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Full text of "Die Palimpsestphotographie : (Photographie der radierten Schriften) in ihren wissenschaftlichen Grundlagen und praktischen Anwendungen"

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icjzy  - 

Enzyklopädie  der  Photographie,  Heft  95. 


Die  Palimpsestphotographie 

(Photographie  der  radierten  Schriften) 

in  ihren  wissenschaftlichen  Grundlagen  und  praktischen  Anwendungen 

Von 

P.  R.  Kögel,  O.  S.B. 


Mit  42  Abbildungen  auf  8 Tafeln. 


Halle  (Saale). 

Druck  und  Verlag  von  Wilhelm  Knapp. 
1920. 


THE  GETTY  RESEARCH  , 
INSTITUTE  LIBRARY 


Einem  hochverdienten  Förderer  der  Palimpsestkunde, 

Herrn  Dr.  0.  Gradenwitz, 

o.  ö.  Professor  des  Römischen  Rechtes  an  der  Universität  Heidelberg, 

und  dem  Andenken  seines  Freundes  und  Mitarbeiters 

Herrn  Dr.  E.  Pringsheim, 

weil.  o.  ö.  Professor  der  Theor.  Physik  an  der  Universität  Breslau, 

in  Verehrung  gewidmet  vom 


Verfasser. 


/ 


Ars  photographica. 
Expressa  solis  speculo 
Nitens  imago,  quam  bene 
Frontis  decus,  vim  luminum 
Refert  et  oris  gratiam! 

0 mira  virtus  ingenii ! 
Novumque  monstrum!  imaginem 
Naturae  Apelles  aemulus 
Non  pulchriorem  pingueret. 


Vom  Sonnenspiegel  hingehaucht 
Erscheint  ein  glänzendes  Bild,  wie  schön 
Strahlt  es  die  Stirne,  das  Augenlicht, 

Des  Mundes  Anmut  hold  zurück! 

0 wunderbare  Geistesmacht! 

Ein  neu  Gebilde  der  Natur, 

Wie  selbst  Apelles5  Meisterhand 
Es  schöner  nicht  hervorgebracht. 

Leo  XIII.  1877. 

Eder,  Geschichte  der  Photographie,  1905,  S.  297. 


/ 


Vorwort. 

Die  vorliegende  Schrift  ist  eine  Ausführung  der  kurzen  Mit- 
teilung: „Die  Palimpsestphotographie“,  Sitzungsbericht  XXXVII, 
1914,  der  Königl.  Preußischen  Akademie  der  Wissenschaften, 
philosophisch  - historische  Abteilung. 

Zweck  dieser  Abhandlung  ist,  durch  eine  systematische  Dar- 
stellung der  Palimpsestphotographie  in  ihren  theoretischen  Grund- 
zügen und  praktischen  Anwendungen  die  noch  ungehobenen 
Schätze  der  Palimpseste  den  Geschichtsforschern,  Philologen 
u.  a.  zugänglich  zu  machen. 

Für  den  Techniker,  der  über  die  Palimpseste  selbst  gern 
Näheres  erfahren  möchte,  sei  hier  über  die  Entstehung  und 
Wert  der  Palimpseste  einiges  gesagt. 

In  vergangenen  Zeiten  wurde  nicht  selten  die  ursprüng- 
liche Schrift  der  Pergamenthandschriften  wreggescheuert  und 
durch  eine  sowohl  der  Form  als  dem  Inhalt  nach  neue  Schrift 
ersetzt.  Das  Wort  Palimpsest  kommt  von  dem  Griechischen 
7iaXt^(fö^Toc;  (nafaiLKpaaci)),  und  heißt  wieder  abgewaschen,  ab- 
gescheuert. Die  lateinische  Bezeichnung  „codex  rescriptus“  für 
Palimpsest  hebt  hervor,  daß  ein  ursprüngliches  Werk  wieder 
überschrieben  worden  ist.  Mitunter  wurde  es  aber  zweimal 
überschrieben,  so  daß  drei  Schriften  sich  überlagern1). 

Der  Wert  der  eigentlichen,  alten  Palimpseste  geht  aus  der 
Tatsache  hervor,  daß  mehrere  klassische  Werke  oder  größere 
Teile  derselben  uns  nur  durch  Palimpseste  erhalten  sind.  Unika 
und  berühmt  sind,  um  nur  wenige  zu  nennen:  Gajus  in  Verona, 


i)  Ein  Beispiel  findet  sich  in  der  Abhandlung:  Untersuchungs- 
ergebnisse einer  doppelt  reskribierten  Wolfenbüttler  Handschrift 
mittels  der  Fluoreszenzphotographie.  Von  P.  A.  Dold,  O.  S.  B. 
Ztsch.  f.  Bibliothekswesen,  S.  233 ff.,  1917. 


VIII 


Codex  Ephremi  in  Paris,  die  gotische  Bibelübersetzung  von 
Ulfila  in  Wolfenbüttel,  Plautus  in  Mailand,  Cicero  de  republica 
in  der  Vatikana. 

Die  Entstehung  der  Palimpseste  ist  vor  allem  auf  wirt- 
schaftliche Gründe  zurückzuführen.  Das  Pergament  war  einst 
ein  teurer  Schreibstoff.  Sein  Bedarf  war  groß,  denn  man  be- 
nötigte es  nicht  nur  für  Bücher,  sondern  auch  für  den  privaten 
brieflichen  Verkehr,  für  wirtschaftliche  und  amtliche  Mitteilungen, 
Bescheinigungen  und  Urkunden  aller  Art.  Diese  Zwecke 
forderten  alljährlich  große  Mengen  von  Pergament,  die  besonders 
zu  Kriegszeiten  und  Zeiten  der  Teuerung  schwer  zu  beschaffen 
waren. 

Wenn  daher  von  irgendeinem  Werk  ein  Duplikat  vor- 
handen war,  das  wenig  schön  oder  fehlerhaft  geschrieben,  so 
entfernte  man  die  Schrift,  um  das  Pergament  zu  einem  neuen, 
den  jeweiligen  Bedürfnissen  entsprechenden  Werk  zu  gebrauchen. 
Gleiches  geschah,  wenn  der  Inhalt  der  Schrift  einen  unmittelbar 
praktischen  Wert  nicht  mehr  darstellte.  Dies  war  z.  B.  der 
Fall,  wenn  das  Becht  mit  dem  Kommen  und  Gehen  der  Völker, 
mit  dem  Entstehen  und  Vergehen  ihrer  Staaten  sich  änderte, 
oder  wenn  Schriften,  deren  Wortlaut  von  Amts  wegen  der 
Willkür  des  Einzelnen  nicht  überlassen  werden  konnte,  eine 
Neufassung  erhielt.  Auf  diese  Weise  verdrängte  die  Vulgata 
die  Italia  usw. 

Die  Zahl  der  vorhandenen  und  zum  guten  Teil  noch  un- 
gelesenen Palimpseste  ist  eine  ziemlich  große,  größer  als  all- 
gemein angenommen  wird.  Der  Verfasser  hat  ein  Verzeichnis 
derselben  für  seinen  Gebrauch  hergestellt.  Wenngleich  dieses 
Verzeichnis  noch  unvollständig  ist,  so  weist  es  doch  bereits 
mehr  als  300  Codices,  zum  Teil  sehr  umfangreiche  Palimpseste 
in  lateinischer,  griechischer  und  verschiedenen  orientalischen 
Sprachen  auf.  Es  darf  mit  Bestimmtheit  gesagt  werden,  daß  neben 
„ Ausgrabungen  “ die  Palimpsestphotographie  die  ergiebigsten 
wissenschaftlichen  Quellen  der  klassischen  und  kirchlichen  Früh- 
zeit und  des  hohen  Mittelalters  zu  erschließen  geeignet  ist. 


IX 


Überaus  groß  ist  die  Zahl  der  Kleinpalimpseste.  In  vielen 
Pergamenthandschriften,  von  denen  die  größeren  Bibliotheken 
hunderte,  ja  tausende  besitzen,  finden  sich  zahlreiche,  mitunter 
durch  ganze  Werke  systematisch  durchgeführte  Einzelradierungen. 

Es  sind  beispielsweise  vermeintliche  grammatikalische  Ver- 
besserungen. Durch  sie  wurde  nicht  selten  der  Wert,  die  Ver- 
wandtschaft oder  die  Abhängigkeit  des  ersten  Textes  von  anderen 
verdeckt. 

In  anderen  Fällen  wurden  vermeintliche  sachliche  Ver- 
besserungen vorgenommen,  und  zwar  an  Hand  anderer  Hand- 
schriften, denen  man  größere  Glaubwürdigkeit  zumaß.  Auch 
hier  wmrde  nicht  selten  das  Gegenteil  von  dem  geschaffen, 
was  beabsichtigt  war.  Der  Text,  der  der  Originallesung  nahe- 
kam oder  sich  mit  ihr  deckte,  wurde  durch  irreführende  Vari- 
anten ersetzt. 

Mitunter  ist  eine  Rasur  allein  in  einem  ganzen  Werk  für 
seine  Beurteilung  von  ausschlaggebender  Bedeutung.  Dies 
gilt  hauptsächlich  von  dem  Namen  des  Verfassers  oder  des 
einstigen  Besitzers.  Seine  Wiedergewinnung  löst  nicht  selten 
textgeschichtliche  oder  textkritische  Fragen,  die  sonst  kaum 
oder  gar  nicht  entschieden  werden  können.  Es  finden  sich 
aber  auch  absichtliche  oder  erzwungene  Fälschungen  vor.  Vor 
ein  paar  Jahrzehnten  wurde  selbst  von  namhaften  Forschern 
solchen  einzelnen  formellen  und  sachlichen  Veränderungen 
nicht  die  gebührende  Aufmerksamkeit  gewidmet. 

Heute  wendet  man  ihnen  ein  besonderes  Augenmerk  zu. 
Der  Gelehrte,  der  sich  der  Erforschung  der  historischen  Quellen 
widmet,  wird  daher  jedes  technische  Hilfsmittel,  das  ihm  den 
ursprünglichen  Text  soweit  als  möglich  wiederzugeben  vermag, 
willkommen  heißen.  Ja,  er  wird  das  dritte  Auge  des  Unsicht- 
baren nicht  mehr  entbehren  können,  wenn  die  Ergebnisse 
seiner  Forschung  nicht  ebensoviel  Fragezeichen  aufweisen  sollen 
als  das  Original  Rasuren. 

In  der  vorliegenden  Schrift  soll  dann  insbesondere  die 
Anwendung  der  Palimpsestphotographie  zur  Untersuchung 


X 


moderner,  forensischer  Schriftstücke  gezeigt  werden,  wobei  der 
unsichtbaren  Anfärbung  nur  kurz  gedacht  wird.  Gerade  auf 
forensischem  Gebiet  werden  die  neuen  photographischen  Ver- 
fahren eine  breitere  Anwendung  finden  und  auch  dann  dauernden 
Wert  behalten,  wenn  der  letzte  Buchstabe  der  alten  Palimpseste 
schon  erschlossen  ist. 

Ein  Teil  dieser  Schrift  ist  auch  den  älteren  Verfahren  ge- 
widmet, nicht  nur,  weil  sie  in  vereinzelten  Fällen  heute  noch 
Anwendung  finden,  sondern  weil  der  fundamentale  Unterschied 
des  Fluoreszenzverfahrens,  der  eigentlichen  Palimpsestphoto- 
graphie,  von  dem  Verfahren  der  älteren  Technik  durch  eine 
inhaltlich -genetische  Gesamtdarstellung  am  deutlichsten  zum 
Ausdruck  gebracht  wird. 

Die  vorliegende  Abhandlung  muß  und  darf  die  Kenntnis 
der  gewöhnlichen  Photographie  und  eine  gewisse  Vertrautheit 
mit  den  Grundzügen  der  Physik  und  Chemie  voraussetzen. 

Zur  Einführung  in  die  besondere  Photographie  der  Hand- 
schriften seien  empfohlen : 

Die  Photographie  im  Dienste  der  Geisteswissenschaften. 
Von  Prof.  Dr.  A.  Krumbacher,  Leipzig  1906;  Die  Photographie 
historischer  Dokumente.  Beiheft  zum  Zentralblatt  für  Bibliotheks- 
wesen. Von  P.  R.  Kögel,  0.  S.  B.,  Leipzig  1915.  — Weitere 
Literaturangaben  bis  zum  Jahre  1902  finden  sich  im  Handbuch 
der  Bibliothekslehre.  Von  Dr.  A.  Grassel,  S.  435,  Leipzig  1902. 

Zur  Einführung  in  die  Photographie  forensischer  Hand- 
schriften dient: 

Lehrbuch  der  gerichtlichen  Photographie,  Bd.  II.  Nach-, 
weis  von  Schriftfälschungen  usw.  unter  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Photographie.  Von  Dr.  G.  Baumert,  M.  Denn- 
stedt  und  F.  Voigtländer,  Braunschweig  1906. 

Beuron,  Hohenzollern,  1920. 


Der  Verfasser. 


iö 


Inhaltsverzeichnis. 


Seite 

Vorwort VII 

i.  Die  geschichtliche  Entwicklung  der  Palimpsestphotographie  . i 
2i  Die  Palimpsestphotographie  mit  reflektierten,  sichtbaren  Strahlen  2 

Die  Beleuchtung 3 

Die  Lichtfilter 5 

Das  Objektiv 7 

Die  lichtempfindliche  Platte 7 

3.  Die  Palimpsestphotographie  mit  reflektierten,  unsichtbaren 

Strahlen 9 

Die  Aufnahme  mit  Strahlen  von  366  yy  Wellenlänge  . . . 11 

Die  Aufnahme  mit  Strahlen  von  313  yu  Wellenlänge  ...  13 

4.  Die  Wiedergabe  des  Palimpsestes  durch  Fluoreszenz  (nicht 

reflektierte  Strahlen)  bei  ultravioletter  Beleuchtung  ...  17 

Die  Erzeugung  der  Fluoreszenz  durch  spektrales  Ultraviolett 

im  allgemeinen  ....  18 

Die  Lichtquelle  und  EinzelnbestandteiJe  der  ultravioletten 

Projektionseinrichtung . 19 

Der  Phosphoreszenz-  und  Fluoreszenzschirm 27 

Das  Spektrum  28 

Die  Erzeugung  der  Fluoreszenz  mit  spektralem  Ultraviolett 

von  313  yy  und  mit  Silberfilter 30 

Die  Erzeugung  der  Fluoreszenz  mit  spektralem  Ultraviolett 

von  366  yy  und  dem  Blauuviolfilter 32 

Das  Objektiv 35 

Die  lichtempfindliche  Platte 36 

. Das  Ultraviolett- Absorptionsfilter 37 

. Zusammenfassender  Vergleich  der  Ausführungsmittel  des 

Ultraviolett -Fluoreszenz  Verfahrens 43 

Die  Schriftausbeute . 44 

7.  Versuche  der  Erzeugung  der  Fluoreszenz  mit  subultravioletten 

und  korpuskularen  Strahlen 48 

Versuche  mit  den  (sub ultravioletten)  Röntgenstrahlen  ...  48 


XII 


t ;'v\; 

Seite 

Versuche  mit  Teslastrahlen 49 

Versuche  mit  Kathodenstrahlen 50 

Versuche  mit  Anoden-  bzw.  Kanalstrahlen 51 

Versuche  mit  Radium 52 

8.  Die  Verfahren  zum  Abdecken  der  Sekundärschrift  der  Codices 

rescripti 53 

9.  Die  unsichtbare  Anfärbung 54 

10.  Erläuterungen  der  Beispiele  der  Palimpsest-  und  forensischen 

Fluoreszenzphotographie 56 


; 


1.  Die  geschichtliche  Entwicklung  der 
Palimpsestphotographie. 

Die  Palimpsestphotographie  erscheint  zuerst  als  eine  dem 
besonderen  Gegenstand  angepaßte  Anwendung  der  allgemeinen 
Grundsätze  der  Photographie. 

Grundsatz  des  Verfahrens  ist  die  photographische  Auf- 
nahme der  Handschrift  bei  einer  intensiven  Beleuchtung  mit 
sichtbaren  Strahlen,  die  vom  Pergament  reflektiert,  von  der 
Schrift  aber  absorbiert  werden. 

Die  Anwendung  dieses  Verfahrens  findet  heute  noch  in 
vereinzelten  Fällen  statt,  so  z.  B.  zur  Wiedergabe  von  Schriften, 
die  in  den  Farbflecken  chemischer  Reagenzien  liegen  u.  dgl. 

Das  Verfahren  der  Wiedergabe  durch  reflektierte  Strahlen 
erhielt  eine  Erweiterung  durch  die  Beleuchtung  der  Vorlage 
mittels  ultravioletter  Strahlen1),  unter  Beibehaltung  der  Abbildung 
des  Objektes  durch  die  vom  Planum  zurückgeworfenen  Strahlen. 

Die  eigentliche  Palimpsestphotographie  entstand  aber  erst 
durch  Einführung  einer  neuen  Grundlage,  der  Lumineszenz. 
Das  Objekt  bildet  sich  nicht  mehr  durch  reflektiertes  Licht, 
sondern  durch  Selbstleuchten  infolge  Erregung  durch 
fremdes  auffallendes  Licht  ab.  Dadurch  wurde  die  Palimpsest- 
photographie zu  einer  eigenen  Technik,  deren  besonderer  Gegen- 
stand die  photographische  Sichtbarmachung  unsichtbarer  (aber 
vorhandener)  alter  und  neuer  Schriften  ist2). 

1)  Die  Photographie  historischer  Dokumente,  1.  c.,  S.  77.  Ztsch. 
f.  Reproduktionstechnik  1913,  S.  42  u.  58.  Umschau  18,  S.  648,  1914. 

2)  D.  R.  P.  274030  vom  30.  Okt.  1913  und  D.  R.  P.  288327  vom 
11.  Okt.  1914  (Inhaber:  P.  R.  Kögel).  Es  ist  selbstverständlich,  daß 
die  Verfahren  immer  längere  Zeit  vor  der  Patentanmeldung  technisch 
ausgearbeitet  waren, 

Kögel,  Die  Palimpsestphotographie. 


I 


2 


Die  Erzeugung  der  Lumineszenz,  in  Form  von  Fluoreszenz, 
findet  mit  ultravioletten  Strahlen  statt1). 


Die  Umgestaltung  der  späteren  Neuschrift  der  Codices 
rescripti  aus  ihrem  Schwarzwert  in  einem  dem  Planum  nahe- 
kommenden Helligkeitswert  zur  besonderen  Hervorhebung  der 
Erstschrift  ist  Gegenstand  eines  eigenen  Nebenverfahrens. 
Dieses  steht  mit  der  Wiedergabe  der  Erstschrift  aber  in  keinem 
notwendigen,  sondern  nur  äußeren  Zusammenhang. 

Das  hohe  Verdienst,  ein  solches  Verfahren  zuerst  ge- 
schaffen zu  haben,  gebührt  0.  Gradenwitz  und  E.  Prings- 
heim2).  Dieses  Verfahren  wurde  später  von  0.  Mente  und 
A.  Warschauer,  dann  von  R.  Kögel  weiter  ausgebaut3). 

Im  Laufe  der  Zeit  wurde  selbstverständlich  auch  von 
anderer  Seite  versucht,  das  Problem  der  Palimpsestphotographie 
zu  lösen.  Diese  Versuche  waren,  indes  erfolglos  oder  sind  heute 
überholt.  Mitunter  fehlen  den  Veröffentlichungen  solcher  Ver- 
suche auch  die  erforderlichen  technischen  Angaben4).  Einige 
solcher  Versuche  werden  in  Kapitel  7 näher  besprochen. 

2.  Die  Palimpsestphotographie  mit 
reflektierten,  sichtbaren  Strahlen. 

Dieses  Verfahren,  das  das  älteste  ist,  findet  heute  noch, 
wie  früher  erwähnt,  Anwendung  zur  Wiedergabe  von  Palim- 
psesten mit  sichtbar  erhaltener  Erstschrift  und  von  solchen 
Schriften,  die  in  den  sichtbaren  oder  unsichtbaren  Flecken 
chemischer  Reagenzien  liegen. 

1)  Vgl.  die  vorläufige  Mitteilung:  Sitzungsbericht  der  Kgl.  preuß. 
Akademie,  XXXVII;  1914,  29.  Okt.  Philosoph. -histor.  Klasse.  Von 
P.  R.  Kögel,  O.S.B. 

2)  Verhandlungen  der  Physikal.  Gesellschaft  zu  Berlin,  Bd.  3, 
1894,  S.  58. 

3)  Siehe  Kapitel  8. 

4)  Rivista  delle  biblioteche  e degli  archivi.  1 — 4,  1915. 


Die  Beleuchtung. 

Bekanntlich  erscheint  eine  helle  Fläche,  wie  die  eines 
Pergamentes,  dadurch  weiß,  daß  sie  auffallendes,  „ weißes “ 
Licht  zurück  wirft.  Ein  „dunkler“  Körper,  wie  die  Schrift  auf 
dem  Pergament  oder  Papier,  erscheint  schwarz,  weil  er  das 
sichtbare,  auffallende  Licht  in  dem  Maße  absorbiert,  daß  die 
Menge  der  von  ihm  zurückgeworfenen  Strahlen  im  mensch- 
lichen Auge  keine  merkbare  Lichtempfindung  auszulösen  ver- 
mag. Das  Reflexionsvermögen  des  weißen  Papieres  beträgt 
etwa  90  °/0,  dasjenige  der  Druckerschwärze  etwa  10  °/0.  Die 
Schrift  stellt  also  ein  teil  weises,  optisches  Vakuum  dar. 

Der  photographisch  wirksame  Gegensatz  zwischen  Unter- 
grund und  Schrift  kann  durch  eine  intensive  Beleuchtung 
mit  solchen  Strahlen  gesteigert  werden,  die  vom  Untergrund 
reflektiert,  von  der  Schrift  dagegen  absorbiert  werden,  wobei 
die  besondere  Farbenempfindlichkeit  der  Platte  mit  den  re- 
flektierten Strahlen  in  Übereinstimmung  sich  befinden  muß. 

Die  Beleuchtung  muß  kräftig  sein,  weil  nicht  der  bloße 
Farbenunterschied  zwischen  Schrift  und  Pergament,  sondern 
die  Größe  dieses  Unterschiedes  die  höchsten  Gegensätze  im 
Negativ  bewirken  kann. 

Starke  Lichtquellen,  die  eine  solche  Beleuchtung  ermög- 
lichen, sind  elektrisches  Bogenlicht,  Quecksilberdampflicht  und 
das  hochkerziger  Metalldrahtlampen.  Das  Nernstlicht  gehört 
auch  zu  den  starken  Lichtquellen.  Durch  Bruch  der  Leucht- 
stifte versagt  es  aber  leicht. 

Zur  Beleuchtung  der  Vorlage  mit  Bogenlicht  werden  die 
Lampen1)  zu  beiden  Seiten  des  Originals  aufgestellt.  Wenn 

i)  Nähere  Beschreibungen  und  Abbildungen  der  sogenannten 
Reproduktionslampen  können  hier  unterbleiben,  da  sie  sich  nur  der 
Form  nach  von  den  bekannten  gewöhnlichen  Bogenlampen  unter- 
scheiden. Eingehendes  kann  aus  dem  Lexikon  f.  Photographie  u. 
Reproduktionstechnik  von  Professor  G.  H.  Emmerich,  S.  142 ff., 
1910,  entnommen  werden,  sowie  aus  den  leicht  erhältlichen  Preislisten 
der  Fabriken. 


4 


bei  sehr  sparsamem  Stromverbrauch  die  für  den  vorliegenden 
Zweck  erforderliche  Lichtfülle  erzielt  werden  soll,  kann  das 
Quecksilberdampflicht  empfohlen  werden. 

Die  Quecksilberdampflampe1)  (Abb.  1,  gg')  besteht  aus 
einem  Yakuumrohr,  dessen  Länge  40 — 125  cm  beträgt.  Am 
oberen  Ende  des  Leuchtrohres  befindet  sich  die  positive  Eisen- 
elektrode, am  unteren  in  einer  Kühlkammer  Quecksilber,  das 
die  negative  Elektrode  ist.  In  den  Stromkreis  wird  ein  Wider- 
stand und  eine  Selbstinduktionsspule  geschaltet.  Die  Zündung 
erfolgt  handtätig  oder  automatisch  durch  Kippung.  Die  Lampen 
brennen  (ohne  Transformator)  nur  mit  Gleichstrom.  Die  Licht- 
stärke beträgt  bei  einer  Länge  des  Leuchtrohres  von  115  cm 
1000  Kerzen,  bei  einer  von  55  cm  Länge  500  Kerzen.  Nur 
die  größere  Lampe  ist  zu  einer  gleichmäßig  starken  Beleuch- 
tung von  Handschriften  zu  gebrauchen,  da  nur  die  obere 
Hälfte  des  Rohres  gleichmäßiges  Licht  ausstrahlt.  Yon  der 
Mitte  bis  zur  Kathode  tritt  ein  (für  das  Auge  nicht  erkenn- 
barer) Lichtabfall  ein. 

Die.  Quecksilberdampflampen  verlangen  keine  Erneuerung 
des  Elektrodenmaterials,  bedürfen  keiner  Wartung  während 
des  Betriebs.  Ihre  Brenndauer  übersteigt  meist  1000  Stunden. 

Weniger  sparsam  im  Stromverbrauch  als  die  Quecksilber- 
dampflampen sind  die  hochkerzigen  Metalldrahtlampen2).  Ihr 
Licht  ist  aber  viel  reicher  an  gelben  und  roten  Strahlen  als 
das  der  Quecksilberlampen.  Sie  besitzen  die  Form  gewöhnlich 
elektrischer  Glaslampen,  sind  aber  größer  (Abb.  Id).  Ihre  größte 
Brenndauer  ist  die  von  etwa  800  Stunden.  Der  Anschaffungs- 
preis ist  um  ein  Mehrfaches  geringer  als  der  der  Quecksilber- 
dampflampen. 

Zur  Beleuchtung  kleiner  Schriftstücke,  wie  die  forensischer 
Natur,  eignen  sich  besonders  gut  die  sogenannten  Mikroskopier  - 


1)  Westinghouse  Cooper-Hewitt  Cie.,  Berlin  SW  48. 

2)  Azolampe  der  Auer-A.-G.;  Nitralampe  der  A.  E.  G.;  Wotan- 
Halbwattlampe  von  Siemens -Schuckert. 


5 


bogenlampen *)  ,(Abb.  2).  Es  wäre  nur  wünschenswert,  daß  an 
ein  und  derselben  Lampe  das  Auswechseln  des  Kollektors  aus 
gewöhnlichem  Glas  gegen  einen  aus  weißem  Uviolglas  oder 
aus  Quarz  und  das  Anbringen  der  Blauuviolglasküvette  möglich 
wäre1 2).  Dies  könnte  mit  geringen  Aenderungen,  die  keine 
konstruktive  Schwierigkeiten  begegnen  können,  erreicht  werden. 

