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Borrede --
r
De Abſicht bey der Herausgabe dieſer Hier mitge⸗
theilten hoͤhern Grade der Illuminaten iſt nicht;
Die Neugierde des Publicums, das fie noch niche ges
druckt gelefen bat, zu befriedigen, fondern daſſelbe
auf die darin enthaltnen, den Voͤlkern wie den
Fuͤrſten gleich gefaͤhrlichen Grundſaͤtʒe dieſer vor⸗
geblichen Welt-Reformatoren, im Srunde ader
herrſchſuͤchtigen Welt Umwaͤlzer, aufmerkſam zu
machen. Dieſes iſt bey Den gegenwärtigen Beitläuften
um fo nöthiger‘, je gewiffer fo manche Lente aus
allen ihren Kräften "bemüht find, die In dieſen
Graden aufgeftellte verfängliche Theorie in Aus
uͤbung zu bringen, alle geheiligte Bande ber Menſch⸗
heit zu zerreißen ; friedliche Bürger durch Schimaͤ⸗
ren von allgemeiner Freyheit und Gleichheit ge⸗
gen ihre gute Obrigkeit zu empoͤren, Staatsverfaſ⸗
fingen, bey welchen, ungeachtet der allen menfchs
lichen Anftalten antlebenden Unvollftommenbeiten, die
Voͤlker möglichft glücklich waren, umzuſtuͤrzen, die
Sitten zu vergiften, alle Religion auszurotten und
alle _
IV Vorrede.
alle mögliche Greuel der Verwuͤſtung über ehemals
gefegnete Gegenden berbepzuführen.
Das Publicum ſahe bier die, legte und vors
nehmſte Duelle, : aus welcher afle die bisherigen Un»
ruben und Zerrüttungen gefloffen find. Hätten bie
im Finſtern ſchleichenden Verbündeten nicht die une
. felige Geſchicklichkeit gehabt, ſich vor rechtichaf>
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Minifter und Res
genten einzufchläfern, und dadurch von Gegenanffale
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und Dagegen ihre vers
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl Durch Schriften ohne
Zahl, ald auch vornemlich durch Unterredungen und
durch Gefellfchaften mancheriey Art und unter mans
cherley Masken, ungehindert.unter alle Rlaffen von
Renten zu bringen: fo wäre die Welt noch rubig, und
die Verbeflerungen, die. von Zeit. zu Zeit noͤthig
feyn dürften, würden ordnungsmäßig gefucht , und
eben fo nach Möglichfeit bewilligt worden ſeyn; fo
hätten die Unrubftifter nachher, als fie fich zum
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges
funden; fo wären die Rheinländer von Verrätbern,.
von ber Verführung durch tolle Vorfpiegelungen,
son erfünftelten oder auch erzwungnen Empdruns
gen gegen ihre rechtmäßigen Obrigkeiten, und von
allen denen hiermit verbundnen Abſcheulichkeiten frey
geblieben; fo hätte ſelbſt Frankreich das Glück ges
habt,
%
Vorrede. v
Habt, die Abſchaffung ber dort herrſchenden Mid
Bräuche zu erhalten, ohne in das ſchauderhafteſte
und noch nie gefehene Elend geflürze zu werben:.
Trojague nunc ftaret, Priamique arx alta maneret!
Man lefe den in der Wiener Zeitfbeift.*) fe u \
betittelten wichtigen Aufſchluß über eine noch
wenig bekannte Veranlaffung dev Franzoͤſiſchen
Revolution; undurtheife + denen zu gefallen, welchen
Diefed Journal, das bie Verbündeten auf alle Ara
zu unterdrücken fuchen, noch nicht zu Geficht gekom⸗
‚men feyn mag, babe ich den folgenden Auszug beys
gefügt, in ber Weberzeugung, daß derfelbe hieran ,
der rechten Stelle ſtehe, Wer das ließt, der merke
darauf!
Der ungenannte Verfeſſee ek Aufeh,n jur .
ber dem Heraudgeber der gedachten Zeitſchrift von
‚quverläßiger Hand, wie er fägt, mirgetheilt worden,
fpricht zuerſt von den befannten Urſachen dieſer bey⸗
fpiellofen Revolution, und fegt dieſelben theils in
„Denn @iend bed Volks, den ungeheuern Erpreſſungen,
dem Verfall der Finanzen, dem Druck der Defpotie,
dem Minifferial. und Adels: Defpotismus ; theils
in der falſchen Aufklärung und der öffentlichen Her⸗
abwuͤrdigung der Religion und Tugend, vornemlich
in
) Zaprgang 1793. 2. Heft, © 145. u. k.
ZT
—
⁊
Ey
en
Kinn
vi Vorrede.
in Schriften.” Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter .
bisher noch nicht bekannte Urſache, welche er in der
KEınmifdung Deutſcher Illummaten findet, wo⸗
Durch die ganze Maſchine ven Hauptiſteß zur Bewe⸗
gung erhalten babe. Es verlohnt ficb der Muͤhe,
feine eigne Worte hierüber anher zu fegen.
„Ob indeffen die Kranzdfii-he Revolution burch
jene Staatskrankheit, und das durch eıne uͤble Rich⸗
ung der Riteratur angerichtete VBerderben der Reli⸗
gion und Sitten fobald zu Stande gekommen wäre
(und daß fie zu frübe und übereift ausgebrochen,
und einer unzeitinen Geburt gleich iſt, geſtehen ſchon
viele ibrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein)
wenn nicht ein Drirres hinzu gefommen wäre, dag
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? dieß bezweifle
ich febr. Und dieſes Tertium ingerveniens? hier
iſt es, fo unmahrfcheinlich und unglaublich e8 mans
chem dünten wird, und fo febr auch aus ganz guten
Gründen ed manche geradezu ableugnen werden.
„Vermuthlich werben die Lefer diefes Aufſatzes
fih noch aus der Berlinifchen Monatsichrift von
1785 einer Sreymaurer: Parthey erinnern, an deren
Spitze Damals die Herrn Martin, Willermez, Chap-
pes de la Henriere, und andre (Funden, und melche
den Nahmen der Philalethen Chevaliers bienfaifans,
und
Vorrede. vn
und auch denjerigen des Amis reunis führte. Das
febwärmerifche Syſtem diefer Varthey kan man
aus den Buͤchern des Erreurs ete. kennen lernen, und
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge
Schwindelkoͤpfe demſelben angebangen. Im Jahr
1788. gieng in diefer Yoge des Amis reunis eine
große Veränderung vor, durch welche die Anhänger
derfelben aus Philalechen in Philopfeuden, aus Che-
waliers bienfaifants in Chevaliers melfaifants, aus
Amis reunis in Ennemis reunis verwandelt wurden.
Zween Deutfebe. die unter den Illuminaten anſehn ⸗
liche Stellen bekleideten, und ganz für das ungeheure
Project ihres Drdend eingenommen waren, durch
eine vorzunebmende Weltreformation der bisheri⸗
gen Religions⸗ und Staaıs: Verfaſſung eine ae
tere Geitalt zu geben, Sürften und Pfaffen, als
bie eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abs
zuſchaffen, die natürliche und allgemeine Gleichheit
unter den Menſchen herzuftellen, und ſtatt des Chris
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen,
kamen Angefaͤbr um diefe Zeit nach Paris. Die eis
gentliche Abficht ihrer Reife dahin war, wegen de _
Magnetismus, derdamald viel Lärm machte, Nach⸗
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den
Auftrag baden, fich mach den Verhältniffen zu er,
kundigen, in welchen, mie man noch damals auf
Veranlaſſung der Berlinifchen Monatsſchrift hin und
- wieder
Fu
vi Vorrede.
wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern,
und vorzuͤglich denen, die ſich Amis reunis nannten,
ſtehen ſollten, und etwas aufzuſuchen, was zur Beſtaͤr⸗
kung jener ſchon wankenden Hypotheſe dienen koͤnnte.
Wer den mehr als fanatiſchen Proſelytenma⸗
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird es nicht
befremdend finden, daß dieſe beyden Maͤnner, als eif⸗
rige Illuminaten, die Gelegenheit genutzt, die ſich
ihnen darbot, ihr Syſtem auch auswaͤrtig zu ver⸗
breiten. Da die Loge des Amis reunis Alles ſam⸗
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur
in der Welt aufzutreiben war, ſo war ſchon dadurch
dem Illuminatismus der Weg in dieſelbe gebahnt.
Es waͤhrte nun auch nicht lange, ſo ward dieſe Loge
nebſt allen die von ihr abhiengen, mit dem Illumi⸗
natismus impraͤgnirt. Ganz als weggewiſcht war
nun das bisherige Syſtem derſelben, ſo daß auch
von dieſer Zeit an der Nahme der Philaleten ſo ganz
verſchwunden iſt, als ob er nie geweſen mare, und
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis
ſchen Schwärmerey tratt nunmehr die pbilofo>
pbifch : politifche.
Diefe ungeheure Metamorphofe ift Beffättigung
des bekannten Grundſatzes, daß der Schritt von ei»
nem Ertrem zum andern der Fürzefte iſt. In einer
jeden diefer fo umgemwandelten Logen entffand nun
ein
x Borrede,
und um befto gefährlicher fein Welen treibenden Il⸗
luminatismus ſind die Comitẽs politiques ent«
Kanden, die dem “Iacobiner Club ſein Daſeyn
gegeben.
Sollten manche, die dazu ihre guten Gruͤnde
haben moͤgen, dieſes fuͤr unwahr erklaͤren; ſo wuͤr⸗
den ſie wohl thun, uns zu erklaͤren, woher die große
Uebereinſtimmung komme, die zwiſchen dem Jaco⸗
binismus und Illuminatis mus nicht nur in Grund⸗
haͤtzen, ſondern auch ſogar in gewiſſen aͤuſſern Din⸗
gen augetroffen wird, als da in ihren Clubs diejeni⸗
gen, die reden wollen, nach Frepmaurer: Art ums
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobinismus und
der durch Illuminatismus verunſtalteten Maur rey
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen
in der Welt haben nur blos auf das Reich Bezug
genommen, worinn ſie entſtanden ſind: dieſe hat die
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt
das blos Character der Franzoſen, uns wie vormahls
ihre Moden, nun auch ihre Freyheit zu ſcheuken;
ober iſts nicht vielmehr Ausführung des Plans einer
allgemeinen Welt. Umkehrung, den ber Illumi⸗
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kommts, daß
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗
beit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige
ımb Faͤrſten ald der kleinen Tprannen, und ihre ges
walts
yı Vorrede. 4
tung haben, das Eigenthum ihrer Untertbanen- zu
beſchuͤtzen; und dag Koftbarite iſt ihre Religion
und bürgerlicbe Ruhe, und fie gegen beimliche
Meuchler zu fichern, bat dıe Franzoͤſiſche Revolu⸗
tion und die Befcbichte der lchergabe von Mainz
an die Franzoſen leider! gu sehr beſtaͤrkt, was in
der Sranzöftichen Ucheriegung der geheimen Bricge,
üper die Preugifche Staatdverfailung ın der Vor⸗
rede gelagt iſt: Ce n’eft pas une ligue impuiflen-
te, qu'une Conjurstion des Philofophes arm&s
pour (contre hatte es aufrichtiger heiſſen follen)
la ve£rit£.
„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans
regung gebracht zu haben, und ich fehließe damit,
Daß ich fage: "
Dixi et falvavi animam meam! “
ILLV-
Cinleitung.
N. ein Schottiſcher Ritter in biefen Grab des bos
bern Ordens aufgenommen werden fol, fo muß derfelbe
1) ald Minervaf gezeigt haben, dag er fich derjenigen
Wiffenfchaft , welche er fi zu feinem Lieblingsfad
gewählt, mit Ernft gewidmet, und inderfelben feine ,
gemeine Fortfchritte gemacht habe, ald worüber ee
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß.
:2) Muß er fi in den folgenden maurerifhen Graden
den Beyfall feiner Vorgeſetzten erwerben, folglich
a) feinen Verftand aufgeklärt,
b) fein Herz gereinigt,
ec) feine Sitten geläutert,
d) dem O. nüzliche thätige Dienfte geleiftet haben
V &
Briefkergead: 3
4) Er wird fodann entweder vom Bräfect des Kabitels,
- welcher immer diefen Grad hat, und die Verſamm⸗
Jungen deffelben nach Gefallen frequenticen kam dem
ProvinzialsDbern empfohlen, oder Durch den Decas
aus. zur Beförderung in dieſe Klaffe in Vorſchlag ge»
bracht, ober von den höhern Obern dazu aucdrück⸗
lich ausgehoben,
"9 Wen die Einwilligung des Provinzial⸗ erfofat if)
fo beftellt der Präfect den Kandidaten zu fih, eroͤf⸗
net ihm den Entſchlus der Erl. Obern und fagt ihm!
»Der Grad, den er nun erhalten werde, führe zur
doͤchſten Stufe des O. und werde nun fernerhin,
menn feine weitern Proben gut auäfielen, mit det
*" Direetion des untern Gebäudes nichtd mehr zu thun,
und er nicht mebr noͤtdig baben, weder FXtenoch
DVerfammlungen zu beſuchen.
5) Hierauf gieht er ihm Die Addreſſe des Decanu⸗ det
Provinz und träge ihm auf, nachfolgende Sagen zu
beantworten und an felbigen einzuſchicken :
©) Sind unfee jegigen Welteinrichtungen bet Beſtim⸗
mung, zu welder der Menſch auf diefe Erde nes
ſetzt su ſeyn ſcheint, ängemeffen oder hicht ? Era
füllen 3. B. Stanten, bärgerlihe Verbinbüngenz
Dolkörsligionen den Zweck, um detentwillen bie
Aa \ Men ⸗
J
Prieſtergrad.
Menſchen dieſelben errichtet haben? Befoͤrdern die
gemeinen Wiſſenſchaften wahrhafte Aufklaͤrung,
wahre menſchliche Gluͤckſeligkeit; oder find fie viel⸗
mehr Kinder der North, der vervielflitigten Bes
dürfniffe , des widernatuͤrlichen Zuftandes , Erfins
dungen fpinfündiger eitler Köpfe?
b) Welche bürgerliche Verbindungen, welche Willens
f&aften fcheinen Ihnen zweckmaͤßig, und welche
nicht?
c) IR es wobl einſt anderſt in der Welt geweſen?
Gab es nicht einen einfachern Zuſtand, und wie
denken Sie ſich denſelben?
d) Wäre es wohl moͤglich, nachdem wir nun alle
Nichtigkeiten unferer bürgerlichen Verfaſſung durch⸗
gegangen, einmal wieder äu der erſten Simplicität
zuruͤckzukommen, au einer edeln Einfalt, die als⸗
denn um defto dauerhafter fepn würde, da fie mie _
den Erfahrungen aller Art von Verderbniffen aus⸗
nerüfter, das Menſchengeſchlecht in einen ſolchen
Zuſtand feßte, in dem fich etwa ein einzelner
Menſch befindet, der, nachdem er in feiner uns
ſchuldigen Kindheit unverderbt, beneidenswuͤrdig
aluͤcklich geweſen, in den Juͤnglingsjahren von
Leidenſchaften irre geführt worden, und alle Ges
fabren kennen gelernt bat, dann in feinem gebils
deten
—*
vum Vorrede.
wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern,
und vorzuͤglich denen; die ſich Amis reunis nannten,
ſtehen sollten, und etwas aufzufuchen, was zur Beſtaͤr⸗
kung jener ſchon wankenden Hypotheſe dienen könnte.
Wer den mehr als fanatiſchen Proſelytenma⸗
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird es nicht
befremdend finden, daß dieſe beyden Maͤnner, als eif⸗
rige Illuminaten, die Gelegenheit genutzt, die ſich
ihnen darbot, ihr Syſtem auch auswaͤrtig zu ver⸗
breiten. Da die koge des Amis reunis Alles ſam⸗
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur
in der Welt aufzutreiben war, ſo war ſchon dadurch
dem Illuminatismus der Weg in dieſelbe gebahnt.
Es waͤhrte nun auch nicht lange, ſo ward dieſe Loge
nebſt allen die von ihr abhiengen, mit dem Illumi⸗
natismus impraͤgnirt. Ganz als weggewiſcht war
nun das bisherige Syſtem derſelben, ſo daß auch
von dieſer Zeit an der Nahme der Philaleten ſo ganz
verſchwunden iſt, als ob er nie geweſen mare, und
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis
ſchen Schwärmerey tratt nunmehr die philoſo⸗
phiſch⸗ politiſche.
Dieſe ungeheure Metamorphoſe iſt Beffättigung
des bekannten Grundſatzes, daß der Schritt von ei⸗
nem Extrem zum andern ‚ber kuͤrzeſte ift. In einer
jeden diefer fo umgewandelten Logen entffand nun
ein
x Borrede,
und um deſto gefährlicher fein Wefen treibenden Il⸗
Iuminatismus find.die Comitẽs politiques ent⸗
fanden, Die dem “Iacobiner > Cluv ſein Daſeyn
gegeben.
Sollten manche, die dazu ihre guten Gruͤnde
haben moͤgen, dieſes fuͤr unwahr erklaͤren; ſo wuͤr⸗
den ſie wohl thun, uns zu erklaͤren, woher die große
Uebereinſtimmung komme, die zwiſchen dem Jaco⸗
binismus und Illuminatismus nicht nur in Grund⸗
haͤtzen, ſondern auch ſogar in gewiſſen aͤuſſern Din⸗
gen angetroffen wird, als da in ihren Clubs diejeni⸗
gen, die reden wollen, nach Freymaurer⸗Art ums
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobinismus und
der durch Illuminatismus verunſtalteten Maur rey
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen
in der Welt haben nur blos auf das Reich Bezug
genommen, worinn ſie entſtanden ſind: dieſe hat die
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt
das blos Character der Franzoſen, ung wie vormahls
ihre Moden, nun auch ihre Freyheit zu ſchenken;
oder iſts zit vielmehr Ausfuͤhrung des Plans einer
allgemeinen Welt Umkehrung, den der Illumi⸗
natismus zuerft ausgeheckt? Woher kommts, daß
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗
heit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige
mb Faͤrſten ald der Fleinen Tprannen, und ihre ges
walts
a x . ‚ . 23. d
ZN
nt Vorrede, x
waltſame Unterdrüctung der Priefterfchaft, und
‚alle Schritte zur Vertilgung bed Chriſtenthums und
Einführung einer philofophifehen Religion, wobey
einem jeden Mauvillons, eines befannten Illumi⸗
waren Meufferungen über das Chriftenthum, und
diejenigen die Knigge, Eampe, und andere: über
Staat und Religion vorgetragen, einfallen; woher
fommts, fage ich, daß diefed alle mit dem, mag
man in den Öriginalfchriften der Illuminaten
findet, fo genaw übereinffimmt, wenn feine Vers
Bindung unter beyden iſt: woher hat der Fakobinids!
mus allenthalben auch in dem entfernteflen Gegen
den fo viele Anhänger ; und wie ift es zu erklären,
daß dieſes gerade folche find, die mit dem Illumi⸗
natiömus, fo weit man nachfpüren Fan, in gewiſſen
Verhaͤltniſſen geftanden ? Das: les beaux genies fo
sencontrent! iff nicht genug zur Veanttwortung. “
» Db es übrigend der Mühe werth fey und
. wichtig und nothwendig, daß Fürften und Obrig⸗
feiten aller Arten auf alle gebeime Affeciationen,
amd follten fie auch nur blos ald Leſegeſellſchaften
eriftiren, oder ſich den unichufdigen Namen eines
litterariſchen Zirkels geben, und alio eine ges
wiſſe Publicitaͤt affectiren, ein wachſames Auge zu
haben, will ich jedem zu beurtheilen anheim ſtellen.
Außer dem, daß die Regenten die große Verpflich,
tung
x Vorrede. 4
tung haben, das Eigenthum ibrer Untertbanem- u
beichuͤtzen; und das Koſtbarſte iſt ıbre Religion
und buͤrgerliche Ruhe, und fie gegen beimliche
Meuchler zu fidern, bat die Franzoͤſiſche Revolu⸗
tion und die Befidichte der lichergabe von Miainy-
an die Franzoſen leider! gu ehr beilärkt, was is
der Franzoͤſiſchen Ucberfegung der gebeimen Bricte.
uͤber die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗
rede geſagt iſt: Ce n’eft pas une ligue impuifſan-
te, quune Conjurstion des Philofophes arm&s
pour (contre haͤtte es aufrichtiger beiffen follen)
la ve£rite.
„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans
regung gebracht zu baben, und ich febließe damit,
Daß ich fage:
Dixi et falvavi animam meam! “
ILLV-
a.
ILLVMINATI
Dritte Klaffe
I. Kleine Myfterien.
A. Kleiner Prieſtergrad. Presbyter,
Ta Abſchrift iſt mir einem von
den Erl. Obern documentirten und bes
gelten Exemplare vollfommen gleichlautend,
elches hiermit durch Vordruͤckung des Siegels
r zweiten Deutſchen National Inſpection
traͤftiget wird. Edeßa 1152. Jeidedj.
Philo.
(L. S.)
a Ein
yıı Vorrede. 5
tung haben, das Eigentbum ihrer Unterthanen zu
beſchuͤtzen; und dag Koftbarfte ift ihre Religion
und bürgerliche Ruhe, und fie gegen beimliche
Meuchler zu fichern, bat die Franzoͤſiſche Revolu⸗
tion und die Sefchichte der lichergabe von Mainz-
an die Franzoſen leider! gu ſehr beſtaͤrkt, was in
der Franzoͤſtſchen Ucheriegung der geheimen Bricte
über die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗
rede gefagt ill: Ce nm’eft pas une ligue impuiflan-
te, qu’une Conjurstion des Philofophes armes
pour (contre hatte es aufrichtiger beiffen follen)
la ve£rite.
„Mir if’ 8 genug, diefe wichtige Sache in Uns
regung gebracht zu haben, und ich febließe damit,
daß ich fage: ”
Dixi et falvavi animam meam! “
Einleitung.
Wan ein Schottiſcher Ritter in dieſen Grad bes boͤ⸗ '
bern Ordens aufgenommen werden fol, fo muß derfelbe
1) ald Minervaf gezeigt haben, dag er fich derjenigen
Wiſſenſchaft, welche er fich zu feinem Lieblingsfach
gewaͤblt, mit Ernft gewidmet, und in derfelben Feine -,
gemeine Zortfchritte gemacht habe , al3 worüber ee
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß.
2) Muß er fi in den folgenden maurerifchen Graden
den Benfall feiner Vorgeſetzten erworben, folglich
a) feinen Verſtand aufgeklärt,
b) fein Herz gereinigt,
e) feine Sitten geläutert,
Eu. WE
d) dem O. nuͤzliche thaͤtige Dienfte geleiftet habens
3) Er
Drieflergrad: . 2
4) Er wird fodann entweder vom Praͤfeet des Kapitels,
welcher immer diefen Grad hat, und die Verſamm⸗
Jungen deffelben nah Gefallen frequentiren fan, dem
Provinzial⸗Obern empfohlen, oder durch den Decas
nus zur Beförderung in dieſe Klaffe in Vorſchlag ges
bracht, oder von den höhern Dbern dazu ausdruͤck⸗
lich ausgehoben.
) Wein die Einwilligung des Provinzials erfofät ifty
ſo beftellt der Präfeet den Kandidaten zu ſich, eröfz
net ihm den Entfchluß der Erl. Dbern und fagt ibm:
„Der Grad, den er nun erbalten werde, führe zur
hoͤchſten Stuffe des D., und werde nun fernerbin,
wenn feine mweitern Proben gut audfielen, mit dee
/
u Direction des untern Gebaͤudes nichtd mehr zu thun,
und er nicht mehr noͤthig baben, weder a noch
Verſammlungen zu beſuchen.
5) Hierauf giebt er ihm die Addreſſe des Decanua det
Provinz und trägt ihm auf, nachfolgende Tragen zu
beantworten und an felbigen-einzufchiden :
a) Sind unfre jeßigen Welteinrichtungen ber Beſtim⸗
mung, zu welcher der Menſch auf dieſe Erde ges
feßt zu ſeyn ſcheint, angemeſſen oder nicht? Er⸗
füllen z. B. Stamen, buͤrgerliche Verbindüngen /
Volksreligionen den Zweck, um derentwillen die
Ar \ Mens
f
ıv DBorrede
alle mögliche Greuel der Verwuͤſtung über ehemals
gefegnete Gegenden berbepzuführen.
Das Publicum fahe bier die, legte und vors
nehmſte Quelle, au welcher alle die bisherigen Un⸗
ruhen und Zerrüttungen gefloffen find. Hätten bie
im Sinftern fchleichenden Verbündeten nicht die une
eelige Geſchicklichkeit gehabt, ſich vor rechtſchaf⸗
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Miniſter und Re⸗
genten einzuſchlaͤſern, und dadurch von Gegenanſtal⸗
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl durch Schriften ohne
Zahl, als auch. vornemlich durch Unterredungen und
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗
cherley Masken, ungehindert unter alle Klaſſen von
Leuten zu bringen: ſo waͤre die Welt noch ruhig, und
die Verbeſſerungen, die von Zeit zu Zeit noͤthig
ſeyn duͤrften, wuͤrden ordnungsmaͤßig geſucht, und
eben ſo nach Moͤglichkeit bewilligt worden ſeyn; ſo
haͤtten die Unruhſtifter nachher, als ſie ſich zum
Theil oͤffentlich zeigten, nicht ſo vielen Eingang ge⸗
funden; fo wären die Rheinlaͤnder von Verraͤthern,
von der Verführung durch tolle Vorfpiegelungen,
von erfünftelten oder auch erzmungnen Empsruns
gen gegen ihre rechtmäßigen Obrigkeiten, und von
allen denen hiermit verbundnen Abſcheulichkeiten frey
molichen; ſo haͤtte ſelbſt Frankreich das Gluͤck ge⸗
habt,
Vorrede. v
Habt, die Abſchaffung der dort herrſchenden Mis-
braͤuche zu erhalten, ohne in das ſchauderhafteſte
und noch nie geſehene Elend geſtuͤrzt zu werden:
Trojaque nunc ſtaret, Priamique arx alta
Man leſe den in der Wiener deitſchrift * R j
betittelten vweichtigen Aufſchluß Über eine noch
wenig befannte Veranlaffung der Franz oͤſiſchen
evolution ; undurtheite }-denen zu gefallen, welchen
dieſes Journal, das die Verbündeten auf alle Ard
gu unterdrücken fuchen, noch nicht zu Geficht gekom⸗
‚men feyn mag, babe ich den folgenden Auszug beys
gefügt, in der Ueberzeugung, daß derfelbe bier an
der rechten Gtelle ſtehe,! Wer das ließt, der merke
Darauf!
Der ungenarinte Berfaffer —E— — mt“
cher dem Herausgeber der gedachten Zeitſchrift von
quverläßiger Hand, wie er fügt, miltgetheilt worden,
foricht zuerſt von den befannten Urſachen diefer dey⸗
ſpielloſen Revolution, und fegt diefelben theils in
dem Elend des Volks, dem ungeheiern Eipreffungen;
dem Verfall der Finanzen, dem Druck der Deſpotie,
dem Miniſterial · und Adels: Deſpotismus; theils
in der falſchen Aufklärung und der öffentlichen Her -
abwuͤrdigung der Religion und Tugend ,. vornemlich
=» Jahrgang 1793, 2. Heft, S. 145. u. k.
vi Vorrede.
in Schriften. "Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter .
bisher noch nicht bekannte Urfacbe, welche er in der
MÆMEhinmiſcdung Deurfcher Illuminaten findet, wo⸗
durch Die ganze Maſchine ven Haupiſteß zur Bewe⸗
gung erhalten habe. Es verlohnt ſich der Mübe,
feine eigne Worte bierüber anher zu ſetzen.
„Ob indeffen die Franoͤſiſche Revolution durch
jene Staatskrankheit, und das durch eine üble Rich⸗
gung der Literatur angerichtete Verderben der Reli⸗
gion und Sitten fobald zu Stande gefommen wäre
(und daß fie zu frühe und uͤbereilt ausgebrochen,
und einer unzeitinen Geburt gleich iſt, aefteben ſchon
wviele ibrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein)
wenn nicht ein Drittes binzu gekommen wäre, daß
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? dieß bezweifle
ich ſehr. Und diefed Tertium ingerveniens? bier
ift es, fo unmahrfcheinlich und unglaublich e8 mans
chem dünfen wird, und fo febr auch aus ganz guten
Gründen es manche geradezu ableugnen werden.
„Vermuthlich werben die Leſer dieſes Aufſatzes
ſich noch aus der Berliniſchen Monatsſchrift von
1785 einer Freymaurer⸗Parthey erinnern, an deren
Spitze damals die Herrn Martin, Willermez, Chap-
pes de la Henriere, und andre ſtunden, und melche
den Rahmen der Philalethen Chevaliers bienfaifans,
und
Vorrede. vn
und auch denjenigen des Amis reunis führte. Das
ſchwaͤrmeriſche Syſtem diefer Varthey fan man
aus den Büchern des Erreurs etc, fennen lernen, und
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge
Schwindelkoͤpſe demſelben angebangen. Im Jahr
1788. gieng in dieſer Loge des Amis reunis eine
große Veraͤnderung vor, durch welche die Anhaͤnger
derſelben aus Philalethen in Philopſeuden, aus Che-
valiers bienfaifants in Chevaliers malfaifants, auß
Amis reunis in Enngmis reunis verwandelt wurden.
Zween Deutfche. die unter den Illuminaten anſehn⸗
liche Stellen bekleideten, und ganz für das ungeheure
Project ihred Ordens eingenommen waren, durch
eine vorzunchmende Weltreformation der biöheris
gen Religions: Ind Staaıs: Verfaffung eine ans
tere Geſtalt zu geben, Fuͤrſten und Pfaffen, als
bie eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abe
zuſchaffen, die natürliche und allgemeirie Gleichheit
unter den Menfihen herzuftellen, und ſtatt des Chris
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen,
Tamenmgefäbr um diefe Zeit nach Paris. Die eis
gentliche Abficht ihrer Reife dahin war, wegen des
Wagnerismus, derdamals viel Laͤrm machte, Nach⸗
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den
Auftrag baben, ſich nach den Verhältniffen zu er,
Tundigen, in welchen, wie man noch damals auf
Veranlaſſung der Berlinifchen Monatsſchrift hin und
wieder
x Vorrede.
and um deſto gefährlicher fein Weſen treil
luminatismus find die Comitẽs politi
fanden, die dem Jacobiners Elab- fi
‚gegeben. "
Sollten manche, die dazu ihre gureı
haben mögen, biefes für unwahr erkläre
den fie wohl ehun, und zu erklären, woheı
Uebereinftimmung komme, die zwiſchen!
binismus und JUuminatismus nicht nur
fügen, sondern auch fogar in gewiſſen du
‚gen angetroffen wird, als da in ihren Cli
gen, die reden wollen, nach Freymaurei
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobin
der durch Illuminatismus verunitaiteten
gar Feine Verbindung ift? Alle andere Rı
in der Welt haben nur blos auf das Rı
genommen, worinn fie entffanden find: d
Umwölzung der ganzen Welt zum Augen
das bloß Character der Franzofen, und wir
ihre Moden, nun anch ihre Frevheit zu
ober iſts nicht vielmehr Ausführung be
Allgemeinen Welc- Umkehrung, den d
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kon
das ewige Lieb der Jakobiner von allgeme
wir und Gleichheit, von Abſchaffung di
uw Faͤrſten als der Kleinen Tprannen, un
S:
ILLVMINATI
Dritte Klaffe
I. Kleine Myſterien.
4. aleiner Prieſtergrad. Presbyter,
deuſtebende Abſchrift iſt mit einem von
den Erl. Obern documentirten und be⸗
jelten Exemplare vollfommen gleichlautend,
Iches hiermie durch Vordruͤckung des Siegels
: zweiten Deutſchen National Inſpection
raͤftiget wird. Edeßa 1152. Jezdedj.
Philo.
(L. S.)
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iv Vorrede.
alle moͤgliche Greuel der Verwuͤſtung uͤber ehemals
geſegnete Gegenden herbepzufuͤhren.
Das Publicum ſahe hier die letzte und vor⸗
nehmſte Quelle, aus welcher alle die bisherigen Un⸗
ruhen und Zerrüttungen gefloſſen find. Hätten bie
im Zinftern fchleichenden Verbündeten nicht die uns
felige Geſchicklichkeit gehabt, fich vor rechtſchaf⸗
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Miniſter und Re⸗
genten einzuſchlaͤfern, und dadurch von Gegenanſtal⸗
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl durch Schriften ohne
Zahl, als auch vornemlich durch Unterredungen und
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗
cherley Masten, ungehindert unter alle Klaſſen von
Leuten zu bringen: fo wäre die Welt noch ruhig, und
die Verbeflerungen, die von Zeit zu Zeit noͤthig
feyn dürften, würden ordnunggmäßig gefucht , und
eben fo nach Möglichfeit bewillige worden feun ; fo
hätten die Unrubflifter nachher, als fie fich zum
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges
funden; fo wären die Rheinlaͤnder von Verraͤthern,
von der Verführung durch tolle Vorfpiegelungen,
von erfünftelten oder auch erzwungnen Empdruns
gen gegen ihre rechtmaßigen Obrigkeiten, und von
allen denen hiermit verbundnen Abfcheulichkeiten frey
geblieben; fo haͤtte ſelbſt Frankreich das Glück ges
habt,
\
x
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IV Vorrede.
alle mögliche Grenel ter Verwuͤſtung über ehemals
geſegnete Gegenden herbepzuführen.
Das Publicum ſahe bier Die, legte und vor⸗
nehmſte Duelle, aus welcher alle die bisherigen Uns
euben und Zerrüttungen gefleiten find. Hätten bie
im Finſtern ſchleichenden Berkünteren nicht die un
flige Gehbistlichkeit gehadt, ſich vor rechtſchaf⸗
nen Staatöbürgern zu verbergen, Miniſter und Res
genten einzufchläfern, und dadurch von Gegenauffals
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗
derblichen Grundſaͤtze, fomohl durch Schriften ebne
Zahl, als auch vornemlich durch Unterredungen und
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗
cherley Masten, ungehindert unter alle Klaſſen von
Beuten zu bringen: fo wäre die Welt noch rubig, und
die Verbefferungen, Die von Zeit zu Zeit noͤthig
feyn dürften, würden ordnungsmaͤßig gefucht , und
eben fo nach Möglichkeit bewiflige worden feun ; fo
hätten die Unruhflifter nachher, als fie fich zum
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges
funden ; fo wären die Rheinländer von Verrärbern,.
von ber Verführung durch toße Vorfpiegelungen,
von erfünflelten oder auch erzwungnen Empörums
gen gegen ihre rechtmäßigen Dbrigkeiten, und vom
allen denen hiermit verbundnen Abſcheulichkeiten frey
geblieben; fo harte ſelbſt Franukreich das Gluͤck ges
habt,
er"
Vorrede. x
Habt, die Abſchaffung ber dort herrſchenden Mis⸗
braͤuche zu erhalten, ohne in das ſchauderhafteſte
und noch nie geſehene Elend geſtuͤrzt zu werden:
Trojaque nunc ſtaret, Priamique arx alta maneret!
Man leſe den in der Wiener Zeitfebeift,*) fü
betittelten wichtigen Aufſchluß über eine noch
wenig bekannte Veranlaffung dev Franzoͤſiſchen
Aevolution ; undurtheite }denen zu gefallen, welchen
dieſes Journal, das bie Verbuͤndeten auf ale Ara
zu unterdrücken fuchen, noch. nicht zu Geficht gekom⸗
‚men feyn mag, babe ich den folgenden Auszug bey⸗
gefügt, in der Weberzeugung, daß derfelbe hieran ,
der rechten Stelle ſtehe, Wer dns ließe, der merke
Darauft m
Der ungenannte Verfaffer dieſes Aufſatzes wet>”
ber dem Herandgeber der gedachten: Zeitfchrift von
zuverlaͤßiger Hand, wie er fügt, miltgetheile worden,
ſpricht zuerſt von den befannten Urſachen diefer dey⸗
foieflofen Revolution, und fest diefelben theils in
dem &iend des Volks, dei ungehenern Erpreſſungen,
dem Verfall der Finanzen, dem Druck der Defporie,
dem Miniſterial · und Adeld: Defpotidmus; theils
in der falſchen Aufklärung und der öffentlichen Hers '
abwuͤrdigung der Religion und Tugend ,. vornemlich
in
) Jahrgans 1793. 2. Heft. S. 1a. u. k.
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und auch denjerigen des Amis reunis führte. Das
febwärmerifche Spftem diefer Varthey kan man
aus den Büchern des Erreurs etc, fennen lernen, und
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge
Schwindelkoͤpfe demſelben angebangen. Am Jahr
1788. gieng in diefer Yoge des Amis reunis eine
große Veränderung vor, durch weiche die Anhänger
derfelben aus Philalerhen in Philopfeuden, aus Che-
. valiers bienfaifants in Chevaliers malfaifants, aus
Amis reunis in Ennemis reunis verwandelt wurden.
Zween Deutfche, die unter den Illuminaten anfehns
liche Stellen befleibeten, und ganz für das ungeheure
Project ihred Ordens eingenommen waren, durch
eine vorzuncbmende Weltreformation der bisheri⸗
gen Religions: Ind Staaıs: Verfaffung eine an⸗
tere Geitalt zu geben, Fuͤrſten und Pfaffen, als
die eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abs
zuſchaffen, die natürliche und allgemeine Gleichheit
unter den Menfchen herzuftellen, und ſtatt des Chris
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen,
Tamenmgefäbr uni diefe Zeit nach Paris. Die eis
geneliche Abficht ihrer Reife dahin war, wegen des
Wiagnerismus, ber damals viel Lärm machte, Nach⸗
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den
Auftrag haben, fich nach den Verhältniffen zu er,
Tundigen, in welchen, wie man noch damals auf
Veranlaſſung der Berlinifcben Monatsſchrift hin und
wieder
x Borrede
und um befto gefährlicher fein Wefen treibenden Il⸗
luminatismus find die Comitds politiques ent«
fanden, die dem “Iacobiner Club ſein Daſcyn
gegeben.
Sollten manche, die dazu ihre guten Gruͤnde
haben moͤgen, dieſes fuͤr unwahr erklaͤren; ſo wuͤr⸗
den ſie wohl thun, uns zu erklaͤren, woher die große
Uebereinſtimmung komme, die zwiſchen dem Jaco⸗
binismus und Illuminatis mus nicht nur in Grund⸗
haͤtzen, ſondern auch fogar in gewiſſen aͤuſſern Din⸗
gen angetroffen wird, als da in ihren Clubs diejeni⸗
gen, die reden wollen, nach Freymaurer-Art ums
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobinismus und
der durch Illuminatismus verunſtalteten Maur rey
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen
in der Welt haben nur blos auf das Reich Bezug
genommen, worinn ſie entſtanden ſind: dieſe hat die
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt
das blos Character der Franzoſen, ung wie vormahls
ihre Moden, nun auch ihre Freyheit zu ſchenken;
oder iſts ʒicht vielmehr Ausfuͤhrung des Plans einer
allgemeinen Welt Umkehrung, den der Illumi⸗
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kommts, daß
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗
heit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige
md Särften als der Fleinen Tyrannen, und ıhre ges
walts
2, : Vorrede, a
waltſame Unterbrücdtung der Priefferfchaft, und
alle Schritte zur Vertilgung des Ehriftentbums und
Einführung einer philoſophiſchen Religion, wobey
einem jeden Mauvillons, eined befannten Illumi⸗
waren Heufferungen über das Chriſtenthum, und
Diejenigen die Knigge, Eampe, und andere über
Staat und Religion vorgetragen, einfallen; woher
fommtd, fage ich, daß dieſes alles mit dem, mag
man in den Originalfchriften der Illuminaten
findet, fo genau uͤbereinſtimmt, wenn feine Vers
Bindung unter beyden ift: woher hat der Jakobinis⸗
mus allenthalben auch in ben entfernteften Gegens
den fo viele Anhänger ; und wie ifk es zu erklären,
daß dieſes gerade folche find, die mit dem Illumi⸗
natismus, fo weit man nachfpüren Fan, in gewiſſen
Verhaͤltniſſen geflanden ? Das: les beaux genies fa
sencontrent! iff nicht genug zur Beantwortung. «
» Db e8 übrigens der Mühe werth fey und
wichtig und nothwendig, daß Fürften und Obrig⸗
keiten aller Arten auf alle gebeime Affeciationen,
und follten fie auch nur blos als Leſegeſellſchaften
eriftiren, oder fich den unſchuldigen Namen eines
litterariſchen Zirkels geben, und alio eine ges
wiſſe Publicıtät affectiren, eim wachſames Auge zu
haben, will ich jedem zu beurtheilen anheim fteflen.
Außerdem, daß die Negenten bie große Verpflich,
s tung
vn u Ds
an Vorrede. 5
tung haben, das Eigentbum ibrer Untertbanen- zu
heſchuͤtzen; und dag Koſtbarſte iſt ıbre Religion
und buͤrgerliche Ruhe, und ſie gegen heimliche
Meuchler zu ſichern, hat die Franzoͤſiſche Revolu⸗
ton und die Geſchichte der Uebergabe von Mainz
an die Franzoſen leider! zu ſehr beſtaͤrkt, was in
‚der Franzoͤſiſchen Urberſetzung der geheimen Bricſe
über die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗
rede geiagt iſt: Ce n’elt pas une ligue impuifſan-
tes qu'une Conjuration des Philofophes armes
pour (contre harte ed aufrichtiger beiffen follen)
la ve£rite.
„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans
regung gebracht zu haben, und ich fcbließe damit,
Daß ich ſage:
Dixi et falvavi animam meam! “
ILLV-
KR.
ILLVMINATI
Deitte Klaffe
I. Kleine Myfterien.
A. Kleiner Prieſtergrad. Presbyter,
Ne blcbende Abſchrift iſt mit einem von
den Erl. Obern documentirten und be⸗
fiegelten Exemplare vollkommen gleichlautend,
welches piermie durch Vordruͤckung des Siegels
der zweiten Deutſchen National Inſpection
betraͤftiget wird. Edeßa 115 2. Jeidedj.
Philo.
(L. S)
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iv Vortredbde.
alle mi;l:tı Gar. Yır Termiticn: cr una
gefesuere Bezeatın zirkesactihzen.
Dad Fukiiem Vabe bier die egre er® vers
nebmite Deeße, aus wilder ce he biszer Sen Un⸗
ruben un? Serrüitörgen sehen ind. Poren Die
im Zınftern leiddenden Verꝛtundere nicet die uns
ſelige Geſchickn: keit gehaet, Mir > ver ret:itıh
nen Etnatäkürairn zu vokiraen, Minster un! Res
genten einzuft!äfern, un! dadurch ran Ezaenaniials
ten zur rechten Zeit abzubalten, und danesen ibre vers
derblichen Grundſatze, ſewebl dur Schriften che
Zabl, als auch vornemlich durch Unterredungen und
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗
cherley Masken, ungehindert unter all: Klaſſen von
Leuten zu bringen: fo waͤre die Welt noch rubig. und
die Verbeflerungen, Bie von Set zu Zeit noͤtbig
feyn dürften, würden ortnunadmäßıa geſucht, und
eben fo nach Moͤglichkeit bewilligt mo: den icon; fo
hätten Lie Unrubitifcer nachher, als ſie ſich sum
Theil Öffentlich zeigten, nicht fo vıcien Eingang ges
funden; fo wären die Rheinlaͤnder ven Verrärbern,
von ter Verfuͤhrung Lurch tolle Vorſpiegelungen,
von erfünftelten oder auch ersmunanen Empoͤrun⸗
gen gegen ihre rechtmaßigen Obrinkeiten, und von
allen denen hiermit verbundnen Abisheulichkeiten frey
geblieben; fo haͤtte ſelbſt Frankreich das Gluͤck ge⸗
babr,
v
vi Vorrede.
in Schriften“ Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter .
bisher noch nicht bekannte Urfache, welche er in der
Kınmıfoung Deurfcher Illuminaten findet, wo⸗
durch die ganze Maſchine ven Hauptſteß zur Bewe⸗
gung erhalten babe.‘ Es verlohnt ſich der Mühe,
. feine eigne Worte hierüber anber zw ſetzen.
„Ob indeffen die Franzoͤſiſche Revolution durch
jene Staatskrankheit, und dag durch eıne uͤble Rich⸗
gung der Literatur angerichtete Verderben der Reli⸗
gion und Sitten fobald zu Stande gekommen wäre
(und daß fie zu frübe und übereift ausgebrochen,
und einer unzeitigen Geburt gleich iſt, geſtehen ſchon
viele ihrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein)
wenn nicht ein Drirres hinzu gefommen wäre, das
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? Die bezweifle
ich ſehr. Und dieſes Tertium ingerveniens? bier
iſt ed, fo unwahrfcbeinlich und unglaublich e8 mans
chem dünfen wird, und fo fehr auch aus ganz guten
Gründen ed manche geradezu ableugnen werben,
„Vermuthlich werben die Leſer dieſes Aufſatzes
ſich noch aus der Berliniſchen Monatsſchrift von
1785 einer Freymaurer⸗Parthey erinnern, an deren
Spike damals die Herrn Martin, Willermez, Chap-
pes de la Henriere, und andre ſtunden, und welche
den Rahmen der Philalethen Chevaliers bienfaifans,
und
f
vl Vorrede.
wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern,
und vorzuͤglich denen; die ſich Amis reunis nannten,
fteben iollten, und etwas aufzufuchen, was zur Beflärs
fung jener ſchon wanfenden Hypotheſe dienen könnte.
Wer den mehr ald fanatifchen Profelytenma»
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird ed nicht
befremdend finden, Daß diefe beyden Männer, als eifs
rige Illuminaten, die Gelegenheit genußt, die ſich
ihnen darbot, ihr Syſtem auch ausmärtig zu ver⸗
breiten. Da die Pöge des Amis reunis Alles fans
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur
in der Welt aufzutreiben war, fo war fevon dadurch
dem Illuminatismus der Weg in diefelbe gebahnt.
Es währte nun auch nicht lange, fo warb diefe Loge
nebff allen die von ihr abbiengen, mit dem Illumi⸗
natismus imprägnirt, Ganz ald weggewiſcht war
nun dag bisherige Syſtem derfelben,, fo daß auch
von diefer Zeit an der Nahme der Philaleten fo ganz
verfehmunden iff, als ob er nie gewefen ware, und
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis
ſchen Schwärmerey tratt nunmehr die pbilofo>
pbifch : politifche. |
Diefe ungeheure Metamorpbofe ift Beffättigung
des befannten Grundſatzes, daß der Gehritt von ei>
nem Ertrem zum andern der kuͤrzeſte iſt. In einer
„jeden diefer fo umgewandelten Bogen entffand nun
ein
Yo
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2 an.“ ‘ sun Non ce «
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IV Morrede,
alle mögliche Greuel der Verwüflung über ehemals
gefegnete Gegenden berbepzuführen.
Das Yublicum fabe bier die, legte und vors
nebmfte Duelle, aus welcher afle die bisherigen Un»
ruben und Zerrüttungen gefloffen find. Hätten bie
im Finſtern febleichenden Verbündeten nicht die une
ſelige Geſchicklichkeit gehadt, ſich vor rechtſchaf⸗
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Miniſter und Re⸗
genten einzuſchlaͤfern, und dadurch von Gegenanſtal⸗
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl durch Schriften ohne
Zahl, als auch vornemlich durch Unterredungen und
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗
cherley Masken, ungehindert unter alle Klaſſen von
Leuten zu bringen: fo wäre die Welt noch ruhig, und
die Verbeflerungen, die von Zeit zu Zeit noͤthig
feyn dürften, würden ordnungsmaͤßig geucht , und
eben fo nach Möglichfeit bewilligt worden ſeyn; fo
hätten die Unruhſtifter nachher, als fie fich zum
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges
funden; fo wären die Rheinlaͤnder von Verräthern,.
von der Verführung durch tolle Vorfpiegelungen,
von erfünftelten oder auch erzwungnen Empsruns
gen gegen ihre rechemaßigen Obrigfeiten, und von
allen denen hiermit verbundnen Abfiheulichkeiten frey
geblieben; fo hätte ſelbſt Frankreich das Glück ges
habt,
v Vorrede.
in Schriften. Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter .
biöber noch nicht bekannte Urſache, melche er in dee
MÆEinmiſchung Deutſcher Illummmaten findet, 100°
durch die ganze Maſchine den Hauntilch zur Bewe⸗
gung erhalten babe. Es verlohnt ſich der Muͤhe,
feine eigne Worte hierüber anber zu jegen.
„Ob indeffen die Kranzöfiihe Revolution burch
jene Staatskrankheit, und dag durch eıne üble Rich»
una der Literatur angerichtete Berderben der Relis
ion und Sitten fobald zu Stande gekommen wäre
(und daß fie zu frübe und übereilt ausgebrochen,
und einer unzeitigen Geburt gleich iſt, aefteben ſchon
viele ihrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein)
wenn nicht ein Drirres binzu gekommen wäre, das
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? dieß bezweifle
ich ſehr. Und diefed Tertium interveniens? bier
ift es, fo unwahrſcheinlich und unglaublich e8 mans
chem duͤnken wird, und fo ſehr auch aus ganz guten
Gründen ed manche geradezu ableugnen werben,
„Vermuthlich werben die Leſer dieſes Auffages
fih noch aus der Berlinifchen Monatsfchrift von
1785 einer Freymaurer⸗Parthey erinnern, an deren
Spitze damals die Herrn Martin, Willermez, Chap-
pes de la Henriere, und andre ſtunden, und melche
den Nahmen der Philglerhen Chevaliers bienfaifans,
und
Borrede vn
und auch denjerigen des Amis reunis führte. Das
fbwärmerifche Syſtem diefer Varthey fan man
aus den Büchern des Erreurs etc, kennen lernen, und
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge
Schwindelkoͤpſe demſelben angebangen. Im Jahr
1788. gieng in diefer Yoge des Amis reunis eine
große Veränderung vor, durch welche die Anhänger
derfelben aus Philalethen in Philopfeuden, aus Che-
voaliers bienfaifants in Chevaliers malfaifants, aus
Amis reunis in Ennemis reunis vermandelt wurden.
Zween Deutfche. die unter den Illuminaten anfehne
liche Stellen befleideten, und ganz für das ungebeure
Project ihres Ordens eingenommen waren, durch
eine vorzunebmende Weltreformation der bisheri⸗
gen Religions: und Staaıs: Verfaffung eine ano
tere Geſtalt zu geben, Sürften ımd Pfaffen, als
bie eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abe
zuſchaffen, die natürliche und allgemeirie Gleichheit
unter den Menfiben berzuftellen, und fatt des Chris
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen,
kamen Angefaͤbr um diefe Zeit nach Paris. Die eis
gentliche Abſicht ihrer Reife dabin war, wegen des
Wiagnetismus, der. damals viel Laͤrm machte, Nach⸗
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den
Auftrag baden, ſich nach den Verhältniffen zu er,
kundigen, in welchen, mie man noch damals auf
Veranlaffung der Berliniſchen Monatsſchrift hin und
wieder
P
vi Vorrede.
wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern,
und vorzuͤglich denen, die ſich Amis reunis nannten,
ſtehen ſollten, und etwas aufzuſuchen, was zur Beſtaͤr⸗
kung jener ſchon wankenden Hypotheſe dienen koͤnnte.
Wer den mehr als fanatiſchen Proſelytenma⸗
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird es nicht
befremdend finden, daß dieſe beyden Maͤnner, als eif⸗
rige Illuminaten, die Gelegenheit genutzt, die ſich
ihnen darbot, ihr Syſtem auch auswaͤrtig zu ver⸗
breiten. Da die Loge des Amis reunis Alles ſam⸗
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur
in der Welt aufzutreiben war, ſo war ſchon dadurch
dem Illuminatismus der Weg in dieſelbe gebahnt.
Es währte nun auch nicht lange, fo ward dieſe Loge
nebſt allen die von ihr abhiengen, mit dem Illumi⸗
natismus impragnirt, Ganz als weggewiſcht war
nun das bisherige Syſtem derſelben, ſo daß auch
von dieſer Zeit an der Nahme der Philaleten ſo ganz
verſchwunden iſt, als ob er nie geweſen mare, und
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis
feren Schwärmerey tratt nunmehr die pbilofo>
pbilch : politifche.
Diefe ungeheure Metamorphofe iſt Beſtaͤttigung
der befannten Brundfaßed, daß der Schritt von ei>
nem Eytrem zum andern ber kuͤrzeſte iſt. In einer
nden dieſer fo umgewandelten Logen entſtand nun
ein
x Borrede,
und um defto gefährlicher fein Weſen treibenden Il⸗
Iuminstismus find die Comitts- politiques ents
fanden, Die dem Jacobiner > Elab- fein Daſeyn
gegeben. - )
Sollten manche, bie dazu ihre guten Gruͤnde
haben. mögen, dieſes für unwahr erklären; fo mürs
den fie wohl thun, und zu erklären, woher die große
Webereinftimmung komme, die zwifchen dem Jaco⸗
binismus und IUuminstismus nicht nur in Grund⸗
fügen, fondern auch fogar in gewiſſen äuffern Din⸗
gen angetroffen wird, als da in ihren Klubs diejeni⸗
gen, die reden wollen, nad) Brepmaurer: Art ums-
Wort bitten, wenn zwifchen dem Jakobinismus und
der durch Illuminatismus verunitalteten Maur:rey
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen
in der Welt Haben nur blos auf das Reich Bezug
genommen, worinn fie entſtanden find: dieſe Bar dıe
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt
das blos Character der Sranzofen, uns wie vormahls
ihre Moden, num auch ihre Freyheit zu ſchenken;
ober iſts nicyt vielmehr Ausführung bes Plans einer
allgemeinen Welt Umkebrung, den der Illumi⸗
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kommts, daß
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗
heit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige
md Faͤrſten ald der Fleinen Tprannen, und ihre ges
walts
yıı Vorrede. 3
tung haben, das Eigenthum ihrer Unterthanen zu
heſchuͤtzen; und das Koſtbarſte iſt ihre Religion
und buͤrgerliche Ruhe, und ſie gegen heimliche
Meuchler zu ſichern, bat die Franzoͤſiſche Revolu⸗
tion und die Geſchichte der Uebergabe von Miainy-
an die Franzoſen leider! zu ſehr beſtaͤrkt, was in
der Franzoͤſiſchen Ueberſetzung der geheimen Bricte
über die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗
rede gelagt iſt: Ce n’elt pas une ligue impuiflan«
j te, quune Conjuration des Philofophes arme&s
pour (contre hatte es aufrichtiger heiſſen follen)
la ve£rite.
„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans
regung gebracht zu haben, und ich febließe damit,
Daß ich ſage:
Dixi et falvavi animam meam! “
ILLV-
. )
2 A a tl
Cinleitung.
Wan ein Schottiſcher Ritter in dieſen Grad des boͤ⸗
bern Ordens aufgenommen werben fol, fo muß derfelbe
2) als Minerval gezeigt haben, daß er ſich derjenigen
Wiſſenſchaft, weiche er fi zu feinem Lieblingsfach
geroäble, mit Ernft gewidmet, und in derfelben feine -
gemeine Fortſchritte gemacht habe, ald worüber ee
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß.
2) Muß er fi in den folgenden maurerifhen Graden
den Beyfall feiner Vorgeſetzten erworben, folglich
a) feinen Verſtand aufgeklärt,
b) fein Herz gereinigt,
c) feine Sitten geläutert,
4) dem O. nuͤzliche thaͤtige Dienfte geleiftet haben.
3) &
- dt... .
„Ma
Prieſtergrad.
Menſchen dieſelben errichtet haben? Befoͤrdern die
gemeinen Wiſſenſchaften wahrhafte Aufklaͤrung,
wahre menſchliche Gluͤckſeligkeit; oder find fie diel⸗
mehr Kinder der North, der vervielflitigten Des
dürfniffe , des widernaturlihen Zufandes , Erfins
dungen fpipfündiger eitler Köpfe?
b) Welche bürgerliche Verbindungen, welche Wiſſen⸗
ſchaften fcheinen Ihnen zweckmaͤßig, und welche
nicht?
c) IR es wobl einſt anderſt in der Welt geweſen?
Gab es nicht einen einfachern Zuſtand, und wie
denken Sie fich denſelben?
d) Wäre es wohl moͤglich, nachdem wir nun alle
Nichtigkeiten unferer bürgerlichen Berfaffung durch⸗
gegangen, einmal wieder iu der erften Simplicität
zuruͤckzukommen, zu einer edeln Einfalt, die als⸗
denn um defto dauerhafter feyn würde, da fie mie _
den Erfahrungen aller Art von Verderbniffen aus»
nerüftet, das Menſchengeſchlecht in einen ſolchen
Zuſtand ſetzte, in dem fi etwa ein einzelner
Menich befindet, der, nachdem er in feiner uns
fhuldigen Kindheit unverderbt, beneidensmärdig
gluͤcklich geweſen, in den Juͤnglingsjahren von
Leidenfchaften .irre geführt worden, und alle Ge⸗
fabren Eennen gelernt hat, dann in feinem gebils
deten
Dun a)
Prieſtergrad.
ſchlechts widerſetzen, weil ſie an die alten Formen
gewoͤhnt ſind, und was in dieſe nicht paßt, waͤre
rs auch noch fo natuͤrlich, aroß, edel, dennoch
für unrecht halien? Wird nicht leider! jetzt alles
menſchliche, augemeine, dem verſonellen engern
Intereſſe nachgeſetzt?
1) Muͤſſen dieſe Verderdniſſe alſo nicht nach und nach
in der Stille gehoben werden, ebe man hoffen Fan,
jene goldnen Zeiten berbepzuführen; und if es
nit beſſer, unterdeffen in aebeimen Derbinduns«
gen die Wahrheit fortzupflanzen?
k) Sinden wir Spuren einer ſolchen gebeimen Lehre
F
in den aͤlteſten Weisheitsſchulen, in dem bildlichen
Unterrichte, den Chriſtus der Erloͤſer und Befreper
des Menfchengefchlechts feinen vertrauteſten Schuͤ⸗
lern gab? Bemerken Sie nicht eine Kuffenmweife
Ersiebungsd: Anftalt von der Art fchon von den
ältsften Zeiten ber angebracht ?
Bis
8 Prieſtergrad.
Der Kandidat wird mit verbundnen Augen in eine
Auriide geſehht, und von einem Fieunde begleitet durch
allerlev Umwmegr bis vor das Haus eebradt einſofern dieß
odn. Aufſceen zu regen geſcheden fan, und ee zu einer
Sadrazcır geichiebte da cd nicht irül Dunkel wird).
an üUüt ga anserzen und Fibre Son dis nor Die
Tri de. erden Iimmere, Da dedertir orsiın Stand
nacddem cr dm di Saaın Swrgcdun un. er ſolle ben
deren. die man idm zurveen me def ırın Dar Die
written. Verserchervker Ne Kneritürge
und Laa Inlrcadtteen erkecn: den Pur cu chem umd
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Prieſtergrad. — 9
Stuͤlchen ohne Lehne ohnfern der Thuͤre im Vordergrunde
‚gerade gegen dem Thron über.
Wenn der Ritter die Thür verfehloffen hat, und nun
ftile ttehr, fo wird ibm augerufen: Schaue auf N. N.
‚blendet dich der Glanz diefes Throns? Gefällt dir dies
‚Spielwerf ‚, diefe Krone, diefer Ecrpter, dieſe koſtbaren
Monumente menſchlicher Herabwuͤrdigung? Sprich! Gr
faͤllt dir dies, ſo koͤnnen wir vielleicht deine Wuͤnſche be⸗
friedigen. Ungluͤcklicher! wenn dein Herz daran haͤngt,
wenn du dich hinaufſchwingen, wenn du bilfen willſt
‚deine Brüder elend machen, fie unterdruͤcken, fo thue es
auf deine Gefahr. Suchſt du Macht, Gewalt, falſche
Ehre, Ueberfluß; fo wollen wir für dich arbeiten, dir
zeitliche Vortbeile zu verſchaffen ſuchen, mir wollen dich
den Thronen ſo nabe bringen, als du es wuͤnſcheſt, und
dic) dann den Folgen deiner Thorheit überlaffen: aber
unfer inneresHeiligtbun bleibet einemſolchen verſchloſſen.
Willſt du aber Weisheit lernen, willſt du lernen Mens
ſchen kluͤger, beſſer, frey und gluͤcklich machen, ſo ſey uns
drepmal willkommen. Hier ſiehſt du Zeichen der füniglis
chen Würde prangen, und dort auf jenen Kißen das ber
ſcheidene Kleid. der Unftuld! Was wählen du? Gehe bin
und ergreife was dein Herz befriedigt.
. Sollte der Kandidat wider Vermurben nach der Krone
sreifen ; fo zufs man ibm au: Fort Ungeheuer! Beflede
nicht
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Prieſtergrad. nm
der Macht ded Menſchen über andere Menfchen. — Die
Sinfternig verſchwindet, der Tag des Lichts bricht berein,
Die erſte Pforte des Heiligtbums öfner fid. Ein Theil
unſter Gebeimniſſe wird fich dir entwickeln . — Verſchliebet
die Thore des Heiligthums den Ungemeibten! Ich will zu
den Erlauchten, den Heiligen, den Auserwählten fpres
en. Ich ſpreche mit denen, fo Ohren baben, um zu
bören, eine Zunge, um au ſchwelgen, und einen geld
terten Veritand, um gu begreifen. —
Durch den Eintritt in diefe unfichtbare Verſammlung
wirft du heute dem böbern Drden augeelt. So
wie du bis jetzt am Ruder des Untergebäudes ſtandeſt , ſo
wirſt du künftig zu der Klaſſe derer gebören, im deren
Händen die Regierung im Wiſſeuſchaftlichen, RKeligiöfen
und Politiſchen ftebt. Alles mas uns wichtig und beilig
ſeyn muß, ift diefen Händen anvertraut — Weit du aber
auch binlänglich, was das heißt: Herrſchen, in einer ges
beimen Geſellſchaft bereichen? Nicht über den geringern
oder vornehmern Pibel, über die beften Menſchen, über
Menſchen von allen Ständen, Nationen und Religionen,
ohne Außerfihen Zwang zu hertſchen, fie Dauerhaft zu
vereinigen: ihnen einerley Geiſt und Seele einsubauchen,
‚über die in allen Theilen der Welt zerſtreuten Menſchen
in der groͤſten Entlegenheit in möglicher Stille, mit
möglicher Eile und Genauigkeit zu herrſchen: if eine bis⸗
dero in her Staatoklugheit noch unaufgelöfte Aufgabe.
P un ⸗
12 Prieftergrad.
Unterfhridung und Gleichheit, Defpotiemus und Frep⸗
_ beit auf das enafte zu vereinigen: fein Rei und feine
Unterthanen ſich ſelbſt fhaffen: allem Verrath, und denen
daraus entfiebenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzus
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗
reiſſenden Verderben zu ſteuern, auf allen Wegen, Segen
und Wonne zu verbreiten, iſt Dad Meiſterſtuͤck der mit dee
Moral vereinigten PolitX. Um dieſes zu bewirken, bie⸗
tet uns die buͤrgerliche Verfaſſung wenige brauchbare,
auch bier anwendbare Regeln an. Die Triebfedern, des
ren man fich in beyden bedient, um Menſchen in Bewes
gung zu fegen, untericheiden fidh togar. Dort werden
Die Menſchen aus Furcht und Zwang zum Handrin bes
beflimmt , bier bey uns ſoll fich jeder ſelbſt Dazu beſtimmen.
Hofnung, vorberaefebener vernünftiger Vortheil, Ere
wartung, Vernunft, Sittlichkeit ſollen idnen die gehörige
Richtung ertbeilen. Hier finden ſich Hinderniffe, melde
nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bep
der bürgerlichen Geſellſchaft nar nicht angetroffen werden.
Diefe find es, welche die vernünftige Sache unendlich
erfhweren und Umwege veranlaffen.
Mitglieder, die in verfhichnen eiferfüchtigen und
argwoͤhniſchen Regierungen zerftreut leben, in foldyen auf⸗
gewachſen, von ihnen den Unterhalt erbalten, von ihnen
boffen und fürchten, -die um Diefes Unterhalts wien
dieſen Gemeinden alle ihre Kräfte und Thaͤtigkeit ſchen⸗
Sen
14 Prieſtergrad.
Menſchheit nuͤzliche Anſtalten zu befoͤrdern, dem Orden
dienliche Stiftungen zu errichten; Mirglieder, die ſich
aller bürgerlichen Aemter begeben, um ſich für den Orden
zu verwenden, um dieien den ichuldigen Erſatz zu machen:
Wutmen und Kinder mittilloier Diitgiieder zu erbalten,
und. auf diefe Art iedes Mirstied in den Stand zu
ſetzen, daß er bey feinem Leben in Unabhängigkeit von
dem Boͤſen, und bey feinem Uebergang.in feiner Berupis
gung und Scelenrube nicht gebindert werde.
\ Wären Menfchen aleich anfänglich dad, was vers
| nÄnftige Menſchen ſeyn ſollten; könnte ihnen aleich bey
dem eriten Eintritt die Heiligkeit der Sache und die Herr⸗
lichkeit des Plans vorgelegt und einleuchtend grmacht
werden ; dann möchte manches noch muͤglich fepn: Aber;
Da jeder hofft, jeder haben, und Niemand geben will:
Da der Reis des Verborgenen bepnahe noch das einzige
Mittel ik, um Menſchen zu erhalten, die vielleicht nach
befriedigter Neugierde fo gleich den Rüden kehren, odet
gar die Kenntniffe zum Boͤſen nugen würden: Da es erſt
um die moralifhe Bildung diefer oft noch vober Mens
ſchen zu thun ift, und doch jeder eilt und murret, und
über die Verzögerung unnebuldig wird, fo kanſt du bier
leicht fehen, daß bier Mühe, Geduld, Beharrlichkeit
und uͤberwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß
die Obern wohl von'der Sache überseugt ſeyn muͤſſen,
weil fie font nicht ihr Wermögen, alle ihre Kräfte, ihre
' ganze
Cinleitung.
DL ein Schottiſcher Ritter in dieſen Grad bes boͤ⸗
bern Ordens aufgenommen werden fol, fo muß derfelbe
x) als Minervaf: gezeigt haben daß er fich derjenigen
Wiſſenſchaft, welche er ſich zu feinem Lieblingsfach
gewaͤblt, mit Ernſt gewidmet, und in derſelben keine
gemeine Fortſchritte gemacht habe, als woruͤber er
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß.
:2) Muß er fi in den folgenden maureriſchen Graden
den Beyfall feiner Vorgeſetzten erworben, folglich
a) ſeinen Verſtand aufgeklaͤrt,
b) fein Herz gereinigt,
c) feine Sitten geläutert,
d) dem O. nüsliche thaͤtige Dienfte geleiſtet haben,
3) ©
Driefkergrad. 3
® Er wird fodann entweder vom Praͤfeet des Kapitels,
welcher immer diefen Grad hat, und die Verſamm⸗
Jungen deffelben nah Gefallen frequentiren fan, dem
Provinzial⸗Obern empfohlen, oder durch den Deca⸗
nus zur Beförderung in diefe Klaffe in Vorſchlag ges
bracht, oder von den höhern Obern dass ausdruͤck⸗
| lich ausgehoben.
) Wenn die Einwilligung des Provinzials erfofgt iſt,/
ſo beſtellt der Praͤfeet den Kandidaten zu ſich, eroͤf⸗
net ihm den Entſchluß der Erl. Obern und ſagt ihm:
„Der Grad, den er nun erbalten werde, führe zur
hoͤchſten Stufe des D., und werde nun fernerbin,
wenn feine mweitern Proben gut ausfielen, mit dee
Direetion des untern @ebdudes nichtd mehr zu thuh,
und er nicht mebr noͤtbig haben, weder ch noch
Verſammlungen zu beſuchen. “ '
5) Hierauf giebt er ihm die Addreffe des Derannd der
Provinz und trägt ihm auf, nachfolgende Sragen zu
beantworten und an felbigen einzuſchicken:
u) Sind tinfre jeßigen Welteinrichtungen der Beſtim⸗
mung, zu welcher der Menfch auf dieſe Erde ges
ſetzt gu feun ſcheint, angemeſſen oder nicht? Ers
füllen 3. B. Staaten, , bürgerliche Verbindüngen,
Volksreligionen den Zweck, um derentwillen die
Ar \ Mens
!
Bi
4 Prieſtergrad.
Menſchen dieſelben errichtet baben ? Befoͤrdern die
gemeinen Wilfenfhaften wahrbafte Aufflärung,
wahre menſchliche Sludieligkrit; oder find fie viel⸗
mehr Kinder der North, der vervielfäitigten Bes
duͤrfniſſe, des witernaturlihen Zufandes , Erfins
dungen fpinfündiger eitler Kpfe?
b) Welche bürgerlihe Verbindungen, melde Willens
(haften feinen Ihnen zweckmaͤßig, und welche
nicht?
c) ZA es wohl einſt anderſt in der Welt geweſen ?
Gab es nicht einen einfachern Zufand, und wie
Denfen Sie fi denfelben?
d) Wäre es wohl möglich, nachdem wir nun alle
Nichtigkeiten unferer bürgerlichen Verfaſſung durch⸗
gegangen, einmal wieder zu der erſten Simplicitaͤt
zuruͤckzukommen, zu einer edeln Einfalt, die als⸗
denn um deſto dauerhafter ſeyn wuͤrde, da ſie mit
den Erfahrungen aller Art von Verderbniſſen aus⸗
geruͤſtet, das Menſchengeſchlecht in einen ſolchen
Zuſtand ſetzte, in dem ſich etwa ein einzelner
Menſch befinder, der, nachdem er in feiner uns
(duldigen Kindheit unverderbt, beneidenswürdig
gluͤcklich geweſen, in den Juͤnglingsjahren von
Leidenfchaften irre geführt worden, und alle Ge
fahren kennen gelernt hat, dann in feinem gebils
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10 Prieſtergrad.
‚nicht dieſen heiligen Ort, geb! Fliehe, weil es noch Zeit
ift! Sein Freund kommt ins Zimmer, fuͤhrt ihn wieder
beraus, und die Aufnahme kommt nicht zu Etande.
Greift er aber nach dem, Prieiterfleide, fo wird ibm zuge»
rufen: Heil dir Edler! Das fonnten wir von dir erwar⸗
ten; aber balt ein! noch darfıt du Dies Kleid nicht anzie⸗
ben. Höre erſt, wozu mir dich beftimmt haben! Setze
Dich auf einen Stul und merke auf!
Der Ritter ſehjt fih, und nun wird der folgende
Unterricht laut gelefen, ben welchem ſich, da er lang und
niemand zu feben ıft, zwey Presbyteri abwechſeln koͤnnen.
Unterricht im erfien Zimmer.
Nach der forgfältigen Vorbereitung und Prüfung ruͤckt
nunmehr die Zeit deiner Belohnung herbey. Du haft deinen
Verſtand aufgeklärt, dein Herz gebeffert, du hait dich und
andre erfennen und bilden gelernt. Du haft die erften
Buchſtaben der höhern Weisheit von deinen Dbern bekom⸗
men. Nun trift auch dich die Reibe, andere zu erleuch⸗
‚ ten und au regieren — die hoͤchſte Ehre, wornach der edlere
Mann fireben fol. Dad, mas du bid jeht weift, und
was du in diefee Stunde noch lernen wirft, giebt die
Ueberlegenbeit und Einſichten über andere Schwaͤchere,
and eben diefe Veberlegenheit iſt die einzige wahre Quelle
der
12 Prieſtergrad.
Unterſcheidung und Gleichheit, Deſpotiemus und Frep⸗
beit auf das engfte zu vereinigen: fein Rei und feine
Untertbanen ſich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen
daraus entſtehenden unvermeidlichen Vrrfolgungen vorzu⸗
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗
reiſſenden Verderben zu ſteuern, auf allen Wegen, Segen
und Wonne zu verbreiten, iſt das Meiſterſtuͤck der mit der
Moral vereinigten Politik, Um diefes zu bemwirfen, bies
ter und die bürgerliche Verfaſſung wenige brauchbare,
auch bier anmentbare Regeln an. Die Triebfedern, des
ren man ficb in bepden bedient, um Menſchen in Bewer
gung gu ſetzen, unterideiden fi togar. Dort werden
die Menfden aus Furcht und Zwang zum Handeln bes
beſtimmt, bier bev und ſoll fich jeder ſelbſt dazu beſtimmen.
Hofnung, vorhergefebener vernünftiger Vortbeil, Er⸗
wartung, Vernunft, Sittlichkeit follen ihnen die gehörige
Richtung ertheilen. Hier finden ih Hinderniſſe, melde
nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bey
der bürgerlichen Geſellſchaft nar nicht angetroffen werden.
Diefe find es, welche die vernuͤnftigſte Sache unendlich
erfchweren und Umwege veranlaffen.
Mitglieder, die in verſchiednen eiferfüchtigen und
argwoͤhniſchen Regierungen zerſtreut leben, in ſolchen aufe
gewaͤchſen, von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen
boffen und fuͤrchten, die um dieſes Unterhalts willen
dieſen Gemeinden alte ihre. Kräfte und Thaͤtigkeit ſchen⸗
* ken
Prieſtergrad.
—
et ii Whalten zu befoͤrdern, dem Orden
N.. Frta jen zu ertichten: Diitglieder, die ſich
ar Ni ie Amar begeben, um ſich für den Orden
et aa dreien den ichuldigen Erſatz zu machen:
Wem und Ri rdee wittelloſer Mitglieder zu erbalten,
war Nee Art jedes Mitalied in den Stand zu
ee N er feinen Leben in Unabhängigkeit von“ -
Ne Borna. und ded feinem Uebergang.in feiner Beruhi⸗
vun und Oeelenrude nicht gehindert werde.
Wären Menichen aleich anfännlich das, was ver⸗
naurtine Menfchen ſeyn ſollten; koͤnnte idnen aleich ben
deu eriten Eintritt Die Heiligkeit der Sache und die Herrs
lichteit des Plans vorgelegt und einleuchtend armacht
werden ; dann moͤchte manches noch miglich fepn: Aber,
Da jeder bot, jeder baben, und Nemand geben will:
da der Meis des Verborgenen bepnabe noch das einzige
Mittel iR, um Menichen gu erhalten, die vieleicht nach
befriedigter Neugierde fo gleich den Rüden kehren, odee
gar die Kenneniffe zum Bofen nugen würden: da es erft
um die moralifde Bildung diefer oft noch rober Mens
(den au tbun ift, und doch jeder eilt und murret, und
Über die Verzögerung ungeduldig wird, fo kanſt du bier
leicht fehen, daß hier Mühe, Geduld, Beharrlichfeit
und überwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß
bie Obern wohl von'der Sache überzeugt fcpn muͤſſen,
weil fie fonft nicht ihr Wermögen, alle ihre Kräfte, ihre
’ ’ ganze
Yrieflergrab: 15.
ganze Eriftens diefer Verbindung widmen Würden , wo⸗ | q
für fie nicht nur nicht entſchaͤdigt, nicht erkannt, ſon⸗
dern oft mit Undan belohnt werden; ich fage, es wird
eine überwiegende Liebe zum Zwed erfordern, um niche
in Mitte der Arbeit den Poften su verlaffen, und der .
unbanfbaren Arbeit, Menſchen zu beſſern, auf ewig zu
entfagen. Dem. nun voraubeugen , dort zu beifen, wo _
. die, Hülfe oft fo ſchwer iſt, das alles au leiſten, ift mas
wir in G. 3. Regierungsfunft nennen.
Dieſe ift die Sorge, au welcher wir dich anheut —
berufen, Tag und Nacht andere beobachten, bildenr ı Ä
ihnen au Hülfe fommen, für fie ſorgen: in dem Furcht⸗ .
famen Muth ‚ in dem £auen und Trägen Eifer und Thaͤ⸗ |
tigkeit ermeden, dem Unwiſſenden predigen und lehren: »
den Gefallenen aufriten, den Wanfenden und Schwas :.
chen ftärfen, den Hitzigen zuruͤck halten, Uneinigfeiten zus
vorkommen , entfiandene ;beplegen, alle. Mängel und -
Schwächen verbergen, gegen dad Eindringen neugieriger
Sorfher und Wiglinge auf feiner Hut ſtehen, Unvers
fihtigfeiten und Verrath verhüten, und endlich Subor⸗
N Dination und Achtung gegen Dbere, Liebe und Neigung -.
Vnter ſich, und Vertraͤglichkeit gegen die, ſo außen
ſeynd/ ben den Deinigen zu bewirken. Dieſe und ante
dere mehr find big. Arbeiten und Pflichten, die wir dir
fo eben auflegen. Haft du noch Muth, das alles sw. |
äberwinden, fo böre ferner.
ie Mei
6: Prieſtergrad.
ſchlechts widerſetzen, weil ſie an die alten Formen
gewoͤhnt ſind, und was in dieſe nicht paßt, waͤre
rs auch noch fo natuͤrlich, aroß, edel, dennoch
für unrecht halten? Wird nicht feider! jetzt ales
menſchliche, allgemeine, dem perfonellen enger
Intereſſe nachgeſetzt?
1) Muͤſſen dieſe Verderdniſſe alſo nicht nach und nach
in der Stille gehoben werden, ehe man hoffen Fan,
jene goldnen Zeiten berbepsufübren; und ift es
nicht befler , unterdeflen in gebeimen Verbindun⸗
gen die Wahrheit Fortzupflanzen ? |
k) Finden wir Epuren einer fulchen gebeimen Lehre
in den aͤlteſten Weisheitöfchulen, in dem bildlichen
‚ unterrichte, den Ehriftus der Erlöfer und Befreyer
des Menſchengeſchlechts feinen vertrauteſten Schuͤ⸗
lern gab? Bemerken Sie nicht eine ſtuffenweiſe
Ersiebungd« Anftalt von der Art ſchon von den
ätsften Zeiten ber angebratht ?
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Tann or in rin Zunmer, melden gehängt
bed n nei nunh, B:fihat Augrzuent IB "um Sintregrunde
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Wıeryur, Ahmet, Lo, Snlbuelriten und Arfıılm
Nun Zt Ban "rhflon Leſſe hen lergen anf einem fothen
Yirten hir url ßenhihr ülen,ſ ungeſtͤcke, Im Zimmer ber
Aura fh ui Sun, aufen einem nirbrinen gepolfleten
Edle
‘10 Prieſtergrad.
nicht dieſen heiligen Ort, geb! Stiche, weil es noch Zeit
ift! Sein Freund kommt ins Zimmer, führt ihn wieder
beraus, und die Aufnahme Fomme nicht zu Stande.
Greift er aber nad) dem, Prieſterkleide, fo wird ihm zuge⸗
zufen: Heil dir Edler! Das fonnten wir von dir erwar⸗
gen; aber balt ein! noch darfit du dies Kfeid nicht anzies
"pen. Höre erſt, wozu wir dich beſtimmt haben! Site
Dich auf einen Stul und merke auf!
Der Ritter ſetzt ih, und nun mird der folgende
Unterricht laut gelefen, ben welchem ſich, da er lang und
- niemand zu feben iſt, zwey Presbyteri abwechſeln koͤnnen.
Unterricht im erſten Zimmer.
Nach der ſorgfaͤltigen Vorbereitung und Brüfung rück
nunmehr die Zeit deiner Belohnung herbep. Du haft deinen
Verstand aufgeklärt, dein Ders gebeffert, du hatt dich und
andre erfennen und bilden gelernt. Du haft die erften
Buchſtaben der hoͤhern Weisheit von deinen Obern bekom⸗
men. Nun trift auch dich die Reibe, andere zu erleuch⸗
‚ten und au regieren — die höchfte Ehre, wornach der edlere
Mann ftreben fol. Dad, was du bis jetzt weiſt, und
mas du in diefer Stunde noch lernen wirft, giebt die
Ueberlegenheit und @infihten über andere Schwaͤchere,
und eben dieſe Ueberlegenheit iſt die einzige wahre Duelle
der
dieſen Gemeinden alle ihre Kräfte und Thätigfeit ſchen⸗
13 Prieſtergrad.
Unterſcheidung und Gleichheit, Defpotiemus und Frep⸗
beit auf das engfte zu vereinigen: fein Rei und feine
Unterthanen fich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen
daraus entfiehenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzu⸗
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗
reiſſenden Verderben zu ſteuern, auf allen Wegen, Segen
und Wonne zu verbreiten, iſt dad Meiſterſtuͤck der mit der
Moral vereinigten Politif. Um diefes zu bewirken, bies
tet und die bürgerliche Verfaſſung menige brauchbare,
auch bier anmwentbare Regeln an. Die Triebfedern, des
ren man ſich in bepden bedient, um Dienfchen in Bewe⸗
gung zu feßen, untericheiden fi togar. Dort werden
Die Menſchen aus Furcht und Zwang zum Handeln be
beſtimmt, bier bev uns ſoll fic jeder felbft dazu beſtimmen.
Hofnung, vorbergefebener vernünftiger Vortheil, Er⸗
wartung, Vernunft, Sittlichkeit ſollen ihnen die gehörige
Richtung ertbeilen. Hier finden fih Hinderniffe, welche
nur dergleichen Einrihtungen allein eigen find, und bey
der bürgerlichen Geſellſchaft gar nicht angetroffen werden.
Diefe find es, melde die vernünftige Sache unendlich
erſchweren und Ummege veranlaflen.
Mitglieder, die in verſchiednen eiferfüchtigen und
arawoͤhniſchen Regierungen serftreut leben, in ſolchen aufe
gewachſen, von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen
boffen und fürchten, ‚die um diefed Unterhalts willen
ken
14 Prieſtergrad.
Menſchheit nuͤzliche Anſtalten zu befoͤrdern, dem Orden
dienliche Stiftungen zu errichten; Mitglieder, die ſich
aller-bürgerlichen Aemter begeben, um ſich für den Orden
zu ˖verwenden, um diefen den ſchuldigen Erſatz zu machen:
irtmen und Kinder mittelloſer Mitglieder-au erhalten,
und. auf dieſe Art jedes - Mitslied in den Stand zu
ſetzen, daß er hen feinem Leben in Unabhängigkeit vor“ .
dem Boͤſen, und bey feinem Uebergang.in feiner Beruhi⸗
gung und Scelenrube nicht gehindert. werbe.
Wären Menſchen aleich anfänglich das, was vers
nuͤuftige Menſchen ſeyn ſollten; koͤnnte ihnen aleich bey
dem erſten Eintritt die Heiligkeit der Sache und die Herr⸗
lichkeit des Plans vorgelegt und einleuchtend armacht
werden; dann möchte manches noch muͤglich ſeyn: Aber,
da jeder bofft, jeder haben, und Niemand geben will:
da der Reis des Verborgenen bennabe noch das einzige
Mittel ik, um Menſchen zu erhalten, die vieleicht nach
befriedigter Neugierde fo gleich den Rüden kehren, oder
gar die Kenntniffe zum Böfen nugen würden: ba es erft
um die moraliſche Bildung diefer oft noch roher Mens
ſchen zu thun iſt, und doch jeder eilt und murret, und
uͤber die Verzoͤgerung ungeduldig wird, ſo kanſt du dier
leicht ſehen, daß bier Mühe, Geduld, Beharrlichkeit
und überwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß
die Obern wohl von der Sache uͤberzeugt ſeyn muͤſſen,
weil fie ſonſt nicht ihr Vermoͤgen, alle ihre Kraͤfte, ihre
ganze
6. Prieſtergrad.
ſchlechts widerſetzen, weil fie an die alten Formen
gewoͤhnt find, und was in diefe nicht paßt, wäre
a auch noch fo natürlich, groß, edel, dennoch
für unrecht bulten? Wird nicht Teider! jetzt alles
menfchliche , allgemeine, dem perfonellen engern
Intereſſe nachgeſetzt?
1) Muͤſſen dieſe Verderdniſſe alſo nicht nach und nach
in der Stille gehoben werden, ehe man hoffen kan,
jene goldnen Zeiten herbeysufuͤhren; und iſt es
nicht beſſer, unterdeſſen in geheimen Verbindun⸗
gen Lie Wahrheit fortzupflanzen?
k) Finden wir Spuren einer ſolchen gebeimen Lehre
in den aͤlteſten Weisheitsſchulen, in dem bildlichen
‚ K nterrichte, den Chriſtus der Erlöfer und Befreyer
des Menſchengeſchlechts feinen vertrauteften Schuͤ⸗
lern gab? Bemerken Sie nicht eine: Kuffenmweife
Ensiebungsd» Anftalt von der "Art: fon von den
dienen Beiten ber angebracht ?
Bes
⸗
8 | Prieſtergrad. |
Der Kandidat wird mit verbundnen Augen in eine
Kurfche geſetzt, und von einem Freunde begleitet durch
. allerlep Umwege bis vor Das Haue gebracht inſofern dieß
"ohne Aufſehen zu erregen geſcheben kan, und es zu einer
Sahrögeit geſchieht, da es nicht fruͤh dunkel wird).
Man laͤßt jbn ausſteigen und führt ihn bis vor die
Thür des eriten Zimmers. Da bedeutet ıbn fein Freund,
nachdem er ıbm die Adgen aufgebunden, er folle fteben |
b:eiben, bis man ihm zurufen werde, daß ırin dad Zim⸗
mer tretten folle.. Vorher abe muß er die Ritrerfchürge
und das Audreasfreug anlegen, den Hür aufſetzen und
den entblößten Degen in die Hand nehmen , worauf ihn
dann fein Freund verläßt und zu den uͤbrigenPrieſtern gebt.
Nach einiger Zeit wird dem Ritter durch eine unbe⸗
-Rannte feverlihe Stimme sugerufen: Triti herein, Vers
waiſeter, die Väter rufen dich, tritt herein! und vers
(ließ die Thür binter dir. (Der Kandidat thut das.)
Nun tritt er in ein Zimmer, welches prächtig ers
Jeuchtet und roth, koſthar tapeziert iſt. Im Hintergrunde
Feht man einen Thron unter einem Himmel, und vor
demſelben ſteht ein Tiſch, auf welchem eine Krone, ein
eipter, Schwerdt, Sol, K Koftbarfeiten und Feſſeln
diegen. Zu den Fuͤſſen deffe:ben liegen auf einem. tothen
Kiffen die prieſterliche Kleidungsſtuͤcke. Im Zimmer ber
finder fich fein Stul, außer einem niedrigen gepolfterten -
Etuͤl⸗
'10 Ä Prieſtergrad.
nicht dieſen heiligen Ort, geb! Stiche, weil es noch Zeit
iſt! Sein Freund kommt ins Zimmer, führt ihn wieder
beraus, und die Aufnabme kommt nicht zu Stande.
Greift er aber nad dem, Prieſterkleide, fo wird ihm zuge⸗
rufen: Heil dir Edler! Das konnten wir von dir erwar⸗
gen; aber balt ein! noch darfit du dies Kfeid nicht anzie⸗
ben. Höre erft, wozu wir dich beftinmt haben! Ste
dich auf einen Stul und merke auf!
Der Ritter ſetzt ſich, und nun wird der folgende
Unterricht Saut gelefen, ben welchem fid), da er lang und
. "niemand zu feben ıft, zwey Presbyteri abwechſeln koͤnnen.
Unterricht im erfien Zimmer.
Nach der ſorgfaͤltigen Vorbereitung und Prüfung rüdt
nunmehr die Zeit deiner Belohnung herbep. Du haſt deinen
Verſtand aufgeklaͤrt, dein Herz gebeſſert, du haſt di und
andre erkennen und bilden gelernt. Du haft die erften
Buchſtaben der höbern Weisheit von deinen Obern befom«
men. Nun trift auch di die Reihe, andere zu erleuch⸗
‚ ten und zu regieren — die höchfte Ehre, wornach der edlere
Mann fireben fol. Das, mas du bis jet weiſt, und
mas du in diefer Stunde noch fernen wirft, giebt die
Heberlegenheit und Einfihten über andere Schwaͤchere,
und eben diefe Ueberlegenheit it die einzige wahre Quelle
' der
- diefen Gewmeinden alle ihre Kräfte und Thaͤtigkeit fchene
12 Brieftergrabd.
Unterfheidung und Gleichheit, Defpotiemus und Frep⸗
beit auf das engfte zu vereinigen: fein Rei und feine
Unterthanen ſich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen
Daraus entſtehenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzu⸗
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗
reiffenden Verderben zu feuern, auf allen Wegen, Segen
und Wonne zu verbreiten, ift Dad Meiſterſtuͤck der mit der
Moral vereinigten Policiät. Um diefes zu bemwirfen, bies
tet uns die bürgerlihe Verfaſſung wenige brauchbare,
auch bier anwendbare Regeln an. Die Triebfedern, des
- zen man ſich in bepden bedient, um Menſchen in Bewe⸗
gung zu ſetzen, untericheiden ich togar. Dort werden
Die -Menfben aus Furcht und Zwang zum Handeln bes
beftimmit , bier bey und ſoll fich jeder felbfi dazu beſtimmen.
Hofnung, vorbergefebener vernünftiger Vortheil, Er⸗
wartung, Vernunft, Eittlichfeit follen ibnen die gehörige
Richtung ertbeilen. Hier finden fih Hinderniffe, melde
nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bey
der bürgerlichen Geſellſchaft gar nicht angetroffen werden.
Diefe find es, welche die verninftigtte Sache unendlich
erſchweren und Umwege veranlaſſen.
Mitglieder, die in verſchiednen eiferſuͤchtigen und
argwoͤhniſchen Regierungen zerſtreut leben, in ſolchen aufe
gewachſen, von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen
hoffen und fürchten, die um dieſes Unterhalts willen
ken -
Prieſtergrad. 13
ken und widmen alſo ſchon anderswo mit vielen Geſchaͤf⸗
“sen überladene Mitglieder, die man noch über das an kei⸗
nem gemeinfchaftlihen Ort, unter gemeinfchaftlicher Aufs
fit mit den gewöhnlichen Zmangsmitteln unterrichtet, -
die mitten im Verderbniſſe Teben, und fo leicht davon:
bingeriffen werden, wo das üble Bepſpiel fo häufig, und
die Verführung fo leicht it, und das Werk von Jahren‘
gernichten kan: Mitglieder, die man noch Über das nicht
nach dem Bepſpiel geiftlicher Orden nach Gefallen über:
fegen kan , diefe find es, welche die Grundlage unferer
Mitarbeiter ausmachen und die Arbeit ind Unendliche ers
fdweren: — Wie fol man weiter von Menfchen , deren -
der größe Theilunvermögend ift, und felbit von ung Huͤlfe
erwartet, und der ubrine Elügere Theil durch wiederhoften
Betrug su fehr gewigigt worden, als daß er es abermal
wagen follte, fein Geld an eine Geſellſchaft zu verwen.
Den, deren letzter Zweck ihm noch nicht vorgelegt worden,
deren Häupter er nicht Fennt, und die ihm nicht Rechen«
ſchaft über die nuͤzliche, zweckmaͤßige, vernünftige Ver _
wendung feiner Srengebigkeit wiirde geben können: Wie
fol man, fage ich, von ſolchem Mitgliede die nöthigen
Sonde erhalten, um die jedem Körper weſentliche Bes
Dürfniffe zu bereiten, um einen fo Eoftbaren in ale Welt
ſich erfiredenden Briefmechfel und Zufammenhang zu er⸗
balten, um verdienten Dürftigen zu ‚helfen, die megen
ihrer Redlichkeit, Eifer für die gerechte Sache, für den
Orden felbft Verunglüdte au unterflügen, große, der
Menſch⸗
Yrieflergrab: 185:
ganze Eriftenz diefer Verbindung widmen wuͤrden, wo⸗
für fie nicht nur nicht entſchaͤdigt, nicht erkannt, ſon⸗
dern oft mit Undank belohnt werden; ich ſage, ed wird
eine überwiegende Liebe sum Zweck erfordern, um nicht
in Mitte der Arbeit den -Poften zu verlaſſen, und der »,
undanfbaren Arbeit, Menſchen zu beſſern, auf ewig zu
entſagen. Dem nun vorsubeugen , dort u beifen, wo _
die Huͤlfe oft ſo ſchwer iſt, das alles zu leiſten, iſt was
wir in © 3. Regierungsfunft nennen.
Dieſe if die Sorse, zu welcher wir dich anheut
berufen, Tag und Nacht andere beobachten, bildeny ı
ihnen au Hülfe fommen, für fie ſorgen: in dem Furcht⸗
famen Muth, in dem £auen und Trägen Eifer und Thaͤ⸗
tigkeit erwecken, dem Unwiſſenden predigen und lehren? -
den Gefallenen aufriten, den Wankenden und Schwas -
chen ftärken, den Hitzigen zuruͤck halten, Uneinigfeiten zus .
vorkommen, entfiandene ‚beplegen, alle. Mängel und -
Schwächen verbergen, gegen dad Eindringen neugieriger .
Forſcher und Witzlinge auf ſeiner Hut ſtehen, Unvor⸗
Sihtigfeiten und Verrat verhäten, und endlich Subor⸗
N dination und Achtung gegen Obere, Liebe und Neigung -.
nter ſich, und Verträglichkeit gegen die, fo außen:
ſeynd, ben den Deinigen zu bewirken. Diefe und ame
dere mehr find dig Arbeiten und Pflichten, die, wir die...
fo eben auflegen. - Haft du noch Muth, das alles sw
äberwinden, fo böre ferner,
Wein
22
16 grrieſtergrad.
Weiſt du dann auch mas acheime Geſellſchaftrn
find? Welchen Drt fie in bem großen Reich⸗ der Welt⸗
begebenheiten behaupten ? Glaubſt du wodl, daß ſolche
eine gleichguͤltige, tranſitoriſche Eeſcheinung ſeven? 9°
mein Bruder! Bott und die Natur; welche alle Dinge
der Welt; die Groͤſten ſo gut, wie dle Kleinſten zur
rechten Zeit und am geboͤrigen Ott grordnet haben, be⸗
dienen fich folder als Mittel, um ungeheure fonft nicht
erreichbare Entzwecke zu erreichen; Höre und’ erftaune! '
Nach diefem Sefichtspunct richtet und beftimme fi) die
. ganze Moral, und das Recht der geheimen Geſellſchaf⸗
ten, und unſere bisherige Moral und Begriffe von
Recht und Unrecht erhalten erſr dadurch ihre noͤthige
Berichtigung. Du ſtebſt hier in der Mitte zwiſchen der
vergangnen uimd Fünftigen Welt: einen Blick in die ”
vergangnen Zeiten zuruͤck, und ſogleich fallen die zehn⸗
taufend Riegel hinweg, ‚und die Thore der Zukunft
öfnen fib. Maͤche dich gefaßt, einen flichtigen oder
kuͤhnen Blick binein zu wagen: — Du wirft den unaus⸗
ſprechlichen Reichthum und Vorrath Bottes und der Nas
tur, die Srniedrigung und Würde des Menfchen, und
bie Welt und das Menfchengefchleht in feinen Fänge '
lingsjahren, mo nicht gar in feiner Kindheit erblicken,
da mo du es ſchon in arauem hinfäligen Alter nahe bep
feihent Untergang und Herabwuͤrdigung zu finden ver⸗
mutheteſt.
Die
\
Frieſtergrad m
Die Natur, welche ſtuffenweiſe Entwickelung eines
unendlichen Plans ift, mo das nämlide Urbıld in allen
moͤglichen Veränderungen , Graduationen und Formen
sum Örunde liegt, und von ung Menſchen nach Berfcies .
denheit feiner Geſtalt verſchiedene Nahmen erhält, machk
in allen diefen ihren Veränderungen feinen Sprung: fie
fängt von dem Eleitt» möglichen und unvollkommenen
an, durchlauft ordentlich alle Mittelituffen, um sum grös
fen und vollfommenften diefer Art zu gelangen, welches
boͤchſte viclleicht neuerdings die niederſte Stuffe einer neuen
böhern Veränderung ift: fie macht Kinder, und aus ihnen
Männer; und Witde, um daraus gefittete Menfchen zu
machen, vieleicht um ung mit dem Contraft deffen, mad
wir waren, mit dem, mas wir wirklich find, fühlbarer)
angiebender, ſchaͤtzbarer zu. machen: oder und zugleich zu
. belehren, daß eben darum mit dem, was wir find, ihr
unendlicher Vorrath noch nicht erfchopft feper daß wie
und unfer Geſchlecht noch zu weitern ungleich wichtigern
Deränderungen vorbehalten feven — So, wie alfo dei
einzelne Menſch, eben fo bat auch das ganze Geſchlecht
feine Kindheit, Jugend, maͤnnliches und graues Alter.
Mit jeder dieſer Perioden des ganzen Geſchlechts lernen
die Menſchen neue, ihnen vorher unbekannte Beduͤrfniſſe
kennen. Jedes neue Beduͤrfniß iſt gleichſam der Saamen,
aus welchem eine neue Veraͤnderung, ein heuer Zuſtand,/
ein Beflerfenn bervor feimt , weil ed den Menfchen zut
&pätigfeit reizt/ in ihm den Nifus hervorbringt, ſolches
B iu
u an de
— —
‚Priekergrad. | 19
einzige Geſellſchaft, und leicht au becledigendet Hunger
and Durſt, Schuß vor dem Ungeſtuͤnm des Wetters;
ein Weib, und nach der Ermuͤdung die Ruhe, bie einzie
gen Beddrfniffe find, ein Zuftand, in welchem der Menſch
die bepden vorzuͤglichſten Guͤter, Gleichheit und Srepbeit,
in voller Fuͤlle genießet, und auch ewig genießen wuͤrde,
wenn ec dem Wink der Natur folgen wollte, und die
Kunft verftünde , feine Kräfte nicht zu misbraudhen, und
den. übermäßigen Ausbruch feiner Leidenſchaften au bins
dern: oder, wenn er das ſchon wäre, wozu fein Geſchlecht
erſt durch lange Vorbereitung gelangen ſollte. Wenn es
nicht im Plan Gottes und der Natur laͤge, ihm anfaͤnglich
nur das zu zeigen, wozu ſie ſein Geſchlecht beſtimmt,
is ihm ein Sur um fo ſchaͤtzbarer zu machen, dus er ans
fänglich gehabt, fo bald verlohren , gleich Darauf zuruͤck⸗
gewuͤnſcht, und fo lang fo eilfertig und vergeblich gefucht,
bis er endlich den rechten Gebrauch feiner Kräfte, feine
Berbältniffe gegen andere Menſchen richtiger zu beſtim⸗
men gelebrt ward. In diefem Zuftand, wo alle Ge⸗
maͤchlichkeiten unfers Lebens mangelten, war diefer Mans
sel kein Ungluͤck fuͤr Menſchen, die fie nicht Bannten
und eben darum niemal vermißten. Geſundheit war ihr
ordentlicher Zuſtand, der phpfiſche Schmerz das einzige
Misvergnuͤgen; — mas fonnte mob! diefen urfpränglie
ben Menſchen mangeln, um gluͤcklich zu ſeyn, da fie
noch über das ihre Umftände belehrten } wenige und nicht
wu lebhafte Besierden zu haben: eine Kun, welche das
8a weſent⸗
Dr Fr,
re.
10 Prieſtergrab.
"nicht dieſen heiligen Ort, geh! Stiche, weil es noch Zeit
it! Sein Freund fomnt ins Zimmer, führt ihn wieder
beraus, und die Aufnahme kommt nicht zu Etande.
Greift er aber nach dem, Prieiterfleide, fo wird ihm zuge⸗
rufen: Heil dir Edler! Das Eonnten wir von dir ermare
gen; aber balt ein! noch darfit du dies Kleid nicht anzie⸗
"den. Höre erſt, wozu mir dich beftimmt haben! Setze
Dich auf einen Stul und merke auf!
Der Ritter fee ſich, und nun wird der folgende
Unterricht laut gelefen, ben welchem ſich, da er lang und
. niemand zu feben ıfl, zwey Presbyteri abwechſeln Eönnen.
Unterricht im erflen Zimmer.
Nach der forgfältigen Vorbereitung und Prüfung ruͤckt
nunmehr die Zeit Deiner Belohnung herbey. Du haft deinen
Verſtand aufgeklärt, dein Herz gebeffert, du hatt dich und
andre erfennen und bilden gelernt. Du haft die erften
Buchſtaben der höbern Weisheit von deinen Obern befom«
men. Nun trift auch dich die Reibe, andere zu erleuch⸗
‚ ten und zu regieren — die höchfte Ehre, wornach der edlere
Mann ftireben ſoll. Das, mad du bis jetzt weiſt, und
was du in dieſer Stunde noch lernen wirft, giebt die
Beberlegenbeit und Einfichten Über andere Schwaͤchere,
und eben diefe Ueberlegenheit ift die einzige wahre Quelle
' der
Prieſtergrad. 11
Der Macht des Menſchen über andere Menſchen. — Die
Sinfterniß verſchwindet, der Tag des Lichte bricht berein,
Die erfte Pforte des Heiligthums oͤfnet ſich. Ein Theil
unfter Gebeimniffe wird ſich dir entwickeln. — Verſchließet
die Thore des Heiligthums den Ungeweihten! Ich will zu
den Erlauchten, den Heiligen, den Auserwaͤhlten fpres
ben. Ich ſpreche mit denen, fo Ohren haben, um zu
hören, eine Zunge, um au ſchweigen, und einen gelaͤu⸗
terten Verſtand, um du begreifen. —
Durch den Eintritt in dieſe unfichtbare Verſammlung
wirft du heute dem hoͤhern Drden zugeſtellt. So
wie du bis jetzt am Ruder des Untergebäudes Handelt, ſo
wirt du Einftig zu der Klaſſe derer gebören, in deren
Händen die Regierung im Wiſſenſchaftlichen, Religiöfen
und Politifchen fiebt. Alles mas uns wichtig und heilig
ſeyn muß, ift diefen Händen anvertraut — Weift du aber
auch hinlaͤnglich, was Das beißt: Herrfchen, in einer ges
heimen Geſellſchaft berrichen? N:ch: über den geringerm
oder vornehmern Bibel, über die beſten Menſchen, über
Menſchen von allen Ständen, Natıonen und Religionen,
ohne Außerlichen Zmang au herrſchen, fie dauerhaft zu
Yereinigen: ibnen einerley Geiſt und Seele einzuhauchen,
über die in allen Tbeilen der Welt zerſtrenten Menfchen
in der gröften Entfegenheit in moͤglichſter Stife, mit
möglicher Eile und Genauigkeit zu berrfchen : ift eine bids
bero in der Staatsklugheit noch unaufgelößte Aufgabe.
V Un⸗
—EI
12 VPrieſtergrad.
Unterſcheidung und Gleichheit, Deſpotismus und Frep⸗
_ beit auf das engfte zu vereinigen: fein Reich und feine
Unterthanen ſich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen
daraus entſtehenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzu⸗
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein eins
reiffenden Verderben zu feuern, auf alen Wegen, Gegen
und Wonne zu verbreiten, ift das Meiſterſtuͤck der mit der
Moral vereinigten Politick. Um dieſes zu bewirken, bie⸗
tet uns die buͤrgerliche Verfaſſung wenige brauchbare,
auch hier anwendbare Regeln an. Die Triebfedern, de⸗
ren man ſich in beyden bedient, um Menſchen in Bewe⸗
gung zu ſetzen, unterſcheiden ſich ſogar. Dort werden
die Menſchen aus Furcht und Zwang zum Handeln bes
beftimmit , bier bev und fol fich jeder ſelbſt dazu beſtimmen.
Hofnung, vorbergefebener vernünftiger Vortheil, Er⸗
wartung, Vernunft, Sittfichfeit follen ihnen die gehörige
Richtung ertheilen. Hier finden fi Hinderniffe, melde
“ nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bey
der bürgerlichen Geſellſchaft nar nicht angetroffen werden.
Diefe find es, welche die vernünftige Sache unendlich
erfchweren und Umwege veranlaflen.
Mitglieder, die in verſchiednen eiferfüchtigen und
arawöhnifchen Regierungen zerſtreut leben, in ſolchen aufe
gewachfen , von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen
boffen und fürchten , die um dieſes Unterhalts willen
dieſen Benseinden alle ihre. Kräfte und Thaͤtigkeit fchen»
= Ä ten -
ı
Prieſtergrad. 13
Ben und widmen: alfo ſchon andersmo mit vielen Geſchaͤf⸗
- sen überladene Mitglieder, Die man noch über Das au kei⸗
nem gemeinfchaftlichen Ort, unter sgemeinfchaftlicher Aufs
ſicht mit den gewöhnlichen IZwangsmitteln unterrichtet, -
die mitten im Verderbniſſe Teben, und fo leicht daron
bingeriffen werden, mo das üble Bepfpiel fo häufig, und
die Verfuͤhrung ſo leicht it, und das Werk von Jahren‘
sernichten kan: Mitglieder, die man noch über das nicht
nach dem Bepſpiel geiftlicher Orden nach Gefallen übers
ſetzen fan, dieſe find es, welche die Grundfage unferer
Mitarbeiter ausmachen und die Arbeit ins Unendliche ers .
ſchweren. — Wie fol nian weiter von Menſchen, deren
der groͤſte Theil unvermögend ift, und felbit von ung Hülfe-
erwartet, und der uͤbrige kluͤgere Theil durch wiederhoften
Betrug zu ſehr gewitzigt worden, ale daß er es abermal
wagen follte, fein Geld an eine Geſellſchaft zu verwen⸗
Den, deren letzter Zweck ihm noch nicht vorgelegt worden,
Deren Häupter er nicht Fennt, und die ihm nicht Rechen»
fchaft über die nüsliche , zweckmaͤßige, vernünftige Ver: _
wendung feiner Srengebigkeit wiirde geben können: Wie:
foll man, fage ih, von ſolchem Mitgliede die nöthigen
Fonds erhalten, um die jedem Körper Mefentliche Bes
duͤrfniſſe zu beftreiten, um einen fo Eoftbaren in alle Welt
fi erfiredenden Briefwechfel und Zuſammenhang zu ete
balten, um verdienten Duͤrftigen zu helfen, die wegen -
ihrer Redlichfeit , Eifer Für die gerechte Sache, für den
Orden ſelbſt Verungluͤckte zu unterftügen, große, der
Menſch⸗
v
14 Prieſtergrad.
Menſchheit nuͤzliche Anſtalten zu befoͤrdern, dem Orden
dienliche Stiftungen zu errichten; Mitglieder, die ſich
aller-bürgerlichen Aemter begeben, um ſich für den Orden
au verwenden, um:diefen den ichufdigen Erſatz zu machen:
Wutmen und Kinder mittelloſer Mitglieder zu erhalten⸗
und. auf dieſe Art jedes -Mitslıed in den Stand zu
ſetzen,, daß er hen. feinem Leben in Unabhängiäkeit von‘ .
dem Bien ‚.und bep feinem Webergang.in feiner Berabis :
gung und Srelenrube micht gehindert werde;
- Wären Menſchen aleich anfänglich dad, was ver⸗
nuͤuftige Menſchen fevn ſollten; könnte idnen aleich bey
dem erſten Eintritt die Heiligkeit der Sache und die Herr⸗
lichkeit des Plans vorgelegt und einleuchtend grmacht
werden; dann möchte manches noch möglich ſeyn: Aber,
da jeder boffe, jeder haben, und Niemand geben will:
da der Reis des Verborgenen bepnabe noch das einzige
Mittel ik, um Menichen zu erhalten, die vielleicht nach
befsiedigter Neugierde fo gleich den Ruͤcken Lehren, oder
gar die Kenntniffe zum Böfen nutzen würden: ba es erft
um die moralifhe Bildung diefer oft noch roher Mens
fden zu thun if, und doch jeder eilt und mürret, und
über die Verzögerung ungebuldig wird, fo fanft du bier
leicht fehen, daß bier Mühe, Geduld , Beharrlichfeit
und überwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß
die Obern wohl von'der Sache uͤberzeugt ſeyn muͤſſen,
weil fie fonft nicht ihr Dermigen, alle ihre Kräfte, ihre
ganze
Prieſtergrad. 15 I
ganze Eriſtenz dieſer Verbindung widmen wuͤrden, mo»
für fie nicht nur nicht entſchaͤdigt, nicht erkannt, ſon⸗
. bern oft mit Undan belohnt werden; ich fage, ed wird
eine überwiegende Liebe zum Zwed erfordern , um nicht
in Mitte der Arbeit den Poften zu verlaſſen, und der :
undankbaren Arbeit, Menſchen zu beſſern, auf ewig zu
entſagen. Dem nun vorzubeugen, dort zu beifen, wo _
die Huͤlfe oft fo ſchwer ift, das alles au leiſten, if was
wir in ©, 3. Regierungsfun nennen.
Dieſe ift die Sorge, au welcher wir dich anheut
berufen, Zag und Nacht andere beobachten, bilden, ,
ihnen zu Huͤlke kommen, für fie forgen.; in dem Zurcht« u —
famen Muth, in dem Lauen und Trägen Eifer und Thaͤ⸗
tigkeit erweden, dem Unmiffenden predigen und lehren: -
den Gefallenen aufridten, den Wanfenden und Schwa⸗ |
ben ſtaͤrken, den Hitzigen zuruͤck halten, Uneinigkeiten zus . |
vorkommen , entflandene beylegen, alle. Mängel und -
Schwächen verbergen, gegen das Eindringen neugieriger _
Sorfher und Witlinge auf feiner Hut fleben, Unvers
Sihtigfeiten und Verrath verhuͤten, und endlich Subor⸗
NWination und Achtung gegen Obere, Liebe und Neigung
Vuter ſich, und Verträglichkeit gegen die, ſo außen
ſeynd, bey den Deinigen au bewirken. Dieſe und ans
dere mebr find die Arbeiten und Pflichten, die wir die.. .
fo eben auflegen. - Haft du noch Muth, das alles ıw
äberwinden, fo höre ferner,
Trek
ı6 Arieffergrad.
Weit du dann aub mas gedeime Geſellſchaften
find? Weichen Dit fie in dem arogen Reiche der Welt
begebenbriten behaupten ? Giaubſt du wohl, daf folche
eine gleichguͤltige, tranfitorifche Erſcheinung feven? O,“ |
mein Bruder! Gott und die Natur sr‘ welche alle Dinge
der Welt; die Groͤſten ſo gut, mie die Kleinften zue
rechten Seit und am gehoͤrigen Ott grordnet haben, bee
dienen ſich folder als Mittel, um Ungebeure fonft nicht
erreichbare Entzwecke zu erreichen. Höre und erftaune! i
Nach diefem Gefihtspunct richtet und beftimmt ſich die
- ganze Moral, und das Recht der geheinten Geſellſchaf⸗
ten, und unſere bisherige Moral und Beariffe von
Recht und Unrecht erhalten erſt dadurch ihre noͤthige
Berichtigung. Du ſtehſt hier in der Mitte zwiſchen der
vergangnen und kuͤnftigen Welt: einen Blick in die
verqangnen Zeiten zuruͤck, und ſogleich fallen die zehn⸗
tauſend Riegel hinweg, und die Thore der Zukunft
aͤfnen ſich. Maͤche dich gefaßt, einen fluͤchtigen oder
kuͤhnen Blick hinein zu wagen: — Du wirſt den unaus⸗
ſprechlichen Reichthum und Vorrath Gottes und der Nas
tur, die Erniedrigung und Wuͤrde des Menſchen, und
die Welt und das Menſchengeſchlecht in feinen Juͤng⸗
Iingsiabren, mo nicht gar in feiner Kindheit erblicken,
da wo du ed ſchon in arauem binfälligen Alter nabe bep
feinem Untergang und Herabwuͤrdigung du finden ver»
mutheteſt.
Die
Prieſtergrad. m
Die Natur, welche ſtuffenweiſe Entwidelung eines
unendlichen Plans ift, mo das nämlihe Urbıld in allen
mögliben Veränderungen , Graduationen und Formen
zum Grunde liegt, und von und Menſchen nah Verſchie⸗
denheit feiner Geſtalt verſchiedene Nahmen erhaͤlt, macht
in allen dieſen ihren Veränderungen feinen Sprung: fie
fängt von den klein⸗ möglichen und unvollfonmenen
an, durchlauft ordentlich alle Mittelituffen, um zum groͤ⸗
ften und vollfommenften diefer Art zu gelangen, welches
böchite vielleicht neuerdings die niederſte Stuffe einer neuen
böhern Veränderung ift: fie macht Kındet, und aus ihnen
Männer; und Wilde, um daraus gefittete Menſchen zu
macen, vielleicht um ung mit dem Contraft deffen, mad
wir waren, mit dem, was wir wirklich ſind, fühlbarer)
ansiebender, ſchaͤtzbarer zu machen : oder uns zugleich zu
. belehren, daß eben darum mit dem / was wir find, Ihe,
unendlicher Vorrath noch nicht erfchöpft fee: dag wie
- and unfer Geſchlecht noc au weitern ungleich wichtiger
Veraͤnderungen vorbehalten ſeven. — So, wie alfo bei
einzelne Menſch, eben fo bat auch das ganze Gefchlecht
feine Kindheit, Jugend, männliches und graues Alter,
Mit jeder diefer Perioden des ganzen Geſchlechts lernen
. die Menfchen neue, ihnen Vorher unbekannte Bedürfnifie
- Eennen. Jedes neue Bedürfuiß iſt aleichfam ber Saameny
aus welchem eine neue Veraͤnderung, ein Neuer Zuftandy
ein Beſſerſeyn bervor keimt, weil es den Menſchen zug
Thaͤtigkeit reizt, in ihm den Nifus bervorbringt, ſolches
B zu
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20 Ä Prieſtergrad.
weſentlichſte Grförderniß unfter Gluͤckſeligkeit it, das
Ziel und Befreben der Weisheit, und die Wirkugg der
aufgekfärteften Bernunft und des geordnneteften Willens. —
Gluͤckliche Menſchen, die noch nicht aufgeklärt genug
waren, um ihre Seelenrube zu verlieren, und die großen
unfeligen Triebfedern und Urfachen unſers Elends, die
Liebe zur Macht, die Benierde fih zu unterfcheiden, und
andere au übertreffen, den Hang zur Sinnlichkeit, und
die Begierde nach den vorſtellenden Zeichen aller Güter,
dieſe wahre Erbfünde aller Menfchen mit ihrem mühfeligen
Gefolge, dem Neid, Geitz, Unmaͤßigkeit, Krankheiten
und allen Soltern der Einbildungskraft zu empfinden.
Aber bald entwickelte ſich in ihnen dieſer unſelige Keim,
und ihre Ruhe und urſpruͤngliche Gluͤckſeligkeit war dahin.
Als die Familien fi vermehrten, der Unterhalt zu
mangeln anfieng, das nomadiſche Leben aufbörte, das Eis
genthum entſtand, Die Menfchen feſte Sitze ermählten,
und durch den Ackerbau die Familien ſich einander naͤherten,
Dabev die Sprache ſich entwickelte, und durch das Zuſam⸗
menleben die Menſchen ihre Kraͤfte gegen einander zu
meſſen anfiengen, hier ueberlegenheit, dort Schwaͤche
faben: bier ſah man zwar, wieder eine den andern nutzen,
wie Klugheit und Stärke des einen die aufammenlebende
Samilien ordnen, und einem nanzen Landftrich gegen bie
Angriffe der andern Sicherheit verfchaffen Eonnte. Aber
bier wurde auch äugleich der Grund zum Untergang ber.
