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Full text of "Die Philosophie der Griechen: Eine Untersuchung über Charakter, Gang und ..."

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DIE 

PHILOSOPHIE »ER GRIECHEN. 

EINE UNTERSUCHUNG 

ÜBEK 

CHARAKTER, GANG UND HAUPTHOHENTE 

IHRER ENTWICKLUNG. 



Dr. EDUARD ZELLER. 

9rittrr «^1: 

DIE NAOHARISTOTELISCHB PHILOSOPHIE. 

Knie Httlfte« 

t%¥e^ — -^r. — ^■'": 



VE&LAi^ VON' LUDWIG FBIEPRICH FUES. 

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Tf^biQgea, j^ruckt li^i h* Fr. Foes. 



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V o r w, r t. 



Erst jetzt ist es mir möglich, den letzten Theil 
dieses Werks der ÖeSenÜicIikeit za übergeben. Der 
Grund dieser Verzögerung lag in Umständen, deren Be- 
seitigung ausser meiner Macht stand: in den Ansprü- 
chen, welche neben dem akademischen Beruf auch meine 
theologischen Jahrhfleher an mich machten,' in einem 
zweimahgen Wechsel von Amt und Wohnort, in dem 
mehrjährigen Aufenthalt ah einem Orte, wo mir die lit- 
terarischen Hüffsmittel nur in beschränktem Maasse zu 
Gebot standen, in den {Störungen, welchen die wissen- 
ächafUfche Thätigkeit wahrend der letzten Jahre durch 
die Bewegung des öffentlichen Lebens unvermeidlich 
ausgesetzt war. Erst hier in Marburg konnte ich zur 
anhaltenden Beschäftigung mit der griechischen Philoso- 
phie zurückkehren. An Hemmungen fehlte es freHich 
auch hier nicht, und es war nicht immer leicht, unter 

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IV Vorwort, 

dem Dmak der Verhältnisse die Freiheit des Geistes zu 
bewahren, wie sie wissenschaftliche Untersachangen ver- 
langen. So weit sie noor dennoch zu Thefl geworden 
ist, verdanke ich diess vor Allem meiner Arbeit selbst 
nnd dem Gegenstand, womit idi mich beschäftigte. Hatte 
ich es doch mit einer Zeit zu thun, noch weit hoAmngs- 
loser, als die unsrige, mit dem langsamen Hinsterben 
von Bildnngsformen und Völkern, welche uns geistig 
so nahe verwandt sind, dass wir die Jahrhunderte ih- 
res Untergangs, bei al)^ Einsicht in seine geschichtli- 
che Notwendigkeit, nie ohne Webmuth. betrachten kön- 
nen; wie solUe ich mich nicht ferne am Anblick dei^ 
Männer gestärkt haben, welche selbst in jener ?chwfl- 
len Periode bei der Philosophie eine Zuflucht fanden, 
und in der Kräftigkeit ihres innem Lebens. d^StOnoen 
der Aussenwelt Stfind hielten? 

, 0er Plan meiner. Schrift hat sich seit dem .Erschei- 
nen des zweiten Theils, nicht geändert; dass ich der 
Darstellung: der. philosophischen Systeme einige kurze 
Notizen Ober die betreffenden Philosophen b^gf!^^ wkd 
wenigstens einem Theil der Leser nicht unlieb sein«; Da 
fibrigens die zwei ersten . Theile , den Meisten bejkannt 
sein werden, habe ich fiber meine Geschichtsbebmid- 

Inng nichts weiter zu bemerken. , .., 

Dass ioh den Dcnck wegen der Eaifffjtm^ß ßw 

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Vorwort ' V 

Drackorts nur zum kleinsten TheOe selbst überwachen 
konnte, hfitte ich bedauern mässen, wenn nicht befreun- 
dete Hfinde in dankenswerther Weise för seine Rein- 
heit gesorgt bitten. Die Druckfehler, welche sich dem 
Auge des Correctors entzogen haben, wird der geneigte 
Leser, wie ich hoffe, entschuldigen. 

Da der vorliegende dritte' Band zu einem unver- 
hAltnissmassigen Umfang anzuschwellen drohte, so machte 
mir der Verleger den Vorschlag, ihn in zwei Abthei- 
langen zu zerfallen. Ich gieng hierauf um so lieber 
ein, weil es mir dadurch möglich wurde, wenigstens 
seine erste Hfilfte etwas froher in die Hfinde der Le- 
ser zu bringen. Doch wird auch die zweite, wenn 
nicht unerwartete Hindemisse dazwischentreten, noch 
vor Ostern erscheinen. 

DieAufiiahme, deren sich die beiden ersten Theile 
dieses Werks zu erfreuen hatten, Ifisst mich hoffen, dass 
es for das genauere Verstfindniss der alten Philosophie 
nicht ganz ohne Nutzen gewesen sei. Möge es auch 
seinem letzten Bande gelingen, zur Kenntniss geschicht- 
licher Erscheinungen beizutragen, welche der Aufhel- 
lung zum Theil noch weit mehr, als die bisher von uns 
behandelten, bedürfen. 

Marburg, den 19« November 1851. 

Der Verf3M«er# 

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Inhaltoverxeloltnto«« 



Seite 
§.31. U^ber den allgetnciiieii Charakter und den Entwiclilangs- 

gang^ der nacbanitotettschen Philosophie • • • 1 
Ihr Charakter S. 1 ; ihre Entstehungsgriinde — .6 ', ihre 
Entwicklung — 10. 
Erster, Abschnitt. Stoicismus, Epikureismus» Skepticis- 
mu«. 

j|* Die ütoische Pbilo'sophie. 
§. 33. Ueber den Charakter der stoischen Philosophie im AWffi- 

meinen • . •' • 15 

Zweck und Bedeutung der Philosophie, Verhaltniss ihrer 
Theile, Ueber gewicht des praktische^ Interesse's —15; 
Dogmatismus — 23^ Verhältniss zum Epikureismus — 
25; Elntheilung ebdas. 

% SS. Die stpisclie Logik * 27 

I Die Erkenntnisstheorie •* 29; Sensualismus — ,S0; Er- 
kenntniss durch Begriffe — 31 ^ Verhältniss beider — 
34 ; Kriterium — S7 ^ Zusammenhang der Erkenntniss- 
theorie mit döm Ganzen des Systems — 41. 
2. Die formale Logik und ihre Bedeutung fiir das System 

— 44.. 

$. Dfe Outologre — 47} Materialismus, Körperlichkeit der 
Eigenschaften u. s. w. ^ 48; Grunde dieses Materia- 
lismus — 54; Schwierigkeiten desselben — 56; Kate- 
gorfeenfehM — 5d. 
S* 54. Die stoische Physik . . . . . . « .67 

1* Die letzten Gründe. Das Urwesen als Materie und als 
Gottheit — 69. Gott ttttd die Welt — 77. . 

2. Die allgememe Weltansicht. Die Geschichte der Welt 
—'79. Da» Weltgesei«, das Verhängnfss, der loyoQ 
&/npfUtuit6f — 83. Ehihcit der Vfelt — 87« Voll- 
konimenbeie der Welt, ' ieteoTog^ische Natürb^trachtung 

— ebdas. llieodicee — 9Ö 

3. Das EiBzelne derNatorlehre -~ 99* ' Die Elemente, das 
W#ll^a«de — ^'96. DieGe^l'Ue » 97. Der Mensch: 



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VIII Inhalt. 

Seile 
Wesen, Entstehung, Sitz, Theile der Seele — 99; Gott- 
verwandtschaft der Seele — 103; Determinismus — 104; 
Forldauer nach dem Tode -* 105* 
4. Die Beligionsphilosophie. Der höchste Gott — 107- 
Die besonderen Götter und die Volksreligion — ebdas. 
Allegorische Mytbendeutu^g -^ 113' Mipitik — 119. 

S* 35. Die stoische Ethik it2 

I. Die allgemeinen Grundzüge derselben, a) Das sittliche 
Ideal als solches: das Gute, das üebel, das Gleichgül- 
tige — 135; die subjektive Aneignung des Guten (die 
Vernunft und die Affekte — 132> dje Tugend, da« Theo- 
retische und das Praktische — 135; die Tbat, und die 
Gesinnung -<> 138); die Weifen, und dieThqr^n -*> 1S9. 
— b) Die Milderung des sittlichen Idealismus.: 4dsWün- 
schenswerthe und das Verwerfliche .-r- 147; 4*® mittle- . 
leren Fflichteu — 153; die erlaubten Gemüthsbewegun- 
gen ^156; die. Frage nacJi der Wirk)ic|i^t des Wei- 
sen, die Weisen \ind die^ Fortschreitenden , — 157* 
tl. .Diie specielle Moral — 160. — 1. Der Einceln^ als 
solcher — 162; dieTi^enflen und ihr gegenseitige» V«r- 
hältniss — 1^3; Verhalten der Stoiker za den mittleren 
Diugen — 166. — 2* Di^ menschliche Gemein&cha^ — 
171; die Freundschaft — 173; d^r Suat und die Fa- 
milie — 175; Weltbürgerthum — 179. —| 3.Der Meps^jh 
' . und der Weltlauf — i8t2; die Lehre vom Selbst^oj^d 

§.36. Rückblick auf den. innen) Zusammenhang und die gesqbjcht- 

liche Stellung der stoischen Philosophie . • . • . * 187 
Princip und Zusammenhang des Systems — 187* tyenhalt- 
niss XU früheren und gleichseitigen Lehren: cur. cyni- 
. sehen und so^ratischen ~ 191; «ur meg^ischen^u^d 
heraklitischen — 1^5, auir peripatetischen -^ 199, sur 
akademischen und neuakademischen — . 201. Geschicht- 
liche Erklärung des Sloicismus in sein^ ' Ge§«7imter- 
scheinung — 203. « ;.:< ,. i ,. 

' B. Die epikureische Philosophie. ; ^ | 
$. 37. l>ie Ansicht Epikups über BegrifiT und Theitedfer Piuloso- 

phie. Die tianonik , ; . • r. t •<:•'*» .t:* *®^ 
Der Zweck der Philosophie un4 4^^ Wyerthr^rh^llniss ih- 
r/er Theile ^ 205. Die Kanonik : die Sinnesempfiad^ang 
*-T iÖB; die Begriffe -^-^ 21l;.di^Mciii>ii^ *r J^U; die 
Wahrheit unserer Vorstellungen -7.214. ., 
§. 38. Die q>ikureischjBi Phj^ik., .... % /*,»•.•« ♦' '• **7 
Wertb und Au%abe ^x Pt^i^il pl>Jt9»halia^ 9l^tiiYWi(lä- 

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Inhalt. IX 

Seite 
rung, Gleichgültigkeit gegen die Erlieniitnfoa des Ebsel- 
nen ^ 317. Materialismus, Atomistili — ISl; die Ab- 
weichung der Atome — 224. Entstehung und Emrich- 
tung der Welt, Vielheit der Welten — 325.' Antbro- 
pplogie: Wesen und Theile der Seele, Verhältntss cum 
Leib, Bestreitung der Unsterbliohlteit — 228. Bie Vor- 
strilung und die Idole — 2S0. Der Wille — 233. Die 
Entstehung und Entwicklung des Menschengeschlechts 

— 234« Die Religion und die Götter — 235. 

S» 39. Die epikureische Ethik . • . • • * 242 

Gfiteriehrer die Lust, Lust und Schmerzlosigkeit, körper- 
liche und geistige Lust — 243. Die Tugend — 249« 
Der Weise — 251. Lebensregeln, xunSchst für den 
Einzelnen als solchen — 253. Die menschliche Gemein- 
schaft: dei" Staat — 256: dieFamilie — 258^ die Freund- 
schaft — 259« Humanität der epikureischen Moral-. 262. 
S' 40. Ueber das Gan«e der epikureischen Philosophie und ihre 

geschichtliche Stelhuig ' ^ • 263 

Innerer Zusammenhang des Systems — 263. Verhältniss 
zum Stoicismus — 267; zu Aristipp und Demokrit — 
271 ; zu Plato und Aristoteles » 274. 

C Die Skepsis. Pyrrho und die neuere 
Akademie. 

Ml. Pyrrho .276 

Allgemeines über die Skepsis — 276« Pyrrho und Timon:' 
Unmöglichkeit des Wissens — 280; Zurückhaltung des 
Urtheils — 282; Ataraxie — 284. 

^. 42* Die neuere Akademie . 286 

Ueber die Entstehung der Skepsis unter den Akademikern 

— 286. Arcesilaus: seine Bestreitung des Wissens 

— 288 i seine praktischen Grundsätze — 291. 
Karneades — 292. 1. Die Widerlegung des Dogma- 
tismus a) in formeller — 293) b) in materieller Hin- 
sicht (Kritik des Götterglaubens — 297; der sittlichen 
Begriffe -:- 505). 2. Die Lehre vom Wahrscheinlichen 

— 307. Ethischer Standpunkt — 310. . Geschichtliche 
Bedeutung der akademischen Skepsis — 314« Nachfol- 
ger des Karneades — 315. 

Zweiter Abschnitt Eklekticismus , erneuerte Skepsis, 
Vorläufer des Nenplatonismus. 
A. Eklekticismus. 
V 43. Allgemeine Bemerkungen über, den Eklekticismus und die 

ihm gleichzeitige Philosophie *.,... 318 
Entatehungsgrnnde des Eklekticismus: innere — S18; äus- 

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Seite 
tere — %%%» Eigentiburalicbes Plrineip der ekkkti^cbeo 
Philosophie — 333« Vorbereitung de$ Neuplatoaifimus 
durch dea Ehlekticismus — 326. DieSkepcu» imEklek- 
ticismus — 327« üebei^aog foh derSKepsia suinNeu- 
plaU>Di9mas — 3)8« 
$.44. Die £klehtiker des leisten JabrhuDderts vor Oiristiifl . 329 
Ueber den Zustand der epikureischen Schale in dieser Zeit 
-^ 329. — Die Akademiker — 329: Philo -~ 330; 
Antiochus — 334 (Rückkehr zum Dogmatismus — 
334; Eklekticismus — 337, insbeicmdere in der MoraL 

— 340). — Eklektische Denkart unter ^en Stoikern: 
Panütius — 3435 Posidonius — 347; seine pktoni- 
sirende Anthropologie — 350. — Die Peripatetiker — 
354. Die Schrift Tltgi^ Koofin — 335< 

CicerOi^ — 363. Seine Skepsis — ebdas. Sem prakti- 
scher Eklekticismus — 365. Das unmittelbar Gewisse 

— 370. Die materiellen Ergebnisse der Ciceroniscbien 
Philosophie: die Moral — 374; die Theologie -^ 379; 
die Anthropologie — 381. — Verwandte Denkweise 
unter den römischen Philosophen: die Schule der Sex- 
tier — 583. 

^. 45. Der Eklekticismus und die Popularpbüosopbie in dßn sweir 
ersten Jahrhunderten nach Christus* Die Stoiker und 

Cyniker «... .;385 

Einleitendes — }85. Die Stoiker — 386: Seneca — 
388 (Seine Moral— 388; seine Tbeok)gie — 392; 6e- 
ringschätsung der theoretischen Untersuchungen — 593). 
Musoiiius — 395. £ piktet — 400. (Einseitig 
praktische Richtung — 400; populäre Haltung der Ethik 

— 403; Epiktets moralische Grundsätze -^ 404)* Mark 
Aurel — 408. Gelehrte Stoiker — 413. — Cyniker 
— . ebdas.; Demetrius — 415; Oenomaus — 417; 

/ Demonax — 418- 

§. 46. Portsetzung. Peripatetiker und Akademiker . ; «419 
Peripatetiker — 419; Alexander von Aphrodisias — 
421. Aristokles — 429. Plaloniker:; Dercyllides, 
Thrasyjlus, Arius Didymus, Eijidorus — 451; 
Plutarch — 433; Ammonius, Maximus von Ty- 
Tus — 438; Apulejus, Albinu», Sever»us rr 4421 
Alcinous — 443. Taurus und Attil^us ^p.« 445. 

— Galenus — 446. 



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Dritte Periode. 



S. 3i. 



lieber den allgemeinen Charakter und den Ent^ 
wicklungsgang der nacharistotelischen Philosophie« 

Das Aristotelische System war die letzte und reifste 
von den Früchten , weictie die griechische Wissenschaft 
in der klassischen Zeit des hellenij9chen Volks getragen 
bat. Mit den neuen Bildungaformen und Zuständen, die 
der Untergang der griechischen Freiheit und die £robe- 
rnngen Alexanders für das bedeutendste unter den alten 
Kuitorvölkern herbeiführten, gieng auch eine veränderte 
Richtung des philosophischen Denkens Hand in Hand., Diese 
Riclituog erlitt naturlich in denachl>-bis neunhundert Jahren 
vom Tode des Aristoteles bis zum Erlöschen der grie- 
chischen Philosophie die erheblichsten Modifikationen, 
aber nichtsdestoweniger ziehen sich 4urch alle die ver- 
schiedenen Systeme, ifvelche in diesem langen Zeitraum 
auf den Schauplatz der Geschichte getreten sind, gewisse 
gemeinsame Eigenthümlichkeiten hindurch, au denen sie 
sich als Zweige des gleichen Stammes erkennen lassen. 
Die vorsokratlsche Philosophie hatte in der Erforschung 
der Natur, die Spkratisch- Piatonisch- Aristotelische 
zwar nicht ausschliesslich in der Naturforsebung, aber 
'och immer noch in der Forschung, in der Wissenschaft 
als solcher, ihr höchstes Ziel gefunden; die Einwirkung 
auf die menschllchjen Tbätigkeiten und Zustände war von 
der ersteren nur ganz beiläufig und vereinzelt, von der 

Die Philosophie der Griechen. lii. Tbeii. 1 

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2 Ueber den allg. Charakter a. den Entwicklungsgang 

andern nnr als eine naturliche Folge ihres theoretischen 
Standpunkts angestrebt i^orden, und nur die üebergangs- 
formen der Sophistik und einiger kleineren sokratischen 
Schulen zeigen ein Uebergewicht des praktischen Inter- 
esses über das theoretische. Die nacharistotelischen 
Systeme — i^ir werden diess im Eiifzelhen nachweisen — 
erklären theils ausdriicklich, theils gehen sie durch ihre 
ganze Anlage und ihren Inhalt zu erkennen, dass es ge- 
rade diese Wirkung auf den Menschen ist, in der sie 
ihn Ziel sMcheu; die £rkenntniss des Objekts ist ihnen 
nur ein Mittel, um die richtige, sittliche und gemüthliche 
Beschaffenheit des Subjekts, die Tugend und die tilSck- 
Seligkeit, heirbeizufuhren, der Schwerpunkt des wissen- 
schaftlichen Strebens ist aus dem Objekt in das wissende 
Subjekt verlegt. Eine Folge von dieser Zurücksetzung 
des theoretischen Elements gegen das praktische ist die 
eigenthfimliche Erscheinung, dass sich die sämmtlidien 
nacharistotelischen Schulen, mit alleiniger theilwetoer 
Ausnahme der Skeptiker^ an ältere Theorieen anlehnen, 
und namentlich in den physischen und metaphysischen 
Untersuchungen sich selbst als Erklärer und Nachfolger 
früherer Philosophen bekennen. In diesem Verhältnfss 
stehen die Stoiker zu Heraklit und Antisthenes, die Epi- 
kureer zu Demokrit und Aristipp, die Neuplatoniker zu 
Plato; auch die Eklektiker der romischen Periode wollen 
meist einer von den vorhandenen Schulen angehören, und 
wenn diess nicht der Fall ist, so sind sie doch darum 
noch lange nicht selbstständig, well sie statt Einer Aukto- 
rität viele Auktoritäten haben, die vorhandenen Ansichten 
gegen einander abwägen und ausgleichen, und das Pas*- 
sende und Wahrscheinliche aus denselben auswählen. 
Schon diese Abhängigkeit von der Vorzeit beweist, dass 
mit dem Sinn für die theoretischen Untersuchungen auch 
die Kraft des Mrissenschaftlichen Geistes geschwächt war, 
dass dem Denken das Vertrauen zn sich selbst entschwun^ 

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der Baeharistoteliichen Philosophie* . S- 

den war, und nnr ein principieller Ausdrack für diesen 
Sacbirerlialt ist es, wenn die Skepsis die Fähigkeit des 
Menschen znr Erkenntniss der Wahrheit im Allgemeinen 
in Anspruch nahm. Aber auch das werden wir aus der- 
selben Quelle herzuleiten haben^ dass die religiösen Vor- 
stellungen für die nacbaristotelische Philosophie eine 
ungleich grössere Bedeutung erhielten, als sie früher ge» 
habt hatten. Es gehören hieher nicht blos die Nenpla- 
tottiker, welche namentlich seit Jamblich die Philosophie 
fast In scholastischer Weise in den Dienst der Religion 
zogen, und ihre unmittelbaren Vorgänger, sondern auch 
die Stoiker und die Eklektiker der Römerzeit, denn auch 
diese behandeln die Fragen der sogenannten natürlichen 
Theologie , die Untersuchungen über das Dasein Gottes, 
über die. Weltregierung, über die Vereinbarkeit der Vor- 
sehung mit dem Uebel in der Welt und mit der mensch- 
lichen Selbstthätigkeit, als den wichtigsten Theil der 
theoretischen Philosophie, und sie legen diesen Untersu- 
chungen selbst für die Moral in der Regel einen höheren 
Werth bei, als den eigentlich grundlegenden anthropolo- 
gischen Ansichten. Zugleich sind es eben die Stoiker, 
welche die Philosophie in jene enge Verbindung mit der 
positiven Religion gebracht haben, deren Extrem der 
spätere Neuplatonismus darstellt. Ebendamit war aber 
auch ihren epikureischen und skeptischen Gegnern der 
Hanptgegenstand ihrer AngriiFe nach dieser Seite hin 
bezeichnet, und wenigstens die Ersteren beschränkten 
sich hierauf so ausschliesslich, dass Epikur geradezu 
erklärte, wenn die Furcht vor den Göttern und vor dem 
Tode nicht wäre, so könnten wir die Physik gänzlich 
entbehren. Diese Vorliebe für die religiöse Seite der 
pliilosophischen Untersuchungen, w*elche in vielen Fällen 
bis znr Verdrängung der eigentlichen Philosophie durch 
die religiöse Spekulation fortgeht, lässt uns an und für 
ricli schon das üebergewicht des praktischen Elements 

Digilzfdby Google 



4 Ueber den allg* Charakter vu dea Eatwicklangsgang 

erkennen ; denn wie die Relig;loB «elbst zunächst niebt 
aus dem Wissenstrieb, sondern aus dem praktische« Be- 
dQrfniss entsprungen ist, so wird umgekehrt auch die 
religiöse Fassung und Beschränkung der philosophischen 
Uutersucbungen nur einem Staudpunkt zusagen, für den 
es sicli bei der theoretischen Spekulation seihst mehr um 
ihre praktische Wirkung handelt, als um die Erkenntoiss 
des Objekts; die letztere lässt sich nur auf dem streng 
wissenschaftlichen Weg erreichen, für die erstere ist 
der religiöse Gli|jibe, oder audererseits die aufklärerische 
Bestreitung dieses Glaubens, nicht bloss genügend, son- 
dern sie ist ihr sogar dienlicher, als die reine Wissen- 
schaft, weil sich die Ideen, deren Aneignung und Ver- 
wirklichung angestrebt wird, unter der religiösen Form 
schon für die unmittelbar praktische Anwendung zube- 
reitet, in bestimmter Beziehung auf die sittlichen und ge* 
müthUchen Bedürfnisse des Subjekts darstellen. Die eigen- 
thumliche Stellung der nacharistotelischen Philosophie zur 
Religion ist daher zunAcbst als eine Folge von der Ab- 
nahme des rein wissenschaftlichen Geistes zu betrachten. 
Um so nachdrucklicher und lebhafter beschäftigt sich 
die Philosophie in unserer Perlode mit der ethiscbea 
Aufgabe des Menschen und mit den Bedingungen, unter 
denen sie erreicht wird. Aber auch in dieser Hitisicbt 
lässt sich der tiefgehende unterschied von der bisheri- 
gen Philosophie nicht verkennen. Einestheils werden die 
Schranken überwunden, welche selbst die platonische 
und aristotelische Sittenlehre noch beengt hatten} die 
Moral wird von der Politik abgelöst, der Mensch weits 
sieh in der Unendlichkeit seines i^ttlichen Wesens unab- 
hängig von Allem, was nicht er selbst Ist^ er erkennt 
aber ebendesshalb das gleiche Wesen öberall, wo es* sich 
zeigt, ganz abgesehen von den äusseren Verhältnissen 
der Einzelnen, er ist ein Weltbürger, welcher sich der 
ganzen Menschheit verbunden uud verpiichtet fuhU, mA 

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der nacharistotelischea Philosopbit. § 

hHe Vamanftwesen als seine iiAtHrliciiea Äng^ehdrig^eD 
betmetirtet. Auf der anders Seite erscheint aber diese 
Reinheit und AllgemeiHheit des sittlichen Bewusstseins 
auf diesem Standpunkt wesentlich bedinget durch seine 
Züruckziehnng^ ans der Objektivität, durch jene Gleich- 
gültigkeit gegen das Aeussere, jene Beschränkung des 
Subjekts auf das eigene Wollen und Denken, weiche 
sich In der Lehre von der Seibstgenugsamkelt des Weisen, 
in der Forderung der Apathie und Ataraxie, als einer von 
den bezeichnendsten Zngen der nacharistotelischen Sitten- 
lehre durch alle Formen derselben hindurchzieht, und 
Im Nenplatouismus zur grundsatzlichen Flucht aus 4et 
Sinnlichkeit fortgeht. Die Sittenlehre unserer Periode 
tragt einen wesentlich negativen Charakter, nicht die 
Verwirklichung der philosophischen Ideen lu der Welt, 
smidern die Unabhängigkeit des Philosophen von der 
Welt ist ihr das Höchste; sie kann aus diesen Grunde 
zum Staatsleben und zur politischen Thätigkeit kein 
flerz fassen, ihr eigentliches Ziel ist nur das Einzelsnb- 
jekt, nicht das gesellige Ganze, um so vollständiger 
kaitn dagegen der Einzelne von den Verhältnissen der 
Wirklichkeit abstrahiren und in der unerschütterlichen 
Rohe seines Innern seiner Erhabenheit über die Aussen«- 
weit and über die Masse der Menschen skh bewusst 
werden. 

Fassen wir Alles zusammen, so liegt die unterschel«* 
dende Eigenthämlichkeit der nacharistotelischen Philoso-> 
pbie in der Zurückziehung des Denkens auf die abstrakte 
Subjektfvltät* Es ist nicht mehr die Erkenntniss des 
Objekts, sondern die Wirkung auf die Thätigkeit und 
die Zustände des Subjekts, worin die Philosophie in 
letzter Beziehung ihr Ziel findet, und diese Subjektivität 
ist abstrakte, einseitig auf sich beschränkte Subjektivität; 
aie beiiauptet sieh selbst im Gegensatz gegen die Natur 
und das Btemclkliche Gemeinwesen als das unbedingt 

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6 Ueber den allg. Charakter ««den EntwiclcliingsgaBg 

Höchste, und weiss sich in Ihrer SelbstgenagStfmkeU 
durchaus frei und befriedigt. Das Erste folgt aber ms 
dem Zweiten. Das objektive Wissen verliert seine selbst- 
ständige Bedeutung eben dessbalb, weil das Subjekt 
seine Befriedigung nicht mehr in den Objekten, als sol< 
eben, sondern in sich selbst sucht, und auch in sieh nicht 
nach der Seite, auf we|cber es der Welt offen steht, 
und im Wechselverkehr mit anderen Menschen und mit 
den Dingen sein Inneres durch die äusseren Eindrucke 
erfüllt und in der Aussenwelt darstellt, weil die Sicher- 
heit einesr in sich beruhenden Selbstbewnsstseins für das 
höchste Gut und fiir den allein unbedingten Zweck gilt. 
Fragt man nach den Gründen, welche diese Verän- 
derung der philosophischen Denkweise herbeigeführt ha- 
ben, so liegt wohl am Nächsten, auf allgemeinere UraMh 
chen zu verweisen, den Verfall des klassischen Geistes 
im vierten Jahrhundert, den Untergang der griechischeii 
Freiheit, die politischen und die Kulturverhältnisse der 
macedonischen und römischen Periode. Und es ist auch 
ganz unverkennbar, wie bedeutend alle diese Umstände 
auf die Umgestaltung der Philosophie gewirkt haben. 
Hatte schon der Missbraucb seiner Freiheit die geistige 
Kraft des griechischen Volkes geschwächt, so wurde sie 
durch ihren Verlust unheilbar gebrochen; von keiaem 
kräftigen Gemeingeist mehr getragen, der Thätigkeit f&r's 
Ganze entwöhnt verlor sich die Masse in die kleinen 
Interessen der Persönlichkeit und des Privatlebens; aber 
auch die Besseren waren durch den Kampf gegen den 
Druck und das Verderben der Zelt viel zu sehr In An- 
spruch genommen, als dass sie sich aus dieser Spannung 
zu einer freien theoretischen Weltbetrachtung erheben 
konnten, auch sie waren auf sich selbst und ihre persön- 
liche Wirksamkeit beschränkf, auf die' Pflege des eigenen 
Geistes, die Ausbildung des subjektiven Denkens und 
Wollens angewiesen, und je unbefriedigender die Zu«- 

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der nacbarittoulitehen Philotopbi«, 7 

•laade der Aussen weit waren, um so aussehlieseUelier 
nuissten sie alleDflalt fm eigenen Bewusstsein zu sucben 
geneigt sein. DasBa liani der vielfache Verkehr mit .den 
macedottischeD ) dann den römischen Eroberern auf der 
einen, den Orientalen auf der andern Seite, Völkern, 
welche theils überhaupt für die Forschung, theils weiilg- 
stenn für die reine, streng wissenschaftlicheForschung wenig 
Sinn hätten. Es war naturlleh, dass die Denkweise dieser 
Völker auf den ermattenden Geist der Griechen zuriick- 
wirkte, und wenn dieser Zusammenhang in der maeedo- 
aischen Periode noch weniger hervortritt , so läsut sieh 
dagegen in der eklektischen Popularphilosophie der Folge- 
zelt die Einwirkung des Römerthums ebensowenig ver- 
kennen, als« in der neuplatonischen Periode die orientali- 
schen Einflüsse. Wir werden insofern die Eigenthumlichkelt 
der nacharistotelischen Philosophie aus der Wendung er- 
küren können, welche die Verhältnisse und der Bildungs- 
gang des grieebiaehen Volkes überhaupt genommen hatten. 
Damit sind wir indessen der Aufgabe natüirlich 
nieht iiberhoben, auch in dem Entwicklungsgang der 
griecblscken Wissenschaft selbst die Momente aufzu- 
zeigen, durch welche jene Gestalt derselben bedingt 
war. Wir finden dieselben in der Richtung, welche die 
Philosophie seit Sokrates genommen hkitte. Schon Se- 
kretes hatte die rein theoretischen Datersuchuogen gegen 
die Fragen der Ethik zurückgestellt , und unter seinen 
Sch&lern waren ihm die Cyniker und Cyrenaiker hierin 
gefolgt. Nun war allerdings die sokratische. Philosophie 
von der abstrakten Subjektivität der nacharistotelischen 
Syateine immer noch weit entfernt : Sokrates aucbte im 
Wissen um seiner selbst willen, und wenn er dasselbe 
nur auf das ethische Gebiet anwandte , so war es Ihm 
doch darum nicht ein blosses HulfomUtel fur's flandelfii; 
auch Aristipp unterscheidet sich in .bezeichnender Weine 
von fipikvr^ wenn jener dit poäitfve Lust, dieser die 
Scbmerzlosigkeit fiir das höchste Gut erklärt^ nur im 

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8 Ueber deä allg. Charakter a. den Entfvicklttiigsgang 

Cyiiisnias findeii wir dfe negattve Steif« ng des SeUkitba- 
^«sstseiiifl g^geB die objektive Welt segar neeh ittlmhc- 
rem Maasse, als Im Stolcismus* Das« komnt, dass sieh 
diese ganze Aoffassiing der sokratiscbeo Piiilosophle 
nebea der iberinäctitigeii Wirkung der platoolscben «nd 
artstoteltscfaen Spekalation nieht beliaiipten konnte. So- 
fefn wir daher itn Zustand der Wissensebaft im Ganzen 
in's Äuge fassen, kann bis aber den Ted des Aristoteles 
herunter nur von vereinzelten Vorläufern der Rlehtung 
gesprochen werden , weiche seit dem Ende des vierten 
'Jahrhunderts znr Herrschaft kam. Indessen musste die 
Fortbildung der sokratischen Philosophie durch Pli^o und 
Aristoteles selbst zu ihr hinfähren. Durch die platonische 
Lehre von den Ideen und von dem ibersinnllchen W«9eii 
und Ursprung der Seele war ein Dualismus begründet, In 
welchem der Geist für das allein Substantielle, die sinju- 
llche Erscheinung für etn wesenloses Schattenbild erklirt 
wurde. Diesen Dualismus hatte auch Aristoteles mnr 
theilweise überwunden; denn wiewohl er die Lostrennnng 
der Idee von der Erscheinung bekämpfte, so hielt er doch 
an der ursprünglichen Zweiheit der Principten, an dem 
metaphysischen Gegensatz von Form und Materie fest, 
und beschränkte uberdfess die Immanenz der Form in der 
Materie durch die Ausserweltlichkeit des göttlichen und 
den transcendenten Ursprung des menschlichen Geistes, 
durch die Lehre vom Nus, auf das Gebiet des naliirllcheii 
Daseins. Beide hatten mithin den Geist in seinem Pur- 
sichsein, im Gegensatz gegen die sinnliche Erscheinni^ 
für das Wesentliche und schlechthin Wirkliche erklärt. 
Dieser Geist sollte nun allerdings nicht der subjektive 
Geist, oAer das selbstbewusste Subjekt sein, ea sollte 
vielmehr dem Subjekt selbst alle Wahrheit und Wirk- 
Hchkelt nur aus dem objektiven Geist, aus der Tkeil- 
uahme an den Ideen, wie es Platd, aus der gSttlichen 
Vernunft, wie es AristotdeB ansdiriickte , herstamme«^ 

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der nacharittotelUebeii Pfatloseyilile« 9 

und ebendessbatb ghU beiden die Betrachtmig' der obj«fc- 
tiven Vernunft fnr die höchste Aufgabe des Mensibhen^ 
die Thetn*! e für bSher, als die Praxis. Aber da aiisdroek- 
lieb vorausgesetzt ifurde, dass der unendliche Geist 
ausser der Natur, und unabhängig von der Natur exfetire, 
in der Natur dagegen sich nur unvoilst&ndig darstelle, 
80 war der menschliche Geist der einzige Ort, in dein 
seine vollicomaiene Offenbarnng gesucht vrerden konnte; 
die Betrachtung der Idee und der göttlichen Vernunft 
wftt* In Wahrheit nur Selbstbetraehtung; die Begriffs, 
welchePlatoats iibersinnliche Wesenheiten in dteinteHigible 
Welt hinausstelite, waren nur die Produkte des mensoii- 
lichen Denkens; der sieh selbst denkende G«tt des Ari- 
stoteles war nur ein Abbild der menschlieben Vernunft mit 
dem Sciiefn eines selbstständigen Daseins nmkleidel. 
Das menschliche Denken sollte aber seine Begriffe nach 
Pinto nicht durch positives Eingehen auf die £rscheimMi- 
g;en, somlem durch die Erhebung von der ErseheiMug 
in die fibersinnliche Welt erhalten, welche in Wahrheit 
nichts Anderes ist, als die Welt des Bewusstselns; die 
Vernunft des Menschen sollte nach Aristoteles von Aussen 
her in ihn kommen, und nicht als ein Naturprodukt aus 
dem k^perlleben Organismus sich entwickeln. Es war 
also eigentlich doch nur die Subjektivität als Solebe, diA 
reine, von der Aussenwelt abgekehrte Selbstbewusstsein, 
in dem alle Wahrheit gegeben sein sollte, in das sieh 
der Mensch vertiefen sollte, wenn er zu dem Höchsten 
gelangen wollte« Ein Schritt weiter in der gleicheii 
Rkhtung, und dieselbe Subjektivität wurde auch zum 
^ letzten Ziel der menschlichen Geistestbfttigkeit erhoberf, 
die Phlbsophie der zweiten Periode schlug in die d«r 
dritten um. indem die griechische Wissenschaft diesen 
Schritt tbat, kehrte sie zunächst auf den Standpunkt der 
«ttvotlkemmenen Sokratlker, der cyniscben und cyrenaU 
sebenSehule^zar&ek; tmlessen werden wir onsfkkerzeogeni 

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10 Ueber des tilg« Gliarakter u* den Entwidflungsgang 

das« die Fruchte dee platonischeB nod ari3toteli8€heii 
Denkens sehen für die Stoiker, und selbst für iie Epi- 
kureer^ nicht verloren waren; welchen Einfloss beide 
Philosophen iu der F^olgezeit, und namentlich im fieupla- 
ionismus, erlangt haben, ist bekannt. 

Die allgemeinen Grondzuge der philosophischen Ent- 
wicklung in unserer Periode sind nun diese. Der leitende 
Gedanke der nacharistotelischen Philosophie, die For- 
derung, dass sich das Subjekt in sein reines Selbstbe- 
wusstsein 2ur&ckziehe, um in diesem seine unbedingte 
Befriedigung zu finden — dieser Gedanke wird zuerst in 
einfach dogmatischer Weise als moralischer Grundsatz 
ausgesprochen, und ebenso dogmatisch durch eine Physik 
und Logik begründet, welche in allen ihren Theilen 
durch die Beziehung auf diesen Zweck bestimmt sind. 
Diess geschieht durch den Stoicismns und den Epikurels- 
mus in entgegengesetzter Welse. Von den zwei Bestim- 
mangen, welche das Wesen der Persönlichkeit aasmachen, 
dass sie erstens yernunftige und zweitens individaelle 
Existenz ist, hebt der Stoicismns die erste el^enso ein- 
seitig hervor, als der Epikureismus die zweite; jener 
findet die Bestimmung und die Gi&ckseligkeit des Men- 
schen allein in der Unterordnung des Einzelnen unter die 
Vernunft und das Gesetz des Ganzen, in der Tugend, 
dieser in der Unabhängigkeit des Individuums von allem 
Aeusseren und In dem Bewusstsein dieser Unabhängig- 
keit, in der Ungestörtheit des individuellen :Lebeos, in 
der Schmerzlosigkeit, und durch diese praktischen Prln- 
dpien ist auch die theoretische Weltansicht der beiden 
Systeme, wie wir diess später nachweisen w^den, in 
allen ihren Hauptziigen bestimmt. So schroff sich aber 
beide bekämpfen, so stehen sie doch wesentlich auf dem 
gleichen Boden: die Une^schuttenUcbkeit des Gemuths, 
die Freiheit des Selbstbewusstselns ist das Ziel, welcbem 
beide, weM auch auf verschiedeneQ Wegen, zastreh^, 

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der nacbariitotclUchen Philoiopbie. 4t 

Ebeadraiit entsteht aber die Forderimg^, diepe^GemiiiMiiie 
als deo wesentlichen Zweck and Inhalt d^r Philosophie 
herauszuheben, und wenn sich die wissenschaftJichen 
Voranssetsung;en der philosophischen Systeme widerspre- 
chen, so lässt sich daraus nur folg^ern, dass die Errei- 
chung jenes Ziel« überhaupt nicht an eine bestimmte 
dogmatische Ansicht geknüpft ist, dass wir auf das 
Wissen überhaupt verzichten können, um eben aus dem 
Bewusstsein unseres Nichtwissens die Gleichgültigkeit 
gegen Alles, die unbedingte Gemuthsruhe, zu schöpfen. 
So schliesst sich dem Stoicismus und Epikureismus ' als 
die dritte Hauptförm der damaligen Philosophie die Skepsis 
an, welche nach dem vereinzeltem Vorgang der pyrrho- 
nischen Schule durch die neuere Akademie mit bedeu- 
tender Wirkung vertraten wurde. 

Die Entstehung, die Entwicklung und der Kampf 
dieser drei Schulen, neben denen die älteren nur eine 
untergeordnete Bedeutung haben, füllt den ersten Ab- 
schnitt unserer Periode aus, welcher von den letzten 
Jahrzehenden des Vierten bis gegen den Anfang des er- 
sten vorchristlichen Jahrhunderts herabreicht« Die unter- 
scheidende Elgenthämlicfakeit desselben li^t einerseits 
in der Herrschaft, andererseits in dem reinen und geson- 
derten Bestand der genannten Richtungen. Es war jedoch 
nat&rlich, dass sie nicht zu lange neben einander herge- 
hen konnten, ohne Vern^ittlungs- und Vereinigungsver- 
suche hervorzurufen; die Skepsis selbst mqsste zu 
diesem £klekticismus hinführen, Indem sie nach der 
Aufhebung alles Wissens nur die Auswahl des Wahr- 
scheinlichen nach Maassgabe des praktischen Bedärfnisses 
übrig Hess, und durch die Verpflanzung der griechischen 
Phllosoph^ie zu den Römern erhielt seine Entwicklung 
den bedeutendsten äusseren Anstoss. Wir sehen daher 
seit dem Ende des zweiten Jahrhunderts vor Christas 
die philosophischen Schulen mehr oder weniger aus ihrer 

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It Ueber den allg. Charakter u. den EntwicIilangsgaDg 

Ausscbliessflfchkeit beramtreten^ und eine eUektfscfae 
Richtung^ der Philosophie sieb bemaebtigen , bei der es 
sieb weniger um strenge Wissenschaft, als nm die 6e- 
iwinnnng geiftsser Resultate fiir den praktischen Ge- 
branch bandelt, eine Denkweise, fiir welche die Unter- 
scheidangslebren der Schulen geringeren Wertb haben, 
und im Glauben an die Wahrheit des unmittelbaren Be- 
wusstseitts das Zusagende aus den verscliiedenen Syste- 
men ausgewählt wird. Aber wie diese eklektische Denk- 
weise dem Keime nach im Sfcepticismus gelegen war, so 
hat sie selbst umgekehrt den Zweifel mittelbar In sich, 
und in Folge dessen tritt derselbe seit dem Anfang der 
christlichen Zeitrechnung in der neuen skeptischen Schule 
hervor, welche sich ton dem genannten Zeitpunkt bis 
in s dritte Jahrhundert herabzieht. Es Ist also einestheils 
das entschiedene Bediirfniss einer Wissenschaft vorhan- 
den, welches die Philosoptien antreibt, die Wahrheit unter 
allen Formen aufzusuchen, andererseits ein Misstranea 
gegen die Wahrheit der vorhandenen Wissenschaft, und 
der Wisitenschaft iiberbaupt, ein Misstrauen, welches die 
Einen als Skeptiker offen aussprechen, die Andern in 
der Unruhe ihres Eklekticismus deutlich genug verratben. 
indem diese beiden Elemente zusammenwirken, kommt 
man auf den Gedanken, die Wahrheit, welche In der 
Wissenschaft nicht zu finden ist, ausser derselben, thells 
in den religiösen Ueberliefernngen der griechischen Vor- 
zeit und des Orients, theils in einer unmittelbaren gott- 
lichen Offenbarung zu suchen, und an dieses Bestreben 
reiht sich sofort eine solche Vorstellung aber die Gott- 
heit und ihr Verfaältniss zur Welt an, wie sie diesem 
Offenbarungsglauben gemäss ist: weil das Subjekt die 
Wahrheit urspriinglicb ausser sich weiss, und an der 
Befähigung seines Denkens Irre geworden ist, wird die 
Gottheit als die absolute Quelle der Wahrheit fn's Jen- 
seits eütrikAt, weil aber das Bediirfnitis einer Offenba- 

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der nacbaristotelisch^D Philosophie. ]S 

ruMg der Wahrheit Torbamleii ist| wird, die AnDahme 
von Mittel weaen xwiscben Gott und der Welt^ bald lo 
einer metaphysischeD Form, bald iu der populären des 
D&BODeoglanbeos, mit Vorliebe aasgebildet Diese Denk- 
weise, welche sich unter den alteren Systemeir zupiächst 
an das platonische und pythagoreische anlehnte , bildet 
den Uebergang zu dem Neuplatonismus^ dessen Auftreten 
den letzten Abschnitt in der Entwicti^lung der griechi- 
sehen Philosophie eröffnet. 

Im Neuplatonismus ist die Philosophie unserer Pe- 
riode scheinbar in ihr Gegentheil umgeschlagen; das 
Selbstvertrauen und die Selbstgenogsamlieit des denkenden 
Subjekts hat sich in die Hingebung an höhere Mächte, 
in die Sehnsucht nach ihrer Offenbarung, in ein ekstati- 
sches Heraustreten aus dem Gebiete der bewussten Gel'* 
stesthatigkeit verwandelt, und dieser Veränderung im 
Subjekt entspricht auch die objektive Weltanschauung: 
das Subjekt liat sich seiner Wahrheit an die Gottheit 
entaussert, diese steht ihm und der gesammten Erschei- 
nnngswelt in der Transcendenz des abstraktesten Spiri- 
tualismus gegenüber, und alle Anstrengung des Denkens 
ist nur darauf geriebtet, den Hervorgang des Endlichen 
aus dem absoluten Wesen zu begreifen, und die Bedin- 
gungen seiner RSckkebr zum Absoluten festzustellen, 
ohne dai» sich doch weder für die eine noch für die 
andere von diesen Aufgaben eine wissenscbaftlioh |;enii- 
gende Lösung finden Hesse. Dass nichtsdestoweniger auch 
diese Gestalt des Geistes wesentlich den Charakter d^r. 
naeharistotelischen Subjektlvitätsphilosophff tragt, und 
aus den früheren Systemen naturgemäss hervorgegangen 
ist, werden wir seiner Zeit nachweisen. Allerdings war 
aber mit derselben die philosophische Zeugnngskraft des 
hellenischen Volkes erschöpft, und es waren Gegensätze 
in's Bewusstsein getreten, deren Ueberwindung inner- 
halb der griechischen Anschauungsweise nicht gelingen 

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14 Ueberdeaallg. Charakter a. des EBlwiclLlungtgaog etc. 

konnte. Diese selbst verlor doreh den Sieg des Christen- 
tlinms ihren Boden^ die griechische Philosophie als solche 
gieng unter. 

Was die äusseren Verhaltnisse betrifft, unter denen 
sich die Wissenschaft unserer Periode entwickelt bat, 
so gehört der erste Abschnitt derselben überwiegend 
der macedonischen, der zweite der römischen, der dritte 
der byzantinischen Zelt an. Dass diese Umgebungen auf die 
Philosophie selbst Einfluss gehabt haben, lasst sich nicht 
verkennen. Die Philosophie trägt in den ersten Jahr- 
hunderten unserer Perlode offenbar noch am Meisten das 
rein griechische Gepräge; der l^klekticismus der folgen- 
den Zelt entspricht dem römischen Wesen; bei'm Neu- 
platonismus lind seinen Vorgängern ist die Hinneigung 
zuin Orient offenkündig, Plotln selbst und mehrere seiner 
bedeutendsten Nachfolger sind Orientalen, und seit der 
Mitte des vierten Jahrhunderts n. Chr. ist theils die 
Einwirkung der orientalischen Religionen, theils der Ge- 
gensatz gegen das Cbristenthum f&r die Entwicklung der 
nenplatonischen Lehre maassgebend geworden. Die Haupt- 
sache bleibt aber doch Immer der Innere Zusammenhang 
der wissenschaftlichen Bildungen und der dadurch be- 
dingte Gang ihrer Geschichte; die äusseren Verhältnisse 
konnten diesen im Einzelnen näher bestimmen, fordern 
oder aof halten, aber seine wesentlichen Ergebnisse sind 
nur In dem Sinne durch sie bedingt, In welchem die 
Philosophie eines Volks überhaupt durch seine Geschichte 
bedingt Ist : wir haben sie uns zunächst aus der wissen- 
schaftlichen Entwicklung des griechischen Geistes und 
nur mittelbar aus seiner geschichtlichen Gesammtentwick- 
lang zu erklären. 



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15 



Erster Abschnitt. 

Stoicismus, Epikureismus, Skepticismas. 

A. Die stoische Pliilosopliie. 

§. 32. 

lieber deo Gbarakter der ttoisclieiti Pbilo8opbie im Allgemeinen*). 

Wenn wir das stoische System mit seisen g;ros8eo 
Vorgängern , dem Platonischen und Aristotelischen , ver- 
gleichen, so msss nns znnächst schon die Abweichung von 
denselbeiiauffaüien, welche in der Absicht über den Zweck 



1) Verseicbniis der berühmteren Stoiker: 

Zeno aus Cittium auf Cypern, geb. um 340) gest um 360 
V. Cbr., der StiAer der Scbule. Sein Schüler und Nachfolger 
Kleanthes aus Aasoa in Troaa; des Letztem Mitschüler Aristo 
TonChius, Herillus von Karthago und Persäus aus Cittium; 
Zeno's und Kleantb's Schüler und des Letzteren Nachfolger 
Cbrysippus aus Soli, der zweite Begründer der Schule, geb. 
uro 282, gdst« um 2t)d V. Chr. ; sein Mitschüler Sp bar us aus dem 
Bosporus; seine Schüler Zeno von Tarsus und Diogenes ans 
Seleucia (Diog. der Babylonier) , der ihm auf dem Lehrstuhl in 
Athen folgt, 156 ▼. Chr. als Gesandter in Rom die erste Be- 
kanntschaft der Rümer mit der stoischen Philosophie vermittelt, 
und wahrscheinlich bald darauf stirbt. Eiu Zeitgenosse Chry- 
sipps scheint Boethus gewesen zu sein. Dem Diogenes folgt 
sein Schüler Antipater aus Tarsus, mit welchem Archede* 
mus gleichzeitig zu sein scheint, dem Antipater dessen Schüler 
Panätius aus Rhodus, geb. um 175« gest. um 113 v. Chr., der 
hauptsächlichste Verbreiter des Stoicismus in Rom, diesem in 
seiner früheren rhodischen Schule Posidonius aus Apamea 
(Posid. der Rhodier), der Lehrer Gicero's, um 135 --51 v.Chr., 
gleichzeitig mit Hecato und Mnesarcbus, und älter als der 
tyrische Antipater. An diese scbliessen sieh die römischen 
Stoiber an: L. Annäus Gornutus um 30—68 n. Chr.; L. 
Annäus Seneca aus Gordüba 3-65 n. Chr.; C. Musronius 
Ruf US aus Volsinii, 6V6 n. Chr. aus Rom verwiesen, bis unter 
Tttus am Leben ; sein Freund, der Satyriher A. Persius Flac* 
cus 34—63 n. Chr.; Epiktet aus Hierapolis in Pbrygien, 
Sklave, dann Freigelassener in Rom, nach der Philosophen Ver- 
treibung Domitians (94 n. Chr.) im epirischen Nikopolis; M. 
Aurelius Antoninus 131—180 nach Giir., reg. seil 161« 

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fB Ueber den Charakter der stoischen Philosophie 

und die Bedeutung der Philosophie hervortritt. Sowohl 
Plato als Aristoteles. hatten das Wissen für die Vollendang 
aller Geistesth^tigkeiten erklärt, und demgemäss auch im 
Wissen als solchem den letzten und' eigentlichen Zweck 
der philosophischen Forschung erkannt; ^dte Stoiker be- 
trachten das philosophische Wissen als ein blosses Mittel 
für das vernunftgemässe Handeln O9 sie stellen insofern 
die Philosophie selbst «oter den praktische« Gesichtspunkt, 
unter den Begriff der Tugend^), uud wollen das blos 
theorettöche Leben, .welche« dem Plal» luid Aristoteles 
das Ujlchste gewesen war, nur for eine Form des fiuda- 
monismus gelten lassen^); der Einzige, von dem eine 
andere Ansicht berichtet wird, Zeno's Schfiler, Herillus, 
trat ebendamit in Gegensatz mit seinem Lehrer und mit 
dem Dogma der Schule, von welcher er sich auch sonst 
in seinen Bestimmungen iiber das höchste Gut entfernte^). 
So entschieden daher auch die Stoa die Nothwendigkeit 
des philosophischen Wissens hervorhob^), und so weit 



i) Plut. plac. pbil. Prooem. Ol fikv In JSrw'aiol ^tpaoav^ txiv ftiv 
go^iav «ifo« &st(up re nal dv^^^uiirlvipv iniori^fiijv ' (V^l. Sstr. ep. 
8^9 S»S53 Bip. ik AO T^v Sc ipikoaotpiav aattijow tIivi^q iirrnj- 
dsiop* iTtiT^^HOV Si^elvai fiiav nal ai'durarcu, t^v d^ittj* * agtraQ 
9k taS yepixwratas tQHS^ 4pvaui^Vi i^iJixyPy Xoym^Vy Ht,* ijv alziav 
imX TQ^ftsQifS istp ^ ip&loco(pia u. 8. w. Siff. a. a, O. & 353 : 
p/iiiwopktä Studium virtutis eH, sed per ipsam nirtutem, Cartsipp 
b. Plot« Stoic. rep. 9« 6 : 9h yag riro«« (die pbysiscbea Unter- 
svchungen) owdiftat rov n<^« dya^iZv «et! Honkiv loyot^ ux aorjs 
£lltf9 »^%^f avTiuif dfttivovoe e^ dva^ogds^ «cT aXXoi» tivoS 
ev$ttev tfji (pvüiKrfQ ^sw(tias TtagaktjTrr^s ^afft ^ -rgoi f^y ne^l 

3) S» TOr« Aand* u* DiQ9* VII, 46: ^vryv Si rtjv StaXtuctur'y dpay- 
'nidav ^Inat m«» dgetiQV iv eiSei Tti^/%Qimav dgude u. s. tv. 

3i) Cbhts. b. Pi^iTT. St rep. 3, 9 : äao« ii vvaXa/u^dvwvi ^ilooorpo^t 
M^ßdlinv f$dlt4a TOP ax^Xttfi/tov ßiop du di^xih «roi ftoi do^ , 
itim, iiaftagrdvti'» vnQvoavTSt iMLyatyv^ rtvos sya»uv 9u9 tSto 
TtmstP if . mlXop vipoe rivt^ naQunXtjaiov nal rix eiov ßtov «roi 

4) $. $. S5. 

a) & o. u, Dioo* Vllt 47* Sbv« ft. a. O. neo phäosophA n»9 virttOe 

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im Allgemeinen. IT 

sie in dieser Beziehung^ über die eynische ITeracMuiig' 
iev theoretischen Thätigkeit hinansgieng'), so wenig' 
wollte sie doch darum beide gleichstellen, somdätn das 
Theoretische wird dem Praktischen untergeordnet: das 
schlechthin Nothwendige und Begeh renswerthe ist dte^ 
Tugend, das Wissen oder die Philosophie ist nardess^* 
halb nothwendig, weil ohne die richtige Einsieht keinem- 
wahre Tugend mdglich ist. Noch deutlicher erhellt dtess- 
ans der Stellung, welche die drei Haupttheile derPtiflo^' 
Sophie, die Logik, oder Dialektik, die Physik und die* 
Ethik, Im stoischen l^ysteiA gegen einander einnehmen. 
Die Dialektik betrachteten die Stoiker durchaus nur als 
ein Werkzeug im Dienste der übrigen Wissenschaften, 
and namentlich des praktischen Lebens; sie sagen, die 
Log;ik sei für die Philosophie dasselbe, was die Knochen 
ond Sehnen fi)r das Thier, was die Schale für das Ei, 
was die Umzäunung für einen Garten^), d, h. sie geben 



est, nee sine philosophta virtus est. Weitere Belege sogleieh. Vgl. 
auch was §. 35 über die BestimmnDg der Tugend als ints^fAij 
beibringen Wird. 

1) Zwar wird dem Zeno vorgeworfen, dass er die i/Tivulios natSaia 
für nutzlos erklärt habe (Diog. VII, 32), aber wir wissen nicht 
in welchem Sinn und Zusammenhang dieses gesagt ist. Sollte, 
aber die ältere Stoa in dieser Beziehung den Gynikern noch näher 
gestanden sein, so zeigt jedenfalls die seit Ghrysipp in ihr ein- 
heimische ausgebreitete Gelehrsamkeit nnd Dialektik, dass diess 
in der Folge nicht mehr der Fall war. Nur von Zeno's Schüler, 
Aristo aus Ghius, wird berichtet (D106. Vli, 160 f. Plitt. de au- 
diendo c. 8. extr. Stcfa. Serm. 80, 7. 82, 7. 11. 15. 16. vgl. 4, 
110. SiixT. adv. Math. VII, 12. Sin. ep. 89. 94. Cic. Aöäd. If, 
39) 123. vgl. Kbischs» Forschungen auf dem Geb. d. alten Phil. 
I, 411 f.) 9 dass er nicht blos die encyklischen Wissenschaften 
geringschätzte, sondern auch die Logik als nutzlos, die Phjsik 
fU transcendent verwarf, und selblt die Ethik auf die allgemeine 
Untersuchting über Tugend und Laster beschränken wollte 5 aber 
diese Aussobliessung des Theoretischen wird ebenso, wie auf der 
andern Seite Herills Ueberschätzung desselben, als eine Abvrei- 
chung vom stoischen Standpunkt betrachtet 

2) DiOG. VII, 40, Skxt. adv. Math. Vif, 17 ff. Wenn naeb der 
Die Philoiophie der Griechen, lil. TheU. 2 

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lfl[ Ueber den Charakter der stoischen Philosophie 

ihüweseiillfcb nur die negative Bedeutung, die Hinder- 
nifsa den wahren Wisnenn und des tugendhaften Lebena 
entfernt »i halten, sie int ihnen eine HilEswiasenschaft, 
welche ihren Zweck ausser sich selbst hatOt und dem 
entspricht auch voUkommen, dass der eigentliche Kern 
des Systems, die ethische und physische Weltansicht, 
sehon von Zeno und Kleantbes vorgetragen wurde, wäh- 
rend die Logik erst durch Chrysipp ihre Ausbildung er- 
hielt»). Weit höher wurde allerdings die Physik gestellt, 
ja sie scheint der Ethik an Werth voranzugehen, wenn 
jenß der Seele verglichen wird, diese dem Fleische, 
jene dem Gelben, diese dem Weissen des Eis'), wenn 



eritem Stelle Einige sagten: aSi$^ f$ipot v« «rifov n^otm^x^^» 
dlXd fttf^x&M avrmt so sind diess theib eben nur Einselnct 
tbeils scbliesst die gleich massige Notbwendigkeit aller Tbeile die 
Unterscheidung von solchen, welche dem letzten Zweck der Phi- 
losophie unmittelbar, und solchen, welche ihm nur mätelbar 
dienten, nicht einmal aus. 

1) Man Tgl auch Dioe. VII, 47, wo die Bedeutung der Dialektik 
dabui angegdien wird: i» aviv t^s dtaltMtutffC ^ttuQiaQ xov 
ao<p6» antQtrav teeo&ai ir loyt^' to ts ydg dlijdis mal jq yfsv- 
3öS SutyirußaueQd'tn vn ait^Q ual ro ni&avov to te dfbtptßQlms 
IsyofAevov S^twt^iPsU&ttt. CnaTSipp b. Flut. St rep. 10: man 
solle sich der dialektischen Streitrede mit Maas bedienen; voif 
(Abv yaQ inox^v ayovai nsgi itdvjtftv inißakkti tuvto noiuv . • . 
tOii y ini^fiijv ivBQyaiofUvotS »ad"* fjtf OfAqloyoviUvtoQ ßtwoo- 
fM9a^ xd ivavtia \u s. w. Sb». adv. Math. VII, 23: ixvQfati- 

2) Dass Chrysipp der eigentliche Begründer der stoischen Dialektik 
war, sehen wir aus den Verseicfanissen stoischer Schriften bei 
Diogenes, welche bis auf ihn herab nur wenig Logisches ent- 

>, halten, wogegen er selbst sehr viel hieher Gehöriges geschrieben 
hat; femer aus den Angaben bei Dioe. VII, 84. 180 und Stob. 
• Serm. 89, 5; namentlich aber daraus, dass Cbrj^sipp fast immer 
die älteste stoische Auktoritat ist, die für logische Lebren ange- 
fahrt wird; man vgl. Dioo. VII, 6a. 6*^. 68. 71. 79* Saxxiisilath. 
YIII, 223 u. A. 
S) So bei DiOG. VU, 40. Nach Sextus VII, 18 hätten die Stoiker 
die Physik dem Weissen im Ei, die Ethik dem Gelben verglichen, 
in dem d9w Hühnchen sein sollte, find ebenso verglich Posidooius 

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iftftstbf . 8;#9agt> vtitdy sie enthalte deo gottltchitep Tbeil 
iw'JfkäH^ofiil^) <ind wenn sie aus diesem Grunde in def 
fjiNi Aussen. '«acb Innen fortsclireitenden Anfzählung tlirer 
Tbeifo lAiei dritte. Stelle einaimnitO« IndesseTn stehen 
iiß^^ ikew^0vu»gw nicht bloa andere gegenüber, welche 
4ie £thiji als diis eigentliche Ziel und die letzte Frucht 
(kr/ PihifesQpbie erscheinen lassen 0> sondern auch der 



die Ethik der Seele, die Physik dem Fleisch und Blut. Bittk& 
in, '532 bat aber wob! Recht mit der Annahme, dass dieses 
\Mkt *Xirtvtic\mng Ton der altern Lehrart sei, denn auch die 
Sl«)lui^ .djBr drei Theile (s. d. folg. Anm.) beweist, d«ss dis 
^ Physik den Stoikern ursprünglich für dei^ innersten und tiefstj^n 
Tbcil des Systems (die Seele desselben, das Innere des Ei's) galt. 
' '' Diese Stellung wird ja aber auch von Ssxtvs selbst anerkannt. 
^Dmatukvs^ Syst. d. sto. Phil. I, 43 meint, in der Stelle dea 
Dio^, ballen die Wörter t}&$HQv und tpvofov zweimal ihren Ort 
vertauscht., 

i) Skk. nat« qnaest. praef. in. Quantum inter phtTosophiam interest ei 
tüiruB'tirus'y toMüm iMcretie existimo in ipsa pkUosopkia kUer 
. ü^tf^ipu^t^ quas ad k^nw^s et kano, guae ad Deos speetai^.f 
tantum inter duas interest^ quantum inter Deum et hominem* Chat« 
S1PP I>. Flut. St. rep. 9, 2 : (ßoxti fAoi) dtiv rarrca^a* ^r^xJra 
fiiif ror Xoy^Ha Bavttga Sa rd ^&fud rglta Si td tpvotKa ' töSu 
'3i 9)90üircwi/ taxawpf ehai q neffl rc»i/ &9d!v loy^f 9to umi r§l^ 
ras ijyoQSvtfav xdf xäZiMV nagadoons, Sxxtus VII, 32 : oi 3i 
ttno Ttji oTods Mal avtol agxav ptiv tpaat rd loyutdj dtvrtgsvsiv 
Si td ij&ind , TS'Xsvraia di rstdxd'ai rd <pviwid . • • ta^vralav 
'3i indynv Tt}v ^vciin^v ^twglav* ^ff«or/f« ydg ic* »al ßm^wi-^ 
^s dsiT^ T^c iTti^daeats, Dieselbe Ordnung nur vom Höchsten 
anfangend, giebt Diog. VII, 39» wenn er tfvcixovy tj^iitiovy loyir- 
MOV säblt, dagegen scheint zu widersprechen, was er §. 40 sagt: 
«AAo* Si ngdÜTov fiip ro XoytHoy rdrTOvaf Sevtsgov Si rd ipv9$- 
nov «dU x^TovTo t^^inov} ao mache es Zeno, Chrytipp und A. 
Indessen zeigt Plutabch a. a. O- $. 3 ff*, wie diess zu verstehen 
. ift: sofern es sich um den Wer th der verschiedenen Disciplinen 
handelte, wurde die Pbystk in der aufsteigenden Linie zuletzt 
gestellt, in der Darstellung des Systems dagegen pflegten die 
• Stoiker die Physik der Ethik vorangehen zu lassen- Durch diese 
Qem^rkung hebt sich auch, was Rittbb a. a. O. gegen Sbxtvs 
Angabe (VII, 23) einwendet 

3) Bei Diog. VlI, 40. Sbxtus VII, 17, in der Vergleichung der 
, Philosoph^ mit einem Baumgarten, soll die Physik den Bäumen oder 

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iO Ueber den Charakter der stoifehen Philosophie 

gmzt Bon des Systems bewelfi^t, das» ds ttHtf^'iJeiNrv 
mheinfbaren Voranstelliing der Physik doch hi>'WkAtti^l 
tiur die Ethik ist, von der aus das Ganze entwwfeil/ uti4 
aus der es in seinen 6r«ndbestininfung;^R alte^« M« bei> 
g;reifen ist. Die Stoiker selbst bekenneft^'Aess ^adterehy 
dass sie in äer wtrkliohen Ausfiibriiiig-'dfes'iäysteM ikt 
der Physik angewienene Stelltin^ niebl fetitä^tiallliW ve^- 
niög;en>); bestimmter erhellt es aber aus dem Innern 
Verhältniss der beiden Theile. Schon das ist in .'fieser 
Beziehung entscheidend, dass die Physik von d^ l^tpikern 
gar nicht selbständig weiter gefördert worden 'isf^ wo- 
gegen die Ethik in sehr eigenth&mlicher Weise und mit 
der bedeutendsten Wirkung durch sie fortgebildet wurde. 
Diess wäre ganz undenkbar, wenn es das Datorvt^ssen- 
scbaftliche ader überhaupt das theoretische InterBase ge- 
wesen wäre, von dem ihr System ursprünglich ausgi^ng. 
Aber auch der nähere Inhalt ihrer Physik bestäljgt diess. 
Von den zwei hervorstechendsten Elgeitthiimlh^likeiten 
derselben, ihrem Materialismus und ihrem l^antlieismus, 
lässt sich weder die eine noch die an^dere als die Quelle 
ihrer ethischen Grundsätze betrachten, sondern beide 
sind nur als eine Folge derselben zu begreifen. Wäre die 
materialistische Weltanschauung das Erste, ^ und die 
ethische Ansicht erst aus ihr abgeleitet, so hätte diese 
nur eudämonistisch ausfallen können, denn der Endämo- 
nismus ist die natürliche praktische Konsequenz des Ma- 



dem Boden entsprechen, die Etfaili den Früchten. Besonders gehören 
aber hieber die Erklärungen Ghrtsipfs b. pLtrr. a. e. O. i s yag 
tftv evQSiv Tfjs Sinaiodvvtjs aXkrjv dgx^v ü9* allijv ytvsatv ^ tijv 
in tS Jtoc sca» t^v ex t^q xoip^q tpvästos , . .'^4 ydg ztw aXXwQ 
»^ oix8^6t6qov insX&8iv inl top t(uv ifaBuiv Kai »akwi^ Xoyov 
' »^ inl tds dgerd^ aS" iirl ev9aifioviav y dlX tj dno' t^^'uotv^e 
^itnv»S nal dno t^s tS noofiov dtoiH^aeatf , * > id^ SiX^h tivoS 
(gvsxev tyi q>vaix^s &e(oQias itaQahjntfji o^cn^c, rj 71009 rjv fcegl 
dya&0)p ^ naTtüjv Bidiaatv. . "*. .s ; : 

1) M. a. die zwei rorangehenden Antiier^angen tindTivT. Si rep, 9,3* 

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»1. .-.»ii ; m.AIlgtmetiieiv, j|l 

iU!t\9iimn9if\d9m$ 4ie Stoiker trotss ihrer materialifttitoben 
Physik ::4^0b'eiii.e>«elir strenge, auf Uoterwerfuog .der 
Biilil«eh>k«lt f;eriphtete M^ral haben, ist nur dann be- 
fi;Nf|flieb,'. «renn Ihre Moral nicht von ihrer spekulativen 
'Welianaicht fcesttnnnt isl^ sondern ein unabbängig;eis Princip 
.ih JiMh selbst bat.- Wäre der stoische Pantheismus im Ver- 
biitrffss'Eur. Ethik das Ursprünglichere, so könnte diese 
24v«» ganK rein und streng sein, aber sie wurde statt 4er 
iüölfeft und schrt^eit Haltung, die ibr.eigen ist, eher den 
iGliarahter der Ddldung und Ergebung tragen, wie die 
Moral* Splnoza*s. Der männlich tapfere, im Kampf mit 
dahi&innlicbbeii sich durebsetsende Geist dieser £thik 
-beweist, dass (sie siebt in ihrer pantheistischen Speku- 
latldn,' sondern in einer sittlichen Anschauung ihr eigeu- 
tbfimtiches Motiv bat, dass daher jene Spekulation selbst 
inb stoischen. System nicht der Grund, sondern nur eine 
Hilfstorfltellungv <!"<) insofern eine Folge seiner ethiscben 
Richtung IstO* Dieses System ist in seiner theorettscbien 
Wellaascbariung pantbeistisch, weil es für das praktisicbp 
Verhalt«« nur in der Unterwerfung unter ein allgemeines 
Gesets, unter eine objektive Nothwendigkeit, Heil siebt; 
es Ist -materialistisch, well sich der Geist hier seines* 
ififhdbenbäit übei!^ die Natur nur in seiner ethischen Tha- 
dgksit'fbcwusst wird ^); seine Physik ist ihrem Inbak 
iiidibrev Bedeutung nach der Ethik durchaus unterge- 
ordnet^ ttild sie erscheint den Stoikern jiur desshalb als 



iV^fis TerbSk/-8ith. in dieser Bezieht!^, wenn eise tbedlogiaclie 

.,', Parallele eclqifbt ist, mit. dem stoischen Pantheismus ahnlich« wie 

, .mit dem Pradestinatianismus der reformirten Dogmatik, welcher 

gleichfalls nicfit als der Grund, sondern ursprunglich nur als 

''eia^'/lEriolge und irfilfsvoraussetsung der prälstischea Aaffas- 

' «lifig der Religioq in der reformirten Kirche zu. betrachteir ist* 

Wenn hier der Ort wäre, diese Parallele weiter «u verfolgen, 

würde sich zwischen den beiden Systemen noch mancher merli- 

*• Svürdi^e Te^gleibliungspohlit atifzeigen lassen. ■ 

2) :iliiBflpesfblirtilfr>>33. 34. 

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tt Ueber den Charakter der atotichen Philosophie 

das Bftbere gegen diese, weil ihr etMscIked Prinel^ beÜMit 
das menschliche Thnn dem Naturgesetz nntferfHrft 

Dieses Uebergreifen der Etbik über die abflgeä WM- 
senschaften lässt uns im Stoleismns eine* solcfie 'F«fm 
des philosophischen Bewnsstseins erkennen, In welcher 
sich das Interesse des Denkens überhaupt vom Objekt 
und seiner Erkenntniss zum Subjekt gewendet hat. WQder 
das äussere Objekt, noch das reine Denkobjeht,. weder 
die Natur, noch die Welt der metaphysischen Begriflfe 
hat für den Stoiker ein selbständiges Interesse, dagegeh 
tritt die Frage nach dem letzten Zweck der subjektlintfn 
Thatigkeit und nach den Bedingungen seiner VettitfirUi- 
ehung in den Vordergrund, und alle philosophische Fot- 
schung wird in letzter Beziehung auf diese Frage bezo- 
gen : die stoische Philosophie zeigt schon durch das 
Verhältnlss ihrer flaupttheile, dass sie wesentlich den 
Charakter der Subjektivität trägt. Die gleictie EfgeU- 
thümlichkeit tritt ja aber auch in der weiteren £«Mlck- 
Inng ihres Inhalts hervor. Die stoische Ethik ist alebts 
Anderes, als eine Vergötterung der auf sich selbst ge- 
stellten, in sich unendlichen, in ihrem vernunftgemässen 
Leben schlechthin befriedigten Subjektivität; ihr Ideal 
ist der Weise, der keiner äusseren G&ter ibedaifilioü 
Ton keinem äusseren U^bel berührt wtrd, der In^iseliiek' 
Selbstgenügsamkeit sogar der menschlichen Gemeiiisduift 
entbehren kann , welcher noch Plato und AristotelM^ so 
hohen Werth beigelegt hatten. Die Logik gi«b4 in 4m 
formalen Untersuchungen über die Denk«- und Spmch- 
formen eine Anleitung zum wissenschaftlichen Verlahren, 
bei der es sich aber durchaus nur um die Technik des 
Denkens und die dialektische Bildnng des Subjektes han- 
delt, nicht um das wissenschaftliche Verstänrfniss der 
Denkthätigkeit als solches; sie untersucht ferner die 
Frage nach dem Kennzeichen der Wahrheit, eipie Trage, 
die an sich selbst schon dem StandpuoMld^rsabjtfktlven 

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itt 'All gern einen. - ' <SS 

Refeiion MgebSrt, und die auch In der «toiseben LehlH» 
Ton der ipavTa&ia naralfjutiKrj nach dnrchäns aubjektivte 
Merkmalen entschieden wird; sie entwickelt eadllcb tb 
der Ontologfe, wlenn wir dteae der Lo^ik zazählen wol- 
len, die Grundsätze des stoischen Materlalisrnns, deaseti 
Zusammenhang^ mit der praktlachen Richtung^ dieses Sy- 
stems wir anch noch spater nntersttclien werden. Aber 
aoch die Physik kann trotz Ihres pantheistlschen Fatalis- 
mos die Bedeutnng; nicht verläugnen, welche die Subjek- 
tivität tfi^ das stoische System hat; denn was Anderes, 
als das subjektive Interesse, ist es, aus dem jene Teleo- 
hgit berrorg^egangen ist, welche die eigentlich physfka- 
lisdie Forschung bei den Stoikern ganz zurückdrängt? 
Der' Mensch ist der Zweck der Natur, der Mittelpunkt, 
um den steh Alles bewegt; nicht d^s Wesen der Natur 
als solcher, sondern ihre Beziehung auf den Mensdreii 
und sein Händeln bildet deft wichtigsten Gegenstand der 
NatttKorsehung. 

Atff diesem seinem Standpunkt fQblt sich nun der 
Stoiker dbcinso, wie andererseits der Epikureer, noeh 
vollkomihen sicher; das Vertrauen des Denkens auf sich 
sdbst, die Üeberzeugung des Subjekts von dem Ausre^ 
cheaden seiner sittlichen Kraft ist noch durch kefncn 
Zweifel gebrdchen, es ist daher aueh noch utcht das Be- 
dnrfniss vorhanden, die Mängel d^i philosophischen SJjt- 
atems durch eklektische Verkniipfnng Verschiedenartigiar 
Elemente zu ergänzen, oder aus dem Gebiet des selbst- 
bewnssten Denkens und der philosophischen Tugend zu 
ekstatischer Offenbarung, religiösem Auktorltätsglauben, 
ascetischer Selbstverläugnung und mystischem Kultus zu 
fluchten. Die stoische Philosophie ist Ihrer Form nach, 
trotz der Untersuchung über das Kriterium, Dogmatis- 
mus, denn diese Untersuchung entwickelt sich nicht zu 
einer wirklichen Kritik des Erkenntnissvermögens, son- 
dern sie wird durch ein praktiscbea Postulat abgeschnlt- 

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^ Ueber deo Charakter der stoiacfaen Philosophie 

.160 ;' ihrem Inhalt^ nob lasst sie sieb als moraliei^ber 
.Dogmatismoa bezeicbnen» denn das sittliche Verhalten 
•de« Menschen bildet für sie dien festen Punkt, auf den 
Jbre g;anKe Weltansicbt bezogen ivird, in dem der Mensch 
sich schlechthin befriedigt findet, and in desseiy Beschreib 
bvng daher auch die philosophische Forschung zur Ruhe 
Jkommt; die Physik ist, vfie ifvir gesehen haben, nur eine 
Hilfswissenschaft der Ethik, und wenn die Stoa ihre 
üebereinstimmnng mit den Mythen der Vollisreligioii nach- 
auweisen bemiiht war, so hat doch dieses theologische 
Bestreben hier noch nicht die gleiche Bedeutoog, wie in 
dem spateren Neuplatonismus : die Religion wird nicht 
ds Ergänzung der Philosophie gesucht, diese ist viel- 
.mehr In sieh selbst Tolikonmeo befriedigt, und hatte für 
klth genommen nicht das Bediirfniss, sich an die religio- 
isea Vorstellungen anzulehnen ; dass sie sich mit' diesen 
friedlich aoseinanderzusetzep sucht, ist nur eine Folge 
ihres praktischen Interesses und ihrer Voraassetztiogeii 
iiber die Bedeutung der n^vml iwoiai,, die ib|r eioen of- 
fenbaren Widerspruch gegen den Glauben der Völker ver- 
beten. Die religiöse Orthodoxie der Stoiker ist daher 
ursprünglich nur ein apologetisches Beiwerk, nicht ein 
fwesentllcher Bestandthell ihres philosophiscben Sy^tems^ 
wie diess anch daraus hervorgeht, dass die eigentitich^ 
Beweise und die ethischen Beweggrjlade ursprunglich 
triebt aus der positiven Religion hergenommen, sind % son- 



1) Zwar wirft Plut» St. rep. 9« 3. dem Cbrysipp vor: tsrov ye tov 
Xoybvf ov ^xf^'^^^ 9V^^ ^^^^ raTTSO'&en, ntg} ^iwVf '^&t$ n^ar- 
TM$ tra) n^oesni^rjüt «räyrotf ^&tnov ^f^t^ftarot' oiTr« yd^ fft(f^ 
tjaXfup Qvt9 n8(f} S^naiootviii ovtb tts^I dyß&fSv nal «ayrnfv ovu 
negl yafts Mal naifoTQoq)iac ovte ntgl vofis »al nolireiac q>atvf- 
ra* Tonaganav q>d'syy6fievo9^ tl fifj »> - irQoygatffiiB tov Jidt ttjv 

) , f$op ipa ovra nal 99n9Qaa(UvQv. Et liegt jedo<|i iMn Tage, d«st 
Zeus, das Verbängniss u*s. f. hier nicht Vorstellungeii der Volks- 
religion, sondern, den. stoischen Begriff des Urwesens und der 
.sHgemeinen Noth^endigkeit bezeichnen. 

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im Ajl^ gemeinen. Ü 

dern die- physikalischen und moralischen Satze, iminer eryt 
qachträglic^ mit den reUgiösen. Vorstellungen in Verl^in- 
diing gesetzt werden. Erst die späteren Stoiber, wie 
Epiktet .und Antooiii^ bedienen sich der relifgiösen Motive 
bäafiger, aber auch sie sind weit entfernt, sich auf den 
Götterglauben dps Volles zu stützen. 

Vom Epikureismus unterscheidet sich der Stoicismus 
in letzter Beziehung^ wie schon bemerkt wfurde, dadurch, 
dass von jenem die einzeliifi oder sinnliche, von diesem 
die in sieh allgemeine oder die vernunitige Subjektivität 
als Zweck und Princip gesetzt wird. Das Ziel der. epi- 
kureischen Ethik ist die Befriedigung des Inilivi^uufDS 
als solehen, oder die Lust, das der, stoischen die Unter- 
werfsng des Subjekts unter das al^meine Gesetz, oder 
die Tugend; dass auch der Gegensatz der beiden Schulen 
in der Physik und der Dialektik auf denselben Grunduii- 
terscbied zurückfiihrt, wird später gezeigt, werden. Itur 
darf man dariibei! i^e Verwandtschaft beider nicht iibei*- 
seheo.. : So SjQhroff Auch d^s stoische System jedeßerecli- 
tigong des individuel{eii Interesse'^ bestreitet, so aun- 
sehliessiicb es das Subjekt in seinem gsiuzen Verhalten 
4nr.cit(,) das.. Vernunf^geaetz, bestimmt wissen will > so Js|t 
es doiph eben nur die yerwirklichiiiig des Verniinft^gqp 
im Subjekt, um welche es ihm in letzter 3eziehung, zu 
thvn ist, luid weder Cur die. Natur, noch für dei^ßtaat 
hat es ein selbständigem Interesse. Ebendamit stiellt, es 
sich aber mit seinem Gegner, dem Epikureismus, im All- 
gemeiqen auf den gleichen Boden der Subjektivität , ^und 
diese innere Verwandtschaft mit demselben kommt in sol* 
chen Consequenzen «der stoischen Moral zuhi Vorschein, 
in denen die Unabhängigkeit des Weisen von ' allem Aeus- 
Sern in egoistische Selbstgenügsamkeit, leeren Tngend- 
Btelz und cyniscbe Verachtung der Sitte und der mensch- 
lichen Gefühle umschlägt. -> 

Indem wir es nun versuchen, die Entwicklung, dieses 

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16 Ueber den Charakter A^r itoisclien Philos. im Allg. 

Standpunkts in der stotsehen Philosophie Im Einzelnen 
nachzuweisen, so werden wir nns an die von der Schule 
allgemein angenommene Eintbeiinng des Systems in die 
Logik, die Physik nnd die Ethik zu halten haben. Was 
die Stellung dieser Theile betrifft, so waren die Stoiker 
selbst hierüber nicht ganz einig. Die angesehensten von 
den älteren Lehrern der Schule, wie namentlich Zeno 
und Chrysippus behandelten sie in der angegebenen Ord- 
nung; Diogenes vouPtolemais begann mit der Ethik, Pa- 
nitiüs und Posidonins mit der Physik, Apollodor stellte 
die Ethik zwischen Logik und Physik in die Mittel und 
ebenso macht es, ohne Zweifel einer älteren Quelle fol- 
gend, Diogenes von Laerte in seinem Bericht iiber die 
stoische Lehre. Wir haben allen Grund, uns an die An- 
ordnung Chrysipps zu halten; denn ist auch die stoische 
Logik und Physik nur in ihrem Zusammenhang mit der 
Ethik vollständig zu verstehen, so musste doch diese in 
der systematisühen Ausführung jene beiden nothwendfg 
voraussetzen, und wird auch von den Stoikern selbst, wie 
wir früher gezeigt haben, bei der Frage über die Rang- 
ordnung der drei Wissenschaften, die Physik, als die 
höchste, zuletzt genannt, so wissen wir doch bdreits, 
dass damit über die Stellung derselben im System nicht 
etitschfeden ist. 

Iilwiewett die einzelnen stoischen Lehren schon dem 
ersten Urheber des Systems, oder erst seinen Nachfof- 



1) DiOG. VII, 39. nach Zeao, Cbrysipp a. A. Siirva Math. VII, 

" ' 16« PtVT. St rep. 9, 2- p1. phil. prooeitt. Sitf. ep. 89 n. A. 

U4>#r Aritto's Vtfrwerfiuig der Li^ M .Fdjtik •* 0. DiM 

die drei Disciplioen bald /i^pv^ bald sl'Sf^, bald- yit^, bald zonoi 

genannt werden, bemerkt Dioe. a. a. O. 

