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Full text of "Die Organisation der Trilobiten, aus ihren lebenden Verwandten entwickelt;"

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^ 


4, 


Alez.  Agassiz. 


OF 


COMPARATIVE    ZOOLOGY, 


AT  DARVARD  COLLEGE,  CAMBRIICE,  HASS. 


J^ountJcl)  bn  pvfbatc  suljscifptfon,  (n  1S61. 


Depositedby  ALEX.  AGASSIZ. 


QJ^\1cAV^ 


I 


V 


H.    Biirmeit^ter, 


0  r  g  a  n  i  s  a  ti  0  n    ii  n  il    U  e  b  c  r  s  i  c  Ii  t 


der 


T  r  i  1 0  b  n  e  II. 


Die 


Organisation  der  Trilobiten, 


aus 


ihren  lebenden  Verirandten  ent^vickelt; 

uebst  einer 

systcmalisclien  Uebersiclit  aller  zeither  beschriebenen  Arten, 


Hermann  Bnrmeisfer, 

Doct.  d.  Med.  n.  Phil, 
ordentl.  ötfentl.  Professor  der  Zoologie  u.  Director  des  zool.  Musenms  der  vereinigten  Friedriclis- Universität 
Halle -Wittenberg;  Correspondenten  der  Königl.  Academie  d.  Wissenschaften  zu  Turin,  Mitgliede  d.  Kaiserl. 
Leop.  Carol.  Acad.  der  Naturf. ,  der  Kaiserl.  Russ.  Gesellschaft  der  Naturf.  zu  Moskau,  der  phys.  inedic.  Soc. 
zu  Erlangen,  der  naturf.  Gesellsch.  zu  Halle,  Altenburg,  Hamburg  u.  des  Harzes;  p;hrenmitgl.  d.  Gesellsch. 
natnrf.  Freunde  zu  Berlin   und  der  cntomol.  socieiy  of  Pennsylvania ,  wirkl,  Mitglied  der  entomol.  Gesellsch.  zu 

London .   Paris  und  Stettin  etc. 


Mit  6    Kupfertafeln. 


Berlin, 

Georg     Reimer. 

1843. 


Herrn 


EtfCoiiolfl    von   Bueli 


widmet  diese  Blätter, 


als 


aulriclitiges  Zeichen  seiuer  llochaclituiig  und  Verehrung, 


der 


Verfasser. 


Vorrede, 


Jj^choii  in  der  Einleitung  habe  icli  die  äussere  Geschichte  meiner  Arbeit 
kurz  augegeben,  und  brauche  sie  daher  nicht  breiter  zu  besprechen;  dass 
die  Behandhuig  des  »Stoffs  bloss  vom  zoologischen  Gesichtspunkte  aufge- 
fasst  ist,  liegt  eines  Theils  in  der  Natur  der  Sache,  in  sofern  Verstei- 
nerungen des  Thierreichs  doch  sicher  eine  zoologische  Behandlung  nicht 
bloss  erlauben,  sondern  zu  einer  gründlichen  Darstellung  auch  fordern j 
andern  Theils  in  meiner  eigenen  durchaus  zoologischen  Richtung  des  Stu- 
diums. Zwar  sind  Arbeiten  über  Versteinerungen  sicher  um  so  gründli- 
cher und  besser,  je  tiefer  ihr  Verfasser  sowohl  in  die  eine,  als  auch 
in  die  andere  der  beiden  berührten  Disciplinen  eingedrungen  ist,  allein  wer 
könnte  sich  seit  Cüvier  einer  solchen  Universalität  rühmen?  —  icli  zog 
es  daher  vor,  die  geognostische  Seite  ganz  fallen  zu  lassen,  und  mich 
über  die  verschiedene  Lagerungsfolge  der  Straten,  die  Trilobiten  ent- 
halten, nicht  weiter  zu  verbreiten.  —  Deshalb  bitte  ich  meine  Leser,  auf 
die  hie  und  da  eingestreuten  geognostischen  Bemerkungen  kein  grosses  Ge- 
wicht zu  legen;  sie  mögen  zum  Theil  gar  auf  missverstandenen  An- 
sichten Anderer  ruhen,  und  so  gar  keine  Seite  haben ^  die  sie  geniess- 
bar  macht.  Desto  mehr  wünsche  ich  dagegen,  dass  meine  zoologische 
Gruppirung  deren  Beifall  finde,  und  die  Begründung  der  mancherlei 
schwankenden  Ansichten  zu  einer  einzigen,  wahren,  deren  ich  mich 
befleissigte,  mü*  gelungen  sein  möge.  Dies  sind  die  beiden  Gesichts- 
punkte, welche  ich  vorzugsweise  im  Auge  halte,  denn  für  die  Richtig- 
keit aller  oft  nur  muthmasslich  angezogenen  Synonyme  kann  ich  um  so 
weniger    einstehen,    als   es   mir  nicht  vergönnt  war^    die  Originalstücke 


VIII 


vieler  angeblich  neuen  Arten  zu  untersuchen.  Von  deutschen  Schriftstel- 
lern habe  ich  zwar  grosse  Theilnahme  erfahren,  allein  gerade  von  Dem- 
jenigen uicht,  dessen  Arten  mir  mit  die  unkenntliclisten  zu  sein  scheinen. 
Ich  musste  daher  oft  dem  Zufall  meiner  persönlichen  Anschauung  ihre  Be- 
stimmung überlassen.  Was  in  Berlin  und  Halle  die  Sammlungen  ent- 
halten, habe  ich  gesehen;  ausserdem  erhielt  ich  von  Hrn.  Bocrsch  in 
Schlesien,  durch  Hrn.  Hauptmann  v.  Charpentieii,  und  von  Hrn.  Höninc- 
HAUS  in  Crefeld  schätzbare  Beiträge.  Dagegen  konnte  ich  nur  wenige 
Amerikanische  und  Englische  Originalstücke  vergleichen.  Schon  aus  die- 
sem Grunde  ist  meine  Arbeit  sichei-  keine  abgeschlossene;  sie  wird  der 
weiteren  Ausführung  fähig  sein,  das  bezweifle  ich  nicht,  weshalb  ich  Zu- 
sendungen zum  fernem  Studium,  besonders  von  Originalexemplaren  mir 
unbekannt  gebliebener  Arten,  gern  und  mit  Dank,  wenn  auch  nur  zur 
Ansicht,  entgegen  nelimen  würde.  Wohl  möchte  ich  mich  auch  mit  gu- 
ten Abbildungen  nebst  ausführlichen  Besclireibungen  derselben  begnügen, 
und  da  die  ersten  selten  sind,  so  war  es  mein  HauptbestreJ)en ,  den  mei- 
iiigen  die  möglichste  Vollenchmg  zu  geben.  Ich  habe  das  Glück  gehal)t, 
in  Hrn.  A.  Andorff  zu  Berlin  einen  Künstler  zu  treffen,  dessen  Talente 
und  Leistungen  nichts  zu  wünschen  übrig  lassen,  und  kann  daher  ohne 
Scheu  die  von  ihm  gearbeiteten  vier  mittleren  Tafeln,  als  die  genauesten 
Abbildungen  meiner  Originale,  allen  Zeichnern  als  Muster  zur  Nachahmung 
empfehlen.  GeAiiss  wird  jeder  Kenner  mir  zugeben,  dass  bessere,  schö- 
nere und  naturgetreuere  Darstellungen  von  T'rilobiten  nicht  vorhanden  sind. 

Halle,    den  8.  Mai  1843. 

H.  Bnriiieister. 


lilteratur. 


(Die  mit  einem  *  bezeichneten  Scbriften  habe  ich  benutzt.) 

1698.  Ed.  Lhwyd  (Luidius)  in  den  Philos.  Transact.   Vol.20.  no.  244.  August.  pag.i79. 

(Erste  nnd  älteste  Mittheilung  über  Trilobiten.) 

1699.  —    —        (— )     LHhophylac'ii  Brltannici  Idinograph'm,    seu  lapid.  elc.    Londini  (auch 

Lipsiae.)    8.    Ep.  I.  pag.  9ß.  i-    Ed.  alt.   Oxon.  1760.    8. 

1700.  Car.  Leigh,  n  natw.  hislory  of  Lancashire ,    Cheshive  and  the  Peack  in  Derbmhire. 

Oxford  1700.    Fol. 

1702.  J.  J.  ScHEUcHZKR,  specvucn  LUholog'me  Helveliae.    Turici.  8. 

1708.  C.  N.  Lange,  liMoria  lap'idum  figiiratonim  Helveliae.   Venet.  fol.  pag.  140. 

1709.  —     —    Iraclatns  de  origine  lapidum  figtiratorum.    Lucern.    4. 

1711.   L.D. Herrmann,  Maslographia.   Brigae.  4.  p.2U.  7io.  öO.   tab.9.  f.  oO,  11.44,  12.31. 
1718.  J.  J.  ScHEucHZER,   Orydogrupkiu ,  Turici.   4.  pag.  21G.  ad.  fig.  131. 
*1729.  M.  V.  Bromell,  Lithograpliia  suecana  in   den   actis  liier.  Sneciae,    Upsat.    Vol.  IL    4. 

pag.  408.  .seq.,   andi  besonders  gedrnckt:   Holm.  Si' Lips.  1740.  8.  pag.  76. 
-1732.  Fr.  E.  Brückmann,  centur.  episl.  itinerar.    Wolfenb.   4.  —    epist.  23.  tub.  2.  jig.  1  —  7. 
(1732.)  und  episl.  64.  lab.  3.  fig.  5.   (1737.) 
1745.  C.  LiKNAEi,  Oeländska  och  Gothländska  Resa.  Stockh.  och  Ups.    8. 
1747.  —    —     Wastgölha  Resa.  Slockh,   8. 
*1748.   J.  L.  WoLTERSDORF,  systeviu  minerale,  latein.  und  deutsch.   Berlin.  4.  S.  42. 
■'1750.  Ch.  Lyttelton  in  Aea  Philosoph.  Transact.  Vol.  46.  no.  496.  Nov.  ^'  Dec.  pag.  598. 
Ch.  Mortimer  ebend.  pag.  600. 

1753.  E.  Mendez  Da  Costa  ebend.    Vol.  48.  P.  I.  pag.  286.  no.  42. 
*    —    C.  Linke,  Museum  Tessinianum.    Holm.  Fol.  pag.  123.   lab.  12. 

■■■  1754.  Te.  J.  ToRRtBiA,  aparato  paru  la  historia  natural  Espanola.  Tom.  I.  Madr.  Fol.  p.  83. 
§.  XIII.  no.  96.  tub.  III.  no.  4. 
*  (Dasselbe  in's  Deutsche  übersetzt  von  Ch.  G.  v.  Murr.  Halle  1773.  4.    S.  91.  §.  96.   105.  4. 
Taf.  3.  Fig.  4.) 
'1756.   J.G.Lehmann,  Versuch  einer  Geschichte  \on  Flötzgebirgen.   Berlin.  8.  S.  73.  Taf.  1.  Fig.  A.B. 
1757.   C.  Linnaei,   Skanska  Resa,  Stockh.  8.  pag.  121. 

—  Guettard,   meinoir.  sur  les  ardoises  d' Angers,    in  den  Histoir.  de  l'acad.  des  scienc. 

ann.  1757.  nouv.  ccnt.    T.  XV.  p.  82.  seq. 

(Ich  benutzte  den  Nachdruck:   Amsterd.  1768.   8.  S.  76— 128.  Taf.  7  — 9.) 

—  Genzmar  ,  Beschreibung  einer  versteinerten  Muschel  mit  dreifachem  Rücken.       In  den  Arbeilen 

einer  vereinigt.  Gcsellsch.  in  der  Ober- Lausitz  von  den  Geschiclilen  der  Gelahrtheit.    Lobau. 

8.  II.  S.  785.  III.   S.  185.  Fig.  17— 21. 
1759.     C.  Linke,   pelrificalet  Enlomol.  paradoxus  etc.  etc.   beshr'ifcd  in   den  act.   Reg.  acad. 

scicnt.  Holmiens.    S.   ;jfl^.  19.   tub.  1.   /ig.  1 — 4. 
1763.     Jon.  WiLH.  Baumer,   Naturgeschichte  des  Mineralreiches. 
'1766.     D.  J.  G.  Lehmann,    de  Entrochis  et  Asieriis,    in  den  Nor.   comm.   acad.  scicnt.  Iiiipcr. 

Pcrlropolit.    Tom.  X.    pro  anno  1764.  pag.  42Ü.  seq.  .§'.  12.  Taf.  12.  Fig.  8—10. 
1767.     Davila,  calalogue  systemalique  et  raisonne  des  curiosites  de  la  nalure.    Paris.  8.  av. 

fig.    Vol.l  —  lll. 


Neues  Hamburger  Magazin.    11.  Stück.   S.  410. 


II 


1768.  C.  F.  W(iLCKKNs),  Nculiriclit  von  selteuen  Versteinerungen,  in  3  Sendschreiben  etc.     Stralsun- 

disches  Magazin.    I.  Bd.    S.  2()7.  flgd.    8. 

(Auch  hesondeis  abgedruckt  unter  obigem  Titel.    Ebeiid.   1769.    8.) 

1769.  Zeno  ,  Ton  den  Seevorsteincrungen  und  Fossilen  bei  Prag,   in   dessen  neuen  physikalischen  Be- 

lustigungen.    Prag  1769.  u.  flgd.    8. 
■1770.    J.  Th.  Klein,  specimen  descr'/pt.  pelrefacl.  Gedanens.   Nürnb.  fol.  Titf.XY.  Fig.Z—T- 
■'1771.     JoH.    Ijim.  Walch,    Naturgeschichte    der   Versteinerungen,    zur    Erläuterung    der    Knorr'schen 

Sammlung.     Nürnb.  Fol.  Theil  II.  S.  95.  (1768.)  u.  Theil  III.   S.  120.  flgd.    (1771.) 
(Der  von  Knorr  1755  herausgegebene  erste  Theil  enthalt  keine  Trilobiten.) 

1773.    JoH.  Beckmann,  de  reducHone  verum  f'ossitium  ad  genera  luduraüa  prolotyponim.     In 
den  nov.  comnient.  soc.  lieg,  scient.  Göltlng.   Tom.  III.  p.  2.  pag.  100.  seq. 
"1775.     Gr.  V.  K(iNSKy),  Schreiben  an  J.  Edl.  t.  Born,  in  den  Abhandl.  einer  Privatgesellsch.  in  Böh- 
men. I.  Bd.  S.  243.  seq.  mit  Abbild.    8. 
"1781.     M.  Th.  Brünnich,    Bcskrivelse   ovcr   Trilobiten.     In  den  Nya  Sämling  af  det  Koug.  Danske 

Widensk.  Selsk.  Skrifter.    Kiobenh.    4.    I.    S.  384.  flgd. 
'■'1785.     A.  Modeer,    Anmerk.   über  Märkische  Versteinerungen.     In  den  Schrift,   der  Berl.  Gesellschaft 

naturf.  Freunde.     6r  Bd.    S.  247.  flgd.    Taf.  2.   Fig.  1  —  12.    8. 
'1793.     J.C.  Gehler,  de  qiühusdam  rar'ioribus  agrl  Lipsiensis  pclrifical'is ,   spec.  I.  Lips.   4. 
1807.    JuL.  De  Tristan   im  Jouni.  des  Mines.    Vol.  23.  no.  133.  pag.  21. 
"1810.     Fr.  Bluaienbach,    Abbildungen  naturhistorischer  Gegenstände.    I.Cent,    Taf.  50.  Götting.   8. 

—  F.  Fr.  V.  Schlotheim,   über  TrU.  cornigerus   in  Leonhard's  Tascheub.  f.  d.  gesammte  Mi- 

neralogie.   4r  Bd.    S.  1.   Frankf.  a.  M.     8. 
'•'1811.    Ja?.i.  Parkinson,  organic  rema'ins  of  a  former  toorld.   Vol.Ul.  p.  263.  pl.  17.  f.  11 — 19. 

London.    4. 
'^'1820.     E.  Fr.  v.  Schlotheim,   die  Petrefaktenkunde  auf  ihrem  jetzigen  Standpunkte  etc.     Gotha.     8. 

S.  39.  flgd. 
'1821.    P.  A.  Latreille  ,  affm'des  des  Tr'tlobUes.  Mem.  du  rmis.  d'hist.  nalur.  Tom.  VII.  />.  22. 

4.  und  Annal.  den  sc'ienc.  pinjs.  de  Bruxelles.    Tom.  VI.  350.  seq. 
'■'     —      V.  AuDouiN,    vcdterches   snr  Ics  rapporls    nidurels    qui   exislenl  enire  Ics  Trilobiles 

el  les  an'imaux  arücules.  —     Annal.  des  sc'ienc.  pliys'/q.  de  Bruxelles.    Tom.  VIII. 

pag.n-i.     1821.—     /sLs  1822.  I.   87  —  104.    Taf.  l. 

—  G.  Wahlekeerc, ,    pelrificata  tellur'is  suecanae.      No%m  aclu  lieg.  soc.  scient.    Upsal. 

Tom.  VIII.  4.    pag.  18.  seq.    Tab.  1  §'  2. 
'•'1822.    A.  Brogniart,  Ji'/sloire  nalurelle  des  Crustaces  fo.<tsiles.    Paris.  4. 

1822.    Cu.  Stokes,   in  den  Transacl.  of  Ihe  geol.  Soc.  of  London.    F.  I.  no.  8.  p.  208.   pl.  27. 
'■'1823.    E.  F.  V.  Schlotheim,   Nachtrage  zur  Petrefactenkunde.    II.  Abth.    S.  1.  u.  flgd.    Gotha.   8. 

1824.  J.  VV.  Dalmann,  in  den  Kongl.  Swenska  Academ.  nga  Handling,  för  är  1824.  pug.d70. 

Entonioslr.  adinurus.   Taf.  IV.  fig.  1.  4. 

(Auch  als  besonderer  Abdruck  erschienen.) 

*  —       Dekay,  in  den  annales  of  Ihe  Lyceum  of  nalur.  history  of  New -York.    Vol.I.  p.l74. 

(Daraus  im  Auszuge  in  der  Isi.i.  1832.  S.  1072.)  und  ebendaselbst   Vol.  I.    p.  II.  pag.  375. 
1825.  über  Eurypierus.  (Isis.  1832.  S.  564.  Taf.  9.) 

*  —      F.  W.  Hönikghavs,   über  Cahjm.  macrophthalma.    Isis.  Bd.  1.  S.  464,  534  u.  986. 

1825.  König,  Icones  secüles  elc.     London.    4lo. 

—  H.  Brokn,  in  Leokhard's  Tascheub.  f.  d.  ges.  Mineralogie,  no.  IV.  Seite  317.  Taf.  11.  (Verf. 

unterscheidet  hier  Cal.  lalifrons  und  Cal.  Schlolheimii). 

—  Graf  K.  \.  Stkrneerg,    Verhandlungen  d.  Gesellschaft  d.  vaterländischen  Museums  zu  Prag.  — 

3.  Heft    Taf.  I.  Fig.  3.  —    Uebersiciit  der  in  Böhmen  bisher  aufgefundeneu  Trilobiten. 

*  —     E.  Eichwald,   ob.<ierraHones  geognoslico-zoologicae  per  Ingriani  marisque   baltici  pro- 

vincias ,  nee  non  de  Trilobiüs.     Cusani.    1825.    4.    c.  fig.     (Angezeigt  in  Leonhards 
Tascheub.  1828.    104.) 


XI      . 

*1826.     Bar.  v.  Schlotheim,    in   der  Isis.   pag.  315.    Taf.  1.  Fig.  8  u.  9.   über   Tr'il.  Esniurk'ii  und 

Tr.  granum. 
'■'     —    G.  Ue  Kazoumowsky,  (/iiequc»  observaüons  siir  les  Tr'dobites,  in  i\en  atmales  des  scienc. 

nalw.  pur.  V.  Ändouln  6f  A.  Brofpi/arl.    Vol.  VIII.  pag.  ISfi.  .sc«/.  /iL  28  §f  29. 

*  —     F.  W.  Dalmann,    Olli  Pdlacndertm  euer  de  sd  kailade  TiilobUema.     Stoekh.   1826.     4. 

c.  fig.  —  Iii's  üeiitsdic  üiiersctzt  von  Fr.  Ei\geluart.  Nürnb.  1828.  4.  (mit  den  Kupfern 
des  Originals.) 

1827.  Payton,   on  TiilobUes  of  Dudley.    London.    Alo. 

—  Ch.  Boek,     rtolUaer  t'd  laeven  oiii    Tritobilern,    im  Magazin   f'or  Nalurv'idenskaberen. 

Forste  liackkes.     l.  Band.   I.  Helt.     (Angezeigt  von  Gr.  Sternberg  in  den  Verhandinngen 

d.  Gesellscli.  d.  vaterl.  Mns.  zu  Prag.   1833.  S.  45.) 

—  Stchegloff,   Journal   für   neue  Entdeckungen  in  der  Pliysiol. ,  Clieni. ,  Natnrg.  u.  Technologie. 

St.  Petersliurg.    Nr.  1  u.  2.  (russisch.) 

1828.  lieber   Boek's  Untersuchungen,   Auszug    von  Bronn   in  Leonhard's  Zeitschrift.     Jahrg.  1828. 

Seite  114.    Note  '. 

*  —      A.  GoLDFuss,   obserralions  sur  la  place  an'  occnpent  les  TrUobiles  dans  le  regne  ani- 

mal.    Annales  des  scienc.  naiur.  etc.   foni.  XV.  pag.  83.  8.  pl.  2. 
*1829.     Fr.  JuKEs,  über  einen  neuen  Trilobiten  von  Great  Barr  in  Staffordshire  (Bumastesbarriensis 
MuRCH.)  in  LouDON's  3Iag.  of  nat.  hist.    Tont.  II.  p.  41.  u.  daraus  in  Silli.vian  anieric. 
Journ.  of  scienc.  and  arts.    1832.    Vol.  XXIII.  No.  1.   p.  203.     Angezeigt  in  Leonhard's 
Zeitsclir.  1833.  «. 

1830.  E.  Eichwald,   über   die  fossilen  Podozoen  (Gliederthiere)  und  Cephalopoden,  in  den  Russisch- 

Polnischen  Provinzen;  aus  dessen  zoolog.  special.  Ras.niae  in  Universum  el  Polonia  in 
specie.  Wilnae.  8.  Vol.l.  pag.  1 — 323.  —  (Nichts  neues,  einige  Synonyme  der  vori- 
gen Arbeit  verbessert.)  Angezeigt  in  Leonh.  Zeitschr.  1832.  122.  (Vol.W.  enthalt  die  Wir- 
belthiere.    1831.    Ebenda  angezeigt  1833.  708.) 

*  —       C.  H.  Pander,  Beitrage  zur  Geognosie  des  russischen  Reichs.     St.  Petersb.    4.    c.  fig.    (Leip- 

zig, L.  Voss.   1839.) 

*  —     HöNiNGHAUs  in  der  Isis.  Seite  95.   Taf.  I.  Fig.  2.  a— c.  über  Cal.  macrophlhalma.  —    An- 

zeige davon  in  Leonh.  Jahrb.  1831.   S.  341. 

*  —     Gr.  K.  V.  Stf.rnbero,  üb  d.  Gliederung  u.  d.  Füsse  d.  Trilobiten.    Isis  1830.  516.  Taf.  V.  Fig.  1—3. 

1831.  ScouLER,  ü])er  Kidotea  in  Edinb.  Journ.  of  natur.  scienc.   Tom.Wl. 

—  Hünefeld,  chemische  Analyse  der  Deckeltheile  der  Entomostraciten  od.  Trilobiten.     In  Schwekj- 

cer's  Journal  etc.   und  Isis  1831.   976. 

—  J.  D.  SovvERBY,  über  Englische  TriloI)iten.     In  Lovvoy,  Magaz.  of  natural  hislory.    Fo?.  IV. 

pag.  53.  seq.     Angezeigt  in  Leonh.  Zeitschr.   1833.  624. 

*  —      H.  V.  Meyer,   über  Calijiuene  aegualis ,    in  nora  ad.  phijs.  med.  a.  C.  L.  C.  n.  c.  XV. 

2.  100. 
*1832.    Jac.   Green,   a  monograph  of  Ihe  TrUobiles  of  North -America.   Pliilud.  8.    (publ.  by 

Jos.  Brano,  12  Castle  street)     Angezeigt  in  Leonhardt's  Zeitschr.  1836.   S.  451. 
"1833.     J.  C.  Zenker,  Beiträge  zur  Naturgeschichte  der  Urwelt.     Jena,  (Mauke.)    4.   c  fig. 

*  —       Gr.   V.    Sternberg,    in   den  Verhandlungen   der  Gesellschaft   des   vaterländischen   Museums   zu 

Prag.   8.   S.  4.5.  —    Ueber  böhmische  Trilobiten.     Angezeigt  in  Leonhard's  Zeitschr.  1835. 
S.  727.  seq. 
■'     —     EsMARK,  in  dem  Magazin  f.  Naturridenskub.    Anden  Raekkes.  I.  2.  268.  Taf.  yw. 

*  1834.     J.  V.  Thompson,  zoological  researclies.  ?io.  V.   Cork.  8.   c.  fig. 

*  —       K.  F.  Klöden,  die  Versleinerungen  der  Mark  Brandenburg.     Berl.  (Lüderitz.)    8.   S.  104.  seq. 
—      Fr.  Jukes,   in  Lond.  ^'  Edinb.  Pliilos.  Mag.  IV.   376.     Ueber  einen   neuen  Trilobiten  aus 

dem  Kohlengebirge  von  Coalbrook-dale. 

*  —     J.  Green,  Beschreibung  einiger  neuen  nordamerikanischen  Trilobiten,  im  Silli.m.  amer.. Journ. 

ofsc.  and  arts.  1834.  Jan.  XXV.  2.  334  —  337.  —  Angezeigt  in  Leonh.  Zeitschr.  1836. 
461.  seq.  Verf.  beschreibt  hier:  (Cal.  odontocephula.  As.  astragalotes.  As.  letrago- 
7wcephalus.     Pur.  Uurlani). 

—  Beschreibung  einer  neuen  Trilobiten- Art  {As.  cryplunis,    ohne  Kopf!)    in  Transacl.  of  the 

geolog.  soc.  of  Pennsylvania.    1834.  I.  37.  39.    Angezeigt  ebenda  S.  462. 


XII      

*1835.    H.  G.  Bronn,  Leihaea  geognoslica  etc.  Stuttg.  8.  2.  Vol.  c.  fig. 

M.  SARS,  in  der  Isis.  333.  seq.  über  einige  neue  oder  unvollständig  bekannte  Trilobiten.    Mit 

Abbild.     Taf.  9  n.  10.  —    Angezeigt  in  Leonhard's  Zeitschr.   1836.  463. 
=:■    _      HöNiNCHAUs,  über  Calymene  araclmoides,  Crefcld.  4.  c.  fig. 

*  —      R.  Harlan,  med'icnl  and  phys'ical  researches.    PliHad.  8.    c.  fig.   (pr'mled  by  Lydia  R. 

Bailey ,  north fiflh  str.  26.)  p.  400.  {neio  Tr'ilob.)  u.  pag.  297.  {Euryptems)  seq.  (sy- 
nops  of  Tr'ilob.  of  N.  Am.) 

*  1836.     yy.  BvcKLXtiv,  Geology  and  M'ineralogy  etc.    London.  2.  Voll.    8.  w.  fig.    Dentsch  durch 

L.  Agassiz. 
'  1837.    R.  J.  MuRCHisoN,  the  SUttr'ian  System,  foundcd  on  geologlcal  rcsaarches  etc.  Lond.  4. 
2.  Vol.  c.  fig. 

-  —      QuENSTEDT,  in  Wiegmann's  Archiv.  I.  Bd.  S.  337.  n.  flgd.   (Zahlenverhältnisse  der  Trilobiten.) 

Angezeigt  in  Leonh.  Zeitschr.  1838.   485.  flgd. 
•1837.    W.  HisiNGER,  Lethaea  suecica  etc.  Uolmiae  1837.  4.  c.  snppl.  I  Sf  II.  (1840.)  —    (Aus- 
zug aus  Dalmann's  Schrift  nebst  einigen  Nachtiilgen  neuer  Arten  und  Abbildungen.) 

—  J.  Green,  über  Cryphaeus  in  Sillim.  Am.  Journ.  of  scicnc.  and  arts.  1837.  XXXII.  345 

bis  49.    Angezeigt  in  Leonh.  neu.  Jahrb.  1838.  363. 

—  Derselbe  über  2  neue  Trilobiten :  Cal.  phlyclainoides  und  Tr'm.  platypletims,  ebenda  S.  167 

bis  69.  und  angezeigt  daselbst  S.  363. 

—  MiLNE  Edward's,  .mr  les  affiniles  des  Trilobiles.  —  L'InstHul.  pag.  254. 

1838.  Chr.  Boeck,  Uebersicht  der  bisher  in  Norwegen  gefundenen  Trilobiten.  Keilhau,  Gaea  Nor- 
icegka.  1.  S.  138-145.  —  Mir  nur  aus  der  Anzeige  in  Leonh.  neu.  Jahrb.  1841.  724.  bekannt. 

*1839.    H.  F.  Emmrich,  de  Trilobitis ,  dissert.  pelrcfact.  inaug.  etc.     Berolhü.   7.  c.  fig. 

■■'  —  J.  Green,  remarks  on  the  Trilobiles,  in  Sillim.  amcr.  Journ.  of  sc.  and  arls.  Vol.  38. 
No.  I.  pag.  25.  c.  fig.    Auszug  aus  Buckland's  Geologie  und  Mineralogie. 

—  Derselbe  0}i  a  new  Trilobitc:  Asaphus  diuriis.    Ebenda  S.  40.  — 

—  G.  Fischer  De  Waldheim,   7iotice  sur  l'Euryplerus  de  Podolie  etc.   Moscou.   4.    c.  fig. 

Angezeigt  in  Leonh.  neu.  Jahrb.  1840.  736. 

*  1840.     L.  V.  Buch,  Beiträge  zur  Bestimmung   der  Gebirgsformationen  in  Russland,  in  Karsten's  Ar- 

chiv für  Mineralogie  etc.    Bd.  XV.  und  besonders,  Berlin.  8.  —     Angezeigt  in  Leonhard's 
neu.  Jahrb.  1810.  127. 
-'    —      MiLNE  Edavard's  ,  hisloire  naturelle  des  Crustaces.  Paris.   8.    Vol.  III.  pag.  285.  seq. 

-  —       G.  Gr.  zu  Münster,  Beitrage  zur  Petrefactenkunde.     Bayreuth.    4.     III.  Heft.     S.  34.  seq.  — 

Angezeigt  in  Leonh.  neu.  Jahrb.  1840.  135. 
'-1842.     —     —     Desgl.  V.  Heft.   S.  112.  seq. 
*18J0.    H.  G.  Bronn,   über  die  mit  Homulonolus  verwandten  Trilobiten -Genera.  —     In  Leonhard's 

Zeitschrift.  1840.  445.  flgd. 
"1841.    A.  GoLDFüss,    Beitrage   zur  Petrefactenkunde,    in    nora  acta   phys.  med.   soc.  caes.  Leop. 

Car.  n.  c.   Vol.  19.  p.  I.  pag.  327.  seq.  —     Vier  neue  Genera":  Bostrichopits  i'i) ,  Arges, 

Harpes,  Brontes,  Illaenus.  —    Angezeigt  in  Leonh.  neu.  Jahrb.  1841.  820. 

*  —      L.  De  Konjnck,  memoire  sur  les  Crustaces  fossiles  de  Bclgique.    Extr.  de  Mem.  de 

l'acad.  roy.  de  Bruxelles.   Tom.  XIV. 
'1812.    J.  Locke,    über  Isoldes  megislos  in  Sillim.  Amer.  Joitrn.  of  scienc.  and  arls.    Vol.  42. 
no.  2.   pag.  366. 

—  L APORTE  DE  Castelneau,     Über  die  Füsse  der  Trilobiten,    in  L' Institut.  1842.  pag.  74.  — 

Daraus  in  Leonh.  u.  Bronn's  neuem  Jahrb.  1843.  S.  504. 

"1843.  J.  Locke,  über  Ceraurus  Crosolus ,  in  Silli.m.  Adi.  Journ.  of  sc.  and  arts.  Vol.  44.  no. 
2.  png.  346.  — 

'■'    —       F.  A.  lloEMER,   die  Versteinerungen  des  Harzgebirges.     Hannov.  1843.    4. 

—  A.  GoLDFrss,    systematische  Uebersicht  der  Triloi)itcn,  und  Beschreibung  einiger  neuen  Arten, 

in  Leonh.  u.  Bronn'3  neu.  Jahrb.  1843.  S.  537-  seq.  Taf.  IV— VI. 


JBiiileituiig. 


§.  1. 

Unlersuchungen  über  vorwellliche  Organismen   anzustellen,  ist  für  den  Zoologen  wie  für 
den  Geognoslen  gleich  anziehend  und  nothwendig.     Freilich  machen  beide  an  die  Darstel- 
huig  dieser  Gegenstände  ganz  verschiedene  Ansprüche ;  denn  während  es  dem  Geognosten 
in  der  Regel  genügt,  die  Differenz  oder  Identität  der  in  verschiedenen  Schichten  aufgefun- 
denen Ai'ten   festgestellt  zu   sehen,   verlangt  vielmehr   der  Zoologe  ein  vollständiges  Bild 
des  fraglichen  Thieres,   um  darnach  die  Modificationsweise  bestimmen  zu  können,  welche 
die  gesammte  thierische  Organisation  in  den  auf  einander  folgenden  Perioden  der  Erdbil- 
dung erfahren   hat.      Schon  aus  diesen  ganz  verschiedenen  Interessen  der  Beobachter  er- 
giebt  es   sich   gewissermassen  von  selbst,    dass  die  Kenntniss  untergegangener  Thlere  so 
lange  eine  lückenhafte  und  unvollständige  sein  musste,  als  noch  kein  genau  unterrichteter 
Zoologe  sich  mit  ihnen  beschäftigt  halte ;  ja  selbst  ein  solcher  konnte  nur  dann  genügende 
Aufschlüsse  ertheilen,   wenn   er  mit  der  Organisation   verwandter  lebender  Körper  bis  in 
ihre  Einzelnheiten   bekannt  war.      Dies  haben  CuviEu's  grossartige  Leistungen  im  Gebiete 
der  Paläozoologie   zur  Genüge    bewiesen.    —      In   der  That  hat  auch  sein   Verfahren  die 
neueren  Geognosten,  welche  sich  mit  Versteinerungen  beschäftigten,  auf  die  Nothwendig- 
keit  umfassender  zoologischer  Studien  hingewiesen  und  dieselben  überzeugt,  dass  die  Un- 
tersuchung wenigstens  der  höheren  Thiere  nicht  ohne  genaue  zoologische  Kenntnisse  ange- 
stellt werden  könne.      Nicht   so  bestimmt  ist  dies  bei  niederen  Thieren  und  bei  Glieder- 
thieren  grade   am  allerwenigsten  erkannt  worden  ;    vielleicht  weil  deren  Anzahl  und  Be- 
deutung für  die  Geognosie  im  Ganzen  geringer  ist,  ihre  Organisation  aber  nur  von  einzel- 
nen Zoologen  der  neueren  Zeit  speziell  berücksichtigt  wurde.    Keine  Familie  hat  jedoch  unter 
den  vorweltlichen  Gliederthieren  in  jeder  Beziehung  so  gegründete  Ansprüche  auf  Beach- 
tung, als  die  der  Trilobiten,   und  keine  von  allen  wurde  daher  so  vielfach  bearbeitet, 

1 


_ 2    

als  eben  diese.  Dennoch  sind  unsere  Kenntnisse  von  ihrer  Organisation  lückenliaft,  beson- 
ders Aveil  alle  neueren  Bearbeiter  entweder  im  Gefühl  ihrer  Unzulänglichkeit,  die  zoolo- 
gische Seite  unerörtert  Hessen,  oder  indem  sie  es  thaten,  die  Mangelhaftigkeit  zoologi- 
scher Vorstudien  nicht  verbergen  konnten.  Und  doch  ist  in  der  noch  unbekannten  Orga- 
nisation dieser  Geschöpfe  eine  ebenso  grosse  Klarheit  erreichbar,  wie  bei  den  Mammalien; 
ja  es  lässt  sich,  da  der  Organisationsumfang  eines  Krebses  offenbar  kleiner  ist,  als  der 
eines  Säugelhicrcs,  aus  den  vorhandenen  Bruchstücken  der  Trilobiten  ein  ganzes  Bild  mit 
noch  grösserer  Vollständigkeit  entwerfen,  als  dort,  wo  Cuvier  ein  solches  verzeichnete. 

/r.  ff  8" 

§.  2. 

Die  Ausführung  desselben  nach  allen  seinen  Theilen  ist  der  Zweck  vorliegender  Ar- 
beit. Seit  mehr  als  zehn  Jahren  mit  dem  Studium  der  Gliederthiere,  zumal  der  In- 
sekten und  Krebse,  fast  ausschliesslich  beschäftigt,  habe  ich  die  Materialien,  auf  welche 
ich  mein  Unternehmen  gründete,  mit  Fleiss  und  Umsicht  gesammelt,  alle  Analogieen  und 
entfernteren  Beziehungen  auf's  Sorgfälligste  geprüft,  öfters  mit  Freunden  und  Bekannten 
über  mein  Thema  verhandelt,  und  so  dasselbe,  ohne  ihm  grade  immer  nachzuhängen,  im 
laufe  der  Zeit  nieditirend  und  beobachtend  weiter  geführt,  bis  eben  jetzt,  wo  Müsse  mir 
erlaubt,  seiner  Bearbeitung  mich  ganz  hinzugeben,  die  Ausführung  zu  der  Form  sich  ab- 
gerundet hat,  in  welcher  ich  sie  dem  Publikum  hiermit  übergebe.  Ehe  ich  indessen  meine 
eignen  Untersuchungen  mittheile,  lege  ich  eine  kurze  Uebersicht  dessen  vor,  was  bisher 
über  die  Trilobiten  bekannt  gemacht  worden  ist.  — 

§.  3. 

Der  erste  Schriftsteller  über  diese  merkwürdigen  Geschöpfe  warEo.LmvYD,  Aufseher 
an  Ashmole's  Museum  zu  Oxford,  welcher  zwei  Bruchstücke  und  ein  ganzes  wohl  er- 
haltenes Exemplar  der  Ogi/gi'a  Biichii  bei  Lhan  Deilo  in  Caermarlhenshire  auffand  und 
in  Abbildungen  an  den  bekannten  Zoologen  M.  Lister,  mit  ihm  zugleich  Vorsteher  jener 
Sammlung,  nach  Oxford  schickte.  Durch  letzteren  wurden  sie  im  zwanzigsten  Bande 
der  philos.  Transacl.*}  veröffentlicht.  Lhwyd  gesteht  in  seinem  Schreiben  selbst,  dass 
er  aus  jenen  Bruchstücken  nichts  zu  machen  wisse;  indess  erkennt  man  in  Fig.  8.  der 
beigegebenen  Tafel  ziemlich  gut  ein  Kopfschild  der  Gattung  Trimiclcus  MuRcnis.  {Crypio~ 
litlms  Green),  und  die  Ogygia  (Fig.  15.)  ist  ganz  deutlich;  LnvvYD  erklärt  sie  für 
den  Skelettheil   eines   unbekannten  Fisches.      Im  folgenden  Jahre   gab  derselbe  Verfasser 


<')  Die  ansfiilirlichen  Titel  der  erwähnten  Selirifteu  fiadeii  sich  in  der  -vorangeLenden  Uebersicht  der 
Literatur. 


3    

seine  Irlmographia  Lilliophyl.   hrilann.   heraus   und    erwälnit  hier  bereits  30  von  ihm 
beobachtete  Exemplare;    jene  früheren  Formen   kommen  wieder  vor,   und  zwar  die  erste 
unter  dem  Namen  irhmcteus  fnuhrialus  vulgaris,  das  spätere  Dudleyfossil  als  buglossa 
curla  slrigosa.      Diese  Meitlhelliingen,    die    iillcsten  welche   wir  über  die  Trilobiten  be- 
sitzen, wurden  bald  von  anderen  in  fast  allen  Theilen  Europas  begleitet;   allein  wenn  auch 
dadurch  die  Anzahl  der  Beobachtungen  sich  melirte ,    so  gewann  die  Kenntniss  dieser  Ge- 
schöpfe   noch  keinen  Zuwachs,    besonders  weil  es  an  den  riciitigcn  Vergleichungspunklen 
mit  lebenden  Formen  fehlte.      Sic  erscheinen  daher  bei  den  nächsten  Schriftstellern  bloss 
unter    neuerfundenen,    zum  Theil    sehr   unpassende   Vergleichungcn   anstellenden   Namen; 
deren  Zwecklosigkeit   indess    zu  entschuldigen   ist,  da  die  Beobachter  des  Continents  nur 
verstünmielte  Exemplare  oder   blosse  Sclnvanzschilder  kannten    und   deshalb   sehr    geneigt 
waren,  diese  Reste  für  Muschclsclialen  zu  halten.    Einer  (Hermann)  nennt  sie  pectunculiles 
Irilobtis   iinbricafiis ,    ein  Andrer  (Sciieuchzer)    vergleicht   sie   mit  Fatellen,    ein  Dritter 
(Bromell)  glaubte  Insektenreste  in  ihnen  zu  erkennen,    ein  Vierter  (Brück.mann)  verglich 
sie  wieder  mit  Äluscheln  und  nannte  sie  armata  f'cneris;  und  unter  dieser  Firma  führte 
sie  auch  Woltersdorf  als  Conckilcs  trilobus  in  seinem  Mineralsystem  auf,  die  verschie- 
denen   Benennungen   seiner   Vorgänger   in   Käfermuschel    und   Muschelsteine    zu- 
sammenfügend.   Aber  fast  um  dieselbe  Zeit  ward  auch  schon  die  richtige  Ansicht  über  die 
natürliche  Verwandtschaft   der  Trilobiten   ausgesprochen.      In  England   nchmlich,    wo    die 
schönsten   und  reinsten   Exemplare   von   jeher  vorgekommen  zu  sein  scheinen,    hatte  ihre 
paradoxe  Form    von  Zeit  zu  Zeit   immer   neue  Sammler  veranlasst,  sie  aufzusuchen,    ihre 
vollständige  Beschaffenheit  aber  der  Ansicht,  dass  es  Gliederlhiere  sein  müssten,  leichte- 
ren Eingang  verschafft.     Wir  hören  von  Dr.  SiiAw,  Lister's  Nachfolger  in  Oxford,    dass 
er  sie  für  eine  Raupe  (eruca)  hielt,  und  Cii.  Lyttelton,    welcher   der  Königl.  Sozietät 
zu   London  neue   Exemplare   vorlegte,    stimmt    dieser   Ansicht   bei;    dagegen    sprach  Ch. 
MORTi.MER  bei  Gelegenheit  neuer    von  Dr.  PococK    eingesandter  Exemplare    des  Diid/ei/- 
J'ossi/,    wie    damals    die   Trilobiten    in    England    gewöhnlich    nach    ihrem   Hauplfundorte 
hiessen,  die  Meinung  aus,   dass  sie  mit  dem  kurz  zuvor  von  J.  Tu.  Klein  in  den  Schriften 
der  Sozietät    (Vol.  40.   pag.  150.)    beschriebenen   Monocidus  ^pus  LiNMi's   am    meisten 
übereinzustimmen  schienen.       Da  Klein  diesem  Thier  den  Namen  Scolopendra  aqualica 
scitlahi   gegeben    halte,    so   schlug  Morti.mer   die   Benennung    Scolopendrae    aquaticae 
scniatae  affine  anhnal  pclrlficatum  vor,   welche  indess  schon  Avegen  ihrer  Länge  kei- 
nen   grossen  Beifall   finden  konnte.      Daher  bemühete  sich  der  nächste  Englische  Schrift- 
steller über  die   Trilobiten,    Em.  Mendez  da  Costa,    eine   bessere   zu  finden,   und  indem 
er  wiederum  der  Königl.  Sozietät  ein  schön  erhaltenes  Exemplar  vorlegte,  erklärte  er  es 
nicht  bloss  für  einen  Krebs,  sondern  auch  für  nahe  verwandt  mit  der  Seelaus,    es  Pe- 

1  * 


—  4  — - 

diculus  man'niis  major  lvilo!>\is  nennend.  Dieser  Name  bczeichnele  damals  ziemlich  allj^cmeln 
verschiedene  grössere  Isopoden,  welche  schmarotzend  an  Fischen  leben,  und  ans  denen 
LiKNE  seine  Gattung  Oni'sciis  bildete.  Likne,  dessen  Systematik  und  Reformation  der 
Wissenschaft  sich  jetzt  eben  Bahn  brach,  hatte  in  demselben  Jahre  mit  Mendez  da  Costa 
die  Trilobiten  besprochen  (im  Mii.s.  C.  Tcssini),  alle  Arten  als  verschiedene  Abände- 
ruiigen  seines  Enlomolilhus  parado.rus  bezeichnet,  und  sich  für  ihre  nahe  Verwandt- 
schaft mit  ßlonucuhts  ./pus  entschieden.  Diese  Ansicht  des  grossen  Naturforschers, 
Avelche  in  allen  Ausgaben  des  Syslcvm  nalurac  beibehalten  ist,  hätte  die  reinen  Empiriker, 
denen  doch  in  der  Regel  wenig  mehr  von  den  Dingen  bekannt  war,  als  die  Bruchstücke, 
welche  sie  vor  sich  Jiatten,  zu  einer  richtigen  Auffassung  der  Afflnitüt  bestimmen  sollen; 
allein  eben  Aveil  die  Meisten  den  nächsten  Vergleichungspunkt  gar  nicht  kannten,  mussten 
sie  ihn  auch  übersehen.  Bringen  wir  also  nicht  in  Anrechnung,  dass  der  mit  LiMS'E  und 
mit  den  Deutschen  Schriftstellern  ebenso  unbekannte,  wie  er  von  ihnen  später  übersehene 
Französische  Beobachter  Guettard  die  Trilobiten  von  Angers  richtig  zu  den  Krebsen  rech- 
nete und  sie  als  Verwandte  der  Meerläuse  (Onisci  LiNN.)  aufführte,  so  begegnen  uns 
gleich  wieder  mehrere  Stimmen,  welche  sich  für  die  Muschelverwandtschaft  erheben.  Ich 
will  kein  grosses  Gewicht  darauf  legen ,  dass  in  Spanien ,  wo  die  Wissenschaften  schlum- 
merten, der  Pater  Jos.  Toürubia  die  Trilobiten  anfangs  richtig  für  Krebse  hielt,  später 
sich  aber  durch  den  Anblick  von  Rümpfens  Abbildung  der  Limnx  marina  {Cliilon  acii- 
lenhis  LiNN.)  bestimmen  liess,  darin  eine  Schnecke  zu  sehen,  —  ich  will  vielmehr  die 
Abhandlungen  des  Frohstes  Genzmer  zu  Stargard,  des  Prof.  D.  J.  G.  Lejimann  zu  Peters- 
burg, des  bekannten  Ralhssekretärs  zu  Danzig  J.  Tu.  Klein  und  des  Prof.  Zeno  zu  Prag  hier 
als  solche  Beweise  einer  verkehrten  Auffassung  der  Trilobiten -Natur  bezeichnen.  Ersterer 
nannte  sie  concJu'tae  rvgosi  tritobi,  mid  Lehmann*)  wie  Klein  nahmen  diese  Benennung  an, 
während  gleichzeitige  Schriftsteller  die  Namen  K  ä  f  e  r  m  u  s  c  h  e  1  und  K  a  k  a  d  u  m  u  s  c  h  e  1  an- 
führen. Dies  bestimmte  einen  anderen,  aber  aufgeklärteren  Sammler,  die  LiNNE'schen  Ansichten 
über  die  wahre  Affinität  der  Trilobiten  auch  unter  seinem  Publikum  zu  verbreiten,  und 
zu  beweisen,  »dass  die  Conchyliologislen  eben  keine  Ursache  mehr  haben,  das  Petrefakt, 
»welches  bisher  unter  der  Benennung  eines  conchilae  Irllobi  rugosi  bekannt  geworden 
»ist,  als  einen  Theil  ihrer  Wissenschaft  anzusehen.«  Der  Verfasser  dieses  Aufsalzes, 
Cii.  Fr.  Wilkens,  gab  sich  im  folgenden  Jahre  namenkundig  und  liess  seine  Darstellung 
unter  besonderem  Titel  als  »Nachricht  von  seltenen  Thierversteinerungen« 
erscheinen.       Er    bespricht    darin    die    zahlreichen    Trilobiten  -  Reste    seiner    Sammlung 


"")  In  dem  Summarium  dessellieii  Bandes  S.  56.  tlieilt  der  Verfasser  die  Ansicht  Liune's   auch   mit, 
lilsst  aber  ilu'e  Richtigkeit  unentschieden. 


5    

mit  vielem  Geschick,  wenn  auch  uniiülhiger  Weilscliwcifigkcit,  und  kommt  endlich  zu  dem 
gut  molivirlei)  Hesulüil,  diiss  ihnen  der  Name  EnlomoliUms  brtinrJiiopodis  caucriformis 
7mirimis  beizulegen  sei.  Allein  das  Erscheinen  dieser  Arbeit  in  einer  unbekannten  Zeit- 
schrift war  nicht  geeignet,  ihr  Credit  nnd  Anerkennung  zu  verschafTen,  und  wenn  sich 
nicht  J.  Imm.  Walch  in  seiner  Naturgeschichte  der  Versleinerungen  besonders  auf  dieselbe 
bezogen  hätte,  Aver  weiss,  ob  sie  bis  auf  die  späteren  Autoren  gekommen  wäre.  Sie 
entschied  indess,  so  scheint  es,  auch  Walcus  Ansicht,  und  da  dieser  ileissige  Gelehrte 
Alles  zusammentrug,  was  bis  dahin  über  die  Trilobiten  geschrieben  war,  so  wurde  seine 
umfassende  Arbeit  der  erste  Stützpunkt  in  dem  Labyrinth  der  Bleimmgen  für  alle  nachfol- 
genden Schriflsleller.  Da  er  wohl  einsah,  dass  die  bisherigen  Benennungen  theils  wegen 
ihrer  Unrichtigkeit,  theils  wegen  ihrer  Länge,  unpassend  seien,  so  schlug  er  selbst  eine 
neue  vor,  und  nannte  diese  Gescliüpfe  zuerst  Trilobiten,  eine  Bezeichnung,  die  ihnen 
bei  allen  Nachfolgern,  mit  Ausnahme  Dalmaw's  geblieben  ist,  und  deshalb  auch  von  uns 
mit  Recht  als  die  älteste,  keinesweges  unpassende,  beibehalten  werden  soll.  —  Uebrigens 
war  Walch  nicht  genug  praktischer  Zoologe,  um  die  WiLCKEw'sche  Ansicht  durch  neue 
Gründe  unterstützen  zu  können,  er  spricht  überhaupt  mehr  von  dem,  was  Andere  dachten, 
als  was  er  selbst  meint,  und  scheint  geneigter,  die  Onisci  für  die  nächsten  Verwandten 
der  Trilobiten  zu  halten.  Von  jetzt  an  ward  die  Affinität  der  Trilobiten  mit  den  Mollusken 
so  ziemlich  vergessen,  und  wenn  nicht  dieselbe  nach  fast  50  Jahren  gerade  von  einem 
Zoologen,  von  dem  man  es  am  wenigsten,  als  genauem  Kenner  der  Gliederlhiere,  hätte 
vermuthen  sollen,  von  Latreille  nehmlich,  wieder  aufgefrischt  worden  wäre,  so  würde 
sie  gewiss  ganz  unbekannt  geblieben  sein.  Der  nächste  Schriflsleller  nach  AValch,  Joh. 
Beckmakn,  nennt  die  Trilobiten  daher  geradezu  Oui'sci ,  und  Graf  v.  Kiksky  in  einer  Zu- 
schrift an  Herrn  v.  BüUN  gebraucht  die  LiKNE'scbe  Benennung;  JL  Tu.  BrÜnnicii  dagegen 
Walch's  Namen  in  einer  von  ihm  gemachten  Reduktion  als  Tri/obu.s;  J.  K.  Gehler  be- 
dient sich  desselben  in  unveränderter  Form.  Neu,  aber  irrig,  war  endlich  die  Ansicht  von 
A.  Modeer,  welcher  in  den  Trilobiten  Käfer,  namentlich  Cocc  in  eilen  zu  erkennen 
glaubte,    wenigstens  in  Bultus  und  Olenus  Köpfen,  die  er  beschrieb. 

§.  4. 

Dies  war  der  Zustand  unserer  Kenntnisse  von  den  Trilobiten ,  als  die  grossen  politi- 
schen Begebenheiten  am  Ende  des  allen  wie  Anfange  des  neuen  Jahrhunderts  sich  ent- 
wickelten imd  alle  angestrengtere  wissenschaftliche  Thätigkeit  unmöglich  machten.  Es  be- 
gegnen uns  daher  in  dem  grossen  Zeiträume  von  1793  bis  1820  nur  drei  kurze  Bemer- 
kungen über  die  Trilobiten,  von  welchen  die  erste  in  Blumenbacii's  Abbild,  naturhist. 
Gegenst.  enthalten  ist,  die  zweite  in  PARKI^'sON's  organic  rcmains  of  et  fonner  world, 


—   e   — 

die  drille  in  Lr.ONiiARo's  Taschen!),  f.  d.  ges.  Mineralogie,  wo  Herr  Baron  v.  Schlotiieim 
eine  neue  Trilobilen-Art  als  Tr.  roniigeriis  beschrieb  und  nach  Beckmann's  wie  BrüN- 
Kicn's  Vorgange  darauf  aufmerksam  machle,  dass  nothwendig  mehrere  Arten  von  Trilobilen 
unterschieden  werden  niiisslcn.  Diese  sehr  richtige  Ansicht  führte  er  in  seiner  Petre- 
fakten künde  1820  weiter  aus,  und  nahm  hier  fünf  verschiedene  Arten  an,  unter  de- 
nen aber  zwei  verdächligen  Formen  angehören.  Alle  drei  Verfasser  sind  übrigens  der 
Meinung,  dass  die  Trilobilen  krebsartige  Thiere  seien,  lassen  indess  ihre  nähere  Verwandt- 
schaft nut  dieser  oder  jener  Gruppe  noch  dahin  gestellt.  — 

§.   5. 

Das  Jahr  1821  ist  der  Wendepunkt  in  der  Literärgeschichte  der  Trilohiten;  mit  ihm 
beginnt  eine  neue  Epoche,  welche  sich  als  die  des  gründlicheren  Studiums  bezeichnen 
lässt.  Vier  ausgezeichnete  Beobachter:  Latreille,  Audouin,  Wahleivberg  und  Brongniart 
verüfreutlichten  in  oder  gleich  nach  ihm  die  Resultate  ihrer  Studien;  die  beiden  erstem 
allein  die  Organisation  der  Thiere  berücksichtigend,  die  beiden  andern  die  Verschiedenheit 
der  Arten. 

P.  A.  Latreille,  der  genaueste  Kenner  der  Gliederlhiere  im  Ganzen  wie  im  Einzelnen, 
hatte  gewiss  das  grösste  Recht,  seine  Stimme  über  die  Verwandtschaft  der  Trilobilen  zu 
erheben;  allein  er  Ihat  dies  in  einer  Weise,  die  den  Kundigen  durchaus  nicht  befriedigen 
konnte.  Nachdem  er  bereits  früher  sich  für  die  Verwandtschaft  der  Trilobilen  mit  den 
Gliederlhiercn  entschieden  hatte  (Cuv.  rcgn.  unim.  ■prem.  cd.  Tom,  IIL),  widerruft  er 
hier  diese  Ansicht  geradezu,  und  sucht  durcii  den  Mangel  der  Füsse  zu  beweisen,  dass 
die  Trilobilen  am  nächsten  mit  Cln'lon  verwandt  sein  müssten.  Er  übersah  also  nicht 
bloss  die  durchgreifende  Gliederung  des  Körpers,  sondern  auch  die  Augen  völlig,  behauptete, 
dass,  wenn  Füsse  vorhanden  gewesen  wären,  man  dieselben  erkennen  müsstc.  und  zieht 
aus  ihrem  Mangel  den  Schluss,   dass  die  Trilobilen  Mollusken  seien. 

V.  AuDOLiix,  welcher  kurz  zuvor  seine  Arbeit  über  das  Skelet  der  Gliederlhiere  vollendet 
haben  mochte  {annal.  des  scienc.  natiir.  pr.  S.  Tom.  I.  182-1),  war  durch  diese  Studien  auch 
auf  die  Trilobilen  gefallen,  und  hatte  alsbald  ihre  Arlikulaten- Natur  aus  den  Panzerreslen 
erkannt.  Allein  er  ging  in  der  Uebertragung  seiner  bei  den  Insekten  sehr  leicht  wahr- 
nehmbaren Resultate  auf  die  übrigen  Gruppen  der  Gliederlhiere  offenbar  zu  weil,  und 
suchte  Analogieen,  die  in  der  That  nicht  vorhanden  sind.  Schon  die  Betrachtung  des 
Ilintcrleibes  der  Blacruren,  mit  dem,  wie  mit  dem  Bruslpanzcr  der  Isopoden,  er  selbst 
sehr  richtig  den  Panzer  der  Trilobilen  vergleicht,  hätte  ihn  überzeugen  müssen,  dass 
cpisfcrim  und  cpimcru,  zwei  durch  besondere  Nähte  abgegrenzte  Panzerslücke  am  Brust- 
kasten der  Inseklen,  bei  den  genannten  Gruppen  gar  nicht  vorhanden  sind,  und  dass  S4?lljst 


die  Grenze  zwischen  Rücken-  (Jergvm)  und  BruslplaUe  {slermmi)  eine  künstliche  ist. 
Dennoch  sieht  er  die  durch  eine  schiefe  Furche  bei  vielen  Trilobiten  in  eine  vordere  und 
hintere  Hälfte  gesonderten  Scitenlappen  ihres  Panzers  für  die  Analoga  jener  Theile  an, 
und  nennt  den  vordem  episfermtm,  den  hinlern  epimerum,  den  mittlem  Theil  jedes  Gur- 
tes aber  tergum;  Bezeichnungen,  die  schon  deshalb  unpassend  sind,  weil  mehrere  Tri- 
lobiten {lU(ienxis)  jene  trennende  Furche  gar  nicht  besitzen,  imd  bei  keinem  einzigen  die 
von  ihm  xmlerschiedenen  Gegenden  isolirte,  durch  Nähte  verl)undene  Stücke  ausmachen. 
Er  kommt  übrigens ,  trotz  dieser  in  der  Natur  nicht  begründeten  Spitzfindigkeiten ,  zu  den 
richtigen,   vierfachen  Thatsachen,    dass  die  Trilobiten 

TJ  1)  sich  bloss  in  Nebendingen  von  den  Glicderthieren  entfernen,  und  ohne  Frage  zu 
-Ifljy/      dieser  grossen  Gruppe  des  Tbierreiches  gehören; 

2)  die  grössten  Analogieen  mit  den  Isopoden,  besonders  Ci/motitoa  und  Ligi'a  zeigen. 
-'-'  S)  dass  der  Mangel  der  Füsse  hier  ein  nolbwendiger  Charakter  ihrer  Skeletbildung 
-'  zu  sein  scheine,    Avenngleich  derselbe  überhaupt  noch  fraglich  bleibe;   und  dass 

-''    4)  diese  Füsse,  wenn  sie  vorhanden  waren,    am  wahrscheinlichsten  die  Bildung  von 
Kiemen  tragenden  Füssen  besassen.  — 

Mit  Aufstellung  und  Begründung  dieser  vier  Sätze  war  augenscheinlich  ein  wichtiges 
Resultat  gewonnen,  und  besonders  durch  Beachtung  der  letzten  Annahme  schon  die  ganze 
Richtung  vorgezeichnet,  welche  der  kombinirende  Scharfsinn  eingeweiheter  Forscher  zu 
nehmen  hatte. 

Georg  Wahlenberg  trat  genauer  in  die  Fusstapfen  von  Linke  als  irgend  einer  seiner 
Vorgänger,  und  suchte,  wie  er  dessen  Namen  Enlomoiilhus  bloss  in  Eulomoslra- 
ckes  umänderte,  so  auch  seine  Ansicht  über  die  Affinität  der  Trilobiten  zu  bewähren; 
allein  da  er  kein  spezieller  Zoologe  war,  und  überhaupt  damals  die  Gruppen  der  Krebse 
noch  nicht  so  scharf  sich  definiren  und  ihre  bestimmenden  Charaktere  vor  allen  anderen 
sich  hervorheben  Hessen,  so  gelang  es  ihm  nicht,  eine  über  allen  Zweifel  erhabene  Evi- 
denz festzustellen.  Er  glaubt,  dass  die  Trilobiten  am  nächsten  mit  Limulus  verwandt 
seien,  und  ist  geneigt,  diese  Aehnlichkeit  auch  auf  den  Bau  der  Füsse  zu  übertragen; 
doch  seien  die  der  Trilobiten  kleiner  gewesen,  als  die  von  Limulus,  und  fehlten  deshalb 
unseren  Fetrifikalen.  In  einzelnen  Schildern  und  Gürteln  glaubt  er  bloss  abgeschälte  Häute 
EU  erkennen,  da  es  keinem  Zweifel  unterliege,  dass  diese  Thiere  sich  nach  Art  der  Ar- 
ticulaten  gehäutet  haben  müssten.  —  Uebrigens  lässt  er  noch  alle  Arten  in  einer  Gattung 
beisammen  und  beschreibt  deren  vierzehn. — 

Al.  Brongniart's  ein  Jahr  später  erschienene  hfsf.  naf.  des  CrusUtces  fossiles  ist  die 
vollständigste  Arbeit  von  allen.  Sie  war  es,  welche  auf  die  generellen  Verschiedenhei- 
ten unter  den  Trilobiten  zuerst  hinwies,   und   fünf  meistens  gut  unterschiedene  Gattungen 


8    

aufslelite;  sie  war  es  ferner,  welche  die  Arien  schärfer  sonderte,  und  die  damals  be- 
kannte Anzahl  derselhen  auf  17  brachte;  sie  erörterte  endlich  die  Verschiedenheit  der 
Gesteins- Schichten,  in  denen  Trilobilen  angelroil'en  werden,  ausführlicher,  als  es  in  die- 
sen von  Wahlei\'BERG  angeregten  Untersuchungen  bisher  geschehen  konnte.  Hinsichtlich 
der  zoologischen  Berührungen  herrscht  bei  Bküngmakt  die  richtige  Ansicht  vor,  dass  die 
Trilobilen  am  nächsten  mit  den  B  ranchiopo  den  unter  den  Krebsen  verwandt  seien, 
und  hiermit  sowohl  der  Mangel  sichtbarer  Füsse,  als  auch  sichtbarer  Fühler  sich  ver- 
einigen lasse.  Doch  wird  die  Analogie  mit  den  Isopoden  nicht  so  weit  in  Abrede  ge- 
stellt,   wie  dies  nöthig  und  möglich  ist.  — 

Die  Bedeutung  und  der  Einlluss  dieser  vortrefTlichen  Arbeit  auf  die  Kennlnlss  der 
Trilobiten  zeigte  sich  sofort  nach  ihrem  Erscheinen  durch  die  neue  Bearbeitung,  zu  wel- 
cher Ilr.  v.  ScHLOTiiEiM  sich  im  Gegensatz  gegen  die  früheren  dürftigen  Resultate  seiner 
Petrefaktenkunde  gedrungen  fühlte  (Nachträge.  II.  Ablh.),  und  in  welcher  er  einen  Aus- 
zug aus  Brongniart's  Werk  lieferte ,  nebst  Beschreibung  einiger  neuen  Arten.  Die  un- 
genügend beschriebnen  mitgerechnet  betrug  nach  dieser  Aufzählung  die  Anzahl  aller  be- 
kannten 29,  von  welchen  aber  3,  als  entschieden  nicht  hierhergehörige  Formen  dar- 
stellend,  zu  streichen  sind. 

§.  6. 
Nachdem  so  weit  ir.i  Einzelnen  und  fast  vollständig  die  äussere  Geschichte   der  Tri- 
lobilen verfolgt  worden  ist,  verlasse  ich  jetzt  dieses  Verfahren,  da  die  Menge  der  Schrift- 
steller mit  jedem  Jahre  zunimmt,   und  deshalb  ihre  Aufzählung  nicht  bloss  an  sich  ermü- 
dend wird,  sondern  auch  überflüssig,  weil  der  Beitrag  jedes  Einzelnen  in  der  gesammten 
Richtung  des  Studiums  untergehl,  diese  also  nur  hervorgehoben  zu  werden  braucht.     Wir 
finden  aber,    dass  von  nun  an  die  Thäligkeil  der  Naturforscher  ganz  besonders  auf  Fest- 
stellung der  Arten  und  Bekanntmachung  neuer  gerichtet  ist,  und  dass  in  dieser  Beziehung 
vielfältige  Irrthümer  begangen    werden,    die    grösstenlheils  in  der   mangelhaften  Kennlniss 
des  Körperbaus  der  Trilobilen,  und  den  dürftigen  Bruchslücken,  die  solchen  neuen  Arten 
zu  Grunde  gelegt  wurden,   ihre  Ursachen   haben.      Es  häuft   sich  daher  zwar  eine  grosse 
Menge  von  neuen  Namen  und  Besliunnungcn  an,   aber  keincsweges  in  demselben  Maasse 
die  Menge   wirklich    neuer  Thalsachen ;    denn  selbst   Monographen    einzelner  Gebiete ,   in 
denen  Trilobilenreste  gefunden  werden,  haben  sich  der  Verwechselungen  schon  bekannter 
Arten  mit  angel)lich  neuen  nicht  erwehren  können.      Auf  die  nähere  Nachweisung  solcher 
Irrthümer    schon  jetzt  einzugehen,    würde  mich  in  eine  Unlersucluuig  der  Artunterschiede 
führen   und    dadurch   zu  Wiederholungen   iiöthigen;    ich   beschränke   mich    daher  auf  eine 
kurze  Angabe   solcher  Arbeilen .    die  Epoche    machen    und  desiialb   auch    eine  besondere 
Erwähnunff  verdienen. 


9     

OITenbar  ist  Dalman's  Abhandlung  (1826)  nach  Brongniart's  Monographie  die  be- 
deutendste Arbeit  über  die  Trilobiten;  allein  wie  sie  im  allgemeinen  Theile  keine  entschie- 
den neuen  Thatsachen  hinzufügt,  auch  die  zoologische  Verwandtschaft  der  Trilobiten  kei- 
nesweges  zur  Entscheidung  bringt,  so  ist  sie  im  Einzelnen  bei  Feststellung  der  Arten  nur 
in  Bezug  auf  Schweden  reicher  und  vollständiger  als  jene  frühere.  Des  Verfassers  Vor- 
sciilag,  statt  des  Familiennamens  Trilobiten  die  Benennung  Paläaden  in  Anwendung 
zu  bringen,  hat  keinen  Beifall  gefunden,  und  verdient  ihn  auch  nicht,  da  mit  derselben 
nicht  mehr  gesagt  wird,  als  mit  dem  altern,  wenigstens  einen  Theil  des  Familiencharakters 
richtig  bezeichnenden  Namen. 

Fast  gleichzeitig  mit  Dalman  wurden  übrigens  die  Trilobiten  an  sehr  verschiedenen 
Orten  in  Betracht  gezogen,  und  dadurch  manche  neue  Formen  und  Ansichten  näher  erör- 
tert. DiKAY  beschrieb  zuerst  (1824)  die  Nord -Amerikanischen  Trilobiten  in  mehreren 
Aufsätzen,  fand  aber  erst  später  Eingang  bei  den  Gelehrten  Europas  mit  seinen  Resultaten. 
Graf  Sternberg  erörterte  (1825)  mit  gewohnter  Gründlichkeit  die  Trilobiten  Böhmens,  und 
hatte  an  Boeck  (1827)  einen  ebenso  sorgfälligen  wie  umsichtigen  Nachfolger.  Von  ihm 
ging  besonders  eine  richtige  Würdigung  der  das  Kopfschild  durchziehenden  Gesichts- 
linie oder  Naht  aus.  In  England  bearbeitete  Fayton  zur  selben  Zeit  (1827)  die  Trilo- 
biten; mit  welchem  Erfolge,  vermag  ich  nicht  zu  sagen,  da  seine  Schrift  mir  nie  zu  Ge- 
sicht gekommen  ist.  Russland  beschäftigte  über  diese  Materie  in  kurzer  Zeit  vier  Schrift- 
steller hinler  einander,  und  lieferte  durch  ihre  Bemühungen  manche  schätzbaren  Beiträge. 
EiCHWALD,  der  älteste  von  ihnen  (1825),  gab  eine  vollständige  Monographie  der  Esthlän- 
dischen  Trilobiten  und  verbreitete  sich  auch  über  ihre  zoologischen  Verwandtschaften. 
Indess  war  sein  Bestreben,  die  Analogie  der  Trilobiten  mit  den  Isopoden  nachzu- 
weisen, ebenso  erfolglos,  wie  ungenau  die  Bestimmung  der  dreizehn  verschiedenen 
Arten,  welche  er  annahm,  da  in  ihnen  eine  sorgfällige  Kritik  nur  vier  wirklich  ver- 
schiedene erkennen  kann.  Razou.mowsky's  Bemerkungen  (1826)  sind  aphoristisch,  und 
verbreiten  sich  nur  über  einige  Formen  aus  den  Umgebungen  des  Ladoga-See's,  die 
sämmtlich  bereits  bekannt  waren.  Stsciiegloff's  in  Russischer  Sprache  geschriebene  (1827) 
Abhandlung  über  die  Petersburger  Trilobiten  kenne  ich  nur  aus  Pander's  Werk.  Dieser 
sorgfällige  Beobachter  behandelte  (1830)  denselben  Gegenstand  mit  grosser  Ausführlichkeit, 
allein  doch  ohne  bedeutende  Resultate.  Zwar  gelang  es  ihm ,  die  EiCHWALo'schen  Arten 
theilweis  richtig  zu  reduciren;  aber  er  selbst  verkannte  nicht  minder  seine  eigenen,  als 
er  sie  für  neu  hielt,  was  bei  keiner  einzigen  wirklich  der  Fall  ist.  Der  allgemeine  Theil 
zeigt  zwar  von  der  grösslen  Emsigkeit  in  der  Betrachtung  und  Unlersuchung,  aber  auch 
von  einer  vollständigen  Ünbekannlschaft  mit  lebenden  Cruslaceen,  Aveshalb  es  dem  Verfasser 
unmöglich   W£ir,   neue   und  sichere  Aufschlüsse    über  den  Bau  der  Trilobiten  zu  ertheilen. 

2 


10    

Uebrigcns  fanden  Eichwäld,  Razoumowsky  und  Pander  die  ei'genthümliche  Anschwellung  an 
der  unleren  Seile  des  Kopfschildes  wieder,  welche  vor  dem  Munde  liegt,  zuerst  von 
Stores  gesehen  war  und  dem  chjpcns  der  Cruslaceen  und  Insekten  entspricht. 

Ueber  die  Füsse  der  Trllobilen,  welche  bis  dahin  allen  Beobachtern  entgangen  wa- 
ren, suchte  inzwischen  Goldfuss  (1828)  Auskunft  zu  geben,  und  wenn  er  gleich  ihren 
Bau  theoretisch  richtig  erschloss,  so  sind  doch  seine  Abbildungen  nicht  geeignet,  für  das 
zu  gellen,  was  sie  darstellen  sollen.  Die  Bemühungen,  diese  Organe  noch  an  unseren 
fossilen  Resten  ausfindig  zu  machen,  mussten  stets  erfolglos  bleiben,  da  Theile  von  sol- 
cher Zartheit,  wie  sie  nach  lebenden  Verwandten  hier  angenommen  werden  müssen,  keine 
Spur  ihres  Daseins  hinterlassen  konnten.  —  Eben  ihr  völliger  Mangel  zeugt  aufs  Be- 
stimmteste für  ihren  vormaligen  wirklichen  Bau.  — 

Zunächst  nach  Pander's  Werk  erschien  (1832)  Green's  Monographie  der  Amerika- 
nischen Trilobiten,  eine  Arbeit  reich  an  Namen  und  Worten,  aber  ebenso  arm  an  brauch- 
baren Tbalsachen.  Hätte  nicht  der  Verfasser  zugleich  Gypsmodelle  von  seinen  besten 
Handstücken  anfertigen  lassen,  es  würde  unmöglich  gewesen  sein,  auch  nur  die  Hälfte 
der  wirklichen  neuen  Arten  in  seinen  Beschreibungen  und  Abbildungen  zu  erkennen. 
Ueberhaupl  fallen  in  diese  Zeit  eine  Anzahl  von  Schriften,  deren  Erscheinen  für  die  wei- 
tere Förderung  unserer  Kenntnisse  von  keinem  grossen  Belang  war,  imd  deren  Werth 
L.  V.  Buch  sehr  richtig  anschlägt,  wenn  er  sie  für  unbedeutender  hält  «als  zwei  wichtige 
»Bemerkungen  von  Quenstedt  in  Wiegmatv'n's  Archiv,«  auf  welche  ich  bald  näher  ein- 
gehen werde.  —  Zu  diesen  Schriftstellern  gehörte  übrigens  Zenker,  der  neuere  (1833) 
Bearbeiter  Böhmischer  Triloluten,  dessen  Resultate  Graf  Sterkberg  bereits  in  demselben 
Jahre  mit  Erfolg  beleuchtete.  Auch  Klödek's  Angaben  über  den  Bau  imd  die  Lebens- 
weise der  Trilobiten,  bei  Gelegenheit  solcher  Reste,  die  in  der  Mark  Brandenburg  vor- 
kommen (1834),  enthalten  nur  irrige,  auf  Missverständnissen  beruhende  Tbalsachen. 
Dies  ist  zwar  von  Sars  {Tsis.  1835)  Blillheilungen  nicht  zu  behaupten,  aber  neu  sind 
wenigstens  die  Arten  alle  nicht,  welche  er  hier  als  solche  beschreibt.  Leider  lässt  sich 
dasselbe  von  Mürchison's  Schilderung  der  Englischen  Trilo])ilen  sagen,  welche  in  seinem 
grossen  und  vorlrelflichen  Werke  über  das  Silurische  System  der  Britischen  Inseln  (Lond. 
1837)  niedergelegt  ist.  Der  Verfasser,  bloss  Geognost,  hat  es  vorgezogen,  über  die 
zoologische  Affinität  dieser  Geschöpfe  W.  E.  Mac  Leay  reden  zu  lassen;  allein  die  eigen- 
Ihümlichen  Ideen  desselben  passen  nicht  zur  gründlichen  Erörterung  solcher  Fragen.  Eine 
Einthcilung  der  Cruslaceen,  in  welcher  die  Amphipoden  (mit  den  Isopoden), 
Trilobiten  und  Entomostraca  als  drei  gleicbwerthige  Unterabiheilungen  einer  für 
natürlich  gehaltenen  grossen  Ilauptgruppe  aufgeführt  werden,  kann  zu  den  systema- 
tischen Talenten  ihres  Verfassers  kein  grosses  Vertrauen  erwecken.     Auch  hier  verwcch- 


—   11   — 

seit  Mac  Leay,  wie  so  oft,  die  BegrllTe  von  Analogie  und  Affinität,  welche  in  England 
zuerst  unterschieden  zu  haben,  mit  Recht  für  sein  grössles,  dort  allgemein  anerkanntes  Ver- 
dienst gehalten  wird.  Kurz  vorher  (1836)  halte  übrigens  schon  ein  anderer  Englischer 
Schriflslcller,  W.  Bucklani),  denselben  Gegenstand  mit  bekannter  Genialität  und  Lebendig- 
keit erörtert.  Er  meint,  dass  Seroh's,  Litiinhis  und  Branchijyus  die  drei  Gattungen 
der  lebenden  Krebse  seien,  an  welche  die  Trilobiten  am  meisten  sich  anschlössen, 
und  lässt  sie  mit  der  ersten  die  Gesammlform,  mit  der  zweiten  die  Bildung  des  Kopfschil- 
des, mit  der  dritten  den  Fussbau  und  die  Beschaffenheit  der  Augen  theilen.  In  wie  weit 
diese  Annahmen  begründet  sind,    werden  wir  später  untersuchen.  — 

Indem  ich  die  einzelnen  Notizen  gleichzeitiger  Schriftsteller,  wie  solche  von  HönIg- 
HAUs,  H.  V.  Meyer,  Buoivn,  Hükefeld,  Thompson,  Sowerby,  Jukes,  Esmark,  Green  und 
Harlan  gemacht  wurden,  hier  nicht  weiter  berühre,  meine  Leser  auf  die  vollständige 
Uebersiclit  der  Literatur  verweisend,  wende  ich  mich  zu  einigen  neueren,  mehr  umfassen- 
den, wichtigeren  Leistungen,  welche  den  Schluss  der  bisherigen  Forschungen  machen. 
Hisinger's  Uehersicht  der  Schwedischen  Trilobllen,  der  Zeit  nach  die  erste  unter  diesen 
Schriften  (1837),  schliesst  sich  genau  an  Dalman  und  giebt  wenig  neues.  Desto  mehr 
verdient  Quenstedt's  Aufsatz  in  Wiegmann's  Archiv  (1837.  1.)  Erwähnung*),  besonders 
wegen  des  Gewichtes,  welches  hier  zuerst  auf  die  Zahlenverhältnisse  in  den  verschiedenen 
Körperabschnitten,  zumal  im  Rumpfe,  gelegt  wird.  Die  Darstellung  der  Augen,  worin 
Verfasser  zAvei  Typen  annimmt,  muss  ich  als  richtig  bestreiten  und  ebenso  die  Behauptung, 
dass  eine  Eintheilung  der  Gruppe  in  Gattungen  noch  nicht  nöthig  sei.  Denn  die  Aufgabe 
der  beschreibenden  Naturwissenschaften  besteht  keinesweges  im  Entwerfen  schemalischer 
Register  der  Naturkörper,  sondern  im  Aufdecken  derjenigen  einander  untergeordneten  Dif- 
ferenzen, durch  welche  es  der  Natur  möglich  geworden  ist,  die  ursprüngliche  Einfach- 
heit des  Typus  in  so  viele  mannigfache  Gestalten  zu  verändern.  Ilaben  wir  solche  ein- 
zelnen Modificalionsslufen  richtig  erkannt,  ihre  Modilicalionscharaktere  scharf  aufgefasst,  so 
nehmen  wir  sie  für  Gattungen  oder  überhaupt  für  Abiheilungen,  denen  wir  Namen  geben, 
um  bei  Nennung  derselben  an  die  Eigenlhünilichkeit  in  der  Modification  des  Grundlypus 
zu  erinnern.  Aus  diesem  und  keinem  anderen  Grunde  benennt  man  die  Gruppen,  wohl 
wissend,  dass  der  Name  im  wissenschaftlichen  Verkehr  nichts  anderes  bezwecke,   als  die 


•"■)  Zu  deinsellien  glanhe  ich  die  Veranlassung  geworden  zn  sein,  indem  ich  dem  Herrn  Verfasser,  da- 
mals Gehülfe  am  Mineralo£^ischen  Mnsenm  zu  13erlin,    meine  Ansichten   über  die  Trilohiten,  ilireo 
Bau   und  ihre  Verwaudlschaften  bei   einem  Besnche  jenes  Kabinets   anseinandersetzte,   und   darin 
•namentlich   auch  die   Wichtigkeit  der  Zahlenverhaltnisse   hervorhob.     Einige  Monate   nach   diesem 
Gespi'iich  erschien  genannter  ,4ufsatz. 

2* 


13    

Münze   im   Handel;    eine   Erleichterung   für    den  Austausch   und  Umsatz   der  Ideen   und 
Erfahrungen  zu  bewirken.  — 

Dies  haben  denn  auch  Quenstedt's  Vorgänger  ebenso  gut  gewusst,  wie  seine  Nach- 
folger erkannt,  und  sich  die  Feststellung  guter  Gattungen  angelegen  sein  lassen.  Boeck 
versuchte  es  nur,  sel])ige  anzudeuten  (in  Keiliiau's  Gaea  norwegica.  1838),  die  aus- 
führliche Darstellung  für  eine  längst  angekündigte,  aber  bisher  immer  noch  nicht  erschie- 
nene  Monographie  der  Trilobiten  sich  vorbehaltend.  Mit  einer  solchen  kam  ilim  Emmrich 
zuvor,  indem  er  als  Gehülfe  am  Mineralienkabinet  zu  Berlin  nach  Quenstedt's  Abgange 
auch  ganz  in  dessen  Fusslapfen  trat,  und  die  Trilobiten  zum  besondern  Gegenstande  sei- 
ner Studien  wählte.  In  der  fleissig  ausgeführten  Arbeit  (diss.  inaug.  Berol.  1839.)  ist 
zwar  der  allgemeine  Theil  nicht  durch  neue  Thatsachen  oder  Ansichten  bereichert,  der 
specielle  dagegen  mit  sorgfälliger  Prüfung  der  vielfachen  Synonyme  abgefasst,  und  auf 
Quenstedt's  in  dieser  Hinsicht  grösstentheils  richtiger  Basis  aufgeführt.  Die  von  letzterem 
zuerst  erkannte  Gruppe  der  eilfgliedrigen  grossäugigen  Arten  erhielt  von  Emjirich  den 
Namen  Phacops,  und  erscheint  als  Galtung  neben  acht  anderen,  von  denen  eine  zweite 
{OdontopIeHr(i)  auch  neu  und  wohlbegründet  ist,  allein  aus  der  sehr  unklaren  Abbildung 
nicht  genügend  sich  erkennen  lässt.  Auch  darin  ist  übrigens  Ejlmricii  seinem  Vorgänger 
gefolgt,  dass  er  die  zuerst  durch  Murchison  ausgesprochene  Identität  von  Homulonolus 
und  Trimerus ,  zu  denen  später  (1840)  Brokn  auch  Dipleura  als  Genossen  richtig  hin- 
zufügte, noch  auf  Cahjmenc  ausdehnen  und  die  Gruppe  bloss  als  Unterabtheilung  dersel- 
ben gelten  lassen  will;  worin  er  jedoch  ohne  Frage  zu  weit  geht,  besonders  wenn  er 
Dipleura  davon  trennt,  welche  am  meisten  von  allen  3  Formen  an  Calymene  sich  an- 
schliesst.  — 

Dieser  Arbeit  zunächst  folgte  eine  kurze  Charakteristik  der  Russischen  Trilobiten  von 
L.  v.  Buch  (1840) ;  bündig  und  gehaltvoll,  wie  alle  Leistungen  des  grossen  Geognostcn,  und 
mit  richtiger  Erkenntniss  dessen,  was  hier  Noth  thut ;  nehmlich  ein  vergleichendes  Studium 
der  Abhängigkeitsverhältnisse,  in  welchen  Kopf,  Rumpf  und  Schwanz  zu  einander  und 
die  einzelnen  Theile  derselben  zum  Ganzen  stehen:  55 Dann  erst«,  behauptet  er  mit  Recht, 
»können  wir  wirklich  naturhistorische  Classificationen  erwarten,  welche  sich  über  den 
»  einseitigen  Zweck  erheben,  den  Sammlungen  und  Verzeichnissen  zur  bequemen  Einschach- 
»telung  zu  dienen.« 

Ueber  diesen  Zweck  gehen  leider  die  gleichzeitigen  Arbeiten  des  Grafen  v.  Münster 
(1840  und  1842)  nicht  hinaus;    denn  sie  liefern  kaum  eine  einzige  vollständige  Schilde- 
rung der  vielen  darin  aufgestellten  neuen  Arten,  und  verrathen  nur  dem  Kenner  in  ihren 
höchst  manierirlen  Abbildungen  ziemlich  mangelhaft  die   wirklichen  Formen,    denen  sie 
etwa  angehören  könnten. 