Frey⸗
24 Prieſter grad.
Die Natur bat das Menſchengeſchlecht ans der Wildheit
geriffien, und in Staaten Yereinigt: aus den Staaten
treiten wir in neue kluͤger gewählte. Zu unfern Wuͤn⸗
ſchen nahen fi neue Verbindungen, und durch Diefe
langen mwir wieder dort an, wo wir ausgegangen find:
aber nicht um dereint den aiten Zirkel wieder zuruͤck zu
machen, fondern um unfere weitere Beſtimmung näher zu
erfahren. Die Solge ſoll alles noch deutlicher erweifen,
Nun waren alfo die Menſchen aus ihrer ruhlgen
Sage in den Stand der Untermürfigfeit verſezt. Eden,
ber Garten des Paradiefes, war für fie verlobren, denn
fie waren gefallen, der Ende und Knechtſchaft unter⸗
worfen, fie muſten ihr Brod in der Untermürfigfeit, img
Schweiß ihres Angefichts verdienen. Andere bemächtige
gen fich ihrer, verſprachen ihnen Schutz, und wurden
ibre Anführer: oder die Kluͤgern, um fie zu ihren Abs
fihten au leiten und ihren Vorfchritten großes Anfeben
au geben, gaben fich für übernatärliche Weſen und Abges
fandte Gottes aus: und auf diefe Art wurde die Theos
eratie unter ihnen eingeführt. Doc war noch feines
dieſer Völker zu groß, fie waren in Horden vertheilt,
deren jede ihren Anführer hatte. Diefe Anführer eben
fo ungleich an Kräften, als die einzelne natuͤrliche Mens
fben, mußten nab und nach ebenfalld der Ueberlegens
heit des Klugen und Tapferſten unter ihnen weichen, .‘
und fo wurden viele Eleine Stämme in ein großes Volf
ver
26 Prieſtergrad.
War ed einmal erlaubt, oder wobl gar tugendhaft,
Menfchen , die nicht mit mir einerley Land bewohnten,
geringer zu balten, oder wohl gar zu beleidigen, warum
follte es nicht auch erlaube fepn, diefe Liebe noch enger
auf die Bewohner meiner Stadt, oder wohl gar auf die
Mitglieder meiner Samilie, vder auf mich allein zu be⸗
fchränfen? ? Und fo entſtund aus dem Patriotismus der
Localiemus, der Samiliengeit, und am Ende gar der
Egoiömus,-
So mie fi der Geſichtspunct von Zeit zu Zeit ders
engte, fo wurden aus einem einzigen Intereſſe taufend
und unendliche : jeder wollte ſolches erreichen. Diefe Graͤn⸗
zen wider(prachen fi, es entitanden innerlihe Gaͤhrun⸗
sen, Enaltungen, Seindfchaften: das Allgemeine wurde
vergeſſen, weil jeder nur allein auf feine Vergrößerung
dachte. Auf ſolche Art war ſchon bep der erſten Entftebung ”
der Staaten der Saame der Zwietracht in ihm zerſtreut,
der Patriotismus fand feine Strafe in ſich ſelbſt; und die
beleidigte Menfchbeit war an ihren Feinden binlänglich
gerochen. Ein Uebel, das mit jeder GStaatöverfaffurfg
von jeder Form ungertrennlich verbunden, und durch Feine
Staatskunſt zu beilen it. Vermindert den Patriotismus,
fo fernen fich die Menſchen wieder als foldhe kennen, die
Anhaͤnglichkeit verliert fih, das Band der Vereinigung
gertrennt und erweitert fi, und die Quelle und Urſache
einer Menge dem Staate nugbarer Thaten werden nicht
fers
m
—W Prieſtergrad.
zu befriedigen, hinweg zu ſchaffen. Aus jedem befriedig⸗
ten Beduͤrfniß entſteht wieder ein neues, und die Ges
ſchichte des Menſchengeſchlechts int die Geſchichte feiner
Bedürfniffe, wie das eine aus dem andern entflanden:
und diefe Gerichte, dieſe Abftammung, diefe Entwicke⸗
fung der Beduͤrfniſſe it die Gefchichte der Vervollkom⸗
nung des ganzen Geſchlechts; denn nach diefen richten
fih Kultur, Verfeinerung der Sitten, Entwidelung der
f&lafenden Geiftesfräfte: mit ber Entwickelung derſelben
andert ſich zugleich die Lebensart, der moralifhe und po⸗
litiſche Zuftand, die Begriffe von Gluͤckſeljgkeit, das Bes
tragen der Menfchen gegen einander , ibre Verhaͤltniſſe
unter fich, die ganze Lane der jedesmaligen gleichzeitigen
Welt. In der Stuffe des männlichen Alters allein ers
ſcheint erft das Menſchengeſchlecht in feiner Würde; da
erfi werben feine Grundſaͤtze feſt, feine Verbindungen
zweckmaͤßig, er fiebt den ganzen Umfang feines Wirkungs⸗
freifes; dort allein, nachdem mir vorher durch viele Um⸗
wege, dur lange wiederholte traurige Erfahrungen ge«
lernt, welch ein Unglüd es fen, ſich Die Nechte anderer
anzumaffen, fi durch bloße Außerfiche Vorzuͤge über ans
dere zu erheben, um feine Größe zum Nachtheil anderer
zu gebrauchen: dort allein ſieht man es ein, glaubt e8,
fühlt es, welch eine Ehre, welch ein Gluͤck es fep , ein
Renſch zu fenn.
Diefe erfte Stufe von dem Leben des ganzen Ge⸗
ſchlegts iſt Wildheit, it code Natur: mo die Familie die
‚ eine
\
‚ Brieffergrad. 19
‚einzige Geſellſchaft, und leicht au beffledigender Hunger
und Durſt / Chu vor dem ungeſtuͤnm des Wetters;
ein Weib, und nad) der Ermuͤdung die Ruhe, die einzie
gen Beduͤrfniſſe find, ein Zuſtand, in welchem der Menfch
die bepden voradglichkten Guͤter, Gleichheit und Srepbeit,
in voller Fülle geniehet, und auch ewig genießen wiirde,
wenn er dem Wink der Natur folgen wollte , und die
Kunft verſtuͤnde, feine Kräfte nicht zu miebrauden, ‚und
den übermäßigen Ausbruch feiner Leidenſchaften au bins
dern: oder, wennerdas (on wäre, wozu fein Gefchlecht
erſt Durch lange Vorbereitung gelangen ſollte. Wenn es
nicht im Dlan Gottes und der Natur läge, ihm anfänglich
nut / das au zeigen, wozu fie fein Geſchlecht beſtimmt /
Un ihm ein Gut um ſo febägbarer zu machen, das er an ⸗
fänglicp gebabt , fo bald verlohren, gleich darauf zuruͤck⸗
gewuͤnſcht, und fo lang fo eilfertig und vergeblich gefuchtr
bis er endlich den rechten Gebrauch feiner Kräfte, feine
Verbäftnifie gegen andere Menſchen richtiger zu beſtim-
men gelebrt ward. In diefem Zufand, wo ale Ges
machlichkeiten unſers Lebens mangelten, mar diefer Mans
gel ein ungluͤck für Menſchen, die fie nicht kannten /
amd eben darum niemal vermißten. Geſunddeit mar iht
- ordentlicher Zuſtand, der phpfiſche Schmerz das einzige
Miövergmügenz — mas fonnte wohl diefen urjprünglie
Sen Menſchen mangeln, um glidlih zu ſeyn, da fie
nod über das ihre Umſtaͤnde belehrten ; wenige und nicht
iu lebhafte Besierden ad Haben: eine Kunit, welche das
‘ a weſent ·
2 ’ Prieſtergrad.
weſentlichſte Erforderniß unſter Gluͤckſeligkeit iR das
Ziel und Beſtreben der Weisheit, und die Wirkugg der
aufgeflärteften Bernunft und des geordneteften Willens. —
Gluͤckliche Menſchen, die noch nicht aufgeflärt genug
waren, umibre Seelenrube au verlieren, und die großen
unfeligen Triebfedern und Urfachen, unfers Elends, die
Liebe zur Macht, die Begierde ſich zu unterfcheiden, und
andere au übertreffen, den Hang zur Sinnlichkeit, und
die Begierde nach den vorſtellenden Zeichen aller Güter;
‚ biefe wahre Erbfünde aller Menfchen mit ihremmühfeligen
Gefolge, dem Neid, Beit, Unmäßigkeit, Krankheiten
und allen Soltern der Einbildungskraft zu empfinden.
Aber bald entwickelte fich in ihnen dieſer unſelige Keim,
und ihre Ruhe und urfprüngliche Gluͤckſeligkeit war dahin,
Als die Samilien fid vermehrten, der Unterhalt zu
mangeln anfieng, das nomadifche Leben aufbörte, das Eis
genthum entſtand, die Menfchen feſte Sitze ermählten,
und durch den Ackerbau die Familien ſich einander naͤherten,
Dabey die Sprache ſich entwickelte, und durch das Zuſam⸗
menleben die Menſchen ihre Kraͤfte gegen einander zu
meſſen anfiengen, hier ueberlegenheit, dort Schwaͤche
faben: bier fah man zwar, wie der eine den andern nutzen,
wie Klugheit und Stärke des einen die.sufammenlebende
Samilien ordnen, und einem nanzen Landftrich gegen bie
Angriffe der andern Sicherheit verfhaffen Eonnte. Aber
bier wurde auch sugleich der Grund zum Untergang der
Frey⸗
©
PPPE EEE
» .: " Grieffergrab:
art der Grund ihrer Dormundfeaft'binweg. Wenn
ber größere Tbeil noch minderjäbtig iR, fo Keiten war
die Woliäbrigen ı aus, aber He daber · dodev kein Recht⸗
idren Wien ibrer ha? jorkrunds
tie vnd fi an feine Eretle Mlhgumerten.
Eims Gewalt, Broken auctannier⸗ ei sang.
aytäten Ahr wüſſen auch alle entf ffäraten. “
WA8 768 Menfchen unterworfen, um misbiducht, hie
bandelt au werden.
Niemal dat ich der Staͤrkere dem Schmächern untere
worfen: der Schwache iſt ewig von der Natur zur Untere
würfigkeit beftimmt , weil er braucht: der Starke if von
‚allen Zeiten zur Hertſchaft berufei fan.
ers ER €
2 (0 wechfeln fie aud den Plag. Ey
Wer den andern braucht, hängt von ihm ab, er bat
fein Recht ſelbſt abartretten. Alſo wenig au brachen iſt
5 der erfe Schritt zur Srepbeits darum find milde und im
doͤchſten Brad aufgeffärte vielleicht die einäige freve Mens
. fen Die Kun feine Bedürfnifle immer mehr Fi} mode,
% Amica? MM zugleich die Kunfl zur Greppi
n Ein ges
ie Vercſchaft au gelangen; wer ai
— Wo dad andern nı
8 and rg! Oma —J—
wur au.
ige ruft andern wöbFzu-sbun, IR Augleid -
24 Prieſtergrad.
Die Natur bat das Menfchengeſchlecht aus der Wildheit
geriffen, und in Etaaten vereinigt: aug den Staaten
tretten wir in neue Eiger gewählte. Zu unfern Wuͤn⸗
ſchen naben fi neue Verbindungen, und durch diefe
Jangen wir wieder dort an, mo mir ausgegangen find:
aber nicht um dereint den aften Zirkel wieder zuruͤck zw
machen, fondern un unfere weitere Beſtimmung näher zu
erfahren, Die Solge folf alles noch deutlicher erweiſen.
Nun waren alſo die Menſchen aus ihrer ruhigen
Zage in den Stand der Unterwuͤrfigkeit verſezt. Eden,
der Garten des Paradiefes, war für fie verlobren, denn
fie waren gefallen, der Suͤnde und Knechtſchaft unter
worfen, fie muiten ihr Brod in der Untermärfigkeit, img
Schweiß ihres Angefichts verdienen, Andere bemächtig«
ten ſich ibrer, verfprachen ibnen Schutz, und wurden
ihre Anführer: oder die Kluͤgern, um fie zu ihren Abs
ſichten au leiten und ihren Vorſchritten großes Anfeben
au geben, gaben fich für übernatärliche Werfen und Abges
fandte Gottes aus; und auf diefe Art wurde die Theo»
eratie unter ibnen eingeführt. Doch mar noch Feines
dieſer Völker zu groß, fie waren in Horden vertbeilt,
deren jede ihren Anführer hatte. Diefe Anführer eben
fo ungleich an Kräften, als die einzelne natürliche Mens
ſchen, mußten nach und nach ebenfalld der Veberlegens
beit des Klugen und Tapferken unter ihnen weichen,
und fo wurden viele Kleine Stämme in ein großes Volk
vers
Prieſtergrad. 27
= ferner unternommen: wermebrt den Patriotismus, fo fchre |
ibe zugleich Menſchen, daß es eben ſo wenig unrecht
fen, genen fein Vaterland, ald das. Übrige Menſchenge⸗
ſchlecht zu handeln: daß in Rüdficht des übrigen Theifs
der Menfchen, der Staat eben- fo wenig als die Samilie .
einiges Vorrecht befige: daß man das nicht betrafen koͤn⸗
ne, und eine‘ engere Liebe als ein Verbrechen annebme,
wenn man felbk das Bepfpiel: dazu giebt; daß jede Une,
dation zu meinem DBortbeil erlaubt, und daß endlich den
engfie Egoismus eben fo rechtmäßig erfcheinen wuͤrde,
" wenn er fi fo, wie der Staat, durch feine Ueberlegen⸗
beit Impunitaͤt au verfchaffen im Stande wäre. Daß bire
alfo oft ein Verbrechen Tugend wäre, weil ed von mehr
tern ungeftraft begangen wird. Jeder Bernänftige muß
vielmehr einfeben, daß der Nugen eines Staats auf feine
Art der letzte Maasſtab vom Recht, Unrecht ſey; denn
ſonſt haͤtten wir in dem nemlichen Fall widerſprechende
Rechte: daß es ein allgemeines Recht geben muͤſſe, dem
alle übrige untergeordnet find, dieſes ift der Nugen des
‚ganzen Geſchlechtes. Was diefem widerfpricht, it uns
recht, wenn ihm auch in gewiſſen Ländern Altäre gebaut
würden, und die verdienftlihe Handlung um fein Vaters
land könne das aröfte Verbrechen gegen die Welt fepn.
Der Eoder der Nation ift dem Geſetzbuch der Natur un⸗
tergeordnnet. Aus diefem letztern werden die Rechte der
Nationen beurtheilt, fo, wie fidh jeder Staat das Recht
ufurpiet, die Rechte einzelner Familien und Menſchen au
be⸗
.4
28 Prieſtergrad
beurtheilen, fo wie iches’ Land fs mA mislıc) ben Um⸗
gang mit Ausmärzigen sermicden, fo mußte das Origi⸗
urile der Menſchen verlöhten schen, unb Hatt ſolchen ei⸗
gene Zitten, Meanımara, Eprachen, Geſede und Reli⸗
sionen duch ſolche aueſchließende Bereinigung entichen,-
das einfermige verſchwinden, und Mannigfaltigkeit auf
der Erde verbreitet werden. Dirfe vollendeten die Teste
Linie. zwiſchen Menſchen md Menſchen zusichen. Nun
batten die Menſchen Urſach genug, ſich zu baflen, aber
beynabe Peine fich. zu lieben. Nun liebte man nicht mebe
Den Menichen, fondern einen ſolthen Menſchen. Dieles
Wort gieng gänzlich verlohren, und nun nannten ſich
Menfchen Römer und Griechen und Barbaren ,. Heiden
und Juden, Mahometaner und Ebriften. Diefe theiften
ih wieder in weitere neue Secten bie auf den Eaoismus
herunter. Nun brauchte man nur das Wort Ehrift oder
ud, Römer oder Barbar zu hören, fo entſtand Neigung
für feine, und Berfolgungsgeift gegen die andere Parthey.
Intoleranz war nunauf allen Seiten, und weilder Patriv⸗
tismus den Egoismus gebobren, fo haßten fih Menfchen
von der nemlihen Secte und Nationen darum nicht mes
niger. Cie waren nun Sremde, wenn fie es mit einem,
den fie lebbafter haſſeten, mit einem Sremden zu thun
batten: war aber diefer gebändigt, dann fielen fie wieder
über ſich ſelbſt her, und fchmächten fi « um auf diefe
Art feiner Zeit einem Dritten in die Hände zu fallen,
und ſich neue Feſſeln zu ſchmieden. Ihre eigne Anfübrer
ge⸗
Prieſtergrad. 29
gewannen dev dieſer Theilung der Intereſſe am meiften,
Die Nation war getheilt, fo wie die verſchiednen Ji⸗
sereffe; diefer Nahme vergeffen: und die Könige fingen
an, ſich in die Stelle der Nation zu fegen, fie als Ihe
Eigenthum au behandeln, und ſich nicht weiter ald Vor⸗
ſteher au betrachten. \
Um die Nation vollends · zu unterigchen, trug die
Eroberungafucht der Monarchen nicht das Wenigfte bed.
Man gebot Über hunderttäufend Menſchen, mit dieſen
konnte man fo fiher über die Nachbarn herfallen, Man
glaubte Über zehen, oder hundertmal fo viel gebieten au
Eönnen. Die Nation, fo Thell an der Beute batte, wil-
ligte gern dareih: die Nation und die Könige theilten
ſich in die eroberten Länder. Die Könige rbeilten abermal
"die ihrigen, um gegen eine Nation, die noch befehlen
wollte, einen Anhang, eine ſtehende Militz du erbalten,
um den einen Theil des Volkes durch den andern zu bän«
digen. Daber fam alfo das Leheuſyſtem. Die Erfindung
der Monarchen , die mehr batten, als fie brauchten, und
den Ueberfiuß verwandten, um unumföränkter zu hert⸗
fen, We Ketten des Volks zu vergulden, und aus Wobls
shätern Unterbrücher der Menfchen zu werden. Derlite
ſprung von einer Gattung Menſchen, die nicht ber Nas
tion fondern dem Könige dienten, auch gegen die Nation
au jedem Wink bereit fiunden, die wahren Werkzeuge des
Deſpotismus und bie Mittet zur. Unterdrüdung der Na⸗
tionale
\
y⸗ AII
nt ı hr, αννN ur Muler de tale
niisten Nee on Mn, eye zu mern Zell -
mer wir rin de harten Metne, WE nen In Hearnen
nen Ihr nr Unten hung ueta Bent pie befaße
nıı, m sum Mon und Auub untyulsiger Winsen
ymmihel
Yan Nelen Menſchen Aber Menſchen, Ylatlonın Aber
Narınon, MMdenkiut Mob auf allen Briten, Ebene
Nuny ana bon Meberunndenen eine neue Rlafle von Men⸗
ſchen, Mle man D-Hawen Hanne, gara Far andere, nicht
tür ſich neiehaffene Menſchen, sur Willtäͤht bes Webers
minkere, ale Erwetbe, ohne Eigenchum.
gnAriehte Naffer! hie ea micht vorher faben, mad
Ailk Ihe qeſſhehen gullıe, bie bem Deſpoten halfen, Die
menfcbliehe Standıhe bla zum Wehe au erniedrigen, um
kerrrfuft nik Ahnen ein Gielchet zu verſuchen, Die Gklave⸗
teſekrr Urberwunbenrn tube dad Modell von der Gkla⸗
Ueren her Airberminher. Ihr Verdrechen Mar an Idren
ackfammen denen, fie burſten nur idre ſtrengen Sitten
prrſehtrin, her Melichlichkeit ſich ergeden, Und an den
ſmullchen Nekdrſniſſen Monde Anwen, wozu Me der
Urbryfuß her armaddien Veufe vorbereltet, ſo war der lee
Art Krk Urderwunbruer, und der Urderwundene det Sleger.
Mairſe Waren wichtlae, aber nicht Die einzigen Folgen
Bon der Errichtung der Staaten; die Menſchen, die ein⸗
mal
eg
x
Briehergrad. ze
mal im auten Vertrauen aus Kursfihtigfeit den erſten 1J
GSehritt neroaat hatten, erſchoͤpften ihre Kunſt in Erin U
Yung der Mittel zu Ihrer Erniedrigung-
Solde Männer, die Ihre Nation aus dem Nichts
gu einer ſolchen Groͤße emporachoben, konnten von
blinden Untergebenen , die nur auf das Gegenwaͤrtige
faben , und nicht glaubten, daß der, fo Ihnen nenugt,
Ihnen auch dereinſt ſchaden Pänne, im Anfang nicht ans
ders als außerordentliche Menſchen, als Goͤtter betrach⸗
get werden. Gerne haͤtte man ihnen die Unſterblichkeit
aewuͤnſchet. Durch eine ſehr natuͤrliche Jolge der menſch⸗
lichen Kurqſichtigkeit mußte ſich dieſe Achtung auch auf
ihre Kinder, auf ihre Familien erſtrecken. Der Sohn
eines Wohlthaͤters, waͤhnten die Menſchen, Rinne nicht
anders als ein abermaliger Wohlthaͤter ſeyn. Es mar
noch eine Art von Mahl, die den Nachfolger beſtimmte.
Man gieng aus Achtung nenen den eriten Wohlthaͤter
nicht aus feiner Kamille: aber nach und nad) wurde das
Wadhlreich zum Erbreich umgeſchaffen, and in weiterer
Vdolge, ale die Fuͤrſten anflengen fi) in die Stelle drs
@raats und der Nation zu ſehen, das Volk als ide
Erb: und Eiqenthum anzufehen. Als der Eriegeriiche
Taumel vorben war , und das Volk durch die Verfeine⸗ u
rang der Sitten und die Lrebe zur Weichlichkeit mche J
gur Knechtichaſt vorbereitet war: als die erſten Vater )
und Kinder und Entel des entſtehenden Wolke nice Ä
mehr
» . " Sriefiergrab:
eine dee Grund ihrer Dormundieaft: binweg · Wenn
der größere Theil noch minderjaͤbtis iſt, ‚fü Weiten mar:
die Volljäbrigen aus, aber e habeuebabepr "fein Redt/
bie übrigen weiber ibren Wil ibter ——
fund Rh an’ feine Erelie Mauwerfen.
Yoga ——— una mfs6Eauchh, te
bandelt au werden.
Niemal hat fih der Stärkere dem Schmächern untere
worfen: der Schwache iſt ewig von der Natur zur Untere
wuͤrſigkeit befimmt , weil er braucht: der Starke if von
lien Zeiten zut Herrſchaft a und kan
Ber den andern braucht, bängt von hm abs er bat
fein Recht ſelbſt abgetretten. Alfo wenig au brauchen iſt
x» der erfte Schritt zur Srepheits darum find wilde und im
(qgem Die Kuntt feine Veduͤrfniſſe immer mebr und mobi.
eg. DU jugleich die Kunfl zur greyplit du ger N
. — andern wöhF zu tbun, iſt leid
\ Re di Veriſchaft au gefangen; wer a
. bräuhtMReR: VNe vod dal“ andern nu
R freo und a Br vodirte
* J
Eins Scwelt, Veoh auctanier weig · inalich J
guce⸗ muͤſſe nauch ale enrfäden" finten i
doͤchſten Brad aufgeffärte vielleicht die einzige freve Mens
ri
:
i
4
”
Ri Srieflergrad 23
gliend it. fo ift es auch die Untermirfigfeit: Sicherdeit
> if ein ſolch anbaltendes Bebifnig. Hätten die. Menſchen
- _ fi von Beleidigungen enthalten, fo wären fie fi ge
* blieben. Ungerechtigkeit allein bat fie unterjocht.: Um,
". fiper zu feon, baben fie einem einzelnen Menſchen eine:
Stärke bepgelegt, die er vorher nicht batte, die nun ſtaͤr⸗
a ferif, ald die Stärke einss.jeden einzelnen ; dadurch bar nr
den fie ſich ein neues Beduͤrfniß gemacht: die Furcht gegen
- das Werk ihrer Hände; um fiber zu ſeyn, baben fie ſich
die Sicherheit felbft benommen; dieſer if der Kal mie
Staaten, — Wo finden fie nun 2
Mfeigegen die andere ſchuͤtzen fol? In ihrer Einigkeit? [2,7 % ü:
diefer Fall ift zu felten. — Alfo in neuen engern, Elügern,
” gebeimen Verbindungen; daber it dad Verlangen nach
ſolchen in der Natur ſelbſt gegründet,
2
Diefe ift die kurze, wahre und pbilofopbifhe Ger K
. "sr :thiggte des Defpotismus und der Grepbeit, unferer Wuͤg⸗
de and unſeret Furcht, unſerg Gluͤck⸗ und unſers Eleng
des. Die Frepheit hat den Defpotismus zut Welt ge⸗
‚ bracht, und der Deſpotismus führe wieder zur Grenbeite
Die der Menſchen in Staaten iſt die Wiege
und doe Dewdotiamus, fie iſt auch Augleich das
IJ Gtabumd ade der, eBrepbeit. Wir baben die Greve
>" Fpeit gehabı
° finden, um fie‘
ep Mangel zu
id haben ſe verlodren, um fie wieder zu
t weitet. zu verliehren, um und dur)
aß um fo fähiger au machen.
Die
24 Prieſtergrad.
Die Natur bat dad Menſchengeſchlecht aus der Wildheit
geriffen, und in Staaten verrinigt: aus den Staaten
tretten wir in neue kluͤger gewaͤhlte. Zu unfern Wüns
ſchen nahen fi neue Verbindungen, und durch diefe
Jangen wir wieder dort an, mo wir ausgegangen find:
aber nicht um dereinſt den alten Zirkel wieder zuruͤck zw
machen, fondern um unfere weitere Beſtimmung näher zu
erfahren. Die Solge ſoll alles noch) deutlicher erweifen,
Nun waren alfo die Menicken aus ihrer ruhigen
Lage in den Stand der Untermürfigkeit verfegt. Eden,
der Garten des Paradiefes, war für fie verlobren, denn
fie waren gefallen, der Suͤnde und Knechtſchaft unters
worken, ſie muſten ihr Brod in der Unterwuͤrſigkeit, im
Schweiß ihres Angeſichts verdienen. Andere bemaͤchtig⸗
ten ſich ihrer, verſprachen ihnen Schutz, und wurden
ibre Anführer: oder die Kluͤgern, um fie zu ihren Abs
fihten au leiten und ihren Vorfchritten großes Anſehen
au geben, gaben ſich für übernatärliche Wefen und Abge⸗
fandte Gottes aus: und auf diefe Art murde die Theos .
eratie unter ihnen eingeführt. " Doch war noch Feines
diefer Völker zu groß, fie waren in Horden vertbeilt,
. ‚deren jede ihren Anführer hatte. Diefe Anführer eben
fo ungleich an Kräften, als die einzelne natürliche Mens
fden, mußten nach und nach ebenfalld der Ueberlegens
beit des Klugen und Tapferken unter ihnen weichen, '
und fo wurden viele Kleine Stämme in ein großes Volk
. Vers
Brieffergrad, 24
vereinigt. Es entſtunden Nationen und’ Worfäher ,
Könige der Nationen. Mit dem Urfprung der Nationen -
und Veͤlker hörte die Welt auf, eine große Familie,
ein einsiges Reich zu fepn: das große Band der Nature
wurde zerrifen. Man vereinigte Menſchen, um fie von
einander zu trennen: man 309 zwiſchen Menfchen und
Menfchen eine Linie: diefe hörten auf fich unter einem
gemeinfchaftlihen Nabmen zu Pennen. Der Menſch
fieng an, dem Landesmann nadauftehen, und der Nas
tionalismus tratt in die Stelle der Menſchenliebe: mit
N der Abtheilung des Erdreichs und der Landen murde ,
auch das Wohlmollen getheilt, und ihm Gränsen anges
wieſen, über melde es fi niemasen erſtrecken folte.
Nun wurde es zur Tugend, auf Unfoften derer, die
nicht in unfere Graͤnzen eingefchloffen waren , fein Var
terland u vergrößern. Nun wenn es cin Mittel war
zu diefem, engern Zweck, fo mar eö erlaubt Freunde zu
verachten, zu hinterliſten, oder wohl gar zu beleidigen,
Diefe Tugend hieß Patriotismus: und der Mann, der
gegen alle übrige ungerecht war, um gegen die Geinige
gerecht au fen, der feine Vernunft fo weit herunter
geführe hatte, daß er gegen fremde Vorzüge blind
war, und die Mängel feined Vaterlandes gar nicht,
oder mob! gar als Vollfommenpeiten betrachtete: dieſer
Mann erhielt den Rahmen ded Patrioten. Die Liebe
gegen Menfchen war im genaueften Verhaͤltniſſe mit dee
Größe ſeines Vaterlandes.
War
26 Prieſtergrad.
War es einmal erlaubt, oder wobl gar tugendhaft,
Menſchen, die nicht mit mir einerley Land bewohnten,
geringer zu balten, oder wohl gar au beleidigen, warum
follte es nicht auch erlaubt fepn, diefe Liebe noch enger
auf die Bewohner meiner Stadt, oder wohl gar auf die
Mitglieder meiner Samilie, vder auf mich allein au bee
ſchranken? Und fo entſtund aus dem Patriotismus der
Localiomus, der Familiengeiſt, und am Ende gar der
Egoismus,
So wie ib der Befihtspunet von Zeit zu Zeit vers
engte, fo wurden aus einem einzigen Sntereffe taufend
und unendliche : jeder wollte folches erreichen. Dieſe Gräns
zen widerfprachen ſich, es entitanden innerliche Gaͤhrun⸗
sen, Snaltungen, Seindfchaften: das Allgemeine wurde
vergeffen, weil jeder nur allein auf feine Vergrößerung
dachte. Auf folche Art mar fhon bep der erſten Entfiebung “
der Staaten der Saame der Zwietracht in ibm zerſtreut,
der Batriorismus fand feine Strafe in Ach ſelbſt; und die
beleidigte Menſchdeit war an ihren Feinden binlänglich
gerochen. Ein Uebel, das mit jeder Staatöverfaffurg
won jeder Form ungertrennlic verbunden, und durch feine
Staatskunſt zu beilen it. Vermindert den Patriotismus, °
fo fernen fih die Menſchen wieder als folche Fennen, die
Anhaͤnglichkeit verliert fi , das Band der Vereinigung
zertrennt und erweitert ſich, und die Quelle und Urſache
einer Menge dem Staate nugbarer Thaten werden nicht
fers
Briekergrad, 7
= ferner unternommen: vermehrt ben Patriotisnaus, fo lehrt
übe zugleich Menfhen, daß es eben ſo wenig unrecht
fed» genen fein Vaterland, als das Übrige Menſchenge⸗
ſchlecht zu handeln: daß in Ruͤckſicht des übrigen Theils
der Menſchen, der Staat eben- fo wenig als die Gamilie
einiges Vorrecht befige: daß man das nicht beſtrafen Fine
ne, und eine' engere Liebe ald ein Verbrechen annebme,
wenn man felbk das Bepfpiel dazu giebt; daß jede Ufurs
pation zu meinem Vortheil erlaubt; und daß endlich der
engie Egoismus eben fo rechtmäßig erfcheinen würde,
" wenn er ſich fo, tie der Staat, durch feine Ueberlegen -⸗
- beit-Impunitde au verſchaffen im Stande wäre. Daß birr
alfo oft ein Verbrechen Tugend wäre, weil ed von mehr
tern ungefiraft begangen wird. Jeder Dernänftige muß
vielmehr einfeben, daß der Nugen eines Staats auf feine
Art der letzte Maasſtab vom Recht, Unrecht fen ; denn .
fonft hätten wir in dem nemlichen Fall widerſprechende
Rechte: dab es ein allgemeines Recht geben müffe, dem
alle übrige untergeordnet find, dieſes ift der Nugen des
ganzen Geſchlechtes. Was diefem widerfpricht, iR une
recht, wenn ihm auch in gewiffen Ländern Altäre gebaut
würden, und die verdienftlihe Handlung um fein Vater
land koͤnne das größte Verbrechen gegen die Welt ſevu.
Der Eoder der Nation iR dem Geſetzbuch der Natur una
tergeordnet. Aus dieſem letztern werden die Rechte der
Nationen beurtbeilt, fo, wie ſich jeder Staat dad Recht
ufurpiet, die Rechte einzelner Samilien und Menſchen an
be⸗
Vrteſtergrad. 29
gewannen bed dieſer Theilung der Intereſſe am meiſten.
Die Nation war getheilt, fo wie die verſchiednen Iüs
sereffe ; diefer Nahme vergeffen: und die Könige fingen
an, fi in die Stelle der Nation zu fegen, fie als ihe
Eigenthum au bebandeln, und ih nicht weiter als Vor⸗
ſteher au betrachten. .
Um die Nation vollends · zu unterigeben, tnig die
Eroberungsfucht der Monarchen nicht das Wenigite bed.
Man gebot uͤber bunderttäufend Menichen, mit diefen
konnte man fo ſicher uͤber die Nachbarn berfallen. Man
‚glaubte uͤber zeden, oder hundertmal fo viel gebieten au
önnen. Die Nation, ſo Thell an der Beute batte, wil-
figte gern dareih: die Nation und die Könige tbeilten
ſich in die eroberten Länder. Die Könige tbeilten abermal
die ibrigen, um gegen eine Nation, bie noch befehlen
wollte, einen Anhang, eine ſtehende Militz zu erhalten,
um den einen Theil des Volkes durch den andern zu baͤn⸗
digen. Daber kam alfo das Lehenſyſtem. Die Erfindung
der Monarchen, die mehr hatten, als fie brauchten, und
den Ueberfiuß verwandten, um unumföränkter zu hert⸗
fen, We Ketten des Volks zu vergulden, und aus Wohls
shätern Unterdrücker der Menſchen zu werden. Derlie
forung von einer Gattung Menſchen, die nicht ber Nas
tion fondern dem Könige dienten, auch gegen die Nation
zu jedem Wink bereit flunden, die mahren Werfgeuge des
Deſpotismus und bie Mittek zur Unserdrädung der Na
sionale
Prieſtergrad. gi
mal im guten Vertrauen aus Kurzſichtigkeit den erſten
Schritt gewagt batteh, erfhöpften ihre Kunſt in-Exfine
dung der Mittel zu ihrer Erniebrigung.
Solche Männer, die ihre Nation aus dem Nichts
zu einer folden Größe emporgehoben, konnten von
blinden ‚Untergebenen , die nur auf das Grgenmärtige
faben, und nicht glaubten, daß der, fo ihnen genügt;
ibnen auch dereink ſchaden koͤnne, im Anfang nicht an.
ders als außerordentliche Menſchen, ald @ötter betrach ⸗
tet werden. Berne bätte man ibnen die Unfterblichkeit
gewuͤnſchet. Durch eine fehr natürliche Folge der menſch⸗
lichen Kurzſichtigkeit mußte fich diefe Achtung auch auf
ipre Kinder, auf ihre Familien erfireden. Der Sobn
eines Wohlthaͤters, wähnten die Menſchen, könne nicht
anders ald ein abermaliger Wohlthärer fepn. Es mar
noch eine Art von Wahl, die den Nachfolger befimmte.
Man gieng aus Achtung gegen den erſten Woblthäter
nicht aus feiner Familie: aber nach und nad wurde das
Wadlreich zum Erbreich umgeſchaffen, und in weiterer
Solge, als die Fuͤrſten anfiengen fi in die Stelle ders
Staats und der Nation du fegen, das Volk als ihr
Erb⸗ und Eigentbum anzufeben. Als der Eriegerifche .
-Zaumel vorbep mar , und das Volk durch die Verfeine⸗
zung der Sitten und die Liebe zur Weichlichkeit mehr
sur Knechtſchaft vorbereitet war: als die erfien Väter
und Kinder und. Enkel des entfchenden Volks nicht
mehr
32 Prieſtergrad—
mehr lebten, uad die ausgearteten Urenkel ibre Rechte
vergeſſen hatten: da eutſtanden endlich die Patrimonial⸗
Reiche und der Deſpotiemus ſtuͤrmte auf die ſorgenloſe
Menſchen herein: nan wurden die Kinder und Vaͤlker
wie eine Heerde verlauft, vertbeilt, verſchenkt, auf die
Schlachtbank geliefert. Statt des Geſetzes tratt die
Willkuͤhr der Farſten ein: fie machten ſich ſelbſt zum
Zweck: die Nation war blos Mittel, um die Phantaſie
des Fürften zu befriedigen. Nunmehr war die Gewalt
Diefer nicht mehr vom Volk, die Gemalt Menichen zu
mishandein, wurde unmittelbar von Gott abgeleitet: Lee
ben, Gut und Ehre der Burger mar ihrer Willfühe .
überlaffen. Nunmehr fabe man Füriten , ohne Einſicht,
und forgenlos über das Schickſal ihrer Unterthanen im
Wolluͤſten erſaͤuft. Einen Hof ohne Eitten und vol
vom Derderbniffe, das fih bis in die unterften Klaffen
verbreitet, das Lafter inder Höhe, die Tugend in Ket⸗
ten; Schmeicheley, Niedertraͤchtigkeit an ihrem Plag :
Wiſſenſchaften und Bernunft unterdrüdt: " Niemand an
feiner gehörigen Stelle: die wictigiien Aemter des
Etaatd den Meitdietenden, der Gunſt der Haflinge '
und unzuͤchtigen Buhldirnen feil gebotm: die Nation
in Armuth, Das Land verfallen und ungebaut, die In⸗
duſtrie niedergeſchlagen, der Handel unterdrädt: Une
ſtcderdeit des Eigentbums: die Großen unabbängig von
Geſeten: der gerechte und tugendbafte Mann der Wuth
ſedee Niedertraͤchtigen, dem er nicht buldigen wollte,
Preis
Prieſtergrad. :33
: reis gegeben, und was das aͤrgſte ifk, felbit-unter dem
Vorwand der Geſetze und Gerechtigkeit unterdruckt. Nun
war Furcht die einzige Triebfeder menichlicherDanblungen;
‚und Gewaltthaͤtigkeit und Geſuͤſten das einzige. Geſetz: man
ſah auf allen Seiten innerliche Zerrättungie Zwirerracht,
- Sreunde gegen. Freunde, Brüder gegen Braͤder Beltern
"gegen Kinder , Verraͤthorcauf allen. Seiten: "am Hof
‚Schwelgerey, Schwachheit Rtederträchtigkeis,. Mleichguͤl⸗
tigkeit genen das Schickſal Ber. Nation, Bedroͤckungen
und Auflage obne Ende und Nahmenz Elend von innen
und Schwaͤche von aufn. BE RE Fra aa IR,
j Pr EP EEE
„Ben ſolchen entſeblichen Umſtaͤnden/ bey Neſer außer⸗
‚ordentlichen Herabwuͤrdigung mußten Doch edlich, wenn
Noch anders die geringſte Federkraft in: dem Wolfe war,
den noch übrigen wenigen Beſſern die Augen aufgeben,
oder im widrigen Fall mußte die Nation einem oder meh⸗
seen Dritten, theils auamärtigen , theils noch nach Bes
‚fund der Umftinde den Brößern von der Nation felbft zur
Beute werden. Zumellen, wenn das Berderben beynabe
‚allgemein, und die Verderbniß der Sitten am groͤſten iſt,
iſt die Hilfe am naͤchſten. Die Natur, welche in einem,
oder dem andern Winkel des Nordens noch auten Samen
von Manndfraft, und unentwelkter, unverdorbener Faͤhig⸗
feit bewahrt, um den ſiechen Mittag berauftellen, tritt
Hie in das Mittel, und ruft aus den ärmern und unfruchte
barern Gegenden In diefe wolläftige und. weichliche Län»
ME, € Der
Arieſtergrad⸗ 2
Moralitaͤt nicht verKopft mar , und fo lange biefe im
Bange ift, Hilft ale Rengkurion nicht; nachden bie Könige
Das Geheimniß gefünden, entweder in Det Wahl ber Res
präfentanten des Volks ihren Antheil zu haben, ihre Ans
daͤnger dazu zu befoͤrdern , oder unter diefen bie Corruß⸗
tion zu Verbreiten, den Hunger nach Gold zu ermecken /
oder durch Hofaͤmter die Stimmen zu etkaufen, oder durch
die ſtebende Miliz die Stimme des Vaterlandes zum
ſchweigen zu bringen, Andere / weiche die Gemwait-eines
einzigen durchaus verfhmähten, wählten die populariſche
Verfafung. Aber fie fanden bald, daß die Freüheit ein
Gut fen, deffen nicht ein jeder fähig iſt, ber fich erik Bürs
von dem Verderben der Monarchie losgeriſſen, daß die
Geſchaͤfte eines Volkes nicht allezeit vor der verſammelten
Volt smenge koͤnnen bebandelt werden. Ze dieſem Ende
waͤhlten fie Vorſteher und Repraͤſentauten, bie wit Der
Zeit vergaßen, daß fie ihre Aufträge erſt som Volk erhal⸗
sen, und nicht in eignem, ſondern fremdem Nahmen ſich
zu verſammeln berechtigt wire. Diefe aruͤndeten alfe.
eine Ariſtocratie, in welcher die Klaͤgern die Schwaͤchern
von Geſchaͤfften nach und nach entfernten, und alſo zur
Oligarchie und auf die nemliche Ars bald darauf zut
Monarchie und Deſpotismus zuruͤckgiengen. Huf biefe
Art war nun der ganze Birkel von Staatsderaͤnderungen
durchloffen, bis endlich die Höfe durch Die Erfindung bed
Soſtems vom Gleichgewicht der Staaten die Revolutidnen
erſchwerten, und dadurch ſich das Recht ihre Untergebe⸗
6a neh
ad 2 **. Non
—
vͤrieß ergrad. 37
verſchworen, fc Ledſelsweife zu Grund zu richten,
muß das Gift sum Rettungsmittel dienen. Weil man
Unterdruͤckung beguͤnſtigt, fo bört ſolche. aufı.. und die
Vernunft fingt an, in ibre Rechte zu retten, da wo man.
fie. verdrängen mil.. „Da jeder andere blenhen will in.
muß. doch wenigſtens er feben, ſich auf beũcre Berfaffung,
au fegen, um Über den andern Vorehejfzu haben, und. Bere,
uunfs und Wiſſenſchaften beguͤnſtigen, eben meil er, fe,
bey den andern verdrängen mid. Dazu gehören zinfe,
und vernünftige Anfalten, die Aufklärung des einen bee
fördert die Aufklärung des ‚andern, ber fonfk unterliegen
wuͤrde. Könige feben es ſelbſ ein, Daß. 68, nicht gut ſey⸗/
iiber eine Horde zu herrſchen, der Drud eängt. an zu ver⸗
{&minden, und Die Freybeit ſteigt aus ihrer Ale empor.
Nun fänge die, Geſedgebung an vernünftiger au, werden,
gun blübet das Eigenthum und Induptie. ‚Nun, giebt es
Väter und Kinder , die Aufklärung Derbreitet ſich aus
der ſdandlichen Abſicht/ liſtige Menſchen zu Hilden, um,
du Mittel zur Befriedigung der Eroberungsſucht dee.
Könige, und zur Unserbrüdung ( anderer zu werben, durg
eine unerdoͤrte Metamgrpbofe., wieder. dur ch die Großen,
rungsfucht der menfhlicen ratur und > Vernunft abgen.
nommen. Die Menfchen unterfuchen ihre urſpruͤnglichen
Rechte, und greifen, endlich zu den ſo lang vetfaunten Mit⸗
geln, um. die Selsgenpeit zu benugen fi in der Mittels,
zeit zu verftärten, , auf diefe Het die bevortiebenbe ‚Reyon.
Iution des menſchlichen Geiftes zu beförbein, Kry vordem
rRuͤck
5*
Prieſtergrad.
Ruͤckfall au ſichern, und über ihre bisherige Unterdruͤcker
einen ewigen Sieg zu erfechten. Aber dieſer Sieg wuͤrde
voh zu kurzer Dauer ſeyn, die Menſchen würden nur gar
zu bald in ihre vorige Erniedrigung zuruͤckkehren; wenn
nicht die Vorſicht von uralten Zeiten vornrarbeitet, und
ihnen die dauerbafteſten Mittel dargeboten bärte, die ſich
Bis auf unfere Zeiten erhalten, und die file und ſichere
Kriehfedern geweſen, um dereinſt die Erlöfung des Men«
ſchengeſchlechts au bewirken,
Diefe Mittel find geheime Weisheitefchnlen, diefe war
wen vor allzeit die Archive der Natur und der menfchlichen
echter durch fie wird der Menſch von feinem Fall fich
erbolen, Fuͤrſten und Kationen werden ohne Gewaltthaͤ⸗
tigkeit von der Erde perfchwinden, das Wienfihenges
ſchlecht wird dereinſt eine Familie, und die Welt der Auf⸗
entbalt vernuͤnftiger Menſchen werden. Die Moral allein
wird dieſt Deränderungen unmerkbar her heyfuͤhren. Je⸗
der Sausvater wird dereinft, wie pordem Abraham und
vie Patriarchen, der Priefter und der unumfchräntte Here
feiner Familie und die Dernunft das alleinige Geſetz buch
der Menſchen feyn, |
Dieſes IR eins unfrer großen Gebeisniffes verninm
die Beweiſe davon, und fobann die Art, wie es anf
ns arfommen,
Durd
Grieffergrab. | 39
Durch melden ‚tollen Wahn und Rursfichtigfeit ha⸗
ben fih doch Menſchen vorfiellen können, diefe Welt.
und Dad Menſchengeſchlecht werde alleseit fo, wie bishero
auf diefe Art beberricht werden? Wer bat den Vorrath
der Natur ergrändet, und ibr, deren Geſetz Einpeit in
unendlicher Mannigfaftigkeit it, bier die Gränzen ange⸗
wiefen, und ill zu chen geboten? den alten Zirkel
ewig zu durchlaufen , Mich ewig au wiederholen, oder
blos allein die phoſiſche Graͤnzen der Herrichaft au ver⸗
räden, und von der Monarchie and, nun nad polen»
detem Zaufe von folcher neuerdings anzufangen? Seit
wann iR unfer Unvermögen vorber zu feben, in bie ente .
fernteſte Zukunft au blicken , zugleich ein Schranken für
die unaufbaltbare, ih einmal wiederholende Natur
Wer bat den Dienfchen, den befien, kluͤgſten, aufgeklaͤr⸗
teften Denfchen zur ewigen Knechtſchaft verbammt ? und
den einzigen prädeflinirten Anecht der Natur, oft den
Schwaͤchſten einer ganzen Nation, zur ewigen Herrfchaft
berufen? Das könnte hur der Gedanke eines Fuͤrſten
ſeyn, oder deffen, der Ehrgeiz genug bätte, die Herr⸗
ſchaft über andere beffer zu verlangen. Warum foll das,
was biöhero doch allzeit geſchehen, warum fol fich
die politifde Einrichtung nicht vielmehr nad der jedes»
maligen Faͤhigkeit und Empränglichkeit der Menſchen
richten? Warum, wenn der Grund aller Herrſchaft
dinwegfaͤllt, fo die unfelige Solge fteben bleiben?
Dem ſou es unmöglich ſeya, daß das menſchliche Ge⸗
ſchlech
40 Mrieflergrap.
ſchlecht zur hoͤchſten Vollkommenheit, zur Fähigkeit, fich
ſelbſt zu leiten, gelangen könne? warum fol der ewig
gefübre werden, der fich felbft zu führen verſteht? Sollte:
es alfo unmöglich ſeyn, daB das menſchliche Geſchlecht,
oder wenigſtens der gröfe Theil dereink volljährig wer«
de? Kanns der eine, warum nicht-auch ber andere? Ver⸗
fahrt mit dem andern, wie mit dem erften, zeigt ihm
fein wahres Intereſſe, lehrt ihn die große Kunft zu bes.
gebren, bie Herrfchaft feiner Leidenſchaften, lebrt ibn
fleißig von Jugend auf, wie notbwendig cin Menſch dem
andern ſey, daß man, um Peine Beleidipung zu erfabren,
ſich auch der Beleidigung anderer enthalten, um von
andern Wohlthaten zu vwrhalten, aud gegen ‚andere
mohlthätig ſeyn müfle. .. Derbreitet. unter, Menfchen
Duldfamkeir, Nacficht, Beſcheidenheit, Liebe und
Wodhlwollen, lehrt ihn das alles, macht es ibm durch
Gruͤnde, Erfahrung, Bepſpiel fuͤblbar, und ſeht, ob
dieſer Menſch eines andern zu feiner Zeitung beduͤrfe.
Oder ſollten wohl die meiſten Menſchen au ſchwach ſepn /
Diefe:einfache Grundſaͤtze einzuſehen, und ſich davon zu
überzeugen? N dann ift ed mit unferer Gluͤckſeligkeit
votbep! gebt uch’ feine weitere Mühe, Menſchen sw
beifern und aufzuklaͤren, für welche bie einfachſten durch
Die gänliche Erfabrung beftättigten Lehren der Vernunft
ſchon unbedreiflich find; warum erzoget ibr fie zu einer
Religion, "die für die: einfachſten Stände it, und. doc
die nemſiche Lehren und Paichten, die in euern Augen Un⸗
3 möglich»
4
42 Prieſtergrad.
geſchehen? laßt kurzſichtige Menſchen Baraus folgern,
was ſie nur wollen, ſie werden ſchließen und ſchließen,
und die Natur handelt, ſie die unerbittlich gegen derley
eigennuͤhige Forderungen iſt, gebt ungehindert ihren
majeſtaͤtiſchen Gang fort: und an ihrer Hand find wir
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag
immerbin binmeafallen , was mancher nicht wollte, daß
es hinwegſiele, alles wird flch wieder von felbit ordnen,
Die Ungleichheit nleich werden, und nad dem Eturm
wird die Stille erfolgen. Ale unſre Einwürfe beweiſen
am Ende nichts weiter, als daß wir an: die dermalige
Einrihtungen au ſehr gewohnt, au einer Zeit, wo wir
nicht mehr daran Theil haben, doch zu verliehren glau⸗
ben: und wir Iäugnen vielleicht blos darum die Mög»
lichkeit einer allgemeinen Unabbängigkeit, weil und das
Gegentheil vortheilhafter it, oder vielleicht ſelbſt noch
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herrn und Gebie⸗
ter von einer Heerde Menſchen au werden, und bey
denen, fo es wuͤrklich ind, da gefeben wir es gern, daß
die Beredfamkeir aller Redner Griechenlands und Roms
kaum binlängli fen, fie von einer Wabrbeit zu uber
Kibren , die mit ihren Wuͤnſchen und Ermartungen in
wibriger Besiebung fiebet: denn gp gebirt riefenmäßige
Seelenſtaͤrke dazu, etwas auch gegen fein Intereſſe wahr
zu finden. Hier erforfche ſich jeder, ob er zu Diefem
Grad der Erleuchtung fehon gekommen ſey, dann erſt
werden ihm manche Dinge der Welt verftändliher werden.
Be Laßt
36 Frieſtergrab.
nen zu dkuͤcken und mach Willführ zu behandeln, erſtnoch
meiter-befefigten.: Diefes Spſtein des leichgewichts ift
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art don ſtillſchweigender
Convention ; ſich durch die Eiferſucht der einen, ünd bie
Hilfe der andern bey den großen innerlihen Zerruͤttunb
gen zu erhalten. ° Nunmehro brechen Rebellionen und Res
volutionen det Völker feltner aus. Weil keiner dem an»
dern den Beſitz rines durch fih-derfallenen Reichs gönnet,
fo erhalten ſich ſolche noch bep all ihrer Schwäche: "und
wir feben nicht fo häufig, wie vorben, Staaten entſtehen
und vergeben, es müßten dann zuvor mebrere der Staͤr
fern ſich zam Raub und Vertheifung des ſinkenden Reiches
einverſtanden · haben: und Könige führen fih nun auf,
wie unmoralifche Menfchen im natärlihen Zufande:
Mit dem Beſitz des ibrigen unzufrieden, besierig nach
fremden But, lauern fie auf jede Gelegenheit-und günftige
Umſtaͤndel⸗ um ihre Nachbaren au uͤbervortheilen, fich
zu vergtoͤßern⸗ Treu und Glauben und Gerechtigkeit zn
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, fi und andere
von der Erde zu vertilgen. Dieſes it auch wirklich die
äußerfte Eruffe vom menſchlichen Verderben , fi einans
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend ale Ungerechtigfeiten ge»
gen’ fein-eignes Volk au garantiren ; allgemeine Volke⸗
Corruption zu beguͤnſtigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem
Verderben des einen file fi Vortheil zu ziehen. Und
doch, o Natur und Vernunft! mie groß, mie unwider⸗
ſprechlich find Deine Rechte! da, eben da, indem ſich alles
De
3B Frieſtergtab.
wen zu dkuͤcken und nach Willkuͤhr zu behandelt, er nach
weiter-befefigten.: Dieſes Spfteih des (Steichgewiches ift
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art von ſtillſchweigenden
Convention ; fich durch die Eiferfucht der einen, und bie
Hilfe der andern bep' den großen innerlichen Zerräctun
gerrau erhalten. ' Nunmehro brechen Rebellionen und Res |
volutionen det Volker feltner aus. Weil keiner dem an»
dern den Beſitz eines durch fich verfallenen Reichs goͤnnet,
fo erhalten fich ſolche noch bey all ıhrer Schwäche: unð
wir feben nicht fo häufig, wie vordem, Staaten entitehert
und vergeben, es müßten dann zuvor mebrere der Staͤr
fern fidh km Raub und Vertheifung des ſinkenden Reiches
einverſtauden haben: und Könige führen fih nun auf)
wie unmoralifhe Menſchen im natuͤrlichen Zufande:
Mit deniBehß des ihrigen unzufrieden, begierig nach
fremden Gut, lauern fie auf jede Gelegenheit und günftige
umfändei um ihre Nachbaren au uͤbervortheilen, fi
zu. vergeößerny Treu und’ Glauben und Gerechtigkeit zu
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, fi) und andere
von der Erde zu vertilgen. Dieſes iſt auch wuͤrklich die
aͤußerſte Eruffe vom menſchlichen Verderben, fich einan⸗
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend alle Ungerechtigkeiten ge⸗
gen: ſein eignes Volk au garantiren; allgemeine Volke⸗
Corruption zu beguͤnſtigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem
Berderben des einen für ſich Vortheil zu ziehen. Und
doch, o Natur und Vernunft! mie groß, mie unwider⸗
(prechlich find deine Rechte! da, eben da, indem ſich alles
' per⸗
40 Prieſtergrad.
ſchlecht zur hoͤchſten Vollkommenheit, zur Faͤhigkeit, ſich
ſelbſt zu leiten, gelangen koͤnne? warum ſoll der ewig
gefuͤhrt werben, der ſich ſelbſt zu führen verſteht? Sollte
es alſo unmoͤqlich ſeyn, daß das menſchliche Geſchlecht,
oder wenigſtens der groͤſte Theil dereinſt volljährig wer⸗
de? Kanns der eine, warum nicht auch ber andere? Ver⸗
fahrt mit dem andern, wie mit dem erſten, zeigt ihm
ſein wahres Intereſſe, lehrt ihn die große Kunſt zu be⸗
gehren, die Herrſchaft ſeiner Leidenſchaften, lehrt ihn
fleißig von Jugend auf, wie nothwendig ein Menſch dem
andern ſey, daß man, um keine Beleidigung au erfahren/
fih auch der Beleidigung anderer entbalten,. um von
andern Wohlthaten zu vwrhalten) auch gegen ‚andere
wohlthaͤtig ſeyn muͤſſe. Verbreitet. unter, Menſchen
Duldſamkeit, Nachſicht, Beſcheidenheit, Liebe. und
Wohlwollen, lehrt ihn das alles, macht es ibm durch
Gruͤnde, Erfahrung, Bepſpiel fühlbar, und feht, ob
dieſer Menſch eines andern au feiner Leitung beduͤrfe.
Dder follten wohl die meilen Menſchen au ſchwach ſeyn /
Diefe:einfache Grundſaͤtze einsnfeben , und fib davon zu
überzeugen? DT dann ift es mit unferer Gluͤckſeligkeit
votbey! gebt euch’ feine weitere Mühe, Menſchen zu
beifern und aufzuklaͤren, für welche die einfachſten durch
die zaͤgliche Erfabrung 'beftdttigten Lehren der Vernunft
ſchon unbedreiflich Mind; warum eräoget ihr fie zu einte
Religion, die für die: einfachſten Staͤnde iR, und doc
die nemliche Lehren und Paichten, die in euern Aygen Uns
moͤglich⸗
Prieſtergrad. 41
moͤglichkeiten find, verbreitet? O Vorurtheil und Wider⸗
ſpruch in den Gedanken der Menſchen! — Das Reich
der Vernunft, die Faͤbigkeit ſich felbR zu leiten, ſoll für
den aröften Theil der Menfchen eine Unmönlichfeit, ein
Traum fepn, und auf der andern Seite erfennt fie doch
Das Vorurtbeil als den befchiedenen Erbtbeil jedes Koͤ⸗
nigsſohns, und der ganzen herrſchenden Zamilie, fo wie
auch eines jeden-andern, den eigne Gey)uͤgſamkeit und
‚günflige Umſtaͤnde von andern unabbängig.gemacht? Alfa
ſoll die ganze Gluͤckſeligkeit des menſchlichen Geſchlechts
ein ewiges Theil des Ungefäbzs bleiben? Sie dieſe eine
sige Guͤnſtlinge des Gluͤcks follen das ſchon als ein Vor⸗
recht der Geburt befigen., was fie dach folten zeigen,
und was ben und übrigen durch .eine fatale Nothwen⸗
Digfeit zur Knechtſchaft beſtimmten, Vernunft und Mor
zol niemal au bewirken im Stande wären? Iſts zu ge«
ringes Gefuͤhl feiner Würde oder eigeue Kurzſichtigkeit,
Unvermögen in die Zußunft zu ſchauen, Vorurtheil gegen
fein eigenes Gefchlecht, oder Prävention für den Defpos
tiömus, der und auf dieſe Gedanken perkeitet: oder find
wir fon. gar au tief unter unſre Würde gefunfen,
Daß wir. unfere Ketten nicht mehr fühlen, fie kuͤſſen,
und fogar die aͤrgſte Erniedeigung ertragen, als nur
den Gedanken zu wien, nicht durch Rebellion und ge⸗
waltſame Abſchuͤttelung des Jochs, ſondern durch Hilfe
‚der Vernunft in die Frepheit zu tretten? Alſo! weil ed
morgen noch nicht geſchieht, fa mird es auch niemalcn
J geſche⸗
| *
Ps
42 Prieſtergrad.
geſchehen? Laßt Fursfichtine Menſchen Baraus folsern,
was fie nur wollen, fe werden ſchließen und fliehen,
und die Natur handelt, Re die unerbittlich gegen derley
eigennüsige Forderungen if, gebt ungebindert ibren
majeftätifchen Bang fort: und an ihrer Hand find wir
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag
immerbis binweafallen, was mander nicht wollte, daß
es hinmweaflele , alles wird fidh wieder von felbi ordnen,
die Ungleichbeit glei werden, und nad dem Eturm
wird die Stille erfoigen. Alle unfre Einwuͤrfe beweifen
am Ende nichts weiter, als daß wir an die dermalige
Einrichtungen au ſehr gewohnt, au einer Zeit, wo wir
nicht mebr daran Theil haben, doch zu verliehren glau⸗
ben: und wie läugnen vielleicht bios darum die Moͤg⸗
lichkeit einer allgemeinen Unabhängigkeit, weil uns das
Gegentheil vorsbreilhafter it, oder vieleicht ſelbſt noch
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herren und Gebie⸗
ger von einer Heerde Menſchen gu werden, und bey
denen, ſo es wuͤrklich Mind, da gekeben wir es gern, daß
die Beredfamkeir aller Redner Griechenlands und Roms
kaum hinlaͤnglich ſep, fie von einer WBabrbeit zu uͤber⸗
Führen , die mit ihren Wuͤnſchen und Erwartungen in
widriger Beslebung fieher: denn g/ gehoͤrt riefenmäßige
Seelenſtaͤrke dazu, etwas auch gegen fein Intere@e wabe
gu Anden. Hier erforiche Mc jeder, ob er zu dieſen
Grad der Erleuchtung ſchon gekommen fen, dann erf
werden Ihm manche Dinge der Welt verländlicher werben.
u Laßt
Srieſtergrad. 43
Laßt fie alſo lachen die Lader, und ſpotten bie
Spoͤtter, wer den Bang der Natur in den vorberschene
den Zeiten beobachtet, wer damit das Gegenmärtige ver«
gleicht „ der wird finden, daß ſolche unbetroffen, ihren
unabaͤnderlichen Weg au ihrem Ziel fortfcreite. Dem
Blicke des ungeäbten Denkers find ihre Schritte un«
merkbar, und mur dem unbefangenen Denker anſchaulich,
deſſen Arbeit es iR In Jahrtaufende bineinzubliden, und
von dem hoben Maflorb fernes Laud gu entdeden, mo
es der untenftebende Haufen voch nicht einmal vermus
tbet. Das unträglihe Merkmal der erlauchteſten Größe
des Geites. — Wem alfa die eben angeführten Gründe
nicht überführen, der mag fid au aaͤnzlicher Ueberzeu ⸗
gung noch folgende Brundfäge bekannt machen, dann
hoffẽ ich, fol auch er mit und das Land in der Ferne
feben, und diefes Sand Kanaan beiffen. Er wird in der
Geſchichte des ihdifchen Volks die Geſchichte des menſch ⸗
lichen Geſchlechts finden, gluͤclech in drem ertten Ur»
Vorung, Zamilien-Regiment, patriarchaliſches Leben, un-
terdruͤct in Egypten, und von da aus guͤchtig nach dem
verheiſſenen Land, irtend in der Wie, endlich aluͤc⸗
liche Zeiten in Beſit ihres Landes, aber bald wieder uns
terjocht, Bid aus feinem Mittel der Dann erſchien, der
der Befrever feines Volks, und des ganzen Menſchen ⸗
seſchlecte geworben. Diefes iR augleich bas kurze Bıld
unſrer erſten Würde, unferer nachmaligen Unterdrüdung,
unferer Waͤnſche und Hefauugen, unferer mislungenen
5 Verſoche
44 Prieſtergrad.
Verſuche, und unfrer endlichen Erloͤſung. Hier ſtehen
wir in der Mitte. Seine heilige Moral muß die zwepte
große Periode vorbereiten, und mitten durch die nach⸗
folgenden übrigen traurigen Erfahrungen uns zum ende
lien Ziel, sum soojährigen *; ja ewigen Reiche der
Wahrheit und Frepheit führen. Aber dazu gehös
ren noch große Anſtalten, welche die gegenfeitis
gen Mafhinen nah und nah unmwirkfam machen
müffen. Don beyden wollen wir eine Zeichnung vorle⸗
ven. Wer Menſchen unterjochen und von ſich abbängig
machen will, der ermede unter ihnen Bedürfniffe, deren
Befriedigung fie nur durch ihn erbalten koͤnnen. Es ik
unbeſchreiblich, wie feft Dieß unbedeutend icheinende Band
it. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein und dergl. find,
die Eräftigften Mafchinen des Despsten, wenn er feine
ſchwere Hand darauf legt: Je häufiger und lebhafter und.
dringender: dieſe Bedärfniffe werden, je mebr werden fie
von ihm abbangen : er verbreite unter ihnen Furcht, Une
wiſſenheit und Liebe sum finnlichen Vergnügen.
Ge weniger eine Nation mit. den Gemaͤchlichkeiten
des Lebens bekannt if, um ſo freper ift fie noch; fo bald
die Völker des Nordens mit den Vergnügen des weich.
lichen Mittags befannt wurden, fo gieng auch ihre Frey⸗
beit verlohren. Weichlihe Menſchen And die abhängige.
.. ſten
*) Sol vielleicht heiſſen zaoöjäprigen.: -
Brieflergrab: 4
Ren von allen. Wer eine Nation, die frey und wild if,
unterjochen will, der mache fie weichlich und woluͤſtig.
Die Kaufmannſchaft in ein Spſtem und in einen bierare
chiſchen Körper geformt , waͤre vielleicht Der fürchterlich
fie. und despoteſte Körper, fie wire die Befehgeberin der
Welt, von ihr hing es vielleicht ab , diefen oder jenen
Theil der Welt fren und unabhängig zu machen, einen
Andern in die. Knecht ſchaft zu fübren ; denn regieren heißt
Bedürfiriffe erwecken, Beduͤrfnifſe vorherſeben, Brdürfe
niſſe unterdrüdden und ſchwaͤchen, und Bedärfniff bes
friedigen. Wet fann das fo gut, als fie? „
Dielleicht wäre es nicht unmaͤglich durch vernuͤnftige
zweckmaͤßige Handels⸗Operationen den Vaͤlkern Sitten
zu geben, oder zu nebmem. Wenigſtens hat die Ent
deckang von Amerika die Sittlichkeit von Europa veran⸗
der, Wer Mangei und Ueberfluß gmedimäßig vertdeifen
tan, verftebt aug:eich die Kunf der Induͤſtrie; und den
Neigungen der Menſchen fowobl als Nationen eine
andere Richtung au geben. Aber freplich mühe dieſes
Eorps den Erwerb der Reichthuͤmer nicht zum Zweck,
fondern zum Mittel machen. Es müfte die Kunft ver
Meben, nicht allzeit am Gelde zu gewinnen, fondern
j auch ziweilen mit Vorbedacht zweckmaͤßig zu verlichren,
\ um auf einer andern Seite auf eine Art deſto miche zu
"geniunen. '
Be
38 Prieſtergtabd.
nen zu dkuͤcken und mach Willkuͤhr au bebandeln, eriinäch
weiter-befefligten.: Diefes Spftein des Gleichgewichts ift
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art don ſtillſchweigenden
Convention ; ſich durch die Eiferfacht der einen, und bie
Hilfe der andern bed den großen innerlihen Zerruͤttun⸗
gen zu erhalten. ° Nunmehro brechen Rebellionen und Res
volutionen der Voiker feltner aus. Weil keiner dem ans
dern den’ Befiß eines Durch ſich verfallenen Reichs gönnet,
fo erhalten ſich ſolche noch bey au ihrer Schwäche: "und
wir feben nicht fo haufig, wie vordem, Staaten entiteher
und vergeben, es müßten dann zuvor mebrere der Staͤr⸗
kern ſich ak Raub und Vertheilung des finfenden Reiches
einverſtanden haben: und Könige führen fih nun aufr
wie unmoralifche Menfihen im natärlihen Zuftande:
Mit dem Beſitz des ibrigen unzufrieden, begierig nach
fremden But, Tauern fie auf jede Gelegenheit und günftige
Umfändei/ uni ihre Nachbaren au übervortheifen‘, fidy
du. vergtößeeny Teen und Glauben und Gerchtigfeit zu
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, ſich und andere
. von der Erde zu vertilgen. Dieſes it auch wuͤrklich die
aͤußerſte Sruffe vom menſchlichen Verderben, fi einan⸗
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend alle Ungerechtigkeiten ge⸗
‚gen: ſein eignes Volk zu garantiren; allgemeine Volke⸗
Corruption zu beguͤnſtigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem
Verderben des einen file fi Vortheil zu sieben. Und
doch, o Natur.und Vernunft! mie groß, wie unmider«
ſprechlich find deine Rechte! da, eben da, indem ſich alles
per⸗
vᷣrieſt ergrad. 31
verſchworen, fh wechfelämeife zu Grund zu richten,
muß das Gift zum Rertungsmittel dienen. Weil man
Unterdrädung begänfige, fo bört folde auf, und die
Bernunft fängt au, in ihre Rechte zu treiten, da wo man.
fie verdrängen mil. Da jeder andere blenden will, ſa
muß doc wenigſtens er ſehen, ſich auf beifere Verfaffung,
au fegen, um über den.andern Vortheil au kaben, und Bere,
wunfs und Wiffenfchaften beguͤnſtigen, eben meil er fe,
dep den andern verbrängen mil. Dazu gebiren Kinfe,
und vernünftige Anftalten, die Aufklärung des einen bee
färdert die Auftlärung des andern, der fonk-unterlicgent
würde. Könige feden es felbR ein, daß, ed nicht aut fen
fiber eine Horde au. berrfhen, der Drug Kingt an au ver⸗
ſawinden, und die Ssegheit fteint auf ihrer Arge empor«,
Nun fanat die Gefeßgebung an vernünftiger werden,
gun blüber das Eigentum und Induftrie. Nun gicht es
Väter uad Kinder, die Aufklärung ' verbreitet (ib auf,
der ſtdͤndlichen Abfcht, liſtige Menſchen zu bitten, um,
da Mittel zut Befriedigung der Eroberungsiucht der
Sönige, und zur Unterdrüdung anderer zu merden, durch
eine unerbörte Metamorphoſe, wieder durch die Grobe»
rungäfucht der menichliden Natur und Vernunft abge⸗
nommen. Die Menfchen unterſuchen ibre uriprünglihen,
Rechte, und greifen endlıdh zu den fo lang verfannten Mits
«ein, um die Belsgenpeit zy benugen, ſich in der Mittels
weit zu verfiktken, auf dieſe Att die bencriehende Revos
lxuon des menfäuchen Geiſtes au befürbein, Sch vor dem
Kuͤa.
X Prieſtergrad.
Ruͤckfall su ſichern, und uͤber ihre bisherige Unterdruͤcker
einen ewigen Sieg zu erfechten. Aber dieſer Sieg wuͤrde
uch au kurzer Dauer ſeyn, Die Menſchen würden nur gar
zu bald in ihre vorige Erniedrigung zurüdtchren ; wenn
nicht die Vorſicht von uralten Zeiten vornearbeitet, und
idnen die dauerbdafteſten Mittel dargeboten härte, die fich
Bis auf unfere Zeiten erhalten, und die ſtille und ſichere
Kriebfedern geweſen, um dereink die Erlöfung des Men«
ſchengeſchlechts au bewirken,
Diefe Mid find Beheime Weisheitsſchulen, diefe wa⸗
ven vor allzeit die Archive der Natur und der menfchlichen
Rechte / durch fir wird der Menſch von feinem Sal fich
erholen, Farſten und Kationen werden chne Gewaltthaͤ⸗
tigkeit yon der Erde perfehwinden, das Wienfchenges
ſchlecht wird dereinſt eine Familie/ und die Welt der Auf⸗
enthale vernänftiger Wienfchen werden, Die Moral allein
wird dieſt Veränderungen unmerkbar berbeyführen. Je⸗
der Hausvater wird dereinſt, wie vordem Abraham und
Vie Patriarchen / der Prieſter und der unumſchraͤnkte Here
feiner Familie und die Vernunft das alleinige Geſetz buch
der Menſchen feyn,
Dieſea IR eins unfree großen Grbeimniffe: vernimm
Die Beweiſe davon, und ſodann die Art, wie es auf
uns gekonuen.
Durd
3 Prieſtergrad.
Ruͤckfall su ſichern, und ber ihre bisherige Unterdruͤcker
einen ewigen Sieg au erfechten. Aber dieſer Sieg wuͤrde
von au kurzer Dauer feun, die Menfchen würden nur gar
au bald in ihre vorige Erniebrigung zurüdfchren ; wenn
nicht die Vorſicht von uralten Zeiten vornearbeitet, und
ibnen die dauerbafteſten Mittel dargeboten härte, die ſich
Bis auf unfere Zeiten erhalten, und die ſtille und ſichere
Kriebfedern geweſen, um dereink die Erlöfung ded Men«
ſchengeſchlechts au. bemirfen,
Diefe Mittel find geheime Weisheitsſchulen diefe wa⸗
von Por allzeit die Archive der Natur und der menfchlichen
echter durch fir wird der Menſch von feinem Sal ſich
erbolm, Farſten und Kationen werden chne Gewaltthaͤ⸗
tigkeit von der Erde verfchwinden, das Menſchenge⸗
ſchlecht wird dereinſt eine Samitier und die Welt der Auf⸗
enthalt vernänftiger Wienfchen werden, Die Moral allein
wird dieſt Deränderungen unmerkhar herheyfuͤhren. Je⸗
der Hausvater wird dereinſt, wie vordem Abraham und
Vie Patriarchen / der Prieſter und der unumſchraͤnkte Here
feiner Familie und dig Vernunft das alleinige Geſetzbuch
der Menſchen ſeyn. | .
Dieles in eins unfrer großen Gedeimniſſe dernimm
die Beweiſe davon, und ſodann die Art; wie es auf
uns artommen,
Durd
Vrieſtergrad. 9
Durch melden tollen Wahn und Kurafichtigkeit dar
ben ſich dod Menſchen vorſtellen Finnen, diefe Welt
und das Menſchengeſchlecht werde allezeit fo, wie bisbero
auf diefe Art beberrfct werden? Wer bas den Vorrath
der Natur ergrändet , und ihr, deren Gefeh Einbeit in ‚
unendlicher Mannigfaltigkeit it, bier Die Graͤnzen anges
wieſen, und fill zu Reben geboten? den alten Zirkel
ewig du durchlaufen, Mich ewig du wiederholen, oder
blos allein die pbofirhe Graͤnzen der Herrſchaft au were
süden, und von der Monarchie aus, nun nach vollen»
detem Laufe von folder neuerdings anzufangen? Geit
wann iR unfer Unvermögen vorher gu (eben, in die ent ⸗
fernieſte Zukunſt au blicken, zugleich ein Schranken für
Vie unaufpaltbare, ſich einmal wiederbolende Natur?
Wer hat den Dienfchen, dem beten, klaͤgtten, aufgePläte
teften Menſchen zur ewigen Knechtſchaft verdammt ? und
den einsigen praͤdeſtinitten Knecht der Natur, oft den
Schwaͤchtten einer ganzen Nation, zur ewigen Herrſchaft
berufen? Das Eöunte tur der Gedanke eines Fuͤrſten
fen, oder deifen, der Ehrgeis genug bitte, die Herr⸗
ſchaſt Aber andere beffer zu verlangen. Warum foll das,
was bishero doch allzeit geſchehen, warum fol fi
die politiſche Einrichtung nicht vielmehr nach der jedes⸗
maligen Säbıgkeit und Empfänglifeit der Menfchen
richten? Warum, wenn ber Grund aller Herrſchaft
dinwegfut, fol die unfellge Folge fteben bleiben?
Warum (oU es uambglic) ſeye/ das das menfälihe Ber
Takt
30 . Prieſtergrad.
tionaf » Freybeit, und Vorlaͤnfer und Muſter der fpäter
errichteten ſtebenden Mitig, beyde au einerlen Zweck:
nur die eine im baaren Gelde, die andern in liegenden
Gründen für ihre Unterdrädung und Henkersdienfte befols
der, und sum Mord und Raub unfchuldiger Menichen
gemietbet.
\
Nun fielen Menſchen über Menſchen, Nationen über
Nationen, MAlfenbiur floß auf allen Seiten. Es ents
flund aus den Ueberwundenen eine neue Klaffe von Mens
ſchen, die man SNaven nannte, ganz für andere , nicht
für fih gefchaffene Menfchen, zur Willkuͤhr Des Webers
winders, ohne Erwerb, obne Eigenehum.
Thoͤrichte Völker! die es nicht vorher faben, was
mit ihnen geſchehen ſollte, die dem Deſpoten balfen, die
menſchliche Würde bis zum Viehe zu erniedrigen, um
dereinſt mit ihnen ein Gleiches zu verſuchen, die Sklave⸗
ren der Uebermundenen wurde das Modell vonder Skla⸗
verey der Ueberwinder. Ihr Verbrechen war an ihren
Nachkommen gerochen, fie durften nur ihre rengen Sitten
verliehren, der Weichlichkeit fi ergeben, und an den
finnlichen Bedärfniffen Geſchmack finven, wozu fie der
Ueberfluß der gemachten Beute vorbereitet, fo war der Sie»
ger der Heberwundene, und der Ueberwundene der Sieger.
Diefe waren wichtige, aber nicht die einzigen Solgen
yon der Errichtung der Staaten ; die Menfchen, die eins
’ mal
\
33 Prieſtergrad⸗
mehr lebten, und die ausgearteten Urenkel ihre Rechté
vergeſſen hatten: da entſtanden endlich die Patrimonial⸗
Reiche und der Defpotismus ſtuͤrmte auf die ſorgenloſe
Menſchen berein: nun wurden die Kinder und Vaͤlker
wie eine Heerde verkauft, vertbeilt, verſchenkt, auf die
Schlachtbank geliefert. Statt des Geſetzes tratt die
Willkuͤhr der Fuͤrſten ein: fie machten ſich ſelbſt zum
Zweck: die Nation war blos Mittel, um die Phantaſie
des Fuͤrſten zu befriedigen. Nunmehr war die Gewalt
dieſer nicht mehr vom Volk, die Gewalt Menſchen zu |
mishandeln, wurde unmittelbar von Gott abaeleitet: Leo
ben, Gut und Ehre der Bürger mar ihrer Willfühe
überlaffen. Nunmehr fabe man Fuͤrſten, ohne Einſicht,
und forgenlos über dA8 Schickſal ihrer Untertbanen in
Wolluͤſten erſaͤuft. Einen Hof ohne Eitten und vol
vom Berderbniffe, das fib bis in die uñterſten Klaffen
verbreitet, das Lafter in der Höhe, die Tugend in Kets
ten; Schmeiheley, Niederträchrigkeit an ihrem Platz:
Wiſſenſchaften und Vernunft unterdrüdt: "Niemand an
feiner gehörigen Stelle: die wichtigen Aemter des
Etaatd den Meiftbietenden, der Gunft der Höflinge "
und unzuͤchtigen Bubldirnen feil gebotn: die Nation
in Armuth, .das Land verlaflen und ungebaut, die Ins
duftrie niedergefchlagen, der Handel unterdrädt: Un
ſicherheit des Eigenthums: die Großen unabhaͤngig von
Geſetzen: der gerechte und tugendbafte. Mann der Wuth
jedes Niedertraͤchtigen, dem er nicht huldigen wollte,
Preis
|
Lrieſtergrad⸗ 25
Moralitaͤt nicht verſtopft war, und fo lange dieſe im
Gange iſt, Hilft alle Rebolution nicht; nachdem die Koͤnige
Das Geheimniß gefunden, entweder In der Wahl ber Res
präfentanten des Volks ihren Anıheil zu haben, ihre Ans
danger dazu gu beförbetij, Oder unter dieſen bie Corrud⸗
tion zu derbreiten , den Hunger nach Gold zu erwecken /
oder durch Hofaͤmter die Stimmen zu etkaufen, öder durch
die ſtehende Miliz die Stimme bed Vaterlandes zum
fehweigen zu bririgen, Andere, welche die Gewalt eines
einzigen durchaus verſchmaͤhten / wählten die populariſche
Verfaſſung. Aber fie fanden bald, bag die Frebheit ein
Gut fen, deſſen nicht ein jeder fähig il, der ſich eri kurz
von dem Verderben der Monarchie loegeriſſen, dab die
Geſchaͤfte eines Volkes nicht allezeit vor der verſammelten
Volksmenge koͤnnen behandelt werden. Au dieſem Ende
waͤdlten fie Borttehet und Repraͤſentauten, bie wit dee
Seit vergaßen, daß fie ihre Auftraͤge erſt Som Bold erhata
ten, und nicht in eignent, ſondern fremdem Nahmen ſich
zu verfanintelr berechtigt wÄren. Diele aruͤndeten alſo
L
eine Ariftocrasie, in welcher die Kluͤgern Bie Schwaͤchern
son Geſchaͤfften nach und nach entfernten, und alſo zur
Oligarchie / und auf die neniliche Art bald darauf zut
Monarchie und Deſpotismus zuruͤckgiengen. Auf dieſe
Art mar nun der ganze Zirkel von Staatsderaͤnderungen
durchloffen, bis endlich die Höfe durch die Erfindüng bes
Spſtems vom Gleichgewicht der Staaten die Resolutionen
erſchwerten, und dadurch ſich das Recht ihre Untergebe⸗
C a neh
35 Jrieſtergtab.
wen zu dtuͤcken und mach Willführ zu behandeln, erſt noch
weiter befeſfigten. Dieſes Syſtein des Gleichgewichts iſt
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art don ſtillſchweigender
Convention ; ſich durch die Eiferfucht der einen, und bie
Hilfe der andern bey’ den großen innerlichen Zerrättunk
gersu erhalten, * Nunmehro brechen Rebellionen und Res
volutionen der Voiker feltner aus. Weil keiner dem an»
dern den Befiß eines durch fih-derfallenen Reichs gönnet,
fo erhalten ſich ſolche noch ben au ıhrer Schwäche: "und
wir feben nicht fo häufig, wie vordem, Staaten entiteher
und vergeben, es müßten dann zuvor mehrere der Staͤr⸗
kern ſich am Raub und Vertheilung des finfenden Reiches
einverſtanden · haben: und Könige führen fih nun anf;
wie unmoralifche Menſthen im natuͤrlichen Zuftande:
Mit deni-Befin des ihrigen unzufrieden, begierig na
fremden But, Tauern fie auf jede Gelegenheit und günftige
umftänder uni ihre Nachbaren zu uͤbervortheilen, fich
zu vergtoͤßern⸗ Treu und Glauben und Gerechtigkeit zn
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, ſich und andere
von der Erde zu vertilgen. Dieſes ift auch wuͤrklich die
äußerfte Eruffe vom menſchlichen Verderben , fi einan⸗
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend alle Ungerechtigfeiten ges
en: fein-eignes Volk zu garantiren ; allgemeine Volke.
Corruption zu begänftigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem
Berberben des einen für ſich Vortheil zu ziehen. Und
doch, o Ratur und Vernunft! mie groß, wie unwider⸗
ſprechlich find deine Rechte! da, eben da, indem fihalles
ver⸗
el
Briekergrad.. 37
verſchworen, ſich wechfelömeife zu Grund zu richten,
muß das Gift sum Rettungsmittel dienen. Weil man.
Unterdrädung beguͤnſtigt, fo hoͤrt ſolche auf, und die
Bernunft fängt an, in ibre Rechts zu tretten, da wo man
fie verdraͤngen will. Da jeder andere blenben nill, (a.
muß doch wenigſtens er ſehen, ſich auf beifere Verfaflung,
zu fegen, um über den andern Vortdejl zu haben, und Ver⸗
uunfs und Wiſſenſchaften begänfigen, eben weil er fe,
bey den andern verdrängen will. Dazu geboͤren zönfe,
und vernünftige Anftalten, die Aufklärung des einen ber
färdert die Auftlärung des andern, der fonft. ganterliegen
würde. Könige feben es felbft ein, Daß. 68, nicht aut ſey/
über eine Horde au berrſchen, der Drud fängt an zu ver⸗
ſchwinden, und die Freyheit ſteigt aus ihrer Alıhe empor.
Nun faͤngt die Gefeae bung an vernünftiger au, werben,
gun bluͤhet das Eigenthum und Induitrie. Nu. giebt ed
Väter und Kinder, die Aufklärung verbreitet ſich aus
ver ſtdaͤndlichen Abſicht, liſtige Menſchen zu bilden, um,
da Mittel zur Befriehigung der Eroberungsfacht der
Foͤnige, und aur Nnterdruͤckung anderer zu weiden, durd
eine ı unerbörge Metamprpbofe., wieder durch die Großes
rungsfucht der menſchlichen Natur und ) Vernunft abgen.
nommen. Die Menfchen unterfucen ihre urſpruͤnglichen
Rechte, und greifen endlich zu den ſo fang verfannten Mit⸗
geln, um bie Gelegenpeit 3y benugen, fi fd | in der Mitiele
zeit zu verftärken , auf diefe Het die bevortiebende, Reyo⸗
Intion des menſchlichen Geiſtes zu befördein, io vor dem
Ruͤck⸗
v
48 Prieſtergrad.
ſchlecht zur hoͤchſten Vollkommenheit, zur Faͤhigkeit, ſich
ſelbſt zu leiten, gelangen koͤnne? warum ſoll der ewig
gefuͤhrt werben, der ſich ſelbſt au führen verſteht? Sollte
es alſo unmoͤqlich ſeyn, daß das menſchliche Geſchlecht,
oder wenigſtens der groͤſte Theil dereinſt volljährig wer⸗
de? Kanns der eine, warum nicht-auch der andere? Ver⸗
fahrt mit dem andern, mie mit dem erften, zeigt ihm
fein wahres Intereſſe, lehrt ibn die große Kunſt zu bes,
gebren, die Herrfchaft feiner Leidenſchaften, lehrt ihn
fleißig von Jugend auf, wie notbwendig cin Menſch dem
andern fen, daß man, um Beine Beleidigung au erfabren»
ſich auch der Beleidigung anderer entbalten,. um von
andern Wohlthaten zu erhalten, auch gegen ‚andere
wohlthaͤtig ſeyn muͤſſe. Verbreitet. unter, Menſchen
Duldſamkeit, Nachſicht, Beſcheidenheit, Liebe und
Wohlwollen, lehrt ihn das alles, macht es ihm durch
Gründe, Erfahrung, Bepſpiel fuͤhlbar, und feht, ob
dieſer Menſch eines andern zu feiner Leitung beduͤrfe.
Oder follten wohl die meillen Menſchen zu ſchwach ſepn /
Diefe:einfache Grundſaͤtze einzuſehen, und fi davon zu
übersengent ST dann ift ed mit unferer Gluͤckſeligkeit
votbey! gebt euch” feine weitere Mübe, Menſchen zu
beſſern und aufzuklaͤren, für welche die einfachften durch
die zaͤgliche Erfahrung beftättigten Lehren der Vernunft
ſchon unbegeeinich find; warum erzoget ihr fie zu einte
Religion ‚die für die einfachſten Stände ift, und- doch
bie veneniräubren und Paichten, Die in euern Augen Une
" moͤglich⸗
Prieſtergrad. 41
moͤglichkeiten find, verbreitet? O Voruriheil und Wider⸗
ſpruch in den Gedanken der Menſchen! — Das Reich
ber Dernunft, die Faͤbigkeit ſich ſelbſt zu leiten, ſoll für
den aröfen Theil der Menfchen eine Unmoͤglichkeit, ein
Traum fepn, und auf der andern Seite erkennt fie doch
Das Dorurtbeil als den befchiedenen Erbtheil jedes Koͤ⸗
nigsſohns, und der ganzen herrſchenden Samilie, fo wig
auch eines jeden-andern, "den eigne Genuͤgſamkeit und
‚günflige Umſtaͤnde von andern unabhaͤngig gemacht? Alſo
ſoll die ganze Gluͤckſeligkeit des menſchlichen Geſchlechts
ein ewiges Theil des Ungefaͤhrs bleiben? Sie dieſe ein»
sige Guͤnſtlinge des Gluͤcks follen das fchon als ein Vor⸗
recht der Geburt befigen, was fie dach folten zeigen,
und was ben: und übrigen durch .eine fütale Nothwen⸗
digkeit zur Knechtſchaft beitimmten, Vernunft und Mor
ral niemal zu bewirken im Stande wären? Iſts zu ge⸗
ringes: Gefühl. feiner Würde oder eigeue Kursfichtigfeit,
Unvermägen in die Zußunft zu ſchauen, Vorurtheil gegen
fein eigenes Geſchlecht, ader Prävention für den Defpos
sismus, der und auf diefe Gedanken verleitet: oder ſind
wir (don, gar zu tief unter unſre Würbe gefunfen,
daß wir. unfere- Ketten nicht mehr fühlen. fie kuͤſſen⸗
und fogar die Ärgfte, Erniedrigung ertragen, ald nur
den Gedanken zu wagen, nicht. durch Rebellion und ge⸗
maltfame Yorhüttelung des Jochs, Sondern durch Hilfe
‚der Vernunft in die Frepheit au tretten? 2 Alſo! weile® -
morgen noch nicht geſchieht, fa wird cd auch niemalen
geſche⸗
E
E
N
.
42 Prieſtergrad.
geſchehen? Laßt kurzſichtige Menſchen Baraus folgern,
was fie nur wollen, fie werden ſchließen und ſchließen,
und die Natur handelt, fie die unerbittlich gegen derley
eigennügige Sorderungen if, gebt ungehindert ihren
majeſtaͤtiſchen Gang fort: und an ihrer Hand find wir
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag
immerhin binweafallen, was mancher nicht wollte, daß
es hinmegfiele , alles wird ſich wieder von felbi ordnen,
Die Ungleichheit gleich werben, und nad dem Sturm
wird die Stille erfolgen. Alle unfre Einwuͤrfe beweiſen
em Ende nichts weiter, als daß wir an-die dermalige
Einrichtungen su ſehr gewohnt, zu einer Zeit, wo wie
nicht mehr daran Theil haben, doch zu verliehren glans
ben: und wir Iäugnen vielleicht blos darum ‚die Möge
lichkeit einer allgemeinen Unabhängigkeit, weil uns das
Gegentheil vortheilhafter iſt, oder vielleicht felbft noch
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herrn und Gebie⸗
ter von einer Heerde Menſchen zu werden, und bey
denen, ſo es wuͤrklich ind, da gefteben wir es gern, daß
Die Beredfamkeir aller Redner Griehenlands und Roms
Faum hinlaͤnglich fen, Re von einer Wabrbeit zu über
führen , die mit ihren Wuͤnſchen und Ermartungen in
widriger Beziehung ſtehet: denn & gehoͤrt riefenmäßige
Seelenttärfe dazu, etwas auch gegen fein Intereſſe wahr.
zu finden. Hier erforfche fich jeder, ob er zu Diefem
Grad der Erleuchtung ſchon gefommen fey, dann erft
werden ihm manche Dinge der Welt verfländlicher werden.
Saft
44 Prieſtergrad.
Verſuche, und unfrer endlichen Erloͤſung. Hier Reben
wir in der Mitte. eine heilige Woral muß die zweyte
große Periode vorbereiten, und mitten durd die nach⸗
folgenden übrigen traurigen Erfahrungen une zum ende
lien Ziel, zum 1oojährigen *, ja ewigen Reiche der
Wahrheit und Frepheit führen. Aber dazu gehds
ren noch große Anfalten, welche Die gegenfeitis
gen Mafhinen nah und nah unmirkfam machen
müffen. Don bepden wollen wir eine Zeichnung vorle⸗
ven. Wer Menfdien unterjoden und von ſich abhängig
machen will, der erwecke unter ihnen Bedürfniffe, deren
Berriedigung fie nur durch ibn erbalten koͤnnen. Es i&
unbefchreiblich, wie feht dieß unbedeutend fheinende Band
it. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein und dergl. find,
- die Eräftinften Mafchinen des Despoten, wenn er feine
ſchwere Hand darauf legt: Je häufiger und febhafter und:
dringender. diefe Bedärfniffe werden, je mehr werden fie
von ihm abhangen: er verbreite unter ihnen Furcht, Uns:
wiffenheit und Liebe zum finnlihen Vergnuͤgen.
Je weniger eine Nation mit.den Gemaͤchlichkeiten
Des Lebens befannt if, um ſo freper iſt ſie noch; fo bald,
Die Völker des Nordens mit den Vergnügen des weich.
lihen Mittags befannt wurden, fo gieng auch ihre Frey⸗
heit verloren. Weichliche Menſchen And die abhängige.
—— ſten
%) Soll vielleicht helfen zooojährigen.:.
45 Prieſtergrab.
Mer alle Menſchen frey machen will, der vermindse
ihre nnedle Bedürfniße, deren Befriedigung nicht im
ihrer Gewalt I: der mache fie aufgeflärt, muthig, und
verſchaffe ihnen Rrenge Sitten: der lebre fie Raͤßigkeit,
Nuͤchterndeit, und die große Kunſt vernünftig zu begebren.
Ber den Menſchen Mäßigkeit, Genuͤgſamkeit und Zufrie⸗
denheit mie ibrem Stand predigt, ik den Thronen weit
.. gefährlicher , als wen er deu Koͤnigsmord prebigte-
Wer unter Menſchen eine allgemeine und dauerhafte
Frepheit einzuführen gedenkt , der Eldre die meiften auf,
und lehre, fih mit wenigem au befriedigen: der ermede
vernuͤnftige, wechfelfeitige Beduͤrfniſſe: der verbindere,
daß nicht um des Bebürfniffes willen zu viel einer allein _
brauche , fonft entſteht bev den wenigern, die fie nit -
brauchten, eben dadurch ein neues Beduͤrfniß, Furcht
vor feiner Macht.
Aufklärung des einen, um den andern in. Jrrthum
zu erhalten, giebe Macht, und führet die Knecht⸗
fchaft ein,
Aufklärung, um andere wieder aufzuklaͤren, giebt
Srepbeit.
Mer alfo allgemeine Srepbeit einführen will, ber
derbreite allgemeine Aufklärung: aber Aufklärung beige
bier nicht Worts fondern Sachenkenntniß, ift nicht die
Kenntniß von abſtracten, fpeculativen, theoretiſchen
Kennt⸗
Prieſtergrad. 4
Lenniniſſen, die den Wein aufblaſen, und d das Herꝛ u
nichts beſſern.
Aufklärung it, au wiſſen/ mie ſeye / was. ander
te ſeyn, was andere fordern, Was ich fordere: au willen,
daß ich mir niche allein erklecklich bin, daß ich ohne Hilfe
meiner Nebenmenfchen nichts bin. fie als einen weſent⸗
lichen Theil meiner Gluͤckſeligkeit betrachtet, ihren Beys
fall, Gunſt au ſuchen, zu. willen Daß ich folchen nicht ers
balte auffer durch Ausuͤbungen, die ihnen nutzbar find:
zu wiffen, daß wenn ich nichts für fie leiſte, fie auch ent⸗
gegen nichts für mich uͤbernehmen, ſeine Drätenfionen au
"mäßigen; nachgiebig gegen Fehler, tolerant gegen anderer
Mepnungen, und mit feinem Schickſal zufrieden zu les
ben, trauren mit dem Leid des andern, ihm helfen, wo
man fan, und fich freuen über Ihre Sreuben, fo wie
über feine eigene , feinen Ucberfiuß sum Nugen anderer
verwenden: diefed allein verdient Aufklaͤrung su beiffen.
Geber jedem Menſchen diefe Beagifte und Grundfäge.
Wie kann ich leiden, untergeben,, wie iſt es möglich, daß
ih ohne Hilfe au Grund gebe? Koͤnnt ihr niche allen
Menſchen auf einmal diefen Grad der Aufklärung vers
ſchaffen, fo fange ihr, wenigſtens ihr beſſer unter euch ſelbſt
an. Dient, beift, verſichert euch wechſelweis, verniehre
eure Zadl, macht euch wenigſtens unabhängig, und laßt
das übrige die Zeit und eure Nachkommen ıbun. Habt
ibr euch auf eine gewilfe Zahl durch euern Bund vers
ſtaͤrkt,
48 Ä Prieſtergrad.
ſtaͤrkt, To ſend idr ſichetr, und fangt an maͤſchtig und
fuͤrchterlich zu werden, ihr fangt eben darum an, bey dem
Boͤſen fuͤrchterlich zu werden, viele von ihnen, um nicht
zu unterliegen/ werden:von’Tefbft gut werden, und zu
eurer Fahne uͤbertretten. Run ſeyd ihr ſtark genug, Deus
noch Äbrigen Reſt die Hände zu binden; fie su unters
werfen, und die Bosheit eber im Keime zu erſticken:
Der Weg,/ die Aufklärung allgemein zu machen, ift nicht
mit der ganzen Welt auf einmal anzufangen: fang erfk
mit dir an, dann wende dich am deinen Nächiten, und
ihre Beyde Härt einen Deitten und Vierten auf, die fich
“fo lang weiter verbreiten werdens bis bie. Bub! und
Staͤrke die Macht geben.
Wer alfe allgemeine Aufflärung verbreitet, Vers
ſchaft zugleich eben dadurch allgemeine wechſelſeitige Sie
cberheit, und allgemeine Aufklärung und Sicherheit
machen Fuͤrſten und Staaten entbebrlih. Oder wozu
braucht man fie fodagn$
Wenn diefe. Aufklärung cin Wert dee Moral ik,
fo nimmt auch Aufklärung und Sicherbeit au, in dem
Maaß, wie die Moral zunimmt. Die Moral ift alfo
Die Kunſt, welche Drenfchen lehrt volljährig zu werden,
der Vormundfihaft los zu werden, in ihr männliches
Alter au tretten, und die Sürften au entbehren.
Prieſtergrad. &
Wie die Weichlichkeit und der Luxus Äberhand nebs
men, ſo nimmt auch die Moral, die wahre Aufklärung
und die Sicherheit ab.
Weichlichkeit macht die Fuͤrſten nothwendig, ein Kunſt⸗
grif, den alle Deſpoten gebraucht, um National⸗
Srepbeit au unterdräden: und fein Fuͤrſt fan den
Zurus‘und Das Verderben der Sitten verdrängen
ohne feine Macht zu entfräften. Verbannet aus
“der Monarchie den Luxus und fein Gefolg, -fo
wacht ihr es sur Democratie.
Mer Revolutionen bewuͤrken will, der dndre die Sit⸗
ten, er mache fie beffer oder ſchlechter, fo. entſteht
mit der Zeit eine Republik oder ein defpotifcher
Staat: Die Berdttigung davon liegt in jeder Ges
ſchichte.
t
Wenns alſo unmoͤglich waͤre, allgemeine Frepheit
dereinſt in die Welt einzuführen, fo wäre es darum un⸗
möglich, weil die Moral und die einfachſte auf die
Erfahrung jedes Menfchen gebaute Moral nicht allge⸗
-mein werden fan. O! der muß den Reiz def Tugend
und die Macht der Vernunft nicht kennen, er muß
felbf in der Aufklärung zuruͤck ſeyn, daß er fo gering
‚von feinem Weſen und von der ganzen. menſchlichen
Natur denkt: er muß Verderben wünfchen , weil er das
DVerderben von Menſchen untrennbar glaubt... Konnte
ichs oder er ſelbſt, warum nicht ein anderer? Er thue
» nur
Briefiergrab. 4
Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein
biefe große Veränderung bervorbringen fol, dem Mens
ſchen feine Sreiheit zu geben, das große herrliche Reich,
das Reich der Edeln au errichten, und.H uchelev, Lafter,
Aberglauben und Defpotismus su zerſtoͤren, fo wird und
begreiflih , warum der Deden von feiner unterſten Klaffe
an, die Sitrenlebre, die Kenntniß feiner felbt und an⸗
derer fo gewa:tig empfoblen, warum er jedem Neuling
erlaubt, feinen Sreund heruͤber zu führen, um den Bund
au verflärfen, und eine Legion zu errichten, Die. mit
geößerm Grund, als jene zu Theben, den Namen dee
Heiligen und Unübermwindlichen fübret, weil bier Freund
an der Seite des Freundes feſt an einander geſchloſſen,
ſtreitet, und die Rechte der Menſchheit, der urſpruͤng⸗
lichen Freyheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber
die Moral, welche dieſes bewirken ſoll, muß ſich nicht
mit Spitzfindigkeiten abgeben, den Menſchen erniedrti⸗
gen und unter ſeine Wuͤrde herabſetzen, ſorgenlos gegen
das Zeitliche machen, den Genuß und die unſchuldigen
greuden des Lebens verbieten, den Menſchenhaß befoͤr⸗
dern, den Eigennutz ihrer Lehrer begünftigen, Verfol⸗
sung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft wi⸗
derfprechen , den vernünftigen Gebrauch der Leidenſchaf⸗
ten unterfagen, Unthaͤtigkeit, Müßiggang , Verſchwen⸗
Dung der Güter an heilige Müßiggänger ald Tugend vor⸗
ftellen, und ſchon von Menſchen gepeinigte Menschen
mit der Furcht der Hole und des Teufels sur Klein⸗
2 muth
+
42 Prieſtergrad.
geſchehen? laßt Purafichtine Menſchen Baraus folgern,
was fie nur wollen, fie werden ſchließen und ſchließen,
und die Natur handelt, fie die unerbittlich gegen derley
eigennüupige Sorderungen ift» gebt ungehindert ihren
majeftätifhen Gang fort: und an ihrer Hand find wir
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag
immerbin binmenfallen , was mander nicht wollte, daß
ed hinwegſiele, alles wird ſich wieder von felbit ordnen,
Die Ungleichheit gleich werden, und nad dem Eturm
wird die Stille erfolgen. Alle unſre Einwuͤrfe beweifen
am Ende nichts weiter, als daß mir an-die dermalige
Einrichtungen au ſehr gewohnt, su einer Zeit, wo mie
nicht mehr daran Theil haben, doch zu verliehren glau⸗
ben: und wie Iäugnen vielleicht blos darum die Moͤg⸗
fichfeit einer allgemeinen Unabhängigfeit, weil uns das
Gegentheil vortbeilhafter it, oder vielleicht ſelbſt noch
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herrn und Bebier
ger von einer Heerde Menfchen zu werden, und bey
denen, ſo es wuͤrklich And, da gefeben wir es dern, daß
Die Beredſamkeit aller Redner Griechenlands und Roms
kaum binlänglich ſey, fie von einer WBabrbeit zu uͤber⸗
führen , die mit ihren Wuͤnſchen und Erwartungen in
widriger Beziehung ſtehet: denn 4 gehoͤrt rieſenmaͤßige
Seelenſtaͤrke dazu, etwas auch gegen fein Intereffe wahr
zu finden. Hier erforſche ſich jeder, ob er au diefem
Grad der Erleuchtung ſchon gekommen ſey, dann erſt
werden ihm manche Dinge der Welt verfiändlicher werden.
| Laßt
Brieſtergrad. 43
Laßt fie alſo lachen die Lacher, und ſpotten die
Spoͤtter, wer den Bang der Natur in den vorbergeben«
den Zeiten beobachtet, wer damit das Gegenwaͤrtige vers
gleicht , der wird finden, daß folche unbetroffen, ihren
unabänderliden Weg au ihrem Ziel fortfchreite. Dem
Blicke des ungeibten Denkers find ihre Schritte uns
merkbar, und nur dem unbefangenen Denker anſchaulich,
deſſen Arbeit es ik In Jahrtauſende bineinzubliden, und
von dem hoben Maſtkorb fernes Laud zu entdeden, mo
es der untenftebende Haufen voch nicht einmal vermus
tbet. Das untrügliche Merkmal der erlauchteſten Größe
des Geiſtes. — Wem alfa die eben angeführten Gründe
nicht überführen, der mas ſich zu gaͤnzlicher Ueberzeu⸗
gung noch folgende Brundfäne bekannt machen, dann
hope ih, fol auch er mit und das Land in der Ferne
feben, und dieſes Land Kamaan heiffen. Er wird in der
Geſchichte des juͤdiſchen Volka die Geſchichte des menſch⸗
lichen Geſchlechts finden, gluͤcklich in Ihrem erſten Ur⸗
ſprung, Familien⸗Regiment, patriarchaliſches Leben, un⸗
terdruͤckt in Egypten, und von da aus fluͤchtig nach dem
verheiſſenen Land, irrend in der Wuͤſte, endlich aluͤc⸗
liche Zeiten in Bella ihres Landes, aber bald wieder uns
terjocht, his aus feinem Mittel der Mann erſchien, der
der Befreyer feines Volks, und des ganzen Menſchen⸗
geſchlechts geworden. Dieſes iſt zugleich das furze Bild
unſrer erſten Wuͤrde, unſerer nachmaligen Unterdrüdung-
unferee Wuͤnſche und Deofuuugen, unſerer mislungenen
Verſuche
44 Prieſtergrad.
Verſuche, und unfrer endlichen Erloͤſung. Hier ſtehen
wir in der Mitte- Seine heilige Moral muß die zweyte
große Periode vorbereiten, und mitten durch die nach⸗
folgenden übrigen traurigen Erfahrungen ung zum end»
lihen Ziel, zum ıoojähtigen *) ja ewigen Reiche der
Wahrheit und Srepbeit führen. Aber dazu gehds
ren noch große Anflalten, welche die gegenfeitir
gen Mafchinen nah und nah unmwirkfam machen
müffen.. Bon bepden wollen wir eine Zeichnung vorles-
ven. Wer Menſchen unterjochen und von fid abhängig
machen will, der erwede unter ihnen Bedürfniffe, deren
Befriedigung fie nur durch ihn erhalten Fünnen. Es ik
unbefchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend fcheinende Band
it. Brod, Taback, Caffe, Brandwein und dergl. find,
. die Eräftigften Mafchinen des Despsten, wenn er feine:
ſchwere Hand darauf legt: Je häufiger und lebhafter und.
dringender diefe Bedärfniffe werden» je mehr werden fie
von ihm abhangen: er verbreite unter ihnen Furcht, Une
wiffenheit und Liebe zum finnlichen Vergnügen.
Se weniger eine Nation mit. den Gemaͤchlichkeiten
des Lebens befannt ift, um fo:freper iſt ſie noch; fo bald:
die Völker des Nordens mit den Vergnügen des weich.
lihen Mittags befannt murden, fo gieng auch ihre Frey⸗
beit verlopren. Weichlihe Menſchen And die abbaͤngig⸗
— ſten
*) Sol vielleicht heiſſen zooöjährigen.:;- =
4 Srieffergrad.
Mer alle Menfchen frey machen will, der vermindre
ihre unedle Beduͤrfniſſe, deren Befriedigung nit in
ihrer Gewalt iR: der mache fie aufgeklärt, murbig, und
verſchaffe ihnen ſtrenge Sitten: der lehre fie Mäßigkeit,
Nuͤchterndeit, und die große Kunſt vernuͤnftig zu begebren.
Ber den Menſchen Mägigkeit, Genuͤgſamkeit und Zufries
denheit mir ihrem Stand Hredigt, iR den Thronen weit
. gefährlicher , ald wenn er den Koͤnigemord predigte-
Wer unter Menſchen eine allgemeine und dauerhafte
Frepheit einzuführen gedenkt, der Eläre die meiften auf,
und lehre, fich mit wenigem au befriedigen: der erwecke
vernünftige , wechfelfeitige Beduͤrfniſſe: der verbindere,
daß nicht um des Beduͤrfniſſes willen zu viel einer allein
brauche , fonft entſteht bey den wenigern, die fie nicht -
brauchten, eben dadurch ein neues Beduͤrfnuß, Furcht
vor feiner Macht.
Aufklaͤrung bes einen, um den andern in. Irrthum
zu erhalten , giebt Macht, und führer die Knecht⸗
ſchaft ein,
Aufklärung, um andere wieder aufzuklären, giebt
Frepheit. |
Mer alfo allgemeine Srepbeit einführen will, der
Derbreite allgemeine Aufklärung: aber Aufklärung bejät
bier nicht. Wort» fondern Sachenkenntniß, ift nicht bie
Kenntniß von abſtracten, fpeculativen, theoretiſchen
| Kennt:
Prieſtergrad. 4
Lenniniſſen, die den Wein aufblafen, und das Herz um
nichts beflern.
Aufklärung ik, au wiſſen, was ich fene, was. aubet
ce feyn, was andere fordern, was ich fordere: aumwiflen,
das ich mie niche allein erklecklich bin, daß ich ohne Hilfe
meiner Nebenmenfchen nichts bin / fie als einen weſent⸗
lichen Theil meiner Gluͤckſeligkeit betrachten, ihren Bep⸗
fall, Gunſt au fuchen, zu wiſſen Daß ic) ſolchen nicht er⸗
balte auffer durch Ausuͤbungen, die ihnen nußbar find:
zu wiffen, daß weunn 'ich nichts fuͤr fie leiſte, fe auch ent»
gegen nichts für mich uͤbernehmen, ſeine Praͤtenſionen zu
mäßigen; nachgiebig gegen Fehler, tolerant gegen anderer
Mepnungen, und mit feinem Schidfal zufrieden zu le⸗
ben, trauren mit dem Leid des andern, ihm helfen, wo
man fan, und fich fretien über ihre Sreuden, fo wie
über feine eigene , feinen Ueberfluß sum Nutzen anderer
verwenden: diefed allein verdient Aufklaͤrung su beiffen.
Beber jedem Menſchen diefe Beaziffe und Grundfäge.
Wie ann ich leiden, untergeben , wie iſt es möglich, daß
ih ohne Hilfe au Grund gebe? Kaͤnnt ihr nicht allen
Menſchen auf einmal diefen Grad der Aufflärung vers
ſchaffen, fo fange ihr, wenigſtens ihr beſſer unter euch ſelbſt
an. Dient, beift, verfichert euch wechſelweis, vermebrt
eure Zadl, macht euch wenigſtens unabbängig, und laßt
das übrige die Reit und eure Nachkonımen thun. Habt
Ihr euch auf eine gewiſſe Zabl durch euern Bund vers
ftärft,
a8 | Brieflergrad.
ſtaͤrkt, ſo ſend. ide ſichet, und fangt an maͤchtig und
" fürchterlich zu werden, ihr fangt eben Darum: an, bep dem
Boͤſen fürchterlich zu werden, viele von ihnen, um niche
guiunterliegen, werden:von’Tefbft gut werden, und au
eurer Fahne Übertretten. Run ſeyd ihr ſtark genug, dem
noch Äbrigen Reſt die Hände zu binden, fie su untere
werfen, und die Boshert eber im Keime au. eritidens
Der Weg, die Aufklärung allgemein zu machen, ift nicht
mit der ganzen Welt auf einmal anzufangen: fang erft
mit dir an, dann wende dich am beinen Nächten, und
ihr Beyde Hirt einen Dritten und Vierten auf, die fich
fo lang weiter verbreiten werden, bis die.Sapl und
Stärke die Mache geben. 5
Wer alfo allgemeine Aufflärang verbreitet, vers
ſchaft zugleich eben dadurch allgemrine mwechfelfeitige Sie
cberheit, und allgemeine Auffldrung und Sicherheit
machen Fuͤrſten und Staaten entbebrlic. Oder wozu
braucht man fie fobagn$
Wenn diefe. Aufklärung ein Werk der Moral if,
fo nimmt au Aufklärung und Sicherheit u, in dem
Mach, wie die Moral zunimmt. Die Moral ift alfo
die Kunſt, melde Menſchen lehrt vonjährig zu werden,
der Vormundfihaft los zu werden, in ihr männliches
Alter au tretten, und die Sürften au entbehren.
— —— Au
Prieſtergrad. 49
Wie die Weichlichkeit und der Luxus uͤberhand neh⸗
men, fo nimmt auch bie Moral, die wahre Auffläcung
und die Sicherheit ab.
Weichlichkeit macht die Fuͤrſten nothwendig/ ein Kunſt⸗
grif, den alle Deſpoten gebraucht, um National⸗
Srevbeit au unterdruͤcken: und kein Fuͤrſt kan den
Luxus und dad Verderben der Sitten verdrängen
ohne feine Macht zu entfräften. Verbannet aus
der Monarchie den Lurus und fein Gefolg, -fo
macht ihr es zur Democratie.
Wer Revolutionen bewuͤrken will, der Andre die Sits
ten, er made fie beffer oder fchlechter, fo. entſteht
mit der Zeit eine Republik oder ein defpotifcher
Staat. Die Beſtaͤttigung davon liegt in jeder Ges
ſchichte.
Wenns alſo unmoͤglich waͤre, allgemeine Frepheit
dereinſt in die Welt einzufuͤhren, ſo waͤre es darum un⸗
moͤglich, weil die Moral und die einfachſte auf die
Erfahrung jedes Menſchen gebaute Moral nicht allge⸗
mein werden kan. O! der muß den Reiz det Tugend
und die Macht der Vernunft nicht kennen, er muß
ſeibſt in der Aufklaͤrung zuruͤck ſeyn, daß er fo gering
von ſeinem Weſen und von der ganzen menſchlichen
Natur denkt: er muß Verderben wuͤnſchen, weil er das
Verderben von Menſchen untrennbar glaubt. Konnte
ichs oder er ſelbſt, warum nicht ein anderer? Er thue
2 nur
8 Prieſtergrad.
wur das, mad wir bepde gethan: man konnte Menſchen
zum Tod, zu aller Art von religiöfer und polirifcher
Schwaͤrmered, zur Selbfipeinigung und zur Verzicht auf
alle Sceuden des Lebens bauffenmweis bereden, fo bereden,
daß man ihnen Ruhe und Zufriedenheit nebme, fobald
man ihnen ihre Mepnungen entzogen: und Die einzige
wahre Leitung der Menſchen au ihrer Gluͤckſeligkeit follte
allein einer Unmöglichkeit unterworfen feun? Die Men«
ſchen find fo boͤs nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora⸗
liſten befchreiben, fie find ds, weil man fie dazu macht,
weil fie alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang
und boͤſes Bepſpiel. Sie wuͤrden gut ſeyn, wenn man
ſich die Mübe damit geben wollte, wenn bad Intereſſe
vieler nıcht au ſehr dabey gefränft würde , wenn ſich nicht
Alles verfchworen hätte, Menichen 608 zu erhalten, um
feine darauf gebaute Macht zu erhalten. |
Denkt von der menſchlichen Natur mwürdiger , geht
muthig an das Werk, und ſcheuet feine Schwierigkeit,
Macht die obige Grundfäge zu Mepnungen, und laßt ie
in die Sitten übergehen: und endlich macht die Ders
nunft zur Religion der Menſchen, fo if bie Aufgabe
anfaelößt, Ändert aber dabey nicht auf einmal bie ganze
Welt, ändert zuerſt die, fo euch die nächften find, und
wenn jeder feinen Nächten Ändert, fo werden alle
geändert.
Wenn
Brieflergrab. 4.
Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein
dieſe große Veraͤnderung hervorbringen ſoll, dem Men⸗
ſchen feine Freiheit au geben, das große herrliche Rei,
das Reich der Edeln zu errichten, und.H uceien, Lafter,
Aberglauben und Defpotismus zu zerſtoͤren, fo wird ung
begreiflih , warum der Deden vo. feiner ımterflen Klaſſe
an, die Sittenlehre, die Kennen feiner felbR und an⸗
derer fo gemaitig empfohlen, warum er jedem Neuling
erlaubt, feinen Freund heruͤber zu führen, um den Bund
gu verſtaͤrken, und eine Legion zu errichten, die. mit
größerm Grund, als jene zu Theben, den Namen det
Heiligen und Unüberwindlichen führet, weil bier Freund
an der Seite des Freundes feit an einander gefchloffen ,
ftreitet, und die Nechte der Menſchheit, der urſpruͤng⸗
lichen Freyheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber
die Moral, welche dieſes bewirken ſoll, muß ſich nicht
mit Spitzfindigkeiten abgeben, den Menſchen erniedri⸗
gen und unter ſeine Wuͤrde herabſetzen, ſorgenlos gegen
das Zeitliche machen, den Genuß und die unſchuldigen
Freuden des Lebens verbieten, den Menſchenhaß befoͤr⸗
dern, den Eigennutz ihrer Lehrer beguͤnſtigen, Verfol⸗
gung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft wi⸗
derſprechen, den vernänftigen Gebraud der Leidenſchaf⸗
ten unterfagen , Unthaͤtigkeit, Müßiggang , Verſchwen
Dung der Güter an heilige Müßisgänger ald Tugend vore
fielen, und ſchon von Menfchen gepeinigte Menschen
mit des Furcht der Hölle und des Teufels dur Kleine
Da muth
9 Brieſtergrad.
u uı* Verzweiflung verführen. Cie muß dem Men⸗
ſches keine Unmoͤglichkeiten aurbürden, fondern das Joch,
Dat Fr ihm auflegt, muß füß und die Bärde leicht ſeyn.
Es muß vielmehr die fo fehr verfannte, vom Eiger .
wun misbrauchte, mit fo vielen Zufägen vermehrte, und “
ihrem wahren Sinn nach, blos in Geheim fortgepflanze
te, und auf uns überlieferte göttliche Lehre Jeſu und
feiner Jünger ſeyn.
Diefer unfer große und unvergeßliche Meiſter Jeſus
son Nasarerh erfchien zu einer Zeit in der Welt, wo
ſolche in allgemeinem Derderbniß lag, unter einem Volk,
das den Druck der Knechtſchaft von undenklichen Seiten
am nachdruͤcklichſten fühlte, und auf feinen von Prophes
ten vorher verfündigten Erlöfer hoffte, in einem Lande,
das in der Mitte der dermalen bekannten Welt Tag.
Dieſes Volk lehrte er die Eehre der Vernunft, und um
fle deRo wirkſamer zu machen, machte er fie zur Reli⸗
gion, benuste Die Enge, die unter dem Volk gieng und
verband folche. auf eine Pluge Art mit der dermal berte
(henden Volksreligion und Gebräuhen, in melde er
das innerlihe und weſentliche feiner Lehre verborgen.
Die erften Anhänger feiner Lehre find Leine meife, ſon⸗
dern einfältige, aus der unterften Klaffe bes Volks her⸗
ausgewählte Männer , um zu deigen, daß feine Lehre
allgemein für ale Klaſſen und Stände der Menſchen
| moͤglich
Frieſtergrad. 53
möglich und begreiflich ſeye: und daß es kein ausſchlieſ⸗
ſendes Vorrecht der Vornehmen ſeye, den Wahrheiten
der Vernunft Beyfall zu geben, er zeigte nicht den Ju⸗
den allein, ſondern dem ganzen menſchlichen Geſchlechte
Durch die Beobachtung feiner Gebote den Weg zu⸗ ſeiner
Errettung, er handelt diefer Lehre durch den unfchuldige
ſten Lebenswandel in allem gemäß, und verfiegelt und
beftättigt folche mit feinem Blut und Tode.
