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Full text of "Die neuesten Arbeiten des Spartacus und Philo in dem Illuminaten-Orden"

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Borrede -- 


r 


De Abſicht bey der Herausgabe dieſer Hier mitge⸗ 
theilten hoͤhern Grade der Illuminaten iſt nicht; 
Die Neugierde des Publicums, das fie noch niche ges 
druckt gelefen bat, zu befriedigen, fondern daſſelbe 
auf die darin enthaltnen, den Voͤlkern wie den 
Fuͤrſten gleich gefaͤhrlichen Grundſaͤtʒe dieſer vor⸗ 
geblichen Welt-Reformatoren, im Srunde ader 
herrſchſuͤchtigen Welt Umwaͤlzer, aufmerkſam zu 
machen. Dieſes iſt bey Den gegenwärtigen Beitläuften 
um fo nöthiger‘, je gewiffer fo manche Lente aus 
allen ihren Kräften "bemüht find, die In dieſen 
Graden aufgeftellte verfängliche Theorie in Aus 
uͤbung zu bringen, alle geheiligte Bande ber Menſch⸗ 
heit zu zerreißen ; friedliche Bürger durch Schimaͤ⸗ 
ren von allgemeiner Freyheit und Gleichheit ge⸗ 
gen ihre gute Obrigkeit zu empoͤren, Staatsverfaſ⸗ 
fingen, bey welchen, ungeachtet der allen menfchs 
lichen Anftalten antlebenden Unvollftommenbeiten, die 
Voͤlker möglichft glücklich waren, umzuſtuͤrzen, die 
Sitten zu vergiften, alle Religion auszurotten und 
alle _ 





IV Vorrede. 


alle mögliche Greuel der Verwuͤſtung über ehemals 
gefegnete Gegenden berbepzuführen. 


Das Publicum ſahe bier die, legte und vors 
nehmſte Duelle, : aus welcher afle die bisherigen Un» 
ruben und Zerrüttungen gefloffen find. Hätten bie 
im Finſtern ſchleichenden Verbündeten nicht die une 
. felige Geſchicklichkeit gehabt, ſich vor rechtichaf> 
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Minifter und Res 
genten einzufchläfern, und dadurch von Gegenanffale 
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und Dagegen ihre vers 
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl Durch Schriften ohne 
Zahl, ald auch vornemlich durch Unterredungen und 
durch Gefellfchaften mancheriey Art und unter mans 
cherley Masken, ungehindert.unter alle Rlaffen von 
Renten zu bringen: fo wäre die Welt noch rubig, und 
die Verbeflerungen, die. von Zeit. zu Zeit noͤthig 
feyn dürften, würden ordnungsmäßig gefucht , und 
eben fo nach Möglichfeit bewilligt worden ſeyn; fo 
hätten die Unrubftifter nachher, als fie fich zum 
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges 
funden; fo wären die Rheinländer von Verrätbern,. 
von ber Verführung durch tolle Vorfpiegelungen, 
son erfünftelten oder auch erzwungnen Empdruns 
gen gegen ihre rechtmäßigen Obrigkeiten, und von 
allen denen hiermit verbundnen Abſcheulichkeiten frey 
geblieben; fo hätte ſelbſt Frankreich das Glück ges 

habt, 
% 


Vorrede. v 


Habt, die Abſchaffung ber dort herrſchenden Mid 


Bräuche zu erhalten, ohne in das ſchauderhafteſte 
und noch nie gefehene Elend geflürze zu werben:. 


Trojague nunc ftaret, Priamique arx alta maneret! 


Man lefe den in der Wiener Zeitfbeift.*) fe u \ 


betittelten wichtigen Aufſchluß über eine noch 
wenig bekannte Veranlaffung dev Franzoͤſiſchen 
Revolution; undurtheife + denen zu gefallen, welchen 
Diefed Journal, das bie Verbündeten auf alle Ara 
zu unterdrücken fuchen, noch nicht zu Geficht gekom⸗ 
‚men feyn mag, babe ich den folgenden Auszug beys 


gefügt, in ber Weberzeugung, daß derfelbe hieran , 


der rechten Stelle ſtehe, Wer das ließt, der merke 
darauf! 


Der ungenannte Verfeſſee ek Aufeh,n jur . 


ber dem Heraudgeber der gedachten Zeitſchrift von 
‚quverläßiger Hand, wie er fägt, mirgetheilt worden, 
fpricht zuerſt von den befannten Urſachen dieſer bey⸗ 
fpiellofen Revolution, und fegt dieſelben theils in 
„Denn @iend bed Volks, den ungeheuern Erpreſſungen, 
dem Verfall der Finanzen, dem Druck der Defpotie, 
dem Minifferial. und Adels: Defpotismus ; theils 


in der falſchen Aufklärung und der öffentlichen Her⸗ 
abwuͤrdigung der Religion und Tugend, vornemlich 


in 
) Zaprgang 1793. 2. Heft, © 145. u. k. 


ZT 


— 
⁊ 


Ey 


en 


Kinn 


vi Vorrede. 


in Schriften.” Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter . 
bisher noch nicht bekannte Urſache, welche er in der 


KEınmifdung Deutſcher Illummaten findet, wo⸗ 


Durch die ganze Maſchine ven Hauptiſteß zur Bewe⸗ 
gung erhalten babe. Es verlohnt ficb der Muͤhe, 
feine eigne Worte hierüber anher zu fegen. 


„Ob indeffen die Kranzdfii-he Revolution burch 
jene Staatskrankheit, und das durch eıne uͤble Rich⸗ 
ung der Riteratur angerichtete VBerderben der Reli⸗ 
gion und Sitten fobald zu Stande gekommen wäre 
(und daß fie zu frübe und übereift ausgebrochen, 
und einer unzeitinen Geburt gleich iſt, geſtehen ſchon 


viele ibrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein) 


wenn nicht ein Drirres hinzu gefommen wäre, dag 
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? dieß bezweifle 
ich febr. Und dieſes Tertium ingerveniens? hier 
iſt es, fo unmahrfcheinlich und unglaublich e8 mans 
chem dünten wird, und fo febr auch aus ganz guten 
Gründen ed manche geradezu ableugnen werden. 


„Vermuthlich werben die Lefer diefes Aufſatzes 
fih noch aus der Berlinifchen Monatsichrift von 
1785 einer Sreymaurer: Parthey erinnern, an deren 
Spitze Damals die Herrn Martin, Willermez, Chap- 
pes de la Henriere, und andre (Funden, und melche 
den Nahmen der Philalethen Chevaliers bienfaifans, 

und 


Vorrede. vn 


und auch denjerigen des Amis reunis führte. Das 
febwärmerifche Syſtem diefer Varthey kan man 
aus den Buͤchern des Erreurs ete. kennen lernen, und 
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge 
Schwindelkoͤpfe demſelben angebangen. Im Jahr 
1788. gieng in diefer Yoge des Amis reunis eine 
große Veränderung vor, durch welche die Anhänger 
derfelben aus Philalechen in Philopfeuden, aus Che- 
 waliers bienfaifants in Chevaliers melfaifants, aus 
Amis reunis in Ennemis reunis verwandelt wurden. 
Zween Deutfebe. die unter den Illuminaten anſehn ⸗ 
liche Stellen bekleideten, und ganz für das ungeheure 
Project ihres Drdend eingenommen waren, durch 
eine vorzunebmende Weltreformation der bisheri⸗ 
gen Religions⸗ und Staaıs: Verfaſſung eine ae 
tere Geitalt zu geben, Sürften und Pfaffen, als 
bie eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abs 
zuſchaffen, die natürliche und allgemeine Gleichheit 
unter den Menſchen herzuftellen, und ſtatt des Chris 
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen, 
kamen Angefaͤbr um diefe Zeit nach Paris. Die eis 
gentliche Abficht ihrer Reife dahin war, wegen de _ 
Magnetismus, derdamald viel Lärm machte, Nach⸗ 
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den 
Auftrag baden, fich mach den Verhältniffen zu er, 
kundigen, in welchen, mie man noch damals auf 
Veranlaſſung der Berlinifchen Monatsſchrift hin und 
- wieder 





Fu 


vi Vorrede. 


wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern, 
und vorzuͤglich denen, die ſich Amis reunis nannten, 
ſtehen ſollten, und etwas aufzuſuchen, was zur Beſtaͤr⸗ 
kung jener ſchon wankenden Hypotheſe dienen koͤnnte. 


Wer den mehr als fanatiſchen Proſelytenma⸗ 
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird es nicht 
befremdend finden, daß dieſe beyden Maͤnner, als eif⸗ 
rige Illuminaten, die Gelegenheit genutzt, die ſich 
ihnen darbot, ihr Syſtem auch auswaͤrtig zu ver⸗ 
breiten. Da die Loge des Amis reunis Alles ſam⸗ 
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur 
in der Welt aufzutreiben war, ſo war ſchon dadurch 
dem Illuminatismus der Weg in dieſelbe gebahnt. 
Es waͤhrte nun auch nicht lange, ſo ward dieſe Loge 
nebſt allen die von ihr abhiengen, mit dem Illumi⸗ 
natismus impraͤgnirt. Ganz als weggewiſcht war 
nun das bisherige Syſtem derſelben, ſo daß auch 
von dieſer Zeit an der Nahme der Philaleten ſo ganz 
verſchwunden iſt, als ob er nie geweſen mare, und 
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis 
ſchen Schwärmerey tratt nunmehr die pbilofo> 
pbifch : politifche. 


Diefe ungeheure Metamorphofe ift Beffättigung 


des bekannten Grundſatzes, daß der Schritt von ei» 


nem Ertrem zum andern der Fürzefte iſt. In einer 


jeden diefer fo umgemwandelten Logen entffand nun 


ein 


x Borrede, 


und um befto gefährlicher fein Welen treibenden Il⸗ 
luminatismus ſind die Comitẽs politiques ent« 
Kanden, die dem “Iacobiner Club ſein Daſeyn 
gegeben. 


Sollten manche, die dazu ihre guten Gruͤnde 
haben moͤgen, dieſes fuͤr unwahr erklaͤren; ſo wuͤr⸗ 
den ſie wohl thun, uns zu erklaͤren, woher die große 
Uebereinſtimmung komme, die zwiſchen dem Jaco⸗ 
binismus und Illuminatis mus nicht nur in Grund⸗ 
haͤtzen, ſondern auch ſogar in gewiſſen aͤuſſern Din⸗ 
gen augetroffen wird, als da in ihren Clubs diejeni⸗ 
gen, die reden wollen, nach Frepmaurer: Art ums 
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobinismus und 
der durch Illuminatismus verunſtalteten Maur rey 
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen 
in der Welt haben nur blos auf das Reich Bezug 
genommen, worinn ſie entſtanden ſind: dieſe hat die 
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt 
das blos Character der Franzoſen, uns wie vormahls 
ihre Moden, nun auch ihre Freyheit zu ſcheuken; 
ober iſts nicht vielmehr Ausführung des Plans einer 
allgemeinen Welt. Umkehrung, den ber Illumi⸗ 
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kommts, daß 
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗ 
beit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige 
ımb Faͤrſten ald der kleinen Tprannen, und ihre ges 

walts 


yı Vorrede. 4 


tung haben, das Eigenthum ihrer Untertbanen- zu 
beſchuͤtzen; und dag Koftbarite iſt ihre Religion 
und bürgerlicbe Ruhe, und fie gegen beimliche 
Meuchler zu fichern, bat dıe Franzoͤſiſche Revolu⸗ 
tion und die Befcbichte der lchergabe von Mainz 
an die Franzoſen leider! gu sehr beſtaͤrkt, was in 


der Sranzöftichen Ucheriegung der geheimen Bricge, 


üper die Preugifche Staatdverfailung ın der Vor⸗ 


rede gelagt iſt: Ce n’eft pas une ligue impuiflen- 


te, qu'une Conjurstion des Philofophes arm&s 
pour (contre hatte es aufrichtiger heiſſen follen) 
la ve£rit£. 


„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans 
regung gebracht zu haben, und ich fehließe damit, 
Daß ich fage: " 


Dixi et falvavi animam meam! “ 


ILLV- 








Cinleitung. 


N. ein Schottiſcher Ritter in biefen Grab des bos 


bern Ordens aufgenommen werden fol, fo muß derfelbe 


1) ald Minervaf gezeigt haben, dag er fich derjenigen 


Wiffenfchaft , welche er fi zu feinem Lieblingsfad 
gewählt, mit Ernft gewidmet, und inderfelben feine , 


gemeine Fortfchritte gemacht habe, ald worüber ee 
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß. 


:2) Muß er fi in den folgenden maurerifhen Graden 
den Beyfall feiner Vorgeſetzten erwerben, folglich 


a) feinen Verftand aufgeklärt, 

b) fein Herz gereinigt, 

ec) feine Sitten geläutert, 

d) dem O. nüzliche thätige Dienfte geleiftet haben 
V & 





Briefkergead: 3 


4) Er wird fodann entweder vom Bräfect des Kabitels, 

- welcher immer diefen Grad hat, und die Verſamm⸗ 
Jungen deffelben nach Gefallen frequenticen kam dem 
ProvinzialsDbern empfohlen, oder Durch den Decas 
aus. zur Beförderung in dieſe Klaffe in Vorſchlag ge» 
bracht, ober von den höhern Obern dazu aucdrück⸗ 
lich ausgehoben, 


"9 Wen die Einwilligung des Provinzial⸗ erfofat if) 
fo beftellt der Präfect den Kandidaten zu fih, eroͤf⸗ 
net ihm den Entſchlus der Erl. Obern und fagt ihm! 
»Der Grad, den er nun erhalten werde, führe zur 
doͤchſten Stufe des O. und werde nun fernerhin, 
menn feine weitern Proben gut auäfielen, mit det 

*" Direetion des untern Gebäudes nichtd mehr zu thun, 
und er nicht mebr noͤtdig baben, weder FXtenoch 
DVerfammlungen zu beſuchen. 


5) Hierauf gieht er ihm Die Addreſſe des Decanu⸗ det 
Provinz und träge ihm auf, nachfolgende Sagen zu 
beantworten und an felbigen einzuſchicken : 


©) Sind unfee jegigen Welteinrichtungen bet Beſtim⸗ 
mung, zu welder der Menſch auf diefe Erde nes 
ſetzt su ſeyn ſcheint, ängemeffen oder hicht ? Era 
füllen 3. B. Stanten, bärgerlihe Verbinbüngenz 
Dolkörsligionen den Zweck, um detentwillen bie 
Aa \ Men ⸗ 

J 





Prieſtergrad. 


Menſchen dieſelben errichtet haben? Befoͤrdern die 
gemeinen Wiſſenſchaften wahrhafte Aufklaͤrung, 
wahre menſchliche Gluͤckſeligkeit; oder find fie viel⸗ 
mehr Kinder der North, der vervielflitigten Bes 
dürfniffe , des widernatuͤrlichen Zuftandes , Erfins 
dungen fpinfündiger eitler Köpfe? 


b) Welche bürgerliche Verbindungen, welche Willens 
f&aften fcheinen Ihnen zweckmaͤßig, und welche 
nicht? 


c) IR es wobl einſt anderſt in der Welt geweſen? 
Gab es nicht einen einfachern Zuſtand, und wie 
denken Sie ſich denſelben? 


d) Wäre es wohl moͤglich, nachdem wir nun alle 
Nichtigkeiten unferer bürgerlichen Verfaſſung durch⸗ 
gegangen, einmal wieder äu der erſten Simplicität 
zuruͤckzukommen, au einer edeln Einfalt, die als⸗ 
denn um defto dauerhafter fepn würde, da fie mie _ 
den Erfahrungen aller Art von Verderbniffen aus⸗ 
nerüfter, das Menſchengeſchlecht in einen ſolchen 
Zuſtand feßte, in dem fich etwa ein einzelner 
Menſch befindet, der, nachdem er in feiner uns 
ſchuldigen Kindheit unverderbt, beneidenswuͤrdig 
aluͤcklich geweſen, in den Juͤnglingsjahren von 
Leidenſchaften irre geführt worden, und alle Ges 
fabren kennen gelernt bat, dann in feinem gebils 

deten 


—* 


vum Vorrede. 


wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern, 
und vorzuͤglich denen; die ſich Amis reunis nannten, 
ſtehen sollten, und etwas aufzufuchen, was zur Beſtaͤr⸗ 


kung jener ſchon wankenden Hypotheſe dienen könnte. 


Wer den mehr als fanatiſchen Proſelytenma⸗ 
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird es nicht 
befremdend finden, daß dieſe beyden Maͤnner, als eif⸗ 
rige Illuminaten, die Gelegenheit genutzt, die ſich 
ihnen darbot, ihr Syſtem auch auswaͤrtig zu ver⸗ 
breiten. Da die koge des Amis reunis Alles ſam⸗ 
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur 
in der Welt aufzutreiben war, ſo war ſchon dadurch 
dem Illuminatismus der Weg in dieſelbe gebahnt. 
Es waͤhrte nun auch nicht lange, ſo ward dieſe Loge 
nebſt allen die von ihr abhiengen, mit dem Illumi⸗ 
natismus impraͤgnirt. Ganz als weggewiſcht war 
nun das bisherige Syſtem derſelben, ſo daß auch 
von dieſer Zeit an der Nahme der Philaleten ſo ganz 
verſchwunden iſt, als ob er nie geweſen mare, und 
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis 
ſchen Schwärmerey tratt nunmehr die philoſo⸗ 

phiſch⸗ politiſche. 


Dieſe ungeheure Metamorphoſe iſt Beffättigung 
des bekannten Grundſatzes, daß der Schritt von ei⸗ 
nem Extrem zum andern ‚ber kuͤrzeſte ift. In einer 


jeden diefer fo umgewandelten Logen entffand nun 


ein 


x Borrede, 


und um deſto gefährlicher fein Wefen treibenden Il⸗ 


Iuminatismus find.die Comitẽs politiques ent⸗ 
fanden, Die dem “Iacobiner > Cluv ſein Daſeyn 
gegeben. 


Sollten manche, die dazu ihre guten Gruͤnde 
haben moͤgen, dieſes fuͤr unwahr erklaͤren; ſo wuͤr⸗ 
den ſie wohl thun, uns zu erklaͤren, woher die große 
Uebereinſtimmung komme, die zwiſchen dem Jaco⸗ 
binismus und Illuminatismus nicht nur in Grund⸗ 
haͤtzen, ſondern auch ſogar in gewiſſen aͤuſſern Din⸗ 
gen angetroffen wird, als da in ihren Clubs diejeni⸗ 
gen, die reden wollen, nach Freymaurer⸗Art ums 
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobinismus und 
der durch Illuminatismus verunſtalteten Maur rey 
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen 
in der Welt haben nur blos auf das Reich Bezug 
genommen, worinn ſie entſtanden ſind: dieſe hat die 
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt 
das blos Character der Franzoſen, ung wie vormahls 
ihre Moden, nun auch ihre Freyheit zu ſchenken; 
oder iſts zit vielmehr Ausfuͤhrung des Plans einer 
allgemeinen Welt Umkehrung, den der Illumi⸗ 
natismus zuerft ausgeheckt? Woher kommts, daß 
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗ 
heit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige 
mb Faͤrſten ald der Fleinen Tprannen, und ihre ges 

walts 


a x . ‚ . 23. d 
ZN 


nt Vorrede, x 


waltſame Unterdrüctung der Priefterfchaft, und 
‚alle Schritte zur Vertilgung bed Chriſtenthums und 
Einführung einer philofophifehen Religion, wobey 
einem jeden Mauvillons, eines befannten Illumi⸗ 
waren Meufferungen über das Chriftenthum, und 
diejenigen die Knigge, Eampe, und andere: über 
Staat und Religion vorgetragen, einfallen; woher 
fommts, fage ich, daß diefed alle mit dem, mag 
man in den Öriginalfchriften der Illuminaten 
findet, fo genaw übereinffimmt, wenn feine Vers 
Bindung unter beyden iſt: woher hat der Fakobinids! 
mus allenthalben auch in dem entfernteflen Gegen 
den fo viele Anhänger ; und wie ift es zu erklären, 
daß dieſes gerade folche find, die mit dem Illumi⸗ 
natiömus, fo weit man nachfpüren Fan, in gewiſſen 
Verhaͤltniſſen geftanden ? Das: les beaux genies fo 
sencontrent! iff nicht genug zur Veanttwortung. “ 


» Db es übrigend der Mühe werth fey und 

. wichtig und nothwendig, daß Fürften und Obrig⸗ 
feiten aller Arten auf alle gebeime Affeciationen, 
amd follten fie auch nur blos ald Leſegeſellſchaften 
eriftiren, oder ſich den unichufdigen Namen eines 

litterariſchen Zirkels geben, und alio eine ges 
wiſſe Publicitaͤt affectiren, ein wachſames Auge zu 

haben, will ich jedem zu beurtheilen anheim ſtellen. 

Außer dem, daß die Regenten die große Verpflich, 

tung 





x Vorrede. 4 


tung haben, das Eigenthum ibrer Untertbanem- u 
beichuͤtzen; und das Koſtbarſte iſt ıbre Religion 
und buͤrgerliche Ruhe, und fie gegen beimliche 
Meuchler zu fidern, bat die Franzoͤſiſche Revolu⸗ 
tion und die Befidichte der lichergabe von Miainy- 
an die Franzoſen leider! gu ehr beilärkt, was is 
der Franzoͤſiſchen Ucberfegung der gebeimen Bricte. 
uͤber die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗ 
rede geſagt iſt: Ce n’eft pas une ligue impuifſan- 
te, quune Conjurstion des Philofophes arm&s 
pour (contre haͤtte es aufrichtiger beiffen follen) 
la ve£rite. 


„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans 
regung gebracht zu baben, und ich febließe damit, 
Daß ich fage: 


Dixi et falvavi animam meam! “ 


ILLV- 


a. 


ILLVMINATI 
Dritte Klaffe 





I. Kleine Myfterien. 


A. Kleiner Prieſtergrad. Presbyter, 


Ta Abſchrift iſt mir einem von 
den Erl. Obern documentirten und bes 
gelten Exemplare vollfommen gleichlautend, 
elches hiermit durch Vordruͤckung des Siegels 
r zweiten Deutſchen National Inſpection 
traͤftiget wird. Edeßa 1152. Jeidedj. 


Philo. 
(L. S.) 


a Ein 





yıı Vorrede. 5 


tung haben, das Eigentbum ihrer Unterthanen zu 
beſchuͤtzen; und dag Koftbarfte ift ihre Religion 
und bürgerliche Ruhe, und fie gegen beimliche 
Meuchler zu fichern, bat die Franzoͤſiſche Revolu⸗ 
tion und die Sefchichte der lichergabe von Mainz- 
an die Franzoſen leider! gu ſehr beſtaͤrkt, was in 


der Franzoͤſtſchen Ucheriegung der geheimen Bricte 


über die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗ 
rede gefagt ill: Ce nm’eft pas une ligue impuiflan- 
te, qu’une Conjurstion des Philofophes armes 
pour (contre hatte es aufrichtiger beiffen follen) 
la ve£rite. 


„Mir if’ 8 genug, diefe wichtige Sache in Uns 
regung gebracht zu haben, und ich febließe damit, 
daß ich fage: ” 


Dixi et falvavi animam meam! “ 


Einleitung. 


Wan ein Schottiſcher Ritter in dieſen Grad bes boͤ⸗ ' 
bern Ordens aufgenommen werden fol, fo muß derfelbe 


1) ald Minervaf gezeigt haben, dag er fich derjenigen 
Wiſſenſchaft, welche er fich zu feinem Lieblingsfach 
gewaͤblt, mit Ernft gewidmet, und in derfelben Feine -, 
gemeine Zortfchritte gemacht habe , al3 worüber ee 
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß. 


2) Muß er fi in den folgenden maurerifchen Graden 
den Benfall feiner Vorgeſetzten erworben, folglich 


a) feinen Verſtand aufgeklärt, 
b) fein Herz gereinigt, 


e) feine Sitten geläutert, 


Eu. WE 


d) dem O. nuͤzliche thaͤtige Dienfte geleiftet habens 
3) Er 





Drieflergrad: . 2 


4) Er wird fodann entweder vom Praͤfeet des Kapitels, 
welcher immer diefen Grad hat, und die Verſamm⸗ 
Jungen deffelben nah Gefallen frequentiren fan, dem 
Provinzial⸗Obern empfohlen, oder durch den Decas 
nus zur Beförderung in dieſe Klaffe in Vorſchlag ges 


bracht, oder von den höhern Dbern dazu ausdruͤck⸗ 


lich ausgehoben. 


) Wein die Einwilligung des Provinzials erfofät ifty 
ſo beftellt der Präfeet den Kandidaten zu ſich, eröfz 
net ihm den Entfchluß der Erl. Dbern und fagt ibm: 

„Der Grad, den er nun erbalten werde, führe zur 
hoͤchſten Stuffe des D., und werde nun fernerbin, 


wenn feine mweitern Proben gut audfielen, mit dee 
/ 


u Direction des untern Gebaͤudes nichtd mehr zu thun, 
und er nicht mehr noͤthig baben, weder a noch 
Verſammlungen zu beſuchen. 


5) Hierauf giebt er ihm die Addreſſe des Decanua det 
Provinz und trägt ihm auf, nachfolgende Tragen zu 
beantworten und an felbigen-einzufchiden : 


a) Sind unfre jeßigen Welteinrichtungen ber Beſtim⸗ 
mung, zu welcher der Menſch auf dieſe Erde ges 
feßt zu ſeyn ſcheint, angemeſſen oder nicht? Er⸗ 
füllen z. B. Stamen, buͤrgerliche Verbindüngen / 
Volksreligionen den Zweck, um derentwillen die 

Ar \ Mens 
f 

















ıv DBorrede 


alle mögliche Greuel der Verwuͤſtung über ehemals 
gefegnete Gegenden berbepzuführen. 


Das Publicum fahe bier die, legte und vors 
nehmſte Quelle, au welcher alle die bisherigen Un⸗ 
ruhen und Zerrüttungen gefloffen find. Hätten bie 
im Sinftern fchleichenden Verbündeten nicht die une 
eelige Geſchicklichkeit gehabt, ſich vor rechtſchaf⸗ 
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Miniſter und Re⸗ 
genten einzuſchlaͤſern, und dadurch von Gegenanſtal⸗ 
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗ 
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl durch Schriften ohne 
Zahl, als auch. vornemlich durch Unterredungen und 
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗ 
cherley Masken, ungehindert unter alle Klaſſen von 
Leuten zu bringen: ſo waͤre die Welt noch ruhig, und 
die Verbeſſerungen, die von Zeit zu Zeit noͤthig 
ſeyn duͤrften, wuͤrden ordnungsmaͤßig geſucht, und 
eben ſo nach Moͤglichkeit bewilligt worden ſeyn; ſo 
haͤtten die Unruhſtifter nachher, als ſie ſich zum 
Theil oͤffentlich zeigten, nicht ſo vielen Eingang ge⸗ 
funden; fo wären die Rheinlaͤnder von Verraͤthern, 
von der Verführung durch tolle Vorfpiegelungen, 
von erfünftelten oder auch erzmungnen Empsruns 
gen gegen ihre rechtmäßigen Obrigkeiten, und von 
allen denen hiermit verbundnen Abſcheulichkeiten frey 
molichen; ſo haͤtte ſelbſt Frankreich das Gluͤck ge⸗ 

habt, 





Vorrede. v 


Habt, die Abſchaffung der dort herrſchenden Mis- 


braͤuche zu erhalten, ohne in das ſchauderhafteſte 
und noch nie geſehene Elend geſtuͤrzt zu werden: 


Trojaque nunc ſtaret, Priamique arx alta 


Man leſe den in der Wiener deitſchrift * R j 


betittelten vweichtigen Aufſchluß Über eine noch 
wenig befannte Veranlaffung der Franz oͤſiſchen 
evolution ; undurtheite }-denen zu gefallen, welchen 
dieſes Journal, das die Verbündeten auf alle Ard 
gu unterdrücken fuchen, noch nicht zu Geficht gekom⸗ 
‚men feyn mag, babe ich den folgenden Auszug beys 
gefügt, in der Ueberzeugung, daß derfelbe bier an 
der rechten Gtelle ſtehe,! Wer das ließt, der merke 
Darauf! 


Der ungenarinte Berfaffer —E— — mt“ 


cher dem Herausgeber der gedachten Zeitſchrift von 
quverläßiger Hand, wie er fügt, miltgetheilt worden, 
foricht zuerſt von den befannten Urſachen diefer dey⸗ 
ſpielloſen Revolution, und fegt diefelben theils in 
dem Elend des Volks, dem ungeheiern Eipreffungen; 
dem Verfall der Finanzen, dem Druck der Deſpotie, 
dem Miniſterial · und Adels: Deſpotismus; theils 


in der falſchen Aufklärung und der öffentlichen Her - 
abwuͤrdigung der Religion und Tugend ,. vornemlich 


=» Jahrgang 1793, 2. Heft, S. 145. u. k. 





vi Vorrede. 


in Schriften. "Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter . 
bisher noch nicht bekannte Urfacbe, welche er in der 
MÆMEhinmiſcdung Deurfcher Illuminaten findet, wo⸗ 
durch Die ganze Maſchine ven Haupiſteß zur Bewe⸗ 
gung erhalten habe. Es verlohnt ſich der Mübe, 
feine eigne Worte bierüber anher zu ſetzen. 


„Ob indeffen die Franoͤſiſche Revolution durch 
jene Staatskrankheit, und das durch eine üble Rich⸗ 
gung der Literatur angerichtete Verderben der Reli⸗ 
gion und Sitten fobald zu Stande gefommen wäre 
(und daß fie zu frühe und uͤbereilt ausgebrochen, 
und einer unzeitinen Geburt gleich iſt, aefteben ſchon 
wviele ibrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein) 
wenn nicht ein Drittes binzu gekommen wäre, daß 
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? dieß bezweifle 
ich ſehr. Und diefed Tertium ingerveniens? bier 
ift es, fo unmahrfcheinlich und unglaublich e8 mans 
chem dünfen wird, und fo febr auch aus ganz guten 
Gründen es manche geradezu ableugnen werden. 


„Vermuthlich werben die Leſer dieſes Aufſatzes 
ſich noch aus der Berliniſchen Monatsſchrift von 
1785 einer Freymaurer⸗Parthey erinnern, an deren 
Spitze damals die Herrn Martin, Willermez, Chap- 
pes de la Henriere, und andre ſtunden, und melche 
den Rahmen der Philalethen Chevaliers bienfaifans, 

und 


Vorrede. vn 


und auch denjenigen des Amis reunis führte. Das 
ſchwaͤrmeriſche Syſtem diefer Varthey fan man 
aus den Büchern des Erreurs etc, fennen lernen, und 
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge 
Schwindelkoͤpſe demſelben angebangen. Im Jahr 
1788. gieng in dieſer Loge des Amis reunis eine 
große Veraͤnderung vor, durch welche die Anhaͤnger 
derſelben aus Philalethen in Philopſeuden, aus Che- 


valiers bienfaifants in Chevaliers malfaifants, auß 


Amis reunis in Enngmis reunis verwandelt wurden. 
Zween Deutfche. die unter den Illuminaten anſehn⸗ 
liche Stellen bekleideten, und ganz für das ungeheure 
Project ihred Ordens eingenommen waren, durch 
eine vorzunchmende Weltreformation der biöheris 
gen Religions: Ind Staaıs: Verfaffung eine ans 
tere Geſtalt zu geben, Fuͤrſten und Pfaffen, als 
bie eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abe 
zuſchaffen, die natürliche und allgemeirie Gleichheit 
unter den Menfihen herzuftellen, und ſtatt des Chris 
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen, 
Tamenmgefäbr um diefe Zeit nach Paris. Die eis 
gentliche Abficht ihrer Reife dahin war, wegen des 
Wagnerismus, derdamals viel Laͤrm machte, Nach⸗ 
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den 
Auftrag baben, ſich nach den Verhältniffen zu er, 
Tundigen, in welchen, wie man noch damals auf 
Veranlaſſung der Berlinifchen Monatsſchrift hin und 
wieder 








x Vorrede. 


and um deſto gefährlicher fein Weſen treil 
luminatismus find die Comitẽs politi 
fanden, die dem Jacobiners Elab- fi 
‚gegeben. " 


Sollten manche, die dazu ihre gureı 
haben mögen, biefes für unwahr erkläre 
den fie wohl ehun, und zu erklären, woheı 
Uebereinftimmung komme, die zwiſchen! 
binismus und JUuminatismus nicht nur 
fügen, sondern auch fogar in gewiſſen du 
‚gen angetroffen wird, als da in ihren Cli 
gen, die reden wollen, nach Freymaurei 
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobin 
der durch Illuminatismus verunitaiteten 
gar Feine Verbindung ift? Alle andere Rı 
in der Welt haben nur blos auf das Rı 
genommen, worinn fie entffanden find: d 
Umwölzung der ganzen Welt zum Augen 

das bloß Character der Franzofen, und wir 
ihre Moden, nun anch ihre Frevheit zu 
ober iſts nicht vielmehr Ausführung be 
Allgemeinen Welc- Umkehrung, den d 
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kon 
das ewige Lieb der Jakobiner von allgeme 
wir und Gleichheit, von Abſchaffung di 
uw Faͤrſten als der Kleinen Tprannen, un 





S: 
ILLVMINATI 
Dritte Klaffe 


I. Kleine Myſterien. 


4. aleiner Prieſtergrad. Presbyter, 
deuſtebende Abſchrift iſt mit einem von 
den Erl. Obern documentirten und be⸗ 
jelten Exemplare vollfommen gleichlautend, 
Iches hiermie durch Vordruͤckung des Siegels 
: zweiten Deutſchen National Inſpection 
raͤftiget wird. Edeßa 1152. Jezdedj. 


Philo. 
(L. S.) 


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iv Vorrede. 


alle moͤgliche Greuel der Verwuͤſtung uͤber ehemals 
geſegnete Gegenden herbepzufuͤhren. 


Das Publicum ſahe hier die letzte und vor⸗ 
nehmſte Quelle, aus welcher alle die bisherigen Un⸗ 
ruhen und Zerrüttungen gefloſſen find. Hätten bie 
im Zinftern fchleichenden Verbündeten nicht die uns 
felige Geſchicklichkeit gehabt, fich vor rechtſchaf⸗ 
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Miniſter und Re⸗ 
genten einzuſchlaͤfern, und dadurch von Gegenanſtal⸗ 
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗ 
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl durch Schriften ohne 
Zahl, als auch vornemlich durch Unterredungen und 
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗ 
cherley Masten, ungehindert unter alle Klaſſen von 
Leuten zu bringen: fo wäre die Welt noch ruhig, und 
die Verbeflerungen, die von Zeit zu Zeit noͤthig 
feyn dürften, würden ordnunggmäßig gefucht , und 
eben fo nach Möglichfeit bewillige worden feun ; fo 
hätten die Unrubflifter nachher, als fie fich zum 
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges 
funden; fo wären die Rheinlaͤnder von Verraͤthern, 
von der Verführung durch tolle Vorfpiegelungen, 
von erfünftelten oder auch erzwungnen Empdruns 
gen gegen ihre rechtmaßigen Obrigkeiten, und von 
allen denen hiermit verbundnen Abfcheulichkeiten frey 
geblieben; fo haͤtte ſelbſt Frankreich das Glück ges 

habt, 


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IV Vorrede. 


alle mögliche Grenel ter Verwuͤſtung über ehemals 
geſegnete Gegenden herbepzuführen. 


Das Publicum ſahe bier Die, legte und vor⸗ 
nehmſte Duelle, aus welcher alle die bisherigen Uns 
euben und Zerrüttungen gefleiten find. Hätten bie 
im Finſtern ſchleichenden Berkünteren nicht die un 
flige Gehbistlichkeit gehadt, ſich vor rechtſchaf⸗ 
nen Staatöbürgern zu verbergen, Miniſter und Res 
genten einzufchläfern, und dadurch von Gegenauffals 
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗ 
derblichen Grundſaͤtze, fomohl durch Schriften ebne 
Zahl, als auch vornemlich durch Unterredungen und 
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗ 
cherley Masten, ungehindert unter alle Klaſſen von 
Beuten zu bringen: fo wäre die Welt noch rubig, und 
die Verbefferungen, Die von Zeit zu Zeit noͤthig 
feyn dürften, würden ordnungsmaͤßig gefucht , und 
eben fo nach Möglichkeit bewiflige worden feun ; fo 
hätten die Unruhflifter nachher, als fie fich zum 
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges 
funden ; fo wären die Rheinländer von Verrärbern,. 
von ber Verführung durch toße Vorfpiegelungen, 
von erfünflelten oder auch erzwungnen Empörums 
gen gegen ihre rechtmäßigen Dbrigkeiten, und vom 
allen denen hiermit verbundnen Abſcheulichkeiten frey 
geblieben; fo harte ſelbſt Franukreich das Gluͤck ges 

habt, 





er" 


Vorrede. x 


Habt, die Abſchaffung ber dort herrſchenden Mis⸗ 
braͤuche zu erhalten, ohne in das ſchauderhafteſte 
und noch nie geſehene Elend geſtuͤrzt zu werden: 


Trojaque nunc ſtaret, Priamique arx alta maneret! 


Man leſe den in der Wiener Zeitfebeift,*) fü 


betittelten wichtigen Aufſchluß über eine noch 
wenig bekannte Veranlaffung dev Franzoͤſiſchen 
Aevolution ; undurtheite }denen zu gefallen, welchen 
dieſes Journal, das bie Verbuͤndeten auf ale Ara 
zu unterdrücken fuchen, noch. nicht zu Geficht gekom⸗ 
‚men feyn mag, babe ich den folgenden Auszug bey⸗ 


gefügt, in der Weberzeugung, daß derfelbe hieran , 


der rechten Stelle ſtehe, Wer dns ließe, der merke 
Darauft m 


Der ungenannte Verfaffer dieſes Aufſatzes wet>” 
ber dem Herandgeber der gedachten: Zeitfchrift von 
zuverlaͤßiger Hand, wie er fügt, miltgetheile worden, 
ſpricht zuerſt von den befannten Urſachen diefer dey⸗ 
foieflofen Revolution, und fest diefelben theils in 
dem &iend des Volks, dei ungehenern Erpreſſungen, 
dem Verfall der Finanzen, dem Druck der Defporie, 
dem Miniſterial · und Adeld: Defpotidmus; theils 


in der falſchen Aufklärung und der öffentlichen Hers ' 
abwuͤrdigung der Religion und Tugend ,. vornemlich 


in 
) Jahrgans 1793. 2. Heft. S. 1a. u. k. 





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Borrede vn 


und auch denjerigen des Amis reunis führte. Das 
febwärmerifche Spftem diefer Varthey kan man 
aus den Büchern des Erreurs etc, fennen lernen, und 
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge 
Schwindelkoͤpfe demſelben angebangen. Am Jahr 
1788. gieng in diefer Yoge des Amis reunis eine 
große Veränderung vor, durch weiche die Anhänger 
derfelben aus Philalerhen in Philopfeuden, aus Che- 
. valiers bienfaifants in Chevaliers malfaifants, aus 
Amis reunis in Ennemis reunis verwandelt wurden. 
Zween Deutfche, die unter den Illuminaten anfehns 
liche Stellen befleibeten, und ganz für das ungeheure 
Project ihred Ordens eingenommen waren, durch 
eine vorzuncbmende Weltreformation der bisheri⸗ 
gen Religions: Ind Staaıs: Verfaffung eine an⸗ 
tere Geitalt zu geben, Fuͤrſten und Pfaffen, als 
die eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abs 
zuſchaffen, die natürliche und allgemeine Gleichheit 
unter den Menfchen herzuftellen, und ſtatt des Chris 
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen, 
Tamenmgefäbr uni diefe Zeit nach Paris. Die eis 
geneliche Abficht ihrer Reife dahin war, wegen des 
Wiagnerismus, ber damals viel Lärm machte, Nach⸗ 
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den 
Auftrag haben, fich nach den Verhältniffen zu er, 
Tundigen, in welchen, wie man noch damals auf 
Veranlaſſung der Berlinifcben Monatsſchrift hin und 
wieder 





x Borrede 


und um befto gefährlicher fein Wefen treibenden Il⸗ 
luminatismus find die Comitds politiques ent« 
fanden, die dem “Iacobiner Club ſein Daſcyn 
gegeben. 


Sollten manche, die dazu ihre guten Gruͤnde 
haben moͤgen, dieſes fuͤr unwahr erklaͤren; ſo wuͤr⸗ 
den ſie wohl thun, uns zu erklaͤren, woher die große 
Uebereinſtimmung komme, die zwiſchen dem Jaco⸗ 
binismus und Illuminatis mus nicht nur in Grund⸗ 
haͤtzen, ſondern auch fogar in gewiſſen aͤuſſern Din⸗ 
gen angetroffen wird, als da in ihren Clubs diejeni⸗ 
gen, die reden wollen, nach Freymaurer-Art ums 
Wort bitten, wenn zwiſchen dem Jakobinismus und 
der durch Illuminatismus verunſtalteten Maur rey 
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen 
in der Welt haben nur blos auf das Reich Bezug 
genommen, worinn ſie entſtanden ſind: dieſe hat die 
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt 
das blos Character der Franzoſen, ung wie vormahls 
ihre Moden, nun auch ihre Freyheit zu ſchenken; 
oder iſts ʒicht vielmehr Ausfuͤhrung des Plans einer 
allgemeinen Welt Umkehrung, den der Illumi⸗ 
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kommts, daß 
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗ 
heit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige 
md Särften als der Fleinen Tyrannen, und ıhre ges 

walts 


2, : Vorrede, a 


waltſame Unterbrücdtung der Priefferfchaft, und 
alle Schritte zur Vertilgung des Ehriftentbums und 
Einführung einer philoſophiſchen Religion, wobey 
einem jeden Mauvillons, eined befannten Illumi⸗ 
waren Heufferungen über das Chriſtenthum, und 
Diejenigen die Knigge, Eampe, und andere über 
Staat und Religion vorgetragen, einfallen; woher 
fommtd, fage ich, daß dieſes alles mit dem, mag 
man in den Originalfchriften der Illuminaten 
findet, fo genau uͤbereinſtimmt, wenn feine Vers 
Bindung unter beyden ift: woher hat der Jakobinis⸗ 
mus allenthalben auch in ben entfernteften Gegens 
den fo viele Anhänger ; und wie ifk es zu erklären, 
daß dieſes gerade folche find, die mit dem Illumi⸗ 
natismus, fo weit man nachfpüren Fan, in gewiſſen 
Verhaͤltniſſen geflanden ? Das: les beaux genies fa 
sencontrent! iff nicht genug zur Beantwortung. « 


» Db e8 übrigens der Mühe werth fey und 
wichtig und nothwendig, daß Fürften und Obrig⸗ 
keiten aller Arten auf alle gebeime Affeciationen, 
und follten fie auch nur blos als Leſegeſellſchaften 
eriftiren, oder fich den unſchuldigen Namen eines 
litterariſchen Zirkels geben, und alio eine ges 
wiſſe Publicıtät affectiren, eim wachſames Auge zu 
haben, will ich jedem zu beurtheilen anheim fteflen. 
Außerdem, daß die Negenten bie große Verpflich, 

s tung 


vn u Ds 





an Vorrede. 5 


tung haben, das Eigentbum ibrer Untertbanen- zu 
heſchuͤtzen; und dag Koſtbarſte iſt ıbre Religion 
und buͤrgerliche Ruhe, und ſie gegen heimliche 
Meuchler zu ſichern, hat die Franzoͤſiſche Revolu⸗ 
ton und die Geſchichte der Uebergabe von Mainz 
an die Franzoſen leider! zu ſehr beſtaͤrkt, was in 
‚der Franzoͤſiſchen Urberſetzung der geheimen Bricſe 
über die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗ 
rede geiagt iſt: Ce n’elt pas une ligue impuifſan- 
tes qu'une Conjuration des Philofophes armes 
pour (contre harte ed aufrichtiger beiffen follen) 
la ve£rite. 


„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans 
regung gebracht zu haben, und ich fcbließe damit, 
Daß ich ſage: 


Dixi et falvavi animam meam! “ 


ILLV- 


KR. 
ILLVMINATI 
Deitte Klaffe 





I. Kleine Myfterien. 
A. Kleiner Prieſtergrad. Presbyter, 
Ne blcbende Abſchrift iſt mit einem von 
den Erl. Obern documentirten und be⸗ 
fiegelten Exemplare vollkommen gleichlautend, 
welches piermie durch Vordruͤckung des Siegels 
der zweiten Deutſchen National Inſpection 
betraͤftiget wird. Edeßa 115 2. Jeidedj. 


Philo. 


(L. S) 


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iv Vortredbde. 


alle mi;l:tı Gar. Yır Termiticn: cr una 
gefesuere Bezeatın zirkesactihzen. 


Dad Fukiiem Vabe bier die egre er® vers 
nebmite Deeße, aus wilder ce he biszer Sen Un⸗ 
ruben un? Serrüitörgen sehen ind. Poren Die 
im Zınftern leiddenden Verꝛtundere nicet die uns 
ſelige Geſchickn: keit gehaet, Mir > ver ret:itıh 
nen Etnatäkürairn zu vokiraen, Minster un! Res 
genten einzuft!äfern, un! dadurch ran Ezaenaniials 
ten zur rechten Zeit abzubalten, und danesen ibre vers 
derblichen Grundſatze, ſewebl dur Schriften che 
Zabl, als auch vornemlich durch Unterredungen und 
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗ 
cherley Masken, ungehindert unter all: Klaſſen von 
Leuten zu bringen: fo waͤre die Welt noch rubig. und 
die Verbeflerungen, Bie von Set zu Zeit noͤtbig 
feyn dürften, würden ortnunadmäßıa geſucht, und 
eben fo nach Moͤglichkeit bewilligt mo: den icon; fo 
hätten Lie Unrubitifcer nachher, als ſie ſich sum 
Theil Öffentlich zeigten, nicht fo vıcien Eingang ges 
funden; fo wären die Rheinlaͤnder ven Verrärbern, 
von ter Verfuͤhrung Lurch tolle Vorſpiegelungen, 
von erfünftelten oder auch ersmunanen Empoͤrun⸗ 
gen gegen ihre rechtmaßigen Obrinkeiten, und von 
allen denen hiermit verbundnen Abisheulichkeiten frey 
geblieben; fo haͤtte ſelbſt Frankreich das Gluͤck ge⸗ 

babr, 


v 


vi Vorrede. 


in Schriften“ Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter . 
bisher noch nicht bekannte Urfache, welche er in der 
Kınmıfoung Deurfcher Illuminaten findet, wo⸗ 
durch die ganze Maſchine ven Hauptſteß zur Bewe⸗ 
gung erhalten babe.‘ Es verlohnt ſich der Mühe, 
. feine eigne Worte hierüber anber zw ſetzen. 


„Ob indeffen die Franzoͤſiſche Revolution durch 
jene Staatskrankheit, und dag durch eıne uͤble Rich⸗ 
gung der Literatur angerichtete Verderben der Reli⸗ 
gion und Sitten fobald zu Stande gekommen wäre 
(und daß fie zu frübe und übereift ausgebrochen, 
und einer unzeitigen Geburt gleich iſt, geſtehen ſchon 

viele ihrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein) 
wenn nicht ein Drirres hinzu gefommen wäre, das 
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? Die bezweifle 
ich ſehr. Und dieſes Tertium ingerveniens? bier 
iſt ed, fo unwahrfcbeinlich und unglaublich e8 mans 
chem dünfen wird, und fo fehr auch aus ganz guten 
Gründen ed manche geradezu ableugnen werben, 


„Vermuthlich werben die Leſer dieſes Aufſatzes 
ſich noch aus der Berliniſchen Monatsſchrift von 
1785 einer Freymaurer⸗Parthey erinnern, an deren 
Spike damals die Herrn Martin, Willermez, Chap- 
pes de la Henriere, und andre ſtunden, und welche 
den Rahmen der Philalethen Chevaliers bienfaifans, 

und 


f 


vl Vorrede. 


wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern, 
und vorzuͤglich denen; die ſich Amis reunis nannten, 
fteben iollten, und etwas aufzufuchen, was zur Beflärs 
fung jener ſchon wanfenden Hypotheſe dienen könnte. 


Wer den mehr ald fanatifchen Profelytenma» 
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird ed nicht 
befremdend finden, Daß diefe beyden Männer, als eifs 
rige Illuminaten, die Gelegenheit genußt, die ſich 
ihnen darbot, ihr Syſtem auch ausmärtig zu ver⸗ 
breiten. Da die Pöge des Amis reunis Alles fans 
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur 
in der Welt aufzutreiben war, fo war fevon dadurch 
dem Illuminatismus der Weg in diefelbe gebahnt. 
Es währte nun auch nicht lange, fo warb diefe Loge 
nebff allen die von ihr abbiengen, mit dem Illumi⸗ 
natismus imprägnirt, Ganz ald weggewiſcht war 
nun dag bisherige Syſtem derfelben,, fo daß auch 
von diefer Zeit an der Nahme der Philaleten fo ganz 
verfehmunden iff, als ob er nie gewefen ware, und 
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis 
ſchen Schwärmerey tratt nunmehr die pbilofo> 
pbifch : politifche. | 


Diefe ungeheure Metamorpbofe ift Beffättigung 
des befannten Grundſatzes, daß der Gehritt von ei> 


nem Ertrem zum andern der kuͤrzeſte iſt. In einer 


„jeden diefer fo umgewandelten Bogen entffand nun 


ein 


Yo 


. & 
2 an.“ ‘ sun Non ce « 
ee ee 


IV Morrede, 


alle mögliche Greuel der Verwüflung über ehemals 
gefegnete Gegenden berbepzuführen. 


Das Yublicum fabe bier die, legte und vors 
nebmfte Duelle, aus welcher afle die bisherigen Un» 
ruben und Zerrüttungen gefloffen find. Hätten bie 
im Finſtern febleichenden Verbündeten nicht die une 
ſelige Geſchicklichkeit gehadt, ſich vor rechtſchaf⸗ 
nen Staatsbuͤrgern zu verbergen, Miniſter und Re⸗ 
genten einzuſchlaͤfern, und dadurch von Gegenanſtal⸗ 
ten zur rechten Zeit abzuhalten, und dagegen ihre ver⸗ 
derblichen Grundſaͤtze, ſowohl durch Schriften ohne 
Zahl, als auch vornemlich durch Unterredungen und 
durch Geſellſchaften mancherley Art und unter man⸗ 
cherley Masken, ungehindert unter alle Klaſſen von 
Leuten zu bringen: fo wäre die Welt noch ruhig, und 
die Verbeflerungen, die von Zeit zu Zeit noͤthig 
feyn dürften, würden ordnungsmaͤßig geucht , und 
eben fo nach Möglichfeit bewilligt worden ſeyn; fo 
hätten die Unruhſtifter nachher, als fie fich zum 
Theil öffentlich zeigten, nicht fo vielen Eingang ges 
funden; fo wären die Rheinlaͤnder von Verräthern,. 
von der Verführung durch tolle Vorfpiegelungen, 
von erfünftelten oder auch erzwungnen Empsruns 
gen gegen ihre rechemaßigen Obrigfeiten, und von 
allen denen hiermit verbundnen Abfiheulichkeiten frey 
geblieben; fo hätte ſelbſt Frankreich das Glück ges 

habt, 


v Vorrede. 


in Schriften. Hierauf koͤmmt er auf eine Dritter . 
biöber noch nicht bekannte Urſache, melche er in dee 

MÆEinmiſchung Deutſcher Illummmaten findet, 100° 
durch die ganze Maſchine den Hauntilch zur Bewe⸗ 
gung erhalten babe. Es verlohnt ſich der Muͤhe, 
feine eigne Worte hierüber anber zu jegen. 


„Ob indeffen die Kranzöfiihe Revolution burch 
jene Staatskrankheit, und dag durch eıne üble Rich» 
una der Literatur angerichtete Berderben der Relis 
ion und Sitten fobald zu Stande gekommen wäre 
(und daß fie zu frübe und übereilt ausgebrochen, 
und einer unzeitigen Geburt gleich iſt, aefteben ſchon 
viele ihrer vormabligen eifrigiten Bewunderer ein) 
wenn nicht ein Drirres binzu gekommen wäre, das 
fie eigentlich zum Ausbruch gebracht ? dieß bezweifle 
ich ſehr. Und diefed Tertium interveniens? bier 
ift es, fo unwahrſcheinlich und unglaublich e8 mans 
chem duͤnken wird, und fo ſehr auch aus ganz guten 
Gründen ed manche geradezu ableugnen werben, 


„Vermuthlich werben die Leſer dieſes Auffages 
fih noch aus der Berlinifchen Monatsfchrift von 
1785 einer Freymaurer⸗Parthey erinnern, an deren 
Spitze damals die Herrn Martin, Willermez, Chap- 
pes de la Henriere, und andre ſtunden, und melche 
den Nahmen der Philglerhen Chevaliers bienfaifans, 

und 


Borrede vn 


und auch denjerigen des Amis reunis führte. Das 
fbwärmerifche Syſtem diefer Varthey fan man 
aus den Büchern des Erreurs etc, kennen lernen, und 
Mercier fagt im Tableau de Paris, daß junge 
Schwindelkoͤpſe demſelben angebangen. Im Jahr 
1788. gieng in diefer Yoge des Amis reunis eine 
große Veränderung vor, durch welche die Anhänger 
derfelben aus Philalethen in Philopfeuden, aus Che- 
voaliers bienfaifants in Chevaliers malfaifants, aus 
Amis reunis in Ennemis reunis vermandelt wurden. 
Zween Deutfche. die unter den Illuminaten anfehne 
liche Stellen befleideten, und ganz für das ungebeure 
Project ihres Ordens eingenommen waren, durch 
eine vorzunebmende Weltreformation der bisheri⸗ 
gen Religions: und Staaıs: Verfaffung eine ano 
tere Geſtalt zu geben, Sürften ımd Pfaffen, als 
bie eigentlichen Boͤſen entbehrlich zu machen und abe 
zuſchaffen, die natürliche und allgemeirie Gleichheit 
unter den Menfiben berzuftellen, und fatt des Chris 
ſtenthums eine philofophifche Religion einzuführen, 
kamen Angefaͤbr um diefe Zeit nach Paris. Die eis 
gentliche Abſicht ihrer Reife dabin war, wegen des 
Wiagnetismus, der. damals viel Laͤrm machte, Nach⸗ 
richten einzuziehen: vielleicht mochten fie auch den 
Auftrag baden, ſich nach den Verhältniffen zu er, 
kundigen, in welchen, mie man noch damals auf 
Veranlaffung der Berliniſchen Monatsſchrift hin und 
wieder 





P 


vi Vorrede. 


wieder glaubte, die Jeſuiten mit den Freymaurern, 
und vorzuͤglich denen, die ſich Amis reunis nannten, 
ſtehen ſollten, und etwas aufzuſuchen, was zur Beſtaͤr⸗ 
kung jener ſchon wankenden Hypotheſe dienen koͤnnte. 


Wer den mehr als fanatiſchen Proſelytenma⸗ 
cher⸗Geiſt des Illuminatismus kennt, wird es nicht 
befremdend finden, daß dieſe beyden Maͤnner, als eif⸗ 
rige Illuminaten, die Gelegenheit genutzt, die ſich 
ihnen darbot, ihr Syſtem auch auswaͤrtig zu ver⸗ 
breiten. Da die Loge des Amis reunis Alles ſam⸗ 
melte, was von andern Freymaurer Syſtemen nur 
in der Welt aufzutreiben war, ſo war ſchon dadurch 
dem Illuminatismus der Weg in dieſelbe gebahnt. 
Es währte nun auch nicht lange, fo ward dieſe Loge 
nebſt allen die von ihr abhiengen, mit dem Illumi⸗ 
natismus impragnirt, Ganz als weggewiſcht war 
nun das bisherige Syſtem derſelben, ſo daß auch 
von dieſer Zeit an der Nahme der Philaleten ſo ganz 
verſchwunden iſt, als ob er nie geweſen mare, und 
an die Stelle der vormahligen Eabbaliftifch - magis 
feren Schwärmerey tratt nunmehr die pbilofo> 
pbilch : politifche. 


Diefe ungeheure Metamorphofe iſt Beſtaͤttigung 
der befannten Brundfaßed, daß der Schritt von ei> 
nem Eytrem zum andern ber kuͤrzeſte iſt. In einer 


nden dieſer fo umgewandelten Logen entſtand nun 


ein 


x Borrede, 


und um defto gefährlicher fein Weſen treibenden Il⸗ 
Iuminstismus find die Comitts- politiques ents 
fanden, Die dem Jacobiner > Elab- fein Daſeyn 
gegeben. - ) 


Sollten manche, bie dazu ihre guten Gruͤnde 
haben. mögen, dieſes für unwahr erklären; fo mürs 
den fie wohl thun, und zu erklären, woher die große 
Webereinftimmung komme, die zwifchen dem Jaco⸗ 
binismus und IUuminstismus nicht nur in Grund⸗ 
fügen, fondern auch fogar in gewiſſen äuffern Din⸗ 
gen angetroffen wird, als da in ihren Klubs diejeni⸗ 
gen, die reden wollen, nad) Brepmaurer: Art ums- 
Wort bitten, wenn zwifchen dem Jakobinismus und 
der durch Illuminatismus verunitalteten Maur:rey 
gar keine Verbindung iſt? Alle andere Revolutionen 
in der Welt Haben nur blos auf das Reich Bezug 
genommen, worinn fie entſtanden find: dieſe Bar dıe 
Umwaͤlzung der ganzen Welt zum Augenmerk. Iſt 
das blos Character der Sranzofen, uns wie vormahls 
ihre Moden, num auch ihre Freyheit zu ſchenken; 
ober iſts nicyt vielmehr Ausführung bes Plans einer 
allgemeinen Welt Umkebrung, den der Illumi⸗ 
natismus zuerſt ausgeheckt? Woher kommts, daß 
das ewige Lied der Jakobiner von allgemeiner Frey⸗ 
heit und Gleichheit, von Abſchaffung der Koͤnige 
md Faͤrſten ald der Fleinen Tprannen, und ihre ges 

walts 


yıı Vorrede. 3 


tung haben, das Eigenthum ihrer Unterthanen zu 
heſchuͤtzen; und das Koſtbarſte iſt ihre Religion 
und buͤrgerliche Ruhe, und ſie gegen heimliche 
Meuchler zu ſichern, bat die Franzoͤſiſche Revolu⸗ 
tion und die Geſchichte der Uebergabe von Miainy- 
an die Franzoſen leider! zu ſehr beſtaͤrkt, was in 
der Franzoͤſiſchen Ueberſetzung der geheimen Bricte 
über die Preußiſche Staatsverfaſſung ın der Vor⸗ 
rede gelagt iſt: Ce n’elt pas une ligue impuiflan« 

j te, quune Conjuration des Philofophes arme&s 
pour (contre hatte es aufrichtiger heiſſen follen) 
la ve£rite. 


„Mir iſt's genug, diefe wichtige Sache in Ans 
regung gebracht zu haben, und ich febließe damit, 
Daß ich ſage: 


Dixi et falvavi animam meam! “ 


ILLV- 


. ) 
2 A a tl 


Cinleitung. 


Wan ein Schottiſcher Ritter in dieſen Grad des boͤ⸗ 
bern Ordens aufgenommen werben fol, fo muß derfelbe 


2) als Minerval gezeigt haben, daß er ſich derjenigen 


Wiſſenſchaft, weiche er fi zu feinem Lieblingsfach 
geroäble, mit Ernft gewidmet, und in derfelben feine - 


gemeine Fortſchritte gemacht habe, ald worüber ee 
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß. 


2) Muß er fi in den folgenden maurerifhen Graden 
den Beyfall feiner Vorgeſetzten erworben, folglich 


a) feinen Verſtand aufgeklärt, 

b) fein Herz gereinigt, 

c) feine Sitten geläutert, 

4) dem O. nuͤzliche thaͤtige Dienfte geleiftet haben. 
3) & 


- dt... . 


„Ma 


Prieſtergrad. 


Menſchen dieſelben errichtet haben? Befoͤrdern die 
gemeinen Wiſſenſchaften wahrhafte Aufklaͤrung, 
wahre menſchliche Gluͤckſeligkeit; oder find fie diel⸗ 
mehr Kinder der North, der vervielflitigten Des 
dürfniffe , des widernaturlihen Zufandes , Erfins 
dungen fpipfündiger eitler Köpfe? 


b) Welche bürgerliche Verbindungen, welche Wiſſen⸗ 
ſchaften fcheinen Ihnen zweckmaͤßig, und welche 
nicht? 


c) IR es wobl einſt anderſt in der Welt geweſen? 
Gab es nicht einen einfachern Zuſtand, und wie 
denken Sie fich denſelben? 


d) Wäre es wohl moͤglich, nachdem wir nun alle 
Nichtigkeiten unferer bürgerlichen Berfaffung durch⸗ 
gegangen, einmal wieder iu der erften Simplicität 
zuruͤckzukommen, zu einer edeln Einfalt, die als⸗ 
denn um defto dauerhafter feyn würde, da fie mie _ 
den Erfahrungen aller Art von Verderbniffen aus» 
nerüftet, das Menſchengeſchlecht in einen ſolchen 
Zuſtand ſetzte, in dem fi etwa ein einzelner 
Menich befindet, der, nachdem er in feiner uns 
fhuldigen Kindheit unverderbt, beneidensmärdig 
gluͤcklich geweſen, in den Juͤnglingsjahren von 
Leidenfchaften .irre geführt worden, und alle Ge⸗ 
fabren Eennen gelernt hat, dann in feinem gebils 

deten 


Dun a) 


Prieſtergrad. 


ſchlechts widerſetzen, weil ſie an die alten Formen 
gewoͤhnt ſind, und was in dieſe nicht paßt, waͤre 
rs auch noch fo natuͤrlich, aroß, edel, dennoch 
für unrecht halien? Wird nicht leider! jetzt alles 
menſchliche, augemeine, dem verſonellen engern 
Intereſſe nachgeſetzt? 


1) Muͤſſen dieſe Verderdniſſe alſo nicht nach und nach 


in der Stille gehoben werden, ebe man hoffen Fan, 
jene goldnen Zeiten berbepzuführen; und if es 
nit beſſer, unterdeffen in aebeimen Derbinduns« 


gen die Wahrheit fortzupflanzen? 


k) Sinden wir Spuren einer ſolchen gebeimen Lehre 


F 


in den aͤlteſten Weisheitsſchulen, in dem bildlichen 
Unterrichte, den Chriſtus der Erloͤſer und Befreper 
des Menfchengefchlechts feinen vertrauteſten Schuͤ⸗ 
lern gab? Bemerken Sie nicht eine Kuffenmweife 
Ersiebungsd: Anftalt von der Art fchon von den 
ältsften Zeiten ber angebracht ? 


Bis 








8 Prieſtergrad. 


Der Kandidat wird mit verbundnen Augen in eine 
Auriide geſehht, und von einem Fieunde begleitet durch 
allerlev Umwmegr bis vor das Haus eebradt einſofern dieß 
odn. Aufſceen zu regen geſcheden fan, und ee zu einer 
Sadrazcır geichiebte da cd nicht irül Dunkel wird). 


an üUüt ga anserzen und Fibre Son dis nor Die 
Tri de. erden Iimmere, Da dedertir orsiın Stand 
nacddem cr dm di Saaın Swrgcdun un. er ſolle ben 
deren. die man idm zurveen me def ırın Dar Die 
written. Verserchervker Ne Kneritürge 
und Laa Inlrcadtteen erkecn: den Pur cu chem umd 
Un entdteftet Deren ın ne Hard nıhımen, mercnf ibm 
rrien Sreandwerläiturd 5a den SNMACRTT CheTR acht, 


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Prieſtergrad. — 9 


Stuͤlchen ohne Lehne ohnfern der Thuͤre im Vordergrunde 
‚gerade gegen dem Thron über. 


Wenn der Ritter die Thür verfehloffen hat, und nun 
ftile ttehr, fo wird ibm augerufen: Schaue auf N. N. 
‚blendet dich der Glanz diefes Throns? Gefällt dir dies 
‚Spielwerf ‚, diefe Krone, diefer Ecrpter, dieſe koſtbaren 
Monumente menſchlicher Herabwuͤrdigung? Sprich! Gr 
faͤllt dir dies, ſo koͤnnen wir vielleicht deine Wuͤnſche be⸗ 
friedigen. Ungluͤcklicher! wenn dein Herz daran haͤngt, 
wenn du dich hinaufſchwingen, wenn du bilfen willſt 
‚deine Brüder elend machen, fie unterdruͤcken, fo thue es 
auf deine Gefahr. Suchſt du Macht, Gewalt, falſche 
Ehre, Ueberfluß; fo wollen wir für dich arbeiten, dir 
zeitliche Vortbeile zu verſchaffen ſuchen, mir wollen dich 
den Thronen ſo nabe bringen, als du es wuͤnſcheſt, und 
dic) dann den Folgen deiner Thorheit überlaffen: aber 
unfer inneresHeiligtbun bleibet einemſolchen verſchloſſen. 
Willſt du aber Weisheit lernen, willſt du lernen Mens 
ſchen kluͤger, beſſer, frey und gluͤcklich machen, ſo ſey uns 


drepmal willkommen. Hier ſiehſt du Zeichen der füniglis 


chen Würde prangen, und dort auf jenen Kißen das ber 
ſcheidene Kleid. der Unftuld! Was wählen du? Gehe bin 
und ergreife was dein Herz befriedigt. 


. Sollte der Kandidat wider Vermurben nach der Krone 
sreifen ; fo zufs man ibm au: Fort Ungeheuer! Beflede 
nicht 


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Prieſtergrad. nm 


der Macht ded Menſchen über andere Menfchen. — Die 
Sinfternig verſchwindet, der Tag des Lichts bricht berein, 
Die erſte Pforte des Heiligtbums öfner fid. Ein Theil 
unſter Gebeimniſſe wird fich dir entwickeln . — Verſchliebet 
die Thore des Heiligthums den Ungemeibten! Ich will zu 
den Erlauchten, den Heiligen, den Auserwählten fpres 
en. Ich ſpreche mit denen, fo Ohren baben, um zu 
bören, eine Zunge, um au ſchwelgen, und einen geld 
terten Veritand, um gu begreifen. — 


Durch den Eintritt in diefe unfichtbare Verſammlung 
wirft du heute dem böbern Drden augeelt. So 
wie du bis jetzt am Ruder des Untergebäudes ſtandeſt , ſo 
wirſt du künftig zu der Klaſſe derer gebören, im deren 
Händen die Regierung im Wiſſeuſchaftlichen, RKeligiöfen 
und Politiſchen ftebt. Alles mas uns wichtig und beilig 
ſeyn muß, ift diefen Händen anvertraut — Weit du aber 
auch binlänglich, was das heißt: Herrſchen, in einer ges 
beimen Geſellſchaft bereichen? Nicht über den geringern 
oder vornehmern Pibel, über die beften Menſchen, über 
Menſchen von allen Ständen, Nationen und Religionen, 
ohne Außerfihen Zwang zu hertſchen, fie Dauerhaft zu 
vereinigen: ihnen einerley Geiſt und Seele einsubauchen, 
‚über die in allen Theilen der Welt zerſtreuten Menſchen 
in der groͤſten Entlegenheit in möglicher Stille, mit 
möglicher Eile und Genauigkeit zu herrſchen: if eine bis⸗ 
dero in her Staatoklugheit noch unaufgelöfte Aufgabe. 
P un ⸗ 











12 Prieftergrad. 


Unterfhridung und Gleichheit, Defpotiemus und Frep⸗ 
_ beit auf das enafte zu vereinigen: fein Rei und feine 
Unterthanen ſich ſelbſt fhaffen: allem Verrath, und denen 
daraus entfiebenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzus 
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗ 
reiſſenden Verderben zu ſteuern, auf allen Wegen, Segen 
und Wonne zu verbreiten, iſt Dad Meiſterſtuͤck der mit dee 
Moral vereinigten PolitX. Um dieſes zu bewirken, bie⸗ 
tet uns die buͤrgerliche Verfaſſung wenige brauchbare, 
auch bier anwendbare Regeln an. Die Triebfedern, des 
ren man fich in beyden bedient, um Menſchen in Bewes 
gung zu fegen, untericheiden fidh togar. Dort werden 
Die Menſchen aus Furcht und Zwang zum Handrin bes 
beflimmt , bier bey uns ſoll fich jeder ſelbſt Dazu beſtimmen. 
Hofnung, vorberaefebener vernünftiger Vortheil, Ere 
wartung, Vernunft, Sittlichkeit ſollen idnen die gehörige 
Richtung ertbeilen. Hier finden ſich Hinderniffe, melde 
nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bep 
der bürgerlichen Geſellſchaft nar nicht angetroffen werden. 
Diefe find es, welche die vernünftige Sache unendlich 
erfhweren und Umwege veranlaffen. 


Mitglieder, die in verfhichnen eiferfüchtigen und 
argwoͤhniſchen Regierungen zerftreut leben, in foldyen auf⸗ 
gewachſen, von ihnen den Unterhalt erbalten, von ihnen 
boffen und fürchten, -die um Diefes Unterhalts wien 
dieſen Gemeinden alle ihre Kräfte und Thaͤtigkeit ſchen⸗ 
Sen 


14 Prieſtergrad. 


Menſchheit nuͤzliche Anſtalten zu befoͤrdern, dem Orden 

dienliche Stiftungen zu errichten; Mirglieder, die ſich 

aller bürgerlichen Aemter begeben, um ſich für den Orden 
zu verwenden, um dieien den ichuldigen Erſatz zu machen: 

Wutmen und Kinder mittilloier Diitgiieder zu erbalten, 

und. auf diefe Art iedes Mirstied in den Stand zu 

ſetzen, daß er bey feinem Leben in Unabhängigkeit von 
dem Boͤſen, und bey feinem Uebergang.in feiner Berupis 
gung und Scelenrube nicht gebindert werde. 


\ Wären Menfchen aleich anfänglich dad, was vers 


| nÄnftige Menſchen ſeyn ſollten; könnte ihnen aleich bey 


dem eriten Eintritt die Heiligkeit der Sache und die Herr⸗ 
lichkeit des Plans vorgelegt und einleuchtend grmacht 
werden ; dann möchte manches noch muͤglich fepn: Aber; 
Da jeder hofft, jeder haben, und Niemand geben will: 
Da der Reis des Verborgenen bepnahe noch das einzige 
Mittel ik, um Menſchen zu erhalten, die vielleicht nach 
befriedigter Neugierde fo gleich den Rüden kehren, odet 
gar die Kenntniffe zum Boͤſen nugen würden: Da es erſt 
um die moralifhe Bildung diefer oft noch vober Mens 
ſchen zu thun ift, und doch jeder eilt und murret, und 
über die Verzögerung unnebuldig wird, fo kanſt du bier 
leicht fehen, daß bier Mühe, Geduld, Beharrlichkeit 
und uͤberwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß 
die Obern wohl von'der Sache überseugt ſeyn muͤſſen, 
weil fie font nicht ihr Wermögen, alle ihre Kräfte, ihre 

' ganze 





Cinleitung. 


DL ein Schottiſcher Ritter in dieſen Grad bes boͤ⸗ 


bern Ordens aufgenommen werden fol, fo muß derfelbe 


x) als Minervaf: gezeigt haben daß er fich derjenigen 


Wiſſenſchaft, welche er ſich zu feinem Lieblingsfach 
gewaͤblt, mit Ernſt gewidmet, und in derſelben keine 


gemeine Fortſchritte gemacht habe, als woruͤber er 
Proben ablegen, und eine Aufgabe beantworten muß. 


:2) Muß er fi in den folgenden maureriſchen Graden 


den Beyfall feiner Vorgeſetzten erworben, folglich 


a) ſeinen Verſtand aufgeklaͤrt, 

b) fein Herz gereinigt, 

c) feine Sitten geläutert, 

d) dem O. nüsliche thaͤtige Dienfte geleiſtet haben, 
3) © 


Driefkergrad. 3 


® Er wird fodann entweder vom Praͤfeet des Kapitels, 
welcher immer diefen Grad hat, und die Verſamm⸗ 
Jungen deffelben nah Gefallen frequentiren fan, dem 
Provinzial⸗Obern empfohlen, oder durch den Deca⸗ 
nus zur Beförderung in diefe Klaffe in Vorſchlag ges 
bracht, oder von den höhern Obern dass ausdruͤck⸗ 
| lich ausgehoben. 


) Wenn die Einwilligung des Provinzials erfofgt iſt,/ 
ſo beſtellt der Praͤfeet den Kandidaten zu ſich, eroͤf⸗ 
net ihm den Entſchluß der Erl. Obern und ſagt ihm: 
„Der Grad, den er nun erbalten werde, führe zur 
hoͤchſten Stufe des D., und werde nun fernerbin, 
wenn feine mweitern Proben gut ausfielen, mit dee 
Direetion des untern @ebdudes nichtd mehr zu thuh, 
und er nicht mebr noͤtbig haben, weder ch noch 
Verſammlungen zu beſuchen. “ ' 


5) Hierauf giebt er ihm die Addreffe des Derannd der 
Provinz und trägt ihm auf, nachfolgende Sragen zu 
beantworten und an felbigen einzuſchicken: 


u) Sind tinfre jeßigen Welteinrichtungen der Beſtim⸗ 
mung, zu welcher der Menfch auf dieſe Erde ges 
ſetzt gu feun ſcheint, angemeſſen oder nicht? Ers 
füllen 3. B. Staaten, , bürgerliche Verbindüngen, 
Volksreligionen den Zweck, um derentwillen die 

Ar \ Mens 
! 








Bi 


4 Prieſtergrad. 


Menſchen dieſelben errichtet baben ? Befoͤrdern die 
gemeinen Wilfenfhaften wahrbafte Aufflärung, 
wahre menſchliche Sludieligkrit; oder find fie viel⸗ 
mehr Kinder der North, der vervielfäitigten Bes 
duͤrfniſſe, des witernaturlihen Zufandes , Erfins 
dungen fpinfündiger eitler Kpfe? 


b) Welche bürgerlihe Verbindungen, melde Willens 
(haften feinen Ihnen zweckmaͤßig, und welche 
nicht? 


c) ZA es wohl einſt anderſt in der Welt geweſen ? 
Gab es nicht einen einfachern Zufand, und wie 
Denfen Sie fi denfelben? 


d) Wäre es wohl möglich, nachdem wir nun alle 
Nichtigkeiten unferer bürgerlichen Verfaſſung durch⸗ 
gegangen, einmal wieder zu der erſten Simplicitaͤt 
zuruͤckzukommen, zu einer edeln Einfalt, die als⸗ 
denn um deſto dauerhafter ſeyn wuͤrde, da ſie mit 
den Erfahrungen aller Art von Verderbniſſen aus⸗ 
geruͤſtet, das Menſchengeſchlecht in einen ſolchen 
Zuſtand ſetzte, in dem ſich etwa ein einzelner 
Menſch befinder, der, nachdem er in feiner uns 
(duldigen Kindheit unverderbt, beneidenswürdig 
gluͤcklich geweſen, in den Juͤnglingsjahren von 
Leidenfchaften irre geführt worden, und alle Ge 
fahren kennen gelernt hat, dann in feinem gebils 

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10 Prieſtergrad. 


‚nicht dieſen heiligen Ort, geb! Fliehe, weil es noch Zeit 


ift! Sein Freund kommt ins Zimmer, fuͤhrt ihn wieder 
beraus, und die Aufnahme kommt nicht zu Etande. 


Greift er aber nach dem, Prieiterfleide, fo wird ibm zuge» 


rufen: Heil dir Edler! Das fonnten wir von dir erwar⸗ 
ten; aber balt ein! noch darfıt du Dies Kleid nicht anzie⸗ 
ben. Höre erſt, wozu mir dich beftimmt haben! Setze 
Dich auf einen Stul und merke auf! 


Der Ritter ſehjt fih, und nun wird der folgende 
Unterricht laut gelefen, ben welchem ſich, da er lang und 


niemand zu feben ıft, zwey Presbyteri abwechſeln koͤnnen. 


Unterricht im erfien Zimmer. 


Nach der forgfältigen Vorbereitung und Prüfung ruͤckt 
nunmehr die Zeit deiner Belohnung herbey. Du haft deinen 
Verſtand aufgeklärt, dein Herz gebeffert, du hait dich und 
andre erfennen und bilden gelernt. Du haft die erften 


Buchſtaben der höhern Weisheit von deinen Dbern bekom⸗ 


men. Nun trift auch dich die Reibe, andere zu erleuch⸗ 


‚ ten und au regieren — die hoͤchſte Ehre, wornach der edlere 


Mann fireben fol. Dad, mas du bid jeht weift, und 
was du in diefee Stunde noch lernen wirft, giebt die 
Ueberlegenbeit und Einſichten über andere Schwaͤchere, 
and eben diefe Veberlegenheit iſt die einzige wahre Quelle 
der 


12 Prieſtergrad. 


Unterſcheidung und Gleichheit, Deſpotiemus und Frep⸗ 
beit auf das engfte zu vereinigen: fein Rei und feine 
Untertbanen ſich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen 
daraus entſtehenden unvermeidlichen Vrrfolgungen vorzu⸗ 
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗ 
reiſſenden Verderben zu ſteuern, auf allen Wegen, Segen 
und Wonne zu verbreiten, iſt das Meiſterſtuͤck der mit der 
Moral vereinigten Politik, Um diefes zu bemwirfen, bies 
ter und die bürgerliche Verfaſſung wenige brauchbare, 
auch bier anmentbare Regeln an. Die Triebfedern, des 
ren man ficb in bepden bedient, um Menſchen in Bewer 
gung gu ſetzen, unterideiden fi togar. Dort werden 
die Menfden aus Furcht und Zwang zum Handeln bes 
beſtimmt, bier bev und ſoll fich jeder ſelbſt dazu beſtimmen. 
Hofnung, vorhergefebener vernünftiger Vortbeil, Er⸗ 
wartung, Vernunft, Sittlichkeit follen ihnen die gehörige 
Richtung ertheilen. Hier finden ih Hinderniſſe, melde 
nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bey 

der bürgerlichen Geſellſchaft nar nicht angetroffen werden. 
Diefe find es, welche die vernuͤnftigſte Sache unendlich 
erfchweren und Umwege veranlaffen. 


Mitglieder, die in verſchiednen eiferfüchtigen und 
argwoͤhniſchen Regierungen zerſtreut leben, in ſolchen aufe 
gewaͤchſen, von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen 
boffen und fuͤrchten, die um dieſes Unterhalts willen 
dieſen Gemeinden alte ihre. Kräfte und Thaͤtigkeit ſchen⸗ 

* ken 


Prieſtergrad. 


— 


et ii Whalten zu befoͤrdern, dem Orden 
N.. Frta jen zu ertichten: Diitglieder, die ſich 
ar Ni ie Amar begeben, um ſich für den Orden 
et aa dreien den ichuldigen Erſatz zu machen: 
Wem und Ri rdee wittelloſer Mitglieder zu erbalten, 
war Nee Art jedes Mitalied in den Stand zu 
ee N er feinen Leben in Unabhängigkeit von“ - 
Ne Borna. und ded feinem Uebergang.in feiner Beruhi⸗ 
vun und Oeelenrude nicht gehindert werde. 


Wären Menichen aleich anfännlich das, was ver⸗ 
naurtine Menfchen ſeyn ſollten; koͤnnte idnen aleich ben 
deu eriten Eintritt Die Heiligkeit der Sache und die Herrs 
lichteit des Plans vorgelegt und einleuchtend armacht 
werden ; dann moͤchte manches noch miglich fepn: Aber, 
Da jeder bot, jeder baben, und Nemand geben will: 
da der Meis des Verborgenen bepnabe noch das einzige 
Mittel iR, um Menichen gu erhalten, die vieleicht nach 
befriedigter Neugierde fo gleich den Rüden kehren, odee 
gar die Kenneniffe zum Bofen nugen würden: da es erft 
um die moralifde Bildung diefer oft noch rober Mens 
(den au tbun ift, und doch jeder eilt und murret, und 
Über die Verzögerung ungeduldig wird, fo kanſt du bier 
leicht fehen, daß hier Mühe, Geduld, Beharrlichfeit 
und überwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß 
bie Obern wohl von'der Sache überzeugt fcpn muͤſſen, 
weil fie fonft nicht ihr Wermögen, alle ihre Kräfte, ihre 

’ ’ ganze 





Yrieflergrab: 15. 


ganze Eriftens diefer Verbindung widmen Würden , wo⸗ | q 
für fie nicht nur nicht entſchaͤdigt, nicht erkannt, ſon⸗ 

dern oft mit Undan belohnt werden; ich fage, es wird 
eine überwiegende Liebe zum Zwed erfordern, um niche 
in Mitte der Arbeit den Poften su verlaffen, und der . 
unbanfbaren Arbeit, Menſchen zu beſſern, auf ewig zu 
entfagen. Dem. nun voraubeugen , dort zu beifen, wo _ 

. die, Hülfe oft fo ſchwer iſt, das alles au leiſten, ift mas 
wir in G. 3. Regierungsfunft nennen. 


Dieſe ift die Sorge, au welcher wir dich anheut — 
berufen, Tag und Nacht andere beobachten, bildenr ı Ä 
ihnen au Hülfe fommen, für fie ſorgen: in dem Furcht⸗ . 
famen Muth ‚ in dem £auen und Trägen Eifer und Thaͤ⸗ | 
tigkeit ermeden, dem Unwiſſenden predigen und lehren: » 
den Gefallenen aufriten, den Wanfenden und Schwas :. 
chen ftärfen, den Hitzigen zuruͤck halten, Uneinigfeiten zus 
vorkommen , entfiandene ;beplegen, alle. Mängel und - 

Schwächen verbergen, gegen dad Eindringen neugieriger 

Sorfher und Wiglinge auf feiner Hut ſtehen, Unvers 

fihtigfeiten und Verrath verhüten, und endlich Subor⸗ 

N Dination und Achtung gegen Dbere, Liebe und Neigung -. 

Vnter ſich, und Vertraͤglichkeit gegen die, ſo außen 

ſeynd/ ben den Deinigen zu bewirken. Dieſe und ante 

dere mehr find big. Arbeiten und Pflichten, die wir dir 

fo eben auflegen. Haft du noch Muth, das alles sw. | 
äberwinden, fo böre ferner. 


ie Mei 





6: Prieſtergrad. 


ſchlechts widerſetzen, weil ſie an die alten Formen 

gewoͤhnt ſind, und was in dieſe nicht paßt, waͤre 

rs auch noch fo natuͤrlich, aroß, edel, dennoch 
für unrecht halten? Wird nicht feider! jetzt ales 
menſchliche, allgemeine, dem perfonellen enger 

Intereſſe nachgeſetzt? 

1) Muͤſſen dieſe Verderdniſſe alſo nicht nach und nach 
in der Stille gehoben werden, ehe man hoffen Fan, 
jene goldnen Zeiten berbepsufübren; und ift es 
nicht befler , unterdeflen in gebeimen Verbindun⸗ 

gen die Wahrheit Fortzupflanzen ? | 
k) Finden wir Epuren einer fulchen gebeimen Lehre 

in den aͤlteſten Weisheitöfchulen, in dem bildlichen 

‚ unterrichte, den Ehriftus der Erlöfer und Befreyer 

des Menſchengeſchlechts feinen vertrauteſten Schuͤ⸗ 
lern gab? Bemerken Sie nicht eine ſtuffenweiſe 
Ersiebungd« Anftalt von der Art ſchon von den 
ätsften Zeiten ber angebratht ? 


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Yirten hir url ßenhihr ülen,ſ ungeſtͤcke, Im Zimmer ber 
Aura fh ui Sun, aufen einem nirbrinen gepolfleten 

Edle 


‘10 Prieſtergrad. 


nicht dieſen heiligen Ort, geb! Stiche, weil es noch Zeit 
ift! Sein Freund kommt ins Zimmer, führt ihn wieder 
beraus, und die Aufnahme Fomme nicht zu Stande. 
Greift er aber nad) dem, Prieſterkleide, fo wird ihm zuge⸗ 
zufen: Heil dir Edler! Das fonnten wir von dir erwar⸗ 
gen; aber balt ein! noch darfit du dies Kfeid nicht anzies 
"pen. Höre erſt, wozu wir dich beſtimmt haben! Site 
Dich auf einen Stul und merke auf! 


Der Ritter ſetzt ih, und nun mird der folgende 
Unterricht laut gelefen, ben welchem ſich, da er lang und 
- niemand zu feben iſt, zwey Presbyteri abwechſeln koͤnnen. 


Unterricht im erſten Zimmer. 


Nach der ſorgfaͤltigen Vorbereitung und Brüfung rück 
nunmehr die Zeit deiner Belohnung herbep. Du haft deinen 
Verstand aufgeklärt, dein Ders gebeffert, du hatt dich und 
andre erfennen und bilden gelernt. Du haft die erften 
Buchſtaben der hoͤhern Weisheit von deinen Obern bekom⸗ 
men. Nun trift auch dich die Reibe, andere zu erleuch⸗ 
‚ten und au regieren — die höchfte Ehre, wornach der edlere 
Mann ftreben fol. Dad, was du bis jetzt weiſt, und 
mas du in diefer Stunde noch lernen wirft, giebt die 
Ueberlegenheit und @infihten über andere Schwaͤchere, 
und eben dieſe Ueberlegenheit iſt die einzige wahre Duelle 

der 





dieſen Gemeinden alle ihre Kräfte und Thätigfeit ſchen⸗ 





13 Prieſtergrad. 


Unterſcheidung und Gleichheit, Defpotiemus und Frep⸗ 
beit auf das engfte zu vereinigen: fein Rei und feine 
Unterthanen fich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen 
daraus entfiehenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzu⸗ 
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗ 
reiſſenden Verderben zu ſteuern, auf allen Wegen, Segen 
und Wonne zu verbreiten, iſt dad Meiſterſtuͤck der mit der 
Moral vereinigten Politif. Um diefes zu bewirken, bies 
tet und die bürgerliche Verfaſſung menige brauchbare, 
auch bier anmwentbare Regeln an. Die Triebfedern, des 
ren man ſich in bepden bedient, um Dienfchen in Bewe⸗ 
gung zu feßen, untericheiden fi togar. Dort werden 
Die Menſchen aus Furcht und Zwang zum Handeln be 
beſtimmt, bier bev uns ſoll fic jeder felbft dazu beſtimmen. 
Hofnung, vorbergefebener vernünftiger Vortheil, Er⸗ 


wartung, Vernunft, Sittlichkeit ſollen ihnen die gehörige 


Richtung ertbeilen. Hier finden fih Hinderniffe, welche 
nur dergleichen Einrihtungen allein eigen find, und bey 
der bürgerlichen Geſellſchaft gar nicht angetroffen werden. 
Diefe find es, melde die vernünftige Sache unendlich 
erſchweren und Ummege veranlaflen. 


Mitglieder, die in verſchiednen eiferfüchtigen und 
arawoͤhniſchen Regierungen serftreut leben, in ſolchen aufe 
gewachſen, von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen 
boffen und fürchten, ‚die um diefed Unterhalts willen 


ken 


14 Prieſtergrad. 


Menſchheit nuͤzliche Anſtalten zu befoͤrdern, dem Orden 

dienliche Stiftungen zu errichten; Mitglieder, die ſich 
aller-bürgerlichen Aemter begeben, um ſich für den Orden 
zu ˖verwenden, um diefen den ſchuldigen Erſatz zu machen: 

irtmen und Kinder mittelloſer Mitglieder-au erhalten, 
und. auf dieſe Art jedes - Mitslied in den Stand zu 

ſetzen, daß er hen feinem Leben in Unabhängigkeit vor“ . 
dem Boͤſen, und bey feinem Uebergang.in feiner Beruhi⸗ 
gung und Scelenrube nicht gehindert. werbe. 


Wären Menſchen aleich anfänglich das, was vers 
nuͤuftige Menſchen ſeyn ſollten; koͤnnte ihnen aleich bey 
dem erſten Eintritt die Heiligkeit der Sache und die Herr⸗ 
lichkeit des Plans vorgelegt und einleuchtend armacht 
werden; dann möchte manches noch muͤglich ſeyn: Aber, 
da jeder bofft, jeder haben, und Niemand geben will: 
da der Reis des Verborgenen bennabe noch das einzige 
Mittel ik, um Menſchen zu erhalten, die vieleicht nach 
befriedigter Neugierde fo gleich den Rüden kehren, oder 
gar die Kenntniffe zum Böfen nugen würden: ba es erft 
um die moraliſche Bildung diefer oft noch roher Mens 
ſchen zu thun iſt, und doch jeder eilt und murret, und 
uͤber die Verzoͤgerung ungeduldig wird, ſo kanſt du dier 
leicht ſehen, daß bier Mühe, Geduld, Beharrlichkeit 
und überwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß 
die Obern wohl von der Sache uͤberzeugt ſeyn muͤſſen, 
weil fie ſonſt nicht ihr Vermoͤgen, alle ihre Kraͤfte, ihre 
ganze 


6. Prieſtergrad. 


ſchlechts widerſetzen, weil fie an die alten Formen 
gewoͤhnt find, und was in diefe nicht paßt, wäre 
a auch noch fo natürlich, groß, edel, dennoch 
für unrecht bulten? Wird nicht Teider! jetzt alles 
menfchliche , allgemeine, dem perfonellen engern 
Intereſſe nachgeſetzt? 

1) Muͤſſen dieſe Verderdniſſe alſo nicht nach und nach 
in der Stille gehoben werden, ehe man hoffen kan, 
jene goldnen Zeiten herbeysufuͤhren; und iſt es 
nicht beſſer, unterdeſſen in geheimen Verbindun⸗ 

gen Lie Wahrheit fortzupflanzen? 

k) Finden wir Spuren einer ſolchen gebeimen Lehre 

in den aͤlteſten Weisheitsſchulen, in dem bildlichen 

‚ K nterrichte, den Chriſtus der Erlöfer und Befreyer 
des Menſchengeſchlechts feinen vertrauteften Schuͤ⸗ 
lern gab? Bemerken Sie nicht eine: Kuffenmweife 
Ensiebungsd» Anftalt von der "Art: fon von den 
dienen Beiten ber angebracht ? 


Bes 


⸗ 


8 | Prieſtergrad. | 


Der Kandidat wird mit verbundnen Augen in eine 
Kurfche geſetzt, und von einem Freunde begleitet durch 


. allerlep Umwege bis vor Das Haue gebracht inſofern dieß 
"ohne Aufſehen zu erregen geſcheben kan, und es zu einer 


Sahrögeit geſchieht, da es nicht fruͤh dunkel wird). 


Man laͤßt jbn ausſteigen und führt ihn bis vor die 
Thür des eriten Zimmers. Da bedeutet ıbn fein Freund, 
nachdem er ıbm die Adgen aufgebunden, er folle fteben | 
b:eiben, bis man ihm zurufen werde, daß ırin dad Zim⸗ 
mer tretten folle.. Vorher abe muß er die Ritrerfchürge 
und das Audreasfreug anlegen, den Hür aufſetzen und 
den entblößten Degen in die Hand nehmen , worauf ihn 
dann fein Freund verläßt und zu den uͤbrigenPrieſtern gebt. 


Nach einiger Zeit wird dem Ritter durch eine unbe⸗ 
-Rannte feverlihe Stimme sugerufen: Triti herein, Vers 
waiſeter, die Väter rufen dich, tritt herein! und vers 
(ließ die Thür binter dir. (Der Kandidat thut das.) 


Nun tritt er in ein Zimmer, welches prächtig ers 
Jeuchtet und roth, koſthar tapeziert iſt. Im Hintergrunde 
Feht man einen Thron unter einem Himmel, und vor 
demſelben ſteht ein Tiſch, auf welchem eine Krone, ein 
eipter, Schwerdt, Sol, K Koftbarfeiten und Feſſeln 
diegen. Zu den Fuͤſſen deffe:ben liegen auf einem. tothen 
Kiffen die prieſterliche Kleidungsſtuͤcke. Im Zimmer ber 
finder fich fein Stul, außer einem niedrigen gepolfterten - 

Etuͤl⸗ 


'10 Ä Prieſtergrad. 


nicht dieſen heiligen Ort, geb! Stiche, weil es noch Zeit 
iſt! Sein Freund kommt ins Zimmer, führt ihn wieder 
beraus, und die Aufnabme kommt nicht zu Stande. 
Greift er aber nad dem, Prieſterkleide, fo wird ihm zuge⸗ 
rufen: Heil dir Edler! Das konnten wir von dir erwar⸗ 
gen; aber balt ein! noch darfit du dies Kfeid nicht anzie⸗ 
ben. Höre erft, wozu wir dich beftinmt haben! Ste 
dich auf einen Stul und merke auf! 


Der Ritter ſetzt ſich, und nun wird der folgende 
Unterricht Saut gelefen, ben welchem fid), da er lang und 
. "niemand zu feben ıft, zwey Presbyteri abwechſeln koͤnnen. 


Unterricht im erfien Zimmer. 


Nach der ſorgfaͤltigen Vorbereitung und Prüfung rüdt 
nunmehr die Zeit deiner Belohnung herbep. Du haſt deinen 
Verſtand aufgeklaͤrt, dein Herz gebeſſert, du haſt di und 
andre erkennen und bilden gelernt. Du haft die erften 
Buchſtaben der höbern Weisheit von deinen Obern befom« 
men. Nun trift auch di die Reihe, andere zu erleuch⸗ 
‚ ten und zu regieren — die höchfte Ehre, wornach der edlere 
Mann fireben fol. Das, mas du bis jet weiſt, und 
mas du in diefer Stunde noch fernen wirft, giebt die 
Heberlegenheit und Einfihten über andere Schwaͤchere, 
und eben diefe Ueberlegenheit it die einzige wahre Quelle 
' der 


- diefen Gewmeinden alle ihre Kräfte und Thaͤtigkeit fchene 


12 Brieftergrabd. 


Unterfheidung und Gleichheit, Defpotiemus und Frep⸗ 


beit auf das engfte zu vereinigen: fein Rei und feine 


Unterthanen ſich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen 
Daraus entſtehenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzu⸗ 
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein ein⸗ 
reiffenden Verderben zu feuern, auf allen Wegen, Segen 
und Wonne zu verbreiten, ift Dad Meiſterſtuͤck der mit der 
Moral vereinigten Policiät. Um diefes zu bemwirfen, bies 
tet uns die bürgerlihe Verfaſſung wenige brauchbare, 
auch bier anwendbare Regeln an. Die Triebfedern, des 


- zen man ſich in bepden bedient, um Menſchen in Bewe⸗ 


gung zu ſetzen, untericheiden ich togar. Dort werden 
Die -Menfben aus Furcht und Zwang zum Handeln bes 
beftimmit , bier bey und ſoll fich jeder felbfi dazu beſtimmen. 
Hofnung, vorbergefebener vernünftiger Vortheil, Er⸗ 
wartung, Vernunft, Eittlichfeit follen ibnen die gehörige 
Richtung ertbeilen. Hier finden fih Hinderniffe, melde 
nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bey 


der bürgerlichen Geſellſchaft gar nicht angetroffen werden. 


Diefe find es, welche die verninftigtte Sache unendlich 
erſchweren und Umwege veranlaſſen. 


Mitglieder, die in verſchiednen eiferſuͤchtigen und 
argwoͤhniſchen Regierungen zerſtreut leben, in ſolchen aufe 
gewachſen, von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen 
hoffen und fürchten, die um dieſes Unterhalts willen 


ken - 


Prieſtergrad. 13 


ken und widmen alſo ſchon anderswo mit vielen Geſchaͤf⸗ 


“sen überladene Mitglieder, die man noch über das an kei⸗ 


nem gemeinfchaftlihen Ort, unter gemeinfchaftlicher Aufs 
fit mit den gewöhnlichen Zmangsmitteln unterrichtet, - 
die mitten im Verderbniſſe Teben, und fo leicht davon: 
bingeriffen werden, wo das üble Bepſpiel fo häufig, und 
die Verführung fo leicht it, und das Werk von Jahren‘ 
gernichten kan: Mitglieder, die man noch Über das nicht 
nach dem Bepſpiel geiftlicher Orden nach Gefallen über: 
fegen kan , diefe find es, welche die Grundlage unferer 
Mitarbeiter ausmachen und die Arbeit ind Unendliche ers 
fdweren: — Wie fol man weiter von Menfchen , deren - 
der größe Theilunvermögend ift, und felbit von ung Huͤlfe 
erwartet, und der ubrine Elügere Theil durch wiederhoften 
Betrug su fehr gewigigt worden, als daß er es abermal 
wagen follte, fein Geld an eine Geſellſchaft zu verwen. 
Den, deren letzter Zweck ihm noch nicht vorgelegt worden, 
deren Häupter er nicht Fennt, und die ihm nicht Rechen« 
ſchaft über die nuͤzliche, zweckmaͤßige, vernünftige Ver _ 
wendung feiner Srengebigkeit wiirde geben können: Wie 
fol man, fage ich, von ſolchem Mitgliede die nöthigen 
Sonde erhalten, um die jedem Körper weſentliche Bes 
Dürfniffe zu bereiten, um einen fo Eoftbaren in ale Welt 
ſich erfiredenden Briefmechfel und Zufammenhang zu er⸗ 
balten, um verdienten Dürftigen zu ‚helfen, die megen 
ihrer Redlichkeit, Eifer für die gerechte Sache, für den 
Orden felbft Verunglüdte au unterflügen, große, der 
Menſch⸗ 


Yrieflergrab: 185: 


ganze Eriftenz diefer Verbindung widmen wuͤrden, wo⸗ 
für fie nicht nur nicht entſchaͤdigt, nicht erkannt, ſon⸗ 
dern oft mit Undank belohnt werden; ich ſage, ed wird 
eine überwiegende Liebe sum Zweck erfordern, um nicht 
in Mitte der Arbeit den -Poften zu verlaſſen, und der », 
undanfbaren Arbeit, Menſchen zu beſſern, auf ewig zu 
entſagen. Dem nun vorsubeugen , dort u beifen, wo _ 
die Huͤlfe oft ſo ſchwer iſt, das alles zu leiſten, iſt was 
wir in © 3. Regierungsfunft nennen. 


Dieſe if die Sorse, zu welcher wir dich anheut 
berufen, Tag und Nacht andere beobachten, bildeny ı 
ihnen au Hülfe fommen, für fie ſorgen: in dem Furcht⸗ 
famen Muth, in dem £auen und Trägen Eifer und Thaͤ⸗ 
tigkeit erwecken, dem Unwiſſenden predigen und lehren? - 
den Gefallenen aufriten, den Wankenden und Schwas - 
chen ftärken, den Hitzigen zuruͤck halten, Uneinigfeiten zus . 
vorkommen, entfiandene ‚beplegen, alle. Mängel und - 
Schwächen verbergen, gegen dad Eindringen neugieriger . 
Forſcher und Witzlinge auf ſeiner Hut ſtehen, Unvor⸗ 
Sihtigfeiten und Verrat verhäten, und endlich Subor⸗ 
N dination und Achtung gegen Obere, Liebe und Neigung -. 

nter ſich, und Verträglichkeit gegen die, fo außen: 
ſeynd, ben den Deinigen zu bewirken. Diefe und ame 
dere mehr find dig Arbeiten und Pflichten, die, wir die... 
fo eben auflegen. - Haft du noch Muth, das alles sw 
äberwinden, fo böre ferner, 


Wein 


22 


16 grrieſtergrad. 


Weiſt du dann auch mas acheime Geſellſchaftrn 
find? Welchen Drt fie in bem großen Reich⸗ der Welt⸗ 
begebenheiten behaupten ? Glaubſt du wodl, daß ſolche 
eine gleichguͤltige, tranſitoriſche Eeſcheinung ſeven? 9° 
mein Bruder! Bott und die Natur; welche alle Dinge 
der Welt; die Groͤſten ſo gut, wie dle Kleinſten zur 
rechten Zeit und am geboͤrigen Ott grordnet haben, be⸗ 
dienen fich folder als Mittel, um ungeheure fonft nicht 
erreichbare Entzwecke zu erreichen; Höre und’ erftaune! ' 
Nach diefem Sefichtspunct richtet und beftimme fi) die 


. ganze Moral, und das Recht der geheimen Geſellſchaf⸗ 


ten, und unſere bisherige Moral und Begriffe von 
Recht und Unrecht erhalten erſr dadurch ihre noͤthige 
Berichtigung. Du ſtebſt hier in der Mitte zwiſchen der 
vergangnen uimd Fünftigen Welt: einen Blick in die ” 
vergangnen Zeiten zuruͤck, und ſogleich fallen die zehn⸗ 
taufend Riegel hinweg, ‚und die Thore der Zukunft 
öfnen fib. Maͤche dich gefaßt, einen flichtigen oder 
kuͤhnen Blick binein zu wagen: — Du wirft den unaus⸗ 
ſprechlichen Reichthum und Vorrath Bottes und der Nas 
tur, die Srniedrigung und Würde des Menfchen, und 
bie Welt und das Menfchengefchleht in feinen Fänge ' 


lingsjahren, mo nicht gar in feiner Kindheit erblicken, 


da mo du es ſchon in arauem hinfäligen Alter nahe bep 
feihent Untergang und Herabwuͤrdigung zu finden ver⸗ 
mutheteſt. 


Die 


\ 


Frieſtergrad m 


Die Natur, welche ſtuffenweiſe Entwickelung eines 


unendlichen Plans ift, mo das nämlide Urbıld in allen 


moͤglichen Veränderungen , Graduationen und Formen 


sum Örunde liegt, und von ung Menſchen nach Berfcies . 
denheit feiner Geſtalt verſchiedene Nahmen erhält, machk 


in allen diefen ihren Veränderungen feinen Sprung: fie 
fängt von dem Eleitt» möglichen und unvollkommenen 
an, durchlauft ordentlich alle Mittelituffen, um sum grös 
fen und vollfommenften diefer Art zu gelangen, welches 
boͤchſte viclleicht neuerdings die niederſte Stuffe einer neuen 
böhern Veränderung ift: fie macht Kinder, und aus ihnen 
Männer; und Witde, um daraus gefittete Menfchen zu 
machen, vieleicht um ung mit dem Contraft deffen, mad 
wir waren, mit dem, mas wir wirklich find, fühlbarer) 
angiebender, ſchaͤtzbarer zu. machen: oder und zugleich zu 


. belehren, daß eben darum mit dem, was wir find, ihr 


unendlicher Vorrath noch nicht erfchopft feper daß wie 
und unfer Geſchlecht noch zu weitern ungleich wichtigern 
Deränderungen vorbehalten feven — So, wie alfo dei 
einzelne Menſch, eben fo bat auch das ganze Geſchlecht 
feine Kindheit, Jugend, maͤnnliches und graues Alter. 
Mit jeder dieſer Perioden des ganzen Geſchlechts lernen 


die Menſchen neue, ihnen vorher unbekannte Beduͤrfniſſe 


kennen. Jedes neue Beduͤrfniß iſt gleichſam der Saamen, 
aus welchem eine neue Veraͤnderung, ein heuer Zuſtand,/ 
ein Beflerfenn bervor feimt , weil ed den Menfchen zut 
&pätigfeit reizt/ in ihm den Nifus hervorbringt, ſolches 

B iu 


u an de 


— — 


‚Priekergrad. | 19 


einzige Geſellſchaft, und leicht au becledigendet Hunger 
and Durſt, Schuß vor dem Ungeſtuͤnm des Wetters; 
ein Weib, und nach der Ermuͤdung die Ruhe, bie einzie 
gen Beddrfniffe find, ein Zuftand, in welchem der Menſch 
die bepden vorzuͤglichſten Guͤter, Gleichheit und Srepbeit, 
in voller Fuͤlle genießet, und auch ewig genießen wuͤrde, 
wenn ec dem Wink der Natur folgen wollte, und die 
Kunft verftünde , feine Kräfte nicht zu misbraudhen, und 
den. übermäßigen Ausbruch feiner Leidenſchaften au bins 
dern: oder, wenn er das ſchon wäre, wozu fein Geſchlecht 
erſt durch lange Vorbereitung gelangen ſollte. Wenn es 
nicht im Plan Gottes und der Natur laͤge, ihm anfaͤnglich 
nur das zu zeigen, wozu ſie ſein Geſchlecht beſtimmt, 
is ihm ein Sur um fo ſchaͤtzbarer zu machen, dus er ans 


fänglich gehabt, fo bald verlohren , gleich Darauf zuruͤck⸗ 


gewuͤnſcht, und fo lang fo eilfertig und vergeblich gefucht, 
bis er endlich den rechten Gebrauch feiner Kräfte, feine 
Berbältniffe gegen andere Menſchen richtiger zu beſtim⸗ 
men gelebrt ward. In diefem Zuftand, wo alle Ge⸗ 
maͤchlichkeiten unfers Lebens mangelten, war diefer Mans 
sel kein Ungluͤck fuͤr Menſchen, die fie nicht Bannten 
und eben darum niemal vermißten. Geſundheit war ihr 
ordentlicher Zuſtand, der phpfiſche Schmerz das einzige 
Misvergnuͤgen; — mas fonnte mob! diefen urfpränglie 
ben Menſchen mangeln, um gluͤcklich zu ſeyn, da fie 
noch über das ihre Umftände belehrten } wenige und nicht 
wu lebhafte Besierden zu haben: eine Kun, welche das 

8a weſent⸗ 


Dr Fr, 








re. 





10 Prieſtergrab. 


"nicht dieſen heiligen Ort, geh! Stiche, weil es noch Zeit 
it! Sein Freund fomnt ins Zimmer, führt ihn wieder 
beraus, und die Aufnahme kommt nicht zu Etande. 
Greift er aber nach dem, Prieiterfleide, fo wird ihm zuge⸗ 
rufen: Heil dir Edler! Das Eonnten wir von dir ermare 

gen; aber balt ein! noch darfit du dies Kleid nicht anzie⸗ 
"den. Höre erſt, wozu mir dich beftimmt haben! Setze 
Dich auf einen Stul und merke auf! 


Der Ritter fee ſich, und nun wird der folgende 
Unterricht laut gelefen, ben welchem ſich, da er lang und 
. niemand zu feben ıfl, zwey Presbyteri abwechſeln Eönnen. 


Unterricht im erflen Zimmer. 


Nach der forgfältigen Vorbereitung und Prüfung ruͤckt 
nunmehr die Zeit Deiner Belohnung herbey. Du haft deinen 
Verſtand aufgeklärt, dein Herz gebeffert, du hatt dich und 
andre erfennen und bilden gelernt. Du haft die erften 

Buchſtaben der höbern Weisheit von deinen Obern befom« 
men. Nun trift auch dich die Reibe, andere zu erleuch⸗ 
‚ ten und zu regieren — die höchfte Ehre, wornach der edlere 
Mann ftireben ſoll. Das, mad du bis jetzt weiſt, und 
was du in dieſer Stunde noch lernen wirft, giebt die 
Beberlegenbeit und Einfichten Über andere Schwaͤchere, 
und eben diefe Ueberlegenheit ift die einzige wahre Quelle 
' der 


Prieſtergrad. 11 


Der Macht des Menſchen über andere Menſchen. — Die 
Sinfterniß verſchwindet, der Tag des Lichte bricht berein, 
Die erfte Pforte des Heiligthums oͤfnet ſich. Ein Theil 
unfter Gebeimniffe wird ſich dir entwickeln. — Verſchließet 
die Thore des Heiligthums den Ungeweihten! Ich will zu 
den Erlauchten, den Heiligen, den Auserwaͤhlten fpres 
ben. Ich ſpreche mit denen, fo Ohren haben, um zu 
hören, eine Zunge, um au ſchweigen, und einen gelaͤu⸗ 
terten Verſtand, um du begreifen. — 


Durch den Eintritt in dieſe unfichtbare Verſammlung 
wirft du heute dem hoͤhern Drden zugeſtellt. So 
wie du bis jetzt am Ruder des Untergebäudes Handelt, ſo 
wirt du Einftig zu der Klaſſe derer gebören, in deren 


Händen die Regierung im Wiſſenſchaftlichen, Religiöfen 


und Politifchen fiebt. Alles mas uns wichtig und heilig 
ſeyn muß, ift diefen Händen anvertraut — Weift du aber 
auch hinlaͤnglich, was Das beißt: Herrfchen, in einer ges 
heimen Geſellſchaft berrichen? N:ch: über den geringerm 
oder vornehmern Bibel, über die beſten Menſchen, über 
Menſchen von allen Ständen, Natıonen und Religionen, 
ohne Außerlichen Zmang au herrſchen, fie dauerhaft zu 
Yereinigen: ibnen einerley Geiſt und Seele einzuhauchen, 
über die in allen Tbeilen der Welt zerſtrenten Menfchen 
in der gröften Entfegenheit in moͤglichſter Stife, mit 
möglicher Eile und Genauigkeit zu berrfchen : ift eine bids 
bero in der Staatsklugheit noch unaufgelößte Aufgabe. 
V Un⸗ 


—EI 


12 VPrieſtergrad. 


Unterſcheidung und Gleichheit, Deſpotismus und Frep⸗ 
_ beit auf das engfte zu vereinigen: fein Reich und feine 
Unterthanen ſich ſelbſt ſchaffen: allem Verrath, und denen 
daraus entſtehenden unvermeidlichen Verfolgungen vorzu⸗ 
beugen: aus Nichts etwas zu machen, dem allgemein eins 
reiffenden Verderben zu feuern, auf alen Wegen, Gegen 
und Wonne zu verbreiten, ift das Meiſterſtuͤck der mit der 
Moral vereinigten Politick. Um dieſes zu bewirken, bie⸗ 
tet uns die buͤrgerliche Verfaſſung wenige brauchbare, 
auch hier anwendbare Regeln an. Die Triebfedern, de⸗ 
ren man ſich in beyden bedient, um Menſchen in Bewe⸗ 
gung zu ſetzen, unterſcheiden ſich ſogar. Dort werden 
die Menſchen aus Furcht und Zwang zum Handeln bes 
beftimmit , bier bev und fol fich jeder ſelbſt dazu beſtimmen. 
Hofnung, vorbergefebener vernünftiger Vortheil, Er⸗ 
wartung, Vernunft, Sittfichfeit follen ihnen die gehörige 
Richtung ertheilen. Hier finden fi Hinderniffe, melde 
“ nur dergleichen Einrichtungen allein eigen find, und bey 
der bürgerlichen Geſellſchaft nar nicht angetroffen werden. 
Diefe find es, welche die vernünftige Sache unendlich 
erfchweren und Umwege veranlaflen. 


Mitglieder, die in verſchiednen eiferfüchtigen und 
arawöhnifchen Regierungen zerſtreut leben, in ſolchen aufe 
gewachfen , von ihnen den Unterhalt erhalten, von ihnen 
boffen und fürchten , die um dieſes Unterhalts willen 

dieſen Benseinden alle ihre. Kräfte und Thaͤtigkeit fchen» 
= Ä ten - 


ı 





Prieſtergrad. 13 


Ben und widmen: alfo ſchon andersmo mit vielen Geſchaͤf⸗ 


- sen überladene Mitglieder, Die man noch über Das au kei⸗ 


nem gemeinfchaftlichen Ort, unter sgemeinfchaftlicher Aufs 
ſicht mit den gewöhnlichen IZwangsmitteln unterrichtet, - 


die mitten im Verderbniſſe Teben, und fo leicht daron 


bingeriffen werden, mo das üble Bepfpiel fo häufig, und 
die Verfuͤhrung ſo leicht it, und das Werk von Jahren‘ 
sernichten kan: Mitglieder, die man noch über das nicht 
nach dem Bepſpiel geiftlicher Orden nach Gefallen übers 
ſetzen fan, dieſe find es, welche die Grundfage unferer 


Mitarbeiter ausmachen und die Arbeit ins Unendliche ers . 


ſchweren. — Wie fol nian weiter von Menſchen, deren 
der groͤſte Theil unvermögend ift, und felbit von ung Hülfe- 
erwartet, und der uͤbrige kluͤgere Theil durch wiederhoften 
Betrug zu ſehr gewitzigt worden, ale daß er es abermal 
wagen follte, fein Geld an eine Geſellſchaft zu verwen⸗ 
Den, deren letzter Zweck ihm noch nicht vorgelegt worden, 
Deren Häupter er nicht Fennt, und die ihm nicht Rechen» 


fchaft über die nüsliche , zweckmaͤßige, vernünftige Ver: _ 


wendung feiner Srengebigkeit wiirde geben können: Wie: 
foll man, fage ih, von ſolchem Mitgliede die nöthigen 
Fonds erhalten, um die jedem Körper Mefentliche Bes 
duͤrfniſſe zu beftreiten, um einen fo Eoftbaren in alle Welt 
fi erfiredenden Briefwechfel und Zuſammenhang zu ete 


balten, um verdienten Duͤrftigen zu helfen, die wegen - 


ihrer Redlichfeit , Eifer Für die gerechte Sache, für den 
Orden ſelbſt Verungluͤckte zu unterftügen, große, der 
Menſch⸗ 


v 


14 Prieſtergrad. 


Menſchheit nuͤzliche Anſtalten zu befoͤrdern, dem Orden 
dienliche Stiftungen zu errichten; Mitglieder, die ſich 
aller-bürgerlichen Aemter begeben, um ſich für den Orden 
au verwenden, um:diefen den ichufdigen Erſatz zu machen: 
Wutmen und Kinder mittelloſer Mitglieder zu erhalten⸗ 
und. auf dieſe Art jedes -Mitslıed in den Stand zu 
ſetzen,, daß er hen. feinem Leben in Unabhängiäkeit von‘ . 
dem Bien ‚.und bep feinem Webergang.in feiner Berabis : 
gung und Srelenrube micht gehindert werde; 


- Wären Menſchen aleich anfänglich dad, was ver⸗ 
nuͤuftige Menſchen fevn ſollten; könnte idnen aleich bey 
dem erſten Eintritt die Heiligkeit der Sache und die Herr⸗ 
lichkeit des Plans vorgelegt und einleuchtend grmacht 
werden; dann möchte manches noch möglich ſeyn: Aber, 
da jeder boffe, jeder haben, und Niemand geben will: 
da der Reis des Verborgenen bepnabe noch das einzige 
Mittel ik, um Menichen zu erhalten, die vielleicht nach 
befsiedigter Neugierde fo gleich den Ruͤcken Lehren, oder 
gar die Kenntniffe zum Böfen nutzen würden: ba es erft 
um die moralifhe Bildung diefer oft noch roher Mens 
fden zu thun if, und doch jeder eilt und mürret, und 
über die Verzögerung ungebuldig wird, fo fanft du bier 
leicht fehen, daß bier Mühe, Geduld , Beharrlichfeit 
und überwiegende Liebe zum Zweck erfordert werde; daß 
die Obern wohl von'der Sache uͤberzeugt ſeyn muͤſſen, 
weil fie fonft nicht ihr Dermigen, alle ihre Kräfte, ihre 

ganze 


Prieſtergrad. 15 I 


ganze Eriſtenz dieſer Verbindung widmen wuͤrden, mo» 
für fie nicht nur nicht entſchaͤdigt, nicht erkannt, ſon⸗ 

. bern oft mit Undan belohnt werden; ich fage, ed wird 
eine überwiegende Liebe zum Zwed erfordern , um nicht 
in Mitte der Arbeit den Poften zu verlaſſen, und der : 
undankbaren Arbeit, Menſchen zu beſſern, auf ewig zu 
entſagen. Dem nun vorzubeugen, dort zu beifen, wo _ 

die Huͤlfe oft fo ſchwer ift, das alles au leiſten, if was 
wir in ©, 3. Regierungsfun nennen. 


Dieſe ift die Sorge, au welcher wir dich anheut 
berufen, Zag und Nacht andere beobachten, bilden, , 
ihnen zu Huͤlke kommen, für fie forgen.; in dem Zurcht« u — 
famen Muth, in dem Lauen und Trägen Eifer und Thaͤ⸗ 
tigkeit erweden, dem Unmiffenden predigen und lehren: - 
den Gefallenen aufridten, den Wanfenden und Schwa⸗ | 
ben ſtaͤrken, den Hitzigen zuruͤck halten, Uneinigkeiten zus . | 
vorkommen , entflandene beylegen, alle. Mängel und - 
Schwächen verbergen, gegen das Eindringen neugieriger _ 
Sorfher und Witlinge auf feiner Hut fleben, Unvers 
 Sihtigfeiten und Verrath verhuͤten, und endlich Subor⸗ 
NWination und Achtung gegen Obere, Liebe und Neigung 
Vuter ſich, und Verträglichkeit gegen die, ſo außen 
ſeynd, bey den Deinigen au bewirken. Dieſe und ans 
dere mebr find die Arbeiten und Pflichten, die wir die.. . 
fo eben auflegen. - Haft du noch Muth, das alles ıw 
äberwinden, fo höre ferner, 


Trek 


ı6 Arieffergrad. 


Weit du dann aub mas gedeime Geſellſchaften 
find? Weichen Dit fie in dem arogen Reiche der Welt 
begebenbriten behaupten ? Giaubſt du wohl, daf folche 
eine gleichguͤltige, tranfitorifche Erſcheinung feven? O,“ | 
mein Bruder! Gott und die Natur sr‘ welche alle Dinge 
der Welt; die Groͤſten ſo gut, mie die Kleinften zue 
rechten Seit und am gehoͤrigen Ott grordnet haben, bee 
dienen ſich folder als Mittel, um Ungebeure fonft nicht 
erreichbare Entzwecke zu erreichen. Höre und erftaune! i 
Nach diefem Gefihtspunct richtet und beftimmt ſich die 
- ganze Moral, und das Recht der geheinten Geſellſchaf⸗ 
ten, und unſere bisherige Moral und Beariffe von 
Recht und Unrecht erhalten erſt dadurch ihre noͤthige 
Berichtigung. Du ſtehſt hier in der Mitte zwiſchen der 
vergangnen und kuͤnftigen Welt: einen Blick in die 
verqangnen Zeiten zuruͤck, und ſogleich fallen die zehn⸗ 
tauſend Riegel hinweg, und die Thore der Zukunft 
aͤfnen ſich. Maͤche dich gefaßt, einen fluͤchtigen oder 
kuͤhnen Blick hinein zu wagen: — Du wirſt den unaus⸗ 
ſprechlichen Reichthum und Vorrath Gottes und der Nas 
tur, die Erniedrigung und Wuͤrde des Menſchen, und 
die Welt und das Menſchengeſchlecht in feinen Juͤng⸗ 
Iingsiabren, mo nicht gar in feiner Kindheit erblicken, 
da wo du ed ſchon in arauem binfälligen Alter nabe bep 
feinem Untergang und Herabwuͤrdigung du finden ver» 
mutheteſt. 


Die 


Prieſtergrad. m 
Die Natur, welche ſtuffenweiſe Entwidelung eines 
unendlichen Plans ift, mo das nämlihe Urbıld in allen 


mögliben Veränderungen , Graduationen und Formen 


zum Grunde liegt, und von und Menſchen nah Verſchie⸗ 
denheit feiner Geſtalt verſchiedene Nahmen erhaͤlt, macht 


in allen dieſen ihren Veränderungen feinen Sprung: fie 
fängt von den klein⸗ möglichen und unvollfonmenen 
an, durchlauft ordentlich alle Mittelituffen, um zum groͤ⸗ 
ften und vollfommenften diefer Art zu gelangen, welches 
böchite vielleicht neuerdings die niederſte Stuffe einer neuen 
böhern Veränderung ift: fie macht Kındet, und aus ihnen 
Männer; und Wilde, um daraus gefittete Menſchen zu 


macen, vielleicht um ung mit dem Contraft deffen, mad 


wir waren, mit dem, was wir wirklich ſind, fühlbarer) 
ansiebender, ſchaͤtzbarer zu machen : oder uns zugleich zu 


. belehren, daß eben darum mit dem / was wir find, Ihe, 


unendlicher Vorrath noch nicht erfchöpft fee: dag wie 
- and unfer Geſchlecht noc au weitern ungleich wichtiger 
Veraͤnderungen vorbehalten ſeven. — So, wie alfo bei 
einzelne Menſch, eben fo bat auch das ganze Gefchlecht 
feine Kindheit, Jugend, männliches und graues Alter, 
Mit jeder diefer Perioden des ganzen Geſchlechts lernen 
. die Menfchen neue, ihnen Vorher unbekannte Bedürfnifie 


- Eennen. Jedes neue Bedürfuiß iſt aleichfam ber Saameny 


aus welchem eine neue Veraͤnderung, ein Neuer Zuftandy 
ein Beſſerſeyn bervor keimt, weil es den Menſchen zug 
Thaͤtigkeit reizt, in ihm den Nifus bervorbringt, ſolches 


B zu 





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20 Ä Prieſtergrad. 


weſentlichſte Grförderniß unfter Gluͤckſeligkeit it, das 
Ziel und Befreben der Weisheit, und die Wirkugg der 
aufgekfärteften Bernunft und des geordnneteften Willens. — 
Gluͤckliche Menſchen, die noch nicht aufgeklärt genug 
waren, um ihre Seelenrube zu verlieren, und die großen 
unfeligen Triebfedern und Urfachen unſers Elends, die 
Liebe zur Macht, die Benierde fih zu unterfcheiden, und 
andere au übertreffen, den Hang zur Sinnlichkeit, und 
die Begierde nach den vorſtellenden Zeichen aller Güter, 


dieſe wahre Erbfünde aller Menfchen mit ihrem mühfeligen 


Gefolge, dem Neid, Geitz, Unmaͤßigkeit, Krankheiten 
und allen Soltern der Einbildungskraft zu empfinden. 
Aber bald entwickelte ſich in ihnen dieſer unſelige Keim, 
und ihre Ruhe und urſpruͤngliche Gluͤckſeligkeit war dahin. 


Als die Familien fi vermehrten, der Unterhalt zu 
mangeln anfieng, das nomadiſche Leben aufbörte, das Eis 
genthum entſtand, Die Menfchen feſte Sitze ermählten, 
und durch den Ackerbau die Familien ſich einander naͤherten, 
Dabev die Sprache ſich entwickelte, und durch das Zuſam⸗ 
menleben die Menſchen ihre Kraͤfte gegen einander zu 
meſſen anfiengen, hier ueberlegenheit, dort Schwaͤche 
faben: bier ſah man zwar, wieder eine den andern nutzen, 
wie Klugheit und Stärke des einen die aufammenlebende 
Samilien ordnen, und einem nanzen Landftrich gegen bie 
Angriffe der andern Sicherheit verfchaffen Eonnte. Aber 
bier wurde auch äugleich der Grund zum Untergang ber. 