—  f»  — 

Durch  Vollendung  in  Darstellung  und  Beschreibung  bilden  hierzu  die  paradoxen  Ge- 
stalten, welche  Güldkuss  bekannt  gemacht  hat  (1841),  ein  glänzendes  Gcgcnslück,  und 
können  Denen,  die  fortan  über  Trilobiten  nach  Bruchstücken  sich  verbreiten  wollen,  nicht 
genug  als  Muster  empfohlen  werden.  — ■ 

Dagegen  ist  die  jüngste.  Alles  umfassende  Arbeit,  welche  Milne  Edwards  kürzlich 
geliefert  hat  (^Ilist.  mtliir.  des  Crusfnces.  |Tom.  III.  1841),  keinesvvcges  des  Namens 
würdig,  den  dieser  ausgezeichnete  Französische  Naturforscher  durch  so  viel  treffliche  Lei- 
stungen sich  erworben  hat.  —  Die  Einordnung  der  Trilobiten  zwischen  Isopoden  und 
Phyllopoden,  welche  Verfasser  befolgt,  huldigt  allen  bisher  vorgetragenen  Ansichten 
zugleich,  und  bringt  dadurch  die  Sache  nicht  zur  Entscheidung;  denn  die  Wahrheit  liegt 
hier  keinesweges ,  wie  oftmals ,  in  der  Mitte.  Von  den  angenommenen  12  Gattungen 
sind  mehrere,  wie  Plcunicanllms ,  Pellura  und  Olari'on,  auf  falschverstandenen  Bnich- 
stücken  gegründet  und  ermangeln  aller  Realität;  und  dasselbe  gilt  von  vielen  Arten,  welche 
Verfasser  ohne  weiteres  seinen  Vorgängern  nachschreibt.  Es  ist  zu  bedauern,  dass  ein 
so  vielseitig  gebildeter  Zoologe,  der  mit  Recht  bei  allen  Nichtkennern  für  eine  ausgezeich- 
nete Autorität  angesehen  werden  kann,  auf  diesen  Theil  seines  sonst  so  verdienstlichen 
Werkes  keine  grössere  Sorgfalt  verwendet  und  eine  Arbeit  geliefert  hat,  die  höchstens 
als  reine  Compilation  auf  Werth  durch  ihre  Vollständigkeit  Ansprüche  machen  kann.  In 
der  Kenntniss  des  Baues  dieser  Geschöpfe  hat  sie  uns  freilich  um  keinen  Schritt  weiter 
gebracht.  — 


Erstes  Kapitel. 

Sichtbarer   Körperbau    der    Trilobiten. 


§.  1. 

J-^er  Leib  aller  Trilobiten  besieht  aus  drei  verschiedenartigen  Abschnitten,  welche  die 
Benennungen  Kopf  (capui^,  Brustkasten  (Jihornx)  und  Hinter  leih  {ctbdomcti)  er- 
halten haben.  Schon  daran  sind  sie  als  Gliederthiere  kenntlich.  Die  beiden  ersten 
Abschnitte  pflegen  sich  bei  manchen  Gruppengenossen  zu  einem  einzigen  Kürpertheile, 
dem  Cephalothorax,  zu  vereinigen;  bei  den  Trilobiten  bleiben  sie  indess  gelrennt, 
imd  dieser  Umstand  erleichtert  eines  Tbcils  die  specielle  Betrachtung  ihres  Körpers  gar 
sehr,  andern  Tbcils  giebt  er  über  die  Affinität  dieser  Thiere  zu  noch  lebenden  bündige 
Aufschlüsse.  Die  Untersuchung  derselben  bis  auf  das  folgende  Kapitel  verschiebend,  be- 
trachten wir  zunächst  die  von  den  Trilobiten  noch  vorhandenen  Ueberreste,  so  wie  sie 
mis  vorliegen.  — 


'O^ 


§.  1. 

Sänimlliche  Ueberbleibsel  der  Trilobiten  sind  auf  ihre  Schaale  und  deren  Abdrücke 
beschränkt,  kein  weicher  Theil  ihres  Körpers  hat  sich  erhalten  und  konnte  sich  füglich 
erhalten.  Hiernach  sclieint  es  mir  gewiss  zu  sein,  dass  alle  Tlieile,  welche  die  Härte 
der  Schaale  besassen,  oder  wenigstens  von  einer  ebenso  harten  Schaale  bekleidet  waren, 
in  den  Abdrücken  der  Trilobiten  vorkommen  müssen;  alle  wahrscheinlich  vorhanden  ge- 
wesene Theile  also,  welche  wir  in  denselben  Abdrücken  vermissen,  nicht  die  Consistenz 
der  Schaale  hallen,  und  eben  deshalb  fehlen.  Wenn  wir  daher,  wie  sich  später  zeigen 
wird,  die  ganze  Bauchfläche  des  Trilobitenkörpers  mit  allen  daran  hängenden  Organen 
in  unseren  Abdrücken  nicht  mehr  wahrnehmen,  so  folgt  daraus,  dass  sie  eine  ungleich 
weichere  haularlige  Hülle  und  BescbafTenheit  haben  musste ,  keinesweges  aber ,  dass  diese 
Theile  gar  nicht  vorhanden  waren.  Eine  solclie  Annulinie  wird  um  so  walirscheinlicbcr, 
wenn  wir  bei  noch  lebenden,  ohnehin  den  Trilobiten  ähnlichen  Organismen,  dieselbe  Be- 
schairenheit  der  Bauchfläche  und  ihrer  Organe  wahrnehmen ;  ja  wir  steigern  dieselbe  durch 


15    — 

nähere  Vergleichung-  der  vorhandenen  Trilobiten- Reste  mit  den  Schaalen  dieser  Thiere 
zur  positiven  Gewissheit,  wenn  wir  auch  in  diesen  die  allergrösste  Uehereinslimmung  er- 
kennen. Demnach  ist  die  genaue  Kennlniss  der  Trilobitenschaalo  für  den  Beobachter  erstes 
und  wichtigstes  Erforderniss. 

§.  3. 

Den  Bemerkungen  über  diesen  Gegenstand  muss  ich  die  Erklärung  vorausschicken, 
dass  sich  die  eigentliche  Schaale  keinesweges  bei  allen  Trilobiten  erhalten  hat;  sondern 
dass  ein  grosser  Theil  ihrer  Reste  bloss  aus  Abdrücken  von  der  Schaale  bestellt.  So  ist 
es  bei  allen  Trilobiten  der  Grauwacke  und  des  Thonschiefers ,  also  besonders  bei  den 
Oleniden;  erst  bei  Exemplaren  aus  dem  Alaunschiefer  zeigen  sich  unverkennbare  Spu- 
ren der  Schaale  selbst,  und  bei  den  meisten  in  Uehergangskalk  eingeschlossenen  Indivi- 
duen ist  dieselbe  mehr  oder  weniger  vollständig  erhalten.  An  Individuen  aus  diesem  Ge- 
stein, besonders  an  solchen,  die  als  Geschiebe  an  vielen  Stellen  der  norddeutschen  Ebene 
gefunden  werden  und  bereits  völlig  von  dem  sie  vormals  einhüllenden  Kalksteine  befreit 
sind,  erkennt  man  aufs  deutlichste,  dass  die  Schaale  wieder  aus  zwei  Schicliten  bestand, 
von  welchen  die  äussere  als  ein  sehr  dünner,  allermeistens  heller  gefärbter  Ueberzug  sich 
über  die  untere  dickere,  dunklere  Schicht  verbreitete.  Dieser  feine  Ueberzug  ist  auf  sei- 
ner ganzen  äussern  Oberfläche  dicht  mit  kleinen  ungleichen  Ilöckerchen  besetzt  oder  gra- 
nulirt,  und  hat  also  ganz  das  Ansehn,  wie  der  Panzer  unsrer  Flusskrebse  an  einzelnen 
Stellen,  besonders  an  den  Scheeren.  An  den  meisten  Körpertheilen  waren  diese  Granu- 
lationen so  schwach,  dass  sie  auf  der  zweiten  unteren  Schicht  des  Panzers  gar  keine 
Spuren  zurückliessen ;  an  den  erhabensten  Stellen  aber,  z.  B.  am  gewül])ten  Vordertheile 
des  Kopfes,  auf  den  Körperringen,  verrälh  sich  ihre  Anwesenheit  selbst  beim  Mangel  der 
Oberhaut  durch  leichte  aber  grössere  Hocker,  welche  diese  Stellen  bedecken.  Sie  er- 
reichen ihre  grösste  Enlwickelung  bei  der  darnach  benannten  Cuhjmene  variohiris,  feh- 
len aber  auch  dem  Dudley- Trilobiten  nicht.  Kur  an  diesem  und  zwar  an  den  kleinern 
Exemplaren  (var.  yulchclhi)  habe  ich  die  äussere  Schicht  mit  ihren  Körnchen  bisher  wohl 
erhalten  beobachten  können;  bei  den  granulirten  Phacops-Arten  fehlt  die  obere  Lage  fast 
beständig,  mithin  kann  die  allgemeine  Granulation  nur  aus  der  Anwesenheit  jener  grössern 
Höcker  der  untern  Panzerschicht  erschlossen  werden.  In  beiden  Gattungen,  Calymene 
und  Phacops,  scheint  jedoch  die  granulirle  Oberfläche  eine  allgemeine  Gruppeneigen- 
scbaft  gewesen  zu  sein  und  sämmtlichen  Arten  derselben  zuzukommen.  Für  Phacops 
bestätigen  diese  Meinung  die  allermeisten  und  besten  Abbildungen,  bei  Calymene  ist 
die  Granulation  in  der  Regel  übersehen  worden,  weil  sie  hier  viel  feiner  und  schwächer 
ist,   auch  gewöhnlich   bloss   an  der  Oberhaut  selbst  erkannt  wird.     Ist  übrigens  auch  die 


16    

zweite  Schicht  des  Panzers  ahflrestossen,  und  von  dem  Trilohilen  bloss  noch  der  Abdruck 
seiner  inneren  Schaalenseite  vorhanden,  so  fehlen  begreiflicher  Weise  auch  jene  undeut- 
lichen gröberen  Spuren  der  Granulation,  und  die  Oberfläche  erscheint  glatt.  Dies  ist  nicht 
bloss  sehr  oft  bei  Cnlymene  Blumenbachü  der  Fall,  sondern  auch  häufig  genug  bei  Pha- 
cops  macrophl/uilmus ,  und  hat  hier  zur  Aufitellung  mehrerer  Arten  Veranlassung  gege- 
ben (C«/.  lafifi-ons  und  C-  Srhlolhehnü  Broxx.).  Phac.  proluberans  und  alle  als  glatt 
beschriebenen  Arten  dieser  Galtung  scheinen  mir  auf  ßolcheu  abgeschälten  Individuen  zu 
beruiien.  — 

§.  4. 

Die  so  eben  gescliildcrle  Obcrliaut  scheint  nur  eine  Eigenlhümlichkeit  der  erwälm- 
ten  Galtungen  und  einiger  anderen  {Ihtrpes,  Odonlopicurn,  Ilomalonolus)  zu  sein, 
den  meisten  Trilobiten  aber  zu  fehlen.  Nie  zeigt  sich  auch  die  geringste  Spur  einer  zar- 
teren, für  sich  ablösl)aren  Schicht  auf  der  Oberfläche  des  Panzers  bei  übrigens  ganz  wohl 
erhaltenen  Resten  der  Galhmgcn  Jsaphiis  und  Illaenus,  so  dass  ich  mich  von  einer  ab- 
weichenden Beschaffenheit  der  Horndecke  dieser  Gattungen  überzeugt  halten  muss.  Hier 
nehme  ich  \ielnielir  ])ei  Individuen,  deren  äusserste  Oberfläche  stellenweis  noch  gar  nicht 
beschädigt  ist,  feine  eingerissene  Linien  walu-,  welche  ziemlich  so  verlaufen,  wie  die  Fur- 
chen an  der  inucrn  Seite  der  mensclilichen  Hand,  aber  etwas  entfernter  stehen  und  feine 
eingestochene  Punkte  zwischen  sich  haben.  Am  deutlichsten  sehe  ich  diese  Beschaffen- 
heit der  Oberhaut  bei  J.snphiis  cxpansiis  oder  cornigcrus  auf  dem  gewölbten  Vorder- 
theile  des  Kopfes,  und  den  erhabensten  Stellen  der  Körperringe,  oft  genau  da,  wo  auch 
bei  Cahjmene  und  Phacops  die  Granulation  am  vollständigsten  ist;  dagegen  bemerke  ich 
auf  den  Seitenlheilen  des  Kopfschildes,  den  Seitenlappen  der  Körperringe  und  auf  dem 
Schwanzschilde  die  feinen  Punkte  in  grösserer  Zahl  und  dichterer  Stellung,  aber  nur  ein- 
zelne, grobe,  etwas  erhabene  Querrisse,  welche  indess  ziemlich  symmetrisch  vertheilt 
sind.  Auch  diese  Bildung  hat  bei  lebenden  Krebsen  ihr  Analogon,  und  findet  sich,  na- 
mentlich die  Puidvtirung,   am  Brusipanzer  des  Hummers.  — 

Diese  Granulationen  und  Punklirungen  gelten  übrigens  nur  von  derjenigen  Fläche  des 
Panzers,  welche  sicli  auf  der  oberen  Seite  des  Thieres  befindet,  oder  nicht  von  benach- 
barten Panzertheilen  bedeckt  wird;  denn  die  luitere  Seite,  so  weit  sich  dieselbe  erhalten 
hat,  halte  einen  anderen  Bau.  Sie  war  ebenfalls  eine  eigenlhiiniliche  aber  stets  dümicre 
Ilornlamelle ,  die  jemehr  nach  der  Mitte  zu,  um  desto  zarter  wurde,  von  der  oberen 
Seile  des  Scliildes  überall  durch  eine  Schicht  der  Körpersubstanz  getrennt  blieb  und  selbst 
aus  einem  zarteren  Stoffe  bestand.  Diese  Angaben  lassen  sich  durch  bestimmte  Thatsachen 
erweisen.  Denn  eines  Theils  findet  sich  immer  an  Trilo])itenresten ,  bei  welchen  beide 
Panzerlagen  vorhanden  sind,  eine  den  Abstand  dersel])en  von  einander  bezeichnende  Schicht 


—  tu   

des  Gesteines  zwischen  ilinen;  andern  Tlieils  sieht  man  an  diesen  geradezu  die  Dicke 
der  versteinerten  öchaaie  und  bemerkt,  dass  die  untere  dünner  ist  als  die  obere.  Ich 
verweise  zum  Verständniss  dieser  Verliällnisse  meine  Leser  auf  die  Abijückuig  des  grossen 
y/saphus-Sdnkhs,  welche  ich  Taf.  V.  Fig.  4.  gegeben  habe.  Dasselbe  ist  an  der  linken 
Seite  noch  von  seiner  alten,  versteinerten,  mit  ihrer  natürlichen  Oberfläche  verselienen 
Schaalc  bedeckt,  und  zeigt  daher  eine  ziendich  starke  parallele  Streifung  nur  an  demjeni- 
gen Theilc  des  Vorderrandes,  welcher  von  dem  Seitenlappen  des  letzten  Bruslkastenringcs 
überragt  wurde.  Ein  scharfer  Bruchrand,  welcher  anfangs  der  Länge  nach  über  die  Mitte 
des  Hinterleibes  verläuft  und  sich  dann  nach  liidvs  wendet,  giebt  die  Grenze  der  zerbro- 
chenen Schaale  an.  Was  nach  rechts  daneben  sichtbar  wird,  ist  bloss  der  Abdruck  von 
ihr  auf  die  Gesteinmasse,  welche  in  das  Hinterleibsschild  hineindoss.  Von  dieser  Masse 
ist  aber  am  Hiiiterrande  ein  beträchtliches  Stück  abgebrochen  und  neben  dem  Bruchrande 
nicht  bloss  ein  Thcil  der  unteren  Schaale  sichtbar,  sondern  auch  ihr  Abdruck  in  das  un- 
ter ihr  befindliche  Gestein  an  den  Stellen,  wo  sie  fehlt.  Diese  zufällige  Beschaffenheit 
des  fraglichen  Schildes  ergiebt  ganz  deutlich,  dass  die  untere  Schaalcnflache  auf  älmliche 
Weise,  wie  der  bedeckte  Theil  der  obern  am  Vorderrande,  mit  feinen  parallelen  Linien  ver- 
sehen ist,  dass  sie  aus  einer  dünneren  Hornlamelle  besteht  als  letztere,  mid  dass  der  Ab- 
stand beider  Lamellen  von  einander  in  einer  dem  Umfange  concentrischen  Kante  der  un- 
teren Lage  viel  stärker  war,  als  an  den  übrigen  Stellen  des  ganzen  Schildes,  selbst  stärker 
als  am  Ende  des  eigentlichen  Hinterleibes,  dessen  lanzetlfürmige  Spitze  wenigstens  in  die- 
sem Falle  flach  gewesen  zu  sein  scheint.  Denn  anzunehmen,  dass  dieselbe  durch 
äussere  Gewalten  eingedrückt  sei,  und  ursprünglich  nach  unten  gewölbt  war,  scheint  mir 
nicht  räthlich  zu  sein,  da  die  dem  Umfange  parallele  Kante  der  Unterseite  sich  erhalten 
hat  und  nicht  eingedrückt  ist,  was  doch  wohl  der  Fall  sein  wirde ,  wenn  das  ganze  Schild 
einen  starken  Druck  erhalten  hätte.  — 

So  wie  dieses  Hinterleibsschild  gebildet  ist,  so  sind  es  auch  die  Scitenlappen  der 
Rumpfglieder  und  das  ganze  Kopfschild.  Man  kann  sich  nehmlich  an  manchen  zweck- 
mässig zerbrochenen  Exemplaren  auf's  Bestimmteste  davon  überzeugen,  dass  die  ganze 
untere  Fläche  des  Kopfpanzers  in  der  Umgebung  des  Vorderrandes  mit  eben  solchen  ein- 
gerissenen Parallellinien  bedeckt  war,  und  dass  jene  Fläche  dadurch  das  Ansehn  einer 
regelmässigen  Streifiuig  erhält,  deren  Furchen  dem  Umfange  gleichlaufen.  Ziemlich  ähn- 
lich, wenn  auch  etwas  verschieden,  ist  die  innere  wie  äussere  Fläche  der  Seitenlappen 
gebildet,  soweit  letztere  von  den  vorhergehenden  Lappen  bedeckt  wird.  An  diesen  Lap- 
pen verlaufen  die  Linien  indess  der  Länge  nach,  sind  nicht  so  tief,  öfter  gegabelt,  und 
überhaupt  nicht  so  regelmässig,  wie  am  Kopf-  und  Schwanzschüde.  —  Nirgends  habe 
ich  zwischen  diesen  Linien  der  Unterfläche  die  Punkte  wahrnehmen  können,    welche  auf 

3 


18    

der  Oberfläche  zwischen  ihnen  stehen,  und  an  vielen  Stellen,  ganz  allein,  ohne  die  Linien 
vorkommen;  sie  fehlen  hier  eben  so  allgemein,  wie  die  Körnchen  an  der  Unterfläche  der 
Cali/menae  und  Phacops  -  Arien ,  denen  ül)rigens  die  beschriebene  Streifung  an  der  Un- 
lerfläche  ganz  ebenso  zukommt,  wie  sie  bei  Asaplius  und  Illaemis  gefunden  wird.  Man 
hat  nur  nicht  so  oft  Gelegenheit,  sie  zu  beobachten,  da  die  meisten  und  grade  immer  die 
schönsten  Exemplare  dieser  Gattungen  zusammengerollt  sind,  und  alle  Theile  der  Unter- 
fläche dem  Beobachter  entziehen.  ■ — 

Dies  ist  es,  was  ich  über  die  Beschaffenheit  des  Trilobiten- Panzers  mit  Sicherheil 
ermitteln  konnte.  Bei  den  Oleniden  vermuthe  ich  denselben  Bau  wie  bei  Asa-phitSf 
wenigstens  habe  ich  mich  von  einer  ganz  ähnlichen  Slreifung  der  Unterfläche  bei  ihnen 
überzeugen  kömien.  Auch  hat  bereits  Zenker  dieselbe  gesehen,  und  in  seinen  Figuren 
angedeutet,  z.  B.  Taf.  V.  Fig.  C.  D. 

§.  5. 

Wenden  wir  uns  nun  zu  den  formalen  Eigenschaften  der  Körperabschnitte  und  begin- 
nen diese  Betrachtung  mit  dem  Kopfe,  als  dem  ersten,  so  bemerken  wir  bald,  dass  der- 
selbe in  einem  grossen  parabolischen,  halbkreisrunden  oder  mondförmigen  Schilde  steckt, 
in  welchem  er  selbst  bloss  den  mittleren  und  deshalb  höher  gewölbten  Theil  einnimmt. 
Dieser  mittlere  Theil,  der  eigentliche  Kopf,  den  ich  fortan  Kopfbuckel,  (glabella 
nach  Dalman)  nennen  werde ,  ist  durch  eine  ihn  ringsum  bezeichnende  Furche  von  grösse- 
rer oder  geringerer  Tiefe  ziemlich  deutlich  abgesetzt,  stets  etwas  länger  als  breit,  vorn 
in  der  Regel  am  breitcsleii  und  hier  dicker,  höher  gewölbt  und  stärker  vorgequollen.  In 
vielen  Fällen  zeigen  sich  auf  der  ganzen  Anschwellung  Eindrücke,  die  von  der  sie  um- 
gebenden Furche  ausgehen  und  mehr  oder  weniger  weit  in  den  Buckel  eindringen,  bis- 
weilen (bei  Paradoxides  und  Oleiius)  selbst  zu  ganz  durchgehenden  Querfurchen  wer- 
den*). Höchstens  giebt  es  drei  solcher  Furchen  an  jeder  Seite,  welche  theils  gleiche, 
theils  ungleiche  Lappen  vom  Seitenraiide  des  Kopfes  abschneiden,  und  in  dem  letzteren 
Falle  bald  hinten  {Calymcne  Blumenbachii) ,  bald  vorn  (^Phacops  sclerops)  die  breitern 
Lappen  bilden.  In  andern  Fällen  fehlen  sie  ganz  {lUaeims),  oder  sind  bloss  als  leichte 
Vertiefungen  und  Ausbuchtungen  des  Kopfrandes  angedeutet  {Asaphus).     Neben  dem  milt- 


")  Wenn  man  diesem  Charakter  yieler  vollständig  erhaltenen  Olenideu,  dass  die  Furchen  ihres  Kopf- 
Jjuckels  durchgehende  Quereinschnürungen  sind,  trauen  und  für  allgemeines  Familienmerkmahl 
halten  darf,  so  gehören  mehrere  bisher  nur  in  nuTollkomraenen  Exemplaren  beobachtete  Formen 
mit  zu  ihnen.  Namentlich  scheint  deshalb  Trilob.  Sternbergü  (Taf.  III.  Fig.  7.),  welcher  dem 
Kopfl)au  nach  am  nächsten  mit  Olcnus  scarabaeoidcs  und  Triarlhrus  Bechii  (yielleicht  dasselbe 
Thier)  Terwandt  ist,  zu  den  Oleniden  gezählt  werden  zu  müssen. 


19    

leren  Kopfl)uckel  breitet  sich  dann  das  Kopfschild  aus,  ist  aber  in  der  Regel  nicht  ganz 
flach ,  sondern  ebenfalls  leicht  gewölbt,  so  dass  es  gegen  den  Umfang  mehr  oder  weniger 
absteigt  und  dadurch  eine  Höhlung  unter  sich  bildet.  Von  seinen  beiden  Rändern  ist  der 
vordere  stets  stärker  gekrümmt  als  '  der  hinlere ,  und  jener  oft  eine  sehr  spitze  Parabel 
oder  Hyperbel  (Isoldes),  während  der  hintere  bloss  einen  Kreisbogen  darstellt.  Letzte- 
rer wird  um  so  tiefer,  je  mehr  die  öfters  lang  zugespitzten  Seitenecken  hervorragen.  Der 
Saum  dieses  Kopfschildes  ist  thcils  flach  ausgebreitet  {Asaphus ,  Isolelcs)^  theils  ein 
deutlich  aufgoAvorfener  verdickter  Rand,  und  in  diesem  Falle  bald  scharfkantig  {Cafymene)^ 
bald  abgerundet  (^Phacops).  Gewöhnlich  pflegt  wenigstens  der  mittlere  Theil  des  Hinter- 
randes an  der  Stelle,  wo  er  den  ersten  Körperring  bedeckt,  verdickt,  aufgeworfen  und 
selbst  ringartig  abgesetzt  zu  sein  (^Jsaphits) ,  diese  Absetzung,  welche  ich  Gelenk- 
wulst isulcus  verlicnlls  Dalman's)  nennen  werde,  sich  aber  nach  beiden  Seifen  hin 
so  schnell  zu  verlieren,  dass  sie  kaum  über  die  Mitte  der  Seitenlappen  hinausreicht.  In 
anderen  zahlreicheren  Fällen  erstreckt  sich  der  Gelenkwulst  (lateinisch  —  spirri)  in 
der  Mitte  des  Hinterrandes  gleichmässig  stark,  doch  deutlich  von  dem  mittleren  Theile  ab- 
gesetzt, bis  zu  den  Seitenecken,  geht  um  diese  herum,  und  setzt  sich  am  ganzen  Vor- 
derrande hin  fort,  hier  öfters  noch  viel  höher,  stärker  und  abgesetzter  auftretend  als  am 
Hinterrande  (Calymcney  Phacops).  Alle  diese  Unterschiede  sind  ziemlich  konstante  Gat- 
tungs-  oder  Gruppenmerkmahle ,  und  bedürfen  daher  einer  sorgfältigen  Beobachtung;  ganz 
besonders  aber  gilt  dies  von  den  Seiteneindrücken  des  eigentlichen  Kopfes,  da  dieselben 
wahrscheinlich  nicht  blosse  Zierden  sind,  sondern  mit  der  Organisation  des  Mundes  in 
Beziehung  stehen  dürften.  Man  findet  nehmlich  bei  Gliederthieren  gewöhnlich  an  den 
Stellen  des  Panzers  Anschwellungen  und  Auftreibungen,  wo  sich  inwendig  starke  Muskehi 
an  ihn  ansetzen,  und  es  könnten  daher  leicht  die  zwischen  den  Quereindrücken  befindli- 
chen Erhöhungen  von  solchen  Anheftungen  der  Kiefermuskeln  herrühren,  aus  ihrer  Menge 
sich  also  ein  Schluss  auf  die  Anzahl  der  Kiefer  machen  lassen.  Hiergegen  scheint  freilich 
der  Umstand  zu  sprechen,  dass  die  Organisation  des  Mundes  innerhalb  einer  natürlichen 
Gruppe  der  Gliederthiere  keinen  grossen  Veränderungen  zu  imterliegen  pflegt,  bei  den  Tri- 
lobiten  aber  die  Eindrücke  am  Kopf  so  sehr  verschieden  sind ;  aUein  dieser  Einwurf  Hesse 
sich  dadurch  entkräften,  dass  man  für  die  Formen  mit  mangelnden  Eindrücken  eine 
grössere  Festigkeit  und  Dicke  des  Panzers,  oder  eine  schwächere  Entwickelung  der  Mus- 
kulatur, annähme,  durch  welche  das  Sichtbarwerden  der  Muskeleindrücke  verwischt  oder 
ganz  verhindert  worden  wäre.  Und  in  der  That  scheinen  die  Gattungen,  denen  solche 
Eindrücke  fehlen  {llluemis^  Asnphus  und  einige  P/j«rop5- Arten),  einen  sehr  kräftigen 
dicken  Panzer  zu  besitzen,  wahrend  derselbe  bei  den  Oleniden,  welchen  immer  Ein- 
drücke  zukommen,  entschieden  dünner  war  und   deshalb  ganz  verlohren  ging.     Hieriij)ep 

3  - 


—  so   

iiuless  niil  jSiclicrheil  zu  cutscheiden,  erlauben  die  wenigen  positiven  Tliatsachen  nicht, 
welche  vom  Bau  des  Mundes  der  Trilobiten  vorliegen;  wir  müssen  uns  vielmehr  damit 
begnügen,  auf  die  Mügliclikeit  des  einen  oder  des  andern  Organisalionsverhällnisses  hin- 
gcAviesen  zu  haben.  — 

§.  6. 

Bei  weitem  sicherer  ist  die  Zahl,  Stellung  und  Bildung  der  Augen  zu  ermitteln,  und 
daher  auch  grösslenlheils  schon  erkannt.  Indess  finden  sich  in  den  hierüber  vorhandenen 
Kenntnissen  noch  manche  Lücken,  was  aufFallend  ist,  da  doch  die  positiven  Wahrnehmun- 
gen eine  vollständige  Darstellung  möglich  machen.  — 

Bei  allen  Trilo])iten,  deren  Augen  sich  bestimmt  erkennen  lassen,  sieht  man  sie  un- 
ter der  Form  von  mehr  oder  weniger  erhabenen  Anschwellungen  neben  dem  Kopfe,  ziem- 
lich auf  der  Mille  des  von  ihm  ausgehenden  seitlichen  Schildtheiles.  Sie  treten  hier  als 
Stücke  einer  Kugelfläche  oder  Kegelzone  unter  einem  halbkreisförmigen  Vorsprunge  (dem 
Augendeckel)  der  hornigen  Kopfbedeckungen  hervor,  welcher  von  der  später  zu  be- 
schreibenden Schläfen-  oder  Stirnnalit  gebildet  wird,  und  füllen  eigentlich  eine  Lücke  aus, 
die  an  der  bezeichneten  Stelle  zwischen  den  beiden  gegenüber  liegenden  Rändern  der 
Naht  sich  befindet.  Ist  diese  Lücke  beträchtlich,  so  ragt  das  Auge  als  ein  halber,  oben 
abgestutzter  Kegel  hervor;  ist  sie  geringe,  so  bildet  es  eine  schmale  mondförmige  An- 
schwellung, welche  bei  einigen  Arten  so  schwach  ist,  dass  sie  sich  kaum  über  die  ne- 
ben ihr  befindliche  Fläche  des  Kopfes  erhebt.  Solche  Trilobiten  hat  man  für  blind  gehalten, 
und  dies  bei  Oh-nus ,  welche  Galtung  die  erwähnte  Bildung  besitzt,  mit  als  Gattungscha- 
rakter angesprochen.  Massig  gewölbte,  mondförmige  Schwielen  sind  die  Augen  der  Il~ 
laeni,  als  höher  angeschwollene  Höcker  oder  Ilalbkugeln  erscheinen  sie  bei  Asaplnis, 
Calymcne  und  Phacops.  —  Während  nun  bei  den  übrigen  Gattungen  die  äussere  Ober- 
fläche der  Augen  durchaus  glatt  und  selbst  stärker  geglättet  ist,  als  die  benachbarte  Ilorn- 
decke,  £0  erscheinen  bei  Phacops  statt  ihrer  auf  der  ganzen  Oberfläche  kleine  halbkug- 
lige  Erhabenheiten  in  regelmässiger  Anordnung,  deren  schmale  Zwischenräume  sich  zu 
WTilstartig  angeschwollenen  Einfassungen  der  llall)kugcln  geslalten.  Deshalb  pflegt  man 
die  Augen  der  Trilobiten  als  nach  zwei  verschiedenen  Typen  gebildete  darzustellen,  und 
ersteren  eine  glatte,  letzteren  eine  fazettirte  Horiduuit  zuzuschreiben.  — 

Diese  von  allen  früheren  Beobachtern  gehegte  Ansicht  muss  ich  entschieden  für  un- 
richtig hallen,  eines  Theils  Aveil  es  keine  einzige  noch  lebende  Familie  der  Gliederlhiere 
giebl,  in  welclier  die  zusammengesetzten  Augen  nach  zwei  verschiedenen  Typen  gebildet 
wären ;  andern  Theils  aber  auch ,  weil  die  BeschafTenheil  der  Fazelten  bei  Phacops  ganz 
verschieden  ist  von  der  bei  den  Gliederthieren  mit  fazetlirter  Hornhaut  herrschenden  Bildunij-s- 


—  «1  — 

weise.  Ich  bin  vielmehr  der  Meinung,  tlass  alle  Tnlobileu  zusamraeng'esetzte  Augen 
mit  glatter  Hornhaut  besassen,  und  dass  die  letztere  bei  denjenigen  Galtungoii 
bloss  verlohren  gegangen  ist,  bei  welchen  wir  Fazelten  in  ihr  wahrzunehmen  glauben. 
Zu  dieser  Annahme  berechtigt  mich,  in  Ue])creinslinimung  mit  den  beiden  vorher  angege- 
benen Gründen,  die  Thalsache,  dass  die  Hornhaut  der  meisten  Trilobitcn  wirklich  glalt  ist, 
und  dass  der  Bau  des  Auges  derjenigen  Trilobitcn ,  welchen  man  eine  fazeltirte  Hornhaut 
zuschreibt,  ganz  so  sich  verhält,  wie  er  sein  muss,  wenn  auch  ihre  Augen  eine  ver- 
lohren gegangene,  einfache  glatte  Hornhaut  besassen.  Es  scheint  daher  hier  der  Ort  zu 
sein,  den  Bau  der  zusammengesetzten  ilugen  mit  einfacher  glatter  Hornhaut  näher  zu 
erörtern.  — 

§.  7. 
Bereits  vor  acht  Jahren*)  habe  ich  den  T^'pus  dieser  Augenform,  auf  welche  J. 
Müller  zuerst  hinwies  **) ,  an  dem  grössten  lebenden  Repräsentanten  derselben ,  dem 
Branchipus  slagncdis,  ausführlich  beschrieben,  und  gezeigt,  dass  dessen  Auge  aus  vier 
aufeinander  folgenden  Schichten  verschiedenartiger  Beslandlheile  bestehe.  Die  äusserste 
Schicht  ist  eine  glatte,  homogene,  durchsichtige  Hornhaut.  Unter  ihr  liegt  eine  fazettirte 
Haut,  welche  in  einer  klaren  Su])slanz  etwas  dunklere,  festere,  kreisförmige,  gleichgrosse 
Fensterchen  regelmässig  auf  die  Weise  vertheilt  enthält,  dass  um  jeden  Ring  6  andere 
in  gleichem  Abstände  sich  herumlagern.  Die  dritte  Lage  des  Aug-es  besteht  aus  den  ei- 
förmigen ,  Haren ,  sehr  festen  Linsen,  von  denen  jede  hinter  einem  der  beschriebenen 
Fensterchen  liegt,  die  Wand  desselben  mit  ihrem  stumpferen  Ende  berührt  und  mit  dieser 
gewölbten  Fläche  etwas  in  die  Höhe  hebt.  Die  vierte  Lage  besteht  aus  einem  länglich 
kolbigen  Glaskörper,  welcher  mit  seinem  obern  dickern  Ende  das  spitzere  Ende  der 
eiförmigen  Linse  umfasst  und  durch  eine  zarte  ihn  umgebende  Haut  eingehüllt  ist.  Eine 
Fortsetzung  dieser  Haut  überzieht  auch  die  Linse  und  setzt  sich  an  den  verdickten  Rand 
des  Fensterchens  vor  jeder  Linse  an.  Hinter  dem  Glaskörper  folgt  alsdann  das  dunlde 
Pigment  als  die  Hauptmasse  des  ganzen  Auges,  durch  welches  die  Sehnervenfasern  zu 
den  einzelnen  Aeugelchen  sich  begeben  und  an  den  Grund  des  Glaskörpers  sich  anleh- 
nen, indem  ihre  Scheiden  in  die  erwähnten  Scheiden  der  Glaskörper  und  der  Linsen  über- 
gehen und  durch  diese  sich  gleichfalls  an  die  fazeltirte  zweite  Haut  anheften  **'■''). 


'■')  J.  MüLLER's  Archiv  für  Phjs.  vergl.  Auatom.  u.  wisseuscLafÜ.  Med.    Jahrg.  1835.   529  u.  G13. 
■»■•)  Meckel's  Archiv  etc.     1829.    S.  38  flgd. 
*"")  Vgl.  die  schematische  Figur  4.  Tai.  VI.  und  deren  Erklärung. 


—  Ä«  — 

Diese  auf  die  Triloblteu  mit  glatter  Hornhaut  völlig  anwendbare  Darstellung*)  des 
Auges  zeigt  mm,  dass  der  Verlust  der  äusseren  glatten  Hornhaut  sofort  das  Hervortreten 
einer  fazettirten  Hornhaut  bedingt  **) ,  und  dass  wir  also  bei  Phacops  bloss  annehmen 
dürfen,  ihre  Hornhaut  sei  verletzlicher  gewesen,  als  die  der  übrigen  Trilobiten,  um  deren 
fazellirle  BeschafTeniieit  zu  erklären.  Auch  hierzu  liefern  uns  die  Organisationsverhältnisse 
noch  lebender  Gallungen  hinreichende  Gründe  an  die  Hand.  Es  ergiebt  nehmlich  das  Stu- 
dium aller  mit  glatter  Hornhaut  begabten  Krebse,  denn  nur  bei  solchen  Gliederthie- 
ren  finden  sie  sich,  die  wichtige  Tiiatsache,  dass  die  Anzahl  der  einzelnen  Aeugelchen 
mit  der  Grösse  des  ganzen  Auges  keinesweges  abnimmt,  sondern  dass  die  einzelnen 
Aeugelchen  ebenfalls  kleiner  werden,  ihre  Menge  aber  ziemlich  dieselbe  bleibt,  oder  gar 
mit  der  Kleinheit  des  ganzen  Auges  wächst.  Zugleich  verdünnt  sich  die  Hornhaut  mit 
der  Grösse  des  Auges ,  verdickt  sich  mit  der  Kleinheit,  so  dass  sehr  grosse  Augen  mit 
glatter  Hornhaut  eine  dünne,  sehr  kleine  aber  eine  dickere  festere  corne«  besitzen***). 
Nun  hat  alier  Phacops  unter  allen  Trilobiten  relativ  die  grössten  Augen,  mithin  auch 
die  grösslen  Linsen  und  die  zarteste  Hornhaut;  eine  Thatsache,  die  entschieden  fest  steht, 
und  den  Mangel  des  glatten  Ansehns  der  Augen  dieser  Gattung  hinreichend  erklärt.  Un- 
terstützt wird  übrigens  die  Wahrheit  dieser  Ansiclit  noch  dadurch,  dass  bei  allen  Krebsen 
und  den  meisten  Gliederlhieren  mit  fazellirter  Hornhaut  die  Fazetten  unmittelbar  an  einan- 
der stossen,  keine  freien  Zwischenräume  lassen  und  einzeln  weit  weniger  gewöll)t  sind, 
als  bei  Phacops.  Das  Auge  letzterer  Gattung  könnte,  wenn  es  eine  fazettirte  Hornhaut 
besässe,  bloss  mit  den  Augen  einiger  Nachtinsekten,  z.  B.  der  Reduvien,  oder  einiger 
Parasiten,  z.  B.  der  Rhiphidopteren,  verglichen  werden,  bei  welchen  grössere,  stärker 
gewölbte  und  etwas  entfernt  von  einander  stehende  Fazetten  sich  finden;  oder  man  niüsste 
es  für  ein  Aggregat  einfacher  Augen  erklären,  wogegen  doch  immer  seine  eigenthümliche, 
in  sich  selbst  begrenzte  Form  spräche.  Aggregate  einfacher  Augen,  wie  sie  bei  den 
Myriopoden  und  einigen  Isopoden  vorkommen,  bestehen  indess  immer  aus  einer  ge- 
ringeren Anzahl  von  Aeugelchen,  während  die  Zahl,  welche  bei  Phacops  vorkommt,  eine 


*)  Yergl.  QuENSTEDT  in  Wiegmann's  Arcliiv  f.  Naturgesch.   Jalir^.  1837.    I.   340.;  wo  der  Bau  des 

Trilobiten- Auges  mit  glatter  Hornhaut  richtig  erkannt  und  gestjiildert  ist.  — 
*■')  lu  Jou.  MüLLER's  eben  erwähnter  Schilderung  vermisst  man  die  fazettirte  Haut  und  die  Glas- 
körper. Man  darf  aber  daraus  nicht  folgern ,  dass  sie  in  einzelnen  Augen  fehlten ,  sie  haben 
sich  vielmehr  nur  liei  jener  ersten  Untersuchung  dem  Beohachter  entzogen ,  und  finde«  sich  wohl 
bei  allen  Gliederlhieren  mit  der  bezeichneten  Angenform. 
■*'•■')  Man  vergleiche  in  diesen  Beziehungen  z.  B.  die  Gattungen  Bratichipus  und  Apus ,  oder  Polij- 
phemus  und  Daphnia  mit  einander. 


«3    

sehr  beträchtliche  ist  *).  Ich  glaube  hiermit  die  Richtigkeit  meiner  Behauptung,  dass  diese 
Gattung  ebenso  gut,  wie  alle  anderen  Trilobiten,  eine  glatte  Hornhaut  besass,  nachgewie- 
sen zu  haben,  und  schliesse  damit  die  Erörterung  des  Auges  der  Trilobiten,  weil  nach 
Darstellung  seines  Baues,  wie  er  ist,  nichts  mehr  zu  sagen  bleibt.  Höchstens  könnte  ich 
noch  auf  das  häufige  wirkliche  Felilen  der  Hornhaut  und  Linsen  bei  Calymcne  Blumen- 
hachü  hinweisen,  und  den  Mangel  der  letzteren,  welcher  wegen  der  geringen  Grösse 
eintreten  musste,  als  Beweis  für  meine  Ansicht  hervorheben.  Sie  waren  hier  zu  klein 
und  die  sie  einschliessenden  Hüllen  zu  zart,  als  dass  sie,  nach  Verlust  der  schützen- 
den Hornhaut,  mit  petrificirt  werden  konnten.  — 

§.  8. 
Wir  kehren  nun  zu  der  bereits  erwähnten  Gesichtslinie  oder  Schläfennaht 
{linea  facialis,  sutura  temporal Is)  zurück ,  und  verfolgen  deren  hauptsächlichste  Ver- 
schiedenheiten. Dass  sie  ein  Gemeingut  aller  Trilobiten  sei,  erleidet  nach  meinen  Unter- 
suchungen keinen  Zweifel ;  auch  bei  Paradoxides  und  Olenus  ist  sie  vorhanden.  In  der 
Regel  wird  sie  am  Vorderrande  des  gemeinschaftlichen  Kopfschildes  zuerst  erkannt,  und 
zwar  in  einer  massigen  Entfernung  von  dessen  Mitte,  so  dass  beide  Linien  etwas  mehr, 
als  der  Querdurchmesser  des  Kopfbuckels  an  seiner  breitesten  Stelle  beträgt,  von  einan- 
der entfernt  bleiben.  Aber  bei  Ogygia .  Phacops ,  Homulouoliis  und  Jsaphus  ziehen 
sich  die  Schläfemiähte  am  Vorderrande  bis  zur  äussersten  Spitze  des  Kopfschildes  hin  fort, 
und  gehen  hier  unter  einem  Bogen  oder  Winkel  in  einander  über.  Bei  den  übrigen  Gat- 
tungen biegen  sie  sich  auf  die  untere  Seite  über  den  vordem  Kopfrand  bin  um,  und  enden 
in  dem  Rande,  welcher  das  Kopfschild  von  dem  Munde  sondert.  Etwas  nach  hinten  con- 
vergirend  nähern  sie  sich  nun  vom  Rande  aus  dem  Kopfbuckel  bis  zu  der  Stelle,  wo  die 
Augen  stehen,  beschreiben  hier  den  schon  erwähnten,  nach  aussen  gebogenen  Lappen 
über  dem  Auge  (operciihim  ocrdPl ,  und  ziehen  sich  hinter  demselben  wieder  mehr  nach 
aussen ,  um  den  Rand  des  ganzen  Kopfschildes  an  einer  zweiten  Stelle  zu  erreichen.  Der 
Punkt,  wo  dies  geschieht,  ist  sehr  verschieden  gelegen,  und  findet  sich  theils  am  hintern 
Kopfrande,  theils  selbst  am  äusseren.  Für  jede  Galtung  ist  dieser  Punkt  ein  bestimmter, 
aber  anderer,  und  es  bezeichnet  in  dieser  Beziehung  Paradoxides  das  eine  Ende  der  Formen- 
reihe, Phacops  das  andere.  Bei  Paradoxides  liegt  nehnilich  der  Endigungspunkt  dem  Arti- 
kulationswulst des  Kopfschildes  viel  näher,  als  dem  Seitenrande,  und  beide  Endpunkte  der 
Naht  sind  von  einander  nur  ebensoweit  entfernt,  wie  die  Augen  unter  sich.  Bei 
Illaenus  ist  zwar  das  letztere  Verhältniss  auch  noch  vorhandt^n ,    aber  wegen  des  grossen 


*)  An  jedem  Ange  von  Phacops  arachnoidcs  zäliUe  ich  162  Linsenhalbkngeln. 


«9 


4 


AbslanJcs  beidor  Augen  von  einander,  ist  die  Entfernung  der  Nahlcnden  von  der  Mittel- 
linie viel  grösser  als  von  dem  Seilenrande.  Beide  Gattungen  haben  indess  in  der  Haupt- 
riclitung  einander  parallele  hintere  Nalitenden ;  hei  allen  übrigen  aber  divergiren  sie.  Diese 
Divero-enz  ist  bei  Ogi/gia.  Jsnjylms,  Paradoxides  gibbosus  und  Cahjmene  concinna,  Ar- 
ten die  den  Gallungen  nicht  angehören,  deren  Namen  sie  führen,  am  geringsten,  indess 
doch  so  gross,  dass  die  Blilte  jedes  Seitenlappcns  des  hinteren  Kopfrandes  nach  aussen 
zu  überschrilten  wird;  steigert  sich  bei  Calymene  Bhimcnbachn  mid  den  übrigen  wirk- 
lichen Arten  dieser  Gattung  bis  zum  unmittelbaren  Auslaufen  in  die  Ecke  des  Kopfschil- 
des selbst,  inid  geht  bei  Fhacops  sogar  auf  den  äusseren  Rand  des  Kopfschildes  über, 
Avie  dies  sclion  Dalman  bei  Ph.  scicrops,  seiner  Calymene  sdcrops  (Taf.  II.  Fig.  1.  d.),  ab- 
gebildet hat.  In  diesem  Falle  besc]u-eil)en  die  beiden  Nalitenden  zusammen  ihrer  Haupl- 
richtung  nach  so  ziemlicli  eine  einzige,  der  Längendimension  des  Körpers  rechtwinkelig 
enlfeo-engcsetzle  gerade  Linie,  und  sind  also  um  90"  von  der  bei  Paradoxides  und 
lUaemis  vorhandenen  Richtung,  als  dem  andern  Extrem,  entfernt.  Es  leuchtet  ein,  dass 
ein  so  konstanter  und  gesetzmässigcr  Verlauf  zu  sicheren  Gattungscharakteren  sich  ganz 
besonders  eignen  müsse.  —  Ausser  dieser  allen  Trilobiten  eigenen  Schläfennaht  habe  ich 
noch  eine  zweite  wirkliche  Naht  am  Kopfpanzer  walu'genonimen,  die  von  den  meisten  Schrift- 
stellern übersehen  worden  ist*).  Sie  findet  sich  bloss  bei  den  Gattungen  Calymene  und 
lllaemis  gleicli  unter  der  oberen  Kante  des  vordem  Umschlages,  auf  dessen  nach  unten 
gewendeler  Seite,  und  verbindet  die  beiden  über  diesen  Umschlag  etwas  geneigt  nach  in- 
nen verlaufenden  Theile  der  Schläfennaht.  Sie  ist  ülirigens  nur  bei  sehr  gut  erhaltenen 
Exemplaren  aufzufinden,  hier  aber  ganz  deutlich,  und  keinesvveges  bei  Calymene  bloss  in 
der  beschriebenen  granulösen  Oberhaut,  sondern  auch  in  der  darunter  liegenden  zweiten 
Panzerlage  vorhanden.  Bei  allen  anderen  Gallungcn  konnte  ich  von  dieser  zweiten  oder 
Randnaht  (^sulura  inarginalis')  keine  Spur  entdecken,  und  muss  daher  annehmen,  dass 
sie  diesen  Galtungen  fehle**).  Icli  finde  überhaupt,  dass  in  der  Zusammensetzung  des 
Kopfpanzers  bei  den  Trilobiten  drei  ganz  verschiedene  Typen  angetroffen  werden,  deren 
hauptsächlichste  Unterschiede  darin  bestehen,  dass  dieser  ganze  Panzer,  so  weit  wir  ihn 
kennen,  aus  2,  3  oder  4  Stücken  bestehen  kann. 

Im   ersten  Falle  gehen  die  Schläfemiähte   gar  nicht  auf  die  untere  Seite  des  Kopf- 
schildes über,  sondern  laufen  am  Vorderrande  desselben' fort,   und  treffen  hier  zusammen, 


*)  In  BucKLAND's  Fig.  3.  Taf.  46.  und  Murchison's  Figur  7.   Taf.  7.  ist  sie  angegeben. 
**;  Herr  Emwrich   spricht  iu  seiner  „Dissertatio   de  Trilobi/is"   (Berol.  ISSü.   8.)   pag.  8.  anch 
von    2  füllten  am  Kopfscliilde ,  ])esclireil)t  al)cr  mir  die  Sclililfennaht  genauer,   die  zweite   (quae 
parietn  inferiorem  a  snperiore  separat)  bezeichnet   er  bloss  mit  diesen  Worten.     Ich  habe  sie 
nirgand  am  ganzen  Umfange  des  Kopfpauzers  gesehen. 


«5    

so  diiss  beide  nur  die  verschiedenen,    nach  links  und  rechts  gehenden,  Richtungen  einer 
Naht  sind.     Diese  Bildung  henierke  ich  hei  Ogt/gia,  Phacops,  yisaphus  e.Tpansus\YMlL. 
uiid  allen   sluinpfköpfigen  Arten  dieser  Gattung,    so  weit  ich  sie  ufttersuchen  konnte.     Bei 
y/.9.  cxpansiis,  A.  faevi'reps  und  yl.  (Ntteiis)  annadillo  erfolgt   dieser  Ue])ergang,   wie 
bei  Ogi/gia  und  Phacops,    unter  einem   naiie    am  Vorderrande   verlaufenden  Bogen;    bei 
As,  rnnt'ceps,   A.  anguslij'rons  und  A.  cxlemudus  degegen  unter  einem  scharfen,  mehr 
oder   weniger   spitzen  Winkel.     -Nie    konnte   icli    eine  von  dieser  Spitze  ausgehende  Naht, 
welche  die  untere  Panzerfläche  halbirt  hätte,   mit  Sicherheit   erkennen;    indess  Pander  hat 
sie   gefunden  und   für   die  Trennungslinie    seiner    Seitenkiefer   gehalten    (vergl.  Taf.  4.   B. 
seiner  Schrift).     Es  besteht  demnach  der  ganze  Kopfpanzer  bei  diesen  spitzköpfigen  Asn- 
phis  ebenfalls  aus   drei  Stücken,   einem  oberen  inneren,   den  Kopfbuckel  bedeckenden, 
welches  ich  Mittelschild  (scntuvi  centrale)  nenne,  und  zweien  oberen  äusseren,  wel- 
che zugleich  auf  die  Unterseile  übergehen  und  diese  bilden,  so  weit  wir  sie  kennen.    Ich 
"neinie  sie  R  a n  d  s  c  h i  1  d  e  r  {scula margimdia)  oderW  a n  g e  n s  c lii  1  d  e  r  {scida  temporaliu). 
Im   zweiten  Falle   gehen    die   beiden   Schläfennähte    über  den  vordem  Rand   des 
Kopfes  fort,  und  erreichen  getrennt  denjenigen  untern  Rand  des  Kopfschildes,  welcher  die 
später  zu  beschreibende  Mundgegend  unifasst  und  vom  Kopfpanzer  abschneidet.     In  diesem 
Falle  geht  also  auch  das  vordere  Ende   des  Mittelschildes  auf  die   untere  Seite  über  und 
wir  haben   drei    Schilder   am  Kopfpjmzer,    ein  einfaches  Mittelschild    und   zwei  Rand- 
schilder.   Zu  dieser  Gruppe  gehören  dieOleniden.     Bei  ilmen  nimmt  das  Mittelschild 
nur  den  mittleren  Theil  beider  Ränder  ein,  und  die  ganzen  Seilentheile  füllen  die  Rand- 
Schilder  aus. 

Im  dritten  Falle  verlaufen  die  beiden  Schläfennähle  ebenfalls' ^anz  getrennt,  errei- 
chen hinten  genau  die  Ecke  des  Kopfpanzers,  werden  aber  vorn  unter  dem  aufgeworfenen 
Rande  dieses  Panzers  durch  eine  Quernaht  verbunden,  wclclu3  ein  hier  befindliches,  vor 
der  JMundgegcnd  gelegenes  Stück  der  unlern  Panzerlläche  abschneidet,  so  dass  dadurch 
vier  Stücke  entstehen,  ein  Mittelschild,  zwei  Randschilder  und  ein  vor  dem  Munde  ge- 
legenes, welches  ich  Schnautzenschild  {seid,  roslrcde)  nenne,  so  wie  die  dasselbe 
absondernde  Naht  die  Schnautzennaht  {suturu  roslralis).  Eine  solche  Bildung  ist  bei 
Cahjmene  und  Illaenus  anzutreffen.  ^ 

So  viel  von  diesen  Nähten  des  Kopfpanzers;  ich  habe  nur  noch  zu  bemerken,  dass 
sicii  ähnliche  Verbindungen  der  PanzerstUcke  durch  Nähte  bei  keinem  einzigen  noch  le- 
benden Krebse,  sondern  bloss  bei  wahren  Insekten  der  Jelztwelt,  nachweisen 
lassen,  dieselben  also  eine  höchst  merkwürdige  und  wichtige  Eigenthümlichkeit  des  Trilo- 
bitenpanzers  ausmachen.  Wir  werden  später  sehen,  dass  sie  auch  an  allen  anderen 
Panzergürleln  oder  Schildern  der  Trilobiten  nicht  wieder  vorkommen.    Ueber  ihren  eigent- 


2&    

liehen  ZAVeck    lässl  sich   ohne    genaue  Beobachtung   lebender   Geschöpfe   nichl_  gut   elwas 
Befriedigendes  äussern.     Schwerlich  ist  Hrn.  Pakdek's  Meinung  (S.  117.)  begründet,  dass 
in  dieser  Naht   »der  Zusammenhang   der  Theile  vollkommen  aufgehoben  sei"  und  sie  im 
lebenden  Zustande  des  Thieres  dazu  gedient  habe,  die  Seitenschilder  von  dem  Mittelschildc 
zu  entfernen ,  um  einen  nach  Willkür  des  Thieres  veränderlichen  Abstand  beider  von  ein- 
ander zu  erlauben ;   denn  eine  so  grosse  Beweglichkeit  finden  w  ir  heutzutage  bei  Glieder- 
Ihieren,   deren  Panzerstücke  durch  Nähte  verbunden  sind-,    keinesweges,   vielmehr  ist  die  . 
Beweglichkeit   der   Platten    gegen  einander   stets   nur   sehr  gering,    und  eine  beträchtliche 
Entfernung  der  Nahtränder  von  einander  schon  deshalb  unmöglich,  weil  eine  weiche  Binde- 
haut vom  Rande   der   inneren  Nahtkanten  ausgeht,    und   beide  Nahtränder  innig  vereinigt. 
Daher  können  durch  Nähte  verbundene  Skeletlheile  der  Gliederthiere  höchstens  etwas  ge- 
gen einander  verbogen,  nie  aber  beträchtlich  von  einander  entfernt  werden.     Wahrschein- 
lich erlaubte  die  Gesichlsnaht  der  Trilobiten  ebenfalls  eine  solche  leichte  Biegung  der  Sei- 
tenschilder gegen  das  Mittelschild,  und  mochte  dazu  dienen,  den  Raum  unter  dem  Kopf-' 
Schilde  während  des  Zusanunenzügelns   mehr   zu  wölben,    damit  für   die  dann  unter  dem 
Kopf-   und    Schwanzschilde    versteckten   Füsse  die   erforderliche  Höhe    gewonnen    werde. 
Denn   dass    es    darauf  abgesehen  Avfn-,   beim  Zusammenkugeln    der  Trilobiten  alle  unteren 
Theile  möglichst  genau  unter  dem  Kopfpanzef    zu   verstecken,    bezeugt   die  innige  Einfü- 
gung  der  Seitenlappen   tfer  Rumpfglieder  in  einem  ausschnitt  an   der  hinteren  Ecke 
des  Wangenschildes.    Ein  solcher  befindet  sich  nehmlich  auf  der  unteren  Seite  der  genann- 
ten Ecke,   gleich  hinter  dem  äusseren  Rande  besonders  deutlich  bei  den  Gattungen  .-^s«- 
phus  und  Illacnus,   schärft  den  Rand,    welcher  bis  zu  ihm  dick,   breit   und    abgerundet 
ist,    sichtbar   zu  und  'verursacht  dadurch  eine  der  scharfen  Kante   parallellaufende  Vertie- 
fung im  Rande  selbst,  die  zur  Aufnahme  des  unteren  Endes  der  letzten  Seitenlappen  vor 
dem  Schwanzschilde   bestimmt  ist,    wenn   sich  der  Trilobit  zusammenkugelt.     Es  befindet 
sich  nehmlich  die  Achse,  um  welche  sich  das  Thier  kugelt,  ziemlich  genau  an  der  Stelle, 
wo  die  beiden  dem  Seiten— und  Hinterrande  der  Wangenschilder  parallellaufenden  Furchen 
vor   der   Hinterecke   zusammentreffen,   und   ebenso    weit   pflegen   sich   auch  die  untersten 
Enden  der  Seitenlappen  der  Rumpfglieder  unter  dem  Kopfschilde  zu  verstecken.     Zu  ihrer 
Aufnahme  dient  dann  der  beschriebene  Ausschnitt  hinter  dem  Rande  und  zeigt  an,  dass  ein 
Trilobit,  der  ihn  hat,  sich  zusammenkugeln  könne.     Umgekehrt  werden  wir  aber  nicht  gut 
aus  dem  Mangel  des  Ausschnittes  folgern  dürfen,  dass  ein  solcher  Trilobit  sich  nicht  zusam- 
menkugeln könne.     Zwar  habe  ich  ihn  bei  allen  Oleniden  stets  vermisst,  auch  niemals 
Spuren  von  Zusaramenkugelungsvermögen  bei  eben  diesen  Trilobiten  wahrgenommen ;  allein 
ebenso  wenig  konnte  ichv jenen  Ausschnitt  bei  Phacops  und  Cahjmene  entdecken.  — 


8^    

§.  9. 

Es  bleiben  nun  von  den  vorbandenen  Theilen  des  Triloblteii- Kopfpanzers  »och  die- 
jenigen Rcsle  zu  untersuchen,  welche  man  auf  seiner  unteren  Fläche  hinler  dem  Rande 
und  olTonbar  vor  'dem  Munde  wahrgenommen  hat.  Der  erste,  welcher  diese  Gegend  dis 
Kopfes  bei  Ofenus  Tessiiii  Dalm.  beobachtete,  war  Waiilenber«;  er  hielt  sie  indess  für 
den'  Abdruck  der  Oberseite  einer  anderen  Art  und  beschrieb  sie  als  Eulomoslracites 
bucephdlus.  (S.  37.  10.  Taf.  1.  Fig.  6.  seiner  Schrift.)  Nach  ihm  Avurde  dieselbe  Ge- 
gend von  Stokes  bei  Isoldes  gi'gns  (seinem  Asafh.  plafi/cephalus^  und  von  Eichwald 
bei  Asuplms  erpnnsus  Wahl,  (seinem  Cryplonymns  Pandcr!)  gesehen  und  abgebildet, 
allein  nicht  gehörig  beachtet.  Dasselbe  gilt  von  Pander,  dessen  Darstellung  zwar  aus- 
führlicher ist,  aber  ohne  alle  richtige  Würdigung  dessen,  was  diese  Theile  bedeuten*). 
Erst  Sars  erkannte  sie  für  das,  was  sie  sind,  nehmlich  die  untere  Anschwellung  des 
Kopfes  vor  dem  Munde,  und  beschrieb  sie  als  solche  bei  den  Gattungen  lUaenus  und  Asa- 
phus.  (Isis.  1835.  S.  340.  Taf.  9.)  Ich  selbst  habe  diese  Gegend  bisher  nur  bei  Pura- 
doxides  vollständig  gesehen,  bei  Asaphiis  und  lUuenus  indess  so  weit  aufgefunden,  dass  ich 
an  ihrer  Anwesenheif  und  der  Richtigkeit  jener  früheren  Al)bildungen  nicht  zweifeln  kann. 
Auch  würde  dafür  schon  genugsam  die  grosse  Uebereinstimmung  in  den  Figuren  der  4 
nicht  mit  den  Arbeilen  ihrer  Vorgängesr  bekannten  Schriftsteller  sprechen.  —  Folgendes 
ist  die  beobachtete  Bildung.  — 

Gleich  hinter  dem  verdickten  Vorderrande  des  Kopfschildes,  demselben,  welchen  Paeder 
Seitenkiefer  nennt ,  zeigt  sich  eine  .massig  gewölbte  Anschwellimg ,  welche  in  Grösse  und 
Umfang  so  ziemlich  dem  vordersten  Theile  des  Kopfes  auf  der  Oberseite  entspricht.  Sie 
ist  mit  dem  vorderen  Kopfrande  innig  verbunden  gewesen,  und  gewiss  nicht  frei  beweg- 
lich ,  wie  Pakder  in  Folge  ihrer  abgesonderten  Lage  bei  einzelnen  Individuen  vermuthet. 
(Vgl.  Taf.  IV.  B.  Fig.  3.  4.  seiner  Schrift).  Von  vorn  zieht  sie  sich  mit  ein  Paar  seitlichen, 
mehr  oder  minder  deutlich  vom  minieren  gelrennten  Lappen  am  bezeichneten  Rande  nach 
aussen  hin  fort,  und  endet  hier  mit  einem  langen,  spitzeren  minder  gewölbten  Vorsprunge. 
Nach  hinten  findet  sich  hei  Purndoxides  ein  auswärts  gebogener,  etwas  aufgeworfener  Rand 
und  davor  jederseits  eine  beträchtliche ,  schiefe  Vertiefung.  Bei  Asaphus  und  IlUtemts 
ist  dagegen  dieser  Rand  tief  ausgebuchtet  und  stark  zweilappig.  Bei  allen  dreien  zeigen 
sich  auf  der  ganzen  Oberfläche  dieselben  eingerissenen  concenlrischen  Linien,  welche  die 


*)  Pander   sielit   darin,    Tvie   in    den   umgeschlagenen  Seilenrilndern   des   Kopfes,   Kiefer  wnd   nennt 
letztere  Seitenkiefer,  die  mittlere  AnschV^'ellung  hinte*-  dem  Vorderrande  Mittel-  oder  Unter- 
kiefer nnd  Termnthet  in  der.\nsclmelliiiig  yor  dem  Munde  Sogar  Respirationsorgane.   (Vgl.  8.124- 
u.  128.  seiner' Schrift.) 
•  -  4  * 


88    

Unterfläche  aller  Paiizerllieilc  iiberzielien.  S.VRS  bildet  solche  Linien  zwar  nur  auf  den 
Seilenlappen  ab,  allein  bei  ParcuL  bohemicus  (Eni.  bucephalus  Wahl.)  finde  ich  sie 
überall  auf  der  ganzen  Fläche,  doch  allerdings  in  der  ölilte  schwächer  und  vermuljie  da- 
her, dass  -sie  Herr  Saks  hier  übersehen  habe.  Auf  Taf.  I.  habe  ich  in  Fig.  7.  diese 
Gegend  von  Parad.  bohemicus  abgebildet  und  Saus  Figuren  von  ylsaphiis  bei  mei- 
ner Zeichnung  Taf.  VI.  Fig.  8.   benutzt. 

Es   unterliegt  nun   wohl  keinem  Zweifel,    dass  diese  Gegend  die  gewöhnliche  An- 
schwellung  vor   dem  Munde    ist,    welche   man   bei    den  Fhyllopoden  wahrnimmt,-  und 
KopfscJiild  (rfi/peus)  oder  Untergesicht  (hi/postomn)  zu  nennen  pflegt.     Gewiss  zeugt  • 
dieselbe   so   entschieden   wie  möglich  für  die  Verwandtschaft   beider  Gruppen ,   und  weist 
die  Affinität  mit  Isopoden  ebenso  bestimmt  zurück.     Doch  hiervon  später.  — 

§.   10. 

Der  Brustkasten  oder  Rumpf  der  Trilobiten*  zu  dessen  Darstellung  wir  nunmehr 
übergehen,  besteht  aus  einer  Anzalil  gleichartiger  Ringe,  voii  denen  jeder  einen  ebenfalls 
hornigen  Panzer  besass.  Letzterer  hat,  wie  am  Kopf-  und  Schwansschilde,  seitliche  frei" 
hervorragende  Lappen  an  jedem  Ringe,  welche  sich  durch  ihre  flachere,  allermeist  ab- 
wärts gebogene  Form  von  dem  gleichmässig  gewölbten,  halbzylindrischen  Körper  sehr 
leicht  unterscheiden.  Diese  Seitenlappen  bestanden  ganz  wie  die  schon  beschriebenen 
flacheren  Ausbreitungen  des  Kopf-  und  Schwanzschildes,  aus  zwei  Lagen,  zwischen 
welchen  sich  eine  dünne  Schiciit  der  Kürpersubstanz  befand ,  und  waren  auf  der  äusseren 
freien  Oberfläche  theils  gbllt,  theils  granulirt,  auf  der  unteren  versteckten  dagegen  pa- 
rallel gestreift.  DieS  sieht  man  deutlich  bei  den  Bruchslücken  der  AsapJii  und  llhtcni, 
bei  welchen  in  der  Regel  beide  Bedeckungen  der  Seitenlappen  erhalten  sind,  und  erkennt 
zugleich,  dass  die  Zwischenlage  an  dem  oberen  und  inneren  Theile  der  Seilenlappen  dicker 
war  als  an  dem  unteren  und  vorwärts  gewendeten,  woselbst  jeder  Lappen  in  eine  scharfe 
Kante  auslief,  während  er  nacii  aussen  und  oben  einen  breiteren  abgerundeten  Umschlag 
bildete.  Verstehe  ich  diese  Abdrücke  richtig,  so  muss  selbst  der  innere,  waagrechte, 
noch  nicht  herabgebogene  Theil  jedes  Seitenlappens  mit  seinen  Nachbaren  in  -unmittelba- 
rer Verbindung  gewesen  sein,  und  diese  ganze  Gegend  des  Körpers  am  Schutze  der  un- 
ter dem  gewölbten  mittleren  Theile  befindlichen  fleischigen  Muskellage,  welche  theils  zur 
Bewegung  ,der  Ringe  gegen  einander,  theils  zur  Bewegung  der  an  ihnen  angebrachten 
Füsse  diente,  mit  Antheil  genommen  haben,  oder  selbst  mit  Träger  dieser  Muskulatur  ge- 
wesen sein.  Denn  an  allen,  selbst  an  den  eingerollten  Exemplaren,  sind  diese  Gegenden 
der  Seitenlappen  nicht  über  einander  geschoben,  sondern  in  der  gewöhnlichen  Entfernung 
von  einander;    auch  glaube  ich  an  der  vordersten  Ecke  jedes  lunteren  Ringes,   wo  sich 


29     — 

der   äussere    Tlioil    des   Scilciiliippcns    lierabbicgt,    eine    Arl   Arlikulatiou    walu'Äunchmcn. 
Eine  solche  isl  besliiunit  vorliaiiden  an  der  Stelle,   wo    der  inilllere  gewölbte  Tlieil  jedes 
Ringes  mit  den  Seilcnlappen  zusammentrifft,    aber  niclit   /Avischen  diesem  Thcile  und  sei- 
nen Seitenlappon,    sotulern    zwischen    den    mittleren  gewölbten  Kürperringen  selbst.     Man 
bemerkt  an    der   bezeichneten  Stelle  gleich   vor  dem  freien  Ilinlorrande  des  Rinjjes  ^ineu 
starken  halbkugeligen  Gelenkkopl"  an  seiner  unteren  Fläcjie,  welcher  in  eine  nach  ihm  ge- 
formte Gelenkgrube    des  folgenden  Ringes  hiueinpassti      Letztere  ist  auch  am  Vorderrandc 
des  Schwanzschildcs  Aorhanden,  und  in  Fig.  4.  der  V.  Taf. 'deutlich  dargestellt.    Das  erste 
Paar  der  Gelenkköpfe  findet  sich  dagegen  am   Hinterrande  des  Kopfschildcs.     So  hat  also 
i  jeder  Körperring  auf  seiner  oberen  Seite   am  vordersten ,   in   der  Verbindung  aller  Ringe  " 
vom   vorhergehenden   bedeckten  Rande   ein  Paar  Gelenkgrubeu,    auf  seiner   unlercu,    den 
folgenden  Ring  zum  Theil  überragenden  freieren  Seite  des  Hinterrandes  dagegen  ein  Paar 
halbkugelige  Gelenkköpfe.     Rcsondcrs  deutlich  lassen  sich  diese  Gelenkköpfe  und  Gelenk- 
gruben an  grösseren  Exemplaren  der  Phacops- Arien,  deren  hornige  Hülle  verlohrcn  ge- 
gangen ist,  erkennen ;  in  der  Regel  stecken  alsdann  die  abgebrochenen  Gelenkköpfe  noch 
in  den  Gruben  der  unter  ihnen  befindlichen  Gelenkpfannen.      Dass  endlich'  ausserdem  noch 
eine  weiche  Gelenkhaut  die  einander  gegenüberstehenden  Ränder  der  Ringe  verband,  er- 
leidet  nach  der  Analogie   lebender  Giederthiere  keinen  Zweifel.  —     Uebrigens  war  jeder 
einzelne  Ring  ein  ungelheiltes  Ganze ,  dessen  Seitenlappen  unmittelbare  Fortsetzungen  von 
dem  mittleren    gewölbten  Haupttheile   sind   und  nirgends  mit   ihm  durch  Nähte  zusammen- 
hängen.    Zwar  findet  man  bei  gut  erhaltenen  Exemplaren  von  Ogi/gi(t  Biichii  und  Cono- 
ccphalus  Stilzeri  tiefe  Eindrücke    an    den  Seiten    des  Rumpfes,    welche  die  Seitenlappea 
jedes  einzelnen  Ringes  von  seiner  Achse  trennen,   allein  für  JNähte,    wofür  Emmricu  diese 
Furchen  erklärt,  möchte  ich  sie  nicht  halten,  weil  bei  den  übrigen  Trilobilcnresten  nichts 
der  Art  wieder  vorkommt,  auch   es  unbegreiflich  ist,   wie    diese  Lappen   bewegt  werden 
sollten,  worauf  ihre  bewegliche  Einfügung  doch  hinwiese;   insofern  nciunlich  bei  der  Dünne 
der   Seitenlappen   nur    eine    höchst    schwache  Muskellage  sich   zu   ihnen   begeben  könnte. 
Ich  glaube  daher,   dass  die  bezeichnete    nahtartige  Furche    nicht  eine  Naht  anzeige,  son- 
dern vielmehr  von    einer  scharfen  Kante  herrühj-e,   welche   hier  auf  der  inneren  Panzer- 
fläche zwischen  Achse  und  Seitenlappen   hervorragte;   denn    dass  wir  in    den  Abdrücken 
beider  Arten  den  Abdruck   der   inneren   Schaalenlläche    vor  uns   haben,    erleidet  bei  dem 
völligen  Mangel  von  Panzerresten  selbst  keine  Frage.  —   Ebenso  wenig  lässl  es  sich  recht- 
fertigen^   wenn  Herr  Emmrich  die  Ansicht  Audolin's  annimmt,    dass  die  Seitenlappen  ei- 
gentlich aus  2  Stücken  beständen,  welche  dem  epislernon  und  epimcron  am  Brustkasten 
der  Insekten  entsprächen;    für    eine  solche  Annahme  ist  nicht  bloss  gar  kein  Grund  vor- 
handen, sondern  sogar  ein  bestimmter  Gegengrund   in  dem  Unistande  gegeben,  dass  die 


30    

«renannten  Platlcn  bei  den  Insekten  slels  Stücke  des  die  Achse  selbst  einhüllenden  Pan- 
zers  sind,  hier  aber  als  seitliclie  Ausstrahlungen  desselben  auftreten  würden,  ohne  "'An- 
theil  an  der  Bedeckung  der  Achse  zu  nehmen.  Wo  es  aber  keine  besonderen  Skelettheile 
an  jedem  einzelnen  Ringe  giebt,  wie  liier  bei  den  Trilol)iten,  da  kann  man  auch  nicht 
Benennungen  in  Anwendung  bringen,  die  bloss  für  solche  abgesonderten  Skelettheile  ge- 
macht sind ,  ja  man  darf  diese  Benennungen  auch  nicht  einmal  beispielweise  benutzen, 
wenn  sie  für  ganz  anders  gelagerte  Tlieile  erfunden  wurden,  ohne  die  allergrössten  Ver- 
wirrungen zu  veranlassen*);  *ich  niuss  vielmehr  wiederholen,  dass  die  Seitenlappen  nichts 
weiter  sind  als  seitliche  Ausläufer  des  die  Körperringe  bedeckenden  Panzers,  ohne  selbsl- 
ständige  Beweglichkeit  und  ohne  alle  andere  Bedeutung,  als  die  des  Schutzes  für  die  dar- 
unter befindlichen,  zart  gebauten  Füsse.  Hierüber  kann  ich  indess  erst  im  folgenden  Ka- 
pitel sprechen,  wo  ich  die  fehlenden  Organe  der  Trilobiten  aus  der  Analogie  lebender 
Krebsformen  ergänzen  werde.  —  Von  dem  mittleren  Tlieile  des  Rumpfes,  den  eigentli- 
chen Körperringen,  ist  übrigens  noch  zu  erwähnen,  dass  jeder  in  der  Regel  aus  zwei  hin- 
ter einander  liegenden  halbrunden  Wülsten  besteht,  von  denen  der  vordece  kleinere  in 
gestreckter  Stellung  des  Köipers  unter  dem  übergreifenden  Rande  des  vorhergehenden 
Rino-es  steckt,  aber  sehr  deutlich  gesehen  wird,  wenn  der  Körper  sich  gebogen  oder  ein- 
oeroUt  hat.  Anl  Ende  der  Furche,  welche  beide  Wülste  abschneidet,  ist  jederseits  die 
Gelenkpfanne;  eine  bei  den  Phacops-  und  Cali/mene - Ar[en  mehr  runde,  bei  den  ^5«- 
phh  und  Illaenh  etwas  in  die  Quere  gezogene  Vcrtiefuitg,  über  deren  Bedeutung  bereits 
das  Nötbige  bemerkt  wurde.  Bei  allen  Arten  und  Stücken,  denen  die  hornige  Schaale 
fehlt ,  vermisst  man  sie  ganz ,  indem  beide  Theile ,  d.  h.  der  Gelenkkopf  und  die  ihm  ge- 
genüberstehende Gelenkpfanne,  bloss  den  hornigen  Bedeckungen  angehören.   Die  Querfurche 


*)  Au'douix  nennt  in  seiner  lieltannten  Arl)eit  üher  die  Sltelettlieilc  der  Inseliten  (aual,  des  sciens. 
nalnr.  priim.  sei:  Tom.  I.  1824.)  dasjenige  Skeletstück  epitneron,  welches  zwischen  der  frei 
beweglichen  Hüfte  und  der  Riickenplatte  liegt,  cpisiernon  dagegen  das  vor  dem  epitneron  hefiiid- 
liche  Skeletstück  zwischen  der  Brnstplatte  selbst  und  der  Rückeiiplalte.  Bei  den  Trilobiten  ist 
von  diesen  Sonderungen  des  Hautskelets  in  getrennte  Stücke  bloss  am  Kopfe  ein  Beispiel  vorhan- 
den, an  allen  übrigen  Körpertheilen  durchaus  gar  nicht.  Dies  Verhivltniss  ist  ein  höchst  merkwür- 
diges, luid  ohne  alle  Analogie  bei  lebenden  Krebsen,  deren  Panzer  an  den  einzelnen  Ringen  im- 
mer ein  Continuum  bildet  und  nie  aus  gesonderten,  durch  Nähte  verbundenen  Stücken  besteht,  selbst 
dann  nicht,  wenn  er  entschieden  mehrere  Ringe  bedeckt.  Dalman  hat  diese  Ausnahme  von  der 
allgemeinen  Regel,  dass  die  Skelettheile  lebender  Crustaceen  nie  Nähte  haben,  schon  erkannt 
und  ausgesprochen  {Palaead.  S.  13.)  und  ich  muss  sie,  als  einen  höchst  singulilren 'Charakter  der 
Trilobiten  hier  noch  einmal  ganz  besonders  hcrvorheßen;  zugleich  aber  davor  warnen,  die  Eigen- 
thümlichkeit,  welche  den  Kopfpauzer  dieser  Thiere  auszeichnet,  auf  die  übrigen  Panzerringe  über- 
tragen zu  wollen. 


31    

des  Äliltolkörpers ,  Avodurch  der  vordere  Wulst  jedes  Ringes  von  dem  hinteren  geschieden 
Avird,  gehl  übrijjens  in  den  meisten  Fällen  mit  auf  die  Seitenlappen  über,  imd  verschwin- 
det erst  an  der  Stelle,  wo  diese  sicli  a])wärts  biegen,  indem  sie  sich  dem  Hinterrande 
des  Lappens  nähert  und  in  die  vordere  Kante  der  gewölbten  Uandseitc  des  Lappens  über- 
geht. Dass  die  Anwesenheit  dieser  Furche  auf  den  Seitenlappen  für  die  Organisation  der 
Trilobilen,  denen  sie  zukommt,  von  irgend  einer  wesentlichen  Bedeutung  sei,  bezweifele 
ich  gar  sehr,  denn  in  diesem  Falle  würde  sie  nicht  einzelnen  Gattungen,  z.B.  den  Illae- 
nis,  ganz  fehlen  köimeu;  ich  halte  sie  vielmehr  für  eine  Nebensache,  die,  so  scheint 
CS ,  durch  die  Anweseidieit  der  Querfurchc  auf  den  mittleren  Ringen  sell)Sl  bedingt  ist 
und  sich  als  solche  auf  die  Seiteidappen  hin  fortsetzt.  Diese  Ansiclit  lässt  sich  durch  den 
Bau  der  Illacnt  unterstützen,  denen  die  Querfurche  auf  dem  mittleren  Hauptringe  ehenso 
gut  fehlt,  wie  auf  den  Seitenlappcn,  und  die  daher  einen  viel  flachöTen,  gleichmässiger 
gewölbten  Rüc4ten  haben  als  alle  andern  Galtungen,  deren  Rumpfringe  immer  einzeln  sehr 
stark  gewölbt  sind.  Die  Organisation  des  Hinterleibes  der  Macruren  liefert  unter  den 
lebenden  Krebsen  ein  genaues  Seitenstück  zu  der  gewöhnlichen  Trilobitenbildung  mit  ge- 
furchten Ringen,  die  der  Amphipoden-  und  1  s o p o d e.n rümpfe  repräsentirt  dagegen  die 
bei  Illaemts  vorhaudene  Form.  Beide  Bildungsweisen  schliessen  übrigens  das  Vermögen 
des  Einrollens  in  sich,  wie  es  sowohl  die  Trilobiten,  als  auch  die  genannten  lebendeu 
Organismen  bestätigen. 


§.   11. 

Ein  Verhältniss  yow  grosser  Wichtigkeit  ist  endlich  noch  die  Anzahl  der  Ringe,  aus 
welchen  der  Brustkasten  besteht.  Bei  den  Gattungen  mit  grossem  Schwanzschilde  lässt 
sich  dieselbe  leicht  bestimmen,  schwieriger  dagegen  hei  denen,  wo  der  Körper  mit  einem 
sehr  kleinen  Schilde  endet,  in  welchem  nur  wenige  Ringe  stecken.  Hjer  entsteht  nehm- 
lich  die  Frage,  oh  man  den  Brustkasten  wirklich  bis  zu  diesem  Schilde  nehmen  dürfe, 
oder  ob  man  nicht  nach  der  Analogie  lebender  Formen  die  Vermuthung  aufstellen  solle, 
dass  ein  Theil  der  Ringe  vor  dem  Endschilde  mit  zum  Hinterleibe  gehöre,  und  dessen 
w^ahre  Grenze  durch  die  Lage  der  Geschlechtsöffnungen  bestimmt  werde,  wie  bei  Jpus. 
Hierüber  lässt  sich  natürlich  bei  dem  Mangel  aller  weichen  Tlieile  nicht  entscheiden,  und 
es  bleibt  daher  nichts  anderes  übrig  als  den  Brustkasten  bei  den  Trilobiten  bis  zum  ein- 
fachen Endschilde  zu  rechnen  und   die  in  letzterem  steckenden  Ringe   für  den  Hinlerleib 

zu  nehmen. 

* 

Diese  Ansicht,  sei  sie  nun  richtig  oder  falsch,  fest  hallend,  finden  wir  in  der  An- 
zahl der  Brustkastenrijige   eine  sehr   grosse  Verschiedenheit.     Die   kleinste  Zahl  scheint 


33    . 

fünf  zu  sein,  wenigstens  beliauplet  Sars  *)  niclit  nielir  bei  Ampyx  rostraliis  gesehen 
zu  haben,  nach  Dalman  dagegen  besitzt  Amptjx  nasulus  sephs  Ringe,  und  da  ich  kei- 
nen beglaubigten  Fall  kenne ,  dass  in  einer  und  derselben  Gattung  verschiedene  Zahlen- 
verlüiltnisse  der  Ringe  sich  fanden ,  so  nuiss  ich  annehmen ,  dass  die  erstere  Zahl  unrich- 
tig sei.  Die  letztere  Anzalil  findet  sich  übrigens  auch  bei  Cri/ptotithus  Green  {Tri- 
nucleus  MüRCii.)-  Sieben  Ringe  habe  icli  bisher  noch  nicht  mit  Sicherlicit  wahrgenom- 
«icn ,  und  wenn  gleicli  diese  Zahl  bei  Ogijgia  von  einigen  Schriflstellern  angegeben  wird, 
so  streitet  doch  die  Zahl  acht  bei  anderen  Individuen  gegen  die  Richtigkeit  dieser  Zäh- 
lung. Acht  Glieder  besitzen  ferner  alle  Arten  der  Gattung  Asaphus  in  ihrem  richtigen 
Umfange,  dann  Bronles,  Arges  und  Odonfoptenra.  Neun  Ringe  giebt  Dauian  bei  IlUieinis 
cenfroliis  an,  doch  könnte  wohl  ein  Ring  dem  Beobachter  entgangen^  sein,  da  dieselben 
bei  dieser  Art  so  aufTallend  kurz  sind.  Mit  Sicherheit  finde  ich  diese  Zahl  bloss  bei  Archegonus. 
Die  wahren  lllaeni  und  Brontes  haben  zehn  Ringe.  Eben  so  viele  besitzt  DalAaa's  Cahjmene 
concinna,  und  kann  schon  deshalb  nicht  zu  C«/y»nene  gehören ;  aber  auch  nicht  zu  Illae- 
mts,  wohin  Emmrich  sie  bringt,  da  die  Ringe  gewölbt  und  gefurcht  sind  und  das  Ivopf- 
schild  einen  aufgeworfenen  Rand  4iat;  Charaktere,  die  den  Illaenis  nicht  zukommen.  Eilf 
Ringe  haben  alle  Phacops- Arien,  zwölf  EUlpsoccphahis ,  dreizehn  die  Cnhjmenae; 
vierzehn  Ringe  Oleiius  gihbosus  und  Conoccphahis ,  sechs  zehn  Olemis  spi- 
nulosus  und  zwanzig  Paradoxides  bohemicus.  Mehr  Ringe  scheinen  nicht  vorzu- 
kommen.  —  .  » 

§.  12. 

Das  Hinlerleibs-  oder  Schwanzschild,  dessen  Darstellung  noch  übrig  bleibt, 
wurde  als  eine  dem  Kopfschilde  analoge  Erweiterung  der  Bedeckungen  des  eigentli- 
chen Hinterleibes  schon  oben  besprochen,  und  daselbst  gezeigt,  dass  es  aus  2  La- 
gen bestehe,  dass  die  obere  dieselbe  Beschaffenheit  besitze,  wie  die  übrige  obere  Pan- 
zerlläche  und  die  untere  zartere  auf  ähnliche  Weise  an  ihrer  freien  Fläche  liniirt  sei; 
zwisclien  beiden  aber  eine  neben  dem  Umfange  dickere  Schicht  der  Körpermasse  sich  be- 
funden haben  müsse.  Hier  bleibt  also  nur  noch  die  in  dem  Schilde  ste(;liende  Achse,  der 
eigentliche  Hinterleib ,  zu  erörtern.  —  Auch  an  ihm  bemerkt  man  zwar  in  der  Rogel 
eine  Gliederung,  aber  nie  sind  die  Ringe  so  deutlich  und  bestimmt  abgesetzt,  wie  am 
Brustkasten.  Es  giebt  hinsichtlich  ilirer  Deutlichkeit  drei  Stufen,  Avelche  sich  als  ditf  Stufe 
.  der  völligen  Deutlichkeit,  der  Andeutung  und  des  Mangels  von  Ringen  unterscheiden  las- 
sen.     Völlig   deutliche   Ringe  zeigen    die   Gattungen    Trinucicus,    Ogygia ,    Cahyti^ene, 


'■0  Isis  1835.  335. 