Diefe Gebote , die er-ald den Weg zur Rettung ans
zeigt, find zwey einzige: Liebe Gottes, und Liebe des
Nächten; mehr fordert er von feinem. Diefe Liebe gegen
feines Gleichen hat noch niemand vor ihm fo reisend And
Jiebenemärdig vorgetragen, wir follen andere lieben, fo wie
and felbiten, fo wie wir wollen, daß die Menſchen ung
thun, fo follen wir ihnen thun: und was mir nicht wollen,
Daß fie und thun, das ſollen wir auch nichtihun. Ein Gebot,
das die ganze Moral und das ganze. Kecht.in ſich faffer.
Aus der Liebe, fo jemand zu den andern trägt, fol man
untrüglich erfennen, daß diefer fein Juͤnger feye, und er
‚verkündigt diefe Liebe ald ein neues Gebot; er gebietet
uns anbey unfern Seinden zu vergeben, auf daß auch und
vergeben werde. Und wer kan obne innigſtes Gefühl umd
Ruͤhrung die göttliche Vorfcrift von unferm Betragen
bey Mattb. 10. und 11. Eap. durdlefen , obne daß bey
ihm der Gedanke entitebe, daß eine Welt, fo gebildet,
dem Menſchen die gröfte Seligkeit feyn muͤſte. Wenn
- u Jeſus
54 Nrieflergrad;
Jeſus an eben dieſer Stelle ſpricht, Daß er nicht gekom⸗
men fen, Srieden au fenden, fondern das Schwerdt, und
Den Menſchen zu erregen wider feinen Vater, und bie
Toͤchter wider ihre Mütter ꝛc. fo will er dadurch diefe
natürliche Bande nicht zertrennen, fondern nur dad. Uns
ordentliche und Webermäßige diefer Neigung mäßigene
. Man fol fie nur allein nicht mebr lieben, als ihn, al
feine Gebote; das beißt, disfe Neigung fol in ihrem
Vebermaß nicht bis zur Beleidigung der übrigen Mene
fben getrieden werden: und wenn Jeſus die Verach⸗
tung der Reichthuͤmer predigt, fo will er uns vielmehr
Dadurch derfelben vernünftigen ‚Gebrauch Iehren , und au
der von ihm eingeführten Gemeinſchaft der Güter vorbes
reiten: wir follen folche nicht au unferm Zwecke machen,
wir follen uns dadurch nicht zu dem fchändlichen, und une
gefeligen Geiz oder zur Verſchwendung verleiten laſſen,
fondern unfern Ueberfiuß zum Beten Anderer , derer, (b
es bedürfen, nach dem Befe der Liebe verwenden.
Niemand bat die Bande ber menſchlichen Geſellſchaft
fo ſehr in ihre richtige Grenzen zuruͤckgefuͤhrt und befe⸗ |
Rigt: niemand fo febr zum mechfelmeiten Wohle
wollen aufgefordert: niemand fi in den Begriff feiner
Subörer fo nahe hineingedacht und angeſchloſſen, und da«
bey den hohen Sinn feiner Lehre fo Elüglich verborgen:
und niemand barden Menſchen den Weg zur Frepheit fo
fider und fo leicht gebahnt; als unfer großer Meiftee
Jeſus von Nazareth,
Dieſen
26 Prieſtergrabd.
Willen des Vaters thun. Da er es Allen that, und ins
hohen Grade that, Fannte er den Vater allein: war ale
fein fein arliebter eingebobrner Gohn. Niemal hatten
wir zuvor Gott unter dem füßen Nahmen eines Vaters
gekannt, niemal murden mir fo deutlich belehrt, dab wie
Brüder find. Durc ihn erfuhren wir, daß wir alle nur
einen Herrn unſern Gott baben: und diefer Herr iR
Vater: mir feine Söhne, Kınder, Brüder, wenn wie
feinen Willen tbun. Er und der Vater it eines: denn
fie hatten nur einen Willen: und feine Werke beweiſen
ed, daß er vom Vater geſandt fepe, und daß ihm alle
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ihn, am
feinen Vater und feine Gebote macht unmoͤgliche Dinge
möglich: durch. den Glauben werden fi) Gebuͤrge vom
ihrem Plag bewegen. Sem Reich leidet Gewalt; denn
man bat es mit Beftreitung feiner Leidenfchaften zu tbun :
Die dazu Stärke genug baben, find die Gemaltigen, und -
diefe-clein werden ed davon reißen. Dan bat dabey
nicht allein mit ſich, auch mit den Böfen , mit dem Ver⸗
derben der Welt zu kaͤmpfen. Er ledret und die Kunſt
vernünftig zu begebren, indem er und aufträgt, den Va⸗
ter au bitten» daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗
be: allen Eifolg als den Willen des Vaters anaufeben,
und ung im uUngluͤck zu berudigen , weil foiches der Eins
richtung der Welt, den Willen des Vaters gemäß gefches
ben mußte. Er ertbeilt die Gewalt zu binden und aufs
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen melde
die
Srieffergrad. 597
die Hoͤlle nichts vermoͤgen ſoll; er hat andere Schafe,
die nicht aus dieſem Schafſtalle ſind: es wird eine Zeit
kommen, mo ein Hirt und ein Schafftall ſepyn wird. Im
der Auferftebung werden alte gleich ſeyn, mie die Engel
Gottes. Er ſtellt uns die Kinder als Mufter vor wegen
Der Unſchuld ihrer Sitten, und gebietet und, wie fie zu
werden, um ihnen aͤhnlich zu ſeyn. An einem andern
Drte fagt er: fo ihr bleiben werdet an meiner Rede, fü
fevd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit
erfennen , und die Wahrdeit wird euch frey machen —
Miele, die da die erften find, werden die letzten, und die
legten die erften ſeyn. Niemalen konnt er es leiden, daß
einer unter ben ſeinigen vornehmer ſeyn ſollte, ald der
andere. Ihr wiſſet, ſagt er, daB die weltliche Fuͤrſten
herrſchen, und die Oberherrn haben Gewalt. So ſoll es
nicht ſeyn unter euch: ſondern fo jemand unter euch will
gemaltig ſeyn, der fen ein Diener: und wer da will der
Vornehmſte ſeyn, ber fen euerKnecht, gleichwie des
- Menfhenfohn gekommen’ ift: nicht, daß er ihm dienen
Iaffe, fondern daß er diene und gebe fein Leben zu einer
Erlöfung für Viele. Er felbften lebte mir feinen Juͤn⸗
gern in der Gleichheit der Güter, die ſich auch eine Zeite
lang nach feinem Tod no in der Kirche au Terufalem
erhielt. - Als er den Juͤngern die Züße wuſch, und ſich
Petrus weigerte; ſprach er zu ihm: werde ich dich nicht
waſchen, fo haft du feinen Theil in mir. Ihr heiffer
wih Meiſter und Here, und ſagt recht daran, denn ich
or bins
— — —— ..
38 Prieſtergrad.
bins auch: fo nun ich euer Herr und Meier euch die
Süße gewaſchen babe , fo follt ihr auch euch-unter einan⸗
der die Süße malen. Gin Bepfpiel habe ich euch gege⸗
ben, daß ibr tbut, was ich euch getban habe. Wahrlich,
wahrlich fag ich euch, der Knecht if nicht größer danız
fein Herr, noch der Apoftel größer, dann der, der ihn
gelandet bat. So ihr foldes wilfer, felig ſeyd ihr, fa
ihr folches thut.
Wenn nun der geheime durch die Difciplinam Arca-
ni anfbehalten , und durch feine Reden und Thaten ſelbſt
bervorfibeinende Zweck feiner Lehre mar, den Menſchen
ihre urfprängliche Frepheit und Gleichheit wieder zu ge⸗
ben, und ibnen den Weg dazu Zu bahnen, fo werben
nunmebro viele vorbin unverſtaͤndliche und widerſpre⸗
Sende Dinge begreifich und ſehr natuͤrlich. Nun wird
auch der, welcher an die Gebeimniffe der gewöhnlichen
chriſtlichen, von den Pfaffen verunftalteren Religionen
nicht glaubt, und melden man gemiffe Dasunter verbor⸗
gene , noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht enthuͤtlen
darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Erloͤſer
und Heiland der Welt zu nennen. Nun Eldre id die
Lehre von der Erbfünde, von dem Zal der Menſchen,
von der Wiedergebure auf. Run weiß man, was der
Buftand der reinen Natur, der Zuitand der gefallen
nen Natur, und das Reich der Gnade ſey. Da der
Menſch aus dem Stande feiner urfprünglichen Frepheit
getre⸗t⸗
Prieſtergrad. 59
getreten, ſo bat er den Stand der Natur verlaffen,
und bat an feiner. Würde verlohren; indem er feinen
urfpränglichen Leidenſchaften und Trieben zu viel aufges -
geben, und feinen Geluͤſten und finnfihen Begierden
nicht widerfteben konnte. Menfchen in Staaten leben
alfo nicht mebr im Stande der reinen, fondern der ge⸗
fallenen Natur. Wenn fie dur Mäßigung ihrer Leis
denſchaften, und Beſchraͤnkung ihrer Bedürfniffe ihre
urſpruͤngliche Würde wieder erhalten, fo ift dieß ihre
Erlöfung, der Zuftand der Gnade. "Dazu gelangen fie:
vermittels der Sittenlehre: und die vollkommenſte dahin
führende hat Iefus gelehrt. Wenn diefe Verbreitung
der Moral, die Lehre Jeſu allgemein ſeyn wird, fo ent»
ſteht auf Erdendas Reich der Frommen und Auserwaͤhlten.
Dieb Reich iſt uns in vielen Stellen der Bibel yor-
ber verfündigt, und muß gewiß erfcheinen. Man febe
nur die Etelle in dem Buch, welches man die Apoka⸗
Ippfe oder Offenbarung Johannis nennt; darauf ziehe
Das ganze Ste und 7te Eap., mahle und die ungeheuern
Misbraͤuche, welche in die Welt durch die Staatever⸗
faffungen eingedrungen find. Wie die Menfchen fi
einander unterdräden, erwuͤrgen, betruͤgen, fränfen,
erfolgen, tprannifiren. Das gte und ote Cap: ſchildert
Dagegen die Raͤcher der Menſchen, melche aber nichts,
fo das Siegel Gottes an der Stirne trägt, antaften,
fondern nur die Tyranney bekaͤmpfen werben. Jeder
| wish
= Prieſtergrad.
au das, mas wir beyde gethan: man konnte Menſchen
zum Kod,. iu aller Art von religiöfer und polirifcher
Schwaͤrmerer, zur Selbfipeinigung und zur Verzicht auf
alle Sceuden des Lebens hauffenweis bereden, fo bereden,
Daß man ibnen Ruhe und Zufriedenbeit nehme, fobald
man ibnen ihre Mepnungen entzogen: und die einzige
wahre Leitung der Menſchen au ibrer Gluͤckſeligkeit follte
allein einer Unmöglichkeit unterworfen ſepyn? Die Men⸗
ſchen find fo bis nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora⸗
liſten beſchreiben, fie find b56, weil man fie dazu macht,
weil fie alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang
und boͤſes Bepfviel. Sie würden gut ſeyn, wenn man
ſich die Mühe damit geben wollte, wenn das Intereſſe
vieler nicht au ſehr dabep gefränft würde , wenn ſich nicht
Alles verfchworen hätte, Menſchen boͤs zu erbalten, ums
feine darauf gebaute Macht u erhalten.
Denkt von der menſchlichen Natur mwürdiger , seht
muthig an dad Werk, und fcheuer keine Schwierigkeit,
Macht die obige Orundfäge zu Mepnungen, und laßt Re
in die Sitten übergeben: und endlich macht die Ders
nunft zur Neligion der Menſchen, fo it die Aufgabe
amfgelößt, Ändert aber dabey nicht auf einmal die ganze
Welt, ändert zuerſt Die, fo euch die nächften find, und
wenn jeder feinen Naͤchſten Ändert, fo werden alle
geändert.
Briefkergrab. Er
Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein
biefe große Veränderung hervorbringen fol, dem Mens
ſchen feine Sreiheit zu geben, das sroße berrliche Reich,
das Reich der Edeln au errichten, und.H udeien, Lafer,
Aberglauben und Deſpotismus zu gerflören, fo wird ung
begreiflih , warum der Deden vo. feiner ımterften Klaſſe
an, bie Sittenlebre , die Kenntniß feiner ſelbſt und ane
derer fo gewaitig empfoblen, warum er jebem Neuling
selaubt, feinen Freund berüber u führen, um den Bund
au verſtaͤrken, und eine Legion zu errichten, die mit
grögerm Grund, als jene zu Tbeben, den Namen bee
Heiligen und Unuͤberwindlichen führer , weil bier Freund
an der Seite des Freundes feſt an einander geſchloſſen,
freitet, und die Rechte der Menfchbeit, der urſpruͤng ⸗
lichen Frepheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber
bie Moral, welche dieſes bewirken fol, muß ſich nicht
mit Spigfindigkeiten abgeben, den Menſchen erniedrie
gen und unter feine Würde herabfegen, forgenlos gegen -
das Zeitliche machen, den Genuß und die unfhuldigen
Sreuden des Lebens verbieten, den Menſchenhaß befoͤr⸗
dern, den Eigennug ihrer Lehret beguͤnſtigen, Verfol ·
gung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft mie
derſotechen, den vernünftigen Gebrauch der Leidenſchaf⸗
"ten unterfagen, Unthärigkeit, Müßiggang , Verſchwen ·
Dung der Güter an heilige Müßiggänger ald Tugend vore
Kellen, und fon von Menſchen gepeinigte Menichen
mit der durcht der Hölle und des Teufels dur Kleine
»a mu
vu Srieflersrad:
murb und Verzweiflung verführen. Sie muß bem Mens
ſchen eine Unmoͤglichkeiten aufbuͤrden, fondern das Joch,
das ſie ihm auflegt, muß ſuͤß und die Buͤrde leicht ſeyn.
Es muß vielmehr die ſo ſehr verkannte, vom Eigen⸗
nutz misbrauchte, mit fo vielen Zuſaͤtzen vermehrte, und
ihrem wahren Sinn nach, blos in Geheim fortgepflanz⸗
te, und auf uns uͤberlieferte goͤttliche Lehre Jeſu und
ſeiner Juͤnger ſeyn.
Dieſer unſer große und unvergeßliche Meiſter Jeſus
von Nazareth erſchien zu einer Zeit in der Welt, wo
ſolche in allgemeinem Verderbniß lag, unter einem Volk,
das den Druck der Knechtſchaft von undenklichen Zeiten
am nachdruͤcklichſten fuͤhlte, und auf ſeinen von Prophe⸗
ten vorher verkuͤndigten Erloͤſer hoffte, in einem Lande,
ſchenden Volksreligion und Gebraͤuchen, in welche er
das in der Mitte der dermalen bekannten Welt lag.
Dieſes Volk lehrte er die Lehre der Vernunft, und um
fie deſto wirfſamer zu machen, machte er fie zur Reli-
gion, benußte die Eage, die unter dem Volf gieng und
“verband ſolche auf eine kluge Art mit der dermal derr⸗
das innerlihe und’ mwefentlide feiner Lehre verborgen.
Die erften Anhänger feiner Lehre find Leine weile, fone
dern einfältige, aus der unterften Klaſſe des Volks ber»
ausgewählte Männer , um zu deinen, daß feine Lehre
allgemein für ale Klaffen und Stände der Menſchen
. moͤglich
Frieſtergrad. 53
möglich und begreiflich ſeye: und daß es kein ausſchlieſ⸗
ſendes Vorrecht der Vornehmen ſeye, den Wahrheiten
Der Vernunft Beyfall zu geben, er zeigte nicht den Ju⸗
den allein, fondern dem ganzen menfchlichen Geſchlechte
Durch die Beobachtung feiner Gebote den Weg au:feiner
Errettung, er handelt diefer Lehre durch den unſchuldig⸗
Ren Lebenswandel in allem gemäß, und verfiegelt und
heftättigt folche mit feinem Blut und Tode.
Diefe Gebote , die er-ald den Weg zur Rettungans
geigt, find zwey einzige: Liebe Gottes, und Liebe des
Naͤchſten; mebr forderter von feinem. Diefe Liebe gegen
feines Gleichen hat noch niemand vor ihm fo reizend And
Jiebenemürdig vorgetragen, wir ſollen andere lieben, fo wie
uns felbften,, fo wie wir wollen-, daß die Menfchen ung
tbun, fo ſollen mir ihnen thun: und was wir nicht wollen,
Daß fie und thun, das follen wir auch nicht ihun. Ein Gebot,
das die ganze Moral und das ganze. Recht.in ſich faffet.
Aus der Liebe, fo jemand zu den andern trägt, fol man
untrüglich erfennen, daß diefer fein Juͤnger fepe, und er
verfündigt diefe Liebe al ein neues Gebot: er gebietet
und anbey unfern Seinden zu vergeben, auf daß auch uns
vergeben merde. Und mer fan ohne innigſtes Gefühl und
Ruͤhrung die göttliche Vorſchrift von unferm Betragen
bey Mattb. 10. und 11. Cap. durchlefen , obne daß bey
ihm der Gedanke entftebe , daß eine Welt, fo gebildet,
dem Menfchen die gröfte Seligkeit ſeyn müle. Wenn.
- Jeſus
Pe Ne
—
54 Srieflergrad,
Jeſus an eben dieſer Steue ſpricht, daß er nicht gekom⸗
men ſep, Frieden zu ſenden, fondern das Schwerdt, und
den Menfihen zu erregen wider feinen Vater, und bie
Toͤchter wider ihre Mütter zc. fo will er dadurch dieſe
natuͤrliche Bande nicht zertrennen, fondern nur das. Une
ordentlihe und Webermäßige diefer Neigung mäßigen:
Man fo fie nur allein nicht mebr lieben, ale ihn, ale
feine Gebote; dad beißt, diſe Neigung fell in ihrem
Uebermaß nicht bis dur Beleidigung der übrigen Mene
ſchen getrieben werden: und wenn Jeſus die Verach⸗
tung der Reichthuͤmer predigt, fo will er uns vielmehr
Dadurch derfelben vernünftigen Gebrauch Iehren , und au
der von ihm eingeführten Gemeinfchaft der Guter vorbes
reiten: wir follen ſolche nicht zu unferm Zwecke machen,
wir follen ung dadurch nicht zu dem fehändlichen, und un⸗
geſelligen Geiz oder zur Verſchwendung verleiten laſſen,
ſondern unſern Ueberfluß um Beſten Anderer, derer, ſo
es beduͤrfen, nach dem Geſetz der Liebe verwenden.
Niemand bat die Bande der menſchlichen Geſellſchafe
fo ehr in ihre richtige Grenzen gurädgeführt und befe⸗
Rige: niemand fo ſehr zum mechfelmeiten Wohle
wollen aufgefordert: niemand fich in den Begriff feiner
Zuboͤrer fo nahe bineingedacht und angefchloffen, und das
ven den hoben Sinn feiner Lehre fo kluͤglich verborgen:
und niemand barden Menſchen den Weg zur Greppeit fo
ſicher und fo leicht gebahnt; als unfer großer Meiftee
Jeſus von Nazareth,
Biefen
Srieflergrab. 55
Dielen geheimen Sinn und natuͤrliche Folge feiner
Zebre hat er awar im Ganzen verborgen: denn Jeſus
batte eine gebeime Lehre, wie wir aus mehr, denn einee
Stelle der Schrift erfeben.
Er ſprach vor denen, die er nicht weite, daß
fe ibn ganz begreifen ſollten, in Gleichniſſen: er ver⸗
ſpricht feinen Juͤngern den Geik der Wahrheit, welchen
Die Welt nicht empfangen fann: denn fie fiebt ibn nicht,
and kennt ibn nicht, fie aber die Jünger Eennen ihn,
denn er bleibt bey ihnen und wird in ihnen feyn. Und
an’ einen andern Drte ſpricht er zu feinen Juͤngern: Euch
TR gegeben, daß ihr das Geheimniß des Himmelreihd
Vernehmt. Diefen aber, die darauſſen find, iſts nicht ge⸗
geben. — Mit febenden Augen feben fie niht, und mie
hörenden Ohren bören fie nicht: denn fie verfichen es
nicht.
So geheim 'er aber auch den wahren Sinn feiner
Lehre vor der Menge gehalten, fo hat er ſolchen doch durch
feine Reden und Thaten an verſchiedenen Stellen geof⸗
fenbart: er fpricht beſtaͤndig von einem Reiche der Ges
zeiten und Srommen: von einem Reiche feines Vaters,
deſſen Kinder er und wir find: und weil wir ale, bobe
und niedrige, Kinder eines gemeinfcaftlihen Vaters
Gottes find ,.fo will er, daß wir und ald Brüder fen
nen und lieben. Durch dieſe wahre innige Bruderliebe
werden wir wahre Soͤhne Gottes, wenn wir dieſen.
| Biten
A
«il
6° Prieſtergrad.
Willen des Vaters thun. Da er es Allen that, und ins
hohen Grade that, kannte er den Vater allein: war al⸗
fein fein grliebter eingebohrner Gohn. Niemal battew
wir zuvor Gott unter dem fühen Nabmen eines Vaters
gekannt, niemal wurden wir fo deutlich belehrt, dab wie
Brüder find. Durch ihn erfuhren wir, daß wir alle nur
einen Hrren unfeen Gott baben: und diefer Herr iR
Bater: wir feine Söhne, Kınder, Brüder, wenn wie
feinen Willen tbun. Er und der Vater if eines: denn
fie hatten nur eınen Wilden: und feine Werke beweiſen
ed, daß er vom Vater gefandt ſeye, und daß ihm glle
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ibn, ap
feinen Vater und feine Gebote macht unmögliche Dinge
möglich: durch den Glauben werden fi Grbürge vom
ihrem Plag bewegen. Sein Reich leidet Gewalt; denn
man bat es mit Beſtreitung feiner Leidenfchaften zu tbun :
die dazu Stärke aenug baben, find die Gemaltigen, und -
diefe-oein werden es davon reißen. Dan bat dabey
nicht allein mit ſich, auch mit den Böfen , mit dem Ders
derben der Welt zu kaͤmpfen. Er ledret und die Kun
vernünftig zu begebren, indem er und aufträgt, den Va⸗
ter zu bitten, daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗
de: allen Erfolg als den Willen des Vaters anaufeben,
und ung im uUngluͤck zu berubigen , weil ſoſches der Eins
richtung der Welt, dem Willen des Vaters gemäß geſche⸗
ben mußte. Er ertheilt die Gewalt zu binden und aufs
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen welche
on die
u‘
. Sriefiergrad. 597
die Hölle nichts vermögen fol; er hat andere Schafe ,
die nicht aus dieſem Schafſtalle find: es wird eine Zeit
kommen, wo ein Hirt und ein Schafftal fen wird. In
der Auferftehung werden alle aleich ſeyn, wie die Engel
Gorted. Er ſtellt uns die Kinder als Mufter vor wegen
der Unfchufd ihrer Sitten, und gebietet und, wie fie zu
werden, um ihnen Ähnlich zu fepn. An einem andern
Drte fagt er: fo ihr bleiben werdet an meiner Rede, ſo
fevd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit
erkennen , und bie Wahrbeit wird euch frey machen —
‚Diele, die da die erften find, merden die legten, und die
legten die erften feun. Niemalen konnt er ed leiden, daß
‚ einer unter den feinigen vornehmer ſeyn follte, als der
andere. Ihr wiſſet, fast er, daß die mweltliche Fuͤrſten
herrſchen, und die Oberherrn haben Gewalt. Go folles
nicht fepn unter euch: fondern fo jemand unter euch will
gewaltig ſeyn, der fen ein Diener: und wer da will der
Vornebmfte ſeyn, der fen euer Knecht, gleichwie des
Menſchenſohn gefommen’ ift: nicht, daß er ibm dienen
laſſe, fondern daß er diene-und gebe fein Leben zu einer
Erlöfung für Viele. Er felbften lebte mir feinen Juͤn⸗
gern in der Gleichheit der Güter, diefich auch eine Zeite
lang nad feinem Tod noch in der Kirche zu Jeruſalem
erhielt. . Als er den Fingern die Füße wuſch, und ſich
Detrus weigerte, fprach er zu ihm: werde ich dich nicht
waſchen, ſo daft du feinen Theil in mir. Ihr beiffer
nid Reife und Herr, und fast echt daran, denn ich
‚bins
40 Prieflerzrad.
ſbeft, ſo ſenh ihr fcher, und langt an mädrtie und
Mardgterlich 40 mrıden, ihr fanat eben Darum an, bey dem
M⸗len farchterlich zu werben, vieſe von ihnen, um nidt
au mırliran:, Wirden von ſeſba aus werden, und zu
eurer Aahne Abırirenten, Nun Im ihr Rarl nenn, Dem
noch Abrigen Mıft Die Bände su binden, Ne au untere
werfen, und Die Bocheit rher Im Keime zu erſticken
Der Mira, die Aufklärung allarınrin u machen, iſt nicht
mit ver nungen belt auf einmal anzufangen: ſang erf
mit bir an, dann menbe hich an brinen Nächten, und
Ihr ‘Arne Hirt einen Dritten und Vierten auf, die fick
ſo Iang weiter verbreiten werden, bis die Babl und
Etarke die Macht geben.
ter alſo allgemelne Aufflaͤrnng verbreitet, ver
ſchaft Augleid eben hahurch allgemeine mechfelfeitige Si⸗
eherheit, und allgemeine Nuffidrung und Sicherheit
machen Adrfken und Staaten entbehrlich. Oder wozu
braucht man fle vedayn
Wenn biefe Aufflärung cin Werf ber Moral if,
fo nimmt auch Aufklaͤrung und Gicherbeit au, in dem
Dinah, mie dir Moral sunimme Die Moral if alfo
Die Kunſt, melde Menſchen lebrt volljährin zu werden,
Der Vormundſthaft los gu werden, in ihr maäͤnnliches
Mlter au ereiten, und bie Fuͤrſten au entbebren.
Yrieergrab.
Bir tie Weiduaten und der Luras bertand uch»
men, fo nımms and die Moral, bie wahre Aurilicung
ww de Eigerten ab.
Weidl ichteit weht die Shrken norbwendig, ein Rune
mu, ben ale Deſpoten gebraucht, um Nationale
Sreoheit zu umterdrhden: und fein Türk fan dem
Lurus und das Verderben der Sitten verdrängen
ohne feine Made zu entkrärten. DVerbanner aus
der Monarchie den Lurus und fein Gefolg, fo
wacht ihr es zur Democratie.
Ber Revolutlonen bewuͤrken will, der Andre die Sit⸗
ten, er made fie beſſer oder ſchlechter, fo entſteht
mit der Zeit eine Republik oder ein deſpotiſcher
@taat. Die Beſtaͤuugung davon liegt in jeder Ge⸗
fire.
Wenns alfo unmoͤglich wäre, allgemeine Srevheit
dereinſt in bie Welt einzuführen, fo wäre es darum une
möalıh, weil die Moral und die einfachite auf die
Erfahrung jedes Menſchen gebaute Moral nicht allges
mein werden Ban. O! der muß den Reiz det Tugend
und die Macht der DVernunfe nicht kennen, er muß
ſelbſt ın der Wufkiärung zuruͤck ſeyn, Daß er fo gering
von feinem Weſen und von der ganzen menſchlichen
Natur denkt: er muß Verderben münden, weil gr das
Werderben von Menfden untrennbar glaubt... Konnte
ich oder er felbit, warum nicht ein anderer? Er thue
® nur
8 Prieſtergrad.
aur dad, was wir beyde gethan: man konnte Menſchen
zum Tod,. zu aller Art von religioͤſer und politiſcher
Schmwärmerep, zur Selbftpeinigung und zur Verzicht auf
alle Freuden des Lebens bauffenmeis bereden, fo bereden,
daß man ihnen Rube und Zufriedenheit nebme, fobald
man ihnen ibre Mepnungen entzogen: und die einzige
wahre Leitung der Menſchen su ihrer Gluͤckſeligkeit ſollte
allein einer Unmöglichkeit unterworfen ſeyn? Die Mens
ſchen find fo 658 nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora .
liſten befcbreiben, fie find bös, weil man fie dazu macht,
weil fie alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang
und boͤſes Bepſpiel. Sie würden gut ſeyn, wenn man
ſich die Mühe damit geben wollte, wenn das Intereſſe
vieler nicht zu ſehr dabey gefränft würde , wenn fi nicht
Alles verſchworen hätte, Menſchen boͤs zu erhalten, ums
feine darauf gebaute Macht zu erhalten. |
Denkt von der menfchlichen Natur würdiger , gebt
muthig an das Werk, und fcheuet Feine Schwierigkeit,
Macht die obige Grundfäge zu Mepnungen, und laßt fie
in die Sitten übergeben: und endlich macht die Ders
nunft zur Religion der Menfchen, fo if die Aufgabe
anfgelößt, ändert aber dabey nicht auf einmal die ganze
Welt, ändert zuerft die, fo euch die nächften find, und
wenn jeder feinen Nächten ändert, fo werben alle
geändert.
Wenn
*8* Prieſtergrad.
aur dad, mas wir beyde gethan: man konnte Menſchen
zum Tod, zu aller Art von religicfer und politiſcher
Schwärmeren, zur Selbfipeinigung und zur Verzicht auf
ale Zceuden des £cbens bauffenmweiß bereben, fo bereden,
Daß man ibnen Rube und Zufriedenbeit nebme, fobald
man ihnen ibre Mepnungen entzogen: und bie einzige
wahre Leitung der Menfchen zu ihrer Glüdfeligfeit follte
allein einer Unmöglichkeit unterworfen fepn? Die Mens
ſchen find fo 658 nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora⸗ .
liſten beſchreiben, fie find boͤs, weil man fie dazu macht,
weil fe alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang
und boͤſes Bepſpiel. Sie wuͤrden gut ſeyn, wenn mas
ſich die Muͤhe damit geben wollte, wenn das Intereſſe
vieler nicht zu ſehr dabey gekraͤnkt wuͤrde, wenn ſich nicht
Alles verſchworen haͤtte, Menſchen boͤs zu erhalten, um
feine darauf gebaute Macht zu erbalten.
Denkt von der menihlichen Natur mwürdiger , gebt
muthig an dad Werk, und fcheuet Feine Schwierigkeit,
Macht die obige Grundfäge zu Mepnungen, und laßt Re
in die Sitten übergeben: und endlich macht die Ders
yunft zur Religion der Menfchen, fo if die Aufgabe
anfgelößt, Ändert aber dabey nicht auf einmal die ganze
Welt, ändert zuerſt die, fo euch die nächften find, und
wenn jeder feinen Naͤchſten aͤndert, fo werden alle
geändert.
Wenn
= > '
Briefiergrab. gı
.- Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein
dieſe große Veränderung bervorbringen fol, dem Mens
ſchen feine Freiheit zu geben, das große berrlihe Reich,
das Reich der Edeln iu errichten, und-H ucheiep, Lafter,
Aberglauben und Defpotismus zu zerftören, fo wird uns
begreiflih , warum der Orden vo. feiner unterſten Klaſſe
an, die Sitrenlebre, die Keuntniß feiner felbR und an⸗
derer fo gewaltig empfohlen, warum er jedem Neuling
stlaubt, feinen Sreund becüber zu führen, um den Bund
zu verfiärken, und eine Legion zu errichten, die mit
größerm Grund, als jene su Theben, den Namen der
Heiligen und Unüberwindlichen fübret , weil bier Freund
an der Seite des Freundes feſt an einander gefchloffen ,
ſtreitet, und die Nechte der Menſchheit, der urfprängs
lichen Frepheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber
Die Moral, melde diefes-bewirken foll, muß ſich nicht
mit Spisfindigkeiten abgeben, den Menfchen erniedri⸗
gen und unter feine Würde herabſetzen, forgenlos gegen -
Das Zeitliche machen, den Genuß und die unfchuldigen
Freuden des Lebens verbieten, den Menſchendaß befoͤr⸗
dern, den Eigennutz ihrer Lehrer beguͤnſtigen, Verfol⸗
aung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft mis
derfprechen, den vernuͤnfiigen Gebraud der Leidenfchafe
ten unterfagen, Unthaͤtigkeit, Müßiggang , Verſchwen⸗
Dung der Güter an heilige Müßiggänger ald Tugend vor⸗
Helen, und ſchon von Menſchen gepeinigte Menſchen
mit des Furcht der Hölle und des Teufels sur Kleine
D 2 muth
a Prieſtergrad.
muth und Verzweiflung verfuͤhren. Sie muß dem Men⸗
ſchen keine Unmoͤglichkeiten aufbuͤrden, ſondern das Joch,
das ſie ihm auflegt, muß ſuͤß und die Buͤrde leicht ſeyn.
Es muß vielmehr die ſo ſehr verkannte, vom Eigen⸗
nutz misbrauchte, mit fo vielen Zuſaͤtzen vermehrte, und
ihrem wahren Sinn nach, blos in Geheim fortgepflanz⸗
te, und auf uns uͤberlieferte goͤttliche Lehre Jeſu und
ſeiner Juͤnger ſeyn.
Dieſer unſer große und unvergeßliche Meiſter Jeſus
son Nazareth erſchien zu einer Zeit in der Welt, wo
ſolche in ‚allgemeinen DVerderbniß lag, unter einem Dolf,
das den Drud der Knechtſchaft von undenklichen Zeiten
am nachdruͤcklichſten fühlte, und auf feinen von Prophes
ten vorber verkündigten Erlöfer hoffte, in einem Lande,
das in der Mitte der dermalen befannten Welt lag.
Dieſes Volk lehrte er die Eehre der Vernunft, und um
fie deho mwirffamer su machen, wachte er fie zur Reli-
gion, benußte die Eage, die unter dem Volk gieng und
“verband ſolche auf eine kluge Art mit der dermal berrs
fhenden Volksreligion und Gebräuchen, in melde er-
das innerlihe und’ wefentliche feiner Lehre verborgen.
Die erften Anhänger feiner Lehre find Feine weife, ſon⸗
dern einfältige, aus der umerſten Klaſſe des Volks her⸗
ausgewählte Männer , um zu zeigen, daß feine Lehre
allgemein für alle Klaſſen und Stände der Menfcen
moͤglich
Sriefiergrad. 63
möglich und begreiflich feye: und daß es fein ausfchliefs
-fendes Vorrecht der Vornehmen fepe, den Wahrheiten
ber Vernunft Beyfall zu geben, er zeigte nicht. den Zus
den allein , fondern dem ganzen menfchlichen Geſchlechte
durch die Beobachtung feiner Gebote den Weg au: feiner
Errettung, er handelt diefer Lehre durch den unfchuldige
Ren Lebenswandel in allem gemäß, und verfiegelt und
beftättige ſolche mit feinem Blut und Tode.
Diele Gebote , die er-ald den Weg zur Rettung an⸗
deigt, find zwey einzige: Liebe Gottes, und Liebe des
Naͤchſten; mebr forderter von feinem. Diefe Liebe gegen
feines Gleichen bat noch niemand vor ihm fo reigend And
Jicbensmürdig vornettagen, wir ſollen andere lieben, fo wie
ans felbften, fo mie wir wollen, daß Die Menfchen uns
thun, fo follenmwir ihnen thun: und was wir nicht wollen,
Daß fie ung thun, das follen wir auch nicht ihun. Ein Gebot,
das die ganze Moral und das ganze. Recht .in ſich faſſet.
Aus der Liebe, fo jemand au den andern trägt, fol man
untrüglich erfennen, daß diefer fein Finger ſeye, und er
‚verfündigt diefe Liebe als ein neues Gebot: er gebietet
uns anbey unfern Seinden zu vergeben, auf dag auch un
vergeben werde. Und wer fan ohne innigfter Gefühl umd
Ruͤhrung die göttlihe Vorſchrift von unferm Betragen
bey Mattb. 10. und 11. Cap. durchleſen, obne daß bey
ihm der Gedanke entftebe , daß eine Welt, fo gebildet,
dem Menfchen die gröfte Seligkeit ſeyn müfe. Wenn.
r Jeſus
4 | Prieſtergrad.
Jeſus an eben dieſer Steue ſpricht, daß er nicht gekom⸗
men ſep, Frieden zu fenden, fondeın das Schwerdt, und
Ben Menfchen zu erregen wider feinen Vater, und bie
Toͤchter wider ihre Mütter 2c. fo will er dadurch diefe
natürliche Bande nicht zertrennen, fondern nur das Une
ordentlihe und Webermäßige diefer Neigung mäßigen: u
Man fol fie nur allein nicht mebr lieben, als ihn, ale
feine Gebote; das beißt, dieſe Neigung fol in ihrem
Uebermaß nicht bis zur Beleidigung der übrigen Mene
ſchen getrieben werden: und wenn Jeſus die Verach⸗
tung der Reichthuͤmer predigt, fo will er und vielmehr
Dadurch derfelben vernünftigen Gebrauch lehren , und au
der von ihm eingeführten Gemeinſchaft der Güter vorbes
reiten: wir follen ſolche nicht au unferm Zwecke machen,
wir follen uns dadurch nicht zu dem fchändlichen, und une
gefelligen Geis oder zur Verſchwendung verleiten laffen,
fondern unfern Ucberfiuß zum Beſten Anderer , derer, (6
es bedürfen , nach dem Geſetz der Liebe verwenden.
Niemand bat die Bande der menſchlichen Geſellſchaft
fo ehr in ihre richtige Grenzen zuruͤckgefuͤhrt und befes
Rigt: niemand fo ſehr zum mechfelmeifen Wohle
wollen aufgefordert: niemand fi in den Begriff feiner
Zuhörer fo nabe hineingedacht und angeſchloſſen, und das
bey den hohen Sinn feiner £ebre fo Elüglich verborgen:
und niemand barden Menfchen den Weg zur Zrepheit fo
fider und fo leicht gebahnt; als unſer großer Meiftee
Jeſus von Nasarerh,
Diefen
Sriefleugrod. 55
Dielen gebeimen Sinn und natuͤrliche Folge feined
Lehre hat er awar im Ganzen verborgen: denn Jeſus
batte eine gebeime Lehre, wie wir aus mehr, denn einer
Stelle der Schrift erſehen.
Er ſprach vor denen, die er nicht wellte, daß
fie ihn ganz begreifen follten, in Sleichniffen: er ver⸗
ſpricht feinen Juͤngern den’Geift der Wahrheit, welchen
Die Welt nicht empfangen kann: denn fie fiebt ihn nicht,
and kennt ihn nicht, fie aber die Jünger kennen ihn,
denn er bleibt bey ihnen und wird in ihnen feun. Und
an einem andern Drte ſpricht er zu feinen Juͤngern: Euch
iR gegeben , daß ihr das Gebeimniß des Himmelreichd
Vernehmt. Diefen aber, die-daranfien find, iſts nicht ges
eben. — Mit febenden Augen feben fie nicht, und mie
börenden Ohren bören fe nicht: denn fie verfichen es
nicht.
So gebeim 'er aber auch den wahrex Sinn feiner |
Zebre vor der Drenge gehalten, fo bater ſolchen doch durch
feine Reden und Thaten an verfiedenen Stellen geof
fenbart: er fpricht befländig von einem Reiche ber Ges
zecbten und Srommen: von einem Reiche feines Vaters,
deſſen Kinder er und wir find: und weil wir ale, bobe
and niedrige, Kinder eines gemeinfchaftlichen Vaters
Gottes find ,.fo will er, daß wir und ald Brüder Een
men und lieben. Durch diefe wahre innige Bruderliebe
werben mir wahre Söhne Gottes, wenn wir biefen.
Willen
26° Prieſtergradb.
Willen des Vaters thun. Da er es Allen that, und im
dohen Grade that, kannte er den Vater allein: war als
fein fein Arliebter eingebohrner Sohn. : Niemal batten
wir zuvor Gott unter dem füßen Nabmen eines Vaters
gekannt, niemal wurden wir fo deutlich belebrt, daß mir
Brüder find. Dur ibn erfuhren wir, daß wirallenue
einen Herrn unfern Gott haben: und diefer Herr if
Bater: wir feine Söhne, Kinder, Brüder, wenn wie
feinen Willen tbun. Er und der Vater if eines: denn
fie hatten nur einen Willen: und feine Werke beweiſen
es, daß er vom Vater gefandt ‚feye, und baß ibıp. alle
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ibn, ap
feinen Vater und feine Gebote macht unmögliche Dinge
möglich: durch den Glauben werden fi) Gebirge von
‘ihrem Pla bewegen. Selm Reich leider Gewalt; denn
man hat es mit Beſtreitung ſeiner Leidenſchaften zu thun:
die dazu Staͤrke genug baben, find die Gemaltigen, und -
Viefe:ofein werden ed davon reißen. Man bat dabey
nicht allein mit fih , auch mit den Boͤſen, mit dem Ders
derben der Welt zu impfen. Gr ledret und bie Kunſt
vernünftig zu begebren, indem er und aufträgt, den Va⸗
ter zu bitten, daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗
br: allen Erfolg als den Willen des Vaters anzufehen,
und und im Unglüc zu berubigen , weil foiches der Eins
richtung der Welt, dem Willen des Vaters gemäß geſche⸗
ben mußte. Er ertheilt die Gewalt zu binden und auf⸗
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen welche
. die
A
‚ Srieffergrad. 57
die Hoͤlle nichts vermoͤgen fol; er hat andere Schafe,
die niche and dieſem Schafftalle find: es wird eine Zeit
fommen, wo ein Hirt und ein Schafftall fepn wird. Im
der Auferfiebung werden alle aleich feun , wie die Engel
Gottes. Er ſtellt uns die Kinder als Mufter vor wegen
der Unſchuld ihrer Sitten, und gebietet und, tie fie zu
werden, um ihnen ähnlich zu fen. An einem andern
Drte fagt er: fo ihr bleiben werdet an meiner Rede, ſo
fevd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit
erfennen , und die Wahrbeit wird end fred machen —
Miele, die da die erften find, werden die legten, und die
festen die erſten ſeyn. Niemalen Eonnt er ed leiden, daß
‚ einer unter den feinigen vornehmer feun follte, ald der
andere. She wiſſet, fagt er, daß die weltliche Fuͤrſten
berrfden, und die Oberherrn haben Gewalt. So folles
nicht ſeyn unter euch: fondern fo jemand unter euch will
gewaltig ſeyn, der ſey ein Diener: und wer da will der
Vornehmſte ſeyn, der ſey euer / Knecht, gleichwie des
Menſchenſohn gekommen' iſt: nicht, daß er ihm dienen
laſſe, ſondern daß er diene und gebe fein Leben au einer
Erlöfung für Viele. Er felbften lebte mir feinen Juͤn⸗
gern in der Sleichheitder Güter, die fi auch eine Zeit
lang nach feinem Tod noch in der Kirche zu Terufalem
erhielt. - Aid er den Juͤngern die Fuͤße wuſch, und fi
Petrus weigerte, fprach er au ihm: merde ich dich nicht
waſchen, fo daſt du feinen Theil in mir. Ihr beifler
ih Meifer un) gem, und ſagt recht datas', denn ich
— ‚bins
— N — ai um
*
1. Brieflergrad.
bins auch: fo nun ich euer Herr und Meifter end bie
Süße gewaſchen habe , fo follt ihr auch euch unter einan⸗
der die Süße waſchen. Ein Bepfpiel habe ich euch gege⸗
ben, daß ihr thut, was ich euch getban babe. Wabrliche
wahrlich fag ich eu, der Knecht if nicht arößer dann
fein Heer, noch der Apoftel größer, dann der, der ihn
geſandt bat. So ihr foldes wiſſet, felig ſeyd ihr, fo
ihr folches thut.
Wenn nun der geheime durch die Difciplinam Arca-
ni anfbehalten , und durch feine Reden und Thaten ſelbſt
bervorfiheinende Zweck feiner Lehre war, den Menſchen
ihre urfprängliche Scepbeit und Gleichheit wieder au ge⸗
ben, und ibnen den Weg dasu au bahnen, ſo werden
nunmebro viele vorbin unverfläntlihe und miderfpree
ende Dinge begreiflich und ſehr natüurlid. Nun wird
auch der, weicher an die Geheimniffe der gewöhnlichen
riftlihen, von den Pfaffen verunftalteten Religionen
nicht glaubt, und welchen man gewiſſe dasunter verbore
gene, noch größere Gebeimniffe vorerſt nicht enthuͤllen
darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Erlöfer
und Heiland der Welt zu nennen. Nun Elärt fid die
Lehre von der Erbfünde , von dem Zal der Menfchen,
von der Wiedergeburt auf. Nun weiß man, was der
Buftand der reinen Natur, dee Zuftand der gefalles
nen Natur, und das Rei der Gnade ſey. Da der
Menſch aus dem Stande feiner urfpränglichen Frepheit
| getret⸗
Prieſtergrad. 59
getretten, fe hat er den Stand der Natür verlaſſen,
und bat an feiner. Würde verlobren; indem er feinen .
urfpränglichen Leidenfchaften und Trieben zu viel aufges
geben, und feinen Gelüften und finnfichen Begierden
nicht mwiderfteben konnte. Menfchen in Staaten leben
alfo nicht mebr im Stande der reinen, fondern der ge⸗
fallenen Natur: Wenn fie durch Mäßigung ihrer Leis
denfchaften, und Beſchraͤnkung ihrer Bedürfniffe ihre .
urfpränglide Würde wieder erhalten, fo ift dieß ihre |
Erlöfung, der Zuſtand der Gnade. "Dasu gelangen fie
vermittels der Sittenlehre: und die vollkommenſte dahin
führende hat Jeſus gelehrt. Wenn dieſe Verbreitung
der Moral, die Lehre Jeſu allgemein ſeyn wird, ſo ent⸗
ſteht auf Erden das Reich der Frommen und Auserwaͤhlten.
Dieß Reich iſt uns in vielen Stellen der Bibel vor⸗
ber verkuͤndigt, und muß gewiß erfcheinen. Man ſehe
nur die Stelle in dem Buch, welches man die Apoka⸗
lppſe oder Offenbarung Johannis nennt; darauf zielt
das ganze 6te und 7te Eap., mahlt uns die ungebeuern
Misbraͤuche, welde in die Welt durch die Stantever:
faffungen eingedrungen find. Wie die Menfchen ſich
einander unterdräden, erwuͤrgen, beträgen, kraͤnken,
verfolgen, tprannifiren. Das gte und ote Cap: ſchildert
Dagegen die Mäder der Menſchen, melde aber nicht,
fo das Siegel Gottes an der Stirne traͤgt, antaften,
fondern nur die Tyranney bekaͤmpfen werden. Geber
wird
grieſtergrab. 61
Dieſe drey Zuſtande werden in ber Hieroglyphie
unſrer Freymaurerey durch den rohen geſpaltenen, und
glatten Stein vorgeſtellt. Der erſte iſt der erſte Zuſtand
des menſchlichen Geſchlechts im Stande der Wildheit.
Der zwedte die Hieroglophie der gefallenen, abgewuͤr⸗
digten Natur, des Menfchen in Staaten: und Diefer
mittlere Stein ift geſpalten, mweil in diefem Zuftande das
menſchliche Geſchlecht nicht mehr eine Familie ausmacht,
fondern dur Verſchiedenhejt der Regierung, Länder
und Religionen unter ſich getheilt ift: fo bald dieſer ges
machte Unterfchied verſchwindet, fobald wird dieſer ges
ſpaltene Stein wieder ganz. Und daber ift der dritte
die Hieroglppbie des Zuftands von unfrer zuruͤckerhalte⸗
nen Würdigung unfers Gefchlehts. Der flammende
Stern mit dem Buchſtaben G. ift die Aufkldrung, die
Gnade, Gratia, die uns leuchtet auf unfern bisherigen
Irrwegen. Die, in welchen diefe Gnade wirft, find
Die Erleuchteten, Illuminati: ein Nahme mit welchem
in der erften Kirche alle Chriſten nach der Taufe, hiemit
alle Glaubigen belegt wurden.
Wäre man nun bey der Lehre Jeſu und feiner Juͤn⸗
ger getreu verblieben , fo würden in kurzer Zeit ale
Menfhen zu ihrer Frepheit gelangt feyn. Aber diefe,
wenn fie nicht durch die Difciplinam Arcani aufbehalten
worden , märe bald gänzlich vergeffen worden. Jefus
ſelbſt kuͤndigte es ſchon vorbero, daß viele faliche
Pro⸗
63 Prieſtergrad.
Propheten entſtehen werden: daß aber ſeine Lehre und
ſein Wort dennoch ewig dauern werden: und ſeine Aus⸗
erwaͤhlte, die beynahe Gefabr gelaufen waͤren, verführt
zu werden, wird der Engel mit der Pofaune nach vielen
auögeftandenen Trübfalen von allen 4 Winden ber vers
fammeln. Es wird fodann eine neue Erde und ein .
neuer Himmel ſeyn. Bey den meiiten Menfchen gieng
Die wahre Bedeutung verlobren: fie firitten ſich über
Dinge, die ſich zu unfrer Gluͤckſeligkeit gleichgültig ver⸗
alten. Eigennuͤtzige und berrfchfüchtige Menſchen mifche
ten ihre Spisfindigfeiten hinein: und die Geiſtlichkeit
mar der einzige Stand, der fi die Unabhängigkeit zu
verſchaffen — Rettungs« Mittel wurde zu un⸗
ferer Unterdruͤckung angewandt. Da entitand dann das
berrlihe Ding die Theologie, das Pfaffen: und Schurs
ten Regiment , das Pabſtthum, der geiftliche Defpotide
mus. Diefer Rieg fo.boch, daß die Thronen der Fuͤr⸗
ften felbft gewaltthaͤtig erſchuͤttert wurden. Diele neue
Gewalt und Unterdrädung war um fo ſchrecklicher, als
fie ſich ſogar auf Mepnungen und Gedanken erſtreckte.
Bisher hatten die Menfchen nicht, wie fie wollten, han⸗
deln können; Nun durften fie auch nicht denken, was
fie wollten. Nun wurde die Lehre Jeſu Sophiſterep,
Eigennug ; man handelte nicht mehr, fondern man ſpe⸗
eulirte. Man verfolgte fich darüber, und es ward ein
Geſetz der Religion, fih einander von der Erde zu ver⸗
tilgen. Bis dorsbin batten fich Die Menſchen blos in
ihrem
Priefkergrad. 63
ihrem eignen Nabmen unterdruͤckt: nun follte der Frevel
und Defpotismus vollends fo weit getrieben werden,
Daß fie fi im Nahmen Gottes unterdrüdten; und ein
Mörder, Hurer und Betrüger, der Transfubftantiation
alaubte, hatte ein befieres Schickſal, als der redliche
" &ugendbafte , der ungläklichermeife nicht begreifen
konntet, wie ein Stuͤck Mehlteig zugleih ein Stüd
Sleiſch ſeyn konnte. "Die Menfchen hatten von dem allen.
den einzigen Vortheil, daß nunmehro das Schickſal auch
ihre vorhergehende Unterdrüder betraf: und auf dieſe
Art ift die Geſchichte des menfhlihen Geſchlechts die
Geſchichte der Mfurpationen und der fchmerzendften Un»
|
serdrädungen. Man fann ſich vorfellen, daB das ’
Schickſal der alten und neuen Anhänger Jefu, fo wie
Ihnen folcher es vorher gekuͤndigt, elend und traurig war.
Sie mußten fih nunmehr zweymal geheim halten. Sie
verbargen daher ihre Achten Lehren unter Hieroglpphen,
Ni aber unter dem Rahmen anderer geheimer Gefelifchaf:
ten; und dies um fo mehr, ale wirklich der große Hau⸗
fen derer die ſich Ehriften nennen, gar feine Begriffe
vom wahren Geiſte diefer heiligen Legion 7) hat. Diefe
Vorſicht war denn auch öfter dußerer Derfolgungen we⸗
gen nöthig, umd fie feperten unter diefen Hicrogippben
Das Andenken ihres großen Lehrers, und erwarteten
u ſehn⸗
*) Im Muſcpt. ſteht Legion; es ſcheint aber hier Re⸗
ligion heiſſen zu muͤſſen, wenn gleich das Wort:
Legion auch ſonſt von dem Orden gebraucht wird,
Srieffergrad. 65
Kunft Tehrt, ſich ſelbſt zu beherrſchen, fo wird fie eine Pd»
nigliche Kunſt genannt. ‚Sonne, Mond und Sterne find
Die verſchiednen Grade der Erleuchtung, welche den Men
fen auf feinem Weg au dieſem Zweck erhält, _
Und ſo waͤre alfo der Zweck der äditen Srepmaurerey
durch thätiges. Chriſtenthum, durch die Verbreitung ber
Lehre Zefa, und durch die Aufklärung der Vernunft, die
Menfchen au ihrer Srepbeit fähig zu machen: bie Welt,
und die durch verfciedne Eincichtung getrennte Menſchen
in eine Familie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗
ten und Tugendhaften herbeyaufübren. Aber gleichwie
bishero noch feine menfchliche auch noch fo beilige und
ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben,-fo mußte eben.
auch die Sreymaurerey gleihes Schidfal erfahren. Men»
fen, die. (don auf dem Wege des Lichts waren : indiefe
beilige Verbindung aufgenommen, aber noch vor der
gaͤnzlichen Entwicklung fi durch ein widriges Betragen
von dem ſchon fo qgutangetrettenen Wege entfernten, fie
len auf den Wahn, die in dem Vorbofe des Heiligthums
gefammelte unvoliftändige Kenntniß zu nugen, und unter
Der Aehnlichkeit abgeborgter Gebräuche andere Menſchen
“in ihren Erwartungen au bintergeben, und zu ihren.oft
- fhändlichen Abfichten ald Werkzeuge ibres Eigennupes
und Ehrgeiges zu gebrauchen: Da bey diefen ihren Ein
richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde , um in die
verdorbene Welt u wirken: da ihnen der Zweck und das
Geheimniß felbik noch verborgen war, und fie Doch ihre
E An⸗
66 Prieſtergrad.
arndanger zu großen Erwattungen vorbereitet batten, fo
verfielen fie in Ermanglung des Beſſeren, um die Eut⸗
dedung des Betrugs noch länger hinauszuſchieben, auf
verſchiedene Wege. Sie erfanden Grade über Grade: fie
fuchten endlich den fo natürlichen Hang des Menſchen zum.
Wunderbaten au reiten, feine Einbildungskraft au erhie
gen, die Vernunft zu betäuben. Nun gaben Menſchen,
die ſich mit andern doch ſehr ſchlecht betrugen, fo gar vor,
mit unfichtbaren Wefen im vertrauten Umgang zu leben.
Man ſprach von Eingebungen, Offenbarung, Begeikerung.
Man tig die gegen das Gegenmwärtige ſchon ohnehin ſotg⸗
loſe Menſchen über ſolches binweg, um In die Zukunft
zu ſehen: fo gar die ſchaͤdlichſte von allen Neigungen,
die Quelle der unerfättlichen Verſchwendung, der Ver⸗
derbniß der Gitten, und des ungeſellſchaftlichen nies
derträchtigen Beiges » die Begierde nach Gold wurde ges
reist; alled alte hervorgeſucht, und nichts unverfucht ges
laſſen, um Unvernunft, Aberglauben, Thorheiten, und
ſchlechte Sitten au verbreiten; die guten Arbeiter zu bins
bern, und die Menfchen durch eine Art von Beräubung
gegen ibr Elend und Ungluͤck fuͤbllos u machen. Hätten
nicht noch die Edeln und Ausermählten im Hinterhalt ger
fanden, dem einbrechenden Verderben gewehrt, und das
krachende und finkende Gebäude mit ihren Schultern une
terhägt, ſo waͤre neues Verderben über das Menfcenger
ſchlecht dereingebrochen, und dur Regenten, Pfaffen⸗
und Frepmauter die Vernunft von der Erde verbannt
" wor⸗
—
VPrieſtergrade 67
worden, und ſolche ſtatt der Menſchen mit Tyrannen,
OHeuchlern, Moͤrdern, Geſpenſtern und Leihen und Min⸗
ſchen aͤhnlichen Thieren uͤberſchwemmt worden. Und eben
da uns dieſe Befoͤrderer der Finſterniß den Untergang zu⸗
gedacht, haben fie die Legion der Auserwaͤhlten um fo
mebr verftärft, indem fie durch die falfchen Nebentbore
ben einzigen Zutritt gegen den Vorwitz, das Eindringen
und. die Verfolgung der Unbeiligen um fo tiefer verborgen.
Es mäÄre fehr gefehlt su alauben, daß diefer der einzige
Vortbeil feve,. den unſere Verbindung und die Welt von
dieſen Aftergeburten sieht. Wenn fie auch nicht zum Zweck
- gelangen , fo bereiten He den Weg. Sie erweden ein
neues Intereſſe: Sie öfnen neue vorher unbekannte Aus⸗
ſichten: ſie erwecken den Erfindungsgeift, und die Era
Hartung der Menſchen; fie machen gleichgültiger gegen
das Intereffe des Staats, bringen Menſchen von verfchiee
denen Völkern und Religionen wieder zu einander unter
ein nemeinfcbaftliches Band, entziehen den Arbeiten des
Staats und der Kirche die fähigiten Köpfe und Arbeiter,
bringen Menſchen zufammen, die fid) vorhero nicht kann⸗
ten, vielleicht einmal gekannt hätten ; untergraben eben
dadurch den Staat , menn fie es gleich nicht zum Zweck
baben; flogen und reiben ſich gegen einander , lebren die
Menſchen die Kraft vereinigter Kräfte einfeben, das Uns
volltommene ihrer bisherigen Verfaffungen entdeden, mas
chen durch das Unvollkommene, und fo oft befannt ges
machte ihrer Einrichtungen, daß der Gegentheil und oͤffent⸗
j E 2 liche
“ D
Prielerstcd 65
Miles, was noch geſchehen fan, ift, daß die Zeitber Erndte
noch länger hinausgefegt wird. Vielleicht vergeben Jahr⸗
tauſende oder hunderttauſende daruͤber: aber fruͤber oder
ſpaͤter muß die Natur doch ihr Tagwerk vollenden, und
unſet Geſchlecht zu der im erſten Anfang ſchon vorbeſtimm⸗
ten Würde erhoͤhen. Wir aber verhalten und dabev als
Zuſchauer und Werkieuge der Natur, befchleunigen kei⸗
nen Erfolg, und erlauben und feine andere Mittel, als
Aufklärung, Wohlwollen und Sitten unter Menſchen zu
“ verbreiten : und des unfeblbaren Erfolgs gefichert, ent⸗
balten wir und aller gewaltfamen Mittel , und begnügen
uns damit, dad Vergnügen und die Glüdfeligkeit der
. Nachwelt ſchon fo fern vorbergefeben , und durch die une
ſchuldigſten Mittel den Grund dazu gelegt zu baben. Wie
beruhigen ung dabey in unferm Gewiſſen gegen jeden Bor
wurf, daß wir den Umſturz und Verfall der Staaten und
Thronen eben fo wenig veranlaffet, ald der Siaatsmann
von dem Verfall feines Landes Urſach ift, weil er ſolchen
ohne Möglichkeit der Rettung vorher ſieht. Als Heißige
und genaue Beobachter der Natur verfolgen und bewun⸗
dern wir ihren unaufhaltbaren majeftätifchen Bang, freuen
uns unfers Geſchlechts, und wünfchen ung Gluͤck, Mens
fhen und Kinder Gottes zu ſeyn.
Bemerke aber genau und forafältig: wir dringen die
Diefe Lehre nicht auf: folge niemand als der erfannten
MWahrbeit: gebrauche ald ein freper Menſch auch hier und
noch
- Srickergran
104 ferne nen nefgehmeitdges@lörcht 30 Fortdben, za yareDn
im. a oraen. Bent Nm ober inaden ou iraendus we
yellerr® . 0 heile ms derme Vmchren mer, fo mr mir
ir Amts nerfieten. Bir fdaksmen sus umierer Intiidhleie
at. 'Bır wien, ah nr Mentdgen iind; Das es des
War! Ser Narur ud yer Auden ber Aenichen ine, urdpk
auf mal ↄas Brite ;8 ‚Treiben, fondern Erufruweis
#erriuradem . dero umfere Fehler Mag zu werden, wu
Die Hinumtrm unfeer Boreitern ;u benugen, um fiuge
inne zu werden, die u noch Plägrte Enkel zeugen
foßen. fo, wer dir dieſes aßes wahr (heine, ſo
iu ales: iR ein Jerrbum darunter , fo macht er dich
Darm gewiß wicht ſiedier. Gerdür dirnidte, fo ver
wirf alles wngefceut, und denke, vieleicht mar manches
nur Biufforderung sum weitern Zorſchea. Gefdüt Dir dag
eine, aber nicht Das andere, ſo ſude berand dad, was æ
gefämt. WBerm dw ein Erleucteier bIR, fo dringt Bel. :
Dne gewiß dabin/ mo die Wahrheit Rede: und du wir
wafre Brt Menden zu belehren um fo Figer finden
alder de der Coiwidlung entgegen fommit
d
62 Prieſtergrad.
Propheten entſtehen werden: daß aber ſeine Lehre und
ſein Wort dennoch ewig dauern werden: und ſeine Aus⸗
erwaͤhlte, die beynahe Gefahr gelaufen wären, verfuͤhrt
zu werden, wird der Engel mit der Poſaune nach vielen
ausgeſtandenen Truͤbſalen von allen 4 Winden ber ver⸗
fammeln. Cs wird fodann eine neue Erde und ein .
neuer Himmel ſeyn. Bep den meilten Menſchen gieng
Die wahre Bedeutung verlobren: fie firitten fich über _
Dinge, die ſich zu unfrer Gluͤckſeligkeit gleichgültig ver⸗
balten. Eigennuͤtzige und heerfchfüchtige Menfchen mifche
ten ihre Spitzfindigkeiten hinein: und die Geiſtlichkeit
mar der einzige Stand, ber fi) die Unabhängigkeit zu
verfchaffen — Rettungs s Mittel wurde zu un⸗
ferer Unterdruͤckung angewandt. Da entitand dann das
berrlihe Ding die Theologie, das Pfafen: und Schur⸗
tens Regiment , dad Pabſtthum, der geiftliche Deſpotis⸗
J mus. Dieſer ſtieg ſo hoch, daß die Thronen der Fuͤr⸗
ſten ſelbſt gewaltthaͤtig erſchuͤttert wurden. Dieſe neue
Gewalt und Unterdruͤckung war um fo ſchrecklicher, als
fie ſich ſogar auf Mepnungen und Gedanken erſtreckte,
Bisher hatten die Menſchen nicht, wie fie wollten, han⸗
deln können; Nun durften fie auch nicht denfen, mas
fie wollten. a wurde die Lehre Jeſu Sophifterep,
Eigennug ; man handelte nicht mehr, fondern man ſye⸗
eulirte. Man verfolgte fich darüber, und es ward eig
Geſetz der Religion, fi einander von der Erde zu dere
tilgen. Bis dorthin batten ſich die Menfchen blos in
ihrem
Srieffergrad. 63
ihrem eignen Nahmen unterdruͤckt: nun ſollte der Frevel
und Deſpotismus vollends fo weit getrieben werden,
daß ſie ſich im Nahmen Gottes unterdruͤckten; und ein
Moͤrder, Hurer und Betrüger, der Transſubſtantiation
giaubte, hatte ein beſſeres Schickſal, als der redliche
Tugendhafte, ver ungluͤcklicherweiſe nicht begreifen
fonntew wie ein Stuͤck Mehlteig zugleich ein Stuͤck |
Sleiſch ſeyn konnte. "Die Menſchen hatten von dem allen
den einzigen Vortheil, daß nunmehro das Schidfal auch
ihre vorhergehende Unterbräder betraf: und auf diefe _
Art ift die Geſchichte des menſchlichen Geſchlechts die
Geſchichte der Ufurpationen und der ſchmerzendſten Uns
— 17
terdruͤckungen. Man fann fi vorftellen, daß das ’
Schickſal der alten und neuen Anhänger Jeſu, fo wie
bnen folcher es vorher gekündigt, elend und traurig war.
Sie mußten fih nunmehr zweymal geheim halten. Sie
verbargen daher ihre Achten Lehren unter Hieroglyphen,
Nic aber unter den Rahmen anderer geheimer Geſellſchaf⸗
ten; und dies um fo mehr, als wirklich der große Hau⸗
fen derer die fich Ehriften nennen, gar feine Begriffe
vom wahren Beifte diefer heiligen Legion *) hat. Diefe
Vorſicht war denn auch öfter Äußerer Verfolgungen mer
gen nöthig, und fie feperten unter diefen Hierogipphen
Das Andenken ihres großen Lehrers, und erwarteten
J ſehn⸗
*) Im Muſept. ſteht Legion; es ſcheint aber hier Re⸗
ligion heiſſen zu muͤſſen, wenn gleich das Wort:
Legion auch ſonſt von dem Orden gebraucht wird,
64 Prieſtergrad.
lehnlichſt die Zeit, mo fie in ihre erſte Rechte und ue⸗
(prüngliche Reinigkeit zuruͤck tretten, und der Welt in
vollem Lichte erfcheinen möchten.
Unter den drey Steinen ſtellten ſich die drey Zuſtaͤnde
des menſchlichen Gefchlechts vor. Hieram if unfer, fuͤr
Dad Befte der Welt erfchlagene, Meifter Jeſus von Nas
zaretb. Der Nabme Hieram if entitanden, aus den
Anfangs = Buchitaben folgender Worte: Hic Iefus eft re-
ftituens amorem mundi: oder wie andere leſen; Hic
Ieſus eft refurgens a mortuis. Dahin deutet aud) das
Rabbiniſche Wor: Mac-benac: er. bat den Sohn ers
ſchlagen. Da nach der Lehre Jeſu die Menſchen zu ibrer
Srepbeit durch Gerechtigkeit und Wohlwollen gelangen,
fo werden diefe durch zwey Säulen mit den Buchſtaben
1. und B. Iuftitia und Benevolentia angezeigt, ald auf
melchen bepden Brundfäulen das Gebäude der menfclis
eben Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sen
kelbley ꝛc. find die Spmbolen und Hieroglyphen der Rechts
mäßigfeit unferer Handlungen, mit weichen wir ibr Bere
haͤltniß zum Zwecke beitimmen und abmeflen. Die 9 Mei⸗
fer, weiche den erfchlagenen Hieram geſucht, ftellen die
erfien Stifter des Drdens vor, welche die unter Mens
ſchen verloſchne Menſchenliebe nach der Lehre ihres er⸗
ſchlagenen Meiſters wieder unter ſich in Gang gebracht,
und fie von den Schlafen und menfchlichen Zufägen ges
reinigt. Und "weil die Freymaͤurerey Lie Menfchen die
0 Kunſt
ke na \
Prieſtergrad. 6
Kunſt Tehrt, ſich ſelbſt zu beherrſchen, fo wird fie eine koͤ⸗
nigliche Kunſt genannt. Sonne, Mond und Sterne find
Die verſchiednen Grade der Erleuchtung, melde den Mene
ſchen auf feinem Weg au diefem Zweck erhält, _
Und ſo waͤre alfo der Zweck der aͤdten Srepmaurerey
durch thaͤtiges Chriſtentbhum, durch die Verbreitung der
Lehre Jefu, und durch die Aufklärung der Vernunft, die
Menſchen au ihrer Srepbeit fäbig au machen: Die Welt,
und die durch verfchiedne Einrichtung getrennte Menſchen
in eine Familie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗
ten und Tugendhaften herbepzufuͤhren. Aber gleichwie
bishero noch Feine menfchliche auch noch fo beilige und
ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben, fo mußte eben.
auch die Freymaurerey gleihes Schidfal erfahren. Men»
fen, die ſchon auf dem Wege des Lichts waren : in diefe
heilige Verbindung aufgenommen, abee noch vor der
gaͤnzlichen Entwicklung ſich durch ein widriges Betragen
von dem ſchon fo gut angetrettenen Wege entfernten, fie⸗
len auf den Wahn, die in dem Vorhofe des Heiligthums
geſammeite unvollſtaͤndige Kenntniß zu nutzen, und unter
der Aehnlichkeit abgeborgter Gebraͤuche andere Menſchen
in ihren Erwartungen au hintergehen, und zu ihren oft
ſchaͤndlichen Abfihten als Werkzeuge ihres Eigennupes
and Ehrgeiges zu gebrauchen: Da bey diefen ihren Eins
richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde , um in die
verdorbene Welt zu wirken: da ihnen der Zweck und das
Gebeimniß fein noch verborgen war, und fie doch ihre
€ Alte
Vrieſtergrade 67
worden, und folde Matt der Menfchen mit Tprannen,
Heuchlern, Mördern, Geſpenſtern und Leihen und Men⸗
ſchen aͤhnlichen Thieren uͤberſchwemmt worden. Und eben
ba und diefe Befoͤrderer der Finfternig den Untergang dur
gedacht, baden fie die Legion der Ausermählten um (0
mebr verftärkt, indem fie durch die falfchen Nebentbore
ben einzigen Zutritt aggen den Vorwitz, das Eindringen
und. die Verfolgung der Unbeiligen um fo tiefer verborgen.
Es waͤre fehr gefehlt su alauben, daß diefer der einzige
Vortbeil ſeye, den unſere Verbindung und die Welt von
dieſen Aftergeburten zieht. Wenn ſie auch nicht zum Zweck
gelangen, fo bereiten fie den Weg. Sie erwecken ein
neues Intereſſe: Sie öfnen neue vorher unbekannte Aus⸗
ſichten: fie erwecken den Erfindungsgeift, und die Er⸗
wartunq der Menſchen; fie machen gleichgültiger gegen
das Intereife des Staatd, bringen Menfchen von verfchiee
denen Völkern und Religionen wieder gu einander unter
ein gemeinſchaftliches Band, entsieben den Arbeiten des
Staats und der Kirche Die fähigiten Köpfe und Arbeiter,
bringen Menſchen zufammen, die fid) vorhero nicht kann⸗
ten, vielleicht einmal gekannt hätten ; untergraben eben
dadurch den Staat , menn fie es gleich nicht zum Zweck
baben; floßen und reiben ſich gegen einander, lebren die
Menſchen die Kraft vereinigter Kräfte einfeben, das Uns
vollfommene ihrer bisberigen Verfaffungen entdeden, ma⸗
chen durch das Unvollkommene, und fo oft befannt ges
machte ihrer Einridtungen, daß der Gegentheil und öffent»
j &a ’ Vie
“
RS
38 Prieſtergrad.
bins au: fo nun ich euer Herr und Meier, end) die
Suße gewaſchen habe, fo ſollt ihr auch euch-unter einans
der die Füße waſchen. Ein Bepfpiel babe ich euch geger
ben, daß ihr thut, mas ich euch getban habe, Wadrlich,
wahrlich fag ich euch, der Knecht iR nicht arößer daun
fein Herr, noch der Apoftel größer, dann der, der ibn
geſandt bat. So ihr foldes wiſſet, felig ſeyd ihr, fo
ihr ſolches thut.
Wenn nun der geheime durch die Diſciplinam Arca-
ni aufbehalten, und durch feine Reden und Thaten ſelbſt
bervorfcheinende Zweck feiner Lehre war, den Menſchen
ihre urfprängliche Frepheit und Gleichheit wieder au ge⸗
ben, und ihnen den Weg dazu su bahnen, fo werden
nunmebro viele vorbin unverftändlidhe und miderfpres
ende Dinge begreiflich und febr natürlid. Nun wird
auch der, welcher an die Geheimniffe der gewöhnlichen
chriſtlichen, von den Pfaffen verunftalteten Religionen
nicht glaubt, und melden man gewiſſe dasunter verbors
gene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht, enthuͤllen
darf, doch Fein Bedenken finden, Jeſum den Erloͤſer
und Heiland der Welt zu nennen. Nun Eldrt fid die
Lehre von der Erbfünde, von dem Zau der Menſchen,
von der Wiedergeburt auf. Nun weiß man, was der
Suftand der reinen Natur, der Zufland der gefallen
nen Natur, und das Neid der Gnade ſey. Da der.
Menſch aus dem Stande feiner urfprünglichen Frepheit
getret⸗
60 Prieſtergrad.
wird unverletzt bleiden v. 20. Cap. 9. der nicht feine
Kniee gebeugt bat vor den Goͤtzen. Dieſe ſollen (Cap.
10. v. 7.) vollenden das Geheimniß Gottes. Alsdann
wird ſich alles umkehren (Cap. 13. 9. 10.) und mer
Bindere beleidigen will, wird unterdruͤckkt werden. Dann
wird Gap. ı5. v. 3. erfüllt, mas der Dichter Mofes
gefungen bat. Ferner Eap..az, v. 1. und 12, 22. Gap,
22.0. 3.0.4 Cap. 3. 9.12. Cap. 14. v. 12. Gelig
find Cap. 19, ©: 9. die das Liebesmal jbes Herrn
genoflen haben. Nur diefe Cap. 20, v. 6. haben Theil
an diefer Auferſtehung. Gott bas fie zu Königen und
- Srieftern gemacht, Cap. 5, 9. 10. und wir werden Kids
nige auf Erden ſeyn. Jeſus bat und Cap. 1, 9. 5. 6,
diefes Königreich bereitet, feinem Edniglich priefterlichens
Geſchlechte die Emigkeit errungen und eine beſtimmte
Zah der beiten Erleuchteſten Cap. a, v. 4. 5. mit Ers
genntniß und Gemalt verfehen.
Unzaͤhlig find auch die Stellen der Schriften in den
alten Propheten, wo uns diefes goldene Zeitalter ver⸗
hbeiſſen wird. Allgemeine Aufklaͤrung wird erſt dem
Menſchen den Zuſtand ihres vorigen Elends und ihrer
gegenwaͤrtigen Gluͤckſeligkeit begreiſlich machen. Sie
werden einſehen daß ſie ſich durch Entfernung von den
Vorſchriften Jeſu wieder unterwuͤrfig machen. Dieſe
Aufklaͤrung alſo, dieſe Gnade wird machen, daß die
Menſchen nicht mehr fallen, und daß dieſer Zuſtand
fortdauern wird.
Dieſe
⁊
ut
Yrieflergrab. 61
Dieſe drey Zuſtaͤnde werden in ber Hierogipphie
unſrer Freymaurerey durch den rohen gefpaltenen, und
glatten Stein vorgeftellt.; Der erite it der erfte Zuftand j
des menfchlihen Geſchlechts im Stande der Wildheit.
Der zweste die Hieroglyphie der gefallenen, abgemwürs Ä
Digten Natur, des Menfchen in Staaten: und Diefee . .
mittlere Stein it geſpalten, meil in diefem Zuftande das \
menſchliche Geſchlecht nicht mehr eine Familie ausmacht,
fondern durch Verſchiedenhejt der Regierung, Länder
und Religionen unter fich getheilt ift: fo bald dieſer ges
machte Unterfchieb verſchwindet, fobald wird diefer ges
ſpaltene Stein wieder ganz. Und daher ift der dritte
die Hieroglyphie des Zuftands von unfrer zuruͤckerhalte⸗
nen Würdigung unfers Geſchlechts. Der flammende
Stern mit dem Buchſtaben G. ift die Auffldeung, die _
Gnade, Gratia, die uns leuchtet auf unfern bisherigen .
Irrwegen. Die, in welchen diefe Gnade wirft, find
Die Erleuchteten, Illuminati: ein Nahme mit welhbem ,
in der erften Kirche alle Chriiten nad) der Taufe, biemit | j
alle Glaubigen belegt wurden.
Waͤre man nun bey der Lehre Jeſu und feiner Zune
ger getreu verblieben, fo würden in kurzer Zeit alle
Menſchen zu ihrer Freyheit gelangt feyn. Aber dief, ..- \
‚wenn fie nicht durd) die Difciplinam Arcani aufbehalten
worden , wäre bald gänzlich vergeflen worden. Jefus
ſelbſt kundigie es ſchon vordero, daß viele falſche
Pro⸗
US Be:elergeraß
Arenderen ertürten werden: aE ser eis Shre au
"an Burt MOND 15 er Werden: zu jeime Sue
ermabite,, ꝛe wpeuuse Serabe geiamerr mare , BerTußse
3a merden, werd der Szei mir der Beicume nach sıehen
susgeizudrmen Scubiuien 30m ufler 3 Flinte jer Sep
mem ZB TI) 'odean ame um Sde ud ein
zemer Smmei vom. Bey den merien Nenſchen gemg
Me made esnzung seriotren: Ne irn Ach uber
Zınae, Ye ib a suter Giucfeligfe:r giergguing ven
Reiten. Kurnmigter and derrichiachuge Menichen miſch⸗
er ihre Snigfnligfeieen dimein: su Be Geiſtlchkeit
wuc Ve einige Stdand, der ſich die Mabd angigkeit zw
verſchafen Das Neumgd : Mittel wurde u u
Rue Uncerdeidftung De entũand danz das
dertudche Day ie Ttrelugte, das Brinfen: und Edur
iu . Areeut, Dad Yubeitdeme , Der greiſtliche Deigstide
ww. Twier meg fe dech, das bie idronem der Zur
fra ſeld gemeitiitig eridürtert wurden. Diele neue
Eewalt und Untertridfung wer um jo ſchrecklicher, als
Ge ip ne anf Megauagen und Gedanken erftreckte.
Bizder datten die Menſchea sit, wie fie molten, dan⸗
Beln koͤnnen. Nun daurſten Be anch nit denken, mas
fe wohten. Nua wurde die Lehre Jeſn Eopbillerep,
Eigenuug ; man handeite nicht mehr, ſondern man [9e»
eulirte. Men verfolgte ſich Darüber, und ed ward eig
Orten der Religion, fid einander von der Erde zu ver⸗
Olsen, Bis Yarıhin hatten fi die Menſchen blos in
ibreme
Prieſtergrad. 63
idrem eignen Nahmen unterdruͤckt: nun ſollte der Frevel
und Deſpotismus vollends fo weit getrieben werden,
daß ſie ſich im Nahmen Gottes unterdruͤckten; und ein
Moͤrder, Hurer und Betruͤger, der Transſubſtantiation
giaubte, hatte ein beſſeres Schickſal, als der redliche
Tugendhafte, ver ungluͤcklicherweiſe nicht begreifen
fonntew wie ein Stud Mebhlteig zugleich ein Stuͤck
Sleiſch ſeyn Eonnte. "Die Menſchen hatten von dem allen
Den einzigen Bortheil, daß nunmehro das Schidfal auch
ihre vorhergehende Unterdruͤcker betraf: und auf diefe
Art iſt die Gefchichte des menſchlichen Geichlechts die
Geſchichte der Ufurpationen und der fchmerzendften Un⸗
[X 57
terdruͤckungen. Man fann fih vorftelen, daB das
Schickſal der alten und neuen Anhänger Jeſu, fo wie
Ihnen folcher ed vorher gefündige, elend und traurig war.
Sie mußten fi nunmehr zweymal geheim halten. Sie
verbargen daher ihre Achten Lehren unter Hieroglyphen,
ſich aber unter dem Rahmen anderer geheimer Geſellſchaf⸗
ten; und dies um ſo mehr, als wirklich der große Hau⸗
fen derer die ſich Chriſten nennen, gar keine Begriffe
vom wahren Geiſte dieſer heiligen Legion *) hat. Dieſe
Vorſicht war denn auch öfter dußerer Verfolgungen wer
gen nöthig, und fie feperten unter dieſen Hieroglpphen
Das Andenken ihres großen Lehrers, und erwarteten
| | | ſehn⸗
+) Im Muſept. ſteht Legion; es ſcheint aber hier Re⸗
ligion heiſſen au muͤſſen, wenn gleich das Wort:
Legion auch ſonſt von dem Orden gebraucht wird,
=
64 Prieſtergrad.
lehnlichſt die Zeit, wo fie in ihre erfte Rechte und ne⸗
ſpruͤngliche Reinigkeit zuräd treten, und der Welt in
vollem Lichte erfcheinen möchten.
Unter den drey Steinen ſtellten fich die drey Zuſtaͤnde
des menfchlichen Geſchlechts vor. Hieram if unfer, füe
Das Beſte der Welt erfhlagene, Meifter Tefus von Nas
zareth. Der Nabme Hieram if entitanden, aus den
Anfangs : Buchltaben folgender Worte: Hic lefus eft re-
ftituens amorem mundi: oder wie andere leſen; Hic
lefus eft refurgens a mortuis. Dahin deutet aud) das
Rabbinifche Bor: Mac -benac: er. bat den Sohn ers
ſchlagen. Da nach der Lehre Jeſu die Menſchen zu ihrer
Freyheit durch Gerechtigkeit und Wohlwollen gelangen,
ſo werden dieſe durch zwey Saͤulen mit den Buchſtaben
IJ. und B. Iuſtitia und Benevolentia angezeigt, als auf
welchen beyden Grundſaͤulen das Gebäude der menſchli⸗
chen Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sen⸗
kelbley ꝛc. find die Symbolen und Hieroglyphen der Rechts
mäßigfeit unferer Handlungen, mit weichen wir ibr Bere
haͤltniß zum Zwede beitimmen und abmeffen. Die 9 Meis
ſter, welche den erfchlagenen Hieram geſucht, fiellen. die
erfien Stifter des Ordens vor, welche die unter Mens
ſchen verloſchne Menſchenliebe nach der Lehre ihred ere
ſchlagenen Meifters wieder unter ſich in Gang gebracht,
und fie von den Schladen und menfchlichen Zufägen ges
reinigt. Und 'weil die Freymaͤurerep Lie Menſchen die
| Kunſt
Brieflergrad. 65
Kun lehrt, Ach ſelbſt au beberefchen, fo wird fie eine koͤ⸗
nigliche Kunft genannt. Sonne, Mond und Sterne find
Die verfchiednen Grabe der Erfeuchtung, welche den Men⸗
ſchen auf feinem Weg zu diefem Zwed erhält, _
Und ſo waͤre alfo der Zweck der aͤchten Srepmanrerey
Durch thätiges. Chriſtentbhum, durch die Verbreitung dee
Lehre Jeſu, und durch die Aufklärung der Vernunft, die
Menſchen zu ihrer Frepheit fähig zu machen: die Welt,
und die durch verſchiedne Einrichtung getrennte Menſchen
in eine Samilie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗
ten und Tugendbaften herbeyzufübren. Aber gleichwie
bishero noch Eeine menſchliche auch noch fo beilige und
ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben,-fo mußte eben
auch die Srepmaurerey gleiches Schickſal erfahren, Men»
fhen, die fhon auf dem Wege des Kichtd waren : indiefe
beilige Verbindung aufgenommen, aber noch vor der
gänzliden Entwicklung ſich durd ein widriges Betragen
von dem fon fo gut angetrettenen Wege entfernten, fie
len auf den Wahn, die in dem Vorhofe des Heiligthums
gefammelte unvoliftändige Kenntniß zu nußen, und unter
der Aehnlichkeit abgeborgter Gebräuche andere Menſchen
in ihren Erwartungen au bintergeben, und au ihren .oft
ſchaͤndlichen Abſichten ald Werkzeuge ibred Eigennuges
und Ehrgeiges zu gebrauchen: Da bey diefen ihren Eins
richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde , um indie
verdorbene Welt zu wirken: da ihnen der Zweck und das
Gebeimniß ſelbſt noch verborgen war, und fie doc ihre
€ Ans
\
6 Srieflergrab.
Willen des Vaters thun. Daer ed Allen that, und im
hohen Grade that, Fannte er den Vater allein: war als
fein fein geliebter eingebohrner Sohn. Niemal batten
wir zuvor Gott unter dem füßen Nabmen eines Vaters
selannt, niemal murden wır fo deutlich belehrt, daß wie
Brüder find. Durc ibn erfuhren wir, daß wiralle nur
einen Herren unfern Gott baben: und diefer Herr iR
Vater: wir feine Söhne, Kinder, Brüder, wenn wir
feinen Willen thun. Er und der Vater it eines: denn
ſie datten nur eınen Willen: und feine Werke beweifen
es, daher vom Vater gefandt feye, und daß ihm qlle
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ihn, ap
feinen Vater und feine Gebote macht unmoͤgliche Dinge
moͤglich: durch den Glauben werden fih Gebürge von
‘ihrem Pla bewegen. Sen Reich leidet Gewalt; denn
man bat es mit Beftreitung feiner Leidenſchaften zu thun:
Die dazu Stärke genug baben, find die Gemaltigen, und -
dieſe ollein werben es davon reißen. Man bat dabey
nicht allein mit ſich, auch mit den Boͤſen, mit dem Ver⸗
Derben der Welt zu Fämpfen. Er lebret und die Kunſt
vernünftig zu begebren, indem er uns aufträgt, den Va⸗
ter zu bitten, daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗
be: allen Erfolg als den Willen des Vaters anzufehen,
und ung im ungluͤck zu berubigen , meil foiches der Eins
richtung der Welt, den Willen des Vaters gemäß geſche⸗
ben mußte. Er ertheilt die Gewalt zu binden und aufs
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen melche
die
——
38 Prieſtergrad.
bins auch: fo nun ich euer Here und Meikſter ench die
Süße gewaſchen habe , fo folt ihr auch euch unter einans
der die Süße waſchen. Ein Bepfpiel habe ich euch gegen
ben, daß ihr thut, mas ich euch getban babe. Wahrlich,
wahrlich fag ich euch, der Knecht iR nicht arößer dann
fein Herr, noch der Apoftel größer, dann der, der ihn
geſandt bat. So ihr ſolches wilfer, felig fepd. ihr, fo
ihr folches thut.
Wenn nun der geheime durch die Diſciplinam Arca-
ni aufbehalten, und durch feine Reden und Thaten ſelbſt
bervorfcheinende Zweck feiner Lehre war, den Menſchen
ihre urfprängliche Frepheit und Gleichheit wieder zu ge⸗
ben, und ibnen den Weg dazu zu bahnen, fo werden
nunmebro viele vorbin unverſtaͤndliche und miderfpres
Wende Dinge begreiflih und ſehr natuͤrlich. Nun wird
auch der, welcher an die Geheimniſſe der gewöhnlichen
chriſtlichen, von den Pfaffen verunftalteten Religionen
nicht glaubt, und melden man gemiffe dasunter verbor⸗
gene, noch größere Geheimniſſe vorerft nicht, enthuͤllen
Darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Erlöfer
und Heiland der Welt zu nennen. Nun Elärt fi die
Lehre von der Erbfünde , von dem Sal der Menfcen,
von der Wiedergeburt auf. Nun weiß man, was der
Buftand der reinen Natur, der Zuftand der gefalles
nen Natur, und das Mei der Gnade ſey. Da der
Menſch aus dem Stande feiner urſpruͤnglichen Frepheit
| getre®
60 Prieſtergrad.
wird unverletzt bleiben v. 20. Cap. 9. der nicht feine
Kniee gebeugt hat vor den Goͤtzen. Dieſe ſollen (Cap.
10. v. 7.) vollenden das Geheimniß Gottes. Alsdann
wird ſich alles umkehren (Cap. 13. 9. 10.) und wer
Andere beleidigen will, wird unterdruͤckt werden. Dann
wird Cap. 15. v. 3. erfuͤllt, was der Dichter Moſes
geſungen bat. Ferner Eap..2ı, v. 1. und 12, 22. Cap,
23.0. 3. u. 4. Cap. 3. v. 12. Gap. 14. v. 12. Gelig
find Cap. 19, vr 9. die das Liebesmal ided Herrn
genoflen haben. Nur diefe Eap- 20, v. 6. haben Theil
an diefer Auferfiebung. Gott bat fie zu Königen und
Prieſtern gemacht, Cap. 5, v. 10. und wir werden Koͤ⸗
nige auf Erden ſeyn. Jeſus bat uns Cap. 1, v. 5. 6.
dieſes Koͤnigreich bereitet, ſeinem koͤniglich prieſterlichem
Geſchlechte die Ewigkeit errungen und eine beſtimmte
Zahl der beiten Erleuchteſten Eap..a, v. 4. 5. mit Ers
kenntniß und Gewalt verfeben.
Unzaͤhlig find auch die Stellen der Schriften in den
alten Propheten, wo uns diefes goldene Zeitalter vers
beiffen wird. Allgemeine Aufklärung wird erft den
Menfchen den Zuftand ihres vorigen Elends und ihrer
gegenwärtigen Glüdfeligkeit begreiſlich machen. Sie
werden einſehen, daß ſie ſich durch Entfernung von den
Vorſchriften Jeſu wieder unterwuͤrfig machen. Dieſe
Aufklärung alſo, dieſe Gnade wird machen, daß die
Menſchen nicht mehr fallen, und daß dieſer Zuſtand
fortdauern wird.
Dieſe
64 Prieſtergrad.
ſehnlichſt die Zeit, wo fie in ihre erſte Rechte und ur⸗
ſpruͤngliche Reinigfeit zuruͤck tretten, und der Welt in
vollem Lichte erſcheinen moͤchten.
Unter den drey Steinen ſtellten ſich die drey Zuſtaͤnde
des menſchlichen Geſchlechts vor. Hieram iſt unſer, fuͤr
das Beſte der Welt erſchlagene, Meiſter Jeſus von Na⸗
zareth. Der Nahme Hieram iſt entſtanden, aus den
Anfangs-⸗Buchſtaben folgender Worte: Hic Ieſus eſt re-
ftituens amorem mundi: oder wie andere leſen; Hic
lefus eft refurgens a mortuis. Dabin deutet auch das
Rabbiniſche Wor: Mac-benac; er bat den Sohn ers
ſchlagen. Da nach der Lehre Jeſu die Menſchen zu ibrer
"Srepheit durch Gerechtigkeit und Woblwollen gelangen,
fo werden diefe durch zwey Säulen mit den Buchflaben
1. und B. Iuftitia und Benevolentia angezeigt, als auf
welchen bevden Brundfäulen das Gebaͤude der menfchlis
chen Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sene
kelbley ꝛc. find die Spmbolen und Hieroglpphen der Rechte
maͤßigkeit unferer Handlungen, mit weichen mir ibr Ber»
baͤltniß zum Zwecke beſtimmen und abmellen. Die 9 Meis
fer , welche den erfchlagenen Hieram geſucht, fellen die
erfien Stifter des Drdens vor, welche die unter Mens
ſchen verloſchne Menſchenliebe nach der Lehre ihres er⸗
ſchlagenen Meiſters wieder unter ſich in Gang gebracht,
und ſie von den Schlacken und menſchlichen Zuſaͤtzen ge⸗
reinigt. Und 'weil die Freymaͤurerey Lie Menſchen die
Kunſt
U
Prieſtergrad. 65
Kun Tebrt, ſich ſelbſt au beberrſchen, fo wird fie eine koͤ⸗
nigliche Kunſt genannt. Sonne, Mond und Sterne find
die verſchiednen Grabe Der Erfeuchtung, melde den Mene
(hen auf feinem Weg zu dieſem Zwed erhält, _
und ſo wäre alfo der Zweck der aͤchten Srepmanrerep
durch thätiges Chriſtenthum, durch die Verbreitung der
Lehre Jefu, und durch die Aufklärung der Vernunft, die
Menſchen zu ihrer Grepbeit fäbig zu machen: die Welt,
und die durch verfchiedne Einrichtung getrennte Menſchen
in eine Familie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗
ten und Tugendhaften herbevzufübren. Aber gleichwie
bishero noch Leine menſchliche auch noch fo beilige und
ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben, fo mußte eben
auch Die Sreymaurerey gleiches Schickſal erfahren. Mens
fen, die fhon auf dem Wege des Lichts waren: indiefe
beilige Verbindung aufgenommen, aber noch vor dee
gänzliden Entwidiung fi dur ein widriges Betragen
von den (don fo gut angetrettenen Wege entfernten, fie
len auf den Wahn, die in dem Vorhofe des Heiligthums
gefammelte unvollfiändige Kenntniß zu nugen, und unter
der Aednlichkeit abgeborgter Gebräuche andere Menfchen
in ihren Erwartungen zu bintergeben, und zu ibren.oft
ſchaͤndlichen Abſichten als Werkzeuge ihres Eigennutzes
und Ebrgeitzes zu gebrauchen: Da bey dieſen ihren Eins
richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde, um in die
verdorbene Welt zu wirken: da ihnen der Zweck und das
Geheimnis felet noch verborgen war, und fie doch ihre
€ Ans
66 Briefkergrad.
Anhaͤnger su großen Erwartungen vorbereitet hatten, fo
verfielen fie in Srmanglung des Befleren um die Eut⸗
Dedung des Berrugs noch länger hinauszuſchieben, auf
verfchiedene Wege. Gieerfanden Grade über Grade: fle
fuchten endlich den fo natürlichen Hang des Menfcen zum.
Wunderbaren zu reißen, feine Einbildungskraft au erbi⸗
‚Ken, die Dernunft zu betäuben. Nun gaben Menſchen,
Die ſich mit andern doch ſehr ſchlecht betrugen, fo gar vor,
mit unfichtbaren Wefen im vertrauten Umgang zu leben.
Man ſprach von Eingebungen, Offenbarung, Begeiſterung.
Man ri die gegen dad Gegenwaͤrtige fchon ohnehin forgs
Iofe Menſchen über ſolches bhinweg, um in die Zufunft
zu feben: fo gar die fchädlihfte von allen Neigungey,
die Duelle der unerfättlichen Verſchwendung, der Ver⸗
Derbnig der Sitten, und des ungefellfchaftliden nies
derträchtigen Beiges ‚, die Begierde nach Gold wurde ge⸗
reist; alles alte hervorgeſucht, und nichts unverfucht ges
laffen, um Unvernunft, Aberglauben, Thorbeiten, und
ſchlechte Sitten zu verbreiten; Die guten Arbeiter zu bins
dern, und die Menfchen durch eine Art von Beräubung
gegen ibr Elend und Unglüd fuͤhllos u machen. Hätten
nicht noch die Edeln und Ausermählten im Hinterhalt ge⸗
ftanden, dem einbrechenden Verderben gewehrt, und das
krachende und ſinkende Gebäude mit ihren Schultern un⸗
terſtuͤtzt, ſo waͤre neues Verderben uͤber das Menſchenge⸗
ſchlecht hereiagebrochen, und durch Regenten, Pfaffen,
und Freymaurer die Vernunft von der Erde verbannt
wor⸗
ze Prieſtergrad
noch ferner dein urſoruͤngliches Recht au forſchen, zu sweis
fein, zu prüfen. Weiſt du oder nden du irgendwo was
befleres , fo theile uns deine Einſichten mit, fo wir wie
Dir nichts verhelen. Wir ſchaͤmen uns unferer Endlichkeit
nit. Wir wiſſen, dab wir Mentchen finds daß es das
Werk der Natur und der Uncheilder Dienichen feye, nicht
auf einmal das Beſte zu erreichen, fondern Stuffenweis
fortzurüden, durch unfere Zebler Bing zu werden, und
Die Einlichten unfrer Voreltern zu benunen, um kluge
@öhne zu werden, die einſt noch Plügere Enkel zeugen
ſollen. Alſo, wenn dir diefes alles wahr ſcheinet, fo
nimm alles: iR ein Irrthum darunter, fo macht er dich
Darum gewiß nicht ſchlechter. Gefaͤllt dir nichts, fo ver⸗
wirf alles ungeſcheut, und denke, vielleicht war manches
nur Aufforderung zum weitern Forſchen. Gefaͤllt dir das
eine, aber nicht das andere, ſo ſuche beraus das, was die
geräte. Wenn du ein Erleudterer bi, fo dringt dein
Olict gewiß dahin, wo Die Wahrheit ſteckt: und bu wirft
unfre Art Menſchen zu belehren um fo kluͤger Anden, je
näher du der Eprwidiung entgegen kommſt.
Ritual sur weitern Aufnahme.
Nachdem dieſer Unterticht heraelefen worden, acht
eine Hinterthuͤr auf, durch melde der Freund des Kandie
daten In prieferlicher Kleidung hereintritt. Diefe Klei⸗
bung iſt folgendergenalt ; ein weißes, wollenes bis auf
die
Arieſtergrad 71
die Sqhuhe reichendes, wie ein Hemd geſchnittenes Bes
wand; der Schliz iR vorn auf der Bra; am Halſe und
unten an den weiten Ermeln wirds mit feuerrorben ſeide⸗
nen Bändern sugebunden ; um den Leib gebt ein ſeidener
Guͤrtel von derfelben rothen Farbe. Der Decanus allein
bat noch iiber dieſes ein großes etwa einen Schub langes
rothes Kreuz von diefer Form T in fein Gewand auf dee
Unten Bruf genäht. Ale tragen Pantoffeln, fliegende
Haare und kleine vierekte rothe famtne Saite.
So bald der Freund eintritt und der Ritter aufficht:
redet jener Dielen folgendergeflalt an: „Ich bin hierher
geſchickt worden, Sie zu fragen, ob Sie alled wohl vers
ſtanden baben, was man Ihnen fo eben vorgefefen hat ?”
(Der Kandidas beantworter dies) „Haben Sie Anſtoß
oder Zweifel ben irgend einem diefer Saͤtze gefunden?’
(Er antwortet, und man hebt ihm dieBmeifeh) „IR Ihr Herz
von der Heiligkeit dieſer Wahrheit durchdrungen ? fühlen
Ste Beruf, Stärke des Beiftes, guten Willen, Uneigen⸗
nuͤtzigkeit genug, dieß zroße Werk anzuareifen? Wollen
Sie fih daben ohne Willkuͤhr der Fuͤhrung unferer Erf.
Dbern überlaffen ? (Er beantwortet dies) „So folgen Sie
mir denn! (Der Prieſter hebt mit Anfland das Kiffen,
worauf die priefterlichen Kleider liegen, auf, und trägs
es feperlich auf feinen Armen vor dem Ritter ber, wel⸗
cher mit gegogenem Degen und bededitem Haupte folgt).
Meng
Pa
⸗
72 Prieſtergrad.
Wenn fie vor die Thuͤr des Verſammlungs Zim⸗
merd kommen, bedeutet der Freund den Candidaten, er
ſolle feine Schube aus, und dagegen die Vrieſfterſchube,
welche er ihm uͤberreicht, anziehen. Wenn died ger
fcheben , giebt der Prieſter ein Zeichen, die beiden Fluͤgel
der Thüre öfnen fi, und man fieht den Decanus vor
einen Eleinen roth bedeckten Altare drey Stuffen boch ften -
ben. Das Zimmer it roth tapeziert. Ueber dem Aitare
bängt oder fleht ein gemahltes oder gefchnigtes Erucifir;
Auf dem Altar liege auf einem Pulte das Rirualbuch,
eine Bibelrorh eingebunden ; daben fRebt ein Eleiner gläfers
ner Teller mit Honig, nebft einem gläfernen Loͤffelchen⸗
ein gläfernes Gefäß vol Milch, nebſt .einem Trinkglaͤs⸗
ben, und ein kleines Flaͤſchchen voll wohlriechenden
Dels. Eine brennende heilige Lampe hängt über dem
Haupt des Decanus, der mit dem Geſicht nach Demi. Ale
tar bin, alfo gegen Morgen gekehrt Rebt; .die Vresbp⸗
ter fen au bepden Seiten auf rothen gepolfterten Bin»
fen; die Acolpthi ſtehen; die höbern Dbern aber fißen
au beiden Seiten des Altars. Es können auch dienende
Brüder (Lapenbrüder) angenommen werden welde nur
auf die Verfchwiegenheit beeidigt , und ſchwarze Kleider
von demfelben Schnitte wie die Priefter, tragen, mit
entblößtem Haupte geben, und bey der Thür ihren
Platz haben. | ..
Wenn die Thür wieder verfchloffen it, fo gebt die
Severlichkeit an. Der Fuͤhrer des Kandidaten legt ehr⸗
er⸗
64 Priefiergrab.
ſehnlichſt die Zeit, mo fie in ihre erſte Rechte und u£e
(prüngliche Reinigkeit zuruͤck tretten, und der Belt in
vollem Lichte erfheinen möchten. '
Unter den drey Steinen ſtellten ſich die drey Zuſtaͤnde
des menfchlichen Geſchlechts vor. Hieram if unfer, für
das Beſte der Welt erfiplagene, Meifter Tefus von Nas
zareth. Der Nabme Hieram if entitanden, aus den
Anfangs-Buchſtaben folgender Worte: Hic Iefus eft re-
ftituens amorem mundi: oder wie andere lefen; Hic
lefus eft refurgens a mortuis. Dahin deutet auch das
Rabbinifche Wort Mac -benac: er. bat den Sohn er»
ſchlagen Da nad) der Zebre Jeſu die Menfchen au ibrer
Srepbeit durch Gerechtigkeit und Wohlmollen gelangen,
fo werden diefe dur zwey Säulen mit den Buchflaben
J. und B. Iuftitia und Benevolentia angezeigt, ald auf
welchen bepden Grundfäulen das Gebäude der menſchli⸗
chen Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sen⸗
kelbley ze. find Die Spmbolen und Hierogipphen der Rechts
maͤßigkeit unferer Handlungen, mit weichen wir ihr Ver⸗
daͤltniß zum Zwecke beſtimmen und abmeffen. Die 9 Mei⸗
ſter, welche den erfchlagenen Hieram geſucht, ftellen die
erſten Stifter des Ordens vor, welche die unter Mens
ſchen verloſchue Menſchenliebe nach der Lehre ihres er⸗
ſchlagenen Meiſters wieder unter ſich in Gang gebracht,
und ſie von den Schlacken und menſchlichen Zuſaͤtzen ge⸗
reinigt. Und 'weil die Freymaͤurerepy Lie Menſchen die
Kunſt
66 Brieflergrad.
Anhänger zu großen Erwartungen vorbereitet hatten, fo
verfielen fie in Ermanglung des Beſſeren, um die Ents
Dedung des Berrugs noch länger hinauszuſchieben, auf
verfchiedene Wege. Sie erfanden Grade uber Grade: fie
ſuchten endlich den fo natürlichen Hang des Menſchen zum.
Wunderbaren zu reißen, feine Einbildungsfraft au erbi⸗
‚gen, die Vernunft zu betäuben. Nun gaben Menſchen,
die ih mit andern doch febr fchlecht betrugen, fo gar vor,
mit unfihtbaren Wefen im vertrauten Umgang au leben.
Man ſprach von Eingebungen, Offenbarung, Begeiſterung.
Man riß die gegen das Gegenmärtige ſchon ohnehin ſorg⸗
loſe Menſchen über ſolches binweg , um in die Zufunft
zu feben: ſo gar die fchädlichfte von allen Neigungen,
die Duelle der unerfättlihen Verſchwendung, der Ver⸗
Derbniß der Gitten, und des ungefellfchaftlichen nies
derträchtigen Geitzes, die Begierde nach Gold wurde ge»
reist; alles alte bervorgefucht, und nichte unverfucht ges
laffen, um Unvernunft, Aberglauben, Thorbeiten, und
ſchlechte Sitten zu verbreiten; die guten Arbeiter zu bins
dern, und die Menfchen durch eine Art ven Betäubung
gegen ihr Elend und Ungluͤck fühllos zu machen. Hätten
nicht noch die Edeln und Auserwaͤhlten im Hinterhalt ges
fanden, dem einbredhenden Verderben gewehrt, und dag
£rachende und ſinkende Gebäude mit ihren Schultern une
terſtuͤtzt, fomire neues Verderben über das Menſchenge⸗
(let. bereingebrochen, und durch Regenten, Pfaffen,
und.Srepmaurer die Vernunft von der Erde verbanne
wor⸗
68 Prieſtergrad.
niche Regierung in fie kein Mistrauen ſetzen: dienen einer
beſſern kluͤgern Eintichtung zur Masfe, und ſetzen uns
dabey in Stand, ihre beſſere, lange in der Irre geführte
Menſchen nach gehöriger Vorbereitung in unfern &hoed
and Mittel zu vereinigen. Sie ſchwaͤchen dahero dem
Zeind, wenn fie ihn gleich nicht befiegen , und vermindern
die Zahl und den Eifer feiner Stseiter; Sie zerſtreuen
feinen Haufen, um ben Angriff zu verbäten: und fo wie
die neue Verbindungen an der Babf und Klugheit ſich
auf Unfoften der alten verflärfen , fo muͤſſen diefe nach
und nad von felbften zerfallen. Da noch uͤberdas dieſes
Beftreben nach geheimen beffern Verbindungen in unferm
unaufhoͤrlich würfenden Triebe aur Gluͤckſeligkeit und im
dem Mangelhaften aller bisherigen alten Einrichtungen
fi gründet, und natuͤrlich und nothwendig daraus ent»
ſtehen mußte, fo it alles Beſtreben der Fuͤrſten, ihrem
Zortgang zu hindern, gänzlich vergeblich. Diefer Funke
fan noch lange Zeit gededt unter der Afche glimmen : aber
er wird’ gewiß dereinft ın belle Flamme aucbrehen: denn
die Natur wird e8 müde, diefes alte Spiel einig zu wies
derhofen, und felbft » je größer der Drud und die Vers
folgung ſeyn werden, um fo mehr werden Menſchen es
fühlen, und Aenderung ſuchen, und mit um fo größerer
Beinbeit fie ſuchen. Diefer Same au einer neuen Welt
ÄR nunmehr unter Menfchen geworfen, er hat Wurzel
geſcdlagen, und hat fi zu allgemein verbreitet, als daß
gewaltſame Ausrottung die Erndte verhindern koͤnnte.
. Ar
70 | Brieſtergrad.
noch ferner dein urſpruͤngliches Recht au forſchen, zu zwei⸗
feln, zu prüfen. Weiſt du oder findeſt du irgendwo mad
befferes , fo theile ung deine Einfichten mit, fo wie wie
Dir nichts verhelen. Wir fhämen ung unferer Endlichkeit
nicht. Wir wiffen, daß wir Menfchen finds: daß es das
Merk der Natur und der Antheil.der Menſchen feye, nicht
auf einmal das Befte zu erreichen, fondern Stuffenweis
fortzurüden , durch unfere Zebler Mug zu werden, und
Die Einſichten unfrer Vorelterm zu benugen, um Fluge
"Söhne zu werden, die einft noch kluͤgere Enkel zeugen
foten. Alfo, wenn dir dieſes alles wahr ſcheiner, fe
nimm altes: ift ein Ierthum darunter, fo macht-er dich
Darum gewiß nicht ſchlechter. Gefällt dir nichts, fo ver
wirf alles ungefcheut, und denke, vielleicht war manches
nur Aufforderung sum meitern Forſchen. Gefaͤllt Dir das
eine, aber nicht dad andere, ſo ſuche heraus das, mas pie
gefällt. Wenn du ein Erleuchterer bit, fo dringt deim
Blick gewiß dabin, mo die Wahrheit ſteckt: und du wirkt
unfre Art Menſchen zu belehren um fo Flüger finden, je
näher du der Entwicklung entgegen kommſt.
Ritual zur weitern Aufnahme.
Nachdem dieſer Unterticht hergeleſen worden, gehe
eine Hinterthuͤr auf, durch welche der Freund des Kandi⸗
daten in prieſterlicher Kleidung hereintritt. Dieſe Klei⸗
dung iſt folgendergefalt: ein weißes, wollenes bis auf
| die
72 Prieſtergrad.
Wenn fie vor die Thuͤr des Derfantmiungs Zim⸗
mers kommen, bedeutet der Freund den Candidaten, ee
ſolle ſeine Schuhe aus, und dagegen die Prieſterſchuhe,
welche er ihm uͤberreicht, anziehen. Wenn dies ge⸗
ſchehen, giebt der Prieſter ein Zeichen, die beiden Fluͤgel
der Thuͤre öfnen fi, und man fieht den Decanus vor
einem Eleinen rotb bedeckten Altare drey Stufen boch ſte⸗
ben. Das Zimmer if roth tapeziert. Ueber dem Altare
bängt oder ſteht ein gemahltes oder gefchnigtes Cruciſix.
Auf dem Altar liegt auf einem Pulte das Rirualbuch,
eine Bibelrorh eingebunden ; daben ſteht ein Eleiner gläfers
ner Teller mit Honig, nebft einem gläfernen Loͤffelchen⸗
ein gläfernes Gefäß voll Milch, nebft einem Trinkgläss
hen, und ein Eleines Flaͤſchchen voll wohlriechenden
Dels. Eine brennende beilige Lampe hängt über dem
Haupt des Decanus, der mit dem Geſicht nach DemiAle
tar bin, alfo gegen Morgen gefebrt Rebt;. die Preöbys
ter figen au bepden Seiten auf rothen gepolfterten Bän»
Een; die Acolyıhı ſtehen; die höbern Dbern aber ſitzen
au beiden Seiten des Altard. Es können auch dienende
Brüder (Lapenbrüder) angenommen werdem welde nur
auf die Verſchwiegenheit beeidigt, und ſchwarze Kleider
von demfelden Schnitte, wie die Priefter, tragen, mit
entbfößtem Haupte geben, und bey der Thür ihren
Platz baden. .
Wenn die Thür wieder verfcloffen iſt, fo gebt die
Beberlichkeit an. Der Führer des Kandidaten legt ehr⸗
er⸗
Prieſtergrad. 73
erbietig das Kiffen mit den Kleidern auf die mittelſte
Stuffe zu bepden Seiten des Decanud. Der VFuͤhrer
aber geht zuruͤck an die Thür und ftellt fih neben dem
Ritter zur linken Seite. Der Decanud wendet ſich her⸗
um gegen den Kandidaten.
Decanus Chebt die Hände in die Höhe) Friede ſey
mit Eu! j
Die Aßiſtenten: Heil und Segen den Königen und
Drieftern des nenen Bundes!
_ Ihtrodueror : Herr höre meine Rede!
Decanus: Was verlangft du?
Introductor: Siehe auf mich herab, Hochwuͤrdiger!
Sch führe einen Schottifchen Ritter, einen treuen, ei
leuchteten Bruder zu dir, der nad Freyheit und Licht
ſeufzet. Laß ibn zum Altar treten, daß er zubereitet
werde au dienen, im Tempel des wahren Lichts.
Decanus: Ritter! der du das Zeichen der Auserwaͤhlten
an deiner Stirne traͤgſt! Wende zum leztenmal dein Geſicht
gegen Abend, woher du gefommen, und antworte mir!
Unterdeſſen holt ein Akolyth, oder Layenbruder ein
Rauchfaß und ein Gefäß voll Weihrauch , hält eg dem
Decanus vor, welcher das Rauchwerk auf die Kohlen
. wirft, in der Sorm eines Kreunzes dreymal Rauch vers
breitet, es dann zZuruͤckgiebt und indeß der Ritter ums
gewendet bat, während des Raͤucherns ſpricht:
Entſagſt du den Feinden des Menſchengeſchlechts,
dem Geiſte der Verfuͤhrung und boͤſer Luͤſte, dem
Geiſte
4
|
Prieſtergrad. 75
Si⸗ binden ihm die Saare los.
Ich loͤſe deine Haare, ſey frep und wirf die Feſſeln
von dir.
Der Decan ſchneidet mit einer kleinen Scheere oben auf
dem Wirbel des Hauptes ein wenig Haar ab.
Das Licht der Weisheit umſtrahle dich, daß du um.
dich her den Haufen der Beſſern erleuchteft
Er troͤpfelt ein paar Tropfen wohlriechendes Oehl auf
den Wirbel des Haupts und reibt dies in Sorm eines
„Breuges mit dem Singer ein..-"
ch ſalbe dich zu einem Briefter des neuen Bundes,
Der Seit des Erkenntniſſes erleuchte dich und deine
Brüder.
. Er fest ihm den Huth auf.
Bedede dein Haupt, mit dem priefterlihen Hute,
der mehr al& eine Krone werth iſt.
Er reiche ihm mit dem größern Löffelchen ein wenig Ho⸗
ig zu eſſen.
Zum Zeugniß unfers Bundes genieße diefed Henigs
ein wenig.
Er fchentt ein wenig Milch ine Bläschen und läge dent
Bandidat trinken.
Trinke etwas von diefer Milch! Diele einfache Nahe
rung ſchenkt und die Natur. Denke mie glüdfich die
Menſchen fepn mirden, wenn fie ihre Beduͤrfniffe
nicht fo vervielfältigt, wenn fie bey einfacherer Sof,
bep heiterm freien Herzen den Balſam des Lrdens
nn alt
76 Prieſtergrad.
nicht durch Unmaͤßigkeit vergiftet hätten. — Stebe
auf und bleibe treu und feſt am Glauben.
Er lͤßt ihn aufſtehen und umarmt ihn.
Hier iſt ihre Inſtruction!
Er giebt ihm eine Abſchrift der nachher vorkommenden
Inſtruction.
welche ſie nachher werden verleſen hoͤren.
Das Zeichen der Prieſter iſt, daß man bepde Haͤnde
Xweiſe ſich auf den Kopf lege.
Der Brif, daß man die Fauſt verfchloffen hinhalte,
den Daumen aber in die Höhe ftrede, da dann der Anz -
dere gleichfalls eine ſolche Fauſt macht, und diefelbe auf
Des andern Fauſt lege, doch fo, daß er jenes Daumen
Darin einfchließe.
DasWort: I.N.R.I. und bedeutet: Iefus Nazare-
nus Rex Judaeorum. &8 wird aber fo buchftabirt, wie
das LA.K.IN.
Nunmehr fuͤhrt der Introductor den Neuaufgenomm⸗
nen unten auf feinen Platz.
Der Decan und die Aßiftenten treten auch ab, ſetzen fich
neben den Altar auf ihre Sie, und ein jüngerer Pries
fer riet zum Altar und liefer:
Sie miffen nun vollfommen, worauf ed bey uns an⸗
koͤmmt. Eie ujberſchauen das weitlaͤufige Feld, welches
wir zu bearbeiten haben. Sie ſehen, daß der Operations⸗
Plan, nach welchen unfce hoͤhere Grade handeln, kraͤftig
auf
Srieffergrat. 7
auf die Welt wirken, und allen jegigen Verfaffungeneine
andre Wendung geben muß.
Allein man fan dad nicht übereilen. Wir brauchen
in allen Zäcdyern eine Menge Arbeiter, und der Mann,
dem wir unfre geheimen Zwede anvertrauen, muß aus
Dankbarkeit auch grade da Hand anlegen, mo wir es
noͤthig finden, und wo die erlauchten Obern ihn brauchen
zu Pönnen glauben.
Wenn nur Aufklärung die allgemeine Frepheit,
Gleichheit , Ruhe und Gluͤck befördern fan; wenn alſo
unſere Anſtalten vorzuͤglich dahin fuͤhren muͤſſen, dieſe
Aufklaͤrung zu bewirken, ſo begreifen Sie leicht, daß es
damit nur ſtuffenweiſe, nur langſam gehen kan, daß
man mit kleinen Fortſchritten anfangs zufrieden fepe, dag
man erft bey Feſtſetzung allgemeiner Grundbegriffe, bey
‚Reinigung der gemeinen Wiflenfhaften den Anfang
- machen muß, ebe wir dahin gelangen Pönnen, der Welt
böbere Kenntniße, tiefere Einfihten in Wahrbeiten von
denen fie ſich fo weit entfernt bat, mittbeilen zu koͤnnen.
Sie werden nun auch leicht glauben, daB Geſell⸗
ſchaften, welche allerlep £eute aufnehmen , und mit dens
ſelben ſogleich myſtiſche, ſpeculativiſche Wiſſenſchaften
treiben, jedem Weiſen verdaͤchtig ſcheinen muͤſſen, weil
ſie theils Menſchen Lehrſaͤtze aufdringen wollen, deren
Wahrheit man nicht mit Zuverſicht glauben kan, wenn
uns die Mittelſaͤtze fehlen, die auch oft nur auf will⸗
kuͤhr⸗
vi Prieſtergrad.
kuͤhtlichen Vorausſetzungen beruhen, und dann, weil
uͤberhaudt nicht alle Menſchen gemacht find, Philoſophen
zu werden, und ſich den Arbeiten, welche das gemeine
Beſte mit Recht von ihnen fordern kan, zu entzieden.
Deswegen nun müffen fi unfre Mitglieder, wenns
ihnen wahrhaftig rin Ernt it, etwas für die Weit zu
thun, wären fie auch noch fo aufgeklärt , nicht verdrieſ⸗
fen laſſen, zu den Eleinern Anftalten der unterften Klafs
fen die Hände zu bieten. Entfagen Gie Daher vorerſt
(diefe Probe müffen wir von Ihnen verlangen) allen
Anſpruͤchen auf Regierung, und widmen ſich eine Zeit
lang der Direction ihres wiſſenſchaftlichen Faches. Hier
empfangen Sie die Anweifung dazu.
Inſtruction
für den erſten Grab der Prieſterklaſſe.