3) DioG. VIT, 40. t Tgl. uttsei^ fruberen Bemerkungen ^ber daa' Ver- 

bSltsis» der drei flCcbei^. Die 9^bi Tkeii«' der Pbttoteofpbie, mI- 

che nach Dioo. a. a. O. Kleantbes annahm, (Pialek^, Ebetorä, 

, Ethik j( Politik; Pbjßik, Theologie), sind Unterabtheilungen der 

drei' ' ■ ' • ' li '.' ^ 

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I>ie «toUch^ Lo^tk; '^ «f 

gera imgehArin , Ksst fti#h in Ttelen Fällen nicht meKr 
Bit Sicherheit bestimnen. Die Spateren, welche unsere 
Qaelle fiir die Kenntniss dier stoi^heif Philosophie bil- 
den, unterscheiden nur selten zwfsfetien beiden, und audi 
die urkundlichsten Berichterstatter scheinen sich doch 
ganz überwiegend an die ausgebildetere Form des Sy- 
stems zu halten, in die dasselbe durch ChrySipp gebracfbt 
Knrde. Erst von diesem besitzen wir auch siahlrefch^e 
Fragmente. Wir sind daher ausser Stands, die Lehre itfs 
Zeno und Kleanthes von der seinigen gesondert zu behan- 
deln^), wir werden vielmehr zufrieden sein m&ssen, Wenn 
es unfii gelinget, das System*, so wie es aus den Hündeh 
Chrysipps hervorgieng, wesentlich richtig wiedereogebeä, 
and das Fremdartige ferne zu halten , was ihm späte«^, 
seit de» Beginn der eklektischen Periode, beigemischt 
vurde. Wir können uns aber hiemit nin so elier begnti- 
gen, da es fn der Hauptsache wohl feststeht, dass trotte 
aller formellen Fortbildung doch die materielieh Grund- 
euge des Systems 4urch Chrysipp keine wesentliche Ver- 
änieniiig erfahren haben. 

§. 33. 

Die stoische Logik. . , 

Unter dem Namen der Logik fassten die Stoiker seit 
Clirysipp eine Masse von wissenschaftlichen jErörteVungen 
zusammen, die wir nur tbeilweise zur Philosophie rech- 
nen würden. Sie unterscheiden nämlich zwei Theile der 
Logik, die Dialektik und die Rhetorik % zu denen Man- 
die noch die Lehre von den Kriterien als drittes hinzu- 
fügten ^). Vor diesen Wissenschaften enthielt aber nicht 



O Wie dieat TEBKKMkvir im 4. Bd. seiner Gesch. d. iPbflos. th*ot. 

3) DiOG. VII, 41. f. Gig. fin.If> 6- Sttr. ep. 89* S. S55, wo der 
sehr Sosserlicbc TJater8cheidungsgm<WI angegeben wird, ^ass alle 
Bede entweder ein fortlaufender Vortrag oder ein Dialog sei. 

3) DioG. a. a. O. wo aber der Text «erdäcbtig ist Ebd. $. 49* 55.| 

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^ Die stoiicbe PkUotophie. 

Um die Rhetorik vrobl kanm etwee Andieres, als eiae 
SaBUDlang voo Knoetregele ohae pfaileaophiaehe Bedea- 
totig O9 ^ondero swh die isi ea^^ra Sioa so g;eaanDte 
Dialektik baachaftigte afch sa eiaem gatea Tbeile mit 
Dnterauchnngea) weiche mehr zar Sprachlehre, als zor 
Philosophie gehörea. Dieselbe zerfallt bei dea Stoikern 
ia die Lehre ?oa deai Reaeiebneten und die Lehre von 
diar:Spraclie ^); die letztere Ist jedoch nicht dasjealge, 
waa wir Spracbphilosophie nennen, sondern die gewöhn- 
liche tiranmatik, nur etwa mit eiaigen allgemeineren De- 
finitionen 3) eingeleitet *) ; ausaef dem fand auch die Poe- 
tik, und selbst die Theorie der Masik hier ihre Stelle &). 
So ?erdienstlich aber diese Oatersnchangen auch warea, 
and so weitgreifendea Einfluss sie aaf die spitere grie- 
chisch-lateinische und mittelbar anch auf die neuere Sprach- 
lehre gehabt haben ^, so wenig kann doch da, wo ea sieh 
am die stoische Philosophie handelt, weiter davon 
gesprochen werden. Nach Abzug dieser Zuthaten blei- 
ben uns von der stoischen Dialektik drei Hauptpunkte 
übrig, bei deren Behandlung wir uns aber gleichfalls nicht 



wogegen nach §. 43. die Lebre vom Kriterium in der Dialektik 

besprochen worden wäre. 
1) Vgl. Dioo. VII, 42. f- 
3) DiOG. VII, 43> f. 63. Skn. a. a. O. StaXintiMif in duas partes di- 

ifidüur^ in verha et significationes, i. e, in resy ptae tRcuntuTj et vo" 

ea^uhf pnhus dieuntur, 

3) Z* B. ipwpiQ 9 dii^ fttnXifyfiivot^ £«wi^ tf^tuyi^ = «^^ vni off^fi 

txjTtfAitofAivri. D106. VIT, 55. 

4) Es erhellt dieas aua dem Berichte b. Dioo. VII, 55— 63m ^o 
aber Ton (. 60« an offenbar Fremdartiges heimgekommen ist 

6) DiOG. VII, 44. 60. 
. 6} M« 8. fiber die stoisehe Grammatik und ihre Bedeutung f&r die 

grammatische Wissenschaft: TisoBKiüini, System der stoischen 

Fhilos. I, 143. £ IinascH, die SpNiehphik>& der Allen S. 45 ff. 

Weitere Lttteratur l>ei Wasbhxash in der Realencykloflidie des 

klasa* Altorth. V» 1436. 

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Die stoisehe' Logtk. M 

an die verwickeilen Eintbelladgeii des steift^fteii Sysienw^) 
tMlten^könneo : die Erkenntntosllieorie, die fornftie Lejg^ik^ 
uDd die Ontologie. '< 

1. Die Erkenntnisstheorie. Den Mittelpunkt 
dieser Lehre bildet bekanntlich die Frage nach dem Kri- 
terium, odtt nach. den Merkmalen, an denen das Wahrd 
in nnsern Vonrtdlnngen von dem Falschen c« unterscheid 
den ist* Diese Merkmale können aber bier^ wo erst die 
Grniidlage für eine firkenntniss den Objekts gewonnen 
werden faoll, noch nicht in dem Verbaltniss der Vorstel* 
langen zum Objekt, also überhaupt nicht in dem Inhalt, 
sondern nur in der subjektiven Form der Vorstellungen 
gesoeht werden. Jene Frage ist daher gleichbedeutend mit 
der: welche Art von Vorstellungen eine richtige Erkennt« 
oiss der Wahrheit gewähre, welcher ^Fhätigkelt des Vor- 
stellungsvermögens Wahrheit zukomme. Aufwiese Frage 
sdieinen nun die ältesten Stoiker ziemlich unbestimmte 
Antworten- gegeben zu haben ; wenigstens berichtet Dio« 
GENES Vit, 54«, BoSthos, dessfaalb von Chrysipp angegrif«» 
fen, habe mehrere Kriterien angenommen, die Vernunft^ 
die Wahrnehmung, die Begierde und die Wissenschaft^ 
einige andere von den altern Stoikern bezeichnen, nach 
der Angabe des Posidonius, nur unbestimmt den oQ^og 
Ao^o; als Merkmal der Wahrheit. Die entwickelte Er- 
kenntnisstheorie der späteren Stoiker scheint ursprüng- 
lich dem Chrysipp anzugehören; doch sehen wir aus ei- 
ner sogleich anzuführenden Abweiehnng des iiCtzteren 
von Zeno und Kleanthes, dass* sich auch schon diese über 
das Wesen der Vorstellung geäussert, und tm Zusammen- 

1) Das Nähere über diese ingens elwUio (Snr. a« a. O.) s.' ^'. 0io6. 
VII, 4S.ff. 65. ff. Pätehsew's Versucb, dies« Ehittieilang im Ein- 
«einen fetItznMXfth {Phil Chrya. fand. 8. 2ti ff.) bat viel ünsi- 
cberes, wie denn namentlich gleich am ^nfiing die Beftiebong 
von SeiTtJ« Math. VIII, 11. f. auf die Theile der Logih verfehlt 
ist. Ganz seltsam ist die Vermutbung S. 35^ Ghrysipp möge 
die Erkenntnisttbeorie in der Rbetörih abgehandelt haben. 

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If Die «toisfcbe Philosophie. 

|Mui|; (dfti|[iit jw»U.a«eh die allgdtMifien OrotadEüge derspä* 
ttrM Theorie entworfen katten. In derjenigen Forni, in 
welcher uns diese überliefert ist, lautet sie im Wftsent«* 
liehen fotgeDdermassen: 

. Alle Vorstellungen (^apTMlta) sind aus einer Wir- 
hung. dea Vorgestdlten i^awtueop) auf die Seele au er* 
klaren 0? den» bei der Geburt gleicht diese einer vabe- 
aebritbenen Tafel, erst durch den Verkehr mit den Ob- 
jekten wird ein Inhalt in sie eingetragen '). Dijse Wir- 
kung der Gegenstande auf die Seele dachten sich die äl- 
testen Stoiker sehr materialistische vonKleanthes wenig- 
atens wnrda die Zenoiiische Erklärung der Voratellung 
ak eines Eindrucks in der Seele ') so wörtlich verstan- 
den, dass er dieselbe mit dem Abdruck eines Sigela ia 
Wachs verglich; da aber Kleanthes als ein besonders 
treuer Sch&ler Zeups bezeichnet wird» und da auch in 
Zeno die Kräftigkeit der sittlichen Grundsätze grdaaer 
gewesen zu sein scheint, ala die Feinheit des. Denkens, 
so werden wir diese Auffassung fär richtig halten dür- 
fen. Chryaipp erkannte die Schwierigkeiten dieser An- 
nabme^>; er aelbst bestimmte das Wesen den Vorstellung 



1) Plut« pl. phil. IV, 12. nach Chrysipp: ^avravia (t^v olv toxi 
na-d'09 iv r// Vi'Jt/T y^vofuvov^ IpSsixvvfisvo'v eavto rs ual to ne- 
ttoni^oi k.« tfavta^ov 9i to- ytotötv r^v tpavtaiikip. Von beidioa 
wird dann noch das papra^iuov^ oder da« nd^o^ «V tjy tpv^ mv 
oSevoe ipavTttfS ytvofuvovt welches desshalb auch diatttvot iX- 
ttvofios heisst, und das tpdvxaofAay das auf diese Art Vorgestellte 
(das vermeintlicbe Objekt 'einer gegenstandlosen Einbildung) un- 
. terscbieden; rgU auch Dioo« VII, 50. Sixtos Yll, 241«, iades^ 
•en seigt BiTTsa III, 548., dass .anderswo auch das ydvrao/ia 
unter den Begriflf der tpaitaala gestellt wird. 

%) ]^UT. a. a, O. c. 11. 

I) pLiJT* commi not. 47.: (pavtaQia tinutüts «fVi^f//* Ebenso Diog. 

' VII, 45* 50* 9. dass diese Bestimmung schon.: dem Zeno angehört, 

sehen wir aus Skxtus Math. VII, 330.: avroQ ovv (Chrysipp) 

r^y riwwoiv eiQ^Q'dmt vno to Ztjvmvoi vmviu, dvtl r jf€ irt- 

4) SaxTK^s Math« VII, 2^8«: MA^fiv&fi^ ,aip yi^ ^hvom njy rinatoiv 

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Die stQiscbe Lo^^ili. j ZjL 

dahii»9 da98 sie (j^io^f^ Gc^ßDstand Jn 4er Seele, oder: 
geoauer iff^ nri/^op^nov, hervorgebrachte yeränd|Bruog sei 0« 
Wie freilifxb diese Veränderung erfol{;e, die^s scheint 
auch Cbryafpp nicht iveiter untersij^cht zu babea ^). 

Schon hieraus ergiebt jsicb, dass die Stoiiier die Wahr- 
nehmung f&r die einzige ursprüngliche' Quelle unserer 
Vorstelluagen erklären inussten: die Seele ist. ein leeres 
Blatt, die Wahrnehmung ist es, wodurch dasselbe be<: 
scbriebeu wird ^). Indessen bleiben sie nicht bei ihr ste-» 
ben. Aus der Wahrnehmung entsteht die Erinnerung, 
aus vielen gleichartigen Erinnerungen die Erfahrung^); 
dorch Sclilässe aus der Erfahrung bilden sich diejenigen 
Begriffe, welche fiber das unmittelbar Wahrnehmbare 



$MTCL bi^o^iiv tt Hai iiox'^v wangg *al S^d xwv 3a»Ti'Xiwv yipo^ 
fiivtjv Tb Mt^fjs Tvnwatr, X^votTrno^ St atfmov ^yuto xo ro*«- 
rovy weil die Seele in diesem Fall uuroöglicb viele Vorstelluogen 
zugleich festhalten könnte, avroc olv u. s. f. s. vor. Anm. Dsts. 
a. a. O. ^. ^72. f. VIII, 400. Diog. VII, 45* f. 50. 

1} S. vor. Anm. undSxiTus Math. VII, 230. (nach dem in der Tor- 
leUteo Anm. Angeführten): cuV« tJviu to^Szov xov loyop' ^«y- 
raola t^lv irBQofuMfie ^vx^s* Diess wurde dann in der Folge 
weiter dahin bestimmt: unter der tpvx^ sei die Seele als solche 
zu verstehen imiireQ bSi ntgl %(} Tt'xovtt fi^iget rijs y^vx^s ylvi-^ 
ad'ai xavttiv [tijy favraoiav'] avfißißrjuBVi aXlci negl r/J dtapoi^ 
gAovov nal rq» r^ys/Aorin^ ($. 232. f.)» und diese ixtgoiatots ^yupM^ 
vimS erfolge uaxd netaiv nicht Maxd ivigysiav (j§, 239*).« d. h. in 
Folge einer Einwirkung von Seiten des Objekts. Vgl. auch Flut» 
pl. pbil. IV, 12. 21., womit Nembs. nat* hom. c. 6. S. 7$ über- 
einstimmt. 

3) Diess erhellt namentlich aus Sextus VII, 233. ff- 

3) PtUT. pL phil. IV, 11.: Oi 2xi»ütoi ifiaaiv ozav ytpytf&fj. o et»- 
^Q<uno6i *x«* x6 i^ycftov^Kov fi/(foQ xijs — V»/i7« oiaitt-Q X^Q^I^ 
ivM^ywv «iV aTToyoaaijy' tls xSro fiiav indsjjv xatv iwoiOiv «V«- 
noy(^^niM' n()VjT0£ ßt q riyc »yctypay^« xgonoi o ota xojp iü- 
^^QB(ttVp Cic. Acad. I, 11. 42- (nach Antiochus von Askalon): 
die Sinne seien dem Zeno zufolge Norm des Wissens, unie poH» 
ea notiqnes rerum in ananis anprimerentun 

4) PliüT. nach dem ^en Angeführten: aio^avofitvoi. yig xtvoi otw 
Ittxti dnsX&ovto^ avT8 fivtffAtjv txnatVt utav St vfiOn9us noXXal 
fAVy/tat yiVüji'TM xots tpaaW *x»*«' ifATX^iQiav. . 

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st Di« stoische Philo so|>'hie. 

hinausfuhren, lyieste Schlüsse tierob'en^ 'entweder auf der 
AeUnllchkeity oder auf der Znsammensetzung vbit Wahr- 
nehmungen odei'lraf der Analogie 0; die durch sie ver- 
mittelte fitbgrlffsbildnng kommt bald k&nstlerisch und me- 
thodisch, 'bald von Natur und kunstlos zu Stande '). Auf 
die letsitere Art bilden sich die ngoXiixpeig oder die xoi^al 
k¥voi,ai,, Wefche die Stoiker als die naturlichen Normen 
der Wahrheit und Tugend und als das Unterscheidende 
der verniinftfgen Wesen betrachteten 3) ; denn wenn es 



1) Diod. Vif, 52.: t/ ik tta^aXTjxpiS yipttat xar' »vrii atad^aek fiir^ 
w^ XetfK^tv Mal fttlaPwp nah rpaxiiuv ««2 Itimp * lo/«i di riiStß St 
anoSfi^iws ijvvuyo/iipwp t . üoir^ xo 0tb^ elvm ual n^ovoäü^ ri- 
T8S • Twv yaQ voHfiivfuv tv fibv xara niginTutoiv (unmiUelbare Be- 
rührung) ivor^^Tj^ ra de xaO'* o/iotort^Ta, xa 3i nat' avaloyiavi 
ta Si %axa fuxoid'eaiv , xa 8i naxa avv&toiy^ xa 9i xar' ivav- 
xtojoiv, Gic* Acad. I, 11. 42* comprehensio [= uaxaltjyfic'} facta 
sensi^us et vera ilR [Zenoni] et ßdehs videSatur: tum quod omiaa, 
piae estent in re, comprehenderct, sed pua nihil quod cadere in eam 
posset reltnqueret, quod^e natura quasi nomnam scientiae et princi- 
pium sui dedisset^ unde postea notiones verum in anintit imprime- 
rentur» Der 8* Fin. III, 10. 33 : (nach Diogenes von Seleucia): 
cvmque rerum notiones in attimts fianty si aut usu (Erfahrung) ali- 
quid cogmtum sity aut cot^unctione, aut timilitudine, aut collatione 
ratümis: hoc quarto, quod extremum pojtui, boni notitia facta est. 
An diese stoische Lehre yon der Entstehung der Begriffe schliesst 
sich auch Ssxtus Math. III, 40 f. IX, 393* f* an, wenn er hier 
sagt: Alle Gedanken entstehen entweder *az' ifinilaatv ratv ivag- 
yaiv (III, 40. : natu itegiTtTwatv dktj^v) oder nard xtjp dito xwp 
ivagyoßv fitxdßaatv (vgl. DioG. VlI, 53«), und iin lelstem Fall 
entweder durch Aehnlichkeit, oder durch Zusammensetzung, oder 
durch Analogie (Vergrösserung und Verkleinerung). 

2) Plvt. p1. phil. IV, 11«: xcSp ^ ivvomv ai fiiv g>vatxa) ytvavxM 
Maxd xtiQ siqti(aIvss xQonbS* (diess hiesse nach dem Zusammen- 
hang: durch Erinnerung und Erfahrung -» vielleicht hat aber 
der Verfasser derplac. phit.^hter schlecht excerpirt und die Worte 
beziehen sich ursprunglicK'auf difc verschiedenen Arten der Be- 
griffsbiläung) «al dvBntxtxvTjxwf at f ^Stj dt' yfisxipas StSaO' 
uaXlai Ha) IntfitXila^' avxat filv ttv twotat naXavxat uovaty ixei- 
vai Sk *al VQoXrjyftt^. DiOG. VII, 51«: \xuiv (fiavxaotdiv\ at filv 
Biat xtXPtftal at 9^ axsxvot. 

3) VhVT* pl. phil. IV| 11,: 6 8i Xoyos »ad"* op irgosayogevofiutta Üo- 

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6l^ stoische Ldgflt. SS^ 

iltii?(^' 'aaeli ^ mancfaen 'AeiisseruDg4E<n' sebeineii könnte^ aftt 
dbutti^ de^tt xb»v<<i hvmoLt aiig^borette Ideeii Ter6taii-' 
deii VrQrdeii'O? 'flii ^&t*^ diess doch gegen den Sinn uncf 
dte Konsequenz des Systems ; seiner tvahben Melnang 
rilitfh'*f>tzefi!htien dieselbeiV niir solche Begriffe^ die sloll* 
atif 'ütitBrtfcheiu Wege^ und darum bei Allen glefchniäs-^ 
sT^,-i^s der' allgemeinen Erfahrung entwickeln, und selbst 
die hSchfiften Ideen, die des Guten niid der Gottheit, ba-: 
betf keinen andereh^' Drspräng 2). Auf' d^m Wege der 
kanbttoSs^igeh Begrfffsbfldung entsteht die Wissenschaft^ 
wüifcli^ vonf den Stoikern alä ein sicherer lin'd unumstöss«' 
neher Begriff dd^lr lern Systeni Von solchen^ BegHffen de-^ 
fioirt wird ^). So entschieden aber ihre Erkläifungeiiirber 

''' ^'yivLO)' ii^ töj»'iTQoXi)\pnav tivfiTtXij^i/o&at llyBtki icara r'ij »^ wptJ^ 

!<..} \^i^v ifiS^fiddtt (in. den sieben enst^p L«hexiB)ahreo>. CoroiB. i)ot*. 

.: Pn^v .^ «olle den Stoütern nachj^ewiesep werden ro nct^d rdt. 
fwot'at Mal rde ngoli^tpm ras Hoivds (piXoaotpeiVf dtp* vtv adkt^a 
Tijv ai^eotv . . . xai fivvtjv ofjLoKoytiv rtj (fvaei Ätyaatp, OEtr. ep. 

"-'• Itf.*: Muhufn dnre solemus ftaeimmtioni Qn^kp^n) tnuniam lio- 

t iP'f¥l*^i,'i'^f^ nösvetituUs argumentum estj aiigm'd <mnUu4 vidßn; 

90 binsicbtlich des Glaubens an Götter und an die Unsterblich- 

Miefl. Xusserdem vgl. man die Vorangebende Und folgende- Aü- 

•'•'"iherlniiig. « ' 

' ..:W y ij^itQoXriiffif: i'vvMO' (pvaix^ tüjv xa&oXa. Aebnlich spricht 
Cbrtsipp b. Plüt. St. rep. 17. von fytpvroi 7t()oXijif>He des Guten 
und Bösen. Sehr gewöhnlich ist die Berufung auf die angebo- 
Venen Begriffik bei den spatieren Popularphilosophen, wie nament- 
' lieh Cicero, ^ach Ssiv. fep. 120. hielten manche Stoiker die sitt- 
lichen Begriffe für angeboren. 
2} tdin vgl. ausser dem oben Angefahrten besonders Gic. Fin. III^ 
10.: 7io€ quarto [cMationb ratioms] fxmi notkia facta est; cum enim 
\* d6 Us feh'us^ guae sunt secundum naturam adscendk animus collu' 
^^' tione'täHahis, tum ad tintitiam höni pervenk, Achnlich Sebt. ep. 
120. Auch der Glaube an die Gottheit entsteht ja nach Dioo. 
• ' ^ *V1I, 52. erst durch a?ro^«J*ff 8. o. Vgl. auch Stob. Ekl.I, 792: 
ol fity 2viu'itol llyeoi firi tv^vS ifUfvta^at tov Xoyov^ v^sqov Si 
avvai^Qoi^sa&at dno rdtp aiQ^i]onuv Hai (pavraotwv Tttj^l Sgfta-- 
"riaaaQd tttj. ' ''■'' 

3) Stob. Elil. II, 7. S. 128 Hkebeh: sivat 3i rt^v img^fijjV uard^ 
Die PhUofopbie der Giiechen. III. Theil. ^ 

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4le WimMHckßit dftrMn,;faatbalte%. ^a^/i^^ ^UfKi ^.^4^R^ 
von tef^bntochqD Begriffep^ un4 niclU «ihfif^ ^ifÜ^'f^VKl^fl'. 
Verfabrea mfigUch sei, .»« ^tl|we^% imis^efiii.,ijtinp;r «»*. 
derief 8efts, ibri^m ganzen Su^ijdjyaiikt nacb^, .^^l|^i°^li 
daaa die Wiasensebaft in ibricii, £r£ebQi»fi^nMinif^^4vf°ilW: 
tarliaben Begriffen :über§iM||n|fQf¥, d^9'/h^4(?^fttf^^|iffu^);. 
ist in allen (lebii^tep ihr JL9(||iipg8,^,aift;, f^fyfAj.flje^.^ah^r 
für ibr eigettea Syß(^;a Au^f jeni^ Uf;ber^qft|ii)V9])i|gj{djep, 
grdssien W^iitk liegten *)j sq /tvi^rj d,;ea«..%* /si^r^)|e^o 
naturlicb., i^iß es andererseits! Jbrfi» G^gn/^i:q i)^);)/(gil 
den WidersprMcb au(?^^eü|gft|^ in d^n, flieh ^o y^tlj^yiqfff 
ihren Behauptungen mit 4?r ailg^ffipi^p^,^pin^f^g.^1f,t];r\ 

wickelten ■?> .:...■. '-,;;, .• ,. \i\ff uiHii 

Diess also sind nach der stoischen Lehre die beiden 
Quellen aller Vprstellungc^n: die Wahrnehqii^pg und die 
auf die Wahrnebmung gebauten Sehliisse. Wie yerhal- 
ten sieb abei^ diese beiden Elemente zu elnand^rf Da 
alle allgemeinen Begriffe aus Wabrnelimungen eiiitstanden 
sein sollen, so liönnte man erwarten, dass drs Wli^rneh- 
mung für das allein nrsprOnglieb und scblechtfaii» Gewisse 
erklärt wurde. Pavon sind jedoch .die Stoikei^ weit ent- 
fernt. Nur der Wissenschaft wollen sie ja. c|^ie. i^num- 
flltdssliche Sicherheit der Ueberzeugung zuge^tebenj < Sie 
erklärten daher auch geradezu, die Wahrheit ' der 'sinnli- 



rtu imsdauu vnaQ%aaa' alXrjp oe ^v^ij^ Ji* inti^^d^r tßxvutoii^ 
äJ «tJr» k'xov To ßißß&qv (US i'xttatv c^i dfieral' d^ykyv.jfi, (^e 
Wissenscliaft im subjektiven Sinn) ßSiv *pavtaatwv 9^nn^ a/it- 
xantwtov vito XoySf ^vxivd ^aotv iv tovt^ tutl Sv^fd^/^fi J^sc. tft 
ywX^S pdeir tS ijytfiovmii) usta^ai. Diog. V^j^^^^ : ,av^ijp « 

n^sSiSei dfASi^ditifdifrov yne loyft.^ pvi^^ ilvpv d^ j^9- iff^§stTi$t^ 

1) Plut. comm* not, 3. s^ o. ' ,i, 

2) Bekanntlicli der Zweck der eben angeführten Sci^rift ?Qn Flu- 

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« :Diie ttoiifchd Logili.i..' S$r 

eben Askchauiiüfeii iseldarchüili]^ VierbAltiSa^ zaia Peon 
ken liedlDgt)f>;* dbnn darWAhrJieiAiifmdJrrthmn niiofat daik 
unv^bundfeiieiii Viir8tellung;eo, liooderhl irabiden Uttfaeileii; 
KokflUMBeq', das Cpthetl aber erat, durch die: DenkthSltig?: 
kei4(*lzb Stande kkmmit, sq gewäkrt .dieisinoUche^^Wahrn 
aeboiuiigi'alft feoiehe noch kalnWiasefl, awidemitdieaeiS; 
ewisleht eM(t5 Yrenn s6 därr^WaiirndiaiftiQg'^ie ThaUgk^U 
dm /VerstiUideh fainutHtt^)^ ^QderiivrMn.^mr :vom.;y0rn 
batteiaa« mi9erc«\ Denkens swm> Objekt. wdgQbeii :,.d<i> ^acb 
dein biekantitda firnndbätE nikr. Gleicbea..«aii ßleicbem e«-^ 
baaat) wiJNlyiao kann die Verajinft dof 'W^Itgaiizi^o.Jiiir 
y«tt.. «naalrer Vernunlt erfcaniit werden f)* Aildereira^U« 

'.' ■ t > ^i>!i ' i /; •■■'■ j. .*!,; .: .• ..';• . , ,,:j. : !,/.,:•' 

1) SjfXTVS Vatb. VIII, 10.: OA ^i utt^ ryg copls Xiysat fAbP rmy rf 
aia&>jtujv xiva mal rtStf voijrivv' aXtj&t^, sm i^ iv&§laS di td aia^ 

\ :\k!0jtmi'. \...'. : ..,:i M ■ ' . . . li : • ,. ;.' 

^^):SxiTl7S Jjlath., VUI, 70..fF.: V**'**' <»* ^'rw'inol Howm iv httria ro 

d^t^^is tlvai Mnl TO yjst^doS' Isyti^v St vTtagx^**^ (paai ro nata 

löyu'^^ q>avTaaiaP' {'rfitdfitVoV löyiii^V 9i elvai ^vrorüla» M&^ 

. ,{ iJiXiTt:^ nakjsaA^td SiavTorik^ (Begr^;und Sat^e; Tergl« auch 
, ..DipG. VII, 63ji«'* TTQosayogeväOi Sd tiva tojvavzoTekwv »al aftoj- 
fAiiza,' aneg X^yoPTte Ijtot dXtj&tvofAiv y xpivSoptfd'a (vgl, §.74.'). 
DiOG. VII, 65. ! diiiufia Si igiv, o ictv dXijOis ij ystSoSt ^ nf^dy-. 
fia avTOTtXis dnotfavrov oaov ttp* iavtut* (u9 6 XQvavJtnc^ tftj" 
ßtv i» to7q SiaXtxTindi^ oqoiC Dad Gleicht' besagt die ton- Sbx- 
Tcs Math. VIII, 10^ 85. 88. ^I, 230. vgT. Cic« Tusc. I, 7, 14. an- 
geJTahrte stoische Definition: dX?^&k igiv o vitagts^ ta ual aV- 
riHfiTcU r«i'i, Mai tp6v9o9 o firj vitdQXti fitv dvrUeirai di r^vi 
(wenn es VlII, 10. beisst: dXr^Ois yog in xar' avraQ to' virdg-- 
Xov Mal dvtiktiu&vüv rivt iea,2 tffevdos ro fA^ vizdgxov Mal fiij dv^ 
tiMtiuiiov rtvt, so ist dieses zweite fiij offenbar zu entfernen), 
wie diess auch VIII, 10. in dem Beisatz ißntg dowfiaTov diiotfia 
. na&tcoU vorjtov ctvai gesagt wird. S^bon Aristoteles hatte das 
.XJrlheil als eine Aussage clefiiiirt, die entwede^ wahr oder falsch 
ist Ana), pri. I, 1. Tt, sq/a. 1. 4< 
3)'äBXTUS Math. Vit, 05.: w«' iro ftlv, q>fuCy (pt^alp '6 ITöOH^oivio^ 
%6v nXitwvo^ J^ifiaiov l^tiyifisroCf vjto t^S q>(ütottSaS otpiutt na^ 
TüMfißdvirat.f tj 8s fputvf)' vito t^6 dsgöu^Si ' dico^t f atOi Mal .tf 
Tviv oXutp ipvQic vno ovyytva7 o(f>6lXH MaraXufA^dvaa&at t5 Xoya, 
V«rgl. Plato Rep. VI, 508. B. ' 

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S4 Die staische Phil'osopliie. 

hat aber der'Vbrätand keineo aaderti fitoff^ als den, «Viel- 
ehen ihtn die tWafc rnehmünglieferty nod bezieht sich Bau 
aueh diese nicht bioal auf die äusseren. Eracbeinongen, 
sondern auch auf die Zustände unseres lnnek*n ^m^'^iAt" 
den doch die allgemeinen Begriffe erst, durch fiehlüsse 
ans jener gewonnen; das Denkvermögen ist «dahßr Amrac 
zur formalen fiearbeitnng des Wahrnetrainngsstoffiea be- 
fähigt ^^ aber materiell ist es an diesen gebunden, «vens 
es g4eiüh vom Empirischen «elbst aus zu VorstelluBgen 
soll gelangeh können j ivelche nicht vnmiltelbat im der 
Wahrnehmung gegeben. sind, viie die Begriffe) des Guten 
vnd der Gottheit. -^ Fragt man aber^ .ivofrin die cigesf 
th&mliche Form des Denkens bestehe, so verweisen die 
Stoiker zwar auch mit Aristoteles darauf, dass'im Den- 
ken unter der Bestimmung der Allgemeinheit gesetzt ist, 
was sich der Wahrnehmung nur im Einzelnen darstellt'); 
ungleich stärker wird jedoch ein anderes Merkmal be- 
tont, die grössere Sicherheit, welche dem Denken im 
Vergleich mit der Wahrnehmung zukomme. Nur die un- 
umstössliche Festigkeit der Ueberzeugung ist es, welche 
in den obenangeführten Definitionen der Wis&enschaft als 



1) Chrts. b. Pi^vT. St. rep. 19^ 2.: oti fiiv yaQ atadf^ta iu rdya^a 
Kai xd »and nal totoi« innoist Uyeiv „» yd^ p^ovov rd irddtj 
iilv ata&Tjjd avv role ^ei'Ssaiv , oiov Xlntj nal <f>6fioQ xcU rd na- 
(tanXrjQia, alXd nal nloTT^i ual fioixtituf ttal xdlv ofioiwv ifl* 
aiQ^ia&ai* ^ai xad^ols dtpQoavrrjQ xai8eiUa^ n«cI dlXotv ov* oli- 
yoiv ttantwp* tiSt fiovov X^gds yal ivhgytoioiv ua\ dXXwv noXXoiv 
tcaTogitwoeojv 9 dXXd xai (p^ovriaaui %al dvSgtiaQ ual tojp Xoinotv 
dgiTojv,^'' Diese Worte enthalten aber nicht, wie sie Ritter IHi 
558. versteht, dass die Begriffe des Guten und Bösen als sol- 
che, sondern nur,, dass di<\ Zustände der Tugend undSchlech- 
tigkeit von uns wahrgenommen werden; jene Begriffe sind, nvie 
gezeigt wurde, erst aus diesen Wahrneh^iingen abgeleitet. 

.2) DiOG. VlI, 54. : *W ^ v 'rrgoXrj'^u^ tvpota ^va&u^ tmp nädoXs, 
Jo. Dax. parall. s. (Stob. Serm. ed. Gais^ IV, 452.): Xifvmn" 

j. noQ t6 ftiv ysvixov -^Sv vorjxovy ro Sa eiStuov nal yrgotnimoP 
ijStj (Petebsbi^ S. 85 cooj. jJJi') aia&^t.6v» «■ ; . 

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das.iCiiMivcheMeiyde .ierselbeji htoVortifi tt f ■- und ^lebea d^ 
hin fahrt aoch) waa ytm Ztni»:ärtiMtMti'jyy das» er dijß 
blosse: WährnfiblDHiigliiiit' den aujsgietftoecklen Ftngisrn i^ 
eeichoet 'bahe^lidie Ztfatknteung:, aU die erste Thiti^keU 
dcni^rMieilakraft, mU dei? jgcschloasbiieh Hand, deti-lte- 
griffr mit Idfer. Fasst^) dlei Wisstina^hüft dadutcb, das» er 
Ae rifie fauat mit. der aedern züaaniniendruekte. Deflr 
ganze« Uiiterachlcd der riieni Foronen beat^ht hiemaoh io 
der gfeasflfren oder »geriaifei^ea Starke dei* üeberaexigmig^ 
in der'An8^Bgtt»g;lläd .Spanirabgi dea 'Geistes ?>v ^s ist 
kein objektiver und qulüit»tiirer,:sbDderii nbr eiil. aitbjek- 
tiirer nnd gradoeller.Uttleracbied. : ' 
' BUt%» stimait^es Uttn aurs Bestby.das^ auch für die 
Wah<#beit der Votat^lldbgen iii letzter Beziehung; nur 
ein aiAjektives Merknal ubrigigelasfiAB .^ird« Sohton^ 4er 
allgemeine Bei^eis fnridieMegliohkelt dinatf ivabren WjSr 
aens stotst sitih k^ den' Stoikern haiaptsachliob iauC eili 
prakHse^ca Peätulat : die firkBontatas der Wahriieit mnas 
migfücb -aelD, .Wei^si^list ketnflakddn naoh feateti üeber- 
zeligng^en uBd:GrunSdsäti(tn"ia6glieh wäre 'y, das prinktfi- 



1) Cic. Acad.n,47. 145- 

2) Stob. £kl. If, 138. C^* o.): die Wissenschaft werde «kfinirt ah 
einis f|ii ffavraotvj'y dtfntik^ rt/iefttTWtwr« ^^ Xoyst ^vttvd <pa- 
0iv tp tovto na\ Svvdjfiei »sTcd'öti. 

3) Plüt. St. rep.lO. : (Xgvamnof) t6 n^ivt td itavTia ßtmXtysod'ai 

(itT svXafitiae ,»,. »j^jis ^iv ..ydg ino%^v ^yaw 5W(>i ^dvT(uv ct^*- 
fi^Xl^it qp^a«! ^^To ' drohst» Mal ovvsgyov iu ii^QS o ß&kovrai' rots 
$* inL^if4>riY iv6^p,^o(iivoi^ «ad"' ^v oftoX^itiUvfai .ßtutqofiS'd'a rd 
. ivavTtß ((^j{f«9»'. u. 8. >v. y.gl. aucii Pi'iir^ l^dv. CoL 26« 3. Im 
stoischen Sjao, , wenn aach zunächst nach Aa^iochns , wird Ton 
Cic. A^ad. 11, 10— 12. ^egfsn die Skeptiker ausgefiährt, ihre Lehre 
mache alles Handela unipöglich: qtd visum aut assensum (q>av~ 
ToaiV und avywtrditeaU) toUk, ü omnem actiatißtß tollk.e vüa. Vgl. 

> \iikBi dyit^a^ff, ^ nXiiW.O'VXiu ,%8 , XgvoiTt^Jpi^ nal *Avvi;xdt(^ irovos 
yiyovi n^nl rS /a'^tm n(fdTrstP ^Tfi -^ ojf^v /jfflvyxaTad'hviif dkXd 

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Ig Die- stoilehiB Klii;k>8Öjpbie. 

ii«h« Bfedirfnifs diös Snbjekiri ist 4a»;telkte:Bdhtoeftiil^ 
gen die Ske^iib. EUeiutahiii' riirvreist uns aberia<icli(dife 
-gfjeeteltere Dotereudh^jiB; aber das'Krlteiildai; • rlFMgea-iitlr 
^ämlkb, «vedareb sich'idie w«hiittrVbr»ffcIliMi|g^cln:vod Aen 
fuSisohen unteiiBoheiden, sa wird- bnisB war Zttbiehift|^eft«l- 
vrortet: wabr- ibt diöjeoige^Yorstieliwg^ welbbe uns^ieki 
Wirkliches äo darelellt, wieesiat*)« i'DatBlt.iiitum aUr 
iiat&rllcb wenig;' geholfen, wirinüss^n biufaQfsiNfcttelfa- 
ge»^ weran sich erkenbeo läwl, dnss 'eine Verstelhi^ 
tfäs Wi#liebe triea wiedergabt. UieCir winMn bvnmber 
^le Stoikier nicht wieder ein objektives^ soaderii'Wiirteih 
subjektives Kennzeichen anzogebed, die Starke'^mittder 
^leb gewisse Vorstellungen uns aufdränge«; An siehiiit mit 
der VfitrsteUnng» liis Solcher diö Ueberzen^ung ödetiMr 
Befall C^vyHktü^smig) doeb nicht nöth wendig vedniiipfl, 
dieser entsteht :< vielmehr erst dädatthy dasil sich'ButfBr 
UrtbeH auf die^ ViMsteUang ritbt^, wä äle entweder a»- 
«nerkenoen-'Oder au^verifterf^n^ wie ^a! äbetSiaa^t W«his 
beit und lrrthrim>: natu denKfruherfBenJerkten,' tnii^ Uilliv 
tbdil ihren Sitv babän.: Ber Beifall istMfa8efeni;:te:.Allr 



nXdofjtara liynv utai nsvds viro^iott^ r&C -et|isvvatf ointJktl ^av- 

V89. In demselbea Sinne ^eist;£nKtBT (Arbias. Dbs.l^lZ« 15. f.) 
den Skeptiker einfach mit dem Wort ab:.,&M ayt» a^oltiif ngos 

1) Seit. Math. VII^ 244. ff. wihl zwar von den dltf^sU ^«t^aacct* 
zuerst nur die Worterklarüßg gegeben, es seien solche oly IV«y 
' kXij&tj xtLTtjyogiav noitjoaa&at , hierauf werden unter den wah- 
ren Vorstellungen die HaraXfjTmiuil und a nafttXtjkitxäl d. h. 
diejenigen, tvelche mit einem dentUchton BeWnsstsein tob ihrer 
Wahrheit verknbpft sind,- und df^, ivekhe' diessi nit^ht sind, un- 
- terschiedfte; schliesslich vrird abelr die WotreU. '^«^^r. §• 248. so 
definirt: •? ehto re ^m(txovtot xal ir«/ avto ta inuff^ov iifanofie^ 
fAttyftipTj nai lpdnia<p0äytijfAiiif i dltoia hx ^v yipotto nno fi^ 
vitaQXovTOff. Im Folgenden wird di^e Dednitioü ncNsh ^weitar 
erläutert. Dieselbe Eiiilämhg §.40^.426. VIR, 85» Fyiirh.11,4. 
111,242. Dlroo. Vif, 46. SO. 

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^gtittilk^^i^\&vM^hn faDgtfrer 6ewaU, wie die WilienMnt- 
^dhetllilt^gf; ^tri8^'iitiWein€ Mtär^h^idet sich vom Tho- 
ritihf"nl^t'^W^rii|;^ »ttrcli «elnfe' C^tM^^eügntig^;, fthi dncb 
»eiii^Bi^tfii^lH^')';^ MfnTlii^n ilm^ei' Vdrfttellnngeii i«t je- 
ifol^hf'tl»^ mit'-riHy- ihM Ans dlie VoiidtellHiyg: nnrnfttelbar 
^fltiih')siefi'(i<iibflre Asthrg^iTj, f bl* Bi^fifdll zn schenken, sie für 
drie -lifÄlif eV der' M^it^ktlfibkeit entsprecheliide ¥ofstetlaiig 
Htt'lMlilllt^eii; < ''Diese! »V<»rstellui}g^en bringen in uns dlej<o- 
frf^el'i^ifigk'eit del* Uebenseilgdrfgf Hervor, welehe die Sfol- 
U\^''4eHii ßegriiF ^heniieti ^ sie beisSen dliher begriffliehe 
^iftiiUHinurgisn:' Wo sich uns^däher eihe VorstelliHig niil 
^i\(Nstf b«r^iders(:ehlicheii GeWKlt aofdringt^ da habei» wir 
W'^ldfht mit hissen Efnbildangen (^«Wair^ct), sondern 
mit etwas Wirklichem zu thun, wo dieses Merkmai fehlt, 
'k5tinen'wir'atich nicht von der Wahrheit unseres Vorstel- 
leps überzeugt sein, Stoisch ausgedrückt: das Kriterium 



1) SlitOB Math.yin, 597«: m fih Sp tj ano^«fjf»<, oU Ic» Tra^ 

" itlSp l'wncp 9lfat nQayfUt noä re f^iw vt y%nv axiotov , ro 

9i insoiöv Httl ml r/7 ij^uet^Q^ tipiae$ Mi\usvov. ro fiiv yd(f 

" iptivtaoiöt&ijvin dfivXtjtoV' ^v xal sn eirl r^ ni9xövrt tnttxo 

•' '-"'alk' tnl tot ^^tfrr«0ftf#ri to srotol diart^^pai .., ro di ovyitara-- 

■ iitaia^. Dh>g. Vli, 51. A. Gbllius K. A* XlX, 1. Gic. Acad. I, 

llflO.: CZeno)' ad haeo, piae visa sunty et quasi accepta sensihis 

" lU4efuionem ad)ungk amnwrum; fuam '9»w tndt in noHs positam 

' ''• ^ 'üi wlün^^mi ' Ehi* II, 12. 37. dif fato 19, 43. {Ghry«ipp sagt): 

' • -i^iVlkm ^tmüm iin^nm ittud quidem et quasi signMt «i animo 

^^•'^"iniäiii* Spidern sed Ossefisiö.'fiostra erit in poCMtate, Pi/UT. St* rep. 

' ' 47.1.' rijf y«^ <f>»ptä6iav ßelifuepoi (6 Xi^4oimn>c\ ^jt Soap o»- 

: *-ii5fift>fteÄf t^9 avpeata&da'em niviav d'^fiStMPvsiP ei'^vpup ötf ßXa- 

'' ^ iffifitp^'i^ dotpol tp€vdB7£ ^Ptaaivif IfiLimtSt^si, ap &l ^nvraatiu 

* ' '♦ W'^dT'iJi^'avrüTikoßi tkit dl/pcata^'ittns u. »• w. Ebd. |.43/: av&tg 

r6p mMp6p ... fjfitaTik ^vktti opTon ovYHatat^&sü&at rais roi- 
■ ' fiutäK iptivra^iatt. Da« FreimUige d«s BdfaHs ist natürlich nach 
Maassgabe der stoiscbeii Lehre ton der Willeosfrefheit eu ver- 
'sieben, worüber später. ^ ' : : i . . ' ' 



dby Google 



Hegt Ih jfter (paPtaaU Hvfalv^^imi 0- t^i^ifi^tt, Aßsk^n 
nuQ die Stoiker zuiiäcMt «n die 9)pD|iqiiC|a,>Vahriif||iiii«iir 
gen, da diese nach ihrer Aa^toh^^ wie fj^fl, gezfjfgt/vviir- 
de,: den Stpff fiir unser SrJkefi/mi allein llc^ßro ;- 'keM» 
geringere Gewiaabeit legten sie abei; allevdiisi^ ^a^h 4» 
fiiitzen bei, welche ans jetfem araprttfgjiicl^ Geüy lasen tbeili 
vermöge der allgemeinen und natarlipH«nOenktba^gke|l^ 
ti)ell6 durch wissenscbaftUche Beweiaftthrung abgpl?itef 
werden; und da sich nun von diesen 4«P eioeWb^ (dte 
xi^i^päl itfpoicct^) ZU. dem landern wieder wie das ürafriipg- 
Hehe^i^Ntn Abgeleiteten ' verhält , so koim te. insoff F^ a.«,«:;^ 
gesagt werden , die Wabrnehmung and die; n^tnrlioheo 
Begriffe seien die Kriterien der Wabrbpit ^). Wi^l^e^i 



.1) JVI. vgl. ausser der irorletzten Aonn. Cie. Acad, I,.!!« ^l^z.^^o) 
visu (=,q}avTaaiais) non omnibus a^ungebat fidem, sed ^s solum, 
quae propriam qüandam hahererit declaralionem eOTutn' rei'utn ^ quAe 
vt'derentur: id autem vLwmy cum ipsum per se cerncretur, compre- 
kensibfUe ^naraXTjnriy.f^ q>avT,\ Ebd. 11^ 12. 38*: ut emm necesse est 
lancem in Ghra ponderibus impösüis depnm$, sie, ammuwt» per^piet^ ce- 
dere . . . non polest öi$ectam rem perspicimm non upprokate^ Dio6. 
. Vn^46* 54. Sbxtus Math. VU, 237.: viQiTtjgiov tolvw ^aslv dlij^ 
. &siai flvat ol avdgs^ »ro» t^v »arakrfVCTui^v ^o»'rcta£W. Nur 
ein« Verunreioiguog der ächten stOi$cben I^ebre war ^9, wenn 
spätere Stoiker die begriffliche Yoratellung blos unter der Be- 
dingung aU Hrlterium gelten lassen wollten, dass l^ein Gegenbe- 
weis gegen ihre Wahrheit vorliege; Exitus a.-a. O. 3$3-: ^^^ 
y äff Ol fiiv a^xcnQT^i tujv ^von^iuv x^itjjg^ipi (faowv ,afvai xiji 

ytgossri&soav %»l t6 fiTjSey tj^gav (vüif4JLay,y^^\\ nainliich Fllle 
denkbar seien, in denen sich eine irrige Ana^^bauUng aüt der vol- 
. len Btiaft einer wahren aufdränge. Hiemit wAr in d«r That die 
ganze Lehre vom Kriterium in Frage gestelU, denn ;w.ie soll im 
einzelnen Fall nachgewiesen werben, dass keine Gag^pinstans 
möglich ist? Dagegen ist es ganz im Sinn der stoi&cban Lehre, 
wenn §.297«, wie es scheint mit d^a Worten voa^ einem dieser 
späteren Stoiker, von der . begrifHiGheii Vorstellung gesagt wird: 

, SsOftiytf «« tO tOMVTp !JfQQS!J$lltt^$V Ur'S.'W« ' \ 

2) DiOG. VII, 54.: x^ttiJQiov Si t^^ dl^sfaB ^»l :sv}^ime&p r^ 

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v^^W»- jfrt^cli, geiiÄiwt WfM»*^»> I 8j0; te^. w^^<5r di^ 

Kr\fi^|uni zu bezetfhaeq^.p^jcinjg^/riefiiie^^l lyora« jjlljf 
)f^ii^b9it /^i^er. yprsielluQg ^e^ki^iivt w^rd, das.Krit^rUii» 
^11 d^ stiyengi^n Biec|iq^^4iiig des. Worts, ist das NoraAi^TrrAr 
jiof^ijd^e^ anmittelbare. D^berz^iigiingj^kraft^^Tirelche gewLik 
aqp Voratellqiig^n »l^wß^at^ Die^e Gfwii^s^^. ;^oiiiip^t 
«üb,e| f(ii) .Urspfilnglicbsteii ,dpn W^hrP^hfpuogeff; de|i Au^- 
sec^jp ^Q,dJii(iereo^3 Slons,;Ku, Qächs^ dfp^.«;i?,,^f/^ 5?^^i"V 
j^amc^il.^ßj^griffen , welche sich aiis dqni }|^^^Hrne|ipungeii 
auf pati^iicheip Wege bildea'^ den %ßky&} Iwa^ai oder 
n()Q.Af7i^f«g^;.¥vogeg^B^ d^e |Lunstinas9ig»g;^biklc|t^n. Begriffe 
and Si^t3^? ihre Rich.tigkeit e^s^. dnr.cl^^fiie.jvissenapbf^ft- 
Uehe. Befveisrüli^ufig zu be^ähreip^b^beii, ,., 

:Pi(^pe Erkenntfilsstheorie ,ist,fi}r das stoi/^p)ie.-Systeoi 
ifl^^m^lir al;i Eiper Hjiqsicht be?ie|cl^r)end»; Wi^a zunächst 
^tCi.yirt^pfl&^Uen.kpiJfite, ist Ihrj^j^ej^^Ljiall^qiiis^ JBei dep 
ijpijk^r^pri); jyrird dleficu Jederriff^npi , n^tqrUc|| .^fijpden ; d)e 
^tplilf^r diigeg^eji» kofuite mao.g^auben^,iY;^t|!;i^i^,fjir'8 Ha^i^ 
.jl^n,,4le .unl)«diagte Ufj|p^ijordnuo|;; unt^r^^ij^^^^igeni^i^^j 
y^riM)n/t als J^i^t^ij Grfliids^tzigalt^^fj^tj^^ajw^^ 
»upfterJi^^iHf^i^? «nfpglich^t, unabhi,^o;|gj,,Q9 ,jy^j^|fiaqj,tf ' 

ßedinguug^p, fl^^h«^ Wifif»- .lp^?^:P^J»ßi^R»%P?«^?<^ 
fflus nicht bloa[j^n jde.r: sqhon jVjpn ^rjf|tot?j^es ^g^.^§b^t)eu 
Riphtijiig AU.f .(^ieJärfghrup.«[,, spjnderjji.j|r;^i}ffjpr«ch aiic]^ 
dec Eigen^hun^liobkeit des ^tojsqhf|n.Sta^<ll|)ui|^ts..||n^en 



)^* <I4' '/" .' •> ■ . .• .' • • ■• ' ..elf! J'vr. ir . - 

, JiQvo^7inQ,Q iv xfi SüiSsKaTTj rviv (f)va$»o)V, mal *JlvTi7^aTQ0i %al 

SStto'iniuv tov o&ov Xoyov x^ir^^iov du^Xtinovaiv ^ wC o tloati^ 
dwvioe iv tij^ nhol nQtTij^ioy ^lyaiV. .... 

1 ) M. s. über dieBen die obenangeführte Aeusserun^^ Chrysipps b. 

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41 DU ^irAlIcIiL'rfifloib'jihie. 

sich da^'^aViekr hletkW^im ^M; W n^ii S^lbsA«- 
wni»8tsein ' and' s^liien sititlcheil 'Wflleii mrü'ckziefti'j ' 90 
Wklietnt ihm das'Otfjekt ab^'etw«(4''Freiii(ie8, zn ileii^ es 
fc6hie ursprlitiglScb^ fiea^^haog^ hat; Mras' ifeil iMietitfbhirii 
ursiprfino;ftcfc allein angeht,' nnl alllstti f3r ihb von Wierfh 
list^' das islll s'eiil i^Sgener hinerier Zlistand und sefb'lsfftl!- 
yhes äaiitf^Vn auf sich selbsr; das Objekt als soIcfb4s '-^t 
Weder 'ieib Wrsfli'&u^H'ches liitfefesse fBr Ihn, fadilft k:äiin 
^'i thm tkrkpi^un^li'ch in seinenai'Selbstbewttsst^ef& ^^g^e- 
'ben^eidf'es ^Wd^'vou thtn nicht apriorisch , soii^efty ntif 
'enipirischV auf Grund der Währhehmang, erkanbt werden. 
Uifa so nietii' köniiter man erwalrten, dfass ^fe'Stöikei^ eine 
apriorische! flrkehdtiitss der sittUehed ßegriffie und Ornnrd- 
Sätze angenommen hktVen'J' Und es ist'' möglich, dask ste 
^iieae Änfän'gs'ebensU'^ls 'etWäs im dp^og ioyog ukiniittel- 
Ibar Cegfebenes behandeltet, Kie^e spSte^ auf iifie '^(ti^- 
X^%lßi^i inr^fltiine Von ' Itn^iElboreneil Ideen ' zurflckg;{yyg^. 
Aier War efhtiifäl ari^/kUritit, dasiT alle äiif 6 Objekt bez8^- 
fichen 'B^g[riffe''i(fas 'der Erfahrung 'litammeir^ so 'HWi^ii 
iüh aingybo^iie1t'eg;riflfef'^des Gbfeh Und Sliäir Ptfl^flht'''ä^ 
tfoichWei^^ f^äliteu, tia die Stoiker' f&ir daskit^lrctae 
ttänddiil'äi^bilt' iLcriJr %f^W formales;' «onidlern da«' WateHäle 
l^rtnclj[> d^^natäfgemässen Liibens' äufs^^thenV Was' aber 
^äti&r^emäys ^^ef I Ite^s 'i^tch'nnr därbh^ Beobachtung d^r 
^n]BichYi6ll^\i'^iiii^' tl^^'timtnen. IKTelin lia^r filkbgen^s 
Üeii tte^ffif "d^s'äot^n au^ der Beobachtung ides iNatur- 
gemassen erschlossen werden lässt')? und Cfarysipp nar 
die sittlicheb Zustände und Thätigkelteri, nicht dfe sit^ 
liclien Begriffe als Gegenstand der unmittelbaren Wahr- 
oehmaag« bezeichnet^),: so iat die#s yon den Voraussetzun- 



i) % Cicl'ftn. ffl, iO'C«. o.J: hoc juarto ^coilatione ratioms] bom 

" noti^ facta est. Cum enan ab ns rdms, fuae sunt secwulum na- 

turam, adscendk atum^s cöÜatiortf raf^omä', tum ifd notitiam hom 

'' "*'»'jiwrw«Är'' '" '' '■' ■ '•'•'• < ' 

2) Is der obenangeführten Stelle b. Flut. St Üej^. 19.' ^ 

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iMthirondig i«ac *•» .ftb^r. frtfibeli aliiDfa', uhua'^stfah [ die 
Stoih^fid^B; Weg ton i tf er £rfolir«i|; s» detl «llfrtai«bten ftS- 
{(triffen oiEeni hiilten miBatraw : 0«ilii wcrin iM6 UoleMinlitiu^ 
unter das allgiaoi^biQ .INaturgesUto dite iBufrtknttiiibg! Ab 
Meii9<lbßV( (at'i .MrVHiAa^ iboi aacb tfia 'firk)s»iitiilii des 
Allgemeinen möglich sein. Ist nun 'diese a jsriM nUHt 
u gemunWf 90 Mtibt:nur abr^,.voii;sder Erfmkrutg zu 
den 4iUg;eiDf3iQef|.'Gf4ai]hen aitAinst€f|;en«< ifio ergaft'^i^h 
J€4o«il dte'AntiMHii«') dfa^nM(t BegriOö Ml'^tt^Wdäid' 
«ibiii wg#n . gegr to4et ymti/en^ wihreiid doch' aftgleUh 
die WabrJiDil} der Wakmehmang vo« ihretn VerhKItniaa 
ZK d^qif . Qegritf^a. abhaagei» aoUte!^)w Dadarch wanji^dta 
objeMvie JMerkml der Wahrheit im Ffe^ge '^^^alJeUis: )dlfc 
Begriffe idnd wahf)>,iy^i|nt>ai#: Ma* richtigen. WahtnUW^irat- 
g0n «iritkelM «Ines rlcblig^n Verfahrens het|^el6MM /shil, 
dfe \l7a)in>ehfllu«geii sMid e»^ ^ein sie de» riehtlgen Ab- 
gfif|i{Oi) 4(ii; Aaqbe gej^ßn ^ aber woran lässt'^aiohielka^- 
jmyAAßM ^if) idif!9» thun? Ao ikrein lalialtDeoffedbiir 
«ifh^ideiiiidffaer stellt eban In Pragfe; alsD^^unaäliiMt 
iF^rai) apitfir AeMide sich deni:Keiv»sstsein Aaralallmi^ta 
der I7eher?^gwgakrraft) die sleinlt aibk;fiihi'eftM:>ttMDtt 
vvar fviBj^cb^/di^ gafae.fiojtflrtJMidang kbtff 4ie Wahrheit 
dar Y^rsM^laagen zh> ,etwaa reia Siibjekliyaari gaoMellli) 
Merf^erB'Wfed«r einOibjektiv^e^ilLHIerinili gaanebtavioeJey 
V!Bri«M^k#((f man ai«k i» dei<Zrrkely weAeherJeiiStolkcni 
oft f^ß^u^ ynirg^rikaa ^firi^U dte^egdGOMieToralelhnil 
dail^^ipig^ zMidftfiairea^ivf^Icke dUs.WirliiiiBb^ viriM- 
gtti^.iiMjdMWjrMit^be ab daajenigi), iwak.eiilc» begHft- 
li^ll^ .^Mti^liltigi^y^zeiiige. .iWajp abe^idlesa^KoMequM« 
iM^ten^^mi. gfgebeaeii.Yeiiwii«seteltngen tebkiem ud venmU 
den, so ist es auch sehr bezeichnend für die stoische 



i r !z. >< .:■■{ ... Ji ' ( : 



tiJWr>T«lvdie,io|^ni«a|idufarte S^ 10. 

2) Sbxtus Math, VII, «36. VÜI, S6f. Pyrrhi UI,.ll4ft....o m a 

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(^ Die stoiiehe Plrilt>ta'^bie. 

•Lehre'^ däüs dte FdBifufk^it der «tebeirfceti^iiafi^'Hir letztes 
diid ällelD -eittschefdendes Krfteriom istr dieselbe' kinere 
IMIbstgewisBhelt/ welebe sie als die hSchsie^ ihrdktfsehe 
*A«fgftbe'iiir denüenscheti betrachtet, soll Ihm aach die 
'Wahrheit selttKr VorstMlong^eii ierbirg^eo, 
A Dirreb dSese Erkenatnisstheaffie erklart sich nun aueh 
die Bedeotang, welche 

. :%) der forinalen Logik iii der stolseheb'Philo- 
a^hie ssnkomint* Der philosophische Werth ^dieser Dn- 
t«l»Mhttilgdn ist an sich < nfcfat sehr Itfoeh an»8cMIagen. 
JDiei Stoiber schlössen sich darin znäaebst an ' Arlstottehs 
«n , ddssen Ergebnisse sie tbelis WiederhbltetI , ' thelk 
^eUjeravsfnbrten. Za den Brwelternnj^en der arlstote- 
libchen Logik gehören z. ß. Mh Erö^ternngen fifbbr die 
kype<hetMchen und dlsjnnktlTen ürthelle tfnd Schlüsse Oj 
Jie v^Ustindlgere Unterseheldong der verschtedenfen Ar- 
tftt ivon Sätzen') und A. Uat'aiber schon bei Aristoteles 
daa'Einielne: seiner Logik hur ein ' unterg^offdaetes Inter- 
esse 7 sa^'müss diess noch mehr von ded'Zusfttzen der 
Sfoikerr gelteia. Eine ausffihrlic^he Geschichte 'der Le- 
f«ik 'wBrde darauf eingeben müssen, die ^escbiebte der 
^ernnfamtcn griefafaiscben Philosophie VfM 'iK)ess' wenig- 
Btens' innnerlialb derGvenzen unseret* Aufgabii liiidM thun 
kdaneoi.: Aagegen entsteht die Frage, was '<Kte^* Stoiker 
abenbadiit EU dieser bteiten BehandlüYig logischer und 
gnukimttiBclier Stoffe Teranlassen mochte; MÄn kdnnte 
ift dieser Besiehung theilis auf die diatektf scheu tttad ge- 
lehrte« Nbigui»gen dbs Chrysippns, theilft^anf'deij allge- 
itiehieii Charakter des alexandrinfsißbU<Z(0italkeh tefwel- 
Mfli ^ Abev* der letztere würde nocb ilfcbt efkitoe^, Wa^ 
ilai« sick geradd die Stoiker Tereegfswefse' mtt dil*sett 0^ 

T"^ • .. 'I ' • '. vi • .' .i •'.:•. 

1) DioG. VII, 71 f. 79 ß. Skxtdb Pjrrb. II, 156. Math. VIII^ 233 u. A. 
Doch ist schon in unserem 3ten Th. S. 377 bemerkt wordeot 

«>' .Baai das- 8chxier des AristolMes'denStollfertt hierin Vdrahgieägen« 

2) DioG. VD, OS ff* ' . ' - 

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teraacliffDgeo bfitesten^iffbpiiw mnM -^^r w^ Cktjpiif:^ 
pns mit deqpeU>/eiis .ifi^. ftebr iim immer perM^lkfboiVMh 
liebe, da?^«^ hipa^ag» d^cb ^fi^lei^li einem wirklicii'^a zV^n 
durfnl^ i^ Sehule ei^gesfPgetLommeii iiejn, tip ia.dioMr^ 
so allgemeiDa imd eifrfge Naebf<4s^. su findeii^, Pi<m|p 
Bedurfnisß ^ar pqn al|«rdiaga Z|inäctiat ivoM elpramiiac^rr 
liehen: die Sjbpfk«^. mahlten. der Dialektik« Metotev «fiff« 
um di^.K^^qgriffe ihrer ptiiUapphinchep Nebeobulil^r, 1194 • 
besoad^A dl^ 4?r neuen: Äbad^niie abzpfvßhreii; «9|4 .dx 
siph jene Af^riffP nicht, Mos^^^f <l^ pbiloa9phijKJt^en,Qen 
griffe ^ sondi^nauch av(f dep. Ausdruck d^rs^libep, .«^4 
wf die ft»ge »»eh 4er D4i;«teUb9irfc«it dq« qedfupj^uyi N 
der l^r^eb^e e^atreplj^en ,, da eich uberbai^t 4^r:^#diiaki 
voa.den Wertet) piplii; 9^hlecl|tMi) trciaaQA,IäM^i ß9\hg 
aacb a^u gfmpmßtif^ei^ fjutersifcbungen hlnr^ioiii^iide.Vw. 
anksaMiig vpr; Qieaer Zpsamm^nh^agjaa^t aipb /lapi^l«^ 
lick an dem ^clippfer der atpiaiebenDial#Mika^l)9^A9f|in 
^^P 0> . ^n^ wie lebhaft |ortii|al9*end, 4er diale^tfai^fl 
Kaippf ,^wi«ch^ ;dem Staiciamus und dev.^kepai^ Vf^Ti 
itjg/t^ws^ Sextn^ Empiripiia, deaaen V,^\fmik .fg^gpß d#A 
DogD(if ^iaip9ps I . v^irzuga^^else de» Stoikern . ; giU ^Jt < . Abfifi 
docli kaiin i99 nicht blos^diRae Räirkpichtanf ibre^fifeg«^ 

1) Chryäpp selbst sagt b. Plvt. St rep. 10, 1.1^^ d\6 BetfcbSlH* 
' giiii|{' mit' dialektisclK»!! Fragen {ro v^iQ va ^«/aVt/a ^<«4^>is«iNiU) 
: habe ;JMiiaf\p aoderii^ ^yveck,. al» die Auflösung :der. skeptUcl^ei^ 
.Einwürfe, und da er selbst den Arcesilaus gehört, und im Sinn 
desselben^ sei es auch nur versuchsweise, eine Schrift gegen die 
'WabrMt der i^nnlteben Ansehanungen (ndettl t^f 9cptj&iMy 
. vedastthal (pioe. Vlli I8&i. Pftnv^ St« rep, 10. comm*iMiiL 9ir 
Cic. Ai;ad.I[, 24» 75. .27,.87)9 so. ist es un> ,fo vabrscbpii|licbe'^ 
dass das Bedürfniss, die Einwendungen der Ske^ptiker Kum,Schwei- 
gen zu bringen, bei seinen diafektlscb^n Unte^ucfbung6n'^Ä1Ssent• 
i lioh nilYflAte. Auch to Atvsserang^.fibep Chryslpp"b. iPi.on: 
pomffb not, i4 5 bf^weist, wie sehr sei|i^4)(^lektiK Y^n^^^V^r. 
ehrerq eerade , wegen ihrer Richtuns flegen die neue Akademie 
geschätzt wurde. 
•l)<®!iiitJS(i|||jikdt<de^fthälb'Pyri4i. I, 65 die Steiter r«y füi^ia^'4f^i0i 

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40^ Die ita}^«b^ PlilVat^liie. 

fft^tMti «rtii,v^ «IM isiiy liitlhMt^'^^Biäflelilftt^iigr 1iif€ 
dMMo^lltii «nd graumSatMcteii Porltien in ddr*^öa 
h'ai^«irtief',di«8« steht vlelMtir^hr^^la«!» Itinei^ä 2asatn- 
rKMÜttn^ 'tftiit >Vbtet* ganten^ D«n1i^tM^€f. SbiHHr dc¥- Ur- 
^^üft]^ d«f atoisclie'ii Schule ftMiri* 'ui^' ebeirso aii# die 
nire'^al'isdlie Olatekifik, tvie aatdW ej^tfisbM Ethik' a^o- 
rll^E^ itm trnter ilM Lehtiirli Zeafd^ >«? erdbo tiebenr dem 
^yttibör^^Meflf^uGh die Mi^|faflkter''8tilpd iiad 4)i^itortis 
Kkoka» geoafcibl COiOG. 'Vit* '2. 24! f.); sehr bedeifM^ tvar 
after^'lrWeh, nie äf^cfr geK^ig^C -^etdeii 8elt;-4^r Eltiflds», 
4tefch^ti die j|>Iiitaiifis(ihe;, end 'Äochmlshl'tli^ j^ripatetische 
PtiHöMi^ie ktff doli ISlefieMiiMia gf^vbr hi^t. Mit dteseur 
Sjffit^fllchi'ttketlt Wütt der lie»tere die Ide« dei^ in der 
gfaiiasM WMt 'W^lletfded'V^ertitfirft, aiid- ial ZusaÜaleiihMg 
iHnAtkchMbt ifj^l^'pfW ge«reheii liiriv^n, no^ d<ir ?er^ 
nUhft»rkeiinttil9S Wahrheit ^q. DieAe ist abei*' tilehts tm- 
irilltdHar^egieikettie^p^btifltfrn'iiirt' aafdetii'W«^ Aei-fte^ 
4l4lsMihlii^ Mit de» Thafsaehen der fii'fhilrlin^ abzutMttfn. 
Um^'dreaa %'^näftgereiiUt 's«! than , ukid -iiitftta 'Üi'gfebiiiäil^eit 
mt iviiMDScbtfttfdi« Begruiidiiti^ ro sicberii, IMisbt^M 
die 'Stoiker '4n' den iDglaeheir Permeti ttid^'R^eiii ndfe 
Te^bMik'dk ^l>«iikeii8 featsCeHiit]; hWmit ' lätt^l^r tii^li 
illlien aber u^ (So .eher auch grainmatiacbe For^cbvo^en 
feduiaiifeiiy je weoiger sleaieb oaeh. ihrer gansieg Ansicht 
töki der RettlUftt der Begriffe, wie wir dfe^fs lib^Ieich 
finden werden, den Gedanken ohne seine sprachliche Form 
YiMT^teUen konate^. fipjknr .ykpuqtlB . 4ici Logil^ .gering- 
MbMKeii) da Ihm die' Wailrheit ufiitaltt^lbar ili der sinn- 
Hcli^ri Ifiitapftiidunö; gej^eben war, die Stoiker mussten sie 
R^fih}l^p^i, weil .:ni^c)li ihrer Ap^.icht nur du.^ch Schlüsse 
luxwahr^fi Begriffen zu. gelangen iat. Oasis wirklich 
dlies^i dte'tifsprQn^idie Bedentohg der stdischen Logik 
war, daiss ste ihren Zweck, ebenso Wie die aristotelische, 
ai€bt Jn sich s^ibt^ sondern in ilirev .Anwendung ««f; die 
materialen Theile des Systems hatte, und in letaler Be- 

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ßWfi'8?fli.jlFi-,Vi<}r.W!Ws?. *fti:<\<5R, Hs^figp»», .TW'ßV. .«•«•: 
Logik behan(jpl<^e,ii;;|,,..,^^«fl.. ^^ \fi'^% W\.^^^h\ »JP^- 

wift t^ifiPnW.'Ufife iWl.A'tePffiefWff, P'^l^r^Wrfj^/.^lf e?k 

die. 1»fa^i*e}f dpffh Jfijif/Jljfifthfl|if|.,ap ,5piU^e1nä). fbf«, 
e!e«R^. Anfi»agp J^««tftttgt.j|q,flfiffei;^^^li.tii^ber,dle Bjj- 

,JSfi^e4.,t|er,%^PflfltJ}|»a«iliwrif^^«d,,^f}tb9dftlo«;l<J,f^cljp, 

Bfshw.iSy^mp,.,!^ lV^0it,,duj;Qh<^u^,,fliflh§|fj} ^, es.,^,9^ 
J.«f4«^<*. von. f»er;^stpg«rfgn}pft,i;e .ky^,.lfMJffif(gj^,,lSp^^,. 




^^}^\ ]M«Q siel)t 4iess besonders I 
229 ff. Math. VIII,' 

£^c.kkAi.\ii^^h^x.\}£i^M,tMBQ^^^^ 

iiann iiber hieraus schwerlich auf . das eifiene Vjerfahren der 

• •Stoike/MhlieMen. ' ''""' '' ' ' •''^' .f. ^ ';:.:». 

S) Sbxtos Pyrrh« II, 194 : fiaktga in avroit [rois avlloyiafäol^. . 

, w^tfitivfic ol d^alsu^Koi ^xdjrio'jevTriff rp yvmvai wi im xlvo9 

4^^,H imU ta tpicdii itg{vHv iTtifpia&ai. ^iynaip ^v^iivai vfjv 

, ; inA^i^ittiv .ßvig^l4^}iP , ttkti&w^ fwi tf(9viyiv fial «^tfr^(Mtff« ^ygl, Math« 

XI, i87)t JfiQo. VII, ^5^^ «f?«ft^^or<*»:'?»'j^f,fWw>',^«'Va^ ryp ntgl 

• Twv QvXlö^iajAfuv 'd'^(u(fiav' .r^ yoQ aTTOphixTi^ov ^ tfittpairtfVf on»g 

QvfifiiX^&a* . ^qIo Tfjfnos |^«Qjgd'tt»^fr rwy T^^ßyfsarwv. Man Tgl« 

.. iaa<j|i,^cn,TQrigW, S. ', ... (7-,- i;i ..\ .,,ji .1/ >; .. 

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» • » 

4S Die fitaische Philosophie. 

daäs äifviei ien StoikeW^'^b^foEib, tvt4' 6^' Artisidteles, 
eiden'tlietrder Ldgfk bildete, und da' mit der Lebre'Von 
den Kätcgföi'len die ällgetoeineti Bestimmungen Bber 
den Begriff dcfs'WiAlfdien aufs Engsfe zusammenbangen, 
sb wird es jedetrfaiYi^' skdblieh geretbtfertigt seibV ni^enn 
wir beides an die^eiti OTrt^ zösanlmeiistellen. 

Sb%o*n Aristoteles Iiatfe im Gegensatz gegen Plkiö 
di^ WlrkUcbltU'im idlleti Sim, loder Jke Subst«nttalit&t 
litii^ d^m'£in'zi^Ineti zugesprochen, ztigleieh battd er ilber 
daf^ü'festfcc^ii'altfib, da^d nfölit die Matede, sondern aur 
die Poi^ ödej der BegMIf das tvahre'^ Wesen der Hliige 
änsinachd. 'Df^- Sto/ker jgVifugen mit Strato und änrfeirn 
?eiipätfetikeVii weiter In Äer Richtung, naili wÜM^er 
sich Aristoteles von Plato entfernt hatte,' ütifd kehrten 
iri dieser BlezTehting^ auY' den Standpunkt der rtirrso- 
kratischin Piiilosoi^W^'^^ui'ack, indem sie das Kft-pier- 
nche'alifeid f&r ein ^khrhaft Wirktfches 'gelten KeMen. 
Z^ar di^finirteii 'sie das Wirkliche mit Plato als'' d^s- 
j^nTg;e^ wa^s dfe Kraft habe, zu wirken oder zu lef4eri,< 
^über^ diesisj Eigenschaft fanden sie nur in den Körpern, 
und so ergab sich ihnen der Satz, dass es ausser den 
Korpern nUhts Wirkliches geben könne ; oder sofern sie 
ilcmUukprp^rlic:hen nicht alles Sein absprejehen wollten, 
musSte» sie doch <b<&bauptett,riiur dem -KörpfirlScfaeD -komme 
^In wesenbafUss und sdBirtstandiges, dem Unkörperliehen 
dagegen blos ein accidentelles Sein zu^). Von dieser 



• 



1) Spph. 247. D. 

2) Flut. comm. not 30^ 2i: ot^ce yag fivva td aoj/jinta yttüL&HVt 
innh'^ ovToS ro Ttoistv ti Mal TiaoxHV, pl. phil. IV, J*©^ ol 6b 
^Tütttwl awfia tTJv tpwvr/^* itSv ydg ro 9^<upLtvo^ \H bf^tSv^ rj xal 
noiSv awfia* ^ St awP^ nottt Mal 8^$, ».iri irap ro u^vu» xal 
fvö%XSv ouifAa hiy.'i* irt itav ro MivitMPöv oöifia igiP. CiäAcad. 
I, 11, 39' [Zeno] nuflo iMdo artitrabatkr qt^ä^uam effici posse 

'ah ea [natura] quae expers eiset corporis ,,, nee ttero avt quod effh 

^"ceret äUquid aut quod cj^^erÄr (genauer wäre: in quo efficeretur 

aUquid Tgl. Ritteb III, 577) posse esse ^^&f^ cor jhü'.'^'iöii»''EkU ly 

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Die stobcJie Logik. 49. 

YoTßmmetzüog au« rarste nun natürlich Vieles für. ein. 
Körjlerlicbes erklärt werden, was wir nicht so nennen^ 
wurden, wie die Seele, die Tugenden u. s. w.; aber doch 
kann man, streng genommen, nicht sagend, dasa die 
Stoiker den Begriff des Körpers, in einer viel weitexen 
BedeatuBg genommen haben, als es sonst zu geschehen 
pflege, deAn sie definiren den Körper nicht blos aus- 
drucklieh als, das räumlich Ausgedehnte^), sondern sie 
beoitthen sich auch, zu zeigen, inwiefern das, was man 
gewöhnlich für unkörperlich hält, ein Körperliches, in 
der eigentlichen Bedeutung des Worts, sein könne. Sie 
erklärten nämlich nicht hios alle Sabstaozen, die Seele 
des Menschen und die Gottheit nicht ausgenommen, für 
etwas Körperliches (s. u.), sondern sie glaubten auch, 
alle Eigenschaften der Dinge lassen sich auf die Luft- 
strömungen zurilckrühren, welche der an sich eigen- 
sehaftsloseu: Materie die Bestimmtheiten mitthellen, wo- 
durcli sich die Dinge von einander unterscheiden 9 ^^^ 



336: aiTMvS' 6 Zijvojv f^alv stpaiy 9i o. ov de airtov, üvfi^ßijnos» 
nal to f^iif atrtov ooifia^ a Si airiov^ uatr^yo^fia, S. 338! ^ipt;-. 
WTtTtos ahtov elvat Ifyn Si o. %al to fiev ainov ov nal acü/ia 
u* 9* w. IIc06t9wvio^ di ütwS, aXtiov ^ igl tivo9 dio [1. 9i o] 
intlvoy rj x6 itgoizo» notSv r^ t6 o.QX7iy6v noi^ascaSi »al ro (a^v 
• aittov ov ttal ow^a, u [ov] de ahtov ers ov ave avSfia , dkla avfkßt^ 
ßtp€oe n«i kaTtfyogt^fta, Dioo. VII, 56: nach Ghrysipp, Diogenes 
u. A. sei die Stimme ein Körper, nav yag to noiSv owpLa tu, 
%» 150: soiüv di (paoiv toiv ovtojv dndvnov r^v ngohtjv vXt^Vf 
(uQ Hai XQvaiifitoQ iv ttj ngtuTtj tviv q>vatMd!v xal Zr^votv vXij 
^i iu^ , iS fjs oTidt^noiSv yiverai . • . oöipLa Si igt xat*^ aviii tj 

1) Wie RtTTBR III^ 577 und Scbi.vibbsi.cheb, Gesch. d. Phil. S. 129. 

%) DiÖG. VII, 135: QÖifAa d* «Vi (ipyalv * ArtoXloBfugoi iv vfl tjpvo&MJj) 
ra rgixv dta^azov u. 8* w, 

3) PttTT* St rep. 43) 2: {XgvoiitTios) sSiv ukXo rds h'Sets nXijv 
■digai $Ival gnfo&v, i^vno Tsrtov ydg 'üwl%sTa% xd aoßfiara «al 
w noiov exoiov ehat viSv efc» owe^Ofiivotv aXztos 6 ovvixfov 
digg ifiVi ov anXtfgorfjra fisv iv oiHr^g^^^ itvnvoxfiTa S* iv Xi&att 
Isvuoxijxa ^ «V dgyvgtf xaX5<nv,*^ §. 4 : r?/!' vkijv dgyov «J iavx^s 

DU Pb&loi^pbia 4«r Griechen. III. Theii. ^ r^ T 

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50 Die stoische Pbilosopbie. 

diess musste bei ihrer Ansieht ron der Seele «faewM^t 
von geistigen, ¥fie von materiellen Eigenschaften gelten^ 
so dass sie auch die Tugenden und Fehler als Kwper 
bezeichnen konnten') 9 indem sie dieselben aus dem Da« 
sein gewisser loftartiger Stoffe in der Seele ableitete» 0. 
Ans demselben Gesichtspunkt wird das Gute ein Körper 
genannt, denn das Gute ist den Stoikern nur die Tugend, 
die Tngdnd aber ist ein bestimmter Zustand des Seelen- 
körpers'}. Ebenso haben wir es zu verstehen, v^enn die 



Kai dxivijTov vnoHtia&at raie notörtjc^v dnoifaivovat % tds Si 
noicTTjzas nvevfiara saae Mal topovC degwSuQ oh av iyyivwvrtu 
fi/gsai T^C t;7?/C ilBonoiBiv %*aia mal üxtjfiarl^uv» Daher b. Plut. 
' comin« not 50 der Vorwarf: tdi n^nottitu^ iada^ MtU amfuixa 
TTotSatVf XU ebd. 44> 4 die den Stoihero sugeschriebene Babaup- 
tung: tvt dvo ^uf»p saaW iiiv vnoKeifisvuf ro fiiv aaiay ro Bt 
noioxTji (oder noiov — Pbtkbsbb Phil. Ghrjs. S. 51 will ©y; 
8. dagegen Tbbbdblbsbqbo Gesch. d. Kdt. S. 997)^ Das Sein der 
Eigensthaften in den Dingen wird als Mischung be^ichnelj Autx. 
Aphb. de mixt. 143, b, med.: rriv «|iy toU 6%Hai¥ avr^w /«e- 

1) Flut. comm. not 45 (s.u.)Sbb. ep. 117, S. lOQ: placet nostris, 
quod b&num est, esse corpus., gvia gtiod bonum est,faeä: quidqind 
facit corpus est. . . sa/neruiam bonum esse tUoutU ; sequitur , tU ne- 
cesse sit iüam corporalem quoque tUcere» Vgl. ep» 1Q6* .Stqb. Ekl. 
II, 114 s. u. 

3) Diess i$t der Begriff des rovos^ oder der Spannung, auf welcher 
die Stärke der Seele beruhen solUe (Stob* Ekl. 11, 428}$ m. s. 
Hlbi^bubes b. Plvt. Sto. rep. 7: v^^yi nvifo9 6 %6vo6 i^l xaV 
ttuivoi iv T0 y^f^XÜ yiviftai ngoi %6 innthtv td hTttßdXXovxa 
IßXvS »alstrai Hai Mgdrot. 

3) Sbb. ep. 106 (vgl, auch ep. 102, S. 29): bonum prodea^ ftuM 
etdm: quod facit corpus est: bonum agkal animum et quodennunodo 
formia et contkiet: quae erg^o propria sunt corporis ea Qorporis 
bona sunt : corpora ergo sunt et quae animi stmt, fufm ft Ate €or» 
pus est. bonum hominis necesse est corpus sü, cumipse corp/^aiu^n*» 
Si qffecius corpora sunt et morii ammorum et avariUa,)^ crfidtütas, 
indurata väia . . ergo a malitia et spedeß ejus omnes • . . ergo et 
bona — wofür dann noch im Besonderen angefahrt wird, dass 
das Gute, d.h. die Tugend» anf den Körper wirke, ihn beberrtcbe 
und sieh in ihm darstelle. 