Das  in  Abb.  3 dargestellte  Instrumentarium  ist  mit  einer 
Quarzlampe  ausgestattet,  die  einzig  allein  alle  ultravioletten 
Strahlen  liefert,  die  zur  Ultraviolett-  und  zur  Fluoreszenz- 
photographie in  allen  ihren  Ausführungsformen  erforderlich  sind. 
Sie  ist  neben  den  anderen  starken  Lichtquellen  immer  not- 
wendig. 

Die  Lichtfilter. 

Der  im  Objekt  durch  diese  zweckmäßige  Beleuchtung  ge- 
schaffene Farben  unterschied  kann  durch  Filter3),  die  in  den 
Strahlengang  zwischen  Objekt  und  Platte  (am  besten  unmittelbar 
vor  dem  Objektiv)  zu  bringen  sind,  erhöht  werden.  Die  Farbe 
des  Lichtfilters  soll  annähernd  komplementär  zur  Erstschrift 
sein,  und  zwar  nach  der  subtraktiven  Farbmischung. 

Da  die  Erstschrift,  soweit  sie  sichtbar  ist,  meist  gelbrötlich 
ist,  so  wäre  ein  blaues  Lichtfilter  zu  wählen.  Ist  das  Pergament 
weiß  und  liegt  die  Schrift  in  keinem  Farbflecken  chemischer 
Reagenzien,  so  kann  in  diesem  Falle  aber  ein  Lichtfilter  entbehrt 
werden,  da  die  photomechanische  oder  die  Bromsilberplatte 
durch  ihre  Unempfindlichkeit  für  Rot  und  besondere  Empfind- 

1)  Zeiß-Jena,  L ei tz -Wetzlar,  Reichert-Wien  u.  a. 

2)  Siehe  Näheres  in  Kapitel  4. 

3)  Die  photographischen  Lichtfilter  von  A.  v.  Hübl,  Verlag 
von  Wilhelm  Knapp  in  Halle  (Saale),  1910. — Über  die  Verwendung 
des  Quecksilberlichtes  für  mikroskopische  Arbeiten  (Herstellung 
monochromatischer  Lichtfilter).  Von  A.  Köhler;  Ztsch.  f.  wissen- 
schaftl.  Mikroskopie,  XXVII,  1910,  S.  329.  — Über  Farbgläser  für 
wissenschaftliche  und  technische  Zwecke.  Von  Dr.  R.  Zsigmondy. 
Über  Jenenser  Lichtfilter.  Von  Dr.  R.  Grebe.  Ztsch.  f.  Instrumenten- 
kunde. Heft  4,  1901,  S.  101. 


6 


/ 


lichkeit  für  Blau  die  Aufgabe  des  Lichtfilters,  die  Auswahl 
eines  Teilfarbenbildes,  selbst  übernimmt. 

Unumgänglich  notwendig  ist  dagegen  ein  Lichtfilter  zur 
Wiedergabe  von  Schriften,  die  in  einem  für  die  stets  vorwiegend 
blauempfindliche  Platte *)  unaktinischen  Planum , z.  B.  in  den 
Flecken  des  „ Gallustinktur “-Reagens  liegen.  Die  braune  Farbe 
eines  solchen  Fleckens  reflektiert  nur  wenig  Blau.  Zur  Er- 
reichung der  notwendigen  Deckung  im  Planum  des  Negativs 
müßte  deshalb  die  Belichtung  auf  einer  gewöhnlichen  Platte 
um  ein  Mehrfaches  verlängert  werden.  Dadurch  würde  aber 
auch  das  von  der  Schrift  zurückgestrahlte  Licht  auf  der  Platte 
wirksam  werden  und  eine  Teilschwärzung  in  der  darauffolgenden 
Entwicklung  zeitigen.  Auf  der  Platte  würde  also  der  erforder- 
liche Gegensatz  zwischen  Schrift  und  Untergrund  nicht  er- 
scheinen. Daher  muß  das  von  der  Schrift  reflektierte  blau- 
violette Licht  durch  ein  gelbes  Filter* 2)  absorbiert,  d.  h.  auf 
ein  unwirksames  Minimum  herabgedrückt  werden.  Dadurch 
wirkt  auch  das  vom  Untergrund  zurückgeworfene  Licht  auf  die 
Platte,  die  zweckentsprechend  gelbempfindlich  sein  muß  (ortho- 
chromatische Zeitplatte  3) ). 

Das  Lichtfilter  ist  entweder,  wie  die  bekannten  Gelb- 
scheiben, fest,  oder  flüssig.  Der  Farbstoff  wird  im  letzteren 
Falle  mit  Wasser  oder  Alkohol  gelöst4),  in  eine  Glasküvette 
gegeben  und  diese  unmittelbar  vor  das  Objektiv  gebracht. 
Wenn  an  die  Bildschärfe  der  Aufnahme  hohe  Ansprüche  ge- 
stellt werden,  müssen  die  Küvetten  aus  „ optisch emu  Glas  be- 


t)  Man  verwendet  daher  am  besten  die  sogenannten  filterlosen, 
farbenempfindlichen  nassen  Emulsionen. 

2)  Ein  Gelbfilter,  das  fast  in  allen  solchen  Fällen  ausreicht, 
ist  das  Trockenfilter  „mit  sechsmal  verlängerter  Exposition“  von 
Hoh&Hahne,  Leipzig. 

3)  Silber-Eosinplatte  von  O.  Perutz,  München  u.  a.  oder  die 
nassen  Platten. 

4)  Rezepte  und  Tabellen  von  Dr.  J.  M.  Eder,  8.  Aufl. , Verlag 
von  Wilhelm  Knapp  in  Halle  (Saale),  S.  58. 


7 


stehen.  Für  den  Privatgebrauch  genügen  meist  solche  aus 
Spiegelglas,  wenn  der  innere  Abstand  der  parallelen  Wände 
nicht  mehr  als  5 mm  beträgt  (Abb.  4). 

Das  Objektiv. 

Von  einem  guten  Reproduktionsobjektiv  wird  verlangt, 
daß  es  sphärisch,  anastigmatisch  und  chromatisch  korrigiert  sei. 
Es  muß  bei  mittlerer  Blende  das  aufzunehmende  Format  in 
Naturgröße  scharf  bis  an  den  Rand  auszeichnen.  Das  Öffnungs- 
verhältnis zur  Brennweite  beträgt  bei  solchen  Objektiven  ge- 
wöhnlich F : 9 - — 12.  Die  Brennweite  des  Objektivs  soll  die 
Diagonale  des  Formates  ausmessen.  Solche  Objektive  werden 
Apochromate  genannt.  Meist  würde  aber  ein  (viel  billigerer) 
Aplanat  genügen,  der  nur  für  die  blauen  und  gelben  Strahlen 
korrigiert  ist,  wodurch  die  Brennpunkte  dieser  Strahlen  in  eine 
die  Bildschärfe  wenig  beeinträchtigende  Aberrationszone  fallen. 

Diese  Objektive  sind  jedoch  lichtschwach  und  eignen  sich 
für  die  Palimpsestfluoreszenzphotographie,  die  sehr  lichtstarke 
Objektive  verlangt,  nicht.  Man  wird  daher  — außer,  es  seien 
reiche  Mittel  vorhanden  — keines  der  obengenannten,  im 
übrigen  vortrefflichen  Reproduktionsobjektive  erwerben,  sondern 
eines  der  im  Kapitel  4 bezeichneten  Objektive. 

In  der  forensischen  Praxis  wird  das  Objekt  häufig  ver- 
größert. Die  Aufnahme  erfolgt  mit  einem  sogenannten  Mikro- 
objektiv J).  Es  findet  auch  in  der  Fluoreszenzphotographie  Ver- 
wendung. Eine  20  — 30  fache  Vergrößerung  (bei  einer  Brenn- 
weite von  etwa  50  mm  des  Objektivs)  wird  fast  immer  zur 
Klarlegung  des  Untersuchungsgegenstandes  genügen. 

Die  lichtempfindliche  Platte. 

Ein  von  der  Vorlage  zurückgeworfener  Strahl,  der  durch 
das  Objektiv  auf  die  in  der  Kamera  befindliche  lichtempfind- 
liche Platte  gelangt,  erzeugt  in  einer  bestimmten  Zeit  eine 


i)  Planare  (Zeiß-Jena)  u.  dgl. 


8 


chemische  Veränderung,  die  zunächst  unsichtbar  ist,  durch  die 
Entwicklung,  d.  h.  durch  die  Reduktion  des  Hall oid Silbers  zu 
metallischem  Silber,  aber  ein  . sichtbares  Bild  liefert.  Das  nicht 
reduzierte  Halloidsilber  wird  durch  das  sogenannte  Fixieren 
mit  unterschwefligsaurem  Natron  aufgelöst  und  geht  ins  Löse- 
mittel über.  Dieses  muß  aus  der  Platte  ausgewaschen  werden. 
In  dem  fertigen  Negativ  entspricht  der  hellen  Fläche  des 
Originals  eine  dunkle  Fläche  und  der  Schrift  eine  mehr  oder 
weniger  helle  Fläche. 

Die  Abbildung  der  Teillichter  wird  im  wesentlichen  durch 
die  Gradation  der  lichtempfindlichen  Substanz  bestimmt.  Bei 
langer  Gradation  weist  der  Übergang  von  Hell  zu  Dunkel  eine 
Anzahl  Zwischenstufen  auf,  während  bei  kurzer  Gradation  der 
Übergang  von  Hell  zu  Dunkel  ein  schroffer  ist. 

Sehr  geringe  Helligkeitsunterschiede,  wie  schwache  Schrift- 
spuren auf  einem  gelblichen  Pergament  es  sind,  werden  nicht 
selten  durch  eine  Platte  langer  Gradation  deutlicher  wieder- 
gegeben als  durch  eine  Platte  geringer  Abstufung. 

Wie  bereits  erwähnt,  muß  die  besondere  Farbenempfind- 
lichkeit der  Platte  mit  der  Farbe  der  Strahlen  übereinstimmen, 
die  vom  Planum  am  meisten,  von  der  Schrift  am  wenigsten 
reflektiert  werden. 

Daher  wird  eine  orthochromatische  Zeitplatte  zur  Auf- 
nahme von  Schriften  in  einem  gelbbraunen  Planum  benutzt, 
so  z.  B.  mit  einem  starken  Gelbfilter  zur  Wiedergabe  der  Schrift 
in  den  Flecken  der  „Gallustinktur“.  Die  teilweise  sichtbaren 
Schriften  in  unsichtbaren  Flecken  des  Schwef^lammoniums  und 
anderer  Schwefelsalze,  die  mit  Hilfe  der  Fluoreszenz  sofort  zu 
erkennen  sind1),  werden  ohne  Lichtfilter  mit  einer  photo- 
mechanischen oder  mit  einer  gewöhnlichen  Bromsilberplatte 
aufgenommen.  # 


i)  Die  stets  schädliche  Anwendung  solcher  Reagentien  kann 
auf  diese  Weise  sehr  leicht  festgestellt  werden. 


9 


3.  Die  Palimpsestphotographie 
mit  reflektierten,  unsichtbaren  Strahlen. 

In  dem  vorher  beschriebenen  Verfahren  erhielt  das  Negativ 
seine  Zeichnung  durch  die  vom  Planum  reflektierten  sichtbaren 
Strahlen.  Sehr  schwache  Schriftspuren  werfen  aber  häufig 
gleiche  Mengen  sichtbarer  Strahlen  zurück  wie  das  Planum, 
so  daß  eine  Differenzierung  beider  auf  diesem  Wege  unmög- 
lich ist. 

Es  ersteht  sich  daher  die  Frage,  ob  zwei  Objekte,  die 
gleiche  Mengen  sichtbarer  Strahlen  reflektieren,  dies  auch  für 
unsichtbare  Strahlen  vermögen. 

Unsichtbare  Strahlen,  die  sich  unmittelbar  an  das  sichtbare 
Spektrum,  anreihen,  sind  Infrarot1)  und  Ultraviolett. 

Palimpsestaufnahmen  mit  infraroten  Strahlen  hat  der  Ver- 
fasser mit  Hilfe  des  Wood  sehen  Infrarotfilters  und  einer 
Pinacyanolplatte2)  ausgeführt.  Die  Versuche  zeigten,  daß  die 
Erstschrift  nur  etwas  weniger  Infrarot  reflektiert  als  das  Per- 
gament. Dies  entsprach  auch  den  Erwartungen,  die  durch 
theoretische  Gründe  gegeben  waren. 

Die  Absorptionsfähigkeit  der  Erstschrift  nimmt  nämlich 
bereits  im  sichtbaren  Spektrum  mit  abnehmender  Wellenlänge 
zu.  Daraus  war  zu  schließen,  daß  die  Reflexionsfähigkeit  der 
Schrift  mit  der  größeren  Wellenlänge  der  Beleuchtungsstrahlen 
zunehmen  würde,  was  durch  Versuche  bis  zu  einem  gewissen 
Grade  bestätigt  wurde. 

Die  gleichen  Gründe,  die  die  Infrarotreflexion  der  Schrift 
erwarten  ließen,  drängten  zur  Annahme,  daß  die  ultravioletten 
Strahlen  absorbiert  würden.  Dies  trifft  auch  zu.  Aber  das 


1)  Über  die  bisherigen  Beobachtungen  im  ultraroten  Spektrum. 
Von  Dr.  W.  Beetz,  1907.  — Arch.Sc.phys.  et  nat.  Geneve,  T.  XXXIX, 
Bd.  3,  S.  270;  1915.  — Ber.  d.  Akad.  Wien.  II.  Bd.  124,  S.  231 — 240, 

1915- 

2)  Von  der  Trockenplattenfabrik  Westendorp  & Wehner, 
Köln  a.  Rh. 


— 10  — 

Pergament  absorbiert,  ebenfalls  kräftig  Ultraviolett,  wenn  auch 
weniger  als  die  Erstschrift. 

Wenn  das  Pergament  gut  weiß  ist,  wird  mit  der  Ultra- 
violettphotögraphie  öfters  mehr  Text  zutage  gefördert  als  mit 
sichtbaren  Strahlen.  Der  Gewinn  ist  jedoch  meist  gering  und 
erreicht  nicht  annähernd  den  des  später  eingehend  beschriebenen 
Fluoreszenzverfahrens*. 

Für  die  Untersuchung  moderner,  forensischer  Schriftstücke 
oder  auch  von  älteren  Objekten,  wie  Miniaturen  u.  a.,  wird 
die  Ultraviolettphotographie  in  einzelnen  Fällen  dauernden 
Wert  auf  weisen.  Bemerkenswerte  Versuche  sind  Professor 

0.  Mente  und  Dr.  J.  Richter  zu  verdanken1). 

In  diesem  wie  im  folgenden  Kapitel,  das  dem  Fluoreszenz- 
verfahren gewidmet  ist,  wird  die  Aufnahmetechnik  in  zwei 
Abschnitten  besprochen. 

Für  diese  Zweiteilung  waren  einerseits  die  Hauptgruppen 
der  ultravioletten  Strahlen  der  Quecksilberquarzlampe  als  der 
wichtigsten  Beleuchtungsquelle  und  andererseits  die  Ultra- 
violettfilter maßgebend. 

Die  erste  Hauptgruppe  des  Quecksilberquarzlichtes  umfaßt 
die  Strahlen  von  366  (xfi  und  des  angrenzenden  Spektrums. 
Ein  diese  Strahlen  durchlassendes  Filter  ist  die  später  näher 
beschriebene  Blauuviolglasküvette.  Dieses  Filter  mit  Füllung 
läßt  im  allgemeinen  mehr  oder  weniger  die  Strahlen  von 
400  — 300  fifi  durch,  absorbiert  aber  die  sichtbaren  Strahlen. 
Sein  Durchlässigkeitsmaximum  befindet  sich  bei  350  fifi2). 

1)  Die  Photographie  historischer  Dokumente,  1.  c.,  S.  76.  — 
D.  R.  P.  274030.  — Ztsch.  f.  Reproduktionstechnik,  S.  42  u.  58,  1913. 
Umschau,  Bd.  18,  S.  6,8,  1914. 

2)  Über  andere  Ultraviolettfilterfarbstoffe  siehe:  Absorption  und 
Sensibilisierungsvermögen  einiger  gelber  Farbstoffe.  III.  Teil  in 
Beiträge  zur  Photochemie  und  Spektralanalyse.  Von  J.  M.  Eder 
und  E.  Valenta.  1904.  Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  (Saale), 
und  E.  Lechner,  Wien.  — Quantitative  Lightfilter  for  the  Ultra -violet 
Part  of  Spectrum.  Journ.  Phys.  Chem. , Bd.  21,  S.  382  — 401,  1917. 
Journ.  Chem.  Soc.,  Bd.  112  [2],  S.  349,  1917.  Die  letztgenannten  Ab- 


11 


Die  obere  Grenze  der  ultravioletten  Strahlen,  die  von 
dem  genannten  Filter  durchgelassen  werden,  liegt  bei  400  fifi. 
Strahlen  größerer  Wellenlänge  werden  bereits  zum  sichtbaren 
Spektrum  gezählt* 1).  Die  untere  Grenze  kann  man  auf  etwa 
335  fj/a  legen,  da  für  Strahlen  kürzerer  Wellenlänge 'die  Durch- 
lässigkeit der  Blauuviolglasküvette  stark  abnimmt.  Sie  wird 
dann  durch  ein  anderes  Filter  ersetzt,  das  mit  der  zweiten  Haupt- 
gruppe des  Quecksilberdampflichtes  in  Verwendung  kommt. 

Die  zweite  Haupfgruppe  des  ultravioletten  Spektrums  des 
Quecksilbers  umfaßt  die  Strahlen  von  313  ^ Wellenlänge  und 
nächst  kürzere.  Die  Strahlen  werden  bei  Absorption  des  sicht- 
baren Lichtes  durch  ein  Silberfilter  durchgelassen. 

In  diesem  Abschnitt  werden  dann  auch  die  anderen  Licht- 
quellen besprochen,  deren  ultraviolette  Strahlen  von  dem  ge-- 
nannten  Filter  in  größerer  Menge  freigegeben  werden.  Der 
Einfachheit  wegen  werden  die  beiden  Teilabhandlungen  nach 
den  zwei  Hauptgruppen  der  Strahlen  von  l — 366  fifi  und 
313  fi fi  benannt. 

Die  Aufnahme  mit  Strahlen  von  366  fifi 
Wellenlänge. 

Große  Mengen  von  ultravioletten  Strahlen  liefert  Nickel- 
bogenlicht. Die  wichtigsten  Linien  des  ultravioletten  Emissions- 
spektrums von  Nickel  sind  die  von  386,  383,  380,  356,  352, 
349,  341  fifi.  Die  Anordnung  der  Elektroden  ist  folgende:  Die 
Kohle2)  der  oberen,  positiven  Elektrode  enthält  die  Nickelsalze. 
Die  untere,  negative  Elektrode  besteht  bei  Gleichstrom  aus 
einer  gewöhnlichen  Kohle,  bei  Wechselstrom  aber  auch  aus 
einer  Nickeldochtkohle. 


handlungen  konnte  ich  noch  nicht  einsehen.  Studies  of  the  ultra- 
violet  Transparency  of  certain  coloured  Media.  Phil.  Mag.  (6),  Bd.  33, 
S.  450 — 456,  1917.  Neueste  Veröffentlichungen:  Ztsch.  f.  Wissen- 
schaft!. Photographie  Bd.  18,  S.  235;  Bd.  19,  S.  57. 

1)  J.  Plotnikow,  Photochem.  Versuchstechnik,  S.  274. 

2)  Siemens-Schuckert. 


12 


Eine  andere  sehr  brauchbare  Lichtquelle  ist  die  Uviol- 
l^mpe  von  Schott  u.  Gen.,  Jena.  Sie  weist  die  Form  der 
früher  beschriebenen  W.-C.-H.- Lampe  auf.  Das  Leuchtrohr 
besteht  aus  dem  für  Ultraviolett  von  größerer  Wellenlänge 
durchlässigen  Bariumphosphatkronglas  und  gibt  reichlich  Strahlen 
von  366  jiqa,  was  bei  der  W.-C.-H.- Lampe  nicht  der  Fall  ist, 
da  ihr  Leuchtrohr  aus  dem  Ultraviolett  stark  absorbierenden 
Bleiglas  besteht. 

Zur  Beleuchtung  der  Vorlage  mit  vertikaler  Aufstellung 
der  Lampen  muß  auch  hier  der  obere  Teil  der  Röhren  benutzt 
werden,  da  von  der  Mitte  ab  ein  Lichtabfall  stattfindet1). 

Als  die  beste  Lichtquelle  muß  die  Quarzlampe  bezeichnet 
werden,  nicht  wegen  einer  gleichmäßigen  Lichtverteilung,  die  zu 
wünschen  übrigläßt  und  die  nur  durch  Anwendung  mehrerer 
Lampen  ausgeglichen  werden  kann,  sondern  wegen  des  gleich- 
zeitigen hohen  Gehaltes  des  Lichtes  an  Strahlen  von  366  und 
von  313  ix[i. 

Bei  der  Aufnahme  des  Originals  mit  den  Strahlen  von 
366  [a/li  kann  dasselbe  mit  einer  dünnen  Platte  aus  gewöhn- 
lichem Glas  glattgehalten  werden,  da  die  Strahlen  von  A == 
366  [x[x  durch  Glas  von  etwa  Millimeterdicke  nur  wenig 
absorbiert  werden. 

Vor  oder  unmittelbar  hinter  dem  Objektiv  wird  das  Licht- 
filter (Abb.  5)  gebracht.  Die  Blauuviolglasküvette  hat  hier 
auch  die  Aufgabe,  etwa  vorhandene  Fluoreszenz2)  des  Originals 
unwirksam  zu  machen. 

Die  scharfe  Einstellung  des  Bildes  auf  der  Mattscheibe 
bzw.  Platte  erfolgt  experimentell,  wenngleich  sie  durch 
rechnerische  Konstanten  ermittelt  werden  könnte.  Durch  das 


1)  Vgl.  auch  Photochem.  Versuchstechnik.  Von  Jo h.  Plotnikow, 
Leipzig  1912,  S.  6. 

2)  Das  Lichtfilter  muß  in  diesem  Falle  stets  unmittelbar  sich 
am  Objektiv  befinden,  welche  auch  die  Art  der  Beleuchtung  sei, 
mit  freiem  Licht,  durch  Filter  oder  mit  spektralem  Ultraviolett. 


13 


Glas  der  Kürette  und  die  darin  enthaltenen  Farbstoffe  wird 
die  Brennweite  im  Bilde  etwas  verlängert,  durch  die  Brech- 
barkeit der  Strahlen  etwas  verkürzt. 

Als  Objektiv  kann  meist  ein  guter  Anastigmat  aus  ge- 
bräuchlichem optischen  Glas  gebraucht  werden.  Die  Ultraviolett- 
durchlässigkeit des  optischen  Glases  ist  aber  etwas  verschieden. 
Flintglas  absorbiert  im  allgemeinen  das  Ultraviolett  stärker  als 
Kronglas.  Die  Absorption  des  schweren  Baryt- Krön  ist  jedoch 
erheblich  größer  als  die  des  Baryt -Lichtflint.  Das  schwerste 
Silikat- Flint  zeigt  dagegen  einen  auffallend  hohen  Absorptions- 
faktor1). Entsprechende  Angaben  in  den  Preislisten  der  Indu- 
strie wären  erwünscht. 

Die  Aufnahme  selbst  erfolgt  auf  einer  (photomechanischen) 
Chlorsilberplatte.  Sie  besitzt  eine  mittlere  Empfindlichkeit2) 
für  Strahlen  von  355  [x[x  mit  einem  Maximum  bei  etwa  380  fxfi. 
Eine  Bromsilberplatte  ist  nicht  zu  empfehlen,  weil  ihre  Durch- 
schnittsempfindlichkeit bei  430  und  480  fifi  liegt.  Wegen  der 
Ebene,  die  fast  allen  Ultraviolettbildern  eigen  ist,  muß  auch 
die  kurzgradierte . Chlorsilberplatte  vorgezogen  werden. 

Die  Aufnahme  mit  Strahlen  von  313  fifi 
Wellenlänge. 

Die  einzige  Lichtquelle,  die  sehr  kurzwellige  Strahlen  in 
großer  Menge  liefert,  ist  die  Quarzlampe.  An  Stelle  der  Blau- 
uviolglasküvette tritt  ein  Silberfilter.  Es  besteht  aus  einer 
dünnen  Silberschicht,  die  chemisch  auf  eine  Quarzplatte  oder 
sehr  dünne  Weißuviolglasplatte  niedergeschlagen  wird.  Am 
besten  werden  zwei  solche  Platten  mit  versilberten  Innen- 
flächen zu  einem  Filter3)  zusammengefügt. 


1)  Eder  und  Valenta,  Denkschrift  der  k.  Akademie,  Wien 
1894.  Ztsch.  f.  Reproduktionstechnik,  Heft  5,  1917,  S.  35. 

2)  Die  Photographie  bei  künstlichem  Licht  usw.  Von  J.  M. 
Eder,  S.  291,  1912;  Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  (Saale). 

3)  Bezugsquelle:  C.  Zeiß,  Jena. 


14 


Über  die  Ultraviolettdurcblässigkeit  des  Silbers  sind  in 
der  Literatur1)  sehr  abweichende  Angaben  zu  finden.  Sie 
sind  der  Hauptsache  nach  auf  die  verschiedene  Dichte  der  bei 
den  Messungen  angewandten  Silberschichten , sowie  auf  die 
Verschiedenheit  der  angewandten  Lichtquellen  zurückzuführen. 
Im  allgemeinen  erstreckt  sich  das  Durchlässigkeitsmaximum 
des  Silbers  auf  die  Strahlen  von  302  — 325^  Wellenlänge.  Bei 
Benutzung  der  Quarzlampe  wird  hauptsächlich  die  Linie  von 
313  [Aß  durchgelassen.  Dies  kann  mit  der  Zeißschen  Ultra- 
violett-Projektionsvorrichtung leicht  gezeigt  werden.  Wenn 
zwischen  Kollektor  und  Spalt  das  Silberfilter  gebracht  wird, 
so  ist  auf  dem  Phosphoreszenzschirm  nur  mehr  die  Linie  von 
313  fi/u  zu  beobachten,  und  zwar  am  gleichen  Ort,  an  dem 
sie  sich  vor  Zwischenschalten  des  Filters  befand. 

Die  Strahlen  von  313  /qa  werden  durch  gewöhnliches 
Glas  in  der  Dicke  von  wenigen  Millimetern  stark  absorbiert. 
Daher  kann  das  Original  bei  solchen  Aufnahmen  nicht  mit 
einer  gewöhnlichen  Glasplatte  glattgehalten  werden.  Auch  sind 
die  üblichen  Objektive  aus  Glas  zur  Aufnahme  nicht  zu  ge- 
brauchen. 