Frey⸗ 


24 Prieſter grad. 


Die Natur bat das Menſchengeſchlecht ans der Wildheit 
geriffien, und in Staaten Yereinigt: aus den Staaten 
treiten wir in neue kluͤger gewählte. Zu unfern Wuͤn⸗ 
ſchen nahen fi neue Verbindungen, und durch Diefe 
langen mwir wieder dort an, wo wir ausgegangen find: 
aber nicht um dereint den aiten Zirkel wieder zuruͤck zu 
machen, fondern um unfere weitere Beſtimmung näher zu 
erfahren. Die Solge ſoll alles noch deutlicher erweifen, 


Nun waren alfo die Menſchen aus ihrer ruhlgen 
Sage in den Stand der Untermürfigfeit verſezt. Eden, 
ber Garten des Paradiefes, war für fie verlobren, denn 
fie waren gefallen, der Ende und Knechtſchaft unter⸗ 
worfen, fie muſten ihr Brod in der Untermürfigfeit, img 
Schweiß ihres Angefichts verdienen. Andere bemächtige 
gen fich ihrer, verſprachen ihnen Schutz, und wurden 
ibre Anführer: oder die Kluͤgern, um fie zu ihren Abs 
fihten au leiten und ihren Vorfchritten großes Anfeben 
au geben, gaben fich für übernatärliche Weſen und Abges 
fandte Gottes aus: und auf diefe Art wurde die Theos 
eratie unter ihnen eingeführt. Doc war noch feines 
dieſer Völker zu groß, fie waren in Horden vertheilt, 
deren jede ihren Anführer hatte. Diefe Anführer eben 
fo ungleich an Kräften, als die einzelne natuͤrliche Mens 
fben, mußten nab und nach ebenfalld der Ueberlegens 
heit des Klugen und Tapferſten unter ihnen weichen, .‘ 
und fo wurden viele Eleine Stämme in ein großes Volf 

ver 


26 Prieſtergrad. 


War ed einmal erlaubt, oder wobl gar tugendhaft, 


Menfchen , die nicht mit mir einerley Land bewohnten, 
geringer zu balten, oder wohl gar zu beleidigen, warum 
follte es nicht auch erlaube fepn, diefe Liebe noch enger 
auf die Bewohner meiner Stadt, oder wohl gar auf die 
Mitglieder meiner Samilie, vder auf mich allein zu be⸗ 
fchränfen? ? Und fo entſtund aus dem Patriotismus der 
Localiemus, der Samiliengeit, und am Ende gar der 
Egoiömus,- 


So mie fi der Geſichtspunct von Zeit zu Zeit ders 


engte, fo wurden aus einem einzigen Intereſſe taufend 
und unendliche : jeder wollte ſolches erreichen. Diefe Graͤn⸗ 
zen wider(prachen fi, es entitanden innerlihe Gaͤhrun⸗ 
sen, Enaltungen, Seindfchaften: das Allgemeine wurde 
vergeſſen, weil jeder nur allein auf feine Vergrößerung 


dachte. Auf ſolche Art war ſchon bep der erſten Entftebung ” 


der Staaten der Saame der Zwietracht in ihm zerſtreut, 
der Patriotismus fand feine Strafe in ſich ſelbſt; und die 


beleidigte Menfchbeit war an ihren Feinden binlänglich 


gerochen. Ein Uebel, das mit jeder GStaatöverfaffurfg 
von jeder Form ungertrennlich verbunden, und durch Feine 
Staatskunſt zu beilen it. Vermindert den Patriotismus, 
fo fernen fich die Menſchen wieder als foldhe kennen, die 
Anhaͤnglichkeit verliert fih, das Band der Vereinigung 
gertrennt und erweitert fi, und die Quelle und Urſache 
einer Menge dem Staate nugbarer Thaten werden nicht 

fers 


m 


—W Prieſtergrad. 


zu befriedigen, hinweg zu ſchaffen. Aus jedem befriedig⸗ 
ten Beduͤrfniß entſteht wieder ein neues, und die Ges 
ſchichte des Menſchengeſchlechts int die Geſchichte feiner 
Bedürfniffe, wie das eine aus dem andern entflanden: 
und diefe Gerichte, dieſe Abftammung, diefe Entwicke⸗ 
fung der Beduͤrfniſſe it die Gefchichte der Vervollkom⸗ 
nung des ganzen Geſchlechts; denn nach diefen richten 
fih Kultur, Verfeinerung der Sitten, Entwidelung der 
f&lafenden Geiftesfräfte: mit ber Entwickelung derſelben 
andert ſich zugleich die Lebensart, der moralifhe und po⸗ 
litiſche Zuftand, die Begriffe von Gluͤckſeljgkeit, das Bes 
tragen der Menfchen gegen einander , ibre Verhaͤltniſſe 
unter fich, die ganze Lane der jedesmaligen gleichzeitigen 
Welt. In der Stuffe des männlichen Alters allein ers 
ſcheint erft das Menſchengeſchlecht in feiner Würde; da 
erfi werben feine Grundſaͤtze feſt, feine Verbindungen 
zweckmaͤßig, er fiebt den ganzen Umfang feines Wirkungs⸗ 
freifes; dort allein, nachdem mir vorher durch viele Um⸗ 
wege, dur lange wiederholte traurige Erfahrungen ge« 
lernt, welch ein Unglüd es fen, ſich Die Nechte anderer 
anzumaffen, fi durch bloße Außerfiche Vorzuͤge über ans 
dere zu erheben, um feine Größe zum Nachtheil anderer 
zu gebrauchen: dort allein ſieht man es ein, glaubt e8, 
fühlt es, welch eine Ehre, welch ein Gluͤck es fep , ein 
Renſch zu fenn. 
Diefe erfte Stufe von dem Leben des ganzen Ge⸗ 


ſchlegts iſt Wildheit, it code Natur: mo die Familie die 


‚ eine 


\ 


‚ Brieffergrad. 19 


‚einzige Geſellſchaft, und leicht au beffledigender Hunger 
und Durſt / Chu vor dem ungeſtuͤnm des Wetters; 
ein Weib, und nad) der Ermuͤdung die Ruhe, die einzie 
gen Beduͤrfniſſe find, ein Zuſtand, in welchem der Menfch 
die bepden voradglichkten Guͤter, Gleichheit und Srepbeit, 
in voller Fülle geniehet, und auch ewig genießen wiirde, 
wenn er dem Wink der Natur folgen wollte , und die 
Kunft verſtuͤnde, feine Kräfte nicht zu miebrauden, ‚und 
den übermäßigen Ausbruch feiner Leidenſchaften au bins 
dern: oder, wennerdas (on wäre, wozu fein Gefchlecht 
erſt Durch lange Vorbereitung gelangen ſollte. Wenn es 
nicht im Dlan Gottes und der Natur läge, ihm anfänglich 
nut / das au zeigen, wozu fie fein Geſchlecht beſtimmt / 
Un ihm ein Gut um ſo febägbarer zu machen, das er an ⸗ 
fänglicp gebabt , fo bald verlohren, gleich darauf zuruͤck⸗ 
gewuͤnſcht, und fo lang fo eilfertig und vergeblich gefuchtr 
bis er endlich den rechten Gebrauch feiner Kräfte, feine 
Verbäftnifie gegen andere Menſchen richtiger zu beſtim- 
men gelebrt ward. In diefem Zufand, wo ale Ges 
machlichkeiten unſers Lebens mangelten, mar diefer Mans 
gel ein ungluͤck für Menſchen, die fie nicht kannten / 
amd eben darum niemal vermißten. Geſunddeit mar iht 
- ordentlicher Zuſtand, der phpfiſche Schmerz das einzige 
Miövergmügenz — mas fonnte wohl diefen urjprünglie 
Sen Menſchen mangeln, um glidlih zu ſeyn, da fie 
nod über das ihre Umſtaͤnde belehrten ; wenige und nicht 
iu lebhafte Besierden ad Haben: eine Kunit, welche das 

‘ a weſent · 








2 ’ Prieſtergrad. 


weſentlichſte Erforderniß unſter Gluͤckſeligkeit iR das 
Ziel und Beſtreben der Weisheit, und die Wirkugg der 
aufgeflärteften Bernunft und des geordneteften Willens. — 
Gluͤckliche Menſchen, die noch nicht aufgeflärt genug 
waren, umibre Seelenrube au verlieren, und die großen 
unfeligen Triebfedern und Urfachen, unfers Elends, die 
Liebe zur Macht, die Begierde ſich zu unterfcheiden, und 
andere au übertreffen, den Hang zur Sinnlichkeit, und 
die Begierde nach den vorſtellenden Zeichen aller Güter; 


‚ biefe wahre Erbfünde aller Menfchen mit ihremmühfeligen 


Gefolge, dem Neid, Beit, Unmäßigkeit, Krankheiten 
und allen Soltern der Einbildungskraft zu empfinden. 
Aber bald entwickelte fich in ihnen dieſer unſelige Keim, 
und ihre Ruhe und urfprüngliche Gluͤckſeligkeit war dahin, 


Als die Samilien fid vermehrten, der Unterhalt zu 
mangeln anfieng, das nomadifche Leben aufbörte, das Eis 
genthum entſtand, die Menfchen feſte Sitze ermählten, 
und durch den Ackerbau die Familien ſich einander naͤherten, 
Dabey die Sprache ſich entwickelte, und durch das Zuſam⸗ 
menleben die Menſchen ihre Kraͤfte gegen einander zu 
meſſen anfiengen, hier ueberlegenheit, dort Schwaͤche 
faben: bier fah man zwar, wie der eine den andern nutzen, 
wie Klugheit und Stärke des einen die.sufammenlebende 
Samilien ordnen, und einem nanzen Landftrich gegen bie 
Angriffe der andern Sicherheit verfhaffen Eonnte. Aber 
bier wurde auch sugleich der Grund zum Untergang der 

Frey⸗ 





© 


PPPE EEE 


» .: " Grieffergrab: 


art der Grund ihrer Dormundfeaft'binweg. Wenn 


ber größere Tbeil noch minderjäbtig iR, fo Keiten war 
die Woliäbrigen ı aus, aber He daber · dodev kein Recht⸗ 
idren Wien ibrer ha? jorkrunds 
tie vnd fi an feine Eretle Mlhgumerten. 






Eims Gewalt, Broken auctannier⸗ ei sang. 
aytäten Ahr wüſſen auch alle entf ffäraten. “ 


WA8 768 Menfchen unterworfen, um misbiducht, hie 
bandelt au werden. 


Niemal dat ich der Staͤrkere dem Schmächern untere 
worfen: der Schwache iſt ewig von der Natur zur Untere 
würfigkeit beftimmt , weil er braucht: der Starke if von 


‚allen Zeiten zur Hertſchaft berufei fan. 
ers ER € 


2 (0 wechfeln fie aud den Plag. Ey 


Wer den andern braucht, hängt von ihm ab, er bat 
fein Recht ſelbſt abartretten. Alſo wenig au brachen iſt 


5 der erfe Schritt zur Srepbeits darum find milde und im 


doͤchſten Brad aufgeffärte vielleicht die einäige freve Mens 


. fen Die Kun feine Bedürfnifle immer mehr Fi} mode, 
% Amica? MM zugleich die Kunfl zur Greppi 






n Ein ges 

ie Vercſchaft au gelangen; wer ai 
— Wo dad andern nı 
8 and rg! Oma —J— 











wur au. 


ige ruft andern wöbFzu-sbun, IR Augleid - 





24 Prieſtergrad. 


Die Natur bat das Menfchengeſchlecht aus der Wildheit 
geriffen, und in Etaaten vereinigt: aug den Staaten 
tretten wir in neue Eiger gewählte. Zu unfern Wuͤn⸗ 
ſchen naben fi neue Verbindungen, und durch diefe 
Jangen wir wieder dort an, mo mir ausgegangen find: 
aber nicht um dereint den aften Zirkel wieder zuruͤck zw 
machen, fondern un unfere weitere Beſtimmung näher zu 
erfahren, Die Solge folf alles noch deutlicher erweiſen. 


Nun waren alſo die Menſchen aus ihrer ruhigen 
Zage in den Stand der Unterwuͤrfigkeit verſezt. Eden, 
der Garten des Paradiefes, war für fie verlobren, denn 
fie waren gefallen, der Suͤnde und Knechtſchaft unter 
worfen, fie muiten ihr Brod in der Untermärfigkeit, img 
Schweiß ihres Angefichts verdienen, Andere bemächtig« 
ten ſich ibrer, verfprachen ibnen Schutz, und wurden 
ihre Anführer: oder die Kluͤgern, um fie zu ihren Abs 
ſichten au leiten und ihren Vorſchritten großes Anfeben 
au geben, gaben fich für übernatärliche Werfen und Abges 
fandte Gottes aus; und auf diefe Art wurde die Theo» 
eratie unter ibnen eingeführt. Doch mar noch Feines 
dieſer Völker zu groß, fie waren in Horden vertbeilt, 
deren jede ihren Anführer hatte. Diefe Anführer eben 
fo ungleich an Kräften, als die einzelne natürliche Mens 
ſchen, mußten nach und nach ebenfalld der Veberlegens 
beit des Klugen und Tapferken unter ihnen weichen, 
und fo wurden viele Kleine Stämme in ein großes Volk 

vers 


Prieſtergrad. 27 


= ferner unternommen: wermebrt den Patriotismus, fo fchre | 


ibe zugleich Menſchen, daß es eben ſo wenig unrecht 
fen, genen fein Vaterland, ald das. Übrige Menſchenge⸗ 
ſchlecht zu handeln: daß in Rüdficht des übrigen Theifs 


der Menfchen, der Staat eben- fo wenig als die Samilie . 


einiges Vorrecht befige: daß man das nicht betrafen koͤn⸗ 
ne, und eine‘ engere Liebe als ein Verbrechen annebme, 
wenn man felbk das Bepfpiel: dazu giebt; daß jede Une, 
dation zu meinem DBortbeil erlaubt, und daß endlich den 
engfie Egoismus eben fo rechtmäßig erfcheinen wuͤrde, 
" wenn er fi fo, wie der Staat, durch feine Ueberlegen⸗ 
beit Impunitaͤt au verfchaffen im Stande wäre. Daß bire 
alfo oft ein Verbrechen Tugend wäre, weil ed von mehr 
tern ungeftraft begangen wird. Jeder Bernänftige muß 


vielmehr einfeben, daß der Nugen eines Staats auf feine 
Art der letzte Maasſtab vom Recht, Unrecht ſey; denn 


ſonſt haͤtten wir in dem nemlichen Fall widerſprechende 
Rechte: daß es ein allgemeines Recht geben muͤſſe, dem 
alle übrige untergeordnet find, dieſes ift der Nugen des 
‚ganzen Geſchlechtes. Was diefem widerfpricht, it uns 
recht, wenn ihm auch in gewiſſen Ländern Altäre gebaut 
würden, und die verdienftlihe Handlung um fein Vaters 
land könne das aröfte Verbrechen gegen die Welt fepn. 
Der Eoder der Nation ift dem Geſetzbuch der Natur un⸗ 
tergeordnnet. Aus diefem letztern werden die Rechte der 
Nationen beurtheilt, fo, wie fidh jeder Staat das Recht 
ufurpiet, die Rechte einzelner Familien und Menſchen au 

be⸗ 


.4 





28 Prieſtergrad 


beurtheilen, fo wie iches’ Land fs mA mislıc) ben Um⸗ 
gang mit Ausmärzigen sermicden, fo mußte das Origi⸗ 
urile der Menſchen verlöhten schen, unb Hatt ſolchen ei⸗ 
gene Zitten, Meanımara, Eprachen, Geſede und Reli⸗ 
sionen duch ſolche aueſchließende Bereinigung entichen,- 
das einfermige verſchwinden, und Mannigfaltigkeit auf 
der Erde verbreitet werden. Dirfe vollendeten die Teste 
Linie. zwiſchen Menſchen md Menſchen zusichen. Nun 
batten die Menſchen Urſach genug, ſich zu baflen, aber 
beynabe Peine fich. zu lieben. Nun liebte man nicht mebe 
Den Menichen, fondern einen ſolthen Menſchen. Dieles 
Wort gieng gänzlich verlohren, und nun nannten ſich 
Menfchen Römer und Griechen und Barbaren ,. Heiden 
und Juden, Mahometaner und Ebriften. Diefe theiften 


ih wieder in weitere neue Secten bie auf den Eaoismus 


herunter. Nun brauchte man nur das Wort Ehrift oder 
ud, Römer oder Barbar zu hören, fo entſtand Neigung 
für feine, und Berfolgungsgeift gegen die andere Parthey. 
Intoleranz war nunauf allen Seiten, und weilder Patriv⸗ 
tismus den Egoismus gebobren, fo haßten fih Menfchen 
von der nemlihen Secte und Nationen darum nicht mes 
niger. Cie waren nun Sremde, wenn fie es mit einem, 
den fie lebbafter haſſeten, mit einem Sremden zu thun 
batten: war aber diefer gebändigt, dann fielen fie wieder 
über ſich ſelbſt her, und fchmächten fi « um auf diefe 
Art feiner Zeit einem Dritten in die Hände zu fallen, 
und ſich neue Feſſeln zu ſchmieden. Ihre eigne Anfübrer 

ge⸗ 





Prieſtergrad. 29 


gewannen dev dieſer Theilung der Intereſſe am meiften, 
Die Nation war getheilt, fo wie die verſchiednen Ji⸗ 
sereffe; diefer Nahme vergeffen: und die Könige fingen 
an, ſich in die Stelle der Nation zu fegen, fie als Ihe 
Eigenthum au behandeln, und ſich nicht weiter ald Vor⸗ 
ſteher au betrachten. \ 


Um die Nation vollends · zu unterigchen, trug die 
Eroberungafucht der Monarchen nicht das Wenigfte bed. 
Man gebot Über hunderttäufend Menſchen, mit dieſen 
konnte man fo fiher über die Nachbarn herfallen, Man 
glaubte Über zehen, oder hundertmal fo viel gebieten au 
Eönnen. Die Nation, fo Thell an der Beute batte, wil- 
ligte gern dareih: die Nation und die Könige theilten 
ſich in die eroberten Länder. Die Könige rbeilten abermal 

"die ihrigen, um gegen eine Nation, die noch befehlen 
wollte, einen Anhang, eine ſtehende Militz du erbalten, 


um den einen Theil des Volkes durch den andern zu bän« 


digen. Daber fam alfo das Leheuſyſtem. Die Erfindung 
der Monarchen , die mehr batten, als fie brauchten, und 
den Ueberfiuß verwandten, um unumföränkter zu hert⸗ 
fen, We Ketten des Volks zu vergulden, und aus Wobls 
shätern Unterbrücher der Menfchen zu werden. Derlite 
ſprung von einer Gattung Menſchen, die nicht ber Nas 
tion fondern dem Könige dienten, auch gegen die Nation 
au jedem Wink bereit fiunden, die wahren Werkzeuge des 
Deſpotismus und bie Mittet zur. Unterdrüdung der Na⸗ 

tionale 


\ 


y⸗ AII 


nt ı hr, αννN ur Muler de tale 
niisten Nee on Mn, eye zu mern Zell - 
mer wir rin de harten Metne, WE nen In Hearnen 
nen Ihr nr Unten hung ueta Bent pie befaße 
nıı, m sum Mon und Auub untyulsiger Winsen 
ymmihel 


Yan Nelen Menſchen Aber Menſchen, Ylatlonın Aber 
Narınon, MMdenkiut Mob auf allen Briten, Ebene 
Nuny ana bon Meberunndenen eine neue Rlafle von Men⸗ 
ſchen, Mle man D-Hawen Hanne, gara Far andere, nicht 
tür ſich neiehaffene Menſchen, sur Willtäͤht bes Webers 
minkere, ale Erwetbe, ohne Eigenchum. 


gnAriehte Naffer! hie ea micht vorher faben, mad 
Ailk Ihe qeſſhehen gullıe, bie bem Deſpoten halfen, Die 
menfcbliehe Standıhe bla zum Wehe au erniedrigen, um 
kerrrfuft nik Ahnen ein Gielchet zu verſuchen, Die Gklave⸗ 
teſekrr Urberwunbenrn tube dad Modell von der Gkla⸗ 
Ueren her Airberminher. Ihr Verdrechen Mar an Idren 
ackfammen denen, fie burſten nur idre ſtrengen Sitten 
prrſehtrin, her Melichlichkeit ſich ergeden, Und an den 
ſmullchen Nekdrſniſſen Monde Anwen, wozu Me der 
Urbryfuß her armaddien Veufe vorbereltet, ſo war der lee 
Art Krk Urderwunbruer, und der Urderwundene det Sleger. 


Mairſe Waren wichtlae, aber nicht Die einzigen Folgen 
Bon der Errichtung der Staaten; die Menſchen, die ein⸗ 
mal 


eg 
x 


Briehergrad. ze 
mal im auten Vertrauen aus Kursfihtigfeit den erſten 1J 
GSehritt neroaat hatten, erſchoͤpften ihre Kunſt in Erin U 


Yung der Mittel zu Ihrer Erniedrigung- 


Solde Männer, die Ihre Nation aus dem Nichts 
gu einer ſolchen Groͤße emporachoben, konnten von 
blinden Untergebenen , die nur auf das Gegenwaͤrtige 
faben , und nicht glaubten, daß der, fo Ihnen nenugt, 
Ihnen auch dereinſt ſchaden Pänne, im Anfang nicht ans 
ders als außerordentliche Menſchen, als Goͤtter betrach⸗ 
get werden. Gerne haͤtte man ihnen die Unſterblichkeit 
aewuͤnſchet. Durch eine ſehr natuͤrliche Jolge der menſch⸗ 
lichen Kurqſichtigkeit mußte ſich dieſe Achtung auch auf 
ihre Kinder, auf ihre Familien erſtrecken. Der Sohn 
eines Wohlthaͤters, waͤhnten die Menſchen, Rinne nicht 
anders als ein abermaliger Wohlthaͤter ſeyn. Es mar 
noch eine Art von Mahl, die den Nachfolger beſtimmte. 
Man gieng aus Achtung nenen den eriten Wohlthaͤter 
nicht aus feiner Kamille: aber nach und nad) wurde das 
Wadhlreich zum Erbreich umgeſchaffen, and in weiterer 
Vdolge, ale die Fuͤrſten anflengen fi) in die Stelle drs 
@raats und der Nation zu ſehen, das Volk als ide 
Erb: und Eiqenthum anzufehen. Als der Eriegeriiche 





Taumel vorben war , und das Volk durch die Verfeine⸗ u 
rang der Sitten und die Lrebe zur Weichlichkeit mche J 
gur Knechtichaſt vorbereitet war: als die erſten Vater ) 
und Kinder und Entel des entſtehenden Wolke nice Ä 


mehr 





» . " Sriefiergrab: 


eine dee Grund ihrer Dormundieaft: binweg · Wenn 
der größere Theil noch minderjaͤbtis iſt, ‚fü Weiten mar: 
die Volljäbrigen aus, aber e habeuebabepr "fein Redt/ 


bie übrigen weiber ibren Wil ibter —— 
fund Rh an’ feine Erelie Mauwerfen. 








Yoga ——— una mfs6Eauchh, te 
bandelt au werden. 


Niemal hat fih der Stärkere dem Schmächern untere 
worfen: der Schwache iſt ewig von der Natur zur Untere 
wuͤrſigkeit befimmt , weil er braucht: der Starke if von 


lien Zeiten zut Herrſchaft a und kan 


Ber den andern braucht, bängt von hm abs er bat 
fein Recht ſelbſt abgetretten. Alfo wenig au brauchen iſt 
x» der erfte Schritt zur Srepheits darum find wilde und im 














(qgem Die Kuntt feine Veduͤrfniſſe immer mebr und mobi. 
eg. DU jugleich die Kunfl zur greyplit du ger N 
. — andern wöhF zu tbun, iſt leid 

\ Re di Veriſchaft au gefangen; wer a 
. bräuhtMReR: VNe vod dal“ andern nu 
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Eins Scwelt, Veoh auctanier weig · inalich J 
guce⸗ muͤſſe nauch ale enrfäden" finten i 


doͤchſten Brad aufgeffärte vielleicht die einzige freve Mens 





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Ri Srieflergrad 23 


gliend it. fo ift es auch die Untermirfigfeit: Sicherdeit 
> if ein ſolch anbaltendes Bebifnig. Hätten die. Menſchen 
- _ fi von Beleidigungen enthalten, fo wären fie fi ge 
* blieben. Ungerechtigkeit allein bat fie unterjocht.: Um, 
". fiper zu feon, baben fie einem einzelnen Menſchen eine: 
Stärke bepgelegt, die er vorher nicht batte, die nun ſtaͤr⸗ 
a ferif, ald die Stärke einss.jeden einzelnen ; dadurch bar nr 
den fie ſich ein neues Beduͤrfniß gemacht: die Furcht gegen 
- das Werk ihrer Hände; um fiber zu ſeyn, baben fie ſich 
die Sicherheit felbft benommen; dieſer if der Kal mie 
Staaten, — Wo finden fie nun 2 
Mfeigegen die andere ſchuͤtzen fol? In ihrer Einigkeit? [2,7 % ü: 
diefer Fall ift zu felten. — Alfo in neuen engern, Elügern, 
”  gebeimen Verbindungen; daber it dad Verlangen nach 
ſolchen in der Natur ſelbſt gegründet, 
















2 


Diefe ift die kurze, wahre und pbilofopbifhe Ger K 

. "sr :thiggte des Defpotismus und der Grepbeit, unferer Wuͤg⸗ 

de and unſeret Furcht, unſerg Gluͤck⸗ und unſers Eleng 

des. Die Frepheit hat den Defpotismus zut Welt ge⸗ 

‚ bracht, und der Deſpotismus führe wieder zur Grenbeite 
Die der Menſchen in Staaten iſt die Wiege 
und doe Dewdotiamus, fie iſt auch Augleich das 
IJ Gtabumd ade der, eBrepbeit. Wir baben die Greve 

>" Fpeit gehabı 
° finden, um fie‘ 


ep Mangel zu 







id haben ſe verlodren, um fie wieder zu 
t weitet. zu verliehren, um und dur) 
aß um fo fähiger au machen. 

Die 





24 Prieſtergrad. 


Die Natur bat dad Menſchengeſchlecht aus der Wildheit 
geriffen, und in Staaten verrinigt: aus den Staaten 
tretten wir in neue kluͤger gewaͤhlte. Zu unfern Wüns 
ſchen nahen fi neue Verbindungen, und durch diefe 
Jangen wir wieder dort an, mo wir ausgegangen find: 
aber nicht um dereinſt den alten Zirkel wieder zuruͤck zw 
machen, fondern um unfere weitere Beſtimmung näher zu 
erfahren. Die Solge ſoll alles noch) deutlicher erweifen, 


Nun waren alfo die Menicken aus ihrer ruhigen 
Lage in den Stand der Untermürfigkeit verfegt. Eden, 
der Garten des Paradiefes, war für fie verlobren, denn 
fie waren gefallen, der Suͤnde und Knechtſchaft unters 
worken, ſie muſten ihr Brod in der Unterwuͤrſigkeit, im 
Schweiß ihres Angeſichts verdienen. Andere bemaͤchtig⸗ 
ten ſich ihrer, verſprachen ihnen Schutz, und wurden 
ibre Anführer: oder die Kluͤgern, um fie zu ihren Abs 
fihten au leiten und ihren Vorfchritten großes Anſehen 
au geben, gaben ſich für übernatärliche Wefen und Abge⸗ 
fandte Gottes aus: und auf diefe Art murde die Theos . 
eratie unter ihnen eingeführt. " Doch war noch Feines 
diefer Völker zu groß, fie waren in Horden vertbeilt, 


. ‚deren jede ihren Anführer hatte. Diefe Anführer eben 


fo ungleich an Kräften, als die einzelne natürliche Mens 
fden, mußten nach und nach ebenfalld der Ueberlegens 
beit des Klugen und Tapferken unter ihnen weichen, ' 
und fo wurden viele Kleine Stämme in ein großes Volk 

. Vers 


Brieffergrad, 24 


vereinigt. Es entſtunden Nationen und’ Worfäher , 


Könige der Nationen. Mit dem Urfprung der Nationen - 


und Veͤlker hörte die Welt auf, eine große Familie, 
ein einsiges Reich zu fepn: das große Band der Nature 
wurde zerrifen. Man vereinigte Menſchen, um fie von 
einander zu trennen: man 309 zwiſchen Menfchen und 
Menfchen eine Linie: diefe hörten auf fich unter einem 
gemeinfchaftlihen Nabmen zu Pennen. Der Menſch 
fieng an, dem Landesmann nadauftehen, und der Nas 
tionalismus tratt in die Stelle der Menſchenliebe: mit 


N der Abtheilung des Erdreichs und der Landen murde , 


auch das Wohlmollen getheilt, und ihm Gränsen anges 
wieſen, über melde es fi niemasen erſtrecken folte. 
Nun wurde es zur Tugend, auf Unfoften derer, die 
nicht in unfere Graͤnzen eingefchloffen waren , fein Var 
terland u vergrößern. Nun wenn es cin Mittel war 
zu diefem, engern Zweck, fo mar eö erlaubt Freunde zu 
verachten, zu hinterliſten, oder wohl gar zu beleidigen, 
Diefe Tugend hieß Patriotismus: und der Mann, der 
gegen alle übrige ungerecht war, um gegen die Geinige 
gerecht au fen, der feine Vernunft fo weit herunter 
geführe hatte, daß er gegen fremde Vorzüge blind 
war, und die Mängel feined Vaterlandes gar nicht, 
oder mob! gar als Vollfommenpeiten betrachtete: dieſer 
Mann erhielt den Rahmen ded Patrioten. Die Liebe 
gegen Menfchen war im genaueften Verhaͤltniſſe mit dee 
Größe ſeines Vaterlandes. 

War 


26 Prieſtergrad. 


War es einmal erlaubt, oder wobl gar tugendhaft, 
Menſchen, die nicht mit mir einerley Land bewohnten, 
geringer zu balten, oder wohl gar au beleidigen, warum 
follte es nicht auch erlaubt fepn, diefe Liebe noch enger 
auf die Bewohner meiner Stadt, oder wohl gar auf die 
Mitglieder meiner Samilie, vder auf mich allein au bee 
ſchranken? Und fo entſtund aus dem Patriotismus der 
Localiomus, der Familiengeiſt, und am Ende gar der 
Egoismus, 


So wie ib der Befihtspunet von Zeit zu Zeit vers 
engte, fo wurden aus einem einzigen Sntereffe taufend 
und unendliche : jeder wollte folches erreichen. Dieſe Gräns 
zen widerfprachen ſich, es entitanden innerliche Gaͤhrun⸗ 
sen, Snaltungen, Seindfchaften: das Allgemeine wurde 
vergeffen, weil jeder nur allein auf feine Vergrößerung 


dachte. Auf folche Art mar fhon bep der erſten Entfiebung “ 


der Staaten der Saame der Zwietracht in ibm zerſtreut, 
der Batriorismus fand feine Strafe in Ach ſelbſt; und die 
beleidigte Menſchdeit war an ihren Feinden binlänglich 
gerochen. Ein Uebel, das mit jeder Staatöverfaffurg 
won jeder Form ungertrennlic verbunden, und durch feine 
Staatskunſt zu beilen it. Vermindert den Patriotismus, ° 
fo fernen fih die Menſchen wieder als folche Fennen, die 
Anhaͤnglichkeit verliert fi , das Band der Vereinigung 
zertrennt und erweitert ſich, und die Quelle und Urſache 
einer Menge dem Staate nugbarer Thaten werden nicht 

fers 


Briekergrad, 7 


= ferner unternommen: vermehrt ben Patriotisnaus, fo lehrt 
übe zugleich Menfhen, daß es eben ſo wenig unrecht 
fed» genen fein Vaterland, als das Übrige Menſchenge⸗ 
ſchlecht zu handeln: daß in Ruͤckſicht des übrigen Theils 
der Menſchen, der Staat eben- fo wenig als die Gamilie 
einiges Vorrecht befige: daß man das nicht beſtrafen Fine 
ne, und eine' engere Liebe ald ein Verbrechen annebme, 
wenn man felbk das Bepfpiel dazu giebt; daß jede Ufurs 
pation zu meinem Vortheil erlaubt; und daß endlich der 
engie Egoismus eben fo rechtmäßig erfcheinen würde, 


" wenn er ſich fo, tie der Staat, durch feine Ueberlegen -⸗ 


- beit-Impunitde au verſchaffen im Stande wäre. Daß birr 
alfo oft ein Verbrechen Tugend wäre, weil ed von mehr 
tern ungefiraft begangen wird. Jeder Dernänftige muß 
vielmehr einfeben, daß der Nugen eines Staats auf feine 


Art der letzte Maasſtab vom Recht, Unrecht fen ; denn . 


fonft hätten wir in dem nemlichen Fall widerſprechende 
Rechte: dab es ein allgemeines Recht geben müffe, dem 
alle übrige untergeordnet find, dieſes ift der Nugen des 
ganzen Geſchlechtes. Was diefem widerfpricht, iR une 
recht, wenn ihm auch in gewiffen Ländern Altäre gebaut 
würden, und die verdienftlihe Handlung um fein Vater 
land koͤnne das größte Verbrechen gegen die Welt ſevu. 
Der Eoder der Nation iR dem Geſetzbuch der Natur una 
tergeordnet. Aus dieſem letztern werden die Rechte der 
Nationen beurtbeilt, fo, wie ſich jeder Staat dad Recht 
ufurpiet, die Rechte einzelner Samilien und Menſchen an 

be⸗ 





Vrteſtergrad. 29 


gewannen bed dieſer Theilung der Intereſſe am meiſten. 
Die Nation war getheilt, fo wie die verſchiednen Iüs 
sereffe ; diefer Nahme vergeffen: und die Könige fingen 
an, fi in die Stelle der Nation zu fegen, fie als ihe 
Eigenthum au bebandeln, und ih nicht weiter als Vor⸗ 
ſteher au betrachten. . 


Um die Nation vollends · zu unterigeben, tnig die 
Eroberungsfucht der Monarchen nicht das Wenigite bed. 
Man gebot uͤber bunderttäufend Menichen, mit diefen 
konnte man fo ſicher uͤber die Nachbarn berfallen. Man 
‚glaubte uͤber zeden, oder hundertmal fo viel gebieten au 
önnen. Die Nation, ſo Thell an der Beute batte, wil- 
figte gern dareih: die Nation und die Könige tbeilten 
ſich in die eroberten Länder. Die Könige tbeilten abermal 
die ibrigen, um gegen eine Nation, bie noch befehlen 
wollte, einen Anhang, eine ſtehende Militz zu erhalten, 
um den einen Theil des Volkes durch den andern zu baͤn⸗ 
digen. Daber kam alfo das Lehenſyſtem. Die Erfindung 
der Monarchen, die mehr hatten, als fie brauchten, und 
den Ueberfiuß verwandten, um unumföränkter zu hert⸗ 
fen, We Ketten des Volks zu vergulden, und aus Wohls 
shätern Unterdrücker der Menſchen zu werden. Derlie 
forung von einer Gattung Menſchen, die nicht ber Nas 
tion fondern dem Könige dienten, auch gegen die Nation 
zu jedem Wink bereit flunden, die mahren Werfgeuge des 
Deſpotismus und bie Mittek zur Unserdrädung der Na 

sionale 


Prieſtergrad. gi 


mal im guten Vertrauen aus Kurzſichtigkeit den erſten 
Schritt gewagt batteh, erfhöpften ihre Kunſt in-Exfine 
dung der Mittel zu ihrer Erniebrigung. 


Solche Männer, die ihre Nation aus dem Nichts 
zu einer folden Größe emporgehoben, konnten von 
blinden ‚Untergebenen , die nur auf das Grgenmärtige 
faben, und nicht glaubten, daß der, fo ihnen genügt; 
ibnen auch dereink ſchaden koͤnne, im Anfang nicht an. 
ders als außerordentliche Menſchen, ald @ötter betrach ⸗ 
tet werden. Berne bätte man ibnen die Unfterblichkeit 
gewuͤnſchet. Durch eine fehr natürliche Folge der menſch⸗ 
lichen Kurzſichtigkeit mußte fich diefe Achtung auch auf 
ipre Kinder, auf ihre Familien erfireden. Der Sobn 
eines Wohlthaͤters, wähnten die Menſchen, könne nicht 
anders ald ein abermaliger Wohlthärer fepn. Es mar 
noch eine Art von Wahl, die den Nachfolger befimmte. 
Man gieng aus Achtung gegen den erſten Woblthäter 
nicht aus feiner Familie: aber nach und nad wurde das 
Wadlreich zum Erbreich umgeſchaffen, und in weiterer 
Solge, als die Fuͤrſten anfiengen fi in die Stelle ders 
Staats und der Nation du fegen, das Volk als ihr 
Erb⸗ und Eigentbum anzufeben. Als der Eriegerifche . 
-Zaumel vorbep mar , und das Volk durch die Verfeine⸗ 
zung der Sitten und die Liebe zur Weichlichkeit mehr 
sur Knechtſchaft vorbereitet war: als die erfien Väter 
und Kinder und. Enkel des entfchenden Volks nicht 
mehr 








32 Prieſtergrad— 


mehr lebten, uad die ausgearteten Urenkel ibre Rechte 
vergeſſen hatten: da eutſtanden endlich die Patrimonial⸗ 
Reiche und der Deſpotiemus ſtuͤrmte auf die ſorgenloſe 
Menſchen herein: nan wurden die Kinder und Vaͤlker 
wie eine Heerde verlauft, vertbeilt, verſchenkt, auf die 
Schlachtbank geliefert. Statt des Geſetzes tratt die 
Willkuͤhr der Farſten ein: fie machten ſich ſelbſt zum 
Zweck: die Nation war blos Mittel, um die Phantaſie 
des Fürften zu befriedigen. Nunmehr war die Gewalt 
Diefer nicht mehr vom Volk, die Gemalt Menichen zu 
mishandein, wurde unmittelbar von Gott abgeleitet: Lee 
ben, Gut und Ehre der Burger mar ihrer Willfühe . 
überlaffen. Nunmehr fabe man Füriten , ohne Einſicht, 
und forgenlos über das Schickſal ihrer Unterthanen im 
Wolluͤſten erſaͤuft. Einen Hof ohne Eitten und vol 
vom Derderbniffe, das fih bis in die unterften Klaffen 
verbreitet, das Lafter inder Höhe, die Tugend in Ket⸗ 
ten; Schmeicheley, Niedertraͤchtigkeit an ihrem Plag : 
Wiſſenſchaften und Bernunft unterdrüdt: " Niemand an 
feiner gehörigen Stelle: die wictigiien Aemter des 
Etaatd den Meitdietenden, der Gunſt der Haflinge ' 
und unzuͤchtigen Buhldirnen feil gebotm: die Nation 
in Armuth, Das Land verfallen und ungebaut, die In⸗ 
duſtrie niedergeſchlagen, der Handel unterdrädt: Une 
ſtcderdeit des Eigentbums: die Großen unabbängig von 
Geſeten: der gerechte und tugendbafte Mann der Wuth 
ſedee Niedertraͤchtigen, dem er nicht buldigen wollte, 

Preis 


Prieſtergrad. :33 


: reis gegeben, und was das aͤrgſte ifk, felbit-unter dem 
Vorwand der Geſetze und Gerechtigkeit unterdruckt. Nun 
war Furcht die einzige Triebfeder menichlicherDanblungen; 
‚und Gewaltthaͤtigkeit und Geſuͤſten das einzige. Geſetz: man 
ſah auf allen Seiten innerliche Zerrättungie Zwirerracht, 
- Sreunde gegen. Freunde, Brüder gegen Braͤder Beltern 
"gegen Kinder , Verraͤthorcauf allen. Seiten: "am Hof 
‚Schwelgerey, Schwachheit Rtederträchtigkeis,. Mleichguͤl⸗ 
tigkeit genen das Schickſal Ber. Nation, Bedroͤckungen 
und Auflage obne Ende und Nahmenz Elend von innen 
und Schwaͤche von aufn. BE RE Fra aa IR, 
j Pr EP EEE 
„Ben ſolchen entſeblichen Umſtaͤnden/ bey Neſer außer⸗ 
‚ordentlichen Herabwuͤrdigung mußten Doch edlich, wenn 
Noch anders die geringſte Federkraft in: dem Wolfe war, 
den noch übrigen wenigen Beſſern die Augen aufgeben, 
oder im widrigen Fall mußte die Nation einem oder meh⸗ 
seen Dritten, theils auamärtigen , theils noch nach Bes 
‚fund der Umftinde den Brößern von der Nation felbft zur 
Beute werden. Zumellen, wenn das Berderben beynabe 
‚allgemein, und die Verderbniß der Sitten am groͤſten iſt, 
iſt die Hilfe am naͤchſten. Die Natur, welche in einem, 
oder dem andern Winkel des Nordens noch auten Samen 
von Manndfraft, und unentwelkter, unverdorbener Faͤhig⸗ 
feit bewahrt, um den ſiechen Mittag berauftellen, tritt 
Hie in das Mittel, und ruft aus den ärmern und unfruchte 
barern Gegenden In diefe wolläftige und. weichliche Län» 
ME, € Der 


Arieſtergrad⸗ 2 


Moralitaͤt nicht verKopft mar , und fo lange biefe im 
Bange ift, Hilft ale Rengkurion nicht; nachden bie Könige 


Das Geheimniß gefünden, entweder in Det Wahl ber Res 


präfentanten des Volks ihren Antheil zu haben, ihre Ans 


daͤnger dazu zu befoͤrdern , oder unter diefen bie Corruß⸗ 


tion zu Verbreiten, den Hunger nach Gold zu ermecken / 
oder durch Hofaͤmter die Stimmen zu etkaufen, oder durch 
die ſtebende Miliz die Stimme des Vaterlandes zum 
ſchweigen zu bringen, Andere / weiche die Gemwait-eines 
einzigen durchaus verfhmähten, wählten die populariſche 
Verfafung. Aber fie fanden bald, daß die Freüheit ein 
Gut fen, deffen nicht ein jeder fähig iſt, ber fich erik Bürs 
von dem Verderben der Monarchie losgeriſſen, daß die 
Geſchaͤfte eines Volkes nicht allezeit vor der verſammelten 
Volt smenge koͤnnen bebandelt werden. Ze dieſem Ende 
waͤhlten fie Vorſteher und Repraͤſentauten, bie wit Der 
Zeit vergaßen, daß fie ihre Aufträge erſt som Volk erhal⸗ 
sen, und nicht in eignem, ſondern fremdem Nahmen ſich 
zu verſammeln berechtigt wire. Diefe aruͤndeten alfe. 


eine Ariſtocratie, in welcher die Klaͤgern die Schwaͤchern 


von Geſchaͤfften nach und nach entfernten, und alſo zur 
Oligarchie und auf die nemliche Ars bald darauf zut 
Monarchie und Deſpotismus zuruͤckgiengen. Huf biefe 
Art war nun der ganze Birkel von Staatsderaͤnderungen 
durchloffen, bis endlich die Höfe durch Die Erfindung bed 
Soſtems vom Gleichgewicht der Staaten die Revolutidnen 
erſchwerten, und dadurch ſich das Recht ihre Untergebe⸗ 

6a neh 





ad 2 **. Non 


— 


vͤrieß ergrad. 37 


verſchworen, fc Ledſelsweife zu Grund zu richten, 
muß das Gift sum Rettungsmittel dienen. Weil man 
Unterdruͤckung beguͤnſtigt, fo bört ſolche. aufı.. und die 
Vernunft fingt an, in ibre Rechte zu retten, da wo man. 
fie. verdrängen mil.. „Da jeder andere blenhen will in. 
muß. doch wenigſtens er feben, ſich auf beũcre Berfaffung, 
au fegen, um Über den andern Vorehejfzu haben, und. Bere, 
uunfs und Wiſſenſchaften beguͤnſtigen, eben meil er, fe, 
bey den andern verdrängen mid. Dazu gehören zinfe, 
und vernünftige Anfalten, die Aufklärung des einen bee 
fördert die Aufklärung des ‚andern, ber fonfk unterliegen 
wuͤrde. Könige feben es ſelbſ ein, Daß. 68, nicht gut ſey⸗/ 
iiber eine Horde zu herrſchen, der Drud eängt. an zu ver⸗ 
{&minden, und Die Freybeit ſteigt aus ihrer Ale empor. 
Nun fänge die, Geſedgebung an vernünftiger au, werden, 
gun blübet das Eigenthum und Induptie. ‚Nun, giebt es 
Väter und Kinder , die Aufklärung Derbreitet ſich aus 
der ſdandlichen Abſicht/ liſtige Menſchen zu Hilden, um, 
du Mittel zur Befriedigung der Eroberungsſucht dee. 
Könige, und zur Unserbrüdung ( anderer zu werben, durg 
eine unerdoͤrte Metamgrpbofe., wieder. dur ch die Großen, 
rungsfucht der menfhlicen ratur und > Vernunft abgen. 
nommen. Die Menfchen unterfuchen ihre urſpruͤnglichen 
Rechte, und greifen, endlich zu den ſo lang vetfaunten Mit⸗ 
geln, um. die Selsgenpeit zu benugen fi in der Mittels, 
zeit zu verftärten, , auf diefe Het die bevortiebenbe ‚Reyon. 
Iution des menſchlichen Geiftes zu beförbein, Kry vordem 
rRuͤck 


5* 





Prieſtergrad. 


Ruͤckfall au ſichern, und über ihre bisherige Unterdruͤcker 
einen ewigen Sieg zu erfechten. Aber dieſer Sieg wuͤrde 
voh zu kurzer Dauer ſeyn, die Menſchen würden nur gar 
zu bald in ihre vorige Erniedrigung zuruͤckkehren; wenn 
nicht die Vorſicht von uralten Zeiten vornrarbeitet, und 
ihnen die dauerbafteſten Mittel dargeboten bärte, die ſich 
Bis auf unfere Zeiten erhalten, und die file und ſichere 
Kriehfedern geweſen, um dereinſt die Erlöfung des Men« 
ſchengeſchlechts au bewirken, 


Diefe Mittel find geheime Weisheitefchnlen, diefe war 
wen vor allzeit die Archive der Natur und der menfchlichen 
echter durch fie wird der Menſch von feinem Fall fich 
erbolen, Fuͤrſten und Kationen werden ohne Gewaltthaͤ⸗ 
tigkeit von der Erde perfchwinden, das Wienfihenges 
ſchlecht wird dereinſt eine Familie, und die Welt der Auf⸗ 
entbalt vernuͤnftiger Menſchen werden. Die Moral allein 
wird dieſt Deränderungen unmerkbar her heyfuͤhren. Je⸗ 
der Sausvater wird dereinft, wie pordem Abraham und 
vie Patriarchen, der Priefter und der unumfchräntte Here 
feiner Familie und die Dernunft das alleinige Geſetz buch 
der Menſchen feyn, | 


Dieſes IR eins unfrer großen Gebeisniffes verninm 
die Beweiſe davon, und fobann die Art, wie es anf 
ns arfommen, 


Durd 


Grieffergrab. | 39 


Durch melden ‚tollen Wahn und Rursfichtigfeit ha⸗ 
ben fih doch Menſchen vorfiellen können, diefe Welt. 


und Dad Menſchengeſchlecht werde alleseit fo, wie bishero 
auf diefe Art beberricht werden? Wer bat den Vorrath 
der Natur ergrändet, und ibr, deren Geſetz Einpeit in 
unendlicher Mannigfaftigkeit it, bier die Gränzen ange⸗ 
wiefen, und ill zu chen geboten? den alten Zirkel 
ewig zu durchlaufen , Mich ewig au wiederholen, oder 
blos allein die phoſiſche Graͤnzen der Herrichaft au ver⸗ 
räden, und von der Monarchie and, nun nad polen» 
detem Zaufe von folcher neuerdings anzufangen? Seit 


wann iR unfer Unvermögen vorber zu feben, in bie ente . 


fernteſte Zukunft au blicken , zugleich ein Schranken für 
die unaufbaltbare, ih einmal wiederholende Natur 
Wer bat den Dienfchen, den befien, kluͤgſten, aufgeklaͤr⸗ 
teften Denfchen zur ewigen Knechtſchaft verbammt ? und 
den einzigen prädeflinirten Anecht der Natur, oft den 
Schwaͤchſten einer ganzen Nation, zur ewigen Herrfchaft 
berufen? Das könnte hur der Gedanke eines Fuͤrſten 
ſeyn, oder deffen, der Ehrgeiz genug bätte, die Herr⸗ 
ſchaft über andere beffer zu verlangen. Warum foll das, 
was biöhero doch allzeit geſchehen, warum fol fich 
die politifde Einrichtung nicht vielmehr nad der jedes» 
maligen Faͤhigkeit und Empränglichkeit der Menſchen 
richten? Warum, wenn der Grund aller Herrſchaft 
dinwegfaͤllt, fo die unfelige Solge fteben bleiben? 
Dem ſou es unmöglich ſeya, daß das menſchliche Ge⸗ 

ſchlech 














40 Mrieflergrap. 


ſchlecht zur hoͤchſten Vollkommenheit, zur Fähigkeit, fich 
ſelbſt zu leiten, gelangen könne? warum fol der ewig 
gefübre werden, der fich felbft zu führen verſteht? Sollte: 
es alfo unmöglich ſeyn, daB das menſchliche Geſchlecht, 
oder wenigſtens der gröfe Theil dereink volljährig wer« 
de? Kanns der eine, warum nicht-auch ber andere? Ver⸗ 
fahrt mit dem andern, wie mit dem erften, zeigt ihm 
fein wahres Intereſſe, lehrt ihn die große Kunft zu bes. 
gebren, bie Herrfchaft feiner Leidenſchaften, lebrt ibn 
fleißig von Jugend auf, wie notbwendig cin Menſch dem 
andern ſey, daß man, um Peine Beleidipung zu erfabren, 
ſich auch der Beleidigung anderer enthalten, um von 
andern Wohlthaten zu vwrhalten, aud gegen ‚andere 
mohlthätig ſeyn müfle. .. Derbreitet. unter, Menfchen 
Duldfamkeir, Nacficht, Beſcheidenheit, Liebe und 
Wodhlwollen, lehrt ihn das alles, macht es ibm durch 
Gruͤnde, Erfahrung, Bepſpiel fuͤblbar, und ſeht, ob 
dieſer Menſch eines andern zu feiner Zeitung beduͤrfe. 
Oder ſollten wohl die meiſten Menſchen au ſchwach ſepn / 
Diefe:einfache Grundſaͤtze einzuſehen, und ſich davon zu 
überzeugen? N dann ift ed mit unferer Gluͤckſeligkeit 
votbep! gebt uch’ feine weitere Mühe, Menſchen sw 
beifern und aufzuklaͤren, für welche bie einfachſten durch 
Die gänliche Erfabrung beftättigten Lehren der Vernunft 
ſchon unbedreiflich find; warum erzoget ibr fie zu einer 
Religion, "die für die: einfachſten Stände it, und. doc 
die nemſiche Lehren und Paichten, die in euern Augen Un⸗ 
3 möglich» 


4 


42 Prieſtergrad. 


geſchehen? laßt kurzſichtige Menſchen Baraus folgern, 
was ſie nur wollen, ſie werden ſchließen und ſchließen, 
und die Natur handelt, ſie die unerbittlich gegen derley 
eigennuͤhige Forderungen iſt, gebt ungehindert ihren 
majeſtaͤtiſchen Gang fort: und an ihrer Hand find wir 
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag 
immerbin binmeafallen , was mancher nicht wollte, daß 
es hinwegſiele, alles wird flch wieder von felbit ordnen, 
Die Ungleichheit nleich werden, und nad dem Eturm 
wird die Stille erfolgen. Ale unſre Einwürfe beweiſen 
am Ende nichts weiter, als daß wir an: die dermalige 
Einrihtungen au ſehr gewohnt, au einer Zeit, wo wir 
nicht mehr daran Theil haben, doch zu verliehren glau⸗ 
ben: und wir Iäugnen vielleicht blos darum die Mög» 
lichkeit einer allgemeinen Unabbängigkeit, weil und das 
Gegentheil vortheilhafter it, oder vielleicht ſelbſt noch 
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herrn und Gebie⸗ 
ter von einer Heerde Menſchen au werden, und bey 
denen, fo es wuͤrklich ind, da gefeben wir es gern, daß 
die Beredfamkeir aller Redner Griechenlands und Roms 
kaum binlängli fen, fie von einer Wabrbeit zu uber 
Kibren , die mit ihren Wuͤnſchen und Ermartungen in 
wibriger Besiebung fiebet: denn gp gebirt riefenmäßige 
Seelenſtaͤrke dazu, etwas auch gegen fein Intereſſe wahr 
zu finden. Hier erforfche ſich jeder, ob er zu Diefem 
Grad der Erleuchtung fehon gekommen ſey, dann erſt 
werden ihm manche Dinge der Welt verftändliher werden. 

Be Laßt 


36 Frieſtergrab. 

nen zu dkuͤcken und mach Willführ zu behandeln, erſtnoch 
meiter-befefigten.: Diefes Spſtein des leichgewichts ift 
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art don ſtillſchweigender 
Convention ; ſich durch die Eiferſucht der einen, ünd bie 
Hilfe der andern bey den großen innerlihen Zerruͤttunb 
gen zu erhalten. ° Nunmehro brechen Rebellionen und Res 
volutionen det Völker feltner aus. Weil keiner dem an» 
dern den Beſitz rines durch fih-derfallenen Reichs gönnet, 
fo erhalten ſich ſolche noch bep all ihrer Schwäche: "und 
wir feben nicht fo häufig, wie vorben, Staaten entſtehen 
und vergeben, es müßten dann zuvor mebrere der Staͤr 
fern ſich zam Raub und Vertheifung des ſinkenden Reiches 
einverſtanden · haben: und Könige führen fih nun auf, 
wie unmoralifche Menfchen im natärlihen Zufande: 
Mit dem Beſitz des ibrigen unzufrieden, besierig nach 
fremden But, lauern fie auf jede Gelegenheit-und günftige 
Umſtaͤndel⸗ um ihre Nachbaren au uͤbervortheilen, fich 
zu vergtoͤßern⸗ Treu und Glauben und Gerechtigkeit zn 
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, fi und andere 
von der Erde zu vertilgen. Dieſes it auch wirklich die 
äußerfte Eruffe vom menſchlichen Verderben , fi einans 
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend ale Ungerechtigfeiten ge» 
gen’ fein-eignes Volk au garantiren ; allgemeine Volke⸗ 
Corruption zu beguͤnſtigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem 
Verderben des einen file fi Vortheil zu ziehen. Und 
doch, o Natur und Vernunft! mie groß, mie unwider⸗ 
ſprechlich find Deine Rechte! da, eben da, indem ſich alles 


De 





3B Frieſtergtab. 
wen zu dkuͤcken und nach Willkuͤhr zu behandelt, er nach 
weiter-befefigten.: Dieſes Spfteih des (Steichgewiches ift 
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art von ſtillſchweigenden 
Convention ; fich durch die Eiferfucht der einen, und bie 
Hilfe der andern bep' den großen innerlichen Zerräctun 
gerrau erhalten. ' Nunmehro brechen Rebellionen und Res | 
volutionen det Volker feltner aus. Weil keiner dem an» 
dern den Beſitz eines durch fich verfallenen Reichs goͤnnet, 
fo erhalten fich ſolche noch bey all ıhrer Schwäche: unð 
wir feben nicht fo häufig, wie vordem, Staaten entitehert 
und vergeben, es müßten dann zuvor mebrere der Staͤr 
fern fidh km Raub und Vertheifung des ſinkenden Reiches 
einverſtauden haben: und Könige führen fih nun auf) 
wie unmoralifhe Menſchen im natuͤrlichen Zufande: 
Mit deniBehß des ihrigen unzufrieden, begierig nach 
fremden Gut, lauern fie auf jede Gelegenheit und günftige 
umfändei um ihre Nachbaren au uͤbervortheilen, fi 
zu. vergeößerny Treu und’ Glauben und Gerechtigkeit zu 
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, fi) und andere 
von der Erde zu vertilgen. Dieſes iſt auch wuͤrklich die 
aͤußerſte Eruffe vom menſchlichen Verderben, fich einan⸗ 
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend alle Ungerechtigkeiten ge⸗ 
gen: ſein eignes Volk au garantiren; allgemeine Volke⸗ 
Corruption zu beguͤnſtigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem 
Berderben des einen für ſich Vortheil zu ziehen. Und 
doch, o Natur und Vernunft! mie groß, mie unwider⸗ 
(prechlich find deine Rechte! da, eben da, indem ſich alles 
' per⸗ 


40 Prieſtergrad. 


ſchlecht zur hoͤchſten Vollkommenheit, zur Faͤhigkeit, ſich 
ſelbſt zu leiten, gelangen koͤnne? warum ſoll der ewig 
gefuͤhrt werben, der ſich ſelbſt zu führen verſteht? Sollte 
es alſo unmoͤqlich ſeyn, daß das menſchliche Geſchlecht, 
oder wenigſtens der groͤſte Theil dereinſt volljährig wer⸗ 
de? Kanns der eine, warum nicht auch ber andere? Ver⸗ 
fahrt mit dem andern, wie mit dem erſten, zeigt ihm 
ſein wahres Intereſſe, lehrt ihn die große Kunſt zu be⸗ 
gehren, die Herrſchaft ſeiner Leidenſchaften, lehrt ihn 
fleißig von Jugend auf, wie nothwendig ein Menſch dem 
andern ſey, daß man, um keine Beleidigung au erfahren/ 
fih auch der Beleidigung anderer entbalten,. um von 
andern Wohlthaten zu vwrhalten) auch gegen ‚andere 
wohlthaͤtig ſeyn muͤſſe. Verbreitet. unter, Menſchen 
Duldſamkeit, Nachſicht, Beſcheidenheit, Liebe. und 
Wohlwollen, lehrt ihn das alles, macht es ibm durch 
Gruͤnde, Erfahrung, Bepſpiel fühlbar, und feht, ob 
dieſer Menſch eines andern au feiner Leitung beduͤrfe. 
Dder follten wohl die meilen Menſchen au ſchwach ſeyn / 
Diefe:einfache Grundſaͤtze einsnfeben , und fib davon zu 
überzeugen? DT dann ift es mit unferer Gluͤckſeligkeit 
votbey! gebt euch’ feine weitere Mühe, Menſchen zu 
beifern und aufzuklaͤren, für welche die einfachſten durch 
die zaͤgliche Erfabrung 'beftdttigten Lehren der Vernunft 
ſchon unbedreiflich Mind; warum eräoget ihr fie zu einte 
Religion, die für die: einfachſten Staͤnde iR, und doc 


die nemliche Lehren und Paichten, die in euern Aygen Uns 


moͤglich⸗ 


Prieſtergrad. 41 


moͤglichkeiten find, verbreitet? O Vorurtheil und Wider⸗ 
ſpruch in den Gedanken der Menſchen! — Das Reich 
der Vernunft, die Faͤbigkeit ſich felbR zu leiten, ſoll für 
den aröften Theil der Menfchen eine Unmönlichfeit, ein 
Traum fepn, und auf der andern Seite erfennt fie doch 
Das Vorurtbeil als den befchiedenen Erbtbeil jedes Koͤ⸗ 
nigsſohns, und der ganzen herrſchenden Zamilie, fo wie 
auch eines jeden-andern, den eigne Gey)uͤgſamkeit und 
‚günflige Umſtaͤnde von andern unabbängig.gemacht? Alfa 
ſoll die ganze Gluͤckſeligkeit des menſchlichen Geſchlechts 
ein ewiges Theil des Ungefäbzs bleiben? Sie dieſe eine 
sige Guͤnſtlinge des Gluͤcks follen das ſchon als ein Vor⸗ 
recht der Geburt befigen., was fie dach folten zeigen, 
und was ben und übrigen durch .eine fatale Nothwen⸗ 
Digfeit zur Knechtſchaft beſtimmten, Vernunft und Mor 
zol niemal au bewirken im Stande wären? Iſts zu ge« 
ringes Gefuͤhl feiner Würde oder eigeue Kurzſichtigkeit, 
Unvermögen in die Zußunft zu ſchauen, Vorurtheil gegen 
fein eigenes Gefchlecht, oder Prävention für den Defpos 
tiömus, der und auf dieſe Gedanken perkeitet: oder find 
wir fon. gar au tief unter unſre Würde gefunfen, 
Daß wir. unfere Ketten nicht mehr fühlen, fie kuͤſſen, 
und fogar die aͤrgſte Erniedeigung ertragen, als nur 
den Gedanken zu wien, nicht durch Rebellion und ge⸗ 





waltſame Abſchuͤttelung des Jochs, ſondern durch Hilfe 


‚der Vernunft in die Frepheit zu tretten? Alſo! weil ed 
morgen noch nicht geſchieht, fa mird es auch niemalcn 
J geſche⸗ 





| * 








Ps 


42 Prieſtergrad. 


geſchehen? Laßt Fursfichtine Menſchen Baraus folsern, 
was fie nur wollen, fe werden ſchließen und fliehen, 
und die Natur handelt, Re die unerbittlich gegen derley 
eigennüsige Forderungen if, gebt ungebindert ibren 
majeftätifchen Bang fort: und an ihrer Hand find wir 
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag 
immerbis binweafallen, was mander nicht wollte, daß 
es hinmweaflele , alles wird fidh wieder von felbi ordnen, 
die Ungleichbeit glei werden, und nad dem Eturm 
wird die Stille erfoigen. Alle unfre Einwuͤrfe beweifen 
am Ende nichts weiter, als daß wir an die dermalige 
Einrichtungen au ſehr gewohnt, au einer Zeit, wo wir 
nicht mebr daran Theil haben, doch zu verliehren glau⸗ 
ben: und wie läugnen vielleicht bios darum die Moͤg⸗ 
lichkeit einer allgemeinen Unabhängigkeit, weil uns das 
Gegentheil vorsbreilhafter it, oder vieleicht ſelbſt noch 
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herren und Gebie⸗ 
ger von einer Heerde Menſchen gu werden, und bey 
denen, ſo es wuͤrklich Mind, da gekeben wir es gern, daß 
die Beredfamkeir aller Redner Griechenlands und Roms 
kaum hinlaͤnglich ſep, fie von einer WBabrbeit zu uͤber⸗ 
Führen , die mit ihren Wuͤnſchen und Erwartungen in 
widriger Beslebung fieher: denn g/ gehoͤrt riefenmäßige 
Seelenſtaͤrke dazu, etwas auch gegen fein Intere@e wabe 
gu Anden. Hier erforiche Mc jeder, ob er zu dieſen 
Grad der Erleuchtung ſchon gekommen fen, dann erf 
werden Ihm manche Dinge der Welt verländlicher werben. 
u Laßt 


Srieſtergrad. 43 


Laßt fie alſo lachen die Lader, und ſpotten bie 
Spoͤtter, wer den Bang der Natur in den vorberschene 
den Zeiten beobachtet, wer damit das Gegenmärtige ver« 
gleicht „ der wird finden, daß ſolche unbetroffen, ihren 
unabaͤnderlichen Weg au ihrem Ziel fortfcreite. Dem 
Blicke des ungeäbten Denkers find ihre Schritte un« 
merkbar, und mur dem unbefangenen Denker anſchaulich, 
deſſen Arbeit es iR In Jahrtaufende bineinzubliden, und 
von dem hoben Maflorb fernes Laud gu entdeden, mo 
es der untenftebende Haufen voch nicht einmal vermus 
tbet. Das unträglihe Merkmal der erlauchteſten Größe 
des Geites. — Wem alfa die eben angeführten Gründe 
nicht überführen, der mag fid au aaͤnzlicher Ueberzeu ⸗ 
gung noch folgende Brundfäge bekannt machen, dann 
hoffẽ ich, fol auch er mit und das Land in der Ferne 
feben, und diefes Sand Kanaan beiffen. Er wird in der 
Geſchichte des ihdifchen Volks die Geſchichte des menſch ⸗ 
lichen Geſchlechts finden, gluͤclech in drem ertten Ur» 
Vorung, Zamilien-Regiment, patriarchaliſches Leben, un- 
terdruͤct in Egypten, und von da aus guͤchtig nach dem 
verheiſſenen Land, irtend in der Wie, endlich aluͤc⸗ 
liche Zeiten in Beſit ihres Landes, aber bald wieder uns 
terjocht, Bid aus feinem Mittel der Dann erſchien, der 
der Befrever feines Volks, und des ganzen Menſchen ⸗ 
seſchlecte geworben. Diefes iR augleich bas kurze Bıld 
unſrer erſten Würde, unferer nachmaligen Unterdrüdung, 
unferer Waͤnſche und Hefauugen, unferer mislungenen 

5 Verſoche 





44 Prieſtergrad. 


Verſuche, und unfrer endlichen Erloͤſung. Hier ſtehen 
wir in der Mitte. Seine heilige Moral muß die zwepte 
große Periode vorbereiten, und mitten durch die nach⸗ 
folgenden übrigen traurigen Erfahrungen uns zum ende 
lien Ziel, sum soojährigen *; ja ewigen Reiche der 
Wahrheit und Frepheit führen. Aber dazu gehös 
ren noch große Anſtalten, welche die gegenfeitis 
gen Mafhinen nah und nah unmwirkfam machen 
müffen. Don beyden wollen wir eine Zeichnung vorle⸗ 
ven. Wer Menſchen unterjochen und von ſich abbängig 
machen will, der ermede unter ihnen Bedürfniffe, deren 
Befriedigung fie nur durch ihn erbalten koͤnnen. Es ik 
unbeſchreiblich, wie feft Dieß unbedeutend icheinende Band 
it. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein und dergl. find, 
die Eräftigften Mafchinen des Despsten, wenn er feine 
ſchwere Hand darauf legt: Je häufiger und lebhafter und. 
dringender: dieſe Bedärfniffe werden, je mebr werden fie 
von ihm abbangen : er verbreite unter ihnen Furcht, Une 
wiſſenheit und Liebe sum finnlichen Vergnügen. 


Ge weniger eine Nation mit. den Gemaͤchlichkeiten 
des Lebens bekannt if, um ſo freper ift fie noch; fo bald 
die Völker des Nordens mit den Vergnügen des weich. 
lichen Mittags befannt wurden, fo gieng auch ihre Frey⸗ 
beit verlohren. Weichlihe Menſchen And die abhängige. 

.. ſten 


*) Sol vielleicht heiſſen zaoöjäprigen.: - 


Brieflergrab: 4 


Ren von allen. Wer eine Nation, die frey und wild if, 
unterjochen will, der mache fie weichlich und woluͤſtig. 
Die Kaufmannſchaft in ein Spſtem und in einen bierare 
chiſchen Körper geformt , waͤre vielleicht Der fürchterlich 
fie. und despoteſte Körper, fie wire die Befehgeberin der 
Welt, von ihr hing es vielleicht ab , diefen oder jenen 
Theil der Welt fren und unabhängig zu machen, einen 
Andern in die. Knecht ſchaft zu fübren ; denn regieren heißt 
Bedürfiriffe erwecken, Beduͤrfnifſe vorherſeben, Brdürfe 
niſſe unterdrüdden und ſchwaͤchen, und Bedärfniff bes 
friedigen. Wet fann das fo gut, als fie? „ 


Dielleicht wäre es nicht unmaͤglich durch vernuͤnftige 
zweckmaͤßige Handels⸗Operationen den Vaͤlkern Sitten 
zu geben, oder zu nebmem. Wenigſtens hat die Ent 

deckang von Amerika die Sittlichkeit von Europa veran⸗ 
der, Wer Mangei und Ueberfluß gmedimäßig vertdeifen 
tan, verftebt aug:eich die Kunf der Induͤſtrie; und den 
Neigungen der Menſchen fowobl als Nationen eine 
andere Richtung au geben. Aber freplich mühe dieſes 
Eorps den Erwerb der Reichthuͤmer nicht zum Zweck, 
fondern zum Mittel machen. Es müfte die Kunft ver 
Meben, nicht allzeit am Gelde zu gewinnen, fondern 
j auch ziweilen mit Vorbedacht zweckmaͤßig zu verlichren, 
\ um auf einer andern Seite auf eine Art deſto miche zu 
"geniunen. ' 


Be 


38 Prieſtergtabd. 

nen zu dkuͤcken und mach Willkuͤhr au bebandeln, eriinäch 
weiter-befefligten.: Diefes Spftein des Gleichgewichts ift 
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art don ſtillſchweigenden 
Convention ; ſich durch die Eiferfacht der einen, und bie 
Hilfe der andern bed den großen innerlihen Zerruͤttun⸗ 
gen zu erhalten. ° Nunmehro brechen Rebellionen und Res 
volutionen der Voiker feltner aus. Weil keiner dem ans 
dern den’ Befiß eines Durch ſich verfallenen Reichs gönnet, 
fo erhalten ſich ſolche noch bey au ihrer Schwäche: "und 
wir feben nicht fo haufig, wie vordem, Staaten entiteher 
und vergeben, es müßten dann zuvor mebrere der Staͤr⸗ 
kern ſich ak Raub und Vertheilung des finfenden Reiches 
einverſtanden haben: und Könige führen fih nun aufr 
wie unmoralifche Menfihen im natärlihen Zuftande: 
Mit dem Beſitz des ibrigen unzufrieden, begierig nach 
fremden But, Tauern fie auf jede Gelegenheit und günftige 
Umfändei/ uni ihre Nachbaren au übervortheifen‘,  fidy 
du. vergtößeeny Teen und Glauben und Gerchtigfeit zu 
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, ſich und andere 
. von der Erde zu vertilgen. Dieſes it auch wuͤrklich die 
aͤußerſte Sruffe vom menſchlichen Verderben, fi einan⸗ 
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend alle Ungerechtigkeiten ge⸗ 
‚gen: ſein eignes Volk zu garantiren; allgemeine Volke⸗ 
Corruption zu beguͤnſtigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem 
Verderben des einen file fi Vortheil zu sieben. Und 
doch, o Natur.und Vernunft! mie groß, wie unmider« 
ſprechlich find deine Rechte! da, eben da, indem ſich alles 


per⸗ 


vᷣrieſt ergrad. 31 


verſchworen, fh wechfelämeife zu Grund zu richten, 
muß das Gift zum Rertungsmittel dienen. Weil man 
Unterdrädung begänfige, fo bört folde auf, und die 
Bernunft fängt au, in ihre Rechte zu treiten, da wo man. 


fie verdrängen mil. Da jeder andere blenden will, ſa 
muß doc wenigſtens er ſehen, ſich auf beifere Verfaffung, 
au fegen, um über den.andern Vortheil au kaben, und Bere, 
wunfs und Wiffenfchaften beguͤnſtigen, eben meil er fe, 
dep den andern verbrängen mil. Dazu gebiren Kinfe, 


und vernünftige Anftalten, die Aufklärung des einen bee 
färdert die Auftlärung des andern, der fonk-unterlicgent 
würde. Könige feden es felbR ein, daß, ed nicht aut fen 
fiber eine Horde au. berrfhen, der Drug Kingt an au ver⸗ 
ſawinden, und die Ssegheit fteint auf ihrer Arge empor«, 
Nun fanat die Gefeßgebung an vernünftiger werden, 
gun blüber das Eigentum und Induftrie. Nun gicht es 
Väter uad Kinder, die Aufklärung ' verbreitet (ib auf, 
der ſtdͤndlichen Abfcht, liſtige Menſchen zu bitten, um, 
da Mittel zut Befriedigung der Eroberungsiucht der 
Sönige, und zur Unterdrüdung anderer zu merden, durch 
eine unerbörte Metamorphoſe, wieder durch die Grobe» 
rungäfucht der menichliden Natur und Vernunft abge⸗ 
nommen. Die Menfchen unterſuchen ibre uriprünglihen, 
Rechte, und greifen endlıdh zu den fo lang verfannten Mits 
«ein, um die Belsgenpeit zy benugen, ſich in der Mittels 
weit zu verfiktken, auf dieſe Att die bencriehende Revos 


lxuon des menfäuchen Geiſtes au befürbein, Sch vor dem 
Kuͤa. 








X Prieſtergrad. 


Ruͤckfall su ſichern, und uͤber ihre bisherige Unterdruͤcker 
einen ewigen Sieg zu erfechten. Aber dieſer Sieg wuͤrde 
uch au kurzer Dauer ſeyn, Die Menſchen würden nur gar 
zu bald in ihre vorige Erniedrigung zurüdtchren ; wenn 
nicht die Vorſicht von uralten Zeiten vornearbeitet, und 
idnen die dauerbdafteſten Mittel dargeboten härte, die fich 
Bis auf unfere Zeiten erhalten, und die ſtille und ſichere 
Kriebfedern geweſen, um dereink die Erlöfung des Men« 
ſchengeſchlechts au bewirken, 


Diefe Mid find Beheime Weisheitsſchulen, diefe wa⸗ 
ven vor allzeit die Archive der Natur und der menfchlichen 
Rechte / durch fir wird der Menſch von feinem Sal fich 
erholen, Farſten und Kationen werden chne Gewaltthaͤ⸗ 
tigkeit yon der Erde perfehwinden, das Wienfchenges 
ſchlecht wird dereinſt eine Familie/ und die Welt der Auf⸗ 
enthale vernänftiger Wienfchen werden, Die Moral allein 
wird dieſt Veränderungen unmerkbar berbeyführen. Je⸗ 
der Hausvater wird dereinſt, wie vordem Abraham und 
Vie Patriarchen / der Prieſter und der unumſchraͤnkte Here 
feiner Familie und die Vernunft das alleinige Geſetz buch 
der Menſchen feyn, 


Dieſea IR eins unfree großen Grbeimniffe: vernimm 
Die Beweiſe davon, und ſodann die Art, wie es auf 
uns gekonuen. 


Durd 


3 Prieſtergrad. 


Ruͤckfall su ſichern, und ber ihre bisherige Unterdruͤcker 
einen ewigen Sieg au erfechten. Aber dieſer Sieg wuͤrde 
von au kurzer Dauer feun, die Menfchen würden nur gar 
au bald in ihre vorige Erniebrigung zurüdfchren ; wenn 
nicht die Vorſicht von uralten Zeiten vornearbeitet, und 
ibnen die dauerbafteſten Mittel dargeboten härte, die ſich 
Bis auf unfere Zeiten erhalten, und die ſtille und ſichere 
Kriebfedern geweſen, um dereink die Erlöfung ded Men« 
ſchengeſchlechts au. bemirfen, 


Diefe Mittel find geheime Weisheitsſchulen diefe wa⸗ 
von Por allzeit die Archive der Natur und der menfchlichen 
echter durch fir wird der Menſch von feinem Sal ſich 
erbolm, Farſten und Kationen werden chne Gewaltthaͤ⸗ 
tigkeit von der Erde verfchwinden, das Menſchenge⸗ 
ſchlecht wird dereinſt eine Samitier und die Welt der Auf⸗ 
enthalt vernänftiger Wienfchen werden, Die Moral allein 
wird dieſt Deränderungen unmerkhar herheyfuͤhren. Je⸗ 
der Hausvater wird dereinſt, wie vordem Abraham und 
Vie Patriarchen / der Prieſter und der unumſchraͤnkte Here 
feiner Familie und dig Vernunft das alleinige Geſetzbuch 
der Menſchen ſeyn. | . 


Dieles in eins unfrer großen Gedeimniſſe dernimm 
die Beweiſe davon, und ſodann die Art; wie es auf 
uns artommen, 


Durd 


Vrieſtergrad. 9 


Durch melden tollen Wahn und Kurafichtigkeit dar 
ben ſich dod Menſchen vorſtellen Finnen, diefe Welt 
und das Menſchengeſchlecht werde allezeit fo, wie bisbero 
auf diefe Art beberrfct werden? Wer bas den Vorrath 
der Natur ergrändet , und ihr, deren Gefeh Einbeit in ‚ 
unendlicher Mannigfaltigkeit it, bier Die Graͤnzen anges 
wieſen, und fill zu Reben geboten? den alten Zirkel 
ewig du durchlaufen, Mich ewig du wiederholen, oder 
blos allein die pbofirhe Graͤnzen der Herrſchaft au were 
süden, und von der Monarchie aus, nun nach vollen» 
detem Laufe von folder neuerdings anzufangen? Geit 
wann iR unfer Unvermögen vorher gu (eben, in die ent ⸗ 
fernieſte Zukunſt au blicken, zugleich ein Schranken für 
Vie unaufpaltbare, ſich einmal wiederbolende Natur? 
Wer hat den Dienfchen, dem beten, klaͤgtten, aufgePläte 
teften Menſchen zur ewigen Knechtſchaft verdammt ? und 
den einsigen praͤdeſtinitten Knecht der Natur, oft den 
Schwaͤchtten einer ganzen Nation, zur ewigen Herrſchaft 
berufen? Das Eöunte tur der Gedanke eines Fuͤrſten 
fen, oder deifen, der Ehrgeis genug bitte, die Herr⸗ 
ſchaſt Aber andere beffer zu verlangen. Warum foll das, 
was bishero doch allzeit geſchehen, warum fol fi 
die politiſche Einrichtung nicht vielmehr nach der jedes⸗ 
maligen Säbıgkeit und Empfänglifeit der Menfchen 
richten? Warum, wenn ber Grund aller Herrſchaft 
dinwegfut, fol die unfellge Folge fteben bleiben? 
Warum (oU es uambglic) ſeye/ das das menfälihe Ber 

Takt 





30 . Prieſtergrad. 


tionaf » Freybeit, und Vorlaͤnfer und Muſter der fpäter 
errichteten ſtebenden Mitig, beyde au einerlen Zweck: 
nur die eine im baaren Gelde, die andern in liegenden 
Gründen für ihre Unterdrädung und Henkersdienfte befols 
der, und sum Mord und Raub unfchuldiger Menichen 
gemietbet. 


\ 


Nun fielen Menſchen über Menſchen, Nationen über 
Nationen, MAlfenbiur floß auf allen Seiten. Es ents 
flund aus den Ueberwundenen eine neue Klaffe von Mens 
ſchen, die man SNaven nannte, ganz für andere , nicht 
für fih gefchaffene Menfchen, zur Willkuͤhr Des Webers 
winders, ohne Erwerb, obne Eigenehum. 


Thoͤrichte Völker! die es nicht vorher faben, was 
mit ihnen geſchehen ſollte, die dem Deſpoten balfen, die 
menſchliche Würde bis zum Viehe zu erniedrigen, um 
dereinſt mit ihnen ein Gleiches zu verſuchen, die Sklave⸗ 
ren der Uebermundenen wurde das Modell vonder Skla⸗ 
verey der Ueberwinder. Ihr Verbrechen war an ihren 
Nachkommen gerochen, fie durften nur ihre rengen Sitten 
verliehren, der Weichlichkeit fi ergeben, und an den 
finnlichen Bedärfniffen Geſchmack finven, wozu fie der 
Ueberfluß der gemachten Beute vorbereitet, fo war der Sie» 
ger der Heberwundene, und der Ueberwundene der Sieger. 


Diefe waren wichtige, aber nicht die einzigen Solgen 
yon der Errichtung der Staaten ; die Menfchen, die eins 
’ mal 


\ 


33 Prieſtergrad⸗ 


mehr lebten, und die ausgearteten Urenkel ihre Rechté 
vergeſſen hatten: da entſtanden endlich die Patrimonial⸗ 
Reiche und der Defpotismus ſtuͤrmte auf die ſorgenloſe 
Menſchen berein: nun wurden die Kinder und Vaͤlker 
wie eine Heerde verkauft, vertbeilt, verſchenkt, auf die 
Schlachtbank geliefert. Statt des Geſetzes tratt die 


Willkuͤhr der Fuͤrſten ein: fie machten ſich ſelbſt zum 


Zweck: die Nation war blos Mittel, um die Phantaſie 
des Fuͤrſten zu befriedigen. Nunmehr war die Gewalt 


dieſer nicht mehr vom Volk, die Gewalt Menſchen zu | 
mishandeln, wurde unmittelbar von Gott abaeleitet: Leo 
ben, Gut und Ehre der Bürger mar ihrer Willfühe 


überlaffen. Nunmehr fabe man Fuͤrſten, ohne Einſicht, 
und forgenlos über dA8 Schickſal ihrer Untertbanen in 
Wolluͤſten erſaͤuft. Einen Hof ohne Eitten und vol 
vom Berderbniffe, das fib bis in die uñterſten Klaffen 
verbreitet, das Lafter in der Höhe, die Tugend in Kets 
ten; Schmeiheley, Niederträchrigkeit an ihrem Platz: 
Wiſſenſchaften und Vernunft unterdrüdt: "Niemand an 
feiner gehörigen Stelle: die wichtigen Aemter des 


Etaatd den Meiftbietenden, der Gunft der Höflinge " 


und unzuͤchtigen Bubldirnen feil gebotn: die Nation 
in Armuth, .das Land verlaflen und ungebaut, die Ins 
duftrie niedergefchlagen, der Handel unterdrädt: Un 
ſicherheit des Eigenthums: die Großen unabhaͤngig von 
Geſetzen: der gerechte und tugendbafte. Mann der Wuth 
jedes Niedertraͤchtigen, dem er nicht huldigen wollte, 

Preis 


| 


Lrieſtergrad⸗ 25 


Moralitaͤt nicht verſtopft war, und fo lange dieſe im 
Gange iſt, Hilft alle Rebolution nicht; nachdem die Koͤnige 
Das Geheimniß gefunden, entweder In der Wahl ber Res 
präfentanten des Volks ihren Anıheil zu haben, ihre Ans 


danger dazu gu beförbetij, Oder unter dieſen bie Corrud⸗ 


tion zu derbreiten , den Hunger nach Gold zu erwecken / 
oder durch Hofaͤmter die Stimmen zu etkaufen, öder durch 
die ſtehende Miliz die Stimme bed Vaterlandes zum 
fehweigen zu bririgen, Andere, welche die Gewalt eines 
einzigen durchaus verſchmaͤhten / wählten die populariſche 
Verfaſſung. Aber fie fanden bald, bag die Frebheit ein 
Gut fen, deſſen nicht ein jeder fähig il, der ſich eri kurz 
von dem Verderben der Monarchie loegeriſſen, dab die 
Geſchaͤfte eines Volkes nicht allezeit vor der verſammelten 
Volksmenge koͤnnen behandelt werden. Au dieſem Ende 
waͤdlten fie Borttehet und Repraͤſentauten, bie wit dee 
Seit vergaßen, daß fie ihre Auftraͤge erſt Som Bold erhata 
ten, und nicht in eignent, ſondern fremdem Nahmen ſich 
zu verfanintelr berechtigt wÄren. Diele aruͤndeten alſo 


L 


eine Ariftocrasie, in welcher die Kluͤgern Bie Schwaͤchern 


son Geſchaͤfften nach und nach entfernten, und alſo zur 
Oligarchie / und auf die neniliche Art bald darauf zut 
Monarchie und Deſpotismus zuruͤckgiengen. Auf dieſe 
Art mar nun der ganze Zirkel von Staatsderaͤnderungen 
durchloffen, bis endlich die Höfe durch die Erfindüng bes 
Spſtems vom Gleichgewicht der Staaten die Resolutionen 
erſchwerten, und dadurch ſich das Recht ihre Untergebe⸗ 

C a neh 





35 Jrieſtergtab. 
wen zu dtuͤcken und mach Willführ zu behandeln, erſt noch 
weiter befeſfigten. Dieſes Syſtein des Gleichgewichts iſt 
unter den Fuͤrſten der Welt eine Art don ſtillſchweigender 
Convention ; ſich durch die Eiferfucht der einen, und bie 
Hilfe der andern bey’ den großen innerlichen Zerrättunk 
gersu erhalten, * Nunmehro brechen Rebellionen und Res 
volutionen der Voiker feltner aus. Weil keiner dem an» 
dern den Befiß eines durch fih-derfallenen Reichs gönnet, 
fo erhalten ſich ſolche noch ben au ıhrer Schwäche: "und 
wir feben nicht fo häufig, wie vordem, Staaten entiteher 
und vergeben, es müßten dann zuvor mehrere der Staͤr⸗ 
kern ſich am Raub und Vertheilung des finfenden Reiches 
einverſtanden · haben: und Könige führen fih nun anf; 
wie unmoralifche Menſthen im natuͤrlichen Zuftande: 
Mit deni-Befin des ihrigen unzufrieden, begierig na 
fremden But, Tauern fie auf jede Gelegenheit und günftige 
umftänder uni ihre Nachbaren zu uͤbervortheilen, fich 
zu vergtoͤßern⸗ Treu und Glauben und Gerechtigkeit zn 
vergeffen , und, um mehr zu erhalten, ſich und andere 
von der Erde zu vertilgen. Dieſes ift auch wuͤrklich die 
äußerfte Eruffe vom menſchlichen Verderben , fi einan⸗ 
der wechſelsweiſe ſtillſchweigend alle Ungerechtigfeiten ges 
en: fein-eignes Volk zu garantiren ; allgemeine Volke. 
Corruption zu begänftigen und zu wuͤnſchen, nur aus dem 
Berberben des einen für ſich Vortheil zu ziehen. Und 
doch, o Ratur und Vernunft! mie groß, wie unwider⸗ 
ſprechlich find deine Rechte! da, eben da, indem fihalles 


ver⸗ 


el 


Briekergrad.. 37 


verſchworen, ſich wechfelömeife zu Grund zu richten, 
muß das Gift sum Rettungsmittel dienen. Weil man. 
Unterdrädung beguͤnſtigt, fo hoͤrt ſolche auf, und die 
Bernunft fängt an, in ibre Rechts zu tretten, da wo man 
fie verdraͤngen will. Da jeder andere blenben nill, (a. 
muß doch wenigſtens er ſehen, ſich auf beifere Verfaflung, 
zu fegen, um über den andern Vortdejl zu haben, und Ver⸗ 
uunfs und Wiſſenſchaften begänfigen, eben weil er fe, 
bey den andern verdrängen will. Dazu geboͤren zönfe, 
und vernünftige Anftalten, die Aufklärung des einen ber 
färdert die Auftlärung des andern, der fonft. ganterliegen 
würde. Könige feben es felbft ein, Daß. 68, nicht aut ſey/ 
über eine Horde au berrſchen, der Drud fängt an zu ver⸗ 
ſchwinden, und die Freyheit ſteigt aus ihrer Alıhe empor. 
Nun faͤngt die Gefeae bung an vernünftiger au, werben, 
gun bluͤhet das Eigenthum und Induitrie. Nu. giebt ed 
Väter und Kinder, die Aufklärung verbreitet ſich aus 
ver ſtdaͤndlichen Abſicht, liſtige Menſchen zu bilden, um, 
da Mittel zur Befriehigung der Eroberungsfacht der 
Foͤnige, und aur Nnterdruͤckung anderer zu weiden, durd 
eine ı unerbörge Metamprpbofe., wieder durch die Großes 
rungsfucht der menſchlichen Natur und ) Vernunft abgen. 
nommen. Die Menfchen unterfucen ihre urſpruͤnglichen 
Rechte, und greifen endlich zu den ſo fang verfannten Mit⸗ 
geln, um bie Gelegenpeit 3y benugen, fi fd | in der Mitiele 
zeit zu verftärken , auf diefe Het die bevortiebende, Reyo⸗ 


Intion des menſchlichen Geiſtes zu befördein, io vor dem 
Ruͤck⸗ 


v 





48 Prieſtergrad. 


ſchlecht zur hoͤchſten Vollkommenheit, zur Faͤhigkeit, ſich 
ſelbſt zu leiten, gelangen koͤnne? warum ſoll der ewig 
gefuͤhrt werben, der ſich ſelbſt au führen verſteht? Sollte 
es alſo unmoͤqlich ſeyn, daß das menſchliche Geſchlecht, 
oder wenigſtens der groͤſte Theil dereinſt volljährig wer⸗ 
de? Kanns der eine, warum nicht-auch der andere? Ver⸗ 
fahrt mit dem andern, mie mit dem erften, zeigt ihm 
fein wahres Intereſſe, lehrt ibn die große Kunſt zu bes, 
gebren, die Herrfchaft feiner Leidenſchaften, lehrt ihn 
fleißig von Jugend auf, wie notbwendig cin Menſch dem 
andern fen, daß man, um Beine Beleidigung au erfabren» 
ſich auch der Beleidigung anderer entbalten,. um von 
andern Wohlthaten zu erhalten, auch gegen ‚andere 
wohlthaͤtig ſeyn muͤſſe. Verbreitet. unter, Menſchen 
Duldſamkeit, Nachſicht, Beſcheidenheit, Liebe und 
Wohlwollen, lehrt ihn das alles, macht es ihm durch 
Gründe, Erfahrung, Bepſpiel fuͤhlbar, und feht, ob 
dieſer Menſch eines andern zu feiner Leitung beduͤrfe. 
Oder follten wohl die meillen Menſchen zu ſchwach ſepn / 
Diefe:einfache Grundſaͤtze einzuſehen, und fi davon zu 
übersengent ST dann ift ed mit unferer Gluͤckſeligkeit 
votbey! gebt euch” feine weitere Mübe, Menſchen zu 
beſſern und aufzuklaͤren, für welche die einfachften durch 
die zaͤgliche Erfahrung beftättigten Lehren der Vernunft 
ſchon unbegeeinich find; warum erzoget ihr fie zu einte 
Religion ‚die für die einfachſten Stände ift, und- doch 
bie veneniräubren und Paichten, Die in euern Augen Une 

" moͤglich⸗ 


Prieſtergrad. 41 


moͤglichkeiten find, verbreitet? O Voruriheil und Wider⸗ 
ſpruch in den Gedanken der Menſchen! — Das Reich 
ber Dernunft, die Faͤbigkeit ſich ſelbſt zu leiten, ſoll für 
den aröfen Theil der Menfchen eine Unmoͤglichkeit, ein 
Traum fepn, und auf der andern Seite erkennt fie doch 
Das Dorurtbeil als den befchiedenen Erbtheil jedes Koͤ⸗ 
nigsſohns, und der ganzen herrſchenden Samilie, fo wig 
auch eines jeden-andern, "den eigne Genuͤgſamkeit und 
‚günflige Umſtaͤnde von andern unabhaͤngig gemacht? Alſo 
ſoll die ganze Gluͤckſeligkeit des menſchlichen Geſchlechts 
ein ewiges Theil des Ungefaͤhrs bleiben? Sie dieſe ein» 
sige Guͤnſtlinge des Gluͤcks follen das fchon als ein Vor⸗ 
recht der Geburt befigen, was fie dach folten zeigen, 
und was ben: und übrigen durch .eine fütale Nothwen⸗ 
digkeit zur Knechtſchaft beitimmten, Vernunft und Mor 
ral niemal zu bewirken im Stande wären? Iſts zu ge⸗ 
ringes: Gefühl. feiner Würde oder eigeue Kursfichtigfeit, 
Unvermägen in die Zußunft zu ſchauen, Vorurtheil gegen 
fein eigenes Geſchlecht, ader Prävention für den Defpos 
sismus, der und auf diefe Gedanken verleitet: oder ſind 
wir (don, gar zu tief unter unſre Würbe gefunfen, 
daß wir. unfere- Ketten nicht mehr fühlen. fie kuͤſſen⸗ 
und fogar die Ärgfte, Erniedrigung ertragen, ald nur 
den Gedanken zu wagen, nicht. durch Rebellion und ge⸗ 
maltfame Yorhüttelung des Jochs, Sondern durch Hilfe 


‚der Vernunft in die Frepheit au tretten? 2 Alſo! weile® - 


morgen noch nicht geſchieht, fa wird cd auch niemalen 
geſche⸗ 








E 
E 
N 


. 





42 Prieſtergrad. 


geſchehen? Laßt kurzſichtige Menſchen Baraus folgern, 
was fie nur wollen, fie werden ſchließen und ſchließen, 
und die Natur handelt, fie die unerbittlich gegen derley 
eigennügige Sorderungen if, gebt ungehindert ihren 
majeſtaͤtiſchen Gang fort: und an ihrer Hand find wir 
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag 
immerhin binweafallen, was mancher nicht wollte, daß 
es hinmegfiele , alles wird ſich wieder von felbi ordnen, 
Die Ungleichheit gleich werben, und nad dem Sturm 
wird die Stille erfolgen. Alle unfre Einwuͤrfe beweiſen 
em Ende nichts weiter, als daß wir an-die dermalige 
Einrichtungen su ſehr gewohnt, zu einer Zeit, wo wie 
nicht mehr daran Theil haben, doch zu verliehren glans 
ben: und wir Iäugnen vielleicht blos darum ‚die Möge 
lichkeit einer allgemeinen Unabhängigkeit, weil uns das 
Gegentheil vortheilhafter iſt, oder vielleicht felbft noch 
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herrn und Gebie⸗ 
ter von einer Heerde Menſchen zu werden, und bey 
denen, ſo es wuͤrklich ind, da gefteben wir es gern, daß 
Die Beredfamkeir aller Redner Griehenlands und Roms 
Faum hinlaͤnglich fen, Re von einer Wabrbeit zu über 
führen , die mit ihren Wuͤnſchen und Ermartungen in 
widriger Beziehung ſtehet: denn & gehoͤrt riefenmäßige 
Seelenttärfe dazu, etwas auch gegen fein Intereſſe wahr. 
zu finden. Hier erforfche fich jeder, ob er zu Diefem 
Grad der Erleuchtung ſchon gefommen fey, dann erft 
werden ihm manche Dinge der Welt verfländlicher werden. 
Saft 


44 Prieſtergrad. 


Verſuche, und unfrer endlichen Erloͤſung. Hier Reben 
wir in der Mitte. eine heilige Woral muß die zweyte 
große Periode vorbereiten, und mitten durd die nach⸗ 
folgenden übrigen traurigen Erfahrungen une zum ende 
lien Ziel, zum 1oojährigen *, ja ewigen Reiche der 
Wahrheit und Frepheit führen. Aber dazu gehds 
ren noch große Anfalten, welche Die gegenfeitis 
gen Mafhinen nah und nah unmirkfam machen 
müffen. Don bepden wollen wir eine Zeichnung vorle⸗ 
ven. Wer Menfdien unterjoden und von ſich abhängig 
machen will, der erwecke unter ihnen Bedürfniffe, deren 
Berriedigung fie nur durch ibn erbalten koͤnnen. Es i& 
unbefchreiblich, wie feht dieß unbedeutend fheinende Band 
it. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein und dergl. find, 


- die Eräftinften Mafchinen des Despoten, wenn er feine 


ſchwere Hand darauf legt: Je häufiger und febhafter und: 
dringender. diefe Bedärfniffe werden, je mehr werden fie 
von ihm abhangen: er verbreite unter ihnen Furcht, Uns: 
wiffenheit und Liebe zum finnlihen Vergnuͤgen. 


Je weniger eine Nation mit.den Gemaͤchlichkeiten 

Des Lebens befannt if, um ſo freper iſt ſie noch; fo bald, 
Die Völker des Nordens mit den Vergnügen des weich. 
lihen Mittags befannt wurden, fo gieng auch ihre Frey⸗ 
heit verloren. Weichliche Menſchen And die abhängige. 
—— ſten 


%) Soll vielleicht helfen zooojährigen.:. 





45 Prieſtergrab. 


Mer alle Menſchen frey machen will, der vermindse 
ihre nnedle Bedürfniße, deren Befriedigung nicht im 
ihrer Gewalt I: der mache fie aufgeflärt, muthig, und 
verſchaffe ihnen Rrenge Sitten: der lebre fie Raͤßigkeit, 
Nuͤchterndeit, und die große Kunſt vernünftig zu begebren. 
Ber den Menſchen Mäßigkeit, Genuͤgſamkeit und Zufrie⸗ 
denheit mie ibrem Stand predigt, ik den Thronen weit 
.. gefährlicher , als wen er deu Koͤnigsmord prebigte- 


Wer unter Menſchen eine allgemeine und dauerhafte 
Frepheit einzuführen gedenkt , der Eldre die meiften auf, 
und lehre, fih mit wenigem au befriedigen: der ermede 
vernuͤnftige, wechfelfeitige Beduͤrfniſſe: der verbindere, 
daß nicht um des Bebürfniffes willen zu viel einer allein _ 
brauche , fonft entſteht bev den wenigern, die fie nit - 
brauchten, eben dadurch ein neues Beduͤrfniß, Furcht 
vor feiner Macht. 


Aufklärung des einen, um den andern in. Jrrthum 
zu erhalten, giebe Macht, und führet die Knecht⸗ 
fchaft ein, 

Aufklärung, um andere wieder aufzuklaͤren, giebt 
Srepbeit. 


Mer alfo allgemeine Srepbeit einführen will, ber 
derbreite allgemeine Aufklärung: aber Aufklärung beige 
bier nicht Worts fondern Sachenkenntniß, ift nicht die 
Kenntniß von abſtracten, fpeculativen, theoretiſchen 

Kennt⸗ 


Prieſtergrad. 4 


Lenniniſſen, die den Wein aufblaſen, und d das Herꝛ u 
nichts beſſern. 


Aufklärung it, au wiſſen/ mie ſeye / was. ander 
te ſeyn, was andere fordern, Was ich fordere: au willen, 
daß ich mir niche allein erklecklich bin, daß ich ohne Hilfe 
meiner Nebenmenfchen nichts bin. fie als einen weſent⸗ 
lichen Theil meiner Gluͤckſeligkeit betrachtet, ihren Beys 
fall, Gunſt au ſuchen, zu. willen Daß ich folchen nicht ers 
balte auffer durch Ausuͤbungen, die ihnen nutzbar find: 
zu wiffen, daß wenn ich nichts für fie leiſte, fie auch ent⸗ 
gegen nichts für mich uͤbernehmen, ſeine Drätenfionen au 

"mäßigen; nachgiebig gegen Fehler, tolerant gegen anderer 
Mepnungen, und mit feinem Schickſal zufrieden zu les 
ben, trauren mit dem Leid des andern, ihm helfen, wo 
man fan, und fich freuen über Ihre Sreuben, fo wie 
über feine eigene , feinen Ucberfiuß sum Nugen anderer 
verwenden: diefed allein verdient Aufklaͤrung su beiffen. 
Geber jedem Menſchen diefe Beagifte und Grundfäge. 
Wie kann ich leiden, untergeben,, wie iſt es möglich, daß 
ih ohne Hilfe au Grund gebe? Koͤnnt ihr niche allen 

Menſchen auf einmal diefen Grad der Aufklärung vers 
ſchaffen, fo fange ihr, wenigſtens ihr beſſer unter euch ſelbſt 
an. Dient, beift, verſichert euch wechſelweis, verniehre 
eure Zadl, macht euch wenigſtens unabhängig, und laßt 
das übrige die Zeit und eure Nachkommen ıbun. Habt 


ibr euch auf eine gewilfe Zahl durch euern Bund vers 
ſtaͤrkt, 


48 Ä Prieſtergrad. 
ſtaͤrkt, To ſend idr ſichetr, und fangt an maͤſchtig und 


fuͤrchterlich zu werden, ihr fangt eben darum an, bey dem 


Boͤſen fuͤrchterlich zu werden, viele von ihnen, um nicht 
zu unterliegen/ werden:von’Tefbft gut werden, und zu 
eurer Fahne uͤbertretten. Run ſeyd ihr ſtark genug, Deus 
noch Äbrigen Reſt die Hände zu binden; fie su unters 
werfen, und die Bosheit eber im Keime zu erſticken: 
Der Weg,/ die Aufklärung allgemein zu machen, ift nicht 
mit der ganzen Welt auf einmal anzufangen: fang erfk 
mit dir an, dann wende dich am deinen Nächiten, und 
ihre Beyde Härt einen Deitten und Vierten auf, die fich 


“fo lang weiter verbreiten werdens bis bie. Bub! und 


Staͤrke die Macht geben. 


Wer alfe allgemeine Aufflärung verbreitet, Vers 
ſchaft zugleich eben dadurch allgemeine wechſelſeitige Sie 
cberheit, und allgemeine Aufklärung und Sicherheit 
machen Fuͤrſten und Staaten entbebrlih. Oder wozu 
braucht man fie fodagn$ 


Wenn diefe. Aufklärung cin Wert dee Moral ik, 
fo nimmt auch Aufklärung und Sicherbeit au, in dem 
Maaß, wie die Moral zunimmt. Die Moral ift alfo 
Die Kunſt, welche Drenfchen lehrt volljährig zu werden, 
der Vormundfihaft los zu werden, in ihr männliches 
Alter au tretten, und die Sürften au entbehren. 


Prieſtergrad. & 


Wie die Weichlichkeit und der Luxus Äberhand nebs 
men, ſo nimmt auch die Moral, die wahre Aufklärung 
und die Sicherheit ab. 


Weichlichkeit macht die Fuͤrſten nothwendig, ein Kunſt⸗ 
grif, den alle Deſpoten gebraucht, um National⸗ 
Srepbeit au unterdräden: und fein Fuͤrſt fan den 
Zurus‘und Das Verderben der Sitten verdrängen 
ohne feine Macht zu entfräften. Verbannet aus 

“der Monarchie den Luxus und fein Gefolg, -fo 
wacht ihr es sur Democratie. 


Mer Revolutionen bewuͤrken will, der dndre die Sit⸗ 
ten, er mache fie beffer oder ſchlechter, fo. entſteht 
mit der Zeit eine Republik oder ein defpotifcher 
Staat: Die Berdttigung davon liegt in jeder Ges 

ſchichte. 


t 


Wenns alſo unmoͤglich waͤre, allgemeine Frepheit 
dereinſt in die Welt einzuführen, fo wäre es darum un⸗ 
möglich, weil die Moral und die einfachſte auf die 
Erfahrung jedes Menfchen gebaute Moral nicht allge⸗ 
-mein werden fan. O! der muß den Reiz def Tugend 
und die Macht der Vernunft nicht kennen, er muß 
felbf in der Aufklärung zuruͤck ſeyn, daß er fo gering 

‚von feinem Weſen und von der ganzen. menſchlichen 
Natur denkt: er muß Verderben wünfchen , weil er das 
DVerderben von Menſchen untrennbar glaubt... Konnte 
ichs oder er ſelbſt, warum nicht ein anderer? Er thue 

» nur 


Briefiergrab. 4 


Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein 
biefe große Veränderung bervorbringen fol, dem Mens 
ſchen feine Sreiheit zu geben, das große herrliche Reich, 
das Reich der Edeln au errichten, und.H uchelev, Lafter, 
Aberglauben und Defpotismus su zerſtoͤren, fo wird und 
begreiflih , warum der Deden von feiner unterſten Klaffe 
an, die Sitrenlebre, die Kenntniß feiner felbt und an⸗ 
derer fo gewa:tig empfoblen, warum er jedem Neuling 
erlaubt, feinen Sreund heruͤber zu führen, um den Bund 
au verflärfen, und eine Legion zu errichten, Die. mit 
geößerm Grund, als jene zu Theben, den Namen dee 
Heiligen und Unübermwindlichen fübret, weil bier Freund 

an der Seite des Freundes feſt an einander geſchloſſen, 
ſtreitet, und die Rechte der Menſchheit, der urſpruͤng⸗ 
lichen Freyheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber 
die Moral, welche dieſes bewirken ſoll, muß ſich nicht 
mit Spitzfindigkeiten abgeben, den Menſchen erniedrti⸗ 
gen und unter ſeine Wuͤrde herabſetzen, ſorgenlos gegen 
das Zeitliche machen, den Genuß und die unſchuldigen 
greuden des Lebens verbieten, den Menſchenhaß befoͤr⸗ 
dern, den Eigennutz ihrer Lehrer begünftigen, Verfol⸗ 
sung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft wi⸗ 
derfprechen , den vernünftigen Gebrauch der Leidenſchaf⸗ 
ten unterfagen, Unthaͤtigkeit, Müßiggang , Verſchwen⸗ 
Dung der Güter an heilige Müßiggänger ald Tugend vor⸗ 
ftellen, und ſchon von Menſchen gepeinigte Menschen 
mit der Furcht der Hole und des Teufels sur Klein⸗ 
2 muth 


+ 


42 Prieſtergrad. 


geſchehen? laßt Purafichtine Menſchen Baraus folgern, 
was fie nur wollen, fie werden ſchließen und ſchließen, 
und die Natur handelt, fie die unerbittlich gegen derley 
eigennüupige Sorderungen ift» gebt ungehindert ihren 
majeftätifhen Gang fort: und an ihrer Hand find wir 
berufen auf jenen großen Tag vorzuarbeiten. Es mag 
immerbin binmenfallen , was mander nicht wollte, daß 
ed hinwegſiele, alles wird ſich wieder von felbit ordnen, 
Die Ungleichheit gleich werden, und nad dem Eturm 
wird die Stille erfolgen. Alle unſre Einwuͤrfe beweifen 
am Ende nichts weiter, als daß mir an-die dermalige 
Einrichtungen au ſehr gewohnt, su einer Zeit, wo mie 
nicht mehr daran Theil haben, doch zu verliehren glau⸗ 
ben: und wie Iäugnen vielleicht blos darum die Moͤg⸗ 
fichfeit einer allgemeinen Unabhängigfeit, weil uns das 
Gegentheil vortbeilhafter it, oder vielleicht ſelbſt noch 
hoffen durch Recht oder Unrecht die Herrn und Bebier 
ger von einer Heerde Menfchen zu werden, und bey 
denen, ſo es wuͤrklich And, da gefeben wir es dern, daß 
Die Beredſamkeit aller Redner Griechenlands und Roms 
kaum binlänglich ſey, fie von einer WBabrbeit zu uͤber⸗ 
führen , die mit ihren Wuͤnſchen und Erwartungen in 
widriger Beziehung ſtehet: denn 4 gehoͤrt rieſenmaͤßige 
Seelenſtaͤrke dazu, etwas auch gegen fein Intereffe wahr 
zu finden. Hier erforſche ſich jeder, ob er au diefem 
Grad der Erleuchtung ſchon gekommen ſey, dann erſt 
werden ihm manche Dinge der Welt verfiändlicher werden. 

| Laßt 


Brieſtergrad. 43 


Laßt fie alſo lachen die Lacher, und ſpotten die 
Spoͤtter, wer den Bang der Natur in den vorbergeben« 
den Zeiten beobachtet, wer damit das Gegenwaͤrtige vers 
gleicht , der wird finden, daß folche unbetroffen, ihren 
unabänderliden Weg au ihrem Ziel fortfchreite. Dem 
Blicke des ungeibten Denkers find ihre Schritte uns 
merkbar, und nur dem unbefangenen Denker anſchaulich, 
deſſen Arbeit es ik In Jahrtauſende bineinzubliden, und 
von dem hoben Maſtkorb fernes Laud zu entdeden, mo 
es der untenftebende Haufen voch nicht einmal vermus 
tbet. Das untrügliche Merkmal der erlauchteſten Größe 
des Geiſtes. — Wem alfa die eben angeführten Gründe 
nicht überführen, der mas ſich zu gaͤnzlicher Ueberzeu⸗ 
gung noch folgende Brundfäne bekannt machen, dann 
hope ih, fol auch er mit und das Land in der Ferne 
feben, und dieſes Land Kamaan heiffen. Er wird in der 
Geſchichte des juͤdiſchen Volka die Geſchichte des menſch⸗ 
lichen Geſchlechts finden, gluͤcklich in Ihrem erſten Ur⸗ 
ſprung, Familien⸗Regiment, patriarchaliſches Leben, un⸗ 
terdruͤckt in Egypten, und von da aus fluͤchtig nach dem 
verheiſſenen Land, irrend in der Wuͤſte, endlich aluͤc⸗ 
liche Zeiten in Bella ihres Landes, aber bald wieder uns 
terjocht, his aus feinem Mittel der Mann erſchien, der 
der Befreyer feines Volks, und des ganzen Menſchen⸗ 
geſchlechts geworden. Dieſes iſt zugleich das furze Bild 
unſrer erſten Wuͤrde, unſerer nachmaligen Unterdrüdung- 
unferee Wuͤnſche und Deofuuugen, unſerer mislungenen 

Verſuche 


44 Prieſtergrad. 


Verſuche, und unfrer endlichen Erloͤſung. Hier ſtehen 
wir in der Mitte- Seine heilige Moral muß die zweyte 
große Periode vorbereiten, und mitten durch die nach⸗ 
folgenden übrigen traurigen Erfahrungen ung zum end» 
lihen Ziel, zum ıoojähtigen *) ja ewigen Reiche der 
Wahrheit und Srepbeit führen. Aber dazu gehds 
ren noch große Anflalten, welche die gegenfeitir 
gen Mafchinen nah und nah unmwirkfam machen 
müffen.. Bon bepden wollen wir eine Zeichnung vorles- 
ven. Wer Menſchen unterjochen und von fid abhängig 
machen will, der erwede unter ihnen Bedürfniffe, deren 
Befriedigung fie nur durch ihn erhalten Fünnen. Es ik 
unbefchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend fcheinende Band 
it. Brod, Taback, Caffe, Brandwein und dergl. find, 
. die Eräftigften Mafchinen des Despsten, wenn er feine: 
ſchwere Hand darauf legt: Je häufiger und lebhafter und. 
dringender diefe Bedärfniffe werden» je mehr werden fie 
von ihm abhangen: er verbreite unter ihnen Furcht, Une 
wiffenheit und Liebe zum finnlichen Vergnügen. 


Se weniger eine Nation mit. den Gemaͤchlichkeiten 
des Lebens befannt ift, um fo:freper iſt ſie noch; fo bald: 
die Völker des Nordens mit den Vergnügen des weich. 
lihen Mittags befannt murden, fo gieng auch ihre Frey⸗ 
beit verlopren. Weichlihe Menſchen And die abbaͤngig⸗ 

— ſten 


*) Sol vielleicht heiſſen zooöjährigen.:;- = 


4 Srieffergrad. 


Mer alle Menfchen frey machen will, der vermindre 
ihre unedle Beduͤrfniſſe, deren Befriedigung nit in 
ihrer Gewalt iR: der mache fie aufgeklärt, murbig, und 
verſchaffe ihnen ſtrenge Sitten: der lehre fie Mäßigkeit, 
Nuͤchterndeit, und die große Kunſt vernuͤnftig zu begebren. 
Ber den Menſchen Mägigkeit, Genuͤgſamkeit und Zufries 
denheit mir ihrem Stand Hredigt, iR den Thronen weit 
. gefährlicher , ald wenn er den Koͤnigemord predigte- 


Wer unter Menſchen eine allgemeine und dauerhafte 
Frepheit einzuführen gedenkt, der Eläre die meiften auf, 
und lehre, fich mit wenigem au befriedigen: der erwecke 
vernünftige , wechfelfeitige Beduͤrfniſſe: der verbindere, 
daß nicht um des Beduͤrfniſſes willen zu viel einer allein 


brauche , fonft entſteht bey den wenigern, die fie nicht - 


brauchten, eben dadurch ein neues Beduͤrfnuß, Furcht 
vor feiner Macht. 


Aufklaͤrung bes einen, um den andern in. Irrthum 
zu erhalten , giebt Macht, und führer die Knecht⸗ 
ſchaft ein, 

Aufklärung, um andere wieder aufzuklären, giebt 
Frepheit. | 


Mer alfo allgemeine Srepbeit einführen will, der 
Derbreite allgemeine Aufklärung: aber Aufklärung bejät 
bier nicht. Wort» fondern Sachenkenntniß, ift nicht bie 
Kenntniß von abſtracten, fpeculativen, theoretiſchen 

| Kennt: 


Prieſtergrad. 4 


Lenniniſſen, die den Wein aufblafen, und das Herz um 
nichts beflern. 


Aufklärung ik, au wiſſen, was ich fene, was. aubet 
ce feyn, was andere fordern, was ich fordere: aumwiflen, 
das ich mie niche allein erklecklich bin, daß ich ohne Hilfe 


meiner Nebenmenfchen nichts bin / fie als einen weſent⸗ 


lichen Theil meiner Gluͤckſeligkeit betrachten, ihren Bep⸗ 
fall, Gunſt au fuchen, zu wiſſen Daß ic) ſolchen nicht er⸗ 
balte auffer durch Ausuͤbungen, die ihnen nußbar find: 
zu wiffen, daß weunn 'ich nichts fuͤr fie leiſte, fe auch ent» 
gegen nichts für mich uͤbernehmen, ſeine Praͤtenſionen zu 
mäßigen; nachgiebig gegen Fehler, tolerant gegen anderer 
Mepnungen, und mit feinem Schidfal zufrieden zu le⸗ 
ben, trauren mit dem Leid des andern, ihm helfen, wo 
man fan, und fich fretien über ihre Sreuden, fo wie 
über feine eigene , feinen Ueberfluß sum Nutzen anderer 
verwenden: diefed allein verdient Aufklaͤrung su beiffen. 
Beber jedem Menſchen diefe Beaziffe und Grundfäge. 
Wie ann ich leiden, untergeben , wie iſt es möglich, daß 
ih ohne Hilfe au Grund gebe? Kaͤnnt ihr nicht allen 
Menſchen auf einmal diefen Grad der Aufflärung vers 
ſchaffen, fo fange ihr, wenigſtens ihr beſſer unter euch ſelbſt 
an. Dient, beift, verfichert euch wechſelweis, vermebrt 
eure Zadl, macht euch wenigſtens unabbängig, und laßt 
das übrige die Reit und eure Nachkonımen thun. Habt 


Ihr euch auf eine gewiſſe Zabl durch euern Bund vers 
ftärft, 


a8 | Brieflergrad. 


ſtaͤrkt, ſo ſend. ide ſichet, und fangt an maͤchtig und 
" fürchterlich zu werden, ihr fangt eben Darum: an, bep dem 
Boͤſen fürchterlich zu werden, viele von ihnen, um niche 
guiunterliegen, werden:von’Tefbft gut werden, und au 
eurer Fahne Übertretten. Run ſeyd ihr ſtark genug, dem 
noch Äbrigen Reſt die Hände zu binden, fie su untere 
werfen, und die Boshert eber im Keime au. eritidens 
Der Weg, die Aufklärung allgemein zu machen, ift nicht 
mit der ganzen Welt auf einmal anzufangen: fang erft 
mit dir an, dann wende dich am beinen Nächten, und 
ihr Beyde Hirt einen Dritten und Vierten auf, die fich 
fo lang weiter verbreiten werden, bis die.Sapl und 
Stärke die Mache geben. 5 


Wer alfo allgemeine Aufflärang verbreitet, vers 
ſchaft zugleich eben dadurch allgemrine mwechfelfeitige Sie 
cberheit, und allgemeine Auffldrung und Sicherheit 
machen Fuͤrſten und Staaten entbebrlic. Oder wozu 
braucht man fie fobagn$ 


Wenn diefe. Aufklärung ein Werk der Moral if, 
fo nimmt au Aufklärung und Sicherheit u, in dem 
Mach, wie die Moral zunimmt. Die Moral ift alfo 
die Kunſt, melde Menſchen lehrt vonjährig zu werden, 
der Vormundfihaft los zu werden, in ihr männliches 
Alter au tretten, und die Sürften au entbehren. 


— —— Au 


Prieſtergrad. 49 


Wie die Weichlichkeit und der Luxus uͤberhand neh⸗ 
men, fo nimmt auch bie Moral, die wahre Auffläcung 
und die Sicherheit ab. 


Weichlichkeit macht die Fuͤrſten nothwendig/ ein Kunſt⸗ 
grif, den alle Deſpoten gebraucht, um National⸗ 
Srevbeit au unterdruͤcken: und kein Fuͤrſt kan den 
Luxus und dad Verderben der Sitten verdrängen 
ohne feine Macht zu entfräften. Verbannet aus 

der Monarchie den Lurus und fein Gefolg, -fo 
macht ihr es zur Democratie. 


Wer Revolutionen bewuͤrken will, der Andre die Sits 
ten, er made fie beffer oder fchlechter, fo. entſteht 
mit der Zeit eine Republik oder ein defpotifcher 
Staat. Die Beſtaͤttigung davon liegt in jeder Ges 

ſchichte. 


Wenns alſo unmoͤglich waͤre, allgemeine Frepheit 
dereinſt in die Welt einzufuͤhren, ſo waͤre es darum un⸗ 
moͤglich, weil die Moral und die einfachſte auf die 
Erfahrung jedes Menſchen gebaute Moral nicht allge⸗ 
mein werden kan. O! der muß den Reiz det Tugend 
und die Macht der Vernunft nicht kennen, er muß 
ſeibſt in der Aufklaͤrung zuruͤck ſeyn, daß er fo gering 
von ſeinem Weſen und von der ganzen menſchlichen 
Natur denkt: er muß Verderben wuͤnſchen, weil er das 
Verderben von Menſchen untrennbar glaubt. Konnte 
ichs oder er ſelbſt, warum nicht ein anderer? Er thue 

2 nur 


8 Prieſtergrad. 


wur das, mad wir bepde gethan: man konnte Menſchen 
zum Tod, zu aller Art von religiöfer und polirifcher 
Schwaͤrmered, zur Selbfipeinigung und zur Verzicht auf 
alle Sceuden des Lebens bauffenmweis bereden, fo bereden, 
daß man ihnen Ruhe und Zufriedenheit nebme, fobald 
man ihnen ihre Mepnungen entzogen: und Die einzige 
wahre Leitung der Menſchen au ihrer Gluͤckſeligkeit follte 
allein einer Unmöglichkeit unterworfen feun? Die Men« 
ſchen find fo boͤs nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora⸗ 
liſten befchreiben, fie find ds, weil man fie dazu macht, 
weil fie alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang 
und boͤſes Bepſpiel. Sie wuͤrden gut ſeyn, wenn man 
ſich die Mübe damit geben wollte, wenn bad Intereſſe 
vieler nıcht au ſehr dabey gefränft würde , wenn ſich nicht 
Alles verfchworen hätte, Menichen 608 zu erhalten, um 
feine darauf gebaute Macht zu erhalten. | 


Denkt von der menſchlichen Natur mwürdiger , geht 
muthig an das Werk, und ſcheuet feine Schwierigkeit, 
Macht die obige Grundfäge zu Mepnungen, und laßt ie 
in die Sitten übergehen: und endlich macht die Ders 
nunft zur Religion der Menſchen, fo if bie Aufgabe 
anfaelößt, Ändert aber dabey nicht auf einmal bie ganze 
Welt, ändert zuerſt die, fo euch die nächften find, und 
wenn jeder feinen Nächten Ändert, fo werden alle 
geändert. 


Wenn 


Brieflergrab. 4. 


Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein 
dieſe große Veraͤnderung hervorbringen ſoll, dem Men⸗ 
ſchen feine Freiheit au geben, das große herrliche Rei, 
das Reich der Edeln zu errichten, und.H uceien, Lafter, 
Aberglauben und Defpotismus zu zerſtoͤren, fo wird ung 
begreiflih , warum der Deden vo. feiner ımterflen Klaſſe 
an, die Sittenlehre, die Kennen feiner felbR und an⸗ 
derer fo gemaitig empfohlen, warum er jedem Neuling 
erlaubt, feinen Freund heruͤber zu führen, um den Bund 
gu verſtaͤrken, und eine Legion zu errichten, die. mit 
größerm Grund, als jene zu Theben, den Namen det 
Heiligen und Unüberwindlichen führet, weil bier Freund 
an der Seite des Freundes feit an einander gefchloffen , 
ftreitet, und die Nechte der Menſchheit, der urſpruͤng⸗ 
lichen Freyheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber 
die Moral, welche dieſes bewirken ſoll, muß ſich nicht 
mit Spitzfindigkeiten abgeben, den Menſchen erniedri⸗ 
gen und unter ſeine Wuͤrde herabſetzen, ſorgenlos gegen 
das Zeitliche machen, den Genuß und die unſchuldigen 
Freuden des Lebens verbieten, den Menſchenhaß befoͤr⸗ 
dern, den Eigennutz ihrer Lehrer beguͤnſtigen, Verfol⸗ 
gung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft wi⸗ 
derſprechen, den vernänftigen Gebraud der Leidenſchaf⸗ 
ten unterfagen , Unthaͤtigkeit, Müßiggang , Verſchwen 
Dung der Güter an heilige Müßisgänger ald Tugend vore 
fielen, und ſchon von Menfchen gepeinigte Menschen 
mit des Furcht der Hölle und des Teufels dur Kleine 

Da muth 


9 Brieſtergrad. 


u uı* Verzweiflung verführen. Cie muß dem Men⸗ 
ſches keine Unmoͤglichkeiten aurbürden, fondern das Joch, 
Dat Fr ihm auflegt, muß füß und die Bärde leicht ſeyn. 


Es muß vielmehr die fo fehr verfannte, vom Eiger . 
wun misbrauchte, mit fo vielen Zufägen vermehrte, und “ 
ihrem wahren Sinn nach, blos in Geheim fortgepflanze 
te, und auf uns überlieferte göttliche Lehre Jeſu und 
feiner Jünger ſeyn. 


Diefer unfer große und unvergeßliche Meiſter Jeſus 
son Nasarerh erfchien zu einer Zeit in der Welt, wo 
ſolche in allgemeinem Derderbniß lag, unter einem Volk, 
das den Druck der Knechtſchaft von undenklichen Seiten 
am nachdruͤcklichſten fühlte, und auf feinen von Prophes 
ten vorher verfündigten Erlöfer hoffte, in einem Lande, 
das in der Mitte der dermalen bekannten Welt Tag. 
Dieſes Volk lehrte er die Eehre der Vernunft, und um 
fle deRo wirkſamer zu machen, machte er fie zur Reli⸗ 
gion, benuste Die Enge, die unter dem Volk gieng und 
verband folche. auf eine Pluge Art mit der dermal berte 
(henden Volksreligion und Gebräuhen, in melde er 
das innerlihe und weſentliche feiner Lehre verborgen. 
Die erften Anhänger feiner Lehre find Leine meife, ſon⸗ 
dern einfältige, aus der unterften Klaffe bes Volks her⸗ 
ausgewählte Männer , um zu deigen, daß feine Lehre 
allgemein für ale Klaſſen und Stände der Menſchen 

| moͤglich 


Frieſtergrad. 53 


möglich und begreiflich ſeye: und daß es kein ausſchlieſ⸗ 
ſendes Vorrecht der Vornehmen ſeye, den Wahrheiten 
der Vernunft Beyfall zu geben, er zeigte nicht den Ju⸗ 
den allein, ſondern dem ganzen menſchlichen Geſchlechte 
Durch die Beobachtung feiner Gebote den Weg zu⸗ ſeiner 
Errettung, er handelt diefer Lehre durch den unfchuldige 
ſten Lebenswandel in allem gemäß, und verfiegelt und 
beftättigt folche mit feinem Blut und Tode. 

Diefe Gebote , die er-ald den Weg zur Rettung ans 
zeigt, find zwey einzige: Liebe Gottes, und Liebe des 
Nächten; mehr fordert er von feinem. Diefe Liebe gegen 
feines Gleichen hat noch niemand vor ihm fo reisend And 
Jiebenemärdig vorgetragen, wir follen andere lieben, fo wie 
and felbiten, fo wie wir wollen, daß die Menſchen ung 
thun, fo follen wir ihnen thun: und was mir nicht wollen, 
Daß fie und thun, das ſollen wir auch nichtihun. Ein Gebot, 
das die ganze Moral und das ganze. Kecht.in ſich faffer. 
Aus der Liebe, fo jemand zu den andern trägt, fol man 
untrüglich erfennen, daß diefer fein Juͤnger feye, und er 
‚verkündigt diefe Liebe ald ein neues Gebot; er gebietet 
uns anbey unfern Seinden zu vergeben, auf daß auch und 
vergeben werde. Und wer kan obne innigſtes Gefühl umd 
Ruͤhrung die göttliche Vorfcrift von unferm Betragen 
bey Mattb. 10. und 11. Eap. durdlefen , obne daß bey 
ihm der Gedanke entitebe, daß eine Welt, fo gebildet, 
dem Menſchen die gröfte Seligkeit feyn muͤſte. Wenn 
- u Jeſus 


54 Nrieflergrad; 


Jeſus an eben dieſer Stelle ſpricht, Daß er nicht gekom⸗ 
men fen, Srieden au fenden, fondern das Schwerdt, und 
Den Menſchen zu erregen wider feinen Vater, und bie 
Toͤchter wider ihre Mütter ꝛc. fo will er dadurch diefe 
natürliche Bande nicht zertrennen, fondern nur dad. Uns 


ordentliche und Webermäßige diefer Neigung mäßigene 


. Man fol fie nur allein nicht mebr lieben, als ihn, al 
feine Gebote; das beißt, disfe Neigung fol in ihrem 
Vebermaß nicht bis zur Beleidigung der übrigen Mene 
fben getrieden werden: und wenn Jeſus die Verach⸗ 
tung der Reichthuͤmer predigt, fo will er uns vielmehr 
Dadurch derfelben vernünftigen ‚Gebrauch Iehren , und au 
der von ihm eingeführten Gemeinſchaft der Güter vorbes 
reiten: wir follen folche nicht au unferm Zwecke machen, 
wir follen uns dadurch nicht zu dem fchändlichen, und une 
gefeligen Geiz oder zur Verſchwendung verleiten laſſen, 
fondern unfern Ueberfiuß zum Beten Anderer , derer, (b 
es bedürfen, nach dem Befe der Liebe verwenden. 