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l>ie 8toi8cb6< Logik. St 

Wahvheft ein Körper sein mlP): dW Wahrheit ist ti&n# 
lieh itt lifesein FM nielit im objektiren, sondern im siüh 
jelitiven Sinn an nehmen , sie bezeichnet das Wissen^ 
oder die BeschaReübeit der nvisseaden Seele, und da naii 
diese naeh stoischer Lehre anf dem Dasein gewisser ma- 
terieller Substanzen in der Seele beruht, so lian» die 
Wahrheit in diesem Sfitn von den Stoihern ein KSrpefe 
genannt werden. Aneb die Affekte, die Triebe, die Vof^ 
Stellungen, die- Urlbeile gelten den Stoikern für Körper^ 
sofern sie sich diese Zustände durch materielle Einfl&Sse) 
dorch die in die Seele einströmenden mnvfAavaj bewirkt 
denken, nnd aus dem gleichen Grunde werden nicht blos ha*' 
bitaelle Fertigkeiten ^ sondern selbst einzelne Tbätigkei- 
ten filr Körper erklärt 2): das Sehen, das tanzen u. s. f« 



1) Sbxtds Math. VII, 38: tt]v Si dky&uav oi'ovrai tipti, nal fia-^ 
Xi^a ot dno xijz ^oat, Sta<i>i^fiv rdli^tii xard r^elt r^onot^t , . , 
aoi'rt filv naQ ooov 17 /a6v dXijd'sta ootfid cV» to Si dlf^&is da<ü^ 
fAWLtov vn^^x'' ^^'^^ «fxoToiC, ipaai, rafi /ufi« yd^ diüitfttt fV#> ro Si 
Aiia/fAa Xnttoy, xo Si Isuttap dowf*»xov* dvdnaXt* Si ^ dki^&eia 
awftd i^iv nmp* oaov in^sifUi nttvtwv dXfi&öiv aTtotpavrutij SoxtT 
tvyxdvHP* naa» Si iTTtii^finj nws i'xov tfitf i^yefitovinov , , ro Si 
yyenaptMv mojfta utatd, ttrai vTs^ffx^. Gan« gleicb Pyrrb. 11, 81* 

i) PLITT. comm. not 45 : axonov yd^ w ^«Aa, xd£ d^exds ual xds 
naxiati ir^ff Si xavra&Q rce« xix^ai nal xds fi$fijfHiS TraoaCj hi 
dl (pavxaaia.9 *al Trd'&ff mI o^fids ual avytut.x<t&lQ$kt awfiaxa 
v0tepLivov9 iv fit/SiVi (pdva* tttio^tu a\ 5. w* • • • , oi St & pLO- 
' ¥W td9 dQtxd4'Ha\ xds 9ama(^ £<utt elpat Uyovaiv^ öSi xd nd&tj 
fUvoPt Sgyds xcti ift^ivovQ aal Xvwas mal tnixaigsmanias ^ aSi 
uaxaXijtffStC »al tpavxußius mal dyvola^ aSi xde xi^vas ^wa, xrjv 
QKvTOXOfAtn^v^ Ttjv xf^XnoxvJtiHtjp' dXXd Tigos xatois na\ xds it>e(f^ 
yUai awftaxa ttal ^wa noiaai^ xov ntginax^v J^wov, x^v oqx^^^^^ 
tiftf tno&etuVi x^v ^goaayogtvatvt t^p kotSoglay» Plularch spricht 
kier freilich als Gegner; indeasen sagt aucli Ssitbca ep. 106: 
noH pm$o te dubkatufum,^ an tffactus corpora tint . , tanqttam ira^ 
vmar trysmu»., A duMttu, vide an imltum nohit mutent u. s. w. juid 
■arg»? trnn .mamfeittu corpori noUu credU imprimi, niMa corpore? 
o. •• w. vu SrdB* EkL II, 114: die Stoiker halten die Tngenden 
für fidbstanCiell identisch (xds avxds na&' vtto^hoiv) mit dem 
^y$ftoriii6v und insofern, wie dieses, fiir ani/taru und Sola, Noch 



tizfdby Google 



5f Die stoitche Philotopliie* 

wvrde Von deti Stoikern irobl iowtnig ein Kfepei; gt- 
nannt worden «ein, als das Weiseeein % dagegen glaali* 
ten sie das, was diese /ritätigkelleil bewirkt, ebenso wie 
alles Wirkende, als einen Körper betrachten zu miissen, 
und wfirden nun wir alle jene Tbätigkeiten. einfach anf 
die Seele als ihren Grund zurückfuhren, so massten doch 
die Stoiker, nach ihrer Ansicht vom Substrat und den 
Eigenschaften , für jede derselben einen besonderen , sie 
verursachenden Stoff voraussetzen, durch ;^ssen Anwe- 
senheit sie bewirkt sein sollie. Wie daher Plato ideali- 
stisch gesagt hatte : der Mensch ist gerecht, musikalisch 
u. s. f. dadurch , dass er an der Idee der Gerechtigkeit, 
der Musik u. s. w. Theil hat, so sagten die Stoiker ma- 
terialistisch : der Mensch ist tugendhaft, wenn Tugend- 
stoff in ihm ist, musikalisch, wenn Mosikstoff in ihm ist 
u« s. w., und von diesem Standpunkt aus konnten sie 
zwar nicht die Thätigkeit als solche, wohl aber das sie 



deutlicher erklärt tieb aber Sbh» ep. 115« Desüleras M ^criH a 
mt, ptid sentktm de hae fuaesrione jactata apud noHrot: anjustitia, 
an fortUudOy prudenHa ceteraejue tnrtutes anknaUa sim • •• me m 
nHa sententia profiteor esse , • quae sint ergo quae antiquat moverint 

' dtcam, atdnmm crmstat anknai esse . . wrtus autem mkU aHud est, 
quam animus quodammodo se hahensrergo tmimal.ejt* dem/U:', vir- 
tus agk oHqttid: agi autem nihil sine impetu {ßgunj) poUUu,$, "W. 
Wendet man aber eb, so wäre jeder Einzelne eine Vielheit von 
zahllosen lebenden Wesen» so wird erwiedert: diess sei Hnricbtig, 
denn die vielen animalia seien nur Tbeile des Einen animud^ der 
Seele« Aus demselben Brief erfahren wir, dass Hleantbes die 
ambuhtio fiir einen Spiritus a principali usque in pedee pemdssus 
erklärt habe, Ghrysipp för das prindpale selbst. 

1) Sbs. handelt ep. 117 von der stoischen Behauptung, sapuntüxm, 
honum esse, saper e honum non esse. Er selbst erklärt sich gegen 
diese, Unterscheiddngt ohne doch ihre GGltigkeit in der stoischen 
, Schule SU läugnen. Der Bewds des Paradoion, den er anführt, 
ist dieser: die Weisheit muss etwas K^rperliebes sein, denn aie 
ist ein Gut, jedes Gut aber etwas Wirksames^ mithin auch ein 
Körper (s. o.)» <!^ sapere non piUant ijusdem eonditionis esse, in- 
corporate est et accidens altert/ id est sapien^Mef-ksfpie Hee/heii 
uam nee prodest^ • 

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• I>ie BtoUcbe Lo{ik«' = *i '53 

Bewtrkeiicle als c^iMii Korper, e^eralb ein lebendiges 
Wesen bezetebnen. Klebt miifil^' auifiillend, als die aa- 
gef&hrten Bebaupttingea, iaatet f&r ims der Satz, dass 
der Tag^ und die Naeht',' ja auch die einzelnen Tag;es* und 
Nachtzeiten, der Monat und das Jahr, die Monatstage 
und die Jabrszelten Körper seien >); indessen wollte Cbry- 
sippiis «ift diesem allerdings ufigelenlcen Ansdrncli woM 
scbwerlieb etwas Anderes siagen, Als dass das Reale, wab 
jenen Namen entspricht, in gewissen körperlichen Zu- 
stinden liege, dass wir mit dem Ausdruck Sommer den- 
jenigen Znstand der Atmosphäre bezeichnen, in welchem 
dieselbe am Stärksten voii der Sonne erhitzt ist, mit dem 
Ausdruck Monat den Mond u. s. w.'). l>as erhellt aber 
freilich aus allen diesen Beispielen, wie wenig es den 
Stoikern möglieh war, dem UnkörperKcben irgend eine 
Reailit&t beizulegen. 

Ganz vollständig wollte ihnen diess allerdings mit 
allei* Anstrengung nicht gelingen. Auch die Stoiker konn*- 
ten nicht laugnen, dass es gewisse Dinge gebe, die sie 
nnmSglich für Körper erklären konnten. Sie rechneten 



1}^ Plüt. cornin« not 45» 5^ XQvainnov /^f$qv§vovt6ß_ iv ^«J itf^tit^ 
t(uv ifvainoiv CtfTijf^dvwp «rroi nQoadyovva^* ^^i% ii fihv vvi avüfid 
iuvt ^ y saniQa %ai 6 oq^qos nal ro /Aiaov r^f vvhtos tfol- 
fiara a» tgiy* aSi ij fiiv ijfii^a ootfia «V*f » «X* ^^ *«^ V *'^^^ 
ftfjvla owftat tml 7 SixdtTjt nal ntvrsnmdtndtri m4 ^ rf^ia^ 
%d9 nal 6 fArpf äUffitd iu »«• vi &i^o9 «tu ro tp^ivatiatgov ual 
6 iviavtoiJ^ 

3) Stob. EkLI, 960 f>: Ghrysipp definire cap hni tä^av xßM(^fi6Vijv 
in %Ufiöivo^ dnolfiyomo^ mal &4^v€ dQ%ofihov . • ^i^e^ Si wQav 

%^v fißTid ^igoC fiiv. ^^ %sifitwvoi Si nsM^fiivt^* %etfnöiva 9s 
^gmv iTOV9 T^v f^dhia xaTSifwj^ftivrjv 9 rj r^v tm ^egl y^ digt 
fMTttffvyfiivifv, Ebd.: nadi' Empedokles und den Stoikern entstehe 
der Winter durch das Vorherrschen ^er Luft^ der Sommer 
durch das des Feuers. Ebd. S. 556i MtU ^ tfc2» ip^l IX^vaiTt-- 
noe], t6' iptttvifiav^v r^9 mhjvffi n^ot rjfta^y y oil^ij giigoi 
h'XOvQa ^a&vofitvov n(f6s vftde, 

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54 I>ie •%oi$ehfi Philoaof bie. 

dahin im Besonderea den leeren RfMim, den Ort, die Zelt 
und die Voretellnng (dae A^xro»)*); wiewtilil sie eber 
diese vier Dinge für unkofperlich hielten, nvollleii sie 
doch niclit behanpten, dass diesell»0n gar vielit exisjtirea, 
vielmehr wird die letztere Meimin§r alfli eine vom Dogna 
der' Schule abwei<^hende Privatanaicht bezeichnet'). Wie 
das aber mit den Sätzen über die alleinige Realitiit des 
Kerperlichen vereinigt werden sollte, wird ims nicht 
gesagt. 

Wir m&ssen die Frage anfwerfen, wie die Stoiker 
sn diesem Materialismus gekommen sind. Man konnte 
ihd zunächst aus ihrer sensuallstiscben Erkenntnlsatbearie 
ableiten; ebenso gut kann mau aber auch umgekehrt sa* 
gen^ ihr Sensualismus sei eine Folge ihres MaterialisQHM, 
sie leiten allen Vorstellungsstoff aus der Wahrnebüiiifg 
her, well sie ausser dem körperlichen kein wesenhaftes 
Sdn kennen. Jedenfalls schioss der stoische Sensnalis- 
mns an sich die Möglichkeit nicht aus, aus dem Sinnli- 
chen auf ein Debersinnliches zu schliessen. Andererseits 
Messe sich auf den Zusammenhang der Stoiker mit der 
peripatetischen und der vorsokratischen Philosophie ver- 
weisen: mit ihrer übrigen Physik könnten sie auch ihren 
Materialismus von Heraklit entlehnt haben , oder könnte 



1) Dioo. VII, 140 f. Stob. £k1. I, 393. Smt. Math. X, 218 ü*. 797^ 
Vm, 11. VII, S8. Pyrrh. II, 81. HI, 58. 

2) Sbxt. Math.. VIII, 258: ogdtfiev di (os slai rtv8f oi avfi^^orts 

nsQUMf dXXa nal ol ^Tw'atal eis ol %t^l top BtMÜiBiStjP (der 
Lebrer M. Aurels, s. FABBicroa tu d. St.) olf ^otß f^iSip tlviu 
tiodfutrov. §. 262 sagt Sbitus^ «her die Existens des XtnTov sei 
eine avi^vvTos fiiixVi ^«i* offenbar ist die Behauptuag, dass das 
Unliörpediche in lietner Besiehung sei, erst später, im Streit 
mit ihren Gegnern, von einem Theil der Stoiker sofgestellt wor- 
den, denn sonst wird, nach den in der vorigen Anmerkaag ange- 
führten Stellen) gane unbefangen von dem Sein desselben ge- 
sprochen. 

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Die ttoitohe Logik SS 

m%ü frifih deiuielbefl, wie schon oben angedeutet wurde, 
ns dei* fintwieklung der platonisch -arietoteüschen Me» 
tapbyiik erklären ; wenn Aristoteles die platonische Tren- 
Dong der Form von der Blaterie so weit aufgehoben hatte, 
iim er jeifee, mit alleiniger Ausnahme der Gottheit, nur 
ia dieser existiren Hess, so mochte es Andern noch folge- 
richtiger scheinen, auch ihre begriffliche Trennung auf- 
lakeben, und die Form zu einer blossen Eigenschaft der 
Materie zu machen; Aber doch haben die Stoiker selbst 
für SystfSm, so viel wir wissen, in keine so bestimmte 
Verbindung mit dem aristotelischen gebracht, dass wir in 
dker Fortbildung seiner Lehre das eigentliche Motiv der 
ikr^n ffueben könnten, und wenn sie statt dessen gaax 
entschieden auf HerakÜt zurückgehen, so bedarf doch 
dieser Umstand selbst erst der Erklärung, denn die leben- 
dige Ueberlieferung der heraklitischen Philosophie durch 
eise bestehende Schule war in der Zeit, als Zeno auf- 
trat, längst erloschen, und es kann nicht ein unmittelba* 
ter.gescbiehtlicher Zusammenhang und ein ursprungliches 
Abbängigkeitsverbältniss, sondern nur die nachträgliche 
Wahfnebmaeg ihrer Verwandtschaft gewesen sein, was 
ii^fin zn HerakUt zuriickfiihrte ; seine eigenth&mliche 
Weltanschauung war nicht die Folge, sondern der Grund 
sefaier Anschliessnng an Jenen. Auch der Materialismus 
der Sipiker wird sieh daher nicht aus ihrer Vorliebe für 
Heraklit herleiten lassen. Sein eigentlicher Grund liegt 
vieloiehrda, wo überhaupt der Mittelpunkt ihres Systems 
liegte in dem prakttecben Charakter der stoischen Philo- 
twfkiti Ufspriinglioh mit ihrem ganzen Interesse der 
praktischen Frage zugewendet, stellten sieh die Stoiker 
ia ihrer theoretischen Weltansicht zunächst auf den 
StaadpnnM der gewöhnlichen Vorstellung, welche keine 
aadlae Wirklichkeit kennt, als die sinnlieb wahrnehmt 
bare, körperliche Existenz; sie suchten in der Metaphy- 
sik vor Allem €|ine feste Grundlage fürs menschliche 

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56 Die stoische Philosophie« 

Hkndelo, eloe ht&gtjfitj xa&^ ^p oftoläfavftitmg ßimaofüBm, 
* ^!e Ch^ysipp >) eragt ; Im Handeln ateben wir aber dem 
Objekt unmittelbar nnd enapirtaeb gegenüber , wk mfis- 
aen ea ohne Umatände tn aeiner alnalicfaen Realität, 
AVie ea aich ana darbietet, anerkennen, und kAe^ ukMt 
Zeit, an derselben zu zweifeln , ea beweiat una dHeselbe 
praktlach, indem es auf una einwirkt,: und aieb uiiaerer 
Einwirkung darbietet; daa unmittelbare Subjekt und Ob^ 
jekt dieser Einwirkung sind aber immer nur Körper^ uM 
siBlbat die Wirkung auf daa Innere der Menaoben ateUt 
atch zunächst ala eine körperliche (durch Stimme, Qe- 
berde u. s. f.) dar. Immaterielle Wirkungen kommen la 
unserer Erfahrung nicht tor« Eben dieaer Standpunkli iit 
' es nun, weichen die Stoiker einnehmen : die KorperHcb^ 
keit allea Wirklichen eracheint bei ihnen ala eine uabe«- 
dingte, keines langen Beweiaea bedürftige Vorausaetzung) 
wenigstens ist uns nichts dar&ber iiberllefert , dasa Müt 
die Beweise der Früheren gegen diese Annahme zu 
widerlegen versucht hätten ^ oder dasa ale aelbat duaeh 
. eine Kritik des platonisch-ariatotiellacHen Ideallamua am 
derselben gekommen wären. Sofern sie aber efn-AEerk« 
mal der Realität suchen, wird dieses in eben die S^eii- 
achafften gesetzt, wodurch aich daa ättaaere Objekt 4«ii 
unmittelbaren Bewusstsein ankündigt; ein Wirklfcbes 
Ist, was auf uns wirkt, oder Eihwlrknagefi ton onaW* 
fährt,* und da nun ein aolches zunächst nur dte Ik&rpet 
sind, die Stoiker aber vermöge ibrea einseitig prakttsebea 
Standpunkte nicht über dieaea zunSchat Liegende hitfauä- 
geben , so müssen sie die Körperwelt für dieia etmidlge 
Reale erklären. 

Durch* dieae Annahme geriethen nun aber die Stiriker 
in keilte gerfnge Schwierigkeit. Scbon Arlat(M:eiea -btttt^ 
nicht zu erklären vermocht, wie daa Allgemeine alfcla 



i).In der obenangeführten Stelle Pctox. St repr |0. / 

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Ctejgenstaiid' der Wkummmhtttt Heta* könae^. wefiiimm^iAik 
BtBMliie dbsi aifpriiBgHctr WlrkUobe, SotetanMltei 4«l A)i 
fiilt mm nuB aber volletodfl' mit deniStoikctfn^as ULM 
pevliehefdr du «Utio Wirkliche, m ftcki^nt dioht^ Bwdte 
WftftUi^ der lil%eiAeliieii B^eiffe, eonderii. Hie WthrbWft 
^nmeter VwMPMmagen oliephftiiiit in Frage fhstmVU. M 
werden. Konnte auch die Vorstellung im sabJectiM« 
Sflm', oMpite tMm Vofsailelkiii in ider Seele vorgehende 
Verandennifg'f&r .etwas KdrperÜ^hea erlilArt wcfedkfbf M 
mnsaten doch audh die Stöikejr ^ageb9ny:4aa8 der iiibalt 
der VorateUung alsaoibber^.r^aJB dtirtii.dBe Asadmutog 
oder das Dienkeniüa d^ Seele . hervargerufeiie BÜd dUs 
Objekta^ nichts Korperlichea sein konae. Sie nntiSrseiifiB»- 
dien niaillehda»9ezeiGhbeiidey das Bedieiehneleund da* Kto- 
bandeDe ~ das Wwty den Gedanken uhd das i^aleOloeoi*^ 
QBd eri&l&rten von dteJBen «ar dasi£#ste und das Dritte ük 
KBrper^ das Zweite dagegen,: den« Gedanken^ -fitttf etwas 
ünkorperlicbes'). Körperlich ist nur der durch die Vor- 
stellung in der Seele hervorgebrachte Zustand , der In- 
halt 4er Vorstellung dagegen ist auch dann nichts Kör- 
perllcbes. und Reales, wenn er wahr ist: .41^ .Wahrheit 
ist eili-Kdrper> nicht aber das Wahre^). Ist aber das 
Vorgestellte als solches iiberhaupt nichts^ Wirkliches, so 
sind es natürlich auch die allgemeineii Varatellijingen, 
oder die-Begriife^ nieht. Aber aucb das laset 'sieh von 



i) 8. untern S. Tb. S« 405 ff- 

2) Sbxtvs Math. VIII, 11 : o» miro rije tfocTa r^i« ififuvot wSvytltv 

JiV Qtffuuvov f*i» iivcu riyif tpwviqvy oiov t^ jUoVi üfjfAaiv6fi%vov 
4k utro t6 TtQuyfJka ti' va* a^tij^ Btjlifuvov ,, . . xtfyxav^v Si t6 

owftettn, na&ansg trjv ipoitpijv 9tal ti %vfxa¥9v^ ^tv #^ dmiftarov^ 
äoiUQ to Qtjfi9$vüfA9rov TTfa/^a U1Ü Xmrop. IHM «Im Xittrov 
etwas Unkorperlicbes sei« sagt Sextua aacli Pjrrrh.'^II, 81. HI, 
^3. Matli. VII^ 3S; irgl. Sev. ep. 117, S. 101 Bip. 
5) Sbxtvs Pjrrh. II, 81. Math. VII, S8* »• o.: 

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I 
It Die M%Qi9^k^ PhiloMphie. 

MBBMmia^'Bt^Bs dJaMÜittaii weaig8tMft^n:Wirlilteh«ft 
entoprMbe^'daM wfrkUob ist mirj nfMkorperlMlefiKfaiteoz 
hmtr 'i^e iMkeii nber nur die fitdseldiiige^ Die Stofter 
■lesileii daher dö Ideen fir VoreleUmfeeii eliee Ohgect 
efkliteii')- Wie aber dann decbaiifieieb:dasbQ|;rSfftche 
Benkia das wabrate Wisaea f^ewahrM aoH^ läaai aieh 
«lobt abaefaen. 

A«f eiaer aadem Seite wardeo die Sfteiker d«fch 
ibre AMtcht übet daa Wlrklicbe za aefTaHendea pbyaika- 
llaehen Bebaaptoagea hingetriebea.^ Da» sie die fiigea- 
aehaftaa der Oiage für iUrper bieltea, so laiiaate ihaea 
daa Seia der Eigeaachaftea ia dea Dingea alü das Seit 
einiea -Kiorpera i v eiaem andern erse^elDea ^ ' ale aiiriaatea 
«itiiia die IJadarehdrinffliöhkeit d^r Körper liii|^»ett. Sie 
bebaapitetcfa demhäcb, ein Körper köaae eiaea aadem ia 
der Art In sich aofoebmeo', daaa dieser nicbt ettra aar 
aaiae leeren Zwiscbenräume, soadera alle aelae Tbeite 



tdiat itpaauv, Sihpl. in cat f. 26 b. (Sctiol. in Arut ed« BBASDit 
94« -a« 14), 'Srtva r« Mtpd ntip' avvo7ff Xijitat w' V .'^ ym^ ar- 
^i^(^«( ifric ,klt^9 « T^e *f* ^«* ^ uotvoi. Dioo» VI!» 6t : iproijfta 
9i if^ ^oPTtiOfut Stavo/as an ri (>V ar» 9ro«of , (uoartl 3i rl ov 
U9.1 iooavü irotovt oiov /«Vera« avatiinufia. 'Innov mal /U17 TtttQOV- 
t&t. Afuf&brlicber Stob. EM. I, 333: Z^vtat^ r« tvroijfjMTd fijo^ 
f$i*8 }K99fa.tivßt. /*^t sroff«, (d. b. »ie stellen 'weiar eil Sabjei^ 
noch eine Qualität dar) waavBl Si Ttvd mal oloavtl no&d [so Ps- 
TUSBN S« 78 mit Recht statt ok aV etTtoi] ^apraofnara ^vx^f» 
Tavta di ino vwv d^xaiatp iSime 7f^smyo^veü&mi> twv jrdg sara 
r« irviftara vn^iMnovrotp tipttt r«« iS4a9 Qimf dv&^mnmPf 
ttntunfi MOtvoTs^v nmvnov vtSv {»o»y Mttl rmv miXmv iniowf 
Uyovoiv idias ilvM» ravr« [i ravTas] M oi ^rtafiml ^oaotfoi 
füwv mvvna^tov^ tlvai, Sbitos Math. VII, 846 scbreilyt daher 
den Stoikern den Sats su: m ^ mhfiiS^ St 9 ^Wnr 9tüt» «» 
Y9¥^näi, (sc. ipavTaaUu), wv yd^ td ^9ii rot« ^ rOMc xi%wf rd 
yitni m )roXa m tcüa^ oIqp ruSfv dr&^nm» oc fUv siotv^ ''SUfi- 
. v^$ ot tlßd^fiaQOt' dkl* y$vut6t aW^ponrof m ''Bkktfphlv.., 
St» ßd^fiil^t4i VgU auch Stbuei' s. AHst. Hefiaph. Xil, 2 b. 
Pbtbbsbb S, 80. 

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. IM«. Motfche Logik .r 4f 

ilitreMriii(|^^)i nui nie untWBeh/Mmiwtiimih voo-Jer 
blM iMcliiiiiia<4ie« Mfiobnt« zweier Stoffe di«i 1««««^ A^* 
Olli»», in wticber «lle Tbdte den^^lnen.K^&rp^rs v^o.alUi» 
Tbelle» dM aniierii erfüdU werdaiH)« 0l6 Fraf^e fibtr dt/s 
Mogitehkelt dieses Vorgangs hiMet, wie vrir awa:P)irt8r«b 
s. A. seben, einen Streitpankt ziyisobeii^ den Stoiken 
Qttd ihren Giegnero« 

In ihrem Zasamnienhang mit der eben besproebenen 
Ansicht liegt auch das Hauptinteresse der stoischen Ka- 
tegorienlehre^. Als der höchste Begriff wnrde von den 



1) pLCT« comm. not. 57 : na^d ti^v IVio^aV ifi adußa awf$awfie tlvtu 
rgt »XXd TB nlii^ovg «iV to nl^^s ivBvofiivQv. $tob« EkL I, S76: 

2) DiOft. VII, 151: 1^x2 |-aff x^daus Si dtoXov ytvfg^at ua&d tftjggv 
6 Xifv<ft7rit09 iv v^ T^irt] t(uv ffvaimtZv not /i«j^ KOLtd n$0iy^tffjv 

, nml nafd&iüiv * Kai yd^ 6iS Ttikayog gXfyot olyai ßlffiiU inl 
X90OP dvTtna^Mta&fiütTat eha at'fi(p&a^o§Ta&. GetiMvßr Stob. 
a« a. O.; die Stoiker unterscheiden die na^d&sQiff f*tit^ tt^dattt 
9vf%vg$i. Die erstere ist eine mecbanittche « d* h« eine solche 
Vermengung mehrerer Substanzen, bei der ihre Theile gesondert 
i>leibea, bei den drei andern Arten findet eine drrtvapfmrnoit S$ 
oX(or statt f die ^/$iff und H^dan unterscheiden ticfa von der 
0i;/j(V9iff dadurch, dass bei dieser die Eigenschaften der gemisch- 
ten Subttaneen in Eins »usammei^ehen , bei jenen joickt) von 
einander dadurch, dass die fii^s auf trockenem, die n^otg auf 
nassem Weg erfolgt Wenig abweichend Abxx. Arna. 4e miit 
f. i42a: Chrjsipp unterscheide drei Arten der /i»/£«6: die nra^- 
i^Mif oder die mechanische Mischung (Bebpiel : die Vermischung 
Ton zweierlei Getreidearten), die avy%vif$s^ oder diejenige chemi- 
sche Mischung, bei welcher die gemischten Stoffe ihre Eigen* 
Schäften verlieren, und ein dritter Körper aus ihnen entsteht, 
und endlich die «(»ao«;, welche er definire, als iio [Aid*, ^»oj ij 
nal nXsiovoiv rivaiv awf^droßv vXutv .3i oXotp dyttiraffixtagi» crA- 
l^XoiS HTuti m aia^HV «jcacor avvtSp «V rff fiiju v§ ro$avT^ 
wiv ft otmiav valav nal tdt iv avT^ noUtrjTui. Da« Wort 
Ghryaipps vom Weintropfen auch b. Plut. a. a. Qi 
S) Unsere Quellen fit diese Lehre sind auaaer wenigen Aadeutun- 
gen bei andern Scbriftstell^n : der Kommentar des Somiciut 
ober die aristotelisobe Schlaft von den Kategorien, und die Kritik 

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VNl Die tiaiache Pbtlotppbie. 

tllei^eo Stblkem, wie es seMiitt, der Begriff Aes Sefeaileii 
aofgefiibrf ; da ab^r tiur das KSrperKche tat ein Seiendes 
lös sft^bgeti Sinn gelten sollte , wftkrend sieh unsere 
Tbrstelltfni;^« anch aaffTiikGrperllelies und fikerfaanpt anf 
€nwfrkiiehes beaslehen, ao setzten die Stoiker in der 
folge an die Stelle des Seienden den nnbestiininterea Be- 
griff des Etwas >}• Das Etwas befasel unter sich das 



der stoischen jLehrc bei Plotis £nn. VI,, 1, 25^30*. Unter den 
Neueren hat Pbtebsbb (Philosophiae chryftippeae fundamenta In no- 
tionum dispositione positalSSZ) die Stellen der Alten, welche sur 
Aufhellung dieses Punkts dienen, mit gelehrtem Fleise gesam- 
melt, und nicht ohne Scharfsinn eommeetirt, aber der Versuch 
einer durchgängigen logischen Constmction des stoischen Sjstems 
aus den Kategorien fuhrt ihn eu vielen wiHkührlichen Gombina- 
tionen^ wie er denn überhaupt den Eintheilungen und dem logi- 
schen Fachwerk dieser Philosophie einen ganz unTerhSItniss- 
massigen Werth beilegt Kürzer, aber mit eindringendem Scharf- 
sinn, handelt TBraDBissBUBo in seiner Geschichte der Katego- 
rienlehre (Berl. 1846) S. 317— 252 Ton den stoischen Kat^orien. 
1) Auf die angegebene Weise erklärt es sich, wenn von den Alten 
bald das ov, bald das r< als der oberste Begriff der Stoiker be- 
zeichnet - wird ; jenes Ehoe. Vit, 61: ytriututaroy Si ig$w o 
yiv&6 o» y^po9 in txeh oTo» tv Sw, Satr, ep. 58» S; 170 ; Quod 
Bst (to oV) aut corporate est aut incarpörale^ Hoc ergo ffenus est 
pHmum eeantiptünmum et, iu üa dicam, generak{x6 yavMoivaTov) ^ — 
'diesee pLOT. Enn. VI, 1, 25: noipov tX uäl tirl navrtuv «V 
yhoi Xaftßdvovoi, At«x. Aphbod. in cat f. 155 <b. Pxtbbsbv 
S. i49) (ieMvvotc up dri f*^ nakws ro rl ot aito^oatytrot rS af- 
Toc (der Gattungsbegriff, von welchem das ov eine Species ist), 
tl&ivtüu* el yuQ t2, ^ißov or» naX ov ... alX ituTpot vopu>&t-- 
ttfoavrif avto%9 ro ov utata outfjMttov fAOvmv X^yea^a$ duupei- 
yotep av TO ^OQiffiivov' 9ia tSto ya^ to tl ytvtxmtepov avte 
faotv slvai nuTtjyo^sfitvov a uara otufiaraiv ftcvov alla wil 
aoof/idrafv. Sktüs Math. X, 254: die Stoiker sagen, vdlv xwm 
T« luv elvat owfsata rd Si damfiara, S«if. a. a. O. prmmm 
ffettus Staicis quAusdam videtur Quid, denn in rerutn, thqmunt, 
natura fuaedam sunt, quaedam non sunt; Beispiele des Letztem 
sind die Centauren, Giganten' und ähnliche Vorstellungen von 
I}i<wirklichem. Rittbb III, 566 bemerkt mit Recht, die Lehre, 
welche den 'BegrHT des Seiehden aii die Spitze stellte, Yhusse die 
altere gewesen sein, da erst gegen 'sie der Grund angefahrt werde, 

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Pi^.stoitph9 Logik« || 

Karpeiiiche iuid4i|i Qnk9rperUfhe, oder 4«» S«^n\l^ iiWfl 
dt» ll)ebtpfißn4ei «qil eb^n diesen Gegensatz f«)mlo?f 
dte Sloiker fär die re^le EiotbeildiDg der 9ingf i&a.Gi^iydf^ 
gelegt zu haben 0; .safeni es iricb d^egen um die for« 
malen Grundbegriffe, oder die Kategorien bandelt, werden 
andere Gesichtspunkte vorangestellt, die mit der Unter- 
scheidung des Körperlichen und Unkorperlicben nicht in 
Zosammenbang gebracht sind« An jedem Ding ist nam- 
lieh zu unterscbeiden: das Substrat, Cro vnomlfin^ap), die 
Eigenschaft (to noiov), die Beschaffenheit (to neig !xop\ 
und die beziehungsweise Beschaffenheit C^o ngig tl ntig 
h<^^y)- Vou diesen vier obersten Begriffen') (wie die 
Kategorien von den Stoikern genannt werden) bezeichnet 
der erste, das vnoHilfHPov, die Wesenheit der Dinge als 
solche, die Materie derselben, noch abgesehen von: jeder 



das» doch auch das NicbUeiende gedacht werde — ob schon 
▼on Chrysipp, wie derselbe vermuthet, lasst sich |ius Stob. Elcl. 

. If 390 f. nicht sicher entscheiden. Dagegen verwirrt Pbtbbsss 
S. 14& ff. die beiden Ansicblen > wenn er annimmt, die Stoilier 
lljsben das Etwas in das Seiende und das Nicbtseiende, und das 
Seiende in das Körperliche und das Unkörperliche getheiU. Die- 
jenigen, welche das Etwas als höchsten Begriff setzten., thaten 
es ja eben dessbalb, weil ihnen das Seiende mit dem Körper- 

^Ucbeq siisammeofiel» sie theilten daher nur jenes ,in das 
Hihfperlicbe oder Seiende, und das Unkörperliche oder Nicht- 
seiepde* 

1) S« vor« Anm« und Sbb. a. a. 0« Qwd est in kas ^peci&fi divido ut 
situ corporahä ßut incorporaiia n, s. w. Wenn Pbtbbsbb. S. 152ffl 
SU beweisen sucht, dass die Stoiker auch das Nichtseiende als 
ein Seiendes beseichnet haben, so beruht diess auf einer Ver- 
wecbslung der stoischen Lehre mit den Consequenzen» wodurch 
sie von Flut. comm. not. 30 und Plotih a« a.O. widerlegt wird. 

2) Soffu f. 16» b, $. 36 : o* ^t y« ^vot'^to} tic ilaxtwa av€iU§i¥ 
«{töat TQV t<Sp nQfnroiv yevüiv igi^fiov. . . . noiurcif^i jf«^ tipß 

vQii xi ftm ^tftvTo. Plot* En. vi, i| t$. P^ur. comnu not 44« 

3) TJai ysy^mirata Suaii^itSU^h 79$ « »• ö. vgl. M. AiipBL nQ. 
iaw. VI, 14. , 

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ii. Diestolscbe Philototrhie. 

hlKern Bfestimmtlieit >)• Di^ £weit^ Kategorie, die der 
Elgeimeliaft*), «mfasat die weB^iitlicbeii Deterscfaiede, 
dafch welche -die an stell bedtimaiiiAgBlose Materie tn 
eitler ftecrtimmten wirdO; ist diese^ßestimmtheit die der 



i) foiupBTB. b. SiMPL. f. i2^ hl ^ tt ya(f aitoios pXfj,.. Tt^fotx^p tu 
t5 vnoHtt/iivov aijfjkaivoiievov. Plot, VI, I9 25 : inoKiijueva fttv 
yaQ ngotta rdSnvTfQ «di tr^v vXijv ivritlf&a twp alkutv noata- 
Imvtti* Fb¥bmb9 S. 4& ff. TLi«BDBi.Bs«iTB« m, Wnm Paamim 
S. 60 £ aucli un)(örperlic(e SuUU-ate aQpinvBil « dfo Rauin uixi 
die Zeit, so widerspricht diets der stoischen Lehre von der allei- 
nigen Realitfit des Körperlichen. 

^) lIoiQv oder ^roior^c; nach der Stelle Simpl. f. 55 (Pbtbbsbb S. 65« 
Tbbbdbubbub« S* 2t3) unlerKbiedeii BMadie SttiUier eine diti- 
lache ^deutiing; des Tto^ivi wogegen der Ausdruck »ofori^c nur 
vom no^ov im eigentlichen Sinn, der wesentlichen Bestimmt' 
fielt, gebraucht werden soll.' 

■ S) SiMfL.. t 67, b (Genaueres ülier diese Stelle b« PtftnsBB 8. -85. 
TbbbObi.bhbubo 223 f.) : ol Si Szw'ikol ro uowov v^9 no^oriitot 
%6 ini twp otüfidrwv Xiyovo^ 9uLi^ffd¥ slvat aMt i* miroSut- 
Xrjtttt}v (trennbar, sc. von der Sobstanz) na&' iavt^v u« s. w. 
Die unwesentlichen Eigenschaften rechnen die Stoiker nicht fttm 
noiop^ sondern sum nun txov. Derselbe Gegeosats des Wescat- 
liehien und Unwesentlichen wird auch durch die Unterscbeiduog 
der cftc und oxio^i ausgedrückt; die n-oiori^rftf, oder die wesent- 
lieben Eigenschaften, heissen ?|m(, di^ andern «x^out: Ptvr.St 
rep. c 43. Stnrt. f. 55» b. Ders. f. 6it a: rcic fitp ytl^ ox'- 
cgts tä.i€ iinntiitoic Hata^ioeai x^Q^^'^VQ^i^^^'^^ ^^^ di c$f<C 
taXs If iavTtop ivtgyiiat^. Ders. f. 54 (b. PbtbiIsbb S. ZI)* 
Ebendahin gehört die Unterscheidung der 'evotü^t und «ri^a^i?: 
nur dasjenige, dessen Einheit in einer wesentlichen Eigenschaft 
liegt, iit ein ijvwfitvopf alles Uebrige ein blosses arpfffiftipop oder 
in diBOtdrtar i Sbxtüs Math. IX, 78: rwp t$ awftatutp xa fUf 
ittP ^PMftipd fft Si Ib üüvantöfiivtop xa 6i m Su^ti rogp" ^pW" 
f$ivA fAiP Sp w td viro» fitae «£«oi€ UQaTsfitvcti' *n&dn$^ q>vrd 
ua) i^(Jc(9 die owug>Ha findet bei Ketten, HSusem, Schiffim u. s. f. 
statt, die ZusämmensetBung im ftt^torwp bei Heerden, Heereo 
n. i. w. SnipL. £ $5, b: xdt ydg mtottirat httd Hyoptee «ro* 
[0» Srfu'iMo}'] ini roTv ^rwf$ivwp /aopwp intd dn^XtiinerötP ' inl 
ii twp npird o^d^f/i' , olop veütCt tuU ini tiSr Mira Stdcaoiv, 
oUp CQatSt fitfüp ehai iuror fif^Si 9v^imuodtt& HPivfiattMOP r« 
' iV in a^oiv fAtfil l^a koyop K%w iv«« <W xnm vn6^o»p iX9th 
fu£€ jl|#<kic. Ud>er die weitere Unterscheidttiig der Hiis und 
S$d&foig i. Pbtbbsbb S. 91 i& 

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D{««toii#lK9<Log-ilu ' §i' 

AH eder e«itoi)igf9 so heiiit 4te KigfMiiciMft n^m^tmUi^ 
ist es «Ine ihdirtduetle £ie;eiith6iiiii€iikelt^ sd llstati üs 
i^/cd^ftoioVO* 'Die Eig^eDscbafteii bil4ftn ddieniuMuittii»' 
mU dem Substrat die besonderen und filMelureselDi . imd- 
da« noi^ eotspricbt 'in dieser Verbf odang, uacb .TftältDi« 
LBMBüRGs treffender Bemerkmig;^), de») AristotdiscIiieD' 
iidog, und wird, wie dieses^ als des wirkende und fbrineiida 
Priwcip in den Disg;en besehriebeti'y; wSbrevd laberdas' 
elSop der fniiaaterielle Bestandtheil der Dinge ist^ 8i»wep-< 
den die Eigenschaften von den Sloikern, wie wiv bereits, 
wissen^ fQr etwas Kftrperliehes, ffir LttftstrtaHmg^n, ge^ 
halten«)^ und das Sein der Eigenschart lniS«b8trat^)wifd 



1) Stmah & Ariftt Mctaph. S. 21 (b. Pbtbmbb S. 90). Svfln. EU. 

It 21. S. 43S. 
3> A. a O. S.M% 

3) SiSPft. 58> a: m lo» JBgm'inall anoiMm9A H sfMor^j i^f^^ 
*V«v i lÜMovwv inüikvnni ovftnjw(a4irm¥f oder BAcb Miderer De- 
finilkm : ivvafin ^ Ttlnoptr in^&fung 9*ff^7ttmftutmp imI uara^ 

' m^tnoa %mv kmgynwp, Dert. f. 6St hl U ii AwV^a) iivvttfitr 

T^r fd» t8 iltMUt xifw 91 vs noiov ^hai pQftl^Bvü^v airimif^ d. li. 
die Qualität ist die durch VerdichtuDg der Crmalerie» des Feuera, 
enttta n dene Beatimmtbeit, oder geoauer, die aieh au einer aololieo 
Beatioiindieit verdiobteode und in dersellMn wirkend» Umaterie. 
P&UT. St rep. iS: tai bt noioTtjxm$ . * . oh a» iy/ivwifUit /U^ 
. (f^i Tfff uk9f£ uStmoiitv CKttcra Mal oxfjftntiistw. Dievainvrvff fillt 
daber mit dem loyoi oTre^ftattHos (a. u.) auaammfni Piot. VI, 
iy 2d. i090, 4 : «« Si rci no^d vlt^v noiav l/yiumf $ ^mww fUr 
•i loyoi oeroli; crv^M a^* «« iv vl^ ytpof^mfos ovpÖ9Iiop ri 
n4uija0vow . . . «m . «^ aorol clltfiy v^« loyot. Dioo* VII) 148 : 
IVft ^e 9VM« «£•( [ siroMTi^a a. «.] *| «ving^ «•«•v/Kiff^ «nra 
«iraf^CMUfff Za)«ffl.diraralMa T» «al fivr«)fa0» ra •£ nvr^c tt.a. w. 

4) M. vgl. auaaer dem früher Angeführten : Sihp^ ^ 69 : 17 t»p 
JStm'ämp Saia layopvmp » «w/Mtf a ilvitt -ui wjpi/tmtm mWiaft td 
uXlm SKOM* Dera. f. 56« bt nmt 9i uai irvati^aVMn; ^ ieia IV«* 
rmp ompunuaap notetifroiP (wie dieaa die 8toilier -nach der froher 
beigebrachten Angabe des Plutabch St rep. 43 behaupteten) 

tmirS TH mmfmwoa evW^iecr ipt^e u. :a. w. 

5) Nach PoaiDostua b. Stob. Ekl. I, 7- p. 459 fS^ iai in jedem Ein- 
aelweaen sweierlei au unleradieiden» die Boik «ittdrdaa ira^ot^ 

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all Die Jtoittfbe Pkilotaphie. 

ebiMio, wi« dtt»ZMtttttiieMeui.»iekrerer Blgenvekafteii 
iaEineoiSttiMtralO and das SeU dlar. bemndereii Eigeii- 
aduifteft'liiffkv all|;emefaiero*), dardh die schon früher 
besproebeae Lehrer von der gc^^easeitige» Dnrehdriogiifig 
der Kirpclr .erkl&rt: Unter die swei ubrigee Kategorien 
fillt alles dasjenige, was sich als ein Dowesentliches 
oder blos Zafalliges Fom Begriff eines. Dings trenneo 
läsbt; siofara.dieses dem Dinge ^fiir «Ich ukommt, gehört 
es anai nm^ «j^o^i^ Sofern es demselben anr im Verhältaiss 
2HI eisern Andern. zukommt) zwn.n^g vi nmg ?x^p* Da« 
ntig ifi&if aaifasst datier alle :Mfalligeil BesehaffOnheiteii, 
i^elehe von. einem Subjekt ohne Besugnahme anf ein 
Anderes ausgesagt werden können'): die Grosse, die 

' (»rl twv iSiuts notüiv Svo fiiv hJvai ^r^t r« Stttruui fto^a f to 

fiiv r* uard tijv xiji saia£ vnogaüiv^ to dt «ami C17K töttom): 

die ioim (= vnon%ifi,%vav) kann weder rermeltity noeb vermindert, 

Botli getheilt, «ondem nur verwandelt (jilloiii99ai) werden, da« 

' moiw (oder die ttsmI, denn die Stoiker sagen auch J «rotoc, sc 

' Ao;«o«, 33^ nöMtrfi)^ ist der Vermehrung, Verminderang u. a. £ 

unterworfen ; beide sind aber nur begrifflich, nicht reell su tren- 

•aent /»ij tJ¥ai te ravro to r« notov idlott nak t^P ioiav e£ ifi 

ifi raro, ^»} f$ivtoi yt i^ 'izB^Vy «Ika (mvov v raJro, 9m. ti 

ffUtX ftiffOt wfpat ty9 aaiat nah tov avte» in*%Bw tinov * td ¥ cri^ 

tivviv ItyofMva diTv ttal toxt^ ntfiotpit&ett [Heeren: — 9to&ai] 

mal fitf^ ip /li^t &§u»gMto&a& (vgl.'SsiTts Malbv IX, 3S6: oi 

di JPrio'ikol m «r«^ov r« oXov to fii^ irra ro avto' tpaaiv 

• 'indfft^w). Hierau» erklärt sich nun der stoiache Sata b. Plut. 
c« liot. 44 > «ic liio ^fiuSp «Mifiroff cc«r vtromifüvttj' tik ftk» saia 
to SitftOMr* MüA TO fiiv dsl ^fi $utl'iptptt0*9 ^t' au^ofurop 
jtfifvf f$HiftwoVf v6 3i dtmfiivf icsi «vfaMnt* tudpuiotai ua^ 

* niptm nmoxt* tdvavtia ^cirip^ ovfututpimos «ai ütnftiQuooftivw 
mtii m>pt9tvpUvv aai'riyc dmipöffdt t^ aio^^om ftf^dafiS na^iiov 

' * « V^a^M. Nur worden die Stoiker aelbst nicht von swet inonM- 
^iw^ gesprochen babeo. 
t) PfcVT. c. not 56, 5 s Xiymmw «ro» maX nldttovo^^ ixi ^«a «omc 
doo i'Mwf ^ioOo» iroiaf ««1 vi^ «on^« wUwß %vm woior iSiwf 
'l]|ae«i» imamrof itf^v difw&mt' mul itm^oXartont dftoimt dfnf9' 
.v^pavii . ' • . • ) 

S) SimvIn 70,b : mU 01 JV«V«a2 9i noUwt/tm^ «waK^raw wotSnp eav- 

I) Simpu 44| bi o dl vfr niaMr nha r^v a aS w ir /»v ar^ecxiatiljMi^ 



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- l>ie stoische Logik. tfS 

Farbe, der Ort, die Zeil, das Thnn, das Leiden, die Be- 
wegung, der Zustande also mit Aasnahme der Sabslani^ 
fast die samititiiehert aristotelischen Kategorien, sotwld 
sie einem Ding nicht blos in fieziehung auf ein Anderes 
zukommen, gehören zum noig «j^o»^), wogegen die blos 
relativen zufälligen Beschaffenheiten und Zustände (wie 
rechts und links, Vaterschaft und Sohnschaft) unter den 
Begritf des n^d^ vi nm Ixöp verwiesen werden; von dem 
Letzteren ist das einfache irpo^ r* zu unterscheiden, 
welches als keine be'^ondere Kategorie aufgeführt wird, 
da es nicht blos zufällige, sondern auch wesentliche 
Eigenscliaften (nota) unter sich begreift, welche ein be- 
stimmtes Verhalten zu Anderem in sich schiiessen, wie 
das Wissen oder die Wahrnehmung^). 



hinxa rechnend, sc. To7i aaip) eotsie 2coyUfl rtvt awtj&ßia avv^^ 
nea&ai' a9h äXlo 17 to vToxelutyov ciVa» vofi^oiVy rai Si irsffi 
nVTö 9ui(fOifdi dpvctogdrori ^yofisvoi tutl Ttüii t'/ovTa avvd dto-» 
MoXwv oU iy TOiS vjTOKiiiuivQ^i eyovra avto tato x6 ncuf l'%6iy. 
1) Plot. vi» 1, 50. 1091, 14: inns 8e tv xo no)e txov^ noXkijs 
Siaq^ogas iv avToiS satjs ; nouS ydg ro TQlmjxv nal ro Xsvxov eh 
ev lyivos seil, ükvioif}^ tu ^i*» 7roa& r« 3i ttoiS ovvoi < nojs 

Si TO TTOTt HfÜ to Ttjtl ^t/Tc Sb okiUf TtOjQ l'xOVTa TO X^lS KOi TO 

Tiigvat aal xo tv ^rxaioj nal iv *^>taSr^fiia} nal oX</j<: ttwc $i 6 
X^ovoe ftoje tx^v- . . xo *Si notup noii n(uß l'xov . . . %al 6 
iraaxoiv o nojt 6X(^*' • • • i'ows <¥* aV fxovov dgfioasi ini ts 
nuita^ai xo no)s i'xov xal irri xe ix^tv' in* Si tu tx^^^ ^ ^^^^ 
tX9'' dXXd exop. Wenn Simpl. f. 16, b sagt, die Stoiker haben 
unter ihren Kategorien das noaufj den Ort und die Zeit über- 
gangen, 80 heisst das nur, sie haben diese Begriffe nicht. als 
eigene Kategorien aufgeführt^ wo sie dieselben unterbrachten! 
sagt SiHPL, selbst a. a. 0* ti ydg x6 ttojs tyop vofii^ovoiv avxols 
rd xotavTa liSQtXa^ßdvtt» u 8. w. Mit Recht bemerkt übrigens 
Tbendelbsbuug S. 229, da, wo im itooov der artbildende Unter- 
schied liege, wie bei mathematischen Begriffen, müsstc dasselbe 
unter das noiop fallen. 
2} SiHPi... f. 42> b : 7r()0tf r» [i,tv Xiysatv oaa Hat oUtiov ;i;a^axri7pa 
dtoKtifitvd nots drtovtvti ttqos eregov . ngos x& 3& nwe l'xovxa 
oaa niqivxs ■ avfißaivsiv xivl itai fit^ avußaivav ävsv xtJs ttsqI 
avxa /inaßoX^e ttai dXXotmasoti fiixd xh ttqo^ xv inrds aTToßXi- 

Oift Philoiopbie der Griechen. III. Tbeil. 5 

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66 Die stoische Philosoptiie. 

In dieser Kategorieenlehre kooKot die Richtimg^ der 
stoisclien Metapliysik auf Einheit der Princlpien und auf 
Ausschliessung aller immateriellen (Iriiachen sehr deat- 
lieh zum Vorschein: das Wesenhafte an den Dingen ist 
nur der Stoif^ theils die bestimmungslose Materie, Tvel- 
che das Substrat, theils die bestimmten Stoffe, welche 
die Qualitäten bilden, alles Uebrige ist eine zufällige 
ßeschaffenheit, die keinen eigenthiimlicheii Grund ihres 
Daseins voraussetzt, sonderte sich als acciden teile Folge 
aus der Natur und dem . Verhältniss der Stoffe ergiebt. 
Aber auch der Unterschied des Substrats und der Quali*- 
täten ist ein fliessender, denn die bestimmten Stoffe sind, 
wie wir sogleich sehen werden, nur die Formen^ zu de- 
nen sich der Eine Crstoff entwickelt, und auskileoen er 
sich bei der Wcltverbrennuug wiederherstellt. Es ist da- 
her das Substrat selbst, welches sich zum Quäle bestimmt, 
und die sämmtlichen vier Kategorieen stellen nicht ver- 
schiedene einander beigeordnete Arten, sondern nur ein 
und dasselbe Grundwesen auf verschiedenen Stufen der 
Besonderung dar ^); ebendamit sind wir aber genöthigt, 

Treiv ojct Ötup fjth xard Siatpogap t« iiaxsifievov ngoQ ertgov vevaij 
TTQos rc fiovov ttito t'qaiy ojS ^ t^ic ual t} tniffjfArj nal 17 a<0^afC' 
vxav de firj «ata ri^v evsaa» Sta^ogdv xard if>M/V de tiJv ngoS ett^v 
axeaiv ^eatgfjxai ngos ri TtotS h'xorta egai' 6 ydg vius xal o de^toS 
y^wdlv Ttvwv ngocdiovrai ngoe z^v vno^aaiv Stc nal fjttjdsfuaQ 
ytpofiivije nsgl avxd /nsvaßoAtls yivoiz* av atttri Ttaz^g, tS vIh 
drcod'avot'TOSt 6 Si Sf^tos tb nagansifiivs (AtTa^dvtoi* ro di yXv- 
»ü xal ningov ax av dXXoXa yivotto si fi^ avfi^fjkezaßdXXoh nal 17 
^tgl avrd dvvafiis. Das ngoe r» 10 diesem Sinn gehört daher 
zum noiovf es ist, wie Simpl. f« 43» a sagt, aus dem notoi^ und 
dem ngos xi zusammengesetzt, das ngo^ xi Trtus txov dagegen 
drücLt, mit Hebbabt zu reden, nur eine vzufallige Ansicht« aus. 
1) Tbendblbnbubg S. 220: ^die angegebenen Gesehlechter sind der- 
gestalt einander untergeordnet, dass das Vorangehende im Fol- 
genden bleibt, aber eine neue Bestimmung hinzutritt. Die E\'veite 
Kategorie würde vollständig ausgedrückt heissen: vnöxii/uf» 
notd^ die dritte vnoxeifisva notd nois e'xovraf die vierte vnoxtU 
fitva notd ngoe xi nuti e'xovxa. Tbb]SOBLE£7BVBG verweist hiebei 
auf SiMPL. f. 43» a: xdxeZvo axonov x6 avvdera notsiv.vci yini 

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die eigentiiclie 'Wurael der ftategorieenlelire In der An- 
sieht- von den metephysiäehen Gr&nden des Seins zn Sa- 
chen O9 niit deren Gntwkklang wir von der Logik In die 
Physik übertreten. 

§. 34. 

Die stoische Physik. 

Die Stoiker rechneten zur Physik ansiser der eigent- 
lichen Naturphilosophie und der mit dieser verbnodenen 
empirischen Natutwisseuschaft auch die meisten Von den 
Untersuchungen, ^elclie tvir der Metaphysik 2U2^theilen 
gewohnt sind, die Lehre yon den obersten Gründen alles 
Seins und die Theologie; dagegen scheinen sie einen TheH 
der psychologischen Erörterungen, die eigentlich noch 
zur Physik im weitem Sinn gehören vTurden, in die Ethik 
gestellt zu haben, ^o wir dieselben unter dem Absehnitt 
von den Trieben und Affekten finden werden. Das Letz- 
tere ist in dem engen Zusammenhang dieser Punkte mit 
der Sittenlehre, das Erstere in dem materiallstisfehen Cha- 
rakter der stoischen Weltansicht begründet: da diese 
nur körperliche Ursachen kennt, so hat sie keinen Anlass, 
die Frage nach den letzten Gründen einer andern Wissen- 
schaft, als der Naturlehre, zuzuweisen. Die Theile der 
stoischen Physik werden verschieden und unvollständig 
angegeben % und es dikrfte kaum möglich sein, dieselben 



1» üffOTh^v rtptSv Mal SevT^^oitf eic to n^c n in iroia «al rS 
ngot T&, Plot. 'c* not c. 44 : xitta^a 7« itoiSatP vnotteifisva 
fr€Ql 'duo€ov. Plot. VI, 1,29» wo gegen die stoische Untertchei* 
duag des vnoutifAtvov und no$6v eingewendet wird: atono^ 7} 
d$ai^»ai9 .. iv d-arigt^ twv $lSiov (im «o*ar) ^aregov (das viro- 

1) Es ist insofeni schief, wenn Pbtbbsbv in seiner mehrbteproche- 
Ben Schrift die Lehre von den Kategorieen und die weitere Ver- 
«weigimg dieeer Lehre in die Eiotbeaungen «U die Grundlage 
des stoischen Systems darstellt; die Logik ist fiir die Stoilier 
auch in diesem Thetl blosse HüUswissenscbaA. 

S) Dioo. Vll, 132«: tvv 3i tpvamov Xuyov tfioigBOiv - el'c te tor ntgi 

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88 Die ttojf ch<e Pbilrosqphie. 

mit Sieherhett zu rtcoiistraire^^),: bßson/rierf df Qieht an- 
zanehmed ist, dass alle Stoiker bierin c^inii;. ifvi^rep. Da- 
gegen werden wir woU da» innere VertiäUol^l! der ein- 
zelnen Lehren richtig ausdrucken, we^Q wir eiieir^t die 
Lehre der Stoilter von den letzten Gründen, hierauf ihre 
allgemeine Weltansicht besprechen, und die specielle 
Physik zuletzt stellen. Anhangsweise wird dann nocli 
die stoisetie Religionapbilosophie zu erörtern se|i|, da 
auch, diese Wjeplgste^qs in der Bauptsachie zur Physik ge- 
rechnet wurde, während sie doch fn, die philosophische 
Entwicklung derselben nicht tief^ eingreift. 

Wenn wir das Ganze der stoischen. Physik überbli- 
cken, so tritt uns als der leitende Gesichtspttpnkt dersel- 
^ben das doppelte Bestreben entgegeu, einestlieils alle 
firscheinungen aus körperlichen ürsaph^n zu erklären, 
anderntheils Alles auf Eine Grundkraft und Ein dasQanze 
beherrschendes Gesetz zqrückznfnbren. Wir haben schon 
früher gezeigt, wie beides mit dem ganzen Princip der 
«toiscb/en Philosophie und insbesondere mit ihrer etbi- 



aui/jtarro}V toitov icai mgl agx^v mal 9oi%%ioiV naX &$wr Mal rt- 
gdrwv nai Tone Mal *bpb. xal Htm fAtV' u9it$pi^ yevutwf di £it 
. rgeU rinsSy t6v rt ntgi. noofis nal tqp negl xoiv ^oi%ftfov nai 
rgirop top aiTioXoytnov. Die Lehr^ von -der Welt zerfalle wie- 
der in einen matbemddsGhen und dnen physiliaUscfaen Theil, 
^enso der äfiologisohe Tbetl der. Physik in einen «olcben« der 
auch die Aerzte angebe, und einen mathematiscben ) zu jenem 
gehören die Untersuchungen ü]>er das ^Y£f$oifuto» und die Vor- 
gänge in der Seele, zu diesem die Optik, Meteorologie und Aebn- 
iicbes. Skv. ep. 89« S. 355 : naturaüt pars fAäost^hia^ in dm 
scmRttir: oorporuHa et incorporaHeu ütraque dwiduntur. in suos, 
ut üa dicam, gradus. Corporum loeug in hos prinwm, i» ea quae 
faciunt et ptae ex his gignuntm*: gignuntur autem demetUa* Jpse 
eletnenei locus, ut qvidamputasa, simples est: nt fnidmn, in mate- 
riam et causam ontma mopentem et dement» tUifidiiur. Hleantbes 
unterschied nach IhoG. VII, 41 die Kösnologie aad. die Theo- 
logie. 
1) Wenigstens kann Pbtbbsbb's Vecsuoli a: a. O^ 6. $39 £ schwer- 
lich befriedigen. 

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Die ttoilche Phytik» . 09 

neuen ftichtuDg- snsaAnntnli&Dgft. Je weniger aber hie- 
oach die elgeottiGÜ naturwissenschaftliche Forschnog et- 
nea selbständlgeii Werth fSr sie hatte, um so lieber moch« 
ten sie sieb in ihrer Physiii an. ein älteres System anleh- 
nen, u#d da gab bs Iceines, das Ihrer eigcfnthumlioben Ten- 
ieisz ToUst&ndiger entgegengekommen wäre, als das He- 
raklitische mit seinem hylozoistisch^n Pantheismus. Die 
Stoiker stehen daher in ihrer Physik in einem ähnlichen 
Verhältniss zn Hwaklit, wie die Neuplatoniker in ihrem 
ganzen System zn Plato, aber sie geben die Lehre ihres 
Vorgängers darum so wenig treu wieder, als diese, TieU 
mehr erscheint die Ueraklitlsche Naturphilosophie bei Ih- 
nen durch viele Zuthaten bereichert und umgestaltet, 
welche theils aus dem Einfluss der späteren, namentlich 
der peripatetischen Philosophie, theils aus dem eigen- 
thumlichen Interesse des stoischen Systems herrühren. 
1. Ple letzten Gründe. 
E« bedarf nach allem bisher Erörterten keiner wei- 
tern Auseinandersetzung, dass die Stoiker nur materielle 
Grunde alles Seins annehmen konnten. Ebenso lag es 
aber auch in der ganzen Richtung ihres Denkens, dass 
sie nicht bei einer Mehrheit materieller Ursachen stehen 
blieben, sondern Alles auf Einen Urgrund zurSckführten, 
denn die unbedingtiQ Unterordnung des Einzelnen unter 
das allgemeine Gesetz , welche' ihr ethisches Princip ist, 
bat die absolute Einheit und Gesetzmässigkeit alles Seins 
znr metaphysischen. Voraussetzung, diese aber ist in ei- 
nem materiaiistisehen System, wie das stoische, nur durch 
die ursprüngliche Einheit des Stoffs möglich, da hier über- 
baupt nur körperliche Ursachen anerkannt werden. Die 
Stoiker lehrten demnach, das Wesen aller Dinge, die Sub- 
stanz aus der Alleib besteht ^), sei die Materie, der an 



l) Den UrstofF in diesem Sinn nandtea die Stoiber €o*xti7Qv, indem 
sie von diesism alMolaten (mvrovtXdit Xiyefttpov) fotx9iw die re- 

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90' DLe'ttoiVcfae Pliiiotapbie. 

&\th' noch bestlumrangsloae Stoff^ der alkm besttainiteB 
Sei u ro Grande liege O; «od wea» sie toeb naob einer 
^andern, im Ganzen häufigeren, Dat»telloog von der Male* 
rie die Gottheit als die wirkende Ursache uotürscbiedeo, 
und somit zwei böehste Principien aufstellten, dam lei* 
dende oder dre Materie und das thätige oder die Gott« 
beft^), so ist doch ihre Meinung keineswegs die, das« 
der Urstoff und die Gottheit zwei real verschiedene We- 
sen seien, sondern beide sind Ein Wesen, nnr in verschie- 
dener Beziehung betrachtet. Die Materie ist das. Wesen 
der Dinge, wie sich uns dieses darstellt, wenn wir von 



lativen ioittla, die Elemente, unterschieden. Stob. Ekl. I, 312 f. 
vgl DioG. VII, 136. 

1) DiOG. VlI, 150: Ovai'av di tpaal rwv ovrwv arrdvrujp rijp tt^c»« 
. T9^v vXfjv, itfC Htit X^voiTino^ iv tfj Tt^tuTif tiav tfttamwp mal Zii" 
, vüiv vlij dt igtv «£ ijC Qcidrj^torSv yitira^, Sexx. -Math. IX, 313: 
«J airoia fiiv Zv xa2 Ivoi awfiaroi rifr röiv hkoiv mt^rjoarro yl- 
vsatv Ol JSvui'moi. d^yi y«^ rfuv ovviuv %uT avris l^iv i} airo$oe 
v2.ff nai Si' o^(tw T^BTtTf^. Die Materie ist daher die Substanz 
Tcrn ^llem ^saia noivj] M. ^dbbl XII, 30), wie dies« sehen frü- 
her aus Anlass der Lehre vom viroxsif*svov geeeigt wurde. Vgl. 
auch Stob. Ekl. 1, 5* 324/ XQvamnoi rötv nara notörijra vtpt^ 
^afiivwv TTQturtjv vXt^v u. s. w. 

i) Dioo. Vil, 134: SmttJ ^ avjol^ dgz^^ $ivtni twv vkutv Svo^ je 
sfot^v noX To yrdaxov» t6 fiiy Zy ndaxof üvat x^v anotov saiav 
Tr,v vkrjv^ TO 9b TTOi&v Tov tv avrij koyov rov ^tov, tstov yuQ 
ovxa didiöv dtd Ttdaijt avt'^s StjfttaQyBtv «fiaca. So lehre Zeno, 
Kleantbes, Gbrysippus^ Arefaedemus, Posidonius* Sbit. Mach» 
1X9 11 : 0»^ ino Tf^g ^ods Sio liyovjti d^%dQ , ^«oV xal aTroio» 
ij?.tjv, tov filv ^609 irotsTv vTreiXi^fpaa^ rijv de v?.tjv nda^itv re 
mal TQinsa&ai. Ebenso Plvt. pl. phll. I, 3. Stob. £kL I, 
304 f. Ders. f,- 322: Ztjviav 3i uoiäv tthat twv Svtvtv inr" 
Tfßtr ^gtiif^v vX^Vy Tavnyy Si ni^av dtStotf ual Sre nXsim y^yv^^ 
fiivr/v «r« «AdrTCtf* rd Se fil^rj Tomxije »» del tavtd Siafiiveiv^ 
dXkd Stai'gsia&ai xal Qt'yitTa&ai, Sid ravxfjt 3i Sia&Biv tov 
tS TtavToi Xoyov op ^vtoi stfiagfjihnjv naXwtv^ olovntp iv tff 
' yovtj io öviffiia» Seet. ep. 65. 8» 191: Büttm, utscüf Stt^ci no- 
stri, duo esse in rertan natura, ex quibus omma fiant: causam et 
materiam* Materia jacet iners , res ad omnia parata , cessatura si 
nemo moveat* Causa mUem, u e» ratio ^ mm^nmi. f^rmat et fuo- 
cunyue vuk versat, ex iUa varia npara ftfeduek» 

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Die Lehre von den leUte^ Gründen« 71 

aller BeÄtininidieit derselben absehen, das elgensehafta- 
lose Substrat, in dem nnd aus dem Alles wird, das lei- 
dende Princip, oder das Urwesen als* das Objekt djftr welt- 
blldenden ThfttIgkeitO; die Gottheit «) ist die dem ür- 



i) M. •. die Kwel vorigen Anmm. undPiuT. c. not. 48: 97 vXr^ »a^ 
avvr^ aXoyot Saa «al airotoi. Stob. Ekl. I, 5» 3)4 • iq>7jOB di 6 
IToos$8oiinoQ vijv rdßv ohuv boiav nai vKrjv anoiov »al a/sogipov 
eipai *a&' oaov oötv airottrmyfidvop l'9iov txtt ^tVf*^ ^^^ note^ 
Ttfra Kar* avti^v ael 9* hf xivk axiiftaTi xal noturtjTt tivai. Sia-^ 
fflge^v di ttjv ^aiav xiJQ vh^s xara t^v vito&totp [sc, tvlv JSrutt- 
ttwp'} inu'Oiif fiovov, 

2) Pi.lTr. pl. phil« 1,8417: Ot Jhot'ütol uotroTtQo» ^6v anp^aivop- 
T1U nv^ Tixytxdp vSt} fiadt'Cov tnl yiviou %6of*tt ifitnt(fniXff(f6s %8 
navraQ ras 07rt(fuaTiK8t XoyaS nad"* oS enaga %a& 8tfjLaQfAivrj¥ 
yivbxaf nal nvivfta filv diijnov di oXtt tS xoofia raff Si jr^osij- 
yo^iaC fitxaXafißavov Std rdff r^c vlijf St f^s Hsx<ii'^Me nagal^ 
AolcAC. (Vgl. hiesu Dioo. VII, 147: Jt» ^iv yag ipaot dt oV 
r« navta, Zijva Si KuXSat na^f oaov rat (ffV atvioQ iciv fj Std 
tS ifjr HBxiufftjMv, 'ut^vdv dt Hard trjv tis ai&iffa Stdraotv 
TB ^yefiOVinS mvrS' *'HQav dt uatd rijp «s diga' mal " Htputto^ 
«atd T^v »is ro Tixvt»dv nvff' mal Hoaud^va uard ripf siS to 
vy^p' Mal J^fAtjtgav uavd t^p M yijp u. s. w.) Wörtlich gleich 
mit Plut Sto«. £U. I, 38. S. 64 f. Ders. S. 56if.t Jioyiprj^ nal 
Kitdp&rf9 nai OiPomldfjt [dtop Xdysot] rr/p vi noofm yfvxv^ * * • 
noaet9(jo»$os itPtvfAa vosgov «al nvgiSSee tu ix^p fiiv fiogtp^v ^f- 
taßdXkop de «iV o ßaltrat ttal owt^fioiafitpov 9caa» . . . Ztjvonß 
6 2to"üto9 PtP uoofMP [* s] trvgipop» Mpycagx^^ "^op %60'ftop 
t^ ngtuTtjp saiap ^x^^*^^ ^^* nP9Vf$atoQ, Bojf&ot top al&igm 
^iop dnstpypaxo. PiVT« c. not 48» 9: top ^sov .. ocJ/mi po$g6v 
»al vSp SV vXtf notSpxet. Sxxt. Pyrrb. III, 21 8: JSrm'ütol 6i [Xi~ 
yaoi ^^ov^ frP6v/ta 8i^»ov »al 8td T<ap slSex^dip (das Hüssliche). 
PüikDAi fragmenta (ed. Pbtbbssb) Gol. 1. Dioo. VII, 138: (nach 
Cbrjsipp und Poaidonias): top i^ »oofio» oi»»7c^a& »atd pSp 
nal fTQOPOiaP .. 9i9 aTiav atlr« f^igoi S&^»opto£ r« pS »a^dittg 
if i^ftoip t^9 ynfXV^' ini Besondern nenne Antipater den Aether, 
Chrysipp und Posidonius den dgavoSy Kleanthes die Sonne das 
^yetiopiHov ta «oofitay oder genauer sei es nach Chrysipp ro xa^ 
^agwteQOP ta ai^^tgot, o »al ngotto» ^sop XtyaoiP atadtjTMiuQ 
OionsQ »8x<»gii«ipat div twp ip digt u. s. f. Populärer lautet die 
Definition b. Dioo. VII, 147: ^«oV shai ^wop d^dpaxop Xoyutop 
TiXtiop u. s. f. doch auch hier: /»^ tlva* fiivrot dp^gonrofioQipop 

... MOtpdis Tt nal ro fUgos avTa ro hijnop Sid itdpTotv o noX- 

( 

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7t D.Le ttoische Pbiloaopbic. 

«toff 10 wohnende achö^ferisehe Kcaft, da« wirkande und 
(gestaltende Prtnclp, dnroh welches di^ an sich bestim- 
mangsloae Materie in die unendlich mannigfaltige Be* 
stimmtheit der EinzeLdinge eingeht. Diesen wirkende 
Princip bezeichnen die Stoiker bald materialistisch als 
den Alles durchdringenden Hauch (nt^tCfia, spirüus), oder 
als den Aether, der sich vom höchsten Himmel (nacii 
Kleanthes von der Sonne) aus belebend und gestaltend 
durch die Welt ergiesst, oder auch als das weitbildende 
künstlerische Feuer ^), bald geistiger als die Seele oder 
die Vernunft (,pSg, Xoyog) der Welt, als die alle Keimfor- 
men In sich enthaltende Einheit, als den Zasammenbang 
der Dinge, das allgemeine Gesetz, die Natur, das Ver- 
hängniss, die Vorsehung '). Es ist indessen leicht zo 



Xa79 irgoSr^yoQiaiS ngowpofta^erai^ Karex rac Svrai/^** u* 8* w. 
Sbv. God8. ad Helv. c. 8: sive iUe Deu.i est potöns ommum, noe 
incorporalis ratio inffentiun» opemm artifes, sive divinum spirüus 
per omniaf masritna minima, ae^uaU intenlione lUfuius^ iive fatum 
et tmmutaiüts causarum inier se cakaerentium serUs, 

i) M. s. ausser der vor. Anm. Dioo. VII, 148: Cttrytipp, Posido- 
niuft und Antipater (oder aur dieser?) beseicbneii die 4aia ^sS 
als luftartig, Boethus halte dafür den FixstemhimmeU Gic. N. 
De. I, 14 f. wornacb Zeno, lUeandi und Cbrysipp die Gottheit als 
Aetber, Letzterer auch als das Urfeuer, beseicbnet biitten; Ders. 
Acad. qu. II, 41« 1)6, wo gleichfalls dem Zeno und den Stoi- 
kern überhaupt die Meinung zugeschrieben wird, dass der Aetber 
der höchste Gott sei, wogegen Kleanth lehre: Solem domimtri et 
rerum potiri» Vgl. hiezu Kbischb, Forschungen u. s. w, 1,438. 
Das Gleiche über Kleanth und Ghrysipp Abivs Didyiiui» b. Eus. 
praep. ev. XV, 15,7. Vgl. Pobph. ebd. c. 16: die StoHier nen- 
nen Gott das nvQ voe^vv. Ebenso heisst er b. Plut. n. p. suav. 
vivi 31, 2. Einige (Spätere) hielten auch mit Philolaus den Mit- 
telpunkt der Erde liir den Sitz des göttlichen Feuers) Stob. Ekl. 
I, 452. Eus. XV, 15, 8. 

2) S. die vorletzte Anm. und Piut. St. rep. 34, 5: öt* d* ri »otv^ 
(pvatQ nal o H0iyc9 t^C q>vahiai X6yo9 siftaQfjkivrf nal VQovota *al 
Zbv« h^v äÜ T09 aivrlnodas Uli^s' napraxs yag zavta ^qv- 
Itnita^ vn avTtuv. Gic. N. De. 1, 14 f> (Gott sei nach den Stoi- 
kern die Alles durchdringende Vernunft, das Naturgesetz, der 
(jeist und die Seele der Welt, das Verhangniss u. s. w.) Siv. 

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Die Lehre Tdn den (eisten Gründen. M 

beiiie#&etiV''^ss mit allen dfesen fersehtedlfiiefi Aitslrtk- 
cken Ein iitod dasselbe ig^meint !si. > Ein j^an^ itneHtebllL 
eher Dntersehied Ist es, ob die Urkr'aft 'als RadifcU, oif^ 
ats Äether, edef als WSnne, oder als Pelii^r b^sdhvtiftlllilii 
wird: sie ist ntretfia, sofern die LnftstrSmitnf^eift uibei^ 
haupt, wie Wir bereits ivfssen, dasjenige s^ind,wfl!S(tfch 
Dibgen Ihre fiigenthfimliehkeit, ihren Zasammenhalt' Md 
ilire Gestalt giebt; sie ist abei* aiie^ Feuer, deMii' uktiiit 
jener Luft ist liur die warme Ltfft öder ^fie fenrl^ FtÜi- 
sigkcfft zu verstehen, die bald Af^ttiery bald Fefi«r j ^Ihttitd 
WSriiiü' gi^nannt <>), und von deili gew&bvliehett Pieftiret* Wd^ 
drijcl^lT^b unterschieden') Wird. £behso wird anf d«r 
andern Seite durch die Namen: Welts^ele, Wellrerliunft^ 
Mtkt\ allgetiaeitibs Gesetss, Vorsehung, Vefhftii^tfiiui Ek 

de benef. IV, 7; guid emm (\liud est pa^ura, quam Deus et divina 
ratio \oH mwido et partihus efu* ins&rtdf (ähnlich b. Lact. \nii. 
' ll, »X i > Hat 41K If, 41: GoCf yitak ^XmXk ^X"Ahkißai4m > die pf^ 
' , M^pfii, 4\e:n4it^ra, ^er mundur g9Uf^^t j^ikpi» ., J^o^t ^^^\^l^ 
17S' • ZfjvMV 6 2rQii%69 Iv Ttf. ne^l ffviftojt [t^p ttfjkaf^fih^v kL- 
y6*] 6vvafiiv Kivr^TiHyt' Ttjs vh^s -Aatd raiitd nal ojSai'yrwS, yvrt^ 

,ßv. Xy^ 14. Abiv9 DiDYMrs ebd. XV, 15:, Gott, sojcg^e. für .die 
Mensciien, sei woblthatig, gütig, mensi iienfreundlich u« s. w.,' die 
Weh heiAse bald !2ea8,'bärd ufAagfih4i\ ba1Ü^:/^9^«cV»^V'Wd 
Trgovoia, Flut. c. not 32. St. rep. 38: €!ott mÜMe ala ^aV- 
^(M»7r«ff, ikfi^fiovino^j iuifiiktfiOi gedecbl vrerdea. I < w 

j ) Stob. £kl. I, 374 : Chrysipp lehrt t2v»k ro ov nt^Sina mitSv iav- 
Vo ngoi ia^to moti i^ avrS^ tj nvsvfta iavro' ntVHV mfoaw nol 
olh'aw 'nptv^a di il2tf7rTa$ Siri to ?Jyto&vit avzo a^^>«#i-<xc «»- 

POP XofovTTtifstv ttvrd, Diog. VII, 157: dtwrdtuf ftip^vv elvi 
T0 nv^ QV ^ aid't'ga naksiO&ai, 
3) Stob. Ekl. I, 538 nach Zeno. Cic. N: D. IT, 15, 40 nabfa Bleanth. 
tlfer Unterschied ^ird von beiden dabin angegeben, dass'^a ele- 
mentariache Feuer die Gegenstände, die es ergreift, vet^eiire, das 
Urfeuer dieselben erlralte, belebe nnd Wachsen mäche. 'Auch 
Heraklit hatte swischen Feuer und Flamme unterscbfedenj and 
diese als vntgßol^ nvgoi defioirt. 

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«nA d«Bs^l|Cl bes«lcli9et, die AIIm mit abspjia^F ^ewts- 
ji|ik«#gkeit bestiiiiniendei dl« ganze Welt dvjrcbdriygende 
Khie Uflirtft» deno anch die abstrakter IniUendei Ana- 
4cj|€kef: Gesetz, Vorsehung, VecbängiDias haben fär die 
9toiker nach ihrer ganzen Denkweise durchaus reale Be- 
idcKitttpg, nnd bezeichnen ihnen urspc&nglich nicht d|e ab- 
MrAktß Form des Weltlaufs und der WelteinrichtHng, aeo- 
(torn^ (tos substantielle We^en der Welt als die Macht 
ttbev aU^s Besondere und Einzelne, und wenn auch in 
<riiiteliien Aeiusserungen theils zwischen der Katar und 
4e«i Vt^rli&ngnisa, theils zwischen diesen beiden undZens 
vHterschleden wird % so bezeichnen doch alle die$,e Be- 
griffe, .nucJi den* bealfimaiteaten Erkiärangßn der Schale, 
lAH gleiche Wesen. Sofern sie sich daher äberbaopjt aa- 
terscheiden, kann dieser Unterschied nur darin bestehen, 
dass sie das Eine Urwesen auf verschiedancn Stufen sei- 
ner Offenbarung find Entwicklung darstellen: zur Totali- 
tit der Welt eptwiekelt heiaat dasselbe Zeus, als das 
Innere der Welt betrachtet, heisst es Vorsehung oder 
Verhängnisse), und zum Beweis dieser Identität nimmt 
sich am Ende jeder Weltperiode, wie Chrysipp sagt, Zeus 
•In die Vorsehung zurück ^). Aber auch der Gegensatz 
abwischen der materialistischen und der geistigeren Be- 
(SC^reibung der Gottheit verschwindet bei näherer Betrach- 



i) Stob. Ekl. I, 178: TlooetSofnot [n}»» u/ua^ftivTjv] XQhrjv dno 

'9tpf Si %t}v iifAa^fitvtfv. Ebenso Plut. pl. pbil. I, 29* Plut. c. 
aoi» S6f 5: ^^/m ySv Kgiavunoit iomivmi t^ t*iv dv^gwn^ tqv 
JUk naX top MOOfior^ v^ ii H^tV ^^^ ^f6pQ*av övn¥ iv itmv- 
Qwosf yipt^a$ fioppp aip^a^TOP. o^a top Jt» t£p &9ii»p dvaxw- 
QUP ini tiqp ngopoiapf eha ofiS yBPOfiipuQ hei fna9 t^9 tS ai~ 
^f^Q6 «QÜte SiauhiP dfitpotiQHi. 

2> So nach Chrysipp; Posidonius a, «. 0. stiellt die Natar noch 
, zwischen beide. 

3) Brf PwJT^ a. a. 0.. ngl. Sew. ep. 9< S. 25 Bip, Jovis, cum resoluto 
mundo et Dm in wmm confusis- pauUuper casofUe tmtum acfißet- 
ck siU, 

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Die Lehre von deji letzte« G.PiUideQ. 7{L 

tunj^, deon imoh stoiirohjeaGranikätoan kunn ^dl^^elbe über* 
lumpt Dund«!^ als real gedacht werden, wenn sie ata. 
Körper £;edaobt wird; wenn sie daber die Seele, der (jeistv 
die Verauaft der Weit u. ^. f. iheisat^ .90 scbliesst diesci| 
nicht aqs^. sondern setzt vieliaebr vorau^^ ddss siezugleScb 
ein be;9Hin)99ter Korper sei, und diesen Körper fanden umu^ 
die Stoiker in dcoi warmen Fluidum^ welches sie bald i)ls. 
den alldurchdringenden Hanch, bald als den^etber ode^;^ 
das ürfeuei: bezeichnen O*. J^de dieser beiden Qsuqdb.e-, 
stimoiiiDgen schien ihnen notbwendig: das ürwesen m^ßß 
warmer oder feuriger Natur sein^ denn die War4i(iej9tj 
der Grund des I^ebens und Wacbstbums in allen Ding^en,^ 
and. selbst ^ie Elemente werden durch die Wärme in ih-. 
rein Wesen erbalten^die Grundkraft und der Zusammenr. 
halt der gaozen Natur wird daher nur in dee durch All^a 
verbreiteten Lebenswarme oder in dem göttlichen aUdurcb-> 
dringenden Fepet llegpn kOfmen^); diese ^ehenswärme. 
mnss aber, zugleich auq)i G^ist und Yernunft sein, deiut 
die weise Zweckmässigkeit der Welieinrichtung kann nur 
von dem verniinftigen Geist herrühren, nud wenn lieHon 
in den Theilen der Welt, sowohl den übrigen als beson- 
ders dem Menschen^. Empfindung und Vernunft i^, so 



1) Vgl. ausser dem Vieleo früher Angeführten: Gic. Acad. 1, 1 1 : 
(^no) statuebat iffnem esse ipsam nMuram, DiQ6. VII, 156: do^ 
nii Se avTOii Tt}v fjLtv q^vatv elvai 7Ti'(f t«;k»'«o« o^<J ßafi^ov %ls 
yhsü^Pi untQ hl nvsvfia nvftoftdis nal rexyQuBis* .Stob*. Ekl. I, 
180: XQ^aiitno^ 8vvauiv irvevfAaTiK'^v tj^v aaiav Tili ttfia^fAtvi^s 
rafe» tS napToe S$oimjTiHf^v , oder nach anderer Definition Des- 
selben: alfiaQfjiivTj hlv q tS noofis ^vyo9^ ^ ^y*»^ totv, hv xvj 
Hoa/Mjf TjQovoia Sioniöfjtivütv u. s. w.; statt X6yo% setse er auch 
a7]^d'»a, qptla«?, a/>ia, dvayHtj u. A« (vgl. hierüber Phäd».. ffagm. 
coL 2.) Ebd, S. 538 : Zeno lehre Svo yivti ttvqos t« f^i» or«jf- 
vov . . ro dh Ttxviitov av^r^rtnop rs md^ tijQtiT^nov otov iv roU 
(pi^zoiS ist Hai Sf^otS o iij <fiHn9 hl »fil yf^XV» 

2) Cic. N. D. II, 9f* wo nach den Stoikern, besonders fileantbes, 
ausgeführt i/vird : cum omnes mundi partes sustineantur cahrcj mun- 
dum etiam ipsum simili parifue natura in (anta dhUumUate servaru 

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'f6 Die atoiscbe Philosophie.' 

mtistf ^c^ das tiauze befaerrschende Kraft (iMn nyffinp$no9) 
it6 nnendlitihe Vernutift selbst sein *). 'BMldes gleicht 
sich aber aaf stoischem Standpunkt durdi' die Annahme 
aus, dass die Unendlichkeit der göttlichen Vernunft eben 
auf der Reinheit und Beweglichkeit des Fenerstoflfs be- 
ruhe, aus dem sie bestehe ^). Je volMtändIger bber hie- 
liiit die beiden Selten des stoischen Gottesbegfriffs, die 
physische und die geistige, zur Einheit zusammengehen, 
nm so klarer ist auch, dass zwischen der Gottheit und 
der Drmaterie hier kein realer l3nterSGhied stattfindet, 
dass vielmehr ein' und dasselbe Urwesen als das' allge- 
meine Substrat gedacht die eigenschaftslose Materie, als 
wirkende Kraft gedacht der aliverbreitete Äether, das 
allerwSrnkende Feuer, die allesdurchdringende Luft, die 
Natur^ die Weltseefe, die Weltverminft, die Vorsehung, 
das VerhSn^niss, die Gottheit genannt wird. Der Gegen- 
satz von Form und StoiP, welcher dem Ariistoteliscben 
System zu Grunde Idg, hat sich tin stoischen zu Ihrer ab- 

. 0£lia.G. 5-8. «1—14. (ygl c SO ff.) aachZ^no, |Ueen»b ui^Chrj. 