An  Stelle  des  Glasobjektives  tritt  ein  Objektiv  aus  Quarz2). 
Dieser  ist  für  Strahlen  von  313  ^ und  kürzere  sehr  durch- 
lässig Das  Quarzobjektiv  hat  die  Eigenschaften  eines  Mono- 
chromaten, d.  h.  es  hat  für  Strahlen  verschiedener  Wellenlänge 
einen  verschiedenen  Brennpunkt.  Infolgedessen  ist  der  optische 
Brennpunkt,  der  von  dem  menschlichen  Auge  hauptsächlich 
in  den  gelben  Strahlen  gewählt  wird,  nicht  identisch  mit  dem 
photochemischen  Brennpunkt  der  ultravioletten  Strahlen.  Dieser 
ist  infolge  der  größeren  Brechbarkeit  der  ultravioletten  Strahlen 

1)  H.  Kays  er,  Handbuch  der  Spektroskopie,  Bd.  3,  1905,  S.  319; 
J.  M.  Eder,  Handbuch  der  Photographie,  Bd.  1,  Teil  2,  S.  197,  und 
Teil  3,  S.  339. 

2)  Bezugsquelle:  C.  P.  Goerz,  Berlin -Friedenau.  Vgl.  dazu 
Eders  Jahrbuch  f.  Photographie  u.  Reproduktionstechnik,  1913,  S.  112. 
— R.  Neuhauß,  Lehrbuch  d.  Mikrophotographie,  Leipzig  1907,  S.  161. 


15 


gegenüber  dem  der  sichtbaren  Strahlen  verkürzt.  Die  Matt- 
scheibe bzw.  Platte  ist  daher  dem  Objektiv  näherzubringen. 

Man  könnte  auch  die  Vorderfläche  des  Objektivs  versilbern, 
was  für  die  Schärfe  des  Strahlenganges  unter  Umständen  von 
Vorteil  sein  könnte.  Da  aber  der  Silberniederschlag,  der  sicht- 
bares Licht  nicht  durchläßt,  selbstverständlich  auf  dem  Objektiv 
fest  ist,  so  ist  in  diesem  Falle  eine  visuelle  Einstellung  auf 
das  gewünschte  Format  sehr  erschwert.  Diese  müßte  dann 
nach  einigen  festen,  experimentellen  Konstanten  und  rechne- 
rischer Ermittlung  erfolgen. 

Die  Aufnahme  erfolgt  auch  hier  mit  einer  photomecha- 
nischen Platte.  Für  Aufnahmen  mit  Strahlen  unter  X = 220  ^ 
hat  Schuhmann1)  bindemittelfreie  Bromjodsilberplatten  her- 
gestellt. Miethe2)  hat  darauf  aufmerksam  gemacht,  daß  wirk- 
lich bindemittelfreie  Bromsilberschichten  für  Ultraviolett  nahezu 
unempfindlich  sind,  und  daß  eine  Unterlage  eines  organischen 
Kolloids  die  Empfindlichkeit  bedeutend  steigert. 

Eder  und  Valenta3)  haben  optische  Sensibilisatoren  für 
Ultraviolett  gefunden.  So  wirken  z.  B.  Kanariengelb  und 
Baumwollgelb  im  violetten  und  ultravioletten  Teil  sensibilisierend 
auf  Trockenplatten.  Bei  Kanariengelb  erhält  man  von  dem 
Bande  im  grünen  und  blauen  Teil,  durch  ein  Minimum  ge- 
trennt, ein  breites  Band  bis  X = c-300  fi/a.  Während  Baum- 
wollgelb das  Minimum  weiter  gegen  den  weniger  brechbaren 
Teil  des  Spektrums  erkennen  läßt,  reicht  die  Sensibilisierung 
nur  bis  X — 340  ^x,  und  verläuft  das  Band  (wahrscheinlich 
infolge  der  Schirmwirkung)  von  der  Fraunhoferschen  Linie  K 
(X  = 393)  bis  X = 430  ^ ziemlich  gleichmäßig. 


1)  Schuhmann,  Sitzungsbericht  der  Kaiserl.  Akademie  der 
Wissenschaften,  Wien  1893,  Bd.  102,  II,  a,  S.  994.  Eders  Jahrbuch 
1897,  S.  357;  1903,  S.  40;  1909,  S.  385;  1910,  S.  18. 

2)  Photogr.  Korresp.  1909,  S.  449.  Eders  Jahrbuch  1910,  S.  486. 

3)  Photogr.  Korresp.  1903,  S.  483.  Eder  u.  Valenta,  Beiträge 
zur  Photochemie  u.  Spektralanalyse , III.  Teil,  S.  164,  1904.  Verlag 
von  Wilhelm  Knapp,  Halle  (Saale),  und  R.  Lechner,  Wien. 


16 


Besonderes  ultraviolettempfindliches  Papier,  das  leider  nur 
kurze  Zeit  haltbar  ist,  wurde  von  Ch.  Schall1)  mit  p-Toluiden- 
diamin,  p- Phenylendiamin  u.  a.  hergestellt. 

Für  die  Palimpsest-  und  forensische  Photographie  wird 
man  gewöhnlich  zu  diesen  außerordentlichen  Hilfsmitteln  nicht 
greifen  müssen  und  sich  mit  der  photomechanischen  Platte 
begnügen  können. 

Ein  Vergleich  von  Aufnahmen  mit  Strahlen  von  366  fifjt 
und  von  313  /qw  läßt  erkennen,  daß  der  Gegensatz  zwischen 
Schrift  und  Unterlage  mit  der  Wellenlänge  abnimmt,  und  daß 
bei  Strahlen  unterhalb  290  /u/x2)  die  Reflexionsfähigkeit  der 
Schrift  im  Vergleich  zum  Planum  mitunter  zunimmt,  was  für 
forensische  Aufnahmen  moderner  Papiere  und  Schriften  aus- 
gewertet werden  kann.  Für  Aufnahmen  mit  Strahlen  von 
weniger  als  X — 253  fifx  wäre  daher  eine  Lichtquelle3),  wie 
sie  von  Lenard  und  Ramsauer  für  andere  Zwecke  gebaut 
wurde,  sehr  wertvoll. 

Mit  ultravioletten  Strahlen  können  öfters  verschiedenartige 
wertvolle,  unerwartete  Aufschlüsse  über  einen  Palimpsest  ge- 
wonnen werden.  So  hat  der  Verfasser  einst  mit  sichtbarem 
Licht  nach  dem  älteren  Verfahren  einen  Palimpsest  (Historia 
Langobardorum  Pauli  Diaconi,  Municipalbibliothek  Assisi)  auf- 
genommen. Auf  einem  der  Negative  wurden  Umrisse  einer 
Zeichnung  erhalten,  die  deutlich  eine  männliche  Gestalt  in 
mittelalterlicher  Kleidung  darzustellen  schien.  Dies  war  nicht 
auffallend,  da  der  Palimpsest  noch  andere  radierte  Zeichnungen 
enthielt.  Eine  Ultraviolettaufnahme  gab  aber  sofort  Aufschluß, 
daß  die  Gestalt  seltsamerweise  durch  Umrisse  eines  Wasser- 
fleckens od.  dgl.  gebildet  war. 

1)  Ztsch.  f.  wiss.  Photographie,  1911,  S.  89.  Eders  Jahrbuch, 
1908,  S.  442;  1909.  S.  252;  1910,  S.  439.  Eder,  Handbuch,  Bd.  3,  S.  330« 

2)  Mit  prismatisch  zerlegtem  Ultraviolett. 

3)  Über  die  Wirkungen  sehr  kurzwelligen  ultravioletten  Lichtes 
auf  Gase  usw.  Sitzungsbericht  d.  Heidelberger  Akademie,  Math.- 
naturw.  Klasse,  1910,  Abhandlung  28. 


17 


Über  die  Verwendung  der  ultravioletten  Strahlen  für 
forensische  und  ähnliche  Untersuchungen  sind,  wie  früher 
schon  erwähnt,  auch  von  anderer  Seite  einige  Veröffentlichungen 
erfolgt 1). 

4,  Die  Wiedergabe  des 
Palimpsestes  durch  Fluoreszenz  (nicht 
reflektierte  Strahlen)  bei  ultravioletter 
Beleuchtung. 

Aus  den  bisherigen  Ausführungen  geht  hervor,  daß  alle 
Möglichkeiten  der  Wiedergabe  des  Originals  durch  das  von 
ihm  reflektierte  Licht,  sei  es  sichtbar  oder  unsichtbar,  er- 
schöpft sind. 

Photographische  Vergleichsaufnahmen  von  Palimpsesten, 
die,  in  vergangenen  Jahrzehnten  teilweise  mit  Reagenzien  be- 
handelt, den  wirklichen  Schriftbestand  zeigten,  teilweise  aber 
in  ihrem  ursprünglichen  Zustand  erhalten  blieben',  ließen  er- 
kennen, daß  ausgedehnte  Schriftgebiete  sich  der  Differenzierung 
mit  den  vorher  beschriebenen  Verfahren  entzogen  hatten. 

Erwägungen  rein  theoretischer  Natur  über  die  Möglichkeit 
einer  unterscheidenden  Abbildung  zweier  gleichfarbiger  Objekte 
waren  als  Richtschnur  für  weitere  Versuche  in  feste  Fassung 
zu  bringen.  Abgesehen  von  den  technischen  Mitteln  und 
praktischen  Ausführung  erschien  es  als  das  einfachste,  aber 
auch  einzig  Mögliche,  zwei  Körper  von  gleicher  Strahlen- 
reflexionsfähigkeit, aber  verschiedener  chemischer  Beschaffen- 
heit photographisch  dadurch  zu  differenzieren,  daß  der  eine  selbst- 
leuchtend gemacht  würde,  während  der  andere  dunkel  bliebe. 

Bekanntlich  fluoreszieren  nun  viele  organische  Stoffe  bei 
ultravioletter  Beleuchtung.  Es  wurde  daher  im  dunkeln  Raum 

i)  Photographie  mit  unsichtbaren  Strahlen.  Von  O.  Mente. 
Photogr.  Rundschau,  1912,  Heft  7,  S.  103.  Die  ultravioletten  Strahlen 
in  der  Photographie.  Von  O.  Mente.  Ztsch.  f.  Reproduktionstechnik, 
1913,  Heft  3 u.  4.  Photographische  Aufnahmen  mit  ultravioletten 
Strahlen.  Von  J.  Richter.  Umschau,  Bd.  18,  S.  628,  1914. 

Kögel,  Die  Palimpsestphotographie. 


2 


18 


untersucht,  ob  das  Pergament  fluoreszieren,  der  Schriftkörper 
aber  vorwiegend  dunkel  bleiben  würde.  Dies  trifft  zu. 

Hier  beginnt  erst  die  eigentliche  Palimpsestphotographie 
mit  einer  wesentlich  neuen  Grundlage,  der  Fluoreszenz1).  Wie 
die  Fluoreszenz  erzeugt  wird,  ist  und  bleibt  gleich.  Die  Er- 
zeugung der  Fluoreszenz  durch  ultraviolette  Strahlen  ist  ent- 
sprechend dem  Stand  der  heutigen  Technik  die  einfachste, 
aber  nur  durch  die  Zeit  bedingt.  Für  den  Nichtfachkundigen 
sei  besonders  hervorgehoben,  daß  das  Wesentliche  der  neuen 
Palimpsestphotographie  nicht  in  einer  Entdeckung  von  ultra- 
violetten Strahlen,  die  schon  seit  mehr  als  einem  Jahrhundert 
(J.  W.  Ritter,  1801)  bekannt  sind,  liegt,  noch  in  der  Er- 
zeugung solcher  Strahlen,  sondern  in  der  Hervorrufung  einer 
Schrift  und  Planum  unterscheidenden  Fluoreszenz  mit  irgend- 
einem geeigneten  Mittel  und  deren  technischen  Verwertung. 

Durch  die  Fluoreszenz  wird  das  Pergament  zum  Selbst- 
leuchter. Die  einzelnen  Bestandteilchen,  die  in  unmittelbarer 
Nähe  aneinanderliegen,  beleuchten  sich  gegenseitig,  ebenso  die 
unteren  Teile  auch  die  oberen.  Dadurch  wird  das  Pergament  teil- 
weise zu  einem  beleuchteten  Objekt.  Notwendigerweise  entsteht 
ein  kleiner  Verlust  an  Schrift.  Theoretisch  ließe  er  sich  mit 
den  physikalischen  Mitteln  beheben,  die  die  Fluoreszenzstrahlen 
in  einer  zur  Leuchtfläche  senkrechten  Lage  bringen  bzw.  in  die 
Richtung  zum  Brennpunkt  des  Objektivs.  Dadurch  würde  eine 
scheinbare  Helligkeitsverminderung  eintreten,  die  Schriftaus- 
beute aber  auf  das  theoretische  Maximum  gebracht  werden. 

Die  Erzeugung  der  Fluoreszenz  durch  spektrales 
Ultraviolett  im  allgemeinen2). 

Bekanntlich  wird  ein  schmaler  Streifen  polychromen  Lichtes 
durch  ein  Prisma  in  seine  Bestandteile  zerlegt.  Es  entsteht 
ein  Spektrum  mit  einer  Farbenordnung,  in  der  sich  immer 

1)  D.  R.  P.  288327  (Inhaber:  P.  R.  Kögel). 

2)  Mit  der  Ultraviolett -Projektionseinrichtung  der  Firma  C.  Zeiß, 

Jena. 


19 


kürzere  bzw.  längere  Wellen  aneinanderreihen,  so  daß  sich  an 
Infrarot  Rot,  Gelb,  Grün,  Blau,  Violett,  Ultraviolett  anschließen. 

Zur  Herstellung  eines  umfangreichen  Spektrums  werden 
die  Strahlen  der  Lichtquelle  (Abb.  6)  (a)  durch  einen  Kollektor  ( b ) 
gesammelt  und  auf  einen  Spalt  ( d ) geführt.  Das  aus  dem 
Spalt  austretende  Licht  wird  ^urch  den  Kondensor  (t)  auf  ein 
Prisma  (e)  geleitet.  Es  entsteht  bereits  ein  Spektrum,  das  durch 
ein  zweites,  nebenanstehendes  Prisma  (s)  noch  weiter  zerlegt 
und  dann  auf  die  Vorlage  (r  — u ) geworfen  wird.  Das  Spek- 
trum besteht  aus  nebeneinanderliegenden  monochromatischen 
Bildern  des  Spaltes. 

Die  Lichtquelle  und  Einzelnbestandteile  der 
ultravioletten  Projektionseinrichtung. 

Für  stationäre  Anlagen  empfiehlt  sich  nur  die  Quarz- 
lampe1) (Abb.  7),  da  sie  keinerlei  Wartung  bedarf  und  stets 
gebrauchsfertig  ist.  Sie  besteht  aus  einem  Leuchtrohr  mit 
zwei  Polgefäßen  ( — Kathode,  -f-  Anode),  die  beide  Queck- 
silber enthalten.  Die  Einführungselektroden  bestehen  meist 
aus  einer  Metallegierung,  wie  Nickelstahl,  dessen  Ausdehnungs- 
koeffizient mit  dem  des  Quarzes  so  weit  übereinstimmt,  daß  die 
Elektroden  beim  Erwärmen  die  Einschmelzstellen  der  Quarz- 
röhre nicht  sprengen.  Zur  Verteilung  der  Wärme  sind  die 
beiden  Polgefäße  mit  fächerartigen  Radiatoren  versehen.  Die 
Zündung  der  Lampe  kann  handtätig  oder  automatisch  erfolgen. 

Die  Vorrichtung  für  automatische  Kippung  sei  kurz  be- 
schrieben (Abb.  8).  Der  Brenner  a wird  an  einer  quer  über 

i)  Die  Quarzlampe.  Von  Dr.  J.  C.  Pohle,  Berlin  1914.  Über 
eine  neue  Quarzlampe  berichtet  W.  Wolfke,  Zürich.  Verein  d. 
Deutsch,  physik.  Gesellsch.,  Bd.  19,  S.  239,  1917.  Da  ich  die  Original- 
abhandlung bis  zur  Stunde  nicht  einsehen  konnte,  gebe  ich  ein 
kurzes  Referat  aus  der  Ztsch.  f.  Elektrotechnik  u.  Maschinen- 
bau XXXVI,  Heft  8,  S.  99,  wieder:  „Die  neue  Lampe  besitzt  im 
Gegensatz  zu  den  bekannten  mit  schwach  geneigtem,  horizontalem 
Leuchtrohr  ein  kreisförmig  ausgebildetes,  vertikales  Leuchtrohr,  was 
für  die  meist  vertikale  Spalte  der  optischen  Versuche  bequemer  ist.“ 

2* 


20 


dem  Leuchtrohr  Hegenden  Metallachse  h in  zwei  Lagern  ge- 
tragen; durch  die  Zugstange  K ist  er  mit  dem  Solenoidkern  i 
der»  Nebenscblußspule  g verbunden  Beim  Einschalten  des 
Stromes  wird  die  Spule  g magnetisiert,  die  den  Kern  i in  die 
Höhe  hebt.  Dadurch  wird  das  positive  Polgefäß  durch  die 
Zugstange  gehoben,  das  negativ^  gesenkt,  so  daß  von  einem 
zum  andern  Quecksilber  überläuft,  eine  stromleitende  Verbin- 
dung hergestellt  und  der  Hauptstromkreis  geschlossen  wird. 
Der  Hauptstromkreis  magnetisiert  die  Drosselspule  d , die  den 
Anker  c anzieht  und  dadurch  den  Nebenstromkreis  bei  b unter- 
bricht. Der  Brenner  fällt  in  seine  Anfangslage  zurück,  das 
Quecksilber  trennt  sich  und  der  Lichtbogen  entsteht  Die 
Drosselspule  d dient  nicht  nur  dazu,  den  Nebenschlußstrom 
nach  dem  Zünden  der  Lampe  zu  unterbrechen,  sondern  auch, 
um  als  Selbstinduktanz  ein  plötzliches  Abfallen  der  Spannung 
auszugleichen.  An  den  Vorschalt  widerstand  e,  der  durch 
einen  auf  Porzellanhülsen  aufgewundenen  Eisendraht  besteht, 
wird  der  Strom  mittels  des  Gleitkontaktes  f auf  die  richtige 
Volt  Spannung  eingestellt.  Die  Eisenwiderstände  haben  die 
Aufgabe,  die  hohe  Stromstärke  während  des  Anlassens  der 
Lampe  in  mäßigen  Grenzen  zu  halten.  Der  Anfangsstrom 
erhitzt  den  Draht  sehr  stark  (bis  zur  schwachen  Rotglut), 
wodurch  sein  Widerstand  sich  um  das  Vierfache  erhöht,  was 
für  die  eingebrannte  Lampe  die  günstigste  Stromzufuhr 
ergibt.  * 

Unmittelbar  nach  dem  Zünden  ist  die  Voltspannung  sehr 
gering,  die  Stromstärke  an  Ampere  dagegen  sehr  groß.  All- 
mählich steigt  die  Voltspannung,  während  die  verbrauchte 
Amperemenge  abnimmt.  Nach  etwa  20  Minuten  ist  ein  an- 
dauernder Zustand  erreicht.  Die  Temperatur  der  Dampfsäule 
beträgt  in  ihren  verschiedenen  Schichten  einige  tausend  Grade 
und  der  Dampfdruck  erreicht  etw?a  eine  Atmosphäre. 

Mit  zunehmendem  Dampfdruck  (und  Wattverbrauch)  nimmt 
die  Intensität  des  ultravioletten  Spektrums  im  allgemeinen  zu, 
und  zwar  schneller  als  die  des  sichtbaren  Spektrums. 


21 


Über  die  Zunahme  der  ultravioletten  Strahlen  aus  dem 
Wattverbrauch  gibt  folgende  Tabelle1)  Aufschluß: 


Belastung  der  Hg -Lampe 

Intensität 
der  ultravioletten 
Strahlung 

Volt 

Ampere 

Watt 

36 

2,03 

73,i 

28,2 

36 

2,23 

80,5 

29,8 

37 

2,31 

85,3 

3°, 2 

38 

2,40 

9i,3 

30,3 

39,5 

2,50 

98,7 

30,7 

42 

2,66 

in, 5 

31,8 

44 

2,73 

120,5 

31,8 

46 

2,79 

128,5 

32,1 

48 

2,86 

i37,o 

32,4 

5i,5 

2,91 

150,0 

33,9 

56 

2,90 

162 

36 

61 

2,90 

177 

39,2 

65 

2,90 

189 

42,7 

69 

2,92 

202 

46,8 

72 

2,92 

210 

50,5 

75,5 

2,93 

222 

55,o 

79 

2,95 

233 

59,9 

64 

2,81 

179,5 

40,2 

77 

2,94 

227 

55,8 

89 

2,93 

261 

7i,4 

100 

3,03 

303 

S9,o 

HO 

3,03 

337 

126,5 

125 

3,o6 

382 

176 

135 

3,04 

410 

214,5 

149 

3d2 

465 

294 

162 

3,!2 

505 

353 

172 

3, *3 

538 

390 

Man  wäre  geneigt,  diesen  Zahlen  entsprechend  anzunehmen, 
daß  eine  bestimmte  Quarzlampe  mit  größerem  Wattverbrauch  auch 
größere  Menge  ultravioletter  Strahlen  geben  müßte,  wodurch  dann 
die  Beleuchtung  der  Vorlage  kürzer  gehalten  werden  könnte.  In 
welchem  Maß  eine  solche  Regel  bei  einem  bestimmten  Brenner- 
typus  zutrifft,  konnte  bisher  nicht  ganz  sicher  bestimmt  werden. 

Der  Verfasser  arbeitete  längere  Zeit  mit  einer  Quarzlampe 
für  220  Volt  Gleichstrom  und  l!/2  Ampere  (Brennerspannung 

i)  Photometrische  und  spektralphotometrische  Messungen  am 
'Quecksilberbogen  bei  hohem  Dampfdruck.  Von  Dr.  Küch  und 

T.  Retschinsky.  Ann.  d.  Physik,  Bd.  20,  Heft  3,  S.  563 ff.,  1906. 


22 


160  Volt),  später  an  einem  anderen  Ort  mit  einer  Quarzlampe 
für  110  Volt  und  2 J/2  Ampere  (Brennerspannung  80  Volt). 

Die  Expositionen  mit  der  ersten  Lampe  mußten  etwa 
doppelt  solange  gehalten  werden  als  mit  der  zweiten.  Da  die 
Voltspannung  am  ersten  Benutzungsort  stets  zu  gering  und  un- 
regelmäßig war,  so  lag  es  nahe,  die  geringe  Intensität  der  ultra- 
violetten Strahlung  diesem  Umstand  zuzuschreiben,  und  viel- 
leicht mit  Recht. 

i 

Es#  ist  aber  noch  ein  anderer  Umstand  ins  Auge  zu  fassen. 
Die  Dicke  des  Leuchtfadens  ist  bei  220  Volt  infolge  des  in 
dem  Leuchtrohr  herrschenden  höheren  Dampfdruckes  geringer 
als  bei  110  Volt.  Der  Spalt  der  Projektionsvorrichtung  be- 
stimmt nun  den  wirksamen  Umfang  des  Leuchtfadens.  Dieser 
ist  nun  bei  gleicher  Spaltöffnung  bei  220  Volt  geringer  als  bei 
110  Volt. 

Im  allgemeinen  hat  aber  Lux1)  gezeigt,  daß  bei  einem 
bestimmten  Brenner  die  aktinische  Wirkung  der  Strahlen,  an 
der  Ultraviolett  stark  beteiligt  ist,  mit  dem  Watt  verbrauch  nicht 
proportinal  ist,  und  daß  eine  Lampe  nach  der  Einbrennperiode- 
bei  konstantem,  niederem  Stromverbrauch  das  Maximum  an 
„Hefner- Kerzen“  gibt,  die  aktinische  Wirkung  aber  weit  hinter 
der  zurückbleibt,  die  bei  geringerem  Stromverbrauch  (Watt) 
früher  vorhanden  war. 

Tabelle  von  Lux: 


1 

Aktinische 

' 

Volt 

Ampere 

Watt 

HK 

Wirkung 

(Phot. 

1 

1 

36 

147,6 

21 

69  40 

1 

1 

| 

62 

3,4 

210,8 

30 

15640 

Quecksilber-  ! 
dampflampe 

I 

90 

112 

137 

2,8 

2,3 

1,78 

252.0 

260.0 

243,8 

60 

l8o 

280 

28  350 
46  200 

51  OOO 

I46 

1,61 

235,0 

375 

25  550 

150 

i,55 

232,0 

45° 

20  800 

Uviollampe  . . . 

IOÖ 

2,95 

312,5 

45° 

7 970 

i)  Die  künstlichen  Lichtquellen  in  der  Photographie.  Ztsch.  L 
Beleuchtungswesen  usw.,  S.  55  ff.,  1915. 


23 


Bemerkenswert  sind  folgende  Zahlen: 


Volt 

Ampere 

Watt 

HK 

Phot. 

I 

150 

I>55 

232,0 

450 

20  800 

II 

90 

2,8 

252,0 

60 

28  35O 

Bei  einem  Verbrauch  von  232  Watt  ist  die  Lichtstärke  (HK) 
viel  größer  als  bei  dem  Verbrauch  von  252  Watt.  Fall  I würde 
annähernd  der  Lampe1)  für  220  Volt  (Brennerspannung  160  Volt) 
und  1,5  Ampere  entsprechen,  Fall  II  der  Lampe1)  für  110  Volt 
(Brennerspannung  80)  und  2,5  Ampere. 

Diese  Zahlen  würden  also  die  Regel  bestätigen,  daß  die 
aktinische  Wirkung  mit  dem  Wattverbrauch  zunehmen  müsse. 

Zwei  andere  Zahlen  der  gleichen  Tabelle  besagen  aber  das 
Gegenteil : 


Volt 

Ampere 

Watt 

HK 

Phot. 

I 

90 

2,8 

1,78 

252,0 

60 

28  350 

II 

137 

243.8 

280 

51  OOO 

Mit  geringerem  Wattverbrauch  wird  die  maximale  aktinische 
Wirkung  erreicht. 

Daraus  geht  zum  wenigsten  das  hervor,  daß  es  unzulässig 
ist,  ohne  empirischen  Beweis  anzunehmen,  daß  eine  Lampe  mit 
höherem  Wattverbrauch  stets  größere  Mengen  ultravioletter 
Strahlen  liefert.  Es  ist  vielmehr  anzunehmen,  daß  der  Bau 
des  Brenners,  die  Temperatur,  der  Dampfdruck  und  das  Poten- 
tialgefälle verschieden  Zusammenwirken. 

Es  ist  daher  nicht  unerwartet,  wenn  auch  von  anderer 
Seite  bekannt  wurde,  daß  nicht  alle  Quarzlampen,  die  für 
gleichen  Volt-  und  Ampere  verbrauch  gebaut  werden,  gleiche 
Mengen  an  ultravioletten  Strahlen  lieferten.  So  berichtet 
Winter2): 

1)  Geliefert  durch  die  Quarzlampengesellschaft,  Hanau  a.  M. 

2)  Über  die  Strahlung  der  Quarzquecksilberlampen.  Von 
Ch.  Winter.  Aus  dem  chemischen  Universitätslaboratorium  in 
Kopenhagen.  Ztsch.  f.  Elektrochemie,  Bd.  20,  Nr.  24,  S.  109. 