Niemand bat die Bande ber menſchlichen Geſellſchaft 


fo ſehr in ihre richtige Grenzen zuruͤckgefuͤhrt und befe⸗ | 


Rigt: niemand fo febr zum mechfelmeiten Wohle 
wollen aufgefordert: niemand fi in den Begriff feiner 
Subörer fo nahe hineingedacht und angeſchloſſen, und da« 
bey den hohen Sinn feiner Lehre fo Elüglich verborgen: 
und niemand barden Menſchen den Weg zur Frepheit fo 
fider und fo leicht gebahnt; als unfer großer Meiftee 


Jeſus von Nazareth, 
Dieſen 


26 Prieſtergrabd. 


Willen des Vaters thun. Da er es Allen that, und ins 
hohen Grade that, Fannte er den Vater allein: war ale 
fein fein arliebter eingebobrner Gohn. Niemal hatten 
wir zuvor Gott unter dem füßen Nahmen eines Vaters 
gekannt, niemal murden mir fo deutlich belehrt, dab wie 
Brüder find. Durc ihn erfuhren wir, daß wir alle nur 
einen Herrn unſern Gott baben: und diefer Herr iR 
Vater: mir feine Söhne, Kınder, Brüder, wenn wie 
feinen Willen tbun. Er und der Vater it eines: denn 


fie hatten nur einen Willen: und feine Werke beweiſen 


ed, daß er vom Vater geſandt fepe, und daß ihm alle 
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ihn, am 
feinen Vater und feine Gebote macht unmoͤgliche Dinge 
möglich: durch. den Glauben werden fi) Gebuͤrge vom 
ihrem Plag bewegen. Sem Reich leidet Gewalt; denn 
man bat es mit Beftreitung feiner Leidenfchaften zu tbun : 
Die dazu Stärke genug baben, find die Gemaltigen, und - 
diefe-clein werden ed davon reißen. Dan bat dabey 
nicht allein mit ſich, auch mit den Böfen , mit dem Ver⸗ 
derben der Welt zu kaͤmpfen. Er ledret und die Kunſt 
vernünftig zu begebren, indem er und aufträgt, den Va⸗ 
ter au bitten» daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗ 
be: allen Eifolg als den Willen des Vaters anaufeben, 
und ung im uUngluͤck zu berudigen , weil foiches der Eins 
richtung der Welt, den Willen des Vaters gemäß gefches 
ben mußte. Er ertbeilt die Gewalt zu binden und aufs 
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen melde 

die 


Srieffergrad. 597 


die Hoͤlle nichts vermoͤgen ſoll; er hat andere Schafe, 


die nicht aus dieſem Schafſtalle ſind: es wird eine Zeit 
kommen, mo ein Hirt und ein Schafftall ſepyn wird. Im 
der Auferftebung werden alte gleich ſeyn, mie die Engel 
Gottes. Er ſtellt uns die Kinder als Mufter vor wegen 


Der Unſchuld ihrer Sitten, und gebietet und, wie fie zu 


werden, um ihnen aͤhnlich zu ſeyn. An einem andern 
Drte fagt er: fo ihr bleiben werdet an meiner Rede, fü 
fevd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit 


erfennen , und die Wahrdeit wird euch frey machen — 


Miele, die da die erften find, werden die letzten, und die 
legten die erften ſeyn. Niemalen konnt er es leiden, daß 


einer unter ben ſeinigen vornehmer ſeyn ſollte, ald der 


andere. Ihr wiſſet, ſagt er, daB die weltliche Fuͤrſten 
herrſchen, und die Oberherrn haben Gewalt. So ſoll es 
nicht ſeyn unter euch: ſondern fo jemand unter euch will 
gemaltig ſeyn, der fen ein Diener: und wer da will der 
Vornehmſte ſeyn, ber fen euerKnecht, gleichwie des 


- Menfhenfohn gekommen’ ift: nicht, daß er ihm dienen 


Iaffe, fondern daß er diene und gebe fein Leben zu einer 
Erlöfung für Viele. Er felbften lebte mir feinen Juͤn⸗ 
gern in der Gleichheit der Güter, die ſich auch eine Zeite 
lang nach feinem Tod no in der Kirche au Terufalem 
erhielt. - Als er den Juͤngern die Züße wuſch, und ſich 
Petrus weigerte; ſprach er zu ihm: werde ich dich nicht 
waſchen, fo haft du feinen Theil in mir. Ihr heiffer 
wih Meiſter und Here, und ſagt recht daran, denn ich 
or bins 


— — —— .. 


38 Prieſtergrad. 


bins auch: fo nun ich euer Herr und Meier euch die 
Süße gewaſchen babe , fo follt ihr auch euch-unter einan⸗ 
der die Süße malen. Gin Bepfpiel habe ich euch gege⸗ 
ben, daß ibr tbut, was ich euch getban habe. Wahrlich, 
wahrlich fag ich euch, der Knecht if nicht größer danız 
fein Herr, noch der Apoftel größer, dann der, der ihn 
gelandet bat. So ihr foldes wilfer, felig ſeyd ihr, fa 
ihr folches thut. 


Wenn nun der geheime durch die Difciplinam Arca- 
ni anfbehalten , und durch feine Reden und Thaten ſelbſt 
bervorfibeinende Zweck feiner Lehre mar, den Menſchen 
ihre urfprängliche Frepheit und Gleichheit wieder zu ge⸗ 
ben, und ibnen den Weg dazu Zu bahnen, fo werben 
nunmebro viele vorbin unverſtaͤndliche und widerſpre⸗ 
Sende Dinge begreifich und ſehr natuͤrlich. Nun wird 
auch der, welcher an die Gebeimniffe der gewöhnlichen 
chriſtlichen, von den Pfaffen verunftalteren Religionen 
nicht glaubt, und melden man gemiffe Dasunter verbor⸗ 
gene , noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht enthuͤtlen 
darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Erloͤſer 
und Heiland der Welt zu nennen. Nun Eldre id die 
Lehre von der Erbfünde, von dem Zal der Menſchen, 
von der Wiedergebure auf. Run weiß man, was der 
Buftand der reinen Natur, der Zuitand der gefallen 
nen Natur, und das Reich der Gnade ſey. Da der 
Menſch aus dem Stande feiner urfprünglichen Frepheit 

getre⸗t⸗ 





Prieſtergrad. 59 


getreten, ſo bat er den Stand der Natur verlaffen, 
und bat an feiner. Würde verlohren; indem er feinen 


urfpränglichen Leidenſchaften und Trieben zu viel aufges  - 


geben, und feinen Geluͤſten und finnfihen Begierden 
nicht widerfteben konnte. Menfchen in Staaten leben 


alfo nicht mebr im Stande der reinen, fondern der ge⸗ 


fallenen Natur. Wenn fie dur Mäßigung ihrer Leis 
denſchaften, und Beſchraͤnkung ihrer Bedürfniffe ihre 


urſpruͤngliche Würde wieder erhalten, fo ift dieß ihre 
Erlöfung, der Zuftand der Gnade. "Dazu gelangen fie: 


vermittels der Sittenlehre: und die vollkommenſte dahin 
führende hat Iefus gelehrt. Wenn diefe Verbreitung 
der Moral, die Lehre Jeſu allgemein ſeyn wird, fo ent» 
ſteht auf Erdendas Reich der Frommen und Auserwaͤhlten. 


Dieb Reich iſt uns in vielen Stellen der Bibel yor- 
ber verfündigt, und muß gewiß erfcheinen. Man febe 
nur die Etelle in dem Buch, welches man die Apoka⸗ 


Ippfe oder Offenbarung Johannis nennt; darauf ziehe 


Das ganze Ste und 7te Eap., mahle und die ungeheuern 
Misbraͤuche, welche in die Welt durch die Staatever⸗ 
faffungen eingedrungen find. Wie die Menfchen fi 
einander unterdräden, erwuͤrgen, betruͤgen, fränfen, 
erfolgen, tprannifiren. Das gte und ote Cap: ſchildert 
Dagegen die Raͤcher der Menſchen, melche aber nichts, 
fo das Siegel Gottes an der Stirne trägt, antaften, 
fondern nur die Tyranney bekaͤmpfen werben. Jeder 
| wish 








= Prieſtergrad. 


au das, mas wir beyde gethan: man konnte Menſchen 
zum Kod,. iu aller Art von religiöfer und polirifcher 
Schwaͤrmerer, zur Selbfipeinigung und zur Verzicht auf 
alle Sceuden des Lebens hauffenweis bereden, fo bereden, 
Daß man ibnen Ruhe und Zufriedenbeit nehme, fobald 
man ibnen ihre Mepnungen entzogen: und die einzige 
wahre Leitung der Menſchen au ibrer Gluͤckſeligkeit follte 
allein einer Unmöglichkeit unterworfen ſepyn? Die Men⸗ 
ſchen find fo bis nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora⸗ 
liſten beſchreiben, fie find b56, weil man fie dazu macht, 
weil fie alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang 
und boͤſes Bepfviel. Sie würden gut ſeyn, wenn man 
ſich die Mühe damit geben wollte, wenn das Intereſſe 
vieler nicht au ſehr dabep gefränft würde , wenn ſich nicht 
Alles verfchworen hätte, Menſchen boͤs zu erbalten, ums 
feine darauf gebaute Macht u erhalten. 


Denkt von der menſchlichen Natur mwürdiger , seht 
muthig an dad Werk, und fcheuer keine Schwierigkeit, 
Macht die obige Orundfäge zu Mepnungen, und laßt Re 
in die Sitten übergeben: und endlich macht die Ders 
nunft zur Neligion der Menſchen, fo it die Aufgabe 
amfgelößt, Ändert aber dabey nicht auf einmal die ganze 
Welt, ändert zuerſt Die, fo euch die nächften find, und 
wenn jeder feinen Naͤchſten Ändert, fo werden alle 
geändert. 


Briefkergrab. Er 


Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein 
biefe große Veränderung hervorbringen fol, dem Mens 
ſchen feine Sreiheit zu geben, das sroße berrliche Reich, 
das Reich der Edeln au errichten, und.H udeien, Lafer, 
Aberglauben und Deſpotismus zu gerflören, fo wird ung 
begreiflih , warum der Deden vo. feiner ımterften Klaſſe 
an, bie Sittenlebre , die Kenntniß feiner ſelbſt und ane 
derer fo gewaitig empfoblen, warum er jebem Neuling 
selaubt, feinen Freund berüber u führen, um den Bund 
au verſtaͤrken, und eine Legion zu errichten, die mit 
grögerm Grund, als jene zu Tbeben, den Namen bee 
Heiligen und Unuͤberwindlichen führer , weil bier Freund 
an der Seite des Freundes feſt an einander geſchloſſen, 
freitet, und die Rechte der Menfchbeit, der urſpruͤng ⸗ 
lichen Frepheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber 
bie Moral, welche dieſes bewirken fol, muß ſich nicht 
mit Spigfindigkeiten abgeben, den Menſchen erniedrie 


gen und unter feine Würde herabfegen, forgenlos gegen - 


das Zeitliche machen, den Genuß und die unfhuldigen 
Sreuden des Lebens verbieten, den Menſchenhaß befoͤr⸗ 
dern, den Eigennug ihrer Lehret beguͤnſtigen, Verfol · 
gung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft mie 
derſotechen, den vernünftigen Gebrauch der Leidenſchaf⸗ 
"ten unterfagen, Unthärigkeit, Müßiggang , Verſchwen · 
Dung der Güter an heilige Müßiggänger ald Tugend vore 
Kellen, und fon von Menſchen gepeinigte Menichen 
mit der durcht der Hölle und des Teufels dur Kleine 

»a mu 


vu Srieflersrad: 


murb und Verzweiflung verführen. Sie muß bem Mens 
ſchen eine Unmoͤglichkeiten aufbuͤrden, fondern das Joch, 
das ſie ihm auflegt, muß ſuͤß und die Buͤrde leicht ſeyn. 


Es muß vielmehr die ſo ſehr verkannte, vom Eigen⸗ 
nutz misbrauchte, mit fo vielen Zuſaͤtzen vermehrte, und 


ihrem wahren Sinn nach, blos in Geheim fortgepflanz⸗ 
te, und auf uns uͤberlieferte goͤttliche Lehre Jeſu und 
ſeiner Juͤnger ſeyn. 


Dieſer unſer große und unvergeßliche Meiſter Jeſus 
von Nazareth erſchien zu einer Zeit in der Welt, wo 
ſolche in allgemeinem Verderbniß lag, unter einem Volk, 
das den Druck der Knechtſchaft von undenklichen Zeiten 
am nachdruͤcklichſten fuͤhlte, und auf ſeinen von Prophe⸗ 
ten vorher verkuͤndigten Erloͤſer hoffte, in einem Lande, 


ſchenden Volksreligion und Gebraͤuchen, in welche er 


das in der Mitte der dermalen bekannten Welt lag. 
Dieſes Volk lehrte er die Lehre der Vernunft, und um 
fie deſto wirfſamer zu machen, machte er fie zur Reli- 
gion, benußte die Eage, die unter dem Volf gieng und 
“verband ſolche auf eine kluge Art mit der dermal derr⸗ 


das innerlihe und’ mwefentlide feiner Lehre verborgen. 


Die erften Anhänger feiner Lehre find Leine weile, fone 
dern einfältige, aus der unterften Klaſſe des Volks ber» 
ausgewählte Männer , um zu deinen, daß feine Lehre 
allgemein für ale Klaffen und Stände der Menſchen 

. moͤglich 


Frieſtergrad. 53 


möglich und begreiflich ſeye: und daß es kein ausſchlieſ⸗ 
ſendes Vorrecht der Vornehmen ſeye, den Wahrheiten 
Der Vernunft Beyfall zu geben, er zeigte nicht den Ju⸗ 
den allein, fondern dem ganzen menfchlichen Geſchlechte 
Durch die Beobachtung feiner Gebote den Weg au:feiner 
Errettung, er handelt diefer Lehre durch den unſchuldig⸗ 
Ren Lebenswandel in allem gemäß, und verfiegelt und 
heftättigt folche mit feinem Blut und Tode. 


Diefe Gebote , die er-ald den Weg zur Rettungans 
geigt, find zwey einzige: Liebe Gottes, und Liebe des 
Naͤchſten; mebr forderter von feinem. Diefe Liebe gegen 
feines Gleichen hat noch niemand vor ihm fo reizend And 


Jiebenemürdig vorgetragen, wir ſollen andere lieben, fo wie 


uns felbften,, fo wie wir wollen-, daß die Menfchen ung 
tbun, fo ſollen mir ihnen thun: und was wir nicht wollen, 
Daß fie und thun, das follen wir auch nicht ihun. Ein Gebot, 
das die ganze Moral und das ganze. Recht.in ſich faffet. 
Aus der Liebe, fo jemand zu den andern trägt, fol man 


untrüglich erfennen, daß diefer fein Juͤnger fepe, und er 


verfündigt diefe Liebe al ein neues Gebot: er gebietet 
und anbey unfern Seinden zu vergeben, auf daß auch uns 
vergeben merde. Und mer fan ohne innigſtes Gefühl und 
Ruͤhrung die göttliche Vorſchrift von unferm Betragen 
bey Mattb. 10. und 11. Cap. durchlefen , obne daß bey 
ihm der Gedanke entftebe , daß eine Welt, fo gebildet, 


dem Menfchen die gröfte Seligkeit ſeyn müle. Wenn. 


- Jeſus 


Pe Ne 


— 


54 Srieflergrad, 


Jeſus an eben dieſer Steue ſpricht, daß er nicht gekom⸗ 
men ſep, Frieden zu ſenden, fondern das Schwerdt, und 
den Menfihen zu erregen wider feinen Vater, und bie 
Toͤchter wider ihre Mütter zc. fo will er dadurch dieſe 
natuͤrliche Bande nicht zertrennen, fondern nur das. Une 
ordentlihe und Webermäßige diefer Neigung mäßigen: 

Man fo fie nur allein nicht mebr lieben, ale ihn, ale 
feine Gebote; dad beißt, diſe Neigung fell in ihrem 
Uebermaß nicht bis dur Beleidigung der übrigen Mene 
ſchen getrieben werden: und wenn Jeſus die Verach⸗ 
tung der Reichthuͤmer predigt, fo will er uns vielmehr 
Dadurch derfelben vernünftigen Gebrauch Iehren , und au 
der von ihm eingeführten Gemeinfchaft der Guter vorbes 
reiten: wir follen ſolche nicht zu unferm Zwecke machen, 
wir follen ung dadurch nicht zu dem fehändlichen, und un⸗ 
geſelligen Geiz oder zur Verſchwendung verleiten laſſen, 
ſondern unſern Ueberfluß um Beſten Anderer, derer, ſo 
es beduͤrfen, nach dem Geſetz der Liebe verwenden. 


Niemand bat die Bande der menſchlichen Geſellſchafe 
fo ehr in ihre richtige Grenzen gurädgeführt und befe⸗ 
Rige: niemand fo ſehr zum mechfelmeiten Wohle 
wollen aufgefordert: niemand fich in den Begriff feiner 
Zuboͤrer fo nahe bineingedacht und angefchloffen, und das 
ven den hoben Sinn feiner Lehre fo kluͤglich verborgen: 
und niemand barden Menſchen den Weg zur Greppeit fo 
ſicher und fo leicht gebahnt; als unfer großer Meiftee 


Jeſus von Nazareth, 
Biefen 


Srieflergrab. 55 


Dielen geheimen Sinn und natuͤrliche Folge feiner 
Zebre hat er awar im Ganzen verborgen: denn Jeſus 
batte eine gebeime Lehre, wie wir aus mehr, denn einee 
Stelle der Schrift erfeben. 


Er ſprach vor denen, die er nicht weite, daß 
fe ibn ganz begreifen ſollten, in Gleichniſſen: er ver⸗ 
ſpricht feinen Juͤngern den Geik der Wahrheit, welchen 
Die Welt nicht empfangen fann: denn fie fiebt ibn nicht, 
and kennt ibn nicht, fie aber die Jünger Eennen ihn, 
denn er bleibt bey ihnen und wird in ihnen feyn. Und 
an’ einen andern Drte ſpricht er zu feinen Juͤngern: Euch 
TR gegeben, daß ihr das Geheimniß des Himmelreihd 
Vernehmt. Diefen aber, die darauſſen find, iſts nicht ge⸗ 


geben. — Mit febenden Augen feben fie niht, und mie 


hörenden Ohren bören fie nicht: denn fie verfichen es 
nicht. 
So geheim 'er aber auch den wahren Sinn feiner 


Lehre vor der Menge gehalten, fo hat er ſolchen doch durch 


feine Reden und Thaten an verſchiedenen Stellen geof⸗ 
fenbart: er fpricht beſtaͤndig von einem Reiche der Ges 
zeiten und Srommen: von einem Reiche feines Vaters, 
deſſen Kinder er und wir find: und weil wir ale, bobe 
und niedrige, Kinder eines gemeinfcaftlihen Vaters 
Gottes find ,.fo will er, daß wir und ald Brüder fen 
nen und lieben. Durch dieſe wahre innige Bruderliebe 


werden wir wahre Soͤhne Gottes, wenn wir dieſen. 
| Biten 


A 
«il 











6° Prieſtergrad. 


Willen des Vaters thun. Da er es Allen that, und ins 
hohen Grade that, kannte er den Vater allein: war al⸗ 
fein fein grliebter eingebohrner Gohn. Niemal battew 
wir zuvor Gott unter dem fühen Nabmen eines Vaters 
gekannt, niemal wurden wir fo deutlich belehrt, dab wie 
Brüder find. Durch ihn erfuhren wir, daß wir alle nur 
einen Hrren unfeen Gott baben: und diefer Herr iR 
Bater: wir feine Söhne, Kınder, Brüder, wenn wie 
feinen Willen tbun. Er und der Vater if eines: denn 
fie hatten nur eınen Wilden: und feine Werke beweiſen 
ed, daß er vom Vater gefandt ſeye, und daß ihm glle 
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ibn, ap 
feinen Vater und feine Gebote macht unmögliche Dinge 
möglich: durch den Glauben werden fi Grbürge vom 
ihrem Plag bewegen. Sein Reich leidet Gewalt; denn 
man bat es mit Beſtreitung feiner Leidenfchaften zu tbun : 
die dazu Stärke aenug baben, find die Gemaltigen, und - 
diefe-oein werden es davon reißen. Dan bat dabey 
nicht allein mit ſich, auch mit den Böfen , mit dem Ders 
derben der Welt zu kaͤmpfen. Er ledret und die Kun 
vernünftig zu begebren, indem er und aufträgt, den Va⸗ 


ter zu bitten, daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗ 


de: allen Erfolg als den Willen des Vaters anaufeben, 
und ung im uUngluͤck zu berubigen , weil ſoſches der Eins 
richtung der Welt, dem Willen des Vaters gemäß geſche⸗ 
ben mußte. Er ertheilt die Gewalt zu binden und aufs 
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen welche 
on die 


u‘ 


. Sriefiergrad. 597 


die Hölle nichts vermögen fol; er hat andere Schafe , 


die nicht aus dieſem Schafſtalle find: es wird eine Zeit 
kommen, wo ein Hirt und ein Schafftal fen wird. In 
der Auferftehung werden alle aleich ſeyn, wie die Engel 
Gorted. Er ſtellt uns die Kinder als Mufter vor wegen 
der Unfchufd ihrer Sitten, und gebietet und, wie fie zu 
werden, um ihnen Ähnlich zu fepn. An einem andern 
Drte fagt er: fo ihr bleiben werdet an meiner Rede, ſo 
fevd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit 
erkennen , und bie Wahrbeit wird euch frey machen — 


‚Diele, die da die erften find, merden die legten, und die 


legten die erften feun. Niemalen konnt er ed leiden, daß 


‚ einer unter den feinigen vornehmer ſeyn follte, als der 


andere. Ihr wiſſet, fast er, daß die mweltliche Fuͤrſten 
herrſchen, und die Oberherrn haben Gewalt. Go folles 
nicht fepn unter euch: fondern fo jemand unter euch will 
gewaltig ſeyn, der fen ein Diener: und wer da will der 
Vornebmfte ſeyn, der fen euer Knecht, gleichwie des 


Menſchenſohn gefommen’ ift: nicht, daß er ibm dienen 


laſſe, fondern daß er diene-und gebe fein Leben zu einer 
Erlöfung für Viele. Er felbften lebte mir feinen Juͤn⸗ 


gern in der Gleichheit der Güter, diefich auch eine Zeite 


lang nad feinem Tod noch in der Kirche zu Jeruſalem 
erhielt. . Als er den Fingern die Füße wuſch, und ſich 
Detrus weigerte, fprach er zu ihm: werde ich dich nicht 
waſchen, ſo daft du feinen Theil in mir. Ihr beiffer 
nid Reife und Herr, und fast echt daran, denn ich 

‚bins 








40 Prieflerzrad. 


ſbeft, ſo ſenh ihr fcher, und langt an mädrtie und 
Mardgterlich 40 mrıden, ihr fanat eben Darum an, bey dem 
M⸗len farchterlich zu werben, vieſe von ihnen, um nidt 
au mırliran:, Wirden von ſeſba aus werden, und zu 
eurer Aahne Abırirenten, Nun Im ihr Rarl nenn, Dem 
noch Abrigen Mıft Die Bände su binden, Ne au untere 
werfen, und Die Bocheit rher Im Keime zu erſticken 
Der Mira, die Aufklärung allarınrin u machen, iſt nicht 
mit ver nungen belt auf einmal anzufangen: ſang erf 
mit bir an, dann menbe hich an brinen Nächten, und 
Ihr ‘Arne Hirt einen Dritten und Vierten auf, die fick 
ſo Iang weiter verbreiten werden, bis die Babl und 
Etarke die Macht geben. 


ter alſo allgemelne Aufflaͤrnng verbreitet, ver 
ſchaft Augleid eben hahurch allgemeine mechfelfeitige Si⸗ 
eherheit, und allgemeine Nuffidrung und Sicherheit 
machen Adrfken und Staaten entbehrlich. Oder wozu 
braucht man fle vedayn 


Wenn biefe Aufflärung cin Werf ber Moral if, 
fo nimmt auch Aufklaͤrung und Gicherbeit au, in dem 
Dinah, mie dir Moral sunimme Die Moral if alfo 
Die Kunſt, melde Menſchen lebrt volljährin zu werden, 
Der Vormundſthaft los gu werden, in ihr maäͤnnliches 
Mlter au ereiten, und bie Fuͤrſten au entbebren. 


Yrieergrab. 


Bir tie Weiduaten und der Luras bertand uch» 
men, fo nımms and die Moral, bie wahre Aurilicung 
ww de Eigerten ab. 


Weidl ichteit weht die Shrken norbwendig, ein Rune 
mu, ben ale Deſpoten gebraucht, um Nationale 
Sreoheit zu umterdrhden: und fein Türk fan dem 
Lurus und das Verderben der Sitten verdrängen 
ohne feine Made zu entkrärten. DVerbanner aus 
der Monarchie den Lurus und fein Gefolg, fo 
wacht ihr es zur Democratie. 


Ber Revolutlonen bewuͤrken will, der Andre die Sit⸗ 
ten, er made fie beſſer oder ſchlechter, fo entſteht 
mit der Zeit eine Republik oder ein deſpotiſcher 
@taat. Die Beſtaͤuugung davon liegt in jeder Ge⸗ 
fire. 


Wenns alfo unmoͤglich wäre, allgemeine Srevheit 
dereinſt in bie Welt einzuführen, fo wäre es darum une 
möalıh, weil die Moral und die einfachite auf die 
Erfahrung jedes Menſchen gebaute Moral nicht allges 
mein werden Ban. O! der muß den Reiz det Tugend 
und die Macht der DVernunfe nicht kennen, er muß 
ſelbſt ın der Wufkiärung zuruͤck ſeyn, Daß er fo gering 
von feinem Weſen und von der ganzen menſchlichen 
Natur denkt: er muß Verderben münden, weil gr das 
Werderben von Menfden untrennbar glaubt... Konnte 
ich oder er felbit, warum nicht ein anderer? Er thue 

® nur 


8 Prieſtergrad. 


aur dad, was wir beyde gethan: man konnte Menſchen 
zum Tod,. zu aller Art von religioͤſer und politiſcher 
Schmwärmerep, zur Selbftpeinigung und zur Verzicht auf 
alle Freuden des Lebens bauffenmeis bereden, fo bereden, 
daß man ihnen Rube und Zufriedenheit nebme, fobald 
man ihnen ibre Mepnungen entzogen: und die einzige 
wahre Leitung der Menſchen su ihrer Gluͤckſeligkeit ſollte 
allein einer Unmöglichkeit unterworfen ſeyn? Die Mens 
ſchen find fo 658 nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora . 
liſten befcbreiben, fie find bös, weil man fie dazu macht, 
weil fie alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang 
und boͤſes Bepſpiel. Sie würden gut ſeyn, wenn man 
ſich die Mühe damit geben wollte, wenn das Intereſſe 
vieler nicht zu ſehr dabey gefränft würde , wenn fi nicht 
Alles verſchworen hätte, Menſchen boͤs zu erhalten, ums 
feine darauf gebaute Macht zu erhalten. | 


Denkt von der menfchlichen Natur würdiger , gebt 
muthig an das Werk, und fcheuet Feine Schwierigkeit, 
Macht die obige Grundfäge zu Mepnungen, und laßt fie 
in die Sitten übergeben: und endlich macht die Ders 
nunft zur Religion der Menfchen, fo if die Aufgabe 
anfgelößt, ändert aber dabey nicht auf einmal die ganze 
Welt, ändert zuerft die, fo euch die nächften find, und 
wenn jeder feinen Nächten ändert, fo werben alle 
geändert. 


Wenn 





*8* Prieſtergrad. 


aur dad, mas wir beyde gethan: man konnte Menſchen 
zum Tod, zu aller Art von religicfer und politiſcher 
Schwärmeren, zur Selbfipeinigung und zur Verzicht auf 


ale Zceuden des £cbens bauffenmweiß bereben, fo bereden, 


Daß man ibnen Rube und Zufriedenbeit nebme, fobald 
man ihnen ibre Mepnungen entzogen: und bie einzige 
wahre Leitung der Menfchen zu ihrer Glüdfeligfeit follte 
allein einer Unmöglichkeit unterworfen fepn? Die Mens 


ſchen find fo 658 nicht, als fie ſchwarzgallichte Mora⸗ . 
liſten beſchreiben, fie find boͤs, weil man fie dazu macht, 


weil fe alles dazu auffordert, Religion, Staat, Umgang 
und boͤſes Bepſpiel. Sie wuͤrden gut ſeyn, wenn mas 
ſich die Muͤhe damit geben wollte, wenn das Intereſſe 
vieler nicht zu ſehr dabey gekraͤnkt wuͤrde, wenn ſich nicht 


Alles verſchworen haͤtte, Menſchen boͤs zu erhalten, um 


feine darauf gebaute Macht zu erbalten. 


Denkt von der menihlichen Natur mwürdiger , gebt 
muthig an dad Werk, und fcheuet Feine Schwierigkeit, 
Macht die obige Grundfäge zu Mepnungen, und laßt Re 
in die Sitten übergeben: und endlich macht die Ders 
yunft zur Religion der Menfchen, fo if die Aufgabe 
anfgelößt, Ändert aber dabey nicht auf einmal die ganze 
Welt, ändert zuerſt die, fo euch die nächften find, und 
wenn jeder feinen Naͤchſten aͤndert, fo werden alle 
geändert. 


Wenn 


= > ' 


Briefiergrab. gı 


.- Wenn dann die Moral, und die Moral ganz allein 
dieſe große Veränderung bervorbringen fol, dem Mens 
ſchen feine Freiheit zu geben, das große berrlihe Reich, 
das Reich der Edeln iu errichten, und-H ucheiep, Lafter, 
Aberglauben und Defpotismus zu zerftören, fo wird uns 
begreiflih , warum der Orden vo. feiner unterſten Klaſſe 
an, die Sitrenlebre, die Keuntniß feiner felbR und an⸗ 
derer fo gewaltig empfohlen, warum er jedem Neuling 
stlaubt, feinen Sreund becüber zu führen, um den Bund 
zu verfiärken, und eine Legion zu errichten, die mit 
größerm Grund, als jene su Theben, den Namen der 
Heiligen und Unüberwindlichen fübret , weil bier Freund 
an der Seite des Freundes feſt an einander gefchloffen , 
ſtreitet, und die Nechte der Menſchheit, der urfprängs 
lichen Frepheit und Unabhängigkeit vertheidigt. Aber 
Die Moral, melde diefes-bewirken foll, muß ſich nicht 
mit Spisfindigkeiten abgeben, den Menfchen erniedri⸗ 


gen und unter feine Würde herabſetzen, forgenlos gegen - 


Das Zeitliche machen, den Genuß und die unfchuldigen 
Freuden des Lebens verbieten, den Menſchendaß befoͤr⸗ 
dern, den Eigennutz ihrer Lehrer beguͤnſtigen, Verfol⸗ 
aung und Intolerantismus gebieten, der Vernunft mis 
derfprechen, den vernuͤnfiigen Gebraud der Leidenfchafe 
ten unterfagen, Unthaͤtigkeit, Müßiggang , Verſchwen⸗ 
Dung der Güter an heilige Müßiggänger ald Tugend vor⸗ 
Helen, und ſchon von Menſchen gepeinigte Menſchen 
mit des Furcht der Hölle und des Teufels sur Kleine 

D 2 muth 











a Prieſtergrad. 


muth und Verzweiflung verfuͤhren. Sie muß dem Men⸗ 
ſchen keine Unmoͤglichkeiten aufbuͤrden, ſondern das Joch, 
das ſie ihm auflegt, muß ſuͤß und die Buͤrde leicht ſeyn. 


Es muß vielmehr die ſo ſehr verkannte, vom Eigen⸗ 
nutz misbrauchte, mit fo vielen Zuſaͤtzen vermehrte, und 
ihrem wahren Sinn nach, blos in Geheim fortgepflanz⸗ 
te, und auf uns uͤberlieferte goͤttliche Lehre Jeſu und 
ſeiner Juͤnger ſeyn. 


Dieſer unſer große und unvergeßliche Meiſter Jeſus 
son Nazareth erſchien zu einer Zeit in der Welt, wo 
ſolche in ‚allgemeinen DVerderbniß lag, unter einem Dolf, 
das den Drud der Knechtſchaft von undenklichen Zeiten 
am nachdruͤcklichſten fühlte, und auf feinen von Prophes 
ten vorber verkündigten Erlöfer hoffte, in einem Lande, 


das in der Mitte der dermalen befannten Welt lag. 


Dieſes Volk lehrte er die Eehre der Vernunft, und um 
fie deho mwirffamer su machen, wachte er fie zur Reli- 


gion, benußte die Eage, die unter dem Volk gieng und 


“verband ſolche auf eine kluge Art mit der dermal berrs 
fhenden Volksreligion und Gebräuchen, in melde er- 
das innerlihe und’ wefentliche feiner Lehre verborgen. 
Die erften Anhänger feiner Lehre find Feine weife, ſon⸗ 
dern einfältige, aus der umerſten Klaſſe des Volks her⸗ 
ausgewählte Männer , um zu zeigen, daß feine Lehre 
allgemein für alle Klaſſen und Stände der Menfcen 

moͤglich 


Sriefiergrad. 63 


möglich und begreiflich feye: und daß es fein ausfchliefs 
-fendes Vorrecht der Vornehmen fepe, den Wahrheiten 
ber Vernunft Beyfall zu geben, er zeigte nicht. den Zus 
den allein , fondern dem ganzen menfchlichen Geſchlechte 
durch die Beobachtung feiner Gebote den Weg au: feiner 
Errettung, er handelt diefer Lehre durch den unfchuldige 
Ren Lebenswandel in allem gemäß, und verfiegelt und 
beftättige ſolche mit feinem Blut und Tode. 


Diele Gebote , die er-ald den Weg zur Rettung an⸗ 
deigt, find zwey einzige: Liebe Gottes, und Liebe des 
Naͤchſten; mebr forderter von feinem. Diefe Liebe gegen 
feines Gleichen bat noch niemand vor ihm fo reigend And 
Jicbensmürdig vornettagen, wir ſollen andere lieben, fo wie 
ans felbften, fo mie wir wollen, daß Die Menfchen uns 
thun, fo follenmwir ihnen thun: und was wir nicht wollen, 
Daß fie ung thun, das follen wir auch nicht ihun. Ein Gebot, 
das die ganze Moral und das ganze. Recht .in ſich faſſet. 
Aus der Liebe, fo jemand au den andern trägt, fol man 
untrüglich erfennen, daß diefer fein Finger ſeye, und er 
‚verfündigt diefe Liebe als ein neues Gebot: er gebietet 
uns anbey unfern Seinden zu vergeben, auf dag auch un 
vergeben werde. Und wer fan ohne innigfter Gefühl umd 
Ruͤhrung die göttlihe Vorſchrift von unferm Betragen 
bey Mattb. 10. und 11. Cap. durchleſen, obne daß bey 
ihm der Gedanke entftebe , daß eine Welt, fo gebildet, 
dem Menfchen die gröfte Seligkeit ſeyn müfe. Wenn. 
r Jeſus 


4 | Prieſtergrad. 


Jeſus an eben dieſer Steue ſpricht, daß er nicht gekom⸗ 
men ſep, Frieden zu fenden, fondeın das Schwerdt, und 
Ben Menfchen zu erregen wider feinen Vater, und bie 
Toͤchter wider ihre Mütter 2c. fo will er dadurch diefe 
natürliche Bande nicht zertrennen, fondern nur das Une 


ordentlihe und Webermäßige diefer Neigung mäßigen: u 


Man fol fie nur allein nicht mebr lieben, als ihn, ale 
feine Gebote; das beißt, dieſe Neigung fol in ihrem 
Uebermaß nicht bis zur Beleidigung der übrigen Mene 
ſchen getrieben werden: und wenn Jeſus die Verach⸗ 
tung der Reichthuͤmer predigt, fo will er und vielmehr 
Dadurch derfelben vernünftigen Gebrauch lehren , und au 
der von ihm eingeführten Gemeinſchaft der Güter vorbes 
reiten: wir follen ſolche nicht au unferm Zwecke machen, 
wir follen uns dadurch nicht zu dem fchändlichen, und une 
gefelligen Geis oder zur Verſchwendung verleiten laffen, 
fondern unfern Ucberfiuß zum Beſten Anderer , derer, (6 
es bedürfen , nach dem Geſetz der Liebe verwenden. 


Niemand bat die Bande der menſchlichen Geſellſchaft 
fo ehr in ihre richtige Grenzen zuruͤckgefuͤhrt und befes 
Rigt: niemand fo ſehr zum mechfelmeifen Wohle 
wollen aufgefordert: niemand fi in den Begriff feiner 
Zuhörer fo nabe hineingedacht und angeſchloſſen, und das 
bey den hohen Sinn feiner £ebre fo Elüglich verborgen: 
und niemand barden Menfchen den Weg zur Zrepheit fo 
fider und fo leicht gebahnt; als unſer großer Meiftee 


Jeſus von Nasarerh, 
Diefen 


Sriefleugrod. 55 


Dielen gebeimen Sinn und natuͤrliche Folge feined 


Lehre hat er awar im Ganzen verborgen: denn Jeſus 
batte eine gebeime Lehre, wie wir aus mehr, denn einer 
Stelle der Schrift erſehen. 


Er ſprach vor denen, die er nicht wellte, daß 


fie ihn ganz begreifen follten, in Sleichniffen: er ver⸗ 


ſpricht feinen Juͤngern den’Geift der Wahrheit, welchen 
Die Welt nicht empfangen kann: denn fie fiebt ihn nicht, 
and kennt ihn nicht, fie aber die Jünger kennen ihn, 
denn er bleibt bey ihnen und wird in ihnen feun. Und 
an einem andern Drte ſpricht er zu feinen Juͤngern: Euch 
iR gegeben , daß ihr das Gebeimniß des Himmelreichd 
Vernehmt. Diefen aber, die-daranfien find, iſts nicht ges 


eben. — Mit febenden Augen feben fie nicht, und mie 


börenden Ohren bören fe nicht: denn fie verfichen es 
nicht. 


So gebeim 'er aber auch den wahrex Sinn feiner | 
Zebre vor der Drenge gehalten, fo bater ſolchen doch durch 


feine Reden und Thaten an verfiedenen Stellen geof 
fenbart: er fpricht befländig von einem Reiche ber Ges 
zecbten und Srommen: von einem Reiche feines Vaters, 
deſſen Kinder er und wir find: und weil wir ale, bobe 
and niedrige, Kinder eines gemeinfchaftlichen Vaters 
Gottes find ,.fo will er, daß wir und ald Brüder Een 
men und lieben. Durch diefe wahre innige Bruderliebe 


werben mir wahre Söhne Gottes, wenn wir biefen. 
Willen 


26° Prieſtergradb. 


Willen des Vaters thun. Da er es Allen that, und im 
dohen Grade that, kannte er den Vater allein: war als 
fein fein Arliebter eingebohrner Sohn. : Niemal batten 
wir zuvor Gott unter dem füßen Nabmen eines Vaters 
gekannt, niemal wurden wir fo deutlich belebrt, daß mir 
Brüder find. Dur ibn erfuhren wir, daß wirallenue 
einen Herrn unfern Gott haben: und diefer Herr if 
Bater: wir feine Söhne, Kinder, Brüder, wenn wie 
feinen Willen tbun. Er und der Vater if eines: denn 


fie hatten nur einen Willen: und feine Werke beweiſen 


es, daß er vom Vater gefandt ‚feye, und baß ibıp. alle 
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ibn, ap 
feinen Vater und feine Gebote macht unmögliche Dinge 
möglich: durch den Glauben werden fi) Gebirge von 


‘ihrem Pla bewegen. Selm Reich leider Gewalt; denn 


man hat es mit Beſtreitung ſeiner Leidenſchaften zu thun: 
die dazu Staͤrke genug baben, find die Gemaltigen, und - 
Viefe:ofein werden ed davon reißen. Man bat dabey 
nicht allein mit fih , auch mit den Boͤſen, mit dem Ders 
derben der Welt zu impfen. Gr ledret und bie Kunſt 
vernünftig zu begebren, indem er und aufträgt, den Va⸗ 


ter zu bitten, daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗ 


br: allen Erfolg als den Willen des Vaters anzufehen, 
und und im Unglüc zu berubigen , weil foiches der Eins 
richtung der Welt, dem Willen des Vaters gemäß geſche⸗ 
ben mußte. Er ertheilt die Gewalt zu binden und auf⸗ 
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen welche 

. die 


A 





‚ Srieffergrad. 57 


die Hoͤlle nichts vermoͤgen fol; er hat andere Schafe, 


die niche and dieſem Schafftalle find: es wird eine Zeit 
fommen, wo ein Hirt und ein Schafftall fepn wird. Im 
der Auferfiebung werden alle aleich feun , wie die Engel 
Gottes. Er ſtellt uns die Kinder als Mufter vor wegen 
der Unſchuld ihrer Sitten, und gebietet und, tie fie zu 
werden, um ihnen ähnlich zu fen. An einem andern 
Drte fagt er: fo ihr bleiben werdet an meiner Rede, ſo 
fevd ihr meine rechte Juͤnger, und werdet die Wahrheit 
erfennen , und die Wahrbeit wird end fred machen — 
Miele, die da die erften find, werden die legten, und die 
festen die erſten ſeyn. Niemalen Eonnt er ed leiden, daß 


‚ einer unter den feinigen vornehmer feun follte, ald der 


andere. She wiſſet, fagt er, daß die weltliche Fuͤrſten 
berrfden, und die Oberherrn haben Gewalt. So folles 
nicht ſeyn unter euch: fondern fo jemand unter euch will 
gewaltig ſeyn, der ſey ein Diener: und wer da will der 
Vornehmſte ſeyn, der ſey euer / Knecht, gleichwie des 


Menſchenſohn gekommen' iſt: nicht, daß er ihm dienen 


laſſe, ſondern daß er diene und gebe fein Leben au einer 
Erlöfung für Viele. Er felbften lebte mir feinen Juͤn⸗ 
gern in der Sleichheitder Güter, die fi auch eine Zeit 
lang nach feinem Tod noch in der Kirche zu Terufalem 
erhielt. - Aid er den Juͤngern die Fuͤße wuſch, und fi 
Petrus weigerte, fprach er au ihm: merde ich dich nicht 
waſchen, fo daſt du feinen Theil in mir. Ihr beifler 
ih Meifer un) gem, und ſagt recht datas', denn ich 

— ‚bins 





— N — ai um 
* 








1. Brieflergrad. 


bins auch: fo nun ich euer Herr und Meifter end bie 
Süße gewaſchen habe , fo follt ihr auch euch unter einan⸗ 
der die Süße waſchen. Ein Bepfpiel habe ich euch gege⸗ 
ben, daß ihr thut, was ich euch getban babe. Wabrliche 
wahrlich fag ich eu, der Knecht if nicht arößer dann 
fein Heer, noch der Apoftel größer, dann der, der ihn 
geſandt bat. So ihr foldes wiſſet, felig ſeyd ihr, fo 
ihr folches thut. 


Wenn nun der geheime durch die Difciplinam Arca- 
ni anfbehalten , und durch feine Reden und Thaten ſelbſt 
bervorfiheinende Zweck feiner Lehre war, den Menſchen 
ihre urfprängliche Scepbeit und Gleichheit wieder au ge⸗ 
ben, und ibnen den Weg dasu au bahnen, ſo werden 
nunmebro viele vorbin unverfläntlihe und miderfpree 
ende Dinge begreiflich und ſehr natüurlid. Nun wird 
auch der, weicher an die Geheimniffe der gewöhnlichen 
riftlihen, von den Pfaffen verunftalteten Religionen 
nicht glaubt, und welchen man gewiſſe dasunter verbore 
gene, noch größere Gebeimniffe vorerſt nicht enthuͤllen 
darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Erlöfer 
und Heiland der Welt zu nennen. Nun Elärt fid die 
Lehre von der Erbfünde , von dem Zal der Menfchen, 
von der Wiedergeburt auf. Nun weiß man, was der 
Buftand der reinen Natur, dee Zuftand der gefalles 
nen Natur, und das Rei der Gnade ſey. Da der 
Menſch aus dem Stande feiner urfpränglichen Frepheit 

| getret⸗ 


Prieſtergrad. 59 


getretten, fe hat er den Stand der Natür verlaſſen, 
und bat an feiner. Würde verlobren; indem er feinen . 
urfpränglichen Leidenfchaften und Trieben zu viel aufges 
geben, und feinen Gelüften und finnfichen Begierden 
nicht mwiderfteben konnte. Menfchen in Staaten leben 
alfo nicht mebr im Stande der reinen, fondern der ge⸗ 
fallenen Natur: Wenn fie durch Mäßigung ihrer Leis 
denfchaften, und Beſchraͤnkung ihrer Bedürfniffe ihre . 
urfpränglide Würde wieder erhalten, fo ift dieß ihre | 

Erlöfung, der Zuſtand der Gnade. "Dasu gelangen fie 
vermittels der Sittenlehre: und die vollkommenſte dahin 
führende hat Jeſus gelehrt. Wenn dieſe Verbreitung 
der Moral, die Lehre Jeſu allgemein ſeyn wird, ſo ent⸗ 
ſteht auf Erden das Reich der Frommen und Auserwaͤhlten. 


Dieß Reich iſt uns in vielen Stellen der Bibel vor⸗ 
ber verkuͤndigt, und muß gewiß erfcheinen. Man ſehe 
nur die Stelle in dem Buch, welches man die Apoka⸗ 
lppſe oder Offenbarung Johannis nennt; darauf zielt 
das ganze 6te und 7te Eap., mahlt uns die ungebeuern 
Misbraͤuche, welde in die Welt durch die Stantever: 
faffungen eingedrungen find. Wie die Menfchen ſich 
einander unterdräden, erwuͤrgen, beträgen, kraͤnken, 
verfolgen, tprannifiren. Das gte und ote Cap: ſchildert 
Dagegen die Mäder der Menſchen, melde aber nicht, 
fo das Siegel Gottes an der Stirne traͤgt, antaften, 
fondern nur die Tyranney bekaͤmpfen werden. Geber 

wird 


grieſtergrab. 61 


Dieſe drey Zuſtande werden in ber Hieroglyphie 
unſrer Freymaurerey durch den rohen geſpaltenen, und 
glatten Stein vorgeſtellt. Der erſte iſt der erſte Zuſtand 
des menſchlichen Geſchlechts im Stande der Wildheit. 
Der zwedte die Hieroglophie der gefallenen, abgewuͤr⸗ 
digten Natur, des Menfchen in Staaten: und Diefer 
mittlere Stein ift geſpalten, mweil in diefem Zuftande das 
menſchliche Geſchlecht nicht mehr eine Familie ausmacht, 
fondern dur Verſchiedenhejt der Regierung, Länder 
und Religionen unter ſich getheilt ift: fo bald dieſer ges 
machte Unterfchied verſchwindet, fobald wird dieſer ges 
ſpaltene Stein wieder ganz. Und daber ift der dritte 
die Hieroglppbie des Zuftands von unfrer zuruͤckerhalte⸗ 
nen Würdigung unfers Gefchlehts. Der flammende 
Stern mit dem Buchſtaben G. ift die Aufkldrung, die 
Gnade, Gratia, die uns leuchtet auf unfern bisherigen 
Irrwegen. Die, in welchen diefe Gnade wirft, find 
Die Erleuchteten, Illuminati: ein Nahme mit welchem 
in der erften Kirche alle Chriſten nach der Taufe, hiemit 
alle Glaubigen belegt wurden. 


Wäre man nun bey der Lehre Jeſu und feiner Juͤn⸗ 
ger getreu verblieben , fo würden in kurzer Zeit ale 
Menfhen zu ihrer Frepheit gelangt feyn. Aber diefe, 
wenn fie nicht durch die Difciplinam Arcani aufbehalten 
worden , märe bald gänzlich vergeffen worden. Jefus 
ſelbſt kuͤndigte es ſchon vorbero, daß viele faliche 

Pro⸗ 


63 Prieſtergrad. 


Propheten entſtehen werden: daß aber ſeine Lehre und 
ſein Wort dennoch ewig dauern werden: und ſeine Aus⸗ 
erwaͤhlte, die beynahe Gefabr gelaufen waͤren, verführt 
zu werden, wird der Engel mit der Pofaune nach vielen 
auögeftandenen Trübfalen von allen 4 Winden ber vers 
fammeln. Es wird fodann eine neue Erde und ein . 
neuer Himmel ſeyn. Bey den meiiten Menfchen gieng 
Die wahre Bedeutung verlobren: fie firitten ſich über 
Dinge, die ſich zu unfrer Gluͤckſeligkeit gleichgültig ver⸗ 
alten. Eigennuͤtzige und berrfchfüchtige Menſchen mifche 
ten ihre Spisfindigfeiten hinein: und die Geiſtlichkeit 
mar der einzige Stand, der fi die Unabhängigkeit zu 
verſchaffen — Rettungs« Mittel wurde zu un⸗ 
ferer Unterdruͤckung angewandt. Da entitand dann das 
berrlihe Ding die Theologie, das Pfaffen: und Schurs 
ten Regiment , das Pabſtthum, der geiftliche Defpotide 


mus. Diefer Rieg fo.boch, daß die Thronen der Fuͤr⸗ 


ften felbft gewaltthaͤtig erſchuͤttert wurden. Diele neue 


Gewalt und Unterdrädung war um fo ſchrecklicher, als 


fie ſich ſogar auf Mepnungen und Gedanken erſtreckte. 
Bisher hatten die Menfchen nicht, wie fie wollten, han⸗ 
deln können; Nun durften fie auch nicht denken, was 
fie wollten. Nun wurde die Lehre Jeſu Sophiſterep, 
Eigennug ; man handelte nicht mehr, fondern man ſpe⸗ 
eulirte. Man verfolgte fich darüber, und es ward ein 
Geſetz der Religion, fih einander von der Erde zu ver⸗ 
tilgen. Bis dorsbin batten fich Die Menſchen blos in 

ihrem 


Priefkergrad. 63 


ihrem eignen Nabmen unterdruͤckt: nun follte der Frevel 
und Defpotismus vollends fo weit getrieben werden, 
Daß fie fi im Nahmen Gottes unterdrüdten; und ein 


Mörder, Hurer und Betrüger, der Transfubftantiation 


alaubte, hatte ein befieres Schickſal, als der redliche 
" &ugendbafte , der ungläklichermeife nicht begreifen 
konntet, wie ein Stuͤck Mehlteig zugleih ein Stüd 


Sleiſch ſeyn konnte. "Die Menfchen hatten von dem allen. 


den einzigen Vortheil, daß nunmehro das Schickſal auch 


ihre vorhergehende Unterdrüder betraf: und auf dieſe 


Art ift die Geſchichte des menfhlihen Geſchlechts die 
Geſchichte der Mfurpationen und der fchmerzendften Un» 


| 


serdrädungen. Man fann ſich vorfellen, daB das ’ 


Schickſal der alten und neuen Anhänger Jefu, fo wie 
Ihnen folcher es vorher gekuͤndigt, elend und traurig war. 
Sie mußten fih nunmehr zweymal geheim halten. Sie 
verbargen daher ihre Achten Lehren unter Hieroglpphen, 
Ni aber unter dem Rahmen anderer geheimer Gefelifchaf: 
ten; und dies um fo mehr, ale wirklich der große Hau⸗ 
fen derer die ſich Ehriften nennen, gar feine Begriffe 
vom wahren Geiſte diefer heiligen Legion 7) hat. Diefe 
Vorſicht war denn auch öfter dußerer Derfolgungen we⸗ 
gen nöthig, umd fie feperten unter diefen Hicrogippben 
Das Andenken ihres großen Lehrers, und erwarteten 
u ſehn⸗ 

*) Im Muſcpt. ſteht Legion; es ſcheint aber hier Re⸗ 


ligion heiſſen zu muͤſſen, wenn gleich das Wort: 
Legion auch ſonſt von dem Orden gebraucht wird, 


Srieffergrad. 65 


Kunft Tehrt, ſich ſelbſt zu beherrſchen, fo wird fie eine Pd» 
nigliche Kunſt genannt. ‚Sonne, Mond und Sterne find 
Die verſchiednen Grade der Erleuchtung, welche den Men 

fen auf feinem Weg au dieſem Zweck erhält, _ 
Und ſo waͤre alfo der Zweck der äditen Srepmaurerey 
durch thätiges. Chriſtenthum, durch die Verbreitung ber 
Lehre Zefa, und durch die Aufklärung der Vernunft, die 
Menfchen au ihrer Srepbeit fähig zu machen: bie Welt, 
und die durch verfciedne Eincichtung getrennte Menſchen 
in eine Familie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗ 
ten und Tugendhaften herbeyaufübren. Aber gleichwie 
bishero noch feine menfchliche auch noch fo beilige und 
ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben,-fo mußte eben. 
auch die Sreymaurerey gleihes Schidfal erfahren. Men» 
fen, die. (don auf dem Wege des Lichts waren : indiefe 
beilige Verbindung aufgenommen, aber noch vor der 
gaͤnzlichen Entwicklung fi durch ein widriges Betragen 
von dem ſchon fo qgutangetrettenen Wege entfernten, fie 
len auf den Wahn, die in dem Vorbofe des Heiligthums 
gefammelte unvoliftändige Kenntniß zu nugen, und unter 
Der Aehnlichkeit abgeborgter Gebräuche andere Menſchen 
“in ihren Erwartungen au bintergeben, und zu ihren.oft 
- fhändlichen Abfichten ald Werkzeuge ibres Eigennupes 
und Ehrgeiges zu gebrauchen: Da bey diefen ihren Ein 
richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde , um in die 
verdorbene Welt u wirken: da ihnen der Zweck und das 
Geheimniß felbik noch verborgen war, und fie Doch ihre 
E An⸗ 





66 Prieſtergrad. 


arndanger zu großen Erwattungen vorbereitet batten, fo 
verfielen fie in Ermanglung des Beſſeren, um die Eut⸗ 
dedung des Betrugs noch länger hinauszuſchieben, auf 
verſchiedene Wege. Sie erfanden Grade über Grade: fie 
fuchten endlich den fo natürlichen Hang des Menſchen zum. 
Wunderbaten au reiten, feine Einbildungskraft au erhie 
gen, die Vernunft zu betäuben. Nun gaben Menſchen, 
die ſich mit andern doch ſehr ſchlecht betrugen, fo gar vor, 
mit unfichtbaren Wefen im vertrauten Umgang zu leben. 
Man ſprach von Eingebungen, Offenbarung, Begeikerung. 
Man tig die gegen das Gegenmwärtige ſchon ohnehin ſotg⸗ 
loſe Menſchen über ſolches binweg, um In die Zukunft 
zu ſehen: fo gar die ſchaͤdlichſte von allen Neigungen, 
die Quelle der unerfättlichen Verſchwendung, der Ver⸗ 
derbniß der Gitten, und des ungeſellſchaftlichen nies 
derträchtigen Beiges » die Begierde nach Gold wurde ges 
reist; alled alte hervorgeſucht, und nichts unverfucht ges 
laſſen, um Unvernunft, Aberglauben, Thorheiten, und 
ſchlechte Sitten au verbreiten; die guten Arbeiter zu bins 
bern, und die Menfchen durch eine Art von Beräubung 
gegen ibr Elend und Ungluͤck fuͤbllos u machen. Hätten 
nicht noch die Edeln und Ausermählten im Hinterhalt ger 
fanden, dem einbrechenden Verderben gewehrt, und das 
krachende und finkende Gebäude mit ihren Schultern une 
terhägt, ſo waͤre neues Verderben über das Menfcenger 
ſchlecht dereingebrochen, und dur Regenten, Pfaffen⸗ 
und Frepmauter die Vernunft von der Erde verbannt 
" wor⸗ 


— 





VPrieſtergrade 67 


worden, und ſolche ſtatt der Menſchen mit Tyrannen, 
OHeuchlern, Moͤrdern, Geſpenſtern und Leihen und Min⸗ 
ſchen aͤhnlichen Thieren uͤberſchwemmt worden. Und eben 
da uns dieſe Befoͤrderer der Finſterniß den Untergang zu⸗ 
gedacht, haben fie die Legion der Auserwaͤhlten um fo 
mebr verftärft, indem fie durch die falfchen Nebentbore 
ben einzigen Zutritt gegen den Vorwitz, das Eindringen 
und. die Verfolgung der Unbeiligen um fo tiefer verborgen. 
Es mäÄre fehr gefehlt su alauben, daß diefer der einzige 
Vortbeil feve,. den unſere Verbindung und die Welt von 
dieſen Aftergeburten sieht. Wenn fie auch nicht zum Zweck 
- gelangen , fo bereiten He den Weg. Sie erweden ein 
neues Intereſſe: Sie öfnen neue vorher unbekannte Aus⸗ 
ſichten: ſie erwecken den Erfindungsgeift, und die Era 
Hartung der Menſchen; fie machen gleichgültiger gegen 
das Intereffe des Staats, bringen Menſchen von verfchiee 
denen Völkern und Religionen wieder zu einander unter 
ein nemeinfcbaftliches Band, entziehen den Arbeiten des 
Staats und der Kirche die fähigiten Köpfe und Arbeiter, 
bringen Menſchen zufammen, die fid) vorhero nicht kann⸗ 
ten, vielleicht einmal gekannt hätten ; untergraben eben 
dadurch den Staat , menn fie es gleich nicht zum Zweck 
baben; flogen und reiben ſich gegen einander , lebren die 
Menſchen die Kraft vereinigter Kräfte einfeben, das Uns 
volltommene ihrer bisherigen Verfaffungen entdeden, mas 
chen durch das Unvollkommene, und fo oft befannt ges 
machte ihrer Einrichtungen, daß der Gegentheil und oͤffent⸗ 
j E 2 liche 


“ D 





Prielerstcd 65 


Miles, was noch geſchehen fan, ift, daß die Zeitber Erndte 
noch länger hinausgefegt wird. Vielleicht vergeben Jahr⸗ 
tauſende oder hunderttauſende daruͤber: aber fruͤber oder 
ſpaͤter muß die Natur doch ihr Tagwerk vollenden, und 
unſet Geſchlecht zu der im erſten Anfang ſchon vorbeſtimm⸗ 
ten Würde erhoͤhen. Wir aber verhalten und dabev als 
Zuſchauer und Werkieuge der Natur, befchleunigen kei⸗ 
nen Erfolg, und erlauben und feine andere Mittel, als 
Aufklärung, Wohlwollen und Sitten unter Menſchen zu 
“ verbreiten : und des unfeblbaren Erfolgs gefichert, ent⸗ 
balten wir und aller gewaltfamen Mittel , und begnügen 
uns damit, dad Vergnügen und die Glüdfeligkeit der 


. Nachwelt ſchon fo fern vorbergefeben , und durch die une 


ſchuldigſten Mittel den Grund dazu gelegt zu baben. Wie 
beruhigen ung dabey in unferm Gewiſſen gegen jeden Bor 
wurf, daß wir den Umſturz und Verfall der Staaten und 
Thronen eben fo wenig veranlaffet, ald der Siaatsmann 
von dem Verfall feines Landes Urſach ift, weil er ſolchen 
ohne Möglichkeit der Rettung vorher ſieht. Als Heißige 
und genaue Beobachter der Natur verfolgen und bewun⸗ 
dern wir ihren unaufhaltbaren majeftätifchen Bang, freuen 
uns unfers Geſchlechts, und wünfchen ung Gluͤck, Mens 
fhen und Kinder Gottes zu ſeyn. 


Bemerke aber genau und forafältig: wir dringen die 
Diefe Lehre nicht auf: folge niemand als der erfannten 
MWahrbeit: gebrauche ald ein freper Menſch auch hier und 

noch 


- Srickergran 


104 ferne nen nefgehmeitdges@lörcht 30 Fortdben, za yareDn 
im. a oraen. Bent Nm ober inaden ou iraendus we 
yellerr® . 0 heile ms derme Vmchren mer, fo mr mir 
ir Amts nerfieten. Bir fdaksmen sus umierer Intiidhleie 
at. 'Bır wien, ah nr Mentdgen iind; Das es des 
War! Ser Narur ud yer Auden ber Aenichen ine, urdpk 
auf mal ↄas Brite ;8 ‚Treiben, fondern Erufruweis 
#erriuradem . dero umfere Fehler Mag zu werden, wu 
Die Hinumtrm unfeer Boreitern ;u benugen, um fiuge 
inne zu werden, die u noch Plägrte Enkel zeugen 
foßen. fo, wer dir dieſes aßes wahr (heine, ſo 
iu ales: iR ein Jerrbum darunter , fo macht er dich 
Darm gewiß wicht ſiedier. Gerdür dirnidte, fo ver 
wirf alles wngefceut, und denke, vieleicht mar manches 
nur Biufforderung sum weitern Zorſchea. Gefdüt Dir dag 
eine, aber nicht Das andere, ſo ſude berand dad, was æ 
gefämt. WBerm dw ein Erleucteier bIR, fo dringt Bel. : 
Dne gewiß dabin/ mo die Wahrheit Rede: und du wir 
wafre Brt Menden zu belehren um fo Figer finden 
alder de der Coiwidlung entgegen fommit 






d 


62 Prieſtergrad. 


Propheten entſtehen werden: daß aber ſeine Lehre und 
ſein Wort dennoch ewig dauern werden: und ſeine Aus⸗ 
erwaͤhlte, die beynahe Gefahr gelaufen wären, verfuͤhrt 
zu werden, wird der Engel mit der Poſaune nach vielen 
ausgeſtandenen Truͤbſalen von allen 4 Winden ber ver⸗ 
fammeln. Cs wird fodann eine neue Erde und ein . 
neuer Himmel ſeyn. Bep den meilten Menſchen gieng 
Die wahre Bedeutung verlobren: fie firitten fich über _ 
Dinge, die ſich zu unfrer Gluͤckſeligkeit gleichgültig ver⸗ 
balten. Eigennuͤtzige und heerfchfüchtige Menfchen mifche 
ten ihre Spitzfindigkeiten hinein: und die Geiſtlichkeit 
mar der einzige Stand, ber fi) die Unabhängigkeit zu 
verfchaffen — Rettungs s Mittel wurde zu un⸗ 
ferer Unterdruͤckung angewandt. Da entitand dann das 
berrlihe Ding die Theologie, das Pfafen: und Schur⸗ 
tens Regiment , dad Pabſtthum, der geiftliche Deſpotis⸗ 
J mus. Dieſer ſtieg ſo hoch, daß die Thronen der Fuͤr⸗ 
ſten ſelbſt gewaltthaͤtig erſchuͤttert wurden. Dieſe neue 
Gewalt und Unterdruͤckung war um fo ſchrecklicher, als 
fie ſich ſogar auf Mepnungen und Gedanken erſtreckte, 
Bisher hatten die Menſchen nicht, wie fie wollten, han⸗ 
deln können; Nun durften fie auch nicht denfen, mas 
fie wollten. a wurde die Lehre Jeſu Sophifterep, 
Eigennug ; man handelte nicht mehr, fondern man ſye⸗ 
eulirte. Man verfolgte fich darüber, und es ward eig 
Geſetz der Religion, fi einander von der Erde zu dere 
tilgen. Bis dorthin batten ſich die Menfchen blos in 

ihrem 





Srieffergrad. 63 


ihrem eignen Nahmen unterdruͤckt: nun ſollte der Frevel 
und Deſpotismus vollends fo weit getrieben werden, 
daß ſie ſich im Nahmen Gottes unterdruͤckten; und ein 


Moͤrder, Hurer und Betrüger, der Transſubſtantiation 


giaubte, hatte ein beſſeres Schickſal, als der redliche 
Tugendhafte, ver ungluͤcklicherweiſe nicht begreifen 


fonntew wie ein Stuͤck Mehlteig zugleich ein Stuͤck | 


Sleiſch ſeyn konnte. "Die Menſchen hatten von dem allen 
den einzigen Vortheil, daß nunmehro das Schidfal auch 


ihre vorhergehende Unterbräder betraf: und auf diefe _ 


Art ift die Geſchichte des menſchlichen Geſchlechts die 
Geſchichte der Ufurpationen und der ſchmerzendſten Uns 


— 17 


terdruͤckungen. Man fann fi vorftellen, daß das ’ 


Schickſal der alten und neuen Anhänger Jeſu, fo wie 


bnen folcher es vorher gekündigt, elend und traurig war. 


Sie mußten fih nunmehr zweymal geheim halten. Sie 
verbargen daher ihre Achten Lehren unter Hieroglyphen, 
Nic aber unter den Rahmen anderer geheimer Geſellſchaf⸗ 
ten; und dies um fo mehr, als wirklich der große Hau⸗ 
fen derer die fich Ehriften nennen, gar feine Begriffe 
vom wahren Beifte diefer heiligen Legion *) hat. Diefe 
Vorſicht war denn auch öfter Äußerer Verfolgungen mer 
gen nöthig, und fie feperten unter diefen Hierogipphen 
Das Andenken ihres großen Lehrers, und erwarteten 
J ſehn⸗ 

*) Im Muſept. ſteht Legion; es ſcheint aber hier Re⸗ 


ligion heiſſen zu muͤſſen, wenn gleich das Wort: 
Legion auch ſonſt von dem Orden gebraucht wird, 


64 Prieſtergrad. 


lehnlichſt die Zeit, mo fie in ihre erſte Rechte und ue⸗ 
(prüngliche Reinigkeit zuruͤck tretten, und der Welt in 
vollem Lichte erfcheinen möchten. 


Unter den drey Steinen ſtellten ſich die drey Zuſtaͤnde 
des menſchlichen Gefchlechts vor. Hieram if unfer, fuͤr 
Dad Befte der Welt erfchlagene, Meifter Jeſus von Nas 
zaretb. Der Nabme Hieram if entitanden, aus den 
Anfangs = Buchitaben folgender Worte: Hic Iefus eft re- 
ftituens amorem mundi: oder wie andere leſen; Hic 
Ieſus eft refurgens a mortuis. Dahin deutet aud) das 
Rabbiniſche Wor: Mac-benac: er. bat den Sohn ers 
ſchlagen. Da nach der Lehre Jeſu die Menſchen zu ibrer 
Srepbeit durch Gerechtigkeit und Wohlwollen gelangen, 
fo werden diefe durch zwey Säulen mit den Buchſtaben 
1. und B. Iuftitia und Benevolentia angezeigt, ald auf 
melchen bepden Brundfäulen das Gebäude der menfclis 
eben Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sen 
kelbley ꝛc. find die Spmbolen und Hieroglyphen der Rechts 
mäßigfeit unferer Handlungen, mit weichen wir ibr Bere 
haͤltniß zum Zwecke beitimmen und abmeflen. Die 9 Mei⸗ 
fer, weiche den erfchlagenen Hieram geſucht, ftellen die 
erfien Stifter des Drdens vor, welche die unter Mens 
ſchen verloſchne Menſchenliebe nach der Lehre ihres er⸗ 
ſchlagenen Meiſters wieder unter ſich in Gang gebracht, 
und fie von den Schlafen und menfchlichen Zufägen ges 
reinigt. Und "weil die Freymaͤurerey Lie Menfchen die 

0 Kunſt 


ke na \ 





Prieſtergrad. 6 


Kunſt Tehrt, ſich ſelbſt zu beherrſchen, fo wird fie eine koͤ⸗ 
nigliche Kunſt genannt. Sonne, Mond und Sterne find 
Die verſchiednen Grade der Erleuchtung, melde den Mene 

ſchen auf feinem Weg au diefem Zweck erhält, _ 
Und ſo waͤre alfo der Zweck der aͤdten Srepmaurerey 
durch thaͤtiges Chriſtentbhum, durch die Verbreitung der 
Lehre Jefu, und durch die Aufklärung der Vernunft, die 
Menſchen au ihrer Srepbeit fäbig au machen: Die Welt, 
und die durch verfchiedne Einrichtung getrennte Menſchen 
in eine Familie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗ 
ten und Tugendhaften herbepzufuͤhren. Aber gleichwie 
bishero noch Feine menfchliche auch noch fo beilige und 
ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben, fo mußte eben. 
auch die Freymaurerey gleihes Schidfal erfahren. Men» 
fen, die ſchon auf dem Wege des Lichts waren : in diefe 
heilige Verbindung aufgenommen, abee noch vor der 
gaͤnzlichen Entwicklung ſich durch ein widriges Betragen 
von dem ſchon fo gut angetrettenen Wege entfernten, fie⸗ 
len auf den Wahn, die in dem Vorhofe des Heiligthums 
geſammeite unvollſtaͤndige Kenntniß zu nutzen, und unter 
der Aehnlichkeit abgeborgter Gebraͤuche andere Menſchen 
in ihren Erwartungen au hintergehen, und zu ihren oft 
ſchaͤndlichen Abfihten als Werkzeuge ihres Eigennupes 
and Ehrgeiges zu gebrauchen: Da bey diefen ihren Eins 
richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde , um in die 
verdorbene Welt zu wirken: da ihnen der Zweck und das 
Gebeimniß fein noch verborgen war, und fie doch ihre 
€ Alte 


Vrieſtergrade 67 


worden, und folde Matt der Menfchen mit Tprannen, 

Heuchlern, Mördern, Geſpenſtern und Leihen und Men⸗ 

ſchen aͤhnlichen Thieren uͤberſchwemmt worden. Und eben 

ba und diefe Befoͤrderer der Finfternig den Untergang dur 

gedacht, baden fie die Legion der Ausermählten um (0 

mebr verftärkt, indem fie durch die falfchen Nebentbore 

ben einzigen Zutritt aggen den Vorwitz, das Eindringen 

und. die Verfolgung der Unbeiligen um fo tiefer verborgen. 
Es waͤre fehr gefehlt su alauben, daß diefer der einzige 
Vortbeil ſeye, den unſere Verbindung und die Welt von 
dieſen Aftergeburten zieht. Wenn ſie auch nicht zum Zweck 
gelangen, fo bereiten fie den Weg. Sie erwecken ein 
neues Intereſſe: Sie öfnen neue vorher unbekannte Aus⸗ 
ſichten: fie erwecken den Erfindungsgeift, und die Er⸗ 
wartunq der Menſchen; fie machen gleichgültiger gegen 
das Intereife des Staatd, bringen Menfchen von verfchiee 
denen Völkern und Religionen wieder gu einander unter 
ein gemeinſchaftliches Band, entsieben den Arbeiten des 
Staats und der Kirche Die fähigiten Köpfe und Arbeiter, 
bringen Menſchen zufammen, die fid) vorhero nicht kann⸗ 
ten, vielleicht einmal gekannt hätten ; untergraben eben 
dadurch den Staat , menn fie es gleich nicht zum Zweck 
baben; floßen und reiben ſich gegen einander, lebren die 
Menſchen die Kraft vereinigter Kräfte einfeben, das Uns 
vollfommene ihrer bisberigen Verfaffungen entdeden, ma⸗ 
chen durch das Unvollkommene, und fo oft befannt ges 
machte ihrer Einridtungen, daß der Gegentheil und öffent» 

j &a ’ Vie 


“ 


RS 


38 Prieſtergrad. 


bins au: fo nun ich euer Herr und Meier, end) die 
Suße gewaſchen habe, fo ſollt ihr auch euch-unter einans 
der die Füße waſchen. Ein Bepfpiel babe ich euch geger 
ben, daß ihr thut, mas ich euch getban habe, Wadrlich, 
wahrlich fag ich euch, der Knecht iR nicht arößer daun 
fein Herr, noch der Apoftel größer, dann der, der ibn 
geſandt bat. So ihr foldes wiſſet, felig ſeyd ihr, fo 
ihr ſolches thut. 


Wenn nun der geheime durch die Diſciplinam Arca- 
ni aufbehalten, und durch feine Reden und Thaten ſelbſt 
bervorfcheinende Zweck feiner Lehre war, den Menſchen 
ihre urfprängliche Frepheit und Gleichheit wieder au ge⸗ 
ben, und ihnen den Weg dazu su bahnen, fo werden 
nunmebro viele vorbin unverftändlidhe und miderfpres 
ende Dinge begreiflich und febr natürlid. Nun wird 
auch der, welcher an die Geheimniffe der gewöhnlichen 
chriſtlichen, von den Pfaffen verunftalteten Religionen 
nicht glaubt, und melden man gewiſſe dasunter verbors 
gene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht, enthuͤllen 


darf, doch Fein Bedenken finden, Jeſum den Erloͤſer 


und Heiland der Welt zu nennen. Nun Eldrt fid die 
Lehre von der Erbfünde, von dem Zau der Menſchen, 
von der Wiedergeburt auf. Nun weiß man, was der 
Suftand der reinen Natur, der Zufland der gefallen 
nen Natur, und das Neid der Gnade ſey. Da der. 


Menſch aus dem Stande feiner urfprünglichen Frepheit 
getret⸗ 


60 Prieſtergrad. 


wird unverletzt bleiden v. 20. Cap. 9. der nicht feine 
Kniee gebeugt bat vor den Goͤtzen. Dieſe ſollen (Cap. 
10. v. 7.) vollenden das Geheimniß Gottes. Alsdann 
wird ſich alles umkehren (Cap. 13. 9. 10.) und mer 
Bindere beleidigen will, wird unterdruͤckkt werden. Dann 
wird Gap. ı5. v. 3. erfüllt, mas der Dichter Mofes 
gefungen bat. Ferner Eap..az, v. 1. und 12, 22. Gap, 
22.0. 3.0.4 Cap. 3. 9.12. Cap. 14. v. 12. Gelig 
find Cap. 19, ©: 9. die das Liebesmal jbes Herrn 


genoflen haben. Nur diefe Cap. 20, v. 6. haben Theil 


an diefer Auferſtehung. Gott bas fie zu Königen und 
- Srieftern gemacht, Cap. 5, 9. 10. und wir werden Kids 
nige auf Erden ſeyn. Jeſus bat und Cap. 1, 9. 5. 6, 
diefes Königreich bereitet, feinem Edniglich priefterlichens 
Geſchlechte die Emigkeit errungen und eine beſtimmte 
Zah der beiten Erleuchteſten Cap. a, v. 4. 5. mit Ers 
genntniß und Gemalt verfehen. 


Unzaͤhlig find auch die Stellen der Schriften in den 


alten Propheten, wo uns diefes goldene Zeitalter ver⸗ 
hbeiſſen wird. Allgemeine Aufklaͤrung wird erſt dem 
Menſchen den Zuſtand ihres vorigen Elends und ihrer 
gegenwaͤrtigen Gluͤckſeligkeit begreiſlich machen. Sie 


werden einſehen daß ſie ſich durch Entfernung von den 
Vorſchriften Jeſu wieder unterwuͤrfig machen. Dieſe 


Aufklaͤrung alſo, dieſe Gnade wird machen, daß die 
Menſchen nicht mehr fallen, und daß dieſer Zuſtand 
fortdauern wird. 

Dieſe 


⁊ 


ut 


Yrieflergrab. 61 

Dieſe drey Zuſtaͤnde werden in ber Hierogipphie 
unſrer Freymaurerey durch den rohen gefpaltenen, und 
glatten Stein vorgeftellt.; Der erite it der erfte Zuftand j 
des menfchlihen Geſchlechts im Stande der Wildheit. 
Der zweste die Hieroglyphie der gefallenen, abgemwürs Ä 
Digten Natur, des Menfchen in Staaten: und Diefee . . 
mittlere Stein it geſpalten, meil in diefem Zuftande das \ 
menſchliche Geſchlecht nicht mehr eine Familie ausmacht, 
fondern durch Verſchiedenhejt der Regierung, Länder 
und Religionen unter fich getheilt ift: fo bald dieſer ges 
machte Unterfchieb verſchwindet, fobald wird diefer ges 
ſpaltene Stein wieder ganz. Und daher ift der dritte 
die Hieroglyphie des Zuftands von unfrer zuruͤckerhalte⸗ 
nen Würdigung unfers Geſchlechts. Der flammende 
Stern mit dem Buchſtaben G. ift die Auffldeung, die _ 
Gnade, Gratia, die uns leuchtet auf unfern bisherigen . 
Irrwegen. Die, in welchen diefe Gnade wirft, find 
Die Erleuchteten, Illuminati: ein Nahme mit welhbem , 
in der erften Kirche alle Chriiten nad) der Taufe, biemit | j 
alle Glaubigen belegt wurden. 





Waͤre man nun bey der Lehre Jeſu und feiner Zune 

ger getreu verblieben, fo würden in kurzer Zeit alle 
Menſchen zu ihrer Freyheit gelangt feyn. Aber dief, ..- \ 

‚wenn fie nicht durd) die Difciplinam Arcani aufbehalten 

worden , wäre bald gänzlich vergeflen worden. Jefus 

ſelbſt kundigie es ſchon vordero, daß viele falſche 

Pro⸗ 








US Be:elergeraß 


Arenderen ertürten werden: aE ser eis Shre au 
"an Burt MOND 15 er Werden: zu jeime Sue 
ermabite,, ꝛe wpeuuse Serabe geiamerr mare , BerTußse 
3a merden, werd der Szei mir der Beicume nach sıehen 
susgeizudrmen Scubiuien 30m ufler 3 Flinte jer Sep 
mem ZB TI) 'odean ame um Sde ud ein 
zemer Smmei vom. Bey den merien Nenſchen gemg 
Me made esnzung seriotren: Ne irn Ach uber 
Zınae, Ye ib a suter Giucfeligfe:r giergguing ven 
Reiten. Kurnmigter and derrichiachuge Menichen miſch⸗ 
er ihre Snigfnligfeieen dimein: su Be Geiſtlchkeit 
wuc Ve einige Stdand, der ſich die Mabd angigkeit zw 
verſchafen Das Neumgd : Mittel wurde u u 
Rue Uncerdeidftung De entũand danz das 
dertudche Day ie Ttrelugte, das Brinfen: und Edur 
iu . Areeut, Dad Yubeitdeme , Der greiſtliche Deigstide 
ww. Twier meg fe dech, das bie idronem der Zur 
fra ſeld gemeitiitig eridürtert wurden. Diele neue 
Eewalt und Untertridfung wer um jo ſchrecklicher, als 
Ge ip ne anf Megauagen und Gedanken erftreckte. 
Bizder datten die Menſchea sit, wie fie molten, dan⸗ 
Beln koͤnnen. Nun daurſten Be anch nit denken, mas 
fe wohten. Nua wurde die Lehre Jeſn Eopbillerep, 
Eigenuug ; man handeite nicht mehr, ſondern man [9e» 
eulirte. Men verfolgte ſich Darüber, und ed ward eig 
Orten der Religion, fid einander von der Erde zu ver⸗ 
Olsen, Bis Yarıhin hatten fi die Menſchen blos in 

ibreme 


Prieſtergrad. 63 


idrem eignen Nahmen unterdruͤckt: nun ſollte der Frevel 
und Deſpotismus vollends fo weit getrieben werden, 
daß ſie ſich im Nahmen Gottes unterdruͤckten; und ein 
Moͤrder, Hurer und Betruͤger, der Transſubſtantiation 
giaubte, hatte ein beſſeres Schickſal, als der redliche 
Tugendhafte, ver ungluͤcklicherweiſe nicht begreifen 
fonntew wie ein Stud Mebhlteig zugleich ein Stuͤck 


Sleiſch ſeyn Eonnte. "Die Menſchen hatten von dem allen 


Den einzigen Bortheil, daß nunmehro das Schidfal auch 


ihre vorhergehende Unterdruͤcker betraf: und auf diefe 


Art iſt die Gefchichte des menſchlichen Geichlechts die 
Geſchichte der Ufurpationen und der fchmerzendften Un⸗ 


[X 57 


terdruͤckungen. Man fann fih vorftelen, daB das 


Schickſal der alten und neuen Anhänger Jeſu, fo wie 
Ihnen folcher ed vorher gefündige, elend und traurig war. 
Sie mußten fi nunmehr zweymal geheim halten. Sie 
verbargen daher ihre Achten Lehren unter Hieroglyphen, 
ſich aber unter dem Rahmen anderer geheimer Geſellſchaf⸗ 
ten; und dies um ſo mehr, als wirklich der große Hau⸗ 
fen derer die ſich Chriſten nennen, gar keine Begriffe 
vom wahren Geiſte dieſer heiligen Legion *) hat. Dieſe 
Vorſicht war denn auch öfter dußerer Verfolgungen wer 
gen nöthig, und fie feperten unter dieſen Hieroglpphen 
Das Andenken ihres großen Lehrers, und erwarteten 
| | | ſehn⸗ 

+) Im Muſept. ſteht Legion; es ſcheint aber hier Re⸗ 


ligion heiſſen au muͤſſen, wenn gleich das Wort: 
Legion auch ſonſt von dem Orden gebraucht wird, 


= 





64 Prieſtergrad. 


lehnlichſt die Zeit, wo fie in ihre erfte Rechte und ne⸗ 
ſpruͤngliche Reinigkeit zuräd treten, und der Welt in 
vollem Lichte erfcheinen möchten. 


Unter den drey Steinen ſtellten fich die drey Zuſtaͤnde 
des menfchlichen Geſchlechts vor. Hieram if unfer, füe 
Das Beſte der Welt erfhlagene, Meifter Tefus von Nas 
zareth. Der Nabme Hieram if entitanden, aus den 
Anfangs : Buchltaben folgender Worte: Hic lefus eft re- 
ftituens amorem mundi: oder wie andere leſen; Hic 
lefus eft refurgens a mortuis. Dahin deutet aud) das 
Rabbinifche Bor: Mac -benac: er. bat den Sohn ers 
ſchlagen. Da nach der Lehre Jeſu die Menſchen zu ihrer 
Freyheit durch Gerechtigkeit und Wohlwollen gelangen, 
ſo werden dieſe durch zwey Saͤulen mit den Buchſtaben 
IJ. und B. Iuſtitia und Benevolentia angezeigt, als auf 
welchen beyden Grundſaͤulen das Gebäude der menſchli⸗ 
chen Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sen⸗ 
kelbley ꝛc. find die Symbolen und Hieroglyphen der Rechts 
mäßigfeit unferer Handlungen, mit weichen wir ibr Bere 
haͤltniß zum Zwede beitimmen und abmeffen. Die 9 Meis 
ſter, welche den erfchlagenen Hieram geſucht, fiellen. die 
erfien Stifter des Ordens vor, welche die unter Mens 
ſchen verloſchne Menſchenliebe nach der Lehre ihred ere 
ſchlagenen Meifters wieder unter ſich in Gang gebracht, 
und fie von den Schladen und menfchlichen Zufägen ges 
reinigt. Und 'weil die Freymaͤurerep Lie Menſchen die 

| Kunſt 


Brieflergrad. 65 


Kun lehrt, Ach ſelbſt au beberefchen, fo wird fie eine koͤ⸗ 
nigliche Kunft genannt. Sonne, Mond und Sterne find 


Die verfchiednen Grabe der Erfeuchtung, welche den Men⸗ 


ſchen auf feinem Weg zu diefem Zwed erhält, _ 

Und ſo waͤre alfo der Zweck der aͤchten Srepmanrerey 

Durch thätiges. Chriſtentbhum, durch die Verbreitung dee 
Lehre Jeſu, und durch die Aufklärung der Vernunft, die 
Menſchen zu ihrer Frepheit fähig zu machen: die Welt, 
und die durch verſchiedne Einrichtung getrennte Menſchen 
in eine Samilie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗ 
ten und Tugendbaften herbeyzufübren. Aber gleichwie 
bishero noch Eeine menſchliche auch noch fo beilige und 

ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben,-fo mußte eben 
auch die Srepmaurerey gleiches Schickſal erfahren, Men» 

fhen, die fhon auf dem Wege des Kichtd waren : indiefe 

beilige Verbindung aufgenommen, aber noch vor der 

gänzliden Entwicklung ſich durd ein widriges Betragen 

von dem fon fo gut angetrettenen Wege entfernten, fie 
len auf den Wahn, die in dem Vorhofe des Heiligthums 

gefammelte unvoliftändige Kenntniß zu nußen, und unter 

der Aehnlichkeit abgeborgter Gebräuche andere Menſchen 

in ihren Erwartungen au bintergeben, und au ihren .oft 
ſchaͤndlichen Abſichten ald Werkzeuge ibred Eigennuges 
und Ehrgeiges zu gebrauchen: Da bey diefen ihren Eins 
richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde , um indie 
verdorbene Welt zu wirken: da ihnen der Zweck und das 
Gebeimniß ſelbſt noch verborgen war, und fie doc ihre 
€ Ans 


\ 


6 Srieflergrab. 


Willen des Vaters thun. Daer ed Allen that, und im 
hohen Grade that, Fannte er den Vater allein: war als 
fein fein geliebter eingebohrner Sohn. Niemal batten 
wir zuvor Gott unter dem füßen Nabmen eines Vaters 
selannt, niemal murden wır fo deutlich belehrt, daß wie 
Brüder find. Durc ibn erfuhren wir, daß wiralle nur 
einen Herren unfern Gott baben: und diefer Herr iR 
Vater: wir feine Söhne, Kinder, Brüder, wenn wir 
feinen Willen thun. Er und der Vater it eines: denn 


ſie datten nur eınen Willen: und feine Werke beweifen 


es, daher vom Vater gefandt feye, und daß ihm qlle 
Macht gegeben worden. Der Glaub allein an ihn, ap 
feinen Vater und feine Gebote macht unmoͤgliche Dinge 
moͤglich: durch den Glauben werden fih Gebürge von 


‘ihrem Pla bewegen. Sen Reich leidet Gewalt; denn 


man bat es mit Beftreitung feiner Leidenſchaften zu thun: 
Die dazu Stärke genug baben, find die Gemaltigen, und - 
dieſe ollein werben es davon reißen. Man bat dabey 
nicht allein mit ſich, auch mit den Boͤſen, mit dem Ver⸗ 
Derben der Welt zu Fämpfen. Er lebret und die Kunſt 
vernünftig zu begebren, indem er uns aufträgt, den Va⸗ 


ter zu bitten, daß nicht unfer fondern fein Wille geſche⸗ 


be: allen Erfolg als den Willen des Vaters anzufehen, 
und ung im ungluͤck zu berubigen , meil foiches der Eins 
richtung der Welt, den Willen des Vaters gemäß geſche⸗ 
ben mußte. Er ertheilt die Gewalt zu binden und aufs 
aulöfen: er will eine Gemeinde errichten, gegen melche 

die 


—— 


38 Prieſtergrad. 


bins auch: fo nun ich euer Here und Meikſter ench die 
Süße gewaſchen habe , fo folt ihr auch euch unter einans 
der die Süße waſchen. Ein Bepfpiel habe ich euch gegen 
ben, daß ihr thut, mas ich euch getban babe. Wahrlich, 
wahrlich fag ich euch, der Knecht iR nicht arößer dann 
fein Herr, noch der Apoftel größer, dann der, der ihn 
geſandt bat. So ihr ſolches wilfer, felig fepd. ihr, fo 
ihr folches thut. 


Wenn nun der geheime durch die Diſciplinam Arca- 
ni aufbehalten, und durch feine Reden und Thaten ſelbſt 
bervorfcheinende Zweck feiner Lehre war, den Menſchen 
ihre urfprängliche Frepheit und Gleichheit wieder zu ge⸗ 
ben, und ibnen den Weg dazu zu bahnen, fo werden 
nunmebro viele vorbin unverſtaͤndliche und miderfpres 
Wende Dinge begreiflih und ſehr natuͤrlich. Nun wird 
auch der, welcher an die Geheimniſſe der gewöhnlichen 
chriſtlichen, von den Pfaffen verunftalteten Religionen 
nicht glaubt, und melden man gemiffe dasunter verbor⸗ 
gene, noch größere Geheimniſſe vorerft nicht, enthuͤllen 
Darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Erlöfer 
und Heiland der Welt zu nennen. Nun Elärt fi die 
Lehre von der Erbfünde , von dem Sal der Menfcen, 
von der Wiedergeburt auf. Nun weiß man, was der 
Buftand der reinen Natur, der Zuftand der gefalles 
nen Natur, und das Mei der Gnade ſey. Da der 


Menſch aus dem Stande feiner urſpruͤnglichen Frepheit 
| getre® 





60 Prieſtergrad. 


wird unverletzt bleiben v. 20. Cap. 9. der nicht feine 
Kniee gebeugt hat vor den Goͤtzen. Dieſe ſollen (Cap. 
10. v. 7.) vollenden das Geheimniß Gottes. Alsdann 
wird ſich alles umkehren (Cap. 13. 9. 10.) und wer 
Andere beleidigen will, wird unterdruͤckt werden. Dann 
wird Cap. 15. v. 3. erfuͤllt, was der Dichter Moſes 
geſungen bat. Ferner Eap..2ı, v. 1. und 12, 22. Cap, 
23.0. 3. u. 4. Cap. 3. v. 12. Gap. 14. v. 12. Gelig 
find Cap. 19, vr 9. die das Liebesmal ided Herrn 
genoflen haben. Nur diefe Eap- 20, v. 6. haben Theil 
an diefer Auferfiebung. Gott bat fie zu Königen und 
Prieſtern gemacht, Cap. 5, v. 10. und wir werden Koͤ⸗ 
nige auf Erden ſeyn. Jeſus bat uns Cap. 1, v. 5. 6. 
dieſes Koͤnigreich bereitet, ſeinem koͤniglich prieſterlichem 
Geſchlechte die Ewigkeit errungen und eine beſtimmte 
Zahl der beiten Erleuchteſten Eap..a, v. 4. 5. mit Ers 
kenntniß und Gewalt verfeben. 


Unzaͤhlig find auch die Stellen der Schriften in den 


alten Propheten, wo uns diefes goldene Zeitalter vers 
beiffen wird. Allgemeine Aufklärung wird erft den 
Menfchen den Zuftand ihres vorigen Elends und ihrer 
gegenwärtigen Glüdfeligkeit begreiſlich machen. Sie 
werden einſehen, daß ſie ſich durch Entfernung von den 


Vorſchriften Jeſu wieder unterwuͤrfig machen. Dieſe 


Aufklärung alſo, dieſe Gnade wird machen, daß die 
Menſchen nicht mehr fallen, und daß dieſer Zuſtand 
fortdauern wird. 

Dieſe 


64 Prieſtergrad. 


ſehnlichſt die Zeit, wo fie in ihre erſte Rechte und ur⸗ 
ſpruͤngliche Reinigfeit zuruͤck tretten, und der Welt in 
vollem Lichte erſcheinen moͤchten. 


Unter den drey Steinen ſtellten ſich die drey Zuſtaͤnde 
des menſchlichen Geſchlechts vor. Hieram iſt unſer, fuͤr 
das Beſte der Welt erſchlagene, Meiſter Jeſus von Na⸗ 
zareth. Der Nahme Hieram iſt entſtanden, aus den 
Anfangs-⸗Buchſtaben folgender Worte: Hic Ieſus eſt re- 
ftituens amorem mundi: oder wie andere leſen; Hic 
lefus eft refurgens a mortuis. Dabin deutet auch das 
Rabbiniſche Wor: Mac-benac; er bat den Sohn ers 
ſchlagen. Da nach der Lehre Jeſu die Menſchen zu ibrer 

"Srepheit durch Gerechtigkeit und Woblwollen gelangen, 
fo werden diefe durch zwey Säulen mit den Buchflaben 
1. und B. Iuftitia und Benevolentia angezeigt, als auf 
welchen bevden Brundfäulen das Gebaͤude der menfchlis 
chen Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sene 
kelbley ꝛc. find die Spmbolen und Hieroglpphen der Rechte 
maͤßigkeit unferer Handlungen, mit weichen mir ibr Ber» 

baͤltniß zum Zwecke beſtimmen und abmellen. Die 9 Meis 
fer , welche den erfchlagenen Hieram geſucht, fellen die 
erfien Stifter des Drdens vor, welche die unter Mens 
ſchen verloſchne Menſchenliebe nach der Lehre ihres er⸗ 
ſchlagenen Meiſters wieder unter ſich in Gang gebracht, 
und ſie von den Schlacken und menſchlichen Zuſaͤtzen ge⸗ 
reinigt. Und 'weil die Freymaͤurerey Lie Menſchen die 

Kunſt 


U 


Prieſtergrad. 65 


Kun Tebrt, ſich ſelbſt au beberrſchen, fo wird fie eine koͤ⸗ 
nigliche Kunſt genannt. Sonne, Mond und Sterne find 
die verſchiednen Grabe Der Erfeuchtung, melde den Mene 
(hen auf feinem Weg zu dieſem Zwed erhält, _ 

und ſo wäre alfo der Zweck der aͤchten Srepmanrerep 


durch thätiges Chriſtenthum, durch die Verbreitung der 


Lehre Jefu, und durch die Aufklärung der Vernunft, die 
Menſchen zu ihrer Grepbeit fäbig zu machen: die Welt, 
und die durch verfchiedne Einrichtung getrennte Menſchen 
in eine Familie zu vereinigen, und das Reich der Gerech⸗ 
ten und Tugendhaften herbevzufübren. Aber gleichwie 
bishero noch Leine menſchliche auch noch fo beilige und 

ehrwuͤrdige Erfindung unentweiht geblieben, fo mußte eben 
auch Die Sreymaurerey gleiches Schickſal erfahren. Mens 

fen, die fhon auf dem Wege des Lichts waren: indiefe 

beilige Verbindung aufgenommen, aber noch vor dee 

gänzliden Entwidiung fi dur ein widriges Betragen 

von den (don fo gut angetrettenen Wege entfernten, fie 

len auf den Wahn, die in dem Vorhofe des Heiligthums 

gefammelte unvollfiändige Kenntniß zu nugen, und unter 

der Aednlichkeit abgeborgter Gebräuche andere Menfchen 

in ihren Erwartungen zu bintergeben, und zu ibren.oft 
ſchaͤndlichen Abſichten als Werkzeuge ihres Eigennutzes 
und Ebrgeitzes zu gebrauchen: Da bey dieſen ihren Eins 

richtungen der Grund nicht tief gelegt wurde, um in die 

verdorbene Welt zu wirken: da ihnen der Zweck und das 

Geheimnis felet noch verborgen war, und fie doch ihre 

€ Ans 


66 Briefkergrad. 


Anhaͤnger su großen Erwartungen vorbereitet hatten, fo 
verfielen fie in Srmanglung des Befleren um die Eut⸗ 
Dedung des Berrugs noch länger hinauszuſchieben, auf 
verfchiedene Wege. Gieerfanden Grade über Grade: fle 
fuchten endlich den fo natürlichen Hang des Menfcen zum. 
Wunderbaren zu reißen, feine Einbildungskraft au erbi⸗ 

‚Ken, die Dernunft zu betäuben. Nun gaben Menſchen, 
Die ſich mit andern doch ſehr ſchlecht betrugen, fo gar vor, 
mit unfichtbaren Wefen im vertrauten Umgang zu leben. 
Man ſprach von Eingebungen, Offenbarung, Begeiſterung. 
Man ri die gegen dad Gegenwaͤrtige fchon ohnehin forgs 
Iofe Menſchen über ſolches bhinweg, um in die Zufunft 
zu feben: fo gar die fchädlihfte von allen Neigungey, 
die Duelle der unerfättlichen Verſchwendung, der Ver⸗ 
Derbnig der Sitten, und des ungefellfchaftliden nies 
derträchtigen Beiges ‚, die Begierde nach Gold wurde ge⸗ 
reist; alles alte hervorgeſucht, und nichts unverfucht ges 
laffen, um Unvernunft, Aberglauben, Thorbeiten, und 
ſchlechte Sitten zu verbreiten; Die guten Arbeiter zu bins 
dern, und die Menfchen durch eine Art von Beräubung 
gegen ibr Elend und Unglüd fuͤhllos u machen. Hätten 
nicht noch die Edeln und Ausermählten im Hinterhalt ge⸗ 
ftanden, dem einbrechenden Verderben gewehrt, und das 
krachende und ſinkende Gebäude mit ihren Schultern un⸗ 
terſtuͤtzt, ſo waͤre neues Verderben uͤber das Menſchenge⸗ 
ſchlecht hereiagebrochen, und durch Regenten, Pfaffen, 
und Freymaurer die Vernunft von der Erde verbannt 
wor⸗ 


ze Prieſtergrad 


noch ferner dein urſoruͤngliches Recht au forſchen, zu sweis 
fein, zu prüfen. Weiſt du oder nden du irgendwo was 
befleres , fo theile uns deine Einſichten mit, fo wir wie 
Dir nichts verhelen. Wir ſchaͤmen uns unferer Endlichkeit 
nit. Wir wiſſen, dab wir Mentchen finds daß es das 
Werk der Natur und der Uncheilder Dienichen feye, nicht 
auf einmal das Beſte zu erreichen, fondern Stuffenweis 
fortzurüden, durch unfere Zebler Bing zu werden, und 
Die Einlichten unfrer Voreltern zu benunen, um kluge 
@öhne zu werden, die einſt noch Plügere Enkel zeugen 
ſollen. Alſo, wenn dir diefes alles wahr ſcheinet, fo 
nimm alles: iR ein Irrthum darunter, fo macht er dich 
Darum gewiß nicht ſchlechter. Gefaͤllt dir nichts, fo ver⸗ 
wirf alles ungeſcheut, und denke, vielleicht war manches 
nur Aufforderung zum weitern Forſchen. Gefaͤllt dir das 
eine, aber nicht das andere, ſo ſuche beraus das, was die 
geräte. Wenn du ein Erleudterer bi, fo dringt dein 
Olict gewiß dahin, wo Die Wahrheit ſteckt: und bu wirft 
unfre Art Menſchen zu belehren um fo kluͤger Anden, je 
näher du der Eprwidiung entgegen kommſt. 


Ritual sur weitern Aufnahme. 


Nachdem dieſer Unterticht heraelefen worden, acht 
eine Hinterthuͤr auf, durch melde der Freund des Kandie 
daten In prieferlicher Kleidung hereintritt. Diefe Klei⸗ 
bung iſt folgendergenalt ; ein weißes, wollenes bis auf 

die 





Arieſtergrad 71 


die Sqhuhe reichendes, wie ein Hemd geſchnittenes Bes 
wand; der Schliz iR vorn auf der Bra; am Halſe und 
unten an den weiten Ermeln wirds mit feuerrorben ſeide⸗ 
nen Bändern sugebunden ; um den Leib gebt ein ſeidener 
Guͤrtel von derfelben rothen Farbe. Der Decanus allein 
bat noch iiber dieſes ein großes etwa einen Schub langes 
rothes Kreuz von diefer Form T in fein Gewand auf dee 
Unten Bruf genäht. Ale tragen Pantoffeln, fliegende 
Haare und kleine vierekte rothe famtne Saite. 


So bald der Freund eintritt und der Ritter aufficht: 
redet jener Dielen folgendergeflalt an: „Ich bin hierher 
geſchickt worden, Sie zu fragen, ob Sie alled wohl vers 
ſtanden baben, was man Ihnen fo eben vorgefefen hat ?” 
(Der Kandidas beantworter dies) „Haben Sie Anſtoß 
oder Zweifel ben irgend einem diefer Saͤtze gefunden?’ 
(Er antwortet, und man hebt ihm dieBmeifeh) „IR Ihr Herz 
von der Heiligkeit dieſer Wahrheit durchdrungen ? fühlen 
Ste Beruf, Stärke des Beiftes, guten Willen, Uneigen⸗ 
nuͤtzigkeit genug, dieß zroße Werk anzuareifen? Wollen 
Sie fih daben ohne Willkuͤhr der Fuͤhrung unferer Erf. 
Dbern überlaffen ? (Er beantwortet dies) „So folgen Sie 
mir denn! (Der Prieſter hebt mit Anfland das Kiffen, 
worauf die priefterlichen Kleider liegen, auf, und trägs 
es feperlich auf feinen Armen vor dem Ritter ber, wel⸗ 
cher mit gegogenem Degen und bededitem Haupte folgt). 


Meng 


Pa 
⸗ 





72 Prieſtergrad. 


Wenn fie vor die Thuͤr des Verſammlungs Zim⸗ 
merd kommen, bedeutet der Freund den Candidaten, er 
ſolle feine Schube aus, und dagegen die Vrieſfterſchube, 
welche er ihm uͤberreicht, anziehen. Wenn died ger 
fcheben , giebt der Prieſter ein Zeichen, die beiden Fluͤgel 
der Thüre öfnen fi, und man fieht den Decanus vor 
einen Eleinen roth bedeckten Altare drey Stuffen boch ften - 
ben. Das Zimmer it roth tapeziert. Ueber dem Aitare 
bängt oder fleht ein gemahltes oder gefchnigtes Erucifir; 
Auf dem Altar liege auf einem Pulte das Rirualbuch, 
eine Bibelrorh eingebunden ; daben fRebt ein Eleiner gläfers 
ner Teller mit Honig, nebft einem gläfernen Loͤffelchen⸗ 
ein gläfernes Gefäß vol Milch, nebſt .einem Trinkglaͤs⸗ 
ben, und ein kleines Flaͤſchchen voll wohlriechenden 
Dels. Eine brennende heilige Lampe hängt über dem 
Haupt des Decanus, der mit dem Geſicht nach Demi. Ale 
tar bin, alfo gegen Morgen gekehrt Rebt; .die Vresbp⸗ 
ter fen au bepden Seiten auf rothen gepolfterten Bin» 
fen; die Acolpthi ſtehen; die höbern Dbern aber fißen 
au beiden Seiten des Altars. Es können auch dienende 
Brüder (Lapenbrüder) angenommen werden welde nur 
auf die Verfchwiegenheit beeidigt , und ſchwarze Kleider 
von demfelben Schnitte wie die Priefter, tragen, mit 
entblößtem Haupte geben, und bey der Thür ihren 
Platz haben. | .. 

Wenn die Thür wieder verfchloffen it, fo gebt die 
Severlichkeit an. Der Fuͤhrer des Kandidaten legt ehr⸗ 

er⸗ 





64 Priefiergrab. 


ſehnlichſt die Zeit, mo fie in ihre erſte Rechte und u£e 
(prüngliche Reinigkeit zuruͤck tretten, und der Belt in 
vollem Lichte erfheinen möchten. ' 


Unter den drey Steinen ſtellten ſich die drey Zuſtaͤnde 
des menfchlichen Geſchlechts vor. Hieram if unfer, für 
das Beſte der Welt erfiplagene, Meifter Tefus von Nas 
zareth. Der Nabme Hieram if entitanden, aus den 
Anfangs-Buchſtaben folgender Worte: Hic Iefus eft re- 
ftituens amorem mundi: oder wie andere lefen; Hic 
lefus eft refurgens a mortuis. Dahin deutet auch das 
Rabbinifche Wort Mac -benac: er. bat den Sohn er» 
ſchlagen Da nad) der Zebre Jeſu die Menfchen au ibrer 
Srepbeit durch Gerechtigkeit und Wohlmollen gelangen, 
fo werden diefe dur zwey Säulen mit den Buchflaben 
J. und B. Iuftitia und Benevolentia angezeigt, ald auf 
welchen bepden Grundfäulen das Gebäude der menſchli⸗ 
chen Unabhängigkeit beruht. Das Winkelmaaß, Sen⸗ 
kelbley ze. find Die Spmbolen und Hierogipphen der Rechts 
maͤßigkeit unferer Handlungen, mit weichen wir ihr Ver⸗ 
daͤltniß zum Zwecke beſtimmen und abmeffen. Die 9 Mei⸗ 
ſter, welche den erfchlagenen Hieram geſucht, ftellen die 
erſten Stifter des Ordens vor, welche die unter Mens 
ſchen verloſchue Menſchenliebe nach der Lehre ihres er⸗ 
ſchlagenen Meiſters wieder unter ſich in Gang gebracht, 
und ſie von den Schlacken und menſchlichen Zuſaͤtzen ge⸗ 
reinigt. Und 'weil die Freymaͤurerepy Lie Menſchen die 

Kunſt 


66 Brieflergrad. 


Anhänger zu großen Erwartungen vorbereitet hatten, fo 

verfielen fie in Ermanglung des Beſſeren, um die Ents 

Dedung des Berrugs noch länger hinauszuſchieben, auf 

verfchiedene Wege. Sie erfanden Grade uber Grade: fie 

ſuchten endlich den fo natürlichen Hang des Menſchen zum. 

Wunderbaren zu reißen, feine Einbildungsfraft au erbi⸗ 

‚gen, die Vernunft zu betäuben. Nun gaben Menſchen, 
die ih mit andern doch febr fchlecht betrugen, fo gar vor, 

mit unfihtbaren Wefen im vertrauten Umgang au leben. 

Man ſprach von Eingebungen, Offenbarung, Begeiſterung. 

Man riß die gegen das Gegenmärtige ſchon ohnehin ſorg⸗ 

loſe Menſchen über ſolches binweg , um in die Zufunft 

zu feben: ſo gar die fchädlichfte von allen Neigungen, 

die Duelle der unerfättlihen Verſchwendung, der Ver⸗ 

Derbniß der Gitten, und des ungefellfchaftlichen nies 

derträchtigen Geitzes, die Begierde nach Gold wurde ge» 
reist; alles alte bervorgefucht, und nichte unverfucht ges 
laffen, um Unvernunft, Aberglauben, Thorbeiten, und 

ſchlechte Sitten zu verbreiten; die guten Arbeiter zu bins 
dern, und die Menfchen durch eine Art ven Betäubung 

gegen ihr Elend und Ungluͤck fühllos zu machen. Hätten 

nicht noch die Edeln und Auserwaͤhlten im Hinterhalt ges 

fanden, dem einbredhenden Verderben gewehrt, und dag 

£rachende und ſinkende Gebäude mit ihren Schultern une 

terſtuͤtzt, fomire neues Verderben über das Menſchenge⸗ 

(let. bereingebrochen, und durch Regenten, Pfaffen, 

und.Srepmaurer die Vernunft von der Erde verbanne 

wor⸗ 





68 Prieſtergrad. 


niche Regierung in fie kein Mistrauen ſetzen: dienen einer 
beſſern kluͤgern Eintichtung zur Masfe, und ſetzen uns 
dabey in Stand, ihre beſſere, lange in der Irre geführte 
Menſchen nach gehöriger Vorbereitung in unfern &hoed 
and Mittel zu vereinigen. Sie ſchwaͤchen dahero dem 
Zeind, wenn fie ihn gleich nicht befiegen , und vermindern 
die Zahl und den Eifer feiner Stseiter; Sie zerſtreuen 
feinen Haufen, um ben Angriff zu verbäten: und fo wie 
die neue Verbindungen an der Babf und Klugheit ſich 
auf Unfoften der alten verflärfen , fo muͤſſen diefe nach 
und nad von felbften zerfallen. Da noch uͤberdas dieſes 
Beftreben nach geheimen beffern Verbindungen in unferm 
unaufhoͤrlich würfenden Triebe aur Gluͤckſeligkeit und im 
dem Mangelhaften aller bisherigen alten Einrichtungen 
fi gründet, und natuͤrlich und nothwendig daraus ent» 
ſtehen mußte, fo it alles Beſtreben der Fuͤrſten, ihrem 
Zortgang zu hindern, gänzlich vergeblich. Diefer Funke 
fan noch lange Zeit gededt unter der Afche glimmen : aber 
er wird’ gewiß dereinft ın belle Flamme aucbrehen: denn 
die Natur wird e8 müde, diefes alte Spiel einig zu wies 
derhofen, und felbft » je größer der Drud und die Vers 
folgung ſeyn werden, um fo mehr werden Menſchen es 
fühlen, und Aenderung ſuchen, und mit um fo größerer 
Beinbeit fie ſuchen. Diefer Same au einer neuen Welt 
ÄR nunmehr unter Menfchen geworfen, er hat Wurzel 
geſcdlagen, und hat fi zu allgemein verbreitet, als daß 
gewaltſame Ausrottung die Erndte verhindern koͤnnte. 
. Ar 


70 | Brieſtergrad. 


noch ferner dein urſpruͤngliches Recht au forſchen, zu zwei⸗ 
feln, zu prüfen. Weiſt du oder findeſt du irgendwo mad 
befferes , fo theile ung deine Einfichten mit, fo wie wie 
Dir nichts verhelen. Wir fhämen ung unferer Endlichkeit 
nicht. Wir wiffen, daß wir Menfchen finds: daß es das 
Merk der Natur und der Antheil.der Menſchen feye, nicht 
auf einmal das Befte zu erreichen, fondern Stuffenweis 
fortzurüden , durch unfere Zebler Mug zu werden, und 
Die Einſichten unfrer Vorelterm zu benugen, um Fluge 
"Söhne zu werden, die einft noch kluͤgere Enkel zeugen 
foten. Alfo, wenn dir dieſes alles wahr ſcheiner, fe 
nimm altes: ift ein Ierthum darunter, fo macht-er dich 
Darum gewiß nicht ſchlechter. Gefällt dir nichts, fo ver 
wirf alles ungefcheut, und denke, vielleicht war manches 
nur Aufforderung sum meitern Forſchen. Gefaͤllt Dir das 
eine, aber nicht dad andere, ſo ſuche heraus das, mas pie 
gefällt. Wenn du ein Erleuchterer bit, fo dringt deim 
Blick gewiß dabin, mo die Wahrheit ſteckt: und du wirkt 
unfre Art Menſchen zu belehren um fo Flüger finden, je 
näher du der Entwicklung entgegen kommſt. 


Ritual zur weitern Aufnahme. 


Nachdem dieſer Unterticht hergeleſen worden, gehe 
eine Hinterthuͤr auf, durch welche der Freund des Kandi⸗ 
daten in prieſterlicher Kleidung hereintritt. Dieſe Klei⸗ 
dung iſt folgendergefalt: ein weißes, wollenes bis auf 

| die 








72 Prieſtergrad. 


Wenn fie vor die Thuͤr des Derfantmiungs Zim⸗ 


mers kommen, bedeutet der Freund den Candidaten, ee 


ſolle ſeine Schuhe aus, und dagegen die Prieſterſchuhe, 
welche er ihm uͤberreicht, anziehen. Wenn dies ge⸗ 
ſchehen, giebt der Prieſter ein Zeichen, die beiden Fluͤgel 
der Thuͤre öfnen fi, und man fieht den Decanus vor 


einem Eleinen rotb bedeckten Altare drey Stufen boch ſte⸗ 


ben. Das Zimmer if roth tapeziert. Ueber dem Altare 
bängt oder ſteht ein gemahltes oder gefchnigtes Cruciſix. 
Auf dem Altar liegt auf einem Pulte das Rirualbuch, 
eine Bibelrorh eingebunden ; daben ſteht ein Eleiner gläfers 
ner Teller mit Honig, nebft einem gläfernen Loͤffelchen⸗ 
ein gläfernes Gefäß voll Milch, nebft einem Trinkgläss 
hen, und ein Eleines Flaͤſchchen voll wohlriechenden 
Dels. Eine brennende beilige Lampe hängt über dem 
Haupt des Decanus, der mit dem Geſicht nach DemiAle 
tar bin, alfo gegen Morgen gefebrt Rebt;. die Preöbys 


ter figen au bepden Seiten auf rothen gepolfterten Bän» 


Een; die Acolyıhı ſtehen; die höbern Dbern aber ſitzen 
au beiden Seiten des Altard. Es können auch dienende 
Brüder (Lapenbrüder) angenommen werdem welde nur 
auf die Verſchwiegenheit beeidigt, und ſchwarze Kleider 
von demfelden Schnitte, wie die Priefter, tragen, mit 
entbfößtem Haupte geben, und bey der Thür ihren 
Platz baden. . 
Wenn die Thür wieder verfcloffen iſt, fo gebt die 
Beberlichkeit an. Der Führer des Kandidaten legt ehr⸗ 
er⸗ 


Prieſtergrad. 73 


erbietig das Kiffen mit den Kleidern auf die mittelſte 
Stuffe zu bepden Seiten des Decanud. Der VFuͤhrer 
aber geht zuruͤck an die Thür und ftellt fih neben dem 
Ritter zur linken Seite. Der Decanud wendet ſich her⸗ 
um gegen den Kandidaten. 

Decanus Chebt die Hände in die Höhe) Friede ſey 
mit Eu! j 

Die Aßiſtenten: Heil und Segen den Königen und 
Drieftern des nenen Bundes! 

_ Ihtrodueror : Herr höre meine Rede! 

Decanus: Was verlangft du? 

Introductor: Siehe auf mich herab, Hochwuͤrdiger! 
Sch führe einen Schottifchen Ritter, einen treuen, ei 
leuchteten Bruder zu dir, der nad Freyheit und Licht 
ſeufzet. Laß ibn zum Altar treten, daß er zubereitet 
werde au dienen, im Tempel des wahren Lichts. 
Decanus: Ritter! der du das Zeichen der Auserwaͤhlten 
an deiner Stirne traͤgſt! Wende zum leztenmal dein Geſicht 
gegen Abend, woher du gefommen, und antworte mir! 

Unterdeſſen holt ein Akolyth, oder Layenbruder ein 
Rauchfaß und ein Gefäß voll Weihrauch , hält eg dem 
Decanus vor, welcher das Rauchwerk auf die Kohlen 
. wirft, in der Sorm eines Kreunzes dreymal Rauch vers 
breitet, es dann zZuruͤckgiebt und indeß der Ritter ums 
gewendet bat, während des Raͤucherns ſpricht: 

Entſagſt du den Feinden des Menſchengeſchlechts, 

dem Geiſte der Verfuͤhrung und boͤſer Luͤſte, dem 

Geiſte 


4 
| 





Prieſtergrad. 75 
Si⸗ binden ihm die Saare los. 
Ich loͤſe deine Haare, ſey frep und wirf die Feſſeln 
von dir. 
Der Decan ſchneidet mit einer kleinen Scheere oben auf 
dem Wirbel des Hauptes ein wenig Haar ab. 
Das Licht der Weisheit umſtrahle dich, daß du um. 
dich her den Haufen der Beſſern erleuchteft 
Er troͤpfelt ein paar Tropfen wohlriechendes Oehl auf 
den Wirbel des Haupts und reibt dies in Sorm eines 
„Breuges mit dem Singer ein..-" 
ch ſalbe dich zu einem Briefter des neuen Bundes, 


Der Seit des Erkenntniſſes erleuchte dich und deine 
Brüder. 


. Er fest ihm den Huth auf. 
Bedede dein Haupt, mit dem priefterlihen Hute, 
der mehr al& eine Krone werth iſt. 
Er reiche ihm mit dem größern Löffelchen ein wenig Ho⸗ 
ig zu eſſen. 
Zum Zeugniß unfers Bundes genieße diefed Henigs 
ein wenig. 
Er fchentt ein wenig Milch ine Bläschen und läge dent 
Bandidat trinken. 
Trinke etwas von diefer Milch! Diele einfache Nahe 
rung ſchenkt und die Natur. Denke mie glüdfich die 
Menſchen fepn mirden, wenn fie ihre Beduͤrfniffe 
nicht fo vervielfältigt, wenn fie bey einfacherer Sof, 
bep heiterm freien Herzen den Balſam des Lrdens 


nn alt 





76 Prieſtergrad. 


nicht durch Unmaͤßigkeit vergiftet hätten. — Stebe 


auf und bleibe treu und feſt am Glauben. 
Er lͤßt ihn aufſtehen und umarmt ihn. 

Hier iſt ihre Inſtruction! 
Er giebt ihm eine Abſchrift der nachher vorkommenden 
Inſtruction. 

welche ſie nachher werden verleſen hoͤren. 

Das Zeichen der Prieſter iſt, daß man bepde Haͤnde 
Xweiſe ſich auf den Kopf lege. 

Der Brif, daß man die Fauſt verfchloffen hinhalte, 


den Daumen aber in die Höhe ftrede, da dann der Anz - 


dere gleichfalls eine ſolche Fauſt macht, und diefelbe auf 
Des andern Fauſt lege, doch fo, daß er jenes Daumen 


Darin einfchließe. 

DasWort: I.N.R.I. und bedeutet: Iefus Nazare- 
nus Rex Judaeorum. &8 wird aber fo buchftabirt, wie 
das LA.K.IN. 


Nunmehr fuͤhrt der Introductor den Neuaufgenomm⸗ 


nen unten auf feinen Platz. 

Der Decan und die Aßiftenten treten auch ab, ſetzen fich 
neben den Altar auf ihre Sie, und ein jüngerer Pries 
fer riet zum Altar und liefer: 


Sie miffen nun vollfommen, worauf ed bey uns an⸗ 
koͤmmt. Eie ujberſchauen das weitlaͤufige Feld, welches 
wir zu bearbeiten haben. Sie ſehen, daß der Operations⸗ 


Plan, nach welchen unfce hoͤhere Grade handeln, kraͤftig 
auf 


Srieffergrat. 7 


auf die Welt wirken, und allen jegigen Verfaffungeneine 
andre Wendung geben muß. 


Allein man fan dad nicht übereilen. Wir brauchen 
in allen Zäcdyern eine Menge Arbeiter, und der Mann, 
dem wir unfre geheimen Zwede anvertrauen, muß aus 
Dankbarkeit auch grade da Hand anlegen, mo wir es 
noͤthig finden, und wo die erlauchten Obern ihn brauchen 
zu Pönnen glauben. 


Wenn nur Aufklärung die allgemeine Frepheit, 
Gleichheit , Ruhe und Gluͤck befördern fan; wenn alſo 
unſere Anſtalten vorzuͤglich dahin fuͤhren muͤſſen, dieſe 
Aufklaͤrung zu bewirken, ſo begreifen Sie leicht, daß es 
damit nur ſtuffenweiſe, nur langſam gehen kan, daß 
man mit kleinen Fortſchritten anfangs zufrieden fepe, dag 
man erft bey Feſtſetzung allgemeiner Grundbegriffe, bey 
‚Reinigung der gemeinen Wiflenfhaften den Anfang 
- machen muß, ebe wir dahin gelangen Pönnen, der Welt 
böbere Kenntniße, tiefere Einfihten in Wahrbeiten von 
denen fie ſich fo weit entfernt bat, mittbeilen zu koͤnnen. 


Sie werden nun auch leicht glauben, daB Geſell⸗ 
ſchaften, welche allerlep £eute aufnehmen , und mit dens 
ſelben ſogleich myſtiſche, ſpeculativiſche Wiſſenſchaften 
treiben, jedem Weiſen verdaͤchtig ſcheinen muͤſſen, weil 
ſie theils Menſchen Lehrſaͤtze aufdringen wollen, deren 
Wahrheit man nicht mit Zuverſicht glauben kan, wenn 
uns die Mittelſaͤtze fehlen, die auch oft nur auf will⸗ 

kuͤhr⸗ 





vi Prieſtergrad. 


kuͤhtlichen Vorausſetzungen beruhen, und dann, weil 
uͤberhaudt nicht alle Menſchen gemacht find, Philoſophen 
zu werden, und ſich den Arbeiten, welche das gemeine 
Beſte mit Recht von ihnen fordern kan, zu entzieden. 

Deswegen nun müffen fi unfre Mitglieder, wenns 
ihnen wahrhaftig rin Ernt it, etwas für die Weit zu 
thun, wären fie auch noch fo aufgeklärt , nicht verdrieſ⸗ 
fen laſſen, zu den Eleinern Anftalten der unterften Klafs 
fen die Hände zu bieten. Entfagen Gie Daher vorerſt 
(diefe Probe müffen wir von Ihnen verlangen) allen 
Anſpruͤchen auf Regierung, und widmen ſich eine Zeit 
lang der Direction ihres wiſſenſchaftlichen Faches. Hier 
empfangen Sie die Anweifung dazu. 


Inſtruction 
für den erſten Grab der Prieſterklaſſe. 


I. Die Priefter diefer Klaſſe find die Vorſteher dee 
Eleinen oder evaterifhen Mofterien. Cie heiffen Pre 
dyteri, und ihr Dberer Decanus. Den Schottiſchen 
Nittern aber dürfen fie unter diefem Nabmen nicht bes’ 
kannt fepn. Wenn's daber bie und da nöthig if, von 
den Mniterien> Klafen zu reden, fo nennt man die 
Eingeweihten mit dem in hepdniſchen Zeiten uͤblich ges 
weſenen Titel: Epopten, und einen Dbern der Moſte⸗ 
rien: Hierophant. _ 

II Die Verſammlungen dieſes Grades beißen Sy⸗ 
modem, , 


III. 


Seiefkersrab. 79 


M. Alle zerſtreuten Presbyter einer Provinz machen 
auſammen nur eine Synode aus. Es dürfen aber in 
jeder Provinz auffer dem Decanus, dem Praͤfecten der 
. Kapitel und den böbern Obern, welche den Verſamm⸗ 
Jungen beyaumohnen, das Recht haben, nur 9 Preöbpter 
fih befinden. Davon And 7 die Vorfteher der 7 wiſſen⸗ 
ſchaftlichen Hauptfaͤcher, und die andern beyden die Se⸗ 
eretarien und Bebülfen des Decani und der Sonoden, 
übernehmen aud) die aufferordentfichen Arbeiten. ſ. f. — 


IV. Da die Presbpter durdaus mit den weltlichen 
Geſchaͤften nichts .mehr zu thun haben, fo muͤſſen fie 
ibre ganze Aufmerkfamfeit auf Vervollkommung ihr 
res Faches wenden. indem ibnen nun die beften Aus⸗ 
arbeitungen der Minervalen zugeſchickt werden, fo giebt 
dies ihnen Gelegenheit die fäbigften Köpfe im D. fen» 
nen zu Sernen. - So wie alfo jemand in die untern 
Grade aufgenommen wird, und fi zu einer Willen 
ſchaft oder Kunft bekennet, fo läßt der Provinzial das 
von dem Decano Anzeige thun. Diefer giebt dem Pries 
ſter, welcher diefem Fache vorſteht, Nachricht Davon, 
und derſelbe notirt ſich den nenen Arbeiter, der alsdenn 
ohne es zu wiſſen, unter ihm mit den uͤbrigen Arbeitern 
derſelben Wiſſenſchaft in der Provinz ein Ganzes, eine 
gelehrte Saruftät ausmacht. 


V. Jeder Prieher ſorgt alſo für eine binlaͤngliche 
Anzabl Unterarbeiter in feinem Fache und ſtellt eine Art 
. son 








80 Srieflergrad. 


von Facuftät her. Die Leute muͤſſen unter ihm arbeiten 
and forſchen. Da nun alle feientififheAnfragen inebendem _ 
Sach an ihn kommen, und er die Leute befriedigen muß; 
fo liege ihm ob, ſich zu bemuͤhen, feite Spſteme berzus 
ftellen, und durch die Untergebenen das noch Dunkle und 
Ungewiſſe erläutern , erforfchen und berichtigen zu laſſen. 