. ^sjpp. Von lil^antb werden c. 5 vier Beweise fiir das Dasein 
Gottes angeführt^ deren letzter und hauptsäcfilicbster (vgl. auch 
Tivrjpt phiF. I, 6, *.) von der Bewegung der Bimnielsköf^, 
der Schönheit und Ordnung des Weltgebäudes hergenommen ist; 
^ biemit fallt der e weite, ex magTtkuSne commodorum^ quae perci- 
piuntur coeH temperaHone u. s. w. der Sache nach zusammen, da- 
gegen gehört der erste (aus der Weissagung) und der dritte 
(aus wunderbaren Naturerscheinungen) dem eigentbümlicben Ge- 
btei der stoischen Superstition an^ auf das wir später hommen 
werden. Vielfache Anführung der stoischen teleologischen Be- 
weise b. Sextüs Math. IX, 88. 101 ff. vgl. Sew. de prov. c. 1. 
Cic. Acad. II, 38, 120, wo did Stoiker wegen der Kleinlichlieit 
ihrer Teleologie verspottet werden. 

2) Cic. N. D. 1 1 , 1 1 , 30 ! atgue etiam mundi ille feiwor pwior, pet'lucidior 
mobUiorque muUo ob easque causas äptior ad sensus commovendos 
quam hie noster calor, quo haec quae nota nobis sunt retinentur H 
vi^erU* Absurdum igkur ext dicere, cum homines bestiaeque hoc 
calore teneantur et propterea moveantur an sentiant, mundum esse 
sine sensu, qui integro et puro et Hbero eodemque acerrmo et wo- 
hiässimo ^ardore teneatur. 

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I^ie Lehre yo|i den letzten Gründen* 77 

solptjen Icle^f itii;t anfjgehqbeo ,, , jiideiii> d|e Form selbst za 
etifvas .^tofflkhein , der Geist ^^vr Afatqrie gepiacbt ist. 
A^ber docb g^beii; die Stoitier den Gedanken an die we- 
sentliche. V^rnunftigkeit alles Seins, an den iin Ganzen 
und Einseliien -waltenden unendlichen Geist daruin iiieht 
auf ^ .^Q^ daher die Zweiseitigkeit ihres Qottesbegriffs, 
deren AiiffaUendes nur von dem ^igenthumlichen Stand- 
fnnkt ihres Sysitems aus: verschwindet 

Schon aus. dem Bisberigenvergiebt siel;, dasfi diQ Stoi- 
ker auch keinen Wesensninters^bi^ zwischen Gott und 
d^r. Welt zifgaben« Die Welt ist ^lie Gesammtheitd.es 
Wirldic^n ; alles Wirkliche Jst aber ursprünglich in der 
Gottheit enthalten, sie ist der Stoff von Allem und die 
wirksame Kraft, welche diesen Sto^ zu c|en Einzelw^^p 
gestaltet, es lässt sich schlechterdiqgs nichts decken, 
was, nicht entweder, die Gottheit selbst unmittelbar, odi^ 
eine Erscheinungsform der Gottheit, ci^in^ von den Gestal- 
ten wäre, unter denen das Upwesen,^n ;i^ei( |(Velt e:|^istirt. 
Ihrem Wesen nach sind daher Gott und Welt schlecht- 
hin Dasselbe, wie denn auch beide Begriffe von den Stoi- 
kern in der Regel als gleichbedeutend gebi'aucht wer- 
den ^), und der Unterschied beider kann nur ein Zufälli- 



i) Die Belege sind im Bisherigen zur Genüge gegeben. ZumV^ber- 
fluss Tgl. «an noch: PbÄdh. £pic« fragra. coU 5: Jioyhti^ 6' o 
Baßvkoivios IV tcj» negl 'A&fivas tov n6a[iov y^a^ei toT Jit xov 
avTcv vnuf^XHv^ negUtttv ^ avzov Jia^Ha&intQ ,av^Qtuvcov yfv- 
Xnv- Üc. N. De. II, 17: nicht» enlspripht der Idee der GoU- 
hcit mehr, quam ut primum hunc ipsum mundum, quo nihil fieri 
exceUenthM potest, ummanUm esse et Deum judkenu Sbb. qu. naf. 
11,45: w Ulum vocare mundum? nonfalieiis^ Ipse emm est io- 
tum quod vides, totus suts partihts inditus et se sustmens vi sua, 
£l}d. pracem., qut^ est Deus? mens universi. quid est Det^s? quod 
vides totum et quod non vides totum. Diog. VII, 148: iaiav Se 
^M, Zivfuv fiiv f9ia$ xiv olov noo^ov %al tqv sQavov^ Abivs 
DiDTVVS b. Eü«. pracp. ev. XV, 15, 1:, o7ov U tov xoüfiov avv 
rqii iavzu ftigeßt^ iKQO^ayj^di^pw* &S9y ...iSii 3^ ««i Zsts liy§^ 
rai 6 nqof^p^. Auch von den Beweisen fiir*» Daaein Gottes b. 
Cic. N. De. II, 5 ff. und Sbxtus a. a. O. setzen gerade die ei- 

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'7s t)ie stoische Philosophie. 

*ges, nur den jewelKgen Zustand oder die t'örm der Exi- 
stent betreffen: das gleiche allgemeine Wesen lieisst 
Gott, wenn es in seiner Einheit, Welt, wenn es in sei- 
ner Entfaltung, in der Mannigfaltigkeit der Formen be- 
trächtet wird, die es im Verlaufe seiner Entwicklung an- 
nimmt; der Unterschied beider kann daher ebensogut auch 
als eine verschiedene Bedeutung des Ausdrucks: Weh 
gefasst werden, isofern dieser bald die Gesammthett des 
Seienden als Ganzes, bald nur das abgeleitete Sein be- 
zeichnet *)• Nuii fällt allerdings dieser Unterschied nicht 
blos in die subjektive Betrachtungsweise, sondern er ist 
auch' in der Sache selbst begründet: die Urkraft als sol- 
che, das Ürfeuer oder die Urvernnnft, ist das urspriing- 
lich und unnlittell!iar Göttliche, die Dinge, in welche sich 
dieses Urwesen umgewandelt hat, sind nur abgeleiteter 
Weise gottlich; und insofern kann die Gottheit, welche 
fn letzter Beziehung das WeltgaAze selbst ist, auch wie- 
der als ein Theh ''der Welt, als das i^yff*optxop , als die 



. centlich phllosopliischeo durchaus die Identität von Gott und 
Welt voraus, vgl, z. B. Sbxtus IX, 101: Z^vtav .". svw/l awe- 

' QWt4' TO itQoVfjLivov OTtfgfia löytxa »al «Jto Xtrytttivirtv, v 9e 
«oofioi irgotbtat airl^fia koyixSt loyiKov äga i^}v 6 noafi09. 
1) Stob. Elil. 1^ 5*444: noofiov ^ ilvai <f7ja$v 6 XgvatTrnos ov'^tjfia 
«f vgara xetl yiyff Kai rviv iv tsrote qvoiüßp' ^ rv in d'twv nal 
av9gwnoiV ov^rjfta xoi in Ttav ersKa TbTtov yiyoPOTMX'» Idyttai ^ 
'htgoi ttoofioi 6 d'tos u. s. vv. Dioe. Vli, 137f*^«V^<r» ^* **'<'- 
ftov TQi^x^i' ävroV TS xvv &t6v Tor i« Tjfff aTrdürjS eatas cJ<W 
TtoMPy v€ Sfj atp^jLQToe in Ha\ dyivytjTOQ Srjiitispyos wp rrjc J»a- 
ttooftijoevjS xard XQ^^'f"*^ ttvds Trcgtoöns dvnUonütv lii iavto» rijv 
unaaav daiav Hoii TrdXiv i^ iavvs yevvdiv. xal at'Tf]v de f^v Sia- 
xoofirjaiv T(uv d^iQüjp xdofiov tlvai Xiysoi iml\ ^tqCxw t6 ovptgtj- 
MOS fS dfKpoiv, Kai i'si nooftot y (nach der ersten Bedeutung 
des Worts) 6 idiojs notos rtj^ ttSv oIwp SüiO^ (die liUgemeine 
Substanz in ihrer bestimmten Qualität), y (zweite Bedeutung), 
die (ptjat Iloaetdtavtoi .., ovgtjf/ta - if ^ifcnS nal pjt nal xtup «V 
r«ro«C tpvototvj ij (dritte Bedeutung) avgrjfta in ^tuipMal dr^gw- 
nwff nal rdlv ivena rarotv yeytfvotujv, AehnHth'DiDTMVS b. £vs. 
pr. ev. XV, 15, 5. 

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Die Lebte von deh letsteo GrUndea. ft 

Seel^ der Welt odfei" deir dureh AHes hiadorciigriwid^ 
feurige Baoch BeachHebeu werden^). Aber doctr«l«t aoelr 
dieser 6egensät£ theils an und für sieb ein blöa'>relirlit« 
ver, theih gill'er nur f&r einen Thetl der WeltzMtiMde^ 
wog^egen am Ende jeder Weitpertede. die ^(ieAaQiniibelfc 
der abgeleiteten Dinge In die Eiahei€ dfesr gdtttldien Wei« 
sens 'znrncligebt, und der Unterschied ies tfhmlHt^lbmt 
nnd mittelbar Göttlichen, odttr^'Gbtt€S und der WMt; 'sieb 
Tvleder aafhebt. ' i.'»: / 

Eben dieser Punkt ist es nun, den irfr beldsfiPragti 
2. nach derallgemetnen Weltaiisiebt depStaike'tf 
zunächst Ins Auge^fassea misseta. :; ^ . 

Ans deta Urwesetr entwickeln sieh die' besevderto 
Dinge nach Iiiti6ih in^i^eren GeAetze. Detan da j%nw"»U 
Dem Begriffe nach die bildende nnd schaffende Kraft, die 
Keimform der Welt, das künstlerische Feuer ist, von dem 
alles Leben genährt wird % so muss das Weltgans^e aus 
ihm mit derselben Natumothwendlgkett hervorwachsen, 
iivie das Thier oder die Pflanze aus dem Samen ^. Das 



1) Die Belege aus DioG. VIT, 139. Gic. Acad. IT, 41* fit»«" px^iep. 
evm XV, 15 wurden sebon frUfaer beigebracht; vgl. Gto. N. De* 
1, 15)39: tpsurnjue mundum Deum tRcü ene [Cbryifpptti} H ^ftu 
anuni funonem universam: tum tjus ipnus fnineipötum [^y^ff^ 
Vin6v\ qui in mente et ratiöne versetur u. f. w., die obea ange- 
führte Stelle aus Plct. c. not. 36 u. A. besonders aber Cic. N. 
D. II, II, 39. Sbxtcs Math. IX, 102, wo naeh Zeno aesgeführt 
Wirdt dass auch die Welt, wie alles Andere, einen liehefrscben- 
den Theil haben müsse, in dem sich alle ihre Kräfte concentriren. 

2) M. vgl. ausser der nächstfolgenden Anm. die früher entführten 
Definitionen der Gottheit oder der Natur b. Dioe. VII, 1|7* 156. 
Plut. pL phil. I, 8, 17. Stob. EW. I, S. 64. 

3) DiOG. Vll,'136: ««»* «VjC** /'***' <***' **^* «^'Of oW« [rw^iovl 
Tfflnei» rjffv naoav Holav Si aigoi tit vSwq' mal uiht0p iv t^ 
yopfj TU ünigfMt nsQuxsTutt «rcrj *al tStov onepfiartnoi^ liyov 
Zvra tS Dtoofia roio»^« vnoXntiQ^at W TtJ ^Y9V *wp7^ «nJroT 
notSpja «7* viijv ngos tt^v iatv «|^ff yiviOiv u. i. w. ' Stob« 
EW. I, 372 Cnacb Kleantbcs): weAn bei der Weltrerbrennung 
Alles versehrt sein werde, ro l'axaxov rS nvgot .. T^gintodoh 

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tV ..Die stoiftcbf» f liil.^/iop^iff.. - 

Ul;fMiBf>&nilteh! -^ W Uhrm dpefSmtdsr »i^Heij^kUt - 
YtefRamlQlt aiebJitfers.t in litvft;(rf. bt J« }nfi^ffigen Dunst)} 
dimii^inr .Wasser )i »Hus^.diese:!» .4i€hJagt|) sieb: .^in The^l als 
fiüdetitetii^r, ;aiii istiderer bleibt. Wasser, e|q dreier ver- 
d&nitel ala:atHi0spbisiriscbe L^ft^ vielci^t )tiTßrseli9 ytit^- 
dsr/dasjemielBe Feuer. sMi S|cb enUsiiiidet, ^und aus der 
wecbseM«n Jütisoliuiig . Ai.«Mr <vier Elemente bildet §icli 
Üe^W^tO-i Erst. dupqb.>diQf(Q Schejduqg' dejf.EI«||fe)it^ 
entsteht der Gegensatz des thätigen und: 4^ leideadeu 
Prlttdpsi^;diei?:S^iQte,diQr WßH u,u4 ihref^ Leibes; d^s Feudi- 
fte^JniVVtlphes sichr das jDri^u^r .zuer^ rerw^p|de|to stellt 
den Leib dar, die in ihm« ye^bpr,geiietWär|ipe.d|e Seele ^), 
«dwi'iweiin: wiir dje El^oi^iite in iJirer spat^e^ Vierzalil 
bietraehten, . ^ ienMpr^clic^n die zwei «ntereq ffeiif. Stoffe, 



r,, 



9ra^iv 9iS Ttitavu'oPf ti&' «roi rfenöfAbVo» uvw (pi^alv av^io&ai 

Mai aQXtaba^ Sfauoofittv *^ oIqp . . . utamg ya^ ivot ritoi rd 

^"'*' f^i^ navta tf/hrai in oniQfiatotp' fv' roU ML^ipwat x^Bvott er» 

M')"'. imiffta, HoToi ^^V ** <t* roU ii|t^VK«a« x^roi^ ^vitahua} £9^ 

nfif ,tir^s l6yo& ttvy, fiSQWv tis onlf^^a üvvtovrtc fii-ypvvta$ ital 

av&iS ditiM^ivovTai . . hioje i| et 6s tt nuvta yt'yveoxtai nal tu 

navTOtp tiQ tp avynQtpta&a$. 

..] 1,); Srp». Ii370: Z^tjpotv Se ilzws. ainoipaivitu^ ^tag^f^^ffV jQtaitijv 

.-Mi .•' ^ti^^ ilya*' fV ^^Qio^ tiqv, rs ÜXa BtoxoQfjttfOiv ix r^g eaCaft 

0Taf i* ^VQßC T4fon^ iis.tdtug St digos yirtjxt^i tu fAi'v r* vtpl- 

9ti9^ai Hokl Y^v ovvieaQd'ait ix es IoittS St to fitp diafiiPHP 

Üi^^^ ^* ^^ ^^ arfuCo/jitva diga yiyveo&ai, i'n tipos dt th di^ot 

. ^ iiif^JidTtTt^v u. s. Wp 0106. VII, 142:, yipfoßai St top xoo/aqv 

>.r!> vffHV.ix,'^v^QS 17 ttata tffanjj S^ digos tls vygpttj^Ht elr^ t6 na- 

.. ,. xvfisgts ctvr« otfdv dTtottktadfj . y^ xq Si ifTirojatgif iS»tQw9jl 

.. ,:,JCai. T8t\ in^nliop Itnxvv^iv nvg ttTroytyvijOH ' tlra xard fiiltv 

(. : , t4x tst^^y qwzd.rß xal («ua wa< ra dlXa yivfj, Cuhts. h» Plot. 

. , j .^(Sl. ivp. 4S:i^ Si ntpof (Attafokri /g« TQiavrtf S/ digof^v\ vSoj^ 

tgintroi' xdx rera y^s t'^^ca/f^j^ff dfjg dpa^vfiidrai' Ifit^rwo- 

f/^iv^a Si ra digos 6 ai^i^g 7t9gtxt7Tüi$ xvxlqt, ,Vgl« '^iicb Stob. I« 

. S12 und die folgende Aom. 

2) CxaTS. b. Plut. a, a, O. Siola fitp yog mv xoafioi nvgujSt^g <t'- 

.. ^vS xal yfvx^ ieiv iavra *al tjytfioyixop * 'Ctt Si lura^aXwp ttC 

, •:,< ' (tO to vygov xal t^p ipfj^TTohnp&ttaap 'iftvx^P xgonop xiva sh 

. odfita xal ^r^^v fisxifiaXfv ä^e awf^fvat im xizofVt aXlßv xivi 

• *Vx« ^oyov. .... 



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Die Lehre toii den l'elsteiii Grfindeo. ^ Sl 

die awei Dbevea der t^frkehdeii Kraft 0* Wie aindr die- 
ser Gieg^Bsatz, irnd alle auf ihn beruheade Beaonderbelt 
erstio der Zeit entstanden ial, so. soll er auch seiner Zeit 
ifieder anfhöreii: das Crwesen zehrt den Stoff, den es 
aU seinen Leib von sidi ausgesondert hat, allmähllg twie- 
der auf, bis am Eifde dieser Weltweit ein aHgeneiaer 
Weltlurand alle IMnge in den Urzustand zurückführt, Ja 
welehem das Abgeleitete aufgebort hat, und nur oodi iit 
Gottleit oder das Crfeuer in unmittelbarer. Webe, exi»- 
s^rt 2): Diese Abflösudg der Well in das Feuer dachte» 
sich die Stoiiiör durch die gleichen Zwischenstufeii, ver^- 



1) Nbmes. nat tiom. c. 5 p*72: Uyaoi Se ol ^TUtUoU t(uv ^oi.%sl(uv 
%a fiiv tlvai 3()agiHd td 3^ Tra&r^TiHa * S^asimd fiip dlga Hai 
nv^i Tra^Tiüd^ Si ytj» nal vSvttg, F^UT. conini* not, 49: y^v fiiv 
yfitff laaa$ nal vSuiQ «r« otTa avviis^v hts 'itSQia^ TtifBvfsaitH^s di 
finoxjj »al nv^oiSMi dvvdfiswS rt/v ivort^va Sia(fivldTTS$v ' di^a 
St xal nvQ avTi^v t flvai 3$ evrovla» ixzanKd 9Cai toli Svolv 
ixeirotS tyxeHQdfi^va tovov na^i^^iv nal rd fiovifjLOy tufX ^aidtdes. 
Von hier aus gewionen wir auch einea woitttreii Eioblick 19 swei 
schon besprochene Punkte der stoischen Lehre: wenn wir frü- 
her gefunden haben, dass das wirksame Princip oder die Gott- 
heit (und ebenso die menschliche Seele) bald als Feuer bald 
als Luftbauch beschrieben wird, so kann dicss jetzt nicht mehr 
auQ'allen , da diese beiden Elemente gleichmässig die wirkende 
Kraft vertreten, und ebendamit hängt auch die Behauptung, dass 
die Eigenschaften der Dinge Luftströmungen seien, und die ganze 
Unterscheidung von Substrat und Eigenschaft zusammen: diese 
iH der thäüge Stoff, jenes der leidende. 
3) Flut» St. rep, 59: (^XQvat,n7io() iv toj Tt^outt^ m^l n^opoias tov 
Jla ^tjalp aiS^a&ai fi€;^^$9 av tk ßvrou anavxa MarawalojaTj, 
was sofort mit den eigenen Worten Ghr^ysipps belegt wird» Stob. 
Ekl* I, 414 (panh Numenius s. Evs. pr. ev. ^V, 18): Zipotvt nai 
jr>U4^<4 Mcti Xgvoimr<{f dffioMst ztjv uaia» fuxftßd)*kuv piov tii 
anigfw aie v6 nv^ nal ndliv in tstv föiavvtjp dTioTsUXa^at r^v 
d^mn6a/*fj9Av qI» n^ortgov tjv» Eine schwungvolle, an die christ- 
liche Apokal^jtik ermnemde Sclpüderung des Weltbrands giebt 
Sbbxca am Schluss der Consolath üd Martia$n. Weiter vgl. man 
Dioo. VII, 1^2 1 die bereits angeführte Stelle b. Pmt. comm. 
not; 36; ebd. c;17: ('V«v innv^oßpoitai xqv H6afM>y sto^ munov fih 
i^ 6x^^v dnoliü^tTajkTo 3' ölov ^povifAo» ist vtfPtn^vta nal ao^ 
tpiv. Ci€. Aead. li, 57, 119 K. D. 11, 46, 118. 
Di« Philoiophie der Giiechen. lli. Theil. ^ r^ T 

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g2 Bie stoische Plitlo§ophie* 

mittelt viie den flervorgang deräeUeo aus dem Urfeuer >). 
Kleamvhbs Hess in Folge seiner Ansieht über den Sitz 
des iiytftwvnov die Weltverbrennung von der Senne aus- 
gehen ^). Nachdem aber so Alles in die ursprüngliche 
Einheit zuruckgeliehrt und das grosse Weltjahr abgelau- 
fen ist, beginnt eine neue Weltbildung nach dennselbea 
Gesetz ifvie die fr&here, und so bewegt sich die Oescblebte 
der Welt und der Gottheit in einem ewigen Kreislavf 
durch die gleichen Momente 3). Doch wurde diese Lehre 
innerhalb der stoischen Schule selbst schon ziemlich frohe 
bezweifelt, und von einigen der bedeutendsten unter den 
jüngeren Stoikern geradezu aufgegeben % 



1) Darauf fuhrt wenigstens der allgemeine Grundsatz (Stob. £kl. 
1, 314), den schon Heraklit ausgesprochen bat, dass bam Ueber- 
gang der Erde und des Wassers in's Feuer derselbe Weg rück- 
wärts durchlaufen werden müsse, wie bei ihrem Hervorgang aus 
dem Feuer. 

2) PfüT, c. not. 31. 10: (JKXeav&rji) i.iyH tjJv atXr^vtjv %ai Tai Xot^ 
nd aiqa rov tjltov iSo/H'Oi<oaai (l.-e«v) Ttdvra iavr^ *al ftsra- 
ßaXeiv 'elf iavrov. 

5) NuMKET. b. Eus. pr. ev, XV, 19.* (ij notv^ <pvots) inaveX&Sua eh 
TOP ifQüitov ^i]&iPTa loyov mal eis Xf^v dvdsaoiv indvfjv tjJv 9ro*- 
^aav iviavTOV rov fiiyicov . . . dtd ra^cv d(p' oiae Stattoa/jutv 
vioavTOii iJQ^axo aard Xoyov ndXiv tjJv ovrjjf die^ayöjyi^p ttoUi- 
rai voiv roiertov mgi.odoiv iS diSiy yivoftipwv duaTaTtavgobt, Nach 
Nsass. nat. faom. c. 38 S. 147 tritt die tnnvgotaa ein, wenn alle 
Planeten wieder denselben Stand haben, den sie eu Anfang hat- 
ten» Derselbe sagt^ was auch M. Aubbl VIT, 19 und Chbtsipp 
b. Lactanz Instit VII, 23 bestätigt^ jede neue Welt entspreche 
den früheren so genau, dass in ihr dieselben Menschen in den 
gleichen Verhältnissen u. s. f. leben, wie früher; die weitere Be- 
hauptung des Nemes. jedoch, dass die Götter dessbalb tod den 
früheren Weltperioden her den ganzen Verlauf der folgenden 
kennen, ist offenbar unrichtig, da aucb die Götter, mit Ausnahme 

. des Einen Urwesens, mit der Welt untergehen; s. u. Plut. De 

' £i ap. D. 9 fuhrt die Meinung an, dass die itmvQwoie m ihrer 
Dauer dem Drittheil einer Weltzeit gleichkomme. 

4) Nach Philo incorruptib. mundi S. 947, G» Hösch. behauptete 
ausser Posidonius und seinem Lehrer Panätius (fou welchem 
diess auch Diog. VII, 143 angiebt) schon Boethus , in Abwei- 

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Die stoische Weltansicht; SS^ 

Was sich io der Bildung iind Auflösung der Welt 
thatäächlich bewährt, die Unselbständigkeit aller besou- 
deren Existenz, die unbedingte Unabhängigkeit aller Dinge 
von dem allgemeinen Gesetz und dem Lauf des Welt- 
ganzen, das ist überhaupt der leitende Gesichtspunkt für 
die stoische Weltansicht. Alles in der Welt erfolgt 
vermöge eines nat&rlichen und unabänderlichen Zusam* 
menhangs von Ursachen und Wirkungen, so wie es die 



chuDg von der sonstigen Lehre der Schule, die Ewigkeit der 
Welt. Derselbe fügt bei^ auch Diogenes von Seleucia sei in sei- 
nen spätem Jahren dieser Meinung beigetreten; ebenso soll nach 
Abivs Didtsus b. Eus. praep. ev. XV, 18 Zeno von Tarsus die 
Weltverbrennung unerweislicli gefunden haben. Doch erleiden 
diese Angaben einige Beschränkung; können wir auch darauf 
kein Gewicht legen, dass Gig. N. D. II, 46, 118 vonPanatius nur 
sagt, adduhkare dicebant, so scheint dagegen die Angabe Philo*s 
in Betreff des Posidonius auf einem Irrthum su beruhen: Dioo. 
a. a. O* führt diesen ausdrücklich unter den Zeugen für die 
Weltverbrennung auf, und diess bestätigt die Notiz bei Plot« pL 
phil. II, 9. Stob. Ekl. I, 390. Eus. pr. ev. XV, 40, dass er aus- 
ser der Welt nur so viel leeren Baum angenommen habe, als 
für die Welt nöthig sei, um sich bei der iKTrvQwate darein auf- 
zulösen. Auch Antipater hielt nach Dioo. a» a. O« an der letz- 
teren fest. Was die Auflösung der Welt in's Leere betrifft, die 
a. d. a. St. den Stoikern allgemein beigelegt wird, so ist sie ohne 
Zweifel von der Verdünnung und Ausbreitung des Stoffs nicht 
verschieden, welche auch Philo a. a. O. S. 956 D f. als allge- 
meine stobche Lehre kennt; BiTTSB III, 599.703 sucht daher hier 
wohl ohne Grund eine Missdeutung der ächten stoischen Lehre. 
Eher könnte man Sbheca's Annahme eines Weltuntergangs durch 
Wasser, neben dem durch Feuer, (nat qu. III, 28 f.) für eine 
blosse Privatmeinung halten, doch schreibt sie auch Dioo. VII, 
144 der stoischen Schule zu. Ihr Sinn ist wohl nach dem oben 
angeführten Grundsatz zu bestimmen, dass die Verwandlung in 
Feuer den gleichen Weg gehe, wie. die Entwicklung aus dem 
Feuer: die Erde geht erst in den flüssigen und dann in den feu- 
rigen Zustand über. -— Wie HsesL Gesch. d. Phil. 11^ 391 läug- 
nen, und Schlbibbkachbb Gesch* der Philos. S, 129 wenigstens 
bezweifeln kann, dass die Stoiker eine periodische Weltverbren- 
nung im eigentlichen Sinn gelehrt haben, ist Angesichts der an- 
gefahrten Stellen unbegreiflich. 

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84 I>>« stoische Philosophie. 

Natur und das Gesetz des Ganzen fordert. Diese aus- 
nahmslose Nothwendigkeit alles Seins und Geschehens 
wird in dem Beg^riff der eifiaffitp^ ausg^edr&ckt *). Ihrem 
physischen Grunde nach ist die tifia^fiipij nichts Anderes, i 
als das Urwesen selbst, der Alles durchdringende vnd 
bewirkende Hauch^ da(8 künstlerische Feuer oder die Welt- 
seele^); sofern aber die Wirksamkeit dieses Wesens | 
eine durchaus Vernunft- und gesetzmässige ist, so kann | 
sie ebenso auch als die Vernunft der Welt, als das Gesetz | 
alles Geschehens, als die vernünftige Form des Weltlaufs ; 
bezeichnet werden ^j. Als der Grund der natürlichen Bil- i 
düngen gedacht, heisst das Urwesen, oder das allgemeine | 
Gesetz, die Natur, als der Grund der zweckmässigen | 
Welteinrichtung und Weltentwicklung, die Vorsehung^); | 
dasselbe wird populärer Zeus oder der Wille des Zeus | 
genannt und in diesem Sinne gesagt^ dass nichts ohne | 



1) DiOG« VII, 149: Ka^^' sifut^fMVfjv 84 <paat r« irapta yivso^ai 
Xi^vamnos u. 6* w. A, Gell. VI, 2, 3: (Cbrysippus) in läro 
Ttegl yr^voias yuarto eCuapfiiptjv esse dicä fvßtx^v %i,va «vvra^ip 
TtSv olfuv iS dx9iov twv kxi^tov roU iridis inanoXov&svtwv wil 
furo, noXv fAt» avv dita^aßetrov ovmjs r^p xotavrrji evftotlon^s. 
Andere, nicht wesentlich abweichende Definitioneii der ilfiut^/tiivii ; 
b. DiOG. a. a. O. Plut. pl. ph. I, 27. 28* Stob. Ekl. I, 178 f* ! 
▼gl. auch, was früher über die Begriffe der Gottheil and des 
Verhängnisses beigebracht wurde und Sbbt. nat qn. II, 35 f. de 
prOT. c. 5 : irrevocaiUis humana paräer ac ümna ettrsiu vekk* 

2) Die Belege wurden schon früher beigebracht Vgl auch IL Avbbl 
IV, 40: WS ep ^wtv top moopLOv filav Botav mal ynfX^v pUap ini- 
%ov üwaxviS diriPOBip, 

3) Daher die Definition der HfAOQfUvrj von Chrysipp (b. Pi.eT. pl. 
ph. I, 28 u. Stob. Ekl. I, 180 gleichlautend): stfta^pii iclv 
• r»v »oaftöv loyoG ^ loyos (Plut poftos) twp er t^ noofitff 
nQOVoUf^ StotHovfiiveni ' ^ Xoy^ ua^' ov r« /ntp ytywota yiyovt 
xd di y$yp6fievät yiyptxat t« 8i ytptfcofü»» yePiforrat* Statt 
koyot^ bemerikt Stob., Mtse Cbrysipp auch aA^<«a, tutittf ^vaity 
dvdymi u. A, lieber den itöwU koyo^ s. auch pLtir. St^ vep. 34. 
B&BABTH. hymn. in Jov. (b. Stob. Ell. I, S9) V. 12* 24. 58- 

4) Dass fibrigene alle diese Begriffe in einander üesaen, isl schoa 
früher bemerkt worden. 

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Die allgeaif int Veraunft. SS 

diesen Willen g;e8chehe >)• In ikrer Wirkung als bildende 
Natarkraft fuhrt die allgemeine Vernunft aecfa den Namen 
itt^ kd^Q mifp^ar^nos ; sie beiaat ao xunächat in Beziebupg 
auf daa Weltganze, aofern sieh bei der Weltbildung Allen 
aas dem Urfeuer, wie aua einem Samen, mit innerer 6e- 
setomäaaigkeit entwickelt, aofern daber daa Urfeuer oder 
die Vernunft den Keim von Allem in aicb enthält'); in 
demselben Sinn iat aber auch yon den in der Natur oder 
der Gottheit enthaltenen koyo^ aneffiav^nol als einer Viel- 
lieit die Rede, und in der Lehre vom Menachen kommen 
die loyo& aneffiatinol als ein Theil der Seele vor, den wir 
QBs wohl in einem ähnlichen Verhältniss zur Einzelaeele 
denken miiSBen^ wie jene erstgenannten ;io/o» ümfpt. zur 
Weltseele 9). Wir haben daher unter diesem Namen über- 



1) Flut. c. not 34: si Se^ 6k tprjai^ X^v9$n'itoi^ v9i tovXdxiarov 
fff« twy f»$QWf extiv nXkwS all* fj tMtra tijp Jtot ßovXifot9jJL»u.n. 
vgl St rep. 3i (gleicbfalU aus Chr^sipp): aSiv yi^ iuv uXkm€ 
tdüv Mara /A^foff yivio&aty aSt rovXi%iaxav all' fj naxa t^v 
xoivrfV tpvoiv 9tai nara xov fHslvtje loyov u. ebd. 47« 8* 
KLaAaTB.byimi. V.l 5 : adi r« yiyverut ¥^yop iitX f^avl üovdixdf Satftöty 

»r» «tti* mi^id^w &910P vdlov at ivl womfi 
nl^v onoaa ^i^ovai nanol atpsTf(ftjii$v dvolats» 

Auf die letztere Beschränkung werden wir später noch suruch- 

iiommen* 

2) M. s. die oben angeführten Stellen aus Diog. VIIi 136. Stob. 
, EU. I, 414 (Tgl. Eus. pr. er. XV, 15}^ u. ebd. S. 372. Sbxt. 

Math. IX, 101 (nach Zeno) : ro n(^o'UfAevov anigiM loy$nS »al 
«vTo loytHoiß dciv, 6 di xoq/aos ir^terai anigpia loy$MOv M. Aubbl 
IV, 14: evatpavia^ya^ rcj» ytwiiaavTi^ ftallov öi dvaltjqf&^an 
tk TOP loyop avTOv xov anagftartMP ttaxd (AStaßol'^p, £bd« c. 31« 

3) Plvt. pl. ph. I, 7, 17: die Stoiker definiren die Gottheit als 
nvg tiiPiMOP if/knagtulr^tpo^ TtavTas rai ansgpMxtnH^ loyovQ, M. 
AviBi. IX, 1 : vigfiTfQSp [if ,fvQt9l inl xijpSa x^p StaMofAtjütv 
üvllaßSad xipas loyovt xoSp hofUpfOP *al ivpaftsiS yovl/itovf 
dtpogiaaca u. 8. w. Ebd. VI, 24. D1O6. VII, 148: ht Si (pvotv 
eltf c| avx^e lupov/iivff »axd tnttQfAnxtiitov^ loyovi n. 8. w. E b d. 
157 : (tigri Si iffviü^ liyova&p onxu, xdf nhxs aia&^aH9 nal xas 
tp ijfup onegfiaxtxss l6yov9 nal x6 tpotvrjxtitop im* x6 layiunop. 
Aus dem Fdgenden (§« 158 f) erhellt^ dass die Stoiker das in 

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'g5 Die atoitche Pliiloaopbie. 

hanpt die schaifende und gestaltende Naturkraft zn ver- 
atehen, weiche tlieiis in ilirer Einlieit das Coiversum, 
tlieils in ihren einzelnen Ausflüssen die Einzeldinge her- 
vorbringt; diese Kraft wird der stoischen Metaphysik 
gemäss zugleich als der ürstoff oder der materielle Keim 
der Dinge yorgestellt; ebenso ist sie aber andererseits 
die Form derselben, oder das ihre Form und Beschaffen- 
heit bestimmende Gesetz, nur dass man sich die Form 
nicht abgelöst vom Stoffe denken darf: wie der Luft- und 
Feuerstoff des ürwesens als solcher die Weltvernunft 
und die Weltseele, das formende und bildende Element 
ist, so ist auch in den Samen der Einzelwesen die luft- 
artige Substanz, in welcher die Stoiker das eigentliche 
anigfia suchten, an sich selbst der Seelenkeim, ans wel- 
chem sich das betreffende Wesen nach einer inneren Ge- 
setzmassigkeit entwickelt. Nur diese seine innere Form 
ist in jedem Ding das Bleibende bei dem beständigen 
Wechsel der Stoffe O9 hur in ihr liegt auch die Identität 
des Weltganzen, denn die Materie desselben ist in einem 
unaufbörlichen U ebergang aus einer Form in die andere 
begriffen^, nur das allgemeine Gesetz dieses Processes^ 



der Samenfeuchtigkeit enthaltene nvevfta, einen Ableger der See. 
lensubstans, für den eigentlichen Zeugungsstoff hielten. 

1) Stob. Ekl. I, 434 nach Posidonius: ti^v ovolav «r av^eaS'ai sxe 
fMtSa&en nara 7rQ6cd'8o$v ^ dtpal^eoip, dXXd fAovov dlkotSad'au .» 
int di Tiuv litojs ttokuv, otov nal Jiwvoc xal GiutvoC, nal av^ijoBiS 
Mal fiHViQHQ yipsa&af 9t6 %al nagaftivetv r^v hvtd^ov' noioztjto. 
dno xijt yevSoews M'^XQ'^ ^V^ dvaggigewe .... xa&okov Sv t^fii^eiv 
TSC avrec ^(nds ehai raiS eaiats dnl&avoi^ elvat (palvsra* , denn 
die bola des Einzelnen sei vor und nach ihm selbst vorhanden ; ebenso 
bleibt aber umgekehrt die Individualität, während die ^oia sich 
verändert; Plut. c. not 44: rat iv (aIqu ndaaQ apiat petv nal 
(pigsa&ai rd fisv t^ ttvrülv fisd'utaas rd 3s no&kv imovra irgoe- 
Sexofi^vas, Die. tioia bezeichnet hier das Substrat oder die Materie, 
die noioTTjiy wie wir bereits wissen, das pneumatische, wirkende 
Element. 

2) M. vgl. ausser dem, was vorbiä üb^r die Geschichte der Welt 

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Die Einheit der Welt 89 

weMiet der fttoiseheii Metaphysik freilieb mit den Ur- 
Stoff oder det eigeoschaftslosen Materie zusammenfallt) 
bleibt unverändert Ein und dasselbe. 

Als das Enseugniss der Einen göttlichen Kraft ist 
nun die Welt ihrer Form nach organische Einheit, ihrer 
Besehaffenheit nach vollkommen* Die Eiaheit der Welt, 
eine von den Cnterscbeidungslehren der Stoiker gegen 
die Epikureer, folgte unmittelbar aus der Einheit des 
Uratoffs und der Urkraft; im Besonderen wurde sie aus 
dem Zusammentreffen Qavftnä&sta) irdischer und sideri- 
scher Erscheinungen bewiesen 0- Ibre Vollkommenheit 



angefahrt worden ist, namentlich die Theorie ▼cm Uebergang 
der Elemente in einander b. Stob. Ekl. I, 31 4. Epiht. fr. 134 
Schweigh* Mit der Lehre vom FIuss aller Dioge hiagen die 

* stoischen Behauptungen über die unendliche Tfaeilbarkeit der 
Körper, des Raums und der Zeit susammen, welche wir aus 
Plvt. c. not. 38. 41. Sixt. Math. X, 149. Dioe. VI^, 150 f. 
Stob» Ekl. I, 344 kennen lernen: es darf keine Grease des 
Wechsels, daher keine untfaeilbare Grösse geben. Ueber den 
Flass aller Dinge s. auch M. Avbxl II, 3. VII, 19. IX, 19. 
28 f. u. A. 

1) SxxToS Math. IX y 78 ^»s f^ ütof^armv rd f$iv ht» ifvmfiivat 
xa dh in awaitroiiivwß xa 6e in 6ug<oTatv • . . ^al olv nal o 
*6afA09 owfsai ietv% ^ro« ^vwf/^ov igl awfia fj i* avranxofsivoiv 
^ in 6u€(oxoiV axe di Im owantofAivotv axa in dtt^mtOfVy tus 
Stinwftev in xotv 9r«fl avxov evfina&ttwv • naxd ya^ xas xiJQ 
otlfjvfjs avS7/a«»ff nal ip^lasiQ noU» xmv xe iniytltuv ^tamv naX 
^alaaaioiv tp&ive^ xs nal avSexat, afvnwxei^ xe nal itlijf$fivQidi9 
(Ebbe und Fluth) TteQi xtva fiigr/ r^ &aXaoinj9 yivavxai. Ebenso 
treffen die Veränderungen in der Atmosphäre mit dem Auf- und 
Untergang von Gestirnen zusammen. *£S ^v cvfs^avitf ort i^oh- 
fUvov XI awfMt> na^i^fjnw 6 nooftotj inl fniv yuQ xoSp pn owoaxo- 
fiiptov ^ 9ii^iutiov i ovfKtdoxe& xd f/U(fri dlXtjX^t^* Dioe. VII, 
140: hv 6i rcj» noofttf (Aij6h elvat nsvov dkl* ^v<iSa&a& uvxoVf 
x5xo ydQ dvayndiu» x^p xtov s^piwp sr^os xd iniy$ta ovptfjtvotav 
not owxvviavi wofUr sich Diog. hier und §• 143 auf Zeno, Ghry- 
sipp, Posidonius u. A. beruft. Alxx. A?iib, de mixt 142, a med. : 
^vdia&a$ fASv vnoxi^ixai^ [AjpvffMnroff] x^ ovfuiaaav aoiav nvav- 
(MfKOi x^vöf 9td ndoti^ avvijt däijnopxoey v(jy a avwdynai r« nal 
ovfAfikivw nal ovfAnn&is iiw avxi} x6 nav, (So Ist nämlich eu 

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88 Die atoiAclie PlrUosopUie. 

suehteii dfo Stotker naieh deni Vor(r«0g; frMienir PhlMs»- 
pbeo, theil« taa detti Gesfehtspnokt der Schönheit^ theils 
ans dem der ZweckHliesfgfkeit dArsothoii; maf des erste- 
ren weiet um Cbrysipp mit der Bebaaptiiog;',' dMs die 
Natur viele Thfere um Ihrer Schönheit willeo hervorge- 
hracbt habe, den Pfau z. B* wegen seines Sehwansefl O9 



lesen» indem fortgefabreo wird : to'p di fiiyyvfitvojv iv avr^ oufßAarwv 
u. 8. yv» : der Aldloische Text bat das sinnlose : avrtf, xo ttocvtqjv St 
tu 8. w.) Vgl. Cpirtkt Diss. 1, 14, 1 f* M. Avbbl IV, 40. XII, 30. Cic. 
IlilKU, 7^19^ 11, 80> wo namentlich auch die Uebertfinslimnrnuig ia 
der Bewegung sammtlicber Gestirne als Beweis fiir die Einbelt 
der Welt hervorgeboben wird. Man sieht aus diesen Stellen, 
ttm was es sieh für die Stoiber bei dem Streit über die Einheit 
der Welt. bandelt, nimlicb niebt blos um die abstrakte Möglich- 
keit weiterer Welten ausser der Gesammtheit dessen ^ was wir 
wahrnehmen, sondern um die bestimmtere Frage, ob die uns 
sichtbaren Himmelskörper unter einander und mit der Erde in 
eidem wesentKcben Zusammenhang sieben, Ein organisches Gan- 
iC8.(C(MH^ Oioe. VII9 143 u. A.) bilden. El^nsK» erläutart sich 
aits dem Angeführten der Begriff der ovftTtgi&e&a, Unter der 
Sympathie verstehen die Stoiker nicht den magischen Zusammen- 
bang, welche der neuere Sprachgebrauch mit diesem Wort be- 
zeichnet, sondern das naturgemaase Zusammentreffen fewisser 
Erscheinungen in den verschiedenen Theilen der Welt, den con- 
sauus, die eognatio, cof^unetio naturae, durch welche der Aus- 
druck von Gic. N« D. Ill, 11, 28. Divia II, 15, 34. 69, 142 er- 
klärt wird. In diesem Sinne fuhrt noch M. AvasL IX, 9 aus, 
dass Alles dem Verwandten ziustrebe, das Feuer nach oben, die 
Erde nach unten, dass Thiere und Menschen Gemeinschaft unter 
einander suchen^ and zwischen dem höchsten Wesen, den Ge- 
stiratn, sogar eine epotats i» Sugr^tiovütv y eine avfAnd^sia iv 
dngtSin stattfinde. Auch die letztere Bemerkung geht noch nicht 
wirklich über den Begriff des natürlichen Zusammenhangs bin-^ 
aus, doch bildet sie bereits die Brücke zu der späteren, neupla- 
tonischen Vorstellung von der Sympathie als einer niobc mehr 
physikalisch , sondern nur aus psychischen Zusammenhängen' er- 
klärbaren Wirkung in die Ferne. Auch EriavB, b. Dioe» X, 50 
gebraucht üvfina&Ha voe einer natürlichen Verbindung, dem 
Zusammenhang zwischen den einzelnen Theilen eines Körpers. 
1) PLVT. St rep. 21, 3 f. (vgl Gic« Fin. III, 5, 18): yedy/as xoiw» 
iv roZff 7ti^ ^voswSy oti noXka rcov (cvoiv hvtna xdklovQ fj tpvois 

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D\^ VoUkomiifteBb«it der Welt. 8t 

oad Mark Aural mit dftm Saise % 4mbs aaeh daa ZufilHfo» 
■«4 aelbat: daa aclieHibar Hasaltebe odar Abachraekanda 
io der Natnr aeiaea atgaDtfaumlichaB. Rai£ lyibe; dar 
aadere tritt niebt bloa in einzelnea Äettasenidgaa^) bar- 
vor, aoadaro die stotaobe Natarbetraehtuoi;; trigt nber-'^ 
baupt, aiw äbnUcben Gründen wie die aokrattMefae, weigaa 
des vorberrachend praktischen Standpunkts und Intereaaea 
dieser Schule, einen weaentlich teleologischen Charakter; 
Wie ihr die Zweckmassigkait der Welteinrlcbtung^ da« 
früher Beaierkten zufolge, der bauptsächlichate Bewaia 
für daa Daaein einer Gottheit. war, ao aollte sieb nmge^ 
kehrt das Walten der Gottheit in der Welt vdr Alleai 
durch die Beziehung allea Endlichen auf Eimn bocbataii 
Zweck beurkunden. Dieae Zweckbeziehung faaaten 4le 
Sloiker zunächat, wie Sokrates, allerdings aebr äuaaer*« 
lieb, wenn aie auafuhrten , dass jedes Ding in der Walt 
einem andern zuliebe geacbailen sei, die Pianzen zur 
Nabrimg der Tbiare, die Thiere znr Nabraag uad ztom 
Dienste des Menschen >) , die ganze Welt um der Man* 
sehen pnd der Götter willen.^); indem sie nun aber weiter 

itufpox^y ^iXikdi^toa nal xali^vou, rf) notttiXl^, ual Idyop IjtH^' 

ftdllos avT^9 II* Sm w. Ebeodabin gehört der stoiscbe Sato (Cic. 

Acad. qu. 11, i6, Srn. ep. 113), dass keine swei Dinge sich 

völlig gleich seien. 
I) III, », 
2} Wie das^ was Flut. St rep. 32 aus Ghrysipp über den.fifutBen 

der riäbne und Gic. N. D. II, 64, 1 60 Fis. V, 1 3, 38. Pobph. de abstiii. 

Ulf 20. aus demselben über die Bestimmung der Si^hweine anftihrt 

Vgl. aueb Epikt. Dias. II, 8, 6 f. Mebreres der Art wird untf sogleich 

ia der Theedicee begegnen« 

3) M. 8. die vorige Anm. und Gic. N. D. II, I49' S7 ' scüe enim 
• Chrynppus : ut cfypei causa tnvotuerum, vaginam aütem giadki sie 

praeter tnundum cetera omma aHorum causa esse ffeneratüy ut eas 
fruges et Jructus, guos terra gignUy ammantium causa, anithmues 
amtem hommum, ui efuitm veheruÜ causa, aramH b&vetn, Penaudi et 
eustodiendi canem. Sehr ausfubrtieh wird di^er Gcticbtspunht 
b. Oi<^. a. a. O* e. 63 f. vpn dem Stoiber entwickrit 

4) So die fruber aus Dioo. VII, 1S8. Stob. EU. I, 444 angefahrten 

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tO I>le ttoitch« Pbilotopliie. 

fletgten, ivoen denn die Mensehen nnd df€ CWtter da seien, 
so mnssten sie notliwendig an einen PnniLt kommen, anf 
dem sie iker die relativen ZweclLbesiebnngen zu der Idee 
eines absoluten Zwecks hinansgefSkrt worden. Diesen 
konnte aber ein System, welches dem Menschen die nn- 
bedingteste Unterordnung unter das Ganze znr Pflicht 
macht, am so weniger anf den Menschen beschränken, 
je weniger überhaupt die Vorstellung eines anf den Ein- 
zelnen als solchen gerichteten gottlichen Waltens in Ihm 
Raum fand 0* Die Menschen und die Gotter selbst sollten 
daher um ihrer wechselseitigen Gemeinschaft, also um 
eines objektiven Zwecks willen da sein^. Oder, wie 
philosophischer gesagt wird.: die Bestimmung des Men- 
schen ist die Betrachtung und Nachahmung der Welt, 
er selbst hat nur als ein Theil des Ganzen seine Bedeo- 
tung, nur dieses Ganze ist vollkommen und Ist Selbst- 
zweck^. So hebt sich die Aeusserlichkeit der stoischen 
Teleo^gie wenigstens schliesslich noch in eine wahrhaft 
philosophische Idee anf. 

Je nachdrucklicher aber diese Vollkommenheit des 
Universums von den Stoikern betont wird, um so weniger 
kSnnen sie auch die Aufgabe umgehen, die Vereinbarkeit 
derselben mit den mancherlei Uebeln in der Welt darzu- 
thun. Sie sind auch wirklich durch die Aufmerksamkeit, 
welche sie dieser Frage zuwandten, die Schftpfer der 
später sogenannten Theodicee geworden*). Die Richtung,, 

DefinitioDAn des noa/uti. A. Gill. VI, 1, f. €ic. Fio. 11^20,67: 
prußelare enm Chrrsippus^ cetera nata eise hommum causa et 
Deorum, eos autem communkaHs et soetetatü suae* Dert. N. D. 
11, 53, iSJ. 62, 154 «. OS. I, 7, 22. 
i) 9Bflr. nat qii« 11, 46 : singuUs tum adest [Jupker], sed sigmtm et 
vhn et causam dedit omnihts» 

2) S. die Torletete Anm« 

3) Cic.Q. D. 11, 14, 37: ipse autem hämo onus est ad mundum 
contemplandum a mkandum, nuUo modo perfectus, sed est fuaedam 
partictda perfeeti. Sed mundus quomam wnnia eampUxus. est, nee 
est ijuUfwm, ^puod mm insk in eo, perfectus WHÜfue est*. 

4) Wir sehen diess aus den yerhältnissmässig reichhaltigen Nach* 

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D^s Uebel in der Welt 91 

in welcher sieh Aese ad h!e#egen faatte^ wer tbnen daroh 
ihr genaes System Torgeeetohnet. Sofern dieses System 
alles Eiozekie dem Gesetz des Gaszeli nsterordeel, waren 
die Klag;ei]f über 4as üebel in der Welt im Allgemeinen 
mit der Bemerk^nng znr&clizii weisen^ dass anch die iln^ 
Vollkommenheit des Einzelnen zur Vollkommenheit den 
Ganzen nothwendig sei *); dieser Satz konnte aber in der 
weiteren Ausführung verschieden gefasst werden, je nach^- 
dem jene Nothweudigkeit unter den physikalischen oder 
unter den teleologischen Gesichtspunkt gestellt wnrdi^i 
In dem erstem Fall wurde das Hebel als eine Natnrnotb« 
wendigkeit, in dem andern als die Bedingung oder das Mittel 
für die Verwirklichung des Guten gerechtfertigt. Beide Ge- 
sichtspunkte begegnen sich bei den drei Hauptfragen der 
Theodicee, nach dem physischen Uebel, nach dem morali- 
schen Uebel, und nach dem Verhältniss der äusseren 
Zustände zu der sittlichen Würdigkeit. Das erste von 
diesen, das physische Uebel, konnte den Stoikern um so 
weniger zum Anstoss gereichen, da sie dasselbe, wie wir 
10 der Ethik finden werden, gar nicht als ein wirkliches 
Uebel anerkannten; es ^en&gte daher für sie, wenn sie 
nachwiesen , dass die Uebel dieser Art , wie z. B. die 
Krankheiten, aus naturlichen Ursachen mit Nothweudig- 
keit hervorgehen, und nur als die unvermeidliche Folge 
zweckmässiger Einrichtungen von der Natur geordnet 
seiend; doch unterliessen sie es nicht, anch auf den 



ricbten über die Moiscbe Theodicee. Dass namentlicb Cbrysipp 
Tielfacb Ttegl tS /tijdiv iyKltjvov elvai firfii fisfinrov noißfAtjtt ge- 
scbrieben hatte, sagt Plut. St. rep. 37« 

1) S. die TorletBte Anm. und Chrysipp b. Plut. St rep. 44, 6 : 
riXsov fiiv 6 «oofjtos 9WfAa huvy a riXsa Si xd rS HOVftov f*i^^ 
T^ nQo^ r6 okav nwi li«iv »al ft^ xad^ avrd tlvat» Vgl. auch 
den Satz b. Plut. solert anhn. c. 3, 9» dass die Thiere ohne 
Vernunft sein mOssen, weil dem Vernünftigen Vernuafttoses ent- 
gegengesetzt sein müsse. 

2) G»tL. VI, f, 7 ff. : Chrysipp bändelte in seiner Schrift itB^i it^o^ 

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M Di« •toiftehe.Philoiofihie. 

NnUen mtficlier naturlioher li^Alfilkifmmä^ntm% Sebwie^ 
viger war fiüt die Sloiliar, «irte üir Andere) dieReebtfor. 
tfgttng des moffaiUoben C^bela. Die Veraatwortllcbkett 
far dasselbe vod der «oUheit eder deü Natargeaeta anf 
dea Menacben stt wälaen, war Ihaen darcb ibren Deter- 
arfaiamas verbotea; weno aieldaber dieaea Anaweg anch 
aiebt gana. verachmäben, eine Mltachuld der Oottbeit am 
Aoaen längneD, and auf den freien Willen nifd die Ai>* 
aiebt der Menschen yerweiaen '), so treffen sie doch 
darin mit andern deteroiinlstisched Systemen zusammen, 
daaa dieaa nicht ihr letztes Wort ist 3). Die eigentliche 
L^ 

voias (wohl seinem Hauptwerk über diese Fragen) unter Ande- 

i'^' rem au^h darüber : tl ai tojv iv^gymhv voeot nava ippü$9 yi^ 

j I . vQ»%mi Edfinimat autem non ftdsse hoc pi^meipoU natur09 eonsi&mn, 

ut faceiet ßumUaes. morhU obnqxios , , . sed cum multa, in^uk, atque 

maffna gigneret pareretgue aptissima et utiiissima, aiia quoque simul 

■' agfiata sunt inctmanoda Us ipsis, quae faciehat cokaereniia: eaque 

nom i/wf^. ntuuram sed per seguelas quasimn neeessarms facta d&k^ 

. .fWfd ipse appeUat »ard 7ta^*oki{tifaiP • •.. proinde marH guogue 

,e^ ßegrkudines partae sunt dum salus parüur. Vgl. PmT. de an, 

pröcr. 6, Sohl. 

' 1) äo eroitert Gbrysipp b. Ptvr. St. rep. 91, 3 den Ntttaen der 

W«P£4» und der Mause (ur den Meoacbem und ebd. 3t, 2 sagt 

er, die Kriege dienen der Welt ebenso, wie die Aussendung von 

Kolonien den Staaten, als ein Mittel gegen XJebervÖlkerung. 

A'ehtilieb M. Avbxl VIII, 50, in Besiebung auf Unkraut u. dgl.: 

. '> die: Abfälle im. Haushalt der Naiur haben auch beoüUt werden 

. müssen. . -^ 

2) KLBAtiTH. hymn. t. 17 (s* o.) Plut. St rep. 33: Cbrysipp sagt 

iiitf Toiv aia%Q(Sv ro &^iov noQaixiov yivaa&m an »vloyor iuv 

u» s» w* 0er s. b« Gbli.* VI, 2, 7ff*:;ytfa»fvain ka sk, utratione 

fimdam necessario prindpaii coacta atque connesa sint fata omniaf 

ingenia tarnen ipsa mentium . nqstrarufn perinde sunt fatö ohmxia, 

ut- proprieuu eorun est ipsa et qutUkas . . . sua scaevkate et vo- 

htntario impetu in assidua deücta et in errares ruunt. Daher beisst 

es nachher in einer Stelle, die Gell, griechisch ^nföhrt: tot tw¥ 

ßkmßfov indgete vra^* avToXs ytyQ/$ivoiV ual «a^*- Q^f*^^ avvtSv 

. dft0QTavcPV(»p te Mal ßXanv(iivmv f^ naxd, t^v avt<uv S&dvo*av 

xal Tt^o&toiv, 

i) Wie dieaa im Grunde Cbrysypp selbst anerkennt, wenn er b. Gbll. 

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Das Uebel in der Welt ft 

L8suhg Atr Schwierigkett liefet irielAiebr fiv «ie tbefk 
darin, dass auch die Gottheit nicht im Stande. war, die 
mensebliche Natur frei von Fehlern zu erhalten ^), thelln 
darin, dass ^las Böse um des 6ttten seibat willen, als das 
GegengKed zum Guten noth wendig wnr'), und dass es 
seliist von der Gottheit in seinen Erfolgen zum Guten 
{gelenkt wird 0* Auch die dritte Frage^ die nach den 
Verhttltniss der Würdigkeit zur Gluckseligkeit, haH den 
Seharfsfnn Chrysip|[>8 und seiner Nachfolger bekiniftigt.' 
Sie ganz abzuweisen • hätte ihrer sonstigen Teleelogie 
nicht entsprochen; und wirklich woHen sie auci» eine* 
Theil der Süsseren Uebel als göttliche Strafe betrachtet 



a. a« O. sagl, auch das sei vom VerhangDiis bestinunt, dass 
Sebleebte irren und fehlen, und den Mensciien hiel>ei dem th- 
wärts rollenden Stein vergleicht, den ja auch seine eigene Schwere 
l>ewege. 

1) Ghbysipp b. Plüt. St rep. 36 : naxiav Se um&olov agat mra Sv^ 
^ftaxüv luv »V t%H uakütt dg^^vat^ Ders. b» <^i.i. VI, I, 
Schi.: wie die Krankheiten als Nebenfolge aus der menschlichen 
Nator hervorgehen, *%e hercle, inyvk, dum nirtus homimbus per 
comtUtttm Motueae gignUuir tfkia iUdem fer affmkatsm oomrariam 
nata sunt* 

2) Chrys. b. Plvt. St. repi 55« 3 (c. not 13» 2) : yivizmt ydg »ilri; not9 [9' 
npmid] Harm vd« t^i ^vracuS Xoyav xai 'iva lizitt^ tiHm «« ixf^^mQ 
yi^eri ir^oc %d «ii», h9^ ymp mi» zuyad'dv ^v. c. not 14: wie 
in der Komödie auch das Ungereimte aur Schönheit des Ganaen 
beitrage, «re» t^$»«ct( dv nvT^f itp Mvr^c rj^y nmttimV toU 
d* aiX0i€ au d%^w iup. Aehnlich M. Aubsl VI, 42. GwluVU 
i, 2: ('Chrysippns) mkU eH prorsus ütit, inqmt, wuMust fui 
opmantury bona esse potuisse, si non essaU Uiiem mala: mmn cum 
bona maus contraria su»t, vtrofue necessum est oppösum^ inier se ei 
fuasi mutuo adverso guueque fuäa wüsrif c&nsisterej mtUmn adeo 
eontrarium est sitte contrario altero. Ohne Unrecht, Feigheit u.s. f. 
böBBte die Aufgabe der G^iCGiitJgkeil^ die 'rapferbtil u. s. w. 
nicht cum Bewusstseia kemmnn. ' 

%y KiiAVlv. hynm« 18: dild w umltm fr«f«Ma iviVasa» «fcwi ^§*vm$ 

^ • 'tutl moofuh^ vd dttocfutwal i ^dlei ool tpda icif 

• J^t ydg £Ä> tfV dnavrm ovr^^fftonmt io&ld 

»awotmy, 
vjo^' bva yi'yvta^ai ndvrwv Koyov.mitP tovra* 



dby Google 



M I>i6 ttoUche Pbilosopbie. 

wissen >); nor um S0 nehr musste sieb ihnen aber die 
Forderung aufdrangen, die Erscbeinungen, welche sich 
nicht nnter diesen GesicbtspunlLt stellen liessen, dasl3n- 
gl&ck tugendhafter und das Gluck schiechter Menschen 
ZH erklären. Diese Aufgabe scheint di^ Stoiker wirklieh 
In einige Veriegenheit gesetzt zu habßu? wenigstens lnu- 
ten ih^e Antworten zum Theil sehr unbefriedigend^, im 
Geisto ; des Systems lag jedoch nur die Eine Antwort, 
dass weder dem Guten ein wirkliches Uebel, noch dem 
Schlechten ein wirkliches Glück widerfalireH könne, dass 
daliev das Unglück ton den Weisen theils als ein blos^ser 
Natbrerfolg, theils als eine heilsatne Hebung seiner sitt- 



1} P1.ITT. St. rep. 35 ; t6v ^$6v xoXdSeiv (pifal rigp nomlav udi TTolla 
noiuv iitl uokdou rct/t^ mn^QWP l . . note fiip r« dv^x^^a avfjt- 
ßaivuv q>^al toiS dya&oiS 8% laane^ roiQ (favkoii Mnldüsw^ X^^^* 
dlkd %az äklTjv oltiovof*lap utansQ ip xaiS TroXtaiv . • . [ Ta nana'} 
mnopifAsrai nmvd top tS Jtoc Xoyop ytoi inX noXdast ^ nav al- 
Xri¥.$iov0mv na4 Trpoc ra oXa oinopofAiap. Ebd. c. 15: Tavvd 
tpij^i T8f •d'BoS noutp oittos xrtip nopij^wp xoXmSofiiipOßp oi Xoinoi 
nagaSeiyfjtaci T«roiff XQfJtffuvo^ ijttop C7rtjt<«^(itf9» votSror t* noteiPf 
wogegen am Anfang desselben Kap. die gewöhnlichen Vorstel- 
lungen von göttlichen Strafen, schwerlich im Widerspruch hie- 
mit (wie Plut will), lächerlich gemacht werden. 

2) So sagt Chrysipp b«. Plut. St. rep. S7, 3 auf die Fi«ge, wie 
man sich das Unglück Tugendhafter zu erklären habe: Ttoze^ov 
dft$Xotff$ipf»p ttPfup na&dirsQ ip oiniais fiei%09» TraganinTei ripd 

^ TTtVvfa nal noaol nv^oi %ipe9 xvip öXojp sZ oinopoptovfAiviav • rj 
9ii to «a^i€€Ut&at iitl twv TOtirotP datpopia tpavX» «V oiS T<f 
opTt yipovta* eynXtjtiai dftiXeiai; ähnlich der Stoiker b. Cic. N. 
D. II, 66: magna DU curant, parva wgligunt — in einem so 
streng deterministischen System offenbar schlechte Auskünfte. Noch 
ungenügender lautet es, wenn Ssor. benef* iV, 32 das unverdiente 
Glück schlechter Leute damit rechtfertigt, dass es ihnen um ihrer 
edela Vorfahren willen sn TheH werde. Aber auch der triffigere 
Grund Chrysipps (Pmjt. a. a. 0.)J '^M aal ro, r^f dpdyntjf 
faput^at. (vgl Sbbt. prov.5: no» potent artjfßs tnutare muteriam) 
stimmt nicht gans su dem Satae (Plut. c. not 34): ov yd^ 1} 
y9 vhfi ra aa*9t^ e£ eavr^ itoQiüXtjnWi anoioQ ydg iu naX ndaaS 
^oas dix^rat diafo^ds vno rS mtvapvos avti^p nal axtifiaTi^oproc 
HqXW- 

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Das Einselnt dt r stoUcheB Naturlehre. W 

liehen Kräfte zu betrachten sel^)) daa« es nichts gebe, 
was nicht ein Stoff für vernünftiges Handeln werde« 
liönnte'); und hiemlt Hess sich auch die Annahme gött- 
licher Strafen durch den Satz verknüpfen^ dass eben 
das, was dem Guten eine Kraftübung ist, von dem Schlech- 
ten ab wirliliches Ungläcli, und insofern als Strafe 
empfunden werde; doch ist uns nicht überliefert , ob 
den angefahrten Andeutungen Chrysipps wirklich dieser 
Sinn zu Grnnde liegt. 

S. Das Einzelne der stoischen Naturiehre 
ist im Vergleich mit diesen allgemeinen Betrachtungen 
wenig ausgeführt, tand zeigt mit Ausnahme der Psycho- 
logie nur geringe Kigenthümiichkeiten. Als bezeichnend 
ist in dieser Hinsicht namentlich die Vernachlässignpg 
der organischen Physik zu bemerken: das Klnzellebea 
hat für den Stoiker nicht das gleiche Interesse, wie die 
kosmischen Proeesse , in denen sich ihm die Abhäo^ 
gigkeit alles Einzelnen von dem Ganzen darstellt. -^ 



1) Der Ausführung dieses Gedankens ist Seneca's Schrift de Provi- 
dentia gewidmet. Die Gründe, durch welche in dieser Schrift 
das äussere Unglfick tugendhafter Leute mit der göttlicben Welt- 
regierung in Einklang gebracht wird, sind im Wesentlichen diese: 
I) dem Weisen kann kein wirkliches Uebel zustossen, denn er ist 
ak solcher gegen alle äusseren Schicksale gewaffinet, und kann 
nichts vom Schicksal erdulden, was er nicht aus sittlichen Grün- 
den auch sich selbst zufügt (o. 2. 6); 2) das Unglück ist daher 
für ihn nur ane erwünschte Uebung seiner HräftOf ein göttliches 
Erziehungsmittel, denn nur im Unglück bewährt sich die Tugend; 
ein Held im Kampf mit dem Schicksal ist ein spectactihtm Deo 
Affmtm (c. 1. 2-— 4); 3) das Unglfick der Rechtschaffenen zeigt, 
dass der äussere Zustand weder «in Gut noch ein Uebel ist 
(e. 5): 4) endlich ist Alles eine natürliche Folge natürlicher 
Ursachen (c. 5). Vgl. auch Epiht. Diss. III, 17* I, 6, 37. h 34 
I tt. A. 

2) M. AvKEL VUI, 38: oV xQtmov inBirti [17 ffvatc] nav to «y»ca- 
f/L9vw nuü üiwT$ßai90v iftmßp&tginH k«1 «eirarttoara» «iV t^v ei/ia^ 
fUvrjv %al fAigot iavT^S notii^ 9tm9 ual to Ao^mm^ i^w dvva- 
rae» tov ntokvpta vktfv iavfS notl» ikal tgiia^ai avti^ iqf' olov 
av »ai olgfiTio^v* 

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M Di« st#iftche PhiUtopliie. 

A«s den Urstoff tfeiSBeD die Stoiker zuerst^ nvie wir bereits 
wiflseif, dte Elemente sieb bilden^ deren Viereabl sie, ron 
Heraklit abweicbend^ festbielten ; von den Elementen stell- 
ten sie Lnft und Feuer als die wirkenden, Erde ud Wasser 
als die leidenden Stoffe zusammen 0; Im Besonderen bezeieh- 
neteu sie das Feuer als das Warme, das Wasser als das 
^Penclrte, dte Luft als das Kalte; die Erde als das Trocken^ «); 
nach ihrer «grosseren oder geringeren Schwere sollte aacli 
ihr Ort im Weltganzen bestimmt Sein*, Indem sich die 
Erdein der Mitte befinden sollte, ibr zunichst das Was- 
ser, dann die Lnft, dann das Feuer 3)* Dass sie tioeh 
weitere Zwfschenstulen zwiseben den vier Elementen 
find niebt vielmehr blos versebledene Misehangsverhält^ 
»isse derselben annahmen, ist za bezweifeln^). Dte aristo^ 
iellsobe Annahme des Aetbers als eines besondern Stoffs 
neben den vier Elemente^ theilen sie nicht, doch komme« 
sie ihr mit der friiber erörterten Unterscheidong des 
Vrfeuers (das ja aach Aetber genannt wird) von dem 
eleipentarischen Feuer sehr nahe. — Das Weltgebäode 
dachten sie sich nach alterthümlicher Weise zunächst an 
Aristoteles anknüpfend, als eine aus mehreren mn ein- 
ander gelagerten Sphären bestehende Kugel % die ebenso, 

1) Flut. c. not. 49. Nimes. oat hom. ۥ 5. p^ 72 i< o. vgl auch 
Sbbt. >qu. nat III, 10. 
> 3) DiOG. VII, 157. 
: S> Dioe. a. a. O. und ^« 155, Vhvr- pl. pbik h 13» 5 vgl. St. rep. 
42. 43, 7. Stob. EkL I, 446- 

4) RiTTSB III, 615 scheint sich zu der enteren Annahme liinsunei- 
gen, da uns al;er immer nur von vier Eleroeoten bei den Stoiliem 

• beridktet wird, so ist sie nicht wabraobeinlich» INuc .das ist 
sloisehe Lehre ^ dass sich in den Stoffen, diie wir wahraehmen, 
die Elcmeste nie rein darstellen Ssrr, qu. nat« Uli iOJ« «ad daher 
unsere Erde, Luft u. s. w. a parte potiori benannt ^erdeii (Stob. 
Eid. 1, 314 : Xiy^o^^ ^^ "^^9 ^^ nv^fudn n£if ual «4^ :a^ i^gw- 
i^ mml ofAoiws t« Xm^u), Gegen diesen Sats polemisirl Alei. 
Aphbo». de an. IL S. 148. 

5) Dioe. VII, 140 137. 155. Pjlvt. pl. phil. I, 6» S. II, 2. Cic N. D. 11, 1 7 f. 
Stob. 1, 356. Weiteres in der vorletzten Anm. 

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Das Einseine der stoitcben Naturlehre. 97 

wie ipnerhalb ihrer, die £rde, darch die allgemeine Scliwer« 
liraft in dejr Mitte des Raumes festgehalten werden sollte ; 
ausser der. Welt sollte der unendlich^ leere Raum sein^), 
den die StQiMr ebenso, wie den Ort, und die Zeit, zu 
4ßm Unkörpe^licheu rechnetet^ ^) ; wird dieser leere Ri^m 
in dfip Begriff der Weh miteiugescitlossen, so wäre sie 
nidit als körperlici) zu bezeichnen, andernfalls ist 3ie es*). 
l)j^ yersobiedenen' Meipungen der Schule über den Sita 
dier, wi^ltfrewegenden göttliishen Kraft sind bereits er- 
wähnt worden. . ^ 
Die einzeiuen Natnrdinge theilten die Stoilier in vier 
Kiassen: das Unorganische, die Pflanzen, die Thiere, die 
vernänftigeu. Wesön. Bei den Wesen der ersten Klasse 
ist das, was sie zur Einheit zusammenhält, eine blosse 
ii$g, bei denen der zweite eine ipvac, bei der dritten eine 
Seele, bei der vierten eine vern&nftige Seele^). Zu der 



1) Zbbo b. SvoB £kl. ], 406. Flut. Def. orac 2^. 

2> Plct. St. rcp. 44. c. npt. 30. pl. phiL )> 18 f. :P90g.. Vir, 140. 
Stob. Ehl. I, 382, wo auch über den Unterschied yon n$v6vj 
roVo(, z*^^9. ▼gl' hiexu ebd. S. 392. Saxtus Pjrrb. III, 124 ff. 
Math. X, 3. 

3) DioG. VII, 140 f. Stob. Ekl. 1, 392. Snrvß Math. X, 218 ff., 
227 s. o. Sonst wird, als eigenltbümliche Lehre der StoiltCMr über 
Raum und Zeit nur ihre schon berührte Behauptung einer un- 
endlichen Theilbarkeit derselben angeführt: Seit. Math. X, 142. 
Stob. Ekl. 1, 260. Plüt. c. not. 41. vgl. DiOG.VlI, 150. üeber 
den Begriff der Zeit s. Dipe. a. a, O. Stob. Ekl. I, 250. 256 ff. 
Plut. pl. ph. I, 21. 

4) Die Stoiker unterscheiden in dieser Besiebang (Ssxt. Math. IX, 
332. Dioo. VlI, 143) /^wischen dem olov und dem nav: jenes 
ist die Welt ohne das Leere, dieses mit demselben. Nur auf das 
nav bezieht sich die Behauptung (Plitt. c. not 30^ 2), dass das 
All weder, körperlich noch unkörperlich sei. 

5)- Sbxt. Matht IX, 81: rcuv '^voffAivom aotfiatuiv td utv.yno tffiXiJQ 
. fisoiS avv^xixat xa Se vno (pvcisotts ^a di vno i/fvx^s * nttl «{«(vff 

ra Zwa. Plct. Tirt. mor. 12 u. M. Aubsl VJ» 14 fögen als Viertes 
xa vno loyMtrji yvxv^ awtxofiwa binsu. Ebenso Philo Leg. alleg. Uly 
Die Fhiloaophie der Griecben. III. Theil. ' 1 

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98 ''''''' Die stoische Philosophie. * 

ersten Rlassie iivurdeir wir nan' vor Allem die HitniBels- 
k&rper reciinen; d(e Stoiker jedoeb stellen diese, nach 
der gewfthnllclien Meinang der Alten, weit hhher, indem 
sie dieselben mit Plato und Aristoteles für vernünftige 
ihnd selige Wesen, fnr die göttlichsten nnd höchsten 
Tfaeile der Welt halten 0, eine Ansicht, die steh 'Ihnen 
ausser der geordneten Bewegung der Cfestirne^ schon 
aus der' Annahme ergeben musste,' dass dieselben ans 
feurigem oder äfherischem Stoffe heistehea'), ntbr idurdi 
die Ausdünstungen der Erde und der Gewisser genihrt 



1091» X>. 9. De. s. immiit 298» D. Die £$«( und der povt mrird 
auch yil, 139.uDterschiedeDt die <pvats und yvxi^ Plvt. St. rep. 
41. c. not' 46. Galen Hipp, et Plat V, 3. S. 184. qu. animi 
tnoi^es u. 8» w. c. 4. S. 449 a. ö. Ueber den BegriflP des iqvw^ 
fUvop, 6. ßsxT. a. a. O. VIJ, 102« IX, 78 > Fabbiciv«, c. j. SU} 
Pbtxbskii phil. Chrjs. S. 55 ff. Dass übrigens die genannten 
vier Klassen nur ebenso viele Stufen Eines Naturlebens sind, 
liegt unmittelbar in der Lehre von der Einheit der Welt , und 
wird auch Dioo. VII, 138 f« vg). Ssxt, Math. IX, $4 gesagt. 

1) StOB. EM. 1, 446. 66. 536. Cic. N. D. 11, 15. 21. Acsid. U, S7, 
119. PtuT. St rep. 41, 2 u. A. Zu dem Folgenden vgl. Kbischx 
Forschtmgen u. s. w. I, 385 ff. Villoisob in Osann's Ausgabe 
des Cobbutus S. 517 ff* 

2) Cic. N. D. II, 16. 21. 

3) Cic. N. D. II, 15, 41 (nach Hleanthesi): cum soHs ignis srmUis 
eoruni igmum sie, qiei sunt in corporibus animanHunij ' soiem pla- 
gue ammantem esse oportet et quidem reHqua ästra^ quae ariurUur 
in ardore coelesti, qtd aetker vel coelum nomimUur. DioG. VII, 144 f. 
Stob. £lil. T, 518. 538. 554. (Dass der Stoff der Gestlnle bald 
Aether, bald Feuer, bald Feuer und Luft genannt wird, ist un-"* 
erbeblich). Da der Mond wegen seiner grösseren Erdnähe ein 
weniger reraes Feoer haben soll (Dioö. a. a. O. Stob. I, 448* 
564. Flut. pl. ph. II, 25, 30. De fac. in luna t. 5), wogegen 
der Milchstrasse der reinste Stoff beigelegt wird (Stob. I, 576)9 
so Hessen die Stoiker wohl die Reinheit des Feuerstoffk mit der 
Entfernung zunehmen 5 auch die Dünste, von ' deneA sich die 
Gestirne nähren, sollen sich ja im Aufeteigen verdünnen; Cic 
N. D. n, 16» 43. An Kbische^s Annahme (S. 586. 388)^ dass 
Sonne nnd Mond das rc^nst^ Feuer haben, ist wohl nur das 
richtig, dass Kleanthes dieses der Sonne euschrieb. 

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Die Lthre von dem Menicben« 99 

werdet! 'itfoiUe 0- Wtusi sonst über die astronomisehen All- 
sichten d«r Stoiker berichtet wfrd^), ist ohn^ bemerl^ens- 
werthe ElgentbfiBilichkeit Von den übrigen Theilen der 
spfect^en Physik haben sie die Meteorologie ausf&hrlick 
behatrielt % ohne dass doch ihre Theorieen hierüber, so 
tv^it'bie lins bekannt sind, ein philosophisches Interesse 
dfttbdted/' Dagegen scheinen sie die organische Physik, 
aas 'dem oben angedeuteten Grunde gegen die Lehre to« 
Am fllmmelserscheinungen bedeutend zurückgesetzt su 
hAbdii'*)', v*^ ^vur im Znsammenbang mit der Anthropo- 
logie Werden* uns einige ihrer Behauptungen iiber die 
Thlere überMefert •). 

Eft ist 'überhaupt erst die Lehre vom Menschen ^ In 
weleher die stoische Physik wieder ein eigenthümlicbes 
InteN^M«! gewinnt. Die Richtung dieser Lehre war durch 
die d^s g^aswn Systems bestimmt. Wie sich dem Stoi* 
eUmtls ans* seinem praktischen Grundsatz einer unbeding-» 
teil' BerrscbQft der Vernunft eine Metaphysik ergeben 
hatte*, welche den Gegensatz von Geist und Materie auf 



1) Cic;' N. D. ir, 15 f. 46, 118. III, 14, 37. Dioo. Vif, 145. Stob. 

' 'Eri. l, 53J» 540. 564. Seriu. 17, 45. Plut. 8t rep. 59» de Js. 41. 

' -.jiiiAv ^'^ gao&9 Vorstellung ist bekanntlich Heraklitisch ^ die 

] n^bere Bestimmung, dass die Sonne ^on den Dünsten des Meers 

genährt werde ^ der Mond von denen der süssen Wasser, die 

Sterne von denen der Erde, dient wobl nur zur Ausmablnng. 

i) SrOB. EkU I, 446 f. 516. 552. 538 f. 554. 564. 576. Ihoo^ VII, 

144 ff. U. A, S. Krischb S. 388 ff. 434 f. 

3) l>en Beweis liefern die Angaben bei StobXüs £k1. II, 596 f. Plut. 
pl. phil. III. u. A. 

4) Vergl. auch Cic. Ein. IV, 5, l^f. 

5) Nach Galew Hipp, et Plat. III, 118. V, 156. 170. Chart. Säxt. 
Pjrrh. I, 69. vgl. Plvt. solert. an. 6. 11) 5« sprachen die Stoi- 
ker de*i Tbieren (obwohl ihnen Cbbtsipp b. Chalcid. in Tim. 

f 148 b ein i^ysfAOviHov zugesteht}, die im&vfiia und den &vfi6£ 
'''ati^ Weil sie diesb Vermögen beim Menschen aus der vemünfti- 

^geti Seele ableiteten, damit stimmte es aber allerdings schlecht 
stuanifhen^ dass Obrysipp nacli Sbxt. a. a. O. in dem Verhalten 
des Hundes einen unbewossten Schluss nachwies. 

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100 . Die tloitehe Pbilotopliie. 

die Einkeit der Krafl ond des Stoffes zoroekfihrte, so 
g;!eDg; aas demselben Graad eioe Antbropologrle hervor, 
die jede Mehrheit der wirkeadep Kräfte liugoete,. apd alle 
Lebenserscheioangen aas dem veronoftigen We$^i$ des 
Menschen, als der Einen Grandkraft ableitete. Wie aber 
dort der Monismvs den Stoikern nur dnreh Materialianap 
möglich geworden war, so wnssten sie sich auch die Etnbeit 
des menschlichen Wesens aar dorch die Voraassetznng 
sa erklärej], dass die Seele selbst körperlicher Natur ^ef. 
Was mit dem Korper in Bernhrnng and Wecb^ejwivknng 
steht, sagen sie, das ist ein Korper, wie konnte also die 
Seele ein unkorperliches Wesen sein *)? Wir sehen ja 
aber auch, dass es nichts Anderes, als die .l^ebepswärme 
i«t, der wir Leben «nd Bewegung verdanke» '), aqd eben- 
so zeigt die Erfahrung, dass sich geistige Eigeaseb^ftea 
aaf dem physischen Wege der Zeugung fortpflanzen^; dasp 
^s mithin ein körperliches Substrat sein mussi dem sie 
anhaften ^). Wie daher der Geist überhaupt nach stpir 
seher Lehre nichts Anderes als der feurige Hauch Ist, 
so wird aach die menschliche Seele von unsern Philo- 
sophen bald als Feuer, bald als Hauch, bald genau|er als 
der warme Hauch beschrieben *), der sich in ähnlicher 
Weise durch den Körper verbreiten und deu Körper zu- 
sammenhalten soll, wie sich die Seele der Welt durch 



1) H&BA.BTRXS b< IVekss. de oat. faom« S.33: s^v dow/iatw ovfi^ 
naoxi* atofAati Sdi dawfiatw fKOf^a u. 8. w. Gbbysipp ebd. S. 
34: ^Siv daojfMiTOP dito awfMTOs ;faipi'^<rai * sdi yd^ ifdifrivai 
ütufiaTOQ da(ä(taTOV' ij 9e tpvxv *al dtpdnretai ira2 jrai(»i^ffi'a* rS 
aoifiaTOf oMf^a aga ^ V*^X7* 

2) DiOG. VJI, 156 £ Gig* N. D. III, 14, 36. 

3) Klbavthks b. Nsais« a. a. O. S. 32. 

4) Chbtsipp b. Galbh de Hippocr. et Pial. III, 1. S. 112 Gbart: ^ 
yfv%^ Ttvsvfid CO ovfutpvTov ijfuv owex^s na»zl t^f üwfMtzt ^itj- 
«w, DioGXVBS von Seleucia ebd. 11, 8, 110. Gio, N. D, III, 14 
36. Tusc. 1, 10, 19. 18, 42« Dioo. L. VU, 166 f. Stqb. EkL I, 
796. Flut. pl. IV, 3, 3. Coabvt. ISat Deor. S. S Osann. Aaivs 
DiDTMvs b« £vs. pr. ev« XV, 20> 3f. 

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Die Lehre von dem Mensohen« lf| 

dfe Welt ?erbreit«t «nd sie zucramiDeobäU 0« Diesen 
#tf mestoff denken sich die Stoiker an das Blut gebuti- 
dea; von der Äasduiistuiig des Blnts soll sicli die Seele 
ebenso nabren, wie die ihr verwandten Gestirne von den 
Danstea der Erde 0. Mittelst derselben Voranssetzun^ 
eiktiren sie sich auch die Entstehung der Seele: Im Sa- 
men wird ein Theil der Seele auf das Erzengte uberge* 
trag;ee ^), aus diesem entwickelt sich im Mntterleibe zu- 
nächst eine Pflanzenseele, erst durch die Einwirkung der 
äusseren Lvft nach der Geburt wird diese (die noch ge» 
siaitlose Ausdunstung des Bluts) zur animalischen Seele 
gestkHkt an^ terdicfatet ^). Schon von hier aus musstfe 
sich iiirn den Stoikern die Annahme empfehlen , dass der 
Slt2{ ter Seele nicht im Gehirn, sondern in derBrusI sei, 
von welcher' nicht blos der Athem vnd die Blutwärme,i 
sondern aucH die Stimme, diese anmittelbarste Erschein 
DUiig dei( Gedankens, auszugeben sehkfn % diese Annah- 



1) Ckrysipp 8* vor. Anm. Naher wird diese Verbreitung von Stob. 
Ehl. 1, 870. 874 und Thbhist. de an. f. 68 a (b. Bittbr III, 619) 
^H'h^Suis^ d. h. als Stoffdurchdringung bezeiebnet. Dass der 
Körper von der Seele Busammengehalten werde, nieht die Seele 

*' 'Vom* Körper, ist ein Streitpunkt der Stoflier gegen die Epikureer 
Posiv.'b. AcHar.. Tat. Isagoge c. 13. Sbxt. Math. IX, 72. 