24 


„Vor  kurzem  hatte  ich  Gelegenheit,  zwei  Quarzquecksilber- 
lampen  für  110  Volt  und  3,5  Ampere,  eine  Heraeus-  und  eine 
Cooper-Hewitt- Lampe  zu  vergleichen.  Die  Energiemessungen 
wurden  mit  Hilfe  des  von  mir  früher  beschriebenen  Fluoro- 
meters ausgeführt  und  sind,  wegen  der  Kürze  der  zur  Ver- 
fügung stehenden  Zeit,  nicht  als  Präzisionsmessungen  aufzu- 
fassen. Die  Energiewerte  E,  die  in  willkürlicher  Einheit  aus- 
gedrückt sind,  lassen  sich  für  die  beiden  Lampen  direkt  ver- 
gleichen.“ 

Heraeus -Lampe. 


A = [iu 

435 

405 

366 

313 

280 

265 

254 

E 

1,07 

0,38 

1,29 

0,62 

0,14 

0,23 

0,65 

Ea:  E436  . . . . 

1 

o,35 

1,20 

°,58 

0,13 

0,21 

0,60 

Cooper-Hewitt -Lampe. 

A ......  . 

436 

405 

.366 

3T3 

280 

265 

254 

E 

0,36 

0,11 

0,18 

0, 10 

— 

0,007 

0,015 

Ea  : E 436  . . . . 

1 

0,31 

0,50 

0,31 

— 

0,02 

0,04 

„Ein  Vergleich  der  Energie  werte  zeigt  erstens,  daß  die 
blaue,  violette  und  ultraviolette  Strahlung  der  Cooper-Hewitt- 
Lampe  erheblich  schwächer  als  diejenige  der  Heraeus- Lampe 
ist,  und  zweitens,  daß^das  Übergewicht  der  letzteren  Lampe 
desto  stärker  hervortritt,  je  kleiner  die  betrachteten  Wellen- 
längen sind.  Es  wird  dies  durch  folgende  Zusammenstellung 
besonders  deutlich  hervorgehoben.“ 


E Cooper  - Hewitt : Heraeus 

0,34 

0,29 

0,14 

0,16 

0,03 

0,02 

1 

11 

436 

405 

366 

3T3 

265 

254 

Über  die  Abnahme  der  ultravioletten  Strahlen  mit  dem 
Altern  der  Lampen  berichten  Bordier1),  Courmont  und 
No  gier2),;  dem  widerspricht  Henri3). 


1)  Bordier,  Archives  d’electricite  medicale,  S.  396,  1910. 

2)  J.  Courmont  und  Ch.  No  gier,  Compt.  rend.,  Bd.  152, 
S.  1746,  1911. 

3)  V.  Henri,  Compt.  rend.,  Bd.  153,  S.  428,  1911. 


25 


In  neueren  Zeiten  wurden  sowohl  von  Heraeus  als  von 
der  Cooper-Hewitt  & Cie.  Quecksilberlampen  für  Wechsel- 
strom gebaut.  Eine  solche  Lampe  besitzt  drei  Polgefäße.  Die 
Wechselstromlampen  sind,  abgesehen  von  dem  getrennten  Trans- 
formator und  der  fakultativen,  automatischen  Zündvorrichtung, 
für  alle  Netzspannungen  gleichgebaut,  im  Gegensatz  zu  den 
Gleichstromlampen,  die  für  verschiedene  Netzspannungen  ver- 
schieden gebaut  sind1).  Yon  der  Cooper-Hewitt-Wechsel- 
stromlampe  wird  von  Girard  berichtet,  daß  sie  weniger 
gut  sei2). 

Beim  Erwerb  von  Quarzlampen  für  Gleichstrom  empfehlen 
sich  der  Billigkeit  wegeü  die  kleineren  Typen  für  1,5  Ampere 
und  200  — 240  Yolt  oder  für  2,5  Ampere  und  100  — 140  Yolt. 
(Metalfa- Lampen  der  Quarzlampengesellschaft  Hanau  a.  M.)  Die 
größeren  Typen  für  4 — 6 Ampere  besitzen  ein  größeres  Ultra- 
violettemissionsvermögen und  weisen  bei  relativ  geringem  Watt- 
verbrauch eine ' größere  Lichtausbeute  auf.  Stärkere  Lampen 
sind  aber  nur  von  bedingtem  Werte. 

Die  Fluoreszenz  des  Pergamentes,  wie  die  anderer  orga- 
nischer Verbindungen,  streben  nämlich  einem  Maximum  zu,  das 
auch  mit  stärkerer  Beleuchtung  nicht  gesteigert  werden  kann. 

Das  Pergament,  das  an  sich  schon  nur  einen  Teil  der 
ultravioletten  Strahlen  in  Fluoreszenzstrahlen  umwandelt  und 
den  übrigen  Teil  reflektiert,  wird  mit  der  zunehmenden  Stärke 
der  Lichtquelle  auch  mehr  ultraviolette  Strahlen  reflektieren, 
die  entweder  durch  das  Glas  des  Objektives  oder  die  flüssigen 
ultravioletten  Absorptionsfilter  zurückgehalten  werden  müssen. 
Denn  in  der  Fluoreszenzphotographie  dürfen  keine  ultravioletten 
Strahlen  auf  die  Platte  gelangen.  Das  ultraviolette  Absorptions- 
vermögen dieser  Filter  ist  nun  relativ.  Sehr  große  Mengen 
langwelliger  ultravioletter  Strahlen,  zu  denen  wir  hier  die  von 

1)  Die  neue  Wechselstrom -Quecksilberlampe.  Von  Ingenieur 
F Girard,  Elektrotechn.  Zeitschr.,  Bd.  33,  S.  676,  1912. 

2)  Über  eine  neue  automatische  Quecksilberlampe  für  Wechsel- 
strom. Von  J.  C.Pole.  Elektrotechn.  Zeitschr.,  Bd.  31,  S.  929,  1910. 


26 


X = 866  /a^  zählen  wollen,  werden  von  dem  Flüssigkeitsfilter 
nicht  mehr  ganz  absorbiert.  Starke  Lichtquellen  bieten  hier 
also  keinen  Vorteil,  sie  können  eher  schaden. 

Für  direkte  ultraviolette  Photographie  sind  sie  dagegen 
von  Nutzen.  Denn  der  Gegensatz  im  Bild  nimmt  mit  der  In- 
tensität der  Beleuchtung  zu. 

Der  weitere  Aufbau  der  ultravioletten  Projektionseinrichtung 
gestaltet  sich  im  einzelnen  folgendermaßen.  Der  Brenner  ist 
in  einem  lichtdichten  Gehäuse  (Abb.  9)  eingeschlossen,  so  daß 
Strahlen  nur  durch  den  in  das  Gehäuse  hineinragenden 
Kollektor  b nach  außen  gelangen  können.  Der  Kollektor  soll 
sich  in  einem  Abstand  von  etwa  1 cm  vom  Brenner,  befinden. 

Die  Strahlen  gelangen  dann  auf  einen  in  nächster  Nähe 
stehenden  Spalt  c,  dessen  Öffnung  regulierbar  ist.  Die  Licht- 
schneiden des  Spaltes  dürfen  nicht  geradlinig  wie  bei  Spektro- 
skopen sein,  sondern  etwas  gebogen,  so  daß  sie  zwei  parallele 
Kreisausschnitte  darstellen  (Abb.  10).  Wären  die 'Lichtschneiden 
des  Spaltes  nämlich  geradlinig,  so  würden  die  Spaltbilder  auf 
der  Vorlage  gebogen  sein.  Dies  wäre  aber  sehr  nachteilig. 
Die  Pergamente  besitzen  die  Grundform  rechteckiger  Parallelo- 
gramme, und  die  ultravioletten  Bänder  können  nur  dann  in 
ihrer  ganzen  Breite  ohne  unnütze  Ausdehnung  verwertet 
werden,  wenn  sie  die  gleiche  Form  wie  die  Vorlage  besitzen. 

Durch  die  Schrauben  a a kann  der'  Spalt  geöffnet  und  ge- 
schlossen werden.  Die  Millimeterskala  erlaubt,  das  jeweilige 
Öffnungsverhältnis  genau  festzustellen.  Wird  der  Spalt  eng 
gehalten,  so  werden  die  Linien  des  Spektrums  schmal  und 
deutlich.  Zwischen  den  Linien  finden  sich  dunkle  Zonen. 
Wird  der  Spalt  geöffnet,  indem  beide  Lichtschneiden  mit  Hilfe 
der  Schrauben  a a gleichmäßig  voneinander  entfernt  werden, 
so  verschwinden  die  dunklen  Zonen,  die  Spaltbilder  breiten  sich 
nach  beiden  Seiten  aus  und  gehen  allmählich  ineinander  über. 

Welche  Ausdehnung  den  ultravioletten  Bändern  für  die 
Palimpsestphotographie  gegeben  werden  darf,  wird  später  näher 
angegeben. 


27 


Zum  Scharfeinstellen  der  Linie  auf  der  Vorlage,  d.  h.  zu- 
nächst auf  einem  Phosphoreszenz-  oder  Fluoreszenzschirm,  wird 
der  Spalt  eng  gehalten.  Der  Kondensor  mit  einer  Brennweite 
von  ungefähr  16  cm  wird  auf  der  optischen  Bank  in  eipem  Ab- 
stand von  ungefähr  16  cm  zum  Spalt  aufgestellt.  Die  Prismen 
bzw.  das  Prismen tischchen  folgt  dem  Kondensor  t in  kurzem 
Abstand  (Abb.  9). 

Wenn  die  Linien  des  sichtbaren  Spektrums  auf  dem  Phos- 
phoreszenzschirm scharf  erscheinen  sollen,  wird  der  Kondensor 
auf  der  optischen  Bank  den  Prismen  genähert,  sollen  die  ultra- 
violetten Linien  scharf  erscheinen,  so  wird  der  Kondensor 
etwas  gegen  den  Spalt  geschoben.  Die  Quarzlinse  als  Mono- 
chromat  hat  für  die  Strahlen  verschiedener  Wellenlänge  ver- 
schiedene Brennpunkte. 

Das  durch  den  Kondensor  auf  ein  erstes  Prisma  geleitete  Licht 
wird  durch  ein  nahestehendes  zweites  Prisma  weiter  abgelenkt 
und  so  in  die  einzelnen  Bestandteile  eines  Spektrums  zerlegt. 

Die  Prismen  (Abb.  11)  sind  so  aufgestellt,  daß  die  Aus- 
trittskathete a des  ersten  Prisma  e mit  der  Eintrittskathete  a' 
des  zweitem  Prisma  s einen  Winkel  von  etwa  105°  bildet. 

Wenn  die  Prismen  in  dieser  Stellung  auf  dem  Tisch 
(Abb.  11)  feststehen,  dieser  aber  um  die  Achse  / gedreht  wird, 
so  verschiebt  sich  das  Spektrum  auf  dem  Phosphoreszenzschirm 
zunächst  in  gleicher  Richtung,  kehrt  aber  beim  weiteren  Drehen 
des  Tischchens  um.  Die  Stellung  des  Tischchens,  die  das  Spek- 
trum unbeweglich  zeigt,  gibt  das  Minimum  der  Ablenkung. 
Die  Linien  des  Spektrums  sind  dann  gleichmäßig  und  zeigen 
keine  „Fahnen“. 

Der  Phosphoreszenz-  und  Fluoreszenzschirm. 

Um  das  Feld  der  unsichtbaren,  auffallenden  Strahlen  finden 
zu  können,  wird*  das  Spektrum  auf  einen  Phosphoreszenz-  oder 
Fluoreszenzschirm  entworfen.  Auf  diesem  werden  die  ultra- 
violetten Linien  durch  Erregung  von  gelbgrünem  Lumineszenz- 
licht erkannt. 


28 


Der  Phosphoreszenzschirm  wird  durch  Aufträgen  vonSidot- 
Blende1)  (Schwefelzink)  'auf  ein  Leinen  hergestellt.  Die  durch 
die  Einwirkung  der  ultravioletten  Strahlen  phosphoreszierenden 
Strahlen  leuchten  auf  dem  Schirm  noch  nach,  wenn  bereits 
kein  Licht  mehr  auf  diesen  einwirkt.  Wenn  das  Spektrum 
daher  verschoben  werden  soll,  so  ist  mit  einer  Neubeleuchtung 
zu  warten,  bis  die  Phosphoreszenz  abgeklungen  ist,  damit  keine 
Vermischung  der  alten  und  neuen  leuchtenden  Linien  und 
Irrtum  in  der  richtigen  Auswahl  der  Linien  vermieden  wird. 

Ein  Fluoreszenzschirm2)  zeigt  diesen  Nachteil  nicht  Er 
leuchtet  etwas  schwächer  und  hört  sofort  mit  der  Lichtwirkung 
auf  zu  lumineszieren.  Ein  solcher  Schirm  wird  hergestellt, 
indem  man  weißes,  saugfähiges  Papier  (Löschpapier)  oder  Lein- 
wand mit  einer  wässerigen  Lösung  von  Chininsulfat  oder 
Fluoreszeinnatrium,  oder  zur  Not  mit  Petroleum  oder  einem  alten, 
braungewordenen  Fixierbad  tränkt.  Ein  solcher  Schirm  hält 
monatelang.  Er  empfiehlt  sich  besonders  für  Arbeiten  auf 
Reisen,  da  er  sehr  schnell  am  Gebrauchsort  (und  billig)  her- 
gestellt werden  kann.  Er  läßt  sich  rollen  und  falten,  was  beim 
. Phosphoreszenzschirm  nicht  möglich  ist,  da  seine  Leuchtfarbe 
beim  Biegen  leicht  abbröckelt. 

Der  Phosphoreszenz-  oder  Fluoreszenzschirm  wird  senk- 
recht zur  optischen  Achse  der  Kamera  aufgestellt,  wie  die  Vor- 
lage in  Abb.  1,  s.  Die  optische  Achse  der  Kamera  und  der 
Beleuchtungsvorrichtung  (bis  zu  den  Prismen)  müssen,  nach 
rückwärts  ausgezogen,  einen  Winkel  von  etwa  45  0 bilden. 

Das  Spektrum. 

Das  Emissionsspektrum  des  Quecksilbers  zeigt  folgende 
Linien.  In  Abb.  12  ist  r orangegelb  von  579  ^ fx  und  576 

1)  Die  Selbstherstellung  von  luminiszierenden  Leuchtplatten. 
Von  Dr.  F.  Novak,  Eders  Jahrbuch  für  Photographie  und  Repro- 
duktionstechnik, S.  430,  1914.  — Leuchtende  Papiere  usw.  Von 
L,  E.  And  es,  S.  109,  Wien  1896. 

2)  Vgl.  Druckschrift  Mikro  321,  Zeiß,  Jena. 


29 


breit,  in  Wirklichkeit  gemäß  der  natürlichen  Ausdehnung  beim 
Scharfeinstellen  auf  den  mittleren  Teil  des  ultravioletten  Spek- 
trums1). Die  starke  Linie  g ist  hellgrün  von  546  g/x.  Dunkelgrün 
und  schwach  ist  dg  von  492  fx/x.  Es  folgt  die  kräftige  blaue  Linie  b 
von  436  /mg.  Schwächer  und  auf  dem  Leuchtschirm  durch  gelb- 
grünes Phosphoreszenzlicht  aufgehellt  ist  Violett,  v,  von  405  gg. 
Die  erste,  intensive  ultraviolette  Linie  ist  u von  366  fx/x.  Es  folgt 
eine  schwache  Linien  von  334  (x(x . Schmal,  aber  kräftig,  ist  die 
nächste  Linie  k von  313  (xg . Nicht  so  stark  sind  die  nebenan 
befindlichen  Linien  von  302  [x/x  und  296  (xg ? m und  n.  Es  folgt 
dann  die  sehr  schwache  Linie  von  292  g/x.  Ziemlich  stark  ist  die 
Linie  t von  289  g g.  Es  folgen  noch  die  Linien  von  275,  270, 
265,  253  jxjx.  In  der  Fluoreszenz -Palimpsestphotographie  werden 
fast  ausnahmslos  die  Linien  von  366  fx/x  und  313  fxfi  benutzt. 

Zur  Ausdehnung  der  Linien  zu  breiten  Bändern  wird  der 
Spalt  so  weit  geöffnet,  daß  die  Linie  u von  366  /xg  die  ent- 
sprechende Breite  von  G — Z>,  oder  daß  die  Linie  k von  313  g fx 
den  proportionalen  Raum  von  E — R einnimmt. 

Bei  der  Aufnahme  mit  Strahlen  von  313  g /x  (E — R)  ist 
streng  zu  beachten,  daß  sie  nicht  mit  solchen  von  366  u[x 
(G  — D)  vermischt  werden,  außer  es  wird  vor.  das  Objektiv  ein 
Ultraviolettabsorptionsfilter  gebracht,  das  die  Strahlen  von 
366  fx/x  hindert,  durch  das  Objektiv  auf  die  Platte  in  der 
Kamera  zu  gelangen,  wodurch  das  Fluoreszenzbild  daselbst  zu 
verschleiert  würde.  Die  Linien  m,  w,  k und  i können  ohne 
Bedenken  in  das  Band  E — R eingezogen  werden,  da  die  vom 
Glas  des  Objektives  gleich  den-  Strahlen  von  313  g/x  der 
Hauptmenge  nach  absorbiert  werden. 

Mit  der  Entfernung  des  Schirmes  oder  der  Vorlage  von 
der  Beleuchtungsvorrichtung  nimmt  bei  gleichbleibender  Spalt- 
breite die  Ausdehnung  der  Bänder  zu.  Die  Beleuchtungskraft, 
die  der  beleuchtenden  Fläche  umgekehrt  proportional  ist,  nimmt 


i)  Die  Buchstaben  der  Abb.  12  sind  nicht  identisch  mit  den 
Fraunhof ersehen  Linien. 


30 


mit  der  Ausdehnung  des  Bandes  ab.  Die  Expositionen  sind 
dementsprechend  zu  verlängern. 

Die  Intensität  der  einzelnen  Linien  ist  verschieden.  Die 
wichtigsten  Linien  im  sichtbaren  und  unsichtbaren  Emissions- 
spektrum einer  Quarzlampe  bei  85  Volt  Lampenspannung  und 
2 Ampere  Strom  besitzen  folgende  Energiewerte: 


Wellenlänge  Intensität 

579  /Lifx  und  576  /u ja,  Gelb 13, 

546  Grün 19, 

436  nn,  Blau 5, 

405  ixfi,  Violett 2,5 

366  Gruppe  Ultraviolett 9, 

ol3  fXf  77  h * 6, 

253  /T  /T,  77  77  E 


Die  Linie  von  366  fi[i  ist  also  die  stärkste  im  ultravioletten 
Spektrum. 

Auf  das  Original  darf  während  der  Exposition  kein  sicht- 
bares Licht  gelangen,  da  es  das  Fluoreszenzlicht  überdeckt  und 
dann  nur  mehr  eine  gewöhnliche  Photographie  liefert.  Der 
Arbeitsraum  muß  daher  streng  dunkel  gehalten  werden.  Sicht- 
bares Nebenlicht,  sowie  der  sichtbare  Teil  des  Spektrums  werden 
auf  zweckmäßige  Weise  abgeblendet  und  abgefangen,  wie  in 
Abb.  6 (&)  und  Abb.  13  angegeben  ist. 

In  Abb.  13  ist  r ein  Tisch,  der  die  Ultraviolett- Projektions- 
vorrichtung trägt.  Auf  dem  Tisch  '%  steht  die  Vorrichtung  n 
(in  Abb.  6 mit  h bezeichnet),  mit  der  das  sichtbare  Spektrum 
abgefangen  wird.  In  Abb.  13  sind  t verschiebbare  Stark- 
papiere, die  aus  der  Öffnung  e nur  die  in  Verwendung  kom- 
menden ultravioletten  Strahlen  austreten  lassen. 

Die  Erzeugung  der  Fluoreszenz  mit  spektralem 
Ultraviolett  von  313  fxß  und  mit  Silberfilter. 

Das  Original  muß  den  Strahlen  frei  exponiert  werden.  Es 
kann  also  nicht  mit  einer  Platte  aus  gewöhnlichem  Glas  glatt- 
gehalten werden,  da  dieses  die  ultravioletten  Strahlen  von 


31 


313  fxfx  infolge  Absorption  überhaupt  nicht  zum  Original  ge- 
langen lassen  würde.  Dies  wäre  nur  mit  einer  dünnen  Platte 
aus  weißem  Uviolglas1)  möglich. 

Das  Original  wird  in  Ermanglung  einer  solchen  Platte 
seitlich  festgehalten,  was  am  besten  gelingt,  wenn  man  dasselbe 
an  seinen  äußeren  Rändern  in  einem  sogenannten  Spindel- 
kopierrahmen gegen  zwei  Leisten  vorsichtig  drückt  (Abb.  1 s, 
Abb.  11  u.  15). 

Der  in  Abb.  14  u.  15  dargestellte,  von  P.  Jans  0.  S.  B. 
entworfene  Spindelrahmen  zeichnet  sich  durch  den  Yorteil  aus, 
daß  gebrechliche  Codices  nur  halb  geöffnet  und  so  auf  das 
beste  geschont  werden.  Die  Handhabung  des  Rahmens  geht 
aus  den  beiden  Darstellungen  leicht  hervor. 

Das  Original  wird  dann  in  das  Band  E — K gebracht. 

Die  Fluoreszenzaufnahme  mit  313  fx  fx  kann  auch  auf  eine 
andere  Weise  als  mit  spektralem  Ultraviolett  ausgeführt  werden, 
und  zwar  mit  Hilfe  des  früher  besprochenen  Quarzsilberfilters. 
Die  Beleuchtungsvorrichtung  erhält  zu  diesem  Zwecke  eine 
andere  Anordnung.  Unmittelbar  an  das  äußere  Rohrende  des 
Kollektors  wird  auf  einem  Träger  das  Quarzsilberfilter  (wie  in 
Abb.  5 die  Blauuviolglasküvette)  angebracht.  Auf  der  optischen 
Bank  folgt  der  Kondensor  (Abb.  1,  c).  Durch  entsprechendes 
Yerschieben  derselben,  d.  h.  durch  Einstellung  auf  den  Brenn- 
punkt, wird  dadurch  auf  dem  Leuchtschirm  eine  homogene, 
kreisrunde,  am  Rand  scharf  begrenzte  Lumineszenzscheibe 
erzeugt.  Weist  diese  innere  Unregelmäßigkeiten  auf,  so  ist 
gewöhnlich  der  Kollektor  etwas  zu  weit  vom  Brenner  der 
Quarzlampe  entfernt. 

Mit  dem  Silberfilter  ist  es  möglich,  sehr  große  Yorlagen 
gleichmäßig  zu  beleuchten.  Bei  einem  Abstand  von  2 — 3 m 

i)  Der  Verfasser  hat  die  wenigen  großen  Platten  aus  weißem 
Uviolglas  von  Schott  u.  Gen.,  Jena,  aufgekauft.  Nach  mündlicher 
Mitteilung  des  Fabrikvertreters  ist  eine  Neuherstellung  solcher  Platten 
wegen  den  großen  technischen  Schwierigkeiten  nicht  mehr  zu  er- 
warten. 


32 


zwischen  der  Vorlage  und  der  Beleuchtungsvorrichtüng  kann 
leicht  eine  Fluoreszenzscheibe  von  1/2  m Durchmesser  und  mehr 
erzielt  werden. 

Gegenüber  der  Beleuchtung  mit  spektralem  Ultraviolett 
hat  dieses  Verfahren  den  (wenn  auch  nicht  sehr  großen)  Nach- 
teil, daß  die  Expositionen  etwas  länger  gehalten  werden  müssen, 
da  das  Silberfilter  selbst  einen  Teil  der  ultravioletten  Strahlen 
zurückhält. 

Für  die  Trennung  der  Strahlen,  die  unterhalb  X — 313  fx[x 
liegen,  kann  man  ein  Bromdampffilter  benutzen,  das  A.  Wiegand 
nach  einem  Vorschlag  von  Cornu  für  ärophysikalische 
Forschungen  verwendet  hat.  Das  Bromdampffilter  absorbiert 
die  Strahlen  von  Gelbgrün  bis  etwa  zur  Linie  von  X = 303 
Von  dort  an  bis  zum  Gebiete  von  X — 265  [x[ji  wird  das  Filter 
vollkommen  durchlässig.  Wiegand  benutzte  ein  Glasrohr  von 
20  cm  Länge  und  3,5  cm  Weite,  dessen  beide  Enden  mit  einer 
Quarzplatte  und  einer  plankonvexen  Quarzlinse  abgeschlossen 
wurden.  Durch  ein  seitliches  Ansatzrohr  wurde  so  viel  flüssiges 
Brom  eingegossen,  daß  im  Innern  der  Röhre  der  Sättigungs- 
zustand des  Bromdampfes  erhalten  blieb.  Flüssiges  Brom  in 
dünner  Schicht  oder  auch  Brom  Wässer  sind  nicht  brauchbar, 
da  sie  die  Schärfe  der  Absorptionslinien  herabsetzen1). 

Die  Erzeugung  der  Fluoreszenz  mit  spektralem 
Ultraviolett  von  366  mx  und  dem  Blauuviolfilter. 

Das  Original  wird  in  das  Band  G — H gebracht.  Unebene 
Pergamente  oder  solche,  deren  Schrift  bis  an  den  äußersten 
Rand  gehen  und  daher  seitlich  nicht  festgehalten  werden  können, 
werden  mit  einer  Platte  von  gewöhnlichem  Glas,  die  aber  nicht 
mehr  als  etwa  2 mm  dick  sein  soll,  glattgehalten. 

Ein  Teil  des  auffallenden  Ultraviolett  wird  von  der  Vor- 
lage zurückgeworfen  und  muß  auf  seinem  Weg  zur  Platte  auf- 


i)  Physik.  Ztsch. , Bd.  14,  S.  1444,  1913.  Ztsch.  f.  wissenschaftL 
Photographie,  Bd.  18,  S.  237. 


33 


gehalten  werden,  damit  es  das  Fluoreszenzbild  nicht  verschleiert 
Dies  geschieht  mit  einem  Ultraviolett  - Absorptionsfilter  *),  das 
unmittelbar  vor  das  Objektiv  gebracht  wird  (Abb.  1 a u.  Abb.  4). 

Dieses  Ultraviolett- Absorptionsfilter  besteht  z.  B.  aus  einer 
Glasküvette,  die  mit  einer  Lösung  von  0,5  g anthrachinonsulfo- 
saurem  Natron  in  100  cbm  Wasser  gefüllt  wird.  Der  innere 
Abstand  der  Küvettenwände  und  daher  der  Flüssigkeitsschicht 
soll  5 mm  betragen. 