I. Die Priefter diefer Klaſſe find die Vorſteher dee
Eleinen oder evaterifhen Mofterien. Cie heiffen Pre
dyteri, und ihr Dberer Decanus. Den Schottiſchen
Nittern aber dürfen fie unter diefem Nabmen nicht bes’
kannt fepn. Wenn's daber bie und da nöthig if, von
den Mniterien> Klafen zu reden, fo nennt man die
Eingeweihten mit dem in hepdniſchen Zeiten uͤblich ges
weſenen Titel: Epopten, und einen Dbern der Moſte⸗
rien: Hierophant. _
II Die Verſammlungen dieſes Grades beißen Sy⸗
modem, ,
III.
Seiefkersrab. 79
M. Alle zerſtreuten Presbyter einer Provinz machen
auſammen nur eine Synode aus. Es dürfen aber in
jeder Provinz auffer dem Decanus, dem Praͤfecten der
. Kapitel und den böbern Obern, welche den Verſamm⸗
Jungen beyaumohnen, das Recht haben, nur 9 Preöbpter
fih befinden. Davon And 7 die Vorfteher der 7 wiſſen⸗
ſchaftlichen Hauptfaͤcher, und die andern beyden die Se⸗
eretarien und Bebülfen des Decani und der Sonoden,
übernehmen aud) die aufferordentfichen Arbeiten. ſ. f. —
IV. Da die Presbpter durdaus mit den weltlichen
Geſchaͤften nichts .mehr zu thun haben, fo muͤſſen fie
ibre ganze Aufmerkfamfeit auf Vervollkommung ihr
res Faches wenden. indem ibnen nun die beften Aus⸗
arbeitungen der Minervalen zugeſchickt werden, fo giebt
dies ihnen Gelegenheit die fäbigften Köpfe im D. fen»
nen zu Sernen. - So wie alfo jemand in die untern
Grade aufgenommen wird, und fi zu einer Willen
ſchaft oder Kunft bekennet, fo läßt der Provinzial das
von dem Decano Anzeige thun. Diefer giebt dem Pries
ſter, welcher diefem Fache vorſteht, Nachricht Davon,
und derſelbe notirt ſich den nenen Arbeiter, der alsdenn
ohne es zu wiſſen, unter ihm mit den uͤbrigen Arbeitern
derſelben Wiſſenſchaft in der Provinz ein Ganzes, eine
gelehrte Saruftät ausmacht.
V. Jeder Prieher ſorgt alſo für eine binlaͤngliche
Anzabl Unterarbeiter in feinem Fache und ſtellt eine Art
. son
80 Srieflergrad.
von Facuftät her. Die Leute muͤſſen unter ihm arbeiten
and forſchen. Da nun alle feientififheAnfragen inebendem _
Sach an ihn kommen, und er die Leute befriedigen muß;
fo liege ihm ob, ſich zu bemuͤhen, feite Spſteme berzus
ftellen, und durch die Untergebenen das noch Dunkle und
Ungewiſſe erläutern , erforfchen und berichtigen zu laſſen.
VI. Wo feine und feiner Schuler Kenntniffe nicht
hinreichen, da fol er auch die Meynung fremder Gelchre
ten außer dem D. au Rathe ziehen, und diefelben alfo,
obne daß fie es bemerken, zum Nutzen des Drdens in Bes
wequng ſetzen. Nicht fo leicht fol er ſich an die böbern
Dbern wenden , fondern fo viel möglich die Sragenden
aus eigenem Schafe befriedigen, um denen mit ungebeurer
Arbeit ohnehin ſchon beladenen Dbern die Laft nicht zu er⸗
ſchweren. Will dies alles aber nicht genug thun, fo bite
tet er den Decan der Provinzial: DObern, der alsdann in
andern Provinzen Nachfrage veranlaßt. Nur in wichtigen
Faͤllen, und wenn dies alles nicht hinreicht, nimmt man
feine Zuflucht u den höbern Dbern. Ueherhaupt geht aber
alles, auch das gerinafte, durch die Hände des Decani
und ſteht ein einzelner Priefter mit den: Berfammlungen
in keinem Btriefwechſel.
VII. Man ſoll ſich ſehr viel Fragen notiren, deren
Erläuterung wichtig iſt, und welche einſt koͤnnten aufge⸗
worfen werden, z. E. im Sache der practiſchen Philoſophie
die Fragen: „In wie fern iſt der Satz wahr, daß alles,
? was
Driehergead, 8
was zu einem auten Zwecke fuͤhrt, auch ein erlaubtes Mit«
tel fen? Wie muß der Gap beſchraͤnkt werden, um zwi⸗
ſchen jeſuitiſchen Misbrauch, und aͤngſtlicher Vorurtheils
Sclaverey hindurchzugehen u. ſ.f. Solde und aͤhnliche
Sragen ſchickt man denn an den Decan, der fie unter die
verſchiednen Minervalkitchen austheilt, wodurch die Zůg⸗
linge beſchaͤftigt werden, und manche neue, kübne, brauch»
bare Idee in unfer Magasin fommt.
VIU. Sof nun alfe in einer Brobim diefe Driefters
Elaffe neu errichtet werden, fo muß man kein Mittgl uns
verſucht laſſen, um darinn ſo fuͤr die Wiſſenſchaften zu
forgen, als wenn der Orden in ſcientificis noch nichts ge⸗
leiſtet hätte. Zu Vermehrung und Reinigung der menſch⸗
lichen Kenntniſſe Fan nicht genug geſchehen; man wird
damit nie fertig: Alſo muß bier jeder fein Scherflein
beptragen. Feblt es an Haupterlaͤuterungen, ſo werden
ſolche von den Hochw. E. Obern nicht verſagt werden.
Aber man muß nicht blos anderer Menſchen Weis heit ver⸗
zehren wollen, ſondern auch ſelbſt den gehäuften Schatz
zu vermebren traten.
XI. Daher foll. der Priefterftand unter Anführung des
Decani und dem Schuge des Provinzials den Orden in
der Provinz auf einen folden Fuß feben, daß es ibm
nicht mar in feinem Sache an geſchickten und erfahtnen
Maͤnnern mangle , fondern daß auch
* 1. junge
82 Prieſtergrad.
1) junge Leute sum Beobachtungsgeifte gewöhnt;
2) Sacta und ungesweifelte Beobachtungen in ‘Menge
gefammelts
3) diefe gebörig unterſucht, verglichen, benutzt werden,
und zwar auf ſolche Art daß
4) der Drden die bisherigen ‚Spkeme entbebren ,
und eigene — aufdie Natur allein gegrändere Spites
me feinen Anhängern vorlegen koͤnne.
X
5) daß er in allen Faͤchern Erfinder habe.
6) daß in feinem Schooſe ein Vorrath der tiefſten und
verborgeniten Weisheit rube,
7) der Drden der uͤbrigen profanen Welt nothwendig/
ſich aber diefelbe im Gegentheil entbehrlich mache,
8) damit er dann das durch die Arbeit und Weledeit
feiner Mitglieder erworbene Licht austheilen Eönne,
an wen er will. |
, x. Den Beobachtungẽgeiſt zu verbreiten, muß man
ſchon in der Minervalklaſſe anfangen.
3) Die Leute muͤſſen unterrichtet werden, daß in der
Natur nichts Plein, nichts unbedeutend ift.
2) Es müfen alle Mitglieder zu den verſchiednen
Wiſſenſchaften, zu welchen fie Luſt und Anlage ba»
ben, und in weichen fie beobachten follen und wollen,
abgetheilt werden, .
3) Man
Prieſtergrad. 83 0
3) Man muß daher im feiner Provinz folgende Fra⸗
gen zur Beantwortung aufwerfen, und die beften
Arbeiten mit Beförderung, Geld und anf andere . Bu |
Art belohnen... Dabep merke man wobl, daß nie
mand azu einer hoͤhern Klaſſe fol befördert werden,
er babe denn dem Orden in diefem oder einem ans
dern Sache einen würdigen Dienft geleiket: Die
tagen find folgende : :
A) Was if der Beobachtungsgeik ?
B) Wie wird er erworben, und mie werben ‚gute
Beobachter gebilder? R
C) Wie muß man genau und richtig beobachten?
4) Iſt das Soſtem vom Beobahtungsgeife im allge⸗
meinen hergeſtellt, dann wirft der Desanud untee
Anwe iſung des Provinzials diefelben Fragen für jede t;
der abgetheilten Klaſſen der Eleinen Mpfterien auf. .
| 4
XI. Diefe Klafien nun ind i R
1) die phpfkalifche und zwar
A) Optit, Dioptrif , Katoptrif,
B) Hodraulik, Hpdroſtatik.
'C) Efectrieirät, Centralkraͤfte, Magnetiomus, At⸗
traction.
D) Erxperimental⸗ Phoſik auf Luft und andere
Objecte. |
Sn 3) Die
24 Prieſter grad.
a. Die medleiniſche Klaſſe, wohin gehoͤrt
A) Anatomie,
B) Bemerkungen über Krankheiten, über Arznep⸗
mittel, Semiotik.
C) Wundaraney, Hebammenkunſt, chirurchiſche Er
9 rationen.
D) Cbemie.
3) Mathematiſche Klaſſe, dahin nemlich
A) gemeine und boͤbere Rechenkunſt, Algebra.
B) Reine Matbematif, Eivil: Militair- und Schiffs
baukunſt.
C) Mechanik.
D) Sphaͤren⸗Lehre, Auronomie ꝛc.
H Zür die Naturhiſtorie, als
A) Ackerbau, Gärtnerey, Hausbaltungskunft.
B) <hierreih, vom kleinſten Inſecte an bis zum
Menſchen.
c) Erdarten, Steine, Metalle,
D) SKenntniß der Wirkungen, und unbefannte _
Phänomene , die der Erdkoͤrper Zeigt.
5) Politische Klaſſe, dabin gebört
A) Menfhenfenntniß, mosu die großen Illumina⸗
ten Materialien liefern. J
B) Geſchichte, Erdbeſchreibung, gelehrte Geſchichte,
dahin auch die Lebenslaͤufe der Maͤnner, deren
Nabmen man trägt, abgeliefert werden.
C) Alterthümer , Diplomatik.
. D) 90»
grieſtergrab. 65
D) Molitiſche Geſchichte des Ordens, feine hide
ſale, Fortſchritte, Wirkungen, Unfäle in jes
der Provinz, Kampf mit andern ihm entgegen
arbeitenden Gefellihaften NB. bievon fol
vorzůͤglich geredet werden.
6) Künfe und Handwerker nemlich
A) Dabler : Bildbauer⸗ Ton⸗ Tanz gunk Ä
B) Redner: und Dichtkunſt, lebende Sporachen,
lateiniſch und gtiechiſch.
C) Uebrige ſdine ke gitteratur.
. D) Handwerker. a W
a) Geheime Wiffenfchaften und beſondre Benneniffe.
A. Seltne Sprachen, srientalifhe Sprachen, -
B.. Kennutniſſe geheimer. Schreibarten, folde an ent«
giefern, Pettſchaften au erbrechen,- und. dir das
. Erbrechen au .bewabren.
C. Hierogipphen, alte und neue.
D. Kenntniß geheimer Verbindungen, Freymaurer⸗
Spfteme ıc. wohin auch die Bemerkungen and
Sammlungen der Schoͤttiſchen Ritter mwerse⸗
ben werden.
XII. Die eingelaufnen Abhandlungen werden fAnımte
fich von dem Decan den faͤhlgſten aus der Klaſſe gegeben,
bie den ſchaͤrfſten philofepbifiben Geiſt, die feluſte Un⸗
ar | ter⸗
Brieflergrab. 87
4. Daß, wenn ja noch in der Auflöfung etwas dun⸗
fel, oder einer meitern Auflöfung und Beobachtung
nuoͤthig Haben möchte, eine neue Aufgade fo vielund
fo lange daraus gemacht werde, bis die Materie in
ihren kleinſten Theilen erfchöpft if.
XIV. Dadem menſchlichen Geſchlechte am Leben und
der Geſundheit, dem Orden aber an Erhaltung feiner
theuerſten Mitbräder fo unendlich wiel gelegen if, fo fan ˖
der Drden feine Sorgfalt nicht genug ausdrüden, und
muß alle Aerzte zu Erfüllung diefer heiligen Pflicht aufs
nahdrüdlihkte auffordern. Denfet, daß es in euern
Händen ſteht, ein einziges bofnungsvolles Kind, einem
Sohn feine Eltern , dem Vaterlande einen guten Bürger,
und der Welt einen edeln Menfchen au geben oder zu neh»
men; denft, daß alles Gute, aller Schade , der daraus
entitebt , euer Werk it. (Zu diefem Endawed fol der
Decan jeden unfrer Yerste auffordern
1. über die Semiotik au beobachten,
a. über die Reanfbeiten insbefondere, denen der gröfte
Theil’ des Menſchengeſchlechts unterworfen if, und
welche noch bisher Feiner gewiſſen unfehlbaren Kur⸗
art unterworfen find:
3. vor allenaber über die fo fehr unverantwortlich vers
nachläffigten Kinderfranfheiten ;
4. Über die Kräfte und Wirkungen gewiſſer augbarer
Medicamente,
5. Es
& u Prieftergrad
terſcheidungskraft und den Eſprit de Detail baben, um
aus allem das Bere zu zieden und ein ordentliche® weit⸗
laͤufiges Epfem über den Beobachtungsgeiſt zu entwer⸗
fen. Der Decan (hit dem Provinzial diefen Entwurf
feiner Provinz, und von da gebt er an den National. —
Der Rational ift dann angemwiefen , das weitere au be⸗
forgen, und demnächkt bekommt der Drovinzlal das voll⸗
Rändige Gpftem über den Beobachtungegeiſt zugeſchickt.
Dies theilt er unter feine Verſammlung aus, läßt in der
Minervalklaſſe daruͤber den fähigken Männern Unterricht
ertheilen, die Leute zum Beobachten anführen und darinn
üben. — lleberbaupt fol man ich dieſen Kunſtarif mer⸗
Ben, von den Untergebenen und Unerfabrnen denen Hoͤ⸗
bern und Denkern gute Materialien zum Bearbeiten in
bie Hände liefern zu laſſen. |
XIII. Haben die Mitglleder sum Beobachten die ges
Görige Anleitung erhalten, fo werden von den Directoren
ber verichiedenen Faͤcher die Materien und Yufgaben
sum Beobachten ausgeſchickt. Hier kan wan der Die
section nicht genug anmerken: |
a. daß von der Feinbeit und Nupbarkeit der Aufgabe
alles. abhängt.
2. Daß alfo lauter practifche Materien zur Beobach⸗
tung auögefegt werben müffen.
% Daß eine heſtimmte Materie nicht im Allgemeinen,
Madern ſeht individuell aufgeworfen werde.
4 Daß ⸗
a ⸗
2
X
88 Srieffergrab,
5. Es ſoll jedem Arzte aufgetragen werden, feine galije
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pra⸗
sis, feinen ganzen Beobachtungsgeiſt auf eine gewiſſe
Krankheit, ein gewiſſes Zeichen, ein gewiſſes Araney-
mittel zu verwenden, und ale Beobachtungen zu Pa⸗
pier zu bringen. Je individueller die Krankheit, das
Spſtem, das Medicament ift; um befto verdienftvol«
“@ Seriit die Arbeit.
6. Alle medicinifhe Beobachter merden dader erfucht
A. ihre Beobachtungen auch an Gefunden ſchon anius
fangen, und fih einen inSividuellen Menſchen
gang durdhaubenfen „ auch die Anlagen zu bemer⸗
‚ Een, im gefunden Zuflande Krantbeiten vorherzu⸗
feben; denn diefe Diſpoſi itionen haben ſchon ihre |
mebt oder weniger au bemerfenden Symptome.
B. Die Geſchichte, die Philofopbie eines, beſtimmten
Epmptoms zu liefern. |
C. Bey Krankheiten auf das genäuefte Das gemeins
ſchaftliche, und mider das entfcheidend ſpeculati⸗
viſche der Zeichen zu ſtudiren.
D. Den Eiy der Krankheiten nicht allezeit blos im
Körper, fondern auch in der Seele, in den Leis
denſchaften, im Llter, im Geſchlechte, in der
Lebensart, im Temperemente, in der Leibesge⸗
ftalt, Nahrung, Jahrszeit, in den Ausfchweifuns
gen der Tugend zu fuchen.
E. Zu
grieſtergrad. 89
X. Zu erforſchen, aus mie, viel Urſachen dieſelbe
Krankheit entſtanden, und bey Menſchen uͤber⸗
haupt entſtehen fan. Da nun die nemliche Krank⸗
beit, die aus verſchiedenen Urfachen entfteben fan,
> auch verfcbiedene mit der Urfüche Eorrefpondirende
- äufferliche fiihtbare Wirkungen bervorbringen fan ;
fo muß er bier. vorzüglich diejenigen Zeichen zu
entdeden ſuchen, welche nurdiefe und Feine andre
.Urſache anieigen.
.. F. Auf den Sig der Krankheit, auf den locus af.
ſectus.
a. in der Seele oder im Koͤrper.
b. in den veſten oder fluͤßigen Theilen u. ſ. f.
G. Richt nur auf die Qualitaͤt der Arzney allein,
ſondern auch auf deren Quantitaͤt.
H. Ob er ſich ſicher auf das Medicament verlaſſen
fan, ob bier nicht der Geitz, Wucher oder Nach»
“ Käßigfeit der Apotheker etwas veriehen, oder gar
; fremde Dinge darunter gemifche habe. Er muß
‚von der Neinigkeit, von der gehörigen Zuberei⸗
tung ded Medicamentd Augenzeuge fepn, wenn er
diefe als Beobachtung geben wil, Er mus das
. Medicament nicht aus Büchern, fondern Immer
auch dabey aus eigner Erfahrung Eennen.
1. Er muß gewiß wiſſen, daß der Tod oder die Ges
fundheit eine unfehlbare Wirkung feiner Arznep ſey.
Mithin muß er gewiß fen
| a. daß
88 Prieſtergrad
5. Sa or jebem Arzte aufgetragen werben, feine galije
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pra⸗
ris, feinen ganzen Beobachtungsgeiſt auf eine gewiſſe
Krankheit, ein gewiſſes Zeichen, ein gemiffes Arzney⸗
mittel zu verwenden, und ale Beobachtungen zu Pas
pier zu bringen. Je individueller die Krankheit, das
Epftem, das Medicanıent if; um den verdienftvols
“@ ferift die Arbeit.
6. Alle medicinifche Beobachter werden daher erſ ucht |
A. ihre Beobachtungen auch an Gefunden fehen anius
fangen, und fih einen individuellen Menſchen
ganz durchzudenken, auch die Anlagen zu bemer⸗
kam im gefunden Zuftande. Krantbeiten vorberäus
feden ; denn dieſe Diſpoſi itionen baben ſchon ihre
mebt oder weniger au bemerfenden Spmptome.
B. Die Geſchichte, die Philoſophie eines beſlimmten
Symptoms au liefern.
C. Bey Krankheiten auf das genäuefte das gemeine
ſchaftliche, und wider das entfcheidend ſpeculati⸗
viſche der Zeichen zu ftudiren.
D. Den Eiy der Kranfpeiten nicht allezeit blos im
Körper, fondern auch in der Geele, in den £eis
denſchaften, im Zirer, im Befchlechte, in der
Lebensart, im Temperemente, in der Leibesge⸗
ftale, Nahrung, Jahrszeit, in den Ausfchweifuns
gen der Jugend au ſuchen.
E. Zu
2”
grieſtergrad. 89
X. Zu erforſchen, aus wie viel Urſachen dieſelbe
Krankheit entſtanden, und bey Menſchen uͤber⸗
haupt entſtehen fan. Da nun die nemliche Krank⸗
beit , die aus verſchiedenen Urſachen entſtehen kan,
+ auch verfchiedene mit der Urfache Eorrefpondirende
- Aufferliche fihtbare Wirkungen bervorbringen fan ; u
fo muß er bier. vorzüglich diejenigen Zeichen zu ' |
entdeden ſuchen, welche nurdiefe und Feine andre
Urfache anzeigen.
EF. Auf.den Sig der Krankheit, auf. den locus af- | ll.
fetus. " '
J.
a. in der Seele oder im Körper. TORE
b. in den veften oder flüßigen Theilen u.f.f. 2
G. Richt: nur auf die Qualitaͤt der Arzney allein,
fondern auch anf deren Quantität.
H. Ob er ſich Nicher auf das Medicament. verlaffen
fan, ob bier nicht der Geitz, Wucher oder Nach»
“ laͤßigkeit der Apotheker etwas verſehen, oder gar
* fremde Dinge darunter gemiſcht habe. Er muß
von der Reinigkeit, von der gehoͤrigen BZuberei⸗
tung des Medicaments Augenzenge ſeyn, wenn er
dieſe als Beobachtung geben will. Er muß das
. Medicament nicht aus Büchern, ſondern Immer
auch dabep aus eigner Erfahrung kennen.
1. Er muß gewiß wiſſen, daß der Tod oder die Ges “
fandheit eine unfehlbare Wirkung feiner Arznepfen.
Mithin muß er gewiß (en
a. daß
80 | Prieſtergrad.
von Facultaͤt her. Die Leute muͤſſen unter ihm arbeiten
and forſchen. Danun alle feientififcheAnfragen in eben dem
Fach an ihn Eoınmen, und er die Leute befriedigen muß;
fo liegt ihm ob, ſich zu bemühen, feſte Soſteme beräus
ftellen, und durch die Untergebenen das noch Dunkle und
Ungewiſſe erläutern , erforfchen und berichtigen zu laſſen.
VI. Wo feine und feiner Schüler Kenntniffe nicht
hinreichen, da foll er auch die Meynung fremder Gelehr⸗
ten außer dem D. au Rathe ziehen, und diefelben alfo,
obne daß fie eö bemerken, zum Nutzen des Drdens in Bes
megung ſetzen. Nicht fo leicht fo er ſich an die böbern
Obern wenden , fondern fo viel möglich die Fragenden
aus eigenem Schafe befriedigen, um denen mit ungebeurer
Arbeit ohnehin fchon beladenen Obern die Laft nicht zu er⸗
fhweren. Wil dies alles aber nicht genug thun, fo bite
tet er den Decan der Provinzial: Dbern, der alddann in
andern Provinzen Nachfrage veranlaßt. Nur in wichtigen
Faͤllen, und wenn dies alles nicht binreicht , nimmt man
feine Zuflucht su pen böhern Dbern. Weherhaupt gehtaber
alles , auch das gerinafte, durch die Hände des Decani
und ſteht ein einzelner Priefter mit den.-Verfammlungen
in feinem Btiefwechſel.
vn. Man ſoll ſich fehr viel Tragen notiren , deren
Erläuterung wichtig ift, und welche einft fünnten aufges
worfen werden, 3. &. im Sache der practifchen Philoſophie
die Fragen: „In wie fern it der Satz wahr, daß alles,
OE was
| grieſtergrab. 8685
D) sBolitifche Geſchichte des Ordens, ſeine hide
ſale, Fortſchritte, Wirkungen, Unfälle in jes
der Provinz, Kampf mit andern ihm entgegen
arbeitenden Geſellſchaften NB. bievon Toll
vorzůglich neredtt werden.
65) Künfe und Handwerker/ nemlich
A) Mabler: Bildhauer». Ton⸗ Tanz Funke
B) Redner: und Dichtkunſt, Tebende Spraden,
Sateinifch und gtiechiſch.
©) Uebrige febörie Bilfenfsanen, Eitteratur,
,D) Handwerker. J
7) Geheime Wiſſenſchaften und beſondre genntuife.
A. Seltne Sprachen, srientalifhe Sorachen⸗
B. Kenntniſſe geheimer. Schreibarten, ſolche au ent⸗
giefern, Pettſchaften zu erbrechen, und eir das
Erbrechen au bewahren.
C. Hieroglyphen, alte und neue.
D. Kenntniß geheimer Verbindungen, Freymaurer⸗
Spfteme ıc. wohin auch die Bemerkungen und
Sammlungen der Schottiſchen Ritter überges
ben werden. - x
XII. Die eingelaufnen Abhandlungen werden ſaͤmmt⸗
fih von dem Decan den fäbigften aus der Klaffe gegeben,
bie den ſchaͤrfſten pbilofopbifben Geiſt, die felnſte Un-
. . ter⸗
Prieſtergrad. 87
4. Daß, wenn ja noch in der Aufloͤſung etwas dun⸗
kel, oder einer weitern Aufloͤſung und Beobachtung
noͤthig haben möchte, eine neue Aufgade fo viel und
fd lange daraus gemacht werde, bis die Materie in
ihren kleinſten Theilen erfchöpft if.
XIV. Dadem mencchlichen Gefchlechte am Leben und
der Gefundheit, dem Drden aber an Echaltung feiner
theuerſten Mitbräder fo unendlich viel gelegen if, fo fan
der Orden feine Sorgfalt nicht genug ausdräden, und
muß alle Aerzte zu Erfüllung dieſer heiligen Pflicht aufg
nachdruͤcklichſte auffordern. Denfet, daß ed in euern
Händen ſteht, ein einziges bofnungsvolles Kind, einem
Sohn feine Eltern , dem Daterlande einen guten Bürger,
und der Welt einen edeln Menfchen zu geben oder zu neh»
men; denkt, daß alles Gute, aller Schade , der daraus
entitebt , euer Werk it. (Zu diefem Endzweck fol der
Decan jeden unfrer erste auffordern
1. über die Semiotif u beobachten,
a. über Die Krankheiten insbefondere, denen der gröfte
Theil des Menſchengeſchlechts unterworfen if, und
welche noch bisher Feiner gewiſſen unfehlbaren Kurs
art unterworfen finds
3. vor allenaber über die fo ſehr unverantwortlich vers
nachläffigten Kinderfrankheiten ; |
4. über die Kräfte und Würkungen gewiffer autzbarer
Medicamente,
s Es
— — —
ſandern ſeht iadividueſl anfgeworfen werde.
3 Griekergrab
seriäeitungstreh nad den Eipzr de Dei behen, um
aut alem das Defie su schen uud cn ertemtliet wiit»
Liufiges Zypfiem über den Besbehttungdari u eRiwer>
fen. Der Decan ididt dem Yrwwin;tal dieſen Entwurf
feiner Proviaz, und von da geht er an den Netionel. —
Der Nariona‘ iſt dann angewiefen , das weitere zu bes
forsen, und demmaͤcht bekommt der Drovınzial das voll-
Bändige Soſten über den Beobachtungegeiſt zugeſchict.
Dies theilt er unter feine Derfammiung aus, läßt in der
Minervalklaſſe daräber dem fähigen Maͤnnern Unterricht
erteilen, die Leute zum Beobachten anführen und darinn
Üben. — Urberbanpt fol man fi diefen Runkarıf mere
Een, von den Untergebenen uud Unerfabrnen denen Die
bern und Dentern gute Materialien um Bearbeiten im
Die Hände liefern au laffın.
XIII. Haben die Mitglieder sum Beobachten die gen
Adcige Unlcitung erbalten, fo werben von den Directoren
Der verſchiedenen Fächer die Materies und Aufgaben
aum Beobachten ausgeſchickt. Hier kan man der Die
gection nis genug aumerfen:
u. baß von der Zeinbeit und Nunbarkeit der Aufgabe
alles abbängt.
3. Daß alfo lauter practifche Materien aur Beobach⸗
tung ausgeſetzt werden muͤſſen.
Y Daß eine heſtimmte Materie nicht im Allgemeinen,
4. Daß⸗
J
88 Prieſtergrad.
5. Es foll jedem Arste aufgetragen merden, feine ganze
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pra⸗
xis, feinen ganzen Beobachtungsgeiſt auf eine gewiſſe
Krankheit, eih gewiſſes Zeichen, eingemiffes Arzney⸗
mittel zu verwenden, und alle Beobachtungen zu Pas
pier zu bringen. Je individueller die Krankheit, das
Sptem, das Diedicanıent if; um dene verbienftuols
e ler iſt die Arbeit.
6. Alle mediciniſche Beobachter werden daher erfucht |
A. ibre Beobachtungen auch an Geſunden feben aneu⸗
fangen, und ſich einen individuellen Menſchen
ganz durdhaubenfen / auch die Anlagen zu bemer⸗
Een, im gefunden Zuſtande Krankheiten vorberäus
feben ; denn diefe Difpofi tionen haben (don ihre |
mebr oder weniger au bemerfenden Spmptome.
B. Die Geſchichte, die Philoſophie eines beftimmten
Epimptoms zu liefern.
C. Bey Krankheiten auf das genäuefte das gemeine
ſchaftliche, und wider das entfcheidend ſpeculati⸗
viſche der Zeichen zu ſtudiren.
D. Den ©iy der Krankheiten nicht allezeit blos im
Körper, fondern auch in der Seele, in den £eis
denſchaften, im Zirer, im Geſchlechte, in der
Lebensart, im Temperamente, In der Leibesge⸗
ftale, Nahrung, Dahrsseit, in den Ausfchweifuns
gen der Jugend zu ſuchen.
E. 38
24 Priefergrad.
a. Die mebieinifche Klaffe , wohin geboͤrt
A) Anatomie,
B) Bemerkungen über Krankheiten, über Arzney⸗
mittel, Semiotik.
| 0) Wundarzney, Debammenkunft, chirurchiſche Eu
⸗ rationen.
D) Cbemie.
2) Matbematifche Kaffe, dabin nemlich
A) gemeine und boͤbere Rechenkunſt, Algebra.
B) Reine Mathematik, Civil⸗Militair⸗ und Saiffs⸗
daukunſt. a
C) Mechanik.
D) Spbaͤren⸗Lehre, Afronomie » ꝛc.
H Zür die Naturbiſtorie, als
A) acerbau, Gaͤrtnerey, Haushaltungskunſt.
B) Thierreich, vom kleinſten Inſecte an bis zum
Menſchen.
C) Erdarten, Steine, Metalle.
D) Kenntniß der Wirkungen, und unbekannte _
Ppanomene, , die der Erdkoͤrver zeigt.
5) Politiſche Klaffe, dabin gehört
A) Menfchenkenntniß, wozu die großen Illumina⸗
ten Materialien liefern. Zu
B) Geſchichte, Erdbeſchreibung, gelehrte Geſchichte,
dabin auch die Lebenslaͤufe der Maͤnner, deren
Nabmen man trägt, abgeliefert werden.
C) Alterthümer , Diplomat,
x
‘
. D) 90
88 Prieſtergrab.
5. Es soll jedem Arzte aufgetragen werben, feine ganze
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pras
Nris, feinen ganzen Beobachtungsgeift auf eine gewiſſe
Krankheit, ein gewiffes Zeichen, eingemiffes Arzney⸗
mittel zu verwenden, und alle "Beobachtungen zu Pa⸗
pier zu bringen: Je individueller die Kranfbeit, das
Epftem, "das Medicanıent ift; um u verbienftonl
.-@ Seriit die Arbeit.
6. Alle medicinifche Beobachter werden daher erſucht |
A. ihre Beobachtungen auch an Gefunden ſchon anius
fangen, und fi einen individuellen Menſchen
ganz durchzudenken, auch die Anlagen zu bemer⸗
‚Een, im gefunden Zuſtande Krankbeiten vorherzu⸗
ſehen; denn dieſe Diſpoſi tionen haben ſchon ihre |
mebr oder weniger au bemerfenden Spmptome.
B. Die Geſchichte, die Philofopbie eines ‚befinmten
Epirptoms au liefern.
C. Bey Krankheiten auf dad genäuefte das gemeine
fdaftiihe, und wider das entfcheidend ſpeculati
viſche der Zeichen zu ſtudiren.
D. Den ©i der Krankheiten nicht allezeit blos im
Körper, fondern auch in der Grele, in den £eis
denfhaften, im Alter, im Gefchlechte, in der
Lebensart, im Temperemente, in der Leibesge⸗
ftalt, Nahrung, Jahrszeit, in den Ausfchweifums
gen der Jugend zu ſuchen.
E. 38
u | "TR
03 Prieſtergrad.
XVI. Auf aͤhnliche / Art wird in der Chymie, Vhpſik,
Oeconomie, Menſchenkenntniß 2e- verfahren. & beſtellt
die Prieſterklaſſe z B. in ihrer Provinz-Leute,- weide
1. Provinzialwoͤrter ſammeln, 1
2. Kunſtwoͤrter aufſchreiben,
3. jeden Tag der Wirt: rung genau beobachten und aufs
zeichnen , 3. B. den Grad der Hi er Kälte, Degen,
Sonnenſchein, Schnee, Nebel, Morgenröthe, Nord⸗
lichter, Gewitter. Dieſe Wetter Tabellen werden
verglichen, daraus für die Phofit und. Oeconomie
Schluͤſſe gezogen.
4. Sterh⸗Geburts⸗Cabellen mit Anmerkungen des Al⸗
; ters, Geſchlechts, der Krankheit, der Jabdrszeit.
5. Die verfhiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes kLandes,
Bodens darinn fie wachſen, Verſteinerungen.
6. Entdedungen, welche die Sdottiſchen Kitterin Alte
fehung der Freymaurered, glauben gemacht zu haben,
damit man wilfe, welche D. auf dem rechten Wege
find Coder nit?) und alfo beffer unterrichtet wer⸗
den muͤſſen. |
27. alle Arten von natuͤlichen Zaubermitteln, comiſchen
Tinten, Chiffres ꝛc.
| XVII. So viel aber die Gerichte betrift, fo wird
in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt ha⸗
ben,
4
Fe)
de
96 Pærieſtergrad.
8. Ob er ohne Eigennutz aller Art EStandhaftigkeit und
Anhaͤnglichkeit genug befige? .
9. Wenn eins von diefen Stuͤcken fehlen follte, wie
ihm folches, und durch men beysubringen ſep?
10. Zu weichen Aemternim Staat und im D. er taug⸗
lich, wozu er nuͤtzlich ſeyn koͤnne?
Wenn alle Bemerkungen geſammelt, durch die data
aus dem Karacter und Lebenslauf erlaͤutert, und ſo be⸗
richtigt worden, ſo wird denn im allgemeinen ein Gutach⸗
ten aufgeſetzt, und durch den Decan an den Provinziaf
eingeſchickt, morahd men ſehe, ob diefer Mann einmoras
liſcher, uneigennägiger, von Vorurtheilen frever, wohl⸗
thätiger, dem O. au irgend einem, und zu welchem Zweck,
nüslicher Mann feve. — Aus diefen vielfältigen Bemer⸗
fungenaber werden allgemeine Regeln und Maximen zur
Menſchenkenntniß abgesogen, geſammelt, in den Realfas
talog eingetragen und eingefchicdt.
XIX. Da nun dem Beobachter nichts Elein feyn fol,
ja vielmebr die Natur im Eleiniten ſich am mebrften offen
Bart, da ferner der Beobachter feinen Begenftand au allen
@eiten beobachtet, gegen viel andre Erfahrungen halten,
“vergleichen fan, um das Uebereinſtimmende und das Ab»
weichende au finden , auch dabey nicht zufrieden fepn ſoll,
wenn er bie Uebereinftimmung nur unter äiwep oder drey
Begebenheiten gefunden; fo muß
.t
1. jes
* A
9 Bsicherstan.
8. 23 t: cine Eizensaz eier E:ı Zrandhartigfeit und
Barins:idfert gınaz bofge® .
9. Fran eins von dieſen Erden ichlen fofte, wie
ibm ſolches, und durch wen ber:ubringen ſty?
10. Zu weichen Icmtern im Staat und im D. er tang⸗
lich, wozu er nuͤtzlich fepn Fönne?
Wenn alle Bemerkungen geſammelt, durch die data
aus den Karacter und Lebenslauf erläutert, und fo bes
ribtigt worden, fo wird dennim allgemeinen ein Gutach⸗
sen aufgefegt , und Durch den Decan an den Provinziaf
eingeſchickt, woraus men jeher 0b diefer Mann einmora-
lifyer , uneigennägiger, von Borurtheilen freper, wohls
thätiger, dem D- zu irgend einem, und zu welchem Zweck,
nuͤhlicher Mann ſeye. — Aus dieſen vielfaͤltigen Bemer⸗
kungen aber werden allgemeine Regeln und Maximen zur
Menſchenkenntniß abgezogen, geſammelt, in den Realka⸗
talog eingetragen und eingeſchickt.
XIX. Da nun dem Beobachter nichts klein ſeyn ſoll,
ja vielmehr die Natur im Eleiniten ſich am mebrſten offen»
Bart, da ferner der Beobachter feinen Begenftand au allen
Seiten beobachtet , gegen viel andre Erfahrungen halten,
vergleichen fan, um dad Uebereinſtimmende und dag Ab»
weichende au finden , auch dabep nicht aufrieden ſeyn foll,
menn er die Uebereinftimmung nur unter zwey ober drey
Begebenheiten gefunden ; fo muß
.t
1. ſe⸗
o8 Prieſtergtad.
8. Diefe Regeln muͤſſen mit andern gefundnen verglichen,
9. Das uebereinſtimmende bicſer verglichnen Degen zu
eeiner hoͤhern gemacht werden,
20 Diefe hohe neue Regel wieder auf einzelne Säle
" angewendet, und daraus Balune und Solgerurtgen
- gemacht ;’
22. Und wenn es noch weiter miglich, wieder mit an⸗
dern ſchon gefundnen ſo lange verglichen (werden),
"bis er endlich von einem einzelnen Factum bis zur
hoͤchſten meraphufifcben Wahrheit hinauffomme. Denn:
Alnfer ganzes Wilfen beruht auf richtige Sacta, auf
richtige Schlüffe, und richtige Anwendung auf andre
Säle. Iſt daher unfer Wiffen irrig, fo muß der
Fehler im Sactum , im Schließen oder im Anwenden
Biegen. Der Beobachter Fan mithin fich nie genug
von der Richtigfeit des Factums verfichern.
XX. Da auf ſolche Art viel, und immer allgemeine
Megeln nach und nach in jeder Wiffenfchaft, und am Ende
felbft die in mehreren Wiſſenſchaften gemeinfcaftliche
Hauptregeln gefunden werden ; fo it aufdiefe Art der D. in
jeder Provinz und im Ganzen mit der Zeit in den Stand
geſetzt, in jeder Sade Erfindungen zu machen, neue
Soſteme aufzuftellen , in jedem Fache ausnehmende Pro⸗
ben feiner Erfahrungen an den Tag au legen, und fi
bep der Welt auch in den untern Wiſſenſchaften upd Kuͤn⸗
| . ſten
B \ - *
FE Vor Er .. allen
. ——
92 Prieſtergrad.
XVI. Auf aͤhnliche / Art wird in der Chymie, VPhyſik,
Oeconomie, Menſchenkenntniß 2e-verfabten. & beitellt
die Priefterklafe 3 B. In ihrer Prodinz Leute, welche
1. Brovinzialwörter ‚fammmeln ,
2. Kunitmörter aufſchreiben,
3. jeden Tag der MWittrung genau beobachten und auf⸗
zeichnen , z. B. den Grad der Hitze, Kälte, Regen,
Sonnenſchein, Schnee, Nebel, Morgenröthe, Norde
Lichter , Gewitter. Diefe Wetter Zabelken werden
verglichen, daraus für die Popfit und Desonomie
Scluͤſſe gezogen.
4. Sterb: Geburts + Tabellen mit Onwerfungen des Al⸗
‚ters, Geſchlechts, der Krankheit, der TJabrsseit.
5. Die verſchiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes Sandesr
Bodens darinn fie wachſen, Verfteinerungen.
6. Entdeckungen, welche die Schottiſchen Kitterin An⸗
ſehung der örepmaurerep, glauben gemacht zu haben,
damit man wiſſe, melde O. auf dem rechten Wege
find Coder nicht?) und alfo beſſer unterrichtet wer⸗
den muͤſſen. |
2. alle Arten von natürlichen Baubermitteln, homiſchen
.Tinten, Chiffres ꝛc.
XVII. So viel aber die Geſchichte betrift, ſo wird
in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt ha⸗
ben,
9
;
Prieſtergrad.
den Verſonen. Dies geſchieht am beſten durch Ars
führung folcher Handlungen auch aus dem Privarler
ben feines Helden, woraus jeder Vernuͤnftige auf
den Karacter fchließen kann. Der Annalift erzähle
alfo blos zwar im detail, raifonnirt aber fehr wenig;
denn jedes Urtheil verräch feine Keidenfchaften.
9. Der Annalift fucht weiter in der Geſchichte des Lan⸗
des jeden wuͤrdigen auch noch ſo vergeſſenen Mann
aus dem Staube hervor.
10. Dieſe Nahmen werden dem Provinzial einberichtet,
welcher die Mitglieder ſeiner Provinz damit benennt.
ır. Zur Erbauung, Nachahmung und befonders zur
‚Unfterblichfeit jedes guten Mannes, melde er aüch
nur durch Privattugend verdient, veranftaltet der
Decan für die Drovinz durch Huͤlfe feiner Seeretarien
einen eignen Kalender, in welchem bey jedem Lage
des Jahrs der Nahme eines berühmten Mannes ans
diefem Lande angemerkt iſt, und folder nach Verſchie⸗
denbeit feiner Handlungen zur Nachahmung oder zum
Abſchen vorgeftellt wird. Diefe Art von Aporheofe
it der D. jedem auch noch Ueberfebenen, Verkannten
ſchuldig, und jedes Mitglied des O's hat darauf An⸗
ſpruch zu machen.
12. Von Zeit zu Zeit wird den Minervalkirchen Nach⸗
sie yon edein, oͤffentlich in der Verſammlung bes
kannt
Srieflergrad. 95
kannt zu machenden Handlungen gegeben. So wie
im Gegentheil ſchlechte, ſelbſt von den vornehmiten
des Reichs begangne niederträchtige Handlungen laut
ausgeſchrieen werden:
XVII. In dem Sache der Menſchenkenntniß fol,
wenn die Acten über eine Perſon, der Lebenslauf, ents
morfene Karakter ıc. an die Prieſterklaſſe abgeliefert wird,
yon dem Decan dem Director diefer Sacultät aufgetragen
werden, bieraus Folgerungen zu sieben. Wenn diefer
darüber Anfragen bep den Untergebenen austheilt, fo folf
er den Namen des Mannes , von dem die Rede ift, vere
(dweigen. Es foll aber unterfucht werden
1. die derrſchenden Leidenſchaften und Ideen eines
Menſchen.
2. Das Entſtehen und Wachſen dieſer Leidenſchaften.
3. die Ideen, ſo er kraft ſeines Karacters am erſten
annehmen und verwerfen werde.
4 Wie eine gewiſſe Neigung bei dieſem Menſchen nach
dieſen Datis könne erweckt oder gefchwächt werden ?.
5. Welche Perſonen im O, man dasy am fähigften nuͤhen
£önne?
6. Wie er über Jeligion und Stanteverfafung denke?
⸗
7. Ob er fo weit gekommen ſed, alle Vorurtheile ab⸗
2 zulegen, nur die Wahrheit, ſelbſt gegen fein Jutereſſe
aufzuſuchen. 6. Ob
wit
MA
90 Frieflergrab,
a. bag ihn der Kranke nicht hintergebe
b. nichts nebenher brauche
c. dies und nichtd anders bekommen babe, als
was er ihm verordnet hatte.
K. Hat er eine Erfahrung gemacht, fo muß er ſolche
wiederholen, unter allen möglichen Umſtaͤnden wie⸗
derbolen, damit er wifle, daß die Wirkung unaus⸗
bleiblich ſicher ſey, inwiefern die Wirkung unter
diefen Umftänden und Zufägen geändert worden.
Hier liegt der wihtigtte@egenftand der Beobachtung.
L. Muͤſſen feine Soſteme nicht auf die Natur ger
propfe werden. Er muß die Natur ſelbſt fuchen.
Der medieinifche Director ſetzt alfo mit jebem Jahre
ein Zeihen, eine Krankheit, eine Arzney zur Beob⸗
achtung aus. Mit Ende des Jabra werden alle einger
fendeten Beobachtungen an den Decan übergeben,
in ein Ganzes gefent, und darauf entweder zu einer
noch nähern Prüfung ausgeſchickt, um es noch naͤher
zu befimmen , oder dad Refultat in den Real: Latalo⸗
gus einzutragen.
XV. Mit diefem Real» Katalogus hat es folgende
Bewandniß: Jeder Presbpter hält nach feinem Fach ein
Bud, darinn nach alphaberifcher Ordnung die Dinge eine
getragen find, uber weiche man wichtige Kenntniſſe ges
fammelt hat 3-3. in dem Fache von geheimen Wiſſenſchaf⸗
sen
93 Prieſtergrad.
XVI. Auf ahnliche / Att wird in der Chymie,/ Vhyſik,
Oeconomie, Menſchenkenntniß ꝛc verfahren. Go beſtellt
die Prieiterflafe 3 B. in ihrer Provinz Leute, welche
a. Bropinsialmörter ‚fammeln ,
2. Kunitmörter aufſchteiben,
3. jeden Tag der Witt:rung genau beobachten und aufe
zeichnen, z. B. den Grad der Hitze, Kälte, Regen,
Sonnenfdein, Schnee, Nebel, Morgenrötbe, Norde
licher , Gewitter. Diefe Wetter Tabellen werden
verglichen, daraus für die Popfif und Oeconomie
Sdluͤſſe gezogen.
4. Sterb · Beburts » Tabellen mit Yinmerfungen! des Ale
„ters, Befblehtd, der Krankheit, der Jahrszeit.
5. Die verfehiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes Landes,
Bodens darinn fie wachſen, Verfeinerungen.
6. Entdedungen, welche die Schottiſchen Ritter in An⸗
ſehung der Freymaurerey glauben gemacht zu haben,
damit man wiſſe, welche O. auf dem rechten Wege
find (oder nicht ) und alſo beſſer unterrichtet were
den muͤſſen.
alle Arten von natuͤrlichen Zaubermitteln, chymiſchen
„Kinten, Chiffres ꝛtc.
xVil. So viel aber die Geſchichte betrift, fo wird
in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt das
J ben,
9
. Srieffergrad.
den Merfonen.- Dies geſchieht am beiten durch An⸗
- führung folder Handlungen auch aus dem Privarles
ben feines. Helden’, woraus jeder Vernuͤnftige auf
den Karacter fliegen fann. Der Annaliſt erzaͤhlt
alſo blos zwar im detail, raifonnirt aber fehr wenig;
denn jedes Urtheil verräch feine Leidenfchaften.
9. Der Annalift fucht weiter in der Geſchichte des Lan⸗
des jeden wuͤrdigen auch noch ſo vergeſſenen Mann
aus dem Staube hervor.
10. Dieſe Nahmen werden dem Provinzial einberichtet,
welcer die Mitglieder feiner Provinz damit benennt.
ır. Zur Erbauung, Nachahmung und befonders zur
‚Unfterblichfeit jedes guten Mannes, welche er auch
nur durch Privattugend verdient, veranftaltet der
Decan für die Provinz durch Huͤlfe feiner Seeretarien
einen eignen Kalender, in welchem bep jedem Tage
des Jahrs der Nahme eines berühmten Mannes ons
diefem Lande angemerkt iſt, und folcher nach Verſcdie⸗
denheit feiner Handlungen zur Nacbahmung oder zum
= Adfcheu vorgeftellt wird. Diefe Art von Aporheofe
iſt der O. jedem auch noch Ueberfebenen, Verkannten
ſchuldig, und jedes Mitglied des D’8 hat darauf An⸗
fpruch zu maden.
12. Don Zeit iu Seit wird den Minervalkirchen Nache
richt yon ebein, oͤffentlich in der Verſammlung bes
Sannt
% Arieſtergrad.
8. Ob er ohne Eigennutz aller Art Standhaftigkeit und
Anhaͤnglichkeit genug beſitze?
9. Wenn eins von dieſen Stuͤcken fehlen ſollte, wie
ihm ſolches, und durch wen beyzubringen fly ?
10. Zu weichen Aemtern im Staat und im D. er taug⸗
fi , wozu er nuͤtzlich ſeyn könne?
Wenn alle Bemerkungen gefammelt, durch die data
aus dem Karacter und Lebenslauf erläutert, und fo bes
richtigt worden, fo wird dennim allgemeinen ein Gutach»
ten aufgeſetzt, und durch den Decan an den Provinzial
eingeſchickt, woraus man feber ob diefer Mann ein moras
lifcher , uneigennägiger, von Borurtbeifen freper, wohl⸗
thaͤtiger, dem D. au irgend einem, und zu welchem Zweck,
nuͤtzlicher Mann feve. — Aus dieſen vielfältigen Bemer⸗
fungenaber werden allgemeine Regeln und Marimen zur
Menfchenkenntnig abgezogen, gefanimelt, in den Realkas
talog eingetragen und eingefchidt.
XIX. Da nun dem Beobachter nichts Elein ſeyn foll,
ja vielmehr die Natur im kleinſten ſich am mebrften offen»
Bart, da ferner der Beobachter feinen Gegenſtand au allen
Seiten beobachtet , gegen viel andre Erfahrungen halten,
vergleihen fan, um das Uebereinſtimmende und das Ab»
weichende au finden , auch dabey nicht zufrieden feyn fol,
wenn er die Uebereinſtimmung nur unter zwep ober drey
Begebenbeiten gefunden ; fo muß |
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130 Prieſtergrad.
Adern Wegen entlehnt, durch die Weisheit erfabrner
Männer berichtigt, und zum Nupen des Menſchenge⸗
ſchlechts in jedem Zeitalter fo allgemein gemacht, ald nady
der £age der Sache und dem Grade der Kultur moͤglich iſt.
XXVIII. Die Arbeit unfers Priefterfiandes aber ik,
diefen Sradder Kultur und Aufklärung nach unferm Plan
au Ienfen. Ueber das Beduͤrfniß des Zeitalterd und der Geo
gend muß daber reiflih nachgedacht, aufden Spnoden ges
rathſchlagt, ben den Obern um Berichtigung nadgefragt
werden, und mülfen fletö neue Plane entworfen und eins
geführt werden:
1. Wie man die Hände in Erziebungsmefen, geiſtliche
Resierung, Lehe» und Predigt Stühle in der Pros
vins befomme.
2 Ein Presbpter fol fi bep jedermann den Ruf der
böchiten Aufklärung zu verdienen wiffen. Wo er gebt»
ftebt , figt, lebt und webt, da ſtrahle ein Nimbus
wahren hellen Lichtes um fein Haupt, und erleuchte
den Haufenum ibn her. Man balte es für ein Gluͤck,
aus feinem Munde reine Weisheit zu lernen. Er greife
aller Drten, aber genau nach der erhaltnen Dora
ſchrift und mir Feinheit und Betracht auf die Perſo⸗
nen, mit denen et veder, Das Vorurtheil an; doch
bite er fh, fein Wiſſen unzebeten aus;uframen,
und für einen Marktihreper oder Schwäger au gelten.
3. Da
104 Frieſtergrad.
wenn fie ſonſt gute Menſchen ſind, auf die Lifte der
Anzuwendenden zu ſetzen ſuchen, deswegen ein Ver-
deichniß ſolcher Leute von dem Decanus zu halten
und von Zeit zu Zeit einzuſchicken iſt.
XXIX. Man ſoll den Orden den unterſten Klaffen fo
heilig gu machen wiffen , daß 3. B. eine Verfiherung bey
ber Ehre des Ordens ihr erſter Schwur ſey.
XXX. Die Spnoden, wovon vorher Erwaͤhnung ge⸗
ſchehen, werden wenigſtens jaͤhrlich einmal an dem be⸗
quemſten Orte der Provinz gebalten, auf denſelben alles
Wichtige einige Tage bindurdy verhandelt, die Aufnah⸗
men vorgenommen, und da außerdem die Mresbpter der
Provinz nicht immer zufammen kommen können, fo wird
auf diefe Zeit alles erfpart und vorher aufnotirt. Die
Tage, da feine Aufnahmen find, erfdeint man, um alles
Auffehen zu vermeiden, ohne priefterliche Kleidung. Die
Zeitder Synode wird nad) vorbergegangener Verabredung
vom Decan ausgefchrieben. Kan man öfter zuſammen⸗
fommen , defto beffer. Uebrigens fol jeder Presbpter ei⸗
‚nen ordentlichen Briefwechfel mit Dem Decan unterhalten
diefer nimmt auch ihre Q. L. ein und ſchickt fie unerbros
den an die böbere Klaffe. | Ia
XXXI. Die Preabyter brauchen feinen Verſammlun⸗
gen der untern Kiaſſen berzuwohnen, außer daß in jedem
geheimen Kapitel einer if. Sie fünnen aber auch nach
Gefallen ale Berfammlungen und N” frequentiren, felbft
bey
ee —
96 Prieſtergrad.
8. Ob er ohne Eigennutz aller Art E tandhaftigkeit und
Anhaͤnglichkeit genug befitze?
9. Wenn eins von dieſen Stuͤcken fehlen ſollte, wie
ihm ſolches, und durch wen bepzubringen ftp?
ı0. Zu melden Aemtern im Staat und im D. er taug⸗
lich, wozu er nuͤtzlich ſeyn koͤnne?
Wenn alle Bemerkungen geſammelt, durch die data
aus dem Karacter und Lebenslauf erlaͤutert, und ſo be⸗
richtigt worden, ſo wird denn im allgemeinen ein Gutach⸗
ten aufgeſetzt, und durch den Decan an den Provinzial
eingeſchickt, woraus man feber ob dieſer Mann ein mora⸗
liſcher, uneigennuͤtziger, von Vorurtheilen freyer, wohl⸗
thätiger, dem O. zu irgend einem, und zu welchem Zweck,
nüglicher Mann feye. — Aus diefen vielfältigen Bemers
kungen aber werden allgemeine Regeln und Mapimen zur
Menſchenkenntniß abgezogen, gefanmelt, in den Realka⸗
talog eingetragen und eingefchidt.
XIX. Da nun dem Beobachter nichts Flein ſeyn ſoll,
ja vielmehr die Natur im Eleiniten ſich am mebrften offen»
Bart, da ferner der Beobachter feinen Gegenftand au allen
Seiten beobachtet , gegen viel andre Erfahrungen halten,
vergleichen fan, um das Vebereinflimmende und das Abe
weichende au finden , auch dabep nicht aufrieden feyn fol,
wenn er die Uebereinftimmung nur unter zwep oder drey
Begebenheiten gefunden; fo mug
1. je⸗
[4
yıy
02 Prieſtergrad.
XVI. Auf aͤhnliche / Art wird in der Chymie, Phyſik,
Oeconomie, Menſchenkenntniß 2e-verfabten. So beſtellt
die Priefterklaffe 3. B. in ihrer Provinz: Leute, welche
1. Provinzialwoͤrter ſammeln,
2. Kunſtwoͤrter aufſchreiben,
3. jeden Tag der Witt rung genau beobachten und auf⸗
zeichnen, z. B. den Grad der Hitze, Kaͤlte, Regen,
Sonnenſchein, Schnee, Nebel, Morgenroͤthe, Nord⸗
lichter, Gewitter. Dieſe Wetter Tabellen werden
verglichen, daraus fuͤt die Phpfik und Oeconomie
Schluͤſſe gezogen.
4. Sterb» Geburts » Tabellen mit Anwerfungende des Als
‚ters, Geſchlechts, der Krankheit, der Jahrszeit.
5. Die verfchiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes kandes,
J Bodens barinn fie wachfen , Verfteinerungen.
6 Entdedungen, welche die Shottifchen Kitterin Arts
febung der Sreymaurerep, glauben gemacht au haben,
u damit man wiffe, welche D. auf dem rechten Wege
find Coder nit?) und alfo beſſer unterrichtet wer⸗
ben muͤſen. |
7. alle Arten von natürlichen Zaubermitteln, oiſchen
Tinten, Chiffres ꝛc.
XVII. So viel aber die Geſchichte betrift, fo wird
in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt ha⸗
ben,
4 Briefkergrad.
den Werfonen.- Dies geſchieht am beſten durch An⸗
+ führung folder Handlungen auch aus dem Privatle« ,
' ben feines Helden, woraus jeder Vernuͤnftige auf
den Karacter fliegen ann. Der Annalik erzäbft
alfo blos zwar im detail, raifonnire aber fehr wenig;
denn jedes urtheil verräh feine Leidenſchaften.
9. Der Annaliſt ſucht weiter in der Geſchichte des Lan.
b des jeden würdigen auch noch fo vergeffenen Mann
aus dem Staube hervor.
10. DiefeNabmen werden dem Provinzial einberichtei,
welcher die Mitglieder feiner Provinz damır benennt.
z1. Zur Erbauung, Nahadmung und befonders zur
uUnſterblichkeit jedes guten Mannes, welche er auch
nur durch Privattugend verdient, veranfalter der
Decan für die Drovinz durch Huͤlfe feiner Secretarien
einen eignen Kalender, in weichem bey jedem Lage
des Zahrs der Nahme eines berühmten Mannes ans
diefem Lande angemerkt iſt, und folder nach Verſchie⸗
dendeit feiner Handlungen zur Nachahmung oder zum
abſdeu worgeRelkt wird. Diefe Art von Aporheofe
in der O. jedem auch mod Ueberſedenen, Verkannten
und jedes Mitglied des Os hat darauf Une
126 - Prieſtergrad.
ſichern Wesen entlehnt, durch die Weisheit erfahrner
Maͤnner berichtigt, und zum Nutzen des Menſchenge⸗
ſchlechts in jedem Zeitalter ſo allgemein gemacht, als nach
der Lage der Sache und dem Grade der Kultur moͤglich iſt.
XX VII. Die Arbeit unſers Priefterftandes aber it,
Diefen Grad’ der Kultur und Aufklärung nach unferm Plan
au lenken. Ueber das Bedärfniß des Zeitalters und der Ges
gend muß daber reiflich nachgedacht, aufden Spnoden ges
satbfchlagt, ben den Obern um Berichtigung nachgefragt
werden, und müffen flets nee Plane entworfen und eins
geführt werden:
1. Wie man die Hände in Erziehungsweſen, geiftfiche
Regierung, Lehr⸗ und Predigt» Stühle in der Pros
vinz befomme.
2. Ein Presbyter fol ſich bey jedermann Den Ruf der
böchiten Aufflärung zu verdienen wiffen. Wo er geht,
ſteht, fine, lebt und webt, da firahle ein Nimbus
wahren hellen Lichtes um fein Haupt, und erleuchte
den Haufen um ibn ber. Man bafte es für ein Gluͤck,
aus feinem Munde reine Weisheit zu lernen. Er greife
aller Orten, aber genau nach der erhaltnen Vor⸗
ſchrift und mir Seinheit und Berracht auf die Perſo⸗
nen, mie denen er redet, Das Vorurtheil anz doc)
büte er fi, fein Wiſſen ungebeten aussuframen,
und für einen Martsichreper oder Schwaͤtzer au gelten.
3. Da
VYrteſtergrad 103
3. Da in der Litteratur mebrentheils zu einer Jeit ge⸗
wiſſe Grundſaͤtze allgemein Mode und von den ſchwaͤ⸗
+ dern Köpfen nachgelallt werden, ſo dag zuweilen
religiöfe Schwärmereyen, dann Empfindſamkeit,
dann Sredgeifterep, dann unſchuldiger Schäferton „
dann Ritterwerk, dann Heldenlied, dann. Beniewen
fen u. ſ. £ das ganze Publicum uͤberſchwemmen; for
foll man beforgt ſeyn, unſere auf allgemeines Wohl der
Menſchheit gebenden Grundſaͤtze auch zur Mode zu
machen, damit junge Schriftſteller dergleichen unter
das Volk ausbreiten, und uns, ohne daß fie es wiſſen
dienen. Man ſoll alſo großes warmes Intereſſe für
das ganze Menfchengefchlecht predigen, und die Leute |
gleichgüftiger gegen die engern Verhältnige machen,
infofern fie mit der geöften Wohlfahrt der Welt fireie
ten. So deigte Jeſus bey jeder‘ Gelegenheit, wie
wenig ihm feine Familie in Vergleichung mit der groſ⸗
fenWeltfamilie intereſſirte. Darüber leſe man Matth.
10,9.37. So auch auf der Hochzeit zu Eana und
vielen andern, Stellen, |
6. Ei muß auch daft’ gefbrgt werden, daßdie Schrif⸗
ten unferer Leute auspdfaunt und von feinen Rezen⸗
fenten nicht verdächtig gemacht werden,
j $. Gelehrte und Schriftſteller, welche den unſrigen aͤhn⸗
liche Grundſaͤtze lehren, ſoll man zu gewinnen fuchen:
wenn
Das uw. 2 m!
“- .
. 1 we
106 Prieſtergrad.
gaͤnzlicher neuer Einrichtung dieſer Klaſſe in einer Pror
vinz, oder na Abſterben oder Abgang eines vormali⸗
gen Decans. Im erften Sal beforgt allein der Pros
vinzial, vermoͤge böbern Auftrags, diefe Ernennung:
im andern fordert er dariiber die Vota der ſaͤmmtlichen
Vrieſter der Yrovinz ein, berichtet an die doͤbern Obern,
und ſetzt, wenn das Cubject beſtimmt iſt, die Spnodals
Verſammlung an. Der Decanus muß ein Mann aus
den böbern Graden des Ordens ſeyn, und wie es ſich
verſtebt, alle erforderlide Eigenſchaften und gruͤndliche
Kenntniſſe baben,, ,
Bey der Feyerlichkeit find außer den übrigen Presby⸗
teen gegenwärtig.
ı: Plenipotentiarius Jalle in prieiterlicher Kleidung ;
a. Primus Praepofitus |die erften vier haben Kreutze
3. Secundus — auf der Bruſt, der Neuzers
4 Delcgatus patrinus mählte noch nicht. ein
(Batbe) " [künftiger Mantel’ liegt auf
5. Neo.Eledus. dem Altar.
Der Bienipotentlarius tritt vor den Altar, mit bem
Geh cie nach dem gegenuͤberſtebenden Neu: ermählten,
au velien Hinten‘ Seite der Datheftebt, die beiden Präpofitk
sn Reben vor: dem eg mit dem Gefiht
ne. ;
“ui.
X
ai0 Prieſtergrad.
tate etinagro, malędiftus vigilando ct dormiendo, ma-
ledi&us manducando et bibendo, malcdi&us ambulando
et fedendo, maledifta erunt caro et ofla, et fanitatem
non habebis ‚a planta pedis usque ad verticem. Veniat
tunc fuper te malediftiohominis quam per Moifen in lege
filiis iniquitatis Dominus promifit. Deleatur nomen
tuum in libro viventium, et cum juftis non amplius feri-
batur, Fiat pars et hereditas tua cum Cain fratricida,
cum Datlıan et Abiram, cum Anania et Saphira, cum
Simone magno et Iuda proditore, Videergo ne quid fe-
ceris, quo anathema mereris,
Neo - Eletus: Abfit Domine!
Plenipotent:: Accedite (Sie treten fämmtlid noch
näher zum Altar, auf deifen unteren Stuffe der Neuere
wählte niederfnieet.)
Delegatus: Reverendifime Domine! Peitulant ad.
modum per me delegatum Presbyteri omnes vt hunc prae-
fentem N. N. ad onus Decani fublevetis,
Plenipotert: Scitis illum eſſe dignum !
Delegatüus: Quantum humana fragilitas noffe finit,
ut fcimus et cfedimus, illum dignum eſſe.
Plenipotent: Quia ergo omnium in te vota conves
niunt confirmaris.
Neo- Elelins: Praecepifti Domine!
Plenipotent : Tfegt die Hand auf des Neuermählten
Haupt.) Dilecto nobis fratri et Detani falutem in Do.
mino fempiternami, Quoniam, ut credimus et fcimus,
Pres-
Srieſtergrad. 111
Presbyteri hujus provinciae fratres noftri te elegerunt
Decanum et fuperiores usque pendentes petierunt con-
firmari et ideo auxiliante Domino et auktoritate Superio-
rum per manus noftrae impofitionem, Te Decanum con-
firmavimus (Er nimmt die Hand wieder von ihm) Ta
autem frater cariflime fcias, te maximum pondus
fufcepifle laboris, exhortamur ergo dileftionem tuam,
vt fidelitatem, quam in ingreflu Ordinis promififti, ef
dein faepius promiffionem renovafti, inviolabiliter cufto-
dias. Nam fidelitas omnium virtutum fundamentum
ef. Scimus quodab infantia literis es eruditus, et fcien-
tiis edofus. Attamen breviter ad nos pervenifti, et
multa tibi adhue occulta, quae tibi revelata funt. Sed
cave, ne fecundum Apoftoli fententiam in ſuperbiam ela-
tus iniudicium incidas inimici fcientiae tuae, et virtute
nec confidas, quia neque Samfone fortior, nec Davide
fanttior , nee-Salomone poteris effe fapientior.
Scriptores veterum Philofophorum et Sapientum
faepius lege.
Si poteft fieri, le&io haec in manibas tuis, maxime-
que in pectore tuo femper interrumpat ad inftar nam-
que fpeculi anima tua in ipfam fedulo refpiciat, ut
vel quae incorrefa funt corrigat, vel quae' pulchra
funt exornet, Difce, quod fapienter doceas am-
plekens, cum fecundum do&rinam fanam eft, vt
poſſis exhortari in doftrina fua, et eos qui mala
fide contradicunt, arguere. Nec confundantur opera
tua
112 Prieſtergrad.
tua ſermonem tuum. Vita igitur tua irreprehenſibilis
fit, in ipſa fratrum inferiorum regulaın ſumant, ex
ipfa videant, quod diligant, cernant, quod imitari feſti-
nent, ut ad exemplum tuum omnes fideli ftudio vi-
vere compellantur. Sisergo fubiettus. Tuis folicitudo
laudabilis. Exhibeantur eum manfuetudine difeiplima,cum
direftione correttio.Iram benignitas mitiget,benignitatem
zelus exacuat. Ita et alterum ex altero condiatur, vt
nec immıoderata ultio ultra quam oportet, affligat, ne.
que iterum frangat Decanum remiilio difciplinae. Ita-
que boni te dulcem, pravi aſperum [entiant correpto-
rem, in qua videlicet correptione hunc effe ordınem
noveris obfervandum et perfonas diligas, et vitia per-
fequaris, ne fi aliter agere fortafle volneristranfcat ın
crudelitatem correätiio vt pendas per irremilflam irana,
quod emendare per dilcretionen debueras.
(Die Präpofiten hängen ihm den Mantel um).
Sit in te amabilis dulcedo, prudentia, manfuetudo
et fapientia. Iniufte oppreflis defenfio tua fubveniat.
Ilis autem qui oppriment, vigor tuus efficaciter con.
tradicat. Nullus te favor extollat, nulla adverfitas at-
triftet, id eft, ut nec in profperis cor tuum elevetur ,
neque in adverfis in aliquo deiiciatur. Sed omnia et in
omnibus caute et cum diferetione agere Te volumus, ut
absque reprchenfione ab omnibus vivere comprobetis
(Er legt ihm nochmals die rechte Hand auf) Sicut nos
Mermon, qui defcend:t in montem Sion, fic defcendat
fuper te Dei ſummae fapientiae benedittio !
(Er fteht auf.)
— —
B.Klei⸗
114 Begentengrad. ,
Nachricht an den Provinzial
wegen Ertbeilung dieſes Grades.
f
‘I DL einer unter den Presbytern vorzüglich ges
ſchickt fcheint, an der politiſchen Direction des Ordens. |
Theil nehmen zu können; wenn er Weltflugheit mit
Srepheit im Denfen und Handeln, Vorſichtigkeit mit
Kühndeit, Nachsiebigkeit mit feſtem Cinn Geſchicklich⸗
keit und Kenntniß mit Einfalt und gerader Vernunft,
Originalitaͤt mit Ordnung, Größe des Geiſtes mit Ernſt
und Würde verbindet; wenn er zu rechter Zeit ſchweigen
und reden fans wenn er mäßig und verfchwiegen if;
wenn er zu geborcben und au befehlen verftebt; wenn er
yon feinen Mitbürgern geliebt, geachtet und gefuͤrchtet iſt:
‚wenn er eifrig u und Hanzlich an dem Orden baͤngt, das
Beſte * Ganzen und der Welt immer vor Augen batz
‚ dann und nicht eber darf ihn der Provinzial in den Re⸗
gentengrad dem National. Infpector vorlagen. Doch
IR dabey zu merken:
1) Man fol fo (narfam als möglich mit Ertheilung
dieſes Grades ſeyn,
2) So viel es thunlich freye von Fuͤrſten unabhaͤn⸗
gige Leute dazu nehmen,
| 3) Vor⸗
116 Regentengrad.
2) IR der Einwurf dagegen, daß eine ſolche Geſell⸗
(haft leicht Misbrauch von ihrer Gewalt machen Eönnter
nicht aus folgenden Gründen ungereht? Machen nie
unfre jenige Staatsregierungen täglih Misbrauch von
- ihrer Macht, ob wir gleich dazu ſchweigen? Diefe Macht
nun it doch wohl nicht fo ſicher, als in den Händen uns
' ſerer Mitglieder. die wir mit fo unendlicher Mühe bil⸗
den? Wenn alfo ein Regiment, das Menſchen ſtiften,
unschädlich ſeyn fan; melches ift es wohl mehr, als uns
ſers, auf die Moralität, Vorſicht, Klugheit, Frepheit
J an Tugend geftüstes?
3) Ware es alfo nit der Mühe werth, den Vers
fuch gu machen L möchte es auch eine Chimaͤre ſeyn) ein
ſolches allgemeines Sitten: Regiment einzuführen?
4) Iſt die Srepbeit, jeden Augenblick zurädtreten zu
koͤnnen, das Gluͤck, geprüfte und gewählte Dbern zu
haben, die ſich zum Theil ſelbſt einander nicht kennen, folgs
lich nicht zum gemeinfchaftlihen Betrug verbinden koͤn
nen, die auch durch die Furcht vor den ſchon erifiren«
ben Stasten von allem Böfen abgehalten werden, iſt
Dieb alles nicht fhon Sicherheit genug? auch für einen
Zweifler?
5) Und giebt es nicht vielleicht noch andre geheime.
Mittel, und gegen den Miöbrauch der Gewalt, welche
unſer O. den Obern giebt, an ſchuͤtzen ? und welche koͤnn
ten dieſe Mittel ſeyn?
— | 6) Ente
sı$ Regentengrad.
Ritual bey der Aufnahme,
I. Der Dre hat drey Zinimer, Im legten it Stu⸗
fenboch ein rorber reich verzierter Thron Himmel, un:
ter welchen ein Seſſel von eben der Farbe für den Pro
vinzial ſteht; rechter Hand ift gine etwa 6% Schub hobe
weiſſe Säule, aufwelder eine Krone, rorb und Gold,
auf einem rorben Kiffen liegt, an der Zäufe aber baͤngt,
wie eine Tropbäe , ein Hirtenſtab von weiſſem Do’zes
and ein natürlich nachgeahmter Palmzwe'g.
Linker Hand ſteht ein Tiſch, rorb bededt, auf wels
chem die Kleidung des Regenten liegt. Diefe Kleidung
iR folgende: Ueber dem Rode wird cine Art von Küre
rad oder Bruſtſchild, aber nur von weiſſem Leder ger
tragen , worauf ein rothes Kreug ftebt,
Ueber demfelben ein offener weiſſer Mantel mit Ers
meln, auf welchem auf der linken Bruſt das rotbe
Kreutz aebefter if, Die Ermel haben Fleine rothe Auf⸗
ſchlaͤge. Uebrigens ift der Mantel wie ein offenes Hemd
gemadt, Der Halsfragen if roth. .
Auf dem Kopfe tragen fie einen hoben weiſſen runs
den Hurt, mit einem rothen Sederbufce.
An den Zügen rothe zugeſchnuͤrte Halbſtiefeln. Nue
der Provinzial bat zum Unterfchied um das Kreutz, fo er
auf dem Vruſſlſchilde trägt, goldne Strablen.
Tas Summer iſt roth tadeziert und gut erleudtet.
In dieſem Zimmer ı ganz allein der Provinziaf auf
der Thron, und fouft Niemand. Im mittlern Zimnier
find
110 Prieſtergrad.
tate etinagro, maledictus vigilando et dormiendo, ma-
leditus manducando et bibendo, malcdittus ambulando
et fedendo, maledicta erunt caro et ofla, et fanitatem
nan habebis.a planta pedis usque ad verticem. Veniat
tunc fuper te malediftiohominis quam per Moifen in lege
filiis iniquitatis Dominus promifit. Deleatur nomen
tuum in libro viventium, et cum juftis non amplius ſcri-
batur, Fiat pars et hereditas tua cum Cain fratricida,
cum Datlıan et Abiram, cum Anania et Saphira, cum
Simone magno et Iuda proditore, WVideergo ne quid fe-
ceris, quo anathema mercris,
Neo - Elettus: Abfit Domine!
Plenipotent : Accedite (Sie treten fämmtlidy noch
näher zum Altar, auf deifen unteriten Stuffe der Neuere
wäblte niederfnieet.)
Delegatus : Reverendiflime Domine! Peitulant ad.
modum per me delegatum Presbyteri omnes vt hunc prae-
fentem N. N. ad onus Decani fublevetis,
Plenipotert: Scitis illum eſſe dignum !
Detegatus : Quantum humana fragilitas noffe finit,
ut fecimus et credimus, illum dignum effe.
Plenipotent: Quia ergo omnium in te yota conves
niunt confirmaris.
Neo- Eletins: Praecepifti Domine!
Plenipotent : llegt die Hand auf des Neuerwaͤhlten
Haupt.) Dilecto nobis fratri et Decani falutem in Do-
mino fempiternam, Quoniam, ut 'credimus et fcimus,
Pres.
grieſtergrad. m
Presbyteri hujus provinciae fratres noftri te elegerunt
Decanum et fuperiores usque pendentes petierunt con-
firmari et ideo auxiliante Domino et auftoritate $uperio-
sum per manus noftraeimpofitionem, Te Decanum con-
firmavimus (Er nimmt die Hand wieder von ihm) Tu
autem frater cariffime fcias, te maximum pondus
fufcepifle laboris, exhortamur ergo diletionem tuam,
vt fidelitatem, quam in ingreflu Ordinis promififti, et
dein faepius promiffionem renovafti, inviolabiliter cufto-
dias. Nam fidelitas omnium virtutum fundamentum
ef. Scimus quodab infantia literis es eruditus, et fcien-
tiis edo&us. Attamen breviter ad nos pervenifti, et
multa tibi adlıue occulta, quae tibi revelata funt, Sed
cave, ne fecundum Apoftoli fententiam in fuperbiam ela-
tus in iudiciüm incidas inimici feientiae tuae, et virtute
nec confidas, quia neque Samfone fortior, nec Davide
ſanctior, nee -Salomone poteris effe Sapientior.
Scriptores veterum Philofophorum et Sapientum
faepius lege.
Si poteft fieri, le&io haec in manibus tuis, maxime-
que in pe&tore tuo femper interrumpat ad inftar nam-
que fpeculi anima tua in ipfam fedulo refpiciat, ut
vel quae incorre&ta funt corrigat, vel quae pulchra
funt exornet, Difce, quod fapienter doceas am-
pletens, cum fecundum dofrinam fanam eft, vt
potlis exhortari in doctrina fua, et eos qui mala
fide contradicunt, arguere. Nec confundantur opera
tua
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——— —o »
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112 Prieſtergrad.
tun fermonemituum, Vita igitur tua irreprehenſibilis
fit. in ipfa fratrum inleriorum reyulaın ſumant, ex
ipfa videant, quod diligant, cernant, quod imitari feſti-
nennt, ut ad exemplum tuum omnues deli ſtudio vi-
verecompellantur. Sisergo ſuvicctus. Tuis folicitudo
Iandabilis, Exhibeantur cum manfuetudine difcipliur,cum
dirertione corretio.lram beuigtiitas mitiget,benignitatern
enlus exauuat, lia et alterum ex altere condiatur, vt
ner immoderata ultio ultra quam oportet. afligat, ne
que ıterum trangat Decanuım rem..io difviplinae. Ita-
que beni te dukem, pravi aſperum ſentiant correpto-
rem, in qua videlicet correptreoene uunc effe ordızem
noveris obſervandum et pertenas dülgıs, et vitia per.
ſequatis, ne N aliter agere tot tatie vorueris traureat .o
crudelĩtatem correctio vt pendas per irremillam iram,
quod emeudarte pet diitretioiteru do. üeras.
[Die Praͤpoſiten Dingen idm en Mante! um).
Sit in te anurilis aute âo. zresizen Wwantuers lo
er NApientia. Irteite epprciüis Ceietiiio tus furven:ak,
ICs auem qui eppriment. vwizur tuss aicaciiercon-
rtadicat. Nulius ze tarer extc.at. valı Aireflüs an
ist, id et, sTum la pioietis art Lau Asvicie,
Besser ia Advctüs In aliyguo deinisiur. Selva cc:
aULEE UE iNeeitis SStı Vevsizın oe
WINLE eprineiätte dd SEI Krace SORouveng
wer tet id rar? Ne cite Bud af‘ Sau: zus
Nururm. qui elite t .R TuXice Sus. de deivenius
iger te Dei Sie apuciiie een!
Er Were wur.)
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>
116 Regentengrad.
2) Iſt der Einwurf dagegen, daß eine ſolche Geſell⸗
ſchaft leicht Misbrauch von ihrer Gewalt machen Fünnter
nicht aus folgenden Gruͤnden ungerecht? Machen nicht
unſre jetzige Staatsregierungen taͤglich Misbrauch von
ihrer Macht, ob wir gleich dazu ſchweigen? Dieſe Macht
nun it doch wohl nicht fo ſicher, als in den Händen uns
feree Mitglieder. die wir mit fo unendlicher Mühe bile
den? Wenn alfo ein Regiment, das Menſchen ſtiften,
unſchaͤdlich ſeyn fan; welches ift es wohl mehr, als uns
ſers, auf die Moralität, Vorſicht,' Klugheit, Srepheit
u and Tugend geftüztes ?
3) Wäre es alfo nicht der Mühe werth, den DBers
fuch su machen U möchte es auch eine Chimaͤre ſeyn) ein
folches allgemeines Sitten: Regiment einzuführen?
4) Iſt die Srepbeit, jeden Augenblick zuruͤcktreten au
Eönnen, das Gluͤck, geprüfte und gewählte Dbern zu
haben, die fich zum Theil ſelbſt einander nicht kennen, folgs
lich nicht zum gemeinfchaftlichen Betrug verbinden Füns
nen, die aud dur die Furcht vor den fchon erifiren«
den Stasten von allem Böfen abgehalten werden, iſt
Dieb alles nicht ſchon Sicherheit genug? auch für einen
Bweifler?
5) Und giebt es nicht vielleicht noch andre geheime
Mittel, uns gegen den Misbrauch der Gemalt, welde
unfer D. den Dbern giebt , au ſchuͤzen? und welche koͤnn⸗
ten diefe Mittel ſeyn?
6) Ends
122 Regentengrab.
Generation gluͤcklichere Perioden vorzubereiten; fo Ban
man fagen, dab unfer D. fo alt als die Welt it. Es gab
von-jeber ein folches heiliges Buͤndniß. Gott :und die
Natur lieben die beſſern Werkzeuge, Durch welche fie nach
and nach die Menfchen wieder zu dem hoͤchſten Gipfel ih⸗
ter Bolltommenbeit erbeben wollten, in feinem Zeitalter
von dem Strobm der Verderbniß verfchlungen merden.
Diefe bauten ſich eine Arche, zu welcher Gott ſelbſt
den Plan nad, enrfamen der Suͤndfluth, und.überlicfers
ten ihren Nachkommen, wenn der ardıte Sturm vorüber
mar, die aufbewahrten geretteren Grundpfeiler zu einer '
neuen Welt. Desweqgen zählt auch die geepmaurerep
ſchon die Patriarchen und Noachiten unter ihre Mitglier
der, und wir haben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt,
wie zuletzt Jeſus der Eılöfer den Grundftein der neuen
Kirche, des Reichs der Wahrbeit, Weisbeitund Srepbeit
gelegt hat, und wie unfer D- immer erifirt, und nur uns
ter verſchiednen Geſtalten auf.das Ganze gewirkt. Alles
zeit, wenn er auf-einen gewiffen Punct gekommen mar,
und fich hier und da Corruption eingefchlichen hatte, warf
der Hauptftamm, der hohe D. feine Hülle weg, und er»
ſchien unter einer neuen Geſtalt. Man thut auf diefe Art
in jeder Periode, fo viel zu thun möglich iſt, und auf
welche Weiſe dieß au thun moͤglich iſt. Das Innere aber-
bleibt unentmweiber. Auch die Srepmaurerep bat diefe
‚Eorruption erlebt, und ed war Zeit, fie su reformiren.
i Aber
128 Hegentengrad.
Uchen Arten über feine Perfon, Revers, Initiations⸗
Protocol, Lebenslauf, zuruͤck). — Du bift ung fernerbin
nichts fchuldig, ald wozu dich dein Herz bewegt. Wir
verlangen nit Tyrannen, Sondern Zebrer der Menſchen
zu ſeyn. Haft du nun bey und Befriedigung, Ruhe,
Freude, Gluͤck gefunden , fo wirft du mus nicht verlafs
fen. Haben wir uns in dir, oder du dich in und ges
irrt, fo ift e8 dein Schade. Du bilt alfo frey. Aber
wiſſe, daB auch die unabhängige Menfchen fi einander
beffen , auf Beine Art beleidigen, ſich gegen Beleidiguns
gen fügen, und daß im Fall der Beleidigung jeder
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben
fo ſicher finder du auch bey uns Schug und Unterſtuͤtzung⸗
wenn du die Macht, die wir dir verleihen wollen, nicht
zum boͤſen anwendeſt, wenn dein Herz voll Uneigen⸗
nuͤtzigkeit, voll Waͤrme fuͤr das Wohl deiner Glieder
gluͤht. O! greif mit an, arbeite fuͤr das arme Men⸗
ſchengeſchlecht, und deine letzte Stunde wird heiter ſeyn;
wir verlangen ja nichts weiter von dir, wollen für ung--
nichtö erringen. Frage dein eigenes Ders, ob man nicht
yon ‚je ber edel und uneigennügig mit dir verfahren iſt!
Könnten du undankbar gegen fo viel Wohlthat fepn ?
D dann ftrafe dich dein Herz, wir wollen dich nicht
Rrafen. — Aber nein, du bift ein gepräfter und feſter
Menſch! Sen es immer und regiere Fünftig mit une
die gebrädten Menſchen, führe fe sur Tugend, zur
Seevbeit! Welche Ausficht, wenn einſt wieder auf der
| Erde
.
ze Regentengrab.
Se. Und dies Joch will er abſchuͤtteln/ und ein
Abtruͤnniger, ein Aufruͤhrer werden? -
A. Nein! er: will nur mit uns Hand in Hand a sen
den Mißbrauch der Staatsverfaſſungen, gegen Verderbs ‘
niß der Sitten, gegen Entweihung der Religion tam⸗ :
ofen. Er will durch uns mächtig werden, biefe edle
Zwecke auszuführen.
Se. Und: mer ik und Bürge dafür, daß, wenn wir
ihm die Mache in die Hände geben, er diefe Mache.
nicht auch mißbrauce , nicht. an andern zum Tyrannen
werde, und neues Elend Über die Erde verbreite ?
4. Sein Herz und: fein Verftand find uns Bürge
bafür, der D. bat ihn gelaͤutert. Er bat gelernt feine
Leidenſchaften bezwingen. Er bat ſich felbt erforſcht.
‚Die Obern haben ihn geprüft. |
Se. Das beißt ſehr viel gefagt. Iſt er auch über
Morurtbeile hinaus? Opfert er willig das Intereffe der
„kleinein engern DVerhäftniffe dem allgemeinen Wohl ber 7
Welt auf !
Y. Das bat er uns verbeiffen.
Sr. Wie mancher ſchon verbieß dieß, und erfüllte
es nicht: iſt er Meifter über fih? Eann er der Verſu—⸗
chung widerſtehen? Gilt bey ihm Fein Anfchen der Per.
fon? Trage ibn, wer der Mann geweſen, deffen Gerip⸗
de jent vor ihm ſteht, ob. ed ein König, Edelmann oder
Bettler war? _
PR
.
x.
122 Regentengrab.
Generation gluͤcklichere Perioden vorzubereiten; ſo kan
man ſagen, daß unſer O. ſo alt als die Welt iſt. Es gab
von-jeber ein ſolches heiliges Buͤndniß. Gott und die
Natur ließen die befiern Werkzeuge, durch welche fie nach
und nach die Menfchen wieder zu dem hoͤchſten Gipfel ih⸗
- zer Vollkommenbeit erbeben wollten, in feinem Zeitalter
von dem Strobm der Derderbniß verfchlungen werden.
Diele bauten fich eine Arche, zu welcher Gott ſelbſt
den Plan gab, entkamen der Suͤndfluth, und uͤberliefer⸗
ten ihren Nachkommen, wenn der groͤſte Sturm vorüber
mar, die aufbewahrten geretreren Grundpfeiler zu einer
neuen Welt. Deswegen zählt auch die geehmaurerep
fchon die Patriarchen und Noachiten unter ihre Mitglier
der , und wir baben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt,
wie zuletzt Jeſus der Erlöfer den Grundftein der neuen
Kirche, des Reiche der Wahrbeit, Weisbeitund Srepbeit
gelegt bat, und wie unfer D. inımer exiſtirt, und nur uns
ter verfchiednen Geſtalten auf.dad Ganze gewirkt. Alles
zeit, wenn er auf-einen gewiſſen Punct gefommen mar;
und fich hier und da Eorruption eingeſchlichen hatte, warf
der Hauptftamm, der hohe D. feine Hülle weg, und ere
f&dien unter einer neuen Geſtalt. Man thut auf diefe Art
in jeder Periode, fo viel zu thun möglich ift, und auf
melde Weife dieß zu thun mögrich iſt. Das Innere aber
bleibt unentweiber. Auch die Frepmaurerey bat dieſt
Eorruption erlebt, und ed war Zeit, fie su reformiren.
\ Aber
128 Hegentengrad.
Ikben Acten tiber feine Perfon, Revers, Initiations⸗
Protocoll, Lebenslauf, zuruͤck). — Du biſt ung fernerbin
nichts fchuldig, ald wozu dich dein Ders bewegt. Wir
verlangen nicht Tyrannen, fondeen Lehrer der Menſchen
zu ſeyn. Haft du nun bey uns Befriedigung, Ruhe,
Steude, Gluͤck gefunden, fo wirft du was nicht verlafs
fen. Haben wir uns in dir, oder du dich in uns ges
irrt, fo ift es dein Schade. Du bilt alfo frey. Aber
wiſſe, daB auch die unabhängige Menfchen fi einander
beifen,, auf Eeine Art beleidigen, fi gegen Beleidigune
gen ſchuͤthen, und dab im Fall der Beleidigung jeder
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben
fo ſicher findeh du auch bey uns Schutz und Unterſtuͤtzung⸗
wenn du die Macht, die wir dir verleihen wollen, nicht
zum böfen anwendeſt, wenn dein Herz voll Uneigen⸗
nuͤtzigkeit, vol Wärme für das Wohl deiner Glieder
gluͤht. O! greif mit an, arbeite für das arme Wiens
ſchengeſchlecht, und deine legte Stunde wich heiter ſeyn;
wir verlangen ja nichts meiter von dir, wollen für ung-
nichts erringen. Stage dein eigenes Herz, ob man nice .
yon je ber edel und uneigennügig mit dir verfahren int.
Könnten du undanfbar gegen fo viel Wohlthat feyn®
D dann ftrafe dich dein Ders, wir mollen dich nicht
Rrafen. — Aber nein, du bift ein gepräfter und feſter
Menſch! Sev es immer und regiere Eünftig mit ung
bie gebrädten Menſchen, Fähre fie sur Tugend, zur
Wecpheis! Welche Ausſicht, wenn einf wieder auf der
. Erde
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123 Regentengrab.
Generation glaͤcklichere Perioden vorzubereiten; fo kan
man ſagen, daß unſer O. fo alt als die Wech iſt. Es gab
von jeher ein ſolches heiliges Buͤndniß. Gott und die
Natur lieben die beſſern Werkzeuge, durch weidhe fir nach
und nach die Menſchen wieder zu dem bichkten Bipfe: ih⸗
rer Bolllommenbeit erbeben wollten, in feinem Zeitalter
von dem Strohm der Derderbniß verfhlungen werden.
Diele bauten fi eine Arche, zu welcher Sott felbR
den Plan gab, entkamen der Suͤndfluth, und uͤberlicfer⸗
sen ihren Nachkommen, wenn der groͤe Sturm vorüber
war , die aufbewasrten gereticien (drundpfeiler zu einer
neuen Welt. Desmwesen zählt auch die Fichmaurerey
ſchon die Patriarchen und Noachiten unser ihre Mitglies
der, und wır haben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt,
wie zuletzt Jeſus der Exlöfer den Grundſtein der neuen
Kirche, des Reihe der Wabrheit, Weisheit und Zrepheit
nelegt hat, und wie unfer D. immer exiſlirt, und nur uns
ter verſchiednen Geſtaten aufdas Ganze gewirkt. Alles
zeit, wenn er auf einen gewiſſen Pancı gekommen war,
und ſich hier und da Corruption eingeſchlichen hatte, warf
der Hauptfiamm, der hohe D. feine Hülle weg, und ers
(dien unter einer neuen Geſtalt. Man thut auf diefe Art
in jeder Periode, fo viel zu thun möglich ft, und auf
melde Weiſe dieß au thun moͤglich if. Das Innere aber
bleibt unentweiber. Auch die Freymaurerey hat dieſe
Corruption erlebt, und es war Zeit, fie zu reformiren.
Aber
ar Regentengrad.
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Kegentengrab. 129
Erde Süd, Liebe und Zrieden berrfchen werden, wenn
alles Elend, alles überflüßige Bedürfniß, alle Verblen⸗
dung, aller Drud verbannt ift, wenn jeder auf feinem
Plane zum Beſten des Ganzen thur, was er fann, wenn
jeder Hausvater Fuͤrſt in feiner rubigen Hütte ft, wenn
der, welcher ſich Kingriffe in diefe heiligen Rechte er»
lauben wollte, nirgend in der Welt eine Srepftädte fine
det, wenn fein Müßiggang geduldet wird, wenn das
Heer unnüper Wiffenfchaften verbannt, nichts mebr ges
lehrte wird, als was den Menfchen beffer macht, ihn
feinem nanirfihen Zuftande und feiner Fünftigen Beftims
mung näher führt, und wenn die Beſchleunigung dieſer
Periode unfer Werk ift, wenn jeder Menfc dem andern
brüderlich die Arme ausftredt. In dem unſrigen fannft
du Gluͤck und Ruhe finden, wenn du treu und redlich
hleibſt; und das if das Zeichen diefes Grades, baß-
man bepde "Arme geräde vorwaͤrts gegen den Bruder |
ausftredfe, und die flahen von Unrecht und Gewalt uns
befledten Hände offen hinhalte. Der Griff if: daß
man die andern bıyden Ellenbogen umfaffe, gleichſam
um ihn au unterkäßen, und ibm aufsubelfen. Das
Wort ilt Redenitio.
Jetzt wird die Kleiduns angelegt,
Das Bruftfchild.
Waffne deine Bruft mit Treue, Wahrheit, Deflige
£eit, und ſey ein Chriſt, fo werden die Pfeile der Vers
laͤumdung und das Unglüd nie auf dich eindringen.
J Die
Kegentengrab. 131
Aber fie begluͤcken und, indem fie zugleich auf andre
febe wichtige Art für unfer Wohl arbeiten, mıt ihrem
Kath, Unterricht und mit ſehr Eräftiger Huͤlfe.
U. Indeſſen baben die huldreichen lieben Obern eine
Klaſſe von Maurern errichtet, deren Händen fie den ganz
zen Operationsplan anvertraut haben, und dieß ift die
Regenterflaffe, in weicher Sie heute den erſten Einuin
erlangt haben.
111. Mit dieſen Regenten find die erſten O. Aemter
beſetzt, und wer den Grad nicht bat, Fan nicht einmal
Präfese oder Local. Vberer werden. |
IV. Jedes Land hat einen National⸗Obern, wels
cher in unmitteldarer Verbindung mit unfern Vaͤtern,
deren einer das Haust. Ruder führt, hebt
V. Unter dem National und feinen Gehuͤlfen ſtehen
denn die Provinzialen; deren jeder Kreis unfers Vater:
landes einen bat.
v1. Det Provinzial hat zu feiner Hilfe Tonfulror |
zen , und unter ibm fleben, |
Vil. Eine gewiffe Anzaͤhl von Praͤfecten, welche mies
Der in ihren Diſtriceten Gebülfen aus diefem Grade ha-
ben Rönnen. Und diefe alle gehören au det Klafe der
Regenten, wie auch der jedesmaltge Decanus der Provinz.
Vin. Alle dieſe Aemter find Cauffer dem Fall der
Beförderung zu hoͤhern Aemtern, der Abdankung, Abſe⸗
Kung oder des Todes) lebenslaͤngſich.
J 2 IX.
Regentengrad. 133
u Platz beſſer ausfüllen kan, dieſer hingegen vielleicht
mehr Beredſamkeit beſitzt. Ja mancher Regent wird ſich
nicht ſcheuen duͤrfen, ſich irgend ein kleines Amt bey ei⸗
ner Minervalkirche zu erbitten, um ein gutes Bepſpiel
zu geben.
xill. Damit der Provinzial nicht noͤthig habe, mit
einer Menge Menſchen unmittelbar in Briefwechſel zu
ſteben, ſo laufen alle Briefe und Q. L. Zettel der Neo
genten dur) die Hände des Praͤfects r "außer wenn der
Provinzial die andern * verordnet.
XIV. Aber er erbricht nicht die Q. L. der Regenten,
ſondern fie gehen uneröfnet an den Provinzial, und
von da weiter.
xV. Die Iufammenkünfte der Regenten beiffen
Eonvente. Der Provinzial, welcher darinn den Vor⸗
fin bat, hält fie fo oft er es nbig findet, und fan
Dazu alle oder nur einige feiner Negenten , nachdem die
- Verhandlungen es erfordern, einladen; mer nicht er⸗
fcheinen fan, muß fi hinlaͤnglich, und wenigſtens vier
Wochen vorher entfhuldigen. Außerdem muß®er fich
einfinden, Rechenſchaft von feinen bisherigen Gefchäften
geben, und fi den neuen Aufträgen des Provinzials
und der böhern Obern unterzieben. Jaͤhrlich fol wenige
ſtens einmal der Proginsial-Eonvent gehalten werden..
> XV
= Sol wohl heißen ein anders,
‘
116 ‘ | Negentengrad.'
Introd. Das if er nicht, er ift unter den Augen
‚ der Erleuchteten aufgewachſen, Sie haben das Siegel
Gottes auf feine Stirn gedrüdt.
Der Andre: Nun, fo fen er uns willlommen !
Sie treten herein, und geben, begleitet Yon den uͤbri⸗
gen Regenten bis an die Thür des leuten Zimmers,
Ein Regent geht voraus in daflelbe. Der Introductor
will die Thuͤre Sfnen, wird aber von dem vorher bin
eingegangenen zuruͤck gehalten, der ihm zuruft:
Zuruͤck! Wen bringſt du? Hier wirſt du nicht ſo
(sicht Eingang finden. '
Introd. Sch bringe einen Gefangen, der Srevbeit
ſucht, und in die Arche will, |
Der Andere: Wir haben ihn nicht in die Knecht⸗
ſchaft gebracht. Wir wollen nicht in die Rechte feines
Herrn greifen. Er forge für ſich ſelbſt.
Introd. Ihr babe ibm Huͤlfe verſprochen. Ihr
habt ihm Hofnung gemacht als er in der Knechtſchaft
we. Er war im Finſtern, und ihre habt ihn erleuchtet,
Ihr babe ihn regiert. Er kan fich jetzt ſelbſt regieren,
und nun will er frey werden.
Der Provinzial ruft vom Thron herab:
Laffet ihn denn bereinfommen, daß wir fehen, ob
er das Zeichen der Srevbeit an fich trägt.
Man öfner die Fluͤgelthuͤr, und führt den Aufzuneb⸗
menden vor den Thron, Die Regenten trete zu beye
den
18 Regentengrad.
Ihpen Acten über feine Perfon, Revers, JIuitiations⸗
Protocol, Lebenslauf, zutuͤck). — Du bit uns fernerbin
nichts (huldig, ald wozu dich dein Hers bewegt. Wir
verlangen nicht Tprannen ».fondern Lehrer der Menſchen
au feom Haft du nun bey uns Befriedigung, Ruhe,
Greude, Gluͤck gefunden, fo wir du was nit verlafs
fen. Haben wir und im dir, oder du dich in und ge⸗
irrt, fo ift es dein Schade. Du bit alfo frey. Aber
wiffe , dab auch die unabhängige Menſchen fi einander
beffen, auf Beine Art beleidigen, ſich gegen Beleidigune
gen (digen, und daß im Fall der Beleidigung jeder
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben
fo ſicher finder du auch bey uns Schutz und Unterftügungs
wenn du die Macht, bie wir dir verleihen wollen, nicht
zum böfen anmendek, wenn dein Hers voll Unrigen»
nögigfeit. vol Wärme für dad Wohl deiner Glieder
gläht. D! greif wit an, arbeite für das arme Men⸗
ſchengeſchlecht, und deine legte Stunde wird heiter ſepn;
wir verlangen ja nichts weiter von dir, wollen für ung.
nichts erringen. rage dein eigenes Herz, ob man nicht .
son ‚je ber edel und uneigennägig mit dir verfahren iſt!
Könnte du undankbar gegen fo viel Wohltbat feyn®
O dann firafe dich dein Herz, wir wollen dich nicht
Rrafen. — Aber nein, du biR ein gepräfter und feſter
Menfh! Geo es immer und regiere künftig mit uns
bie gebrüdten Menſchen, fäbre Re aur Tugend, zur
Geepbeis! Welche Musfche, wenn einſt wicder auf der
- Erde
122 Regentengrab.
Generation gluͤcklichere Perioden vorzubereiten; ſo kan
man ſagen, daß unſer O. fo alt als die Welt if. Es gab
von:jeber ein ſolches heiliges Buͤndniß. Gott und die
Natur ließen die beſſern Werkzeuge, durch welche ſie nach
und nach die Menſchen wieder su dem hoͤchſten Gipfel ih⸗
rer Vollkommenbeit erbeben wollten, in keinem Zeitaltet
von dem Strobm der Verderbniß verfchlungen werden.
Diele bauten ſich eine Arche, zu welcher Gott felbfl
den Plan nab, enrfamen der Suͤndfluth, und uͤberliefer⸗
ten ihren Nachkommen, wenn der groͤſte Sturm vorüber
war , die aufbewahrten geretteren Grundpfejler zu einer
neuen Welt. . Desweqen zählt au die Flihmaurerey
ſchon die Patriarchen und Noachiten unter ihre Mitglies
der, und wır haben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt ,
wie zuletzt Jeſus der Erloͤſer den Grundftein der neuen
Kirche, des Reichs der Wahrbeit, Weisbeitund Freyheit
gelegt bat, und wie unfer D. inımer erifirt, und nur uns
ter verſchiednen Gefta'ten auf, das Ganze gewirkt. Alles
zeit, wenn er auf- einen gewiſſen Punct gekommen mar,
und fid bier und da Corruption eingeſchlichen batte, warf
der Hauptſtamm, der hobe D. feine Hille weg, und er⸗
ſchien unter einer neuen Gefalt. Man tbutauf diefe Art
in jeder Periode, fo viel au thun möglich iſt, und auf
welche Weife dieß zu thun möglich if. Das Innere aber-
bleibt unentweibet. Auch die Trepmaureren bat dieſe
Eorruption erlebt, und ed war Zeit, fie zu reformiren.
Aber
124 Regentengrad.
und denen er doch auf ihr Wort glauben ſoll, daß ſie an
der aͤchten Quelle find, das verläugnen wir nur infofern,
ald jemand bey und Befriedigung finden, und Dafür, dag
mir Kenutniſſe mitteilen und Ausfichten eröfnen, die je⸗
des klugen rediihen Mannes würdig find, (of diefer-
Mann fi nicht darum befümmern , woher die Kenntniffe >.
kommen. Nicht Die Perfonen, die Sachen müffen ſein
Augenmerk feyn.‘ Fragt man alfo, werunfer Syſtem der
unsern Klaffen in feiner neuen Form eingerichtet Hat, wie
alt es it, und wer die Stifter diefer Einrichtung find,
fo dürfen wir darauf folgendes antworten: u
Unfere Stifter hatten Kenntniffe , weil fie ſolche mit⸗
tbeilten. Bey Gründung des äußern Os nuͤtzten fie das
Studium der Mängel und Vorzuͤge aller bisherigen An⸗
falten don der Art, den Rath der kluͤgſten, beften,
feinften, erfahrenfien Männer, und verbanden dieß mit
philoſophiſchem Scharfſinn. Ueberlieferungen, Waͤrme.
für das allgemeine Wohl und Uneigennuͤtzigkeit, theile *
aus Befcheidenbeit, tbeils um ſich Hegen ihre eignen Leis
denichaften ficher zu ſtellen *, überlieferten fie darauf die
aanze Direction ded Gebäudes andern treuen Händen,
und zogen fich zuruͤck: man wird nie ihren Nahmen ere
fabren , und die, welche jetzt das Ruder führen, find
nicht die Stifter der neuen Einrichtung. Aber die Nach»
welt wird die unbefannten Woblthaͤter fegnen, und
| dops
* Anm. Hier fcheint etwas zu feblen.
%
9
116 ‘ | Negentengrad.'
Introd. Das ift er nicht, er ift unter den Augen
der Erfeuchteten aufgewachſen, Sie haben das Siegel
Gottes auf feine Stirn gedrüdt.
Der Andre: Nun, fo fen er und willkommen!
Sie treten herein, und geben, begleitet Yon den uͤbri⸗
gen Regenten bis an die Thür des letzten Zimmers,
Ein Regent geht voraus in daſſelbe. Der Introductor
will die Thuͤre Öfnen, wird aber von dem vorher hin⸗
eingegangenen zuruͤck gehalten, der ihm zuruft:
Zuruͤck! Wen beingft du? Hier wirft du nicht ſo
(cr Eingang finden.
Introd. Sch bringe einen Gefangnen, der Srevbeit
ſucht, und in die Arche will,
Der Andere: Wir haben ihn nicht in die Knecht⸗
ſchaft gebracht. Wir wollen nicht in die Rechte ſeines
Herrn greifen. Er ſorge fuͤr ſich ſelbſt.
Introd. Ihr habt ihm Huͤlfe verſprochen. Ihr
habt ihm Hofnung gemacht, als er in der Knechtſchaft
we. Er war im Finſtern, und ihr babe ihn erleuchtet.
Ihr babe ihn regiert. Er fan ſich jetzt ſelbſt regieren,
und nun will er frey werden.
Der Provinzial ruft vom Thron herab:
Lafer ihn denn bereinfommen, daß wir ſehen, ob
er das Zeichen der Frepheit an ſich trägt.
Man oͤfnet die Stägelthiie, und führt den Aufzuneh⸗
menden vor den Thron, Die Regenten treten au bee
den
128 Hegentengrad.
lichen Arten über feine Perfon, Revers, Initiations⸗
Protocoll, Lebenslauf, zuruͤck). — Du bift ung fernerbin:
nichts fchuldig, ald wozu dich dein Herz bewegt. Wir
verlangen nicht Tyrannen, fondern Lebrer der Menfchen
zu ſeyn. Haft du nun bey und Befriedigung, Ruhe,
Sreude, Gluͤck gefunden, fo wirkt du was nicht verlafs
fen. Haben wir uns in dir, oder. du dich in und ges
irrt, fo ift 'e8 dein Schade. Du bilt alfo frey. Aber
wiſſe, daß auch die unabhängige Menſchen fi einander
beffen , auf Beine Art beleidigen, ſich gegen Beleidiguns
gen ſchuͤzen, und daß im Fall der Beleidigung jeder
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben
fo ſicher finde du auch bey ung Schug und Unterſtuͤtzung⸗
wenn du die Macht, die wir dir verleihen wollen, nicht
zum böfen anwendeſt, wenn dein Herz voU Uneigen⸗
nuͤtzigkeit, vol Wärme für dad Wohl deiner Glieder -
gluͤht. O! greif mit an, arbeite für das arme Men⸗
ſchengeſchlecht, und deine leute Stunde wird heiter ſeyn;
wir verlangen ja nichts weiter von dir, wollen für uns
nichts erringen. Frage dein eigenes Herz, ob man nicht .
Yon .je ber edel und uneigennüägig mit dir verfahren iſt!
Koͤnnteſt du undankbar gegen fo viel Wohlthat ſepuke
O dann ſtrafe dich dein Herz, wir wollen dich nicht
ſtrafen. — Aber nein, du biſt ein gepruͤfter und feſter
Menſch! Gen es immer und regiere kuͤnftig mit uns
die gedrüdten Menſchen, faͤhre fe sur Tugend, zur
Srepheit! Welche Ausfihe, wenn eink wieder auf der
| Erde
Bı
130 Regentengrad.
Die Stiefeln.
Sep ſchnell zum Guten, und ſcheue keinen Weg
auf welchem bu Gluͤck verbreiten oder finden kanſt.
Der Mantel.
Sep ein Zürf in deinem Volke, dad beißt: fev ein
weifer und redlicher Wohlthäter und Lehrer deiner
Brüder.
Der Huth.
Diefen Frepheits⸗Hut muͤſſeſt du nie mit einer Kros
ne vertaufchen mögen!
So regiere dann mit Weisheit, und denke, daß der
welcher die Macht sieh fie dir auch wieder neh⸗
men kan!
Der Provinzial umarmt ihn.
Jetzt höre, mas künftig die Pflichten deines neuen
Standes fordern!
Es werden die Benlagen A. und B. verlefen. Wenn
der Provinzial fchlieffen will, verneige er ſich ſtill
ſchweigend, da denn die Regenten wieder abtretten,
Mer Local: Dberet wird, bekommt feine Inſtruction
perfiegelt aus des Provinzials Händen.
A.
Directions⸗ Suflem des gansen Ordens,
I. Die böchften Obern unfers erlauchten Ordens der
wahren aͤchten Srepmaurerep befchäftigen ſich nicht uns
mittelbar mit der genauen Direerion des Gebaͤudes.
Abel
„>
134 Regentengrad.
XVI. Worauf uͤbrigens die Regenten vorzuͤglich auf⸗
merkſam ſeyn muͤſſen, das IR aus nachfolgender In⸗
ſtruction zu erſehen.
XVII. Was die oͤconomiſchen Umſtaͤnde des O. be⸗
trift, ſo iſt zwar ſchon zu ſeiner Zeit daruͤber insbeſon⸗
dre geredet worden: doch wird es noͤthig ſeyn, hier noch
im Allgemeinen Etwas zu ſagen. Es iſt ſchon aus dem
vorigen bekannt, daß wir uns nach und nach bemuͤhen
follen, Sonde au erhalten. Dabei if au bemerken:
a. Daß jede Provinz die Gewalt über ihre Kaffe bes
bält, daß nichts an die Dbern jemals eingeſchickt
wird , außer etwa Eleine Beptraͤge, zur Beſtreitung
des Briefwechſels.
b. So foll auch jede Verſammlung und jede 7 ihren
Fond eigentbämlich behalten, und da, mo es auf
den Conventen ausgemahr wird, das Vermögen
mebrerer eg? oder Praͤfeciuren zufammen zu ſchieſ⸗
fen, um etwa große Unternebmungen zu machen,
wird dies Geid nur als cin Darlchn angeſehen,
und müßen den ch” nicht nurZinfen, fondern auch
die Capitalien erfiatter werden.
c. Der Provinzial bat alfo gar feine Kaffe, fondern
nur dic Stats über das Vermoͤgen feiner Proving.
d. Die Einnahmen find Überhaupt:
aa. Frepmaurer⸗ Recebtions Gelder |
| bb, Ueber⸗
\
Re
138 Regentengrad.
alters: zu einer Zeit wirkt man durch den Hang der Men⸗
ſchen zum Wunderharen, au einer andern durch den Reitz
maͤchtiger Verbindungen. Deswegen in es zuweilen noͤ⸗
toig, den Untergebenen vermurben cu laſſen (ohne jedoch
ſelbſt die Wahrbeit zu ſagen) als wenn insgeheim von
uns ale übrige Os und Frepn.aurır Syſteme dirigirt,
oder als wenn die geöften Monarchen durch den D. regiert
mürden, werches auch würilich bie und da der Zul iſt;
wo eine großer herrliche Begevenbeit vorgeht, da muß ge⸗
muthmaßt werden, daß fie Durch uns geſchehe; wo gin
großer fonderbarer Mann lebt, da müße man glauben,
er fen von den Unfrigen. \Man ertbeiie gumweilen, obne
weitern Zweck moſtiſche Befedle, falle z. B. einem Untere
gebenen an einem fremden Orte, in einem Gaſthofe unter
ſeinem Teller ein Ordens-Sendſchreiben finden, Das
man ihm viel bequemer zu Hau.geben koͤnnen. Man reife
zu den Zeiten der Meſſe, wenn man kan, in die großen
Handeisſtaͤdte, bald als Kaufmann, bald ale Abbe, bald
als Dfficier, und erwecke ih aller Orten den Ruf eines
vorzuͤglichen achtungswuͤrdigen, in wichtigen Gefchäften
und Angelegen beiten gebrauchten Mannes. — Dieb alles
aber ungekünftelt, nut Seinheit, und nicht ald Avantuͤ⸗
rier, auch nut da, wo man fich keinem Vorwitze, Feiner
Inquiſition ausgeſetzt fieber. Poder man ſchreibe wichtige
Befehle mit einer chpmiſchen Tinte, dienac einiger Zeit
“von ſelbſt wieder verloͤſcht, und dergleichen mehr.
V. Ein
FR)
a94r.- .
Kegentengrad. | 139
V. Ein Regent foll gegen Untergebene, fo viel müg«
lich, gar feine Schwäche zeigen; ſelbſt feine: Krankheit,
fein Misvergnügen fol cr ihnen verfchmweigen, wenige
ſtens nie klagen.
VI. Durch Weiber wuͤrkt man oft in der Welt am
mehrſten; bei dieſen ſich einſchmeicheln, ſie zu gewinnen
ſuchen, ſey eines euret feinſten Studien. Mebhr oder
weniger werden fie alle durch Eitelkeit, Neugierde, Sinn
lichkeit und Hang zur Abmechfelung geleitet, \ Hieraus
giebe man Nugen für die gute Cache! Die Geſchlecht
Dat einen großen Theil der Weltin feinen Händen.
VI, Auch das gemeine Volk muß aller Orten für den
Drden gewonnen werden. Dieß gefchiebt am beften durch
Einfluß auf die Schulen; fodann duch Frepgebigkeit,
durch eianen Glanz, durd ‚Herablaffung, Popularität,
und durch Äußere Duldung der bertſchenden Vorurtheile,
die man erſt nach und nach ausrotten Fan. |
vi. Wo mian in der Regierung eines Landes die
Hand bat, da Helle man ſich, als wenn man gerade am
wenigften vermögte, fo wird und nicht entgegen gearbei⸗
tet; und wo man nichts durchſetzen fan, da ſcheine man
alles zu koͤnnen, damit man gefuͤrchtet, geſucht und da⸗
durch verſtaͤrkt werde.
IX. Alles was dem O. unangenehmes begegnet, bleibe
ein ewiges Geheimniß vor den Untergebenen.
x. Den
Regentengrab. 141
man nicht in das gewöhnliche Q. L- weil er daffelbe nicht
erbrechen darf. ,- |
XIV. Ueberhaupt foll über dad, mas allgemeinen
Einfluß haben Fan, fleißig an den Provinzial berichtet
werden, damit man Vorkehrungen treten Eönne mit
vereinten Kräften zu wuͤrken.
XV. Wenn ein Schriftfteller in einem öffentlichen ge⸗
drudten Buch Säge lehrt , die, wenn fie auch mahr find,
noch nicht in unfern Welt : Erziehungsplan paffen, fon»
- dern zu früb fommen, fo fol man den Schriftſleller gu
gewinnen fuchen, oder ibn au verſchreyen.
XVI. Können es die Regenten dahin bringen, daß
Kloͤſter, befonders die mit Bettelmoͤnchen befept find,
eingezogen, und ihre Güter zu unfern Endzwecken 3.8.
zu Unterhaltung tächtiger Erzieber für das Landvolk ıc.
verwendet werden, fo werden den Dbern dergleichen Vor⸗
ſchlaͤge willfommen fepn. |
XVII. Nicht weniger, wenn fie folide Plane zu einer
Wittwen-Kaſſe für die Weiber unferer Mitglieder ent»
werfen Eönnen.
XVIII. Eine unferer vornehmften Sorgen muß au
feun, unter dem Volke ſklaviſche Fürften : Verehrung
nicht zu hoch eigen au laffen. Durch diefe knechtiſche
Schmeiceleven werden diefe mehrentheils fehr mittel»
mäßige ſchwache Menfchen noch immer mehr verdorben:
Regentengrad. 145
fluß auf Bildung und Regierung hat, muß nie aus den
Augen gelaſſen werden, und die Regenten ſollen unauf—⸗
boͤrlich Plane entwerfen, wie man es anfangen koͤnne,
über dieſelben Gewalt zu befommen. ",
XXVII. Ueberhaupt ift der Negenten Haupt: Augen⸗
merk, außer den Arbeiten, welche mir ihrem im O. ih⸗
nen aufgetragenen Amte verbunden find, die beſtaͤndige
Wachſamkeit auf alles was den D. vollfomniner und
mächtiger machen kann, damit er für jedes Zeitafter das
“deal der vollkommenſten menfclichen Regierung werde,
Dies find die allgemeinen Verhaltungs Regeln;
road aber ein jeder Regent auf dem ihm von den €.
Obern angewiefenen Plage zu beobachten hat, darüber
wird ibm eine befondere Inſtruction ertheilt.
| C. |
Inſtruction der Präfecren ober Local⸗Obern.
Außer demjerligen, was der Präfect ſchon aus der
Inſtruction des ganzen Regentengrades willen muß,
liegt feinem Amte noch folgendes ob:
I. Er ift der erſte Regent in feiner Dräfeetur, und alle
Berichte Q- L. ıc. laufen ducch feine Hand, indem er
die Direction des ganzen unsern Gebäudes Hat. .
ll. Es if ibm überlaffen , an acht Oertern ſeiner
Praͤfectur, iheils Minervalkirchen / theils Freymaurer I”
K an
4
136 NRegentengrad.
Einfiht, Aufflärungund Menſchenliebe, wol Integrität,
uͤneigennuͤtzigkeit, Liebe zum Großen, Allgemeinen und
Außerordentlichen,
II. Die Regenten follen die Kunft fludiren au herr.
fhen, ohne das Anſehen davon zu haben. Unter der
Huͤlle der Demuth, einer nicht verftellten, fondern wahrs
baften Demuth , gegründer auf das Bewußtſeyn eigner
Schwaͤche, und daß man nur durch unfere Verbindung
ſtark ſey, follen fie unumfchränft regieren, und jeden
Zweck des DE durchzuſetzen verfieben. Die Befehle müifen
Bas Anfeben von Birten, Derweife dig Schaale des Lobes
baben. Denn man bat ed mit frenmillig geborchenden
Menſchen zu thun, die nicht nur ihr Joch nicht fühlen,
fondern überhaupt fein Zoch tragen muͤſſen. Man mill
Die Menichen an der Hand ibrer eignen Vernunft au ihrem
Beten leiten. Sie follen ihre Schwäche und die Noth⸗
wendigkeit ihrer Folgſamkeit erkennen : Alles it verdorben,
mern man ibre Eitelkeit gegen diefe Selbſterkenntniß
regt. Man vermeide alfo jenen Reifen ſchulmaͤßigen
Ernft, wodurch man fie nur zuruͤckſtoͤßt und ſich bey klu⸗
gen Weltleuten laͤcherlich macht. Hingegen muß man
ſelbſt das ſtrengſte Beyſpiel von ehrerbietigem Gehorſam
gegen die Obern geben, beſonders ein vornehmer von Ge⸗
burt gegen einen Obern vom niedern Stande.