2) Gaikn a. a. O. II, 8,110 nach Zeno, Hleanthes, Ghrjsippns und 
Diogenes, Lovoiit b. Eirs. pr. er. XV, ti, 3. M. Aübbl V, 33. 
VI, 15. 

S^'Ztoo de^irte den Samen als nrev/Mt (lad^ vy^s ^vxiJ9 ^poc »etl 
/ '4^710971010 fi>a (AiinjS DiDTHVS b. Eus. pr. ev. XV, 20* 1); rgUTm- 
tui.'i.. de animä c. 27* Plut. coh. Ira 15. 

4) Pätrr. Stö. rep. 41, 1; 8. c. not. 46« de primo frig. 2, 5« den Tbr- 
TULi. de an. e. 25 erläutert Den Widerspruch, dass die anima- 
lische -Seele, die als solche wärmer und dünner ist, als die' ve- 
get^tiTe, aus dieser durch Abkühlung und Verdichtung entstehen 
soll , lässt Flut nicht unbemerkt. 

5) Zwar war die stoische Schule über diese Frage nicht gans einig, 
indem ein Theil derselben (Psbudo-Flut. pl. phil. IV, 21 sagt es 
irriger Weise Von der ganzen Schule) den Site der Seele im Ge- 
hhrii suchte (Sbxtus Math. IX, 119. Diogbsbs Sei. b* Pe£db. 
Fragni. Göl. 6, wosu Kbischb, Forschungen 1,488 f. bu vergl., 

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IM I>«e stoische Philoabp^hU. 

ne bSbgt aMr auch mit dem gitiizeB SlMdpuakt/ ihfl^l 
Anthrepolbg^ie susammeäy denn. fSr die ni9drigereii jKhjiIiit' 
tiöneii halieD aufefa Plato und Ariatoteles daa B^z al/B Cßw- 
tralorgan belraclitet, und der Vernänfl nun 40fl»}ialb ih- 
ren Sitz im Gellini angewiesen^ um si6 iTon deir. tbi^i^ 
sehen Seele zu unterscheiden % indem daher die S(e<^lfeBr 
die Vernunftthätigkeit der sinnlichdn näher raektflUt pod 
beide ans Einer Quelle ableiteten , so viär e» nat^yrlichy 
dass sie diese VorsteUung verlielssen. Vdm: Kerze» ans 
sollten sich, nun die verachiedenen Th6lle derJSAele ab 
Liiftstromütt^eii in die einzelnen Organe ei?£u9fiyleiir^ \B%\- 
eher Theile zählten die Stoiker ansatr dieai beirrsv^mileii 
Theil oder der Vernunft (i^yif*ovtn0v, d^ü^oiitinir, >1^#«<^«V 
oder %€f$tFfiog) noch sieben: die fünf Sinno^ die Zenff^ngß^ 
kraft und das Sprach veriäo{|:en '), welchem lefoteirM sie 
nach ihrer Ansicht vomVerhältniss des GedatnkeM ziijPfRMe 
einen besonderen Werth "beilegen musstetat ^). !ll||lbßi.^bflT 
mühten sie sich aber, die Einheit des Seelen wesens 



GoBTSi^p b« Galbot a. a. O. III, 8^ S. 130 *- denn ^d^i« diese 
Poleimk Gbryftipps gegen S.toUter gerichtet ist^ Lässt,.4K^ nicht 
bez/weifeln). Indessen sehen yvif aus Ga^lbn a« a,'Ö...Jji« 2.5. 
III, i. S. 89« 98* 112, dass die angeseh^sten Sfoilter, Yvje Zeno, 
Chrjsipp, Diogenes, für das Herz stimmten« Der Hauptbfweis 
dafuc ist» dass die Stimme nicht aus <fer ScbS^elbohleA; sondern 
aus der Brust komme. Cbr^sipp konnte sich die Schwfi9he die- 
ses Bevveises nicht gans verbergen, gab abfr di^ Q^b^pMuig 
seihst: nicht auf (a. a. O. S« 102), indem er /für dieselbe geltend 
machte (a. a. O. II, 7, 106. III, 1, 113. ;c. 5, 122 f. c. 7^ 4^^), dass 
die Willens- und Gemüthsbewegungen vpm H^rzc;» aiisg^eo« 

1) M. s. unsem 2 Tb. S, 272. 487. 489 und Flat. Tim. 69, D f. 

2) Gajuen a. a. 0. HI, 112. Diog. Vif, 110. 157. Stob. BUA. 878, 
besonders aber Flut. pl. pbil. IV, 4> ahnlich Chaloio., comm. 
in Tim. f. 48^ b (angef. von Osait^ Beitr. I, 161)- Der. Aristo, 
welcher nach Porfh. h« Stob. £kL 1,826 zwei Seelenkrafte . an- 
nahm, die Sinnlichkeit und die Vernunft ist wohl mckl. d^r Stoi- 

• ker, sondern der Feripatetiker Aristo aus Julis. 

3) VgL Klbavth« hymn. 4.: eie os ya^ yiv99 «f^etf*/^^ fi\(ijgfut. ka- 

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Die L^ehre von dem Menacken. IM 

stte^g^r festzuhalten 3 all P|ato qnd AriaftoteleSi' denen 
sie :der Dualismusvon Sinnlichkeit und Vernunft Immer 
wiediii; zerstört hatte; d^s «j/'fcoir^xcV iatiihuQq dieGrundr 
kraft^ alle iibrlg^^n K^räfte sind blosse Tbeile and Able- 
ger von jener '), auch die £oipfiadung und Begierde wird 
in auadruckllehem Gegensatz zu der Platonisch -Aristote- 
lischen Annahme mehrerer psychischer Principien !VQ^ 
ihr hergeleitet ^), und in ihr wird das Ich oder ß(ie Per/- 
sönlichkeit gesucht, deren Sitz bei den Früheren immer 
unsicher geiilieben war ^). 

Zu der Weltseele verhält sich die Eiazelseeley wie 
der Th^il zum Ganpen. Die Seele des Menschen ist nicht 
Mos in derselben Art, wie alle andern lebeufligeii lUräfte^ 
ein Tfaeil und Ausfluss der allgemeinen Lebenskraft, son- 
dern sie steht durch ihre V^pifiinftigkeit in einem beson«- 
dern Verwandtschafts verbal tniss zu dem göttlichen Wer 
sen ^). Nur um so weniger kann sie sich aber, nach der 



i) S* die Torletste Adid. und Sbxtu« Math. IX, 103» wenn auch 

hier zunächst von der Weltseele die Bede ist, 
2) PxuT« de Tirt, mor. c» 3: vofki^wtv o» %2vat v6 .na^tirmov ««2 

diX^ To avTo t^s ^^Xy^ ptiQOi-t o Sij umkaat, SiavoMv mal tjyt- 
f^vtnovy Siola r^tnojiASvov aal fAsraßiXXov iv ts wo*« na^sat mal 
Tai9 nara e^tv ij dtd&eaiv fisraßolats maniav t9 ..ytv$9^at mal 
. Mf^T^v u. 8» w. Gbbtsipp b. Gjllbv a. a« O. IV, 2, 135» wo die 
oQtUa als oQiA^ Xoymi} definirt wird. £bd* V> 6» 170: o Si Xqk- 
ciTtnos a&' sTtQov eivat vofiiZ^i ro naO'ijTiMOP t^$ yi^x^ff ra Xo^ 
■ yt^Mtb Hai xfavt dXoyoiv ^oloiv d(pat(f6ttai rd itd&rj. DiOO. VII» 
159» Anderes s, o, und im folgenden %, ii^ dem Abschnitt über 
die Affel^te« Ueber die Abweichung des Posidonius von der stoi- 
schen Lehre über die Seelenlirafte s* |. 44.) wenn eben dieser 
hei Galbs V, 170 darzuthun sucht, dass auch Kleanth den Xo^ 
yps und ^v/*6s unterscheide» so Terwechselt er eine rhetorische 
Wendung mit einer philosophischen Ansicht* 

5) Chbys. b. GikiEsr a. a. O. 11,2,89: arwi dt mal to iyfu Xiyo- 
Ijuv mavd wo [die in der Brust wohnende Grundkraft] dunvvv^ 
TS« avr«S iv z^ d7ro(paipea&ai t^v S^dvoiav elva*^ . 

4) Kmanthbs V. 4* 8. o. Epiktbt Diss, 1, 14, 6; a« yfvxal awa- 
f>9iS T^ ^ti die avTB fi6()ia Soap mal dnoaifdoiiaja, Ders« II» 

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104 l>ie stoische Philosophie. > 

Ansicht der dtoiker^ dem Gesetz dieses Wesens, dir «11- 
gemeinen Nothwendigkeit oder dem Verttängniss entsie* 
hen, und nur einei Täuschung ist es, wenn ihr die ge- 
wöhnliche Vorstellung von der Freiheit eine vom Welt* 
ilauf unabhängige Ursächlichkeit beilegt. Schon die alt 
gemeinsten logischen und metaphysischen Grundsätze, 
meint Chrysippus, sollten uns vor dieser Täuschung be^ 
vvahren: wenn es gleich möglich ist, dass ein zukfinfti- 
ger Erfolg eintrete, uod dass er nicht eintrete, so ist das 
Gesetz des Widerspruchs aufgehoben 9 und wenn es 
zufällige Wirkungen giebt, so ist es mit dem Gausalitäts- ' 
gesetz und mit der Abhängigkeit aller Dinge- von der 
Gottheit und dem Schicksal zu Ende '). Das Richfige ist 
vielmehr, ''dass auch die vermeintlich zufälligen und wfll- 
kührlichen Erfolge ans verborgenen Ursachen mit Noth- 
wendigkeit hervorgehen ^). (Slaubt man aber, so würde 
'* I ' ■* 

8, 11 f. M. AuRBL ]f, 4. vgl. V, 77 j wo die Seele uigoc tcol 
dnoQ^oML &i8 genannt mrd. Sxn« ep. 41 S. 119: sacer intra 
nös Spiritus sedet ... in unoquoque virürum bonorum^ y^J^ 'Deut 
incertum est, hahitat Deus/" u. A. ; s. auch was ans Anlass der 
Xehre von Gott angeführt wurde. Aus dieser Gottverwandt- 
schaft leitet Posidonius m einer berühmt gewordenen Verglei- 
chung (Sbxttjs Math. VII, 93 — die Stelle wurde nebst der Pa- 
rallelstelle Plato Bep. VI, 508, B schon früher angeführt) die Be- 
fähigung der Seele zur Erhenntniss der Natur her. Sofern nun 
alle Seelen Tbeile des göttlichen Geistes sind, können de auch 
alle Eusammela als Eine Seele oder Vernunft betrachtet werden 5 
Jakbl. b. Stob. EM. I, 886 : vU ftsv Sv ol ^tw'Uol eh tI hiv 
o Xoyot mal ij avr^ navTcus 9t.av6tfais\ vgl. S. 890* M. Aubbl 
IX, 8 :' £^'ff f*ev rd akoya ^ala fiia yvxfj diijQtjtai ' iU Si rd lo^ 
yind fiia Xoym^ "^^xi f^^fitf^iCcu. XII, 30«: €V (pwQ f;X/tf, nav 
Sui^r^ai rolxoiff o^oiv, aXXots fivQioiS' fiia aüia nüiiffj uav ^t- 
BiQyrjftat i9i(us noioiS oojfiaat fivgiinf /lia tffvx'ij^ *Siv (pvügat Si- 
ai^ytfvat fAifQutti nal Idiats ne^ty^aytaU. Diese Einheit ist aber, 
wie schon diese Vergleichungen zeigen» durchaus im Sinn des 
stoischen Bealismus zu fassen: die allgemeine Seele, als ätheri- 
sche Substanz gedacht, ist der Stoff der Einzelseelen. 

1) CiG, de feto c. 10. 

2) Plut. St. rep. 25. 47, 4. 

3) Plut, a. a, O. 23* 

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Di^ Lehre von dem Memclieii. 10& 

die eigene ThitigkMt des Hfettsebeh entbehrlich (der ttp- 
yog Xo/og,' ignava rüüo)^ so eri^^iedcfrt Chrysipp '), auch sie 
sei al^ Blitfelarsache in den Zusammienhang dee^ Schtek«- 
sals aufgenommen^ und wendet man "vretter ein, diese Än» 
sichif wGrfd^ ^le menschliche Zdrechnungsf&htgkeit auf- 
heben^ und die Schuld des ftSsen auf Gott schieben, » 
antwortet er ^ zunächst 2war mit der ünterseheidtitig 
der eiitscbeidendeh und der veranlassenden Ursache, ^ni 
mit der Behauptung, dass nur diese im Sciiicksal Ueg^e', 
jene dagegen in dem eigenen Willen uiid <fer sfttlitften 
Beschaffenheit des Mensclien, weiterhin jedoch mit einer 
solchen Bestimmung des Freiheitsbegriffs, wornach die 
Freiheit in eine innerlich notbwendige Selbstbestimmung 
verwandelt, und der Determinismus des Systems offen 
bekannt wird. Und so wenig die Einzelseele eine voiii Gan- 
zen unabhängige Thätigkeit besitzt, so wenig kann sie auch 
dem Schicksal des Ganzen entgehen : auch sie soll, nach 
der allgemeinen Lehre der Schule, am Ende der Welt- 
zeit, welcher sie angehört, in den Uistoff oder die Gott- 
heit zuräckkebren, ond nur darüber waren die Stoiker 
unter sich nicht ganz einig, ob alle Seelen so lange dauern 
sollten, wie Kleanth, oder nur die der Weisen, wie Chrysipp 
glaubte 0- l)ic Consequenz des Systems lässt sich in die- 



1) Cic. de fato 12 1 vgl. Se»/ qu. nat. II, 37, 

2) B. Cic. a. a, O. c. 18f. A. Gkll. VI, 2, 7 ff. zum Theil wört- 
Kch gleich. Die HaupteStze dieser Darstellung uvurden niach Gell, 
schon fniher mitgetheilt« Ebendahin gehört, was Flut. St. rep. 
47) 13 aus Chrysipp anfuhrt: *wenn auch die Gottheit dem Men- 
schen eine falsche Einbildung vorspiegle, so sei es doch seine 
Schuld, wann er ihr Beifall giebt. 

3) Dioo. VII, 156 f. PtüT. pl. phii. IV, 7. n. p. «uav. vivi sec. 
* Epic. 31, 2. Abiüs DtoTXüsf b. Eus. praep. er. XV, 26, 6. Cic. 
' Tttsc. I, Sl> 77 ff. (wo auch die Grübde des'Panätiüs gegen die 

Unsterblichkeit angegeben sind). Ssir. Gonsol. äd Marc. c. 26 
Schi, cp* 102, S. 34 cp. 117, S. 102. Wenn sich SiirKCA (ad 
Polyb. c. 27» q^ 65,* Schi. ep. 71, S. 230), und ebenso M- Aübxl 
(01,3. VH, 32» VIII, 25. 58) auch wieder zweifelhaft «ber die 

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4iQ(( Die Btoische Philosophie. 

Ben jS&teeni wie uberiimpf; .ht der fipteehen . AiUhropolo- 
gie, nicht verkeoneii, undivenii man vielleicht von einem 
g)&wi9nen Standpunkt aus geneigt sein kon^e^ theila den 
Detecminisipips , theils die Läng^ung. dec IJoaterblichlwit 
in einem System von so strejig ethisd^er. j^ic||f u^g unbe- 
greiflich au finden, so liegl« vielmehr ^ra^e^ibei diesen 
Pnifktien ihr Zusammenhang mit der stoisc|ieQ^thik deut- 
lieh am Tage : beide Annahmen mussteti .sich den Stoi- 
kero,< ahnjicb wie in der neueren Zeit einem Spinoiza und 
Sckleiermacher^ji^soDders aqch desshalb empfehlen, weil 
sie ihrer ethischen Grundanschauui^ entspracli^n , der- 



Fortdaäer nach dem Tode zu äussern scheint, so ist dies« nur 
jMir iBtv&^iitmoy geredet, um die Todeefiirclit för ull^ ^iUe su 
Terbaifiiieo ; dass dieselben an manchen Stellen (ßxs,,ep*71» ep. 
102, An(l M. AuRBL II, 17. V, 4. i3) den Untergang der Seele 
gleich nach dem Tode roraussetzen , ist eine unrichtig^ Angabe 
TittttJihSJss Sto. Philos. II, 155; dagegen sehei* wdr^itte -M. Ar- 
RBir I Vt 14. 21. V, 15 f dasa Dieser die Seelen einige Zeit nadi 
. dem Tode in die Weltseele Kuriickkehren liessi und aus der con- 
sol. ad Marc, c.25, dass SsNBCii eine Reinigung der Seelen nach 
dem Tode annmimt. — .I>asyoi4>iÜI der katboiiscben Lehre vom 
Fegfeveh Wie !dieae» mif die GUnhigen) ao uljene'aof die Tu- 
gendhaften bescbiKkilit j bis ku iFoUendeter. RQini|;uii^ sollen die 
Seelen in der untern Luftregion verweilen, hierauf sich in den 
Aetber Erheben, der ihnen auch bei Otc. Tusc* 1, 18, 42 in einer 
offenbar stoischen^ wahrscheinlich dem Panätius entnommenen 
Darstellung, zum Wohnort gegeben vvird: die Seele soll als feu- 
riger Hauch durch ihre Leichtigkeit, in die Region der Gestirne 
aufsteigen; das» sie auch die Rugelgestalt der leteteren haben 
werde« sagt Chrjsipp b. £ustath. z« 11. XXIII,^ 65. Die .Behaup- 
tung ^ea L^CTAiiis Instit. VII,. 7- 20 und FsBuno-Oaio. philosoph. 
21t. dass die Stoiker Bestrafung der gottlosen in der Unterwelt 
gelehrt haben, hat schon Tjxouiijis a..a. O, ,riobtig auf eine 
Verwechslung, der stoischen Lehre mit der Platonischen curück- 
geföhrt und ebe^o verkällj es sich. mit den ahnlich lautenden 
Vorstellungen , die Viiloison zum Comutus ed, Osash S. 553 
au8SiLi.i,usT. de. mundo S. 2^7^ 270. 277. 228 als angeblich stoisch 
beibnugt. Doch scheint die Combination. der apatefenStoa nicht 
fremd zu sein^ auch Dioyhus a. a, O. sagt, die Seelen .der Tbo- 
ren sollen einige Zeit nach dem Tode.fortlebeot 

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Die &.«Vigipiis,pl^ilt>ftopbi^. ]6T 

znfolge.stfjhtdtr Einssfliie nnr .^l^ e|q Orgßn dft# allgemai- 
nen Gmei^^s, ^yur als.' ^io AloiQ^nt im WßUgMteu Iw^ 
trachten :J0|L ' '• • • \\ ,j '. • .\ •' ... • ...• ... 

! EJie wir jedoch. EMr Dariegung diesf«* Ethik übergc^ 
he|i9 iiliUseD Hir noch • ,* r. 

«4a aul die ReligioD&piiiloso^p.bie einen Bli^]^; 
werfen) die bei, djeu Stoikern .gleichfalls einen The jl.fißn 
Physik bildet. ' . . : . ,,l 

Die; eigene philosophisoli^ Theologie decselbe;n ,jift) 
uns schon in der Lehre Yoq.^den let^^ten Gri^nd^n vorgp^ 
komm^li ; ihre Gottheit ist, wie wir wissen, nor das Emp, 
Urwesejp; der Eine^ allgemeine, Alles durchwaltende }ȧi: 
bestijimH^iide Fenergeist, und anch die Verehrang dieses^ 
Wesetps konnte nar in dem geistigen Kultus der Gottßs^' 
erkeuntniss .und des sittlich. A*oiniiien Lebens gestrebt wßrf 
den Mr : Indessen waren d|e Stoiker do^h von ssii^^ei. $q|-t; 
ten hery vfir^nlasst, sich näher ,an die Volksreligi^n any^H- 
schlSessen; denn theila wür es für ßin Syateip, rW^Iobest 
auf die allgeineine Meinung der Manschen,,: anch zur ß^ 
grundong de/i Götterglaubens ^>, soigrossfis Ger^teht legte^- 
höchst bedenklich y die herrschenden VorsteUnuigen iibi9F) 
die Qötter schlecl)tweg für iprig zu efkläpe«? tbeib «chi?« 
aber aqch der ethische «ßtafi^punlit dßrt^qisipben Philor. 



t ) Man ▼§]# lo ' di<$ser Qo^^wig ^ «U4se)> . den» ' foecuJinites i^uAspv&clii 
. des «Stoikers b^i Cicbro R. D. H,, ^8, 7Jl -(chUu^ uutem Dßorvfm 
^sp optimus idemque castissimus atgue sancttspmus plenisfiimus^utf 
pktatis, ut eös'stfrhper'püra integrä inc&rrupta et mente et voce 
veneremttr) namentlich auch Epirtbt Man. 31« 1 : riji ne^l tat 
d'tss svaeßsluS l'a&i ort to xvgiWTarov itesivo igtv, OQ&df vitoXti- 
y*eti nsgl tevTUjv Itxstv . . J xa2 aavtov sls rsto xaraTSTaxivoih ro 
mi'&io&at avTOiC lütl 6tttHvt^t^'it&(f$ to79 ytvofifvo$f u* 8. w • .Ab- 
iiiAir Bisa. II, 18,' 19; a«eh«Dtoo. VII, 124. 

2) Vgl. hierüber Cic. N, D* If, 2, 8» Plüt. Sto. rep. 38. c. tiof. 32. 
Ebeadahtn gehört die Noriz'bJ'SBXxiDS Mkh. iX,28, dass einige 
von den jüngeren Sroikerb '^C^;ielteicbt Pesidontus, Ton dessen 
Schilderung des Ureustasde». <8fiN» ep. 90 beriebtet) den Götler- 
glauben ?on d^ Wei^ffn.de« gpldfn^ IfMlBts hergeleitet haben. 

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108 Die stoischePbilosophie. 

8ophi0 melir die f^Hhei'ilg^tl^;' kts ile i^tit6rnn^ des 
Volk8g;latibens zn fordern, dkv dotb Immerhin einefkfautz- 
welir gegen die Zugeliosigkeit der mensclilichen Begier* 
den darbot >)• ^ft ^ii* möchten gerade aus diesem prakti- 
schen Interesse ihre theologische Orthodoxie vorzugsweise 
herleiten. Wie die R5mer ^ie Aufrechtlialtnng der überlie- 
ferten Religionsgebräoche selbst da noch nothwendig und 
heilsam fanden, als ihnen die griechische Bildung den 
Glauben an die Odtter ihrer Väter längst geraubt hatte '), 
wie gebildete Engländer und Franzosen heute noch aus 
ähnlichen Criinden, ohne eigenttiches religiöses und in- 
tellektuelles Bedfirfniss, jene an der Orthodoxie und den 
Einrichtungen der Hochkirche, diese am Katholicismus 
festhalten, so mochten die Stoiker befürchten, mft der 
Verehrung der Volksgotter auch diejenige Scheu vor dem 
allgemeinen göttlichen Gesetz auszurotten, auf welche sie 
selbst Ibre Sittenlehre gründeten. Dabei konnten sie 
frlsrticb nicfht läugrien, dass sehr Vieles in der positiven 
Religion mit ihren Grundsätzen nicht übereinstimme, dass 
wdder die herkömmliche Aeusserlichkeit der Götterver- 
elirnng, noeb die mythischen Vorstellungen von den Göt- 
tern zu billigen seien; und sie verhehlten diess auch so 
wenig, dass mati'Wohl sieht, nicht die Forcht (zu der 
damals auch kein Anlass mehr war), sondern eine wirk- 
llclie Ueberzeugung hat ihre sonstige Anlehnung an den 
Volksglauben hervorgerufen: Zeno sagt, man solle keine 
Tempel bauen, denn das Werk von Baumeistern und Hand- 



1) In diesem Sinn tadelt Epihtxt DisB*II, 20^ 32 f. diejenigen, wel- 
' cbe die Volksgötter beeweifeln» ohne su bedenken, dass sie da- 
mit vielleicht Manchem das. nehmen 9 was ihn vom Bösen abge- 
halten habe — ^ dasselbe ar^^umßnium> ab taäi, ^reiches heute noch 
der Kritik, in der Regel nicht iso leidenschaftslos wie von dem 
frommen Stoiker, entgege^geh^llen wird. 

2) Sehr beKiiichnend sind in dieser Besieh ang die Aeasserungen des 
skeptischen Pontifex Ootta b. Oit. fü. D; t,'22, 61. Hl, 2. 

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016 Religipnapbilotopliie. 10^ 

arbeltern habe weoig W^ftii 0; Sb^sca liugnet jede ob- 
jektive Wirkung d^ Gellte.'); Perselbe eiferte gegen 
die Anbetung der Bilder und^ gegen die gesammte Volks- 
religion 3); aber auch d^r Stpiker bei Cic«ro ^) und seine 
alten Gevväbramänner geben zu, dasa die Vomtellungen 
des Volks und der Dichter voll Aberglaubens und un- 
würdiger Mährchen seien , und von Cbrysipp wird aus- 
drücklich berichtet % dass er den Ge^chlechtsuntersehied 
der Götter und d|e sonstigen Aathrapofuprphf^Qien fiv 
kindische Erfindungen erklärt habe. Nichtad^toweniger 
wollten die Stoiker diese Vorstellungen nicht flfphlecbt^ 
hin fallen lassen, sie glafibten vielmehr I9 der iinange«* 



1) Flut« St* rq». '6. Diog. Vil, 33. 

2) ep. 41«: non sunt ad codum ^elevandae matms nee exorandus 
tuus, tu nos ad aures simtäacri, quasi magis exaudiri posHmus, ad- 
mittat; prope est a te Deus, tecum est, intus est, qu. nat. II, !S5 : 
was haben die Expiationen u. s. w. su liedeuten, wenn dm 'Fhi- 
tarn unabgi|deiiicb irt,^ %\t sind mhU aßud, quam aegtae mm^^ 
solatia, Vergl. auch, die schöiie Ausführung M. Aubils IX» 40 
darüber, dass man nicht um äussere Güter, sondern nur um die 
rechte Gesinnung in Betreff derselben beten solle. 

3) M. 8. ausser ep. 95 S. 423 Bip. namentlich die Fragmente und 
Angaben b. Aug. Civ. Dei. VI, iO Lact. Instit. II, 2. Zu die- 
ser Polemik gegen die Volksreligion gehört auch der mit der rür 
mischen Beligionsweise so unvereinbare Satz benef. IV« 19: t)eos 
nemo sanus timet, und die schöne Begründang dieses Satees De 
ira II, 27. . 

4) N. D« II, 24) 63: aÜa qußque ex ratione et quidem phjrsica flusit 
muititudo Deorum; qui indtäi specie kumana fahulas poetts suppe- 
ditaverunt homimtm autem vitam superstäione omni rtferserunt. A^ 
que fde locus a Zenone traetaius ^tost a Ckanthe et Chrysippo phk- 
riius verks ejeplicatus est ... phjrsica ratio non inelegans mclusa 
est in impias Jabulas. Noch stärker äussert sich der Stoiker, 
ohne Zweifel nach griechischem Vorbild, c. 28 über die conu 
mentUi et fieU Dei, die superslüiones paene amles, die fiaUkas sum^ 
maque levitas der anthropomorphischen und antbropopatbiscben 
Darstellungen. 

5) Von dem Epikureer pHinaus Q6L 2 seiner Fragmente nach Pi- 
TESssvs Ergansung; Vgl. Cjc. N. D. I, 14» 36. 11, 17i 45. Dioo. 

VII, 147. ,.-/',; ,,.r . 

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llÖ t>ie ttoUcbe Philosophie. 

ittessen^Q Form^ ein^ti weseiitKeh' ii^rahren Inhalt zvMent- 
deekön, ntid sie «wareii demgemass tremAbt, 4ie rdänive 
Berechtigung; des besteheDdeof'Glädbens darzntban. Wie- 
wohl sie nämlich den Namen der Gt>ttheit im ▼ollen und 
urspt^ngKchen Sinn nur dem Einen Urwesen zugestehen 
konnten, so nahmen sie doch keinen Anstand, auch alles 
dasjenige, worin sich die Ef^e göttliche Kraft auf beson- 
dere Art kvndgiebt, in beschränkter und abgeleiteter 
Weise ein Göttifdiefll zn nennen. Si6^ unterschieden dem- 
nach mit Platb zwischen dein ange\>vordenen und onver- 
gü^nglichen iBiiftt und den gewordenen nnd yergänglichen 
fiftttem 0/o#er zwischen Gott hls dem Schöpfer imd Be- 
herrscher der ganzen Welt und den Einzelgöttern, d. h. 
zwischen der allgemeinen in der Welt wirkenden göttli- 
chen Kraft als Einheit und den einzelnen Theilen und 
Aeussernngen derselben ^), und wenn sie jene mit dem 
J^lim^n des Zeus bezeichneten, so deuteten sie auf diese 
die übrigen Göttergestalten. Im Besonderen sind es vier 
Klassen von Dingen, welchen die Stoiker die Göttlich- 
keit in diesem abgeleiteten Sinne zuerkannten. Zunächst 
und vor All^n 4ie Gestirne, die schon Plato als die gewor- 
denen Götter^ und Aristoteles als ewige göttliche Wesen 
bezeichnet hatte, deren Anbetung überhaupt der Natur- 
verehrnng der Alten so nahe lag. Sie schienen den Stoi- 
kern nicht Mos durch ihren Glanz und ihre sinnliche Wir- 
kung, sondern noch mehr durch die Gesetzmässigkeit ih- 
rer Bewegung zu beweisen, dass sie von dem reinsten 
Stoife, und von allem Gewordenen der göttlichen Ver- 
nunft am Meisten theilhaft seien 3), und es war ihnen mit 
dieser Behauplung ein solcher, Ernst, . dass ein stoischer 
Pliilosoph von der schwerfälligeren iFrdmmigkeit des Kle- 



1) Flut. St. rep. S8. c. not 31, 5. def. orac. 19. 

2) DioG. VH, 147. Sbit. b. LÄct.'Insl I, 4. 

i) Die Beiegii Wnrd^ schon fröheH gegeben, ich verweise daher 
hier nur auf Cic. N, D. I, 14f, II, 15 ff. 

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Dii^ R^ligionspbiloflropbiie. Ht 

antHes' sifch SO' wdt vei^eftsen komte, den grossieii Vtis 
theidiger der zwiefachen "Erdbewegung, Aristareh vönr 
Samos^ als 'einen antiken GaHfef Tdr'at^n flellenen deif 
Gottlosigkeit anzuklagen, well er die 'Hestia des'Welt^ 
alls aus ilh*er Stelle verrficken wolle*). Za diesem Ver-» 
go'tterüng der Gestirne gehurt es aucll^ wefnn Zehn (ode^ 
seirn^ Schnle) die Jaht'e, Monate "niHi J^fareszeUeti Götter 
nannte ^)v' wobei wir uns nnr ans dem früher Ang^efBhr- 
tea erinnern miissen, dass diese von 'dem stoischen -Rea-« 
lismüs auf ihr materielles Substrat, die" Himmelskörper 
znrn'ekgefttbrt wurden. Wie die Gestfrde die reiiiste Er* 
scheinung, so sind die Elemente die ersten besbndered 
Gestaltungen des göttlichen Wesens, nnd di^ allgemein^ 
sten Substrate ßir die Wirksamkeit der göttlichen KtHfte, 
natürlich, dass der Alles durchdringende göttlichi^ Gelärtf 
nicht blos in seiner Drgestalt, sondern auch inden'abge^ 
leiteten Formen der Luft, des Wassers, der Erde, des 
elemehtarischen Feuers ^ verehrt wurde ^). Aüth atlihi 
Uebrige jedoch, was durch seine Brauchbarkeit fnr diti 
Menschen ein besondei'es Maass der wohlthätigen ^Öttll^ 
eben Kraft offenbart, schien den Stoikern eine gStÜlfche 
Ehre zu verdienen , die sich ft^ilich eigentlich hiebt Mt 
diese Dinge, als solche, sondern auf die in ihnen wirken-* 
den Kräfte beziehen sollte ; sie nahmen daher keinen An- 
stand, die Friicfate und den Wein und andere Gaben, der 
Götter mit Gefternamen zn bezeichnen ^); Wie hätten 
sie sich dann aber der Anerkennung entziehen können, 



1 ) Pi.uT. de facie in orbe limae c« 6, 3* 

2) Cic. N. D. I, 14, 36* > < ; • 

3) Cic. N. D. I, 15, 39 f. II, 26* Diog. VII, 147 u. A. fi. u. 

4) Plut. de Is. c. 66. Cic. ä. a. O^ II, 23, 60. I, 15. 38, Wo diese 
Ansicht namentlich Zeno's Schüler Persans beigelegt ifvlrd. Hbi« 
8CUB (Forschungen!, 442) erinnert Liebei mit Recht an die Be- 
hauptung des ProÜilius (Cic. N. D. I, 42, 118. Sextu« Math* 
li, 18), class'dSe Alten Alles j was den Mensphen nutze,' Vergöt- 
tert haben. 

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l\^ Die stoische Philasophioi 

dmif init anderen wohlthätigen Wesen namentlich ancb 
die- tffsroen der Vorzeit rdiigiös zu verehren seien > die 
von der Sace . a^ Wohlthäter der Menschheit gepriesen 
wurden, da aicli doch in ihnen der gottliche Geist nicht 
b)o8 ^nter den niedrigeren Formen der SSig^ wie in den 
dementen, oder dpr ^i;W> ^ie in den Pflanzen, son- 
dern iii der vernünftigen 3eele. selbst darstellte? Solche 
vergötterte Menschen lieferten ihrer Ansicht nach;» wel- 
che hierin mit der bekannten Theorie des Enemerns za- 
iiammentriffti einen bedeutenden Beitrag zn der Masse 
der Vplksgottheiten, und sie selbst hatten gegen diesen 
fiultus nichts einzuwenden ^). Dieselbe Heroenverehruog 
war es aucli, an welche sich ihnen der Dämonenglaobe ^) 
anl^Rupfte. Zwar sind wir dariiber nicht näher unterrich- 
tet >.pb und wie Chrysippus die Annahme schlechter Dä- 
ninnen begründete, welche die ihnen anvertrauten Ge- 
schäfte in der Welt vernachlässigen 3), und ebensowenig 
wissen wir, ob diese von Chrysjpp selbst, wie es scheint, 
n^r hypothetisch ausgesprochene Annahme der Sehole 
üiilr^hAupt angehörte; dagegen lag die Vorstellung wohl- 
tätiger Dämonen unmitteljiar in.der Lehre von den we- 
gen ilirer Verdienste um die Menschheit vergötterten See- 
len der grossen Mänper. Dieselbe Göttlichkeit kommt 



1) Czc« II, )4. t) i5 (die letztere Stelle schreibt diese Lehre im Be- 
sonderen dem PersSus und Gbr^sipp su). Plut. pl. pb. J, 6, 
wo im Ganzen sieben Klassen von Göttern aufgezählt sind; Diog. 
Vn, 151. Tebt. ad nat. II, 2. 14 womach Zeno's Schüler Die 
nysius dreierlei Götterwesen unterschied, Gestirne, unsichtbare 
Götter (Elementargeister} wie Neptun, und Heroen« 

2) Dioo. a. a« O. Flut, Is. et Os. 25. 

S.) Flut. St rep« 37, 2. Def. orac. 17* Diese ytavXot Salfi/WH sind 
ubfigens nicht böse Geister im jüdiscb-cbrisüichen Sinx(^ sondern 
nur Schutzgeister, die ihrer Pflicht schlecht nachkommen. Die 
Salfiopts HiHHol des Sallüst. De mundo Su 266 f., an welche Vil- 
Loisov zum Comutus S. 553 erinnert^, sind, wie bemerkt, nicht 
stoisch, sondern Platonisch. 

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Die BeligioasptiilÖBophle. tlS 

abef ,1'Wle "Wir wtei^eo^ der M«ii8€liei«ieele ib^haupt 2b$ 
Qndl {iiM)fefrii"kbbi)t€ti sieb die Sloiker die Vorsliliang 
gefuHeto Uas6o, dafss jeder £iiizf lue seinen Dämon hake >); 
doeh Wli^^ivenigsten» von d^enf jvn^ren Vertretei*n der 
Sf^Üdie mit alleir Bestinintlielt erkiävt, daes nater die»* 
^»emf'&SdioD nfchfta Adderes zu verateiien sei, alardie je- 
der ((Seele Itfiwohaende göttliche Kraft, d; fa« dte geistige 
Pet^hlletikeit des Mensclien selbst, nach der'Seite ihrer 
Goit^evw^tiAsehidft betrachtet 2) i se däss aneä hier eiir 
rein ^tosbpMsebef Gedanke als Inhalt der religiösen V^är^ 
stdlli^g %bdg bleibt. 

' < Dieser Inhalt ist aber freilieh, dem Obigen zufolge^' 
in ^en Darstellungen der Dichter und den Mythen der 
Volhftfisllg^iori fast bis zur Unkenntlichkeit entstellt; iin4s 
es bedarf einer M^issenschaftlichen Vermittlung zwischen 
4ein ,philoso|>hischeu und dem populären Bewusstsein, da- 
nit das erstere Seine Gedanken in den Gebilden des letz- 
tern ifViedererkenne. Diese Vermittlung liegt nun für die 
Stoiker, wie später für ihre jüdischen und christlichen 
Nachfolger auf diesem Wege, in der allegorischen 
A uslegung, von welcher sie zuerst, so viel uns bekannt 
ist, diesen ausgedehnten Gebrauch gemacht haben, um 
die iiipft zwischen einer altern und einer voi^ ihr we- 
sewtlith abweichenden neuen Bildungsform 29u überbru- 
ekkja]'^). Schon Zeno, noch mehr abjer Kleanthes, Chry- 



1) Se5. ep. HO: sepone in pi-aesentia quae quibusdam placent: unicui- 
' que tiostrüm paedagogum dari Deum, non quidem ordinarium sed 
'kunc infenoris notae ,,» ita tatnen hoc seponas voh^ ut meminerts 
majores nostros qui crediderunt tute Stoicos fuisse^ 
27 PösioON. b, Galen de Hippocr. et Plat. V, 16.8 Chart: rrj» *V 
' dytta Sai*fiovt avyyepet t6 ovti jcäl t^p ofioiav tpvaiv ^;j;ovt* t^ 
tov ohßif Ttoofiop S101H8PT&. Sbn. ep. 41. Epiht. Diss. I5I4, 12ff< 
Aätonik V, 27: o daifiwv ov indctif ngoiatr^v ««« i^ysfjtova o Zevi 
^Sojxev dnoonaofj^a kavxs* iros Si iuv 6 iitd^s fai aal loyoi. 
Ebd. 10. n, 15. IH, 3. 16^. Die ganze Vorstdlang stammt aus 
FtATo Tim. 90, A. ; 
ü/'Hfttte ea aucb scfion früher oieht ab einsebien allegorischen My- 
Die Philotophie dw Giiechen, lU. Tbeü. 8 r^^^^T^ 

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114 Die stoiBohf Philosophie« 

«ipptia lund ibre Na^hfolg«!^ bemlShteo alofai in.^nQitr 
tern des Voliulfflaiibens und in den JSmbliogM von 4i^ 
^e« flotter» oatiirphiiQSOphUehe lifeen Üw UfoS'}ffm^ 
nig, die phyaica txt^Ji ngchzAweiaen *). Sie. ^l^ltm iM 
dabei nameatilcb rii die Iteaeri9<bhen und HfAtpdiMiMii 
ti^dicbte^ diese Bibel der Uriecbeo <)| ebne d<¥!bi4ie ii|)«ige 
Mythologie voa dem Bereieh ihrer Erhlemng ftos^ü^^WÜ^ 
aen. Ein Uaaptitiittel flir ibre DentOQgfln Mran^: iliapii, 
wie neueren SymbelÜern, j^ie willknbrlklMi» Hsm^^ 
sehen Spielereien, von denen uns in derSobrilt 4wf!m- 
NCTUs^) und anderDvärts so viele Beispiele iberliefert.nM» 
Wie die meisten AUegeristen, wtisstei) aoDh sie berme- 
neatiaehe (kundsätee aafxustellea, die t» ^hm versftM^ig 
g^og isttten^), Ihre Pfaxis zeigt aber nur an deutUle^dlsf 



thendeutungen gefehlt, und waren besonders die Cynikdr Ä^ü 
Stoäiarn auch in dieser Besiehung, wiewohl' nMbr dureh Mh 
sehe, als durch physische Erklärungen, vorang|Bgaq|e^ (^ lUi« 
8CHB S. 234. 243 f<)) so üudet sich doch eine grundsätzliche und 
durchgreifende Anwendung dieser Erklarungsweisc auf die My- 
thologie, so viel wir wissen, zuerst bei d^n StolkerlK •• ^ 
. I) Cic» Bt D. II, n, 65, «. o. ^ . 

2) Schon Zeno sehrieb in diesem Sinn übjer alle Theile der Home- 
rischen Gedichte und deutete Hesiodische Mythen (Dio Ghbtsost, 
Or. 53i S. 275. Dtoo. VII, 4. Kbischb S. 395 ff); ebenso Kle^ 
anihes. (Dipa. VII, i7& FniMi Fragen* cel. 3^ Fi^wt. tSfc; Mpdc 
poet. 11. Kbischb 433) und Persäus (Dio Ci^by^ki. a. e. Q.]|f 
Cbrjsipp erklärte Homerische, Hesiodische» Orphische und Mu- 
säische Dichtungen (Phäob. coL 3* Galen de mpp. ^PlAl*ni^8. 
S* 130 f. Kbischb 391. 479), und Diogenes folgte ihm hieria 
(Phäob. coK 5 f. Cic. N. D. 1, 15, 41). Vgl. auch Vj^vt. Dcf. 
orac. 12 in. 

3) L. ^nnaeu^ Cornutus de natura Deorum. ^x scbeclis I, 9« C. 
d' Ansse de Villoison rec. F. Osann. Gott. 1844* Gon[i. war 
swar einer der jüngeren Stoiker, ein Zeitgenosse Sepec^'ii, aber 
es ist ausgemacht, dass seine Mythenei^lärung ^^rejiami. frühere 
wiedergiebt. 

4) Conir. S. 801 f«: ^ü ii (a^ ^^yjC'tv tö€ i^i^tfin j$tjS «§ itfifa ti 

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Ihtien Mob dUese' B^beinbir ratioiidteiT.Gfundsäts* nlireili 
Mittel' tilodeaid Hoa^liweifeadereh WÜlkAhr waren, mii 
ibssi «dieser PrajiK euehtidiei Tlieoriß> ^tspreche, iättur 
floll.fiehdn {Her Jätifter^dei* SoUnl^' nai^hd^m* Vorgang! «kfto 
Aiüistheoä^^ dyrcfai!did Behauptuag^gasorgt habe iit^ weit- 
itbe gletehlaUs in tler Folge hinsiditÜch der jikUeeiiae 
nad cbtislliohen Religianaurkunden wlederboU wvrde^ 
diißsH<^ev nur In einem Tbeil sei il^rAvsspr bebe der 
Wlifatbeit, iü aederti der gewöhnlioben. Meinung^ f^iiaa 
rclde*>>M Wiracrken so :diie Stoiber uM dem ApparatlMic 
ttMfbaeetidateA ailegeirtA^h;^dogmatischee Exegese sdltai 
vellsl&ndig anag^rnsltet 

Fragen wir nun, wie sie von hier aus die griechische 
Gotterlehre im Besonderen anffassten, so zieht vor Allem 
der Cregensatz iswischcff Zeea und den übrigen Göttern 
unsere Aufmerksamkeit auf sicli. Aus ihrem pantheisti- 
scben Monotheismus ergab sich von selbs^;, daaa d^r Dn- 
tersehled beider, in der grieohiscbeu Mythologie nur ein 
gradueller, zn eiuem specifischen, ja abs'öluten ei'hoben 
und mit der Unterscheidung des uyvergäpgiichen.Gottes von 
den gewordenen Göttern gleieiigesetzt werden «usste. 
Zeus ist den Stoikern, wie ihrem Vorgänger Heraklit, 
das Eine Urweseu, weiches alle Dinge und alle pötter 
bervprgejbracht hat, und' wieder in sich zurücknimint, das 
Weltg;aiize als Elhheit^ da^ Urfener, der Weltgeist, die 
allgemeine Vernunft^ d'as allgemeine Gesetz oder Ver- 
häoguiss o. 8. w.^)» Alle iibrigen Götter siqd als Theile 



1> Dio CtfftTtoftt. Or. 55> p- 276 (B^isli«) über Ztoo'ft Comitientare 
m den bomeriscben 6edichteiif: 4 Si Tfjpiuv »Siv r&iy ts *Of*i~ 
fem Xiyth'-'ui^ä ht^y»uivo( »etil 9t9doHOjVj 6titÄ jutv tcara-do^avt 
>rft dir iMtra d^t^^unp yiy^ai^ep ^ , ^ v d^ ko^of §t9S *jith:ia^i'- 
' ¥§kc9 ibi n^orifiJou . » . all* d f$t* Is» ' t^sigyeioaTü ttrror odi 
uard twv inl fiigovi iSi^Xutosv, 

2) Besondere Belege sind, auch nach dem Fröhir^n» kauni nölfiig; 

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HS Dlt •toische Pbiloft^pkie. 

dar Welt mch nur Tbeife und EnelieiBsagsfomeB des 
Zens, nur besondere BeBesBung^ des Eines Gottes, des 
vieiBamigenO* deijtoige Theil des Z^as, weleher ab 
Aether in der oberstea R^on bleibt, nnd ancii den Zens- 
nameo selbst yorsogs weise fahrt, beisst Athene, der, 
weleber sich in Luft verwandelt, Here C^9^ ^o" «Vf )? 
der, welcher In elementarisches Feuer übergeht, Hephfist, 
der, welcher zu Wasser wird, Poseidon, der Erde ge- 
wordene Demeter oder Hestia'); derselbe Zeos ist aber 
auch, in anderer Beaiebung, Hermes, Dionysos und He- 
rakles^). Die Molren, deren Namen nach Plato's Tor^ 
gang erklärt werden, bezeichnen die Gottheit als 



stau aller vgl. man deo Hymnus des Hlzabibea^ Fj.ut. St rep. 
38, 5 f* c. not 36. aud. poeU c. 11. Phaob* coL 1. Oioe. MI, 
147. CoB5. S. 7 ff. 26 ff. 35. 38. Ebd. findet man auch die oft 
berülirten Etymologien des Zeusnamens: Zeus von ^jjr oder 
tittpt die flexionsformen Jtot u. s. w. von Sui^ or» dt «vrov 
TA navra o. s. f. VgL Vu/Loisov und Osabb s. d. St, die auch 
filr^s Folgende, in ibren Anmerliungen su den betreffenden Stellen, 
weitere Belege geben. Dieselben s. Com. p. 6 über die Ablei- 
tung des ^ios von &üiv oder Tn&ivuty des al0iip von at&H¥ 
oder aal ^iuv u. s. f. Ein Theil dieser Etymologien ist i>ehaoDt- 
lieh schon platonisch* 

1) IloXvojvvfioc y wie ihn Klbabth V. 1 anredet, vgl. Gobb. S. 29, 
die weitere Ausführung dieser panthetstischen Idee findet sieh in 
der Lehre der neuplatonisebenMystili von der Allnamigkeit Gottes. 

2) Dioo. VII, 147. Gig. N. D. II, 2& Phasdb. fragm. col. 9-5. 
CoBB. S. 10. 12. 13. 98 ff. 156. Flut, de Is. c. 40. Dass Diog. 
den Hephäst unrichtig das hfinstlerische Feuer, statt des elemeo- 
tarischen nennt, den künstlerischen Feuergott der gewohnVchea 
Mythologie mit dem nvg r«;^«^«', der schöpferischen Lebens- 
wärme der Stoiker verwechsefaid, bemerkt Kbiscbe S. S99 mit 
Berufung anf PtuT. de Is« 66; vgl. die bestimmte Aussage des 
Comutus S. 99 nebst Villoxsob S. 607 ft — Auf das. elcmenta- 
rische Verbältmss der oberen Lufl su der unteren btM/^g neb 
ohne Zweifel auch die Deutung des obscönen samischea Bildes, 
welche Dxoe. VII, 187 C Oaio. c. Gels. IV, 48 dem Chrysipp 
vorwirft. 

5) Sbb; beneC IV, & 

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Di« ReligiöiitphUotopbi& I1T 

VerbiflgiiiMi), die CKariten, uMr weleKe Cttryüpp gleitb^ 
bll^ aasf&hrlieh etymologfsirt Hatte, das wohlth&tife 
HTeseli. des OSttlichen'), die Miisen 4^ gdttliebee Dr« 
spraii; 4er BilduiigO* Apoll Ist die Sosoe, Arttais der 
Mosd-; über ifcre Namen, Gestalt «nd AttrUnite seheiaeA 
die Stelker, namentlieb Rleantbes, fir welelieB die Sonod 
als Sits* der weltregierenden Kraß besondere Bedeotiinif 
hatte, viel gegrfibelt zu haben*). Dass Dionysos der 
Wein sein soll, Demeter die Frucht, ist bereits bemerkt 
worden ; aber wie in dieser die Erde und ihre nihreode 
Kraft'^ so warde in jenem zugleich das Prineip des Na- 
tnrlebelis überhaupt, der zeugende und ernährende* Le- 
benriimiob gefunden^), und da dieser nach Kleanthes voii 
der Sonne ausgeht, konnte Kleanthes um so eher aueh 
diese in den Weingott dargestellt findein ^. Die Mythen 
von 4er Geburt des Dionysos, stiner Zerreissnng durch, 
die Titanen, seinem Gefolge u. s. w.^), vom Raub der 
Persepbone^), von der Geburt der Latoniden und der 



1) CoBv. 38. SroB« Ekl. I, ISO. 

2) CoBv. 55* Seit, benef. T, 3. Nach IPhabdb. coL 4 bezog älirysipp 
'die Chariten auf rds r^fier^^at nata^xd^ nal ra€ dvtanoSoünt 
wAf 0W9if)*mr$o7vi d* hu er d4iil«te die Vpntdhuig moralneh. 

3) GoBor. 43. Ebd. 32 über die Erinnjen, 37 über die ^«rai, I7I 
über die Hören; Tgl. Phaedb. eol. 2. 

4) CoBV. 191. 206 und was Villoisob s. d. St aus HerakBdes tu 
A. beibringt. Pbäob. coI. 5. Gic. N. D. II, 27, 68. Macbob. Sat 
1, 17. Kbiscbb 8. 427 f» Die von Maerob. dem Gbrysipp beige- 
legte Ableitung de» Apollonamens vom a prioaiivmn und noXvc 
b^iöbnet Ptö-mr. V, 5, 6 aU neupythagöreiscb. - 

5) Plüt. de Is. 40 und dazu Kbische S. 400* 

6) Macbob. Sat I^ 18. Kleanthes leitete den* Namen Dionysos Von 
Btarvoat ab, weil die Sonne tagllcb den I^f um die Welt toll* 
bringe: dass die Identificimng des Apoll mit Dionys vor und 
nach ihm häufig war, ist bekannt^ und wird gerade von Macro- 
bios a. a. O. ausführlich nachgewiesen* 

7) CoBS. 172 flF. 

8) Gic. N. D. n, 26, 66. Pi-tiT. de Is. 40; 6^^ wo die ^e^Btpovrj 
nach RleanCb als to 9id rcSfr imgnwv iftQ6fM¥ov na\ ^ptwtvcfMvw 
nvtvfta definirt wird. Osabb s. Gom. S. 341. 343. ' 

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TIS <DI^ «toUfll^« PItIdtkipliU. 

firlc^imf dte^DAieUeb JP^höB durdküpollb >) boteii^MiaQ, 
wi^Mlie Nammdleset 0ot)Cliefte#^ nelchcb Stoffs« Bte« 
tvifgen iiri GoBoInbaok-der Sobula. fiiM ftlidieb^ oharnkp 
tet^isttelie Erklifang der fiitiälfrung to« de» Gchqri der 
Aihenk ist wis ms: Clirjniiiip hoeb erhatte«^), vdbbefti 
Biogetaes aocli Meriii fo^gtre^). D^n Name !»• düsi And* 
bitete Ckrysipp • von upa^^ih her^). B^akles ialI«aoli 
CoHNOTua^) dieinider Wdt Ivaltende Vernunft, auf die 
er Mine Attribute und Scfafckaale eu detat«li beiMUit isl; 
aber Kleantbs firklärnng der zivölf Aribeiten iat aelbed 
ibm s« TJieL Bei Paa legte sehen «der Nase die Basie^ 
hvag -auf das All nafaiB>; die dicbthebaairien BtMdiafiBae 
de» Gottes auf die Diebtigbeitder £rde^ die «itoaefaliebe 
deatah der ebeven Thcfilediifegen dai'auf jbu beadeben^ 'das! 
die'wditregjlerende Kraft eben wohne ^)9 4iese und alnl' 
IfiBfaeDeiitaDgen.kestoB.den Stoiker keiiie UebetwtaiiiBg. 
Hiegelfed: war es fast noch ein Kleines, wenn derTItand 
fhaj^tos als 'Idptfg' von der Sprache, Ji^Mg dagegdmaeh. 
jonischem Dialect von der Tvoiori;^ erklärt wurde 7). Schlieas- 
lieh mpge noch des Mytbys vom (franos und Kronos eriv&hnt 
werden, dessen kunstliche Deutung uns Cio^o®). f^ufbe- 
wahrt bat; wer weitere Beispiele atoieoher Allegorie aaebt, 



-H-<- 



1) CoRv. 10* MiiCBOB. I, if na^b ADtipatcr* t ' 

. i) B» Gxhva d& Hippocr. plac. l|i, 8 a« o« • 

3) Vuiim. iragm. «oU 5 (woeu Hbische 499 ff.) Pieft«|ibf Stelle 
theilt auch einige a'cbt, stoische Erlilär^ng^n voq 4^ik Beinamen 
der Göttin mit: *^tfvi «ei »a viel aU 'Mni^ i^VMV ^^«t- 
Sovaa), und T^t^yiv^tpi gelia auf die dreU^aupt^le der Phi- 
losophie. 

4) Plut. Apator. IS, 1&. 

< S) a. 187 ff, Tgl. ifijs, a. a. O. 
«) Coaa. 148 ^ 
7) €98». 91 f* uqd daau Os^nv« dar ebenso, wie Bfucna« $. 397, 

auch die Paralleleq %u» den ScI^oL in Hesiod. Tbeog, p. 482 

u. A. beibringt 
«) JS_. D. II, 24) 6Si (woaa KsHxscas 6. >97 f.) Etwas andere QoAa. 
... 21 ß^ Noch anders Macbo»« Sat I, 8» doch yvM, nach atoiacber 

Quelle. . I .- . • • '..... 

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DU R«llf|liliift|»liüosop1ile« Ift 

«riitf «te M- Obrnnths Md säinm AwleKer» leloht 



• ! iSdir liraelchMlid fkr die SieUiBg der Stoiker am 
pikmkm RellgCen sind aacli' Ihre Atieitobtee aber die 
NA«444« Welcfte grosse Bedeotonii^ sie det Weia^agMgfl«' 
k«e8t hMk^^n^ etbelit schon ans deofc Fleisse^ de» die 
MAofMer ddr Sdwie ihrer Beapre<;biilis; aowondleli; im 
fleeomleni wird uns Cbrysipp sb deijeiiilfe c^eBunty v^el^ 
dMi^'iMBi stotschiBD i>opiia aueb nach dieeer Seite hth 
selM ioodfaitii^e Gesielt g^egeben bat«). Die gewftbiliobeli 
VoMtfelittii^^^M reo Vorbedeutungen nbd Oraif^in koaaten 
sieh iniem Pliiiosopbea nun freilich nicht ane%Qen; die 
Vdrahsaetsang) dasri did Gottheit in menecblielier Welse 
nanh Sw^eekbegriflreoaaf Einaelaes wirke, und D^m od$i 
«ftaiem-^eiwifi bestinBimten Erfolg ttosnahnswelse vorbei 
vwfMndige, mit fiineni' Wort, das Wunderbane dos go^ 
vfiibiilteii^n Weissagiingsbegriffs , konnte in eiaen sü 
streng geschlossenen physikalischen System keinen Raum 
finden^. Statt nun aber mit ihren epikureischen Gegnern 
zu achliessen, dass es mit der Weissagung fiberhaupt 



1> Cid. Difk« l^ i^ ^: cim Stoici mmm Jen i'äa d^^tuiereM, fuod 
«i Zeno m «trit eonmtt t tktriu fUeui mnam pmmiam wfmrsUset et ea 
Cktmtkes pauh ukenara foeisset, Mccpsnt aeenimo vir mgemo 
€hfyAf^nu, pH' $oUan de divma$¥mo duobw Ukis etc/dibBtfk sentm- 
tiamy uno praeterea de oracuRs^ um de Ifommuj p^em s^dksequens 
mman lUrum Bai^lemüs Diogtnes edidü gfus mtdkan duojMptUer: 
f ui m pie noiter Pasidomus. 

S) €io« I) 52t 118: non fdace$ ^oieist smgulu yeecrum fitsit ottf 
mikm- ctmtiSus imtHsse Jhumf neqw enm decaeum eM, mec Diit 
dig^num^nee fiari ulio paeto potent, Aebalich Ssir. qo. nat II, 32, 
tto der Unterscbisd der stoUchen von der gewöboliclien Ansicht 
daliia angegeben wlrd^ dass oaob jener die Ail|;iiriee siebt quia 
iigmficdibHra iunt, ßam, sondern fUia facta *mt tignifieent; vgl. 
e« 41: M sei ebe ungereimte VcÄiiing, dass ;iupiter die Blitie 
aihlMidtre; IveMe den Uasebi4diecn so cxft treffen, als den 
' Mittldigeni es. sei dies^ fmr ad o^grcendas amm^ imferkortan 



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IM mp «toU'oiie Philba^pliilB* 

vlehfe sei, sebUig^eii die SMker 46»^ mngdMlhrte« W^ 
eio, das Wunderbare, was sie als solclies niclit mukeb^ 
»•o koDsteo, ff&r eis naturlicli Gesetmfissiges xi-.lsrklä- 
reii>X ^ sfeliulatiy zn diedacireii, mid der tttfiith^iPmf 
ttaMii« der ist Eln2ie:e, too dem un hetkAMf y^MinAßm 
•r a«eh liier durch Bestreilnog der V^erbedettanges^ «sui 
der WelssagsDg die Selbstiodlg^keit aetnes OrtbeH^'g» 
wahrt habe'}« Wie in neuerer Zeit Leibnlts «nd^Mvieto 
Andere vor und nach ihm die Wuader dureb'dleAikialNile 
ihrer Praformation aus zttfillig;en und OberMtiidißbuii in 
gesetmässige Erfolge, in Glieder des al lgci w e i nen . Wutm^ 
susammenbaugs Terwandeln zu können geglaubt)! haben, 
so.sncbteu sehen die Stoiker die Vorzeichen und« .dii^ 
Weissagung durch die Voraussetzung eiiter Hatufliehen 
Zusammenhangs zwischen dem Zeieben uiid (dMi Gemtür 
sagteuzu retten, und die Vorbedeutungen. als- dl6«.Mft«r- 
Ifehen Symptome gewisser Verenge zu be|(retifeli>?>;'«iif 



1^ In anderem Sinn und ausser diesem theologischen Zusammen- 
hang hatte schon Aristoteles, wie im 2ten Th. S. 458 gesagt 
ist, das Wunderbare iur etwas vom allgemeineren Standpunkt 
aus Natürliches erklart 

3) Gic. Div« I, 3, 6 (nach dem vorhin Angefahrten): sod 4t Stoicis 
vel firißcep* fffM. ditcipimae Pasidonu doctor dudpmhu AHt^MUri de- 
genermfä Panaetius , nee tarnen ausus est negare Mm e£üe divi- 
nandi, sed dubkare se dixtt^ Ebd. I, 7, 12. U, 4Sy 89- Acad. II, 
35r 107. Dioo. VIL 149. 

3) Sfes. qu. nat* II, 33 : «itmir «tfiim [Deum] oiiosum et .jmsäiae rei 
manstrum faeis, H aHU somftia alüs exta duponit, itta rnkthmanus dkfi- 
iRt ope geruntur. Sed non a Deo pemae avium reguutur nee peeudum 
viseera snb seeuri formantut^ AUa ratione fatorvm senlu\espiiea- 
'• tur . . . ^idfuui ß aUa^ retfuiurae signttm ett* *, \..emjus rei 
ordo est etiam. praedietio est u, 9* w. Cio. Div; I4 53v' liS (nach 
dem oben Angeführten) : seditaa primciph inehoatum- esst stmmdum, 
. ut certis reku eerta signa praecurrerent alia in esHt, aSk w avi- 
hus u. 8. w. c. 55, 135 ff' nach Posidoniui: da Alles dim 'Fatum, 
d. b. deih Ü^tursusammebbang gemäss geiehiebt [man bemerke, 
wie bei unsem speknlativeo Ortfaodoi«a, den. xstionalea Vor- 
dersatz für den irrationalen Nachsäte] > so lassen aidt' die Wir- 

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0»e,Rel%i0|i»||liilotophle. f|| 

M^ fiiawMfltaiif^ abep> &mB te^iit tfieseniFlIl viel niebr 
VorMl^Mog^bennfiaate, «ntvrortdtenifllef e8tgebe>dtorei 
«leli wIvkKich an0jilil%e, »«r wittMD iMr die westgslM 
SU deuten 0- Dm \etuinniniB» dleaer Zekbdn eoMte 
tbidle Setbe :eiifer naturiieben' Begabung:: und Sünmiing^ 
IheiU: Seebe« 'de«' Kunst «ein^))' in« erbterer BeEiahiiBg 
gUttbteo die Siteiker^ wie Plato nnA dae:gmse Altertfiii«^ 
daea der Sinn Tor ^'^ höbtren Offenbariing^n Voranga^ 
weiae ftn Zaatond der ^Bewns^lloaighelt^ lins Sfehlaf tmd 
ooebMnebr I» deif. Ehataat attfgehe<'^;i uii'..indeaaeil alueb 
auf der aubjektivei] Sett6) daa«. Wender iböclicbbt' aa ent- 
fernen) beriefen a)e «fcb aaf die Indergambil Welt ver- 
breitete götttlehe Kraft , dui^h welohe m B« der Hdrnapex 
geleitet werden aollte, ein so oder so beschaffenes Opfer- 
thler zu wählen*). Wiewohl aber Vorbedeutung und 
Mantik hiernach mit andern Nafturerfolgen in Eine Reihe 
zu atellen waren., oijid mit der sittlichen und religiösen 
Beschaffenheit des Menschen in keinem Zusammenbang 
stehen wurden^), so wurden sie doch von den Stoikeri^ 
als der ^augenscheinlichste Beweis der göttlichen Vorae-r 
hang . geprjeaen ^), ja die Schule liesa aich von ihreuni 

' ftongen aus den Ufsachei), mMh auch aus den gewiss«* UVsächen 
aiiseigenden Merkmalen, (d. h. den Prodigien u. s. w.) erschliessen* 
Vgl. auch I, 8, 15. * • ' ^ 

1) Su. a. a. O. 
^> Cio. BW. 1, 18, 34. 66, 127. 
S) Gl«, a. a« Oi c. 55, 13^ 57, 139. PLin*. pK pbU. V, 1. 

4) Cic. a. a. O. II, 15, 35: ChiTSippt Antipater ' und Poiidonius 
heliaaplen: ad ^höttünn ddigtndam ducem esse.vim pumAm sm- 
iiei»tem aljue dkmutm, fuae toto confwa nmndo sk, ^A»€h hier 
laast uns die Parallele mit neueren Wundertkeorien nieht im 
Stieb $ ähnlick^ haben diese das Wunder durch die imoianens 
Gottes in der Welt eu begründen rersncbt. 

5) Vgl. M. AuBBL» IX, 27 : man solle auch denjenigen wob1K>vt>llen, 
die man nicht achten könne; ^voe« ya^ if^\Diy vkil #» *^to\ ^i 
^ravr^itos mvv^is ßmfiaat^ St* Oye^t'i dtd ftwnatftßHv^ nftoi tävra 

e' • ' fU»TOk TtQOt » hutvOt Statf4QQVUtt\ 

6) Cic. lü. D. II; 5« 13* «5, 162 f. ' i ^ 

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Die ttoitcli« FfcUoiopliik 



orAodmeii BIfwn det lUknfiu ng nmii B km m^mtA der 
EsMeu dev Cilter folge 4fe BzMms der DNImMoii 
mtbftcndle;, wie jeM au dieMr*). M«Mte «Aiw 
dSdwr' apri0rfocbe Beweis 'fir die WlfkHdikelt 
der Wetttapme^ eethweiidlp mehr erbevllch, ek wtaeee- 
eebäftHeb, nsfellea, so sied die Erfbhniegtftewelee we 
■wlglicli soeh sehsricher, welebe tbeils sef dm e^tm^nmu 
^eirtM^^, Aeib «ef die vom Chryslpp and Anti)istefeeMrig 
geeanbeltee ErsiblaDgen von elngetroffeeee TriMies 
eed Orakele gekaut werdeo^)« Das BaopttateresM dieeer 
Sewetofiilmilii^ Hegt Ar nee darie, daes sie «ns fee%t, 
bis ze wefebc«. kritiklose^ Aberglaaben die Stoiker fa 
Ikrer TdrtbMdi|;mig der Velksreligion fortgiengee^. 

*• 35- 

DfeMoischetilMlL 

. • . .. . • ... w > 

So ansfuhrlicb auch Physik npd Dialektik von den 

Stoikern behandelt wurden, so liegt doch der eigentliche 

Kern ihrer philosophischen Weltanstcht, wie wir schon 

froher gezeigt haben ^ in der Ethik, und selbst die Phy- 

Äk, dieser „gottlichste Theil der Philosophie/' ist io 

letzter Beziehung nur die wissensohaftlicke Vorbereitung 



1) Gic« Dir. I> 5» 9: effo enim sie esUtimo: H mt m gmara dhi- 
nanu vera de fmhu accepknuä quaeque coHmiu, 'esse ßeos^ tieidsm- 
fue si DU situ, esse qm divineuL Atcetk tu fuUem ^SudeohiMf in- 
quam, Qaime defeotkt.u. a. w.'£b4 58^ 82: stofiseber Beweis für 
^le'DEfiaatkMi: si sunt DU neque imu detiatSäa hamaAu quae 
fmm%swu. Mit ntm däigfuint hotiibißs^ mst qM eventun m i At igno- 
nsi$Ui out ßMietimaHt , mhd iaueresse hamitmm, sein quid futurum 
• sit, : mt 'ttm »üetuiiu esse smas majeitatis ptoBsign^/inart kanMbus 
fUMe ituMifuturU} auiea ne ^wJ quidem^Eüi sigmficäre possunt, 
At neque ntm dtBgunt na* u. •• w« ' 

i) Gto. a. a, Ow h 6* fti iF* 

S> A. a. O. 1, 19« 37. 20, 39. 

4) Eioige» Weitere » waa die «toiacbe Lebre i«b der DiTinetioii be- 
trifft, aber pbilosopbisch bedelitimgslos ist, e^ b. Gie. Div. I, 52, 
118. il> 11, 36. Stob. EkL.1^118. MAfitoif. SbnMI, Soip.1,3. 

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DitEOiilL Itt 

8ysttaaia.«»IAiiiiUtelbftfsteitf/ znm\9Hiä%lhuk6wm^i imi4 
ebMM üfltt sich.iMto VMata erüvatteii^idttaHllMftrThitf 
JkaMbBti «iit besilndener SiMgfdC bekftmteU Mfai jir#rdA 
fkmßxfümk utKh wirkikb 4^ Fall w«r^ s^teaffwIriHHi 
HDierem Aaelttfn, iitiBlDlie g^ei^ade ' liitfr rtiichlMfa gMsy 
fliessen, um ons von dem Inhalt der stoischen Sittenlehre 
mit genügender Vollständigkeit 2u unterrichten; dagegen 
lauten die Nachrichten Ober die formale Gliedefrang der- 
selben so verworreii und widersprechend, und die Stoiker 
tieihst «obeinen auch wirklich hierin so ungleich verfah- 
ret^ «to sein, und Wiederholungen so wenig gesehnt zu 
babeii, dass es kaum möglich sein durfte , für die Dar- 
stellung ihrer Lehren sich an eine von den JUperM^f^rten 
EiAtfteHuitgen sn halten >). indem wir daher uMem Stoff 



1) Di« H«ftpl»lelle \h Dioo'. Vli, SA Uutel: ^«i. ii n^wop fif^^ 

•iya^iar mal n^ndüv. ronor nai eiQ rilr rriful na&iuv nal n9(fi a(>e« 
tigs mal ne^ tikov^ nt^i r« ry/9 Tr^/r^c 4£*<t< nal toip «rifafcwi^ 
itßi. frt^ Tfiv »^^närttt^i* Vf^or^om^f re nmi in»t^*mvip* nnl «reo 

^0l %Miv n^ay^rmv ^i.^Xaß^ßv. Man , kann liier ßlierdm§ß über 
die interpuakUoo dm ersten Seteea (die ich desebalb fir«^1assen 
liabe)«««Qd4emsema^Buqh iibfcr den SiondeeseibenfvitfiMheft sein; 
dc^ßbc w«tfft aeli<Mi die .Att»driu^k».v)f«ise darauf biO| 4ase die drei 
erstes Glieder die Haapteintbeilung , die sech» f engenden die 
' wekeffl Utfter^btheikmg enthaUen« das« • demnaeh die EAbik des 
Chryaipp und seiner Nachfolger in die drei HaHfHlMle Jte(*i 
»^^9^ ir* ay»&(ut> mil uauwvy sa. na&mft serfieK Hiemic istimnit 
£raT9T,Dis8< IH, % tbeil weise uisammeo, w^ui er in der An- 
.leitung. nir Togeitd drei ronoi unteracbeidet : 6 irt^l r<it*vp4itie 
NjE^ r«V emcXüM^fi! , der im Folgeodei» auch o »r. wil »d^^. genannt 
. wird* ^.V9^ raf 6f^m9 iml aq^p^fidi yeoi att^«/^ o ürM0'(t0 *a&^- 
$9Vf lind endlich i mgl vijp iv^^mnar^oitp^ «al mvsiumovifra uat 
j^us 6 »4f2 m <it»/if«ira^4a^f. |)er erste von diesen - Tbeilen 
wurde dem dritten des Diog,, der eweite meinem: ersten entspre- 
chen f dagcigen seheint der Abschnitt 7t. d^ya^a^p' mA maw»P nicht 
in dfsm dritten Epiliiets iw «tfcluBni weleber sieb ridmefar nach 

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tt4 Die stoiib« PbilUsopliie. 

m vsftbefleli,' wie er vtnä ^dee deiUfaiieMi BisUfaik in 
tue BigeetbimlieHkeit und den imeusn ZiawBdieflbavg 
Üev^itiiiMbev-SitOT M i^ewäiHre« sdwiiity so «ntenelwi* 
dM wir «mehnt die alle^eiMtee «nd die specieHe iHeisi, 
.«iHierbttib der erarteree sedaim diejdvif en BesHimiiuiigeii, 
neldie da« aittiiehe Ideal der Stbiker als soifehes dar-- 



dem F0l(^en4en auf die vqu Oiog. nicht au^drfichlich ermähnte 
dialektische Sicherung der sittlichen Grandsätze bezieht ^ sondern 
ch^ yudem ersten, ton den dgi^ns und i^nX^etQ Bändelnden 
liauj.rstiick. Vim den beiden Genminlen- weicht dämi wieder 
.STOfuUrs ab); wenn er in seiner üebeoicfal über die frische 
Ethik Ekl. II, c. 7 zuerst S. 90 iL von den Gütern, den Uebeln 
und den Adiaphoren handelt^ und in diesem Abschnitt aucK die 
Togendfehre aaslührii<;h bespricht,' hierauf ^S. 158 «u äet Lehre 
ymmmfin^i^ ««ad ran 4en( THebeo abep^ekt, an dhm ^» 168 
die von den Affekten (TtaO-r^) anschliesst, sodann^. 186 ff- eine 
Erörterung über die Freundschaft einschiebt, um endlich S.^)92 
bia 942 mit einer ansliibrlichen Abhandlung iiber ,d>e ivtgj^/ttiita. 
{woiro^&iiftatcii «/»oefn^^ara, sSitepci) za schliessen, deren gröss^ 
rer Theil der, Schilderung des Weisen und des Thoren gewidmet 
ist* Vergleichen wir weiter Srb. ep. 95 S. <27 Bip., bo wird 
hier ana Posidonius angdUhrt, dass nicht nnr die jtraeeeptio, son- 
dern auch die tuash, consoiath und eakortatio nebet der Aetiologie 
und der Ethologie (so ist mit dem neuestem Herausgeber zu 
leaea) nothvrendtg sei, von denen Jene die Ursachen, diese die 
Hinnseidien der sittHehenZuttändenntersnchlni 9»11^ bestimmter 
wMenep. 89 S. S54 drei Theiie der Menl iiftndisft gemacht, 
yca denen der erste den Werth der Mige bestimmen, der 
eweite 1^ i^npetu int^l 0^/^17^), der dritte tie acewnAus bandeln 
salle^ wiewohl aber die «wei ersten Glieder der letstervn Eui- 
4bell«ag mit den zwei ersrten des Diogenes zosamiHenfiAIen, so 
läflse sie sich doeh in dem dritten mit seiner Darstelht^ nicht 
' Hiebr combiniren. Ebenso wenig ist diess mit dte drei von Gic. 
Oft II, 5-, 18 genannten sittlichen Anfgaben der Fali, und noch 
• weniger mit den drei Stucken, die EpiWt. Encbir. c. 51 <76) auf- 
> zählt und Pbtersev phiLCbrys. (und. S; 260 mit ^en 4rei Haupt- 
tiieilen der Ethik bei Seneea identifleirt Aus diesem Oewurre 
swietpSkiger Angaben auch nur die Haupteimheüimg der stoischen 
Ethik festsiistellen, scheint mir anmdglioli, und nur so -viel ist 
wahrscheinlich, dass die $t<yiker hierin selbst aioht emig waren. 
Vrnnmujsi Versuch a. a.O. 8;258^ff*iit, wie <ieb {glaube, verfehlt 

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Die Etkik .Dat'tittiiche Ideal als solches. l|f 

sielleiiv «M «Mjenigea, <¥«kto:Awftlte mit rftookiMif 
auf 4alB .praktitete fiediiftoiss .moitifieifteo* Jeme Mlbit 
eiidHek lasseii sich a»l4rei.Ge$fchtfl^uBklea»rfi«kilpluneii: 
die Erottternng: nher ^M hMhsle Oot^ über die sabjektk' 
Ten »Bedlng;u0gefl seioer Anefg^niing, and über «ciie VtMl' 
wirlilicliuog iai Sulijeet. Bei /dem: eraten. Ten diesen drei 
Peeliten handelt ee- »ich am de« Begriff dee Oeten, bei 
dem zwfeiten: um deo der Tugend^ liei dem drittea um 
den des Weisen* 

1. Die ailgemeineh Grundzage der 'fischen 

• ••• EtVik. ■ ; ' '[ ' ^ ' 

A. Das sittliche Ideal als solche«. . 

Die ünterseebang iber die Besiimnsng und die sUt* 
liehe Atffglibe des Menschen liniipft sich l>ei den Stoikern^ 
wie in der gesammten Moralphilosophie seit Sokrates, an 
die Frage über den Begriff des Guten und über die Besti^id- 
theile des böehsteo tiuts^ oder der Gliickseligkeiti' Diese 
glaulyen sie aber nur in der vernnnftmässi; en Thäfigkeit 
oder der Tugend suchen zu dürfen. Der allgemeine Grund < 
trieb aller Wesen nämlich, so wird diess aafl^fubrt, ist 
der Selbsterhaltungstrieb und die Selbstliebe >)• Hieraus 
folgt unmittelbar das Gesetz, dass jedes Wesen nach dem 
strebt, und dass für jedes dasjenige einen Wertb («$/«) 
bat, was seiner Natur gemäss ist'), dass mithin das 

i) Dio«! VII, 85. Gic. Fin. IIJ^ 5 (vgl. Off. f, 4, 11). I>a8| Beide 
derselben Quelle folgen, erhellt ausser ihrer übrigen ftüm Theil 
wörtlichen Uebereinstimmung nami^tltdi aus ' der gleicbmassig 
eingefügten Abweisung der epikureischen Behauptung^ darf» das 
Verlangen nach Lust der Grundtrieb sei. Da sich Dioo. aus- 
driiehlich auf Gbrysipp n. t^lovt beruft, ist wohl eben dieser 
jene Quelle. Eine , ganz unwesentliche Oifferenss is€ die von 
Atvs. Aphn de an* II, S. 154 angeführte, dass bald iltall^stittim- 
ter die Sribstliebe» bald genauer die Erhaltung d^r eigenen Natur 
' als Grundlrieb beseichnet wurde. - 

2) Dioo. VII, S7. de Fin. III, 5, SO. IV, «, 14. Stob. U\ 131 f. 
Sbh. ?it.-be. c. 3 u. o. < ; '< '» » 

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ItC -^ Dld'fttoUclie^faHoidpliiflL > 

bdiMto Cut ttn« »er koeUateZwedk^ oder «e GlMkns 
Itgfttrtt, ««r In irä'MtargeMAtsfctt'LelM« liegen kAnn^). 
Natliii^l^MAflii k«M «jbilr fir de« ElnwlneB ininer mar in 
tf6¥ny wns' mit* ifeni Gang; iii»< Gciseh?- dee WeU^nzea, 
'^iltef nll-^der Ul^emebien Wclivenivtlft aiiereiiitUiital^), 
imi fBr dJw:lMrw«eBte und vertiuiiftigie Wesen: nur dasje- 
nige , v««8' md der ErkttMtntes ' dieses ittgeoieitteu Ge- 
setzes, «ds ^mrnuAftiger EinsicM bervoifrebt^j*. Denn: bei 
der Frage nacb dem Naturgemässen handelt' es sldh nm 
die Uebeifeinstiinmun^ init der Gruiidznsaniinensetzang 
jedes Wesens, diese Hegt abcar für den Menschen nur 
in der Vernunft*). Ob man daher den Grundsatz des natur- 
gemässen Lebens unbestimmter in der Forderung des 
ifäölo^bfjiiitws ^ifvaMdriiekte^ edet genaiier oßolö/oiffii^aig 
t^i(f>i9n ipp sagte, und ob man im ietztera Fall.dld ^irW 



' "<) SxdB. If, iiS. 0roG. VII, 88- ^^r. c. not J7, 9. Ebd. u. Skit. 

' '<Mitk XI, 90. 8!FoA. II, 7S. H u. ö. ünAgfi dek form^tteltelliii- 

i :. tioneit de« «yai^vvj des t«^^, der tifa^t^tim. Die letzHre wi^d 

4urch ct'(>ofta /?/oi> umschrieben. Verschiedeae Formeln für den 

'begriff des natiirgemassen Lebens s. b. Clex. Al. Strom. II, 

•i ' 416-Sjrib. . c •:■ .' 

..P),9>06< Vli, 311: S^97t9(f t^lo$ yü^itat rd dnaUäwe %^ ^iW«! i^* 

«»^*p fffi «Ol* ag»ariyi' atJ^J xal t»/»' rwr c^wr (?Jif ivf.Qyiv%a^ 

Vi» airayogetstP ii<u9tv 6 vofios 6 xoivoi ottiq tslv o o(j&6s ko- 

' yöt'9iet ndvTOfP iQ%6usvhi o avrcf tp tt^ Jit , . «Ä'A« ^ aito 

'.i.li ffttff» «179« r^ »vSaijUPOf tf^9wii» seal 'm^oiitp ßloi»^ 0ttw naPtm 

ngcLTTtixa^ nard tr^v üvfitpotviav r« nag* exdgta dtufMvoc tt^S 

, ri^v.T« fflop,S$oi9tits ßBlrjüiv, Weiteres über den Be^iff des 

'! «Ugeimiinen. GefßUes, nit BeftiehuAg auldc. N» D. 1^ 14, 36. 