Die  Beleuchtung  des  Originals  mit  Strahlen  von  366  ^ ^ 
kann  auch  mit  dem  Blauuviolglasfilter  erfolgen  (Abb.  5).  Die 
eine  Kammer  (er.)  der  Küvette  wird  mit  einer  Lösung  von  25  g 
Kupfersulfat  in  100  cbm  Wasser1 2)  gefüllt.  Für  die  andere 
Kammer  wird  0,1  g Nitrosodimethylanilin  in  100  cbm  absolutem 
Alkohol  gelöst,  wovon  zum  Gebrauch  je  2 cbm  der  Vorrats- 
lösung  mit  je  10  cbm  Wasser  gemischt  werden.  Es  ist  Sorge 
zu  tragen,  daß  im  oberen  Teil  der  Küvette  keine  Luftblasen 
vorhanden  sind,  durch  die  sichtbares  Licht  auf  die  Vorlage 
gelangt.  Wenn  also  nach  längerer  Zeit  ein  Teil  der  Filter- 
flüssigkeit durch  Erwärmen  infolge  der  nahen  Stellung  der 
Küvette  an  der  Lichtquelle  verdunstet,  muß  aufgefüllt  werden. 
Nach  6 Stunden  wird  die  gesamte  Nitrosodimethyllösung  durch 
eine  neue  ersetzt,  da  der  Farbstoff  allmählich  ausbleicht  und 
dann  sichtbare  Strahlen  durchläßt. 

Die  Verbindung  des  Blauuviolfilters  mit  der  Lichtquelle 
in  einer  möglichst  raumgeringen  Vorrichtung  ist  in  der  Zeiß- 
schen  Ultraviolett -Filterlampe  durchgeführt  (Abb.  1 , u).  Die 
Lampe  kann  mit  einem  entsprechenden  Widerstand  in  Gleich- 
und  Wechselstrom  angeschJossen  werden.  Die  positive  Nickel- 
dochtkohle liegt  in  der  optischen  Achse.  Die  negative  Kohle 
(Marke  Noris)  steht  vertikal.  Die  positive  Kohle  ist  dünner  als 
die  negative.  Eine  Verwechslung  der  beiden  ist  aber  aus- 
geschlossen, weil  die  Klemmfassung  für  die  Kohle  entsprechend 


1)  Weiteres  im  Kapitel  5. 

2)  Die  Kupfersulfatlösung  wird  vor  Gebrauch  jedesmal  filtriert. 

Kögel,  Die  Palimpsestphotographie.  3 


34 


dimensioniert  ist.  Die  Lampe  wird  mit  der  Hand  reguliert. 
An  dem  lichtdichten  Gehäuse  sitzt  ein  ausziehbarer  Tubus,  der 
zwei  Quarzkollektorlinsen  von  40  mm  Öffnung  enthält.  Im 
äußeren  Ende  des  Tubus  befindet  sich  die  Blauuviolglasküvette. 
Sie  wird  von  der  Eirma  C.  Zeiß  in  zweifacher  Form  ausgeführt: 
Mit  einer  Flüssigkeitskammer  allein,  die  mit  20 prozentiger 
Kupfersulfatlösung  zu  füllen  ist.  Das  Gelbfilter  ist  trocken  und 
ist  zwischen  den  Wänden  der  Küvette  eingeschlossen.  Da 
jedoch  zu  befürchten  ist,  daß  das  Gelbfilter  bei  längerem  Ge- 
brauch ausbleicht  und  durch  seine  Einkittung  zwischen  den  Glas- 
wänden nicht  ohne  weiteres  ausgewechselt  werden  kann,  so  ist 
die  Doppelküvette  mit  zwei  Flüssigkeitskammern  vorzuziehen. 
Die  der  Lichtquelle  zunächstgelegene  Kammer  wird  mit  der 
20prozentigen  Kupfersulfatlösung  gefüllt,  die  andere  Kammer 
mit  einer  Nitrosodimethylanilinlösung.  Zu  diesem  Zwecke 
werden  0,1  g Mtrosodimethylanilin  in  100  ccm  absoluten  Alkohol 
gelöst.  Yon  dieser  Yorratslösung  werden  2 ccm  mit  10  ccm 
Wasser  gemischt. 

Diese  Lampe  empfiehlt  sich  vor  allem  für  Arbeiten  auf 
Reisen,  da  sie,  wie  gesagt,  mit  entsprechendem  Widerstand 
überall  an  den  elektrischen  Strom  angeschlossen  werden  kann. 

Die  Aufstellung  der  Lampe  mit  dem  Kondensor,  der  eine 
Brennweite  von  16  cm  bei  einer  Öffnung  von  40  mm  hat  und 
der  zu  einer  gleichmäßigen  Yerteilung  des  Lichtes  unumgänglich 
notwendig  ist,  ist  in  Abb.  1 (c)  dargestellt.  Man  kann  aber 
auch  die  billigeren  Linsen  aus  U.Y.- Krone -Glas  benutzen, 
die  Zeiß  mit  einer  Brennweite  von  200  mm  liefert.  Der  Wider- 
stand n ist  für  eine  Spannung  von  110  Yolt  und  einen  Strom- 
verbrauch von  5 Ampere. 

Etwas  billiger  und  noch  einfacher  in  der  Ausführung  sind 
die  Ultraviolett -Filterlampen  der  Firma  Leitz  in  Wetzlar 
und  der  Optischen  Werkstätten  Reichert  in  Wien.  Die  Leitz  - 
Lampe  enthält  anstatt  des  Quarzkollektors,  wie  ihn  die  2eiß- 
Lampe  besitzt,  einen  solchen  aus  weißem  Uviolglas,  das  ultra- 
violette Strahlen  größerer  Wellenlänge  leichter  durchläßt  als 


35 


.gewöhnliches  Glas.  Für  ultraviolette  Strahlen  kürzerer  Wellen- 
länge ist  es  aber  bei  weitem  nicht  so  durchlässig  als  Quarz, 
«ehr  kurze  läßt  es  überhaupt  nicht  mehr  durch.  Die  Strahlen 
des  Nickelkohlenbogenlichts  werden  durch  das  weiße  Uviolglas 
aber  in  großen  Mengen  durchgelassen. 

Für  forensische  Untersuchungen  und  zur  Aufnahme  be- 
sonders stark  radierter  Palimpseste  ist  die  Verwendung  der 
Strahlen  von  866  fifi  weniger  empfehlenswert.  Man  bediene 
«ich  der  Verfahren  mit  Strahlen  von  313  /a  ^ und  noch  kürzerer1). 
Die  ultravioletten  Strahlen  größerer  Wellenlänge  vermögen  näm- 
lich noch  schwache  Tintenreste  zu  durchdringen  und  erregen 
die  Fasern,  die  die  Tinte  tragen,  zur  Fluoreszenz.  Sie  wirken 
dann  durch  ihr  Strahlen  auf  der  lichtempfindlichen  Platte  wie 
das  Planum,  von  dem  sie  sich  durch  Nichtleuchten  unterscheiden 
sollten. 

Das  Objektiv. 

Die  geringe  Lichtstärke  des  Fluoreszenzbildes  verlangt  ein 
■Objektiv,  das  bei  voller  Öffnung  das  Original  in  Naturgröße 
scharf  wiedergibt.  Es  muß  also  sphärisch,  anastigmatisch,  und 
chromatisch  wenigstens  für  die  blauen  und  gelben  Strahlen, 
korrigiert  sein.  Die  Brennweite  soll  etwa  ein  Drittel  länger 
sein  als  die  Diagonale  des  auszuzeichnenden  Formates.  Man 
wird  im  allgemeinen  guttun,  immer  ein  solches  Objektiv  zu 
erwerben,  das  das  nächstgrößere  Format  scharf  und  ohne  Blende 
auszeichnet,  als  in  den  Preislisten  des  Handels  empfohlen  wird. 

Das  Öffnungsverhältnis  zur  Brennweite  bestimmt  die  Licht- 
stärke eines  Objektives.  Für  die  Palimpsestphotographie  sind 
nur  Objektive2)  mit  F : 4,5  — 6,8  zu  benutzen. 

Seltene,  sehr  große  Vorlagen,  die  vom  Objektiv  ohne 
Blende  nicht  scharf  abgebildet  werden,  wird  man  vorteilhaft 

1)  Siehe  Hinweis  auf  die  Lenard-Ramsauersche  Lichtquelle 
•S.  16.  Ihre  großen  Anschaffungs-  und  Betriebskosten  werden  leider 
einer  allgemeinen  technischen  Anwendung  hinderlich  im  Wege 
stehen. 

2)  Tessar  von  Zeiß-Jena,  Celor  von  Goerz-Berlin  u.  a. 

3* 


36 


zuerst  verkleinert  (ohne  Blende)  aufnehmen  und  dann  nach 
Bedarf  mit  gewöhnlichen  optischen  Mitteln  vergrößern. 

In  der  forensischen  Anwendung  der  Fluoreszenzphoto- 
graphie werden  die  früher  erwähnten  Mikroobjektive  benutzt 
Das  Mikroobjektiv  soll  ohne  Blende  eine  15  — 20  fache  Ver- 
größerung mit  hinreichender  Bildschärfe  geben. 

Ultraviolett -Absorptionsküvetten  wird  man  hier  nicht  in  den 
Strahlengang  zwischen  Objekt  und  Platte  bringen,  um  die  Bild- 
schärfe nicht  zu  beeinträchtigen.  Zur  Beleuchtung  des  Objekts 
wählt  man  daher  zweckmäßig  nur  spektrales  Ultraviolett  von 
313  ja/Li. 

Die  Erzeugung  der  Fluoreszenz  mit  einem  Silberfilter  ist 
nur  dann  zulässig,  wenn  es  keine  Poren  aufweist.  Diese  sind 
im  dunkeln  Baum  zu  erkennen,  wenn  man  das  Filter  gegen 
starkes  Licht  hält.  Durch  solche  Poren  gelangen  sichtbare 
Strahlen  auf  das  Original,  täuschen  eine  kräftige  Fluoreszenz 
vor,  geben  aber  nur  eine  gewöhnliche  Photographie.  Ein  so 
kleines  Loch  kann  die  ganze  Mikroaufnahme  entwerten. 

Die  lichtempfindliche  Platte. 

Die  gleichen  Gründe,  die.  ein  sehr  lichtstarkes  Objektiv 
verlangen,  fordern  auch  eine  höchstempfindliche  Platte1)  von 
19  — 21  Scheinergrade. 

Die  äußerst  zulässige  Exposition  dauert  für  solche  Platten 
mit  einer  Quarzlampe  für  Gleichstrom  von  110  Volt  und 
2,5  Ampere  und  einem  Objektiv  von  F:4,5,  bei  Beleuchtung 
eines  Palimpsestes  im  Format  von  13  X 18  cm: 

mit  spektralem  Ultraviolett  von  313  fa/n  1 Stunde, 

„ Quarzsilberfilter  (313  fifi)  ...  2 Stunden, 

„ spektralem  Ultraviolett  von  365  ^ 2 „ 

„ der  Blauuviolglasküvette  (365  /u/l i ) 2 „ 

Bei  Benutzung  der  Z ei  ß sehen  Ultraviolett -Filterlampe  mit 
Nickelkohlen  für  Gleichstrom  von  110  Volt  und  5 Ampere  und 

i)  Ultrarapidplatte  von  J.  Hauff,  Feuerbach  in  W.,  E.  Lom- 
berg  in  Langenberg  (Rheinland),  und  von  A.  Lainer,  Wien  VII. 


37 


bei  Glatthalten  des  Originals  mit  einer  2 mm  dicken  Scheibe 
von  gewöhnlichem  Glas  x/2  Stunde. 

Stark  gelbe  und  pigmentierte  Originale  oder  solche,  die 
mit  der  blauen  „Giobertitinktur“  behandelt  wurden,  verlangen 
eine  längere  Belichtung. 

Die  weitere  Behandlung  der  Platte  erfolgt  nach  Gebrauchs- 
anweisung der  Fabrik. 

Das  gewonnene  Negativ  wird  man  nicht  selten  noch  ver- 
stärken. W.  Faworski1)  empfiehlt  besonders  das  Ozobrom- 
verfahren.  W.  Urban2)  berichtet  darüber,  daß  es  gemäß  seinen 
Versuchen  bei  zweimaliger  Anwendung  in  den  silberärmsten 
Negativpartien  eine  Deckung  gibt,  wie  sie  mit  keiner  der  sonst 
im  Trockenplattenprozeß  üblichen  Verstärkungsmethoden  — nicht 
einmal  mit  Uranverstärkung  — auch  nur  annähernd  erzielt  wird. 
— Nach  meinen  persönlichen  Erfahrungen  wirkt  es  in  der  Tat  gut 

5.  Das  Ultraviolett- Absorptionsfilter3). 

Eine  gedrängte  Begründung  für  die  Wahl  der  Bestand- 
teile der  Absorptionsfilter  erscheint  hier  angezeigt. 

Die  ultraviolette  Fluoreszenz  wurde  von  Stark  zuerst 
beim  Benzol  entdeckt.  Es  zeigte  sich  dabei,  wie  bei  anderen 
organischen  Substanzen,  daß  die  Fluoreszenz  von  einer  Ab- 
sorption begleitet  ist.  Eine  Regel,  die  jedoch  nicht  ohne  Aus- 
nahmen ist,  besagt,  daß  das  absorbierte  Licht  von  kürzerer 
Wellenlänge  ist  als  das  der  ausgestrahlten  Fluoreszenz.  Dem 
Intensitätsmaximum  des  Fluoreszenzlichtes  entspricht  gewöhn- 
lich ein  Maximum  in  der  Absorptionskurve. 

Absorption  und  Fluoreszenz  stehen  im  engen  Zusammen- 
hang mit  der  chemischen  Konstitution  des  Körpers.  Es  zeigte 

1)  Die  Anwendung  des  Ozobromverfahrens  zur  Wiederher- 
stellung zerstörter  Schriften.  Von  W.  Faworski,  Photogr.  Rundschau 
S.  27,  1912. 

2)  Beiträge  zur  Praxis  der  gerichtlichen  Photographie.  Von 
W.  Urban,  Eders  Jahrbuch,  S.  276,  1912. 

3)  Siehe  Literaturangaben  am  Schluß  dieses  Kapitels. 


38 


sich,  daß  mit  zunehmender  Kondensation  des  Benzols,  das  der 
Grundstoff  der  zyklischen  Kohlenwasserstoffverbindungen  istr 
die  Absorptions-  und  die  Fluoreszenzbänder  gegen  das  sicht- 
bare Gebiet  des  Spektrums  verschoben  werden. 

Doppelten  und  dreifachen  Kern  des  Benzols  (C6H6)  be- 
sitzen Naphthalin  (C10H8)  und  Anthrazen  (C14H10). 

Benzol  zeigt  7 Absorptionsbänder  von  233  — 271  fxjx  und 
4 Fluoreszenzbänder  von  267  — 310  /u/bi, 

Naphthalin  zeigt  4 Absorptionsbänder  von  242  — 320 
und  9 Fluoreszenzbänder  von  314  — 357 
Anthrazen  zeigt  4 Absorptionsbänder  von  320  — 380  fxfx 
und  4 Fluoreszenzbänder  von  380  — 450  /u/x. 

Das  Benzol  besitzt  Homologen,  in  denen  an  die  Phenyl- 
gruppe (C6H5)  ein  oder  mehrere  Alkyle  (CH3)  gelagert  sind. 
Das  erste  Homologe  des  Benzols  ist  Toluol  (C6H5-CH3),  da& 
nächste  Xylol  (C6H4(CH3)2)  usw. 

Mit  der  Einführung  eines  Alkyls  in  den  Benzolring: 
steigert  sich  allgemein  die  Stärke  der  Fluoreszenz,  das  Ab- 
sorptionsband wird  breiter  und  verschiebt  sich  nach  Rot. 

Das  Xylol  kommt  in  drei  isomeren  Verbindungen  vor,, 
in  denen  die  Zahl  der  Kohlen-  und  Wasserstoffe  die  gleiche- 
bleibt, während  die  Anordnung  im  Molekel  eine  andere  ist. 
Diese  isomeren  Disubstitutionsprodukte  werden  als  Ortho-r 
Meta-  und  Paraverbindungen  unterschieden. 

Nach  Sauer  und  Mies  nimmt  die  Absorption  in  folgender 
Ordnung  zu:  Ortho-,  Meta-,  Paraverbindung. 

Ein  Isomeres  des  Anthrazen  ist  Phenanthren.  Nach  Stark 
und  Steubing  zeigt  es  aber  geschwächt  die  Anthrazenbanden. 

Höhere  molekulare  Kohlenwasserstoffe  mit  kondensiertem 
Benzolkern  sind  Reten  (C18H20),  Chrysen  (C18H12). 

Die  Absorption  und  Fluoreszenz  der  Kohlenwasserstoff- 
verbindungen werden  durch  solche  Substitutionsprodukte,  die 
einen  sichtbaren  Farbkörper  bilden,  sehr  stark  beeinflußt. 

Für  die  Palimpsestphotographie  muß  das  Ultraviolett- Ab- 
sorptionsfilter farblos  sein,  da  sichtbare  Farbstoffe  einen  Teil 


39 


des  Fluoreszenzbildes,  das  aus  blauen,  gelben  und  roten  Strahlen 
besteht,  absorbieren  würden. 

Die  Wahl  des  Anthrazens  als  Hauptbestandteil  eines  der 
Ultraviolett- Absorptionsfilter  für  die  Strahlen  von  366  \xfi 
wurde  durch  sein  Absorptionsvermögen  für  das  gesamte  Gebiet 
von  320 — 380  jjlji.  bestimmt. 

Anthrazen  (depurat  subl.  Merck)  ist’  ein  leicht  gelbes 
kristallinisches  Pulver,  das  in  geringen  Mengen  durch  Benzol, 
Toluol,  Xylol  u.  a.  wasserklar  gelöst  wird. 

Zur  Lösung  des  Anthrazens  wird  im  vorliegenden  Fall 
aber  Phenetol  (C6H5OC2H5),  ein  Äther  des  Phenols  benutzt. 
Es  besitzt  seine  Absorptionsmaxima  bei  etwa  360  und  380  fifi. 
Der  Grund  der  Wahl  des  Phenetols  war  aber  nicht  sein  Ab- 
sorptionsvermögen für  366  fi fl , sondern  sein  photochemisches 
Verhalten  mit  dem  Anthrazen. 

Das  Anthrazen  geht  nämlich  bei  länger  Beleuchtung  in  Di- 
anthrazen  über,  das  in  Benzol  usw.  unlöslich  ist  und  als  weißer 
Niederschlag  ausfällt.  Im  Dunkeln  verwandelt  sich  das  Dian- 
thrazen  wieder  in  Anthrazen  zurück.  Der  photochemische  Vor- 
gang ist  in  folgender  Weise  umkehrbar: 

Licht 

2C14H1o«C28H20. 

Dunkel 

Die  Verwandlung  des  Anthrazens  zu  Dianthrazen  geht  im 
Licht  bei  verschiedenen  Lösungsmitteln  nicht  gleich  schnell 
vor  sich,  äußerst  langsam  im  Phenetol,  wie  aus  folgender 
Tabelle  von  Luther  und  Weigert  erhellt: 


Lösungsmittel 

Temperatur 

Grad 

V0 

[V] 

Benzol 

8o 

20,5 

0,000  003  42 

Toluol ! 

log 

28,8 

0,000  004  80 

Xylol 

137 

27,0 

. 0,000  004  50 

Anisol 

154 

18,6 

0,000  003  IO 

Phenetol  .... 

154 

18,0 

0,000  003  00 

„ .... 

160 

23,2 

0,000  003  87 

n .... 

167 

23.5 

0,000  004  42 

— 40 


v o 

v 0 = Reaktionsgeschwindigkeit • [v]  = - die  Menge 

Anthrazen  in  Gramm -Molen,  die  in  1 ccm  der  Lösung  in  der 
Sekunde  verschwindet,  wenn  die  bestrahlte  Oberfläche  dieses 
Kubikzentimeters  1 qcm  groß  ist  und  sich  in  1 cm  Entfernung 
von  der  Lichtquelle  befindet.  Die  Lichtabsorption  wird  als 
vollständig  in  der  bestrahlten  Schicht  angenommen. 

Die  Bildung  des  Dianthrazens  geht  also  im  Phenetol  bei 
154  0 am  langsamsten  vor  sich  und  fällt  mit  der  Temperatur, 
wie  der  Vergleich  der  Zahlen  154°  und  18,0  v°  mit  den 
Zahlen  167  0 und  23,5  v 0 zeigt. 

Bei  Zimmertemperatur  verläuft  die  Reaktion  äußerst  lang- 
sam. Wenn  daher  das  Filter  außer  Gebrauch  im  Dunkeln 
aufbewahrt  wird,  was  nachts  gewöhnlich  mehrere  Stunden  der 
Fall  sein  wird,  so  braucht  das  Filter  kaum  erneuert  zu  werden. 
Falls  das  Anthrazen  kristallinisch  ausfällt,  genügt  Lösen  durch 
Erwärmen. 

Die  Filterlösung  muß  gut  luftdicht  abgeschlossen  sein,  da 
das  Phenetol  verdunstet  und  das  Anthrazen  bei  seinem  Über- 
'gang  in  Dianthrazen  durch  den  Sauerstoff  der  Luft  verharzt 
und  gelb  wird. 

Ein  anderes  Ultraviolett -Absorptionsfilter  besteht  aus  einer 
Lösung  von  0,5  g Triphenylmethan  in  70  ccm  absolutem 
Alkohol.  Das  Triphenylmethan  ist  teurer  als  Anthrazen. 
Dafür  bietet  es  aber  den  sehr  schätzenswerten  Vorteil,  daß  die 
Substanz  kalt  gelöst  werden  kann  und  somit  auch  nicht  aus- 
fällt, wüs  beim  Anthrazen  leicht  der  Fall  ist.  Das  Absorptions- 
vermögen dieser  Substanz  erklärt  sich  leicht  aus  dem  Vorher- 
gesagten, denn  Triphenylmethan  besteht  aus  drei  Benzolkernen, 
die  an  die  Methingruppe  gebunden  sind,  und  besitzt  die  Formel 
C6  H5  • CH  • (C6  H5)2.  Der  Verfasser  benutzt  gegenwärtig  fast 
nur  dieses  Filter. 

Ein  anderes  Absorptionsfilter  besteht  aus  0,5  g ß-anthra- 
chinonsulfosaurem  Natron  und  100  ccm  Wasser.  Auch  diese 
Lösung  kann  kalt  hergestellt  werden.  Sie  weist  eine  leicht 


41 


gelbe  Farbe  auf,  was  sich  jedoch  bei  der  photographischen 
Aufnahme  praktisch  kaum  bemerkbar  macht,  solange  die  Lösung 
frisch  ist.  Durch  Licht  wird  sie  braun.  Auch  hier  erklärt 
sich  das  Absorptionsvermögen  leicht  aus  der  Konstitution  der 
Substanz  C6H4(CO)2  C6HsS03Na. 

Es  ist  klar,  daß  auch  andere  Substanzen,  die  den  Benzol- 
kern zwei-  oder  dreimal  enthalten,  sich  für  den  genannten 
Zweck  mehr  oder  weniger  eignen.  So  besitzen  z.  B.  Terpene 
von  der  Zusammensetzung  C15H24  ein  ziemlich  hohes  Ab- 
sorptionsvermögen für  Ultraviolett  und  übertreffen  in  dieser 
Hinsicht  die  Terpene  der  Zusammensetzung  von  C10H10,  die 
ihrerseits  dem  Benzol  zurückstehen  müssen.  Dagegen  vermag 
nicht  jede  „Gelbscheibe“,  die  vom  Handel  geliefert  wird  und 
die  Violett  und  Blau  in  erheblichem  Maße  absorbiert,  die 
ultravioletten  Strahlen  von  X ==  366  fifi  in  gleichen  Mengen 
zurückhalten,  wie  das  farblose  Anthrazen  oder  Triphenylmethan. 
Dies  wird  man  auch  erwarten,  wenn  man  beachtet,  daß  z.  B. 
Nitrosodimethylanilin,  ein  ausgesprochen  gelber  Körper,  geradezu 
ein  Ultraviolettfilter  ist,  d.  h.  Ultraviolett  durchläßt. 

Zum  Schluß  noch  einige  Worte  über  die  Fluoreszenz 
selbst. 

Die  Fluoreszenz  beruht  nicht  auf  einer  chemischen  Ver- 
änderung (auch  beim  Pergament  nicht). 

Der  Kürze  wegen  sei  die  Angabe  von  H.  Ley  im  Wörter- 
buch der  Naturwissenschaften,  Bd.  3,  S.  1236,  wiedergegeben: 
„Die  Beobachtung,  daß  schon  Stoffe  von  denkbar  einfachster 
Konstitution,  nämlich  einatomige  Gase,  wie  Quecksilberdampf  u.a., 
fluoreszenzfähig  sind,  weist  darauf  hin,  daß  es  sich  bei  der 
Erscheinung  um  einen  inneratomistischen  Vorgang  handeln 
wird,  und  in  der  Tat  sind  alle  Versuche,  die  Fluoreszenz 
letzten  Eudes  auf  Grund  von  chemischen  Umlagerungen 
oder  Tautomeriephänomenen  zu  erklären,  als  gescheitert  an. 
Zusehen.“ 

P.  Lenard  und  J.  Stark  haben  den  Fluoreszenzerschei- 
nungen eine  elektroatomistische  Auslegung  gegeben. 


42 


Literatur. 

Stark  und  Meyer,  Beobachtungen  über  die  Fluoreszenz  der 
Benzolderivate,  Physik.  Ztsch.,  Bd.  8,  S.  250,  1907. 

W.  E.  Pauli,  Über  ultraviolette  und  ultrarote  Phosphoreszenz. 
Ann.  d.  Physik,  Bd.  XXXIV,  S.  755,  1911. 

Über  die  grundlegenden  Arbeiten  P.  Lenards,  über  die 
Phosphoreszenz,  siehe  die  Literaturangaben  in  Ztsch.  f.  physik.  u. 
chem.  Unterricht,  Heft  3,  1916,  S.  150.  Von  H.  Schmid. 

Umfangreiche  Literaturangaben  usw.  über  die  Absorption 
anorganischer  und  organischer  Stoffe  enthält  Bd.  3,  Handbuch  d. 
Spektroskopie,  1905.  Von  H.  Kays  er.  — Über  Triphenylylmethan 
siehe  z.  B.  S.  572. 

Über  gelbe,  ultraviolett  durchlässige  organische  Substanzen 
siehe:  P.  Krüß,  Über  die  Absorption  organischer  Farbstoffe  im 
Ultraviolett  (Ztsch.  f.  physik.  Chemie,  Bd.  10,  1905,  S.  257).  Eder 
und  Valenta,  Beiträge  zur  Photochemie  und  Spektralanalyse,  III.  Teil, 
Halle  (Saale)  1904. 

The  Relation  between  Absorption  Spectra  and  Chemical 
Constitution.  Part.  XI.  Some  aromatic  Hydrocarbons.  Journal 
of  Chem.  Society  Vol.  XCIII,  Part.  II,  1908,  p.  1902.  — By  E.  Baly 
& W.  Tuck.  Part.  XII.  Some  Aminoaldehydes  and  Ketons  of 
Aromatic  Series.  Journal  of  the  Chem.  Society.  Vol.  XCIII,  Part.  II, 
1908,  p.  2108. 

Über  die  ultraviolette  Fluoreszenz  des  Benzols  und  einiger 
seiner  Derivate.  Von  E.  Dickson.  Ztsch.  f.  wissenschaftl.  Photo- 
graphie, Bd.  X,  S.  166,  181. 

Das  Absorptionsspektrum  der  drei  Xylole  im  Ultraviolett.  Von 
W.  Mies.  Ztsch.  f.  wissenschaftl.  Photographie,  Bd.  VIII,  1910, 
S.  287. 