Doc fey die Behandlung nach den Subjecten vers
ſchieden, mit denen man es zu tbun bat. Sep der Vers
traute
138 Regentengrad.
alters: zu einer Zeit wirkt man durch den Hang der Men⸗
ſchen zum WWunderbaren, au einer andern durch den Reitz
maͤchtiger Verbindungen. Deswegen ut cd zuweilen noͤ⸗
ty1g , den Untergebenen vermuthen cu laſſen (ohne jedoch
ſelbſt die Wahrbeit au fagen) ala wenn insgebem von
uns alle übrige Os und Trepn.aurer Syſteme dirigirt,
oder als wenn Die gröften Monarchen durch den D. regiert
würden, werches auch würilich bie und da der Zul iſt;
wo eine große herrliche Begebenheit vorgeht, da muß ge⸗
muthmaßt werden, Daß fie Durch uns gefchrbe ; wo gin
großer fonderbarer Mann lebt, da muͤße man glauben
er fen von den Unfrigen. \Man ertbriie umeilen, obne
weitern Zweck myſtiſche Befible, laſſe z. B. einm Untera
gebenen an einem fremden Orte, in einem Gaſthofe unter
ſeinem Zeller ein Ordens-Sendſchreiben finden, das
man ihm diel bequemer zu Hau.geben fönnen. Man reife
su den Zeiten der Meffe, wenn man Fan, in die großen
SHandeisttädte, bald ale Kaufmann, bald als Abbe, bald
ala Offieier, und erwecke fih aller Drten den Ruf eines
vorzuͤglichen achtungswuͤrdigen, in wichtigen Geſchaͤften
und Angelegen heiten gebrauchten Mannes. — Dieß alles
aber ungekuͤnſtelt, mit Seindeit, und nicht als Avantuͤ⸗
rier, auch nur da, wo man fi keinem Vormwige, keiner
Inquiſition ausgeſetzt fiebet, oder mon ſchreibe wichtige
- Befehle mit einer chpmiſchen Tinte, dienac einiger Zeit
von felbit wieder verloͤſcht, und dergleichen mebr.
V. Ein
7:
Kegentengrad. | 139
V. Gin Regent foll gegen Untergebene, fo viel möge
lich, gar keine Schwäche zeigen; felbft feine. Sirankheit,
fein Misvergnägen fol cr ibnen verſchweigen, wenige
. tens nie lagen,
VI Durch Weiber würft man oft in der Welt am
mehrften; bei diefen ſich einſchmeicheln, ſie zu gewinnen
ſuchen, ſey eines eurer feinſten Studien. Mebr oder
weniger werden fie alle durch Eitelkeit, Neugierde Sinn |
lichkeit und Hang zur Ahmechfelung geleitet, \ Hierauf
giede man Nugen für die gute Sache! Die Geſchlecht
Dat einen großen Theil der Welt in feinen Handen,
VII. Auch das gemeine Volk muß aller Drten für den
Drden gewonnen werden. Dieb geſchieht ambeften durch
Einfluß auf die Schulen; fodann durch Frepgebigkeit,
durch eignen Glanz, durch Herablaſſung, Popularitaͤt,
und durch dußere Duldung der herrſchenden Vorurtheilc,
Die man erſt nach und nach ausrotten Fan.
vi, Wo man in der Regierung eines Landes die
Hand hat, da ſtelle man ſich, als wenn man gerade am
wenigſten vermoͤgte, fo wird uns nicht entgegen gearbei⸗
tet; und wo man nichts durchſehhen fan, da ſcheine man
alles zu koͤnnen, Damit man gefuͤrchtet, gefucht und da⸗
durch verſtaͤrkt werde,
IX. Alles was dem D. unangenehmes begegnet, bleibe
ein ewiges Geheimniß vor den Untergebenen.
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urn More serie Brissenhtit Berzeht, ba 205 GL
murbn;it meruen, Bei be nei uns gelche, mS gIM
andre Isnievaren Dann lot, da Miche man gauben,
er fin von ven Uafrigen. Man ert.cıe sumsılen, chne
Wirren se oe Erfeble, bare ;. B. einem Unters
aebe nen an einem ſremben Site, ın einem Kaubefe unser
feinem Aeller ein Oedentee Erucidreisen Anven, Lab
man ih a piel beque et 58 Hau arsenkinnen. Das reiſe
zu ben seiten ser Reiſe, wenn man kan, in Lie groken
Yante:cttäste, balb ale Kaufmann, bald ale Abbe, bald
054 Gfficiet, und ermmede ſich aller Drien den Ruf eines
sorihalihen achtungewuͤrdigen, in wichtigen Geſchaften
und Angelegenheiten aebrauchten Mannes. — Dieb alles
aber unqekuͤnſtelt, mi Acinheit, und nicht ale Aoantuͤ⸗
tler, auch nur da, wo tal ee Dormine, keinet
Juquſſition ausaeſetzt heben, Pder man ſchreibe wichtige
Gefehle mis einer chymiſchen Tinte, die nad einiger Zeit
von frlbit wieder verloͤſcht, und dergleichen wehr.
V. Ein
134 Megentengrad.
xvi. Worauf uͤbrigens die Regenten vorzuͤglich auf⸗
merkſam ſeyn muͤſſen, das iR aus nachfolgender Sins
ſtruction zu erſehen.
XVII. Was die oͤconomiſchen Umſtaͤnde des O. bee
trift, ſo iſt zwar ſchon zu ſeiner Zeit daruͤber insbeſon⸗
dre geredet worden: doch wird es noͤthig ſeyn, hier noch
im Allgemeinen Etwas zu ſagen. Es iſt ſchon aus dem
vorigen bekannt, daB wir uns nach und nach bemuͤben
füllen, Sonde zu erbalten. Dabei it au bemerken:
a. Daß jede Provinz die Gewalt über ihre Kaffe be
bält,. daß nichts an die Dbern jemald eingeſchickt
wird , außer etwa Eleine Bepträge, zur Beftreitung
des Briefwechſels. Ä
p. So foll auch jede Derfammiung und jede ihren
Sond eigenthämlich bebalten, und da, mo es auf
den Conventen ausgemacht wird, das Vermögen
mehrerer ng? oder Präfreruren zuſammen zu ſchieſ⸗
fen, um etwa große Unternehmungen gu machen,
wird dies Geld nur als cin Darlchn angefehen ,
und müßen den ch? nicht nurZinfen, fondern auch
die Capitalien erſtattet werden.
c. Der Provinzial bat alfo gar eine Kaffe, fondern
nur die Etats über das Bermögen feiner Provinz,
d. Die Einnahmen find überhaupt :
aa. repmauter» Receptions Gelder
bb. Ueber⸗
136 Negentengrad.
Einfiht, Aufflärung und Menfchenliebe, voll Integrität,
uͤneigennuͤtzigkeit, Liebe zum Großen, Allgemeinen und
Außerordentlichen.
II. Die Regenten ſollen die Kunſt udiren zu herr.
ſchen, ohne das Anfeben davon zu haben. Unter der
Huͤlle der Demuth, einer nicht verfellten, fondern wahre
baften Demuth, gegruͤndet auf das Bewußtſeyn eigner
Schwaͤche, und daß man nur durch unſere Derbindung'
ſtark fen, follen fie unumfchränft regieren, und jeden
Zweck des DE durchzuſetzen verſtehen. Die Befehle muͤſſen
Das Anfeben von Bitten, Dermeife dig Schaale des Lobes
baben. Denn man bat es mit frepmillig gehorchenden
Menſchen zu thun, die nicht nur ihr Joch nicht fühlen, '
fondern überhaupt Fein Zoch tragen muͤſſen. Man will
die Menſchen an der Hand ibrer eignen Vernunft au ihrem
Beften leiten. Sie follen ihre Schwäche und die Notbs
wendigkeit ihrer Folgſamkeit erkennen : Alles ift verdorben,
men man ibre Eitelkeit gegen diefe Selbiterfenntnig
reitzt. Man vermeide alfo jenen Reifen ſchulmaͤßigen
Ernft, wodurch man fie nur zuruͤckſtoͤßt und fich bey klu⸗
gen Weltleuten laͤcherlich macht. Hingegen muß man
felbft das ftrenafte Beyſpiel von ebrerbietigend Gehorſam
gegen die Dbern geben, befonders ein bornebmer von Ges
burt gegen einen oObern vom niedern Stande.
| Doc ſey die Behandlung nach den Subjecten ver⸗
ſchieden, mit denen man es zu thun hat. Sep der Ver⸗
traute
140 Regentengrad
X. Den Regenten lient es ob für die Verſorgung
der Brüder zu wachen, und nad Anweiſung des Provins
zials für fie die ſchicktichſten Bedienungen zu erringen.
XI. Die Regenten ſollen ſich einer vorzuͤglichen Der:
ſchwiegenheit befleißigen , und alfo über Dinge , worüber
fie ſich nicht erklären dürfen, wenn fie befragt werden, .
mir aͤußerſter Behutſamkeit antmorten. Doc) darf diefes
alles nicht gezwungen fiheinen. Es giebt Fälle, mo Man
fogar eine gewiſſe Gefchmägigfeit annehmen, und das
Anfehen haben muß, ald wenn man aus Sreundfchaft ein
Wort zu vielfagte, um entweder den Üntergebenen auf die
Probe zu ſetzen, ober dieß verſchweigen koͤnne? oder eine
gewiffe Sage unter die Leute zu bringen, woran dem D.
gelegen ift, daß man fie glaube. Bey zweifelhaften Faͤl⸗
len bleibt indeffen immer vorgeſchrieben, in den Q. L.
den höhern Obern um Rath zu fragen.
x. Der Regent ſtehe auch in welchem D. Amte es
ſey, fo fol er fo wenig als möglich auf die Anfrage feiner
Untergebenen mündlich antworten , damit er Zeit habe,
alles wohl zu überlegen, und desfalls anzufragen.
xlil. Auf Alles, mas dem D. im Großen Nutzen brin⸗
gen kan, follen die Regenten aufmerffam fepyn, 3. 8.
dur Handlung Dpelntionen oder dergl. die Macht des
O. zu verftärfen. Die darüber einlaufenden Projecte ſoll
wan an den Provinzlal einfhiden. Eifige Anzeigen ſetzt
man
14: Krisentiastah.
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nen, vors zur SR ıhzen ir, etot safeinea bias: mtr
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ana NReaneen ſoticht, dam Gr wien serzen, d25 fe
Menſhen ſind, wie wir andere, uns daß ſie nur corden⸗
tonelle Heren ſind⸗
X1X. Menn es Darauf unfonmt, einem von unfern
verdienſtor den Leuten, det aber 10 Bu5’:co wenig bekannt,
vieleicht nar undefannt iſt, empor su helfen, fo fo4 man
alles in "Bewegung fernen, ibn Ruf ıu machen. Unſere
unbekannten Mitglieder muͤſſen angewieſen werden, allee
Orten ſeinen Ruhm auszupoſaunen, und den Neid und
Die Kabale genen ihn ſchweigen zu machen.
xX. Oft find die kieinern Landſtaͤdte bequemere
Pflanz Derter fuͤr uns, als die großen Reſidenzen und Hate
delsſtaͤdte, ın melden die Menſchen mebrentheils zu ver»
derbt, zerſtreut und vol Leidenfhaften find, auch fich
(don ganz nebilder alauben.
xx. Eine ſehr nuͤhliche Sorge it, zuweilen Vifis
teura In den Benenden herum reifen zu faflen, oder eis
nem Regenten, der gerade Doch reifet, den Auftrag zu ges
ben , daß er die Verſammlungen beſuche, ſich die Protos
colle zeigen laſſe, am einzelnen Mitgliedern ins Haus
gehe,
Regentengrad. 143
gehe, ſich ihre Papiere, Diarium ꝛc. zur Durchſicht et»
bitte, ihre Klagen anhoͤre u. ſ. f. Da man denn Gele⸗
genheit hat, manche in der Direction begangenen Febler
durch einen ſolchen Bevollmaͤchtigten gut zu machen, wel⸗
cher von den hohen Obern geſchickt zu ſeyn vorgiebt, und
dreiſt reformiren muß, was ihm aufgetragen iſt, und
was etwa der Präfert zu reformiren nicht den Much hat,
fondern fich lieber diefed Werkzeuge bedient.
‚XXI. Wenn die Sorm unferer Claſſen nicht allents
dalben vaffend ſeyn ſollte, fo läßt ſichs überlegen, wie
man es anzufangen habe, unter einer andern Geſtalt zu
würken. Wenn nur die Zwecke erreicht werden, fo
iſt es gleichguͤltig, unter weicher Huͤlle es geſchieht, und
eine Huͤlle iſt immer noͤtdig. Denn in der Verborgendeit
beruht ein großer Theil unferer Staͤrke.
XXI. Deswegen fol man ſich immer mit dem Nah⸗
men einer andern Gefellfchaft deden. Die hr? der uns
gern Freymaurerey find indeſſen das ſchickliche Kleid für
unſere böhere Zwede, weil die Welt nun fon daran
gewöhnt if, von ihnen nichts großes zu erwarten, wel⸗
ches Aufmerkſamkeit verdient. Auch iſt der Nahme einet
gelehrten Geſellſchaft eine febe ſchickliche Maske für uns
fere untern Claſſen, hinter welche man ſich Reden Eönnte,
wenn irgend etwas von unfern Zuſammenkuͤnften erfabs
zen würde, Man ſagt ſodann: man verſammle fich heims
lich,
m- oo
r"'
134 Megentengrad.
XVI. Worauf übrigens die Regenten vorzuͤglich aufs
merffam ſeyn muͤſſen, das iR aus nahfolgender In⸗
firuction zu erfehen.
xVil Was die dcongmifchen Umitinde des D. bee
trift, fo ift zwar fchon zu feiner Zeit darüber insbefons
Dre geredet worden : doch wird ed nothig fenn, bier noch
im Allgemeinen Etwas zu fagen. Es iſt ſchon aus dem
vorigen befannt, daB wir uns nad und nach bemühen
füllen, Sonde au erhalten. Dabei iſt zu bemerken:
a. Daß jede Provinz die Gewalt über ihre Kaffe bes
bält, daß nichss an die Obern jemals eingeſchickt
wird , außer etwa Eleine Bepträge, zur Beſtreitung
des Briefmechfeld.
b. So foll auch jede Verſammlung und jede — ihren
Sond eigenthuͤmlich bebalten, und da, mo es auf
den Eonventen ausgemacht wird, das Vermögen
mehrerer IF? oder Praͤfecturen zufammen zu ſchieſ⸗
. fen, um etwa große Unternehmungen gu machen,
wird dies Geid nur als cin Darlchn angeſehen,
und müßen den ch” nicht nurZinfen, fondern auch
die Eapıtalien erſtattet werden.
c. Der Provinzial bat alfo gar feine Kaffe, fondern
nur dic Etats über dad Dermögen feiner Provinz.
d. Die Einnahmen find überhaupt:
aa, Frepmaurer⸗Receptions Gelder |
bb, Ueber⸗
\
[pa
142 Regentengrad.
man gebe alſo vorerſt nur in ſeinem Umgange mit den
Fuͤrſten das Beyſpiel, vermeide ale Familiaritaͤt mit ih⸗
nen, vertraue ſich ihnen nie, gehe auf einem bequemen,
doch hoͤflichen Fuß mit ihnen um, mache, daß ſie ung fuͤrch⸗
ten und ebren, rede und fehreibe von ihnen, wie man von
andern Männern fpeicht , damit fie wiffen fernen, daß fle
Menſchen find, wiewis andere , und daß fie nur conven⸗
tionelle Herrn find.
XIX. Wenn ed darauf anfommt, einem von unſetn
verdienitvollen Leuten, der aber im Pubfico wenig befannt,
Yielleicht gar unbekannt ift, empor zu beifen, fo fo man
alles in Bewegung fegen, ihm Kuf ‚u machen. Unfere
unbefannten Mitglieder muͤſſen angewieſen werden, allee
Drten feinen Ruhm ausaupofaunen , und den Neid und
die Kabale gegen ibn ſchweigen zu maden.
xx. Dft find die kleinern Landſtaͤdte bequemere
Manz Derrer fürund, ald die großen Reſidenzen und Hanse
delsſtaͤdte, in welchen die Menſchen mebrentheils zu ver⸗
derdt, zerſtreut und voll Leidenſchaften find, auch fi
(don ganz gebildet glauben,
XXI. Eine fehr nuͤhliche Sorge ift, zuweilen Vifis
teurs in den Gegenden herum reifen au laffen, oder eis
nem Renenten, der gerade Doch reifet, den Auftrag zu ges
ben , daß er die Verſammlungen beſuche, fich die Proto⸗
colle zeigen laſſe, zu einzelnen Mitgliedern ins Haus
sehe,
|
Negentengrad 145
Aug auf Bildung und Regierung bat, muß nie aus den
Augen gelaflen werden, und die Regenten follen unaufs
boͤrlich Plane entwerfen, wie man ed anfangen koͤnne,
über diefelben Gewalt zu befommen. x
XXVII. Ueberhaupt ift der Regenten Haupt⸗Augen⸗
merk, außer den Arbeiten, welche mir ihrem im O. ide
nen aufgetragenen Amte verbunden find, die beſtaͤndige
Wachſamkeit auf alles was den D. vollkommner und
mächtiger machen fann , damit er für jedes Zeitafter das
Ideal der vollkommenſten menfchlichen Regierung werde,
Died find die allgemeinen Verhaltungs Regeln;
was aber ein jeder Negent auf dem ihm von den E.
Obern angewiefenen Plage au beobachten bat, darüber
wird ibm eine befondere Inſtruction ertheilt.
C, |
Inſtruction der Praͤfecten oder Local⸗Obern.
Außer demjenigen, was der Praͤfect ſchon aus der
Snftruction des ganzen Regentengrades wiſſen muß,
Liegt feinem Amte noch folgendes ob:
I. Sr if der erfte Regent in feiner Dräfeetur, und alle
Berichte Q, L. ıc. laufen ducch feine Hand, indem er
die Direction des ganzen unsern Gebäudes. hat. .
1. Es iſt ibm überlaffen , an acht Oertern ſeiner
Praͤfectur, theils Minervalkirchen; theils Freymaurer IT”
K an
146 Regentengrad.
anzulegen. Er bekommt desfalls D’S: Nahmen für die
Derter und für die aufsunehmenden Perfonen Dom Pros
vinzial zugetheilt, und darf er dergleichen nicht willkuͤhr⸗
lich austheilen. Von den Vorgeſchriebenen aber theilt
er jedem Minerval⸗Superior wiederum eine kleine Ans
sabl mit,.-
II. Es iſt aus dem Schottiſchen Nittergrade ber
kannt, daß aus den Berichten der Mittel: Dbern ein
General-Bericht über die Präfectur monathlich gemacht
wird. Diefen ſchickt der Präfeet menigftens 14 Tage nach
Ablauf des Monaths an den Provinzial ein. Ale Quar⸗
tal aber, und zwar allemal den dritten Tag des Monaths
muß er mit Hülfe der Ritter die General: Tabelle über
das Perfonelle, über den moraliſchen, politifchen und oͤco⸗
nomifchen Zuftand feiner Praͤfectur einliefern, \
IV. Er allein erbricht die Q-L. der ſchottiſchen Brife -
ber und die Eoli der Novizen und Minervalen. Aber
die Soli der kleinen Illuminaten⸗ Magiſtraten und ſchotti⸗
ſchen Brüder, ſodann die Q. L. der Ritter erbricht er nicht.
V. Die Reverſe und Tabellen aller Mitalieder ſeiner
präfectur ſchickt er in originali an den Provinzial, .
VI. ueber Befoͤrderung in den untern Graden bis zu
großen Illuminaten (incl.) kan er entſcheiden. Zum
ſchottiſchen Ritter aber darf er niemand ohne Bepſtim⸗
mung des Provinzials machen.
VI Eo
w-:
136 Regentengrad.
Einſicht, Aufklaͤrung und Menſchenliebe, voll Integrität,
uͤneigennuͤtzigkeit, Liebe zum Großen, Allgemeinen und
Außerordentlichen.
II. Die Regenten ſollen die Kunſt ſtudiren zu herren
ſchen, ohne das Anſehen davon zu haben. Unter der
Huͤlle der Demuth, einer nicht verſtellten, ſondern wahr⸗
haften Demuth, gegruͤndet auf das Bewußtſeyn eigner
Schwaͤche, und daß man nur durch unſere Verbindung
ſtark ſey, ſollen ſie unumſchraͤnkt regieren, und jeden
Zweck des Os durchzuſetzen verſtehen. Die Befehle muͤſſen
das Anſehen von Bitten, Verweiſe din Schaale des Lobes
haben. Denn man hat es mit freywillig gehorchenden
Menſchen zu thun, die nicht nur ihr Joch nicht fühlen, '
fondern überhaupt fein Joch tragen müffen. Man will
die Menſchen an der Hand ibrer eignen Vernunft au ihrem
Beften leiten. Sie follen ihre Schwäche und die Noth⸗
wendigkeit ibrer Solgfamkeit erkennen : Alles it verdorben,
mern man ibre Eitelkeit gegen diefe Gelbiterfenntniß
reist. Man vermeide alfo jenen Reifen fchulmäßigen
Ernſt, wodurch man fie nur zuruͤckſtoͤßt und ſich bey klu⸗
gen Weltleuten laͤcherlich macht. Hingegen muß man
ſelbſt das ſtrengſte Beyſpiel von ehrerbietigen Gehorſam
gegen die Obern geben, beſonders ein vornehmer von Ge⸗
burt gegen einen Obern vom niedern Stande.
Doch ſey die Behandlung nach den Subjecten ver⸗
ſchieden, mit denen man es zu thun hat. Sep der Ver⸗
traute
140 Negentengrad
X. Den Regenten lient ed ob für die Verſorgung
der Brüder zu machen, und nad Anweiſung des Provin⸗
zials für fie die ſchicktichſten Bedienungen zu erringen.
XI. Die Regenten ivllen fi einer vorzuͤglichen Ders
ſchwiegendeit befleißigen , und alfo über Dinge , worüber
fie fih nicht erflären dürfen, wenn fie befragt werden, ,
mir dußerfier Beburfamkeit antworten. Doch darf diefes
alles nicht geamungen feinen. Es giebt Fälle, woman
fogar eine gewiffe Gefchmägigfeit annehnen , und das
Anfeben haben nıuß, ald wenn man aus Freundſchaft ein
Wort zu vielfagte, um entweder den Ülntergebenen auf die
Probe zu ſetzen, ober dieß verſchweigen Fünne? oder eine
gewiffe Sage unter die Leute zu bringen, ‚woran dem D.
gelegen ift, Daß man fie glaube. Ben zweifelhaften Faͤl⸗
len bleibt indeffen immer vorgefchrieben, in den Q. L.
den hoͤhern Dbern-um Rath zu fragen.
xl, Der Regent ftebe auch in welchem D. Amte es
fen ‚ fo foll er fo wenig ald moͤglich auf die Anfrage feiner
Untergebenen mündlich, antworten , damit er Zeit habe,
alles wohl zu überlegen, und desfalls anzufragen.
xlil. Auf Alles, was dem D- im Großen Nugen brin⸗
gen kan, follen die Regenten aufmerkſam feyn, 3. 3.
dur Handlungs Dpetationen oder dergl. die Macht des
D. zu verftärfen. Die darüber einfaufenden Projecte ſoll
man an den Provinzial einfchiden. Eilige Anzeigen fegt
man
se Megentengrab,
Difeiplin, erwirbt fich ıhre Achtung, fiebt einſt die erſten
‚Stellen im Staate mit unſern Zoͤglingen befegt, und die
Undänglichkeit en den O wird, mie alles was man fi
in fruͤhern Jahren einprägt, unausloͤſchlich.
f. Mit Erwachſenen muß Vorficht gebraucht werden,
fe (lagen nur mehrentheils ba!b eın, baben ſchon eine
falfche Richtung, wollen ibren eigenen Ideen folgen,
muͤſſen genau geprüft , und nach den Umftandın ſchneller
befördert werden.
g- Bey Anlegung einer Colonie beodachte man fol⸗
lend.
Ss. Man ſchicke einen geniagten Mann, der ganz vons
D. abhängt bin, und laffe ihn da eine Zeitlang
bleiben.
b. Man bevoffere nicht eher die enttegenen Derter, als
bis die Mittel. Derter befegt find.
c. Man waͤhle VPerfonen, die an mebrern Orten domi⸗
ciltice find, 3.3. Domherrn, Kaufleute.
d. Da jedem Ordens Mitgkiede in jedem biltigen Verkans
gen geholfen werden muß, man aber ohne hoͤchſtwich⸗
tige Urſachen nicht geftattet, Daß eine Probinz der an⸗
dern ibre Leute mut allerley Sorderungen aufden Hals
ſchicke, fondern jede Provinz ihre eignen Leute befries
digen muß, follen die Praͤfcete, um nicht die Schwaͤche
des O's in ihren Gegenden aufdecken zu muͤſſen, ſon⸗
dern
152 Kegentengrab.
oder doch leicht zu erwecken find; Leute, die ſich gerne
beſſern Einfihten fügen, die nach Vernunft und Ueberle⸗
gung, nicht nah Vorurtheilen handeln, aber doch noch ge»
Iebrig find , die große Abfihten und Entwürfe empfin«
den und denken können, die den Trieb fühlen, Wohls
thäter des Menfchengefchlechts zu fepn, und bep denen
ſich derfelbe Leicht lebhaft und dauerbaft erwecken laͤßt,
Die jede Gelegenheit, nuͤtzlich zu werden , begterig ers
* greifen, die an der Welt und den buͤrgerlichen Einriche
.
‚ tungen vieles mit Vernunft tadein und anders münfcen; -
allzu Reihen und Vornehmen, die feine andere Erzie⸗
dung haben, als gewöhnlich ſolchen Leuten gegeben wird,
foll man nicht leicht trauen. Sie kennen die Bedürfs
niffe des menſchlichen Lebens nicht, wiſſen alfo felten,
wie nöthig ein Menſch dem andern iſt, und find daher
; felten fichere Freunde. Aber Leute, die die Gewalt des
Schickſals, nicht dur grobe Misgunft und Unaläd,
empfunden haben, viefe find vorzüglich die Männer,
denen der D. feinen Schoos als einen Zufuchtsort
anbieter,
i. Hat der O. einmal an einem Drte die gehörige
Stärke erlangt, find die oberften Stellen durch ihn bes
fegt, kann er in einem Orte, wenn er will, denen die
nit folgen färchterlih werden, fle empfinden laſſen,
wie nefährfich es it, den D. zu beleidigen und du ent⸗
beiligen, Ean er feine Leute verforgen, bat er in einem
Lanz
. 2.A
| 154 Megentengrad,
n. Ueberhaupt lien Fuͤrſten ſelten zum O. zugelaſſen
werden, und wenn fie etwa darinnen waͤren, nicht leicht
über den Schottiſchen Rittergrad binaus befördert were
den: denn wenn man diefen Leuten ungebundene Hände
sieht, fo folgen fie nicht nur nicht , fondern benugen
auch die beften Abfichten zu ihrem DVortheil...
o. Man mag aber alles an fich sieben, was ſich bile
den läßt, mas und Nugen und Stärke verfhafft, dem
D. feine Schande bringt, und ihn nicht in Gefahr ſetzt.
"pn. Ale Menſchen, die niche für ſich allein, ſon⸗
dern für die Welt, für das Menſchengeſchlecht eben,
die ſich uͤtzer alles Kleine hinwegſetzen, ſind gebohrne
Mitglieder des O's. Nun zum zwepten Punct.
2. Unterricht, Bildung.
Was nuͤtzt dem O. eine Menge Menſchen, die ſich
auf keine Art aͤhnlich ſehen? Alle dieſe Maͤnner muͤſſen
von ihren Sclacken gereinigt werden, und au edein,
großen, würdigen Menfchen umgeſchaffen werben. Dies
iſt nun die haͤrteſte fchmerfte Arbeit. Dem D. ift nicht
fo ſehr an der Menge, als an der Cire der Arbeiter
gelegen. Alſo
a. fol bev dem erften Eintritt in den D. jedes
Menſchen Seele erweitert, und gegen große Entwürfe:
fuͤhlbar gemacht werden. Er foll gleich Anfangs bobe
wire
156 Regentengrad,
Ehrerbietung, Heiligkeit, mit welcher der Aufnehmer von
dem D. redet; durch. das Anſehen und die Beredfamkeit
des Aufnehmers ſelbſt; in allen diefen Puncten fol alfo
der Praͤfect die Untergebenen unterrichten und-üben laſſen.
d. Es ift aber nicht genug, dieß Feuer anzufachen;
ed muß auch erhalten (werden) und zwar durch das Leſen
ſolcher Bücher, melde die Begierde entiteben machen ſich
zu beffern, fich zu unterfceiden, groß zu werden, in wel
hen die Tugend liebenswärdig und intereilant, das Lafer
abſcheulich und ſich felbR zur Strafe dargeftellt wird.
Die fleißigen Berichte der Superioren müflen ausmweifen,
mie viel Nugen die Leute aus diefer. Lectüre gezogen.
Wo es angeht, läßt man die Minervalen durch Oꝛs Mite
glieder, welche Beredfamfeit und Kenntniffe haben, Vor⸗
Iefungen über Gegenhände der practifhen Philoſophie,
über Vergnuͤgen und Misvergnägen, über das Gute und
Bife u. f. f. halten Noch beffer find thätige Uebungen,
Gelegenheiten das Gute auszuüben. Bor der Befördes
rung in böbere Grade müffen die jungen Leute erft geprüft
werden, ob fie die vorgefchriebnen Bücher geleſen haben,
und eher wird niemand befördert ‚ ale die er fo iſt, wie
wir ibn haben wollen. ler
. — |
e. In keinem Etüde foll der Präfeet fo forafam fepn,
ale ih von Monath zu Monath die-genauefte Tabellen
Aber den Fleiß, die Aufführung und Fortſchritte der Novi⸗
zen
8
‘
158 Kegentengraß.
ten, ber niedrigften wie ber vornehmſten Menſchen, oͤffent⸗
lich nebſt ihrem Nahmen hergeleſen und präconifirt, Hier
muß man erfahren, daß bey und jedem auch von der gan«
zen Welt verfannten Verdienfte Berechtigfeit widerfährty
und daß der Böfewicht auf dem Throne bev ung fo gut,
oft mehr ein Schurke beißt, als der, melden man zum
Galgen führt, der große Mann bingegen eine ſichere Ca⸗
noniſation findet.
i. Widerſpenſtige ſich klug duͤnkende Leute ſoll man
mit guter Art vom O. zu entfernen ſuchen.
X, Man ſoll die Zoͤglinge gewöhnen, ſich jede mora⸗
liſche Wahrheit ſinnlich unter Bildern vorzuſtellen. Daher
beguͤnſtigen wir gute Dichter, Fabeln und Romanen: und
wer andere unterrichten will ſoll ſich vorzuͤglich mit Bil⸗
dern und Beyſpielen bekannt machen, um feinem Unter⸗
tichte die gehörige Lebhaftigkeit zu geben.
1. Vorzüglich aber foll man jebe Lehre mit dem Ins
tereſſe des Lernenden zu verbinden wiſſen.
m. &3 foll den untern Claſſen immer eine gehörige
YAnsahl wohlgewaͤhlter, den Beſchaͤftigungen jedes Grades
angemeßner Bücher zum Lefen vorgefchrieben werben,
n. Er muß machen, daß über D’s und andere wichtige
Gegenſtaͤnde alle Mitglieder nur eine Sprache führen:
Er läßt zu dem Ende alle Untergebenen durch die Mittel⸗
Obern unvermerkt unterrichten ; bieß erhält et dadurch/
I.
/ "iso Megentengrab,
Ber Diſcivlin, erwirbt ſich ıhre Achtung, fiebt eink die erſten
‚Stellen im Staate mit unfern Zöglingen befegt, und die
, Andbaͤnglichkeit en den O · wird, wie alles was man ſich
in fruͤhern Jahren einprägt, unausloͤſchlich.
f. Mit Erwachſenen muß Vorſicht gebraucht werden,
fe (Dlagen nur mehrentheils bafb ein, haben ſchon eine
ſalſche Richtung, wollen idren eigenen Ideen kolgen,
muͤſſen genau geprüft, und nach den Umſtanden ſchneller
befördert werden,
“8. Bey Ynlegung einer Eolonie beobachte man fo
1 gendes. | |
8. Mat Side einen geniagten Mann, der ganz vom
D. abhängt bin, und laffe ibn da eine Zeitlang
bleiben.
b. Man bevolfere nicht eher die entlegenen Dertes, ala
S bis die Mittel. Derter befegt find,
c. Man wähle Perfonen, die an mebrern Orten domi⸗
cilitce find, 3. B. Domberrn,a Kaufleute.
d. Da jedem Ordens Mitgkiede in jedem biltigen Verlan⸗
gen geholfen werden muß, man aber obne hoͤchſtwich⸗
tige Urfachen nicht gefiastet, Daß eine Provinz der ae
dern ihre Leute mut allerley Sorderungen auf den Halt
ſchicke, fordern jede Provinz ihre eignen Leute befrie⸗
digen muß, follen Die Praͤfcete, um nicht die Schwaͤche
des O's in ihren Gegenden aufdeden au muͤſſen, ſon⸗
I dern
.d . 2
2.3 tw, "In i
Negentengrad. 151
bern alle Hülfe, weiche einen Minervafen verfprochen
wird, leiften zu Pönnen, anfangs nicht leicht Arme
und Unverforgte, welche dem D. früh zur eat fallen
Eönnten , anmwerben,
e. nicht leicht weiter ruͤcken, bevor nicht die Sache im
Hauptorte gehörig im Gange if.
. f. Man muß wohl überlegen, wem man den Auftrag,
den D. zu verbreiten, fiber geben Ean.
8. Sodann: ob's geratbener if, eine I oder eine Mis
nervalkirche anzulegen:
.b. wen man an die Spitze ſetzt, wie des Mannes gäbige
‚ keiten, Gemuͤth, Eifer, Anhänglichkeit, Anfeben,
Kredit, Gabe andre zu bilden, Bünetlichkeit, Ernſt⸗
baftigkeit und Klugheit;
i. wie der Ort if, entlegen oder nahe, gefährlich oder
ficber , groß oder fein;
k. auf die Mittel, welche anzumenden find,
1. auf die Zeit, in welcher es zu Stande Eommen Fan,
m. auf die Leute, mit denen es anfängt. - Taugen die
erſten nichts, fo wird nie etwas guts aus den übrig,"
gen. werden;
n. auf die Sub» und Coordination.
o. auf die äußere Schaale , bie man dem Dinge giebt,
h. Bey Anmerbung von Ermachfenen fol Man vor⸗
zuͤglich ſolche ſuchen laſſen, bey denen entweder die zu
unſern Zwecken erforderlichen Ideen ſchon vorhanden,
oder
\
152 Kegentengrad.
oder doch leicht zu erwecken find; Leute, die ſich gerne
beffern Einſichten fiigen, die nach Vernunft und Ueberle⸗
gung, nicht nach Vorurtheilen handeln, aber doch noch ges
lehrig find , die große Abfihten und Entwürfe empfin«
den und denken fünnen, die den Trieb fühlen, Wohls
thäter des Menfchengefchlechts zu ſeyn, und bey denen
ſich derfelbe leicht lebhaft und dauerhaft erweden läßt,
die jede Gelegenheit, nüglich zu werden , begierig ets
’ greifen, die an der Welt und den bürgerlichen Einrich⸗
‚ tungen vieles mit Vernunft tadeln und anders münfcen; -
allzu Reihen und Vornehmen, die feine andere Erzie⸗
dung haben, als gewöhnlich ſolchen Leuten gegeben wird,
fol man nicht leicht trauen. Sie kennen die Beduͤrf⸗
niffe des menfchlichen Lebens nicht, wiſſen alfo felten,
wie nörhig ein Mensch dem andern iſt, und find daher
i felten ſichere Freunde. Aber Leute, die die Gewalt des
Schickſals, nicht durch grobe Misgunft und Ungläd,
empfunden haben, dieſe find vorzuͤglich die Männer,
denen der D. feinen Schoos als einen Zufluchtsort
anbieter,
i. Hat der O. einmal an einem Drte die gehörige
Stärke erlangt, find die oberften Stellen durch ihn ber
fest, Eann er in einem Orte, wenn er will, denen die
nicht fülgen fürchterlich werden, fle empfinden Taffen,
wie gefaͤhrlich es iſt, den O. zu beleidigen und zu ent⸗
dejligen, kan er feine Leute verſorgen, hat er in einem
Lane
Be
*
| 154 Megentengrad,
n. Ueberhaupt lien Fuͤrſten ſelten sum D. zugelaſſen
werden, und wenn fie etwa darinnen waͤren⸗ nicht leicht
über den Schottiſchen Rittergrad binaus befördert wer⸗
den: denn wenn mau dieſen Leuten ungebundene Hände
sieht, fo folgen fie nicht nur nicht „ fondern benugen
auch die beften Abſichten zu ihrem Vortheil.
o. Man man aber alles an fich ziehen, was ſich bil⸗
den läßt, mas ung Nugen und Stärfe verfhafft, dem
D. keine Schande bringt, und ihn nicht in Gefahr ſetzt.
— zy. Ale Menſchen, die nicht für fih allein, fons
dern für die Welt, Für das Menſchengeſchlecht leben,
Die ſich üßgr alles Kleine binwegfegen, find gebohrne
Mitglieder des O's. Nun zum zwepten Punct.
2. Unterrihe, Bildung.
Was nuͤtzt dem D. eine Menge Menſchen, die fi
auf keine Art ähnlich feben? Alle diefe Männer müffen
von ihren Schladen gereinigt werden, und au edeln,
großen, würdigen Menſchen umgefchaffen werden. Dies
iſt nun die bärtee fchmerfte Arbeit. Dem D. iſt niche
fo fehr an der Menge, als an der Säte der Arbeiter
gelegen. Alto
a. fol bev dem erften Eintritt in den O. jebes
Menfchen Seele erweitert, und gegen große Entwürfe:
fuͤblbar gemacht werden. Ex fol gleich Anfangs bobe
wuͤr⸗
7 . \
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Regentengrad. 155
wuͤrdige Begriffe erhalten. Es ſollen ihm die Sachen
wichtig, eritaunend geſchildert werden, ohne ſich jedoch
in das Beſondere einzulaſſen. Es verſteht ſich, daß die
Auffuͤhrung des Aufnehmers den Candidaten nicht das
Gegentheil erwarten laſſe. |
b. Der Candidat wird den befannten Vorſchriften ges
mäß geleitet, aber nicht. auf einmal, fondern nad) und
nach, damit durch die Lieberlegungs-Sriiten das Bild fich
tiefer einpräge. Er muß bitten, nicht fich bitten laſſen.
o. Die Begriffe von Größe werden ihm beyagebracht
durch Vorſtellung der Uneigennuͤtzigkeit des Zwecks, wovon
ſchon die allgemeinen Statuten zeugen, durch Bemerkung
der Muͤhe, die man ſich um ſeine Bildung giebt, durch
die Schwierigkeit, welche es koſtet, zu uns zu gelangen,
durch Beſchreibung der Vortheile, die auch das geringſte
unſerer Mitglieder vor allen Profanen hat, durch den
Reitz der verborgnen Macht, durch Vorbild der Stärke,
die der Aufgenommene Dadurch erhaͤlt; durch Verſprechung
größerer Einfichten; durch Hofnung mis dir Zeit hierdurch
Bekanntfchaft mit den edelſten Männern zu bekommen;
durch Ermähnung ded Schutzes, den der D. feinen folge
famen Schülern gegen die Bofen gewähren fan; durch
Darbietung der Gelegenheit näglich zu werden, die er
nirgends fo aut als da findet; durch die Drönung und
Pünctlichkeit, welche er wahrnimmt; durch die Achtung,
Ehr:
Kegentengrab. | 157
" sen und Minervalen einfhiden zu laffen." Keine Claſſe
braucht fo viel Aufficht als die erfte.
f. Deswegen fol auch firenge darauf gehalten wer⸗
den, daß die Untergebenen monathlich Aufgaben augarbeis
ten; aber Peine theoretifche, fpeculativifche, fondern nur
ſolche, welche wahrhaftig Einfluß auf den Willen, auf
die Befferung des Eharacters, und auf das gefelfchaftli«
be Band haben, damit die Leute befchärtiat fepen, ibre
Sähigfeiten entwickeln, an Ordnung und Sleiß gewoͤhnt
werden» und fich in verfchiedene Lagen zu denken lernen;
und hur nach der Menge und Güte diefer Auffäge folgt
frühere oder fpätere Beförderung ; fein Rang, Stand,
Vermoͤgen oder andrer dußerer Vorzug kommt bier in
Betracht, fondern Tediglich Geſchicklichkeit, Biegfamkeity
Adel des Herzens und des Geiftes.
g- Das Herz fen dad Haupt Augenmerk; lieber hun⸗
dert ſchwache Köpfe, ale einen boshaften. Alſo darf kein
Neid, Stolz noch Troß gelitten werden. Man muß alle
gemeines Wohlmollen ermeden, dad Corps der Mitglies
der zu guten Handfungen auffordern , und dergleichen
gethane öffentlich (oben , belohnen, unterfiheiden.
h. Deswegen fol der Dräfeet Anecdoten von edeln
und niedertraͤchtigen Handlungen ſammeln, und den Mi⸗
nerval⸗ Magiſtraten bekannt machen. In der Verſamm⸗
lung werden denn dieſe ehrenvolle oder ſchaͤndliche Tha⸗
ten,
158 Regentengrabd.
ten, der niedrigſten wie der vornehmſten Menſchen, oͤffent⸗
lich nebſt ibrem Nahmen hergeleſen und präconifirt, Hier
muß man erfahren, daß bey und jedem auch von der gan⸗
zen Welt verfannten Verdienfte Berechtigfeit widerfäbrty
und daß der Böfewicht auf dem Throne bev uns fo aut,
oft mehr ein Schurke beißt, als der, melden man sum
Galgen führt, der große Mann bingegen eine fichere Ca⸗
nonifation findet.
i. Widerſpenſtige fih klug duͤnkende Leute fol man
mit guter Art vom O. zu entfernen ſuchen.
k, Man ſoll die Zoͤglinge gewoͤhnen, ſich jede mora⸗
liſche Wahrheit ſinnlich unter Bildern vorzuſtellen. Daher
beguͤnſtigen wir gute Dichter, Fabeln und Romanen: und
wer andere unterrichten will ſoll ſich vorzuͤglich mit Bil⸗
dern und Beyſpielen bekannt machen / um feinem Unter⸗
richte die gehoͤrige Lebhaftigkeit zu geben.
1. Vorzuͤglich aber ſoll man jede Lehre mit dem In⸗
tereſſe des Lernenden zu verbinden wiſſen.
m. Es ſoll den untern Claſſen immer eine gehoͤrige
Anzahl wohlgewaͤhlter, den Beſchaͤftigungen jedes Grades
angemeßner Buͤcher zum Leſen vorgeſchrieben werden.
11. Er muß machen, daß über D’s und andere wichtige
Gegenſtaͤnde alle Mitglieder nur eine Sprache führen:
Er läßt zu dem Ende alle Untergebenen durch die Mittel⸗
Obern unvermerks unterrichten 5 bieß erhält er Dadurch,
baß
Regentengrad. 159
Daß die Leute gewöhnt werden, in allen Dingen bie Aus
gen auf den Dbern zu richten, alle feine Handlungen
und Reden, auch wenn fie die Urfach nicht einfebens
für smedmäßig zu halten, ſich zu bemühen diefe Urſachen
zu ergründen, und bey jedem Zweifel zu fehen oder zu
fragen, mas er befiehlt. Beobachtet der Präfeet das
alles, fo wirds ihm nicht fehlen, |
3. Anbänglichkeit
| iu bewuͤrken, welche erlangt wird:
a. Wenn die Leute von der Güte der Sache, von
der Reinigkeit der Abfichten, von der Wichtigkeit des
Zwecks, von der Integritaͤt der Mitglieder, von der
Wuͤrde und Sicherheit der Anftalten, von dem Nutzen
des erhaltenen Unterrichts, und des Schutzes gegen Bes
druͤckung überzeugt find.
b. Wenn fle in der Ferne einige Größe hoffen dürfen,
c. Wenn fie indeffen die zunehmende Güte ihres
moralifchen Characters fühlen,
’ d. Wenn fle empfinden, daß ihr eigenes Intereſſe
mit dem des D’S ungertrennlich verbunden if, daß man
nur im D. gluͤcklich ſeyn Fan, außer demielben Feines
ſichern Gluͤcks gewiß ſeyn Eann ,
_ © Wenn le größere Einſichten erwarten,
f. Wenn
N
Kegentengrad. 161
k. Ueber alle dieſe Dinge ift hier nur wenig gefagt.
Der Praͤfect fol nebft den übrigen Regenten alle Auf
merkſamke ig su fernerer Unterfuchung derfelben anwen⸗
den. Nichts muß ibm fo angelegen feyn, ald die Bil⸗
dung und Anhaͤnglichkeit ſeiner Untergebenen. Er ſoll
daher bedacht ſeyn, ſich verſchiedne Entwuͤrfe und Vor⸗
ſchlaͤge zu Bewuͤrkung dieſer Stuͤcke vorlegen zu laſſen.
Zu feiner Zeit Fan über dieſe Grundlage unſers O's genug
Heichrieben und gefagt werden. Durch auszutheilende
| Aufgaben bat jeder Präfeet Gelegenbeit, dieſe Materie
vollitändig zu unterfuchen, und unvermerft die Einfichten
feiner Untergebenen gu nügen. Meberbaupt paflen nicht
alle Regeln aller Drten, deswegen follen fich der Praͤ⸗
fect und die übrige hoͤhere Obern den Kunſtgriff merken,
über Dinge worin fie nicht hinfänglich unterrichtet find,
oder welche noch einer weitern Bearbeitung bedürfen,
. Breisfragen aufzumerfen , und die beiten belohnen. Auf
ſolche Art muß in jeder Provinz das Gebäude nach den
Local-Umfänden erft nach und nach feine Confiftenz er-
halten; und die Kleinern felbft den Bau vollführen, den
fie ſchon errichtet glauben. Der Schwache wird der
Lehrer des Staͤrkern, obne daß diefer fich zu fchämen
braucht , von jenem zu lernen,
1. Die Leute miüffen ermuntert werden , fich wech⸗
felöweife zu helfen, grosmütbig, gefällig, freygebig ges
gen einander, und alfo gegen den D. au fepn.
g 4. Folg⸗
162 Kegentengtad.
4. Folgſamteit.
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Regentengrad. 163
1. durch gute Auswahl ſolcher Leute, auf welche man
ſich ſicher verlaſſen kann, und die zu- iedem Befehl be⸗
reit ſind. .
m. durch die Q. L. aus denen man fieht, ob die
‚Befeble befolgt worden find, deswegen müffen diefelben
genau und vollſtaͤndig eingerichtet ſeyn.
n. durch ordnungsmaͤßige Einſchickung der Tabellen
von den. Mittel: Dbern über die Untergebenen. Je der
taillirter diefe find, defto beſſer? denn darauf beruht der
ganze Dperationd Plan des Oꝛs. Man fiebt daraus die
Anzahl der Glieder, ihre Bildung, die Fuge und den
Zufammenhang der Machine, die Stärke und Schwäche
Des Ganzen, und das Verhaͤltniß det Theile gegen eine
ander, die Perfonen, melche- eine Beförderung im D.
verdienen, und den‘ Werth 'der Berfammfungen und:
ihrer Vorſteher.
5. Verborgenheit.
Dieſe iſt das nothwendigſte Stuͤck. Daher ſoll
a. Auch in einem Lande mo der O. fo viel Macht
hätte , oͤffentlich aufzutreten, dieß doc nie gefcheben..
b. fondern der Praͤfeet muß allem feinem Vorhaben
auf eine geſchickte Art nach den Local » Umfänden einen
Antri zu geben, und dem D. mit Bewilligung des
Prouinsiald eig anderes Kleid umsuhängen willen. Wie
bey den geiſtlichen D. der Römischen Kırde leider! die
Religion nur ein Vorwand war, ſo muß ſich auch auf
eine
154 Regeuntengrad.
n, Ucherbaupt olen Zuͤrten ſelten sum O. ugelolen
werden, und wenn hr erwa darinnen waͤten, aicht Leiche
über den Schottiſchen Auterarad hinaus beferdert wer»
Den: denn wenn man dieſen Leuten ungchuudene Hände
giebt, fo folgen ſie nıyı nur nicht, Sondern benunch
auch die been Abſichten zu ihrem Vortheil.
o. Mar mas aber alles an ſich ziehen, was fi bil⸗
Den laͤßt, was uns Nutzen und Stärke verſvafft, Dem
D, feine ESchende bringt, und ihn nie in Gefahr ſetzt.
mn, Ale Menſqhen, die nicht für fi allein, ſon⸗
dern für die Weit, für das Menſchengeſchlecht leben,
Die Ach uͤher alles Kleine hinwiglenen, find gebohrne
Mitglieder des Os. Nun zum zwepten PYunct.
3. Unterricht, Bildung,
Bas wänt dem D. eine Menge Menſchen, die ih
auf keine Art ähnlich (chen? Alle dieſe Männer muͤſſen
von ihren Schlacken gereinigt werben, und su edeln,
großen, würdigen Menſchen umgeſchaffen werden. Dies
iR nun die härtehe (merlie Arbeit. Dem D. ih nice
ſo fehr an der Menge, als an der Gaͤte der Arbeiter
gelegen. Alſo
n. fol bey dem erſten Eintritt in den D. jebes
Menſchen Seele erweitert, und gegen große Entwaͤrfe
ſaͤhlbar zemacht werben. Er ſoll deih Anfangs hohe
wärs
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Begestensrab 2%
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Siefer anpriss. Er mus Prien, wie vb Barıca lodıca.
< Die Begiffe vos Girbe werten it brorebroht
Sur& Dortiriiung der Unrigrnnatisfrirdes Seeds. wırcn
9:4 dir elgrmmına Starutes usa, tur Bemerfucrg
der Mühe, die won 5b um frire Bildung giebt, durch
die Echwieriakeit, wriie ed fehler, au uns iu gelongen,
Dur Beſchte: bung der Vortbeile, Die auch Das ar-ingke
wnierer Mitglieder ver allen Proranen bat, durch den
Rage der verborsuen Macht, durch Farbifa der Sierke,
Die der Au’sercmniene dadurch erbaͤlt; Dur Verſprechuna
groͤßerer Cinſichten; durch Hofnung mir der Zeit dierdurch
Bekanntſchaft mit den edelſten Männern zu bekezaimen;:
durch Erwaͤbnung des Schutzes, den der D. frinio folg
ſamen Schuͤlern gegen die Boͤſen gewähren fan; durch
Darbietung der Gelegenheit nuͤtzlich zu werden, die er
wirgends fo gut als da ſindet; Durch die Drönung und
wuͤnetlichkeit, welche er wahrnimmt ; durch die Achtung,
Ebr:
156 Kegentengea®,
Ehrerbietung, Heiligkeit, mit welcher ber Aufnebmer von
dem O. redet; durch das Anſehen und die Beredſamkeit
des Aufnehmers ſelbſt; in allen dieſen Puneten fol alfo
der Praͤfect die Untergebeuen unterrichten und-üben laffen.
d. Es ift aber nicht genug, dieß Feuer anzufachen;
es muß auch erhalten (werden) und zwar durch das Leſen
ſolcher Bücher, welche die Begierde entiteben machen fi
zu beffern, ſich zu unterfcheiden, groß zu werden, in wel:
den die Tugend liebenswärdig und intereilant, das Lafer
abſcheulich und ſich felb zur Strafe dargeſtellt wird.
Die fleißigen Berichte der Superioren müflen ausweiſen,
mie viel Nugen die Leute aus dieſer Lectuͤre gezogen.
Wo es angeht, läßt man die Minervalen dur Oꝛs Mite
glieder, welche Berebfamfeit und Kenneniffe haben, Vor⸗
Iefungen über Gegenftände der practiſchen Dbilofophie,
über Vergnuͤgen und Misvergnägen, über dad Gute und
Bifeu. f. f. halten Noch beffer find thätige Uebungen,
@elegenbeiten das Gute auszuuͤben. Vor der Befördes
rung in höhere Grade muͤſſen die jungen Leute erft geprüft
werden, ob fie Die vorgeſchriebnen Bücher aelefen haben, _
und eher wird niemand befördert , ald bis er fo iſt, wie
mir ibn haben wollen. nn
Ee. In feinem Stuͤcke fol der Präfeet fo forgfam fepn,
als id von Monath zu Monath die-genauefte Tabellen
üöber den Fleißz, die Aufführung und Fortſchritte der Novi⸗
| | sen
eos
[3
Kegentengrab 157
sen und Minervalen einfchiefen zu laſſen.“ Keine Claſſe
‚ braucht fo viel Aufficht als die erfte. '
u; Deswegen fol auch firenge darauf gehalten wer⸗
"den, daß die Untergebenen monathlich Aufgaben augarbeis
ten; aber feine theoretifche, fpeculativifche, ſondern nur
ſolche, welche wahrhaftig Einfluß auf den Willen, auf
die Befferung des Characterd, und auf das gefellfchaftlis
de Band haben, damit die Leute befchärtigt ſeyen, ihre
Säbigkeiten entwideln, an Ordnung und Zleiß gerschnt
werden, und fich in verfchiedene Lagen zu denken lernen;
und nur nach der Dienge und Güte diefer Auffäge folgt
" frühere oder fpätere Beförderung; Fein Rang, Etand,
Vermoͤgen oder andrer dußerer Vorzug kommt bier in
Betracht , fondern lediglich Geſchicklichkeit, Biegſamkeit,
Adel des Herzens und’ des Geiſtes. |
2: Das Herz fen das Haupt Augenmerk; lieber hun⸗
dert ſchwache Köpfe, ald einen boshaften. Alſo darf Fein
Neid, Stolz noch Trotz gelitten werden. Man muß alle
gemeine Wohlwollen erweden, das Eorps der Mitglies
der zu guten Handlungen auffordern , und dergleichen
gethane öffentlich oben , belohnen, unterſcheiden.
h. Deswegen fol der Präfeet Anecdoten von edeln
und niederträchtigen Handlungen fammeln, und den Mie
nerval⸗ Magiſtraten bekannt machen. In der Verſamm⸗
lung werden denn dieſe edrenvoue oder ſchandliche Tha⸗
ten,
158 Kegentengrab.
ten, Det niedrigften wie der vornrhmiten Menfhen, öffetits
Sich nebft ihrem Rahmen hergeleſen und vpraͤconiſi rt. Hier
muß man erfahren, daß bey uns jedem auch von der gan⸗
zen Welt verkannten Verdienſte Gerechtigkeit widerfaͤbrt /
und daß der Boͤſewicht auf dem Throne bep uns fo gut,
oft mehr ein Schurke beißt, als der, welchen man sum
Galgen führt, der große Mann hingegen eine ſichere Ca⸗
nonifation findet.
i. Widerfpenftige ſich klug duͤnkende Leute fol man
Mit guter Art vom O. zu entfernen ſuchen.
X, Man foll die Zöglinge gewöhnen, ſich jede mora⸗
liſche Wahrheit finnli unter Bildern vorauftellen. Daher
beguͤnſtigen wir gute Dichter, Fabeln und Romanen: und
wer andere unterrichten will ſoll ſich vorzuͤglich mit Bil⸗
dern und Beyſpielen bekannt machen, um feinem Unter⸗
richte die gehoͤrige Lebhaftigkeit zu geben.
1. Vorzuͤglich aber ſoll man jede Lehre mit dem In⸗
tereſſe des Lernenden zu verbinden wiſſen.
m. Es ſoll den untern Claſſen immer eine gehoͤrige
Anzahl wohlgewaͤhlter, den Beſchaͤftigungen jedes Grades
angemeßner Buͤcher zum Leſen vorgeſchrieben werden.
n. Er muß machen, daß über D’s und andere wichtige
Gegenſtaͤnde alle Mitglieder nur eine Sprache führen:
Or läßt zu dem Ende alle Untergebenen durch die Mittel
dwern unvermerkt unterrichten ; bieß erhält et dadurch /
baß
A
160 | Regentengrad.
f. Wenn Gewohnbheit, den O. als die einzige Duelle
ihres Gluͤcks anzufeben, fie feſſelt. Welcher Menſch
ſollte nicht an einer Sache haͤngen, durch welche er Un⸗
terricht, Bildung, Schuß gegen Ungluͤck, Seelenrube,
Verbeſſerung ſeines Characters erhalten hat, wo ar in
der Ferne große Einſichten und noch fernere Wohlthaten
bemerkt, bey welchem der Entſchluß zur Nothwendigkeit
geworden iſt, nicht fuͤr ſich, ſondern fuͤr die Menſchen
zu leben, und der dieſe ihm ſo habituelle Denkungsart
nur hier allein, ſonſt nirgends befriedigen kan.
g. Wenn bev jedem Mitgliede eine Fertigkeit zum
Guten zu würfen und edel zu bandeln entftebt; denn
eber It man feines Mannes nicht verſichert, ald bid der
Gedanke der Welt zu nuͤtzen fein groͤſtes Beduͤrfniß wird.
h. Man ſoll alfo Lagen erdenken, wodurch die Mite
glieder oft und beftändig an den D. denfen, wodurch
folcher bepnahe ihre einzige hellſte ausgezeichnetefte Idee
wird. Alles. muß ihn daran erinnern. Man muß den
D. zu eines jeden Stedenpferde machen. Hier bedenfe
nur der Präfect, welcher Mittel ſich die Roͤmiſche Kirs
che bedient, ihre Religion finnlic zu maden, und je:
den Menſchen beftändig. vor die Sinnen zu halten.
i. Die Obern ſollen auch ihre Leute nit au ſehr an⸗
ſtrengen, noch durch ewiges Moraliſiren eckelhaft machen,
ſonſt wuͤrden ſie mehr verderben, als gut machen.
k. Ueber |
Kegentengrad. 161
k. Ueber alle dieſe Dinge ift hier nur wenig gefagt.
Der Praͤfect fol nebft den übrigen Regenten alle Aufs
merkſamke ig zu fernerer Unterſuchung derfelben anwen⸗
den. Nichts muß ihm fo angelegen feyn, ald die Bil⸗
dung und Anhaͤnglichkeit ſeiner Untergebenen. Er ſoll
daher bedacht ſeyn, ſich verſchiedne Entwuͤrfe und Vor⸗
ſchlaͤge zu Bewuͤrkung dieſer Stuͤcke vorlegen zu laſſen.
Zu keiner Zeit kan über dieſe Grundlage unſers O's genug
* ⸗
geſchrieben und geſagt werden. Durch auszutheilende
Aufgaben hat jeder Praͤfeet Gelegenheit, dieſe Materie
vollitändig zu unterſuchen, und unvermerkt die Einſichten
feiner Untergebenen au nüßen. Ueberhaupt paflen nicht
alle Regeln aller Drten, deswegen follen ſich der Ptaͤ⸗
fect und die übrige hoͤhere Obern den Kunſtgriff merken,
über Dinge worin fie nicht hinlaͤnglich unterrichtet find,
oder welche noch einer weitern Bearbeitung bedürfen, '
J Preisfragen aufzuwerfen, und die beſten belohnen. Auf
ſolche Art muß in jeder Provinz das Gebäude nach den.
Zocal-Umfänden erſt nach und nach feine Conſiſtenz er-
balten; und die Kleinern felbft den Bau vollführen, den
fie ſchon errichtet glauben. Der Schwache wird dee
Lehrer des Staͤrkern, obne daß diefer fih zu ſchaͤmen
braucht , von jenem zu fernen,
1. Die Leute muͤſſen ermuntert werden, ſich wech⸗
ſelsweiſe zu helfen, grosmuͤthig, gefällig, freygebig ges
gen einander, und alſo gegen den O. au ſeyn.
g 4. Folg⸗
162 Regentengrad.
4. Folgſamkeit.
Wenn die Leute gebildet ſind, einen großen Ent⸗
wurf, ein großes Syſtem gebörig zu empfinden, fo iſt
fein Zweifel, daß fie die Befehle der Dbern gerne vollzie,
ben werden. Wer follte dem nicht gerne folgen, der bieber
gut und fich.r geführt bat, der mır die genenmärtige
Seligkeit verſchafft, von dem ich noch mehr zu hoffen
babe? Hınmeg mit dem Menfchen, dem es unter folden
Vortheilen an Folgſamkeit feble! Hinaus mit ibm aus
der Sefellfchaft der Edeln! Dan fan vermurben, dag.
jeder mpralifch gute, von der Würde des Zwecks durch⸗
drungne Menſch gern und "willig fepn wird. Aber den⸗
noch will der D. auch hier einige Wege anzeigen, durch
welche die Folgſamkeit erhalten werden Fan.
a. durch gutes Beyſpiel,
b. durch die Wohlthat des Unterrichts,
c. Durch die Belehrung, daß im Grunde jeder ſich
ſelbſt folge. |
d. Dur Beförderung und Hofnung dazu,
ee. durch Erwartung größerer Kenntniſſe,
Lo es nöthia iſt, durch Furcht.
g. durch Belohnung, Unterſchied, Ebre,
h. durch allgemeine Verachtung deſſen der nicht folgt,
i. durch Vermeidung eigentlicher Samiliaritdt mit
den Untergebenen, ...
N k durch exemplariſche Beftrafung des Ungeborfame,
1. durch
Kegentengrab. 163
1. durch gute Auswahl ſolcher Leute, auf welche man
ſich ſicher verlaſſen kann, und die zu: jedem Befehl bes
reit find. . R
m. durch die Q. L. aus denen man fiebt, ob die
‚Befeble befolgt worden find, deswegen mäffen diefelben
genau und vollſtaͤndig eingerichtet ſeyn.
n. durch ordnungsmaͤßige Einſchickung der Tabellen
von den. Mittel: Obern über die Untergebenen. Je des
taillirter diefe find, defto beffer denn darauf beruht der
ganze Operations Plan des D’s. Man fiebt daraus die
Anzahl der Glieder, ihre Bildung, Die Fuge und den
Zufammenhang der Maſchine, die Stärke und Schwäche
des Ganzen, ımd das Verhaͤltniß der Theile gegen ein⸗
ander, die Perfonen, melde. eine Beförderung im O.
verdienen, und den Werth der Der ſammlungen und:
ihrer Vorſteher. Zw
5. Derborgenheir.
Diefe if das nothwendigſte Stud. Daher il
a. Auch in einem Lande wo der D. fo viel Macs
hätte , Öffentlich aufzutreten, dieß doch nie gefcheben..
b. fondern der Bräfeet muß allem feinem Vorhaben
auf eine geſchickte Art nach den Local » Umfänden einen
Anſtrich au geben, und dem D. mit Bewilligung des
Provinzials eig anderes Kleid umzupängen wien. Wie
bey den geiklichen D. der Roͤimſchen Kirche leider! die
Religion nur ein Vorwand war, fo muß ſich auch auf
eine
164 Regentengrad.
eine edlere Art unſer D. binter irgend eine gelehrte
Handlungsgefelifchaft oder dergl. zu verfteden fuchen.
Die Leute muͤſſen dieß Gepräge tragen.
c. Einer alfo verborgenen Geſellſchaft fan man nicht
entgegen arbeiten,
d. Im Kal einer Verfolgung oder eines Verratha
Eönnen die Dbern nicht entdeckt werden.
e. f. Den Ebrgeitze und den Sactionen wird durch
Derborgenbeit vorgebaut.
g: Man ift genen Spionen und Emiffarien anderer
Geſellſchaften in undurchdringliche Nacht gehuͤllt.
h. Der Praͤfect ſoll darauf halten, daß nicht leicht
mehr als sehen Mitglieder in einer MinervalVerſamm⸗
lung zuſammen geben. Im Bau aber an einem Orte
mehr Mitylieder find, foll er fie in zwey Verfammluns
gen theilen, oder wechielsweiſe frequentiren laffen-
i. Wenn an einem Drte zwo Minervaltirchen find,
ſoll eine der andern fo viel möglich verborgen bleiben.
k. Der Praͤfect ſoll nıcht leiden, daß ein Mitglied,
dem, andern diejenigen Brüder offenbare, die es in ans
dern Ländern kennen gelernt bat.
1. Außer dem Nothfall foll Eein Sremder bey den
Minerval⸗Verſammlungen zumBefuche zugelaſſen werben.
So viel über die Art der Direction des untern Gebdus
des, und was dabep zu beobachten iR." Noch it au '
bemerken. |
XII,
Regentengrad. 165
XII. Der Praͤfect ernennt die Magiſtraten der Mi⸗
nervalkirchen entweder aus freven Stuͤcken, oder auf
Votſchlag der Superioren; dieſe aber werden nur von
- ibm dem Provinzial: vorgefchlagen und beftdtigt oder ver⸗
worfen. Ermuß für jeden Obern, den er ſetzt, einſtehen.
XI. Der Präfeet fol wohl Acht geben, dag in den.
Berfammlungen und CH” welche ibm unterworfen find,
alles ftill, gefegmäßig und anftändig hergehe, dab auch
darinn nichts gegen Religion, Staat und aute Sitten
geredet werde, welches fonit ſcharf geahndet werden muß;
fo wie er überhaupt nie genug auf punctliche mörtliche
Befolgung aller Vorfchriften dringen kan
XIV. Wo es angeben Ean, foll der Yrovinzial ſu⸗
cdchen an dem gelegenften Orte feiner Provinz eine Biblio»
thek, ein Naruralien= Eabinet; Mufeum, eine Manus
feripten- Sammlung und dergleichen angulegen.
XV. Der Praͤfect fol langſam und vorfühtig au
Werke geben, nur fo viel thun, als er jedesmal fiber
thun fan, befonders bebutfam fol er in der Befoͤrde⸗
rung fepn. Keiner muß eher weiter Eommen, als bis er
die zum folgenden Grade gebörige Ideen und Cigen«
ſchaften ſchon hat. Hierbey kann Eeine Aengſtlichkeit
uͤbertrieben ſeyn.
xVi. In den Freymaurer hr? kan man, wie bes
fannt , auch Leute aufnehmen, die nicht zu unferer Vers
E bindung gebören. , Der Praͤfect fol aber Sorge tragen,
| Bag diefe nicht den Ton verfimmen, dab es tedliche ger
Mn ſetzte
166 Regentengrad.
fetzte Leute feven, und daß fie dem D. von irgend einer
Seite nügen.
XVII. Der Bräfect fol ohne Erlaubniß der Provin⸗
zials fib in eine D. Correfpondenz auffer feiner Präs
fectur eirfaffen.
XVIII. So wie er die Superioren und Meiſter
von den Stühlen über alle diefe Puncte gehörig inſtrui⸗
ren muß, fo ſoll er auch über alle wichtige Zweifel beym
Provinzia: anfragen.
XIX. Macht er ſich aber dieſe Satzungen gehörig bes
kannt, befolgt er fie genau, bat er ſtets das Ganze vor
Augen, forgt er, dab jeder nicht mehr und weniger thue,
als feinen Plan zu erfüllen, fo wird er alles, was er
nötbig finder,oder ihm aufgetgagen wird,ausrichten koͤnnen.
D. '
Inſtruction für die Provinsialen.
I. Der Provinzial fol fi mit der ganzen Verfaffung
des D. fo befannt machen » daß er das Spftem im Kobf
habe, als ob er es erfunden haͤtte.
II. Das Directions⸗ Spftem, der Unterricht ir die
Regenten, und die Inftruction der Local» Dbern müfe
fen ihm die Grundlage feiner Handlungen ſeyn, deren
Beine unnuͤz gefcheben darf.
III. Er wird von allen übrigen Negenten der Pro»
vinz gewaͤhlt, und dann von dem National» Dbern bes
fiättigt, ein anderer *), gefeßt, auch kann er von den
böhern Dbern feines Amts entfegt werden,
" IV.
*) Hier ſcheint etwas au feblen.
| Regentengrad. 167
. IV, Er fol ein gebobrner Sohn der Provinz; oder
"doch des Landes kundig fron.
V. Ein Mann, fo viel möglich , frep von oͤfentli⸗
chen Geſchaͤften und Verbindlichkeiten, um ganz dem
O. anzuhaͤngen.
Vi. Er muß den Anſchein haben, als wenn er Ruhe
ſuchte, und fi den Geſchaͤften entzogen hätte.
Vu. Er muß fib , wenn's ſeyn Fan, an demjenigen
Drte der Provinz aufhalten, an welchem er, als dem
‚Mittelputifte , diefelbe am leichteiten dirigiren fann.
VI. So bald er Provinzial wird, legt er feinen
bisherigen O's Nahmen ab, welchen ein Anderer nebft
den von ibm geſammelten Nachrichten über die Perfon
des Mannes befommt. Er aber erhält einen andern
Nahmen; den die hoͤbern Dbern beſtimmen. Auch führe
er ein Perfchaft uber feine Provinz, wovon ihm die
Zeihnung überfhidt wird, und melde die Provinzialen
gewöhnlich in einem Ring tragen.
IX. Die bisher im Provinzial: Archiv befindlichen
Acten werden an ihm abgeliefert, als wofuͤr die übrigen
| Regenten, und daß vorber alles verfiegelt werde, bis der
neue Provinzial ernennt ift, forgen müffen,
X. Der Provinzial ſteht unmittelbar unter einem
National; Infpector , an denfelben muß er monathlic
‚ einmal einen Hauptbericht uͤber ſeine Provinz erſtatten,
und zwar weil ihm die Local-Obern erſt 14 Tage nach
Ablauf des Monaths berichten, ſo bekommt der Inſpee⸗
Ma tor
168 Regentengrad.
tor allezeit den Bericht vom Man erſt gegen Ende
bee Junius m. f. f. Ein ſolcher Bericht aber muß
in vier Haupteheife getbeilt, nemlich von jeder feinee
untergeordneten Präfecturen insbefondre, und wird dars
inn angemerft, was in jedem Pflanzorte merfwärdiges
und in jedem Sad vorgerallen war, aufgenommen und
"Yerördert worden, nemlich mie er beißt, menn und mo
er gebohren, weflen Standes er ift, und melden Tag
er den Revers unterfcrieben hat. Weiter brauchen die
böhern Obern nicht eher- etwas von den Mitgliedern zu
wiffen, als bis fie in die Negenten: Claffe befördert
werden follen. [Es müften denn befonders merkwuͤr⸗
dige Umftände obmalten.] Verlangt der Provinzial ein
Schema iu feinen Berichten, fo kann ihm ſolches erteilt
werden.
XI. Auffer diefen monathlichen Berichten muß der
Provinzial, wie fich verficht, über alle wichtige feiner
Entſcheidung nicht überlaffene Puncte bey dem Nationafe
Inſpector anfragen und vierteljährig Tabellen über fein
Perſonale einſchicken, befonders fol er nichts für fi in
politicis unternehmen.
xl. Um feine Mitprovinziale fol er fih gar nicht
befümmern , nicht darnach fragen, 0b es einem benach⸗
barten Streife gut oder fchlecht gebt, und menn er ets
was zu fuchen bat, fich bey dem National» Infperto®
melden.
XI. Wenn gr Klage über den Inſpector hat, Fan
er ih an den Primus menden.
XIV.
TE
8
170 Regentengrad.
XXII. Er erbricht die Soli der Meinen Illuminaten,
Magiftraten und Schottiſchen Bbr; auch die Q. L. der
Ritzer und Presdpter, wie auch die Primo der Novigen.
Aber die Primo der Minervalen, die Soli der Ritter und
Dresbpter, und die Q. L. der Regenten erbricht er nicht.
XXIII. Bi zumfegentengrad darf er obne Bewilli⸗
gung des National : Iufpectgrs nicht eriheilen.
XXIV. Er fol dert Decanub der Priefter monathlich
anzeigen laffen, zu welchen Fächern die indeffen aufges
nommnen Minervalen fi baben einſchreiben laffen.
XXV. Er fol feine Archive in Ordnung erhalten
folglich Tabellen, Reverſe und die Acten der Ritter ıc.
von jeder Perfon einzeln beften laſſen⸗
XXVI. Ueberhaupt fol er für geſchickte Mitarbeiter
in fcientificis forgen.
XXVII. Die befte an ihn geſchicte Abhandlungen,
und alles was die Presbyter angeht, 3. B. die Lebenss
Iäufe, Charactere ꝛc. foQ er richtig an den Decanus
beforgen..
XxVill. Er fol fi den feinen Kunfgriff merken, ,
durch Beförderung in der Prieflers Elaffe , einem zur pos '
litiſchen Direction unfaͤhigen, übrigens aber geſchickten |
Mann von diefer Seite in Unthätigfeit zu fegen.
XXIX. Er fol forgen, daß wenn mehr als ı2 in eis
nem Capitel find, der tuͤchtigſte in die Priefter: Claſſe
komme und daß | N
| XXX.
—
Regentengrad. 17’
) ⁊
XXX. in jedem Capitel ein Prieſter ſey, und zwar
ein ſolcher, dem er dieß am liebſten anvertrauen will,
indem derſelbe ſein heimlicher Cenſor in dieſem Capitel iſt.
XXXI. Er ſoll nicht verſaͤumen, auf den Conventen
die wichtigſten Angelegenheiten der Provinz mit den Flüge
ſten Regenten zu überlegen." Auch der weiſeſte Mann bes
‚-darf Rath und Hülfe, "
.- XXXII. So wie der Provinzialvom National Obern
ein Patent erhält, fo ertheilt derſelbe den Capiteln,
welche die vom NationaleInfpector vorgefchriebenen Nabe
‘men befommen , Eonftitutiomen nach folgender Formel:
"Bir von der großen National s £oge im Drient (von
Teutſchland) conftitmirte Provinzial: Großmeißer und
Kreiß: Beamter des — — Kreifed thun Fund und befens
nen, kraft dieſes Brief, dag wir den bochwuͤrdigen
Bruder (O's Nahme,) Herr — — (weltlicher Nabme,)
volle Macht und Gewalt ertheilen, ein gebeimes Gapitel
der heiligen Schortifchen Trepmaurerev anzulegen, und °
daher nach Maasgabe feiner Inftruction die Eonigliche
Kunſt durch Anlegung von Freymaurer LI der drey
fombolifden Grade auszubreiten. So gefcheben im
Direetor des — Kreiſes. — —
(L. S.) .
“Geheime Provinzial: Direction
(feine Unterfchrift.)
XXXIIM. Um alles kurz zu faffen, fo foll der Provin⸗
zial feine Provinz cuf einen ſolchen Fuß ſetzen, daß er
darinn
—
160 | Regentengrad
f. Wenn Gewohnheit, den D. als die einzige Quelle
idres Gluͤcks anzufeben, fie feſſelt. Welcher Menſch
follte nicht an einer Sache hängen ‚- durch melche er Un⸗
gereicht,“ Bildung, Shut gegen Ungluͤck, Seelenrube,
Verbeſſerung ſeines Charaeters erhalten bat, mo ar in
der Gerne große Einfichten und noch fernere Wohltbaten
bemerkt, bep welchem der Entſchluß zur Nothwendigkeit
geworden iſt, nicht für ſich, fondern für die Menfchen
au leben, und der diefe ihm fo babituelle Denkungsart
nur bier allein, fonit nirgends befriedigen Fan.
g. Wenn bey jedem Mitgliede eine Zertigfeit zum
Guten zu wuͤrken und edel zu bandeln entftebt; denn
eber it man feines Mannes nicht verſichert, als bis der
Gedanke der Welt zu nuͤtzen fein gröftes Bedürfnig wird.
h..Man fol alfo Lagen erdenfen, wodurch die Mite
glieder oft und beftändig an den D. denken, wodurch
folder bepnahe ibre einzige hellſte ausgezeichneteſte Idee
wird. Alles muß ihn daran erinnern, Man muß den
D. au eines jeden Stedenpferbe machen. Hier bedenfe
nur der Präfect, welcher Mittel fich die Roͤmiſche Kir⸗
be bedient, ihre Religion ſinnlich zu machen, und je⸗
den Mentchen beftänbig vor die Sinnen zu halten.
i. Die Obern ſollen auch ihre Leute nicht zu fehr an⸗
ftrengen, noch durch ewiges Moralifiren eckelbaft machen,
fon würden ſie mehr verderben, als gut machen.
k. Ueber
Regentengrab. ı61
k. Ueber alle dieſe Dinge ift hier nur wenig gefagt.
Der Praͤfect fol nebft den übrigen Regenten alle Auf⸗
merkſamke ig su fernerer Unterfuchung derfelben anwen⸗
den. Nichts muß ibm fo angelegen feyn, ald die Bile
dung und Anhänglichfeit feiner Untergebenen. Gr foll
Daher bedacht ſeyn, fich verfchiedne Entmürfe und Vor⸗
fhläge zu Bewuͤrkung dieſer Stuͤcke vorlegen au laffen.
. Bu, feiner Beit fan über diefe Grundlage unſers D’6 genug
sefchrieben und gefagt werden. Durch auszutheilende
. Aufgaben bat jeder Präfeet Gelegenbeit, diefe Materie
vollſtaͤndig zu unterfuchen, und unvermerft die Einfichten
feiner Untergebenen zu nüßen. Ueberhaupt paſſen niche
alle Regeln aller Orten, deswegen follen ſich der Praͤ⸗
fect und die übrige höbere Obern den Kunſtgriff merken,
über Dinge worin fie nicht hinlaͤnglich unterrichtet find,
oder welche noch einer weitern Bearbeitung beduͤrfen,
Preisfragen aufzuwerfen, und die beiten belohnen. Auf
ſolche Art muß in jeder Provinz das Gebäude nach den
LZocalsUmftänden erſt nach und nad) feine Conſiſtenz er-
halten; und die Kleinern felbft den Bau vollführen, den
fie ſchon errichtet glauben. Der Schwabe wird der
Lehrer des Staͤrkern, obne daß diefer fich zu ſchaͤmen
braucht , von jenem au fernen.
1. Die Leute müffen ermuntert werden , ſich wech⸗
felömeife au helfen, grosmütbig, gefällig, frepgebig ges
gen einander, und alfo gegen den D. au ſeyn.
8 4. Folg⸗
92 Begentengrac
4. ‚Jelajazıtkit.
Wenn Nie use ebnter ne, "mer ireten ‚Zn
ar. vın ırpües — em ‚enera ‚1 Tonnen, 3 7
Sen amperfei. Son tie "eo gernig Der her erne onue,
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1. orch daeterne Beradsrumg Yerten er Ir viqt,
. wa Drcmedung egentlicher Zummilartict IE
sen Unterarheuea,
x. Mech eirmylcriige Brrkeufung es Ingeheoriume,
ucch
Regentengrad. 163
1. durch gute Auswahl ſolcher Leute, auf welche man
ſich ſicher verlaſſen kann, und die zu jedem Befehl be»
reit find.
m. durch die Q. L. aus denen man fiedt, ob bie
‚Befeble befolgt worden find, deswegen muͤſſen diefelben
genau und vollſtaͤndig eingerichtet ſeyn.
n. durch ordnungsmaͤßige Einſchickung der Tabellen
von den. Mittel: Obern über die Untergebenen. Je der
taillirter dieſe find, defto beffer < denn darauf beruht der
ganze Dperationd Plan des Oꝛs. Man fieht daraus die
Anzahl der Blieder, ihre Bilding, die Zuge und den
Zufammenhang der Maſchine, die Stärke und Schwäche
des Sanzen, und das Verhaͤltniß der Theile gegen ein⸗
ander, die Perfonen, welche eine Beförderung im O.
verdienen, und den’ Werth der VBerfammlungen und
ihrer ‚Borfieber.
5. Verborgenheit.
Dieſe iſt das nothwendigſte Stuͤck. Daher ſoll
a. Auch in einem Lande wo der O. fo viel Macht
hätte , oͤffentlich aufzutreten, dieß doch nie geſchehen.
b. fondern der Präfert muß allem feinem Vorhaben
auf eine geſchickte Arı nach den Local » Umfänden einen
Anti au geben, und dem D. mit Bewilligung des
Proniniale eig anderes Kleid umzuhaͤngen wien. Wie
‚ bey den geiſtlichen O. der Roͤmiſchen Kırde leider! die
Religion nur ein Vorwand war, fo muß ſich auch auf
eine
04 Regentengrad.
eine edlere Art unſer O. hinter irgend eine gelehrte
Handlungsgeſellſchaft oder dergl. zu verſtecken ſuchen.
Die Leute muͤſſen dieß Gepraͤge tragen.
c. Einer alſo verborgenen Geſellſchaft kan man nicht
entgegen arbeiten.
d. Im Fall einer Verfolgung oder eines Verraths
koͤnnen die Obern nicht entdeckt werden.
e. f. Dem Ebrgeitze und den Factionen wird durch
Verborgenheit vorgebaut.
g: Man ift genen Spionen und Emiffarien anderer
Geſellſchaften in undurchdringliche Nacht gehuͤllt.
h. Der Praͤfect ſoll darauf balten, dab nicht leicht
mebr als sehen Mitglieder in einer Minerval-Brrfamms
fung zuſammen geben. Im Fall aber an einem Drte
mehr Mitglieder find, fol er fie ın zwey Verfammluns
gen theilen, oder wechielsweiſe frequentiren laffen.
i. Wenn an einem Drte zwo Minervalfirchen find,
fol eine der andern fo viel möglich verborgen bfeiben.
k. Der Praͤfect ſoll nicht leiden, daß ein Mitglied.
dem, andern diejenigen Brüder offenbare, die es in an
dern Laͤndern kennen gelernt bat.
1. Außer dem Nothfall fol Bein Sremder bey den
Minerva Berfammlungen zum Beſuche augelaffen werden.
& viel über die Art der Direction des untern Gebdus
des, und mas babep au beobachten if." Noch if au
bemerken.
XII.
7»
166 Regentengrad.
fetzte Leute feven , und daß fie dem O. von irgend einer
Seite nügen.
XVII. Der Bräfeet fol ohne Erlaubniß der Provin⸗
zials ſich in keine D. Correſpondenz auffer feiner Präs
feetur eirfaffen.
xVIll. So wie er die Superioren und Meifter
von den Stühlen über alle diefe Puncte gebürig inſtrui⸗
ren muß, fo foll er auch über alle wichtige Zweifel beym
Provinzia: anfragen.
XIX. Macht er fich aber dieſe Satzungen gehörig bes
kannt, befolgt er fie genau, bat er ſtets das Ganze vor
Augen, forgter, daß jeder nicht mehr und weniger thue,
als feinen Plan zu erfüllen, fo wird er alles, was er
nötbig findet,oder ihm aufgetgagen wird,ausrichten koͤnnen.
D. |
Inſtruction für die Provinsialen.
I. Der Provinzial fol fi mit der ganzen Verfaſſung
des D. fo befannt machen , daß er das Syſtem im Kopf
babe, als ob er es erfunden hätte.
li. Dad Directiong » Spftem, der Unterricht fi die
Regenten, und die Inftruetion der Local⸗Obern müfe
fen idm die Örundlage feiner Handlungen ſeyn, deren
Beine unnuͤz gefcheben darf.
III. Er wird von allen übrigen Negenten der Pro»
vinz germählt , und dann von dem National Obern bes
flättigt, ein anderer *), gefeßt, auc kann er von den
böhern Obern feines Amts entfeßt werden.
- IV.
*) Hier ſcheint etwas au feblen.
Regentengrad. 167
. WW. & fol ein gebohrner Sohn der Provinz; oder
"doch des Landes Fundig frpn.
V. Ein Mann, fo viel möglich, frep von öffentlie
hen Geſchaͤften amd Derbindlichkeirten, um ganz dent
D. anzuhaͤngen.
Vi. Er muß den Anfchein haben, als wenn er Ruhe
ſuchte, und fi den Geſchaͤften entzogen hätte.
Vi. Er muß ſich, wenn's ſeyn fan, an demjenigen
Drie der Provinz aufhalten, an welchem er, ale dem
‚Mittelpufifte, diefelbe am leichteſten dirigiren kann.
Vi So bald er Provinzial wird, legt er feinen
biöherigen O's Nahmen ab, melden ein Anderer nebft
den von ibm arfammelten Nachrichten über die Perfon
des Mannes befommt. Er aber erhält einen andern
Nahmen ; den die höbern Dbern befimmen. Auch führe
er ein Perfchaft uber feine Provinz, wovon ihm die
Zeichnung uͤberſchickt wird , und melde die Provinzialen
gewöhnlich in einem Ring tragen,
IX. Die bisber im Provinzial: Archiv befindlichen
Acten werden an ihm abgeliefert, als wofür die übrigen
Kegenten, und daß vorber alles verfiegelt werde, bie der
neue Provinzial ernennt ift, forgen muͤſſen.
X. Der Provinzial ſteht unmittelbar unter einem
Nationals Infpertor, am denfelben muß er monathlich
einmal einen Hauptbericht uͤber feine Provinz erftatten,
und zwar weil ihm die Local: Dbern erfi 14 Tage nad)
Ablauf des Monaths berichten „ fo bekommt der JInſpec⸗
Mi tor
168 Regentengrad.
tor allezeit den Bericht vom May erſt gegen Ende
des Sunius m. f. f. Ein folcher Bericht aber muß
in vier Haupteheife getheilt, nemlic von jeder feine
untergevrdneren Praͤfecturen insbefondre, und wird dar⸗
inn angemerft, mas in jedem Pflanzorte merkwuͤrdiges
und in jedem Fach vorgefallen war, aufgenommen und
befoͤrdert worden, nemlich wie er heißt, wenn und wo
er gebohren, weſſen Standes er iſt, und welchen Tag
er den Revers unterſchrieben hat. Weiter brauchen die
hoͤhern Obern nicht eher etwas von den Mitgliedern zu
wiſſen, als bis fie in die Regenten-Claſſe befoͤrdert
werden follen. [Es müften denn befonderd merkwuͤr⸗
dige Umftände obmalten.] Derlangt der Provinzial ein
Schema zu feinen Berichten, ſo kann ihm folches ertheilt
werben. |
XI. Auffer diefen monathlichen Berichten muß der
Provinzial, wie fih verficht, über alle wichtige feiner
Entſcheidung nicht überlaffene Puncte bey dem Nationafe
Inſpector anfragen und vierteljährig Tabellen über fein
Perſonale einſchicken, beſonders ſoll er nichts fuͤr ſich in
politicis unternebmen.
xl. Um feine Mitprovinziale fol er ſich gar nicht
befümmern , nicht darnad) fragen, 0b es einem benach⸗
barten Kreiſe gut oder fchlecht gebt, und wenn er ets
was au fuchen bat, fich bey dem National» Infpectoß
melden.
XI. Wenn gr Klage über den Inſpector bat, Fan
er ſich an den Primus wenden.
XIV.
170 Negentengrad,.
XXII. Er erbricht die Soli der Meinen Illuminaten,
Magiftraten und Schottiſchen Bbr; auch die Q. L. der
Ritzet und Presbyter, wie auch die Primo der Novigen.
Aber die Primo der Minervalen, die Soli der Kıterr und
Dresbpter, unddie Q. L. der Regenten erbricht er nicht.
XXIII. Bid zum Renentengrad darf er obne Bewilli⸗
gung des National » Infpectore nicht ertbrilen.
XXIV. Er fol dem Decanus der Prieſter monathlich
anzeigen laffen, au welchen Fächern die indeffen aufges
nommnen Minervalen fi baben einſchreiben laffen.
xXV. Er fol feine Archive in Ordnung erhalten
folglich Tabellen, Reverſe und die Arten der Ritter ıc.
von jeder Perfon einzeln heften Taffen:
XXVI. Weberhaupt fol er für geſchickte Mitarbeiter
in fcientificis forgen.
XXVII. Die befte an ihn gefcicte Abhandlungen,
und alled mas die Presbyter angebt, 3. B. bie Lebens⸗
laͤufe, Charactere ꝛc. fol er richtig an den Decanus
beforgen.
XXVIN. Er fol fi den feinen Kunftgriff merken, \
durch Beförderung in der Priefer » Claffe , einem zur pos
litiſchen Direction unfaͤhigen, übrigens aber gefchidten
Mann von diefer Seite in Unthätigfeit zu feßen.
XXIX. Er foll forgen, daß wenn mehr ald ı2 in eis
nem Gapitel find, der tuͤchtigſte in die Prisfter» Claſſe
komme und daß | x
XXX.
IM
4
173 Kegentengrab.
darinn alles Gute unternehmen, alles Böfe hindern koͤn⸗
ne. Gluͤcklich das Land, in welchem der D. diefe Macht
erlangt bat! Aber dies wird ihm niche ſchwer werden,
wenn er den Anmeifungen der Obern genau folge. Er
wird mit fo viel gefchieften, moraliſch gebildeten, folgſa⸗
men, im Verborgenen arbeitenden Männern alles aus⸗
richten, alles edle möglich, alles ſchlechte unwuͤrkſam mas
en. — Alfo feine Nachficht "gegen Sehler, kein Nepo⸗
tismus, feine Feindfchaft. — Nur die Ruͤckſicht auf das
allgemeine Wohl, und der Zweck des O⸗s foll feiner Hands
lungen Triebfeder ſeyn. Und dafür laſſe man uns fergen,
daß wir nur ſolche Männer zu Provinzialen ernennen wer⸗
den , die dazu fähig find, daß wir aber auch Mittel in
Händen haben , den zu sächtigen, der die ihm von uns
verliehene Macht misbrauchen mollte.
XXXIV. Diefe Macht fol nur zum Beften der Bbr.
verwendet werden; allen muß geholfen werden, denem.
man beifen kan; Ein O's Mitglied fol man in jedem
"gleichen Fall allen andern vorziehen , für fie befonders,
für den gepruͤfteſten, Geld, Bedienungen, Ehre, Gut
and Blur verwendet werden, und Beleidigungen des
Kleinſten zur Ordensſache gemacht werden.
Kriti⸗
\
Fa Geſchichte
und nachber Fuͤrſtl. Salmiſcher Gebeimer Rath) welcher
erfi den 27. November 1778 repmaurer geworden mar,
meldet in feinem Diario: daß er mit dem Abbate Marotti
in Berref der Maurerep eine Unterredung gehabt, worin
" ihm diefer das nanze Geheimniß, welches ſich auf die alte
Religion und Kirchengefchichte gründe, erklärt, auch ihm
, alle hohe Grade bis auf jene der Schotten mitgetheilt ha⸗
be 2). Er ſchrieb diefes den zo November an den Spar⸗
tacus, und that ihm, wie aus deifen Antwort zu erfehen
ift, den Vorfihlag, den Orden mit der Frepmaureren in
einen gewiffen Bufammenbang au ſetzen. Spartacus ants
wortete Ibm den 2. December: Er wolle feinen Vorſchlag
überdenken : Er felbit habe die Einſicht in dieſes Gebäude
der Sdepmaureren in feinen Plan aufgenommen, aber erft
für fpätere Grade beſtimmt 3). Den 6. December fchrieb
Epartacus abermahls an Cato: Er wolle ihm feine Mey⸗
nung über feinen Vorſchlag und feine Zmeifel zuſchicken.
Doch fep er bereits mit ihm einig, daß alfe Areopagiten
{fo nennten fi die Vornehmſten in dem Sluminatene
Orden) von ihm die drey erften Brade der Maurerey er,
halten follten 2. Auch wollte er, dag in Athen (Muͤn⸗
den) und Erzerum CEichſtaͤdt) Freymaurer⸗Logen anges
legt werben follten. Cato antwortete den 7. December:
daß
2) Hriginalſchr. S. 297.
3) l. c. ©. 285.
4) l. c. ©. 286.
[) 4
I
“Wr
6 Geſchichte
drey große Branchen, in welche dieſer Koͤrper vertheilt
fep, u. ſ. fe
Spartieus mußte jedoch damals noch nicht alles von
ber Diaurerey. Denn er fehrieb unter dem 6. Jan. 1779
an M. C. Porcius (welches offenbar eben der Caro iM)
unser andern folgendes: „ Die wichtige Entdedung. fo
Sie an den Abbate Marotti gemadt haben, erfreut mich
ungemein. Nutzen Ste dieſen Umſtand, fo viel maͤglich.
Suchen Sie durch ſol den die wahre Geſchichte und die
erſten Urbeber der Maurerey zu erfahren. Denn mit dies
fer altern kann ich noch nicht nanz einig werden, ohwohlen
ich auch etwas errarhen wollte.” 7),
So viel aus den in den Driatnalfchriften enthaftnen
Briefen erhellt, it noch mehrmals Über diefe Verbindung
des Illuminatismus mit der Frepmaurerey aeratbichlage
worden. Die Sache fefbit iſt aber erft nach dem Zutritt
des Philo (Ireyberr von Rnigge, iegigem Churbrauns
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem HergoatbumBremend
zu Stande gekommen. Nach feiner eianen Erzählung kam
er im Julius 1700 zu Sranfrurt am Mapn mit dem Dio⸗
medes (Marcheſe von Eoftanza), weichen die Iluminaten
aus Bayern abgeſchickt hatten, um in proteflantifchen
Ländern Eolonien anaulegen, in Bekanniſchaft, fuhr
yon
7) Arininalfchriften S. 2303.
8 Ge3:8te
Ep me Term Erben, wahre Ve ander mn
rad vet ren. IR BO Zerr Cν naeh
einer mu ter im gg, m rin i ↄragen-
BB st Sume Item. St ur Die inter,
suszıickerer, IT! Yerau? les mie ErrssisctT 2u8
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sarhr wire? Serteer dert. Yı Zyartiesd FT®
Bryan ſchan 1 ee Dre sum. Anm: ein: .
Bad sur Vrlich un Yer era 118 3ER Dit
gen wars imel 107 IE Wrrucrte, Ya Bume
Ns Sregmazzezev srjahripien, IT8 BOM 17IdE1 JISEB
natenzr ade su Ted auf De Frrmszeechtar Suzsgerzber
8 Fügen, RM 7.
te dureh Rai 3 ii Ri
der son Decenter 1771 mAte Bei Orden nachüchente
ar basen:
Lrfe Cie: Wmer-sier
a. Rysız
e. KRaerval
e. NRuervalis Vemisenss, dr Lsıcinsems mer.
Izperte
4) Origina ich⁊en, durhaus.
5, Bries Erflar. S. 78.
6 Lransiar. E. 3%
23 Bbıls': Ertlat. E. 73.
8, Radteræ von weitern Driginalibirten der FIami:
razın,g. Micchen 1757, areınıe Abtkei!. I. 8.
ENDE.
173 Kegentengrad.
darinn alles Gute unternehmen, alles Böfe hindern koͤn⸗
- Ne Gluͤcklich das Land, in welchem der D. dieſe Macht
erlangt hat! Aber dies wird ihm nicht ſchwer werden,
wenn er den Anweiſungen der Obern genau folgt. Er
wird mit ſo viel geſchickten, moraliſch gebildeten, folgſa⸗
men, im Verborgenen arbeitenden Männern alles aus⸗
richten, alles edle möglich, alles ſchlechte unwuͤrkſam mas
den. — Alfo feine Nachficht "gegen Sehler, fein Nepo⸗
tismus, feine Zeindfchaft. — Nur die Ruͤckſicht auf das
allgemeine Wohl, und der Zweck des O⸗s foll feiner Hand»
lungen Triebfeder ſeyn. Und dafuͤr laſſe man ung forgen,
daß wir nur ſolche Maͤnner zu Provinzialen ernennen wer⸗
den, die dazu faͤbig ſind, daß wir aber auch Mittel in
Haͤnden haben, den zu zuͤchtigen, der die ihm von uns
verliehene Macht misbrauchen wollte.
XXXIV. Dieſe Macht ſoll nur zum Beſten der Bbr.
verwendet werden; allen muß geholfen werden, denen
man beifen fan; Ein O's Mitglied fol man in jedem '
gleichen Fall allen andern vorziehen, für fie befonders,
für den gepräfteften, Geld, Bedienungen, Ehre, Gut
und Blur vermender werden, und Beleidigungen des
Kleinften zur Ordensſache gemacht werden.
Kriti⸗
1
N
[Ein m. 5 _ 9 m. nun. ? ru u Sn.
Reitifhe Geſchichte
ber
Slluminaten: Grade
4 Geſchichte
und nachher Fuͤrſtl. Salmiſcher Geheimer Rath) welcher
erfi den 27. November 1778 Frepmaurer geworden war,
meldet in feinem Diario: daß er mit dem Abbate Marotti
in Berref der Maureren eine Unterredung gehabt, worin
" ihm diefer das ganze Geheimniß, welches ſich auf die afte
Religion und Kirchengeſchichte gründe, erklärt, auch ihm
‚ alle bobe Grade bis auf jene der Schotten mitgetheilt has
be 2). Er fchrieb diefes den zo November an den Spar⸗
tacus, undthat ihm, mie aus deifen Antwort zu erfehen
ift, den Vorſchlag, den Orden mit der Frepmaureren in
einen gewiſſen Zuſammenhang zu feßen. Spartacus ants
mortete ihm den 2. December: Er wolle feinen Vorfchlag
überdenken : Er felbit habe die Einficht in dieſes Gebäude
der Sdepmaureren in feinen Plan aufgenommen, aber erft
für fpätere Grade beſtimmt 3). Den 6. December ſchrieb
Epartacus abermahls an Cato: Er wolle ihm feine Mey⸗
nung über feinen Borfchlag und feine Zmeifel zuſchicken.
Doc fen er bereitö mit ihm einig, daß alle Areopagiten
(ſo nennten fih die Vornehmſten in dem Illuminaten⸗
Orden) von ihm die drey erften Brade der Maurerey ers
halten follten 2. Auch wollte er, daß in Athen (Muͤn⸗
chen) und Erzerum Cichſtaͤdt) Frepmaurer⸗ Logen ange⸗
legt werden ſollten. Cato antwortete den 7. December:
daß
2) Hriginalſchr. S. 297.
3) l. c. ©. 285.
4) I. c. ©. 286.
6 Gefhichte
drey große Branchen, in melde diefer Körper vertpeiße
fd, u. f. £. |
Spartieus wußte jedoch damals noch nicht alles von
der Diaurerey. Drnn er ſchrieb unter dem 6. Jan. 1779
an M. C. Porcius (welches vifintar eben der Caro iſ
unser andern folgendes: .„. Die wichtige Entdedung. fo
Sie an den Abbate Marotti gemacht haben, erfreut mich
ungemein. Nutzen Sie dieſen Umſtand, fo viel mrafıd.
Suchen Sie dur fol-den die wahre Geſchichte und die
erfien Urbeber der Maureren zu erfahren. Denn mit dies
fer alleın kann ich noch nicht aanz einig merden, vbmoblen
ich auch etwas errathen wollte.” 7).
So viel aus den in den Driginaffchriften enthafınen
Briefen erhellt, it noch mehrmals Über dieſe Verbindung
des Illuminatiomus mit der Srepmaureren aeratbichlage
worden. Die Sache fefbit ift aber erft nach dem Zutritt
des Philo (Ireyberr von Rnigge, jetzigem Churbrauns
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem Herzogthum Bremen)
zu Stande gekommen. Nach ſeiner eignen Erzaͤhlung kam
er im Julius 1700 zu Sranfrurt am Mayn mit dem Dio⸗
medes (Marcheſe von Eoftanza), weichen die Iſſuminaten
aus Bayern abgeſchickt batten, um in proteflantifchen
Ländern Eolonien anaulegen, in Bekanntſchaft, erfuhr
yon
7) Originalſchriften S. 203.
170 Negentengrad.
XXI. Er erbricht bie Sc.i der Meinen Illuminaten/
Magıfraten und Echentiihen Fbr ; au die Q- 1. der
Kityer und Preöbpter,, wie auch Die Prin.o der Nevigen.
Ader Die Primo der Minervalen, bie Sci der Kutter und
Dresbyter, und die Q.L. der Regenten erbricht er nicht.
XXI. Bis zum Reqgentengrad darf er obne Bewilli⸗
gung des National : Infpectors nicht eribeilen.
XXIV. Et ſol dem Decanus der Pichler monathlich
anzeigen laffen, au milden Fächern die indeflen aufge⸗
nommnen Minervalen fi haben einſchteiben laffen.
XXV. Cr foll feine Archive in Ordnung erhalten
folglih Tabellen, Reverfe und die Arten der Kitter ic.
von jeder Derfon einzeln heiten laſſen ⸗
XXVI. Veberhaupt foll er für gefhidse Mitarbeiter
in feientificis forgen.
XXVN. Die beſte an ihn geſchidte Abbandlungen ,
und alles was die Preöbnter angebt, 3. B. die Lebense
IAufe, Gharactere ıc. foß er richtig an den Decanus
beſorgen.
XXVIN. Er fol ſid den feinen Kunſtgriff merken,
durch Beförderung in der Prießer»Claffe , einem zur po ·
litiſchen Direction unfäbigen, übrigens aber geſchickten
x Seite in Untbaͤtigkeit zu ſetzen.
forgen, dag wenn mehr als 12 in eis
3, der zuͤchilgte in die Driefter» Elaffe
XXX.
Regentensrar. 1
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(L. S.)
Geheime Frerinzisl : Directien
(feine Uster.)
XXAIIII. Um elles kurz zu Farız, © fc der Sreoig:
ziel feine Provinz cur einen feiden 325 fizea, *:5 er
I TEr ve!
173 Regentengrad.
barinn alles Gute unternehmen, alles Boͤſe hindern koͤn⸗
ne. Gluͤcllich das Land, in welchem der D. diefe Macht
erlangt bat! Aber dies mird ibm nicht ſchwer werden,
wenn er den Anmeifungen der Obern genau folgt. Er
wird mit fo viel gefchiften, moralifch gebildeten, folgfar
men, im Verborgenen arbeitenden Männern alles aus⸗
richten, alles edle möglich, altes ſchlechte unmürkfam mas
chen. — Alfo keine Nachſicht ‘gegen Fehler, fein Neno⸗
‘ tigmus, feine Feindſchaft. — Nur die Rüdfiht auf das
allgemeine Wobl, und der Zweck des D's fol feiner Hands
lungen Triebfeder fon. Und dafür laſſe man ung forgen,
' daß wir nur ſolche Männer zu Provinzialen ernennen wer⸗
den , die dazu fähig find, daß wir aber auch Mittel in
Händen baben , den zu zuͤchtigen, der die ihm von und
vetliehene Macht misbrauchen mollte.
— XXXIV. Dieſe Maqt fol nur zum Beſten der Bbr.
verwendet werden; allen muß gebolfen werden, denen
man belfen fans Ein O's Mitglied fol man in jedem
"gleichen Fall allen andern vorziehen , für fie befonders, B
» für den gepräfteften, Geld; Bedienungen, Ehre, Guk *
und Blut verwendet werden, und Beleidigungen des 54
Steinen zur Ordensſache gemacht werden. =
Kriti⸗
*
:B
Kritiſche Geſchichte
bei
Sluminaten>: Grade,
Kricifche Gefchichte |
der Fluminaten» Grade,
5. Drden der Juuminaten ift den 1. May 1776 von
bem Spartacus (Hrn. Weishaupt, damaligen Profeſſor
auf der Vaperiſchen Univerfitit Ingolſtadt, nachmaligen
Herzogl. Sachſen Gothaiſchen Hofratby geftiftet wordenz
und es bat ſich dieſer in vielen unter feinem weltlichen
Nahmen herausgegebnen Schriften auch felbft ala Stifter
bekannt. S. Einige Originalfchriften des Illuminaten: Or⸗
dens — auf Befebl Seiner Churfuͤrſtlichen Durchlaucht
qdum Druck befördert, 3. Münden 1787.
Der Hrden war in feinem erften Urſprung und über
zwey Jahre lang eine eigne geheime Geſellſchaft, welche
mit der Freymaurerey gar nichts zu thun hatte Erft un Jahr
. 1777 wurde Spartacus Freymaurer 10 zu Ende des Jahre
1778 fiel man auf den Gedanken, den Suuminatenorden
mit der Freymaurerey in Verbindung zu bringen; Eaiö
CHerr von zwackh damals Pfalz Baperiſchet Regierunas⸗
| a 2 und
1) Weishaupts Nachtrag su ſeiner Rechtfertigung⸗
©. 43.
4 | Geſchichte
und nachber Fuͤrſtl. Salmiſcher Geheimer Rath) welcher
erſt den 27. November 1778 Frepmaurer geworden war,
meldet in ſeinem Diario: daß er mit dem Abbate Marotti
in Betref der Maurerep eine Unterredung gehabt, worin
ihm diefer das ganze Gebeimniß, welches ſich auf die alte
Religion und Kirchengeſchichte gründe, erklärt, auch ihm
‚ alle hohe Grade bis auf jene der Schotten mitgetheilt has
be 2). Ex fchrich dieſes den 30 November an den Spar⸗
tacus, und that ihm, mie aus deſſen Antwort zu erfehen
ift, den Vorſchlag, den Orden mit der Srepmaureren in
einen gewiffen Zufammenbang zu feßen. Epartacus ants
wortete ihm den 2. December: Er wolle feinen Vorfchlag
überdenken : Er felbit habe die Einſicht in diefes Gebaͤude
der Stepmaureren in feinen Plan aufgenonmmen, aber erft
für fpätere Grade beſtimmt 3). Den 6. December fchrieb
Spartacus abermahld an Cato: Er wolle ihm feine Mey⸗
nung über feinen Vorfchlag und feine Zweifel zuſchicken.
Doc fep er bereits mit ihm einig, daß ale Areopagiten
(fo nennten fib die Vornehmſten in dem Slluminatene
Orden) von ihm die drey erften Grade der Mlaurerey ers
halten follten 2. Auch wollte er, daß in Athen (Min:
den) und Erzerum CEichſtaͤdt) Srepmaurer: £ogen ange
legt werden follten. Cato antwortete den 7. December:
daß
2) Driginalfchr. ©, 297.
J 1. c. ©. 285.
u L. c. ©. 286.
der Illuminaten⸗Grade. 5
daß er darüber mit andern conmuniciren, es auch dahin
bringen wollte, daß für die Loge in Erzerum eine Conſti⸗
\tution von Berlin erhalten würde, worauf man Die von .
Athen von derfelben feparirt halten, und die Athener Loge
als die Mutterloge angeben Eünnte 5).
"Die Abfihe von diefem allen war, wie Cato ſolche in
gedachtem Diario aus einem nicht mehr vorbandnen Brief
des Spartacus an den Celſus angegeben bat ©: daß die
Illuminaten eine eigne Maurer: Loge balten, daß fie dieſe
als ihre Pflanzfchule betrachten, Einigen von diefen
Maurern das, was die Jluminaten mebrerea , als die
Maurer hätten, nicht einmal offenbaren, fi) bep jeder
Gelegenheit mit der Maurerey decken , noch eind und
das andre den Maurer: Statuten beyfügen , diejenigen
aber, welche nicht zum Arbeiten Cin den Illuminaten⸗
Drden) taugten , in der Maurer:Loge , wo fie allenfaus
avanciren, aber nichts von dem weitern Spſtem erfahren
ſollten, laſſen, und den Maurern folgende Geſchichte er⸗
zählen wollten; Die Maurerep ſep su betrachten, wieder
Srancifcaners Orden; in ſolchem befänden fich Franciſca⸗
ner, Minoriten, Capuciner; im Grund aber fepen alle
Sraneifcaner: So fev es auch hier; obwohlim Grund
nur ein Maurer» Drden in der Welt ſey, fo feven do
drey
5) 1. c. ©. 291.
6) l. c. S. 300.
6 | Geſchichte
drey aroße Branchen, in welche dieſer Körper vertbeilt
fep, u f. f. |
Sparticus wußte jedoch damals noch nicht alles von
der Diaurerey. Denn er fdrieb unter dem 6 Jan. 1779
an M. C. Porcius (welches vifnkar eben der Caro if)
unser andern folgendes: Die wichtige Entdedung fo
Sie an den Abbate Marotti gema:bt haben, erfreut mid)
ungemein. Nutzen Sie diefen Umſtand, fo viel maͤglich.
Suchen Sie dur folden die wahre Geſchichte und die
erfien Urbeber der Maurerep zu erfahren. Denn mıt dies
fer atleın Fann ich noch nich: aans einig werden, ohwohlen
ich auch eiwas errarhen wollte.” 7).
So viel aus den in den Driginalfchriften enthaftnen
Briefen erheüt, ift noch mehrmals über dDiefe Verbindung
des Illuminatiemus mit der Frepmaurered geraibſchlagt
worden. Die Sache ſelbdſt iſt aber erſt nach dem Zutrite
des Philo (Ireyberr von An’gze, ietzigem Churbraun⸗
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem Herapathum Bremen)
zu Stande gekommen. Nach feiner eignen Erzaͤblung fans
er im Julius 1200 ;u Sranfrurt am Mapn mit dem Dio⸗
medes (Marcheſe von Coſtanza), meiden die Illuminaten
aus Bayern abgeſchickt hatten, um in proteſtantiſchen
Ländern Eolonien anaulegen, in Bekanntſchaft, erfuhr
von
7) Originalſchriften S. 303.
8 Seſchichte
Sparracus verfertigte Sachen, wobey dieſer nicht immer
mut fi ſelbſt einig mar, und von Zeit zu Zeit manches
geäntert und zugefegt bätte 4), in Ordnung 3 bringen,
und da‘ ganze Syfiem , bit auf die baͤhern Mpflerien,
auszuarbeiten , und hierauf alles an Die Areopasiten und
den Spartacus einzufdiden 5). Doch muß er bereits
vorber manches bearbeitet haben, da Spartacus feiner
Arbeiten ſchon in einem Brief vom 26.Manı7gı gedenkt 6).
Auch wurde ſein Vorſchlag, (der jedoch nach dem Obi⸗
gen nicht urſoruͤnalich von ihm herruͤbrte) das Ganze an
die Freymaurerey anzulnäpfen, und vom großen Illumi⸗
narennrade an alles auf die Frevmaurerifchen Hierogliyphen
zu Rügen, genehmigt 7.
Nach dem bieräber abgeſchloßnen Receß 8) d. d. Muͤn⸗
hen vom 20 December 1781 follte der Orden nachftebende
Klaffen haben:
Erſte Claſſe: Minervalen
a, Noviq
b. Minerval
c. Minervalis Illuminatus, oder Illuminatus minor.
Zweyte
4) Drininalfchriften , durchaus.
5) Phılo’d Erklaͤr. ©. 78.
6) Drinna'fihr. &. 376.
7) Philoꝛc Erklar. &. 79.
8) Nachtraa von weitern Originalfchrirten der Illumi⸗
naten, 8. München 1787, mente Abtheil. ©. 8.
11 Seſchichte
welche Philo mit ſich nahm, und ſich zu Frankfurt am
Mapn, mo er damals gewoͤhnlich war, an die Arbeit
machte 9). Es wurden außer den im obgedachten Receß
enthaltnen Sachen noch einige weitere Verabredungen ges
troffen: 3. E. Pbilo follte das Sreymaurer Rituale der
drey. ſpmboliſchen Grade ; wovon auch ſchon ein Aufſatz
vorhanden war ı), nebſt einem Conſtitutionsbuch ausar⸗
beiten, und daſſelbe ſo viel moͤglich in allen Logen durch
den Einfluß der Illuminaten einfuͤhren laſſen, und cAes
ſo einleiten, daß dieſe in den Logen der verſchiednen Sy⸗
‚ Teme die Pberhand befämen, um den mäßigen Haufen
= der Srepmaurer für die gute Sache in Thaͤtigkeit zu ſetzen.
Auch bedung er fich aus, daß denen durch ihn aufgenome
menen, und üderbhaupt allen Untergebenen, Beine Bücher
anempfoblen werden follten, in welchen die Lehren der
chriſtüchen Religion angegriffen würden: daß man Vor⸗
ſichtigkeit in Anfebung der Pflichten undVerbifeniffe gegen
Die Staaten anempfoblen, und überhaupt die gaͤnzliche
Entwickelung der religioͤſen und politiſchen Grundſaͤtze des
Ordens, als welche das reifſte Nachdenken erforderten,
bis auf die großen Myſterien verſparen und dieſe vorerſt
noch nicht ausarbeiten ſollte 2). Alſo ſollten die gedachten
Grundſaͤtze erſt in dem Priefter-und Regentengrad, woraus
da⸗
9) Philoꝛs Erklaͤr. ©. 82.
1) Nachtrag der Originalſchr. 2. Abth. ©. 10.
2) Philsꝛs Erflär. S. 79. 80.
N
if. Nach jenem Receb follte die Schottiſche Maurerep
12 Geſchichte
großen Illuminatengrad. Ohne Zuſatz, und ohne Hin⸗
weglaſſung, 8. Edeßa 1788 (Frankfurt am Mayn, bey
Herman). Philo erkennt diefen Abdruck für aͤcht, und
fagt, ob er gleich nicht wiſſe, von mem er herruͤhre, fo
ſey doch alles fo, wie ed aus feiner Hand gekommen
fep 2. Ein berrächtlicher Theil dieſer Dinge ſteht auch
im Erſten Theil (kein zweyter if erfchienen) der voll
ſtaͤndigen Geſchichte der Verfolgungen der Iluminaten,
8. Frankfurt und Leipzig 1786, (Nürnberg) in der Grat⸗
tenauerifhen Buchhandlung 5). Manches auch ſchon in
Dem Schreiben an Hertm Hoffammerrath Utſchneider,
8. 1786. 6)
Die sweyte Klaſſe follte nach obigem Receß nur die
drevy Grade der fumbolifhen Maurerey begreifen, wor⸗
über auch ein Rituale, davon ſchon etwas zur Zeit des
Receſſes vorhanden war 7) und ein Conſtitutionsbuch
ausgearbeitet werden follte, auch wuͤrklich ausgearbeitet
wurde 8), aber in dem vorhin gedachten dchten Illuminaten
nicht befindlich, auch meines Willens noch nicht gedruckt
eine
P Philo's Erflär. ©. 96.
5) S. 119 — 221.
6 ©. 56 — 136,
7, Nachtrag der Originalſchr. 2. Abth. &. 10.
8) Bhilo’s Erflär. ©. 78. Nachtrag. 1. Abth. &. 108.
⸗
ber Illuminaten-Grade. 13
eine eigne und zwar die dritte, oder ſogenannte Myſte⸗
rienklaſſe ausmachen. Man hat aber dieſelbe nachher
mit zur zweyten Klaſſe gerechnet. Ob Philo, oder wer
ſonſt den erſten Einfall dieſer Veraͤnderung gehabt, fin⸗
det ſich nicht; es iſt auch hieran nichts gelegen, da dieſe
Abaͤnderung nachher von Spartacus und ſeinen Areopa⸗
giten genehmigt worden. "Don nun an gehoͤrten die
Schottiſchen Grade nicht mehr zu der fogenannten Dips
- Rerienklaffe , fondern diefe Klaffe erhielt eine andre Eins
richtung und Abrbeilung ; wie aus dem folgenden erbellen:
wird.
Die Schottiſche Maureren hatte zwey Grade r.
den Schortifhen Novizen, der auch JIlluminatus ma-
jor heißt, und 2. den Schottiſchen Ritter, welcher
auch Illuminatus dirigens genennt wird. Jener iſt ebene
falls in dem bemeldten Achter Juuminsten abgedrudt ;
dieſer aber nicht. Philo fagt, daß der Illuminatus diri-
gens, oder Schottifche Ritter, zur Zeit ald et feine Er:
klaͤrung fchrieb das it 1788) noch nicht gedruckt fep 97.
Sch entfinne mich auch nicht , ihn nachher anderfimo ges
druct gefunden zu haben.
Das Publicum verliehrt auch dabey eben nicht viel.
Denn felbft nach obigem Receß follten die Schostifchen
Grade nichts enthalten, moraus man den geheimen Plan
über
H Philo's Erklär, ©. 106.
14 | Geſchichte
und die eigentliche Abſicht des Ordens abnehmen kaͤnnte.
Drum es beißt dafelbit bey Gelegrnheit der bebeın Mpſte⸗
rien: „» Zaugt der Mann au nichts beſſerm, 10 bleibe er
Schottiſcher Ritter.” 1?
indes kan man den weientlichen Inhalt deſſelben aus
der Ersäblung dee Philo, und aus Nrn in dem Nachtrag
enthaltenen Briefen, obnfchmwer erfchen. Da man einmal
Die Abſicht hatte, die Religion mit in das Spſtem au vers
weben, theild um ſich den Weg zum völligen Auffchiuß,
oder, wie Philo oben faate, zur völligen Entwickeſung zu
bahnen, nach welcher, wie ſich in der Folge zeigen wırd,
nlle pofitive Religion Berrug ſey: theils um die Mitglie⸗
der, weiche noch Religion hatten, micht fornenweg abaus
fchröden, weswegen auch Philo zum Äftern ‚gegen die uns
vorfichtige Auskramung des Deismus warnte 2), auch)
Andre ſich daran fließen, DaB Leute im Drden feven, die
alle Religion als Aberglauben laͤcherlich zu machen ſuch⸗
ten 2), fo fand Philo für gut, dieſes auf eine behutſame
Art indem Schottiſchen Nittergrad zu thun, und fo mit .
den Uebergang zu der nun fogenannten Moſterienklaſſe,
welche urfprünglich den Priefter und Regenten-Grad uns
ter dem Nabmen der böhern Mpfterien enthalten follte 4),
su
1) Nachtrag zu den Hriainalſchr. 2. Abtb. ©; 13.