33    

Phacops  und  Cahjmenc  concinna  Dalm.  Auch  bei  Olenus  gihbosus  sind  rechl  deut- 
liche Ringe  zu  benierlien.  In  diesem  Falle  setzt  sich  die  Wölbung  des  Rinkes  selbst  auf 
die  Scitenlheile  des  Schwanzschildos  hin  fort,  doch  pflegt  hier  die  Anzahl  der  Rippen  um 
1  oder  2  geringer  zu  sein,  als  die  Anzahl  der  Ringe  in  der  Achse.  Ich  zählte  wenig- 
stens bei  Phncops  macrophiluilmus  stets  nur  7  Rippen  und  doch  8,  fast  9  Rin^e  im 
Schwänze,  von  denen  freilich  die  beiden  letzten  sehr  klein  und  mit  einander  verschmol- 
zen sind.  Cft/i/menc  Jihmienfjachii  hat  jcderseits  5  Rippen  auf  dem  Schwanzschilde, 
a])er  recht  deutlich  7  Glieder  im  Schwänze  selbst.  Bei  Ogijgia  Buchü  zähle  ich  11 
Rippen  auf  jeder  Seite  des  Schwanzschildes,  aber  ziemlich  deutlich  12  Ringe  am  Schwänze 
selbst,  von  denen  der  letzte  eine  länglich  eiförmige  Gestalt  hat  und  aller  Wahrschein- 
lichkeit nach  nocli  aus  mehreren  Gliedern  besteht.  Phacops  vnicronntus  hat  jederseits 
1«3  Rippen  und  14  deutliche  Glieder,  nebst  einem  eiförmigen  Endgliede,  was  als  ein  Ver- 
ein mehrerer  Glieder  betrachtet  werden  kann;  Phacops  Haiismanni  endlich  die  meisten 
von  allen,  nehmlich  19  in  der  Achse  und  15  Rippen  auf  jeder  Seite.  Aehnlich  ist  das 
Endglied  bei  allen  Trilobiten  beschaffen  und  daher  wahrscheinlich  bloss  oberhall)  nicht  ge- 
gliedert, weil  der  dicke  Panzer  das  Deutlichwerden  der  Ringe  verhinderte.  Bei  Cahj- 
mene  concinna  Dalm.  zähle  ich  7  sehr  deutliche  Glieder  in  der  Achse,  nehme  aber  doch 
keine  Rippen  auf  den  Seiten  des  Schwanzschildes  wahr;  bei  Olenus  gibbosus  sind  da- 
gegen 6  Ringe  in  der  Achse  und  5  Rippen  auf  dem  Schilde  nicht  zu  verkennen.  — 

Zu  der  Form  mit  undeutlichen  Ringen  in  der  Achse  des  Schwanzschildes,  aber  ohne 
Rippen  auf  den  Seiten  gehört  Asaphns  expansits  s.  coi-nigerus ,  ich  zähle  hier  6  kurze 
Glieder  und  ein  langes  eiförmiges  Endglied ;  bei  As.  dHalalus  glaube  ich  9  Ringe  und 
ein  kürzeres,  fast  kreisrundes  Endglied  zu  sehen;  bei  einer  dritten  sehr  grossen  Art,  von 
welcher  ich  bloss  das  abgebildete  (Taf.  V.  Fig.  4.),  bereits  besprochene  Schwanzschild 
kenne,  sind  9  GUeder  nebst  einem  sehr  langgestreckten  Endgliede  vorhanden,  üeberhaupt 
scheint  eine  gegliederte  Achse  ohne  Seitenrippen  des  Schildes  bei  den  meisten  Asaphtis-Av- 
ten  vorzukommen,  denn  auch  die  zur  Gruppe  Isoldes  gerechneten  Arten  dürften  hierher  gehö- 
ren, und  deren  Gliederung  nur  sehr  schwach  sein.  Ich  habe  keine  Asaphns- Av\  ohne 
Gliederung  an  der  Achse  gesehen. 

Dagegen  vermisst  man  die  Gliederung  vollständig  bei  lUaemis  und  Ampyx ;  bei  letzterer 
nur  zum  Theil.    Beide  Gattungen  repräsentirten  also  die  dritte  Form  des  Schwanzschildes.  — 

Seiner  Grösse  und  Form  nach  harmonirt  das  Schwanzschild  mit  dem  Kopfscbilde 
fast  völlig  bei  den  Gattungen  Asaphns,  Ilfaemts,  Ampi/x  und  Trinucleus  s.  Crtjptoli- 
thns;  bei  allen  anderen  Gattungen  ist  es  kleiner,  weil  einige  der  für  dasselbe  bei  jenen 
Gattungen  verwendeten  Körperringe  hier  isolirte  selbstständige  Ringe  geworden  sind. 
Daher  nimmt  seine  Grösse  mit  der  Zahl  der  Ringe  ab,  und  wird  bei  den  Gattungen  Pha- 

5 


34    — 

cops,  Calj/menc,  Paradoxides,  Conocephuhis ,  EllipsoccpJudus  und  Olcntis  zusehends 
kleiner,  bis  es  bei  letzteren  aus  1  oder  2  Rlng-en  besteht.  Calymenc  concinna  Dalm. , 
eine  schon  mehrmals  als  Typus  einer  eigenen  Galtung  erwähnte  Art ,  eröfTnet  diese  Reihe. 
Hiernach  scheint  in  der  Anzahl  der  gcsammten  Kürperringe  eine  bestimmte  Grenze  befolgt 
zu  sein,  und  die  des  Hinterleibes  zu  wachsen,  wenn  die  des  Brustkastens  abnimmt;  auch 
hat  Herr  Emmricii  bereits  ein  solches  Vcrhältniss  als  ein  gesetzmässiges  betrachtet.  Allein 
die  nähere  Untersuchung  bestätigt  dasselbe  nicht;  schon  die  blosse  Vergleichung  der  P/i«- 
cop«- Arten  unter  einander  zeigt  die  Irrigkeit  einer  solchen  Annahme,  in  sofern  dieselben 
nie  mehr  als  eilf  Bruslkastenringe  besitzen,  und  doch  in  der  Anzalil  ihrer  Hinterleibsringe 
zwischen  9  — 19  schwanken.  Auch  bei  Cuhjmcne  zeigt  sich  derselbe  Fall,  die  Grenzen 
der  Reihe  liegen  hier  nur  nicht  so  fern,  sondern  bleiben  zwischen  7  und  11  {Cal.  po- 
Ji/toma  nach  Daljian).  Hiernach  scheint  zwar  die  Zahl  30  von  den  vereinigten  Ringen 
des  Brustkastens  und  Hinlerleibes  in  der  Regel  nicht  überschritten  zu  werden,  bei  vielen 
Trilobllen  aber  die  Summe  beider  Körperabschuitte  nicht  so  viel  zu  ergeben.  Wo  endlich 
Gliederung  am  Hinterleibe  nicht  erkannt  wird,  ist  die  Gesammtmengc  aller  Ringe  ganz 
ungewiss.  Uebrigens  muss  ich  hier  noch  bemerken,  dass  die  Einschnitte  an  der  Kopf- 
achse der  Trilobiten  ebenfalls  nichts  anderes  als  Andeutungen  von  Ringen  sind,  und  doch 
sehr  wohl  mit  meiner  früher  vorgetragenen  Ansicht,  sie  als  Auflreibung  von  den  unter 
ihnen  liegenden  Kiefermuskeln  zu  betrachten,  im  Einklänge  stehen;  da  bei  allen  Krebsen 
so  viel  Kürperringe  vermisst  werden,  als  wie  viele  accessorische  Kieferpaare  am  Kopfe 
sich  befinden ;  woraus  denn  ersichtlich  ist,  dass  jedes  Kieforpaar  an  einem  besonderen  Ringe 
haftet,  dieser  aber  durch  sein  inniges  Anschlicssen  an  den  Kopf  seine  Selbstständigkeit 
verliert.  Da  die  Anzahl  der  seitlichen  Kopffurclien  nie  grösser  ist  als  drei,  dadurch  aber 
höchstens  4  Wülste  gebildet  werden,  so  würden  wir  eben  so  viele  Kiefer  bei  den  Trilo- 
biten annehmen  dürfen  und  uns  vorstellen  können,  dass  in  allen  Fällen,  wo  diese  Wülste 
fehlen  und  dann  der  vorderste  Lappen  alle  anderen  in  sich  enthält,  ein  (der  Analogie 
nach  das  erste)  Kieferpaar  sehr  gross  geworden  ist,  dagegen  die  übrigen  schwan- 
den, wenn  auch  nicht  vollkommen  verlohren  gingen.  Doch  diese  Betrachtung  gehört  ei- 
gentlich schon  dem  folgenden  Kapitel  an,  da  ich  hier  bloss  den  unmittelbar  erkennbaren 
Körperbau  schildern  wollte,  denselben  aber  so  vollständig  und  allgemein,  wie  möglicli, 
nunmehr  geschildert  zu  haben  glaube  *).  — 


'■*)  Man  konnte  ilalier  die  Lappen  des  Kopfl)uckels,  auch  wenn  sie  niclit  durchgehende  Al)schnitte  sind, 
geradezu  Ringe  nennen,  und  zwar  den  vordersten  Stirn-  oder  Fülilerring,  den  zweiten  Au- 
ge nring,  den  dritten  Kieferring,  den  yiertcn  Unterlippenring;  an  ihm  hafteten  dann  die 
acccssorischen  Mundtheile.  Der  stets  \orhandeiie  Querwulst  am  Hinterrande  ist  schon  als  Gelenk- 
wulst erwähnt  worden,  könnte  aher  ebenfalls  (ieleukring  genannt  werden.  — 


Zweitem  Kapitel. 

Beziehung  der  Trilobiten  zu  den  jetzt  lebenden  Gliederlhieren. 


§.  13. 

Die  bereits  allgemeine  Annahme,  dass  die  Trilobiten  Gliederthiere  sind,  über- 
hebt mich  der  Mühe,  von  ihrer  Beziehung  zu  den  Muscheln  oder  Mollusken  über- 
haupt zu  reden ;  auch  ist  eine  solche  Untersuchung  hier  um  so  überflüssiger,  als  der  Ver- 
lauf meiner  Mittheilungen  schon  hinreichend  gezeigt  hat,  dass  jene  ältere  Ansicht  den 
erkennbaren  Bildungsweisen  der  Trilobiten  widerstreitet.  Denn  Thiere  mit  Augen  kömien 
keine  Muscheln  sein*),  wenigstens  dann  gewiss  nicht,  wenn  sie  mit  zwei  symmetri- 
schen zusammengesetzten  Augen  versehen  sind,  und  eben  dieser  Charakter  ent- 
fernt sie  auch  aus  den  übrigen  Orchiungen  der  Mollusken,  wie  er  sie  entschieden  den  Glie- 
derlhieren beigesellt.  Unter  den  4  Klassen  der  Gliederthiere  haben  aber  die  Insekten 
und  Arachnoiden,  sowohl  die  heteronomen  {Arachiudae) ,  als  auch  die  homonomen 
(Mi/riopod(t)  einen  so  konstanten  Typus,  dass  es  unmöglich  ist,  die  Trilobiten  zu  ihnen 
zu  rechnen;  selbst  die  scheinbar  ahnlichen  Glomeriden  sind  sogleich  an  dem  konstanten 
Zahlcnverhältniss  ihrer  Körperringe,  dem  nicht  schihlfünnigcn  Kopfe,  dem  Mangel  eines 
Hinterleibes  oder  Schwanzes,  den  Aggregaten  einfacher  Augen,  den  hornigen  gegliederten 
zahlreichen  Füssen,  und  vielen  anderen  Eigenschaften  von  den  Trilobiten  zu  unterscheiden. 
Würmer  (/^<?/7«e,$)  können  aber  die  Trilobiten  ebenfalls  nicht  sein,  ihr  gepanzerter  Leib, 
ihre  zusammengesetzten  Augen,  ihr  heteronomer  Typus  sprechen  dagegen.  Demnach  sind 
sie  Krebse  (^Critslace(t)  nicht  bloss  wegen  dieser  negativen,  bisher  aufgefürhrten  Cha- 
raktere ,  sondern  auch  wegen  ihrer  positiven  ganz  lu-ebsartigen  Eigenschaften.  Um  diese 
verstehen  und  würdigen  zu  können,  muss  ich  einige  einleitende  Bemerkungen  ü])er 
die  Systematik  der  Gliederthiere,  und  über  die  Charaktere  der  Krebse  vorausscliicken. 


*J  Ich  verwahre  mich  bei  diesem  Ausspruch  gegen  den  Vorwurf,  als  wüsste  ich  nicht,  wie  man  kürz- 
lich viele  Augen  hei  Pccten-Arlen  Leohachtet  habe;  schon  vor  Herrn  Krohn's  interessanter  Mil- 
tlieilung  hatte  ich  es  aus  dem  Diel,  des  scietis,  nalur.  Toni,  38,  p.  23ü.  als  wahrscheinliche  Eigeu- 
schaft  dieser  Thiere  erfalireu. 


36    

§.  14. 

Unsere  gegenwärtige  Systematik  des  Thierreichs  leidet  noch  immer  an  einem  Grund- 
fehler, der  darin  besteht,  dass  wir  einzelne  Merkmahle  als  Charaktere  der  Gruppen  hin- 
stellen, statt  vielmehr  den  stets  ideellen  Typus  der  Gruppe  mit  wissenschaftlicher  Präci- 
sion  zu  bezeichnen.  Diesem  Uebclstande  zu  begegnen  habe  ich  mich  vielfach  bemüht, 
auch  die  Grundziige  meiner  von  aller  subjectiven  Betrachtungsweise  möglichst  unabhängi- 
gen Systematik  bereits  in  meinem  Ilandbuche  der  Naturgeschichte  (Berl.  1837.  8.  2.  Abth.) 
niedergelegt,  und  dabei  wenigstens  bei  jüngeren  Zoologen  mancherlei  Anerkennung  ge- 
funden. Aehnliche  Resultate  hier  niitzutheilen,  würde  mich  zu  weit  führen,  auch  unnöthig 
sein,  da  ich  die  Hauptsachen  schon  dort  puhlizirt  habe,  eine  weitere  Ausführung  dersel- 
ben aber  eben  jetzt  sel])stständig  bearbeite  *).  Ich  hebe  daher  hier  nur  heraus ,  dass  für 
die  Gliederthiere  die  Begriffe  der  gleichartigen  (homonomen)  oder  ungleichartigen  (he- 
teronomen)  Ausführung  des  gegliederten  Grundtypus  die  vorzugsweise  bestimmenden 
sind,  und  dass  mit  dem  ersten  Begriffe  immer  ein  schwankendes,  unbestimmtes,  mit  dem 
zweiten  ein  unabänderliches  konstmites  Zahlenverhältuiss  in  allen  oder  einigen  der  ungleich- 
artigen Körperabschuille  zusammenfällt.  Dieses  Zahlenverhältniss  giebt  sich  im  letzteren 
Falle  gewöhnlich  als  ein  Mulliplum  einer  Einheit  zu  erkennen,  welche  entweder  die  Drei 
(3)  oder  die  Fünf  (.5)  ist,  von  denen  bei  niederen  heteronomen  Gliedcrthicren  bloss 
jene ,  bei  allen  höheren  dagegen  nur  diese  in  Anwendung  gebracht  zu  sein  scheint. 

Die  Klasse  der  Krebse  zeigt  zwar  überall  einen  heteronomen  Typus,  aber  als 
Durchgangsgruppe  der  Gliederthiere  keine  allgemein  gleiche  Grundzahl  der  Körperringe, 
sondern  mehrfach  verschiedene.  Die  Eintheilung  ihres  Körpers  in  Kopf,  Brustkasten  und 
Hinterleib,  von  denen  jeder  als  ein  sclbstständiges  Ganze  nach  cigenthümlichen  Gesetzen 
behandelt  zu  sein  pflegt,  rechtfertigt  die  Heteronomität,  welche  ich  als  den  wesentliclisten 
Klassencharakter  der  Crustaceen  betrachte.  Im  Brustkasten,  der  hier,  wie  überall  bei 
Gliederthieren,  die  grösste  systematische  Bedeutung  für  die  Klassenunterschiede  darbietet, 
herrschen  bei  den  Krebsen  beide  Grundzahlen,  und  wie  es  scheint  wohl  immer  in  mehr- 
fachen Multiplis.  Allein  die  Produkte  dieser  Grundzahlen  sind  dadurch  stets  bei  erster 
oberflächlicher  Betrachtung  sehr  unklar,  dass  immer  so  viele  Brustkastenringe  als  räumlich 
isolirte  Abschnitte  fehlen,  als  wie  viele  derselben  sich  durch  Umwandlung  ihrer  Bewe- 
gungsorgane in  accessorische  Mundtheile  zum  Dienste  des  Kopfes  und  seiner  Organe  be- 
stimmt haben.  Man  muss  daher,  will  man  die  Grundzahlen  der  Brustkastenringe  in  iiirer 
Wahrheit  erkennen,  stets  die  accessorischen  Mundtheile  mit  als  Bewegungsorgane  betrach- 
ten, dieselben  zu  den  wahren  Bewegungsorgauen  des  Brustkastens   hinzurechnen  und  nun 


'')  Als  Yersncli  eiuer  rationellen  Zoologie  denlic  ich  sie  nächstens  zu  Yeröffeutlichen. 


3»?    

erst  die  Summe  durch  3  oder  5  tlieilen,  wemi  man  die  Grundzahl  und  ihre  Multipla  auf- 
finden will.  Dies  Verfahren  fülirt  sehr  hald  zu  dem  interessanten  Resultate,  dass  alle  hö- 
heren Krchse  mit  konstantem  Typus  der  Fühler,  Augen,  des  Mundes  und  der  Bewegungs- 
organe auch  ein  ehenso  unahänderliches  Zahlenverhällniss  in  den  Brustkastem-ingen  besitzen, 
welches  stets  2X5  oder  10  ist,  mithin  das  einmalige  Mulliplum  der  zweiten  höheren 
Grundzahl ;  dass  dagegen  alle  anderen  Krebse  mit  schwankenden  Typen  der  Fühler,  Augen, 
Mundtheile  und  Bewegungsorgane  nie  die  Grundzahl  5  verrathen,  sondern  entweder  gar 
keine  allgemein  gültige  Grundzahl  besitzen,  oder  doch  für  die  Mehrzahl  der  Fälle,  wenig- 
stens so  weit  ich  mich  durch  genaue  eigue  Untersuchungen  überzeugen  komite,  die  3  in 
verschiedenen,   von  1  bis  4mal  schwankenden  Multlplis.  — • 

Die  schon  angedeutete  typische  Uobereinstimmung  beider  Gruppen  in  mehreren  Merk- 
mahlen macht  es  möglich,  sie  hiernach  noch  sicherer,  als  nach  dem  blossen  Zalüenver- 
hällnisse,  zu   definiren   und  folgende  allgemeine  Charaktere  derselben  festzustellen. 

Die  Krebse  mit  dem  Zahlenverhällniss  2X5  haben  nehmlich  immer  2  Paar  Fühler, 
zusammengesetzte  Augen  mit  fazeltirler  Horidiaut,  keine  Nebenaugen,  mit  wenigen  Aus- 
nahmen (z.  B.  Mysis)  gegliederte  Gangfüsse  am  Bruslkastcn  und  stets  Flossenfüsse  am 
Ilinlerleibe,  wenn  dieser  Körperabschnilt  vorhanden  ist;  seine  Gliederzahl  fällt  dann  nicht  unter 
3,  und  überschreitet  nicht  7.    Sie  bilden  die  Gruppe  der  Mdlacoslraca  früherer  Eintheilungen. 

Die  Krebse  mit  der  Grundzahl  3  haben  weniger  allgemeine  Eigenschaften ,  schon  des- 
halb, weil  sie  eine  niedrigere  Abtheilung  darstellen;  doch  finde  ich  bei  ihnen  stets  zusam- 
mengesetzte Augen  mit  einfacher  glatter  Hornhaut  *) ,  bisweilen  zugleich  noch  Nebenaugen, 
oder  diese  hie  und  da,  namentlich  in  der  Jugend,  allein  und  dann  in  einfacher  Zahl;  in 
der  Regel  bloss  Flossenfüsse  und  dann  meistens  keine  am  Ilinlerleibe,  der  oft  verkümmert,  in 
anderen  Fällen  sehr  gross  ist;  ferner  eine  auffallende  Unsicherheit  in  der  Bildung  der 
Fühler  wie  Mundtheile,  deren  Typus  daher  schwaidit.  Alle  durchlaufen  verschiedene 
Yerwandlungsstufen ,  mid  zeigen  viel  grellere  Unterschiede  der  einzelnen  Perioden,  als  je 
Mitglieder  der  anderen  Abtheilung.     Ich  nenne  sie  Oslracodermctla. 

Die  Metamorphose  scheint  neben  den  mannigfachen  Verschiedenheiten  hier  dasjenige 
Moment  zu  sein,  welches  bei  der  ferneren  Eintheilung  besonders  zu  berücksichtigen  ist; 
insofern  sie  nehmlich   theils   als   rückschreitend**)  auftritt,    theils  als  fortschrei- 


'■'')  Bei  mehreren  Arteu,  z.B.  bei  Limvhis,  erseheiul  sie  im  getrockneten  Zustande  fazettirt,  wird  aber 

durch  Erweichen  im  Wasser  wieder  glatt. 
**)  Die  Erscheinung  der  rückschreitenden  Metamorphose,   über  welche  kürzlich  Rathke  ausführlicher 
gehandelt  hat,  benutzte  ich  schon  in  meinen  Berliner  Vorträgen  als  Eiutheilungsmoment,  nnd  habe 
dieselbe  bereits  Tor  zwei  Jahren  in  Eksch  und  Gruber's  Encjclopildie,   1.  Sect.  Bd.  25.   S.  119. 
öffentlich  als  Eintheilungsgrund  angezeigt. 


38    

lend.  Die  rücksclireitende  kommt  indess  nicht  allen  Mitgliedern  in  gleicher  Strenge  zu, 
da  sie  durch  äussere  Umstände  überhaupt  bedingt  ist,  und  an  sich  die  Natur  keine  Rück- 
schritte beabsichtigen  kann.  Fallen  also  die  äusseren  Bedingungen  weg,  so  fehlt  auch  ihre 
Erscheinung.  Deshalb  ist  sie  kein  allgemeiner  Gruppencharakler,  sondern  bezeichnet  nur 
einzelne  Mitglieder  gewisser  Gruppen  richtig.  Wenn  ich  sie  dennoch  als  Eintheilungs- 
moment  gebrauche ,  so  thue  ich  dies  in  derselben  Weise,  wie  etwa  die  ovipare  Fortpflan- 
zun"'  als  solche  bei  kaltblütigen  Rückgralthieren  gebraucht  wird,  ohne  darum  bei  allen  in 
bleicher  Weise  aufzutreten.  Die  Osiracodermatu  zerfallen  demnach  in  2  Gruppen,  und 
jede  von  ihnen  in  3  Zünfte.  Der  Mangel  eines  deutlichen  Kopfes  mit  wahren  Fühlern 
und  Augen  ist  für  die  erste  Gruppe,  deren  Mitgliedern  eine  rückschreitendc  Metamorphose 
eigen  zu  sein  pflegt ,  ebenso  charakteristisch ,  wie  die  Anwesenheit  sehr  grosser,  oft  enorm 
entwickelter  Augen  neben  fortschreitender  Metamorphose  und  in  der  Regel  sehr  entwickel- 
ten Fülllern,  zumal  wenn  die  Augen  kleiner  werden,  für  die  zweite.  Ihre  ferneren  Un- 
terschiede liegen  in  mehrfachen  Eigenlieiten ,  deren  Erörterung  mich  sehr  lange  aufhallen 
niüsste*  ich  habe  sie  vielmehr  in  einer  tabellarischen  Uebersiclit  zusammengestellt,  und 
indem  ich  darin  alle  höheren  Kre!)Sgruppen  nach  ihren  wichtigslen  typischen  Merkmahlen 
bezeichne,  meine  Leser  in  den  Stand  gesetzt,  durch  eigne  Prüfung  zu  entscheiden,  wie 
weit  mit  jeder,  und  mit  welcher  am  meisten,  die  Trilobiten  verwandt  sind.  (Siehe  an- 
liegende Tabelle.) 

§.  15. 

Eine  richtige  Würdigung  der  für  die  Malacoslracu  aufgestellten  Charaktere  ergiebt 
soo'leich.  dass  zu  dieser  zweiten  Ilauptabtheilung  der  Krebse  die  Trilobiten  auf  keinen 
Fall  gehören  können;  denn  sie  haben  weder  fazettirte  Augen  (vgl.  §.  5.),  noch  eijien 
o-emeinsamen  Brustpanzer,  noch  eine  konstante  Anzalü  von  fünf  bis  sieben  Brust- 
rinwen,  welcJie  nolhwendiger  Weise  ihnen  zukommen  müsste,  wenn  der  Bruslpanzer  fehlt, 
wenigstens  nicht  überschritten  werden  könnte  '"■).  Aber  auch  der  Mangel  von  hartschaali- 
o-eu  Fühlern,  der  erweiterte  schildförmige  Kopf,  der  Mangel  sichtbarer  gegliederter  glei- 
cher Füssc,  das  ungleiche  Zahlenverhältniss  des  von  einem  gemeinsamen  Schilde  bedeck- 
ten Hinterleibes  bestätigen  diese  Ansicht.  Mit  ihrer  Gültigkeit  fällt  nun  die  von  so  vielen 
meiner  Vorgänger  behauptete  Affinität  der  Trilobiten  zu  den  Isopoden,  und  vor  allen 
zu   der  Galtung  Scroh's,   über  den  Haufen.     Ich  habe,  um   diese   vermeintliche   Affinität. 


^'i  Eiiiise  Arihrosiraca ,  wie  die  Lacmodipoda ,  Laben  nur  sechs  Brustkasteiiringe,  einige  hopo- 
ila  iPiuniza)  gar  nur  fünf;  allein  kein  Mitglied  dieser  Gruppe  zeigt  mehr  als  sieben.  Jene 
Ausnahmen  lassen  sich  übrigens  leichl  erklären  und  ableiten. 


Tabelle  «m  S.  38.  §.  14. 


Crustacea. 

Gliederthiere  mit  heteronomemTypus,  eigenthümlichen  allermeist  gegliederten  Bewegungsorganen  und  Kiemen,  falls  Respiration.sorgane  vorhanden  sind.    In  ihrem 
Brustkasten  herrscht  kein  konstantes,  allen  gleiches  Zahlenverhältniss,  sondern  es  finden  sich  mehrfache*)  Multipla  einer  Einheit,  die  entweder  3  oder  5  ist. 


I.     Ostracoclermata. 

Die  Grundzahl  dei"  Ring-e  des  Brustkastens  ist  drei  (ob  immer?)  und  die  Multipla  derselben 
wechseln  von  1 — 4.  Die  zusammengesetzten  Augen  haben  eine  einfache  glatte  Hornhaut. 
Die  Jmigen  aller  sind  einäugig  und  bringen  gewöhnlich  bloss  Fühler  und  Taster  als  Bewegungs- 
oro-aue  mit  auf  die  Welt.    Sie  bestehen  eine  Metamoq)hose  und  sind  beständige  AVasserbewohner. 


1.  Ordn.  Prolhesmia  s.  Pseiidocephala. 
Sie  haben  im  reifen  Lebensalter  gewöhnlich  keine 
Allgen.  Die  Anzahl  der  Bnistkastenringe  ist  da,  wo 
sie  deutlich  nachgewiesen  werden  kann,  2X3.  Der  Hin- 
terleib fehlt,  oder  liat  keine  Bewegnngsorgane.  Die 
Metamorphose  ist  rück  seh  reitend. 


2.  Ordn.   Asp'idoslraca  s.  Enloiiioslraca. 
Sie  haben  stets  Augen  und  meistens  Fühler.    Die  An- 
zahl der  Brustkastenringe  schwankt  zwischen  1  bis  4  X  2. 
Die  Geschlechter    sind  getrennt ,   die   Metamorphose   ist 
fortschreitend.    Sie  sind  nie  haftend  oder  Parasiten. 


Mit  Zwitterbildnng  und  taster- 
losen Kiefern. 


1.  Zunft. 

Rolaloria. 

ungegliederte,  war- 
zenförmige Bewe- 
gungsorgane mit 
Wimpern  oder  Flos- 
senborsten. After - 
und  Genitalienmün- 
dung faUen  zusam- 
men in  eine  Cloake. 
Ein  selten  fehlender 
uiebrgliedriger,  vom 
Darm  niclit  mehr 
durclibohrter  Hin- 
terleib ;  einfache  od. 
keine  Augen ;  keine 
oder  unTollkommene 
Metamorphose. 


2.  Zunft. 

Cirripedia. 

Sechs  Paar  geglie- 
derter, rankenför- 
miger  Bewegungs- 
organe. After-  u, 
Genitalienniündiing 
getrennt.  Kein  Hin- 
terleib, keine  Füh- 
ler H.  Augen.  Me- 
tamorphose vollstän- 
dig. Im  Alter  stets 
üxirt  nnd  von  einer 
dicken  Schaale  oder 
Haut  umhüllt. 


B.  Getrennte  Ge- 
schlechter, Taster 
am  Kiefer: 
3.  Zunft. 
Siphonostoma. 
Maul  mehr  odei  we- 
niger schnabelför- 
mig. 2  Paar  Fühler 
vor  dem  jMunde  und 
ö  Paar  Bewegnngs- 
organe hinter  ihm, 
wenn  alle  vollstän- 
dig sind.  Haftende 
oder  bewegliche  Pa- 
rasiten ,  mit  Meta- 
morphose; die  mei- 
sten mit  3gliedrigem 
Hinterleibe. 


A.     Lauter  gleichartige,    Iiloss  zum 

Rudern  geeignete  Bewegungsorgane; 

wirkliche  Kiefer  und  1  —  3  Paar  ac- 

cessorische  Mundtheile. 


4.  Zunft. 

Lophjjropoda. 

Füsse  gegliedert , 
einfach  oder  gespal- 
ten, mit  langen  Flos- 
senborsten. Zahl  der 
Ringe  1  bis  3X3. 

a)  Gijmn  oia    s. 
Cupepudn. 

Ohne  grosse  .Schaa- 
le, mit  gegliedertem 
Brustkasten  nnd  ge- 
gliedertem Hinter- 
leibe. Lange  Fühler. 

b)  0 s  tr  a  codn. 
Mit  grosser  ,  zwei- 
klappiger  Schaale, 
einfachem  Auge  und 
unJfegliedertemHin- 
terleibe.  Kurze  Füh- 
ler. 


5.  Zunft. 

PhjjUopoda, 

Füsse  ungegliedert, 
aber  gespaltene,  ge- 
lranzte Hautlappen. 
Zusammengesetzte 
Augen  u.  Nebenau- 
gen.  Gegliederter 
Brustkasten  u.  Hin- 
terleib. Zahl  der 
Ringe  imßrustkasten 
4X3,  im  Hinterleibe 
2  bis  6  X  3. 

a)  Mit  Schaale. 
«)  Schaale  zwei- 
lappig. 

himnaiUidae. 
/?)  Schaale  schild- 
förmig. Apidne. 

b)  Ohne  Schaale. 
Brancliipidae, 


B.  Gangfüsse  am 
Brustkasten ,  Kie- 
menfüsse  am  Hin- 
terleibe ;  jene  zu- 
gleich Fühler  und 
Kiefer.  ZaJilenver- 
haltuiss  in  beiden 
Körperabschnitten 
2X3. 

Zusammengesetzte 
Augen  und  Neben- 
augen. Brustkasten 
und  Hinterleih  je- 
der von  einer  gros- 
sen schildförmigen 
Schaale  bedeckt. 
6.  Zunft. 
Poecilopoda. 


n.     Malacostraca. 

Die  Grundzahl  der  Brustkastenringe  ist  fünf,  imd  ihr  Multiplum  stels  die  einfache  Verdop- 
pelung (2  X  5).  Die  zusammengesetzten  Augen  haben  eine  fazettirte  Hornhaut  und  Nebenaugen 
fehlen.  Die  Jungen  gleichen  den  Alten  ganz  oder  doch  theilweis  und  die  Metamorphose  ist  fort- 
schreitend.    Bewegungsorgane  stets  zwiefach,  und  der  Hinterleil)  beständig  mit  Flossen  versehen. 


3.  Ordn.     Thoracoslraca  s.  Podophlhalma. 
Kopf  unbcAveglich  mit  gestielten  beweglichen  Au- 
gen;   Brustkasten  ganz   oder  grösstentheils  Ton  einem 
einfachen  Panzer  bedeckt.      Hinterleib   stets   sieben- 
gliedrig. 


4.  Ordn.    Avlhroslraca  s.  Edriophlhalmu. 

Kopf  beweglieh ,  aber  die  Augen  an  ihm  unbeweg- 
lich; kein  gemeinsamer  Brustkasten -Panzer.  Von  den 
10  Ringen  des  Brustkastens  tragen  immer  3  accessorische 
Mundtheile,  also  7  Gangfüsse.     Formel  3 -f- 7. 


Von  den  10  Ringen  des  Brustkastens 
tragen  5  accessorische  Mundtheile, 
also  nur  5  Gangfüsse;  deren  Zahl 
daher  zehn  ist.  Kiemen  am  Brust- 
kasten.    Formel  5-f-5.     Decapoda. 


7.  Zunft. 

Brachi/ura. 

DieFlossenfüsse  des 
vorletzten  Hinter- 
leibsringes sind  nie 
zur  Bildung  einer 
Endllosse  benutzt, 
sondern  fehlen  ganz. 
Der  Hinterleib  ist 
gegen  die  Brust  ge- 
klappt. 


8.  Zunft. 

Macrura. 

Die  Flossenfüsse  des 
vorletzten  Hinter- 
leibsringes sind  nach 
hinten  ausgestreckt 
und  bilden  eine  gros- 
se Endflosse.  Hin- 
terleib in  der  Regel 
nicht  angeklappt, 
sondern  gestreckt. 


Von  den  10  Ringen 
des     Brustkastens 
tragen   nur  2  ac 
cessorische  Mund 
theile,  daher  acht 
Füsse,    von   wel 
chen  die  hintersten 
oder   alle  Flossen 
ähneln.       Formel 
2-}- 8.        Kiemen 
variabel,  doch  mei- 
stens am  Hinterlei- 
be,      Dieser    mit 
grosser  Endflosse 
9.  Zunft. 
Slomalopoda. 


10.  Zunft. 

^mphipoda. 

Rumpf   seitlich  zu- 
sammengedrückt, 
mit  verschieden  ge 
stalteten        Füssen. 
Hinterleib  stets  sie 
b  e  n  gliedrig        mit 
EndHossen  aber  oh 
ne  Kiemen,  die  nur 
am  Brustkasten    si- 
tzen.      Die  Jungen 
gleichen  den  Aeltern 
vollkommen,        nur 
nicht  in  der  Grösse. 


II.  Zunft. 
Laemodipoda. 
Rumpf  rund ,  oder 
flach ,  der  vierte 
Ring  noch  mit  dem 
Kopf  verwachsen , 
daher  nur  sechs 
freie  übrig  bleiben. 
Hinterleib  fehlt  oder 
eingliedrig  und  ganz 
verkümmert. 


12.  Zunft. 
Isopoda, 

Rumpf  flach  ge- 
drückt, stets  sie- 
ben freie  Ringe  mit 
Ruder-  oder  Gang- 
Füssen.  Hinterleib 
klein  ,  1 — 7gliedrig, 
mit  Kiemen  tragen- 
den Flossen.  Man- 
che von  ihnen  sind 
Parasiten  und  haben 
dann  verkümmerte 
Augen  und  Bewe- 
gungsorgane. Die 
Jungen  besitzen  nur 
6  GangtTisse,  und 
das  letzte  Paar  folgt 
mit  dem  Rumpfringe 
später  nach. 

NB.  Die  auf  dem 
Lande  lebenden  Iso- 
poden  baben  Aggre- 
gate einfacher  Au- 
gen. 


^)  Dieser  Umstand  ist  in  sofern  höchst  wichtig,  als  alle  anderen  heterouomen  Gliederthiere  stets  die  Grundzahl  nur  ein  Mal  besitzen.    Daraus  folgt  bei  ihnen  eine  grössere  Menge  von  Ringen  für  den  Hinterleib,  während 
aie  Menge  üer  Ringe  dieses  Körperabschnittes  bei  den  Krebsen  stets  kleiner  oder  höchstens  ebenso  gross  ist  als  die  des  Brustkastens;   die  einzige  Gattung  ^pus  ausgenommen. 


39    

auch  jedem  Nichtkenner  deutlich  zu  machon,  die  Serolis  parudoxa  (O/iisc.  paradoxus 
Fabr.)  in  Mitte  der  Phy  Hop  öden -Gattungen  abbilden  lassen  (Taf.  VI.  Fig.  2.)  und  glaube 
schon  durch  den  blossen  Anblick  dieser  verschiedenen  Formen  jeden  Unbefangenen  zu 
überzeugen,  dass  von  einer  Aflinilät  der  Trilobiten  zu  Serolis  nicht  wohl  die  Rede  sein 
könne.  Keine  einzige  Trilobitongattung  hat  genau  dasselbe  Zahlenverhältniss ,  oder  auch 
imr  eine  andere  Achnlichkcit  i\nl  Sorot is,  als  die  in  den  allgemeinen  Klassen  -  Charakteren 
begründete,  weshalb  ich  gegen  die  Einordnung  der  Trilobiten  unter  die  Malacoslracu 
auf's  Bestimmteste  mich  erklären  muss,  und  für  diesellie  durchaus  gar  nichts  zu  sagen 
wüsstc.  Auch  die  beweglichen  Seitenlappen  an  den  Brustkastenringen  mancher  Isopo- 
den  lassen  sich  gar  nicht  mit  den  Seitenlappen  der  Trilobiten  vergleichen;  einmal  weit 
sie  beweglich  sind,  zweitens  weil  sie  eigentlich  zum  Bein  gehören,  und  dessen  modifizirte 
Hüfte  vorstellen,  wie  ich  dies  an  einem  anderen  Orte  zeigen  werde,  hier  bloss  bemer- 
kend, dass  alle  Isopoden,  welchen  die  beweglichen  Seitenlappen  fehlen,  dafür  noch  ein 
Grundglied  am  Beine  oberhalb  der  Hüfte  besitzen ,  was  einen  Seitenlappen  im  Rudiment 
vorstellt.  — 

Nicht  minder  leicht  liisst  es  sich  zeigen,  dass  die  Trilobiten  auch  mit  Limiihis  nichts 
anderes  als  eine  flüchtige  Aehnlichkeit  gemein  haben.  Schon  der  Mangel  eines  ab- 
gesonderten Kopf-  und  Brusttheiles  bei  dieser  Gattung  nmcht  die  nähere  Affinität  un- 
möglich, noch  mehr  aber  zeugen  dagegen  die  harten  kräftigen,  hornigen  Füsse,  welche 
sich  so  gut  bei  den  versteinerten  Limuh's  der  Juraformation  erhalten  haben,  und  daher 
ihren  Verwandten  aus  einer  älteren  Periode  nicht  wohl  fehlen  können.  Auch  wäre  das 
bekannte  Einrollungsvermögen  der  Trilobiten  eine  sehr  unnöthige  Zugabe  gewesen,  wenn 
sie  Beine  gleich  denen  der  Livndi  gehabt  hätten;  da  diesellien  viel  zu  gross  sind,  um 
beim  Einrollen  sich  verstecken  zu  lassen,  und  viel  zu  kräftig,  um  des  Schutzes  durch 
Einrollen  zu  bedürfen.  Dennoch  liefert  die  allgemeine  Form  des  Kopfschildes,  der  Mangel 
von  Fühlern,  die  Stellung  der  Augen  und  die  Anwesenheit  eines  einfaclien  Hinterleibspan- 
zers  nicht  zu  übersehende  Data  für  eine  zwischen  beiden  Gruppen  beslehcnde  Analogie  an 
die  Hand,  vmd  weist  den  Trilobiten  weit  eher  in  der  Nähe  dieser  Gattmig  eine  Stelle  an, 
als  unter  den  Mcdacostrucis  neben  den  Isopoden. 

§.   16. 

Hiermit  glaube  ich  meine  Leser  zu  der  Ueberzeugung  gebracht  zu  haben,  dass  die 
Trilobiten  nur  der  ersten  Hauptgruppe  der  Krebse,  oder  den  Ostracodermen,  angehö- 
ren können;  es  fragt  sich  noch,  mit  welcher  von  den  beiden  in  dieser  Gruppe  angenom- 
menen Ordnungen  sie  im  nächsten  Zusammenhange  stehen.  Die  Antwort  auf  diese  Frage 
ergiebt  sich  sofort  von  selbst,  wenn  wir  beachten,   dass  die  Trilobiten  im  reifen  Lebens- 


40    

alter  grosse  Augen  besitzen  und  schon  deshalb  einer  allseitigen  vollständigen  Beweglich- 
keit theilhaftig  waren,  mithin  ohne  alle  Frage  Jspidoslracn  oder  Enlomoslraca  sein 
müssen.  Dieses  Resultat  kann  durch  folgende  Gründe  als  ein  vollkommen  unumstösslicher 
Salz  bewährt  werden. 

1)  Alle  Aspidoslraca  haben  zusammengesetzte  Augen  mit  glatter  Hornhaut,  die  Tri- 
lobilen  ebenfalls. 

2)  Sie  sind  häufig  von  grossen ,  die  Körperachse  weit  überragenden  Schaalen  be- 
deckt, und  eine  ganz  analoge  Panzerbildung  besitzen  die  Trilobiten. 

3)  Diese  Schaalen  oder  Panzer  bestehen  aus  2  Hautlagen  mit  einer  dazwischen 
befindlichen  dünnen  Schicht  von  Körpermasse.  Auch  ist  die  untere  Lage  viel 
zarter  als  die  obere,    ganz  wie  wir  sie  bei  den  Trilobiten  gefunden  haben*). 

4)  Die  Aspidoslraca  besitzen  zarte ,  weiche ,  höchst  verlclzlichc  Füsse ,  und  eben 
solche  mussten  die  Trilobiten  besitzen,  wenn  ihr  völliger  Mangel  bei  allen 
Petrifikaten  derselben  begreiflich  werden  soll.  — 

5)  Sie  sind  ausschliessliche  Bewohner  des  Wassers,  welche  sich  bloss  schwimmend 
bewegen;  diese]l)e  Lebensweise  müssen  aber  die  Trilobilen  gcfidirt  haben,  theils 
weil  es  in  so  früiier  Zeit  noch  am  Festlande  auf  der  Erdoberfläche  gebrach,  theils 
weil  ihnen  keine  harten,  allein  zum  Kriechen  tauglichen  Bewegungsorgane  zu- 
kommen.  — 

6)  Die  Aspidoslraca,  wenigstens  die  von  Schaalen  bedeckten,  haben  gewöhnlich 
ganz  kleine  oder  gar  keine  Fühler,  und  es  erklärt  sich  sofort,  warum  wir  diese 
bei  allen  Malacoslracis  sehr  grossen ,  von  harter  Oberhaut  bedeckten  Organe 
bei  den  Trilobiten  vermissen. 

7)  Die  verschiedenen  Unterabiheilungen  der  Aspidoslraca  zeigen  verschiedene  Men- 
gen von  Rumpf-  und  Schwanzringen,  deren  Grösse  zum  Theil  den  Zahlenver- 
hältnissen der  Trilobiten  genau  entspricht.  Bei  allen  Pscudocephah's  und  3Ia~ 
lacoslracis  ist  die  Grundzahl  der  Brustkastenabschnitte  genau  dieselbe,  und  bloss 
relativ  verschieden;  je  nachdem  mehr  oder  weniger  Ringe  in  den  Kopf  überge- 
gangen sind. 

Es  scheint  mir  unnöthig,  nach  so  vielen  wichtigen  Uebereinstimmungen  zwischen 
den  Trilobiten  und  Aspidoslracis  noch  mehr  Beweisgründe  für  die  Affinität  derselben 
linden  zu  wollen,  ich  beschliesse  daher  diese  Untersuchung  mit  einer  kurzen  Betrachtung 
über  das  wahre  Affinitätsverhältniss ,  welches  zwischen  den  beiden  genannten  Gruppen  ob- 
walten dürfte. 


*)  Bei  allen  Mulacostracis  ist  die  Scliaale  oder  der  Panzer  durchweg  solide  gebaut,  und  tvo  er  frei 
hervorragt,  zwischen  seinen  l)eiden  01)ei'flächen  nur  sehr  wenig  mit  weicher  Körpersubstanz  angefüllt 


41    

§.  17. 

Am  Eingänge   dieser  Betracliinng   stelle   ich   als  das  Tiiema  derselben,  welches  im 
Laufe  der  Darstellung  bewiesen  werden  soll,    die  Behauptung  auf: 

Dass  die  Triiobiton  in  keine  einzige  noch  lebende  Krebsfaniilie  geiiüren,  sondern  sich 
als  eine  den  Aspidoslracis  am  meisten  verwandte  Gruppe  darstellen,  deren  Organisa- 
tion indess  Momente  in  sich  aufgenommen  hat,  welche  heutiges  Tages  nie  zusammen 
in  einer  Familie  vorkommen,  sondern  vereinzelt  über  mehrere  heterogene  Gruppen  ver- 
theilt  sind. 

Haben  wir  nehmlich  in  dem  vorigen  Paragraphen  dargelhan,  dass  die  Trilobiten  mit  den 
Aspi'dos(rucis  in  vielen  wesentlichen  Organisationsverhältnissen  übereinstimmen ,  und  in 
Betraciit  solcher  Uebereinslimmun^en  keiner  einzigen  nocli  lebenden  Krebsgruppe  näher  ver- 
wandt sind,  als  grade  dieser,  so  dürfen  wir  doch  niciit  übersehen,  dass  auch  zwischen 
den  Aspnloslrncis  und  Triloblils  manciierlei  ^vichlige  und  sogar  typische  Unterschiede 
Statt  finden.  Diese  Unterschiede  liegen  hauplsächlicli  in  den  Zahlenverhältnissen  der  Brust- 
kastenringe, in  sofern  dieselben  bei  den  Aspidoslrncis  zwar  schwanken,  aber  doch  auf 
verschiedene  konstante  Grundzaiilen  (6,  9  und  12)  sich  reduziren  lassen;  bei  den  Trilo- 
biten dagegen  nur  innerhalb  jeder  einzelnen  Gattung  eine  konstante  Zahl  von  Ringen  vor- 
kommt, die  sämmtlichen  voriiandenen  Zahlen  aber  nicht  auf  so  sichere  unabänderliche 
Grundzahlen  oder  Zalilentypen  zurückgeführt  werden  kömien.  Freilich  tritt  uns  bei  den 
Versuchen,  die  Menge  der  Brustkastenringe  mit  Sicherheit  zu  bestimmen,  der  Umstand 
hemmend  entgegen,  dass  wir  die  Lage  der  Geschleclilsöffnungen,  welche  allein  die  Grenze 
des  Brustkastens  sicher  angiebt,  bei  den  Trilobiten  nicht  kennen  und  nie  erfahren  wer- 
den. Allein  schliessen  wir  auch  einstweilen  die  Oleniden  mit  vielgliedrigem  Rumpfe 
und  mangelndem  Zusammenkugelungsvermügen  von  dieser  Betrachtung  aus,  weil  es  ge- 
rade bei  ihnen  am  wahrscheinlichsten  ist,  dass  die  Gesciileciitsüffnung  sich  nicht  am  letz- 
ten Ringe  vor  dem  Schwanzschilde ,  sondern  schon  an  einem  früheren  befunden  habe ;  so 
bleiben  uns  doch  bei  den  übrigen  Gattungen  noch  immer  die  konstanten  Zahlen  6,  8,  9, 
10,  11  und  13,  welche  sich  niclit  auf  eine  gemeinsame  Grundformel  reduziren  lassen. 
Wollen  wir  also  nicht  annehmen,  dass  die  Geschlechtsöffnungen  auch  bei  diesen  Gattungen 
an  einem  gewissen  Körperringe  vor  dem  Schwanzschilde,  etwa  am  sechsten  (2X3) 
oder  neunten  (3X3)  sich  befunden  haben,  so  sehen  wir  uns  zu  der  anderen  Annahme 
genülhigt,  dass  die  Trilobiten  in  Bezug  auf  die  Grundzahlen  ihrer  Brustkastenringe  nicht 
nach  demselben  Gesetze  construirt  sind,  welches  wir  als  das  Regulativ  aller  Krebsgeslal- 
len  der  Jetztwelt  kennen  gelernt  haben. 

Dieses  Resultat  ist  ein  höchst  wichtiges,  'es  bestätigt  die  bereits  mehrmals  ausgespro- 
chene Ansicht   vollkonmien,    dass  die   untergegangenen  Organismen  älterer  Perioden  nicht. 


43    

in  (las  System  der  lebenden  hineinpassen,  sondern  mit  einzelnen  Charakteren  mehr  oder 
weniger  von  dem  Ideengange,  welcher  der  jetzigen  Schöpfung  zum  Grunde  liegt,  ab- 
weichen. Schon  CuviER  halte  dies  erkannt,  aber  nirgends  weitläufiger  verfolgt;  später  ist 
es  besonders  bei  Gelegenheit  der  vorweltlichen  Amphibien  öfters  berührt,  aber,  so  viel 
ich  weiss,  auch  jetzt  noch  von  Niemandem  ausführlich  dargestellt  worden,  obwohl  gerade 
diese  Betrachtung  am  bestimmtesten  zeigen  würde,  dass  die  organische  Natur  xmseres 
Erdkörpers  zwar  von  vorn  herein  nach  ein  und  demselben  Plane  geschaffen  wurde,  dass 
aber  die  Ideen  der  verschiedenen  Organismen  anfänglich  keinesweges  so  klar  und  be- 
stimmt gefasst  waren,  wie  sie  in  ihren  heutigen  Repräsentanten  uns  erscheinen,  vielmehr 
die  verschiedenen  Eigenschaften  glcichwerthigcr  Gruppen  mit  einander  verschmolzen  auf- 
treten und  eine  Form  ergeben,  die  gleichsam  im  unverarbeiteten  Zustande  die  mancherlei 
Eigenschaften  vereint  besitzt,  welche  heutzutage  als  sehr  wichtige  Gruppenunlerschiede 
stets  nur  von  einander  gesondert  angetroffen  werden.  Die  Erfahrung  bestätigt  dieses  Ge- 
setz vollkommen  und  fügt  die  zweite,  ebenso  wichtige  Thatsache  hinzu,  dass  diese  Ver- 
schmelzung verschiedenartiger  Typen  in  eine  Form  um  so  grösser,  die  aus  der  Disjunction 
der  typischen  Ideen  abgeleitete  organische  Mannigfaltigkeit  also  um  so  geringer  ist,  je 
älter  die  Organismen  waren  ,  welche  uns  in   den  Erdschichten  entgegentreten.  — 

Demnach  dürfen  wir  uns  nicht  wundem,  dass  die  Trilobiten,  die  ältesten  Glie- 
derthiere,  welche  man  kennt,  zu  keiner  Gruppe  der  noch  lebenden  genau  passen;  es 
würde  vielmehr  geradezu  ein  Wunder  sein,  wenn  es  der  Fall  wäre;  ja  es  würde  ihre 
Identität  mit  einer  noch  lebenden  Familie  alle  Gesetze  umstosscn,  welche  bisher  mit  so 
viel  Mühe  und  Sorgfalt  in  der  Untersuchung  über  die  Organisation  der  vorwellliclien  Ge- 
schöpfe gewonnen  sind.  Wenn  daher  Jemand  behauptet,  es  sei  in  den  südlichen  Meeren, 
oder  sonst  wo,  das  leibhafte  Ebenbild  eines  Geschöpfes  entdeckt  worden,  dessen  wirkliche 
Existenz  viele  Jahrtausende  vor  Beginn  der  jetzigen  v\.era  hinauszusetzen  ist,  so  dürfen 
wir  getrost,  ohne  jenen  Findling  jemals  gesehen  zu  haben,  behaupten,  dass  er  das  nicht 
sei ,  wofür  man  ihn  ausgiebt.  Leichtgläubigen  Wundermännern  oder  orthodoxen  Vertheidi- 
gern  biblischer  Schöpfungsgeschichten  mag  eine  solche  Fabel  einleuchten;  dem  Forscher, 
der  da  weiss,  dass  sich  die  Natur  überall,  und  nicht  bloss  am  Firmamentc,  »in  ewige 
Gesetze  gehüllt  hat",  wird  es  nie  beifallen  können,  an  die  dermalige  Existenz  eines  Tri- 
lobiten, so  unbedeutend  das  Geschöpf  auch  sein  mag,   zu  glauben.  — 

Hiermit  soll  nun  aber  keinesweges  behauptet  werden,  dass  die  Trilobiten  von  den 
Typen  aller  jetzt  lebenden  Krebse  vollständig  abweichen,  es  ergiebt  vielmehr  ihre  Be- 
trachtung mancherlei  wichtige  Uebereinstimmungen,  die  wir  bereits  oben  zum  Theil  erör- 
tert und  angegeben  haben.  Eine  richtige  Würdigung  dieser  Uebereinstinnnungen  setzt  uns 
verbunden  mit  den  Daten,  welche  sich  an  den  vorhandenen  Resten  dieser  Geschöpfe  auf- 


43    

finden  lassen,  sogar  in  den  Stand,  die  fehlende  Seite  der  Organisation  aus  der  Affinität 
zu  noch  lebenden  Formen  zu  ergänzen,  und  die  Lösung  dieser  Aufgabe  soll  hier  zunächst 
versucht  werden.  — 

§.  18. 

Uni  hierbei  mit  der  nüthigen  Umsicht  und  Sorgfalt  zu  verfahren,  halte  ich  es  für 
angemessen,  den  Inhalt  derjenigen  Krebsgruppe,  mit  welcher  die  Trilobiten  am  meisten 
verwandt  sind,  näher  zu  erörtern,  besonders  auch  um  daraus  folgern  zu  können,  ob  sie 
vielleicht  mit  der  einen  oder  anderen  Unterabthcllung  in  einem  näheren,  oder  zu  allen  in 
einem  gleichen  Aflinitätsverhältniss  stehen.  —  Auf  der  bereits  mitgetheilten  tabellarischen 
Uebersicht  erscheinen  die  Asp!doslraca  in  drei  Zünfte  aufgelöst,  welche  die  Namen 
LopJii/ropodn,  Plii/Ilopoda  und  Poeri/opoda  führen.  Diese  Benennungen  zeigen  auf 
Hauplunlerschiede  in  den  Füssen  hin,  die  in  der  That  auch  vorhanden  sind;  denn  die 
beiden  ersten  Abiheilungen  besitzen  weiche  häutige ,  bloss  zum  Schwimmen  eingerichtete 
Bewegungsorgane ,  die  Poecilopoda  zugleich  harte ,  gegliederte  Gangfüsse ,  deren  Hüften 
die  Stelle  der  Kiefer  vertreten.  Dieser  Umstand  wurde  schon  früher  berücksichtigt  (S.  39.) 
und  daraus  eine  wichtige  Differenz  zwischen  ihnen  und  den  Trilobiten  hergeleitet;  auch 
stimmt  die  Gattung  Litnulus,  welche  die  genannte  Gruppe  ausmacht,  bloss  in  einigen  ha- 
bituellen Merkmahlen  des  Kopfschildes  oder  Cephalothoraxes  mit  den  Trilobiten  überein,  da- 
her ich  ihrer  als  einer  nur  theilweis  analogen  Gestalt  hier  nicht  weiter  gedenke.  — 

Von  den  beiden  anderen  Gruppen  neigen  die  Lophyropoden  zu  geringeren  Kör- 
perumrissen und  entwickelten  Fühlern;  haben  dabei  entweder  ein  einziges,  bald  grosses, 
bald  kleines,  oder  zwei  sehr  kleine  Augen  und  zeigen  demnach  Merkmahle,  welche 
zum  Typus  der  Trilobiten  minder  passen,  als  die  beträchtlichere  Körpergrösse ,  die  um- 
fangsreichen  Augen  und  die  unentwickelten  Fühler  der  Phyllopoden;  daher  ich  keinen 
Anstand  nehme,  gerade  in  ihnen  die  allernächsten  Verwandten  der  Trilobiten  zu  er- 
kennen und  aus  diesem  Grunde  nur  ihre  Organisation  hier  näher  erörtere. 


•o* 


§.  19. 
Die  Phyllopoden  haben  einen  weichen  fleischigen  Rumpf,  dessen  Thorax  allge- 
mein aus  eilf  Gliedern  besteht  und  eben  so  viel  flossenförmige  Bewegungsorgane  trägt.  — 
Der  Kopf  ist  ein  für  sich  bestehender  Abschnitt,  an  dem  ausser  den  Fühlern  und  Kau- 
werkzeugen noch  ein  rudimentäres  Fusspaar  haftet,  durch  welches  die  Zahl  aller  Brust- 
füsse  auf  zwölf  (4X3)  gebracht  wird.  Seine  übrigen  Organe  sind  schwankend.  Zwar 
findet  man  allgemein  zwei  Paar  Fühler  vor  dem  Munde,    aber  bald  sind  dieselben  auffal- 

6  ■" 


44     

lend  klein ,  wie  bei  Apus  *) ;  bald  ist  nur  das  eine  ein  deutlicber  Fübler,  das  andere  ein 
dem  Kopulationsbcdiirfniss  untergeordnetes  Greiforgan,  wie  bei  Brcnichipus;  bald  endlicb 
jenes  ein  gespaltener  zwcirankiger  Flossenfuss,  dieses  ein  kurzer,  fast  gliederloser  Fleisch- 
lappen, wie  bei  Lhnnudia.  Aehnliche  Unterschiede  bieten  die  Augen  dar.  Zwar  fin- 
den sich  bei  allen  Phyllopodcn  zwei  grosse  zusammengesetzte  und  ein  einfaches 
Auge,  allein  bald  sind  jene  lang  gestielt  und  beweglich,  wie  bei  Braurhipits,  bald  un- 
beweglich und  dann  theils  in  eine  Kreisform  vereinigt,  wie  bei  Lhnncidiu ,  theils  in  2 
getrennte  Halbkreise  gesondert,  wie  bei  Apus.  Das  einfache  Nebenauge  steht  zwischen 
ihnen  an  der  Spitze  der  Stirn,  und  wenn  sie  dicht  an  oinandergerückt  sind,  dahinter. 
Auffallend  ist  es,  dass  Branchiims,  die  Gattung  mit  den  grössten  weit  vorragenden  be- 
weglichen Augen,  gar  keine  schützende  Hülle  besitzt,  während  Apus  und  Limnttdia 
damit  versehen  sind.  Dort  ist  es  eine  zu  einem  grossen  Schilde  erweiterte  Kopfplatte, 
welche  nur  so  weit  wie  der  Kopf  reicht,  innig  mit  dem  Körper  des  Thieres  zusammen- 
hangt; hier  eine  zweiklappig  wie  bei  Muscheln  gebildete  Schaale,  die  im  Nacken  des  Thie- 
res, also  auch  eigentlich  am  Kopfe,  festsitzt,  und  willkürlich  nach  unten  geöffnet  und 
geschlossen  werden  kann.  Mit  der  Anwesenheit  dieser  Schaale  harmonirt  ein  anderes 
wichtiges  Verhältniss,  der  Bau  des  Hinterleibes.  Derselbe  unterscheidet  sich  nehmlich  bei 
den  von  Schaalen  bedeckten  Gattungen  formell  vom  Brustkasten  nicht,  trägt  sogar,  der 
einzige  Fall  in  der  ganzen  Klasse  der  Krebse,  ganz  ebenso  gebaute,  nur  suc- 
cessiv  kleinere  Füsse,  und  was  noch  merkwürdiger  ist,  nicht  bloss  ein  Paar  an  jedem 
Ringe,  sondern  anfangs  zwei  an  jedem,  später  selbst  drei  oder  vier.  Dadurch  stei- 
gert sich  die  Anzahl  der  Bewegungsorgane  ganz  ausserordentlich,  und  der  Unterschied 
zwischen  Thorax  und  Abdomen  schwindet  bei  der  äusseren  Betrachtung  ganz.  Nur  die  in- 
nere anatomische  Untersuchung  entscheidcl  über  die  Grenze  beider  Abschnitte,  und  zeigt 
auch  bei  A^^iis  die  Geschlechtsöffnungcn  hinter  dem  eilften  Ringe,  also  genau  da,  wo  sie 
bei  Brrmchiptis  liegen.  Von  dieser  merkwürdigen  Annäherung  des  Hinterleibes  an  den 
Typus  des  Brustkastens,  deren,  wie  gesagt,  die  Klasse  der  Krebse  kein  zweites  Beispiel 
aufzuweisen  hat,  sind  jedoch  die  letzten  Ringe  wieder  ausgenommen,  sie  behalten  zwar 
die  Form  der  früheren  bei,  aber  tragen  keine  Bewegungsorgane  mehr,  und  enden  mit 
einfachen  {Lhnnmlid)  oder  gegliederten  {Apus)  hornigen  Anhängen,  die  an  dem  auffal- 
lend entwickelten  letzten  Körpergliede  haften.  Zwischen  ihnen  befindet  sich  die  Darm- 
öffnung. Von  allen  diesen  Merkmahlen  zeigt  Branchipus  keine  Spur,  sein  neungliedrio-er 
Hinterleib  hat  keine  Füsse,  und  statt  der  hornigen  Anhänge  finden  sich  bei  ihm  zwei  grosse 


•"-)  ^pus,  Branchipus  und  Limnadia  sind  auf  Taf.VI.  Fig.  1,  3  und  13  al)gei)ildet,  welche  Figuren 
man  mit  dieser  Schilderung  Tergleiclie.  — 


45    

weiche  oder  gar  keine  {Jrleinia}  Endflossen.  Auch  besitzen  hier  die  Weibchen  eine 
besondere  Eierkapsel  am  Anfange  des  Hinterleibes,  und  die  Männchen  kleinere  Saamen- 
laschen,  wovon  weder  bei  Jpvs  noch  bei  Limnudia  irgend  etwas  zu  finden  ist;  bei  cr- 
slerem  gleichen  die  Miiinichen  den  Weibclien  so  selir,  dass  man  noch  vor  wenigen  Jahren 
die  Männchen,  welche  zuerst  llr.  Kollar  in  Wien  entdeckt  hat*),  gar  nicht  kannte '"*)  ^ 
bei  letzterer  besitzen  die  Männchen  (wenigstens  von  einer  darnach  als  Gattung  Lsiherut 
abgetrennten  Art)  Kopulationsorgane  in  den  ersten  modificlrten  Füssen  des  Brustkastens. 
Die  Weibchen  von  Jpus  sind  übrigens  doch  leicht  an  den  Taschen  zu  erkennen,  welche 
am  eilflen  Fusspaar  sich  befinden,  und  zur  Aufnahme  der  Eier  dienen,  aber  hinterwärts 
gegen  den  Rücken  hin  unter  dem  Schilde  liegen.  — 

Werfen  wir  nun  noch  einen  Blick  auf  die  Füsse,  so  zeigt  sich  in  ihnen  ein  ähnlicher 
Unterschied,    wie  im  übrigen  Körperbau  der  schaalentragenden  und  schaalenlosen  Galtun- 
gen.    Bei  allen  bestehen  sie  aus  weichen  häufigen,  bloss  von  Muskelbündeln  unterstützten 
Lappen,    deren   Umfang   durch   Einschnitte    mannichfach    zerschlissen   und   am   Rande    mit 
langen,   fein  behaarten  (gewimperten)  Flossenborsten  besetzt  ist.     An  der  Innenseite  tre- 
ten 6  Hauptlappen  hervor,  von  welchen  bei  Lhnnadia  (Fig.  15.  B.)  die  4  ersten  ziemlich 
gleiche  Grösse  haben,    bei  y/piis  (Fig.  9,  10,  11.)  der  erste  (B.)  sola-  abweicht,  die  fol- 
genden aber  einander  ähneln,  doch  vom  Grunde  zur  Spitze  hin  grösser  werden,  bei  Bran- 
chipiis  (Fig.  12.)  umgekehrt  kleiner;    der  fünfte,  vorletzte,  ist  bei  Lhnmidta  sehr  lang 
und  schmal,   bei  Branchi'pus  sehr  breit  und  abgerundet,    bei  Apus  den  früheren  ähnlich. 
Der  letzte,    sechste,   ist  durch  ein  besonderes  Gelenk   mit    dem  übrigen  Fusse  verbunden 
und  daher  freier  beweglich;    er  hat  eine  langgestreckte   ruderartige  Form  und   scheint  der 
wichtigste  aller  Abschnitte  des  Fusses  zu  sein.    An  der  gegenüberstehenden  äusseren  Seite 
trägt  jeder  Fuss  eine  blasenförmige  Kieme  (K  der  Abbildungen),    und  ausserdem  breite 
Haullappen  daneben.      Bei  Jpus  und  Lhnnadia  findet  sich  nur  ein  sehr  grosser  Lappen 
unter  der  Kieme  (L),   bei  Branchi'pus  sind  deren  zwei  vorhanden,   die  aber  beide  über 
den  Kiemen  sitzen,   ein  grösserer,   ihr  an  Umfang  gleicher  (Fig.  12.  L.)   zunächst  neben 
ihr,    ein  kleinerer  noch  höher  hinauf.   (1.)      Die  Kieme   ist  an  ihrer  Blasenforni ,   an  dem 
Mangel  von  Muskeln,   die  zu  ihr  gehen  oder  in  sie  eindringen,    und  an  dem  Mangel  von 
Flossenborsten  an  ihren  Rändern  leicht  zu  erkennen ;  alle  anderen  Lappen  sind  sowohl  von 
Flossenborslen  umgeben,  als  auch  von  Muskeln,  die  zu  ihnen  gehen,  unterstützt,  und  die- 


*)  Isis  1834.  680.    Froriep's  Notizen  1833.  Bd.  38.  S.  148.  etc.  —     Hr.  Kollar  hatte  die  Güte, 
mir  ein  solches  Mitnnchen  milzutheilen. 
*"')  In   einer  ül)rigens  sehr  hübschen  Arbeit  von  E.  G.  Zaddack    {de  u4pod.  cancrtfortius  anaiome 
et  evolutione.    Bonn.  1841.  4.)   werden   diese  Thiere  dalier  als  Zwitter  beschrieben,    was  wohl 
nur  einer  mangelhaften  mikroskopischen  Analyse  der  Generationsorgaue  zuzuschreiben  ist. 


40    

nen  mit  zum  Rudern.  Die  Lappen  der  äusseren  Seite,  obwohl  die  grüssten,  sind  doch 
die  zartesten,  am  spärlichsten  gewimperten ,  und  am  schwächsten  mit  Äluskeln  versehe- 
nen, daher  sie  mehr  zum  Schutze  der  Kieme,  als  zum  Rudern  bestimmt  zu  sein  schei- 
nen. Dafür  spricht  auch  ihre  umgekehrte  Stellung  zur  Kieme  bei  den  von  Schaalen  be- 
deckten und  nackten  Gattungen.     Ich  würde  sie  daher  Schutzlappen  nennen. 

Dass  der  Mangel  oder  die  Anwesenheit  einer  Schaale  der  erste  Ifauplgegensalz  der 
Gruppe  ist,  ei-leidet  keinen  Zweifel,  daher  eine  die  natürlichen  Differenzen  einander 
unterordnende  Eintheilung  sie  zuerst  berücksichtigen,  imd  demgemäss  folgendes  Schema 
entwerfen  muss. 

I.  Gattungen  mit  Schaale.  Charaktere:  Augen  unbeweglich,  dicht  aneinander 
gerückt.  Körperringe  zum  Theil  stachelig,  die  des  Hinterleibes  tragen  ebenfalls  Füsse; 
der  letzte  eine  hornige,  mit  versciiiedenartigen  Anhängen  versehene  Kapsel.  Kiemen 
der  Füsse  über  den  Schutzlappen  angebracht. 

A.  Schaale  zweiklappig.  Augen  zu  einem  Kreise  vereint;  vordere  Fühler 
zweireihige  Ranken,  hintere  einfach,  alle  mindestens  so  lang  -wie  der  Kopf.  Keine  ac- 
cessorischen  Mundtheile,  15  Hinterleibsringe,  die  beweglichen  Endstacheln  ungegliedert. 

Gattung  Lhnnadia,  Estheria. 

B.  Schaale  schildförmig.  Augen  halbmondförmig,  bestimmter  getrennt.  Alle 
Fühler  rudimentär,  kaum  erkennbar.  2  Paare  accessorischer  Mundtheile  hinler  den  Kiefern. 
Erstes  Fusspaar  (das  rudimentäre  wirkliche  erste  nicht  mitgerechnet)  mit  4  langen  viel- 
gliedrigen  Fäden  statt  der  Flossenlappen;  Hinterleib  aus  mehr  als  15  Ringen  gebildet, 
die  Endslacheln  des  letzten  lange  bewegliche  und  gegliederte  Borsten.  — 

Gattung  Lepkhmts  (mit  einer  Klappe  zwischen  den  Endborsten),  Apus  (ohne  diese 

Klappe). 
II.    Gattungen  ohne  Schaale.     Charaktere:   Augen  gestielt,  beweglich.     Fühler 
ungleich,    die   vorderen   einfache  Fäden,   die   hinteren   zangenförmige   Kopulationsorgane. 
Keine  accessorischen  Mundtheile  hinter  den  Kiefern.    Kiemen  der  Füsse  unter  den  Schutz- 
lappen.    Hinterleib  ohne  Füsse  und  glatt.     Aeussere  Eierkapseln  und  Saamenbebälter. 

Gattung  Branchi'pus   (Hinterleib  9gliedrig,   mit  2  Endflossen),    Artemia  (Hinterleib 
6gliedrig,  mit  2  Endlappen).  — 

§.  19. 

Die  nahe  Beziehung  der  Trilobiten  zu  den  Phyllopoden  scheint  mir  nun  be- 
sonders aus  den  schon  früher  angegebenen  Uebereinstimmungen:  den  doppelten  grossen 
Augen,  den  unentwickelten  Fühlern  und  den  ganz  weichen,  häutigen  Füssen  zu  erhellen; 
am  meisten   aber  scheint  Branchipiis    diejenige  Form  zu  sein,    worauf  ihre  Organisation 


4t    

sich  anwenden  lässt.  Um  diese  Analogie  recht  einleuchtend  zu  machen,  hahe  ich  um  ei- 
nen Branchipus-Kör\Mir  den  Panzer  eines  Triiobiten  gezeichnet,  und  so  eine  ideale 
Form  (Fig.  16.  Taf.  VI.)  erlialten,  die  kaum  noch  einen  Zweifel  über  die  nahen  Bezie- 
hungen heider  Gestalten  zu  einander  übrig  lassen  dürfte.  Wir  sehen  alsdann  in  dem  Kopf- 
scliilde  den  eigentlichen  Kopf  als  Kopfbuckel  hervorragen,  bemerken  aber  bei  Branchi- 
■pxis  einen  Unterschied  darin,  dass  derselbe  bloss  aus  zwei  Abschnitten  besteht,  deren 
vorderster,  welcher  die  Fühler  und  Augen  trägt,  kleiner  ist,  als  der  zweite  Abschnitt, 
an  dem  die  Kiefer  und  accessorischen  Mundtheile  haften.  Bei  den  Triiobiten  ist  der 
Kopfhuckel  entweder  einfach,  oder  in  vier  Abschnitte  getheilt,  und  im  letzteren  Falle 
ist  bald  der  erste  der  kleinste  (z.  B.  bei  Olcmis ,  TriuHhrus ,  Tril.  Slernhergü  und 
deren  Verwandten),  bald  umgekehrt  der  erste  Abschnitt  der  grüssle  und  die  folgenden 
sind  kleiner.  Dieses  Verhältniss  zeigt  auf  sehr  grosse  Augen  und  Fühler  hin,  und  da  ge- 
rade die  genannten  Ölen i  den  kleine  Augen,  die  ^saphi,  llfacni,  PAncops- Arten, 
Ogygiiic  aber  sehr  grosse  haben,  so  würde  diese  Ansicht  durch  die  genannten  Gattungen 
gerechtfertigt  werden.  Zugleich  Hesse  sich  aus  demselben  Grunde  auch  auf  entwickelte 
Fühler  schliessen,  und  annehmen,  dass  ein  Paar  derselben  vielleicht  ähnlich  wie  bei  Britn- 
chipiis  Greiforgane  waren.  Zu  dieser  Annahme  halte  ich  mich  auch  durch  die  Bildung 
der  unteren  Seite  des  Kopfes  berechtigt;  denn  ein  so  grosses  breites  Kopfschild,  wie  bei 
Asapims  (Taf.  VI.  Fig.  S.  a.)  und  Paradoxhles  (Taf.  I.  Fig.  7.)  zeigt  auf  entwickelte 
Organe  zu  seiner  Seite  hin.  Vielleicht  sind  die  vorderen  Anschwellungen  neben  ihm  (Taf. 
VI.  Fig.  8.  b.  b.)  Träger  von  zangenformigcn  Fühlern  gewesen,  oder  dieselben  hafteten 
an  der  seitlichen  Erweiterung  neben  dem  Kopfschilde  (Taf.  VI.  Fig.  8.  c.  c.)  und  jene  vor- 
deren trugen  kleine  kurze  wirkliche  Füiiler,  wie  bei  Bi-dnchipiis,  Dann  begreift  man 
sehr  leicht,  warum  die  vorderste  Abtheilung  des  Triiobiten -Kopfes  so  gross  ist,  mitunter 
(z.  B.  bei  Phacops  Al)th.  A.  und  ytsaphnfi)  alle  folgenden  verdrängle,  und  dadurcii  ei- 
nen ungellieilten  Kopfbuckel  bewirkte.  Auch  würde  der  weite  gewölbte  Raum  des  Schil- 
des neben  dem  Kopfbuckel  unter  den  Augen  sehr  gut  zur  Aufnahme  solcher  zangenformi- 
gcn Fühler  sich  eignen.  Am  hinteren  Rande  dieser  unteren  Kopfanschwcllung  (des  eigent- 
lichen dt/pciis)  haftete  entschieden  die  bewegliche  Oberlippe  (Taf.  VI.  Fig.  8.  d.),  deren 
Grösse  von  der  Breite  dieses  Randes  und  der  Grösse  seines  Einschniltos  abhängig  war; 
sie  bedeckte,  wie  bei  Apus  und  Branchipus,  die  Oberkiefer,  deren  Form  mehr  der  von 
Apus  als  der  von  Branchipus  ähnlich  gewesen  sein  dürfte,  da  die  harte  hornige  Schaale 
auch  auf  solidere  Kauwerkzeuge  hinweist.  Wahrscheinlich  entspricht  der  dritte  Abschnitt 
des  Kopfbuckels,  in  der  Regel  der  grösste  nach  dem  ersten,  der  Stellung  der  Kiefer; 
er  war  Träger  ihrer  Muskulatur  und  bezeicluiet  den  dem  Typus  nach  selbstständigen  Kör- 
perring, dessen  Bewegungsorgane  sich  in  Kiefer  niodifizirlen.     Da  hinter  diesem  Abschnitt 


48    

höchstens  noch  ein  kleinerer  vor  dem  Arlikulalionswulst  anftritt.  so  würden  wir  daraus 
auf  accessorische  Mundtheile  schliessen  dürfen,  ein  Schluss  der  deslialb  einen  hohen 
Grad  von  Wahrscheinliclikeit  für  sich  hat,  weil  auch  Apus  liier  zwei  Paare  von 
accessorischen  Mundtheilen  besitzt.  Zugleich  liegt  in  dem  Bau  von  Limnadta  und  Bran- 
chipifs,  die  beide  keine  wahren  accessorischen  Mundtheile  haben,  die  Andeutung,  dass 
bei  den  Gattungen  der  Trilobiten  mit  einfachem  Kopfbuckcl  dieselben  e])enfalls  fehlen  konn- 
ten. Solche  Galtungen  sind  Asaplnis,  Ni/eiis,  Illacnns,  Trinurleiis,  Ogi/gia  und  Hui- 
cops  Abth.  A.;  Trilobiten,  bei  denen  hinter  dem  grossen  einfachen  Kopfbuckcl  immer 
noch  ein  Paar  Knötchen  vor  dem  Articulationswulst  in  mehr  oder  minderer  Deutlichkeit  auf- 
treten. Diese  Knötchen  würde  icli  für  die  Spuren  des  Ringes  halten ,  an  dem  die  Kiefer 
haften,  die  accessorischen  Mundtheile  aber  allen  so  gebildeten  Trilobiten  absprechen ;  wor- 
aus sich  dann  ein  entschiedener  Grund  darböte,  die  P/mrop«- Arten  der  ersten  Abtheilung 
auch  generisch  von  den  übrigen  zu  trennen:  eine  Annahme,  die  von  der  gesamnilen 
übrigen  Kör])erbildung  unterstützt  wird. 

Nach  diesen  Bemerkungen  werden  meine  Leser  ohne  Zweifel  mit  mir  die  Ueberzeu- 
o-ung  thcilen,  dass  die  sichtbaren  Bihlungsverhältnisse  des  Kopfes  der  Trilobiten  sich 
ohne  irgend  einige  Schwierigkeilen  auf  den  Bau  der  Phyllopoden  zurückführen  lassen, 
und  dass  alle  Schriflsleller  eine  völlig  begründete  Behauptung  aufgestellt  haben,  welche 
beide  Gruppen  als  nah  verwandle  Formen  ansahen.  Der  Verlauf  meiner  Vergleichnng 
wird  noch  mehr  Gründe  dafür  beibringen,  besonders  wenn  wir  zunächst  einen  Blick  auf 
die  Füsse  werfen,  da  die  schwankenden  Zahlenverhällnisse  der  Rumpfringe  bei  den  Tri- 
lobiten keine  nähere  Uebereinstimmung  mit  dem  konstanten  Numerus  der  Phyllopo- 
den (4x3  —  1)  zu  verstatten  sclieinen. 

§.  20. 

Dass  die  Füsse  der  Trilobiten  weiche,  häutige  Organe  waren,  lässt  sich  mit  Evidenz 
beweisen.  Schon  der  völlige  Slangel  auch  der  allerkleinsten  Reste,  welcher  trotz  einzel- 
ner entgegengesetzter  Angaben*)  jedem  sorgfältigen  Beobachter  einleuchten  muss,  bestä- 
tigt diese  Ansicht.  Wie  konnten  auch  harte  hornige  Bewegungsgorgane  an  einer  weichen 
häutigen  Bauchfläche  haften;  hier  hätte  ihnen  ja  die  feste  Basis  gefehlt,  welche  alle  soli- 
den Bewegungsorgane  zu  ihrer  Wirksamkeit  bedürfen.      Und   dass  diese  Bauchseite  häutig 


•"•)  Eichwald  (/.  l.  39.),  Goldfuss  und  Graf  Sternberc  (siehe  die  Literatur)  glaul)ten  l)eliaiintlicli 
Füsse  bei  Trilol)itcn -Resten  zu  erkennen;  allein  die  TOn  ihnen  vorgelegten  Abbildungen  und  Be- 
schreibungen sind  zu  unbestimmt,  als  dass  sich  daraus  irgend  el>Yas  Siclicres  entnehmen  Hesse. 
EiCHWALD's  Beschreibung  erwiihnt  zwar  die  Zahl  der  Glieder  (fünf)  und  die  Grösse  des  Fusses  (4  Lin.) 
genauer,  allein  so  wie  sie  a.  a.  0.  lautet,  ist  sie  doch   immer  noch  ganz  ungenügend  und  unklar. 


49    

war,  wer  wird  es  leugnen  wollen,  wenn  ihr  beständiger  Mangel  neben  einer  barlen  hor- 
nigen, vielleicht  selbst  kalkigen  Rückenfläche  entschieden  ist.      Hatte  sich  diese    erhalten, 
warum  nicht  auch  die  ebenso  harte  Bauchfläche,   die  wir  stets  vermissen,  und  darum  mit 
Recht  schliessen,  dass  sie  weiclier  und  des  Widerstandes  unfähig  war,  welchen  die  härtere 
Rückcnnäche    den  zerstörenden  Gewall en   einer  Erdumwälzung   entgegensetzte.     Ich  bitte 
nicinc  Leser  nur  einen  genauen  Blick  auf  die  Ringe  des  Krebsschwanzcs  zu  werfen,  welche 
in  manchen  Beziehungen  den  Panzerringen  der  Trilobitcn  analog  geformt  sind,  um  zu  der 
Ueberzeugimg   zu  gelangen,   dass   wenn  am  Bauche  harte  Bedeckungen  vorkamen,    diese 
ohne  Zweifel,  wie  bei  den  heutigen  Krebsen,  unmittelbare  Fortsetzungen  des  Rückenpan- 
zers  bildeten,    um  mit  ihm  zusammen  eine  hinreichend  feste  Basis  für  die  Bewegungsor- 
gane zu  schaffen.    Wie  sollten  aber  diese  soliden,  wenn  auch  imr,  wie  bei  unseren  Kreb- 
sen,   schmalen  Bauchgürtel  alle  so  regelmässig  liaben  abbrechen  können,    dass    auch  niclit 
die  geringste  Spur    von  ihnen  ül)rig  bliel)?    wäre    dies    nicht    eine  Erscheinung,    die  an's 
Wunderbare  gränztc?     Und  docli  müssen  wir  diese  Annahme  machen,  wenn  wir  behaup- 
ten, die  Bauchseite  der  Trilobiten  habe  einen  ebenso  festen  Panzer  gehabt,  wie  der  Rücken. 
Diese  Annahme    müssen  wir  aber  machen,   wenn  wir   die  Anwesenheit   horniger  solider 
Füsse  behaupten,  da  ohne  eine  solide  Brust  auch  kein  solides  Bein  bei  Gliederthieren  sich 
iindet.     Nehmen  wir  nun  mit  in  Berücksichtigung,  dass  die  Spuren  borniger  wie  aller  an- 
deren Füsse  völlig  fehlen,    so  ist  wohl   der  Schluss   erlau])t,   dass  diese  Füsse  zu  weich 
und  zart  waren,   um   auch   nur   in  Abdrücken   sich   erhalten   zu   können.     Und  gerade  so 
musslen  sie  sein,   wenn  die  von  mir  behauptete  Affinität  der  Trilobiten  zu  den  Phyl- 
lopoden  richtig  ist.     Sollten  diese  Betrachtungen  und  Schlussfolgen  nicht  schon  Beweis- 
kraft genug  ])esitzen? 