VI. Wo feine und feiner Schuler Kenntniffe nicht 
hinreichen, da fol er auch die Meynung fremder Gelchre 
ten außer dem D. au Rathe ziehen, und diefelben alfo, 
obne daß fie es bemerken, zum Nutzen des Drdens in Bes 
wequng ſetzen. Nicht fo leicht fol er ſich an die böbern 
Dbern wenden , fondern fo viel möglich die Sragenden 
aus eigenem Schafe befriedigen, um denen mit ungebeurer 
Arbeit ohnehin ſchon beladenen Dbern die Laft nicht zu er⸗ 
ſchweren. Will dies alles aber nicht genug thun, fo bite 
tet er den Decan der Provinzial: DObern, der alsdann in 
andern Provinzen Nachfrage veranlaßt. Nur in wichtigen 
Faͤllen, und wenn dies alles nicht hinreicht, nimmt man 
feine Zuflucht u den höbern Dbern. Ueherhaupt geht aber 
alles, auch das gerinafte, durch die Hände des Decani 
und ſteht ein einzelner Priefter mit den: Berfammlungen 
in keinem Btriefwechſel. 


VII. Man ſoll ſich ſehr viel Fragen notiren, deren 
Erläuterung wichtig iſt, und welche einſt koͤnnten aufge⸗ 
worfen werden, z. E. im Sache der practiſchen Philoſophie 
die Fragen: „In wie fern iſt der Satz wahr, daß alles, 

? was 


Driehergead, 8 


was zu einem auten Zwecke fuͤhrt, auch ein erlaubtes Mit« 
tel fen? Wie muß der Gap beſchraͤnkt werden, um zwi⸗ 
ſchen jeſuitiſchen Misbrauch, und aͤngſtlicher Vorurtheils 
Sclaverey hindurchzugehen u. ſ.f. Solde und aͤhnliche 
Sragen ſchickt man denn an den Decan, der fie unter die 
verſchiednen Minervalkitchen austheilt, wodurch die Zůg⸗ 
linge beſchaͤftigt werden, und manche neue, kübne, brauch» 
bare Idee in unfer Magasin fommt. 


VIU. Sof nun alfe in einer Brobim diefe Driefters 
Elaffe neu errichtet werden, fo muß man kein Mittgl uns 
verſucht laſſen, um darinn ſo fuͤr die Wiſſenſchaften zu 
forgen, als wenn der Orden in ſcientificis noch nichts ge⸗ 
leiſtet hätte. Zu Vermehrung und Reinigung der menſch⸗ 
lichen Kenntniſſe Fan nicht genug geſchehen; man wird 
damit nie fertig: Alſo muß bier jeder fein Scherflein 
beptragen. Feblt es an Haupterlaͤuterungen, ſo werden 
ſolche von den Hochw. E. Obern nicht verſagt werden. 
Aber man muß nicht blos anderer Menſchen Weis heit ver⸗ 
zehren wollen, ſondern auch ſelbſt den gehäuften Schatz 
zu vermebren traten. 


XI. Daher foll. der Priefterftand unter Anführung des 
Decani und dem Schuge des Provinzials den Orden in 
der Provinz auf einen folden Fuß feben, daß es ibm 
nicht mar in feinem Sache an geſchickten und erfahtnen 
Maͤnnern mangle , fondern daß auch 


* 1. junge 








82 Prieſtergrad. 


1) junge Leute sum Beobachtungsgeifte gewöhnt; 


2) Sacta und ungesweifelte Beobachtungen in ‘Menge 
gefammelts 


3) diefe gebörig unterſucht, verglichen, benutzt werden, 
und zwar auf ſolche Art daß 


4) der Drden die bisherigen ‚Spkeme entbebren , 
und eigene — aufdie Natur allein gegrändere Spites 
me feinen Anhängern vorlegen koͤnne. 

X 


5) daß er in allen Faͤchern Erfinder habe. 


6) daß in feinem Schooſe ein Vorrath der tiefſten und 
verborgeniten Weisheit rube, 


7) der Drden der uͤbrigen profanen Welt nothwendig/ 
ſich aber diefelbe im Gegentheil entbehrlich mache, 


8) damit er dann das durch die Arbeit und Weledeit 
feiner Mitglieder erworbene Licht austheilen Eönne, 
an wen er will. | 


, x. Den Beobachtungẽgeiſt zu verbreiten, muß man 
ſchon in der Minervalklaſſe anfangen. 


3) Die Leute muͤſſen unterrichtet werden, daß in der 
Natur nichts Plein, nichts unbedeutend ift. 


2) Es müfen alle Mitglieder zu den verſchiednen 
Wiſſenſchaften, zu welchen fie Luſt und Anlage ba» 
ben, und in weichen fie beobachten follen und wollen, 


abgetheilt werden, . 


3) Man 


Prieſtergrad. 83 0 


3) Man muß daher im feiner Provinz folgende Fra⸗ 
gen zur Beantwortung aufwerfen, und die beften 
Arbeiten mit Beförderung, Geld und anf andere . Bu | 
Art belohnen... Dabep merke man wobl, daß nie 

mand azu einer hoͤhern Klaſſe fol befördert werden, 

er babe denn dem Orden in diefem oder einem ans 
dern Sache einen würdigen Dienft geleiket: Die 
tagen find folgende : : 


A) Was if der Beobachtungsgeik ? 


B) Wie wird er erworben, und mie werben ‚gute 
Beobachter gebilder? R 


C) Wie muß man genau und richtig beobachten? 


4) Iſt das Soſtem vom Beobahtungsgeife im allge⸗ 
meinen hergeſtellt, dann wirft der Desanud untee 





Anwe iſung des Provinzials diefelben Fragen für jede t; 
der abgetheilten Klaſſen der Eleinen Mpfterien auf. . 

| 4 
XI. Diefe Klafien nun ind i R 


1) die phpfkalifche und zwar 
A) Optit, Dioptrif , Katoptrif, 
B) Hodraulik, Hpdroſtatik. 


'C) Efectrieirät, Centralkraͤfte, Magnetiomus, At⸗ 
traction. 
D) Erxperimental⸗ Phoſik auf Luft und andere 
Objecte. | 
Sn 3) Die 





24 Prieſter grad. 


a. Die medleiniſche Klaſſe, wohin gehoͤrt 
A) Anatomie, 
B) Bemerkungen über Krankheiten, über Arznep⸗ 
mittel, Semiotik. 
C) Wundaraney, Hebammenkunſt, chirurchiſche Er 
9 rationen. 
D) Cbemie. 
3) Mathematiſche Klaſſe, dahin nemlich 
A) gemeine und boͤbere Rechenkunſt, Algebra. 
B) Reine Matbematif, Eivil: Militair- und Schiffs 
baukunſt. 
C) Mechanik. 
D) Sphaͤren⸗Lehre, Auronomie ꝛc. 
H Zür die Naturhiſtorie, als 
A) Ackerbau, Gärtnerey, Hausbaltungskunft. 
B) <hierreih, vom kleinſten Inſecte an bis zum 
Menſchen. 
c) Erdarten, Steine, Metalle, 
D) SKenntniß der Wirkungen, und unbefannte _ 
Phänomene , die der Erdkoͤrper Zeigt. 
5) Politische Klaſſe, dabin gebört 
A) Menfhenfenntniß, mosu die großen Illumina⸗ 
ten Materialien liefern. J 
B) Geſchichte, Erdbeſchreibung, gelehrte Geſchichte, 
dahin auch die Lebenslaͤufe der Maͤnner, deren 
Nabmen man trägt, abgeliefert werden. 
C) Alterthümer , Diplomatik. 
. D) 90» 





grieſtergrab. 65 


D) Molitiſche Geſchichte des Ordens, feine hide 
ſale, Fortſchritte, Wirkungen, Unfäle in jes 
der Provinz, Kampf mit andern ihm entgegen 
arbeitenden Gefellihaften NB. bievon fol 
vorzůͤglich geredet werden. 


6) Künfe und Handwerker nemlich 
A) Dabler : Bildbauer⸗ Ton⸗ Tanz gunk Ä 
B) Redner: und Dichtkunſt, lebende Sporachen, 


lateiniſch und gtiechiſch. 
C) Uebrige ſdine ke gitteratur. 
. D) Handwerker. a W 


a) Geheime Wiffenfchaften und beſondre Benneniffe. 

A. Seltne Sprachen, srientalifhe Sprachen, - 
B.. Kennutniſſe geheimer. Schreibarten, folde an ent« 
giefern, Pettſchaften au erbrechen,- und. dir das 
. Erbrechen au .bewabren. 


C. Hierogipphen, alte und neue. 


D. Kenntniß geheimer Verbindungen, Freymaurer⸗ 
Spfteme ıc. wohin auch die Bemerkungen and 
Sammlungen der Schoͤttiſchen Ritter mwerse⸗ 
ben werden. 


XII. Die eingelaufnen Abhandlungen werden fAnımte 

fich von dem Decan den faͤhlgſten aus der Klaſſe gegeben, 
bie den ſchaͤrfſten philofepbifiben Geiſt, die feluſte Un⸗ 
ar | ter⸗ 








Brieflergrab. 87 


4. Daß, wenn ja noch in der Auflöfung etwas dun⸗ 
fel, oder einer meitern Auflöfung und Beobachtung 

nuoͤthig Haben möchte, eine neue Aufgade fo vielund 
fo lange daraus gemacht werde, bis die Materie in 
ihren kleinſten Theilen erfchöpft if. 


XIV. Dadem menſchlichen Geſchlechte am Leben und 


der Geſundheit, dem Orden aber an Erhaltung feiner 


theuerſten Mitbräder fo unendlich wiel gelegen if, fo fan ˖ 
der Drden feine Sorgfalt nicht genug ausdrüden, und 

muß alle Aerzte zu Erfüllung diefer heiligen Pflicht aufs 

nahdrüdlihkte auffordern. Denfet, daß es in euern 

Händen ſteht, ein einziges bofnungsvolles Kind, einem 

Sohn feine Eltern , dem Vaterlande einen guten Bürger, 
und der Welt einen edeln Menfchen au geben oder zu neh» 
men; denft, daß alles Gute, aller Schade , der daraus 
entitebt , euer Werk it. (Zu diefem Endawed fol der 

Decan jeden unfrer Yerste auffordern 


1. über die Semiotik au beobachten, 


a. über die Reanfbeiten insbefondere, denen der gröfte 
Theil’ des Menſchengeſchlechts unterworfen if, und 
welche noch bisher Feiner gewiſſen unfehlbaren Kur⸗ 
art unterworfen find: 

3. vor allenaber über die fo fehr unverantwortlich vers 
nachläffigten Kinderfranfheiten ; 


4. Über die Kräfte und Wirkungen gewiſſer augbarer 
Medicamente, 
5. Es 


& u Prieftergrad 


terſcheidungskraft und den Eſprit de Detail baben, um 
aus allem das Bere zu zieden und ein ordentliche® weit⸗ 
laͤufiges Epfem über den Beobachtungsgeiſt zu entwer⸗ 
fen. Der Decan (hit dem Provinzial diefen Entwurf 
feiner Provinz, und von da gebt er an den National. — 


Der Rational ift dann angemwiefen , das weitere au be⸗ 


forgen, und demnächkt bekommt der Drovinzlal das voll⸗ 
Rändige Gpftem über den Beobachtungegeiſt zugeſchickt. 
Dies theilt er unter feine Verſammlung aus, läßt in der 
Minervalklaſſe daruͤber den fähigken Männern Unterricht 
ertheilen, die Leute zum Beobachten anführen und darinn 
üben. — lleberbaupt fol man ich dieſen Kunſtarif mer⸗ 
Ben, von den Untergebenen und Unerfabrnen denen Hoͤ⸗ 
bern und Denkern gute Materialien zum Bearbeiten in 
bie Hände liefern zu laſſen. | 
XIII. Haben die Mitglleder sum Beobachten die ges 
Görige Anleitung erhalten, fo werden von den Directoren 
ber verichiedenen Faͤcher die Materien und Yufgaben 
sum Beobachten ausgeſchickt. Hier kan wan der Die 
section nicht genug anmerken: | 
a. daß von der Feinbeit und Nupbarkeit der Aufgabe 
alles. abhängt. 
2. Daß alfo lauter practifche Materien zur Beobach⸗ 
tung auögefegt werben müffen. 
% Daß eine heſtimmte Materie nicht im Allgemeinen, 
Madern ſeht individuell aufgeworfen werde. 
4 Daß ⸗ 


a ⸗ 
2 
X 


88 Srieffergrab, 


5. Es ſoll jedem Arzte aufgetragen werden, feine galije 
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pra⸗ 
sis, feinen ganzen Beobachtungsgeiſt auf eine gewiſſe 

Krankheit, ein gewiſſes Zeichen, ein gewiſſes Araney- 
mittel zu verwenden, und ale Beobachtungen zu Pa⸗ 
pier zu bringen. Je individueller die Krankheit, das 
Spſtem, das Medicament ift; um befto verdienftvol« 

“@ Seriit die Arbeit. 


6. Alle medicinifhe Beobachter merden dader erfucht 
A. ihre Beobachtungen auch an Gefunden ſchon anius 
fangen, und fih einen inSividuellen Menſchen 
gang durdhaubenfen „ auch die Anlagen zu bemer⸗ 

‚ Een, im gefunden Zuflande Krantbeiten vorherzu⸗ 
feben; denn diefe Diſpoſi itionen haben ſchon ihre | 
mebt oder weniger au bemerfenden Symptome. 


B. Die Geſchichte, die Philofopbie eines, beſtimmten 
Epmptoms zu liefern. | 

C. Bey Krankheiten auf das genäuefte Das gemeins 
ſchaftliche, und mider das entfcheidend ſpeculati⸗ 
viſche der Zeichen zu ſtudiren. 

D. Den Eiy der Krankheiten nicht allezeit blos im 
Körper, fondern auch in der Seele, in den Leis 
denſchaften, im Llter, im Geſchlechte, in der 
Lebensart, im Temperemente, in der Leibesge⸗ 
ftalt, Nahrung, Jahrszeit, in den Ausfchweifuns 
gen der Tugend zu fuchen. 


E. Zu 


grieſtergrad. 89 
X. Zu erforſchen, aus mie, viel Urſachen dieſelbe 
Krankheit entſtanden, und bey Menſchen uͤber⸗ 
haupt entſtehen fan. Da nun die nemliche Krank⸗ 
beit, die aus verſchiedenen Urfachen entfteben fan, 
> auch verfcbiedene mit der Urfüche Eorrefpondirende 
- äufferliche fiihtbare Wirkungen bervorbringen fan ; 
fo muß er bier. vorzüglich diejenigen Zeichen zu 
entdeden ſuchen, welche nurdiefe und Feine andre 
.Urſache anieigen. 
.. F. Auf den Sig der Krankheit, auf den locus af. 
ſectus. 
a. in der Seele oder im Koͤrper. 
b. in den veſten oder fluͤßigen Theilen u. ſ. f. 

G. Richt nur auf die Qualitaͤt der Arzney allein, 

ſondern auch auf deren Quantitaͤt. 

H. Ob er ſich ſicher auf das Medicament verlaſſen 
fan, ob bier nicht der Geitz, Wucher oder Nach» 

“ Käßigfeit der Apotheker etwas veriehen, oder gar 

; fremde Dinge darunter gemifche habe. Er muß 

‚von der Neinigkeit, von der gehörigen Zuberei⸗ 

tung ded Medicamentd Augenzeuge fepn, wenn er 

diefe als Beobachtung geben wil, Er mus das 

. Medicament nicht aus Büchern, fondern Immer 
auch dabey aus eigner Erfahrung Eennen. 

1. Er muß gewiß wiſſen, daß der Tod oder die Ges 
fundheit eine unfehlbare Wirkung feiner Arznep ſey. 
Mithin muß er gewiß fen 

| a. daß 


88 Prieſtergrad 


5. Sa or jebem Arzte aufgetragen werben, feine galije 
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pra⸗ 
ris, feinen ganzen Beobachtungsgeiſt auf eine gewiſſe 

Krankheit, ein gewiſſes Zeichen, ein gemiffes Arzney⸗ 
mittel zu verwenden, und ale Beobachtungen zu Pas 
pier zu bringen. Je individueller die Krankheit, das 
Epftem, das Medicanıent if; um den verdienftvols 

“@ ferift die Arbeit. 


6. Alle medicinifche Beobachter werden daher erſ ucht | 
A. ihre Beobachtungen auch an Gefunden fehen anius 
fangen, und fih einen individuellen Menſchen 
ganz durchzudenken, auch die Anlagen zu bemer⸗ 
kam im gefunden Zuftande. Krantbeiten vorberäus 
feden ; denn dieſe Diſpoſi itionen baben ſchon ihre 
mebt oder weniger au bemerfenden Spmptome. 


B. Die Geſchichte, die Philoſophie eines beſlimmten 
Symptoms au liefern. 

C. Bey Krankheiten auf das genäuefte das gemeine 
ſchaftliche, und wider das entfcheidend ſpeculati⸗ 
viſche der Zeichen zu ftudiren. 

D. Den Eiy der Kranfpeiten nicht allezeit blos im 
Körper, fondern auch in der Geele, in den £eis 
denſchaften, im Zirer, im Befchlechte, in der 
Lebensart, im Temperemente, in der Leibesge⸗ 
ftale, Nahrung, Jahrszeit, in den Ausfchweifuns 
gen der Jugend au ſuchen. 


E. Zu 


2” 


grieſtergrad. 89 
X. Zu erforſchen, aus wie viel Urſachen dieſelbe 
Krankheit entſtanden, und bey Menſchen uͤber⸗ 
haupt entſtehen fan. Da nun die nemliche Krank⸗ 
beit , die aus verſchiedenen Urſachen entſtehen kan, 
+ auch verfchiedene mit der Urfache Eorrefpondirende 
- Aufferliche fihtbare Wirkungen bervorbringen fan ; u 
fo muß er bier. vorzüglich diejenigen Zeichen zu ' | 
entdeden ſuchen, welche nurdiefe und Feine andre 
Urfache anzeigen. 


EF. Auf.den Sig der Krankheit, auf. den locus af- | ll. 
fetus. " ' 





J. 
a. in der Seele oder im Körper. TORE 
b. in den veften oder flüßigen Theilen u.f.f. 2 


G. Richt: nur auf die Qualitaͤt der Arzney allein, 
fondern auch anf deren Quantität. 
H. Ob er ſich Nicher auf das Medicament. verlaffen 
fan, ob bier nicht der Geitz, Wucher oder Nach» 
“ laͤßigkeit der Apotheker etwas verſehen, oder gar 
* fremde Dinge darunter gemiſcht habe. Er muß 
von der Reinigkeit, von der gehoͤrigen BZuberei⸗ 
tung des Medicaments Augenzenge ſeyn, wenn er 
dieſe als Beobachtung geben will. Er muß das 
. Medicament nicht aus Büchern, ſondern Immer 
auch dabep aus eigner Erfahrung kennen. 
1. Er muß gewiß wiſſen, daß der Tod oder die Ges “ 
fandheit eine unfehlbare Wirkung feiner Arznepfen. 
Mithin muß er gewiß (en 
a. daß 





80 | Prieſtergrad. 


von Facultaͤt her. Die Leute muͤſſen unter ihm arbeiten 


and forſchen. Danun alle feientififcheAnfragen in eben dem 


Fach an ihn Eoınmen, und er die Leute befriedigen muß; 
fo liegt ihm ob, ſich zu bemühen, feſte Soſteme beräus 
ftellen, und durch die Untergebenen das noch Dunkle und 
Ungewiſſe erläutern , erforfchen und berichtigen zu laſſen. 


VI. Wo feine und feiner Schüler Kenntniffe nicht 
hinreichen, da foll er auch die Meynung fremder Gelehr⸗ 
ten außer dem D. au Rathe ziehen, und diefelben alfo, 
obne daß fie eö bemerken, zum Nutzen des Drdens in Bes 
megung ſetzen. Nicht fo leicht fo er ſich an die böbern 
Obern wenden , fondern fo viel möglich die Fragenden 
aus eigenem Schafe befriedigen, um denen mit ungebeurer 
Arbeit ohnehin fchon beladenen Obern die Laft nicht zu er⸗ 
fhweren. Wil dies alles aber nicht genug thun, fo bite 
tet er den Decan der Provinzial: Dbern, der alddann in 
andern Provinzen Nachfrage veranlaßt. Nur in wichtigen 
Faͤllen, und wenn dies alles nicht binreicht , nimmt man 
feine Zuflucht su pen böhern Dbern. Weherhaupt gehtaber 
alles , auch das gerinafte, durch die Hände des Decani 
und ſteht ein einzelner Priefter mit den.-Verfammlungen 
in feinem Btiefwechſel. 


vn. Man ſoll ſich fehr viel Tragen notiren , deren 
Erläuterung wichtig ift, und welche einft fünnten aufges 


worfen werden, 3. &. im Sache der practifchen Philoſophie 


die Fragen: „In wie fern it der Satz wahr, daß alles, 
OE was 


| grieſtergrab. 8685 


D) sBolitifche Geſchichte des Ordens, ſeine hide 
ſale, Fortſchritte, Wirkungen, Unfälle in jes 
der Provinz, Kampf mit andern ihm entgegen 
arbeitenden Geſellſchaften NB. bievon Toll 
vorzůglich neredtt werden. 


65) Künfe und Handwerker/ nemlich 
A) Mabler: Bildhauer». Ton⸗ Tanz Funke 


B) Redner: und Dichtkunſt, Tebende Spraden, 
Sateinifch und gtiechiſch. 


©) Uebrige febörie Bilfenfsanen, Eitteratur, 
,D) Handwerker. J 


7) Geheime Wiſſenſchaften und beſondre genntuife. 
A. Seltne Sprachen, srientalifhe Sorachen⸗ 
B. Kenntniſſe geheimer. Schreibarten, ſolche au ent⸗ 
giefern, Pettſchaften zu erbrechen, und eir das 
Erbrechen au bewahren. 


C. Hieroglyphen, alte und neue. 


D. Kenntniß geheimer Verbindungen, Freymaurer⸗ 
Spfteme ıc. wohin auch die Bemerkungen und 
Sammlungen der Schottiſchen Ritter überges 
ben werden. - x 


XII. Die eingelaufnen Abhandlungen werden ſaͤmmt⸗ 
fih von dem Decan den fäbigften aus der Klaffe gegeben, 


bie den ſchaͤrfſten pbilofopbifben Geiſt, die felnſte Un- 
. . ter⸗ 





Prieſtergrad. 87 


4. Daß, wenn ja noch in der Aufloͤſung etwas dun⸗ 
kel, oder einer weitern Aufloͤſung und Beobachtung 
noͤthig haben möchte, eine neue Aufgade fo viel und 
fd lange daraus gemacht werde, bis die Materie in 
ihren kleinſten Theilen erfchöpft if. 


XIV. Dadem mencchlichen Gefchlechte am Leben und 
der Gefundheit, dem Drden aber an Echaltung feiner 


theuerſten Mitbräder fo unendlich viel gelegen if, fo fan 


der Orden feine Sorgfalt nicht genug ausdräden, und 
muß alle Aerzte zu Erfüllung dieſer heiligen Pflicht aufg 
nachdruͤcklichſte auffordern. Denfet, daß ed in euern 
Händen ſteht, ein einziges bofnungsvolles Kind, einem 
Sohn feine Eltern , dem Daterlande einen guten Bürger, 
und der Welt einen edeln Menfchen zu geben oder zu neh» 
men; denkt, daß alles Gute, aller Schade , der daraus 
entitebt , euer Werk it. (Zu diefem Endzweck fol der 
Decan jeden unfrer erste auffordern 


1. über die Semiotif u beobachten, 


a. über Die Krankheiten insbefondere, denen der gröfte 
Theil des Menſchengeſchlechts unterworfen if, und 
welche noch bisher Feiner gewiſſen unfehlbaren Kurs 
art unterworfen finds 

3. vor allenaber über die fo ſehr unverantwortlich vers 
nachläffigten Kinderfrankheiten ; | 


4. über die Kräfte und Würkungen gewiffer autzbarer 


Medicamente, 
s Es 





— — — 





ſandern ſeht iadividueſl anfgeworfen werde. 


3 Griekergrab 


seriäeitungstreh nad den Eipzr de Dei behen, um 
aut alem das Defie su schen uud cn ertemtliet wiit» 
Liufiges Zypfiem über den Besbehttungdari u eRiwer> 
fen. Der Decan ididt dem Yrwwin;tal dieſen Entwurf 
feiner Proviaz, und von da geht er an den Netionel. — 
Der Nariona‘ iſt dann angewiefen , das weitere zu bes 
forsen, und demmaͤcht bekommt der Drovınzial das voll- 
Bändige Soſten über den Beobachtungegeiſt zugeſchict. 
Dies theilt er unter feine Derfammiung aus, läßt in der 
Minervalklaſſe daräber dem fähigen Maͤnnern Unterricht 
erteilen, die Leute zum Beobachten anführen und darinn 
Üben. — Urberbanpt fol man fi diefen Runkarıf mere 
Een, von den Untergebenen uud Unerfabrnen denen Die 
bern und Dentern gute Materialien um Bearbeiten im 
Die Hände liefern au laffın. 

XIII. Haben die Mitglieder sum Beobachten die gen 


Adcige Unlcitung erbalten, fo werben von den Directoren 


Der verſchiedenen Fächer die Materies und Aufgaben 
aum Beobachten ausgeſchickt. Hier kan man der Die 
gection nis genug aumerfen: 


u. baß von der Zeinbeit und Nunbarkeit der Aufgabe 


alles abbängt. 


3. Daß alfo lauter practifche Materien aur Beobach⸗ 
tung ausgeſetzt werden muͤſſen. 


Y Daß eine heſtimmte Materie nicht im Allgemeinen, 


4. Daß⸗ 


J 


88 Prieſtergrad. 


5. Es foll jedem Arste aufgetragen merden, feine ganze 
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pra⸗ 
xis, feinen ganzen Beobachtungsgeiſt auf eine gewiſſe 

Krankheit, eih gewiſſes Zeichen, eingemiffes Arzney⸗ 
mittel zu verwenden, und alle Beobachtungen zu Pas 
pier zu bringen. Je individueller die Krankheit, das 
Sptem, das Diedicanıent if; um dene verbienftuols 

e ler iſt die Arbeit. 


6. Alle mediciniſche Beobachter werden daher erfucht | 
A. ibre Beobachtungen auch an Geſunden feben aneu⸗ 
fangen, und ſich einen individuellen Menſchen 
ganz durdhaubenfen / auch die Anlagen zu bemer⸗ 
Een, im gefunden Zuſtande Krankheiten vorberäus 
feben ; denn diefe Difpofi tionen haben (don ihre | 
mebr oder weniger au bemerfenden Spmptome. 


B. Die Geſchichte, die Philoſophie eines beftimmten 
Epimptoms zu liefern. 

C. Bey Krankheiten auf das genäuefte das gemeine 
ſchaftliche, und wider das entfcheidend ſpeculati⸗ 
viſche der Zeichen zu ſtudiren. 

D. Den ©iy der Krankheiten nicht allezeit blos im 
Körper, fondern auch in der Seele, in den £eis 
denſchaften, im Zirer, im Geſchlechte, in der 
Lebensart, im Temperamente, In der Leibesge⸗ 
ftale, Nahrung, Dahrsseit, in den Ausfchweifuns 
gen der Jugend zu ſuchen. 

E. 38 


24  Priefergrad. 


a. Die mebieinifche Klaffe , wohin geboͤrt 
A) Anatomie, 
B) Bemerkungen über Krankheiten, über Arzney⸗ 
mittel, Semiotik. 
| 0) Wundarzney, Debammenkunft, chirurchiſche Eu 
⸗ rationen. 
D) Cbemie. 
2) Matbematifche Kaffe, dabin nemlich 
A) gemeine und boͤbere Rechenkunſt, Algebra. 
B) Reine Mathematik, Civil⸗Militair⸗ und Saiffs⸗ 
daukunſt. a 
C) Mechanik. 
D) Spbaͤren⸗Lehre, Afronomie » ꝛc. 
H Zür die Naturbiſtorie, als 
A) acerbau, Gaͤrtnerey, Haushaltungskunſt. 
B) Thierreich, vom kleinſten Inſecte an bis zum 
Menſchen. 
C) Erdarten, Steine, Metalle. 
D) Kenntniß der Wirkungen, und unbekannte _ 
Ppanomene, , die der Erdkoͤrver zeigt. 
5) Politiſche Klaffe, dabin gehört 
A) Menfchenkenntniß, wozu die großen Illumina⸗ 
ten Materialien liefern. Zu 
B) Geſchichte, Erdbeſchreibung, gelehrte Geſchichte, 
dabin auch die Lebenslaͤufe der Maͤnner, deren 
Nabmen man trägt, abgeliefert werden. 
C) Alterthümer , Diplomat, 


x 


‘ 


. D) 90 





88 Prieſtergrab. 


5. Es soll jedem Arzte aufgetragen werben, feine ganze 
Lebenszeit hindurch, neben feiner gewöhnlichen Pras 
Nris, feinen ganzen Beobachtungsgeift auf eine gewiſſe 
Krankheit, ein gewiffes Zeichen, eingemiffes Arzney⸗ 
mittel zu verwenden, und alle "Beobachtungen zu Pa⸗ 
pier zu bringen: Je individueller die Kranfbeit, das 
Epftem, "das Medicanıent ift; um u verbienftonl 


.-@ Seriit die Arbeit. 


6. Alle medicinifche Beobachter werden daher erſucht | 
A. ihre Beobachtungen auch an Gefunden ſchon anius 
fangen, und fi einen individuellen Menſchen 
ganz durchzudenken, auch die Anlagen zu bemer⸗ 
‚Een, im gefunden Zuſtande Krankbeiten vorherzu⸗ 
ſehen; denn dieſe Diſpoſi tionen haben ſchon ihre | 
mebr oder weniger au bemerfenden Spmptome. 


B. Die Geſchichte, die Philofopbie eines ‚befinmten 
Epirptoms au liefern. 

C. Bey Krankheiten auf dad genäuefte das gemeine 
fdaftiihe, und wider das entfcheidend ſpeculati 
viſche der Zeichen zu ſtudiren. 

D. Den ©i der Krankheiten nicht allezeit blos im 
Körper, fondern auch in der Grele, in den £eis 
denfhaften, im Alter, im Gefchlechte, in der 
Lebensart, im Temperemente, in der Leibesge⸗ 
ftalt, Nahrung, Jahrszeit, in den Ausfchweifums 
gen der Jugend zu ſuchen. 

E. 38 


u | "TR 


03 Prieſtergrad. 


XVI. Auf aͤhnliche / Art wird in der Chymie, Vhpſik, 
Oeconomie, Menſchenkenntniß 2e- verfahren. & beſtellt 
die Prieſterklaſſe z B. in ihrer Provinz-Leute,- weide 


1. Provinzialwoͤrter ſammeln, 1 
2. Kunſtwoͤrter aufſchreiben, 


3. jeden Tag der Wirt: rung genau beobachten und aufs 
zeichnen , 3. B. den Grad der Hi er Kälte, Degen, 
Sonnenſchein, Schnee, Nebel, Morgenröthe, Nord⸗ 
lichter, Gewitter. Dieſe Wetter Tabellen werden 
verglichen, daraus für die Phofit und. Oeconomie 
Schluͤſſe gezogen. 


4. Sterh⸗Geburts⸗Cabellen mit Anmerkungen des Al⸗ 
; ters, Geſchlechts, der Krankheit, der Jabdrszeit. 


5. Die verfhiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes kLandes, 
Bodens darinn fie wachſen, Verſteinerungen. 


6. Entdedungen, welche die Sdottiſchen Kitterin Alte 
fehung der Freymaurered, glauben gemacht zu haben, 
damit man wilfe, welche D. auf dem rechten Wege 
find Coder nit?) und alfo beffer unterrichtet wer⸗ 

den muͤſſen. | 


27. alle Arten von natuͤlichen Zaubermitteln, comiſchen 
Tinten, Chiffres ꝛc. 


| XVII. So viel aber die Gerichte betrift, fo wird 
in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt ha⸗ 
ben, 


4 


Fe) 
de 


96 Pærieſtergrad. 


8. Ob er ohne Eigennutz aller Art EStandhaftigkeit und 
Anhaͤnglichkeit genug befige? . 


9. Wenn eins von diefen Stuͤcken fehlen follte, wie 
ihm folches, und durch men beysubringen ſep? 


10. Zu weichen Aemternim Staat und im D. er taug⸗ 
lich, wozu er nuͤtzlich ſeyn koͤnne? 


Wenn alle Bemerkungen geſammelt, durch die data 
aus dem Karacter und Lebenslauf erlaͤutert, und ſo be⸗ 
richtigt worden, ſo wird denn im allgemeinen ein Gutach⸗ 
ten aufgeſetzt, und durch den Decan an den Provinziaf 
eingeſchickt, morahd men ſehe, ob diefer Mann einmoras 
liſcher, uneigennägiger, von Vorurtheilen frever, wohl⸗ 
thätiger, dem O. au irgend einem, und zu welchem Zweck, 
nüslicher Mann feve. — Aus diefen vielfältigen Bemer⸗ 
fungenaber werden allgemeine Regeln und Maximen zur 
Menſchenkenntniß abgesogen, geſammelt, in den Realfas 
talog eingetragen und eingefchicdt. 


XIX. Da nun dem Beobachter nichts Elein feyn fol, 
ja vielmebr die Natur im Eleiniten ſich am mebrften offen 
Bart, da ferner der Beobachter feinen Begenftand au allen 
@eiten beobachtet, gegen viel andre Erfahrungen halten, 


“vergleichen fan, um das Uebereinſtimmende und das Ab» 


weichende au finden , auch dabey nicht zufrieden fepn ſoll, 
wenn er bie Uebereinftimmung nur unter äiwep oder drey 
Begebenheiten gefunden; fo muß 


.t 
1. jes 


* A 





9 Bsicherstan. 


8. 23 t: cine Eizensaz eier E:ı Zrandhartigfeit und 
Barins:idfert gınaz bofge® . 


9. Fran eins von dieſen Erden ichlen fofte, wie 


ibm ſolches, und durch wen ber:ubringen ſty? 


10. Zu weichen Icmtern im Staat und im D. er tang⸗ 
lich, wozu er nuͤtzlich fepn Fönne? 


Wenn alle Bemerkungen geſammelt, durch die data 
aus den Karacter und Lebenslauf erläutert, und fo bes 
ribtigt worden, fo wird dennim allgemeinen ein Gutach⸗ 
sen aufgefegt , und Durch den Decan an den Provinziaf 
eingeſchickt, woraus men jeher 0b diefer Mann einmora- 
lifyer , uneigennägiger, von Borurtheilen freper, wohls 
thätiger, dem D- zu irgend einem, und zu welchem Zweck, 
nuͤhlicher Mann ſeye. — Aus dieſen vielfaͤltigen Bemer⸗ 
kungen aber werden allgemeine Regeln und Maximen zur 
Menſchenkenntniß abgezogen, geſammelt, in den Realka⸗ 
talog eingetragen und eingeſchickt. 


XIX. Da nun dem Beobachter nichts klein ſeyn ſoll, 
ja vielmehr die Natur im Eleiniten ſich am mebrſten offen» 
Bart, da ferner der Beobachter feinen Begenftand au allen 
Seiten beobachtet , gegen viel andre Erfahrungen halten, 
vergleichen fan, um dad Uebereinſtimmende und dag Ab» 
weichende au finden , auch dabep nicht aufrieden ſeyn foll, 
menn er die Uebereinftimmung nur unter zwey ober drey 
Begebenheiten gefunden ; fo muß 


.t 
1. ſe⸗ 


o8 Prieſtergtad. 
8. Diefe Regeln muͤſſen mit andern gefundnen verglichen, 


9. Das uebereinſtimmende bicſer verglichnen Degen zu 
eeiner hoͤhern gemacht werden, 


20 Diefe hohe neue Regel wieder auf einzelne Säle 
" angewendet, und daraus Balune und Solgerurtgen 
- gemacht ;’ 


22. Und wenn es noch weiter miglich, wieder mit an⸗ 
dern ſchon gefundnen ſo lange verglichen (werden), 
"bis er endlich von einem einzelnen Factum bis zur 
hoͤchſten meraphufifcben Wahrheit hinauffomme. Denn: 
Alnfer ganzes Wilfen beruht auf richtige Sacta, auf 
richtige Schlüffe, und richtige Anwendung auf andre 
Säle. Iſt daher unfer Wiffen irrig, fo muß der 
Fehler im Sactum , im Schließen oder im Anwenden 
Biegen. Der Beobachter Fan mithin fich nie genug 

von der Richtigfeit des Factums verfichern. 


XX. Da auf ſolche Art viel, und immer allgemeine 
Megeln nach und nach in jeder Wiffenfchaft, und am Ende 
felbft die in mehreren Wiſſenſchaften gemeinfcaftliche 
Hauptregeln gefunden werden ; fo it aufdiefe Art der D. in 
jeder Provinz und im Ganzen mit der Zeit in den Stand 
geſetzt, in jeder Sade Erfindungen zu machen, neue 
Soſteme aufzuftellen , in jedem Fache ausnehmende Pro⸗ 
ben feiner Erfahrungen an den Tag au legen, und fi 
bep der Welt auch in den untern Wiſſenſchaften upd Kuͤn⸗ 
| . ſten 





B \ - * 
FE Vor Er .. allen 


. —— 


92 Prieſtergrad. 


XVI. Auf aͤhnliche / Art wird in der Chymie, VPhyſik, 
Oeconomie, Menſchenkenntniß 2e-verfabten. & beitellt 
die Priefterklafe 3 B. In ihrer Prodinz Leute, welche 


1. Brovinzialwörter ‚fammmeln , 
2. Kunitmörter aufſchreiben, 


3. jeden Tag der MWittrung genau beobachten und auf⸗ 
zeichnen , z. B. den Grad der Hitze, Kälte, Regen, 
Sonnenſchein, Schnee, Nebel, Morgenröthe, Norde 
Lichter , Gewitter. Diefe Wetter Zabelken werden 
verglichen, daraus für die Popfit und Desonomie 
Scluͤſſe gezogen. 


4. Sterb: Geburts + Tabellen mit Onwerfungen des Al⸗ 
‚ters, Geſchlechts, der Krankheit, der TJabrsseit. 


5. Die verſchiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes Sandesr 
Bodens darinn fie wachſen, Verfteinerungen. 


6. Entdeckungen, welche die Schottiſchen Kitterin An⸗ 
ſehung der örepmaurerep, glauben gemacht zu haben, 

damit man wiſſe, melde O. auf dem rechten Wege 
find Coder nicht?) und alfo beſſer unterrichtet wer⸗ 

den muͤſſen. | 


2. alle Arten von natürlichen Baubermitteln, homiſchen 
.Tinten, Chiffres ꝛc. 
XVII. So viel aber die Geſchichte betrift, ſo wird 


in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt ha⸗ 
ben, 


9 


; 


Prieſtergrad. 


den Verſonen. Dies geſchieht am beſten durch Ars 
führung folcher Handlungen auch aus dem Privarler 
ben feines Helden, woraus jeder Vernuͤnftige auf 
den Karacter fchließen kann. Der Annalift erzähle 
alfo blos zwar im detail, raifonnirt aber fehr wenig; 
denn jedes Urtheil verräch feine Keidenfchaften. 


9. Der Annalift fucht weiter in der Geſchichte des Lan⸗ 


des jeden wuͤrdigen auch noch ſo vergeſſenen Mann 
aus dem Staube hervor. 


10. Dieſe Nahmen werden dem Provinzial einberichtet, 


welcher die Mitglieder ſeiner Provinz damit benennt. 


ır. Zur Erbauung, Nachahmung und befonders zur 


‚Unfterblichfeit jedes guten Mannes, melde er aüch 


nur durch Privattugend verdient, veranftaltet der 
Decan für die Drovinz durch Huͤlfe feiner Seeretarien 
einen eignen Kalender, in welchem bey jedem Lage 
des Jahrs der Nahme eines berühmten Mannes ans 
diefem Lande angemerkt iſt, und folder nach Verſchie⸗ 


denbeit feiner Handlungen zur Nachahmung oder zum 


Abſchen vorgeftellt wird. Diefe Art von Aporheofe 


it der D. jedem auch noch Ueberfebenen, Verkannten 
ſchuldig, und jedes Mitglied des O's hat darauf An⸗ 
ſpruch zu machen. 


12. Von Zeit zu Zeit wird den Minervalkirchen Nach⸗ 
sie yon edein, oͤffentlich in der Verſammlung bes 





kannt 


Srieflergrad. 95 


kannt zu machenden Handlungen gegeben. So wie 
im Gegentheil ſchlechte, ſelbſt von den vornehmiten 
des Reichs begangne niederträchtige Handlungen laut 
ausgeſchrieen werden: 


XVII. In dem Sache der Menſchenkenntniß fol, 
wenn die Acten über eine Perſon, der Lebenslauf, ents 
morfene Karakter ıc. an die Prieſterklaſſe abgeliefert wird, 
yon dem Decan dem Director diefer Sacultät aufgetragen 
werden, bieraus Folgerungen zu sieben. Wenn diefer 
darüber Anfragen bep den Untergebenen austheilt, fo folf 

er den Namen des Mannes , von dem die Rede ift, vere 
(dweigen. Es foll aber unterfucht werden 


1. die derrſchenden Leidenſchaften und Ideen eines 
Menſchen. 


2. Das Entſtehen und Wachſen dieſer Leidenſchaften. 


3. die Ideen, ſo er kraft ſeines Karacters am erſten 
annehmen und verwerfen werde. 


4 Wie eine gewiſſe Neigung bei dieſem Menſchen nach 


dieſen Datis könne erweckt oder gefchwächt werden ?. 


5. Welche Perſonen im O, man dasy am fähigften nuͤhen 
£önne? 


6. Wie er über Jeligion und Stanteverfafung denke? 


⸗ 


7. Ob er fo weit gekommen ſed, alle Vorurtheile ab⸗ 
2 zulegen, nur die Wahrheit, ſelbſt gegen fein Jutereſſe 


aufzuſuchen. 6. Ob 





wit 


MA 





90 Frieflergrab, 


a. bag ihn der Kranke nicht hintergebe 

b. nichts nebenher brauche 

c. dies und nichtd anders bekommen babe, als 
was er ihm verordnet hatte. 


K. Hat er eine Erfahrung gemacht, fo muß er ſolche 
wiederholen, unter allen möglichen Umſtaͤnden wie⸗ 
derbolen, damit er wifle, daß die Wirkung unaus⸗ 
bleiblich ſicher ſey, inwiefern die Wirkung unter 
diefen Umftänden und Zufägen geändert worden. 

Hier liegt der wihtigtte@egenftand der Beobachtung. 


L. Muͤſſen feine Soſteme nicht auf die Natur ger 
propfe werden. Er muß die Natur ſelbſt fuchen. 


Der medieinifche Director ſetzt alfo mit jebem Jahre 
ein Zeihen, eine Krankheit, eine Arzney zur Beob⸗ 
achtung aus. Mit Ende des Jabra werden alle einger 
fendeten Beobachtungen an den Decan übergeben, 
in ein Ganzes gefent, und darauf entweder zu einer 
noch nähern Prüfung ausgeſchickt, um es noch naͤher 
zu befimmen , oder dad Refultat in den Real: Latalo⸗ 
gus einzutragen. 


XV. Mit diefem Real» Katalogus hat es folgende 
Bewandniß: Jeder Presbpter hält nach feinem Fach ein 
Bud, darinn nach alphaberifcher Ordnung die Dinge eine 
getragen find, uber weiche man wichtige Kenntniſſe ges 
fammelt hat 3-3. in dem Fache von geheimen Wiſſenſchaf⸗ 

sen 


93 Prieſtergrad. 


XVI. Auf ahnliche / Att wird in der Chymie,/ Vhyſik, 
Oeconomie, Menſchenkenntniß ꝛc verfahren. Go beſtellt 
die Prieiterflafe 3 B. in ihrer Provinz Leute, welche 


a. Bropinsialmörter ‚fammeln , 
2. Kunitmörter aufſchteiben, 


3. jeden Tag der Witt:rung genau beobachten und aufe 
zeichnen, z. B. den Grad der Hitze, Kälte, Regen, 
Sonnenfdein, Schnee, Nebel, Morgenrötbe, Norde 
licher , Gewitter. Diefe Wetter Tabellen werden 
verglichen, daraus für die Popfif und Oeconomie 
Sdluͤſſe gezogen. 

4. Sterb · Beburts » Tabellen mit Yinmerfungen! des Ale 
„ters, Befblehtd, der Krankheit, der Jahrszeit. 
5. Die verfehiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes Landes, 

Bodens darinn fie wachſen, Verfeinerungen. 

6. Entdedungen, welche die Schottiſchen Ritter in An⸗ 
ſehung der Freymaurerey glauben gemacht zu haben, 
damit man wiſſe, welche O. auf dem rechten Wege 
find (oder nicht ) und alſo beſſer unterrichtet were 

den muͤſſen. 
alle Arten von natuͤrlichen Zaubermitteln, chymiſchen 
„Kinten, Chiffres ꝛtc. 

xVil. So viel aber die Geſchichte betrift, fo wird 

in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt das 

J ben, 














9 


. Srieffergrad. 


den Merfonen.- Dies geſchieht am beiten durch An⸗ 


- führung folder Handlungen auch aus dem Privarles 


ben feines. Helden’, woraus jeder Vernuͤnftige auf 
den Karacter fliegen fann. Der Annaliſt erzaͤhlt 
alſo blos zwar im detail, raifonnirt aber fehr wenig; 
denn jedes Urtheil verräch feine Leidenfchaften. 


9. Der Annalift fucht weiter in der Geſchichte des Lan⸗ 


des jeden wuͤrdigen auch noch ſo vergeſſenen Mann 
aus dem Staube hervor. 


10. Dieſe Nahmen werden dem Provinzial einberichtet, 


welcer die Mitglieder feiner Provinz damit benennt. 


ır. Zur Erbauung, Nachahmung und befonders zur 


‚Unfterblichfeit jedes guten Mannes, welche er auch 
nur durch Privattugend verdient, veranftaltet der 


Decan für die Provinz durch Huͤlfe feiner Seeretarien 


einen eignen Kalender, in welchem bep jedem Tage 
des Jahrs der Nahme eines berühmten Mannes ons 
diefem Lande angemerkt iſt, und folcher nach Verſcdie⸗ 

denheit feiner Handlungen zur Nacbahmung oder zum 


= Adfcheu vorgeftellt wird. Diefe Art von Aporheofe 


iſt der O. jedem auch noch Ueberfebenen, Verkannten 
ſchuldig, und jedes Mitglied des D’8 hat darauf An⸗ 
fpruch zu maden. 


12. Don Zeit iu Seit wird den Minervalkirchen Nache 





richt yon ebein, oͤffentlich in der Verſammlung bes 
Sannt 





% Arieſtergrad. 


8. Ob er ohne Eigennutz aller Art Standhaftigkeit und 
Anhaͤnglichkeit genug beſitze? 


9. Wenn eins von dieſen Stuͤcken fehlen ſollte, wie 
ihm ſolches, und durch wen beyzubringen fly ? 


10. Zu weichen Aemtern im Staat und im D. er taug⸗ 
fi , wozu er nuͤtzlich ſeyn könne? 


Wenn alle Bemerkungen gefammelt, durch die data 
aus dem Karacter und Lebenslauf erläutert, und fo bes 
richtigt worden, fo wird dennim allgemeinen ein Gutach» 
ten aufgeſetzt, und durch den Decan an den Provinzial 
eingeſchickt, woraus man feber ob diefer Mann ein moras 
lifcher , uneigennägiger, von Borurtbeifen freper, wohl⸗ 
thaͤtiger, dem D. au irgend einem, und zu welchem Zweck, 
nuͤtzlicher Mann feve. — Aus dieſen vielfältigen Bemer⸗ 
fungenaber werden allgemeine Regeln und Marimen zur 
Menfchenkenntnig abgezogen, gefanimelt, in den Realkas 
talog eingetragen und eingefchidt. 


XIX. Da nun dem Beobachter nichts Elein ſeyn foll, 
ja vielmehr die Natur im kleinſten ſich am mebrften offen» 
Bart, da ferner der Beobachter feinen Gegenſtand au allen 
Seiten beobachtet , gegen viel andre Erfahrungen halten, 
vergleihen fan, um das Uebereinſtimmende und das Ab» 
weichende au finden , auch dabey nicht zufrieden feyn fol, 
wenn er die Uebereinſtimmung nur unter zwep ober drey 
Begebenbeiten gefunden ; fo muß | 


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130 Prieſtergrad. 


Adern Wegen entlehnt, durch die Weisheit erfabrner 
Männer berichtigt, und zum Nupen des Menſchenge⸗ 
ſchlechts in jedem Zeitalter fo allgemein gemacht, ald nady 
der £age der Sache und dem Grade der Kultur moͤglich iſt. 


XXVIII. Die Arbeit unfers Priefterfiandes aber ik, 
diefen Sradder Kultur und Aufklärung nach unferm Plan 
au Ienfen. Ueber das Beduͤrfniß des Zeitalterd und der Geo 
gend muß daber reiflih nachgedacht, aufden Spnoden ges 
rathſchlagt, ben den Obern um Berichtigung nadgefragt 
werden, und mülfen fletö neue Plane entworfen und eins 
geführt werden: 


1. Wie man die Hände in Erziebungsmefen, geiſtliche 
Resierung, Lehe» und Predigt Stühle in der Pros 
vins befomme. 


2 Ein Presbpter fol fi bep jedermann den Ruf der 
böchiten Aufklärung zu verdienen wiffen. Wo er gebt» 
ftebt , figt, lebt und webt, da ſtrahle ein Nimbus 
wahren hellen Lichtes um fein Haupt, und erleuchte 
den Haufenum ibn her. Man balte es für ein Gluͤck, 
aus feinem Munde reine Weisheit zu lernen. Er greife 
aller Drten, aber genau nach der erhaltnen Dora 
ſchrift und mir Feinheit und Betracht auf die Perſo⸗ 
nen, mit denen et veder, Das Vorurtheil an; doch 
bite er fh, fein Wiſſen unzebeten aus;uframen, 
und für einen Marktihreper oder Schwäger au gelten. 


3. Da 


104 Frieſtergrad. 


wenn fie ſonſt gute Menſchen ſind, auf die Lifte der 
Anzuwendenden zu ſetzen ſuchen, deswegen ein Ver- 
deichniß ſolcher Leute von dem Decanus zu halten 
und von Zeit zu Zeit einzuſchicken iſt. 


XXIX. Man ſoll den Orden den unterſten Klaffen fo 
heilig gu machen wiffen , daß 3. B. eine Verfiherung bey 
ber Ehre des Ordens ihr erſter Schwur ſey. 


XXX. Die Spnoden, wovon vorher Erwaͤhnung ge⸗ 
ſchehen, werden wenigſtens jaͤhrlich einmal an dem be⸗ 
quemſten Orte der Provinz gebalten, auf denſelben alles 
Wichtige einige Tage bindurdy verhandelt, die Aufnah⸗ 
men vorgenommen, und da außerdem die Mresbpter der 
Provinz nicht immer zufammen kommen können, fo wird 
auf diefe Zeit alles erfpart und vorher aufnotirt. Die 
Tage, da feine Aufnahmen find, erfdeint man, um alles 
Auffehen zu vermeiden, ohne priefterliche Kleidung. Die 
Zeitder Synode wird nad) vorbergegangener Verabredung 
vom Decan ausgefchrieben. Kan man öfter zuſammen⸗ 
fommen , defto beffer. Uebrigens fol jeder Presbpter ei⸗ 
‚nen ordentlichen Briefwechfel mit Dem Decan unterhalten 
diefer nimmt auch ihre Q. L. ein und ſchickt fie unerbros 
den an die böbere Klaffe. | Ia 


XXXI. Die Preabyter brauchen feinen Verſammlun⸗ 
gen der untern Kiaſſen berzuwohnen, außer daß in jedem 
geheimen Kapitel einer if. Sie fünnen aber auch nach 
Gefallen ale Berfammlungen und N” frequentiren, felbft 

bey 


ee — 


96 Prieſtergrad. 


8. Ob er ohne Eigennutz aller Art E tandhaftigkeit und 
Anhaͤnglichkeit genug befitze? 


9. Wenn eins von dieſen Stuͤcken fehlen ſollte, wie 
ihm ſolches, und durch wen bepzubringen ftp? 


ı0. Zu melden Aemtern im Staat und im D. er taug⸗ 
lich, wozu er nuͤtzlich ſeyn koͤnne? 


Wenn alle Bemerkungen geſammelt, durch die data 
aus dem Karacter und Lebenslauf erlaͤutert, und ſo be⸗ 
richtigt worden, ſo wird denn im allgemeinen ein Gutach⸗ 
ten aufgeſetzt, und durch den Decan an den Provinzial 
eingeſchickt, woraus man feber ob dieſer Mann ein mora⸗ 
liſcher, uneigennuͤtziger, von Vorurtheilen freyer, wohl⸗ 
thätiger, dem O. zu irgend einem, und zu welchem Zweck, 
nüglicher Mann feye. — Aus diefen vielfältigen Bemers 
kungen aber werden allgemeine Regeln und Mapimen zur 
Menſchenkenntniß abgezogen, gefanmelt, in den Realka⸗ 
talog eingetragen und eingefchidt. 


XIX. Da nun dem Beobachter nichts Flein ſeyn ſoll, 
ja vielmehr die Natur im Eleiniten ſich am mebrften offen» 
Bart, da ferner der Beobachter feinen Gegenftand au allen 
Seiten beobachtet , gegen viel andre Erfahrungen halten, 
vergleichen fan, um das Vebereinflimmende und das Abe 
weichende au finden , auch dabep nicht aufrieden feyn fol, 
wenn er die Uebereinftimmung nur unter zwep oder drey 
Begebenheiten gefunden; fo mug 


1. je⸗ 


[4 


yıy 


02 Prieſtergrad. 


XVI. Auf aͤhnliche / Art wird in der Chymie, Phyſik, 


Oeconomie, Menſchenkenntniß 2e-verfabten. So beſtellt 
die Priefterklaffe 3. B. in ihrer Provinz: Leute, welche 


1. Provinzialwoͤrter ſammeln, 
2. Kunſtwoͤrter aufſchreiben, 


3. jeden Tag der Witt rung genau beobachten und auf⸗ 
zeichnen, z. B. den Grad der Hitze, Kaͤlte, Regen, 
Sonnenſchein, Schnee, Nebel, Morgenroͤthe, Nord⸗ 
lichter, Gewitter. Dieſe Wetter Tabellen werden 
verglichen, daraus fuͤt die Phpfik und Oeconomie 
Schluͤſſe gezogen. 


4. Sterb» Geburts » Tabellen mit Anwerfungende des Als 
‚ters, Geſchlechts, der Krankheit, der Jahrszeit. 


5. Die verfchiedenen Erdarten, Gewaͤchſe jedes kandes, 


J Bodens barinn fie wachfen , Verfteinerungen. 
6 Entdedungen, welche die Shottifchen Kitterin Arts 


febung der Sreymaurerep, glauben gemacht au haben, 


u damit man wiffe, welche D. auf dem rechten Wege 


find Coder nit?) und alfo beſſer unterrichtet wer⸗ 
ben muͤſen. | 


7. alle Arten von natürlichen Zaubermitteln, oiſchen 


Tinten, Chiffres ꝛc. 
XVII. So viel aber die Geſchichte betrift, fo wird 


in jedem Lande, vorzuͤglich von denen, die dazu Luſt ha⸗ 


ben, 


4 Briefkergrad. 


den Werfonen.- Dies geſchieht am beſten durch An⸗ 
+ führung folder Handlungen auch aus dem Privatle« , 
' ben feines Helden, woraus jeder Vernuͤnftige auf 
den Karacter fliegen ann. Der Annalik erzäbft 
alfo blos zwar im detail, raifonnire aber fehr wenig; 
denn jedes urtheil verräh feine Leidenſchaften. 


9. Der Annaliſt ſucht weiter in der Geſchichte des Lan. 
b des jeden würdigen auch noch fo vergeffenen Mann 
aus dem Staube hervor. 


10. DiefeNabmen werden dem Provinzial einberichtei, 
welcher die Mitglieder feiner Provinz damır benennt. 


z1. Zur Erbauung, Nahadmung und befonders zur 
uUnſterblichkeit jedes guten Mannes, welche er auch 
nur durch Privattugend verdient, veranfalter der 
Decan für die Drovinz durch Huͤlfe feiner Secretarien 
einen eignen Kalender, in weichem bey jedem Lage 
des Zahrs der Nahme eines berühmten Mannes ans 
diefem Lande angemerkt iſt, und folder nach Verſchie⸗ 
dendeit feiner Handlungen zur Nachahmung oder zum 
abſdeu worgeRelkt wird. Diefe Art von Aporheofe 
in der O. jedem auch mod Ueberſedenen, Verkannten 
und jedes Mitglied des Os hat darauf Une 








126 - Prieſtergrad. 


ſichern Wesen entlehnt, durch die Weisheit erfahrner 
Maͤnner berichtigt, und zum Nutzen des Menſchenge⸗ 
ſchlechts in jedem Zeitalter ſo allgemein gemacht, als nach 
der Lage der Sache und dem Grade der Kultur moͤglich iſt. 


XX VII. Die Arbeit unſers Priefterftandes aber it, 
Diefen Grad’ der Kultur und Aufklärung nach unferm Plan 
au lenken. Ueber das Bedärfniß des Zeitalters und der Ges 
gend muß daber reiflich nachgedacht, aufden Spnoden ges 
satbfchlagt, ben den Obern um Berichtigung nachgefragt 
werden, und müffen flets nee Plane entworfen und eins 
geführt werden: 


1. Wie man die Hände in Erziehungsweſen, geiftfiche 
Regierung, Lehr⸗ und Predigt» Stühle in der Pros 
vinz befomme. 


2. Ein Presbyter fol ſich bey jedermann Den Ruf der 
böchiten Aufflärung zu verdienen wiffen. Wo er geht, 
ſteht, fine, lebt und webt, da firahle ein Nimbus 
wahren hellen Lichtes um fein Haupt, und erleuchte 
den Haufen um ibn ber. Man bafte es für ein Gluͤck, 
aus feinem Munde reine Weisheit zu lernen. Er greife 
aller Orten, aber genau nach der erhaltnen Vor⸗ 
ſchrift und mir Seinheit und Berracht auf die Perſo⸗ 
nen, mie denen er redet, Das Vorurtheil anz doc) 
büte er fi, fein Wiſſen ungebeten aussuframen, 
und für einen Martsichreper oder Schwaͤtzer au gelten. 


3. Da 


VYrteſtergrad 103 


3. Da in der Litteratur mebrentheils zu einer Jeit ge⸗ 
wiſſe Grundſaͤtze allgemein Mode und von den ſchwaͤ⸗ 


+ dern Köpfen nachgelallt werden, ſo dag zuweilen 


religiöfe Schwärmereyen, dann Empfindſamkeit, 
dann Sredgeifterep, dann unſchuldiger Schäferton „ 
dann Ritterwerk, dann Heldenlied, dann. Beniewen 
fen u. ſ. £ das ganze Publicum uͤberſchwemmen; for 
foll man beforgt ſeyn, unſere auf allgemeines Wohl der 
Menſchheit gebenden Grundſaͤtze auch zur Mode zu 
machen, damit junge Schriftſteller dergleichen unter 
das Volk ausbreiten, und uns, ohne daß fie es wiſſen 
dienen. Man ſoll alſo großes warmes Intereſſe für 


das ganze Menfchengefchlecht predigen, und die Leute | 


gleichgüftiger gegen die engern Verhältnige machen, 
infofern fie mit der geöften Wohlfahrt der Welt fireie 
ten. So deigte Jeſus bey jeder‘ Gelegenheit, wie 
wenig ihm feine Familie in Vergleichung mit der groſ⸗ 
fenWeltfamilie intereſſirte. Darüber leſe man Matth. 
10,9.37. So auch auf der Hochzeit zu Eana und 
vielen andern, Stellen, | 


6. Ei muß auch daft’ gefbrgt werden, daßdie Schrif⸗ 
ten unferer Leute auspdfaunt und von feinen Rezen⸗ 
fenten nicht verdächtig gemacht werden, 


j $. Gelehrte und Schriftſteller, welche den unſrigen aͤhn⸗ 


liche Grundſaͤtze lehren, ſoll man zu gewinnen fuchen: 
wenn 





Das uw. 2 m! 


“- . 


. 1 we 








106 Prieſtergrad. 


gaͤnzlicher neuer Einrichtung dieſer Klaſſe in einer Pror 
vinz, oder na Abſterben oder Abgang eines vormali⸗ 
gen Decans. Im erften Sal beforgt allein der Pros 
vinzial, vermoͤge böbern Auftrags, diefe Ernennung: 
im andern fordert er dariiber die Vota der ſaͤmmtlichen 
Vrieſter der Yrovinz ein, berichtet an die doͤbern Obern, 
und ſetzt, wenn das Cubject beſtimmt iſt, die Spnodals 
Verſammlung an. Der Decanus muß ein Mann aus 
den böbern Graden des Ordens ſeyn, und wie es ſich 
verſtebt, alle erforderlide Eigenſchaften und gruͤndliche 
Kenntniſſe baben,, , 


Bey der Feyerlichkeit find außer den übrigen Presby⸗ 
teen gegenwärtig. 


ı: Plenipotentiarius Jalle in prieiterlicher Kleidung ; 
a. Primus Praepofitus |die erften vier haben Kreutze 


3. Secundus — auf der Bruſt, der Neuzers 

4 Delcgatus patrinus mählte noch nicht. ein 

(Batbe) " [künftiger Mantel’ liegt auf 
5. Neo.Eledus. dem Altar. 


Der Bienipotentlarius tritt vor den Altar, mit bem 
Geh cie nach dem gegenuͤberſtebenden Neu: ermählten, 
au velien Hinten‘ Seite der Datheftebt, die beiden Präpofitk 
sn Reben vor: dem eg mit dem Gefiht 
ne. ; 
“ui. 








X 


ai0 Prieſtergrad. 


tate etinagro, malędiftus vigilando ct dormiendo, ma- 
ledi&us manducando et bibendo, malcdi&us ambulando 
et fedendo, maledifta erunt caro et ofla, et fanitatem 
non habebis ‚a planta pedis usque ad verticem. Veniat 
tunc fuper te malediftiohominis quam per Moifen in lege 
filiis iniquitatis Dominus promifit. Deleatur nomen 
tuum in libro viventium, et cum juftis non amplius feri- 
batur, Fiat pars et hereditas tua cum Cain fratricida, 
cum Datlıan et Abiram, cum Anania et Saphira, cum 
Simone magno et Iuda proditore, Videergo ne quid fe- 
ceris, quo anathema mereris, 

Neo - Eletus: Abfit Domine! 

Plenipotent:: Accedite (Sie treten fämmtlid noch 
näher zum Altar, auf deifen unteren Stuffe der Neuere 
wählte niederfnieet.) 

Delegatus: Reverendifime Domine! Peitulant ad. 
modum per me delegatum Presbyteri omnes vt hunc prae- 
fentem N. N. ad onus Decani fublevetis, 

Plenipotert: Scitis illum eſſe dignum ! 

Delegatüus: Quantum humana fragilitas noffe finit, 
ut fcimus et cfedimus, illum dignum eſſe. 

Plenipotent: Quia ergo omnium in te vota conves 
niunt confirmaris. 

Neo- Elelins: Praecepifti Domine! 

Plenipotent : Tfegt die Hand auf des Neuermählten 
Haupt.) Dilecto nobis fratri et Detani falutem in Do. 
mino fempiternami, Quoniam, ut credimus et fcimus, 


Pres- 





Srieſtergrad. 111 


Presbyteri hujus provinciae fratres noftri te elegerunt 
Decanum et fuperiores usque pendentes petierunt con- 
firmari et ideo auxiliante Domino et auktoritate Superio- 
rum per manus noftrae impofitionem, Te Decanum con- 
firmavimus (Er nimmt die Hand wieder von ihm) Ta 
autem frater cariflime fcias, te maximum pondus 
fufcepifle laboris, exhortamur ergo dileftionem tuam, 
vt fidelitatem, quam in ingreflu Ordinis promififti, ef 
dein faepius promiffionem renovafti, inviolabiliter cufto- 
dias. Nam fidelitas omnium virtutum fundamentum 
ef. Scimus quodab infantia literis es eruditus, et fcien- 
tiis edofus. Attamen breviter ad nos pervenifti, et 
multa tibi adhue occulta, quae tibi revelata funt. Sed 
cave, ne fecundum Apoftoli fententiam in ſuperbiam ela- 
tus iniudicium incidas inimici fcientiae tuae, et virtute 
nec confidas, quia neque Samfone fortior, nec Davide 
fanttior , nee-Salomone poteris effe fapientior. 

Scriptores veterum Philofophorum et Sapientum 
faepius lege. 

Si poteft fieri, le&io haec in manibas tuis, maxime- 
que in pectore tuo femper interrumpat ad inftar nam- 
que fpeculi anima tua in ipfam fedulo refpiciat, ut 
vel quae incorrefa funt corrigat, vel quae' pulchra 
funt exornet, Difce, quod fapienter doceas am- 
plekens, cum fecundum do&rinam fanam eft, vt 
poſſis exhortari in doftrina fua, et eos qui mala 
fide contradicunt, arguere. Nec confundantur opera 

tua 





112 Prieſtergrad. 


tua ſermonem tuum. Vita igitur tua irreprehenſibilis 
fit, in ipſa fratrum inferiorum regulaın ſumant, ex 
ipfa videant, quod diligant, cernant, quod imitari feſti- 
nent, ut ad exemplum tuum omnes fideli ftudio vi- 
vere compellantur. Sisergo fubiettus. Tuis folicitudo 
laudabilis. Exhibeantur eum manfuetudine difeiplima,cum 
direftione correttio.Iram benignitas mitiget,benignitatem 
zelus exacuat. Ita et alterum ex altero condiatur, vt 
nec immıoderata ultio ultra quam oportet, affligat, ne. 
que iterum frangat Decanum remiilio difciplinae. Ita- 
que boni te dulcem, pravi aſperum [entiant correpto- 
rem, in qua videlicet correptione hunc effe ordınem 
noveris obfervandum et perfonas diligas, et vitia per- 
fequaris, ne fi aliter agere fortafle volneristranfcat ın 
crudelitatem correätiio vt pendas per irremilflam irana, 
quod emendare per dilcretionen debueras. 

(Die Präpofiten hängen ihm den Mantel um). 

Sit in te amabilis dulcedo, prudentia, manfuetudo 
et fapientia. Iniufte oppreflis defenfio tua fubveniat. 
Ilis autem qui oppriment, vigor tuus efficaciter con. 
tradicat. Nullus te favor extollat, nulla adverfitas at- 
triftet, id eft, ut nec in profperis cor tuum elevetur , 
neque in adverfis in aliquo deiiciatur. Sed omnia et in 
omnibus caute et cum diferetione agere Te volumus, ut 
absque reprchenfione ab omnibus vivere comprobetis 
(Er legt ihm nochmals die rechte Hand auf) Sicut nos 
Mermon, qui defcend:t in montem Sion, fic defcendat 
fuper te Dei ſummae fapientiae benedittio ! 


(Er fteht auf.) 


— — 


B.Klei⸗ 








114 Begentengrad. , 





Nachricht an den Provinzial 
wegen Ertbeilung dieſes Grades. 


f 


‘I DL einer unter den Presbytern vorzüglich ges 


ſchickt fcheint, an der politiſchen Direction des Ordens. | 


Theil nehmen zu können; wenn er Weltflugheit mit 
Srepheit im Denfen und Handeln, Vorſichtigkeit mit 
Kühndeit, Nachsiebigkeit mit feſtem Cinn Geſchicklich⸗ 
keit und Kenntniß mit Einfalt und gerader Vernunft, 
Originalitaͤt mit Ordnung, Größe des Geiſtes mit Ernſt 
und Würde verbindet; wenn er zu rechter Zeit ſchweigen 
und reden fans wenn er mäßig und verfchwiegen if; 
wenn er zu geborcben und au befehlen verftebt; wenn er 
yon feinen Mitbürgern geliebt, geachtet und gefuͤrchtet iſt: 
‚wenn er eifrig u und Hanzlich an dem Orden baͤngt, das 
Beſte * Ganzen und der Welt immer vor Augen batz 
‚ dann und nicht eber darf ihn der Provinzial in den Re⸗ 


gentengrad dem National. Infpector vorlagen. Doch 


IR dabey zu merken: 


1) Man fol fo (narfam als möglich mit Ertheilung 
dieſes Grades ſeyn, 


2) So viel es thunlich freye von Fuͤrſten unabhaͤn⸗ 


gige Leute dazu nehmen, 
| 3) Vor⸗ 


116 Regentengrad. 


2) IR der Einwurf dagegen, daß eine ſolche Geſell⸗ 

(haft leicht Misbrauch von ihrer Gewalt machen Eönnter 
nicht aus folgenden Gründen ungereht? Machen nie 
unfre jenige Staatsregierungen täglih Misbrauch von 

- ihrer Macht, ob wir gleich dazu ſchweigen? Diefe Macht 

nun it doch wohl nicht fo ſicher, als in den Händen uns 

' ſerer Mitglieder. die wir mit fo unendlicher Mühe bil⸗ 

den? Wenn alfo ein Regiment, das Menſchen ſtiften, 
unschädlich ſeyn fan; melches ift es wohl mehr, als uns 
ſers, auf die Moralität, Vorſicht, Klugheit, Frepheit 

J an Tugend geftüstes? 


3) Ware es alfo nit der Mühe werth, den Vers 
fuch gu machen L möchte es auch eine Chimaͤre ſeyn) ein 
ſolches allgemeines Sitten: Regiment einzuführen? 


4) Iſt die Srepbeit, jeden Augenblick zurädtreten zu 
koͤnnen, das Gluͤck, geprüfte und gewählte Dbern zu 
haben, die ſich zum Theil ſelbſt einander nicht kennen, folgs 
lich nicht zum gemeinfchaftlihen Betrug verbinden koͤn 
nen, die auch durch die Furcht vor den ſchon erifiren« 
ben Stasten von allem Böfen abgehalten werden, iſt 

Dieb alles nicht fhon Sicherheit genug? auch für einen 
Zweifler? 

5) Und giebt es nicht vielleicht noch andre geheime. 
Mittel, und gegen den Miöbrauch der Gewalt, welche 
unſer O. den Obern giebt, an ſchuͤtzen ? und welche koͤnn 
ten dieſe Mittel ſeyn? 

— | 6) Ente 





sı$ Regentengrad. 


Ritual bey der Aufnahme, 

I. Der Dre hat drey Zinimer, Im legten it Stu⸗ 
fenboch ein rorber reich verzierter Thron Himmel, un: 
ter welchen ein Seſſel von eben der Farbe für den Pro 
vinzial ſteht; rechter Hand ift gine etwa 6% Schub hobe 
weiſſe Säule, aufwelder eine Krone, rorb und Gold, 
auf einem rorben Kiffen liegt, an der Zäufe aber baͤngt, 
wie eine Tropbäe , ein Hirtenſtab von weiſſem Do’zes 
and ein natürlich nachgeahmter Palmzwe'g. 

Linker Hand ſteht ein Tiſch, rorb bededt, auf wels 
chem die Kleidung des Regenten liegt. Diefe Kleidung 
iR folgende: Ueber dem Rode wird cine Art von Küre 
rad oder Bruſtſchild, aber nur von weiſſem Leder ger 
tragen , worauf ein rothes Kreug ftebt, 

Ueber demfelben ein offener weiſſer Mantel mit Ers 
meln, auf welchem auf der linken Bruſt das rotbe 
Kreutz aebefter if, Die Ermel haben Fleine rothe Auf⸗ 
ſchlaͤge. Uebrigens ift der Mantel wie ein offenes Hemd 
gemadt, Der Halsfragen if roth. . 

Auf dem Kopfe tragen fie einen hoben weiſſen runs 
den Hurt, mit einem rothen Sederbufce. 

An den Zügen rothe zugeſchnuͤrte Halbſtiefeln. Nue 
der Provinzial bat zum Unterfchied um das Kreutz, fo er 
auf dem Vruſſlſchilde trägt, goldne Strablen. 

Tas Summer iſt roth tadeziert und gut erleudtet. 
In dieſem Zimmer ı ganz allein der Provinziaf auf 
der Thron, und fouft Niemand. Im mittlern Zimnier 

find 








110 Prieſtergrad. 


tate etinagro, maledictus vigilando et dormiendo, ma- 
leditus manducando et bibendo, malcdittus ambulando 
et fedendo, maledicta erunt caro et ofla, et fanitatem 
nan habebis.a planta pedis usque ad verticem. Veniat 
tunc fuper te malediftiohominis quam per Moifen in lege 
filiis iniquitatis Dominus promifit. Deleatur nomen 
tuum in libro viventium, et cum juftis non amplius ſcri- 
batur, Fiat pars et hereditas tua cum Cain fratricida, 
cum Datlıan et Abiram, cum Anania et Saphira, cum 
Simone magno et Iuda proditore, WVideergo ne quid fe- 
ceris, quo anathema mercris, 

Neo - Elettus: Abfit Domine! 

Plenipotent : Accedite (Sie treten fämmtlidy noch 
näher zum Altar, auf deifen unteriten Stuffe der Neuere 
wäblte niederfnieet.) 

Delegatus : Reverendiflime Domine! Peitulant ad. 
modum per me delegatum Presbyteri omnes vt hunc prae- 
fentem N. N. ad onus Decani fublevetis, 

Plenipotert: Scitis illum eſſe dignum ! 

Detegatus : Quantum humana fragilitas noffe finit, 
ut fecimus et credimus, illum dignum effe. 

Plenipotent: Quia ergo omnium in te yota conves 
niunt confirmaris. 

Neo- Eletins: Praecepifti Domine! 

Plenipotent : llegt die Hand auf des Neuerwaͤhlten 
Haupt.) Dilecto nobis fratri et Decani falutem in Do- 
mino fempiternam, Quoniam, ut 'credimus et fcimus, 


Pres. 


grieſtergrad. m 


Presbyteri hujus provinciae fratres noftri te elegerunt 
Decanum et fuperiores usque pendentes petierunt con- 
firmari et ideo auxiliante Domino et auftoritate $uperio- 
sum per manus noftraeimpofitionem, Te Decanum con- 
firmavimus (Er nimmt die Hand wieder von ihm) Tu 
autem frater cariffime fcias, te maximum pondus 
fufcepifle laboris, exhortamur ergo diletionem tuam, 
vt fidelitatem, quam in ingreflu Ordinis promififti, et 
dein faepius promiffionem renovafti, inviolabiliter cufto- 
dias. Nam fidelitas omnium virtutum fundamentum 
ef. Scimus quodab infantia literis es eruditus, et fcien- 
tiis edo&us. Attamen breviter ad nos pervenifti, et 
multa tibi adlıue occulta, quae tibi revelata funt, Sed 
cave, ne fecundum Apoftoli fententiam in fuperbiam ela- 
tus in iudiciüm incidas inimici feientiae tuae, et virtute 
nec confidas, quia neque Samfone fortior, nec Davide 
ſanctior, nee -Salomone poteris effe Sapientior. 

Scriptores veterum Philofophorum et Sapientum 
faepius lege. 

Si poteft fieri, le&io haec in manibus tuis, maxime- 
que in pe&tore tuo femper interrumpat ad inftar nam- 
que fpeculi anima tua in ipfam fedulo refpiciat, ut 
vel quae incorre&ta funt corrigat, vel quae pulchra 
funt exornet, Difce, quod fapienter doceas am- 
pletens, cum fecundum dofrinam fanam eft, vt 
potlis exhortari in doctrina fua, et eos qui mala 
fide contradicunt, arguere. Nec confundantur opera 
tua 











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112 Prieſtergrad. 


tun fermonemituum, Vita igitur tua irreprehenſibilis 
fit. in ipfa fratrum inleriorum reyulaın ſumant, ex 
ipfa videant, quod diligant, cernant, quod imitari feſti- 
nennt, ut ad exemplum tuum omnues deli ſtudio vi- 
verecompellantur. Sisergo ſuvicctus. Tuis folicitudo 
Iandabilis, Exhibeantur cum manfuetudine difcipliur,cum 
dirertione corretio.lram beuigtiitas mitiget,benignitatern 
enlus exauuat, lia et alterum ex altere condiatur, vt 
ner immoderata ultio ultra quam oportet. afligat, ne 
que ıterum trangat Decanuım rem..io difviplinae. Ita- 
que beni te dukem, pravi aſperum ſentiant correpto- 
rem, in qua videlicet correptreoene uunc effe ordızem 
noveris obſervandum et pertenas dülgıs, et vitia per. 
ſequatis, ne N aliter agere tot tatie vorueris traureat .o 
crudelĩtatem correctio vt pendas per irremillam iram, 
quod emeudarte pet diitretioiteru do. üeras. 

[Die Praͤpoſiten Dingen idm en Mante! um). 

Sit in te anurilis aute âo. zresizen Wwantuers lo 
er NApientia. Irteite epprciüis Ceietiiio tus furven:ak, 
ICs auem qui eppriment. vwizur tuss aicaciiercon- 
rtadicat. Nulius ze tarer extc.at. valı Aireflüs an 
ist, id et, sTum la pioietis art Lau Asvicie, 
Besser ia Advctüs In aliyguo deinisiur. Selva cc: 
aULEE UE iNeeitis SStı Vevsizın oe 
WINLE eprineiätte dd SEI Krace SORouveng 
wer tet id rar? Ne cite Bud af‘ Sau: zus 
Nururm. qui elite t .R TuXice Sus. de deivenius 
iger te Dei Sie apuciiie een! 
Er Were wur.) 


En U 


> 


116 Regentengrad. 


2) Iſt der Einwurf dagegen, daß eine ſolche Geſell⸗ 
ſchaft leicht Misbrauch von ihrer Gewalt machen Fünnter 
nicht aus folgenden Gruͤnden ungerecht? Machen nicht 
unſre jetzige Staatsregierungen taͤglich Misbrauch von 
ihrer Macht, ob wir gleich dazu ſchweigen? Dieſe Macht 
nun it doch wohl nicht fo ſicher, als in den Händen uns 
feree Mitglieder. die wir mit fo unendlicher Mühe bile 
den? Wenn alfo ein Regiment, das Menſchen ſtiften, 
unſchaͤdlich ſeyn fan; welches ift es wohl mehr, als uns 
ſers, auf die Moralität, Vorſicht,' Klugheit, Srepheit 
u and Tugend geftüztes ? 


3) Wäre es alfo nicht der Mühe werth, den DBers 
fuch su machen U möchte es auch eine Chimaͤre ſeyn) ein 
folches allgemeines Sitten: Regiment einzuführen? 


4) Iſt die Srepbeit, jeden Augenblick zuruͤcktreten au 
Eönnen, das Gluͤck, geprüfte und gewählte Dbern zu 
haben, die fich zum Theil ſelbſt einander nicht kennen, folgs 
lich nicht zum gemeinfchaftlichen Betrug verbinden Füns 
nen, die aud dur die Furcht vor den fchon erifiren« 
den Stasten von allem Böfen abgehalten werden, iſt 
Dieb alles nicht ſchon Sicherheit genug? auch für einen 
Bweifler? 

5) Und giebt es nicht vielleicht noch andre geheime 
Mittel, uns gegen den Misbrauch der Gemalt, welde 
unfer D. den Dbern giebt , au ſchuͤzen? und welche koͤnn⸗ 
ten diefe Mittel ſeyn? 


6) Ends 








122 Regentengrab. 


Generation gluͤcklichere Perioden vorzubereiten; fo Ban 
man fagen, dab unfer D. fo alt als die Welt it. Es gab 
von-jeber ein folches heiliges Buͤndniß. Gott :und die 
Natur lieben die beſſern Werkzeuge, Durch welche fie nach 
and nach die Menfchen wieder zu dem hoͤchſten Gipfel ih⸗ 
ter Bolltommenbeit erbeben wollten, in feinem Zeitalter 
von dem Strobm der Verderbniß verfchlungen merden. 


Diefe bauten ſich eine Arche, zu welcher Gott ſelbſt 
den Plan nad, enrfamen der Suͤndfluth, und.überlicfers 
ten ihren Nachkommen, wenn der ardıte Sturm vorüber 
mar, die aufbewahrten geretteren Grundpfeiler zu einer ' 
neuen Welt. Desweqgen zählt auch die geepmaurerep 
ſchon die Patriarchen und Noachiten unter ihre Mitglier 
der, und wir haben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt, 
wie zuletzt Jeſus der Eılöfer den Grundftein der neuen 
Kirche, des Reichs der Wahrbeit, Weisbeitund Srepbeit 
gelegt hat, und wie unfer D- immer erifirt, und nur uns 
ter verſchiednen Geſtalten auf.das Ganze gewirkt. Alles 
zeit, wenn er auf-einen gewiffen Punct gekommen mar, 
und fich hier und da Corruption eingefchlichen hatte, warf 
der Hauptftamm, der hohe D. feine Hülle weg, und er» 
ſchien unter einer neuen Geſtalt. Man thut auf diefe Art 
in jeder Periode, fo viel zu thun möglich iſt, und auf 
welche Weiſe dieß au thun moͤglich iſt. Das Innere aber- 
bleibt unentmweiber. Auch die Srepmaurerep bat diefe 


‚Eorruption erlebt, und ed war Zeit, fie su reformiren. 
i Aber 


128 Hegentengrad. 


Uchen Arten über feine Perfon, Revers, Initiations⸗ 
Protocol, Lebenslauf, zuruͤck). — Du bift ung fernerbin 
nichts fchuldig, ald wozu dich dein Herz bewegt. Wir 
verlangen nit Tyrannen, Sondern Zebrer der Menſchen 


zu ſeyn. Haft du nun bey und Befriedigung, Ruhe, 


Freude, Gluͤck gefunden , fo wirft du mus nicht verlafs 
fen. Haben wir uns in dir, oder du dich in und ges 
irrt, fo ift e8 dein Schade. Du bilt alfo frey. Aber 
wiſſe, daB auch die unabhängige Menfchen fi einander 
beffen , auf Beine Art beleidigen, ſich gegen Beleidiguns 
gen fügen, und daß im Fall der Beleidigung jeder 
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben 
fo ſicher finder du auch bey uns Schug und Unterſtuͤtzung⸗ 
wenn du die Macht, die wir dir verleihen wollen, nicht 
zum boͤſen anwendeſt, wenn dein Herz voll Uneigen⸗ 


nuͤtzigkeit, voll Waͤrme fuͤr das Wohl deiner Glieder 


gluͤht. O! greif mit an, arbeite fuͤr das arme Men⸗ 


ſchengeſchlecht, und deine letzte Stunde wird heiter ſeyn; 
wir verlangen ja nichts weiter von dir, wollen für ung-- 


nichtö erringen. Frage dein eigenes Ders, ob man nicht 


yon ‚je ber edel und uneigennügig mit dir verfahren iſt! 


Könnten du undankbar gegen fo viel Wohlthat fepn ? 
D dann ftrafe dich dein Herz, wir wollen dich nicht 
Rrafen. — Aber nein, du bift ein gepräfter und feſter 
Menſch! Sen es immer und regiere Fünftig mit une 
die gebrädten Menſchen, führe fe sur Tugend, zur 
Seevbeit! Welche Ausficht, wenn einſt wieder auf der 

| Erde 


. 





ze Regentengrab. 


Se. Und dies Joch will er abſchuͤtteln/ und ein 
Abtruͤnniger, ein Aufruͤhrer werden? - 

A. Nein! er: will nur mit uns Hand in Hand a sen 
den Mißbrauch der Staatsverfaſſungen, gegen Verderbs ‘ 
niß der Sitten, gegen Entweihung der Religion tam⸗ : 
ofen. Er will durch uns mächtig werden, biefe edle 
Zwecke auszuführen. 

Se. Und: mer ik und Bürge dafür, daß, wenn wir 
ihm die Mache in die Hände geben, er diefe Mache. 
nicht auch mißbrauce , nicht. an andern zum Tyrannen 
werde, und neues Elend Über die Erde verbreite ? 

4. Sein Herz und: fein Verftand find uns Bürge 
bafür, der D. bat ihn gelaͤutert. Er bat gelernt feine 
Leidenſchaften bezwingen. Er bat ſich felbt erforſcht. 
‚Die Obern haben ihn geprüft. | 

Se. Das beißt ſehr viel gefagt. Iſt er auch über 
Morurtbeile hinaus? Opfert er willig das Intereffe der 
„kleinein engern DVerhäftniffe dem allgemeinen Wohl ber 7 
Welt auf ! 

Y. Das bat er uns verbeiffen. 
Sr. Wie mancher ſchon verbieß dieß, und erfüllte 
es nicht: iſt er Meifter über fih? Eann er der Verſu—⸗ 
chung widerſtehen? Gilt bey ihm Fein Anfchen der Per. 
fon? Trage ibn, wer der Mann geweſen, deffen Gerip⸗ 
de jent vor ihm ſteht, ob. ed ein König, Edelmann oder 
Bettler war? _ 


PR 
. 


x. 





122 Regentengrab. 


Generation gluͤcklichere Perioden vorzubereiten; ſo kan 
man ſagen, daß unſer O. ſo alt als die Welt iſt. Es gab 
von-jeber ein ſolches heiliges Buͤndniß. Gott und die 
Natur ließen die befiern Werkzeuge, durch welche fie nach 
und nach die Menfchen wieder zu dem hoͤchſten Gipfel ih⸗ 


- zer Vollkommenbeit erbeben wollten, in feinem Zeitalter 


von dem Strobm der Derderbniß verfchlungen werden. 


Diele bauten fich eine Arche, zu welcher Gott ſelbſt 
den Plan gab, entkamen der Suͤndfluth, und uͤberliefer⸗ 
ten ihren Nachkommen, wenn der groͤſte Sturm vorüber 
mar, die aufbewahrten geretreren Grundpfeiler zu einer 
neuen Welt. Deswegen zählt auch die geehmaurerep 
fchon die Patriarchen und Noachiten unter ihre Mitglier 
der , und wir baben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt, 
wie zuletzt Jeſus der Erlöfer den Grundftein der neuen 
Kirche, des Reiche der Wahrbeit, Weisbeitund Srepbeit 
gelegt bat, und wie unfer D. inımer exiſtirt, und nur uns 
ter verfchiednen Geſtalten auf.dad Ganze gewirkt. Alles 
zeit, wenn er auf-einen gewiſſen Punct gefommen mar; 
und fich hier und da Eorruption eingeſchlichen hatte, warf 
der Hauptftamm, der hohe D. feine Hülle weg, und ere 
f&dien unter einer neuen Geſtalt. Man thut auf diefe Art 
in jeder Periode, fo viel zu thun möglich ift, und auf 
melde Weife dieß zu thun mögrich iſt. Das Innere aber 
bleibt unentweiber. Auch die Frepmaurerey bat dieſt 


Eorruption erlebt, und ed war Zeit, fie su reformiren. 
\ Aber 








128 Hegentengrad. 


Ikben Acten tiber feine Perfon, Revers, Initiations⸗ 
Protocoll, Lebenslauf, zuruͤck). — Du biſt ung fernerbin 
nichts fchuldig, ald wozu dich dein Ders bewegt. Wir 
verlangen nicht Tyrannen, fondeen Lehrer der Menſchen 


zu ſeyn. Haft du nun bey uns Befriedigung, Ruhe, 


Steude, Gluͤck gefunden, fo wirft du was nicht verlafs 
fen. Haben wir uns in dir, oder du dich in uns ges 
irrt, fo ift es dein Schade. Du bilt alfo frey. Aber 
wiſſe, daB auch die unabhängige Menfchen fi einander 
beifen,, auf Eeine Art beleidigen, fi gegen Beleidigune 
gen ſchuͤthen, und dab im Fall der Beleidigung jeder 
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben 
fo ſicher findeh du auch bey uns Schutz und Unterſtuͤtzung⸗ 
wenn du die Macht, die wir dir verleihen wollen, nicht 
zum böfen anwendeſt, wenn dein Herz voll Uneigen⸗ 
nuͤtzigkeit, vol Wärme für das Wohl deiner Glieder 
gluͤht. O! greif mit an, arbeite für das arme Wiens 


ſchengeſchlecht, und deine legte Stunde wich heiter ſeyn; 
wir verlangen ja nichts meiter von dir, wollen für ung- 


nichts erringen. Stage dein eigenes Herz, ob man nice . 


yon je ber edel und uneigennügig mit dir verfahren int. 


Könnten du undanfbar gegen fo viel Wohlthat feyn® 
D dann ftrafe dich dein Ders, wir mollen dich nicht 
Rrafen. — Aber nein, du bift ein gepräfter und feſter 
Menſch! Sev es immer und regiere Eünftig mit ung 


bie gebrädten Menſchen, Fähre fie sur Tugend, zur 


Wecpheis! Welche Ausſicht, wenn einf wieder auf der 
. Erde 


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123 Regentengrab. 


Generation glaͤcklichere Perioden vorzubereiten; fo kan 
man ſagen, daß unſer O. fo alt als die Wech iſt. Es gab 
von jeher ein ſolches heiliges Buͤndniß. Gott und die 
Natur lieben die beſſern Werkzeuge, durch weidhe fir nach 
und nach die Menſchen wieder zu dem bichkten Bipfe: ih⸗ 
rer Bolllommenbeit erbeben wollten, in feinem Zeitalter 
von dem Strohm der Derderbniß verfhlungen werden. 


Diele bauten fi eine Arche, zu welcher Sott felbR 
den Plan gab, entkamen der Suͤndfluth, und uͤberlicfer⸗ 
sen ihren Nachkommen, wenn der groͤe Sturm vorüber 
war , die aufbewasrten gereticien (drundpfeiler zu einer 
neuen Welt. Desmwesen zählt auch die Fichmaurerey 
ſchon die Patriarchen und Noachiten unser ihre Mitglies 
der, und wır haben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt, 
wie zuletzt Jeſus der Exlöfer den Grundſtein der neuen 
Kirche, des Reihe der Wabrheit, Weisheit und Zrepheit 
nelegt hat, und wie unfer D. immer exiſlirt, und nur uns 
ter verſchiednen Geſtaten aufdas Ganze gewirkt. Alles 
zeit, wenn er auf einen gewiſſen Pancı gekommen war, 
und ſich hier und da Corruption eingeſchlichen hatte, warf 
der Hauptfiamm, der hohe D. feine Hülle weg, und ers 
(dien unter einer neuen Geſtalt. Man thut auf diefe Art 
in jeder Periode, fo viel zu thun möglich ft, und auf 
melde Weiſe dieß au thun moͤglich if. Das Innere aber 
bleibt unentweiber. Auch die Freymaurerey hat dieſe 


Corruption erlebt, und es war Zeit, fie zu reformiren. 
Aber 


ar Regentengrad. 


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Kegentengrab. 129 


Erde Süd, Liebe und Zrieden berrfchen werden, wenn 
alles Elend, alles überflüßige Bedürfniß, alle Verblen⸗ 
dung, aller Drud verbannt ift, wenn jeder auf feinem 
Plane zum Beſten des Ganzen thur, was er fann, wenn 
jeder Hausvater Fuͤrſt in feiner rubigen Hütte ft, wenn 
der, welcher ſich Kingriffe in diefe heiligen Rechte er» 
lauben wollte, nirgend in der Welt eine Srepftädte fine 
det, wenn fein Müßiggang geduldet wird, wenn das 
Heer unnüper Wiffenfchaften verbannt, nichts mebr ges 
lehrte wird, als was den Menfchen beffer macht, ihn 
feinem nanirfihen Zuftande und feiner Fünftigen Beftims 
mung näher führt, und wenn die Beſchleunigung dieſer 
Periode unfer Werk ift, wenn jeder Menfc dem andern 
brüderlich die Arme ausftredt. In dem unſrigen fannft 
du Gluͤck und Ruhe finden, wenn du treu und redlich 
hleibſt; und das if das Zeichen diefes Grades, baß- 
man bepde "Arme geräde vorwaͤrts gegen den Bruder | 
ausftredfe, und die flahen von Unrecht und Gewalt uns 
befledten Hände offen hinhalte. Der Griff if: daß 
man die andern bıyden Ellenbogen umfaffe, gleichſam 
um ihn au unterkäßen, und ibm aufsubelfen. Das 
Wort ilt Redenitio. 
Jetzt wird die Kleiduns angelegt, 
Das Bruftfchild. 
Waffne deine Bruft mit Treue, Wahrheit, Deflige 
£eit, und ſey ein Chriſt, fo werden die Pfeile der Vers 
laͤumdung und das Unglüd nie auf dich eindringen. 
J Die 


Kegentengrab. 131 


Aber fie begluͤcken und, indem fie zugleich auf andre 
febe wichtige Art für unfer Wohl arbeiten, mıt ihrem 
Kath, Unterricht und mit ſehr Eräftiger Huͤlfe. 


U. Indeſſen baben die huldreichen lieben Obern eine 
Klaſſe von Maurern errichtet, deren Händen fie den ganz 
zen Operationsplan anvertraut haben, und dieß ift die 
Regenterflaffe, in weicher Sie heute den erſten Einuin 
erlangt haben. 


111. Mit dieſen Regenten find die erſten O. Aemter 
beſetzt, und wer den Grad nicht bat, Fan nicht einmal 
Präfese oder Local. Vberer werden. | 

IV. Jedes Land hat einen National⸗Obern, wels 
cher in unmitteldarer Verbindung mit unfern Vaͤtern, 
deren einer das Haust. Ruder führt, hebt 


V. Unter dem National und feinen Gehuͤlfen ſtehen 
denn die Provinzialen; deren jeder Kreis unfers Vater: 
landes einen bat. 

v1. Det Provinzial hat zu feiner Hilfe Tonfulror | 
zen , und unter ibm fleben, | 

Vil. Eine gewiffe Anzaͤhl von Praͤfecten, welche mies 
Der in ihren Diſtriceten Gebülfen aus diefem Grade ha- 
ben Rönnen. Und diefe alle gehören au det Klafe der 
Regenten, wie auch der jedesmaltge Decanus der Provinz. 

Vin. Alle dieſe Aemter find Cauffer dem Fall der 
Beförderung zu hoͤhern Aemtern, der Abdankung, Abſe⸗ 
Kung oder des Todes) lebenslaͤngſich. 


J 2 IX. 


Regentengrad. 133 


u Platz beſſer ausfüllen kan, dieſer hingegen vielleicht 
mehr Beredſamkeit beſitzt. Ja mancher Regent wird ſich 
nicht ſcheuen duͤrfen, ſich irgend ein kleines Amt bey ei⸗ 


ner Minervalkirche zu erbitten, um ein gutes Bepſpiel 


zu geben. 


xill. Damit der Provinzial nicht noͤthig habe, mit 
einer Menge Menſchen unmittelbar in Briefwechſel zu 
ſteben, ſo laufen alle Briefe und Q. L. Zettel der Neo 
genten dur) die Hände des Praͤfects r "außer wenn der 
Provinzial die andern * verordnet. 


XIV. Aber er erbricht nicht die Q. L. der Regenten, 
ſondern fie gehen uneröfnet an den Provinzial, und 
von da weiter. 


xV. Die Iufammenkünfte der Regenten beiffen 
Eonvente. Der Provinzial, welcher darinn den Vor⸗ 
fin bat, hält fie fo oft er es nbig findet, und fan 
Dazu alle oder nur einige feiner Negenten , nachdem die 
- Verhandlungen es erfordern, einladen; mer nicht er⸗ 
fcheinen fan, muß fi hinlaͤnglich, und wenigſtens vier 
Wochen vorher entfhuldigen. Außerdem muß®er fich 
einfinden, Rechenſchaft von feinen bisherigen Gefchäften 
geben, und fi den neuen Aufträgen des Provinzials 
und der böhern Obern unterzieben. Jaͤhrlich fol wenige 

ſtens einmal der Proginsial-Eonvent gehalten werden.. 
> XV 


= Sol wohl heißen ein anders, 


‘ 





116 ‘ | Negentengrad.' 


Introd. Das if er nicht, er ift unter den Augen 
‚ der Erleuchteten aufgewachſen, Sie haben das Siegel 
Gottes auf feine Stirn gedrüdt. 


Der Andre: Nun, fo fen er uns willlommen ! 


Sie treten herein, und geben, begleitet Yon den uͤbri⸗ 
gen Regenten bis an die Thür des leuten Zimmers, 
Ein Regent geht voraus in daflelbe. Der Introductor 
will die Thuͤre Sfnen, wird aber von dem vorher bin 
eingegangenen zuruͤck gehalten, der ihm zuruft: 

Zuruͤck! Wen bringſt du? Hier wirſt du nicht ſo 
(sicht Eingang finden. ' 

Introd. Sch bringe einen Gefangen, der Srevbeit 
ſucht, und in die Arche will, | 

Der Andere: Wir haben ihn nicht in die Knecht⸗ 
ſchaft gebracht. Wir wollen nicht in die Rechte feines 
Herrn greifen. Er forge für ſich ſelbſt. 

Introd. Ihr babe ibm Huͤlfe verſprochen. Ihr 
habt ihm Hofnung gemacht als er in der Knechtſchaft 
we. Er war im Finſtern, und ihre habt ihn erleuchtet, 
Ihr babe ihn regiert. Er kan fich jetzt ſelbſt regieren, 
und nun will er frey werden. 

Der Provinzial ruft vom Thron herab: 

Laffet ihn denn bereinfommen, daß wir fehen, ob 
er das Zeichen der Srevbeit an fich trägt. 

Man öfner die Fluͤgelthuͤr, und führt den Aufzuneb⸗ 
menden vor den Thron, Die Regenten trete zu beye 
den 





18 Regentengrad. 


Ihpen Acten über feine Perfon, Revers, JIuitiations⸗ 
Protocol, Lebenslauf, zutuͤck). — Du bit uns fernerbin 
nichts (huldig, ald wozu dich dein Hers bewegt. Wir 
verlangen nicht Tprannen ».fondern Lehrer der Menſchen 
au feom Haft du nun bey uns Befriedigung, Ruhe, 
Greude, Gluͤck gefunden, fo wir du was nit verlafs 
fen. Haben wir und im dir, oder du dich in und ge⸗ 
irrt, fo ift es dein Schade. Du bit alfo frey. Aber 
wiffe , dab auch die unabhängige Menſchen fi einander 
beffen, auf Beine Art beleidigen, ſich gegen Beleidigune 
gen (digen, und daß im Fall der Beleidigung jeder 
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben 
fo ſicher finder du auch bey uns Schutz und Unterftügungs 
wenn du die Macht, bie wir dir verleihen wollen, nicht 
zum böfen anmendek, wenn dein Hers voll Unrigen» 
nögigfeit. vol Wärme für dad Wohl deiner Glieder 
gläht. D! greif wit an, arbeite für das arme Men⸗ 
ſchengeſchlecht, und deine legte Stunde wird heiter ſepn; 
wir verlangen ja nichts weiter von dir, wollen für ung. 
nichts erringen. rage dein eigenes Herz, ob man nicht . 
son ‚je ber edel und uneigennägig mit dir verfahren iſt! 
Könnte du undankbar gegen fo viel Wohltbat feyn® 
O dann firafe dich dein Herz, wir wollen dich nicht 
Rrafen. — Aber nein, du biR ein gepräfter und feſter 
Menfh! Geo es immer und regiere künftig mit uns 
bie gebrüdten Menſchen, fäbre Re aur Tugend, zur 
Geepbeis! Welche Musfche, wenn einſt wicder auf der 
- Erde 


122 Regentengrab. 


Generation gluͤcklichere Perioden vorzubereiten; ſo kan 


man ſagen, daß unſer O. fo alt als die Welt if. Es gab 


von:jeber ein ſolches heiliges Buͤndniß. Gott und die 
Natur ließen die beſſern Werkzeuge, durch welche ſie nach 
und nach die Menſchen wieder su dem hoͤchſten Gipfel ih⸗ 
rer Vollkommenbeit erbeben wollten, in keinem Zeitaltet 
von dem Strobm der Verderbniß verfchlungen werden. 


Diele bauten ſich eine Arche, zu welcher Gott felbfl 
den Plan nab, enrfamen der Suͤndfluth, und uͤberliefer⸗ 
ten ihren Nachkommen, wenn der groͤſte Sturm vorüber 
war , die aufbewahrten geretteren Grundpfejler zu einer 
neuen Welt. . Desweqen zählt au die Flihmaurerey 
ſchon die Patriarchen und Noachiten unter ihre Mitglies 
der, und wır haben Ihnen in dem Prieftergrade gefagt , 
wie zuletzt Jeſus der Erloͤſer den Grundftein der neuen 


Kirche, des Reichs der Wahrbeit, Weisbeitund Freyheit 


gelegt bat, und wie unfer D. inımer erifirt, und nur uns 
ter verſchiednen Gefta'ten auf, das Ganze gewirkt. Alles 
zeit, wenn er auf- einen gewiſſen Punct gekommen mar, 
und fid bier und da Corruption eingeſchlichen batte, warf 
der Hauptſtamm, der hobe D. feine Hille weg, und er⸗ 
ſchien unter einer neuen Gefalt. Man tbutauf diefe Art 
in jeder Periode, fo viel au thun möglich iſt, und auf 
welche Weife dieß zu thun möglich if. Das Innere aber- 
bleibt unentweibet. Auch die Trepmaureren bat dieſe 


Eorruption erlebt, und ed war Zeit, fie zu reformiren. 
Aber 


124 Regentengrad. 


und denen er doch auf ihr Wort glauben ſoll, daß ſie an 
der aͤchten Quelle find, das verläugnen wir nur infofern, 
ald jemand bey und Befriedigung finden, und Dafür, dag 
mir Kenutniſſe mitteilen und Ausfichten eröfnen, die je⸗ 
des klugen rediihen Mannes würdig find, (of diefer- 
Mann fi nicht darum befümmern , woher die Kenntniffe >. 
kommen. Nicht Die Perfonen, die Sachen müffen ſein 
Augenmerk feyn.‘ Fragt man alfo, werunfer Syſtem der 
unsern Klaffen in feiner neuen Form eingerichtet Hat, wie 
alt es it, und wer die Stifter diefer Einrichtung find, 
fo dürfen wir darauf folgendes antworten: u 
Unfere Stifter hatten Kenntniffe , weil fie ſolche mit⸗ 
tbeilten. Bey Gründung des äußern Os nuͤtzten fie das 
Studium der Mängel und Vorzuͤge aller bisherigen An⸗ 
falten don der Art, den Rath der kluͤgſten, beften, 
feinften, erfahrenfien Männer, und verbanden dieß mit 
philoſophiſchem Scharfſinn. Ueberlieferungen, Waͤrme. 
für das allgemeine Wohl und Uneigennuͤtzigkeit, theile * 
aus Befcheidenbeit, tbeils um ſich Hegen ihre eignen Leis 
denichaften ficher zu ſtellen *, überlieferten fie darauf die 
aanze Direction ded Gebäudes andern treuen Händen, 
und zogen fich zuruͤck: man wird nie ihren Nahmen ere 
fabren , und die, welche jetzt das Ruder führen, find 
nicht die Stifter der neuen Einrichtung. Aber die Nach» 
welt wird die unbefannten Woblthaͤter fegnen, und 
| dops 
* Anm. Hier fcheint etwas zu feblen. 


% 


9 





116 ‘ | Negentengrad.' 


Introd. Das ift er nicht, er ift unter den Augen 


der Erfeuchteten aufgewachſen, Sie haben das Siegel 


Gottes auf feine Stirn gedrüdt. 
Der Andre: Nun, fo fen er und willkommen! 


Sie treten herein, und geben, begleitet Yon den uͤbri⸗ 
gen Regenten bis an die Thür des letzten Zimmers, 
Ein Regent geht voraus in daſſelbe. Der Introductor 
will die Thuͤre Öfnen, wird aber von dem vorher hin⸗ 
eingegangenen zuruͤck gehalten, der ihm zuruft: 
Zuruͤck! Wen beingft du? Hier wirft du nicht ſo 
(cr Eingang finden. 


Introd. Sch bringe einen Gefangnen, der Srevbeit 
ſucht, und in die Arche will, 

Der Andere: Wir haben ihn nicht in die Knecht⸗ 
ſchaft gebracht. Wir wollen nicht in die Rechte ſeines 
Herrn greifen. Er ſorge fuͤr ſich ſelbſt. 

Introd. Ihr habt ihm Huͤlfe verſprochen. Ihr 
habt ihm Hofnung gemacht, als er in der Knechtſchaft 
we. Er war im Finſtern, und ihr babe ihn erleuchtet. 
Ihr babe ihn regiert. Er fan ſich jetzt ſelbſt regieren, 


und nun will er frey werden. 


Der Provinzial ruft vom Thron herab: 
Lafer ihn denn bereinfommen, daß wir ſehen, ob 
er das Zeichen der Frepheit an ſich trägt. 
Man oͤfnet die Stägelthiie, und führt den Aufzuneh⸗ 
menden vor den Thron, Die Regenten treten au bee 
den 


128 Hegentengrad. 


lichen Arten über feine Perfon, Revers, Initiations⸗ 
Protocoll, Lebenslauf, zuruͤck). — Du bift ung fernerbin: 
nichts fchuldig, ald wozu dich dein Herz bewegt. Wir 
verlangen nicht Tyrannen, fondern Lebrer der Menfchen 
zu ſeyn. Haft du nun bey und Befriedigung, Ruhe, 
Sreude, Gluͤck gefunden, fo wirkt du was nicht verlafs 
fen. Haben wir uns in dir, oder. du dich in und ges 
irrt, fo ift 'e8 dein Schade. Du bilt alfo frey. Aber 
wiſſe, daß auch die unabhängige Menſchen fi einander 
beffen , auf Beine Art beleidigen, ſich gegen Beleidiguns 
gen ſchuͤzen, und daß im Fall der Beleidigung jeder 
gegen dich das Recht der Vertheidigung bat. Aber eben 
fo ſicher finde du auch bey ung Schug und Unterſtuͤtzung⸗ 
wenn du die Macht, die wir dir verleihen wollen, nicht 
zum böfen anwendeſt, wenn dein Herz voU Uneigen⸗ 
nuͤtzigkeit, vol Wärme für dad Wohl deiner Glieder - 
gluͤht. O! greif mit an, arbeite für das arme Men⸗ 
ſchengeſchlecht, und deine leute Stunde wird heiter ſeyn; 
wir verlangen ja nichts weiter von dir, wollen für uns 
nichts erringen. Frage dein eigenes Herz, ob man nicht . 
Yon .je ber edel und uneigennüägig mit dir verfahren iſt! 
Koͤnnteſt du undankbar gegen fo viel Wohlthat ſepuke 
O dann ſtrafe dich dein Herz, wir wollen dich nicht 
ſtrafen. — Aber nein, du biſt ein gepruͤfter und feſter 
Menſch! Gen es immer und regiere kuͤnftig mit uns 
die gedrüdten Menſchen, faͤhre fe sur Tugend, zur 
Srepheit! Welche Ausfihe, wenn eink wieder auf der 
| Erde 


Bı 


130 Regentengrad. 


Die Stiefeln. 
Sep ſchnell zum Guten, und ſcheue keinen Weg 


auf welchem bu Gluͤck verbreiten oder finden kanſt. 
Der Mantel. 
Sep ein Zürf in deinem Volke, dad beißt: fev ein 
weifer und redlicher Wohlthäter und Lehrer deiner 
Brüder. 
Der Huth. 
Diefen Frepheits⸗Hut muͤſſeſt du nie mit einer Kros 
ne vertaufchen mögen! 
So regiere dann mit Weisheit, und denke, daß der 
welcher die Macht sieh fie dir auch wieder neh⸗ 
men kan! 
Der Provinzial umarmt ihn. 
Jetzt höre, mas künftig die Pflichten deines neuen 
Standes fordern! 
Es werden die Benlagen A. und B. verlefen. Wenn 
der Provinzial fchlieffen will, verneige er ſich ſtill 
ſchweigend, da denn die Regenten wieder abtretten, 
Mer Local: Dberet wird, bekommt feine Inſtruction 
perfiegelt aus des Provinzials Händen. 


A. 
Directions⸗ Suflem des gansen Ordens, 
I. Die böchften Obern unfers erlauchten Ordens der 


wahren aͤchten Srepmaurerep befchäftigen ſich nicht uns 


mittelbar mit der genauen Direerion des Gebaͤudes. 
Abel 


„> 





134 Regentengrad. 


XVI. Worauf uͤbrigens die Regenten vorzuͤglich auf⸗ 
merkſam ſeyn muͤſſen, das IR aus nachfolgender In⸗ 
ſtruction zu erſehen. 


XVII. Was die oͤconomiſchen Umſtaͤnde des O. be⸗ 
trift, ſo iſt zwar ſchon zu ſeiner Zeit daruͤber insbeſon⸗ 
dre geredet worden: doch wird es noͤthig ſeyn, hier noch 
im Allgemeinen Etwas zu ſagen. Es iſt ſchon aus dem 
vorigen bekannt, daß wir uns nach und nach bemuͤhen 
follen, Sonde au erhalten. Dabei if au bemerken: 


a. Daß jede Provinz die Gewalt über ihre Kaffe bes 
bält, daß nichts an die Dbern jemals eingeſchickt 
wird , außer etwa Eleine Beptraͤge, zur Beſtreitung 
des Briefwechſels. 


b. So foll auch jede Verſammlung und jede 7 ihren 
Fond eigentbämlich behalten, und da, mo es auf 
den Conventen ausgemahr wird, das Vermögen 
mebrerer eg? oder Praͤfeciuren zufammen zu ſchieſ⸗ 
fen, um etwa große Unternebmungen zu machen, 
wird dies Geid nur als cin Darlchn angeſehen, 
und müßen den ch” nicht nurZinfen, fondern auch 
die Capitalien erfiatter werden. 


c. Der Provinzial bat alfo gar feine Kaffe, fondern 
nur dic Stats über das Vermoͤgen feiner Proving. 
d. Die Einnahmen find Überhaupt: 


aa. Frepmaurer⸗ Recebtions Gelder | 
| bb, Ueber⸗ 


\ 


Re 





138 Regentengrad. 


alters: zu einer Zeit wirkt man durch den Hang der Men⸗ 
ſchen zum Wunderharen, au einer andern durch den Reitz 


maͤchtiger Verbindungen. Deswegen in es zuweilen noͤ⸗ 
toig, den Untergebenen vermurben cu laſſen (ohne jedoch 
ſelbſt die Wahrbeit zu ſagen) als wenn insgeheim von 


uns ale übrige Os und Frepn.aurır Syſteme dirigirt, 


oder als wenn die geöften Monarchen durch den D. regiert 
mürden, werches auch würilich bie und da der Zul iſt; 
wo eine großer herrliche Begevenbeit vorgeht, da muß ge⸗ 
muthmaßt werden, daß fie Durch uns geſchehe; wo gin 
großer fonderbarer Mann lebt, da müße man glauben, 
er fen von den Unfrigen. \Man ertbeiie gumweilen, obne 
weitern Zweck moſtiſche Befedle, falle z. B. einem Untere 
gebenen an einem fremden Orte, in einem Gaſthofe unter 
ſeinem Teller ein Ordens-Sendſchreiben finden, Das 
man ihm viel bequemer zu Hau.geben koͤnnen. Man reife 
zu den Zeiten der Meſſe, wenn man kan, in die großen 
Handeisſtaͤdte, bald als Kaufmann, bald ale Abbe, bald 
als Dfficier, und erwecke ih aller Orten den Ruf eines 
vorzuͤglichen achtungswuͤrdigen, in wichtigen Gefchäften 
und Angelegen beiten gebrauchten Mannes. — Dieb alles 
aber ungekünftelt, nut Seinheit, und nicht ald Avantuͤ⸗ 
rier, auch nut da, wo man fich keinem Vorwitze, Feiner 
Inquiſition ausgeſetzt fieber. Poder man ſchreibe wichtige 
Befehle mit einer chpmiſchen Tinte, dienac einiger Zeit 
“von ſelbſt wieder verloͤſcht, und dergleichen mehr. 


V. Ein 


FR) 
a94r.- . 


Kegentengrad. | 139 


V. Ein Regent foll gegen Untergebene, fo viel müg« 
lich, gar feine Schwäche zeigen; ſelbſt feine: Krankheit, 
fein Misvergnügen fol cr ihnen verfchmweigen, wenige 
ſtens nie klagen. 


VI. Durch Weiber wuͤrkt man oft in der Welt am 
mehrſten; bei dieſen ſich einſchmeicheln, ſie zu gewinnen 
ſuchen, ſey eines euret feinſten Studien. Mebhr oder 
weniger werden fie alle durch Eitelkeit, Neugierde, Sinn 
lichkeit und Hang zur Abmechfelung geleitet, \ Hieraus 
giebe man Nugen für die gute Cache! Die Geſchlecht 
Dat einen großen Theil der Weltin feinen Händen. 


VI, Auch das gemeine Volk muß aller Orten für den 
Drden gewonnen werden. Dieß gefchiebt am beften durch 
Einfluß auf die Schulen; fodann duch Frepgebigkeit, 
durch eianen Glanz, durd ‚Herablaffung, Popularität, 
und durch Äußere Duldung der bertſchenden Vorurtheile, 
die man erſt nach und nach ausrotten Fan. | 


vi. Wo mian in der Regierung eines Landes die 
Hand bat, da Helle man ſich, als wenn man gerade am 
wenigften vermögte, fo wird und nicht entgegen gearbei⸗ 
tet; und wo man nichts durchſetzen fan, da ſcheine man 
alles zu koͤnnen, damit man gefuͤrchtet, geſucht und da⸗ 
durch verſtaͤrkt werde. 


IX. Alles was dem O. unangenehmes begegnet, bleibe 
ein ewiges Geheimniß vor den Untergebenen. 


x. Den 


Regentengrab. 141 


man nicht in das gewöhnliche Q. L- weil er daffelbe nicht 
erbrechen darf. ,- | 


XIV. Ueberhaupt foll über dad, mas allgemeinen 
Einfluß haben Fan, fleißig an den Provinzial berichtet 
werden, damit man Vorkehrungen treten Eönne mit 
vereinten Kräften zu wuͤrken. 


XV. Wenn ein Schriftfteller in einem öffentlichen ge⸗ 
drudten Buch Säge lehrt , die, wenn fie auch mahr find, 
noch nicht in unfern Welt : Erziehungsplan paffen, fon» 
- dern zu früb fommen, fo fol man den Schriftſleller gu 
gewinnen fuchen, oder ibn au verſchreyen. 


XVI. Können es die Regenten dahin bringen, daß 
Kloͤſter, befonders die mit Bettelmoͤnchen befept find, 
eingezogen, und ihre Güter zu unfern Endzwecken 3.8. 
zu Unterhaltung tächtiger Erzieber für das Landvolk ıc. 
verwendet werden, fo werden den Dbern dergleichen Vor⸗ 
ſchlaͤge willfommen fepn. | 


XVII. Nicht weniger, wenn fie folide Plane zu einer 
Wittwen-Kaſſe für die Weiber unferer Mitglieder ent» 
werfen Eönnen. 


XVIII. Eine unferer vornehmften Sorgen muß au 
feun, unter dem Volke ſklaviſche Fürften : Verehrung 
nicht zu hoch eigen au laffen. Durch diefe knechtiſche 
Schmeiceleven werden diefe mehrentheils fehr mittel» 


mäßige ſchwache Menfchen noch immer mehr verdorben: 





Regentengrad. 145 


fluß auf Bildung und Regierung hat, muß nie aus den 
Augen gelaſſen werden, und die Regenten ſollen unauf—⸗ 
boͤrlich Plane entwerfen, wie man es anfangen koͤnne, 
über dieſelben Gewalt zu befommen. ", 


XXVII. Ueberhaupt ift der Negenten Haupt: Augen⸗ 
merk, außer den Arbeiten, welche mir ihrem im O. ih⸗ 
nen aufgetragenen Amte verbunden find, die beſtaͤndige 
Wachſamkeit auf alles was den D. vollfomniner und 
mächtiger machen kann, damit er für jedes Zeitafter das 
“deal der vollkommenſten menfclichen Regierung werde, 


Dies find die allgemeinen Verhaltungs Regeln; 
road aber ein jeder Regent auf dem ihm von den €. 
Obern angewiefenen Plage zu beobachten hat, darüber 
wird ibm eine befondere Inſtruction ertheilt. 


| C. | 
Inſtruction der Präfecren ober Local⸗Obern. 


Außer demjerligen, was der Präfect ſchon aus der 
Inſtruction des ganzen Regentengrades willen muß, 
liegt feinem Amte noch folgendes ob: 


I. Er ift der erſte Regent in feiner Dräfeetur, und alle 
Berichte Q- L. ıc. laufen ducch feine Hand, indem er 
die Direction des ganzen unsern Gebäudes Hat. . 


ll. Es if ibm überlaffen , an acht Oertern ſeiner 
Praͤfectur, iheils Minervalkirchen / theils Freymaurer I” 


K an 


4 


136 NRegentengrad. 


Einfiht, Aufflärungund Menſchenliebe, wol Integrität, 
uͤneigennuͤtzigkeit, Liebe zum Großen, Allgemeinen und 
Außerordentlichen, 


II. Die Regenten follen die Kunft fludiren au herr. 


fhen, ohne das Anſehen davon zu haben. Unter der 
Huͤlle der Demuth, einer nicht verftellten, fondern wahrs 
baften Demuth , gegründer auf das Bewußtſeyn eigner 
Schwaͤche, und daß man nur durch unfere Verbindung 


ſtark ſey, follen fie unumfchränft regieren, und jeden 


Zweck des DE durchzuſetzen verfieben. Die Befehle müifen 
Bas Anfeben von Birten, Derweife dig Schaale des Lobes 
baben. Denn man bat ed mit frenmillig geborchenden 


Menſchen zu thun, die nicht nur ihr Joch nicht fühlen, 


fondern überhaupt fein Zoch tragen muͤſſen. Man mill 
Die Menichen an der Hand ibrer eignen Vernunft au ihrem 
Beten leiten. Sie follen ihre Schwäche und die Noth⸗ 
wendigkeit ihrer Folgſamkeit erkennen : Alles it verdorben, 
mern man ibre Eitelkeit gegen diefe Selbſterkenntniß 
regt. Man vermeide alfo jenen Reifen ſchulmaͤßigen 
Ernft, wodurch man fie nur zuruͤckſtoͤßt und ſich bey klu⸗ 
gen Weltleuten laͤcherlich macht. Hingegen muß man 


ſelbſt das ſtrengſte Beyſpiel von ehrerbietigem Gehorſam 


gegen die Obern geben, beſonders ein vornehmer von Ge⸗ 
burt gegen einen Obern vom niedern Stande. 


Doc fey die Behandlung nach den Subjecten vers 


ſchieden, mit denen man es zu tbun bat. Sep der Vers 
traute 





138 Regentengrad. 


alters: zu einer Zeit wirkt man durch den Hang der Men⸗ 
ſchen zum WWunderbaren, au einer andern durch den Reitz 
maͤchtiger Verbindungen. Deswegen ut cd zuweilen noͤ⸗ 
ty1g , den Untergebenen vermuthen cu laſſen (ohne jedoch 
ſelbſt die Wahrbeit au fagen) ala wenn insgebem von 
uns alle übrige Os und Trepn.aurer Syſteme dirigirt, 
oder als wenn Die gröften Monarchen durch den D. regiert 
würden, werches auch würilich bie und da der Zul iſt; 
wo eine große herrliche Begebenheit vorgeht, da muß ge⸗ 
muthmaßt werden, Daß fie Durch uns gefchrbe ; wo gin 
großer fonderbarer Mann lebt, da muͤße man glauben 
er fen von den Unfrigen. \Man ertbriie umeilen, obne 
weitern Zweck myſtiſche Befible, laſſe z. B. einm Untera 
gebenen an einem fremden Orte, in einem Gaſthofe unter 
ſeinem Zeller ein Ordens-Sendſchreiben finden, das 
man ihm diel bequemer zu Hau.geben fönnen. Man reife 
su den Zeiten der Meffe, wenn man Fan, in die großen 
SHandeisttädte, bald ale Kaufmann, bald als Abbe, bald 
ala Offieier, und erwecke fih aller Drten den Ruf eines 
vorzuͤglichen achtungswuͤrdigen, in wichtigen Geſchaͤften 
und Angelegen heiten gebrauchten Mannes. — Dieß alles 
aber ungekuͤnſtelt, mit Seindeit, und nicht als Avantuͤ⸗ 
rier, auch nur da, wo man fi keinem Vormwige, keiner 
Inquiſition ausgeſetzt fiebet, oder mon ſchreibe wichtige 


- Befehle mit einer chpmiſchen Tinte, dienac einiger Zeit 


von felbit wieder verloͤſcht, und dergleichen mebr. 


V. Ein 


7: 


Kegentengrad. | 139 


V. Gin Regent foll gegen Untergebene, fo viel möge 
lich, gar keine Schwäche zeigen; felbft feine. Sirankheit, 
fein Misvergnägen fol cr ibnen verſchweigen, wenige 


. tens nie lagen, 


VI Durch Weiber würft man oft in der Welt am 
mehrften; bei diefen ſich einſchmeicheln, ſie zu gewinnen 
ſuchen, ſey eines eurer feinſten Studien. Mebr oder 


weniger werden fie alle durch Eitelkeit, Neugierde Sinn | 


lichkeit und Hang zur Ahmechfelung geleitet, \ Hierauf 


giede man Nugen für die gute Sache! Die Geſchlecht 


Dat einen großen Theil der Welt in feinen Handen, 


VII. Auch das gemeine Volk muß aller Drten für den 
Drden gewonnen werden. Dieb geſchieht ambeften durch 
Einfluß auf die Schulen; fodann durch Frepgebigkeit, 
durch eignen Glanz, durch Herablaſſung, Popularitaͤt, 
und durch dußere Duldung der herrſchenden Vorurtheilc, 
Die man erſt nach und nach ausrotten Fan. 


vi, Wo man in der Regierung eines Landes die 


Hand hat, da ſtelle man ſich, als wenn man gerade am 


wenigſten vermoͤgte, fo wird uns nicht entgegen gearbei⸗ 
tet; und wo man nichts durchſehhen fan, da ſcheine man 
alles zu koͤnnen, Damit man gefuͤrchtet, gefucht und da⸗ 
durch verſtaͤrkt werde, 


IX. Alles was dem D. unangenehmes begegnet, bleibe 


ein ewiges Geheimniß vor den Untergebenen. 


x. Den 


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andre Isnievaren Dann lot, da Miche man gauben, 
er fin von ven Uafrigen. Man ert.cıe sumsılen, chne 
Wirren se oe Erfeble, bare ;. B. einem Unters 
aebe nen an einem ſremben Site, ın einem Kaubefe unser 
feinem Aeller ein Oedentee Erucidreisen Anven, Lab 
man ih a piel beque et 58 Hau arsenkinnen. Das reiſe 
zu ben seiten ser Reiſe, wenn man kan, in Lie groken 
Yante:cttäste, balb ale Kaufmann, bald ale Abbe, bald 
054 Gfficiet, und ermmede ſich aller Drien den Ruf eines 
sorihalihen achtungewuͤrdigen, in wichtigen Geſchaften 
und Angelegenheiten aebrauchten Mannes. — Dieb alles 
aber unqekuͤnſtelt, mi Acinheit, und nicht ale Aoantuͤ⸗ 
tler, auch nur da, wo tal ee Dormine, keinet 
Juquſſition ausaeſetzt heben, Pder man ſchreibe wichtige 
Gefehle mis einer chymiſchen Tinte, die nad einiger Zeit 
von frlbit wieder verloͤſcht, und dergleichen wehr. 