2) Nachtrag der Driginalichr. 1. Abth. ©. 200. 203.
21.c.& 182.
4) Nachtrag. 2. Abth. ©. 13. hild’s Erkidr, G. 96
der Ill uminaten⸗Grade. 15
au erleichtern. Demnach wollte er die chriſtliche Religion,
fo wie er fie ſich vorftellte, und von welcher er behauptete,
fie ſey, wenn fie von Menfchenfagungen gereinigt, und
unmittelbar und ohne Verdrebung aus der Bibel geſchoͤpft
würde , unter allen pofitiven Religionen die beite, cauf
eine Zeitlang) aufrechthalten, und fie dadurch intereſſant
machen, daß man das Andenken ihres aättlichen Stifters.
Rucch einfache ‚, herzergreifende Ceremonien, nach Schots
eiſcher Maurer Weife inden Verfammlungen feperte, und.
die Frepmaurerey, wie fie es duch wohl ihrer Stiftung
nach hätte ſeyn follen,, als den engern Nusfchuß Auf '
ſchluß ſcheint ein Druckfehler zu fenn) befferer Chriſten
Darftellte. Daber batte er auch ein Ritual zur Feyerung
Der Agapen oder Liebesmäpler nad Art der eriten Ehris
fen erdacht und bepgefügt 5).
Abilo, ein Broteftant, war ein großer Areund von Cerca
monien 6), Spartacus aber, ein Katholik, war es nicht,
Daber wae diefer auch mit dem vom Philo verfertigten
ESchottiſchen Rittergrade nicht ganz zufrieden. Er ſchrieb
in einem Brief an den Eato7), folgendes: » Zaffen Sie
mit Ertheilung des Rittergrades noch auf eine kurze Zeit
Innſtand balten, laffen Sie folchen nen abſchreiben: dabey
aber
5) Philo⸗s Erflär. E. 104 — 106.
6) I. c. S. 115.
7) Nachtrag der Originalſcht. 1. Abtbh. e. 66.
6 Geſchichte
drey große Branchen, in welche dieſer Körper vertheilt
feb / u. ſ. f. |
Sparticus mußte jeboch damals noch nicht alles von
der Diaurerev. Denn er fdrieb unter dem 6 Jan. 1779
an M. C. Parcıus (welches vffenbar eben der Caro iM)
unter andern folgendes: .„. Die wichtige Ensdedung. fo
Sie an den Abbate Marotti gemacht haben, erfreut mich
ungemein. Nutzen Sie dieſen Umftund, fo viel mrafıd.
| Suchen Sie durch fol-den die wahre Geſchichte und die
erfien Urbeber der Maurerep zu erfahren. Denn mit dies
fer allem fann ich noch nicht aanz einig werden; obwohlen
ich auch etwas errathen wollte.” 7.
So viel aus den in den Driginaffchriften enthafnen
Briefen erhellt, ift noch mehrmals über dieſe Verbindung
des Illuminatiemus mit der Frepmaurerey arrasbichlage
worden. Die Sache fetbit if aber erſt nach dem Zutrite
des Philo (Frepberr von An’gze, irzigem Churbraun⸗
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem Heraogthum Bremen)
zu Stande gekommen. Nach feiner eignen Erzaͤblung fans
er in Julius 1700 zu Sranfrurt am Mann mir dem Dio⸗
medes (Marcheſe von Coſtanza), weichen die Illuminaten
aus Bayern abgefhidt hatten, um in proteſtantiſchen
Ländern Eolonien ansulegen, in Bekanntſchaft, fuhr
von
7) Originalſchriften S. 303.
ber Illuminaten⸗Grade. 7
von ibm die Exiſtenz der IAuminaten, und wurde aufs
genommen 8).
Letzteres mag allenfalls gegründet ſeyn; aber ſicherlich
batte er vorbeh ſchon Nachricht von der Eriftens des Des,
»dens und deffen Syſtem. Denn Spartacus meldet ind
nem Brief vom 28. Februar 1780 und alfo vier Monathe
vor diefer Bekanntſchaft, er babe ihm die Sache des Eato
zugeſandt. Da Philo wahrfcheinlich hierüber feine Dep-
nung eröfnen follte , fo fegt diefes eine frühere Willen»
ſchaft von der Anftalt voraus. Doch bieran iſt wenig ge»
legen; vielleicht hat den Philo fein Gedaͤchtniß irre ges
führt 9%
Philo correfpondirte dierauf nach München, erdielt
" im November einen Brief von Spartacus 1), flug dem
Epartacup neue Eandidaten zum Orden vor, nabım fid)
der ganzen Sache mir Ernit an, und brachte viele Frevy⸗
N, aaurer zu den IHuminaten 2). Das Fahr darauf im No⸗
mber 1781 reiſete er felbit nah Bayern 3) und erhielt .
von den Areopagiten den Auftrag, alle biöherige von
nr Spare
‘9 Philo⸗s endliche Erklärung und Antwort u. ſ.f. Han⸗
nover 1788. ©. 32.
9) Driginalfchr. S. 353.
ı) Driginalfhr. ©. 355.
2) Philos Erklär. S. 39.
2) l. c. G. 57.
8 Geſchichte
Spartaeus verfertigte Sachen, mobry dieſer nicht immer
mir fich ſelbſt einig mar, und von Zeit gu Zeit manches
geändert und zugeſetzt bätte 4), in Drdnung 3 bringen, '
und das ganze Syſtem, bit auf die hähern Mofterien,
guszuarbeiten , und hierauf alles an die Areopagiten und
den Epartacus einzuſchicken 5). Doc muß er bereits
vorher manches bearbeite haben, da Spartacus feiner
- Arbeiten ſchon in einem Brief vom 26.Manı 781 gedenft 6).
Auch wurde fein Vorſchlag, (der jedoch nach dem Obi⸗
gen nicht urfprünalich von ihm herrührte) das Banze an
die Sgeymaurerey anzulnäpfen, und vom großen Illumi⸗
natengrade an alles auf dig frevmaurerifchen Hieroglyphen
au fügen, genehmigt 7'.
Nach dem hieräber abaefchloßnen Receß 8) d.d. Muͤn⸗
chen vom zo December 1781 follte der Orden nachſtehende
Klaſſen haben:
Erſte Claſſe: Wiinervalen
a. Novig
b. Minerval
c. Minervalia Illuminatus, oder Illuminatus minor.
äwerte
4) Driginalfriften , durchaus.
5) Philos Erklaͤr. ©. 78.
6) Originalſchr. ©. 376.
7) Bhilo’s Erflär. &. 79.
8) Nactran von weitern Orlginalfdriften der Illuml⸗
naten,g. Münden 1787, zweyte Abtheil. ©. 8.
der IMuminaten: Grade, 9
Zweyte Claſſe: Freymaurer
a. Lehrling
b. Geſell
c. Meiſter.
Dritte Klaſſe: Moſterienklaſſe
a. Illuminatus major, oder Schottiſcher Noviz
b. Illuminatus dirigens, oder Schottiſcher Ritter.
Die hoͤhern Mofterien ſollten beſteben in einem
a. Prieſtergrad;z moben die eigentlihen Priefter, als
Vorſteher der wiſſenſchaftlichen Ede, von den
Magis oder höhern ſpeculativiſchen Köpfen unters
ſchieden und alfo bereits zwey Abtheilungen in
dirfem Brad vorausgeſetzt wurden.
b. Regentengrad.; damals noch ohne weitere Abtheir .
fung, welche erft nachher dazu kam.
Die boͤhern Myſterien follten erſt in der Solge verfaßt,
andı indeß Materialien von den Areopagiten gefammelt,
und an den Philo eingefender werden. Diefer ſollte das
Skelett alddann entwerfen, foiches unter den Areopagis
ten cireuliren laffen; wenn alles berichtigt fen, follte es
‚der General Spartacus bekommen; alsdann alles ganz
ausgearbeitet, wieder herumgefhidt, ins Reine gebracht,
und nachher ausgetbeilt werden,
In Anfehung der drey erfien Klaffen und deren
Anterabtbeilungen waren bereite Aufſaͤtze vorhanden ,
welche
x
11 Seſchichte
welche Philo mit ſich nahm, und ſich zu Frankfurt am
Mapı, mo er damals gewoͤhnlich war, an die Arbeit
machte 9). Es wurden außer den im obgedachten Receß
entbaltnen Sachen noch einige weitere Verabredungen ges
troffen: 3. E. Philo follte das Sregmaurer: Rituale der
drey. ſpmboliſchen Grade , wovon aud ſchon ein Aufſatz
vorhanden war 15, nebſt einem Conſtitutionsbuch ausar⸗
beiten, und daſſelbe ſo viel moͤglich in allen Logen durch
den Einfluß der Iuuminaten einführen laſſen, und ces
fo einleiten, daß diefe in den Logen der verfchiednen Sys
ſteme die Oberhand befämen, um den mäßigen Haufen
der Srepmanrer fuͤr die gute Sache in Tpätigfeit zu ſetzen.
Auch bedung er ſich ans, daß denen durch ihn aufgenom«
menen, und üderbaupt allen Untergebenen, Beine. Bücher
anempfoblen werden follten, in welchen die Lehren der
ebriftlichen Religion angegriffen würden: Daß man Vors
fichtigkeit in Anfebung der Pflichten undVerbäfeniffe gegen
Die Staaten anempfohlen, und überhaupt die gaͤnzliche
Entwickelung der religiöfen und politifchen Brundfänge des
Ordens, ale welche das reiffte Nachdenken erforderten,
bis auf die großen Myſterien verfparen und dieſe worerk
noch nicht außarbeiten follte 2). Alfo follten die gedachten
Grundräge erh in dem Priefter:und Regentengrad, woraus
Das
9) Philos Erklaͤr. ©. 82.
1) Nachtrag der Originalſchr. 2. Abth. S. 10.
a) Philos Erklaͤr. S. 79. 80.
der Jluminaten⸗Grade. 10
damals die hehern oder großen Moherien befteben folls
ten, vorg: tragen werden. Nachber bat ſich, wie ſichs
gleich zeigen wird, die Sprache in etwas geändert, fo
Daß man die vorhin fogenannte dritte Mpfterienftaffe
nicht mehr mit diefem Nahmen belegt , und dagegen in
den fo berittelten böbern Myſterien, wieder eine Abe
tdeilung in die kleinere und größere Mpfterien beliebt hat.
Yhito arbeitete die ihm aufgetragenen Sachen außs
und fo befam nunmehr der Orden folgende etwas ver⸗
änderte Geſtalt, Klaſſen und Grade 2). "
Die erſte Klaſſe war, mie fie Philo nennt, die
Pflanzſchule, und begriff das Novitiat und die Miner⸗
valklaſſe. Dazu gehörten verſchiedie Aufiäge, 3. 3.
ein DBorbereitungsauffan, in welchem ein allgemeiner
Beariff vom Drden gegeben wird, die allgemeinen ˖ Or⸗
dens-Statuten, die Statuten dee Minervalen, eine
Inſtruction für die Obern derfetben. Alle diefe find
auf die Aufiäne des Epartacus erbaut, und nachher in
folgendem Werkchen gedrudt worden: Der ächte Ilu⸗
minat, oder die wahren unverbefferten Kirusle der
Juuminaten, entbaltend 1. Die Vorbereitung, 2, Novis
ist, 3. den Minervalgrad, 4. den Fleinen und 5.
großen
3) Dhilo’s Erflär. ©. 89 u. f. | Nachtrag der Origi⸗
nalſchrift, 1. Abth. S. 108.
a2 Geſchichte
großen Illuminatengrad. Dbne Zuſatz, und ohne Hin⸗
weglaſſung, 8. Edeßa 1788 (Frankfurt am Mayr, bep
Herman). Philo erkenne dieſen Abdrud für aͤcht, und
fagt, ob er gleich nicht wiſſe, von mem er herruͤhre, fo
fev doch alles fo, wie ed aus feiner Hand gekommen
fep 2. Ein betraͤchtlicher Theil diefer Dinge ſteht auch
im Erftien Theil kein zweyter if erfchienen) der voll
ſtaͤndigen Geſchichte der Verfolgungen der Illuminaten,
8. Frankfurt und Leipzig 4786, (Nuͤrnberg) in der Grat⸗
tenaueriſchen Buchhandlung 5). Manches auch ſchon in
Dem Schreiben an Herrn Hofkammerrath Utſchneider/,
8. 1786. 6)
Die zweyte Klaſſe ſollte nah obigem Receß nur die
dred Grade der ſymboliſchen Maurerey begreifen, wor⸗
uͤber auch ein Rituale, davon ſchon etwas zur Zeit des
Receſſes vorhanden war 7) und ein Conſtitutionsbuch
ausgearbeitet werden ſollte, auch wuͤrklich ausgearbeitet
wurde 8), aber in dem vorhin gedachten aͤchten Illuminaten
nicht befindlich, auch meines Willens noch nicht gebrudt
M. Nach jenem Receß follte die Schortifche Maurerey
| eine
‚2 Philo's Erklär. ©. 96.
5) S. 119 — 221.
6 ©. 56 — 136.
7, Nachtrag der Drisinalfchr. 2. Abth. S. 10.
8) Philo's Erklär. ©. 78. Nachtrag. 1. Abth. &. 108.
a wm
vo.
ber Ihuminaten: Grade, | 13
eine eigne und zwar die dritte, oder fogenannte Myſte⸗
rienEfaffe ausmachen. Man bat aber diefelbe nachber
mit zur zweyten Kaffe gerechnet. Ob Philo, oder mer
fon den erften Einfall dieſer Veränderung gehabt, fins
det fich nicht; es ift auch hieran nichts gelegen, da dieſe
Abänderung nachher von Epartacus und feinen Areopas
'giten genehmigt worden. "Don nun an gehörten die-
Schottiſchen Grade nicht mehr zu der fogenannten Dips -
ſterienklaſſe, fondern diefe Klaffe erhielt eine andre Eins
richtung und Abtheilung ; wie aus dem folgenden erhellen
wird.
Die Schottiſche Maureren hatte zwey Grade r.
den Schottiſchen Rovizen, . der auch Jlluminatus ma-
jor heißt, und 2. den Schottiſchen Ritter, welcher
auch Tlluminatus dirigens genennt wird. Jener iſt eben»
falls in dem bemeldten Achte Fuuminaten abgedruckt;
diefer aber nicht. Philo fast, dag der Illuminatus diri-
gens, oder Schottifche Ritter, zur Zeit als et feine Er⸗
klaͤrung ſchrieb (das iſt 1788) noch nicht gedruckt fep 9).
Ich entfinne mic) auch nicht, ihn nachher anderfimo ges
drudt gefunden zu haben.
Das Publicum verlichrt auch dabey eben nicht viel.
Denn ſelbſt nach obigen Receß follten die Schostifchen
Grade nichts enthalten, moraus man den geheimen Plan
über
H Philo's Erklär, ©. 106.
14 BGe ſchichte
und die eigentliche Abſicht des Ordens abnehmen kuͤnnte.
Denn es beißt daſelbſt bey Gelegenbeit der hoͤhern Myſte⸗
rien: „Taugt der Mann zu nichts beſſerm, ſo bleibe er
Scottiſcher Ritter.” 12
Indeß fan man den weientlihen Inhalt deffelden aus
der Ersäblung dee Phılo, und aus den in dem Nachtrag
enthaltenen Briefen, obnſchwer erfchen. Da man einmal
Die Abſicht batte, die Religion mit in das Spflem zu vers
weben, theild um fi) den Weg zum völligen Aufſchluß,
oder, wie Philo oben fagte, zur völligen Entwickeſung zu
bahnen, nach welcher, wie fi in der Folge srigen wird,
alle pofitive Religion Berrug ſey: theils um die Mitglie⸗
der, weiche noch Religion hatten, nicht fornenweg abzu⸗
fhröden, weswegen auch Philo zum Aftern gegen die uns
vorfichtige Auskramung des Deismus warnte 2), auch
Andre ficd daran fließen, daB Leute im Drden feven, die
alle Religion als Aberglauben lächerlich zu machen ſuch⸗
ten 3), fo fand Philo fe gut, diefed auf eine behutfame
Art indem Schottiſchen Nittergrad zu tbun, und fo mit .
den Uebergang zu der nun fogenannten Mofterienklafle,
welche urſpruͤnglich den Priefter und Regenten-Grad uns
ter dem Nahmen der böbern Mipfterien enthalten follte 4),
su
V Nachtrag zuden Oriainalſchr. =. Abth, S. 13.
2) Nachtrag der Originalſchr. 1. Abth. S. 200. 2085.
3) 1. c. S 182.
H Nadtras. 2. Abth. S. 13. Vhilo's Erkidr, G. 6.
Be
der Ill uminaten⸗Grade. 15
au erleichtern. Demnach wollte er die chriſtliche Religion,
fo wie er fie fich vorftellte, und von welcher er behauptete,
fie fen , wenn fie von Menfchenfagungen gereinigt, und
unmittelbar und obne Verdrehung aus der Bibel gefchöpft
würde, unter allen pofitiven Religionen die beite, cauf
eine Zeitlang) aufrechtbalten, und fie dadurch intereffane
machen, daß man das Andenken ihres güttlichen Stifters.
hurch einfache , herzergreifende Geremonien, nach Schot⸗
eifcher Maurer Weife inden Verſammlungen feverte, und.
die Srepmaurerep , wie fie es duch wohl ihrer Gtiftung
nach hätte ſeyn follen,, als den engern Nusfhuß Hufe
ſchluß ſcheint ein Druckfehler zu ſeyn) beſſerer Chriſten
darſtellte. Daber hatte er auch ein Ritual zur Severung
Der Agapen oder Liebesmaͤhler nah Art der eriten Chris
fen erdacht und bepgefuͤgt 5).
APhilo, ein Proteftant, war ein großer Areund von Cere⸗
monien 63, Spartacus aber, ein Katholik, war ed nicht,
Daher war diefer auch mir dem vom Philo verfertigteis
Schottiſchen Rittergrade nicht ganz zufrieden. Er ſchrieb
in einem Brief an den Cato 7), folgendes: »‚ Laffen Sie
mit Ertheilung des Rittergrades noch auf eine kurze Zeit.
Innſtand halten, laffen Sie folchen neu abfchreiben : dabey
aber
5) Philo⸗s Erflär, &. 104 — 106.
6) I. c. G. 115. |
7) Nactrag der Originalſcht. 1. Abib. ©. 66-
ı
16 Geſchichte
aber laſſen Sie aus 1. den Revers, 2. das Liebesmahl,
3. die von Philo verfaßte Eaudermiifche halbtbrofophifche
Anrede, und Erklaͤrung der Hierogipphen. Statt deſſen
erhalten Sie dirfer Tagen cine von mir neurerfaßte ſehr
zweckmaͤßige wichtige Anrede. Ich habe es vor noͤthig befun-
den, diefe Abänderung zu machen, weil diefer Arad offen⸗
bar der elendefte von allen ift, ſich fo gar nicht zu den uͤbri⸗
gen ſchickt, aller Achtung der Leute, die mit jedem Grade
wachfen ſollte , vermindert ; und wie die Beylage zeigt,
den M. Aurelius nebft noch mehr andern ſcheu gemacht.
F. — — und mehr andre nennen es jouer la Religion,
und fie haben recht.”
Diefe Anrıde des Spartacus if jedoch nicht gleich
Angenommen und eingeführt worden. Denn Phile fehreibt,
er babe ale feine Grade von den Areopagiten genehmigt,
und mit Epartacus Ordens-Pettſchaft und Chiffer bes
glaubigt, zum Austheilen zuruͤck erhalten. Daß feine
Anrede abgeaͤndert worden, meldet er nicht, ſondern ſetzt
blos hinzu: Nur fand man, daß die religioͤſen Ceremonien
im Schottiſchen Ritterarad ohne Gefahr in katholiſchen
Laͤndern nicht leicht einzufuͤhten fepn wuͤrden, und bedung
fich daher aus, dieſe nach den Umſtaͤnden weglaſſen zu
darfen. Alles Abrige war ihnen Recht 8.”
Nach der zwiſchen Phifo und Spartacus entſtandnen
Mishelligkeit aber bediente fih Spartacus feiner eignen
. An⸗
8, Philo⸗s Erklaͤr. S. 123.
18 Geſchichte
Jabr 1783 fein Briefwechſel mit Spartacus ein Ende
nabm 3) ihm auch wobl nicht communicirt worden. Denn
unterm 28. December 1783 gedenkt Spartacus der ſchon
voebandnen zwey Grade der hoͤchſten Wiyfierien 4).
Ber Dem Heinen Prieſtergrad hatte Dbilo fat alles
aus des Spartacus Aufſaͤden genommen, und deſſen ſoge⸗
nannte in dem Nachtrag der Originalſchriften 5) nachber
abgedradıe Anrede an die IIluminatos dirigeutes 6) und
die InÄrucrion der Bropinciaien in fcientikcis zum Grun⸗
de gelegt >).
Bea dem Ficinen Regentengrad mer das Weſentliche
wichrum vom Spertacué. Dibep barte Pbilo die erſte
Neirteder Prerinzia: Äniructıen melde ſich im Nachtrag
der Driginaliarıften iedoch aicht selkindıg befindet) mit
su Dil genommen 8).
Deſe teren Srade erickeinen bier gedrackt, fo wie
fe sex Baue verningt, Son Eperiaras uud den Ares⸗
BayirE
s tea, 1. Eh S. 115 117. 128
4 LC S. an
er Rose a 30) SL.
e et. ©. ııı.
Kurze: ı. Ber ©. re
..-:&. u a nr di S. 12. Bılıs
Er 8. 115. uB
20 Geſchichte
ſcher Ritterſchaft in feinem Evßen baben; uub gerade
Dep Gelegenheit, daß er von dem Grad des Hinminati
dirigentis (peiche, erflärt er ſich gegen dieſeide 2). Im
Dem Aeceß vom 20. December 178: abır war belicht wor;
den, daß Uaminatus dirigens uud Edcottiſcher Aitrer
einerlep ſeyn follte 3). WBahrkbeiniiy iR alfe jene An⸗
rede noch ver dieſem Aeceß angefangen worden, da iz
der Ueberſchriſt bios Illuminati dirigentes, und feine
Sdottifche Bitter erwähnt werden. „Im Jahr 1792
zermutbli bald nach jenem Receß, nahm Spartacus
dieſe Aurede wieder vor, ſetzte fie fort und endigte ſie;
um fie dem Philo zuſchicken zu können, welcher den
SSrieker » und Regentengrad verlangt hatte. Denn im
Dem Muͤnchner Receß, waren bie Grade nur bis zum
Schottiſchen Kittergrad feſtgeſedt worden 4). Dabre
auch Spartacus in dem unter feinem weltlichen Nabhmen
Weishaupt berausgegebnen Nacherog zur Kechtfersigung
einer Abſichten 1787 5) gar wohl fagen fonnte, er babe
Diefe Anrede im Jabt 1782 verfaßt. Er wollte fie nun.
an einen andern Ort, nemlich in den Prieſtergrad bin«
Bringen. Aber der Titel: an die Uuminatos dirigenten
lich im Eonsept, wie er einmal wat/ Reben; und ſo
iR.
3) Nadtırag ı 1. Abth. S. 9
3) Nachttag, 2. Abth. ©.n.
4) Nachtras, 2. Abth. ©. 13. 1. Abth. €. on.
„28.9 -
MT Geſchichte
rierſtergrad das Hauptwerk ausmachte, ſchlechterdings
nicht gemeynt haben. Denn in derſelben ſteht unter
mebrern böchRbedenkficken Aeuſſerungen auch dieſe 8).
Da die Moral die Kunſt fen — die Fuͤrſten zu ents
.beren. .. Sicherlich wuͤrde er es nicht gewagt haben,
fa etwas dem Churfuͤrſten vorzulegen; mie er Tann auch
in dem gedachtem Brief ade Vorſichtigkeit emipfieblt,
und mandre-abarändert, ciniges auch wega: laſſen willen
woute. Gr wenns alfa die von ibm neu: verfaßte Ans
rede des Ritterarades, die in der Befchichte der Derfols
gungen 8) Keht, und wovon vorhin geredet worden.
Und fg iſt klar, daß diefe Ältere Anrede nicht nachher
in den C chortifcgen Kittergrad eingetragen morben.
Spartacus hatte dieſe mehrgedachte Anrede an die
‘Illuminatog dirigentes in eine Anrede des Prieflergrades
verwandelt. Er ſpricht in einem Brief an Cato aus⸗
fuͤhrlicher ven der Anrede des Prieſtergrades und was er
von derſelken ſagt, paßt vollkammen auf jene Aurche u
und iſt ia derſelten wörtlich enthalten 1). „Nun’ bia
ich endlich, -Cchreibg er, mis der Yorede. des Prieſter⸗
genden fertigr ich glaube ſie ſo umgearbeitet au haben,
daß Ace richtiger, und volftändiger und ungleich erheb⸗
0 fiher
w A Ab. ©. 93
9 ©. 222.
D Raqtrag der Orig. 1. Ubth. ©. 66.
4
4 „f
Fi un
Pu er vr En Fr 7
34 Ä Geſchichte
| Anaenfchein lehrt, einzig und allein von ſeiner eignen
Arbeu. Es iſt alfo dieſer Brief fruͤder gefchrieben, ebe
des Vbilg Prieſtergrad au den Spartaeus eingelangt |
mar, ia eber, ale Pbilo diefen Aufſatz des Epartarıs
worauf er feinen Brad erbaut hat, erhalten batte. &pate
Yarud gedenkt anderer Verfonen , denen er feine Anrede
communıc;ren wollte 4) fast aber noch nicht, daß er Dies
ſelde dem Philo aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗
dagiten in Bayern murten fie zuvor baben 5).
Nun giebt Spartacus den weſentlichen Inhalt feiner
Anrede des Prieſtergrades an, und diefer iR ganz dee
nemlihes der auch in der fogenannten Anrede ga die
IUlluminatos dirigentes enthalten ıR. „Ich alaube num
Ben nabe fein, fagt et 6) wicwohl ſolches fein Erufk
nit war, wie der Schluß, und eine Aeußerung in dee
Erklärung der Sieroglyphen bezeugt, wo er ſagt: er
müge Über diefe Erflärung im Grunde laden 7). daß,
f9 mie ich es erfläre, es muͤrklich bie geheime Lehre
Gorigi war , die Freybeit auf dieſe Art unter den Juden
einzuführen: ich glaube ſelbſt, daß die Srepmaureren
veneuerc⸗ Chriſtenthum if; menaftens paft meine Er⸗
ü klaͤrung
4) Nachtrag, 1. Abth. S. 69. 70. 74.
3) Nachtrag, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 74
O Nachtrag, 1. Abth. ©, 68.
2 2. Adth. ©. 123.
—
16 Geſchichte
aber laſſen Sie aus 1. den Revers, 2. das Liebesmahl,
3. die von Philo verfaßte Eaudermiifche halbtheoſophiſche
Anrede, und Erklaͤrung der Hieroglpphen. Statt deſſen
erhalten Sie dieſer Tagen eine von mir neurerfaßte ſehr
zweckmaͤßige wichtige Anrede. Ich babe es vor noͤthig befun⸗
den, dieſe Abänderung zu machen, weil dieſer Grad offen⸗
bar der elendefte von allen if, ſich fo gar nicht zu den uͤbri⸗
gen ſchickt, aller Achtung der Leute, die mit jedem Grade
wachen follte , bermindert ; und mie die Beylage zeigt,
den M. Aurelius nebft noch mehr andern ſcheu gemacht.
F. — — und mehr andre nennen es jouer la Religion,
und fie haben recht.”
Diefe Anrede des Spartacus iſt jedoch nicht gleich
Angenommen und eingeführt worden. Denn Phile ſchreibt,
er babe alle feine Grade von den Areopagiten genehmigt,
und mit Epartacus Ordens-Pettſchaft und Chiffer bes
glaubigt, um Austheilen zuruͤck erhalten. Daß feine
Anrede abgeaͤndert worden, meldet er nicht, ſondern ſetzt
blos hinzu: Nur fand man, daß die teligiäfen Ceremonien
im Schottiſchen Ritterarad ohne Gefahr in Patholifchen
Ländern nicht leicht einzuführen fepn würden, und bebung
fi daher aus, dieſe nad) den Umftänden weglaffen zu
birfen. Alles Abrige war ihnen Recht 8.”
Nach der zwiſchen Philo und Spartacus entſtandnen
Mishelligkeit abet bediente fih Spartacus feiner eignen
" Ars
8, Dolls’s Erklaͤr. ©. 123.
der Jiluminaten-Grade. 17
Anrede Denn er fügt in einem Briefvomz. Febr. 1788
an die Nreopägiieh ) bey (selegenheit der Brade, welche
deni Churfuͤrſten vorgelegt werben ſollten: „Man übers
giebt‘den llumihatus dirigeris, bie Ceremdnien ber Auf
nadıne,. und meine Anrede: alles übrige bintoeaaelaflen.”
Diefe Anrede iſt erft im Jahr 1786 im Druck erſchienen,
und finder ſich in der Geſchichte der Defolgungen det
Juuminaten 9)
Noch finder fih eine andre Anrede an bie nen auſiu—-
nehmenden Illuminatos dirigentes von des Spartacus
Handſchrift in dem Nachtrag der Oriainalſchriften 1):
Was es damit für fine Bewandniß babe, wird ſich gleich
aufklären.
Die nuamehr logenannt⸗ delter Medciexiage hätte
azwey Abtheilungen: 12 die Fleinern und 2: Die gräßerh
Moſterien. Zu jenen gehörte der kleine Prieſtergrad
{Presbyter] und det Eleine Xegentengrad [Frinceps].
Diete Bevdenn battle Vhtlo vdenfalls ausgratberiet; die
groͤßern Myſtetien aber tvaren ben feinem gaͤnzlichen Abe
Bang von dem Drden, das if den i. Julius 1784 noch
nicht gemacht 2) oder, da ſchon mis dein Anfang des
Sabre
9) ©. 222 — 250:
1) 2. Abth. ©: 44 — nat:
| 2) 2A. © Ertl. ©. 139. 11% Albis br Br
©, 108 .
\
18 Geſchichte
Jahr 1783 ſein Briefwechſel mit Spartacus ein Ende
nahm 3) ihm auch mohl nicht communicirt worden. Denn
unterm 28. December 1783 gedenft Spartacus der ſchon
vorbandnen zwey Grade der hoͤchſten Wiyfierien 4).
Bey dem Pleinen Prieftergrad batte Ghilo faf alles
aus des Spartacus Auffägen genommen, und deflen foges
nannte in dem Nachtrag der Driginalfchriften 5) nachber
abgedrudte Anrede an die Illuminatos dirigentes 6) und
die Inſtruction der Provincialen in fcientihicis zum Grun⸗
De gelegt 7).
Bey dem Kleinen Regentengrad mar das Weſentliche
wiederum vom Epartacus. Dabep hatte Pbilo die erfte
Helfte der Provinzial: Inſtruction (welche fich im Nachtrag
der Originalſchriften jedoch nicht vollſtaͤndig befindet) mit
au Dälfe genommen 8).
Diefe beyden Brade erſcheinen hier gedruckt, ſo wie
fie von Bbilo verfertigt, von Spartacus und den Areo⸗
pagiten
3) Nachtrag, 1. Abth. ©. 116. 117. 128.
4 L. c. S. 223.
5) Nachtrag, 2. Abth. S. 44. uf.
6) Philo's Ertlaͤr. ©. iII.
7) Nachtraq, 1. Abth. ©. 104.
B1.c. ©. 106.79. 104. 2. Abth. S. 17. Philo⸗
Erklaͤr. ©. 115. 116.
der Illuminaten Grade. 19
Dagiten genehmigt, von Philo auegetheilt an mit feines
Nahmens Unterfärigt verſehen worden N.
Die vorhin gedachte Anrede an die Iliuminatos diris
gentes macht nebit den Fragen die in der Einleitung des
Prieſtergrades befindlich find, das Weſentliche in.dem klei⸗
nen Prieftergrad aus, und bat in demſelben den Titel Yin»
zerricht in dem erften Zimmer. Wie kam fie aber: in dies
fen Grad, da fir dem Titel nach zu urtbeifen. Für den
Schottifchen Rittergrad beſtimmt mar?
Spooartacus hatte den Kopf beitänbig voll don feine
Ideen. Er arbeitete alfd unter der Hand unb vorläufig
“an mandem Auffag, der erſt in der Folge zebraucht wer⸗
den ſollte. Go batte er 3. E. Noch ehe ber Prieſtergrad
ins Reine gebracht war, ſchon einige Grade zu den boͤhern
Myſterien, fertig liegen t) obgleich die Reihe noch nicht
an dieſen ſeyn konnte. Oft Ändert er auch ſeine Mey⸗
nung, und gab einem Aufſatz eine andre Beſtimmunq.
Dieß geſchah namentlich mit dieſer Antede. Der Anfaug
derſelben iſt au einer Zeit ausgeatbcitet wokden, mo
Spartacus noch nicht mit ſich ſelbſt einig wak, wie viel
Klaſſen und Grade er feſtſetzen und wie er fie benennen
wollte. Laut eines Briefs vom 15. Märd 1781 Und alſo
noch vor jenem Receß, wollte et gar nichts von Schotti⸗
b 2 ſcher
9) Nachtrag, 1.Abth- S. 106. Philo’s Erklaͤr. ©. 123,
1) Nachtrag, 1. Abth. S. 69. |
aw Geſchichte
ſcher Ritterſchaft in feinem Soſtem baben; und gerade
bey Gelegenhdeit, daß er von dem Brad des Illuminaci
dirigentis fpriche, erklärt er ſich gegen diefelbe 2). Im
dem Receß vom ao. December 1781 aber war belicht wor⸗
Den, daß Illuminatus dirigens and Ecottiſcher Ritter
einerlep ſeyn follte 3). Wahrfcheinli IR alfo jene An⸗
rede noch vor dieſem Receß angefangen worden, da im
der Ueberſchriſt blos Illuminati dirigentes, und feine
Schottiſche Ritter ermähne werden. „Im Jahr 1798
vermurbli bald nad jenem Receß, nahm Epartacnd
Diefe Anrede wieder vor, feßte fie fort und endigte fie z
um fie dem Philo zuſchicken au koͤnnen, welcher der
Prieſter⸗ und Regentengrad verlangt hatte. Denn im
dem Muͤnchner Receß, waren die Grade nur bis zung
Schottiſchen Kitterarad feſtaeſedt worden 4). Dabee
auch Opartacıs in dem unter feinem weltlichen Nabmen
Beishaupt derausgegebnen Flacherag zur Rechtfersigung
einer Abfichten 1787 5) gar wohl fagen konnte, er babe
Diefe Anrede im Jabt 1-82 verraßt. Er wollte fir nun
an einen andern Ort, nemlich in den Prieſtergrad bin-
Bringen. Aber der Zitel: an die Niuminstos dirigentem
dueb im Eoncept, wie er einmal mas, ſichen; und fo
iß
3) Radtrag 1. Abth. S. 4
3) Radıteg, a. Abtd. ©. rn.
4) Radtras⸗ 2. At}. & 13. 1. Alth. E. vom.
3 S. 9.
der Alluminaten: BSrade -zr.
IM dieſes unter mehrer Documenten gefunden worden.
In der an Philo geſchickren Abschrift aber hatte man ben
- Yusdrud: Illuminatos dirigentes wohl nicht gebraucht.
Denn diefer melder 6) Spartacus habe nachber; das iR,
nachdem er Philo, bereits den Prieſtergrad verfaßt und
wieber zuruͤck erhalten hatte, die Abſicht gebabt, biefe
Mnrede Schon in dem Grad der dirigirenden Illuminaten
oder Schottiſchen Ritter einzuſchieben. Philo hätte den
Ausdruck: nachher nicht brauchen koͤnnen, wenn in der
idm zugeſtellten Abſchrift der dirigirenden Junminaten
in der Ueberſchrift Erwaͤhnung geſchehen waͤre.
In Anſehung der Zeit irrt ſich indeß Philo gewiß.
Es war vorher, und zu einer Zeit, wo Spaͤrtacus noch
nicht alles in ſeinem Kopfe deutlich entwickelt hatte,
als er dieſe Abſicht gedabt haben mag, die er aber nach⸗
herr wenigſtens bald nach dem abgeſchloßnen Receß,
aufgegeben hat. Denn in dieſem war die Eintheilung
der Klaſſen und Stade in eine gewiſſe Ordnung gekom⸗
wen, in welcher ſich Gipartacnd dieſelben Vorher noch
nicht fo deutlich gedacht daben mochte. Jenes erdellt
"unter andern auch daraus, daß Spartacus den Areopa⸗
giten unterm a. Gebe. ı7as aufttaͤgt 7): Sie ſollten dem
Ehurfuͤrſten den Iluminatus dirigens mit feiner Anrede
orlegen. Hier kan er die im Nachtrag fo betittelte
‚ Anrede an die Illuminatos dirigentes, welhe in dem
vrieſter⸗
6) Erklaͤr. ©, rır. |
7) Nachtrag der Drig. 1. Abth. ©. 225.
3
22 Geſchichte
Neierikergrad das Hauptwerk ausmachte, ſchlechterdings
nicht gemeynt baden. Denn ta derſelben ſtebt unter
mebrern böchkbedenklihen Aeuſſerungen auch diefe 8).
Daß die-Moral die Kunſt fen — die Sürften zu ents
behsen. Sicherlich wÄrde er es nit gewagt habın,
ſo etwag dem Churfuͤrſten vorzulegen s mie er dann auch
in dem gedachtem Brief ade Peiſichtigkeit empfiehlt,
und manded abarındırt, cinines auch wegg. laſſen willen
wollte. Er mednt alfo die von ibm neu: virfaßte Ans
rede des Nitgerarades ı die in der Geſchichte der Verfol⸗
gungen 8) Äcbt, und wovon vorbin geredet worden.
Und ſo if klex, daß dieſe Ältere Anrede nicht nachher
in den Ecottiſchen Kittergrad eingetragen worden.
Spartacus hatte dieſe mehrgedachte Anrede an die
Uluminatca dirigentes in eine Anrede des Priekergrades
verwandelt. Er ſpricht in einem Brief an Cato aus⸗
ſuͤdrlicher ven der Ancede des Pricſterzrades und mad er
von Arielben (fast, vaßı sollfgmmen auf jene Anrede,
ud ift ig derſelden wörtlich entbalten 1). „Nun bie
ich enhli, -ihreibt er, mit der Yarede des Fricfters
graden fertig: ich glaube fie fo umgearkeites au baben,
Nah Re dichtiger, und vellüändiger und ungleich erbebe
der
DAR E,9%
Je. 2r
u) Raqtrag der Drig. 1. Abth. E. 68.
34 Ä Geſchichte
| Anqenſchein ehrt, einzis und allein von feiner eiguen
Arbeit. Es iR alſo diefer Brief früber gefchrieben, ebe
des Ybilg Prieſtergrad au den Gpartaeus eingelangt |
mar. ja eber, ale Pbilo diefen Aufſatz des Spartacus,
worauf er feinen Brad erbaut hat, erhalten batte. Spare
dacne gedenkt anderen Verfonen , denen er feine Anrede
communic;ren wollte 4) fant aber noch nicht, daß er dies
ſelde dem Mbilo. aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗
dagiten in Bayern muſten fie zuoor baben 5).
Nun giebt Spartacus den werentlichen Inhalt feiner
Anrede des Prieſtergrades an, und dieſer iR gang der
nemlihes der auch in der fogenannten Anrede ga die
Ulnmipatos dirigentes enthalten iR. „Ich alaube num
Urn nabe feleh. fagt ern 6) wiewobl ſolches fein Eruſt
nit war, wie der Schluß, und eine Meußerung in dee
Erklaͤrung der Hier oglyphen bezeugt, wo er ſagt: er
muͤſſe uͤber dieſe Erklaͤrung im Grunde lachen 7), daß,
ſy mie ich es erklaͤre, es wuͤrklich bie geheime Lehre
Gorigi war , die Sceybeit auf Diefe Art unter den Juden
einzuführen: ich glaube ſelbſt, daß die Freymaurered
ua Ehrikenehum if; wensaens Haft meine Era
n tlaͤrung
4) Nachtrag, 1. Abth. S. 69. To. 74.
3 Nachtrag, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 24.
DO Nachtrag, 1. Abıh. ©, 68.
P % Adth. ©. 123.
16 Geſchichte
aber laſſen Sie aus 1. den Revers, 2. das Liebesmahl,
3. die von Philo verfaßte Eaudermiifche halbtheoſophiſche
Anrede, und Erklaͤrung der Hieroglpphen. Statt deſſen
erhalten Sie dicfer Tagen rine von mir neurerfaßte ſehr
zweckmaͤßige wichtige Anrede. Ich babe es vor nothig befun-
den, diefe Abänderung zu machen, weil dieſer Arad offen⸗
bar der elendefte von allen ift, ſich fo gar nicht zu den uͤbri⸗
gen ſchickt, aller Achtung der Leute, die mit jedem Grade
machten follre , vermindert , und mie die Beylage zeigt,
den M. Aurelius nebft noch mehr andern ſcheu gemacht.
-F. — — und mehr andre nennen es jouer la Religion,
und fie haben recht.”
Diefe Anrede des Spartacus ift jedoch nicht aleich
Angenommen und eingeführt worden. Denn Phile ſchreibt,
er habe alle feine Grade von den Areopagiten genehmigt,
und mit Spartacus Ordens-Pettſchaft und Ehiffer bes
glaubigt, zum Austheilen zuruͤck erhalten. Daß ſeine
Anrede abgeaͤndert worden, meldet er nicht, ſondern ſetzt
los binzu: Nur fand man, daß die teligiäfen Ceremonien
im Schottiſchen KRitterarad ohne Gefahr in katholiſchen
Ländern nicht leicht einzuführen fepn würden, und bedung
fi daber aus, dieſe had) den Umftänden weglaffen zu
dürfen. Alles Abrige war ihnen Recht 89.”
Nach der zwiſchen Philo und Svartacus entſtandnen
Mishelligkeit aber bediente ſich Spartacus ſeiner eignen
An⸗
8, Philois Erklaͤr. S. 123.
* N
18 Geſchichte
Jahr 1783 fein Briefwechſel mit Epartacus ein Ende
nabm 3) ibm auch wohl nicht communicirt worden. Denn
unterm 28. December 1783 gedenft Spartacus der ſchon
voebandnen zwey Grade der hoͤchſten Wirfierien 4).
Bey dem kleinen Prieftergrad hatte Philo fa alles
aus des Spartacus Auffägen genommen, und deffen foges
nannte in dem Nachtrag der Driginalfchriften 5) nachder
abgedrudte Anrede an die Illuminatos dirigentes 6) und
die Inſtruction der Bropincialen in fcientifhicis zum Grun⸗
De geleat 7).
Bey dem Pleinen Regentengrad war das Weſentliche
wiederum vom Epartacus. Dabep hatte Pbilo die erfie
Helfte der Propinzial⸗Inſtruction (welche ſich im Nachtrag
der Originalſchriften jedoch nicht voltändis befindet) mit
au Dälfe genommen 8).
Diefe beyden Grade erſcheinen bier gedruckt, fo wie
fie von Philo verfertigt, won Epartacus und den Arco»
Pagiten
3) Nacht:ag, 1. Abth. ©. 116. 117. 128
a)1.c. S. 222.
5) Nachtrag, 2. Abtd. ©. 44. u. f.
6) Pbilo’s Erklär. ©. rıı.
7) Nachtraq, 1. Abth. ©. 104.
8) 1. c. E. 106.79. 104. 2. Abth. ©. 17. Hhilo’s
Erklär. ©. 115. 116.
20 | Geſchichte
ſcher Ritterſchaft in feinem Soſtem baben; und gerade
bep Gelegenheit, daß er von dem Brad des Illuminati
dirigentis fpricht, erflärt er ſich gegen diefelbe 2). In
Dem Receß vom ao. December 1788 aber war beliebt wor⸗
Den, daß Iluminatus dirigens und Echottiſcher Ritter
eimerlen ſeyn follte 3). Wadbrſcheinlich if alfo jene An⸗
rede noch vor dieſem Receß angefangen worden, da in
Der Weberfchrift blos Illuminati dirigentes, und feine
Schottiſche Ritter erwähn: werden. „Im Jahr 1788
vermuthlich bald nach jenem Receß, nahm Epartacus
Diefe Anrede wieder vor, feßte fie fort und endigte ſie;
um fie dem Philo zuſchicken au Binnen, welcher den
Prieſter⸗ und Regentengrad verlangt hatte. Denn in
Dem Münchner Receß, waren die Grade nur bis zum
Schottiſchen Nittergrad feftgefeut worden 4). Daber
auch Spartacus in dem unter feinem meltlihen Nahmen
Weishaupt herausgegeben Nachtrag zur Rechtfertigung
einer Abfihten 1787 5) gar wohl fagen konnte, er babe
diefe Anrede im Jabr 1782 verfaßt. Er wollte fie nun
an einen andern Ort, nemlich in den Prieſtergrad bins
Bringen. Aber Ber Xitel: an die Illuminatos dirigentes
blieb im Eonsept, wie er einmal war, ſtehen; und fo
iR
a) Nachtrag» 1. Abth. &. 9.
3) Nadttag, 2. Abth. &. 12.
4) Nachtrag, 2. Abth. ©. 13. 1. Abth. E. ax
5) S. 99.
der Iliuminaten: Grade -zr.
ÜR diefes unter mehrer Documenten gefunden worden.
In der an Philo geſchickten Abschrift aber hatte man ben
- Yusdtud: Illuminatos dirigentes wohl nicht gebraucht.
Denn diefer melder 6) Epartacus habe nachber das iſt,
nachdem er Philo, bereits den Prieſtergrad verfaßt und
wieder zurüd erhalten hatte, die Abſicht gebabt , dieſe
Anrede ſchon in dem Grad der dirigirenden Illuminaten
oder Schottiſchen Ritter einzuſchieben. Philo hätte den
VAusdruck: nachher nicht brauchen koͤnnen, wenn in der
: ihm zugeſtellten Abſchrift der dirigirenden Illuminaten
in der Ueberſchrift Erwaͤhnung geſchehen waͤre ·
In Anſehung der Zeit irre ſich indeß Philo gewiß.
Es war vorher, und zu einer Zeit, wo Spaͤrtacus noch
nicht alles in ſeinem Kopfe deutlich entwickelt hatte,
als er dieſe Abſicht gehabt haben mag, die er aber nach⸗
‚betr wenigſtens ‚bald nach dem abgeſchloßnen Receß,
aufgegeben bat: Denn in dieſem war die Eintheilung
der Klaffen und Grade in eine gewiſſe Ordnung gefome
men, in welcher ſich ipartacna dieſelben vorher noch
nicht fo deutlich aebacht baden mochte. Jenes erbeilt
unter andern auch daraus, daß Epartacus den Areopa⸗
giten unterm 2. Gebt. 1785 aufırdgt 7): ie foltten dem
Churfuͤrſten den Iluminatus dirigens mit feiner Anrede
Yerlegen. Hier kan er die im Nachtrag fo betittelte
Anrede an die Illuminatos dirigentes, melde in dem
Vrieſter⸗
6) Erklaͤr. S. zır.
7) Rachtrag der Orig. 1. Abth. ©. 225.
S KK
Br 7 Geſchichte
Drieritergrad das Hauptwerk ausmachte, ſchlechterdings
nicht gemeynt baben. Denn in derſelben ſteht unter
mebrern hoͤchſtbedenklichen Aeuſſerungen auch dieſe 8).
Daß die Moral die Kunſt fen — die Fuͤrſten zu ents
behren· ¶ SEicherlich wuͤrde er ea nicht gewagt haben,
ſo etwas dem Churfuͤrſten vorzulegen; wie er dann auch
in dem gedachtem Brief ade Vorſichtigkeit enipfieblts
und manches-abaeÄndert, einiges auch wegq. laſſen willen
mwolte- Er meynt alfo die von ibm neu: verfaßte Ans
rede des Ritterqrades, die in der Gefchichte der Verfol⸗
gungen 8) ſieht, und wovon vorbin geredet worden.
Und ſo iſt klar, daß diefe ältere Anrede nicht nachher
in den Ecottiſchen Rittergrad eingetragen worden.
Spartacus hatte dieſe mehrgedachte Anrede an die
Illuminatog dirigentes in eine Anrede des Prieflergrades
verwandelt, Er foricht in einem Brief an Eato ads
führlicher ven der Ancede des Priekergrades und was er
‚von derſelhen ſagt, paßt volllemmen auf jene Anrede.
and iſt in derſelhen wörtlich enthalten 1). Nun’ bis
ich endlich, »ſchteiht er, mit der Anrede des Prieſter⸗
grades fertig: ich glaube fle fo umgearbeitet au haben,
daß fie richtiger , und vollftändiger und ungleich erheb⸗
—— licher
Wa Ab. ©. 93,
9) ©. 222.
» Rachtrag der Drig. 1. Abth. ©. 68.
— —
24 Ä Seſchichte
Anaenſchein lehrt, einzig und allein von feiner eignen
Arheit. Es iſt alfo diefer Brief fruͤder gefchrieben, ebe
des Phbilo Prieſtergrad an den Spartacus eingelangt |
mar, ia eder, als Pbilo diefen Yurfag des Epartarus,
worauf er feinen Brad erbaut hat, erbalten batte. Spar⸗
Haruk gebenfr anderen Verſonen, denen er feine Anrede
commwuniciren wollie 4) fast aber noch nicht, daß er dies
ſelde dem Ybilo aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗
dagiten in Bayern muſten ſie zuoor baben 5).
Nun nieht Gpartacus den weſentlichen Inhalt feiner
Uinrede des Vrieſtergrades an, und diefer iſt ganz dee
nemliches der auch in der fogenannten Anrede gi die
Ulyminpatos dirigentes enthalten IR. „Ich glaube nun
Ben made: fein. faster 6) wicwohl ſolches fein Ernſt
nit war, wie der Schluß, und eine Aeußerung in dee
Lrllörung der Gieroglyphen bezeugt» wo er ſagt: er
muͤſſe Über dieſe Erklaͤtung im Grunde laden 7), daß,
ſo mie ich es erklaͤre, es muͤrkich die geheime Lehre
Corigi war, die Freyheit auf biefe Art unter den Juden
einzuführen: id glaube ſelbit, daß die Srepmaureren
Menge! Coriſtenthum ih; wenakens paßt meine Ere
. tlaͤrung
4) Nachtrag, 1. Abth. ©. 69. To. 74.
3) Nachtraq, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 24.
O Nachtrag» 1. Abth. ©. 68.
» 2, Adth. ©. 123.
26 Geſchichte
gentenarad zum Grunde gelegt, fo ſettt er dinzu 1)
„Nun kam es auf die Grundſaͤhe an, melde man in
diefen Graden lehren muͤßte, um im Epitem fortzu⸗
ruͤcken, und da fiel mir fulgendes ein: Man foll das Ber
dürfniß jedes Zeitaiters überlegen. Nun bat jetzt die
Berrügeren der Pfaffen faR ale Menſchen genen die
chriſtliche Religron aufgebracht; aber zu eben der Zeit
reißt wieder , wie es fehr gewaͤhnlich unter Menschen ıR,
der immer an etwas fib bängen mollen, die aͤrgſte
Schwärmerey ein. Um nun auf beyde Klaffen zu wuͤr⸗
fen und fie au vereinigen, mühe man eine Erffärung dee
chriſtlichen Religion erfinden, die den Schwaͤrmer zur
Vernunft brächte , und den Zrepgeift bewoͤge, nice das
Kind mit dem Bade aussufhütten, diep zum Bebeimniß
der Steymauterey machen, und auf unfre Zwecke anwen⸗
vn. Don einer andern Seite haben wir es mit dem
Fuͤrſten zu thun. Indeß der Deſpotismus derſelben taͤg⸗
lich ſteigt, reißt zug'eich allgemeiner Freybeitsgeiſt aller
Orten ein. Alſo auch dieſe beyden Extrema mäffen vers
einigt werden. Wir ſagen alſo: Jeſus bat keine neue
Religion einführen, ſondern nur die natuͤrliche Reli⸗
gion und die Vernunft in ihre alten Rechte fegen wollen.
Dabey wollte er die Menſchen in ein groͤßeres allgemei⸗
nes Band vereinigen; und indem er die Menſchen durch
Ausbreitung einer weiſen Moral, Aufklaͤruug und Bes
| | kaͤm⸗
1) Nachtrag 1. Abth. S. 104.
28 Seſchichte
Bimmer hinauswollen ? Es iſt ja nicht ein mahlein Schlever
daruͤber gezogen worden.
Die Abſicht aieng unſtreitig auf eine Weltreforma⸗
tion oder den ſogenannten Roſmopolitus, nad welchen
Die Stifter der Iluminaten den Leuten alles, was ih⸗
nen biöber eilig und ebrwuͤrdig war , die yofitive Reli⸗
sion, die Staatsberfaſſung, bürgerliche Rube und Orde
nung unter dem Vorwand einer allgemeinen Sreybeit und
Gleichheit, womit nunmebr auch die Franzoſen in ihrem
Vaterland fowohl «ld in auswärtigen Ländern, fo viel
Unbeil geftifter baben , entreiſſen, die Surfen ihrer wohl
hergebrachten Rechte berauben und fi die Herrſchaft der
Belt allein zueignen wollten. Phils gedenkt diefes ge»
deimen Plans auch in feinem Diario vom Monat Auguſt
1782, wo’ fagt 2): Theogeid iR durch des Yaufanias
Beftreben im Oeſterreichiſchen als Iutberifcher Pfarrer an⸗
geſedt. Ben dieſer Gelegendeit bat derielbe ohnerwartet
einen Brief vom Biſchoffe von 8 — — — erhalten. In
demſelben find Grundfüge, ald wenn fie aus unfern Hefe
zen abseichrieben wären; es if von einem gebeimen Rev
formations: Plane gercdet, und geberben, den Brief an
Niemand iu zeigen. Dieſer Yan liegt war Dep allen
vorhergehenden Graden zum Grund, aber in keinem if
ex fo dentlich eathalten, ald in dem Vieſtergrad. Von
die⸗
») Reber. ı. Abdtd. S. a
+ x
30 Ä Geſchichte
band an einander zu knuͤpfen; alle engern Verhbaͤltniſſe,
welche Noth, Bedärfnig und Kampf gegen Verderbnife
und Immoralitaͤt erzeugt hätten, Dadurch aufzuheben, daß
er uns fäbig mag wette, uns felbf 3u regieren, und
folglich aller Einlichen Anftalten, aller Staatsverfaſſun⸗
gen,pofitivendefesse und der gleichen entbehren zu können,
Es murde ferner gelebrs und durch Schriften der Evanger
litten und Apoftel bewiefen, daß aͤchtes Chriſtenthum Feine
Volksreligion, fondern ein Spften für Auserwaͤbhlte fey ;
daß Jeſus den hoͤhern Sinn feiner Lehre nur feinen vers
trauteſten Juͤngern mitgetbeilt habe. Don diefer [diefen)
bieß es, ſey dies Spftem durch die Difeiplina Arcani uns
ter den erſten Ehriften fortgepflanzt, in den Myſterien⸗
ſchulen der Gnoftider, Manichaͤer, Ophiten u. ſ. f. auf
doppelte Weile , nemlich eroterifch und eſoteriſch gelehrt,
und dann endlich nach manchen Wanderungen in Hiero⸗
glophen verftedt, ein Eigenthum des Freymaurer⸗Ordens
geworden. Ein großer Theil diefer Deduction rährte
von Spartaeus ſelbſt ber, und war gemiß nicht fein ſchlech⸗
teſtes Wert. Man Pan dieſen Theil in dem Anhange,
der dem Nachtrag zu den Originalfchriften unter dem Ti⸗
tel: zweyte Abtheilung, Documente, bepgedrudt iſt,
&.g0.n. f. leſen. Herr Weishaupt hatte nemlich nachher
[bieriider ift in dem Vorbergebenden ſchon erinnert wor⸗
den, daß ſich Philo in Abficht auf diefen Zeirumfand wohl
geirrt haben möchte] , die Abficht, diefen Auffag ſchon in
den Grad der dirigirenden Iluminaten, bep mir Schotti⸗
ſcher
a. Geſchichte
ſich enthalten konnten)! Und nun trette Der auf, welcher
etwas darinn finden far, das der wahren Religion, bet
bärgerlichen Gloͤckſeligkeit und den guten Sitten Gefaht
gedroht hätte.”
Waͤre dieſes auch an dem / ob es gleich durch den Au⸗
genſchein widerlegt wird, ſo wäre es doch nichts weiter,
als ein Kunſtgreff, die Leute vinzuhalten, biß fie in den
böhern Moferien die große Entdedung vertragen konnten :
daß alle pofitive Religion Betrug fey 7). Philo geücht
Diefes in feinen Briefen an Cato vom Jan. = März 178%
ſelbſt ein. Er war nicht dagegen , daB der Deiomus rin»
geführt werden föllte, aber er wollte eine gewiſſe Vorſich⸗
tigkeit dabey beobachtet wiflen 8). Dieſe hatte auch Ma⸗
bomer dem Spartacus ſelbſt empfodlen, der damals ſo gar
an der Unſterblichkeit der Seele zweifelte 9). Vhild made
ſich ein Verdienſt daraus, daß er die Leute in Abſicht auf
die Religion hintergangen habe, und iſt boͤſe, daß ſolches
Spartacus nicht dankbar genug erkennen wollte: Ich
babe fagt er x) diejenigen tinter und, welche jetzt fo wuͤrk⸗
ſam für uns find, aber febr an Religiofiehe kleben, brv ih⸗
ker Zucht, man habe die Abficht, den Welsmus auszubkei⸗
. ten /
a) Nachtrag, 1. Ubth. &; 106,
8) Lc. G. aöo. 205.
9) l. c. G. 164.
1) l. e, G. 117.
24 SGSeſchichte
| Angenfſchein lehrt, einzig und allein von feiner eignen
Arheit. Es if alſo dieſer Brief früber gefchrieben, ehe
des Philo Prieſtergrad an den Spartaeus eingelangt |
mar, ia eber, als Pbilo diefen Aufſatz des Spartacus,
warauf er feinen Brad erbaut hat, erbalten hatte. &pars
Yorua gedenkt anderen Verſonen, denen er feine Anrede
communıcıren wollte 4) fast aber noch nicht ‚ daß er dies
Tele dem Pbilo aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗
dagiten in Bayern muiten fie zuvor baben 5).
Nun giebt Gpartacus den weſentlichen Inhalt feiner
Anrede des Prichergrades an, und diefer it gang dee
nemliches der auch in der fogenannsen Anrede qu bie
Uluminatoa dirigentes enthalten iſt. „Ich glaube nun
Ben nade ſelbſt fagt ern 6) wiewodl ſolches fein ruft
micht war, wie der Schluß, und eine Aeußerung in dee
Lrllärung der Gieroglyphen bezeugt, wo er fagt: er
muͤſe Über diefe Erklaͤrung im Grunde laden 7), daß,
fg mie ich es erklaͤre, es muoͤrklich bie Geheime Lehre
Cosi war ı. die Freybeit auf dieſe Art unter den Juden
einzuführen: ich glaube ſelbſt, daß die Freymaurered
ee Eprikenebum ih; meniakens Haft meine Er⸗
\ tlarung
4) Nachtrag, 1. Abth. ©. 69. 70. 74.
53 Nachtraq, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 74
O Nachtrag, 1. Abıh. G. 68.
2 2. Adth. ©. 123.
[ Fe " . N
a u u —
26 Geſchichte
gentenarad zum Grunde gelegt, fo feßt er hinzu 1)
„Nun kam es auf die Grundfäge an, melde man in
dieſen Graden lehren muͤßte, um im Eyſtem fortzu⸗
ruͤcken, und da fiel mir folgendes ein: Man ſoll das Bes
dürfniß jedes Zeitaiters überlegen. Nun bat jegt die
Berrägeren der Ffafren faR ale Menſchen genen die
chriſtliche Religion aufgebracht; aber zu eben der Zeit
reißt wieder , wie es fehr gewoͤhnlich unter Menfchen iR,
der immer an etwas ſich hängen mollen, die aͤrgſte
Schwärmerey ein. Um nun auf beyde Klaffen gu wuͤr⸗
fen und fie zu vereinigen ,. mühe man eine Erffärung dee
chriſtlichen Religion erfinden, die den Schwärker zur
Vernunft brächte, und den Freyqgeiſt bewoͤge, nicht das
Kind mit dem Bade auszuſchuͤtten, die zum Geheimniß
der Steymaurerey machen, und auf unfte Zwecke anwen⸗
den. Don einer andern Geite haben wir es mit den
Sürften zu thun. Indeß der Deſpotismus derfelben tdge
lich ſteigt, reißt aug/eich allgemeiner Freyheitsgeiſt aller
Orten ein. Alſo auch dieſe bevden Extrema muͤſſen ver⸗
einigt werden. Wir ſagen alſo: Jeſus bat keine neue
Religion einführen, fondern nur die natärliche Reli⸗
gion und Die Vernunft in ihre alten Rechte ſetzen wollen.
Dabey wollte er die Menſchen in ein größered allgemei⸗
nes Band vereinigen; und indem er die Meniden durch
Ausbreitung einer weiſen Moral, Aufklärung und Bes
kaͤm⸗
1) Nachtrag 1. Abth. S. 104.
3 Geſchichte
Bir: hiacrcellen? Es 8 ja mit cin muehlein Schcxer
Darlber essen worden.
Die Aſcht eng waßtritig anf cme Wderefornes
isn SdeT den fogrnaunın Boſmopo ſANao, za vecchen
Die Stifter der Ymminsten den Lenin ale, wei ih⸗
sen, die Etantöorrfafeng, bürgerliche Rute und Dre
Bicchweis, womit nunmebr/und Die Zanjefen in ihrem
Vaterland fowohl als in auswärtigen Ländern, fo viel
tnheil gefiftet haben , eutreifien , die Zuͤrſten ihrer wohl
bergcbrachten Aechte berauben und ſich die Heriichaft der
Wels allein zueiguen wollten. Philo gedenkt dieſes ge»
heimen Plans auch in feinem Diario vom Monat Auguf
1782, wort fagt 2)2 Theogeis iR durch des Yanfanias
VBehreben im Oeſterreichiſchen als lutheriſcher Bfarrer an«
gelegt. Ben diefer Gelegenheit bat derfelbe obuerwartet
einen Brief vom Biſchoffe von 8 — — — erhalten. In
demſelben find Srundfäge , ald wenn fie aus unfern Hefe
son abgeſchtieben wären; sd if von reinem geheimen Rev
formationss Plane geredet, und gebetben, den Brief an
Niemand zu zeigen.“ Diefer Plan liegt zwar bey allen
Vorbergebenden Grades sum Orund, aber in keinem IR
er fo deutlich enthalten , ald in dem Vieſtergrad. Don
nn dies
4) Nachtr. 1. Abth. G. 204.
30 | Geſchichte
band an einander zu knuͤpfen; alle engern Verhälmiße ,
weiche Noth, Bedürfnis und Kampf gegen Verderbniffe
und Immoralitaͤt erzeugt bätten, dadurch aufzuheben, daf
er uns fibig m wollte, uns felbft zu regieren, und
folglich aller fünnfiden Anftaften, aller Staats verfaſſun⸗
gen,pofitivendefegge und der gleichen entbehren zu koͤnnen.
Es murde ferner gelebri und dur Schriften der Evange⸗
litten und Apoftel bewiefen, daß aͤchtes Chriſtenthum Feine
Volksreligion, ſondern ein Spftem für Ausermählte fev ;
daß Jeſus den hoͤhern Sinn feiner Lehre nur feinen vers
trauteften Jungern mitgetheilt babe. Don biefer [diefen]
bieß ed, fen dies Spftem durch die Difeiplina Arcani uns
ter den erften Ehriften fortsgepflanze, in den Myſterien⸗
ſchulen der Gnoſticker, Manichaͤer, Opbiten u. f. f. auf
Doppelte Weiſe, nemlich eroterifch und eſoteriſch gelehrt,
und dann endlich nad manchen Wanderungen in Hiero⸗
glyphen verftedt, ein Eigentbum des Freymaurer⸗Ordens
geworden. Ein großer Theil diefer Deduction rührte
von Spartaeus ſelbſt ber, und war gewiß nicht fein ſchlech⸗
teftes Werl. Man Ban diefen Theil in dem Anhange,
der dem Nachtrag zu den Originalfchriften unter dem Ti⸗
tel: zweyte Abtheilung , Documente, bepgedrudt if,
&. 80. n. f. lefen. Herr Weishaupt hatte nemlich nachher
ſhieruͤber ift in dem Vorbergebenden ſchon erinnert wor⸗
den, daß fih Phifo in Abſicht aufdiefen Beirumftand wohl
geirrt haben möchte] , die Abficht, dieſen Aufſatz ſchon in
den Grad der dirigirenden IuUuminaten, bey mir Schotti⸗
ſcher
4 | Geſchichte
ſich enthalten konnten]! Und nun trette Der auf, welcher
etwas darinn finden far, das der wahren Religion, bet
bärgerlichen Gloͤckſeligkeit und den guten Sitten Gefaht
gedroht hätte.”
Waͤre dieſes auch an dem, ob es gleich durch hen Au⸗
genſchein widerlegt wird, ſo wäre es doch nichts weiter,
als ein Kunſtgreff, die Leute vinzuhalten, biß fie in den
böbern Moferien die große Entdeckung vertragen konnten ?
daß alle pofitive Religion Betrug fey 7). Philo geſebt
dieſes in feinen Briefen an Cato vom Jan. — Märs 1783
ſelbſt ein. Er war nicht dagegen, daß der Deiemus ein»
gefuͤhrt werden ſollte, aber er wollte eine gewiſſe Vorſich⸗
tigkeit dabey benbadhtet wiſſen 81. Diele hatte auch Ma⸗
homet dem Spartacus ſelbſt empfodlen, der damals fd gar
an der Unfterblichleis der Seele zweifelte 9). Bblld mache
Ach ein Derdienft daratis, daß er die Leute in Abficht auf
die Religion Hintergangen habe, und it boͤſe, daß ſolches
Spartacus nicht dankbar genug erfennen wollte: Ic
babe fagt er 1) diejenigen tinter und, welche jetzt fo wärf-
fam für uns find, aber febr an Religioftehe kleben, ben ihe
ker Zurcht, man babe die Abficht, den Weismus auszubkei⸗
y ten /
Nadtras, 1. Krb. ©; 10
8) L.c. G. 200. 2095.
9) l. c. G. 16%
1) l. c. G. 117.
24 Geſchichte
dazu gehörigen Unterricht zur Bildung brauchbarer Mit⸗
giedet⸗ wa ch hate: „ Mon brdicne Ab derſelben Mit⸗
sl, Die der Bettug zur Tosheit anracaNt, um daB
Gare urtiuteen 2." Ja Tem bur abschradım
Peicctarad and zwar ın der Jufrucuen r. Vi. Comm
raw Sud net, dir srei mei c.agefleider. „I
wehren in der Set wit, Ver cd, mi ie ar
geue Jar farıt, cu dia alschee Tiazel fen? Bie
wei der Gar cmacıd:iaft merNa, um jwirhen jcieie
er Wısbrent ur? äzzf.ide: Derartpeiis: E:chapes °
ap Aedard zu za!"
Ba den tz arırtr Tree m den ums
Sherarüger Tori torier er Dhis netgchee ml, der
merd m dr Iracher WarnT: mic oc dor oe
zur, Dad dt su gar real har i. zur mir da-
ger, Dos !ıcn.r Vonthıf zmenein fronen San
zener Uurtfrong tor m na Der birznnchnn
ws Ani vor der Indotıon im Gerriihen Ka
m mel olıre narıs Nas Rontihe iR, wir 08 fh im
Dem Wrrclorarat And. Cr dire ain au non De
Ramenrorn co. Nukerden baten wır and nnd die
in den Mdcag dr Drginaliprisen enthaurnes
Zeru ·
I Aedte Alumma & 1m.
zı Natıman dr Driamaführ, 2. Abth. ©. 16.
al. Sınım,. ui
34 | Geſchichte
Dazu gehoͤrigen Unterricht zur Bildung brauchbarer Mit⸗
glieder, wo es beißt: » Man bediene ſich derfeiben Mit⸗
seh, die der Betrug zur Bosheit anmender, um das
Gute durdauftgen 4).” In dem bier abgedrudten
Prieſtergrad und zwar in der Initruction n. VII. kommt
er zwar auch vor, aber prob:ematıfch eingekleidet. „In
wiefern it der Satz wahr, daß alles, was zu einem
guten Zweck führt, auch ein erlaubtes Mittel ſep? Wie
muß der Satz eingefchränft werden, um zwiſchen jefuie
tiſchem Misbrauch und Ängftiicher Vorurtheils» Sclaves e
rey hindurch au geben?”
Wer den hier gedruckten Prieſtergrad mit den au⸗
themiſchen Aeußerungen des Philo vergleichen will, der
wird an der Aechtheit deſſelben, waͤre auch das Certifi⸗
cat, das jedoch auch fein Gewicht bat 53, gar nicht das
bev, doch feinen Augenblick zweifeln Finnen. Zu noch
mebrerer Befeſtigung fan er noch das binzunehmen,
was Philo von der Inftruction im feientififden Zach
fagt welches alles ganz dad Nemliche ift, mie es fi in
dem Prieftergrad findet. Eben diefes gilt auch von dem
Megentengrad 6. Außerdem haben wir auch noch die
in dem Nachtrag der Driginalfhriften enthaltenen
| Zeug»
s Achter Illuminat. ©. 122,
5) Nachtraa der Originalſcht. 1. Abth. ©, 106.
6 Erklaͤr. S. 114. 115.0. fe
36 Geſchichte
gearbeiteten ganzen Grad, den er inzwiſchen erhalten
batte, zu reden. " In einem Brief obne Datum fage
ee 9): „Wegen dem fchon von mir einmal entworfnen
Regentengrad beruhigen Sie fib. Philo bat ibn im
Händen , und hat daraus feinen Regentengrad gemacht,
den auch Mahomet ſchon 6 Monat in Händen baty,
nich herausgiebt, und daran beitäindig caftrirt, ob ihn
gleich fchon Über 20 Perfonen haben.” In einem are
dern Brief ebenfalls an Cato, auch obne Datum, heißt
es DD: „M. Aurel ift aͤußerſt mit dem Prieftergrad
aufrieden; er fchreibt, feine ganze Seele hänge daran
weit fi die beiligften feiner Prlibten in ihm vereinie
gen: nur wuͤnſcht er, daß gemiffe Ausdräcke gemildere
würden. — Im Drden ift dermalen die entfenlichfte Erie
ſis, die nur ſeyn Fan, durch Mabomet verurfaht. Die⸗
fer bat A. — — gegen den Prieflergrad aufgeheht, um
feine Mepnung geltend zu machen. A. — — ſchrieb
mir einen furiufen Brief, daß ich ihn — betrogen babe,
Die Ausdrüde feven rebelliſch zc. und diefe müßten ge⸗
ändert werden. Ich verſprach ihm, um Recht au haben,
auch dieſes, daß die Ausdräcke follten gemildert, das
Uebrige aber belaſſen werden; ſchrieb zu dieſem Ende
au: Philo. Hier iſt ein Theil yon deſſen Antwort: Sie
ſehen, wie ich zu leiden babe! lvermuthlich bat Vhilo
geant⸗
9) Nachtr. 1. Abth. ©. 79,
1) |. c. S. 82.
SE.
— — — —
38 | Geſchichte
bat. es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich
meine Einſichten vermehrt. Auch F. — — hat ſich darüber
geaͤrgert, auch Epictet, auch alle, welche Philo fuͤr ſich
allegirt.“ Nachdem Spartacus, ohne jedoch die einzel⸗
nen anſtoͤßigen Puncte nahmhaft zu machen, eine Abaͤn⸗
derung für nothumndig auch ſelbſt in Anſehung Bayerns
erklaͤrt, und ſich geaͤußert hatte, daß wenn es uͤbel gehen
wuͤrde, ſich jedermann aus der Schlinge ziehen, und die
ganze Schuld auf ihn fallen wuͤrde, welche er jedoch uͤber⸗
nehmen wolle, fo ſetzt er hinzu 3): „Aber nur dieſes
bitte ich, wenn ich dereinft durch die Unvorfichtigfeit unferee
Leute den Ropf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch
wenigſtena, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne
Schande befennen fan: daß ich nicht den Vorwurf von
Undebutfamfeit, und unflugen unnötbhigen Schmähaus:
drüden hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre
vor vernünftigen Menfchen mit meinem Tode verfiegeln
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nicht;
obwohl auch ich beym erſten Aufſatz wuͤrklich zu grell mar;
alſd erlauben Sie mir, daß er abgrändert werde, und
dann ſtehe ich mit meinem Kopf vor alles.”
Unterm 7. Gebr. 1783 ſchrieb Spartacus abermals am
Cato 4) und fagte ben Gelegenheit des Prieftergrades von
Philo: „Ich wuͤnſche, daß alle Eerimonien, die wuͤrklih
eine
4) Nachtrag, 1. Abth. ©. 94 .
4e Geſchicht
elende Schottiſche Nirterarad ganz von feiner Compofi⸗
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben fo elender Regen⸗
tengrad; doch weil ee ein dirigirender Grad ift, der die
ganze Proviscial Inftuction enthält, fo Andre ich darinn
nichts, etwelche einfäftige nigderträchtige Marimen-
ausgenommen.” In dıefem Brief klagt Epartacus oh
weiter Über Philo’s Eitelkeit und Cigenfinn, und fein
ſchlechtes Berragen geaen ibn u. ſ. f. und fegt am Ende
binzu 6): „Mit dem allen werde ich ihm das Zeuaniß
geben, daß er durd Anmerbuna wichtiger Leute um den
Drden große Verdienſte hat: aber außerdem bat er mie
wenig genäßt: bat mir off manches verdorben, die Eine
beit. meines Plans durch elende Einſchaltungen von uns
bedeutenden Braden fehr ſtark verdorben.“
Inden kamen alle diefe Kritiken über den Prieſter⸗
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn diefe Grade waren
ſchon ausgetheiit. Zwar hatte bereits vorber Mahomet
manches daran ausgeſetzt 7). Allein Spartacus, der an
feinen Tadel gewohn war, machte bieraus wenig, mel⸗
dere ſolches zwar dem Philo 8" ſchrieb ibm aber audhr
daß er dafür forgen wolle, daß die Grade fo angenommen
würden, wie fie Philo verfaßt hätte. Er möge die Grade
nur
6) Rachtrag, 1. Abth. ©. 96.
7) l. c. S. 79. 83,
3,1. @. 9,
y der Illuminaten⸗Grade. gi
Wr nach feiner Art austbeilen. „Dieb that ich, ſagt
Wilo in einem Schreiben an Cato 9), atteſurte mit
Eines Nahmens Unterfhrift die Rechthet der Cabierdg '-
Md meine Leute waren entzüdt über diele Meiiterücer
He fie es nannten, außer daß amp Verſonen kleine
finwendungen gegen einzelne Ausdrüde machten, melde
che nach den Local. Unftänden in jedet Provinz were
adert werden Rönnen.”
N . .
Eben fo erzähft auch Phile die Sache in feiner Er⸗
Krung 1), nur daß er noch den Umſtand von der Ger
ehmigung der Areopägiten hinzufägt. „Da diefe zau ⸗
erten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleiter zuruͤck⸗
angeben; fo ſchrieb mir Hr. Weishaupt: Es dürfe durch
de Faulheit diefer Menſchen das Ganze nicht aufgebalten,
jerden; ich ſolle nur, ohne weiteres Bedenken, meine
Brade, fo wie ich fie ausgearbeitet hätte, einführen,
nplich kam denn auch die Beyſtimmung der üebrigen an,
nd man ſchickte mir oe Grade, ind Reine geſchrieben,
dit Soartaeus Drdens: Perihaft und Ehiffer beglau⸗
äge zutuͤc. Nur fand man, daß die religiofen Ceremo-
den im Echottifchen Rittergrade ohne Geſabr in katho-
ſchen Ländern nicht leicht einauführen ſeyn wuͤrden,
ad bedung ſich haber aus, Ziefe nach den Umſtaͤnden
wege
9) Le. &. 106,
1) ©. 123.
30 Ä Geſchichte
band an einander zu knuͤpfen; alle engern Verhbaͤltniſſe,
welche Noth, Bedürfnig und Kampf gegen Berderbniffe
und Immoralitdt erzeugt hätten, dadurch aufzuheben, daß
er uns fähig m wollte, uns felbft zu regieren, und
folglich aller kuͤnſtlichen Anftalten, aller Staats verfaſſun⸗
gen,pofitivendefesse und der gleichen entbehren zu Binnen,
Es wurde ferner gelehrt und durch Schriften der Evanger
fiften und Apoftel bewiefen, daß dchtes Ehriftentbum Keine
Volksreligion, fondern ein Spftem für Ausermäblte fep ;
daß Jeſus den hoͤhern Sinn feiner Lehre nur feinen vers
trauteften Jüngern mitgetheilt habe. Don biefer [diefen]
bieß es, ſey dies Spftem durch die Difeiplina Arcani uns
ter den erfien Ehriften fortgepflanze, in den Myſterien⸗
ſchulen der Gnoſticker, Manichder , Opbiten u. ſ. f. atıf
doppelte Weiſe, nemlich eroterifch und eſoteriſch gelehrt,
und dann endlich nach manchen Wanderungen in Hieroo
glophen verftedt, ein Eigentbum des Freymaurer⸗Ordens
geworden. Ein großer Theil diefer Deduction rührte
von Spartaeus felb ber, und war gewiß nicht fein ſchlech⸗
teftes Werl. Man kan diefen Theil in dem Unbange,
der dem Nachtrag zu den Driginalfchriften unter dem Ti⸗
tel: zweyte Abtheilung » Documente, beygedrudt iſt,
&. go. n. f. leſen. Here Weishaupt hatte nemlich nachher
[bierüber ift in dem Vorhergehenden ſchon erinnert wor⸗
den, daß ſich Philo in Abficht aufdiefen Zeitumſtand wohl
geirrt haben möchte] , die Abficht, dieſen Auffag ſchon in
den Grad der dirigirenden Iluminaten, bep mir Schotti⸗
fer
2 | Geſchichte
ſich entbalten- konnten]! Und nun trette Der auf, weldiee
etwas darinn Anden kant, des der wahren Religion, der
bärgerlichen Oloͤckſeligken und den guten Sitten Gefaht
gedroht hätte.”
Wäre diefes auch an dem, ob es gleich durch den Au⸗
genſchein widerlegt wird, ſo wäre es doch nichts weiter >
als ein Kunſtgreff, dir Leute vinzuhalten, biß fie in den
Bädern Moſterien die große Entdeckung vertragen konnten:
daß alle poftive Religion Bertug ſey 7). Bhilo gefcht
Diefes in feinen Briefen an Caro vom Jan. ⸗ Mär 173%
felbR ein. Er war nicht dagegen , daB ber Drismus rin»
geführt werden follte, aber er wollte eitte gewiſſe Vorſich⸗
rigkeit dadey benbachtet wiſſen 8). Diefe batte auch Ma⸗
homet deu Spartacus ſelbſt empfodlen, der bamald fd gar
an der Unſterblichkeit der Seele sweifelte 9). Vbild mache
ſich ein Derdienft daraus, daß er die Leute in Abficht auf
Die Religion bintergangen babe, und iſt boͤſe, daß ſolches
ESpypartacns nicht dankbar genug erkennen wollte: Ich
babe fagt er x) diejenigen unter uns, welche jett fo wÄrk:
fam für uns find, aber ſedt an Religioſteat kleben, ben ih⸗
ter Furcht, man babe Die Abſicht, den Wesmus auszubkei⸗
uns
7) Radtras⸗ ı.Märh. E:zoh
8) l.c. ©. 200. 205.
9) l. e. G. 16.
D) l. c. S. ıd
34 Geſchichte
Dazu gehoͤrigen Unterricht zur Bildung brauchbarer Mit⸗
glieder, wo es beißt: „» Man bediene ih derfelben Mit⸗
seh, die der Betrug zur Bosheit anwendet, um dad
Gute durdaufegen 2.” In dem bier abgedrudten
Prieſtergrad und zwar in der Initruction n. VII. kommt
er zwar auch vor, aber prob:ematıfch eingekleidet. „In
miefern iſt der Sat wahr, daß alles, mas zu einem _
guten Zweck führt, auch ein erlaubtes Mittel fey? Wie
muß der Satz eingefchränft werden, um zwiſchen jefwie
tiſchem Misbrauch und Ängftiicher Vorurtheils» Sclaves
rey hindurch zu geben?”
Wer den bier gedrudten Pricftergrad mit den ale
thentiſchen Neußefungen des Philo vergleichen will, der
wird an der Aechtheit deffelben, wäre auch das Gertifie
cat, das jedoch auch fein Gewicht bat 52, gar nicht das
ben, doc keinen Augenblick zweifeln können. Zu noch
mehrerer Befeftigung fan er noch das binzunehmen,
was Philo von der Inftruction im feientififhen Zach
fagt welches alles ganz dad Nemliche ift, wie es ſich in
dem Prieftergrad findet. Eben diefes gilt auch von dem
Megentengrad 6). Außerdem haben wir aud) noch die
in dem Nachtrag der Driginalfchriften enthaltenen
Ä Zeug:
4) Aechter Illuminat. ©. 122,
5) Nachtrag der Originalſchr. 1. Abth. S. 106.
6 Erklaͤt. S. 114. 115. u. f.
36 Geſchichte
gearbeiteten ganzen Grad, den er inzwiſchen erhalten
batte, zu reden. In einem Brief obne Datum ſagt
ee 9): „Wegen dem ſchon von mir einmal enımorfnen
Regentengrad berudigen Sie fib. Philo bat ibn im
Händen , und hat daraus feinen Regentengrad gemacht,
den auch Mahomet ſchon 6 Monat in Händen hat,
nicht herausgiebt, und daran beitändig caſtrirt, ob ihn
gleich ſchon Über 20 Perfonen baben.“* In einem an⸗
dern Brief ebenfalls an Cato, auch ohne Datum, heißt
es 1): „M. Aurel ift Außerft mit den Prieftergrad
zufrieden; er fchreibt, feine ganze Seele hänge daranz
weit ſich die beiligften feiner Pflibten in ihm vereinie
gen: nur münfct er, daß gewiſſe Ausdruͤcke gemildert
würden. — Im Drden ift dermalen die entſetzlichſte Eri⸗
fiö , die nur ſeyn fan, durch Mabomet verurfacht. Die
fer bat A. — — genen den Prieftergrad anfgebeht, um
feine Meynung geltend zu machen. A. — — ſchrieb
mir einen furiofen Brief, daß ich ihn — betrogen habe,
Die Ausdrüde ſeyen rebelliſch zc. und diefe müßten ge⸗
ändert werden. Ich verſprach ihm, um Recht zu haben
auch dieſes, daß die Ausdräcke follten gemildert, das
Uebrige aber belaſſen werden; ſchrieb zu dieſem Ende
an Philo. Hier iſt ein Theil yon deſſen Antwort: Sie
ſehen, wie ich zu leiden babe! [vermuthlich bat Bhilo
geant⸗
9) Nachtr. 1. Abth. ©. 79,
V L. c. S. 82.
38 Geſchichte
bat es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich
meine Einſichten vermehrt. Auch F. — — hat fi darüber
geärgert, auch Epictet, auch alle, melche Philo für fi
allegirt.” Nachdem Spartacus, obne jedoch die einzele
nen anftößigen Puncte nahmhaft zu machen, eine Abäns
"derung für norhuigndig auch ſelbſt in Anfehung Bayerns
erflärt, und ſich geäußert hatte, daß wenn es übel gehen
wurde, ſich jedermann aus der Echlinge sieben, und die
ganze Schuld auf ihn fallen würde, welche er jedoch über»
nehmen wolle, fo fett er binzu 3): „Uber nur diefes
bitte ich, wenn ich dereinft durch Die Unvorfichtigfeit unferer
Leute den Ropf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch
menigitend, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne
Schande befennen fan: daß ih nicht den Vorwurf von
Unbebutfamfeit, und unflugen unnöthigen Schmähaus:
druͤcken hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre
vor vernünftigen Menfchen mit meinem Tode verfiegeln
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nichts
obwohl auch ich beym erften Aufſatz wirklich zu grell war;
alfd erlauben Sie mir, daß er abgeändert werde, und
dann ftehe ich mit meinem Kopf vor alles.”
- Unterm 7. Febr. 1783 ſchrieb Epartaeus’ abermals an
Cato 4) und fagte ben Gelenenheit des Prieftergrades von
Philo:„Ich wuͤnſche, daß alle Eerimonien, die wuͤrklich
ein⸗
3) Nachtrag, 1. Abth. S. 89.
=. —
u”
4. Seſchicht
elende Schettiſde Kirtergtad ganz von feiner Compeſi⸗
tısa, und euf den Irieterarad ein eden jo elendetr Regen»
tenzrud; Dot mil es ein dirigerender Grad iſt, Der die
are Provi .cıal Inſt uct on cꝛtdalt. fo Sndre ich darinn
niches, ciw.ihe em’äinge micdersrackrige Marimen
eusgenommes.” a dieſem Trier Elage Erartacus uch
weiter über Phitors Eitelkeit und Sigenſinn, und fein
ſchlechtes Betragen g:a.n ibn u, f. f. und ſedt am Ende
binzu 6): »„ Mir dem allem werde ich idm das Zeunnı
giben, dab er durch Aumwerbuna wichtiger Leute am den
Drden große Verdienſte bat: aber auscröem dat er mie
wenig genügt: bat mir off manches verdorben, die Eine
Brit meines Yians durch elende Einſchaltungen von uns
bedeutenden Graden fehr Hark yırdorben.”
Indeß kamen alle diefe Kritifen über dem Prieſter⸗
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn diefe Grade waren
ſchon ausgerheile. Zrar hatte bereits vorber Mabomer
manches daran außgefegt 7‘. Allein Spartacus, der an
feinen Tadel gewohnt war , machte bieraus wenig, mel»
dere ſolches zwar dem Philo 8° , fchrieb ihm aber auch,
daß er dafür forgen wolle, daß die Grade fo angenommen
würden, wie fie Philo verſaßt hätte. Er möge die Orade
nur
6) Nachtrag, 1. Abth. ©, 9%
7 L c ©. 79. 83.
8, 1, t. @. 2.
vr,”
[
5
Ro; Geſchichte
weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht.
Wer war froher, als ich? Ich theilte meine Grade ſo
gewiſſenhbaft als möglich aus,”
In dem vorhin gedachten Brief des Philo an
den Cato v:m 20. Tan. 1783 gedenft derfeibe der
Bepftimmung der übrigen Arcopigiten nicht, meil
dieſes dem Cato ohnehin befanne mar und noth⸗
wendig befannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). „Auf einmahl
Ja'ſo bernach, nachdem die Grade ſchon ausgetheilt mas
ren] ſchickte mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes
Zeus, Man verlangte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens
Epartacus darauf, alle Abfchriften ſelbſt au repidiren,
den Leuten zu fagen, es bätten fi unäckte Zufäge eins
gefhlihen, um dadurch mich zum Lügner zu machen.”
Den er hatte die Aechtheit derfelben mir feines Nahe
mens Unterfchrift atteitirt, wie er vorbin in eben dieſem
Brief 3) erzählte. Dieſes aber ſchlug Philo ab, und da
. Epartacus ihm durch einen feiner Untergebenen einen
beleidigenden Verhaltungsbefehl zuſchickte, auch noch
Allerley fonft darzwiſchen Fam, fo tratt endlich Philo den
1. Jul, 1784 gang ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗
| richten
2) Nachtrag , 1. Abth. ©. 107.
3) 10c. ©. 106. °
9'c. ©, 118. 128. Erklaͤr. S. 126 — 136.
ı \ ’ \
der Fhuminaten- Grade, 43
richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus, durch
IHuͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden ause
geſchloſſen.
Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung
erteilt haben, wird nirgends gemeldet. Da indeh da&
Anfinnen des. Spartacus dem Philo bereits den eo. Taırz.
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge⸗ J
theilt waren: ſo hat, falls dieſes erſt nach Genehmi⸗
gung der Areopagiten geſchehen iſt, die Austheilung be⸗
reits im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Philo die Ger
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgewartet, fon«
dern foßleich nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus
die Ausspeilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗
ber im Jahr 1782. Denn. in. Monat Auguft hatte er.
diefe Erlaubniß fon, und damals hatte er den Priefters
und Regentengrad bereitd an zwey Perfonen gegeben 5).
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Priefter-
“und Negentengrad vorgefegte Atteftat ded Philo von
. 2782 unverdäctig; und es hindert nichts, daß man im
Jahr 1733 von unächten Zufigen in diefen Graden
forah: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗
fung ſchon geſchehen war.
-
Urfprünglich mochte Spartacus wohl nichts an den
in diefen Graden geäußerten Grundfägen, die ohnehin
| auch
| “-
5) Nachtr. 1. Abth. S. 207.
44 Geſchichte
auch von ihn ſelbſt herrährten , auszufegen haben, ſon⸗
dern fein Tadel betraff eigentlid nur Die Ceremonien
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet
datte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er im
Rem Brief von 7. Gebr. 17836), wo er fih am umftänd«
lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Orunde
fägen. Zwar ſcheint es ihm einige Tage vorber, wie der
Brief vom 28. Ian. 1783 hemeifet, darüber angſt gewor⸗
Den zu fenn, da er etlichemal von Verliehren des Kopfes
fpriht 7). Er mollte daber auch einiges Ändern 8), e8
ſcheint aber, er war den 7. Gebr. noch nicht recht ent»
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Dasgpan den
nemlichen Cato, nichtö von Abänderung fpricht, fondern
dieſelbe ſtillſchweigends wieder zuruͤck nimmt, indem er
will, daß blos die Eeremonien meggelaffen , die Tragen
aber und die Ancede, welche eigentlich die gefährlichen
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs
ſcheinlich verflel er auf den Gedanken der Abänderung
blos deswegen, weit Einige verfchiebne Ausdrücke für ans
ſtoͤßig und rebellifch erklärt hatten 1) und als die Mishel«
ligkeit zwiſchen ibm und Philo größer geworden mar, fo
| nahm
6) Nachtr. 1. Abth. © 94.
7) R. c. und ©. 87.
8) l.c. ©. 90.
9)1.c.©.94 »
D Lc S. 2.
der huminaten: Grade. 43
| nahm er diefes zum Vorwand und ſprach von unkchten
N Zufhgen 2),
Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und insbes
fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit ber ik
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bis⸗
“ber fo oft angedognen Anrede: fo wird man tur wenig
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie here
feßen, damit fie der Zefer mit einem Blick uͤberſehen könne,
Nach den Worten der Anrede: deren Befriedigung
fie nur durch ihn erhalten koͤnnen a3, ſteht bier im Unter⸗
. ‚richt der Zufaß, der freylich aus der Luft gegriffen zu ſeyn
ſcheint: „Es ift unbefchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend
-fdeinende Band it. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein
und dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Defpoten,
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wors
“sen der Anrede: fene natuͤrlich 5) heißt es im Unterricht
„Nun wird auch der, welcher an die Geheimniſſe der ges
woͤhnlichen chriftlidien , von den Pfaffen verunſtalteten
Religionen nicht glaubt, und welchem man gemiffe darun⸗
ser verborgene, noeh größere Seheimniife vorerſt nicht: ent⸗
“ bullen
2) 1.c. ©. 107;
3) 2. Abth. ©, 44,
21.0. ©. 88.
s) lc. ©. 106.
\n
46 Geſchichte
duͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er.
löfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nah dem Wort der Anrede: angewandte 6) ſteht in
den Unterriht: » Da entftand dann das berrliche Ding,
die Theologie, das Pfaffen⸗ und Schurken: Regiment,
das Pabſtthum, der geiftlide Defpotismus.”
Nah dem Wort der Anrede: unterdrücken 7) ift in
dem Unterricht äugefent: „Und ein Mörder, Hurer und
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befr
feres Schickſal, als der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗
licherweiſe nicht begreiften konnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗
teig zugleich ein Stud Sleiich fepn Eonnte.”. -_
Spartacud hatte nebit den übrigen Areopagiten, ald
bie Grade genebmigt wurden, biergegen nichts erinnert;
fondern das Einzige, mas erinnert worden war, betraf
die Serimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch
nachher, als er vom unaͤchten Zuſaͤtzen fprach, erklärte er
fid nicht, meicde diefelben irnen. Man bat alfo Grund
zu glauben, er veritebe Darunter die Terimonien im Priefters
grad, ald gegen welche er ich allein und ausdrücklich erkläre
batte. Cigentlih mar die ganze Anrede oder der Unterricht
- im erften Zimmer durchaus anſtoͤßig und rebelliih. Wer
dieſe
6) Nabe. 2. Abt, S. 110.
5) Lc. S. ı,
L
” ‚®
ber Illuminaten-Grade. 47
verdauen Eonnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen, obige
\ wenige Zufäße dee Phil auch noch zu verdauen. ⸗
Doch ſcheint es, Spattaeus Habe au verſchiedne
feiner eignen Aeußerungen für gefährlich angefeben: denn
er fagt ſelbſt 85 er fen beym erften Auffag wuͤrklich zw
grell geweſen. Meynt er diefe mit, fo war es unbillig
den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da⸗
mals von Abänderung ſprach: fo iR dieſt doch nicht vor⸗
genommen worden, wenigftens bis auf den 2, Febr. 1785|
nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an bie Arco:
pagiteng) fagter: Man folle dem Ehurkürften vom Pries ,
ſtergrade nichts, als die Inſttuction in Scientifigis vor
legen; und des Negentengrades gedenft er Har nit;
Wäre in diefen bepden Graden, infonderheit in dem Prier
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, fo würde er
diefe Grade, wenigftend demienigen , deffen ‘er gedenft,
ganz voraulegen beföblen haben. Selbſt in Anfehung jes
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſe wohl durchgegangen
werden, damit fie feine beziebende Stelle enthalte; und
bep dem Illuminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗
fer Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und
bev dem Hluminatus major, der wie der minor im übris
gen gana vorgelegt werden folte, müßte die Stelle!
Pfafe
ꝙ) Näctrag, 1. Abth. S. 90, Ä
9) 1. c. ©. 225.
%
38 Geſchichte
bat es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich
meine Einſichten vermehrt. Auch, F. — — bat ſich daruͤber
geaͤrgert, auch Epictet, auch alle, welche Philo fuͤr ſich
allegirt.“ Nachdem Spartacus, ohne jedoch die einzel⸗
nen anftößigen Puncte nahmhaft zu machen , eine Abaͤn⸗
‘derung fuͤr nothumdig auch felbft in Anfehung Bayerns
erflärt, und fich geäußert hatte, daß wenn es übel gehen
murde, fich jedermann aus der Schlinge ziehen, und die
ganze Schuld auf ihn fallen würde, welche er jedoch übere
nebmen wolle, fo feßt er binzu 3): „Aber nur diefes
biste ich, wenn ich dereinft durch die Unvorfichtigfeit unſerer
£eute den Kopf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch
wenigſtens, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne
Schande befennen Fan: daß ich nicht den Vorwurf von
Unbebutfamfeit, und unflugen unnötbigen Schmähauss
druͤcken hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre
vor vernünftigen Menſchen mit meinem Tode verfiegeln
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nicht;
obwohl auch ich beym erſten Aufſatz wuͤrklich zu grell war; -
alſo erlauben Sie mir, daß er abgeändert werde, und
dann ftebe ich mit meinem Kopf vor alles.”
Unterm 7. Gebr. 1783 ſchrieb Spartaeus abermals am
Cato 4) und fagte ben Gelegenheit des Prieergrades von
Phil: sch wuͤnſche, daß alle Eerimonien, die wuͤrklich
' . ein⸗
3) Nachtrag, 1. Abth. S. 89.
4) Nachtrag, 1. Abth. S. 94.
An
4e Seſchicht
elende Schottiſche Nirtergrad ganz von feiner Compofi⸗
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben ſo elender Regen⸗
tengrad: Doch weil es ein dirigirender Grad iſt, der die
ganze Provincial Inſtruction enthält, fo andre ich darinn
nichto,/ etwelche einfäftige niedertraͤchtigze Maximen
ausgenommen.” In dieſem Brief klagt Spartacus noch
weiter über Philo's Eitelkeit und Eigenſinn, und fein
ſchlechtes Berragen gegen ihn u. ſ. f. und fegt am Ende
binzu 6): „ Mit dem allen werde ich ihm das Zeugniß
geben, daß er durch Anwerbung wichtiger Leute um den
Orden große Verdienfte bat: aber. außerdem bat er mie
wenig genügt: bat mir off mandes verdorben, die Eine
beit meines Plans durch elende Einſchaltungen von uns
bedeutenden Graden fehr ſtark Yırdorben.”
Indeß kamen alle diefe Kritiken über den Prieſter⸗
und Regentengrad zu fpät- Denn diefe Grade waren
fchon auagetheile. Zwar hatte bereitä vorber Mahomet
manches daran ausgefeßt 7). Allein Spartacus, der an
feinen Tadel gewohnm war , machte bieraus wenig, mel⸗
dete ſolches zwar dem Philo 8\ ſchrieb ihm aber auch
daß er dafür forgen wolle, daß die Srade fo angenommen
wuͤrden, wie fie Philo verfaßt hätte. Er möge die Grade
nur
6) Rachtrag, 1. Abth. ©, 96.
7) l. c. ©. 79. 83.
3,10.@. 2,
L
BE
der Illuminaten⸗Grade. 4
nur nach feiner Art austheilen. „Dieß that ich, ſagt
ilo in einem ‚Schreiben an Cato 9), atteſtirte mit
meines Nahmens Unrerfchrift die Vechtheit der Cabierdz ’ -
⸗ "und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſtuͤcke,
wie fie e8 nannten ,- außer DaB zwın Merfonen Eleing
Einwendungen gegen einzelne Ausdrüde machten, melde
leicht nach den Focal. Umftänden in jedet Provinz dere
ändert werden können.”
Eben fo erzähft auch Phile die Sache in feiner Er⸗
klaͤrung 1), nur daß er noch den Umitand von der Ges
nehmigung der Areopagiten hinzufügt. „Da diefe zau⸗
derten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleitet gurüde
zugeben; fo fchrieh mir Hr. Weishaupt: Es dürfe durch
Die Faulheit diefer Menſchen das Ganze nicht aufgebalten
werden; ich ſolle nur, obne weiteres. Bedenken, meige
Grade, fo wie ich fie ausgearbeitet hätte, einführen.
‚Endlich fam denn auch die Benfiimmung der Uebrigen ans
und man ſchickte mir le Grade, ind Reine geſchrieben,
mit Spartacud. Ordens: Peiſchaft und Chiffer beglau⸗
bige zuruͤck. Nur fand man, daß die religiofen Ceremo⸗
nien im Schottiſchen Rittergrade ohne Gefahr in katho⸗
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen -feyn würden,‘
und bedung fi daher aus, dieſe nach den Umſtaͤnden
weg⸗
9) L'c. ©. 1.
I) ©. 123.
42 Ä Geſchichte
weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht,
Wer war frober, als ich? Ich theilte meine Grade fo
gewiſſenhaft als moͤglich aus,”
In dem vorhin gedachten Brief des Philo an
den Cata v:m 20. Tan, 1783 gedenkt derfeibe der
Beyſtimmung der uͤbrigen Arcopagiten nicht, weil
Diefes Drug Cato obnebin befannt war und nord»
wendig bekannt feyn muſte. Er fagr unmittelbar
euf die oben mitgetheilte Stelle 2). » Auf- einmabl
[a’fo bernad, nachdem die Grade ſchon ausgetheilt was
ren) ſchickie mir Mahomer nicht etwa Anmerkungen zu
diefen Graden, fondern ganz verändertes verftümmeltes
Zeug, “Man veriangte, ich follte meine Hefte zurück
fordern , und als ich mich weigerte, befand wenigſtens
Epartacus darauf, alle Abfchriften felbft zu revidiren,
N [Ben Leuten zu fagen, es hätten fib unäckte Zufäge eins
gefhlihen, um dadurd mich zum Lügner zu machen.“
Denn er batte die Aechtheit derſelben mir feines Nabe
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem
Brief 3) erzählt. Dieſes aber ſchlug Philo ab, und da
. Epartacus ihm durch einen feiner Untergebenen einen
beleidigenden Verbaltungsbefehl zuſchickte, auch noch
Allerley ſonſt darzwiſchen Fam, fo tratt endlich Philo den
1. Jul. 1784 gang ab 4) oder wurde, wie andere Nach»
- richten
-2) Nachtrag, 1. Abth. ©. 107. | .
3) l:c. ©. 106.
91. S. 112. 128. Erklaͤr. S. 126 — 136.
S
[2
der Iluminaten- Grade, "43
. richten befagen, auf Derlangen des Spartacus, durch
Huͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden auge
geſchloſſen.
Die Zeit, warn die Areopagiten ihre Genehmigung
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet. Da indeß das
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den 20 Jan—
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge⸗
theilt waren: fo bat, falls diefes erit nach Genehmir
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bes
reits im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Philo die Ges
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, fon«
dern fogleich nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus
die Auseheilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗
ber im Jahr 1782. Denn im. Monat Auguft hatte er.
diefe Erfaubniß fon, und damals hatte er den Priefters
und Regentengrad bereitd an zwey Perfonen gegebens)..
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Prieſter⸗
und Negentengrad vorgefegte Atteftat des Philo von
1782 unverdaͤchtig; und es hindert nichts, daß man im
Jahr 1733 von unaͤchten Zuſaͤhen in diefen Graden
forah: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗
lung ſchon geſchehen mar.
Urſpruͤnglich mochte Spartacus wohl nichts an den
in dieſen Graden geaͤußerten Grundſaͤthen, die ohnehin
auch
u - .
5) Nachtr. 1. Abth. ©. 207.
Sn
r
44 Geſchichte
auch von ihm ſelbſt berräbrten , auszuſetzen haben, ſon⸗
dern ſein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet
batte, und ihm nicht gefelen. Wenigſtens ſagt er im
Rem Brief von 7. Gebr. 17836), mo er ih am umſtaͤnd⸗
lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Grunde
fägen. Zwar ſcheint es ibm einige Tage vorber, wie der
Brief vom 28. Jan. 1783 deweiſet, darüber angft gewor⸗
ben zu fern, da er etlihemal vom Verlichren. des Kopfes
foriht 7). Er wollte daber auch einiges ändern 9), es
ſcheint aber, er war den 7. Gebr. no nicht recht ents
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Dathan den
nemlichen Cato, nichts von Abänderung fpricht, fondern
dieſelbe ſtillſchweigendd wieder zuräd nimmt, indem er
Will, daß blos die Eeremonien meggelaffen , die Kragen _
aber und die Anrede, welche eigentlich die gefährlichen
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs
ſcheinlich verflel er auf den Gedanken der Abänderung
blos deswegen, weit Einige verfchiebne Ausdrüde für an⸗
ſtoͤßig und rebellifch erflärt hatten 1) und afs die Mishel⸗
ligkeit zwiſchen ibm und Philo größer geworden mar, fo
| nabın
6 Nachtr. 1. Abth. S. 94.
7) lI. c. und ©. 87.
8) L c. ©. 90.
9) 1.c. ©. 94..
D L c' G. 8.
der IMuminaten:Örade 4
nahm er diefes zum Vorwand umd ſprach von anächten
Sufäsen 2).
Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und insbes
fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit ber in
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bis⸗
“ der fo oft angesognen Aürede: fo wird man nur wenig
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie dere
feßen, damit fie der Lefer mit einem Blick uͤberſehen koͤnne.
Nach den Worten der. Anrede: deren Befriedigung
"fie nur durch ihn erhalten koͤnnen 4), ſteht bier im Unter⸗
richt der Zuſatz, der freylich aus der Luft gegrigen zu ſeyn
ſcheint: „Es iſt unbeſchreiblich, wie feR dieß unbedeutend
ſcheinende Band iſt. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein
und dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Deſpoten/
wenn er ſeine ſchwere Hand darauf legt.“ Nach den Wor⸗
“ten der Anrede: fepe natuͤrlich 5) heißt es im unterricht⸗
„Nun wird auch der, welcher an die Geheimniſſe der ge⸗
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunſtalteten
Religionen nicht glaubt, und welchem man gewiſſe varuıd=
ser berborgent, no srößere Orbeimnife vorerſt nicht: ent⸗
buͤllen
2) 1... ©. 107
3) 2. Abtb. ©. 44
21.0 ©. 8.
5) L c. S. 106.
46 Geſchichte 9
büden darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er.
löfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nach dem Wort der Anrede: angewandte 6) ftebt in
ben Unterricht: » Da entftand dann das berrlihe Ding,
die Theologie; das Pfaffen: und Schurken : Regiment,
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ifl in
dem Unterricht zugeſetzt: „Und ein Mörder, Hurer und
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein beſ⸗
feres Schickſal, ale der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗
icherweiſe nicht begreiffen Eonnte, wie ein Stuͤck Mebls
teig zugleich ein Stud Fleiſch ſeyn Eonnte.”.
Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ale
bie Grade genehmigt murden, hiergegen nichts erinnert s
fondern das Einzige, mas erinnert worden war , betraf
bie Gerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber auch
nachher, als er von undchten Zufägen ſprach, erklärte er
ſich nicht, welche diefelben.feven. Man hat alfo Grund
ju glauben, er verftehe Darunter die Gerimonien im Priefters
. grad, als gegen welche er fich allein und ausdrücklich erklaͤrt
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht
- Im erften Zimmer durchaus anftößig und tebelliſch. Wer
diefe
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110.
lc ©, ıu, "
©“.
der Illuminaten-Grade. 47
derbauen konnte, dem Eonnte ed nicht ſchwer fallen, obige
"* wenige Zufäge des Philo auch noch au verdauen. *
Doch ſcheint es, Spattaeus habe auch verſchiedne
feiner eignen Acußerungen für gefährlich angefeben:: denn
er ſagt felbfi 85 er fen beym erften Aufiag würklich zu
grell geweſen. Mepnt er diefe mit, fo war es unbillig
den Philo allein zu befchuldigen. Ob er nun gleich da⸗
mals von Abänderung fprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗
geriommen worden, wenigftens bis auf den 2. Febr. 1785
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗
pagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfürften vom Prie⸗
ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifigis vor⸗
legen; und did Regentengrades gedenkt er Har nicht.
Waͤre in dieſen beyden Graden, infonderheit in dem Prie⸗
ſtergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, ſo wuͤrde er
dieſe Grade, wenigſtens demienigen , deſſen vr gedenkt,
ganz vorzulegen befohlen haben. Selbſt in Anſehung je⸗
ner Inſtruction erinnert er, ſie muͤſſe wohl durchgegangen
werden, damit fie Beine beziehende Stelle enthalte; und
bep dem Illgminatus minor mollte er, dad Wort: dumms
ſter Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im übris
gen ganz vorgelegt werden follte, müßte die Stelle!
Pfafe
H Näctrag, 1. Abth. S. 90,
9) 1. c. ©. a5,
%
48 Geſchichte
Pfaffen und boͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗
fen wrrden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben
gleich verangeſchickten Fragen, vornemlich aber Die Anrede,
waren fo durchaus mir anftäßigen und rebelliſchen Sägen
angefüllt, dab man mit bloßer Abänderung oder Wegs
laſſung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen fonntes
und daher fonnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise
haupt widerfpricht ſich a!fo felbft, wenn er in dem Vach⸗
grag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt ı): Er babe das
ganze Syſtem mit einigen unbedeutenden Abanderungen
dem Churfuͤrſten vorsu.egen befoblen. |
Dietem fteht nicht entgegen, daß Philo erzählt 2)
Epartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich
Pbilo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte,
eingerährt. » Spartacud, fagt er, Nena an binter mei⸗
nem Rüden ber mit den von mir angefegten Obern und
Andern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich
niche undeurfich gegen fie merfen su laffen, daß er der
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Grabe bie
und da durd) biefe £eute einzuführen ; und da Diele Vers
ſchiedenheit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ.
antunter der Hand das Geſoraͤch entſtehen, ala muͤſte
ich wohl die Grade verfälfcht haben, Die aus Bapern
ge⸗
1) Nachtraq, 1. Abth. Su
2) Erklaͤr. ©. 1%,
,„ “
1A
der Iunminaten: Grabe 4
geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich
der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Dien
ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein eindiger we
ſentlicher Grundſatz geändert worden wäre. Spartatus
durfte nut die Gerimonien eines Grades, von weichen
er obnedem fein Sreund war, theils weglaſſen, theils aba
ändern, und hie und da etwas anderf einkleiden: fo war -
die Verſchiedenbeit offenbar; und dann folgte es von
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfälfhung auf den Philo
fallen muſte: denn für Verfaͤlſchung konnte man es anſe⸗
ben, wenn, obgleich die Hauptgrundfäge ſtehen geblieben,
auch nur Einiges in feinen Graden anderſt lautete, ale
in denen, welcheunmittelbar aus Bayern gekommen warens'
" - Spartacns fah hinten nad) wohl ein, welchen Nach⸗
tbeil ihm der Drieftergrad, und vornemlich die Anrede:
bringen mufte. Er ſuchte ſich daher megen derfelben anf
alle moͤgliche Art iu recjtfertigen, nahm etwas weniges/
wiewohl bles zum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das
Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter feitiem -
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗
tigung feiner. Abfichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1497,
. zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗
.. gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch nicht
ins Licht geftellt war,
b 3c
ne is
so Geſchichte
„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Dq⸗
eument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abtb.]
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufzunchmenden
Illuminatus dirigens. Diefer Auffag it kein Brad: er
entbält blos allein einige gefammelte , flüchtig bingewors
. fene Ideen su einem Grade , der erſt entworfen werden
ſollte, aus welchen auch wirklich der Prieſtergrad entflane
. den if. Die Geſchichte davon if in den Briefen, befons
dere ©. 103 f. enthalten. [Es find Philo’s Briefe ges
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abıb.] Aus diefem ers
fiheint, daß dieſe meine Materialien an Philo zur Eine
kleidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß folches
yon ihm wuͤrklich geſchehen fen: daß fein Auffag unter
den Mitwiffenden cireulirt habe, um die nöthigen Erinne⸗
zungen bepzuſetzen, und beliebige Abänderungen gu trefs
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen
entitanden find: daß man folden gewaltig audgemuftert
und durchfirichen babe: daß alfo der neue Brad eine von
der vorigen ganz verſchiedne ungleich gemäßigrere Form
müffe erhalten haben , und nach ſolcher durch den Orden
dertheilt worden ſep.
Hier laͤßt Spartacus vieles weg, was der Sache eine
ganz andere Geſtalt giebt. Es gab freplich Streitigkeiten,
| aber
3) Erklaͤr ©. 72⸗
ber Slluminaten: Grade 51
aber nur mit Mahomet, deffen Abänderung Spartacüd
ſelbſt nicht billige. Die Spaltung und der Abtritt des
Philo erfolgte erft nachher ; als Spartacus ſelbſt und die
Areopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und
Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad
Des Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachher
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar hie und da · ver⸗
theilen; aber die Abaͤnderungen betraffen bie Gtundſaͤtze
nicht eigentlich. Den neuen Brad machte Spartäcus ud -
jetzt [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er/
wenn et fo Anverfaͤnglich geweſen wäre, als er inſinuiren
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben habeñ.
Er fuͤhtt zwar 4) Stellen als einem netten Auffatz an, bei
er (don 1783 ‚derfertigt haben will. Allein diefe machen
nur ben Anfahg des Aüfſatzes aus; von welchen man
nicht geradesu auf das Solgende , und auf das Ganze
tchließen kan. Werin auch das 5) Stud ſchon 1783 wuͤrk⸗
lic) verfaßt worden: fo mar doch das Ganze mod hicht
ausgearbeitet. Dein 1787 ald Er dei Nachttag dü feitier
Rechtfertigung fchrieb » wär es noch nicht einmal böllig
fertig 6). Wäre der ganze Aufſatz verfaßt geweſen: fo
wuͤrde er ; wie fhon erinnert worden, nicht beföhlen has
ben, dem Churfuͤrſten von dein Prieſtergtad Hichts, nichts
Er wWeiter
4 G. 89.
5) ©: 89. u. f.
6) L. ©.
2°. Befßdichte
weiter ald bie Inſtruction in Scientificis, und biefe (eich
mit Ausnahme der bejiebenden teilen vorzuiegen , da
er den ganzen neuen Brad fo leicht baut: koͤnnen vorlegen
laſſen, und welcher, als einer der boͤchſten und letzten
Grade, um fo entſcheidender bewieſen haben wuͤrde, daß,
wenn ja etwas in den niedern Graden daͤtte bedenklich
feinen können , foldes am Ende deutlicher entwidelt
und gehoben worden wäre. Zwar giebt Er vor: er babe
Die Anrede im Prieftergrad blos um desmillen vorzulegen
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte des menſch⸗
lichen Geſchlechts durch eine fpÄtere beffer geratbene Ges
(dichte Lin dem vorbin gedachten Aufſah)] erfegt und das»
durch abofirt worden 7). Auein diefe neue Geſchichte
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befoblen.
Daß aber in dem neuen Brad die anftößigen Grund⸗
fäne ebenfalls bepbehalten worden, erhellt noch mehr da»
ber, daß Herr Weishaupt feinen aͤltern Brad, und feine
fogenannte Anrede an den Illuminatus dirigens noch im«
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er fich ganz hätte über
beben können, mern ed wahr geweſen wäre, daß man bep
mehrerer Einfiht aänzli von jenen Srundfägen, auf
melche hier alles anfommt , abgegangen und die Anrede
in dem Drieftergrad abolirt worden ſey IS. 71.) Er em
zählt davon weiter 8).
„ Die
7) Erklaͤr. S. 71.
8) ©. 73. uf.
der Tluminatens Grade. 53
'» Diefer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich,
wurde bey mie durch folgende Umitinde veranlaßt. Der
Schottiſche Ristergrad, welcher nad) feiner erften Meſtalt
nicht von meiner Arbeit iit« gegen welchen ich laut &.67
biefer Briefe kim Nachtrag, 1. Abth.] proteſtirt babe,
enthielt verfhiedene abeologifche Aeußerungen undWinke:
unter andern murden darinn Die Hieroglyphen der Grey
maurerey auf das Shriftenthum gedeutet. . Diefer Grad
war nun in andern Provinzen ſchon eingeführt , und die.
Erktärung nicht febr befriedigend. Gefchebene Dinge‘
konnte ich nicht ungefcheben machen. Ich muſte alſo auf
dieſer einmal eingefuͤhrren Idee fortbauen und fortarbei⸗
ten, und durch einen folgenden GOrad den gemachten öeh«
fer in etwas. gut machen.”