Doch  wir  können  noch  weiter  gehen,  und  die  Affinität  noch  näher,  noch  bestimmter 
darthun.  indem  wir  bei  der  bekannten  Fähigkeit  des  Einrollens  verweilen,  auf  welche  frü- 
her schon  beiläufig  hingewiesen  wurde.  Die  allermeisten  Trilobiten  ])esassen  diese  Fähig- 
keit und  viele  von  ihnen  finden  sich  häufiger  im  eingerollten  als  im  gestreckten  Zustande 
aufbewahrt.  Die  Thiere  wölbten  da])ei  den  Rücken,  klappten  das  Schwanzschild  gegen 
den  Kopf  und  versteckten  so  alle  unteren  Theile  unter  den  harten  hornigen  Panzerstücken 
der  Oberseite.  Was  hat  dieses  Vermögen  für  einen  Zweck,  wenn  wir  annehmen,  dass 
die  Organe  der  Bauchseite  ebenso  kräftig  gebaut  waren,  wie  die  des  Rückens?  —  gar 
keinen!  es  wäre  eine  Kunstfertigkeit  ohne  Absicht,  und  eine  solche  giebt  es  nicht  in  der 
Natur.  Wohl  aber  ist  sie  uns  begreiflich,  wenn  wir  für  alle  Organe  der  Unterfläche  eine 
zartere  Beschaffenheit  annehmen,  denn  dann  erldärt  sie  sich  sogleich  aus  dem  Bestreben 
der  Natur,  diese  weichen  und  daher  mehr  verletzlichen  Tlieile  gegen  äussere  Gewalten 
zu  schützen.   Man  wird  mir  vielleicht  einwerfen,  dass  die  Odontopleuriden,   Ogygien, 

7 


50    

Oleniden  u.a.m.  diese  Fähigkeit  nicht  besassen,  und  dass  daher  aus  ihr  kein  allgemein 
gültiger  Schluss  abgeleitet  werden  könne;  allein  dieser  Einwurf  wäre  ein  unpassender. 
Es  ist  nehmlich  aus  dem  gewöhnlichen  Mangel  aller  Schaalenreste  bei  den  Ogygien  und 
Oleniden  ziemlich  sicher  zu  entnehmen,  dass  deren  Panzer  weicher  und  zarter  beschaf- 
fen war  als  der  Panzer  aller  übrigen  Trilobiten;  auch  glaul)e  ich  dies  geradezu  aus  den 
Spuren  desselben  folgern  zu  dürfen,  welche  ich  bei  Exemplaren  von  Olenus  gibbosus 
im  Alaunscliiefer  von  Andrarum  vor  mir  habe.  War  also  hier  der  Panzer  überhaupt  dünn, 
etwa  dem  von  Jpus  gleich,  wozu  noch  das  Einrollungsvermögen,  es  schützte  ja  nur 
weiche  Theile  durch  weniger  weiche ;  auch  sind  die  Seitenlappen  dieser  Tbiere  so  gebaut, 
dass  sie  sich  beim  Einrollen  nicht  unter  einander  schieben  konnten,  mithin  überall  Lücken 
Hessen ,  durch  welche  die  weichen  Organe  ebenso  gut  verletzlich  waren ,  als  wenn  sie 
unbedeckt  blieben.  Es  widerstreitet  also  der  Mangel  des  EinroUungsvermögens  der  An- 
nahme nicht,  dass  auch  da,  wo  es  fehlte,  die  Füsse  ihre  gewöhnliche  weiche  Beschaffen- 
heit hatten.  Gewiss  würden  wir  härtere  Füsse  von  der  Consistenz  der  Schaale  neben  den 
Abdrücken  der  Oleniden  finden,  wenn  etwa  bloss  bei  ihnen  härtere  Gliedmassen  vorhan- 
den gewesen  wären.  — 

Betrachten  wir  nun,  um  in  dieser  Vergleichung  weiter  zu  kommen,  die  Füsse  der 
lebenden  Pbyllopoden,  so  finden  wir  bei  ihnen  einen  einzigen,  bereits  erörterten  Grund- 
typus, der  je  nachdem  der  Körper  ganz  nackt  oder  von  einer  Schaale  bedeckt  ist,  eine 
Modifikation  in  der  Lage  der  Kiemen  erleidet.  —  Bei  den  Trilobiten,  deren  Leib  von 
oben  bedeckt  und  sogar  mit  schützenden  Seitenlappen  [versehen  war,  werden  wir  zwar 
diejenige  Modifikation  eher  vermulhen,  welche  den  bedeckten  Phyllopoden  zukonnnt,  allein 
im  Ganzen  auf  keine  völlig  genaue  Uebereinslimmung  rechnen  dürfen,  da  verechiedenar- 
tige,  wenn  auch  nah  verwandte  Thierfamilien  immer  ihre  eigenthümlichen  Formen  nicht 
bloss  auf  das  eine  oder  das  andere  Organ,  sondern  auf  alle  gleichmässig  übertragen  und 
daher  in  jedem  einzelnen  Körperlheile  ihre  Difl"erenz  behaupten.  Die  Anwendbarkeit  die- 
ses Gesetzes  erhellt  aus  den  sichtbaren  Körperresten  der  Trilobiten  zu  bestimmt,  als  dass 
wir  an  seiner  Allgemeinheit  zweifeln  dürften,  und  wenn  ich  daher  in  meinen  Figuren  7 
und  S.  (Taf.  VI.)  den  Füssen  eine  bestimmte  Form  gegeben  habe,  so  geschah  dies  bloss, 
um  sie  verzcicimen  zu  können,  nicht  in  der  Al)sicht,  um  die  gewühlte  Form  als  die  wirk- 
liche darzustellen.  Ich  behaupte  daher  von  den  Füssen  der  Trilobiten  weiter  nichts,  als 
dass  sie  weiche  häutige  gefranzte  Schwimmblätter  waren,  die  an  der  Bauchseite  des 
Rumpfes  sassen  und  seitwärts  ausgestreckt  unter  den  Seitenlappcn  der  Rumpfringe  lagen, 
wie  dies  der  ideale  Durchschnitt  in  Fig.  7.  andeutet.  An  der  freien  unteren  Seite  waren 
diese  Füsse  durch  Einschnitte  in  mehrere  Lappen  getheilt,  und  jeder  Lappen  für  sich  am 
.  Rande  mit  Flossenborsteu  besetzt.    Der  letzte  äusserste  Lappen  (c.)  mochte  läng-er,  schmä- 


51    

ler  und  bewegliclier  sein,  bis  ans  Ende  des  schützenden  Panzerlappcns  (a.)  reichen,  und 
neben  sich  nach  innen  zu  eine  blasenförniige  Kieme  (b.)  tragen.  Die  Schutzlappen  der 
Phyllopodenfiisse  fehlten  den  Trilobitenfüssen  wohl  ganz,  weil  der  harte  Panzer  hinreichen- 
den Schutz  gewährte  und  der  Raum  unter  seinen  Seitcnlappen  eben  nicht  sehr  gross  ist. 
Wie  weit  die  Füsse  am  Rumpfe  liinal)  vorkamen,  muss  ich  ebenfalls  unentschieden  las- 
sen; ich  bin  jedoch  geneigter,  auch  am  Ilinterleibe  noch  Füsse,  wie  bei  Apus,  zu  ver- 
muthen,  da  das  Schwanzschild  oft  dieselben  Eindrücke,  wie  die  Seilenlappen  des  Brust- 
kastens, zu  besitzen  pflegt  und  diese  Eindrücke  ohne  Zweifel  zu  der  Anwesenheit  der 
Füsse  in  Beziehung  stehen.  Vielleicht  deutet  die  schiefe  Querfurche  auf  jedem  Seitenlap- 
pen an ,  dass  hinter  ihr  in  dem  breileren ,  vom  Achsenringe  ausgelienden  Tlieile  der  Fuss 
lag  oder  selbst  auch  an  Ihm  mit  haftete,  während  der  schmälere  vordere  Theil  jedes 
Lappens  zur  Arlikulation  mit  dem  vorhergehenden  beslimmt  war,  wenigstens  bei  den  Gat- 
tungen mil  EinroUungsvermögen.  Bei  ihnen  scheint  sich  nehmlich  eine  um  so  innigere  Einfü- 
gung an  der  Stelle,  wo  der  Seitenlappen  sich  abwärts  biegt,  zu  befinden,  je  entwickelter 
das  EinroUungsvermögen  ist,  und  da  zugleich  die  vordere  schiefe  Fläche  der  Seitenlap- 
pen, welche  beim  Einrollen  untergeschoben  wird,  nie  weiter  als  bis  zu  diesem  schein- 
baren Artikulationspunkte  reicht,  so  dürfte  dieser  Umstand  noch  mehr  für  eine  innigere 
Verbindung  der  Seitenlappen  unter  einander  von  der  Achse  bis  zu  dieser  Stelle  sprechen. 
Zuletzt  könnte  noch  die  Frage  aufgeworfen  werden,  ob  die  Füsse  der  Trilobiten  alle 
einander  in  Gestalt  und  Grösse  genau  glichen,  wie  bei  BvnncJn'piis ,  oder  ob  die  vor- 
dersten in  der  Bildung  abwichen,  und  die  hintersten  nach  und  nach  kleiner  wurden,  wie 
bei  Apus.  In  der  That  ist  es  schwer,  diese  Fragen  positiv  zu  beantworten,  indess  bie- 
ten gewisse  Umstände  doch  Mittel  an  die  Hand,  auch  darüber  mit  einiger  Wahrscheinlich- 
keit zu  entscheiden.  Zunächst  glaube  ich  nicht,  dass  irgend  ein  Trllobit  mit  vollständigem 
EinroUungsvermögen  die  zu  langen  Fäden  verwandelten  Schwimmblättcr  am  ersten  Fuss- 
paar  besitzen  konnte,  welche  wir  bei  Apus  wahrnehmen,  weil  ihm  dieselben  beim  Ein- 
rollen hinderlich  sein  mussten.  Wie  wollte  er  schnell  und  sicher  so  lange  Anhänge,  die 
weit  über  den  Umfang  seiner  Bedeckungen  hervorragten,  unter  denselben  im  Moment  der 
Kugelung  verbergen?  —  bedurfte  er  dazu  nicht  besonderer  Anziehungsorgane?  Auch 
konnten  sie  selbst  in  diesem  Falle  kaum  so  lang  wie  bei  Apus  sein,  da  sie  dann  sclnver- 
lich  unter  den  eingekrümmten  Panzerringen  Platz  gefunden  hätten.  Ich  vermuthe  daher, 
dass  bei  den  Trilobiten  mit  EinroUungsvermögen  das  erste  entwickelte  Fusspaar  dem 
folgenden  völlig  ähnlich  war  und  auch  in  dieser  Beziehung  die  Trilobiten  sich  mehr  an 
Branchipus  als  an  Apus  anschlössen.  Diese  grössere  Aehnlichkeit  scheint  mir  ferner  aus 
der  Gleichheit  aller  Bruslkastenringe  unter  einander,  sowohl  bei  Branchipus.  als  auch 
bei  vielen  Trilobiten  mit  Kugelungsvcrmögen.  zu  erhellen,  und  für  letztere  zugleich  die  An- 


5«    

nähme  zu  geslallcii,  dass  die  Fiisse,  welche  an  diesen  gleichen  Bruslkastenringen  hafte- 
ten, ebenfalls  eine  gleiche  Grösse  besassen.  Da  nun  Branchipus  am  Hinterleibe  keine 
Füsse  trägt,  so  würde  man,  die  Analogie  weiter  ausdehnend,  auch  bei  den  genannten 
Trilobitcn  einen  solchen  Mangel  erwarten  dürfen;  eine  Ansicht,  welche  mir  in  der  That 
für  die  Gattungen  mit  kurzer  Achse  und  ohne  Seitenrippen  des  Schwanzschildes  QAsaphus, 
Illaemis,  Nileus,  Ampi/x)  die  wahrscheinlichere  zu  sein  scheint.  Von  den  übrigen  Gat- 
tungen mit  Kugclungsvermögen  {CnJymene,  Iloinalonoliis  und  Phacops),  und  denjeni- 
gen, nicht  der  Kugelung  fähigen  Gruppen,  deren  Brustkastenringe  gleich  gross  sind  (den 
0  g y  g  i  i  d  c  n  und  0  d  o  n  t  o  p  1  e  u  r i  d  e  n) ,  vermuthc  ich  aus  demselben  Grunde  eine  gleiche 
Bildung  der  Füsse  des  Brustkastens,  und  glaube  aus  den  Seitenfurchen  des  Schwanzschil- 
des  vielleicht  auf  Hinterleibsfüsse  sclilicssen  zu  dürfen.  Die  Grössenabnahme  der  Brust- 
kastenringe von  vorn  nach  hinten,  welche  öfters  mit  dem  Mangel  der  Rollfähigkeit  ver- 
bunden ist,  macht  es  mir  dagegen  wahrscheinlich,  dass  die  Oleniden  und  Campylopleurl 
keine  überall  gleichen  Füsse  besassen;  viehnelir  die  letzteren  mit  den  Dimensionen  der 
Körperringe  nach  hinten  abnahmen ,  und  die  Brustkaslenringe  in  die  Hinlcrleibsringe 
ebenso  allmählig  wie  die  Brustfüsse  in  die  Hinterleibsfüsse  übergingen.  Dasselbe  ist  der 
Fall  bei  ^2'"'^  "i'fl  Limnmlia,  ihre  Rumpfringe  wachsen  anfangs  zwar  etwas,  nehmen 
aber  von  der  Mille  des  Brustkastens  an  wieder  ab,  mid  geben  langsam  kleiner  werdend 
in  die  des  Hinterleibes  ü])er.  Bei  einer  solchen  Analogie  würden  sich  daher  auch  Fäden 
statt  der  Flossen  an  den  ersten  Bruslfüssen  der  Oleniden  und  Campylopleuri  erwarten 
lassen,  oder  wenigstens  grössere  Fühler  am  Kopfe,  wie  Lhnnaclia  solche  besitzt;  denn 
bei  den  übrigen  Trilobiten- Gattungen  uuissten  die  Fühler  aus  demselben  Grunde,  welcher 
die  Entmckelinig  der  Lappen  des  ersten  Fusspaares  zu  Fäden  verbot,  kurz  und  klein  blei- 
ben, und  durften  nicht  über  die  Ränder  des  Kopfscliildes  hervorragen.  — 

§.   21. 

In  der  Ueberzeugung ,  dass  die  angeslellten  Betrachlungen  für  jeden  unbefangenen 
Leser  hinreichende  Beweiskraft  haben  müssen,  leite  ich  aus  ihnen  nachstehende  Folge- 
rung ab : 

Die  Trilobiten  bilden  eine  eigenlhümliche ,  den  heutigen  Phyllopoden  am  meisten 
verwandte  Krebsfamihe,  welche  sich  zunächst  an  die  Gattung  Branchipus  anschliesst  und 
in  gewisser  Beziehung  die  Lücke  ausfüllen  dürfte,  welche  in  der  heutigen  Formen- 
reihe der  Krebse  zwischen  den  Phyllopoden  und  Poecilopoden   angetroffen  wird. 

Zur  näheren  Würdigung  dieser  Verwandtschaft  der  Trilobiten  und  Pliyllopoden  darf 
es  jedoch  nicht  ausser  Acht  gelassen  werden,    dass: 


53    — 

die  Tr nobile  11  durch  das  sclnvaiikcndo  Zahlen vcrLallniss  ihrer  Brustkastenringo  nicht 
bloss  von  den  hcuUgen  Phyllopoden,  sondern  auch  von  allen  übrigen  lebenden 
Krebsfamilien,  wesentlich  verschieden  sind  und  in  dem  genannten  Charakter  eine  Ei- 
genschaft besitzen,  welche  in  gegenwärtiger  Zeit  weder  bei  den  Kre])sen,  noch  bei 
den  gesammlen  heteronomen  Gliederthieren  innerhalb  einer  natürlichen  Familie  als  Dif- 
ferenzirungsprinzip  auflritt;  sondern  lediglich  und  allein  in  der  zweiten  Ordnung  der 
Crnslaccu  (den  Aspidoslracis)  als  Familien  unterscheidender  Charakter,  doch  in 
veränderter  Weise,  angetrolfen  wird.  Immer  ist  aucli  in  diesem  Fall  die  vorhandene 
Verschiedenheit  der  Zahlenverhällnisse  auf  eine  Grundzahl,  die  in  mehreren  Produkten 
auftritt,  reduzirbar;  bei  den  Trilobiten  dagegen  scheint  auch  dieses  Gesetz  keine  An- 
wendung zu  finden.  — 

Hiernach  stellt  sich  für  die  Trilobiten  mein-  ein  Verhältniss  der  Analogie  zu  leben- 
den Krebsen,  als  eine  innige  Affinität  zu  ihnen  heraus,  und  ihre  ganze  Gruppe  könnte 
füglicher  für  eine  den  gesanimten  heutigen  Aspidoslracis  in  ihrer  formellen  Blannigfallig- 
keit  entsprechende  Abtheilung  gehalten  werden,  als  eine  an  diese  oder  jene  Zunft  von  ihnen 
zunächst  sich  anschliessende,  ilmen  gleichwerthige  Gruppe.  (Vergl.  §.  17.)  —  Die  Ana- 
logie dürfte  aber,  mit  Ausschluss  des  bei  den  Trilobiten,  so  scheint  es,  keine  Anwen- 
dung findenden,  auf  konstante  Grundzahlen  reduzirbaren  Numerus,  eine  sehr  innige  und 
allgemeine  gewesen  sein,  da  alle  anderen  Organisalionsverhältnisse ,  so  weit  sie  sich  ver- 
folgen lassen,  übereinstimmen.  Nur  die  harten  hornigen  gegliederten  Füsse,  welche  einer 
Unterabtheilung  der  heutigen  Aspidoslrnca  zukommen,  dürften  den  Trilobiten  völlig  ge- 
fehlt haben;  im  Uebrigcn  aber  alle  typischen  Gruppencharaklere  in  entsprechenden  Modi- 
fikationen sich  nachweisen  lassen.  Eine  Betrachtung,  die  darüber  noch  einiges  Licht  ver- 
breiten könnte,  scheint  mir  deshalb  hier  am  richtigen  Orte  zu  sein. 

§.  22. 

Zunächst  versteht  es  sich  von  selbst,  dass  die  Trilobiten,  als  Gliederthiere,  einem 
periodischen  Wachsen  durch  Häutung  untervrorfen  waren  und  ihre  alten  Schaalen  daher 
öfters  mit  neuen  vertauschten.  Wahle^berg  hat  diese  Ansicht  schon  ausgesprochen,  und 
hinzugefügt,  dass  manche  Fetrifikate  auf  solchen  leeren  Schaalen  beruhen  möchten.  Ich 
bin  jedoch  nicht  geneigt,  dieser  Annahme  beizupflichten  und  halte  es  zur  näheren  Begrün- 
dung meiner  Meinung  für  angemessen,  die  Iläutuiigs-  und  Entwickelungsverhältnisse  der 
Phyllopoden  hier  kurz  zu  erörtern.  — 

§.  23. 
Alle  Phyllopoden  sind  einer  wahren  Verwandlung  unterworfen,  und  zwar  einer  fort- 
schreitenden.     Sie  verlassen  das  Ei  als  ein  ungegliedertes  Thierchen  von  birnförmiger 


54    

Gestalt,    an   dessen  vorderem   dickerem  Ende  ein  einfaches  Auge,  2  Paar  ungleiche 
Ruderfiisse,    die  späteren   Fühler,    und  ein  drittes  Bewegungsorgan,   das    sich  später  in 
den  eigentlichen  Kiefer  verwandelt,  hemerkt  werden*).     Immer  sind  diese  Jungen  ganz 
nackt,   schaalenlos,   die  Alten  mögen  Schaalen  hesitzen  oder  nicht.     Ist  das  Letzlere  der 
Fall,  so  erhält  das  Junge  niemals  eine  schützende  Hülle;   hahen  aber  die  Aeltern  Schaa- 
len.  so  treten   die  ersten  Spuren   derselben  in  der  Form  einer  vom  Nacken  ausgehenden 
Haulfalte,  die  schon  die  Hälfte  des  Rumpfes  hedeckt,  unmittelbar  nach  der  ersten  Häutung 
au!'.     Das  Junge  ist  nach  dieser  Periode  beträchtlich  grösser  geworden,  sein  Leib  hat  sich 
verdickt,   und  zeigt  seitliche  Einkerhungen  hinter  dem  dritten  Bewegungsorgane,   aus  de- 
nen sich  nach  und  nach  die  späteren  Füsse  entwickeln.     So  lange  dieselben  noch  imvoU- 
kommen  sind,  behält  das  junge  Thier  seine  drei  ersten  Paare  von  Bewegungsorganen  ohne 
Aenderuno-  ihrer  Form   bei;    wenn   aher   die   seitlich   aus  dem  Rumpfe  hervorwachsenden 
Füsse  ihre  relative,   den  Dimensionen    des  Thierchens   adäquate  Ausbildung  erlangt  haben, 
fanden  die  früheren  Bevvcgungsorgane  an  sich  zu  verkleinern   und   ailmälig   rückschreitend 
zu  der  späteren,  oft  höchst  rudimentären  Form  sich  umzubilden.     Man  sieht  dann  deutlich, 
dass  sie  die  wahren  Fühler  des   ausgebildeten  Krebses  sind,   und  je  nach  ihrer  Grösse  in 
diesen   späteren   Lehenssladien  mehr   oder   weniger  sich  verkleinern  und   verändern.     Wil 
dieser  Umbildung  hält  die  Gestaltung   des  Auges  gleichen  Schritt.     Anfangs  ein  einfaches 
Pünktchen,  erscheinen  um  die  Zeit,  wo  etwa  die  vordere  Hälfte  der  Brustkastenfüsse  als 
isolirle  Organe  sich  gestaltet  haben,   ein  Paar  andere  dunkle  Flecken  nehen  demselben  im 
Kopfe ,  und  diese  bilden  sich  gleichmässig  mit  den  übrigen  Organen  nach  und  nach  zu  den 
zusammengesetzten  Augen  aus.     Geraume  Zeil  übrigens  ist  zu  der  formellen  Entwickelung 
aller  Theilc  nicht  erforderlich,   denn  schon  sind  die  späteren  Gebilde   räumlich  isoliri  und 
vollständig  abgeformt,  wenn  das  junge  Thierchen  kaum  den  hundertsten  Tlieil  seiner  spä- 
teren Dimensionen  erlangt  hat.     Von  dieser  Zeit  wächst  es  daher  mit  beibehaltener  Form 
gleichmässig  fort,  und  häutet  sich  dabei  fortwährend,  in  hald  kürzeren,  bald  längeren  Pe- 
rioden, wie  CS  die  Schnelligkeit  seines  Fortschritts  in  der  Grösse  fordert.     Eine  solche  ab- 
gestreifte Haut  ist  der  Länge  nach  am  Rücken  gespalten,  und  aus  dieser  Spalte  zieht  der 
Krehs   nach   und  nach  alle  Theile  so  hervor,   dass  jedes  Härchen,    auch  das  kleinste,  an 
der  allen  Haut  haften  Lleibt  und  an  der  neuen  neu  sich  bildet,     üebrigens  besteht  die  ab- 
gestreifte Haut  bloss  aus  der  Epilheliallage,   nie  aus  der  wirklichen  Cutis,   und  hat  daher 
eine  sehr  dünne,   zarte  Bcschaifonheit.     Demnach   könnten   die  Trilobiten- Reste,    welche 


--)  Auf  Tal.  VI.  stellt  Fig.  14.  das  Junge  eines  Branchipus  gteicli  nach  dem  Ausscliliiiifen  aus  dem 
Ei  dar,  Fig.  13.  das  Junge  von  ^piis  nach  der  erslen  Hiiulung;  a.  bezeichnet  die  kleinen  Fühler, 
1).  die  grossen,   c.  den  Kielerfuss,  d.  die  Rudimente  der  spateren  Fiissc, 


55    

aus  solchen  abgestreiften  Häuten  entstanden  sein  sollten,  blosse  Abdrücke  sein,  nie  Reste 
der  Schaale  selbst  an  sich  trag-en;  auch  müsste  sich  die  Spur  der  Ilüulung  durch  einen 
Längsriss  in  der  Mitte  des  Rückens  erhalten  haben,  und  da  ein  solcher  Riss  bisher  bei 
keinem  Trilobiten  beobachtet  worden  ist,  so  halte  ich  die  von  Wahlenberg  ausgesprochene 
Ansicht,  als  hätten  wir  in  manchen  Trilobitenschaalen  bloss  die  abgestreiften  Hüllen  vor 
uns,   für  unrichtig.  — 

§.  24. 

Dagegen  entsteht  eine  andere  sehr  natürliche  Vermuthung  aus  der  vorgetragenen 
Metamorphose  der  Phyllopoden;  die  nehmlich,  dass  auch  die  Trilobiten  eine  solche 
Metamorphose  bestanden.  Ich  zweifle  keinen  Augenblick  an  der  völligen  Richtigkeit  die- 
ser Vermuthung  und  bin  sehr  geneigt,  in  den  rälhselhaften  Schildern,  aus  denen  man  die 
Gattung  yfgnoslus  oder  Baftiis  gebildet  hat,  die  Spuren  solcher  jungen  Zustände  ver- 
schiedener Trilobiten,  anzuerkennen.  Untersucht  man  die  Abdrücke  der  Agnostus  -  Arien 
genauer,  so  findet  man  nicht  bloss  eine  ganz  auffallende  Schwankung  in  der  Grösse,  denn 
sie  wechseln  von  dem  Umfange  eines  Senfkornes  bis  zur  Grösse  einer  Erbse ;  sondern 
auch  eine  sehr  merkliche  Verschiedenheit  in  der  Form  ihrer  einzelnen  Bestandlheile.  In 
dieser  Beziehung  glaube  ich  4  Differenzen,  die  sich  unter  2  Hauptgi-uppen  bringen  lassen, 
bestimmt  unterscheiden  zu  können.  Bevor  ich  diesellien  erörtere,  werde  ich  das  Agnoslus- 
Schild  im  Allgemeinen  beschreiben ,  und  mich  dabei  auf  die  Abbildungen  Taf.  V.  Flg.  5 
bis  8.  beziehen.  — 

Die  Schilder,  welche  als  Repräsentanten  von  AgnosUts  angeschen  werden,  haben 
einen  kreisförmigen  Umriss,  der  indess  nicht  vollständig  ist,  sondern  nach  hinten  von  einer 
ziemlich  geraden  Linie  begrenzt  wird,  die  V*  der  Kreisfläclio  abschneidet.  Der  übrigblei- 
bende Theil  ist  hoch  gewölbt,  fast  halbkugelig  und  hat  einen  flachen,  gleich  breiten  Rand. 
Auf  der  Mitte  der  Wölbung  erliebt  sich  ein  mehr  oder  weniger  parabolischer  Buckel ,  dev 
durch  einen  tiefen  Umriss  voin  übrigen  Raum  des  Schildes  getrennt  wird,  und  mit  seinem 
breiten  Ende  an  die  gerade  hintere  Seite  des  Schildes  anslösst.  Diese  Verhältnisse  sind 
allen  Agnoslis  gemein,  die  übrigen  aber  unterliegen  melirfachen  Unterschieden. 

Bei  Einigen  (Fig.  6.)  ist  der  erweiterte  Seitenrand  an  seinem  vorderen  Theile,  der 
Abstutzungsfläche  gerade  gegenüber,  mit  zAvei  hervorragenden  Ecken  versehen,  die  in 
gleicher  Entfernung  von  der  Mittellinie  symmetrisch  aus  dem  Rande  hervortreten.  Diese 
Bafti,  in  der  Regel  die  grössten,  haben  in  ihrem  Schilde  einen  nach  vorn  sehr  breiten, 
fast  parallelseitigen  und  dort  bloss  zugerundeten  Längsbuckel,  auf  dessen  Fläche  hinter  dep 
aiitte  in  der  Regel  ein  Ideiner  nach  vorn  scharfer  Höcker  hervorragt.  Unmittelbar  vor 
diesem  Höcker  bemerkt  man   eine   seichte   Querfurche,   dahinter  zeigen  sich  zwei  schief 


56    

nach  innen  und  hinten  von  den  Seiten  nusgeliende  andere  Querfiirchen ,  und  am  Hinter- 
randc  selbst  ist  ein  deutlicher  Querwulst  aufgeworfen,  welcher  in  den  Saum  des  Schildes 
an  eben  diesem  Rande  übergeht. 

Eine  zweite  stets  kleinere  Form  (Fig.  5.)  unterscheidet  sich  von  der  beschriebenen  bloss 
diu'ch  die  o-eringere  Grösse,  die  undeulliche  Trennung  des  Längsbuckels  in  Abschnilte,  und 
den  Mano-el  oder  die  liüclist  rudimenlarc  Beschaffenheit  des  mittleren  kleinen  Höckers.  Es 
unterlieo-l  wohl  keinem  Zweifel,  dass  wir  in  dieser  Form  einen  weniger  ausgebildeten, 
jüngeren  Zustand  der  vorigen  anzuerkennen  haben. 

Die  drilte  Form  (Fig.  7.)  unterscheidet  sich  von  der  ersten  sehr  wesentlich.  Zunächst 
ist  der  mittlere  Längsbuckel  nach  vorn  immer  sehr  stark  verschmälert,  fast  zugespitzt,  und 
durch  eine  von  seinem  äussersten  Ende  ausgehende  Läiigsfurche  mit  dem  Eindrnck  vor 
dem  erweiterten  Rande  verbunden.  Dieser  erweiterte  Rand  hat  nicht  die  vorspringenden 
beiden  Ecken,  und  ist  also  eine  ununterbrochene  Kreislinie.  Der  Längsbuckel  hat  einen 
tiefen  Quereindruck  bald  hinter  der  Spitze  und  hinten  vor  dem  geraden  Rande  zwei  er- 
habene Knötchen  neben  sich,  die  ihn  ebenfalls  zugespitzt  erscheinen  lassen.  Dann  ist  in 
der  Regel  auf  dem  mittleren  Theile  des  Längswulstes  noch  ein  kleiner  Höcker  sichtbar. 

Die  vierte  Form  (Fig.  8.)  verhält  sich  zur  vorigen,  wie  die  zweite  zur  ersten;  sie 
ist  ein  jüngerer  Zustand,  daher  kleiner,  die  Eindrücke  des  Längswulstes  sind  schwächer 
und  der   mittlere  kleine  Höcker  fehlt,    was  übrigens  auch  mitunter  bei  grossen  Individuen 

der  Fall  ist.  — 

Meiner  Ansiclit  nach  sind  nun  die  beiden  auf  solche  Weise  unterscheidbaren  Arten 
der  Galluno-  Agnoslus  die  Kopfschilder  zweier  jungen  Trilobiten.  In  Fig.  5  und  6.  erkläre 
ich  den  milllercn  Längswulst  für  den  Kopfbuckel,  an  dem  sich  durch  Einschnürungen  die 
einzelnen  Abschnilte  desselben  erst  ausbilden,  während  der  kleinere  milllere  Höcker  das 
anfangs  zu  schwache  und  daher  imdeulliche,  einfache  Auge  des  jungen  Trilobiten  dar- 
slellt,  das  verschwindet,  wenn  sich  mit  zunehmendem  Alter  die  zusammengesetzten  Augen 
auf  den  Wanoen  gestaltet  haben.  Der  hinlere  Querwulst  ist  der  Artikulatiohsrand  dieses 
Kopfs childes  mit  dem  ersten  Rumpfringe,  und  die  Höcker  vor  demselben  sind  die  hinterste 
Abtlieihmg  des  ganzen  Kopf])uckels.  Der  Gesammtform  des  Buckels  wegen  könnte  dieser 
Agnoslus  am  füglichslen  das  Junge  von  Olemis  scarcihacoidcs  sein,  wofür  ich  ihn  auch 
deshalb  halle,  weil  beide  in  demselben  schwarzen  Alaunschiefer  von  Andrarum  so  häufig 
«^ich  finden.  —  Der  zweite  BaUus  (Fig.  7.  8.)  ist  dann  sicher  auch  das  Kopfschild  eines 
jmiljen  Trilobiten.  aber  von  einer  anderen  Art,  vielleicht  von  Olenus  gibhosiis.  Ich 
stelle  diese  Vermulhung  deshalb  auf,  weil  der  Kopfbuckel  der  üenanntcn  Species  eben- 
falls nach  vorn  viel  schmäler  ist.  inid  ausser  Olenus  gihbosus  keine  andere  Trilobiten - 
Art  in  den  Grauwackengliedcrn  Schwedens  in  hinreichender  Blenire  vorkommt,  um  der  uu- 


5V     

geheuren  Anzahl  dieser  Jungen  zu  enlspreclien.  Offenbar  isl  nehnilich  die  zweite  Haupt- 
form der  Balli  die  iiäufigere,  daher  auch  die,  welche  bisher  am  meisten  dargestellt  wurde. 
Dalmmv's  Abbildung  der  ersten  Form  (Pahtend,  Taf.  VI.  Fig.  5.)  ist  von  jungen  Individuen 
enliiommcn  und  nicht  ganz  genau;  dajjcgen  hat  IIisingkr  von  älteren  Exemplaren  eine 
etwas  unlvlare  Abbildung  (Taf.  IV.  Fig.  6.  seiner  Lelhaea  sneci'ca)  gegeben.  Uebrigens 
linden  sich  gar  häufig  beide  y/gnosfi  mit  einander  gemischt,  während  eine  Mischung  von 
IJruclislücken  der  beiden  Ofeni  unter  einander  sehr  selten  ist.  Aus  diesem  Unislande 
könnte,  meiner  Meinung  luich,  ein  Einwurf  gegen  meine  Annalune  abgeleitet  werden,  den 
ich  selbst  durch  Gegenangaben  nicht  entkräften  kann. 

§•  25. 

Wenn  es  nach  diesen  Betrachtungen  nicht  unwahrscheinlich  ist,  dass  die  Trilobiten 
auch  die  Art  der  Enlwickelung  mit  den  Phyllopoden  theillen,  so  dürfte  an  einer  völlig 
analogen  Organisation  beider  Gruppen  kaum  noch  zu  zweifeln  sein.  Ein  Umstand,  der 
bisher  ebenfalls  ganz  übersehen  wurde,  scheint  diese  Analogie  noch  mehr  zu  unterstützen. 
Es  scheinen  nehmlich  unter  den  Trilobiten  ebenfalls  die  drei  Ilauptmodifikationsstufen  des 
Grundlypus  sich  wieder  zu  finden,  welche  in  den  drei  oben  erörterten  Familien  der  Phyl- 
lopoden gegenwärtig  exisliren.  —  Wir  sahen  dort,  dass  es  unbedeckte  Phyllopoden 
giebt  {Branchipvs) ,  Phyllopoden  mit  einem  einfachen,  waagrechten  Schilde  {Apus) 
und  Phyllopoden  mit  einem  zweiklapp  igen,  senkrechten  (L/m/ir/dm).  Ganz  dieselben 
Bildungsunterschiede  finden  sich  auch  in  den  Krebsen,  welche  zur  Zeit  der  Trilobiten  leb- 
ten, wieder  und  bewähren  dadurch  die  Analogie  jener  ersten  Typen  mit  den  heutigen 
Repräsentanten  derselben,   den  Phyllopoden,   auf's  Ueberraschendste.  — 

Ausser  den  ächten  Trilobiten,  deren  breiter  flacher,  waagrechter  Panzer  gar 
keinen  Zweifel  lässt,  dass  wir  in  ihm  das  Analogon  der  einfachen  waagrechten  Schaale 
von  Apus  anzuerkennen  haben,  finden  sich  nehmlich  in  Schichten  der  Uebergangsforma- 
tion  die  Reste  von  zwei  krebsartigen  Thieren,  von  welchen  das  eine  {^Cylherinci)  mit 
einer  zweiklappigen ,  der  von  Eslheriu  völlig  ähnlichen  Schaale  bedeckt  war,  während 
das  andere  {Etin/pterus)  durchaus  gar  keine  Schaale  hatte,  und  dem  Brandt ipits  analog 
sein  dürfte.  Von  Cytherina  hat  sich  nichts  weiter  als  die  Schaale  erhalten ;  sie  hat  nach 
Hisinger's  (Lethuca  suecicci)  Abbildung  eine  so  vollständige  Uebereinstimmung  im  Bau 
mit  der  schon  erwähnten  Gattung  Eslheria*^ ,  dass  es  kaum  noch  nölhig  ist,  ein  Wort 
über  die  Verwandtschaftsverhältnisse  beider  Formen  zu  reden.  Jedem  Kenner  niuss  es 
einleuchten,  dass  die  frühere  Annahme,  in  diesen  Schaalen  die  Reste  der  Galtungen  Ci/pris 


*)  Vgl.  Strauss  im  31itseum  Senkenhergianum,  Tom,  II.  p.  119.  Taf.l.  und  die  noch  vortrefflichere 
Darstellung  Ton  Joly,  in  den  annal.des  scienc.nalur.nouv.ser.  Tom.ll.  p.293.  p/. 7— 9.  1842. 

8 


58    

oder  Cylhere  zu  vermuthen,  weniger  passend  sei,  als  die  von  mir  ausgesprocliene  Ver- 
wandtschaft. Dagegen  dürften  die  späteren  Formen  aus  dem  Süsswasserkalk,  welche  man 
als  Ci/pris  fdhu  aufführt ,  dieser  Galtung  wirklich  angehört  haben. 

Schwieriger  mag  manchem  Leser  die  Beweisführung  erscheinen,  dass  Eiirypterus  ein 
schaalenloser  Trilohit  sei,  wie  Branchiptis  ein  scliaalcnloser  Pliyllopod  ist;  allein  auch  in 
dieser  Annahme  glaube  ich  keinesweges  zu  irren.  Die  Abbildungen,  welche  kürzlich  Har- 
lan in  seinen  mcclical  and  physic.  rescarches.  png.  298.  gegeben  hat,  lassen  darüber 
keinen  Zweifel;  aus  ihnen  und  aus  der  ähnlichen  Figur  von  G.  Fischer  {nolice  sur 
f  Euri/plerus  de  Podolic.  Mose.  1839.)  habe  ich  meine  Ansichten  zusammenge- 
stelll.  Das  Tiiior  bcsass  hiernach  einen  Kopf,  der  zwar  breiter  erscheint  als  der  Kopf- 
buckel der  Trilobiten,  weil  er  weicher  war  und  plattgedrückt  ist,  ihm  aber  sonst  in 
dci'  Form  entspricht.  Man  erkennt  daran  zwei  grosse  mondförmige  Augen,  in  denen  das 
schwarze  Pigment  des  Zentrums  noch  sehr  gut  von  den  über  demselben  verbreiteten  Glas- 
kugeln und  Linsen  sich  unterscheiden  lässt,  wie  die  Figuren  IIarlan's  deutlich  zeigen. 
Ohne  Zweifel  waren  auch  diese  Augen  zusammengesetzte  mit  einfacher  glatter  Hornhaut. 
x\n  der  Untcrlläche  dieses  Kopfes  scheinen  3  Paare  von  Organen  zu  haften ;  zwei  ziem- 
lich kurze,  ungleiche  am  Vorderrande,  deren  Gliederung  nicht  mehr  erkennbar  ist,  wohl 
aber  erscheinen  die  langen  Borsten,  mit  denen  sie  besetzt  waren,  deutlich.  Ich  halte  sie 
für  die  Fühler,  welche  den  2  ersten  Bewegungsorganen  der  jungen  Phyllopodcn  entspre- 
chen. Das  dritte  Bewegungsorgan  des  Kopfes  war  länger  als  die  beiden  anderen,  derber, 
deutlicher  gegliedert,  borslenfrei,  aber  am  Ende  mit  Haken  bewehrt;  es  dürfte  der  ac- 
cessorische  Mundtheil  gewesen  sein,  dessen  sich  das  Thier  zum  Ergreifen  seiner  Beute 
bediente.  Hinter  ihm  folgte  nun  am  ersten  Bruslringe,  dies  geht  aus  Harlan's  Figur  2 
entschieden  hervor,  ein  Paar  grosser,  breiter,  gegliederter,  doch  ebenfalls  weicher  Ru- 
derfüsse,  deren  Gliederzahl  5  gewesen  zu  sein  scheint.  Ohne  Zweifel  trugen  auch  sie 
Borsten  an  ihrem  Rande,  aber  die  Feinheit  derselben  vcriiinderte  wohl  den  Abdruck.  Mit 
diesem  ersten  Brustringe  zähle  ich  in  Harlain's  Fig.  1.  zwölf  Ringe,  in  Figur  2.  sind 
nur  zehn  deutlich,  aber  das  Ende  des  Hinterleibes  ist  beschädigt;  Fischer  hat  vier- 
zehn Ringe  dargestellt,  und  eine  weitre  Menge  durch  seine  Figur  noch  angedeutet.  Ueber- 
haupl  scheint  dieser  Abdruck,  wegen  der  scharfen  Scitenzacken  der  Rumpfringe,  auf  spe- 
zifische Unterschiede  hinzuweisen.  Lidess  könnte  man  in  diesen  Seitenlappen  auch  die 
äussersten  Enden  der  übrigen  Ruderfüsse  vermuthen,  und  dabei  annehmen ,  dass  dieselben 
nach  der  Analogie  von  .4pus  (Taf.  VL  Fig.  1.)  viel  kleiner  waren,  als  das  erste  Paar. 
Dieser  Ansicht  bin  ich  ganz  entschieden  und  glaube,  dass  in  d*en  Figuren  von  Harlan 
und  Dekay  die  Füsse  nicht  sichtbar  sind,  weil  das  Thier  durch  die  Steinmasse  bei  seiner 
Umhüllung  zu  breit  gedrückt  wurde,  um  auch  die  äussersten  Enden  der  Füsse  hervortre- 


59    

teil  zu  lassen.  Vielleicht  war  auch  gerade  bei  diesen  Exemplaren  die  weichere  Bauchseite 
des  Rumpfes  mit  den  Füssen  bereits  abgeschält,  was  wohl  denkbar  ist.  Uebrigens  glaube 
ich,  dass  man  von  den  sämmtlichen  Ringen  9  auf  den  eigentlichen  Brustkasten  rechnen 
müsse,  die  folgenden  aber  dem  Ilinlerlcibe  anheiin  geben.  Dafür  spricht  eines  Theils  die 
starke  Verschmächtigung  dos  Rumpfes  vom  neunten  Ringe  an,  und  die  nunmehrige  gleiche 
Breite  der  folgenden,  anderen  Theils  die  abweichende  Bildung  dieser  ersten  Ringe  in 
Fisciier's  Figur.  Hier  erscheinen  zwar  die  ersten  6  noch  viel  eigenthümlicher  als  die  ih- 
nen zunächst  folgenden  3,  allein  man  darf  bei  der  übrigen  Gleichheit  des  Baues  zwischen 
dieser  Art  und  den  nordainerikanischen  wohl  annehmen,  dass  beide  ein  gleiches  Zahlen- 
verhällniss  im  Brustkasten  gehabt  hal)en  müssen.  Dann  kommen  auf  den  Hinterleib  3  oder 
vielleicht  6  Ringe,  und  dieses  Verhällniss  würde  dem  herrschenden  Typus  der  Trilobilen 
lind  Phyllopoden  enlsprcchen.  ludcss  ist  auch  eine  Theilung  beider  Kürperabschnitte  in 
6  und  6,  oder  in  G  und  9  Ringe  denU)ar;  ja  durch  die  Analogie  von  Jpxis  und  Plin- 
cops  Ahlh.  II.  sehr  wohl  erklärlich. 

§.  26. 

Nach  so  vielen  Analogieen  und  Uebereinstiminungen  des  Baues  zwischen  den  Tri- 
lobiten  und  Phyllopoden  ist  es  ohne  Zweifel  erlaubt,  auch  eine  Aehnlichkeit  in  der 
Lebensweise  beider  Familien  anzunehmen;  ich  schliesse  deshalb  einige  dahin  gehörige  Be- 
trachtungen hier  noch  an.  — 

Die  Phyllopoden  leben  in  stehenden  süssen  Gewässern,  denen  nur  eine  kurze  Zeit- 
dauer vergönnt  ist,  besonders  in  Gräben,  Lachen  oder  Pfützen,  welche  im  Frühjahr  schnell 
sich  bilden,  höchstens  je  nach  der  Jahreszeit  bis  in  die  Mille  des  Sommers  bestehen  und 
dann  austrocknen.  Während  dieser  Zeit  sieht  man  sie  gewöhnlich  in  zahlreichen  Gesell- 
schaften bei  einander,  unermüdlich  im  Wasser  herumschwimmend,  bald  tiefer  bald  höher: 
lirriHcJuptis  am  liebsten  dicht  unter  der  Oberfläche.  Sie  wenden  dabei  den  Rücken  nach 
unten,  den  Bauch  nach  oben,  so  dass  die  Füsse  die  Oberfläche  des  Wassers  berühren, 
uud  BrancJiipus  trägt  seine  Augen  in  der  Stellung,  in  welcher  ich  sie  Fig.  3.  Taf.  VI. 
abgebildet  habe,  nicht  rechtwinkelig  vom  Kopfe  ausgehend.  Durch  diese  Stellung  der 
Augen  kann  das  Thier  sowohl  nach  oben,  als  auch  nach  unten  blicken;  y-Zpus  dagegen, 
welcher  unbewegliche  Augen  hat,  sieht  bloss  nach  unten,  wenn  er  rücklings  schwimmt, 
und  muss  sich  drehen,  Avenn  er  nach  oben  sehen  will.  Dies  Verhällniss  ist  übrigens  ganz 
natürlich,  da  beide  Gattungen  in  ihrer  normalen  Stellung  dicht  unter  der  Oberfläche  des 
Wassers  ihre  etwanigcn  Feinde  nur  unter  sich,  nie  über  sich  haben  können,  und  also  bloss 
von  unten  her  sich  gegen  Nachstellungen  zu  sichern  brauchen,  denen  sie  übrigens  in  den 
bezeichneten  Gewässern  nicht  gerade  sehr  ausgesetzt  sind.  Denn  ihre  Beule,  die  in  an- 
deren kleinen  Wasserlhierchen  besieht,    wird  ihnen   durch  die  beständige  Schwimuibe^N e- 


— ^  eo  — 

giing'  von  selbst  zugeführt,  und  gelangt  durch  den  Strudel  des  Wassers  gerade  zum  Munde, 
üaher  ist  die  Mundgegend  und  Mundhöhle  bei  vielen  im  Weingeist  aufbewahrten  Thieren 
mit  Schmutz  und  Uuralh  oft  ganz  bedeckt  oder  erfüllt,  Ruhen  aber  können  die  Phyllopoden 
nie,  eines  Theils  weil  es  ihnen  durchaus  ganz  an  Organen  fehlt,  mit  denen  sie  sich  irgend- 
wo festhalten  könnten,  anderen  Theils  weil  ihre  Schwimmbewegung  auch  zugleich  die 
respiratorische  Bewegung  ist,  und  diese,  als  eine  automatische,  nie  sistirt  werden  kann. 
Limnadia  und  Esllieria  habe  ich  noch  nicht  im  Leben  beobachten  können,  doch  ver- 
hallen sich  beide  Gattungen  ohne  Zweifel  ebenso;  ob  sie  rückwärts  schwimmen,  weiss 
ich  freilich  nicht  mit  Gewissheit.  — 

Die   anderweitige  Uebercinstimmung  der  Trilobiten   mit   den  Phyllopoden  lässt  mich 
nun  keinen  Augenblick  zweifeln,  dass  sie  dieselbe  Lebensweise  wie  letztere  führten,  mithin : 

1)  bloss  schwimmend  sich  bewegten,  und  zwar  dicht  unter  der  Oberfläche  des  Wasser- 
spiegels; aber  gewiss  nicht  auf  dem  Grunde  umherkrochen,  wie  Herr  Klöden  (vgl. 
Verst.  d.  Mark  Brandenb.    S.  104.)  vermuthet.  — 

2)  In  umgekehrter  Stellung  die  Bauchseile  nach  oben,  den  Rücken  nach  unten  schwammen 
und  das  Zusammenkugelungsvermögen  zum  Schulz  gegen  alle  Angriffe  von  oben  her 
benutzten.  — 

3)  Von  kleineren  Wasserlhierchen,  und  in  Ermangelung  anderer,  von  der  Brut  ver- 
Wandler Arten  sich  ernährten. 

4)  Am  Avahrscbeiiilichsten  wohl  nicht  auf  dem  hohen  Meere,  sondern  in  der  Nähe  der 
Küsten,  an  flachen  Stellen  über  Untiefen  sich  aufhielten  imd  hier  in  zahlloser  Menge, 
doch  nicht  in  sehr  vielfach  verschiedenen  Arten,  bei  einander  lebten. 

5)  Dass  die  Anzahl  der  Species  an  einer  solchen  Stelle  nie  sehr  gross  war,  beweist  auch 
die  Art  ihres  Vorkommens  im  fossilen  Zustande ;  in  sofern  nicht  leicht  irgendwo  mehr 
als  6 — 8  Arten  zugleich  in  einer  Schicht  sich  finden. 

6)  Die  Anzahl  der  Arten  ist  überhaupt  nicht  sehr  gross  gewesen ,  wohl  aber  die  Menge  der 
Lidividuen  ungeheuer;  dafür  spricht  ebenfalls  die  Analogie  der  lebenden  Phyllopoden, 
von  denen  man  bis  jetzt  kaum  ein  Dutzend  Arten  kennt,  die  dennoch  über  0  ver- 
schiedene Gallungen  vertheilt  sind. 

7)  Die  grossen  Dimensionsunlerschiede  heuliger  Phyllopoden  je  nach  ihrem  Aller  lassen 
auch  solche  Differenzen  bei  Trilobiten  erwarten ;  daher  sehr  grosse  Lidividuen ,  wenn 
sie  keine  anderen  Unterschiede  darbieten,  noch  keine  eigue  Art  anzeigen. 


Drittes  Kapitel. 

Systematische    Ueber sieht    der    Arten. 


Die  Einordmmg  der  Trilobiten  und  ihrer  Verwandten  in  das  System  der  Krebse  hat 
nun  keine  Schwierigkeiten  mehr,  sie  dürfte  sich  am  Schicklichsten  in  folgender  Weise 
darstellen  lassen : 

Zieht  man,  wie  es  den  früheren  Bemerkungen  nach  nölhig  zu  sein  scheint,  die  Gat- 
tungen Cylheriuu  und  Eury-plevus  mit  den  Trilobiten  in  eine  Abtheilung  zusammen,  so 
erhält  man  eine  den  heutigen  Phyllopoden  an  Umfang  entsprechende  Gruppe,  für  welche 
ich  den  DvuiAN'schen  Namen  Palaeadae  in  Anwendung  zu  bringen  vorschlage*),  und 
sie  folgendermaassen  charaklerisire. 

Die  Pal äa den  sind  krebsartige  Gliederthiere  aus  der  zweiten  Ordnung  dieser  Classe" 
{^Cfustacea  Oslracodcnnuta  Aspldoslraca  s.  Enlotuoslracft)  ^  welche  sich  durch  zwei 
grosse  zusammengesetzte  Augen,  den  Mangel  einfacher  Nebenaugen,  kurze  unentwickelte 
Fühler,  nebst  weichen,  blattförmigen,  Kiemen  tragenden  Füssen  auszeichnen  und  durch 
diese  Charaktere  sich  unmittelbar  an  die  Phyllopoden  anschliessen ,  vielleicht  gar  mit 
ihnen  in  eine  Zunft  vereinigt  werden  könnten.  Ihr  Ilauptunlerschied  besteht  alsdann  in 
dem  Mangel  des  allen  Phyllopoden  gleichen  Zahlenverhältnisses  von  eilf  Brustkastenringen, 
welches  schemalisch  durch  die  Formel  4X3  —  1  ausgedrückt  werden  muss.  Statt  dessen 
zeio-en  die  Paläaden  schwankende  Zahlenverhällnisse  im  Brustkasten,  über  deren  Re- 
duktion auf  konstante  Formeln  sich  nichts  Bestimmtes  sagen  lässt,  weil  wir  weder  die 
Zahl  der  accessorischen  Mundtheile,  noch  die  Lage  der  GescblechlsöiTnungen  bei  ihnen 
kennen.  Sie  bestanden  eine  fortschreitende  Metamorphose,  und  bewegten  sich  bloss  schwim- 
mend, wahrscheinlich  rücklings,  an  flachen  Stellen  des  Meeres  über  Untiefen  sich  aufhallend. 

Die  ganze  Gruppe  zerfällt  nach  der  Schaale  in  3  Familien. 

*)  Man  \ergleic1ie  meinen  Artikel  /f«/o»jo«/>oco  in  Ersch  und  Gruber's  Enrjklopädie.  I.  Sect.  Bd.  35. 
S.  134-,  wo  ich  die  BezieliungeB  der  Palaeadae  zu  den  lebenden  Plnllopoden  zuerst  angedeutet  habe. 


69    

1.  Familie.     £  HR  YPTEIKAUJiE. 

Eine  Schaale  ist  nicht  vorhanden.  Der  deutlich  abgesetzte  Kopf  trägt  zwei  Paar 
borstiger  Fühler,  und  ein  Paar  accessorischer  Muudtheile.  Im  Bruslkasten  finden  sich 
wahrscheinlich  neun  (?)  Ringe,  von  welchen  der  erste  ein  Paar  sehr  grosser,  ruderfor- 
miger,  fünfgliedriger  Fiisse  trägt;  die  folgenden  kleinere,  ähnliciie,  gleich  grosse  Blatl- 
fiisse  getragen  zu  ha])en  scheinen.  Der  Hinterleib  bestand  aus  3  oder  6  Ringen  und  en- 
dete —  mit  ein  Paar  Ruderflossen? 

Hierher  die  einzige  Gattung 

Eiirypterus  Dekay, 

wovon  drei  Arten  bekannt  zu  sein  scheinen: 

1.  IL.  reinipes;  ziemlich  schlank,  das  Endglied  der  grossen  Flossenfüsse  ebenso  lang 
wie  das  vorhergehende.     Länge  des  Kürpers  S'A'S  Breite  oben  l'/a". 

Dekay,  iii  den  aimal.  of  Uie  Lyc.  of  nal.  h'isl.  of  New-York.  I.  12.  291.  pl.  14.  ii.  375.  pl.  29. 
(1826.)  —  Froriep's  Noüz.  1827.  XYIII.  1—3.  —  Holl  Pdrcf.  155.  —  Bronn  Leihacu. 
I.  109.  Tab.  IX.  F.  1.  —  Harlan  med.  et  phys.  res.  297.  c.  fig.  —  Mitschell,  Am.  viouulli. 
Magaz.  III.  291. 
Im  Thonschiefor  (?)  von  Westmorcland,   Oneida  und  New-York. 

2.  E.  lacHslris;  breiter,  das  Endglied  der  grossen  Ruderfüsse  viel  kleiner  als  das 
vorhergehende;  Länge  des  Kürpers  fast  5",  Breite  27,".  — 

Harlan  a.  a.  0.  298.  c.  fig. 
In  Grauwackenschichlon  bei  WlUiamsville ,   7  Engl.  Meilen  von  Buffalo.  — 

o.  E.  lelragonopJilhalimis ;  Augen  ferner  von  einander,  viereckig  (?);  der  ganze 
Bau  sehr  schlank,  besonders  der  Hinterleib,  die  Glieder  vielleicht  scharfeckig.  Länge  fast 
2  Zoll,   Breite  y,. 

G.  Fischer  im  Diillel.  d.  l.  soc.  hup.  d.  Natur,  de  Moscou  1839.  II.  127.  pt.T.  f.  1.  und  des- 
sen NoVtce  sur  VEurypt.  de  PodoUe.  clc.   Moscou  1839.   4.  — 
Im  Uebergangskalke  oder  Grauwacken-Sandslein  Podoliens  beim  Dorf  Zvilevy,  20  Werst 
südlich  von  Kamenelz.  — 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die  von  Scouler  unter  dem  Namen  Eidotea  beschriebene 
Versteinerung  einer  Art  dieser  Galtung  angehört.  Man  kennt  davon  bloss  Bruchstücke, 
die  auf  den  Kopf  und  den  Anfang  des  Brustkastens  von  Eurypterus  passen,  indess  dann 
gewiss  einer  verschiedenen  Art  angehören.  Man  sehe  darüber  nach;-CliEEK's  Edinb. 
Journ.  of  nal.  science.  1831.  June  N.  S.  HL  352.  pl.  1.  —  Leomi.  u.  Bboms's  Jalirh. 
1S32.  251.  -  BiiOio,  Lelhaea  I.  109.  98.  Tab.  IX.  Fig.  2.  und  Hibbeut  in  den  Transacl. 
of  ihe  Royal  soc.  of  Edinburgh.  1834. ,  welche  ich  nicht  vergleichen  konnte.  — 


63    

9.  Familie.     ClTTllERIMIIlAi:. 

Die  Thiere  steckten  in  zweiklappigen  bolinenförniigen  Schaalen,  welche  sich  allein 
erhalten  haben.  Gegen  den  äusseren  weiteren  Rand  sind  sie  mehr  oder  weniger  zuge- 
schärft, am  geraden  oder  Rückenrande  etwas  verdickt.  Sie  wechseln  in  der  Grösse  von 
'/j_V^",  seltener  1". 

Die  einzige  hierher  gehörige  Gattung  Ci/therina  bedarf  noch  emes  genaueren  Stu- 
diums, da  es  mehrere  zeither  verwechselte  Arten  zu  gehen  scheint.  Wahrscheinlich  sind 
jedoch  nur  die  Exemplare  aus  dem  Bergkalk  wirldiche  Gattungsgenossen ,  und  die  späteren 
auch  zu  Ct/pris  gezogenen  Arten  aus  der  Kreide-  und  Terliärformation  eine  ganz  andere, 
eigenthümliche  Gruppe.     Einstweilen  kann  man  hierher  ziehen: 

1.  C.  ballicn;    Hisinc.  Leih,  suec'ica  10.  tob.  I.  fig.  2.  und  lab.ZQ.  (ig.  1.  — 

2.  C.  phdseohts;  Hising.  ibid.  tab.l.  fig.i.—  und  dessen  Anleckning  i  Phys.  och  Geogn. 
V.  lab.S.  fig.d.  —    KiöDKN  Verst.  d.  Mark  Brundenb.  102.  Taf.l.  Fig.  10  —  11. 


€4    

S.  Familie.     TKai^llIsaTAI^. 

Der  Körper  isl  von  einem  angewachsenen  Panzer  bedeckt,  Avelclier  aus  so  vielen  Ringen 
heslehl,  als  wie  viele  Glieder  der  Bruslkaslen  (?)  hat;  Kopf  und  llinterleih  umkleidet  ein 
einziges  grosses  Schild,  das  gleich  den  Panzerringen  des  Rumpfes,  einen  seitlich  frei  her- 
vorragenden breiten  Saum  besitzt.  Die  grossen  Augen  liegen  im  Seitenlheile  des  Kopf- 
sciiildes ,  entfernt  vom  eigentlichen  Kopfe.  Eine  eigenlluirnliche  Naht  durchzieht  das  Kopf- 
scliild,  und  tlieilt  dasselbe  in  2,  3  oder  4  besondere  Stücke.  — 

Die  zahlreichen  Mitglieder  dieser  im  ersten  Kapitel  ausführlicli  beschriebenen  Familie 
erlauben  eine  fernere  Einlheilung  in  natürliche  Gattungen ,  deren  passendste  Grnppirung 
die  folgende  sein  dürfte. 

I. 
Trüobiten   oliitc   IiHi^;'eiimg'svermög;eii. 

Die  Trilobiten  dieser  Abtheilung  scheinen  entschieden  älter  zu  sein  als  die  folgenden,  und 
finden  sich  vorzugsweise  in  den  imtersten  Silnri sehen  oder  obersten  Cambrischen  Schich- 
ten, haben  indess  auch  einzelne  Arten  der  folgenden  Gruppe  als  Begleiter  neben  sich.  Man 
erkennt  sie  leicht  an  der  Bildung  der  Seilenlappen  des  Rumpfes,  in  sofern  dieselben  immer 
in  ihrem  ganzen  Verlaufe  gleiclie  Breite  besitzen  und  nie  sich  auf  der  nach  oben  und  aussen 
gewendeten  Seite  gegen  den  Rand  hin  verschmülern ,  was  immer  bei  den  Mitgliedern  der 
zweiten  Gruppe  der  Fall  ist.  Die  Seitenlappen  der  hierher  gezogenen  Trilobiten  stellen 
didier  parallelseilige  schmale  Streifen  dar,  die  durch  eine  schiefe  Furche  in  diagonaler 
Richtung  getheilt  zu  sein  pflegen.  Es  herrschen  aber  bei  genauerer  Untersuchung  in  ihrer 
Conüguralion  zwei  verschiedene  Typen,  die  zu  neuen  Unterscheidungen  die  Hand  bieten, 
daher  ihre  allgemeine  Schilderung  in  keine  näheren  Details  eingehen  kann.  Durch  die 
Kleinheit  der  Augen,  deren  flache  Wölbung  und  mehr  langgestreckte  Form  zeichnen  sich 
die  Arien  dieser  ersten  llauptgruppe  noch  ferner  aus.  Fast  von  allen  (die  Gattungen 
Odontoplcura,  Bvonlcs  und  Harpcs  ausgenommen)  und  namentlich  von  den  in  Grau- 
wacke,  in  Thonschiefer  und  Alaunschiefer  abgedrückten  Individuen,  kennen  wir  bloss  die 
Innenflüche  der  Schaale,  nie  die  versteinerte  Schaalc  selbst  mit  ihrer  wirklichen  Ober- 
llächc.  —  Wie  schon  erwähnt  wurde,  zerfallen  sie  nach  den  Seilenlappen  in  2  Unter- 
ablheilungen. 


65 


1. 

Die  Seilenlappen  der  Rnmpfr'mge  liegen  durchaus  in  einer  tind  derselben  Ebene, 

knunmen  oder  biegen  sich  nichl  nach  unten,   enden  aber  hinterwärts  in  eine  mehr  oder 

weniger  hervorgezogene,  mitunter  sehr  lange  Spitze,   die  in  ihrer  Hauptrichtung  mit 

der  Richtung  des  Lappens  einen  etwas  stumpfen  Winkel  bildet. 

Auch  hier  giebt  es  noch  mehrere  Unterablheikingen,  die  sich  sehr  leicht  von  einander 
unterscheiden  lassen ;  sie  sind  in  dem  Mangel  oder  der  Anwesenlieit  eines  grossen  Schwanz- 
schildes begründet. 

A. 

Mit  einem  einfachen,  grossen,  dem  Kopfschilde  an  Umfang  wenig  nachstehenden  Schwanz- 
schilde,   dessen  Achse  vielgliedrig  ist  und  die  Länge  des  Rumpfes  erreicht, 
oder  gar  übertrifft.  —    OGYGIIDAE. 

Zu  dieser  Gruppe  gehören  die  beiden  Gattungen  Trinucleus  (mit  6  Ringen)  und 
Ogygia  (mit  8  Ringen). 

1.  Gatt.    Trinucleus  MuRCH. 

Cryptolithus  Green. 

Kopf  Schild  ziemlich  halbkreisförmig,  mit  ringsum  erweitertem  warzig  punktirfem 
Rande  und  in  einen  langen  Stachel  ausgehender  Hinterecke ;  der  mittlere  Kopfbuckel  hoch- 
gewölbt, hinten  vor  dem  Rande  stark  verengt,  ohne  Seitenlappen  oder  Furchen. 

Augen  und  Gesichtslinie  noch  nicht  beobachtet. 

Rumpf  kurz,  die  sechs  Ringe  schmal,  kaum  halb  so  breit  wie  die  Seitenlappen; 
letzlere  mit  deutlicher  diagonaler  Furche  und  feiner  kurzer  Ecke.  — 

Schwanzschild  dreiseitig;  die  Achse  sechs  oder  mehrgliedrig,  die  Seiten  mit 
radialen  Furchen,  deren  Zwischenräume  am  Umfange  durch  einen  neuen  kurzen  Radius 
gespalten  sind;    der  Rand  aufgeworfen,   scharfivantig.  — 

Anmerkung. 
Man    kennt  mehrere   Arten    ans  den    unteren  Silurischen  Schichten  Englands,    Nord -Amerikas, 
Schwedensund  Böhmens.  Einige  Schriftsteller  geben  nur  fünf  Runipfringe  au,  was  indess  auf  einem 
Irrthume  oder  fehlerhafter  Conservation  des  ludividuuuis  beruhen  dürfte.  — 
1.  Tr.Cataracli:  limbo  scuti  cephalici  orbiculari,  concentrice  pimclalo ;  angulis  poslicis 
subrecUs,  longe  spinosis;   caudae  basi  annulala,  limbo  scuti  elevato.    Long.  V4  —  l'A". 

Taf.  I.  Fig.  1. 

9 


66    

Trin.  Cataracü  Murchis.  S.  S.  II.  659.  pl.  23.  fig.  1.  a.  b.  c.  d.  e.  —  Brock.  Cr.  f.  pl  4. 
fig.  7.  Ä.  B.  C.  pag.  145.  —  Lhwoyd  PliU.  Tr.  Vol.  20.  pag.  243.  pl  fig.  8.  —  Bigsby 
Amutl.  of  Ihe  Lyc.  of  n.  h.  of  New-York.  I.  214.  pl.  15.  f.  1.  —  Emmr.  diss.  51.  6.  — 
MiLNK  Edw.  Crusl.  III.  331.  1.—  Asaph.  Cyllarus  Uisivg.  Leih.  suec.  sitpp.  IL  tab.  37.  f.  3. 

Kopfschild  ziemlich  halbkreisförmig,  breiter  als  lang,  der  erweiterte  Saum  mit  5  —  6 
concenlrischen  Reihen  von  Grübchen  besetzt,  in  denen  sich  kleine  Warzen  erheben;  Hin- 
terecken schief  vorgezogen ,  in  einen  langen  (dem  Körper  gleichen),  spitzen,  runden  Sta- 
chel auslaufend.  Kopfbuckel  fast  zweimal  so  lang  wie  breit,  vorn  ziemlich  halbkugelig, 
hinten  zusammengeschnürt,  mit  der  Andeutung  eines  Höckerchens  jederseits  an  dieser  Stelle. 
Sechs  deutliche  Körperringe,  die  Achse  derselben  noch  nicht  hall)  so  breit  wie  die  Lap- 
pen. Schwanzschild  dreiseilig,  mit  am  Aussenrande  leicht  erhabener,  scharf  abfallender 
Kante;  die  Achse  in  ihm  nur  bis  etwas  über  die  Mitte  hinaus  gegliedert,  mit  6  Ringen, 
dann  einfach;   die  Seitcnlappen  mit  sechs  radialen,   gegen  den  Rand  gespaltenen  Streifen. 

In  einer  gelblichen  Grauwacke ,  nacii  Exemplaren  (26,  1  und  2.)  des  Berl.  Museums 
beschrieben.  Findet  sich  in  den  unteren  Silurischen  Schichten  Englands,  Schwedens,  Nord- 
Amerikas  (Montreal)  und  falls  die  Abbildung  von  Sternberg  (Verhandl.  d.  vat.  Mus.  1833. 
Fig.  2.  b.)  zu  dieser  Art  gehört,  auch  in  Böhmen. 

2  Tr.  granulatus :  limbo  scuti  eephalici  orbiculari,  punclato;  angulis  posticis  lobato- 
producUs,  breve  mucronatis;  scuto  caudae  subsemicirculato,  rhachide  tota  annulata,  annulis 

8—9.     Long.  73 ". 

As.  grunulahis  Wahl.   n.  ad.  Ups.  VIII.  30.  5.  lab.  2.  fig.  4.  —     Dalm.  Pal.  43.  4.    Taf.  2. 
Fig.  6.  —    Brogn.  Cr.  f.  36.  pl.  3.  f.  7.  —    Milne  Edw.  Cr.  III.  332.  —     Boeck.  Gaca 
norw.  41.  —    Tritt.  Lloydii  Murch.  S.  S.  II.  6G0.  pl.  23.  fig.  4.  —   Emair.  diss.  53.  9.  — 
MiLNE   Edw.  /.  /.  4.  — 
Kopfschild  der  Form  nach  \vio  bei  der  vorigen  Art,  aber  die  Hinlerecken  sind  in  breite, 
einander  parallele  punklirte  Lappen  vorgezogen,  welche  hinterwärts  noch  über  die  Körper- 
ringe hinausragen  und  zuleizi  in  eine  feine  Spitze  ausgehen,  die   kürzer  ist,  als  der  Lap- 
pen.    Rumpfringe  (angeblich   fünf)   schmal,    kaum    halb  so  breit  wie    die  Seilenlappen. 
Schwanzschild  kreisabschnillförmig,    kürzer  als  ein  Halbkreis,   die  Achse  ganz  gegliedert, 
die  Seilen  mit  C  —  7  Rippen. — 

In  einem  schwarzen  Kalkstein  aus  den  oberen  Straten  der  unteren  Silurischen  Schich- 
ten; selten. 

3.  Tr.fimhrialus:  liinbo  scuti  eephalici  dilatato,  radiatim  granulato;  angulis  posllcis  irre- 

gulariter  granulalis,  subreclis,  mucronatis;  cauda  tota  annulata,  annulis  12 — 13.    Long.  1". 

MuRCHis.  l.  l.  pl.  23.  fig.  2.  —   Luid.  lehn,  brill.  cpist.  I.  pag.  29.  fig.  23.  —  Emmr.  diss.  52. 

7.  —    MiLNE   Edw.  /.  /.  2.  —    Asaph.  seticornis,  Hisinger  Leih.  sacc.  2.  supp.  Tab.  37. 

Fig.  2.  ~   Sars  Isis  1835.  Taf.  VJIl.  Fig.  4.  d.  (gewiss  nicht  das  Sclnvaiizschild  eines  Ampyx). 


67    

Kopfschild  kürzer  und  breiter  als  bei  den  vorigen  Arten ,  der  Saum  vorn  und  an  den 
Seilen  mit  Poren  in  radialer  Stellung ;  die  Hinterecken  nicht  eingezogen ,  ziemlich  recht- 
winkelig ,  unregelmässigcr  porig  granulirt ,  mit  langem,  ziemlich  geradem  Endstachel.  Der 
Kopfbuckel  nach  hinten  wenig  verschmälert,  mit  schwachen  Spuren  von  Seiteneindrücken, 
nur  w  euig  länger  als  breit.  Rumpfringe  undeutlich ,  Schwanzschild  länglich  dreiseilig,  die 
ganze  Achse  bis  zur  Spitze  gegliedert,  lang,  besteht  aus  13  und  mehr  Ringen;  die  Sei- 
len mit  12  radialen  Rippen,   der  Rand  scliarfkantig.  — 

Alimerk.  Tr'm.  7mdiis  Mürch.  ihid  Fig.  5.  halte  icli  für  dieselbe  Art,  deren  Siuim  am  Kopf- 
scliilde  abgebro'heii  ist.     Man  vergleiche  damit  E.mmrich's  Figur  '^.  — 

4.  Tr.  ornafus:  llmbo  scuti  cephalici  antice  augusto,  exlus  posliceque  lato,  sed  cou- 
stricto ;  angulis  poslicis  acuminalis ,   longe  spiiiosis. 

Tril.  onudits  Sterne.  Veilt.  1833.  53.  /ig.  2.  u.  —  Tr'm.  rad'iahis  Murch.  /.  /.  fig.  3.  — 
Emmr.  diss.  52.  8.  —  Milne  Edw.  /.  /.  3.  uml  332.  —  Boeck  Gaea  nonc.  42. 
Kopfschild  ebenso  kurz  und  breit  wie  bei  der  vorigen  Art,  aber  der  Saum  am  Vor- 
derrande schmäler  und  die  Warzen  nicht  in  Strahlen,  sondern  in  (4  —  5)  concenlrischen 
Reihen;  die  Seiten  sehr  stark  erweitert,  mit  5  —  6  Porenreihen,  aber  gegen  den  Ilinler- 
winkel  wieder  stark  eingezogen,  so  dass  diese  Gegend  des  Randes  Sfürmig  wird.  Der 
Endstachel  lang,  dünn,  spitz.  Der  Kopfbuckel  eiförmig,  vorn  höher  und  stumpfer,  mehr 
kugelig.     Rumpfringe  und  Schwanz  noch  nicht  genau  bekannt. 

Aiimerli.  Ich  halte  die  Angabe  von  Murchison,  dass  der  erweiterte  Rand  nur  2  Reihen  Warzen 
habe,  für  unrichtig;  Graf  Sternberg  bildet  auch  4 — 5  ab.  Tr'ui.  asuphoides  Murch.  /. /.  Fig.  6. 
scheint  mir  dieselbe  Spezies  mit  abgehrochenem  Saume  des  Kopfschildes  zu  sein.  Wenn  diese  Vermu- 
thuiig  richtig  ist,  so  würde  das  Schwanzschild  dieser  Art  kürzer  dreiseitig,  aber  die  Aclise  e])enfalls 
vielgliedrig  sein  luid  etwa  10  — 11  Seitenrippen  haben.  Vielleicht  gehört  indess  dieser  Rumpf  eben- 
falls zur  vorigen  Spezies.  — 

Beide  finden  sich  selten  bei  Builth  in  Lhandeilo  Schichten  und  in  Böhmen.  Graf 
Sternberg's  Exemplare  lagen  in  einem  sehr  mit  Sclwefelkies  durchzogenem  Gestein  aus 
der  Gegend  zwischen  Zebrak  und  Proskai  es.  Aehnliche  Bruchslücke  bemerkt  man  auf 
den  von  Zenker  (Beitr.  Taf.  IV.  Fig.  N  —  5.)  abgebildeten  Kalkkonglomeraten  von  Karl s- 
h litten  und  Beraun,  aus  denen,  wie  aus  den  Schwanzschildern  einer  ganz  anderen  Art, 
Verfasser  sein  Olctrion  diffraclum  zusammengesetzt  hat.  Diese  Gattung  ist  daher  aus 
der  Trilobiten -Liste  völlig  zu  streichen.  — 

5.  Tr.  tesselldlus:  limbo  scuti  cephalici  parabolico,  tessellato-punctato;  sculo  cau- 
dae  triangulari.     Long.  V2  ". 

Cryptol.  lessell.  Green.  Mo7i.  73.  fig.  4.  —    Modell  no.  28.  —    Bronn   Leih.  I.   117.  105. 
Taf.  IX.  Fig.  13.  —    Emmb.  disserl.  50.  2.  —    Harlan  Zool.  res.  304.  — 

9  * 


6§    

Nach  Al)bildung  und  Gypsabguss  zu  urlheilen  länglicher  und  schmäler  als  die  übrigen 
Arten ;  die  Form  des  Kopfschildes  mehr  parabolisch,  die  Seitenlappen  der  Körperringe  mehr 
gewölbt;   das  Schwanzschild  dreiseitig,  ziemlich  spitz.  — 

In  einem  schwarzen  Kalkstein  von  Trentonfalls  und  Glenfalls  in  New-York ;  auch  auf 
der  Insel  Montreal.  — 

Weder  die  Abbildung,  noch  die  Beschreibung  geben  bestimmtere  Unterschiede  als 
die  erwähnten  an,  daher  ich  die  Art  für  unsicher  halte.  Dasselbe  gilt  noch  mehr  von 
Tr.  Bi'gsby  {^Geolog,  of  llie  Island  of  Montreal ,  im  Lyceum  of  naltir.  hisf.  of  New 
York,  pag.  214.  und  Green/,  l.)  und  Nuttainia  concentrica  Eaton  (geolog.  text  booTi)^ 
die  ich  daher  übergehe.  — 

2.  Galt.    Ogygia  Brogn. 

Kopfschild  halbkreisförmig  oder  parabolisch,  flach;  der  Kopfbuckel  massig  gewölbt, 
nach  hinten  verengt,  mit  3  schwachen  Seiteneindrücken;  Wangenschilder  in  eine  mehr 
oder  weniger  lang  ausgezogene  Ilinterecke  verlängert. 

Augen  massig  gewölbt,  halbkreisförmig,  in  der  Mitte  neben  dem  Kopfbuckel  angebracht. 

Gesichtslinie  sehr  deutlich,  läuft  dem  Vorderrande  parallel,  zwischen  ihm  und  dem 
Kopfbuckel,  in  einem  Bogen  nach  links  und  rechts,  w^endet  sich  dann  unter  einem  abge- 
rundeten beinahe  rechtem  Winkel  zum  Auge,  bildet  über  dem  die  bekannte  Platte,  und 
wendet  sich  von  da  Sförmig  gekrümmt  und  in  der  Ilauplrichtung  dem  Hinterrande  parallel 
zu  ihm  hin,  auf  etwa  Vs  seiner  Erslreckung  vom  Kopfbuckel  in  ihn  mündend. 

Rumpf  entschieden  achtgliedrig*),  die  Glieder  kurz  aber  ziemlich  breit,  doch  schmä- 
ler als  die  halben  Seitenlappen;  letztere  gerade,  flach,  am  Ende  stark  nach  liinten  gebo- 
gen, zugespitzt.  — 

Schwanzschild  dem  Kopfschikle  entsprechend,  seine  Achse  so  lang  wie  der  Rumpf, 
vielgliedrig,  seine  Seiten  mit  radialen  Furchen,  deren  Zwischenräume  durch  kleinere  halbe 
Radien  wieder  getheill  sind. 

Vorkommen.     In  den  ältesten  Versteineruns'en  führenden  Lasen. 

A  u  111  e  r  k  u  ii  g. 
Diese  Gattung  steht  ia  einem   so  aiiifallemleu  Venvandscliaftsverhältniss  zur  vorigen,  dass  es  wahr- 
haft ülierraschend  ist,  sie  bisher  öfters  mit  den  ganz    heterogenen  Asaphus-Xrttn  ziisamracngeworfen 
zu  finden.    Man  sieht  deutlich,  dass  auch  genaue  Beobachter,  wie  Emmrich  und  Boeck,   die  zoolo- 
gische Seite  dieser  Petrificate  nicht  immer  richtig  würdigten.  — 


*)  QuENSTEDT  Teftheidlgte  die  nach   defekten  Exemplaren   gemachten    7gliedrigen  Figuren;  alle  gut 
erhaltenen  Exemplare     die  ich  sah,  hatten  acht  Ringe. 


69    

1.    O.  Bucfu'i:    scuto  capilis  caiulaeque  scmicirculato ;    illius  angulis  posticis  acumi- 

natis.    Long.  3  —  5".    Taf.  I.  Fig.  2. 

Lhwoyd  phil.  Tr.  Vol.  20.  279.  iub.  add.  fig.  15.  —  lehn.  hril.  Ep.  I.  lab.  22.  f.  4.  (sec. 
Brunn.)  —  Tiil.  dllalalus  Brunn.  Kjobcnh.  Widensk.  Selsk.  S)v/7.  1781.  I.  393.  IV.— 
Parkins.  org.  reviams  elc.  III.  pl.  XVII.  f.  13.  15.  (?)  —  As.  d.  Dalm.  Palaeud.  67.  8. 
lab.  III.  fig.  1.  —  E.>imr.  diss.  28.  5.  —  Sars  Isis.  1835.  336.  /«6.  VIII.  fig.ö.  —  Isot. 
ditut.  MiLNE  Edw.  Cr.  III.  302.  9.  —  Asaph.  de  Buchü  Brogn.  Cr.  f.  20.  2.  pl.  II.  ßg.^. 
A.B.C.  —  ScHLOTH.  Nachlr.  II.  34.  8.  —  Dalm.  Pulaead.  68.  9.  —  Murch.  &U  Sys/. 
II.  662.  pl.  25.  /".  2  e<  3.  (jung.)  —   Emmr.  diss.  28.  5.  —   Milne  Edw.  Cmst.  III.  309.  5. 

Kopfscliild  ziemlich  genau  halbkreisförmig,  der  Längsradius  vielleicht  ein  wenig  kürzer 
als  der  Querradius ;  Kopfbuckel  flach  gewölbt,  vorn  am;  stärksten,  hier  abgerundet,  nach  hin- 
ten verengt,  mit  jederseils  drei  leichten  Quereindrücken,  wodurch  zwei  vordere  schmälere, 
und  ein  dritter  hinterer  breiterer  Seiteidappcn  undeutlich  begränzt  werden;  der  Hinterrand 
ziemlich  bemerkbar  aufgeworfen.  Augen  nicht  gross,  halbkreisförmig,  entsprechen  in  ih- 
rer Stellung  den  beiden  vorderen  schmäleren  Lappen  des  Kopfbuckcls.  Wangenschild  mit 
einer  dem  Aussenrande  concentrischen  kanalartigen  Vertiefung  und  stark  vorgezogener  llin- 
lerecke,  die  bei  kleineren  Exemplaren  bis  zum  dritten,  bei  grösseren  bis  zum  sechsten 
Hinlerleihsringe  reicht.  —  Rumpf  deutlich  achtgliedrig,  bisweilen  durch  Verschiebung 
zweier  Ringe  nebeneinander  siebengliedrig  (vgl.  d.  Anm.  2.),  die  Ringe  schmäler  als  die 
halben  Seitenlappen,  massig  gewölbt;  die  Seitcnlappen  ganz  flach,  am  Ende  bogig  nach 
hinten  gekrümmt ,  mit  starker  Diagonalfurche ,  die  aber  die  Endecke  nicht  ganz  erreicht. 
Schwanzschild  wie  das  Kopfschild  geformt,  doch  sein  Läiigsradius  grösser  als  der  Querradius, 
daher  der  parabolischen  Form  angenähert;  die  Achse  nach  hinten  allmälig  verjüngt,  am 
Ende  zugerundet,  deutlich  gegliedert,  die  Zahl  der  Ringe  in  ihr  nach  dem  Alter  verschie- 
den, gewöhnlich  13  mit  dem  etwas  längeren  Endgliede ,  bei  jüngeren  Exemplaren  11,  bei 
älteren  bis  auf  17  gesteigert;  die  Radien  neben  der  Achse  auf  dem  Schilde  gewöhnlich 
um  2  klemer  als  die  Gliederzahl  der  Achse,  bei  13  Gliedern  also  11,  mit  den  schwachen 
Spuren  eines  zwölften  Strahls  neben  den  beiden  auch  undeutlicher  gesonderten  Endgliedern ; 
die  Zwischenräume  zwischen  den  Strahlen  durch  eine  schiefe  Diagonalfiu-che  wieder  ge- 
Iheill,  mithin  den  Seitenlappen  der  Rumpfringe  ganz  ähnlich.  — 

Au  merk.  1.  Asaph.  dilalaius  nnd  Buchn  der  Schriftsteller  sind  gewiss  nicht  von  einander  ver- 
schieden, sondern  eine  und  dieselbe  Art.  Die  Abbildung  bei  Dalman  ist  nach  einem  Gypsabguss  ge- 
fertigt und  eben  deshalb  so  undeutlich.  Ans  diesem  Grunde  habe  ich  auch  die  spätere  Benennung 
vorgezogen,  weil  nur  unter  ihr  die  Art  deutlich  dargestellt  worden  ist.  Parkinson's,  Brogniart's 
und  Murchison's  klare  Figuren  lassen  über  die  Identität  derselben  Art  keinen  Zweifel.  Auch  Lhwotd's 
älteste  Figur  in  den  phil.  Tr.  stellt  diese  Art  ziemlich  gut  dar,  daher  sie  auch  ans  der  lehn.  brit. 
von  Brünnich  zitirt  wird.     Die  Individuen  wechseln  übrigens  gar  sehr  in  der  Grcisse;  ich  habe  an  ei- 


KO    

nein  Haiulstiick  der  Hallenser  Sammlung  (Nr.  639.)  ein  Scliwanzschild  vor  mir ,  das  kaum  die  Grösse 
eines  Silbersecliscrs  besitzt,  aus  11  Gliedern  in  der  Achse,  einem  ziemlich  laugen  ungetlieilten  Ead- 
gliede  und  10  Iladien  besteht.  Durch  fortschreitende  Theilung  dieses  längeren  Endgliedes  hei  zuneh- 
mendem Alter  vermehrt  sich  die  Zahl.  Ein  anderes  Exemplar  desselben  Gesteins  (eine  schwarzgrane 
Grauwacke  von  unbestimmtem  Fundort)  wurde  von  mir  dargestellt  und  mit  ganz  vollständigen  Stücken 
des  Berliner  Museums  (Nr.  9.  8.  und  9.  9.)  verglichen. 

Anm.  2.  Hr.  Quenstedt  vertheidigt  die  siebengliedrige  Bildung  dieses  Triloliiten,  und  slützt 
sich  dabei  auf  die  Abl)ildungen  von  Dalman  und  Brogmart  (2.  A.),  so  wie  auf  Originalexemplare. 
Allerdings  giebt  es  im  Berl.  Museum  zwei  gut  erhaltene  Stücke  (Nr.  9.  1.  und  9.  5.)  mit  nur  sieben 
deutlichen  Gliedern,  aber  auch  andere,  völlig  so  deutliche  mit  acht  (Nr.  9.  8.  und  9.  9.),  daher  jene 
Zahl  lediglich  durch  Verschiebung  zweier  Ringe  untereinander  entstanden  sein  kann.  Bedenkt  man, 
dass  es  blosse  ScJiaalen  waren,  welclie  die  uns  aufliewahrten  Abdrücke  veranlassten,  so  ist  ein  sol- 
ches Verschieben  sehr  wohl  begreiflich  und  um  so  leichter,  je  schlechter  die  Hülle  sicli  erhalten  hatte. 
Dasselbe  gilt  von  der  folgenden  Art. 

2.   O.  Gtiellardi:    sciilo  cnpitis  caiidaeque  parabolico ;  illius  angiilis  poslicis  longissime 
acuminalis.    Long.  3  — 6  Zoll.    Taf.  I.  Fig.  3. 

Brogn.  Cv.  foss.  28.  1.  pl.3.  ficjA.  A.B.  —  Bronn  Leih.  I.  119.  lab.  IX.  (ig.  19.  —  BrcK- 
LAKD  M'iner.  et  Geol.  pl.  46.  /'.  9.  —  Milke  Edw.  Crusl.  III.  337.  1.  —  Dalm..  Pulnead. 
72.   1.  —   Emmr.  disHeti.  27.  1. 

T/7/.  Guell.  ScHOTH.  Peivf.  Nttchlv.  II.  93.  1.  und  35.  13. 

Ogyg'm  Mwch'isoni  Murch.  SU.  Syst.  664.  pl.  25.  /".  3.  a.  (die  unlere  Figur  ü.  gehört  nicht  zu 
Of/ygiu,  sondern  zu  einem  Astiphii.'i.)  —  Milke  Edw.  /. /.  338.  3. 

Kopfscliild  länglich  paral)olisch ,  ziemlich  spitz;  der  Kopfbuckel,  soweit  er  sich  er- 
kennen lässt,  wie  bei  der  vorigen  Art  gebildet;  die  Augen  länglich  elliptisch,  die  Hin- 
lerecken des  Wangenscliildes  so  lang  wie  alle  Runipfringe  zusammen  genommen,  oder 
noch  länger.  Acht  Rumpfringe,  ihr  Querdurchmesser  grösser  als  die  halbe  Breite  der  Sei- 
tenlappen, beide  relativ  länger  als  ])ei  der  vorigen  Art.  Schwanzschild  länglich  parabolisch, 
ziemlicii  spilz,  mit  breiter  Achse,  die  nur  ])is  auf  V«  der  Länge  des  Schildes  reicht  und 
aus  neun  Ringen  besteht;    die  Seltenlheile  mit  8  radialen  Streifen. 