V. Ein 


134 Megentengrad. 


xvi. Worauf uͤbrigens die Regenten vorzuͤglich auf⸗ 
merkſam ſeyn muͤſſen, das iR aus nachfolgender Sins 
ſtruction zu erſehen. 


XVII. Was die oͤconomiſchen Umſtaͤnde des O. bee 
trift, ſo iſt zwar ſchon zu ſeiner Zeit daruͤber insbeſon⸗ 
dre geredet worden: doch wird es noͤthig ſeyn, hier noch 
im Allgemeinen Etwas zu ſagen. Es iſt ſchon aus dem 
vorigen bekannt, daB wir uns nach und nach bemuͤben 
füllen, Sonde zu erbalten. Dabei it au bemerken: 


a. Daß jede Provinz die Gewalt über ihre Kaffe be 
bält,. daß nichts an die Dbern jemald eingeſchickt 
wird , außer etwa Eleine Bepträge, zur Beftreitung 
des Briefwechſels. Ä 


p. So foll auch jede Derfammiung und jede ihren 
Sond eigenthämlich bebalten, und da, mo es auf 
den Conventen ausgemacht wird, das Vermögen 
mehrerer ng? oder Präfreruren zuſammen zu ſchieſ⸗ 
fen, um etwa große Unternehmungen gu machen, 
wird dies Geld nur als cin Darlchn angefehen , 
und müßen den ch? nicht nurZinfen, fondern auch 
die Capitalien erſtattet werden. 


c. Der Provinzial bat alfo gar eine Kaffe, fondern 
nur die Etats über das Bermögen feiner Provinz, 


d. Die Einnahmen find überhaupt : 


aa. repmauter» Receptions Gelder 
bb. Ueber⸗ 


136 Negentengrad. 


Einfiht, Aufflärung und Menfchenliebe, voll Integrität, 
uͤneigennuͤtzigkeit, Liebe zum Großen, Allgemeinen und 
Außerordentlichen. 


II. Die Regenten ſollen die Kunſt udiren zu herr. 
ſchen, ohne das Anfeben davon zu haben. Unter der 
Huͤlle der Demuth, einer nicht verfellten, fondern wahre 
baften Demuth, gegruͤndet auf das Bewußtſeyn eigner 
Schwaͤche, und daß man nur durch unſere Derbindung' 
ſtark fen, follen fie unumfchränft regieren, und jeden 
Zweck des DE durchzuſetzen verſtehen. Die Befehle muͤſſen 
Das Anfeben von Bitten, Dermeife dig Schaale des Lobes 
baben. Denn man bat es mit frepmillig gehorchenden 
Menſchen zu thun, die nicht nur ihr Joch nicht fühlen, ' 
fondern überhaupt Fein Zoch tragen muͤſſen. Man will 
die Menſchen an der Hand ibrer eignen Vernunft au ihrem 
Beften leiten. Sie follen ihre Schwäche und die Notbs 
wendigkeit ihrer Folgſamkeit erkennen : Alles ift verdorben, 
men man ibre Eitelkeit gegen diefe Selbiterfenntnig 
reitzt. Man vermeide alfo jenen Reifen ſchulmaͤßigen 
Ernft, wodurch man fie nur zuruͤckſtoͤßt und fich bey klu⸗ 
gen Weltleuten laͤcherlich macht. Hingegen muß man 
felbft das ftrenafte Beyſpiel von ebrerbietigend Gehorſam 
gegen die Dbern geben, befonders ein bornebmer von Ges 
burt gegen einen oObern vom niedern Stande. 


| Doc ſey die Behandlung nach den Subjecten ver⸗ 
ſchieden, mit denen man es zu thun hat. Sep der Ver⸗ 
traute 


140 Regentengrad 


X. Den Regenten lient es ob für die Verſorgung 
der Brüder zu wachen, und nad Anweiſung des Provins 
zials für fie die ſchicktichſten Bedienungen zu erringen. 


XI. Die Regenten ſollen ſich einer vorzuͤglichen Der: 
ſchwiegenheit befleißigen , und alfo über Dinge , worüber 
fie ſich nicht erklären dürfen, wenn fie befragt werden, . 
mir aͤußerſter Behutſamkeit antmorten. Doc) darf diefes 
alles nicht gezwungen fiheinen. Es giebt Fälle, mo Man 
fogar eine gewiſſe Gefchmägigfeit annehmen, und das 
Anfehen haben muß, ald wenn man aus Sreundfchaft ein 
Wort zu vielfagte, um entweder den Üntergebenen auf die 
Probe zu ſetzen, ober dieß verſchweigen koͤnne? oder eine 
gewiffe Sage unter die Leute zu bringen, woran dem D. 
gelegen ift, daß man fie glaube. Bey zweifelhaften Faͤl⸗ 
len bleibt indeffen immer vorgeſchrieben, in den Q. L. 
den höhern Obern um Rath zu fragen. 


x. Der Regent ſtehe auch in welchem D. Amte es 
ſey, fo fol er fo wenig als möglich auf die Anfrage feiner 
Untergebenen mündlich antworten , damit er Zeit habe, 
alles wohl zu überlegen, und desfalls anzufragen. 


xlil. Auf Alles, mas dem D. im Großen Nutzen brin⸗ 

gen kan, follen die Regenten aufmerffam fepyn, 3. 8. 
dur Handlung Dpelntionen oder dergl. die Macht des 
O. zu verftärfen. Die darüber einlaufenden Projecte ſoll 
wan an den Provinzlal einfhiden. Eifige Anzeigen ſetzt 
man 





14: Krisentiastah. 


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Dort Mier Zsg mitiknen um, mate, Ych fe ans. 
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ana NReaneen ſoticht, dam Gr wien serzen, d25 fe 
Menſhen ſind, wie wir andere, uns daß ſie nur corden⸗ 
tonelle Heren ſind⸗ 


X1X. Menn es Darauf unfonmt, einem von unfern 
verdienſtor den Leuten, det aber 10 Bu5’:co wenig bekannt, 
vieleicht nar undefannt iſt, empor su helfen, fo fo4 man 
alles in "Bewegung fernen, ibn Ruf ıu machen. Unſere 
unbekannten Mitglieder muͤſſen angewieſen werden, allee 
Orten ſeinen Ruhm auszupoſaunen, und den Neid und 
Die Kabale genen ihn ſchweigen zu machen. 


xX. Oft find die kieinern Landſtaͤdte bequemere 
Pflanz Derter fuͤr uns, als die großen Reſidenzen und Hate 
delsſtaͤdte, ın melden die Menſchen mebrentheils zu ver» 
derbt, zerſtreut und vol Leidenfhaften find, auch fich 
(don ganz nebilder alauben. 


xx. Eine ſehr nuͤhliche Sorge it, zuweilen Vifis 
teura In den Benenden herum reifen zu faflen, oder eis 
nem Regenten, der gerade Doch reifet, den Auftrag zu ges 
ben , daß er die Verſammlungen beſuche, ſich die Protos 
colle zeigen laſſe, am einzelnen Mitgliedern ins Haus 

gehe, 


Regentengrad. 143 


gehe, ſich ihre Papiere, Diarium ꝛc. zur Durchſicht et» 
bitte, ihre Klagen anhoͤre u. ſ. f. Da man denn Gele⸗ 
genheit hat, manche in der Direction begangenen Febler 
durch einen ſolchen Bevollmaͤchtigten gut zu machen, wel⸗ 
cher von den hohen Obern geſchickt zu ſeyn vorgiebt, und 
dreiſt reformiren muß, was ihm aufgetragen iſt, und 
was etwa der Präfert zu reformiren nicht den Much hat, 
fondern fich lieber diefed Werkzeuge bedient. 


‚XXI. Wenn die Sorm unferer Claſſen nicht allents 
dalben vaffend ſeyn ſollte, fo läßt ſichs überlegen, wie 
man es anzufangen habe, unter einer andern Geſtalt zu 
würken. Wenn nur die Zwecke erreicht werden, fo 
iſt es gleichguͤltig, unter weicher Huͤlle es geſchieht, und 
eine Huͤlle iſt immer noͤtdig. Denn in der Verborgendeit 
beruht ein großer Theil unferer Staͤrke. 

XXI. Deswegen fol man ſich immer mit dem Nah⸗ 
men einer andern Gefellfchaft deden. Die hr? der uns 
gern Freymaurerey find indeſſen das ſchickliche Kleid für 
unſere böhere Zwede, weil die Welt nun fon daran 
gewöhnt if, von ihnen nichts großes zu erwarten, wel⸗ 
ches Aufmerkſamkeit verdient. Auch iſt der Nahme einet 
gelehrten Geſellſchaft eine febe ſchickliche Maske für uns 
fere untern Claſſen, hinter welche man ſich Reden Eönnte, 
wenn irgend etwas von unfern Zuſammenkuͤnften erfabs 
zen würde, Man ſagt ſodann: man verſammle fich heims 

lich, 


m- oo 
r"' 


134 Megentengrad. 


XVI. Worauf übrigens die Regenten vorzuͤglich aufs 
merffam ſeyn muͤſſen, das iR aus nahfolgender In⸗ 
firuction zu erfehen. 


xVil Was die dcongmifchen Umitinde des D. bee 
trift, fo ift zwar fchon zu feiner Zeit darüber insbefons 
Dre geredet worden : doch wird ed nothig fenn, bier noch 
im Allgemeinen Etwas zu fagen. Es iſt ſchon aus dem 

vorigen befannt, daB wir uns nad und nach bemühen 
füllen, Sonde au erhalten. Dabei iſt zu bemerken: 


a. Daß jede Provinz die Gewalt über ihre Kaffe bes 
bält, daß nichss an die Obern jemals eingeſchickt 
wird , außer etwa Eleine Bepträge, zur Beſtreitung 
des Briefmechfeld. 


b. So foll auch jede Verſammlung und jede — ihren 
Sond eigenthuͤmlich bebalten, und da, mo es auf 
den Eonventen ausgemacht wird, das Vermögen 
mehrerer IF? oder Praͤfecturen zufammen zu ſchieſ⸗ 
. fen, um etwa große Unternehmungen gu machen, 
wird dies Geid nur als cin Darlchn angeſehen, 
und müßen den ch” nicht nurZinfen, fondern auch 
die Eapıtalien erſtattet werden. 


c. Der Provinzial bat alfo gar feine Kaffe, fondern 
nur dic Etats über dad Dermögen feiner Provinz. 


d. Die Einnahmen find überhaupt: 


aa, Frepmaurer⸗Receptions Gelder | 
bb, Ueber⸗ 


\ 


[pa 


142 Regentengrad. 


man gebe alſo vorerſt nur in ſeinem Umgange mit den 
Fuͤrſten das Beyſpiel, vermeide ale Familiaritaͤt mit ih⸗ 
nen, vertraue ſich ihnen nie, gehe auf einem bequemen, 
doch hoͤflichen Fuß mit ihnen um, mache, daß ſie ung fuͤrch⸗ 
ten und ebren, rede und fehreibe von ihnen, wie man von 
andern Männern fpeicht , damit fie wiffen fernen, daß fle 
Menſchen find, wiewis andere , und daß fie nur conven⸗ 
tionelle Herrn find. 


XIX. Wenn ed darauf anfommt, einem von unſetn 
verdienitvollen Leuten, der aber im Pubfico wenig befannt, 
Yielleicht gar unbekannt ift, empor zu beifen, fo fo man 
alles in Bewegung fegen, ihm Kuf ‚u machen. Unfere 


unbefannten Mitglieder muͤſſen angewieſen werden, allee 


Drten feinen Ruhm ausaupofaunen , und den Neid und 
die Kabale gegen ibn ſchweigen zu maden. 


xx. Dft find die kleinern Landſtaͤdte bequemere 
Manz Derrer fürund, ald die großen Reſidenzen und Hanse 
delsſtaͤdte, in welchen die Menſchen mebrentheils zu ver⸗ 
derdt, zerſtreut und voll Leidenſchaften find, auch fi 
(don ganz gebildet glauben, 


XXI. Eine fehr nuͤhliche Sorge ift, zuweilen Vifis 
teurs in den Gegenden herum reifen au laffen, oder eis 
nem Renenten, der gerade Doch reifet, den Auftrag zu ges 
ben , daß er die Verſammlungen beſuche, fich die Proto⸗ 
colle zeigen laſſe, zu einzelnen Mitgliedern ins Haus 

sehe, 


| 


Negentengrad 145 


Aug auf Bildung und Regierung bat, muß nie aus den 
Augen gelaflen werden, und die Regenten follen unaufs 
boͤrlich Plane entwerfen, wie man ed anfangen koͤnne, 
über diefelben Gewalt zu befommen. x 


XXVII. Ueberhaupt ift der Regenten Haupt⸗Augen⸗ 
merk, außer den Arbeiten, welche mir ihrem im O. ide 
nen aufgetragenen Amte verbunden find, die beſtaͤndige 
Wachſamkeit auf alles was den D. vollkommner und 
mächtiger machen fann , damit er für jedes Zeitafter das 
Ideal der vollkommenſten menfchlichen Regierung werde, 


Died find die allgemeinen Verhaltungs Regeln; 
was aber ein jeder Negent auf dem ihm von den E. 
Obern angewiefenen Plage au beobachten bat, darüber 
wird ibm eine befondere Inſtruction ertheilt. 


C, | 
Inſtruction der Praͤfecten oder Local⸗Obern. 


Außer demjenigen, was der Praͤfect ſchon aus der 
Snftruction des ganzen Regentengrades wiſſen muß, 
Liegt feinem Amte noch folgendes ob: 


I. Sr if der erfte Regent in feiner Dräfeetur, und alle 
Berichte Q, L. ıc. laufen ducch feine Hand, indem er 
die Direction des ganzen unsern Gebäudes. hat. . 


1. Es iſt ibm überlaffen , an acht Oertern ſeiner 
Praͤfectur, theils Minervalkirchen; theils Freymaurer IT” 
K an 


146 Regentengrad. 


anzulegen. Er bekommt desfalls D’S: Nahmen für die 
Derter und für die aufsunehmenden Perfonen Dom Pros 
vinzial zugetheilt, und darf er dergleichen nicht willkuͤhr⸗ 
lich austheilen. Von den Vorgeſchriebenen aber theilt 
er jedem Minerval⸗Superior wiederum eine kleine Ans 
sabl mit,.- 


II. Es iſt aus dem Schottiſchen Nittergrade ber 
kannt, daß aus den Berichten der Mittel: Dbern ein 
General-Bericht über die Präfectur monathlich gemacht 
wird. Diefen ſchickt der Präfeet menigftens 14 Tage nach 
Ablauf des Monaths an den Provinzial ein. Ale Quar⸗ 
tal aber, und zwar allemal den dritten Tag des Monaths 
muß er mit Hülfe der Ritter die General: Tabelle über 
das Perfonelle, über den moraliſchen, politifchen und oͤco⸗ 
nomifchen Zuftand feiner Praͤfectur einliefern, \ 


IV. Er allein erbricht die Q-L. der ſchottiſchen Brife - 
ber und die Eoli der Novizen und Minervalen. Aber 
die Soli der kleinen Illuminaten⸗ Magiſtraten und ſchotti⸗ 
ſchen Brüder, ſodann die Q. L. der Ritter erbricht er nicht. 


V. Die Reverſe und Tabellen aller Mitalieder ſeiner 
präfectur ſchickt er in originali an den Provinzial, . 


VI. ueber Befoͤrderung in den untern Graden bis zu 
großen Illuminaten (incl.) kan er entſcheiden. Zum 
ſchottiſchen Ritter aber darf er niemand ohne Bepſtim⸗ 
mung des Provinzials machen. 


VI Eo 


w-: 


136 Regentengrad. 


Einſicht, Aufklaͤrung und Menſchenliebe, voll Integrität, 
uͤneigennuͤtzigkeit, Liebe zum Großen, Allgemeinen und 
Außerordentlichen. 


II. Die Regenten ſollen die Kunſt ſtudiren zu herren 


ſchen, ohne das Anſehen davon zu haben. Unter der 
Huͤlle der Demuth, einer nicht verſtellten, ſondern wahr⸗ 
haften Demuth, gegruͤndet auf das Bewußtſeyn eigner 
Schwaͤche, und daß man nur durch unſere Verbindung 
ſtark ſey, ſollen ſie unumſchraͤnkt regieren, und jeden 
Zweck des Os durchzuſetzen verſtehen. Die Befehle muͤſſen 
das Anſehen von Bitten, Verweiſe din Schaale des Lobes 
haben. Denn man hat es mit freywillig gehorchenden 


Menſchen zu thun, die nicht nur ihr Joch nicht fühlen, ' 


fondern überhaupt fein Joch tragen müffen. Man will 
die Menſchen an der Hand ibrer eignen Vernunft au ihrem 
Beften leiten. Sie follen ihre Schwäche und die Noth⸗ 
wendigkeit ibrer Solgfamkeit erkennen : Alles it verdorben, 
mern man ibre Eitelkeit gegen diefe Gelbiterfenntniß 
reist. Man vermeide alfo jenen Reifen fchulmäßigen 
Ernſt, wodurch man fie nur zuruͤckſtoͤßt und ſich bey klu⸗ 
gen Weltleuten laͤcherlich macht. Hingegen muß man 


ſelbſt das ſtrengſte Beyſpiel von ehrerbietigen Gehorſam 


gegen die Obern geben, beſonders ein vornehmer von Ge⸗ 
burt gegen einen Obern vom niedern Stande. 


Doch ſey die Behandlung nach den Subjecten ver⸗ 
ſchieden, mit denen man es zu thun hat. Sep der Ver⸗ 
traute 








140 Negentengrad 


X. Den Regenten lient ed ob für die Verſorgung 
der Brüder zu machen, und nad Anweiſung des Provin⸗ 
zials für fie die ſchicktichſten Bedienungen zu erringen. 


XI. Die Regenten ivllen fi einer vorzuͤglichen Ders 
ſchwiegendeit befleißigen , und alfo über Dinge , worüber 
fie fih nicht erflären dürfen, wenn fie befragt werden, , 
mir dußerfier Beburfamkeit antworten. Doch darf diefes 
alles nicht geamungen feinen. Es giebt Fälle, woman 
fogar eine gewiffe Gefchmägigfeit annehnen , und das 
Anfeben haben nıuß, ald wenn man aus Freundſchaft ein 
Wort zu vielfagte, um entweder den Ülntergebenen auf die 
Probe zu ſetzen, ober dieß verſchweigen Fünne? oder eine 
gewiffe Sage unter die Leute zu bringen, ‚woran dem D. 
gelegen ift, Daß man fie glaube. Ben zweifelhaften Faͤl⸗ 
len bleibt indeffen immer vorgefchrieben, in den Q. L. 
den hoͤhern Dbern-um Rath zu fragen. 


xl, Der Regent ftebe auch in welchem D. Amte es 
fen ‚ fo foll er fo wenig ald moͤglich auf die Anfrage feiner 
Untergebenen mündlich, antworten , damit er Zeit habe, 
alles wohl zu überlegen, und desfalls anzufragen. 


xlil. Auf Alles, was dem D- im Großen Nugen brin⸗ 

gen kan, follen die Regenten aufmerkſam feyn, 3. 3. 
dur Handlungs Dpetationen oder dergl. die Macht des 
D. zu verftärfen. Die darüber einfaufenden Projecte ſoll 
man an den Provinzial einfchiden. Eilige Anzeigen fegt 
man 





se Megentengrab, 


Difeiplin, erwirbt fich ıhre Achtung, fiebt einſt die erſten 


‚Stellen im Staate mit unſern Zoͤglingen befegt, und die 
Undänglichkeit en den O wird, mie alles was man fi 
in fruͤhern Jahren einprägt, unausloͤſchlich. 


f. Mit Erwachſenen muß Vorficht gebraucht werden, 
fe (lagen nur mehrentheils ba!b eın, baben ſchon eine 
falfche Richtung, wollen ibren eigenen Ideen folgen, 
muͤſſen genau geprüft , und nach den Umftandın ſchneller 
befördert werden. 


g- Bey Anlegung einer Colonie beodachte man fol⸗ 
lend. 


Ss. Man ſchicke einen geniagten Mann, der ganz vons 


D. abhängt bin, und laffe ihn da eine Zeitlang 


bleiben. 
b. Man bevoffere nicht eher die enttegenen Derter, als 
bis die Mittel. Derter befegt find. 


c. Man waͤhle VPerfonen, die an mebrern Orten domi⸗ 


ciltice find, 3.3. Domherrn, Kaufleute. 


d. Da jedem Ordens Mitgkiede in jedem biltigen Verkans 


gen geholfen werden muß, man aber ohne hoͤchſtwich⸗ 
tige Urſachen nicht geftattet, Daß eine Probinz der an⸗ 
dern ibre Leute mut allerley Sorderungen aufden Hals 
ſchicke, fondern jede Provinz ihre eignen Leute befries 
digen muß, follen die Praͤfcete, um nicht die Schwaͤche 
des O's in ihren Gegenden aufdecken zu muͤſſen, ſon⸗ 


dern 





152 Kegentengrab. 


oder doch leicht zu erwecken find; Leute, die ſich gerne 
beſſern Einfihten fügen, die nach Vernunft und Ueberle⸗ 
gung, nicht nah Vorurtheilen handeln, aber doch noch ge» 
Iebrig find , die große Abfihten und Entwürfe empfin« 
den und denken können, die den Trieb fühlen, Wohls 
thäter des Menfchengefchlechts zu fepn, und bep denen 
ſich derfelbe Leicht lebhaft und dauerbaft erwecken laͤßt, 
Die jede Gelegenheit, nuͤtzlich zu werden , begterig ers 


* greifen, die an der Welt und den buͤrgerlichen Einriche 


. 


‚ tungen vieles mit Vernunft tadein und anders münfcen; - 


allzu Reihen und Vornehmen, die feine andere Erzie⸗ 
dung haben, als gewöhnlich ſolchen Leuten gegeben wird, 
foll man nicht leicht trauen. Sie kennen die Bedürfs 
niffe des menſchlichen Lebens nicht, wiſſen alfo felten, 
wie nöthig ein Menſch dem andern iſt, und find daher 


; felten fichere Freunde. Aber Leute, die die Gewalt des 


Schickſals, nicht dur grobe Misgunft und Unaläd, 
empfunden haben, viefe find vorzüglich die Männer, 
denen der D. feinen Schoos als einen Zufuchtsort 
anbieter, 


i. Hat der O. einmal an einem Drte die gehörige 
Stärke erlangt, find die oberften Stellen durch ihn bes 
fegt, kann er in einem Orte, wenn er will, denen die 
nit folgen färchterlih werden, fle empfinden laſſen, 
wie nefährfich es it, den D. zu beleidigen und du ent⸗ 
beiligen, Ean er feine Leute verforgen, bat er in einem 

Lanz 


. 2.A 


| 154 Megentengrad, 


n. Ueberhaupt lien Fuͤrſten ſelten zum O. zugelaſſen 
werden, und wenn fie etwa darinnen waͤren, nicht leicht 
über den Schottiſchen Rittergrad binaus befördert were 
den: denn wenn man diefen Leuten ungebundene Hände 
sieht, fo folgen fie nicht nur nicht , fondern benugen 
auch die beften Abfichten zu ihrem DVortheil... 


o. Man mag aber alles an fich sieben, was ſich bile 
den läßt, mas und Nugen und Stärke verfhafft, dem 
D. feine Schande bringt, und ihn nicht in Gefahr ſetzt. 


"pn. Ale Menſchen, die niche für ſich allein, ſon⸗ 


dern für die Welt, für das Menſchengeſchlecht eben, 
die ſich uͤtzer alles Kleine hinwegſetzen, ſind gebohrne 
Mitglieder des O's. Nun zum zwepten Punct. 


2. Unterricht, Bildung. 


Was nuͤtzt dem O. eine Menge Menſchen, die ſich 
auf keine Art aͤhnlich ſehen? Alle dieſe Maͤnner muͤſſen 
von ihren Sclacken gereinigt werden, und au edein, 
großen, würdigen Menfchen umgeſchaffen werben. Dies 
iſt nun die haͤrteſte fchmerfte Arbeit. Dem D. ift nicht 
fo ſehr an der Menge, als an der Cire der Arbeiter 
gelegen. Alſo 


a. fol bev dem erften Eintritt in den D. jedes 
Menſchen Seele erweitert, und gegen große Entwürfe: 


fuͤhlbar gemacht werden. Er foll gleich Anfangs bobe 


wire 


156 Regentengrad, 


Ehrerbietung, Heiligkeit, mit welcher der Aufnehmer von 
dem D. redet; durch. das Anſehen und die Beredfamkeit 
des Aufnehmers ſelbſt; in allen diefen Puncten fol alfo 
der Praͤfect die Untergebenen unterrichten und-üben laſſen. 


d. Es ift aber nicht genug, dieß Feuer anzufachen; 
ed muß auch erhalten (werden) und zwar durch das Leſen 
ſolcher Bücher, melde die Begierde entiteben machen ſich 
zu beffern, fich zu unterfceiden, groß zu werden, in wel 
hen die Tugend liebenswärdig und intereilant, das Lafer 
abſcheulich und ſich felbR zur Strafe dargeftellt wird. 
Die fleißigen Berichte der Superioren müflen ausmweifen, 
mie viel Nugen die Leute aus diefer. Lectüre gezogen. 
Wo es angeht, läßt man die Minervalen durch Oꝛs Mite 
glieder, welche Beredfamfeit und Kenntniffe haben, Vor⸗ 
Iefungen über Gegenhände der practifhen Philoſophie, 
über Vergnuͤgen und Misvergnägen, über das Gute und 
Bife u. f. f. halten Noch beffer find thätige Uebungen, 
Gelegenheiten das Gute auszuüben. Bor der Befördes 
rung in böbere Grade müffen die jungen Leute erft geprüft 
werden, ob fie die vorgefchriebnen Bücher geleſen haben, 
und eher wird niemand befördert ‚ ale die er fo iſt, wie 
wir ibn haben wollen. ler 

. — | 

e. In keinem Etüde foll der Präfeet fo forafam fepn, 

ale ih von Monath zu Monath die-genauefte Tabellen 
Aber den Fleiß, die Aufführung und Fortſchritte der Novi⸗ 
zen 


8 
‘ 


158 Kegentengraß. 


ten, ber niedrigften wie ber vornehmſten Menſchen, oͤffent⸗ 
lich nebſt ihrem Nahmen hergeleſen und präconifirt, Hier 
muß man erfahren, daß bey und jedem auch von der gan« 
zen Welt verfannten Verdienfte Berechtigfeit widerfährty 
und daß der Böfewicht auf dem Throne bev ung fo gut, 
oft mehr ein Schurke beißt, als der, melden man zum 
Galgen führt, der große Mann bingegen eine ſichere Ca⸗ 

noniſation findet. 


i. Widerſpenſtige ſich klug duͤnkende Leute ſoll man 
mit guter Art vom O. zu entfernen ſuchen. 


X, Man ſoll die Zoͤglinge gewöhnen, ſich jede mora⸗ 
liſche Wahrheit ſinnlich unter Bildern vorzuſtellen. Daher 
beguͤnſtigen wir gute Dichter, Fabeln und Romanen: und 
wer andere unterrichten will ſoll ſich vorzuͤglich mit Bil⸗ 
dern und Beyſpielen bekannt machen, um feinem Unter⸗ 
tichte die gehörige Lebhaftigkeit zu geben. 


1. Vorzüglich aber foll man jebe Lehre mit dem Ins 
tereſſe des Lernenden zu verbinden wiſſen. 


m. &3 foll den untern Claſſen immer eine gehörige 
YAnsahl wohlgewaͤhlter, den Beſchaͤftigungen jedes Grades 
angemeßner Bücher zum Lefen vorgefchrieben werben, 


n. Er muß machen, daß über D’s und andere wichtige 
Gegenſtaͤnde alle Mitglieder nur eine Sprache führen: 
Er läßt zu dem Ende alle Untergebenen durch die Mittel⸗ 
Obern unvermerkt unterrichten ; bieß erhält et dadurch/ 

I. 





/ "iso Megentengrab, 


Ber Diſcivlin, erwirbt ſich ıhre Achtung, fiebt eink die erſten 
‚Stellen im Staate mit unfern Zöglingen befegt, und die 
, Andbaͤnglichkeit en den O · wird, wie alles was man ſich 

in fruͤhern Jahren einprägt, unausloͤſchlich. 


f. Mit Erwachſenen muß Vorſicht gebraucht werden, 
fe (Dlagen nur mehrentheils bafb ein, haben ſchon eine 
ſalſche Richtung, wollen idren eigenen Ideen kolgen, 
muͤſſen genau geprüft, und nach den Umſtanden ſchneller 
befördert werden, 


“8. Bey Ynlegung einer Eolonie beobachte man fo 
1 gendes. | | 


8. Mat Side einen geniagten Mann, der ganz vom 
D. abhängt bin, und laffe ibn da eine Zeitlang 
bleiben. 

b. Man bevolfere nicht eher die entlegenen Dertes, ala 

S bis die Mittel. Derter befegt find, 

c. Man wähle Perfonen, die an mebrern Orten domi⸗ 
cilitce find, 3. B. Domberrn,a Kaufleute. 

d. Da jedem Ordens Mitgkiede in jedem biltigen Verlan⸗ 
gen geholfen werden muß, man aber obne hoͤchſtwich⸗ 
tige Urfachen nicht gefiastet, Daß eine Provinz der ae 
dern ihre Leute mut allerley Sorderungen auf den Halt 
ſchicke, fordern jede Provinz ihre eignen Leute befrie⸗ 
digen muß, follen Die Praͤfcete, um nicht die Schwaͤche 

des O's in ihren Gegenden aufdeden au muͤſſen, ſon⸗ 

I dern 


.d . 2 
2.3 tw, "In i 


Negentengrad. 151 


bern alle Hülfe, weiche einen Minervafen verfprochen 
wird, leiften zu Pönnen, anfangs nicht leicht Arme 
und Unverforgte, welche dem D. früh zur eat fallen 
Eönnten , anmwerben, 

e. nicht leicht weiter ruͤcken, bevor nicht die Sache im 
Hauptorte gehörig im Gange if. 

. f. Man muß wohl überlegen, wem man den Auftrag, 

den D. zu verbreiten, fiber geben Ean. 

8. Sodann: ob's geratbener if, eine I oder eine Mis 

nervalkirche anzulegen: 

.b. wen man an die Spitze ſetzt, wie des Mannes gäbige 

‚ keiten, Gemuͤth, Eifer, Anhänglichkeit, Anfeben, 
Kredit, Gabe andre zu bilden, Bünetlichkeit, Ernſt⸗ 
baftigkeit und Klugheit; 

i. wie der Ort if, entlegen oder nahe, gefährlich oder 
ficber , groß oder fein; 

k. auf die Mittel, welche anzumenden find, 

1. auf die Zeit, in welcher es zu Stande Eommen Fan, 

m. auf die Leute, mit denen es anfängt. - Taugen die 


erſten nichts, fo wird nie etwas guts aus den übrig," 


gen. werden; 
n. auf die Sub» und Coordination. 
o. auf die äußere Schaale , bie man dem Dinge giebt, 


h. Bey Anmerbung von Ermachfenen fol Man vor⸗ 
zuͤglich ſolche ſuchen laſſen, bey denen entweder die zu 
unſern Zwecken erforderlichen Ideen ſchon vorhanden, 
oder 





\ 


152 Kegentengrad. 


oder doch leicht zu erwecken find; Leute, die ſich gerne 
beffern Einſichten fiigen, die nach Vernunft und Ueberle⸗ 
gung, nicht nach Vorurtheilen handeln, aber doch noch ges 
lehrig find , die große Abfihten und Entwürfe empfin« 
den und denken fünnen, die den Trieb fühlen, Wohls 
thäter des Menfchengefchlechts zu ſeyn, und bey denen 
ſich derfelbe leicht lebhaft und dauerhaft erweden läßt, 
die jede Gelegenheit, nüglich zu werden , begierig ets 


’ greifen, die an der Welt und den bürgerlichen Einrich⸗ 
‚ tungen vieles mit Vernunft tadeln und anders münfcen; - 


allzu Reihen und Vornehmen, die feine andere Erzie⸗ 
dung haben, als gewöhnlich ſolchen Leuten gegeben wird, 
fol man nicht leicht trauen. Sie kennen die Beduͤrf⸗ 
niffe des menfchlichen Lebens nicht, wiſſen alfo felten, 
wie nörhig ein Mensch dem andern iſt, und find daher 


i felten ſichere Freunde. Aber Leute, die die Gewalt des 
Schickſals, nicht durch grobe Misgunft und Ungläd, 


empfunden haben, dieſe find vorzuͤglich die Männer, 
denen der D. feinen Schoos als einen Zufluchtsort 
anbieter, 


i. Hat der O. einmal an einem Drte die gehörige 
Stärke erlangt, find die oberften Stellen durch ihn ber 
fest, Eann er in einem Orte, wenn er will, denen die 
nicht fülgen fürchterlich werden, fle empfinden Taffen, 
wie gefaͤhrlich es iſt, den O. zu beleidigen und zu ent⸗ 
dejligen, kan er feine Leute verſorgen, hat er in einem 


Lane 


Be 


* 
| 154 Megentengrad, 


n. Ueberhaupt lien Fuͤrſten ſelten sum D. zugelaſſen 
werden, und wenn fie etwa darinnen waͤren⸗ nicht leicht 
über den Schottiſchen Rittergrad binaus befördert wer⸗ 
den: denn wenn mau dieſen Leuten ungebundene Hände 
sieht, fo folgen fie nicht nur nicht „ fondern benugen 
auch die beften Abſichten zu ihrem Vortheil. 


o. Man man aber alles an fich ziehen, was ſich bil⸗ 
den läßt, mas ung Nugen und Stärfe verfhafft, dem 
D. keine Schande bringt, und ihn nicht in Gefahr ſetzt. 


— zy. Ale Menſchen, die nicht für fih allein, fons 
dern für die Welt, Für das Menſchengeſchlecht leben, 
Die ſich üßgr alles Kleine binwegfegen, find gebohrne 
Mitglieder des O's. Nun zum zwepten Punct. 


2. Unterrihe, Bildung. 


Was nuͤtzt dem D. eine Menge Menſchen, die fi 
auf keine Art ähnlich feben? Alle diefe Männer müffen 
von ihren Schladen gereinigt werden, und au edeln, 
großen, würdigen Menſchen umgefchaffen werden. Dies 
iſt nun die bärtee fchmerfte Arbeit. Dem D. iſt niche 
fo fehr an der Menge, als an der Säte der Arbeiter 
gelegen. Alto 


a. fol bev dem erften Eintritt in den O. jebes 
Menfchen Seele erweitert, und gegen große Entwürfe: 


fuͤblbar gemacht werden. Ex fol gleich Anfangs bobe 
wuͤr⸗ 


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Regentengrad. 155 


wuͤrdige Begriffe erhalten. Es ſollen ihm die Sachen 
wichtig, eritaunend geſchildert werden, ohne ſich jedoch 
in das Beſondere einzulaſſen. Es verſteht ſich, daß die 
Auffuͤhrung des Aufnehmers den Candidaten nicht das 
Gegentheil erwarten laſſe. | 
b. Der Candidat wird den befannten Vorſchriften ges 
mäß geleitet, aber nicht. auf einmal, fondern nad) und 
nach, damit durch die Lieberlegungs-Sriiten das Bild fich 
tiefer einpräge. Er muß bitten, nicht fich bitten laſſen. 

o. Die Begriffe von Größe werden ihm beyagebracht 
durch Vorſtellung der Uneigennuͤtzigkeit des Zwecks, wovon 
ſchon die allgemeinen Statuten zeugen, durch Bemerkung 
der Muͤhe, die man ſich um ſeine Bildung giebt, durch 
die Schwierigkeit, welche es koſtet, zu uns zu gelangen, 
durch Beſchreibung der Vortheile, die auch das geringſte 
unſerer Mitglieder vor allen Profanen hat, durch den 
Reitz der verborgnen Macht, durch Vorbild der Stärke, 

die der Aufgenommene Dadurch erhaͤlt; durch Verſprechung 
größerer Einfichten; durch Hofnung mis dir Zeit hierdurch 
Bekanntfchaft mit den edelſten Männern zu bekommen; 
durch Ermähnung ded Schutzes, den der D. feinen folge 
famen Schülern gegen die Bofen gewähren fan; durch 
Darbietung der Gelegenheit näglich zu werden, die er 
nirgends fo aut als da findet; durch die Drönung und 

Pünctlichkeit, welche er wahrnimmt; durch die Achtung, 
Ehr: 


Kegentengrab. | 157 


" sen und Minervalen einfhiden zu laffen." Keine Claſſe 
braucht fo viel Aufficht als die erfte. 


f. Deswegen fol auch firenge darauf gehalten wer⸗ 
den, daß die Untergebenen monathlich Aufgaben augarbeis 
ten; aber Peine theoretifche, fpeculativifche, fondern nur 
ſolche, welche wahrhaftig Einfluß auf den Willen, auf 
die Befferung des Eharacters, und auf das gefelfchaftli« 
be Band haben, damit die Leute befchärtiat fepen, ibre 
Sähigfeiten entwickeln, an Ordnung und Sleiß gewoͤhnt 
werden» und fich in verfchiedene Lagen zu denken lernen; 
und hur nach der Menge und Güte diefer Auffäge folgt 
frühere oder fpätere Beförderung ; fein Rang, Stand, 
Vermoͤgen oder andrer dußerer Vorzug kommt bier in 
Betracht, fondern Tediglich Geſchicklichkeit, Biegfamkeity 
Adel des Herzens und des Geiftes. 


g- Das Herz fen dad Haupt Augenmerk; lieber hun⸗ 
dert ſchwache Köpfe, ale einen boshaften. Alſo darf kein 
Neid, Stolz noch Troß gelitten werden. Man muß alle 
gemeines Wohlmollen ermeden, dad Corps der Mitglies 
der zu guten Handfungen auffordern , und dergleichen 
gethane öffentlich (oben , belohnen, unterfiheiden. 


h. Deswegen fol der Dräfeet Anecdoten von edeln 
und niedertraͤchtigen Handlungen ſammeln, und den Mi⸗ 
nerval⸗ Magiſtraten bekannt machen. In der Verſamm⸗ 
lung werden denn dieſe ehrenvolle oder ſchaͤndliche Tha⸗ 

ten, 


158 Regentengrabd. 


ten, der niedrigſten wie der vornehmſten Menſchen, oͤffent⸗ 
lich nebſt ibrem Nahmen hergeleſen und präconifirt, Hier 
muß man erfahren, daß bey und jedem auch von der gan⸗ 
zen Welt verfannten Verdienfte Berechtigfeit widerfäbrty 
und daß der Böfewicht auf dem Throne bev uns fo aut, 
oft mehr ein Schurke beißt, als der, melden man sum 
Galgen führt, der große Mann bingegen eine fichere Ca⸗ 

nonifation findet. 


i. Widerſpenſtige fih klug duͤnkende Leute fol man 
mit guter Art vom O. zu entfernen ſuchen. 


k, Man ſoll die Zoͤglinge gewoͤhnen, ſich jede mora⸗ 
liſche Wahrheit ſinnlich unter Bildern vorzuſtellen. Daher 
beguͤnſtigen wir gute Dichter, Fabeln und Romanen: und 
wer andere unterrichten will ſoll ſich vorzuͤglich mit Bil⸗ 
dern und Beyſpielen bekannt machen / um feinem Unter⸗ 
richte die gehoͤrige Lebhaftigkeit zu geben. 


1. Vorzuͤglich aber ſoll man jede Lehre mit dem In⸗ 
tereſſe des Lernenden zu verbinden wiſſen. 


m. Es ſoll den untern Claſſen immer eine gehoͤrige 
Anzahl wohlgewaͤhlter, den Beſchaͤftigungen jedes Grades 
angemeßner Buͤcher zum Leſen vorgeſchrieben werden. 


11. Er muß machen, daß über D’s und andere wichtige 
Gegenſtaͤnde alle Mitglieder nur eine Sprache führen: 
Er läßt zu dem Ende alle Untergebenen durch die Mittel⸗ 
Obern unvermerks unterrichten 5 bieß erhält er Dadurch, 

baß 





Regentengrad. 159 


Daß die Leute gewöhnt werden, in allen Dingen bie Aus 
gen auf den Dbern zu richten, alle feine Handlungen 
und Reden, auch wenn fie die Urfach nicht einfebens 
für smedmäßig zu halten, ſich zu bemühen diefe Urſachen 
zu ergründen, und bey jedem Zweifel zu fehen oder zu 
fragen, mas er befiehlt. Beobachtet der Präfeet das 
alles, fo wirds ihm nicht fehlen, | 


3. Anbänglichkeit 
| iu bewuͤrken, welche erlangt wird: 


a. Wenn die Leute von der Güte der Sache, von 
der Reinigkeit der Abfichten, von der Wichtigkeit des 
Zwecks, von der Integritaͤt der Mitglieder, von der 
Wuͤrde und Sicherheit der Anftalten, von dem Nutzen 
des erhaltenen Unterrichts, und des Schutzes gegen Bes 
druͤckung überzeugt find. 


b. Wenn fle in der Ferne einige Größe hoffen dürfen, 


c. Wenn fie indeffen die zunehmende Güte ihres 
moralifchen Characters fühlen, 


’ d. Wenn fle empfinden, daß ihr eigenes Intereſſe 
mit dem des D’S ungertrennlich verbunden if, daß man 
nur im D. gluͤcklich ſeyn Fan, außer demielben Feines 
ſichern Gluͤcks gewiß ſeyn Eann , 


_ © Wenn le größere Einſichten erwarten, 
f. Wenn 


N 


Kegentengrad. 161 


k. Ueber alle dieſe Dinge ift hier nur wenig gefagt. 
Der Praͤfect fol nebft den übrigen Regenten alle Auf 
merkſamke ig su fernerer Unterfuchung derfelben anwen⸗ 
den. Nichts muß ibm fo angelegen feyn, ald die Bil⸗ 
dung und Anhaͤnglichkeit ſeiner Untergebenen. Er ſoll 
daher bedacht ſeyn, ſich verſchiedne Entwuͤrfe und Vor⸗ 
ſchlaͤge zu Bewuͤrkung dieſer Stuͤcke vorlegen zu laſſen. 
Zu feiner Zeit Fan über dieſe Grundlage unſers O's genug 
Heichrieben und gefagt werden. Durch auszutheilende 
| Aufgaben bat jeder Präfeet Gelegenbeit, dieſe Materie 
vollitändig zu unterfuchen, und unvermerft die Einfichten 
feiner Untergebenen gu nügen. Meberbaupt paflen nicht 
alle Regeln aller Drten, deswegen follen fich der Praͤ⸗ 
fect und die übrige hoͤhere Obern den Kunſtgriff merken, 
über Dinge worin fie nicht hinfänglich unterrichtet find, 
oder welche noch einer weitern Bearbeitung bedürfen, 
. Breisfragen aufzumerfen , und die beiten belohnen. Auf 
ſolche Art muß in jeder Provinz das Gebäude nach den 
Local-Umfänden erft nach und nach feine Confiftenz er- 
halten; und die Kleinern felbft den Bau vollführen, den 
fie ſchon errichtet glauben. Der Schwache wird der 
Lehrer des Staͤrkern, obne daß diefer fich zu fchämen 
braucht , von jenem zu lernen, 


1. Die Leute miüffen ermuntert werden , fich wech⸗ 
felöweife zu helfen, grosmütbig, gefällig, freygebig ges 
gen einander, und alfo gegen den D. au fepn. 


g 4. Folg⸗ 


162 Kegentengtad. 


4. Folgſamteit. 


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Srürm aeberu ar rmphnden, di re 
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Regentengrad. 163 


1. durch gute Auswahl ſolcher Leute, auf welche man 
ſich ſicher verlaſſen kann, und die zu- iedem Befehl be⸗ 
reit ſind. . 

m. durch die Q. L. aus denen man fieht, ob die 


‚Befeble befolgt worden find, deswegen müffen diefelben 


genau und vollſtaͤndig eingerichtet ſeyn. 

n. durch ordnungsmaͤßige Einſchickung der Tabellen 
von den. Mittel: Dbern über die Untergebenen. Je der 
taillirter diefe find, defto beſſer? denn darauf beruht der 
ganze Dperationd Plan des Oꝛs. Man fiebt daraus die 
Anzahl der Glieder, ihre Bildung, die Fuge und den 
Zufammenhang der Machine, die Stärke und Schwäche 
Des Ganzen, und das Verhaͤltniß det Theile gegen eine 
ander, die Perfonen, melche- eine Beförderung im D. 
verdienen, und den‘ Werth 'der Berfammfungen und: 
ihrer Vorſteher. 


5. Verborgenheit. 
Dieſe iſt das nothwendigſte Stuͤck. Daher ſoll 

a. Auch in einem Lande mo der O. fo viel Macht 
hätte , oͤffentlich aufzutreten, dieß doc nie gefcheben.. 
b. fondern der Praͤfeet muß allem feinem Vorhaben 

auf eine geſchickte Art nach den Local » Umfänden einen 
Antri zu geben, und dem D. mit Bewilligung des 
Prouinsiald eig anderes Kleid umsuhängen willen. Wie 
bey den geiſtlichen D. der Römischen Kırde leider! die 
Religion nur ein Vorwand war, ſo muß ſich auch auf 
eine 


154 Regeuntengrad. 


n, Ucherbaupt olen Zuͤrten ſelten sum O. ugelolen 
werden, und wenn hr erwa darinnen waͤten, aicht Leiche 
über den Schottiſchen Auterarad hinaus beferdert wer» 
Den: denn wenn man dieſen Leuten ungchuudene Hände 
giebt, fo folgen ſie nıyı nur nicht, Sondern benunch 
auch die been Abſichten zu ihrem Vortheil. 


o. Mar mas aber alles an ſich ziehen, was fi bil⸗ 
Den laͤßt, was uns Nutzen und Stärke verſvafft, Dem 
D, feine ESchende bringt, und ihn nie in Gefahr ſetzt. 


mn, Ale Menſqhen, die nicht für fi allein, ſon⸗ 
dern für die Weit, für das Menſchengeſchlecht leben, 
Die Ach uͤher alles Kleine hinwiglenen, find gebohrne 
Mitglieder des Os. Nun zum zwepten PYunct. 


3. Unterricht, Bildung, 


Bas wänt dem D. eine Menge Menſchen, die ih 
auf keine Art ähnlich (chen? Alle dieſe Männer muͤſſen 
von ihren Schlacken gereinigt werben, und su edeln, 
großen, würdigen Menſchen umgeſchaffen werden. Dies 
iR nun die härtehe (merlie Arbeit. Dem D. ih nice 
ſo fehr an der Menge, als an der Gaͤte der Arbeiter 
gelegen. Alſo 


n. fol bey dem erſten Eintritt in den D. jebes 
Menſchen Seele erweitert, und gegen große Entwaͤrfe 
ſaͤhlbar zemacht werben. Er ſoll deih Anfangs hohe 

wärs 


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Siefer anpriss. Er mus Prien, wie vb Barıca lodıca. 


< Die Begiffe vos Girbe werten it brorebroht 
Sur& Dortiriiung der Unrigrnnatisfrirdes Seeds. wırcn 
9:4 dir elgrmmına Starutes usa, tur Bemerfucrg 
der Mühe, die won 5b um frire Bildung giebt, durch 
die Echwieriakeit, wriie ed fehler, au uns iu gelongen, 
Dur Beſchte: bung der Vortbeile, Die auch Das ar-ingke 
wnierer Mitglieder ver allen Proranen bat, durch den 
Rage der verborsuen Macht, durch Farbifa der Sierke, 
Die der Au’sercmniene dadurch erbaͤlt; Dur Verſprechuna 
groͤßerer Cinſichten; durch Hofnung mir der Zeit dierdurch 
Bekanntſchaft mit den edelſten Männern zu bekezaimen;: 
durch Erwaͤbnung des Schutzes, den der D. frinio folg 
ſamen Schuͤlern gegen die Boͤſen gewähren fan; durch 
Darbietung der Gelegenheit nuͤtzlich zu werden, die er 
wirgends fo gut als da ſindet; Durch die Drönung und 

wuͤnetlichkeit, welche er wahrnimmt ; durch die Achtung, 
Ebr: 


156 Kegentengea®, 


Ehrerbietung, Heiligkeit, mit welcher ber Aufnebmer von 
dem O. redet; durch das Anſehen und die Beredſamkeit 


des Aufnehmers ſelbſt; in allen dieſen Puneten fol alfo 


der Praͤfect die Untergebeuen unterrichten und-üben laffen. 


d. Es ift aber nicht genug, dieß Feuer anzufachen; 
es muß auch erhalten (werden) und zwar durch das Leſen 
ſolcher Bücher, welche die Begierde entiteben machen fi 
zu beffern, ſich zu unterfcheiden, groß zu werden, in wel: 
den die Tugend liebenswärdig und intereilant, das Lafer 
abſcheulich und ſich felb zur Strafe dargeſtellt wird. 
Die fleißigen Berichte der Superioren müflen ausweiſen, 
mie viel Nugen die Leute aus dieſer Lectuͤre gezogen. 
Wo es angeht, läßt man die Minervalen dur Oꝛs Mite 
glieder, welche Berebfamfeit und Kenneniffe haben, Vor⸗ 
Iefungen über Gegenftände der practiſchen Dbilofophie, 
über Vergnuͤgen und Misvergnägen, über dad Gute und 
Bifeu. f. f. halten Noch beffer find thätige Uebungen, 
@elegenbeiten das Gute auszuuͤben. Vor der Befördes 
rung in höhere Grade muͤſſen die jungen Leute erft geprüft 
werden, ob fie Die vorgeſchriebnen Bücher aelefen haben, _ 
und eher wird niemand befördert , ald bis er fo iſt, wie 
mir ibn haben wollen. nn 


Ee. In feinem Stuͤcke fol der Präfeet fo forgfam fepn, 
als id von Monath zu Monath die-genauefte Tabellen 
üöber den Fleißz, die Aufführung und Fortſchritte der Novi⸗ 

| | sen 





eos 
[3 


Kegentengrab 157 


sen und Minervalen einfchiefen zu laſſen.“ Keine Claſſe 
‚ braucht fo viel Aufficht als die erfte. ' 


u; Deswegen fol auch firenge darauf gehalten wer⸗ 


"den, daß die Untergebenen monathlich Aufgaben augarbeis 


ten; aber feine theoretifche, fpeculativifche, ſondern nur 
ſolche, welche wahrhaftig Einfluß auf den Willen, auf 
die Befferung des Characterd, und auf das gefellfchaftlis 
de Band haben, damit die Leute befchärtigt ſeyen, ihre 
Säbigkeiten entwideln, an Ordnung und Zleiß gerschnt 


werden, und fich in verfchiedene Lagen zu denken lernen; 


und nur nach der Dienge und Güte diefer Auffäge folgt 


" frühere oder fpätere Beförderung; Fein Rang, Etand, 


Vermoͤgen oder andrer dußerer Vorzug kommt bier in 
Betracht , fondern lediglich Geſchicklichkeit, Biegſamkeit, 
Adel des Herzens und’ des Geiſtes. | 


2: Das Herz fen das Haupt Augenmerk; lieber hun⸗ 
dert ſchwache Köpfe, ald einen boshaften. Alſo darf Fein 
Neid, Stolz noch Trotz gelitten werden. Man muß alle 
gemeine Wohlwollen erweden, das Eorps der Mitglies 
der zu guten Handlungen auffordern , und dergleichen 
gethane öffentlich oben , belohnen, unterſcheiden. 


h. Deswegen fol der Präfeet Anecdoten von edeln 
und niederträchtigen Handlungen fammeln, und den Mie 
nerval⸗ Magiſtraten bekannt machen. In der Verſamm⸗ 
lung werden denn dieſe edrenvoue oder ſchandliche Tha⸗ 

ten, 


158 Kegentengrab. 


ten, Det niedrigften wie der vornrhmiten Menfhen, öffetits 
Sich nebft ihrem Rahmen hergeleſen und vpraͤconiſi rt. Hier 
muß man erfahren, daß bey uns jedem auch von der gan⸗ 
zen Welt verkannten Verdienſte Gerechtigkeit widerfaͤbrt / 
und daß der Boͤſewicht auf dem Throne bep uns fo gut, 
oft mehr ein Schurke beißt, als der, welchen man sum 
Galgen führt, der große Mann hingegen eine ſichere Ca⸗ 

nonifation findet. 


i. Widerfpenftige ſich klug duͤnkende Leute fol man 
Mit guter Art vom O. zu entfernen ſuchen. 


X, Man foll die Zöglinge gewöhnen, ſich jede mora⸗ 
liſche Wahrheit finnli unter Bildern vorauftellen. Daher 
beguͤnſtigen wir gute Dichter, Fabeln und Romanen: und 
wer andere unterrichten will ſoll ſich vorzuͤglich mit Bil⸗ 
dern und Beyſpielen bekannt machen, um feinem Unter⸗ 
richte die gehoͤrige Lebhaftigkeit zu geben. 


1. Vorzuͤglich aber ſoll man jede Lehre mit dem In⸗ 
tereſſe des Lernenden zu verbinden wiſſen. 


m. Es ſoll den untern Claſſen immer eine gehoͤrige 
Anzahl wohlgewaͤhlter, den Beſchaͤftigungen jedes Grades 
angemeßner Buͤcher zum Leſen vorgeſchrieben werden. 


n. Er muß machen, daß über D’s und andere wichtige 
Gegenſtaͤnde alle Mitglieder nur eine Sprache führen: 
Or läßt zu dem Ende alle Untergebenen durch die Mittel 
dwern unvermerkt unterrichten ; bieß erhält et dadurch / 
baß 





A 


160 | Regentengrad. 


f. Wenn Gewohnbheit, den O. als die einzige Duelle 
ihres Gluͤcks anzufeben, fie feſſelt. Welcher Menſch 
ſollte nicht an einer Sache haͤngen, durch welche er Un⸗ 
terricht, Bildung, Schuß gegen Ungluͤck, Seelenrube, 
Verbeſſerung ſeines Characters erhalten hat, wo ar in 
der Ferne große Einſichten und noch fernere Wohlthaten 
bemerkt, bey welchem der Entſchluß zur Nothwendigkeit 
geworden iſt, nicht fuͤr ſich, ſondern fuͤr die Menſchen 
zu leben, und der dieſe ihm ſo habituelle Denkungsart 
nur hier allein, ſonſt nirgends befriedigen kan. 


g. Wenn bev jedem Mitgliede eine Fertigkeit zum 
Guten zu würfen und edel zu bandeln entftebt; denn 
eber It man feines Mannes nicht verſichert, ald bid der 
Gedanke der Welt zu nuͤtzen fein groͤſtes Beduͤrfniß wird. 


h. Man ſoll alfo Lagen erdenken, wodurch die Mite 


glieder oft und beftändig an den D. denfen, wodurch 


folcher bepnahe ihre einzige hellſte ausgezeichnetefte Idee 
wird. Alles. muß ihn daran erinnern. Man muß den 
D. zu eines jeden Stedenpferde machen. Hier bedenfe 
nur der Präfect, welcher Mittel ſich die Roͤmiſche Kirs 


che bedient, ihre Religion finnlic zu maden, und je: 
den Menſchen beftändig. vor die Sinnen zu halten. 


i. Die Obern ſollen auch ihre Leute nit au ſehr an⸗ 
ſtrengen, noch durch ewiges Moraliſiren eckelhaft machen, 
ſonſt wuͤrden ſie mehr verderben, als gut machen. 


k. Ueber | 


Kegentengrad. 161 


k. Ueber alle dieſe Dinge ift hier nur wenig gefagt. 


Der Praͤfect fol nebft den übrigen Regenten alle Aufs 


merkſamke ig zu fernerer Unterſuchung derfelben anwen⸗ 
den. Nichts muß ihm fo angelegen feyn, ald die Bil⸗ 
dung und Anhaͤnglichkeit ſeiner Untergebenen. Er ſoll 
daher bedacht ſeyn, ſich verſchiedne Entwuͤrfe und Vor⸗ 
ſchlaͤge zu Bewuͤrkung dieſer Stuͤcke vorlegen zu laſſen. 


Zu keiner Zeit kan über dieſe Grundlage unſers O's genug 


* ⸗ 


geſchrieben und geſagt werden. Durch auszutheilende 
Aufgaben hat jeder Praͤfeet Gelegenheit, dieſe Materie 
vollitändig zu unterſuchen, und unvermerkt die Einſichten 
feiner Untergebenen au nüßen. Ueberhaupt paflen nicht 
alle Regeln aller Drten, deswegen follen ſich der Ptaͤ⸗ 
fect und die übrige hoͤhere Obern den Kunſtgriff merken, 
über Dinge worin fie nicht hinlaͤnglich unterrichtet find, 
oder welche noch einer weitern Bearbeitung bedürfen, ' 


J Preisfragen aufzuwerfen, und die beſten belohnen. Auf 


ſolche Art muß in jeder Provinz das Gebäude nach den. 
Zocal-Umfänden erſt nach und nach feine Conſiſtenz er- 
balten; und die Kleinern felbft den Bau vollführen, den 
fie ſchon errichtet glauben. Der Schwache wird dee 
Lehrer des Staͤrkern, obne daß diefer fih zu ſchaͤmen 
braucht , von jenem zu fernen, 


1. Die Leute muͤſſen ermuntert werden, ſich wech⸗ 
ſelsweiſe zu helfen, grosmuͤthig, gefällig, freygebig ges 
gen einander, und alſo gegen den O. au ſeyn. 


g 4. Folg⸗ 


162 Regentengrad. 


4. Folgſamkeit. 


Wenn die Leute gebildet ſind, einen großen Ent⸗ 
wurf, ein großes Syſtem gebörig zu empfinden, fo iſt 
fein Zweifel, daß fie die Befehle der Dbern gerne vollzie, 
ben werden. Wer follte dem nicht gerne folgen, der bieber 
gut und fich.r geführt bat, der mır die genenmärtige 
Seligkeit verſchafft, von dem ich noch mehr zu hoffen 
babe? Hınmeg mit dem Menfchen, dem es unter folden 
Vortheilen an Folgſamkeit feble! Hinaus mit ibm aus 
der Sefellfchaft der Edeln! Dan fan vermurben, dag. 
jeder mpralifch gute, von der Würde des Zwecks durch⸗ 
drungne Menſch gern und "willig fepn wird. Aber den⸗ 
noch will der D. auch hier einige Wege anzeigen, durch 
welche die Folgſamkeit erhalten werden Fan. 

a. durch gutes Beyſpiel, 

b. durch die Wohlthat des Unterrichts, 

c. Durch die Belehrung, daß im Grunde jeder ſich 
ſelbſt folge. | 

d. Dur Beförderung und Hofnung dazu, 

ee. durch Erwartung größerer Kenntniſſe, 
Lo es nöthia iſt, durch Furcht. 

g. durch Belohnung, Unterſchied, Ebre, 

h. durch allgemeine Verachtung deſſen der nicht folgt, 

i. durch Vermeidung eigentlicher Samiliaritdt mit 
den Untergebenen, ... 


N k durch exemplariſche Beftrafung des Ungeborfame, 


1. durch 





Kegentengrab. 163 


1. durch gute Auswahl ſolcher Leute, auf welche man 
ſich ſicher verlaſſen kann, und die zu: jedem Befehl bes 
reit find. . R 

m. durch die Q. L. aus denen man fiebt, ob die 


‚Befeble befolgt worden find, deswegen mäffen diefelben 


genau und vollſtaͤndig eingerichtet ſeyn. 

n. durch ordnungsmaͤßige Einſchickung der Tabellen 
von den. Mittel: Obern über die Untergebenen. Je des 
taillirter diefe find, defto beffer denn darauf beruht der 
ganze Operations Plan des D’s. Man fiebt daraus die 
Anzahl der Glieder, ihre Bildung, Die Fuge und den 
Zufammenhang der Maſchine, die Stärke und Schwäche 
des Ganzen, ımd das Verhaͤltniß der Theile gegen ein⸗ 
ander, die Perfonen, melde. eine Beförderung im O. 
verdienen, und den Werth der Der ſammlungen und: 
ihrer Vorſteher. Zw 


5. Derborgenheir. 

Diefe if das nothwendigſte Stud. Daher il 
a. Auch in einem Lande wo der D. fo viel Macs 
hätte , Öffentlich aufzutreten, dieß doch nie gefcheben.. 
b. fondern der Bräfeet muß allem feinem Vorhaben 
auf eine geſchickte Art nach den Local » Umfänden einen 
Anſtrich au geben, und dem D. mit Bewilligung des 
Provinzials eig anderes Kleid umzupängen wien. Wie 
bey den geiklichen D. der Roͤimſchen Kirche leider! die 
Religion nur ein Vorwand war, fo muß ſich auch auf 
eine 


164 Regentengrad. 


eine edlere Art unſer D. binter irgend eine gelehrte 
Handlungsgefelifchaft oder dergl. zu verfteden fuchen. 


Die Leute muͤſſen dieß Gepräge tragen. 


c. Einer alfo verborgenen Geſellſchaft fan man nicht 
entgegen arbeiten, 

d. Im Kal einer Verfolgung oder eines Verratha 
Eönnen die Dbern nicht entdeckt werden. 

e. f. Den Ebrgeitze und den Sactionen wird durch 
Derborgenbeit vorgebaut. 

g: Man ift genen Spionen und Emiffarien anderer 
Geſellſchaften in undurchdringliche Nacht gehuͤllt. 

h. Der Praͤfect ſoll darauf halten, daß nicht leicht 
mehr als sehen Mitglieder in einer MinervalVerſamm⸗ 
lung zuſammen geben. Im Bau aber an einem Orte 
mehr Mitylieder find, foll er fie in zwey Verfammluns 
gen theilen, oder wechielsweiſe frequentiren laffen- 

i. Wenn an einem Drte zwo Minervaltirchen find, 
ſoll eine der andern fo viel möglich verborgen bleiben. 

k. Der Praͤfect ſoll nıcht leiden, daß ein Mitglied, 
dem, andern diejenigen Brüder offenbare, die es in ans 
dern Ländern kennen gelernt bat. 

1. Außer dem Nothfall foll Eein Sremder bey den 
Minerval⸗Verſammlungen zumBefuche zugelaſſen werben. 


So viel über die Art der Direction des untern Gebdus 
des, und was dabep zu beobachten iR." Noch it au ' 
bemerken. | 


XII, 


Regentengrad. 165 


XII. Der Praͤfect ernennt die Magiſtraten der Mi⸗ 
nervalkirchen entweder aus freven Stuͤcken, oder auf 
Votſchlag der Superioren; dieſe aber werden nur von 
- ibm dem Provinzial: vorgefchlagen und beftdtigt oder ver⸗ 
worfen. Ermuß für jeden Obern, den er ſetzt, einſtehen. 

XI. Der Präfeet fol wohl Acht geben, dag in den. 
Berfammlungen und CH” welche ibm unterworfen find, 
alles ftill, gefegmäßig und anftändig hergehe, dab auch 
darinn nichts gegen Religion, Staat und aute Sitten 
geredet werde, welches fonit ſcharf geahndet werden muß; 
fo wie er überhaupt nie genug auf punctliche mörtliche 
Befolgung aller Vorfchriften dringen kan 

XIV. Wo es angeben Ean, foll der Yrovinzial ſu⸗ 
cdchen an dem gelegenften Orte feiner Provinz eine Biblio» 
thek, ein Naruralien= Eabinet; Mufeum, eine Manus 
feripten- Sammlung und dergleichen angulegen. 

XV. Der Praͤfect fol langſam und vorfühtig au 
Werke geben, nur fo viel thun, als er jedesmal fiber 
thun fan, befonders bebutfam fol er in der Befoͤrde⸗ 
rung fepn. Keiner muß eher weiter Eommen, als bis er 
die zum folgenden Grade gebörige Ideen und Cigen« 
ſchaften ſchon hat. Hierbey kann Eeine Aengſtlichkeit 
uͤbertrieben ſeyn. 

xVi. In den Freymaurer hr? kan man, wie bes 
fannt , auch Leute aufnehmen, die nicht zu unferer Vers 
E bindung gebören. , Der Praͤfect fol aber Sorge tragen, 
| Bag diefe nicht den Ton verfimmen, dab es tedliche ger 

Mn ſetzte 


166 Regentengrad. 


fetzte Leute feven, und daß fie dem D. von irgend einer 
Seite nügen. 

XVII. Der Bräfect fol ohne Erlaubniß der Provin⸗ 
zials fib in eine D. Correfpondenz auffer feiner Präs 
fectur eirfaffen. 

XVIII. So wie er die Superioren und Meiſter 
von den Stühlen über alle diefe Puncte gehörig inſtrui⸗ 
ren muß, fo ſoll er auch über alle wichtige Zweifel beym 
Provinzia: anfragen. 

XIX. Macht er ſich aber dieſe Satzungen gehörig bes 
kannt, befolgt er fie genau, bat er ſtets das Ganze vor 
Augen, forgt er, dab jeder nicht mehr und weniger thue, 
als feinen Plan zu erfüllen, fo wird er alles, was er 
nötbig finder,oder ihm aufgetgagen wird,ausrichten koͤnnen. 

D. ' 
Inſtruction für die Provinsialen. 

I. Der Provinzial fol fi mit der ganzen Verfaffung 
des D. fo befannt machen » daß er das Spftem im Kobf 
habe, als ob er es erfunden haͤtte. 

II. Das Directions⸗ Spftem, der Unterricht ir die 
Regenten, und die Inftruction der Local» Dbern müfe 
fen ihm die Grundlage feiner Handlungen ſeyn, deren 
Beine unnuͤz gefcheben darf. 

III. Er wird von allen übrigen Negenten der Pro» 
vinz gewaͤhlt, und dann von dem National» Dbern bes 
fiättigt, ein anderer *), gefeßt, auch kann er von den 
böhern Dbern feines Amts entfegt werden, 


" IV. 
*) Hier ſcheint etwas au feblen. 


| Regentengrad. 167 


. IV, Er fol ein gebobrner Sohn der Provinz; oder 
"doch des Landes kundig fron. 

V. Ein Mann, fo viel möglich , frep von oͤfentli⸗ 
chen Geſchaͤften und Verbindlichkeiten, um ganz dem 
O. anzuhaͤngen. 

Vi. Er muß den Anſchein haben, als wenn er Ruhe 
ſuchte, und fi den Geſchaͤften entzogen hätte. 

Vu. Er muß fib , wenn's ſeyn Fan, an demjenigen 
Drte der Provinz aufhalten, an welchem er, als dem 
‚Mittelputifte , diefelbe am leichteiten dirigiren fann. 
VI. So bald er Provinzial wird, legt er feinen 
bisherigen O's Nahmen ab, welchen ein Anderer nebft 
den von ibm geſammelten Nachrichten über die Perfon 
des Mannes befommt. Er aber erhält einen andern 
Nahmen; den die hoͤbern Dbern beſtimmen. Auch führe 
er ein Perfchaft uber feine Provinz, wovon ihm die 
Zeihnung überfhidt wird, und melde die Provinzialen 
gewöhnlich in einem Ring tragen. 

IX. Die bisher im Provinzial: Archiv befindlichen 
Acten werden an ihm abgeliefert, als wofuͤr die übrigen 
| Regenten, und daß vorber alles verfiegelt werde, bis der 
neue Provinzial ernennt ift, forgen müffen, 

X. Der Provinzial ſteht unmittelbar unter einem 
National;  Infpector , an denfelben muß er monathlic 
‚ einmal einen Hauptbericht uͤber ſeine Provinz erſtatten, 
und zwar weil ihm die Local-Obern erſt 14 Tage nach 
Ablauf des Monaths berichten, ſo bekommt der Inſpee⸗ 

Ma tor 


168 Regentengrad. 


tor allezeit den Bericht vom Man erſt gegen Ende 
bee Junius m. f. f. Ein ſolcher Bericht aber muß 
in vier Haupteheife getbeilt, nemlich von jeder feinee 
untergeordneten Präfecturen insbefondre, und wird dars 
inn angemerft, was in jedem Pflanzorte merfwärdiges 
und in jedem Sad vorgerallen war, aufgenommen und 
"Yerördert worden, nemlich mie er beißt, menn und mo 
er gebohren, weflen Standes er ift, und melden Tag 
er den Revers unterfcrieben hat. Weiter brauchen die 
böhern Obern nicht eher- etwas von den Mitgliedern zu 
wiffen, als bis fie in die Negenten: Claffe befördert 
werden follen. [Es müften denn befonders merkwuͤr⸗ 
dige Umftände obmalten.] Verlangt der Provinzial ein 
Schema iu feinen Berichten, fo kann ihm ſolches erteilt 
werden. 

XI. Auffer diefen monathlichen Berichten muß der 
Provinzial, wie fich verficht, über alle wichtige feiner 
Entſcheidung nicht überlaffene Puncte bey dem Nationafe 
Inſpector anfragen und vierteljährig Tabellen über fein 
Perſonale einſchicken, befonders fol er nichts für fi in 
politicis unternehmen. 

xl. Um feine Mitprovinziale fol er fih gar nicht 
befümmern , nicht darnach fragen, 0b es einem benach⸗ 
barten Streife gut oder fchlecht gebt, und menn er ets 
was zu fuchen bat, fich bey dem National» Infperto® 
melden. 

XI. Wenn gr Klage über den Inſpector hat, Fan 


er ih an den Primus menden. 
XIV. 


TE 


8 


170 Regentengrad. 


XXII. Er erbricht die Soli der Meinen Illuminaten, 
Magiftraten und Schottiſchen Bbr; auch die Q. L. der 
Ritzer und Presdpter, wie auch die Primo der Novigen. 
Aber die Primo der Minervalen, die Soli der Ritter und 
Dresbpter, und die Q. L. der Regenten erbricht er nicht. 

XXIII. Bi zumfegentengrad darf er obne Bewilli⸗ 
gung des National : Iufpectgrs nicht eriheilen. 

XXIV. Er fol dert Decanub der Priefter monathlich 
anzeigen laffen, zu welchen Fächern die indeffen aufges 
nommnen Minervalen fi baben einſchreiben laffen. 

XXV. Er fol feine Archive in Ordnung erhalten 
folglich Tabellen, Reverſe und die Acten der Ritter ıc. 
von jeder Perfon einzeln beften laſſen⸗ 

XXVI. Ueberhaupt fol er für geſchickte Mitarbeiter 
in fcientificis forgen. 

XXVII. Die befte an ihn geſchicte Abhandlungen, 
und alles was die Presbyter angeht, 3. B. die Lebenss 
Iäufe, Charactere ꝛc. foQ er richtig an den Decanus 
beforgen.. 

XxVill. Er fol fi den feinen Kunfgriff merken, , 
durch Beförderung in der Prieflers Elaffe , einem zur pos ' 
litiſchen Direction unfaͤhigen, übrigens aber geſchickten | 
Mann von diefer Seite in Unthätigfeit zu fegen. 

XXIX. Er fol forgen, daß wenn mehr als ı2 in eis 
nem Capitel find, der tuͤchtigſte in die Priefter: Claſſe 
komme und daß | N 

| XXX. 


— 


Regentengrad. 17’ 


) ⁊ 
XXX. in jedem Capitel ein Prieſter ſey, und zwar 


ein ſolcher, dem er dieß am liebſten anvertrauen will, 
indem derſelbe ſein heimlicher Cenſor in dieſem Capitel iſt. 
XXXI. Er ſoll nicht verſaͤumen, auf den Conventen 
die wichtigſten Angelegenheiten der Provinz mit den Flüge 
ſten Regenten zu überlegen." Auch der weiſeſte Mann bes 
‚-darf Rath und Hülfe, " 
.- XXXII. So wie der Provinzialvom National Obern 
ein Patent erhält, fo ertheilt derſelbe den Capiteln, 
welche die vom NationaleInfpector vorgefchriebenen Nabe 
‘men befommen , Eonftitutiomen nach folgender Formel: 
"Bir von der großen National s £oge im Drient (von 
Teutſchland) conftitmirte Provinzial: Großmeißer und 
Kreiß: Beamter des — — Kreifed thun Fund und befens 
nen, kraft dieſes Brief, dag wir den bochwuͤrdigen 
Bruder (O's Nahme,) Herr — — (weltlicher Nabme,) 
volle Macht und Gewalt ertheilen, ein gebeimes Gapitel 
der heiligen Schortifchen Trepmaurerev anzulegen, und ° 
daher nach Maasgabe feiner Inftruction die Eonigliche 
Kunſt durch Anlegung von Freymaurer LI der drey 
fombolifden Grade auszubreiten. So gefcheben im 
Direetor des — Kreiſes. — — 
(L. S.) . 
“Geheime Provinzial: Direction 
(feine Unterfchrift.) 
XXXIIM. Um alles kurz zu faffen, fo foll der Provin⸗ 
zial feine Provinz cuf einen ſolchen Fuß ſetzen, daß er 
darinn 





— 


160 | Regentengrad 


f. Wenn Gewohnheit, den D. als die einzige Quelle 
idres Gluͤcks anzufeben, fie feſſelt. Welcher Menſch 
follte nicht an einer Sache hängen ‚- durch melche er Un⸗ 
gereicht,“ Bildung, Shut gegen Ungluͤck, Seelenrube, 
Verbeſſerung ſeines Charaeters erhalten bat, mo ar in 
der Gerne große Einfichten und noch fernere Wohltbaten 
bemerkt, bep welchem der Entſchluß zur Nothwendigkeit 
geworden iſt, nicht für ſich, fondern für die Menfchen 
au leben, und der diefe ihm fo babituelle Denkungsart 
nur bier allein, fonit nirgends befriedigen Fan. 


g. Wenn bey jedem Mitgliede eine Zertigfeit zum 
Guten zu wuͤrken und edel zu bandeln entftebt; denn 
eber it man feines Mannes nicht verſichert, als bis der 
Gedanke der Welt zu nuͤtzen fein gröftes Bedürfnig wird. 


h..Man fol alfo Lagen erdenfen, wodurch die Mite 
glieder oft und beftändig an den D. denken, wodurch 
folder bepnahe ibre einzige hellſte ausgezeichneteſte Idee 
wird. Alles muß ihn daran erinnern, Man muß den 
D. au eines jeden Stedenpferbe machen. Hier bedenfe 
nur der Präfect, welcher Mittel fich die Roͤmiſche Kir⸗ 
be bedient, ihre Religion ſinnlich zu machen, und je⸗ 
den Mentchen beftänbig vor die Sinnen zu halten. 


i. Die Obern ſollen auch ihre Leute nicht zu fehr an⸗ 
ftrengen, noch durch ewiges Moralifiren eckelbaft machen, 
fon würden ſie mehr verderben, als gut machen. 


k. Ueber 


Regentengrab. ı61 


k. Ueber alle dieſe Dinge ift hier nur wenig gefagt. 
Der Praͤfect fol nebft den übrigen Regenten alle Auf⸗ 
merkſamke ig su fernerer Unterfuchung derfelben anwen⸗ 
den. Nichts muß ibm fo angelegen feyn, ald die Bile 
dung und Anhänglichfeit feiner Untergebenen. Gr foll 
Daher bedacht ſeyn, fich verfchiedne Entmürfe und Vor⸗ 
fhläge zu Bewuͤrkung dieſer Stuͤcke vorlegen au laffen. 
. Bu, feiner Beit fan über diefe Grundlage unſers D’6 genug 
sefchrieben und gefagt werden. Durch auszutheilende 
. Aufgaben bat jeder Präfeet Gelegenbeit, diefe Materie 
vollſtaͤndig zu unterfuchen, und unvermerft die Einfichten 
feiner Untergebenen zu nüßen. Ueberhaupt paſſen niche 
alle Regeln aller Orten, deswegen follen ſich der Praͤ⸗ 
fect und die übrige höbere Obern den Kunſtgriff merken, 
über Dinge worin fie nicht hinlaͤnglich unterrichtet find, 
oder welche noch einer weitern Bearbeitung beduͤrfen, 

Preisfragen aufzuwerfen, und die beiten belohnen. Auf 
ſolche Art muß in jeder Provinz das Gebäude nach den 
LZocalsUmftänden erſt nach und nad) feine Conſiſtenz er- 
halten; und die Kleinern felbft den Bau vollführen, den 
fie ſchon errichtet glauben. Der Schwabe wird der 
Lehrer des Staͤrkern, obne daß diefer fich zu ſchaͤmen 
braucht , von jenem au fernen. 


1. Die Leute müffen ermuntert werden , ſich wech⸗ 
felömeife au helfen, grosmütbig, gefällig, frepgebig ges 
gen einander, und alfo gegen den D. au ſeyn. 


8 4. Folg⸗ 


92 Begentengrac 


4. ‚Jelajazıtkit. 

Wenn Nie use ebnter ne, "mer ireten ‚Zn 
ar. vın ırpües — em ‚enera ‚1 Tonnen, 3 7 
Sen amperfei. Son tie "eo gernig Der her erne onue, 
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1. orch daeterne Beradsrumg Yerten er Ir viqt, 

. wa Drcmedung egentlicher Zummilartict IE 
sen Unterarheuea, 

x. Mech eirmylcriige Brrkeufung es Ingeheoriume, 


ucch 


Regentengrad. 163 


1. durch gute Auswahl ſolcher Leute, auf welche man 
ſich ſicher verlaſſen kann, und die zu jedem Befehl be» 
reit find. 

m. durch die Q. L. aus denen man fiedt, ob bie 

‚Befeble befolgt worden find, deswegen muͤſſen diefelben 
genau und vollſtaͤndig eingerichtet ſeyn. 

n. durch ordnungsmaͤßige Einſchickung der Tabellen 
von den. Mittel: Obern über die Untergebenen. Je der 
taillirter dieſe find, defto beffer < denn darauf beruht der 
ganze Dperationd Plan des Oꝛs. Man fieht daraus die 
Anzahl der Blieder, ihre Bilding, die Zuge und den 
Zufammenhang der Maſchine, die Stärke und Schwäche 
des Sanzen, und das Verhaͤltniß der Theile gegen ein⸗ 
ander, die Perfonen, welche eine Beförderung im O. 
verdienen, und den’ Werth der VBerfammlungen und 
ihrer ‚Borfieber. 


5. Verborgenheit. 

Dieſe iſt das nothwendigſte Stuͤck. Daher ſoll 
a. Auch in einem Lande wo der O. fo viel Macht 
hätte , oͤffentlich aufzutreten, dieß doch nie geſchehen. 
b. fondern der Präfert muß allem feinem Vorhaben 
auf eine geſchickte Arı nach den Local » Umfänden einen 
Anti au geben, und dem D. mit Bewilligung des 
Proniniale eig anderes Kleid umzuhaͤngen wien. Wie 
‚ bey den geiſtlichen O. der Roͤmiſchen Kırde leider! die 


Religion nur ein Vorwand war, fo muß ſich auch auf 
eine 





04 Regentengrad. 


eine edlere Art unſer O. hinter irgend eine gelehrte 
Handlungsgeſellſchaft oder dergl. zu verſtecken ſuchen. 
Die Leute muͤſſen dieß Gepraͤge tragen. 

c. Einer alſo verborgenen Geſellſchaft kan man nicht 
entgegen arbeiten. 

d. Im Fall einer Verfolgung oder eines Verraths 
koͤnnen die Obern nicht entdeckt werden. 

e. f. Dem Ebrgeitze und den Factionen wird durch 
Verborgenheit vorgebaut. 

g: Man ift genen Spionen und Emiffarien anderer 
Geſellſchaften in undurchdringliche Nacht gehuͤllt. 

h. Der Praͤfect ſoll darauf balten, dab nicht leicht 

mebr als sehen Mitglieder in einer Minerval-Brrfamms 
fung zuſammen geben. Im Fall aber an einem Drte 
mehr Mitglieder find, fol er fie ın zwey Verfammluns 
gen theilen, oder wechielsweiſe frequentiren laffen. 

i. Wenn an einem Drte zwo Minervalfirchen find, 
fol eine der andern fo viel möglich verborgen bfeiben. 

k. Der Praͤfect ſoll nicht leiden, daß ein Mitglied. 
dem, andern diejenigen Brüder offenbare, die es in an 
dern Laͤndern kennen gelernt bat. 

1. Außer dem Nothfall fol Bein Sremder bey den 
Minerva Berfammlungen zum Beſuche augelaffen werden. 


& viel über die Art der Direction des untern Gebdus 
des, und mas babep au beobachten if." Noch if au 
bemerken. 

XII. 


7» 


166 Regentengrad. 


fetzte Leute feven , und daß fie dem O. von irgend einer 
Seite nügen. 

XVII. Der Bräfeet fol ohne Erlaubniß der Provin⸗ 
zials ſich in keine D. Correſpondenz auffer feiner Präs 
feetur eirfaffen. 

xVIll. So wie er die Superioren und Meifter 
von den Stühlen über alle diefe Puncte gebürig inſtrui⸗ 
ren muß, fo foll er auch über alle wichtige Zweifel beym 
Provinzia: anfragen. 

XIX. Macht er fich aber dieſe Satzungen gehörig bes 
kannt, befolgt er fie genau, bat er ſtets das Ganze vor 
Augen, forgter, daß jeder nicht mehr und weniger thue, 
als feinen Plan zu erfüllen, fo wird er alles, was er 
nötbig findet,oder ihm aufgetgagen wird,ausrichten koͤnnen. 

D. | 
Inſtruction für die Provinsialen. 

I. Der Provinzial fol fi mit der ganzen Verfaſſung 
des D. fo befannt machen , daß er das Syſtem im Kopf 
babe, als ob er es erfunden hätte. 

li. Dad Directiong » Spftem, der Unterricht fi die 
Regenten, und die Inftruetion der Local⸗Obern müfe 
fen idm die Örundlage feiner Handlungen ſeyn, deren 
Beine unnuͤz gefcheben darf. 

III. Er wird von allen übrigen Negenten der Pro» 
vinz germählt , und dann von dem National Obern bes 
flättigt, ein anderer *), gefeßt, auc kann er von den 
böhern Obern feines Amts entfeßt werden. 


- IV. 
*) Hier ſcheint etwas au feblen. 


Regentengrad. 167 


. WW. & fol ein gebohrner Sohn der Provinz; oder 
"doch des Landes Fundig frpn. 

V. Ein Mann, fo viel möglich, frep von öffentlie 
hen Geſchaͤften amd Derbindlichkeirten, um ganz dent 
D. anzuhaͤngen. 

Vi. Er muß den Anfchein haben, als wenn er Ruhe 
ſuchte, und fi den Geſchaͤften entzogen hätte. 

Vi. Er muß ſich, wenn's ſeyn fan, an demjenigen 
Drie der Provinz aufhalten, an welchem er, ale dem 
‚Mittelpufifte, diefelbe am leichteſten dirigiren kann. 
Vi So bald er Provinzial wird, legt er feinen 
biöherigen O's Nahmen ab, melden ein Anderer nebft 
den von ibm arfammelten Nachrichten über die Perfon 
des Mannes befommt. Er aber erhält einen andern 
Nahmen ; den die höbern Dbern befimmen. Auch führe 
er ein Perfchaft uber feine Provinz, wovon ihm die 
Zeichnung uͤberſchickt wird , und melde die Provinzialen 
gewöhnlich in einem Ring tragen, 

IX. Die bisber im Provinzial: Archiv befindlichen 
Acten werden an ihm abgeliefert, als wofür die übrigen 
Kegenten, und daß vorber alles verfiegelt werde, bie der 
neue Provinzial ernennt ift, forgen muͤſſen. 

X. Der Provinzial ſteht unmittelbar unter einem 
Nationals Infpertor, am denfelben muß er monathlich 
einmal einen Hauptbericht uͤber feine Provinz erftatten, 
und zwar weil ihm die Local: Dbern erfi 14 Tage nad) 
Ablauf des Monaths berichten „ fo bekommt der JInſpec⸗ 

Mi tor 


168 Regentengrad. 


tor allezeit den Bericht vom May erſt gegen Ende 
des Sunius m. f. f. Ein folcher Bericht aber muß 
in vier Haupteheife getheilt, nemlic von jeder feine 
untergevrdneren Praͤfecturen insbefondre, und wird dar⸗ 
inn angemerft, mas in jedem Pflanzorte merkwuͤrdiges 
und in jedem Fach vorgefallen war, aufgenommen und 


befoͤrdert worden, nemlich wie er heißt, wenn und wo 


er gebohren, weſſen Standes er iſt, und welchen Tag 
er den Revers unterſchrieben hat. Weiter brauchen die 
hoͤhern Obern nicht eher etwas von den Mitgliedern zu 
wiſſen, als bis fie in die Regenten-Claſſe befoͤrdert 
werden follen. [Es müften denn befonderd merkwuͤr⸗ 


dige Umftände obmalten.] Derlangt der Provinzial ein 


Schema zu feinen Berichten, ſo kann ihm folches ertheilt 
werben. | 

XI. Auffer diefen monathlichen Berichten muß der 
Provinzial, wie fih verficht, über alle wichtige feiner 
Entſcheidung nicht überlaffene Puncte bey dem Nationafe 
Inſpector anfragen und vierteljährig Tabellen über fein 


Perſonale einſchicken, beſonders ſoll er nichts fuͤr ſich in 
politicis unternebmen. 


xl. Um feine Mitprovinziale fol er ſich gar nicht 
befümmern , nicht darnad) fragen, 0b es einem benach⸗ 
barten Kreiſe gut oder fchlecht gebt, und wenn er ets 
was au fuchen bat, fich bey dem National» Infpectoß 
melden. 

XI. Wenn gr Klage über den Inſpector bat, Fan 


er ſich an den Primus wenden. 
XIV. 





170 Negentengrad,. 


XXII. Er erbricht die Soli der Meinen Illuminaten, 
Magiftraten und Schottiſchen Bbr; auch die Q. L. der 
Ritzet und Presbyter, wie auch die Primo der Novigen. 
Aber die Primo der Minervalen, die Soli der Kıterr und 
Dresbpter, unddie Q. L. der Regenten erbricht er nicht. 

XXIII. Bid zum Renentengrad darf er obne Bewilli⸗ 
gung des National » Infpectore nicht ertbrilen. 

XXIV. Er fol dem Decanus der Prieſter monathlich 
anzeigen laffen, au welchen Fächern die indeffen aufges 
nommnen Minervalen fi baben einſchreiben laffen. 

xXV. Er fol feine Archive in Ordnung erhalten 
folglich Tabellen, Reverſe und die Arten der Ritter ıc. 
von jeder Perfon einzeln heften Taffen: 

XXVI. Weberhaupt fol er für geſchickte Mitarbeiter 
in fcientificis forgen. 

XXVII. Die befte an ihn gefcicte Abhandlungen, 
und alled mas die Presbyter angebt, 3. B. bie Lebens⸗ 
laͤufe, Charactere ꝛc. fol er richtig an den Decanus 
beforgen. 


XXVIN. Er fol fi den feinen Kunftgriff merken, \ 
durch Beförderung in der Priefer » Claffe , einem zur pos 


litiſchen Direction unfaͤhigen, übrigens aber gefchidten 
Mann von diefer Seite in Unthätigfeit zu feßen. 

XXIX. Er foll forgen, daß wenn mehr ald ı2 in eis 
nem Gapitel find, der tuͤchtigſte in die Prisfter» Claſſe 
komme und daß | x 

XXX. 


IM 


4 


173 Kegentengrab. 


darinn alles Gute unternehmen, alles Böfe hindern koͤn⸗ 
ne. Gluͤcklich das Land, in welchem der D. diefe Macht 
erlangt bat! Aber dies wird ihm niche ſchwer werden, 
wenn er den Anmeifungen der Obern genau folge. Er 
wird mit fo viel gefchieften, moraliſch gebildeten, folgſa⸗ 
men, im Verborgenen arbeitenden Männern alles aus⸗ 
richten, alles edle möglich, alles ſchlechte unwuͤrkſam mas 
en. — Alfo feine Nachficht "gegen Sehler, kein Nepo⸗ 
tismus, feine Feindfchaft. — Nur die Ruͤckſicht auf das 
allgemeine Wohl, und der Zweck des O⸗s foll feiner Hands 
lungen Triebfeder ſeyn. Und dafür laſſe man uns fergen, 
daß wir nur ſolche Männer zu Provinzialen ernennen wer⸗ 
den , die dazu fähig find, daß wir aber auch Mittel in 
Händen haben , den zu sächtigen, der die ihm von uns 
verliehene Macht misbrauchen mollte. 

XXXIV. Diefe Macht fol nur zum Beften der Bbr. 
verwendet werden; allen muß geholfen werden, denem. 
man beifen kan; Ein O's Mitglied fol man in jedem 
"gleichen Fall allen andern vorziehen , für fie befonders, 
für den gepruͤfteſten, Geld, Bedienungen, Ehre, Gut 
and Blur verwendet werden, und Beleidigungen des 
Kleinſten zur Ordensſache gemacht werden. 


Kriti⸗ 


\ 








Fa Geſchichte 


und nachber Fuͤrſtl. Salmiſcher Gebeimer Rath) welcher 
erfi den 27. November 1778 repmaurer geworden mar, 
meldet in feinem Diario: daß er mit dem Abbate Marotti 
in Berref der Maurerep eine Unterredung gehabt, worin 

" ihm diefer das nanze Geheimniß, welches ſich auf die alte 
Religion und Kirchengefchichte gründe, erklärt, auch ihm 

, alle hohe Grade bis auf jene der Schotten mitgetheilt ha⸗ 
be 2). Er ſchrieb diefes den zo November an den Spar⸗ 
tacus, und that ihm, wie aus deifen Antwort zu erfehen 
ift, den Vorfihlag, den Orden mit der Frepmaureren in 
einen gewiffen Bufammenbang au ſetzen. Spartacus ants 
wortete Ibm den 2. December: Er wolle feinen Vorſchlag 
überdenken : Er felbit habe die Einſicht in dieſes Gebäude 
der Sdepmaureren in feinen Plan aufgenommen, aber erft 
für fpätere Grade beſtimmt 3). Den 6. December fchrieb 
Epartacus abermahls an Cato: Er wolle ihm feine Mey⸗ 
nung über feinen Vorſchlag und feine Zmeifel zuſchicken. 
Doch fep er bereits mit ihm einig, daß alfe Areopagiten 
{fo nennten fi die Vornehmſten in dem Sluminatene 
Orden) von ihm die drey erften Brade der Maurerey er, 
halten follten 2. Auch wollte er, dag in Athen (Muͤn⸗ 
den) und Erzerum CEichſtaͤdt) Freymaurer⸗Logen anges 
legt werben follten. Cato antwortete den 7. December: 
daß 


2) Hriginalſchr. S. 297. 
3) l. c. ©. 285. 
4) l. c. ©. 286. 


[) 4 
I 
“Wr 


6 Geſchichte 


drey große Branchen, in welche dieſer Koͤrper vertheilt 
fep, u. ſ. fe 


Spartieus mußte jedoch damals noch nicht alles von 
ber Diaurerey. Denn er fehrieb unter dem 6. Jan. 1779 
an M. C. Porcius (welches offenbar eben der Caro iM) 
unser andern folgendes: „ Die wichtige Entdedung. fo 
Sie an den Abbate Marotti gemadt haben, erfreut mich 
ungemein. Nutzen Ste dieſen Umſtand, fo viel maͤglich. 
Suchen Sie durch ſol den die wahre Geſchichte und die 
erſten Urbeber der Maurerey zu erfahren. Denn mit dies 
fer altern kann ich noch nicht nanz einig werden, ohwohlen 
ich auch etwas errarhen wollte.” 7), 


So viel aus den in den Driatnalfchriften enthaftnen 
Briefen erhellt, it noch mehrmals Über diefe Verbindung 
des Illuminatismus mit der Frepmaurerey aeratbichlage 
worden. Die Sache fefbit iſt aber erft nach dem Zutritt 
des Philo (Ireyberr von Rnigge, iegigem Churbrauns 
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem HergoatbumBremend 
zu Stande gekommen. Nach feiner eianen Erzählung kam 
er im Julius 1700 zu Sranfrurt am Mapn mit dem Dio⸗ 
medes (Marcheſe von Eoftanza), weichen die Iluminaten 
aus Bayern abgeſchickt hatten, um in proteflantifchen 
Ländern Eolonien anaulegen, in Bekanniſchaft, fuhr 

yon 


7) Arininalfchriften S. 2303. 


8 Ge3:8te 


Ep me Term Erben, wahre Ve ander mn 
rad vet ren. IR BO Zerr Cν naeh 
einer mu ter im gg, m rin i ↄragen- 
BB st Sume Item. St ur Die inter, 
suszıickerer, IT! Yerau? les mie ErrssisctT 2u8 
er Sırumi rissudt g- Dem mie Joerg 
sarhr wire? Serteer dert. Yı Zyartiesd FT® 
Bryan ſchan 1 ee Dre sum. Anm: ein: . 


Bad sur Vrlich un Yer era 118 3ER Dit 
gen wars imel 107 IE Wrrucrte, Ya Bume 
Ns Sregmazzezev srjahripien, IT8 BOM 17IdE1 JISEB 
natenzr ade su Ted auf De Frrmszeechtar Suzsgerzber 
8 Fügen, RM 7. 


te dureh Rai 3 ii Ri 
der son Decenter 1771 mAte Bei Orden nachüchente 
ar basen: 
Lrfe Cie: Wmer-sier 


a. Rysız 
e. KRaerval 
e. NRuervalis Vemisenss, dr Lsıcinsems mer. 


Izperte 
4) Origina ich⁊en, durhaus. 
5, Bries Erflar. S. 78. 
6 Lransiar. E. 3% 
23 Bbıls': Ertlat. E. 73. 
8, Radteræ von weitern Driginalibirten der FIami: 
razın,g. Micchen 1757, areınıe Abtkei!. I. 8. 


ENDE. 








173 Kegentengrad. 


darinn alles Gute unternehmen, alles Böfe hindern koͤn⸗ 


- Ne Gluͤcklich das Land, in welchem der D. dieſe Macht 


erlangt hat! Aber dies wird ihm nicht ſchwer werden, 
wenn er den Anweiſungen der Obern genau folgt. Er 
wird mit ſo viel geſchickten, moraliſch gebildeten, folgſa⸗ 
men, im Verborgenen arbeitenden Männern alles aus⸗ 
richten, alles edle möglich, alles ſchlechte unwuͤrkſam mas 
den. — Alfo feine Nachficht "gegen Sehler, fein Nepo⸗ 
tismus, feine Zeindfchaft. — Nur die Ruͤckſicht auf das 
allgemeine Wohl, und der Zweck des O⸗s foll feiner Hand» 
lungen Triebfeder ſeyn. Und dafuͤr laſſe man ung forgen, 
daß wir nur ſolche Maͤnner zu Provinzialen ernennen wer⸗ 
den, die dazu faͤbig ſind, daß wir aber auch Mittel in 
Haͤnden haben, den zu zuͤchtigen, der die ihm von uns 
verliehene Macht misbrauchen wollte. 

XXXIV. Dieſe Macht ſoll nur zum Beſten der Bbr. 


verwendet werden; allen muß geholfen werden, denen 
man beifen fan; Ein O's Mitglied fol man in jedem ' 
gleichen Fall allen andern vorziehen, für fie befonders, 


für den gepräfteften, Geld, Bedienungen, Ehre, Gut 
und Blur vermender werden, und Beleidigungen des 
Kleinften zur Ordensſache gemacht werden. 





Kriti⸗ 


1 
N 


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Reitifhe Geſchichte 
ber 


Slluminaten: Grade 





4 Geſchichte 


und nachher Fuͤrſtl. Salmiſcher Geheimer Rath) welcher 
erfi den 27. November 1778 Frepmaurer geworden war, 
meldet in feinem Diario: daß er mit dem Abbate Marotti 
in Berref der Maureren eine Unterredung gehabt, worin 

" ihm diefer das ganze Geheimniß, welches ſich auf die afte 
Religion und Kirchengeſchichte gründe, erklärt, auch ihm 

‚ alle bobe Grade bis auf jene der Schotten mitgetheilt has 
be 2). Er fchrieb diefes den zo November an den Spar⸗ 
tacus, undthat ihm, mie aus deifen Antwort zu erfehen 
ift, den Vorſchlag, den Orden mit der Frepmaureren in 
einen gewiſſen Zuſammenhang zu feßen. Spartacus ants 
mortete ihm den 2. December: Er wolle feinen Vorfchlag 
überdenken : Er felbit habe die Einficht in dieſes Gebäude 
der Sdepmaureren in feinen Plan aufgenommen, aber erft 
für fpätere Grade beſtimmt 3). Den 6. December ſchrieb 
Epartacus abermahls an Cato: Er wolle ihm feine Mey⸗ 
nung über feinen Borfchlag und feine Zmeifel zuſchicken. 
Doc fen er bereitö mit ihm einig, daß alle Areopagiten 
(ſo nennten fih die Vornehmſten in dem Illuminaten⸗ 
Orden) von ihm die drey erften Brade der Maurerey ers 
halten follten 2. Auch wollte er, daß in Athen (Muͤn⸗ 
chen) und Erzerum Cichſtaͤdt) Frepmaurer⸗ Logen ange⸗ 
legt werden ſollten. Cato antwortete den 7. December: 
daß 


2) Hriginalſchr. S. 297. 
3) l. c. ©. 285. 
4) I. c. ©. 286. 





6 Gefhichte 


drey große Branchen, in melde diefer Körper vertpeiße 
fd, u. f. £. | 


Spartieus wußte jedoch damals noch nicht alles von 
der Diaurerey. Drnn er ſchrieb unter dem 6. Jan. 1779 
an M. C. Porcius (welches vifintar eben der Caro iſ 
unser andern folgendes: .„. Die wichtige Entdedung. fo 
Sie an den Abbate Marotti gemacht haben, erfreut mich 
ungemein. Nutzen Sie dieſen Umſtand, fo viel mrafıd. 
Suchen Sie dur fol-den die wahre Geſchichte und die 
erfien Urbeber der Maureren zu erfahren. Denn mit dies 
fer alleın kann ich noch nicht aanz einig merden, vbmoblen 
ich auch etwas errathen wollte.” 7). 


So viel aus den in den Driginaffchriften enthafınen 
Briefen erhellt, it noch mehrmals Über dieſe Verbindung 
des Illuminatiomus mit der Srepmaureren aeratbichlage 
worden. Die Sache fefbit ift aber erft nach dem Zutritt 
des Philo (Ireyberr von Rnigge, jetzigem Churbrauns 
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem Herzogthum Bremen) 
zu Stande gekommen. Nach ſeiner eignen Erzaͤhlung kam 
er im Julius 1700 zu Sranfrurt am Mayn mit dem Dio⸗ 
medes (Marcheſe von Eoftanza), weichen die Iſſuminaten 
aus Bayern abgeſchickt batten, um in proteflantifchen 
Ländern Eolonien anaulegen, in Bekanntſchaft, erfuhr 

yon 


7) Originalſchriften S. 203. 






170 Negentengrad. 


XXI. Er erbricht bie Sc.i der Meinen Illuminaten/ 
Magıfraten und Echentiihen Fbr ; au die Q- 1. der 
Kityer und Preöbpter,, wie auch Die Prin.o der Nevigen. 
Ader Die Primo der Minervalen, bie Sci der Kutter und 
Dresbyter, und die Q.L. der Regenten erbricht er nicht. 

XXI. Bis zum Reqgentengrad darf er obne Bewilli⸗ 
gung des National : Infpectors nicht eribeilen. 

XXIV. Et ſol dem Decanus der Pichler monathlich 
anzeigen laffen, au milden Fächern die indeflen aufge⸗ 
nommnen Minervalen fi haben einſchteiben laffen. 

XXV. Cr foll feine Archive in Ordnung erhalten 
folglih Tabellen, Reverfe und die Arten der Kitter ic. 
von jeder Derfon einzeln heiten laſſen ⸗ 

XXVI. Veberhaupt foll er für gefhidse Mitarbeiter 
in feientificis forgen. 

XXVN. Die beſte an ihn geſchidte Abbandlungen , 
und alles was die Preöbnter angebt, 3. B. die Lebense 
IAufe, Gharactere ıc. foß er richtig an den Decanus 
beſorgen. 

XXVIN. Er fol ſid den feinen Kunſtgriff merken, 
durch Beförderung in der Prießer»Claffe , einem zur po · 
litiſchen Direction unfäbigen, übrigens aber geſchickten 
x Seite in Untbaͤtigkeit zu ſetzen. 
forgen, dag wenn mehr als 12 in eis 
3, der zuͤchilgte in die Driefter» Elaffe 


XXX. 





Regentensrar. 1 


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rast des — Kenne. _ — 
(L. S.) 
Geheime Frerinzisl : Directien 
(feine Uster.) 
XXAIIII. Um elles kurz zu Farız, © fc der Sreoig: 
ziel feine Provinz cur einen feiden 325 fizea, *:5 er 


I TEr ve! 





173 Regentengrad. 


barinn alles Gute unternehmen, alles Boͤſe hindern koͤn⸗ 
ne. Gluͤcllich das Land, in welchem der D. diefe Macht 
erlangt bat! Aber dies mird ibm nicht ſchwer werden, 
wenn er den Anmeifungen der Obern genau folgt. Er 
wird mit fo viel gefchiften, moralifch gebildeten, folgfar 
men, im Verborgenen arbeitenden Männern alles aus⸗ 
richten, alles edle möglich, altes ſchlechte unmürkfam mas 
chen. — Alfo keine Nachſicht ‘gegen Fehler, fein Neno⸗ 
‘ tigmus, feine Feindſchaft. — Nur die Rüdfiht auf das 
allgemeine Wobl, und der Zweck des D's fol feiner Hands 
lungen Triebfeder fon. Und dafür laſſe man ung forgen, 
' daß wir nur ſolche Männer zu Provinzialen ernennen wer⸗ 
den , die dazu fähig find, daß wir aber auch Mittel in 
Händen baben , den zu zuͤchtigen, der die ihm von und 
vetliehene Macht misbrauchen mollte. 
— XXXIV. Dieſe Maqt fol nur zum Beſten der Bbr. 
verwendet werden; allen muß gebolfen werden, denen 
man belfen fans Ein O's Mitglied fol man in jedem 





"gleichen Fall allen andern vorziehen , für fie befonders, B 
» für den gepräfteften, Geld; Bedienungen, Ehre, Guk * 
und Blut verwendet werden, und Beleidigungen des 54 
Steinen zur Ordensſache gemacht werden. = 


Kriti⸗ 





* 
:B 


Kritiſche Geſchichte 


bei 


Sluminaten>: Grade, 





Kricifche Gefchichte | 
der Fluminaten» Grade, 


5. Drden der Juuminaten ift den 1. May 1776 von 
bem Spartacus (Hrn. Weishaupt, damaligen Profeſſor 
auf der Vaperiſchen Univerfitit Ingolſtadt, nachmaligen 
Herzogl. Sachſen Gothaiſchen Hofratby geftiftet wordenz 
und es bat ſich dieſer in vielen unter feinem weltlichen 
Nahmen herausgegebnen Schriften auch felbft ala Stifter 
bekannt. S. Einige Originalfchriften des Illuminaten: Or⸗ 
dens — auf Befebl Seiner Churfuͤrſtlichen Durchlaucht 
qdum Druck befördert, 3. Münden 1787. 


Der Hrden war in feinem erften Urſprung und über 
zwey Jahre lang eine eigne geheime Geſellſchaft, welche 
mit der Freymaurerey gar nichts zu thun hatte Erft un Jahr 
. 1777 wurde Spartacus Freymaurer 10 zu Ende des Jahre 
1778 fiel man auf den Gedanken, den Suuminatenorden 
mit der Freymaurerey in Verbindung zu bringen; Eaiö 
CHerr von zwackh damals Pfalz Baperiſchet Regierunas⸗ 

| a 2 und 
1) Weishaupts Nachtrag su ſeiner Rechtfertigung⸗ 
©. 43. 


4 | Geſchichte 


und nachber Fuͤrſtl. Salmiſcher Geheimer Rath) welcher 
erſt den 27. November 1778 Frepmaurer geworden war, 
meldet in ſeinem Diario: daß er mit dem Abbate Marotti 
in Betref der Maurerep eine Unterredung gehabt, worin 
ihm diefer das ganze Gebeimniß, welches ſich auf die alte 
Religion und Kirchengeſchichte gründe, erklärt, auch ihm 
‚ alle hohe Grade bis auf jene der Schotten mitgetheilt has 
be 2). Ex fchrich dieſes den 30 November an den Spar⸗ 
tacus, und that ihm, mie aus deſſen Antwort zu erfehen 
ift, den Vorſchlag, den Orden mit der Srepmaureren in 
einen gewiffen Zufammenbang zu feßen. Epartacus ants 
wortete ihm den 2. December: Er wolle feinen Vorfchlag 
überdenken : Er felbit habe die Einſicht in diefes Gebaͤude 
der Stepmaureren in feinen Plan aufgenonmmen, aber erft 
für fpätere Grade beſtimmt 3). Den 6. December fchrieb 
Spartacus abermahld an Cato: Er wolle ihm feine Mey⸗ 
nung über feinen Vorfchlag und feine Zweifel zuſchicken. 
Doc fep er bereits mit ihm einig, daß ale Areopagiten 
(fo nennten fib die Vornehmſten in dem Slluminatene 
Orden) von ihm die drey erften Grade der Mlaurerey ers 
halten follten 2. Auch wollte er, daß in Athen (Min: 
den) und Erzerum CEichſtaͤdt) Srepmaurer: £ogen ange 
legt werden follten. Cato antwortete den 7. December: 

daß 


2) Driginalfchr. ©, 297. 
J 1. c. ©. 285. 
u L. c. ©. 286. 





der Illuminaten⸗Grade. 5 


daß er darüber mit andern conmuniciren, es auch dahin 
bringen wollte, daß für die Loge in Erzerum eine Conſti⸗ 
\tution von Berlin erhalten würde, worauf man Die von . 
Athen von derfelben feparirt halten, und die Athener Loge 
als die Mutterloge angeben Eünnte 5). 


"Die Abfihe von diefem allen war, wie Cato ſolche in 
gedachtem Diario aus einem nicht mehr vorbandnen Brief 
des Spartacus an den Celſus angegeben bat ©: daß die 
Illuminaten eine eigne Maurer: Loge balten, daß fie dieſe 
als ihre Pflanzfchule betrachten, Einigen von diefen 
Maurern das, was die Jluminaten mebrerea , als die 
Maurer hätten, nicht einmal offenbaren, fi) bep jeder 
Gelegenheit mit der Maurerey decken , noch eind und 
das andre den Maurer: Statuten beyfügen , diejenigen 
aber, welche nicht zum Arbeiten Cin den Illuminaten⸗ 
Drden) taugten , in der Maurer:Loge , wo fie allenfaus 
avanciren, aber nichts von dem weitern Spſtem erfahren 
ſollten, laſſen, und den Maurern folgende Geſchichte er⸗ 
zählen wollten; Die Maurerep ſep su betrachten, wieder 
Srancifcaners Orden; in ſolchem befänden fich Franciſca⸗ 
ner, Minoriten, Capuciner; im Grund aber fepen alle 
Sraneifcaner: So fev es auch hier; obwohlim Grund 
nur ein Maurer» Drden in der Welt ſey, fo feven do 

drey 


5) 1. c. ©. 291. 
6) l. c. S. 300. 


6 | Geſchichte 


drey aroße Branchen, in welche dieſer Körper vertbeilt 
fep, u f. f. | 


Sparticus wußte jedoch damals noch nicht alles von 
der Diaurerey. Denn er fdrieb unter dem 6 Jan. 1779 
an M. C. Porcius (welches vifnkar eben der Caro if) 
unser andern folgendes: Die wichtige Entdedung fo 
Sie an den Abbate Marotti gema:bt haben, erfreut mid) 
ungemein. Nutzen Sie diefen Umſtand, fo viel maͤglich. 
Suchen Sie dur folden die wahre Geſchichte und die 
erfien Urbeber der Maurerep zu erfahren. Denn mıt dies 
fer atleın Fann ich noch nich: aans einig werden, ohwohlen 
ich auch eiwas errarhen wollte.” 7). 


So viel aus den in den Driginalfchriften enthaftnen 
Briefen erheüt, ift noch mehrmals über dDiefe Verbindung 
des Illuminatiemus mit der Frepmaurered geraibſchlagt 
worden. Die Sache ſelbdſt iſt aber erſt nach dem Zutrite 
des Philo (Ireyberr von An’gze, ietzigem Churbraun⸗ 
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem Herapathum Bremen) 
zu Stande gekommen. Nach feiner eignen Erzaͤblung fans 
er im Julius 1200 ;u Sranfrurt am Mapn mit dem Dio⸗ 
medes (Marcheſe von Coſtanza), meiden die Illuminaten 
aus Bayern abgeſchickt hatten, um in proteſtantiſchen 
Ländern Eolonien anaulegen, in Bekanntſchaft, erfuhr 

von 


7) Originalſchriften S. 303. 


8 Seſchichte 


Sparracus verfertigte Sachen, wobey dieſer nicht immer 
mut fi ſelbſt einig mar, und von Zeit zu Zeit manches 
geäntert und zugefegt bätte 4), in Ordnung 3 bringen, 
und da‘ ganze Syfiem , bit auf die baͤhern Mpflerien, 
auszuarbeiten , und hierauf alles an Die Areopasiten und 
den Spartacus einzufdiden 5). Doch muß er bereits 
vorber manches bearbeitet haben, da Spartacus feiner 
Arbeiten ſchon in einem Brief vom 26.Manı7gı gedenkt 6). 


Auch wurde ſein Vorſchlag, (der jedoch nach dem Obi⸗ 
gen nicht urſoruͤnalich von ihm herruͤbrte) das Ganze an 
die Freymaurerey anzulnäpfen, und vom großen Illumi⸗ 
narennrade an alles auf die Frevmaurerifchen Hierogliyphen 
zu Rügen, genehmigt 7. 


Nach dem bieräber abgeſchloßnen Receß 8) d. d. Muͤn⸗ 
hen vom 20 December 1781 follte der Orden nachftebende 
Klaffen haben: 

Erſte Claſſe: Minervalen 

a, Noviq 

b. Minerval 

c. Minervalis Illuminatus, oder Illuminatus minor. 

Zweyte 
4) Drininalfchriften , durchaus. 
5) Phılo’d Erklaͤr. ©. 78. 
6) Drinna'fihr. &. 376. 
7) Philoꝛc Erklar. &. 79. 


8) Nachtraa von weitern Originalfchrirten der Illumi⸗ 
naten, 8. München 1787, mente Abtheil. ©. 8. 


11 Seſchichte 


welche Philo mit ſich nahm, und ſich zu Frankfurt am 
Mapn, mo er damals gewoͤhnlich war, an die Arbeit 
machte 9). Es wurden außer den im obgedachten Receß 
enthaltnen Sachen noch einige weitere Verabredungen ges 
troffen: 3. E. Pbilo follte das Sreymaurer Rituale der 
drey. ſpmboliſchen Grade ; wovon auch ſchon ein Aufſatz 
vorhanden war ı), nebſt einem Conſtitutionsbuch ausar⸗ 
beiten, und daſſelbe ſo viel moͤglich in allen Logen durch 
den Einfluß der Illuminaten einfuͤhren laſſen, und cAes 
ſo einleiten, daß dieſe in den Logen der verſchiednen Sy⸗ 
‚  Teme die Pberhand befämen, um den mäßigen Haufen 
= der Srepmaurer für die gute Sache in Thaͤtigkeit zu ſetzen. 
Auch bedung er fich aus, daß denen durch ihn aufgenome 
menen, und üderbhaupt allen Untergebenen, Beine Bücher 
anempfoblen werden follten, in welchen die Lehren der 
chriſtüchen Religion angegriffen würden: daß man Vor⸗ 
ſichtigkeit in Anfebung der Pflichten undVerbifeniffe gegen 
Die Staaten anempfoblen, und überhaupt die gaͤnzliche 
Entwickelung der religioͤſen und politiſchen Grundſaͤtze des 
Ordens, als welche das reifſte Nachdenken erforderten, 
bis auf die großen Myſterien verſparen und dieſe vorerſt 
noch nicht ausarbeiten ſollte 2). Alſo ſollten die gedachten 
Grundſaͤtze erſt in dem Priefter-und Regentengrad, woraus 
da⸗ 


9) Philoꝛs Erklaͤr. ©. 82. 
1) Nachtrag der Originalſchr. 2. Abth. ©. 10. 
2) Philsꝛs Erflär. S. 79. 80. 


N 


if. Nach jenem Receb follte die Schottiſche Maurerep 


12 Geſchichte 


großen Illuminatengrad. Ohne Zuſatz, und ohne Hin⸗ 
weglaſſung, 8. Edeßa 1788 (Frankfurt am Mayn, bey 
Herman). Philo erkennt diefen Abdruck für aͤcht, und 
fagt, ob er gleich nicht wiſſe, von mem er herruͤhre, fo 
ſey doch alles fo, wie ed aus feiner Hand gekommen 
fep 2. Ein berrächtlicher Theil dieſer Dinge ſteht auch 


im Erſten Theil (kein zweyter if erfchienen) der voll 


ſtaͤndigen Geſchichte der Verfolgungen der Iluminaten, 
8. Frankfurt und Leipzig 1786, (Nürnberg) in der Grat⸗ 
tenauerifhen Buchhandlung 5). Manches auch ſchon in 
Dem Schreiben an Hertm Hoffammerrath Utſchneider, 
8. 1786. 6) 


Die sweyte Klaſſe follte nach obigem Receß nur die 


drevy Grade der fumbolifhen Maurerey begreifen, wor⸗ 


über auch ein Rituale, davon ſchon etwas zur Zeit des 
Receſſes vorhanden war 7) und ein Conſtitutionsbuch 
ausgearbeitet werden follte, auch wuͤrklich ausgearbeitet 
wurde 8), aber in dem vorhin gedachten dchten Illuminaten 
nicht befindlich, auch meines Willens noch nicht gedruckt 


eine 


P Philo's Erflär. ©. 96. 

5) S. 119 — 221. 

6 ©. 56 — 136, 

7, Nachtrag der Originalſchr. 2. Abth. &. 10. 

8) Bhilo’s Erflär. ©. 78. Nachtrag. 1. Abth. &. 108. 


⸗ 


ber Illuminaten-Grade. 13 


eine eigne und zwar die dritte, oder ſogenannte Myſte⸗ 
rienklaſſe ausmachen. Man hat aber dieſelbe nachher 


mit zur zweyten Klaſſe gerechnet. Ob Philo, oder wer 


ſonſt den erſten Einfall dieſer Veraͤnderung gehabt, fin⸗ 
det ſich nicht; es iſt auch hieran nichts gelegen, da dieſe 
Abaͤnderung nachher von Spartacus und ſeinen Areopa⸗ 


giten genehmigt worden. "Don nun an gehoͤrten die 


Schottiſchen Grade nicht mehr zu der fogenannten Dips 


- Rerienklaffe , fondern diefe Klaffe erhielt eine andre Eins 


richtung und Abrbeilung ; wie aus dem folgenden erbellen: 


wird. 


Die Schottiſche Maureren hatte zwey Grade r. 
den Schortifhen Novizen, der auch JIlluminatus ma- 
jor heißt, und 2. den Schottiſchen Ritter, welcher 


auch Illuminatus dirigens genennt wird. Jener iſt ebene 


falls in dem bemeldten Achter Juuminsten abgedrudt ; 
dieſer aber nicht. Philo fagt, daß der Illuminatus diri- 
gens, oder Schottifche Ritter, zur Zeit ald et feine Er: 
klaͤrung fchrieb das it 1788) noch nicht gedruckt fep 97. 
Sch entfinne mich auch nicht , ihn nachher anderfimo ges 
druct gefunden zu haben. 


Das Publicum verliehrt auch dabey eben nicht viel. 
Denn felbft nach obigem Receß follten die Schostifchen 


Grade nichts enthalten, moraus man den geheimen Plan 


über 


H Philo's Erklär, ©. 106. 





14 | Geſchichte 


und die eigentliche Abſicht des Ordens abnehmen kaͤnnte. 
Drum es beißt dafelbit bey Gelegrnheit der bebeın Mpſte⸗ 
rien: „» Zaugt der Mann au nichts beſſerm, 10 bleibe er 
Schottiſcher Ritter.” 1? 
indes kan man den weientlichen Inhalt deſſelben aus 
der Ersäblung dee Philo, und aus Nrn in dem Nachtrag 
enthaltenen Briefen, obnfchmwer erfchen. Da man einmal 
Die Abſicht hatte, die Religion mit in das Spſtem au vers 
weben, theild um ſich den Weg zum völligen Auffchiuß, 
oder, wie Philo oben faate, zur völligen Entwickeſung zu 
bahnen, nach welcher, wie ſich in der Folge zeigen wırd, 
nlle pofitive Religion Berrug ſey: theils um die Mitglie⸗ 
der, weiche noch Religion hatten, micht fornenweg abaus 
fchröden, weswegen auch Philo zum Äftern ‚gegen die uns 
vorfichtige Auskramung des Deismus warnte 2), auch) 
Andre ſich daran fließen, DaB Leute im Drden feven, die 
alle Religion als Aberglauben laͤcherlich zu machen ſuch⸗ 
ten 2), fo fand Philo für gut, dieſes auf eine behutſame 
Art indem Schottiſchen Nittergrad zu thun, und fo mit . 
den Uebergang zu der nun fogenannten Moſterienklaſſe, 
welche urfprünglich den Priefter und Regenten-Grad uns 
ter dem Nabmen der böhern Mpfterien enthalten follte 4), 
su 


1) Nachtrag zu den Hriainalſchr. 2. Abtb. ©; 13. 

2) Nachtrag der Driginalichr. 1. Abth. ©. 200. 203. 
21.c.& 182. 

4) Nachtrag. 2. Abth. ©. 13. hild’s Erkidr, G. 96 


der Ill uminaten⸗Grade. 15 


au erleichtern. Demnach wollte er die chriſtliche Religion, 
fo wie er fie ſich vorftellte, und von welcher er behauptete, 
fie ſey, wenn fie von Menfchenfagungen gereinigt, und 
unmittelbar und ohne Verdrebung aus der Bibel geſchoͤpft 
würde , unter allen pofitiven Religionen die beite, cauf 
eine Zeitlang) aufrechthalten, und fie dadurch intereſſant 
machen, daß man das Andenken ihres aättlichen Stifters. 
Rucch einfache ‚, herzergreifende Ceremonien, nach Schots 
eiſcher Maurer Weife inden Verfammlungen feperte, und. 
die Frepmaurerey, wie fie es duch wohl ihrer Stiftung 
nach hätte ſeyn follen,, als den engern Nusfchuß Auf ' 
ſchluß ſcheint ein Druckfehler zu fenn) befferer Chriſten 
Darftellte. Daber batte er auch ein Ritual zur Feyerung 
Der Agapen oder Liebesmäpler nad Art der eriten Ehris 
fen erdacht und bepgefügt 5). 


Abilo, ein Broteftant, war ein großer Areund von Cerca 
monien 6), Spartacus aber, ein Katholik, war es nicht, 
Daber wae diefer auch mit dem vom Philo verfertigten 
ESchottiſchen Rittergrade nicht ganz zufrieden. Er ſchrieb 
in einem Brief an den Eato7), folgendes: » Zaffen Sie 
mit Ertheilung des Rittergrades noch auf eine kurze Zeit 
Innſtand balten, laffen Sie folchen nen abſchreiben: dabey 

aber 


5) Philo⸗s Erflär. E. 104 — 106. 
6) I. c. S. 115. 
7) Nachtrag der Originalſcht. 1. Abtbh. e. 66. 


6 Geſchichte 


drey große Branchen, in welche dieſer Körper vertheilt 
feb / u. ſ. f. | 


Sparticus mußte jeboch damals noch nicht alles von 

der Diaurerev. Denn er fdrieb unter dem 6 Jan. 1779 

an M. C. Parcıus (welches vffenbar eben der Caro iM) 

unter andern folgendes: .„. Die wichtige Ensdedung. fo 

Sie an den Abbate Marotti gemacht haben, erfreut mich 

ungemein. Nutzen Sie dieſen Umftund, fo viel mrafıd. 

| Suchen Sie durch fol-den die wahre Geſchichte und die 

erfien Urbeber der Maurerep zu erfahren. Denn mit dies 

fer allem fann ich noch nicht aanz einig werden; obwohlen 
ich auch etwas errathen wollte.” 7. 


So viel aus den in den Driginaffchriften enthafnen 
Briefen erhellt, ift noch mehrmals über dieſe Verbindung 
des Illuminatiemus mit der Frepmaurerey arrasbichlage 
worden. Die Sache fetbit if aber erſt nach dem Zutrite 
des Philo (Frepberr von An’gze, irzigem Churbraun⸗ 
ſchweigiſchem Oberhauptmann in dem Heraogthum Bremen) 
zu Stande gekommen. Nach feiner eignen Erzaͤblung fans 
er in Julius 1700 zu Sranfrurt am Mann mir dem Dio⸗ 
medes (Marcheſe von Coſtanza), weichen die Illuminaten 
aus Bayern abgefhidt hatten, um in proteſtantiſchen 
Ländern Eolonien ansulegen, in Bekanntſchaft, fuhr 

von 


7) Originalſchriften S. 303. 


ber Illuminaten⸗Grade. 7 


von ibm die Exiſtenz der IAuminaten, und wurde aufs 
genommen 8). 


Letzteres mag allenfalls gegründet ſeyn; aber ſicherlich 
batte er vorbeh ſchon Nachricht von der Eriftens des Des, 
»dens und deffen Syſtem. Denn Spartacus meldet ind 
nem Brief vom 28. Februar 1780 und alfo vier Monathe 
vor diefer Bekanntſchaft, er babe ihm die Sache des Eato 
zugeſandt. Da Philo wahrfcheinlich hierüber feine Dep- 
nung eröfnen follte , fo fegt diefes eine frühere Willen» 
ſchaft von der Anftalt voraus. Doch bieran iſt wenig ge» 
legen; vielleicht hat den Philo fein Gedaͤchtniß irre ges 
führt 9% 


Philo correfpondirte dierauf nach München, erdielt 

" im November einen Brief von Spartacus 1), flug dem 
Epartacup neue Eandidaten zum Orden vor, nabım fid) 
der ganzen Sache mir Ernit an, und brachte viele Frevy⸗ 

N, aaurer zu den IHuminaten 2). Das Fahr darauf im No⸗ 
mber 1781 reiſete er felbit nah Bayern 3) und erhielt . 

von den Areopagiten den Auftrag, alle biöherige von 
nr Spare 


‘9 Philo⸗s endliche Erklärung und Antwort u. ſ.f. Han⸗ 
nover 1788. ©. 32. 