Über  die  ultraviolette  Absorption  des  Benzols.  Von  L.  Grebe. 
Ztsch.  f.  wissenschaftl.  Photographie,  Bd.  IX,  S.  130. 

Das  Absorptionsspektrum  des  Toluols  im  Ultravioletten.  Von 
F.  Creme r.  Ztschr.  f.  wissenschaftl.  Photographie,  Bd.  X,  S.  349. 

H.  Kauffmann,  Die  Beziehungen  zwischen  Fluoreszenz  und 
chemischer  Konstitution.  1906. 

Über  umkehrbare  photochemische  Reaktionen  im  homogenen 
System.  — Anthrazen  und  Dianthrazen.  I.  Robert  Luther  und 
Fritz  Weigert.  Ztsch.  f.  physik.  Chemie,  Bd.  51,  1905,  S.  297.  Ab- 
handlung II  in  Bd.  53,  1905,  S.  385. 


43 


6.  Zusammenfassender  Vergleich 
der  Ausführungsmittel  des  Ultraviolett- 
Fluoreszenzverfahrens. 

Das  Verfahren  mit  prismatisch  zerlegtem  Ultraviolett  (Quarz- 
lampe) ermöglicht  Aufnahmen  mit  Strahlen  von  366  und  313  fjifjL, 
und  zwar  ohne  Lichtfilter  zwischen  Lichtquelle  und  Objekt. 
Bei  der  Beleuchtung  mit  Strahlen  von  366  /qu  kann  das 
Original  mit  einer  dünnen  Scheibe  aus  gewöhnlichem  Glas 
glattgehalten  werden.  Das  Ultraviolett -Absorptionsfilter  ist 
vor  dem  Objektiv  anzubringen. 

Eine  Beleuchtungsvorrichtung  mit  Silberfilter  (also  ohne 
Prismen)  ist  etwas  billiger  als  eine  Projektionsvorrichtung  für 
spektrales  Ultraviolett.  Der  Fluoreszenzkreis  kann  sehr  um- 
fangreich gestaltet  werden.  Ein  Ultraviolettabsorptionsfilter  ist 
entbehrlich.  Das  Glatthalten  des  Originals  mit  Glas  ist  nicht 
möglich. 

Die  Ultraviolett-Filterlampen  und  Blauuviolglasküvette1)  mit 
Mckelkohlenbogenlicht  gibt  gleichfalls  große  Lumineszenzflächen. 
Das  Original  kann  mit  einer  dünnen  Glasscheibe  glattgehalten 
werden.  Vor  das  Objektiv  ist  das  Ultraviolett -Absorptionsfilter 
zu  bringen.  Die  Nitrosodimethylanilinlösung  muß  erneuert 
werden. 

Bei  der  ZejjL-Lampe  ist  die  obere  Metalldochtkohle  Anode 
(positiv)  und  nicht,  wie  bei  anderen  ^derartigen  Lampen,  Kathode 
(negativ).  Die  Zeiß-Lampe  besitzt  einen  Kollektor  aus  Quarz, 
die  Lei tz -Lampe  einen  aus  weißem  Uviolglas.  Beide  Lampen 
können  mit  einem  kleinen,  regulierbaren  Widerstand  sowohl 
an  Gleich-  als  Wechselstrom  angeschlossen  werden  und  eignen 
sich  daher  vortrefflich  für  Arbeiten  auf  wissenschaftlichen 
Reisen.  Die  Handhabung  der  Lampen  ist  sehr  einfach  (Abb.  16 
u.  17). 

i)  Das  Ultraviolettfilter  und  die  Ultraviolett -Filterlampe  als  Appa- 
rate der  Lumineszenzanalyse.  Von  Dr.  H.  Lehmann.  Ztsch.  f. 
Instrumentenkunde,  1912,  Heft  2,  S.  43. 


44 


Die  Schriftausbeute. 

Das  Fluoreszenzverfahren  gibt  im  Durchschnitt  den  vor- 
handenen Text  der  Palimpseste  im  Umfang  von  etwa  95  °/0 
wieder.  Die  Ausnahmen  bei  Reagenzienflecken  wurde  bereits 
früher1)  erwähnt. 

Es  kommt  auch  vor,  daß  das  Pergament  Tiefreliefe  zeigtr 
die  von  ausgefallenen  Buchstaben  herstammen.  Sie  sind  mit 
dem  bloßen  Auge  leicht  erkennbar  und  daher  nicht  der  Gegen- 
stand der  eigentlichen  Palimpsestphotographie.  Neben  solchen 
Reliefs  finden  sich  oft  wirkliche  Schriftreste.  Wurde  nun  ein 
solcher  Palimpsest  mit  der  bekannten  Giobertitinktur  behandelt, 
so  wurde  nicht  selten  der  so  entstandene  Niederschlag  mit 
dem  Pinsel,  der  zum  Aufträgen  des  Reagens  meist  verwendet 
wird,  in  die  Reliefs  verschleppt.  Es  entstanden  dann  kräftige 
blaue  Buchstaben.  Dadurch  wird  der  Schein  erweckt,  daß  ein 
solches  Reagens2)  (abgesehen  von  der  Verunstaltung  des 
Originals)  mehr  Schrift  zutage  fördert  als  photographische 
Verfahren.  Dieser  Irrtum  deckt  sich  sofort  auf,  wenn  man 
bedenkt,  daß  schwache  Tintenreste,  die  auf  der  Oberfläche 
liegen,  nur  zu  leicht  mit  den  Reagenzien  verwischt  werden. 

Kräftige  Reagenzien  mit  der  notwendigen  Zuziehung  von 
starken  Säuren,  wie  Salzsäure,  zur  Aufschließung  der  Eisen- 
verbindungen würden  rein  technisch,  abgesehen  von  anderen 
Übeln,  nur  dann  einen  Vorteil  bieten,  wenn  die  Schriftreste 
in  einer  unteren  Schicht  des  Pergamentes  liegen  und  die  gesamte 
Oberfläche  fluoresziert.  Dieser  Fall  tritt  in  den  einen  Codices 
nie  oder  fast  nie,  in  anderen  in  größerem  Umfang  auf.  Er  ist 

1)  Seite  6. 

2)  Heutzutage  ist  die  Anwendung  von  Reagenzien  mit  Recht 
allgemein  verboten.  Daß  sie  aber  heute  dennoch  angewandt  werden, 
wenn  das  Verbot  nicht  besonders  in  den  Bibliotheksverordnungen 
ausgedrückt  ist,  kann  ich  nachweisen.  Vgl.  auch:  Hotz-Ostwald, 
Die  Zerstörung  der  Codices  und  Palimpseste  durch  die  modernen 
Gelehrten.  Beiträge  zur  paläographischen  Chemie  und  zur  Geschichte 
der  Technik.  Ber.  der  Deutsch.  Chem.  Gesellschaft,  S.  1743,  Jahr- 
gang 1874. 


45 


von  der  Zusammensetzung  der  Tinte,  die  sich  nach  Zeit  und  Ort 
ändert,  und  durch  die  Kapilarität  des  Pergamentes  bedingt. 

Bemerkenswert  ist  ferner,  daß  Schwefelammonium,  das 
heute  noch  mancherorts  als  ein  den  Palimpsesten  unnachteiliges 
Reagens  gilt,  einen  für  das  bloße  Auge  unsichtbaren  Flecken 
erzeugt.  Bei  einer  Beleuchtung  mit  Strahlen  von  313  [x^x  im 
dunklen  Raum  sieht  man  aber  einen  schwarzen  Flecken,  wie 
aus  Tinte,  im  fluoreszierenden  Planum,  der  die  Schrift  zudeckt. 
Bei  Beleuchtung  mit  366  pp.  leuchtet  der  Flecken  manchmal, 
verliert  aber  gewöhnlich  seine  üblen  Eigenschaften  dadurch 
nicht,  weil  das  Schwefelammonium  über  der  Schrift  liegt  oder 
mit  dieser  eine  chemische  Verbindung  eingegangen  hat,  die 
ebenfalls  fluoresziert.  Der  Text  ist  daher  mit  dem  in  Kapitel  1 
beschriebenen  Verfahren  aufzunehmen.  Neues  ist  meist  nicht 
mehr  zu  gewinnen J).  , 

Wenn  man  den  Grad  der  Radierung  bei  den  Palimpsesten 
zum  unterscheidenden  Merkmal  derselben  wählt,  kann  man 
zwischen  flachen  und  steilen  Palimpsesten  unterscheiden.  Bei 
den  flachen  Palimpsesten  wurde  die  Schrift  auf  einer  großen 
Fläche,  z.  B.  auf  einer  ganzen  Seite  gleichmäßig  entfernt. 
Hierher  gehören  auch  die  Palimpseste,  bei  denen  die  Tinte 
durch  Abwaschen  und  Bleichen  getilgt  wurde.  Solche  Palim- 
pseste können  dem  bloßen  Auge  nur  wenig  Schrift  erkennen 
und  vermuten  lassen.  Wenn  aber  der  Bestand  der  Schrift 
ein  gewisses  Minimum  nicht  unterschritten  hat,  liefern  sie 
geradezu  Schaustücke  der  Palimpsestphotographie. 

In  den  steilen  Palimpsesten  blieb  ein  Teil  der  Schrift 
bestens  erhalten,  der  andere  wurde  vollständig  (mit  dem  Schab- 
messer) entfernt.  Der  Unkundige,  der  aber  mit  bloßem  Auge 
noch  sehr  „viel“  sieht,  meint,  der  übrige  Teil  müsse  mit  der 
Palimpsestphotographie  sicher  und  glänzend  zum  Vorschein 
kommen.  Wenn  das  Gegenteil  eintrifft,  ist  er  — mit  Unrecht 


i)  Die  blauen  Giobertitinkturflecke  und  die  roten  von  Rhodan- 
ammonverbindungen gestatten  mehr  Hoffnungen.  Siehe  S.  37. 


46 


— sehr  erstaunt,  wenn  nicht  enttäuscht.  Der  Sachkundige 
aber  wird  schon  im  voraus  das  Maß  des  zu  Erwartenden 
ziemlich  sicher  bestimmen  können. 

An  dieser  Stelle  soll  auch  noch  der  Rückwirkung  moderner 
Konservierungsmittel  für  Handschriften  (Gelatine,  Cellit)  auf 
das  Ergebnis  der  Fluoreszenzphotographie  gedacht  werden. 
Aufnahmen  vom  einem  eigentlichen  Palimpsest,  der  mit  solchen 
Mitteln  vor  weiterem  Zerfall  gerettet  werden  sollte,  liegen  noch 
nicht  vor.  Soviel  mir  bekannt  ist,  wurde  nur  ein  Palimpsest 
(Gaius,  Verona)  mit  Gelatine  behandelt. 

P.  F.  Ehrle,  S.  J.,  der  das  Gelatinierverfahren  ausgearbeitet 
hat,  hat  dem  Verfasser  zur  Prüfung  der  Frage  ein  mit  Seide- 
netz und  Gelatine  überzogenes  Pergament  übergeben.  Das 
Seidenetz  trat  nicht  sehr  störend  auf,  da  es  in  gleichem  Maße 
wie  Pergament  fluoreszierte.  Da  die  Gelatine,  die  hier  in  sehr 
dünner  Schicht  auf  getragen  war,  schwach  fluoreszierte,  traten 
starke  Buchstaben  noch  gut  hervor,  während  schwächere  Schrift- 
züge zurückblieben.  Bei  eigentlichen  Palimpsesten  wäre  ein 
Schrift  vertust  daher  leicht  erklärlich.  Die  Aufnahme  würde  man 
voraussichtlich  am  besten  mit  Strahlen  von  366  [ijj.  Wellenlänge 
vornehmen,  da  diese  Strahlen  die  Gelatine  noch  durchdringen. 

Versuche  mit  Cellit  gaben  wenig  günstige  Resultate.  Es 
empfiehlt  sich  daher,  zerbrechliche  Palimpseste  ohne  jegliche 
Behandlung  blattweise  zwischen  Glasscheiben  aufzubewahren, 
wie  es  mit  den  Papyri  üblich  ist. 

Die  Zweckmäßigkeit  des  Fluoreszenzverfahrens  zur  Unter- 
suchung forensischer  Schriftstücke  bedarf  noch  einer  besonderen 
Besprechung. 

Die  zu  hegenden  Erwartungen  hängen  von  der  Natur  des 
Papiers,  der  Tinte  und  der  Art  des  Schreibens  ab. 

Das  Papier  besitzt  kein  so  großes  Aufsaugevermögen  für 
die  Tinte  wie  das  Pergament.  Bei  diesem  konnte  von  der 
Oberfläche  der  gesamte  schwarze  Tintenkörper  entfernt  werden, 
ohne  daß  dadurch  die  übrigen,  nicht  farbigen  Eisenverbindungen 
und  Gerbwirkungen  in  den  unteren  Schichten  des  Pergamentes 


47 


vernichtet  worden  wären.  Beim  Papier  sitzt  der  Tintenkörper 
jedoch  fast  nur  auf  der  Oberfläche  und  kann  daher  leicht  ent- 
fernt werden.  Oft  bleiben  im  Papier  aber  Beste  der  eigent- 
lichen Tinte  oder  von  Tintenzusätzen  (H2S04)  und  Verände- 
rungen zurück,  die  unsichtbar,  für  eine  Fluoreszenzaufnahme 
erfolgbringende  Anhaltspunkte  darstellen. 

Im  allgemeinen  kann  man  sagen,  daß  gewöhnliche 
Schriftstücke,  die  bei  einer  Untersuchung  mit  älteren  Verfahren 
absolut  keinen  Einblick  in  den  Sachverhalt  gewähren,  auch 
durch  die  Fluoreszenzaufnahme  meist  keinen  sicheren  Auf- 
schluß erwarten  lassen.  Wenn  die  älteren  Verfahren  aber 
geringe,  wenn  auch  unzureichende  Anhaltspunkte  bieten,  wird 
die  Fluoreszenzphotographie  quantitativ  und  qualitativ  Neues 
zutage  fördern.  Dauerexpositionen,  die  gut  gedeckte  Negative 
liefern,  sind  aber  meist  erforderlich  (Abb.  26  u.  27).  In  sehr 
vielen  Fällen  wird  die  Fluoreszenzphotographie  aber  die  letzte 
sichere  Instanz  zur  Beurteilung  des  Untersuchungsobjektes 
bleiben. 

Besonders  günstig  für  die  Fluoreszenzphotographie  sind 
Flecken  und  Abdrücke  von  Fetten  und  Ölen.  Sehr  deutlich 
werden  auch  Papierfasern  (von  kaufmännischen,  amtlichen  und 
Wertpapieren)  gegeben,  und  zwar  meist  auch  dann,  wenn  mit 
den  älteren  Verfahren  kein  charakteristisches  Merkmal  ge- 
wonnen werden  konnte  (siehe  Beispiele  am  Schluß). 

Lumineszenzerscheinungen1),  die  bisher  nur  visuell,  sub- 
jektiv beobachtet  werden  konnten,  können  nun  auf  photo-' 
graphischem  Wege  objektiv  dargestellt  werden.  Bisher  war 

i)  Die  Ultraviolett -Filterlampe  als  wichtiges  Hilfsmittel  zur  Be- 
stimmung der  Reinheit  chemischer  Produkte.  Von  O.  Wolff. 
Chemiker -Ztg.,  Nr.  22,  S.  197,  1912.  Eine  neue  Methode  zur  Auf- 
findung von  Spermaspuren.  Von  R.  Heller.  Vierteljahrsch.  f.  gerichtl. 
Medizin  u.  öffentl.  Sanitätswesen,  Bd.  50,  S.  37  — 42.  E.  Engelhardt, 
Lumineszenzerscheinungen  der  Mineralien  im  ultravioletten  Licht. 
Diss.  Jena.  Verhalten  der  Edelsteine  und  Perlen  im  ultravioletten 
Licht.  Von  L.  v.  Loehr.  Sitzungsber.  d/ Wiener  mineralog.  Ges., 
4.  März  1912,  S.  118. 


48 


dies  nicht  möglich,  denn  zur  Bestrahlung  der  Objekte  wurden 
ebensolche  ultravioletten  Strahlen  angewandt,  die  das  Glas  der 
Objektive  mit  größter  Leichtigkeit  durchdringen.  Die  ultra- 
violetten Strahlen  überdeckten  das  Fluoreszenzbild  vollkommen. 
Die  oben  beschriebenen  Ultraviolett- Absorptionsfilter  lassen  nun 
das  Fluoreszenzbild  allein  wirksam  werden  und  ermöglichen 
so  die  objektive  Darstellung. 

7.  Versuche  der  Erzeugung 
der  Fluoreszenz  mit  subultravioletten 
und  korpuskularen  Strahlen1). 

Versuche  mit  den  (subultravioletten)  Röntgen- 
strahlen. 

Ein  Durchleuchten  von  Palimpsesten  mit  X-Strahlen  ließ 
nach  Birgitti2)  die  Gegenwart  von  Zinnober,  Mennige  und 
Ultramarin  erkennen.  Schwache  Tintenreste  erzeugen  jedoch 
wegen  ungenügender  Absorptionskraft  kein  Schattenbild. 

Da  seit  den  Versuchen  Birgittis  mehr  als  ein  Jahrzehnt 
verflossen  war  und  es  unterdessen  gelang,  Köntgenröhren  her- 
zustellen, die  sehr  weiche  X-Strahlen  austreten  lassen,  mußte 
auf  eine  etwaige  Fluoreszenzerregung  des  Pergamentes  durch 
solche  Strahlen  geprüft  werden. 

Das  Glas  der  gewöhnlichen  Röntgenröhren,  durch  das  die 
X-Strahlen  ins  Freie  treten,  besteht  der  Hauptsache  nach  aus 
Natrium  (Atomzahl  11),  Kaizium  (Atomzahl  20),  Silizium  (Atom- 
zahl 14).  Die  Durchlässigkeit  eines  Elementes  für  X-Strahlen 
ist  eine  Funktion  der  Atomzahl  und  nicht,  wie  früher  ange- 
nommen, eine  Funktion  des  Atomgewichtes.  Die  Absorptions- 


1)  Die  Röntgenstrahlen  sind  sogenannte  Ätherstrahlen  von 
geringer  Wellenlänge.  Die  Kathoden-  und  Anodenstrahlen  sind  kor- 
puskulare Strahlen. 

2)  Birgitti,  Bessarione,  Vol.  6,  1899  u.  1900,  p.  216.  La  paleo« 
grafia  ed  i raggi  di  Röntgen. 


49 


fähigkeit  eines  zusammengesetzten  Körpers  entspricht  der 
Summe  der  Absorptionsfähigkeit  der  Elemente  der  Molekel 
und  nimmt  in  der  vierten  Potenz  mit  der  Atomzahl  zu. 

Lindemann1)  hat  nun  (wohl  geleitet  durch  die  frühere, 
annähernd  richtige  Regel)  eine  Röntgenröhre  mit  einem  Fenster 
versehen,  das  sehr  weiche  X-Strahlen  durchläßt.  Das  Glas 
dieses  Fensters  besteht  der  Hauptsache  nach  aus  Lithium  (Atom- 
zahl 3),  Beryllium  (Atomzahl  4),  Bor  (Atomzahl  5).  Das  Linde- 
rn annsche  Glas  besitzt  keine  sichtbare  Eigenfluoreszenz. 

Es  wurde  nun  geprüft,  ob  die  weichen,  durch  das  Fenster 
austretenden  X-Strahlen  Pergament  zur  Fluoreszenz  erregen 
würden.  Zum  Abblenden  des  sichtbaren  Lichtes  wurde  die 
Röhre  hinter  schwarzem  Papier  in  Betrieb  gesetzt.  Das 
Vakuum  wurde  allmählich  erniedrigt,  so  daß  immer  weichere 
Strahlen  entstehen  mußten.  Die  X-Strahlen,  die  durch  schwarzes 
Papier  zu  dringen  vermögen,  erzeugten  keine  Fluoreszenz  des 
Pergamentes  2). 

Versuche  einer  Fluoreszenzerregung  durch  sekundäre 
Strahlen,  die  von  metallischen  Fenstern  an  Röntgenröhren  aus- 
gehen, wurden  nicht  gemacht. 

Versuche  mit  Teslastrahlen. 

Wenn  zwischen  zwei  Polen  ein  elektrischer  Strom  von 
sehr  hoher  Spannung  und  großer  Frequenz  übergeht,  so  ent- 
stehen Schwingungen  im  Äther,  die  eine  Vakuumröhre  ohne 

1)  Die  Lindem  annsche  Röhre.  Fortschritt  auf  dem  Gebiet 
der  Röntgenstrahlen,  Bd.  XVII,  Heft  4,  1911,  S.  225.  Von  Prof.  A Ibers 
Schönberg.  — Die  Röhre  ist  erhältlich  bei  der  Firma  C.  H.  F.  M ü 1 1 e r , 
Spezialfabrik  für  Röntgenröhren,  Hamburg. 

2)  Diese  Versuche  sowie  die  mit  Teslastrahlen  und  Radium 
wurden  im  physikalischen  Laboratorium  der  Universität  München 
ausgeführt.  Für  die  gütige  Erlaubnis  der  Benutzung  der  Apparate 
sei  Herrn  Prof.  Dr.  L.  Graetz  und  für  die  gefällige  Beihilfe  dem 
Assistenten  Dr.-Ing.  J.  Wies  ent  bestens  gedankt.  — Der  Firma 
C.  H.  F.  Müller,  Hamburg,  die  kostenlos  eine  Lind  em annsche 
Röhre  zur  Verfügung  stellte,  sei  gebührender  Dank  ausgesprochen. 

Kögel,  Die  Palimpsestphotographie.  4 


50 


elektrische  Zuleitangselektroden  im  Innern  zum  Leuchten 
bringen T). 

Es  wurden  nun  Streifen  einer  alten,  radierten  Pergament- 
handschrift in  eine  evakuierte  Röhre  eingeschmolzen;  ver- 
schiedene Male  wurde  eine  Röhre  mit  solchen  Streifen  all- 
mählich luftleer  gemacht.  Dies  Pergament  erschien  in  bläu- 
lichem Licht.  Es  konnte  aber  nicht  festgestellt  werden,  ob  das 
Pergament  fluoreszierte,  da  die  übrigen  sich  bildenden  sicht- 
baren Strahlen  im  Innenraum  der  Röhre  eine  etwa  vorhandene 
Fluoreszenz  überdeckten.  Bemerkenswert  ist,  daß  das  Perga- 
ment unter  der  Wirkung  des  Teslalichtes  keine  Veränderungen 
erkennen  ließen. 

Versuche  mit  Kathodenstrahlen1 2). 

Bereits  an  anderer  Stelle3)  wurde  auf  die  etwaigen  Ver- 
wendungsmöglichkeiten der  Len  ard- Strahlen,  also  der  Kathoden- 
strahlen, hingewiesen.  Ihr  vielseitiges  Fluoreszenzerregungs- 
vermögen und  ihre  Durchschlagskraft  ließen  nämlich  erwarten, 
daß  diese  Strahlen  auch  solche  Teile  eines  Palimpsestes  zur 
Fluoreszenz  erregen  würden,  die  durch  Ultraviolett  nicht 
angeregt  werden,  so  z.  B.  die  braunen  Flecken  der  Gallus- 
säuretinktur4). Wenn  durch  eine  sogenannte  Lenardröhre  bei 
hohem  Vakuum  hochgespannter  Gleichstrom  geschickt  wird,  so 
entstehen  an  der  Kathode  Strahlen,  die  sich  senkrecht  zur 
Austrittsfläche  geradlinig  fortpflanzen.  Der  Ort  der  Anode  ist 
von  keinem  Einfluß.  Die  Kathodenstrahlen  können  nun  durch 
ein  kleines  Fensterchen,  das  mit  einer  dünnen  Aluminiumfolie 

1)  Etienne  Fodor,  Teslaversuche,  Hartleben -Wien. 

2)  Die  Kathodenstrahlen.  Von  G.  C.  Schmidt,  1907.  Die 
Kathodenstrahlen.  Von  P.  Len  ard,  Nobelvorlesung  1906. 

3)  Die  Photographie  historischer  Dokumente,  1.  c.,  S.  80. 

4)  Der  Verfasser  konnte  zunächst  in  Ermanglung  geeigneter 
Apparate  die  Versuche  nicht  ausführen.  Dies  wurde  erst  durch  das 
gütige  Entgegenkommen  von  Herrn  Dr.  C.  T.  Fischer,  Professor  an 
der  Technischen  Hochschule  in  München,  möglich.  Ihm  sei  denn 
an  dieser  Stelle  ein  aufrichtiges  Dankeswort  ausgesprochen. 


51 


abgeschlossen  ist,  ins  Freie  geleitet  werden.  Bei  ihrem  Auf- 
treffen auf  das  Pergament  erregen  sie  dieses  zu  rosaroter  Fluores- 
zenz. Diese  Erscheinung  kann  aber  photographisch  nicht  fest- 
gehalten werden,  da  die  Aluminiumfolie  stets  schneller  durch- 
schmilzt, als  eine  photographische  Aufnahme  der  immerhin 
schwachen  Fluoreszenz  möglich  ist1).  Dies  gelinge  jedoch  beim 
Einfuhren  des  Pergamentes  in  eine  Kathodenröhre. 

Die  Fluoreszenz  ist  hier  die  gleiche  wie  bei  den  Lenard- 
strahlen  und  kann  mit  einer  orthochromatischen  Platte  und 
einem  Objektiv  von  F:4,5  in  einer  Minute  aufgenommen  werden. 

Die  Kathodenstrablen  erzeugen  bei  ihrem  Auftreffen  auf 
«das  Pergament  eine  Erwärmung,  die  zu  einer  Bräunung  des- 
selben führen  kann.  Dieser  Übelstand  konnte  durch  eine  inter- 
mittierende, periodische  Bestrahlung  behoben  werden,  indem 
in  den  Stromkreis  eine  Funkenstrecke  eingeschaltet  wrurde. 

Die  Versuche  fanden  zunächst  mit  kleinen  Streifen  eines 
künstlichen  Palimpsestes  statt,  das  aber  nach  mittelalterlichem 
Verfahren  hergestellt  wurde.  Weitere  Versuche  mit  einem 
großen  Vakuumrezipienten  mit  planparalleler  Deckplatte  aus 
Olas  führten  zu  keinem  anderen  Ergebnis.  Das  Instrumentarium 
ist  sehr  teuer. 

Versuche  mit  Anoden-  bzw.  Kanalstrahlen. 

Wenn  eine  Kathode  so  in  ein  Entladungsrohr  eingebaut 
ist,  daß  dieses  dadurch  in  zwei  Teile  geteilt  ist  und  die 
Kathode  nach  Art  eines  Siebes  durchlöchert  ist,  so  treten  aus 
diesen  Öffnungen  nach  rückwärts  positive  Strahlen  aus,  die 
Kanalstrahlen  genannt  werden. 

Unter  diesen  Strahlen  leuchtet  gewöhnliches  Pergament 
schwach  gelb.  Flecken  von  Gallustinktur  beginnen  erst  dann 
zu  leuchten,  wenn  bereits  Kathodenstrahlen  entstehen. 