Im  schwarzgrauen Thouschiefer  von  Angers;  nach  Exemplaren  des  Berl. Mus.  (Nr.  10.  1.) 

Anmerk.  1.  In  Guettard's  Abhandlung  über  die  Schiefer  von  Angers  (Mem.  de  l'ncud.  de 
sc'ienc.  1757.  S.  82.)  findet  sich  keine  Figur  dieser  Art,  höchstens  könnte  Taf.  7.  (V.)  Fig.  3.  hier- 
her gezogen  werden. 

Anm.  2.  Murchison  beschreibt  in  seinem  mehrmals  erwälinten  Werke  mehrere  Trilobiten,  welche 
von  anderen  Schriftstellern  zu  Ogyg'ia  gezogen  worden  sind,  allein  nicht  hierher  gehören. 

Asaplt,  comdens'is  663.  pL  25.  fig.  4.  schlicsst  sich  zwar  durch  manche  Verhaltnisse  an  O.  Buch}} 
an,  ist  aber  wahrscheinlich  ein  achter  Asaphus,  wenn  anders  die  Scitenlappen  der  Rumpfringe  rich- 
tig dargestellt  sind. 


—   71  — 

Dagegen  ist  Asaph.  dttplmüus  ihid.  Fig.  8.  wohl  nichts  als  ein  breifgedrücktes  SchwanzscLild  der 
Ogygia  Buch'n  im  jugciidliclieii  Alter. 

Asaph.  lyrantms.  662.  ^^/.  24.  u.  /^/.  25.  f.  1.  gehört  auch  nicht  zn  Ogygia,  sondern  ebenfalls 
lu  Asaphus.  — 

Anm.  3.  Ogygia  Desmuresfi  Brocn.  l.  l.  28.  2.  pl.  III.  fig.  1.  —  Schloth.  Nachlv.  23. 
2.  u.  35.  14.  —  Dalm.  Palaed.  72.  2.  —  Milne  Edw.  Crusl.  338.  2.  —  Emmr.  diss.  27.  2. 
Abdruck  eines  Bruchstücks  von  der  unteren  Seite,  daher  die  parallele  Steifuiig  des  Kopfschildes,  bietet 
zu  wenig  Merkniahle  dar,  als  dass  es  sich  ycrioliiite,  darauf  eine  eigne  Art  zu  gründen.  Vielleicht 
gehörte  dasselbe  bloss  einem  sehr  grossen  Exemplar  der  Ogygia  Buch'ii  an ,  dessen  Ringe  theilweis 
über  einander  geschoben  sind,  und  deshalb  so  schmal  erscheinen.  Zu  Ogygia  gehört  es  indess  sicher. 
Guettard's  Figuren,  die  MiliXk  Edward's  zitirt ,  beziehen  sich  auf  eine  ganz  audere  Art,  meinen 
Illaenus  giganlcus. 


B. 

Mit  einem  einfachen,  ebenfalls  noch  ziemlich  grosse?!  Schwanzschilde,  dessen  Achse  jedoch 
aus  icenigen  Gliedern  besieht  und  immer  kürzer  ist  als  der  Rumpf. 

Man  kann    die  hierherg-eliörig^en  Gallung-en  nach    der  Anzahl  der  Runipfringe   in   die 

acht  gliedrigen  und  zehn  gliedrigen  theilen. 

a. 

Acht gliedrige  Trilobitcn  mit   kurzer  gegliederter  Schica7izachse  und  mangelndem 

Kugelungsvermögen.  —    ODONTOPLEURIDAE. 

3.  Gatt.    Odonfo])leura  Emmr. 

Acidaspts  MURCII.  ? 

Diese  merkwürdige  GalUing  schhcsst  sich  im  Habitus  unmittelbar  an  die  vorige,  und  ist 
schon  deshalb  zoologisch  höchst  interessant,  weil  ihre  beiden  Arten  sich  habituell  auf  die- 
selbe Weise  von  einander  unterscheiden,  wie  die  der  vorigen. 

Das  Kopf  Schild  ist  kreisabschnitlformig ,  nehnillch  der  Längsradius  viel  kürzer  als 
der  Ouerradius;  der  ziemlich  gewölbte  Kopfbuckel  ist  der  Länge  nach  ungetheilt,  hinten 
verengt  und  mit  einem  starken  Artikulationswulst  versehen;  seitlich  erweitert  er  sich,  und 
hat  hier  drei  andere  kleinere  Buckel  in  2  Reihen  neben  sich.  Die  Gesichtslinie  ver- 
läuft ganz  ähnlich  wie  bei  Ogygia^  bildet  vorn  einen  Bogen  vor  dem  Kopfbuckel,  zieht 
sich  dann  nach  innen  zum  Auge,  wendet  sich  von  da  zum  Hinterrande,  und  dringt  auf  'A 
von  der  Endecke  in  ihn  ein.  Die  Wangenschilder  sind  daher  breit,  am  ganzen  Aussen- 
rande  verdickt,  aufgeworfen,  ziehen  sich  vorn  vor  dem  Mittelschilde  vorbei,  und  tra- 
gen oben  an  ihrer  erhabensten  Stelle,  nach  hinten  zu  neben  dem  hinteren  Rande  des 
äusserstcn  Kopfbuckellappens,  ein  sehr  kleines  Auge.  — 


—  ^^  — 

Die  Rumpfringe,  acht  an  der  Zahl*),  sind  schmal,  aber  stark  gewölbt,  und  die 
Seilenlappen  liegen  in  einer  Ebene;  jeder  hat  eine  erhabene  Querwulst,  und  einen  lan- 
gen, schief  nach  hinten  gerichteten  Endstachel. 

Das  Schwanz  Schild  hat  eine  kurze  zweigliedrige  Achse,  nur  eine  erhabene 
Seilenrippe,  aber  grosse  starke  Randstacheln  am  äusseren  Umfange. 

Die  Oberfläche  des  Körpers  ist  mit  Warzen  imd  Höckern  regelmässig  bekleidet. 

Vorkommen;  in  den  oberen  Silurischen  Schichten  (dem  Kalkstein  von  Wenlock 
entsprechend):  Eifel,  Schlesien,  England.  — 

1.  O.ovaUi.  Corpore  ovalo,  dilatalo,  undique  fimbrialim  spinoso;  lobis  trunci  bispi- 
nosis,  scuto  caudae  duodecics  spinoso.     Long.  '/»  Zoll.    Taf.  II.  Fig.  1. 

Emmr.  dhs.  53.  adj.  lab.fiy.Z.  —  BuUus  luberadulus  Klöden,  Verst.  d.  Mark  Branden- 
burg. 112.  Taf.  I.  Fig.  16-23. 

Dieses  ausgezeichnete  Thicr  liegt  in  einem  gelblich  leberbraunen  Kalkstein,  der  als 
Geschiebe  in  Schlesien  vom  Herrn  Bocksch  gefunden  wurde.  Durch  Herrn  v.  Decheiv 
o-elangle  das  einzige  bekannte  Exemplar  in  die  Berliner  Sammlung,  und  von  ihm  entnahm 
ich  Beschreibung  und  Abljildung. 

Der  Umfang  ist  eine  breite  Ellipse,  deren  Querdurchmesser  über  Vs  des  Längendurch- 
laessers  belrägt.  Die  Länge  des  Kopfschildes  nimmt  davon  etwas  mehr  als  Vo  fort;  der 
Hauplbuckel  ist  in  der  Mille  glalt,  an  den  Seiten  granulirl,  die  beiden  folgenden  kleine- 
ren Buckel  neben  ihm  haben  viele  kleine  Körnchen ,  der  drille  äussere  hat  vor  der  Augen- 
gegend 3  grössere  Höcker  und  viele  kleinere ;  die  Wangenschilder  sind  gleichmässig  gra- 
nulirl und  ihr  äusserer  aufgeworfener  Rand  ist  zugleich  mit  einer  Reihe  Höcker  und  Stacheln 
"■ezierl.  die  ich  nur  in  der  Mille  des  vordersten  Endes  vermissle.  Auf  dem  Arlikulalions- 
wulst  sieht  in  der  Mille  ein  sehr  grosser  Höcker,  neben  ihm  jederseils  ein  etwas  klei- 
nerer, und  um  diesen  mehrere  ganz  kleine.  Die  Achsentheile  der  Rumpfringe  haben  ne- 
ben der  Mille  zwei  ziemlich  grosse  Höcker,  und  neben  diesen  »nach  aussen  jederseils  2 
kleine.  Auf  den  Seitenlappen  zeigt  sich  ein  erhabener  Wulst,  welcher  am  Rande  in  einen 
Stachel  ausgeht,  und  auf  seiner  Fläche  mit  7  abwechselnd  grösseren  und  kleineren  Höckern 
i)osel/A  ist;  vor  ihm  bemerkt  man,  wie  hinler  ihm,  eine  Querreihe  anderer  sehr  kleiner  Höcker, 
und  am  Rande  vor  dem  Stachel  einen  zweiten  Ideineren,  welcher  der  vorderen  Höckerreihe 
enlspricht.  Diese  kleine  Stacheln  sind  alle  gleich  lang,  die  grösseren  werden  nach  hin- 
ten  zu    allmälig  länger.      Das  Schwanzschild   ist    etwas   kleiner   als  das  Kopfschild,   von 


•')  Herr  Emmrich  giel)l  nur  sieben  an,  liat  aber,  weil  vom  fünften  Gliede  beide  Seitenlappcu  al)ge- 
l)roclieD  sind .  dieses  ül)erselien  «nd  dalier  beim  Ziililen  ausgelassen.  Man  vergleiclie  seine  und 
meine  Figur, 


TS    

grösseren  und  kleineren  Höckern  bedeckt  und  am  Umfange  slachelig;  die  Stacheln,  deren 
Anzalil  6  auf  jeder  Seite  ist,  sind  gleich  lang  und  gleich  gross,  zu  dem  dritten  von  der 
Mitte  wendet  sich  der  vom  ersten  Achsenringe  ausgehende  Wulst.  — 

An  merk.  1.  Ballns  lubcrcuUüus  Klüdew's  l)enilit  eiitscliieden  auf  Kopfbnichstiicken  dieser  Ar«- 
Fig.  16— 19.  siml  Abdrücke  ohne  Scliaaleiiieste,  Fig.  20— 23.  hesser  erlialtciie  Stücke  mit  dcrScIiaale- 
Fig.  22.  a.  ist  am  deiitliclisteii  erkannt,   die  anderen  Formen  mehr  oder  weniger  ungenügend. 

Anmerk.  2.  Vielleicht  gehört  Grak  v.  Mü^ster's  Trtnrtclms  gibbosus,  Beitr.  III.  47.  Taf.  V. 
Fig.  27.  als  Bruchstück  des  Kopfscliildes  zu  dieser  oder  der  folgenden  Art. 

%  O.  elllplica:  elongato-elliplica ,  lohis  Irimci  uiiispinosis,  scuto  caudae  dccies  spi- 
noso.  —     Long.  'A".     Taf  I.  Fig.  4. 

Pitmdoxides  ■l-mucromilus.  MvtxCe.  Sil.  Stjul.  U.  C^öH.  pl.ii.  j'kj.  10.  —  Ac'hI(ix))/s  Bviijhlu, 
ibid.  f.  15.? —  Arges  armulus ,  juv,  Goldf.  n.  ad.  ph.  med.  soc.  Caes.  Lcop.  Cur.  n.  c. 
Vol.  XIX.  ;).  I.  pug.  355.  iub.  33.  pg.  1.  d.  e.  — 

In  einem  grauen  Kalkstein  der  Eifel;  nach  einem  Exemplar  der  S.vcK'schen  Samm- 
lung. Das  Kopfschild  ist  nur  in  einem  kleinen  Theilc  vorhanden,  gleicht  aher  so  weit 
dem  der  vorigen  Art;  indess  ist  der  sichtbare  Theil  des  Vorderrandos  mit  dickeren  Knöt- 
chen besetzt  und  die  Lappen  neben  der  Stirn  scheinen  mir  schmäler  zu  sein.  —  Rumpf- 
ringe  sämmtlich  vorhanden  (8.),  aber  nur  die  2  letzten  vollständig,  auf  jedem  2  kleine 
seitliche  Knötchen;  die  Seitenlappen  schmäler  als  der  doppelte  Ring,  jeder  ebenfalls  mit 
2  Knötchen,  und  einem  langen  von  dem  Wulst  ausgehenden  Stachel;  einen  zweiten  vor- 
deren Randstachel  bemerke  ich  nicht.  Schwanzschild  viel  kleiner  und  schmäler  als  bei  der 
vorigen  Art,  die  Achse  mit  2  Ringen,  Der  erste  sendet  einen  lappigen  Wulst  zum  Hin- 
lerrande, der  in  den  vierten  grössten  Randstachel  jederseils  ausgeht;  die  3  früheren 
nach  vorn  successiv  kleiner,  die  beiden  mittelsten  (der  fünfte  jeder  Seite)  so  gross  wie 
der  zweite.  — 

Anmerk.  Dass  die  von  Goldfuss  gelieferte  Figur  hierher  gehört,  ist  ganz  sicher;  sie  ist 
auch  zu  sehr  yon  den  übrigen  seines  Arges  arvutlus  Terschieden,  als  dass  eine  Arleinerleiheit  denk- 
bar iviUe.  MuRCHiso.\'s  Fig.  10.  stellt  ebenfalls  unzweifelhaft  diese  Art  vor,  ob  aber  Fig.  15.  das 
Kopfschild  ist,   wie  ich  mit  Emmrich  vermuthe,  muss  noch  dahingestellt  bleiben.  — 

4.  Gatt.    Arges  Goldf.*). 

Da  ich  diese  Gattung  nicht  aus  eigner  Ansicht  kenne,  so  theile  ich  hier  einen  Aus- 
zug aus  Herrn  Goldfüss  Beschreibinig  mit. 


*)  Der  Gattungsname  ist  nicht  gut  gewählt,  da  es  schon  eine  von  G.  Fischkr  aufgestellte  Milbengat- 
tuug  Argas  giebt;  auch  die  anderen  Namen  desselben  Verfassers  leiden  an  ahnliclien  Uebelstiinden. 
Harpes  erinnert  zu  sehr  an  Harpa  oder  Harpax,  und  Brontes  nannte  schon  Fabricius  eine 
Kafergattung. 

10 


Kopfs cliild  hoch  gewölbt,  auf  der  Mitte  des  Buckels  zwei  sehr  hohe  rückwärts 
o-eboo-ene  divergirende  Stacheln;  die  Seiten  hinter  dem  Wangentheil  ebenfalls  mit  einem 
Stachel  bewehrt,  der  Rand  schmal,  hinterwärts  in  eine  den  Rumpfgliedern  an  Länge  gleiche 
o-eboo-ene  Ecke  hervorgezogen.  Unten  eine  gewölbte  stark  herabhängende  Mundplatte, 
die  bogenförmig  den  vordersten  Kopftheil  hinter  dem  Rande  (den  Clypeus)  umfasst. 

Auo-en  und  Gesichtslinie  nicht  erkennbar. 

Rumpf  wahrscheinlich  achtglicdrig  (in  der  Figur  sind  mir  sieben  Ringe  deutlich 
dargestellt) ;  die  Ringe  und  die  Seitenplalten  hoch  gewöDjt,  nach  hinten  breiler,  der  Quer- 
durchmesser jedes  Ringes  grösser  als  die  Breite  der  Seilenlappen,  letztere  am  Rande  in 
einen  Stachel  ausgezogen ;   die  einzelnen  Ringe  nach  hinten  successiv  breiter  und  grösser. 

Schwanz  Schild  gross,  mit  fast  einfacher,  scheinbar  ungegliederter  Achse,  auf 
welcher  ein  lauger  rückwärts  gebogener  Stachel  sitzt;  der  äussere  Rand  abwechselnd  mit  24 
o-rösseren  und  kleineren  Stacheln  bewehrt ;  die  Seilentheile  mit  undeutlichen  radialen  Wülsten. 

Die  ganze  Oberfläche  fein  granulirt,  auf  dem  Umfange,  da  wo  Stacheln  ent- 
springen,  grössere  Höcker.  — 

Vorkommen,   im  Uebergangskalk  der  Eifel. 

Die  einzige  bekannte  Art  ist 

yi.  nrmatus,  GOLDF.  in  nova  acta  ■phys.  med.  soc.  Caes.  Leop.  Carol.  n.  cur. 
Vol.  XIX.  p.  I.  p.  355.  Tab.  XXXIII.  Flg.  1.  —  «c.  —  Vollständig  bis  2  Zoll  lang, 
der  Rumpf  etwa  10  Linien,  —  Die  Granulation  scheint  gleichmässig  zu  sein,  sie  bildet 
auf  den  Ringen  und  Seitenlappen  eine  Querreihe  grösserer  Höcker,  welche  kleinere  be- 
gleiten. Das  Schwanzschild  zeigt  radiale  Wülste,  die  zu  den  grösseren  Randstacheln  jeder 
Seite  sich  begeben;  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  derselben  findet  sich  ein  kleinerer 
Stachel,  zwischen  den  drei  folgenden  jedesmal  zwei;  die  beiden  mittelsten  Hauptstacheln 
unmittelbar  am  Ende  haben  keine  kleineren  Stacheln  zwischen  sich. 


V5    

b. 

Zehngliedrige  Trllobllen  mit  kurzer  ungegliederter  Schioatizachse  und  mangelndem 

Kugclungsvcrmögen. 

5.  Gatt.    Brontes  Goldf. 

Die  Schwanzschilder  dieser  Gattung  sind  häufig  genug,  alles  übrige  aber  ist  so  selten, 
dass  ich  nie  mehr  als  jene  untersuchen  konnte.  Daher  dürfte  die  Charakteristik  der  Gruppe 
noch  mangelhaft  sein. 

Am  Kopf  Schilde  sind  immer  die  Wangenschilder  abgebrochen,  und  daraus  sclilicsst 
GoLDFUSs  auf  ihre  wirkliche  Abwesenheit,  die  mir  aber  nicht  zulässig  zu  sein  sclieint; 
der  übrige  Theil  hat  vorn  und  liinten  einen  aufgeworfenen  Rand,  einen  vorn  mit  dem 
Rande  zusammenstossenden  stempelfürmigen  flacli  gewölbten  Buckel,  der  durch  seitliche 
Einschnitte  in  vier  von  vorn  nach  hinten  successiv  kleinere  Lappen  getlieilt  und  an  der 
Stelle  des  dritten  und  vierten  stark  verengt  ist.  Die  Gesichtsnaht,  welche  nach  meiner 
Ansicht  das  Kopfschild  an  beiden  Seifen  begrenzt,  entspringt  vorn  vom  Rande  dicht  neben 
der  Ecke  des  Kopfbuckels,  läuft  an  beiden  Selten  parallel  geradlinigt  zum  Auge,  das  ne- 
ben dem  dritten  Lappen  des  Kopfbuckels  zu  liegen  scheint,  bildet  über  ihm  die  bekannte 
Deckplatte,  inul  wendet  sich  c/5  förmig  gebogen  zum  Hinterrande,  in  den  sie  auf  der  Mitte 
jedes  den  Seitenlappen  der  Rumpfringe  entsprechenden  Abschnittes  einmündet. 

Die  zehn  Rumpfringe  sind  kurz,  fast  ebenso  breit  wie  ihre  Seitenlappcn,  in  die 
Quere  gewölbt;   die  Seitenlappcn  nach  aussen  flach,  stark  hinterwärts  gekrümmt. 

Das  Schwanzschild  ist  sehr  gross,  kreisrund  oder  etwas  parabolisch;  es  enthält 
vorn  eine  ganz  kurze  eingliedrige  Achse,  von  der  radiale  Furchen  und  Leisten  ausgehen. 

Vorkommen,  im  Uebcrgangskalk  der  Eifel  und  des  Fichtelgebirges  bei 
Ebersreuth. 

1.  Br.  ßuhcUifcr:  superficie  tota  granulala;  cosfis  scutae  caudalis  cjuindecim.  — 
Long.  VU—VU". 

Goldf.  /. /.  361.  fig.  3.  —     Br.rudialus  Gr.  Münster.  Be'dr.  III.  Nr.  1.  Taf.N.  Fig.  13.  a.  b 

Die  Granulation  besteht  auf  dem  Kopfschilde  aus  ziemlich  grossen  Höckern,  zwischen 
denen  noch  ganz  kleine  vorkommen;  die  Rumpfringe  und  Seitenlappen  haben  eine  Quer- 
reihe von  Höckern;  das  fast  kreisrunde  Schild  zeigt  15  erhabene  Rippen,  die  durch  ziem- 
lich ebenso  breite  Zwischenräume  getrennt  sind,  und  auf  jeder  Rippe  viele  ziemlich  kleine 
gleich  grosse  Höcker,  je  2  oder  3  neben  einander.  Die  Mitte  des  ganzen  Scliildes  ist 
gewölbt,  gegen  den  Rand  verflacht  es  sich  und  breitet  sich  in  einen  waagrechten  Saum  aus. 

Aumerk.  1.     Die  Tora  Herrn  Grafen  t.  Münster   abgebildeten  Scliwanzscbilder  scheinen  etwiis 
breit  gedrückt  zu  sein  und  dadurch  ilu*  mehr  elliptisches  Ansehu  bekommen  zu  ha])en. 

10"' 


^G    — 

A  u  m.  2.  Derselbe  bildet  a.  a.  0.  Fig.  14.  15  u,  16.  noch  drei  Bruchstücke  ab ,  welche  Schwanz- 
scliildeni  dieser  Gattung  ähuelu;  Fig.  15.  Br.  suhradialus  scheint  mir  von  Br.  flabelUfer  kaum 
verschieden  zu  sein;  Fig.  14.  Br.  coslulus  nnd  Fig.  16.  Dr.  Neplimi  haben  eine  längere  Achse,  und 
ersterer  zwar  dieselbe  Zahl  der  Kippen  wie  Br.  flabelUfer ,  aber  eine  so  abweichende  Grösse  nnd 
Bildung,  dass  ich  darin  gar  kein  ß»-o?j/cs- Schild  erkennen  kann;  Br.  Nepluni  schliesst  sich  durch 
9  flache  Rippen  ganz  an  Eni.  lulicmidu  Wahl,  und  scheint  davon  nicht  verschieden  zu  sein. 

2.  Br.  laticaudct :    superficic  glabra ;   costis  scutao  caudalis  tredecim.     Long.  ? 
Wahl  in  7i.  ad.    Ups.  VIII.  28.  3.  —    Brogn.  Crusf.  foss.  24.  5.  pl.  III.  fig.  S.  —     Sühloth. 

Pelref.  Nachtr.  II.  22.  5.  35.  12.  —  Dalm.  PaUtead.  52.  13  u.  71.  18. 
VVaiileaberg  beschriol)  seine  Exemplare  aus  einem  weissen  Kalkstein  von  Osmunds- 
berg  in  Dalekarlien,  und  in  einem  ganz  ähnlichen  lagen  dicht  gedrängt  die  Bruchstücke 
lieben  einander,  welche  ich  im  Berl.  Mus.  (Nr.  7,  1 — 4.)  untersuchte.  Das  Kopfschild 
bestand  bloss  aus  dem  Mittolstiick,  zeigte  in  diesem  einen  vorderen  und  hinteren  stark 
aufgeworfenen  Rand,  der  dort  breit  und  fast  gerade,  hier  noch  breiter  und  in  der 
Mitte  stark  nach  aussen  gebogen  war,  welche  Biegung  den  Rumpfringen  entsprechen 
dürfte.  Eni  einfacher  länglich  elliptischer  ungetheilter  Kopfbuckel  erfüllte  die  ganze  Mitte 
desselljen,  blieb  aber  vom  Vorderrande  entfernt.  Etwas  vor  der  Mitte  bemerkte  man  an 
der  Gesichtsnaht,  die  in  ihrer  Ilauptrichtung  nach  hinten  divergirend  verläuft,  die  Deckel- 
platte  über  dem  Auge  als  Ausbiegung  des  Randes ;  die  Abschnitte  vor  imd  hinter  derselben 
waren  S  förmig.  Wangenschilder  fand  ich  nicht.  Das  Schwanzschild  war  mehr  parabo- 
lisch, halte  eine  ziemlich  gleichseitig  dreieckige  Achse,  und  13  radiale,  von  der  unpaa- 
reu  mittleren  nach  den  Seiten  hin  kürzere  feine  Leisten,  von  welchen  die  unpaare  allein 
gerade  ist,  die  paarigen  seitlichen  aber  S  förmig  gebogen  sind.  — 

A  n  m  e  r  k  u  n  g  e  n. 
1.     Wahlene"erg  bildet  a.  a.  0.  ein  Kopfstück  ab,  welches  dem  meinigen  völlig  gleicht;  auch  das 
Schwanzschild  ähnelt  dem  von  mir  abgebildeten  sehr,   hat  aber  nur  9  feine  Leisten,  welche  indess  so 
unsymmetrisch   stehen,    dass   schon   hieraus   die  Falschlieit  der  Abbildung   sich    ergiebt.       Ol)    dennoch 
Graf  v.  Muasters  Br.  Aei)lu)i'i   (s.  d.  vorige  A.)   hierher  gehöre,   wage  ich  nicht  zu  behaupte». 

2.  Die  ganze  Kopfliildung  dieser  Art  ist  übrigens  so  wesentlich  von  der  vorigen  (Br.  flabcUifer) 
verschieden,  dass  ich  die  geiierisclie  Uel)ercinstimmung  beider  noch  selir  bezweifele,  und  Br.lulkauda 
bloss  hier  aufführe,  weil  ich  ihm  keine  iiessere  Stellung  anzuweisen  wusste.  Die  ganze  Gattung 
bedarf  nocli  einer  viel  genaueren  Prüfung,  wozu  mir   indess  die  nöthigen  Materialien  fehlen. 

3.  Die  Gattung  Lichas  DaliM.  (Palaead.  o3.  IV.  und  72.;  Enlomoslr.  lachiialus  Wahl./.  /. 
34.  8.  fab.2.  f.  2.;  —  Brogn.  l.  l.  35.  3.  ;>/.  3.  /jfiT.  3.;  —  Schloth.  Nachlr.  II.  36.  19.;  — 
ÄIiL^E  Edw.  Cr.  III.  344.  3.)  übergehe  ich,  weil  die  davon  bekannten  Bruchstücke  keine  Charakteristik 
erlauben.  Ein  einfaches,  aber  31appig  an  jeder  Seite  eingeschnittenes  Schwanzschild  mit  halber  ein- 
gliedriger Achse  scheint  sie  dem  Br.  laücauda  zu  nähern.  — 


—  t^  — 
c. 

31U  einem  einfachen,  aber  sehr  kleinen  Schu-ati'ischilde j   dessen  Achse  mehrgliedrifj , 
aber  stets  r/el  kiirxev  ist  als  der  Rumpf.  —    OLENIDAE. 

Die  beiden  hierher  gehörigen  Gallungen,  Paradoxides  und  Olenus,  wurden  bisher 
von  den  Schriftstellern  vereinigt,  unterscheiden  sich  aber  leicht  und  sicher  am  Schwanzschilde, 
das  bei  Paradoxides  keine  seitliche  Erweiterung  am  Grunde  hat,  bei  Olenus  dagegen 
hier  erweitert  und  dadurch  im  Allgemeinen  dreiseitig  gestaltet  ist;  jene  Gattung  hat  16 
bis  20,   diese  14  Runipfringc.  — 

6.  Gatt.   Paradoxides  Brogn. 
Olenus  secl.  I.    Dalm. 

Kopf  Schild  halbmondförmig,  mit  verdicktem  aber  nicht  aufgeworfenem  Rande;  der 
Kopfbuckel  kolben-  oder  eiförmig,  massig  gewölbt,  nach  vorn  verbreitert,  von  der  Ver- 
jüngung an  durch  3  geschwungene  Querfurchen  in  vier  Abschnitte  getheilt,  deren  hin- 
terster der  Artikulationsrand  mit  dem  Rumpfe  ist.  —  Untere  Kopfflache  (Taf.  I.  Fig.  7. 
Eni.  hucephalus  Waiil.  claulor.')  mit  einem  schwächeren,  dem  vordersten  Abschnitt  des 
oberen  analogem  Buckel,  der  hinten  mehr  verschmälert  und  durch  einen  bogigen  aufge- 
worfenen Rand  begi-enzt  ist,   vor  dem  sich  jederseits  ein  schiefer  Quereindruck  befindet. 

G  e  s  i  c  h t  s  1  i  n  i  e n  in  ihrer  Ilaupirichtung  ziemlich  parallel,  beginnen  am  Vorderrande  in 
der  Höbe  der  Augen,  wenden  sich  S  förmig  geschwungen  zum  Auge,  bilden  einen  leicht 
gebogenen  Deckel,  und  laufen  wieder  S  förmig  zum  Ilinterrande  zurück. 

Augen  länglich  mondförmig,  flach  gewölbt,  entsprechen  dem  zweiten  Ä.bschnitt  des 
Kopfbuckels ,  reichen  aber  nach  vorn  bis  fast  zur  Mitte  des  ersten,  nach  hinten  etwas  über 
den  Anfang  des  zweiten  hinaus;  Augendecke  etwas  höher  gewölbt,  als  der  benachbarte 
Wangentheil. 

Wangenschild  schmäler  als  die  halbe  Breite  des  Kopfschildes,  vor  dem  Seiteu- 
raude  mit  einem  bogigen  Eindruck  versehen,  der  auch  am  Hinterrande  fortläuft  und  mit 
demselben  Eindruck  am  Hinterrande  des  Kopfschildes  zusammentrifft ;  der  Aussensavmi  flach 
gewölbt,  hinten  in  einen  langen,   wenig  nach  innen  gekrümmten  Stachel  verlängert. 

Rumpf  vielgliedrig ,  wie  es  scheint  nur  mit  bestimmter  Zahl  bei  den  einzelnen  Ar- 
ten (16 — 20.),  die  Glieder  nach  hinten  allmälig  schmäler  und  kürzer;  die  Seitenlappen 
anfangs  in  die  Quere  gezogen,  und  in  diesem  Theile  etwa  so  breit  wie  die  Rumpfriiige, 
dann  in  eine  nach  aussen  und  hinten  gewendete  lange  Ecke  hervorgezogen ;  auf  dem  Quer- 
Iheile  ein  tiefer  diagonaler  Eindruck,  der  von  der  vordersten  innersten  Ecke  nach  hinten 
zum  Anfange  des  Stachels  läuft. 


78    . 

Schwanz  Schild  kreis-  oder  eirund,  ohne  (?)  Seitenlappen  und  erweiterte  Seiten 
am  Grunde;  mit  kurzer  aber  gegliederter  Achse,  und  flachem  bloss  nach  hinten  ausge- 
dehntem Saume. 

Vorkommen  in  sehr  alten  (canihrischen  Schichten)  der  Grauwacke,  des  Thonschie- 
fers  und  Alaunschiefors ;  bisher  nur  in  Böhmen,  Schweden  und  bei  Petersburg  beobachtet. 

Anmerkung. 
Ich  kenne  \on  dieser  Gattung  nur  zwei  wirkliche  Arten  durch  eigene  Untersuchung  genauer,  und 
führe  daher  nur  diese  hier  als  solche  auf;  alle  übrigen  einstweilen  ül)ergehend,  ohne  damit  über  ihre 
Artrechte  ein  entschiedenes  Urtheil  fällen  zu  wollen.  Naturforscher,  die  Gelegenheit  ha])en,  vollstän- 
dige Exemplare  der  \on  mir  nicht  zugelassenen  Spezies  zu  untersuchen,  werden  entscheiden  können, 
wie  weit  dieselben  von  den  beiden  hier  aufgeführten  in  der  That  abweichen, 

1.  P.  hohemlcus:  protuberantia  capitis  clavala;  angulis  sculi  cephalici  dimidio  cor- 
pore lougioribus;   trunco  vieles  annulato.  —    Long.  1  —  6". 

Var.  luven.:   annulis  trunci  18.;  lobo  laterali  secuudo  in  spinam  longissimam  extenso.    Tab.I.  Fig.6. 

Taf.  I.  Fig.  6. 
Olcmis  pyrdiiiidaris ,  Zenker  Be'ilr.  etc.  41.  Taf.lY.  Fig.  T.  U.V.  —    Tril.  gracU'is  Boeck, 

Mmux:  f.  Nalnrw.  I.  fiy.  15.  —    Graf  Sterneerg  in  d.  Verhandl.  d.  caleii.  ]\Jus.  1825. 

Tat'.  I.  Fig.  4.  C.  und  1833.  S.  47. 
Aelale  paulo  provcdior  (?)  Tril.  minor.  Boeck  /.  /.  fig.  12  —  14.  — 

Var.  senilis:    annulis  tniuci  20.;  lobo  laterali  sccundo  reliqiiis  aequali.    Tab.  I.  Fig.  5. 

Trilob.  bolteniicus  Boeck  /.  l.  Fig.  2.  —    Graf  Stebnberg  /.  l.  1825.  83.  tab.  I.  fig.  4.  A.  B. 

1833.  46.   —    KiKSKY  in  Borns  Abhundl.  elc.  I.  246.   Fig.  4.  5.  7. 
Tril.  longicatuhdm  Zenker  Beitr.  37.  Tiif.ö.  Fig.A.  —  F. —   E.>imr.  dissert.  48.  4.  —  Milke 

Edw.  Crusl.  III.  341.  2. 
Olenus  Tessini  rar.  1.  Dalm.  Valaead.  73. 
MiUellheil  des  Kopfschildos  ziemlich  quadratisch ,  aber  der  Durchmesser  zwischen  den 
Auo-enplaüen  ehvas  grösser  als  der  Längsdurchmesser;  der  vorderste  runde  Lappen  am 
Konfbuckel  länger  als  die  drei  anderen  zusammengenommen.  Endstachcl  des  Wangen- 
schildes länger  als  der  halbe  Rumpf;  der  Endstachel  des  zweiten  Körperringes  in  der  Ju- 
o-end  el)cnso  lang,  nach  und  nach  kürzer,  und  zuletzt  nur  den  Stacheln  der  übrigen  Rumpf- 
rino-e  an  Länge  gleich.  Rumpfringe  in  der  Jugend  minder  zahlreich  (bisweilen  10,  ge- 
wöhnlich 18),  im  reifern  Lebensalter  wohl  immer  20  (wenigstens  habe  ich  nie  mehr  an 
vollständigen  Exemplaren  gesehen).  Schwanzschild  ganz  eiförmig,  nach  hinten  etwas  brei- 
ter, fast  abgestutzt,  die  Achse  in  der  Jugend  gliederlos,  dann  eingliedrig,  im  reifen  Al- 
ler fünfgliedrig.  — 

In  einer  schwarzgrünen  Grauwacke  Böhmens,   bei  Horrowic  und  Ginec;    auch  in 
Norwegen  und  Schweden,  hier  im  Alaunschiefer,  bei  Olstrog,  Dämmen  und  Carlsfors. 


V9    

Anmerkungen. 

1.  Ol.  pximmhlaUs  Zenker,  Tiil.  gracilis  Boeck  kann  ich  in  Uebercinstimmnng  mit  Graf 
Sternberg's  illterei-  Ansicht  nur  für  jnnge  Exemplare  des  Tr.  lonykuiiJulm  nnil  bohemims  der- 
selben Schriftsteller  halten.  Nicht  bloss  die  völlig  übereinstimmenden  relativen  Verhaltnisse  des  Kör- 
pers, auch  die  Zartheit  der  Hülle  nnd  die  langen  feinen  Stacheln  sprechen  dafür.  Die  auffallende 
Verlängerung  des  zweiten  (nicht  dritten,  wie  schon  Boeck  u.  Sternberg  richtig  gegen  Zenker 
bemerken)  Seitcnstachels  weist  auf  irgend  eine  besondere  Beziehung  zu  den  jugendlichen  Verhältnissen 
des  Thierchcns  Iiin  (in  sofern  er  mit  dem  laugen  Stachel  des  Kopfschildes  eine  Scheere  zum  Anklam- 
mern gebildet  zu  haben  scheint);  seine  Lilnge  nimmt  nach  und  nach  ab,  wenn  die  ührigen  grösser 
werden,  ist  aber  auch  an  halb  erwachsenen  Individuen  deutlich.  Für  solche  halte  ich  den  TiH.  mi- 
nor BoECK's.  Dass  die  Ringe  vielgliedriger  Grus  taceen  mit  dem  Alter  zunehmen  nnd  erst  nach 
und  nach  ihre  gehörige  Zahl  erreichen,  ist  jedem  Kenner  lebender  Formen  bekannt  genug,  als  dass 
ich  noch  darauf  hinweisen  niüsste;  ich  beziehe  mich  dabei  besonders  auf  eigene  Untersuchungen  der 
Phyllopoden  nnd  die  ausführlichen  neuen  Arbeiten  von  Zadback  und  Joly  {annales  des  sclenc. 
nalur.  n.  ser.  1840  und  1842.)  —  Oleniis  lalus  Zenker  ibid.  fig.  W.  X.  —  Milne  Edw.  l  l 
441.  3.  ist  entschieden  dieselbe  Art  und  bloss  breit  gedrückt.  — 

2.  Auch  Paradox,  s.  Olenus  Tessini  (Enlom.  paradoxissimus  Linn.  31iis.  Tcss.  98.  (ab.  3. 
ßg_  1.  _  Wahlenb.  7ioi\  ad.  Ups.  VIII.  34.  tiib.  I.  fi(j.  1.  —  Brogn.  Crast.  foss.  31.  pl.  4. 
fig.  1.  —  ScHLOTH.  Pclref.  Nachtr.  II.  23.  1.  —  35.  15.  —  Dalman  Puluead.  54.  1.  73.  1. 
lab.  VI.  fig.  3.  —  Boeck  Mag.  for  Nularw.  I.  26.  —  BucKt.  Miner.  and  Geol.  pl.  46.  f.  8. 
—  Bronn  Lclliaea  I.  120.  lab.  IX.  fig.  16.  —  Quenstedt  m  Wiegimmns  Archiv  1837.  348.  — 
EmiR.  disscrf.  48.  —  Milne  Euw.  Crust.  III.  340.  1.  pl.  34.  /.  11.  —  Hisinger  Lcllutea  suc- 
cica.  18.  tub.  IV.  fig.  1.)  scheint  mir  nach  den  aufgeführten  Abbildungen  und  Beschreibungen  kaum 
von  P.  bohemicus  verschieden  zu  sein;  wenigstens  finde  ich  keinen  sicheren  und  brauchbaren  Unter- 
schied, In  Linne's  ältester  Figur  sind  höchstens  17  Riimpfriuge  angegeben  und  das  Schwanzschild  ist 
hier  deutlich  ohne  Seitenlappen  dargestellt.  Wahlenberg  bildet  21  Rurapfringe  und  22  Seitenlappen 
ab,  von  welchen  das  letzte  Paar  am  Schwanzschilde  selbst  haftet.  DalxMAn's  Figur  zeigt  zwar  em 
ganz  ahnliches  Schwanzschild,  aber  nur  20  Ilumpfringe;  beide  versichern,  nur  unvollständige  Bruch- 
stücke untersucht  zu  haben  und  gedenken  des  Schwanzschildes  nicht  nilher.  Brogniart  kopirte  von 
Wahleneerg;  Buckland,  Bronn,  Milne  Edwards  und  Hisinger  von  Dalman.  Ich  halte  demnach 
Linne's  Figur  des  Schwanzschildes  und  Daljian's  Zahlung  der  Rumpfglieder  für  richtig,  und  schliesse 
darum  auf  eine  spezifische  Uebereinstimmuug  von  P.  bohciiiicas  und  Tessini. 

3.  Den  Abdruck  der  Unterseite  des  Kopfschildes  (Taf.  I.  Fig.  7.),  den  eigentlichen  Chjpeus  hat 
Wahlenberg  als  eine  eigene  Art  abgebildet  (/.  /.  37.  10.  tab.  I.  fig.  6.)  und  Enlom.  bucephulus 
genannt.  Ihm  folgten  Dalman  (Palaead.  55.  2.),  Schlotheim  {Nachlr.  II.  37.),  Boeck  (Mag. 
f.  NaluriD.  I.  fig.  16.),  Milne  Edward's  (Cr.  III.  341.)  und  Hisinger  (/.  /.  18.)  mit  mehr  oder 
minderen  Zweifeln  gegen  diese  Ansicht.  Später  erkannten  Sars  (Isis  1835.  342.),  Quenstedt 
(Wiegni.  Archiv  1837.  I.  349.)  u.  A.  den  Zusammenhang  beider  Gebilde,  wie  er  sich  an  einzelnen 
gut  erhaltenen  Exemplaren  des  P.  bohemicus  noch  vollständig  nachweisen  lässt.  Sehr  instruktive 
Handstücke  davon  zeigte  mir  Herr  v.  Buch.    Ich  habe  Fig.  7.  Taf.  I.  die  Abbildung  einer  solchen  nn- 


80    

teren  Kopffliltlic  gegeben;  die  darauf  sichtbaren  coucentrisclien  Linien  sind  allen  Unterflilclien  der  Tri- 
lohiten  eigen  und  wurden  bereits  von  Zkxker  a.  a.  0.  Fig.  C.  und  D.  angedeutet.  — 

2.    P.  spinulosus:    prolubcrantia    capitis  parabolica;    angulis    sciili    cophalici  dimidio 
corpore  brevioribus ;   truiico  scdecies  annulato.     Long.  1". 

Linke,  acta  Holm.  1759.  22.  iub.  l.  f'ig.  1.  —  Wahlekb.  n.  u.  Ups.  YIIL  38.  lab.  l.  /ig.  3. — 
Brogn.  Cr.  f.  32.  pl.  4.  /'.  2.  3.  —  Schloth.  NacIUv.ll.  25.  2.  36.  Iß.  —  BAtM.PdIaead. 
56.  2-,  73.  2.  tab.  V.  f.  2.  —  E.mmr.  disserl.  47.  5.  —  Quknstedt  ,  IVieym.  Aicltir.  I.  I. 
349.  —  MiLNE  Ediy.  Cnisl.  IIL  342.  5.  —  Hising.  Leih,  sttec.  19.  tab.  IV.  /.  2.  — 

Ich  habe  von  dieser  Art  nur  einige  nicht  ganz  deutliche  Excniphu-e  gesehen,  die  mit 
Waiilenberg's  und  Brogniart's  Figur  in  der  Hauptsaclie  ilbereinsliminlen.  Das  Kopfscbild 
zeigt  einen  nach  vorn  nicht  breiteren,  vichuehr  dorlliin  aUinälig  zugcruiideten  Kopfbuckel, 
mit  drei  leichten  Eindrücken  an  jeder  Seite.  Im  Rumpfe  zählte  ich  sechszehn  Ringe, 
und  ebenso  viel  scheint  Dauian  gesehen  zu  haben,  während  in  seiner  und  Waiilenbeug"s 
Figur  17  angegeben  sind.  Die  sehr  gute  Abbildung  bei  Bkogmaht  zeigt  16;  wohl  die 
richtigste  Zahl.  Die  Seitenlappen  der  ersten  Rumpfringe  sind  sehr  breit,  breiter  als  die 
Achse,  verschmälern  sich  aber  nach  hinten  schnell,  so  dass  die  letzten  schmäler  als  die 
Achse  werden.  Das  Schwanzschild  ist  Idein,  rundlich,  (juerelliplisch,  und  hat  keine  Sei- 
tenlappen. — 

An  denselben  Orten  mit  P.  bohcmiciis  und  Tessi'ni ;  auch  im  Thonschiefer  von 
Angers  mit  Ogygla  GucUardl  (vgl.  Guettard.  Mem.de  Tacfid.d.  scienc,  Tom.  XIV. 
iinn.  1757.  pl.  (VI.)  8.  fg.  3.  4.  5.)  — 

Anmerkungen. 
Verschiedene  Arten,   die  noch  ungenügend  bekannt  sind,  scheinen  übrigens  dieser  Gattung  anzuge- 
hören, als  solche  erwähne  ich: 

1.  Eine  Figur,  die  Graf  Razumo>vsky  in  den  annal.  des  scienc.  luitnr.  Tom.  VIIL  pl.  28. 
I'ifj.  11.  mitgetheilt  hat,  und  die  bei  übrigens  gleicher  Bildung  mit  Ölen,  bohem'icus  sich  durch  einen 
langen  Stachel  am  Ende  des  Schwauzschildes  auszeichnet.  —  In  Cambrischen  Schichten  zwischen  Pe- 
tersburg und  dem  Ladoga-See. 

2.  Parad.  Bolloni  Dlgsby,  Green  31on.  of  Tril.  60.  fig.  5.  —  .Journ.  of  iJie  acad. 
of  nat.  scienc.  of  Philitd.  Vol.  4.  pag.  365.  pl.  23.  —  Harlan  %ool.  res.  303.  —  Milne  Edw. 
Cumsl.  III.  344.  n.  1.  —  Gleicht  am  meisten  dem  P.  sphmlosus,  hat  aber  14  Rumpfringe  und 
Seitenlappen  nebst  einem  kleinen  Schwanzschilde,  und  scheint  keine  Stacheln  am  Kopfsthilde  zu 
besitzen.     Dieses  war  jedoch  beschädigt.     In  einem  schwarzen  Kalkstein  bei  Lockport  (New-York.) 

3.  Calgm.  aclinura,  Dalm.  Kon.  Vel.  Acad.  Hand.  1824.  370.  tab.  IV.  fig.  A.B.  C.  — 
HiäiNGER  Leih.  SHcc.  11.  lab.  I.  fig.  7.  —  Milne  Edw.  Cr.  III.  321.  —  mit  15  (?;  Seiteulappcu 
und  Rumpfrillgen,  gleicht  Im  ganzen  Ansehn  dem  Pur.  Bolloni  so  vollständig,  dass  ich  beide  zu  ei- 


81    

ner  Art  ziehen  möclite.     Sie  sclieinen  eine  Lesoudere  Gattung  oder  wenigstens  UnteraLtlieilung  vorzu- 
stellen, deren  Charaktere  jedoch  sich  noch  nicht  sicher  feststellen  lassen. 

4.  Parad.  Harlani,  Green  SiUim.  Am.  Jour.  of  sc.  and  arls.    Vol.  23.  pag.  336.  — 

HaRI.   l.  l.  —    MllNE  Edw.  l.  l. 

5.  Alle  übrigen  zu  Paradoxides  oder  Olenus  gebrachten  Arten  dürften  der  folgenden  Gattung 
angehören.  — 

7.  Gatt.  Olenus.  * 
Paradoxides   et  Olenus   aul. 

Kopf  Schild  wie  bei  Paradoxides  gebaut,  aber  relativ  breiter  und  kürzer;  der 
Kopfbuckel  parabolisch,  nach  vorn  nicht  breiter,  vielmehr  etwas  schmäler  und  zugerundet, 
jcderseifs  mit  drei  leichten  Einschnürungen,  die  ihn  in  vier  Abschnitte  theilen,  wovon 
der  hinterste  schmälste  mit  dem  Rumpfe  artikulirt.  Augen  länglich  bogenförmig.  Ge- 
sichtslinie entspringt  vom  Vorderrande  in  der  Gegend  des  Auges,  wendet  sich  von  da 
winkelig  gebogen,  doch  beide  unter  sich  ziemlich  parallel,  zum  Auge,  bildet  über  demsel- 
ben eine  bogige  Platte  und  läuft  dann  S  förmig  geschwungen  zum  Hinterrande,  beide  in 
divergirender  Richtung  sich  von  einander  entfernend. 

Wangen  Schild  ziemlich  breit,  mit  aufgeworfenem  Rande  und  spitzer  aber  nicht 
sehr  langer  Hiutereckc. 

Rumpf  achse  vielglicdrig  (ob  immer  14?);  die  Glieder  schmäler  als  die  Seitenlappeu, 
kurz,  massig  gewölljt;  die  Seitenlappen  geradlinigt  fortlaufend,  bloss  am  Ende  in  eine 
kurze  Spitze  nach  hinten  ausgezogen;  jeder  mit  einer  diagonalen  Furche  von  vorn  und 
innen  nach  hinten  und  aussen. 

Schwanz  Schild  viel  breiter  als  lang,  kreisabschniltförmig,  vorn  gerade,  hinten 
bogig  oder  stumpfwinkelig  dreiseitig,  mit  deutlich  gegliederter  Achse. 

Vorkommen,   in  sehr  alten  Schichten  mit  Arten  der  vorigen  Gattung.  — 

1.  O.  gibbosus:  scuto  capitis  inter  suturam  facialem  et  umboncm  luberculo  Irans- 
verso  signato;  rhachi  corporis  (juaterdecies  annulata,  caudae  quinquies.  —  Long.  1". 
Taf.  III.  Fig.  9. 

Tr.  trtmcutus  Brükn.  n.  ad.  llafn.  I.  391.  —  Modeer  in  Berl.  GcseUsch.  Schr'/ft.Yl.  Tal-  2. 

Fig.  3  — 5.  — 
Enlom.  giObosns  Wahleke.   n.  a.  Ups.  VIII.  39.  12.   lab.  I.  fig.  4.  —    Brogk.  Cr.  foss.  35. 

pl.  3.  f.  6.  — 
ScHLOTH.  Auclär.  II.  26.  4.  36.  IS.  —  Dalm.  Palacad.  56.  4.  74.  4.  —  Boeck  Mag.  f.  Xal.  I. 

24.  —    Emmr.  disserl.  45.  1.  —    Mune  Ediy.  Crusl.  III.  343.  4.   —     Hisikg.  Leih,  siiec. 

19.  lab.  lY.  fig.  3.  — 

11 


88   

Kopfschild  wohl  viermal  so  breit  wie  lang,  die  Achse  desselben  auffallend  schmal; 
neben  ihrem  vordersten  Ende  findet  sich  links  wie  rechts  ein  erhabener  elliptischer  Buckel, 
welcher  bis  an  die  Gesichlsnaht  anreicht  (und  durch  seine  Stellung  ganz  zu  der  Annahme 
berechtigt,  als  ob  unter  ihm  in  einer  Vertiefung  des  Schildes  ein  Ideines,  vom  Kopf- 
buckel ausgehendes  Fühlhorn  gelegen  habe).  In  der  Rumpfachse  vierzehn  Glieder;  die 
Lappen  der  ersten  doppelt  so  breit  wie  die  Achse,  der  letzten  nur  wenig  breiter  als  letz- 
tere. Schwanzschild  kreisabschniltförmig ;  die  Achse  fünfgliedrig,  mit  eüiem  vorderen  Ge- 
lenkrande; die  Seitentheile  flach,  ohne  Strahlen,  der  Rand  etwas  aufgeworfen.  —  Sehr 
häufig  im  Alaunschiefer  und  Stinkstein  von  Andrarum. 

A  u  m  e  r  k  u  u  g  e  n. 

1.  In  allen  älteren  Besclirelbungen  und  Abbildungen  fehlen  die  Wangenschilder  am  Kopfe,  weil 
sie  Lestiüidig  abgebrochen  sind;  indess  liegen  sie  häufig  genug  neben  den  übrigen  Resten,  so  dass 
an  ihrer  Anwesenheit  nicht  wohl  gezweifelt  werden  kann.  Bei  Abdrücken  junger  vollständiger  Indivi- 
duen zählte  ich  bestimmt  14  Rumpfglieder. 

2.  Asaph.  lelragonocephalus,  Green  SlUbn.  am.  Joum.  etc.  Vol.  25.  /).  336.  — 
Emmk.  dissert.  46.  4.  —  Miine  Edav.  Cr.  III.  330.  —  ist  dem  OL  gibbosiis  zum  Verwechseln 
ahnlich,  so  dass  ich  nach  dem  Gjpsmodcll,  welches  ich  zu  Beilin  untersuchte,  nicht  im  Stande  war, 
genügende  Artunterschiede  aufzufinden.  Ich  zählte  daran  14  Rumpfringe,  und  bestimmt  3  Schwanz- 
ringe, doch  waren  die  letzten  undeutlich  und  nicht  vollständig.  —  Die  Art  fand  sich  im  Alannschie- 
fer  von  Lockport. 

3.  BoECK  hat  in  Keilhaus  Gaca  norwey'ical.  (Leonhardt  n.  Bronn  2r<??/sc/u'.  1841.  S.  727.) 
zwei  mit  Ol.  cj'ibhosus  nah  verwandte  Arten  charaktcrlsirt,  die  ich  nicht  kenne,  und  daher  mit  sei- 
nen Angaben  (aus  Leonh.  Zcitschr.)  hier  erwähne : 

O.  alalus.  l.  l.  HO.  38.  steht  dem  t/ibbosiis  nahe,  aber  der  Kopfbuckel  (den  man  allein  kennt)  ist 
verhältnissmässig  viel  schmäler,  und  die  von  seinem  vordersten  Ende  ausgehende  Querwulst  geht  nicht 
so  gerade  hinaus,   sondern  ist  mehr  rückwärts  gezogen.  — 

O.  latus,  l.  l.  no.  39.  ist  viel  grosser  als  Ol.  g'ibbosiis  und  das  Stück  (wohl  der  Raum)  zwischen 
Kopfbuckel  und  Augendecke  ist  beträchtlich  breiter.  — 

Ich  weiss  nicht,  ob  solche  Unterschiede  an  so  uavollständigen  Bruchstücken  zur  Aufstellung  neuer 
Arten  berechtigen  können.  — 

4.  Auch  Emmrich's  Par.  aciini'nKtlus  (cUsserl.  46.  2.),  welcher  sich  von  Ol.  gibbo.ms  durch 
eine  stärkere  Winkelnng  des  Gesiclilslinicnabscliuittes  vor  dem  Auge,  und  eine  Biegung  dessell)en  nach 
innen  am  hinteren  Ende  unterscheiden  soll,  sclieint  mir  bloss  eine  individuelle,  durch  die  Conscrvation 
bedingte  Verschiedenheit  anzudeuten,  wie  solche  bei  Alidrücken  zarter  Theile  sehr  wohl  erklärlich  sind. 

Uebrigens  variirt  Ol.  gibbo.ius,  gleich  seinen  Verwandten,  sehr  in  der  Grösse,  wie  es  das  ver- 
schiedene Alter  mit  sich  bringt;  ich  sah  Exemplare  von  V/^"  Länge  und  andere  von  kaum  •/,". 

2.    O.  forficula.    Sars  Ms  1835.  333.  /«6.  VIII.  fig.  1.  —  Milne  Edw.  Cv.  IIL  343.  1.  — 

gleicht  im  Habilus  des  Kopfes,  den  Al)l)ilduiigen  nach,  am  meislcn  dem  Parad.  spiniilo- 


83    

sus,  bat  aber  einen  nach  vorn  etwas  breiteren  Kopfbuckcl,  der  durch  zwei  Einschnü- 
rungen in  3  fast  gleiche  Abschnitte  g-elheilt  wird;  auf  dem  vordersten  zeigt  sich  ein  schwa- 
cher Längseindruck,  auf  dem  dritten  ein  kleiner  Ilücker;  hinter  ihm  folgt  die  Randan- 
schwellung als  vierter  Abschnitt.  Die  Gesichtslinic  verläuft  wie  bei  Ofemis ,  die  Endeckc 
des  Wangenschildes  ist  lang  ausgezogen.  Das  Schwanzschild  ist  kreisabschnillfürmig,  vorn 
gerade,  hinten  bogig  begrenzt;  die  Achse  besteht  aus  5  —  6  Ringen,  von  ihr  geht  ein 
Wulst  zum  Ilinterrande ,  der  dasell)st  in  einen  grossen  Stachel  hervortritt.  Dies  ist  alles 
was  man  von  dem  Thier  kennt.  Seine  Bruchslücke  linden  sich  in  einem  kalkhallio-en 
schwarzgrauen  Alaunscbiefer  von  Rusiclökhackcn  bei  Chrisliania. — 

A  II  111  c  r  k  u  11  g  e  ii. 

1.  Nach  BoECK  (Gaea  nonc.  I.  no.  18.)  gehört  diese  Art  nicht  hierher,  sondern  bildet  mit 
Ceraurns  filetivexunihemxis  Grken  {Mon.  84.  fuj.  10. —  Brois^  Lelh(tea  I.  117.  lab.  IX.  /".  12. 
—  MiLNE  Edw.  Cr.  III.  346.)  ein  eigenes  Geschlecht.  Diese  Angal)e  hat  sehr  \iel  Wahrscheinlich- 
keit für  sich;  da  ich  aber  keine  \ou  beiden  Arten  durch  Autopsie  kenne,  so  muss  ich  ihre  nähere  Be- 
gründung Anderen  überlassen.  Dass  Ccnmrus  eine  den  üleniden  nah  verwandte  Form  darstellt, 
leidet  keinen  Zweifel.  In  Green's  Figur  sind  11  Kunipfringe  dargestellt,  und  ein  breites  Schwanz- 
schild, welches  noch  an  der  einen  Seite  einen  Stachel  trägt,  ganz  wie  das  von  Oletiiis  forfiaila. 

2.  MuRCHisoN  hat  in  seinem  Sil.  Syst.  Vol.  II.  pag.  658.  pl.  14.  f.  8.  die  Abbildung  eines 
sehr  grossen  Schwanzschildes  gegeben,  dem  er  den  Namen  Paradoxides  (/iiadrimucronulus  beilegt, 
und  das  in  manchen  Beziehungen  die  Mitte  zwischen  dem  Schwanzschilde  der  yorigen  und  folgenden 
Art  zu  halten  scheint;  es  ist  \orn  gerade,  gegen  einen  Zoll  Iireit,  und  mit  einer  dreigliedrigen 
Achse  \ersehen,  über  welche  nach  vorn  noch  ein  Artikulationslheil  hervorragt.  Von  jedem  Ringe  geht 
ein  Wulst  zum  Rande,  welche  drei,  wie  die  Ringe  selbst,  nach  hinten  kleiner  weiden,  so  dass  der 
freie  kreisalischnittforniige  Rand  mit  6  paarig  gleichen,   etwas  gebogenen  Zacken  besetzt  ist.  — 

3.  O.  scurnhacoides :    scuto ,  capitis  convexo ,  vertice  non  clevato  sublohato ;    sculo 
caudali  utrinqne  tridentato,  axi  biarticulata. 

Bromel  in  ad.  Uli.  Ups.  1729.   521.  7i.  3.  et  pag.  528.  6.  c.  figg.  —     Wahl.  h.  «.  Ups.  VIII. 
41.  13.  tab.  1.  fig.  2.   —    Brogx.   Cr.  foss.  34.  3.  pl.  III.  /".  5.   —    Schloth.  Nachtr.  II. 
25.  3.    36.  17.  —    Dal.m.  Pulaed.  57.  5.  —    Em.mr.  dissert.  47.  6.  —    Milke  Edw.  Cr. 
III.  344.  1.  Pellttra  scarab. 
Von  dieser  Art   kenne  ich  nur  zerbrochene  Köpfe  und  vollständige  Schwanzschilder, 
daher  ich   sie  für  eine  mir  zu   ungenügend  bekannte  erklären  muss,  um  über  ihre  syste- 
matische Stellung  entschieden  aburlheilen  zu  können.     Der  Kopfbuckel  gleicht  dem  der  er- 
sten Art,  ist  aber  relativ  kürzer,  breiler,   mehr  gewölbt,  und  die  ähnlich  verlheilten  Ein- 
schnitte sind  schwächer.     Der  vorhandene  Thcil  des  Kopfschildes  neben  ihm  fällt  stark  ab, 
und   zeigt   dadurch   auf  eine   sehr  hohe  Wölbung   der  Wangen   hin.     In  der  Gegend  des 
ersten  vordersten  Einschnittes  glaube   ich  die  Spur  der  Augendecke  zu  erkennen:   hinten 

11  • 


^84    

ist  ein  deutlich  aufgeworfener  geschwungener  Rand  sichtbar;  aber  weder  den  vorderen, 
noch  den  seitlichen  Rand  habe  ich  je  deutlich  gesehen.  Das  Scbwanzschild  hat  eme  kurze 
zweigliedrige  Achse,  und  einen  Artikulalionsrand  vor  dem  ersten  Gliede;  ist  beiderseits 
mehr  als  nach  hinten  ausgehreitet,  dort  vor  dem  geraden  Rande  mit  einer  tiefen  Quer- 
furche versehen,  und  an  jeder  Seile  in  drei  spitze  Randzacken  ausgezogen,  welche  tiefer 
stehen  als  die  Fläche,  und  vom  abgebogenen  Rande  ausgehen.  — 

In  demselben  Alaunschiefer  von  And  ramm. 

A  II  m  e  r  k  u  n  g  e  n. 

1.  Wahlenberg,  der  in  Kopenhagen  ein  vollständiges  Exemplar  dieser  Art  gesehen  Laben  will, 
bildet  an  ihm  12  Rumpfgiiitel  mit  selir  kurzen,  hinterwärts  zngespitzten  Seitenlappen  ab,  hat  aber  den 
Kopfljuckel  und  die  Schwanzachse  viel  zu  breit  dargestellt;  weshalb  ich  auch  die  Rumpfachse  für  zu 
breit  halten  muss.  — 

2.  Harlan  beschreibt  in  den  niecUc.  and  phys'ic.  research.  400.  seq.  zwei  neue,  mit  dem  Pur. 
scarabaeoides  nah  verwandte  Formen,   als 

Parad.  triarlhrus  ibid.  401.  1.  fig.  5.  und 

Parad.   arcualus  ibid.  402.  2.  fig.  1.  2.  3. 
Beide  aus  Kohlenschichten  (?)  von  Utica  in  New -York.  —   Es  sind  unvollständige  Köpfe,  die  aller- 
dings den  Bruchstücken  von  Ol.  scarabaeoides  ähneln,  allein   ihrer  wahren  Organisation  nach  einer 
weiteren  Begründung  bedürfen.     Verfasser  vergleicht  sie  mit  Triarlhrus  Deckii ,  Green  Mon.  87. 
fig.  6.,   mit  dem  sie  allerdings  verwandt  zu  sein  scheinen. 

3.  Ueber  Triarlhrus  Beckii  und  Trilobites  Slcrnbcrgi,  welche  zu  den  Oleniden  gehören 
dürften,  werde  ich  mich  im  Anhange  näher  ausspi-echen.  — 

4.  Ich  mache  meine  Leser  noch  einmal  darauf  aufmerksam,  dass  ich  Paradoxides  spinulosus, 
Olenus  forficula  und  Oleti.  scarabaeoides  als  mir  ungenügend  bekannte  Arten  erklärt  habe,  für 
deren  richtige  Einordnung  in  den  systematischen  Verband  ich  nicht  einstehen  kann;  noch  mehr  gilt 
dies  von  den  übrigen  Arten  anderer  Schriftsteller,   die  ich  bloss  hypothetisch  hier  anführte.  — 


§5 


2.    (Vgl.  S.  65.) 

Die  Seilc}iluppe7i  der  lUmpfvhujc  sind  nicht  in  ihrer  gayi'ien  Länge  iraagrechl  misgehr eilet, 

sondern  biegen  sich  von  der  Mille  an  abwärts,  und  schliessen  7iichl  mit  einer  Spitze, 

sondern   mit  einem  bogig  abgerundeten  Ende.     Auf  ihrer  Fläche  sind  sie  der  ganzen 

Länge  nach  gefurcht.  —     CAMPYLOPLEURL  *) 

Von  den  drei  hierhcrirczosrenen  Gatlungen  kenne  ich  nur  die  beiden  ersten  vollslän- 
dig ;  sie  sind  an  ilirem  kleineren  halbmondförmigen  Kopfschilde ,  ihrer  geringeren  Glieder- 
zahl (12 — 14.)  und  dem  einfachen,  krcisabschnillförmigen  Scliwanzschilde  kenntlich.  Die 
eine,  Conocephahis  hat  14  Ringe,  die  andere  EUipsocephcdus  12.  —  Die  drille  Gat- 
tung: Harpes,  hat  ein  sehr  grosses  hufeisenförmiges  Kopfschild  mit  langen  llinlerecken 
luid  angeblich  28  Ringe. 

8.  Gatt.    Conocep/ialtis  Zenk. 

Kopfs child  einem  Halbmond  nicht  unähnlich,  aber  der  hintere  innere  Rand  mu' 
wenig  gebogen.  Kopfbuckel  durch  eine  tiefe  Furche  von  den  Seiteulappen  gesondert, 
nach  vorn  verschmälert,  durch  drei  Einschnitte  jederseits  in  vier  von  vorn  nach  hinten 
breitere  Lappen  getheilt;  hinter  dem  vierten  noch  ein  aufgeworfener  Arlikulalionsrand. 
Seitentheile  mit  dem  Wangenschilde  zusammen  hoch  gewölbt,  von  einer  Furche  und  ei- 
nem aufgeworfenem  Rande  umgeben.  Augen  klein,  aber  vorhanden,  theils  vorn  neben 
den  Ecken  des  Kopfbuckels,  theils  auf  der  Mitte  der  Seiten  angebracht.  Gesichtslinie 
entspringt  vom  Vorderrandc  weit  nach  aussen,  wendet  sich  gebogen  nach  innen  zum 'Auge, 
bildet  eine  kleine  Deckplatte  und  läuft  dann  zur  Hintcrecke ,  vor  welcher  nach  innen  zu 
sie  den  Hinterrand  durcli])richt.     Die  Ecke  selbst  mit  einem  kurzen  geraden  Stachel  bewehrt. 

Rumpf  vierzehngliedrig,  die  Achse  schmäler  als  die  Seitenlappen,  hochgewöllit;  die 
Seifenlappen  ganz  waagrecht,  gleich  breit,  der  Länge  nach  tief  gefurcht,  von  der  Mitte 
an  fast  rechtwinkelig  abwärts  gebogen,  am  Ende  zugerundet.;  am  Grunde  durch  eine  liefe 
Furche  von  der  Achse  gesondert**). 

Schwanzschild  kreisabschnitlförmig ,  hoch  gewölbt  nach  vorn,  mit  fünfgliedriger 
Achse  und  schwachen  Furchen  auf  den  Seitentheilen. 


""■)  Der  naclifolgende  Gattungsname  und  der  davon  abzuleitende  Gruppeuname  sind  schou  für  Heu- 
schreckenformen in  Anwendung  gel)raclit. 
**)  Zenker  (a.  a.  0.)  und  nach  ilim  Quenskedt  wie  ExMmrich  halten  diese  Furche  für  Andeutung 
einer  Artikulation  oder  Naht ;  da  iudess  der  Abdruck  aller  Individuen  bloss  ein  Abdruck  der  in- 
neren Schaalenoberfliiche  ist,  so  muss  man  die  Vertiefung  vielmehr  für  Abdruck  einer  erhabenen 
Leiste  ansehen ,  die  wahrscheinlich  Muskeln  der  Beine  zum  Ansatz  diente.  Gegen  die  Anwesenheit 
einer  Naht  streitet  die  Analogie  aller  ührigen  Trilobiten.  — 


8C    

Vorkommen,  in  der  Grauwacke  Böhmens  bei  Ginec. 

1.  C.  Snlzeri:    oculis  juxta  opicem  tuberciüi  frontalis.    —     Long-,  1 V2  —  1". 
Tab.  I.   Fig.  10. 

KiNSKY  hl  Born's  Abh.  etc.  I.  246.  fig.  1.  2.  3.   —     TrUob.  Sulz.  Schloth.  Nachlr.  II.  28.  1. 
und  34.  5.   iab.  22.  fig.  1.    —    Dalm.  Pnlaeud.  75.  1.  —    Sterne.  Verhandl.  d.  ralerl. 
Mus.  1823.  81.  4.  lab.  2.   fig.  1.  A.  —    Bokck  3Iag.   f.  Ncdurw.   I.    fig.  20.  21.    TrUob. 
ZippU.  —    Couoc.  coslulus  Zekk.  Beilr.  49.  15.   Tu  f.  IV.  Fig.  G  —  K.  —    Milne  Edw. 
Cvusl.  III.  336. 
Conoc.  Sulzcri  Bronn  Lethaea  I.  121.  110.  iab.  IX.  fig.lö.  —  Emmr.  dlss,  43.  1.  —  Quenst. 
in  Wiegm.  Arch.  1837.  I.  347.  — 
Kopfbuckcl  nach   vorn   sehr    slark   verschmälert,   fast  zugerundet;    davor  hinter  dem 
aufgevs^orfenen  Rande    ein    eigenlhümlicher  Ouerwulst.     Augen  klein,   auf  Höckern  unmit- 
telbar neben   den  vordersten  Ecken  des  Kopfbuckels,    von  wo   aus  die  Gesichlsnaht  quer 
über   die  Seiten  fortläuft  und   das   schmale   Wangenschild   abschneidet.      Rumpfringe  und 
Schwanzschild  ohne  Eigenheiten.  — 

2.  C  slrialus:  oculis  in  mcdio  partium  lateralium  sculi  cephalici.  Long.  IV2 — 2". 
Tab.  I.   Fig.  9. 

Emmr.  disseri.  43.  2.  c.  fig.  —    TrUob.  Sulz.  rar.  ß.  y.  Sterne.  /.   /.  II.   1.  A.  und  Taf.  I. 
fig.  3.   —    QtENSTEDT  l.  l.  348. 

In  Grösse,  Habitus  und  übrigem  Bau  der  vorigen  Art  ähnlich,  aber  das  Kopfschild 
völlig  verschieden.  Der  Buckel  vorn  breiter,  gerade  abgestutzt  und  bloss  mit  abgerundeten 
Ecken ;  davor  kein  Querwulst.  Die  Augen  deutlicher,  auf  der  Mitte  der  Seitentheile  des 
Kofpschildes  angebracht  und  ebenso  zur  Gesichtslinie  sich  verhaltend ;  aber  von  den  Ecken 
des  Kopfbuckels  geht  eine  scharfe  Kante  zu  ihnen  hin.  Die  Wangenschilder  sind  daher 
nicht  schmal  imd  lang  gezogen,  sondern  kurz  und  breit,  und  reichen  nur  halb  so  weit 
nach  vorn  wie  bei  der  vorigen  Art.  — 

BOECK  sprach  die  Dilfereuz  dieser  Art,  die  übrigens  Graf  Sternberg  schon  ahnte, 
zuerst  aus,  verwechselte  a])er  durch  einen  Irrthum  die  Namen,  indem  er  den  wahren 
C.  Sulzeri  für  die  neue  Art  hielt.  —  Quekstedt  kannte  die  Artunterschiedc  an,  ohne 
seiner  Vorgänger  zu  sredenken,  und  Emmrich  belegte  sie  endlich  mit  einem  neuen  Namen. 


§-5-    

9.  Galt.    Ellipsocephalus  Zenk. 

Kopf  Schild  dem  der  vorigen  GaUiing  iihnlicli  im  Uinriss,  aber  ganz  verschieden  im 
Bau,  flacher  und  ohne  hintere  verlängerte  Ecken;  der  vordere  Rand  nicht  erhaben ''). 
Der  Kopfbuckel  durch  eine  leichte  Vertiefung  vom  Schilde  getrennt,  gleich  breit,  vorn 
zugerundet,  ohne  Querfurchen,  selbst  ohne  hinteren  Artikulationsrand.  Augen  länglich 
mondformig,  sehr  schmal  und  nach  aussen  gerückt;  Gcsichtslinie  kurz,  entspringt  vorn 
vom  Rande  vor  den  Augen,  und  wendet  sich  über  sie  zur  Ilinterecke.  —  Rumpfglieder 
zwölf,  die  Achse  ziemlich  so  breit  wie  die  Seitenlappen,  flach  gewölbt.  Die  Seitenlappen 
anfangs  waagrecht,  ziemlich  flach  und  fast  ohne  Furche;  dann  herabgebogen,  tiefer  ge- 
furcht, aber  die  Furche  nach  unten  zugespitzt  und  verflacht;  mit  einer  schief  angesetzten 
Vorderfläche,  welche  auf  schwaches  Zusammenkugelungsvermögen  hinweist ;  das  Ende  da- 
durch stumpfwinkelig. 

Schwanz  Schild  klein,  lu-eisabschnitlförmig.     Die  Achse   eingliedrig. 
Vorkommen;   in  derselben  Grauwacke  Böhmens. 
Die  einzige  bekannte  Art  wird  gegen  IV4  Zoll  laug  und  ist 
E.  Hoffii:   Taf.  I.  Fig.  8. 
KiNSKY  in  Born's  AbhuncU.  I.  246.  fig.  6.  —  Trilohiles  Hoff.  Schloth.  Naclilr.  II.  30.  2.  und 
34.  6.   Iah.  XXII.  fuj.  2.  u.  b.  —    Graf  Sterziberg  Verhandl.  d,  vulcrl.  Mus.   1825.  83. 
Taf.  II.  Flg.  4.  und   1833.  50.  —  Dalm.  Paluead.  76.  2.  —    Boeck  Mag.  f.  Nulurw.  I. 
fig.  14.  17.  19.  — 
Ellipsocephalus  amb/gnus  Zenk.  Beilr.öi.  tab.IY.  fig.  G—K.  —  Milke  Edw.  Cr.III.  334. — 
Ellips.  Hoffii.  Bronn  Ldhuea  I.  122.  111.  lab.  IX.  f.  18.  —  Emmr.  disseii.  44.  YI.  1.— 
Culijmene  dccipiens  König  ,  Icon.  sect.  I.  2.  lab.  III.  fig.  32.  — 

10.  Gatt.    Ilarpes  GoLDF. 

Kopfschild  sehr  gross,  hufeisenförmig  gestaltet,  in  der  Mitte  hochgewölbt,  am  gan- 
zen Aussenrande  flach  ausgebreitet,  die  Ilinterecken  lang  und  bis  über  die  Mitte  des  Rumpfes 
hinaus  vorgezogen.  Der  Kopfbuckel  ragt  stark  hervor,  ist  eiförmig,  erreicht  den  Vor- 
derrand nicht,  ist  hinten  vor  dem  Artikulationsrande  verengt  und  mit  einem  doppelten  Ein- 
druck versehen,  der  zwei  elliptische  Seitenlappen  von  seiner  hinteren  Hälfte  abtrennt; 
neben  diesen  nach  aussen  noch  die  schwächere  Spur  eines  dritten  bogigen  Eindrucks  und 
Lappens.  — • 


■■•■)  Die  Abdrücke  kommen  luiter  z^vei  Formen  \ov,  einige  haben  gar  keinen  erliaLenen  Rand,  andere 
zeigen  den  Abdruck  desselben  als  Vertiefung  in  der  Grauwacke.  Hiernach  scheint  ein  aufgewor- 
fener Rand  bloss  auf  der  Unterseite  des  Kopfschildes  vorhanden  gewesen  zu  sein.  —  Mir  scheint 
dasselbe  auch  bei  Conoceiihalus  Statt  zu  finden. 


ISS    

Allgen  undeullicli ,  klein,  erscheinen  als  Hocker  zu  beiden  Seiten  neben  der  vor- 
deren Hälfte  des  Kopfbuckels. 

Gesichtslinie  imklar,  ich  sehe  nur  einen  leicht  vertieften  Bogen,  der  von  der 
Gegend,  ^vo  vorn  Saum  und  Miltelschild  an  einanderstossen ,  herkommt,  sich  zum  Augen- 
höcker wendet,  und  aus  diesem  hinten  hervortretend  unter  einer  noch  stärkeren  Krüm- 
mung über  die  hintere  Hälfte  der  Seiten  sich  zum  Winkel  wendet,  den  der  freie  Hinter- 
raud  und  der  Lappen  der  Ecke  bildet. 

Rumpf  vielgliedrig  (über  20  Glieder),   die  Achse  hochgewölbt,    nach  hinten  ver- 
schmälert, übrigens  eben  so  breit  wie  die  Seitenlappen;  beide  kurz,  die  letzteren  anfangs 
waagrecht,  leicht  gefurcht,   am  Ende  stark  herabgebogen  stumpf  zugespitzt. 
Schwanzschild  noch  nicht  beobachtet. 

Vorkommen,  in  den  untersten  (?)  Silurischen  Schichten  der  Eifel,  des  Fichtelgebir- 
ges und  Böhmens. 

Anmerkungen. 
1.  Von  clieser  Gattung  Iial)e  ich  nur  ein  einzelnes,  docli  grösstenllieils  erhaltenes  Kopfscliiltl  vor  mir; 
es  liegt  in  einem  gell)lich  lel)erl)raunen  Kalkstein,  wohl  c1enisell)en  woi-in  auch  Odoiilopleuru  Ovula  sich 
findet,  und  hat  wie  dieser  Trilobit  seine  wirkliche  petrificirte  Schaale  zum  Theil  erhalten.  Letztere  ist  an 
allen  unverletzten  Stellen  grubig  punktirt,  doch  ungleich,  so  dass  die  grössten  Grül)chen  unmittelbar 
am  Umfange  des  wirklichen  Kopfschildes,  da  wo  der  flache  Saum  von  ilini  ausgeht,  stehen  und  sie 
von  hier  nach  innen  und  aussen  an  Grösse  abnehmen.  Rings  um  den  freien  Rand  des  Saumes  läuft 
eine  feine  Randleiste  und  vor  ihm  eine  Reihe  grosserer  Grübchen.  Augen  fehlen  an  meinem  Exemplar, 
iiber  ihre  Stellen  sind  angedeutet. 

2.  Graf  Sterkberg  beschrieb  zuerst  eine  Art  dieser  Gattung  als  Triloh.  wigulu  (in  den  Ver- 
handl.  d.  vaterl.  Mus.  1833.  52.  fig.  1.),  woran  wenigstens  20  Körperringe  deutlich  waren.  Hernach 
stellte  GoLDFuss  die  Gattung  auf  (nova  ad.  pliys.  med.  soc.  Caes.  Leop.  Cuvol.  nul.  cur.  Vol.  XIX. 
p.  I.  358.  Uib.  XXXIII.  /('(/.  2.  a.  b.  c.)  und  berichtigte  die  bereits  bekannte  Organisation  durch  eine 
genauere  Darstellung;  nach  ihm  sind  28  Rumpfringe  vorhanden.  Graf  Münster  suchte  die  Gattung 
durch  neue  Arten  zu  bereichern  (Beilr.  z.  Petref.  Heft  III.  u.V.),  sclieint  mir  indess  nur  individuelle 
Unterschiede  als  Artcliaraktere  aufgefasst  zu  haben.  Dies  ist  um  so  eher  möglich,  als  seine  silmmtli- 
ehen  Exemplare,  wie  anch  das  STERNBERr.'sche,  nur  in  Abdrücken,  ohne  Schaalenreste,  den  Abbil- 
dungen nach,   bestehen  dürften.     Demnach  erkenne  ich  vor  der  Hand  nur  eine  Art  an: 

//.  ungiila:  limbo  scuti  cephalici  antice  latiori,  punclato;  punclis  internis  majoribus, 
foraminulosis.     Long,  sine  corp.  l'/s  — 2",  cum  corp.  2— 2V5".     Tab.  L  Fig.  11. 

a.  Ohne  Schaalenreste  und  deshalb  mit  undeutlicher  abgeriebener  Skulptur  des  Saumes  und  Kopfschildes. 

Der  Kopfbuckel  zeigt  keine  deutlichen  Eindrücke  und  Lappen,  weil  die  Schaale  fehlt. 

Tril.  unynlu  Gr.  Ster.nberg  /.  /.  —  Harpes  spcciosus  Gr.  Mükster  /. /.  III.  43.  f.  19.  Taf.\. 
und  Trhniclciis  (/raälh  ibid.  44.  1.  Taf.  V.  fig.  20.  —     Ti:  IVilkeusii  /(V/.  22.  und  V.  117. 


89    

Taf.  X.  fig.  3.  -     Tr.  elliplkus.  Tuf.  V.  fig.  23.  —    Tr.  laevis  fig.  24.  sind  Individuen  ver- 
schiedener Grösse  in  ungleichen  Graden  der  Conservation. 
b.  Mit  Schaalenresten,  oder  wenigstens  mit  deutlichen  Abdrücken  ihrer  Skulptur;  am  Kopfbnckel  sind 
die  Einschnitte  und  Lappen  erkennbar.  — 
a.  Ganz  junge,  aber  \erstiimmelte  Individuen  scheinen  mir  zu  sein :    Otar'ion  pygmaeum  Gr.  MiJn- 

STER  /.  /.  V.  115.  lab.  X.  fig.  11.  und  etwas  iUtere:  Olar.  clegans  ibid.  1.  Taf.X.  fig.  2. 
ß.  Ausgewachsene  vollständige  Individuen   stellen  dar  Uarpes  macrocephalus  Goldf.  /.  /.  359. 
tab.  XXX.  fig.  2.  «.  b.  c.  und  meine  AbJjildung. 

Die  Beschreibung  bei  Goldfüss  ist  ausfübrlicli  und  wahr,  daher  ich  sie  mittheile,  weil 
mein  Exemplar  unvollständiger  erhalten  ist: 

»Der  verkehrt  eiförmige  Körper  ist  niedergedrückt,  der  Kopf  aber  hoch  erhaben  und 
»nimmt  mehr  als  ein  Drillheil  von  der  Länge  des  ganzen  Thieres  ein.  Er  hat  einen  halb- 
» zirkelfürmigen  Umfang  und  ist  mit  einem  breiten  Rande  umgeben,  welcher  vorn  hori- 
»zonlal  liegt,  an  den  Seiten  aber  mehr  eine  senkrechte  Stellung  annimmt  und  an  jeder 
» Seite  in  eine  nach  hinten  bis  zum  letzten  Viertel  verlängerte  Spitze  ausläuft.  Der  Saum 
»  desselben  ist  etwas  verdickt  und  bildet  sowohl  auf  der  oberen,  als  auf  seiner  unteren  Dupli- 
n  catur  eine  erhabene  Einfassungslinie.  Aus  dieser  hufeisenförmigen  Randausbreitung  wölbt 
»sich  der  Kopf  vorn  und  seillich  ziemlich  steil  und  hoch  empor,  hat  in  der  Mitte  seiner 
»Höhe  eine  ovale  Stirnerhebung,  die  mit  einer  eingedrückten  Furche  umgeben  ist,  und 
»nicht  bis  zur  Randausbreilung  herabsteigt.  Sie  bildet  auf  ihrer  Höhe  einen  (sehr  schwa- 
»chen,  Bii.)  Kiel  und  zeigt  vor  der  Scheitclfurche  eine  schwache  Falte.  Fast  am  vorderen 
»Ende  derselben  und  ihr  genähert  steht  auf  jeder  der  grossen  Wangen  ein  kleiner  halb- 
» kugeliger  Augenhöcker.  Auf  diesem  erkennt  man  schon  mit  unbewaffnetem  Auo-e  eine 
»grössere  runde  Warze  im  Mittelpunkte  und  zwei  ovale  von  gleicher  Grösse  zu  beiden 
»Seiten*).  Zwischen  ihnen  findet  man  durch  die  Vergrösserung  noch  mehrere  kleine  War- 
»zen  in  regelmässigen  Reihen.  Das  Hinlerhaupt  endigt  sich  mit  einem  Amisligen  schma- 
»len  Halbringe,  an  welchen  sich  die  Schienen  des  Millelkörpers  anschliessen.  Die  Stirn- 
» erhebung  und  die  Höhe  der  Wangen  über  den  Augen  sind  glalt,  und  nur  auf  der  Furche 
» der  ersteren  machen  sich  einige  kleine  Körnchen  bemerklich.  Die  ganze  übrige  Fläche 
»des  Kopfes  ist  dicht  gekörnt,  wobei  die  Grenze  gegen  die  glatte  Slirn  hin  ganz  scharf 
»gehalten  ist<^**)- 


■•*)  An  meinem  Exemplar  fehlen  diese  Theile.  Der  Abbildung  nach  scheinen  mir  bloss  die  beiden  ova- 
len Stellen  Augen  zu  sein;  die  Warzen  aber  Höckerchen  der  Schaiile.  Diese  Galtung  hillte  dann 
4  Augen,  2  an  jeder  Seile. 

*•*)  GoLDFUss  beschreii)t  einen  Abdruck  ohne  Schaale,  einen  Kern,  und  daher  erscheinen  ihm  alle 
Grübchen  der  wirklichen  Schaale  iils  Erhal)enheilen,  als  Körnchen;  ebenso  schildert  sie  Graf 
MrnsTER  bei  den  jungen  Individuen,    seinen  Triitnclcis, 

12 


9»    

»Die  Randaushreitung  ist  auf  der  Oberfläche  ihrer  oberen  und  unteren  Platte,  am 
»äusseren  und  inneren  Rande,  mit  einer  Reihe  grösserer  Körnchen  zierlich  eingefassl 
»(d.  h.  in  Abdruck,  an  der  wirklichen  Schaale  sind  es  keine  Körnchen,  sondern  Grüb- 
»  chen. «   Rr.) 