Dder au arößer mader, wie ed hier wuͤrklich der
Salt iR. Denn daraus, daß die Hierogfspben auf das
Chriſtenthum gedeutet werden Fonnten, folgt ohne weites
tes noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mufte, daß die
riftliche Religion durchaus verfaͤlſcht, und noch weniger,
daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gebabt, die
bürgerficheVerfaffungder Stmaten aufzuheben, die Sürften
entbehrlich zu machen, u. f. m. wie in den vorgebliden
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchieht. Uebri⸗
gens fagt derfelbe kein Wort davon , daB er die gedachte
Anrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 1787] fchon für den
Iiluminatus dirigens, mie Philo oben geaͤußert hat bee
Kimmt
44 Gefchichte
auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen haben, ſon⸗
“Bern fein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingefchalter
" patte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens fagt er in
Rem Brief von 7. Febr. 17836), wo er ſich am umſtaͤnd⸗
lichſten darüber quslaͤßt, nicht ein Wort von jenen Grund⸗
fägen. Zwar ſcheint es ibm einige Tage vorber, wie der
Brief vom 28. Jan. 1783 deweiſet, darüber angſt gewor⸗
den zu fenn, da er etlichemal von Verliehren des Kopfes
fpriht 7). Er mollte dDaber auch einiges Ändern 8), es
fcheint aber, er war den 7. Febr. noch nicht recht ente
f&loffen, weil er in dem Brief von diefem Dathan den
nemlichen Cato, nichts von Abänderung fpricht, fondern
dieſelbe ſtillſchweigendd wieder zuruͤck nimmt, indem er
will, daß blos die Eeremonien meggelaffen , die Kragen
aber und die Anrede, welche eigentlich die gefährlichen
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs
ſcheinlich verfiel er auf den Gedanken der Abänderung
blos deswegen, weit Einige verſchiedne Ausdrüde für ans
Rößig und rebellifch erklärt Hatten 1) und ats die Mishel«
ligkeit zwiſchen ihm und Philo größer geworden mar, fo
nabız
6) Nachtr. 1. Abth. S. Mm.
y)l.c. und ©. 87.
s)l.c. S. 90. |
9) 1.c. ©. 94..
DL S. 2.
46 .. Geſchichte
buͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Et.
Iöfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in
bem Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding,
die Theologie; das Pfaffen⸗- und Schurken : Regiment;
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdroͤckten 7) ift in
bem Unterricht zugeſetzt: „Und ein Mörder, Hurer und
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befr
feres Schickſal, als der redliche tugendhafte, der ungluͤck⸗
licherweiſe nicht begreifen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗
teig zugleich ein Stud Fleiſch feyn konnte.⸗
Spartacus hatte nebſt den uͤbrigen Areopagiten, als
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert;
fundern das Einzige, mas erinnert worden war , betraf
bie Gerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er
ſich nicht, welche dieſelben ſeyen. Man bat alſo Grund
zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Prieſter⸗
. grad, als gegen welche er ſich allein und ausdruͤcklich erklaͤrt
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht
- Am erften Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer
dieſe
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110.
D Lc. S. 111x.
- de Une 7 u
[} ® R
ber Illuminaten⸗Grade. 47
verdauen konnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen, obige
*. wenige Zuſaͤtze deö Dbilo auch noch au verdauen. ’
Doch fheint es, Spattacus habe auch verſchiedne
ſeinet eignen Aeußerungen für gefährlich angefehen : denn
er ſagt felbft 8) er fen beym erften Aufiag wuͤrklich zu
grell geweſen. Meynt er diefe mit, ſo war es unbillig
‚den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da»
‚mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieft doch nicht vor⸗
genommen worden, wenigftens bis auf den 2. Gebt. 1785.
nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an die Areo⸗
Pagiteng) fagter: Man ſolle dem Churfürften vom Pries ,
ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifigis vors
legen; und did Regentengrades gedenft er nar nicht.
Waͤre in dieſen beyden Graden, infonderheit in dem Prie⸗
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, fo wuͤrde er
dieſe Grade, wenigſtens demienigen , deſſen vr gedenkt,
ganz vorzulegen befohlen haben. Selbſt in Anſehung je⸗
ner Inſtruction erinnert er, fie muͤſſe wohl durchgegangen
werden, damit ſie keine beziehende Stelle enthalte; und
bep dem Illuminatus minor wollte er, das Wort: dumms
ſter Moͤnch folte in: dummſter Menſch verändert, und
bev dem Hluminatus major, der wie der minor im übrie
gen ganz vorgelegt werden füllte , müßte die Stelle!
Pfafe
8) Naͤchtrag/ ı. Abth. S. 90,
„lc. ©. 25,
%
48 Geſchichte
Pfaffen und be£fe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, ausgelaſ⸗
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demfelhen
gleich vr raugefidten Fragen, vornemlich aber die Anrede,
waren fo durchaus mit anftäßigen und rebellifchen Sägen
angefüllt, daß man mit bloßer Abänderung vher Wege
Saffung’ einzelner Stellen der Sache nicht helfen konntez
und daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weide
haupt miderfpricht ſich a!fo felbft, wenn er in dem Vach⸗
rag zu feiner Rectfertigung vorgiebt v): Er babe das
ganze Sinftem mit einigen unbedeutenden Ablnderungen
dem Churfuͤrſten vorsuieyen befohlen.
Dietem ſteht nicht entgegen, daß Philos erzähft 4)
Spartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte,
eingefährt. „Spartacus, fant er, Rena an hinter mei»
nem Rüden ber mit den von mir angefeßten Obern und
Andern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wedſeln; ſich
niche undeutlich gegen fie merken su laſſen, daß er der
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Grabe hie
und da durch diefe Leute einzuführen: und da dieſe Vers
ſchiedenheit in den Graden Einide ſtutzig machte: fo ließ
man?unter der Hand das Geſoréch entſtehen, ala muͤſte
ich wohl die Grade verfälfcht haben». Die aus Bapern
ö0
1) Nachtrag, 1. Abth. ©. 76,
2) Erklaͤr. G. 130,
der Illuminaten⸗Grade. 4
geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich
der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Die⸗
ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein einziger mes
fentliher Grundfaß geändert worden wäre. Spartatus
durfte nur die Cerimonien eines Grades, von weichen
er obnedem Fein Steund war, theils weglaſſen, theils aba
ändern, und bie und da etwas anderft einfleiden: fo war
die Verſchiedenbeit offenbar; und dann folge ed von
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfälfhung auf den Philo
fallen mutte: denn für Verfäifhung konnte man es anfee
ben, wenn, obgleich die Hauptgrundſaͤtze ſtehen geblieben,
auch nur Einiges in feinen Graden ander lautete, als
in denen, welche unmittelbar aus Bayern gefommen waren’
Spartarud fah binten nach wohl ein, welchen Nach⸗
theil ihm der Prieſtergrad, und vornemlich die Anrede
bringen muſte. Er ſucdte ſich daher wegen derſelben anf
alle moͤgliche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges,
wiewohl blos sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das
Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter ſeinem
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗
tigung ſeiner Abfichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1497,
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗
- gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch nicht
ins Licht geſtellt war.
d Ich
—
RR
so Geſchichte
„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Do⸗
eument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften a. Abth.]
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufaunehmenden
Illuminatus dirigens. Diefer Auffag ift fein Grad: er
enthält bios allein einige gefammelte , flüchtig hingewor⸗
fene Ideen zu einem Grade, der erſt entworfen werben
ſollte, aus welchen auch wuͤrklich der Prieftergrad entilane
den il. Die Geſchichte davon ift in den Briefen, befons
ders ©. 104 f. enthalten. [Es find Philo’s Briefe ge⸗
meynt, in dem Nachtrag, 1. Abtb.] Aus diefem ers
fikeint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eine
kleidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß folches
son ihm wuͤrklich gefcheben fen: daß fein Auffag unter
Den Mitwiffenden cireulirt habe, um die noͤthigen Erinne⸗
rungen bepaufegen, und beliebige Abänderungen au trefs
fen: daß darüber große Streitigfeiten und Spaltungen
entftanden find: daß man folden gemaltig ausgemuſtert
und durchftrihen habe: daß alfo der neue Grad eine von
der vorigen ganz verſchiedne ungleich gemäßigrere Form
muͤſſe erhalten haben , und nach folcher durch den Orden
dertheilt worden fen.”
Hier läßt Spartacus vieles weg, mas der Sache eine
ganz andere Beftalt giebt. Es sad freplich Streitigkeiten,
aber
3) Erklaͤr ©. 72,
ber Slluminäten: Grade. 51
aber nur mit Mahomet, deſſen Abänderung Spartacüs
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des
Philo erfolgte erft nachher ; als Spartacus ſelbſt und die
Hreopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und
Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad
bes Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachher
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar hie und da ver⸗
theilen; aber die Abuͤnderungen betraffen bie Grundſaͤtze
nicht eigentlich. Den neuen Grad machte Spartäius auch
jetzt 11787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er⸗
wenn er fo unverfaͤnglich geweſen wäre, als er inſinuiren
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehöben haben:
Er führe zwar 4) Stellen aüs einem neuen Auffag an, del
er fhon 1783 derfertigt haben will. Allein diefe machen
nur den Anfang des Aufſatzes aus; von welchemn maͤn
nicht geradezu auf das Folgende, und auf das Ganze
ſchließen fan. Wenn auch das 5) Stud ſchon 1783 wuͤrk⸗
lich verfaßt worden: fo mai doch das Ganze och hicht
ausgearbeitet. Dein 1787 als Er den Nachttag dü feiner
Rechtfertigung fehrieb , wär es noch hicht einmal voͤllig
fertig 6). Wäre der ganze Aufſatz verfaßt gewefen: (6
wuͤrde er , wie ſchon erinnert wotden, nicht beföhlen has
ben, dem Ehurfürften von dem Vrieſiergtad Hichts, nichts
ir — wbeitet
4) ©. 85.
5) ©: 89. U. f.
61. €.
4
42 Geſchichte
weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht,
Wer war froher, als ich? Ich theilte meine Grade ſo
gewiſſenhaft als moͤqlich aus,”
In dem vorhin gedachten Brief des Philo an
den Cato v:m 20. Jan. 1783 gedenkt derſelbe der
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nicht, weil
Diefed dem Caro ohnehin befanne mar und noth⸗
wendig bekannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). „Auf einmahl
Ja'ſo hernach, nachdem die Grade ſchon ausgetheilt was
ren} ſchickie mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes
Zeug, "Man ver!angte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens
Spartacus darauf, alle Abſchriften ſelbſt zu revidiren,
den Leuten zu ſagen, es hätten ſich unaͤchte Zuſaͤtze eins
geſchlichen, um dadurch mich zum Luͤgner zu machen. ”
Denn er batte die Aechtdeit derfelben mit feines Nah⸗
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem
Brief 3) erzählt: Diefee aber ſchlug Philo ab, und da
. Epartucus ihm durch einen feiner Untergebenen einen
befeidigenden Verhaltungébefehl zuſchickte, auch noch
Allerley ſonſt darzwiſchen kam, ſo tratt endlich Philo den
1. Jul. 1784 ganz ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗
richten
2) Nachtrag, 1. Abth. ©. 107. |
3) 1:c. ©. 106.
9. S. 118. 128. Erklaͤr. S. 1726 — 136.
n
der INuminaten- Grade, 43
richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus, durch
Huͤlfe, zweyer anderer Jlluminaten von dem Orden auge
geſchloſſen.
Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet. Da indeß das
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Jar.
1783 befannt mar, die Grade aber vorher fhon ausge⸗
theilt waren: fo bat, falls diefes erit nach Genehmi⸗
gung der Areopagiten geſchehen ift, die Austheilung bes
reits im Jahr 1782 Statt debabt. Hat Philo die Ger
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, ſon⸗
dern fie nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus
die Auseheilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗
ber im Jahr 1782. Denn. im Monat Auguft hatte er
diefe Erlaubniß ſchon, und damals batte er den Priefters
und Regentengrad bereits an zwey Prrfonen gegebens)..
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Priefter-
und Negentengrad vorgefegte Atteſtat des Philo von
. 1782 unverdächtig; und es hindert nichts, daß man im
Jahr 1733 von unichten Zuſaͤhen in diefen Graden
ſorach: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗
lung ſchon geſchehen mar.
-
Ursprünglich mochte Spartacus mohl nichts an den
in diefen Graden geaͤußerten Grundfägen, die ohnehin
. uch
5) Nachtr. 1. Abth. ©. 207.
78 | Geſchichte
hat es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich
meine Einſichten vermehrt. Auch F. — — hat ſich Darüber
geaͤrgert, auch Epictet, auch alle, welche Philo fuͤr ſich
allegirt.“ Nachdem Spartacus, ohne jedoch die einzel⸗
nen anſtoͤßigen Puncte nahmhaft zu machen, eine Abaͤn⸗
derung fuͤr nothundig auch ſelbſt in Anſehung Bayerns
erklaͤrt, und ſich geäußert hatte, daß wenn es übel gehen
wuͤrde, ſich jedermann aus der Schlinge ziehen, und die
ganze Schuld auf ihn fallen wuͤrde, welche er jedoch uͤber⸗
nehmen wolle, fo ſetzt er binzu 3): „Aber nur dieſes
biste ich, wenn ich dereinſt durch die Unvorſichtigkeit unſerer
Leute den Kopf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch
wenigſtens, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne
Schande befennen Fan: daß ich nicht den Vorwurf von
Unbeburfamfeit, und unflugen unnöthigen Schmähauss
druͤcken hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre
vor vernünftigen Menfchen mit meinem Tode verfiegeln
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nicht;
obwohl auch ich beym erften Aufſatz wuͤrklich zu grell war;
alſo erlauben Sie mir, daß er abgrändert werde, und
dann ftebe ich mit meinem Kopf vor alles.”
Unterm 7. Febr. 1783 ſchrieb Epartacus abermals an
Cato 4) und fagte hen Gelegenheit des Prieftergrades von
Phil: » Ich wuͤnſche, daß alle Cerimonien, die würflich
ß
3) Nachtrag, 1. Abth. ©. 89. ein
4) Nachtrag, 1. Abth. S. 94.
⸗
der Inulinaten- Grabe: 39
einfältig und unbedeutend find, hinweg bfeiben, und die»
fer Grad außer den vorber aufzuictenden Fragen, det
Anrede [Er mennt die Anrede ded Philo, oder den von
diefem fo benennten Unterricht im erften Zimmer, welche
bleiben foüte, weil er noch nicht gewiß war, Was und
mie viel er eigentlich darinn ändern wollte, foiches auch
in der kurzen Zeit vom 28. Jan. bis zum 7. Gebr. nicht
wohl hatte geſchehen können ] und dem Unterricht im
Scientififchen nichts meiter enthalte ; auch die Kleidung ift
“ einfältig: wie viel &eld gebe dabey verlohren! Ich bie
der Mepnung, daß die Priefter außer einem Elcinen rothen
Kreutz auf der linken Seite des Rocks nichts tragen füllen :
oder höchften#ein kurzes bis an die Hüfte reichendes wei⸗
Bes Scapulier ader Bruſtfleck unter dem Rod, auf wel⸗
chem das rothe Kreutz angebracht it. Der Decanus uns
terfcheidet fi) Durch ein größers Kreutz, oder traͤgt ſolches
ganz allein. Philo ſteckt voll ſolcher Narrheiten, welche
ſeinen kleinen Geiſt verrathen. Den Regentengrad habe
ih nicht gemacht, oͤbwohl beynahe alles von mir iſt.
Er it ungleih wichtiger, als der Prieftergra): und
bier fiebt man, mie wenig Philo im Soſtem arbeitet.
Anftatt dab die Grade, je höher fie find, um fo
wichtiger werden follen, um fo ſclechter werden fie
ben ihm. Auf den Illuminatus major 5) folgt der
. vo. elende
5) Man fehe ihn in dem Achten Illuminaten. ©
133 — 212.
ar Geſchichth
elende Schottiſche Nirtergrad ganz von feiner Compofſi⸗
tion, und auf den Prieitergrad ein eben fo elender Regen⸗
tengrad; do weil ea ein dirigirender Grad ifl, der die
Hanse Proviscial Inftruct:on enthält, fo Andre ich darinn
nichts, etwelche einfältige niederträchtige Marimen
ausgenommen.” In dıefem Brief klagt Spartacus noch
weiter über Philo's Eitelkeit und Cigenfinn, und fein
ſchlechtes Berragen gegen ihn u. f. f. und ſetzt am Ende
binzu 6): „» Mit dem allen werde ich ıbm das Zeunniß
geben, daß er durch Anwerbung wichtiger Leute um den
Drven große DVerdienfte hat: aber, außerdem bat er mie
wenig genägt: bat mir off mandes verdorben, die Eine
beit meines Plans durch elende Eınfbaltungen von uns
bedeutenden Graden ſehr ſtark verdorben.
Indeß kamen alle dieſe Kritiken uͤber den Prieſter⸗
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn dieſe Grade waren
ſchon ausgetheiit. Zwar hatte bereits vorber Mahomet
manches daran ausgeſetzt 7). Allein Spartacus, der an
feinen Tadel gewohn war, machte bieraus wenig, mel⸗
dete lolches zwar dem Philo 8\ » ſchrieb ihm aber audr
daß er dafuͤr forgen wolle, Daß die Grade fo angenommen
wurden, wie fie Philo verfage hätte. Er möge die Orade
nur
6) Rabtrag, 1. Abth. ©. 96.
7) l. c ©. 79. 83.
d, l. c. G. 42.
der Illuminaten⸗Grade. 4t
nur nach ſeiner Are austheilen. „Dieß that ich, fast
— Silo in einem Schreiben an Cato 9), attefirre mit
meines Nahmens Unterſchrift Die Rechthet der Cabierdy ' -
und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſtuͤcke,
wie fie es nannten, außer daß zwey Verſonen kleine
Einwendungen gegen einzelne Ausdruͤcke machten, welche
leicht nad den Local- Unftänden in jedet Provinz vere
ändert werden fünnen.”
Eben fo erzähft auch Phile die Sache in feiner Er⸗
Elärung 1), nur daß er noch den Umland von der Ges
nebmigung der Areopagiten hinzufuͤgt. „ Da diefe zau⸗
derten, die Hefte von ihren Anmerfungen begleitet zuruͤck⸗
zugeben; fo fchrieh mir Hr. Weishaupt: Es duͤrfe Durch
Die Faulheit dieſer Menſchen das Ganze nicht aufgebalten
merden; ich ſolle nur, obne weiteres Bedenken, meige
Grade, fo wie ich fie ausgearbeitet hätte, einführen.
Endlich fam denn au die Beyſtimmung der Uebrigen ans
und man ſchickte mir ae Grade , ind Reine geſchrieben,
mit Spartacus Drdens: Peiſchaft und Chiffer beglaus
bige zucuͤck. Nur fand man, daß die religiofen Ceremo⸗
nien ım Schottiſchen Rittergrade ohne Gefabr in katho⸗
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen ſeyn würden,
und bedung ſich daher aus, Ziefe nach den Umſtaͤnden
weg⸗
9) 1.c. ©. 106.
1) ©. 122.
Pe Gefſchichte
meginffen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht,
Wer mar frober, als id? Ich theilte meine Grade fo
- gereiffenbaft als moͤglich aus,”
In dem vorhin gedachten Brief des Philo an
den Cato vem 20. Tan, 1783 gedenft derſelbe der
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nit, weil
dieſes drug Cato ohnehin bekannt war und "notd»
wendig bekannt ſeyn mufe. Cr ſagt unmittelbar
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). Auf einmabl
la’fo bernad, nachdem die Grade fhon ausgerbeilt ma»
ren] ſchickte mır Mahomer nit etwa Anmerkungen zu
diefen Graden, fondern ganz verändertes verftümmeltes
Zeug, Man veriangte, ich follte meine Hefte zurück»
fordern, und ald ich mich weigerte, befand wenigſtens
Spartacus darauf, alle Abfchriften felbft au repidiren,
\ "Ben Leuten zu fagen, es hätten ſich unäckte Zufäne eins
geſchlichen, um dadurch mich zum Lügner zu maden.”
Dein er batte die Aechtheit derfelben mir feines Nahe
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem
Brief 3) erzähle. Diefes aber ſchlug Philo ab, und da.
. Epartacus ibm durch einen feiner Untergebenen einen
beleidigenden Verhaltungébefehl zuſchickte, auch noch
Allerley ſonſt darzwiſchen kam, ſo tratt endlich Philo den
1. Jul. 1784 sang ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗
2 richten
-2) Nachtrag, 1. Abth. ©. ı07. |
3) l:c. ©, 106.
».c S. 118. 128. Erklaͤr. & 126 — 136.
h
der Aluminatern-Grade, 43
richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus, durch
A Hülfe, zweyer anderer Jluminaten von dem Orden auge
eeſchloſſen.
Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet, Da indeß das
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Gar.
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge⸗
theilt waren: fo bat, falls dieſes erit nach Genehmis
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bes
reitd im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Philo die Ger
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, fon«
dern foßleih nach erhaltner Erlaubnig des Spartacus
die Austheilung vorgenommen: fo fällt diefes noch früs
ber im Jahr 1782. Denn in. Monat Auguft hatte er
dieſe Erlaubniß ſchon, und damals batte er den Prieſter⸗
und Regentengrad bereits an zwey Perjonen gegeben 5).
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Priefterr.
und Negentengrad vorgefehte Atteftat des Philo von
1782 unverdächtig; und es hindert nichts, daß man im
Jahr 1733 von unaͤchten Zufigen in diefen Graden
ſyrach: denn das gefhah hintennach, als die Austheis
fung fhon geſchehen war.
Urfprünglih niochte Spartacus wohl nichts an den
in diefen Graden geaͤußerten Grundfägen, die ohnehin
. auch
5) Nachtr. 1. Abth. S. 207.
r
44 Geſchichte
auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen haben, ſon⸗
dern ſein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet
batte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er in
dem Brief von 7. Febr. 17836), mo er ſich am umſtaͤnd⸗
Tichften darüber ausläßt, nicht ein YBort von jenen Grunde
fägen. Zwar ſcheint es ibm einige Tage vorber, mie der
Brief vom 28. Jan. 1783 hemeifet, darüber angft gewor⸗
den zu fenn, da er etlichemal vom Verliehren des Kopfes
ſpricht 7). Er mollte daher auch einiges Ändern 8), es
ſcheint aber, er war den 7. Zebr. noch nicht recht ent»
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Dampan den
nemlichen Eato , nichts von Abänderung fpricht, fondern
dieſelbe ſtillſchweigends wieder zurad nimmt , indem er
will, daß blos die Ceremonien meggelaffen , die Kragen
aber und die Anrede, melde eigentlich die gefährlichen
Dinge entbalten, bepbehatten werden follen 9). Wahr⸗
ſcedeinlich verfiel er auf den Gedanken der Abänderung
5108 deswegen, weit Einige verſchiedne Ausdrüde für ans
Rößig und rebellifch erklärt hatten 1) und afs die Miöbele
ligkeit zwiſchen idm und Philo größer geworden mar, fo
| nahm
6) Nachtr. 1. Abth. S. 94.
7) l. c. und ©. 87.
gl. c. ©. 90.
9)1.c. ©. 94..
’ıc®&. 9m.
der huminatenGrade 43
nahm er diefes zum Vorwand und ſprach von unächten
N Zufhnen 2).
Vergleicht man abet bes Philo Arbeit, und insbes
Ä fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit der in
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltchen und bis⸗
her fo oft angedognen Anrede: fo wird man nur wenig
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fle dere
fenen, damit fie der Lefer mit einem Blick uͤberſehen könne,
Nach den Worten der Anrebe : deren Befriedigung
‘fie nur durch ihn erhalten Eönnen 4), fieht bier im Unter⸗
‚sicht der Zufag, der freylich aus der Luft gearigen zu ſeyn
ſcheint: „Es iſt unbeſchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend
ſcheinende Band iſt. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein
and dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Deſpoten /
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wot⸗
“ten der Anrede: ſehr natuͤrlich 5) beißt es im Unterricht:
„Nun wird audy der, welcher an die Geheimniſſe der ge⸗
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunflalteten
Religionen nicht glaubt, und welchem man gemiffe varuıd»
ter verborgene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht: ent⸗
| buͤnlen
) IL. c. ©, 107.
3) 2. Abth. ©. 4%
ꝓ L. c. ©. .
5) le. G. 106,
46 Geſchichte
duͤllen darf doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗
löfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) ſteht in
bem Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding,
die Theologie; das Pfaffen: und Schurken : Regiment;
das Pabftthum , der geiftlihe Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7 iſt in
bem Unterricht zugeſetzt: „Und ein Mörder, Hurer und
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs
feres Schickſal, ala der redliche tugendhafte, der ungluͤck⸗
icherweiſe nicht begreiffen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehls
teig zugleich ein Stüd Fleiſch ſeyn Fonnte., +
| Spartacus batte nebſt den übrigen: Areopagiten, als
die Grade genehmigt murden, hiergegen nichts erinnert;
fondern. das Einzige , was erinnert worden war, betraf
bie Gerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber auch
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er
ſich nicht, welche dieſelben ſeyen. Man hat alſo Grund
zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Priefters
. grad, als gegen welche er fich allein und ausdruͤcklich erklärt
batte. Eigentlich mar die ganze Anrede oder der Unterricht
- Am erften Zimmer durchaus anftößig und rebellifch: Wer
dieſe
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110.
1.06, III.
. ®
der Illuminaten⸗Grade. 47
verdauen konnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen,-obige
* wenige Zufäße deö Philo auch noch au verbauen. ‘
Doch ſcheint es, Spattaeus babe auch verſchiedne
. feiner eignen Aeußerungen für gefährlich angefeben : denn
er fagt ſelbſt 83 er fen beym erften Aufiag mürklich zu
grell gewefen. Meynt er diefe mit, fo war es unbillig
‚den Philo alein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da»
mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗
genommen morden, wenigftens bis auf den 2. Febt. 1785
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗
pagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfuͤrſten vom Prie⸗
ſtergrade nichts, als die Inſttuction in Scientifigis vor⸗
legen; und Dis Regentengrades gedenkt er gar nicht.
Waͤre in dieſen beyden Graden, inſonderheit in dem Prie⸗
ftergrad alles Anftößige ausgemerzt geweſen, fo wuͤrde er
diefe Grade, wenigftend demienigen , deflen er gedenkt,
ganz voraulegen befohlen haben. Selbft in Anfehung jes
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſſe wohl dDurchgegangen
werden, damit fie Beine beziebende Stelle enthalte; und
bep dem Illuminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗
fer Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und
bev dem Hluminatus major, der mie der minor im übris
gen sans vorgelegt werden ſollte, muͤſte die Stelle!
Pfafe
8) Nädtrag, 1. Abth. S. 90.
9). c. ©. 225,
%
«
her
48 Geſchichte
Pfaffen und boͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, atitgelafe
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben
aleich verangeſchickten Sragın, vornemlich aber die Anrede,
waren fo durchaus mit anftäßigen und rebelliſchen Sägen
angefuͤllt, daß man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗
laſſung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte;
und daher Fonnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise
haupt miderfpricht ſich alſo ſelbſt, wenn er in dem Yıachs
- grag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt ı): Er babe das
ganze Enftem mit einigen unbedeutenden Abinderangen
dem Epurfärften vorsuienen befoblen. *
Dietem fteht nicht entgegen, daß Phild erzählt 4)
Spartacus dabe neue Grade bald nachher, als nemlich
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte,
eingefuͤhrt. » Spartacus, ſagt er, ſiena an hinter mei⸗
nem Rüden ber mit den von mir angefeßten Obern und
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich
nicht undeutlich gegen fie merfen zu laffen, daß er der
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Gkade bie
und da durch diefe Leute einzuführen; und da Diele Vers
ſchiedenheit in den Graden Einige Rugig machte: fo ließ
iman!unter der Hand das Befpröch entſtehen, ala muͤſe
ich wohl die Grade verfhlfcht haben, Die aus Baperm
ge
1) Rachtrag, r. Abth. S. 76,
2) Erklaͤr. G. 19,
der Illuminaten-⸗Grade. 4
gefchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daber bekanntlich
- per Orden zuerſt in unfre Gegenden gekommen ſey.“ Die⸗
ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein eindiger we⸗
ſentlicher Grundſatz geändert worden wäre: Spartatus
durfte nur die Cerimonien eines Grades, vor weichen
er obnedem Fein Steund war, theild rweglaffen, theils aba
ändern, und bie und da etwas anderſt einfleiden: fo war
die Verſchledenbeit offenbar; und dann folge ed von
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfälfhung auf den Philo
fallen mufte : denn für Verfärfchung Eonnte man es anfee
ben, wenn, obgleich die Hauprarundfäge Heben geblieben)
auch nur Giniges in feinen Graden anderſt lautete, als
in denen, welche unmittelbar ausBayern gekommen waren.
N
Spartachs fah birtten nach wohl ein, Welchen Wache
tbeil ihm der Prieſtergrad, und vornemlidy die Anrede:
bringen mufte. Er ſucdte fih daher meden derfelben anf
alle möglıche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges,
wiewohl blos zum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das
Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ges’
fegten Aeußerungen. Dirfes geſchah in dem unter feitiem -
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfers
tigung ſeiner Abſichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1797,
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht herausa
. . gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch niche
ins Licht geſtellt war,
b Ich
— ⸗
—— — ⸗— ⸗
4 Gefchichte
weglnſſen au dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht,
Wer mar frober, als ih? ch theilte meine Grade fo
2. gewiſſenhaft als möglich aus,”
In dem vorhin gedachten Brief des Pbilo an
den Cato vom 20. Tan, 1783 gedenft derfelbe der
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nicht, weil
Diefes drin Cato ohnehin bekannt mar und noth⸗
wendig bekannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar
auf die oben mitgetheilte Etelle 2). » Auf- einmahl
la’fo hernach, nachdem die Grade ſchon ausgerbeilt wa⸗
ren] ſchickite mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes
Zeug, “Man verlangte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens
Spartacus darauf, alle Abſchriften ſelbſt zu revidiren,
N" den Leuten zu ſagen, es haͤtten ſich unaͤchte Zufäge eins
| gefhlihen, um dadurch mich zum £ügner au machen.”
Denn er batte bie Archtbeit derfelben mit feines Nahe
mens Unterfchrift atteitirt, mie er vorbin in eben dieſem
Brief 3) erzählt. Diefed aber ſchlug Philo ab, und da
. Epartacus ihm dur einen feiner Untergebenen einen
beleidigenden Verhaltungébefehl zuſchickte, auch noch
Allerley ſonſt darzwiſchen kam, ſo tratt endlich Philo den
1. Zul. 1784 ganz ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗
richten
’
2) Nacdhtrag, 1. Abth. ©. 107.
3) 1! c. ©. 106.
9.c S. 118. 128. Erklaͤr. S. 126 — 136.
n
der Itfluminaten⸗Grade. 43
richten beſagen, auf Verlangen des Spartaeus, durch
Huͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden auge
geſchoſſen.
Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet, Da indeß das
Anſinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Gar,
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge
theilt waren: fo bat, falls dieſes erit nach Genehmi⸗
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bes
reits im Jahr 1782 Statt dehabt. Hat Philo die Ges
nebmigugg der Areopagiten aber nicht abgewartet, fon«
dern fogteich mach erhaltner Erfaubnig des Spartacus
die Austheilung vorgenommen: ſo faͤllt dieſes noch fruͤ⸗
her im Jahr 1782. Denn im. Monat Auguft hatte er
diefe Erlaubniß ſchon, und damals batte er den Priefters
und Regentengrad. bereitd an zwey Perfonen gegebens)..
In beyden Faͤllen iſt das dem hier gedrudten Priefterr
und Negentengrad vorgefegte Atteſtat des Philo von
. 2782 unverdaͤchtig; und es hindert nichts, daß man im
Jahr 1733 von unaͤchten Zufägen in diefen Graben
forah: denn dad geſchah bintennach, als die Austhei⸗
lung ſchon geſchehen war.
Urfprünglich mochte Spartacus wohl nichts an den
in diefen Graden geäußerten Grundfägen, die obnebin
auch
5) Nachtr. 1. Abth. ©. 207.
an
4
der Iluminaten⸗Grade. 43
nahm er diefes zum Vorwand und fprach von unächten
Sufänen 2).
Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und insbes
fondere den Unterricht in dem erften Zimmer, mit der in
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bis⸗
ber fo oft angedognen Anrede: fo wird man nur wenig
Aufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie here
feßen, damit fie der Leſer mit einem Blick uͤberſehen könne,
Nach den Worten der Anrede: deren Befriedigung
fie nur durch ihn erhalten Eönnen 47, fleht bier im Unter⸗
richt der Zufag, der frenlich aus der Luft gegrigfen zu ſeyn
ſcheint: „Es ift unbefchreiblich, mie feſt dDieß unbedeutend
ſcheinende Band ik. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein
und dergl. find die Fräftigften Maſchinen des Defpoten,
wenn er feine fchwere Hand darauf legt.” Nach den Wor⸗
“gen der Anrede: ſeht natuͤrlich 5) beißt es im Unterrichts
„Nun wird auch der, welcher an die Seheimniffe Der ges
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunitalteten
Religionen nicht glaubt, und welchem man gewiſſe varuı«
ter verborgene, noch größere Geheimniſſe Horerit nicht! ent⸗
\ buͤllen
a)1.c. ©. 107.
3) a. Abtb. ©. 44
21.0. ©. 88.
s) lc. © 106,
der Iluminatens Grade. 4
geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich
der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Dies
ſes alles fonnte geſchehen, ohne daß auch ein eindiger mes
fentliher Grundfa geändert worden wäre. Spartatus
durfte nur die Cerimonien eines Grades, von weichen
er obnedem Fein Steund. war, theild rbeglaffen, theils abe
ändern, und hie und da etwas anderk einfleiden: fo war
die Derfdiedendeit offenbar; und dann folgie ed von
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo
fallen muſte: denn für Verfärfchung konnte man es anſe⸗
ben, wenn, obgleich die Hauprarundfäge Heben geblieben,
auch nur Einiges in feinen Graden anderft lautete, als
in denen, welheunmuttelbar ausBapern gekommen waren.
"Spartacnd fah hinten nach wohl ein, welchen Nach⸗
tbeil ihm der Prieftersrad, und vornemlich die Anrede '
bringen muſte. Er ſuchte. fid) daher meden derfelben anf
alle möglıche Art zw redytfertigen, nahm etwas weniges,
ö wiewohl blos zum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das
Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter feitiem -
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗
tigung ſeiner Abfichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 17977
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗
gegeben hatte, und manches vor dem Publieo noch niche
ins Licht geſtellt war.
d | Id
ar Geſchichth
elende Schottiſche Rirtergrad ganz von ſeiner Compoſi⸗
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben fo elender Regen⸗
tengrad; doch weil ea ein dirigirender Grad if, der die
Hanse Vrovi;cial Inftruct:on enthält, fo Andre ich darinn
nichts, etwelche einfältige niedertraͤchtige Marimen
ausgenommen.” In diefem Brief klagt Spartacus noch
weiter über Philo's Eirelfeit und Cigenfinn, und fein
ſchlechtes Berragen gegen ihn u. ſ. f. und fegt am Ende
binzu 6): „ Mit dem allenı werde ich ıbm das Zeunniß
geben. daß er durch Anwerbuna w:chtiner Leute um den
Drden große Verdienfte bat: aber, außerdem bat er mie
wenig genäßt: bat mir oft mandyes verdorben, die Eine
beit meines Plans durch elende Eınfdaltungen von uns
bedeutenden Graden ſehr ſtark verdorben.
Indeß kamen alle dieſe Kritiken uͤber den Prieſter⸗
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn dieſe Grade waren
ſchon ausgetheilt. Zwar hatte bereita vorber Mahomet
manches daran ausgeſetzt 7). Allein Spartacus, der an
feinen Tadel gewohnt war, machte bieraus wenig, mel⸗
dete ſolches zwar dem Philo 8° ſchrieb ihm aber auch/
daß er daflir forgen wolle, daß die Grade fo angenommen
wuͤrden, wie fie Philo verfaßt hätte. Er möge die Orade
nur
6) Rachtrag, 1. Abth. ©. 96.
7) l. c. ©. 79. 83.
8, L. c. G. 42.
— | — —
der Illuminaten⸗Grade. 4t
nur nach ſeiner Art austheilen. „Dieß that ich, ſagt
7 Phalo in einem Schreiben an Cato 9), atteſurte mit
E meines Nahmend Unterſchrift Die Rechthet der Gabierd; - -
und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſuͤcke,
wie fie es nannten, außer daß zw.n Derfonen kleine
Einwendungen gegen einzelne As -drüte machten, melde
leicht nad den Local-Umftänden in jedet Provinz ver⸗
ändert werden koͤnnen.“
Eben fo erzähft auch Phils die Sache in feiner Er⸗
Flärung 1), nur daß er noch den Umiland von der Ges
Bebmigung der Areopagiten hinzurägt. , Da diefe zau⸗
derten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleiten zurüds
zugeben; fo ſchrieb mir Hr. Weichaupi: Cs dürfe dus
Die Faulheit dDiefer Menſchen dae Ganze nicht aufgebalten
werden; ich ſolle nur, ohne weiteres Bedenken, meige
Grade, fo wie ich fie aus zearbeitet baͤtte, einführen,
Endlich kam denn auf Me Ferkimmung der Uebrigen an,
und man ſchickte wir alle Grade, ind Reine arſchrieben,
wit Soartacus Driens: Perihart und Chiffrr beglau⸗
bige zu:üd. Yıor fand man, daß die re'igiofen Ceremca
nien ım Schottiſchen Rutergrade obne Gefabr in kathe⸗
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen fern mwärden,
u2d betuns ſich daher aus, dieſe nach den Umſtaͤnden
weg⸗
1 I. c. ©, 106.
1) ©, 123.
Er er
der Itluminaten-Grade. 43
richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus durch
Huͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden ause
geſchloſſen.
Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung,
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet, Da indeß das
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Jar,
1783 befannt war, die Grade aber vorher ſchon ausge⸗
theilt waren: fo bat, falls dieſes erit nach Genehmis
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bee
reits im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Pbilo die Ger
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, ſon⸗
dern foßleich nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus
die Austıheilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗
her im Jahr 1782. Denn im Monat Auguft hatte er
dieſe Erlaubniß ſchon, und damals hatte er den Prieſter⸗
und Regentengrad bereits an zwey Perſonen gegebens)..
In beyden Sällen ift das dem bier gedrudten Priefters
und Negentengrad vorgefegte Atteſtat des Philo von
. 1782 unverdädtig; und es hindert nichts, daß man im
| >. 2
Jahr 1733 von unihten Zufägen in diefen Graden
ſyrach: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗
lung ſchon geſchehen war.
⸗
Urſpruͤnglich mochte Spartacus wohl nichts an den
in dieſen Graden geaͤußerten Grundſaͤtzen, die ohnehin
auch
5) Nachtr. 1. Abth. S. 207.
era
der huminaten: Grade 48
nahm er diefes zum Vorwand umd fprach von unächten
N Zufänen 2).
Vergleicht man abet bed Philo Arbeit, und insbe⸗
fondere den Unterricht ih den erften Zimmer, mit der in
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltehen und bide
ber fo oft angedognen Anrede: fo wird man nur wenig
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie here
ſetzen, damit Re der Leſer mit einem Blick überfehen könne,
Nach den Worten der Anrebe : deren Befriedigung
“fie nur durch ihn erhalten Eönnen a), ſteht bier im Unter⸗
richt der Zuſatz, der frenfich ans Ber Luft desrigen au ſeyn
ſcheint: „Es ift unbefchreiblich, wie fe dieß unbedeutend
-fdyeinende Band it. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein
and dergl. find die Eräftigftien Mafchinen des Deſpoten /
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wor⸗
“ ten der Anrede: ſehr natuͤrlich 5) beißt es im Unterricht:
„Nun wird audy der, welcher an die Geheimniſſe der ges
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunſtalteten
Religionen nicht glaubt, und welchem man gewiſſe daruu⸗
ser verborgene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht! ent⸗
” buͤllen
a) L. c. ©, 10%
3) 2. Abtd. ©. 44,
41.0. S. 82.
5) L. c. S. 106,
, „Al. 2 N J
46 Geſchichte
huͤllen darf, doch kein Bedenken finden, Jeſum den Er.
löfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nah dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in
bem Unterricht: » Da entftand dann das berrliche Ding,
die Theologie, das Pfaften: und Schurken: Regiment,
das Pabfithum , der geiftliche Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ift in
bem Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs
feres Schickſal, ale der redlihe tugendbafte, der ungluͤck⸗
licherweiſe nicht begreiffen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗
teig zugleid ein Stud Fleiſch feyn Eonnte.>,-_
Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ald
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert;
ſondern das Einzige, mas erinnert worden war , betraf
die Eerimonien im Schortifhen Rittergrad. Aber auch
nachher , als er vom undchten Zuſaͤtzen ſprach, erklärte er
ſich nicht, welche diefelben feven. Man bat alfo Grund-
ju glauben, er verſtehe Darunter die Gerimonien im Priefters
grad, als gegen welche er ſich allein und ausdrücklich erklaͤrt
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht
- Im erften Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer
dieſe
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110.
D Lc. S. III.
*
‘
. ® R
ber Illuminaten⸗Grade. 47
verdauen Eonnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen,-obige
: wenige Zufäge deö Philo auch noch zu verdauen. ⸗
Doch ſcheint es, Spattaeus habe auch verſchiedne
_ feiner eignen Arußerungen für gefährlich angefeben: denn
er fat ſelbſt 8) er fen beym erften Aufſatz wuͤrklich zu
grell geweſen. Meynt er diefe mit, fo war es unbillig
‚den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da⸗
mals von Abänderung fprach: fo iſt dieſt doch nicht vor⸗
geriommen worden, mwenigftens bis auf den 2. gebt. 1785|
nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an die Areo⸗
pagiten 9) fagter: Man folle dem Churfürften vom Prie⸗
ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifigis vor»
legen; und Did Negentengrades gedenft er nar nicht.
Waͤre in dieſen beyden Graden, infonderheit in dem Prie⸗
ſterarad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, ſo wuͤrde er
dieſe Grade, wenigſtens demjenigen , deſſen vr gedenkt,
ganz vorzulegen befohlen haben. Selbſt in Anſehung je⸗
ner Inſtruction erinnert er, ſie muͤſſe wohl durchgegangen
werden, damit ſie keine beziehende Stelle enthalte; und
bep dem Illuminatus minor wollte er, das Wort: dumm⸗
ſter Moͤnch ſollte in: dummſter Menſch veraͤndert, und
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗
gen ganz vorgelegt werden ſollte, muͤſte die Stelle!
| Pfafe
8) Nädtrag, 1. Abth. S. 90,
„1. c. ©. 225,
a8 Geſchichte
Pfaffen und boͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autqgelaſ⸗
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demielhen
aleich verangeſchickten Sragın, vornemlich aber die Anrede,
waren fo durchaus mir anftäßigen und rebellifchen Sägen
angefuüllt, dab man mit bloßer Abänderung other Wegs
Jaffung einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte;
und daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise
haupt miderfpricht ſich a!fo ſelbſt, wenn er in dem Yıachs
rag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt v): Er babe das
ganze Enftem mit einigen unbedeutenden Abänderungen
dem Enurfärften vorsuiegen befohlen.
Dielem ſtebt nicht entgegen, daß Phild erzähft 2)
Spartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich
Philo die feiniaen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte,
eingefuͤhrt. » Spartacus, ſaqgt er, Nena an hinter fiel»
nem Ruͤcken ber mit den von mir angelegten Dbern und
andern einzelnen Mitsliedern Briefe zu wechſeln; ſich
nicht undeutlich gegen fie merfen gu laſſen, daß er det
Stifter und Chef des Ganzen fin; feine neuen Grabe hie
und da durd) diefe Leute einzuführen ; und da diefe Ver⸗
ſchiedenheit in den Graden Einide ſtutzig machte: fo lich
Mantunter der Hand das Geſorech entfiehen , ald müßte
ich wohl die Grade verfälfcht haben, Die aus Bavern
u.
1) Nachtraag 21. Abth. ©. 70.
2) Erklaͤt. G. 130.
der Illuminaten⸗Grade. MW
geſchickten hingegen. aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich
“ ‘der Drden auerft in unfre Gegenden gekommen ſey.“ Dies
ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein einziger we⸗
fentliher Grundfag geändert worden wäre. Spartatus
durfte nur die Cerimonien eines Grades, don weichen
er obnedem Fein Freund war, theils weglaſſen, theils aba
ändern, und bie und da etwas anderſt einkleiden: ſo war
Die Verſchledenheit offenbar: und dann folgte ed von
felbR, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo
fallen muſte: denn für Verfärfhung konnte man esanfe»
ben, wenn, obgleich die Hauprgrundfäge eben geblieben)
auch nur Giniges in feinen Graden anderf lautete, als
in denen, welheunmittelbar aus Bayern gefommen warens'
Spartarus fah binten nad wohl ein, welchen Nach⸗
theil ihm der Drieftergrad, und vornemlich die Anrede
bringen muſte. Er ſuchte fi ſich daher meden derfelben anf
alle moͤgliche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges
wiewobl blos sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das
Uebrige mit ſeichten Gründen und mit auf Schrauben ge⸗
ſetzten Aeußerungen. Dirfes gefchah in dem unter ſeitiem
MWweltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗
Rigung feier. Abſichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1497,
zu einer Zeit, wo Philo ſeine Erklaͤrung noch nicht heraus⸗
gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch nicht
ins Licht geſtellt war.
b re
so Geſchichte
„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Do⸗
eument Lin dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abth.]
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufsunehmenden
Illuminatus dirigeus. Diefer Auffag ift kein Grad: er
entbält blos allein einige gefammelte , Aüchtig bingewor⸗
fene Ideen zu einem Grade , der erſt entworfen werben
ſollte, aus welchen auch wuͤrklich der Prieftergrad entſtan⸗
den iſt. Die Geſchichte davon ift in den Briefen, befone
ders ©. 103 f. enthalten. [Es find Philo’s ‘Briefe ges
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abth.) Aus diefem ers
ſcheint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eine
kleidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß folches
son ibm wuͤrklich nefcheben fen: daß fein Auffag unter
den Mitwiffenden circulirt habe, um die nöthigen Erinne⸗
zungen bevaufegen , und beliebige Abdnderungen au tref⸗
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen
entftanden find: daß man folchen gewaltig ausgemuftere
und durchftrichen babe: daß alfo der neue Grad eine von
der vorigen ganz verfchiedne ungleich gemäßigrere Form
müffe erhalten haben , und nach ſolcher durch den Orden
vertheilt worden ſey.
Hier laͤßt Spartacus vieles weg, was der Sache eine
ganz andere Geſtalt giebt. Es gab freplich Streitigkeiten,
| aber
3) Erklaͤt S. 72,
ber Flluminaten: Grabe. 3:
aber nur mit. Mahomet, beffen Abänderung Spartacüb
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des
Phbilo erfolgte erſt nachher ; als Spartacus ſelbſt und die
Hreopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und
Spartacus hiriten drein Neuerungen vornahm. Der rad
des Philo war durch den Orden vertheiltworden. Nachder
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar bie unb ba vers
theilen; aber die Abänderungen betraffen bie Grundſaͤtze
“wicht eigentlich. Den neuen Brad machte Spartäcus ud . .
jetzt [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er/
wenn et fo unverfänglich geweſen wäre, als er inſinuiren
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben haben:
Er führe zwar 4) Stellen aus einem netten Auffag ai, bei
er (bon 1783 Verfertigt haben mil. Allein diefe machen
nur den Anfahg des Auffages aus, von tweideni mai
nicht geradezu auf das Kolgende , und auf das Ganze
tchließen fan. Wenn auch das 5) Stuͤck ſchon 1783 wuͤrk⸗
ji verfaßt worden: fo mar doch das Ganze moch nicht
audgearbeitet. Denn 1787 ald Er den Nachtrag dl ſeiner
Rectfertigung fehrieb , mar es noch nicht einmal böllig
fertig 6). Wäre der ganze Auffas verfaßt geweſen: ſo
wuͤrde er ; wie fhon erinnert worden, nicht beföhlen has
bei, dem Churfürften von dem Vrieſtergtad Hichts, nichts
Er Weiter
4) 6.85.
5) ©: 99. u. fi
6 |. €.
52 Geſchichte
weiter ald die Inſtruction in Ecientifiis, und dieſe ſelbl
mit Ausnahme der bejiebenden Stellen vorzulegen, da
er den ganzen neuen Brad fo leicht hust: Eännen vorlegen
laffen, und welcher, als einer der boͤchſten und letzten
Brade, un fo entfcheidender bewiefen haben wurdr, daß,
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich
(deinen koͤnnen, ſolches am Ende diutlicher entwickelt
und geboben worden wire. Zwar giebt Er vor: er abe
Die Anrede im Prieitergrad blos um desmillen vorzulegen
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte dee menſch⸗
lichen Geſchlechts durch eine ſpaͤtere beffer gerathene Ger
ſchichte Lin dem vorbin gedachten Aufſah] erfegt und das
durch abolirt worden 7). Allein diefe neue Geſchichte
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befoblen.
Daß aber in dem neuen Brad die anfiögigen Grund⸗
füge ebenfalls bepbebalten worden, erhellt noch mebr da⸗
ber, daß Herr Weizbaupt feinen aͤltern Brad, und feine
fogenannte Anrede an ben IHluminatus dirigens noch ims
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er fidh ganz hätte übers
beben können, wenn es wahr geweſen wäre, daß man bey
mehrerer Einficht gänzlid von jenen Grundfägen, auf
melche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede
in dem Vriefterarad abolire worden fep IS. 71.) Er em
zählt davon weiter 8).
„ Die
7) Erklaͤr. ©. 71.
8) ©. 73. uf.
der Tluminaten: Grabe 53
ey Diefer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich,
wurde ben mie durch folgende Umitinde veranlaßt. Der
Schottifche Rirtergrad, welcher nad) feiner eriten Geſtalt
nicht von meiner Arbeit it, gegen welchen ib laut S. 67
biefer Briefe kim Nachtrag, ı. Abıh.] proteitirt babe>
enthielt verfchiedene ebeologifche Aeußerungen und Winke:
unter andern wurden darinn Die Dieroglopßen der Steps
‚ maurerey auf das Chriftenthum gedeutet. ; Diefer Grad _
war num in andern Yrovinzen ſchon eingeführt , und die.
Erklaͤrung nicht febr befriedigend. Gefchebere Dinge‘
fonnte ich nicht ungefcheben wachen. Ich mufte alſo auf
Diefer einmal eingeführsen Idee fortbauen und fortarbeie
ten, und durd) einen folgenden Brad den gemachten Feh⸗
Ser in etwas gut machen.”
Oder auch größer machen, mie es hier wuͤrklich der
Salt it. Denn daraus, daß die Hieroglpphen auf das
Chriſtenthum gedeutet werben fonnten, folgt ohne mwlites
tes noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mußte, daß die
chriſtliche Religion durchaus verfälfcht, und noch weniger/
Daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gebabt, die
bürgerlich Verfaſſung der Staaten aufzuheben, die Fuͤrſten
entbebrfich zu machen, u. f. w. wie imden vorgebliden
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗
gens fagt derfelbe kein Wort davon , daB er Die gedachte
"Anrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 12787] fchon für den
Jiluminatus dirigens, mie Philo oben geaͤubert hat, bes
Kimmt
|
!
54 Gefchichte
ſtimmt haͤtte, als welches auch um ſo weniger noͤthig war,
da er fuͤr dieſen bereits eine andere Anrede, die in der
Geſchichte der Verfolgungen ſteht, aufgeſetzt hatte. Aber
er ſagt auch nicht, warum die Ueberſchrift in dieſer Anrede
für den Illuminatus dirigens fautet. Es bleibt daber die
oben von mir hierüber vorgetragne Vermuthung noch im⸗
mer die Wahrfheinlichke, .
@r fährt in feiner Dertheidigung fortg)und behaup⸗
tet, die Idee, da unter der Hülle der Freymaurerer das
Ehriftenthum verborgen liege, fen demſelben nicht gefaͤhr⸗
ih. Nun wohl, je nachden man ſich hierüber erklärt.
&o wie Er und Philo fih aber erklärt hatten. war ſie es
allerdings; denn fie bob es ganz auf und Tieß blos dem
Nahmen ſtehen. Ferner, daß wahrfheinlich die erfien
Stifter der Freymaurerey die Abficht gehabt, durch diefen
Weg für das Ehriftenthum zu arbeiten. Hier fehlen die
Beweiſe gänzlich; waͤre es aber auch an dem; fo fan bier«
aus die Unſchaͤdlichkeit dieſer Mepnung noch nicht darge»
than werden. Ehen dieſes gilt von dem folgenden, wenn
er fast: Diele Idee ſey nicht neu; mehrere Schriftſteller
bätten diefe Vermuthung ſchon vorlaͤngſt geäußert; und
felbit viele Grade der Srepmaurerey , und unter diefen
der franzöflfche Rofenfreuger: Grad enthalte wirklich eine
Ähnliche Erklärung. Noch weniger kan es helfen, wenn
er
9) Erklaͤr. S. 74.
nn
5 ‘
’ - v
der Jlluminaten: Brade 55
er hinzuſetzt: diefe Erklärung ſey beſſer, als die thoͤ⸗
\ rißdten Auslegungen der Hiergalypben auf Magie oder
Alchemi, wodurch ſo viele tauſend Menſchen um nichts
gebeſſert, und in ihren häuslichen Umpänden verkuͤrzt
worden wären.
Auch war ed bey ihm nicht „Meberzeugung. Er
“ wollte 1), da in dem Orden der Trepmanrer nemlid
über diefen Punct fo verſchieden gedacht wurde, diefe
: dee nur zu feiner Abfiht nugen, um die fi) entgegen
gefenten Theile. einander näher zu bringen, welches er
“einen aluͤcklichen Gedanken nennt. Er wollte Freymau⸗
rer von allen Epftemen an fich ziehen, diefe Syſteme,
vornemlich das von der ſtricten Obſervanz welches da⸗
mals in Deutſchland das Herrſchende war, ſtuͤrzen, eine
ſogenannte Ecklectiſche Maurerep einfuͤhren, und fo mit
allenbalben feinem Drden bie Herrſchaft verſchaffen.
Man ſebe den‘ Brief an Cato vom 11. Jan. 1783 2).
„Ich babe, ſagt er, im Sinn, ein Syſtem conföberirter
£ogen berauftellen, die beften Leute davon auszuforſchen,
und der Aricten Obſervanz zuvor zukommen, und fie zu
zerſtoͤren. » Und bald hernach 3): „Das iſt unſer groͤſtes
Intereſſe, in die Sreomauteren: eine Edlechif einzufuͤh⸗
ren:
nl. ce. ©. 75.
- 9) Racer. der Driginalfchriften, 1. Abth e. 5. uf
„l. c. S. 85. 86.
6 Geſchichte
gen: und dann haben wir, mas mir wollen.” Philo dere
bereitö lange vorber davon nemußt haben muſte, und viel⸗
leicht ſelbſt die erſte Veranlaſſung u dieſen Gedanken geges
ben baden mag, bat hierzu auch getreulich acholfen. In
feinen Briefen an Cato 4) vom 20. Jan big gun 31. März
1783, worinn cr feine Großthaten rühmt, ſagt ır 5)?
„Ib untergrub die ſtricte Ohſervanz — ließ mich au allem
brauden, ſchrieb gegen Jeſuiten und Roſenkreutzer die
mich nie beleidigt hatten." Dieß geſchah unter dem
angenommnen Nabmen: Aloiſius Winjer. Zu diefer
Schrift bat Spartacus, der mit den Jeſuiten befannter
mar als Philo ſeyn konnte, wahrſcheinlich auch Water
rialien hergegeben. In derſelben wurde der erſte Same
zu dem Vorgehen ausgeſtreut, woruͤber hernach ſo viel
Laͤrm entſtanden if: daß die Jeſuiten ſich hinter bie
Proteſtanten geſteckt haͤtten, daß fie proteſtantiſche Fuͤr⸗
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und
daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen beimliche Je⸗
ſuiten verborgen fenen,.) Er ſagt weiter 6): „Er babe
Die firicte Dbfervanz in Unordnung gebracht , die Beſten
Daraus an ſich qezogen, ihnen von det Würde des Illumi⸗
natenprdend, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗
treflichkcit feiner Chefs, der Untadelhaftigkeit der böbern
| Mit⸗
4) Nachtr. der Originalſchriften, 1. Abth. ©. 99-129
5) \.c. ©. 101.
6) 1.c. ©, 112.
Pe | 7
" —
ET PRATER
der Iluminaten-Grade 57
Mitslieder,. der Wichtigkeit der Kenntniffe, und der
Redlichkeit der Abſichten aroße Begriffe gemacht‘? ' :
Dennoch wuſte er von vielen diefen Dingen das
Gegentheil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7)
: von der Fleinen unbedeutenden Entflebung des Drdens,
‚ von dem Jeſuitiſchen Charakter des Spartakus und feinen
» ‚ehrgeigigen Abficbten, von der vergeblichen Hofnung auf
Gebeimniffe, von den ſchwachen Süßen. worauf das
: ganze Werk berube „ von den Abfichten gegen die Fuͤr⸗
Ren 8), von dem Goch, worinn Spartacus die Leute
’ bringen wollte, meld; 3 ärger , als das Joch der Jeſui⸗
ten ſey, und von der Art; wie er die Menfchen mis⸗
braude 9). Demunneachter will er, ob er gleich) aus⸗
dradlich fast: er babe fi zu einer Maſchine der Ty⸗
‚Zannen beauchen laſſen, mofern Spariacus nur einigers
maßen nachgeben wolle, dem Orden noch ferner anbäns
gen, deniſelben wichtige Kenntniffe, weltliche Macht .
und Reichthum / großen Einfluß auf dad Zinnendorfiſche
Spſtem, und fee Gewalt über die ſtriete Obſerbanz
vVerſchaffen, oder dieſelbe vielmehr gänzlich zerftören 1).
Er if fogar fo berablafend., daß er in einem eigends
an
7) L.e. ©. 113.
8) l. e. ©, 114.
9) I. e. G. 117.
1) l. o. S. 116.
46 Geſchichte
huͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Ei.
löfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nach dem Wort der Anrede: angewandte 6) ſteht in
den Unterribt: » Da entfland dann das herrliche Ding,
die Theologie; das Pfaffen: und Schurken : Regiment;
das Pabftenum ; der geiftliche Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 77 ift in
dem Unterricht zugeſetzt: „ Und ein Mörder, Hurer und
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs
feres Schikfal, als der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗
uicherweiſe nicht begreiffen Fonnte, wie ein Stil Mehl⸗
teig zugleid ein Stud Fleiſch ſeyn konnte.” -_
| Spartacus batte nebſt den übrigen Areopaniten, ale
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert;
fondern das Einzige, was erinnert worden war , betraf
die Eerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber auch
siachher , als er von unächten Zufägen ſprach, erklärte er
ſich nicht, welche diefelben feven. Man hat alfo Grund
zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Priefters
‚grad, als gegen welche er fich allein und ausdrücklich erkläre
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht
- im erften Zimmer durchaus anftößig und rebellifch. Wer
diefe
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110.
106, ıu, ü
Erw
2a
, ©
ber Illuminaten⸗Grade. 47
verdauen Eonnte, dem'konnte ed nicht ſchwer fallen,-obige
‚ wenige Zufäge deö Philo auch noch zu verdauen. ⸗
Doch ſcheint es, Spattacus habe auch verſchiedne
ſeiner eignen Aeußerungen fuͤr gefaͤhrlich angeſehen: denn
er ſagt ſelbſt 9) er fen beym erſten Aufſatz wuͤrklich zu
grell geweſen. Meynt er dieſe mit, fo mar es unbillig
den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da ⸗
‚mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗
genommen worden, wenigſtens bis auf den 2. Febr. 1785
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗
vpagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfuͤrſten vom Prie⸗
ſtergrade nichts, als die Inſttuction in Scientifigis vor⸗
legen; und did Regentengrades gedenkt er gar nicht.
Waͤre in dieſen bepden Graden, infonderheit in dem Prie⸗
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerze geweſen, fo würde er
dieſe Grade, wenigftend demienigen , deflen er gedenft,
ganz voraulegen befoblen haben. Selbft in Anſehung jes
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſſe wohl dDurchgegangen
werden, damit fie feine beziebende Stelle enthalte; und
bep dem Illuminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗
fer Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗
gen ganz vorgelegt werden follte, muͤſte die Stelle!
Pfaf⸗
9) Nachtraq/ 1. Abth. S. 90.
MP L. c. ©. 225,
48 Geſchichte
Pfaffen und beͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗
ſen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben
aleich vrrangeſchickten Fragen, vornemlich aber die Anrede,
waren fo durchaus mit anftäßigen und rebelliſchen Sägen
angefüllt, daß man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗
laſſung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen fonntez
und Daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weide
haupt miderfpricht ſich a!fo felbft, wenn er in dem Yiachs
- zrag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt ı): Er babe das
ganze Snftem mit einigen unbedeutenden Abdnderungen
dem Churfuͤrſten voru.egen befohlen.
Dielem fteht nicht entgegen, daß Philo erzählt 2)
Evartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetbeilt hatır,
eingefuͤhrt. „Spartacus, ſagt er, Rena an hinter mei⸗
nem Rüden ber mit den von mir angelegten Obern und
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich
nicht undeutfich gegen fie merken su laſſen, daß er det
Erifier und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Gkade hie
und da durd) diefe Leute einzuführen ; und da dieſe Vers
ſchiedenheit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ
man?unter der Hand das Geſpraͤch entſtehen, ala muͤſte
ich wohl die Grade verfaͤlſche haben, die aus Baverm
sc
1) Rachtrag, t. Abth. Sad
2) Erklaͤr. G. 130, '
n-
- we
der Iluminaten⸗Grade. 40
geſchickten bdingegen Acht ſevn, weil von daber bekanntlich
der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Die⸗
ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein einziger mes
ſfentlicher Grundſatz geändert worden wäre. Spartatus
durfte nur die Cerimonien eines Grades, don weichen
er obnedem fein Sreund war, theils weglaſſen, theila aba
ändern, und bie und da etwas anderft einkleiden: fo war
die Verſchiedenbeit offenbar: und Dann folgte ed von
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo
fallen muſte: denn für Verfärfhung konnte man es anfee
ben, wenn, obgleich die Hauptgrundſaͤtze Neben geblieben,
auch nur Einiges in feinen Graden anderf lautete, als
in denen, welche unmuttelbar aus Bayern gekommen waren,
" Spartachd fah hinten nach wohl ein, welchen Nach⸗
theil ihm der Prieſtergrad, und vornemlich die Anrede
bringen muſte. Er ſuchte ſich daher wegen derſelben auf
alle moͤgliche Art sw rechtfertigen, nahm etwas weniges,
wiewohl blos sum Schein zuruͤck, vertheidiate aber das
Uebrige mir ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗
fegten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter feıdem
weltlichen Nabmen erfhienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗
tigung ſciner Abfihten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1997,
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklaͤrung noch nicht heramke
gegeben hatte, und manches vor Dem Publico noch nicht
ins Licht geſtellt war.
b 30
so Geſchichte
„Ich wende mich, ſagt er 3) nun su dem vierten Dq⸗
eument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abıb.
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufsunehmenden
Illuminatus dirigens. Diefer Auffag ift kein Grad: er
enthält blos allein einige gefammelte , fluͤchtig hingewor⸗
. fene Ideen au einem Grade , der erſt entworfen werden
ſollte, aus welchen auch wuͤrklich der Prieftergrad entftane
‚ den it. Die Geſchichte davon if in den Briefen, befon-
derö ©. 104 f. enthalten. [Es find Philo's Briefe ge⸗
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abth.] Aus diefem ers
fiheint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eine
Meidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß ſolches
son ihm wuͤrklich gefcheben fen: daß fein Auffag unter
den Mitwiffenden circulitt habe, um die nöthigen Erinne⸗
rungen bevaufenen, und beliebige Abänderungen zu tref⸗
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen
entſtanden find: daß man folchen gewaltig ausgemufters
und durchitrichen babe: daß alfo der neue Brad eine von
der vorigen ganz verſchiedne ungleich gemäßigrere Form
muͤſſe erhalten haben , und nach ſolcher durch den Orden
dertheilt worden ſey.
Hier laͤßt Spartacus vieles weg, was der Sache eine
ganz andere Geſtalt giebt. Es gab freplich Streitigkeiten,
u aber
3) Erklaͤr ©. 72⸗
ber Slluminaten: Grade. 51
aber nur mit. Mahomet, deſſen Abaͤnderung Spartacüd
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des
Philo ‚erfolgte erft nachher, als Spartacus ſelbſt ind die
Mreopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und
Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad
des Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachher
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar bie und da vers
theilen;; aber die Abaͤnderungen betraften bie Grundſaͤtze
uicht eigentlih. Den neuen Brad machte Spartdeus auch
ijetzt [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er,
Wenn er fo Anverfaͤnglich geweſen wäre, als er inſinüiren
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben habenñn.
Er führt zwar 4) Stellen als einem netten Auffak an, den
er ſchon 1783 verfertigt haben will. Allein dieſe machen
nur ben Anfang des Aürfages aus; von weichen man
nicht gerädezu auf das Folgende , und auf das Ganze
ſchließen kan. Werin auch das 5) Stuͤck ſchon 15383 Wirte
dich verfaßt worden: fo war doch das Ganze moch nicht
ausgearbeitet. Deiin 1787 als Er dei Nachttag au feiner
Rechtfertigung ſchrieb, war es noch nicht einmal voͤllig
fertig 6). Wäre der ganze Aufſat verfaßt geweſen: fo
wuͤrde er ; wie ſchon erinnert worden, nicht beföhlen has
ben, dem Churfuͤrſten von dein Vrieſtergtad tichts, nichts
di Weitere
4 ©. 89.
5) ©. 89. U. fe
6 1. €.
53 Geſchichte
weiter ald bie Inſtruetion in Scientificis, und dieſe ſelbſt
mit Ausnahme der beziehenden Steilen vorzw.egens da
er den ganzen neuen Grad fo leicht barı: Finnen vorlegen
loffen, und welder, als einer der Gehen und letzten
Brade, um fo entfheidender bewiefen haben wuͤrde, daß,
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich
(deinen können, ſolches am Ende diutlicher entwidele
und gehoben worden wäre. Zwar giebt Er vor: er habe
Die Anrede im Prieftergrad blos um deswillen vorzulegen
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte des menſch⸗
lichen Geſchlechts durch eine fpätere beffer gerathene Ger
ſchichte Lin dem vorhin gedachten Auffaß) erfegt und das
durch abolirt worden 7). Alein diefe neue Geſchichte
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befobfen.
Daß aber in dem neuen Grab die anftößigen Grund⸗
füge ebenfalls bevbebalten worden, erbellt noch mehr das
ber, daß Herr Weizbaupt feinen Äältern Brad, und feine
fogenannte Anrede an den Illuminatus dirigens noch ims
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er ſich ganz hätte übers
beben können, mern ed wahr geweſen märe, daß man bey
mehrerer Einfiht gänzlid von jenen Grundfägen, auf
welche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede
in dem Drieftergrad abolirt worden ſey IS. 71.) Er en
zählt davon weiter 8).
„ Die
7) Erklaͤr. S. 7r.
8) G. 73. uf.
der Illuminaten-Grade. Sg,
« „Dieſer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich,
wurde bey mie durch Folgende Umitaͤnde veranlaßt. Der
Schottiſche Rittergrad, welcher nach feiner erſten Geſtalt
nicht von meiner Arbeit iſt, gegen welchen ich laut S. 67
biefer Briefe Lim Nachtrag, ı. Abih. ] proteitirt habe,
enthielt verſchiedene ebeologifhe Aeußerungen undWinke:
unter andern wurden darian Die Hieroglypben der Sreps
maurerey auf das Chriſtenthum gedeutet. Diefer Grad
war nun in andern Provinzen ſchon eingeführt ,. und die.
Erklaͤrung nicht. febr befriedigend. Geſchebene Dinge
konnte ich nicht ungeſchehen wachen. Ich mufte alſo auf
Diefer einmal eingefuͤhrren Idee fortbauen und fortarbei⸗
ten, und durch einen folgenden Grad den gemachten ved⸗
Ser in etwas. gut machen.”
Dder au ‚orößer mader, mie ed bier wuͤrklich der
Salt iſt. Denn daraus ; daß die Hieroglpphen auf das
Chriſtenthum gedeutet werden konnten, folgt ohne weites
. res noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mufte, daß die
chriſtliche Religion durchaus verfälfcht, und noch weniger,
Daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gehabt, die
buͤrgerliche Verfaſſung der Staaten aufzuheben, die Fuͤrſten
entbehrlich zu machen, u. f. w. wie in den vorgeblichen
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗
gens fast derfelbe kein Wort davon, daB er die gedachte
Anrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 1787) ſchon für den
Iluminatus dirigens, mie Philo oben geaͤußert hat, be⸗
ſtimmt
u
4 Gefchichte
ſtimmt hätte, als welches auch um fo weniger noͤthig war,
da er für dieſen bereits eine andere Anrede, die in der
Geſchichte der Derfolgungen fteht, aufgefeßt hatte. Aber
er fagt auch nicht, warum die Heberfchrift in diefer Anrede °
für den Illuminatus dirigens fautet. Es bleibt daber die
oben non mir hierüber vorgetragne Vermuthung noch inte
mer die Wabrſcheinlichſte. \
Er faͤhrt in feiner Dertheidigung fortg) und behaup⸗
tet, die Idee, daß unter der Hille der Freymaurerey das
Ehriftenthum verborgen liege, fen demſelben nicht gefähre
ih. Nun wohl, je nachdem man fidh hierüber erflärk.
So wie Er und Philo fich aber erklärt hatten. war fie es
allerdings; denn fie bob es ganz auf und ließ blos dem
Nahmen fteben, . Ferner, daß wahrſcheinlich die erfien
Stifter der Srenmaureren die Abficht gehabt, durch diefen
Weg für das Chriſtenthum zu arbeiten. Hier fehlen die
Beweiſe gänzlich; wäre es aber auch an dem; fo fan biers
aus die Unſchaͤdlichkeit dieſer Meynung noch nicht darge⸗
tban merden. Eben dieſes gilt von dem folgenden, wenn
er fast: Diefe Idee ſey nicht neus mehrere Schriftſteller
bätten diefe Vermuthung ſchon verlängft geäußert; und
felbit viele Grade der Freymaurerey, und unter diefen
der franzoͤſiſche Roſenkreutzer⸗Grad enthalte wirklich eine
ähnliche Erklaͤrung · Noch weniger kan ed helfen, wenn
| er
9) Erklaͤr. ©. 74.
r
v
\
ber Zlluminaten: Brade 55
er binzufegt: diefe Erklärung ſey beſſer, als die thoͤ⸗
richten Auslegungen der Hiergslppben auf Magie oder
Alchemi, wodurch fo viele taufend Menſchen um nichts
gebeffert, und in ihren häuslichen Umfänben verkürzt
worden wären.
Auch mar es bey ihm nicht Weberzeugung. Cr
wollte 1), da in dem Orden der Freymaurer nemlich,
über diefen Punct fo’ vwerfchieden gedacht wurde, diefe
Idee nur zu feiner Abſicht nugen, um die fi entgegen
gefegten Theile. einander näher zu bringen, welches er
“einen gluͤcklichen Gedanfen nennt. Er wollte Freymau⸗
ver von allen Syſtemen an fich sieben, diefe Syſteme,
vornemlich das von der fEricten Obſervanz welches da»
mals in Deutfchland dad Herrſchende war, ftärgen, eine
fogenannte Ecklectiſche Maurerep einführen, und fo mit
allenhalben feinem Drden die Herrichaft verfchaffen:
Man febe den’ Brief an Cato vom 11. Jan. 1783 2).
„Ich babe, fagt er, im Sinn, ein Syſtem conföderirter
Logen herzuſtellen, die beiten Zeute davon auszuforſchen,
und der Üricten Obſetrvanz zuvor zukommen, und fie zu
zerſtoͤren.“ Und bald hernach 3): „Das iſt unſer groͤſtes
Intereſſe, in die Freymaurerey eine Ecklectik einzufuͤd⸗
ven:
ni. c. S. 75.
2) Nachtr. der Oriainalſchriften, L Abth S. 24. u. fe
2 l. c . ©, 85. 8.
6 Geſchichte
gen: und dann haben wir, mas wir wollen.” Philo dere
bereite lange vorber davon gewußt haben muſte, und viele
leicht ſelbſt die erfte Veranlaſſung zu dieſen Gedanken gege»
ben baden maa, hat bierzu auch getreulich acholfen. In
feinen Briefen an Cato 4)vom 20. Jan bie zum 21. März
1783, worinn cr feine Großthaten rühmt, fagt er g)
„Ib untergrub die ſtricte Ohſervanz — ließ mich zu allem
brauchen, ſchrieb gegen Jeſuiten und Roſenkreutzer die
mich nie beleidiat hatten.“ Dieß geſchah unter dem
angenommnen Nabmen: Aloiſius Maier. Zu dieſer
Schrift hat Spartacus, der mit den Jeſuiten bekannter
mar als Philo ſeyn konnte, wahrſcheinlich auch Mate⸗
rialien hergegeben. In derſelben wurde der erſte Same
zu dem Vorgehen ausgeſtreut, woruͤber hernach ſo viel
Laͤrm entſtanden iR: daß die Jeſuiten ſich hinter die
Proteſtanten geſteckt baͤtten, daß fie proteſtantiſche Fuͤr⸗
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und
daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen heimliche Je⸗
ſuiten verborgen fepen,) Gr ſagt weiter 6): „Er babe
Die ftriete Obſervanz in Unordnung gebracht , die Beten
Daraus an ſich gezogen, ihnen von det Würde des Illumi⸗
natenordens, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗
treflichkeit feinen Chefe, der Untadelbaftigkeit der hoͤhern
Mit⸗
4) Nachtr. der Originalſchriften, 1. Abth. ©. 99-129 "
s),1.c. ©. 101.
6) l.c. ©, ım.
der luminaten:Srade 57
Mritalieder, der Wichtigkeit der Renntniffe, und der
Redlichkeit der Abfichten aroke Begriffe gemacht." '
Dennoch murte er von vielen diefen Dingen das
Gegentheil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7)
von der Fleinen unbedeutenden Entlebung des Ordens,
von dem Jeſuitiſchen Charakter des Spartakus und ſeinen
ehrgeitzigen Abſichten, von der vergeblichen Hofnung auf
Gebeimniffe, von den ſchwachen Süßen, worauf dad
ganze Werk berube „ von den Abfihten gegen die Fürs
ſten 8), von dem Goch, morinn Spartacus die Leute
’ bringen wollte, welches ärger , als das Joch der Jeſui⸗
wen ſey, und von der Art, wie er die Menſchen miss
btaude 9). Demungeachtet will er, ob er gleich aus⸗
druͤcklich fat: er babe fi zw einer Maſchine dee Th⸗
vanned beauchen laſſen, wofern Spariacus nur einiger⸗
maßen nachgeben wolle, dem Orden noch ferner anbaͤn⸗
sen, denifelben wichtige Kenntniſſe, weltliche Macht
und Reichthum / großen Einfluß auf dad Zinnendorfiſche
Spſtem, und felle Gewalt über die ſtricte Obſerdam⸗
verſchaffen, oder dieſelbe vielmehr gaͤnzlich zerſtoͤren 1).
Er iR ſogar fo herablaſfend, dag er in einem eigends
an
7) Lc. G. 113.
8) l. e. S. 114.
9) I. e. G. 117.
1) L. c. S. 116.
46 Geſchichte
buͤllen darf, doc fein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗
löfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in
ben Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding,
die Theologie; das Pfaffen⸗ und Schurken : Regiment;
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ift in
bem Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs
feres Schickſal, als der redliche tugendhafte, der unglüds
“ Licherweife nicht begreifen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗
teig zugleich ein Stud Fleiſch ſeyn Fonnte.>,-
Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ald
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert;
fondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf
bie Gerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber au
nachher, ala er von undchten Zufägen ſprach, erklärte er
fi nicht, welche diefelben feven. Man hat alfo Grund-
zu glauben, er verftebe Darunter die Cerimonien im Priefters
‚grad, ald gegen welche er fich allein und ausdrücklich erklaͤrt
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht
- im erften Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer
Diele
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110.
7) lJ. c. ©, IlI, "
—r- n_ ” ⸗
= ER ıY Bi Pan . „er
der Illuminaten-Grade. 4;
Ierdauen Eonnte, demEonnte es nicht ſchwer fallen, obige
venige Zufäge deö Philo auch noch au verbauen. u;
Doch ſcheint es, Spartacus habe auch verſchiedne
feiner eignen Acußerungen für gefährlich angefeben:: denn
er ſagt felbft 85 er fen beym erften Aufſatz wuͤrklich zu
greii geweſen. Meynt er diefe mit, fo mar es unbillig
den Philo allein zu befchuldigen. Ob er nun gleich das
mals von Abänderung fprach: fo iſt dieſe doch nicht vor:
geriommen worden, mwenigftens bis auf den 2. Febr. 1785
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗
pagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfuͤrſten vom Prie⸗
ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifitis vor⸗
legen; und des Regentengrades gedenkt er gar nicht.
Wäre in dieſen beyden Graden, infonderbeit in dem Prie⸗
ftergrad alles Anftößige ausgemerzt geweſen, fo würde er
diefe Grade, wenigſtens demjenigen , deflen er gedenkt,
ganz voraufegen befoblen haben. Selbſt in Anfehung jes
ner Inſtruction erinnert er, fie muͤſſe wohl durchgegangen
werden, damit fie keine beziehende Stelle enthalte; und
bep dem Illaminatus minor wollte er, dad Wort: dumms
fer Moͤnch ſollte in: dummſter Menſch verändert, und
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗
gen ganz vorgelegt werden ſollte, muͤſte die Stelle!
Pfafe
8) Nädhtrag, 1. Abth. S. 90,
„1. c. © 225.
46 Geſchichte
buͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er.
löfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Sach dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in
dem Unterricht: »» Da entftand dann das herrliche Ding,
die Theologie; das Pfaffen⸗ und Schurken : Regiment;
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismug.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7 iſt in
bem Unterricht zugeſetzt: „ Und ein Mörder, Hurer und
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs
feres Schickſal, als der redliche tugendhafte, der ungluͤck⸗
uicherweiſe nicht begreifen konnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗
teig zugleich ein Stud Fleiſch ſeyn eonnte.
Spartacus hatte nebft den übrigen Areopagiten, ald
bie Brade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert;
fondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf
bie Gerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber au
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er
ſich nicht, welche dieſelben ſeyen. Man hat alſo Grund:
zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Prieſter⸗
grad, als gegen welche er ſich allein und ausdrücklich erklärt
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht
im erſten Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer
diefe
6) Nachtr. Fr Abth. ©, 110.
7) l. c. ©, IlI, "
> R
2 ee
PP
y-
48 Geſchichte
Pfaffen und beͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben
aleich vrrangeſchickten Fragen, vornemlich aber die Anrede,
waren fo durchaus mit anftäßigen und rebelliſchen Sägen
angıfüllt, dab man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗
Saffung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen fonntez
und daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weiss
haupt miderfpricht fich alſo felbft, wenn er in dem Vach⸗
trag zu feinen Rechtfertigung vorgiebt v): Er babe das
ganze Spftem mit einigen unbedeutenden Aoänderangen
dem Eyurfärften vorsu: egen befohlen.
Dietem ſtebt nicht entgegen, daß Phild erzaͤhlt 2)
ESpartacus babe neue Grade bald nachber, als nemlich
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte,
eingefuͤhrt. » Spartacud, fagt er, ſiena an hinter mei⸗
nem Rüden ber mit den von mir angelegten Obern und
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich
niche undeutfich gegen fie merfen su laſſen, daß er det
Stifter und Chef des Banzen ſey; feine neuen Grabe bie
und da durch diefe Leute einzuführen ; und da diefe Ders
fiedenbeit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ.
an!unter der Hand das Befpröch entſtehen, ala muͤſte
ich wohl die Grade verfälfcht baden, die aus Bapern
dc.
1) Nachtrag , t. Abth. ©. 70,
2) Erklaͤr. G. 139,
770 — —— .2* je‘ er
2.
ber Illuminaten⸗Grade. 4
geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich
Ber Drden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Dies
ſes alles konnte gef eben, ohne daß auch ein einziger mes
fentliher Grundfaß geändert worden wäre. Spartarus
durfte nut die Cerimonien eines Grades, von welchen
er obnedem fein Steund war, theils weglaſſen, theild aba
ändern, und bie und da etwas anderſt einfleiden: fo war
Die DVerfcdiedendeit offenbar; und dann folgie ed von
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo
fallen: mufte : denn für Verfaͤlſchung konnte man es anſe⸗
ben, wenn, obgleich die Hauptarundſaͤtze eben geblieben,
auch nur Einiges in feinen Graden anderſt fautere, als
in denen, weiche unmittelbar ausBapern gekommen waren.
" Spartacud fah birtten nach wohl ein, welchen Nach
theil ihm der Drieftergrad, und vornemlich die Anrede -
bringen mußte. Er fucte. fih daher megen derfelben anf
alle möglıche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges,
- twiewobl bios sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das
Uebrige mit ſeichten Gründen und mit auf Schrauben ges’
fegten Aeußerungen. Dirfes qeſchah in dem unter feitiem -
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗
tigung ſeiner Abſichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1487,
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗
gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch niche
ins Licht geſtellt mar.
b 34
rs
u mM
4
DT
ae Seſchichtz
elende Schottiſche Rittergrad ganz von ſeiner Compofi⸗
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben fü elender Regen⸗
tengrad; doch weil ea ein dırigirender Grad if, der die
Hanse Droviscial Inftruction enthält, fo Andre ich darinn
nichts, etwelche einfältige niedertraͤchtige Marimen
ausgenommen.” In dıefem Brief klagt Epartacus noch
weiter über Philo's Eitelfeir und Cigenfinn, und fein
ſchlechtes Berragen gegen ibn u. f. f. und ſetzt am Ende
dinzu 6): „ Mit dem allen werde ich ıbm das Zeunniß
geben, daß er dur Anmerbuna wichtiger Leute um den
Drden große Verdienfte hat: aber, außerdem bat er mie
wenig genügt: bat mir off mandes verdorben, dir Eine
beit meines Plans durch elende Eınfdaltungen von uns
bedeutenden Braden fehr ſtark verdorben.“
Indeß kamen alle diefe Kritiken über den Prieſter⸗
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn diefe Grade waren
ſchon ausgetheilt.. Zwar hatte bereits vorber Mahomer
manches daran audgefegt 7°. Allein Spartacud, der an
feinen Tadel gewohnt mar , machte bieraus wenig, mels
dere foldes zwar dem Philo 8" ſchrieb ihm aber auch/
daß er dafür forgen wolle, dab die Grade fo angenommen
würden, mie fie Philo verfaßt haͤtte. Er möge die Örade
nur
6) Rachtrag, 1. Abth. ©. 96.
7) L. c. ©. 79. 83,
v8, l. c. G. 2,
der Illuminaten⸗Grade. 4t
nie nach feiner Art ausibeilen. „Dieß that ich, ſagt
Philo in einem Schreiben an Cato 9), atteſurte mit
meines Nahmens Unterſchrift Die Recthet der Cabiers,
und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſtuͤcke,
mie fie ed nannten, außer daß zwap Verſonen kleine
Einwendungen gegen einzelne Au-drüdte machten, melde
leicht nad den Local- Umftänden ın jedet Provinz ver⸗
ändert werden können.”
Eben fo erzähft auch Philo die Sache in feiner Er⸗
Elärung 1), nur daß er noch den Umiand von der Ges
nebmigung der Areopagisen hinzufügt. „Da diefe zau⸗
derten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleitet zuruͤck⸗
zugeben; fo ſchrieb mir Hr. Weishaupt: Es dürfe durch
Die Faulheit Diefer Menichen das Ganze nicht aufgebalten
werden; ich ſolle nur, obne weiteres Bedenken, meige
Grade, fo wie ich fie ausgearbeitet bätte, einführen.
Endlich kam denn au die Beyſtimmung der Vebrigen ans
und man ſchickte mir alle Grade, ins Reine geſchrieben,
mit Spartacus Drdens: Peiſchaft und Chiffer beglau⸗
bige zuruͤck. Nur fand man, Laß die re/igiofen Ceremo⸗
nien im Schottiſchen Kittergrade ohne Gefabr in kathe⸗
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen ſeyn wurden,
und bedung fich daher aus, dieſe nach den Umſtanden
weg⸗
9) l. e. ©, 166.
1) ©. ı2ı.
‘
42 Ä Geſchichte
weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht.
Wer war frober, als ih? Ich theilte meine Grade fo
- gemiffenbaft als möglich aus,”
In dem vorbin gedahten Brief des Philo an
den Cato vom 20. Yan, 1783 gedenkt derfeibe der
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nicht, weil
diefes drum Cato ohnehin befannt mar und noth⸗
wendig befannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). Auf-einmahl
Ja'ſo bernad, nachdem die Grade ſchon ausgerbeilt wa⸗
ren] ſchickte mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes
Zeug. Man verlangte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens
Spartacus darauf, alle Abſchriften ſelbſt zu revidiren,
Xen Leuten au ſagen, es haͤtten ſich unaͤchte Zufäge eins
geſchlichen, um dadurch mich zum Luͤgner zu machen.”
Denn er batte die Aechtheit derſelben mir feines Nahe
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem
Brief 3) erzählt. Dieſes aber ſchlug Philo ab, und da.
. Epartacus ihm durch einen feiner Untergebenen einen
2) Nachtrag, 1. Abth. ©. 107.
befeidigenden Verhaltungsbefehl zuſchickte, auch noh
Allerley ſonſt darzwiſchen Fam, fo tratt endlich Philo den
1. Jul. 1784 ganz ah 4) oder wurde, wie andere Nach⸗
richten
3)1:c. ©, 106.
5) .c.6©, 118. 128. Erklaͤr. ©. 126 — 136.
hy
44 | Gefchichte
auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen baben, ſon⸗
“ Bern fein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet
batte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er in
dem Brief von 7. Febr. 17836), mo er ſich am umftdnde
lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Orunde
fägen, Zwar ſcheint es ihm einine Tage vorber, wie der
Brief vom 28. Ian. 1783 Leweiſet, darüber angft gewor⸗
den zu fenn, da er etlichemal von Verliehren. des Kopfes
fpriht 7). Er wollte daber auch einigeö Ändern 8), es
fheint aber, er war den 7. Febr. noch nicht recht ent⸗
ſchloſſen, weil er in dem Brief von dieſem Dathan den
nemlichen Cato, nichtd von Abänderung fpricht, fondern
dieſelbe ſtillſchweigends wieder zuräd' nimmt , indem er
will, daß blos die Eeremonien mweggelaffen , die Fragen
aber und die Anrede, welche eigentlich die gefährlichen
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs
ſcheinlich verfiel er auf den Gedanken der Abänderung
blos deswegen, weit Einige verfchiedne Ausdrüde für ans
ſtoͤßig und rebellifch erffärt hatten 1) und als die Misbele
ligkeit zwiſchen ibm und Philo größer geworden mar, fo
nabız
6) Nachtr. 1. Abth. S. 94.
7) lc. und &. 87.
8) lc. ©, 90.
9)1.c. ©. 94 »
D L. c. S. 9.
vu
[1
.. _—-.
der uminaten: Grade 48
“nahm er diefes zum Vorwand und ſprach von unächten
» Zufänen 2).
Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und inebe⸗
fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit der in
den Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bide
J
her ſo oft angezognen Anrede: ſo wird man nur wenig
Zuſaͤtze finden, die von Bedeutung find. Ich will fie her⸗
fegen, damit fie der Lefer mit einem Blick Überfehen Eönne,
Nach den Worten der Anrede: deren Befriedigung
fie nur durch ihn erhalten koͤnnen 4), fteht bier im Unter⸗
‚wicht der Zufag, der frenlich aus der Luft gegrigen zu ſeyn
N. fdeint: „Es ift unbefchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend
mim
-fdyeinende Band if. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein
und dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Deſpoten /
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wor⸗
ten der Anrede: ſehr narfirli 5) beißt es im Unterricht
„Nun wird auch der, welcher an die Gcheimniffe der ge⸗
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunitalteten
Religionen nicht glaubt, und welchem man gemiffe varuıde
ser verborgene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht: ent⸗
buͤllen
2) l.c. ©. 107.
3) a. Abtb. ©. 44
21.0.6. 9.
5) lc. &. 106.
46 .. Geſchichte
buͤllen darf, doch kein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗
koͤſer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) ſteht in
ben Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding,
die Theologie, das Pfaffen« und Schurken: Regiment;
dad Pabſtthum , der geiftlide Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) iſt in
bemi Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs
feres Schickſal, ala der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗
Nicherweiſe nicht begreifen konnte, wie ein Städ Mehl⸗
teig zugleid ein Stud Fleiſch ſeyn konnte”, _
Spartacus batte nebſt den übrigen Areopagiten, als
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert;
fondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf
die Cerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er
ſich nicht, welche diefelben frven. Man bat alſo Grund.
ju glauben, er verftehe darunter die Gerimonien im Priefters |
. grad, als gegen welche er fich allein und ausdruͤcklich erklärt
batte. Eigentlich war Die ganze Anrede oder der Unterricht
“Im erften Zimmer durchaus anftößig und rebellifch: Wer
| diefe
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110;
D Lc. S. III.
48 Geſchichte
Pfaffen und beoͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben
aleich verangeſchickten Fragen, vornemlich aber Die Anrede,
waren fo durchaus mit anſtoͤßigen und rebelliſchen Sägen
anzıfüllt, daB man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗
laſſung einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte;
and daher Fonnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise
haupt miderfpricht fich alſo ſelbſt, wenn er in dem Yıachs
trag zu feiner Rectfertigung vorgtebt ı): Er babe das
ganze Sinftem mit einigen unbedcutenden Abanderungen
dem Churfuͤrſten vorsuiegen befohlen.
Diekem ſtebt nicht entgegen, daß Philo erzähft 2)
Spartacus dabe neue Grade bald nachber, alb nemlich
Philo die ſeinigen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte,
eingefuͤhrt. » Spartacud, ſaqgt er, Nena an hinter mei⸗
nem Rüden ber mit den von mir angefetten Obern und
andern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; fich
nicht undeutlich gegen fie merfen zu laffen, daß er der
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Gabe bie
und da durch diefe Leute einzuführen ; und da diefe Ders
ſchiedenheit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ieh.
man?unter der Hand das Mefprcch entftchen , ala milfte
ich wohl die Grade verfälfche haben, die aus Bavern⸗
1) Nacträg , 1. Abth. S. 70.
2) Erklaͤt. G. 139,
„ui ne
so Geſchichte
„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Dge
cument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abtb.]
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufsunchmenden
Illuminatus dirigens. Diefer Yuffag ift fein Brad: er
enthält blos allein einige gefammelte , Auchtig bingewor⸗
fene Ideen au einem Grade , der erft entworfen werden
ſollte aus welchen auch würklich der Prieftergrad entſtan⸗
den if. Die Gefchichte davon iſt in den Briefen, beſon⸗
derd ©. 104 f. enthalten. [Es find Philo's Briefe ges
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abıb.] Aus diefem er⸗
fiheint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eins
kleidung und Bearbeitung gefchidt worden: daß ſolches
son ihm wuͤrklich gefcbeben fen: dab fein Auffag unter
Den Mitwiffenden rircufirt habe, um die nöthigen Erinne⸗
rungen bepäufeßen, und beliebige Abänderungen au trefs
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen
entftanden find: daß man folchen gewaltig ausgemuſtert
und durchftrichen habe: daß alfo der neue Grad eine von
der vorigen ganz verfchiedne ungleich gemäßigtere Form
muͤſſe erbalten haben , und nach folcher durch den Orden
vertheilt worden fep.”
Hier läßt Spartacus vieles meg, was der Sache eine
ganz andere Beftalt giebt. Es gab freplih Streitigkeiten.
| aber
3) Erklaͤr ©. 72.
53 Geſchichte
weiter als die Inſtruction in Ecientifuis, und dieſe ſelbß
mit Ausnahme der beziehenden Stellen vorzulegen / da
er den ganzen neuen Grad fo leicht bart kennen vorlegen
laſſen, und welcher, als einer der boͤhdſten und letzten
Grade, un fo entſcheidender bewieſen haben wuͤrde, Daß,
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich
ſcheinen können , ſolches am Ende drutlicher entwickelt
und geboben worden wäre. Zwar giebt Er vor: er habe
Die Anrede im Prieitergrad blog um desmillen vorzulegen
verboten, wril die darinn enthaltene Geſchichte des menfche
lichen Geſchlechts durch eine fpätere beifer gerathene Ge⸗
ſchichte lin dem vorbin gedachten Aufſah] erfegt und da⸗
Durch abolirt worden 7). Allein dieſe neue Geſchichte
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befoblen.
Daß aber in dem neuen Brad die anfiögigen Grunde
füge ebenfalls bevbebalten worden, erhellt noch mehr da⸗
ber, daß Herr Weicbaupt feinen Ältern Brad, und feine
fogenannte Anrede an den Illuminatus dirigens noch ims
mer zu rechtfertigen fucht , deifen er fich ganz bätte übers
beben können, wenn ed wahr geweſen wäre, daß man bey
mehrerer Einſicht gaͤnzlich von jenen Brundfägen, auf
welche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede
in dem Vrieſtergrad abolirt worden ſep IS. 71.) Erem
züblı davon weiter 8).
» Dies
7) Erklaͤr. ©. 71.
8) G. 73. u. f.
ber Illuminaten⸗ Grade 53
„Dieſer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich,
wurde bey mie durch folgende Umitaͤnde veranlaßt. Der
Schottiſche Rittergrad, welcher nach feiner erſten Geſtalt
nicht von meiner Arbeit ijr, gegen welchen ich laut S. 67
biefer Briefe Lim Nachtrag, ı. Abıb. ] proteſtirt habe,
enthielt verſchiedene tbeologifhe Aeußerungen undWinfe:
unter andern wurden darinn Die Hieroglyphen der Srepe
‚ maurerey auf dad Chriftenthum gedeutet. Diefer Grad
war num in andern Provinzen ſchon eingeführt , und die.
Erklärung nicht febr befriedigend. Geſchebene Dinge’
konnte ich nicht ungefchehen machen. Ich mufte alſo auf
Diefer einmal eingeführsen Idee fortbauen und fortarbeis
ten, und durch einen folgenden Grad den gemachten sed.
Ser in etwas gut machen.”
Oder auch größer made, mie e& bier wuͤrklich der
So it. Denn daraus, daß die Hieroglyphen auf das
Chriſtenthum gedeuset werben Fonnten, folgt ohne weites
tes noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mufte, baß die
oriftliche Relision durchaus verfälfcht, und noch weniger,
daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gehabt, die
bürgerliche Berfaffungder Staaten aufzuheben, die Sürften
entbehrlich zu machen, u. f m. wie in den vorgeblihen
Drerbefferungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗
gens fagt derfelbe Fein Wort davon , daß er die gedachte
Arnrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 27871 ſchon für den
Yiluminatus dirigens, wie Philo oben geaͤußert bat, bes
Kimmt
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Tantra werberten lit gze, fen Bemielien n:dı seräßee
4. Rus wiehl, ie nokdrm man fich bieraber erflär.
Es wie Ir unt Pq:le ſich cher erflärt hatten, mar ſie es
olertinz!: tenn fie beb es ganz auf und ließ blos den
Nitmen Rechen. Ferner, daß wahrſcheinlich die erüch
@rifter der Freymauterey die Abfichr gehabt, durch dieſen
Weg für das Chriſtenthum zu arbeiten. Hier feblen die
Beweiſe gänzlich: waͤre es aber auch an dem, fo fan bict-
aus die Unſchaͤdlichkrit dieſer Meynung noch nicht datge⸗
than werben. Eben dieſes gilt von dem folgenden, wenn
er fast: Diefe Idee ſey nicht neu; mebtere Schriftſteller
bätten diefe Vermuthung (dom vorlaͤngſt geäußert; und
felbit viele Grade der Freymaurerey, und unter dieſen
der franzöfifche Rofenfreuger: Grad enthalte wirklich eine
ähnliche Erklärung. Noch weniger kan es helfen, wenn
er
9) Erklaͤr. ©. 74.
en
[4
FR
der Jlluminaten: Brade 55
er hinzuſetzt: diefe Erklärung fen beſſer, als die thoͤ⸗
N
x
richten Auslegungen der Hiergalppben auf Magie oder
Alchemi, wodurch fo viele taufend Menſchen um nichts
gebeſſert, und in ihren häuslichen Umfänden verkuͤrzt
worden wären.
Auch mar es bey ihm nicht Weberzeugung Er
wollte 1), da in dem Drden der Srepmanrer nemlich,
j über diefen Punct fo verſchieden gedacht wurde, diefe
Idee nar zu feiner Abfiht nugen, um die fid) entgegen
gefegten Theile. einander naͤher zu bringen, welches er
“einen gluͤcklichen Gedanfen nennt. Er wollte Sreymatte
rer von allen Epftemen an fih ziehen, dieſe Syſteme,
vornemlich das von der fEricten Obſervanz welches das
mals in Deutfchland das Herrſchende war, flärzen, eine
fogenannte Eckleetiſche Maurered einführen, und fo mit
allenbalben feinem Drden die Herrſchaft verſchaffen.
Man ſehe den Brief an Cato vom 11. Jan. 1783 2).
„Ich babe, ſagt er, im Sinn, ein Syftem conföderirter
Logen berzuftellen, die beten Leute davon auszuforſchen,
und der Airicten Dbfervans zuvor zukommen, und fie zus
zerſtoͤren. Und bald bernach 3): „Das iR unſer groͤſtes
Intereſſe, in die Freymaurerey eine Kchieckit einzufähe
ten:
n1.c6&. 75. |
2) Nachtr. der Driginalfchriften, 1. Abtd · ©. 84. u. f.
»l.c ©, 85. 8.
44 Geſchichte
auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen haben, ſon⸗
vern fein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet
batte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er im
dem Brief von 7. Gebr. 17836), wo er ſich am umfände
lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Orunde
fägen, Zwar ſcheint es ibm einine Tage vorber, wie der
Brief vom 28. Ian. 1783 dewoiſet, darüber angft gewor⸗
den zu ſeyn, da er etlichemal von Verliehren des Kopfes
fpriht 7). Er wollte daher auch einiges Ändern 8), es
fcheint aber, er war den 7. Gebr. noch nicht recht ents
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Damgpan den
nemlichen Cato, nichtd von Abänderung fpricht, fondern
dieſelbe Rilfhweigends wieder zuruͤck nimmt , indem er
wit, daß bloß die Ceremonien weggelaffen , die Tragen
aber und die Anrede, welche eigentlich Die gefährlichen
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs
ſcheinlich verflel er auf den Gedanken der Abänderung
blos deswegen, weit Einige verfchiedne Ausdrüde für ans
ſtoͤßig und rebellifch erflärt hatten 1) und afs die Miöhele
ligfeit zwiſchen ihm und Philo größer geworden mar, fo
nabız
6 Nachtr. 1. Abth. S. m
7) l. c. und ©. 87.
gay c. ©. 90.
9) 1. c. S. 94..
D L. c S. 82.
46 Geſchichte
daͤllen darf, doch kein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗
Iöfer und Heiland der Welt zu nennen.”
Nah dem Wort der Anrede: angewandt 6) ſteht in
bem Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding,
die Theologie; das Pfaffen- und Schurken : Regiment;
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.”
Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ift in
bem Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs
feres Schickſal, ala der redlihe tugendbafte, der unglüds
icherweiſe nicht begreiffen Fonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗
teig zugleich ein Stud Fleiſch fenn Eonnte.”.-”
Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ald
bie Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert;
ſondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf
die Cerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch
nachher, als er von unaͤchten Zufägen ſprach, erklaͤrte er
ſich nicht, welche diefelben feven. Man bat alfo Grund
ju glauben, er verftehe Darunter die Cerimonien im Prieflers
. grad, ald gegen welche er fich allein und ausdruͤcklich erkläre
batte. Eigentlich war Die ganze Anrede oder der Unterricht
- Im erften Zimmer durchaus anftögig und rebellifch: Wer
diefe
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110.
—2 l. c. ©, III, u
. QL
der Illuminaten-Grade. 47
verdauen konnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen, obige
wenige Zufäße ded Philo auch noch zu verdauen.
Doch ſcheint es, Spattaeus habe auch verſchiedne
ſeiner eignen Acußerungen für gefaͤhrlich angeſehen: denn
er fagt felbft 8) er fen beym erften Aufſatz wuͤrklich 3u
grell geweſen. Mepnt er diefe mit, fo mar es unbillig
den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da»
mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗
[
genommen worden, wenigſtens bis auf den 2. Gebt. 1785
nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an die Areb⸗
pagiten 9) fagter: Man folle dem Churfürften vom Pries
ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifieis vor⸗
legen; und did Regentengrades gedenkt er Har nicht.
Wäre in diefen bepden Graden, infonderheit in dem Priee
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, fo würde er
diefe Grade, wenigftend demjenigen , deflen er gedenkt,
gang voraulegen befoblen haben. Selbſt in Anfehung jes
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſſe wohl durchgegangen
werden, damit fie feine beziebende Stelle enthalte; und
bep dem Ilyminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗
fter moͤnch ſollte in: dummſter Menſch veraͤndert, und
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗
gen ganz vorgelegt werden füllte, muͤſte die Stelle!
Pfafe
8) Naͤchtraq / 1. Abth. S. 90,
MP l. c. ©. 225,
+
‚„/
ns:
PN. Seſchichte
Pfaffen und bife Särften fiehen uns im Wege, mtgelaſ⸗
fen wirden. Aber der Prieftergrad, die in demfelben
aleich verangeſchickten Fragen, vornemli®& aber dic Anrede,
waren fo durchaus mir anftägigen und rebelliſchen Einen
anz: full, dag man mit bloßer Abänderung oder Wegs
laſſung einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte;
und daher konnte man ibn auch nicht vorlegen Hr. Weiße
haupt miderfpricht ſich alſo ſelbſt, wenn er in dem Tach⸗
rag zu feiner Rechtfert' gung vorgiebt »): Er babe das
ganze Enftem mit einigen unbedeutenden Abänderungen
dem GCourfärften vorsu:egen befoblın.
Dietem ftebt nicht entgegen, daß Philo erzählt 2)
Spartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich
Philo die feinigen zuruͤckerhalten und aussetheilt hatte,
eingefährt. „Spartacus, ſaqt er, Rena an hinter mei⸗
nem Rüden ber mit den von mir angelegten Dbern und
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; fi
nicht undeutlich gegen fie merken su laffen, daß er det
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Stade bie
und da durch diefe Leute einzuführen : und da dieſe Vers
f&iedenbeit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ
inan!unter der Hand das Geſorech entfichen , ala mülte
ich wohl die Grade verfälfcht haben, die aus Bapern
ge⸗
+) Nachtrag , t. Abth. S. 76.
2) Erklaͤt. G. 139,
der Illuminaten⸗Grade. 4
geſchickten hingegen Acht ſeyn, weil von daher bekanntlich
der Orden zuerſt in unſre Gegenden gekommen fen.” Die⸗
ſes alles konnte geſcheden, ohne daß auch ein einziger we⸗
ſentlicher Grundſatz geändert worden wäre. Spartatus
“durfte nur die Cerimonien eines Grades, don weichen
er obnedem Fein Freund war, theils weglaſſen, theils aba
ändern, und bie und da etwas anderſt einfleiden: ſo war
Die Verſchiedenheit offenbar; und dann folgte ed von
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo
fallen muſte: denn für Verfaͤlſchung konnte man es anſe⸗
ben, wenn, obgleich die Hauptgrundfäge teben geblieben,
auch nur Giniges in feinen Graden anderf lautete, als
in denen, welche unmittelbar aus Bayern gefommen waren:
Spartarus fah hinten nach wohl ein, welchen Nach⸗
theil ihm der Prieſtergrad, und vornemlich die Anrede
bringen muſte. Er ſuchte ſich daher wegen derſelben auf
ale moͤqliche Art sw rechtfertigen, nahm etwas weniges,
wiewohl blos sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das
Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter ſeitem
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗
tigung feiner Abfihten, 8. Sranffurt und Leipzig 1487,
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗
: gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch niche
ins Licht geſtellt war.
d „Ip
Ss Geſchichte
Ich wenade mich, ſagt er 3) mun zu dem vierten Dg>
ame. Gin dem Nachtrag der Erizinalicheiften 2. Abib.]
@s fuͤdet den Titel: Kartde an den neuaufsunebmenden
Liuminstus Äur.zers. Diefer Aufſad if fein Grad: er
enıhlis bles aleın einige gefammelte , flüchtig bingewors
tene Idern iu einem Ocade , der erft entworfen werden
feflte, aso weichen auch wuarflid der Frieftergrad entitane
den R. Die Gerbechte davon iR in den Briefen, beſon⸗
ders S. vor 5. erıbalten. [Es find Philo's Briefe ge⸗
meyat, in dem Rıdırag, 1. Abıb.] Aus dieſem er⸗
Küyınt, das dieſe meine Materialien an ®bile zur Eine
tleidang und Bearbeitung sefdidt worden: daß ſolches
son ide wurfluh geſchehen fep: daß fein Auffak unter
deu Diitwifeuien circalirt dabe, um die nötdigen Erinne⸗
rungen Inpaufeken, und beliebige Abinderungen gu trefs
ren: daß Duruber große Sıreitigfeiten und Spaltungen
entitanden find: Daß man folder gewaltig audgemufterg
und darcheriches babe: daß alio Der neue Brad eine von
Ver vorigen ganz verſchiedae ungleid gemäfigtere Form
mure erdalten haben , und nach folder durch den Orden
Brridei.t werden ſep.
Hier lift Eyartacns vieles mes, was der Gade eine
gan) andere Geſtalt giebe. Es gab ira Streitigkeiten,
aber
2) ll Er.
ber Illuminaten-Grade. st
aber nur mit. Mäbomet, beffen Abänderung Spartacüs
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des
Philo erfolgte erſt nachher, als Spartarus ſelbſt und die
Areopägiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und
- Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad
des Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachder
fieß Spartacus einen neuen Grad zwar bie und da vers
theilen ; aber die Abaͤnderungen betraffen die Brundfäge
nicht eigentlich. Den neuen Brad machte Spartäcus auch
“Jene [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er /
wenn et fo sinverfänglich geweſen wäre, als er inſinuiren
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben habeñ.
Er führt zwar 4) Stellen aus einem nenen Auffaß ai, den
er ſchon 1783 verfertigt Haben mil. Allein dieſe machen
hur den Anfang des Aufſatzes aus; von weilchen Mall
nicht gerädezu auf das Folgende, und auf das Ganze
ſchließen fan. Werin auch das 5) Stuͤck ſchon 1783 wuͤrk⸗
lich verfaßt worden: fo war doch das Ganze moch nicht
ausgearbeitet. Dein i787 als Er den Nachttag au ſeiner
Rechtfertigung fchrieb » mar es noch hicht einmal billig
fertig 6). Wäre der ganze Auffab verfaßt geweſen: ſo
wuͤrde er , wie ſchon erinnert worden, nicht beföbleh has
ben, deni Churfärften von dem Prieſtergtad Hichts, nichts
bi —— Meitel
4) ©. 85.
5) ©: 99. u. f.
6 |. ©.
a ° Geſchichte
weitet ald die Inſtruction in Scientificis, und diefe felch
mit Ausnahme der bejiebenden Stellen vorzulegen/ da
er den ganzen neuen Brad fo leicht haͤtte koͤnnen vorlegen
laffen, und welcher, als einer der boͤchſten und letzten
Brade, um fo entfcheidender bewieſen haben wuͤrde, daß,
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich
ſcheinen koͤnnen, ſolches am Ende deutlicher entwickelt
und geboben worden waͤre. Zwar giebt Er vor: er habe
die Anrede im Prieſtergrad blos um deswillen vorzulegen
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte des menſch⸗
lichen Geſchlechts durch eine ſpaͤtere beffer gerathene Ge⸗
ſchichte lin dem vorbin gedachten Aufſatz] erſetzt und dar
durch abolirt worden 7). Allein dieſe neue Geſchichte
hatte er ja eben ſo wenig vorzulegen befohlen.
Daß aber in dem neuen Grad die anſtoͤßigen Grund⸗
füge ebenfalls beybehalten worden, erhellt noch mehr das
ber , daß Herr Weishbaupt feinen aͤltern Grad, und feine
fogenannte Anrebe an den Illuminatus dirigens noch ims
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er fich ganz hätte über«
beben können, wenn ed wahr geweſen wäre, daß man be
mehrerer Einſicht gänzlid von jenen Grundfägen, auf
melche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede
in dem Vrieftergrad abolirt worden ſey [&. 71.) & en
zaͤhlt davon weiter 8).
„Die⸗
7) Erklaͤr. S. 71.
8) ©. 73. uf.
ber fluminatens Grade 53
. „Dieſer Aufſatz, die oftgedachte Aurede nemlich,
wurde bey mie durch folgende Umitaͤnde veranlaßt. Der
Schottiſche Rittergrad, welcher nach feiner erſten Geſtalt
nicht von meiner Arbeit iſt, gegen welchen ich laut S. 67
biefer Briefe Lim Nachtrag, 1. Abıb.] proteitirt habe,
enthielt verfchiedene theologische Aeußerungen undWinke:
unter andern wurden darinn die Dieroglopßen der Srepe
maurerey auf dad Chriftenthum gedeutet." Diefer Grad _
War nun in andern Provinzen fhon eingeführt , und die.
Erklärung nicht febe befriedigend. Geſchebene Dinge
konnte ich nicht ungefcheben machen. Ich muſte alſo auf
Diefer einmal eingefübrsen Idee fortbauen und fortarbeis
ten, und durch einen folgenden Grad den gemachten Feh⸗
Ser in etwas. gut machen.”
Oder auch größer machen, wie es hier wuͤrklich der
Fall iſt. Denn daraus, daß die Hieroglyphen auf das
Chriſtenthum gedeuset werden konnten, folgt ohne weite»
res noch nicht, daß es gerade fo geichehen mußte, daß die
criſtliche Religion durchaus verfaͤlſcht, und noch weniger,
Daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gebabt, die
bürgerliche Verfaffungder Staaten aufzuheben, die Sürften
entbehrlich zu machen, u. f. m. wie in den vorgeblichen
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗
gend fagt derfelbe Fein Wort davon , daB er die gedachte
- Anrede nachher [er ſchrieb doch erft 2787] fchon für den
Yiluminatus dirigens, mie Philo oben geäußert hat, bes
Kimmt
8
54 Geſchichte
ſtimmt hätte, als welches auch um fo weniger noͤthig war,
da er für dieſen bereitd eine andere Anrede, die in dee
Geſchichte der Verfolgungen ſteht, aufgelegt hatte. Aber
er fagt auch nicht, warum die Heberfchrift in diefer Anrede °
für den Illuminatus dirigens fautet. Es bleibt daber die
oben von mir hierüber vorgetragne Vermuthung noch im⸗
mer Die Wabhrſcheinlichſte. \
@r fährst in feiner Vertheidigung foreg)und behaup⸗
tets die Idee, daß unter der Hülle der Freymaurerey das
Ehriftenthum verborgen liege, fen demſelben nicht gefaͤbr⸗
ih. Nun wohl, je nachdem man ſich bierüber erklärt.
So wie Sr und Philo fih aber erklärt hatten, war ſie es
allerdings: denn fig bob es ganz auf und ließ blos dem
Nahmen fteben, . Ferner, daß wahrſcheinlich die erften
Stifter der Srevmanreren die Abficht gehabt, durch diefen
Weg fir das Chriſtenthum zu arbeiten. Hier fehlen die
Beweiſe gänzlich ; wäre es aber auch an dem; fo fan hier⸗
aus die Unſchaͤdlichkeit dieſer Mepnung noch nicht darge⸗
than merden. Eben dieſes gilt von dem folgenden, wenn
er ſagt: Diefe Idee fep nicht neus mebrere Schriftftellee‘
bästen dieſe Vermuthung ſchon vorlängft geäußert; und
ſelbſt viele Grade der Freymaurerey, und unter diefen
der franzoͤſiſche Rofenfreuger: Grad enthalte wirklich eine
ähnliche Erklärung. Noch weniger kan es helfen, wenn
| er
9) Eıffär, ©. 74
r
\'
der Zlluminaten: &rade. 55
er binzufegt: diefe Erklaͤrung ſey befler, als die thoͤ⸗
richten Auslegungen der Hierqglyphen auf Magie oder
Alchemi, wodurch fo viele taufend Menſchen um nichts
"gebeffert ,. und in ihren bäustichen Umpänden verkuͤrzt
worden waͤren.
Auch war es bey ihm nicht Ueberzeugung. Er
wollte 1), da in dem Orden der Freymaurer nemlich,
uͤber dieſen Punct ſo verſchieden gedacht wurde, dieſe
Idee nur zu ſeiner Abſicht nuden, um die ſich entgegen
geſetzten Theile einander naͤher zu bringen, welches er
einen gluͤcklichen Gedanken nennt. Er wollte Freymau⸗
ter von allen Epftemen an ſich sieben, dieſe Syſteme,
vornemlich das von der ſtricten Obſervanz welches da⸗
mals in Deutſchland das Herrſchende war, ſtuͤrzen, eine
ſogenannte Ecklectiſche Maurerep einführen, und fo mit
allenhalben feinem Drden die Herrſchaft verfchaffen:
Man febe den‘ Brief an Eato-vom 11. Jan, 1783 2).
„Ich babe, fast er, im Sinn, ein Syftem conföderirter
£ogen berzuitellen, die beſten Leute davon auszuforſchen,
und der ſtricten Obſervanz zuvor zukommen, und fie zu
zerſtoͤren. »AUnd bald hernach 3): „Das it unſer groͤſtes
Intereſſe, in die Srevmaurere eine Ecktecrik einzufäße
ren:
yı. c. e. 75.
2) Nachtr. der Drininalfchriften, 1. Abth. S. 5. uf
D lL. c. S. 85. 86.
6 Geſchichte
ren: und dann haben wir, mas wir wollen.” Philo dee
bereite lange vorber davon nemußt baben muite, und viele
leicht ſelbſt die erſte Deranlaflung zu dieſen Gedanken gege⸗
ben haben mag, bat hierzu auch getreulich geholfen. In
feinen Briefen an Cato 4) vom 20. Jan bis zum 31. März
1783: worinn er feine Großthaten rühmt, fagt ır 5)!
„Ih untergrub die ſtricte Obſervanz — lich mi zu allem
brauchen, fehrieb gegen Jeſuiten und Roſenkreutzer die
mich nie beleidiat hatten.“ Dieß geſchah unter dem
angenommnen Nabmen: Aloiſius Majer. Zu dieſer
Schrift hat Spartacus, der mit den Jeſuiten bekannter
war als Philo ſeyn konnte, wahrſcheinlich auch Mate⸗
rialien hergegeben. In derſelben wurde der erſte Same
zu dem Vorgehen ausgeſtreut, woruͤber hernach ſo viel
Laͤrm entſtanden iR: daß die Jeſuiten ſich hinter bie
Proteſtanten geſteckt haͤtten, daß fie proteſtantiſche Fuͤr⸗
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und
daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen beimliche Je⸗
fuiten verborgen fenen.) Gr fagt weiter 6): „Er babe
Die ftricte Obſervanz in Unordnung gebracht , die Belten
Daraus an fich arzogen, ihnen von det Würde des Illumi⸗
natenordens, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗
erefiichkeis ſeiner Chefs, der Untadelbaftigkeit der böbern
Mit⸗
+ Nachtr. der Originalſchriften, 1. Abth. S. 99-129"
s)1.c. ©. 101.
6) . c. ©. 112.
der luminaten:Srade 37
Mitslieder, der Wichtigkeit der Renntniffer und der
Redlichkeit der Abſi dien große Begriffe gemacht.
Dennoch wuſte er von vielen dieſen Dingen | das
Gegentheil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7)
von der Fleinen unbedeutennen Entſtehung des Ordens,
von dem Jeſuitiſchen Charakter des E:partafus un) feinen
-ehrgeigigen Abfihten, von der vergeblichen Hofnung auf
Gebeimniſſe, von den ſchwachen Fuͤßen, worauf dad
ganze Werk berube, von den Abfichten gegen die Fuͤr⸗
ſten 8), von dem Joch, worinn Spartacus die Leute
‚ Bringen wollte, welches ärger , als das Joch der Jeſui⸗
ten ſey, und von der Art; wie er die Menſchen mid«
braude 9). Demungeacter will er, ob er glei) aua⸗
druͤcklich fagt: er babe ſich zu einer Maſchine dee Ty⸗
\sannen brauchen laſſen, mofern Spartacus nur einiger⸗
maßen nachgeben wolle, dem Orden noch ferner anbaͤn⸗
gen, deniſelben wichtige Kenntniffe, weltliche Macht
und Reichthum / großen Einfluß auf dad Zinnendorfiſche
| Sopſtem, und fee Gewalt über die ſtricte Dbfervanz .
vVerſchaffen, oder diefetbe vielmehr gaͤnzlich zerflören 1).