9) Driginalfchr. S. 353. 
ı) Driginalfhr. ©. 355. 
2) Philos Erklär. S. 39. 
2) l. c. G. 57. 


8 Geſchichte 


Spartaeus verfertigte Sachen, mobry dieſer nicht immer 
mir fich ſelbſt einig mar, und von Zeit gu Zeit manches 
geändert und zugeſetzt bätte 4), in Drdnung 3 bringen, ' 
und das ganze Syſtem, bit auf die hähern Mofterien, 
guszuarbeiten , und hierauf alles an die Areopagiten und 
den Epartacus einzuſchicken 5). Doc muß er bereits 
vorher manches bearbeite haben, da Spartacus feiner 


- Arbeiten ſchon in einem Brief vom 26.Manı 781 gedenft 6). 


Auch wurde fein Vorſchlag, (der jedoch nach dem Obi⸗ 
gen nicht urfprünalich von ihm herrührte) das Banze an 
die Sgeymaurerey anzulnäpfen, und vom großen Illumi⸗ 
natengrade an alles auf dig frevmaurerifchen Hieroglyphen 
au fügen, genehmigt 7'. 


Nach dem hieräber abaefchloßnen Receß 8) d.d. Muͤn⸗ 
chen vom zo December 1781 follte der Orden nachſtehende 
Klaſſen haben: 

Erſte Claſſe: Wiinervalen 
a. Novig 
b. Minerval 
c. Minervalia Illuminatus, oder Illuminatus minor. 
äwerte 
4) Driginalfriften , durchaus. 
5) Philos Erklaͤr. ©. 78. 
6) Originalſchr. ©. 376. 
7) Bhilo’s Erflär. &. 79. 


8) Nactran von weitern Orlginalfdriften der Illuml⸗ 
naten,g. Münden 1787, zweyte Abtheil. ©. 8. 


der IMuminaten: Grade, 9 


Zweyte Claſſe: Freymaurer 
a. Lehrling 
b. Geſell 
c. Meiſter. 


Dritte Klaſſe: Moſterienklaſſe 
a. Illuminatus major, oder Schottiſcher Noviz 
b. Illuminatus dirigens, oder Schottiſcher Ritter. 


Die hoͤhern Mofterien ſollten beſteben in einem 

a. Prieſtergrad;z moben die eigentlihen Priefter, als 
Vorſteher der wiſſenſchaftlichen Ede, von den 
Magis oder höhern ſpeculativiſchen Köpfen unters 
ſchieden und alfo bereits zwey Abtheilungen in 
dirfem Brad vorausgeſetzt wurden. 

b. Regentengrad.; damals noch ohne weitere Abtheir . 
fung, welche erft nachher dazu kam. 


Die boͤhern Myſterien follten erſt in der Solge verfaßt, 
andı indeß Materialien von den Areopagiten gefammelt, 
und an den Philo eingefender werden. Diefer ſollte das 
Skelett alddann entwerfen, foiches unter den Areopagis 
ten cireuliren laffen; wenn alles berichtigt fen, follte es 
‚der General Spartacus bekommen; alsdann alles ganz 
ausgearbeitet, wieder herumgefhidt, ins Reine gebracht, 
und nachher ausgetbeilt werden, 


In Anfehung der drey erfien Klaffen und deren 
Anterabtbeilungen waren bereite Aufſaͤtze vorhanden , 


welche 


x 


11 Seſchichte 


welche Philo mit ſich nahm, und ſich zu Frankfurt am 
Mapı, mo er damals gewoͤhnlich war, an die Arbeit 
machte 9). Es wurden außer den im obgedachten Receß 
entbaltnen Sachen noch einige weitere Verabredungen ges 
troffen: 3. E. Philo follte das Sregmaurer: Rituale der 
drey. ſpmboliſchen Grade , wovon aud ſchon ein Aufſatz 
vorhanden war 15, nebſt einem Conſtitutionsbuch ausar⸗ 
beiten, und daſſelbe ſo viel moͤglich in allen Logen durch 
den Einfluß der Iuuminaten einführen laſſen, und ces 
fo einleiten, daß diefe in den Logen der verfchiednen Sys 
ſteme die Oberhand befämen, um den mäßigen Haufen 
der Srepmanrer fuͤr die gute Sache in Tpätigfeit zu ſetzen. 
Auch bedung er ſich ans, daß denen durch ihn aufgenom« 
menen, und üderbaupt allen Untergebenen, Beine. Bücher 
anempfoblen werden follten, in welchen die Lehren der 
ebriftlichen Religion angegriffen würden: Daß man Vors 
fichtigkeit in Anfebung der Pflichten undVerbäfeniffe gegen 
Die Staaten anempfohlen, und überhaupt die gaͤnzliche 
Entwickelung der religiöfen und politifchen Brundfänge des 
Ordens, ale welche das reiffte Nachdenken erforderten, 
bis auf die großen Myſterien verfparen und dieſe worerk 
noch nicht außarbeiten follte 2). Alfo follten die gedachten 
Grundräge erh in dem Priefter:und Regentengrad, woraus 
Das 


9) Philos Erklaͤr. ©. 82. 
1) Nachtrag der Originalſchr. 2. Abth. S. 10. 
a) Philos Erklaͤr. S. 79. 80. 





der Jluminaten⸗Grade. 10 


damals die hehern oder großen Moherien befteben folls 
ten, vorg: tragen werden. Nachber bat ſich, wie ſichs 
gleich zeigen wird, die Sprache in etwas geändert, fo 
Daß man die vorhin fogenannte dritte Mpfterienftaffe 
nicht mehr mit diefem Nahmen belegt , und dagegen in 
den fo berittelten böbern Myſterien, wieder eine Abe 
tdeilung in die kleinere und größere Mpfterien beliebt hat. 


Yhito arbeitete die ihm aufgetragenen Sachen außs 
und fo befam nunmehr der Orden folgende etwas ver⸗ 
änderte Geſtalt, Klaſſen und Grade 2). " 


Die erſte Klaſſe war, mie fie Philo nennt, die 
Pflanzſchule, und begriff das Novitiat und die Miner⸗ 
valklaſſe. Dazu gehörten verſchiedie Aufiäge, 3. 3. 
ein DBorbereitungsauffan, in welchem ein allgemeiner 
Beariff vom Drden gegeben wird, die allgemeinen ˖ Or⸗ 
dens-Statuten, die Statuten dee Minervalen, eine 
Inſtruction für die Obern derfetben. Alle diefe find 
auf die Aufiäne des Epartacus erbaut, und nachher in 
folgendem Werkchen gedrudt worden: Der ächte Ilu⸗ 
minat, oder die wahren unverbefferten Kirusle der 
Juuminaten, entbaltend 1. Die Vorbereitung, 2, Novis 
ist, 3. den Minervalgrad, 4. den Fleinen und 5. 

großen 


3) Dhilo’s Erflär. ©. 89 u. f. | Nachtrag der Origi⸗ 
nalſchrift, 1. Abth. S. 108. 








a2 Geſchichte 


großen Illuminatengrad. Dbne Zuſatz, und ohne Hin⸗ 
weglaſſung, 8. Edeßa 1788 (Frankfurt am Mayr, bep 
Herman). Philo erkenne dieſen Abdrud für aͤcht, und 
fagt, ob er gleich nicht wiſſe, von mem er herruͤhre, fo 
fev doch alles fo, wie ed aus feiner Hand gekommen 
fep 2. Ein betraͤchtlicher Theil diefer Dinge ſteht auch 
im Erftien Theil kein zweyter if erfchienen) der voll 
ſtaͤndigen Geſchichte der Verfolgungen der Illuminaten, 
8. Frankfurt und Leipzig 4786, (Nuͤrnberg) in der Grat⸗ 
tenaueriſchen Buchhandlung 5). Manches auch ſchon in 
Dem Schreiben an Herrn Hofkammerrath Utſchneider/, 
8. 1786. 6) 


Die zweyte Klaſſe ſollte nah obigem Receß nur die 
dred Grade der ſymboliſchen Maurerey begreifen, wor⸗ 
uͤber auch ein Rituale, davon ſchon etwas zur Zeit des 
Receſſes vorhanden war 7) und ein Conſtitutionsbuch 
ausgearbeitet werden ſollte, auch wuͤrklich ausgearbeitet 
wurde 8), aber in dem vorhin gedachten aͤchten Illuminaten 
nicht befindlich, auch meines Willens noch nicht gebrudt 

M. Nach jenem Receß follte die Schortifche Maurerey 
| eine 


‚2 Philo's Erklär. ©. 96. 

5) S. 119 — 221. 

6 ©. 56 — 136. 

7, Nachtrag der Drisinalfchr. 2. Abth. S. 10. 

8) Philo's Erklär. ©. 78. Nachtrag. 1. Abth. &. 108. 


a wm 


vo. 


ber Ihuminaten: Grade, | 13 


eine eigne und zwar die dritte, oder fogenannte Myſte⸗ 
rienEfaffe ausmachen. Man bat aber diefelbe nachber 
mit zur zweyten Kaffe gerechnet. Ob Philo, oder mer 
fon den erften Einfall dieſer Veränderung gehabt, fins 
det fich nicht; es ift auch hieran nichts gelegen, da dieſe 
Abänderung nachher von Epartacus und feinen Areopas 


'giten genehmigt worden. "Don nun an gehörten die- 


Schottiſchen Grade nicht mehr zu der fogenannten Dips - 
ſterienklaſſe, fondern diefe Klaffe erhielt eine andre Eins 


richtung und Abtheilung ; wie aus dem folgenden erhellen 


wird. 

Die Schottiſche Maureren hatte zwey Grade r. 
den Schottiſchen Rovizen, . der auch Jlluminatus ma- 
jor heißt, und 2. den Schottiſchen Ritter, welcher 
auch Tlluminatus dirigens genennt wird. Jener iſt eben» 
falls in dem bemeldten Achte Fuuminaten abgedruckt; 
diefer aber nicht. Philo fast, dag der Illuminatus diri- 
gens, oder Schottifche Ritter, zur Zeit als et feine Er⸗ 
klaͤrung ſchrieb (das iſt 1788) noch nicht gedruckt fep 9). 
Ich entfinne mic) auch nicht, ihn nachher anderfimo ges 
drudt gefunden zu haben. 


Das Publicum verlichrt auch dabey eben nicht viel. 
Denn ſelbſt nach obigen Receß follten die Schostifchen 
Grade nichts enthalten, moraus man den geheimen Plan 

über 


H Philo's Erklär, ©. 106. 





14 BGe ſchichte 


und die eigentliche Abſicht des Ordens abnehmen kuͤnnte. 
Denn es beißt daſelbſt bey Gelegenbeit der hoͤhern Myſte⸗ 
rien: „Taugt der Mann zu nichts beſſerm, ſo bleibe er 

Scottiſcher Ritter.” 12 
Indeß fan man den weientlihen Inhalt deffelden aus 
der Ersäblung dee Phılo, und aus den in dem Nachtrag 
enthaltenen Briefen, obnſchwer erfchen. Da man einmal 
Die Abſicht batte, die Religion mit in das Spflem zu vers 
weben, theild um fi) den Weg zum völligen Aufſchluß, 
oder, wie Philo oben fagte, zur völligen Entwickeſung zu 
bahnen, nach welcher, wie fi in der Folge srigen wird, 
alle pofitive Religion Berrug ſey: theils um die Mitglie⸗ 
der, weiche noch Religion hatten, nicht fornenweg abzu⸗ 
fhröden, weswegen auch Philo zum Aftern gegen die uns 
vorfichtige Auskramung des Deismus warnte 2), auch 
Andre ficd daran fließen, daB Leute im Drden feven, die 
alle Religion als Aberglauben lächerlich zu machen ſuch⸗ 
ten 3), fo fand Philo fe gut, diefed auf eine behutfame 
Art indem Schottiſchen Nittergrad zu tbun, und fo mit . 
den Uebergang zu der nun fogenannten Mofterienklafle, 
welche urſpruͤnglich den Priefter und Regenten-Grad uns 
ter dem Nahmen der böbern Mipfterien enthalten follte 4), 
su 


V Nachtrag zuden Oriainalſchr. =. Abth, S. 13. 

2) Nachtrag der Originalſchr. 1. Abth. S. 200. 2085. 
3) 1. c. S 182. 

H Nadtras. 2. Abth. S. 13. Vhilo's Erkidr, G. 6. 


Be 


der Ill uminaten⸗Grade. 15 


au erleichtern. Demnach wollte er die chriſtliche Religion, 
fo wie er fie fich vorftellte, und von welcher er behauptete, 
fie fen , wenn fie von Menfchenfagungen gereinigt, und 
unmittelbar und obne Verdrehung aus der Bibel gefchöpft 
würde, unter allen pofitiven Religionen die beite, cauf 
eine Zeitlang) aufrechtbalten, und fie dadurch intereffane 
machen, daß man das Andenken ihres güttlichen Stifters. 
hurch einfache , herzergreifende Geremonien, nach Schot⸗ 
eifcher Maurer Weife inden Verſammlungen feverte, und. 


die Srepmaurerep , wie fie es duch wohl ihrer Gtiftung 


nach hätte ſeyn follen,, als den engern Nusfhuß Hufe 
ſchluß ſcheint ein Druckfehler zu ſeyn) beſſerer Chriſten 
darſtellte. Daber hatte er auch ein Ritual zur Severung 
Der Agapen oder Liebesmaͤhler nah Art der eriten Chris 
fen erdacht und bepgefuͤgt 5). 


APhilo, ein Proteftant, war ein großer Areund von Cere⸗ 
monien 63, Spartacus aber, ein Katholik, war ed nicht, 
Daher war diefer auch mir dem vom Philo verfertigteis 


Schottiſchen Rittergrade nicht ganz zufrieden. Er ſchrieb 


in einem Brief an den Cato 7), folgendes: »‚ Laffen Sie 
mit Ertheilung des Rittergrades noch auf eine kurze Zeit. 
Innſtand halten, laffen Sie folchen neu abfchreiben : dabey 

aber 


5) Philo⸗s Erflär, &. 104 — 106. 
6) I. c. G. 115. | 
7) Nactrag der Originalſcht. 1. Abib. ©. 66- 


ı 


16 Geſchichte 


aber laſſen Sie aus 1. den Revers, 2. das Liebesmahl, 
3. die von Philo verfaßte Eaudermiifche halbtbrofophifche 
Anrede, und Erklaͤrung der Hierogipphen. Statt deſſen 
erhalten Sie dirfer Tagen cine von mir neurerfaßte ſehr 
zweckmaͤßige wichtige Anrede. Ich habe es vor noͤthig befun- 
den, diefe Abänderung zu machen, weil diefer Arad offen⸗ 
bar der elendefte von allen ift, ſich fo gar nicht zu den uͤbri⸗ 
gen ſchickt, aller Achtung der Leute, die mit jedem Grade 
wachfen ſollte , vermindert ; und wie die Beylage zeigt, 
den M. Aurelius nebft noch mehr andern ſcheu gemacht. 


F. — — und mehr andre nennen es jouer la Religion, 


und fie haben recht.” 

Diefe Anrıde des Spartacus if jedoch nicht gleich 
Angenommen und eingeführt worden. Denn Phile fehreibt, 
er babe ale feine Grade von den Areopagiten genehmigt, 
und mit Epartacus Ordens-Pettſchaft und Chiffer bes 
glaubigt, zum Austheilen zuruͤck erhalten. Daß feine 
Anrede abgeaͤndert worden, meldet er nicht, ſondern ſetzt 
blos hinzu: Nur fand man, daß die religioͤſen Ceremonien 
im Schottiſchen Ritterarad ohne Gefahr in katholiſchen 
Laͤndern nicht leicht einzufuͤhten fepn wuͤrden, und bedung 
fich daher aus, dieſe nach den Umſtaͤnden weglaſſen zu 
darfen. Alles Abrige war ihnen Recht 8.” 

Nach der zwiſchen Phifo und Spartacus entſtandnen 


Mishelligkeit aber bediente fih Spartacus feiner eignen 
. An⸗ 


8, Philo⸗s Erklaͤr. S. 123. 


18 Geſchichte 


Jabr 1783 fein Briefwechſel mit Spartacus ein Ende 
nabm 3) ihm auch wobl nicht communicirt worden. Denn 
unterm 28. December 1783 gedenkt Spartacus der ſchon 
voebandnen zwey Grade der hoͤchſten Wiyfierien 4). 


Ber Dem Heinen Prieſtergrad hatte Dbilo fat alles 
aus des Spartacus Aufſaͤden genommen, und deſſen ſoge⸗ 
nannte in dem Nachtrag der Originalſchriften 5) nachber 
abgedradıe Anrede an die IIluminatos dirigeutes 6) und 
die InÄrucrion der Bropinciaien in fcientikcis zum Grun⸗ 


de gelegt >). 


Bea dem Ficinen Regentengrad mer das Weſentliche 
wichrum vom Spertacué. Dibep barte Pbilo die erſte 
Neirteder Prerinzia: Äniructıen melde ſich im Nachtrag 
der Driginaliarıften iedoch aicht selkindıg befindet) mit 
su Dil genommen 8). 


Deſe teren Srade erickeinen bier gedrackt, fo wie 
fe sex Baue verningt, Son Eperiaras uud den Ares⸗ 
BayirE 


s tea, 1. Eh S. 115 117. 128 

4 LC S. an 

er Rose a 30) SL. 

e et. ©. ııı. 

Kurze: ı. Ber ©. re 

..-:&. u a nr di S. 12. Bılıs 
Er 8. 115. uB 


20 Geſchichte 


ſcher Ritterſchaft in feinem Evßen baben; uub gerade 
Dep Gelegenheit, daß er von dem Grad des Hinminati 
dirigentis (peiche, erflärt er ſich gegen dieſeide 2). Im 
Dem Aeceß vom 20. December 178: abır war belicht wor; 
den, daß Uaminatus dirigens uud Edcottiſcher Aitrer 
einerlep ſeyn follte 3). WBahrkbeiniiy iR alfe jene An⸗ 
rede noch ver dieſem Aeceß angefangen worden, da iz 
der Ueberſchriſt bios Illuminati dirigentes, und feine 
Sdottifche Bitter erwähnt werden. „Im Jahr 1792 
zermutbli bald nach jenem Receß, nahm Spartacus 
dieſe Aurede wieder vor, ſetzte fie fort und endigte ſie; 
um fie dem Philo zuſchicken zu können, welcher den 
SSrieker » und Regentengrad verlangt hatte. Denn im 
Dem Muͤnchner Receß, waren bie Grade nur bis zum 
Schottiſchen Kittergrad feſtgeſedt worden 4). Dabre 
auch Spartacus in dem unter feinem weltlichen Nabhmen 
Weishaupt berausgegebnen Nacherog zur Kechtfersigung 
einer Abſichten 1787 5) gar wohl fagen fonnte, er babe 
Diefe Anrede im Jabt 1782 verfaßt. Er wollte fie nun. 
an einen andern Ort, nemlich in den Prieſtergrad bin« 
Bringen. Aber der Titel: an die Uuminatos dirigenten 
lich im Eonsept, wie er einmal wat/ Reben; und ſo 
iR. 


3) Nadtırag ı 1. Abth. S. 9 

3) Nachttag, 2. Abth. ©.n. 

4) Nachtras, 2. Abth. ©. 13. 1. Abth. €. on. 
„28.9 - 


MT Geſchichte 


rierſtergrad das Hauptwerk ausmachte, ſchlechterdings 
nicht gemeynt haben. Denn in derſelben ſteht unter 
mebrern böchRbedenkficken Aeuſſerungen auch dieſe 8). 
Da die Moral die Kunſt fen — die Fuͤrſten zu ents 
.beren. .. Sicherlich wuͤrde er es nicht gewagt haben, 
fa etwas dem Churfuͤrſten vorzulegen; mie er Tann auch 
in dem gedachtem Brief ade Vorſichtigkeit emipfieblt, 
und mandre-abarändert, ciniges auch wega: laſſen willen 
woute. Gr wenns alfa die von ibm neu: verfaßte Ans 
rede des Ritterarades, die in der Befchichte der Derfols 
gungen 8) Keht, und wovon vorhin geredet worden. 
Und fg iſt klar, daß diefe Ältere Anrede nicht nachher 
in den C chortifcgen Kittergrad eingetragen morben. 


Spartacus hatte dieſe mehrgedachte Anrede an die 
‘Illuminatog dirigentes in eine Anrede des Prieflergrades 
verwandelt. Er ſpricht in einem Brief an Cato aus⸗ 
fuͤhrlicher ven der Anrede des Prieſtergrades und was er 
von derſelken ſagt, paßt vollkammen auf jene Aurche u 
und iſt ia derſelten wörtlich enthalten 1). „Nun’ bia 
ich endlich, -Cchreibg er, mis der Yorede. des Prieſter⸗ 
genden fertigr ich glaube ſie ſo umgearbeitet au haben, 
daß Ace richtiger, und volftändiger und ungleich erheb⸗ 
0 fiher 


w A Ab. ©. 93 
9 ©. 222. 


D Raqtrag der Orig. 1. Ubth. ©. 66. 


4 
4 „f 
Fi un 
Pu er vr En Fr 7 


34 Ä Geſchichte 


| Anaenfchein lehrt, einzig und allein von ſeiner eignen 


Arbeu. Es iſt alfo dieſer Brief fruͤder gefchrieben, ebe 


des Vbilg Prieſtergrad au den Spartaeus eingelangt | 


mar, ia eber, ale Pbilo diefen Aufſatz des Epartarıs 
worauf er feinen Brad erbaut hat, erhalten batte. &pate 


Yarud gedenkt anderer Verfonen , denen er feine Anrede 


communıc;ren wollte 4) fast aber noch nicht, daß er Dies 
ſelde dem Philo aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗ 
dagiten in Bayern murten fie zuvor baben 5). 


Nun giebt Spartacus den weſentlichen Inhalt feiner 
Anrede des Prieſtergrades an, und diefer iR ganz dee 
nemlihes der auch in der fogenannten Anrede ga die 
IUlluminatos dirigentes enthalten ıR. „Ich alaube num 
Ben nabe fein, fagt et 6) wicwohl ſolches fein Erufk 
nit war, wie der Schluß, und eine Aeußerung in dee 
Erklärung der Sieroglyphen bezeugt, wo er ſagt: er 
müge Über diefe Erflärung im Grunde laden 7). daß, 
f9 mie ich es erfläre, es muͤrklich bie geheime Lehre 


Gorigi war , die Freybeit auf dieſe Art unter den Juden 


einzuführen: ich glaube ſelbſt, daß die Srepmaureren 
veneuerc⸗ Chriſtenthum if; menaftens paft meine Er⸗ 
ü klaͤrung 


4) Nachtrag, 1. Abth. S. 69. 70. 74. 

3) Nachtrag, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 74 
O Nachtrag, 1. Abth. ©, 68. 

2 2. Adth. ©. 123. 


— 





16 Geſchichte 


aber laſſen Sie aus 1. den Revers, 2. das Liebesmahl, 
3. die von Philo verfaßte Eaudermiifche halbtheoſophiſche 
Anrede, und Erklaͤrung der Hieroglpphen. Statt deſſen 
erhalten Sie dieſer Tagen eine von mir neurerfaßte ſehr 
zweckmaͤßige wichtige Anrede. Ich babe es vor noͤthig befun⸗ 
den, dieſe Abänderung zu machen, weil dieſer Grad offen⸗ 
bar der elendefte von allen if, ſich fo gar nicht zu den uͤbri⸗ 
gen ſchickt, aller Achtung der Leute, die mit jedem Grade 
wachen follte , bermindert ; und mie die Beylage zeigt, 
den M. Aurelius nebft noch mehr andern ſcheu gemacht. 
F. — — und mehr andre nennen es jouer la Religion, 
und fie haben recht.” 

Diefe Anrede des Spartacus iſt jedoch nicht gleich 
Angenommen und eingeführt worden. Denn Phile ſchreibt, 
er babe alle feine Grade von den Areopagiten genehmigt, 
und mit Epartacus Ordens-Pettſchaft und Chiffer bes 
glaubigt, um Austheilen zuruͤck erhalten. Daß feine 
Anrede abgeaͤndert worden, meldet er nicht, ſondern ſetzt 
blos hinzu: Nur fand man, daß die teligiäfen Ceremonien 
im Schottiſchen Ritterarad ohne Gefahr in Patholifchen 
Ländern nicht leicht einzuführen fepn würden, und bebung 
fi daher aus, dieſe nad) den Umftänden weglaffen zu 
birfen. Alles Abrige war ihnen Recht 8.” 

Nach der zwiſchen Philo und Spartacus entſtandnen 
Mishelligkeit abet bediente fih Spartacus feiner eignen 

" Ars 


8, Dolls’s Erklaͤr. ©. 123. 


der Jiluminaten-Grade. 17 


Anrede Denn er fügt in einem Briefvomz. Febr. 1788 
an die Nreopägiieh ) bey (selegenheit der Brade, welche 
deni Churfuͤrſten vorgelegt werben ſollten: „Man übers 
giebt‘den llumihatus dirigeris, bie Ceremdnien ber Auf 
nadıne,. und meine Anrede: alles übrige bintoeaaelaflen.” 
Diefe Anrede iſt erft im Jahr 1786 im Druck erſchienen, 
und finder ſich in der Geſchichte der Defolgungen det 
Juuminaten 9) 


Noch finder fih eine andre Anrede an bie nen auſiu—- 
nehmenden Illuminatos dirigentes von des Spartacus 
Handſchrift in dem Nachtrag der Oriainalſchriften 1): 
Was es damit für fine Bewandniß babe, wird ſich gleich 
aufklären. 


Die nuamehr logenannt⸗ delter Medciexiage hätte 
azwey Abtheilungen: 12 die Fleinern und 2: Die gräßerh 
Moſterien. Zu jenen gehörte der kleine Prieſtergrad 
{Presbyter] und det Eleine Xegentengrad [Frinceps]. 
Diete Bevdenn battle Vhtlo vdenfalls ausgratberiet; die 
groͤßern Myſtetien aber tvaren ben feinem gaͤnzlichen Abe 
Bang von dem Drden, das if den i. Julius 1784 noch 
nicht gemacht 2) oder, da ſchon mis dein Anfang des 

Sabre 


9) ©. 222 — 250: 
1) 2. Abth. ©: 44 — nat: 


| 2) 2A. © Ertl. ©. 139. 11% Albis br Br 
©, 108 . 


\ 


18 Geſchichte 


Jahr 1783 ſein Briefwechſel mit Spartacus ein Ende 
nahm 3) ihm auch mohl nicht communicirt worden. Denn 
unterm 28. December 1783 gedenft Spartacus der ſchon 
vorbandnen zwey Grade der hoͤchſten Wiyfierien 4). 


Bey dem Pleinen Prieftergrad batte Ghilo faf alles 
aus des Spartacus Auffägen genommen, und deflen foges 
nannte in dem Nachtrag der Driginalfchriften 5) nachber 
abgedrudte Anrede an die Illuminatos dirigentes 6) und 
die Inſtruction der Provincialen in fcientihicis zum Grun⸗ 


De gelegt 7). 


Bey dem Kleinen Regentengrad mar das Weſentliche 
wiederum vom Epartacus. Dabep hatte Pbilo die erfte 


Helfte der Provinzial: Inſtruction (welche fich im Nachtrag 


der Originalſchriften jedoch nicht vollſtaͤndig befindet) mit 
au Dälfe genommen 8). 


Diefe beyden Brade erſcheinen hier gedruckt, ſo wie 
fie von Bbilo verfertigt, von Spartacus und den Areo⸗ 
pagiten 


3) Nachtrag, 1. Abth. ©. 116. 117. 128. 

4 L. c. S. 223. 

5) Nachtrag, 2. Abth. S. 44. uf. 

6) Philo's Ertlaͤr. ©. iII. 

7) Nachtraq, 1. Abth. ©. 104. 

B1.c. ©. 106.79. 104. 2. Abth. S. 17. Philo⸗ 
Erklaͤr. ©. 115. 116. 


der Illuminaten Grade. 19 


Dagiten genehmigt, von Philo auegetheilt an mit feines 
Nahmens Unterfärigt verſehen worden N. 


Die vorhin gedachte Anrede an die Iliuminatos diris 
gentes macht nebit den Fragen die in der Einleitung des 
Prieſtergrades befindlich find, das Weſentliche in.dem klei⸗ 
nen Prieftergrad aus, und bat in demſelben den Titel Yin» 
zerricht in dem erften Zimmer. Wie kam fie aber: in dies 
fen Grad, da fir dem Titel nach zu urtbeifen. Für den 
Schottifchen Rittergrad beſtimmt mar? 


Spooartacus hatte den Kopf beitänbig voll don feine 
Ideen. Er arbeitete alfd unter der Hand unb vorläufig 
“an mandem Auffag, der erſt in der Folge zebraucht wer⸗ 
den ſollte. Go batte er 3. E. Noch ehe ber Prieſtergrad 
ins Reine gebracht war, ſchon einige Grade zu den boͤhern 
Myſterien, fertig liegen t) obgleich die Reihe noch nicht 
an dieſen ſeyn konnte. Oft Ändert er auch ſeine Mey⸗ 
nung, und gab einem Aufſatz eine andre Beſtimmunq. 
Dieß geſchah namentlich mit dieſer Antede. Der Anfaug 
derſelben iſt au einer Zeit ausgeatbcitet wokden, mo 
Spartacus noch nicht mit ſich ſelbſt einig wak, wie viel 
Klaſſen und Grade er feſtſetzen und wie er fie benennen 
wollte. Laut eines Briefs vom 15. Märd 1781 Und alſo 
noch vor jenem Receß, wollte et gar nichts von Schotti⸗ 

b 2 ſcher 


9) Nachtrag, 1.Abth- S. 106. Philo’s Erklaͤr. ©. 123, 
1) Nachtrag, 1. Abth. S. 69. | 


aw Geſchichte 


ſcher Ritterſchaft in feinem Soſtem baben; und gerade 
bey Gelegenhdeit, daß er von dem Brad des Illuminaci 
dirigentis fpriche, erklärt er ſich gegen diefelbe 2). Im 
dem Receß vom ao. December 1781 aber war belicht wor⸗ 
Den, daß Illuminatus dirigens and Ecottiſcher Ritter 
einerlep ſeyn follte 3). Wahrfcheinli IR alfo jene An⸗ 
rede noch vor dieſem Receß angefangen worden, da im 
der Ueberſchriſt blos Illuminati dirigentes, und feine 
Schottiſche Ritter ermähne werden. „Im Jahr 1798 
vermurbli bald nad jenem Receß, nahm Epartacnd 
Diefe Anrede wieder vor, feßte fie fort und endigte fie z 
um fie dem Philo zuſchicken au koͤnnen, welcher der 
Prieſter⸗ und Regentengrad verlangt hatte. Denn im 
dem Muͤnchner Receß, waren die Grade nur bis zung 
Schottiſchen Kitterarad feſtaeſedt worden 4). Dabee 
auch Opartacıs in dem unter feinem weltlichen Nabmen 
Beishaupt derausgegebnen Flacherag zur Rechtfersigung 
einer Abfichten 1787 5) gar wohl fagen konnte, er babe 
Diefe Anrede im Jabt 1-82 verraßt. Er wollte fir nun 
an einen andern Ort, nemlich in den Prieſtergrad bin- 
Bringen. Aber der Zitel: an die Niuminstos dirigentem 
dueb im Eoncept, wie er einmal mas, ſichen; und fo 

iß 


3) Radtrag 1. Abth. S. 4 

3) Radıteg, a. Abtd. ©. rn. 

4) Radtras⸗ 2. At}. & 13. 1. Alth. E. vom. 
3 S. 9. 


der Alluminaten: BSrade -zr. 


IM dieſes unter mehrer Documenten gefunden worden. 

In der an Philo geſchickren Abschrift aber hatte man ben 

- Yusdrud: Illuminatos dirigentes wohl nicht gebraucht. 

Denn diefer melder 6) Spartacus habe nachber; das iR, 
nachdem er Philo, bereits den Prieſtergrad verfaßt und 
wieber zuruͤck erhalten hatte, die Abſicht gebabt, biefe 
Mnrede Schon in dem Grad der dirigirenden Illuminaten 
oder Schottiſchen Ritter einzuſchieben. Philo hätte den 

Ausdruck: nachher nicht brauchen koͤnnen, wenn in der 

idm zugeſtellten Abſchrift der dirigirenden Junminaten 

in der Ueberſchrift Erwaͤhnung geſchehen waͤre. 

In Anſehung der Zeit irrt ſich indeß Philo gewiß. 
Es war vorher, und zu einer Zeit, wo Spaͤrtacus noch 
nicht alles in ſeinem Kopfe deutlich entwickelt hatte, 

als er dieſe Abſicht gedabt haben mag, die er aber nach⸗ 

herr wenigſtens bald nach dem abgeſchloßnen Receß, 
aufgegeben hat. Denn in dieſem war die Eintheilung 
der Klaſſen und Stade in eine gewiſſe Ordnung gekom⸗ 
wen, in welcher ſich Gipartacnd dieſelben Vorher noch 
nicht fo deutlich gedacht daben mochte. Jenes erdellt 

"unter andern auch daraus, daß Spartacus den Areopa⸗ 
giten unterm a. Gebe. ı7as aufttaͤgt 7): Sie ſollten dem 
Ehurfuͤrſten den Iluminatus dirigens mit feiner Anrede 
orlegen. Hier kan er die im Nachtrag fo betittelte 

‚ Anrede an die Illuminatos dirigentes, welhe in dem 

vrieſter⸗ 
6) Erklaͤr. ©, rır. | 
7) Nachtrag der Drig. 1. Abth. ©. 225. 


3 


22 Geſchichte 


Neierikergrad das Hauptwerk ausmachte, ſchlechterdings 
nicht gemeynt baden. Denn ta derſelben ſtebt unter 
mebrern böchkbedenklihen Aeuſſerungen auch diefe 8). 
Daß die-Moral die Kunſt fen — die Sürften zu ents 
behsen. Sicherlich wÄrde er es nit gewagt habın, 
ſo etwag dem Churfuͤrſten vorzulegen s mie er dann auch 
in dem gedachtem Brief ade Peiſichtigkeit empfiehlt, 
und manded abarındırt, cinines auch wegg. laſſen willen 
wollte. Er mednt alfo die von ibm neu: virfaßte Ans 
rede des Nitgerarades ı die in der Geſchichte der Verfol⸗ 
gungen 8) Äcbt, und wovon vorbin geredet worden. 
Und ſo if klex, daß dieſe Ältere Anrede nicht nachher 
in den Ecottiſchen Kittergrad eingetragen worden. 


Spartacus hatte dieſe mehrgedachte Anrede an die 
Uluminatca dirigentes in eine Anrede des Priekergrades 
verwandelt. Er ſpricht in einem Brief an Cato aus⸗ 
ſuͤdrlicher ven der Ancede des Pricſterzrades und mad er 
von Arielben (fast, vaßı sollfgmmen auf jene Anrede, 
ud ift ig derſelden wörtlich entbalten 1). „Nun bie 
ich enhli, -ihreibt er, mit der Yarede des Fricfters 
graden fertig: ich glaube fie fo umgearkeites au baben, 
Nah Re dichtiger, und vellüändiger und ungleich erbebe 

der 


DAR E,9% 
Je. 2r 
u) Raqtrag der Drig. 1. Abth. E. 68. 


34 Ä Geſchichte 


| Anqenſchein ehrt, einzis und allein von feiner eiguen 


Arbeit. Es iR alſo diefer Brief früber gefchrieben, ebe 


des Ybilg Prieſtergrad au den Gpartaeus eingelangt | 


mar. ja eber, ale Pbilo diefen Aufſatz des Spartacus, 
worauf er feinen Brad erbaut hat, erhalten batte. Spare 


dacne gedenkt anderen Verfonen , denen er feine Anrede 


communic;ren wollte 4) fant aber noch nicht, daß er dies 
ſelde dem Mbilo. aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗ 
dagiten in Bayern muſten fie zuoor baben 5). 


Nun giebt Spartacus den werentlichen Inhalt feiner 
Anrede des Prieſtergrades an, und dieſer iR gang der 
nemlihes der auch in der fogenannten Anrede ga die 
Ulnmipatos dirigentes enthalten iR. „Ich alaube num 
Urn nabe feleh. fagt ern 6) wiewobl ſolches fein Eruſt 
nit war, wie der Schluß, und eine Meußerung in dee 
Erklaͤrung der Hier oglyphen bezeugt, wo er ſagt: er 
muͤſſe uͤber dieſe Erklaͤrung im Grunde lachen 7), daß, 
ſy mie ich es erklaͤre, es wuͤrklich bie geheime Lehre 


Gorigi war , die Sceybeit auf Diefe Art unter den Juden 


einzuführen: ich glaube ſelbſt, daß die Freymaurered 
ua Ehrikenehum if; wensaens Haft meine Era 
n tlaͤrung 


4) Nachtrag, 1. Abth. S. 69. To. 74. 

3 Nachtrag, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 24. 
DO Nachtrag, 1. Abıh. ©, 68. 

P % Adth. ©. 123. 


16 Geſchichte 


aber laſſen Sie aus 1. den Revers, 2. das Liebesmahl, 
3. die von Philo verfaßte Eaudermiifche halbtheoſophiſche 
Anrede, und Erklaͤrung der Hieroglpphen. Statt deſſen 
erhalten Sie dicfer Tagen rine von mir neurerfaßte ſehr 
zweckmaͤßige wichtige Anrede. Ich babe es vor nothig befun- 
den, diefe Abänderung zu machen, weil dieſer Arad offen⸗ 
bar der elendefte von allen ift, ſich fo gar nicht zu den uͤbri⸗ 
gen ſchickt, aller Achtung der Leute, die mit jedem Grade 
machten follre , vermindert , und mie die Beylage zeigt, 
den M. Aurelius nebft noch mehr andern ſcheu gemacht. 


-F. — — und mehr andre nennen es jouer la Religion, 


und fie haben recht.” 

Diefe Anrede des Spartacus ift jedoch nicht aleich 
Angenommen und eingeführt worden. Denn Phile ſchreibt, 
er habe alle feine Grade von den Areopagiten genehmigt, 
und mit Spartacus Ordens-Pettſchaft und Ehiffer bes 
glaubigt, zum Austheilen zuruͤck erhalten. Daß ſeine 
Anrede abgeaͤndert worden, meldet er nicht, ſondern ſetzt 
los binzu: Nur fand man, daß die teligiäfen Ceremonien 
im Schottiſchen KRitterarad ohne Gefahr in katholiſchen 
Ländern nicht leicht einzuführen fepn würden, und bedung 
fi daber aus, dieſe had) den Umftänden weglaffen zu 
dürfen. Alles Abrige war ihnen Recht 89.” 

Nach der zwiſchen Philo und Svartacus entſtandnen 
Mishelligkeit aber bediente ſich Spartacus ſeiner eignen 

An⸗ 


8, Philois Erklaͤr. S. 123. 


* N 


18 Geſchichte 


Jahr 1783 fein Briefwechſel mit Epartacus ein Ende 
nabm 3) ibm auch wohl nicht communicirt worden. Denn 
unterm 28. December 1783 gedenft Spartacus der ſchon 
voebandnen zwey Grade der hoͤchſten Wirfierien 4). 


Bey dem kleinen Prieftergrad hatte Philo fa alles 
aus des Spartacus Auffägen genommen, und deffen foges 
nannte in dem Nachtrag der Driginalfchriften 5) nachder 
abgedrudte Anrede an die Illuminatos dirigentes 6) und 
die Inſtruction der Bropincialen in fcientifhicis zum Grun⸗ 


De geleat 7). 


Bey dem Pleinen Regentengrad war das Weſentliche 
wiederum vom Epartacus. Dabep hatte Pbilo die erfie 
Helfte der Propinzial⸗Inſtruction (welche ſich im Nachtrag 
der Originalſchriften jedoch nicht voltändis befindet) mit 
au Dälfe genommen 8). 


Diefe beyden Grade erſcheinen bier gedruckt, fo wie 
fie von Philo verfertigt, won Epartacus und den Arco» 
Pagiten 


3) Nacht:ag, 1. Abth. ©. 116. 117. 128 

a)1.c. S. 222. 

5) Nachtrag, 2. Abtd. ©. 44. u. f. 

6) Pbilo’s Erklär. ©. rıı. 

7) Nachtraq, 1. Abth. ©. 104. 

8) 1. c. E. 106.79. 104. 2. Abth. ©. 17. Hhilo’s 
Erklär. ©. 115. 116. 





20 | Geſchichte 


ſcher Ritterſchaft in feinem Soſtem baben; und gerade 
bep Gelegenheit, daß er von dem Brad des Illuminati 
dirigentis fpricht, erflärt er ſich gegen diefelbe 2). In 
Dem Receß vom ao. December 1788 aber war beliebt wor⸗ 
Den, daß Iluminatus dirigens und Echottiſcher Ritter 
eimerlen ſeyn follte 3). Wadbrſcheinlich if alfo jene An⸗ 
rede noch vor dieſem Receß angefangen worden, da in 
Der Weberfchrift blos Illuminati dirigentes, und feine 
Schottiſche Ritter erwähn: werden. „Im Jahr 1788 
vermuthlich bald nach jenem Receß, nahm Epartacus 
Diefe Anrede wieder vor, feßte fie fort und endigte ſie; 
um fie dem Philo zuſchicken au Binnen, welcher den 
Prieſter⸗ und Regentengrad verlangt hatte. Denn in 
Dem Münchner Receß, waren die Grade nur bis zum 
Schottiſchen Nittergrad feftgefeut worden 4). Daber 
auch Spartacus in dem unter feinem meltlihen Nahmen 
Weishaupt herausgegeben Nachtrag zur Rechtfertigung 
einer Abfihten 1787 5) gar wohl fagen konnte, er babe 
diefe Anrede im Jabr 1782 verfaßt. Er wollte fie nun 
an einen andern Ort, nemlich in den Prieſtergrad bins 


Bringen. Aber Ber Xitel: an die Illuminatos dirigentes 


blieb im Eonsept, wie er einmal war, ſtehen; und fo 
iR 


a) Nachtrag» 1. Abth. &. 9. 

3) Nadttag, 2. Abth. &. 12. 

4) Nachtrag, 2. Abth. ©. 13. 1. Abth. E. ax 
5) S. 99. 


der Iliuminaten: Grade -zr. 


ÜR diefes unter mehrer Documenten gefunden worden. 
In der an Philo geſchickten Abschrift aber hatte man ben 
- Yusdtud: Illuminatos dirigentes wohl nicht gebraucht. 
Denn diefer melder 6) Epartacus habe nachber das iſt, 
nachdem er Philo, bereits den Prieſtergrad verfaßt und 
wieder zurüd erhalten hatte, die Abſicht gebabt , dieſe 
Anrede ſchon in dem Grad der dirigirenden Illuminaten 
oder Schottiſchen Ritter einzuſchieben. Philo hätte den 
VAusdruck: nachher nicht brauchen koͤnnen, wenn in der 

: ihm zugeſtellten Abſchrift der dirigirenden Illuminaten 

in der Ueberſchrift Erwaͤhnung geſchehen waͤre · 

In Anſehung der Zeit irre ſich indeß Philo gewiß. 
Es war vorher, und zu einer Zeit, wo Spaͤrtacus noch 
nicht alles in ſeinem Kopfe deutlich entwickelt hatte, 
als er dieſe Abſicht gehabt haben mag, die er aber nach⸗ 
‚betr wenigſtens ‚bald nach dem abgeſchloßnen Receß, 
aufgegeben bat: Denn in dieſem war die Eintheilung 
der Klaffen und Grade in eine gewiſſe Ordnung gefome 

men, in welcher ſich ipartacna dieſelben vorher noch 
nicht fo deutlich aebacht baden mochte. Jenes erbeilt 
unter andern auch daraus, daß Epartacus den Areopa⸗ 
giten unterm 2. Gebt. 1785 aufırdgt 7): ie foltten dem 

Churfuͤrſten den Iluminatus dirigens mit feiner Anrede 
Yerlegen. Hier kan er die im Nachtrag fo betittelte 

Anrede an die Illuminatos dirigentes, melde in dem 

Vrieſter⸗ 

6) Erklaͤr. S. zır. 

7) Rachtrag der Orig. 1. Abth. ©. 225. 


S KK 


Br 7 Geſchichte 


Drieritergrad das Hauptwerk ausmachte, ſchlechterdings 
nicht gemeynt baben. Denn in derſelben ſteht unter 
mebrern hoͤchſtbedenklichen Aeuſſerungen auch dieſe 8). 
Daß die Moral die Kunſt fen — die Fuͤrſten zu ents 
behren· ¶ SEicherlich wuͤrde er ea nicht gewagt haben, 
ſo etwas dem Churfuͤrſten vorzulegen; wie er dann auch 
in dem gedachtem Brief ade Vorſichtigkeit enipfieblts 
und manches-abaeÄndert, einiges auch wegq. laſſen willen 
mwolte- Er meynt alfo die von ibm neu: verfaßte Ans 
rede des Ritterqrades, die in der Gefchichte der Verfol⸗ 
gungen 8) ſieht, und wovon vorbin geredet worden. 
Und ſo iſt klar, daß diefe ältere Anrede nicht nachher 
in den Ecottiſchen Rittergrad eingetragen worden. 


Spartacus hatte dieſe mehrgedachte Anrede an die 
Illuminatog dirigentes in eine Anrede des Prieflergrades 
verwandelt, Er foricht in einem Brief an Eato ads 
führlicher ven der Ancede des Priekergrades und was er 
‚von derſelhen ſagt, paßt volllemmen auf jene Anrede. 
and iſt in derſelhen wörtlich enthalten 1). Nun’ bis 
ich endlich, »ſchteiht er, mit der Anrede des Prieſter⸗ 
grades fertig: ich glaube fle fo umgearbeitet au haben, 
daß fie richtiger , und vollftändiger und ungleich erheb⸗ 
—— licher 
Wa Ab. ©. 93, 

9) ©. 222. 
» Rachtrag der Drig. 1. Abth. ©. 68. 


— — 





24 Ä Seſchichte 


Anaenſchein lehrt, einzig und allein von feiner eignen 
Arheit. Es iſt alfo diefer Brief fruͤder gefchrieben, ebe 
des Phbilo Prieſtergrad an den Spartacus eingelangt | 
mar, ia eder, als Pbilo diefen Yurfag des Epartarus, 
worauf er feinen Brad erbaut hat, erbalten batte. Spar⸗ 
Haruk gebenfr anderen Verſonen, denen er feine Anrede 
commwuniciren wollie 4) fast aber noch nicht, daß er dies 
ſelde dem Ybilo aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗ 
dagiten in Bayern muſten ſie zuoor baben 5). 


Nun nieht Gpartacus den weſentlichen Inhalt feiner 
Uinrede des Vrieſtergrades an, und diefer iſt ganz dee 
nemliches der auch in der fogenannten Anrede gi die 
Ulyminpatos dirigentes enthalten IR. „Ich glaube nun 
Ben made: fein. faster 6) wicwohl ſolches fein Ernſt 
nit war, wie der Schluß, und eine Aeußerung in dee 
Lrllörung der Gieroglyphen bezeugt» wo er ſagt: er 
muͤſſe Über dieſe Erklaͤtung im Grunde laden 7), daß, 
ſo mie ich es erklaͤre, es muͤrkich die geheime Lehre 
Corigi war, die Freyheit auf biefe Art unter den Juden 
einzuführen: id glaube ſelbit, daß die Srepmaureren 
Menge! Coriſtenthum ih; wenakens paßt meine Ere 


. tlaͤrung 


4) Nachtrag, 1. Abth. ©. 69. To. 74. 

3) Nachtraq, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 24. 
O Nachtrag» 1. Abth. ©. 68. 

» 2, Adth. ©. 123. 


26 Geſchichte 


gentenarad zum Grunde gelegt, fo ſettt er dinzu 1) 
„Nun kam es auf die Grundſaͤhe an, melde man in 
diefen Graden lehren muͤßte, um im Epitem fortzu⸗ 
ruͤcken, und da fiel mir fulgendes ein: Man foll das Ber 
dürfniß jedes Zeitaiters überlegen. Nun bat jetzt die 


Berrügeren der Pfaffen faR ale Menſchen genen die 


chriſtliche Religron aufgebracht; aber zu eben der Zeit 
reißt wieder , wie es fehr gewaͤhnlich unter Menschen ıR, 
der immer an etwas fib bängen mollen, die aͤrgſte 
Schwärmerey ein. Um nun auf beyde Klaffen zu wuͤr⸗ 
fen und fie au vereinigen, mühe man eine Erffärung dee 
chriſtlichen Religion erfinden, die den Schwaͤrmer zur 
Vernunft brächte , und den Zrepgeift bewoͤge, nice das 
Kind mit dem Bade aussufhütten, diep zum Bebeimniß 
der Steymauterey machen, und auf unfre Zwecke anwen⸗ 
vn. Don einer andern Seite haben wir es mit dem 
Fuͤrſten zu thun. Indeß der Deſpotismus derſelben taͤg⸗ 
lich ſteigt, reißt zug'eich allgemeiner Freybeitsgeiſt aller 
Orten ein. Alſo auch dieſe beyden Extrema mäffen vers 
einigt werden. Wir ſagen alſo: Jeſus bat keine neue 
Religion einführen, ſondern nur die natuͤrliche Reli⸗ 
gion und die Vernunft in ihre alten Rechte fegen wollen. 
Dabey wollte er die Menſchen in ein groͤßeres allgemei⸗ 
nes Band vereinigen; und indem er die Menſchen durch 
Ausbreitung einer weiſen Moral, Aufklaͤruug und Bes 

| | kaͤm⸗ 


1) Nachtrag 1. Abth. S. 104. 


28 Seſchichte 


Bimmer hinauswollen ? Es iſt ja nicht ein mahlein Schlever 
daruͤber gezogen worden. 


Die Abſicht aieng unſtreitig auf eine Weltreforma⸗ 
tion oder den ſogenannten Roſmopolitus, nad welchen 
Die Stifter der Iluminaten den Leuten alles, was ih⸗ 
nen biöber eilig und ebrwuͤrdig war , die yofitive Reli⸗ 
sion, die Staatsberfaſſung, bürgerliche Rube und Orde 
nung unter dem Vorwand einer allgemeinen Sreybeit und 
Gleichheit, womit nunmebr auch die Franzoſen in ihrem 
Vaterland fowohl «ld in auswärtigen Ländern, fo viel 
Unbeil geftifter baben , entreiſſen, die Surfen ihrer wohl 
hergebrachten Rechte berauben und fi die Herrſchaft der 
Belt allein zueignen wollten. Phils gedenkt diefes ge» 
deimen Plans auch in feinem Diario vom Monat Auguſt 
1782, wo’ fagt 2): Theogeid iR durch des Yaufanias 
Beftreben im Oeſterreichiſchen als Iutberifcher Pfarrer an⸗ 
geſedt. Ben dieſer Gelegendeit bat derielbe ohnerwartet 
einen Brief vom Biſchoffe von 8 — — — erhalten. In 
demſelben find Grundfüge, ald wenn fie aus unfern Hefe 
zen abseichrieben wären; es if von einem gebeimen Rev 
formations: Plane gercdet, und geberben, den Brief an 
Niemand iu zeigen. Dieſer Yan liegt war Dep allen 
vorhergehenden Graden zum Grund, aber in keinem if 
ex fo dentlich eathalten, ald in dem Vieſtergrad. Von 

die⸗ 


») Reber. ı. Abdtd. S. a 


+ x 





30 Ä Geſchichte 


band an einander zu knuͤpfen; alle engern Verhbaͤltniſſe, 
welche Noth, Bedärfnig und Kampf gegen Verderbnife 
und Immoralitaͤt erzeugt hätten, Dadurch aufzuheben, daß 
er uns fäbig mag wette, uns felbf 3u regieren, und 
folglich aller Einlichen Anftalten, aller Staatsverfaſſun⸗ 
gen,pofitivendefesse und der gleichen entbehren zu können, 
Es murde ferner gelebrs und durch Schriften der Evanger 
litten und Apoftel bewiefen, daß aͤchtes Chriſtenthum Feine 
Volksreligion, fondern ein Spften für Auserwaͤbhlte fey ; 
daß Jeſus den hoͤhern Sinn feiner Lehre nur feinen vers 
trauteſten Juͤngern mitgetbeilt habe. Don diefer [diefen) 
bieß es, ſey dies Spftem durch die Difeiplina Arcani uns 
ter den erſten Ehriften fortgepflanzt, in den Myſterien⸗ 
ſchulen der Gnoftider, Manichaͤer, Ophiten u. ſ. f. auf 
doppelte Weile , nemlich eroterifch und eſoteriſch gelehrt, 
und dann endlich nach manchen Wanderungen in Hiero⸗ 
glophen verftedt, ein Eigenthum des Freymaurer⸗Ordens 
geworden. Ein großer Theil diefer Deduction rährte 
von Spartaeus ſelbſt ber, und war gemiß nicht fein ſchlech⸗ 
teſtes Wert. Man Pan dieſen Theil in dem Anhange, 
der dem Nachtrag zu den Originalfchriften unter dem Ti⸗ 
tel: zweyte Abtheilung, Documente, bepgedrudt iſt, 
&.g0.n. f. leſen. Herr Weishaupt hatte nemlich nachher 
[bieriider ift in dem Vorbergebenden ſchon erinnert wor⸗ 
den, daß ſich Philo in Abficht auf diefen Zeirumfand wohl 
geirrt haben möchte] , die Abficht, diefen Auffag ſchon in 
den Grad der dirigirenden Iluminaten, bep mir Schotti⸗ 

ſcher 





a. Geſchichte 


ſich enthalten konnten)! Und nun trette Der auf, welcher 
etwas darinn finden far, das der wahren Religion, bet 
bärgerlichen Gloͤckſeligkeit und den guten Sitten Gefaht 
gedroht hätte.” 


Waͤre dieſes auch an dem / ob es gleich durch den Au⸗ 
genſchein widerlegt wird, ſo wäre es doch nichts weiter, 
als ein Kunſtgreff, die Leute vinzuhalten, biß fie in den 
böhern Moferien die große Entdedung vertragen konnten : 
daß alle pofitive Religion Betrug fey 7). Philo geücht 
Diefes in feinen Briefen an Cato vom Jan. = März 178% 
ſelbſt ein. Er war nicht dagegen , daB der Deiomus rin» 
geführt werden föllte, aber er wollte eine gewiſſe Vorſich⸗ 

tigkeit dabey beobachtet wiflen 8). Dieſe hatte auch Ma⸗ 
bomer dem Spartacus ſelbſt empfodlen, der damals ſo gar 

an der Unſterblichkeit der Seele zweifelte 9). Vhild made 
ſich ein Verdienſt daraus, daß er die Leute in Abſicht auf 

die Religion hintergangen habe, und iſt boͤſe, daß ſolches 

Spartacus nicht dankbar genug erkennen wollte: Ich 
babe fagt er x) diejenigen tinter und, welche jetzt fo wuͤrk⸗ 

ſam für uns find, aber febr an Religiofiehe kleben, brv ih⸗ 
ker Zucht, man habe die Abficht, den Welsmus auszubkei⸗ 

. ten / 


a) Nachtrag, 1. Ubth. &; 106, 
8) Lc. G. aöo. 205. 

9) l. c. G. 164. 

1) l. e, G. 117. 





24 SGSeſchichte 


| Angenfſchein lehrt, einzig und allein von feiner eignen 
Arheit. Es if alſo dieſer Brief früber gefchrieben, ehe 


des Philo Prieſtergrad an den Spartaeus eingelangt | 


mar, ia eber, als Pbilo diefen Aufſatz des Spartacus, 
warauf er feinen Brad erbaut hat, erbalten hatte. &pars 
Yorua gedenkt anderen Verſonen, denen er feine Anrede 
communıcıren wollte 4) fast aber noch nicht ‚ daß er dies 
Tele dem Pbilo aufenden wolle: denn die übrigen Areo⸗ 
dagiten in Bayern muiten fie zuvor baben 5). 


Nun giebt Gpartacus den weſentlichen Inhalt feiner 
Anrede des Prichergrades an, und diefer it gang dee 
nemliches der auch in der fogenannsen Anrede qu bie 
Uluminatoa dirigentes enthalten iſt. „Ich glaube nun 
Ben nade ſelbſt fagt ern 6) wiewodl ſolches fein ruft 
micht war, wie der Schluß, und eine Aeußerung in dee 
Lrllärung der Gieroglyphen bezeugt, wo er fagt: er 
muͤſe Über diefe Erklaͤrung im Grunde laden 7), daß, 
fg mie ich es erklaͤre, es muoͤrklich bie Geheime Lehre 
Cosi war ı. die Freybeit auf dieſe Art unter den Juden 
einzuführen: ich glaube ſelbſt, daß die Freymaurered 
ee Eprikenebum ih; meniakens Haft meine Er⸗ 

\ tlarung 


4) Nachtrag, 1. Abth. ©. 69. 70. 74. 

53 Nachtraq, 2. Abth. ©. 15. 1. Abth. S. 74 
O Nachtrag, 1. Abıh. G. 68. 

2 2. Adth. ©. 123. 


[ Fe " . N 
a u u — 


26 Geſchichte 


gentenarad zum Grunde gelegt, fo feßt er hinzu 1) 
„Nun kam es auf die Grundfäge an, melde man in 
dieſen Graden lehren muͤßte, um im Eyſtem fortzu⸗ 
ruͤcken, und da fiel mir folgendes ein: Man ſoll das Bes 
dürfniß jedes Zeitaiters überlegen. Nun bat jegt die 


Berrägeren der Ffafren faR ale Menſchen genen die 


chriſtliche Religion aufgebracht; aber zu eben der Zeit 
reißt wieder , wie es fehr gewoͤhnlich unter Menfchen iR, 
der immer an etwas ſich hängen mollen, die aͤrgſte 
Schwärmerey ein. Um nun auf beyde Klaffen gu wuͤr⸗ 
fen und fie zu vereinigen ,. mühe man eine Erffärung dee 
chriſtlichen Religion erfinden, die den Schwärker zur 
Vernunft brächte, und den Freyqgeiſt bewoͤge, nicht das 
Kind mit dem Bade auszuſchuͤtten, die zum Geheimniß 
der Steymaurerey machen, und auf unfte Zwecke anwen⸗ 
den. Don einer andern Geite haben wir es mit den 
 Sürften zu thun. Indeß der Deſpotismus derfelben tdge 
lich ſteigt, reißt aug/eich allgemeiner Freyheitsgeiſt aller 
Orten ein. Alſo auch dieſe bevden Extrema muͤſſen ver⸗ 
einigt werden. Wir ſagen alſo: Jeſus bat keine neue 
Religion einführen, fondern nur die natärliche Reli⸗ 
gion und Die Vernunft in ihre alten Rechte ſetzen wollen. 
Dabey wollte er die Menſchen in ein größered allgemei⸗ 
nes Band vereinigen; und indem er die Meniden durch 


Ausbreitung einer weiſen Moral, Aufklärung und Bes 
kaͤm⸗ 


1) Nachtrag 1. Abth. S. 104. 





3 Geſchichte 


Bir: hiacrcellen? Es 8 ja mit cin muehlein Schcxer 
Darlber essen worden. 


Die Aſcht eng waßtritig anf cme Wderefornes 
isn SdeT den fogrnaunın Boſmopo ſANao, za vecchen 
Die Stifter der Ymminsten den Lenin ale, wei ih⸗ 
sen, die Etantöorrfafeng, bürgerliche Rute und Dre 
Bicchweis, womit nunmebr/und Die Zanjefen in ihrem 
Vaterland fowohl als in auswärtigen Ländern, fo viel 
tnheil gefiftet haben , eutreifien , die Zuͤrſten ihrer wohl 
bergcbrachten Aechte berauben und ſich die Heriichaft der 
Wels allein zueiguen wollten. Philo gedenkt dieſes ge» 
heimen Plans auch in feinem Diario vom Monat Auguf 
1782, wort fagt 2)2 Theogeis iR durch des Yanfanias 
VBehreben im Oeſterreichiſchen als lutheriſcher Bfarrer an« 
gelegt. Ben diefer Gelegenheit bat derfelbe obuerwartet 
einen Brief vom Biſchoffe von 8 — — — erhalten. In 
demſelben find Srundfäge , ald wenn fie aus unfern Hefe 
son abgeſchtieben wären; sd if von reinem geheimen Rev 
formationss Plane geredet, und gebetben, den Brief an 
Niemand zu zeigen.“ Diefer Plan liegt zwar bey allen 
Vorbergebenden Grades sum Orund, aber in keinem IR 
er fo deutlich enthalten , ald in dem Vieſtergrad. Don 

nn dies 


4) Nachtr. 1. Abth. G. 204. 


30 | Geſchichte 


band an einander zu knuͤpfen; alle engern Verhälmiße , 
weiche Noth, Bedürfnis und Kampf gegen Verderbniffe 
und Immoralitaͤt erzeugt bätten, dadurch aufzuheben, daf 
er uns fibig m wollte, uns felbft zu regieren, und 
folglich aller fünnfiden Anftaften, aller Staats verfaſſun⸗ 
gen,pofitivendefegge und der gleichen entbehren zu koͤnnen. 
Es murde ferner gelebri und dur Schriften der Evange⸗ 
litten und Apoftel bewiefen, daß aͤchtes Chriſtenthum Feine 
Volksreligion, ſondern ein Spftem für Ausermählte fev ; 
daß Jeſus den hoͤhern Sinn feiner Lehre nur feinen vers 
trauteften Jungern mitgetheilt babe. Don biefer [diefen] 
bieß ed, fen dies Spftem durch die Difeiplina Arcani uns 
ter den erften Ehriften fortsgepflanze, in den Myſterien⸗ 
ſchulen der Gnoſticker, Manichaͤer, Opbiten u. f. f. auf 
Doppelte Weiſe, nemlich eroterifch und eſoteriſch gelehrt, 
und dann endlich nad manchen Wanderungen in Hiero⸗ 
glyphen verftedt, ein Eigentbum des Freymaurer⸗Ordens 
geworden. Ein großer Theil diefer Deduction rührte 
von Spartaeus ſelbſt ber, und war gewiß nicht fein ſchlech⸗ 
teftes Werl. Man Ban diefen Theil in dem Anhange, 
der dem Nachtrag zu den Originalfchriften unter dem Ti⸗ 
tel: zweyte Abtheilung , Documente, bepgedrudt if, 
&. 80. n. f. lefen. Herr Weishaupt hatte nemlich nachher 
ſhieruͤber ift in dem Vorbergebenden ſchon erinnert wor⸗ 
den, daß fih Phifo in Abſicht aufdiefen Beirumftand wohl 
geirrt haben möchte] , die Abficht, dieſen Aufſatz ſchon in 
den Grad der dirigirenden IuUuminaten, bey mir Schotti⸗ 
ſcher 








4 | Geſchichte 


ſich enthalten konnten]! Und nun trette Der auf, welcher 
etwas darinn finden far, das der wahren Religion, bet 
bärgerlichen Gloͤckſeligkeit und den guten Sitten Gefaht 
gedroht hätte.” 


Waͤre dieſes auch an dem, ob es gleich durch hen Au⸗ 
genſchein widerlegt wird, ſo wäre es doch nichts weiter, 
als ein Kunſtgreff, die Leute vinzuhalten, biß fie in den 
böbern Moferien die große Entdeckung vertragen konnten ? 
daß alle pofitive Religion Betrug fey 7). Philo geſebt 
dieſes in feinen Briefen an Cato vom Jan. — Märs 1783 
ſelbſt ein. Er war nicht dagegen, daß der Deiemus ein» 
gefuͤhrt werden ſollte, aber er wollte eine gewiſſe Vorſich⸗ 


tigkeit dabey benbadhtet wiſſen 81. Diele hatte auch Ma⸗ 


homet dem Spartacus ſelbſt empfodlen, der damals fd gar 
an der Unfterblichleis der Seele zweifelte 9). Bblld mache 
Ach ein Derdienft daratis, daß er die Leute in Abficht auf 
die Religion Hintergangen habe, und it boͤſe, daß ſolches 
Spartacus nicht dankbar genug erfennen wollte: Ic 
babe fagt er 1) diejenigen tinter und, welche jetzt fo wärf- 
fam für uns find, aber febr an Religioftehe kleben, ben ihe 
ker Zurcht, man babe die Abficht, den Weismus auszubkei⸗ 

y ten / 


Nadtras, 1. Krb. ©; 10 
8) L.c. G. 200. 2095. 

9) l. c. G. 16% 

1) l. c. G. 117. 


24 Geſchichte 


dazu gehörigen Unterricht zur Bildung brauchbarer Mit⸗ 
giedet⸗ wa ch hate: „ Mon brdicne Ab derſelben Mit⸗ 
sl, Die der Bettug zur Tosheit anracaNt, um daB 
Gare urtiuteen 2." Ja Tem bur abschradım 
Peicctarad and zwar ın der Jufrucuen r. Vi. Comm 
raw Sud net, dir srei mei c.agefleider. „I 
wehren in der Set wit, Ver cd, mi ie ar 
geue Jar farıt, cu dia alschee Tiazel fen? Bie 
wei der Gar cmacıd:iaft merNa, um jwirhen jcieie 
er Wısbrent ur? äzzf.ide: Derartpeiis: E:chapes ° 
ap Aedard zu za!" 


Ba den tz arırtr Tree m den ums 
Sherarüger Tori torier er Dhis netgchee ml, der 
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zur, Dad dt su gar real har i. zur mir da- 
ger, Dos !ıcn.r Vonthıf zmenein fronen San 
zener Uurtfrong tor m na Der birznnchnn 
ws Ani vor der Indotıon im Gerriihen Ka 
m mel olıre narıs Nas Rontihe iR, wir 08 fh im 
Dem Wrrclorarat And. Cr dire ain au non De 
Ramenrorn co. Nukerden baten wır and nnd die 
in den Mdcag dr Drginaliprisen enthaurnes 

Zeru · 
I Aedte Alumma & 1m. 
zı Natıman dr Driamaführ, 2. Abth. ©. 16. 
al. Sınım,. ui 


34 | Geſchichte 


Dazu gehoͤrigen Unterricht zur Bildung brauchbarer Mit⸗ 
glieder, wo es beißt: » Man bediene ſich derfeiben Mit⸗ 
seh, die der Betrug zur Bosheit anmender, um das 
Gute durdauftgen 4).” In dem bier abgedrudten 
Prieſtergrad und zwar in der Initruction n. VII. kommt 
er zwar auch vor, aber prob:ematıfch eingekleidet. „In 
wiefern it der Satz wahr, daß alles, was zu einem 
guten Zweck führt, auch ein erlaubtes Mittel ſep? Wie 
muß der Satz eingefchränft werden, um zwiſchen jefuie 
tiſchem Misbrauch und Ängftiicher Vorurtheils» Sclaves e 
rey hindurch au geben?” 


Wer den hier gedruckten Prieſtergrad mit den au⸗ 
themiſchen Aeußerungen des Philo vergleichen will, der 
wird an der Aechtheit deſſelben, waͤre auch das Certifi⸗ 
cat, das jedoch auch fein Gewicht bat 53, gar nicht das 
bev, doch feinen Augenblick zweifeln Finnen. Zu noch 
mebrerer Befeſtigung fan er noch das binzunehmen, 
was Philo von der Inftruction im feientififden Zach 
fagt welches alles ganz dad Nemliche ift, mie es fi in 
dem Prieftergrad findet. Eben diefes gilt auch von dem 
Megentengrad 6. Außerdem haben wir auch noch die 
in dem Nachtrag der Driginalfhriften enthaltenen 

| Zeug» 


s Achter Illuminat. ©. 122, 
5) Nachtraa der Originalſcht. 1. Abth. ©, 106. 
6 Erklaͤr. S. 114. 115.0. fe 


36 Geſchichte 


gearbeiteten ganzen Grad, den er inzwiſchen erhalten 
batte, zu reden. " In einem Brief obne Datum fage 
ee 9): „Wegen dem fchon von mir einmal entworfnen 
Regentengrad beruhigen Sie fib. Philo bat ibn im 
Händen , und hat daraus feinen Regentengrad gemacht, 
den auch Mahomet ſchon 6 Monat in Händen baty, 
nich herausgiebt, und daran beitäindig caftrirt, ob ihn 
gleich fchon Über 20 Perfonen haben.” In einem are 
dern Brief ebenfalls an Cato, auch obne Datum, heißt 
es DD: „M. Aurel ift aͤußerſt mit dem Prieftergrad 
aufrieden; er fchreibt, feine ganze Seele hänge daran 
weit fi die beiligften feiner Prlibten in ihm vereinie 
gen: nur wuͤnſcht er, daß gemiffe Ausdräcke gemildere 
würden. — Im Drden ift dermalen die entfenlichfte Erie 
ſis, die nur ſeyn Fan, durch Mabomet verurfaht. Die⸗ 


fer bat A. — — gegen den Prieflergrad aufgeheht, um 


feine Mepnung geltend zu machen. A. — — ſchrieb 
mir einen furiufen Brief, daß ich ihn — betrogen babe, 
Die Ausdrüde feven rebelliſch zc. und diefe müßten ge⸗ 
ändert werden. Ich verſprach ihm, um Recht au haben, 
auch dieſes, daß die Ausdräcke follten gemildert, das 
Uebrige aber belaſſen werden; ſchrieb zu dieſem Ende 
au: Philo. Hier iſt ein Theil yon deſſen Antwort: Sie 
ſehen, wie ich zu leiden babe! lvermuthlich bat Vhilo 

geant⸗ 


9) Nachtr. 1. Abth. ©. 79, 
1) |. c. S. 82. 


SE. 


— — — — 


38 | Geſchichte 


bat. es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich 
meine Einſichten vermehrt. Auch F. — — hat ſich darüber 
geaͤrgert, auch Epictet, auch alle, welche Philo fuͤr ſich 
allegirt.“ Nachdem Spartacus, ohne jedoch die einzel⸗ 
nen anſtoͤßigen Puncte nahmhaft zu machen, eine Abaͤn⸗ 
derung für nothumndig auch ſelbſt in Anſehung Bayerns 
erklaͤrt, und ſich geaͤußert hatte, daß wenn es uͤbel gehen 
wuͤrde, ſich jedermann aus der Schlinge ziehen, und die 
ganze Schuld auf ihn fallen wuͤrde, welche er jedoch uͤber⸗ 
nehmen wolle, fo ſetzt er hinzu 3): „Aber nur dieſes 
bitte ich, wenn ich dereinft durch die Unvorfichtigfeit unferee 
Leute den Ropf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch 
wenigſtena, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht 
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne 
Schande befennen fan: daß ich nicht den Vorwurf von 
Undebutfamfeit, und unflugen unnötbhigen Schmähaus: 
drüden hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre 
vor vernünftigen Menfchen mit meinem Tode verfiegeln 
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nicht; 
obwohl auch ich beym erſten Aufſatz wuͤrklich zu grell mar; 
alſd erlauben Sie mir, daß er abgrändert werde, und 
dann ſtehe ich mit meinem Kopf vor alles.” 

Unterm 7. Gebr. 1783 ſchrieb Spartacus abermals am 
Cato 4) und fagte ben Gelegenheit des Prieftergrades von 


Philo: „Ich wuͤnſche, daß alle Eerimonien, die wuͤrklih 


eine 


4) Nachtrag, 1. Abth. ©. 94 . 





4e Geſchicht 


elende Schottiſche Nirterarad ganz von feiner Compofi⸗ 
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben fo elender Regen⸗ 
tengrad; doch weil ee ein dirigirender Grad ift, der die 
ganze Proviscial Inftuction enthält, fo Andre ich darinn 
nichts, etwelche einfäftige nigderträchtige Marimen- 


ausgenommen.” In dıefem Brief klagt Epartacus oh 


weiter Über Philo’s Eitelkeit und Cigenfinn, und fein 
ſchlechtes Berragen geaen ibn u. ſ. f. und fegt am Ende 
binzu 6): „Mit dem allen werde ich ihm das Zeuaniß 
geben, daß er durd Anmerbuna wichtiger Leute um den 
Drden große Verdienſte hat: aber außerdem bat er mie 
wenig genäßt: bat mir off manches verdorben, die Eine 
beit. meines Plans durch elende Einſchaltungen von uns 
bedeutenden Braden fehr ſtark verdorben.“ 


Inden kamen alle diefe Kritiken über den Prieſter⸗ 
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn diefe Grade waren 
ſchon ausgetheiit. Zwar hatte bereits vorber Mahomet 
manches daran ausgeſetzt 7). Allein Spartacus, der an 
feinen Tadel gewohn war, machte bieraus wenig, mel⸗ 
dere ſolches zwar dem Philo 8" ſchrieb ibm aber audhr 
daß er dafür forgen wolle, daß die Grade fo angenommen 
würden, wie fie Philo verfaßt hätte. Er möge die Grade 

nur 


6) Rachtrag, 1. Abth. ©. 96. 
7) l. c. S. 79. 83, 
3,1. @. 9, 


y der Illuminaten⸗Grade. gi 


Wr nach feiner Art austbeilen. „Dieb that ich, ſagt 
Wilo in einem Schreiben an Cato 9), atteſurte mit 
Eines Nahmens Unterfhrift die Rechthet der Cabierdg '- 
Md meine Leute waren entzüdt über diele Meiiterücer 
He fie es nannten, außer daß amp Verſonen kleine 
finwendungen gegen einzelne Ausdrüde machten, melde 
che nach den Local. Unftänden in jedet Provinz were 
adert werden Rönnen.” 
N . . 
Eben fo erzähft auch Phile die Sache in feiner Er⸗ 
Krung 1), nur daß er noch den Umſtand von der Ger 
ehmigung der Areopägiten hinzufägt. „Da diefe zau ⸗ 
erten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleiter zuruͤck⸗ 
angeben; fo ſchrieb mir Hr. Weishaupt: Es dürfe durch 
de Faulheit diefer Menſchen das Ganze nicht aufgebalten, 
jerden; ich ſolle nur, ohne weiteres Bedenken, meine 
Brade, fo wie ich fie ausgearbeitet hätte, einführen, 
nplich kam denn auch die Beyſtimmung der üebrigen an, 
nd man ſchickte mir oe Grade, ind Reine geſchrieben, 
dit Soartaeus Drdens: Perihaft und Ehiffer beglau⸗ 
äge zutuͤc. Nur fand man, daß die religiofen Ceremo- 
den im Echottifchen Rittergrade ohne Geſabr in katho- 
ſchen Ländern nicht leicht einauführen ſeyn wuͤrden, 
ad bedung ſich haber aus, Ziefe nach den Umſtaͤnden 
wege 


9) Le. &. 106, 
1) ©. 123. 


30 Ä Geſchichte 


band an einander zu knuͤpfen; alle engern Verhbaͤltniſſe, 
welche Noth, Bedürfnig und Kampf gegen Berderbniffe 
und Immoralitdt erzeugt hätten, dadurch aufzuheben, daß 
er uns fähig m wollte, uns felbft zu regieren, und 
folglich aller kuͤnſtlichen Anftalten, aller Staats verfaſſun⸗ 
gen,pofitivendefesse und der gleichen entbehren zu Binnen, 
Es wurde ferner gelehrt und durch Schriften der Evanger 
fiften und Apoftel bewiefen, daß dchtes Ehriftentbum Keine 
Volksreligion, fondern ein Spftem für Ausermäblte fep ; 
daß Jeſus den hoͤhern Sinn feiner Lehre nur feinen vers 
trauteften Jüngern mitgetheilt habe. Don biefer [diefen] 
bieß es, ſey dies Spftem durch die Difeiplina Arcani uns 
ter den erfien Ehriften fortgepflanze, in den Myſterien⸗ 





ſchulen der Gnoſticker, Manichder , Opbiten u. ſ. f. atıf 


doppelte Weiſe, nemlich eroterifch und eſoteriſch gelehrt, 


und dann endlich nach manchen Wanderungen in Hieroo 


glophen verftedt, ein Eigentbum des Freymaurer⸗Ordens 
geworden. Ein großer Theil diefer Deduction rührte 
von Spartaeus felb ber, und war gewiß nicht fein ſchlech⸗ 
teftes Werl. Man kan diefen Theil in dem Unbange, 
der dem Nachtrag zu den Driginalfchriften unter dem Ti⸗ 


tel: zweyte Abtheilung » Documente, beygedrudt iſt, 


&. go. n. f. leſen. Here Weishaupt hatte nemlich nachher 
[bierüber ift in dem Vorhergehenden ſchon erinnert wor⸗ 
den, daß ſich Philo in Abficht aufdiefen Zeitumſtand wohl 
geirrt haben möchte] , die Abficht, dieſen Auffag ſchon in 
den Grad der dirigirenden Iluminaten, bep mir Schotti⸗ 

fer 


2 | Geſchichte 


ſich entbalten- konnten]! Und nun trette Der auf, weldiee 
etwas darinn Anden kant, des der wahren Religion, der 
bärgerlichen Oloͤckſeligken und den guten Sitten Gefaht 
gedroht hätte.” 


Wäre diefes auch an dem, ob es gleich durch den Au⸗ 
genſchein widerlegt wird, ſo wäre es doch nichts weiter > 
als ein Kunſtgreff, dir Leute vinzuhalten, biß fie in den 
Bädern Moſterien die große Entdeckung vertragen konnten: 
daß alle poftive Religion Bertug ſey 7). Bhilo gefcht 
Diefes in feinen Briefen an Caro vom Jan. ⸗ Mär 173% 
felbR ein. Er war nicht dagegen , daB ber Drismus rin» 
geführt werden follte, aber er wollte eitte gewiſſe Vorſich⸗ 

rigkeit dadey benbachtet wiſſen 8). Diefe batte auch Ma⸗ 
homet deu Spartacus ſelbſt empfodlen, der bamald fd gar 

an der Unſterblichkeit der Seele sweifelte 9). Vbild mache 

ſich ein Derdienft daraus, daß er die Leute in Abficht auf 

Die Religion bintergangen babe, und iſt boͤſe, daß ſolches 

ESpypartacns nicht dankbar genug erkennen wollte: Ich 
babe fagt er x) diejenigen unter uns, welche jett fo wÄrk: 
fam für uns find, aber ſedt an Religioſteat kleben, ben ih⸗ 
ter Furcht, man babe Die Abſicht, den Wesmus auszubkei⸗ 
uns 


7) Radtras⸗ ı.Märh. E:zoh 
8) l.c. ©. 200. 205. 

9) l. e. G. 16. 

D) l. c. S. ıd 


34 Geſchichte 


Dazu gehoͤrigen Unterricht zur Bildung brauchbarer Mit⸗ 
glieder, wo es beißt: „» Man bediene ih derfelben Mit⸗ 
seh, die der Betrug zur Bosheit anwendet, um dad 
Gute durdaufegen 2.” In dem bier abgedrudten 
Prieſtergrad und zwar in der Initruction n. VII. kommt 
er zwar auch vor, aber prob:ematıfch eingekleidet. „In 
miefern iſt der Sat wahr, daß alles, mas zu einem _ 
guten Zweck führt, auch ein erlaubtes Mittel fey? Wie 
muß der Satz eingefchränft werden, um zwiſchen jefwie 
tiſchem Misbrauch und Ängftiicher Vorurtheils» Sclaves 
rey hindurch zu geben?” 


Wer den bier gedrudten Pricftergrad mit den ale 
thentiſchen Neußefungen des Philo vergleichen will, der 
wird an der Aechtheit deffelben, wäre auch das Gertifie 
cat, das jedoch auch fein Gewicht bat 52, gar nicht das 
ben, doc keinen Augenblick zweifeln können. Zu noch 
mehrerer Befeftigung fan er noch das binzunehmen, 
was Philo von der Inftruction im feientififhen Zach 
fagt welches alles ganz dad Nemliche ift, wie es ſich in 
dem Prieftergrad findet. Eben diefes gilt auch von dem 
Megentengrad 6). Außerdem haben wir aud) noch die 
in dem Nachtrag der Driginalfchriften enthaltenen 

Ä Zeug: 


4) Aechter Illuminat. ©. 122, 
5) Nachtrag der Originalſchr. 1. Abth. S. 106. 
6 Erklaͤt. S. 114. 115. u. f. 





36 Geſchichte 


gearbeiteten ganzen Grad, den er inzwiſchen erhalten 
batte, zu reden. In einem Brief obne Datum ſagt 
ee 9): „Wegen dem ſchon von mir einmal enımorfnen 
Regentengrad berudigen Sie fib. Philo bat ibn im 
Händen , und hat daraus feinen Regentengrad gemacht, 
den auch Mahomet ſchon 6 Monat in Händen hat, 
nicht herausgiebt, und daran beitändig caſtrirt, ob ihn 
gleich ſchon Über 20 Perfonen baben.“* In einem an⸗ 
dern Brief ebenfalls an Cato, auch ohne Datum, heißt 
es 1): „M. Aurel ift Außerft mit den Prieftergrad 
zufrieden; er fchreibt, feine ganze Seele hänge daranz 
weit ſich die beiligften feiner Pflibten in ihm vereinie 
gen: nur münfct er, daß gewiſſe Ausdruͤcke gemildert 
würden. — Im Drden ift dermalen die entſetzlichſte Eri⸗ 
fiö , die nur ſeyn fan, durch Mabomet verurfacht. Die 
fer bat A. — — genen den Prieftergrad anfgebeht, um 
feine Meynung geltend zu machen. A. — — ſchrieb 
mir einen furiofen Brief, daß ich ihn — betrogen habe, 
Die Ausdrüde ſeyen rebelliſch zc. und diefe müßten ge⸗ 
ändert werden. Ich verſprach ihm, um Recht zu haben 
auch dieſes, daß die Ausdräcke follten gemildert, das 
Uebrige aber belaſſen werden; ſchrieb zu dieſem Ende 
an Philo. Hier iſt ein Theil yon deſſen Antwort: Sie 
ſehen, wie ich zu leiden babe! [vermuthlich bat Bhilo 
geant⸗ 


9) Nachtr. 1. Abth. ©. 79, 
V L. c. S. 82. 


38 Geſchichte 


bat es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich 
meine Einſichten vermehrt. Auch F. — — hat fi darüber 
geärgert, auch Epictet, auch alle, melche Philo für fi 
allegirt.” Nachdem Spartacus, obne jedoch die einzele 
nen anftößigen Puncte nahmhaft zu machen, eine Abäns 
"derung für norhuigndig auch ſelbſt in Anfehung Bayerns 
erflärt, und ſich geäußert hatte, daß wenn es übel gehen 
wurde, ſich jedermann aus der Echlinge sieben, und die 
ganze Schuld auf ihn fallen würde, welche er jedoch über» 
nehmen wolle, fo fett er binzu 3): „Uber nur diefes 
bitte ich, wenn ich dereinft durch Die Unvorfichtigfeit unferer 
Leute den Ropf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch 
menigitend, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht 
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne 
Schande befennen fan: daß ih nicht den Vorwurf von 
Unbebutfamfeit, und unflugen unnöthigen Schmähaus: 
druͤcken hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre 
vor vernünftigen Menfchen mit meinem Tode verfiegeln 
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nichts 
obwohl auch ich beym erften Aufſatz wirklich zu grell war; 
alfd erlauben Sie mir, daß er abgeändert werde, und 
dann ftehe ich mit meinem Kopf vor alles.” 

- Unterm 7. Febr. 1783 ſchrieb Epartaeus’ abermals an 
Cato 4) und fagte ben Gelenenheit des Prieftergrades von 


Philo:„Ich wuͤnſche, daß alle Eerimonien, die wuͤrklich 


ein⸗ 
3) Nachtrag, 1. Abth. S. 89. 


=. — 


u” 


4. Seſchicht 


elende Schettiſde Kirtergtad ganz von feiner Compeſi⸗ 
tısa, und euf den Irieterarad ein eden jo elendetr Regen» 
tenzrud; Dot mil es ein dirigerender Grad iſt, Der die 
are Provi .cıal Inſt uct on cꝛtdalt. fo Sndre ich darinn 
niches, ciw.ihe em’äinge micdersrackrige Marimen 
eusgenommes.” a dieſem Trier Elage Erartacus uch 
weiter über Phitors Eitelkeit und Sigenſinn, und fein 
ſchlechtes Betragen g:a.n ibn u, f. f. und ſedt am Ende 
binzu 6): »„ Mir dem allem werde ich idm das Zeunnı 
giben, dab er durch Aumwerbuna wichtiger Leute am den 
Drden große Verdienſte bat: aber auscröem dat er mie 
wenig genügt: bat mir off manches verdorben, die Eine 
Brit meines Yians durch elende Einſchaltungen von uns 
bedeutenden Graden fehr Hark yırdorben.” 


Indeß kamen alle diefe Kritifen über dem Prieſter⸗ 
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn diefe Grade waren 
ſchon ausgerheile. Zrar hatte bereits vorber Mabomer 
manches daran außgefegt 7‘. Allein Spartacus, der an 
feinen Tadel gewohnt war , machte bieraus wenig, mel» 
dere ſolches zwar dem Philo 8° , fchrieb ihm aber auch, 
daß er dafür forgen wolle, daß die Grade fo angenommen 
würden, wie fie Philo verſaßt hätte. Er möge die Orade 

nur 


6) Nachtrag, 1. Abth. ©, 9% 
7 L c ©. 79. 83. 
8, 1, t. @. 2. 


vr,” 
[ 


5 





Ro; Geſchichte 


weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht. 
Wer war froher, als ich? Ich theilte meine Grade ſo 


gewiſſenhbaft als möglich aus,” 


In dem vorhin gedachten Brief des Philo an 
den Cato v:m 20. Tan. 1783 gedenft derfeibe der 
Bepftimmung der übrigen Arcopigiten nicht, meil 
dieſes dem Cato ohnehin befanne mar und noth⸗ 
wendig befannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar 
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). „Auf einmahl 
Ja'ſo bernach, nachdem die Grade ſchon ausgetheilt mas 
ren] ſchickte mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu 
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes 
Zeus, Man verlangte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗ 
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens 
Epartacus darauf, alle Abfchriften ſelbſt au repidiren, 
den Leuten zu fagen, es bätten fi unäckte Zufäge eins 
gefhlihen, um dadurch mich zum Lügner zu machen.” 
Den er hatte die Aechtheit derfelben mir feines Nahe 
mens Unterfchrift atteitirt, wie er vorbin in eben dieſem 
Brief 3) erzählte. Dieſes aber ſchlug Philo ab, und da 


. Epartacus ihm durch einen feiner Untergebenen einen 





beleidigenden Verhaltungsbefehl zuſchickte, auch noch 
Allerley fonft darzwiſchen Fam, fo tratt endlich Philo den 
1. Jul, 1784 gang ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗ 


| richten 
2) Nachtrag , 1. Abth. ©. 107. 
3) 10c. ©. 106. ° 
9'c. ©, 118. 128. Erklaͤr. S. 126 — 136. 
ı \ ’ \ 





der Fhuminaten- Grade, 43 


richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus, durch 
IHuͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden ause 
geſchloſſen. 


Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung 
erteilt haben, wird nirgends gemeldet. Da indeh da& 
Anfinnen des. Spartacus dem Philo bereits den eo. Taırz. 
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge⸗ J 
theilt waren: ſo hat, falls dieſes erſt nach Genehmi⸗ 
gung der Areopagiten geſchehen iſt, die Austheilung be⸗ 
reits im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Philo die Ger 
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgewartet, fon« 
dern foßleich nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus 
die Ausspeilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗ 
ber im Jahr 1782. Denn. in. Monat Auguft hatte er. 
diefe Erlaubniß fon, und damals hatte er den Priefters 
und Regentengrad bereitd an zwey Perfonen gegeben 5). 
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Priefter- 

“und Negentengrad vorgefegte Atteftat ded Philo von 

. 2782 unverdäctig; und es hindert nichts, daß man im 
Jahr 1733 von unächten Zufigen in diefen Graden 
forah: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗ 
fung ſchon geſchehen war. 


- 


Urfprünglich mochte Spartacus wohl nichts an den 
in diefen Graden geäußerten Grundfägen, die ohnehin 
| auch 
| “- 
5) Nachtr. 1. Abth. S. 207. 


44 Geſchichte 
auch von ihn ſelbſt herrährten , auszufegen haben, ſon⸗ 


dern fein Tadel betraff eigentlid nur Die Ceremonien 
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet 


datte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er im 
Rem Brief von 7. Gebr. 17836), wo er fih am umftänd« 


lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Orunde 
fägen. Zwar ſcheint es ihm einige Tage vorber, wie der 
Brief vom 28. Ian. 1783 hemeifet, darüber angſt gewor⸗ 
Den zu fenn, da er etlichemal von Verliehren des Kopfes 
fpriht 7). Er mollte daber auch einiges Ändern 8), e8 
ſcheint aber, er war den 7. Gebr. noch nicht recht ent» 
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Dasgpan den 
nemlichen Cato, nichtö von Abänderung fpricht, fondern 
dieſelbe ſtillſchweigends wieder zuruͤck nimmt, indem er 
will, daß blos die Eeremonien meggelaffen , die Tragen 
aber und die Ancede, welche eigentlich die gefährlichen 
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs 


ſcheinlich verflel er auf den Gedanken der Abänderung 
blos deswegen, weit Einige verfchiebne Ausdrücke für ans 


ſtoͤßig und rebellifch erklärt hatten 1) und als die Mishel« 
ligkeit zwiſchen ibm und Philo größer geworden mar, fo 
| nahm 


6) Nachtr. 1. Abth. © 94. 
7) R. c. und ©. 87. 

8) l.c. ©. 90. 
9)1.c.©.94 » 

D Lc S. 2. 


der huminaten: Grade. 43 


| nahm er diefes zum Vorwand und ſprach von unkchten 
N Zufhgen 2), 


Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und insbes 
fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit ber ik 
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bis⸗ 

“ber fo oft angedognen Anrede: fo wird man tur wenig 
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie here 
feßen, damit fie der Zefer mit einem Blick uͤberſehen könne, 


Nach den Worten der Anrede: deren Befriedigung 
fie nur durch ihn erhalten koͤnnen a3, ſteht bier im Unter⸗ 
. ‚richt der Zufaß, der freylich aus der Luft gegriffen zu ſeyn 

ſcheint: „Es ift unbefchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend 
-fdeinende Band it. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein 
und dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Defpoten, 
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wors 
“sen der Anrede: fene natuͤrlich 5) heißt es im Unterricht 
„Nun wird auch der, welcher an die Geheimniſſe der ges 
woͤhnlichen chriftlidien , von den Pfaffen verunſtalteten 
Religionen nicht glaubt, und welchem man gemiffe darun⸗ 
ser verborgene, noeh größere Seheimniife vorerſt nicht: ent⸗ 
“ bullen 


2) 1.c. ©. 107; 

3) 2. Abth. ©, 44, 
21.0. ©. 88. 

s) lc. ©. 106. 





\n 





46 Geſchichte 


duͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er. 
löfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nah dem Wort der Anrede: angewandte 6) ſteht in 
den Unterriht: » Da entftand dann das berrliche Ding, 
die Theologie, das Pfaffen⸗ und Schurken: Regiment, 
das Pabſtthum, der geiftlide Defpotismus.” 


Nah dem Wort der Anrede: unterdrücken 7) ift in 
dem Unterricht äugefent: „Und ein Mörder, Hurer und 
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befr 
feres Schickſal, als der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗ 


licherweiſe nicht begreiften konnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗ 


teig zugleich ein Stud Sleiich fepn Eonnte.”. -_ 


Spartacud hatte nebit den übrigen Areopagiten, ald 
bie Grade genebmigt wurden, biergegen nichts erinnert; 
fondern das Einzige, mas erinnert worden war, betraf 
die Serimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch 
nachher, als er vom unaͤchten Zuſaͤtzen fprach, erklärte er 
fid nicht, meicde diefelben irnen. Man bat alfo Grund 
zu glauben, er veritebe Darunter die Terimonien im Priefters 
grad, ald gegen welche er ich allein und ausdrücklich erkläre 
batte. Cigentlih mar die ganze Anrede oder der Unterricht 


- im erften Zimmer durchaus anſtoͤßig und rebelliih. Wer 


dieſe 
6) Nabe. 2. Abt, S. 110. 
5) Lc. S. ı, 


L 


” ‚® 
ber Illuminaten-Grade. 47 


verdauen Eonnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen, obige 


\ wenige Zufäße dee Phil auch noch zu verdauen. ⸗ 


Doch ſcheint es, Spattaeus Habe au verſchiedne 
feiner eignen Aeußerungen für gefährlich angefeben: denn 


er fagt ſelbſt 85 er fen beym erften Auffag wuͤrklich zw 
grell geweſen. Meynt er diefe mit, fo war es unbillig 


den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da⸗ 


mals von Abänderung ſprach: fo iR dieſt doch nicht vor⸗ 


genommen worden, wenigftens bis auf den 2, Febr. 1785| 


nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an bie Arco: 
pagiteng) fagter: Man folle dem Ehurkürften vom Pries , 


ſtergrade nichts, als die Inſttuction in Scientifigis vor 
legen; und des Negentengrades gedenft er Har nit; 
Wäre in diefen bepden Graden, infonderheit in dem Prier 
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, fo würde er 
diefe Grade, wenigftend demienigen , deffen ‘er gedenft, 
ganz voraulegen beföblen haben. Selbſt in Anfehung jes 
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſe wohl durchgegangen 
werden, damit fie feine beziebende Stelle enthalte; und 
bep dem Illuminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗ 
fer Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und 
bev dem Hluminatus major, der wie der minor im übris 
gen gana vorgelegt werden folte, müßte die Stelle! 
Pfafe 


ꝙ) Näctrag, 1. Abth. S. 90, Ä 
9) 1. c. ©. 225. 


% 


38 Geſchichte 


bat es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich 
meine Einſichten vermehrt. Auch, F. — — bat ſich daruͤber 
geaͤrgert, auch Epictet, auch alle, welche Philo fuͤr ſich 
allegirt.“ Nachdem Spartacus, ohne jedoch die einzel⸗ 
nen anftößigen Puncte nahmhaft zu machen , eine Abaͤn⸗ 
‘derung fuͤr nothumdig auch felbft in Anfehung Bayerns 
erflärt, und fich geäußert hatte, daß wenn es übel gehen 
murde, fich jedermann aus der Schlinge ziehen, und die 
ganze Schuld auf ihn fallen würde, welche er jedoch übere 
nebmen wolle, fo feßt er binzu 3): „Aber nur diefes 
biste ich, wenn ich dereinft durch die Unvorfichtigfeit unſerer 
£eute den Kopf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch 
wenigſtens, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht 
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne 
Schande befennen Fan: daß ich nicht den Vorwurf von 
Unbebutfamfeit, und unflugen unnötbigen Schmähauss 
druͤcken hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre 
vor vernünftigen Menſchen mit meinem Tode verfiegeln 
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nicht; 
obwohl auch ich beym erſten Aufſatz wuͤrklich zu grell war; - 
alſo erlauben Sie mir, daß er abgeändert werde, und 
dann ftebe ich mit meinem Kopf vor alles.” 

Unterm 7. Gebr. 1783 ſchrieb Spartaeus abermals am 
Cato 4) und fagte ben Gelegenheit des Prieergrades von 


Phil: sch wuͤnſche, daß alle Eerimonien, die wuͤrklich 


' . ein⸗ 
3) Nachtrag, 1. Abth. S. 89. 
4) Nachtrag, 1. Abth. S. 94. 


An 


4e Seſchicht 


elende Schottiſche Nirtergrad ganz von feiner Compofi⸗ 
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben ſo elender Regen⸗ 
tengrad: Doch weil es ein dirigirender Grad iſt, der die 
ganze Provincial Inſtruction enthält, fo andre ich darinn 
nichto,/ etwelche einfäftige niedertraͤchtigze Maximen 
ausgenommen.” In dieſem Brief klagt Spartacus noch 
weiter über Philo's Eitelkeit und Eigenſinn, und fein 
ſchlechtes Berragen gegen ihn u. ſ. f. und fegt am Ende 
binzu 6): „ Mit dem allen werde ich ihm das Zeugniß 
geben, daß er durch Anwerbung wichtiger Leute um den 
Orden große Verdienfte bat: aber. außerdem bat er mie 
wenig genügt: bat mir off mandes verdorben, die Eine 
beit meines Plans durch elende Einſchaltungen von uns 
bedeutenden Graden fehr ſtark Yırdorben.” 


Indeß kamen alle diefe Kritiken über den Prieſter⸗ 
und Regentengrad zu fpät- Denn diefe Grade waren 
fchon auagetheile. Zwar hatte bereitä vorber Mahomet 
manches daran ausgefeßt 7). Allein Spartacus, der an 
feinen Tadel gewohnm war , machte bieraus wenig, mel⸗ 
dete ſolches zwar dem Philo 8\ ſchrieb ihm aber auch 
daß er dafür forgen wolle, daß die Srade fo angenommen 
wuͤrden, wie fie Philo verfaßt hätte. Er möge die Grade 

nur 


6) Rachtrag, 1. Abth. ©, 96. 
7) l. c. ©. 79. 83. 
3,10.@. 2, 


L 


BE 


der Illuminaten⸗Grade. 4 


nur nach feiner Art austheilen. „Dieß that ich, ſagt 
ilo in einem ‚Schreiben an Cato 9), atteſtirte mit 
meines Nahmens Unrerfchrift die Vechtheit der Cabierdz ’ - 
⸗ "und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſtuͤcke, 
wie fie e8 nannten ,- außer DaB zwın Merfonen Eleing 
Einwendungen gegen einzelne Ausdrüde machten, melde 
leicht nach den Focal. Umftänden in jedet Provinz dere 
ändert werden können.” 


Eben fo erzähft auch Phile die Sache in feiner Er⸗ 
klaͤrung 1), nur daß er noch den Umitand von der Ges 
nehmigung der Areopagiten hinzufügt. „Da diefe zau⸗ 
derten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleitet gurüde 
zugeben; fo fchrieh mir Hr. Weishaupt: Es dürfe durch 
Die Faulheit diefer Menſchen das Ganze nicht aufgebalten 
werden; ich ſolle nur, obne weiteres. Bedenken, meige 
Grade, fo wie ich fie ausgearbeitet hätte, einführen. 
‚Endlich fam denn auch die Benfiimmung der Uebrigen ans 
und man ſchickte mir le Grade, ind Reine geſchrieben, 
mit Spartacud. Ordens: Peiſchaft und Chiffer beglau⸗ 
bige zuruͤck. Nur fand man, daß die religiofen Ceremo⸗ 

nien im Schottiſchen Rittergrade ohne Gefahr in katho⸗ 
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen -feyn würden,‘ 
und bedung fi daher aus, dieſe nach den Umſtaͤnden 

weg⸗ 


9) L'c. ©. 1. 
I) ©. 123. 





42 Ä Geſchichte 


weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht, 
Wer war frober, als ich? Ich theilte meine Grade fo 
gewiſſenhaft als moͤglich aus,” 

In dem vorhin gedachten Brief des Philo an 
den Cata v:m 20. Tan, 1783 gedenkt derfeibe der 
Beyſtimmung der uͤbrigen Arcopagiten nicht, weil 
Diefes Drug Cato obnebin befannt war und nord» 
wendig bekannt feyn muſte. Er fagr unmittelbar 
euf die oben mitgetheilte Stelle 2). » Auf- einmabl 
[a’fo bernad, nachdem die Grade ſchon ausgetheilt was 
ren) ſchickie mir Mahomer nicht etwa Anmerkungen zu 
diefen Graden, fondern ganz verändertes verftümmeltes 
Zeug, “Man veriangte, ich follte meine Hefte zurück 
fordern , und als ich mich weigerte, befand wenigſtens 
Epartacus darauf, alle Abfchriften felbft zu revidiren, 

N [Ben Leuten zu fagen, es hätten fib unäckte Zufäge eins 
gefhlihen, um dadurd mich zum Lügner zu machen.“ 
Denn er batte die Aechtheit derſelben mir feines Nabe 
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem 
Brief 3) erzählt. Dieſes aber ſchlug Philo ab, und da 

. Epartacus ihm durch einen feiner Untergebenen einen 
beleidigenden Verbaltungsbefehl zuſchickte, auch noch 
Allerley ſonſt darzwiſchen Fam, fo tratt endlich Philo den 
1. Jul. 1784 gang ab 4) oder wurde, wie andere Nach» 
- richten 
-2) Nachtrag, 1. Abth. ©. 107. | . 
3) l:c. ©. 106. 
91. S. 112. 128. Erklaͤr. S. 126 — 136. 


S 


[2 


der Iluminaten- Grade, "43 


. richten befagen, auf Derlangen des Spartacus, durch 


Huͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden auge 
geſchloſſen. 


Die Zeit, warn die Areopagiten ihre Genehmigung 
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet. Da indeß das 
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den 20 Jan— 
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge⸗ 
theilt waren: fo bat, falls diefes erit nach Genehmir 
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bes 
reits im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Philo die Ges 
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, fon« 
dern fogleich nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus 
die Auseheilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗ 
ber im Jahr 1782. Denn im. Monat Auguft hatte er. 
diefe Erfaubniß fon, und damals hatte er den Priefters 
und Regentengrad bereitd an zwey Perfonen gegebens).. 
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Prieſter⸗ 
und Negentengrad vorgefegte Atteftat des Philo von 
1782 unverdaͤchtig; und es hindert nichts, daß man im 
Jahr 1733 von unaͤchten Zuſaͤhen in diefen Graden 
forah: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗ 
lung ſchon geſchehen mar. 


Urſpruͤnglich mochte Spartacus wohl nichts an den 
in dieſen Graden geaͤußerten Grundſaͤthen, die ohnehin 
auch 

u - . 


5) Nachtr. 1. Abth. ©. 207. 


Sn 


r 


44 Geſchichte 
auch von ihm ſelbſt berräbrten , auszuſetzen haben, ſon⸗ 
dern ſein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien 


und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet 
batte, und ihm nicht gefelen. Wenigſtens ſagt er im 


Rem Brief von 7. Gebr. 17836), mo er ih am umſtaͤnd⸗ 


lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Grunde 
fägen. Zwar ſcheint es ibm einige Tage vorber, wie der 
Brief vom 28. Jan. 1783 deweiſet, darüber angft gewor⸗ 
ben zu fern, da er etlihemal vom Verlichren. des Kopfes 
foriht 7). Er wollte daber auch einiges ändern 9), es 
ſcheint aber, er war den 7. Gebr. no nicht recht ents 
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Dathan den 
nemlichen Cato, nichts von Abänderung fpricht, fondern 
dieſelbe ſtillſchweigendd wieder zuräd nimmt, indem er 
Will, daß blos die Eeremonien meggelaffen , die Kragen _ 
aber und die Anrede, welche eigentlich die gefährlichen 
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs 


ſcheinlich verflel er auf den Gedanken der Abänderung 


blos deswegen, weit Einige verfchiebne Ausdrüde für an⸗ 
ſtoͤßig und rebellifch erflärt hatten 1) und afs die Mishel⸗ 
ligkeit zwiſchen ibm und Philo größer geworden mar, fo 

| nabın 


6 Nachtr. 1. Abth. S. 94. 
7) lI. c. und ©. 87. 

8) L c. ©. 90. 

9) 1.c. ©. 94.. 

D L c' G. 8. 


der IMuminaten:Örade 4 


nahm er diefes zum Vorwand umd ſprach von anächten 
Sufäsen 2). 


Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und insbes 
fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit ber in 
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bis⸗ 
“ der fo oft angesognen Aürede: fo wird man nur wenig 
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie dere 
feßen, damit fie der Lefer mit einem Blick uͤberſehen koͤnne. 


Nach den Worten der. Anrede: deren Befriedigung 
"fie nur durch ihn erhalten koͤnnen 4), ſteht bier im Unter⸗ 
richt der Zuſatz, der freylich aus der Luft gegrigen zu ſeyn 


ſcheint: „Es iſt unbeſchreiblich, wie feR dieß unbedeutend 


ſcheinende Band iſt. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein 
und dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Deſpoten/ 
wenn er ſeine ſchwere Hand darauf legt.“ Nach den Wor⸗ 
“ten der Anrede: fepe natuͤrlich 5) heißt es im unterricht⸗ 
„Nun wird auch der, welcher an die Geheimniſſe der ge⸗ 
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunſtalteten 
Religionen nicht glaubt, und welchem man gewiſſe varuıd= 
ser berborgent, no srößere Orbeimnife vorerſt nicht: ent⸗ 

buͤllen 


2) 1... ©. 107 

3) 2. Abtb. ©. 44 
21.0 ©. 8. 

5) L c. S. 106. 


46 Geſchichte 9 


büden darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er. 
löfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nach dem Wort der Anrede: angewandte 6) ftebt in 
ben Unterricht: » Da entftand dann das berrlihe Ding, 
die Theologie; das Pfaffen: und Schurken : Regiment, 
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ifl in 
dem Unterricht zugeſetzt: „Und ein Mörder, Hurer und 
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein beſ⸗ 
feres Schickſal, ale der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗ 


icherweiſe nicht begreiffen Eonnte, wie ein Stuͤck Mebls 
teig zugleich ein Stud Fleiſch ſeyn Eonnte.”. 


Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ale 
bie Grade genehmigt murden, hiergegen nichts erinnert s 
fondern das Einzige, mas erinnert worden war , betraf 
bie Gerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber auch 
nachher, als er von undchten Zufägen ſprach, erklärte er 
ſich nicht, welche diefelben.feven. Man hat alfo Grund 
ju glauben, er verftehe Darunter die Gerimonien im Priefters 


. grad, als gegen welche er fich allein und ausdrücklich erklaͤrt 


batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht 


- Im erften Zimmer durchaus anftößig und tebelliſch. Wer 


diefe 
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110. 
lc ©, ıu, " 


©“. 
der Illuminaten-Grade. 47 


derbauen konnte, dem Eonnte ed nicht ſchwer fallen, obige 
"* wenige Zufäge des Philo auch noch au verdauen. * 


Doch ſcheint es, Spattaeus habe auch verſchiedne 


feiner eignen Acußerungen für gefährlich angefeben:: denn 
er ſagt felbfi 85 er fen beym erften Aufiag würklich zu 
grell geweſen. Mepnt er diefe mit, fo war es unbillig 
den Philo allein zu befchuldigen. Ob er nun gleich da⸗ 
mals von Abänderung fprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗ 
geriommen worden, wenigftens bis auf den 2. Febr. 1785 
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗ 


pagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfürften vom Prie⸗ 


ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifigis vor⸗ 
legen; und did Regentengrades gedenkt er Har nicht. 
Waͤre in dieſen beyden Graden, infonderheit in dem Prie⸗ 
ſtergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, ſo wuͤrde er 
dieſe Grade, wenigſtens demienigen , deſſen vr gedenkt, 
ganz vorzulegen befohlen haben. Selbſt in Anſehung je⸗ 
ner Inſtruction erinnert er, ſie muͤſſe wohl durchgegangen 
werden, damit fie Beine beziehende Stelle enthalte; und 
bep dem Illgminatus minor mollte er, dad Wort: dumms 
ſter Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und 
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im übris 
gen ganz vorgelegt werden follte, müßte die Stelle! 

Pfafe 


H Näctrag, 1. Abth. S. 90, 
9) 1. c. ©. a5, 


% 


48 Geſchichte 


Pfaffen und boͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗ 
fen wrrden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben 
gleich verangeſchickten Fragen, vornemlich aber Die Anrede, 
waren fo durchaus mir anftäßigen und rebelliſchen Sägen 
angefüllt, dab man mit bloßer Abänderung oder Wegs 


laſſung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen fonntes 


und daher fonnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise 
haupt widerfpricht ſich a!fo felbft, wenn er in dem Vach⸗ 
grag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt ı): Er babe das 
ganze Syſtem mit einigen unbedeutenden Abanderungen 
dem Churfuͤrſten vorsu.egen befoblen. | 

Dietem fteht nicht entgegen, daß Philo erzählt 2) 
Epartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich 
Pbilo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte, 
eingerährt. » Spartacud, fagt er, Nena an binter mei⸗ 
nem Rüden ber mit den von mir angefegten Obern und 
Andern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich 
niche undeurfich gegen fie merfen su laffen, daß er der 
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Grabe bie 
und da durd) biefe £eute einzuführen ; und da Diele Vers 


ſchiedenheit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ. 


antunter der Hand das Geſoraͤch entſtehen, ala muͤſte 
ich wohl die Grade verfälfcht haben, Die aus Bapern 
ge⸗ 


1) Nachtraq, 1. Abth. Su 
2) Erklaͤr. ©. 1%, 


,„ “ 
1A 


der Iunminaten: Grabe 4 


geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich 


der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Dien 


ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein eindiger we 
ſentlicher Grundſatz geändert worden wäre. Spartatus 
durfte nut die Gerimonien eines Grades, von weichen 
er obnedem fein Sreund war, theils weglaſſen, theils aba 


ändern, und hie und da etwas anderf einkleiden: fo war - 


die Verſchiedenbeit offenbar; und dann folgte es von 
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfälfhung auf den Philo 


fallen muſte: denn für Verfaͤlſchung konnte man es anſe⸗ 


ben, wenn, obgleich die Hauptgrundfäge ſtehen geblieben, 
auch nur Einiges in feinen Graden anderſt lautete, ale 
in denen, welcheunmittelbar aus Bayern gekommen warens' 

" - Spartacns fah hinten nad) wohl ein, welchen Nach⸗ 
tbeil ihm der Drieftergrad, und vornemlich die Anrede: 
bringen mufte. Er ſuchte ſich daher megen derfelben anf 
alle moͤgliche Art iu recjtfertigen, nahm etwas weniges/ 


wiewohl bles zum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das 


Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗ 
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter feitiem - 


weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗ 


tigung feiner. Abfichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1497, 


. zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗ 
.. gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch nicht 


ins Licht geftellt war, 


b 3c 


ne is 


so Geſchichte 


„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Dq⸗ 
eument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abtb.] 
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufzunchmenden 
Illuminatus dirigens. Diefer Auffag it kein Brad: er 
entbält blos allein einige gefammelte , flüchtig bingewors 
. fene Ideen su einem Grade , der erſt entworfen werden 
ſollte, aus welchen auch wirklich der Prieſtergrad entflane 
. den if. Die Geſchichte davon if in den Briefen, befons 
dere ©. 103 f. enthalten. [Es find Philo’s Briefe ges 
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abıb.] Aus diefem ers 
fiheint, daß dieſe meine Materialien an Philo zur Eine 
kleidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß folches 
yon ihm wuͤrklich geſchehen fen: daß fein Auffag unter 
den Mitwiffenden cireulirt habe, um die nöthigen Erinne⸗ 
zungen bepzuſetzen, und beliebige Abänderungen gu trefs 
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen 
entitanden find: daß man folden gewaltig audgemuftert 
und durchfirichen babe: daß alfo der neue Brad eine von 
der vorigen ganz verſchiedne ungleich gemäßigrere Form 
müffe erhalten haben , und nach ſolcher durch den Orden 
dertheilt worden ſep. 


Hier laͤßt Spartacus vieles weg, was der Sache eine 


ganz andere Geſtalt giebt. Es gab freplich Streitigkeiten, 
| aber 


3) Erklaͤr ©. 72⸗ 


ber Slluminaten: Grade 51 


aber nur mit Mahomet, deffen Abänderung Spartacüd 
ſelbſt nicht billige. Die Spaltung und der Abtritt des 
Philo erfolgte erft nachher ; als Spartacus ſelbſt und die 
Areopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und 
Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad 
Des Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachher 
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar hie und da · ver⸗ 
theilen; aber die Abaͤnderungen betraffen bie Gtundſaͤtze 


nicht eigentlich. Den neuen Brad machte Spartäcus ud - 
jetzt [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er/ 


wenn et fo Anverfaͤnglich geweſen wäre, als er inſinuiren 
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben habeñ. 
Er fuͤhtt zwar 4) Stellen als einem netten Auffatz an, bei 
er (don 1783 ‚derfertigt haben will. Allein diefe machen 
nur ben Anfahg des Aüfſatzes aus; von welchen man 
nicht geradesu auf das Solgende , und auf das Ganze 
tchließen kan. Werin auch das 5) Stud ſchon 1783 wuͤrk⸗ 
lic) verfaßt worden: fo mar doch das Ganze mod hicht 
ausgearbeitet. Dein 1787 ald Er dei Nachttag dü feitier 


Rechtfertigung fchrieb » wär es noch nicht einmal böllig 


fertig 6). Wäre der ganze Aufſatz verfaßt geweſen: fo 
wuͤrde er ; wie fhon erinnert worden, nicht beföhlen has 
ben, dem Churfuͤrſten von dein Prieſtergtad Hichts, nichts 
Er wWeiter 
4 G. 89. 
5) ©: 89. u. f. 
6) L. ©. 


2°. Befßdichte 


weiter ald bie Inſtruction in Scientificis, und biefe (eich 
mit Ausnahme der bejiebenden teilen vorzuiegen , da 
er den ganzen neuen Brad fo leicht baut: koͤnnen vorlegen 
laſſen, und welcher, als einer der boͤchſten und letzten 
Grade, um fo entſcheidender bewieſen haben wuͤrde, daß, 
wenn ja etwas in den niedern Graden daͤtte bedenklich 
feinen können , foldes am Ende deutlicher entwidelt 
und gehoben worden wäre. Zwar giebt Er vor: er babe 
Die Anrede im Prieftergrad blos um desmillen vorzulegen 
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte des menſch⸗ 
lichen Geſchlechts durch eine fpÄtere beffer geratbene Ges 
(dichte Lin dem vorbin gedachten Aufſah)] erfegt und das» 
durch abofirt worden 7). Auein diefe neue Geſchichte 
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befoblen. 


Daß aber in dem neuen Brad die anftößigen Grund⸗ 
fäne ebenfalls bepbehalten worden, erhellt noch mehr da» 
ber, daß Herr Weishaupt feinen aͤltern Brad, und feine 
fogenannte Anrede an den Illuminatus dirigens noch im« 
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er fich ganz hätte über 
beben können, mern ed wahr geweſen wäre, daß man bep 
mehrerer Einfiht aänzli von jenen Srundfägen, auf 
melche hier alles anfommt , abgegangen und die Anrede 
in dem Drieftergrad abolirt worden ſey IS. 71.) Er em 


zählt davon weiter 8). 
„ Die 


7) Erklaͤr. S. 71. 
8) ©. 73. uf. 


der Tluminatens Grade. 53 


'» Diefer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich, 
wurde bey mie durch folgende Umitinde veranlaßt. Der 
Schottiſche Ristergrad, welcher nad) feiner erften Meſtalt 
nicht von meiner Arbeit iit« gegen welchen ich laut &.67 
biefer Briefe kim Nachtrag, 1. Abth.] proteſtirt babe, 
enthielt verfhiedene abeologifche Aeußerungen undWinke: 
unter andern murden darinn Die Hieroglyphen der Grey 
maurerey auf das Shriftenthum gedeutet. . Diefer Grad 
war nun in andern Provinzen ſchon eingeführt , und die. 
Erktärung nicht febr befriedigend. Gefchebene Dinge‘ 
konnte ich nicht ungefcheben machen. Ich muſte alſo auf 
dieſer einmal eingefuͤhrren Idee fortbauen und fortarbei⸗ 
ten, und durch einen folgenden GOrad den gemachten öeh« 
fer in etwas. gut machen.” 


Dder au arößer mader, wie ed hier wuͤrklich der 
Salt iR. Denn daraus, daß die Hierogfspben auf das 
Chriſtenthum gedeutet werden Fonnten, folgt ohne weites 
tes noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mufte, daß die 
riftliche Religion durchaus verfaͤlſcht, und noch weniger, 
daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gebabt, die 
bürgerficheVerfaffungder Stmaten aufzuheben, die Sürften 
entbehrlich zu machen, u. f. m. wie in den vorgebliden 
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchieht. Uebri⸗ 
gens fagt derfelbe kein Wort davon , daB er die gedachte 
Anrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 1787] fchon für den 
Iiluminatus dirigens, mie Philo oben geaͤußert hat bee 

Kimmt 


44 Gefchichte 


auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen haben, ſon⸗ 
“Bern fein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien 
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingefchalter 
" patte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens fagt er in 
Rem Brief von 7. Febr. 17836), wo er ſich am umſtaͤnd⸗ 
lichſten darüber quslaͤßt, nicht ein Wort von jenen Grund⸗ 

fägen. Zwar ſcheint es ibm einige Tage vorber, wie der 

Brief vom 28. Jan. 1783 deweiſet, darüber angſt gewor⸗ 
den zu fenn, da er etlichemal von Verliehren des Kopfes 

fpriht 7). Er mollte dDaber auch einiges Ändern 8), es 

fcheint aber, er war den 7. Febr. noch nicht recht ente 

f&loffen, weil er in dem Brief von diefem Dathan den 

nemlichen Cato, nichts von Abänderung fpricht, fondern 

dieſelbe ſtillſchweigendd wieder zuruͤck nimmt, indem er 

will, daß blos die Eeremonien meggelaffen , die Kragen 

aber und die Anrede, welche eigentlich die gefährlichen 

Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs 

ſcheinlich verfiel er auf den Gedanken der Abänderung 
blos deswegen, weit Einige verſchiedne Ausdrüde für ans 
Rößig und rebellifch erklärt Hatten 1) und ats die Mishel« 

ligkeit zwiſchen ihm und Philo größer geworden mar, fo 

nabız 


6) Nachtr. 1. Abth. S. Mm. 
y)l.c. und ©. 87. 

s)l.c. S. 90. | 

9) 1.c. ©. 94.. 

DL S. 2. 


46 .. Geſchichte 


buͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Et. 
Iöfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in 
bem Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding, 
die Theologie; das Pfaffen⸗- und Schurken : Regiment; 
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdroͤckten 7) ift in 
bem Unterricht zugeſetzt: „Und ein Mörder, Hurer und 
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befr 
feres Schickſal, als der redliche tugendhafte, der ungluͤck⸗ 
licherweiſe nicht begreifen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗ 
teig zugleich ein Stud Fleiſch feyn konnte.⸗ 


Spartacus hatte nebſt den uͤbrigen Areopagiten, als 
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert; 
fundern das Einzige, mas erinnert worden war , betraf 
bie Gerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch 
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er 
ſich nicht, welche dieſelben ſeyen. Man bat alſo Grund 
zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Prieſter⸗ 
. grad, als gegen welche er ſich allein und ausdruͤcklich erklaͤrt 
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht 
- Am erften Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer 

dieſe 
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110. 
D Lc. S. 111x. 


- de Une 7 u 


[} ® R 
ber Illuminaten⸗Grade. 47 


verdauen konnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen, obige 


*. wenige Zuſaͤtze deö Dbilo auch noch au verdauen. ’ 


Doch fheint es, Spattacus habe auch verſchiedne 
ſeinet eignen Aeußerungen für gefährlich angefehen : denn 


er ſagt felbft 8) er fen beym erften Aufiag wuͤrklich zu 
grell geweſen. Meynt er diefe mit, ſo war es unbillig 


‚den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da» 
‚mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieft doch nicht vor⸗ 
genommen worden, wenigftens bis auf den 2. Gebt. 1785. 


nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an die Areo⸗ 


Pagiteng) fagter: Man ſolle dem Churfürften vom Pries , 


ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifigis vors 
legen; und did Regentengrades gedenft er nar nicht. 
Waͤre in dieſen beyden Graden, infonderheit in dem Prie⸗ 
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, fo wuͤrde er 
dieſe Grade, wenigſtens demienigen , deſſen vr gedenkt, 
ganz vorzulegen befohlen haben. Selbſt in Anſehung je⸗ 
ner Inſtruction erinnert er, fie muͤſſe wohl durchgegangen 
werden, damit ſie keine beziehende Stelle enthalte; und 
bep dem Illuminatus minor wollte er, das Wort: dumms 
ſter Moͤnch folte in: dummſter Menſch verändert, und 
bev dem Hluminatus major, der wie der minor im übrie 
gen ganz vorgelegt werden füllte , müßte die Stelle! 
Pfafe 


8) Naͤchtrag/ ı. Abth. S. 90, 
„lc. ©. 25, 


% 


48 Geſchichte 


Pfaffen und be£fe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, ausgelaſ⸗ 
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demfelhen 
gleich vr raugefidten Fragen, vornemlich aber die Anrede, 


waren fo durchaus mit anftäßigen und rebellifchen Sägen 


angefüllt, daß man mit bloßer Abänderung vher Wege 
Saffung’ einzelner Stellen der Sache nicht helfen konntez 
und daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weide 
haupt miderfpricht ſich a!fo felbft, wenn er in dem Vach⸗ 
rag zu feiner Rectfertigung vorgiebt v): Er babe das 
ganze Sinftem mit einigen unbedeutenden Ablnderungen 
dem Churfuͤrſten vorsuieyen befohlen. 

Dietem ſteht nicht entgegen, daß Philos erzähft 4) 
Spartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich 
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte, 
eingefährt. „Spartacus, fant er, Rena an hinter mei» 
nem Rüden ber mit den von mir angefeßten Obern und 
Andern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wedſeln; ſich 
niche undeutlich gegen fie merken su laſſen, daß er der 
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Grabe hie 
und da durch diefe Leute einzuführen: und da dieſe Vers 
ſchiedenheit in den Graden Einide ſtutzig machte: fo ließ 
man?unter der Hand das Geſoréch entſtehen, ala muͤſte 
ich wohl die Grade verfälfcht haben». Die aus Bapern 

ö0 


1) Nachtrag, 1. Abth. ©. 76, 
2) Erklaͤr. G. 130, 


der Illuminaten⸗Grade. 4 


geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich 
der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Die⸗ 
ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein einziger mes 
fentliher Grundfaß geändert worden wäre. Spartatus 
durfte nur die Cerimonien eines Grades, von weichen 
er obnedem Fein Steund war, theils weglaſſen, theils aba 


ändern, und bie und da etwas anderft einfleiden: fo war 


die Verſchiedenbeit offenbar; und dann folge ed von 
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfälfhung auf den Philo 


fallen mutte: denn für Verfäifhung konnte man es anfee 


ben, wenn, obgleich die Hauptgrundſaͤtze ſtehen geblieben, 
auch nur Einiges in feinen Graden ander lautete, als 
in denen, welche unmittelbar aus Bayern gefommen waren’ 


Spartarud fah binten nach wohl ein, welchen Nach⸗ 
theil ihm der Prieſtergrad, und vornemlich die Anrede 
bringen muſte. Er ſucdte ſich daher wegen derſelben anf 
alle moͤgliche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges, 


wiewohl blos sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das 


Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗ 
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter ſeinem 
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗ 
tigung ſeiner Abfichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1497, 
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗ 


- gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch nicht 


ins Licht geſtellt war. 


d Ich 


— 


RR 


so Geſchichte 


„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Do⸗ 
eument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften a. Abth.] 
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufaunehmenden 
Illuminatus dirigens. Diefer Auffag ift fein Grad: er 
enthält bios allein einige gefammelte , flüchtig hingewor⸗ 
fene Ideen zu einem Grade, der erſt entworfen werben 


ſollte, aus welchen auch wuͤrklich der Prieftergrad entilane 


den il. Die Geſchichte davon ift in den Briefen, befons 
ders ©. 104 f. enthalten. [Es find Philo’s Briefe ge⸗ 
meynt, in dem Nachtrag, 1. Abtb.] Aus diefem ers 
fikeint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eine 
kleidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß folches 
son ihm wuͤrklich gefcheben fen: daß fein Auffag unter 
Den Mitwiffenden cireulirt habe, um die noͤthigen Erinne⸗ 
rungen bepaufegen, und beliebige Abänderungen au trefs 
fen: daß darüber große Streitigfeiten und Spaltungen 
entftanden find: daß man folden gemaltig ausgemuſtert 
und durchftrihen habe: daß alfo der neue Grad eine von 
der vorigen ganz verſchiedne ungleich gemäßigrere Form 
muͤſſe erhalten haben , und nach folcher durch den Orden 
dertheilt worden fen.” 