»Vom  Kopfe  bis  zur  Schwanzscito  zählt  man  28  Segmente,  welche  nach  hinten  all- 
»mäligund  gleichförmig  kürzer  werden.  Ob  noch  ein  kleines  einfaches  Schwauzschild  ohne 
»Rippen  vorlianden  ist,  lässt  sich  bei  den  vorliegenden  Exemplaren  nicht  erkennen.  Der 
»hocii  convexe  Rückgrat  (die  Achse)  hat  ein  Dritlheil  der  ganzen  Breite  und  seine  Seg- 
»mente  sind  ringförmig  convex;  die  Rippen  (Scitenlappen)  dagegen  haben  nur  eine  sehr 
»flache  Längsfurche,  schliessen  dicht  an  einander  und  bilden  jederseits  eine  Ebene.  Eire 
»kurzen  Enden  sind  stumpf  zugespitzt  und  winkelig  nach  abwärts  gebogen,  so  dass  der 
»Körper  dadurch  eine  schmale  Randeinfassung  erhält.  Die  vordem  Rippen  (Seitenlappen) 
» nehmen  bis  zum  siebenten  und  achten  allmälig  an  Länge  (Breite ,  von  links  nach  rechts) 
»zu,  und  die  übrigen  verkürzen  (verschmälern)  sich  allmälig  hinter  diesen  wieder.  Das 
»Rückgrat  ist  gekörnt,  die  Seiten  aber  sind  ganz  glatt.«  (Mein  Exemplar  hat  keine  Spur 
von  Rumpfringen ;  ich  vermulhe  indess  nach  der  Analogie  des  Kopfschildes,  dass  auch  die 
Ringe  der  Achse  keine  Körnchen  tragen,  sondern  mit  Grübchen  geziert  sind.     Br.) 


11. 
Trilobiten  mit   Kng^eliing^svcrmög^eii. 

Der  Charakter  dieser  zweiten  zahlreicheren  Ilauptgruppe  der  Trilobiten  liegt  in  der 
Bildung  ihrer  Seiteiilappen  an  den  Rumpfgliedeni,  welche  zwar  anfangs  immer  noch  waag- 
recht abstehen,  dann  aber  sich  mehr  oder  weniger  senkrecht  nach  unten  herabbiegen.  An 
der  Biegungsstelle  scheint  zwischen  zwei  auf  einander  folgenden  Gliedern  eine  Art  Ge- 
lenkung, wenigstens  eine  sehr  genaue  Einfügung  beider  in  einander  sich  zu  befinden. 
Von  hier  wird  nun  der  Lappen  nach  aussen  und  unten  breiter,  hängt  nicht  mehr  mit  sei- 
nen Nachbaren  zusammen,  und  wendet  sich,  um  neben  dem  vorherigen  Platz  zu  gewinnen, 
mit  seiner  vorderen  Kante  schief  nach  innen.  Er  erhält  dadurch  eine  etwas  vorwärts  ge- 
wendete, schief  gestellte,  nach  unten  immer  breitere  Fläche,  welche  sich  hier  bis  an  den 
hinteren  Rand  des  Lappens  hin  ausdehnt ,  und  der  eigentlichen  oberen  oder  äusseren  Seite 
nur  einen  ganz  schmalen  Raum  übrig  lässt,  welcher  sich  von  dem  bemerkten  Artikulations- 
punkle  zweier  Lappen  an  immer  mehr  verschmälert  und  zum  hinteren  Rande  hinzieht. 
Gevvölinlich   ist  dieser  Raum,    die  eigentliche  Aussenfläche,   ziemlich  stark  gewölbt,   und 


91    — - 

zugleich  durch  eine  diagonale  Furche,  die  von  der  vordersten  Ecke  dicht  neben  den  Ach- 
scngürtchi  ausgclit  und  ebenfalls  sich  zur  äussersten  Iliulcrecke  wendet,  gclheilt.  Der  vordere 
schärfere  Rand  dieser  Furche  bildet  zugleich  die  Kante,  in  welcher  die  schiefe  aber  stets 
flache  Vorderfliichc  mit  der  gewölbten  hinteren  oder  oberen  Fläche  zusammeutrifFt.  Kugelt 
sich  nun  das  Thier,  so  schieben  sich  die  Seitenlappen  vom  Artikulationspunkte  an  unter 
einander  und  jeder  vorherige  bedeckt  die  schiefe  Fläche  des  folgenden  so  vollkommen, 
dass  von  ihr  gar  nichts  am  eingerollten  Thiere  zu  sehen  ist,  sondern  bloss  die  gewölbte 
hintere  Fläche  erkannt  wird.  Ich  werde  nun  immer  die  beim  Zusammenkugeln  unterge- 
schobene Fläche  die  vordere  nennen,  und  die  äusserlich  sichtbar  bleibende  im  Gegen- 
salz die  äussere;  jene  stellt  sich  auch  daran  als  eine  zum  Verslecken  bestimmte  kennt- 
lich dar,  dass  sie  mit  den  parallelen  nadelrissigen  Furchen  bedeckt  zu  sein  pflegt,  welche 
bei  allen  Trllobilen  auf  der  freien  unteren  Fläche  der  Panzerstiicke  angetroffen  werden.  — 
Letztere  Nadelrisse  fehlen  bei  gut  erhaltenen  Exemplaren  nie,  dagegen  vermisst  man  bei  ei- 
nigen Galtungen  (^Illaenus  und  Ni/cus^  die  schiefe  Diagonalfurche  auf  der  Oberseile  der 
Ringe.  In  solchem  Falle  ist  auch  die  Grenze  zwischen  den  Achsengürteln  und  den  Sei- 
tenlappen undeutlicher.  — 

Mit  dem  Zusanimenkugelungsvermögen  sind  übrigens  noch  andere  Eigenschaften  mehr 
oder  weniger  allgemein  verbunden.     Dahin  gehören: 

Die  bei  weitem  grösseren,  aus  der  Fläche  des  Kopfes  mehr  hervorragenden 
Augen.  Dieser  Charakter  hat,  da  er  der  vorigen  Gruppe  abgeht,  zu  der  Behauptung 
geführt,  dass  ihre  meisten  Milglieder  blind  seien;  ich  habe  indess  bei  fast  allen  (nur 
nicht  bei  TrimicJeus)  die  Augen  erkannt,  und  somit  die  Angabe  von  blinden  Trllobilen 
wohl  ziemlich  genügend  widerlegt. 

Die  festere  Beschaffenheit  ihrer  Ilornhülle.  Es  ist  wenigstens  auffallend, 
dass  dieselbe  bei  fast  allen  Mitgliedern  dieser  Gruppe  sich  petrificirt  uns  erhalten  hat,  bei 
der  Vorigen  nur  dann,  Avenn  sie  im  Kalkstein  liegen.  Indess  kommen  die  Trllobilen  die- 
ser zweiten  Gruppe  fast  nur  im  Kalkstein  vor*),  und  daher  mag  die  Conservation  ihrer 
Schaale  rühren.  .         . 

Die  dem  Kopfschilde  ziemlich  entsprechende  Grösse  und  Gestalt  des 
Schwanzschildes,  Sie  findet  sich  zwar  auch  bei  Ogygia  und  zum  Theil  bei  Tri- 
imcleus,  aber  minder  allgemein  als  hier.  Nur  sehr  selten  werden  uns  Formen  begegnen, 
bei  denen  das  Schwanzschild  viel  kleiner  ist  als  das  Kopfschild.  Dagegen  werden  wir  auf 
Arien  slossen,  wo  es  sogar  einen  grösseren  Umfang  hat.     Aus  der  Grösse  des  Schwanz- 


'■*)  Calijmene  Tristani  aus  dem  Thoiischiefer  TOn  Angers  und  äh  Homalonofi  sind  meines  Wissens 
die  einzigen  Trilobiten  dieser  Grnppe  aus  tlionigen  Gesteinen. 

12  -^ 


93    — 

Schildes  kann  daher  nur  im  Allgemeinen,  und  nie  sicher,  auf  Zusammenkugelung  ge- 
schlossen werden. 

Da  die  meisten  Mitglieder  dieser  Gruppe  in  Kalksteinen  sich  finden,  so  scheinen  sie 
im  Ganzen  jünger  zu  sein ,  als  die  vorigen ;  die  ältesten  Formen  sind  die  aus  Kalksleinen 
des  cambrischen  Systems,  also  die  Galtungen  Ampyx,  Asaphus  und  lUaenus  in  ihrer 
richtigen  Begrenzung ;  von  denen  man  auch  einzelne  Arten  im  Tafelschiefer  gefunden  ha- 
ben will.  Dann  folgt  Crtli/mene,  deren  verschiedene  Arten  indess  durch  alle  Glieder  der 
ganzen  GrauwackenformaÜon  hindurch  gehen.  Entschieden  jünger  sind  die  grossäugigen 
Phacops  -  Arien ,  sie  scheinen  das  Schlussglied  iii  der  Schöpfungsreihe  dieser  Formen  zu 
bilden.  — 

Die  Eintheilung  dieser  sehr  natürlichen  Gruppe  in  untergeordnete  Gattungen  betreffend, 
so  stellt  sich  bei  genauerer  Untersuchung  ein  Moment  heraus,  welches  bisher  immer  über- 
sehen wurde  und  doch  das  bedeutendste  zu  sein  scheint;  ich  meine  die  Beschaffenheit  der 
Schaale.  Schon  in  der  allgemeinen  Darstellung  habe  ich  den  Unterschied  derselben  ge- 
zeigt und  nachgewiesen,  dass  viele  Trilobiten,  die  uns  nun  glatt  erscheinen,  im  Le- 
ben mit  einer  eigenen  graniilirtcn  Schicht  versehen  waren;  dass  dagegen  andere  eine 
eigenlhümliche  Skulptur  und  Punktirung  in  der  Schaale  selbst  halten,  welche  mit  der  An-" 
Wesenheit  einer  besondeni  Oberhaut  unverträglich  ist.  Folgt  man  diesem  Fingerzeige,  so 
findet  sich,  dass  Trilobiten  mit  deutlicher  Granulation  immer  eine  nach  hinten  ver- 
schmälerte, mehr  als  lOgliedrige  Bumpfachse  besitzen,  dio  anderen  ohne  Granulation 
nie  mehr,  und  in  der  Begel  weniger  Glieder,  von  gleicher  Breite  im  Bumpfe.  Demnach 
glaube  ich  annehmen  zu  dürfen,  dass  alle  nach  hinten  allmälig  schmäleren,  mit  mehr  als 
10  Gliedern  in  der  Achse  versehenen  Trilobiten  eine  granulirte  Oberhaut  besassen,  die 
weniger  gliedrigen  dagegen  eine  in  sich  selbst  punklirle  oder  skulptirle  Schaale.  Indess 
giebt  es  in  beiden  Gruppen  auch  Gattungen  mit  zehn  Gliedern.  Dieser  Unterschied  wird 
dadurch  noch  bedeutender,  dass  die  nicht  granulirten  Ti"ilobiten  bloss  cambrisch  zu  sein 
scheinen,  die  anderen  aber  vorzugsweise  silurisch.  Ich  benutze  diese  Bildungen  als  kon- 
stante Theilungsgründe ,  und  zerfalle  die  Trilobiten  mit  Zusammenkugelungsvermögen  in  2 
Unterabtheilungen. 


93    

1. 

Tr'ilobHcn  mit  Ztmtnimenkugelung.werniögen ,  nach  hinten  verschmälerter  Rum-pfachse, 
granulhicr  Schaute  und  gncöhnlich  mehr  als  zehn  Rumpfringen^^.  — 

CALYMENIDAE. 

Diese  nalürliche  Ablheilung  zerfällt  wieder  nach  der  Zahl  der  Körperringe  iu  13- 
gliedrige,  llgliedrige  und  lOglicdrige.  Die  ersteren  sind  bereits  in  mehrere  Gattungen: 
CaJymene,  Trlmerus,  Homalonolus  und  Dipleiira  aufgelöst  worden,  die  zweiten  bil- 
den die  Gattung  Phacops  EjhMR. ,  die  dritten  entbehren  noch  einer  generischeft  Benennung. 
Ich  werde  sie  zunächst  nach  jenem  Zahlenverhältnisse  der  Rumpfringe  in  Gruppen  brin- 
gen, und  die  zu  jeder  gehörigen  Gattungen  daselbst  weiter  betrachten**).  • — 

A. 

Dreizehngliedrige  Trilohilen  mit  Zusammenkugelungsvermögen. 
In  dieser  Unterabiheilung  scheinen  nur  zwei  Galtungen  bestehen  zu  können,  für 
welche  ich  die  Benennungen:  Cahjmene  und  Homalonotus  in  Anwendung  bringe;  sie 
unterscheiden  sich  am  Kopfschilde,  das  bei  Cahjmene  mit  einem  aufgeworfenen  Rande 
versehen  ist,  über  den  das  vordere  Ende  der  Gesichtslinie  wegsetzt;  während  bei  Ho- 
malonotus sich  ein  flach  ausgebreiteter  Rand  findet,  und  die  vorderen  Enden  der  Gesichls- 
linie  in  der  Mitte  des  Slirnrandes,  vor  dem  Kopfbuckel,  sich  treffen.  Andere  Unterschiede 
uuterslützen  diese  Hauptdifferenz  und  rechtfertigen  die  Gattuugslrennmig***). 

11.  Gatt.    Calymene  Brogn. 

Amphion  und  ZelJius  Fand. 
Kopf  Schild  halbmondfönnig,  ziemlich  stark  gewölbt,  mit  einem  ringsum  aufgewor- 
fenen Rande  versehen,   dessen  grössler  vorderster  Abschnitt  gewöhnlich   abgebrochen  ist. 
Der  Kopfbuckel,  welcher  nach  vorn  immer  etwas  verschmälert  ist,  hat  zunächst  hinten 


*)  Cahjmene  concinna  und  diops,  die  nur  zehn  Kftrperringe  besitzen,  scheinen  doch  dieser  Abthei- 
hing  anzugehören. 
«»)  Wahrscheinlich  bildet  Caljjmene  variolaris  ein  eignes  Geschlecht  dieser  Ahtheilung,  wie  dies  schon 
BoECK  {Gaea  norw.l.  no.  13.)  ausgesprochen  hat.  Ich  kenne  leider  die  genannte  Art  nicht  durch 
Autopsie,  und  \on  C.  punciaia  Dalm.,  die  Boeck  mit  dahin  rechnet,  nur  Schwanzschilder;  muss 
daher  auch  hier  die  Charakteristili  der  Gruppe  Andern  überlassen. 
»••'■"■)  Wenn  Murchison's  Figur  TOn  Caljjin.  variolaris  (Sil.  Sj/sf.  pl.  14.  fig.  1.)  richtig  ist,  so  hat 
das  Thier  13  Rumpfriuge,  und  gehört  hierher;  die  älteren  Schriftsteller,  als  Parkinson  {Org. 
rem.  III.  pl.  17.  f.  lü.)  und  Brogmart  (CV.  foss.  pl.  1.  fig-  3.)  zeichneu  nur  11,  was  auf  eine 
Verwandtschaft  mit  Phacops  hinweist.  Nach  dem  ganzen  Bau  gehört  Cal.  variolaris  jedoch  mehr 
zur  ersten  Gruppe  als  zur  folgenden,  und  scheint  sich  zu  Calijmene  zu  Terlialten,  wie  die  Phacops- 
Arten  mit  einfachem  Kopfbuckel,  zu  denen  mit  gelapptem.     Yergl.  den  Anhang. 


94    

einen  hohen .  stark  aufgeworfenen  Arlikulalionsrand ,  und  ausserdem  immer  an  jeder  Seile 
zwei  oder  drei  Einschnitte,  wodurch  er  in  3  oder  4  Lappen  getheill  ist.  Sind  nur  2 
Einschnitte  vorhanden,  so  felilt  der  vorderste.  Der  hinterste  Lappen  jeder  Seite  ist  der 
grösste  und  hedeutend  für  sich  gewölht,  ihm  folgt  an  Umfang  der  zweite  von  liinten;  der 
dritte  von  da  ist  gewöhnlicli  der  Ideiiiste,  und  oftmals  sehr  unvollständig  von  dem  letzten 
oder  vordersten  gesondert,  so  namentlich  hei  der  gemeinsten  Art,  der  C.  Bhimvuhdrhli. 
Nehcn  dem  Kopfbuckel  breiten  sich  die  Wangen  als  selbstständige  gewölbte  Platten  aus, 
imd  traiTcn  stark  hervorragende,  aber  nicht  eben  grosse  Augen,  deren  Hornhaut  fehlt  oder 
eingedrückt  ist.  Sie  stehen  theils  auf  der  Mitte  (C.  Blumcnbachii) ,  theils  auf  der  vor- 
deren Hälfte  der  Wangen,  und  sind  dann  bald  mehr  nach  innen  (C  Tnslanf),  bald  mehr 
nach  aussen  gerückt.  Die  Gesichtslinie  kommt  in  der  Hohe  der  Augen  über  den  vorde- 
ren Kopfrand  hervor,  ist.aljer  an  dessen  nach  unten  oder  vorn  abwärts  gewendeter  Seite 
dm'cb  eine  dem  Rande  selbst  gleichlaufende  Quernaht  mit  der  Nachbarin  zur  andern  Seile 
verbunden.  Von  der  Stelle,  wo  beide  über  den  Rand  treten,  gehen  sie  fast  unter  sich 
parallel  zum  Auge,  bilden  über  ihm  die  Deckelplatte,  und  wenden  sich  von  seiner  hin- 
teren Grenze  in  diagonaler  Richtung  S  förmig  geschwungen  über  die  Seiten  der  Wangen 
forllaufend  zur  hinleren  Ecke  des  Kopfschildes,  die  sie  genau  in  ihrem  Winkel  schneiden. 
Dadurch  bekommt  das  Wangenschild  eine  schmale,  vorn  stumpfe,  hinten  zugespitzte  Form, 
Die  hintere  Ecke  des  Kopfschildes  ist  stets  stumpf,  abgerundet,  und  nicht  ausgezogen. 

Die  dreizehn  Rumpfringe  haben  eine  hochgewölbte  Achse,  deren  einzebie  Gürtel 
für  sich  sehr  stark  gewölbt  sind;  sie  werden  nach  lünten  allmälig  schmäler.  Die  Seiten- 
lappen sind  sehr  scharf  von  der  Achse  gesondert,  ebenfalls  hoch  gewölbt,  und  ihr  schie- 
fer Eindruck  ist  zwar  stark,  aber  nur  kurz. 

Das  Schwanz  Schild  ist  stels  schmäler,  aber  mitunter  länger  als  das  Kopfschild, 
und  wird  beim  Einrollen  von  dem  aufgeworfenen  Rande  des  letzteren  umfasst;  es  hat 
eine  deutliche,  hohe  7-,  9-  oder  llgliedrige,  schnell  nach  hinten  verjüngte,  abgerundete 
Achse  und  ebenso  viele,  oder  um  1  geringere  Seitenwülste,  die  von  der  Mitte  an  gespalten 
oder  gabelförmig  erscheinen.    Der  freie  Rand  des  Scbwanzschildes  ist  nur  wenig  erweitert. 

Die  Oberseite  des  ganzen  Rückens  war  im  Leben  mit  einem  ziemlich  starken, 
überall  ungleich  granulirten  Ueberzuge  bedeckt,  den  man  bei  wohlerhaltenen  Individuen 
slellenweis  noch  sehr  deutlich  wahrnimmt,  im  Ganzen  aber  häufiger  vermisst.  Die  Gra- 
nulation scheint  auf  dem  Kopfschilde  und  der  Rumpfachse  am  deutlichsten  gewesen  zu  sein. 

Die  Arien  finden  sich  schon  im  Thonschiefer  (C«/.  TrisUmi),  demnächst  in  cambri- 
schen  Kalklagcrn  (^Cah  poli/toma  Dalm.)  und  im  ganzen  silurischen  System  bis  zu  den 
obersten  Straten.  Die  gemeinste  Art:  Ca].  Blumcnbachii,  hat  eine  sehr  weile  Verbrci- 
tunn-,  und  findet  sich  in  Europa  so  gut,   wie  in  Süd -Afrika  und  Nord- Amerika. 


95    

1.    C.  Tilslani:    limbo   sculi   cephalici  antico  valde  reflexo,   inlegro;    oculis  allissi- 
niis  inlernis;  luberculo  capitis  utriiiqiie  ([uadrilobalo.     Long.  2 — 3".     Taf.  II.  Fig.  7.  8. 

Tristan,  Jownti.  des  piines.    Tom.  23.  pag.  21.  —    Brogn.  Cr.  foss,  12.  pl.  I.  fig.2.  A — Ä. 

—  ScHLOTH.  Nnchlr.  11.  14.  2.   33.  2.  und  40.  tab.  22.  f.  5.  —  Dalm.  Palaead.  62.  3.  — 

Em-hr.  disserl.  39.  4.  —    Milne  Edw.  Crust.  III.  320.  5.  — 
ZelhuH  verrucosus  Pahder  BcUr.  elc.  139.  lab.  IV.  C.  fig.  4.  und  tab.  V.  fig.  6.  — 

Kopfscliild  bei  gut  erhaltener  Schaale  stark  granulirt,  höckerig;  sonst  glatt;  der  Kopf- 
buckel nach  vorn  verschmälert,  mit  ziemlich  gerade  abgestutztem  leicht  gebogenem  Ende ; 
an  jeder  Seite  drei  deutliche  Einschnitte,  w^elclie  ihn  in  4  fast  gleiche,  bloss  nach  vorn 
etwas  schmälere  Lappen  theilen ;  die  Seitentheile  ganz  auffallend  hoch  gewölbt ,  die  Augen 
dicht  an  den  Kopfbuckel  gerückt  und  neben  dem  zweiten  Lappen  von  vorn  angebracht; 
der  erweiterte  Kopfrand  auffallend  stark  hervorgezogen,  die  Mitte  des  Vorderrandes  auf- 
gerichtet oder  aufgeklappt,  die  Seitenlappen  desto  stärker  herabhängend;  sie  nehmen  in 
eingerollter  Lage  das  Schwanzschild  zwischen  sich,  so  dass  dasselbe  in  die  weite  Lücke 
zwischen  ihnen  und  der  aufgeklappten  Mitto  hineinpasst.  Rückenringe  hochgewölbt;  übri- 
gens ohne  Eigenheiten.  Schwanzschild  länglich  dreieckig,  die  hintere  Spitze  mehr  her- 
vorgezogen, ragt  beträchtlich  über  die  Achse  hinaus;  letztere  siebengliedrig,  mit  einem 
undeutlichen  Endgliede;  die  Seitentheile  mit  erhabenen,  bis  über  die  Mitte  hinaus  gespal- 
tenen, radialen  Wülsten.  — 

Im  Thonschiefer  von  Angers  (Berl.  Mus.),  Nantes,  Cottentin,  auch  bei  Va- 
lognes  und  Cherbourg;  im  Uebergangskalk  Esthlands  bei  Reval  und  Zarskoe 
Selo,  auch  als  Geschiebe  (Hall.  Samml.). 

Anmerkungen. 

1.  Dass  Zellius  verntcosus  Pander's  mit  Calymene  Trhlani  identisch  ist,   erleidet  durchaas 
keinen  Zweifel ;    die  Bihlung  des  Kopflnickels  ist  ganz  dieselbe. 

2.  Das  Ton  Schlotheim   a.  a.  0.  al)gebildete  Schwanzschild  gehört  wahrscheinlich  zu  dieser  Art. 

1.  C.  poh/toma:  limbo  scuti  cephalici  antico  crenato;  luberculo  capitis  antice  latiori, 
in  apice  quadrilobato.     Long.  2  —  3". 

Dalm.  Palaead.  37.  tab.  I.  fig.  1.  a  —  c.  —   Emjir.  dissert.  38.  2.  —  Milne  Edw.  Crust.  III. 

321.6.  —    L.   T.  Buch,  Beilr.  45.  —    Asaphus  Fischeri,  Eichwald  dissert.  52.  §.  58. 

tab.  III.  fig.  2.  a.  b. 
Calymene  fronlUoba  Stschegloff. 
Amph'ion  fronlHobiis  Pahder  BcHr.  139.  tab.  TV.  fig.  1.  lab.  IV.  B.  fig.  5.  6.  7.  tab.  V.  fig. 

3.  a.  b.  und  8. 

Kopfschild  minder  gewölbt  als  bei  der  vorigen  Art  und  die  Seitenlappen  weniger  her- 
abgezogen; der  Kopfbuckcl  nach  vorn  breiter,   mit  zwei  Seiteneinschnitlen,  die  ihn  in  3 


9G    

nach  vorn  breitere  Lappen  theilen;  zwischen  den  beiden  vorderen  Lappen  noch  drei  ra- 
diale nach  innen  gegen  die  Mitte  des  Kopfes  gericlilete  Einschnitte,  welche  zwei  kleinere 
mittlere  Lappen  von  den  äusseren  absondern.  Der  erweiterte  Saum  am  Vorderrande  durch 
8  Einschnitte  in  9  ziemlich  spitze  Kerben  oder  Zähne  getheilt,  die  leicht  abbrechen  und 
bei  vielen  Exemplaren  fehlen.  Augen  von  massiger  Grösse,  stehen  in  der  Ilölie  des  hin- 
tersten Seiteneinschnittes  sehr  weit  nach  aussen  gerückt,  und  werden  durch  die  vertiefte 
Gesichtslinie  umfasst.  Unter  ihnen  scheint  noch  eine  dem  Umfange  concentrische  Furclie 
sich  zu  befinden.  Rumpfringe  stark  gewölbt,  ziemlich  kurz.  Schwanzschild  lang,  dreisei- 
tig, ziemlich  spitz,  die  Achse  vielgliedrig  (nach  Dalman's  Zeichnung  und  Eichwald's  Zäh- 
lung 11),  erreicht  fast  das  Ende,  die  Seitenwiilste  vielleicht  nicht  gespalten  (wenigstens 
geben  die  Zeichnungen  keine  Theilung  an). 

Im  rolhen  Uebergangskallv  Ostgothlands  und  Eslhlands;  mir  nicht  durch  Au- 
topsie bekannt. 

Anmerknng. 
Pas  von  ÜAtMAN  a1)gel)il(lete  Exemplar  hatte  keinen  Kopfrand  mehr,  nnd  ebenso  das  ron  Pander 
Taf.  V.  B.  Fig.  3.  dargestellte.  Die  Anwesenheit  dieses  gezahnten  Randes  und  die  etwas  andere  Bil- 
dung des  Kopibuckels  rechtfertigen  schwerlich  die  Aufstellung  einer  besonderen  Gattung,  wie  das 
Pakder,  der  übrigens  auch  seine  Art  für  verschieden  von  der  ÜALMAN'schen  zu  halten  scheint,  vor- 
geschlagen hat.  Seine  Zahlung  der  Körperringe  (20  im  Rumpf,  4  im  Schwanz)  ist  irrig;  Eichwald 
hatte  sie  schon  richtig  gesondert. 

3.  C.  Blumcnbachii:  limbo  scuti  cephalicl  anlico  integre;  tuberculo  capitis  sub- 
quadrilobo,  lobo  anlico  sivc  ultimo  uiaximo,  penultimo  appendiculato.  Long.  IV2 — 3". 
Taf.  IL  Fig.  1  —  3. 

Ch.  Lyttelton,  in  Phil.  Tr.  VoL  46.  pug.  598.  -pl.  I.  et  2,  —  C.  Mortimer,  ibid.  600.  — 
Em.  Mendez  da  Costa,  Phil.  Tr.  Vol.  48.  pag.  286.  —  J.  Torrubia,  app.  p.  l.  last.  n. 
Espan.  pag.  83.  el  13.  n.  96.  Com.  IIL  n.  4.  —  Guettard,  Mein,  de  l'acud.  roy.  d.  sc. 
Toni.  XV.  pl.  9.  (VII.)  /.  2.  —  WILKEJ.S,  im  Stralsund.  Magaz.  I.  4.  lab.  I.  fig.A  —  Q.  — 
Klein,  spec.  descr.  pelref.  Gedan.  Tab.  XV.  fig.  5 — 7.  —  J.  J.  W'alch,  im  Text  zu  Knorr's 
Abbild,  d.  Verslein.  Vol.  III.  p.  222.  Taf.  IX.  fig.  1—5.  —  Beckmann,  noi\  conim.  soc. 
reg.  GöUing.  Tom.  III.  pag.  101.  2.  —  Tril.  tubcrculatus  Brünnich,  nga  Suml.  elc.  I. 
389.  1.  —  Gehler,  progr.  elc.  6.  fig.l  —  \.  —  Blumenbach  ^  Abbild,  naturh.  Gegenst.  l. 
Taf.  50.  Enlom.  paradoxus.  —  Parkinson,  org.  rem.  III.  pl.  17.  fig.  11.  13.  14.  — 
Schlotheim,  Pelref  S.  39.  2.—  Wahlenberg,  n.  a.  L>s.VIII.  31.  6.  Eni.  luberculahis.  — 
Calymene  Blumcnbachii ,  Brogn.  Cr.  foss.  11.  1.  pl.  1.  fig.  1.  A — C.  —  Schloth.  Nachlr. 
II.  13.  1.  und  33.  1.  —  Razoumowsky,  annal.  des  scienc.  nalur.  VIII.  pl.  28.  fig,  4.  — 
Dalman,  Pulaead.'iä.  1.  lab.l.  fig.  2.^.  a  —  c. —  Payton,  on  Trilob.  of  Dudley.  fig.  14. — 
—  Zethus  uniplicnlus,  Pander,  Beilr.  elc.  Tab.  V.  fig.  7.  —  Cal.  Blunienb.  Green,  ßlon. 
28.  —  Klöden,  Versl.  d.  Mark  Brand.  105.  —  Harlan,  7ued.  el  phys.  research.  300.  — 


97    

MuRCHisoN,  SUiir.  Syst.  II.  653.  pl.  7.  f.  5 — 7.  —  Buqkland,  Minor,  et  Geolog,  pl.  46. 
/'.  1— 3.  —  Bronn,  Lelliaea  l.  110.  99.  Tab.  IX.  fig.^.—  Hisinger,  Leih,  sitec.  10.  Tab.l. 
Fig.  3.  4.  —  ßoECK,  Gaeu  7ioni\  I.  no.  16.  —  Quenstedt,  in  Wiegmanns  Arch.  1835. 
1.  342.  —  Em.mrich,  disserl.  39.  3.  —  L.  v.  Buch,  Bcilr.  ss.  Geogn.  Russl.  47.  —  Milnb 
Edw.  Criisl.  III.  318.  1.  — 

Kopfschild  mondförmig' ,  der  Rand  slark  aufgeworfen,  aber  einfach,  nach  imten  ver- 
dickt; Kopfbuckel  undeutlich  vierlappig,  der  erste  vorderste  Lappen  grösser  als  der  zweite, 
welcher  von  ihm  viel  weniger  abgesondert  ist,  als  vom  dritten,  dieser  hoch 
gewölbt,  aber  kleiner  als  der  vierte  hinterste.  Augen  auf  der  Mitte  der  Wangen,  nicht 
sehr  hervorgezogen,  in  der  Höhe  des  dritten  Lappens  angebracht;  hinterer  Artikulations- 
widst  schmäler  als  der  ihm  vorhergehende  Lappen.  Im  Rumpfe  dreizehn  successiv  kleinere 
Ringe,  ohne  besondere  Eigenheiten.  Schwauzschild  beträchtlich  kleiner  als  das  Kopfschild, 
die  Achse  kurz,  breit,  siebengliedrig,  die  2  letzten  Glieder  undeutlich  gesondert;  die  Sei- 
ten mit  sechs  radialen  Furchen,  von  welchen  die  vier  mittleren  der  Länge  nach  vom  Rande 
aus  gespalten  sind.  —  Die  ganze  Oberfläche  bei  wohl  erhaltenen  Stücken  fein  granulirt 
(t'rtr.  pitichella  Dalman,  l.  l,  /ig.  3.^,  bei  den  meisten  glatt,  weil  die  oberste  Schicht 
der  Schaale  fehlt.  — 

Anmerkungen. 

1.  Die  citirten  Schriftsteller  habe  ich  sämmtlich,  so  weit  sie  mir  zugänglich  waren,  yerglichen, 
und  mich  überzeugt,  tlass  sie  von  dieser  Art  handeln.  Nur  die  Abl)ildungen  bei  Brogniart  unter 
A.  B.  und  l)ei  Murchison  sind  ziemlich  genau;  in  allen  anderen  erkennt  man  die  Grenzen  vom  Schwanz 
und  Rumpf  nicht  bestimmt  genug.  Dalman's  Figur  mit  zehn  Rumpfringen  ist  falsch,  und  ebenso  von 
Hisinger  wieder  kopirt.  — 

2.  Zetlnis  vemicosus  Pander's,  den  Herr  v.  Buch  zu  dieser  Art  zieht,  habe  ich  lieber  zu 
Cal.  Tvislani  gebracht;  dagegen  dürfte  dessen  Z.  tiniplicalus ,  mit  welchem  die  Abbildung  von 
Razujiowsky  Fig.  4.  übereinzustimmen  scheint,  hierher  gehören.  Der  Kopfhiickel  weicht  zwar  ab, 
möchte   aber  bei  den  Exemplaren  genannter  Schriftsteller  unvollständig  erhalten  gewesen  sein.  — 

3.  Cal.  plalys  Green.  31on.  32.  —  Milne  Edw.  /.  /.  320.  4.  —  halte  ich  nach  dem  Gypsab- 
giiss  des  Berl.  Mus.  für  ein  grosses  Exemplar  von  Cal.  Blumenbachii  mit  vollständiger  Granulation. 

4.  Schon  die  vielfachen  Citate  beweisen  das  ausgebreitete  Vorkommen  dieser  Art ;  man  findet  sie 
jedoch  nur  in  Kalksteinen,  nnd  wenn  das  Verhalten  derselben  in  England  als  allgemeines  angenommen 
werden  darf,  besonders  in  den  oberen  und  mittleren  (Lndlow,  Dudley,  Wenlock)  Silurischen 
Schichten.  In  Schweden  findet  sie  sich  im  Kalkstein  Gottlands,  in  Esthland  in  den  Petershurger 
Hügeln  eben  darin.  In  Deutschland  scheint  sie  nur  als  Geschiebe  vorzukommen  und  aus  Skandi- 
navischen Gebirgen  zu  stammen.  In  Spanien  fand  sie  Torrueia  an  der  Grenze  von  Pardos,  zwei 
Stunden  von  Molina  de  Arragon.  In  Nord- Amerika  findet  sie  sich  an  verschiedenen  Orten,  na- 
mentlich bei  Le])anon  im  Staate  Ohio,  und  bei  Trenton  Falls  in  New-York.  Ml'rchison  er- 
wähnt auch  Exemplare  aus  dem  Cedar  Gebirge  vom  Vorgebirge  der  guten  Hoffnung.  — 

13 


98    

4.  C.  caUicephaJfi:  linibo  scuü  cephalici  incrassato;  oculis  altis  externis,  margi- 
nem  superantibus;  tuberculo  capllis  utrinquo  Irilobo:  lobis  posticum  versus  majoribus.  — 
Long.  2  'A  ".     Taf.  IL  Fig.  9.  10. 

Green  Mori.  30.  —  Milne  Edw.  Criist.  III.  319.  2. 
Im  ganzen  Habitus  der  vorigen  Art  am  ähnlichsten ,  aber  das  Kopfschild  relativ  kür- 
zer und  breiter,  die  Seiten  stärker  geschwungen,  die  Hinterecken  mehr  zurückgezogen. 
Der  aufgeworfene  Saum  ist  nicht  sehr  stark,  am  wenigsten  vorn,  wo  er  sonst  am  höch- 
sten zu  sein  pflegt.  Die  Augen  sind  ziemlich  klein,  stehen  aber  ganz  auffallend  weit 
nach  aussen,  so  dass  sie  bei  der  Betrachtung  von  oben  über  den  äusseren  Rand  des 
Schildes  hinausragen;  sie  stehen  vorn  neben  dem  äussersten  Lappen  des  Kopfbuckels. 
Dieser  ist  klein  und  sehr  schmal,  der  zweite  zwar  wenig  breiter,  aber  doch  mehr  nach 
aussen  gerückt,  der  dritte  ist  auffallend  breit,  gross,  halbkugelig  und  nicht  bloss  vom 
vorhergehenden,  sondern  auch  von  der  Kopfachse  durch  eine  Furche  grösstentheils  ge- 
sondert (wie  bei  Cal.  Trislani).  Den  Rumpf  und  Schwanz  habe  ich  nicht  gesehen,  nach 
Green  bestehen  beide  zusammen  aus  14  Ringen,  wornach  nur  ehier  auf  den  Schwanz 
käme ;  die  Achse  des  letzteren  ist  fast  gleich  breit,  hinten  also  sehr  stumpf,  und  die  Sei- 
tenrippen  sind  nicht  gespalten. 

In  Nord -Amerika  von  Hampshire  inVirgiuien,  den  Ufern  des  Miamis  bei  Cincinnati, 
und  aus  Indiania,  in  einem  schwarzgrauen  Kalkstein.  Bei  Iren  ton  falls,  wo  Cal.  Blu- 
menbachii  so  häufig  ist,  findet  sich  diese  Art  nicht.  Ich  sah  ein  Gypsmodel  des  Kopfes 
(Nr.  2.  Green)  im  Berliner  Naturalienkabinet. 

A  11  ni  e  r  k  u  u  g  e  n. 
Die  übrigen  zn  Cuhjmene  gezogenen  Arten  stehen  hei  mir  unter  anderen  Gruppen. 

1.  Cal.  bcUulula  Dalm.  und  Cul.  condnna  Dalm.  sind  die  Repräsentanten  zweier  besonderen 
Gattungen;  C  aclinura  ist  schon  erwähnt  (S.  80.);  C.  sderops  ist  ein  Pluicops ;  C.  pimdula 
kenne  icli  bloss  im  Schwanzschilde,  sie  bildet  nach  Boeck  (Gaea  noriccg.  l.  l.  13.)  eine  eigene 
Gattung  mit  Cal.  rar'iolans.   (Vergl.  S.  93). 

2.  Ueber  Green's  verschiedene  Arten  kann  ich  folgende  Aufklärungen  geben:  —  C.  selenoce- 
phula  (S.  31.  —  MiLNK  Edw.  /.  /.  320.  3. —  Emmr.  d'iss.  40.  6.)  habe  ich  in  einem  Gjpsabgnsse 
in  Berlin  (Nr.  3.  Green's)  gesehen ,  mich  aber  der  schlechten  Conservation  des  dazu  benutzten  Haiid- 
stückes  wegen  nicht  von  sicheren  Artmerkmahlen  überzeugen  können.  Sie  scheint  mit  C.  Trisiuni  am 
nächsten  verwandt,  ja  vielleicht  identiscii  zu  sein.  —  C.  mlcrops  Green  (S.  34.  Model  6.)  ist  eine 
PJuicops- Art,  und  soll  unter  dieser  Gattung  niilier  besprochen  werden;  eben  dahin  gehören  C  an- 
dtiops  CS.  35.  Model  7.),  aber  nicht  C.  d'iops  (S.  37.  Fig.  2.  Model  S.),  welche  vielmehr  mit 
Cal.  condnna  Dalm.  eine  eigne  Gattung  bildet.  —  C.  macrophlhalma  (S.  39.)  ist  ein  Phacops 
und  C.  bufo  (S.  41.)  dicsellie  Art.  —  C.  odonloccphnla  (Gr.  Suppl.  pag.  9.  Milne  Edw.  /.  /. 
322.  8.)  ist  ebenfalls  ein  Pluicops,  aber  selbststaudige  Spezies. 


99    — 

3.  Murchison's  Calym.  Downingii.  (Sil.  Syst.  II.  635.  pl.  14.  f.  3.)  nnd  Cal.  luherculala 
(ibid.  f.  4.)  gehöreil  zu  Phncops,  seine  C.  indelerminala  (fig,  5.)  ist  vielleicht  das  Schwanzschild 
der  letzteren,  und  dann  einerlei  mit  Pli.  lalifrons,  wohin  C.  luherculala  entschieden  gehört. 

4.  MitNE  Ediyard's  Arten  (a.  a.  0.  S.  318  —  328.)  sind  durch  die  früheren  Angaben  schon  mit 
erklart,  die  einzige  Cal.  Slokesii  (S.  324.  no.  13.  nicht  Asaph.  Slokesii  Mürchis.  /.  l.  fig.  6.) 
ausgenommen,  welche  unser  Phacops  lalifrons  ist.  Aaaphus  Slokesii  Murch.  ist  \ielleicht  eine 
zweite  Art  der  Gattung  Harpes  (S.  87.),  wenn  nicht  gar  ein  kleines,  schlecht  conservirtes  Indivi- 
duum Yon  //.  ungida.  — 


12.  Galt.   Homalonotus  König- 

Trimerus  Green.  Murciiis.  —  Dipleura  Green. 

Kopf  Schild  hyperbolisch,  die  Vorderecke  ziemlich  scharf,  die  Seilenränder  sanft 
geschwiuigen ,  der  Ilinlerrand  ziemlich  gerade,  ohne  rückwärls  vorgezogene  Ecken;  die 
ganze  Oberfläche  sanft  gewölbt,  aber  die  Gegend  am  Aussenrande  zlenilleh  flach  ausge- 
breitet, der  Saum  am  Hinterrande  durch  eine  Furche  abgegrenzt,  leicht  gewölbt.  Der 
Kopfbuckel  ungelhcilt,  nach  hinten  etwas  breiter  als  vorn,  nimmt  dort  etwa  Vs  des  hin- 
teren Randes  ein,  verjüngt  sich  dann  etwas,  und  rundet  sich  vorn  zu;  ohne  Seltenlappen 
und  Einschnitte,  allein  die  Andeutung  einer  von  der  Gegend,  wo  die  Augen  neben  dem 
Buckel  stehen,  ausgehenden,  nach  hinten  gegen  die  Miltellinle  gezogenen  Furche  findet 
sich  noch  'ziemlich  deutlich.  Beide  Furchen  entsprechen  den  hintersten  Furchen  am  Kopf- 
buckel der  vorigen  Gattung,  und  sondern  die  vo^^ere  Kopfgegend,  den  Stirntheil,  von  der 
hinteren  oder  Kiefergegend  ab.  — 

Augen  neben  der  Mitte  des  Kopfbuckels  mitten  auf  den  Seitenlheilen  des  Schildes 
angebraclil,  vielleicht  etwas  mehr  nach  hinten  gerückt,  flach  gewölbt,  relativ  noch  kleiner 
als  bei  Caly?nene;   gewöhnlich  ebenfalls  eingefallen. 

Gesichtslinie  vorn  dem  Rande  des  Kopfschildes  parallel,  doch  von  ihm  entfernt, 
scharf  winkelig,  auf  der  flachen  Ausbreitung  des  Kopfschildes  verlaufend;  von  da  unter 
einem  Bogen  sich  zum  Auge  wendend,  über  dem  sie  die  bekamite  Deckelplalte  bildet, 
und  dann  S förmig  geschwungen  sich  zur  hinteren  Seitenecke  wendet,  die  von  der 
Naht  entweder  im  Winkel  selbst ,  oder  etwas  vor  der  Spitze  nach  aussen  zu  halblrt  wird. 

Rumpfachse  dreizehnglledrig,  entschieden  nach  hinten  verschmälert;  die  Achse 
selbst  wenig  gewölbt,  daher  die  Seilenlappen,  deren  Querdurchmesser  kleiner  isl  als  der 
Querdurchmesser  der  Achse,  nicht  so  stark  wie  sonst  von  der  Achse  abgesetzt  zu  sein 
pflegen;    der   hintere  Rand  jedes   einzelnen  Achsenringes   scharfkantig  vorgezogen,   mll- 

13* 


unter  (bei  Di'pleurci)  sogar  etwas  aufgeworfen ;  der  vordere  oder  Arlikulaüonslheil  durch 
eine  mehr  oder  weniger  vertiefte  Ouerlurche  von  dem  hinteren  Thelle  des  Ringes  geson- 
dert. Dieser  Charakter  kommt  keiner  anderen  Triloliitcngattung  zu  und  scheint  mir  des- 
halb der  wichtigste  und  eigenthiimlichste  zu  sein'''). 

Schwanzschild  hyperbolisch,  länglicher  aber  viel  schmäler  als  das  Kopfschild  und 
im  Ganzen  kleiner;  die  Achse  darin  gar  nicht  oder  deutlich  gegliedert,  sehr  schnell  nach 
hinten  verjüngt,  gleich  anfangs  selbst  ein  wenig  schmäler  als  der  letzte  Rumpfring;  die 
äusserste  Endecke  mehr  oder  weniger  hervorgezogen. 

Die  Arten  dieser  Galtung  gehören  zu  den  grüssten,  aber  auch  zu  den  seltensten  Tri- 
lobilen,  und  scheinen  den  oberen  oder  mittleren  Silurischen  Schichten  eigen  zu  sein.  Ich 
habe  leider  nur  Blodelle  oder  unvollständige  Exemplare  untersuchen  können.  An  beiden 
erkannte  ich  die  Granulation,  sobald  noch  Schaalenreste  vorhanden  waren,  bestimmt;  die 
abgeschälten  Exemplare  erscheinen  dagegen  stets  ganz  glatt.  Nach  dem  Verhällniss  von 
Achse  und  Seitenlappen  ergeben  sie  2  Unterabtheilungen,  welche  die  meisten  Schriftstel- 
ler als  besondere  Gattunffen  aufführen. 


'o^ 


A.  Di-plenrn  Green.  Das  äussere  Ende  der  Gesichtslinie  halbirt  die  Ilinterecke 
selbst.  Die  Achsenglieder  sind  nicht  breiter  als  die  Seitcnlappen ,  und  sehr  deutlich  von 
denselben  abgesetzt;  letztere  haben  am  unteren  äusseren  Ende  eine  Ausschweifung,  mit 
welcher  sie  sich  beim  Zusammenkugeln  unter  den  freien  Saum  des  Kopfschildcs  schieben. 
Der  hintere  Rand  jedes  Achsenringes  ist  stark  aufgeworfen  und  der  Ring  selbst  für  sich 
allein  hoch  gewölbt.  Schwanzschild  wenig  zugespitzt  oder  vorgezogen,  die  Achse  unge- 
gliedert,  die  Seiten  eben,   rippenlos. 

1.  //.  Decajl:  scuto  capitis  dilatato,  dimidia  latitudine  vix  longiori ;  oculis  ellipticis; 
annulis  trunci  convexis,  in  margine  poslico  reflexo-dilatatis.     Long.  2 '/o". 


'•'')  Man  niiiss  bei  Deutung  der  Briirlisfiiclie  dieser  Gattung  gar  sehr  darauf  achten,  oh  die  Ahdiikke 
der  Gürtel  von  der  oberen  freiem  Hückeiifliiol.c  lierrühren,  oder  von  der  inneren,  gegen  die  Fleisth- 
masse  des  Tliieres  geitelirleu.  Im  ersten  Fall  erscheint  die  Qnerfiirche,  welche  den  Artikiilalions- 
theil  •vom  Ringe  seihst  sondert,  als  feine  Linie,  und  so  ist  sie  auch  in  Murchison's  Figuren 
Taf.  YII.  und  VII.  bis,  Fig.  1.  2.  angegeben;  im  zweiten  Falle  dagegen  ist  es  eine  tiefe  breite 
Furche,  welche  von  einer  nach  innen  heral)hangenden  Hornleiste  des  Ringes  herrüiirt,  und  da  diese 
dick  ist,  auch  so  breit  und  tief  in  die  Umhüllungsmasse  sich  eindrückte.  So  erscheinen  Murchi- 
soN's  Figuren  3.  und  4.  auf  Taf.  VII.  Es  zeigen  daher  auf  die  angegebene  Weise  von  einander 
abweichende  Alidrücke  nicht  verscliiedene  Arten  au,  sondern  verscliiedene  Seiten  des  Panzers  einer 
und  derselben  Art.  Meine  Figuren  Taf.  IV.  erläutern  den  Unterschied  im  Bau  der  Pauzerriiige 
von  Homaloiw/us  und  Calijmciie  genauer  und  verweise  ich  über  ihre  Bedeutung  den  Leser  auf 
die  Erklärungen  der  Tafeln. 


—   1®1   — 

Diplenra  Dehixj'i  Gruen,  Mon.  79.  fig.  8.  9.  —  Bronn,  Lclhaea.  I.  113.  101.  /}/.  IX.  f.  6.  7. 
—  Harl.  med.  und.  phys.  res.  304.  —  Emmr.  diss.  42.  IV.  —  Milne.  Edw.  Cnist.  III. 
316.   —    Bronn,  in   Leonh.   und   lir.   Jahrb.   1840.  S.  447  see/. 

In  vorscliicdeiicn  Gegenden  Nord-Amerikas,  unter  andern  l)ei  Lockporl,  Madison,  Steu- 
ben,  Cazenovia,  Uoclicstcr,  alle  inNew-York;  ferner  bei  Nortlmmberland  in  Pennsylvanicn, 
Mounl  Ilope  in  der  Gegend  von  IJallimore.  leb  habe  bloss  die  beiden  Gypsabgüsse  (Nr.  30 
nnd  31.)  von  Greek's  Handstiickcn  untersuclicn  können,  und  muss  daher  eine  genauere 
Beschreibung  unterlassen.  Die  deutliche  Granulation  und  die  scharfen  Ränder  der  Körper- 
ringe lassen  keinen  Zweifel ,  dass  die  Kalkschaale  noch  an  den  natürlichen  Exemplaren 
vorhanden  war,  womit  der  Mangel  von  Gliedern  an  der  Schwanzachse  sehr  gut  harmo- 
nirt.  Sie  fehlen  wohl  nur  auf  der  Oberfläche,  und  sind  auf  der  Innenfläche  sichtbar;  wie 
es  die  glatten  Individuen  ohne  Kalkschaale  zeigen.  Gueen's  Angabe  von  14  Ringen  be- 
ruht auf  einem  Irrthuni,  die  ModfcUe  haben  nur  13;  denn  der  scheinbare  erste  ist  der 
aufgeworfene  Iliaterrand  des  Kopfschildes. 

B.  Trimerus.  Das  äussere  Ende  der  Gesichlslinie  Irifl"!  den  Rand  etwas  vor  der 
Ecke  des  Kopfschildes  nach  aussen  zu.  Die  Achsenglieder  sind  breiter  als  die  Seiteulap- 
pen, sehr  wenig  von  letzteren  abgesetzt,  und  am  Hinterrande  nicht  aufgeworfen;  eine 
deutliche  Querfurche,  die  auch  über  die  vordere  Fläche  der  Scitenlappen  sich  fortzieht, 
trennt  den  Artikulationsrand  vom  eigentlichen  Ringe.  —  Schwanzschild  am  Ende  lang  vor- 
gezogen, die  Achse  deutlich  gegliedert,  die  Seiten  mit  Rippen. 

a.    Arten  ohne   Stacheln  und  Höcker.     Trimerus  Green,  Jlomulonolus  König. 

2.  II.  Knighin:   scuto  caudae  acuminato,  annulis  rhachis  S — 9,  costis  lateralibus  6, 
Long.  corp.  3  —  4." 

König,  kones  secl'/l.  I.  4.  pl.  VII.  ^17.85.  —  Bronn,  Leih.  I.  119.  107.  Tab.  IX.  fuj.  14.  — 
MiiRCHis.  üil.  Syst.  II.  631.  pl.  VII.  fuj.  1—2.  —  Milnk  Edw.  Cr.  III.  315.  —  Eomalon. 
Ludensis  Murch.  ibid.  fig.  3—4.  —  Emmr.  dissert.  41.  8.  —  Milne  Edw.  Ca  III.  315.  — 
Bronn,  in  Leonh.  neuem  Jahrb.  1840.  445. 

In  Grauwackenschichten  der  Eifel  bei  Dann  (nach  Exemplaren  der  SACK'schen  Samm- 
lung), und  in  den  oberen  Silurischen  Schichten  Englands.  — 

Von  dieser  Art  habe  ich  bloss  zwei  Schwanzschilder  aus  genannter  Sammlung  vor 
mir ;  sie  sind  relativ  kürzer  und  breiler  als  das  der  folgenden  Art,  die  Achse  ist  flacher 
gewölbt,  und  am  Ende  bestimmter  durch  eine  begrenzende  Furche  zugespitzt.  Man  unter- 
scheidet daran  ausser  dem  nur  theilweis  erhaltenen  Artikulationsrande  7  deutliche  Gürtel, 
und  einen  achten,  ja  sehr  schwach  einen  neunten,  dem  die  kurze  dreieckige  Spitze  folgt. 


10»    — 

Auf  den  Seiten  stellen  sechs  starke  breite  Rippen.    Die  Spitze  des  Schildes  ist  zwar  abge- 
brochen, allein  man  sieht  deutlich,  dass  sie  hervorgezogen  war.  — 

3.  //.  delphinocephalus :  scuto  caudae  acuminato,  in  apice  reflexo;  annulis  rhachis 
11  — 12,  costis  lateralibus  8.  —     Long.  corp.  3 — 6". 

Trivi.  delph.  Green  3Jon.  82.  f.  1.  (Model  no.  32.)  —  Emmr.  d'iss.  41.  7.  —  Bronn,  Le- 
Ihaea  I.  112.  100.  Taf.  IX.  fig.  5.  —  Homulon.  delphinocephalus  Murch.  S'd.  Syst.  II. 
651.  pl.  YII.  bis,  fig.  1.  2.  —   Milne  Edw.  Crust.  III.  314.  1. 

In  einer  gelben,  stark  eisenhaltigen  Grauwacke  aus  der  Eifel  (nach  Exemplaren  der 
SACK'schen  Sammlung).  Ferner  im  üebergangskalk  Nord -Amerikas  (Williamsvllle,  Nia- 
gara, New- York)  und  Englands  (Wenlock,  Dudley).  — 

Die  reichhaltige  Sammlung  des  Herrn  Sack  besitzet  wohl  ein  Dutzend  Schwanzschilder 
in  verschiedener  Grösse  (von  'A — 2"  Länge)  nebst  Bruchstücken  aller  Theile  des  Kopfes, 
und  einigen  Rumpfgliedern,  die  mit  Murchison's  klarer  Figur  in  der  Hauptsache  überein- 
stimmen. Das  Schwanzschild,  welches  mir  die  besten  Artcharaktere  darzubieten  scheint, 
ist  relativ  länglicher,  spitzer  dreiseitig,  am  Ende  sehr  stark  in  eine  Spitze  ausgezogen, 
und  hier  etwas  flach  ausgebreitet.  Die  Achse  ist  zwar  höher  gewölbt,  aber  nach  hinten 
nicht  so  scharf  begrenzt  wie  bei  der  vorigen  Art;  ihre  Ringe  sind  entschieden  kürzer, 
aber  höher  und  emzeln  viel  schärfer.  Ich  zähle  ohne  den  Artikulationsrand  11  deutliche 
und  einen  sehr  undeutlichen  zwölften;  auf  den  Seiten  sind  8  gleich  deutliche  Rippen  vor- 
handen, die  weniger  nach  aussen  und  mehr  nach  hinten  stehen. 

b.    Arten  mit  dicken  svinmetrischen  Stacheln  auf  der  ganzen  Rückenflkche. 

Hoinalonotus  Murch. 

4.    //.  armalus:   tuberculo  capitis  octies  spinoso,  lateribus  scuti  cephalici  bispinosis; 
annulis  Irunci  bispinosis,  rhachi  caudae  mulica.     Long.  corp.  3  —  6".     Taf.  IV.  Fig.  1. 

In  Grauwackenschichten  der  Eifel  bei  Dann.  —  Dieselbe  Sammlung  besitzt  einzelne 
Bnichstücke  dieser  Art,  aus  denen  ich  das  mitgetheilte ,  näher  zu  beschreibende  Bild  zu- 
sammengesetzt habe.  Relativ  breiter  als  die  übrigen  Arten,  das  Kopfschild  hyperbolisch, 
am  Umfange  leicht  aufgeworfen;  der  Kopfbuckel  mit  8  Stacheln  bewehrt,  6  grösseren  in 
2  Reihen,  3  auf  jeder  Seite,  und  2  kleineren  dicht  neben  einander  in  der  Mitte  vor  den 
beiden  hintersten.  Wangenschilder  mit  einem  grossen  hohen  Stachel  seitlich  und  etwas 
hinter  den  Augen,  ausserdem  noch  1  Stachel  jederseits  auf  dem  erhabenen  Theile  des 
Hinterrandes.  Rumpfringe  mit  2  Stacheln,  einem  an  jeder  Seite  dicht  vor  der  Stelle,  wo 
sie  in  die  Seitenlappcn  übergehen.     Schwanzschild  kurz  und  klein,  die  Achse  sechsgliedrig, 


103 

unbcwchrt ;    die  Seiton  jede    mit  drei  Rippen ,   von  denen  die  erste  auf  jeder  Seite  einen 
Stachel  trägt;    das  Ende  des  Scliildes  lang  zugespitzt,  stachelfürmig.  — 

5,  H.  llerschelii:  annulis  trunci  quadrispinosis ,  lobis  lateralibus  unispinosis;  rhaclii 
caudae  in  basi  4-spinosa,  laleribus  muticis. 

MuRCHis.  Sil.  Syst.  II.  652.  pl.  VII.  bis  fig.  2.  —    Milnr  Edw.  Crust.  III.  315. 

In  oberen  Silurischen  Schicliten  der  Cedarberge  in  der  Kapkolonie,  mit  Cal.  Blu- 
menhachii  und   C.   Trislani.  (?)  — 

Nach  Mukchison's  Abbildung  besteht  die  Schwanzachse  bei  dieser  Art  aus  14  Glie- 
dern, die  beiden  ersten  tragen  jederseits  einen  Stachel;  die  Seiten  scheinen  eine  den 
Gliedern  gleiche  Anzahl  von  Rippen,  aber  keine  Stacheln  zu  besitzen.  Von  den  Rumpf- 
ringen sind  sieben  vorhanden;  sie  scheinen  mit  vier,  je  2  und  2  den  Seitenlappen  etwas 
mehr  genäherten  Stacheln  besetzt  zu  sein,  und  ausserdem  mag  noch  einer  auf  den  Seiten- 
lappen selbst  stehen.     Das  Kopfschild  fehlt. 

B. 

Eilfgliedrige  Tr'ilohilen  mit  Zusammenkugehtngsvermögen. 

Die  Gruppe  der  eilfgliedrigen  Trilobiten,  welche  Quenstedt  zuerst  absonderte  und 
Emmrich  weiter  begründete,  bestand  bisher  bloss  aus  der  einen,  von  letzlerem  benannten 
Gattung  P/iftcops,  scheint  indess  ebenfalls  mehrere  Genera  zu  umfassen.  Ich  habe  nehm- 
lich  wohl  erhaltene  Exemplare  der  Cnhjm.  chivifrons  Dalm.*)  vor  mir,  die  deutlich  11 
Glieder  besitzen,  und  nicht  mit  zu  Phacops  gehören,  da  ihnen  weder  die  grossen  Augen, 
noch  die  vorn  vor  dem  Kopfbuckel  verbundene,  hinten  die  Seitenränder  durchbrechende 
Gesichtslinie  zukommen.     Ich  stelle  sie  daher  als  eigne  Gattung  Ci/phctspis  hier  auf. 

13.  Gatt.    Ci/p7i(ispis.  * 

Ccdijmene  Daui.  Sars. 
Kopf  Schild  fast  halbkreisförmig,  etwas  kürzer,  die  Seiten  stark  herabgezogen,  der 
Rand  ringsum  verdickt  (daher  bei  blossen  Abdrücken  verlieft),  der  KopfI)uckel  auffallend 
hoch  gewölbt,  einem  halben  Ei  ähnlich,  ohne  alle  Furchen,  aber  mit  2  Längswülslen 
neben  dem  hinteren  schmäleren  Ende.  Die  Oberfläche  bei  abgeschälten  Individuen  glatt, 
oder  sehr  schwach  einzeln  granulirt,  bei  bedeckten,   deren  Schaale  mit  pelrificirt  wurde, 


*)  Calymene  clavifrons  Dalm,  ist  tou  Sars  riclitig  gedeutet,  und  nicht  mit  Cal.  speciosa  dessel- 
ben Tenyecliselt ,  wie  Boeck  meint;  das  Citat  aus  Sternberg  bei  DaliMAN  entsclieidet  und  wi- 
derspricht der  Definition,  die  üalman  von  Cal.  speciosa  gegeben  hat.  Offenbar  hat  Dal.mak  selbst 
eine  Yerivechselung  der  Kamen  begangen. 


104     — 

dicht  und  grob  granulirt.  Augen  klein,  auf  hohen  Hockern  neben  dem  Kopfbuckel.  Die 
Gesichlslinie  durchschneidet  den  Vorderrand  in  der  Höhe  der  Augen,  wendet  sich  von  da 
geradlinigt  zum  Auge,  zieht  sich  hinler  demselben  nach  aussen  und  durchbohrt  den  Hin- 
lerrand ziemlich  nahe  an  der  Aussenecke;  letztere  in  einen  Stachel  hervorgezogen. 

Rumpf  ringe,  eilf  an  der  Zahl,  glatt,  bei  wohl  erhaltenen  Exemplaren  fein  gra- 
nulirt, die  vordersten  5  mit  fein  zugespitzter  Hinterecke,  die  übrigen  abgerundet;  alle 
nach  hinten  allmälig  schmäler. 

Schwanz  Schild  sehr  klein,  mit  gegliederter  Achse,  undeutlichen  Rippen  und 
stark  abfallendem,  von  den  Rippen  nicht  mehr  erreichtem  Umfange.  — 

Anmerkungen. 

1.  Die  Exemplare,  worauf  diese  Gattung  sich  grüntlel,  sind  selten,  und  noch  viel  seltener  wohl 
erhalten.  In  der  Regel  felilt  der  hohe  Kopfbuckel  ganz,  was  sich  jedoch  leicht  au  der  Brucliflache 
erkennen  lilsst.  Solche  Individuen  ergeben  Cahjm.  belhtlula  Dalm.  ;  ich  habe  2  derscll)en  vor  mir. 
Bei  Exemplaren  mit  dem  Kopfbuckel  ist  gewöhnlich  nur  dieser  allein  vorhanden  und  dann  meistens 
abgeschält.  {Cal.  dav'ifrons  Dalm.   Sars.) 

3.  Dalman's  Zilhlung  von  13  Rumpfringen,  der  Quenstedt  gefolgt  ist,  beruht  darauf,  dass 
Verfasser  die  beiden  ersten  Schwanzglieder  zum  Rumpfe  rechnete,  und  das  dritte  dem  Schwänze  allein 
Hess;  mein  eines  Exemplar  (aus  der  Haitischen  Uuiversitats- Sammlung)  entscheidet  über  die  richtigen 
Zahlenverhilltnisse  sehr  bald. 

3.     Demnach  kann  ich  vor  der  Hand  nur  eine  Art  in  dieser  Gattung  annehmen. 

1.   //.  clavifrons:   Taf.  HI.  Fig.  3.  4. 

a.  Grosse  Kopfschilder  mit  abgeschältem  Buckel. 
Cal.  clavifrons  Dalm.  Palacud.  75.  2.  capitis  luleribus  puncüs  impressis;  glabella  magna 
ovali  convexa  laevi.  —  Hising.  Leih,  suecica  12.  Calym.  ?  speciosa,  welcher  Artuame 
also  in  Cal.  clavifrons  umzuändern  ist.  —  Sars,  Isis  1835.  339.  VII.  Taf.  IX.  Fig.  8.  — 
BoECK,  Gaca  noriv.  I.  ?iO.  14.  Trib.  sphacricus.  —  Emmr.  dissert.  20.  ^.  Phacops  sphaC' 
ricns.  —   Asaph.  dabius  Graf  y.  Münst.  Beilr.  V.  113.  Tab.  X.  Fig.  12.  — 

b.    Individuen  mit  abgebrochenem  Kopfbuckel. 
Calym.  belMula  Dalm.  Palaead.  36.  2.  lab.  I.  fig.  4.  a.  d.  —  HisiNß.  Leih,  siiec.  11.  lab.l. 
fig.  5.  «.  b.  —   MiLNE  Edw.  Crtist.  III.  321.  7.  —    Emmr.  disserl.  38.  1. 
In  einem  grauen  Kalkstein  Ostgothlands  bei  Husbyfjöd,  bei  Ladegaard's  Ocn  in 
Norwegen,   wid   in  einem  ganz   ähnlichen  Kalke  aus   der  Eitel,    nach  Exemplaren   der 
SACK'schen  und  Hallischen  Akademischen  Sammlung. 

Zum  näheren  Verständniss  meiner  Zeichnung  muss  ich  bemerken,  dass  von  5  Exempla- 
ren 2  fast  vollsläiulige  (aus  der  Akad.  Samml.)  keinen  Kopfbuckel  und  keine  Kopfschaale 
hatten;  die  Rumpfrhige  erscheinen  bei  ihnen  glatt,  und  die  Endspitzen  der  vordem  sind 
undeutlich;   dagegen   zeigt  das  Schwanzschild  des    einen  sehr  bestimmt  eine  feine  Granu- 


105    

lation.     Die  3  Exemplare  der  SACK'schen  Sammlung  bestehen  bloss  in  2  vollständigen  Kopf- 
schildern  ohne  Schaale  und  Granulation,    von  welchen  das  eine  noch  Reste  der  Schaale 
und  namentlich  den  wohlerhaltenen  Endstachcl  besitzt;   das  dritte  ist  ein  blosses  Miltelstück 

mit  dem  Kopflnickel,  der  hier  seine  Schaale  mit  den  grossen  Höckern  noch  trägt. Aus 

allen  5  componirte  ich  meine  Zeichnung. 

14.  Gatt.    Phacops  Emmr. 

Cfdymcne  autor. 
Pleuracanilms  und  Pellura   MiLNE  Edwards. 

Kopf  Schild  halbkreisförmig  oder  etwas  parabolisch,  mitunter,  wenn  die  Hinferecken 
stark  hervorragen,  mondförmig;  am  Ausscnrande  scharfkantig  oder  etwas  auso-ebreitet 
am  Hinterrande  verdickt;  der  Kopfbuckel  hochgewölbt,  theils  einfach,  theils  durch  Seiten- 
einschnitle  in  mehre  Lappen  getheilt,  vorn  stets  breiter  als  hinten,  und  dort  breiter  oder 
ebenso  breit  wie  der  Abstand  beider  Augen.  Gesichtslinie  läuft  in  einem  Bogen  dem  Vor- 
derrande concentrisch  um  den  Kopfbuckel  herum,  wendet  sich  zum  Auge,  bildet  die  Deckel- 
platte, und  geht  S förmig  geschwungen  vom  hinteren  Augenwinkel  zum  Seitenrande,  den 
sie  eine  beträchtliche  Strecke  vor  der  Hinterecke  theilt.  Augen  auffallend  gross  hoch 
gewölbt,  bilden  ein  Stück  einer  Kegelzone,  und  haben  grosse  halbkugelige  Linsen  in  be- 
trächtlicher aber  verschiedener  Zahl.  Hinterecken  des  Kopfschildes  bald  stumpf,  bald  lan» 
ausgezogen.  — 

Rumpf  ringe  stets  eilf,  die  Achse  etwas  schmäler  als  die  Seitenlappen,  beide  für 
sich  gewölbt;  die  Endecken  der  letzteren  bald  abgerundet,  bald  stachelartig  zugespitzt; 
die  Glieder  der  Achse  nach  hinten  sichtbar  verschmälert. 

Schwanzschild  theils  stumpf,  theils  spitz,  parabolisch,  die  Achse  deutlich  geglie- 
dert, die  Seiten  stark  gerippt. 

Die  Oberfläche  bei  allen  wohl  erhaltenen  Lidividuen  granulirt,  bei  den  ihrer  na- 
türlichen Schaale  beraubten  aber  glatt;  auch  die  Rumpfringe  häufig  durch  Reibung  schon 
geglättet,  wenn  noch  die  Schaale  vorhanden  ist.  — 

A.    Arten  mit  einfachem  ungetheilten  trapezoidalem  Kopfbuckel ,  der  hinten  einen  kurzen  Stiel 
und  daneben  2  Knötchen  hat.   Kopfecken  stuuipf^,  das  Schwanzschild  am  Ende  abgerundet. 

1.  Ph.  lallfrons:  lateribus  tuberculi  capitis  rectis;  rhachi  caudae  7  —  9-annulata, 
costis  lateralibus  5  —  7.     Long.  1  —  3".     Taf.  H.  Fig.  4  —  6. 

Calymenc  macrophUuUma  Brocn.  Criist.  foss.  pl.  I.  fig.  5.  A  —  C.  —  Schloth.  Pelref. 
Nachlr.  II.  15.  34.  —  Knorr  et  Walch.  Nahtrgesch.  d.  Verst.  Siippl.  Taf.  1.  Fig.  4. 
5.  —  Zeno,  neue  phys.  Bei.  Tu  f.  I.  fig.  2.  —  Höninghaus,  in  Nögger.  Rheml.  ii.  Westph. 

14 


106    

291.  m.  Abb.  —   Derselbe  in  der  Isis.  1824.  S.  464.  534  n.  986.  Taf.  5.  Fig.  1—4.  und 

1830.  95.  Taf.  I.  fig.  2.  a—c.  —    Gr.  Sterne.  Verh.  d.  vaterl.  Mus.  1825.  75.  1.  Taf.  I. 

fig.  \.  A  —  D.  —   Dalm.  Palaead.  63.  8.  —  Bronn,  Lf//t.  I.  111.  2.  /«&.  IX.  fig.  4.  a.  6. 

—  Green,  3Ion.  of  Tril.  39.  —   Murchis.  Sil.  Sijsl.ll.  655.  ?>/.  14.  f2.  —   Buckl.  3im. 

et  Geol.  pl.  46.  /(jf.  4.  —    Emmr.  dissert.  19.  1.  — 
Ca/,  lalifrons  und  Schlolhcimii   Bronn  in  Leo«/t.  Zeilschr.  f.  d.  Miner.  1825.  317.   Taf.  2. 

^(,.  i_8.  _   Dalm.  Palaead.  64.  10.  11.  — 
Crt/.  hufo,  Green,  i>/on.  o/"  Tri/oft.  41.  —  Milne  Edw.  Crust.  III.  327.  19.— 
Cal.  luberculata  Murch.  S.  S.  II.  656.  pl.  14.  f  4.  —  Milne  Edw.  Cnisl.  III.  325.  14.  — 
Cal.  gramilula    Graf  v.  Münster  Beilr.  III.  36.  3.   Taf.  V.  F/jf.  3.  a  —  d.   und  Ca/,  /aer« 

iiid.  4.  F;</.  4.  — 
Ca/.  Slokesü  Milne  Edw.  Cras/.  III.  324.  13.  — 
Trimcleits  (?)  laevis  Gr.  v.  Münst.  ßfi/r.  V.  116.  1.  Taf  X.  Fig.  6.  ? 

Im  Uebergangskalk  der  Eifel,  des  Harzes,  des  Ficlitelgebirges ,  Böhmens,  Englands 
und  Nord -Amerikas. 

Dieser  häufige  Trilohit  ist  ebenso  selten  gut  und  vollständig  erhalten,  daher  die  vie- 
len Benennungen,  die  er  führt.  Vollständige  Exemplare  mit  ihrer  Schaale  haben  überall 
eine  starke  Granulation,  so  wie  ich  sie  abbildete.  Am  kräftigsten  ist  sie  auf  dem  Kopf- 
buckel und  den  Augendecken;  minder  stark  auf  den  Rumpfringen,  schwächer  überall  auf 
den  Seiten,  wo  sie  gewöhnlich  ganz  fehlt.  Ebenso  vermisst  man  sie,  wenn  die  petrifi- 
cirte  Schaale  verlohren  gegangen  ist.  Solche  Individuen  bildeten  Buogniart,  Bronn  und 
MuRcnisON  als  die  Normalform  ab.  Die  Achse  des  Schwanzes  hat  an  abgeschälten  Exempla- 
ren nur  sieben  Gürtel  und  fünf  Rippen;  an  der  Schaale  sieht  man  zwei  Gürtel  und  Rip- 
pen mehr,  doch  sind  die  beiden  letzten  sehr  schwach,  mitunter  kaum  zu  kennen.  Das 
Auge  hat  nach  genauer  Zählung  99  — 104  Linsen,  indem  häufig  einige  in  der  Mitte  am 
oberen  Rande  fehlen,  die  bei  anderen  Individuen  vorhanden  sind;  vorn  stehen  5,  hinten 
2  Linsen  in  der  ersten  Reihe,  dann  wachsen  die  Reihen  jederseits  um  1  bis  auf  7  Linsen 
in  der  senkrechten  Reihe,  worauf  Reihen  von  6  und  7  einige  Male  mit  einander  abwech- 
sehi;   gewöhnlich  sind  16 — IS  solcher  Reihen  an  jedem  Auge  vorhanden. 

Anmerkungen. 
1.  Brogniart  beschrieb  als  Cal.  macrophlhalma  eine  ganz  andere  Art  mit  gelapptem  Kopfbnckel, 
bildete  aber  niclil  nur  diese,  sondern  auch  die  Cal.  macrophlhalma  der  späteren  Schriftsteller  als 
verschiedene  Individuen  seiner  C.  macrophlhalma  neben  einander  ab.  Da  letztere  viel  häufiger  ist, 
als  erstere,  so  wurde  sie  fast  allgemein  für  die  BROcNiART'sche  Art  genommen,  wovon  sie  jedoch 
sehr  verschieden  ist.  Höninghaus  und  die  Bonner  Naturforscher  scheinen  diesen  von  Brogniart  selbst 
veranlassten  Irrthum  zunächst  begangen  zu  hal)en,  und  ihnen  folgte  Graf  Sternbbrg.  Bronn,  an- 
fangs richtig  seine  Cal.  Schlolhcimii  und  lalifrons  für  verschieden  haltend,  kehrte  später  znm  Irr- 
thum seiner  Vorgänger  zurück.     Murchison  und  Emmrich  erkannten  die  Verschiedenheit  von  Fig.  5 


107    

nnd  Fig.  4.  der  BROGNiART'scIien  Al)l)ildungen,  Hessen  aber  der  nicht  beschriehenen  Fig.  3.  den  von 
Bkogkiart  vergebenen  Namen.  Erst  Milne  Edwards  sprach  den  BHOcNiARi'schen  Irrthum 
ans  (Cnist.  III.  323.  nol.  2.),  und  gab  der  C.  mucrophlhalma  ihren  alten  Namen  wieder,  allein 
die  Erfindung  eines  neuen  Namen  für  die  zweite  Art  war  überflüssig,  da  sie  schon  durch  Bronn  zwei 
erhalten  hatte.  Ich  ziehe  daher  die  eine,  schickliche  Benennung  dieses  sorgfältigen  Forschers  schon 
deshalb  allen  anderen  vor,  weil  sie  auch  die  älteste  ist.  — 

2.  Im  ersten  nnd  zweiten  Kapitel  habe  ich  übrigens  unter  Phacops  macropMhulmus  immer  die 
hier  als  Ph.  lalifvons  beschriebene  Art  aufgeführt,  indem  ich  mich  dem  herrschenden  Gebrauch  an- 
schloss  und  die  Art  so  nannte,  wie  sie  bisher  gewöhnlich  genannt  wurde;  was  indess  nach  meinen 
jetzigen  Auseinandersetzungen  ferner  nicht  mehr  geschehen  sollte.  — 

2.  Ph.  ■protuberans:  laleribus  tuLerculi  capitis  suhangulatis  sive  arcuaüs;  ociüis  mi- 
nutis,   externis.    Long.  2".     Taf.  III.  Fig.  6. 

EaiMR.  d'isseri.  19.  2.  —   Sternb.  Verh.  d.  valerl.  Mus.  1825.  77.  Tuf.  I.  Fig.  2.  a—c.  — 
Cal.  prolub.  Dalm.  Pulacad,  63.  9. 

In  einem  grauen  Kalkstein  vom  Branikberge  bei  Prag,  nach  Nr.  2.  18.  des  Berliner 
Museums ,  —  nach  Graf  Sternberg  aus  Westphalen.  — 

Diese  Art  steht  der  vorigen  nahe,  unterscheidet  sich  aber  leicht  von  ihr.  Der  übri- 
gens ähnliche  Kopfbuckel  ist  vorn  nicht  ganz  so  breit  wie  bei  Ph.  laUfrons,  und  seine 
Seiten  sind  etwas  winkelig,  oder  doch  gebogen,  während  sie  bei  jenem  durchaus  gerade 
verlaufen;  die  kleinen  Augen  stehen  neben  dem  vorderen  Schenkel  des  Winkels  ganz  in 
der  Nähe  des  Kopfrandes,  und  haben  nur  wenige  (2  —  3  Reihen)  Linsen;  der  Umfang 
des  Kopfschildes  ist  breiter  aufgeworfen  und  nicht  ganz  so  scharfraudig,  der  hintere  Rand 
scheint  weniger  zurückgezogen  zu  sein.  Rumpf  und  Schwanzschild  kennt  man  noch  nicht; 
das  Individuum,  welches  ich  sah,  war  abgeschält,   und  daher  ganz  glatt.  — 

B.    Arten  mit  gelapptem  Kopfbuckel ;  ihnen  fehlen  die  isolirten  Knötchen  in  den  Hinterecken 
neben  dem  Stiel  des  Kopfbuckels,  statt  ihrer  erscheint  ein  Querwulst. 
a.    Der  Kopfbuckel  hat  nur  zwei  Seitenlappen  zwischen  dem  grossen  trapezoidalen  Vorderlappen 
nnd  dem  hinteren  Artikulationsraude. 
o.    Die  Hinterecken  des  Kopfschildes  sind  abgerundet  oder  stumpf. 

3.  Ph.  anchiops:  tuberculo  capitis  elevato,  lobis  lateralibus  obsoletis  (s.  mutilatis); 
oculis  maximis;  rhachi  caudae  12-aimulata,   costis  decem.  —     Long.  2  —  4". 

Culym.  auch.   Green,  Mon.  of  Tril.  33.  Mod.  7.  —  Emmr.  dissert.  22.  8.  —  Milke  Edw. 

Cnist.  III.  325.  15.  — 
Var.  minor.  Asuph.  Welhcrilli  Green,  Mon.  hl.  Mod,  20. 

In  einem  schwarzen  Kallistein  Nord-Amerikas  von  Ulster  und  Murron  (New-York.)  — 
Der  Gypsabguss,  den  ich  im  Berl.  Mus.  untersuchte,  eriimert  an  die  vorigen  Arten,  und 

14" 


108    

unlerscheidet  die  vorliegende  besonders  durch  einen  längeren,  nach  hinten  zusammenge- 
schnürten vasenförmigen  Kopfbuckel,  an  dem  ich  jedoch  keine  deutlichen  Seitcnlappen ,  in 
scharfen  Umrissen,  wie  sonst,  wahrnehme;  vielmehr  ragt  neben  dem  Augenhöcker  nur 
ein  unvollständiger  Lappen  am  Kopfhöcker  isolirt  hervor,  und  statt  des  Stieles  sehe  ich 
vor  dem  Gelenkrande  einen  kurzen,  wenig  abgesetzten  Querwulst.  OiTenbar  war  aber  das 
Urbild  des  Models  hier  beschädigt,  —  Der  Rumpf  hatte  deutlich  11  Glieder,  die  12  des 
Schwanzschildes  und  die  10  Seitenrippen  waren  nach  hinten  etwas  undeutlich.  Green  zählt 
daher  im  Ganzen  nur  20  Ringe,   was  9  für  den  Schwanz  geben  würde.  — 

Anmerkung. 
Asaph.  Wclher'iUi ,  woyou  ich  einen  Gypsabguss  zu  Berlin  untersuchte,  schien  mir  ein  kleineres 
ludividiuim  derselben  Art  zu  sein,  welche  Green   als  Cal.  anchiops  beschrieben  hat.     Der  Kopf  ist 
leider  so  undeullich,  dass  eine  genaue  Entscheidung  meiner  Annahme  unmöglich  wird;   die  eilf  Rumpf- 
glieder konnte  ich  mit  Sicherheit  erkennen. 

4.   Ph.  rolundifrons:    tuberculo  capitis  antico  ovalo,  lobis  secundis  triangulainbus, 
terliis  minutis  spiraeforniibus ;   oculis  maximis;  rhachi  caudali  7  —  8-annulata,  costis  late- 
ralibus  sex.  —     Long.  2".     Taf.  IV.  Fig.  2. 
Emmr.  disscrl.  23.  10.  c.  fig. 
Nach   einem  Gypsabguss   des  Berliner  Museum;    das  Original   war  am  Kalauer  Berg 
in  der  Dietzhatze  auf  dem  Westerwald  unfern  Dillen  bürg  gefunden. 

Der  vorigen  Art  im  ganzen  Habitus  höchst  ähnlich ,  aber  der  vorderste  grosse  Kopf- 
buckel etwas  länglicher,  kurz  eiförmig;  der  zweite  ein  starker  dreiseitiger  Lappen,  der 
drille  ein  schmaler,  nach  vorn  gestielter  Querwulst,  der  vom  Gelenkrande  an  Breite  über- 
troITen  wird.  Die  Augen  ganz  enorm  gross ,  nehmen  die  ganzen  Seiten  des  Kopfschil- 
des vom  Vorderrande  ])is  zum  hinteren  ein.  Eilf  Rumpfringe.  Schwanzschild  länglich 
dreiseitig,  ziemlich  sclunal,  die  Achse  mit  sieben  deutlichen  Ringen  und  einem  dreieckigen 
Endgliede ,  die  Seiten  mit  sechs  kurzen  Rippen ,  das  Ende  spitzwinkelig.  — 

5.    Ph.  -proaevus:   tu])crculo  capitis  antico  rhomheo,  secundo  et  tertio  sensim  mino- 
ribus,  hoc  a  spira  articulatoria  longius  dislanle;    i'hachi    caudali  8-aunulala,    costis  late- 
ralibus  Septem.  —     Long.  2 ".     Taf.  IV.  Fig.  3. 
Emmr.  disscrl.  25.  14. 

Aus  Böhmischer  Grauwacke  von  Ginec.  —  Relativ  kürzer  als  die  vorige  Art  und 
breiter;  der  vordere  Kopfbuckel  eine  hoch  gewölbte,  granulirte  querrautenförmige  Platte, 
an  welche  der  zweite  keilförmige  Kopfbuckel  ebenso  dicht  sich  andrängt,  wie  an  ihn  der 
dritte ,  schmälere ,  seitwärts  nach  aussen  verjüngte.  Dann  folgt  hinter  einem  etwas  grösse- 
ren Abstände  der  Arlikulalionsrand.  Die  Augen  sind  verhältnissmässig  nicht  gross  und 
entsprechen    ganz    dem  zweiten  Kopfkippen,     über   den  sie  nach  vorn  gar  nicht,    nach 


109    

hinten  ein  wenig  herausragen.  Den  Rumpf  kenne  ich  nicht ,  das  Schwanzschild  ist  di'ei- 
scitig  herzförmig,  gewölbt,  am  Endo  zugespitzt,  und  hat  8  successiv  schmälere  Ringe 
nebst  einem  eiförmigen  Endgliede;  auf  den  Seiten  sind  sieben  breite,  der  Länge  nach 
etwas  vertiefte  Rippen  sichtbar.  —  Der  kleinere  vordere  Artikulalionsrand  ist  in  dieser 
Zählung  ausgelassen ;  er  würde,  mitgezählt,  die  Zahl  der  Ringe  mit  dem  Endgliede  auf  10 
steigern.  — 

A  n  m  e  r  k  u  u  g  e  11. 

1.  Cal.  Doioningil  Murchis.  SU.  Sijsl.  II.  655.  pl.  14.  f.  3.  —  Buckland^  Geol.  and 
Min.  pl.  46.  f.  5.  —  MiLNE  Edw.  Cnisl.  III.  324.  12.  —  scheint  allerdings,  wie  Herr  Emjirich 
schon  vermuthet,  dieselbe  Art  zu  sein,  allein  die  mangelhafte  Zählung  der  Sclnvanzglieder  lasst  keine 
sichere  Entscheidung  zu;  auch  ist  das  Schwanzschild  am  Ende  ahgeruudet  dargestellt,  bei  Ph.  pro- 
aevus  aber  spitz. 

2.  Cid.  sclerops  Pander,  Beilr.  138.  Taf.i.  B.  fig.9.  Tuf.5.  fig.4.  Tu  f.  6.  fig.  10.  scheint 
auch  hierher  zu  gehören,  wenigstens  passen  die  Abbildungeu  des  Kopfliuckels  yiel  besser  zu  vorliegen- 
der Art,  als  zu  Dalman's  Cal.  sclerops.  Selbst  die  Angabe,  dass  der  Kopfbuckel  nach  \'orn  spitz 
zidaufe,  ist  Daljian's  Beschreibung  völlig  zuwider. 