. I&*40, 8«.b,.i(B^caB F^rftcbimgen I, S70ff. 47&f« • 
. S> Stob. U, üO: ^<rr«»c ^«iv^ia^a» tti^ v$ «f .To«e iUfmioi^ y$yvo- 
f*4vtjit ^fä^v %mi T^v kv T9«0 dliyov^ SoWc« M. A«^ VII, li: 
fi^ lü^if iwtj» ij «vrv ir(>«|«fi K«ira tpvciv b^i I<a2 Mrii Ao;'o}'.^ 
VgVVUI, 7. 
4> Ami* ep* 1319 S«. 1S9s i»»«» ammal priimm oßtutktitiöm suae 
^^$tcilS0rii, honnutU MUem eefutÜMiiäNtßi ratigmihm. U9ei et ideo 
eonciUari honwietn siSi tum. umfuam ammaJi std rnttfumn tmionaH. 
. (VgU vorher« constkutio est ]^4ncipa(e ümtni fuodbm modb jt ha- 
bens erga corpus). Dioo. VII, 85- 

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Die Ethik 01^ «htliclie Idfal.Hili solches. Iff 

aQf ^iQ^HiOiiir filrßrbaum MV mit tbAktlMitererJK&ler« 

iM9«eUtehe Natwir bezogt), <ii^ Meiovng kiunta Jmaeriniir 
di0.fl|4tQ) daiM ,«toli. (jaa hnkßfsk 40»ifiiDMioitei<leni Ziote 
der Gläckaelig^ßlt )9 .4eiMeli)0li JlMiti oibcrbio^en v«^ 
i)im wtferiit:, |o dem es mit dfiQ altgeoieiveiiiAeaeMcii 
d^s W^ltlnufm; luid. d«ir v^mfinftigflo : MetadioiiiMiliir')! 
übortdistiiiiuit pder.tm Zwieainak li^tL Die Vwnmfftig- 
kei( d^ iifsheps aber, dte UehevelMtiuiiliutig aAt.int Mr 
gemeine^ Weiktprdatti«, iit mit Biuem WoMe 4MI T«|)eBd» 
Das fttoiaehe jMjpralprliicip lie8i:flfch Mhet auk kurz, ia 



1) Nach StoB. II, i32f. Dioö. Vif, 89 A^äireii'dfe äÜei^h Stoiker 
m don Ausdrurk ihres Princips iiiolit gaiia einig gtf^eBant ZeiM^ 
nsmlic)^9 bfjrichtet Stob., habe als. das zflos ««r 4^:/«m^<9^^ 
^^ictfc it]v beseicbuet, erst Hleaothes dem 6f$ol9yovftJvw6 die 
Worte T^^ tf^vaei beigefügt, Ghrysipp und seine Nachfolger die 
forme! diiroh verBehiadetio (flif ihren JSinn überheblicfae} ^naStatf 

; .erw«ilert Diog. ilisst:§..{^7.»|ih«o den 2e«Q idaa o|«a^U^v/»^<vl^ 
ty t^vQti, aussprechen, daj|eg^en sagt er ^>\89r unter die^ef ^vqi^ 
verstehe Chrysipp Ttjv re uotvrjv xo2 iSituS ttjv av&i^nivr^Vt 
Kleantbes tijv uoivijv fAovrjv &Wt» 81 leai rtfV inl fiigov^» Diese 
Differefiaen haben aber schwerlich so> viel, auf aich^ a)s & B« 
EiTxna 111« 6S0 annimmt. Ob Zeno dem ai^lof^ov^^iiu^ das 
x^ fivatt beifügte oder nicht, ist saohli<;h gjlesichgältigi jdenn auch 
im letstern Fall konnfje er unter dem einstimmigen Leben nur 
entweder «nmittf^bar das mit der Natur über^instiaimeade ver- 
stehfi^ oder wenn er dabei zunacl^st auch nur, an 'die Uc^berein- 
stimmung des Lebens mit sich selbst gedacht haben soUte, so 
führte diess doch sofort wieder auf dip Angemessenheit.. an die 
|9atur des handelnden Subjek^ svirück... Vgl. afieh Sxob,^I, 158* 
Klea^th mag immerbin. »unliebst nuc. vop dßr ito«^ iff^vj^^ oder 
dem no*vQ9 vofjkot gespr^fcl^e^ haben« mit ide^an ?i:eise auch 
sein HymB^# ^chliesst, aber gewjss bat>er die oienachlichi Ifatur 
nicht ausdrücklich ausg,cscb)oss)qn„, spndevi diesa iaZuthat des 
. La^rtiers, i^nd. Chrysipp bat die Fi^rmel insofern, d^rcb seme 
Fassjünig ncbjt\g erläutert . . \. > 

l).I|enA nur aq, di^ese weicdefi wi^: bei der ywf»« ^v^opmün^ Chry- 
aipps zu denken hab^; das Menst^l^luiie aie^t hier im Gegen- 
satz gegen das ThiBriscbe„,.fs, bezeichnet. d«» Oleiche,,,we das 
Xoy^Hov M. Aureis. . / i • . i 

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IIS . ' ^ ^e>»toi«cbe F'bilatophie. - ^ 

dimt Sbt«> ttdikMldceb, die ^rfcgeH' Alleiti 86i Wn6»ir, Mt 
61ticftfelig;4iel4 beitfUlie ktiMcbUediilicb iti-iet TsgendO. 
Oder wenn fdusGUite,' mch dem VorgAtt^ des Sekrate», 
abs das NÜtitfiobe d^nlrt wurde '), iso War 2tt sagten : nur 
die Tpfendisei nulBÜdi, fBi" de« dckfeebtea dag^egett aei 
•fetülft vi» Mataeii^, 'denn für dae veräunfttge Weaen 
Hege 6ut)tti»d »Uebel liieht iki den^, waa ibm widerfahrt, 
aoadeni eiilzig'tind'^alleib U' tieinem Thttn^). So ergiebt 
sieh hier eine Lebeöitoaeielit, ivernach die Glückseligkeit 
mit der> Ta|g;6tid, d4s Gate and Nät^liobe rnft der pAieht- 
ttiid ve^nMftmäasige» Thitigkeit seblechthin zMammen- 
fallt, so dass es weder ausser der Tugend ein Gut, noch 
innerlial||)...ffire^; und für. sie^ ein Vpbel giebt. Wenn datier 
die £ew4iholiche Deohweise und auch die Mebrsabi der 
Pbilosophä^ terschiedene Arten und Grade von Guter» 
unterschied^ und neben den geistigen und sittliclien Eigen- 
Schäften aneh körperliche Vorige und äas^re Dinge zu 
den Gütern rechnete, so wollten die Stoiker jenen Unter- 
schied und diese Zusauitnenstellung schlechterdings nicht 



1) thocf. VII, M. lÖlV Stob. II, 200 f. Sbxt. Pyrrh. Flf, 169ff. Cic. 
Acad. I, 10. Farad. 1. SkU. ep. 71, S. 2(37. nil Bip. ep. 118, 
S. 11!^ f. <wb ttiaitienYlich aücb das Verbältnlss der Begriffe Ao- 
nestum, iomtm, secundum natüram bespröcben wird) u. A. unter 
den Wendungen, in denen die Stoiker ibren S^t^ bewiesen, ist 
noch die Ton tSic. f^in. III, 8« 27 überlieferte hervorzuheK>en : 
' gttßd est höndm' omne Utudabäe esty quod amem UmdahÜe est omne 
' iumestum est. Wenn nach Stob. II, 92. Diog. VIF, 94 ausser der 
'" ^ Tugend selbst itucb der Tugendhafte und der durch die Tugend 
bewirkte Zustand im Wetteren Sinn ein a^^a^v gänanilt wurde, 
ao ist dSesa für die vorliegende Frage ohne Bedeutung. 
■^) SttfE. H, 7S. 94f. DtÖG. Air, 94. 98. Sext. Pyi»rb.lII,169. Math. 
Xf, 22. 25. 3t). Cic. Fiw. 111, lo, 53. 
"'S) SsxT.-a'.* «. O. StöA fl,' 188. 202. Plüt. 8to. rcp. 12!. c. not 20. 
Gic. Off. ni, 3, II. 7, 34 (die Stoiker erklären nur das hAnestum 
' ftir ein utUe, Panätiüs ISügi&e, dAsafdie Pfiicbt mit dem Voftlieil 
im Widerspruch stehen hönne, denn nÖat uHle fuod non idem 
' hbnestum, iulM hotiestum quod Hon idem niUe sU), ' 
4) M. AuBEL. IX, 16. 

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Die Ethik. .Da% «iuMche J4iefl 4^; solches. |||[| 

gi(Ke«,|a«PMF El» 6pi^ ist ^%^h iktpt, q^j^ßf^zeagifnc n« 
da^wlg«? :wa8 .ei9en. abanl^iteo .VV^rtt^ bat; was nur 
ttffi.eiiMSS Al^derp willen oder iip :Vftjrglei^|L, mit eineni 
Aad^rpii von Werlb ist, verdbsii^ diesen JC^^pieo gar. nicht; 
deriUntd^schied deq^ tpa^f^.v<>n dem Miehtgntfsq lie^t 
iripbt.Uosiim Gmd, sondern in, der Art; was. qf cht a% 
«ad iiir sieb ein G|it ist, ^qn eß uqter.keinep Cm9tan-, 
dea werden 0* PaiM^lbe gilt, aber .natii^U.cb aach .voq dei) 
KabelH: ;¥fas nicht; aq sich e^müebel ist, kano durcl^ p^in, 
VerWltaiM,^ Anderem mcbt dazngeniii/(|ii.werd^<»i 4^ 
eia.GnIi ist;dah^' .nyir das absolut Gaute^ oder die Tug^/Mh 
a^a betrachten, als ein Uebel nur das absolaf^ U/ebel,. die. 
Scb(ephtig)|ei|;; alle andereii Oiqgci dagegen,; w;ie eing]f(;{- 
feod. ibiT ßiliflass s^^f uascrif Zustand f^uch sein .mag,« gcs, 
hoiwn weder zu . den Geltem • nQch zu den jüebjeln, sood^rn^ 
zu 4fai,,f]Ueichgültigc|s, den. Adiapbora^)., und w^df^r Ge- 
soapibeit, aocb.R^iqbtbum, noqh Ebne» npclf d^s LehfQ 



1) Gic. Fin« III, 10) 33: e^o assentior Diogeuij'jui honum tieftnkVt 
fuöd esiei tUOurä. ntüsolumm ['fftitotiUif^x^, . höc autam ipitm» 
i^mim' n»n acoe^sumf nefue cf^pemio out ei^ii, ceipris cpmpiv^iff^ 
ssd propria vi et s^nttmus et appeilatmu bonum» tU emm mel, etsf 
dulcifstmum est, suo tarnen proprio genere sapons, tum 'cbmpara- 

' hione cum al&Sj dukeesse tentäur y sie bSnuin hot de^qtto HgiMUM' 
est iUud giddem plurimi aestisnandum sed ea aestimatio genere valet 
Htm magnUtjdi^e. M«s..w. Wenn die Stoiker doch verschiedene Arten 
des Guten, oder yerscbiedene Bedeutungen des d/ß^6v unterschieden 
(Cic. Fin. III, i6i 55. Diog. VII,. 95X $i;09..II, .9&, 124.f. 130. 
1^6 f* Sb)^t. Pyrrb. lU, 1^1. Sb». ep. 66).,. 00 sind das dq^h gans 
unwesentliche pistinctionen. 

2) Sbxt. Matb. XI, 61 (nachdem zwei nicht hieher gehörige Bedeu- 
tungen des aStutpoffOP angegeben sind): ui^vd tififiov Si nai t<- 
iiy^miov Tffonop «paalv adta<poQOP ro fii^ts itQOi, 8v9a&//tov£av fii^e 
9r^<»f. n9iKodatfioviav avkka($ßav6fA9»09, Dahin gehören äussere 
Guter 9. Gfssundbeit u. .s. w. c^i yaf^ i^iv sZ nal xnMolt nfijß^ak 
Tfifr' iv . «I?; dd^atpogov * Std n^vzos ^ d^9t^ fttv nakdjQf xtuUij^ 
6^ nattwf , vysitf , di ual roif nt^l g^ßi/utTt jrori ftiv, ev nori di 
nunm i'^i xi^Q^ai, Ebenso Pyrrh, III, 17^, Stob. II, 90. Plvt. 
Sto. rep. 31. Dioo. VII, 1Q2 u. A. 

Dit Philosophie dar Griechen. III. Tbetl. 9 

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UM ' D{(B fttöitclit Pfciloaoj»!hfe.' 

seHist IM einChit, ebenso «renfg; »Ihid Hher Misli 4to Mt* 
l^l^eDgesetateii Zttstäiide, Armitrtb^ Krankheit, SelnMehy 
Tod, ein Vebd, eöndehi diese, trte jene, trind «M sidi 
gleldigMttge Dinge, ein Stoff, der gleichsehr 'Mlii*Oales, 
wie zum Setilediten bertOtst iifenlen ktinn'^)« Afü Aller- 
wenigsten darf 'aber die Lust fftr ein Out' oder -f^alr le 
eptkureiseber Weise fBir iten- letzten und «nkedhigles 
Lebenszweck erklSrt witoden; so gewiss ^ielmeii^ aos 
derTngend eine* eigeuttraoflidte BefrfedigMig niMl •Heiter- 
keit des Gemirthi, aus der Seiileebtigkett fnnere tklliMt 
bervetgeht^ so Ist d^b sdbst dieser Innere Geiiiiss der 
sittlieben Vortrefflichkeit nicht der Zweck, sondern n«r 
eine natürliche Folge Cimy^^pnpf»^ der tngendliaftea Uli- 
tigkelt, die zwar Insofern mit unter die fiSter int Weifte- 
rin Sttan gerechnet ^rerdeo kann Cs. o.), die sich über 
von "itr Lust als solefaer wesentlich unterscheidet*). 
Diese ist etwas schlechthin Glefdigultiges, hinsiebtlfich 
dessen die Stoiker nur darüber nicht ganz einig sind, ob 
alle Lust naturwidrig ^ei, wie der Rigorist Kleanthes im 
Gel#t des Cynismus behauptete, oder ob es auch eine 
natnrgemasse und wünscbenswerthe Lnst gebe^ Die 
Tugend ihrerseits bedarf keiner anderweitigen Zutbates, 
sondern tragt alle Bedingungen der Glückseligkeit in sich 



i) DfoG. a. a. O. Stob. a. a.' O. Pldt. c. not 4 f. 7« St rep« 18« 
' Sl. SixT. Bfath. XI, -90 u. A. Man Tgl. auch, was aua Anlass 
der Tfaeodieee angeftifart ward«. 

9) DioG. VH, U. Cio. Fin. H, 21, 69. Sijs. benBf. IV» 3. ^it be. 9. 
15: tiec gaudkim guidem, quod ex virtute (fritur , ptartwi* 6onum 
sUy ahsohiH tarnen boni pars est. 

S) Sbzt. Math. XI , 73 i r^ ijdov^v 6 ftiv 'EnUaffot uytt&ir slvai 
tftjoav* c 9i elittuv npiotpeif^ fAalXöp ij ^a^eltiv^* (Aotbtiieiiei) 
HOHOP' 0» 9i dito t^f tfroaC aStiitpogp» «al 6 tif^yftiWm alli 
Klaiv^ti^ fiiv fi^tt xar« ^vütp avt^v iJpäi fi'^rt äiiäv ¥%hp 

e7ra< * ^6 'ji^x^9tjfiös ntura ipvaiv fiip itpai atC tdi Sp punüxdl^ 
' TQixaSt i%l 9i WSkI a{£ptv ixstp, IlavatrM^ 9i rtvJi fAh mit« 
ipvaiv vnaQtHv riva Si näpa fffväiv» ' *^ • 

t. ' I •'# 

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Die Ethik Das »ittliche I4ieal tls solches« 191 

stifcfljkt (Wie di« Strafft dM BAseti, m flegt der Ltiih der 
fiiiCB; Handlung «mittelbai* ik ilurer inner« BdackaÜM- 
iMdt, 4Mä, dann jenen nalurwldrig^ diene nainrgMiftan 
iiAA^, nnd !ae «nbelingt Ist diese Autarkie der TagVnd'ly 
daan 'die GliekseÜgkeit, weiche sie gewährt, aueli dareh 
ÜuMicefgene Dauer nicht Termeliri wenden soll^), Kken 
mmili> liielr tinr Üe irernuiiftige SeUbatbentinmnAg als ein 
fiktiaierkaMit wUd, an Ist derBtenaeb in dienerflollk«hlr 
Uli iBBäkbibPffiir von alleai Aenaaeren^ acUecktkili ktü 
«nd;iD «iah beiMedigt^). 

i) Skv. ep. 87) S. 335: maxünum scelerum supj^icium in ipjis esL 

'•»-' m.i AüB. IX, 4t: t{ ydg irlHiv' 0tXut %Z ir^ivmt äi^^punoif; du 

. ,! t'lim^ if*; ^^i ^•»»f r^V 9^.r^ *>^fa«' w« ^♦•^»' C^wsSf^ 

..^^.^^,^«111 der Mensch Gute« thul, ntnoitiM n^Q o nafQ*§iaoufs 

^ uai e;i|«» rp iavTs. Aebnliob Stob, II, 188: wer einem Andern 

'*' ^ ttßtat, njl^e ebtodamit unmittelbar und in demsefl>en Maisse 

s> ' ."hklh-Btlbst. .. i: 

..:9() «Pfr iiehan^ Sau «(«Ta^^M? «^a*. r^v af^nji» n^if tvda$f$ovkiß' 

Dioo. VII, 127. 89. Gic. Farad. 2. Vgl. Seji. ep. 74, S. 244: 

qm omne bonum honetto circumscripsk intra ie felix est u. s. w. 

3) ^LtT. Sto. rep. 26. c. not 8, 4 {yio Cbrysipp der Widerspruch 
▼orgerQcht wird , dass er bald eine Vermehrung der Glßckselig- 

" ' keit durcb die Zeitdauer läugne, bald eine blos momentane Weis- 
. heit und Glacliseliglieit für werthlos erkläre). Cic. Fin. III, 14. 
San. ep. 93. 

4) Dieser Gedanke wird besonders von den Stoikern der römischen 
Periode, Seneoa, Epiktet und M. Aurel vielfach ausgesprochen« 
la. vgl. von Seitbca, ausser der obenangeffihrten ep. 74, benef. 
m, 20: Corpora ohnaacia sunt [servUuti] et adscripta domims: mens 
pädem sui juris,* von Epihtbt, um nur Einiges heraussubeben, 
Encbir. if. 19- Diss. I, 1, 7. 21. c. 18, 17. 19, 7. 22, 10 flf. 25, 
l.n, 1,4. 5, 4. 23, 16 ff. 111,22,38. IV, 4, 23; von M. Aubvl IV, 3. 
Vn, 28.59. Vni, 48. X, 1. Gut und Uebel, Glück und Unglück 
haben nach diesen Stellen ihren Sitz nur in uns selbst; nur auf 

' das, was in unserer Gewalt ist, auf den Willen, kommt es an; 
'\" 'ii^S 'tUls' von Aussen kommt, sind nur Vorstellungen , wie wir 
'''*Ae gcfbrauchen, ist unsere Sacbe» davon hängt aber unser Glück 
''sAtetn ab; wenn sich die Seele von allem Aeusseren auf sich 
' "sÜlbst lind Ihr verniinfriges Denken «urScksieht, so ist sie schlecht- 
hin Mf» iinlbeswingiich , und in der Gegenwart belViedigt. Dass 
diess Alles Im Sinn des achtön Stoicismus gesprochen Irt, wird 
UliAit besvvdfeh werden. 

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t: 



'\'{ 



.|i2 Die fttoische Pliilo80))hie« ' ■. 

Dareh diese Ansicht »ter das Gate beantwortet -^k 
von aoeb die Frage nach den anbjccliven. BedtUgnagea 
•ela^ Anelgoon^ zunäcbat im Allgemeinen 4abfii, iaaa 
derMenacb nur dann gut und gluelLaeiig sein leann, wettn 
^r sich von aileai Aeusseren nnabbäagig oMcht, uln steh 
rein ans 'eich- seibat, seiner vernünftigen Natur gennnl^ 
«1 bestiainien. Dieas ist es, ivaa die stoische Etbikl dbaeh 
den Gegensatz der Vernnnft und der Affekte ainadfätiU; 
•DcN* AiFekt ist die Vernunft- und naturwidrSge.fieiBattMk 
bewegung, der Trieb, welcher das rechte* Maassiiker- 
schreitet^), eine Bestimmung, mit welcher sich die Stoa 
namentlich der peripatetischen Annahne von der Natur- 
gemassheit gewisser Affekte, aber auch der platmischen 
Trennung zwischen dem vernünftigen und dem vernunft- 
losea Tbeil der Seele entgegensetzt'). Alle Affekte be- 
ruhen auf einem Fehler des Urtheils, auf einer 'Imlsehen 
Meinung über Gut und UebieP); die Furcht z: ß. it^'^ine 

1) D1O6* VII, ilO: i'u Si avto to nado^ nata Z^fiora 9 aloyni 
KU* noLQOL (pvaiv xf'vx^ »ivrjaa ?} ogfkij nkiovi^ovoa. Dieselbe 
Definition b. Stob. II, 36. 166. Cic. Tusc III, 11, 24. IV, 6, 11. 
31, 47. Chbysipp b. Galsit de Hipp, et Fiat. V, 2, 136. c. 4, 
141 f. und ö. Der«, b. Plut, virt. oior. 10. Eine ähnliche De- 
finition schreibt Stob. IL 36 schon dem Aristoteles zu. aber m 
seinen uns erhaltenen Schriften findet sie sich wenigstei^ genau 
so nicht , und es fragt sich, ob sie in einer verlorenen .(Hsbbsb * 
s. d. St. vermuthet in dem Buch ne^l Tra&otv DioQijiV, 25) 

stand, und ob diese acht ^ar. 

• • • V , 

2) Oic. Acad. I, 10, 39: eumque etu perturbatioms. [na^^ij} antiqm 

tuUurales esse tUcerent et rationis eXpertes aliapte in parte ammi 
cupidilatem oUa raidonem coUocarent^ ne his quulem aisoßtiebatwr 
iZenoK nam et perturhaliones voluntarias esse putabat opinßomtfw 
judwtQ susdfi et omnium pertf/arbationum arbkrabatur esse ntatrem 
immoderatam quandam uttemperatitiam. VgLFin. 111,10^ 35* Pkvt« 
Tirt mor. c. 3, %vo ^cgen die stoische Behauptung, djiss der 
Q , Affekt dem ry^^fi/Aowxot' ai^ehöre, polemisirt wird, Galbit. a.a.O. 
y« 2, 135) und was $. 44 über die Abweichung. des .Pi^fidonius 
von der Lehre seiner Schule bemerkt werden wij^., 
S) Dioo. VII y 111 : doueZ Se at^o?; td noL'^HQioHf dvoh Pz>VT. 
Tirt. mor. c. 3: to 7rd&o9 9tva» Xiypv 7tq%\i^QV nal inilanov 

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Die Ethik Das- SiUtlieilt Jdl«»l tis solcher l^S 

kfiBiiMmMiA Betreff eines gegeitvrirt^n Ueliebii.li. w.» 
md an« ehe» diesem flerfcbti^iAl #er4e» aeier 4eii Affekt 
teW€berfikipi die yier IfaittpIrichtaBgeii dtor Forelit, dw 
BtftipQierniss^ der Begierde and der Last «nlerschM««» 
i»en «deiie» sieh die irrste auf kiieftige, die zweite a«C 
gB^BuMartige Uebel, die dritte nnd tieifte auf elien sirfehe 
6itei^*bsaidien^). Wiewohl aber diese Ansieht an die 



' l il^^lttfiäirrm» €ic. Taio. Ilf» ii^t^i est $gkur cmusß oa^dt m 
^ßtniflne n^ wre agrüvdinis solum sed Hiam reHqu/arum ommum 

. jf^turbationum, IV, 7» 14: sed omnes perturbationes judicio ceruent 
^ften et optnione. Stob. If, 160; to mrav t^v oq/at^v idiy itBpop 
tivai Aiywip «iUa (pavtmaiap^ i^fttixt^p u. s^ w.5 tbdas. Ü^ leg. 
y^l. Tffr^.J^iim. Die opinatio selbst wird Tose. lY, 7^ ;1^, der 
stoischen Erkenntnisstbeone gemäss, als imitecilla as^nsio definirt 
Nach Galrot hätte nur Chrjsipp die Affekte fiir falsche Urtheile 
' tttllrt, Zeno dagegen för die Folge eines falschen Ürth^U; ^ 

' r i8i)ip«/elF|at. V, 1, 155: -X^ü^mrcit fitiv 5v iy Wi^.jrgmi^ 9vifk 

Tia&t^, Z^v(ov 3* b Tai n^ioeii avzde dXXd tds tniytyvoft^iyai av- 

%m£ ifvgoldt nal Xvoeti ind^eit re ttal rag mtaant t^9 y*vxv^ 

Mfit^uv iIvM. td 7rd&9f. Vgl. IV, 3, 136. g« 3 Anf. S. 139. 

.Indessen wird in der letalen von diesen Stellen selbst die Zeno- 

. wsehe Behauptung dahin angegeben: « r«c m^'qm^q avtdt rigfc 

' y^xi^ aü« ual vd€ inl ravratQ aXoyotf vv^elds^ te. s. w. viro- 

Xafifidv0v9iP Mlya& t« t^ V^^XV^ nd^t und andererseits sagt 

Gmmms IV, 2, 135 f't dass Gbrysipp mit Zeno die Bekümmeraiss 

. , ak fuimif$9 ini tpMvatrtf So*»ifT§ vniif%Hv und die Lust als i^faf- 

* . ' mf itp' alffif^. dof^tri, vnJe^xe^v definirt, und IV, 6 4nf. S. 147« 

dass er die Verfehlungen theiU auf die /i«jp0^a k^/m^, theils auf 

die, wFwla nal da&ip^M t^. yf»XH^ aurückgaßihrt halbe. Galbv 

• aieht natfirli<;h. hierin nur Widerspruche, und Chrysipp mag sich 

iasmerhin in seiner Weise nachlässig ausgedrückt haben , das 

! 'Wabiacheinliofaste ist jedoeh, dass seine Ansicht, welcher GALia 

selbst IV, 4, Schi. S. 143 ihre allgemeine Geltung in der stoischen 

•Sebule bezeugt) von der Zenonischen nur im :Aasdruck abwich, 

in der' Sache dagegen mit ihr übaveinstunmte. 

•i> Stob. U, 166 i Cic. Tusc. III, 11 vgl. IV, 7 f. Fin. 10^ 10, 35. 

> Ebdi 'auch die wetteren Unterabtheilungen und die Definitionen 

der- einaelnen lAffekte. 

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soVralhdNtikitMiicIie Zcrühntetag dfer T«gtMfri «M 
d6ir f^Misr Mf rtehtlge oder fiOftcKe V0taitlklagM;^4M 
kiMpfk^ 00 «chtkMi die 8Mkt# «och dtviitt dlMSS tah 
Mitoiiie«Moge«*D fiblB, dam NiemlBd f refcit tf llf^ «bUei 
wt|>ri#|^ok «rate Ihrte DetehsIMMi» nioht :Ufi|^|fH 
ivhakan^^ mid oraf. ton spAAerai Anbliig^l^tkivrtfciebi)^ 
vHvd Of siir fistocbmldigiing^ die# m^nafeUicken fiMtmi^ 
»Uzt'). Aocb' diese woIloD oieb aber, damil infcah^tfoa 
den allg^emeinen Grundaätzen der Schnle entfernen, wor- 
nach die Affekte als Aeuaserungen elfter verkehrten Wil- 
lenoriehlung; ond Denkweise betrachtet werden, von welcher 
sich unbedingt zn befreien gefordert wird. Da die Affekte 
nicht eine naturgemäase Aeuaaerui)g dea sinnlichen Theila, 
acmdevn von Hanse ana natur- und vernnnftwidrig sind')) 
da sich in Ihnen die freie SelbstbestfnAnung ad den 
äusseren Eindruck aufgiebt , so kann vom . stoischea 
Skandpaflht aus nur ihre gänzliche UnteiiArnokupg ver- 
langt, nnd nnr da, wo sie gelungen ist, eirie* wabtfe Tu- 
gend anerkannt werden*). Der Tugendhafte oder der 

1) Stob. II, 170: navtt9 ^ ol iv to79 ira^aüip ort 9t »Tftfiipopvut 
'top Xoyov » tm^änltjQÜati de tih9 i^tjiraTifftfifütS iv itmSv dkl' 
l^HiiovTOiS. ot fikkv ydf tfirmtfifUtf^^ . . . Mm%Oivtm • • ^^igmv- 

tüte twv wa&wr stt r# wto rbrwf M^ri7u^m$ tvg^amiiut. Vgl. 
Cic. Aead. 1, 10, 59 : fterturbatwnBS vobrntarioi »sse* Tute. iV, 7« 14* 

i) Epirt. Dm6. I» 18, »* 98, 6. 11, »6. III, 7, 15. M. Avni.. XI, 
IS) vgl Sbh. de in II, 10. 

9) Sie werden an» diesem Grand als Kraakbeiien (m>«^^miv«, dffoK^- 
fiMT») der Seele beseicbael) Cic. Tuse. iV, lof. Dio^ VII,115. 
AroB* If, 181 u. A» IDie Vntenoheidang der t«««^/«««« und 
diiiwtfipuitm wt netttrlidi schwanlcend; «l Thdixairi S(h. Phil. 
m, 963 ff. Vgl. auch 8n. ep. 75, -955. 

4) €ic. Acad. I, fO, 58. li, 43, 135. Tute IV, f7, 19. Di^* VII, 
117. Schon diese Forderung ehier Unttrdrttekunf, nicht 
einer blossen Beschränkung der Affekte roechl es^ ^ietinir 
s«heikit, unmöglieht b diesen fcnir Rrma (III, 842) dur ein 
üebermaass oder eine Missleitung de» vemUnftigoa Triebs 

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Die Etliilu |llM.«j^jl;Hc1|« M^M ^'iolckct. 1|| 

W«ifA gßmtt/^rMM^ stoii^er l^kn wf^^ fÜPM« Mr 
«levtlinbm ^^ßl^dßQYiAEintia^y,4ßU «r dneGeniOu^ 
ktuveg^i^. |q Um liicvovd«fß, iKMilSart .ersieh. In «csiiiMi 
Ilin4#ln 4^ck. ^inw AfUU bc^MBUiM; ^r liihH; I^WPT 
4m Adimrx, iikei: cur betrachtet' Uid jiUdit ab eio DeM, 
miA MM|e( deeaiielb aofli beiiieOiiAl*), fr kaofi awar g% 
«(hmrUM^VQ^ mieehaodeU, aber, er kwn nic^ verletat aii4 
beacbUni^fl werden^] er g^iitli nie 4a Zoro^ imd er he» 
daif difaeaveraiuiftlcMipn AjBtcieba auch i4eht zur Tai^fev- 
keit eii4 «ii|E Behami^uiiK des..(]iirei;ht#^); er em^fiodel 
aber a»cb aadereraeita jLeiii Mitjieid«)^ und übt keine 
Nachsteht'^), denn waa er bei aich aelbat fik kein üebel 
en^hten wurde, wegen deaafin kann er nicht Andere bi(<r 
nuleiden, nod wen» di^ Gereohtigkeit Strafe fordert, 
wird Ih« seme EmHpfindnng nicht «nr Vergehnnf verlei*' 
ien, Na^h dieaer l^eite hin beatlninit aich daher dtf^ 
stoische Tugend zunächst negativ als Apathie oder als 
Freiheit von Affekten«). 

Dan Poettive an dieeer Negation ist, wie bemerkt, 
sofern wir auf den Inhalf der tngendhafteti Tb&tigkelt 



sn finden» und auch in im ^ttl^n, die IMttbji imlulirt, Oioe. 

vn^ liO. Stü«. II» 96- 166. CUc. Tusc IV, 6^ G^j^vv d« Hipp. 

plac* V, 13& stebt nichtf davon, foodern im G|e^«nthofl, der 

Affekt 8«i ilflx^9 'ff*^ Traf a fvotw, 
i) Stob. Serm. VII, 91. 8rv. de prov. %, Cic Tuae. II, 12, 29. 

35, <il M. A. 
2) Flut. Sto. rep, 20« 12..Sto9. Serm. 19 » 16. Sxa. de oonst 9* 

3^ *. 7. 12 £. . 

l) Gio. OiL I, 25» 88. TtMC. 10, 9, 19« IV» 19. Svv. ep. 1|6. De 

in» «• B.' .1» 9 s nunjuam virtus vkia iuffuvandq, ^^ se conienta.». 

afeetus fitidcm tarn mßH minisfri qußm dmcu sw^ Die Stoiker 

hekämpfen hiier oümentlieh die peripateti9cke Bebaaptimg» data 

opeoobe A&kte noUiyrendJe vi>>d nütolick 9eieo. 
I) Cic. Tu«e. in» 10, 21« &^v. de demen^ II» 5* Dioo. VII» 12S. 

5) Stob. Serrn^ 46, 50. Sev. a. a. Q. Dioe. a. 4^ O. 

6) Dioo. VII» 117: ana^kij glvat tw opigicin f)bda8. ^uch noch 
weitere Zuge dieser Apathie. 

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seilet]^ tlie'^IJnttfriterraiig'tttrt^r' dM'ttllgemehie' OtirMz 
tfer Hatur, söfcfm wjr llvre Form in'fei''Aag;e fossett^ iHe 
Forderung' der' vtBninnfl:fl9%8ä{^en Si^ttiifbesttiiinniiig: tle 
Tiig^iKiid 1irt ausstcMtMrifeh Sache der Verntrtfrfty Ja sfe 
flfelliat ist gar nichta Anderes, als dief rfebtig beadbäffeae 
Ytruxinft ^): Näher tentfaält dfe Tugend zwei Eleilkente, 
ein theoretisches und ein praktisches. Die Wurzel und 
Bedingung alles vernuhftniässigen Handelns ist nach der 
Ansicht derStMker, Welche sieh hierin a^dife' bekannten 
Sokratischen Sätze nnd arn die cyniseh-megarisebe Lehre 
ainschliessen, die richtige Etkenntniss: elfte natftrltche 
oder 'durch blosse Debung erworbene Tugend wird iron 
ihnen ausdrncklitb'getängnet, die Tugend OberhaiipMn 
Sbkratfscher Weisö als Wissenschaft definift^), und ^i^ 
Lehirbkrkeft behauptet 'i; selbht ^cr Abgesagte Fefnd'al- 
ler blos thebretli^hlen Forschung, der Chier Aristo, war 



1) M. 8. oben und Gic. Acad. I, 10, 5S: 'cumpte sufM&rei l[Ariftto- 

' «tsM nj A.) Hot» ommm tMuem im ratimte easeldtemeeiu,. jmI qwu- 

: dan^. ffir^^¥f n^ura au$ more p^ectas: hie [Z^o] ^emne^ fit ra- 

tione ponebat, Tusc. IV, 15, 34 : *psa virtus brevissme recta ratio 

t&ci potesL Das Gegentbeil derselben ist die vüiosrUu («aai/a) ex 

qua concitantitr pertürbattones» 

j) Vor. Anm. und Stob. EkL II, 102 f., wo die vier Han^pttogendeii 

' (ebenso,' Wie Diog. VII, $2) ganz Sokrdtiscb (s. unsem %, Tbl. 

'S. 36f«) duTth iTrii^fitj cjr 'jro&Tjriov, intt^yft^ mgetä^v nal fpetm- 

tiSvj ini€i^f$fj dtivalv ttat 8 8uvmv u. 6. f. definirt Werden, eben- 

' 'so die entgegenstehenden Fehler durch äyvoia dya&o»^ mal na- 

xflur, ai^erwr tial tpsvntöiv u. 8. w., WOEU dann 6. 108: ravta% 

fihv Zp tii §^d'aia'aC aQerelc T$Xttaf elvat -Xiysoi ne^i to¥ ßiov 

ual awB^Kivai Ix ^tw^fiaxmv. Damit streitet es ttichrt, das« 

b. Stob, n, 92. '110 von den Tugenden, &iiß Ti%i>ta und in^^^jftfu 

sind, andere unterscbieden werden, und dass ebenso Hecato b. 

Dioc. ^It, 9Ö die Tugenden in die hn<;tjfAonna\ tuü &8<u^f$aTi- 

Nal (av€*taiv txüttat in &6WQrjfiatwv) und A\e üt^twqijröt tbeilt, 

denn unter' den letztem werden nach eben diesen Stellen nicht 

die tugendbäfteA ^tbStiglieiten selbst, sondern nur die aus Ihnen 

entspringenden' Zustande (Gesundheit der Seele, SMenstarlie 

u. s. w.) verstanden. 

3) Dioo. VII, 91. 

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Die Elllilk 41*« titHlloli« I«leal »li solcliet. iff 

dM'^'WCiiB «r fliie^TogmA auf dfe^OMtdlieit der SmI« 
eder 4He ^«teMK svrlekfllif le 0,%nd eb«| deMhdIfc die 
Metobflit der TogeMkn lftii{rMle ^). So eeteoMedee eher 
die fMoiker deren feeihaHee, dese eleh aHe>Tuge«d aefs 
Wiesen 'graedeninueee^ eed ibrem Ineeveo Vf^titm «naeb 
nfdile Atfderee eef, ale-eia Wiesen, so- wenig* wellen- eld 
doeb*4bei dem Wiesen al» solchem stehen Melben, oder 
dasselbe nit Plato nnd Aiistotelce bbet« die prakMeeMI 
Thatig^keit stellen; wie wir vielmehr eehen §• M |E*Mb« 
bei» haben, dass sie das WMsen nberhanpt nur als ein 
Mittel f&r das' vernunftnAssIge Handeln , die 'f>ialeb4ik 
nnd PbyM als BSrlfewIssenschaften der Ethik bebaade^ 
te«, voll daee sie ein auaschliesslleh der* Wisseescbaft 
g;ewidmetes Leben- verwarfen, so wird es anch absdrfick^ 
lieh als eine Abwelefanng' von der Lehre der Schale be- 
zeiobnet, wenn Zeno'e Zuhörer Herlllns aa» Karthege 4le 
WissettSthafk für das Lebensziel nnd fiir das eineige eMi 
bedingte Out erkürt ^), nnd mag aaeb die Tagend ein 
Wissen genannt weMen, ^o wird sie doch zaglefdi we» 
sentlleb« dls «esntidbeit nnd Sterbe deveeleteflR^ eder als 
die richtige Beschaffenheit der Seele beschrieben^).' !0ie 



"^ n — 

D'Pfttnr» Tirl. nor. t. Gaws Hipp. pUcV, 5« ScW. 
23 Pttrr. Sto. i^. 7. Dfoe. VII, 161. Gm.sv a. a. O. Vil^ Iff. s. 
KaKtfSB ForscfattBgen I^ 4IS« 

3) Gic* fin« V, 25, 73: HeriUus stieniiAm sunfmum hMimeSH defen- 
'dky nee reim uämn uUmn p&r se escpetendam. Ebd. IV, 14,' 36: 

«f ... ipHtus ammif ut fecü HeriUus, cognitionem ampiOfarenhir, 
'oethnifm reHnquerent. Dairtit stimmt DioenfB» Vfl, 165 (^gi 37): 
"J^ip^^iaff 9e 6 Kagxffi6vt»9 rilof eine ri^v eirtcififfv, wogegen 
die weiteref£t^8rang dieser Bestimmuff^: one^ M ^f^p iel ndv^ 
• TU dvwfigovtet ir^oi vS /»er* eit»ciif*ti< 'S^r sdineriich genau ist. 
'S. auch Jaxbl'. b. Stob. ER I, 918. 

4) Klxavthbs b. PiUTk Ste. rep. 7: nlr^yy nv^s o ro^vt «Vi näv 
Uavos iv rrj rffvxfj yivi^im nQoQ x6 »rmteXelif rd in^üHXovra 
laxvs naXettfU ual nQarw ^ 9 l9%vS avtff nal to nQUTof oretv 
f*ip in\ TOiC in$^api9vp ijf^ftipetUtt iyyiptfteu^ iynQdretd euv 

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ttl ^'^ »uUcke RbiUMfiii« 



•Im MMa VerkMpfni^t dM VndklMeliMimit 4wiTli6flh 
BttiüflitfB^ woffMek 4aa BmmMä ftiMr <nrtl»iWi wf ^e 
wüteMehaftUete SrkemiirfM gtgriMtol Ut» nm<ik#lirt 
aker «tae «n rtttlicbeK Ifauidali Ikr ZM ftiitel) ate M 
«lift £tMai Wort 4ie Mf veriNMiftiger EimlAt htjmkn^H 
WillMikmft 0; m daM alM A«ah dM Ba«rtgt«lehl wmi 
ik^ pralUia<*e Setta fittt, da& Wiaaaa Alagege» «nt ala 
Badingiuig iaa Baadelaa, frattleb aber als mIm ali$dl«te 
B^dfaigins:, verlangt wird. 

Uai ao wettiger aoU 4er silOicbe Wefth dm Mea- 
aoke« von der auaaereii Haailttag aed deai Erfeig» be^ 
diafet eeln: die Tagend wird ai^di flwar iamer bethat^ 
gea» aber deeb Itomml ea «lebl auf die Thal» ala aolcbe, 
aa5 aeadera einaOg und atleia anf die «««eadbafle fieaki^ 
naeg ?>9^ and ebeaeo tat aa4ereraeüa die aeblecble Be- 
gierde ihrer iwit liliebea Befriedigai« gieicb a» aehtea »>. 
Oieae darehganglii^ Beztabaag dta aiHlteliea Haadelaa 
«af die Geaiaaang wird ven den Stoiiiere dareb ^an Be- 
griff de» $m»i^9mt$a anagedruekt. Bltt dieaeni Kamea b^ 
aaicbaM aie naailieb eine aokhe Baüdhiag, ivekbe aieht 
aüftin Ihrem obfektlvea, aondeva aaek ibaa« eabjaktivea 



u* •• w. (Udber den Begriff des tovot •• o. %, 33.) Dio«. VII, 
89. SisoB. EkL 11, IM. Ebenso wird d4s VerMlte im iHüern 
HaadIvBgjip Toa der at^^ia moI «fiMrM«i %i9 ^ptnri^ bergdeitet; 
IB. s. hierüber und Olier den r«^s Gaftv». h^ G4un de Hipp, 
el Pliit.IV, 6. & 147 Chart 
1) Der Naebtreis lOr diese BettiinDiiuig wurde schon »u. ^ 32« ge- 



2) Cm* Acad«1,iei3a: mc ttirtutü usum moda [Zmo diuiai], ui 
ntp^mrtst sed iptum hmkkmn fgr u esm pratiiantm» Dasselbe 
druckt in der Anwendimg auf «nsen besibiiatUn Fall das stoi- 
sche Fafndaxon aus, welches Sbs. benaf. II, 31 erörtert: eum, 
fui UbaUer acdpU ienefißUm, redUSme. IQModahMi gebort die 
Parabel Kleaatbs b. Sxv. a. a. Ol VI, i&i . 

9) Kuusvaas b. SaOB. Serm. 6» 19: 

«res «M*^i* w' ii» mßfiv.idfjh 

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Die Ethik PatAlttiHckAMeftl ftll solches. Mf 

OkftMkMIr M*h ^iliiMfcwifiniitot^tilie VhMgmg 4m Sifr 
iiiHiBiliM Ins «iMlMhiff OMlitaMg^, leNtM Ae-f»llkMif 
BMie PilcklerCaiiiBr;' Md si« uiterMÜcMet fleMMek 
4m Mrt^^^a feitht bk» vo» dmli ißi^lniftm/ in BiMU^ 
Te l ! l e toMy ^>) «Mtforn aiieh vm dam »«4NgHi«v> MeM sM 
■Bter idM» tetetetn die oftTdUkionioieiie PflibhtMflintiB|> 
odtr diejMige Haadlviiitmireira verstekM, dteswiMry oIh 
jektir «igetobM, . deih SitteDg^Mtto eolsprkkl,, Aeaker^ 
fir ateliigtaoniira, «icbt notbwelidie aas BMlUdier Eiai* 
iieht Mid tagaadlnrfter. Geefamvos hdrtWKelit, dii» Uon« 
Le^alükt i» Oaldrschtod w« d^r MoMtlltiC 2). Nor dal^ 
nüBOf^^Me ist ein Wark dcir Xagerid^ «iid derSohlimrr 
pataki derielben rabt demaiN^hv bcd aller ihrer ftlclttva|f 
attf% priktfadie liabdela, doch dutdiaBa iai laiaera de* 
WiUeaa<«iid der G^atanBog. 

Wmr naa die Tagend ioidieaeni Slna^ oder die mmt 
fihtüldHf gerrfindete f^aiioftgeaiisae WiU«Miiebtiiat 
hm^mij der lat ein Wtiser, wem dieablbe foMl, der iai 
ei* Thor. Dieae beiden Zaitände itferdea ahar .troa dea 
SMkiini gaa» gahrdiagt and aüaaehlieaaead geCiast.' IN 



i) Stob. £kl. 11,193: ^ti 3t totv ivf^yijfidratv ^aol td fthv ihm 
uatoQ^faif^ara rd Si dfAaQJii(iata td. ^ i3iTt(fa « . • • ffivwm 3i 
T» u^TOQ&dßtavtit d&Ha»07T^ay^fiUTa slvai mal svvwifMtra [?wobl; 
evvo|iiQjM»ra] na} ivrauryf/tata vu s. w. Flut«. St* re|r. il : ro 
UüiTO^W'iAd fagi vifia rr^srayfia tlra» ro ^ dftd^vi/ftß POfta 
dnaxo^vfia. 15, 10 (CmiYaiFp):, nur. »mtiQ^mftm futX tvvoft^fui 
j(f2 dtxaiongd/ijfjid iuv, 

i) Stob. Jf, 158 : offZsxai Si ro na&^HOv ro aHoXit&or iv. (w^ o 
ngax^hv evloyav dnoloyiav tx^i* na^d ro na^^nw Si ivaptitiH 
. . . TM» de ma^rjnovTtov rd ftlv elval ^aat riXtutt a fif 9ml nut- 
oQ&wftarm UytQ&$n» natOQd'oj^mva 3* ilvat rd nur d^niv ivtQ- 
y^fiarmt •tov ro ^(fovtiv ro SttfatofiQayilv. Gic. O!!^ 10, 3, 14: 
haee enm omnia affida, de qvibus h$s ithy ßiif^amm, media Siciei 
ßpp^iUant: <a comn^tiha sun$ et kue patent j; juße et in^mm bomMte 
nuilti Meptuatur et frogreis^one discenß; Ulu/f amtem officium, 
quod rectum üdem appeUant, perfecfum atfm ahtoliavim eit, et vi 
iidem iHcuntj amnes numsroa höhet, nee froher sofßen^em^cadere in 
^ qnenquam potest. Weiteres über das ita&^xov s« u^. 

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IM Die »t»ftfeli« FJillotophie 

beift, und 4ä es si^h in dei' Vetiutltiit 4eB MeMchiB »w 
Ooten gleickfalls' nur um. EiiiM b«pdelik, um die rediie 
CkMikiuiig, 8« eehelnl den Stolkern kein klon theilwcinen 
Unken denCkilen mogüisb en sein, neii^dern ourentiriMer 
ein Haben oder ein Nicktkiken^ Wo die Tngend int, da 
mvsa nie anek ganz sein, vre anek> nnr ein Tkeil von Ikr 
feUt, da ist sie gar nickt, denn die Tngend bestellt In 
der reckten Sebatanogp der Ofiter, oder in der pflfcbtnuuRri- 
gen Gesinnung, und diese wird entweder dnneinsoder nicht 
danein. Die Stoiker läogheten daber, dann zwisolieii Tn- 
gend nifd Schlechtigkeit nook' ein Drittes, derüekergang 
von dlcner zn jen^r, in der Mitte ii^^e; 4Ue Tugend Ist 
ihnen sekiecktbln die rieht^^e BescbnlTenheit de» Wil- 
lens; sobald der Wille irgendwie >oi# dieser «bweicht, 
bArt er anehaof, tugendhaft zo sein*0« Uievann ergab 
sieh-fonnelkst, dass kein Tkeil der Tngtod von den nbri- 
gen gMrennt^ werden kann, dass oberall, wo Eine Tugend 
Int, anch aNe sein müssen, dass aber nmgekekrt auch die 
Fehler ekenso mwertrennÜcU znsamnienlHlni^n,: nnd der- 
jenige, welcher auch nur Einen Fehler hat, noth wendig 



1) DiOG* Vli, 127: agiann 8i avroTs fir^Siv fiiQOv c7ya» dgtr^t ntü 
mkttlaQ' TOiv IltQ&iraniTinwy furafv dgsr^t xal ttanlat c7mu kt- 

f C^«/?AoV, 0ro#c i} dUtauov iq aStxoy * art di Smumoxbqov Sre ddi~ 
wnttQov, Aehnlicb Ssh. ep. 71, S. 331 BIp.: quod summum ho- 
num est supra st gradum non höhet •... hoc nee remUti nee in- 
tendt posse, non magis, quam regulam, quam reetum, probari solel: 
quam st fleetes, quidquid es illa mtaaveris uifuria est reetL Stob. 
n^ 116: dgsT^f 86 nal uänluQ o8iv elyai furaiv, DensellMii Ge- 
daniien drücliteii die Stoiker auch datnit aus, dass sie die Ta- 
genden als dia&iaus bezeicbneten, wogegen die KCmste blosse 

' eSeis sein solltien^ unter der did&Bote rerstanden sie nämlich 
eine solche Eigenschaft, die ohne Zerstörung ihres Wesens we- 

' der eine Steigerung noch eine Ibschwacfaung zulässt, wie die 
auch in den ob^en Stellen angefahrte Geradheit S* Sikpl. in 
eat 61, b« 72, d. Stob. Ckl. 11, 98 f» Pstsassn phil. Ghrysipp. 
S. 92ff; 

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Die Ethik IXas sittlkke. Ideal Iflt tolcbet. IM 

mitaHeo bcdisftet i$t; jk .daM atehlib jeder eki4«lHM 
tugendhaften. TliitigkdLt «He ; Tagenden ealMlten sind^ 
nnd udigektiir« l>, SeUt aber .^de Tagend ^i Und ebeaei» 
andererseüs jeder Feliler lille anderi. vearaiis, iet im Mevr 
scheii Immer nur die ganz^ Tagend oder die ganze Sebleeli- 
tigkeft, ee ist es völlig uaireaentlieb, /iblvreleherliestiau»' 
teil Handlung skh di^ee an .dei.TAg legt, aid :daiier den 
bekaniitle Pandoaon von; der Gleichheit aller Tngendea 
und alfer tugendhaften flandlaiigQ»; auf der eieen» aller 
Fehler ^anf der andern Seite ^K lladlidasselbe'muM daaa 
natmriiob» aiich von dm Meiiscfketf gellen, nvelebe aleb ja 
nur doreb deit Terflcbiedene» Charakter ihrei^BandlttiiSeB 
in sittlicher Bezldiung atiterscbeiden. kdmiteii: alle Wei- 
sen #iM;eleiefasebr tugendhafl, aUerNtehtweisen sind 
ohne Unterschied gleick acbfechl; .^)i i :Dfe ^CManintheit 

• l . .-». • -.. •- •"* P' :• X.' i . :. : • 

. , ■■■,•').;■ .. , f • ,^f . , 

1) Plüt. SL rcp. ä7: tdi"d(feTai (jpt/aiv \^X()votn7ros] avtanöhi^itv 

ülXl^lcn4 » fiovoP Vi} tt)v /i«W ^X9vtA iiÜatA l^^ifv MJu «mA rtf 
. Tpr unpai f^v 4t%ev ; iytgfht>Ti$ K0K^:-W9i<f^^i^Qy9'V ^ *" T[^ 
£i>eD8o DiOG. VII, 125 unter Beifügoug des Grundes: «7y«* ydg 
avTfuv [t(uv dgeratp] td ^Bvjgr^fiara uoivd und noch genauer 
Stoi* EkKII, liO: 7Tdaa£'Si rdt a|»ifr«ff ».notvd » ^amg^juara 
^%M$v Mtti. TiloHy oU UQVftai^ To avtcäio kok df^gl^es ttpui' tov 
yd^ ftiav BXOPta ndaas^ iftiv nai t6p nard fiittv n^xtovta uatd 
stdaat ir^arrcft% Vergl. Pujt. a. a.* O. 7, 4 und eimge weitere 
gleich anzufahrende Stellen. 

2) OlG. Parad» S: ott l'aa t.d dfMQ^^ftara tuti td^ umo^tufiatu, 
D«r8. Fin. IVf 27« Dioo. VII, tOi : Somat 3b namt rd aya&d 
toa ilvat nal nv,v dya&ev «V uxgov Blvai atg$vop itml f^ita avi- 
Qiy f$ipra ivtiTaütv Sixea^oL»» 'i2$i.dgi0iuc rt uvvoU iQfi^^y$to^ai 
rd dfiagtTjfMf/ta . . * «i . yag ^iXr^ifi» dk^89 fialkov dU' ieiP dSi 
'iffaSSoC'ipwSitt' Htws d3t dndtrj cen-avi^ff Üb dfOt^if^fta dftm^^- 
pMro9. Ob Jemand 100 Stadien vom 2^1 cntfemt tei» oder nur 
Eines, so sei er eben nicht bei demselben. Flut, St« rep. 13. 
Stob. EkL II^ 218. Sbitus Math. Vif, 432. Ssir. ^.S6, S. 198 ff. 

' S) Blut* t, ndt. 10, 4? val\t. tpm^lv tÜXd- (ikr ki^ o- n^%w dnit^v 

iv 0uldtT9j xij9 int^€Hftias .dSiv ^rtihf, lofiyiiknf rS mmmtdadvme- 

' T9i o^yvidß 4t6tfVaiio9ÜtCf «tmc* dÜ eu.mkdSowäg mpt^f! tiuv ^a- 

.ngdp «»rHv ^tvdv tht^ iv UftMkt*' wd na^.inß^ «/, «v^JU): rw^lmi 

tioi ndv dXijm^* vsa^¥ difaßJiiiimv*fiiULmQivi'ikiäi 0i 7rif$$6mov^ 

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Mt t^UctolroliePllilot^lphieJ t 

Amt UlMScIioii «eiAllt^MiWMih 4eii Sidikwa In zwtliCUs^ 
(ien j 4t« WftlMD iM 4ie Odtf^siMo o4er Tbom 1), tii4 
iHeM cw^lKlutep %i'eMfo y^ Ihlteli als toUeebtlMii g«* 
ivtMt und jede ta ihnip.Art:id8i8dh«eclilbiii rM%m4etim^ 
«dultMd: in 4leii WMien mV gar keiDe TJiovbeit Aat» 
«Wien, ID Jem Tbor^a keimfiei Welflrheit. Der Wieite 
mN TW FbMer utid lirtinmi: duntens »irei ecrln^ tAUei 
w4s er ttiut^ Ist TrilkoniElen, lalle Tugenden Mwi ie tfia 
ve#eiiilgt;:eribai rw^liitn üe TicfaUge Aasieil, wid 
«kcv etebis eiee fehebb Mettteeig, e«cr nbbrbaepk ;ftac 
blneatr MelMiig; ier^ Sehlechlif eni^ekehrt kaob Mefaü 
recditUNNi, bat alle Fehlet aeskl^ beeilst iber^eidito 
eieriebligee Wieaenv ist «huidnee Mgebfldei; geiielt- 
Ibittg, gMraei»; mtfankbar e. a. vr. % J>ie StdAber ito- 
liee ee» dieee ¥dllkointtifenllett diM Weken iai BegeeaiiB 
KU der absolut fefalerhaften Beschaffenheit des Thoren in 
den bekannten Paradoxen anszudrucken , dass der Weise 
allein foel sei, weil er allein sich aus sich selbst bestim- 
eie^); er «Hein echoe, weil nur die Tugend wahrhaft 



fU¥90$v> %90iu II, S36s nuvtiar re rivv dfutfftfiftmram fgatv ov- 
rmtf tml tmv mmtBQ&otfAavttMr nul r«« ^^fovac Jnia^ navras 
aif^Mwi »Iviu tyl^' amttjiv Mti /n^ V%ovxm% dtm^miw* Cic. Fiiu 
III, 14)48: comentaneum est Ms quae dicia mnt, raätmä iäanm, 
ftd ^Uum bonorum fmtmi fnod appMamus extremsan pud mllkMim 
crwseere putetu posse, iüdem ftacert, esse a^tm oBo «ftMl sapkn- 
iiorem, kemptM aHmm nungis a&o vel peccun vel reotefaeere. guod 
nokis tum Beet dicere, qtm trescere bonorum finem non putamus. 
Und nun folgen dieselben Vergbiphangen , wie bei Flutarch. 

I ) Sto», I1| t>9S : a^iomt yd^ nf rc Xi^vmvi ual voSr nv adtS JSt(oi- 
. «M^Zß if «Imi^ftC, Jvo fivfi xmif av^ifioit^ov eluoh' ^o pi¥ xwv ona- 
iaUsr xo Bi r«rr ipmvXwtf' setl t# fti» 9wp tnmdmiaiff Jmb natroi 
tS fia ffigi«^<u taU d^srmSs ro de rtSv ^«v^e« .<rdi( tuuiiai^. 

t) Stob. EU. II, 116 f. 120. 19S« 198 IT. %2(K S34. Serm. iOS» 22. 
Itaoo. VII, 117 C 125 (wo 4Über aieht irdvwaSy «ondern ««yr« 
f« $1 «Mf «3^ ca leicn ist). Gi€u Acadi 1, 10, 58. 1I| iO, SS. Pi.itt. 
Slo.^ rep. 11, 1. Sm. beM&IV, 26f. Swn. Math. VII, 454. 

S) Dipe. VH, 421. €ke. Aead. Hi 44. ISa* Pai^ftd. i. 

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Die Etbii.* sDftt ehrliche lätkl ilt» toleliei. IM 

sekoK lB« <)^'^r Älkiti reieh, ^vM der wkUm RiMMhMl 
ia detf' *lMr6AMlo0fgk«ll htmMit% J» ahoeliit wicli/ 
denn WM ^^M AHefti irar den rechten tiebrtatfr neidil, 
der tarliMt«ieh «a Attenfeld fi^eatbtner *>; deee bw 
Ae Wi^Mee'Ett j[^h0rcbeii, afceir äoeiiiiilrsie M hettscke« 
veretdiatt, daae iMie# sie allelii Koelge^ E^eldtMmi, Sieeer-^ 
mftnMr *• 8. f. eeiee**); lebenio aueh dte «IMiifgM fted'^ 
ner, D%liter^ Wahrsager «. s. iv^ <), and die «Hetvigeoi 
Pdeater^ Wett-euv tbre Ansiebc tm den Gtitfeni «ad dee 
GetteeTerehniog^ie'rfeblige; MrtbeeaelM wahre frik»- 
nrfg^^M »«{[Itdi ist, wegegeii alle Thorea noIhweaidiK 
gettlea^^'mhellid;, feinde 4er flotter aela eettev'^0; daae 
nur der W%fie der Daakbiirkelt, der Uebe, der frenbd^ 
schafi filiiig aef ^)j doas aar Ihm eiae WehMiair erwteae« 
fverdto k^tiiae'y «ur 4ea Scb]edi(eii ^agegea aidrt» Mta^ 
Heb «ad bfaucbbar «ei a«. a. w.^). Uai «a «nt Etaeab 
Wwraaeagee: der W^ae Ut echleebthta TdllkotaMea, 
Mhlefebtbfa teideiia* aiid fcedörfataaloa, achleehthia glMk» 
selig;«), er steht, wie die Stoa abschlieaaead arUirl, 
aelbal: blnti^r Zeaa aa GInoliaeligkeit nicht zaruck ^ ~ 
dena der einzige Unterschied, der der Zeit, soM ja zur 



i) PiVT. c« not 289 i- €ic. Acad. «, a. O. 
3) de. Faräd.^. Aead. a; a. O. &i«. bcaef. Vll, s* lUsAsmt 
b. Stob* Serm. 94^ 28. 

3) Gic» Acad SU a. O. Diog. VII, 1S5. 

4) Oc, a^ a. O. Diog* VIJ, i22* Stob. II, 206. Pxvar« IrMMfu. an. 
.c 12. Tita Arati c^2^ 

6 ) PliKiu tranqii« an. la Sto»* li« 122. 

a> Stob. 11» 122* 116. Dioe. il9. 

7) Snr. q». gl, S. 288 f. Bip. Stob* II, 118» 

a) Sbit. biMC. V, i2. Pu3T. St. jrap. 12^, I. €. noiU Z^, f. 

9) ^TdB. II, las f* PuDV. Stoici aba. pa«t dw. «• l.a «*. A. Man 

'¥e>|^. «maer >dfmi cbtn Aaig^fühntn auob d^ Kifihcra über dit 

•iAipafhSa'Md die AaCavliie der 3higCBil . 
tO)Viit4'. 810*1^. 49,-1 SB,a. ^«OBi Uy4aa. ^t» fiieiV4 1: io- 

«n^ ^ i0fii;f«(^tf ftMPNm a'i^ •rf^j^ci«. topw i^d & 24a. EruTBX 

DiM. 1, 12, 26. 



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undi^flrkplMrl} ^^^r» wia.der.st^tophje; Kmftjänsdrii/^k Umr 
ißt; jed^rjÜDw^Miiatei» Vjefi;iickt«r3i;4eiio vQrrwkt ia^ 
w^ übßr siqhjietM.niid 4«$) w«« ihü uoicM Mf eJi^ 
M«i .BeiKMstMK hui ^)« Qi«<Q BehM|itM»K :iim«ite ii» 
s0 Uefer.«jp4ebDeideti9>;ie. weniger dtoiSloiker a«is«c^ Jb- 
ver^ eigene«. iPderi einer «der UirigeD viff windteo J?l|ilo3o- 
pU^e^eiae wcbU^he Tugend tind. Weinlieiiltivugaheq; fragte 
man. nie; um gencUfibtUi^ Beinpiele .4er ..W.eiabeit, so 
verwian0»* nie ahC einM; Sokrnten, 04pgeiiefly..An(tokl»- 
nna*^), d«g«^«n nuns^n nie M0 grdnn^ten St^iiubniiiaoiiera 
undnQ^ldeai.der V^r^eifc qiebt;bto inft.Platn.di9 ^Mlono- 
j^obn» ' afiild&m , alle nn A jpiini f Tngend < abni^renl^ 5 - »f>^ 
knn» dua.iZageatandnisn m^iU; ^^b mif. Ihren jSJUzeo. y<»o 
der (jieieheit aller Nicht weinen vertragen > dnns: diß all- 
geineinaii:Peliler- jenen in , geringerem MaaaAB beigevffliBt 
habnii;^.. Sind aber die beiden rnittlieben: ^natlAde, so 



1') irSc otfQOiv fiaivndi Cic Parad. 4. Tusc. Ilf, 5^ 10. Öiob.'VII, 
^ 't2i. Sto»; £kK II, IS4. 

2) DiOG« VII, 91: ttKfiTjqiov dt xs vnaQ/KiifV sha& t^v aQit^v (ptj- 
Qtp o Iloaeidfuvios iv x^ nQOfttft th r^&Ma Xoyat 70 ysvitt&ai' iv 

dantBeachrial&ttog) di« auch faierin noch liegt, .wird -soglacl» ge- 
sprochen werden. 

3) Flut. prof. in virt c. 2 u* A. Ssirw bäief. IV, 37: utKiuö errant 
» < iUiygtdiitterrog^ane Suicos: quid ergo? Achilles' timUhu e«IE.^ p^ 

ergo? At-istidesf cui justitia nomen dedtt-, i^justus est? a* s» w. 

tum hoe t&nimus, nie omnia vitia esse iti emmlui^j fkomoth Ai ^ui- 

busdam singula eminent: sedwuUam ac siultum. 'ntiüo tfkia tiaeare 

• •• omma in omn&us ^ia sunt, sed n&n omma 4n singuHs esstant 

(d. h«' Ä^cht t\\e sind in J«dem - gleich hervori^agaid). £s bedarf 

'■'- ikam der Bemcrkuiig, wie nahe diese BehaupUma mit 4er Au- 

' gng iin iieii e n Lehre *oa ddn Tiigei^en » der Heiden, .dje . »toische 

Schilderung des Thorea liiit der- chdedichiln iAüUicbt über den 

' UswiedefgeboreneQ, und der ^anse p^;&)i8«jH;kf der Weis^ und 

->*-Tfaoitti:mit dem Dualiaaius der Gläubigen uodi Ungitittbiaeii ver- 

nvandt ist 

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Die Ethik, p^» iit^tliolie IdcaLab solches. Hf^ 

sehfolf geBcWtd%o^ toisC nati\|pticb keiAaUmähligtrOfiibtfiV 
giingp vow'deiii einen zitin uderen moglicb; ..lno€J|itcn dah 
her 4lie Stoiker Meli einen ForUehritt von. der Thorh«it 
und rSehlaclitigkeil xnr Weisheit aaneiunfenf'), so. mli^i* 
ton ile dbeh den wirkHlelian Eintritt, ia diefse fnr etwas 
Homentaaes arklä^ea.^); und. eben dieses driiekt sieli aufib 
in dein Satze Ciiirysipiis au«, da^s.aich derweisefienor^ 
den^ Mfiues rieoeii''ZB4taBd8 im drsieri Anfiiag^ nidit be^ 
wiissl' sei'3)2 defdebergaugini deaselbeii eff6l|;i:84 raseli) 
nnd'4ii dem fruberen Zastand sind so wenig. AnknipfiuipfSt 
punkto fdr de» neae^ gegeben 5. dass das ßelbstbeifasst^ 
sein miti der tbatsäfihllchen Aendentag in der BcscfaaffeB^ 
heit des Meitseben nicht gieicben Schritt :bäli^9 diese viet^ 
mehr erst aus der nachfolgenden firfahruBg eAtfnni wjrd« 
in dieser Sehtldevttng des Weise« hat '^6r moralf sehe 



O Plot. c. not. 10. Sen. ep. 75^ Diog. VII, 91 u. d. St. ' 
2) PtvT. e. not. 9 (d. folg. Ahm.) Stolc. ab«, poet die. c: tff«, tvio 
dii» Stoiker darilb^' vef »poltet werden, dass Jei^and ihrer. Mei^ 
nuDg nach hässHch, arm, schlecht, elend u. s. f^ zu Bett gehen, 
und am andern Morgen '\veise, tugendhaft, reich, glückselig, als 
Botiig u. s. \f» aufstehen könne. Dasselbe de prof. in vkt c. l. 
S} PLrr. c. not« B : ti}^ «f fr^C %al tyt dvScctftopiat Ttt^ayivüf^iv^^ 

, avTov öti fiinQij} 7T(f6ad'6v a&liojTaros vav nal d(fj^oyigaT09 yv9 
Ofib q>g6vifjL0Q na) /uanagiof ylyövsv, Aehnlich Sto. rep. 19) S« 
Zar Erlänternttg dieser Angabe TOrweist HiTtBaiA, <if ^^ 
richtig neben Stob. II, .234 Cyiypio^ai ii Hat SiahlijStovi^ tfvfi 
' ao(p6v vofii'Csoi xard zse n^ujzss ;i;(toV&?) /Buf Philo de agric. 
S. 325 (211 Höschbl): die noch ungeübten Vollkommenen na^d 
Totc <piloa6<f)0ts Stalelij&OTSQ Bivai Xiyovra^ cocpol. r^i yd^ ^Jp^ 
oo^laS augas i?>r^lax0rfte nal rdtv o^tttv tiv^^Q dgti ngdirap' dif^ptrf 
fth'üi dfjLT^xavov (unmöglich) etSiva$, (paal rijy eai>tojv rtXelvjaw, 

^ (itf ydg natu ro» avrop y^govov dfi<f(» avvhaadaty rr^v tb tt^oc 
t6' nlgat ^t^tp Hai i-ijp t^i d(f>iii(ai ttatdXtuptv, «Alf t?pat fiä^ 
&6^$9P aypotav vL s. ^vf . . Auch Seit. ep. 75« S. 254 f. erörtert difr 

^ iseo Gegenstand, aur dass er diejenigen , welche das Bewusp^tseji! 
ihrer Vollendung noch nicht erreicht haben, nicht den Weisen, 
sondern erst den Fortschreitenden, als höchste Klasse derselben, 
susählt. 
Die PhUMopfaie der Gilechta« III. Theil. ' 10 

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l4C l>ie«l»i«ehe Plliloft0^hi«4 

IdealismiiB des tttoiseben Systenw Mineo Gipfel errttietit 
Der togendhafte Wille eraclMiat in. ihm so vdUstaadig 
abgelöst von alles sinslicfaen Lebensbedisgusgeo, so 
schlechthin frei von alles Schranken des »atirltjQlteti D»* 
selns, das Isdividusm so rein zum Organ, des aUgettsiaes 
Gesetzes geworden, dass wir oosnur fra^es müsseo» ndt 
welchem Recht eis solches Weseq noch, ein Jodiyidiittsi 
genannt wurde, ob nnd* wie es als Mensch unter Men- 
sche» lebend gedacht werden könne? Aber auch denStoi^ 
kern sf Ibst musste sich diese Frage aufdrangen^ und wenn 
sie nicht von vorne herein anf die praküscbe Ourebfiihr* 
barkeit, and ebendanit auiih auf die wissenschaftliche 
Wahrheit ihres Ideals versichten wollten, so. konnten sie 
sich der Aufgabe nicht enteiehen, seine Vereinbarkeit mit 
den Bedurfnfssen des menschlichen Lebens und den Be- 
dingungen der Wirklichkeit nachzuweisen. Machten sie 
aber elDmal diesen Versuch, so konnte es nicht fehlen, 
dass sie nun. doch wieder eine positive Verständigung 
mit den Meinungen und Neigungen der Menschen suchten, 
gegen die sie erst eine so sehroiF abweisende Stellung 
eingenommen hatten, es konnte diess um so weniger aus- 
bleiben, je grösser der Werth war, der von Ihrem System 
selbst thells auf seine praktische Wirkung, theils auf 
seine Uebereinstimmung mit dem allgemeinen ürtheil ge- 
legt wurde. Geht daher auch die urspruugliche Richtung 
dtr stoischen Moral anf die ganz reine ^und unbedingte Un- 
terwerfung des Einzelnen unter das allgemeine Gesetz, so 
macht doch in ihrer Ausfuhrung selbst das Recht der In- 
dividualität seinen Einfluss unvermerkt geltend, und aus 
diesen entgegengesetzten Strömungen erzeugt sich eine 
Abweichung von der geraden Linie des Systems, deren 
verschiedene Ausbeugungen nach der Seite der gewöhnli- 
chen Lebensansicht wir noch in's Auge fassen m&ssen. 



dby Google 



Die Etbili« Milderung dev sltfliclieii Idealismus. 147 

B. IHe Milderang d«s sfttiidben Iddalisn^tts dui:tsh die Rücksicht 
) «of dias^ piakf liehe Bedürfebs. 

Die gM^e Ethik der Stoiker wurzelt in dem Satae, 
dftss ndir dto Tirgendieia Giit^ dar die Schlechtigkeit cita 
üebel sei. JUyen dieser Satz brachte aber die Stoiker 
nicht blos mit der gewöhnlichen Meinung in auffallenden 
Widerstreit, ssitdeni erwar aiich in ihrem System selbst 
nicht ohne Schwierigkeiten. Die Tagend soll das «inxige 
Gat selb, well' nur das Naturgemässe ein Gut und nur 
däs vernänftige Handeln für den Menschen naturgemiüs 
sei. Wie lässt sich aber das Letztere in so aussohlies* 
Sender Weise behaupten? Der Grundtrieb ist nach stoi- 
seber Lehre der Selbsterhaltungstrieb; dieser schllesst 
aber offenbar auch die Erhaltung des sinnlichen Lebens 
10 sich* Die Srtoiker konnten daher nicht umhin, auch 
sinnUohe Guter und Tbätigkeiten unter die naturgemis- 
sen Dinge zu rechnen: zu dem ersten Naturgemässeh 
soll TOT Allem die Gesundheit, die richtige sirinlicbe 
WahrÄehihung u. s. w. gehören 0? <>nd derselbe Sa^z 
musste sich der Schule auch von Seiten ihres praktischen 
Standpunkts empfehlen, denn wenn unter deu Objekten 
als solchen kein Wertbunterschied ist^ so ist auch keine 
vern&nftige Auswahl, und mithin auch kein Handeln anfs 
Objekt möglich 2). Nun verwahren sie sich freilich ge- 



i) Cic Fin. in, 5, 17. A. Gell: XII, 5. Stob. Ekl. 11, 14^: teni- 
ges ist naturgemäss. Anderes naturwidrig, noch Andc^res kieinei 
von beiden. Zu dem Natargemassen gebort Gesundlieit» Stärlte 
u. dgl. Ebd. S. 148: tmp dt ttard tfvtitv dSeatp6()tov optwv rd 
fiiv i^i TtQmta xard (pvoiv td dt Kttrd fistoyrjV, Ttgmra fiiv fV* 
ftard tpvatP ntlvtjGti tj ifx^oic xard fss ontQUvrtHH^ XSytie ytvo-^ 
fiirf^t otov \fHä mal üTo^tjatiy Idyoj de xjjv ^axdXtjxfnv haI ioxvp* 
ttara fiirdx'^v d^ ... otop x^'^9 aptla xal otufia vyiaXvov nai aio- 
&^&it9 fAij irtity(JwiLiiren. ofioiußt dt itu) tviv Ttttgd (pvetv nar 
ardlüyop. Vgl. ebd. 8.60, wo die Aufzablung Aer trgvjta nard 

' (pv^tr glcticbfafl« stoi«eh i»t. 

3) IXaM'aiieh dieses Moment auf die ni^bere BeAimihvnig der Lehre 
▼on den Adiaphoren einwirkte, ist um so wabrseheiaKcher, wenn 

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14S 1>«^ aUUcbe Pbilosoplii«« 

gen die Metonng;, als ob das erste Natorgemisse schon 
das Vollendete oder Gate sei, wie ja ancfa auf der theo- 
^retiseben Seite In der sinnlichen Wahrnehmosg zwar die 
Quelle alles Wissens, aber doch nicht die Wahrheit lie- 
gen soll: wenn der Mensch das allgenelae Gesetz des 
Bandeins erltannt bat, so wird er ihrer Ansicht nach al- 
les Sinnliche und Mos Individuelle diesem gegen&ber ge- 
ring achten, und für ein blosses Mittel im Dienste des 
höheren Zwecks ansehen, der in der Verwirkllchiing des 
allgemeinen Gesetzes, oder in der vernSoftigeii und ti- 
gendbaften Tbätfgkeit besteht ^). Aber doch komien sie 
sich nicht verbergen, dass jenes auf unser sinnliches WobI 
BeK&gliche einen gewissen Werth habe, und in allen den 
Fällen zu begehren sei, in denen kein höheres Gut dar- 
^linter Noth leide, und dass ebenso umgekehrt das 9 was 
unserem sinnlichen Wohl widerstreitet, abgesehen von 
höheren Pflichten, im Dnwerth (anral/a) sei, und insofern 
mit Recht gemieden werde ^). Wollen sie daher ancli 
diese Dinge und Thätigkeiten nicht zu dem absolut Wertli- 



wir uns erinnern, dass die Stoa gerade diesen Grund aU Haupt- 
beweis gegen die theoretische Adiaphorie der Skeptiker kehrte, 
und dass mit der letztem die gleich eu erwähnende praktische 
Adiaphorie Aristo's, in Wahrheit nur ein anderer Name för die 
skeptische Ataraxie, in nahem Zusammenhang steht. Aristo selbst 
neigte sich auch unverkennbar, in Verbindung mit seiner ethi- 
schen Adiapborie, zur Skepsis; vgl. Diog. VII, 160. 162. Stob. 
Serm. 80, 7. JSvv. ep. 89. de. Acad. II, 39, 1S5. N. D» l, 14, 37. 

1) Cic. a* a. O. c. 61 21: ptima esf enm condüatio [oiWcvocc] Aom»- 
ms ad ea quae sunt secundum naturam, smui autem cepk intdJir 
gentiam vel notionem potius, quam appeilant i'woiav Uli, uiditqut 
verum agendarum on&nem et ut üa dicam concordutm, multo eam 
fdurü aestknavk quam omsda iila quae primum dileserat: atque ita 
cognkume et ratione coUegit ut statueret in eo coilocatum sunOMH^ 
illud hominis per se laudandum et expetendum honum • • • cum ig^ 
tur in BQ sit %d honum^ quo rrferenda siat omnia ... quanquam p^ 
oritur, tarnen id solum vi sua et dignitate expetendum est, eontm 
autem quae sunt prima naturae prcpter se mhU esepetendum u. s. yf* 

2) Cic. a. a. O. €.69 20. Stob, II, |4». Dioe. VII, 106. V^eite- 
res Boglaich« 1 

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Dl« Ethik MildLeruDf d)BB iittltclieo'Idealitmut. 149 

vdlien oder denOQiern gereohoet uriBseö, aiM ifar 68 io* 
sofern elo Binfiberscbwaokeii von der stoischen Lebrei 
zur peripfttetisehett^ wenn Kleatiths ÜMschiler Hertllua^ 
von Karthago die leiblichen und äusseren Guter als ei- 
nen zweiten oder Dnterzweck neben der Tagend anfföhr; 
te O9 ^^ sfnd sie doch darum niebt gesonnen, mit dem 
gleiefazeitigen Aristo von Chins, welcher die Stöa auch 
hierin auf dem Standpunkt der cynisehen Plillosophie fest* 
zuhalten strebte, jeden Werthnnterschied unter den sitt-» 
lieh gleichgültigen Dingen zu länguen ^), und eben in die^ 
ser Gleicfagultigkeit gegen alles Aenssere das hiehste 
Lebensziel tu suchen '). Wie vielmehr ihre Tugend ideii 
positiveren Charakter des thatkraftigen Willens trägt, so' 
suchen sie auch zu den äusseren Objekten und Bedingun« 

1) Di06.VII^165: Herill lehrte Biatpigsiv tiXosnal vnonliSet, (fiber 
diesen Auftdruck ^g1. auch Stob. If, 60) r^^ ftir ya(f nal m f4^ 
aoipif ^Qxaisa^tuy tS di f$6vov roV 00901^. Daher wirft ihni Gio. 
Fin. IV, 15,40 vor: facit emm üle duo sejuncta ultima bonorum, 
sofern er nämlich das Aeussere weder gering schätze, noch mit 
dem letzten Zweck in Verbindung setze» Doch Ifisst ihn DiOg/ 
a* a« O^ auch lelwen; ra fMtiilv pif^n^e tal tuutia^ adtfit^b^.^/^' 
ya«. . Hienach erscheint Herills Abweichung vom ächten Stoicis^ 
mus nicht sehr bedeutend. Nach Cic. Fin. 11^ 13, 43 fand er 
überdiess seit Chrjsipps Zeit keinen Anklang mehr. 

2) Cic« Legg. 1,21,55: *i, ut Chnts Aristo dixü, sohm bormm esse 
tHceret quod honestum esset mahtmque quod turpe , ixteras res om' 
nes jilane pares ac ne minimum qttidem utrum adessent an ahessent 
interesse. Ebd. 13, 39. Fin. IV, 17 y 47: ut Aristoms esset ex- 
phsa sententia dkefttis^ nihil d^erre aliud ab alio nee esse res uUas 
praeter virtutes et vitia intra quas quidquam omninö interesset, Ebd* 
11,13,43. 111,3, 11 f. 15,50. IV, 16,43. 25,68. V, 25,73. Acad. 
Ily 42, 130. DioG. VII, 160. SsiT. Math. XI, 64. €ic. stellt den 
Aristo gewöhnlich mit P^rrho zusammen; 

3 ) D106. a. a. O. : tiXoQ ftpijaiv ilvat t6 dStaipoQOJs ixovra ^^v ngos 
T& [? TU ?] fsera^v dgtriJQ xal Mam'ae ftTjSi ^rivSv iv avroU itag^ 
aXXayiiv dnoXtinowa all' iniarji hrl ndvxwv l'xovta, Gic. Acad. 
a. a. O. hiAc summum bonum est in hts rebus (die sittlichen Adia- 
phora) neutram in partem moveri; quae dduKpogia ab ipso dicitur. 
Stob. I, 918. Clbh. AI. Strom. If, 416, C Ueber Chrysipps 
Polemik gegen diese Adiaphorie s. Plüt. e. not 27, 3. Cic* Fin. 
IV, 25, 68. 

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IHQ ' Die tftojtbhe BbU»»0]».bilb 

geil der prMktisolreD :Tha#i{>[kelt fiB:beü«niAtes VerMitt- 
vAmkf das für die firwäblvng oder Verwerfooft» jUherkn«^ 
fiir^ die praktisch^: £ntftcbeidaDf|^ neasa^^elieiid «ei«kaiiu. 
Sit tfaeilen deamacfa die gieicbguUfgeli Dinge aelbat wje- 
der in drei Klasseil. Zu der ersten geliört nHes d«^«* 
niige, was zwar vom sitilicben <ider absolutem Staudpuaiit 
ali8 weder ein Gut ooeh ein Uebel ist, was aber doch ei- 
nen gewissen Werth hat, mag ihSi nun dieser an und für 
sich 9 wegen seiner Angemessenheit an die menseUicbe 
Natur ^ oder mag er ihm nur als einem Hnifsmittel its 
sittlleUn nhd natnrgemässen Lebens, oder In beiden Be- 
ziehutagen aukommen. Die «weite Klasse umfasst umge- 
kehrt alles d«), was an sieh selbst oder in seinem Ver- 
hiltnuii zu höheren Zwecken naturwidrig und schadlieh 
zu sein pflegt; die dritte diejenigen Dinge und Thätig- 
keiten, die nicht einmal In diesem bedingten Sinn einen 
Werth öder ünwerth haben. Die erste Klasse wird als 
das Wünschenswerthe (ngonyfAivov)^ die zweite als das 
VeKwerfliche 0»non()otfyfitpQ*) ^ die dritte als das Mittlere 
bezeichnet 0; das Letztere heisst aoeb im engern Sinn 
adiclqiQgop ^), und ZU demselben wird neben dem schlecht- 



. 1) pEOG. Vit) i05: t(up dSiatpo^iov td /it;- ktyitQi TrgotjyfttraToi St 
ditfmQotiYfAiva» ir^oti^ffAiva ^tv rd l%o»Ta d^iav ammga^yfiiva 
de rd dvaiiav [K «Traf. ; i'xovra, ünler der d^ia aber, deren 
drei Bedeutungen erörtert werden, rerstehen sie hier: /»ia^ t^va 
SipafMV 71 XQ^fiv ovfjtßciXXouivf;v w^oc tuv nard tfva$r fiiav. 107: 
twv nffOt^yf/^ivotv rd fih Si avtd 'jr(*oijMTat f rd ^ S$' STt^a^ ra 
Sd m avfd *al Si «r<^a ... ^i avrd /nf-v iV* tcard tpviftv igi. 
dk 6Tsgft S9 ort: nifftwoiet t^flas da diiyaf. ouoicuf Si Ifc« «a» 
To dnonQorjyuivov nard tuv ivavgloy koyov. Wesentlich gleich, 
es scheint nach derselben Quelle, nur ausführlicher Stob. Eid. 
11, 142 if.; yergl. femer Gic. Acad. 1, 10^ 36 f. Fin. III» f5, 50 ff. 
(wo namentlich ^.52 mit Stob. Jf, 156 zu vgl.) Sbxt. Pyrrh. 
111,191. Math. XI, 60 ff. u. A. " * 

a) Sto3. 11,142: dSid(po(fa d^ sivai Uyaoi rd fteraSv tcÜp dyaittav 
xal %(Zv nandjp 8t%iu9 rp dSid^o^ov voeTo^at tfdf/tBvoi% ua&' eva 
/j^ey rgonov x6 f^i^ts. .^ya^ov fi/^et xaxQv aal tu fiigt^ mtgarov 
fitiXB fevMiov tia&' eregov ie ro f^r^Tt og/A^s ^jjr« dg>o(j/j^£ nt- 

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Die Elbik« Hilderutt^deft »itUioli««:Idealitniu0. Ifn 

hM Qltieli|g:illigen auch aüea ilfp gediUt» WM aar eioe« 
00 9<rirte|;to Werlli oder Unwerth bat^ dM$ es weder Vierer 
kisge» noeh ÄbeebeQ zu erwecken geeignei ist, ved ee 
wlrdlttsofern das TkgofiyßMwoip . und «»«ifa^i^fV^ aneb ab 
dasjenige definirt) was eioeti bedentenden Wertb oder 
Unwertb habe ^). Zu dem W&asieheiiawertbea recboeteii 
dfe Stoiker tbells geistige Eigeaschafteo «n4 Zaataqde^ 
wie gnte Anlagen) Kunstfertigkeit, und aacb den Fort» 
schritt aar Tugend, sofern dieser doch nocb niebt die 
Tagend Selbst ist, tbeils k^rpnrliebe Vorzuge, die Sehon>- 
belt, Starke, tiesuadbett and daa Leben seibat, tbeUa 
endKeli äuaaere Guter, wie Reichtbusii Ebre, edle Aih 
knnft, Verwandte u« a* w«: au den Verwerflieben die ent^ 
g^S^ogesetaten Dinge und Zuatinde; au dem acblecbthia 
GleiebguUigen allea dea, was auf uaaere WaH keinerlei 
bdstteniendett filnflnss baben kann, wie etwa die Frage^ 
ob lek. ein illatt Tom Boden aufbeben oder liegen laaaen, 
ob ich dieses oder jenes Geldstück an e(ner Zabluag. ver- 
wenden soll % Ifun wollten sie allerdings den blo# re- 
lativen Wertb des npofj/fiipop von dem absoluten des sitt- 
lich Guten, streng unterschieden, und nnr dieses ein Gut 
genannt wissen, weil es allein unter allea Umständen 
nntzHch und notbwendig sei, wogegen ancb die voraOg- 
liebsten von den sittlich gleichgültigen t>tngen nnter Um* 
standen nach tbeilig, und auch die verwerflichsten der- 



viiT$tiQv, Ebenso Dioo. VIJ, 104. Noch .eine dritte Bedeutung 
unterscheidet Ssxt. M%th. XI, 60, sie ist aber nur eine Vnterab- 
tbeilung der «weiten« 

1) Vor Anm. und Stob. 11^ 144. ^xt. Pyrrfa. IIIyi9l. ]l!UÜi.}Cl»6S. 