Er if fonar fo herablaſſend, daS er in einem eigends
u an
Nic S. 113.
8) l. e. S. 114.
lc. S. 117.
ia S. 116.
58 Geſchichte
an Spartacus gerichteten Brief, demſelben dieſes alles
und noch mebr anbieter, als um Erempel die ganze aͤchte
Geſchichte von Entſtehung der Srepmaurerey und Roſen⸗
kreutzerep, erſtaunliche und einträgfiche Naturgebeimniffe,
Geld, einen freven Handel und Privilegien in Dännes
mark, Holfein ꝛc. Vorſchuͤſſe dazu, eine mächtige Parthey
gegen die Jeſuiten und DeutfchenNofenfreugera). Und doch
batte er den Spartacus in dem Brief an Cato, worinz
er den an Spartacus eingefcloffen hatte, nicht nur fo
baͤßlich abgeſchildert, fondern dieſem auch ſelbſt manche
Haͤrtigkeit ins Angeſicht geſagft
Alles dieſes ſtellte indeſſen, wie Philo ſelbſt er⸗
zählt 3) Das gute Vernehmen zwiſchen ihm und dem Spar⸗
taeus nicht mieder ber: fondern Letzterer arbeitete ohne
ihn allein fort, und ſchloß mit feinen Anhängern den Eck⸗
lectifchen Srevmaurerbund 4) obne des Philo Willen, ob
Diefer gleich das Project su einem Eircufare an die Logen
dem Spartaeus zugeſchickt hatte 5). Hieraus it dann
nun leicht zu erſehen, wo die ecklectiſche Maurerey, Wels
che
2) Nachtrag der Originalſchriften, 1. Abth. ©. 121.
122. .
3) Erklaͤr ©. 133.
„1. c. S. 132
5) Nachtrag der Origin. 1. Abth. S. 110. 111. 210.
—*8 finder es ſich, 2. Abth. S. 135 —ı5%
der Illuminaten- Grade 59
che die ſtricte Obſervanz mit einmadl verdraͤngt batı bere
gekommen ſep!
Herr Weisbaupt fährt Fort feine oft gedachte Anrede
au vertbeidigen, sum fihern Beweis, daß die darinn ent⸗
baltnen Srundfäge auch in feinem neuen Prieftergrad bey⸗
bebalten worden. Er fagt indem Nachtrag zu feiner Recht⸗
fertigung 6): „Wenn diefer Grad fonderbar und etwas
kaͤhnere Ideen enthält: ſo muß man bedenken, ı.daßer in
diefer Sorm nicht ausgerheile worden ſey. [Auf die Sorm
kommt wenig au, deſto mehr auf die Materie; in dieſer
liegt das Gefährliche! 2. daße es in einer geheimen Ge⸗
ſellſchaft, zu einer Zeit, mo in unferer Welt weit kuͤh⸗
nere Ideen öffentlich gedruckt, und von jedem gelefen
werden, erlaubt ſepn müffe, vorbereiteten, gegen den Mis⸗
brauch geſicherten Menfchen, etwas mehr ind Ohr zu far -
gen, als in unfern Eompendien enthalten id. [Im Jahr
1782 , worinn diefe Anrede aufgefeße worden, war im
Deutſchland meines Willens, in Abfiht auf Staaten und
Obrigkeiten noch nichts gedrudt , das mit diefen in den
That Fähnen Ideen zu vergleichen wäre, Hr. Weishaupt
bä't fie noch im Jahr 1787 für richtig, und vertheidigt
fie; nur wollte er fie den Leuten blos ins Odr gefagt wiſ⸗
ſen, wodurch fie nur noch gefährlicher wurden, Freplich
fichen
28.76
60 Geſchichte
ſtehen file bis jege noch in feinen Eompendien ber das
Raturrecht. Aber fie finden ſich, vornemlich frıt der fran⸗
zoͤſiſchen Revolution, in vielen Broſchuͤren und Recenſio⸗
nen; und mit ein Wenig Anftrich von neuer Philoſophie,
werden fie auch bald ın die Compendien fommen und juns
gen Studirenden ffentlich vorgetragen werden, wenn man
die Schrififteller , welche anfangen, Das hoͤchſte Tribunal
vorftellen gu wollen, ibr Weſen ungebindert fort reiben
Kagrl. 3. Man muß bedenken, melde Leute man vor
fich bat, welche Erwartungen man au befriedigen bat- Alle
Mitglieder einer gebeimen Geſellſchaft ermarten etwas
mehr, als fie in der Welt hoͤren; fie erwarten mit Recht
etwas Ausnezeichnetes und Großes, etwas, das nit Je⸗
dermann weiß. Das wahre Große und Neue if niche fo
gleich bey der Hand, als man denkt. (Alſo muß man ide
nen quid pro quo geben, ee mag wahr feyn oder nicht,
mie ſich Philo oben ausgedruͤckt hattet) Eben dieſe
Schwierigkeiten, die hochgeſpannteErwartung feiner Mit⸗
alicder zu befriedigen hat in der Maurerey alle diefe hir
märifche Ideen, Aftergeburten und Grade über Grade zur
Welt gebracht. Aus dieſer Urſache verfiel man auf den.
Tempelberrnorden , Atchemie, Theofopbie, Magie und
andere Tborbeiten. Die Maurerey it die Schule, aus
welcher dieſe Einfälte kommen, in welcher fie aufgewaͤrmt
und auegeheckt wurden: alle in der Abfiche, um die Er⸗
wartungen feiner Anhänger zu befriedigen. Ich wollte
dieſen Weg nicht geben, ich wollte Menfchen nicht noch
mehr
en Vvsr
der Ill uminaten⸗Grade. 61
Ä
verderben, als ſie wuͤrklich ſind. Sb nögte alfo
ideen, weiche der gefunden Vernunft und der Sitte '
hunfchhdlicher waren." Es iſt noch die Frage: ob
Se, Magie, Theofophie nicht unſchaͤdlicher waren,
N religiöfen und politiſchen Grundfäge des Illumi⸗
ms: denn daß die Idee von Wiedererneurung des
elberrnordens, fo nie man die Sache verftand, uns
ber war, als das Weishauptifche Syſtem, ift ohne⸗
fenbar. Uber weld eine Vertbeidigung, wenn der
Inatismus ‚blos unfchädlicher war, als jene Ideen %
nuß darthun, daß er an ſich felbit, keineswegs aber
Vergleichung mit andern Syſtemen, unſchaͤdlich fep!
Jieß ſucht dann au) Hr. Weishaupt zu bewerkſtelli⸗
Indem er ſich Mühe giebt zu bemeifen, die Ideen,
die mebrgedachte Anrede enthält, fepen niche ges
b. Sie enthält aber nach Ihmlfolgendes: 1. eine
re des menſchlichen Geſchlechts, 2. die uralte
tgöidee der Menfchen von einem goldnen Weltalter,
: Anwendung, daß Ebritus durch feine Lehre die
säßigften Vorfchriften gegeben , um. au diefem Zus
Zu gelangen ‚ 4. und endlid, daß fi diefer
der chriſtlichen Lehre durch die Srepmaureren er⸗
babe 7).
eber dıe Geſchichte des menſchlichen Geſchlechts mag
jann träumen, wie es ihm beliebt. Ob es gleich
feine
Nachtrag des Drig 1. Abth. ©. 7ru. 1.
w
63 Geſchichte
Beine Nothwendigkeit if, das Gemaͤlde nach Hrn.
Weishaupts Ausdruck 8) mit fo ſtarken Farben aufzu⸗
tragen. So bald man aber aus der Epetulation her⸗
ausgeht, und practifche Solgerungen mit verbindet: fo
ift ſolches nicht mehr gleichgültig. Und dabin gehöre
die Behauptung, melde in der Anrede vorfommt, dag
die Menſchen dadurch, daß fie in die buͤrgerliche Ge⸗
ſellſchft getretten , ihre brfpränglihde Wärde und Uns
ſchuld verlohren hätten, gefallen, und Sünder gewor⸗
ben feven, u. f
Ehen fo mag fi Jemand dad goldne Weltalter
nach feiner eignen Phantafie vorſtellen. Macht er aber
YAnftalten, daſſelbe wieder herbeyzufuͤhren, es ſey nun
durch Gewalt, wie die ehemaligen Wiedertaͤufer, oder
durch kuͤnſtliche Mittel, wie die Illuminaten: ſo ſollte man
doch wohl fragen duͤrfen: Sind dieſe Anſtalten, dieſe
Mittel den Rechten andrer Menſchen nicht nachtbeilig ?
Wird durch Diefelben nicht etwa übel ärger gemacht? u. ſ. w.
Mari an in einem gewiſſen Sinn bebaupten, daß
Chriſtus eine allgemeine Freybeit und Bleichheit gelehrt
babe. Dehnt man aber diefed fo weit aus, daß diefe
Gleichheit und Frepheit auch in der bürgerlichen Geſell⸗
(daft Statt haben muͤſte, als mit welcher Chimaͤre man
in
8 Nachtrag der Drigin. i. Abth. ©. 3
64 | Geſchichte
ermartch, daß man die Fuͤrſten vertilgen wird; ader
man muß inceifen thun, was man fan: man muß ihnen
Schranken anweiſen, ihnen die Hände binden, daß
fie nichts ohne uns thun Fonnen.” Gewaltſame
Revolutionen wollte der Orden, wenigſtens urſpruͤng⸗
lich nicht brauchen; es iſt vielmehr in der oftge⸗
dachten Anrede mehrmals gegen Gewalt proteſtirt wor⸗
den. Dieſes geſchieht auch ın dem Llluminatus major 2)
und zwar grerade da, wo gefagt wurde, daß Pfaffen
und Fuͤrſten und die heutigen volitifhen Verfaſſungen
dem Drden im Wege flünden. Man glaubte durch ge»
Iindere Wege, durch- gebeinte Madinationen, feinen
Zweck zu erreihen. Indeß fiebt man leicht, daß die
bier geäußerten und als wahr empfoblnen Grundiäge
auch leicht darauf führen Eonnten, und wenn die Um⸗
fände guͤnſtig waren, bennabe nothwendig darauf fuͤh⸗
ren muften. Es bedurfte nur einen kleinen Windftoß,
um die unter der Afche grühenden Koblen in Flammen
zu fegen. Wie verfänglich iſt es nicht , wenn felb noch
bier behauptet wird, es fen falſch, daß die Gewalt der
Sürften von Gott berrühre, die Maiedt fep vielmehr
ben dem Volk 3)? Geſetzt au, daß bepdes in einem
gewiffen Sinn wahr fen: mie leicht find nicht derafeis
chen unbeftimmte Weußerungen zu misbrauchen? Und
wie
2) S. Aechter Illuminat. S. 209.
3) Nachtr. zu Weishaupto Rechtfertigung. G. 49. 50.
+‘
ber Illuminaten-Grade. 6—
‚Wie ſehr find fie in den neueſten Zeiten wirtꝛd mit⸗
braucht worden?
Wenn alſo Hr: Weishaupt bie Grundfäge feiner dis
tern Anrede und des von Dbilo darauferbauten Prieſtergra⸗
des noch im Jahr 1787 als unſchaͤdlich rechtfertigen will:
wer kan glauben, daß er dieſe Grundſaͤtze fruͤher vers
laſſen, und einem andern nicht blos in der Form, als
wovon keine Frage if, fondern aud- in den Suchen
‚ Telbkt veränderten Grad verabfaßt babe, mie er vers
“ Üichert? Hoͤchſtens it, nachdem er im Jahr 1785 cden
46. Febr.) 4y aus Ingolſtadt abgegangen war , eis neuer
Prieſter⸗ und Negentengrad verfertigt worden. ." Denn
‚dep diefem feinem Abgang waren fie, wie ich oben- ges
geigt habe » noch.niche verfaßt; anfonf er befohlen ha:
ben würde, diefe drm Churfuͤrſten vorzulegen. In dieſen
mag man nun freifich manches fo gemildert haben, daß ed
beym erſten Anblick minder anſtoͤßig erſchien; obgleich,
"Wenn man die Sache genauer bedachte, die Lichlingds '
Ideen des Hrn. Weishaupts, die riftliche Religion;
wo nicht dem Nahmen nach, doch in ber That, abzu⸗
ſchaffen, alles mit Illuminaten su befegen, durch biefe
Die Dicafterien. und Fuͤrſten zu regieren, und uͤberhaupt Die
ganze Welt nach feiner Art zu reformiren, welches er eine
wohlthaͤtige Idee nennt 5) ı dech wohl immer darunter vers
bergen
"55 Kanbiers böchfindthige Bepiage. ©. is.
5) Nachttag zu Weishaupts Rechtfertigung ©. 86.
.—
Abſchriften die Augen piendete- Henn daß dieſes eine
Marime bed Hr. grisdaupt mat ſagt er ſelbſ 6, in ei⸗
U Ich werde
re 8· :ranfrart undLeirris N Senbere !R dee
| der Illuminaten- Grade 6
nach er alles beurtheift wiſſen will 7) wie er fotches auch
in der Vorrede verlangt. In diefer meldet er: Er babe:
ſchon einige diefet Grade vor den ausgebrochnen Stuͤr⸗
men und vor feinm Abgang aus Ingolftadt ausgearbeitet,
and einigen Gliedern des Ordens In Bapern mitgerbeilt
auch habe er das in feiner Apologie des Wiisvergnägens
entbaltne Syſtem von dem Urfprung des Uebels, welches
in der bier fo genannten vie ten Klaſſe 8) vorkommẽ,
feinen Zuhörern öffentlich vorgetragen. Eo ein Weit;
ald das gegenwärtige laſſe ſich in einer fo kurzen Zeit
nicht audarbeiten; müffe alfo vorher (dom vorhanden ger
weſen ſeyn.
Allein die Stuͤrme nahmen ſchon um die Mitte des
Jabrs 1784 “ihren Anfang. - Denn obgleih zu Ende des
Jahrs 1783 ſchon einige Mitglieder aus dem Diden aus⸗
getretten waren, fo erſchien doch erſt in der Mite det
Jahrs 1784 den 22. Junius das eruͤe Edurfärktliche Mans
dat gegen die gebeime, von dem Ländesberen nich bes
ſaͤttigte Geſellſchaften; woͤbeh aber noch feine nam. niich
genennt wurde. De bepden folgenden Mundaten; in
Denen Freymaurer und Suuminaten mit Rabmen genennt
wurden, find vom 2: März und 16. Auguft 1785 nach⸗
e 2 de
7) ©. 9.
8) Verbeflertes Spien. ©. 206%
—
16 Gefd ichte
gen: und dann haben wir, mad mir wollen.“ Philo dee
bereite lange vorber davon gewußt baben muite, und viele
leicht ſelbſt die erſte Beranlaffung zu diefen Gedanken gege»
ben baden mag , bat hierzu auch getreulich geholfen. In
feinen Briefen an Cato 4) vom 20. Ian bis zum 31. März
1783, worinn cr feine Großthaten rühmt, fagt vr 5)!
Id untergrub die ſtricte Obfersans — ließ mich zu allem
braucen, f&rieb gegen Jeſuiten und Rofenfreußer die
mid nie beleidigt batten.” Dieß geſchah unter dem
angenommnen Nabmen: Aloiſius Wisjer. Zu diefer
Schrift bat Spartacus, der mit den Jeſuiten befannter
war als Philo ſeyn Eonnte, wahrscheinlich auch Mate⸗
rialien bergegeben. . In derfelben wurde der erfte Same
zu dem Dorgehen ausgeitreut, worüber hernach fo viel
Lärm entstanden if: daß die Jeſuiten fich hinter die
Proteſtanten geſteckt haͤtten, daß fie proteftantifche Fuͤr⸗
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und
Daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen heimliche Je⸗
ſuiten verborgen ſeyen.) Er ſagt weiter 6): „Er habe
die ſtriete Obſervanz in Unordnung gebracht, die Beſten
daraus an fich gezogen, ihnen von det Wuͤrde des Illumi⸗
natenordens, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗
treflichkcit feinen Edefä, der Untadelbaftigkeit der böbern
Mit
0 Nachtr. der Originalſchtiften, x. Abth. ©. 99-129"
s)1.c. ©. 101.
6) 1. c. ©, 112.
ber Jſluminaten⸗Grade. 57
tglieder, der Wichtigkeit der Kenntniſſe, und dee
dlichkeit der Abfichten aroße Begriffe gemacht."
Dennoch wuſte er von vielen diefen Dingen das
egentbeil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7)
n der Fleinen unbedeutennen Entſſehung des Ordens,
on dem Jeſuiniſchen Charakter des Evartafus und feinen
brgeigigen Abfichten, von der vergeblichen Hofnung auf
Bebeimniffe, von den ſchwachen Fuͤßen, morauf das
einge Werk herube, von den Abfihten gegen die Fürs
en 8), von dem Jod, morinn Spartacus die Leute
singen wollte, welch; 3 ärger , als das Joch der Jeſui⸗
en fen, uud von der Ark; wie er die Menſchen mis⸗
raue 9). Demunneachtet will er, ob er glei) aus⸗
wädlich fast: er babe fich zu einer Draichine dee Ty⸗
Annep beauchen laſſen, mofern Epartacu? nur einigers
rafen nachgeben wolle, dem Drden noch ferner anhins
en, demſelben wichtige Kenntniße, weltliche Macht
ad Reichthum / großen Einfluß auf das Zinnendorfiſche
Spftem, und felle Gewalt über die ſtricte Dbfervarngs
erſchaffen, oder dieſelbe vielmehr gänzlich zerftören 1).
r IR ſogar fo herablaſſend, dag er in einem eigends
an
D) Lc. S. 113.
8) L. e. S. 114.
9) l. e. G. 117.
1) L. o. S. 116.
58 | Geſchichte
an Spartacus gerichteten Brief, demſelben dieſes alles
und noch mehr anbieter, als zum Erempel die ganze aͤchte
Geſchichte von Entſtehung der Frebmaurerey und Roſen⸗
kreutzerep, erſtaunliche und eintraͤgliche Naturgebeimniſſe,
Geld, einen freven Handel und Privilegien in Daͤnne⸗
mark, Holſtein ꝛtc. Vorſchuͤſſe dazu, eine mächtige Parthey
‚gegen die Jeſuiten und deutſchenRoſenkreutzer 2). Und doch
hatte er den Spartacus in dem Brief an Cato, worinn
er den an Spartacus eingefchloffen hatte, nicht nur fo
baßlich abgeſchildert, fondern dieſem auch ſelbſt mande
Haͤrtigkeit ind Angeſicht geſagt!
Alles dieſes ſtellte indeſſen, wie Philo ſelbſt er⸗
zählt 3) dad gute Vernehmen zwiſchen ihm und dem Spar⸗
tacus nicht wieder ber: fondern Letzterer arbeitete obne
ibn allein fort, und fchloß mit feinen Anhängern den Eck⸗
lectiſchen Freymaurerbund 4) obne des Philo Willen, ob
dieſer gleich das Project zu einem Cireulare an Die Logen
dem Spartacus zugeſchickt hatte 5). Hieraus ift dann
nun leicht au erfeben, mo die ecklectiſche Maurerep, Wels
che
H Nachtrag der Originalſchriften, x. Abtb- ©. 121.
122. .
3) Erklär. ©. 133.
M l. c. ©. 132. '
5) Nachtrag der Origin. 1. Abth. ©. 110. 111. 210.
wörtlich findet es hr 2. Abth. ©. 135 —ı5%
ri)
-
3
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« — ——— — — — — — — —
—— — —— —— — — - - —
%
60 Seſchichte
ſtehen fle bis jetzt noch in feinen Compendien ber das
Raturrecht. Aber fie finden ſich, vornemlich ſeit der frane
söfifchen Revolution, in vielen Broſchuͤten und Recenſio⸗
nen; und mit ein Wenig Anſtrich yon neuer Philoſophie,
werden fie auch bald ın die Compendien fommen und jun⸗
‚gen Studirenden Öffentlich vorgetragen werden, wenn man
die Schriftfteller , welche anfangen, das hoͤchſte Tribunal
vorfellen zu wollen, ihr Weſen ungebindert Fort rreiben
"Kägr]. 3. Man muß bedenken, melde Leute man vor
ſich dat, welche Erwartungen man au befriedigen bat. Ale
Mitglieder einer gebeimen Geſellſchaft erwarten etwas
mehr, ald fie in der Welt hören; fie erwarten mit Recht
etwas Ausgezeichneted und Broken, etwas, dad nicht Je⸗
dermann weiß. Das wahre Große und Neue it nicht fo
gleich bey der Hand, als man denkt. (Alſo muß man ihr
nen quid pro quo geben, eo mag wahr feyn gber nichty
mie fi Philo oben ausgedridt hatte!) Eben diefe
Schwierigkeiten, die hochgeſpannte Erwartung feiner Mite
alieder zu befriedigen hat in der Maurerey alle diefe chi⸗
matiſche Ideen, Aftergeburten und Grade über Grade zur
Welt gebtacht. Aus diefer Urfache verfiel man auf dem ,
Temoetherrnorden, Alchemie, Theofopbie, Magie und
andere Thorbeiten. Die Maurerep ift die Schule, aus
welcher diefe Elnfaͤlte Lommen, in welcher fle aufgernärmt
ib auegeheckt wurden: alle in der Abſicht / um die Er»
nicht geben, ich wollte Menſchen nicht noch
che
feiner Anhänger au befriedigen. Ich wollte ,
|
der Illuminaten⸗Grade. 61
‚he verderben, als fie wirklich find. Ich nuͤtzte alfo
dre Ideen, weiche der gefunden Vernunft und der Sitt⸗
bfeit unfehädlicher waren.” Es ift noch die Frage: ob
Idemie, Magie, Theofophie nicht unfchädlicher waren,
& die religiöfen und politiſchen Orundfäge des Illum⸗
atismus: denn daß die Idee von Wiedererneurung des
‚empelberrnordens, fo wie man die Sache verftand, uns
Hädlicher war, ald das Weisbauptifhe Spſtem, ift ohnes
em offenbar. Aber welch eine Vertheidigung, wenn der
zlluminatismus ‚blos unfchädlicher war, ald jene Ideen %
Dan muß darthun, daß er an fi felbit, keineswegs aber
‚los in Vergleihung mit andern Syſtemen, unſchaͤdlich fep!
Dieß ſucht dann auch Hr. Weishaupt su bewerkſielli⸗
gen, indem er fih Mühe giebt zu beweiſen, die Ideen,
welche die mehrgebachte Anrede enthält, feven nicht ges
fahclich. Sie enthält aber nach Ihmfolgendes: 1. eine
Geſchichte des menſchlichen Geſchlechts, 2. die uralte
Lieblingsidee Der Menſchen von einem goldnen Weltafter,
3. die Anwendung, daß Chriſtus durch feine Lehre die
aweckmaͤßigſten Vorſchriften gegeben, um zu dieſem Zu⸗
ſtand zu gelangen ‚4 und endlich, daß ſich dieſer
Sinn der criſtlichen Lehre durch die Srepmaureren er⸗
„halten babe 7).
Ueber die Berchichte des menſchlichen Geſchlechts mag
jedermana träumen, wie es ihm beliebt. Ob es gleich
feine
WVW⸗
7) Nachtrag der Drig 1. Abth. S. 77 u. 1.
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fays werryerr bier, Srfslen, IM Sinter Brot
ben fehena, m. ſ. 8.
OEben fo man Ad Jemand Das goldne Weltalter
hab feiner elnnen Phantafie vorſtellen. Macht er aber
Wunatten, baſſelbe mieder berbepsuführen, es fep nun
nd Memalts mie Die ebemaligen NBiedertdufer, oder
a tie Wittel, mie die SUuntinaten : ſo follteman
wur on vanen dureen: Sind dieſe Anftalten, dieſe
Non Ne Noten erdret Wenſchen nicht nachtheilig?
NEN ra tab dractgemact? u. ſ. w.
Worten rm semt,r Siam behaupten, daß
ner on t un! Alcichheit gelehrt
vr er ee wert eu, Def diefe
Mon Kun are Nr Miraerlidien Sich:
IN Na et u iR mehr SNIBÄre man
iz
Wear Din. Jar S. &
der Slluminaten- Grade 63
reFrankreich das gemeine Volk geblendet, und unſaͤgli⸗
es undeil gefiftet bat: ſo Fan dieſe Idee doch wohl
icht unſchaͤdlich genannt werden. Man lehrte, die Mo⸗
il ſey die Kunſt die Fuͤrſten zu entbehten, Die Fuͤrſten
on der Erde verſchwinden und alle Staaten und buͤr⸗
erliche Verfaſſung aufhoͤren zu machen 9). Und dieſet
ste nicht gefaͤhrlich ſeyn ?
Zwar widerruft Hr, Weiahaudt das Letztere gewiſſer⸗
saßen , indem er ſagt 1):,.. Ich glaube nun nicht mehr /
aß Juͤrſten und Nationen von der Erde dereinſt vers
hwinden werden, ich glaube nicht medr, daß aller Uns
erſchied der Stände aufhören werden. Aber ich glaube,
yaf Regenten ewig feyn werden: daß die oberfte Gewalt.
in die ihrer Beſtimmung eigene Schranken werde gebracht
and gegen Misbrauch geſichert werden: daß die Gleich:
heit mehr eine Gleichheit der Rechte, als Perfonen und
Stände ſeyn werde.” Weniger konnte Hr. Weishaupt .
sicht thun, als feinem nunmehrigen Landeshertn dieſes
Eompliment zu machen: Denn weiter ift es nichts! Es
wuͤrde unhöflich und ihm felbft gefährlich getvefen fen».
Das Alte bier zu wiederholen, da ibn ein Fuͤrſt genen
einen andern in Schutz genommen hatte, Aber man
ſieht wohl, mas er fagen wi: Es if freplich nicht zu '
| er⸗
»ıc ©. 13.80 g
1) Nachtrag zu Weichanpts Nechtfertigung. 9...
64 | Befchichte
erwarten, daß man die Surfen vertilgen wird: ader
man muß inceilen tbun, was man fan: man muß ibnen
Schranken anweiſen, ihnen die Hinde binden, daß
fie nichts ohne uns thun koͤnnen.“ Gemaltfane
Revo:urianen mollte der Orden, wenigkens urfprüungs
lich nit brauchen; es if vielmehr im der oftge⸗
dachten Anrede mehrmals gegen Gewalt proteftirt wor⸗
den. Dieſes geſchieht auch ın dem Illuminatus ma;r2)
und zwar girade da, mo gefagt wurde, daß Pfaffen
und Fuͤ.ſten und die heutigen politiſchen Verfaſſungen
dem Drden im Wege Münden. Man g'audte durch ges
Iindere Wege, durd- geheime Machinationen, ſeinen
Zweck zu erreichen. Indeß fieht man leicht, daß die
bier geaͤußerten und als wahr empfohlnen Grundſaͤtze
auch leicht darauf führen konnten, und wenn dir Le
fände günfig waren, bennabe nothwendig darauf fühs
ren muften. Es bedurfte nur einen Eleinen Windſtoß,
um die unter der Aſche g’ührnden Kohlen in Flammen
zu ſetzen. Wie verfänglich iſt es nit, wenn ſelbſt noch
bier behauptet wird, es fep falſch, Daß die Gewalt der
Zürften von Gott berrühre, die Maieſtaͤt fep vielmehr
ben dem Volk 3)? Geſedt auch, daß bepdes in einem
gewiſſen Sinn mabr fep: mie leicht And nicht derafeis
den unbefiimmte Aeußerungen zu misbrauchen? Und
wie
2) ©. Aechtee Juuminat. S. 30%.
3) Nachtt. zu WeishauptsRechtfertigung. G. 49.54. -
;‘
ET RE
04
Me febt And fie in den neuelten Zeiten rei wig⸗
taucht worden?
Wenn alſo Hr: Weishaupt bie Grundſaͤtze ſeiner al⸗
ern Anrede und des von Philo darauf erbauten Prieftergras
yes noch im Jahr 1787 Als unfchädlich rechtfertigen will:
Bir Ean glauben, daß er diefe Grundfäge fruͤher vers
ſaſſen, und einem andern nicht blos in der Form, als
bovon feine Srage it, fondern auch in den Saucen
ſelbſt veränderten Grad veräbfaßt habe, mie er vers
Bpert? Hoͤchſtens it, nachdem er im Jahr 1785 cden
E6. Febr.) 4y aus Ingolſtadt abgegangen war , eis’ newer
prieſter⸗ und Regentengrad verfertint worden. - Denn
Bey diefem feinem Abgang waren fie, wie ih oben ge⸗
ist habe » noch.niche verfaßts anfonk er befoblen ha:
ben würde, dieſe drm Churfuͤrſten vorzulegen. In dieſen
mag man nun freilich manches ſo gemildert haben, daß es
beum eriten Anblick minder anſtoͤßig erfchien; obgleich,
When man die Sache genauer bedachte, die Lieblingde
Hdeen des Ken. Weishaupts, die chriſtliche Religion;
wo nicht dem Nahmen nach, doch in ber That, abzu⸗
ſchaffen, alles mir Illuminaten zu befenen, durch biefe
die Dicafterien und Fuͤrſten zu regieren, und uͤberhaupt die
ganze Welt nach feiner Art zu reformiren, welches er eine,
wohlthaͤtige Idee nennt 5): doch wohl immer darunter ver⸗
bergen;
Kandiers böhfiinöebige Berlage. Si
5) Nachttag au Weishaupts Rechtfertigung. ©. 86.
u Zu
ber Illuminaten-Grade. 65
f
nem Brief A _ 15. Maͤrz 1. „Ich werde
jqh darunter fo bald ich die Cabiers erhalte»
dad ganze © ſtem let eriebt dad äftere vor dem Muͤnch⸗
ger Reel v „ag und pe Vbilo diefem ge⸗
aͤß die Ausarbeitung hommen datie) vmduarbeiten.
Es muß da Jefuite keine einzise die Abficht ®
Graden 8- Srankturt undzelvaig Nuͤrnberg in der Gtatte⸗
naueriſchen Buchdandlung 17871 worauf et ſich pereitd is
ber Slluminaten: Grabe - 6
ach er alles beurtheilt wilfen will 7) wie er ſolches auch
der Vorrede verlangt. In diefer meldet er: Er babe.
bon einige diefet Grade vor den ausgebrochnen Stuͤr⸗
den und vor ſeinem Abgang aus Ingolſtadt ausgearbeitet,
md einigen Gliedern des Ordens in Bavern mitgetheilt;
Mach babe er das in feiner Apologie des Wisvergiägens
prrbaltne Enflem von dem Urfprung des Uebels, welches
in der bier fo genannten vie ten Klaffe 8) ‚vorkommt;
feinen Zuhörern Offentlich vorgetragen. So ein Werk,
als das genenmärtige laſſe ſich in einer fo kurzen Zeit
nicht aucarbeiten;- muͤſſe alſo vorher ſchon borhanden ge⸗
weſen ſeyn.
Allein die Stuͤrme nahmen ſchon uni die. Mitie des
Zahrs 1784 ihren Anfang. » Denn obgleich zu Ende des
Jabdrs 1783 ſchon einige Mitglieder aus dem Diden aus⸗
getretten waren, fo erſchien doch erſt in der Mitte det⸗
Jabrs 1784 den 22. Junius dag erite Churuͤrſtliche Man⸗
dat gegen die geheime, von dem Landesheren nich bes
ftättigte Gefeufchaften ; woͤbeh aber noch Feine nam niich
genennt wurde. Dr bepyden folgenden Mundaien; in
Denen Freymaurer und Juuminaten mıt Rahmen genennt
wurden, find vom 2; März und 16. Auguft 1785 nad»
e 2 dei
7) S. 0.
8) Verbeflertes Spfen: ©. 206;
68 Geſchidbte
dem gt. Weiebaudi hereits von eingofftabt weg war, alb
welches er den 16. Febt. 1785 ſelbſ verlaſſen hatte. Don
pecamdaed ı und bed welchem ſchon fo viel vorgearbeitet
nor, odne große Muͤdhe hervorzubtingen ·
Ex war Grundſaß des Juuminanemus daß der Zweck
die Mintel heilige» oder, wie es auch glͤmofichet ausge⸗
druͤct wurde: daß man die nemlichen Mittel zum Guten
ie
des Hen Weisbauvt (dom fornenweg verdächtig. on
der Guͤt und Horrenihteit feine wor er uͤber⸗
eugt: was konnte ihn hindern ein aid Vorgeben zu
Hätte zu nebmen: n Orden und un lich
votzuſtellen; yintenno n gelinderes Syſtem zu erden⸗
gen, und der Welt v9 wipiegeln⸗ € habe (bon Lange 8
Orden Stat ae fängt ſelbſt: einige diefer neuen
Grade dabe er ei taliedetn in Bavern bereits vor
den ausgebrochnen Stuͤrmen mitgerbeilt. Alſo waren
diejenigen / welcht hiet geliefert werben, wohl noch nicht
——
der Slluminaten: Srade 69
alte verfertigtz einige derſelben find alſo erft nachher et»
dacht worden. Auch nennt er die lieder in Bayern r
welche die neuen Grade erbalten haben ſollen, nicht, und
bäft ſolches fo gar fAr unnötbig. Hutte er geſagt, es
dürfte ihnen Gefahr bringen, fo bitte es ſich noch hören
laſſen. Selb der Uaiſtand daß er verſchiedenes dient?
Lich gelehrt habe, führt ganz natuͤrlich auf den Gedanken,
daß gerade Diefes nicht eigentlich ein Gegenftand er ges
beimen Kebren in der Gefellſchaft geweſen ſondern erſt bin⸗
tennach binein getragen worden ſey. Denn es fällt doch faſt
ins Laͤcherliche, das Nemliche, mas ein Lehrer. in oͤffentli⸗
chen Porleſungen vortraͤgt, auch in einer geheimen Geſell⸗
ſchaft, mo man nach feiner eignen Behauptung mehr er⸗
wartet 9) vorgubringen, ala ein Geheimniß su behandeln,
und den Leuten das ins Ohr au fügen, was man Tinaft
ſelbſt auf den Dächern gepredigt bar |
Was aber völlig entſcheidet, if bad Zeugniß des
Mio, nebſt der eisnenanderwärtigen Aeußerung des Hrn.
Weishaupts ſelbſt. Nachdem Philo die Stuͤcke nahm⸗
haft gemacht hatte, welche in dem ſogenannten aͤchten
JAuminaten ganz richtig enthalten feven, fo ſetzt er bin»
wu 1): „Sch muß ben diefer Gelegendeit auch zugleich er»
innern, daß das von dem Hertn Weishaupt herausgege⸗
: bene
9) Nachtrag zu Weithaupts Nechtfertigung. S. 76
1) Erflär ©. 96.
70 Geſchichte
bene verbefferte Syſtem der Illuminaten Aufſaͤtze entbält,
die mir gänzlich fremd und fo länge id Mirglied dieſer
Geſell chafi war (das ihbis den ı. Juiius 1784) 2) bep
uns nicht eingeführt geweſen find.”
Er ſelbſt, Hr. Weishaupt, made in dem Schreiben
an die Areopagiten vom 2. Sebr 1-85 3, Pie Grade nahm
baft, welche dem Cdurfuͤrſten vorgelegt werden follten.
Diefe waren, ı. die Vorbereitung 2. der Minervalgrad,
3. der Illumınarus minor, wo das Wort dummſter Moͤnch
in dummiter Menſch verdadert, 4. der Iliuminatus major,
wo die Stelle: Ffaffen und Furſten fieben uns im Wege,
ausgelaffen, 5. der Iliuminatus dirigens von welchem
blos die Cerimonien und feine Anrede, 6. der Prieſtet⸗
grad, aber von diefem nur div Inſtructio in Scientificis
jedo& mut Weglaſſung der beziebenden Etellen, und ſonſt
überhaupt weiter nichts vorgezeigt werden follte. Wofür
foften alle diefe Orade vorgelegt werden, wenn fie da»
mals ſchon abgefchaft oder gänzlıch umgearbeiter waren ?
War das verbefferte Spſtem ſchon vorhanden: fo wäre
man ja niel leichter und fiherer aus dem Gedraͤng gekom⸗
men, wenn man diefed vorzu:egen befch.offen bätte-
Wenigſtens hätte man dieſes in Abfiht auf den Theil
deſſelben der eitwa fertig geweſen wäre, thun follen: aus
mabl
3) Erklaͤr. ©. 136.
3) Nachtrag der Origin. ©. 204
der Slluminaten: Grabe. 71
mahl da man hierdurch die zu machenden Abaͤnderungen
in dem Illuminatus, minor und major, welches, wenn
es entdeckt worden wäre „ der Sache außerordentlich ges |
ſchadet haben würde. fi hätte erfparen fonnen. Aber
tn dem ganzen Brief firder fih, fo wenig als anderft«
wo vor dem Jahr 1797 die geringfie Spur von diefem
verbefferten Soſtem. Im Sahr 1786 erfbien fo wohl
das Schreiben an Hrn, Utſchneider, ald auch die Ges
-
ſchichte der Derfolgungen der Illuminaten. Bon bey⸗
den ift mwahrfhriniih Hr. Weishaupt felbft Verfaſſer;
wenigftens find fle mit feinem Vorwiſſen herausgekom⸗
then; auch bezieht er ſich auf Ichtere als auf eine glaube
wuͤrdige Schrift in dem Nachtrag zu feiner Rechtferti⸗
gung 4). Aber auch in dieſen Buͤchern iſt noch keine
Spur von dem verbeſſerten Syſtem zu inden. Und wo⸗
für war es noͤthig, dem Illuminatus minor, fo wie er
ehemals war , in jenen beyden Schriften wörtlich wieder
abdrucken au laffen, wenn derfelbe in der Zwiſchenzeit
abaefchaft, oder fo gänzlich abgeändert worden, als er
in dem verbefferten Syftem erfheint, mo nur einige me»
nige Stellen aus demfelben beubehaften worden. auch.’
feloft die Benennung Illuminatus minor, eben- fo wenig⸗
als die font übliche Benennung der übrigen Grades
nicht einmahl gebraucht? Eelbit in der ebenfalld 1786
erfhienenen Apologie der Illuminaten, zu. melcher fich
Hr.
‚® S. 48.
[vu
72 Geſchich ie j
Hr. Weishaupt felbft als Verfaſſer befennt 5), findet
fh nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man aleich
durch die vorläufige Berufung auf daſſelbe fü manchen
Vorwürfen hätte entgehen koͤnnen. Was fan man an»
ders fließen, als daß dieſes Epftem damals noch gar
nicht, ſelbſt niche einmal in Petto, exiſtirte?
Indeſſen enthält diefes Spftem doch im Grunde
noch immer die alten Marimen und Projecte, fo un«
ſchuldig folches demjenigen, der mit den vorhergehenden
Schriften der Illuminaten ‚nicht befannt ift, auch ſchei⸗
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die
Ausdrüde find nur gemildert, und mas gleich. auf dem
erſten Anblick ankößig fcheinen mußte, if weggelaſſen,
oder verdedt worden. . Roch. immer werden die biöheris
‚gen Regierungen für unaulänglich ausgegeben 6) und.
behauptet, daß geheime. Geſellſchaften ihnen, auch ohne
ide Wiſſen und wider ibren Willen zu Hülfe kommen,
muͤſten 7). Noch immer wird über die Macht der Boͤ⸗
fen geklagt, und. eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, welche
Diefen die Macht nehmen, und ſolche den Tugendbaften,
bed legen follte, damit diefe den Boͤſen fuͤrchterlich wuͤr⸗
den 8). Noch immer ſoll das ganze menſchliche Ge⸗
ſchlecht
5) Nachtrag der Origin. S. 211. vergl. mit ©. 186.
6) Verbeſſertes Soſtem. S. 30. u. f.
7) 1. 6. G. 35. u. f. J
8) L. e. ©. 42. 0 f.
der Illuminaten» Grabe. 73
ihiecht durch eine ſolche Geſellſchaft gebeffert und vers
delt werden 9), Zwar fol diefes alles nur durch Aufe
laͤrung und Sittlichkeit acfibeben , mie auch bereits in
ben vorber ebenden Schriften erinnert wordenift. Denn
ein großer Theil der io betittelten Ideen uber das Wer -
(en und Einrichtung einer geheimen Geſellſchaft, die ſich
gleich fornen in dem, verbefierten Epftem ‘s) befinden „
find in dem, in der Geſchichte der Perfolgungen abger
Beudten Uluminatus minor 2), vornemlich aber in der
daſelbſt befindlichen abgeänderten Anrede au den Schot«
tifchen Ritter oder Illuminatus dirigens 3), einiges in,
der Apologie der Illuminaten a) auch ſchon enthalten.
Allein man weiß auch, daß es eine falſche Aufklärung nichts
welche alle pofitive Religion und alle monarchifche Re«
gierungen verdrängen will: fo wie man fich auf Sittlich-
keit und Moral ebenfalls zum Schein berufen und bepde
nur als Mittel zu andern Abſichten, 3. &. zur: Befrie»
‚digung- feiner Herrfchfucht gebrauchen Fan, als worauf:
Der vorgebliche Kosmopolitismus zulegt hinaus lauft,
Ehen fo weiß man, wer die Böfen in der Sprache der
Illuminaten And, . Es find alles, die nicht zu ihnen gre
hören,
O) L c. G. 46
1) 1l. e. G. 9— 82.
2) Geſchichte der Verfolg. S. 174 — par.
ya) LU c. ©. 222— 250
a) Apologie der Illuminaten. S. 80. f. S. 124. ri,
60- Geſchichte
ſtehen fle bis jetzt noch in keinen Compendien ber das
Raturrecht. Aber fie finden ſich, vornemlich ſeit der fran⸗
zoͤſiſchen Revolution, in vielen Broſchuͤren und Recenſio⸗
nen; und mit ein Wenig Anſtrich Yon neuer Philoſophie,
werden fie auch bald ın die Compendien fommen und juns
gen Studirenden efentlich vorgetragen werden, wenn man
die Schriftfteller , welche anfangen, das hoͤchſte Tribnnal
vorftellen zu wollen, ihr Wefen ungehindert fort sreiben
laͤßt). 3. Man muß bedenken, melde Leute man vor
fich hat, weiche Erwartungen man au befriedigen bat. Alle
Mitglieder einer geheimen Geſellſchaft erwarten etwas
mehr, als fie in der Welt hören; fie erwarten mit Recht
etwas Ausnezeichnetes und Broßes, etwas, das nicht Jes
dermann weiß. Dad wahre Große und Neue it nicht fo
gleich bey der Hand, als man denkt. (Alſo muß man id»
nen quid pre quo geben, ee mag wahr feyn oder nicht,
wie ſich Philo oben ausgedridt hatte) Chen diefe
Schwierigkeiten, die hochgeſpannte Erwartung feiner Mike
alieder au befriedigen bat in der Maurerey alle dieſe chi⸗
mariſche Ideen, Aftergeburten und Grade uͤber Grade zur
Welt gebracht. Aus dieſer Urſache verfiel man auf dem
Tempelherrnorden „Alchemie, Theoſophie, Magie und '
‚andere Thorbeiten. Die Maurerey iſt die Schule, aus
welcher dieſe Einfaͤlle kommen, in weicher fie aufgewaͤrmt
und ausgeheckt wurden: alle in der Abſicht, um die Er⸗
wartungen feiner Anhaͤnger u befriedigen. Ich wollte
dieſen Weg nicht geben, ich wollte Menſchen nicht noch
sicht
der Illuminaten⸗Grade. 61
e verderben, als fie wuͤrklich find. Ich nuͤtzte alfo
:e Ideen, welche der gefunden Vernunft und der Eitts
'eit unfchhdlicher waren.” Es iſt noch die Frage: ob
yemie, Magie, Theofophie nicht unfchädlicher waren,
die religiöfen und politifhen Grundfäge des Illumi⸗
ismus: denn daß die Idee von Wiedererneurung des
mpelberrnotdeng, fo wie man die Sache verfland, uns
ädlicher war, ald das Weishauptiſche Spſtem, ift ohne⸗
moffenbar. Aber welch eine Vertheidigung, wenn der
Iuminatismus ‚blos unfchädlicher war, ald jene Ideen %
tan muß darthun, daß er an fich felbit, keineswegs aber
os in Dergleichung niit andern Syſtemen, unſchaͤdlich ſep!
Dieß ſucht dann ud Hr. Weishaupt zu bewerküeliis
n, indem er ſich Muͤhe giebt zu bemeifen, die Ideen,
Hehe die mehrgedachte Anrede enthält, feven niche ges
helich. Sie enthält aber nach Shmlfolgendes: 1. eine
efchichte des menſchlichen Geſchlechts, 2. die uralte
eblingsidee der Menſchen von einem goldnen Weltalter,
‚die Anmendung, daß Chriſtus durch feine Lehre die
eckmaͤßigſten Vorfchriften gegeben , um zu diefem Zus
nd zu gelangen ‚ 4. und endlid, daß fi diefer
kinn der chriſtlichen Lehre durch die Srepmaureren er»
ten babe 7).
Ueber die Geſchichte des menfchlichen Geſchlechts mag
dermann träumen, wie es ibm beliebt. Ob es glei
no. feine
7) Nachtrag der Drig 1. Abth. S. 77 u. f.
N‘ „t 4
=. I
1 '
62 | Geſchichte
Beine Nothwendigkeit iR, Idas Gemaͤlde nah Hrn.
Meishaupts Ausdrud 8) mit fo ſtarken Farben aufzus
tragen. So bald man aber aus der Eperulation her⸗
ausgeht, und practifche Folgerungen mit verbindet: fo
if ſolches nicht mehr gleichguͤltig. Und dadin geböre
Die Behauptung, welche in der Anrede vorfommt, daß
die Menfchen dadurch, daß fie in die bürgerliche Ge⸗
ſellſchit getreten , ihre urfprängliche MWärde und In
ſchuſd verlodren hätten, gefallen, und Sünder gewor⸗
den feven, v. (. f.
Ehen fo mag Ad Jemand das goldne Weltalter
nach feiner eignen Phantaſie vorſtellen. Macht er aber
Anſtalten, daſſelbe wieder derbepzufuͤbren, es ſey nun
durch Gewalt, wie die ebemaligen Wiedertaͤufer, oder
durch kuͤnſtliche Mittel, wie die Juuminaten : fo follte man
tod mod! fragen Dirsen: Sind diefe Anſtalten, diefe -
Hhrtel den Kechten anderer Menſchen nicht machtbeilig?
Wird durc diefelden nicht etwa ubel drger gemadıt? m. (.w.
au kan in einem gewiſſen Sinn behaupten, daß
Chrikus eine algemem Freyden und Bleichheit gelehrt
babe. Debat man aber dieſes ſo weit and, bei Biefe
Gleichdeit und Zrepheit auch in der bärgerlichen eich
(dar Exarı haben mar, eld mit meider Cpimire men
im
5 Radırag der Origin. 1.Uhh ©. >.
der Siluminaten- Grabe 63
krankreich dad gemeine Volk geblendet, und unfägli«
I Unheil geftifter dat: fo Fan diefe dee doch wohl
e unfchädlich genannt werden. Man lehrte, die Mo⸗
ſey die Kunſt die Fürften gu entbehren, Die Zürften
i der Erde verfehwinden und alle Staaten und buͤr⸗
fie Verfaffung anfbören zu machen 9). Und dieſes
Ite nicht gefaͤhrlich ſeyn 7
Zwar widerruft Hr. Weishaupt das Letztere gewiſſer⸗
aßen , indem er jagt 2):,» Ich glaube nun nicht mehr/
4 Sürften und Nationen von der Erde dereink ver
peeinden werden , ich glaube nicht mehr, daß aller Un,
efchied der Stände aufhören werden. Aber ich glaube ,
15 Regenten ewig fepn werden: dag die oberfte Gewalt
ı die ihrer Beſtimmung eigene Schranken werde gebracht
nd gegen Misbrauch geſichert werden: daß die Blei:
eit mehr eine Gleichheit der Rechte, ala Perfonen und
Stände ſeyn werde.” Weniger Eonnte Hr. Weishaupt .
Acht thun, als feinem nunmehrigen Landeshetrn dieſes
Eompliment zu machen: Denn weiter ift ed nichts! Es |
wuͤrde unhöflich und ihm felbft gefaͤhrlich geweſen fern ,.
das Alte biet au wiederholen, da ihn ein Fuͤrſt gegen
einen andern in Schug genommen hatte. ” Aber man
keht mohl, mas er fagen wii: Es if freplich nicht zu
er⸗
De ® 93. 80.
D) Nachtrag zu Weis baupte Recttfertigung. 6 9.
Ed
64 | Geſchichte
erwarten / daß man die Fuͤrſten vertilgen wird; ader
man muß indeſſen thun, was man kan: man muß ihnen
Schranken anweiſen, Ihnen die Hände binden, daß
fie nichts ohne uns thun koͤnnen.“ Gemaltfame |
Revoiutionen wollte der Drden, wenigſtens urfprüngs
lich nicht brauchen; es iſt vielmehr in Der oftges
dachten Anrede mehrmals gegen Gewalt proteflirt wor⸗
den. Dieſes gefchiebt auch ın dem Illuminatus major 2)
und zwar gerade da, wo gefagt wurde, daß Pfaffen
und Fuͤrſten und die heutigen volitifhen Verfaſſungen
dem Drden im Wege flünden. Man glaubte durch ges
Iindere Wege, Durch gebeinse Machinatidnen, feinen
Zweck zu erreihen. Indeß fieht man leicht, daß die.
bier geäußerten und als wahr empfoblnen Grundiäge |
auch leicht darauf Führen fonnten, und wenn die Ume
fände aunflig waren , bepnabe nothwendig darauf fuͤh⸗
ren muften. Es bedurfte nur einen kleinen Windftoß,
um die unter der Aſche gluͤhenden Kohlen in Flammen
zu feßen. Wie verfänglich ift es nicht, wenn ſelbſt noch
bier behauptet wird, es ſey falſch, daß die Gewalt der
Fuͤrſten von Gott herruͤhre, die Maieſtaͤt fep vielmehr
ben dem Volk 3)? Geſetzt auch, daß bepdes in einem
gewiffen Sinn wahr fen: mie leicht find nicht deralei⸗
ben unbefiimmte Aeußerungen zu miebrauchen ? und
wie
2) G. Aechter Juuminat. ©. 409.
2) Nachtr. au Welshaupts Reqhtfertigung. ©. 49.530.
der Illuminaten-Grade. 68
re feht Kind fie in den neuelten Zelten murklich nig⸗
aucht worden?
Wenn alſo Hr: Weishaupt bie Grundſaͤtze feiner ds
en Anrede und des von Philo darauf erbauten Prieftergras
ed noch im Jahr 1787 als unfchädlich rechtfertigen will:
)er Fan glauben, daß er diefe Grundfäge frühen. vers
bffen , und einem andern nicht blos in der Form, als
bovon feine Frage it, fondern auch in den Suchen
elont veränderten Grad verabfaßt habe, mie er ver⸗
ichert? Hoͤchſtens iR, nachdem er im Jahr 1785 cden
&. Febr.d 4y Aus Ingolſtadt abgegangen war, ein neuer
Brieter- und Regentengrad verfertigt worden. Denn
dep dieſem feinem Abgang waren ſie, wie ich oben ge⸗
yist habe, noch.niche verfaßt; anſonſt er befoblen has
bei wurde, diefe drm Churfuͤrſten boraufegen. In dieſen
Mag man nun freilich manches fo gemildert haben; daß es
beum erſten Anblick minder anſtoͤßig erſchien; obgleich,
denn man die Sache genauer bedachte, die Lieblings⸗
Ideen des Hrn. Weishaupts, die hriftliche Religion;
wo nicht dem Nahmen nach, doch in ber That, abzu⸗
ſchaffen, alles mir Illuminaten au befegen, durch diefe
Die Dicafterien und Fuͤrſten zu regieren, und uͤberhaupt die
ganze Welt nach feiner Art zu reformiren, welches er eine,
wohlthaͤtige Idee nennt 5), doch wohl immer daruntet vers
botces
a) Kandiers höhfinäthige Beviage. ©. 19. |
5) Nachtrag zu Weißhaupts Rechtfertigung. ©. 86.
4
E m . 4
——
66 Geſchichte
borgen geweſen ſeyn mögen. Tiefe bat man denn auch
den Vertrautern wodl muͤndlich naͤher erklaͤrt; wogegen
man den Uebrigen, denen man ſich nicht fo ganz eraͤfnen,
aber doch auch die Beförderung zu diefen bepden hoͤhern
Graden nicht länger abſchlagen Eonnte, durch veränderte
Abfchriften die Augen blendete. Denn daß dieſes eine
Marime ben Hr. Weishaupt war, ſagt er felbit ©) in eis
nem Brief an A. — vom ı5. März ırar. „Ich merde
mich Darunter machen , fo bald ich die Cahiers erhalte,
Das ganze Spftem Ler verficht das aͤltere vor dem Muͤnch⸗
ner Receß vom 20. Dec. 1781 und ehe Philo dieſem ge
mäß die Ausarbeitung übernommen hatte], umzuarbeiten.
Es muß dann A la lefuite Feine einzige die Abfid.r auf
Religion und Staat vertathende swendutigegeile vorfome
men.” Wuͤrklich habe ich auch ſelbſt ein Eremplar eines
veränderten Prieftergrades gefeben, morinn alles mas -
auf Religion und Staatösverfaffung Bezug hat, wegge⸗
laffen war.
Eben dieſes gilt von dem unter Herren Weishaupts welt⸗
licheuNahmen berausgefommnen fo genannten verbefferten
Syftem der Illuminaten, mit allen feinen&inrichtungen und
Graden, 8. Frankfurt und2eipzig [Nürnberg] in der Gratte⸗
nauerifhen Buchbandlung 1787, worauf er ſich bereits in
dem Nachtrag au feiner Rechtfertigung bezieht, und more
nad
6) Nachtrag der Originalſchr. J. Abth· ©. 8.
68 Geſchichte
dem Hr. Weishaupt bereits von Ingolſtadt weg war, als
” welches er den 16. Schr. 1785 ſelbſt verlaffen hatte. Don
Dem Ausdruck der Stürme bis zum Druck des verbefferten
Soſtems ind wenigſtens zwey Jahre verfloffen. Und diefe
Zeit war für einen Mann, der fo fertig ſchreiben konnte,
wie Hr. Weishaupt, der den Kopf beftändig mit diefen
Ideen angefüllt batte, und in feinem Evitem lebte und _
webte, wohl binlänglich, ein Werfchen von einem Alpha»
beth, felbR neben andern Schriften, die er inzwifchen
beraudgab , und bep melden ſchon fo viel vorgearbeitet
war , ohne große Mühe bervorzubringen.
Es mar Brundfag des Illuminatismus, daß der Zweck
die Mittel beilige, oder, wie es auch slimpflicher Auges
druͤckt wurde: daß man die nemlichen Mittel zum Guten
gebraudhen muͤſſe, welche Die Boͤſen zur Erreichung boͤſer
Abfichten gebrauchten. Dieſes macht die Verſicherungen
des Drn. Weishaupt ſchon fornenweg verdächtig. Von
Der Guͤte und Vortreflichleit feines Drdens war er uͤber⸗
zeugt: mas Eonnte ihn hindern ein falſches Vorgeben zu
Huͤlfe zu nebmen, um den Drden als gut und unſchadlich
Sorsnfellen ; vintennach rin gelinderes Epiten zu erden«
Sen, und der Welt vorzuipiegelni es dade ſchon lange img
Drden Stan gebabe? Er fügt Felb: cimige Diefer neuen
Grade babe er einigen Mitaliedern in Vapern bereits vor
den audgebrocdhnen Erürmen mitgetdeilt. Alſo mare
Diejenigen, melde diet geliefert werden, wohl acc miche
ale
der Slluminaten: Grabe 69
alte verfertigts einige derfclben find alfa erfk nachher et⸗
dacht worden. Auch nennt er die Glieder in Bayern,
welche die neuen Brade erbaften haben folle.., nicht, und
baͤlt ſolches fo gar fuͤr unnoͤthig. Hutte er geſagt, es
"dürfte ihnen Gefapr bringen, fo hätte es ſich noch hören
laſſen. Selb der Wufland daß er verfchiedenes dient*
‚lich gelehrt habe, führt ganz natüclıch auf den Gedanken,
‚daB gerade dieſes nicht eigentlich ein Gegenftand er ger
beimen Kebren in der Gefellſchaft geweſen fondernerit pin»
sennach bigein getragen worden fey. Denn es fällt doch faft
Ins Licherliche, das Nemliche, mas eın Lehrer in öffentlie
&en Borlefungen vortraͤgt, auch in einer geheimen Geſell⸗
Saft, wo man noch feiner eignen Behauptung mehr er⸗
wartet 9) vorzubringen, ala ein Geheimniß du behandeln,
and den Leuten dad ins Ohr au fagen, was man Linaft
ſelbſt auf den Dächern gepredige bat!
Was aber voͤllig entſcheidet, iſt das Zeugniß des
Milo, nebſt der eignen anderwaͤrtigen Aeußerung des Hrn.
Weishaupts ſelbſt. Nachdem Philo die Stuͤcke nahm⸗
haft gemacht hatte, welche in. dem ſogenannten aͤchten
Fuumingten ganz richtig enthalten ſeven, fo ſetzt er din⸗
au 1): „Ich muß dep dieſer Gelegenheit auch zugleich er⸗
innern/ daß das von dem Herın Weishaupt derausgege⸗
bene
9) Nachtrag zu Weishanpts Rechtfertigung. ©. 76
1) Erflär ©. 96.
70 Geſchichte
bene verbefferte Syſtem der Illuminaten Auffiße enthält,
die mir gänzlich fremd und fo lange id Mitglied diefer
Geſellſchaft war (das iſt bis den ı. Julius 1784) 2) bey
uns nicht eingeführt geweſen find.” |
Er ſelbſt, Hr. Weishaupt, made in dem Schreiben
an die Areoragıten vom 2. Sebr 1-85 3) die Grade nahm⸗
baft, melde dem Churfuͤrſten vorgelegt werden ſollten.
Diefe waren, ı. die Vorbereitung 2. der Minervalgrad,
3. der Illuminarus minor, mo Dad Wort dummſter Moͤnch
in dummiter Menſch verändert, 4. der Iliuminatus major,
wo die Stelle: Ffaffen und Surften ſtehen uns im Wege,
ausgelaflen, 5. der Huminatus di igens von welchem
blos die Gerimonien und feine Anrede, 6. der Prieſter⸗
grad, aber von diefem nur dir Inſtructio in Scientifieis
jedoch mut Weglaſſung der beziebenden Stellen, und fonft
überhaupt weiter nichte vorgezeigt werden ſollte. Wofür
ſollten alle diefe Grade vorgelegt merden, wenn fle das
male ſchon abgefchaft, oder gänzlıch umgearbeiter waren ?
War das virbefferte Epftem ſchon vorbanden: fo wäre
man ja niel leichter und ſicherer aus dem Gedraͤng gekom⸗
men, wenn man diefes vorzuiegen beſch.oſſen bätte.
Wenigſtens bärte man diefes im Abſicht auf den Theil
deffelben der etwa fertig geweſen waͤte, thun follen: aus
mabi
2) Erklaͤr. ©. 136.
3) Nachtrag der Drigin. ©. 20%
— — — —— — m -—
der Slluminaten : Grabe. qı
#ba man bierdurd die zu machenden Abänderungen
'm Illuminatus,minor und major, welches, wenn
ddeckt worden wäre, der Sache außerordentlich ges
et haben würde, ſich ‚hätte erfparen fünnen. Aber
% ganzen Brief finder ſich, fo menig als anderſt⸗
or dem Jahr 1797 die geringfie Spur: von diefem
Werten Syſtem. Im Jahr 1786 erfhien fo wohl
Behreiben an, Sen, Urfepneider, als auch die Ger
te der Derfolgungen der Illuminaten. Bon bey»
ſt wadrſcheinlich Hr. Weishaupt ſelbſt Verfafler ;
ifens find fie mit feinem Vorwiſſen herausgefums
:quch bezieht er fi) auf Icgtere als auf eine glaube
se Schrift in bem Nachtrag zu feiner Rechtferti⸗
4). Uber auch in dieſen Buͤchern it noch feine
von dem verbeſſerten Syſtem zu finden. Und nos
ar es nöthig, dem Illuminatus minor, fo wie er
#6 war, in jenen bepden Schriften wörtlich wieder
Ben au faffen, wenn berfelbe in der Zwiſchenzeit
baft, oder fo gaͤnzlich abgeändert worden, als er
s verbefferten Syſtem erſcheint, wo nur einige we⸗
Zellen aus demfelben bepbehaften worden, auch
die Benennung Mluminatus minor, eben fr wenige,
€ ſonſt übliche Benennung der übrigen Grade,
tinmahl gebraucht? Selbſt in der. ebenfalld 1786
nenen Apologie der Juuminaten ,. zu welcher ſich
72 Seſchichte,
Hr. Weishaupt ſelbſt als Verfaſſer bekennt 5), findet
ſich nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man gleich
durch die vorläufige Berufung auf daſſelbe fü manchen
Vorwürfen hätte entgehen Eönnen. Was fan man ans»
ders (chließen, als daß diefes Syſtem damals noch gap
nicht, ſelbſt nicht einmal in Petto, erikirte ?
Indeſſen enthält diefes Spftem doch im Grunde
noch immer die alten Marimen und Project, fo un«
ſchuldig folches demjenigen, der mit den vorhergehenden
Schriften der Illuminaten nicht befannt ift, auch ſchei⸗
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die
AYusdrüde. find. nur gemildert, und was gleich, auf dem,
erſten Anblick anftößia feinen mußte, if weggelaſſen,
oder verdedt worden. Noch immer werden die hishetia
‚gen Regierungen für unsulänglic ausgegeben 6) und.
behauptet, daß geheime Geſellſchaften ihnen, auch ohne
ide Wiffen und wider ihren Willen zu Hilfe kommen,
müßten 7). Noch immer wird über Die Mache der Boͤ⸗
fen geklagt, und eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, welche
dieſen die Macht nebmen, und folde den Tugendbaften,
bevfegen follte, damit diefe den Böfen fuͤrchterlich wuͤr⸗
den 9) Noch immer ſoll das ganze menschliche Ben
ſchlecht
5) Nachtrag der Origin. S. zıı. yergl. mik ©. 186.
6) Verbeſſertes Syſtem. ©. 30. u: f.
7) 1. c. G. 35. u. f.
8) I. e. ©. 42. v. fi
der Alluminaten» Grade. 73
blecht durch eine ſolche Geſellſchaft gebeffere und vers
beft werden 9), Zwar fol diefes ales nur durch Auf«
ldrung und Sittlichkeit geſchehen, mie auch bereits in
en vorber ebenden Schriften erinnert worden, iſt. Denn
in großer Theil der- ſo betittelten Ideen über das Wien -
en und Einrichtung einer gebeimen Geſellſchaft, Die ſich
leid fornen in dem, verbeferten Epflem 's) befinden „
ind in dem, in der Befchichte der Verfolgungen abge⸗
wuckten Iluminatus minor 2), vornemlich aber in.der
afelbft befindlichen abaeänderten Anrede au den Schot«
iſchen Ritter oder Illuminatus dirigens 3), einiges in,
ver Apologie der Ihuminaten a) auch fchon enthalten.
Allein man weiß auch, daß es eine fatfche Aufklärung giebt,
welche alle pofitive Religion und alle monardifche Re«
gierungen verdrängen will: fo wie man fih auf Sittlich⸗
keit und Moral ebenfals zum Schein berufen und ende:
ur als Mittel zu andern Abſichten, 3. E. zur. Befzien
digung feiner Herrſchſacht gebrauchen fan, als worauf:
Der vorgebliche Ky:mopolitismus zuletzt binaus lauft,
Ehen fo weiß man, mer die Böfen in der Sprache der
Illuminaten And. . Es find alle, die wicht u ihnen gre
hören,
9) B. c. S. 46.
1) 1. e. © 9—$2.
2) Geſchichte der Verfolg. S. 154 — 221.
2) Lc. ©. 222— 250
a) Apologie der Illuminaten. S. 89. f. S. 124. u. f,
24 Geſchichte
haͤren, oder ſich wenigſtens nit von ihnen cegieren Safe
fen wollen.
" Yuc din Anſehung der pofitiven. Religion hat Hr.
Weishaupt indem verbefferten Spftem noch die alte Mey⸗
nung, ober fi gleich meit bebutſamer, -ald ebedem,
ausdrüdt. Poſitive Religion ift ihm am Ende nichts als
Dernunftreligion 5). „Der Orden, ſagt er, muß, wenn
er Menfchen befferk will, Syſteme haben, die für die bes
ſtrittene Lehre [von der Unſterblichkeit der Serle] einen‘
befriedigenden Aufſchluß geben, und jeden Zweifler an
Offenbarung zurecht führen. Bey allen übrigen tritt die
Religion in das Mittel; fie Kelle allen die Sane der Ders
nunft vor, erfpart ihnen die Beweiſe derſelben durch Autos
rirdt, und verkuͤndigt ſolche ale Ausſpruͤche der Gottheit,
um ſich daben zu beruhigen, und fie den Seinden feiner
Ruhe als folche entgegen zu ſtellen; und infofern iſt poſi⸗
tive Religion eine wahre Wohlthat, ein wahres Beduͤrf⸗
niß des Menfhen. So mie alfo nleich urfpränglich
die Abſicht mar, die pofitive Religion berabäufegen, fo ,
bfieb dicfelbe auch in dem verbefferten Spüem. Schon
im Jahr 1778. den 10. März fprab Hr. Weishaupt 6)
von einer eignen. Moral, Erziehung, Statiſtik und Res
ligion, welche durch ibn und in dem Orden entfichen ſoll⸗
tt.
5) Berbeffertes Syſtem. S. ı25.
6: Driginalfehriften. ©: 217.
mm 7. Eben fo war Philo geſinnt, wie die oben
Borten Stellen bemeifen. In dem derbefferten Sy⸗
ki man zwar dje Eraählung weg / in der man Chriſto
Lebrern auch die Abit / die blöße natürliche Res
führen, falſchlich bengemeflen datte; weil man
Ban wohl demerkt daben mochte, wie anflör
xſes Manchem vorgekommen war. Man war alſo
Kvorfictigers ſagte aber doc deutlich genug, daß
tive Religion nur infofeen fchägbar fen, als fie die
der; Vernunft vortrage. Hieraus mar dann der
BB leicht zu machen , daß alles übrige feinen Werth
Ü nicht von Gott herruͤhre / fondern menſchlichen,
Rus wohlgemeinsen Abfibten oder wohl gar dent
us feinen Uriprung zu verdanfen babe.
Die großen Myſterien, welche nach dem Philo zwey
xilungen,/ den Magus und den Rex haben follten 9),
dilo nicht feibft ausyearbeiter, ob er aleich auch au
usarbeitung batte Antheil nehmen wollen 9). Sie
waren
* SGeſchichte
wur we em Aber von dem Orden noch nicht
dt ı\ ot, won fe gemadt waren, fo batte
wur m: werten der inzwiſchen entſtandnen Mise
yılakıten. ander communicit. Doc wuſte er gar
Br pr ir Deustindalt fepn folte. „Man follte
N 2: en Mplerien, ſagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam
von eatdecken, nemlih das Vorgeben daß Chriſtus
2.3 XC ganiclide Relıgion gelehrt, und eine allgemeine
Erad ız und Gleichbeit babe einführen wollen, und daß
Nune gevime Cinn feier Lebre dur die Diſciplina
mw und hernach durch die Scenmaureren fortgepflanze
verden wäre, Aid wovon unmittelbar vorber gefagt wor⸗
Lea wire 3‘, daß man dieſes vorgeben wollte. Dan folte
serner, b. aus allen Schriften den Urſprung aller religioͤ⸗
fen vägen und deren Zufanımenbang entwickeln [Lund alfe
aRe poſitive, vielleicht gar alte natürliche Religion
als falſch vorkelen!l c- die Geſchichte des Drdens
erzählen.”
Hr. Weitbaupe hatte, wie feine Gewohnheit war,
Bereitö vorläufig, und ene noch Die unteren Grade im Rebe
nen waren, a2 den grüßen Npitriien gearbeitet. Schon
untere g. Jrurud 1732 gedeakt er in einem rief an Caro
eines
ı) ri Area
a, Na. N Dean a bee, @. 106.
ET RR Fur & Ne
& PN
— — ——
. 7 Eu
der Fliuminaten-Örade - >37
eiries Grades vom patriarchalifchen Leben, der ben Cet⸗
(us und Marius mit hundert Schloͤßern verwahrt ſey 4).
Vielleicht ift einiges davon in die Anrede des Prieſter⸗
grades übertragen worden. Als Hr. Weishaupt diefe Afircr
de eben ausgearbeitet hatte, und ſichs in einem Brief anGatd
ohne Datum zum Derdienft angerechnet hatte, daß er eine
neue Religion, Staateverfaffung und Erflätung der fo dun⸗
keln Hierogipzben in einem Brad ſo paſſend zufammeir
gedrängt hätte, ſetzte er unmittelbar binzu 55: . Maii
pllte glauben, es wäre das größte: und doch habe ich
noch drey größere, ungleich wichtigere Grade für die
ʒoͤhern Myſtetien ſchon fertig da liegen.” [Was ſoll
jier das Groͤbere ſeyn? Im Vrieſtergrad wurde das
Chtiſtenthum abgeſchaft, und die natuͤrliche Religion -
in die Stelle deffelden defent: mas bleibt größeres
ibrig, als daß in den höhern Mofterien auch die natürs
iche Keligion abgeſchaft, und had Philo's Ausdruck
Ar eine Lüge erklärt wurde?] Doch wollte Hr.
Weishaupt mit dieſen wichtigen Graden behutſam
eyn, fie für ſich behalten, und fie blos allein bene
neritis ertbeilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn
der ‚nicht 6. In einem andern Brief ebenfals an
Saro vom 22. Febr. ohne Iabt, wahrſcheinlich aber vom
1782 und alſo noch fräbers als der vorhin angezogne
j Brief
43 Nachtrag der Drisin, 1. Abth. ©. 41.
5) l. e. S. 69.
6Lc. & 69,
Geſchichte
n.. 2FJunius 1782 geſchrieben if [denn von
rs 5 4: wopl ſeyn, mie der gleich bernach an⸗
. .:d Beief vom 3. Febr. 1733 wahrſcheinlich
‚2. 22t De Weisbaupt 7): „Wenn fie bier bep
n z.ra, fo würde ih Ihnen meinen Brad obne
3 cd: ertheilen. — Aber aus Händen gebe ich diefen
Ei nicht, er iſt gar zu wicktig; er iſt der Sdgluͤſſel
zar alten fo wohl ald neuen Gefdichte, zur Reiision
und zu jeder Staatsverfaſſung in der Wele” Auch
von diefem dürfte wohl einiges in den Priefergrad ein⸗
gefchalter worden fepn. Unterm 3. Schr. 1783 ſchrieb
Hr. Weishaupt abermals an Cato , und nachdem er ſich
über dee Philo Vrieftergrad , vornemlich aber über deffen
Schottiſchen Rittergrad, und dann über den auch von
ihm verfertigten Negentengrad aufgehalten batte, fo
ſeyt er unmittelbar binzu 8). Weber diefen binaus habe
id noch vier Grade ſchon componirt, mo gegen den
ſchlechteſten der Prieftergrad Rinderfpiel ſeyn fol; doch
tbeile ich fie Niemand mir, bie ich ſehe, mie die Sache
gebt, und wer es verdient: laſſe mir auch nichts darınn
.
corrigiren ”
Obaleich bier bald von einem, bald von dreyen
bald von pier Braden die Rede iſt: ſo bat Hr. Weis⸗
baupf
Naberan der Orig. 1. Abth. ©. TU 72
y ka . v5,
— —— — — —
der Illuminaten- Grade. 79
haupt doch, nachdem er mit fi) felbft einig geworden,
Bes in zwey Grade gehracht, mie es auch Philo vors
utte. Denn unterm 18. December 1784 gedenkt er in
inem Brief an M. nur zween ſeiner Grade von den
Schften Myſterien 9. Dieſe Myſterien waren alſo we⸗
igſtens damals fertig.
Rach dieſen beyden Graden wird indeß Niemand
reipirt: auch werden fie nicht ſchriftlich, ſondern blos
em Auserwaͤhlten zum Leſen communicirt; daher ſie
inn auch hier nicht gedruckt mitgetheilt werden koͤnnen.
Der erſte, weicher Magus auch Philoſophus heißt,
tdaͤlt Spinoziſtiſche Grundfäge, nad melden Altes
ateriel, Gott und die Welt einerley, ale Religion
ıftatthaft und eine Prfindung berrfüchtiger Menſchen
CDieſes konnte man aus den vorbin angeführten
zußerungen des Philo und des Spartacus ſchon im
raus einigermaßen vermutben).
Der zweyte, Rex geriannt, lehrt, daß ein jeden
guer, Bürger und Hausvater ein Souverain [ey , wie
in dem patriarchaliſchen Leben, auf welches die Leute
jeder zurüdgebradht werden müfen , geweien fep; und
6 folglich alle Obrigkeit wegfallen müffe.
Diele bepden Grade habe auch ich ; der ich in dem
tden alles durchgegangen bin, ſelbſt geleſen. Indeſſen
koͤnnte
9) 1. c. ©. 223.
80 Geſchichte
koͤnnte mir doch vielleicht entgegen geſetzt werden, daß
Hr. Weishaupt in dem vorhin angesognen Brief vom ı$-
Dec. 1734 fagt ı): „Wenns zur Inquifition kommen folls
ve, fo rathe ich, fol fid feiner von den Häuptern ad
Specialia einlaffen, fondern fich gerade bin declariren, fie
werden fich Durch keinen Zwang in der Welt zwingen lafe
fen, jemand anderm die nöthige Sröfnung zu machen, ale
Dem Cnurfärften ſelbſt. Diefem ſoll man fodann meine
zween Grade von den höchften Mpiterlen zu leſen geben.
Ich wenigſtens werde es fo maden, wenn die Frage am
mich fommt. Cie foden ſeben, mas die Sache auf ein«
mal eine uns gunflige unerwärtete Wendung nehmen wird:
Sie haben felbf gelefen, was D. — — von dem erften
Grade geurtbeilt: und ich bin verſichert, der Ehurfürft
urtheilt ein Gleiches.”
Unmoͤglich Fan Hr. Weishaupt die deyden Grade dee
großen Mofterien, melde ich in Händen gehabt iind gele⸗
fen babe, dem Ehurfuͤrſten haben vorlegen wollen. Es
muß alfo ein andred, A lalefuite, wie ed oben hieß, ein»
gerichtete Exemplar vorhanden gemefen feyn , das nur
zum Schein und inder Abficht verfertige worden ift, tbeils
um gutmuͤthige Leute, welchen man die großen Myſterien
einzuſehen aus andern Gründen nit wohl abfchlagen
konnte, zu bintergeben, ſo wie man au dieſem Endzweck
au
15 Nachtr. ber Origin. 1. Abth. S. 225;
—
ee Iuuminaten Grade Mi
"oppelten Prieftergrad verfaße hatte, theils
Saquifition, die man nach dem den a2. Jun.
nen Chur fuͤrſtlichen Mandat vorausfehen
deſto leiter herauszuwiceln. Indeß muß
upt doch auch dieſen veränderten und un-
a nit völlig getraut, oder befürdhtet haben,
drade möchten doch wodl auch entbedt wer«
lefe Doppelzuͤngigkeit ihm und feinen Ans
t um deſto tbeuerer zu fteben kommen.
em folgenden Brief an die Areopagiten vom
is bat er feine Mepnung geändert 2). Er
Arade nabmbaft, welche dem Churfuͤrſten,
t, wie viel von einem jeden demfelden vors
m ſolle; gedenft aber dabey mit keinem
aween Grade ber hoͤchſten Myſterien, fo
e des auch unftreitig vorhandnen Regentehs
nk; woraus alſo von ſelbſt folgt, daß od
Tage vorher Willens geweſen, die zween
legen, er fie nun, und nad reifeter Ueber⸗
’t vorgelegt haben wollte,
Res sum Schluß noch nöthig au erinnern,
dem vorhergehenden Elar iſt, daß fomopk
als Pbilo die auf Ehurfürflichen Befehl
enen Originalſchriften und deren Nachtrag /
aus
rag der Originalſchr. x. Abth. S. 204,
A .
72 Geſchich ve .
Hr. Weishaupt ſelbſt als Verfaſſer bekennt 5), findet
ſich nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man glei
durch die vorläufige Berufung auf daffelbe fa manchen
Vorwürfen hätte entgehen können. Was fan man ans
ders fließen, als daß diefes Epftem damals noch gar
nicht, felbft nicht einmal in Petto, erikirte ?
Sindeffen enthält diefes Spftem doch im Grunde
noch immer die alten Marimen und Proiecte, ſo un«
ſchuldig ſolches demjenigen, der mit den vorhergehenden
Schriften der Illuminaten nicht befannt ift, auch ſchei⸗
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die
Ausdrüde. find, nur gemildert, und mas gleich auf den
erſten Anblick anftößig ſcheinen mußte, if weggelaſſen,
oder verdeckt worden. Noch immer werden die hiöberia
gen Regierungen für ungulänglih ausgegeben 6) und.
brhauptet, daß. geheime Geſellſchaften ihnen, au ohne
ibr Wiſſen und mider ihren Willen zu Hilfe kommen,
müßten 7). Noch immer wird. über die Macht der Boͤ⸗
fen geklagt, und eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, melde
diefen die Macht nehmen, und ſolche den Tugendbaften,
hed logen follte, damit diefe den Boͤſen fürchterlich wuͤr⸗
den 8% Noch immer fol das ganze menſchliche Ge⸗
£ | ſchlecht
5) Nachtrag der Origin. S. 211. veral. mit ©. 186
6) Verbeſſertes Spoſtem. ©. 30. u; f.
VI... 35. u. f. J
8) I... ©. 42. 0 f.
der Slluminaten» Grade. 73
cht durch eine ſolche Geſellſchaft gebeffert und vers
t merden 9), Zwar fol diefes alles nur durch Auf«
ung und Sittlichkeit nefiheben, mie auch bereits in
vorber ebenden Schriften erinnert worden.ift. Denn
großer Theil der- ſo betittelten Ideen über das We⸗
und Einrichtung einer geheimen Geſellſchaft, die ſich
ih fornen in dem verbefierten Spſtem 1) befinden „
‚in dem, in der Geſchichte der Verfolgungen abger
Idten Hluminatus minor 3), vornemlich aber in.der
elbſt befindlichen abgeändersen Anrede an den Gchot«
den Ritter oder Illuminatus dirigens 3), einiges in,
Apologie der Illuminaten 4) auch ſchon enthalten.
ein man weiß auch, daß es eine falſche Aufklaͤrung nichts
Iche alle poſitive Religion und alle monarchiſche Re«
rungen verdrängen will: fo wie man ſich auf Sittlich«
s und oral ebenfalls zum Schein besufen und bende-
£ als Mittel zu andern Abſichten, 3. E. zur: Befrie»
jung feiner Serrſchfucht gebrauchen fan, als worauf:
ge vorgebliche Kosmopolitismus zuletzt binaus lauft,
ven fo weiß man, wer die Böfen in der Eprace der
Auminaten find. Es find alle, die nicht zu ihnen gre
| bören,
VS.
»D1.c ©. 9—$2%.
2) Geſchichte der Verfolg. S. 1474 — 221.
2) Lc. ©. 222— 259
a) Apologie der Illuminaten. &.89 f. S. 124. uf.
74 Geſchichte
bören, oder ſich wenigſtens in von ihnen cegieren laſ⸗
fen wollen.
©." Auch ain Anfehung der pofitiven. Religion hat Hr.
Weishaupt indem verbefferten Spftem noch die alte Mey⸗
nung, ober ſich gleich weit bebutſamer, -ald ehedem,
ausdrüdt. Poſitive Religion ift ihm am Ende nichts als
Dernunftreligion-s). „Der Orden, ſagt er, muß, wenn
er Menſchen beſſern will, Syſteme haben, die für die bes
firittene Lehre [von der Unſterblichkeit der Seele] einen:
befriedisenden Auffhluß geben, und jeden Zmweifler an
Offenbarung zurecht führen. Bey allen übrigen tritt die
Religion in das Mittel; fie Kelle allen die Shue der Der»
nunft vor, erfpart ihnen die Beweiſe derfelben durch Autos
rirät, und verfündige ſolche ale Ausſpruͤche der Gottheit,
um fich dabey zu beruhigen, und fie den Feinden feiner
Rude' als folche entgegen zu fielen 5 und infofern iſt poſi⸗
tive’ Religion cine wahre Wohltbat,ein wahres Beduͤrf⸗
niß des Menfchen. So mie alfo gleich urfprünglich
die Abſicht mar, die pofitive Religion herabzuſetzen, ſo
bfieb dicfelbe auch in dem verbefferten Splem. Schon
im Jahr 1778 den 10. März fprah Hr. Weishaupt 6)
von einer eignen. Moral, Erziehung, Stariftif und Res
ligion, welche durch ibn und in dem Orden entfichen ſoll⸗
te.
5) Berbeffertes Epftem. ©. 125.
6; Driginalfchriften. S. 217.
2 —sUmrimmm — — 2, 0 m — — — — — — — —
—
der Slluminaten: Grade. 75
Nur wollte er ftuffenmeife su Werk gegangen , und
@. den Marius damals |den 17. März 1378] noch mit.
ligionsabſichten verfchont wiffen, weil fein Magen
& nicht gaͤnzlich eingerichtet fep, diefe ſtarke Speife zu
edauen 7). Eben fo war Philo geſinnt / wie die oben
gefuͤhrten Stellen bemeifen. Zu dem verbeſſerten Sy⸗
m lie6 man zwar Die Erzaͤblung weg, in der man Chriſto
ter mehrern auch die Abſicht, die bloße natürliche Res
ion einauführen, faͤlſchlich beygemeſſen batte ; weil man
8 der. Erfahrung wohl bemerkt haben mochte, mie anſtoͤ⸗
3 diefed Manchem vorgefommen war.‘ Man mar alfo.
mas vorfichtiger, ſagte aber doch deutlich genug, daß
e pofitive Religion nur infofern fchägbar ſey, als fie die
hren der: Bernunft vortrage. Hieraus war dann der
‚hluß leicht zu machen , daß alles übrige feinen Werth
de, nicht von Bott herrübre, fondern menfchlichen ,
lenfalls wohlgemeinten Abfihten oder wohl gar dem
etrug ſeinen Urſprung zu verdanken habe.
Die großen Miyſterien, welche nach dem Philo zwey
btheilungen, den Magus und den Rex haben ſollten 8),
it Philo nicht ſelbſt ausnearbeiter, ob er aleich auch au
r Ausarbeitung batte Antheil nehmen wollen 99. Cie
waren
7) Originalſchriften. ©. 223.
8) Nachtrag der Origin. 1. Abth. S. 108.
9) l. c. S. 102. |
T
78 Geſchichte
waren bey ſeinem Abtritt von dem Orden noch nicht
gemacht 1) oder, wenn fie gemacht waren, fo hatte
man fie ihm, megen der inzwiſchen entſtandnen Mis⸗
beüigfeiten , nicht eommunicirt._ Doc wuſte er Hat
wohl, mas ihr Hauptindalt fepn ſoUte. „Man follte
in den böbern Mofterien, fagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam
fraudem entdeden, nemlich das Vorgeben daß Chriſtus
blos die natuͤrliche Religion gelehrt, und eine algemeine
Frepheit und Gleichheit habe einführen wollen, und daß
Diefer gehrime Sinn feiner Lehre dur die Difcipline
areani und hernach durch die Freymaurerey fortgepflanzt
worden märe, als wovon unmittelbar varber geſagt wor⸗
den wire 3, daß man dieſes vorgeben wollte. Dan ſollte
ferner, b. aus allen Schriften den Urfprung aller religid«
fen Sägen und deren Zufanımenbang entwideln [und alfe
alle pofitine, vielleicht gar alte natuͤrliche Religion
als falſch vorfteßen! I c. Die Geſchichte Des Ordens
erzählen.”
Hr. Weishaupt hatte, mie feine Gewohnheit 0177
bereits vorläufig, und ehe noch die untern Grade im Reis
nen waren, an den geößern Mpiterien gearbeitet. Schon
unterm 9. Junius 1783 gedenkt ex in einem Brief an Cara
eines
1) Erflär. S. 119.
2) Nachtr. der Drigin. „Abd. © 106.
3) 1. c. G. 105.
pre aaneunupe vr aan
gearbeitet hatte, und ſichs in einem Brief anCato
arm zum Verdienſt angetechnet hatte, daß er eine
Relon /Siaats derfaſſung und Erklätungder fo dun ⸗
Koolbeben in einem Grad ſo paſſend zuſammen ⸗
fe hätte» ſetzte er unmittelbar dinzu 53: Mafi
üben, es wäre das größte: und doch babe ich
größere, ungleich wichtigere Grabe für die
‚ferien ſchon fertig da liegen.” [Was folk
Is Größere ſeyn? Im Vrieſtergrad wurde das
hidum abgeſchaft, und die natuͤrliche Religion
ESielle deſſelben geſetzt: was bleibt größeres
als daß in den bödern Mofſerien auch die natuͤr⸗
leligion abgefbaft, und had Pbils’s Ausdruck
hne Lüge efkiärt mwurde?] Doch wollte Ht.
aupt mit diefen wichtigen Graden Bebutfans
ie für Mh Behalten, und Ae bios allein bene
s ertbeilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn
sit 6. In einem andern Brief ebenfals an
vomi.än. Gebr. obfie Jabt, wahtſcheinlich aber von
md alſs noch früher, als dee vorhin angezogne
68 Geſchichte
dem Hr. Weishaupt bereits von Ingolſtadt weg war, als
wvelches er den 16. Febr. 1785 ſelbſt verlaſſen hatte. Von
Dem Ausdruck der Stuͤrme bis zum Druck des verbeſſerten
Soſtems find wenigſtens zwey Jahre verfloſſen. Und dieſe
Zeit war fuͤr einen Mann, der ſo fertig ſchreiben konnte,
wie Hr. Weishaupt, der den Kopf beſtaͤndig mit dieſen
Ideen angefuͤllt hatte, und in feinem Epitem lebte und
webte, wohl hinlaͤnglich, ein Werkchen von einem Alpha⸗
beth, ſelbſt neben andern Schriften, die er inzwiſchen
beramdgab , und bey welchem ſchon fo viel vorgearbeitee
- war, ohne große Mühe hervorsubringen.
Es war Grundſatz des Illuminatismus, daß der Zweck
die Mittel heilige, oder, wie es auch glimpflicher ausge⸗
druͤckt wurde: daß man die nemfichen Dittel zum Guten
gebrauchen muͤſſe, welche die Böfen zur Erreichung böfer
Abſichten gebrauchten. Diefes macht die Verfiderungen
des Hrn. Weishaupt ſchon fornenweg verdächtig. Don
der Guͤte und Vortreflichkeit ſeines Drdens war er uͤber⸗
zeugt: was Eonnte ihn hindern ein falſches Vorgehen zu
Hilfe zu nehmen, um den Orden als gut und unſchaͤdlich
Sorzuftellen ; hintennach ein gelinderes Spftem zu erden⸗
gen, und der Welt vorzuſpiegeln, es babe ſchon Tange Im
Drden Start gehabt? Er fänt ſelbſt: einige dieſer neuen
Grade habe er einigen Mitaliedern in Bayern bereits vor
Den ausgebrodhnen Stuͤrmen mitgetbeilt. Alſo waren
Diejenigen, welche bier geliefert werden, wohl noch niche
alle
1
— — — . — — — —
der Illuminaten-Grade. 69
itte verfertigts einige berfelben find alfo erft nachher er’
yacht worden. Auch nennt er die Glieder in Bayerny
welche die neuen Grade erbalten haben folle.., nicht, und
bäft ſolches ſo gar fuͤr unnörbig. Hütte er geſagt, es
diirfte ihnen Gefahr bringen, fo hätte es ſich noch hören
laſſen. Selb der Unftand daß er verfchiedenes oͤrent⸗
Lich gelehrt babe, führe ganz natuͤrlich auf den Gedanken,
Dad gerade dieſes nicht eigenrlich ein Gegenſtand er ges
beimen £ebren in der Gefellſchaft geweſen fonderneritbins
vennach bipein getragen worden fey. Denn es Fällt doch faft
Ins Licherliche, das Nemliche, mas eın Lehrer in öffentli«
ben Porleſungen vortraͤgt, auch in einet geheimen Geſell⸗
ſchaft, mo man nach feiner eignen Behauptung mehr er⸗
wartet 9) vorzubringen, ala ein Geheimniß zu behandeln,
und den Leuten dag ins Ohr au ſagen, was man laͤngſt
ſelbſt auf den Dächern gepredigt bar
Was aber vollig entſcheidet, if dad Zeugniß des
Mio, nebft der eignen anderwärtigen Aeußerung des Hrn.
Weishaupts ſelbſt. Nachdem Philo die Stuͤcke nahm⸗
haft gemacht hatte, melde in dem fogenannten ächsen
Fuuzinsten ganz richiig entbaiten feven, fo feßt er bin»
zu 1): „Ich muß ben diefer Gelegenbeit. auch augleich er⸗
innern, daß das von dem Hertn Weishaupt berausgeges
bene
9) Nachtrag zu Weishanpts Nechtfertigung. S. 7
1) Erklaͤr S. 96.
Er ſelbſt Hr. Meisbaupt ı mache in dem Schreiben
om die Areor agiten vom 2. Febt ng; 3) die Grade nabmi⸗
daft, welche dem Cyurfuͤtſten votgelegt werden ſollien.
Dieſe waren⸗ 1. DIE Vorvereitung 2. ner Minervalgtade
2. det muminatus minor. wo Wori dummſter Moͤnch
in dummſter Menſch veraͤndert / 4 der muminatus major,
wo die erde: p ſaffen und Zurfen ſtehen UN? im Wege⸗
ausgelafien ı 5. det Mmouminatus dinigens von welchem
V Exrklaͤr. S. 136.
1
h
}
\
\
72 Geſchichte,
Hr. Weishaupt ſelbſt als Verfaſſer bekennt 5), findet
ſich nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man gleich
durch die vorläufige Berufung auf daſſelbe ſo manchen
Vorwuͤrfen bätte entgehen fonnen. Was fan man ans
ders fließen, als daß diefes Spſtem damals noch gar
nicht, ſelbſt nicht einmal in Petto, eriftirte ?
Sindeffen enthält diefes Spftem doch im Grunde
noch immer die alten Marimen und Project, fo un«
ſchuldig ſolches demjenigen, der mit den vorhergehenden
Schriften der Illuminaten nicht befannt ift, auch ſchei⸗
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die
Ausdrüde find nur gemildert, und mas gleich auf dem
erſten Anblick anſtoͤßig ſcheinen mußte, iR weggelaſſen,
oder verdeckt worden. Noch immer werden die bdisheri⸗
gen Regierungen fuͤr unzulaͤnglich ausgegeben 6) und
behauptet, daß geheime Geſellſchaften ihnen, auch ohne
ibr Wiſſen und wider ihren Willen zu Hilfe kommen
muͤſten 7). Noch immer wird uͤber die Macht der Boͤ⸗
fen geklagt, und eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, welche
dieſen die Macht nehmen, und ſolche den Tugendhaften
bevfsgen ſollte, damit dieſe den Boͤſen fuͤrchterlich wuͤr⸗
den 8% Noch immer ſoll das ganze menſchliche Ge⸗
ſchlecht
5) Nachtrag der Drigin. S. aıı. vergl, mit ©. 186.
6). Verbeffertes Soſtem. ©. 30, u. f.
7) 1. 6. G. 35. u. f.
8) l. e. ©. 42. v. fı
der Jlluminatenr Grade 73
echt durch ‚eine ſolche Geſellſchaft gebeffert und ver⸗
it werden 9). Zwar ‚fol diefes alles nur durch Auf«
‚ung und Sittlichfeit geſchehen, mie auch bereits in
ı vorber .ebenden Schriften erinnert worden. iſt. Denn
großer Theil der- ſo betittelten Ideen über das Wer -
und Einrichtung einer geheimen Gefellfchaft , die ſich
ich fornen in dem verbefierten Epftem 's) befinden.
> in dem, in der Geſchichte der Verfolgungen abge«
ıdsen Iluminatus minor 3), vornemlich aber in der
albſt hefindlichen abgeändersen Antede au den Gchot«
den Ritter oder Illumiuatus dirigens 3), einiged in,
Apologie der Illuminaten A) auch ſchon enthalten.
ein man weiß au, daß es eine falſche Aufklärung gichte
Ice alle pofitive Religion und allg monarchiſche Rex
rungen verdrängen will: fo mie man ih auf Sittlich-
6 und Moral ebenfalls zum Schein berufen und bepde:
t als Mittel zw andern Abliten, 3. E. zut Befgien
jung: feiner Herrſchſucht gebrauchen fan, als worauf:,
r vorgebliche Kosmopolisismus zulent binaus lauft,
ven fo weiß man, wer die Böfen in der Sprache der
luminaten ſind. Es find alles die nicht zu ihnen gre
hoͤren.
O) Lc. S. 46.
V . c. S. 9- 63.
2) Geſchichte der Vetfolg. S. 14 - ar.
V) L c. ©. 222- 250.
a) Apolosie der Iluminaten. S. 89. f. S. 124. u. i.
74 SGe ſchicht e
bären, oder ſich weniglens nicht von ihnen regieren laſ⸗
fen wollen.
Auch din Anfehung der pofitiven Religion bat Hr.
Weishaupt in dem verbefferten Syftem noch die alte Mep⸗
mung, ob er fid gleich weit bebumfamer, -ald ebedem,
ausdrüdt. Yohrive Religion ift ihm am Ende nichts als
Dernunftreligion s2. „Der Orden, ſagt er, inuf, wenn
er Menfchen beifern wi, Softeme baben, die für die bes
Rrittene Lebrte Toon Der Unfterblichfeit der Eerle] einem
bririedigenden Aufibluß geben, und jeden Smweifler an
E-rrnbarung zurecht führen. Bro allen übrigen tritt die
Religion in das Mittel: fie Rellt allen die Share der Ver⸗
nunft vor, erſe art ihnen Die Beweiſe derſelben durch Autos
rität, und verfündigr foldde als Ausſpruͤche der Gottheit,
um fi dabey zu berudigen, und fie den Seinden feiner
Aue al? foiche entgegen zu ſtelen; und infofern ill pofls
tive Religion cine wahre Wobirbat, ein wahres Beduͤrf⸗
nı$ des Menſchen. So wie alſo gleich urſpruͤnglich
die Idſicht mar, die pefitive Religion berabzuſezen, fo
blieb dieſelbe quch in dem verbeſſerten Eplem. Eden
im Jadr 19 den 12. März ſprach Hr. Weisbaupt 6)
von einer gan Moral, Erziebung/ Statiſtik und Res
ug:on, melde durch idn und in rm Orden entfichen ſoll⸗
tx.
eVerbeſfſertes Sorte. S. 125.
& Ornaınalidriften. ©. 212.
der Slluminaten: Grade. 75
"Nur wollte cr ſtuffenweiſe zu Werk gegangen, und
E. den Marins damals iden ı7. Maͤrz 1778} noch mit
figtensabfichten verichont willen, weil fin Magen
ch nicht gaͤnzlich eingerichter fep, dieſe ſtarke Speife iu
tdauen 7). Eben fo wer Poilo gefinnt, wie die oben
geführten Stellen biweifen. In dem verbeſſerten En:
m ließ man zwar die Erzäblung weg, in der man Chrifio
ter mebrern auch die Abficht , die blofe natürliche Res
ion einzuführen, Fälfchlich bepgemeflen batte ; weil man
öder Erfahtung wohl bemerft haben mochte, mie anftö-
) diefed Manchem vorgefommen war. Man war alſo
vas vorfichtiger, fagte aber doch deutlich genug, daß
e pofitive Religion nur infofern fchägbar fin, ald fie die
bren der Bernunft vortrage. Hieraus war dann der
lu leicht zu machen , daß alles übrige feinen Werth
be, nicht von Bott berrübre, fondern menfchlichen,
lenfalls wohlgemeinten Abfihten oder wohl gar dem
etrug feinen Uriprung zu verdanfen babe.
Die großen Wiyſterien, welche nach dem Philo zwey
bthpeitungen, den Magus und den Rex haben follten 8,
it Philo nicht ſeibſt aussearbeitet, od er aleich auch an
er Ausarbeitung batte Antheil nehmen wollen 9. ie
waren
7) Sriginalfchriften- ©. 222.
9) Nachtrag der Drigin. 1. Abth. S. 108.
9) l. c. S. 102.
78 Geſchichte
waren bey ſeinem Abtritt von dem Orden noch nicht
gemacht 1) oder, wenn ſie gemacht waren, ſo hatte
man fie ibm, wegen der inzwiſchen entſtandnen Mis⸗
helligfeiten, nicht eommunicirt. Doc wuſte er gar
wohl, mas ihr Hauptindalt fepn ſote. „Man ſollte
in den böbern Moſterien, ſagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam
fraudem entdeden, nemlid das Vorgeben daß Chriſtus
6108 die natürliche Rekigion gelehrt, und eine adgemeine
Frephrit und Gleichheit habe einführen wollen, und daß
Diefer gebeime Sinn feiner Lehre durch die Difcipline
areani und hernach durch die Freymaurerey fortgepflanzt
worden waͤre, als wopon unmittelbar varber geſagt wor⸗
den waͤre 32, daß man dieſes vorgeben wollte. Man ſollte
ferner, b. aus allen Schriften den Urſprung aller religiö«
fen Sägen und deren Zuſammenhang entwideln Lund alfe
alle pofitive, vieleicht gar alle natürliche Religion
als falſch vorfteßen!] <. Die Eeſchichte des Ordens
eräblen.”
Hr. Weishaupt hatte. wie feine Gewohnheit war,
hereits vorläufig, und ehe noch die untern Grade im Rei«:
nen waren, an den geößern Mpiterien gearbeitet. Schon
unterm 9. Junius 1782 gedenkt ex in einem Brief an Tara
eines
1) Erffär. S. ı19.
2) Nachtr. der Origin. .Abib ©. 106.
a). 6. ©, 105.
— — — 2
· 222
EN ee a en —
der Illuminaten-Grade. 77
eo Grades vom patrinschalifchen Leben, der bei Gel:
und Marius mit hundert Stchloͤbern verwahrt ſey 4,.
elleicht iſt einiges davon in die Anrede des Prieſter⸗
des uͤbertragen worden. Als Hr. Weishaupt dieſe Anre:
eben ausgearbeitet hatte, und ſichs in einem Brief anCato
ne Datum zum Verdienſt angerechnet hatte, daß er eine
se Keligion, Staatsverfaffung und Erklätung der fo dun⸗
n Hierogipzben In einem Grad ſo paſſend zufammen-
Hänge hätte, ſetzte er unmittelbar binzu 53: .„Mati
ite glauben, es wäre dad groͤßte: und doch babe ich.
d drey größere, ungleih wichtigere Grade für die
nern Myſtetien ſchon fertig da liegen” [Was foll
e das Größere ſeyn? Im Prietergrab wurde das
tiftenehum abgeſchaft, und die natürliche Religion
die Stelle deſſelben geſetzt: mas bleibt größeres
ig, ald daß in den höhern Mifterien auch die natuͤr⸗
je Religion abgeſchaft, und nach Pbilo’s Ausdrud
eine Luͤge erklärt wurde?] Doch mollte Hr.
eishaupt mit dieſen wichtigen Graden behutſam
ii, fie fuͤr ſich behalten, und ſie blos allein bene
‚ritis ertheilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn
er nicht 9. In einem andern Brief ebenfals an
to vom 22. $ebr. ohne Jabt, wabrſcheinlich aber von
92 und alfd noch früher, als der vorhin angezogne
| Brief
u Nachtrag der Drigin. 1. Abth. ©. ar.
5) L. ec. &. 69.
6 Lc. & 9.
go Geſchichte
koͤnnte mir doch vielleicht entgegen geſetzt werden, daß
Hr. Weishaupt in dem vorhin angezognen Brief vom 18
Dec. 1734 ſagt 13: „Wenns zur Inquiſition fommen folls
se, fo rathe ich, fol ſich feiner von den Häuptern ad
Specialia einlaffen, fondern ſich gerade bin declariren, fie
werden fich durch Beinen Zwang in der Welt zwingen lafs
fen, jemand anderm die nöthige Eroͤfnung su machen, ale
Dem Churfuͤrſten ſelbſt. Diefem fol man fodann meine
zween Brade von den hoͤchſten Mipiterien zu lefen geben.
Ich wenigftend werde es fo machen, wenn die Frage an
mich fommt. Cie ſollen fchen, mas die Sache auf eins
mal eine uns gunftige unerwärtete Wendung nehmen wird.
Sie baden ſelbſt gelefen, was D. — — von dem erſten
Grade geurtdeilt: und ic) bin verfihert, der Ehurfärft
urtheilt ein Gleiches.
Unmoͤglich Fan Hr. Weishaupt die deyden Grade det
großen Mpfteriens melde ich In Händen gehabt und gelce
fen habe, dem Eburfärften haben vorlegen wollen. Es
muß alfo ein andred, A Ialeluite, wie es oben hieß, ein»
gerichtetes Exemplar vorbanden gemefen fepn , das nur
zum Schein und inder Abſicht verfertigt worden iſt, theils
um sutmätbige Leute, welchen man die großen Mpfterien
einzufeien aus andern Gründen nicht wohl abfchlagen
onnte, zu bintergeben , fo wie man au diefem Endzweck
auch
13 Nachtr. der Origin. 1. Abth. S. 223.
der Illuminaten⸗Grade. &
deinen gedoppelten Prieftergrad verfaßt hatte, theils
bey einer Inquiſition, dieman nach dem den a2. Jun.
4 ergangnen Churkfuͤrſtlichen Mandat vorausfeden
te » fich defto leichter herauszuwickeln. Indeß muß
. Weishaupt doch auch diefen veränderten und un.
tem Oraden nicht völlig getraut, oder befürchtet haben,
Achten Grade möchten doch wohl auch entdedt wer«
ir und dieſe Doppelzuͤngigkeit ihm und feinen Ans
ıgern nur um deſto tbeuerer zu flehen kommen.
an in einem folgenden Brief an die Mreopagiten vom
Gebr. 1785 hat er feine Mepnung geÄndert 2). Er
ht alle Grade nabmbaft, welche dem Ehurfürften,
d beſtimmt, wie viel von einem jeden bemfelden vor⸗
egt werden folle; gedenkt aber dabey mit keinem
Zort jener zween Grade der hoͤchſten Moſterien, fo
denig als er des and unſtreitig vorhandnen Regenten ⸗
xades gedenkt; woraus alfo von ſelbſt folgt, daß ob
r gleich 14 Tage vorher Willens geweſen, die zween
Brade vorzulegen, er ſie nun, und nach reifeter Ueber⸗
gung / nicht vorgelegt haben wollte, ‘
Raum iR es sum Schluß noch noͤthig au erinnern,
Da es aus dem vorbergehenden Elar iſt, daß fonahk
Bpartacus, als Philo die auf Ehurfärklihen Befehl
detauegegebenen Originalſchriften und deren Nachtrag /
aus
2) Nachtrag der Originalſcht. 1. Abth. ©. 204
594
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denn Monte nugnenn han Aamanntchundile mndnumehenn md nb
bolauninteno Maul uhndune Bla iinundtoıt Abtteita ng hie
Ah aulſſen nit Muller Ahnuon Mänillen am dilfe fämmen
elften #0 Vfoch Auen malale Alina hale Alonso han Hidn
ini mellnadı nk ehe Molrlithnte momillıhda m lıke
Minden Milo Unahl rhiten Me Anleger kein unenkbaſen
honlomem Illtes Mumie Mlofe ham den KAnnksunu ante anıla
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74 Geſchichte
hoͤren, oder ſich wenigſtens nicht von ihnen cedieren Safe
fen wollen.
Auch din Anfebung der pofitiven Religion hat Hr.
Weishaupt indem verbefferten Spftem noch die alte Mep⸗
nung, ob er fi gleich weit behutſamer, -ald chedem,
ausdruͤckt. Mohrive Religion ift ihm am Ende nichts als
Dernunftreligion 53. „Der Orden, fagk er, muß, wenn
er Menſchen beffern wid, Syſteme haben, die fir die bes
frittene Lehre [von der Unfterblichfeit der Seele] einen:
befriedigenden Aufſchluß geben, und jeden Zweifler an
Oẽ enbarung zurecht führen. Bey allen übrigen tritt die
Religion in das Mittel; fie ſtellt allen die Shue der Ver⸗
nunft vor, erfpart ihnen die Beweiſe derfelben durch Autos
rität, und verkuͤndigt ſolche ale Ausſpruͤche der Bottbeit,
um fich dabey zu beruhigen, und fie den Feinden feiner
Rube als folche entgegen zu ſtellen; und infofern iſt pofis
tive Religion cine wahre Wohlthat, ein wahres Beduͤrf⸗
niß des Menſchen. Go wie alſo gleich urfpränglich
die Abfiht war, die pofitive Religion berabaufegen, fo ,
blieb dicfelbe auch in dem verbeflerten Spüem. Schon
im Jahr 1778 den 10. März ſprach Hr. Weiechaupt 6)
von einer eignen. Moral, Erziehung, Statiftif und Res
kigion, melde durch ibn und in dem Orden entfichen folls
te.
5) Verbeſſertes Syſtem. ©. 125.
6) Driginalfchriften. ©: 217.
- — | —
70 GSeſchichte
waren ben feinen Abtritt won dem Orden noch nicht
gemacht ı) oder, w.an fie gemacht waren, fo hatte
man fie 10m. weien der ınzwifdin entflandnen Mis⸗
hbe Latciten, urcht ecmmunicirt. Doch wuſte er gar
meri, was cr Daussuda-t fepn folte. „Man ſollte
ia &e2 b: Sera Welrz:ea, jagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam
rare euenden, meld Das Dorgeben dab Chriſtus
2.28 Ns sırerüe Icliaioa arlehrt, und eine allgemeine
Jen zer Bader dabde einführen wollen, und daß
Beer sen Siem ertet Fedre durch die Difcipline
u. 53 derrad dar die Secnmaureren fortgepflangk
wit wir Sara uamttchdar vorber gefagt wor⸗
dea m.’ 2, NE anNicieiporzeben wollte. Man follte
= : 5: sr Etiıa en Urtsrung aller religioͤ⸗
Ur _naes zur ver Scüemweniing entwideln [und alfe
eh Pan. nein: Her ar natuͤrlich⸗ Religion
as u. ieh. ce Eeichichte des Drdens
Fe
> Kane N. ia Brmobnbeit war,
DI mat rd te ena dr Stern Grade im Rei-
om gear Tal ra geatdeikt. Schon
STImS er DE ae Krur an Caro
enes
Pertragenmorden. Als Hr. Weishaupt diefe Atircr
Isgearbeitet hatte, und ſichs in einemBrief anCato
kam um Verdienft angefechnet hatte, daß er eine
Islon, Staatsverfaffung und Erklaͤtung der fo datt»
koslboden in einem Grad fo paſſend zuſammen ⸗
dane, feßte er unmirtelbar Dinzu 95: „ Man
ben, es wäre das größte: und doch babe ich
[} größere, ungleih wichtigere Grade für die
Myſtetien ſchon fertig da liegen.” [Was foll
} Größere ſeyn? Im Vrieſtergrad wurde das
um Abgefchaft, und die natuͤrliche Religion
stelle deſſelben geſetzt: was bleibt größeres
als daß in den däbern Mifterien auch bie natuͤr⸗
igion abgeſchaft, und had Pbils’s Ausdrud
je Lüge efftärt wurde?) Doch wollte Ht.
upt mit diefen wichtigen Graben behutfans
de für ſich Behalten, und Ale blos allein bene
ertbeilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn
9. In einem andern Brief ebenfalls art _
mi in. Gebr. odne Jabt, wahtſcheinlich aber von
1 alfa noch früher, als der vorhin angezogne
73 Geſchichte
Brief vom 9. Junius 1782 geſchrieben iſt [denn von
41783 fan er nicht wobl fepn, mie der gleich hernach ans
gufübrende Brief vom 3. Febr. 1783 wahrſcheinſich
macht] fagt Hr. Weishaupt 7): „Wenn fie bier bey
mir wären, fo würde ih Ihnen meinen Brad ohne
Auſtand ertbeilen. — Aber aus Händen gebe ich dieſen
Brad nit, er iſt gar zu wichtig er if der Sdluͤſſel
zur alten ſo wohl als neuen Geſchichte, zur Religion
und zu jeder Staatsverfaſſung in der Welt.“ Auch
von dieſem dürfte wohl einiges in den Prieſtergrad cine
hefchalter worden ſeyn. Unterm 3. Febr. 1783 ſchrieb
Hr. Weishaupt abermald an Cato, und nachdem er fi)
über des Philo Prieſtergrad, vornemlich aber über deffen
Schottiſchen Rittergrad, und dann über den auch von
ihm verfertigten Negentengrad aufgehalten batte, fo
fegt er unmittelbar binzu 8). Weber diefen binaus habe
ih noch vier Grade ſchon cemponirt, mo gegen den
ſchlechteſten der Prieftergrad Zinderfpiel feyn fol; doc
tdeile ich fie Niemand mit, bis ich fee, wie die Sache
geht, und wer es verdient: laſſe mir auch nichts darinn
corrigiren ”
Obgleich bier bald von einem, bald von dreven
bald von vier Graden die Rede iſt: fo bat Hr. Weis⸗
baupf
7) Nadtrag der Drig. 1. Abth. ©. 71.72.
8) lc. ©. 95,
8e?
gr
|
jer am IM. nur zween ſeinet Wrave vun ocık
ferien 92. Diefe Mopfterien waren alſo wer
Pamals fertig. . .
diefen bepden Graden wird indeß Niemand
‚auch merden fie nicht ſchriftlich, fondern blos
grwäblten zum Leſen communicirt; daher fie
dier nicht gedrudt mitgetheilt werben koͤnnen.
'erfte, welcher Magus auch. Philofophus heißt,
Poinosififhe Grundfäge, nah melden Altes
3 Gott und die Welt einerley, ale Religion
13 eine Erfindung herrſachtiger Menſchen
eſes konnte man aus den vorbin angeführten
gen des Philo und des Spartacus ſchon im
nigermaßen vermuthen)·
‚zweyte, Rex genannt, lehrt, daß ein jeder
Bürger und Hausvater ein Souverain ſey, mie
ı vatriarhalichen Leben, auf welches die Leute
ruͤckgebracht werden müfen , geweſen (ep; und
& alle Obrigkeit wegfalieh müffe.
R bepden Grade habe auch ich, der ich in dem
80 Geſchichte
koͤnnte mir doch vielleicht entgegen geſetzt werden, daß
Hr. Weishaupt in dem vorhin angezognen Brief vom 18
Dec. 1734 fagtı): „Wenns zur Snquifition kommen folls
ve, fo rathe ich, fol ſich keiner von den Haͤuptern ad
Specialia einlaffen, fondern ſich gerade hin declariren, fie
werden fich durch feinen Zwang in der Welt smingen lafs
fen, jemand anderm die nöthige Tröfnung zu machen, als
Dem Cyhurfuͤrſten feld. Diefem fol man fodann meine
zween Brade von den hoͤchſten Mpfterien zu lefen geben.
Ich wenigftend werde es fo machen, wenn die Frage an
mich kommt. Cie folen fchen, mas die Sache auf ein«
mal eine uns gunflige unerwärtete Wendung nehmen wird:
Sie haben ſelbſt gelefen, was D. — — von dem erſten
Grade geurtbeilt: und ich bin verfihert, der Churfuͤrſt
urtheilt ein Gleiches.”
Unmsgli fan Hr. Weishaupt die deyden Grade det
großen Moferien, welche ich in Händen gehabt und gele⸗
fen habe, dem Ehurfärften haben vorlegen wollen. Es
muß alfo ein andred, A laleluite, mie es oben hieß, ein⸗
gerichtetes Exemplar vorbanden gemwefen feyn , das nur.
zum Schein und inder Abficht verfertige worden iſt, theils
um gutmuͤthige Leute, welchen man die großen Myſterien
einzufeien aus andern Gründen nicht wohl abfchlagen
konnte, au bintergeben , fo wie man au Biefem Endzweck
auch
1) Nachtr. der Origin, 1. Abth. S. 223.
N
en — — — —
der Iluminaten⸗Grade. gı
einen gedoppelten Prieftergrad verfaßt hatte, tbeilß
’ bey einer Inquifition, die man nach dem den 22. Jun.
1734 ergangnen Churfärftlihen Mandat vorausfehen
Bonnte , ſich defto leichter herauszuwickeln. Indeß muß
Hr. Weishaupt doch auch dieſen veränderten und un-
Ächten Graden nit völlig getraut, oder befürchtet haben,
bie Achten Grade möchten doch wohl auch entdedt wer⸗
ben, und diefe Doppelsüngigfeit ihm und feinen Ans
haͤngern nur um deſto tbewerer zu ſtehen kommen.
Denn in einem folgenden Brief an die Äreopagiten vom
1. Febr. 1785 bat er feine Mepnung geändert 2). Cr
Bacht alle Grade nahmbaft, weiche dem Ehurfürften,
ind beftimmt , wie viel von einem jeden demfelden vor⸗
jelegt werden folle; gedenkt aber dabey mit keinem
Wort jener zween Grade der böchften Myſterien, fo
senig als er des and unftreitig vorbandnnen Regentehs
wades gedenft; woraus alfo von felbft folgt, daß ob
e glei 14 Tage vorher Willens gemefen, die zween
Brade vorzufegen, er fie nun, und nach reifeter Ueber⸗
tgung nicht vorgelent haben mollte,
Raum iſt ed sum Schluß noch nöthig zu erinnern,
a es aus dem vorhergehenden klar it, daß ſowohl
Spartacus, als Philo die auf Churfuͤrſtlichen Befehl
erausgegebenen Originalſchriften und deren Nachtrag/,
aus
2) Nachtrag der Originalſchr. 1. Abth. ©. 204.
f
82 Geſchichte
aus welchen beyde fo oft ſelbſt Beweiſe bernebmen,
für acht anerkannt haben. Was in denen im Nachtrag
enthaltenen Briefen des Philo und in deffen Endlichen
Erklärung von Hr. Weishaupt erzählt wird, ift ebens
falls als glaubwürdig anzufeben. Denn diefer beruft
ſich, wie oben gemeider worden , ſelbſt auf die Briefe
des Philo, und was die Endlihe Erklärung berritt, fo
bat Hr. Weishaupt Berfelben, ob fie gleich fon 1788
erſchienen ift, bisher auch noch nicht Bas Geringſte ent⸗
gegen gefept.
Das Philo, oder der Srepberr von Knigge feit
feinem Abgang von dem Drden, wie er verficbert 3)
nicht den mindeiten Antbeil weiter an demfelben genoms
men babe, fan man ibm glauben. Dennoch bat er
nicht unterlaffen, die .in dem Drden üblichen fo wohl
religiöfen als politiſchen Brundiäge theils zu befchönigen,
theils weiter auszubreiten. Solches bemeifen nicht nur
die Endlihe Erklärung ſelbſt, fondern auch einige fei«
ner neuelten Schriften, namentlich feine fo betittelte:
- Papiere des Herrn Etatsrath von Schaafskopf, und
fein politifches, ihm von Niemanden abgefordertes ,
Ölaubensbefenntniß.
Auch Hr. Weishaupt verfihert, fo fehr er es bes
dauert, dag er in dım Kauf feiner Arbeiten unterbros
den
3) Erklaͤr. ©. 139.
84 Geſchichte der Illuminaten⸗Brade
letzt bis unter die gemeinen Buͤrger und Bauern ausge⸗
fireut werden; ſondern auch, daß einzelne Illuminaten,
für ſich allein, oder auch auf Befehl ihrer, andern Leu⸗
ten nicht befannten, Obern, fi) in andre gebeime Ges
ſellſchaften einmifchen und gegen die Religion und die
monarchiſchen Negierungen noch immer fortarbeiten,
wovon in ber Vorrede ein auffallendes Exempel anges
führt worden.
'ord, California
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