Hier läßt Spartacus vieles weg, mas der Sache eine 


ganz andere Beftalt giebt. Es sad freplich Streitigkeiten, 
aber 


3) Erklaͤr ©. 72, 


ber Slluminäten: Grade. 51 


aber nur mit Mahomet, deſſen Abänderung Spartacüs 
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des 
Philo erfolgte erft nachher ; als Spartacus ſelbſt und die 
Hreopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und 
Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad 
bes Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachher 
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar hie und da ver⸗ 
theilen; aber die Abuͤnderungen betraffen bie Grundſaͤtze 
nicht eigentlich. Den neuen Grad machte Spartäius auch 
jetzt 11787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er⸗ 
wenn er fo unverfaͤnglich geweſen wäre, als er inſinuiren 
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehöben haben: 
Er führe zwar 4) Stellen aüs einem neuen Auffag an, del 
er fhon 1783 derfertigt haben will. Allein diefe machen 
nur den Anfang des Aufſatzes aus; von welchemn maͤn 
nicht geradezu auf das Folgende, und auf das Ganze 
ſchließen fan. Wenn auch das 5) Stud ſchon 1783 wuͤrk⸗ 
lich verfaßt worden: fo mai doch das Ganze och hicht 
ausgearbeitet. Dein 1787 als Er den Nachttag dü feiner 
Rechtfertigung fehrieb , wär es noch hicht einmal voͤllig 
fertig 6). Wäre der ganze Aufſatz verfaßt gewefen: (6 
wuͤrde er , wie ſchon erinnert wotden, nicht beföhlen has 
ben, dem Ehurfürften von dem Vrieſiergtad Hichts, nichts 
ir — wbeitet 


4) ©. 85. 
5) ©: 89. U. f. 
61. €. 


4 


42 Geſchichte 


weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht, 
Wer war froher, als ich? Ich theilte meine Grade ſo 


gewiſſenhaft als moͤqlich aus,” 


In dem vorhin gedachten Brief des Philo an 
den Cato v:m 20. Jan. 1783 gedenkt derſelbe der 
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nicht, weil 
Diefed dem Caro ohnehin befanne mar und noth⸗ 
wendig bekannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar 
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). „Auf einmahl 
Ja'ſo hernach, nachdem die Grade ſchon ausgetheilt was 
ren} ſchickie mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu 
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes 
Zeug, "Man ver!angte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗ 
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens 
Spartacus darauf, alle Abſchriften ſelbſt zu revidiren, 
den Leuten zu ſagen, es hätten ſich unaͤchte Zuſaͤtze eins 
geſchlichen, um dadurch mich zum Luͤgner zu machen. ” 
Denn er batte die Aechtdeit derfelben mit feines Nah⸗ 
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem 
Brief 3) erzählt: Diefee aber ſchlug Philo ab, und da 


. Epartucus ihm durch einen feiner Untergebenen einen 


befeidigenden Verhaltungébefehl zuſchickte, auch noch 
Allerley ſonſt darzwiſchen kam, ſo tratt endlich Philo den 
1. Jul. 1784 ganz ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗ 
richten 
2) Nachtrag, 1. Abth. ©. 107. | 
3) 1:c. ©. 106. 
9. S. 118. 128. Erklaͤr. S. 1726 — 136. 


n 





der INuminaten- Grade, 43 


richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus, durch 
Huͤlfe, zweyer anderer Jlluminaten von dem Orden auge 
geſchloſſen. 


Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung 
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet. Da indeß das 
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Jar. 
1783 befannt mar, die Grade aber vorher fhon ausge⸗ 
theilt waren: fo bat, falls diefes erit nach Genehmi⸗ 
gung der Areopagiten geſchehen ift, die Austheilung bes 
reits im Jahr 1782 Statt debabt. Hat Philo die Ger 
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, ſon⸗ 
dern fie nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus 
die Auseheilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗ 
ber im Jahr 1782. Denn. im Monat Auguft hatte er 
diefe Erlaubniß ſchon, und damals batte er den Priefters 
und Regentengrad bereits an zwey Prrfonen gegebens).. 
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Priefter- 
und Negentengrad vorgefegte Atteſtat des Philo von 
. 1782 unverdächtig; und es hindert nichts, daß man im 
Jahr 1733 von unichten Zuſaͤhen in diefen Graden 
ſorach: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗ 
lung ſchon geſchehen mar. 


- 


Ursprünglich mochte Spartacus mohl nichts an den 
in diefen Graden geaͤußerten Grundfägen, die ohnehin 
. uch 
5) Nachtr. 1. Abth. ©. 207. 








78 | Geſchichte 


hat es erſchrecklich verdorben, und ſeithero haben ſich 
meine Einſichten vermehrt. Auch F. — — hat ſich Darüber 
geaͤrgert, auch Epictet, auch alle, welche Philo fuͤr ſich 
allegirt.“ Nachdem Spartacus, ohne jedoch die einzel⸗ 
nen anſtoͤßigen Puncte nahmhaft zu machen, eine Abaͤn⸗ 
derung fuͤr nothundig auch ſelbſt in Anſehung Bayerns 
erklaͤrt, und ſich geäußert hatte, daß wenn es übel gehen 
wuͤrde, ſich jedermann aus der Schlinge ziehen, und die 
ganze Schuld auf ihn fallen wuͤrde, welche er jedoch uͤber⸗ 
nehmen wolle, fo ſetzt er binzu 3): „Aber nur dieſes 
biste ich, wenn ich dereinſt durch die Unvorſichtigkeit unſerer 
Leute den Kopf verlieren fol: fo erlauben fie mir doch 
wenigſtens, daß ich mich vor der vernünftigen Welt nicht 
zu ſchaͤmen habe: daß ich mich zu meinem Verbrechen ohne 
Schande befennen Fan: daß ich nicht den Vorwurf von 
Unbeburfamfeit, und unflugen unnöthigen Schmähauss 
druͤcken hören muß: daß ich meine Lehre mit aller Ehre 
vor vernünftigen Menfchen mit meinem Tode verfiegeln 
fan. Das Könnte ich aber bey Philo’s Anrede nicht; 
obwohl auch ich beym erften Aufſatz wuͤrklich zu grell war; 
alſo erlauben Sie mir, daß er abgrändert werde, und 
dann ftebe ich mit meinem Kopf vor alles.” 

Unterm 7. Febr. 1783 ſchrieb Epartacus abermals an 
Cato 4) und fagte hen Gelegenheit des Prieftergrades von 
Phil: » Ich wuͤnſche, daß alle Cerimonien, die würflich 

ß 

3) Nachtrag, 1. Abth. ©. 89. ein 

4) Nachtrag, 1. Abth. S. 94. 


⸗ 





der Inulinaten- Grabe: 39 


einfältig und unbedeutend find, hinweg bfeiben, und die» 
fer Grad außer den vorber aufzuictenden Fragen, det 
Anrede [Er mennt die Anrede ded Philo, oder den von 
diefem fo benennten Unterricht im erften Zimmer, welche 
bleiben foüte, weil er noch nicht gewiß war, Was und 
mie viel er eigentlich darinn ändern wollte, foiches auch 
in der kurzen Zeit vom 28. Jan. bis zum 7. Gebr. nicht 
wohl hatte geſchehen können ] und dem Unterricht im 
Scientififchen nichts meiter enthalte ; auch die Kleidung ift 


“ einfältig: wie viel &eld gebe dabey verlohren! Ich bie 


der Mepnung, daß die Priefter außer einem Elcinen rothen 
Kreutz auf der linken Seite des Rocks nichts tragen füllen : 
oder höchften#ein kurzes bis an die Hüfte reichendes wei⸗ 
Bes Scapulier ader Bruſtfleck unter dem Rod, auf wel⸗ 
chem das rothe Kreutz angebracht it. Der Decanus uns 
terfcheidet fi) Durch ein größers Kreutz, oder traͤgt ſolches 
ganz allein. Philo ſteckt voll ſolcher Narrheiten, welche 
ſeinen kleinen Geiſt verrathen. Den Regentengrad habe 
ih nicht gemacht, oͤbwohl beynahe alles von mir iſt. 
Er it ungleih wichtiger, als der Prieftergra): und 
bier fiebt man, mie wenig Philo im Soſtem arbeitet. 
Anftatt dab die Grade, je höher fie find, um fo 
wichtiger werden follen, um fo ſclechter werden fie 
ben ihm. Auf den Illuminatus major 5) folgt der 
. vo. elende 


5) Man fehe ihn in dem Achten Illuminaten. © 
133 — 212. 


ar Geſchichth 


elende Schottiſche Nirtergrad ganz von feiner Compofſi⸗ 
tion, und auf den Prieitergrad ein eben fo elender Regen⸗ 
tengrad; do weil ea ein dirigirender Grad ifl, der die 
Hanse Proviscial Inftruct:on enthält, fo Andre ich darinn 
nichts, etwelche einfältige niederträchtige Marimen 
ausgenommen.” In dıefem Brief klagt Spartacus noch 
weiter über Philo's Eitelkeit und Cigenfinn, und fein 
ſchlechtes Berragen gegen ihn u. f. f. und ſetzt am Ende 
binzu 6): „» Mit dem allen werde ich ıbm das Zeunniß 
geben, daß er durch Anwerbung wichtiger Leute um den 
Drven große DVerdienfte hat: aber, außerdem bat er mie 
wenig genägt: bat mir off mandes verdorben, die Eine 
beit meines Plans durch elende Eınfbaltungen von uns 
bedeutenden Graden ſehr ſtark verdorben. 


Indeß kamen alle dieſe Kritiken uͤber den Prieſter⸗ 
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn dieſe Grade waren 
ſchon ausgetheiit. Zwar hatte bereits vorber Mahomet 
manches daran ausgeſetzt 7). Allein Spartacus, der an 
feinen Tadel gewohn war, machte bieraus wenig, mel⸗ 
dete lolches zwar dem Philo 8\ » ſchrieb ihm aber audr 
daß er dafuͤr forgen wolle, Daß die Grade fo angenommen 
wurden, wie fie Philo verfage hätte. Er möge die Orade 

nur 


6) Rabtrag, 1. Abth. ©. 96. 
7) l. c ©. 79. 83. 
d, l. c. G. 42. 


der Illuminaten⸗Grade. 4t 


nur nach ſeiner Are austheilen. „Dieß that ich, fast 


— Silo in einem Schreiben an Cato 9), attefirre mit 


meines Nahmens Unterſchrift Die Rechthet der Cabierdy ' - 


und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſtuͤcke, 


wie fie es nannten, außer daß zwey Verſonen kleine 
Einwendungen gegen einzelne Ausdruͤcke machten, welche 
leicht nad den Local- Unftänden in jedet Provinz vere 
ändert werden fünnen.” 


Eben fo erzähft auch Phile die Sache in feiner Er⸗ 
Elärung 1), nur daß er noch den Umland von der Ges 
nebmigung der Areopagiten hinzufuͤgt. „ Da diefe zau⸗ 
derten, die Hefte von ihren Anmerfungen begleitet zuruͤck⸗ 
zugeben; fo fchrieh mir Hr. Weishaupt: Es duͤrfe Durch 
Die Faulheit dieſer Menſchen das Ganze nicht aufgebalten 
merden; ich ſolle nur, obne weiteres Bedenken, meige 
Grade, fo wie ich fie ausgearbeitet hätte, einführen. 


Endlich fam denn au die Beyſtimmung der Uebrigen ans 


und man ſchickte mir ae Grade , ind Reine geſchrieben, 
mit Spartacus Drdens: Peiſchaft und Chiffer beglaus 
bige zucuͤck. Nur fand man, daß die religiofen Ceremo⸗ 
nien ım Schottiſchen Rittergrade ohne Gefabr in katho⸗ 
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen ſeyn würden, 
und bedung ſich daher aus, Ziefe nach den Umſtaͤnden 

weg⸗ 


9) 1.c. ©. 106. 
1) ©. 122. 





Pe Gefſchichte 


meginffen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht, 
Wer mar frober, als id? Ich theilte meine Grade fo 
- gereiffenbaft als moͤglich aus,” 

In dem vorhin gedachten Brief des Philo an 
den Cato vem 20. Tan, 1783 gedenft derſelbe der 
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nit, weil 
dieſes drug Cato ohnehin bekannt war und "notd» 
wendig bekannt ſeyn mufe. Cr ſagt unmittelbar 
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). Auf einmabl 
la’fo bernad, nachdem die Grade fhon ausgerbeilt ma» 
ren] ſchickte mır Mahomer nit etwa Anmerkungen zu 
diefen Graden, fondern ganz verändertes verftümmeltes 
Zeug, Man veriangte, ich follte meine Hefte zurück» 
fordern, und ald ich mich weigerte, befand wenigſtens 
Spartacus darauf, alle Abfchriften felbft au repidiren, 

\ "Ben Leuten zu fagen, es hätten ſich unäckte Zufäne eins 
geſchlichen, um dadurch mich zum Lügner zu maden.” 
Dein er batte die Aechtheit derfelben mir feines Nahe 
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem 
Brief 3) erzähle. Diefes aber ſchlug Philo ab, und da. 
. Epartacus ibm durch einen feiner Untergebenen einen 
beleidigenden Verhaltungébefehl zuſchickte, auch noch 
Allerley ſonſt darzwiſchen kam, ſo tratt endlich Philo den 
1. Jul. 1784 sang ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗ 
2 richten 
-2) Nachtrag, 1. Abth. ©. ı07. | 
3) l:c. ©, 106. 
».c S. 118. 128. Erklaͤr. & 126 — 136. 


h 





der Aluminatern-Grade, 43 


richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus, durch 
A Hülfe, zweyer anderer Jluminaten von dem Orden auge 
eeſchloſſen. 


Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung 
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet, Da indeß das 
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Gar. 
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge⸗ 
theilt waren: fo bat, falls dieſes erit nach Genehmis 
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bes 
reitd im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Philo die Ger 
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, fon« 
dern foßleih nach erhaltner Erlaubnig des Spartacus 
die Austheilung vorgenommen: fo fällt diefes noch früs 
ber im Jahr 1782. Denn in. Monat Auguft hatte er 
dieſe Erlaubniß ſchon, und damals batte er den Prieſter⸗ 
und Regentengrad bereits an zwey Perjonen gegeben 5). 
In beyden Fällen ift das dem hier gedrudten Priefterr. 
und Negentengrad vorgefehte Atteftat des Philo von 
1782 unverdächtig; und es hindert nichts, daß man im 
Jahr 1733 von unaͤchten Zufigen in diefen Graden 
ſyrach: denn das gefhah hintennach, als die Austheis 
fung fhon geſchehen war. 


Urfprünglih niochte Spartacus wohl nichts an den 
in diefen Graden geaͤußerten Grundfägen, die ohnehin 
. auch 


5) Nachtr. 1. Abth. S. 207. 


r 


44 Geſchichte 


auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen haben, ſon⸗ 
dern ſein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien 
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet 
batte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er in 
dem Brief von 7. Febr. 17836), mo er ſich am umſtaͤnd⸗ 
Tichften darüber ausläßt, nicht ein YBort von jenen Grunde 
fägen. Zwar ſcheint es ibm einige Tage vorber, mie der 
Brief vom 28. Jan. 1783 hemeifet, darüber angft gewor⸗ 
den zu fenn, da er etlichemal vom Verliehren des Kopfes 
ſpricht 7). Er mollte daher auch einiges Ändern 8), es 
ſcheint aber, er war den 7. Zebr. noch nicht recht ent» 
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Dampan den 
nemlichen Eato , nichts von Abänderung fpricht, fondern 
dieſelbe ſtillſchweigends wieder zurad nimmt , indem er 
will, daß blos die Ceremonien meggelaffen , die Kragen 
aber und die Anrede, melde eigentlich die gefährlichen 
Dinge entbalten, bepbehatten werden follen 9). Wahr⸗ 


ſcedeinlich verfiel er auf den Gedanken der Abänderung 


5108 deswegen, weit Einige verſchiedne Ausdrüde für ans 
Rößig und rebellifch erklärt hatten 1) und afs die Miöbele 
ligkeit zwiſchen idm und Philo größer geworden mar, fo 

| nahm 


6) Nachtr. 1. Abth. S. 94. 
7) l. c. und ©. 87. 

gl. c. ©. 90. 

9)1.c. ©. 94.. 
’ıc®&. 9m. 


der huminatenGrade 43 


nahm er diefes zum Vorwand und ſprach von unächten 
N Zufhnen 2). 


Vergleicht man abet bes Philo Arbeit, und insbes 
Ä fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit der in 
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltchen und bis⸗ 

her fo oft angedognen Anrede: fo wird man nur wenig 
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fle dere 
fenen, damit fie der Lefer mit einem Blick uͤberſehen könne, 


Nach den Worten der Anrebe : deren Befriedigung 

‘fie nur durch ihn erhalten Eönnen 4), fieht bier im Unter⸗ 
‚sicht der Zufag, der freylich aus der Luft gearigen zu ſeyn 
ſcheint: „Es iſt unbeſchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend 
ſcheinende Band iſt. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein 
and dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Deſpoten / 
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wot⸗ 
“ten der Anrede: ſehr natuͤrlich 5) beißt es im Unterricht: 
„Nun wird audy der, welcher an die Geheimniſſe der ge⸗ 
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunflalteten 
Religionen nicht glaubt, und welchem man gemiffe varuıd» 
ter verborgene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht: ent⸗ 
| buͤnlen 


) IL. c. ©, 107. 

3) 2. Abth. ©. 4% 
ꝓ L. c. ©. . 

5) le. G. 106, 


46 Geſchichte 


duͤllen darf doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗ 
löfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) ſteht in 
bem Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding, 
die Theologie; das Pfaffen: und Schurken : Regiment; 
das Pabftthum , der geiftlihe Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7 iſt in 
bem Unterricht zugeſetzt: „Und ein Mörder, Hurer und 
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs 
feres Schickſal, ala der redliche tugendhafte, der ungluͤck⸗ 
icherweiſe nicht begreiffen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehls 
teig zugleich ein Stüd Fleiſch ſeyn Fonnte., + 


| Spartacus batte nebſt den übrigen: Areopagiten, als 
die Grade genehmigt murden, hiergegen nichts erinnert; 
fondern. das Einzige , was erinnert worden war, betraf 
bie Gerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber auch 
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er 
ſich nicht, welche dieſelben ſeyen. Man hat alſo Grund 
zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Priefters 
. grad, als gegen welche er fich allein und ausdruͤcklich erklärt 
batte. Eigentlich mar die ganze Anrede oder der Unterricht 
- Am erften Zimmer durchaus anftößig und rebellifch: Wer 
dieſe 

6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110. 
1.06, III. 


. ® 
der Illuminaten⸗Grade. 47 


verdauen konnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen,-obige 


* wenige Zufäße deö Philo auch noch au verbauen. ‘ 


Doch ſcheint es, Spattaeus babe auch verſchiedne 


. feiner eignen Aeußerungen für gefährlich angefeben : denn 
er fagt ſelbſt 83 er fen beym erften Aufiag mürklich zu 
grell gewefen. Meynt er diefe mit, fo war es unbillig 
‚den Philo alein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da» 
mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗ 
genommen morden, wenigftens bis auf den 2. Febt. 1785 
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗ 


pagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfuͤrſten vom Prie⸗ 


ſtergrade nichts, als die Inſttuction in Scientifigis vor⸗ 
legen; und Dis Regentengrades gedenkt er gar nicht. 
Waͤre in dieſen beyden Graden, inſonderheit in dem Prie⸗ 
ftergrad alles Anftößige ausgemerzt geweſen, fo wuͤrde er 
diefe Grade, wenigftend demienigen , deflen er gedenkt, 
ganz voraulegen befohlen haben. Selbft in Anfehung jes 
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſſe wohl dDurchgegangen 
werden, damit fie Beine beziebende Stelle enthalte; und 
bep dem Illuminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗ 
fer Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und 
bev dem Hluminatus major, der mie der minor im übris 
gen sans vorgelegt werden ſollte, muͤſte die Stelle! 

Pfafe 


8) Nädtrag, 1. Abth. S. 90. 
9). c. ©. 225, 


% 


« 


her 


48 Geſchichte 


Pfaffen und boͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, atitgelafe 
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben 
aleich verangeſchickten Sragın, vornemlich aber die Anrede, 


waren fo durchaus mit anftäßigen und rebelliſchen Sägen 


angefuͤllt, daß man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗ 
laſſung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte; 
und daher Fonnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise 
haupt miderfpricht ſich alſo ſelbſt, wenn er in dem Yıachs 


- grag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt ı): Er babe das 


ganze Enftem mit einigen unbedeutenden Abinderangen 
dem Epurfärften vorsuienen befoblen. * 

Dietem fteht nicht entgegen, daß Phild erzählt 4) 
Spartacus dabe neue Grade bald nachher, als nemlich 
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte, 
eingefuͤhrt. » Spartacus, ſagt er, ſiena an hinter mei⸗ 
nem Rüden ber mit den von mir angefeßten Obern und 
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich 
nicht undeutlich gegen fie merfen zu laffen, daß er der 
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Gkade bie 
und da durch diefe Leute einzuführen; und da Diele Vers 
ſchiedenheit in den Graden Einige Rugig machte: fo ließ 


iman!unter der Hand das Befpröch entſtehen, ala muͤſe 


ich wohl die Grade verfhlfcht haben, Die aus Baperm 
ge 


1) Rachtrag, r. Abth. S. 76, 
2) Erklaͤr. G. 19, 


der Illuminaten-⸗Grade. 4 


gefchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daber bekanntlich 


- per Orden zuerſt in unfre Gegenden gekommen ſey.“ Die⸗ 


ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein eindiger we⸗ 
ſentlicher Grundſatz geändert worden wäre: Spartatus 
durfte nur die Cerimonien eines Grades, vor weichen 
er obnedem Fein Steund war, theild rweglaffen, theils aba 


ändern, und bie und da etwas anderſt einfleiden: fo war 


die Verſchledenbeit offenbar; und dann folge ed von 
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfälfhung auf den Philo 


fallen mufte : denn für Verfärfchung Eonnte man es anfee 


ben, wenn, obgleich die Hauprarundfäge Heben geblieben) 
auch nur Giniges in feinen Graden anderſt lautete, als 
in denen, welche unmittelbar ausBayern gekommen waren. 


N 


Spartachs fah birtten nach wohl ein, Welchen Wache 


tbeil ihm der Prieſtergrad, und vornemlidy die Anrede: 


bringen mufte. Er ſucdte fih daher meden derfelben anf 


alle möglıche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges, 


wiewohl blos zum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das 


Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ges’ 


fegten Aeußerungen. Dirfes geſchah in dem unter feitiem - 


weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfers 
tigung ſeiner Abſichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1797, 


zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht herausa 


. . gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch niche 
ins Licht geſtellt war, 


b Ich 


— ⸗ 
—— — ⸗— ⸗ 


4 Gefchichte 


weglnſſen au dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht, 
Wer mar frober, als ih? ch theilte meine Grade fo 
2. gewiſſenhaft als möglich aus,” 

In dem vorhin gedachten Brief des Pbilo an 
den Cato vom 20. Tan, 1783 gedenft derfelbe der 
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nicht, weil 
Diefes drin Cato ohnehin bekannt mar und noth⸗ 
wendig bekannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar 
auf die oben mitgetheilte Etelle 2). » Auf- einmahl 
la’fo hernach, nachdem die Grade ſchon ausgerbeilt wa⸗ 
ren] ſchickite mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu 
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes 
Zeug, “Man verlangte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗ 
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens 
Spartacus darauf, alle Abſchriften ſelbſt zu revidiren, 

N" den Leuten zu ſagen, es haͤtten ſich unaͤchte Zufäge eins 

| gefhlihen, um dadurch mich zum £ügner au machen.” 

Denn er batte bie Archtbeit derfelben mit feines Nahe 

mens Unterfchrift atteitirt, mie er vorbin in eben dieſem 

Brief 3) erzählt. Diefed aber ſchlug Philo ab, und da 

. Epartacus ihm dur einen feiner Untergebenen einen 
beleidigenden Verhaltungébefehl zuſchickte, auch noch 

Allerley ſonſt darzwiſchen kam, ſo tratt endlich Philo den 

1. Zul. 1784 ganz ab 4) oder wurde, wie andere Nach⸗ 

richten 


’ 


2) Nacdhtrag, 1. Abth. ©. 107. 
3) 1! c. ©. 106. 
9.c S. 118. 128. Erklaͤr. S. 126 — 136. 


n 





der Itfluminaten⸗Grade. 43 


richten beſagen, auf Verlangen des Spartaeus, durch 
Huͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden auge 


geſchoſſen. 


Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung 
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet, Da indeß das 
Anſinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Gar, 
1783 befannt war, die Grade aber vorher fchon ausge 
theilt waren: fo bat, falls dieſes erit nach Genehmi⸗ 
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bes 
reits im Jahr 1782 Statt dehabt. Hat Philo die Ges 
nebmigugg der Areopagiten aber nicht abgewartet, fon« 
dern fogteich mach erhaltner Erfaubnig des Spartacus 
die Austheilung vorgenommen: ſo faͤllt dieſes noch fruͤ⸗ 
her im Jahr 1782. Denn im. Monat Auguft hatte er 
diefe Erlaubniß ſchon, und damals batte er den Priefters 
und Regentengrad. bereitd an zwey Perfonen gegebens).. 
In beyden Faͤllen iſt das dem hier gedrudten Priefterr 
und Negentengrad vorgefegte Atteſtat des Philo von 


. 2782 unverdaͤchtig; und es hindert nichts, daß man im 


Jahr 1733 von unaͤchten Zufägen in diefen Graben 
forah: denn dad geſchah bintennach, als die Austhei⸗ 
lung ſchon geſchehen war. 


Urfprünglich mochte Spartacus wohl nichts an den 
in diefen Graden geäußerten Grundfägen, die obnebin 
auch 


5) Nachtr. 1. Abth. ©. 207. 


an 


4 


der Iluminaten⸗Grade. 43 


nahm er diefes zum Vorwand und fprach von unächten 
Sufänen 2). 


Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und insbes 
fondere den Unterricht in dem erften Zimmer, mit der in 
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bis⸗ 


ber fo oft angedognen Anrede: fo wird man nur wenig 


Aufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie here 
feßen, damit fie der Leſer mit einem Blick uͤberſehen könne, 


Nach den Worten der Anrede: deren Befriedigung 
fie nur durch ihn erhalten Eönnen 47, fleht bier im Unter⸗ 
richt der Zufag, der frenlich aus der Luft gegrigfen zu ſeyn 
ſcheint: „Es ift unbefchreiblich, mie feſt dDieß unbedeutend 


ſcheinende Band ik. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein 


und dergl. find die Fräftigften Maſchinen des Defpoten, 
wenn er feine fchwere Hand darauf legt.” Nach den Wor⸗ 


“gen der Anrede: ſeht natuͤrlich 5) beißt es im Unterrichts 


„Nun wird auch der, welcher an die Seheimniffe Der ges 
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunitalteten 
Religionen nicht glaubt, und welchem man gewiſſe varuı« 
ter verborgene, noch größere Geheimniſſe Horerit nicht! ent⸗ 

\ buͤllen 


a)1.c. ©. 107. 

3) a. Abtb. ©. 44 
21.0. ©. 88. 

s) lc. © 106, 





der Iluminatens Grade. 4 


geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich 
der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Dies 
ſes alles fonnte geſchehen, ohne daß auch ein eindiger mes 
fentliher Grundfa geändert worden wäre. Spartatus 

durfte nur die Cerimonien eines Grades, von weichen 

er obnedem Fein Steund. war, theild rbeglaffen, theils abe 


ändern, und hie und da etwas anderk einfleiden: fo war 


die Derfdiedendeit offenbar; und dann folgie ed von 
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo 


fallen muſte: denn für Verfärfchung konnte man es anſe⸗ 


ben, wenn, obgleich die Hauprarundfäge Heben geblieben, 
auch nur Einiges in feinen Graden anderft lautete, als 
in denen, welheunmuttelbar ausBapern gekommen waren. 


"Spartacnd fah hinten nach wohl ein, welchen Nach⸗ 
tbeil ihm der Prieftersrad, und vornemlich die Anrede ' 
bringen muſte. Er ſuchte. fid) daher meden derfelben anf 
alle möglıche Art zw redytfertigen, nahm etwas weniges, 
ö wiewohl blos zum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das 
Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗ 
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter feitiem - 
weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗ 
tigung ſeiner Abfichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 17977 
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗ 


gegeben hatte, und manches vor dem Publieo noch niche 


ins Licht geſtellt war. 


d | Id 


ar Geſchichth 


elende Schottiſche Rirtergrad ganz von ſeiner Compoſi⸗ 
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben fo elender Regen⸗ 
tengrad; doch weil ea ein dirigirender Grad if, der die 
Hanse Vrovi;cial Inftruct:on enthält, fo Andre ich darinn 
nichts, etwelche einfältige niedertraͤchtige Marimen 
ausgenommen.” In diefem Brief klagt Spartacus noch 
weiter über Philo's Eirelfeit und Cigenfinn, und fein 
ſchlechtes Berragen gegen ihn u. ſ. f. und fegt am Ende 
binzu 6): „ Mit dem allenı werde ich ıbm das Zeunniß 
geben. daß er durch Anwerbuna w:chtiner Leute um den 
Drden große Verdienfte bat: aber, außerdem bat er mie 
wenig genäßt: bat mir oft mandyes verdorben, die Eine 
beit meines Plans durch elende Eınfdaltungen von uns 
bedeutenden Graden ſehr ſtark verdorben. 


Indeß kamen alle dieſe Kritiken uͤber den Prieſter⸗ 
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn dieſe Grade waren 
ſchon ausgetheilt. Zwar hatte bereita vorber Mahomet 
manches daran ausgeſetzt 7). Allein Spartacus, der an 
feinen Tadel gewohnt war, machte bieraus wenig, mel⸗ 
dete ſolches zwar dem Philo 8° ſchrieb ihm aber auch/ 
daß er daflir forgen wolle, daß die Grade fo angenommen 
wuͤrden, wie fie Philo verfaßt hätte. Er möge die Orade 

nur 


6) Rachtrag, 1. Abth. ©. 96. 


7) l. c. ©. 79. 83. 
8, L. c. G. 42. 


— | — — 





der Illuminaten⸗Grade. 4t 


nur nach ſeiner Art austheilen. „Dieß that ich, ſagt 

7 Phalo in einem Schreiben an Cato 9), atteſurte mit 

E meines Nahmend Unterſchrift Die Rechthet der Gabierd; - - 

und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſuͤcke, 
wie fie es nannten, außer daß zw.n Derfonen kleine 
Einwendungen gegen einzelne As -drüte machten, melde 
leicht nad den Local-Umftänden in jedet Provinz ver⸗ 
ändert werden koͤnnen.“ 


Eben fo erzähft auch Phils die Sache in feiner Er⸗ 
Flärung 1), nur daß er noch den Umiland von der Ges 
Bebmigung der Areopagiten hinzurägt. , Da diefe zau⸗ 
derten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleiten zurüds 
zugeben; fo ſchrieb mir Hr. Weichaupi: Cs dürfe dus 
Die Faulheit dDiefer Menſchen dae Ganze nicht aufgebalten 
werden; ich ſolle nur, ohne weiteres Bedenken, meige 
Grade, fo wie ich fie aus zearbeitet baͤtte, einführen, 
Endlich kam denn auf Me Ferkimmung der Uebrigen an, 
und man ſchickte wir alle Grade, ind Reine arſchrieben, 
wit Soartacus Driens: Perihart und Chiffrr beglau⸗ 
bige zu:üd. Yıor fand man, daß die re'igiofen Ceremca 
nien ım Schottiſchen Rutergrade obne Gefabr in kathe⸗ 
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen fern mwärden, 
u2d betuns ſich daher aus, dieſe nach den Umſtaͤnden 

weg⸗ 


1 I. c. ©, 106. 
1) ©, 123. 


Er er 


der Itluminaten-Grade. 43 


richten beſagen, auf Verlangen des Spartacus durch 
Huͤlfe, zweyer anderer Illuminaten von dem Orden ause 


geſchloſſen. 


Die Zeit, wann die Areopagiten ihre Genehmigung, 
ertheilt haben, wird nirgends gemeldet, Da indeß das 
Anfinnen des Spartacus dem Philo bereits den eo. Jar, 
1783 befannt war, die Grade aber vorher ſchon ausge⸗ 
theilt waren: fo bat, falls dieſes erit nach Genehmis 
gung der Areopagiten gefchehen ift, die Austheilung bee 
reits im Jahr 1782 Statt gehabt. Hat Pbilo die Ger 
nebmigung der Areopagiten aber nicht abgemartet, ſon⸗ 
dern foßleich nach erhaltner Erlaubniß des Spartacus 
die Austıheilung vorgenommen: fo fällt dieſes noch fruͤ⸗ 
her im Jahr 1782. Denn im Monat Auguft hatte er 
dieſe Erlaubniß ſchon, und damals hatte er den Prieſter⸗ 
und Regentengrad bereits an zwey Perſonen gegebens).. 
In beyden Sällen ift das dem bier gedrudten Priefters 
und Negentengrad vorgefegte Atteſtat des Philo von 


. 1782 unverdädtig; und es hindert nichts, daß man im 


| >. 2 


Jahr 1733 von unihten Zufägen in diefen Graden 
ſyrach: denn das geſchah hintennach, als die Austhei⸗ 
lung ſchon geſchehen war. 


⸗ 


Urſpruͤnglich mochte Spartacus wohl nichts an den 
in dieſen Graden geaͤußerten Grundſaͤtzen, die ohnehin 
auch 
5) Nachtr. 1. Abth. S. 207. 


era 


der huminaten: Grade 48 


nahm er diefes zum Vorwand umd fprach von unächten 


N Zufänen 2). 


Vergleicht man abet bed Philo Arbeit, und insbe⸗ 
fondere den Unterricht ih den erften Zimmer, mit der in 
dem Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltehen und bide 
ber fo oft angedognen Anrede: fo wird man nur wenig 
Zufäge finden, die von Bedeutung find. Ich will fie here 
ſetzen, damit Re der Leſer mit einem Blick überfehen könne, 


Nach den Worten der Anrebe : deren Befriedigung 


“fie nur durch ihn erhalten Eönnen a), ſteht bier im Unter⸗ 
richt der Zuſatz, der frenfich ans Ber Luft desrigen au ſeyn 


ſcheint: „Es ift unbefchreiblich, wie fe dieß unbedeutend 


-fdyeinende Band it. Brod, Tabak, Eaffe, Brandwein 


and dergl. find die Eräftigftien Mafchinen des Deſpoten / 
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wor⸗ 


“ ten der Anrede: ſehr natuͤrlich 5) beißt es im Unterricht: 


„Nun wird audy der, welcher an die Geheimniſſe der ges 
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunſtalteten 
Religionen nicht glaubt, und welchem man gewiſſe daruu⸗ 
ser verborgene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht! ent⸗ 

” buͤllen 


a) L. c. ©, 10% 

3) 2. Abtd. ©. 44, 
41.0. S. 82. 

5) L. c. S. 106, 


, „Al. 2 N J 





46 Geſchichte 


huͤllen darf, doch kein Bedenken finden, Jeſum den Er. 
löfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nah dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in 
bem Unterricht: » Da entftand dann das berrliche Ding, 
die Theologie, das Pfaften: und Schurken: Regiment, 
das Pabfithum , der geiftliche Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ift in 
bem Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und 
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs 
feres Schickſal, ale der redlihe tugendbafte, der ungluͤck⸗ 


licherweiſe nicht begreiffen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗ 


teig zugleid ein Stud Fleiſch feyn Eonnte.>,-_ 


Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ald 
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert; 
ſondern das Einzige, mas erinnert worden war , betraf 
die Eerimonien im Schortifhen Rittergrad. Aber auch 
nachher , als er vom undchten Zuſaͤtzen ſprach, erklärte er 
ſich nicht, welche diefelben feven. Man bat alfo Grund- 
ju glauben, er verſtehe Darunter die Gerimonien im Priefters 
grad, als gegen welche er ſich allein und ausdrücklich erklaͤrt 
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht 


- Im erften Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer 
dieſe 


6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110. 
D Lc. S. III. 


* 


‘ 


. ® R 
ber Illuminaten⸗Grade. 47 


verdauen Eonnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen,-obige 


: wenige Zufäge deö Philo auch noch zu verdauen. ⸗ 


Doch ſcheint es, Spattaeus habe auch verſchiedne 
_ feiner eignen Arußerungen für gefährlich angefeben: denn 


er fat ſelbſt 8) er fen beym erften Aufſatz wuͤrklich zu 
grell geweſen. Meynt er diefe mit, fo war es unbillig 


‚den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da⸗ 
mals von Abänderung fprach: fo iſt dieſt doch nicht vor⸗ 


geriommen worden, mwenigftens bis auf den 2. gebt. 1785| 
nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an die Areo⸗ 


pagiten 9) fagter: Man folle dem Churfürften vom Prie⸗ 


ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifigis vor» 
legen; und Did Negentengrades gedenft er nar nicht. 
Waͤre in dieſen beyden Graden, infonderheit in dem Prie⸗ 
ſterarad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, ſo wuͤrde er 
dieſe Grade, wenigſtens demjenigen , deſſen vr gedenkt, 
ganz vorzulegen befohlen haben. Selbſt in Anſehung je⸗ 
ner Inſtruction erinnert er, ſie muͤſſe wohl durchgegangen 
werden, damit ſie keine beziehende Stelle enthalte; und 
bep dem Illuminatus minor wollte er, das Wort: dumm⸗ 
ſter Moͤnch ſollte in: dummſter Menſch veraͤndert, und 
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗ 
gen ganz vorgelegt werden ſollte, muͤſte die Stelle! 

| Pfafe 


8) Nädtrag, 1. Abth. S. 90, 
„1. c. ©. 225, 


a8 Geſchichte 


Pfaffen und boͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autqgelaſ⸗ 
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demielhen 
aleich verangeſchickten Sragın, vornemlich aber die Anrede, 


waren fo durchaus mir anftäßigen und rebellifchen Sägen 


angefuüllt, dab man mit bloßer Abänderung other Wegs 
Jaffung einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte; 
und daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise 
haupt miderfpricht ſich a!fo ſelbſt, wenn er in dem Yıachs 
rag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt v): Er babe das 
ganze Enftem mit einigen unbedeutenden Abänderungen 
dem Enurfärften vorsuiegen befohlen. 

Dielem ſtebt nicht entgegen, daß Phild erzähft 2) 
Spartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich 
Philo die feiniaen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte, 
eingefuͤhrt. » Spartacus, ſaqgt er, Nena an hinter fiel» 
nem Ruͤcken ber mit den von mir angelegten Dbern und 
andern einzelnen Mitsliedern Briefe zu wechſeln; ſich 
nicht undeutlich gegen fie merfen gu laſſen, daß er det 
Stifter und Chef des Ganzen fin; feine neuen Grabe hie 
und da durd) diefe Leute einzuführen ; und da diefe Ver⸗ 
ſchiedenheit in den Graden Einide ſtutzig machte: fo lich 
Mantunter der Hand das Geſorech entfiehen , ald müßte 
ich wohl die Grade verfälfcht haben, Die aus Bavern 

u. 


1) Nachtraag 21. Abth. ©. 70. 
2) Erklaͤt. G. 130. 


der Illuminaten⸗Grade. MW 


geſchickten hingegen. aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich 

“ ‘der Drden auerft in unfre Gegenden gekommen ſey.“ Dies 

ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein einziger we⸗ 
fentliher Grundfag geändert worden wäre. Spartatus 

durfte nur die Cerimonien eines Grades, don weichen 
er obnedem Fein Freund war, theils weglaſſen, theils aba 
ändern, und bie und da etwas anderſt einkleiden: ſo war 
Die Verſchledenheit offenbar: und dann folgte ed von 
felbR, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo 
fallen muſte: denn für Verfärfhung konnte man esanfe» 
ben, wenn, obgleich die Hauprgrundfäge eben geblieben) 
auch nur Giniges in feinen Graden anderf lautete, als 
in denen, welheunmittelbar aus Bayern gefommen warens' 


Spartarus fah binten nad wohl ein, welchen Nach⸗ 
theil ihm der Drieftergrad, und vornemlich die Anrede 
bringen muſte. Er ſuchte fi ſich daher meden derfelben anf 
alle moͤgliche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges 

wiewobl blos sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das 
Uebrige mit ſeichten Gründen und mit auf Schrauben ge⸗ 
ſetzten Aeußerungen. Dirfes gefchah in dem unter ſeitiem 
MWweltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗ 
Rigung feier. Abſichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1497, 
zu einer Zeit, wo Philo ſeine Erklaͤrung noch nicht heraus⸗ 
gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch nicht 
ins Licht geſtellt war. 


b re 


so Geſchichte 


„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Do⸗ 
eument Lin dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abth.] 
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufsunehmenden 
Illuminatus dirigeus. Diefer Auffag ift kein Grad: er 
entbält blos allein einige gefammelte , Aüchtig bingewor⸗ 
fene Ideen zu einem Grade , der erſt entworfen werben 


ſollte, aus welchen auch wuͤrklich der Prieftergrad entſtan⸗ 


den iſt. Die Geſchichte davon ift in den Briefen, befone 
ders ©. 103 f. enthalten. [Es find Philo’s ‘Briefe ges 
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abth.) Aus diefem ers 
ſcheint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eine 
kleidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß folches 
son ibm wuͤrklich nefcheben fen: daß fein Auffag unter 
den Mitwiffenden circulirt habe, um die nöthigen Erinne⸗ 
zungen bevaufegen , und beliebige Abdnderungen au tref⸗ 
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen 
entftanden find: daß man folchen gewaltig ausgemuftere 
und durchftrichen babe: daß alfo der neue Grad eine von 
der vorigen ganz verfchiedne ungleich gemäßigrere Form 
müffe erhalten haben , und nach ſolcher durch den Orden 
vertheilt worden ſey. 


Hier laͤßt Spartacus vieles weg, was der Sache eine 


ganz andere Geſtalt giebt. Es gab freplich Streitigkeiten, 
| aber 


3) Erklaͤt S. 72, 


ber Flluminaten: Grabe. 3: 


aber nur mit. Mahomet, beffen Abänderung Spartacüb 
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des 
Phbilo erfolgte erſt nachher ; als Spartacus ſelbſt und die 
Hreopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und 
Spartacus hiriten drein Neuerungen vornahm. Der rad 
des Philo war durch den Orden vertheiltworden. Nachder 
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar bie unb ba vers 
theilen; aber die Abänderungen betraffen bie Grundſaͤtze 


“wicht eigentlich. Den neuen Brad machte Spartäcus ud . . 


jetzt [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er/ 
wenn et fo unverfänglich geweſen wäre, als er inſinuiren 
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben haben: 
Er führe zwar 4) Stellen aus einem netten Auffag ai, bei 
er (bon 1783 Verfertigt haben mil. Allein diefe machen 
nur den Anfahg des Auffages aus, von tweideni mai 
nicht geradezu auf das Kolgende , und auf das Ganze 
tchließen fan. Wenn auch das 5) Stuͤck ſchon 1783 wuͤrk⸗ 
ji verfaßt worden: fo mar doch das Ganze moch nicht 
audgearbeitet. Denn 1787 ald Er den Nachtrag dl ſeiner 
Rectfertigung fehrieb , mar es noch nicht einmal böllig 
fertig 6). Wäre der ganze Auffas verfaßt geweſen: ſo 
wuͤrde er ; wie fhon erinnert worden, nicht beföhlen has 
bei, dem Churfürften von dem Vrieſtergtad Hichts, nichts 
Er Weiter 

4) 6.85. 

5) ©: 99. u. fi 

6 |. €. 


52 Geſchichte 


weiter ald die Inſtruction in Ecientifiis, und dieſe ſelbl 
mit Ausnahme der bejiebenden Stellen vorzulegen, da 
er den ganzen neuen Brad fo leicht hust: Eännen vorlegen 
laffen, und welcher, als einer der boͤchſten und letzten 
Brade, un fo entfcheidender bewiefen haben wurdr, daß, 
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich 
(deinen koͤnnen, ſolches am Ende diutlicher entwickelt 
und geboben worden wire. Zwar giebt Er vor: er abe 
Die Anrede im Prieitergrad blos um desmillen vorzulegen 
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte dee menſch⸗ 
lichen Geſchlechts durch eine ſpaͤtere beffer gerathene Ger 
ſchichte Lin dem vorbin gedachten Aufſah] erfegt und das 
durch abolirt worden 7). Allein diefe neue Geſchichte 
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befoblen. 


Daß aber in dem neuen Brad die anfiögigen Grund⸗ 
füge ebenfalls bepbebalten worden, erhellt noch mebr da⸗ 
ber, daß Herr Weizbaupt feinen aͤltern Brad, und feine 
fogenannte Anrede an ben IHluminatus dirigens noch ims 
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er fidh ganz hätte übers 
beben können, wenn es wahr geweſen wäre, daß man bey 
mehrerer Einficht gänzlid von jenen Grundfägen, auf 
melche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede 
in dem Vriefterarad abolire worden fep IS. 71.) Er em 


zählt davon weiter 8). 
„ Die 


7) Erklaͤr. ©. 71. 
8) ©. 73. uf. 


der Tluminaten: Grabe 53 


ey Diefer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich, 


wurde ben mie durch folgende Umitinde veranlaßt. Der 
Schottifche Rirtergrad, welcher nad) feiner eriten Geſtalt 
nicht von meiner Arbeit it, gegen welchen ib laut S. 67 
biefer Briefe kim Nachtrag, ı. Abıh.] proteitirt babe> 
enthielt verfchiedene ebeologifche Aeußerungen und Winke: 
unter andern wurden darinn Die Dieroglopßen der Steps 


‚ maurerey auf das Chriftenthum gedeutet. ; Diefer Grad _ 
war num in andern Yrovinzen ſchon eingeführt , und die. 
Erklaͤrung nicht febr befriedigend. Gefchebere Dinge‘ 


fonnte ich nicht ungefcheben wachen. Ich mufte alſo auf 
Diefer einmal eingeführsen Idee fortbauen und fortarbeie 
ten, und durd) einen folgenden Brad den gemachten Feh⸗ 
Ser in etwas gut machen.” 


Oder auch größer machen, mie es hier wuͤrklich der 
Salt it. Denn daraus, daß die Hieroglpphen auf das 
Chriſtenthum gedeutet werben fonnten, folgt ohne mwlites 
tes noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mußte, daß die 
chriſtliche Religion durchaus verfälfcht, und noch weniger/ 
Daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gebabt, die 
bürgerlich Verfaſſung der Staaten aufzuheben, die Fuͤrſten 
entbebrfich zu machen, u. f. w. wie imden vorgebliden 
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗ 
gens fagt derfelbe kein Wort davon , daB er Die gedachte 
"Anrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 12787] fchon für den 
Jiluminatus dirigens, mie Philo oben geaͤubert hat, bes 

Kimmt 


| 


! 
54 Gefchichte 


ſtimmt haͤtte, als welches auch um ſo weniger noͤthig war, 
da er fuͤr dieſen bereits eine andere Anrede, die in der 
Geſchichte der Verfolgungen ſteht, aufgeſetzt hatte. Aber 


er ſagt auch nicht, warum die Ueberſchrift in dieſer Anrede 


für den Illuminatus dirigens fautet. Es bleibt daber die 
oben von mir hierüber vorgetragne Vermuthung noch im⸗ 
mer die Wahrfheinlichke, . 
@r fährt in feiner Dertheidigung fortg)und behaup⸗ 
tet, die Idee, da unter der Hülle der Freymaurerer das 
Ehriftenthum verborgen liege, fen demſelben nicht gefaͤhr⸗ 
ih. Nun wohl, je nachden man ſich hierüber erklärt. 
&o wie Er und Philo fih aber erklärt hatten. war ſie es 
allerdings; denn fie bob es ganz auf und Tieß blos dem 
Nahmen ſtehen. Ferner, daß wahrfheinlich die erfien 
Stifter der Freymaurerey die Abficht gehabt, durch diefen 
Weg für das Ehriftenthum zu arbeiten. Hier fehlen die 
Beweiſe gänzlich; waͤre es aber auch an dem; fo fan bier« 
aus die Unſchaͤdlichkeit dieſer Mepnung noch nicht darge» 
than werden. Ehen dieſes gilt von dem folgenden, wenn 
er fast: Diele Idee ſey nicht neu; mehrere Schriftſteller 
bätten diefe Vermuthung ſchon vorlaͤngſt geäußert; und 
felbit viele Grade der Srepmaurerey , und unter diefen 
der franzöflfche Rofenfreuger: Grad enthalte wirklich eine 
Ähnliche Erklärung. Noch weniger kan es helfen, wenn 
er 


9) Erklaͤr. S. 74. 


nn 


5 ‘ 
’ - v 


der Jlluminaten: Brade 55 


er hinzuſetzt: diefe Erklärung ſey beſſer, als die thoͤ⸗ 
\ rißdten Auslegungen der Hiergalypben auf Magie oder 
Alchemi, wodurch ſo viele tauſend Menſchen um nichts 
gebeſſert, und in ihren häuslichen Umpänden verkuͤrzt 
worden wären. 


Auch war ed bey ihm nicht „Meberzeugung. Er 

“ wollte 1), da in dem Orden der Trepmanrer nemlid 
über diefen Punct fo verſchieden gedacht wurde, diefe 

: dee nur zu feiner Abfiht nugen, um die fi) entgegen 
gefenten Theile. einander näher zu bringen, welches er 
“einen aluͤcklichen Gedanken nennt. Er wollte Freymau⸗ 
rer von allen Epftemen an fich ziehen, diefe Syſteme, 
vornemlich das von der ſtricten Obſervanz welches da⸗ 
mals in Deutſchland das Herrſchende war, ſtuͤrzen, eine 
ſogenannte Ecklectiſche Maurerep einfuͤhren, und fo mit 
allenbalben feinem Drden bie Herrſchaft verſchaffen. 
Man ſebe den‘ Brief an Cato vom 11. Jan. 1783 2). 
„Ich babe, ſagt er, im Sinn, ein Syſtem conföberirter 
£ogen berauftellen, die beften Leute davon auszuforſchen, 
und der Aricten Obſervanz zuvor zukommen, und fie zu 
zerſtoͤren. » Und bald hernach 3): „Das iſt unſer groͤſtes 
Intereſſe, in die Sreomauteren: eine Edlechif einzufuͤh⸗ 
ren: 


nl. ce. ©. 75. 
- 9) Racer. der Driginalfchriften, 1. Abth e. 5. uf 
„l. c. S. 85. 86. 


6 Geſchichte 


gen: und dann haben wir, mas mir wollen.” Philo dere 
bereitö lange vorber davon nemußt haben muſte, und viel⸗ 
leicht ſelbſt die erſte Veranlaſſung u dieſen Gedanken geges 
ben baden mag, bat hierzu auch getreulich acholfen. In 
feinen Briefen an Cato 4) vom 20. Jan big gun 31. März 
1783, worinn cr feine Großthaten rühmt, ſagt ır 5)? 
„Ib untergrub die ſtricte Ohſervanz — ließ mich au allem 
brauden, ſchrieb gegen Jeſuiten und Roſenkreutzer die 
mich nie beleidigt hatten." Dieß geſchah unter dem 
angenommnen Nabmen: Aloiſius Winjer. Zu diefer 
Schrift bat Spartacus, der mit den Jeſuiten befannter 
mar als Philo ſeyn konnte, wahrſcheinlich auch Water 
rialien hergegeben. In derſelben wurde der erſte Same 
zu dem Vorgehen ausgeſtreut, woruͤber hernach ſo viel 
Laͤrm entſtanden if: daß die Jeſuiten ſich hinter bie 
Proteſtanten geſteckt haͤtten, daß fie proteſtantiſche Fuͤr⸗ 
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und 
daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen beimliche Je⸗ 
ſuiten verborgen fenen,.) Er ſagt weiter 6): „Er babe 
Die firicte Dbfervanz in Unordnung gebracht , die Beſten 
Daraus an ſich qezogen, ihnen von det Würde des Illumi⸗ 
natenprdend, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗ 

treflichkcit feiner Chefs, der Untadelhaftigkeit der böbern 
| Mit⸗ 


4) Nachtr. der Originalſchriften, 1. Abth. ©. 99-129 
5) \.c. ©. 101. 
6) 1.c. ©, 112. 


Pe | 7 


" — 


ET PRATER 


der Iluminaten-Grade 57 


 Mitslieder,. der Wichtigkeit der Kenntniffe, und der 
Redlichkeit der Abſichten aroße Begriffe gemacht‘? ' : 


Dennoch wuſte er von vielen diefen Dingen das 
Gegentheil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7) 
: von der Fleinen unbedeutenden Entflebung des Drdens, 
‚ von dem Jeſuitiſchen Charakter des Spartakus und feinen 
» ‚ehrgeigigen Abficbten, von der vergeblichen Hofnung auf 
Gebeimniffe, von den ſchwachen Süßen. worauf das 
: ganze Werk berube „ von den Abfichten gegen die Fuͤr⸗ 
Ren 8), von dem Goch, worinn Spartacus die Leute 
’ bringen wollte, meld; 3 ärger , als das Joch der Jeſui⸗ 
ten ſey, und von der Art; wie er die Menfchen mis⸗ 
braude 9). Demunneachter will er, ob er gleich) aus⸗ 
dradlich fast: er babe fi zu einer Maſchine der Ty⸗ 
‚Zannen beauchen laſſen, mofern Spariacus nur einigers 
maßen nachgeben wolle, dem Orden noch ferner anbäns 


gen, deniſelben wichtige Kenntniffe, weltliche Macht . 


und Reichthum / großen Einfluß auf dad Zinnendorfiſche 
Spſtem, und fee Gewalt über die ſtriete Obſerbanz 
vVerſchaffen, oder dieſelbe vielmehr gänzlich zerftören 1). 
Er if fogar fo berablafend., daß er in einem eigends 
an 
7) L.e. ©. 113. 
8) l. e. ©, 114. 
9) I. e. G. 117. 
1) l. o. S. 116. 


46 Geſchichte 


huͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Ei. 
löfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nach dem Wort der Anrede: angewandte 6) ſteht in 
den Unterribt: » Da entfland dann das herrliche Ding, 
die Theologie; das Pfaffen: und Schurken : Regiment; 
das Pabftenum ; der geiftliche Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 77 ift in 
dem Unterricht zugeſetzt: „ Und ein Mörder, Hurer und 
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs 
feres Schikfal, als der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗ 
uicherweiſe nicht begreiffen Fonnte, wie ein Stil Mehl⸗ 
teig zugleid ein Stud Fleiſch ſeyn konnte.” -_ 


| Spartacus batte nebſt den übrigen Areopaniten, ale 
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert; 
fondern das Einzige, was erinnert worden war , betraf 
die Eerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber auch 
siachher , als er von unächten Zufägen ſprach, erklärte er 
ſich nicht, welche diefelben feven. Man hat alfo Grund 
zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Priefters 
‚grad, als gegen welche er fich allein und ausdrücklich erkläre 
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht 
- im erften Zimmer durchaus anftößig und rebellifch. Wer 
diefe 

6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110. 
106, ıu, ü 


Erw 


2a 


, © 
ber Illuminaten⸗Grade. 47 


verdauen Eonnte, dem'konnte ed nicht ſchwer fallen,-obige 


‚ wenige Zufäge deö Philo auch noch zu verdauen. ⸗ 


Doch ſcheint es, Spattacus habe auch verſchiedne 


ſeiner eignen Aeußerungen fuͤr gefaͤhrlich angeſehen: denn 


er ſagt ſelbſt 9) er fen beym erſten Aufſatz wuͤrklich zu 
grell geweſen. Meynt er dieſe mit, fo mar es unbillig 


den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da ⸗ 


‚mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗ 


genommen worden, wenigſtens bis auf den 2. Febr. 1785 
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗ 


vpagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfuͤrſten vom Prie⸗ 


ſtergrade nichts, als die Inſttuction in Scientifigis vor⸗ 
legen; und did Regentengrades gedenkt er gar nicht. 
Waͤre in dieſen bepden Graden, infonderheit in dem Prie⸗ 
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerze geweſen, fo würde er 
dieſe Grade, wenigftend demienigen , deflen er gedenft, 
ganz voraulegen befoblen haben. Selbft in Anſehung jes 
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſſe wohl dDurchgegangen 
werden, damit fie feine beziebende Stelle enthalte; und 
bep dem Illuminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗ 
fer Moͤnch follte in: dummſter Menſch verändert, und 
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗ 
gen ganz vorgelegt werden follte, muͤſte die Stelle! 

Pfaf⸗ 


9) Nachtraq/ 1. Abth. S. 90. 
MP L. c. ©. 225, 








48 Geſchichte 


Pfaffen und beͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗ 
ſen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben 
aleich vrrangeſchickten Fragen, vornemlich aber die Anrede, 
waren fo durchaus mit anftäßigen und rebelliſchen Sägen 
angefüllt, daß man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗ 


laſſung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen fonntez 


und Daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weide 
haupt miderfpricht ſich a!fo felbft, wenn er in dem Yiachs 

- zrag zu feiner Rechtfertigung vorgiebt ı): Er babe das 
ganze Snftem mit einigen unbedeutenden Abdnderungen 
dem Churfuͤrſten voru.egen befohlen. 

Dielem fteht nicht entgegen, daß Philo erzählt 2) 
Evartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich 
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetbeilt hatır, 
eingefuͤhrt. „Spartacus, ſagt er, Rena an hinter mei⸗ 
nem Rüden ber mit den von mir angelegten Obern und 
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich 
nicht undeutfich gegen fie merken su laſſen, daß er det 
Erifier und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Gkade hie 
und da durd) diefe Leute einzuführen ; und da dieſe Vers 


ſchiedenheit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ 


man?unter der Hand das Geſpraͤch entſtehen, ala muͤſte 


ich wohl die Grade verfaͤlſche haben, die aus Baverm 


sc 


1) Rachtrag, t. Abth. Sad 
2) Erklaͤr. G. 130, ' 


n- 
- we 


der Iluminaten⸗Grade. 40 


geſchickten bdingegen Acht ſevn, weil von daber bekanntlich 


der Orden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Die⸗ 


ſes alles konnte geſchehen, ohne daß auch ein einziger mes 


ſfentlicher Grundſatz geändert worden wäre. Spartatus 


durfte nur die Cerimonien eines Grades, don weichen 


er obnedem fein Sreund war, theils weglaſſen, theila aba 
ändern, und bie und da etwas anderft einkleiden: fo war 
die Verſchiedenbeit offenbar: und Dann folgte ed von 
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo 
fallen muſte: denn für Verfärfhung konnte man es anfee 
ben, wenn, obgleich die Hauptgrundſaͤtze Neben geblieben, 
auch nur Einiges in feinen Graden anderf lautete, als 
in denen, welche unmuttelbar aus Bayern gekommen waren, 


" Spartachd fah hinten nach wohl ein, welchen Nach⸗ 
theil ihm der Prieſtergrad, und vornemlich die Anrede 
bringen muſte. Er ſuchte ſich daher wegen derſelben auf 
alle moͤgliche Art sw rechtfertigen, nahm etwas weniges, 
wiewohl blos sum Schein zuruͤck, vertheidiate aber das 
Uebrige mir ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗ 
fegten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter feıdem 
weltlichen Nabmen erfhienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗ 
tigung ſciner Abfihten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1997, 
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklaͤrung noch nicht heramke 
gegeben hatte, und manches vor Dem Publico noch nicht 
ins Licht geſtellt war. 


b 30 


so Geſchichte 


„Ich wende mich, ſagt er 3) nun su dem vierten Dq⸗ 
eument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abıb. 
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufsunehmenden 
Illuminatus dirigens. Diefer Auffag ift kein Grad: er 
enthält blos allein einige gefammelte , fluͤchtig hingewor⸗ 
. fene Ideen au einem Grade , der erſt entworfen werden 
ſollte, aus welchen auch wuͤrklich der Prieftergrad entftane 
‚ den it. Die Geſchichte davon if in den Briefen, befon- 
derö ©. 104 f. enthalten. [Es find Philo's Briefe ge⸗ 
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abth.] Aus diefem ers 
fiheint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eine 
Meidung und Bearbeitung geſchickt worden: daß ſolches 
son ihm wuͤrklich gefcheben fen: daß fein Auffag unter 
den Mitwiffenden circulitt habe, um die nöthigen Erinne⸗ 
rungen bevaufenen, und beliebige Abänderungen zu tref⸗ 
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen 


entſtanden find: daß man folchen gewaltig ausgemufters 


und durchitrichen babe: daß alfo der neue Brad eine von 
der vorigen ganz verſchiedne ungleich gemäßigrere Form 
muͤſſe erhalten haben , und nach ſolcher durch den Orden 
dertheilt worden ſey. 


Hier laͤßt Spartacus vieles weg, was der Sache eine 


ganz andere Geſtalt giebt. Es gab freplich Streitigkeiten, 
u aber 


3) Erklaͤr ©. 72⸗ 





ber Slluminaten: Grade. 51 


aber nur mit. Mahomet, deſſen Abaͤnderung Spartacüd 
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des 
Philo ‚erfolgte erft nachher, als Spartacus ſelbſt ind die 
Mreopagiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und 
Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad 
des Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachher 
ließ Spartacus einen neuen Grad zwar bie und da vers 
theilen;; aber die Abaͤnderungen betraften bie Grundſaͤtze 
uicht eigentlih. Den neuen Brad machte Spartdeus auch 
ijetzt [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er, 
Wenn er fo Anverfaͤnglich geweſen wäre, als er inſinüiren 
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben habenñn. 
Er führt zwar 4) Stellen als einem netten Auffak an, den 
er ſchon 1783 verfertigt haben will. Allein dieſe machen 
nur ben Anfang des Aürfages aus; von weichen man 
nicht gerädezu auf das Folgende , und auf das Ganze 
ſchließen kan. Werin auch das 5) Stuͤck ſchon 15383 Wirte 
dich verfaßt worden: fo war doch das Ganze moch nicht 
ausgearbeitet. Deiin 1787 als Er dei Nachttag au feiner 
Rechtfertigung ſchrieb, war es noch nicht einmal voͤllig 
fertig 6). Wäre der ganze Aufſat verfaßt geweſen: fo 
wuͤrde er ; wie ſchon erinnert worden, nicht beföhlen has 
ben, dem Churfuͤrſten von dein Vrieſtergtad tichts, nichts 
di Weitere 


4 ©. 89. 
5) ©. 89. U. fe 
6 1. €. 


53 Geſchichte 


weiter ald bie Inſtruetion in Scientificis, und dieſe ſelbſt 
mit Ausnahme der beziehenden Steilen vorzw.egens da 
er den ganzen neuen Grad fo leicht barı: Finnen vorlegen 
loffen, und welder, als einer der Gehen und letzten 
Brade, um fo entfheidender bewiefen haben wuͤrde, daß, 
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich 
(deinen können, ſolches am Ende diutlicher entwidele 
und gehoben worden wäre. Zwar giebt Er vor: er habe 
Die Anrede im Prieftergrad blos um deswillen vorzulegen 
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte des menſch⸗ 
lichen Geſchlechts durch eine fpätere beffer gerathene Ger 
ſchichte Lin dem vorhin gedachten Auffaß) erfegt und das 
durch abolirt worden 7). Alein diefe neue Geſchichte 
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befobfen. 


Daß aber in dem neuen Grab die anftößigen Grund⸗ 
füge ebenfalls bevbebalten worden, erbellt noch mehr das 
ber, daß Herr Weizbaupt feinen Äältern Brad, und feine 
fogenannte Anrede an den Illuminatus dirigens noch ims 
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er ſich ganz hätte übers 
beben können, mern ed wahr geweſen märe, daß man bey 
mehrerer Einfiht gänzlid von jenen Grundfägen, auf 
welche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede 
in dem Drieftergrad abolirt worden ſey IS. 71.) Er en 


zählt davon weiter 8). 
„ Die 


7) Erklaͤr. S. 7r. 
8) G. 73. uf. 





der Illuminaten-Grade. Sg, 


« „Dieſer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich, 
wurde bey mie durch Folgende Umitaͤnde veranlaßt. Der 
Schottiſche Rittergrad, welcher nach feiner erſten Geſtalt 
nicht von meiner Arbeit iſt, gegen welchen ich laut S. 67 
biefer Briefe Lim Nachtrag, ı. Abih. ] proteitirt habe, 
enthielt verſchiedene ebeologifhe Aeußerungen undWinke: 
unter andern wurden darian Die Hieroglypben der Sreps 
maurerey auf das Chriſtenthum gedeutet. Diefer Grad 
war nun in andern Provinzen ſchon eingeführt ,. und die. 
Erklaͤrung nicht. febr befriedigend. Geſchebene Dinge 
konnte ich nicht ungeſchehen wachen. Ich mufte alſo auf 
Diefer einmal eingefuͤhrren Idee fortbauen und fortarbei⸗ 
ten, und durch einen folgenden Grad den gemachten ved⸗ 
Ser in etwas. gut machen.” 


Dder au ‚orößer mader, mie ed bier wuͤrklich der 
Salt iſt. Denn daraus ; daß die Hieroglpphen auf das 
Chriſtenthum gedeutet werden konnten, folgt ohne weites 
. res noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mufte, daß die 
chriſtliche Religion durchaus verfälfcht, und noch weniger, 
Daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gehabt, die 
buͤrgerliche Verfaſſung der Staaten aufzuheben, die Fuͤrſten 
entbehrlich zu machen, u. f. w. wie in den vorgeblichen 
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗ 
gens fast derfelbe kein Wort davon, daB er die gedachte 
Anrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 1787) ſchon für den 
Iluminatus dirigens, mie Philo oben geaͤußert hat, be⸗ 

ſtimmt 





u 
4 Gefchichte 


ſtimmt hätte, als welches auch um fo weniger noͤthig war, 
da er für dieſen bereits eine andere Anrede, die in der 
Geſchichte der Derfolgungen fteht, aufgefeßt hatte. Aber 
er fagt auch nicht, warum die Heberfchrift in diefer Anrede ° 
für den Illuminatus dirigens fautet. Es bleibt daber die 
oben non mir hierüber vorgetragne Vermuthung noch inte 
mer die Wabrſcheinlichſte. \ 
Er faͤhrt in feiner Dertheidigung fortg) und behaup⸗ 

tet, die Idee, daß unter der Hille der Freymaurerey das 
Ehriftenthum verborgen liege, fen demſelben nicht gefähre 
ih. Nun wohl, je nachdem man fidh hierüber erflärk. 
So wie Er und Philo fich aber erklärt hatten. war fie es 
allerdings; denn fie bob es ganz auf und ließ blos dem 
Nahmen fteben, . Ferner, daß wahrſcheinlich die erfien 
Stifter der Srenmaureren die Abficht gehabt, durch diefen 
Weg für das Chriſtenthum zu arbeiten. Hier fehlen die 
Beweiſe gänzlich; wäre es aber auch an dem; fo fan biers 
aus die Unſchaͤdlichkeit dieſer Meynung noch nicht darge⸗ 
tban merden. Eben dieſes gilt von dem folgenden, wenn 
er fast: Diefe Idee ſey nicht neus mehrere Schriftſteller 
bätten diefe Vermuthung ſchon verlängft geäußert; und 
felbit viele Grade der Freymaurerey, und unter diefen 
der franzoͤſiſche Roſenkreutzer⸗Grad enthalte wirklich eine 
ähnliche Erklaͤrung · Noch weniger kan ed helfen, wenn 
| er 


9) Erklaͤr. ©. 74. 








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v 


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ber Zlluminaten: Brade 55 


er binzufegt: diefe Erklärung ſey beſſer, als die thoͤ⸗ 
richten Auslegungen der Hiergslppben auf Magie oder 
Alchemi, wodurch fo viele taufend Menſchen um nichts 
gebeffert, und in ihren häuslichen Umfänben verkürzt 
worden wären. 


Auch mar es bey ihm nicht Weberzeugung. Cr 
wollte 1), da in dem Orden der Freymaurer nemlich, 


über diefen Punct fo’ vwerfchieden gedacht wurde, diefe 


Idee nur zu feiner Abſicht nugen, um die fi entgegen 
gefegten Theile. einander näher zu bringen, welches er 
“einen gluͤcklichen Gedanfen nennt. Er wollte Freymau⸗ 
ver von allen Syſtemen an fich sieben, diefe Syſteme, 
vornemlich das von der fEricten Obſervanz welches da» 
mals in Deutfchland dad Herrſchende war, ftärgen, eine 
fogenannte Ecklectiſche Maurerep einführen, und fo mit 


allenhalben feinem Drden die Herrichaft verfchaffen: 


Man febe den’ Brief an Cato vom 11. Jan. 1783 2). 
„Ich babe, fagt er, im Sinn, ein Syſtem conföderirter 
Logen herzuſtellen, die beiten Zeute davon auszuforſchen, 
und der Üricten Obſetrvanz zuvor zukommen, und fie zu 
zerſtoͤren.“ Und bald hernach 3): „Das iſt unſer groͤſtes 


Intereſſe, in die Freymaurerey eine Ecklectik einzufuͤd⸗ 


ven: 


ni. c. S. 75. 
2) Nachtr. der Oriainalſchriften, L Abth S. 24. u. fe 
2 l. c . ©, 85. 8. 





6 Geſchichte 


gen: und dann haben wir, mas wir wollen.” Philo dere 
bereite lange vorber davon gewußt haben muſte, und viele 
leicht ſelbſt die erfte Veranlaſſung zu dieſen Gedanken gege» 
ben baden maa, hat bierzu auch getreulich acholfen. In 
feinen Briefen an Cato 4)vom 20. Jan bie zum 21. März 
1783, worinn cr feine Großthaten rühmt, fagt er g) 
„Ib untergrub die ſtricte Ohſervanz — ließ mich zu allem 
brauchen, ſchrieb gegen Jeſuiten und Roſenkreutzer die 
mich nie beleidiat hatten.“ Dieß geſchah unter dem 
angenommnen Nabmen: Aloiſius Maier. Zu dieſer 
Schrift hat Spartacus, der mit den Jeſuiten bekannter 
mar als Philo ſeyn konnte, wahrſcheinlich auch Mate⸗ 
rialien hergegeben. In derſelben wurde der erſte Same 
zu dem Vorgehen ausgeſtreut, woruͤber hernach ſo viel 
Laͤrm entſtanden iR: daß die Jeſuiten ſich hinter die 
Proteſtanten geſteckt baͤtten, daß fie proteſtantiſche Fuͤr⸗ 
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und 
daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen heimliche Je⸗ 
ſuiten verborgen fepen,) Gr ſagt weiter 6): „Er babe 
Die ftriete Obſervanz in Unordnung gebracht , die Beten 
Daraus an ſich gezogen, ihnen von det Würde des Illumi⸗ 
natenordens, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗ 
treflichkeit feinen Chefe, der Untadelbaftigkeit der hoͤhern 

Mit⸗ 


4) Nachtr. der Originalſchriften, 1. Abth. ©. 99-129 " 
s),1.c. ©. 101. 
6) l.c. ©, ım. 





der luminaten:Srade 57 


Mritalieder, der Wichtigkeit der Renntniffe, und der 
Redlichkeit der Abfichten aroke Begriffe gemacht." ' 


Dennoch murte er von vielen diefen Dingen das 
Gegentheil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7) 
von der Fleinen unbedeutenden Entlebung des Ordens, 
von dem Jeſuitiſchen Charakter des Spartakus und ſeinen 

ehrgeitzigen Abſichten, von der vergeblichen Hofnung auf 
Gebeimniffe, von den ſchwachen Süßen, worauf dad 
ganze Werk berube „ von den Abfihten gegen die Fürs 
ſten 8), von dem Goch, morinn Spartacus die Leute 
’ bringen wollte, welches ärger , als das Joch der Jeſui⸗ 
wen ſey, und von der Art, wie er die Menſchen miss 
btaude 9). Demungeachtet will er, ob er gleich aus⸗ 
druͤcklich fat: er babe fi zw einer Maſchine dee Th⸗ 
vanned beauchen laſſen, wofern Spariacus nur einiger⸗ 
maßen nachgeben wolle, dem Orden noch ferner anbaͤn⸗ 
sen, denifelben wichtige Kenntniſſe, weltliche Macht 
und Reichthum / großen Einfluß auf dad Zinnendorfiſche 
Spſtem, und felle Gewalt über die ſtricte Obſerdam⸗ 
verſchaffen, oder dieſelbe vielmehr gaͤnzlich zerſtoͤren 1). 
Er iR ſogar fo herablaſfend, dag er in einem eigends 
an 

7) Lc. G. 113. 

8) l. e. S. 114. 

9) I. e. G. 117. 

1) L. c. S. 116. 





46 Geſchichte 


buͤllen darf, doc fein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗ 
löfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in 
ben Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding, 
die Theologie; das Pfaffen⸗ und Schurken : Regiment; 
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ift in 
bem Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und 
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs 
feres Schickſal, als der redliche tugendhafte, der unglüds 
“ Licherweife nicht begreifen Eonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗ 
teig zugleich ein Stud Fleiſch ſeyn Fonnte.>,- 


Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ald 
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert; 
fondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf 
bie Gerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber au 
nachher, ala er von undchten Zufägen ſprach, erklärte er 
fi nicht, welche diefelben feven. Man hat alfo Grund- 
zu glauben, er verftebe Darunter die Cerimonien im Priefters 
‚grad, ald gegen welche er fich allein und ausdrücklich erklaͤrt 
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht 
- im erften Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer 


Diele 


6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110. 
7) lJ. c. ©, IlI, " 


—r- n_ ” ⸗ 
= ER ıY Bi Pan . „er 


der Illuminaten-Grade. 4; 


Ierdauen Eonnte, demEonnte es nicht ſchwer fallen, obige 
venige Zufäge deö Philo auch noch au verbauen. u; 


Doch ſcheint es, Spartacus habe auch verſchiedne 
feiner eignen Acußerungen für gefährlich angefeben:: denn 
er ſagt felbft 85 er fen beym erften Aufſatz wuͤrklich zu 
greii geweſen. Meynt er diefe mit, fo mar es unbillig 
den Philo allein zu befchuldigen. Ob er nun gleich das 
mals von Abänderung fprach: fo iſt dieſe doch nicht vor: 
geriommen worden, mwenigftens bis auf den 2. Febr. 1785 
nicht. Denn in dem Brief von dieſem Dato an die Areo⸗ 
pagiten 9) ſagt er: Man ſolle dem Churfuͤrſten vom Prie⸗ 
ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifitis vor⸗ 
legen; und des Regentengrades gedenkt er gar nicht. 
Wäre in dieſen beyden Graden, infonderbeit in dem Prie⸗ 
ftergrad alles Anftößige ausgemerzt geweſen, fo würde er 
diefe Grade, wenigſtens demjenigen , deflen er gedenkt, 
ganz voraufegen befoblen haben. Selbſt in Anfehung jes 
ner Inſtruction erinnert er, fie muͤſſe wohl durchgegangen 
werden, damit fie keine beziehende Stelle enthalte; und 
bep dem Illaminatus minor wollte er, dad Wort: dumms 
fer Moͤnch ſollte in: dummſter Menſch verändert, und 
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗ 
gen ganz vorgelegt werden ſollte, muͤſte die Stelle! 


Pfafe 


8) Nädhtrag, 1. Abth. S. 90, 
„1. c. © 225. 


46 Geſchichte 


buͤllen darf, doch fein Bedenken finden, Jeſum den Er. 
löfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Sach dem Wort der Anrede: angewandt 6) fteht in 
dem Unterricht: »» Da entftand dann das herrliche Ding, 
die Theologie; das Pfaffen⸗ und Schurken : Regiment; 
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismug.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7 iſt in 
bem Unterricht zugeſetzt: „ Und ein Mörder, Hurer und 
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs 
feres Schickſal, als der redliche tugendhafte, der ungluͤck⸗ 
uicherweiſe nicht begreifen konnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗ 
teig zugleich ein Stud Fleiſch ſeyn eonnte. 


Spartacus hatte nebft den übrigen Areopagiten, ald 
bie Brade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert; 
fondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf 
bie Gerimonien im Schottifhen Rittergrad. Aber au 
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er 


ſich nicht, welche dieſelben ſeyen. Man hat alſo Grund: 


zu glauben, er verſtehe darunter die Cerimonien im Prieſter⸗ 
grad, als gegen welche er ſich allein und ausdrücklich erklärt 
batte. Eigentlich war die ganze Anrede oder der Unterricht 
im erſten Zimmer durchaus anftößig und rebelliſch. Wer 


diefe 


6) Nachtr. Fr Abth. ©, 110. 
7) l. c. ©, IlI, " 


> R 


2 ee 


PP 


y- 


48 Geſchichte 


Pfaffen und beͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗ 
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben 
aleich vrrangeſchickten Fragen, vornemlich aber die Anrede, 
waren fo durchaus mit anftäßigen und rebelliſchen Sägen 
angıfüllt, dab man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗ 
Saffung' einzelner Stellen der Sache nicht helfen fonntez 
und daher konnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weiss 

haupt miderfpricht fich alſo felbft, wenn er in dem Vach⸗ 

trag zu feinen Rechtfertigung vorgiebt v): Er babe das 

ganze Spftem mit einigen unbedeutenden Aoänderangen 

dem Eyurfärften vorsu: egen befohlen. 

Dietem ſtebt nicht entgegen, daß Phild erzaͤhlt 2) 
ESpartacus babe neue Grade bald nachber, als nemlich 
Philo die feininen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte, 
eingefuͤhrt. » Spartacud, fagt er, ſiena an hinter mei⸗ 
nem Rüden ber mit den von mir angelegten Obern und 
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; ſich 
niche undeutfich gegen fie merfen su laſſen, daß er det 
Stifter und Chef des Banzen ſey; feine neuen Grabe bie 
und da durch diefe Leute einzuführen ; und da diefe Ders 
fiedenbeit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ. 
an!unter der Hand das Befpröch entſtehen, ala muͤſte 
ich wohl die Grade verfälfcht baden, die aus Bapern 

dc. 


1) Nachtrag , t. Abth. ©. 70, 
2) Erklaͤr. G. 139, 


770 — —— .2* je‘ er 





2. 


ber Illuminaten⸗Grade. 4 


geſchickten hingegen aͤcht ſeyn, weil von daher bekanntlich 


Ber Drden zuerſt in unfre Gegenden gefommen ſey.“ Dies 
ſes alles konnte gef eben, ohne daß auch ein einziger mes 
fentliher Grundfaß geändert worden wäre. Spartarus 


durfte nut die Cerimonien eines Grades, von welchen 


er obnedem fein Steund war, theils weglaſſen, theild aba 
ändern, und bie und da etwas anderſt einfleiden: fo war 
Die DVerfcdiedendeit offenbar; und dann folgie ed von 
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo 


fallen: mufte : denn für Verfaͤlſchung konnte man es anſe⸗ 


ben, wenn, obgleich die Hauptarundſaͤtze eben geblieben, 
auch nur Einiges in feinen Graden anderſt fautere, als 


in denen, weiche unmittelbar ausBapern gekommen waren. 


" Spartacud fah birtten nach wohl ein, welchen Nach 


theil ihm der Drieftergrad, und vornemlich die Anrede - 
bringen mußte. Er fucte. fih daher megen derfelben anf 


alle möglıche Art zu rechtfertigen, nahm etwas weniges, 


- twiewobl bios sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das 
Uebrige mit ſeichten Gründen und mit auf Schrauben ges’ 
fegten Aeußerungen. Dirfes qeſchah in dem unter feitiem - 


weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗ 
tigung ſeiner Abſichten, 8. Fraͤnkfurt und Leipzig 1487, 
zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗ 


gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch niche 


ins Licht geſtellt mar. 


b 34 


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4 


DT 


ae Seſchichtz 


elende Schottiſche Rittergrad ganz von ſeiner Compofi⸗ 
tion, und auf den Prieſtergrad ein eben fü elender Regen⸗ 
tengrad; doch weil ea ein dırigirender Grad if, der die 
Hanse Droviscial Inftruction enthält, fo Andre ich darinn 
nichts, etwelche einfältige niedertraͤchtige Marimen 
ausgenommen.” In dıefem Brief klagt Epartacus noch 
weiter über Philo's Eitelfeir und Cigenfinn, und fein 
ſchlechtes Berragen gegen ibn u. f. f. und ſetzt am Ende 
dinzu 6): „ Mit dem allen werde ich ıbm das Zeunniß 
geben, daß er dur Anmerbuna wichtiger Leute um den 
Drden große Verdienfte hat: aber, außerdem bat er mie 
wenig genügt: bat mir off mandes verdorben, dir Eine 
beit meines Plans durch elende Eınfdaltungen von uns 
bedeutenden Braden fehr ſtark verdorben.“ 


Indeß kamen alle diefe Kritiken über den Prieſter⸗ 
und Regentengrad zu ſpaͤt. Denn diefe Grade waren 
ſchon ausgetheilt.. Zwar hatte bereits vorber Mahomer 
manches daran audgefegt 7°. Allein Spartacud, der an 
feinen Tadel gewohnt mar , machte bieraus wenig, mels 
dere foldes zwar dem Philo 8" ſchrieb ihm aber auch/ 
daß er dafür forgen wolle, dab die Grade fo angenommen 
würden, mie fie Philo verfaßt haͤtte. Er möge die Örade 

nur 


6) Rachtrag, 1. Abth. ©. 96. 


7) L. c. ©. 79. 83, 
v8, l. c. G. 2, 


der Illuminaten⸗Grade. 4t 


nie nach feiner Art ausibeilen. „Dieß that ich, ſagt 
Philo in einem Schreiben an Cato 9), atteſurte mit 
meines Nahmens Unterſchrift Die Recthet der Cabiers, 
und meine Leute waren entzuͤckt über dieſe Meiſterſtuͤcke, 
mie fie ed nannten, außer daß zwap Verſonen kleine 
Einwendungen gegen einzelne Au-drüdte machten, melde 
leicht nad den Local- Umftänden ın jedet Provinz ver⸗ 
ändert werden können.” 


Eben fo erzähft auch Philo die Sache in feiner Er⸗ 
Elärung 1), nur daß er noch den Umiand von der Ges 
nebmigung der Areopagisen hinzufügt. „Da diefe zau⸗ 
derten, die Hefte von ihren Anmerkungen begleitet zuruͤck⸗ 
zugeben; fo ſchrieb mir Hr. Weishaupt: Es dürfe durch 
Die Faulheit Diefer Menichen das Ganze nicht aufgebalten 
werden; ich ſolle nur, obne weiteres Bedenken, meige 
Grade, fo wie ich fie ausgearbeitet bätte, einführen. 
Endlich kam denn au die Beyſtimmung der Vebrigen ans 
und man ſchickte mir alle Grade, ins Reine geſchrieben, 
mit Spartacus Drdens: Peiſchaft und Chiffer beglau⸗ 
bige zuruͤck. Nur fand man, Laß die re/igiofen Ceremo⸗ 
nien im Schottiſchen Kittergrade ohne Gefabr in kathe⸗ 
liſchen Ländern nicht leicht einzuführen ſeyn wurden, 

und bedung fich daher aus, dieſe nach den Umſtanden 
weg⸗ 


9) l. e. ©, 166. 
1) ©. ı2ı. 


‘ 


42 Ä Geſchichte 


weglnſſen zu dürfen. Alles Uebrige war ihnen recht. 
Wer war frober, als ih? Ich theilte meine Grade fo 


- gemiffenbaft als möglich aus,” 


In dem vorbin gedahten Brief des Philo an 
den Cato vom 20. Yan, 1783 gedenkt derfeibe der 
Bepftimmung der übrigen Arcopagiten nicht, weil 
diefes drum Cato ohnehin befannt mar und noth⸗ 
wendig befannt ſeyn muſte. Er ſagt unmittelbar 
auf die oben mitgetheilte Stelle 2). Auf-einmahl 
Ja'ſo bernad, nachdem die Grade ſchon ausgerbeilt wa⸗ 
ren] ſchickte mir Mahomet nicht etwa Anmerkungen zu 
dieſen Graden, ſondern ganz verändertes verſtuͤmmeltes 
Zeug. Man verlangte, ich ſollte meine Hefte zuruͤck⸗ 
fordern, und als ich mich weigerte, beſtand wenigſtens 
Spartacus darauf, alle Abſchriften ſelbſt zu revidiren, 
Xen Leuten au ſagen, es haͤtten ſich unaͤchte Zufäge eins 
geſchlichen, um dadurch mich zum Luͤgner zu machen.” 
Denn er batte die Aechtheit derſelben mir feines Nahe 
mens Unterfchrift atteſtirt, wie er vorbin in eben dieſem 
Brief 3) erzählt. Dieſes aber ſchlug Philo ab, und da. 


. Epartacus ihm durch einen feiner Untergebenen einen 


2) Nachtrag, 1. Abth. ©. 107. 


befeidigenden Verhaltungsbefehl zuſchickte, auch noh 
Allerley ſonſt darzwiſchen Fam, fo tratt endlich Philo den 
1. Jul. 1784 ganz ah 4) oder wurde, wie andere Nach⸗ 

richten 


3)1:c. ©, 106. 
5) .c.6©, 118. 128. Erklaͤr. ©. 126 — 136. 


hy 


44 | Gefchichte 


auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen baben, ſon⸗ 
“ Bern fein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien 
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet 
batte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er in 
dem Brief von 7. Febr. 17836), mo er ſich am umftdnde 
lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Orunde 
fägen, Zwar ſcheint es ihm einine Tage vorber, wie der 
Brief vom 28. Ian. 1783 Leweiſet, darüber angft gewor⸗ 
den zu fenn, da er etlichemal von Verliehren. des Kopfes 
fpriht 7). Er wollte daber auch einigeö Ändern 8), es 
fheint aber, er war den 7. Febr. noch nicht recht ent⸗ 
ſchloſſen, weil er in dem Brief von dieſem Dathan den 
nemlichen Cato, nichtd von Abänderung fpricht, fondern 
dieſelbe ſtillſchweigends wieder zuräd' nimmt , indem er 
will, daß blos die Eeremonien mweggelaffen , die Fragen 
aber und die Anrede, welche eigentlich die gefährlichen 
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs 
ſcheinlich verfiel er auf den Gedanken der Abänderung 
blos deswegen, weit Einige verfchiedne Ausdrüde für ans 
ſtoͤßig und rebellifch erffärt hatten 1) und als die Misbele 
ligkeit zwiſchen ibm und Philo größer geworden mar, fo 

nabız 


6) Nachtr. 1. Abth. S. 94. 
7) lc. und &. 87. 

8) lc. ©, 90. 

9)1.c. ©. 94 » 

D L. c. S. 9. 





vu 
[1 


.. _—-. 


der uminaten: Grade 48 


“nahm er diefes zum Vorwand und ſprach von unächten 
» Zufänen 2). 


Vergleicht man abet des Philo Arbeit, und inebe⸗ 
fondere den Unterricht ih dem erften Zimmer, mit der in 


den Nachtrag der Sriginalfchriften 3) enthaltenen und bide 


J 


her ſo oft angezognen Anrede: ſo wird man nur wenig 
Zuſaͤtze finden, die von Bedeutung find. Ich will fie her⸗ 
fegen, damit fie der Lefer mit einem Blick Überfehen Eönne, 


Nach den Worten der Anrede: deren Befriedigung 


fie nur durch ihn erhalten koͤnnen 4), fteht bier im Unter⸗ 


‚wicht der Zufag, der frenlich aus der Luft gegrigen zu ſeyn 


N. fdeint: „Es ift unbefchreiblich, wie feſt dieß unbedeutend 


mim 


-fdyeinende Band if. Brod, Tabak, Caffe, Brandwein 
und dergl. find die kraͤftigſten Maſchinen des Deſpoten / 
wenn er feine ſchwere Hand darauf legt.” Nach den Wor⸗ 
ten der Anrede: ſehr narfirli 5) beißt es im Unterricht 
„Nun wird auch der, welcher an die Gcheimniffe der ge⸗ 
woͤhnlichen chriſtlichen, von den Pfaffen verunitalteten 
Religionen nicht glaubt, und welchem man gemiffe varuıde 
ser verborgene, noch größere Geheimniſſe vorerſt nicht: ent⸗ 

buͤllen 


2) l.c. ©. 107. 

3) a. Abtb. ©. 44 
21.0.6. 9. 

5) lc. &. 106. 


46 .. Geſchichte 


buͤllen darf, doch kein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗ 
koͤſer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nach dem Wort der Anrede: angewandt 6) ſteht in 
ben Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding, 
die Theologie, das Pfaffen« und Schurken: Regiment; 
dad Pabſtthum , der geiftlide Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) iſt in 
bemi Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und 
Berrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs 
feres Schickſal, ala der redliche tugendbafte, der ungluͤck⸗ 
Nicherweiſe nicht begreifen konnte, wie ein Städ Mehl⸗ 
teig zugleid ein Stud Fleiſch ſeyn konnte”, _ 


Spartacus batte nebſt den übrigen Areopagiten, als 
die Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert; 
fondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf 
die Cerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch 
nachher, als er von unaͤchten Zuſaͤtzen ſprach, erklaͤrte er 
ſich nicht, welche diefelben frven. Man bat alſo Grund. 
ju glauben, er verftehe darunter die Gerimonien im Priefters | 
. grad, als gegen welche er fich allein und ausdruͤcklich erklärt 
batte. Eigentlich war Die ganze Anrede oder der Unterricht 
“Im erften Zimmer durchaus anftößig und rebellifch: Wer 

| diefe 
6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110; 
D Lc. S. III. 





48 Geſchichte 


Pfaffen und beoͤſe Fuͤrſten ſtehen uns im Wege, autgelaſ⸗ 
fen werden. Aber der Prieſtergrad, die in demſelben 
aleich verangeſchickten Fragen, vornemlich aber Die Anrede, 
waren fo durchaus mit anſtoͤßigen und rebelliſchen Sägen 
anzıfüllt, daB man mit bloßer Abänderung oder Weg⸗ 


laſſung einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte; 


and daher Fonnte man ihn auch nicht vorlegen Hr. Weise 
haupt miderfpricht fich alſo ſelbſt, wenn er in dem Yıachs 
trag zu feiner Rectfertigung vorgtebt ı): Er babe das 
ganze Sinftem mit einigen unbedcutenden Abanderungen 
dem Churfuͤrſten vorsuiegen befohlen. 

Diekem ſtebt nicht entgegen, daß Philo erzähft 2) 
Spartacus dabe neue Grade bald nachber, alb nemlich 
Philo die ſeinigen zuruͤckerhalten und ausgetheilt hatte, 
eingefuͤhrt. » Spartacud, ſaqgt er, Nena an hinter mei⸗ 
nem Rüden ber mit den von mir angefetten Obern und 
andern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; fich 
nicht undeutlich gegen fie merfen zu laffen, daß er der 
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Gabe bie 
und da durch diefe Leute einzuführen ; und da diefe Ders 


ſchiedenheit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ieh. 


man?unter der Hand das Mefprcch entftchen , ala milfte 


ich wohl die Grade verfälfche haben, die aus Bavern⸗ 


1) Nacträg , 1. Abth. S. 70. 
2) Erklaͤt. G. 139, 


„ui ne 


so Geſchichte 


„Ich wende mich, ſagt er 3) nun zu dem vierten Dge 
cument [in dem Nachtrag der Driginalfchriften 2. Abtb.] 
Es führt den Titel: Anrede an den neuaufsunchmenden 
Illuminatus dirigens. Diefer Yuffag ift fein Brad: er 
enthält blos allein einige gefammelte , Auchtig bingewor⸗ 
fene Ideen au einem Grade , der erft entworfen werden 
ſollte aus welchen auch würklich der Prieftergrad entſtan⸗ 
den if. Die Gefchichte davon iſt in den Briefen, beſon⸗ 
derd ©. 104 f. enthalten. [Es find Philo's Briefe ges 
mepnt, in dem Nachtrag, 1. Abıb.] Aus diefem er⸗ 
fiheint, daß diefe meine Materialien an Philo zur Eins 
kleidung und Bearbeitung gefchidt worden: daß ſolches 
son ihm wuͤrklich gefcbeben fen: dab fein Auffag unter 
Den Mitwiffenden rircufirt habe, um die nöthigen Erinne⸗ 
rungen bepäufeßen, und beliebige Abänderungen au trefs 
fen: daß darüber große Streitigkeiten und Spaltungen 


entftanden find: daß man folchen gewaltig ausgemuſtert 


und durchftrichen habe: daß alfo der neue Grad eine von 
der vorigen ganz verfchiedne ungleich gemäßigtere Form 
muͤſſe erbalten haben , und nach folcher durch den Orden 
vertheilt worden fep.” 


Hier läßt Spartacus vieles meg, was der Sache eine 


ganz andere Beftalt giebt. Es gab freplih Streitigkeiten. 
| aber 


3) Erklaͤr ©. 72. 








53 Geſchichte 


weiter als die Inſtruction in Ecientifuis, und dieſe ſelbß 
mit Ausnahme der beziehenden Stellen vorzulegen / da 
er den ganzen neuen Grad fo leicht bart kennen vorlegen 
laſſen, und welcher, als einer der boͤhdſten und letzten 
Grade, un fo entſcheidender bewieſen haben wuͤrde, Daß, 
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich 
ſcheinen können , ſolches am Ende drutlicher entwickelt 
und geboben worden wäre. Zwar giebt Er vor: er habe 
Die Anrede im Prieitergrad blog um desmillen vorzulegen 
verboten, wril die darinn enthaltene Geſchichte des menfche 
lichen Geſchlechts durch eine fpätere beifer gerathene Ge⸗ 
ſchichte lin dem vorbin gedachten Aufſah] erfegt und da⸗ 
Durch abolirt worden 7). Allein dieſe neue Geſchichte 
batte er ja eben fo wenig vorzulegen befoblen. 


Daß aber in dem neuen Brad die anfiögigen Grunde 
füge ebenfalls bevbebalten worden, erhellt noch mehr da⸗ 
ber, daß Herr Weicbaupt feinen Ältern Brad, und feine 
fogenannte Anrede an den Illuminatus dirigens noch ims 
mer zu rechtfertigen fucht , deifen er fich ganz bätte übers 
beben können, wenn ed wahr geweſen wäre, daß man bey 
mehrerer Einſicht gaͤnzlich von jenen Brundfägen, auf 
welche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede 
in dem Vrieſtergrad abolirt worden ſep IS. 71.) Erem 
züblı davon weiter 8). 

» Dies 


7) Erklaͤr. ©. 71. 
8) G. 73. u. f. 








ber Illuminaten⸗ Grade 53 


„Dieſer Aufſatz, die oftgedachte Anrede nemlich, 

wurde bey mie durch folgende Umitaͤnde veranlaßt. Der 
Schottiſche Rittergrad, welcher nach feiner erſten Geſtalt 
nicht von meiner Arbeit ijr, gegen welchen ich laut S. 67 
biefer Briefe Lim Nachtrag, ı. Abıb. ] proteſtirt habe, 
enthielt verſchiedene tbeologifhe Aeußerungen undWinfe: 
unter andern wurden darinn Die Hieroglyphen der Srepe 


‚ maurerey auf dad Chriftenthum gedeutet. Diefer Grad 
war num in andern Provinzen ſchon eingeführt , und die. 
Erklärung nicht febr befriedigend. Geſchebene Dinge’ 


konnte ich nicht ungefchehen machen. Ich mufte alſo auf 
Diefer einmal eingeführsen Idee fortbauen und fortarbeis 
ten, und durch einen folgenden Grad den gemachten sed. 
Ser in etwas gut machen.” 


Oder auch größer made, mie e& bier wuͤrklich der 
So it. Denn daraus, daß die Hieroglyphen auf das 
Chriſtenthum gedeuset werben Fonnten, folgt ohne weites 
tes noch nicht, daß es gerade fo geſchehen mufte, baß die 
oriftliche Relision durchaus verfälfcht, und noch weniger, 
daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gehabt, die 
bürgerliche Berfaffungder Staaten aufzuheben, die Sürften 
entbehrlich zu machen, u. f m. wie in den vorgeblihen 
Drerbefferungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗ 
gens fagt derfelbe Fein Wort davon , daß er die gedachte 
Arnrede nachher: [er ſchrieb doch erſt 27871 ſchon für den 
Yiluminatus dirigens, wie Philo oben geaͤußert bat, bes 

Kimmt 


e 
% @:72:3:2: 


Yinaus ide. hi ν ap RE GE DEIBIET Brig un, 
ur Sir vorı berui re cr Erf, DU ER 
rates vor Kris gergri EAr, aeg Ye. Ber 
sr aa he, Burme Ye Zee ac re ine 
ſin ver. ou zur. 2 ge een. dire Irhere 
vorr vun wie Yerchher porsote ngne Et Vang Ei 
u Yır Yshtlaes bite. 


Gr Aa ıa hrıneı Beerteitigueg any) un? Ichonpe 

Betr Yu ern, 245 azırı ver Diele ter Termmia:cıee ib 
Tantra werberten lit gze, fen Bemielien n:dı seräßee 
4. Rus wiehl, ie nokdrm man fich bieraber erflär. 
Es wie Ir unt Pq:le ſich cher erflärt hatten, mar ſie es 
olertinz!: tenn fie beb es ganz auf und ließ blos den 
Nitmen Rechen. Ferner, daß wahrſcheinlich die erüch 
@rifter der Freymauterey die Abfichr gehabt, durch dieſen 
Weg für das Chriſtenthum zu arbeiten. Hier feblen die 
Beweiſe gänzlich: waͤre es aber auch an dem, fo fan bict- 
aus die Unſchaͤdlichkrit dieſer Meynung noch nicht datge⸗ 
than werben. Eben dieſes gilt von dem folgenden, wenn 
er fast: Diefe Idee ſey nicht neu; mebtere Schriftſteller 
bätten diefe Vermuthung (dom vorlaͤngſt geäußert; und 
felbit viele Grade der Freymaurerey, und unter dieſen 
der franzöfifche Rofenfreuger: Grad enthalte wirklich eine 
ähnliche Erklärung. Noch weniger kan es helfen, wenn 
er 


9) Erklaͤr. ©. 74. 





en 


[4 
FR 


der Jlluminaten: Brade 55 


er hinzuſetzt: diefe Erklärung fen beſſer, als die thoͤ⸗ 


N 
x 


richten Auslegungen der Hiergalppben auf Magie oder 


Alchemi, wodurch fo viele taufend Menſchen um nichts 
gebeſſert, und in ihren häuslichen Umfänden verkuͤrzt 


worden wären. 


Auch mar es bey ihm nicht Weberzeugung Er 


wollte 1), da in dem Drden der Srepmanrer nemlich, 


j über diefen Punct fo verſchieden gedacht wurde, diefe 


Idee nar zu feiner Abfiht nugen, um die fid) entgegen 
gefegten Theile. einander naͤher zu bringen, welches er 


“einen gluͤcklichen Gedanfen nennt. Er wollte Sreymatte 


rer von allen Epftemen an fih ziehen, dieſe Syſteme, 
vornemlich das von der fEricten Obſervanz welches das 
mals in Deutfchland das Herrſchende war, flärzen, eine 
fogenannte Eckleetiſche Maurered einführen, und fo mit 


allenbalben feinem Drden die Herrſchaft verſchaffen. 


Man ſehe den Brief an Cato vom 11. Jan. 1783 2). 
„Ich babe, ſagt er, im Sinn, ein Syftem conföderirter 
Logen berzuftellen, die beten Leute davon auszuforſchen, 
und der Airicten Dbfervans zuvor zukommen, und fie zus 
zerſtoͤren. Und bald bernach 3): „Das iR unſer groͤſtes 
Intereſſe, in die Freymaurerey eine Kchieckit einzufähe 

ten: 


n1.c6&. 75. | 
2) Nachtr. der Driginalfchriften, 1. Abtd · ©. 84. u. f. 
»l.c ©, 85. 8. 


44 Geſchichte 


auch von ihm ſelbſt herruͤhrten, auszuſetzen haben, ſon⸗ 
vern fein Tadel betraff eigentlich nur die Ceremonien 
und andre unbedeutende Dinge, die Philo eingeſchaltet 
batte, und ihm nicht gefielen. Wenigſtens ſagt er im 
dem Brief von 7. Gebr. 17836), wo er ſich am umfände 
lichſten darüber ausläßt, nicht ein Wort von jenen Orunde 
fägen, Zwar ſcheint es ibm einine Tage vorber, wie der 
Brief vom 28. Ian. 1783 dewoiſet, darüber angft gewor⸗ 
den zu ſeyn, da er etlichemal von Verliehren des Kopfes 
fpriht 7). Er wollte daher auch einiges Ändern 8), es 
fcheint aber, er war den 7. Gebr. noch nicht recht ents 
ſchloſſen, weil er in dem Brief von diefem Damgpan den 
nemlichen Cato, nichtd von Abänderung fpricht, fondern 
dieſelbe Rilfhweigends wieder zuruͤck nimmt , indem er 
wit, daß bloß die Ceremonien weggelaffen , die Tragen 
aber und die Anrede, welche eigentlich Die gefährlichen 
Dinge entbalten, bepbehalten werden follen 9). Wahrs 
ſcheinlich verflel er auf den Gedanken der Abänderung 
blos deswegen, weit Einige verfchiedne Ausdrüde für ans 
ſtoͤßig und rebellifch erflärt hatten 1) und afs die Miöhele 
ligfeit zwiſchen ihm und Philo größer geworden mar, fo 
nabız 


6 Nachtr. 1. Abth. S. m 
7) l. c. und ©. 87. 

gay c. ©. 90. 

9) 1. c. S. 94.. 

D L. c S. 82. 


46 Geſchichte 


daͤllen darf, doch kein Bedenken finden, Jeſum den Er⸗ 
Iöfer und Heiland der Welt zu nennen.” 


Nah dem Wort der Anrede: angewandt 6) ſteht in 
bem Unterricht: » Da entftand dann das herrliche Ding, 
die Theologie; das Pfaffen- und Schurken : Regiment; 
das Pabſtthum / der geiftlihe Defpotismus.” 


Nach dem Wort der Anrede: unterdräckten 7) ift in 
bem Unterricht äugefegt: „Und ein Mörder, Hurer und 
Betrüger, der Transfubftantiation glaubte, hatte ein befs 
feres Schickſal, ala der redlihe tugendbafte, der unglüds 
icherweiſe nicht begreiffen Fonnte, wie ein Stuͤck Mehl⸗ 
teig zugleich ein Stud Fleiſch fenn Eonnte.”.-” 


Spartacus hatte nebſt den übrigen Areopagiten, ald 
bie Grade genehmigt wurden, hiergegen nichts erinnert; 
ſondern das Einzige, was erinnert worden war, betraf 
die Cerimonien im Schottiſchen Rittergrad. Aber auch 
nachher, als er von unaͤchten Zufägen ſprach, erklaͤrte er 
ſich nicht, welche diefelben feven. Man bat alfo Grund 
ju glauben, er verftehe Darunter die Cerimonien im Prieflers 
. grad, ald gegen welche er fich allein und ausdruͤcklich erkläre 
batte. Eigentlich war Die ganze Anrede oder der Unterricht 
- Im erften Zimmer durchaus anftögig und rebellifch: Wer 
diefe 


6) Nachtr. 2. Abth. ©. 110. 
—2 l. c. ©, III, u 





. QL 
der Illuminaten-Grade. 47 


verdauen konnte, dem konnte es nicht ſchwer fallen, obige 
wenige Zufäße ded Philo auch noch zu verdauen. 


Doch ſcheint es, Spattaeus habe auch verſchiedne 


ſeiner eignen Acußerungen für gefaͤhrlich angeſehen: denn 
er fagt felbft 8) er fen beym erften Aufſatz wuͤrklich 3u 
grell geweſen. Mepnt er diefe mit, fo mar es unbillig 
den Philo allein zu beſchuldigen. Ob er nun gleich da» 
mals von Abänderung ſprach: fo iſt dieſe doch nicht vor⸗ 


[ 


genommen worden, wenigſtens bis auf den 2. Gebt. 1785 


nicht. Denn in dem Brief von diefem Dato an die Areb⸗ 
pagiten 9) fagter: Man folle dem Churfürften vom Pries 
ſtergrade nichts, als die Inſtruction in Scientifieis vor⸗ 
legen; und did Regentengrades gedenkt er Har nicht. 
Wäre in diefen bepden Graden, infonderheit in dem Priee 
ftergrad alles Anſtoͤßige ausgemerzt geweſen, fo würde er 
diefe Grade, wenigftend demjenigen , deflen er gedenkt, 
gang voraulegen befoblen haben. Selbſt in Anfehung jes 
ner Inftruction erinnert er, fie muͤſſe wohl durchgegangen 
werden, damit fie feine beziebende Stelle enthalte; und 
bep dem Ilyminatus minor wollte er, dad Wort: dumm⸗ 
fter moͤnch ſollte in: dummſter Menſch veraͤndert, und 
bey dem Hluminatus major, der wie der minor im uͤbri⸗ 
gen ganz vorgelegt werden füllte, muͤſte die Stelle! 


Pfafe 


8) Naͤchtraq / 1. Abth. S. 90, 
MP l. c. ©. 225, 


+ 


‚„/ 
ns: 


PN. Seſchichte 


Pfaffen und bife Särften fiehen uns im Wege, mtgelaſ⸗ 
fen wirden. Aber der Prieftergrad, die in demfelben 
aleich verangeſchickten Fragen, vornemli®& aber dic Anrede, 
waren fo durchaus mir anftägigen und rebelliſchen Einen 
anz: full, dag man mit bloßer Abänderung oder Wegs 
laſſung einzelner Stellen der Sache nicht helfen konnte; 
und daher konnte man ibn auch nicht vorlegen Hr. Weiße 
haupt miderfpricht ſich alſo ſelbſt, wenn er in dem Tach⸗ 
rag zu feiner Rechtfert' gung vorgiebt »): Er babe das 
ganze Enftem mit einigen unbedeutenden Abänderungen 
dem GCourfärften vorsu:egen befoblın. 


Dietem ftebt nicht entgegen, daß Philo erzählt 2) 
Spartacus babe neue Grade bald nachher, als nemlich 
Philo die feinigen zuruͤckerhalten und aussetheilt hatte, 
eingefährt. „Spartacus, ſaqt er, Rena an hinter mei⸗ 
nem Rüden ber mit den von mir angelegten Dbern und 
ändern einzelnen Mitgliedern Briefe zu wechſeln; fi 
nicht undeutlich gegen fie merken su laffen, daß er det 
Stifter und Chef des Ganzen ſey; feine neuen Stade bie 
und da durch diefe Leute einzuführen : und da dieſe Vers 
f&iedenbeit in den Graden Einige ſtutzig machte: fo ließ 
inan!unter der Hand das Geſorech entfichen , ala mülte 
ich wohl die Grade verfälfcht haben, die aus Bapern 

ge⸗ 


+) Nachtrag , t. Abth. S. 76. 
2) Erklaͤt. G. 139, 





der Illuminaten⸗Grade. 4 


geſchickten hingegen Acht ſeyn, weil von daher bekanntlich 


der Orden zuerſt in unſre Gegenden gekommen fen.” Die⸗ 


ſes alles konnte geſcheden, ohne daß auch ein einziger we⸗ 
ſentlicher Grundſatz geändert worden wäre. Spartatus 
“durfte nur die Cerimonien eines Grades, don weichen 
er obnedem Fein Freund war, theils weglaſſen, theils aba 


ändern, und bie und da etwas anderſt einfleiden: ſo war 


Die Verſchiedenheit offenbar; und dann folgte ed von 
ſelbſt, daß der Verdacht der Verfaͤlſchung auf den Philo 


fallen muſte: denn für Verfaͤlſchung konnte man es anſe⸗ 


ben, wenn, obgleich die Hauptgrundfäge teben geblieben, 
auch nur Giniges in feinen Graden anderf lautete, als 


in denen, welche unmittelbar aus Bayern gefommen waren: 


Spartarus fah hinten nach wohl ein, welchen Nach⸗ 
theil ihm der Prieſtergrad, und vornemlich die Anrede 
bringen muſte. Er ſuchte ſich daher wegen derſelben auf 
ale moͤqliche Art sw rechtfertigen, nahm etwas weniges, 
wiewohl blos sum Schein zuruͤck, vertheidigte aber das 
Uebrige mit ſeichten Gruͤnden und mit auf Schrauben ge⸗ 
ſetzten Aeußerungen. Dieſes geſchah in dem unter ſeitem 


weltlichen Nahmen erſchienenen Nachtrag zur Rechtfer⸗ 
tigung feiner Abfihten, 8. Sranffurt und Leipzig 1487, 


zu einer Zeit, wo Philo feine Erklärung noch nicht heraus⸗ 


: gegeben hatte, und manches vor dem Publico noch niche 
ins Licht geſtellt war. 


d „Ip 





Ss Geſchichte 


Ich wenade mich, ſagt er 3) mun zu dem vierten Dg> 
ame. Gin dem Nachtrag der Erizinalicheiften 2. Abib.] 
@s fuͤdet den Titel: Kartde an den neuaufsunebmenden 
Liuminstus Äur.zers. Diefer Aufſad if fein Grad: er 
enıhlis bles aleın einige gefammelte , flüchtig bingewors 
tene Idern iu einem Ocade , der erft entworfen werden 
feflte, aso weichen auch wuarflid der Frieftergrad entitane 
den R. Die Gerbechte davon iR in den Briefen, beſon⸗ 
ders S. vor 5. erıbalten. [Es find Philo's Briefe ge⸗ 
meyat, in dem Rıdırag, 1. Abıb.] Aus dieſem er⸗ 
Küyınt, das dieſe meine Materialien an ®bile zur Eine 
tleidang und Bearbeitung sefdidt worden: daß ſolches 
son ide wurfluh geſchehen fep: daß fein Auffak unter 
deu Diitwifeuien circalirt dabe, um die nötdigen Erinne⸗ 
rungen Inpaufeken, und beliebige Abinderungen gu trefs 
ren: daß Duruber große Sıreitigfeiten und Spaltungen 
entitanden find: Daß man folder gewaltig audgemufterg 
und darcheriches babe: daß alio Der neue Brad eine von 
Ver vorigen ganz verſchiedae ungleid gemäfigtere Form 
mure erdalten haben , und nach folder durch den Orden 
Brridei.t werden ſep. 


Hier lift Eyartacns vieles mes, was der Gade eine 


gan) andere Geſtalt giebe. Es gab ira Streitigkeiten, 
aber 


2) ll Er. 


ber Illuminaten-Grade. st 


aber nur mit. Mäbomet, beffen Abänderung Spartacüs 
ſelbſt nicht billigte. Die Spaltung und der Abtritt des 
Philo erfolgte erſt nachher, als Spartarus ſelbſt und die 
Areopägiten die Arbeiten des Philo genehmigt hatten, und 


-  Spartacus hinten drein Neuerungen vornahm. Der Arad 


des Philo war durch den Orden vertheilt worden. Nachder 
fieß Spartacus einen neuen Grad zwar bie und da vers 
theilen ; aber die Abaͤnderungen betraffen die Brundfäge 
nicht eigentlich. Den neuen Brad machte Spartäcus auch 
“Jene [1787] noch nicht bekannt; und doch wuͤrde er / 
wenn et fo sinverfänglich geweſen wäre, als er inſinuiren 
will, dadurch alle Einwuͤrfe auf einmahl gehoben habeñ. 
Er führt zwar 4) Stellen aus einem nenen Auffaß ai, den 
er ſchon 1783 verfertigt Haben mil. Allein dieſe machen 
hur den Anfang des Aufſatzes aus; von weilchen Mall 
nicht gerädezu auf das Folgende, und auf das Ganze 
ſchließen fan. Werin auch das 5) Stuͤck ſchon 1783 wuͤrk⸗ 
lich verfaßt worden: fo war doch das Ganze moch nicht 
ausgearbeitet. Dein i787 als Er den Nachttag au ſeiner 
Rechtfertigung fchrieb » mar es noch hicht einmal billig 
fertig 6). Wäre der ganze Auffab verfaßt geweſen: ſo 
wuͤrde er , wie ſchon erinnert worden, nicht beföbleh has 
ben, deni Churfärften von dem Prieſtergtad Hichts, nichts 
bi —— Meitel 

4) ©. 85. 

5) ©: 99. u. f. 

6 |. ©. 


a ° Geſchichte 


weitet ald die Inſtruction in Scientificis, und diefe felch 
mit Ausnahme der bejiebenden Stellen vorzulegen/ da 
er den ganzen neuen Brad fo leicht haͤtte koͤnnen vorlegen 
laffen, und welcher, als einer der boͤchſten und letzten 
Brade, um fo entfcheidender bewieſen haben wuͤrde, daß, 
wenn ja etwas in den niedern Graden bätte bedenklich 
ſcheinen koͤnnen, ſolches am Ende deutlicher entwickelt 
und geboben worden waͤre. Zwar giebt Er vor: er habe 
die Anrede im Prieſtergrad blos um deswillen vorzulegen 
verboten, weil die darinn enthaltene Geſchichte des menſch⸗ 
lichen Geſchlechts durch eine ſpaͤtere beffer gerathene Ge⸗ 
ſchichte lin dem vorbin gedachten Aufſatz] erſetzt und dar 
durch abolirt worden 7). Allein dieſe neue Geſchichte 
hatte er ja eben ſo wenig vorzulegen befohlen. 


Daß aber in dem neuen Grad die anſtoͤßigen Grund⸗ 
füge ebenfalls beybehalten worden, erhellt noch mehr das 
ber , daß Herr Weishbaupt feinen aͤltern Grad, und feine 
fogenannte Anrebe an den Illuminatus dirigens noch ims 
mer zu rechtfertigen ſucht, deſſen er fich ganz hätte über« 
beben können, wenn ed wahr geweſen wäre, daß man be 
mehrerer Einſicht gänzlid von jenen Grundfägen, auf 
melche bier alles anfommt , abgegangen und die Anrede 
in dem Vrieftergrad abolirt worden ſey [&. 71.) & en 
zaͤhlt davon weiter 8). 

„Die⸗ 


7) Erklaͤr. S. 71. 
8) ©. 73. uf. 





ber fluminatens Grade 53 


. „Dieſer Aufſatz, die oftgedachte Aurede nemlich, 
wurde bey mie durch folgende Umitaͤnde veranlaßt. Der 
Schottiſche Rittergrad, welcher nach feiner erſten Geſtalt 
nicht von meiner Arbeit iſt, gegen welchen ich laut S. 67 
biefer Briefe Lim Nachtrag, 1. Abıb.] proteitirt habe, 
enthielt verfchiedene theologische Aeußerungen undWinke: 
unter andern wurden darinn die Dieroglopßen der Srepe 
maurerey auf dad Chriftenthum gedeutet." Diefer Grad _ 
War nun in andern Provinzen fhon eingeführt , und die. 
Erklärung nicht febe befriedigend. Geſchebene Dinge 
konnte ich nicht ungefcheben machen. Ich muſte alſo auf 
Diefer einmal eingefübrsen Idee fortbauen und fortarbeis 
ten, und durch einen folgenden Grad den gemachten Feh⸗ 
Ser in etwas. gut machen.” 


Oder auch größer machen, wie es hier wuͤrklich der 
Fall iſt. Denn daraus, daß die Hieroglyphen auf das 
Chriſtenthum gedeuset werden konnten, folgt ohne weite» 
res noch nicht, daß es gerade fo geichehen mußte, daß die 
criſtliche Religion durchaus verfaͤlſcht, und noch weniger, 
Daß behauptet wurde, Chriſtus habe zur Abficht gebabt, die 
bürgerliche Verfaffungder Staaten aufzuheben, die Sürften 
entbehrlich zu machen, u. f. m. wie in den vorgeblichen 
Verbeſſerungen des Herrn Weishaupts geſchiebt. Uebri⸗ 
gend fagt derfelbe Fein Wort davon , daB er die gedachte 
- Anrede nachher [er ſchrieb doch erft 2787] fchon für den 
Yiluminatus dirigens, mie Philo oben geäußert hat, bes 

Kimmt 


8 
54 Geſchichte 


ſtimmt hätte, als welches auch um fo weniger noͤthig war, 
da er für dieſen bereitd eine andere Anrede, die in dee 
Geſchichte der Verfolgungen ſteht, aufgelegt hatte. Aber 
er fagt auch nicht, warum die Heberfchrift in diefer Anrede ° 
für den Illuminatus dirigens fautet. Es bleibt daber die 
oben von mir hierüber vorgetragne Vermuthung noch im⸗ 
mer Die Wabhrſcheinlichſte. \ 
@r fährst in feiner Vertheidigung foreg)und behaup⸗ 

tets die Idee, daß unter der Hülle der Freymaurerey das 
Ehriftenthum verborgen liege, fen demſelben nicht gefaͤbr⸗ 
ih. Nun wohl, je nachdem man ſich bierüber erklärt. 
So wie Sr und Philo fih aber erklärt hatten, war ſie es 
allerdings: denn fig bob es ganz auf und ließ blos dem 
Nahmen fteben, . Ferner, daß wahrſcheinlich die erften 
Stifter der Srevmanreren die Abficht gehabt, durch diefen 
Weg fir das Chriſtenthum zu arbeiten. Hier fehlen die 
Beweiſe gänzlich ; wäre es aber auch an dem; fo fan hier⸗ 
aus die Unſchaͤdlichkeit dieſer Mepnung noch nicht darge⸗ 
than merden. Eben dieſes gilt von dem folgenden, wenn 
er ſagt: Diefe Idee fep nicht neus mebrere Schriftftellee‘ 
bästen dieſe Vermuthung ſchon vorlängft geäußert; und 
ſelbſt viele Grade der Freymaurerey, und unter diefen 
der franzoͤſiſche Rofenfreuger: Grad enthalte wirklich eine 
ähnliche Erklärung. Noch weniger kan es helfen, wenn 
| er 


9) Eıffär, ©. 74 





r 
\' 


der Zlluminaten: &rade. 55 


er binzufegt: diefe Erklaͤrung ſey befler, als die thoͤ⸗ 
richten Auslegungen der Hierqglyphen auf Magie oder 

Alchemi, wodurch fo viele taufend Menſchen um nichts 
"gebeffert ,. und in ihren bäustichen Umpänden verkuͤrzt 
worden waͤren. 


Auch war es bey ihm nicht Ueberzeugung. Er 
wollte 1), da in dem Orden der Freymaurer nemlich, 


uͤber dieſen Punct ſo verſchieden gedacht wurde, dieſe 


Idee nur zu ſeiner Abſicht nuden, um die ſich entgegen 
geſetzten Theile einander naͤher zu bringen, welches er 
einen gluͤcklichen Gedanken nennt. Er wollte Freymau⸗ 
ter von allen Epftemen an ſich sieben, dieſe Syſteme, 
vornemlich das von der ſtricten Obſervanz welches da⸗ 
mals in Deutſchland das Herrſchende war, ſtuͤrzen, eine 
ſogenannte Ecklectiſche Maurerep einführen, und fo mit 
allenhalben feinem Drden die Herrſchaft verfchaffen: 
Man febe den‘ Brief an Eato-vom 11. Jan, 1783 2). 
„Ich babe, fast er, im Sinn, ein Syftem conföderirter 
£ogen berzuitellen, die beſten Leute davon auszuforſchen, 
und der ſtricten Obſervanz zuvor zukommen, und fie zu 
zerſtoͤren. »AUnd bald hernach 3): „Das it unſer groͤſtes 
Intereſſe, in die Srevmaurere eine Ecktecrik einzufäße 
ren: 


yı. c. e. 75. 
2) Nachtr. der Drininalfchriften, 1. Abth. S. 5. uf 
D lL. c. S. 85. 86. 


6 Geſchichte 


ren: und dann haben wir, mas wir wollen.” Philo dee 
bereite lange vorber davon nemußt baben muite, und viele 
leicht ſelbſt die erſte Deranlaflung zu dieſen Gedanken gege⸗ 
ben haben mag, bat hierzu auch getreulich geholfen. In 
feinen Briefen an Cato 4) vom 20. Jan bis zum 31. März 
1783: worinn er feine Großthaten rühmt, fagt ır 5)! 
„Ih untergrub die ſtricte Obſervanz — lich mi zu allem 
brauchen, fehrieb gegen Jeſuiten und Roſenkreutzer die 
mich nie beleidiat hatten.“ Dieß geſchah unter dem 
angenommnen Nabmen: Aloiſius Majer. Zu dieſer 
Schrift hat Spartacus, der mit den Jeſuiten bekannter 
war als Philo ſeyn konnte, wahrſcheinlich auch Mate⸗ 
rialien hergegeben. In derſelben wurde der erſte Same 
zu dem Vorgehen ausgeſtreut, woruͤber hernach ſo viel 
Laͤrm entſtanden iR: daß die Jeſuiten ſich hinter bie 
Proteſtanten geſteckt haͤtten, daß fie proteſtantiſche Fuͤr⸗ 
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und 
daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen beimliche Je⸗ 
fuiten verborgen fenen.) Gr fagt weiter 6): „Er babe 
Die ftricte Obſervanz in Unordnung gebracht , die Belten 
Daraus an fich arzogen, ihnen von det Würde des Illumi⸗ 
natenordens, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗ 
erefiichkeis ſeiner Chefs, der Untadelbaftigkeit der böbern 

Mit⸗ 


+ Nachtr. der Originalſchriften, 1. Abth. S. 99-129" 


s)1.c. ©. 101. 
6) . c. ©. 112. 


der luminaten:Srade 37 


Mitslieder, der Wichtigkeit der Renntniffer und der 
Redlichkeit der Abſi dien große Begriffe gemacht. 


Dennoch wuſte er von vielen dieſen Dingen | das 
Gegentheil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7) 
von der Fleinen unbedeutennen Entſtehung des Ordens, 
von dem Jeſuitiſchen Charakter des E:partafus un) feinen 
-ehrgeigigen Abfihten, von der vergeblichen Hofnung auf 
Gebeimniſſe, von den ſchwachen Fuͤßen, worauf dad 
ganze Werk berube, von den Abfichten gegen die Fuͤr⸗ 
ſten 8), von dem Joch, worinn Spartacus die Leute 
‚ Bringen wollte, welches ärger , als das Joch der Jeſui⸗ 
ten ſey, und von der Art; wie er die Menſchen mid« 
braude 9). Demungeacter will er, ob er glei) aua⸗ 
druͤcklich fagt: er babe ſich zu einer Maſchine dee Ty⸗ 
\sannen brauchen laſſen, mofern Spartacus nur einiger⸗ 
maßen nachgeben wolle, dem Orden noch ferner anbaͤn⸗ 


gen, deniſelben wichtige Kenntniffe, weltliche Macht 


und Reichthum / großen Einfluß auf dad Zinnendorfiſche 
| Sopſtem, und fee Gewalt über die ſtricte Dbfervanz . 
vVerſchaffen, oder diefetbe vielmehr gaͤnzlich zerflören 1). 
Er if fonar fo herablaſſend, daS er in einem eigends 
u an 
Nic S. 113. 
8) l. e. S. 114. 
lc. S. 117. 
ia S. 116. 