2> Dioa. Vll, ft06. Stob. II, USff. Gic« Fin« 111,15« 51. SziTUt 
a. d» a. 0. PftUT. Sto« rep. 30. u. A. Niclit g%mt^, einig waren die 
Stoiber darSber, ob der Nachrubm naob dem Tode zu dem WOn- 
acbenswerthen sn rechnen sei; nach Oic Fin. 111, 17, 57 ver- 
Ufinte es Cbr^sipp untl Diogfenes, wogten es die Jungeeen, von 
dem Ahademiber Hrantor gedrängt, ;&iigabep«. Svh« ep. 103 fuhrt 
.sog^ das als stoischen 3<^t« au&,.da4s der.iSadiruhm ein Gut 
seL Doch fleht bom^n biet; wohl ungetnau .für daa lufo^y/ihw. 

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iM •D>i^Vtoiicii«^h4h>s.o^i>hi«» 

nfittiteh fteiti köiineii <). Aber ^cb^ e;erafh ihre Lehre 
f'dmGiiteft dilreh^dfeADtiiihiiie der npt^/ftipa slehilmwintB 
S<5faiva^ken ; zwteehen die Guter und üebei b»t sieb in 
dem Wunschedswerthen nnd Verwerfliebei» ein DHIte^ 
Yon. zw^effelhafter Beethyieirfieit iwAie MHie geitAugi^ 
nlid wie vilt oben geiseben haben, daas sie auf dieses Attt 
Näfnren des Adittphoron nnt im weitern -Sidn. anwendbar 
fiinden, do konnten sie auch andererseits die BeBeichnung 
des Guten für das Wunsehenswerth^ fricht sebltektbiii 
^urfickweisiEin ^>. IMss es sich aber dabei doch nicht blos 
tf« dfi Mamen baildelte, tßlgt sich, wenn wir die koo* 
kk'eten FSIle iii's Auge fassen, we^il wir nicht imr eleen 
Seneea ^) den Üusfeieren Besiiz in' Aristotelischer Weise 
als ein Riilfsmittel der Tugend vertheidigen, einen Ifeeato 
und selbst einen Diogenes mehr als zweideutige Uvtkeiie 
tfter erlaubten und unerlaubten Gewinn f&llen böreii *), 
sondert! auch voti Chrysipp erfahren, er fiabe es für Ter- 
raekt eirkiart, Gesundheit, Reicfa^hum und SchmerBlo- 



1) fcic. Fin lll, 10, 34. i6, 52. Seit* Math. Xl, 6^ Weitere Belege 

Vo. ib ^m Ab^cbtritt ül>er das Gute» 
2>>'Pf'iiv« Sto« rq>.30s iv ^i x^irgiott^ n^fl uya&^P rgiptaf r«r« 

ual nana tdvavria TavraiS Ta7s Xd^eaiv l'uf «*' t<C ßtiX^ta*. 
Kara Tctc rotavtäs Trapakkayai (niit Rucksicht auf 'di^ Grösse 
des Unterschieds zwischen dem Trgof^yfiivov und drrongot^yft,} ro 
fiiv dya&ov avtoiv Xiyetv x6 dt ««kov . . ev ftiv roU oiffiatvO" 
/AipotS 5'9tnnlntavtot avtS rd ^ akla ^i^xu^ofifva tiJ9 nmrd t«c 
ovoftaaiaS awtf^tiaS' 

3) de vita beata c. 21 f» 

4) Gic« Off; III, 12, 51. 13, 55. 9%, 91. 15, 63. 23, 89: Diogenes von 
Seleucia erklärt es für erlaubt, wissentlich falsches- Geld aunu- 
geben, bei einem Kauf wesentliche Mfingel des Kaufobfelits» su 
verschweigen u. dgU, Hecato aus Rhodus meint nicbt blos^im 
Allgemeinen, der Weise werde auf gesetzliche und rechtliche Art 
für sein Vermögen besorgt sein, sondern er glaubt auch, bei 
grosser Theurung weHe derselbe seine Bklaven Heber Ttrhun- 
gern lassen, als mit i^ gross^i) Opfern erhalten« 

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Die Ethik. Milidvrung des iftlliebvn Idealismus. llt 

stg^lTitt nleht isn Iibg>ebr6ii % er babediiin Stäatsnaiiii ev^ 
Iftnbt, ReiebtlmBi , 'Ebr« u. s. w. wie wirkliche 6iiler«ani 
behemdelif^)!! er, uild die ganze stefaehe Schule mit Htmy 
habe tauch aolcbea . Erwerb des Welaen wBrdIg getnfUi^- 
an d^em sonst In der 5ffenltidien Mclnong^ der Griechen^ 
ein Flecken baflele^), der gleiche Philosoph habe ertd« 
lieh den Satz ausgesprochen, dass es besser sei verntonft«* 
los za leben, als gar nicht ^). Wir können es uns nicht 
verbergen: indem die Stoiker ihr System mit dem ge** 
wohnlichen Urtheil und den Bedingungen des praktischen 
Handelns ausgleichen wollen, so werden sie zu Zugestand'- 
niesen gedrangt, 4^ durch ihren Widerspruch' gegen fro- 
here Bestimmungen dentlich genug zeigen, dass der Bo- 
gen liei diesen zu stark gespannt war. 

Durch dfese Lehre über das W&nschenswerthe und' 
Verwerfliche erhSIt ntin auch der Begriff disrtPflicht eine 
weitere Bestimmung. Wir haben früher gefunden, dass 
die Stoiker unter der Pflicht, oder dem nut&fjno^, &ber- 
haupt die vernunftgemasse Handlung verstehen, welche 
dadurch zur guten That oder zum ttat6p0(ufia wird) dass 
sie mit der rechten Gesinnung begangen wird. Dieiier 



X) Plut. Sto. rep. 30, 2. 

2) äbd« c. 5. 

S) l^acb pLtrr. Sto. rep. 26. 50. Dioo. Vif, 18Sf. ^ob. fi, 'S9f 
nahmen die Bloilier, nach dem Vorgang Gkrysipps, drai Anm 
des anständigen Erwerbs an: durch wissenschaftlichen Unterricht, 
dafcb Freundschaft mit Reichen, und durch Staats • und Fürsten- 
'di^st. War nun auch die erste und letzte Erwerl>sart In de^ 
' alekaoMniacbes fiSelt nicht mehr ^o verrufen , wie früher vae 
waren aie doch immer noch anrüchig, namentlich war aber die 
Kweite dem Tadel auagesetet (vgl. Diog. a. a« O.). Noch mehr 
▼eratösst es gegen die griechische Sitte, wenn Ghryaqpp nach 
Plitt. Sto« rep* 30 vom Weisen sagte: ual- wß^cijasip tqIs iirl 
T^9 Xaßowa tmiMPV0Vt woftu unser 9. Thl. S. 2Sj Anm. 3 eu 
ver(^ 

4) B. Pmjt. SId; rep. 18« «. «et ih 4: kvoivahZ ^yv m^^wa ^«A- 
ko9 ij fA^ fiiur map /M^^irert ^ilijy . T^en^env. 

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UM Die stdUelie PkilatofJilak .. 

Atgiiff bMeiehnei alao iberhaupl 4m tohaU .i%r img^mi- 
iMifteii Tiiätlgjlielt Ali dieser liiluiU ergab sieh Bon da- 
Qiala sttv das ganSrEialaeiie: das ftiite oder Veriiaiifti|(e. 
<Ke4at zt^gt sfoli in ihm aellMit eine DapUeltM, ala yDoiit- 
ielbare Folge von der Duplicität des Gat^o und des Wäa- 
sdieDS«! ertliea^ Wäre das Gute der eiasige orlanbl« Ge* 
genstaad unseres Strebeos, so konate es auch nur Eise 
Piiebt geben, die Verwirldichnng des Guten, aod die ver- 
aelUedeoen TbatigiLetten, welehe faiefiir ootbfveDdIg sind, 
könnten sich doeh nur hinsicbtlicb ihres Stoffes, aber 
nicht biasiehllieh ihrer sittliohen Nothivenrdigkeit unter- 
seheiden. Giebt es dagegen neben dem absolut Guten 
aueh nach relative Guter, die zwar nicht unbedingt, aber 
doch in allen den Fälien zu begehren anid, io wefeben 
flSe sieb ohne Nachtbeil fiir das absolut Gnle oder die 
Tugend erstreben lassen, und giebt ^s ebenso neben der 
Schlechtigkeit^ als dev^absoluten Debel, auch noch rela* 
tive' Uebel, die wir unter derselben Bedingung zu ver* 
»eideft Grund haben, ao ijvird sich auch der Cnfang un- 
serer Pflichten in derselben Weise erweitern , und den 
unbedlngteu Pflichten, die aich alle In der Forderung des 
tugendhaften Handelns zusammenfassen, wird eine Anzahl 
bedingter Pflichten zur Seite treten, welche im Unter- 
schiede von jenen dl^ Aneignung des Wunschen&wertben 
und die Abwehr des Verwerfliehen zum Inhalt haben. 
Hierauf bezieht steh die stoische Eintheiluug der Pflich- 
ten In, solche, die immer, und solche, die nur in gewis- 
setn Fällen gelten; jene nannten die Stoiker auch voll- 
kommene, diese, mittlere Pflichten *), und. ala eine 



I) Dms. vif, 109: rtSp Hct&tftwprmv ra fiw ««2 Mo^ifMn va 9i o* 
a§i* Hai ael fiivKa&iJ9tM t6 ««r* d^wnp^ ^fj^t' «» anl Si to cpo»- 

■ ri^ vi anan^ivMaitai Mcti vB^tnatBtp nul rc ofMut. Gic. Fin« 

III, 17, 58: est autem üßichan pioä iia factum est, ut ^pu facti 

prokdäii raiA rsdäi potskk 9S qm mt d U igAm^ qfkMm-^meiutm 

fuoddam esse, ptöd nffwt m bomU ponatur negm mcommnit .... 

I 

ßigitizedbyCjOOQlC 



Die Ethik. MiHeruiig des sittlUbeArdealicmu«. US 

fii^im(i|im^liii^t ^r letBCeveii |^eo nihiBä, 4tun i4 
Betreff Ifartr dvrcJi bemiKkre Umstftii^e ein Anderes ji«v( 
Pflicht werden könne, tls i^M e^e solefae besondere U«; 
stünde Piicht Ist ^). Dabei begeben sie iifarfgens den for- 
melltin Fehler, dbrcb den in nlle ihre Erörterungen über, 
diesen Punkt 'eisige Verwirrung kommt, dass sie die vM** 
kommeee Pflicht zugleich auch auf die Pfltoblniaseiigkelt; 
der (jeaiDnong besielien, und insofern mit dem umtof^mfim* 
gleichseteen. Wurde so auch dasjenige, was'bios beding« 
t0B Werth hat, in den Kreis des pfiichtmä«si|^n Handelns 
aufjgenommön, so konnte wohl keine Oistlnktion'derSchvId 
verliindern« dass demsellien in der praktischen Anwendung 



quoniam eiiim viäemus es^e quiddam , quod rede factum apftelleivuJij^ 
td autem est perfectum officium, ei'it antem etiam mchoatum: ut, si 
jttsto depositum ti^dere in recte factis sit , w offidis ponätur dsposf-" 
, ttim red^rt • . . qnoimm^. non duHttm ^Jtt, ^lin ^t iKr- fmme fkediit: 
dicimus sit aliud sumendum aliud rcjiciendwn, ^mdquid tia fit aat 
dicitur commwü officio cofitiuetur. Ebenso Off. 1,3,8: et medium 
qüoddafn offtciutn dicitür et perfecturii — jenes düs ttaroQ^muny diV- 
u» da» c^mtnime' Ha&ijnov. ^roB, II, 138: ro)!* '^^ jcJd^oxrtvMif' 
Tfi /lUv &4va/ ^piOi rilsKf i a 8 t} , Mal uaro^d'fouaTa^ X^yMöfimh .»f. 
«>c stvat S^ xaT0(i9(»fiaTa rd urj srojf l'/^avtay ä St) öSi rÜ^t^a 
*a&rjxovTa n^osayoQSväon' ^ dkld^fiioo^ o7ov ro yafiui't to ngio- 
•ßeriiTf ro Sittk^yto&at y ni r^toi^ ofiota. • In <!iC8er*Dlir8tellünij* 
heiTtclil aun «Uerdifigs die fVcKr wirrung , die mir ^iwA WfA %i<f : 
TEB^s Auseinandersetzung (III, 657 ff.). £>i>fluss gl|WQni)eQ. 9|u 
haben scheint, dass die objektive Vollkommenheit der Pflicht,^ 
oder die Ünbedingth^it des Pflichtgebots, mit der' dubjehtf-' 
. «ven VaHk^niBwnhtit der Füchterfilllung , «hd deiMgemSti' der^ 
. .. Vnterschied der unbed^^ten und der be4ingteii Pflicht?« - hu|. 
dem Unterschied von Muralität QnaroQOvjfia) und Legalität £u-. 
sammeBgeworfen ist; wiewohl aber diese VerwirruDg attem -Ao- 
•ebein naeb dca Btoibem selbst «tir Last fä\H, itoiSMeii Wir sie 
doeb DHnererseits auftöMVL 
1} Dioe» a« ft. O.: rajuit^ ttpa* Mn&^xovra ^vsv n^g^gmütfüt, rd Si 
Hß^gariud* nai aviv fth ittg^^daetitf rdds, vysiut irtif$$h7<r&at 
Kai mte&ifir/gtOHf xcrl-ra Ofjiom* %asn ittgi^aaw Sk ra nt^iv iat- 
Tov «a\ T^v nr^aiiß S$a^^iftrt7if, dvdkoyov de nal ktoif nagd ro 
4m^H»v* Biete Unterseheidimg paast natürlich mif auf das f*i- 
aov Ma&^xopy denn die unbedingte Piliebt des tageadbid^en Le- 
h^$ Man dvreh b«nerlei Uawtftude aufgehoben wevdea* 

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rM Die »tolscbe Pbiloi^pbiC 

dbr «Mscben Lehre nicht ad*eii leine Berechtflgvi^ 
kennt wiirde , auf die es nach' der litrengen Conaeqnene 
dea 'Systems Iceiden Ans^uch liatte. . 

Hichnit stimmt es nun volllEomnien iibereie, wene das 
itoiache System anch nach der sabjelUiTen Seite hin durch 
eine Milderung seines Rigorienins dem Leben nnd dem 
pralitJAchen Bed&rfniss i?vieder näher zu liomjneit eneht 
In der reinen CoiMtequenz desselben lag hier nnr jene 
unbedingte Ausschliessung des sinnlichen Elements, wel- 
che die Forderung der Apathie orsprungllch aosdrfickt« 
Aber wie die Schroffheit der stoischen Gäterlehre durch 
die Annahme der nQoijyfitpa gemildert worden war, so 
wurde auch jene Forderung nach zwei Seiten hin gemil- 
dert, indem theils von den verbotenen Affekten wenig- 
stens die ersten Anfänge unter anderem jNamen geduldet, 
theils trotz der Verbannung der Affekte doch auch wie- 
der gewisse Gemüthsbewegungen fiir zulässig, ja für 
wünschenswerth erklärt wurden. In der ersteren Bezie- 
hung gaben die Stoiker zu, dass auch der Weise Schmerz 
empfinde, dass auch er bei gewissen Dingen nicht ganz 
ruhig bleiben werde u. s. w. '), und sie fanden eben hier* 
in einen Unterschied ihrer Moral von der cynischen ') ; 
auf das Andere bezieht sich die Lehre von den ivna^nM 
oder von den vernnnftmässigen Stimmungen, die sich im 
Gegensatz zu den Affekten auch beim Weisen, und nur 
bei diesem, finden sollten ; die Stoiker zahlten derselben 
drei Hauptärten, nebst mehreren Unterarten '). Soll auch 

.1) SfBv* de ira 1,16« 3. 2i Bip«: wenn der Weise etwas Empören- 
de» sieht, non .. tahgetur anmus ejus eritjue soHio eommoticr? 
ftUeor, seruiet levem quendam tenuempse woium — nam, ü$ äixk Ze- 
no, in sapientis fuaque ammo eiiam ctan wUhus snnatum ese^ dca- 
trw mana. Den. a» a«0« II, S f. ep. 57, B. |65. fcle ceoat. c. 10 
fin. 11 in. Sroa, Serni. 7, 21* Flut, cl nou 25. Gbu. N. A« 
XIX, 1. 

.2) SiBir« brevit. vitae c» 14, &. 65 t kommis natmram cum SkMs vin- 
ear« cum CjrtiitUs escedere* 

3) l^oe. VII« 115 f* 9lvm$M fcaX «vVci#W«s ^vl r^ftcff, x^^9 •»- 

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Die Ethik. Milclfrupg de$ sittlichen Idealitmat. ICff 

dieses Zog^rtiD^nt^fl die Affektloeigkelt deji Weisiltt dfla«- 
halb. Hiebt aufhebeii) weil jen^ firUubie ehen kein Af- 
fekt sein soll , so i$t doch die Grenzlinie zwischen beiden 
so schwer ztt ziehen, dass die erst so scharf betonte dnhe- 
dingtheit des Gegensatzes zwischen Weisen nsd Theres 
in der WlrkliühlLeit wieder zu verschwinden drdht 

Diese Gefahr erscheint noch dringender,, wenn wtr 
die Verlegenheit bemerkeii , in welche die Stoilier dnrdi 
die Anforderung geriethen, ihren Weisen in der Erfah- 
rung aufzuzeigen» Ofirfen wir ihren Gegnern >) glauben, 
80 hatten sie geradehin zugestanden, dass sieh In 4er 
bekannten Gescblehte Niemasd nachweisen lasse, der 
jenes hohen. Namens ganz wardig wäre; und diese ist 
allerdings um so glaublicher, wenn sie selbst einen Se- 
krates, Diogenes und Antiathenes nur als Fortschreitende, 
nicht als vollendet Tugendhafte zu. bezeichnen wagtten^). 
Nur mochte es biegegea wenig helfen, nrit Peiiidenius 
zu dem mythischen goldenen Zeitalter zu flüchten, iü 
dem wohl die Weisen geherrscht haben werden^); viel- 
mehr Hess sich vom stoischen Standpunkt selbst ans mit 
gutem Grund entgegnen : Tugend und Weisheit sei Sache 
der freien Bebung, da diese den ersten Menschen noth- 
wendig fehlte, so habe ihr Zustand nur ein Stand der 
nnschuldigen Unwissenheit, nicht der Vollkommenheit 



Xdßkwv^ ßilt^aiv Kot2 t^v fifp xin^Q»^ ivamlav tpwtlp slrtu r^ 
^Bovff Saav tvloyov tnagüir' x^v de tvkaßnav x^ tfQßta loav 
avXoyo» &mLü$if • . • t»/ Si int^vftitf, ivavxiav ^a9lp dvat. %i^ 
fiilifctv iüav tuXoyo» oV«£*f. Unterarten der ßnln^^s tiod: ivvoiuj 
9VfUv9Wt owxaQfioiy aymn^QtSy ^er tvlißnai aibiik^ dyv§lay der 
X»f « : xi^iS^ tv^oghtn^t BvtvfUf^» Dieselben drei k'ma^^w^ 
nennt Cxc. Tusc IV, 6, 13 i« mit der Bemeriiung, detasie nur 
dem Weisen snhonimen* 
1) SnT. Math. IXy 138. Pi.ct. Sco. rep. 51. vgl. Sm* viU bc. 
c. i7y Sohl. 

S) Sbn. ep. 90. S. 359^ 

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.fBB '' ' Die sloische PhllOflöpliic.* 

iMin kfahejf^). Glebt e« aber in der Wirklichkeit g^ar 
keine Weise, m hebt die Söh6!duo|; d«r Mensche« in 
'Weiee and Thoren sich selbst aufi alle Mensclieo gehö- 
ren M des Tboren, der Beg;riff des Weisen ist ein un- 
•wirkliches Ideal. Nur um so schwieriger wird es aber 
dann sein, die Satze von der deichheil aller Thören auf 
der einen, aller Weis^ aaf'der anderen Seite dnrchzu- 
fähren,' vermag^ vielmehr die iPliilosop^hie statt der wirk- 
lleheh Weisheit nur eine Annäherang an dieses Ideal zu 
bewirken, so wird sie doch auch diese ihre Leistnng an- 
<m>^glich skr gering anschlagen können, dass zwlscben dem 
eifrigen Sehfiler «ad dem verstockte« VeiSchter ilirer 
liebren kein wesentlicher Cnterachied übrig bliebe. Es 
war daher ganz nat&rlich^ dass sich die Stoiker trotz 
jener Sätze: doch wieder gedrungen fanden, unter den 
Sohleehte», wie andererseits unter deu Guten, Unterschiede 
-aosaerkeiinen) die friilioh dem System zn Gefallen: bei 
jenen auf die leichtere oder schwererle fletlh>arkelt der 
aittJichen Gebrechen, bei diesen auf sittlich glelehgöHlge 
Eigenschaften beschränkt wurden ^}, und dass sie naraent«- 

'■il ■ ' 

,/ 1) Sav* a> au O. S 371 mit den SII^Ke«: höh dat fi^tfur« fdtmem^ 

ars est bontim fieri . . . ignorantia verum intwcente^ eraut . . . 

virtus non contingit animo nisi instüuto et edocto et ad summum 
■ adsütua exertitatione perdueto, ad hoc qtddim, sed sine hoc nascimar 

11. s. w. 
2) Stob. Ekl. II, 256 : iQWV Si övrwv rojv aftagif^ftaTOt» etvai rtvat 

^Dßiarüv 'Sta&taawe yiyr^tai r« S* u *al rmv vnadamv yt aXlits 

dyxtP^^iQi^^ nüKti^ td ftimt rd tju.neptl»ftßav6ast^a rtup iiuzdasatv 
Qv^mfvovowv d. b. die Tii^nd haften sind mclil alle gicicb ku- 
verlUstig u. s. w.v aber diese Graduntersciiiede'- beaiefaeo sich 
niebt auf die Weislieit (oder aodererseitt die TboHrait) selbst, 
" denn diese lasst dem früher Angefiibrlea ««folge keioe Steige- 
- riiag KU, sondern nur auf sobsht Eigenscbtften, diem dem' sitt- 
lichen GesammUustand mitbegriffen^ aber nicht - ^efl^st anmiltelbar 
sittlicher Natur sind. Weiter vgl. man Gic« ^Fiai HI, i$» 48;; IV, 
JO, 56. Sbw. benef. IV, 27. 

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Die Elhiiu Mtlderuag de» siUlicheä Idealismas. iSt 

lieh den Zastabd der nfioKonii, der lir der Wfrklfcbkeft 
allein vorkommendea Annibernng zur Weisheit, diei$er 
selbst fast bis sur Duanterscbeidbarlieit nahe r&ekten. 
Denn wenn es eine Stufe der n^auomi gi^bt, auf weleher 
sieh der Meniteh von allen Affekten befreit hat, alle 
seine Pfli^ten erfillt, alles Noth wendige weiss, nnd 
selbst gegen die Gefiibr eines R&ckfalls gesichert ist^)^ 
so wird sich ein Solelier weder durch den Mangel an 
Uebung, noch durch das Fehlen eines deiititchen Bewusst-^ 
seins über sieh selbst von dem Weisen nnterscheideii 
lassen — haben wir doch längst gehört, dass die Gliick^ 
Seligkeit durch die Zeitdauer nicht vermehrt werde, und 
dass auch der Weise im Anfang sich seiner Wei^elt 
noch nicht bewusst sei; sollte aber die höchste Stufq der 
Aanäberong hinter dem wirklichen Besitz der Weisheit 
auch noch darin zuriickstehen^ dass jene ihres Bestandes 
nicht schlechthin sicher, und dass sie zwar von Gemuthil- 
krankheiten, aber nicht von Affekten frei wäre^), sokon^* 
men doch diese vorübergehenden Affekte den Gemäths- 
bewegungen, welche sich auch beim Weisen finden^ so 



1) 8yob. Seriti. 7%2i; 6 i' *;r' aHQoa, tptiol [XffvoiTntosI n^onoirrmv 
aitavta navtmi anobiBwai za »a&r/Aovra »al idiv na^aktinei* 
tov Si TÖT8 ßlav ^J« thai nm (ptjatP evSaiftova all' iir&yi}^89&a* 
avM(ff tijv avSat/ioviav ovuv al uhat n^ei^HS avrat nfoAXafiwat 
t6 ßißaiov Hat ixriKOv ital idiav .^r^SiV th^ hnßutaiv. Sitsr. .ep« 
75 S. 254 f« über die Fortscli reitenden der höchsten , Stufe: 
oihnes jafn t^ectus aC vkia posuerunt, quae eraht cofnfdöctendä d^ 
dicerufUj sed Ulis adhuc inexperta fiducia est* hanum suum notidum 
in usu habent, jam tarnen in Ula quae fuger unt recidere non pas- 
naü, jam HA sunt unde non est retro JapsuSf sed' hoc UHsde se 
nontbtm Kquet et , * * scire se nesciunt, 

2) Srh. a. a. O. (vgl. ep. 72 8.237): qMam hoc ptofidenHum genus 
de quo hocuitt^ swti ita ccfmplectuntut , ia iUos dicum jmlii effugisse 

' i/norbosammi, aj^ketus notidumy et adhuc iH lubrico dnre, qtAa nemo 
sÜ ettra p&ficutufn' mäütiae, rdsi qui totttm eam txcussit. Der Ün- 
teriebied ^r morii unimi und der affectwv wird' dato« ingegeben, 
j«ae seieo* inveterata vttw et ^um, dfesc rm>tus amm^ imptobaOles 
suM et concitati» 

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IM DU sl0i»cbe PbUo«0p|iie. 

ipte» .idan9 9ich kaum mehr als ein fyrmakv Ootftrfcbied 
feei4er entdeckea lassen wiU> und wsuto der Fortgeschrit- 
tene bis zur Freiheit Ton krankhaften Gemütlsasuständeii 
gejiaagt ist, so kann auch dieiGelahr d^s Ruckfalls aiclit 
mehr gros» sein« Die Stofker waren aber uberdiess d«r- 
fiber keineswegs einig, ob selbst der. wirjklioh Weise io 
dieser BezieJiung .ausser aller Gefahr sei, indem zwar 
KIe$ntbes mjt den Cynikern die Tugend, für uaTerlierbar 
erklarte? Chrysipp : dagegen für getvl$se Fälle die Mög- 
li^bfceU ihres Verlostes sugab 0' Au«h dieses Zugestand- 
njss .gebort unter die Ziige , welche uns die nothgedrun- 
gßne Milderung der stoischen Strenge durch das prakti- 
sphe ;Bedurfnfss erkennen lassen. 

II. Die 8|reciel!e Moral. 

Alles Bisherige betraf die allgemeine Ansicht der 
Stoiker über das Ziel und den Charakter der sittlichen 
Thätigkeit. Wiewohl uns aber hierüber verhältnissmässig 
am Meisten überliefert ist, und wiewohl auch das philo- 
sophische Interesse ihrer Moral vorzugsweise hierin liegt, 
so scheinen doch sie selbst auch in das Einzelne der 
sittlichen Pflichten und Verhältnisse mit dem ihnen eigen- 
thumlichen Streben nach Vollständigkeit ausführlich ein- 
gegangen zu sein. Es erhellt diess ausser dert früher 
angeführten Eintbeilungen der Ethik, die offenbar für 
üolche specielle Erörterungen Raum lassen, auch aus den 
mancherlei Einzelvorschriften, die theils von Anderen 



I) Dioo« VII, 127: t^v d^st^v XQvamnoi fikv unoßlt^t^Vt Xltav- 
^tfC ^6 üivanoßXrjtQv* 6 f^hy anoßltjv^v, Std fii&^p itpt.i fiihiyxo- 
Uav ,6 di, dvanoßliirov % did fitßaiac Karaki^iffßiQ, Uebcr die 
Cyniker •. Diog. VI, 105. Sek ep. 72, S. 237 erlilart »ich für 
die Ansiebt des Kleanthes, er hält ja aber gelbst den Fortschrei- 
Ceadeo der obersten Klasse für geschfitst vor Rüclifallen. — 
Mit d^r vorliegenden Frage hängt aucb die zusammen, ob der 
Weise verrackt werden könne, was Dioo. VlI^ iiS g^äagnet 
wird, 

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Die spezielle SloraL l^t 

ßAß »tfiiaeli ubedtefert^ thqilA.in deii Sebriften ^inm Se- 
neoft, Epiktet iind:AI% Äurel^ und io den hauptBiehlich 
M Paniitt«» W.cirk iiber die Pflichten eich anflchliesaeQ- 
den Gieeconiaohen Biioherii nijector^legt aind. Selbst d|a 
Oamiialik vqrde ja, ziierat unter den alten Pbileiaophen, 
von den Stoikepa. bearbeitet 0* Kur von Aristo wissefi 
wir, dasa er, aueb hierin Cyniker*), den ganzen paräne- 
tiachen Theii der Moral als olnfe Sache der Ammen und 
PJbdagogen verwarf, und die Sittenlehre, ja die Philoaa- 
pble überhaupt) auf die allgemeine Untersuchung iiber 
daskoobateGut und die Tugend beachr&nken wollte, woge- 
gen selbst sein Geistesverwandter Kleanthes die Miitz- 
licbkeit der besonderen Lebensvorschriften weqigstens 
für den Fall anerkannte, dass man ihren Zusammenhang 
mit den allgemeinen Grundsätzen nicht vernachlässige 0; 
Andere, wahrscheinlich spätere, Mitglieder der Schule 
wollten sich sogar unwissenschaftlich genug mit der spe- 
ciellen Moral begnügen*). Es lässt sich in dieser Aus- 
breitung der Sittenlehre, neben der Bem&hung um wis- 
senschaftliche Vollständigkeit, das Bestreben nicht ver- 
kennen, alle Seiten und Arten menschlicher Thätigkeit 
ethischen Gesichtspunkten zu unterwerfen; aber je wei- 
ter sich die Ethik aufs Einzelne einliess, um so unver- 
meidlichei* ,war es auch^ dass nicht blos die eigentlich 
vvissenschaft liehe Untersuchung nicht selten einer empi- 
rischeii Reflexip^^ sondern auch die Strenge der stoischen 
Grundsätze vielfach praktischen Rucksichten weichen 
mnsste. 



!)• Vgl. Gie. Off. III, W, 89 ff. 
d) 8. I>I04>. ¥1, «i. 

3>> Sis-ep. 89, S 364. 94, 392 Suv. Math. VII, 12. (DerJ^o^«- 
,r,tMS xmxoi^ T«n dem Sext hier spricht, beceicimel nicht die 
€atiiiitUi, .eondepA den anratheiiden Theil der Moral, ebenso 
■ . ateht dai Wort. !>• Musov« in Stob. Senn. 117, 8> 
4) Sxvb.ep. 94 Anii 95 Ani. 
Di« Philosophie der Griechen. Ul. Theil. 11 

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1112 Die stoiabe Fliiloiopbie. 

Iti W^leher Ordnaa^ mid naeh welcher Shrfbeliaeg 
die Stoiker das Einzelne 2» bebaadelh pflegten, und ob 
iberliftnpt In dieser Beziehuitg Gfeicbmissigkeftberrsclile, 
wird uns niclit berMrtet^>. Fir des Zwedi neserer ge- 
genwärtigen Darstellung wird es am Bequettsten aefo, 
ranäehst die BestininiuDgen) wetoiie die sittliehe Thätig* 
Iceit des Einzelnen als soleUen betreffen, von deo auf 
das menschliche 6enieinleben besflglicben zu unterscbei- 
den, und hierauf schliesslich die Gritodsitze der Selmle 
Aber das Verbalten des Menseben gegenfiber rom Welt- 
lauf und der allgetAeinen Netbwendigkeit 2u bespreeben. 

1. Der Einzelne als solcher. 
Es lag in der ganzen Richtung des stoischen S^ystems, 
dass es in der Ethik dem Einzelsuhjekt, seinen l^bätig- 
keiten und Pflichten, ungleich grossere Aufmerksamkeit 
zuwandte, als die bisherige Philosophie. Die letztere 
hatte diese Seite zwar auch nicht vernachlässigt, und 
namentlich Aristoteles war durch seine Untersuchungen 
über die einzelnen Tugenden genauer auf die individuelle 
Sittlichkeit eingegangen; aber doch wirkt auch bei ihm 
die Anschauungsweise des klassischen Griechenthums, 
an dessen Grenze er steht, noch stark genug nach, um 
die Privattugenden gegen die ofl'entlichen, und die Ethik 
gegen die Politik entschieden zurücktreten zu lassen. Im 
Stoicismus musste sich dieses Verhältniss umkehren; da 
hier aller Werth auf die subjektive Seite der sittlichen 
Gesinnung gelegt wird, so kann auch nur das Subjekt 
und seine Tugend der eigentliche Zweck und Gegenstand 



I) Nur über die Schrift des Panalias Toa . der Pfliebt imseift wir 
aus Cic. Off. I, 3i 8, dass sie suerst von der UaMrsd&eidung 
des Guten, und Schleeliten (den v4»ltkommeaen PfliciiteB), sodann 
vom Nölxlichen (den sog. mittlerea Pfliditen), umL endlich von 
den Gollisionen swisiöien der Pflicht vnd dem KutecB Imndelte. 
Cic. folgt in der Hauptsache dieser Atiordnung« A^icb die weitere 
Eintheilung ist wohl im Wesentliefam die destPanlKiui. ' 
' ■.'.•••.. 

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Die«|i6icfe]l«f'norak Die Tilgenden. 'MS 

dejr Htorttl i^efii, Aum Geiiieiiiwemm di^ge« tiur'tntofeiin 
in Betracht kMittieii, ^refera die Tfaätigkeil fiir däsMlbe 
aaf der eitttleben Natur dea Subjekts begruadet aod ki 
aaifier afttlicben Aufgabe mit enthalten ist Wir sehen 
dahelr In der atotadheii Philosophie bei verbaltnissaiäasi- 
ger Hlataaaetaaog; der Politik, die llntersuehaag über 
die aittliohea Tfaatigkeiteii and Obliegenheitea dea Sub- 
jekte als solehen eiae grosse Breite gewinnen. Ihre Ta- 
gend^ und Piiehtenlehre , überhaupt der paränetisehe 
Theil ibrar Ethik, achetnt sieh gans, oder doch zaai 
weit g^seren Theil, hierauf beschränkt zuhabea, hie- 
bei aber sehr tief iu'a Einzelne eingegangen zu sein*); 
wussteo sie doch selbst die Wissenschaft des Zechens 
unter den Tugenden des Weisen aufzuführen'). Im Be- 
sonderen kdnnen wir, an die obenber&hrte Eintheilung 
des Panätius anknüpfend, diejenigen Bestimmungen un- 
terscheiden, welche sich auf die Erfüllung der vollkom- 
menen Pflichten, und die, welche sich auf das Verhalten 
zu den mittleren Dingen beziehen. Die ersteren fassen 
sich in der Lehre von den Tugenden zusammen, Senn die 
Tagend, ist ja, wie wir bereits wissen, die einzige unbe- 
dingte Pflichte Indessen hat dieser Theil der stoischen 
Sittenlehre ausser den früher beigebrachten allgemeinen 
Bestimmungen über das Weseo der Tugend wenig Eigen- 
tbuttlichea* An die sokratisch-phitonische Lehre sich an- 
schliessend Hessen die Stoiker die an sich Eine Tugend 3) 



1) 8sv. «p» 94> Aof.: emn ptwum phUösepkute fuae dat propria eui- 
quß ptirtmun ftraeeepia nee in wmfersum eomptmk homUiem, sed 
wuuitö suaäety ^uomodo se fferat adversur maomm, pairi, fuomodo 
eäußU Uhtros^ thmme, quömodo sarmu regaiu 

9) Stob. EIlI. 11, itS: Det* Weite werde »idi lo der ünicflialtung, 
ia der Liel>e, bei Trinltgelagen der ricbtigea Eimicfat gemäss 
verhalle»; daher* dem unter den Tugenden eine igoirrny^ als 
Msliifi^ tS HoXws ^<>^^9 und eine cvftnouu^ ^l&Jn^^^ft^ ne^l to 

S> M. Ygl. ttber diese Einheit der Tugenden sasser der Mg. Anm. 

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im eioer Mdirbeit «ioselaeff Tügßmi^n «Mi übursieHeB; 
•Tvabei es eine mitergeordiiete VerachiedMheit dtr An- 
siebten ist, dsss die Eines mit Aristo die wesMittiche 
ElDheit aller Tugeaden, die Andern mit Cbrysi|pp die 
mterschefdende ElgedUiäiiillebkeit der eioaelnen starker 
.liervorlMbeo, walirend Zeso zwar von. einer Mehrheit Ton 
TttgendeR gesprochen, aber In der Definition der .einzel- 
nen sie alle auf die Einsicht ig>Q6rfiaäg) znrackgefikrt, 
ond den Grund ihrer Cnterscheidong ebenso, wie Aristo, 
in der Besebaffenheit des Objekts gesucht hatte, toit dem 
es -die Einsicht bu thun habe')- Die sammtUebea Tsgei- 



die fruber angeführten Stellen Plut. Slo. rep. 27* Diog. Vfl, 
125.' Stob. 11, 110. 114. 
i) JDat VerfasütniM dieser venebicdeoen Bettiraniiiiigen fithßllk asbr 
deutlich aus PtuT. virt mor. 2; 'j^qUo» 8i 6 Xlog tijj fuv 
eai(f fiiav »al avxoQ agST^v tTroU* Mal vyfiav luvofia^ey r^ Si 
irgo^ ri tto/C Siatpo^vS nal nltiovas . . • uml ya^ ij dgev^ noirj- 
t4a fuv- i7tt9$toit89a nal f»aj no$ijTi» mitüüjrm^ ^ow^tß' int^' 
ftiav da noa/ASatt • . . oonfpQoavvij * MOi»<ov^fiaai Si xaX ovf^fiolaiois 
OfätXsaa TOtS TTQOi tTtQovQ ii%aioavvtj ' *a9a7tig T9 fjLaxaiQtov 
tv fiiv luv'alkoTs ^ aX}^ 9uttgii vu B. yf. Ebenso definireZeno 

QifHpQ9aivijtt cfi di hJtßfieyBTi^e oi/^pciais^Chrjsipp dagegen glaube« 
ttard t6 nütov daetrjv iSitf itoioz^i gwifaa&at» Uebereinstim- 
mend damit sagt Plut. Sto. rep.' 7,. nach einer gleichlautenden 
Aagäbe über Zeno : Ghrystpp tadle zirar den Aristo ot$ fnis 
dgsT^9 üijfiauc ilaye #cic ülXat «/»«if pflichte »bct' doch den 
zenoniscben Bestimmungen über die einzelnen Tugenden bei, mit 
denen auch Kleanth zusammentraf, wenn er alle Tugenden auf 
die Seelenstärke zurückfubrle, welche in ihrer Beziehung auf die 
ifjkfAWtxia MSMigkeit genannt werde« auf die Mro/i^rcrMibcflogea 
Tapferkeit, auf die «efMu, Gerechtigkeit, aul die a»^*««« und 
hunHota Besonnenheit. Seine Eine Tugend bezeichnete Aristo 
nach Galbv de Htppoer. et Plat V, 5, 168» VII, 1, 306. c. i 
kwL Uls die Wissenschaft des Guten und Bösen $ diese Eine Ta- 
gend erbalte mebrcre Kamen natu x^ ttqos n atinw. Während 
. aich demnach die einseinen Tugenden nach der Ansicht der 
Aelteren, und namentlich des Aristo, welcher a^cb bierin dem 
Gynismus naher steht^ nur durch ihre Ob|ekie unterscheiden 
sollten, so behauptete Gbrysipp^ sie «mersebcidea sich aa sich 

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Die Bpeeielle-Moral. Di« Td^lBncleii. IN 

gtitt ftusteiil sht fn 4en herkimmUeimi Vief ISrnirftogeii* 
den ^toimamien I) 9 f Adern sie zugleich ihre innere Einheit 
dääuteU wahrten, dttss §ie dieselben simnilfliGfh als ein 
WiksM 'dMnirten : die Einsfohft als das Wlsiren von den 
GBtäi^fl, iin Hebeln, und dem Mittleren,' die Gereehtig^ 
kelt M dttl Wissen von dem Werth, der jedem beizuleges, 
die 'Fä^eAtiVnh das Wiisen von Aem^ was zu f&rcbte» 
offt^mtetit'Zfi flit^bten,'d!0Besetine«heit als das Wissen ¥a« 
di^, Wtis zu W&blen iind zn vermefdeft ist<]f. Diese Bestioi- 
inäng;(etii tfntersbheirien sich voii denen, wielehe Sokratee^ 
uml läiefif'Plato in seinen frfihei^n Sesjuräehen aU^estefii? 
hatt^,-tfachlleta' nur darin, dass die Binsicbt hei den Stoi* 
kern t^lS'bes<^ndere Tug^end von der allgemefven' Wurzel 
de£i eHlCtlichen Handelns^ dem Wissen, unterschieden wird, 
w&htt/fh!''Sokrat6s tlie Ansdi^ueke q>^6pfjai9, imgijfiti, üotj^üi 
akr gteiciibed^tttend gebraucht hatt6')j selbst diese for* 
melie' Aenderung scheint aber erst Von Chrysippus her* 



•elbtl» lede dertdbea beruhe .auf wfr eigeQlbuinliGiiim Bwcbaf^ 
fenbeit des Willens^ Aristo re^hnet^ ihren Unterschied (auch 
nach DiOG. Vit) 161} zum tt^os ii nojt ^tov^ Ghrjsipp eum 
Ulm noiov, 

1) Die Belege sogleich. Wenn Dioo. Vil, 92 (neben der Unter- 
scheidung einer logischen, physischen und eCbische» Tugend, die 
'uns hier nichts angeht) berichtet, dass Chrysipp u. A. mehr als 
tier Tilgenden angenommen haben, so besieht sich diess, wie 
inaii aus dieser Stelle selbst siebt, nur auf die' Uüterablheilungen 
der vier Grundtugenden. ' Zu diesen gehört (DiOg. a. a. O. Cic. 
Off. I, 27) 93) auch die tyK^dttia, die Kleanth in der eben an- 
geführten Stelle Plutarchs neben dreien voii den Kardinaltugen- 
den nennt. Dagegen wird die ÜnterkcheMung theoretischer und 
pralitischer Tugenden bei Panätius (Dioo. a. a. O > später noch 
£ü berühren sein. 

t) Das NSfaere hierüber s. b. Stofi. EkL 11, 102 f. Dioo. Vif, 93 f* 
'Fi.tT. a. a. O., wo sich auch die Üefinitiotten der den Haupttu- 
' genden entsprechenden Fehler finden, die sich übrigens aus dem 
Obigen ton selbst ergdben. Ueber die g>^vfja$9 v^l. anch Siit. 
Math. XI, 170. 184. 246* €io. CHT. I, 4S, 153, Aber &» Tapfer- 
keit Oflf. i, 19, 62. 

3) M. 8. nnsem 2. Th. S. S6' ' 

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160 DiesioUchr FIiilo«qpbie» 

£iiriiinraiO* BezBic|i«^wder far die «toiacbe Sige»<|iaai» 
IMhkeit sind die SitM über das Yerhatteii des Weises 
zä den sog;, mittlere» DlngtfD. Ans ellem Bisberifea er- 
glebt sich, dsss iD dieeer Bedeheiig im Attgeaeinee nnr 
jese «nbediogte Ueebhäagigkeit von aHem Aenseeren, 
jMe QleiebgHlligkeit gegen Lust und SchmerB, Besitz 
nsd^ Armutb, £bre und Sehende, Xiesandkelt und Krank* 
lutity je e^gea das Leben selbsl ?ei;langt werden. kpniiie, 
die wir sobom früher ie der stoischen Lebre yoü den 
Adiaphoren und der Apathie des Weisen kenne» gelernt 
halen^ Alier wie diese (ileifsbgiiUigkeit gegen dwAeee- 
sere bei den Cynikern yielfaeh in eine Veracbtoeg ven 
aitle nad menschllcbem. Gefehl , und insefer» wieder in 
das 6egeatheil tbrer aeUiat,. in eine rehe und bassibcbe 
Befriedigung des sinnliebeB Beda^faisses umgeseUegen 
war^ se bat aueb die Stoa aas de« Cyaismns noch genug 
von seiner Einseitigkeit mit berubergenommen, nm ihren 
Gegnern durch ähnliche Konsequenzen willkomnieneB An- 
lass zu Verwürfen darzabieten. Das zwar möchten wir 
ihren Lehrern nicht zu hoch anrechnen, dass sie die 
Luge unter Umstanden für erlaubt hielten'), denn der- 



1) Nftob dsr obe» angefulirten Stelle b. Pxot. virt mor. c. S defi- 
Birte Zeao die Tapferkeit lu b. w. alt 9>^i^««c ^V. vnoiuvni—t 
u. 6« w. Er gebrauchte alio ^^oi^afC in demaelbeii: Sinnt, wie 
die Gew&huBHi&Diier de» Diogeqes und Stobaus inisiftfjt für das 
Sittliche Wissen und die sittliche Gesinnung überhaupt, halte so- 
mit die Einsicht noch nicht als besondere Tugend von dieser 
unterschieden. Der spüteren Lehre und Ansdrucksweise entapracfa 
diese aber nicht metHr; dsAer iMmerkten die Stoiker« nach Plot., 
aur Rechtfertigung der isettonisehen. Definitionen, ^^ngioic stehe 
darin in der Bedeutung von im^vf^V- Der Urheber des spatem 
S|M>acbgebrauGh# ist ohne Zweifel Ghrjsipp$ da dieser die ein- 
atben Tugenden dadarqh sa Stend^ kommen Vess, dass au dem 
▲Ugemeiaen der Tiifinid eiv specKs^ber unterschied hineukomme, 
M» k4>nnte er jenes AUgemeinf niefaft m^br mit einier l>estiinroten 
Tugend« der ^eof^ii*«« Uen^Mh setsen^ Mit «Trif^Vv f^ oo^i» 
wesentlich gleichbedeutend Gxo, Off. I, 43t Xhl' - 

9) Stob. Ekl. 11, 230: der Weise werdis sieh bisipreileii, ohntagene 

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Die spepfelU Mor«l.. Pl^ AcH^fbora. If^ 

selhM M^lfMg if t Mfsb Sokraies uiid Pkito, vpd wenn 
wir ^rlkh -sei» wolleiiy ao mamen wir lielieaneD, dass 
ancli imsefe. Mora} io dieser Bezi^bung^ zwar in der 
Theorie Behü rlgorlatispliy in der Praxis dagegen nar allzu 
weilliefKig jsii's#|n pflegt, mag nun unsere Praxis unmo- 
rallBcb nUh <)4er pnsere Moraltlieorie unfuraktiscb.j oder 
beide«. Aueli für die Einriebtang der Weibergemeinscbaft^) 
konnle aicb Zeoo um iko mehr auf den platonischen Vor- 
gaag* berufea^ da er diese filorichtung nar für den StaiM; 
der Weisftt verlangte, da also das sino|iebe Mement hier, 
jedenfalls aiebt n^it iii's Spiel kommen sohlte. Uugleieb 
bedenUlcber Ist Anderes. Lautet es schon abstosaend 
genug, wenn Cfarj/sippns die Sorge für verstorbene An«. 
gebörigiB nicht blos auf das einfachste Begräbnisse be* 
scbrankea, so^iMlern auch wohl ganz bintangcisetzt wissen 
woUte^i so erscheint es vollends kannibalisch, daesDer-. 
selbe der .Meinung ist, das Fleisch von abgenosumen^n 
Gliededr»« und von den LeicbnauMin, selbst denen der 
nächste« Angehofigen, wurde am Beaten zur Nahrung 
verweadet^. Besonderen Attytoss gaben aber die Stoiker, 
Qod napentli<;h auch Cbryaipp, durch die Dinge» welche 



Beisdrainuog, der Löge bedienen, s. B. nara cgartjylav und mnoi 
«ifir rS 9^p^ifjoyf% 9rp«Q^a»r *- das LeUtere darf mtm al>er* 
nicht mit RiTTSB III, .699 erklären: »um de» VortheiU willen»« 
sondern es besieht sich auf Fälle, wie die von Sokrates in 
XxvopH* Mem. iV, 2, 17 und von Plato Rep. 11, 382, C, III, 
BS9, B. iV, 45a, C dngefabrt^n 

1) Dioa. VII, 33. 131. 

l) Seine Worte b. Ssxtus Pjrrb. III, 948, und gleichlautend Math. 
XI» 194. In demsell>en Zusammenhang war es wohl auch, 
dass Chrjsipp von dea Skten der verschiedenen Völker in Be- 
sielMing auf die Todten handelte (Gic Tusc. I, 45, 108): er 
wollte damit beweisen, dass in dieser Hinsicht keine natürliche 
UeK>ereinstimmung herrsche. 

5) Siir. a. a. O. Dioa. VII, 188$ die spätem Stoiker scheinen die 
. S^ulassigkeit des Genusses von Menscbenfieisch auf ausseri>rdent- 
liehe Nothfalla^.besehräDkt su babep, Oioo. Vll, 121» 

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16S' ^ Dia ttoUehe PfalIoiö|)^le.:' 

sfe ingesGhlechtI!c^er'Be2iebi]ng|;€f««atlen Wollten. Nicht 
allein die gewdhiilleiie Cliziieht nhi das ^lewe'iHke einer 
Hetäre^), sondern sog^ar die Sehäadlfelikeiten der Kna- 
benllebe fanden sie, 'wie bebanptet Wird, zulftssig^; ja 
die Hänpter der Scbnle bfelten die fibe üufdOeschieclita- 
Vermischung nnter den näcbsten BlütSTerwandlett ühr 
naturgeinäss ') , und selbst die hBimlichen Sehaämlosif!^- 
keiten eines Diogenes sollen an Zeno, obwolil Ibm smist 
inl Vergleich mit den Cynikern Schamhaftigkeft nachge- 
rühmt wird*), einen Lobredner gefunden babete^). Man 
wurde den Stoikern freilich Unrecht thiin, wenn man id 
solchen Sätzen etwas Anderes seh^n wollte, als reis 
theoretische Conseqnenzen ; der sittliche Cbärikter* eines 
Zeno, Kleantbes und Anderer ist über jedeä iSw^tfel er- 
haben; nur um so merkwBrdiger ist es aber, dass auch 
diese Männer sich zu Annahmen hlrigedringt sahen, vor 
denen dem einfachen sittlichen Gefabt schaudern mnsa. 
Indem die Stoiker den Werth der Handluii^en ämsebliesa- 
lieh nach der Gesinnung bemassen^ In der sl^ Voltbracbt 
werden, so Verlor die gewöhnliche, an dem AeuAiereB 
der einzelnen Tbätigkeiten haftende Cntei^sebeidung- des 
Sittlichen und Unsittlichen für sie ihre Bedeutung; die 
Tbat schien die gleiche zu sein^ auf welche Personen 
sie sich beziehen mag, und nur die Besehaffenheit der 
Gesinnung, das Dasein oder die Abwesenheit einer tadelns- 
werthen Begierde, sollte einen sittlichen Unterschied unter 
den einzelnen Handlungen begr&ndeti^). Weil aber der 



1) Sbxt. Pyrrh. 111, 201. 

2) Seit. Pyrrh. lU, 200. 245. Marb. Xt, 190. 

3) Seit. Pyrrh. I, 160. III, JOS. 246 Math. XI, 19i. Px-ut. Sto. 
rep. 22. 

4)- Dipo. VII, 3. 

5) PiüT. a. a. O. 21. 

6) Dieser Gedankengang tritt namentlich in'den' gleich aneufnbreo- 
den Stellen aus Zeno (s. folg. Anm.) hervor« "^ ' 

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' Die tpeiri«M« Blofrali Dt« A^lilipbora. 

S^föfciiittii» ilktmtL ^»%%fim\% ies Iimerri uwf . Aeä^enri> 
galt« sehröff und nnveriDÜtölt fasst,< so tvetss ^er 4ie %m^ 
d<»re Sciite, den Zasammenbaftg ftwtaoben der Oerfinntoajgril 
und der ftnBeereni'Tbiit) flieht recht zii finden,: und wo* 
wird diMe ^entgstens In alletf ddn Pidlen freigfeg^efcc»/ 
wo wedef die Refletion anf da» Naturgemasee und- «df 
die eatfirltehen' Begriffe, noch d(e Riielialebt auf ' denr 
Nüssen oder den Sehade^ einer . flandinnga^eiBe el»e 
Brieke>über die Kloft baut, wdobezwfacfaen der allg^. 
nueinen Forderung dea tugendhaften Handelns und d«ii» 
beaonderen nittilelien ThätIgkißMen sieb Mfnet Dal>ei d^rfi» 
man allerdings nicht übersehen, dass die Sätze, welche 
uns zum Anstoss. gereichen, von den Stoikern tbeila nnr 
oilt Besiebnng auf den Weisen und den Staat der Wei- 
sen, thells wohl fiberhaupt blos hypothetisch aufgestellt 
werden, dass sie daher im Grunde nur besagen wollen: 
wenn beaondere Umstände die Ehe mit Blutsverwandten 
u. dgl. Amiem wfirden, so läge in dem Objektiven dieser 
Handlongen; In ihrem materiellen Inhalt, kein Griind, sie 
zu naterlassen; ja von einzelnen jener Aeusserungen Ist 
wfthraebeinllch, dass sie überhaupt nicht den Sinn hatten, 
eine anerltaniit unsittliche Handlung auch nur hypothe- 
tisch zu rechtfertigen, sondern vielmehr den ehtgegen- 
geaetzten, das von der gewöhnlichen Sitte Gestattete 
dadnrch zu widerlegen, dass gezeigt wurde, es sei zwi- 
schen Ihm und dem anerkannt unsittlichen kein wesent- 
licher Cnter^chied I).. Es war insofern keiueaviregs. gc^en 



1) DIess gilt nametotlieh ton den Aeusserungen 2eno's über die 
Hnabenllebe. Seine Worte b. Sbxtüs Math. XI, 190. ^yrrfa. ill, 
^45 lauted : ^ihjSif^fiSstp 9i fty^Ssp fiaÜo^ f*^Si ^ooop nettS^Hti ij 
/CJ7 nai^tnd fAtjdk &i^lea ij agasva, 8 yaQ aXla non9in07t iq fir^ 
na&9uioi9 oSi ^^Utati ^ a^&nv, tt'AAa td aitd ir^inn Vi Mal 
Tw^^jröwd iu und : d&afte^t}^t9ite ruv iptifispor ; 9» fytayw nore- 
pov in iiu&vfvtjims avr^v dutfirjpioai • ttal ftdka, dXkd iite^vfif^- 
0m9 ifia^oüXBtP üot ttvtüv ^ itpoß^&f^^ ifteleviMt; pid ^Jt. dkl' 
MXavgM; ^Ml /ndka. ih' ix "tn^tiioli 00«; 0' fd^* Die Aus- 

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IWf DU Bi0Uclie PMUnaphit. 

den ^iiirar ihr altera«' Sloi, iteM «pftteie StoUMri) alle 
imi jiMle Doüacht) mtd nainentllcli die AMwndMe der 
KjMbeniliebe, aufs Eolaebiedente bekampftM, md habe« 
wir :auch die ttnbtdlog^to Vefwerfttn^. der cyoiacliea l^e- 
heofl^efaie bei eiliem Tbell der apalere» Steiker als eine 
Abwelcbasg von der alteren Aiisiciit an betMedten» ao 
warea dock aaeh dieaer gtwAsSy wenn dieaeibe nnr fir 
besondere Aoanahmsfille g^eataltet wnrde*). Die obenan- 
g^^Ciibrte« Paradcäcten vertieren M brt näherer Untetan* 
ehmig;' viel von ibrem Anatöaaijsen, aber doek kann man 
nfekt lan^nen, daaa ancb bei der billigstea Benrtkeiinng; 



drucitsweise ist liier allerdings etwas cyniscb, die Meinung aber 
ge^Mft ftielit die, welche Siirut darin findet, die Knabeaachiii- 

' dungaU 0rlaubt dtrsustellen, sondern vielmehr umgekehrt« danui- 
thuu, dass der, welcher die Unzucht überhaupt für erlaubt hält, auch 
diese Unzucht nicht verbieten könnte, dass die Begierde und der 
Versuch der voUendetenThat gleich %a achten stfl. BaiM da» stoische 
Partdotea wiiiiiich nur so gemeint war, beitötiglt.lHieb dl» An- 
gabe des OaiG. e. Geis. IV, 45 : die Stoiker verlegen das Gute 
und Böse nur in die Gesinnung, und erklären die äussere Hand. 

'' liing als solche, abgesehen ron der Gesinnung, für gleichgültig; 

' * BÜrov »p 4> tif mgl «ditf^of^v T97tif, «r». tif M^ JU^y <die 

Haodli^g für sich genommeo) &py0Bt4^ai (tty^va^Au aSid^9^iv 

iuvf sl nal fA^ X9V ^^ ^^"^f Ma&iifjioa»s ftoXiTeUtif to rotStop 

noniv, Kai vTto&ioeatt xa^iv , • . na^iX-r^tpaa^ rov doq>6v\ 

. ''VH owakfvoaTai zfj &vy§irQl virigi xs (itj anoXio^ai . . • to nav 

T(uv dv^Qioitiuv yivos, 
'*!) Müsiamtrs (50—80 n. Chr.) b. Stob. Serm* 0, 61, vgl. Cio. Fm. 

III, 20, 68: ne amores fuuiem sanctos attenot a sapietiu esse «o- 

imt und Diofi. VII, 139 f. 3tob. 1|, 9^38. Vhm. e. not» 18, wor- 
2 Badi sich die Liebe, nur auf die Schönheit der iSee^le riel^tel, und 

nur Bildung des Geliebten cur Tugend , nickt sinnlichen Genuss 

beaweckt 
J) Gic a. a. O. Cxmcorum autem rathfum atfue Vitam aiA' embre m 

Mj/istUv» dicum s£ fuis ejusmodiforu tasus mciderit, ul id facieih 

dtim sU, alU nuUo modo» Dadurcb erleidet die AagalM des Dxoa. 

VJf, 121,: dass die Stoiker den Cynismus für den känsestMiWeg 
. air Tugend erkla'rt hidHsm ibne wesentKohe Ciosciirfinkiiiig. 

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Die »pecielle Mbrfi Df0:m«nMli3Acfc«:Qeineinschäft m» 

CoM«4i|eMM 4« stQiMheü EiMeit%hei4 eifbctto^ii! m! 
lutte». * ■ • '.' ' :^ ^ • ! .• .'m! 

8. l|{0-Biftn<ebll€be Geilieiin«i)baft 
SofirobI tiü de« eMm bedi^rMbtfteii Zigeu, als Jii. wr. 
dem AMtioMkiiiiljie» de« siotocheft Sysldm« «ylriQlit' .itek! 
dM BestMben aiifl) de» Menscheih.vDn AlkM, wm .aiitaer< 
tu Uegt) «naWlMgig; au inaehe«, und Ihn: ref» aif «ielr 
saUiat. und iaaiit siitlkliea BawuMCseln. eii atelkit. SlO« «Ik 
bedinfi^ Utor dif se rUaaUiaagfglieil von atteia Aevaieraa 
verllHif^t i«lrd> aOi«leol|p;a€ll sich. doch der Maiwcll dtr*^ 
am aa^h ven, der jaeasetUicben Qeudeinaehaft hmm^ß^^ 
je v^lfitaadigef viehnebr der Eioselae jene lniieftf:B«t. 
freiwag Ja eiek ▼oUhracht hat^ ain ao alarker ^fird 4tf 
slaU^bea Lebre a^efolge der Trieb aap Ceoieiaaebaft.niM » 
AndereA la Mfm wlrkea. Oavch dieae: BealialnMtig Asotri 
stehan in der atetaebea Etbik ^wel relativ ealgege^ee«» ' 
selate Rlcbtaagea, auf indiytdeeUe Uaabhtnglgfceit w^ 
aiff'.iGeateAtiuie eiaea meaaebUehen -tiemelnlabeaa , uafi . 
weaa aaeh die eraiere anverkeanfaur idie ttkerwiegemie 
nad uffBprwigUehere iat, ao tat iluek aacb die a weite/ 
Diobtetwa. mr ^nf NekeeweKea eiagefukrt, aack^aie Uffr' 
vieinebrala etae,.di>rpbaiia berechtigte Felge des eteh^ 
scbea . SlftnedpimMa iui4 aamenillich t^n Efilktirajeaiapi ' 
{(agfiaiiber ala ein aebr. weaeatUehae jKeenactekea -dea-^ 
selbea zu betrachten. Indem der Stoicismus dem ver- 
nonftl^en Denken und Wollen allein einen unbedlngften 
Werth beilegt, ao macht er den Menachen unabhängig 
von aUem Aeuaaern, und aaeh von anderen Menachen; 
well es aber eben hnr das rernfinfttge Denken und 
Wollen ist, das diesen Werth hat,, so ist in dieser Denk- 
weise mit der Freiheit des Subjekts zugleich die Aner- 
kennung eirfet Gemeinschaft zwischen alleh yeraünfligien 
Subjekten und die Forderung begründet, daas der Ein- 
zelne, aeine beaevilerea Zwecke den Zwecken nad Be- 

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dferfolkaen: därOeiaeinseliall tr»temrdbe/ i>emi ^ 
iMiidelt «»4 defekt' d<r Mensob tor, ' sofern stt« p^ivta- 
Itches Thun das allgemeine Gesetz in sieb darsi6lll; 
dieses ist alitelr. dn und dasselbe fir lille YernUnftwellett; 
sie alle bellen datier Dabselbe knst^ebeny «odbleh als 
hisMoinit d«rch dars Reiche ^eset«^ ata Tbeito^BMä we^ 
sentilab ' «isaiwnebgebopigen Ganzeii* anerkenneil y ' der 
Mensch soll nicHt bieb selbst leben, soffdefn der 8enletew 
sebaft. Otei StolkePMselbst haben diesM ZttsadmenlMng 
sebr * Mar dairgelegt. fler Trieb nadh 'Aeüieinsbhaft fst 
ibr^ Ansiebi näcb: umnittelbar mft' iter Vemnnft 0ettst 
gegebe« ;=' denn In seinei^ Vernunft -weiss irfch -der Mensch 
als-HTbefl^e» Ganzen, und Mendaufit als terpfticAitet, 
s%tä ihüridaelles Interesse d^m' des GaMze'n nnteranord- 
nM^i); wie alles Verwahdie sieh anisiebt, m Vov Alleni 
dab ¥ern6nflige, denn dfd vernünftige Seele ist t» allen 
Wenefi ehe nnd ^dieselbe, und aus dem Bev^nsstseiit dMeier- 
ihrer Einheit frfigt nndiittelbar de^ Trieb naeb Gemein^ 
s^Mft • BWisehen deb einzelnen Vemnnftwesea>>; oder 
W(tnn wir dieses V^h&ltniss mehr teleelogisdi atisdriieken 
Wl]illens wSSirend alles Oebrige nm der ^manftigen Wesbn' 
iMfien da Ist, so sind sie fnr einander: da,'<ifate GemMn- 
schdfl; ifiK mitbin das iinmitielbarste'lBebot det' Nütor^); 
nttt rietfTbtertn stehen wir In keinem Reebts^dttiilhita*«), 
mit nns treibst andi niibi*), nur gegen nWd^e Menseben 



' l) Gic. Fin. IjI) 19, 64: mundum autem censent regi numine Deorum 
^ • eun^foe iss6 ptaH ernnmunem urbeni et ctvkaiem kammum et Deatum; 
' .'^et^unAmquemfuk nosmun ejiU munHiMse.farumy,^ fwaiUud am-' 
. ,, . jiyMfi^ .1^ foa^mwtem.^utU k a ta f^ nff4lT;ae anteponamujf*- ' , 
2) ;M. AuBSi. 1% 9. XII, 50. . 

' 3) <^ic. *iii; Itf, 20, 67. Oft 1, 7; i2. äI. AobelVII, 55. ^Ü,59. 
V't Ix^l^ J- :*.•.'': •.'. '•■-...:■ ■• ! ' • 

5)> Nach Plux St<^. np* 16 läagnete Cbry^ipp^ iißßB der MeMcb, 

sich selbst Unrecbt tbiin könne; wenn er diess Demselben ' su- 

"■' Ibfge an ataü^i^^SlJlälleta eir beVAa)>t^h'k'^lAktV ^o'iledii^irt sttb 

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Die ipecielle Mi4^v*U,|>{(t'9i««Siokl»oke firemeintcbaft. ift$ 

IMeaM^BenriuMRbifyte. Too iteriZdsitinaitfogebötigkeifc a|ltr 
vnrniutftliife« Weseo Mt MiMttUeh mooh 4er L«telt<4«lr 
£li«#ffcer^JII«!k Aareli«dhr naeMrüi^lUiek auiif espMthM. 
Di» V«iwi(iiAigkieit: i«t Uloi als solehe omUUeUiar anih 
GeMTligliftUfVI, 14^'X, S), vfirmilAigeWMte.kQMiM 
wir oiur tH>ift StetfdpnalLt.der Oetitinsi^baft aostifioitaiM- 
jMJt^) «etotodoki (Vl^ 23)» ibui/VtväiinClige kaon »ich nar 
1« Winken fiiriUia.GeiMUisebafilMriilhl flUen.(VJU,>9), 
desii iillie^ Velmuiifiweaea .aitid iverHvandt iUiy 4y, alte. M- 
dti*; £iD. iGaazM, von 4em jiedaa alnaeliie ehi intapriraa- 
Aar Xtfii^ffA^fwv^if^VU» 8S)y oi*gaili8ck«lr Vbail<M;4b9i niakt 
blaa ^(N>f> iat (il,. 1. VU^ 13); dar Triab aaehiBdaieitt- 
sebaft'ia« dahac dar :G#ntadtriab da« Meaaobap* (VU, M^, 
V jfl«te TblMgk«tt 'daataibeii mU mittalbar oidar tikmitMUiMr 
dam Ganaen ditaaa (fiX, i8),:iiMia dagagen iaaitaef Vieiftki- 
dang' mit Andereto alörl, kann, nur ^aara iffiibtiio, ibmialbit 
mie ein abgahiiaeaea Glied voa. dam Laibe' au :4aiidari, 
aMidem ÄlU.ihra Labaikskraft ziehen iVdll) M)^ «od 
lur« aibb.aaek !tiiir von Eiaam seiner Mltaian8dieii"ab- 
tranttt^'idai.icbaidQt sich voa dem Stamm di^ HaaiabJbait 
aelbat ab (Xl, S). . Wir wardaaMaAch in dem gleiok Fal- 
genden aeben, dasa diese Aeossernngen des pbilosopbi- 
sehen Kaisers dem Standpunkt des Stoicismos durchaus 
eBiaprecbau. - i 

Diese Gemeinschaft, zu der alle vern&nftigen Wesen 



■ ilo«;h dieier Widei^prucb, den ibin flaU.«o bock anrsobnet, aof 

. dm Popp,«lBini} TOQ djftMuv^ da« bald »UnrMbC tbunA, bald aucb 

i^igemmo^'jvverjeueii« bedwtei; Ein EecblataitbaltiiUs 4^ eigent- 

licbeo Sinn ist nur su Anderen möglich,, die GafBpbligbfit daher 

aacb der .alpilkcbaa FUsiimg ibraa Begriffa.vüaaentUcb di« flruf die 

iGaslfiAicb^,baMlgacbe. Tugend^, s.^ Cic Off. J„ 7, .30.. 

i) Auch mit diesen nämlich steht dar. IMUinstib,, dm ««geführten 

Staltenibirfblga, in ^^niejnsfMtt e« giebt da^er '(Si^xT;. 4. ftE O.) 

< ja»cb aine GeMDbtigkeit igegen.idie jGiötter.» d« Frilmmfgheit ist 

(Stob. II, lÖS) nur ein Theil der Gerecbtigkeitr .. , 

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btsHmtfl sfnd, wirfl «mi MtArKGli ^^ All^ onteir denen 
etältfindea, welche «leb ihrer Teriii»M|feti Meter «imI 
BesIliiMMiig; klär befme«! efod, mter dee WeieM^ Alle 
iVfeleeil nad TagendiuiMn^ oed eer ele, etod mit efama- 
.der befreeedet j weil sie allele Ib' iltrer Leheeeeiisfeht 
•öb^reinatlmmeo, uad weil sie alle {»«einäodet die Tug^end 
au liebea habea <> AUea Tbun des Welaea dieat datier 
•aecb dem Beatea aUer ÄederO) eder wie die Stoiker 
«Beaea Gedimkea in ihrer • Welae acaepitaen : w«aa ele 
Mfeiaer irg^eadwo aoehvor den f leger Vemuaftii^ bewegt, 
ee niitCit diese allea Weisen le; der ganzes Weit'). Hier- 
eas felft unmittelbar der Wertb dcir Ereoedaebaft, «e 
desshaib a«eh< ven den Steikerü ent^r die Güter g^eeeh- 
»et wird >)r nar aelg^ aich gleich hlef aneb di^Sdmie- 
ipi^heit, diese AuerkeimoBg des GemeiBaehlHEUlbedurrttieees 
eilt der üedürfniasieslgkeit des Weisen zu verekiigen. 
:Wae»n der Weise sieh selbst schleebtbia genüg iet^ wie 
ksBB ihm ein Anderer netzen? wie kaeo er aeinerseits 
leieea Aiidera bedarfea? Es kuitej ziemlieh iiBbefriedi- 
gend^ wenn Sbsbca im Namen seiner Sohule anf die erste 
Ted diesen Fragen entwertet: der Weise kdnae^nar rem 
Vl^eisea die rechte Aeregeng snr< Betbätfignng eetlier 



1} Stob. II, 184: r^v t$ oftovotav intcrjftf^p sh^i 4t»»ß(S¥ my^^mwt 
,fift ^unl, w onuSai^t nivtat ^f'OPot^v u^^lQt4 ^«« tu ^vfitpo»^ 
V8iv iv To7s natd top ßiov, Cic. N. D. i, 44« 121 : censeni auUm 
[Stoici] sapientes sapientiAus etiam t^notü esse amicasy nihil est emm 
Ifbrtuie amaUiuu. ^uam fui Mkptus er^, uHtun^ erit g^entium, a 
• nobU MgkMr* Sks. ep. 81, S. 288. Dtoo. VII, Itt fd4, wosu 
die s^lirMiMbea 'AeiuMniiigca b. Xnr«Mi. M^kn. I^ i» 49 ff. su 
• Vei^lei€b«B mm!.' ■ - 

' 4) Fujtb €. aot I2s 2« Deimlben <GeaaD](€a dHklct der Säte (ebd. 
c'ltö) «u#, '^«88 dlßp Weise der Oottbeit (dem '^(^IjgaAsen) so 
viel aSIse, «1» sie ihm. 
'^ S3 Dioe. Vif, lf24. «tos. If, ies vgl. ISO« wo 9m(h Einiges über 
den Begriff der Freaadscbift als mtffwpi» fia^ aad die Arten 
derseUwm 

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Die •peciella MotaK 6>i*e'tneti«€ljii€bc<Creiiieinschaft ilQB 

Kräfte «rliiRete^S '^^ «ttf die sirefte : iter Wtiii^ g^Oie« 
sieh selfcst mt OIBekMlififkeit, aber »luhl Mm Lebeii^), 
denn g;eraile der W^iee wird in AUe» Anrefmig taur 
tageedbuflen Tliitig;keit finden, und wenn dte-F^eaad- 
Schaft keine Bedingung der GIBcliselIgkeit iit,>o Ut ele 
ancli kein Gut. Eber liest eich die Diefieetleo Hei Sto- 
Biers Elil. li, 188 h6ren: die Liebe Anderer ^o ilneg^ 
höre unter die üueeereny useere Liebe en Aidem* unter 
die geietigeu €lfiter; uer bed^f auch diese des Andeen, 
als ihres Objeiits, und so will sich die absolute Selbst- 
gfenugsamkeit des stoischen Subjekts mit der wesentli- 
chen Zusamniengehörigkeit der Subjekte^ wie man die 
Sache ansieht, nicht vertragen. 

Doch nicht Mos die Freundschaft rfhter den Weisen, 
auch andere Arten der sittlichen Gemeinschaft scheinen 
den Stoikern w^seotlicb und nothwendig. , Wenn der 
Mensch AherheaptsurVerbindung mit andern Menschen, 
zu einem durch Recht und Gesetz geordneten Gemein- 
lebßn bestimmt ist, wie könnte er sich dem allgemein- 
sten Reehtsilistiftiit, dem Staat, entziehen?^) wenn die 
Tugend nicht in mSssiger Beschaulichkeit, sondern im 
Handeln besteht, wie durfte er die Gelegenheit yersau- 
men, dnrch BetheUigang am Staatsleben das. Gete zu 
befördern und das BSse zu hindern?*) Und aus dem- 



1) cp. 91. .^ 

2) ep. 9> S. 24 Bip. : se contentus eH sapiens ad heate vwetidum, 
non ad vioendtan, ad hoc erdm muhis tili rebus opus est ad Ulud 
tatUum ammo sano et m^ecto et despiciente fortunam. Zu iem hier 
angelulirteo Ausspruch Cbrysipps Vgl. Stob. Serm. 7, 21. 

S) Stob. II, 308: t6v yag y6f$,ov elvaif na&dnep .eTnofi.9Vt oita^alovi 
OfMivtii Si Hai T^v noXip, ixavaic Ss xa« ICXsdv&ijff ntgl ro pirB^ 
9aiQV tlva* Tfjv TToXiv Xoyav ^goßzrjae rSrov* noXti fibp «* lc«v 
dt'Maetjgtov naraanivaoaa elf o nazatpsvyovtaS w Slutjp cnvai 
nal Xaßetvy ük dialov ^tj .noXiS ielv* 

4) Flut. Sto. rq>. 2 : Chrysipp empfehle das politiscbe Leben, und 
stelle den ßlot axoXaUMC mit dem ßtos ^BovtHoe ^uf Eine Linie. 
Dioe. V|[, 121 : nokiTtvio^at qtaat^ tov ootpo» uv ^ijf rt kwXvji, 

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49K •' .Bi«itoifcb0 PfcUoa^fliie. 

•fÜMi CilMwIe.Kird er Avdi die Ebf .nielit verschiMhe«, 
Bild wedec.eicb sdbal die TlieilfliaiMM m eieer so netur- 
gepiaeeee und imi^n Gemef esoheft, eoeb dem Staat eiae 
Keebkeniaieiieebeft nod der veneeblichen Geselleehaft 
•dee^Beiepiel eiuee aekonee FamllienlebeM verMgen dur- 
fen*). Dengewiee beeebifttgten sieb die Stoiker auch in 
ibreoScbKiftte.BadLehrvortrageB vlelfaeb mit den Staat 
md deiiilUueweseB'}; ama ihrer Politik wird ans be- 
cicbtet^.daaa 9ie einer aes dee drei einüacbstea Staats- 



itiP Mal in d(^r^p TtagogßiijoiiP, Stob. II, 184: ro r« 9i*aiov 
^a9t ifvüH it¥0$ nul /iy 9ia§$. litofupmm '9k vaMtf «M^fiM' «0/ 
f9 ifo^tbvM^^ %0V 90ipQ» • . . »aX ro rofßO^'STSOf TS nal irat- 
Sivup av9Qwn9v9 u« ft. f. 
1; Dioe. nach dem eben Angeführten: mti ya/i^ouv, cJc 6 ZrfViov 
' *'^oir ir 9r0kiT§ifj ttal na$Soctotiat9&a^ Oer's. TU« 190: die 
$lalker bctr»4itcti die Liebe ta Viademi Eltarn.iNld.Gescbfri- 

; ,^ .ttfni ab naturgemäss. Astipateb (wir erfahren nicht, ob der 
bekannte Schüler des Diogenes von Seleucia, oder der jüngere 
' Stoiker Antipater ans Tyros, deasen Gic. Off. ff, 24> S6 er- 
«vShnt) b. Stob. Serm. 67t »5 (vgL 70, ^S|: Wob. noi Kinder 
geboren «ir Vollständigkeit des Lebeps und ffauawesens, der 
Bürger sei dem Staat Kinder schuldig, die FamUienliebe die 
reinste.' Müsovius ebd. 67, 20 (vgl. 73, 15) : der Philosoph solle 

' ' Ar die Ehe, wie Ar alle natui^emaasen Lebensverbaltnisse« eio 
Muster acin, und durch Begründuilg eines Hansvfe^aa seioe 
Burgerpflicht erfüllen, die Liebe eu Frau und Kindern sei die 
innigste. 
t) Plvt. a. a. O. iniX tolvw nolka filvy ok iv Xoyoiit ävTia Zrjvwvh 
noXXa oi Xlsav^eif nleiia Si XgvaiTnroj ytyQafifiiva xvyiavHitiQi 
TTohrslaS xal rS oIqx^^^^^ ««* .«(>Z<*»' ««^ SiMu^tiv nal gr^rogivur* 
SiBr.'ep. 94 Anf. u. A. vgl. die Büchertitel b. Diog. VII, 4. 166. 
175. 178- Aufiallender Weise weiss aber Diog. gerade von 
Ghrjsipp keine politischen Schriften anzuführen. Nach Cic. Legg. 
III, 69 14 waren zwar Diogenes (so ist nämlich wahrscheinlich 
statt: Dio zu lesen) und Panätius bis auf seine Zeit die einsigen 
Stoiker, die auf das praktische Detail der Gesetzgebung genauer 

^ eingegangen waren, aber auch Andere hatten viel Politisches ge* 
. Bebrieben. 
Sj bioo. VII, 151. 



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Die speoielle Moral. Die itiensetili'isbeO'enieinschaft fpf 

fonii«ii g^etttischteti VetfaMiing den' Vorzog geg^beb hAbeA.- 
Aber ioth konnte «9 zu einer reineti und vollen Betb&'> 
tigimg an Staat und Famiite in der stotachen Philosophie 
nieht kommen. "Weilii sehon Plato für den Philosophen 
die poHtiacbe Thatigkeit in den Staaten* seiner Zelt OU'^ 
tbimlieh gefunden hatte, nm wie viel mehi* moeste dien» 
bei den Stoikern der Fall sein, die ihfeii Weisen der 
Masse der Menseben noch Jiveit schroiTer gegen&berstetl- 
ten, wäivrend sie andererseits grösstentfaeils unter noch 
weniger eitiladc^nden öffentlichen Znslanden lebten , ah 
Plato. Mochten sie daher immerhin dem Weisen die 
politische Thatigkeit nicht blos im volikömmenen Staat, 
sondern auch in allen den Staaten anrathen, an denen 
ein Fortsehtitt zur Vollkommenheit wahrzunehmen sei^}, 
so i0iisste sich doch schon Orrysipp überzeugen ^ dass 
sieli der Staatsmann entweder den Gittern oder dem^ 
Volke missfltUig machen müsset, und spätere Stoiker 
erklftren aus diesem Grunde geradezu, der Philosoph thue 
besser, sich nicht mit Staatsgescliäften zu befassen 0*^ 
Im Zusammenhang damit rälfa ihm Epiktst*) auch von der 
Ehe und Kindersseugung ab: w&rde auch, meint er, in. 
einem Staate von Weisen derselben nichts imWegs^hen^' 
so verhalte es sich doch anders in feinsern g;ew^ilicben' 
VertiSltnissen; da diVrfe sich der wahre Philosoph ntclii' 
in persönliche Verbtndnngen und Geschäfte verwiekeh,': 
die ilrii dem Dieniste der Goittieit entziehen kannten; 



13 Stob. Ekl. II, 186: noltttvea&at ruv aotpav nal fiaXtga iv r«ZS-. 
TOMvxai^ TtoXtTtiaie taiS ifKpairaaaie riva nQOUonf^v ^^6s rat 
raltiae nokirtiat» - • 

2) Stob. Scrm. 45, 29. 

5) Sx]f.ep.99,S. 94: ptis enkk placere poiest pojndo ctä placetvirtus? 
Daber de ot siip.. c. 32 S. 121. ep^ 68 Anf. die Behauptung, 
das« auch die stoische Lehre die Zurückziehung von den Staata- 
geschäften gestatte, ja verlange, denn nie werde der Philosoph 
<«htea Staat finden, mit dem er sufHeden sei. 

4) Diss. III, 22, 67 f. 
Die Fbilotophi« der Oriecbea. III. Theil. 13 

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t78 l>ie tt<}Uc]|«Pbilfiop.bi«» ,:..,. 

IMgt aller sebon die. letztere Aeus^eriiig^ de^su keine»- 
w<e^8 bloi9 die Utigunet 4er ^it ist, welobe den Steiker ^ro« 
der.Sor^e fir Haii9 und Staat xnriickbalt» daw iiun diese 
Thäti^kelt vielmehr aacb an und fär sicli scIfeSB als f^foe 
uQtei^eordnete und beschränkte ersehetat, so wird 4i6S!i 
a»eb iiDUttwui)den «usgeaprocheii^ wenn Sske^u. und 
KflKTST sa^fea, wer sich als BArger der Weit tukle>, für 
dei^.sei jeder eiseelne Staat ein viel zu kleiner Wir- 
kungskreis, als dass er sieh nicht lieber dem Ganzen der 
IMbensobheit widmen sollte 0« Das Uctheil blernber ««Bste 
ffftiiiob je nach der Individualität und den Verhältnissen 
des fiinzelnen verschieden ausfallen, der Philosoph auf 
dem Throne. rausste eher, als der Freigelassene. Epiktet, 
geneigt sein, sieh Beben dem Weltbui^er asdi als RUmer 
ztt Jühle9^>9 und die Anforderungen aa des pbilosophi- 
ssban StaatsoMinn herabzustimmen ')u Aber doch IMst 
sieh: nicht verkena^s^, wobin der Zag des stoiscbeii Sy- 
«teiQs geht. ..Eine Philosophie, welche nur auf di« sitt- 
liche Ausbtfdung der Gesinnung Wertb legt, alle passe- 
ren Zustände dagegen für etwas w^tfenlljeh GleicbgUti- 
geis ansieht, kann unmöglich den Sinn und idas Geschick 
fiir die BewMtiffung aller der äusserUcben Interesseq. und 
Vierbältatosa erzeugen, mit denen «s der Potitikec zu 
tkUfif bat, ei^ System, das die Masse dar M^Mchea nur 
als. Ttmrea, zu betrachten wreiss, d>enM jedes geswdff 
Strftbea and jedes richtige Wtesea abgeht,, kann iinni$g;^i^ii 
zu einer uugetheilten Wirksamkeit für den Staat fähren, 



1) Ssv. ep. 69 Anf. Epibt» Diss. III, 22, 83 f. 