Versuche  mit  Salzanoden-  und  Striktionsstrahlen  wurden 
nicht  gemacht. 

i)  Vielleicht  wäre  eine  Folie  aus  Beryllium  fester  als  aus  Alu- 
minium. 


4 


52 


Versuche  mit  Radium. 

Es  wurde  im  Dunkeln  geprüft,  ob  ein  starkes  Präparat 
von  0,723  Radiumbariumbromid  Pergament  zur  Fluoreszenz 
erregen  würde.  Der  Versuch  war  negativ. 

Es  sei  noch  erwähnt,  daß  bei  all  den  genannten  Ver- 
suchen eine  Prüfung  auf  ultraviolette  Fluoreszenz  nicht  vor- 
genommen wurde,  da  anzunehmen  ist,  daß  ihr  Vorhandensein 
keinen  praktischen  Vorteil  bieten  würde. 


Nun  ein  Blick  in  die  Zukunft.  Worin  würde  ein  neues,, 
besonders  wertvolles  Hilfsmittel  der  Palimpsestfiuoreszenz- 
photographie  bestehen?  In  einer  einfachen  und  billigen  Licht- 
quelle, die  ultraviolette  Strahlen  unter  200  jj.{i  in  großen 
Mengen  liefert.  Diese  Strahlen  würden  auch  von  solchen 
äußerst  geringen  Tintenresten  absorbiert  werden,  die  von  Strahlen 
größerer  Wellenlänge  durchdrungen  werden  und  daher  keinen 
oder  nur  mangelhaften  Dunkeleffekt  liefern. 

Von  Nutzen  könnte  vielleicht  die  Verbindung  der  Fluores- 
zenzphotographie mit  der  Hale-Deslanderschen  spektrohelio- 
graphischen  Methode  zur  Unterscheidung  des  fluoreszierenden 
Pergamentes  von  einer  mit  Schwefelammonium  behandelten 
und  auch  fluoreszierender  Schrift  sein.  Der  erforderliche  Zeit- 
und  Kostenaufwand  wäre  groß. 

Literatur: 

Über  Lumineszenz  durch  Kathodenstrahlen.  Von  W.  Wiede - 
mann  und  G.  C.  Schmidt.  Wiedem.  Ann.,  Bd.  56,  S.  18 — 25,  1895. 

Über  Lumineszenz.  Von  E.  Wiedemann  und  G.  C.  Schmidt. 
Ann.  d.  Phys.,  Bd.  56,  S.  604,  1895. 

Über  Lichtemission  organischer  Substanzen  im  gasförmigen, 
flüssigen  und  festen  Zustand.  Von  E.  Wiedemann  und  G.C.  Schmidt, 
Ann.  d.  Phys.,  Bd.  56,  S.  18,  1895. 

Über  Lumineszenz.  Von  W.  Arnold.  Wiedem.  Ann.,  Bd.  61, 
S.  313,  1897;  E.  Wiedemann,  Festschrift  ji2,  S.  36,  Erlangen, 
1901. 


53 


8.  Die  Verfahren  zum  Abdecken 
der  Sekundärschrift  der  Codices  rescripti. 

0.  Gradenwitz  und  E.  Pringsheim *)  haben,  wie  früher 
erwähnt,  zuerst  die  Abdeckung  der  Neuschrift  der  Codices 
rescripti  durchgeführt.  Nach  ihnen  wird  mittels  einer  Eosin- 
platte mit  Überexposition  und  flauer  Entwicklung  das  Negativ  A 
hergestellt.  Auf  diesem  Negativ  A treten  die  stärkeren  Beste 
der  sichtbaren  Erstschrift  zurück,  so  daß  das  Planum  eine  ein- 
heitliche Deckung  erhält.  Es  folgt  dann  eine  zweite  Aufnahme 
-des  Originals  mit  einer  gewöhnlichen  Bromsilberplatte  (Negativ  B\ 
auf  der  auch  die  schwächeren,  sichtbaren  Spuren  der  Erst- 
schrift deutlich  hervortreten.  Von  dem  Negativ  B wird  ein 
Diapositiv  BI  hergestellt.  Dieses  wird  mit  dem  Negativ  A so 
vereinigt,  daß  die  dunkle  Neuschrift  die  entsprechenden  hellen 
Stellen  im  Negativ  A zudecken.  Die  vereinigten  Platten  werden 
mit  Durchsichtbeleuchtung  neu  aufgenommen.  Es  entsteht  das 
Negativ  C.  Dieses  liefert  die  endgültige  Kopie,  auf  der  die 
Erstschrift  dunkel,  die  Neuschrift  hell  erscheint. 

0.  Mente  und  A.  Warschauer2)  haben  diesem  Verfahren, 
eine  andere,  neue  Form  gegeben.  Mit  einer  panchromatischen 
Platte  und  Orangefilter  wird  das  Negativ  A hergestellt,  mit 
einer  photomechanischen  Platte  und  Blaufilter  Negativ  B.  Von 
A wird  ein  Diapositiv  hergestellt  und  mit  dem  Negativ  zur 
Deckung  gebracht.  Beide  dienen  zur  Herstellung  eines  ver- 
größerten Bildes  auf  Bromsilberpapier.  Man  kann  aber  auch 
das  Negativ  A auf  eine  Sann  sehe  Folie  oder  auf  gewöhnliches 
Zelloidinpapier  kopieren,  dann  die  Kopie  abnehmen  und  mit 
einem  Diapositiv  von  Aufnahme  B zur  Deckung  bringen  und 
weiter  kopieren.  Man  erhält  dann  natürlich  das  Bild  der  alten 

1)  Verhandl.  d.  Phys.  Gesellsch.  Berlin,  Bd.  8,  S.  58,  1894. 

2)  Die  Photographie  in  der  archiv.  Praxis.  Von  O.  Mente  und 
A.  Warschauer.  Mitteilungen  der  Königl.  Preuß.  Archivverwaltung, 
Heft  15,  1909.  — Die  Anwendung  der  Photographie  für  archivale 
Praxis.  Von  O.  Mente  und  A.  Warschauer.  Verlag  S.  Hirzel, 
Eeipzig  1909. 


54 


Schrift  weiß  auf  schwarzem  Hintergrund,  also  negativ.  Diese* 
negative  Kopie  kann  direkt  gelesen  werden,  sie  kann  aber  auch 
zum  Kopieren  eines  Positives  dienen. 

Mit  den  älteren  Verfahren  gelingt  es  aber  erfahrungs- 
gemäß nur  schwer,  beide  Schriften  in  entgegengesetzten  Hellig- 
keitswerten gleichmäßig  wiederzugeben.  Dies  wird  leichter  auf 
folgende  Weise  erzielt1).  Das  Original  wird  mit  einer  tages- 
ähnlichen Lichtquelle  ( W otan  - V erico  - Lampe , Siemens- 

Schuckert)  nicht  sehr  stark  beleuchtet  und  mit  einer  ortho- 
chromatischen Zeitplatte  aufgenommen.  Von  diesem  Negativ  A 
wird  eine  Kopie  auf  einem  Diapositivfilm  (Entwicklungsfilm2) } 
hergestellt.  Dieses  Diapositiv  wird  • mit  Quecksilberchlorid  ge- 
bleicht und  mit  einer  gewöhnlichen  Kopie  auf  Papier  von  einem 
Negativ  ( B ),  das  mit  dem  Fluoreszenz  verfahren  gewonnen 
wurde,  zur  konkruenten  Deckung  gebracht.  Die  vereinigten 
Positive  werden  mit  auffallender,  kräftiger  Beleuchtung  neu 
aufgenommen.  Es  entsteht  Negativ  C,  Von  diesem  wird  die 
endgültige  Kopie  gewonnen.  Diese  Kopie  kann  mit  dem  Dia- 
positiv AI  nochmals  abgedeckt  werden,  wodurch  die  Erst- 
schrift besonders  stark  hervortritt  (doppelte  Abdeckung,  Abb.  21). 

9.  Die  unsichtbare  Anfärbung3). 

Alle  bisher  besprochenen  Objekte  sind  selbstdifferenzierend. 
Ihre  photographische  Darstellung  setzt  chemische  Unterschiede 
voraus,  auf  der  die  Fluoreszenz  des  einen  Teils  und  die  Nicht- 
fluoreszenz des  anderen  beruht.  Es  gibt  aber  selbstverständ- 
lich Objekte,  denen  im  gesamten  keine  Fluoreszenz  zukommt 
oder  deren  einzelne  Teile  gleichartig  fluoreszieren.  Es  sind  in 
beiden  Fällen  nicht  selbstdifferenzierende  Objekte.  Durch  eine 

1)  D.R. P.  285154  (Inhaber  P.  R.  Kögel). 

2)  Chlorbromsilber -Diapositivfilm  der  Neuen  Photogr.  Gesellsch.,. 
Berlin  - Steglitz. 

3)  Die  unsichtbare  Anfärbung.  Ein  neues  Hilfsmittel  der  foren- 
sischen Untersuchung.  Von  Raph.  Kögel.  Sitzungsbericht  der 
Heidelberger  Akademie,  Phil.- hist.  Klasse,  1918. 


55 


Anfärbung  können  sie  selbstdifferenzierend  werden,  sei  es,  daß 
ein  Teil  des  Objektes  zur  Fluoreszenz  befähigt  wird,  oder  daß 
in  einem  gleichartigen  fluoreszierenden  Objekte  einem  Teile 
diese  Fähigkeit  genommen  wird.  Die  Anfärbung  kann  chemisch 
oder  auch  physikalisch  erfolgen,  z.  B.  durch  kolloidale  Nieder- 
schläge. 

Unsichtbar  kann  die  Anfärbung  genannt  werden,  weil  das 
Objekt  nach  einer  Behandlung  mit  farblosen  Mitteln  dem  bloßen 
Auge  noch  keine  Unterschiede  der  einzelnen  Bestandteile  des 
Objektes  erkennen  läßt.  Diese  werden  erst  mittels  der  Fluores- 
zenzphotographie sichtbar.  Aber  auch  dann,  wenn  das  Gesamt- 
aussehen des  Originals  durch  die  Anfärbung  sichtbar  verändert 
wurde,  kann  sie  als  solche  in  ihren  spezifischen  Wirkungen 
als  Unterscheidungsmittel  unerkennbar  und  in  diesem  Sinne 
unsichtbar  sein.  Man  kann  im  ersten  Falle  von  einer  absoluten 
unsichtbaren  Anfärbung,  im  letzteren  Falle  von  einer  relativen 
unsichtbaren  Anfärbung  sprechen. 

Da  es  immer  leichter  ist,  die  Fluoreszenz  eines  Objektes 
zu  dämpfen,  als  einem  nicht  fluoreszierenden  Körper  eine  solche 
zu  verleihen,  so  werden  die  Methoden  der  Fluoreszenzver- 
dunkelung zuerst  zur  Ausbildung  gelangen. 

Der  Verfasser  suchte  nun  zunächst  einen  Beweis  der  prak- 
tischen Durchführung  der  soeben  dargelegten  theoretischen 
Grundsätze  zu  erbringen. 

Ein  ziemlich  gut  fluoreszierendes  Blatt  Papier  war  mit 
einer  Speichelschrift  beschrieben.  Mittels  Fluoreszenzphoto- 
grapbie  allein  konnte  sie  nicht  sichtbar  gemacht  werden,  sei 
es,  weil  die  sehr  dünne  Schrift  die  ultravioletten  Strahlen  ohne 
erhebliche  Schwächung  durchließ,  so  daß  die  darunterliegenden 
Papierfasern  wie  das  Planum  des  Papieres  leuchteten,  oder  sei 
es,  daß  die  Schrift  selbst  aus  irgendeinem  Grund  gleich  dem 
Planum  leuchtete.  Das  Schriftstück  wurde  nun  auf  folgende 
Weise  angefärbt. 

Das  Blatt  wurde  während  2 Minuten  auf  ein  0,25  g Ferro- 
sulfat  in  100  ccm  Wasser  gelegt  und  dann  zur  Abschleuderung 


56 


der  überschüssigen  Ferrosulfatlösung  horizontal  zentrifugiert. 
Auf  einzelne  Fasern  des  Papiers  schied  sich  Hydroxyd  ab, 
ebenso  auf  der  Schrift.  Dadurch  waren  aber,  besonders  bei 
den  Fasern,  noch  keine  Unterschiede  im  Objekt  zu  erkennen. 
Bei  einer  fluoreszenzphotographischen  Aufnahme  traten  aber  ge- 
wisse Fasern  und  die  Schrift  infolge  Fluoreszenzdunkelheit  deut- 
lich hervor,  wie  eine  Abbildung  am  Schluß  dieser  Schrift  zeigt. 

10.  Erläuterungen  der  Beispiele 
der  Palimpsest-  und  forensischen 
Fluoreszenzphotographie1). 

Abb.  18  u.  19.  Die  Erklärungen  finden  sich  unter  den 
Abbildungen. 

Abb.  20.  Aufnahme  mit  photomechanischer  Platte,  Kontrast- 
filter, Quecksilberdampflicht  (altes  Yerfahren). 

Abb.  21.  Fluoreszenzaufnahme  mit  spektralem  Ultraviolett 
von  313  jj.[i  und  zweifacher  Abdeckung.  Die  dunkle  Schrift 
ist  die  Erstschrift,  die  hellere  die  Zweitschrift. 

Abb.  22.  Erklärung  unter  der  Abbildung. 

Abb.  23.  Der  bisher  unlesbare  Text  lautet:  Iste  über  est 
dominorum  de  Schüren.  Et  est  una  repositura  loco  [proprio] 
decretali  [bus]  [romanis]. 

Abb.  24.  Die  Tinte  wurde  durch  Wasser  od.  dgl.  ver- 
schleppt. Gewöhnliche  Photographie. 

Abb.  25.  Fluoreszenzaufnahme  mit  spektralem  Ultraviolett 
von  313  (Jt|i. 

Abb.  26  u.  27.  Das  vorliegende  Beispiel,  wie  das  mit 
den  Abb.  28  — 31,  soll  dartun,  daß  die  Fluoreszenzphotographie 
in  dem  auf  Seite  47  ausgesprochenen  Sinne  quantitativ  und 
qualitativ  Neues  bringt.  In  Abb.  26  zeigt  der  Pfeil  a Brucb- 

i)  Die  Beispiele  der  Palimpsestphotographie  wurden  aus  Codices 
der  Bayerischen  Staatsbibliothek  München  gewählt,  da  diese  Hand- 
schriften allgemein  zugänglich  sind  und  daher  ein  Vergleich  der 
Aufnahmen  mit  den  Originalen  leicht  möglich  ist. 


57 


stücke  einer  Zahl,  ausgenommen  nach  der  älteren,  dem  Fall 
entsprechenden  Methode.  Die  Auslegung  dieser  Zahl  für  2 
kann  vom  Richter,  Staatsanwalt  oder  Verteidiger  wegen  un- 
genügender objektiver  Sicherheit  zurückgewiesen  werden. 
Abb.  27  zeigt  das  sichere  Vorhandensein  der  Zahl  2. 

Das  Original  wurde  mit  prismatischem  Ultraviolett  von 
313  jjijjl  beleuchtet  und  bei  einer  24stündigen  Exposition  mit 
einem  Mikroobjektiv  F : 4 aufgenommen.  Eine  naturgroße  Auf- 
nahme des  Originals  mit  dreistündiger  Exposition,  gleicher  Be- 
leuchtung und  einem  gewöhnlichen  Objektiv  von  F : 4,5  (Tessar- 
Zeiß)  als  Yorversuch  hatte  bereits  erkennen  lassen,  daß  ein  für 
die  Fluoreszenzvergrößerung  erfolgreicher  Fall  vorliegen  würde. 

Abb.  28  zeigt  einen  Teil  einer  radierten  Quittung,  auf- 
genommen mit  den  früher  gebräuchlichen  technischen  Hilfs- 
mitteln. In  Feld  1,  2,  3 u.  4 befinden  sich  radierte  Zahlen. 
Feld  3 u.  4 enthalten  die  Gesamtsumme.  Abb.  29  zeigt  nun 
durch  Fluoreszenzaufnahme  mit  313  [ip.  diese  Schlußsumme, 
die  auf  13  lautet.  Etwas  weniger  deutlich  kamen  die  Zahlen  6 
in  Feld  1 und  50  in  Feld  2.  In  Abb.  30  ist  die  Zahl  6 besser 
erkennbar,  in  Abb.  31  dagegen  die  Null.  Am  oberen  Teil 
der  Zahl  5 war  das  Papier  auch  durchlöchert.  Immerhin  be- 
stätigen auch  die  vorhandenen  Reste  das  Vorhandensein  der 
Zahl  5,  die  bereits  durch  die  Schlußsumme  gefordert  war.  Die 
Zahlen  der  Quittung,  die  nämlich  oberhalb  der  Felder  1 und  2 
stehen,  geben  ihrerseits  auch  die  Summe  6,50.  Die  wirkliche 
Gesamtsumme  13  erfordert  nun  als  Ergänzung  den  Betrag 
von  6,50.  Damit  ist  die  Zahl  5 bereits  gegeben. 

Abb.  32  — 35  zeigen  Ausschnitte  aus  verschiedenen  Schrift- 
stücken mit  weißem  Papier.  Abb.  32  gibt  eine  gewöhnliche 
Aufnahme  mit  sichtbaren  Strahlen.  Die  Papierstreifen  von 
2 und  3 waren  nicht  streng  weiß.  Der  Unterschied  war  gerade 
merkbar,  hätte  aber  doch  von  manchem  in  Abrede  gestellt 
werden  können. 

Abb.  33  zeigt  eine  direkte  Ultraviolettaufnahme  mit  Strahlen 
von  313  |i.|x.  Das  Original  wurde  unmittelbar  mit  einer  Quarz- 


58 


lampe  beleuchtet  und  ein  Silberfilter  vor  das  Quarzobjektiv 
gebracht.  Abb.  35  zeigt  eine  Ultraviolettaufnahme  mit  253  ji|x. 

Abb.  34  zeigt  eine  Fluoreszenzaufnahme  der  gleichen 
Papierstreifen  mittels  prismatisch  zerlegtem  Ultraviolett  von 
313  {iji..  Ein  Vergleich  der  Abb.  34  u.  35  läßt  den  Unterschied 
aller  Papierstreifen  deutlich  erkennen,  bis  auf  die  der  Nummern 
2 u.  5.  Die  beiden  Papiere  waren  in  der  Tat  auch  sehr  gleich- 
artig in  ihrer  Zusammensetzung.  Eine  direkte  Ultraviolett- 
mikroaufnahme (hier  nicht  wiedergegeben)  ließ  jedoch  eine 
verschiedene  Lagerung  der  Fasern  erkennen.  Der  Unterschied 
ist  analog  dem  in  den  Abb.  37  u.  38,  die  aber  Fluoreszenz- 
mikroaufnahmen von  Papierstreifen  sind,  die  auch  durch  die 
Abb.  38  in  Naturgröße  mittels  Fluoreszenz  dargestellt  werden. 
Abb.  36  zeigt  diese  Papierstreifen  gleichzeitig  auf  einer  Platte 
aufgenommen.  Ein  Vergleich  der  Abb.  36,  37  u.  38  läßt  auf 
den  ersten  Blick  es  kaum  glaublich  erscheinen,  daß  Abb.  37 
u.  38  die  Streifen  von  Abb.  36  wiedergibt.  Daß  dem  doch  so 
ist,  beweist  offenkundig  ein  besonders  deutliches  Hervortreten 
der  Fasern,  auf  die  mit  Pfeilen  hingewiesen  ist.  Besonders 
in  Abb.  38  kann  man  deutlich  einige  stark  leuchtende  Fasern 
von  36/2  erkennen. 

Abb.  39  stellt  wiederum  Vergleichsaufnahmen  von  Aus- 
schnitten verschiedener  Papi  erstreifen  dar.  I gibt  eine  ge- 
wöhnliche Aufnahme  mit  sichtbarem  Licht,  II  eine  direkte 
Ultraviolettaufnahme  mit  313  jj.ji  und  III  eine  mit  253  |j.|x.  Zu 
beachten  sind  zunächst  die  Schriften  von  Nr.  3 und  4. 
Es  fragt  sich,  ob  die  beiden  Schriften  mit  gleicher  Tinte  aus- 
geführt sind.  Nach  I scheint  3 dunkler  zu  söin  als  4.  Dies 
kann  aber  auch  sowohl  im  Original  als  auf  der  Photographie 
auf  optischer  Täuschung  beruhen.  Denn  eine  dünne  Schrift 
erscheint  in  ihrem  Gesamteindruck  leicht  heller  als  eine  breitere. 
In  III  erscheint  die  Schrift  von  3 heller  als  die  von  4.  Die 
beiden  Tinten  sind  also  verschieden.  Der  Befund  durch  III 
zeigt,  daß  die  umgekehrten  HeJligkeitswerte  in  I aber  doch 
auf  einer  wirklichen  Verschiedenheit  beruhen. 


59 


Die  Nrn.  17  und  18  zeigen  in  II  und  III  eine  gleiche 
Ultraviolettreflexionsfähigkeit  des  Papiers,  aber  eine  sehr  ver- 
schiedene der  Tinten.  Die  von  18  versinkt  bereits  in  dem 
Planum  des  Papiers, . während  die  von  17  eine  größere  Ultra- 
violettreflexionsfähigkeit zeigt  als  das  Papier  selbst. 

In  II  zeigt  ein  Pfeil  zwischen  8 und  9 auf  schwache 
Umrisse  einer  Zahl  2.  Die  Zahl  liegt  unter  einer  mehrfach 
aufgetragenen  schwarzen  und  roten  Tinte.  Es  muß  bemerkt 
werden,  daß  ein  solches  Ergebnis  nur  selten  erhofft  werden 
darf  und  nur  auf  ganz  zufällige,  außergewöhnliche  Verschieden 
heiten  der  Tinten  beruhen  kann. 

Andere  Ergebnisse  der  Abb.  39  sollen  weiter  nicht  be- 
sprochen werden,  da  ein  Autotypiedruck  die  Einzelheiten  nicht 
deutlich  genug  wiederzugeben  vermag. 

Abb.  40.  Der  Poststempel  war  nur  mehr  schwach  zu  er- 
kennen. Durch  die  Fluoreszenz  des  Bindemittels  der  Stempel- 
farbe, das  stark  diffundierte,  trat  diese  selbst  deutlich  hervor. 

Abb.  41.  Es  war  die  Erage  zu  lösen,  ob  der  Brief  vor 
oder  nach  Aufdruck  des  Ankunftstempels  mit  einem  besonderen 
Klebemittel  verschlossen  worden  war.  Die  hellfeuchtenden 
Eiecken  des  Klebemittels  treten  stark  hervor.  Der  Ankunfts- 
stempel liegt  über  dem  Klebemittel.  BB  sind  Linien  eines 
Winkels,  der  mit  dem  Winkel  des  oberer*  Briefverschlusses 
kongruent  ist.  Es  ist  der  Abdruck  von  Resten  des  nassen 
Klebemittels  auf  einem  Löschblatt,  das  beim  Zukleben  des 
Briefes  benutzt  wurde.  Der  Buchstabe  N liegt  auch  hier  über 
dem  Klebemittel.  Also  ein  zweiter  Beweis,  daß  der  Stempel 
erst  nach  dem  Zukleben  aufgedruckt  wurde  und  ein  erneutes 
Zukleben  nach  dem  Abstempeln  nicht  stattfand.  Yon  juristischer 
Seite  der  Fall  beurteilt,  besagt  er,  daß  ein  Zukleben  durch 
den  Briefträger,  der  den  Brief  erst  nach  Aufdruck  des  An- 
kunftsstempels erhielt,  nicht  stattgefundeu  hat. 

Abb.  42  zeigt  ein  Beispiel  der  „unsichtbaren  Anfärbe- 
technik“.  der  eine  allgemeinere,  prinzipielle  Bedeutung  zu- 
kommt. Weißes,  ziemlich  gut  fluoreszierendes  Briefpapier  wurde 


60 


mit  Speichel  beschrieben.  Das  Blatt  wurde  dann  während 
2 1/2  Minuten  auf  eine  Lösung  von  0,25  g Eisenvitriol  in 
100  ccm  Wasser  so  gelegt,  daß  nur  die  Schriftseite  mit  der 
Lösung  in  Berührung  kam.  Das  Blatt  wurde  dann  horizontal 
zentrifugiert,  um  die  übrige  Eisenvitriollösung  abzuschleudern. 
Damit  war  die  Schrift  unsichtbar  angefärbt,  visuell  aber  doch 
nicht  wahrnehmbar.  Daß  eine  wirkliche  Anfärbung  vorliegt, 
und  daß  das  Eisenvitriol  nicht  etwa  nur  physikalisch  zwischen 
Papierfasern  lag,  die  durch  die  Schreibfeder  aufgelockert  waren, 
zeigen  die  Eiecken.  Es  sind  Speicheltropfen,  die  zufällig  auf 
das  Papier  fielen  und  keine  mechanische  Wirkung  ausüben 
können.  Auch  einzelne  Papierfasern  kamen  dadurch  deutlicher 
zum  Vorschein,  daß  die  einen  Eisenvitriol  adsorbierten,  die 
anderen  aber  nicht. 

Eine  Fluoreszenzaufnahme  mit  Strahlen  von  X = 366  [iji 
(Quarzlampe,  Blauuviolglasküvette,  Antrachinonfilter)  brachte 
den  Text  wieder,  bis  auf  wenige  Buchstaben,  von  denen  über- 
haupt nicht  sicher  ist,  ob  sie  nicht  mit  leerer  Eeder  geschrieben 
wurden.  Eine  gewöhnliche  Aufnahme  ist  total  leer.  Es  ist 
nun  bekannt,  daß  Speichelschriften  mitunter  durch  Tinten- 
bildung visuell  sichtbar  gemacht  werden  können.  Dies  beein- 
trächtigt aber  nicht  die  prinzipielle  Bedeutung  des  vorliegenden 
Verfahrens. 

Je  nach  dem  Objekt  wird  die  unsichtbare  Anfärbung 
mittels  chemischer  Verbindungen  oder  durch  kolloidale  Ad- 
sorption (Gerbung  u.  dgl.)  durchzuführen  sein.  Dabei  wird 
man  sowohl  fluoreszierende  als  nicht  fluoreszierende  Objekt- 
träger benutzen.  Die  Fluoreszenzphotographie  im  Verein  mit 
der  unsichtbaren  Anfärbung  wird,  sowohl  in  der  Technik  als 
in  den  Naturwissenschaften,  besonders  in  der  Medizin,  der 
Forschung  neue  Bahnen  eröffnen. 


Personenverzeichnis. 


Andes,  L.  28. 

Arnold,  W.  52. 

Baly,  E.  42. 

Baumert,  G.  VIII. 
Beetz,  W.  9. 

Birgitti  48. 

Bordier  24. 

Cornu  32. 

Gourmont,  J.  24. 
Cremer,  F.  42. 

Dennstedt,  M.  VIII. 
Dickson,  E.  42. 

Eder,  J.  M.  6,  10,  13  k, 
42. 

Ehrle,  F.  46. 
Engelhardt,  E.  47. 
Emmerich,  G.  H.  3. 