3.  Cahjm.  dac'ifrons  Hising.  Leih.  succ.  svppl.  lab.  37.  fig.  1.  scheint  auch  in  diese  Gruppe 
(B.  a.  «.)  zu  gehören;  ich  wage  sie  indess  nicht  zu  deuten.  — 

ß.     Die  Hinterecken  des  Kopfschildes  sind  zugespitzt.  — 

6.  Ph-  conopJdhahnns :  protuberanlia  frontali  antice  latissima,  poslicum  versus  valde 
coarctata;  oculis  mluutis;  rhachi  caudae  lO-annulata,  costis  lateralibus  9.  —  Long.  2V2". 
Taf.  lY.  Fig.  5.  6. 

Em.mr.  disscrt.  21.  7.  —    Boeck,  Gaea  norw.  I.  4. 

In  einem  gelblich- grauen  Kalkstein  von  Reval  und  Ladegaards  Oen  hei  Christiania, 
auch  als  Geschiebe  von  Gussow  in  Mecklenburg;  nach  Exemplaren  des  Berl.  Museums. — 
Diese  eigenthümliche  Art  gleicht  der  vorigen  in  der  Bildung  des  Kopfbuckels,  mitcrschei- 
det  sich  aber  leicht  an  den  zugespitzten  Ecken  des  Kopfschildes.  Der  vorderste  grosse 
Lappen  des  Buckels  hat  ein  quer  rautenförmiges  Ansehn  mit  ahgermideten  Ecken;  der 
zweite  ist  stumpf  dreiseitig,  nach  hinten  verschmälert;  der  dritte  ist  der  kleinste  und  et- 
was schmäler  als  der  auf  ihn  folgende  Artikulalionsrand.  Die  ziemlich  kleinen  Augen  ent- 
sprechen bloss  dem  zweiten  Kopfhippen.  Die  Gesichtslinie  ist  sehr  deutlich.  Das  an  den 
Seiten  sehr  breite,  vom  abgenmdete  Kopfschild  ist  hinterwärts  in  eine  scharfe  Spitze  vor- 
gezogen, die  etwa  so  lang  ist  wie  die  4  ersten  Rumpfringe;  das  Schwanzschild  hat  eine 
lOgliedrige,  hinten  stumpfe,  abgerundete  Achse,  und  9  diagonal  gefurchte  Seitenrippen; 
es  ist  viel  kleiner  als  das  Kopfschild,  und  am  Ende  nicht  spitz,  sondern  bemerkbar  ausge- 
buchtet. Mit  dieser  Biegung  legt  es  sich  im  eingerollten  Zustande  genau  an  den  untern 
Kopfrand  an.    (Fig.  6.) 


—    tio  

Anmerkungen. 

1,  Zu  dieser  Art  ziehe  ich  auch  ganz  entschieden  das  von  Schlothkim  in  Lkonhard's  Taschen- 
buch 1810.  Taf.  I.  Fig.  VI.  abgeliildete  Kopfschild  aus  dem  Uel)ergangskalk  von  Reval.  Es  ist  daher 
allerdings  möglich,  dass  Pander's  Cuhjmcne  sclerops,  welche  ich  zu  Pli.  proueviis  (Nr.  5.)  ge- 
rechnet habe,  zu  dieser  Art  gehöre,  dauu  aber  müsste  man  annehmen,  dass  Abbildungen  und  Beschrei- 
l)ungen  im  gleichen  Grade  \erfehlt  seien,  denn  weder  die  eine  noch  die  andere  giebt  die  Beschaffen- 
heit des  Kopfschildes  genau  so  an,   wie  es  bei  vorliegender  Art  gefunden  wird.  — 

2.  Qiliimene  inicrops  Grkkn,  31o7i.  pag.  34.  —  Milne  Edw.  Cri(st.  III.  326.  17.  steht  der 
eben  beschriebenen  Art  sehr  nahe  und  ist  vielleicht  dieselbe.  — 

b.  Der  Kopfbuckel  hat  drei  oder  gar  vier*)  Seitenlappen  zwischen  dem  grösseren  vorder- 
sten Eudlappen  und  dem  hinteren  Articulationsrande;  der  zweite  und  dritte  dieser  Lappen 
pflegen  kleiner  zu  sein  und  dem  Artikiilalionsrande  au  ähneln. 

a.    Die  Hintereken  des  Kopfschildes  sind  abgerundet,  und  ragen  nicht  hervor, 
aa.     Kopfl)uckel  mit  3  mittleren  Seitenlappen. 

7.  Ph.  viacrophthahmis :   Lobo  antico  capitis  acutangulo,    lobis  sccpienlibus  aequa- 
lil;us ;  rhachi  caudae  10  — 12  articulata ,   scuto  in  apice  acumiiialo.     Long.  1  —  1  'A  ". 

Cuhjmcne  niacr.  Brogn.  Criist.  foss.  14.  pl.  1.  fig.  4.  A.  B.  —  Milne  Edw.  €rusl.  III.  323. 
11.  —  Pander,  Beilr.  ns.  Taf.  4.  B.  flg.  8.  Taf.  5.  fig.  5.  Taf.  6.  fig.  9. 
Im  älteren  Uebergangskalk  von  Ilunaudiöre  in  der  Bretagne  und  den  Petersburger 
Hügeln.  —  Diese  Art  sieht  der  vorigen  im  ganzen  Habitus  nahe,  sie  ist  aber  schlan- 
ker, der  Kopfbuckcl  vierlappig,  und  die  Augen  sind  viel  grösser,  fast  so  gross  wie  bei 
Ph.  roiimdifvons.  Der  vorderste  Kopfbuckel  ist  quer  rhombisch,  vorn  ziemlich  scharf- 
eckig ;  die  drei  folgenden  Lappen  zwischen  ihm  und  dem  Articulationsrande  werden  suc- 
cessiv  ein  wenig  kleiner  und  der  hinterste  ist  von  ihnen  am  stärksten  gewölbt.  Die  holien 
Augen  reichen  vom  Vorderrande  des  Kopfschildes  bis  zum  Hinlerrande.  Das  Schwanz- 
schild hat  nach  Pain'der  10 — 12  Glieder  in  der  Achse,  schwache  Seitenrippen  und  eine 
kurze,  aber  scharfe  Endspilze.  — 

8.  Ph.  odonfocephaJus:  prolubcrantia  fronlali  anlica  ovala,  lobo  secundo  constriclo; 
linibo  ante  protuberantiam  oclies  dentato.  —     Taf.  IV.  Fig.  4. 

Culym.  odontocephula  Green,  SUl.  am.  Journ.  of  scienc.  and  aiis.    Vol.  25.  pag,  334.  — 
Harlan,  med.  and  phys.  res.  301.  — 

In  einem  grauen  Sandstein  aus  Ulster  in  New-York.  —  Von  dieser  Art  sah  ich  ein 
Kopfschild  im  Gypsabguss  zu  Berlin.  Der  Kopfbuckel  ist  in  seinem  vordersten  Theile  kurz 
eiförmig,   massig  gewölbt;   der  zweite  Lappen   ist  nierenförraig  überall   abgeschnürt  und 


*)  Da  Cali/mene  sclerops  die  einzige  Art  mit  vier  Kopflappen  zwischen  dem  Endbuckel  und  Artiku- 
lationsrande ist,   so  stehe  ich  nicht  an,  sie  mit  dieser  Gruppe  zu  verbinden. 


—  111  — 

hängt  bloss  durch  einen  kurzen  Stiel  mit  der  mittleren  Achse  zusammen;  der  dritte  ist 
eine  schmale  Querwulsf,  hinter  welcher  eine  etwas  breitere  vierte,  die  dem  Artikulations- 
rande völlig  ähnelt,  folgt.  Die  grossen  Augen  entsprechen  dem  nicrenformigen  Buckel, 
erreichen  weder  den  vorderen,  noch  den  hinteren  Rand,  und  stehen  weit  vom  Aussen- 
rande  ab.  Letzteren  umgiebt  ein  breiter  flacher  Saum,  in  dem  vorn  vor  dem  Kopfbuckel 
acht  gleiche  stumpfe,  von  einer  vertieften  Furche  (der  Gesichtslinie?)  umschriebene  Zähne 
sichtbar  sind.  Die  Ilinterecken  waren  undeutlich,  schienen  aber  stumpf  zu  sein;  Rumpf- 
und Schwanzschild  fehlen. 

bb.    Kopfbuckel  mit  vier  mittleren  Seltenlappen. 

9.  Ph.sclerops:  protuberanliae  frontalis  lobo  antico  maximo  reniformi,  lobo  quarlo 
niinulo,  reliquis  abrupte  angusliori;  rhachi  caudae  8-annulata,  costis  lateralibus  sex.  — 
Long.  IV2  — 2". 

Calym.  sclerops  Dalm.  Palaead.  39.  5.  —   Milne  Edw.  Qnist.  III.  322.  9,  — 
Phac.  sclerops  Ejimr.  disscrt.  22.  8.  — 

In  Schwedischen  Kalksteinen  bei  Husbyfjöd  in  Ostgotbland  (grauer  Kalk),  bei  Skar- 
pasen  (rother  Kalk),  bei  Furudal  in  Dalekarlien  (rother  Kalk).  —  Diese  ausgezeichnete 
Art  ist  an  der  eigenthümlichen  Form  ihres  Kopfbuckels  leicht  kenntlich.  Er  besteht  nehm- 
lich  aus  fünf  Lappen,  nicht  wie  gewöhnlich  aus  vier,  von  welchen  der  vorderste  grösste 
eine  auffallende  Breite  besitzt  und  über  die  Augen  seitlich  hervortritt;  der  zweite  mid 
dritte  sind  schmäler  und  successiv  kleiner,  ihnen  entspricht  das  Auge;  der  vierte  ist  ein 
sehr  lUeiner  schmaler  eingezogener  Lappen,  und  der  fünfte  hat  mit  dem  auf  ihn  fol- 
genden Artikulalionsrande  ziemlich  gleiche  Grösse.  —  Die  Augen  sind  gross  und  hoch, 
die  Gesichtslinie  ist  deutlich ,  und  wurde  an  dieser  Art  zuerst  von  Dalman  als  in  den  Sei- 
tenrand ausmündend  beschrieben;  die  hinleren  Kopfecken  sind  stumpf.  Die  Schwanzachse 
besteht  aus  vier  deutlichen  und  vier  mehr  verwachsenen  Ringen,  und  hat  5  —  6  Seitenrip- 
pen; ihr  Ende  ist  stumpf,   gleichwie  das  Schild. 

ß.  Die Hiuterecken  des  Kopfscbildes  ragen  als  ausgezogene  Spitzen  hervor;  Kopfbnckel  vierlappig. 

aa.    Das  Schwanzscliild  ist  am  Ende  zugespitzt,  hat  aber  keine  Seltenstacheln.  — 

10.    P/t.  Ilfitismanni:    oculis  maximis,   usque  ad  limbum  scuti  cephalici  extensis; 
rhachi  caudae  19  —  20-anmdata,  costis  lateralibus  15.  —     Long.  3 — 5". 

Asaph.  Hmism.  Brogn.  Cr.  foss.  21.  3.  pl.  2.  fig.  3.  A.  B.  —    Schloth.  NacJitr.  II.  20.  35. 

tab.  22.  f.  7.  —   Sterne.  Verhandl.  1825.  77.  tah.  2,  fig.  3.  A—C.~    Dalm.  Palaead. 

66.  4.  — 
Phac.  Haiism.  Emmk.  dissert.  24.  13. 


118    

Im  grauen  Uel)ergangskalkslein  Böhmens,  auf  dem  linken  Ufer  der  Beraun  bei  Karlslein 
und  an  den  Ufern  der  Moldau  bei  Kosorz  und  Branik.  —  Die  grüssle  Art  der  Gattung 
und  durch  die  sehr  grossen  Augen,  deren  Linsen  jedoch  aulfallend  klein  sind,  besonders 
ausgezeichnet.  Der  Kopfhuckel  ist  kürzer  und  breiter  als  bei  den  übrigen  Arten  dieser 
Gruppe,  die  drei  mittleren  Lappen  sind  ziemlich  gleich  gross,  und  das  Auge  reicht  so- 
wohl über  den  zweiten,  als  auch  über  den  vierten  hinaus,  fast  bis  an  den  breiten  flachen 
Randsaum.  Die  Ilinterecke  Ist  massig  zugespitzt,  etwa  so  lang  wie  4  —  5  Gürtel.  Das 
grosse  dreiseitige  Schwanzschild  hat  eine  19 — 22gliedrige  Achse,  und  14  — 15  Seiten- 
rippen, ist  übrigens  massig  gewölbt,  und  am  Umfange  in  einen  flachen  Saum  ausgebreitet, 
der  am  Ende  einen  spitzen,  aber  nicht  vorgezogenen,  gekielten  Winkel  bildet.  Die  Ober- 
fläche ist  überall,  wo  sich  die  Schaale  erhalten  hat,  fein  granulirt,  wenn  letztere  fehlt, 
glatt;  dann  erscheinen  auch  die  Seitenrippen  auf  der  Höhe  kaum  gefurcht,  sondern  bloss 
abgeplattet,  mit  der  Schaale  haben  sie  einen  doppelten,  ungleich  hohen,  granulirten  Kamm. 

Anmerkungen. 

1.  Brogniart,  tter  diese  Art  bloss  in  Bruchstücken  kannte,  bildete  das  Sclmanzschild  hinten  ab- 
gerundet ab,  was  wohl  dem  sclilechteu  Zustande  seines  Originals  zugeschrieben  werden  darf.  Ich 
halte  daher  nicht,  wie  Muke  Edward's  (/.  /.  312.),  dieses  Schwauzschild  von  den  bei  Sternbjbkg 
und  ScHLOTUEi.y  abgebildeten,  verschieden.  — 

2.  In  Graf  Sterneerg's  Figur  fehlen  die  Ecken  des  Kopfschildes,  bei  vollständigen  Exemplaren, 
die  ich  in  Berlin  sah,  waren  sie  vorhanden.  Wohlerhaltene  Köpfe  gehören  übrigens  zu  den  Selten- 
heiten. — 

3.  AsapJi.  auricnlalus  Dalm.  (Palacnd.  6.  6.  3.),  der  auf  Graf  Sternberg's  unbenanntem 
Individuum  (cbend.  S.  80.  Taf.  II.  Fig.  2.)  beruht,  ist  ganz  gewiss  ein  kleineres  jüngeres  Exemplar 
des  Pli.  Haiismanni,  und  daher  einzuziehen.  — 

11.  Ph.  caudafns:  oculis  niinoribus,  nee  anticum  nee  posticum  limbum  scuti  cepha- 
lici  attingentil)us ;  rhachi  caudae  14-annulata,  costis  lateralibus  octo,  limbo  in  apice  acu- 
minato.  —    Long.  2  —  3". 

Trilob.  caxidül.  Brünn.  Kjob.  Sellsk  Skr'iß.  N.  S.  I.  392.  3.  —    Parkins.  org.  rem.  pl.  l?. 

f.  7.  —   ScHLOTH.  Nachtr.  II.  35.  11.  (oder  21.  4.)  — 
Asuph.  cmid.  Brogn.  Criisl.  foss.  22.  4.  pl.  2.  p.g.  4.  a  —  c.  pl.  3.  fig.  9.  —   Dalm.  Pulaead. 
42.  2.  uud  65.  2.  tuh.  2.  fig.  4.  —   Green,  Mon.  of  Tril.  50.  —   Bucki.  Geol.  and  Min. 
pl.  45.  fig.  9—11.  n.  pl.  46.  f.  11-12.  —   Murchis.  üil.  Syst.  II.  654.  pl.  7.  fig.  8.  a. 
Asaph.  tubcrculato  - coslatus  Mukchis.  SU.  Syst.  II.  654.  pl.  7.  fig.  8.  b.  —    Milke  Edw. 
Crusl.  III.  308.  2.    (Individuen  mit  wohl  erhaltener  Granulation). 

In  einem  grauen  Kalkstein  Englands  (Dudley,  Ludlow),  Schwedens  (Gothland)  und 
Nord -Amerikas  (Lockport).  —  Diese  Art  steht  der  folgenden  nahe,  unterscheidet  sich 
jedoch  sicher;   der  vorderste  Kopfbuckel  ist  sehr  gross  und  seitlich  vorgezogen,  wodurch 


113     — 

die  Augen  hier  zurücktreten ;  letztere  sind  klein,  gehen  über  den  vorderen  Rand  des  zweiten 
Kopfi.ippens  nicht  hinaus  und  erreichen  hinterwärts  den  dritten  nur  so  eben;  die  Ilinter- 
ecken  des  Kopfschildes  reichen  bis  zur  Mitte  der  Ruinpfringe,  letztere  spitzen  sich  nach 
hinten  mehr  und  mehr  zu.  Das  Schwanzschild  hat  eine  hinten  deutlich  abgerundete,  etwa 
14gliedrige  Achse,  die  nicht  in  den  Endstachcl  übergeht,  auf  den  Seilen  sind  acht  durch 
eine  Diagonalfurche  gethcilte  Rippen  vorhanden;  der  breite  flache  Saum  ist  hinten  in 
eine  massig  lange  Spitze  hervorgezogen,  die  der  halben  Achse  an  Länge  gleich  zu 
kommen  pflegt.  — 

13.  Ph.  mucronalus :  oculis  niajoribus,  lobum  capitis  sccundum  et  tertium  superan- 
libus;  caudae  rhachi  14 — 15-articulata,  costis  lateralibus  8  —  9,  sculi  apice  mucronato. 
Long.  3—4". 

Asaph.  vnicronnlus  Brocn.  Cr.  foss.  24.  pl.  3.  f.  9.  —    Dal.m.  Palacad.  42.  1.  65.  1.  lab  2. 

fig.  3.   a  —  b.  —   Schloth.  NacJdr.  II.  37.  2-1.  —  Milne  Edw.  Crusl.  III.  308.  4.  — 
Enlomostr.  caiidalus  Wahiekb.  n.  a.  Upsal.  VIII.  28.  4.  lab.  II.  /lg.  3.  —  Joiini.  d.  phys.  V. 

91.  pag.  34.  fig.  4.  — 
Phacops  miicron.  Emmr.  dhsert.  24.  11.  — 
Asaph.  long'icaitdalus  Murch.  Sil.  Syst.  656.  pl.  14.  fig.  11—14.  —  Mil.mi  Edw.  Cr.  III.  308.  3. 

''^'^In  den  Uebergangskalken  Englands  (Dudley,  Wenlock),  Schwedens  (Ostgothland  bei 
Borenshult;  Schonen  bei  Rostanga),  im  Thonschiefer  von  Mosscberg ;  auch  in  Grailwacken- 
schichten  der  Eifel  bei  Daun  (Sack's  Samml.)  neben  Ilomalonoius  armalus. —  Diese 
Art  nähert  sich  im  Kopfbau  der  zehnten,  im  Schwanzschilde  der  elften,  und  hält  also 
zwischen  beiden  die  Mitte.  Sie  hat  nach  Murchison's  Figur  ein  in  der  Mitte  des  Yorder- 
randes  zugespitztes  Kopfschild  und  einen  nach  vorn  nicht  so  breiten  Kopfbuckel,  dessen 
erster  Lappen  entschieden  kleiner  ist,  als  bei  den  vorigen  Arten,  aber  vorn  mit  einer  schwa- 
chen Spitze  in  die  Randspitze  des  Schildes  hineinragt.  Das  Auge ,  grösser  als  bei  Ph. 
caudatus,  aber  kleiner  als  bei  Ph.  Hnusmcmni,  reicht  vorn  über  den  zweiten,  aber 
hinterwärts  nicht  über  den  dritten  Kopflappen  hinaus;  die  langen  Stacheln  der  Hinterecken 
sind  schärfer  abgesetzt  und  reichen  über  die  Mitte  des  Rumpfes  hinaus.  Die  Seitenlappen 
der  Rumpfglieder  sind  zugespitzt.  Die  Schwanzachse  ist  länger  und  schlanker  als  bei 
ph.  ccmdalus  und  besteht  aus  14 — 16  Ringen,  indem  die  3  letzten  bald  mehr  bald  min- 
der deutlich  gesondert  sind;  an  den  Seiten  finden  sich  nur  8  Rippen,  von  welchen  die 
5  —  6  ersten  eine  tiefe  diagonale  Querfurche  zeigen,  die  besonders  bei  Abdrücken  ohne 
Schaale  deutlicher  werden,  der  Saum  ist  viel  schmäler  als  bei  Ph,  caudatus  und  nach 
hinten  nicht  breiter ,  woher  es  kommt ,  dass  der  lange  Endstachel  plötzlicher  vom  Scliild- 
rande  auszugehen  pflegt;  er  dehnt  sich  als  gewölbter  Wulst  bis  gegen  das  Ende  der 
Achse  hin  aus  und  wird  so  lang  wie  ihre  säramtlichen  Glieder. 

15 


114    

Anmerkungen. 

1.  Ich  kenne  diese  Art  bloss  aus  den  angeführten  Schriftstellern  nnd  dem  erwähnten  Kopfschilde 
der  SACK'schen  Sammlung,  halte  mich  indess  von  ihrer  Selbstständigkeit  überzeugt.  Früher  (S.  33.) 
habe  ich  ihr  13  Seitenrippen  auf  dem  Schwanzschilde  zugeschiieben,  allein  die  vordersten  5  wegen  der 
diagonalen  Querfurche,  wie  ich  nun  sehe,  doppelt  gezahlt;  es  sind  in  der  That  nur  8  Seiteurippen 
vorhanden. 

2.  In  Green's  Monographie  nnd  den  Nachträgen  dazu  kommen  eine  Menge  Arten  vor,  die  von 
Ph.caudalits  oder  Ph.  mucronaltts  nicht  verschieden  zu  sein  scheinen;  ich  beschränke  mich  darauf, 
dieselben  hier  namhaft  zu  machen ;  sie  sind  grösstenthcils  auf  Schwanzschilder  gegründet. 

Asaph,  cryplurus  Green,  Transacl.  of  the  geolog.  soc.  of  Pennsylv.  I.  37.  pl.  6.  — 
Harlan,  med.  et  phys.  res.  303.  —  Milne  Edw.  III.  313.  ein  Schwanzschild  mit  12  Achsenrin- 
gen und  10  Rippen,  scheint  der  Form  nach  zu  Homalonolus  zu  gehören. 

Asaph.  liniulurus  Mon.  48.  —  Milke  Edw.  III.  307.  scheint  mit  Hi.  mucronatus  iden- 
tisch zu  sein. 

Asaph.  pleuroplyx  ibid.  55.  gehört  entweder  ebendahin,  oder  vielleicht  zu  Ph.  Hausmanni, 

Asaph.  micrurus  ibid.  56.  ist  auch  ein  PItacops  mit  spitzem  Schwanzschilde,  dessen  Art- 
charaktere sich  nicht  näher  angeben  lassen,  und  der  wohl  zu  einer  der  drei  hier  beschriebenen  Arten  gehört. 

Etwas  abweichender  sind  einige  auch  wohl  dieser  Gattung  zugehörige  Schwanzschilder  mit  2  End- 
spitzen neben  einander;   ich  sah  davon  Gypsabgüsse  zu  Berlin  wenigstens  von  der  zweiten  Art: 

Asaph.  sclenurus  Green,  Mon.  46.  —  Ealon  geol.  Text  book  31.  —  Harlan,  med. 
et  phys.  research.  302.  —  Milne  Edw.  Cr.  III.  309. 

As.  lalicostalus  Green,  Mon.  45.  Das  Schwanzschild  gleicht  dem  von  Ph.  conophlhul- 
tniis   (Nr.  6.)  und  kann  immer  zu  Ph.  odonloccphalus    oder   einer   ähnlichen  Art  gehören ;    es   hat 

12  kurze  Glieder  in   der   abgerundeten   Schwanzachse,  nnd  9   Seilenrippen,  von  welchen  die  beiden 
letzten  zu  den  stumpfen  Endspitzen  laufen. 

Asaph.  myrmecoides  Green,  Sill.  Joiirn.  Vol.  23.  pag.  397.  —  Harlan,  med.  et 
phys.  7'es.  303.  —  gleicht  noch  mehr  dem  Schwanzschilde  von  Ph.  conophlhalinns ,  ist  nehmlich 
eben  so  kurz,  breit  und  am  Ende  ausgeschweift,  allein  viel  grösser,  über  3  Zoll  breit.  Die  stumpfe, 
aber  relativ   nicht   sehr   breite  Achse   besteht   aus    17  — 18  Ringen,   und  auf  den  Seiten  bemerkt  man 

13  Rippen;    beide  sind  mit  grossen  runden  Höckern  besetzt. 

Asaph.  uslrugalolcs  Green,  S///.  Journ.  Vol.  25.  pag.  325.  —  Harl.  ibid.  halte  ich 
für  das  Scliwanzschild  eines  grossen  Individiuinis  \ou  Phacops  luüfrons  oätr  Culym.  bufo  Green's; 
es  hat  7 — 8  Achsenringe  und  5  Seitenrippen. 

3.  Eine  räthselhafte  Art  dieser  Gruppe  scheint  mir  noch  Calym.  speciosa  Dalm.  Pnlaead.  74. 
1.  (Phac.  davifrons ,  Emmr.  disserl.  21,  6.)  zu  sein,  wohin  Sars  Isis  1835.  339.  6.  Taf.  IX. 
fig.  7.  und  Hisinger,  Lelhuea  suec.  snppl.  lab.  39.  fig.  2.  a.  b.  geliüren.  Sars  Al)l)ildung  ist 
wohl  verfehlt,  denn  der  Kopfhuckel  erscheint  nach  vorn  verschmälert,  was  bei  keiner  Phacops- \rt 
der  Fall  ist;  Hisinger's  treffliche,  von  Wright  angefertigte  Figur  erinnert  an  Phacops  sclerops  ■ 
(Nr.  9.)  und  Ph.  conophlhalmus  (Nr.  6.);,  denn  mit  jenem  harmonirt  die  Bildung  des  Kopfbuckels, 
mit  diesem  die  der  Endecken  des  Kopfschildes  am  meisten.  Vollständigere  Exemplare  müssen  über  die 
Artrechle  und  ihre  Verwandtschaft  entscheiden,  die  bisherigen  Bruchstücke  genügen  dizu  nicht. 


115 

4.  Noch  weniger  rermag  icli  den  Axaph.  Poxcisü  Mürch.  Sil.  Syst.  II.  661.  pl.  23.  fig.  9.  a.  b- 
zn  iJeuteii,  der  ficiluli  eiilscliieden  ein  Phacops  ist  und  mit  Ph.  anchmps  oder  Ph.  rotund'ifrons 
in  dieselbe  Gruppe  gehört  (B.  a.  «.) ,  aber  ganz  auffallend  kleine  Augen  hat.  Der  Rumpf  (c.)  scheint 
mir  wenig  zum  Kopfschilde  zu  passen,  die  Hinge  sind  viel  zu  breit  gegen  den  Artikulationsraud  des 
Kopfschildes. 

hb.     Das  Schwanzschild  hat  an  seinem  ganzen  Umfange  lange  Stacheln,  — 

13.  Ph.  tiruchnoidcs:  sculo  capitis  in  medio  marginis  aiitici  acuto  ,  angulis  poslicis 
valde  produclis;   linibo  scuU  caudalis  decies  spinoso.      Long.  1  —  l'A".    Taf.  IV.  Fig.  7. 

HüNiNGHArs,  episl.  Cref.  1835.  —  Emmr.  dissert.  55.  —  Pleuracanllms  avachn.  Milne  Edw. 
Ci-usl.  III.  329. 

In  einem  asciigrauen  Kalkslein  der  Eifel,  nach  Exemplaren  der  IIöNiXGHAUs'schen  und 
SACK'schen  Sammlung.  —  Kopfschild  länglich  parabolisch,  die  Milto  des  Vorderrandes 
spitz  und  etwas  aufgekrümml;  der  vorderste  Kopflappcn  sehr  gross,  auf  der  Höhe  ein 
wenig  abgeplattet,  die  drei  folgenden  successiv  kleiner;  Augen  hoch,  stark  gewölbt,  ge- 
nau so  lang  wie  die  drei  hinteren  Kopflappen,  jedes  einzelne  Auge  mit  162  Linsen;  hin- 
tere Kopfschildsecken  lang  ausgezogen,  reichen  bis  zum  nemiten  Rumpfringe.  Letztere 
bis  zum  fünften  allmälig  etwas  breiter,  und  von  da  an  wieder  schmäler,  die  Seitenlappen 
beträchtlich  breiter  als  die  Ringe,  am  Ende  in  einen  Stachel  ausgezogen,  der  an  jedem 
folgenden  Gliede  grösser  ist  als  am  vorhergehenden.  Schwanzschild  parabolisch ,  ziemlich 
flach;  die  Achse  fein,  13gliedrig,  die  Seiten  mit  5  erhabenen  in  den  gewölbten  Umfano- 
mündenden  Rippen  und  jederseits  fünf  von  vorn  nach  hinten  kürzere  Stacheln,  die  den 
Rippen  entsprechen ;  der  erste  Stachel  doppelt  so  lang  wie  der  Stachel  des  letzten  Rumpf- 
glicdes.     Die  ganze  Oberfläche  granulirt. 

Anmerkung. 
In  Hrn.  Honinghaus  übrigens  sehr  schöner  Figur  fehlen  die  Seitenecken  des  Kopfschildes  und  der 
Rumpf  erscheint  13gliedrig;    allein  die  yoUstaiidigen  Exemplare,    welche  derselbe  mir   durch  meinen 
Kollegen  Germar  zur  Untersuchung  anvertraute,  halten  die  von  mir   angegebnen  Verhältnisse.    Aus 
ihnen  erkannte  ich  auch  die  Identität  derselben  mit  3  Bruchstücken  der  SACK'schen  Sammlung. 

14.  Pfi.  slellifer:  scuto  capitis  in  medio  marginis  antici  acuto,  angulis  posticis  lon- 
gissime  productis;   scuto  caudae  undecies  radiato.     Long.  l'A".     Taf.  IV.  Fig.  8. 

In  einem  aschgrauen  Kalkslein  der  Eifel,  nach  Exemplaren  der  S.vcK'schen  Sammlung. 
Das  Kopfschild,  von  dem  ich  ein  ziemlich  vollständiges  Exemplar  vor  mir  habe,  gleicht 
dem  der  vorigen  Art  völlig,  allein  der  vordere  Lappen  des  Kopfhuckels  ist  relativ  grösser, 
und  daher  das  ganze  Schild  ein  wenig  länger;  im  üebrigen  scheinen  die  Verhältnisse  bei- 
der dieselben  zu  sein.  Von  den  Rumpfgliedern  kenne  ich  nur  Bruchstücke,  upd  kann  da- 
her das  Ausgehen  derselben  in  seitliche  Stachehi  nur  als  Vermuthung  aussprechen.     Vom 

15  * 


116    

Schwanzschildc  habe  ich  drei  Exemplare  vor  mir,  die  eine  allseilige  Charakteristik  erlau- 
ben. Es  ist  relativ  kleiner  als  bei  der  vorigen  Art,  die  Achse  bloss  vorn  deutlich  in  fünf 
Glieder  getheilt,  dann  zwar  noch  sichtbar,  aber  undeutlich  gegliedert  (an  den  Seiten  un- 
terscheidet man  noch  sechs  Einschnitte).  Von  den  vorderen  Gliedern  gehen  fünf  Rippen  zum 
Umfange,  der  ebenso  aufgeworfen  ist,  wie  bei  der  vorigen  Art,  aber  die  von  ihm  aus- 
gehenden Stacheln  sind  gleich  lang,  relativ  viel  kürzer  und  dicker,  stossen  am  Grunde 
zusammen,  und  zwischen  den  beiden  hintersten  ist  noch  eiu  unpaarer  eilfter,  der  die 

Lijcke  genau  ausfüllt. 

A  u  m  c  r  k  u  u  g  e  n. 

1.  Vielleicht  gehört  zu  dieser  Art  das  tou  Wahlknberg  (Nov.  ad.  Ups.  VIII.  30.  5.  tab.  II. 
fig.  4.)  iiiul  Brogniart  (Cntsl.  fosstil.  pl.  3.  fig.  7.)  al)gebildete  Schwanzschild,  welches  schon 
Dalman  (Palaead.  66.  5.)  von  dem  dabei  abgebildeten  Kopfe  zu  trennen  wünscht.  — 

2.  Peüura  Bucklandl  Milnk  Edw..  Cr.  III.  345.  1.  ;;/.  34.  f.  12.),  womit  die  Abbildung  bei 
Brogniart  {Cr.  fossil,  pl.  4.  fig.  9.)  yoUkommen  übereinstimmt,  gehört  yielleicht  ebenfalls  zu  dieser 

.    Art;  ich  zähle  wirklich  an  der  linken  Seite   bei  beiden  Figuren  11  Ringe,   aber  fast  13  au  der  rech- 
ten; der  mittlere  Endstachel  des  Schwanzschildes  scheint  entschieden  für  Phuc.  slelüfer  zu  sprechen. 

c. 

,  .  Zehnglledrige  Trllohiten  mit  nach  hinlen  verschmülerler  Rumpfachse  und  Zusammen- 
,  .,      .  kugelungsvermögen. 

15.  Gatt.    Aeonia.  * 

Calymcne  Dalm.    Green,     y^saphtis  Em.mr. 

Kopf  Schild  hall}kreisrund ,  von  einem  verdickten  Rande  umgeben,  die  Hinterecken 
nicht  bemerkbar  vorgezogen;  der  Kopfbuckel  hoch  gewölbt,  parabolisch,  vorn  zugerundet, 
uugetheilt,  oder  mit  schwachen  Seilenfurchen,  hinten  ebenso  breit  wie  der  Artikulations- 
rand, an  den  er  unmittelbar  anstösst.  —  Gesichtslinie  kommt  über  den  vorderen 
Kopfrand  in  der  Höhe  der  Augen  hervor,  wendet  sich  von  da  zum  Auge,  bildet  die  Deckel- 
platte  und  geht  S förmig  zum  Hinterrande,  den  sie  über  die  Mitte  hinaus  nach  aussen  zu 
schief  durchbricht. 

Augen  massig,  stark  gewölbt,  glatt,  ziemlich  dicht  an  den  Kopfbuckel  gerückt. 

Rumpfachse  zehngliedrig,  die  Glieder  nach  hinten  allmälig  verschmälert,  stark 
gewölbt,  scharf  durch  einen  besonderen  Einschnitt  von  den  Seitenlappen  gesondert;  letz- 
tere mit  schiefem  Eindrucke.  ■.'•■* 

Schwanzschild  dem  Kopfschilde  entsprechend,  aber  kleiner,  die  Achse  kürz, 
deutlich  gegliedert,  die  Seiten  mit  schwachen  Furchen  oder  sanften  Rippen,  der  Rand  eben 
oder  sehr  schwach  scharfkantig. 


—  117   — 

Die  Schaalcnobcrfläclic   fasl   glatt,    aber   mit  scliwachcu  SpiU'en  der  Granulation  auf 
dem  Kopfbuckel  und  auf  den  Wangen  unter  dem  Auge. 

1.  A.  diops:  protuberantia  verlicis  ulrinqiie  lobata,  rhacbi  caudae  altiori.'   Long.  2 ". 
Taf.  III.  Fig.  5. 

Calijin.  diops  Green,  Mon.  37.  fig.  2.  —  Mounlhl.  amcr.  Jouin.  of  (ieoL  559.  pl.  14.  f.  2. 
—  MiLNE  Edw.  Cr.  III.  323.  10.  —  Harl.  ined.  et  phijs.  res.  301. 
In  einem  schwarzen  Kalkstein  Nord  -  Amerikas ,  aus  dem  Staate  Ohio.  —  Nach' 
dem  Gypsmodel  des  Berliner  Museums,  von  welchem  meine  Abbildung  entnommen  wurde, 
hat  diese  Art  alle  Bildungsverhaltnisse  der  folgenden,  ist  jedoch  etwas  grösser.  Der  Kopf- 
buckel ragt  stärker  hervor  und  erreicht  den  aufgeworfenen  Rand  des  Kopfschildes ,  den  er 
noch  überschreitet;  au  jeder  Seite  hat  er  drei  schief  nach  hinten  gezogene  Querfurchen, 
deren  hinterste  sich  besonders  weit  nach  innen  erstreckt;  das  Auge  entspricht  diesem  hin- 
tersten Einschnitt  in  der  Stellung,  es  ist  ausserhalb  von  einem  vertieften  Ringe  umgeben. 
Die  Runipfringc  Hessen  nichts  auszeichnendes  wahrnehmen;  die  hohe  Schwanzachse  besteht 
aus  6  Ringen  und  einem  grössern  Endgliede,  die  Seiten  des  Schwanzschildes  halten  6  Furchen. 

2.  A.  concinna:   protuberantia  verticis  integra,  rhachi  caudae  depressa.     Long.  1". 
Taf.  III.  Fig.  1.  2. 

Cuhjm.  conc.  Dalm.  Palucad.  40.  7.  tab.  1.  fig.  5.  a—c.  —  Milne  Edw.  Cr.  III.  325.  16.  — 
Asaph.  conc.  Em.^r.  dissert.  35.  19.  — 
In  einem  gelbgrauen  Kalkstein  der  Eifel  bei  Blank enhe im;  nach  Exemplaren  der 
S.vCK'schen  und  Akademischen  Sammlung;  auf  Gottland"  bei  Ejsta.  —  Kopfschild  nicht 
ganz  so  stark  gewölbt,  ohne  Seiteneinschnitte,  erreicht  den  aufgeworfenen  Vorderrand 
nicht;  Augen  etwas  hinter  der  Mitte,  nach  aussen  von  einem  vertieften  Ringe  umgeben, 
die  Wangen  darunter  deutlich  granulirt.  Rumpfringe  ohne  Eigenheilen ;  das  Schwanzschild 
ziemlich  klein,  wie  die  Achse  flach,  letztere  fast  achtgliedrig ,  aber  die  letzten  Glieder 
undeutlich  abgesetzt,   die  Seiten  mit  6  abwechselnd  tieferen  und  schwächeren  Furchen. 

Anmerkungen. 

1.  Herr  Emmrich  hat  zwar  diese  Art  zn  einer  hesoiideren  Selition  seiner  Galtnng  Asaphus  er- 
hoben, und  nehen  Jllacnus  gestellt,  allein  doch  sowohl  darin,  als  auch  in  ihrer  Verbindung  mit  Asaph. 
globiceps  die  wahre  Natur  derselben  verkannt.  Letztere  Art  hat  eine  skulpirte  gleichbreite  Rumpfachse 
nebst  neun  Rumpfgliedern,  und  gehört  der  folgenden  Gruppe  an. 

2.  Es  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  dass  Cabjmcne  margmala  Gr.  t.  Münster  Be'ilr.y.  112. 
Taf.  X.  Fig.  1.  4.  5.  7.  8.  in  diese  Gattung  gehört,  und  eine  dritte,  mit  der  ersten  durch  die  Fur- 
chen des  Kopfl)uckels  zunächst  TerAvandte  Art  bildet.  —  As.  Dalmanni  Emmr.  disserl.  36.  21.  aus 
dem  Rheinischen  Suhiefcrgebirge  tou  Rattiiigen  scheint  dieselbe  oder  eine  ähnliche  Art  zu  sein;  die 
Bruchslücke,  welche  ich  davon  in  Berlin  sah,  und  nach  deneu  Verfasser  seine  Art  aufstcllle,  erlaub- 
ten keine  nähere  Entscheidung. 


11§ 


2. 

Tr'ilobilen  m'd  Zusammenkugelungsvermögeti,  aber  nach  hinlen  nichl  verschimiterler  Rtimpf- 
achse  und  glatter,  in  sich  skiilpirter  Sehaale.  —    ASAPHIDAE. 

Von  der  Schaalenbildung  dieser  Gruppe  habe  ich  schon  früher  (S.  16.  §.  4.)  das  Nö- 
thio-e  bemerkt,  ein  anderer  gemeinsamer  Charakter  scheint  übrigens  noch  in  dem  stets  lap- 
penlosen  einfachen  Kopfbuckel  zu  liegen,  an  dessen  hinteren  verengten  Theile  nur  zuweilen 
undeutliche  Spuren  von  Seitenlappen  erkannt  v^^erden.  Auch  die  Schwanzachse  hat  öfters 
gar  keine  und  in  der  Regel  nur  undeutlich  abgesetzte  Glieder,  während  die  Rippen  auf 
den  Seiten  des  Schildes  fast  immer  ganz  fehlen,  und  höchstens  durch  feine  Leisten  oder 
Linien  angedeutet  sind.  Was  übrigens  die  gleiche  Breite  der  Rumpfringe  betrifft,  so  muss 
ich  bemerken,  dass  wohl  die  mittleren  Ringe  etwas  breiter  werden,  als  die  vordersten  und 
hintersten,  mithin  die  Achse  dann  nur  vorn  und  hinten  eine  gleiche  Breite  zu  haben  pflegt. 

A. 

Die  Rumpfachse  besieht  aus  zehn  gleichen  Ringen. 

16.  Galt,   lllaenus.* 

l/laemis  und  Bumasles. 
Kopfschild   gleicht  am  meisten  dem   vierten  Theil  einer  Kugelffäche,   ist  also  am 
hinteren  und  vorderen  Rande   von  einem  Bogen   begrenzt  und  dazwischen  stark  gewölbt; 
nur  am  hinteren  Rande  erkennt  man  den  Kopfbuckel  als  leichte  Wölbung  der  Fläche;  der 
vordere  Rand  ist  dagegen  scharfkantig,  etwas  vorgezogen  und  nach  unten  abgeplattet. 

Die  Gesichtslinie  kommt  schief  über  die  abgeplattete  Randfläche  hervor,  steigt  unter 
einer  leiclüen  Schwingung  bis  zum  Auge  hinauf,  bildet  über  letzterem  die  Deckelplatte 
und  wendet  sich  von  da  leicht  gebogen  zum  Ilinlerrande,  den  sie  nicht  weit  von  der  Achse 
durchbricht.  Auf  dem  abgeplatteten  Vorderrande  sind  beide  Linien  durch  eine  Quernaht 
Verbunden.  — 

Die  Augen  sind  halbmondförmig,  niedrig  und  glatt. 

Der  Rumpf  besteht  aus  zehn  kurzen,  aber  breiten,  auf  den  Seitenlappen  nicht  mit 
einer  schiefen  Querfurche  versehenen  Ringen. 

Das  grosse,  fast  halbkreisförmige  Schwanzschild  ist  hoch  gewölbt  und  mit  der  Andeu- 
tung einer  kurzen  Achse,  wie  bei  Brontes,  versehen. 

Die  Oberfläche  aller  Panzer  stücke  hat  feine  concentrische  unregelmässige 
Leistchen j  zwischen  denen,  wie  an  den  nicht  gestreiften  Stellen,  vertiefte  Punkte  stehen. 


- —     119    

A.    Rumpfachse  nicht  breiter  als  die  Seitenlappen  und  deutlich  von  ihnen  abgesetzt.  — 
ILLAENÜS,  aut. 

Die  Arten  finden  sich  in  den  untersten  Schichten  der  Grauwackenformation.  — 

1,  lU,  crassieaudu:  oculis  margini  postico  scufi  cephalici  approximatis.     Long.  1 — 3". 
Taf.  V.  Fig.  2. 

Enlom.  er.  Wahlenb.  n.  a.  Ups.  VIII.  27.  2.  lab.  II.  ßg.  5.  6.  —  Dalm.  Palaead.  51.  12. 
lab.  V.  fig.  2.  «.  f.  —  Brokn,  Leih.  I.  115.  C.  3.  lub.  IX.  fig.  9.  a.  b.  —  Boeck,  Gaea 
nono.  I.  34.  —  Emmr.  diss.  34.  17.  —  Fand.  Bcili:  137.  tab.W.  fig.  9.  10.—  L.v.  Buch, 
DcHr.  43.  —   Trilob.  Esmarkü  Schloth.  Ms.  1826.  315.  Taf.  1.  fig.  8.  — 

Cryplonymus  Rudolph'ü  Eichw.  ob.sen\  elc.  50.  ,§.  56.  lab.  II.  f.  1.  a.  b.  —  Cr.  Rosenberg'ii 
ibid.  48.  lab.  III.  /?</.  3.  a.  b.  —  Cr.  Parkinsonii  ibid.  51,  §.  57.  lab.  IV.  fig.  1.  «.  6. 
—  Cr.  Wahlenbcfgii  ibid.  50.  fig.  3.  «.  6. 

Isoleles  crassicaiida  Milne  Edw.  Cr.  III.  300.  6.   — 

Junge  Individuen  scheinen  zn  sein : 
Illaenus  perovalis  Murchis.  S.  S.  III.  661.  pl.  23.  f.  7. 

Im  Uebergangskalk  Schwedens  bei  Ilusbyfjöd  in  Ostgothland,  bei  Osmuds- 
berg  in  Dalekarlien;  in  Esthland  bei  Reval  und  Petersburg;  in  England 
aus  den  Caradoc- Sandsteinen  bei  Salop  und  Montgomery.  —  Dieser  häufige  Trilobit 
ist  an  seinem  eigenlhiimlichen  Habitus  leicht  zu  erkennen  und  unterscheidet  sich  spezifisch 
von  der  folgenden  Art  sogleich  an  den  weit  nach  hinten  bis  dicht  an  die  Kopfgrenze  ge- 
rückten Augen.  — 

2.  III.  gigauleus:    oculis    in    medio    lafere    scuti   cephalici,  —      Long.   3 — 6". 
Taf.  in.  Fig.  10. 

GuETTARD,  Mem.  de  l'acad.  roy.  elc.  1757.  Tom.  XV.  Taf.  7.  fig.  2.  Taf  8.  fig.  1.   Taf  9.  fig.  1. 

Im  Thonschicfer  von  Angers ;  nach  einem  Exemplare  der  Hallischen  Akademischen 
Sammlung.  Diese  Art  scheint  selten  und  seit  Guettard  von  keinem  Beobachter  wieder 
gefunden  zu  sein,  sie  ist  indess  so  selbstständig,  wie  irgend  eine  Trilobitenspezies.  Das 
prachtvolle  Handslück  der  genannten  Sammlung,  von  dem  ich  eine  völlig  naturgetreue  Ab- 
bildung gebe,  zeigt  den  blossen  Abdruck  des  Thieres,  aber  daran  alle  Kennzeichen  von 
Illaenus  mit  dem  spezifischen  Unterschiede,  der  in  der  Stellung  der  Angen  liegt,  und 
sogleich  sich  verräth.  Von  ihnen  ist  übrigens  nur  die  Deckelplatte  an  jeder  Seite  des 
Kopfschildes  sichtbar,  das  Wangenschild  mit  dem  Auge  selbst  fehlt;  ich  habe  es  durch  die 
punklirte  Linie  anzudeuten  gesucht,  — 

B.  Die  Rumpfachse  ist  relativ  breiter  und  von  den  Seilenlappen  nur  sehr  unvoll- 
ständig durch  eine  leichte  Längsverliefung  abgesetzt.  —     BU3IASTES,  MußCH. 


190     

3,    IlL  (ßum.')  barriensis:    oculis  niargiiii  poslico  sculi  cephalici  approxiinalis.  — 
Long.  2  —  3". 

MuRCHis.  SU.  Sysl.  II.  656.  pl.  Yll.  bis,  fig.  3.  a.  b.  c.  /?/.  14.  f.7.  —   Jükks  u.  Sowerey  iu 
Loinl.  3J<igaz.  of  nut.  Msl.  II.  41.  —     Sillhu.  americ.  Journ.  of  scienc.  1832.    Vol.  23. 
1.  f.  203.  —    Emmr.  dhsert.  33.  —    Milne  Edw.  Cr.  III.  295. 
In  den  niitllereu  Silurischen  Schichten  Englands,   hei  Barr  in  Staffordshire,  bei 
Brand-Lodge.  und  Presteign.  -r—   Dieser  Trilohit  gleicht,  mit  Ausnahme  des  Rumpfes, 
dessen  breite  Achse   von   den  Seitenlappen   nicht  scharf  abgesetzt  ist,   so  vollständig  dem 
///.  cra.ssicaudn ,  dass  ich  lange  anstand ,  ihn  für  spezifisch  verschieden  zu  halten.     Ein- 
zelne Kopf-  und  Schwanzschilder  möchten  sich  kaum  von  jenen  unterscheiden  lassen. 

Anm.    Nileus  (flonientms  Dalm.  Ärsbcrall.  1828.  p.  136.  —  Hisikg.  Leih.  suec.  16.  scheint 
dieselbe  Art  zu  sein.  — 

B. 

Die  Riimpfachse  besieht  aus  nenn  gleichen  Ringen. 

Die  Mitglieder  dieser  Gruppe  kommen  nirgends  zahlreich  vor,  und  sind  daher  nicht 
leicht  vollständig  zu  beobachten.  Sie  scheinen  sieb  durch  den  Lauf  der  Gesiclitsnaht,  die 
Ideinen  flacher  gewölbten  Augen  und  die  kurzen  Rumpfringe  unmittelbar  an  lUaenus  Sh- 
zuschliessen;  allein  auch  ebenso  sehr  durch  die  höhere  Wölbung  des  Kopfbuckels  und  die 
wenigstens  häufig  längere,  gewölbtere  Schwanzachse  der  folgenden  Gruppe  zu  nähern. 
Vorläufig  behandele  ich  alle  mir  bekannten  Arten  in  einer  Galtung,  ihre  ferneren  Unter- 
schiede bloss  als  Gruppenmerkmahle  gelten  lassend;  glaube  indess  gern,  dass  sie  zu  selbst- 
ständigen Gattungen  sich  wohl  eignen.  Wenn  wir  mehr  Arten  kennen  gelernt  haben, 
wird  sich  darüber  sicherer  entscheiden  bissen. 

17.  Gatt,  ^rchegonus.^ 

lUaenm  Dalm.     Asaphus  Emmr.     Culymcne  IL  v.  Mever. 

Alles,  was  ich  als  Gattungsmerkmahle  dieser  Gruppe  erwähnen  könnte,  ist  bereits 
gesagt,    daher  ich  sogleich  zur  Absonderung  der  Sektionen  mich  wende. 

A.  Kopfscbild  gewölbt,  parabolisch  mondförmig,  die  Ilinterecken  in  lange  Spitzen 
ausgezogen,  der  Kopfbuckel  kamn  deutlich  umgrenzt;  Rumpfringe  kurz,  die  Seitenlappen 
luigefurcbt;  Schwanzschild  flach  gewölbt,  herzförmig,  mit  kurzer,  ungegliederter  Achse, 
die  kaum  bis  zur  Mitte  reicht.  —     DYSPLANUS.  * 

D,  centroius;  Asaph.  (Illaemts)  cenlrot.  Dalm.  Palaead.  51.  11.  (ab.  V.  fig.  1.  a—c.—' 
BoECK,  Gaea  nonc.  I.  no.  35.  —    Em.-ur.  dissert.  34.  18.  —   Isoldes  cenlr.  Milne  Edw.  Crusl. 
III.  301.  7.  — 


7 


1«!    

Im  Uebergangskalk  Oslgothlands  bei  Husbyfjöd,   aber  selten ;   auch  bei 
C  h  r  i  s  t  i  a  n  i  a. 

B.  Das  Kopfschild  hat  eine  mclir  kreisabscbnillfürmige  Geslalt  und  die  Ecken  sind 
nicht  in  Spitzen  ausgezogen;  die  Gesichlslinle  läuft  schief  über  den  abgeplatteten  breiten 
Kopfrand  hinab,  ^vie  bei  Illacmis.  Der  Kopfbuckel  ist  hoch  gewölbt,  ziemlich  deutlich 
abgesetzt;  die  Augen  sind  klein  und  stehen  in  der  Mitte  neben  ihm.  Die  Seitenlappen 
der  Rumpfringe  haben  einen  schiefen  Eindruck.  Die  Achse  des  Schwanzschildes  ist  hoch, 
und  reicht  weit  über  die  Mitte  des  Schildes  hinaus.  —     ARCIIEGOjNUS.  * 

1.  J.  ncqtialis:  scuto  capitis  caudae(pie  subparabolico,  angulis  illius  rotundatis;  axi 
caudae  duodecies  annulata ,  sulcis  sculi  lateralibus  8.  —  Long.  1 ".  Taf.  V.  Fig.  3. 
Cuhjniene  (?)  acf/yuHs  H.  v.  Meyer  in  nova  ad.  phys.  med.  soc.  C.  L.  C.  n.  c.  Tom.  XV. 
p.  2.  pug.  100.  lab.  öß.  f.  13.  — 
Im  Grauwackenscbiefer  am  geistlichen  Berge  bei  Herborn  (IL  v.  Meyer)  und  iu 
demselben  Gestein  bei  Altwasser  in  Schlesien  (IL  BocKscn),  nach  Exemplaren,  die  mir 
durch  Hrn.  Berghauptmann  v.  CirAiiPEiSTiEU  milgetheilt  wurden.  —  Ilr.  v.  Meyer  hat  diese 
Art  schon  besclirieben,  allein  nur  unvollständige  Bruchstücke  vor  sich  gehabt,  ich  sah  die 
ersten  vollständigen  Exemplare  im  Berl.  Museum  (Nr.  27.  1.) ,  woselbst  sie  Hr.  v.  Buch 
niedergelegt  hatte,  und  erhielt  später  aus  derselben  Quelle  grössere  nicht  ganz  so  voll- 
ständige Stücke  durch  die  Vermittelung  meines  obenerwähnten  hochgeehrten  Gönners.  Das 
Kopfschild  ist  etwas  länger  als  breit,  der  Kopfbuckel  hoch  gewölbt,  vorn  etwas  breiter 
(nicht  schmäler,  wie  in  IL  v.  Meyer's  Abbildung),  in  der  Gegend  der  Augen  zusammen- 
gezogen und  hier  mit  einem  undeutlichen  Seitenlappen  versehen,  dem  das  Auge  in  der 
Stellung  entspricht;  es  ist  klein  und  wenig  gewölbt.  Hinten  ragt  der  Artikulationsrand 
etwas  vor,  im  Uebrigen  hat  aber  das  Kopfschild  keinen  verdickten  Rand  und  abgeriuidete 
Ecken.  —  Seine  Oberfläche  ist  mit  den  erhabenen  Leistchen,  wie  bei  1/laenus  bedeckt. 
Die  neun  Runipfringe  sind  kurz,  ihre  Seitenlappen  etwas  breiter  als  die  Achse  und  sehr 
deutlich  von  ihr  abgesetzt;  die  schiefe  Querfurche  ist  recht  deutlich.  Das  Schwanzschild 
ist  parabolisch,  ziemlich  gewölbt,  besonders  die  Achse,  und  stumpf  zugerundet.  Man  un- 
terscheidet an  ihr  iO  — 12  fein  abgesetzte  Ringe  und  etwa  8  tiefere  Seitenfurchen,  zwi- 
schen denen  noch  die  seichteren  Diagonalfurchen  angedeutet  zu  sein  pflegen.  — 

A  n  m  e  r  k  n  II  g  e  u. 

1.  In  (lemselheu  auffallend  milden,  stark  Ihonigeu  Grauwackenscliiefer  liegen  hreitcre  flaciiere 
Schwaiizschilder  einer  grösseren  Art,  die  sich  alsbald  durch  den  völligen  Mangel  von  Furchen  und 
Ringen  als  eigenthümliche  Form  nnterscheiden.  — "•"'    • 

2.  Ausserdem  findet  sich  im  genannten  Gestein  noch  das  Schvvanzschild,  ivelches  bereits  Broomakt 
(Cr.   foss.    pl.  4.    fig.  12.   a.   b.)    abgebildet    hat,   und    ihm    von    Stokes    aus    einem    schwarzen 

16 


IS«    — 

Kalkstein  bei  Dublin  mitgetheilt  ward.  Es  hat  eine  hyperbolische  Form,  eine  hohe  stumpfe  16gliedrige 
Achse  und  mindestens  10  Seitenrippeii,  die  den  flach  ausgebreiteten  Saum  nicht  erreichen;  beide,  Ach- 
senringe und  Rippen,  sind  mit  kleinen  Höckern  besetzt.  Es  scheint  mit  Schlotheim's  Trilob'it.  puslu- 
laliis  (Nuchir.  II.  42.  Tof.  22.  Fig.  6.),  wie  letzterer  selbst  vermuthet,  identisch  zu  sein,  allein 
zu  welcher  Gattung  oder  Art  es  gehört,  schwerlich  bestimmt  werden  zu  können,  so  lange  man  weder 
das  dazu  gehörige  Kopfschild,  noch  die  Zahl  der  Rumpfgiieder  kennt.  —  Am  meisten  scheint  sich 
sein  Bau  an  den  Typus  von  Phacops  anzuschliessen.  — 

2.  J(.  globiceps:  sciito  capitis  caudaetpie  semiorbiculalo ;  angailis  illius  posticis  acu- 
tis ,  axi  caudali  undecies  annulata ,  coslis  lateralibus  7.  —     Long.  1  V?  —  2 ". 

As.  globiceps  Phill.  Geol.  of  Yorksh.  II.  p/.  22.  fig.  16  —  20.  —  Emmr.  diss.  35.  20.  fig.8. 

Aus  dem  Kohlenkalkstein  von  Kildare  in  Irland.  —  Etwas  kürzer  und  breiter  als 
die  vorige  Art,  der  Kopfbuckel  relativ  höher,  und  die  Lappen,  Avelche  zum  Auge  gehen, 
bestimmter  angedeutet;  der  Saum  etwas  verdickt.  Rumpfringe  in  Zahl  und  Form  noch 
unbekannt;  Schwanzschild  kaum  länger  als  breit,  hoch  gewölbt;  die  Achse  stark  abge- 
setzt, stumpf,  lOringelig  mit  undeutlichem  Endgliede,  die  Seiten  mit  7  deutlichen  Fur- 
chen, von  denen  die  mittleren  5  feine  Diagonalfurchen  neben  sich  haben,  woraus  mit 
Bestimmtheit  schiefe  Furchen  auf  den  Seitenlappen  der  Rumpfringe  gefolgert  werden  können. 

Anmerkungen. 

1.  Die  grosse  Uebereinstimmiing  im  Bau  des  Kopf-  und  Schwanzschildes  mit  der  vorigen  Art 
berechtigt,  trotz  dem  Mangel  der  Rumpfriiige,  auf  generische  Verwandtschaft  zu  schliessen. 

2.  In  dem  hellgrauen  Kalkstein  des  Berliner  Museums,  welcher  die  Bruchstücke  dieser  Art  ent- 
hillt,  findet  sich  unter  letzteren  auch  ein  abweichendes  Schwanzschild  von  grösserem  Umfange,  höherer 
Wölbung  lind  mehr  zugespitzter  Achse,  welche  aus  16  deutliclien  Gliedern  besteht,  wahrend  die  Sei- 
tenflächen 13  hohe  Rippen  ohne  Diagonalfurchen  tragen,  und  vor  dem  flachen  ausgebreiteten  Rande 
enden.  Höcker  sehe  ich  weder  auf  den  Rippen,  noch  auf  den  Ringen.  Dieses  Schwanzschild  verhalt 
sich  also  ähnlich  zu  dem  von  Arcliegonus  globiceps,  wie  das  beschriebene  Schild  von  Asaphus  pu- 
sltilahis  zu  Arch.  aeqitalis;  beide  sclieinen  analogen,  mit  Arcliegonus  gesellig  lebenden  Arten  ei- 
ner besonderen  Gattung  angehört  zu  haben.  — 


c. 

Die  Runipfachse  besieht  aus  acht  gleichen  Ringen. 
18.  Gatt.   u4sa2}hus  Brogn. 

Asaphus  et  Nilens  Dalm.     Isoldes  Dekay.     Hemicrijplurus  Green. 
Wenn  man  diese  Gattung  nach  der  Zahl  der  Rumpfringe  bestimmt,  so  hat  sie  einen 
sehr  weiten  Umfang   und  zeigt  ausserdem   nur  noch   ein   zweites  allgemeines  Merkmahl, 
■welches  im  Verlauf  der  ganzen  Gesichtslinie   auf  der  Oberseite    des  Kopfschildes  besteht. 


183    — 

Hinten  den  Rand  in  der  Mitte  der  Seitenlappen  durchliolirend ,  wendet  'sie  sich  wie  ge- 
wöhnlich S förmig  geschwungen  zum  Auge,  bildet  über  dem  die  Deckelplatte,  und  gehl 
von  da  unter  einem  Bogen  zur  Mitte  des  Vorderrandes.  Ist  letzterer  stumpf,  so  gehen 
beide  Enden  unter  einem  Bogen  in  einander  über;  ist  er  spitz,  so  bilden  sie  mit  einan- 
der einen  Winkel.  —  Die  Augen  selbst  sind  gross,  hoch  und  am  stärksten  hervorge- 
quollen, wenn  auch  nicht  ganz  so  lang  wie  bei  Phacops;  ihre  dicke  Hornhaut  ist  glatt, 
doch  sieht  man  nicht  selten  die  Linsen  hindurch  schimmern.  — 

Die  Rumpfachse  ist  gleich  broit,  gegen  die  Mitte  Avohl  etwas  breiter,  und  in  der 
Regel  von  den  Seitenlappen  deutlich  gesondert;  dami  sind  auch  immer  die  schiefen  Dia- 
gonalfurchen sichtbar. 

Das  Schwanz  Schild  gleicht  dem  Kopfschilde  an  Umfang  und  Gestalt  entweder 
ganz  oder  grösstentheils,  und  hat  nicht  immer  eine  hervorragende  Achse,  doch  pflegt  die- 
sell)e,  wo  sie  deutlich  sichtbar  ist,  gegliedert  zu  sein.  — 

Man  kann  in  dieser  grossen  Galtung  mehrere  Unterabtheilungen  aufstellen,  oder  die- 
selbe in  ebensoviele  Untergattungen  auflösen.  — 

A.  Die  Seitenlappen  sind  durch  keine  Furche  von  der  Rumpfacbse  gesondert  und 
haben  keine  diagonalen  Furchen;  im  Schwanzschilde  fehlt  die  Spur  einer  Achse  so  voll- 
kommen, wie  im  Kopfschilde  die  Andeutung  des  Buckels.  Die  Gesichtslinie  beschreibt  vorn 
einen  Bogen ;  die  Augen  sind  gross,  niondförmig,  aber  nicht  sehr  hoch.  —  NILEUS  Dalm. 

1.  J.  (NU.)  armadillo:  scuto  capitis  caudaeque  convexo  brevi  dilatato;  angulis 
capitis  posUcis  obtusis;    tlioracis  axi  lobis  laleralibus  latiori.  —     Long.   1 — 2". 

Dalm.  Palaead.  49.  10.  lab.  14.  fig.  3.  a—e.  —   Milne  Edw.  Crml.  III.  294.  1.  pl.  34.  f.i. 
2.—  P.iND.  Be'är.   132.  lub.N.f.  1.  —  L.  v.  Buch,   DeiU:  50.  —    Hisixc.  Ldh.  siiec.  16. 
lab.  3.  fig.  3.  —    Asaph.  armad.  Em.mr.  d'issert.  33.  15. 
Y  a  r.    minor: 
Nllms  cMion.  Pakd.  Beih:  132.  lab.  V.  /".  2  —   Milne  Edw.  Cnisl.  III.  295.  2.  — 
Im  Uebergangskalk  Oslgolhlands    bei  Husbyfjöd  und  Skarpasen;    in   Dalekarlien 
bei  Rüttwik;    in  Esthland  bei  Petersburg.  —    Kopfschild   kurz,   kaum    halb  so   breit 
wie  lang,  gleichmässig  gewölbt,  ziemlich  scharf  gerandet;    die  Augen  weit  von  einander, 
erreichen  fast  den  vorderen  und  hinteren  Kopfrand,  aber  niedrig,  mit  grosser  Deckelplatte, 
Rumpfringe  kurz  und  ohne  Trennung  zwischen  Achse  und  Seitenlappen,   indess  ist  erstere 
angedeutet  und  fast  doppelt  so  breit  wie  die  letzteren;  diese  ohne  Diagonalfurchen.    Schwanz- 
schild kurz,  breit,  am  Grunde  geschwungen,  ohne  Spur  einer  Achse.  — 

Anmerkungen. 
1.     Von  DumasU'S,   mit  welcher  diese  Gattiing   die  uiclit  von  den  Seilenlnppea  gesonderte  Achse 
gemein  hat,    unterscheidet   sie  sich  durch  die  Zalil   der  Körperringe  leicht;   nicht    minder   durch   die 

16* 


flS4    

Stellung  und  Grösse  der  Augen,  wie  durch  die  relativ  geringere  Grösse  und  Wölljung  des  Kopfschildes. 
Sie  verhalt  sich  indess  zu  folgender  Gruppe,  nie  Bumaslcs  zu  Illaenus,  und  wie  jene  so  sind  diese 
beiden  analoge  Gestalten.  — 

2.  NU.  glomerlnus  Dalm.  (Arsberält.  1828.  136.  —  Hisinger,  Leih.  suec.  16.  —  Nil.  gla- 
berriinus  Milne  Edw.  Cr.  III.  295.)  mit  kleinen  Augen  und  10  Rumpfringen  möchte  wohl  mit  Bti- 
viastcs  barriensis  identisch  sein.     Dalman's  Exemplare  waren  hei  Husbyfjöd  gefunden, 

B.     Die  Seiteiilappen  der  Runipfringe   sind   durch   eine   tiefe  Längsfurche    von   der 
Achse  gesondert;    die  Diagonalfurchen  der  ersteren  scheinen  immer  vorhanden  zu  sein*), 
a.    Die  Gesichtslinie  beschreibt  vorn  einen  Bogen  ^  keinen  Winkel, 

aa.  Der  Kopfbuckcl  und  die  Schwanzachse  sind  undeutlich  begrenzt,  letztere  ist  ungegliedert  und 
sehr  kurz.  (?)  Die  Augen  sind  el)enfalls  noch  flach  und  niedrig,  aber  sehr  lang,  mondförmig, 
und  an  ihrem  unteren  Rande  von  einem  Theil  des  Wangenschildes,  das  sie  trägt,  unterstutzt; 
die  Diagonalfurchen  der  Seitenlappen  scheinen  schwach  zn  sein,  — 

2.  As.  palpebrosus :  vertice  tuniido,  marginem  crassum  sculi  cephalici  superante; 
oculis  longissimis.     Long.  1  V2  —  1 74  ". 

Dalm.  Palaead.  48.  9.  lab.  4.  fig.  2.  a—e.  —    Emmr.  dissert.  32.  14.  —  Milne  Edw,  Crust. 
III.  299.  4.  —   HisiNG.  Leih.  suec.  15.  lab.  3.  fig.  1.  a.  b. 
Im  Uehergangskalk  Oslgothlands   bei  Husbyfjöd.  —     Da  ich  von   dieser  und  der 
folgenden  Art  kein  Exemplar  luitersuchen  konnte,  so  muss  ich  auf  Dalman's  ausführliche 
Schilderung  verweisen,  — 

3.  As.  hieviceps:  scuto  capitis  caudaeque  in  margine  dilatato,  acutangulo,  axin  su- 
perante;  oculis  brevioribus.     Long.  2", 

Dalm.  Palaead.  47.  8.  lab.  4.  fig.  1.  a—d.  —  Emmr.  d'issert.  32,  13.  —  Milne  Edw.  Crust. 
III.  300.  5.  —    HisiNc.  Leih.  suec.  15.  lab.  2.  f.  8.  a.  b. 
Ln  Uehergangskalk  Oslgothlands  hei  Husbyfjöd;  aber,  gleich  der  vorigen  Art,  selten. 

bb.  Der  Kopfbuckel  und  die  Schwanzachse  ragen  deutlich  als  selbstständig  gewölbte,  von  Ver- 
tiefungen umschriebene  Theile  hervor;  letzlere  ist  auch  gegliedert.  Die  Augen  sind  hohe 
aber  kürzere  Höcker,  welche  nur  hinten  bis  an  die  Furche  des  Wangenschildes  reichen.  — 
Die  Ecken  des  Kopfschildes  sind  abgerundet.  Die  Runipfachse  ist  schmäler  als  die  Seiten- 
lappen und  letztere  haben  eine  deutliche  diagonale  Furche.      HEMICRYPTURUS  Green. 

4.  A.  ejcpansus:  protuberantla  verticis  postice  coarlata,  utrinque  juxta  spiram  arti- 
culatoriam  nodosa;  angulis  sculi  cephalici  caudaeque  ohlusis.  Long.  2 — 3".  Taf.  V. 
Fig.   1.  a  — c. 

Enlomol.  paradoxus  a,  expa7isus  Linn.  Sf.  nat.  III.  160.  —  It.  oel.  147.  e.   fig.  —    Roberg, 
d'issert.  de  Aslac.  p.  19.  20.  —   Klein,  spec.  petr.  Gedun.  lab.  15.  fig.  3.  4.  —  Schloth. 


'')  Bei  Asaph.  pulpebrosus  und  lueviccps  sind  sie  in  Dalman's  Figur  nicht  angedeutet,    in  der  Be- 


schreibung aber  als  schwach  angegeben. 


1«5    

in  Lconh.  Tnschenb.  1810.  1.  lab.  1.  fig.  i,  III.  —    Razoumowsky,  unnal.  d.  sclenc.  nat 

Tom.  VIII.  vi-  28.  f.  2.  3.  5.  6.  7.  —    Enlomoslr.  expans.  Wahlenb.  n.  a.  Ups.  VIII.  25. 

1.  —    Äsaph.  expans.  Dalm.  Palaead.  45.  6.  tab.  3.  /ijr.  3.  a—d.  —    Klöd.  Fers^eJn.  d. 

Mark  Brandenb.  108.  —    Bronn,    Leih.  I.  114.  1.  /«6.  IX.  fig.  7.  —   Emmr.  disserl.  30. 

10.  —    HisiNG.  Leih,  stiec.  14.  /a6.  2.  fig.  6.  —   L.  v.  Buch,  Beitr.  41. 
^sö/j/t.  conügei-us  Brogn.  Cr.  /bss.  18.  p/.  2.  ^^r.  1.  a.  6.  pl.  4.  ^jf.  10.  —  Fand.  Beilr.  135. 

<rt6.  6.  fig.  1  —  7.    <«6.  7.  /igr.  1  —  4.  Taf.  8. 
rrJ/o6.  covnUjcr.  Schlote.  Pelref.  38.  1.  ii.  Nachlr.  II.   16,  34.  —    Trllob.  Schroetcn  ibid. 

35.  10.  lab.  23.  /".  3.  (grosses  Schwaiizscliild.) 
Cryptonymns  Lichlensleinii  Eichw.  47.  §.  53.   /a6.  2.  ^^.  3.  a.  b.  —    Cr.  Panderi  ibid.  47. 

^.  52.  lab.  3.  /ijf.  1.  a.  6.  —    Cr.  Schlolheimii  ibid.  45.  fa6.  4.  /ijr.  2.  «.  6.  —    Isoteles 

expans.  MiLNE  Edw.  Cnisl.  III.  304.  12.  —   Isol.  Lichlensleinii  ibid.  303.  11. 
Hemicryplwus  Rasouinowskii  Grken,  31on.  of  Tril.  20. 

Im  Uebergangskalk  Schwedens  bei  Husbyfjöd  und  auf  Oeland;  in  Esthland 
bei  Rewal  und  Petersburg,  in  Norwegen  bei  Christiania;  als  Geschiebe  in 
Nord-Deutschland  (die  Abbild,  bei  Wilckens  im  Strals,  Magaz.  I.  Taf.  2.  Fig.  5. 
Taf.  3.  Fig.  11.  scheinen  zu  dieser  Art  zu  gehören.) —  Kopfschild  hinten  doppelt  so  breit 
wie  lang,  stark  gewölbt,  der  ganze  äussere  Rand  senkrecht  abfallend,  durchaus  nicht  her- 
vorgezogen. Kopfbuckel  deutlich  abgesetzt,  vorn  am  breitesten,  nach  hinten  verschmälert, 
slielartig  vor  dem  Arlikulalionsrande  zusammengezogen  und  dort  auf  der  Mitte  in  einen 
Höcker  erlioben;  daneben  jederseits  ein  anderer  flacherer  Höcker,  der  sich  zum  Auge 
hinzieht.  Eine  tiefe  Furche  trennt  den  Arlikulationsrand  an  der  Kopfachse  mid  der  hinteren 
Hälfte  der  Seitenflächen  von  der  übrigen  Fläche,  verschwindet  aber  gegen  die  stumpfe, 
abgerundete  Kopfecke.  Augen  kurz,  aber  hoch.  Rumpfachse  massig  gewölbt,  gegen  die 
Mitte  breiter  als  an  beiden  Enden,  die  einzelnen  Ringe  stark  für  sich  gewölbt.  Schwanz- 
schild am  Grunde  breiter  als  lang,  am  Ende  ziemlich  stumpf,  massig  gewölbt,  die  Achse 
gleich  anfangs  etwas  schmäler  als  der  letzte  Rumpfring,  hinten  stumpf;  vorn  gegliedert, 
doch  bald  mehr  bald  minder  deutlich,  je  nach  der  Grösse  des  Individuums,  im  Ganzen 
8  deutliche  Ringe,  selten  mehr;  die  Seiten  ohne  Rippen.  Die  ganze  Oberfläche  der 
Schhaale  nicht  glatt,  sondern  mit  erhabenen  feinen  Leistchen,  die  schief  nach  aussen  und 
hinten  laufen,  bedeckt;  dazwischen  vertiefte  Punkte,  welche  hie  und  da  zu  Wellenlinien 
vereinigt  sind;  auf  den  Seiten  des  Schwanzschildes  gewöhnlich  7 — 8  grössere  Streifen, 
die  den  Gliedern  der  Achse  entsprechen.  —  Schlecht  erhaltene  Exemplare  sind  ganz  ab- 
gerieben und  erscheinen  daher  glatt.  — 

Aumerknng. 
Vollständige  Exemplare  sind  selten  grösser  als  3  Zoll,  doch  zeigen  Tiel  grössere  Schwanzschilder, 
die  namentlich   als  Geschiebe  vorkommen   (Hallische  Sammlung)  und  wohin   auch  Trilob.  Schroeleri 
ScHLOTH.  gehört,   auf  einzelne  sehr  grosse  Individuen  von  6  Zoll  Länge  hin. 


—  i«e  — 

5.  A.  lyrannus:  protuberanlia  capitis   ovala;   angulis  scuti  cephalici  posticis  caudae- 
que  acutis  vel  acuminalis.     Long.  6  — 10".     Taf.  V.  Fig.  4. 

MuRCHis.  S.  S.  II.  662.  ]ü.  24.  —  Emmr.  disscrt.  29.  6.  —  Milne  Edw.  Cr.  III.  310.  7. 
In  den  Llandeilo  Schichten  Englands,  Caerniarthenshire,  Pembrokeshir e; 
auch  als  Geschiebe  in  einem  rolhen  Kalkstein  (Hallisch.  Samml.).  —  Das  Kopfschild  ist 
noch  ungenügend  bekannt,  doch  lässt  Murchison's  erwähnte  Figur  keinen  Zweifel,  dass 
die  Gesichtslinie  vorn  einen  Bogen  beschrieb  und  die  Hinlerecken  lang  zugespitzt  waren. 
Das  grosse  Schwanzschild,  welches  ich  abbildete,  gehört  ohne  Frage  hierher  und  zeigt, 
dass  MuRCHisO!\'s  Ergänzung  etwas  zu  spitz  gemacht  ist.  Die  Skulptur  der  obern  Fläche 
scheint  nach  Mürciiisos's  Abbildung  genau  wie  bei  der  vorigen  Art,  nur  gröber,  zu  sein; 
sie  fehlt  bei  meinem  OandslUck,  und  wurde  in  der  Zeichnung  nach  BIlrciusoiv's  Figur  er- 
gänzt.    MuRCHisoNS  Taf.  25.  Fig.  1.  ist  übrigens  eine  ganz  andere  Art. 

b.    Die  Gesichtslinie  beschreibt  vorn  einen  Winkel,  keinen  Bogen, 
aa.     Die  Sclnvauzachse  ragt  hervor,  und  ist  durch  eine  Furche  im  Schilde  deutlich  abgesetzt. 

6.  A.  raniceps:   scuto  capitis  parabolico,    acuto,  angulis  posticis  subacutis;    rhachi 
caudae  subarticulata.    Long.  3  —  4". 

Dalm.  Palaead.  lab.  III.  fig.  4.  —  Cnjpion.  Wem'ii  Eichw.  ohserv.  46.  §.  51.  lab.  2.  ficj.  2. 
a.  b.  —  MiLNE  Edw.  Cnisl.  III.  304.  13.  —  Pander,  Bdb:  lab.  IV.  C  fig.  3.,  tub.  VI. 
fig.  3.  8. ,  lab.  VIII.   fig.  7.  — 

In  Gesellschaft  von  A.  expnnsus.  Diese  Art  vdrd  von  vielen  Schriftstellern  für  eine 
Varietät  von  As.  expanstis  gehalten,  sie  ist  aber  sicher  verschieden.  Das  ganze  Kopf- 
schild und  besonders  der  Kopfbuckel  ist  flacher,  der  Aussenrand  scliarfkantig  hervorgezo- 
gen, die  Vorderecke  spitz.  Dabei  sind  die  Augen  stets  höher,  die  Rumpfringe  relativ 
flacher,  das  Schwanzschild  parabolisch,  hinten  zwar  nicht  spitzwinkelig,  aber  doch  viel 
mehr  verlängert;  es  ist  viel  flacher  gewölbt  und  die  Achse  hat  nur  sehr  schwache  An- 
deutungen von  Ringen.  Wollte  man  selbst  alle  diese  Differenzen  für  relative,  und  deshalb 
für  Varietätencharaktere  erklären,  so  würde  doch  die  aufl'allend  spitzwinkelige,  neben  dem 
Winkel  geschwungene  Gesichtslinie  einen  guten  positiven  Unterschied  bedingen.  Auch 
stehen  die  Augen  etwas  dichter  an  einander. 

7.  A.  extenualus:    scuto    capitis  parabolico,    acuto,   angulis  posticis  in  cornua  pro- 
ductis;  rhachi  caudae  subarticulata.     Long.  4 — 10". 

Enlom.  extenualus  Wahlenb.  ji.  ad.  Ups.  VIII.  295.  lab.  VII.  fig.  4.  — 

A.wph.  exten.  Dalm.  43.  3.  tab.  II.  fig.  3.  —    Hisikg.  Leih.  suec.  13.  lab.  2.  f.  3.  — 

Isoleles  exten.  Mil.ne  Edw.  Cr.  III.  301.  8.  — 


—  187   — 

Individoa  maxinha. 
AsapJi.  grandls  Sars  Isis  1833.  338.  tab.  IX.  fig.  6.  a.  h.  —  Milne  Edw.  C^-usl.  III.  311.  9. 

In  einem  grauen  Kalkstein  Ostgolhlands  bei  Iliisbyfjöd  und  Ilela;  ira  schwarzen 
Kalkslein  von  Aggersbakken  bei  Christiania.  —  Die  eigenlhiiniliche  langgestreckte 
Form  des  Kopfschildes,  die  weit  ausgezogenen  Ilinterecken  desselben,  das  lange  parabo- 
lische, aber  doch  eigentlich  nicht  spitze  Schwanzschild  zeichnen  diese  schöne  und  seltene 
Art  sehr  aus.  Die  Wölbung  des  Kopfbuckels  ist  massig,  die  Zusammenschnürung  zwi- 
schen den  Augen  nicht  sehr  stark,  und  der  aufgeworfene  Artikulalionsrand  schwach.  Die 
Achsenringe  sind  viel  schmäler  als  die  Seitenlappen ,  und  sehr  kurz  gegen  die  Grösse  des 
Schwanzschildes.  Letzteres  hat  eine  lang  parabolische  Form  und  eine  schwach  erhabene 
Achse,  an  welcher  die  Ringe,  wie  bei  Asaph.  tyrannus,  durch  erhabene  Querleistchen 
in  der  Hornschaale  angedeutet  sind;  auch  auf  den  Seiten  erscheinen  ähnliche,  den  Ringen 
entsprechende  feine  radiale  Leistchen.  Dies  koiuite  ich  am  Gypsabguss  des  Berliner  Mu- 
seums von  Sars  grossem  Lidividuum  noch  ganz  gut  erkennen.  Letzteres  scheint  mir  bloss 
durch  seine  Grösse  abzuweichen,  die  Exemplare  von  Dalman  mid  Wahlenberg  aber  ihre 
Schaale  oder  doch  die  Skulptur  derselben  verlohren  zu  haben;  auch  ist  dieselbe  aller  Ana- 
logie nach  bei  kleinen  Individuen  relativ  viel  schwächer,  als  bei  grösseren. 

I)b.     Die  Sclnvanzaclise  ragt  nicht  oder  sehr  wenig  aus  dem  Schilde  hervor.     ISOTELES  Dekay. 

8.   As.  (Isoi.)  plnti/cephalus:   scuto  capitis  caudacque  parabolico,  acute;  Iho- 
racis  axi  lobis  lateralibus  laliori ,  axi  caudae  obsoleta.     Long.  2  —  0 ".     Taf.  IL  Fig.  12. 
Asaph.  platyceph.  Stokes,  Transacl.  of  the  geol.  soc.  of  London  I.  8.  208.  fl.  27.  — 
Isoldes  g'tgas  Dekay,  annul.  of  Ihe  Lijc.  of  mit.  hist.  of  New-York.  I.  176.  pl.  12.  13.  /".  1. 
—  Dalm.  Palacad.  70.  13.  —   Green  3Ion.  of  Tril.  67.  —  Bronn,  Leih.  I.  115.  pl.  IX. 
f.  8.  —    Emmr.  dlsserl.  32.  12.  —   Milne  Edw.  Cnist.  III.  298.  1.  — 
Brogniarlia  isotela.  Eaton,  geol.  textb.  pl.  2.  f.  19.  — 
In   einem   schwarzen   Kalkstein    von   Trenlonfalls   in  New-York,    bei   Cincinnati  im 
Ohioslaat  und  an  anderen   Stellen.   —     Meine  durchaus   naturgetreue  Abbildung  stellt  den 
Abdruck   von    der   unteren   Schaalenfläche    dar,   und    zeigt  daher  Spuren   von  Lappen  am 
Kopfbuckel  und  Gliederung  im  Schwänze,    die    auf  der  oberen  Schaalenfläche  nicht  mehr 
erkennbar  sind.     Reste  derselben  an  dem  Ilandstück,    das  meiner  Zeichnung   als  Original 
diente,  überzeugten  mich  von  der  Anwesenheit  einer  eigenen,  aus  vertieften  Punkten  be- 
stehenden Skulptur,    was   wieder   auf  eine   nahe  Verwandtschaft    mit  Asaphus  expnnsiis 
hinweist.     Ausser  dem  abweichenden  Uniriss  unterscheidet  übrigens  die  scharfe  Wiukeiung 
der  hinteren  Kopfecken  und  Seitenlappen  des  Rumpfes  Isoteles  von  Asapims  B.  a. 

Anmerkungen. 
1.    Asapims  anguslifrons  Dalm.  Palaead.  44.  5.  lab.  3.  fig.  2.  a.  b.,  Ton  dem  ich  in  Berlin 
ein  Gypsmodel  gesehen  habe,  schien  mir  ein  Mitglied  dieser  Gruppe  zu  sein;  doch  ragte  die  Schwanz- 


t«8    

achse  aus  dem  Sdiilde  etwas  hervor  und  war  vorn  nicht  schralller  als  der  Rumpf.  Diese  Verschmille- 
rung,  welche  durch  die  Furchen  und  Grübchen  an  der  Unterseite  der  Schaale  angedeutet  zu  sein 
scheint,  ist  eine  besondere  Eigenheit  von  Asaphus  plulyccphulus. 

2.  Green's  Isoldes  planus  Mon.  pag.  68.,  stegops  71.  und  megalops  sind  Individuen  in  ver- 
schiedenen Graden  der  Conservation  und  Grösse,  die  alle  zu  Isol.  gigas  gehören.  Dagegen  scheint 
dessen  Isot.  Cyclops,  pag.ß9.  auf  eine  eigene,  dem  Asaph.  anguslifrons  nahe  stehende  Art  hinzu- 
weisen oder  gar  mit  demsellien  identisch  zu  sein.  —  Der  Isotel.  megalops  ist  auf  Individuen  gegrün- 
det, die  mit  dem  von  mir  abgebildeten  am  meisten  übereinstimmen.  — 

D. 

Sechsgüedrige  TriloUlen  mit  Ziisummenliugelungsvermögen  imd  gleich  bveller  Ruiiipfachse.-, 

19.  Gatt.  Ampyx  Dalm. 

Von  dieser  Gattung  kenne  ich  weder  Originalexemplare,  noch  Modelle,  und  kann 
daher  keine  genügende  Aufklärung  über  sie  ertheilen;  den  Abbildungen  und  Beschreibun- 
gen der  Schriftsteller  zu  Folge  schliesst  sie  sich  zunächst  an  die  Jsayhus-kvXew  mit 
spitzem  Kopfschilde,  hat  verlängerte,  gewöhnlich  abgebrochene  Eudecken,  unterscheidet 
sich  jedoch  von  ihnen  durch  den  höher  hervorragenden  Kopfbuckel  und  die  nicht  hervor-, 
rao-enden  Auffen.  Die  Achse  besteht  nach  Dalman  aus  sechs,  nach  Saks  nur  aus  fünf 
Rumpfringen,  die  kurz  sind  aber  breite  Seitenlappen  tragen,  auf  denen  (nach  Saus)  die 
schiefen  Furchen  bemerkt  Averden.  Das  Schwanzschild  gleicht  dem  Kopfschilde  und  hat 
eine  deutlich  vorragende,  verjüngte,  stumpfe  Achse,  an  der  6  —  8  Ringe  angedeutet  zu 
sein  pflegen;  Rippen  auf  den  Seilen  scheinen  zu  fehlen. 