58 Geſchichte 


an Spartacus gerichteten Brief, demſelben dieſes alles 
und noch mebr anbieter, als um Erempel die ganze aͤchte 
Geſchichte von Entſtehung der Srepmaurerey und Roſen⸗ 
kreutzerep, erſtaunliche und einträgfiche Naturgebeimniffe, 
Geld, einen freven Handel und Privilegien in Dännes 
mark, Holfein ꝛc. Vorſchuͤſſe dazu, eine mächtige Parthey 
gegen die Jeſuiten und DeutfchenNofenfreugera). Und doch 
batte er den Spartacus in dem Brief an Cato, worinz 
er den an Spartacus eingefcloffen hatte, nicht nur fo 
baͤßlich abgeſchildert, fondern dieſem auch ſelbſt manche 

Haͤrtigkeit ins Angeſicht geſagft 
Alles dieſes ſtellte indeſſen, wie Philo ſelbſt er⸗ 
zählt 3) Das gute Vernehmen zwiſchen ihm und dem Spar⸗ 
taeus nicht mieder ber: fondern Letzterer arbeitete ohne 
ihn allein fort, und ſchloß mit feinen Anhängern den Eck⸗ 
lectifchen Srevmaurerbund 4) obne des Philo Willen, ob 
Diefer gleich das Project su einem Eircufare an die Logen 
dem Spartaeus zugeſchickt hatte 5). Hieraus it dann 
nun leicht zu erſehen, wo die ecklectiſche Maurerey, Wels 
che 


2) Nachtrag der Originalſchriften, 1. Abth. ©. 121. 
122. . 

3) Erklaͤr ©. 133. 

„1. c. S. 132 

5) Nachtrag der Origin. 1. Abth. S. 110. 111. 210. 

—*8 finder es ſich, 2. Abth. S. 135 —ı5% 


der Illuminaten- Grade 59 


che die ſtricte Obſervanz mit einmadl verdraͤngt batı bere 
gekommen ſep! 


Herr Weisbaupt fährt Fort feine oft gedachte Anrede 
au vertbeidigen, sum fihern Beweis, daß die darinn ent⸗ 
baltnen Srundfäge auch in feinem neuen Prieftergrad bey⸗ 
bebalten worden. Er fagt indem Nachtrag zu feiner Recht⸗ 
fertigung 6): „Wenn diefer Grad fonderbar und etwas 
kaͤhnere Ideen enthält: ſo muß man bedenken, ı.daßer in 
diefer Sorm nicht ausgerheile worden ſey. [Auf die Sorm 
kommt wenig au, deſto mehr auf die Materie; in dieſer 
liegt das Gefährliche! 2. daße es in einer geheimen Ge⸗ 
ſellſchaft, zu einer Zeit, mo in unferer Welt weit kuͤh⸗ 
nere Ideen öffentlich gedruckt, und von jedem gelefen 
werden, erlaubt ſepn müffe, vorbereiteten, gegen den Mis⸗ 
brauch geſicherten Menfchen, etwas mehr ind Ohr zu far - 
gen, als in unfern Eompendien enthalten id. [Im Jahr 
1782 , worinn diefe Anrede aufgefeße worden, war im 
Deutſchland meines Willens, in Abfiht auf Staaten und 
Obrigkeiten noch nichts gedrudt , das mit diefen in den 
That Fähnen Ideen zu vergleichen wäre, Hr. Weishaupt 
bä't fie noch im Jahr 1787 für richtig, und vertheidigt 
fie; nur wollte er fie den Leuten blos ins Odr gefagt wiſ⸗ 
ſen, wodurch fie nur noch gefährlicher wurden, Freplich 

fichen 


28.76 


60 Geſchichte 


ſtehen file bis jege noch in feinen Eompendien ber das 
Raturrecht. Aber fie finden ſich, vornemlich frıt der fran⸗ 
zoͤſiſchen Revolution, in vielen Broſchuͤren und Recenſio⸗ 
nen; und mit ein Wenig Anftrich von neuer Philoſophie, 
werden fie auch bald ın die Compendien fommen und juns 
gen Studirenden ffentlich vorgetragen werden, wenn man 
die Schrififteller , welche anfangen, Das hoͤchſte Tribunal 
vorftellen gu wollen, ibr Weſen ungebindert fort reiben 
Kagrl. 3. Man muß bedenken, melde Leute man vor 
fich bat, welche Erwartungen man au befriedigen bat- Alle 
Mitglieder einer gebeimen Geſellſchaft ermarten etwas 
mehr, als fie in der Welt hoͤren; fie erwarten mit Recht 
etwas Ausnezeichnetes und Großes, etwas, das nit Je⸗ 
dermann weiß. Das wahre Große und Neue if niche fo 
gleich bey der Hand, als man denkt. (Alſo muß man ide 
nen quid pro quo geben, ee mag wahr feyn oder nicht, 
mie ſich Philo oben ausgedruͤckt hattet) Eben dieſe 
Schwierigkeiten, die hochgeſpannteErwartung feiner Mit⸗ 
alicder zu befriedigen hat in der Maurerey alle diefe hir 
märifche Ideen, Aftergeburten und Grade über Grade zur 


Welt gebracht. Aus dieſer Urſache verfiel man auf den. 


Tempelberrnorden , Atchemie, Theofopbie, Magie und 
andere Tborbeiten. Die Maurerey it die Schule, aus 
welcher dieſe Einfälte kommen, in welcher fie aufgewaͤrmt 
und auegeheckt wurden: alle in der Abfiche, um die Er⸗ 


wartungen feiner Anhänger zu befriedigen. Ich wollte 


dieſen Weg nicht geben, ich wollte Menfchen nicht noch 
mehr 





en Vvsr 


der Ill uminaten⸗Grade. 61 


Ä 


verderben, als ſie wuͤrklich ſind. Sb nögte alfo 


ideen, weiche der gefunden Vernunft und der Sitte ' 


hunfchhdlicher waren." Es iſt noch die Frage: ob 
Se, Magie, Theofophie nicht unſchaͤdlicher waren, 
N religiöfen und politiſchen Grundfäge des Illumi⸗ 
ms: denn daß die Idee von Wiedererneurung des 
elberrnordens, fo nie man die Sache verftand, uns 
ber war, als das Weishauptifche Syſtem, ift ohne⸗ 
fenbar. Uber weld eine Vertbeidigung, wenn der 
Inatismus ‚blos unfchädlicher war, als jene Ideen % 
nuß darthun, daß er an ſich felbit, keineswegs aber 
Vergleichung mit andern Syſtemen, unſchaͤdlich fep! 
Jieß ſucht dann au) Hr. Weishaupt zu bewerkſtelli⸗ 
Indem er ſich Mühe giebt zu bemeifen, die Ideen, 
die mebrgedachte Anrede enthält, fepen niche ges 
b. Sie enthält aber nach Ihmlfolgendes: 1. eine 
re des menſchlichen Geſchlechts, 2. die uralte 
tgöidee der Menfchen von einem goldnen Weltalter, 
: Anwendung, daß Ebritus durch feine Lehre die 
säßigften Vorfchriften gegeben , um. au diefem Zus 
Zu gelangen ‚ 4. und endlid, daß fi diefer 
der chriſtlichen Lehre durch die Srepmaureren er⸗ 
babe 7). 
eber dıe Geſchichte des menſchlichen Geſchlechts mag 
jann träumen, wie es ihm beliebt. Ob es gleich 

feine 


Nachtrag des Drig 1. Abth. ©. 7ru. 1. 


w 


63 Geſchichte 


Beine Nothwendigkeit if, das Gemaͤlde nach Hrn. 
Weishaupts Ausdruck 8) mit fo ſtarken Farben aufzu⸗ 
tragen. So bald man aber aus der Epetulation her⸗ 
ausgeht, und practifche Solgerungen mit verbindet: fo 
ift ſolches nicht mehr gleichgültig. Und dabin gehöre 
die Behauptung, melde in der Anrede vorfommt, dag 
die Menſchen dadurch, daß fie in die buͤrgerliche Ge⸗ 
ſellſchft getretten , ihre brfpränglihde Wärde und Uns 
ſchuld verlohren hätten, gefallen, und Sünder gewor⸗ 
ben feven, u.  f 


Ehen fo mag fi Jemand dad goldne Weltalter 
nach feiner eignen Phantafie vorſtellen. Macht er aber 
YAnftalten, daſſelbe wieder herbeyzufuͤhren, es ſey nun 
durch Gewalt, wie die ehemaligen Wiedertaͤufer, oder 
durch kuͤnſtliche Mittel, wie die Illuminaten: ſo ſollte man 
doch wohl fragen duͤrfen: Sind dieſe Anſtalten, dieſe 
Mittel den Rechten andrer Menſchen nicht nachtbeilig ? 
Wird durch Diefelben nicht etwa übel ärger gemacht? u. ſ. w. 

Mari an in einem gewiſſen Sinn bebaupten, daß 
Chriſtus eine allgemeine Freybeit und Bleichheit gelehrt 
babe. Dehnt man aber diefed fo weit aus, daß diefe 
Gleichheit und Frepheit auch in der bürgerlichen Geſell⸗ 
(daft Statt haben muͤſte, als mit welcher Chimaͤre man 

in 


8 Nachtrag der Drigin. i. Abth. ©. 3 





64 | Geſchichte 


ermartch, daß man die Fuͤrſten vertilgen wird; ader 

man muß inceifen thun, was man fan: man muß ihnen 

Schranken anweiſen, ihnen die Hände binden, daß 

fie nichts ohne uns thun Fonnen.” Gewaltſame 

Revolutionen wollte der Orden, wenigſtens urſpruͤng⸗ 

lich nicht brauchen; es iſt vielmehr in der oftge⸗ 

dachten Anrede mehrmals gegen Gewalt proteſtirt wor⸗ 

den. Dieſes geſchieht auch ın dem Llluminatus major 2) 

und zwar grerade da, wo gefagt wurde, daß Pfaffen 

und Fuͤrſten und die heutigen volitifhen Verfaſſungen 

dem Drden im Wege flünden. Man glaubte durch ge» 

Iindere Wege, durch- gebeinte Madinationen, feinen 

Zweck zu erreihen. Indeß fiebt man leicht, daß die 

bier geäußerten und als wahr empfoblnen Grundiäge 

auch leicht darauf führen Eonnten, und wenn die Um⸗ 

fände guͤnſtig waren, bennabe nothwendig darauf fuͤh⸗ 

ren muften. Es bedurfte nur einen kleinen Windftoß, 

um die unter der Afche grühenden Koblen in Flammen 

zu fegen. Wie verfänglich iſt es nicht , wenn felb noch 

bier behauptet wird, es fen falſch, daß die Gewalt der 

Sürften von Gott berrühre, die Maiedt fep vielmehr 

ben dem Volk 3)? Geſetzt au, daß bepdes in einem 

gewiffen Sinn wahr fen: mie leicht find nicht derafeis 

chen unbeftimmte Weußerungen zu misbrauchen? Und 
wie 


2) S. Aechter Illuminat. S. 209. 
3) Nachtr. zu Weishaupto Rechtfertigung. G. 49. 50. 


+‘ 








ber Illuminaten-Grade. 6— 


‚Wie ſehr find fie in den neueſten Zeiten wirtꝛd mit⸗ 
braucht worden? 

Wenn alſo Hr: Weishaupt bie Grundfäge feiner dis 
tern Anrede und des von Dbilo darauferbauten Prieſtergra⸗ 
des noch im Jahr 1787 als unſchaͤdlich rechtfertigen will: 
wer kan glauben, daß er dieſe Grundſaͤtze fruͤher vers 
laſſen, und einem andern nicht blos in der Form, als 
wovon keine Frage if, fondern aud- in den Suchen 
‚ Telbkt veränderten Grad verabfaßt babe, mie er vers 


“ Üichert? Hoͤchſtens it, nachdem er im Jahr 1785 cden 


46. Febr.) 4y aus Ingolſtadt abgegangen war , eis neuer 
Prieſter⸗ und Negentengrad verfertigt worden. ." Denn 
‚dep diefem feinem Abgang waren fie, wie ich oben- ges 
geigt habe » noch.niche verfaßt; anfonf er befohlen ha: 
ben würde, diefe drm Churfuͤrſten vorzulegen. In dieſen 
mag man nun freifich manches fo gemildert haben, daß ed 


beym erſten Anblick minder anſtoͤßig erſchien; obgleich, 
"Wenn man die Sache genauer bedachte, die Lichlingds ' 


Ideen des Hrn. Weishaupts, die riftliche Religion; 
wo nicht dem Nahmen nach, doch in ber That, abzu⸗ 
ſchaffen, alles mit Illuminaten su befegen, durch biefe 
Die Dicafterien. und Fuͤrſten zu regieren, und uͤberhaupt Die 
ganze Welt nach feiner Art zu reformiren, welches er eine 
wohlthaͤtige Idee nennt 5) ı dech wohl immer darunter vers 


bergen 

"55 Kanbiers böchfindthige Bepiage. ©. is. 

5) Nachttag zu Weishaupts Rechtfertigung ©. 86. 
.— 


Abſchriften die Augen piendete- Henn daß dieſes eine 
Marime bed Hr. grisdaupt mat ſagt er ſelbſ 6, in ei⸗ 


U Ich werde 


re 8· :ranfrart undLeirris N Senbere !R dee 





| der Illuminaten- Grade 6 


nach er alles beurtheift wiſſen will 7) wie er fotches auch 


in der Vorrede verlangt. In diefer meldet er: Er babe: 
ſchon einige diefet Grade vor den ausgebrochnen Stuͤr⸗ 


men und vor feinm Abgang aus Ingolftadt ausgearbeitet, 
and einigen Gliedern des Ordens In Bapern mitgerbeilt 
auch habe er das in feiner Apologie des Wiisvergnägens 
entbaltne Syſtem von dem Urfprung des Uebels, welches 
in der bier fo genannten vie ten Klaſſe 8) vorkommẽ, 
feinen Zuhörern öffentlich vorgetragen. Eo ein Weit; 


ald das gegenwärtige laſſe ſich in einer fo kurzen Zeit 


nicht audarbeiten; müffe alfo vorher (dom vorhanden ger 
weſen ſeyn. 


Allein die Stuͤrme nahmen ſchon um die Mitte des 
Jabrs 1784 “ihren Anfang. - Denn obgleih zu Ende des 
Jahrs 1783 ſchon einige Mitglieder aus dem Diden aus⸗ 
getretten waren, fo erſchien doch erſt in der Mite det 
Jahrs 1784 den 22. Junius das eruͤe Edurfärktliche Mans 
dat gegen die gebeime, von dem Ländesberen nich bes 
ſaͤttigte Geſellſchaften; woͤbeh aber noch feine nam. niich 
genennt wurde. De bepden folgenden Mundaten; in 
Denen Freymaurer und Suuminaten mit Rabmen genennt 
wurden, find vom 2: März und 16. Auguft 1785 nach⸗ 

e 2 de 


7) ©. 9. 
8) Verbeflertes Spien. ©. 206% 


— 


16 Gefd ichte 


gen: und dann haben wir, mad mir wollen.“ Philo dee 
bereite lange vorber davon gewußt baben muite, und viele 
leicht ſelbſt die erſte Beranlaffung zu diefen Gedanken gege» 
ben baden mag , bat hierzu auch getreulich geholfen. In 
feinen Briefen an Cato 4) vom 20. Ian bis zum 31. März 
1783, worinn cr feine Großthaten rühmt, fagt vr 5)! 
Id untergrub die ſtricte Obfersans — ließ mich zu allem 
braucen, f&rieb gegen Jeſuiten und Rofenfreußer die 
mid nie beleidigt batten.” Dieß geſchah unter dem 
angenommnen Nabmen: Aloiſius Wisjer. Zu diefer 
Schrift bat Spartacus, der mit den Jeſuiten befannter 
war als Philo ſeyn Eonnte, wahrscheinlich auch Mate⸗ 
rialien bergegeben. . In derfelben wurde der erfte Same 
zu dem Dorgehen ausgeitreut, worüber hernach fo viel 
Lärm entstanden if: daß die Jeſuiten fich hinter die 
Proteſtanten geſteckt haͤtten, daß fie proteftantifche Fuͤr⸗ 
ſten zum katholiſchen Glauben zu bekehren ſuchten, und 
Daß ſelhſt unter proteſtantiſchen Theologen heimliche Je⸗ 
ſuiten verborgen ſeyen.) Er ſagt weiter 6): „Er habe 
die ſtriete Obſervanz in Unordnung gebracht, die Beſten 
daraus an fich gezogen, ihnen von det Wuͤrde des Illumi⸗ 
natenordens, von feiner Macht, feinem Alter, der Vor⸗ 

treflichkcit feinen Edefä, der Untadelbaftigkeit der böbern 
Mit 


0 Nachtr. der Originalſchtiften, x. Abth. ©. 99-129" 


s)1.c. ©. 101. 
6) 1. c. ©, 112. 


ber Jſluminaten⸗Grade. 57 


tglieder, der Wichtigkeit der Kenntniſſe, und dee 
dlichkeit der Abfichten aroße Begriffe gemacht." 


Dennoch wuſte er von vielen diefen Dingen das 
egentbeil. Denn er fpricht in dem nemlichen Brief 7) 
n der Fleinen unbedeutennen Entſſehung des Ordens, 
on dem Jeſuiniſchen Charakter des Evartafus und feinen 
brgeigigen Abfichten, von der vergeblichen Hofnung auf 

Bebeimniffe, von den ſchwachen Fuͤßen, morauf das 
einge Werk herube, von den Abfihten gegen die Fürs 
en 8), von dem Jod, morinn Spartacus die Leute 
singen wollte, welch; 3 ärger , als das Joch der Jeſui⸗ 
en fen, uud von der Ark; wie er die Menſchen mis⸗ 
raue 9). Demunneachtet will er, ob er glei) aus⸗ 
wädlich fast: er babe fich zu einer Draichine dee Ty⸗ 
Annep beauchen laſſen, mofern Epartacu? nur einigers 
rafen nachgeben wolle, dem Drden noch ferner anhins 
en, demſelben wichtige Kenntniße, weltliche Macht 
ad Reichthum / großen Einfluß auf das Zinnendorfiſche 
Spftem, und felle Gewalt über die ſtricte Dbfervarngs 
erſchaffen, oder dieſelbe vielmehr gänzlich zerftören 1). 


r IR ſogar fo herablaſſend, dag er in einem eigends 
an 


D) Lc. S. 113. 

8) L. e. S. 114. 

9) l. e. G. 117. 
1) L. o. S. 116. 


58 | Geſchichte 


an Spartacus gerichteten Brief, demſelben dieſes alles 


und noch mehr anbieter, als zum Erempel die ganze aͤchte 


Geſchichte von Entſtehung der Frebmaurerey und Roſen⸗ 
kreutzerep, erſtaunliche und eintraͤgliche Naturgebeimniſſe, 
Geld, einen freven Handel und Privilegien in Daͤnne⸗ 
mark, Holſtein ꝛtc. Vorſchuͤſſe dazu, eine mächtige Parthey 


‚gegen die Jeſuiten und deutſchenRoſenkreutzer 2). Und doch 


hatte er den Spartacus in dem Brief an Cato, worinn 
er den an Spartacus eingefchloffen hatte, nicht nur fo 
baßlich abgeſchildert, fondern dieſem auch ſelbſt mande 
Haͤrtigkeit ind Angeſicht geſagt! 


Alles dieſes ſtellte indeſſen, wie Philo ſelbſt er⸗ 
zählt 3) dad gute Vernehmen zwiſchen ihm und dem Spar⸗ 
tacus nicht wieder ber: fondern Letzterer arbeitete obne 
ibn allein fort, und fchloß mit feinen Anhängern den Eck⸗ 
lectiſchen Freymaurerbund 4) obne des Philo Willen, ob 
dieſer gleich das Project zu einem Cireulare an Die Logen 
dem Spartacus zugeſchickt hatte 5). Hieraus ift dann 
nun leicht au erfeben, mo die ecklectiſche Maurerep, Wels 

che 


H Nachtrag der Originalſchriften, x. Abtb- ©. 121. 
122. . 
3) Erklär. ©. 133. 
M l. c. ©. 132. ' 


5) Nachtrag der Origin. 1. Abth. ©. 110. 111. 210. 
wörtlich findet es hr 2. Abth. ©. 135 —ı5% 


ri) 


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3 
. > - * " " 
« — ——— — — — — — — — 
—— — —— —— — — - - — 
% 


60 Seſchichte 


ſtehen fle bis jetzt noch in feinen Compendien ber das 
Raturrecht. Aber fie finden ſich, vornemlich ſeit der frane 
söfifchen Revolution, in vielen Broſchuͤten und Recenſio⸗ 
nen; und mit ein Wenig Anſtrich yon neuer Philoſophie, 
werden fie auch bald ın die Compendien fommen und jun⸗ 
‚gen Studirenden Öffentlich vorgetragen werden, wenn man 
die Schriftfteller , welche anfangen, das hoͤchſte Tribunal 
vorfellen zu wollen, ihr Weſen ungebindert Fort rreiben 
"Kägr]. 3. Man muß bedenken, melde Leute man vor 
ſich dat, welche Erwartungen man au befriedigen bat. Ale 
Mitglieder einer gebeimen Geſellſchaft erwarten etwas 
mehr, ald fie in der Welt hören; fie erwarten mit Recht 
etwas Ausgezeichneted und Broken, etwas, dad nicht Je⸗ 
dermann weiß. Das wahre Große und Neue it nicht fo 
gleich bey der Hand, als man denkt. (Alſo muß man ihr 
nen quid pro quo geben, eo mag wahr feyn gber nichty 
mie fi Philo oben ausgedridt hatte!) Eben diefe 
Schwierigkeiten, die hochgeſpannte Erwartung feiner Mite 
alieder zu befriedigen hat in der Maurerey alle diefe chi⸗ 
matiſche Ideen, Aftergeburten und Grade über Grade zur 


Welt gebtacht. Aus diefer Urfache verfiel man auf dem , 


Temoetherrnorden, Alchemie, Theofopbie, Magie und 
andere Thorbeiten. Die Maurerep ift die Schule, aus 
welcher diefe Elnfaͤlte Lommen, in welcher fle aufgernärmt 

ib auegeheckt wurden: alle in der Abſicht / um die Er» 






nicht geben, ich wollte Menſchen nicht noch 
che 





feiner Anhänger au befriedigen. Ich wollte , 


| 





der Illuminaten⸗Grade. 61 


‚he verderben, als fie wirklich find. Ich nuͤtzte alfo 
dre Ideen, weiche der gefunden Vernunft und der Sitt⸗ 
bfeit unfehädlicher waren.” Es ift noch die Frage: ob 
Idemie, Magie, Theofophie nicht unfchädlicher waren, 
& die religiöfen und politiſchen Orundfäge des Illum⸗ 
atismus: denn daß die Idee von Wiedererneurung des 
‚empelberrnordens, fo wie man die Sache verftand, uns 
Hädlicher war, ald das Weisbauptifhe Spſtem, ift ohnes 
em offenbar. Aber welch eine Vertheidigung, wenn der 
zlluminatismus ‚blos unfchädlicher war, ald jene Ideen % 
Dan muß darthun, daß er an fi felbit, keineswegs aber 
‚los in Vergleihung mit andern Syſtemen, unſchaͤdlich fep! 
Dieß ſucht dann auch Hr. Weishaupt su bewerkſielli⸗ 
gen, indem er fih Mühe giebt zu beweiſen, die Ideen, 
welche die mehrgebachte Anrede enthält, feven nicht ges 
fahclich. Sie enthält aber nach Ihmfolgendes: 1. eine 
Geſchichte des menſchlichen Geſchlechts, 2. die uralte 
Lieblingsidee Der Menſchen von einem goldnen Weltafter, 
3. die Anwendung, daß Chriſtus durch feine Lehre die 
aweckmaͤßigſten Vorſchriften gegeben, um zu dieſem Zu⸗ 
ſtand zu gelangen ‚4 und endlich, daß ſich dieſer 
Sinn der criſtlichen Lehre durch die Srepmaureren er⸗ 
„halten babe 7). 
Ueber die Berchichte des menſchlichen Geſchlechts mag 
jedermana träumen, wie es ihm beliebt. Ob es gleich 
feine 


WVW⸗ 


7) Nachtrag der Drig 1. Abth. S. 77 u. 1. 
e 


— 


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paar ara. re erieuntise Zei un? Ur: 
fays werryerr bier, Srfslen, IM Sinter Brot 
ben fehena, m. ſ. 8. 


OEben fo man Ad Jemand Das goldne Weltalter 
hab feiner elnnen Phantafie vorſtellen. Macht er aber 
Wunatten, baſſelbe mieder berbepsuführen, es fep nun 
nd Memalts mie Die ebemaligen NBiedertdufer, oder 
a tie Wittel, mie die SUuntinaten : ſo follteman 
wur on vanen dureen: Sind dieſe Anftalten, dieſe 
Non Ne Noten erdret Wenſchen nicht nachtheilig? 
NEN ra tab dractgemact? u. ſ. w. 


Worten rm semt,r Siam behaupten, daß 
ner on t un! Alcichheit gelehrt 
vr er ee wert eu, Def diefe 
Mon Kun are Nr Miraerlidien Sich: 
IN Na et u iR mehr SNIBÄre man 

iz 


Wear Din. Jar S. & 


der Slluminaten- Grade 63 


reFrankreich das gemeine Volk geblendet, und unſaͤgli⸗ 
es undeil gefiftet bat: ſo Fan dieſe Idee doch wohl 
icht unſchaͤdlich genannt werden. Man lehrte, die Mo⸗ 
il ſey die Kunſt die Fuͤrſten zu entbehten, Die Fuͤrſten 
on der Erde verſchwinden und alle Staaten und buͤr⸗ 
erliche Verfaſſung aufhoͤren zu machen 9). Und dieſet 
ste nicht gefaͤhrlich ſeyn ? 


Zwar widerruft Hr, Weiahaudt das Letztere gewiſſer⸗ 
saßen , indem er ſagt 1):,.. Ich glaube nun nicht mehr / 
aß Juͤrſten und Nationen von der Erde dereinſt vers 
hwinden werden, ich glaube nicht medr, daß aller Uns 
erſchied der Stände aufhören werden. Aber ich glaube, 
yaf Regenten ewig feyn werden: daß die oberfte Gewalt. 
in die ihrer Beſtimmung eigene Schranken werde gebracht 
and gegen Misbrauch geſichert werden: daß die Gleich: 
heit mehr eine Gleichheit der Rechte, als Perfonen und 
Stände ſeyn werde.” Weniger konnte Hr. Weishaupt . 
sicht thun, als feinem nunmehrigen Landeshertn dieſes 
Eompliment zu machen: Denn weiter ift es nichts! Es 
wuͤrde unhöflich und ihm felbft gefährlich getvefen fen». 
Das Alte bier zu wiederholen, da ibn ein Fuͤrſt genen 
einen andern in Schutz genommen hatte, Aber man 
ſieht wohl, mas er fagen wi: Es if freplich nicht zu ' 

| er⸗ 


»ıc ©. 13.80 g 
1) Nachtrag zu Weichanpts Nechtfertigung. 9... 


64 | Befchichte 


erwarten, daß man die Surfen vertilgen wird: ader 
man muß inceilen tbun, was man fan: man muß ibnen 
Schranken anweiſen, ihnen die Hinde binden, daß 
fie nichts ohne uns thun koͤnnen.“ Gemaltfane 
Revo:urianen mollte der Orden, wenigkens urfprüungs 
lich nit brauchen; es if vielmehr im der oftge⸗ 
dachten Anrede mehrmals gegen Gewalt proteftirt wor⸗ 
den. Dieſes geſchieht auch ın dem Illuminatus ma;r2) 
und zwar girade da, mo gefagt wurde, daß Pfaffen 
und Fuͤ.ſten und die heutigen politiſchen Verfaſſungen 
dem Drden im Wege Münden. Man g'audte durch ges 
Iindere Wege, durd- geheime Machinationen, ſeinen 
Zweck zu erreichen. Indeß fieht man leicht, daß die 
bier geaͤußerten und als wahr empfohlnen Grundſaͤtze 
auch leicht darauf führen konnten, und wenn dir Le 
fände günfig waren, bennabe nothwendig darauf fühs 
ren muften. Es bedurfte nur einen Eleinen Windſtoß, 
um die unter der Aſche g’ührnden Kohlen in Flammen 
zu ſetzen. Wie verfänglich iſt es nit, wenn ſelbſt noch 
bier behauptet wird, es fep falſch, Daß die Gewalt der 
Zürften von Gott berrühre, die Maieſtaͤt fep vielmehr 
ben dem Volk 3)? Geſedt auch, daß bepdes in einem 
gewiſſen Sinn mabr fep: mie leicht And nicht derafeis 


den unbefiimmte Aeußerungen zu misbrauchen? Und 
wie 


2) ©. Aechtee Juuminat. S. 30%. 
3) Nachtt. zu WeishauptsRechtfertigung. G. 49.54. - 


;‘ 





ET RE 


04 


Me febt And fie in den neuelten Zeiten rei wig⸗ 
taucht worden? 

Wenn alſo Hr: Weishaupt bie Grundſaͤtze ſeiner al⸗ 
ern Anrede und des von Philo darauf erbauten Prieftergras 
yes noch im Jahr 1787 Als unfchädlich rechtfertigen will: 
Bir Ean glauben, daß er diefe Grundfäge fruͤher vers 
ſaſſen, und einem andern nicht blos in der Form, als 
bovon feine Srage it, fondern auch in den Saucen 
ſelbſt veränderten Grad veräbfaßt habe, mie er vers 


Bpert? Hoͤchſtens it, nachdem er im Jahr 1785 cden 


E6. Febr.) 4y aus Ingolſtadt abgegangen war , eis’ newer 
prieſter⸗ und Regentengrad verfertint worden. - Denn 
Bey diefem feinem Abgang waren fie, wie ih oben ge⸗ 
ist habe » noch.niche verfaßts anfonk er befoblen ha: 
ben würde, dieſe drm Churfuͤrſten vorzulegen. In dieſen 
mag man nun freilich manches ſo gemildert haben, daß es 


beum eriten Anblick minder anſtoͤßig erfchien; obgleich, 
When man die Sache genauer bedachte, die Lieblingde 


Hdeen des Ken. Weishaupts, die chriſtliche Religion; 
wo nicht dem Nahmen nach, doch in ber That, abzu⸗ 
ſchaffen, alles mir Illuminaten zu befenen, durch biefe 
die Dicafterien und Fuͤrſten zu regieren, und uͤberhaupt die 


ganze Welt nach feiner Art zu reformiren, welches er eine, 


wohlthaͤtige Idee nennt 5): doch wohl immer darunter ver⸗ 
bergen; 


Kandiers böhfiinöebige Berlage. Si 
5) Nachttag au Weishaupts Rechtfertigung. ©. 86. 
u Zu 


ber Illuminaten-Grade. 65 


f 
nem Brief A _ 15. Maͤrz 1. „Ich werde 
jqh darunter fo bald ich die Cabiers erhalte» 
dad ganze © ſtem let eriebt dad äftere vor dem Muͤnch⸗ 
ger Reel v „ag und pe Vbilo diefem ge⸗ 
aͤß die Ausarbeitung hommen datie) vmduarbeiten. 
Es muß da Jefuite keine einzise die Abficht ® 





Graden 8- Srankturt undzelvaig Nuͤrnberg in der Gtatte⸗ 


naueriſchen Buchdandlung 17871 worauf et ſich pereitd is 


ber Slluminaten: Grabe - 6 


ach er alles beurtheilt wilfen will 7) wie er ſolches auch 

der Vorrede verlangt. In diefer meldet er: Er babe. 
bon einige diefet Grade vor den ausgebrochnen Stuͤr⸗ 
den und vor ſeinem Abgang aus Ingolſtadt ausgearbeitet, 

md einigen Gliedern des Ordens in Bavern mitgetheilt; 

Mach babe er das in feiner Apologie des Wisvergiägens 

prrbaltne Enflem von dem Urfprung des Uebels, welches 

in der bier fo genannten vie ten Klaffe 8) ‚vorkommt; 

feinen Zuhörern Offentlich vorgetragen. So ein Werk, 
als das genenmärtige laſſe ſich in einer fo kurzen Zeit 
nicht aucarbeiten;- muͤſſe alſo vorher ſchon borhanden ge⸗ 
weſen ſeyn. 


Allein die Stuͤrme nahmen ſchon uni die. Mitie des 
Zahrs 1784 ihren Anfang. » Denn obgleich zu Ende des 
Jabdrs 1783 ſchon einige Mitglieder aus dem Diden aus⸗ 
getretten waren, fo erſchien doch erſt in der Mitte det⸗ 
Jabrs 1784 den 22. Junius dag erite Churuͤrſtliche Man⸗ 
dat gegen die geheime, von dem Landesheren nich bes 
ftättigte Gefeufchaften ; woͤbeh aber noch Feine nam niich 
genennt wurde. Dr bepyden folgenden Mundaien; in 
Denen Freymaurer und Juuminaten mıt Rahmen genennt 
wurden, find vom 2; März und 16. Auguft 1785 nad» 
e 2 dei 


7) S. 0. 
8) Verbeflertes Spfen: ©. 206; 


68 Geſchidbte 


dem gt. Weiebaudi hereits von eingofftabt weg war, alb 
welches er den 16. Febt. 1785 ſelbſ verlaſſen hatte. Don 


pecamdaed ı und bed welchem ſchon fo viel vorgearbeitet 
nor, odne große Muͤdhe hervorzubtingen · 


Ex war Grundſaß des Juuminanemus daß der Zweck 
die Mintel heilige» oder, wie es auch glͤmofichet ausge⸗ 
druͤct wurde: daß man die nemlichen Mittel zum Guten 


ie 
des Hen Weisbauvt (dom fornenweg verdächtig. on 
der Guͤt und Horrenihteit feine wor er uͤber⸗ 
eugt: was konnte ihn hindern ein aid Vorgeben zu 
Hätte zu nebmen: n Orden und un lich 
votzuſtellen; yintenno n gelinderes Syſtem zu erden⸗ 
gen, und der Welt v9 wipiegeln⸗ € habe (bon Lange 8 
Orden Stat ae fängt ſelbſt: einige diefer neuen 
Grade dabe er ei taliedetn in Bavern bereits vor 


den ausgebrochnen Stuͤrmen mitgerbeilt. Alſo waren 
diejenigen / welcht hiet geliefert werben, wohl noch nicht 





—— 


der Slluminaten: Srade 69 


alte verfertigtz einige derſelben find alſo erft nachher et» 
dacht worden. Auch nennt er die lieder in Bayern r 
welche die neuen Grade erbalten haben ſollen, nicht, und 
bäft ſolches fo gar fAr unnötbig. Hutte er geſagt, es 
dürfte ihnen Gefahr bringen, fo bitte es ſich noch hören 
laſſen. Selb der Uaiſtand daß er verſchiedenes dient? 
Lich gelehrt habe, führt ganz natuͤrlich auf den Gedanken, 
daß gerade Diefes nicht eigentlich ein Gegenftand er ges 
beimen Kebren in der Gefellſchaft geweſen ſondern erſt bin⸗ 
tennach binein getragen worden ſey. Denn es fällt doch faſt 
ins Laͤcherliche, das Nemliche, mas ein Lehrer. in oͤffentli⸗ 
chen Porleſungen vortraͤgt, auch in einer geheimen Geſell⸗ 
ſchaft, mo man nach feiner eignen Behauptung mehr er⸗ 
wartet 9) vorgubringen, ala ein Geheimniß su behandeln, 
und den Leuten das ins Ohr au fügen, was man Tinaft 
ſelbſt auf den Dächern gepredigt bar | 

Was aber völlig entſcheidet, if bad Zeugniß des 
Mio, nebſt der eisnenanderwärtigen Aeußerung des Hrn. 
Weishaupts ſelbſt. Nachdem Philo die Stuͤcke nahm⸗ 
haft gemacht hatte, welche in dem ſogenannten aͤchten 
JAuminaten ganz richtig enthalten feven, fo ſetzt er bin» 
wu 1): „Sch muß ben diefer Gelegendeit auch zugleich er» 


innern, daß das von dem Hertn Weishaupt herausgege⸗ 
: bene 


9) Nachtrag zu Weithaupts Nechtfertigung. S. 76 
1) Erflär ©. 96. 





70 Geſchichte 


bene verbefferte Syſtem der Illuminaten Aufſaͤtze entbält, 
die mir gänzlich fremd und fo länge id Mirglied dieſer 
Geſell chafi war (das ihbis den ı. Juiius 1784) 2) bep 
uns nicht eingeführt geweſen find.” 


Er ſelbſt, Hr. Weishaupt, made in dem Schreiben 
an die Areopagiten vom 2. Sebr 1-85 3, Pie Grade nahm 
baft, welche dem Cdurfuͤrſten vorgelegt werden follten. 
Diefe waren, ı. die Vorbereitung 2. der Minervalgrad, 
3. der Illumınarus minor, wo das Wort dummſter Moͤnch 
in dummiter Menſch verdadert, 4. der Iliuminatus major, 
wo die Stelle: Ffaffen und Furſten fieben uns im Wege, 
ausgelaffen, 5. der Iliuminatus dirigens von welchem 


blos die Cerimonien und feine Anrede, 6. der Prieſtet⸗ 


grad, aber von diefem nur div Inſtructio in Scientificis 
jedo& mut Weglaſſung der beziebenden Etellen, und ſonſt 
überhaupt weiter nichts vorgezeigt werden follte. Wofür 
foften alle diefe Orade vorgelegt werden, wenn fie da» 
mals ſchon abgefchaft oder gänzlıch umgearbeiter waren ? 
War das verbefferte Spſtem ſchon vorhanden: fo wäre 
man ja niel leichter und fiherer aus dem Gedraͤng gekom⸗ 
men, wenn man diefed vorzu:egen befch.offen bätte- 
Wenigſtens hätte man dieſes in Abfiht auf den Theil 
deſſelben der eitwa fertig geweſen wäre, thun follen: aus 

mabl 


3) Erklaͤr. ©. 136. 
3) Nachtrag der Origin. ©. 204 





der Slluminaten: Grabe. 71 


mahl da man hierdurch die zu machenden Abaͤnderungen 
in dem Illuminatus, minor und major, welches, wenn 


es entdeckt worden wäre „ der Sache außerordentlich ges | 


ſchadet haben würde. fi hätte erfparen fonnen. Aber 
tn dem ganzen Brief firder fih, fo wenig als anderft« 
wo vor dem Jahr 1797 die geringfie Spur von diefem 
verbefferten Soſtem. Im Sahr 1786 erfbien fo wohl 
das Schreiben an Hrn, Utſchneider, ald auch die Ges 


- 


ſchichte der Derfolgungen der Illuminaten. Bon bey⸗ 


den ift mwahrfhriniih Hr. Weishaupt felbft Verfaſſer; 


wenigftens find fle mit feinem Vorwiſſen herausgekom⸗ 
then; auch bezieht er ſich auf Ichtere als auf eine glaube 
wuͤrdige Schrift in dem Nachtrag zu feiner Rechtferti⸗ 
gung 4). Aber auch in dieſen Buͤchern iſt noch keine 
Spur von dem verbeſſerten Syſtem zu inden. Und wo⸗ 
für war es noͤthig, dem Illuminatus minor, fo wie er 
ehemals war , in jenen beyden Schriften wörtlich wieder 
abdrucken au laffen, wenn derfelbe in der Zwiſchenzeit 
abaefchaft, oder fo gänzlich abgeändert worden, als er 


in dem verbefferten Syftem erfheint, mo nur einige me» 


nige Stellen aus demfelben beubehaften worden. auch.’ 


feloft die Benennung Illuminatus minor, eben- fo wenig⸗ 
als die font übliche Benennung der übrigen Grades 
nicht einmahl gebraucht? Eelbit in der ebenfalld 1786 
erfhienenen Apologie der Illuminaten, zu. melcher fich 

Hr. 


‚® S. 48. 


[vu 


72 Geſchich ie j 


Hr. Weishaupt felbft als Verfaſſer befennt 5), findet 
fh nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man aleich 
durch die vorläufige Berufung auf daſſelbe fü manchen 
Vorwürfen hätte entgehen koͤnnen. Was fan man an» 
ders fließen, als daß dieſes Epftem damals noch gar 
nicht, ſelbſt niche einmal in Petto, exiſtirte? 

Indeſſen enthält diefes Spftem doch im Grunde 
noch immer die alten Marimen und Projecte, fo un« 
ſchuldig folches demjenigen, der mit den vorhergehenden 
Schriften der Illuminaten ‚nicht befannt ift, auch ſchei⸗ 
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die 
Ausdrüde find nur gemildert, und mas gleich. auf dem 
erſten Anblick ankößig fcheinen mußte, if weggelaſſen, 
oder verdedt worden. . Roch. immer werden die biöheris 


‚gen Regierungen für unaulänglich ausgegeben 6) und. 


behauptet, daß geheime. Geſellſchaften ihnen, auch ohne 
ide Wiſſen und wider ibren Willen zu Hülfe kommen, 
muͤſten 7). Noch immer wird über die Macht der Boͤ⸗ 
fen geklagt, und. eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, welche 
Diefen die Macht nehmen, und ſolche den Tugendbaften, 
bed legen follte, damit diefe den Boͤſen fuͤrchterlich wuͤr⸗ 
den 8). Noch immer ſoll das ganze menſchliche Ge⸗ 


ſchlecht 


5) Nachtrag der Origin. S. 211. vergl. mit ©. 186. 
6) Verbeſſertes Soſtem. S. 30. u. f. 

7) 1. 6. G. 35. u. f. J 
8) L. e. ©. 42. 0 f. 


der Illuminaten» Grabe. 73 


ihiecht durch eine ſolche Geſellſchaft gebeffert und vers 
delt werden 9), Zwar fol diefes alles nur durch Aufe 
laͤrung und Sittlichkeit acfibeben , mie auch bereits in 
ben vorber ebenden Schriften erinnert wordenift. Denn 
ein großer Theil der io betittelten Ideen uber das Wer - 
(en und Einrichtung einer geheimen Geſellſchaft, die ſich 
gleich fornen in dem, verbefierten Epftem ‘s) befinden „ 
find in dem, in der Geſchichte der Perfolgungen abger 
Beudten Uluminatus minor 2), vornemlich aber in der 
daſelbſt befindlichen abgeänderten Anrede au den Schot« 
tifchen Ritter oder Illuminatus dirigens 3), einiges in, 
der Apologie der Illuminaten a) auch ſchon enthalten. 
Allein man weiß auch, daß es eine falſche Aufklärung nichts 
welche alle pofitive Religion und alle monarchifche Re« 
gierungen verdrängen will: fo wie man fich auf Sittlich- 
keit und Moral ebenfalls zum Schein berufen und bepde 
nur als Mittel zu andern Abſichten, 3. &. zur: Befrie» 
‚digung- feiner Herrfchfucht gebrauchen Fan, als worauf: 
Der vorgebliche Kosmopolitismus zulegt hinaus lauft, 
Ehen fo weiß man, wer die Böfen in der Sprache der 
Illuminaten And, . Es find alles, die nicht zu ihnen gre 
hören, 


O) L c. G. 46 

1) 1l. e. G. 9— 82. 

2) Geſchichte der Verfolg. S. 174 — par. 
ya) LU c. ©. 222— 250 

a) Apologie der Illuminaten. S. 80. f. S. 124. ri, 


60- Geſchichte 


ſtehen fle bis jetzt noch in keinen Compendien ber das 
Raturrecht. Aber fie finden ſich, vornemlich ſeit der fran⸗ 
zoͤſiſchen Revolution, in vielen Broſchuͤren und Recenſio⸗ 
nen; und mit ein Wenig Anſtrich Yon neuer Philoſophie, 
werden fie auch bald ın die Compendien fommen und juns 
gen Studirenden efentlich vorgetragen werden, wenn man 
die Schriftfteller , welche anfangen, das hoͤchſte Tribnnal 
vorftellen zu wollen, ihr Wefen ungehindert fort sreiben 
laͤßt). 3. Man muß bedenken, melde Leute man vor 
fich hat, weiche Erwartungen man au befriedigen bat. Alle 
Mitglieder einer geheimen Geſellſchaft erwarten etwas 
mehr, als fie in der Welt hören; fie erwarten mit Recht 
etwas Ausnezeichnetes und Broßes, etwas, das nicht Jes 
dermann weiß. Dad wahre Große und Neue it nicht fo 
gleich bey der Hand, als man denkt. (Alſo muß man id» 
nen quid pre quo geben, ee mag wahr feyn oder nicht, 
wie ſich Philo oben ausgedridt hatte) Chen diefe 
Schwierigkeiten, die hochgeſpannte Erwartung feiner Mike 
alieder au befriedigen bat in der Maurerey alle dieſe chi⸗ 
mariſche Ideen, Aftergeburten und Grade uͤber Grade zur 
Welt gebracht. Aus dieſer Urſache verfiel man auf dem 
Tempelherrnorden „Alchemie, Theoſophie, Magie und ' 
‚andere Thorbeiten. Die Maurerey iſt die Schule, aus 
welcher dieſe Einfaͤlle kommen, in weicher fie aufgewaͤrmt 
und ausgeheckt wurden: alle in der Abſicht, um die Er⸗ 
wartungen feiner Anhaͤnger u befriedigen. Ich wollte 
dieſen Weg nicht geben, ich wollte Menſchen nicht noch 

sicht 





der Illuminaten⸗Grade. 61 


e verderben, als fie wuͤrklich find. Ich nuͤtzte alfo 
:e Ideen, welche der gefunden Vernunft und der Eitts 
'eit unfchhdlicher waren.” Es iſt noch die Frage: ob 
yemie, Magie, Theofophie nicht unfchädlicher waren, 
die religiöfen und politifhen Grundfäge des Illumi⸗ 
ismus: denn daß die Idee von Wiedererneurung des 
mpelberrnotdeng, fo wie man die Sache verfland, uns 
ädlicher war, ald das Weishauptiſche Spſtem, ift ohne⸗ 
moffenbar. Aber welch eine Vertheidigung, wenn der 
Iuminatismus ‚blos unfchädlicher war, ald jene Ideen % 
tan muß darthun, daß er an fich felbit, keineswegs aber 
os in Dergleichung niit andern Syſtemen, unſchaͤdlich ſep! 
Dieß ſucht dann ud Hr. Weishaupt zu bewerküeliis 
n, indem er ſich Muͤhe giebt zu bemeifen, die Ideen, 
Hehe die mehrgedachte Anrede enthält, feven niche ges 
helich. Sie enthält aber nach Shmlfolgendes: 1. eine 
efchichte des menſchlichen Geſchlechts, 2. die uralte 
eblingsidee der Menſchen von einem goldnen Weltalter, 
‚die Anmendung, daß Chriſtus durch feine Lehre die 
eckmaͤßigſten Vorfchriften gegeben , um zu diefem Zus 
nd zu gelangen ‚ 4. und endlid, daß fi diefer 
kinn der chriſtlichen Lehre durch die Srepmaureren er» 
ten babe 7). 
Ueber die Geſchichte des menfchlichen Geſchlechts mag 
dermann träumen, wie es ibm beliebt. Ob es glei 
no. feine 


7) Nachtrag der Drig 1. Abth. S. 77 u. f. 


N‘ „t 4 
=. I 
1 ' 


62 | Geſchichte 


Beine Nothwendigkeit iR, Idas Gemaͤlde nah Hrn. 
Meishaupts Ausdrud 8) mit fo ſtarken Farben aufzus 
tragen. So bald man aber aus der Eperulation her⸗ 
ausgeht, und practifche Folgerungen mit verbindet: fo 
if ſolches nicht mehr gleichguͤltig. Und dadin geböre 
Die Behauptung, welche in der Anrede vorfommt, daß 
die Menfchen dadurch, daß fie in die bürgerliche Ge⸗ 
ſellſchit getreten , ihre urfprängliche MWärde und In 
ſchuſd verlodren hätten, gefallen, und Sünder gewor⸗ 
den feven, v. (. f. 


Ehen fo mag Ad Jemand das goldne Weltalter 
nach feiner eignen Phantaſie vorſtellen. Macht er aber 
Anſtalten, daſſelbe wieder derbepzufuͤbren, es ſey nun 
durch Gewalt, wie die ebemaligen Wiedertaͤufer, oder 
durch kuͤnſtliche Mittel, wie die Juuminaten : fo follte man 
tod mod! fragen Dirsen: Sind diefe Anſtalten, diefe - 
Hhrtel den Kechten anderer Menſchen nicht machtbeilig? 
Wird durc diefelden nicht etwa ubel drger gemadıt? m. (.w. 


au kan in einem gewiſſen Sinn behaupten, daß 
Chrikus eine algemem Freyden und Bleichheit gelehrt 
babe. Debat man aber dieſes ſo weit and, bei Biefe 
Gleichdeit und Zrepheit auch in der bärgerlichen eich 
(dar Exarı haben mar, eld mit meider Cpimire men 
im 


5 Radırag der Origin. 1.Uhh ©. >. 





der Siluminaten- Grabe 63 


krankreich dad gemeine Volk geblendet, und unfägli« 
I Unheil geftifter dat: fo Fan diefe dee doch wohl 
e unfchädlich genannt werden. Man lehrte, die Mo⸗ 
ſey die Kunſt die Fürften gu entbehren, Die Zürften 
i der Erde verfehwinden und alle Staaten und buͤr⸗ 
fie Verfaffung anfbören zu machen 9). Und dieſes 
Ite nicht gefaͤhrlich ſeyn 7 


Zwar widerruft Hr. Weishaupt das Letztere gewiſſer⸗ 
aßen , indem er jagt 2):,» Ich glaube nun nicht mehr/ 
4 Sürften und Nationen von der Erde dereink ver 
peeinden werden , ich glaube nicht mehr, daß aller Un, 
efchied der Stände aufhören werden. Aber ich glaube , 
15 Regenten ewig fepn werden: dag die oberfte Gewalt 
ı die ihrer Beſtimmung eigene Schranken werde gebracht 
nd gegen Misbrauch geſichert werden: daß die Blei: 
eit mehr eine Gleichheit der Rechte, ala Perfonen und 
Stände ſeyn werde.” Weniger Eonnte Hr. Weishaupt . 
Acht thun, als feinem nunmehrigen Landeshetrn dieſes 
Eompliment zu machen: Denn weiter ift ed nichts! Es | 
wuͤrde unhöflich und ihm felbft gefaͤhrlich geweſen fern ,. 
das Alte biet au wiederholen, da ihn ein Fuͤrſt gegen 
einen andern in Schug genommen hatte. ” Aber man 
keht mohl, mas er fagen wii: Es if freplich nicht zu 

er⸗ 


De ® 93. 80. 
D) Nachtrag zu Weis baupte Recttfertigung. 6 9. 


Ed 


64 | Geſchichte 


erwarten / daß man die Fuͤrſten vertilgen wird; ader 
man muß indeſſen thun, was man kan: man muß ihnen 
Schranken anweiſen, Ihnen die Hände binden, daß 
fie nichts ohne uns thun koͤnnen.“ Gemaltfame | 
Revoiutionen wollte der Drden, wenigſtens urfprüngs 
lich nicht brauchen; es iſt vielmehr in Der oftges 
dachten Anrede mehrmals gegen Gewalt proteflirt wor⸗ 
den. Dieſes gefchiebt auch ın dem Illuminatus major 2) 
und zwar gerade da, wo gefagt wurde, daß Pfaffen 
und Fuͤrſten und die heutigen volitifhen Verfaſſungen 
dem Drden im Wege flünden. Man glaubte durch ges 
Iindere Wege, Durch gebeinse Machinatidnen, feinen 
Zweck zu erreihen. Indeß fieht man leicht, daß die. 
bier geäußerten und als wahr empfoblnen Grundiäge | 
auch leicht darauf Führen fonnten, und wenn die Ume 
fände aunflig waren , bepnabe nothwendig darauf fuͤh⸗ 
ren muften. Es bedurfte nur einen kleinen Windftoß, 
um die unter der Aſche gluͤhenden Kohlen in Flammen 
zu feßen. Wie verfänglich ift es nicht, wenn ſelbſt noch 
bier behauptet wird, es ſey falſch, daß die Gewalt der 
Fuͤrſten von Gott herruͤhre, die Maieſtaͤt fep vielmehr 
ben dem Volk 3)? Geſetzt auch, daß bepdes in einem 
gewiffen Sinn wahr fen: mie leicht find nicht deralei⸗ 
ben unbefiimmte Aeußerungen zu miebrauchen ? und 
wie 


2) G. Aechter Juuminat. ©. 409. 
2) Nachtr. au Welshaupts Reqhtfertigung. ©. 49.530. 





der Illuminaten-Grade. 68 


re feht Kind fie in den neuelten Zelten murklich nig⸗ 
aucht worden? 

Wenn alſo Hr: Weishaupt bie Grundſaͤtze feiner ds 
en Anrede und des von Philo darauf erbauten Prieftergras 
ed noch im Jahr 1787 als unfchädlich rechtfertigen will: 
)er Fan glauben, daß er diefe Grundfäge frühen. vers 
bffen , und einem andern nicht blos in der Form, als 
bovon feine Frage it, fondern auch in den Suchen 
elont veränderten Grad verabfaßt habe, mie er ver⸗ 


ichert? Hoͤchſtens iR, nachdem er im Jahr 1785 cden 


&. Febr.d 4y Aus Ingolſtadt abgegangen war, ein neuer 
Brieter- und Regentengrad verfertigt worden. Denn 
dep dieſem feinem Abgang waren ſie, wie ich oben ge⸗ 
yist habe, noch.niche verfaßt; anſonſt er befoblen has 
bei wurde, diefe drm Churfuͤrſten boraufegen. In dieſen 
Mag man nun freilich manches fo gemildert haben; daß es 


beum erſten Anblick minder anſtoͤßig erſchien; obgleich, 


denn man die Sache genauer bedachte, die Lieblings⸗ 
Ideen des Hrn. Weishaupts, die hriftliche Religion; 
wo nicht dem Nahmen nach, doch in ber That, abzu⸗ 
ſchaffen, alles mir Illuminaten au befegen, durch diefe 
Die Dicafterien und Fuͤrſten zu regieren, und uͤberhaupt die 


ganze Welt nach feiner Art zu reformiren, welches er eine, 


wohlthaͤtige Idee nennt 5), doch wohl immer daruntet vers 
botces 
a) Kandiers höhfinäthige Beviage. ©. 19. | 
5) Nachtrag zu Weißhaupts Rechtfertigung. ©. 86. 
4 


E m . 4 


—— 


66 Geſchichte 


borgen geweſen ſeyn mögen. Tiefe bat man denn auch 
den Vertrautern wodl muͤndlich naͤher erklaͤrt; wogegen 
man den Uebrigen, denen man ſich nicht fo ganz eraͤfnen, 
aber doch auch die Beförderung zu diefen bepden hoͤhern 
Graden nicht länger abſchlagen Eonnte, durch veränderte 
Abfchriften die Augen blendete. Denn daß dieſes eine 
Marime ben Hr. Weishaupt war, ſagt er felbit ©) in eis 
nem Brief an A. — vom ı5. März ırar. „Ich merde 
mich Darunter machen , fo bald ich die Cahiers erhalte, 
Das ganze Spftem Ler verficht das aͤltere vor dem Muͤnch⸗ 
ner Receß vom 20. Dec. 1781 und ehe Philo dieſem ge 
mäß die Ausarbeitung übernommen hatte], umzuarbeiten. 
Es muß dann A la lefuite Feine einzige die Abfid.r auf 
Religion und Staat vertathende swendutigegeile vorfome 
men.” Wuͤrklich habe ich auch ſelbſt ein Eremplar eines 


veränderten Prieftergrades gefeben, morinn alles mas - 


auf Religion und Staatösverfaffung Bezug hat, wegge⸗ 
laffen war. 


Eben dieſes gilt von dem unter Herren Weishaupts welt⸗ 
licheuNahmen berausgefommnen fo genannten verbefferten 
Syftem der Illuminaten, mit allen feinen&inrichtungen und 
Graden, 8. Frankfurt und2eipzig [Nürnberg] in der Gratte⸗ 
nauerifhen Buchbandlung 1787, worauf er ſich bereits in 


dem Nachtrag au feiner Rechtfertigung bezieht, und more 
nad 


6) Nachtrag der Originalſchr. J. Abth· ©. 8. 


68 Geſchichte 


dem Hr. Weishaupt bereits von Ingolſtadt weg war, als 
” welches er den 16. Schr. 1785 ſelbſt verlaffen hatte. Don 
Dem Ausdruck der Stürme bis zum Druck des verbefferten 
Soſtems ind wenigſtens zwey Jahre verfloffen. Und diefe 
Zeit war für einen Mann, der fo fertig ſchreiben konnte, 
wie Hr. Weishaupt, der den Kopf beftändig mit diefen 
Ideen angefüllt batte, und in feinem Evitem lebte und _ 
webte, wohl binlänglich, ein Werfchen von einem Alpha» 
beth, felbR neben andern Schriften, die er inzwifchen 
beraudgab , und bep melden ſchon fo viel vorgearbeitet 
war , ohne große Mühe bervorzubringen. 


Es mar Brundfag des Illuminatismus, daß der Zweck 
die Mittel beilige, oder, wie es auch slimpflicher Auges 
druͤckt wurde: daß man die nemlichen Mittel zum Guten 
gebraudhen muͤſſe, welche Die Boͤſen zur Erreichung boͤſer 
Abfichten gebrauchten. Dieſes macht die Verſicherungen 
des Drn. Weishaupt ſchon fornenweg verdächtig. Von 
Der Guͤte und Vortreflichleit feines Drdens war er uͤber⸗ 
zeugt: mas Eonnte ihn hindern ein falſches Vorgeben zu 
Huͤlfe zu nebmen, um den Drden als gut und unſchadlich 
Sorsnfellen ; vintennach rin gelinderes Epiten zu erden« 
Sen, und der Welt vorzuipiegelni es dade ſchon lange img 
Drden Stan gebabe? Er fügt Felb: cimige Diefer neuen 
Grade babe er einigen Mitaliedern in Vapern bereits vor 
den audgebrocdhnen Erürmen mitgetdeilt. Alſo mare 
Diejenigen, melde diet geliefert werden, wohl acc miche 

ale 





der Slluminaten: Grabe 69 


alte verfertigts einige derfclben find alfa erfk nachher et⸗ 
dacht worden. Auch nennt er die Glieder in Bayern, 
welche die neuen Brade erbaften haben folle.., nicht, und 
baͤlt ſolches fo gar fuͤr unnoͤthig. Hutte er geſagt, es 
"dürfte ihnen Gefapr bringen, fo hätte es ſich noch hören 
laſſen. Selb der Wufland daß er verfchiedenes dient* 
‚lich gelehrt habe, führt ganz natüclıch auf den Gedanken, 
‚daB gerade dieſes nicht eigentlich ein Gegenftand er ger 
beimen Kebren in der Gefellſchaft geweſen fondernerit pin» 
sennach bigein getragen worden fey. Denn es fällt doch faft 
Ins Licherliche, das Nemliche, mas eın Lehrer in öffentlie 
&en Borlefungen vortraͤgt, auch in einer geheimen Geſell⸗ 
Saft, wo man noch feiner eignen Behauptung mehr er⸗ 
wartet 9) vorzubringen, ala ein Geheimniß du behandeln, 
and den Leuten dad ins Ohr au fagen, was man Linaft 
ſelbſt auf den Dächern gepredige bat! 


Was aber voͤllig entſcheidet, iſt das Zeugniß des 
Milo, nebſt der eignen anderwaͤrtigen Aeußerung des Hrn. 
Weishaupts ſelbſt. Nachdem Philo die Stuͤcke nahm⸗ 
haft gemacht hatte, welche in. dem ſogenannten aͤchten 
Fuumingten ganz richtig enthalten ſeven, fo ſetzt er din⸗ 
au 1): „Ich muß dep dieſer Gelegenheit auch zugleich er⸗ 


innern/ daß das von dem Herın Weishaupt derausgege⸗ 
bene 


9) Nachtrag zu Weishanpts Rechtfertigung. ©. 76 
1) Erflär ©. 96. 


70 Geſchichte 


bene verbefferte Syſtem der Illuminaten Auffiße enthält, 
die mir gänzlich fremd und fo lange id Mitglied diefer 
Geſellſchaft war (das iſt bis den ı. Julius 1784) 2) bey 
uns nicht eingeführt geweſen find.” | 


Er ſelbſt, Hr. Weishaupt, made in dem Schreiben 
an die Areoragıten vom 2. Sebr 1-85 3) die Grade nahm⸗ 
baft, melde dem Churfuͤrſten vorgelegt werden ſollten. 
Diefe waren, ı. die Vorbereitung 2. der Minervalgrad, 
3. der Illuminarus minor, mo Dad Wort dummſter Moͤnch 
in dummiter Menſch verändert, 4. der Iliuminatus major, 
wo die Stelle: Ffaffen und Surften ſtehen uns im Wege, 
ausgelaflen, 5. der Huminatus di igens von welchem 


blos die Gerimonien und feine Anrede, 6. der Prieſter⸗ 


grad, aber von diefem nur dir Inſtructio in Scientifieis 
jedoch mut Weglaſſung der beziebenden Stellen, und fonft 
überhaupt weiter nichte vorgezeigt werden ſollte. Wofür 
ſollten alle diefe Grade vorgelegt merden, wenn fle das 
male ſchon abgefchaft, oder gänzlıch umgearbeiter waren ? 
War das virbefferte Epftem ſchon vorbanden: fo wäre 
man ja niel leichter und ſicherer aus dem Gedraͤng gekom⸗ 
men, wenn man diefes vorzuiegen beſch.oſſen bätte. 
Wenigſtens bärte man diefes im Abſicht auf den Theil 
deffelben der etwa fertig geweſen waͤte, thun follen: aus 

mabi 


2) Erklaͤr. ©. 136. 
3) Nachtrag der Drigin. ©. 20% 


— — — —— — m -— 


der Slluminaten : Grabe. qı 


#ba man bierdurd die zu machenden Abänderungen 


'm Illuminatus,minor und major, welches, wenn 


ddeckt worden wäre, der Sache außerordentlich ges 
et haben würde, ſich ‚hätte erfparen fünnen. Aber 
% ganzen Brief finder ſich, fo menig als anderſt⸗ 
or dem Jahr 1797 die geringfie Spur: von diefem 
Werten Syſtem. Im Jahr 1786 erfhien fo wohl 
Behreiben an, Sen, Urfepneider, als auch die Ger 
te der Derfolgungen der Illuminaten. Bon bey» 
ſt wadrſcheinlich Hr. Weishaupt ſelbſt Verfafler ; 
ifens find fie mit feinem Vorwiſſen herausgefums 
:quch bezieht er fi) auf Icgtere als auf eine glaube 
se Schrift in bem Nachtrag zu feiner Rechtferti⸗ 
4). Uber auch in dieſen Buͤchern it noch feine 
von dem verbeſſerten Syſtem zu finden. Und nos 
ar es nöthig, dem Illuminatus minor, fo wie er 
#6 war, in jenen bepden Schriften wörtlich wieder 
Ben au faffen, wenn berfelbe in der Zwiſchenzeit 
baft, oder fo gaͤnzlich abgeändert worden, als er 
s verbefferten Syſtem erſcheint, wo nur einige we⸗ 
Zellen aus demfelben bepbehaften worden, auch 
die Benennung Mluminatus minor, eben fr wenige, 
€ ſonſt übliche Benennung der übrigen Grade, 
tinmahl gebraucht? Selbſt in der. ebenfalld 1786 
nenen Apologie der Juuminaten ,. zu welcher ſich 





72 Seſchichte, 


Hr. Weishaupt ſelbſt als Verfaſſer bekennt 5), findet 
ſich nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man gleich 
durch die vorläufige Berufung auf daſſelbe fü manchen 
Vorwürfen hätte entgehen Eönnen. Was fan man ans» 
ders (chließen, als daß diefes Syſtem damals noch gap 
nicht, ſelbſt nicht einmal in Petto, erikirte ? 

Indeſſen enthält diefes Spftem doch im Grunde 
noch immer die alten Marimen und Project, fo un« 
ſchuldig folches demjenigen, der mit den vorhergehenden 
Schriften der Illuminaten nicht befannt ift, auch ſchei⸗ 
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die 
AYusdrüde. find. nur gemildert, und was gleich, auf dem, 
erſten Anblick anftößia feinen mußte, if weggelaſſen, 
oder verdedt worden. Noch immer werden die hishetia 
‚gen Regierungen für unsulänglic ausgegeben 6) und. 
behauptet, daß geheime Geſellſchaften ihnen, auch ohne 
ide Wiffen und wider ihren Willen zu Hilfe kommen, 
müßten 7). Noch immer wird über Die Mache der Boͤ⸗ 
fen geklagt, und eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, welche 
dieſen die Macht nebmen, und folde den Tugendbaften, 
bevfegen follte, damit diefe den Böfen fuͤrchterlich wuͤr⸗ 
den 9) Noch immer ſoll das ganze menschliche Ben 

ſchlecht 


5) Nachtrag der Origin. S. zıı. yergl. mik ©. 186. 
6) Verbeſſertes Syſtem. ©. 30. u: f. 

7) 1. c. G. 35. u. f. 
8) I. e. ©. 42. v. fi 


der Alluminaten» Grade. 73 


blecht durch eine ſolche Geſellſchaft gebeffere und vers 
beft werden 9), Zwar fol diefes ales nur durch Auf« 
ldrung und Sittlichkeit geſchehen, mie auch bereits in 
en vorber ebenden Schriften erinnert worden, iſt. Denn 
in großer Theil der- ſo betittelten Ideen über das Wien - 
en und Einrichtung einer gebeimen Geſellſchaft, Die ſich 
leid fornen in dem, verbeferten Epflem 's) befinden „ 
ind in dem, in der Befchichte der Verfolgungen abge⸗ 
wuckten Iluminatus minor 2), vornemlich aber in.der 
afelbft befindlichen abaeänderten Anrede au den Schot« 
iſchen Ritter oder Illuminatus dirigens 3), einiges in, 
ver Apologie der Ihuminaten a) auch fchon enthalten. 
Allein man weiß auch, daß es eine fatfche Aufklärung giebt, 
welche alle pofitive Religion und alle monardifche Re« 
gierungen verdrängen will: fo wie man fih auf Sittlich⸗ 
keit und Moral ebenfals zum Schein berufen und ende: 
ur als Mittel zu andern Abſichten, 3. E. zur. Befzien 
digung feiner Herrſchſacht gebrauchen fan, als worauf: 
Der vorgebliche Ky:mopolitismus zuletzt binaus lauft, 
Ehen fo weiß man, mer die Böfen in der Sprache der 
Illuminaten And. . Es find alle, die wicht u ihnen gre 
hören, 


9) B. c. S. 46. 

1) 1. e. © 9—$2. 

2) Geſchichte der Verfolg. S. 154 — 221. 
2) Lc. ©. 222— 250 

a) Apologie der Illuminaten. S. 89. f. S. 124. u. f, 


24 Geſchichte 


haͤren, oder ſich wenigſtens nit von ihnen cegieren Safe 
fen wollen. 


"  Yuc din Anſehung der pofitiven. Religion hat Hr. 
Weishaupt indem verbefferten Spftem noch die alte Mey⸗ 
nung, ober fi gleich meit bebutſamer, -ald ebedem, 
ausdrüdt. Poſitive Religion ift ihm am Ende nichts als 
Dernunftreligion 5). „Der Orden, ſagt er, muß, wenn 
er Menfchen befferk will, Syſteme haben, die für die bes 


ſtrittene Lehre [von der Unſterblichkeit der Serle] einen‘ 


befriedigenden Aufſchluß geben, und jeden Zweifler an 
Offenbarung zurecht führen. Bey allen übrigen tritt die 
Religion in das Mittel; fie Kelle allen die Sane der Ders 
nunft vor, erfpart ihnen die Beweiſe derſelben durch Autos 
rirdt, und verkuͤndigt ſolche ale Ausſpruͤche der Gottheit, 
um ſich daben zu beruhigen, und fie den Seinden feiner 
Ruhe als folche entgegen zu ſtellen; und infofern iſt poſi⸗ 
tive Religion eine wahre Wohlthat, ein wahres Beduͤrf⸗ 
niß des Menfhen. So mie alfo nleich urfpränglich 


die Abſicht mar, die pofitive Religion berabäufegen, fo , 


bfieb dicfelbe auch in dem verbefferten Spüem. Schon 
im Jahr 1778. den 10. März fprab Hr. Weishaupt 6) 
von einer eignen. Moral, Erziehung, Statiſtik und Res 
ligion, welche durch ibn und in dem Orden entfichen ſoll⸗ 
tt. 
5) Berbeffertes Syſtem. S. ı25. 
6: Driginalfehriften. ©: 217. 


mm 7. Eben fo war Philo geſinnt, wie die oben 
Borten Stellen bemeifen. In dem derbefferten Sy⸗ 
ki man zwar dje Eraählung weg / in der man Chriſto 
Lebrern auch die Abit / die blöße natürliche Res 
führen, falſchlich bengemeflen datte; weil man 
Ban wohl demerkt daben mochte, wie anflör 
xſes Manchem vorgekommen war. Man war alſo 
Kvorfictigers ſagte aber doc deutlich genug, daß 
tive Religion nur infofeen fchägbar fen, als fie die 
der; Vernunft vortrage. Hieraus mar dann der 
BB leicht zu machen , daß alles übrige feinen Werth 
Ü nicht von Gott herruͤhre / fondern menſchlichen, 
Rus wohlgemeinsen Abfibten oder wohl gar dent 
us feinen Uriprung zu verdanfen babe. 
Die großen Myſterien, welche nach dem Philo zwey 
xilungen,/ den Magus und den Rex haben follten 9), 
dilo nicht feibft ausyearbeiter, ob er aleich auch au 
usarbeitung batte Antheil nehmen wollen 9). Sie 
waren 





* SGeſchichte 


wur we em Aber von dem Orden noch nicht 
dt ı\ ot, won fe gemadt waren, fo batte 
wur m: werten der inzwiſchen entſtandnen Mise 
yılakıten. ander communicit. Doc wuſte er gar 
Br pr ir Deustindalt fepn folte. „Man follte 
N 2: en Mplerien, ſagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam 

von eatdecken, nemlih das Vorgeben daß Chriſtus 
2.3 XC ganiclide Relıgion gelehrt, und eine allgemeine 
Erad ız und Gleichbeit babe einführen wollen, und daß 
Nune gevime Cinn feier Lebre dur die Diſciplina 
mw und hernach durch die Scenmaureren fortgepflanze 
verden wäre, Aid wovon unmittelbar vorber gefagt wor⸗ 
Lea wire 3‘, daß man dieſes vorgeben wollte. Dan folte 
serner, b. aus allen Schriften den Urſprung aller religioͤ⸗ 
fen vägen und deren Zufanımenbang entwickeln [Lund alfe 
aRe poſitive, vielleicht gar alte natürliche Religion 
als falſch vorkelen!l c- die Geſchichte des Drdens 
erzählen.” 


Hr. Weitbaupe hatte, wie feine Gewohnheit war, 
Bereitö vorläufig, und ene noch Die unteren Grade im Rebe 
nen waren, a2 den grüßen Npitriien gearbeitet. Schon 
untere g. Jrurud 1732 gedeakt er in einem rief an Caro 


eines 
ı) ri Area 
a, Na. N Dean a bee, @. 106. 
ET RR Fur & Ne 
& PN 


— — —— 


. 7 Eu 


der Fliuminaten-Örade - >37 


eiries Grades vom patriarchalifchen Leben, der ben Cet⸗ 
(us und Marius mit hundert Schloͤßern verwahrt ſey 4). 
Vielleicht ift einiges davon in die Anrede des Prieſter⸗ 
grades übertragen worden. Als Hr. Weishaupt diefe Afircr 
de eben ausgearbeitet hatte, und ſichs in einem Brief anGatd 
ohne Datum zum Derdienft angerechnet hatte, daß er eine 
neue Religion, Staateverfaffung und Erflätung der fo dun⸗ 
keln Hierogipzben in einem Brad ſo paſſend zufammeir 
gedrängt hätte, ſetzte er unmittelbar binzu 55: . Maii 
pllte glauben, es wäre das größte: und doch habe ich 
noch drey größere, ungleich wichtigere Grade für die 
ʒoͤhern Myſtetien ſchon fertig da liegen.” [Was ſoll 
jier das Groͤbere ſeyn? Im Vrieſtergrad wurde das 
Chtiſtenthum abgeſchaft, und die natuͤrliche Religion - 
in die Stelle deffelden defent: mas bleibt größeres 
ibrig, als daß in den höhern Mofterien auch die natürs 
iche Keligion abgeſchaft, und had Philo's Ausdruck 
Ar eine Lüge erklärt wurde?] Doch wollte Hr. 
Weishaupt mit dieſen wichtigen Graden behutſam 
eyn, fie für ſich behalten, und fie blos allein bene 
neritis ertbeilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn 
der ‚nicht 6. In einem andern Brief ebenfals an 
Saro vom 22. Febr. ohne Iabt, wahrſcheinlich aber vom 
1782 und alſo noch fräbers als der vorhin angezogne 
j Brief 

43 Nachtrag der Drisin, 1. Abth. ©. 41. 

5) l. e. S. 69. 

6Lc. & 69, 


Geſchichte 


n.. 2FJunius 1782 geſchrieben if [denn von 
rs 5 4: wopl ſeyn, mie der gleich bernach an⸗ 
. .:d Beief vom 3. Febr. 1733 wahrſcheinlich 
‚2. 22t De Weisbaupt 7): „Wenn fie bier bep 
n z.ra, fo würde ih Ihnen meinen Brad obne 
3 cd: ertheilen. — Aber aus Händen gebe ich diefen 
Ei nicht, er iſt gar zu wicktig; er iſt der Sdgluͤſſel 
zar alten fo wohl ald neuen Gefdichte, zur Reiision 
und zu jeder Staatsverfaſſung in der Wele” Auch 
von diefem dürfte wohl einiges in den Priefergrad ein⸗ 
gefchalter worden fepn. Unterm 3. Schr. 1783 ſchrieb 
Hr. Weishaupt abermals an Cato , und nachdem er ſich 
über dee Philo Vrieftergrad , vornemlich aber über deffen 
Schottiſchen Rittergrad, und dann über den auch von 
ihm verfertigten Negentengrad aufgehalten batte, fo 
ſeyt er unmittelbar binzu 8). Weber diefen binaus habe 
id noch vier Grade ſchon componirt, mo gegen den 
ſchlechteſten der Prieftergrad Rinderfpiel ſeyn fol; doch 
tbeile ich fie Niemand mir, bie ich ſehe, mie die Sache 
gebt, und wer es verdient: laſſe mir auch nichts darınn 


. 


corrigiren ” 


Obaleich bier bald von einem, bald von dreyen 
bald von pier Braden die Rede iſt: ſo bat Hr. Weis⸗ 
baupf 


Naberan der Orig. 1. Abth. ©. TU 72 
y ka . v5, 


— —— — — — 


der Illuminaten- Grade. 79 


haupt doch, nachdem er mit fi) felbft einig geworden, 
Bes in zwey Grade gehracht, mie es auch Philo vors 
utte. Denn unterm 18. December 1784 gedenkt er in 
inem Brief an M. nur zween ſeiner Grade von den 
Schften Myſterien 9. Dieſe Myſterien waren alſo we⸗ 
igſtens damals fertig. 


Rach dieſen beyden Graden wird indeß Niemand 
reipirt: auch werden fie nicht ſchriftlich, ſondern blos 
em Auserwaͤhlten zum Leſen communicirt; daher ſie 
inn auch hier nicht gedruckt mitgetheilt werden koͤnnen. 


Der erſte, weicher Magus auch Philoſophus heißt, 
tdaͤlt Spinoziſtiſche Grundfäge, nad melden Altes 
ateriel, Gott und die Welt einerley, ale Religion 
ıftatthaft und eine Prfindung berrfüchtiger Menſchen 

CDieſes konnte man aus den vorbin angeführten 
zußerungen des Philo und des Spartacus ſchon im 
raus einigermaßen vermutben). 


Der zweyte, Rex geriannt, lehrt, daß ein jeden 
guer, Bürger und Hausvater ein Souverain [ey , wie 
in dem patriarchaliſchen Leben, auf welches die Leute 
jeder zurüdgebradht werden müfen , geweien fep; und 
6 folglich alle Obrigkeit wegfallen müffe. 


Diele bepden Grade habe auch ich ; der ich in dem 
tden alles durchgegangen bin, ſelbſt geleſen. Indeſſen 
koͤnnte 


9) 1. c. ©. 223. 


80 Geſchichte 


koͤnnte mir doch vielleicht entgegen geſetzt werden, daß 
Hr. Weishaupt in dem vorhin angesognen Brief vom ı$- 
Dec. 1734 fagt ı): „Wenns zur Inquifition kommen folls 
ve, fo rathe ich, fol fid feiner von den Häuptern ad 
Specialia einlaffen, fondern fich gerade bin declariren, fie 
werden fich Durch keinen Zwang in der Welt zwingen lafe 
fen, jemand anderm die nöthige Sröfnung zu machen, ale 
Dem Cnurfärften ſelbſt. Diefem ſoll man fodann meine 
zween Grade von den höchften Mpiterlen zu leſen geben. 
Ich wenigſtens werde es fo maden, wenn die Frage am 
mich fommt. Cie foden ſeben, mas die Sache auf ein« 
mal eine uns gunflige unerwärtete Wendung nehmen wird: 
Sie haben felbf gelefen, was D. — — von dem erften 
Grade geurtbeilt: und ich bin verſichert, der Ehurfürft 
urtheilt ein Gleiches.” 


Unmoͤglich Fan Hr. Weishaupt die deyden Grade dee 
großen Mofterien, melde ich in Händen gehabt iind gele⸗ 
fen babe, dem Ehurfuͤrſten haben vorlegen wollen. Es 
muß alfo ein andred, A lalefuite, wie ed oben hieß, ein» 
gerichtete Exemplar vorhanden gemefen feyn , das nur 
zum Schein und inder Abficht verfertige worden ift, tbeils 
um gutmuͤthige Leute, welchen man die großen Myſterien 
einzuſehen aus andern Gründen nit wohl abfchlagen 
konnte, zu bintergeben, ſo wie man au dieſem Endzweck 


au 


15 Nachtr. ber Origin. 1. Abth. S. 225; 


— 


ee Iuuminaten Grade Mi 


"oppelten Prieftergrad verfaße hatte, theils 
Saquifition, die man nach dem den a2. Jun. 
nen Chur fuͤrſtlichen Mandat vorausfehen 
deſto leiter herauszuwiceln. Indeß muß 
upt doch auch dieſen veränderten und un- 
a nit völlig getraut, oder befürdhtet haben, 
drade möchten doch wodl auch entbedt wer« 
lefe Doppelzuͤngigkeit ihm und feinen Ans 
t um deſto tbeuerer zu fteben kommen. 
em folgenden Brief an die Areopagiten vom 
is bat er feine Mepnung geändert 2). Er 
Arade nabmbaft, welche dem Churfuͤrſten, 
t, wie viel von einem jeden demfelden vors 
m ſolle; gedenft aber dabey mit keinem 

aween Grade ber hoͤchſten Myſterien, fo 
e des auch unftreitig vorhandnen Regentehs 
nk; woraus alſo von ſelbſt folgt, daß od 
Tage vorher Willens geweſen, die zween 
legen, er fie nun, und nad reifeter Ueber⸗ 
’t vorgelegt haben wollte, 


Res sum Schluß noch nöthig au erinnern, 
dem vorhergehenden Elar iſt, daß fomopk 
als Pbilo die auf Ehurfürflichen Befehl 
enen Originalſchriften und deren Nachtrag / 

aus 


rag der Originalſchr. x. Abth. S. 204, 
A . 





72 Geſchich ve . 


Hr. Weishaupt ſelbſt als Verfaſſer bekennt 5), findet 
ſich nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man glei 
durch die vorläufige Berufung auf daffelbe fa manchen 
Vorwürfen hätte entgehen können. Was fan man ans 
ders fließen, als daß diefes Epftem damals noch gar 
nicht, felbft nicht einmal in Petto, erikirte ? 
Sindeffen enthält diefes Spftem doch im Grunde 
noch immer die alten Marimen und Proiecte, ſo un« 
ſchuldig ſolches demjenigen, der mit den vorhergehenden 
Schriften der Illuminaten nicht befannt ift, auch ſchei⸗ 
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die 
Ausdrüde. find, nur gemildert, und mas gleich auf den 
erſten Anblick anftößig ſcheinen mußte, if weggelaſſen, 
oder verdeckt worden. Noch immer werden die hiöberia 
gen Regierungen für ungulänglih ausgegeben 6) und. 
brhauptet, daß. geheime Geſellſchaften ihnen, au ohne 
ibr Wiſſen und mider ihren Willen zu Hilfe kommen, 
müßten 7). Noch immer wird. über die Macht der Boͤ⸗ 
fen geklagt, und eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, melde 
diefen die Macht nehmen, und ſolche den Tugendbaften, 
hed logen follte, damit diefe den Boͤſen fürchterlich wuͤr⸗ 
den 8% Noch immer fol das ganze menſchliche Ge⸗ 
£ | ſchlecht 


5) Nachtrag der Origin. S. 211. veral. mit ©. 186 
6) Verbeſſertes Spoſtem. ©. 30. u; f. 

VI... 35. u. f. J 
8) I... ©. 42. 0 f. 


der Slluminaten» Grade. 73 


cht durch eine ſolche Geſellſchaft gebeffert und vers 
t merden 9), Zwar fol diefes alles nur durch Auf« 
ung und Sittlichkeit nefiheben, mie auch bereits in 
vorber ebenden Schriften erinnert worden.ift. Denn 
großer Theil der- ſo betittelten Ideen über das We⸗ 
und Einrichtung einer geheimen Geſellſchaft, die ſich 
ih fornen in dem verbefierten Spſtem 1) befinden „ 
‚in dem, in der Geſchichte der Verfolgungen abger 
Idten Hluminatus minor 3), vornemlich aber in.der 
elbſt befindlichen abgeändersen Anrede an den Gchot« 
den Ritter oder Illuminatus dirigens 3), einiges in, 
Apologie der Illuminaten 4) auch ſchon enthalten. 
ein man weiß auch, daß es eine falſche Aufklaͤrung nichts 
Iche alle poſitive Religion und alle monarchiſche Re« 
rungen verdrängen will: fo wie man ſich auf Sittlich« 
s und oral ebenfalls zum Schein besufen und bende- 
£ als Mittel zu andern Abſichten, 3. E. zur: Befrie» 
jung feiner Serrſchfucht gebrauchen fan, als worauf: 
ge vorgebliche Kosmopolitismus zuletzt binaus lauft, 
ven fo weiß man, wer die Böfen in der Eprace der 
Auminaten find. Es find alle, die nicht zu ihnen gre 
| bören, 


VS. 

»D1.c ©. 9—$2%. 

2) Geſchichte der Verfolg. S. 1474 — 221. 
2) Lc. ©. 222— 259 

a) Apologie der Illuminaten. &.89 f. S. 124. uf. 





74 Geſchichte 


bören, oder ſich wenigſtens in von ihnen cegieren laſ⸗ 
fen wollen. 


©." Auch ain Anfehung der pofitiven. Religion hat Hr. 
Weishaupt indem verbefferten Spftem noch die alte Mey⸗ 
nung, ober ſich gleich weit bebutſamer, -ald ehedem, 
ausdrüdt. Poſitive Religion ift ihm am Ende nichts als 
Dernunftreligion-s). „Der Orden, ſagt er, muß, wenn 
er Menſchen beſſern will, Syſteme haben, die für die bes 


firittene Lehre [von der Unſterblichkeit der Seele] einen: 


befriedisenden Auffhluß geben, und jeden Zmweifler an 
Offenbarung zurecht führen. Bey allen übrigen tritt die 
Religion in das Mittel; fie Kelle allen die Shue der Der» 
nunft vor, erfpart ihnen die Beweiſe derfelben durch Autos 
rirät, und verfündige ſolche ale Ausſpruͤche der Gottheit, 
um fich dabey zu beruhigen, und fie den Feinden feiner 
Rude' als folche entgegen zu fielen 5 und infofern iſt poſi⸗ 
tive’ Religion cine wahre Wohltbat,ein wahres Beduͤrf⸗ 
niß des Menfchen. So mie alfo gleich urfprünglich 


die Abſicht mar, die pofitive Religion herabzuſetzen, ſo 


bfieb dicfelbe auch in dem verbefferten Splem. Schon 
im Jahr 1778 den 10. März fprah Hr. Weishaupt 6) 
von einer eignen. Moral, Erziehung, Stariftif und Res 
ligion, welche durch ibn und in dem Orden entfichen ſoll⸗ 
te. 
5) Berbeffertes Epftem. ©. 125. 
6; Driginalfchriften. S. 217. 


2 —sUmrimmm — — 2, 0 m — — — — — — — — 


— 


der Slluminaten: Grade. 75 


Nur wollte er ftuffenmeife su Werk gegangen , und 
@. den Marius damals |den 17. März 1378] noch mit. 
ligionsabſichten verfchont wiffen, weil fein Magen 
& nicht gaͤnzlich eingerichtet fep, diefe ſtarke Speife zu 
edauen 7). Eben fo war Philo geſinnt / wie die oben 
gefuͤhrten Stellen bemeifen. Zu dem verbeſſerten Sy⸗ 
m lie6 man zwar Die Erzaͤblung weg, in der man Chriſto 
ter mehrern auch die Abſicht, die bloße natürliche Res 
ion einauführen, faͤlſchlich beygemeſſen batte ; weil man 
8 der. Erfahrung wohl bemerkt haben mochte, mie anſtoͤ⸗ 
3 diefed Manchem vorgefommen war.‘ Man mar alfo. 
mas vorfichtiger, ſagte aber doch deutlich genug, daß 
e pofitive Religion nur infofern fchägbar ſey, als fie die 
hren der: Bernunft vortrage. Hieraus war dann der 
‚hluß leicht zu machen , daß alles übrige feinen Werth 
de, nicht von Bott herrübre, fondern menfchlichen , 
lenfalls wohlgemeinten Abfihten oder wohl gar dem 
etrug ſeinen Urſprung zu verdanken habe. 

Die großen Miyſterien, welche nach dem Philo zwey 
btheilungen, den Magus und den Rex haben ſollten 8), 
it Philo nicht ſelbſt ausnearbeiter, ob er aleich auch au 
r Ausarbeitung batte Antheil nehmen wollen 99. Cie 

waren 


7) Originalſchriften. ©. 223. 
8) Nachtrag der Origin. 1. Abth. S. 108. 
9) l. c. S. 102. | 


T 


78 Geſchichte 


waren bey ſeinem Abtritt von dem Orden noch nicht 
gemacht 1) oder, wenn fie gemacht waren, fo hatte 
man fie ihm, megen der inzwiſchen entſtandnen Mis⸗ 
beüigfeiten , nicht eommunicirt._ Doc wuſte er Hat 
wohl, mas ihr Hauptindalt fepn ſoUte. „Man follte 
in den böbern Mofterien, fagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam 
fraudem entdeden, nemlich das Vorgeben daß Chriſtus 


blos die natuͤrliche Religion gelehrt, und eine algemeine 


Frepheit und Gleichheit habe einführen wollen, und daß 
Diefer gehrime Sinn feiner Lehre dur die Difcipline 
areani und hernach durch die Freymaurerey fortgepflanzt 
worden märe, als wovon unmittelbar varber geſagt wor⸗ 
den wire 3, daß man dieſes vorgeben wollte. Dan ſollte 
ferner, b. aus allen Schriften den Urfprung aller religid« 
fen Sägen und deren Zufanımenbang entwideln [und alfe 


alle pofitine, vielleicht gar alte natuͤrliche Religion 


als falſch vorfteßen! I c. Die Geſchichte Des Ordens 
erzählen.” 


Hr. Weishaupt hatte, mie feine Gewohnheit 0177 
bereits vorläufig, und ehe noch die untern Grade im Reis 
nen waren, an den geößern Mpiterien gearbeitet. Schon 
unterm 9. Junius 1783 gedenkt ex in einem Brief an Cara 

eines 


1) Erflär. S. 119. 
2) Nachtr. der Drigin. „Abd. © 106. 
3) 1. c. G. 105. 


pre aaneunupe vr aan 

gearbeitet hatte, und ſichs in einem Brief anCato 
arm zum Verdienſt angetechnet hatte, daß er eine 
Relon /Siaats derfaſſung und Erklätungder fo dun ⸗ 
Koolbeben in einem Grad ſo paſſend zuſammen ⸗ 
fe hätte» ſetzte er unmittelbar dinzu 53: Mafi 
üben, es wäre das größte: und doch babe ich 
größere, ungleich wichtigere Grabe für die 
‚ferien ſchon fertig da liegen.” [Was folk 
Is Größere ſeyn? Im Vrieſtergrad wurde das 
hidum abgeſchaft, und die natuͤrliche Religion 
ESielle deſſelben geſetzt: was bleibt größeres 
als daß in den bödern Mofſerien auch die natuͤr⸗ 
leligion abgefbaft, und had Pbils’s Ausdruck 
hne Lüge efkiärt mwurde?] Doch wollte Ht. 
aupt mit diefen wichtigen Graden Bebutfans 
ie für Mh Behalten, und Ae bios allein bene 
s ertbeilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn 
sit 6. In einem andern Brief ebenfals an 
vomi.än. Gebr. obfie Jabt, wahtſcheinlich aber von 
md alſs noch früher, als dee vorhin angezogne 










68 Geſchichte 


dem Hr. Weishaupt bereits von Ingolſtadt weg war, als 


wvelches er den 16. Febr. 1785 ſelbſt verlaſſen hatte. Von 


Dem Ausdruck der Stuͤrme bis zum Druck des verbeſſerten 
Soſtems find wenigſtens zwey Jahre verfloſſen. Und dieſe 
Zeit war fuͤr einen Mann, der ſo fertig ſchreiben konnte, 
wie Hr. Weishaupt, der den Kopf beſtaͤndig mit dieſen 


Ideen angefuͤllt hatte, und in feinem Epitem lebte und 


webte, wohl hinlaͤnglich, ein Werkchen von einem Alpha⸗ 

beth, ſelbſt neben andern Schriften, die er inzwiſchen 

beramdgab , und bey welchem ſchon fo viel vorgearbeitee 
- war, ohne große Mühe hervorsubringen. 


Es war Grundſatz des Illuminatismus, daß der Zweck 
die Mittel heilige, oder, wie es auch glimpflicher ausge⸗ 
druͤckt wurde: daß man die nemfichen Dittel zum Guten 

gebrauchen muͤſſe, welche die Böfen zur Erreichung böfer 
Abſichten gebrauchten. Diefes macht die Verfiderungen 
des Hrn. Weishaupt ſchon fornenweg verdächtig. Don 
der Guͤte und Vortreflichkeit ſeines Drdens war er uͤber⸗ 
zeugt: was Eonnte ihn hindern ein falſches Vorgehen zu 
Hilfe zu nehmen, um den Orden als gut und unſchaͤdlich 
Sorzuftellen ; hintennach ein gelinderes Spftem zu erden⸗ 
gen, und der Welt vorzuſpiegeln, es babe ſchon Tange Im 
Drden Start gehabt? Er fänt ſelbſt: einige dieſer neuen 
Grade habe er einigen Mitaliedern in Bayern bereits vor 
Den ausgebrodhnen Stuͤrmen mitgetbeilt. Alſo waren 
Diejenigen, welche bier geliefert werden, wohl noch niche 
alle 


1 
— — — . — — — — 


der Illuminaten-Grade. 69 


itte verfertigts einige berfelben find alfo erft nachher er’ 
yacht worden. Auch nennt er die Glieder in Bayerny 
welche die neuen Grade erbalten haben folle.., nicht, und 
bäft ſolches ſo gar fuͤr unnörbig. Hütte er geſagt, es 
diirfte ihnen Gefahr bringen, fo hätte es ſich noch hören 
laſſen. Selb der Unftand daß er verfchiedenes oͤrent⸗ 
Lich gelehrt babe, führe ganz natuͤrlich auf den Gedanken, 
Dad gerade dieſes nicht eigenrlich ein Gegenſtand er ges 
beimen £ebren in der Gefellſchaft geweſen fonderneritbins 
vennach bipein getragen worden fey. Denn es Fällt doch faft 
Ins Licherliche, das Nemliche, mas eın Lehrer in öffentli« 
ben Porleſungen vortraͤgt, auch in einet geheimen Geſell⸗ 
ſchaft, mo man nach feiner eignen Behauptung mehr er⸗ 
wartet 9) vorzubringen, ala ein Geheimniß zu behandeln, 
und den Leuten dag ins Ohr au ſagen, was man laͤngſt 
ſelbſt auf den Dächern gepredigt bar 


Was aber vollig entſcheidet, if dad Zeugniß des 
Mio, nebft der eignen anderwärtigen Aeußerung des Hrn. 
Weishaupts ſelbſt. Nachdem Philo die Stuͤcke nahm⸗ 
haft gemacht hatte, melde in dem fogenannten ächsen 
Fuuzinsten ganz richiig entbaiten feven, fo feßt er bin» 
zu 1): „Ich muß ben diefer Gelegenbeit. auch augleich er⸗ 


innern, daß das von dem Hertn Weishaupt berausgeges 
bene 


9) Nachtrag zu Weishanpts Nechtfertigung. S. 7 
1) Erklaͤr S. 96. 


Er ſelbſt Hr. Meisbaupt ı mache in dem Schreiben 
om die Areor agiten vom 2. Febt ng; 3) die Grade nabmi⸗ 
daft, welche dem Cyurfuͤtſten votgelegt werden ſollien. 
Dieſe waren⸗ 1. DIE Vorvereitung 2. ner Minervalgtade 
2. det muminatus minor. wo Wori dummſter Moͤnch 
in dummſter Menſch veraͤndert / 4 der muminatus major, 
wo die erde: p ſaffen und Zurfen ſtehen UN? im Wege⸗ 
ausgelafien ı 5. det Mmouminatus dinigens von welchem 


V Exrklaͤr. S. 136. 


1 
h 
} 
\ 
\ 





72 Geſchichte, 


Hr. Weishaupt ſelbſt als Verfaſſer bekennt 5), findet 
ſich nichts von dieſem verbefferten Syſtem, ob man gleich 
durch die vorläufige Berufung auf daſſelbe ſo manchen 
Vorwuͤrfen bätte entgehen fonnen. Was fan man ans 
ders fließen, als daß diefes Spſtem damals noch gar 
nicht, ſelbſt nicht einmal in Petto, eriftirte ? 

Sindeffen enthält diefes Spftem doch im Grunde 
noch immer die alten Marimen und Project, fo un« 
ſchuldig ſolches demjenigen, der mit den vorhergehenden 
Schriften der Illuminaten nicht befannt ift, auch ſchei⸗ 
nen möchte. Denn die Sachen find die nemlichen; die 
Ausdrüde find nur gemildert, und mas gleich auf dem 
erſten Anblick anſtoͤßig ſcheinen mußte, iR weggelaſſen, 
oder verdeckt worden. Noch immer werden die bdisheri⸗ 


gen Regierungen fuͤr unzulaͤnglich ausgegeben 6) und 


behauptet, daß geheime Geſellſchaften ihnen, auch ohne 
ibr Wiſſen und wider ihren Willen zu Hilfe kommen 
muͤſten 7). Noch immer wird uͤber die Macht der Boͤ⸗ 
fen geklagt, und eine Geſellſchaft gewuͤnſcht, welche 
dieſen die Macht nehmen, und ſolche den Tugendhaften 
bevfsgen ſollte, damit dieſe den Boͤſen fuͤrchterlich wuͤr⸗ 
den 8% Noch immer ſoll das ganze menſchliche Ge⸗ 
ſchlecht 


5) Nachtrag der Drigin. S. aıı. vergl, mit ©. 186. 
6). Verbeffertes Soſtem. ©. 30, u. f. 

7) 1. 6. G. 35. u. f. 
8) l. e. ©. 42. v. fı 





der Jlluminatenr Grade 73 


echt durch ‚eine ſolche Geſellſchaft gebeffert und ver⸗ 
it werden 9). Zwar ‚fol diefes alles nur durch Auf« 
‚ung und Sittlichfeit geſchehen, mie auch bereits in 
ı vorber .ebenden Schriften erinnert worden. iſt. Denn 

großer Theil der- ſo betittelten Ideen über das Wer - 
und Einrichtung einer geheimen Gefellfchaft , die ſich 
ich fornen in dem verbefierten Epftem 's) befinden. 
> in dem, in der Geſchichte der Verfolgungen abge« 
ıdsen Iluminatus minor 3), vornemlich aber in der 
albſt hefindlichen abgeändersen Antede au den Gchot« 
den Ritter oder Illumiuatus dirigens 3), einiged in, 
Apologie der Illuminaten A) auch ſchon enthalten. 
ein man weiß au, daß es eine falſche Aufklärung gichte 
Ice alle pofitive Religion und allg monarchiſche Rex 
rungen verdrängen will: fo mie man ih auf Sittlich- 
6 und Moral ebenfalls zum Schein berufen und bepde: 
t als Mittel zw andern Abliten, 3. E. zut Befgien 
jung: feiner Herrſchſucht gebrauchen fan, als worauf:, 
r vorgebliche Kosmopolisismus zulent binaus lauft, 
ven fo weiß man, wer die Böfen in der Sprache der 
luminaten ſind. Es find alles die nicht zu ihnen gre 
hoͤren. 


O) Lc. S. 46. 

V . c. S. 9- 63. 

2) Geſchichte der Vetfolg. S. 14 - ar. 

V) L c. ©. 222- 250. 

a) Apolosie der Iluminaten. S. 89. f. S. 124. u. i. 





74 SGe ſchicht e 


bären, oder ſich weniglens nicht von ihnen regieren laſ⸗ 
fen wollen. 


Auch din Anfehung der pofitiven Religion bat Hr. 
Weishaupt in dem verbefferten Syftem noch die alte Mep⸗ 
mung, ob er fid gleich weit bebumfamer, -ald ebedem, 
ausdrüdt. Yohrive Religion ift ihm am Ende nichts als 
Dernunftreligion s2. „Der Orden, ſagt er, inuf, wenn 
er Menfchen beifern wi, Softeme baben, die für die bes 


Rrittene Lebrte Toon Der Unfterblichfeit der Eerle] einem 


bririedigenden Aufibluß geben, und jeden Smweifler an 
E-rrnbarung zurecht führen. Bro allen übrigen tritt die 
Religion in das Mittel: fie Rellt allen die Share der Ver⸗ 
nunft vor, erſe art ihnen Die Beweiſe derſelben durch Autos 
rität, und verfündigr foldde als Ausſpruͤche der Gottheit, 
um fi dabey zu berudigen, und fie den Seinden feiner 
Aue al? foiche entgegen zu ſtelen; und infofern ill pofls 
tive Religion cine wahre Wobirbat, ein wahres Beduͤrf⸗ 
nı$ des Menſchen. So wie alſo gleich urſpruͤnglich 
die Idſicht mar, die pefitive Religion berabzuſezen, fo 
blieb dieſelbe quch in dem verbeſſerten Eplem. Eden 
im Jadr 19 den 12. März ſprach Hr. Weisbaupt 6) 
von einer gan Moral, Erziebung/ Statiſtik und Res 
ug:on, melde durch idn und in rm Orden entfichen ſoll⸗ 
tx. 
eVerbeſfſertes Sorte. S. 125. 
& Ornaınalidriften. ©. 212. 





der Slluminaten: Grade. 75 


"Nur wollte cr ſtuffenweiſe zu Werk gegangen, und 
E. den Marins damals iden ı7. Maͤrz 1778} noch mit 
figtensabfichten verichont willen, weil fin Magen 
ch nicht gaͤnzlich eingerichter fep, dieſe ſtarke Speife iu 
tdauen 7). Eben fo wer Poilo gefinnt, wie die oben 
geführten Stellen biweifen. In dem verbeſſerten En: 
m ließ man zwar die Erzäblung weg, in der man Chrifio 
ter mebrern auch die Abficht , die blofe natürliche Res 
ion einzuführen, Fälfchlich bepgemeflen batte ; weil man 
öder Erfahtung wohl bemerft haben mochte, mie anftö- 
) diefed Manchem vorgefommen war. Man war alſo 
vas vorfichtiger, fagte aber doch deutlich genug, daß 
e pofitive Religion nur infofern fchägbar fin, ald fie die 
bren der Bernunft vortrage. Hieraus war dann der 
lu leicht zu machen , daß alles übrige feinen Werth 
be, nicht von Bott berrübre, fondern menfchlichen, 
lenfalls wohlgemeinten Abfihten oder wohl gar dem 
etrug feinen Uriprung zu verdanfen babe. 


Die großen Wiyſterien, welche nach dem Philo zwey 
bthpeitungen, den Magus und den Rex haben follten 8, 
it Philo nicht ſeibſt aussearbeitet, od er aleich auch an 
er Ausarbeitung batte Antheil nehmen wollen 9. ie 

waren 


7) Sriginalfchriften- ©. 222. 
9) Nachtrag der Drigin. 1. Abth. S. 108. 
9) l. c. S. 102. 


78 Geſchichte 


waren bey ſeinem Abtritt von dem Orden noch nicht 
gemacht 1) oder, wenn ſie gemacht waren, ſo hatte 
man fie ibm, wegen der inzwiſchen entſtandnen Mis⸗ 
helligfeiten, nicht eommunicirt. Doc wuſte er gar 
wohl, mas ihr Hauptindalt fepn ſote. „Man ſollte 
in den böbern Moſterien, ſagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam 
fraudem entdeden, nemlid das Vorgeben daß Chriſtus 


6108 die natürliche Rekigion gelehrt, und eine adgemeine 


Frephrit und Gleichheit habe einführen wollen, und daß 
Diefer gebeime Sinn feiner Lehre durch die Difcipline 
areani und hernach durch die Freymaurerey fortgepflanzt 
worden waͤre, als wopon unmittelbar varber geſagt wor⸗ 
den waͤre 32, daß man dieſes vorgeben wollte. Man ſollte 
ferner, b. aus allen Schriften den Urſprung aller religiö« 
fen Sägen und deren Zuſammenhang entwideln Lund alfe 
alle pofitive, vieleicht gar alle natürliche Religion 
als falſch vorfteßen!] <. Die Eeſchichte des Ordens 
eräblen.” 


Hr. Weishaupt hatte. wie feine Gewohnheit war, 
hereits vorläufig, und ehe noch die untern Grade im Rei«: 
nen waren, an den geößern Mpiterien gearbeitet. Schon 
unterm 9. Junius 1782 gedenkt ex in einem Brief an Tara 

eines 


1) Erffär. S. ı19. 
2) Nachtr. der Origin. .Abib ©. 106. 
a). 6. ©, 105. 


— — — 2 
· 222 


EN ee a en — 





der Illuminaten-Grade. 77 


eo Grades vom patrinschalifchen Leben, der bei Gel: 
und Marius mit hundert Stchloͤbern verwahrt ſey 4,. 
elleicht iſt einiges davon in die Anrede des Prieſter⸗ 
des uͤbertragen worden. Als Hr. Weishaupt dieſe Anre: 
eben ausgearbeitet hatte, und ſichs in einem Brief anCato 
ne Datum zum Verdienſt angerechnet hatte, daß er eine 
se Keligion, Staatsverfaffung und Erklätung der fo dun⸗ 
n Hierogipzben In einem Grad ſo paſſend zufammen- 
Hänge hätte, ſetzte er unmittelbar binzu 53: .„Mati 
ite glauben, es wäre dad groͤßte: und doch babe ich. 
d drey größere, ungleih wichtigere Grade für die 
nern Myſtetien ſchon fertig da liegen” [Was foll 
e das Größere ſeyn? Im Prietergrab wurde das 
tiftenehum abgeſchaft, und die natürliche Religion 
die Stelle deſſelben geſetzt: mas bleibt größeres 
ig, ald daß in den höhern Mifterien auch die natuͤr⸗ 
je Religion abgeſchaft, und nach Pbilo’s Ausdrud 
eine Luͤge erklärt wurde?] Doch mollte Hr. 
eishaupt mit dieſen wichtigen Graden behutſam 
ii, fie fuͤr ſich behalten, und ſie blos allein bene 
‚ritis ertheilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn 
er nicht 9. In einem andern Brief ebenfals an 
to vom 22. $ebr. ohne Jabt, wabrſcheinlich aber von 
92 und alfd noch früher, als der vorhin angezogne 
| Brief 
u Nachtrag der Drigin. 1. Abth. ©. ar. 
5) L. ec. &. 69. 
6 Lc. & 9. 


go Geſchichte 


koͤnnte mir doch vielleicht entgegen geſetzt werden, daß 
Hr. Weishaupt in dem vorhin angezognen Brief vom 18 
Dec. 1734 ſagt 13: „Wenns zur Inquiſition fommen folls 
se, fo rathe ich, fol ſich feiner von den Häuptern ad 
Specialia einlaffen, fondern ſich gerade bin declariren, fie 
werden fich durch Beinen Zwang in der Welt zwingen lafs 
fen, jemand anderm die nöthige Eroͤfnung su machen, ale 
Dem Churfuͤrſten ſelbſt. Diefem fol man fodann meine 
zween Brade von den hoͤchſten Mipiterien zu lefen geben. 
Ich wenigftend werde es fo machen, wenn die Frage an 
mich fommt. Cie ſollen fchen, mas die Sache auf eins 
mal eine uns gunftige unerwärtete Wendung nehmen wird. 
Sie baden ſelbſt gelefen, was D. — — von dem erſten 
Grade geurtdeilt: und ic) bin verfihert, der Ehurfärft 
urtheilt ein Gleiches. 


Unmoͤglich Fan Hr. Weishaupt die deyden Grade det 
großen Mpfteriens melde ich In Händen gehabt und gelce 
fen habe, dem Eburfärften haben vorlegen wollen. Es 
muß alfo ein andred, A Ialeluite, wie es oben hieß, ein» 
gerichtetes Exemplar vorbanden gemefen fepn , das nur 
zum Schein und inder Abſicht verfertigt worden iſt, theils 
um sutmätbige Leute, welchen man die großen Mpfterien 
einzufeien aus andern Gründen nicht wohl abfchlagen 
onnte, zu bintergeben , fo wie man au diefem Endzweck 


auch 


13 Nachtr. der Origin. 1. Abth. S. 223. 








der Illuminaten⸗Grade. & 


deinen gedoppelten Prieftergrad verfaßt hatte, theils 
bey einer Inquiſition, dieman nach dem den a2. Jun. 

4 ergangnen Churkfuͤrſtlichen Mandat vorausfeden 
te » fich defto leichter herauszuwickeln. Indeß muß 

. Weishaupt doch auch diefen veränderten und un. 
tem Oraden nicht völlig getraut, oder befürchtet haben, 
Achten Grade möchten doch wohl auch entdedt wer« 

ir und dieſe Doppelzuͤngigkeit ihm und feinen Ans 
ıgern nur um deſto tbeuerer zu flehen kommen. 
an in einem folgenden Brief an die Mreopagiten vom 
Gebr. 1785 hat er feine Mepnung geÄndert 2). Er 
ht alle Grade nabmbaft, welche dem Ehurfürften, 
d beſtimmt, wie viel von einem jeden bemfelden vor⸗ 
egt werden folle; gedenkt aber dabey mit keinem 
Zort jener zween Grade der hoͤchſten Moſterien, fo 
denig als er des and unſtreitig vorhandnen Regenten ⸗ 
xades gedenkt; woraus alfo von ſelbſt folgt, daß ob 
r gleich 14 Tage vorher Willens geweſen, die zween 
Brade vorzulegen, er ſie nun, und nach reifeter Ueber⸗ 
gung / nicht vorgelegt haben wollte, ‘ 


Raum iR es sum Schluß noch noͤthig au erinnern, 


Da es aus dem vorbergehenden Elar iſt, daß fonahk 


Bpartacus, als Philo die auf Ehurfärklihen Befehl 
detauegegebenen Originalſchriften und deren Nachtrag / 
aus 
2) Nachtrag der Originalſcht. 1. Abth. ©. 204 
594 





= 


1 eſbbine 


Mi Wiriahnume ſrliſ mia Mianinilen brfenne Ed, Mikes 
ESEL LET UT EITTE TU ſſerten yſen, an man quhch 
Mavanıb ho vun dungen rnſfung auf mflehlie In manen 
U TITEL TITTEN TTS HTTITTE TETG EITTTTE Tee 11 1°T han manumn 
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uhafloın elle eſen win une tun Manko 
Voch aiinen Lam LIT CGLL CTWITTTETBE"TITTB I ETTTEE Terme TB NIT 
Arbannhtohın fulben Mennnbennlguin.o Mann nie hrrın vorherbeien 
Vuitten Mon dunitunirn Mlıhn befane Ms ne Aulaadı 
Ven mahle ann hehe aen Munke Abe velibrue heia 
VWuäadite Manta an meunillendhe une mama nladıle mund darin 
ren a Are ne Uwearlufſen, 
ude Wonhaafı manunhonn  Wlanıla Auoanuen awnnkonı hide Aialınıka 
denn Monte nugnenn han Aamanntchundile mndnumehenn md nb 
bolauninteno Maul uhndune Bla iinundtoıt Abtteita ng hie 
Ah aulſſen nit Muller Ahnuon Mänillen am dilfe fämmen 
elften #0 Vfoch Auen malale Alina hale Alonso han Hidn 
ini mellnadı nk ehe Molrlithnte momillıhda m lıke 
Minden Milo Unahl rhiten Me Anleger kein unenkbaſen 
honlomem Illtes Mumie Mlofe ham den KAnnksunu ante anıla 
Yon 0d: Vluch Ammon Au had man immnthllihr Mine 
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au Winılanunm bay Auninin. Me 000 veint MM WR, 1DR, 
hi Mörcheffeiien elta  l 

EEE ET TE 

Euer 





a... 


74 Geſchichte 


hoͤren, oder ſich wenigſtens nicht von ihnen cedieren Safe 
fen wollen. 


Auch din Anfebung der pofitiven Religion hat Hr. 
Weishaupt indem verbefferten Spftem noch die alte Mep⸗ 
nung, ob er fi gleich weit behutſamer, -ald chedem, 
ausdruͤckt. Mohrive Religion ift ihm am Ende nichts als 
Dernunftreligion 53. „Der Orden, fagk er, muß, wenn 
er Menſchen beffern wid, Syſteme haben, die fir die bes 
frittene Lehre [von der Unfterblichfeit der Seele] einen: 
befriedigenden Aufſchluß geben, und jeden Zweifler an 
Oẽ enbarung zurecht führen. Bey allen übrigen tritt die 
Religion in das Mittel; fie ſtellt allen die Shue der Ver⸗ 
nunft vor, erfpart ihnen die Beweiſe derfelben durch Autos 
rität, und verkuͤndigt ſolche ale Ausſpruͤche der Bottbeit, 
um fich dabey zu beruhigen, und fie den Feinden feiner 
Rube als folche entgegen zu ſtellen; und infofern iſt pofis 
tive Religion cine wahre Wohlthat, ein wahres Beduͤrf⸗ 
niß des Menſchen. Go wie alſo gleich urfpränglich 


die Abfiht war, die pofitive Religion berabaufegen, fo , 


blieb dicfelbe auch in dem verbeflerten Spüem. Schon 
im Jahr 1778 den 10. März ſprach Hr. Weiechaupt 6) 
von einer eignen. Moral, Erziehung, Statiftif und Res 


kigion, melde durch ibn und in dem Orden entfichen folls 


te. 


5) Verbeſſertes Syſtem. ©. 125. 
6) Driginalfchriften. ©: 217. 





- — | — 


70 GSeſchichte 


waren ben feinen Abtritt won dem Orden noch nicht 
gemacht ı) oder, w.an fie gemacht waren, fo hatte 
man fie 10m. weien der ınzwifdin entflandnen Mis⸗ 
hbe Latciten, urcht ecmmunicirt. Doch wuſte er gar 
meri, was cr Daussuda-t fepn folte. „Man ſollte 
ia &e2 b: Sera Welrz:ea, jagt er ſelbſt 2) a. dieſe piam 
rare euenden, meld Das Dorgeben dab Chriſtus 


2.28 Ns sırerüe Icliaioa arlehrt, und eine allgemeine 


Jen zer Bader dabde einführen wollen, und daß 
Beer sen Siem ertet Fedre durch die Difcipline 
u. 53 derrad dar die Secnmaureren fortgepflangk 
wit wir Sara uamttchdar vorber gefagt wor⸗ 
dea m.’ 2, NE anNicieiporzeben wollte. Man follte 
= : 5: sr Etiıa en Urtsrung aller religioͤ⸗ 
Ur _naes zur ver Scüemweniing entwideln [und alfe 
eh Pan. nein: Her ar natuͤrlich⸗ Religion 
as u. ieh. ce Eeichichte des Drdens 


Fe 


> Kane N. ia Brmobnbeit war, 
DI mat rd te ena dr Stern Grade im Rei- 
om gear Tal ra geatdeikt. Schon 
STImS er DE ae Krur an Caro 
enes 


Pertragenmorden. Als Hr. Weishaupt diefe Atircr 
Isgearbeitet hatte, und ſichs in einemBrief anCato 
kam um Verdienft angefechnet hatte, daß er eine 
Islon, Staatsverfaffung und Erklaͤtung der fo datt» 
koslboden in einem Grad fo paſſend zuſammen ⸗ 
dane, feßte er unmirtelbar Dinzu 95: „ Man 
ben, es wäre das größte: und doch babe ich 
[} größere, ungleih wichtigere Grade für die 
Myſtetien ſchon fertig da liegen.” [Was foll 
} Größere ſeyn? Im Vrieſtergrad wurde das 

um Abgefchaft, und die natuͤrliche Religion 

stelle deſſelben geſetzt: was bleibt größeres 
als daß in den däbern Mifterien auch bie natuͤr⸗ 
igion abgeſchaft, und had Pbils’s Ausdrud 
je Lüge efftärt wurde?) Doch wollte Ht. 
upt mit diefen wichtigen Graben behutfans 
de für ſich Behalten, und Ale blos allein bene 
ertbeilen, es möchten ſolche Areopagiten ſeyn 
9. In einem andern Brief ebenfalls art _ 
mi in. Gebr. odne Jabt, wahtſcheinlich aber von 
1 alfa noch früher, als der vorhin angezogne 








73 Geſchichte 


Brief vom 9. Junius 1782 geſchrieben iſt [denn von 
41783 fan er nicht wobl fepn, mie der gleich hernach ans 
gufübrende Brief vom 3. Febr. 1783 wahrſcheinſich 
macht] fagt Hr. Weishaupt 7): „Wenn fie bier bey 
mir wären, fo würde ih Ihnen meinen Brad ohne 
Auſtand ertbeilen. — Aber aus Händen gebe ich dieſen 
Brad nit, er iſt gar zu wichtig er if der Sdluͤſſel 
zur alten ſo wohl als neuen Geſchichte, zur Religion 
und zu jeder Staatsverfaſſung in der Welt.“ Auch 
von dieſem dürfte wohl einiges in den Prieſtergrad cine 
hefchalter worden ſeyn. Unterm 3. Febr. 1783 ſchrieb 
Hr. Weishaupt abermald an Cato, und nachdem er fi) 
über des Philo Prieſtergrad, vornemlich aber über deffen 
Schottiſchen Rittergrad, und dann über den auch von 
ihm verfertigten Negentengrad aufgehalten batte, fo 
fegt er unmittelbar binzu 8). Weber diefen binaus habe 
ih noch vier Grade ſchon cemponirt, mo gegen den 
ſchlechteſten der Prieftergrad Zinderfpiel feyn fol; doc 


tdeile ich fie Niemand mit, bis ich fee, wie die Sache 


geht, und wer es verdient: laſſe mir auch nichts darinn 
corrigiren ” 


Obgleich bier bald von einem, bald von dreven 


bald von vier Graden die Rede iſt: fo bat Hr. Weis⸗ 
baupf 


7) Nadtrag der Drig. 1. Abth. ©. 71.72. 
8) lc. ©. 95, 


8e? 


gr 


| 


jer am IM. nur zween ſeinet Wrave vun ocık 
ferien 92. Diefe Mopfterien waren alſo wer 
Pamals fertig. . . 
diefen bepden Graden wird indeß Niemand 
‚auch merden fie nicht ſchriftlich, fondern blos 
grwäblten zum Leſen communicirt; daher fie 
dier nicht gedrudt mitgetheilt werben koͤnnen. 


'erfte, welcher Magus auch. Philofophus heißt, 
Poinosififhe Grundfäge, nah melden Altes 
3 Gott und die Welt einerley, ale Religion 
13 eine Erfindung herrſachtiger Menſchen 
eſes konnte man aus den vorbin angeführten 
gen des Philo und des Spartacus ſchon im 


nigermaßen vermuthen)· 

‚zweyte, Rex genannt, lehrt, daß ein jeder 
Bürger und Hausvater ein Souverain ſey, mie 
ı vatriarhalichen Leben, auf welches die Leute 
ruͤckgebracht werden müfen , geweſen (ep; und 
& alle Obrigkeit wegfalieh müffe. 


R bepden Grade habe auch ich, der ich in dem 





80 Geſchichte 


koͤnnte mir doch vielleicht entgegen geſetzt werden, daß 
Hr. Weishaupt in dem vorhin angezognen Brief vom 18 
Dec. 1734 fagtı): „Wenns zur Snquifition kommen folls 
ve, fo rathe ich, fol ſich keiner von den Haͤuptern ad 
Specialia einlaffen, fondern ſich gerade hin declariren, fie 
werden fich durch feinen Zwang in der Welt smingen lafs 
fen, jemand anderm die nöthige Tröfnung zu machen, als 
Dem Cyhurfuͤrſten feld. Diefem fol man fodann meine 
zween Brade von den hoͤchſten Mpfterien zu lefen geben. 
Ich wenigftend werde es fo machen, wenn die Frage an 
mich kommt. Cie folen fchen, mas die Sache auf ein« 
mal eine uns gunflige unerwärtete Wendung nehmen wird: 
Sie haben ſelbſt gelefen, was D. — — von dem erſten 
Grade geurtbeilt: und ich bin verfihert, der Churfuͤrſt 
urtheilt ein Gleiches.” 


Unmsgli fan Hr. Weishaupt die deyden Grade det 
großen Moferien, welche ich in Händen gehabt und gele⸗ 
fen habe, dem Ehurfärften haben vorlegen wollen. Es 
muß alfo ein andred, A laleluite, mie es oben hieß, ein⸗ 
gerichtetes Exemplar vorbanden gemwefen feyn , das nur. 
zum Schein und inder Abficht verfertige worden iſt, theils 


um gutmuͤthige Leute, welchen man die großen Myſterien 


einzufeien aus andern Gründen nicht wohl abfchlagen 
konnte, au bintergeben , fo wie man au Biefem Endzweck 


auch 


1) Nachtr. der Origin, 1. Abth. S. 223. 


N 
en — — — — 


der Iluminaten⸗Grade. gı 





einen gedoppelten Prieftergrad verfaßt hatte, tbeilß 
’ bey einer Inquifition, die man nach dem den 22. Jun. 
1734 ergangnen Churfärftlihen Mandat vorausfehen 
Bonnte , ſich defto leichter herauszuwickeln. Indeß muß 
Hr. Weishaupt doch auch dieſen veränderten und un- 
Ächten Graden nit völlig getraut, oder befürchtet haben, 
bie Achten Grade möchten doch wohl auch entdedt wer⸗ 
ben, und diefe Doppelsüngigfeit ihm und feinen Ans 
haͤngern nur um deſto tbewerer zu ſtehen kommen. 
Denn in einem folgenden Brief an die Äreopagiten vom 
1. Febr. 1785 bat er feine Mepnung geändert 2). Cr 
Bacht alle Grade nahmbaft, weiche dem Ehurfürften, 
ind beftimmt , wie viel von einem jeden demfelden vor⸗ 
jelegt werden folle; gedenkt aber dabey mit keinem 
Wort jener zween Grade der böchften Myſterien, fo 
senig als er des and unftreitig vorbandnnen Regentehs 
wades gedenft; woraus alfo von felbft folgt, daß ob 
e glei 14 Tage vorher Willens gemefen, die zween 
Brade vorzufegen, er fie nun, und nach reifeter Ueber⸗ 
tgung nicht vorgelent haben mollte, 


Raum iſt ed sum Schluß noch nöthig zu erinnern, 

a es aus dem vorhergehenden klar it, daß ſowohl 
Spartacus, als Philo die auf Churfuͤrſtlichen Befehl 
erausgegebenen Originalſchriften und deren Nachtrag/, 
aus 


2) Nachtrag der Originalſchr. 1. Abth. ©. 204. 
f 


82 Geſchichte 


aus welchen beyde fo oft ſelbſt Beweiſe bernebmen, 
für acht anerkannt haben. Was in denen im Nachtrag 
enthaltenen Briefen des Philo und in deffen Endlichen 
Erklärung von Hr. Weishaupt erzählt wird, ift ebens 
falls als glaubwürdig anzufeben. Denn diefer beruft 
ſich, wie oben gemeider worden , ſelbſt auf die Briefe 
des Philo, und was die Endlihe Erklärung berritt, fo 
bat Hr. Weishaupt Berfelben, ob fie gleich fon 1788 
erſchienen ift, bisher auch noch nicht Bas Geringſte ent⸗ 
gegen gefept. 


Das Philo, oder der Srepberr von Knigge feit 
feinem Abgang von dem Drden, wie er verficbert 3) 
nicht den mindeiten Antbeil weiter an demfelben genoms 
men babe, fan man ibm glauben. Dennoch bat er 
nicht unterlaffen, die .in dem Drden üblichen fo wohl 
religiöfen als politiſchen Brundiäge theils zu befchönigen, 
theils weiter auszubreiten. Solches bemeifen nicht nur 
die Endlihe Erklärung ſelbſt, fondern auch einige fei« 
ner neuelten Schriften, namentlich feine fo betittelte: 
- Papiere des Herrn Etatsrath von Schaafskopf, und 
fein politifches, ihm von Niemanden abgefordertes , 
Ölaubensbefenntniß. 


Auch Hr. Weishaupt verfihert, fo fehr er es bes 
dauert, dag er in dım Kauf feiner Arbeiten unterbros 
den 


3) Erklaͤr. ©. 139. 





84 Geſchichte der Illuminaten⸗Brade 


letzt bis unter die gemeinen Buͤrger und Bauern ausge⸗ 
fireut werden; ſondern auch, daß einzelne Illuminaten, 
für ſich allein, oder auch auf Befehl ihrer, andern Leu⸗ 
ten nicht befannten, Obern, fi) in andre gebeime Ges 
ſellſchaften einmifchen und gegen die Religion und die 
monarchiſchen Negierungen noch immer fortarbeiten, 
wovon in ber Vorrede ein auffallendes Exempel anges 


führt worden. 








'ord, California 









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