Faworski,  W.  37. 
Fodor,  Etienne  50. 

Girard,  F.  25. 

Goerz,  P.  C.  14. 
Gradenwitz,  O.  2,  53. 
Graetz,  L.  49. 

Grassel,  A.  VIII. 
Grebe,  R.  5,  42. 

Heller,  R.  47. 

Henri,  V.  24. 


Heraeus  (Hanau)  23. 
Hoh  & Hahne  6. 

Hotz -Ostwald  44. 

Kauffmann,  H.  42. 

Kay  er,  H.  14,  42. 
Köhler,  A.  5. 
Krumbacher,  A.  VIII. 
Krüß,  P.  42. 

Küch,  R.  21. 

Lehmann,  H.  43. 
Lenard  16,  41. 

Ley,  H.  41. 

Löhr,  L.  v.  47. 

Luther,  R.  42. 

Lux,  A.  22. 

Mente,  O.  2,  10,  17.  53. 
Meyer  & Stark  42. 
Mies,  W.  42. 

Müller,  C.  H.  F.  49. 

Neuhauß,  R.  14. 
Nogier,  Ch.  24. 

Novak,  F.  28. 

Pauli,  E.  W.  42. 
Perutz,  O.  6. 

Phole,  J.  C.  19,  25. 
Plotnikow,  J.  nf. 
Pringsheim,  E.  2,  53. 


Ramsauer  16. 
Retschinsky,  T.  21. 
Richter,  J.  10,  17. 
Ritter,  J.  W.  18. 

Schall,  Ch.  16. 
Schmidt,  G.  C.  50,  52. 
— , H.  42. 

Schott  & Cie.  12. 
Schuhmann,  R.  15. 
Siemens -Schuckert  11. 
Stark  37,  41  f. 

Tuck,  W.  42. 

Urban,  W.  37. 

Valenta,  E.  10,  13,  42. 
Voigtländer,  F.  VIII. 

Warschauer,  A.  2. 
Weigert,  F.  42. 
Westendorp  & Wehner 
9- 

Wiedemann,  E.  52. 
Wiegand,  A.  32. 
Wiesent,  J.  49. 

Wolff,  O.  47. 

Wolfke,  W.  19. 

Zeiß,  C.  13,  16,  28. 
Zsigmondy,  R.  5. 


Sachverzeichnis. 


Abdeckungsverfahren  2,  53. 
Absorptionsfilter  für  Ultraviolett 

25,  33,  37- 
Aluminiumfolie  51. 

Anfärbung,  unsichtbare  54. 
Anodenstrahlen  51. 
Anthrachinonsulfosaures  Natron 
33,  40- 

Anthrazen  38. 

Aplanat  7. 

Apochromat  7. 

Azolampe  4. 

Bariumphosphatkronglas  12. 
Baumwollegelb  15. 

Baryt -Leichtflint  13. 

Baryt -Krön  13. 

Beleuchtung,  intensive  3. 

Benzol  38. 

Beryllium  49.  " 

Blauuviolglas  10,  33. 

Bleiglas  12. 

Bogenlicht  3. 

Bor  49. 

Brennpunkt,  optischer  14. 

— -,  photochemischer  14. 
Bromdampffilter  31. 
Bromsilberplatte  5,  8,  13,  15, 

36. 

— , bindemittelfreie  15. 

— , hochempfindliche  36. 

Cellit  46. 

Celor  35. 


Chininsulfat  28. 

Chlorsilberplatte  13. 

Chrysen  33. 

Codices  rescripti  III,  2,  53. 
Cooper-Hewitt- Lampen  12,  24. 

Diagonale  7. 

Drosselspule  20. 
Druckerschwärze  3. 

Edelsteine  47. 

Eisenvitriol  55,  60. 

Eosinplatte  53.  ' 

Exposition  für  Fluoreszenzauf 
nahmen  36. 

Farbenmischung,  subtraktive  5. 
Ferrosulfat  55,  60. 

Filt’er  5, 8 (siehe  U.-V.-Absorptions 
filter,  Silberfilter). 

Filterlampen  34. 

Fixieren  8. 

Fluoreszenz  der  Mineralien  47. 

— des  Papieres  47. 

— — Pergamentes  iß,  25. 

— , ultraviolette  37. 

— , Wesen  der  41. 
Fluoreszeinnatrium  28. 

Folien  (Film)  53. 

Forensische  Praxis  7,  10,  16,  36, 
46. 

Gallustinktur  6,  8,  50  f. 

Gelatine  46. 


— 63  — 


Gelbfilter  6,  41. 

Gerbung  46. 

Giobertitinktur  37,  45. 

Gradation  8. 

Hale-Deslandresche  Methode  52. 
Halloidsilber  8. 

Heraeus- Lampe  24. 

Infrarot  9. 

Kalzium  48. 

Kanalstrahlen  51. 

Kanariengelb  15. 
Kathodenstrahlen  50. 

Klebemittel  59. 

Kondensor  19,  34. 

Kollektor  5,  19,  26,  34. 
Kupfersulfat  33. 

Küvette  6 (siehe  Filter). 

Lenardstrahlen  50. 

Leuchtplatten  28. 

Lichtfilter  5. 

Lithium  49. 

Lumineszenz  1 (siehe 
zenz). 

Mennige  48. 

Melalfalampe  25. 
Metalldrahtlampen  3. 
Mikroobjektive  7,  36. 

Miniaturen  10. 

Monochromat  14. 

Natrium  48. 

— , anthrachinonsaures  33,  40. 

— , unterschwefligsaures  8. 
Naphthalin  38. 

Nernstlampe  3. 

Nickellicht  n,  33,  36. 

Nickelstab  1 19. 


Nitralampe  4. 

Nitrosodimethylanilin  33,  41. 

Öle  47. 

Objektive  7,  35. 

— aus  Quarz  14. 

— -,  Mikro-  7,  36. 
Ozobromverfahren  37. 

Palimpsest,  Definition  1. 

Papier,  Reflexionsvermögen  3. 
Papiere,  leuchtende  28. 
Papierfaser  46,  56. 

Perlen  47. 

Petroleum  28. 

Phenanthren  38. 

Phenetol  39. 

Phenylendiamin,  p-  16. 
Phosphoreszenzschirm  27. 
Pinacyanolplatte  9. 

Planare  7. 

Platte  5,  7,  13,  15,  36,  53. 

— , bindemittelfreie  15. 

— , hochempfindliche  36. 

— , nasse  6. 

— ■,  photomechanische  5,  8,  15,  16. 
Prismen  19,  27. 

Quarzlampe  13,  19,  22. 

— , von  Heraeus  24. 

— , Metalfa-  25. 

— , W.  C.-  24. 

— , Wechselstrom-  25. 

— , Wolfke  v.  19. 

Radium  52. 

Reagenzien  37,  44  (siehe  Gallus- 
und  Giobertitinktur,  Schwefel- 
ammonium). 

Rhodanammoniumverbindungen 

45- 

Röntgenstrahlen  48. 


Fluores- 


64 


Salzsäure  44. 

Schwefelammonium  8,  45,  52. 
Schwefelzink  28. 

Selbstinduktanz  4. 

Sensibilisatoren  für  Ultraviolett 
i5- 

Sidotblende  28. 

Silberfilter  n,  13,  31,  36. 

Silikat  - Flint  13. 

Silizium  48. 

Solenoid  20. 

Spalt  19,  27. 

Speichelschrift  55. 

Spektrum  19,  28. 

Terpene  41. 

Tiefenreliefs  44. 

Tinten  46,  59. 
Toluidindiaminpapier  16. 

Toluol  38. 

Triphenylmethan  40. 


Ultramarin  48. 

Ultrarapidplatte  36. 
Ultraviolettfilterlampe  33  h 

— Photographie  10. 

— proj  ektionsvorrichtung  18. 

— papier  16. 

— platten,  siehe  Platten. 
Uviolglas,  blaues  10,  12,  33. 

— , weißes  5,  13,  31. 

Uviollampe  12,  22,  34. 

\ 

Vakuum,  optisches  13. 
Vergrößerung  7. 

Wattverbrauch  der  Quarzlampe 
21. 

W.  C.-  Lampe  4,  12. 

Wotanlampe  4,  54. 

Xylol  38. 

Zinnober  48. 


Abb.  i. 


Abb.  2. 


Abb.  3. 


Abb.  4. 


Abb.  5. 


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Abb.  9. 


Abb.  10. 


Abb.  11. 


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492 

546 

^ = 579  « p 


Abb.  13. 


Abb.  15. 


Abb.  17. 


Abb.  18. 

Cod.  lat.  mon.  19 105,  p.  12  v.  Gewöhnliche  Aufnahme. 


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Abb.  19. 

Cod.  lat.  mon.  19 105,  p.  12  v. 

Fluoreszenzaufnahme  ohne  Abdeckung  der  Sekundärschrift. 


Abb.  20. 

Cod.  lat.  mon.  6333,  p.  22 v.  Aufnahme  mit  altem  Verfahren. 


Abb.  21. 

Cod.  lat.  mon.  6333,  p.  22 v. 
Fluoreszenzaufnahme  mit  zweifacher  Abdeckung 
der  Sekundärschrift. 


Abb.  22. 

Cod.  lat.  mon.  17404,  p.  305V.  Naturgetreue  Aufnahme. 


Abb.  24.  Abb.  25. 

Cod.  lat.  mon.  1052,  p.  118;  64 v. 
Naturgetreue  Aufnahme.  Fluoreszenzaufnahme. 


Abb.  26.  Abb.  27. 


Abb.  28. 


Abb.  29. 


Abb.  30. 


Abb.  31. 


Erklärungen  im  Text  oder  Abschnitt  10. 


Abb.  37. 

Erklärungen  im  Text  oder  Abschnitt  10. 


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Abb.  38. 


Abb.  39 


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Erklärungen  im  Text  oder  Abschnitt  10. 


Abb.  41. 


Abb.  42. 

Erklärungen  im  Text  oder  Abschnitt  10. 


Abb.  40. 


Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  (Saale) 


Ausführliches  Handbuch  der  Photographie. 

Von  Hofrat  Prof.  Dr.  Josef  Maria  Eder, 

Direktor  der  Graphischen  Lehr-  und  Versuchsanstalt  zu  Wien. 

Band  I. 

1.  Teil:  Geschichte  der  Photographie.  3.  Auflage.  Mit  148  Abbildungen 

und  12  Tafeln  in  Heliogravüre  und  Lichtdruck. 

31,20  Mk.,  gebunden  36,80  Mk. 

2.  Teil:  Photochemie  (die  chemischen  Wirkungen  des  Lichtes).  3.  Auf- 

lage. Mit  51  Abbildungen.  34,35  Mk.,  gebunden  39,40  Mk. 

3.  Teil:  Die  Photographie  bei  künstlichem  Licht,  Spektrumphotographie, 

Aktinometrie  und  die  chemischen  Wirkungen  des  farbigen 
Lichtes.  3.  Auflage.  Mit  409  Abbildungen  und  10  Tafeln. 

46,55  Mk.,  gebunden  52,05  Mk. 

4.  Teil:  Die  photographischen  Objektive.  3.  Auflage.  Mit  272  Abbil- 

dungen. 21,85  Mk.,  gebunden  27,05  Mk. 

Heft  5:  Die  photographische  Kamera  und  die  Momentapparate.  2.  Auf- 
lage. Mit  602  Abbildungen  und  5 Tafeln.  21,05  Mk. 

Band  II.  (Vergriffen.) 

Band  III. 

Hfeft  9 — 11  zusammen:  Die  Photographie  mit  Bromsilber -Gelatine  und 
Chlorsilber- Gelatine.  5.  Auflage.  Mit  256  Abbildungen. 

42,90  Mk.,  gebunden  49,40  Mk. 

Band  IV. 

Heft  12  u.  13:  vergriffen. 

Band  IV,  2. Teil:  Das  Pigmentverfahren,  der  Gummi-,  Oel-  und  Brom- 
öldruck und  verwandte  photographische  Kopierverfahren  mit 
Chromsalzen.  3.  Auflage.  Mit  46  Abbildungen. 

27,95  Mk.,  gebunden  33,55  Mk. 

Band  IV,  3.  Teil:  Die  Heliogravüre  und  der  heliographische  Schnell- 
pressentiefdruck. Im  Druck. 

Jeder  Band  und  jedes  Heft  sind  einzeln  käuflich. 

Lehrbücher. 

Ratgeber  im  Photographieren.  Leichtfaßliches  Lehrbuch  für  Liebhaber- 
photographen. Von  L.  David,  Generalmajor  a.  D.  157.  — 165.  Aufl. 
469.  — 495.  Tausend.  Mit  100  Textabbildungen,  31  Tafeln  und  einer 
Belichtungstabelle.  Taschengröße.  In  biegsamem  Deckel  6,6o  Mk. 

Leitfaden  der  praktischen  Photographie.  Von  G.  Pizzighelli,  neu  be- 
arbeitet von  Chemiker  P.  Hanneke.  14.  Auflage  von  „Anleitung 
zur  Photographie“.  37.  — 39.  Tausend.  Mit  269  Abbildungen  und 
9 Kunstdrucktafeln.  13,65  Mk.,  gebunden  16,50  Mk. 

Photographisches  Praktikum.  Lehrbuch  der  Photographie.  Von L.  David, 
Generalmajor  a.  D.  3.  Auflage.  Mit  273  Abbildungen  und  9 Kunst- 
drucktafeln. Gebunden  26,—  Mk. 

Lehrbuch  der  praktischen  Photographie.  Von  Geh.  Reg. -Rat  Prof.  Dr. 
A.  Mietne  und  Professor  ö.  Mente.  3.  Auflage.  Mit  137  Abbil- 
dungen. Gebunden  22,10  Mk 


Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  (Saale). 


Optik. 

Vorträge  über  photographische  Optik.  Von  Dozent  H.  Schmidt. 

3.  — 4.  Auflage.  Mit  81  Abbildungen  und  2 Tafeln. 

9,60  Mk.,  gebunden  12,40  Mk. 
Die  photographischen  Objektive.  Von  Hofrat  Prot.  Dr.  J.  M.  Eder. 

3.  Auflage.  Mit  272  Abbildungen.  21,85  Mk.,  gebunden  27,05  Mk. 
Der  Gebrauch  der  Blende  in  der  Photographie.  Von  Oberst  H.  Freiherr 

von  Cles.  Mit  37  Abbildungen.  3 15  Mk. 

Chemie  und  Photochemie. 

Rezepte  und  Tabellen  für  Photographie  und  Reproduktionstechnik, 

welche  an  der  Graphischen  Lehr-  und  Versuchsanstalt  zu  Wien 
angewendet  werden.  Herausgegeben  von  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  M. 
Eder.  9.  Auflage.  8,60  Mk.,  gebunden  11,20  Mk. 

Vorträge  über  Chemie  und  Chemikalienkunde  für  Photographierende. 
Von  Dozent  H.  Schmidt.  3.  — 4.  Auflage.  Mit  einem  Anhang 
über  lateinische  Bezeichnungen.  9,60  Mk.,  gebunden  12,40  Mk. 
Photographische  Chemie  und  Chemikalienkunde  mit  Berücksichtigung 
der  Bedürfnisse  der  graphischen  Druckgewerbe.  Von  Prof.  Dr. 
E.  Valenta. 

I.  Teil:  Anorganische  Chemie.  13,55  Mk. 

II.  Teil:  Organische  Chemie.  20,80  Mk. 

Photochemie.  Von  Dr.  J.  Plotnikow.  Mit  15  Abbildungen.  14,85  Mk. 
Photochemie  (die  chemischen  Wirkungen  des  Lichtes).  Von  Hofrat  Prof. 

Dr.  J.  M.  Eder.  3.  Auflage.  Mit  51  Abbildungen. 

# 34,35  Mk.,  gebunden  39,90  Mk. 

Anleitung  zur  Verarbeitung  photographischer  Rückstände  sowie  zur 
Erzeugung  und  Prüfung  photographischer  Gold-,  Silber-  und  Platin 
salze.  Von  Prof.  A.  Lainer  Mit  13  Abbildungen.  5,85  Mk 

Sammeln  und  Verwerten  edelmetallhaltiger,  photographischer  Abfälle 
zwecks  Verminderung  der  Kosten  der  photographischen  Bild- 
erzeugung. Von  R-  Rosenle chner.  2,60  Mk. 

Negativverfahren. 

Vorträge  über  die  photographischen  Verfahren.  Von  Dozent  H.  Schmidt. 

2.  Auflage.  Mit  4 Tafeln.  4,90  Mk.,  gebunden  7,70  Mk. 

Die  Photographie  mit  Bromsilber- Gelatine  und  Chlorsilber- Gelatine. 
Von  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  M.  Eder.  5.  Auflage.  Mit  256  Abbildungen. 

42,90  Mk.,  gebunden  49,40  Mk. 
Die  Entwicklung  der  photographischen  Bromsilber- Gelatineplatte  bet 
zweifelhaft  richtiger  Exposition.  Von  Dr.  A.  Freiherrn  von  Hübl. 

4.  Auflage.  Mit  1 Tafel.  4,70  Mk.,  gebunden  6,65  Mk. 

Die  Standentwicklung  und  ihre  Abarten  für  den  Amateur-  und  Fach- 
photographen. Von  Dozent  H.  Schmidt.  2.  Auflage.  Mit  20  Ab- 
bildungen. 4,70  Mk.,  gebunden  5,10  Mk. 

Die  Mißerfolge  in  der  Photographie.  I.  Teil:  Negativ  verfahr  en. 
Von  H.  Müller.  5.  Auflage.  Mit  4 Abbildungen  und  8 Tafeln. 

6,50  Mk.,  gebunden  8,85  Mk. 
Die  orthochromatische  Photographie.  Von  Dr.  A.  Freiherrn  von  Hübl. 

Mit  16  Abbildungen  und  10  Tafeln.  12,40  Mk.,  gebunden  15,40  Mk. 
Die  richtige  Belichtung.  Von  Dr.  J.  Rheden. 

10,50  Mk.,  gebunden  13,50  Mk. 


Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  (Saale) 


Positivverfahren 

nebst  Diapositivverfahren  und  Vergrößern. 

Vortrage  über  die  photographischen  Verfahren.  Von  Dozent  H.  Schmidt. 

2.  Auflage.  Mit  4 Tafeln.  4,90  Mk.,  gebunden  7,70  Mk. 

Die  Mißerfolge  in  der  Photographie,  II.  Teil:  Positivverfahren  Von 
H.  Müller.  4.  Auflage.  6,50  Mk.,  gebunden  8,85  Mk. 

Das  Arbeiten  mit  Gaslicht-  und  Bromsilberpapieren  einschließlich  des 
Postkartendrucks,  sowie  einer  kurzen  Anleitung  zur  Herstellung 
vergrößerter  Bilder.  Von  Chemiker  P.  Hanneke.  Mit  33  Ab- 
bildungen und  Tafeln.  7,55  Mk.,  gebunden  9,60  Mk. 

Das  Kopieren  bei  elektrischem  Licht.  Von  Dr.  A.  Freiherrn  von  Hü  bl. 

Mit  20  Abbildungen  und  2 Tafeln.  Neue  Auflage  in  Vorbereitung. 
Neuzeitliche  photographische  Kopierverfahren.  Ozobromprozeß,  Brom- 
silberpigmentpapier, Pigmentgravüre,  Oeldruck,  Bromöldruck, 
Katatypie,  Druckschriften -Kopierverfahren.  Von  Dr.  E.  Stenger. 
2.  Auflage.  7,05  Mk.,  gebunden  9,35  Mk. 

Das  Pigmentverfahren,  der  Gummi-,  Qel-  und  Bromöldruck  und 
verwandte  photographische  Kopierverfahren  mit  Chromsalzen. 
Von  Hofrat  Prof.  Dr.  J.  M.  Eder.  3.  Auflage.  Mit  46  Abbildungen. 

27,95  Mk.,  gebunden  33,55  Mk. 
Das  Bromöldruckverfahren  und  der  Bromölumdruck.  Von  Dr.  E. 

Mayer.  5.  Auflage.  7,30  Mk.,  gebunden  9,35  Mk. 

Die  Selbstbereitung  von  Bromöldruckfarben.  Von  E.  Guttmann. 

2.  Auflage.  1,95  Mk. 

Der  Umdruck  im  Bromöldruckverfahren  (Handpressendruck).  Von 

E.  Guttmann.  2.  Auflage.  2,60  Mk. 

Der  Oeldruck.  Von  Dr.  F.  Fuhrmann.  Mit  1 1 Abbildungen  und  4 Tafeln. 

5,20  Mk. 

Der  Gummidruck.  Von  Dr.  W.  Kösters,  2.  Auflage  im  Druck.  Mit 
etwa  22  Abbildungen  , Neue  Auflage  in  Vorbereitung. 

Der  Gummidruck  und  seine  Verwendbarkeit  als  künstlerisches  Aus- 
drucksmittel in  der  Photographie.  Von  Th.  Hofmeister.  2.  Auf- 
lage. Mit  4 Abbildungen  und  4 Tafeln.  3,15  Mk. 

Der  Platindruck.  Von  Dr.  A.  Freiherrn  von  Hüb).  2.  Auflage.  Mit  7 Ab- 
bildungen. 7,40  Mk. 

Die  Ozotypie.  Ein  Verfahren  zur  Herstellung  von  Pigmentkopien  ohne 
Uebertragung.  Von  Dr.  A.  Freiherrn  von  Hübl.  3,50  Mk. 

Die  Diapositivverfahren.  Praktische  Anleitung  zur  Herstellung  von 
Fenster-,  Stereoskop-  und  Projektionsbildern  usw.  Von  G.  Mer- 
cator.  3.  Auflage.  4,70  Mk  , gebunden  6,75  Mk. 

Handbuch  des  Vergrößerns  auf  Papieren  und  Platten.  Von  Prof.  Dr. 

F.  Stolze.  4.  Auflage  im  Druck.  Neu  bearbeitet  von  P.  Thieme. 

Retusche  und  Kolorieren. 

Die  photographische  Retusche  mit  besonderer  Berücksichtigung  der 
modernen  chemischen,  mechanischen  und  optischen  Hilfsmittel. 
Nebst  einer  Anleitung  zum  Kolorieren  von  Photographien.  Von 

G.  Mercator.  5.  Auflage.  4,70  Mk.,  gebunden  6,65  Mk. 

Anleitung  zum  Kolorieren  photographischer  Bilder  jeder  Art  mittels 

Aquarell-,  Lasur-,  Oel-,  Pastell-  und  anderen  Farben.  Von  G. Mer- 
cator. 2.  Auflage.  5,20  Mk. 


Verlag  von  Wilhelm  Knapp,  Halle  (Saale). 


Apparate  nebst  Zubehör. 

Das  Arbeiten  mit  kleinen  Kameras  nebst  praktischer  Anleitung  zu  der 
Entwicklung  der  kleinen  Negative,  sowie  der  Herstellung  von  Kopien 
und  Bildvergrößerungen.  Von  Chemiker  P.  Hann eke.  3.  Auflage. 
Mit  64  Abbildungen.  4,70  Mk.,  gebunden  6,65  Mk. 

Die  Spiegelreflexkamera.  Von  A.  Mayer,  neu  bearbeitet  von  P.  Han- 
nele.  2.  Auflage  im  Druck.  Mit  52  Abbildungen. 

4,20  Mk.,  gebunden  6,—  Mk. 

Die  Stereoskopie  und  das  Stereoskop  in  Theorie  und  Praxis.  Von 
Prof.  Dr.  F.  Stolze.  2.  Auflage.  Mit  46  Abbildungen. 

9,75  Mk.,  gebunden  12,35  Mk. 

Die  Panoramenapparate.  Von  Prof.  Dr.  F.  Stolze.  Mit  33  Abb.  6, — Mk. 

Die  photographischen  Lichtfilter.  Von  Dr.  A.  Freiherrn  von  Hübl.  Mit 
18  Abbildungen  und  5 Tafeln.  8,60  Mk. 

Die  Belichtungsmesser  der  photographischen  Praxis.  Von  Dr.  R.  H. 
Blochmann.  Mit  6 Abbildungen.  3,80  Mk.,  gebunden  5,75  Mk. 

Photographieren  bei  künstlichem  Licht. 

Das  Photographieren  mit  Blitzlicht.  Von  Dozent  H.  Schmidt.  2.  Auf- 
lage im  Druck.  Mit  1 Tafel  und  60  Abbildungen. 

8,20  Mk.,  gebunden  10, — Mk. 

Die  Photographie  bei  künstlichem  Licht,  Spektrumphotographie,  Aktino- 
metrie  und  die  chemischen  Wirkungen  des  farbigen  Lichtes.  Von 
Hofrat  Prof.  Dr.  J.  M.  Eder.  3.  Aullage.  Mit  409  Abbildungen  und 
10  Tafeln.  46,55  Mk.,  gebunden  52,05  Mk. 

Farbenphotographie. 

Die  Theorie  und  Praxis  der  Farbenphotographie  mit  Autochrom  und 
anderen  Rasterfarbenplatten.  Von  Dr.  A.  Freiherrn  von  Hübl. 
4.  Auflage.  Mit  8 Abbildungen.  4,70  Mk.,  gebunden  6,65  Mk. 

Die  Photographie  in  natürlichen  Farben  mit  besonderer  Berücksichtigung 
des  Lippmannschen  Verfahrens,  sowie  jener  Methoden,  welche 
bei  einmaliger  Belichtung  ein  Bild  in  Farben  liefern.  Von  Prof.  Dr. 
E.  Valenta.  2.  Auflage.  Mit  32  Abbildungen  und  6 Tafeln. 

11,70  Mk.,  gebunden  14,05  Mk. 

Die  Dreifarbenphotographie  mit  besonderer  Berücksichtigung  des  Drei- 
farbendruckes und  ähnlicher  Verfahren.  Von  Dr.  A.  Freiherrn 
von  Hübl.  3.  Auflage.  Mit  40  Abbildungen  und  4 Tafeln. 

13,80  Mk.,  gebunden  16,40  Mk. 

Kalender  und  Jahrbücher. 

Photographischer  Notizkalender.  Begründet  von  Geh.  Reg. -Rat  Prof. 
Dr.  A.  Miethe  und  Prof.  Dr.  F.  Stolze,  neu  bearbeitet  von 
Chemiker  P.  Hanneke  und  Schriftleiter  W.  König.  Erscheint 
bereits  seit  1896  regelmäßig  zur  Jahreswende.  Inhalt:  Kalendarium, 
Rezepte,  Tabellen.  Ratschläge,  praktische  Winke,  rechtliche  und 
gewerbliche  Fragen.  Taschengröße.  Gebunden  5,20  Mk. 

Jahrbuch  für  Photographie  und  Reproduktionstechnik.  Von  Hofrat 
Prof.  Dr.  J.  M.  Eder.  Berichte  über  die  alljährlichen  Fortschritte 
der  Wissenschaft  und  Praxis  auf  jenen  Gebieten.  Erscheint  bereits 
seit  1887.  Preis  eines  Jahrganges  17,55  Mk.,  gebunden  21,20  Mk. 

Die  photographische  Kunst.  Siehe  unter  „Künstlerische  Photographie". 


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