Die  Arten  fmden  sich  in  sehr  alten  Schichten  des  Uebergaugskalkes ;  man  kennt  drei 
verschiedene  Species,  über  deren  Unterschiede  ich  auf  die  citlrtcn  Schriftsteller  verweise. 

1.  A.  nnsttüis,  Dalm.  Palaead.  54.  1.  —  Emme.  disserl.  49.  1.  —  Milne  Edw.  Cnist. 
III.  296.  1.  —   BoECK,  Gaea  norw.  I.  no.  47. 

In  einem  grauen  Kalkstein  Ostgothlands  bei  Skarpasen  und  Husbyfjöd,  im  rothen  Kalk 
vom  Billinger  Berge  bei  Sköfda.  — 

2.  A.  mammiUalus,  Sars,  Isis.  1835.  335.  3.  lab.  8.  ftg.  4.  a  —  c.  (das  Schwanzschild 
d  gehört  wohl  zu  Trinudeiis.)  —   Emmr.  diss.  49.  2. —  Milne  Edw.  l  l.  3.  —  Boeck,  /. /.  ?io.46. 

Im  Uebergangskalk  von  Ladegaarts  Oen  und  Hjorlnaestangen  bei  Christiania.' 

3.  A.  roslvaliis,  Sars  ibid.  334.  2.  lab.  8.  /".  3.  a—e.  —  Emmr.  d/sseii. -id.  3.  —  Milne 
Edw.  /.  /.  2.  Bokck,  /.  /.  no.  4.  5. 

An  denselben  Orten  mit  der  vorigen  Art,    aber  seltener.  — 


Anhang. 

1. 

JJie  naclistehendcu  Arleu  sind  in  mir   unzugänglichen  Schriften  aufgeführt,  und  konnten 
daher  in  meiner  Uebcrsichl  nicht  mit  berücksichtigt  werden. 

Aiupyx  incertus,  Deionchamps,  Metn.  de  la  soc.  Linmenne  de  Calvados  II.  316.  pl. 
20,  /.  5.  —    MiLNE  Edwards  Crusl.  III.  297. 

Asaphtis  Brogniurlii,  ibid.  pl.  19.  f.  1.  3.  —    Milne  Edw.  /.  /.  313.  — 

Asaphus  quadrilimhaliis,  Phillips  (icol.  of'Yorkslüre.  Vol.  II.  /}.  239.  pl.  22,  flg.  1.  2. 

Asaphus  obsolettis,  Phill.  ibid.  /?(/,  3  — 6. 

Asaphits  gramillfer^is,  Phill.  ibkl.  fuj.  7, 

Asaphus  semin'ifcrus,  Phill.  ibid.  fig.S—iO. 

Asaphus  gemmif'erus,  ?hili.  ibid.  fig.  11. —  Buckl.  Geol.  and  Mineral,  pl. 46.  f.  10. — 
Ist  nach  Buckland's  Al)l)ilchiiig  >yo1i1  dieselbe  Art,  welclie  Brogniart  Cr.  fo^s.  pl.  4,  fig,  12.  abbil- 
det und  die  icli  neben  Archegomis  ueqrtulis  S.  121.  bereits  erwähnt  habe.  — 

Asaphus  iruncatus,  Phill.  ibid.  fig.  12.  13. 

Asaphus  mcgalophthahnus,  Troast,  Mem.  de  la  soc.  geol.  de  France. UI.94.  pl.  11.  f.i. 

Asaphus  her  OS,  Dalm.  Arsberülf.  om  nya  zool.  Arbelen  135.  SiocM.  1828.  —  Hising. 
Leih.  suec.  13.  —  Milne  Edw.  Cr.  III.  309.  —    Stellen  die  Schriftsteller  neben  Phac.  caudalus. 

Asaphus  plalynolus,  Dalm.  ibid.  135.  —  Hisikg.  Leih.  suec.  13.  —  Milke  Edw. 
Crusl.  III.  304.  — 

Calymene  ornala,  Dalm.  ibid.  pag.  134.  —  Hising.  Leih.  suec.  11.  —  Milne  Edw. 
Crusl.  III.  319.  Ist  nach  Milne  Edward's  Versicherung  nahe  mit  Calym.  Blumenbachii  verwandt, 
aber  durch  die  Bildung  des  Kopfl)uckels  verschieden.  Sollte  Zelhus  uniplicalus  Pander's,  den  ich 
fragweise  zu  Calym.  Blxunenbachii  zog,  dahin  gehören?  — 

Calymene  verrucosa,  Dal.m.  ibid.  134.  und  Paluead.  76.  —  Brogn.  Crusl.  j'oss.  pl.4. 
fig.  11.  —  Hising.  Leih.  suec.  11.  —  Wohl  ein  Pluicops,  nach  Brogniart's  Abbildung  und  Hisingek's 
kurzer  Definition,  die  ich  allein  kenne. 

Enlomolilhus  derbiensis,  Martin  pelrificala  derbiensia,  pl.io.  f.l.  —  Nach  Milne 
Edwards  Vermuthung  (Crusl.  III.  313.)  einerlei  mit  Asaphus  globiceps  VniLi.,  meinem  Archegomis 
globiccps,  S.  122. 

Calymene  phlyclaenoidcs,  Green,  Sill.  Am.  Journ.  of  sc.  and  arls  1837.  Vol.  32. 
1.  pag.  167.  —   Leonh.  u.  Bronn,  Jahrb.  1838.  363. 

Trimerus  platypleurus,  Green,   ebend.  pag.  168.  und  daraus  a.  a.  0. 
Trimerus  Jacksonii,   Green,  ebend.  pag.  347.  und  daraus  a.  a.  0.  S.  364. 
Cryphaeus  (vielleicht  die  Abtheilung  B.  b.  ß.  bb.   von  Phacops)  Boolhii,  Green,  ebend. 
pag.  344.  und  daraus  a.  a.  0.   S.  363. 

Cryphaeus  Collilelus,  Green,  ebend.  pag.  346.  und  daraus  a.  a.  0.  S.  364, 
Asaphus  Tri  mbH,  Green,  ebend.  pag.  348.  und  daraus  a.  a.  0.   S.  365. 


130    

2. 

Es  folgen  nun  noch  einige  Bemerkungen  üLer  Arten,  die  sich  noch  nicht  mit  Sicher- 
heit in  das  von  mir  aufgestellte  System  einordnen  lassen,  theils  weil  ich  sie  selbst  in  na- 
tura nicht  untersuchen  konnte,  theils  weil  überhaupt  noch  zu  wenig  von  ihnen  bekannt  ist. 
Die  Eigenschaften,  welche  bis  jetzt  sich  ergeben  haben,  sollen  hier  schliesslich  milge- 
theilt  werden.  — 

Asaphus  fronlalis  Dalm.  Palaead.  46.  7.  —  Emmr,  disserl.  29.  7.  —  Milne  Edw. 
Cr.  III.  311.—  aiigiilis  scuti  ceplialici  postieis  rotnndatis,  protuheraiitia  capitis  bis  bi-impressa,  oculis 
distaiitibus ;  sciito  caudae  rotuiidato,  costis  utriiique  sex  radiautibus.  —  Im  rotheii  Kalk  Ostgothlands 
bei  Ljung.  —  Diese  Art  ivird  vom  Verfasser  mit  Ogygia  Bitchii  verglichen  und  neben  .4s.  expunsKS 
gestellt.  Die  Abdrücke  ihrer  unteren  Schaaleiiseite  sollen  keine  Streifen  haben,  wie  bei  As.  expansus; 
doch  ist  wohl  nur  die  innere  Wand  der  oberen  Schaaleuoberfläche  gemeint,  und  diese  ist  überall  glatt. 
Jene  Streifen  finden  sich  bei  allen  Trilobiten  auf  der  freien  luitern  Oberfläche  der  Panzerstiicke.  Nach 
QuENSTKDT  {Wie(jmunn' s  Archiv  1837.  I.  345.)  ist  diese  Art  mit  Asaph.  angustifrons  identisch. 

Asaphus  Vulcani  Murchis.  SU.  Syst.  II.  663.  pl.2o.  fig.  5.  —  Milne  Edw.  Cr.  III. 
314.  —  vermag  ich  uidit  zu  deuten;  sollte  er  9  Ringe  haben,  so  würde  ich  ihn  unbedenklich  mit  Cu- 
lymene  acquulis  H.  v.  Meyer's  zusammen  stellen,  und  zu  Arcliegonus  bringen. 

Asaphus  corndensis  Murchis.  SU.  Syst.  IL  663.  pl.  25.  f.  4.  —  Emmr.  disserl.  27. 
3.  —  Milne  Edw.  Crust.  III.  310.  —  wurde  bereits  oben  (S.  70.)  erwähnt,  aber  noch  nicht  gehöri- 
gen Orts  eingeschaltet.  Eine  Ogyg'ut,  wohin  ihn  Emmrich  bringt,  ist  er  gewiss  nicht;  die  winkelig  ge- 
stalteten Diagonalfurchen  der  Seitenlappen,  und  deren  vorwärts  gewendete  Zurundnng  zeigen  denllich, 
dass  sich  das  Tliicr  ziisammenkugeln  konnte,  was  iiei  den  Ogygieu  nicht  der  Fall  ist.  Ich  möchte  viel- 
mehr in  dieser  Art  ein  junges  Individuum  von  Asaphus  Tyrannus  vermutlien,  und  die  augenscheinlich 
kürzere  Bildnng  des  Schwanzschildes  durch  die  Jugend  des  Individuums  erklären,  da  es  liekanut  ist,  dass 
viele  spitzeckige  Theile  der  lebenden  Crustaceen  in  der  Jugend  stumpfer  sind,  als  im  Alter.  Die  viel 
längere  Endecke  des  Kopfschildes  würde  freilich  gegen  die  Richtigkeit  dieser  Annahme  Zweifel  erheben, 
allein,  wenn  man  an  die  langen  Stacheln  des  jungen  Paradoxides  hohemlcus  (Oleniis  gracUis  Zenk.) 
denkt,  so  möchte  sicli  wohl  eine  solche  längere  Form  der  Kopfeckeu  gerade  umgekehrt  als  Jiigendtypns 
aufstellen  lassen.  — 

Asaphus  Tyrannus  ibid.  pl.  25.  fig.  1.  ist  schon  oben  (S.  126.)  als  nicht  zur  Typusform 
pl.  24.  gehörig  angesprochen  worden,  und  scheint  mir  fast  gar  kein  Asaphus  zu  sein,  da  ich  keine 
Art  mit  so  stark  hervorragenden  Seitenlappen  auf  dem  Schwanzschilde  und  mit  so  breiter  Rumpfachse 
kenne.  Sind  beide  Theile  vielleicht  in  der  Zeichnung  nicht  ganz  richtig  dargestellt,  so  könnte  man  ver- 
sucht werden,  die  Figur  zu  AsapJnis  extenualus  zu  bringen,  mit  dessen  Gesammtiimriss  sie  am  mei- 
sten harmonirt.  — 

Calymenc  var'/ol ar'is  Brogn.  Crust.  foss.  14.  3.  pL  1.  /'"//•  3.  a—c.  —  Parkins.  organ. 
rem.  III.  pl.  17.  fig.  16.  —  Dalm.  Palaead.  61.  1.  —  Buckl.  Geol.  and  Mineral,  pl.  46.  fig.  6. 
—  Graf  V.  MüNST.  BeUr.  III.  34.  1.  Taf.  V.  fig.  1.  —  Murchis.  Sil.  Syst.  6.55.  pl.  14.  fig.  1.  — 
Milne  Edw.  Crust.  III.  326.  —    TriloO.  vuriolar.  Schlot«.  Xachlr.  11.  34.  3.   —    Phacops  ra- 


131    

r'iol.  Emmr.  (V/xscvt.  20.  4.  —  ist  sclioii  oben  (S.  93.)  als  eine  mir  iiiil)ekaiinte  Form  berührt  ivordeii. 
Sie  liat  ein  liali)kreisfOriniges  Kopfscliild  mit  liocIigewüll)tcm,  vorn  breiterem  ungetheiltem  Knpfituckel  und 
lil(ilzli(li  in  lange  Spitzen  ausgezogenen  Endecken.  Die  Augeu  stehen  in  der  Mille  neiicn  dem  Kopf- 
liutkel,  auf  der  Flache  der  Wangensdiilder,  ziemlich  ivie  Lei  Calymene  Bluincnbucliii ,  und  hahen 
deren  Form.  Der  Rumpf  wird  nach  hinten  schmäler  und  hat  in  Murchisok's  Figur  deutlich  13,  in 
Brogmart"s  nur  11  Hinge.  Die  Schwanzachse  besteht  nach  letzterer  Zahlung  aus  12  Ringen  und  auf 
dem  Schilde  finden  sich  9  Seitenrippen,  in  Murchison"s  Figur  zähle  ich  nur  7  Scitenrippen  und  8  —  9 
Glieder  in  der  Achse.  Dabei  ist  die  ganze  Oberfläche  des  Korpers  mit  grossen  starken  Höckern  bedeckt, 
die  in  MuRCHIS0^'s  Figur  am  Rumpfe  beinahe  fehlen,  auf  der  Schwanzachse  aber  in  mehreren  Reihen 
stellen,  während  Rrogniart's  Figur  starke  Hocker  auch  auf  dem  Rumpfe  zeigt  und  nur  eine  mittlere  Reihe 
auf  der  Schwanzachse.  Buckland's  Figur  harmonirt  mit  letzlerer  und  ist  davon  wohl  nur  eine  Kopie. 
Die  Art  findet  sich  in  den  mittleren  Silurischen  Schichten  Englands  und  des  Flchlelgebirges,  woraus  sie 
Graf  V.  Münster  in  ßruchstückeu  beschreibt;  seine  Aiiliildiing  harmonirt  mehr  mit  Murchisok's  Fiour 
als  mit  Brogxiart's;  auch  fehlen  an  ihr  die  lang  zugespitzten  Ecken  des  Kopfschildes,  die  ich  auch 
bei  MuRCHisoK  vermisse  ■■•)•  — 

Fast  möchte  ich,  nach  diesen  Angaben,  die  verschiedenen  Formen  für  spezifisch  nnferschiedeu  hal- 
ten, und  MüRCHisoN's  Art  für  eine  ächte  Cahjmene,  Brogniart's  und  Parkinsom's  für  einen  Pha- 
cops  erklären.  Dieser  Annahme  widerspricht  jedoch  Boeck's  Behauptung,  dass  Culymcne  variolaris 
eine  eigene  Gattung  bilde,  zu  der  auch  Culymcne  puncltUa  der  Schriftsteller  gehöre.  Vgl.  Keilhaus 
Gaea  norweg.  I.  TrUoh.  no.  13.  —  Was  die  letztere  Art  betrifft,  so  handeln  von  ihr  fol«>-ende 
Schriftsteller : 

Tr'il.  pimduhis  Brükis.  Kjöbcnh.  Sellsk.  Skrlvt.  nyc  SmnJ.  I.  394.  5.  —  Schloth.  Nuchir. 
II.  37.  23.  —  Enlomoslr.  ptmctiil.  Wahlekb.  n.  a.  Ups.  YIII.  32.  7.  —  Linke,  ad.  Heg.  ac. 
Holm.  1759.  22.  24.  (ab.  1.  fig.  2.  —  Lehmann,  }ioi\  comin.  Pelropol.  X.  (ab.  12.  f.  10.  — 
Beck.m.  iwv.  comrn.  Gö((ing.  III.  102.  —  Wilck.  Sdals.  Magaz.  4.  St.  (ab.  3.  fig.  12.  — 
Calym.  pimd.  Brogk.  Cr.  foss.  36.  —  Dalm.  Paluead.  64.  12.  —  Murchis.  ä.  &'.  II.  661. 
pl.  23.  /■.  8.  —  MiLNE  Edw.  Cnis(.  III.  327.  — 

Alle  beschreiben  bloss  Schwanzschilder,  nur  Wahienberg  bildet  daneben  das  Mitlelslück  eines 
Kopfschildes  ab,  welches  deutliche  Charaktere  von  Calymene  an  sich  trägt,  zumal  den  aufgeworfenen 
vorderen  Kopfrand  und  eine  Lappenbildung  des  Buckels,  die  au  Cul.  Blumenbadt'ü  erinnert.  Dass 
dasselbe  wirklich  zu  dieser  Art  gehöre,  möchte  ich  bezweifeln.  Das  Schwauzschild  hat  nach  den  Anga- 
ben aller  Schriftsteller  eine  vielgliedrige  Achse,  deren  Ringe  längs  der  Mitte  eine  Reihe  von  Höckern 
tragen,  und  7  —  8  Seitenrippen,  von  denen  jede  auf  der  Mitte  auch  einen  Höcker  hat.  Die  daneben 
TOn  DaliMan  abgebildeten  10  Rumpfringe  erscheinen  glatt.  Solche  Schwanzschilder  kommen  in  einem 
hell  weisslich- grauen  Kalkstein  auf  Goltland  häufig  vor,  und  ein  daher  stammendes  Handstück  meiner 
Sammlung  enthält  2  Exemplare,  die  leider  ihre  innere  Schaalenseite  nach  oben  wenden  und  mit  der  äus- 
seren so  fest  im  Gestein  sitzen,  dass  eine  Ablösung  unmöglich  ist.  Ich  erkenne  indess  an  der  Achsa 
deutlich  6  mittlere  Höcker,  ebenso  viel  wie  Dalman  abbildet,  und  daneben  jederseits   die  Vertiefungen 


"•)  Cal.  intermedia  Gr.  v.  Münst.  a.  a.  0.  .35.  2.  iab.  V.  fig.  2.  soll  4  Einschnitte  jederseits  am  Kopfbuc kel 
haben,  gleicht  aber  sonst  der  C.  variol.  so  vollständig,  dass  ich  ihre  Artrechte  noch  bezweifeln  muss. 

17  * 


133    

für  28  —  30  Ringe,  während  die  Mittelgegend,  da  >T0  die  Höcker  stehen,  ungeringelt  ist.  Jedem  Hocker 
entspricht  ein  Ring,  dann  zähle  ich  zwischen  dem  ersten  und  zweiten  Höcker  2  Ringe,  zwischen  dem 
zweiten  und  dritten  3,  zwischen  dem  dritten  und  vierten  wieder  2,  zwischen  dem  vierten  und  lünften  3, 
allein  zwischen  ihm  und  dem  sechsten  4,  und  hinter  letzterem  etwa  noch  6  —  7,  doch  mögen  auf  der 
o])ern  Seite,  wo  die  Ringe  allemal  deulliclier  sind,  noch  mehrere  vorhanden  sein.  Seitenrippen  finde 
ich  an  meinen  hier  beschädigten  Exemplaren  nur  8,  und  erkenne  daran  keine  Spuren  von  Hockern,  die 
also  wohl  nur  auf  der  äussern  Schaalenfläche  sich  erkennen  lassen.  Mit  der  oben  beschriebenen  Bildung 
stimmt  nun  das  Schwanzschild  von  Cahjmene  var'wlarls  nach  Brogniart's  und  Buckland's  Abbildun- 
gen (Parkinsox's  Figur  habe  ich  leider  nicht  mehr  zur  Hand)  so  vollständig  überein,  dass  ich  nicht 
zu  irren  glaube,  wenn  ich  Calymene  punclala  der  Schriftsteller  für  einerlei  mit  der  Cal.  varwlarh 
der  zuletzt  genannten  Autoren  erkläre,  und  demnächst,  da  Murchison's  Cal.  rariolaris  wohl  eine 
andere  Art  ist,  für  diese  den  Namen  Cal.  varlolaris  lieizubehalten  vorschlage,  auf  die  Calym.  ra- 
riolaris Brogriart's  al)er,  die  freilich  früher  als  solche  bekannt  war,  den  noch  älteren  Namen  C.  pundala 
übertrage.  Ob  nun  wirklich  diese  Cahjmene  punctata  zu  einer  eigenen  Gattung  oder  zu  Phacops 
gehöre,  muss  ich  wegen  Mangels  eigener  Untersuchungen  noch  unentschieden  lassen;  die  Calymene 
varioluris  in  meinem  Sinne  scheint  dagegen  in  der  That  zur  Gattung,  deren  Namen  sie  trägt,  am  besten 
zu  passen,  und  in  ihr  den  Phacops -Avlm  mit  ungetheiltem  Kopfbuckel  zu  entspreclien,  wie  C.  Diu- 
menbuchii,  Trisiuni,  etc.  denen  mit  gelapptem  analog  sind.  Letztere  Hessen  sich  ferner,  nach  Zahl 
und  Form  der  Lappen,  wie  d'ie  Phacops- Arien,  gruppiren,  wenn  eine  gi-össere  Menge  von  Gattungs- 
genossen solche  UnterabtheJlungen  bereits  nöthig  machte. 

Lichas  lacinialus  habe  ich  Seite  76.  aufgeführt  und  kurz  charakterisiit.  Später  fand  ich 
unter  den  Trilol)iten  der  Hallisclien  Akademischen  Sammlung  ein  fast  vollständiges  Schwanzsdiild  dieser 
Art,  das  in  demselben  gelbgrauen  fast  erdigen  Thonscliiefer  von  Mösseberg  in  Westgothland  lag, 
worin  dieselbe  gewöhnlich  vorzukommen  pflegt.  Die  nähere  Untersuchung  dieses  Exemplars  überzeugte 
mich,  dass  die  Achse  des  Schwanzscliihles  aus  7  deutlichen  Ringen  und  einem  ovalen  Endgliede  besteht. 
Die  Seiten  des  Schildes  bestehen  kcinesweges  ans  einzelnen  Lappen,  sondern  aus  einer  zusammenhän- 
genden Fläche,  auf  welcher  sich  10  —  12  radiale,  abwechselnd  gleiche  oder  vielmehr  ähnliche  Furchen 
befinden.  Die  vordere  Furche  jedes  Paares  ist  starker  gekrümmt  als  die  hintere,  beide  erreichen  den 
Umfang  und  stossen  hier  unter  einem  Winkel  zusammen.  Auch  au  der  Achse  entspringen  sie  dicht  neben 
einander  von  der  Furche  zwischen  je  2  Ringen ;  beide  beschreiben  mit  einander  kleine  mondförmige 
Wülste,  die  mau  für  Rippen  nehmen  kann,  und  deren  Zahl  5  —  6,  also  wie  gewöhnlich  um  1  —  2  ge- 
ringer, als  die  Anzahl  der  Aehseniinge  sein  würde.  Zugleich  ergicbt  sich,  dass  Dal.maä's  und  Wah- 
leneerg's  Figuren  von  unvollsläudigeu  Exemplaren  entnommen  wurden;  auch  scheint  mir  die  Schwanz- 
aclise  zu  breit  und  zu  kurz  dargestellt  und  überhaupt  die  Art  viel  näher  mit  Ogyyia  als  mit  Olemis 
verwandt  zu  sein. 

Trilobilcs  Stcrnbergii  erhielt  seinen  Namen  von  Boeck  im  May.  for  Nalurvidvnsk. 
I.  I.,  das  ich  nicht  kenne.  (Vgl.  Sternberc,  Verh.  d.  raterl.  Mas.  etc.  1833.  51.)  Hierher  gehört 
nehmlicb  Gr.  Sternberg's  Figur  in  den  Verh.d.valerl.Mus.  1825.  Taf.  1.  Fig.  ö.,  welche  am  Schlnss 
seiner  Abhandlung  kurz  l)eschricl>en  wird  (S.S5.).  Meine  Abbildung  Taf.  111.  Fig. 7.  8.  zeigt  eine  völlige 
Uebereinstimmung  mit  jener  Figur,  allein  die  hintere  Kopfecke  ist  nicht  so  stark  vorgezogen,  und  die 
Waiigengegenden  tragL'u  ein  deulliches  Auge  neben  dem  zweiten  Kopfgürlel.     Die  Gesichlslinie  habe  ich 


133    — 

nicht  gesellen,  sie  ist  Ikenl'iu  pidorh ,  und  konnte  ohne  Gefahr,  das  schone  Bild  zu  triihen,  nicht  gut 
wieder  entfernt  werden.  Sternberg  sagt  von  den  Wangen,  dass  sie  höckerig  seien,  ich  glauhe  im  Ab- 
druck nur  Vertiefungen  gesellen  zu  haben.  Das  Auge  war,  wie  bei  Stkrneerg's  Exemplar,  abgebro- 
chen, seine  Stelle  und  Grosse  aber  nicht  zweifelhaft.  Der  ganze  Umfang  hatte  einen  aufgeworfenen  ab- 
gerundeten Rand.  Der  schwarze  Kalkstein  vom  ßranikberge,  worin  Pliucops  lal'ifvons  sich  findet,  ent- 
halt auch  einzelne  Kopfschilder  dieser  seltenen  Art.  —  Dalman  hat  bekanntlich  die  SiERUBERG'sche  Fi- 
gur zu  seiner  Culymenc  spedosa  (Pttldcad.  76.  3.)  gezogen,  die  ein  Pliucops  ist,  wie  aus  Hisin- 
ger's  Figur  {Leih.  succ.  suppl.  ((ib.'ii).  jUj.  2.)  hervorgeht;  allein  die  2  vorderen  Furchen  des  Kopf- 
buckels sind  nicht  durchgehend  und  die  dritte  ist  jederseits  neben  der  Mitte  eingebuchtet,  was  bei  Tv'ü. 
SlenibergU  sich  nicht  findet.  Ausserdem  sind  die  Kopfschildecken  lang  zugespitzt,  hier  bloss  winkelig. 
Dagegen  scheint  Graf  v.  Münster's  Cahjiu.  Slernbergn  {Be'ilr.  III.  37.  5.  lab.  V.  fig.  5.)  und  Cal. 
prophujua  (ebendas.  38.  6.  fig.  6.),  wenn  anders  die  Kopffurchen  in  der  That  nicht  durchgehen,  eher 
zu  jenem  Pliucops  speclosus  zu  gehören,  und  Culipn.  avlhuluki  (ebendas.  7.  fig.  7.)  mit  durchge- 
henden aber  roh  gezeichneten  Kopffurchen,  doch  nicht  von  jenen  andern  beiden  verschieden  zu  sein, 
weil  bei  allen  dreien  der  Kopfbuckel  nach  vorn  breiter  wird,  wie  bei  Phacops,  bei  Tr'itobUes  Sleni- 
bergU dagegen  vorn  und  hinten  gleich  breit  ist.  Ueber  die  natürliche  Stellung  dieser  Art  im  System 
weiss  ich  auch  jetzt  nichts  anderes,  als  das  schon  Seite  18  u.  84.  bemerkte,  zu  äussern,  und  wiederhole 
es  daher  lieber  nicht.  — 

Triurlhriis  Bcck'n,  Green,  Mon.  of  Tr'ü.  8ß.  sei/.  —  Mounlh.  Amer'ik.  Jown.  p.  560. 
—  Harl.  7ned.  and  phijs.  reseurch.  305.  —  Bvogniarlia  carcinokleu ,  Eaton,  geol.  Texlb.  — 
Bronn,  Leih.  I.  117.  lub.  9.  /".  10.  —  Paradoxides  Ir'mrlhrus,  Harl.  t)ied.  and  phys.  res.  401. 
1.  fuj.  5.  —  Parad.  armalus  ibid.  402.  2.  fig.  1  —  3.  —  Milne  Edw.  Crii.ü.  III.  345.  —  Man 
kennt  von  diesem  Trilobilen  das  Mittelstiick  des  Kopfschildes  mit  dem  kurz  parabolischen  Buckel,  woran 
hinten  durch  eine  Querfurche  der  Artikulationsrand  angedeutet  ist,  seitlich  aber  zwei  Einschnitte,  die  in 
schiefer  Richtung  nach  hinten  gezogen  sind ,  drei  ziemlich  gleiche  Lappen  absondern.  Hierin  stimmt  er 
ganz  mit  dem  Kopfe  von  Ol.  scarabaeoides  (S.  83.)  überein.  Da  die  Wangenschilder  aller  untersuch- 
ten Exemplare  fehlen,  die  Rumpfringe  bloss  in  Brnchstücken  bekannt  sind,  und  das  Schwanzschild 
noch  nicht  aufgefunden  wurde,  so  lässt  sieh  über  die  systematische  Stellung  der  Art  nichts  Genügendes 
sagen  oder  vermuthen.  Zwar  leuchtet  ihre  Verwandtschaft  mit  Ölen,  scarabaeoides,  die  schon  Harlan 
nachwies,  bald  ein,  allein  auch  diese  Form  ist  noch  ungenügend  bekannt,  mithin  aus  ihr  kein  Schluss 
auf  die  vorliegende  möglich.  Harlan  nimmt  übrigens  bei  Parad.  triarlhriis  4  Rumpfringe  und  ein 
kurzes ,  am  Umfange  abgerundetes  Schwanzschild  an ,  stellt  die  Seiteulappeu  der  Rumpfglieder  schmä- 
ler als  die  Achse  dar,  und  letztere  dajieben  gleich  breit,  während  die  Seitenlappen  schnell  nach  hinten 
kürzer  werden.  — 


134    

3. 

Gänzlich  unbrauchbar  für  die  systematische  Einordnung  scheinen  mir  die  Beschrei- 
bungen und  Abbildungen  nachstehender  Arien  zu  sein;  ich  fülire  sie  ])loss  der  Vollstän- 
digkeit wegen  an,  und  wage  daher  auch  keine  muthmasslichc  Deutung.  — 

Asaphus  Cawdori  Murchis.  SU.  Syst.  II.  635.  pl.T.  /(</.  9.  —  Gr.  v.  Mixsi.  Bc'üv.lW. 
38.  1.  ttth.  V.  fiy.  8.  — 

A.'iaphns  diurus,  Grekn,  Sill.  Amcr.  Joum.  de.  1839.  Vol.2i7.  pug.  iO.  Eine  mit  As. 
selenwus  venvandte  Art,  also  ein  Phacops  mit  zweispitzigem  Ende  des  Schwanzscliildes.    Vgl.  S.  114. 

Asaphus  sub-caudattis,  Murchis.  ibid.  fig.  10.;  wohl  nur  ein  grösseres  Individuum  der 
vorigen  Art.  — 

Asaphus  pusillus,  Gr.  v.  Mükst.  Beilr.  III.  39.  2.  Iah.  V.  /?(/.  9. 

Asaphus  brevis  ibid.  39.  3.  fig.  10. 

Asaphus  grandis,  ibid.  39.  4.  iab.  IX.  fig.  1.;  Bruchstück  eines  Scliwanzschildes,  das 
von  Sars  gleichnamiger  Art  (S.  126.)  verschieden  sein  wird.  — 

Paradoxides  brevimiicronalus  ibid.  40.  1.  tab.  V.  fig. 12.  Scheint  Lichas  lucinia- 
lus  zu  sein.  — 

Bumastes  franconicus,  ibid.  42.  1.  iab.Y.  fig.  17.  Kopf-  und  Schwanzschild  ohne  alle 
specifischeu  Merkmahle.  — 

Bumastes  planus,  ibid.  43.  2.  fig.  \%.,  grösseres  flacher  gedrücktes  Individuum  der  vo- 
rigen Art.  — 

Trinucleus^  Nilsoni  ibid.  46.  5.  lab.  V.  fig.  25.  und  Trinucl.?  Olarion.  6.  fig.  26.  und 
Trinuclcus  inlcrmedius  ibid.  V.  116.  Taf.  X.  fig.  10. —  sind  ganz  unkenntliche  Bruchstücke,  aber 
schwerlich  Trinuclei. 

Calymene  furcata  Graf  v.  Münster,  Beilr.  \.  113.  2.  Taf.  X.  fig.  9.  —  ein  halbkreis- 
förmiges, granulirtes  Scliwanzschild  mit  vielgliedriger  Achse  und  7  bis  zur  Hälfte  gespaltenen  Seitenrippeu. 


Nachträge. 


Als  ich  die  ganze  Arbeit  bereits  vollendet  hatte  und  eben  mit  der  Anfertigung  des 
Registers  beschäftigt  war,  erhielt  ich  auf  dem  Wege  des  Buchhandels  das  längst  für  mich 
yerschriehene  Magazin  for  JVaturvidensAaberne,  Chrisliania,  8.,  aber  nur  die  zweite 
Serie  {Anden  RaeJiAes,  von  1832  an,  Bd.  I.  u.U.),  nicht  die  frühere,  in  welcher  sich 
Boeck's  Aufsatz  {Tom.  I.  1827.)  befindet.  Diese  zweite  Serie  enthält  nur  einige  Be- 
merkungen von  EsMARK  (I.  Bd.  S.  268.  Taf.  VII.)  über  folgende  5  Trilobiten : 

1.  Tril.  Ase litis,  ein  zehnglleeliiger  Tiilobit  ohne  ZusamraeiikiigeluiigsYermögen,  mit  grossem 
Sclmauzscliilde,    dessen  Aclisc  zwar   fehlt,   aber   doch   Tielgliedrig  zu  sein  scheint.     Das  Thier  scheint 
luit  Ogijyia  am  nächsten  verwandt  zn  sein,  und  sich  besonders  durch  die  Zalil  der  Rnmpfringe  von  die- ■ 
ser  Gatlnng  zu  unterscheiden.     Boeck    stellt  in  Keilhau's  Gaeu  norweg.  I.    Tr'/l.  no.  36.   diese  Art 
neben  Illaenus  cenlrolus  Dalm.,  womit  aber  Esmark's  Abbildung  keine  Aehnlichkeit  hat.  — 

2.  Tril.  elliplifrons,  pag. 269.  ein  Phacops  mit  nngetheiltem  schmalem  KopOjuckel,  der 
sich  unmittelbar  an  Pli.  küifvons  auzuschliessen  scheint,  aber  spezifisch  durch  die  schmale  Form  des 
Kopfbuckels  verschieden  sein  dürfte,  wenn  anders  die  Abbildung  richtig  ist.  —  Boeck,  der  a.  a.  0. 
sub  no.  1.  diese  Art  annimmt,  unterscheidet  sie  ebenfalls  „durch  den  weit  (lang?)  gedehnten  elliptischen 
Kopfbuckel"  von  Ph.  luüfrons,  seinem  Tril.  clcgans  Sars,  ebend.  no.  2.  Beide  finden  sich  auf  Mal- 
mofekalveu.  — 

3.  Tril.  sphaericus,  nach  Boeck  (a.a.O.  sub  no.  14.)  einerlei  mit  Tril.  durifrons  Sars, 
worüber  ich  bereits  S.  103  u.  104.  mich  ausgesprochen  habe,  indem  ich  ihn  mit  Dalman's  gleichnamiger 
Art  verbinde.  Allein  in  Esmark's  Figur  sind  3  Einschnitte  am  Kopfiiuckel  angegeben ,  daher  ich  noch 
zweifle,  ob  der  Tr.  sphaericus  wirklich  Sars  Tr.  clarifrons  sein  kann.  Wüix  er  es  dennoch,  so 
würde  er  als   synonym  zu  Cyphuspig  clarifrons  (S.  104.)  gehören. 

4.  Tr.  semilunaris,  nach  Boeck's  Vermuthung  (a.  a.  0.  sub  no.  10.)  nur  ein  kleines  In- 
dividuum von  Phacops  caudatus  (S.  112.). 

5.  Tr.  denlaliis ,  fig.  10.  ein  grosses  Schwanzschild  mit  vielgliedriger  (15  Ringe  und  ein  ei- 
förmiges Endglied  sind  in  der  Figur  angegeben)  Aclise  und  3  grossen ,  nach  hinten  gebogenen  Seiteu- 
rippeu,  die  als  stumpfe  Stacheln  über  den  Rand  des  Schildes  hervorriigeu.  Boeck  fügt  hinzu  (a.  a.  0. 
siil)  no.  1.),  dass  der  hall)cjiindrische  vorn  abgerundete  Kopfbuckel  drei  Seitcneiuschnitte  habe,  und  die 
hinteren  Ecken  des  Schildes  gleich  den  Seiteulappcu  der  Rumpfringe  in  Stacheln  ausgehen.  Hiernach  ist 
diese  Art  entschieden  ein  Phacops  der  Abtlieilung  B.  b.  ß.  bb.  und  steht  dem  Phac.  uruchnoidcs  oder 
slelUfcr  nahe.  — 


136    

Ebenfalls  erhielt  ich  erst  vor  einigen  Tagen  die  am  Schluss  der  Literatur  erwälmle 
Schrift  von  F.  A.  Römer.     Verfasser  beschreibt  darin  folgende  Trilobilen: 

1.  Bro7iles  flabellifer,  S.  37.    Taf.  11.  Fig.  1. 

2.  Br.  signattis,  ebend.  Fig.  2.  3.,  wohei  Phillips,  palaeo%oic  fossils,  lab.  57.  flg.  255. 
citirt  wird,   ein  Schwanzscliild  von  liüizerer,  luelir  kreisförmiger  Bildung. 

3.  Dr.?  glubralus,  ebend.  Fig.  6.  Das  Mittelstück  eines  Kopfscliildes  mit  abgelöster  Scliaale, 
allein  ül)rigens  ohne  genügende  Kennzeichen. 

4.  Ca  ly  VI  eile  Jordani,  ebend.  Fig.  4.,  ohne  Zweifel  nichts  als  Phacops  Mifrons.  Ich 
halle  ein  gut  erhaltenes  Exemplar  dieser  Art  aus  der  Hallischen  Akademischen  Sammlung  vor  mir,  wel- 
ches im  Klostergrunde  bei  Michelsteiu  nn>Yeit  Blankeuburg  gefunden  wurde.  Auf  dasselbe  bezieht  sich 
auch  Herr  Römer  Seile  XVIII.  seiner  Sclirift. 

5.  Cal.  Schuslcri,  S.  38.  Taf.  Xll.  Fig.  42.  Das  Schwanzschild  eines  kleinen  Individuums 
von  Phacops  hdifvom. 

6.  Cul.  subornula,  ebend.  Fig.  40.  41.  Beide  Bruchstücke  gehören  schwerlich  zusammen. 
Fig.  40.  gehört  zu  Phacops,  Fig.  41.  eher  zu  Äsuphus;  die  Arten  lassen  sich  ans  den  Figuren 
nicht  erkennen. 

7.  Cnl.  Jiydrocephala,  ebend.  Taf.^l.  Fig. 7.  Ganz  entschieden  das  Mitlelstück  eines 
Kopfschildes  von  Cijpha.^pis  chtvifrons. 

8.  Asaphas  Z inkenii,  ebend.  Fig.  8.;  abgeschältes  Mittelstiick  des  Kopfscliildes  von  P/(rt- 
cops  latifrons. 

9.  Paradoxides  Grolei,  S.  39.  Taf.  XL  Fig.  11.  a.  b.  Deutliche  Bruchstücke  von  Pha- 
cops arachnoides. 

10.  Ilomalonolns  Ahrendii,  ebend.  Fig.  5.  a.  b.  Gewiss  von  Hom.  Knighlii  Murch. 
nicht  verschieden,  denn  die  angegejjcnen  Unterschiede  rühren  von  der  veränderlichen  Krümmung  der 
Ringe  gegen  einander  her,   und  sind  individuelle. 

11.  Hom.  ptnictatiis ,  ebend.  Fig.  9.  und  Hom.  gigas  Fig.  iO.  sind  wohl  nur  Bruchstücke 
anderer  Individuen  derselben  Art;  die  Punklirung  deutet  die  vorhanden  gewesene  Granulation  an. 

Eine  etwas  ältere,  mir  so  eben  zugegangene  Notiz  findet  sich  noch  in  Sillhn.  Am. 
Jowu.  of  sc.  ct.  arls.  Vol.  42.  pag.  366.  1842.  Herr  J.  Locke  beschreibt  hier  eine  neue 
Trilobilen- Art,    als: 

Isoleles  megislos ,  und  liildet  sie  auf  pl.  3.  ebend.  ab.  Dieses  fast  einen  Fuss  lange  Bild 
ist  dennoch  sehr  unvollständig,  indem  auf  den  Seitenlappen  der  Rumpfringe  keine  schiefen  Querfnrchen 
angegeben  sind  und  auf  der  liinteren  Hälfte  des  Kopfschildes  alle  positiven  Eigenschaften  fehlen.  Dabei 
hat  die  Figur  genau  die  Verhältnisse  von  Asaph.  plahjcepJialus  (Isol.  giga.i),  aber  kurze  Endslacheln 
au  den  Seilenecken  des  Kopfscliildes.  Hiernach  scheint  sie  allerdings  selbstständige  Art  zu  sein,  welche 
sich  von  As.  plalycephaliis  eben  dadurch,  von  As.  anguslifrons  durch  die  breite  Stirn  unterscheiden 
würde,  wenn  schiefe  Furchen  auf  den  Seitenlappen  vorhanden  sind;  fehlen  diese  wirklich,  was  ich  be- 
zweifle, so  gehörte  sie  zu  yUeus.  Das  vordere  Ende  der  Gesichtslinie  beschreibt  einen  Winkel,  und 
weist  auf  die  Abtlieilung  B.  b.  von  Asaphus  hin. 


13T 

Da  die  pnrofällig'e  Aiisfüliriing  der  Kiipferlafcln  einen  ungleich  grösseren  Zeitaufwand 
erforderte,  als  ich  glaublc,  so  hat  sich  die  Herausgabe  meiner  schon  anfangs  May 
im  Druck  vollendeten  Arbeit  bis  jetzt  (Ende  Novembers)  verzögert,  allein  nur  zu  ihrem 
Vorllieil,  weil  es  mir  dadurch  möglich  geworden  ist,  noch  mehrere  seitdem  erschienene 
Aufsätze  benutzen  und  mit  meinen  Ergebnissen  in  Vergleich  stellen  zu  können. 

l.     Zunächst  erwähne   ich   die  mir  bisher  unl)ekannt  gehliebene  Abhandlung  von  L. 
De  Koiv'I^ck  in  den  Mcm.  de  lacad.  ro\j.  de  Briix.     Tom.  XIV.  idier  die  fossilen  Krebse 
Belgiens.     Verfasser  beschreibt  darin  zuerst  die  Gattung  Brontcs  Goldf.    (vergl.  S.  75. 
d.  Abb.)  mit  der  einen  Art  Br.  jUibelllfer ,    ändert  aber    ihren  Namen  in  GoLDius  um 
weil  Brontes  schon  eine  Käfergattung  von  Fabricius  genannt  sei*)-     Dann  folgt 

Asuph.  yemmuHferus  {nohhi  Asaph.  gmnuUfevus  und  As.  gemmuUfcms  Phill.  Geol. 
of  Yorksh.  geliörcn;  vgl.  den  Aiiliaiig  S.  129.),  welcher  sicli  auf  das  bereits  von  Brogniart  (Taf.  IV. 
Fig.  12.)  al)gebildete  Scliwanzscliild  gründet,  dessen  idi  Leililufig  unter  Archegorius  aeqiialis  (S.  121.) 
Anm.  2.  gedaclit  luil)e.  Da  Trilob.  pusluhdus  Schloth.  dasselbe  Thier  ist,  so  müsste  dieser  Artnanie 
als  der  älteste,  bleiben;  die  Gattung  aber,  der  die  Art  beigesellt  werden  soll,  ist  so  lange  unbestimm- 
bar, als  Kopf  und  Rumpf  noch  fehlen.  — 

Asaph.  Brogn'iarl'ii  Fisch.  Orydogn.  du  Gouvern.  de  Moscou  p.  121.  pl.  12.  Eine  lange 
Reihe  mir  grösstentheils  unliekannt  gebliebener  Synonyme  beweist,  dass  diese  Art  identisch  ist  mit  As, 
obsolellts  Phill.  (Anhang  S.  129.)  oder  Asaph.  Dalmunn'i  Goldf.  ,  welchen  ich  anhangsweise  bei 
Äconia  conclnna  (S.  117.)  erwähnt  habe.  Die  Beschreibung  und  Abbildnng,  welche  Hr.  üe  Komnck 
(a.a.O.  Fig.  6.)  giebt,  scheinen  dieser  Anuahme  günstig  zu  sein,  da  der  Rumpf  aus  zehn  Ringen  besteht, 
und  die  OI)erlIäche  des  Körpers  granulirt  ist,  allein  der  nach  vorn  breitere  Kopfbuckel  und  das  mit  viel- 
gliediiger  (14  Ringen)  Achse  versehene  Schwanzschild  widersprechen  dem  Typus  \on  Aeon'/a;  ich  möchte 
diese  Art  jetzt  weit  eher  mit  der  vorigen  (Asaph.  gemmuHferus  oder  pusluluius)  zusammenbringen, 
und  aus  beiden  eine  besondere  Gattung  bilden,  zu  deren  sicherer  Begründung  indess  mehr  Thafsachen, 
als  bis  jetzt  vorliegen,  erfordert  werden.  Eine  dritte  Art  dieser  Gattung  möchte  das  bei  Archcgomis 
glohiceps  (S.  122.  Anm.  2.)  angedeutete  Schwanzschild  mit  IGgliedriger  Achse  vorstellen. 

Die  übrigen  fossilen  Krebse  der  genannten  Abhandlung  übergehe  ich,  da  sie  den  Inhalt  meiner 
Arbeit  nicht  weiter  berühren. 

2.  In  dem  neuesten  Heft  von  Silliman's  Americ.  Journ.  of  scienc.  and  arts. 
J^ol.M.  pag.  346.  (1843.)  finde  ich  wieder  eine  Trilobitcn-Art  als 

Ceraurus  Crosoliis  von  J.  Locke  beschrieben  und  in  Holzschnitt  dargestellt,  aus  welcher 
mit  der  positivsten  Gewissheit  hervorgeht,  dass  dieselbe  zur  Gattung  Odonlopleuru  (S.  71.)  gehört,  und 


*)  Allenfalls  liesse  sich  indess  die  GoLDFtss'sche  Benennung  bei])ehalfen,  weil  Fabricius  Gattung 
Brontes  synonym  ist  mit  Latrf.ille's  Vleiola,  und  letzterer  Name  früher  als  der  jetzt  gewöhn- 
lich angenommene  Name  von  Fabricius  (%sI.  Elcniih.  ISOl.)  für  dieselbe  Gattung  aufgestellt 
wurde  (1799  in  dem  Prc'cis  de  characl.  genc'r.  des  Insectes  Seite  46.). 

18 


13S    

wahisclieiulich  eine  dritte  eigenthümlinhe  Art  derselben  bildet.  Wenn  nun  wirklich  Greejj's  Ceraiinis 
mit  der  hier  beschriebenen  neuen  Art  in  dieselbe  Gattung  gehören  sollte,  was  allerdings  nicht  unwahr- 
scheinlich ist,  so  würden  die  Gattungen  Cerattrus  und  Odonloplcura  zusammenfallen  und  jener  Name, 
als  der  altere,  den  Vorrang  verdienen.  Ich  bin  zu  dieser  Annahme  um  so  mehr  geneigt,  als  den  äusse- 
ren Umrissen  nach  Ccraur.  pleurexaiilhennts  und  Cei:  Crosoius  in  ganz  ahnlichen  Beziehungen  zu 
einander  zu  stehen  scheinen,  wie  Odonl.  ovala  und  O.  clüplku.  Mit  Olenus  forficula  Sars  (S.  82.) 
würde  dann  freilich  Ceraunis  keine  grosse  Uebereinstimmung  besitzen  können.   (Vgl.  S.  83.  Anm.  1.) 

3.  Systematische  Uebersiclit  der  Trilobilcn  und  Beschreibung  einiger  neuen  Arten, 
von  Prof.  Dr.  A.  Goldfuss.  In  Leonh.  und  Bronn's  Neuem  Jahrb.  etc.  1843.  Seite  537. 
u.  fgg.    Taf.  4  —  5. 

Die  hier  gebotene  Uebersicht  der  Trilobiten  ist  eine  Arbeit,  welche  sich  füglich  mit  Milne  Ed- 
WARD's  ahnlicher  Aufziihhing  der  bekannten  Trilobiten  vergleichen  lasst,  aber  nicht  so  rein  conipilato- 
risch  gehalten  zu  sein  scheint,  sondern  auf  einer  tieferen  Kenntuiss  der  Gegenstände  beruht.  Indess  hat 
die  Seite  540.  gebotene  synoptische  Tabelle  der  Gattungen  dieselben  doch  so  durch  einander  geworfen, 
dass  ihre  Gruppirung  keinen  Kenner  befriedigen  kann.  Zellnis ,  Aniphion,  D'ipleura  und  Cnlymcnc, 
Formen,  von  denen  drei  {Zellnis,  Amph'ion  und  Calymene)  nur  eine  einzige  Gattung  ausmachen, 
während  die  vierte  (Dipleuru)  der  allernächste  Verwandte  dieser  Gattung  ist,  erscheinen  hier  in  4  ver- 
schiedene Hauptabtheilungen  getrennt,  und  eine  (Zelhus)  sogar  in  einer  Section,  die  als  augenlos  an- 
gegeben wird;  doch  wolil  mir  weil  an  den  Bruchstücken,  die  Hr.  Pakder  zur  Aufstellung  seiner  Gat- 
tung benutzte,  die  Augen  al) gebrochen  waren.  Auch  Ulsst  es  sich  sicher  nicht  vertheidigen,  wenn 
Vei'fasser  Parudoxides  und  Atnpläon,  zwei  Gattungen,  die  in  allen  ihren  Organisationsmomenten  ver- 
schieden sind,  neben  einander  stellt,  und  Formen  wie  Zvihus  und  Olar'wn  in  Beziehung  bringt.  Beide 
Genera  beruhen  ja  nur  auf  Bruchstücken,  deren  wahre  Beziehungen  den  Urhebern  jener  Gattungen  ganz 
imbekannt  geblieben  sind,  oder  überhaupt,  wie  Otarion,  aller  Realität  entbehren.  Ich  kann  mich  übri- 
gens mit  einer  ausführlichen  Kritik  dieser  Uebersicht  jetzt  nicht  befassen,  sondern  muss  es  meinen  Le- 
sern zur  Entscheidung  ül)erlassen,  ob  sie  oder  die  meinige  das  Prädicat  einer  naturgemässen  Einthei- 
lung  in  Anspruch  zu  nehmen  habe.  Ebenso  berühre  ich  die  bloss  von  anderen  Schriftstellern  herüherge- 
nommenen  Gattungen  und  Arten  nicht  weiter,  sondern  bleibe  bei  denen  stehen,  die  der  Verfasser  hier 
neu  aufstellt,   der  von  ihm  gewählten  Reihenfolge  mich  anschliessend. 

4.  Arges  S.  543. 

A.  radlalus  Goldf.  n.  sp.  Taf.  4.  ftg.  1.  Ist  das  nicht  ganz  naturgetreu  dargestellte  Schwanz- 
schild von  Odoiüopleura  ovala. 

5.  Anlhes  S.  544.  Diese  neue  Gattung  gründet  sich  auf  £?j/o/HOs/r.  scarataeoWes  Wahleke., 
einer  noch  so  nngenügend  bekannten  Art,  dass  ich  es  vorzog,  sie  bloss  fragweise  einzuordnen.  Der 
gebrauchte  neue  Gattungsname  erinnert  ebenso  auffallend  an  Anlhus ,  wie  Arges  au  Argus,  und  ist 
nicht  gut  gewählt.  — 

7.  Zelhus  S.  545.  Schon  Hr.  v.  Buch  hat  gezeigt,  dass  diese  Gattung  nicht  von  Culgmene 
verschieden  ist.  — 

9.  Paradoxites  S.  5i6.    Brogkiart  schrieb  Paradoxides. 


139 

12.  Bronfeus  S.  548.  In  Folge  von  üe  Koninck's  Malnning  ändert  nun  Verfasser  seinen 
Galliuigsiiamen  so  um,  nnd  meint,  dass  diese  Umänderung  passender  sei,  als  die  Corruption  Goldius 
aus  GoLDFUssius,  welche  Hr.  Dk  Komnck  vorgeschlagen  hatte.  Von  den  aufgeführten  neuen  Arten 
halte  ich  Ur.  aluluceus  (Taf.  6.  Fig.  1.),  Bi\  (jrunulalus  (Fig.  2.)  nnd  Br.  intermedius  (Fig.  4.)  für 
individuelle  Abweichungen  von  Br.  flabelüfer  (Fig.  3.),  mit  dem  sie  in  allen  Hauptsachen,  zumal  im 
Formenverhilltniss  der  Rippen,  übereinstimmen.  Als  Typus  einer  zweiten  Art  ist  Br.  signalns  Phill. 
(Taf.  6.  Fig.  7.)  anzusehen ,  wovon  wiederum  Br.  canaUculalus  (Fig.  6.)  und  Br.  seither  (Fig.  5.)  nnr 
individuell  abweichen.  Das  dazu  gehörige  Kopfschild  (Taf.  5.  Fig.  4.)  scheint  die  Differenz  dieser  zwei- 
ten Art  zu  unterstützen.  — • 

18.  Sy iiiphysiirus.  So  nennt  Verfasser  Asaph.  laericeps  und  As.  palpebrosus,  die  er 
als  besondere  Gattung  mit  Tr'/I.  Itiev'is,  inlerined'ius  und  oblomjalus  Boeck  absondert.  Ich  habe  die- 
selben als  besondere  Unterabtheiluiig  von  Asaplms  (S.  124.)  aufgeführt. 

23.  Odonloplcura.  Die  neue  Art:  O.  denlata,  von  der  Fig.  4.  Taf.  2.  das  Wangenschild  des 
Kopfes  dargestellt  ist,  scheint  dem  Ceruurus  Crosohis  Locke's  sehr  nahe  zu  kommen. 

25.  Geraslos.  Diese  Gattung  ist  identisch  mit  meiner  Gattung  Aeon'ia  S.  116.,  welche  dnrcli 
die  Mittheilungen  des  Verfassers  einen  wesentlichen  Zuwachs  in  der  Beobachtung  von  Granulation  auf 
dem  Kopfbuckel  erhalten  hat;  dadurch  ist  auch  die  von  mir  gewühlte  Stellung  im  System  vollständig  ge- 
rechtfertigt.    Was  die  8  aufgeführten  Arten  betrifft,  so  ist 

G.  laev'igulus  {Proleus  Curieri  Steininger,  Mem.  geolog.  pl.^l.f.G.)  Taf.  4.  Fig.  3.  nichts 
als  Cidyni.  conchmu  DalxVi.,  Aeorüa  concinna  mihi  S.  117.  und  der 

Ger.  grunulosiis  Taf.  4.  Fig.  4.  vielleicht  ebendieselbe  Art  mit  wohl  erhaltener  Granulation  auf 
dem  Kopfl)uckel. 

Ger.  conmlits  Taf.  5.  Fig.  1.  mit  schwächerer  Granulation  nnd  verlängerten  Ecken  des  Kopfschil- 
des, ist  wohl  neu;   er  erinnert  einigermassen  an  Culyiii.  margimdu  Gr.  v.  Münster. 

Ger.  globiceps ,   Asaph.  ylob.  Phill.  habe  ich  zu  Archegonus  gezogen. 

Ger.  Schiisler't,  Calyin.  Schust.  Roem.  halte  ich  für  Pliacops  lulifrons. 

Ger.  sphacrlciis ,  Cal.  clarifrons  Sars  ist  des  Verfassers  Pliacops  ceratophlhalmus  Taf.  5. 
Fig.  2.  oder  meine  Cyphasp'is  clarifrons. 

Ger.  BvoyniarUi  De  Koninck.    Nach  Goldfuss  von  Asaph.  Dahnanni  sibi  verschieden.  — 

28.  Asaphus.  So  nennt  Verfasser  die  Phacops  -  Arten  mit  gelapptem  Kopfbuckel  und  auf- 
geworfenem Randsaum  des  Schwanzschildes,  zu  denen  er  auch  seinen  As.  Dahnanni  zieht.  Die  Art 
ist  daher  von  dem  bei  mir  als  As.  Dulmanni  erwähnten  Trilobiten,  welcher  vielmehr  zu  As.  Broymarlii 
De  Komnck  gehört,  wesentlich  verschieden.  Taf.  5.  Fig. 3.  ist  eine  massig  gute  Abbildung  des  Asaph. 
(Phacops)  arachno'ides  gegeben,   übrigens  aber  keine  neue  Art  aufgestellt. 

29.  Acasle.  Wieder  ein  Name,  den  schon  Leach  als  Acusla  zur  Bezeichnung  einer  Crusta- 
ceen  (Cirripedieii)  Gattung  benutzte.  Verfasser  versteht  übrigens  darunter  diejenigen  Phacops -Arten 
mit  gelapptem  Kopfbuckel,  deren  Sthwanzschild  keinen  aufgeworfenen  Randsaum  hat.  Als  Typus  der 
Gruppe  führt  er  Cal.  Doicn'ingü  Mürch.  Sil.  Syst.  lab.  14.'  /'.  3.  auf,  und  verbindet  mit  ihr  Caiym. 
macrophlhalnia  Brogn.  Cr.  foss.  lab.  1.  fiy.4.a.,  worin  er  allerdings  Recht  hat.  Calymene  Dow- 
ningii  Murch.  besitzt  nicht  zwei,  wie   ich  früher  durch  die  a.a.O.  gegebene  Zeichnung  verleitet  an- 

18  * 


140    

nahm,  sondern  drei  mittlere  Lappen  am  Kopfbnckel,  und  ist  mit  Cul.  macropMhalma  Brogn.  iden- 
tisch, wohin  sie  also  als  Synonym  gebracht  werden  muss,  nnd  nicht  zu  Ph.  proaevus,  wie  ich  S.  lOD. 
gesagt  habe.  — 

30.  Phacops.  Diesen  Gattungsnamen  beschränkt  Verfasser  auf  diejenigen  Arten  Emmrich's,  de- 
ren Kopfbuckel  ungetheilt  bleibt.  Typns-Art  ist  also  Ph.M'ifrons,  die  hier  als  Ph.  macrophllmlnms 
beschrieben  wird,  welcher  Name  ihr  indess  nicht  zukommt.  (Vergl.  S.  106.  Anm.  I.)  —  Ph.  ceralo- 
phthalmus,  den  Verf.  Iiierher  zieht,  ist  meine  Cyphaspls  danfrons  (S.  104.)  und  gewiss  kein  Pha- 
cops, da  die  Augen  eine  glatte  Hornhaut  ])ehalten.  Dieselben  sind  allerdings  sehr  hoch,  aber  so  hoch, 
wie  sie  Hr.  Goldfuss  Taf.  V.  Fig.  2.  abbildet,  doch  nicht,  vielmehr  darf  ich  meine  Figur  (Taf.  IIL 
Fig.  3.  4.)  für  richtiger  erklären.  Auch  hat  Verf.  die  Stacheln  an  den  ersten  Rumpfringen  übersehen, 
dagegen  den  Stachel  am  Kopfschildc  etwas  zu  gross  dargestellt.  — 

4.  Herr  Laporte  Graf  De  Castelnau  hat  im  Vlnstilul.  (1842.  S.  74.)  Bemerkungen 
über  die  Füsse  der  Trilobiten  mitgetlicilt,  welche  er  an  zusammengerollten  Individuen  aus 
Nord-Amerika  beobachtet  haben  will.  Da  seine  Angaben  durchaus  mit  meinen  auf  dem 
Wege  der  Analogie  gewonnenen  Resultaten  übereinstimmen,  so  scheinen  die  Beobach- 
tungen allen  Glauben  zu  verdienen;  gleichwohl  kann  ich  niclit  umhhi,  an  ihrer  Richtigkeit 
zu  zweifeln. 


Uebersicht  der  Abbilduuseo. 


Taf.  I. 

Fig.  1.    Trinudeus  Calavacü. 
„    2.     Ogygiu  Buchü. 
„    3.        —       GueilardL 
„    4.     Odontoplcitra  clUpüca. 
„    5.    Puradoxldes  bohenucus,   alt. 
„    C.    Paradoxides  bohemicus,  jung. 
„     7.    Paradoxides  bohemicus,  Kopfscbild  von 
nnlen  ibuccphalus). 

„    8.    Ellipsocephaltis  Hoffii. 
„    9.    Conocephalus  slrialus. 
„  10.         —    —        Sulzeri. 
„11.    Harpcs  ungula. 

„  11  a.  Ein  Tiieil  der  Skulptur  des  breiten  Ran- 
des, vergrössert. 

^Taf.  II. 

Fig.  1.  Calyniene  Blumenbachii ,  zusammenge- 
rollt \on  der  Seite,  nach  einem  vollstän- 
dig erhaltenen  Exemplare  aus  Herrn  Ed. 
Anton's  Sammlung  hieselbst. 

„     2.     Dieselbe  gestreckt  von  oben. 

„     3.     Dieselbe  von  vorn. 

„  4.  Phacops  lulifrons ,  zusammengerollt 
von  der  Seite. 

„    5.    Derselbe  gestreckt  von  oben. 

„     6.    Derselbe  von  vorn. 

„  7.  Kopfschild  von  Calyniene  Tristam  von 
oben. 

„    8.     Dasselbe  von  der  Seite. 

„  9.  Kopfschild  von  Calymetw  callicephala 
von  oben. 

„  10.    Dasselbe  von  der  Seite. 

„  11.    Odoyüopleura  ovata. 


Fig.  12.    Asaphus  plalycephalus. 

Taf.  III. 

„    1.    Aconia  condnnu,    zusammengerollt  von 

der  Seite. 
„     2.     Dieselbe  gestreckt,  von  oben. 
„    3.     Cyphaspis  clavifrons  sive  bcllatula. 

Tr.spliacriciis  Esmark,  zusammengerollt, 

von  der  Seite. 
„     4.     Dieselbe  gestreckt,   von  oben. 
„    5.    Aeonia  diops,  Calyniene  diops  Green. 
„    6.    Phacops  protuberans. 
„    7.     Tril.Slernbcryii,  Kopfschild  von  der  Seite. 
„     8.     Dasselbe  von  oben. 
„    9.     Olentis  gibbosus. 
„  10.    Illaenus  giganleus. 

i 
Taf.  IV. 

Fig.  1.    Homulonolus  ur malus, 

„    2.     Phacops  rolundifrons. 

„    3.        —        proaevus.    Kopf-  u.  Schwanz- 
schild. 

„    4.    Phacops  odonlocephalus  (Kopf). 

„    5.        —        conophlhalmus. 

„    6.     Derselbe  gekugelt. 

„     7.    Phacops  urachnoides. 

„    8.        —        slellifer. 

„    9.        —        candatus, 

„  10.     4  Rumpfriiige  vou  Ilomalonolus  im  Durch- 
schnitt. 

„II.    4   llumpfringe  von  Culymene  im  Durch- 
schnitt. 
NB.     In  diesen  beiden  Durchnitten  zeigt 
der  vordere  kleinere  Abschnitt  den 


143 


Aitikulationswulst  an,  der  hintere 
grössere  den  eigentlichen  Ring,  un- 
ter dem  der  Artikiilationswnlst  in 
gestreckter  Lage  des  Körpers  sich 
versteckt.  Bei  Calijmenc  ist  an 
der  Stelle,  wo  i)eide  zusammenstos- 
sen,  bloss  eine  scharfe  Kante  sicht- 
bar, bei  Hoiiittlonolus  dagegen 
eine  dicke,  senkrecht  absteigende 
Leiste. 

Fig.  12.    Auge  von  PItacops  lalifrons  ohne  Horn- 
haut, ums  Doppelte  vergrossert. 

'  Taf.  V. 


Fig. 


1.  Asaphus  exp(msus. 

a)  gestreckt. 

b)  gekugelt  von  vorn. 

(■)  gekugelt  von  der  Seite. 

2.  lllaemis  crassicamla. 

&)  gestreckt. 

b)  gekugelt  von  vorn. 

c)  gekugelt  von  der  Seite. 

NB.  Bei  beiden  Figuren  ist  die  Sculptur 
besonders  i)erücksichtigt,  und  da- 
lier  der  Körper  bloss  im  Umrisse 
dargestellt. 

3.  Archeyonus  aequulis. 

4.  Schwanzschild  von  Asnph.  Tijvamms. 
ft— 8.     !?«//»« -Schilder  und  zwar 

5.  Kleine  Form  der  folgenden  Art. 
ti.     Grosse  Form  mit  2  Ecken. 

7.     Grosse  Form  der  zweiten  Art. 

b.     Kleine  Form  der  zweiten  Art. 

ü  a.  Dieser  neue  Trilobit  liefindet  sich  in  Hn. 
Sack's  Samoihmg,  der  ihn  bei  Bensberg 
in  der  Eifel  aufiand.  Seiner  unvolhtau- 
digen  Bcschaffeiiheit  wegen,  wage  ich  ihn 
iiiclit  naher  zu  beschreüien ,  sondern  be- 
gnüge mich  mit  dieser  Abbildung,  die  in 
uatüi  lieber  Grösse  gegeben  ist.  DieSthaale 
sclieint  Reste  einer  Skulptur,  me Asaphus 
und  Illdcmis  zu  besitzen;  die  grossen 
Augen  sind  glatt.  Einstweilen  mag  er  den 
Namen  Trilob.  rerlicalis  führen,  mit  dem 


ich  auf  die  sonderbare  flache  und  breite 
Form  seines  hinteren  Kopfbuckellappens 
hinweisen  will. 
Fig.  ü  b.  Das  Seite  121.  Anmerk.  1.  beschriebene 
Schwanzschild  von  Altwasser  in  Schle- 
sien, welches  sich  neben  Archcgonits 
aequuUs  findet. 
„  10.     Phacops  Haiismannl. 

NB.     Im    Grauwackenkalkstein    Böhmens 
kommen  zwei  Formen  des  Schwanz- 
schildes dieser  Art  vor,  von  denen 
die  eine  seltnere  einen  mehr  lang- 
gestreckten Umriss  mit  21  Achsen- 
gliedern  hat,    auf  welchen  neben 
der  Mitte   sich  2  grössere  Höcker 
der  Granulation  bemerkbar  machen. 
Die  Seitenrippen,  15  an  der  Zahl, 
sind  breiter,  oben  flacher,   minder 
deutlicli   der  Liiuge    nach   vertieft 
und  zerstreuter  granulirt.    Die  an- 
dere,   hier    dargestellte   Form    ist 
kürzer,  breiter  und  stumpfer,   be- 
steht nur  ans    18  — 19  Ringen    in 
der  Achse,  hat   13  höhere  schmä- 
lere,   auf  der    Kante  deutlich  ge- 
furchte    Seitenrippen      und      eine 
sehr  feine,   auf  der  Achse  gleich- 
massige  Granulation.   Ich  vermuthe, 
dass  jene  Form  den  ni  ii  n  n  1  i  c  h  e  n , 
diese  den  weiblichen  Individuen 
angehört  habe. 

^  Taf.  VI. 

Fig.  1.     Apus  aincnfonii'ts .   von  unten,  natüvli- 
liche  Grosse,  sclir  alt. 

2.  t^crol/s  purndoxa,   von  oben,  cl)enso. 

3.  Urancli'iptis  sliiytialts,  von  unten,  (',mal  im 
Durchmesser  vergr()ssert. 

„     4.     Schema  der  Augen  von  Brandtipus. 

a)  Cornea  extern,  hier'is. 

b)  Cornea  areoluta. 

c)  letis. 

d)  corpus  v'/lreuin- 

e)  Anfang  des  schwarzen  Figments. 

f)  nerv,  opiicus. 


143 


Fig.  5.    Muiidtlieile  von  Apus. 

A)  Kiefer. 

B)  1.  P.  (1.  acc.  Mundtheile. 

C)  2.  P.       —         — 

D)  Rudiment  des  ersten  Fusses. 

„    6.    Mundtheile  Branchipus. 
A)  Kiefer. 
D)  Rudiment  des  ersten  Fusses. 

„     7.    Idealer  Durchschnitt  eines  Asaphus. 
a)  Seitenlappen  des  Panzers, 
1))  Kiemen. 

c)  Aeusserster  Ruderlappen. 

d)  Innerer  Ruderlappen. 

„    8.    Ansicht    eines  Asaphus   cornigevus  vou 
unten. 

a)  clypeus. 

bb)  lobt  antenmgeri. 

cc)  lob}  laterales. 

d)  labnwi. 

ee)  mandibulae. 

ff)  Die  Vertiefungen ,  worin  sich  beim 
Znsammenkugeln  die  unteren  Enden 
der  Selteulappeu  hineinlegen. 

h)  After. 


Fig.  9.    Fuss   von  Apus  cancr'iformis   ans    der 
Rumpfgegend,  sehr  vergrössert. 
„     10.    Fuss  desselben  aus  der  mittleren  Schwanz- 
gegend.   Ebenso, 

„     11.    Allerletzter  Fuss  von  ^;}Ms  cancrJ/brm«. 

Ebenso. 

„    1 2.    Fuss  von  Branchipus  slugnulis.  Ebenso. 
Die  Bezeichnung  aller  Füsse  wie  folgt: 

A)  Basis,  wo  er  am  Rumpfe  sitzt, 

B)  Basis  interna  libera. 
1  —  5)  lluderlappen. 

K)  Kieme. 

L)  Schutzlappeu  neben  ihr. 
1)  Zweiter  Schutzlappeu. 
„     13,     Junges  Tiiier  eines  Apus. 

a)  Kleine  Fühler. 

b)  Grosse  Fühler. 

c)  Kiefer. 

d)  Rudimente  der  Füsse, 

„    14.        —      —    eines  Branchipus. 

Ebenso  bezeichnet. 
„     15.    Linmadia  maurilianu,   vergrössert. 

B)  Fuss  von  Linmadia;  wie  oben  be- 
zeichnet. 
„    16.  Bj-ßnc/»;««s  mit  Trilobiten-Fanzer,  von  oben. 


tfi  » 


Register 

der    G  a  1 1  u  n  g  s  -    und    A  r  t  n  a  ni  c  n. 


Acasle  Seite  139. 
Acidusp'is  MuRCH. 

Bviglün  S.  73. 
Aconia  116. 

coiichmu  117. 

d'iops  117. 
Agnostus  56. 
Amph'ion  Pakd.  93. 

fronlUobus  95. 
.4jH;jyx  Dalji.  128. 

incerhis  129. 

inunn)nllaU(s  128. 

na.^nlus  128. 

rostraliis  128. 
Antlies  138. 
^jj?<s  46. 
Arche  (j  0)1  u  s  1 20. 

cenlroliis  120. 

acqimUs  121. 

globiceps  122. 

^)\9t'.S    GOLDF. 

ariiKihis  73.  74. 

radial  US  138. 
i4  )'  /  c  /"  /  n  4(i. 
^4.s-«;j/nf.s'  Bkogn.  122. 

anguslifrcns  127. 

arntadtlto  123. 

aslragaloles  114. 

uurmdahia  1 1 2. 


6)nvs  134. 
Brogniarln  129.  137. 
ß?/c/iä  69. 
caudalus  112. 
Cawdori  134. 
ccnlrolus  120. 
corndensis  70.  130. 
corn'igerus  125. 
crass'icauda  119. 
cryphirus  114. 
Cißarm  66. 
üalmanni  117.  137.  139. 
dilalalus  69. 
diwas  134. 
dubhis  104. 
duplk(tlus  71. 
cjcpanms  124. 
exlemialus  126. 
Fischeri  95. 
froiilal/s  130. 
gemmulifcrui;  129.  137. 
«/^(/«s  127. 
globiceps  122. 
grandis  Sars  126. 

—      Gr.Y.MiiNsT.134. 
gramdahis  66. 
gramdiferiis  129.  137. 
Hausmanm  111.  142. 


Asaphus 

hercs  129. 
lachüalns  76.  132. 
laei'keps  124, 
laticuiida  76. 
laiicos((dus  114. 
Uniuhirus  114. 
longicaitdahis  113. 
megalophtltalnius  129. 
vticrunis  114. 
7micronahis  113. 
TiiyvDieco'ides  114. 
obsolchts  129. 
palpebi'osits  124. 
plalijcephahts  127. 
pUdijnolus  129. 
plcuropliix  114. 
Poirisi'i  115. 
pusillus  134. 
pusluluUts  122.  137. 
quadrWiDibatuü  129. 
runict'ps  I2!i. 
seletuinis  114. 
sermiiiferus  129. 
gei'icorn'is  66. 
tilohc's/}  99. 
subcaudalus  134. 
lelragonophUialmus  82. 
Trhiib'/'i  129. 


145 


Asaphiis 

Inmcalus  129. 

lubcrculalo-candahts  (im 
Text  steht  cos/«/?<s)  112. 

Tijrannm  71.  120.  1.30. 
Vukatü  130. 

JVcllierilln  107. 

Z'mckenü  136. 
Bai  Ins  ,56. 

luberculntus  72. 
Branchipus  46. 
Brogniartla  isotclea  127. 

carc'mo'idea  1.3.3. 
Bronles  Golpf, 

coslahts  76. 

flabellifer  Ib.  136.  137. 

glabtalus  136. 

laiicaiida  76. 

Neplunl  76. 

radialus  75. 

s'ignalus  136 

subradialiis  76. 

Bronteus  139. 

ahdaceus  139. 

canalicidalus  139. 

flabellifer  139. 

granidalus  139. 

miermedhis  139. 

scaber  139. 

signalus.  139. 
Bumastes  119. 

barriensis  120. 

frunconicus  134. 

planus  134. 

Calt/mene  Brocn.  93. 
ad'mura  80.  98. 
anchlops  98.  107. 
arachnoides  114. 
belhUtda  98.  104. 


Calymene 

Bhtmvnbachii  96. 
fc?//b  106. 
caUiccphiiht  98. 
clav'ilrons  103. 104. 109. 
concinnn  98.  117. 
dedpiens  87. 
dJo/js  98.  117. 
Down'mgt'i  99.  lOf).  139. 
furcala  134. 
granuUda  106. 
hydrocephala  136 
indelerminuta  99. 
itder  media  131. 
Jordanl  136. 
/«ei'js  106. 
lalif'rons  105. 
viucrophlhulma  98.  105. 
marg'mata  117. 
microps  98.  110. 
odontocephala  98.  110. 
ornata  129. 
phhjclaenoides  129. 
plutys  97. 
pohjtoma  95. 
propinqua  133. 
protuberans  107. 
pundala  93.  98.  131. 
Schlotheimü  106. 
Schusleri  136. 
sclerops  98.  109.  111. 
selenocephala  98. 
speciosa  104.  114.  133. 
Sternberg'ü  133. 
Slokesü  99.  106. 
subornala  136. 
TrisUnii  95. 
luberculala  99.  106. 
varioluris  93.  98.  130. 
verrucosa  129. 


Ceraurus  Green. 

Crosolns  137. 

pleurexuniheinus  83. 137. 
Conocephalus  Ze>k. 

cosUdus  86. 

slrlalvs  86. 

Sidzeri  86. 
Cryphaeus  Green. 

CollHeles  129. 

Zioo/Ztii  129. 
Cry ptolithus  Green. 

B'njsbü  68. 

tessellulus  67. 
Cryplonyvius  Eichw. 

L'icldensteinü  125. 

Panderi  125. 

Purkinson'ii  119. 

Ilosenbergü  119. 

Rudolphii  119. 

Schlolhelnui  125. 

Wuhlcnbcryn  119. 

irms«  126. 
Cyphaspis  103. 

clai'ifrons  104. 
Cypris  faba  58. 
Cytherina  63. 

balllca  63. 

phaseolus  63. 

Dipleuru  Green  99. 

I>t'fcaji  100. 
Dysplamis  120. 

centrot  US  120. 
Eidotea  Scoul.  62. 
Ellipsocephalus  Zenk. 

amb'iguus  87. 

i?o/7l^  87. 
Entomolilhus  Lixn. 

Derb'iens'is  129. 

expansus  129. 

paradoxisslmus  79. 
19 


146 


Entomollthiis  Linn. 

paradoxus  96. 

pisiformis = Agnoshis. 
Enlomoslrucites  Wahl. 

adinurus  80.  98. 

bucephalus  79. 

cmidatus  113. 

crasslcmida  119. 

expansus  124. 

exlenualus  126. 

(j'ibhosus  81. 

graiiulahts  66. 

lac'mhttus  76. 

lalicmtdu  4. 

paradoxissimus  79. 

pisiformis  =  Agnoslns. 

puncli'liis  131. 

scarabaeoides  83. 

spinulosus  SO. 

tnberctilalus  96. 
Eslheria  Strauss.  46. 
Euryplerus  üekay  62. 

lacustris  62. 

remipes  62. 

ielragonophlhidnnis  62. 

Sconleri  siehe  Eidolea. 
Gerastos  138. 

Brogniarlii  138. 

cormttus  138. 

globiceps  138. 

gramüalus  138. 

laevigatus  138. 

Sihusleri  138. 

sphaericus  138. 
Goldius  137. 

flubellifcr  137. 
Harpes  Goldf.  87. 

macrocephuhis  89. 

speciosus  88. 

iingnhc  88. 


Hewt  Jcrj//)tMrMsGREKNl24. 

Rasoumoivskii  125. 
Homulonotus  KöiNia  99. 

Ahrendii  136. 

urmalus  102. 

I>c/i«jl  100. 

delpliinocephalus  102. 

^i^«s  136. 

HerscheUi  103. 

Kiiighüi  101. 

ludensis  101. 

punclalus  136. 
lllaenus  Dalm.  118. 

barriensis  120. 

centrolus  120. 

crassicuuda  119. 

gigunleus  119. 

perooaüs  119. 
Isoldes  Dekay.  127. 

unguslif'rons  128. 

cenlrolus  120. 

crussicauda  119. 

cyclops  128. 

dilulalus  69. 

expansus  125. 

exlenualus  126. 

jfjjr««  127. 

laeviceps  124. 

Lichlensleinii  125. 

megulops  126. 

megislos  136. 

palpcbrosus  124. 

planus  126. 

slegops  126. 
Lepidurus  46. 
Lieh  US  Dalm.  76. 

lacinialus  76.  132. 
Limnadia  46. 
Limulus  39. 
Nile  US  Dalm  123. 


Nileus  Dalm. 

armadillo  123. 

chilon  123. 

glaberrimus  124. 

glomerinus  120.  123. 
Nultainia  Eaton. 

concentrica  68. 
Odonlopleura  Em.  71.137 

elliplica  73. 

ovrt<a  72. 
Ogygia  Brogn.  68. 

ßj/c/(«  69. 

Desmuresli  71. 

Gueüardi  70. 

Murchisonii  70. 
Olenus  Dalm.  81. 

alalus  82. 

bohemicus  78. 

bucephalus  79. 

forficula  82. 

gibbosiis  81. 

gracilis  78. 

tofjis  79.  82. 

pyramidalis  78.  79. 

scarabaeoides  83. 

spinulosus  80. 

Tessini  79. 
Otarion  Zenk. 

diffraclum  67. 

elcgans  89. 

pygmaeum  89. 
Paradoxides  Brogn.  77. 

acuminalus  82. 

alalus  82. 

arcualus  84. 

armalus  133. 

bimucronalus  (im  Text 
steht  irrig  (/uadrimu- 
cronalus)  83. 

Bolloni  80. 

bohemicus  78. 


14V 


Paradoxides  Brogn. 

brevinmcroiuUus  134. 

bucephahis  79. 

forficuta  82. 

ylbbosus  81. 

gracilis  78. 

G'/o/ei  1.36. 

Harlanl  81. 

laciniulus  70.  132. 

/«<MS  82. 

longicaudalns  78. 

pyramidalis  78.  79. 

9Hrtd/7//i»c)-o?i«<?<s  83.148- 

scarabaeoides  83. 

spinulosus  80. 

Tessini  79. 

Iriarlhrus  84.  133. 
Pellura  M.  Edw. 

Bucklandi  116. 

scarabaeoides  83. 
Phacops  Emmr.  105.  139. 

anchiops  107. 

arachnoides  115. 

caudalus  112. 

cerutophlhulmus  139. 

cUwifrons  114. 

conophlhulmus  109. 

Hausmaiini  111.   142. 

latifrons  105. 

macrophlhalmiis  110. 

imicronahis  113. 

odonlocephalus  1 10. 

proacvus  108. 

protuberans  107. 

rolundifrons  108. 

sclerops  111. 

stein fer  Wo. 
Pleuracanlhus  M.  Edw. 

arachnoides  115. 


Serolis  Leach.  39. 

Symphysurus  138. 

Triarlhrus  Green. 
Bt'c/iii  84.  133. 

Asellus  135. 
Blumenbuchii  96. 
bohemicus  78. 
Buchü  69. 
bucephahis  79. 
caudalus  112. 
cornigerus  125. 
crassicauda  119. 
denlatus  135. 
Desmuresli  71. 
dilalatus  69. 
elliplifrons  135. 
Esmarkii  119. 
gibbosus  81. 
Guetlurdi  70. 
Uausmaniü  111. 
Ho//ii  87. 
laciniulus  76.  132. 
laticauda  76. 
latifrons  105. 
longicaudatus  78. 
macrophlhalmus  105. 110. 
minor  78. 
mucronulus  113. 
ornatus  67. 
puradoxus  96. 
pisiformis^  Agnostus. 
punclalus  131, 
puslulatris  122. 
scarabaeoides  83. 
Schroeleri  119.  125. 
semilunaris  135. 
sphaericus  104.  135. 


Trilobiles 

sphaerocephalusScuiojn. 
(ein  unbestimmbares  BrucIistiicJt.) 

spinulosus  80. 

Slernbergii  84.  132. 

Sulzeri  86. 

Tessini  79. 

Trist ani  95. 

Iruncalus  81. 

tuberculatus  96. 

iingula  88. 

variolaris  130. 

verlicalis  142. 

Zippii  86. 
Trimerus  Green  99. 

delphinocephulus  101. 

Jacksonii  129. 

plalypleurus  129. 
Trinucleus  Green  65. 

usuphoides  67. 

Cataracli  65. 

elliplicus  89. 

fimbriatus  66. 

gibbosus  73. 

gracilis  88. 

gramdatus  66. 

inlermedius  134. 

/«etvs  89,  106. 

Lloydii  66. 

Nilsonii  134. 

nudus  67. 

ornatus  67. 

Otarion  134. 

radialus  67. 

tessellatus  67. 

lVilke7isii  88. 
Zelhus  Pander  93. 

uniplicalus  96.  97.  135. 

vernicosus  95. 


Druckfehler. 

Seite  32.  Zeile  10.  von  oben  streiche  Brotites. 

Auf  der  Tabelle   zu  Seite  38.  setze    in   der  zweiten  Hauptspalte   links  (Zeile  11,  v,  oben)  1  bis  4  X  3 

statt  I  bis  4  X  2. 
Seite  66.  Zeile  2.  von  oben  setze  Fig.  6  u.  7.  statt  Fig.  7. 

—  66.     —     19.     -      -         -      rhnchi  st.  rhnchide, 

—  66.     —     21,     -       -        -       Entom.  st.  ^4-. 

Ebenda  schalte  vor  Daim.  Palaend.  ein  Asnph,  granul. 

—  72.  —  10.  -       -     lies  Fig.  11.   st.  Fig.  1. 

—  83.  —  19.  -      -     setze  h  i  mucronntus  st.  quadrimucronatns. 

—  83.  —  25.  -      -     streiche  hinter  scuto  das  Komma. 

—  100,  —  11.  -  unten  lies   freien  st.  freiem. 

—  104.  —  17.  -      -    setze  C.  statt  H. 

—  109.  —  7.  -  oben  Cal.  Downingii  Murch.  gehört  nicht  zu  dieser  Art,  sondern  wahrscheinlich 

zu  Nr.  7.  Ph.  macrophthnlmus,     Vergl.  S.  139. 

—  112.     —      5.     -  unten  lies  tuherculnto-cnudatus  st.  tubcrculato-costalus. 

—  113,     —      2.    -  oben  setze  vierten  st.  dritten. 
Ebenso  Zeile  10.  von  unten. 

Seite  114.  Zeile  19,  von  oben  setze  hinter  Berlin  ein  Komma. 

—  121.     —    20.    -      -    lies  breiter  als  lang  st.  langer  als  breit. 

—  121.    —    22.    -      -    setze  statt:  dem  das  Auge,   dem  das  hintere  Ende  des  Auges. 

—  121.    —      3.    -  unten  setze  an's  Ende  der  Anmerkung  1,  das  Citat:   Vergl.  Taf.  V.  Fig.  9  b. 

—  124.     —      7.     -       -    lies  coarctata  st.  conrtnta. 

—  129.    —    12.    -      -      -    gcmmtiliferus  st.  gemmiferm. 


(Gedruckt  bei  W.  Plötz  in  Halle.) 


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