2) M. AuBEL VT,44 : nolts xal nar^ls ws ftiv' jiyratvifu^.fKU ^ '-Pufifjt 

; . K,/«^^a, iit[ ^01 aya0a. Vgl. II, 5: -^otQti^ MtgaQ g^vti»Sp ti(^fia^o*S 
.3} .A.a. ,(>. IXy 2^9: oqfu^ßov iv^ Mmi^t nal ^9 n^^fikinav at T$i 



i:i 



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Die specielleMo^ral. D'ia m^nSiclllicheGemeinschaft« |9f 

Mise» Gang: iiad SUmvtchtnms ßb^n yo« dtaser H$kH^ 
und von der Bttdbsicki «iif ihre BedArfofsse, VorurtheUf 
uad (Beivobnheiten bedingt ist Mögen dAbeir «uieli unter 
dtttStoiksr» dec Ramei'selt tui^btige Staatsniävner gew^r 
fl^ Min, 40 war es dqeli dlelit die stoiscbe PhiloAppbiei 
flofldem: eben nur dss Römerthooi^ was sie dazug^Micbl; 
bat; jMef&r sich i^nate w^bl treffiiche Männer bijdeiii 
alter' keloe Staal^soiinnsr. 

Hur um ^a bedeutender »eigt sieb dagegen abea jene 
iägentbiiniljobfceit de«*, stoisclien Philosophie» wejkbe das 
eigontM(4i pplitisebe Interesse in ihr schwächt«! 9 ihr 
Kosni4»politisnias. Keine der früheren PhUos^pbieen 
hatte d«s Gegensatz der Nati^MiAlifcäten %u überwinde» 
gewiiasl; aueh Pinto und Aristoteles theilen noch d^S 
VemrtJlieU des HeUeneatlMiQis.geg^iadie Sarbaree ; nur Jie 
Cy^iker zei£e<i sieb ae^^b darin als Vorganger der ^tp^i 
itass sie das Qiiirgerthuni ia der besonderen. yatSJrst^dl 
de» WaltbJirgerlhuai gegeeäber gering aebteeOs ^ber 
tbeiüa i»t diese jldee dureh sie aecb njclnt w der koltnr? 
gesobiehdicben Biedeuti^i^ggelaegt, welehesie später gST 
wownen .bat., tbeils lial; sie,aiieh an sich selbst im (iJynisqiiie 
mehr nur den negativsen Sinn, die üeabbäogifKeit-dea 
PlMleisK^ea von Vitte^*land und Heimath, nprQbt idfsn ^poai^ 
ti-vea» jdjeweseptM^be Ziisiimniengebörl^lieit aUer Meo^ 
sehea ^a^udt'^Ken- £fi'# durch die stoische Philosophie. 
iS(t 4^ t^iManfce des WeltVörgertlrupis mit eine^ po^iti-^ 
vee AnhfiU ei^föMt «nd ins Grosse fruchtbar gemacbl:, 
iHHtten. iBiebei liegt es eaiie, theils e^f die g^scjaqbt-. 
liehen Verhältnisse, unter denen die stoische Philosophie 
entständen ist, theils auf die Person Ihres Stifters zu 
verweisen. Die Ueberwindung der nationalen Gegensätze 
uNipate der Phitoeopbje allerdings «w Viejes leichter 
werdm^ ^lacbdem der geniale macedoniscbe Eroberer die 



1)Ä ©190. VI, 65, 72. ft^. 

12* 



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ist Die stoische PbiUsopIlic. 

gffbien Nationalitäten in seinem Wettreicti nicht blos 
2nr staatlichen Verbindlang, senden aneh zu einer ge» 
meinsameii Bildung vereinigt hatte*), und der stoische 
Kosmopolitismus kann insofern zor Bestätigung des Satzes 
ben&tzt werden, dass die Philosophie immer nur die ge* 
schicfatlich vorhandenen Zustände abspiegle; wiefern an* 
dererseits die Persönlichkeit des PJiilosopben ffir den 
Inhalt seiner Lehre bestimmend wurde, musste der Halb- 
grieche Zeno^) eher geneigt sein, den Unterschied von 
Hellenen und Barbaren niedrig anzuschlagen, alß seine 
rein griechischen Vorgänger. So entscheidend aber auch 
wenigstens das erste von diesen Momenten auf den stoi- 
schen Kosmopolitismus eingewirkt zu haben scheint, so 
klar liegt doch auch der Zusammenhang desselben mit 
dem Ganzen des Systems vor Augen. Wenn die mensch* 
liehe Gemeinschaft überhaupt nach dem früher Bemerk* 
len nvtv auf der Gleichheit der Vernunft in den Einzel- 
nen beruht, so haben wir keinen Cfrnnd, diese Gemein- 
schaft auf Ein Volk zu beschränken, oder uns dem einen 
verwandter zu fühlen, als dem andern; alle Menschea 
stehen sich, abgesehen von dem', was sie selbst aus sich 
gemacht haben, gleich nahe, da alle gleichmässig an der 
Vernunft theilhaben, alle sind, wie diessEpiKTST 3) religiös 
ausdruckt, Bruder, denn alle haben in gleicher Weise Gott 
zuin Vater, fibendesshalb bilden aber audh alle nur Ein 
Gemeinwesen : die Eine Vernunft ist das gemeinsame 
Gesetz für alle, solche aber, die unter einerlei Gesetz 
stehen, sind Genossen Eines Staates*). Konnten daher 



1) Dieser Zusainnienbapg ist schon in Plutabchs Zusanunenslel}nn§ 
Alexanders mit den Stoikeni (de Alex. M. virt s. fort I, 6) an- 
gedeutet 

7) Nur balbgriecbisch war wenigstens Zeno's Vaterstadt, das c]rpri> 
scbe CUliuni. Auch die Anebdotäs bei Pico,- VII, 3. 25 oaddici 
Verse Timons ebd. 15 bezeichnen den Zeno als Pbönicier. 

3) Diss. r, 3, 3. 13, 3. 

4) M. AvBBL IV, 4 : el ro vosqcv ^(uTp tcthfovf nal o Xoyot na&* Sp 

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Die specielle MoraL Die meascblicbe Gemeinscheft |81 

die Stoiker selbst die Welt im weiteren , physischen 
Sinne wegen der Zusammengeliorigkeit aller ihrer Theile 
einem Staatswesen Tergleiehen % so wild noch weit niehr 
die Welt im'eng^ern Sinn, oder die Gesammtheit der ver« 
nniiftigen Wesen fiioen Staat bilden % zu dem sich alle 
Jfänzelsiaaten nnr verhalten, wie die Häuser Einer Stadt 
zum Ganzen^), nnd wenigstens der Weise wird diesen 
grosseu Staat, dem alle Menschen schlechthin angehören, 
Welt über den engen stellen, in welchen ihn der Zttihll 
der Gebort versetzt hat^); aber auch für das Ganze wird 
er mr darmif hinarbeiten kSlnnen, dass sich Alle ab 
Bürger Eines Staats erkennen, und statt trennender Ge- 
setze und Verfiissungen als Eine Heerde unter dem ge-* 
meinsamevtGesetze der Vernunft znsamaenwohden'). S« 



Xoy&noi iofiev »o&vos' el xStOy utaX 6 jr^STanrixos xoiv nottjtiiov 
$j fi.fi Xoyoi KotvoQ ' H tSto, Hai 6 vo/atoQ teoivot • st tSto, Troktral 
. itpsv ' ii tSto, nohx^fiaxoi xif9S (A9fii%ofuv * h xSxo^ J »o^ftos 
woarsl noXti. isL 

1) pLiiT, c. not 34, 6. 

2) M. AüBBL a. a. O. und II, 16, ScbT. Cic. Fk !II, 20, 67: Cbry- 
sij^p'ftagtf die Mensehtin seien för einander da; ^uoniampte ea 
tmtmrß et^at hmmm ut ei eum gen^-e hum^ qw»i chUe Jur 
inUrcedtrH, qvi id couservaret, eum juiftum, jui nugroret, irgustum 
fore» Daher auch im Folgenden : m urbe mundove conimunL Mvsojs. 
b. Stob« Serm. 40, 9: vofii^u »Uiti noXirtjc x^i xS Jiot ttoAm^ 
ii 99p4€fi%iv iH av&^mwif x», teal ^«mu^. Efizs. Dias- I|i|->5, 96« 
DioTKua b. Era. pr. ct. XV, 15» 4. 

3) M. AuREL III, 11 : av^Qotnov noXixfjv ovra TtoXews x^s dvtuxd- 
Tfji ^9 ai XoiTtaX n6Xe&9 olaneg olnlat ttaiv, 

• 4) Sch. de öt aap* 31 : duag rujnMeas anmo eompUoumnr, okerom' 
magnam et vere puMkam, qua DU atque homine* oonühientur • « ^ 
aüeram cui nas adsqripsit conditio ntucendL yit.be. 20: patrißm 
meam esse tnundum sciam et praesides Deos» Vgl. ep. 68, Anf. 
Epibtbt Dias. 111, 22, 83. Ebd. I, 9 : wenn die Lehre von der 
GotUerwaadtaobaft des Menschen wahr lal, 90 iat dieser nicht 
Albeaer oder Konntbier, ^sondern nur uoofAtos und vl6s &§S. J&vbov, 
a. a. O.: die Verbannung ist kein Uebel, denn unser walires 
Vaterland ist die «Welt. 
5) Flut, Alex, M« TVt. I, 6: kcU fii^p 9 noXv ^avpui^ofUv^ noXi- 

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181 Die stoitcb^Plirloiopbieb' «•. . C 

erWeilerC sieh M^r das «Ittitebe Böwnsrftsein isttr AllgiB* 
idCffiibeH; tndem steh dev McBsoh T«a allooi'AeMiwIkiliett 
sehlttciitbfti anf das Innere '«einer geMigeo mid afttUclien 
Natuf intickfftmg^n bat, wfrd esibita mvglich^ ditl|fliicb6 
NMor anch In allen Atidef n zu ei^ennen^ aad 'sieb dareh 
i\e Etnbelt Ihres Wesens und' Ihrer £estinmiiiB|^ mil 
Ihnen za Efueni Ganzen verbanden za wissen. 

Doch a«6h hietnlt tat die idttlicbe Aufgabe nicht 'er- 
schöpft Die gleiche Vernunft^ wie Im MeasiifaeB^wallel 
rein und vdllfcommcn im Weltganzen y und wenn ea der 
Beruf des Menschen iat^ die Vernnnft in seinem eigeneii 
Tban darzustellen, and in Anderen aoauerketiaen, ao ist 
es nicht minder seine Pflicht, sich der allgeoiehien Vevr 
aanCt und dem ^rm Ihr geknkten Weltlauf zu ilnlerwftrCaat* 
Wir müssen daher zum Schlüsse auch diesen Punkt noch 
in's Auge fassen. 

3. Der Mensch und der Weltlauf. 
So entschieden die Richtung der stoischen £tbik auf 
sittliches Handeln ist, so kommt sie doch ihrer ganzen 
Anlage nach nur in der Forderung einer unbedingten 
Ergebung in ddn Weltlauf zum Abschlaas, und auch diese 
Förderung Ist ebensosehr in der geschichtlichen Stellung 
diesei^ Philosophie, wie in ihrer wissenschaftlichen Con- 
Sequenz, begründet. £ine Zeit, in welcher die politische 
Freiheit der Völker unter der Wucht der macedoniacben, 
dann der römischen Weltherrschaft, und selbst die der 
römischen Sieger unter dem Despotismus des Kaiser- 
reicha erstickt war, in welcher die Gewalt, als lebeadlges 
Fatum, jede bedeutendere Selbstthätfgkelt erdrfickte, eine 
solche Zeit liess dem, welcher nicht in der Willkühr 



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Die tpecielle M^vai Dei* lll«iiM)k »nd'der Weltlauf. 

des/ iddividaldlcfii Tiwns niid S^iiessMa miin LebMssUl 
2a fladien wuwf»^ kMift eitvili« Aotetea filrig;., ' idt dei 
FaAftltomiiiB «ider absoluCealErgidiuii^ in dn Qttdl* ^ der 
Diiif^^ auf welchem «fiKD^^nteii ii«l>;{|fäiifitin> Völkern keiaa 
bemerkbare JSfaivflrbBilg^: mogUeii ]nchiei^« Die \Si<|a.fdl|fft 
iDSofern denk -Zag; ihres ZeiAelteM^ weae sie «ben idteeen 
Fatalismus zum Dogma macble. Sie folgte abtr^.^hesso 
auch, v^ie naeb ülleei BIslierige« kbtr Ist, 4^rJnlleren 
N^hnrendigkeit ihres Systems. Dehir wenn ajles Eiaseteb 
in der 'Welt edreiee Fofge Yen der allgeleeiiiet Nwketf- 
tMmg de« Ursaehen «nd Wirkudgen^ nur'der ¥#iteiig d^ 
al%efl|biMif Gesletees ist, ufas bleibt unr im Vierb&tisiss 
»« dieseinabselilten Netihsresdigkftiti übrige ald unbedingte 
CFdtäi^erfong^ nsd wie dürfte nnci idiese fJnteifwerfeeg 
ein Opfeb kosten, tveen dock jesesfiesetemolitS'AoderMl 
als die laHgeaieise Vemeeft ist? Df e firgebmfeig • in dea 
Wtltfanf ist daher eine vdn des iiacbdrat^klichstenF^r« 
derüBgen der stofadiea SittM^hrd, die Verse des Ki&eaüi^ 
TBss^), ifdrio sieb dieser der Fohning desüidilckeela 
ohne allen Vorbehalt überlässt, sind ein Thema, das von 
den Sehriftstellers der Schule anermiidliel| wiederholt 
wird. Der Tugendhafte, sageti sie, wird die Gottheit 
auch darin ehren,- dass er seinen Willen dem ihrigen 
untevordset, er wird das, wss sie will, fjir besser halten, 
als'was er selbst will, er wird bedenken, dass Alle unter al- 
len Umständen dem Verhängniss folgen müssen, dass es aber 
das Vorrei^ht der verniinftigen Wesen ist, ihm freiwillig 
safelfen, d«ss es nur Einen Weg snrEveSlietl find'Gluek- 
Seligkeit giebt: nichts zu wollen, als wits in der JNatur 



i} M Ekaltii« Man. c. 59, usvöUstflndiger bei itetnr. Disv. IV, V 
ISI. 4, 34, von Sbveca ep.' i07 überMCAt. Di^ Vdrse «lauten: 
tf^V 'Si /» «V ^v nnl 9»y tj Ilsit(fapfUvtj 
onot nod"* vfuv sift& S&»T9Tuyfitiifo9' • 
ük M^Bfnat / äoM909* ^ ii p/n^ &ilaj^ • ' 

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iM Die stoit€li«F1iilos!oplii«. • 

der Dinge liegt, was a«eb ohne unser Wdien slehiToll- 
Mngt 0* Einselae ihnlicbe Aenwemngen finden sieh 
naftfirlieli aneh sonst, aber deeh läset sieli niolit vekkea- 
nen, dass diese Fordermig derErgebnng von der rtoiaelien 
PUlosepliie mit ganz efgenthumllelieAi Nacfadmck geltend 
gemaeht wird, und mit ilirer ganzen Wekansehaiinng 
anfs Engste zasammenhängt 

Nur dann wurde diese Ergebung einem thätigen Wi- 
derstand gegen das Schicksal weichen müssen, wenn der 
Mensch In Verhältnisse käme, die ihn nötb^ten, Unwür- 
diges Eu'thun oder zu dulden. Der erstereFall kann nun 
frelifch nie eintreten, da sich auf stolscbem Standpmikt, 
wie wir schon früher gehört haben, keine Lebenslage 
denken läiMt, die nicht als Stoff zu tugendhafter Tfaätlg- 
keit zu ben&tzen wäre. Dagegen erscheint es den Stei- 
kern allerdings möglich, dass auch der Weise vom Sehick- 
sal inline Lage versetzt wird, die unettraglick fir ihn 
ist, und in diesem Fall erlauben sie Ihm, sieh derselben 
durch Selbstmord zu entziehen ^. Wie wichtig dieser 



1) Skn. de proirid. c 5^ S. 2ii: qttid tet honi viri? praeba^ se ßttth 
de Vit be. c« 15: Deum ^eguere ... yuae aulem dementia est^ po- 
ttus trahij pmm .sequi? . . . qttidqtud ex universi conttkufione pa- 
tiendum est, magno excipiatur animo, ad hoc sacramentum adactt 
sumus, ferre morttdia ♦ . . in regno nati sumus: Deo parere UberUts 
est. Vgl. ep^ 74. 76. S« H6* 362. Efihtbt Disa. H, 16, 4S: rol^ 
fjLtjtfov dvttßliiffas TT^oS top &e6y elnstvy oti %QOi ftoh ^oino^ eis 
o av &il7jS, ofioyvoßfiovoß aoi , aos tlfnt» sSsv 'JtaQatTu fiai rwv ooi 
Söx&vtojv oira ^dlsts, aye, 1, 12^7: <)er Tugendhafte ordnet sei- 

' nies WiUen dem gdttiicben unter, wie ;em unter Bürger cMm 6e^ 
Bete«>lV,-7,.90.; y^ürtov yig .'^yS^fut^ o 6 ^«o^ s^^Um» ^ ifw» 
IV, 1) 131, n}it Beziehung auf die Verse Klean ths: avrij tj odos 
in iXev&e^lat ayt&j avxij fAovtj anaXXayij Sekeiaf. Man. 8: &^ke 

' yi¥i9^ai vd 'pPCf^vii mt yivm»^ nal «»'(w^ok»«. j^ahnlioki: fr^gm. 
•)^ 134 (b; Stob. Serm^lOS, 60). M. Avin X« 3&: iiov^t v^ loyi^ 
%^ £ttf^ Mo9a$ TQ iM80iott ensQ^h To'U ytfOfUvoif to Ü ene^ 
o&ai ^ikdv itamiv dvuyuatav. 

2) DiOG« VIT, 130: avloycas ri fpa9$v iSrnfe^ itfirrof^ r« ßia rof ao- 
tpov (ßiaymyn '^ bei den Stoikern der atdhende Ausdrack für 

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Die specielle Mor»l. D«r Mentoli aad Itr WelKlaaf« *1it 

Paakt in 4ef stoMihM EtUk ist, wird uns^khr Werden) 
weDo livtr ai» von 8ii»ca ■) sagen lannen, dhw «vf der 
MogHebkeit eines freiwiNigen AustrlMs ans deili: LMkeü 
die Freiheit des Weisen Ton aflem Aeusseren wesentüeli 
mit bernhe^ wenn wir Denselben die Tliatdes jingeveli 
Cato nieht Uen nlierliänpt loben , sondern als die Spitse 
seines Kampfs mit dem Schidisal, IbiIs den hdebstea 
Triumph des menschltehen Willens preisen hören ^X wemi 
wir sehen, wie die ersten Meister der Scbnle diese iktn 
Lehre praktisch gemkoht haben, wie ein Zenb in hellem 
Alter i^eh erhängt^ well er den Pinger geiireehen hat ^)^ 
ein Kleahtbes bei nooh nnbedentenderem Anlass eine ilmi<j 
gerkor bis^snr Aimhungerung fortsetzt, nm den Weg snm 
Tode nicht Mos halb zurfiokKnlegen ^). Der Selbstmord 
erseheint hier nicht Mos als ein unter Umstanden milas«- 
siger Answeg, sondern schlechtweg als die höchste Be*« 
tbätigiing der sittlichen Freiheit von allem Aeussern, und 
so wen% weh Jedem die wirkliche Betretnng dieses W^fS 
zngemothet wird, so wird doch von Jedem verlangt, daiw 
er sieb denselben als Unterpfand seiner Cnabblngi|^kei< 
fmr dmi Fall der Noth ^ffen halte. Dieseln Nothfidl kann 



^ den Selbstmord) nal vntQ narglSo^ nal viteg ^iXtuv naiv iv enXrj^ 
QOT^ga yivtjTa^ dlyTjdori ^ nt^gotaeoiv fj voooit drtaro&s* Stob. 
Ebl. If, 236. Weltet*e« in den folg. Anmm. . , «• 

i) npb i2;ificbl4 mtUum est in ntcosjnuue nimrk, ^sed .m 'n$cks4i6m$ in* 
vere necessitas nulla eH. guiäm nuUa sk? patent tindique ad Biet' 
totem viae tnultae, breves, faciles» agamua Deo ffratüts, quod nemo 
in vita teneri potest. calcare ipsas neeessitates üeet, Deri.i läMt 
proTid. c. 6 fium SchliMs «etner Tbeodicee db Gottfa^ sagen: 
contemnke mortem quae vom out fmU aut transfert* tmte omma covt, 
110 fids vos teneret invitos: pätet ejntue • • . nikil feci facäius, quam 
moi% prona amknam loco postd: trahäuT' attemdite modo et MeUtis, 
quam hrevii ad Uhertatem et quam espedita ducat via* Vgl. ep. 65« 
S. 196. ep. 70 u. A* M» Aubbl V, 29. VI 11, 47« X, 8. Efi&tbt 
Dis8. 1, 24, 20. 11^ 24, 95 ff. 

2} de provid. c. 9« 

3) I>xp6* VII, 28« Stob. Serm. 7, 45- 

4> DiOG. 176* SxoBf Sern« 7, 54. 

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4§6 Die ttoiiobe PhiUcoplki«4 

Aar das S^item nichl in- deUk'Mgriulifll findM, wm Aen 
Miiiil«liei» Wahrhaft : ufig^Ioeklich ttadit» in der aUtlicimi 
aekldchiiftkcii oder doi" ThoAeit: gegen diese Ateben 
ileärMdere MHIel eli Gebote end von dieser IiIüni ^neh 
der Ted! nkht befreien» da er den ScMeebten ttm aldifa 
beaaer nacbl^ aondern nar danii nvird flit dea^ äloihef eis 
gemgpender firnild 211111 Auatritt aus dem Leben gegeben 
aehi, wenn ibkn Uttisl(inde, die auaaer actoer Oewaltlle- 
gea, daa l&ajg;ere Verweilen in denaelbeni niebt mehr wSa* 
aebteiliirerth: ersebeinen iaaaen« AUe solche fMnge gebo- 
ren; aber .ttaMr die. aktltcken Adiaphera; Ea ist daher 
o^^ Hiebt ae ni^ereinalt^ wieFkitardh «eint, aittdera vom 
8ioie<^ee Standymnkt ana gaas folgerieht^, wenn gelebrt 
trird,< däas niofat die .al>selnten) sittUefai^n Uebel, aenders 
n«r auaaere Zuat&nde snni Selbstmord eiii Recht geben ^), 
and aelbat die si^einhare Paradoicie' diesea Sataea ver- 
Schwindet) wen« wir uns erinner», daia aueb daa Leben 
aed der Tod fat den StsAke^ ebeeaogot Adfaphetfa ^nd, 
wie^ aüfa andere Aenaaere. Fär ihn bändelt ea aieh da* 
bto bi>t dcfr Frage aber den Selfaatmelid gM^'niebfc «a «ia 
aabadiaf^ea üat, aonderd nur Um. die Wtefail iwial^biä», 
zwei sittlich gleichgültigen Dingen, von denen das eine, 
das Leben, nur so lange vorzuglicher ist, als der Tod, 
so lange die wesentlichen Bei|ingu,pge9 für ein fia^urge- 
maaaea Leben vorhanden aind ^). Die sehWäebe Seite der 



i) ¥uri» c. notii: na^a vijv Hwciav ig»i') av&^Tisr ^ navra 

pMr> rvr^ na^^Miif^ iSdy^w iavror* ir« 9i ftSlXop^ ^ ftijdiv 
dya^ov im f$^S* iVttft'T« di dsivd ndwa Mai xd i^9%9gij wai, 
naud itdQ9U nal nu^i^tu 9id riittSj xarm /ufj tut^n$&¥ dnoXiys- 
ü&ßi^ tom ßltnf UV fi,fi rt V9J ^a xmv dStdtpopmf tt^ro} fg^toiyivtf- 
9M^ Ebd, 33, 7. 33, 3. Svob. a. a. O. 
2) Vgl. Gic. Fin. III, 18, 60: ^ed cum ai kU [d^ media] tmma pro 
fidscantur officia, non shie causa dicäur , ad Oa refhtri cfi^nes no- 
stras cogüationes: in kis et exeessüm e mta eC in tdea manskmenu 
in quo erdm plura sunt, qua» sscutidum, naturam sunt, hi^us ofi- 

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stotsell^fr LcAnre Üifgt rietnehr^ddrlt^ tm» ski im Lehm 
uirA dl« ftMsera»{2^«i«ftAd« üb^rlMaptiiiir«!« etwas (Ueteh^ 
j;iiltig(M tn beira«hteti w^as^ am dtom sick der Wefe« 
in die abflrtrakte iDiierticIikeH sefne« slltilchen SäbaMie<> 
wasstaefm surBek^leht) 'ata^t* {m Aeuaaern üfe pMeiv4 
GrecheiiMiig ubd den w^aeaHteHea Stoff der sittlfchiB« 
TbftH^kelt au erkeiiMn. Dieaer Mmgel haftet abar afoht 
Mo«' dem elheo odet* dem andern Ergebniss der atataeben 
Philosophie an, aondern er ist eine ihren ganse» S^ad*^ 
punkt bedingende Einseitigkeit, und aa tritt uns hier anx 
Schiusa unserer Daratallung nur derselbe «oraUaeba Aia^ 
lismns in efaer sefner acbrbfferen' Spitsen Mtgegen, dtm^ 
wir iy setneni Werden und seiner EntwieMunlf durch diur 
g;anze ISyslem hlndurcH verfolgen konnten. 

BOdübück «nf den umem Zvaamynfn^iiag m|)d dif gesiJhMilVcM: Sß^^ 
luog der stoischen PhilosQphie. 

Nteblarii wir im BMierlgeti die veracUedeaea StritHo 
dtr atoiachM Lehre imBiazeinen anteranebt babea, wbriti 
uis nna ein beatlmmtereallrthetl, sowohl über die lanarft: 
AoUiffe das Syateoia und über das« Vartiältaiaa' aeiaatf. 
Thisiia, als iber aeiise geaelAchtllch« Stellung «tögilbb 
M8D. Die nrspr&ogliche Riebttt«^ der voa Zedo^agrSfni: 
detea.Denkwcäae teigt sich vaf AUem ;ia dt^ diirehgrMJnr 
^Ddea Zoganu SkiB Erstb feC die früher oaekgeMesaiia. 
BcsAri^nkting der Phildsopliie taf 4as pi*a&ltisehB fitaeit 
esse, dea Sttbjeh^ts, dlessi dasa die Wisseatebcift: »tebt; 
Stibstzweek, aondern ««r das .Mittel äur EnEt^ngamg daa 



dum est in vüß manere; in quo autem aut sunt plura cpntrati^ 
aut fore videntur, hujus officium est e t/itä excedere, e quo apparet, 
M soffientii esse Mpmndö officium cxc§äere e mta^ cum haatns' sA; 
et '^tM&t marnn m viia^.uium Mt ,miser .«.. et Igmrmmt ^»eitlem «H 
vita et mamns aeque miser est [stuitus] , nee diutumitas magif ep^ 
ykam fugiendam f(uk , wm sine causa dicitur , ns qui pluribus nor 
tiä'Mus jfhd posHnt^eise 4n lAamanewlu^ 

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tgS Die stoiaehe Philosophie. 

iiolitl|;M pmktioelieo Vefbalteos seiBMl, ein firnadtttSy 
weleban df« Sloa zwar i« 4ar erateii, usd daim wieder^ 
wl» «vir HeCer uotea fiaden werdeo, in der letzten Zeit 
ihi^s Bestehen« mit der groatften Entachiedenbeit und 
AdaaehlieaBlIobkeit behauptet^ den aber seibat dor Hanpt* 
«rbeber ihrer wiaaenacbaftlieben and gelehrten Aaabil- 
dnngy Chryaippna, dem .f ruber Bemerbten zufolge nicht 
Yerllilgaet hat« Daa Zweite Ist die näliere Bestimnang 
des praktiaeben Verhaltens durch die Lehre, daas die To- 
gmd das einzige Gut, die Sittlichkeit, oder die Unter- 
ordnung unter das allgemeine Gesetz, die einzige Lebens- 
anhabe för den Menschen sei, der Idealisnius der atoi- 
aebea Moral, aus welchem die dualiatiscbe Entgegense- 
tzung von Gnt und Bdse, Tagend und Laster, Weisen 
und Thoren hervorgieng. Die dritte wesentliche Eigen- 
th&mlickeit des Stoicismus liegt in der Verbindung, in 
welche die Sittlichkeit hier mit dem Wissen gesetzt ist; 
denn so wenig er das Wissen für sich als höchsten Zweck 
gelten lasst, so unerlasslich erscheint ihm dodi als Be- 
dingung der wehren Tugend die wissenscbafüiebe Erkennt- 
niaa des allgemeinen Gesetzes und des Weltganzen, nut 
dem' (rieb der Tugendhafte in Deberetnatlmmung erimlteo 
solh die Tugend ist nur dem Weinen, dem Jfinger der 
aehiten Wissenschaft möglich. Alle dieae Zuge zusam- 
meefaaaend köbnen wir aia den leitenden Gedanken Ze- 
no*0, als die Innere Wurzel und das Grnndinterease sei- 
nes 'Pbtlösopfalrens das Streben bezeichnen, die Alleio- 
bdrracbafti der Ti^end durch die Brkenntniss der alles 
beatimfnenden WeltgeiMtze zu begriinden. Der letzte 
Zweck seiner Wissenschaft ist da}ier der ethische, in- 
dem aber dieser nur mittelst eines richtigen und voll- ' 
ständigen Winsens erreicht werden soll, so erlangt das 
tbeoretisebe Element doch wieder eine bedeutende Ans- j 
breitung. Nichts destoweniger macht sich auch in dem 
theoretischen Tbeile des Systems die urapriiugUefae Rieb- 

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Rückbllek^ IM 

toDg^ desselben dadorcb g;eltend^ dass diefonigeii Vstei^ 
snchoDgen, deren prakUselie Beidentnng^ weniger in die 
Angen föllt, theils ganz vernaeblisBigt, theils ndr in im* 
selbständiger Anlebnnng an altere Philosophen behandelt 
sind, wogegen nberall, wo das ethische Intferesse und der 
praktische Standpnnict des Stoidsinns «in's Spiel kommt, 
sofort aocb eigenthnmiiche Bestimmnngen herirortreten; 
Die Stoiker unterwerfen Alles in der Welt der aHwalt 
teoden Vernunft, weil sie auch im menschlichen Leben 
die unbedingte Herrschaft der Yemnnfl wollen; sie las« 
sen die Selbständigkeit der Einzelwesen in dem Leben 
des Ganzen untergehen, weil sie auch für ihre praktische 
Weltanschauung dem Einzelinteresse kein Recht zner^ 
kennen; sie verlangen ein begriffliches Wissen, well nirr 
die vernünftige Thatigkeit, und darum auch nur die \er^ 
nunfterkenntniss Wahrheit hat; sie bem&hen sich aus 
diesem Grunde um die logischen Formen des wissenBehaft«> 
liclien Vetfabrens und die allseitige Bestimtnonn^ der 8e^ 
griffe ; sie verrathen aber zugleich das leitende Interesse 
ihrer Erkenntnisstheorie deutlich genug darin, dass si«S 
statt der objektiven Kriterien nur eiti subjektives Bf etfk«^ 
mal der Wahrheit übrig lassen, und die Unterscheidung; 
der Wahfheit vom Irrthum, wie di^ des Begriffs jon M 
Wahrnehmung, in letzter Beziehung nnr auf die Pestigk^l4 
der Ueberzetigung, auf die gleiche St&rke der Vernrinfk 
gründen, auf die es auch in praktischer Beziehung oHeftf 
ankommt. Um aber über der Allgemeinheit des Wissen«^' 
schaftlichen Bewusstseihs den festen Boden der Wirk^ 
lichkeit und die Sicherheit des Handeins nicht zu verHe^ 
Ten, machen sie alle tinsere Begrite von der Wuhmieh- 
mung abhängig, und erklären weiter in richtiger Folgen 
rang nur das sinnlich Wahrnehmbare oder das K<h*p6ril^ 
che fnr ein Wirkliches, ohne dadurch in Ihrem Glänben 
an die absoluta Wirklichkeit der ' wöltregiereeden ¥*rrf 
Bttnft und die hohe Besttnmiung des Menschen gestört 

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fif Die 8to'^i^c|ie Pkilj^sophie. 

ZU werd«ii; mm de» gl^lcbM M#«^i9i)|iniw stemmt auf 
dam reljgMMfoi» 6«biMe Ibre 'OoglierMge Aii«ehli,eMiiiig a« 
4m P^siUiVe) «fiien der anuAWiiiideii«iteii Kritik «ler Volks- 
ytaiüirteUwgeo «ad d^r hetkommlUik^ß iGStterverebruflg. 
Wie aber M4^b diemr Seite die theoretische Weltiuisiclit 
cU^ StOiMr durch ihr pmktisebes ii^teressa bedingt ist, 
w^ wirkt iMe andereraeiteauf ihre.ßtJWtk wrack. .Wie iq der 
|iei^[^teti$cliea «od aocb in d^r PlAtpiii^chen Pinlosephie 
mU der U^berfM-dpiiiig dea Wiasfpa fibec das flandelii 
eifi^ wr4|ältlii9saiaa#4ge Wertha^^t^ai^ der äasaeren 
(Mite^it, bei den Cyaikera and sS^riato amgefcebrt mit der 
güaaliqhea iBleiebgöUigkeit g^en daa Aeusaere 4ifi Qe^ 
riiigacbfttzopg der.Wiaaem^Qbaf^ Haii^ in Hand ge^ii, ao 
w^de«. wir ea aucb ,bai den StaJkera mit. ihrer wiaaea- 
af^baftHcheren Alctitniig, in rVerbindimg aetsen därfeo, 
yv^n. aie nicht bei dier aha#li|ten Verachtung dßß Aeus* 
afffen atehen blieben,: die man Aach dem'Vorgang dea Cj- 
iHfliiiia Hii4 naeh iht^n eigenen Gmodaätzep yom ibaen 
erwarte«, nipcbte. Iqdfim aie von deip» JBin^^laea Ferlant:' 
tßv^^sUih dur'Ckaas als Tbeil.4ea Weitgaai^eo zu bftra<;b- 
tf)a,:iind aeiiier Stelii^iig Jpi Gana^n gemäaa x^ v^r||alte»i 
9Q,<f9rgahalGh:i|infia a^t dc^r Forderping einer, wifaeipafiliaft- 
Uftkeffi WeltfcetnicMiingiauqb.die Aeerkennang ifAWf^r Ab- 
bMgigkeit inam WeAtganzen; nnd mochtett aie-;|iiich die^a 
Abhftaglgkeit annacbst nur auf d^dV/eU ala Gausea) aof 
dAelKpttbait n»4 daa f^emei^e Qe^etz bes^ieben, «o iiess 
ai^.A9cb »u^fa daa ZkUgeatäudniaa nkht nnigehen, daas 
d#r.lleaMb ;i'erfl»egß aeinea Znisammeobanga mit4«r\tralt 
\m 4en ^j^t^n in veraebiedenei* Ricbl»4ig ^auhrt.w^d^ 
und idinta; er ai^^h gegen dieae äuasenen fünSAßf^p ,pncbt 
aable^iijhip igleM^ktfü^tig veriialtea koune) denn f^\n Ver- 
hfHiM^XumlUiMWHi i9t ihm eben nnr dufv^b den Ver^^febr. aut 
4i«lfl*ip5lrteaTeifpiit^elt^ and p^g weh HW^ji^a^n^fa ab- 
aftmten Vif^rth od^r (Inwertb bahpni wi|ß aeiffc Beziehjmg 
4aaiiaanae«;iuid cMsine vernuirftige Katur angeht» .pa vi}xi j 

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t 

mittlerln ^isr y^aiwiftigeii Thiitlgbeiitj nteht galiaiiiibe^. 
achtet bleiben kÖAOßo» es werde« Meb tbn (deta inssei^e»' 
Dif^e« umA Eiavi Irku^ge« iie einet iiaturg6»iM^ die «■-. 
denen «atitrwidrlg, die einen fcu liegebreD» dieaadeiteaxn 
meiden «ein. . Noph unmittelbarer ergab aicli ata der Be^ 
Ziehung dea Meof 9hM aum Gänsen «od 2» der foiGaoseii 
waljteade» Vernenft, jenea Gemeinachliftobedurfiiiaa^ 'dnrck 
wekhea die SMbatgenäg^saiBkeit iea ateieolien^ W«iaen 
am Starkaten durcbbrachen wird. So käaneo mie ia atr 
len wesentlichen ßeatimaiitngen der stoiacliefi Lehre. eine 
ufid dteseibe Riebtung des Denkena wahrnebaien> «ad. 
auch W9 sie eiekila wiridiche Widerspräche venvlekelt, 
lassen aiob. doeb iliese ans ihrer urspriinglichen Tetadeas 
erklären; ider Stolcisaias stellt aicb uns fai Ganzem ge^ 
nommed .als ein aehr felgeriebliges, intierlieb fest eusati* 
meohajigeades Sy#teoi :dai*9 nur dasa wir. den Elriheita« 
punki' dieses Systeüa sieht U . einer eibaelnea: degmaAl^ 
sebe« FoTBiek^ sto4era In eiael* elgeiithjiflkiiche» Vefikaii^ 
pfung versehtedener EJemehte» and namentUeb des. theo-' 
retisoben iiad des praktiaebe« Elements, «u sacbea bsfeeai 
Vim bjer jsiis wird «ieb nin a«eb das Verbäliälisf dea 
Steielmma a^u aeiiien Vorgängera ricbtli: i^^atulinim.lafeK 
sen. Die Steik«r selbst lahmten, ibre« phÜMOf^biseheil: 
Staantabaum ia geiuder Linie «nf AnitsMienb^ and diilrek^ 
dieaeft aaCSiobrates uiriick ^). Soiklm* aber aaeh ihir 2^ 
satnanenhiiagJliil; beide« varliegt) Ho verfehl« iväi*e ea doeh^ 
ihve Lebre nur fiu* «eifie Ernetiernng der cynisebisii.5 iMieff 
anab der nrapriinglieb Sokratisetiea zu bulten^ Vau bei* 
daa bat aie jaller^sffs Debr ii^esentlicb^ BestiodtiKeiie iir 
8i€b ilirfgeiiomMs«. . Cyalacb ist dje SelbstganSieaanikieitl 
der Tagend, die Unterscheidung der Guter, der Uehel 
und dkr : A4Hafibera<, ' die ideilivtlscbe ScbUdbrung des 
Weisen, 'tiüi' ^nte Zäriick^fehun^ von der Ansiseiiwelt 

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IM - l)i€ stoiaclie Pbildsophie. 

»■f 4aä pbtlofMipiriBtbe SelbstbewusittMf« utld die Sthrke 
des «Itlliotieli' Willen», cynisch die notnidallstisehe An^ 
sieht von 4elii aUgMi€lnen Begriffen, eynisch neben man« 
eben {Sin^eÜMiit^n der Ethik auch die religfdnspbllosopbi- 
sehe ünte#selieidiiiig zipvf sehen dem Einen Gott und den 
vielen Volk^sgottern » nebst der allegerisehen Mythener- 
hHDrnng; Sokra tisch und cynisch sind die Sät2e von der 
Identität der Tugetod nnd der Einsieht^ von der fiioheit 
and der Lebrharkeit der Tagend; acht Bokratfsch auch 
iie teleologisebe Bewelsfnhrung f&r das Dasein Gottes, 
überhaupt die teleologisehe Weltbetrachtung und der Vor- 
sebongsglaube der Stoiker i) ; dass ihre Ethik in der 
Glelchstellnng des.Nuizlichen und de»^G«ten dem Soiira- 
tes folgiej ist schon früher beraeitt worden. Wie gross 
aber «fcbtsdestoweniger der Untersehled zunächst zwi- 
schen der stoischen and der cynischen Philosephie ist, 
diess können wir uns am Besten an dem Verh&ttniss Ari- 
si<y's zu-der übrigen Schule anschanlich madien.> Wenn 
Ari^o nicht bios • die dialektischen und physikalischeo 
Dntersoehungen, sondern auch den speciellen Tholl der 
Ethik Verwarf , so^eigt sich «ns bierin ebenso 5 wie in 
seiner Bestreitung jedes Werthnnterschieds unter den 
sNtlieh gleiehgiilttgen Dingen, jene ganze EiimiiiHgkeit 
des Gynismm, die Philosophie ohne systematisehe Eot- 
Wioklung auf das Allgemeine der sittlicfaea WilleaMtäite, 
9m( dfe negative Form der praktischen Zorfickziebnog 
von der Slnnliehkeit und den individuellen Interessen z« 
bMchränkeu^ eine Einseitigkeit, nvit deren UeberwinidoDg 
erst die Fortb^dnug der cynisch-Sokratischen Lehre Kur 
Wisriensehirft, die elgentitfimlidbe Leistung der Stoa, mdg- 
llch'wttfde))* Man darf auch nur die Lehre der Stoiker 

i " ^ ■ ■ - •• " •■'. - •' • ' ' - •'■ 

' > i) M* vgl«.]iieruiterKsia€ta,' if oMclHiiigen If 3SS.fy mlcber äamcBt* 

_, lieh 20 d^r stQispben Au^fübrwQg b^ C)^c., ]!}, 9* ll> 5iff* ^^ 
XsvoFH. Mem. I, 4. IV, 5. verweist 

i) Es ist insofern nicht richtig, wenn Kauan'liv a.0^ S. 411 Aristo 

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Bückbliclc. IMer Stoiciiniüs usd d«r Gynismas. ]jB|t 

vim der Nbtbweiidig^kett uad dem Wertk des logischen' 
Erletibene mit Jen .unwiasenschaftHehen^ aHe fieg^iff»» 
Verknüpfung; anfb^benden BeiiaupttiDgeD des Antistbenea^. 
die ausgebildete logische Form des sloiscbeD Systems 
mit dem Rohaustand des cynischeii Denkens, die ausge- 
führte Metaphysik, die umfangreiche Gelehrsamkeit der- 
Chrysü'ppischen Schule iiiit der cyaischen Verachtung al- 
ler theoretischen Unlersnchi^ngen Xttsamfeaenhalteaf, um. 
sich KU bberzengen, dass der Staicismus nur mit Einer 
seiner Wureeln im Cynismns gründet, dass er aber aus. 
ihm allein nun nnd nimmermehr zu erklären wäre. Hati 
auch die Stoa ihre Lehre von dem alleinigen unbedingtea. 
Wertb nnd der absolnten Unabhängigkeit der Tugend. 2u<*: 
nächst aus der cyiiischen Philosophie herubergeoommeiS' 
so hat sie doch die cyniache Beschränkung auf den sittn. 
liehen' Willen, die iVemadhlässigung;' der tbeoretiiicbea 
Thätigfcelt aber der praktiacbe» dadurch beseitigt, diiss: 
sie die ivalire Sittlichkeit niir unteif derfiedioguiig; einer 
umfasaienden wissenschtffUichen'Welt- und Selb^terkennt-t 
niss für möglich erklärt hat ; erst der spätere Stoicismns 
der KaSserzeit ist durch Hintansetzung dieaes Grundsatzes 
mehr oder weniger zu seinem cynischen Ausgaiigspurikt 
zQr&ekgekehrt. Mit dieser wissenschaftlichen Begräii- 
dsng der wahren Tugend war aber auch eine weüilentlicbe' 
firweiternag des sittlicfien Geaichtskreiatss sIsIbM. gege- 
b^; der stoische Weise bestimmt siein yerhalleo naeb. 
den Grundsätzen, welche, sieb ihm aus der Betrachtung 
der Nainr und diSf* Weltgesetze ergeben, der cyniscbe 
verlangt zwar aach, dass die Tugend auf der Einsicht 
bernhe,^'aber weil er es uriterlässt, diese Einsicht durch 
wisseascbaftlicbe Eirforschong des Objekt« sich zu er- 
weriten, so bleibt er in der Wirkliobkeit auf^iden Inhalt. 



als den ältesten Vertreter des urfiprfingUch'en Stoicismos behan- 
Die PhUoMpliie der Oriecben. lU. Theil. 13 

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194 Di« st«asehe Fbilotopkie. 

seines niniiiHelbaren.Setbslibewus&tBetos, auf den prakU- 
se)i6fi Empirtsmo» des gesondea Mensolienverstands be- 
sehränkt. Kann daher auch beiden Slaijdpa«kten eine ein- 
seilige Zurackziekun|>; des Menschen auf sieli selbst utid 
seine sittliche Tbätigkeit nachg^esagt iverden» /ste ist doch 
diese Subjektivität im Cynismiis anderer Art als imStoi- 
etsmus: hier ist es das ivissenschaftlich g^ebildetCj doreb 
loglsclie Methode und metaphysisches Denken mit dem 
Objekt vermittelte^ zur ivieklichen Allgemeinheit erweir 
terte Denket] 9 das in sieh selbst. und seiner prakAisehea 
Bethätigung schlechthin befriedigt sein soll» dert das vom 
Objekt abgezogene, auf die formelle Allgemeinheit des 
Selbstbewusstseins beschränkte ^ naiurmässige Denken* 
Die Subjektivität der eyaischen Schule ersckeint daher 
auch i'n der Ethik selbst ungleich schroffer, als die der 
stoiisehen: die stoische Moral legt den äusseren uiid ainn*. 
liehen Gütern «nd Uebcl» wenigstens ein relatives 6e^ 
Vfitht bei, die cynische gar keines, jene weist den £i»* 
zelnet» auf die menschliche fiesellsohaft, diese isolirt lim, 
jene lehrt ein Weltbärgerthum In dem positiven <Siaa, 
dass wir uns mit allen Andern zusammengehörig fnlllen 
sollen, diese mir in dem negatiTeti , der Gleichg&ltigkeit 
gegen Vaterland und Heimath, jene erhält. durcb das le- 
bendige Bewusstsein von dem Zasammeniiang des >S|e»* 
seifen mit dem Weltganzen ein pantUeistittch reBi^mes, 
ufsd selbst ein theologisch beschränktes, kKese daroh die 
Befreiung des Weisen von den religiösen VontrtheileB 
ein freigeisterisches Clepräge. Die stoische Deaksreise 
hat la dieser Beziehung den ursprünglichen Geist der 8»- 
kratiscben Philosophie irelner bewahrt, als ihr nbertrie» 
benpes cynisches Abbild; aber doch weicivt sie aveb von 
ihr nach zwei Selten bin ab. EiMstfaeils bat der. Sitoi* 
cismus eine systematische Form und Ausbreitung erhal- 
ten^ die. Sokcates dprcbaüs nicht anstrebte, und er bat 
namentlich in seiner Physik ein Feld bearbeitet, vm^khemi 

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Rfickbliek. Die StollkerM^Vid SilcrateB. |M 

skh dieser g^raniGldfrttH^h fern^ hiäll^' andererseits ist das 
theoretische Inf Presse ' ber 2^^ rates, trotz der itiaterielleii 
Besoliränkttng auf die Ethik, doch ursprünglicher und 
stärker, als bei dfen Stoikern^ Diese erstreben das Wis^^ 
sen erst in zH/velter Reihe, als die nnerHssHche Bedin^ 
gnng des'vernunftgeaiitoseM Handelns, so weit sie dsnif 
audi den* Umfang dieses Wissens aasdehnen; Sokrates 
beschränkt ^war diesen auf das Gebiet des menschtlcfieii 
Lebens Hurd Handetns, aber er behandelt* innerhalb des 
letetern da^ Wissen ah Selbstzweck, und das sittliche 
Handeln als natursothwehdige Folge des wahren Wissens: 
Wie viel auf diesen Unterschied der Stellung ankommf, 
das zeigt 'sieh, wenn wir die reiche spekulative Entwick- 
lung der S^kratiseh^PiatoniscIten Schule mit dem verglei«- 
eheny was die Stoiker in dieser Bezfebnng geleistet- habeü; 
Fr^gen wir nun, iiiwief^rn' die Stoiker von aniler^ 
Seite z«' dieser Umbildung und Erweiterung desSokratl^ 
scbeii Standpunkts- veranlasst werden konnten, so habeil 
wir für die praktische Tendenz ihres Systems neben deff< 
aligemeifieft Richtung der nacharlstotellschen Philosophie^ 
nur air dtsn Vorgang des Cyni^mus eu deArken, wogegen 
die theoretisebe Ausbildung deisselben ^uhäehst theils an 
die Slc^ariker theils an Uerakfit anknüpft: Auf jene weist 
der persopUeke KusanittVenbang Zeilö's mit Stitpo, dem' 
gemeinschaftliches' Scb&ler der megariSchen und der ey- 
Diselien^ Leihre >), auf diesen der Umstand, dass die Stöi*' 
ker selbst ihre Physik vdii Herak1>ft herleiteten , und \ti 
Gommentaren zu dem Werke dieses Philosophen vortru-'' 
gen >> Der raegarisdhe Einfluss ist jedoch schVv*erlreh scr 



1) Üitfö. Vit, i., doch nur: ^riX*rrojvoc uHsoai tpitaiv ttvror. Be- 
stimmter behauptet es Ncmen. b. Eus. pr. ev. XV, 4, 11 f. 

l>Beraht'«befc die' AiissBg^^ des' I9tai£5. b. Evi. a. a. O;, dass 
Keub itrit 'dar HefälilitUclieii Lehre l)tfkaniit gewesen sei, wohl 
üMir tmt «laem,'fVeilicb gan& rtebtig^n, Schlüsse, so werden dage- 
gan vow seMienSt4iülerrtlUeaii^eB, ArhM und Spfaii'ras Cbm- 

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199 'Dieat/^ifciie Pliilofophiet 

sehr boob ap^Acblagien. Zeao morbtet Imnierhio von dic- 
ker Seite her einen Anstoss zu 4er dialc^ktiscbeii Richtung 
erhalten baben, welche schon bei ib^i in der Vorliehe 
für gedräpgte, scbai'f zugespitzte SyllogismeQ hervor- 
tritt '), indessen bedurfte es dazu in d^r iiacbaristoteli* 
scheu Zeit d^r Megariker. nicht onehr, und. gerade der 
M^nn, welchen^ d|e Stoiker. dea Charakter. uud den IIa- 
^lea der Dialektiker hauptsächlich verdankten, Chrysip« 
pus 9 wird nicht blos in keinen persontichen Zusammen- 
baing mit jei^en gebracht, sondern erscheint auch in sei- 
ner Logik unverkennbar zunächst als der Fortaetzjer des 
Aristoteles. Ungleich grösser und allgemein anefkannt 
ist die Bedeutung, welche die Lebren des alten Epbesi» 
scheu Naturphilosopben tur die Stoiker gewannen* Ein 
System 5 welches die Unterordnung alles Besondei^en un- 
ter das Gesetz des Gan^n so, stark betonte, welches aus 
dem t'luss aller Dinge nur die allgemeine Vernunft als 
d^s Ewige und SichseUistgleiehe' heraushob — ein ihnen 
so verwandtes System mnsste sich den Stoikern zu sehr 
empfehlen, als dass sie nicht an dasselbe anzuknüpfen 
versucht hätten > und wenn uns vielleicht der byloaoiati« 
sehe Materialispius dieser Lehre zaruckachrecken wurde, 
so haben wir doch schon früher gesehen, dass gerade 
l^erin für die Stoiker ein weiterer Anziehungspunkt lie- 
gen fai[^sste. Es giebt daher ausser der Dreizahl der Ele- 
mente kaum irgeqd einen.Zug der Heraklltischeii Bbysik, 
welchen sich die $toifker nicht angeeignet, hätten: das 
FjfU(er.oder der JVether als ürsfoff,. die Einheit dieses 
Stoff« mit der allgemiein'en Vernunft, dem Weitgesetz^ 
dem Verhängniss, oder der Gottheit, der Fluss aller Dinge, 
die stufenweise Umwandlung des Urstoffs in die Elefnente 



mentere zu Heraklit erwahut (Uioq^ Vll, 174- 178^ IX, 6* 15); 
auch ?on Chrysipp wird gesagt (]?nÄ]>a. fragin.tiCQL IV;), dass 
er die alten Mytbea auf .Herakiitiache I^ehre eur^ltgeriUin habe. 
1) M. FgU Cic. N. D. II, 7,3p£ jSwx. M«lb. O, lOA. 

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Rficlibllcla Die Stoilier and H^raklit. 197 

vtnä d^r Elemente in denUrstdff; der regelm&säigelVech- 
sel fon Weltbildung: und Weltverbre^nnng, die Einheit 
nnd Ewigkeit des Weltganzen, die Beischreiburig dei" Se^le 
als feurigen H^anehs, die Identität des Gemiiths mit deitt 
Dämon, die unbedingte Herrsellaft des allgemeinen Ge- 
setzes fiber den Einzeltien, diess und manche andere zu- 
nächst aus Heraklit entnomitiene Bestimmungen d^s stoi- 
schen Systems^) beweisen zur Genüge, wie tiel dieses 
seinem Vorgänger zu verdanken hat. Doch dürfen wir 
nicht übersehen, dass weder seine 'dialektlselie Form bei 
Heraklit eine Analogie hat, noch seih ethischer Kern auf 
die wenigen und unentwickelten Andeutungen dieses Phi- 
losophen zurückzufuhreti ist, während i^ndererseits die 
Physik für die Stoiker, bei. aller ihrer Wichtigkeit, docfc 
in letzter Beziehung blosse flülfswissenschaft der Ethik' 
Ist, nnd die Anlehnung an Heraklit an und für sich schon 
ihre untergeordnete Bedeutung und den Mangel eines 
selbständigen Interesse's für dieses Gebiet beweist. Aber 
auch das ist unverkennbar, dass die Stoiker selbst In der 
Physik nur theil weise Heraklit folgen, und dass sogar 
wirklich Heraklitische Sätze im Znsammenhang ihrer Lehre 
nicht sehen eine veränderte Bedeutung erhalten. Um un^ 
tergeordrfete DiflFerenz^n zu ü<rergfehen, so ist die stoische 
Naturlehre nicht blos in formeller Beziehung viel ausge- 
bildeter und hinsichtlich ihres Umfangs viel reichhaltiger 
als die Heraklitische, welche namentlich der Authropolo- 
gie erst geringe Aufmerksamkeit zuwa'iidte, sondern auch 
die ganze Weltansicht des späteren Systems ist mit dem 
des ft'ühern gar nicht so unmittelbar identisch, ä)s man 
wohl glauben mächte. Während Heraklit bei dem Fluss 
aller Dinge als einem Letzten fiiteheti' bleibt,' und alles 



1) Ausser meteorologiscben und sonstigen näturwlssenscbaftllehen 
' ISnzellieiten geiiört bieber aueh Heraklits Polemik gegen die Bil- 
' derverebrung, worüber BrabdIs gr.-röm« Phil. 1, 185. 

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}08 Die »toU^^li^ PhiloBophiey : 

biehatTlicbe Sein schlechthin latigaet, so: i^K®* <)i^' Sitoir 
ker nicht blqs. dei», Weltgansireii den Urstoff am GTonde, 
der »war in immer neue Formen uberg^bej zugleich aber 
in diesem Weehßel der Foraifep als das allgemeine Sub- 
strat beharre^ sondern Siie bfßhandein auch die Ein^laitb* 
stanzen als etwas körperlieh Beharrendes •*);. von dem 
3toff nntersckeiden sie d&nn aber das wirkende Priocip, 
die Vernunft oder die Gottheit, zwar nicht dem Wesen, 
aber doch dem Begriff, nach, und sie lassen eben diesen 
Unterschied, als die Zweiheit von Substrat und Eigen* 
Schaft) auch in die einzelnen Dinge sich fortsetzen. f)n* 
durch ist es ihnen nun möglich gemacht, die Vernunft in 
der Welt,, im Unterschied von d^r blossen bUndwirken^ 
den^Matnrkraft^ weit bestimmter, als Heraklit, bervorza-: 
beben; während sich daher dieser, so viel wir wiaaen, 
auf. die physil^aiischj^ Natnrbetrachtong, die Beschrelbnng 
der el^entiirisqhen upd mc|teorolegische|i Processe, be^ 
flichränkt bst, 9o trJtgt die stoisf he Physik einen wesent- 
lich tQleolQgiscben Charakter, nndfiipde^in der Beziehung 
der ganzen Wi^lteinriebtung auf den Aiensehen ihr Ziel. 
Aus diesei? Grunde hat auch die beiden gemeiimameldee 
der allwaltendepi Vernunft odei* dfts allgemeinf^n Gesi^lzen 
ni^bt ganz den gleichen li^halt: .Ileri|lMit ^rliennt diese 
Vernunft zunäcbst und hauptsächlicb in der gleichnkässi«» 
gen Aufeinanderfolge der Naturerscheinungen^ in der Re- 
gelmässigkeit des- Verlaufs,, durch welchen jedetr einzel- 
nen Erscheinung ihre Stelle im Ganzen^ ihr. Umfang und 
ihre Dav^r bestininit ist, iiberbappt in der Unverändert 
mbkeit des Nf^tunsusammenbangs; die Stoiker schllos^ea 
^ei ;ibren Beweisen fn? das B^sfin der Gottheit, und dan 
Watten der Vorsehung, diese iSeite ziyar piqht a^^, aber 



i> Als fi^Upiel. dieser Diffjpven« mag .die Hq^aUUische Xqhre yom 
t^licbra lEjrlosfheB j^Sp^ne difnen, vqq 4er Jedermann zu- 
gehpn wtrcl, das« m m «tw^beyi ^jatem nicht mögUcb nar. 

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Rackblick, Die Stbiiiler und Aristoteles« ,|Qf| 

d«i» fihnptmehdrBck legen me auf eben jene. TeleplUgi«, 
avf dUeZwedimäaeifipkeit'der Welteinricbtnng. Die nvelt- 
regiefeede Vernunft eraebeini: istker bei jenem m^lir al0 
Natfurkraft^ bei dieaea ala z^reeksetzeado Ik^lÜgenzi; ffir 
Herakitt ist die Natar das floehata, 4er 6eg^nätand ei- 
nes aelbständigeo und absalutcte Intei^aae's, uMI dariiai 
auch das absolute Wesea nichta Anderes^ aia die welfe- 
bildende Kraft; die Stoiker betrachten die :Natur vom 
Stavd^nkt des Menschen ans, als Mittel für! das Wohl 
und die ThStigkelt des Menschen, ihre Gottheit wirbt 
daher aacb in derNator nicht als blease Matarkraft) aea- 
dern weseatlich ab das die Natur zasi Wdbnfplats aod 
Werkaeug des Menoben zuberettfende Pilncijj^e der bdeh- 
ste Begriff des Heraklitiachen Systems ist der der Natar 
oder des Verhängnisses; das stoische bat diesen zivar 
ebeäfalls aufgeuotttmeu, aber es bat ihn zagleicb au. der 
höbei^n Idee dler Vorsehung fortgebildet« 

Wff iverden nicht fehlgehen, wenn wir diese Umbl)^ 
daag der 'Heraklitiscben Phyalk bei den Stoikei'o neben 
dam £inAus8 der SokratiscbrPlatöniaeiien Tel)eM)|agie>vor 
Allaas ans dfetrAristoteliscbea Philosophie herleiten« : Ihr 
gebort'die Voratellotig von der eigensebäftdlosen Materie 
nebst der UoterschelduHg des stofflichen und des lormen- 
dan PViilcips urspr&ttglich an, sie hat die teleologlscbe 
fietrocbtangsweise umfassender als Irgend ein aadeifes 
Syslem, auf die Näturwilssenaebaft angewendet, and wena 
dlänüngs die ifar fremde äasserliehe Faasaag dieser Te- 
lelolagie.ebef an die popaliHhealogiachen Reden des So- 
hralea oder auch aa. Pinto erinnert, so ist dtigegen der 
stoische BegiiiC det aweokmasaig bildenden Nätnrfcraft, 
wid ihn ilam^ntjjeb die Vk>rsleUung von den» kiMiatlerir 
sehen Feuer und den Koyoi ane^fittTixoi enthält, wesentlich 
Aristotelisch. Ja auch solche Bestimiaurigea, die hk theil- 
weisem Gegensatz gegen Aristoteles aufgesteift sind, knü- 
pfen doch wieder an ihn an: so wird der Aeiher als.be- 

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IBCto ' Die atoisclie Philosophieu. . . 

•anderer, • von idtn vier Elenenten! versebifeiieiter Kiotper 
geleugnet y aber der Sache niM^b uiiter dem Mameib des 
bfin»tlerisohen Feners wieder efBgefnhrt; so wird dior pe- 
ripateliechei^Lebre vim der EnCstelnBig der verniifrftigen 
^eele durcb den atoiaehenTradncianisniua widersprachen, 
«ber'aneb. dieser lebnt sich an den Aristotelischen Satz *) 
anv'dkss der Keim der tbieriscben Seele in der vom Sa- 
men umachlossenea warmen Luft (nvBvfia, wie bei deo 
Stoikern) liegen welche Aristoteles ganz ebenso vom Feuer 
unterscheidet, wie Zeno nnd Kleanthes, nach dem friiher 
Angefohrten; die beiden Arten des Feuers utiteraebiedeii 
Iraben. Selbst die entschiedenste Abweiohnng von der 
Aristotelischen Lehre, die Verwaadlnng der menschlichen 
Seele upd des göttlichen Geistes in einen Körper, kdnnte 
sieh an Arietotelisches anschllessen, wie ihr ja ans 'die- 
sem Grnnd auch die peripatetische Sehnle auf halbem 
Wege entgegenkommt'^): wenn Aristoteles den Aether 
als den göttlichsten Körper, die aus ihm |[ebtldeten Ge- 
stirne als gottliehe and selige Wesen besefarieb i^>, wenn 
er die wirhend^i ond bewegenden Kräfte von den.faimm- 
Itbcben Sphären en der irdischen berabsteit^en llaes ^), 
wenn er aucii den Seelenke^, nach dem eben Bemerk- 
ten, in einem ätheriischen Stoff suchte, so mochten An- 
dere hieran um so eher nMterialistisehe Vorslellangeti 
anknäpfen, je schwerer es ist, sich den ansserweltlicbeD 
Verstand des Aristoteles zn denken, der sich, eeibst od* 
körperlich, mit der Körpbrwelt beriihrän und sie nmacUies^ 
sen soll,- undF in der menschlichen Seele die perseultebt 
Lebenseinhelf init dem transcehdenten Ursproi^ Jer Ver- 
nunft %ü vereinigen. Noch unmittelbarer hatte 4ie Ari^* 
stoielieche Theorie fiber die Entstebiing der Vonstelkm- 



O Be geo« an. II, 3. 736, b, 29«. 

3) S. unsem 3. Tbl S« &70ff. , 
.3),A. a. .0. S. 464. 469 ff* 

4) A. a. O. S. 467. 



dby Google 



Rackblick. DieScoilter und die Pe.ripatetilccr. Ml 

getf und Begriffe^) der Btotdehen^odTgearbeUet; die Stoi- 
ker thate» bi«r kaa» ei^ali Andelres, vdiA'dass sle^ ilin»«i 
Standpunkt g^emäss, w^^gliesaen, vtbb Ihr Vorgänger tter 
die ursprSegliehe ImmaBetiK der Walirbeit ia dev VeN 
nunft ^Bägt tiefte. Wie eng sidii die' formale LegiL der 
Stoiker aü Arlstel^les aneeUieest, iät eehön frulief 'b«^ 
merkt fvord^e; sie babea liier nar a«f . arfstotellaebfSr 
Gruodlage fortglebaut, und Reibet ihre Zittkalen betreffee 
mebr die SrnnHüalik^ ala die Logik im engern Sinn. Aoä 
G^iiigaten eracbeiet der materielle Einflufl»; deii p^rrpK^ 
tetiecben Lehre auf die atolaehe in der £tbik)'i»wekhl^ 
die: Schroffheit des stofaeben Tugendbegriifs, dfce «ttbe» 
dinfpf e Aoascblteasong alles Aeiisseren aus dem Kreis» 
der eltlli^en Güter, die dualistische Trennung der Weh 
aen «od der Tlieren^ die Foteeoik gegen das^bk» Ibeore* 
tische Lehen mit der Bebetsamkeit und Allsei tlgkeiti de« 
aristotelischen. Sittenlehre , mit ihrer Sor|;»amen Befteb** 
to^g der allgemeinen Meinung nüd der prakti^clte» A«»« 
fnhrblirkeit)' wii ihrer Anerkennung des ttitlli^hen in aK- 
ien: Ferflien aef der einen, mit ihrer AmprekMngC deDpeitI 
ibeerettsehea Thätigkeit auf der mdern Seite: ailffäUettd 
fconträstii't; hier ist es daher ^ohl haifrpt&cblieh d9e4»fl* 
melle.Beliftodlueg der etbisclieii Stoffe, and: liamei^Heli 
die psyobdogisefae Analysfe der. einzelnen idtlliehe«: Thst 
tigk^en.» fjtrwelehe die Stoiker von Aristoteles gMeitei 
baten. Dagegen norden wir gerade in diesem. Gebiete 
die Spnven des Unterrichts, welchen Zeno bei Xeabkretes 
a«d* Pök)i90 genossen haben soll^), Torzngtfwetse zu' mu* 
ebenrhabAK« iDer spekiitative Theil der plateliieclieli 
Lehre kbnilte fnr die Sto&er schon niegeiii ihrer eiffffe* 
gMgesetsten, Ansicht über die Bedentüng der altgelneif 
nen Begriffe weder in seiner ursprünglichen Gestalt, 



1) A, a. O. a 487$^ 

2) Diog. VII, 3, 25. 



dby Google 



Die •toiflcbe Philosopiic» 

lioeti ia* der pytbacforafsireiiden FaaiaBg^ der iltem Aka* 
dtemle g^rossen Reiz haben, dage|;eit tnasste sie aai Pfah 
tMifsnttui die flokratische Begrandoeg der Tog;eiid ilorch 
da»^^ Wiese«, die vertialtnissnuisaig^e GeringsehaCsBBg^ der 
adsserea Güter, die Flucht aos der Sinnliebkeit , der 
{tdhwung und die 'Reinheit des aittlicbeu IdeaHaoras, an 
dei- äfteirn Akademie aoch besonders die Forderang des 
naturgeöiRSsen Lebens, die Lehre ton der Selbatgeiiog^ 
sacnkeit der Tugend, und die zunehniende Bescbrankuag 
der Philosophie auf die praktischen Fragen ansprechen^). 
Findet auch jenednrchg^nglge Debereinstimmang der atoi* 
sehen and der akademischen Maral, welche spätere fiklek- 
Mker behaupteten^), allerdings nicht statt, sa seheist 
doch die Stoa von dieser Seite her Anregangen ehalten 
und Eleneate in sich aoFgenommen zu haben, wetebe sie 
{»ihrem entschiedeneren Geiste weiter verfblgte. So 
gehört namentlich der Grnndsatz d^ natu rgemaasen Le- 
bens arspruaglicfa der Akademie an, wenn- ihn aabh die 
Stoiker eigen thiunlich und theilwelse' ahweidmnd- anf- 
fäasten* Neben den eigentlich ethischen 'Lehren «Mg aucb 
lle altahademisthe Anschllessung an die postti?e Rdiglon 
auf iRe Orthodoxie der Stoiker Einflnss gehabt haben; 
der entsehiedeaste Vertreter der letztem, KleantheS) ist 
in seinem ganzen philosophischen Charakter ein 6<^e»- 
HUt des Xeaokrates. Die neuere Akademie In ihran Ur* 
Sprung junger als der Stoicismns, hat zwar durch Chry* 
sipp nicht unbedeutend auf diesen eingewirkt, deeb za* 
flachst nur indirekt, indem sie die Stoiker ^reh' ihm 
dialektisehen Widerspruch ndlkl^te, auch Ibreraeita die 
dialektisehe Begründung^ und ebendamil ao^h die syste- 
flsaAlseliere Ausführung Ihrer Lehren zu Tersachen. Aebn- 



1) M. 8. hierüber unsem 2. Th. S. 343 f. 

3) So namentlich Antiochus und aach Cicero in mäncben Stellen, 



dby Google 



Rückblick. l>er SlalcUm. 'u* i'te Z^iltverhältnisse. 

li<dier;Aflk ist ie der SlMk 4tei;.fiiiifiiia$.4iwi fipfti>r#l8iit)ii^ 

4%ZH hi^iUtkgiAer stoU^beti Sltteulphr» &bP4»g|afnae:8iibff«Cr 
heit zir «rkftitm, wag;egea wir nielU bestimmen kdnnMi 
ob er {« derselben Weise «»eli ispbiraiaiil Uire fibM^ei* 
bung eiagewirM bat« 

JHit Qülfe dieser Be«erli4io|;eii werden wir uns den 
Slpietemiis gescbiQhtlicb vollstaodi^ erktaretf konstM» 
Einer stttllch verw^iebliehteii niid politiseh gedtikckteti 
Zeit aegebörig» fasste Zeaq dee (SiedankeP:» sieb* eülhst 
und al^) die ibni Z;i4 folgen viernröcbteu, vo^n der K^taiv 
tung mid dem Dfo^k dieser Zeit dureb eine. Dliiliaoi^hif 
zvL befreien 3 welebe dem M&nscben- dnrtel» Reiübeit; und 
Stärke des sittlieben Willens Unabbängigibelt voiirtaHeei^ 
Aensseren ui^dabsplnte Innere Befriediguf>g varsetfaffiaifc 
sollte« Dass sein Streben diese prakilsebe . Rieblupgt 
nabn^ dass er sieh nicht das Wissen^als solcheir, s^ndun»: 
wesentiieb »or die sittlicbe Wirkung 4e«r Wls»en# aHH» 
Ziel setn^te» diese Imag man zunädist m» dem peraenliefi»eiir 
Cberaliitter dee PUlosopben, weiterbin aus deb 4i!lgesi4ir. 
nen.yerh^knissen einei; Zeit erklät^ti, wekiie. gierade! 
aaft<iedlepren:. und ernsteren Naturen. ^. sekweff.'.kipteiii 
niMse^e^ ipm sie nicht statt der Interesseleae» BeltasbtQn^ 
zu.ilLampf and Wid^t'^i^ed heranesufo^iernV' Mr&brend 
doqh /(bs; Verbältniss der macedoniscben^ldanp deriförnift 
scheu Gffwaitherrscbaft zu unwiderstebllplf ivfirkte>^ lUl» 
dem äusseren Kampf eine Aussiebt offen zu Jessen. iN«t 
darf man nicht , ubersebeu, dass aniqh die, /Pbile^opbM^ 
selbst, naob /dem friiher (§• 3t) ,Beme!i'k4eii ^ anC eiltet« 
Punkt angelangt war, auf dem sie für. die tbeoreH 
tischen Aufgaben keine befriedigende Lösung mehr zu 
finden wnsste, und sich dessbalb naturgemass der prakti- 
schen Seite znwandte. Iti diesem Tugendstreben' ifiusste 
sich nun Zeno zunäclist von derjenigen Philosophie angezo- 
gen finden, welche eine verwandte Riobfauiig . mit der 

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Di6 §fols«he Philosophie. 

fffOBsteii Entsebf^^MheU aiiflg;ebildet hatte, von der cy- 
iitftcliM Hol der für Ihn ohne Zweifel mit dein Cynlfliiivs 
identischen^) nrspHIngltch SokratisehiE^n ; zugleich aber 
um einen posltireren Inhalt und eine wiMensetiafMlchere 
BegrriAdnng der Ttog^end liemüht, suchte er steh noch ans 
allen übrigen Systemen anzueignen, #a8 mit ^er arsprung- 
liehen Anläge seines Denliens übereinstimmte, und mittelst, 
dieser allseitigen Beniitznng der bisherigen Leistungen, 
den Blick fortwährend auf das pralltische Endziel der 
Philosophie gerlebtet, ein neues nrnfassenderißs Ganzes 
zu gestalten, dessen Ansbas in der Folge Chrysippns 
irolieffdet hat. in fdrmeller Beziehnng hatte dieses System 
Aer peripatetischen Piillosophie weit am Meisten zu ver- 
dan&en; seinem materiellen Inhalt nach lehnte ei sich, 
SM den fr&lier erSVterten Griinden, nächst dem Cynismns 
am Unmittelbarsten an Heraklit an; aber so wenig die 
stoische Mol'al mit der cynischen, ebensowenig Ist die 
sielscfae Physik mit der Heraklitischen schlechthin Iden- 
Mseb,* und wenn die Abweichung von beiden zunächst 
altevdings durch das stoische Prtnclp selbst bestimmt Ist, 
so Ist doch weiterhin auf die Physik und Hetaphysik 
die peripatetischen anf dfe Ethik die akademische L^hre 
wn linverhennbarem Einfluss. Der Stoicismus erscheibt 
^o weder l»los als eine Fortsetzung des'Cynismus, noch 
als eine' eineein siehende* Neuerung, sondern er hat 
ebenso, wie jede epochemachende Gestalt des Denkens, 
das'Frfihere in sich Terarbeitet, um ein Neues zu begrün- 
den j und Wie viel Schönes und Inhaltreiches er auch 
Mebel Mr Seite liegen Hess, so hat er doch alles das 
hl sieh aufgenonimen , wovon sich für ihn und für die 



I) Hierauf weisi ausser der allgemeinen VorattBieUuAg det stoischen 

...Sph^li^.-aaeh die EnäUang K Dtoo. VII|» 3« das» Zeao auertt 

durch die Xenophontiachen Denlcwürdigkeik^ für, die Philosophie 

gewonnen, und auf die Frage nach einem Vertreter dieser Denk- 

' wehe an Krates gewiesen worden sei. 

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Die epikureische FbilosopLieii} )l|f 

nette Weodiiig Gehrwch maeben liesa^ die nun ebfo. in 
der Etttivieldu»^ de» grl^ohlMheu Denken« an ißt Heihe 
war. Änob das. freilich lag In der Zeit, das« sieh die 
Vlel3d[ligl(eit eines Pialo' und Aristoteles nieht nehr er- 
relelieu Ileae: sowoiil die Merah ^19 die Metaphyprili der 
Stoilder betraclitAt die Welt. und den Menschen einseitig 
nur als ÜHracheinong des allgemeiiien GeaetKes, sie opfert 
das. Einaelwesee dem Ganzen ^ und diese Harte tritt um 
so schroffe her aus i je weniger das System von seines» 
einseitig pNktiscben Standpanlit ans das Weltganze selbst 
reiner geistig zu faaaen> und durch eine eindringend^ 
Efliekininiss de? Wdtgesetse mit der geforderten Unter* 
werfttBg unter dieselben su versöhnen- weiss« Her letzlere 
Hangel war nun. in dem ganzen Zustand der dauaUgev 
Wisseiisebaft 20 tief begründet , als daas von anderer 
Seite her' Abhülfe dafiir a hoifeu war;, dagegen fand di4 
abstrakte Allgemeinheit der stoiaeh^n Sittenlelire ihv 
natiirliehes Gegengewicht in dem gleichzeitigen Auftre* 
ten des Epikureismus^ der unsere Aufmerksamkeit sofort 
in Anspruch nimmt« 

B. Die epikureische Philosophie >). 

8. 37. 

Die Ansicht |!pikurs über Begriff und Tbeile der philosopbie. 
Die Kanonik. 

Wenn wir schon bei den Stoikern eine entschiedene 
Unterordnung des theoretischen Interesses unter das 



1) Epikur, 342 ▼. Chr. wabrscheialicb in Samos geboren, l^egrua« 
.det in Ath«n etwa seit d. J. 307 eine Schule, die sieb in weiter 
VerbrsituDg, aber mit geringer wissenscbaftlicber Entwicklungs- 
fahigkeit, bis in's dritte christlicbe Jahrhundert erhält Ihre be- 
deutendsten Mitglieder sind die drei Schaler Epikurs Metrodor 
4IUS Athen, PoljSnus und Hermachus« von denen ihm der 
Let^e im Lehramt gefolgt ist^ aus der spfiteren Zeit Cicero's 
Lehrer Zeno und Phädrus, gleichseitig Philqderous und 

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ffC Die tepikureUche Ph(l«iQpb>i€.' 

praktfiEKshe^^benierkeii bonnt^, so wird da* letetefe vor 
den SptkurMm noch vi^ei ««MühllesjHtehtr voniAgestelU, 
ttiid 4\6 Alhveichmig Mire^^Standpoiiktfl fon dem stoisclien 
zelgt-sieh zaifäcbst nur darin, dass »ie diese tkre g^emeia- 
Same Rlehtang mit ang^leiek grösserer Einseitigkeit kis 
2itr Tdiilgen €leringschät»itig gegen alle rein theareti- 
seken Bestretrangen verfolgt haben. Der Zweck der 
FtHlosophlfe'ist nach ßpikur die HerbeiRibning der Gluet 
setigkelt, and sie selbst ist nlolits Anderes^ uls die Tha- 
tfgkelt, wekhe dies^en Zweck mittelst'der Rede nad des 
Denkens erstrebt 0* Nnr an dieser Zweckbestimniuttg ist 
daher 'der Werf h iind die Zolissigkeit der verschiedenen 
Wissenschaftlichen Dntersachnltgern z« messen: die DUh 
lektlk wnrde von Epikur nnd seiner Schule als werthlos 
fftr's Leben' beseitigt, wenn sie aucli die Kanottik als 
Elfiieitfing znr iPhysik übrig Hessen^ ;^ ans demselben 
Grunde vefaelft'eten sie die Matheinaeik*), odttr gesiasden 
Hrr wenigstens nur untergeordneten Werth zii*)^ ancii 
vOngelehrlierCreschiebtsforsckung und Philologid wollten 
sie nichts wissen'), und ähnlich scheint dem E^kqr swar 

T. Lucret ins Ca ras (95-^53 r* Clir.)« der in seinem Lehr- 
gedicht de natwa verum wahrscheinlich Epikurs Bucher "^^Q^ 
<f,voetos verarbeitet hat. Derselben Zeit gehört der berühmte 
Arzt Asklepiades an, dessen Sensualismus und Atomistik 
(Seit. Pyrrh. III, 32 f. Math. VlI, 201 f. ^80. Vlir, 8. IX, 365. 
X, 318) trote einiger Ideinen Eigcntbämlich keilen einen Zusam- 
.... , . ynen^ng, n^it der epikureiscfaea Schule vermutben lässt. M. s. 
über ihn Fabric. zu, den Stellen des Sextus.. 
' i) Seit. Math. XI, 169: ^EmuovQot ^tye r^v '^dowcf tav ipt^ynap 
tlvai Xoyots Hai SiuloyiofitoU tcv evSatfiova fiiop, Tit^i^oisaav» 
Vgl. DiOG. X, 122. 

2) Dioo. X, 51. Cic. Acad. II, 30, 97. Fin- I, 7. ^2. <9, 6J. Ses. 
ep. 89, S. 354 Bip., weniger bestimmt Skxt. Math. VII, 14. 22. 

3) Cic. Acad. II, 33, 106. Phjt. n. p. suav. vivi' sec. 'Epic. c. 12, 1« 
Seit, Math! 1; 1. Dioo. X, 9S. 

' 4) Skxt. Math I, 49. 

5J JP'lut.; a. a. 0. 11, 1. 12, 2. iS, 1. Dagegen wurdi der pralitische 
'19utzcn der Grammatik nach Sbxt. Math. I, 49 Vön'^pillttr an- 
erkannt. ' " ' 

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Begriff iiii^d.£iiithieiläag der Pbiloiopbie. MV 

der unmUMUiamCkiiiiM 4er MmAk gMZ wj^Mebtotiirerllit 
ihre Tb^rie dalagen erklirt er g^lef chfaUs für uu&ts 0« 
Ungleicli grdsaer ist allerdiogs die Bedeutaag, wetehe 
auch, das epikjBrelscbe System der. Naturlebre zuerkenni. 
Aber aqcb sie soll diese Bedeuluog niebt ao uod für aieb. 
habe») sonrfefB oar weges ihres prakttscbeii. NutoeBS. 
Die Erkepntifss der nsAürlicheo Ursaebea ist dai eiwfgti 
Mitteli uQi die Seele theils ven deo Sehreckea 4es A:Wrf: 
glaubeas, theils vom ilberflussigen uud sloreniten Begierig 
de» WM befreien; diese ist aber aacb -ihr alleiniger Zfv eck ^ 
wenn uns der Cledabke an die Götter und an den Tod/ 
nicht belistigte., sagt fipikarj so bedurften wirkeioetf 
Naturforaebug^). So wird die einseitig praktisohii Fas^ 
sang der Philosophie, Mrelche sehen im Steicismus . htr-^ 
vorgetretA» war, von dea Epikureern auf die Spilae geti 
trieben« 

0em 0atspi*ieht es nun yollkonfmen, wienn sie iiiidtf 
weiteren Ausfuiirung ihres Systsnis die. Logik nur* sflhf^ 
dirCtig und unveilatändig behandelten, und auch b«£ der 
attslaMieberen Bearbeitung der Physik eicht \im i^m. 
rein wissenschaftlichen Interesse der KatafforsjQhang)> 
sondern nur von dem praktischen der Aufkiarang awM 
giengen. 01a berkömmliehe: ElntheüAng der geastnttteit. 
Philosophie in diese drei Zweige nahmen auch sie a^')^ 
aber indem sie den ersten derselben auf die Untersuchung 



1) Bei PtDT. a. a« O. I3«l. Doch vgl. Dioe. X, 121. 

3] EP», b. Di06. X^ 83» 85. : f^i «AXo r» rilög i» t^s m§^l fttTtw- 
QMV yin&oiiM m • . PoßiiCup isi tlvtti ^ne^ aru^ai*§LV . mal nigtv 
f^/kuov na^avep iral »ni twv lomwv* Dert. ebd. IIS £: t» 
ft9i&iv i^ftaf al vtgl roiv furatoi^v vitctf'üu ijvwx^» m«^ «»' ^'9^ 
^m$mT9v ... ix aV ngoui&ofu^a tpvo^okoyiai ^ nur weil man 

^ ohne NatsrlwantnUs nicbt frei von Furobt sein kann« tat diese 
noth^esdig» Daiselbe b^ Piüt. n. p. suar. vivi8, i% ^S^« CkcFin. 
I, 19, 63. IV, 5, 11. L6aav#» de nat ren h ftSffl IIl, ftüff. VU 
»^ff. u. dk «ueb Ctc Fin. I, 6, 17^ in- pltysicii fiAus fkoMme 
g'hriätur j irmimn t^t^is e$t tdiemU'» - 

5) Ddoo. X, 2», 

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vkhn M^ fikm'uieMMk der Wdbrfaeft (»eftchrftnkten , und 
deJsshuUi aoch iiieht Logik oder Dialektik^ sondern Ka- 
nonik genannt ^vlssen woHteo, so scArnrnpfClB er ihnen 
za einer bkusen filnleitnng iii die öbrigen zwei Tlieile 
znaammei^*)^ welche sie ^nit der Physik m verkiüden 
pflegten^) ;- di^se selbst aber zogen sie, dem eben Angefahr- 
ten «df6lge,^sb ganz in *den Dienst der £thik, dass 'man 
woM' fersnobt sein könnte, Uie letztere mit einigen 
Nenern^) in der Daratetlnng de» Systems de« zwei an- 
dern Tkeilen veitniSttstetlen. Indessen folgte die Sehnle 
selbst nicht ohne Grnnd der gewohnliclten Anordnung^); 
den« wenn auch die ganze Ricbtiisg der epikureischen 
Physik uttd'Kanonik, wie die der stoischen, nur aas Ihrer 
Etkfk vollständig zu erktare« ist, so setnt doch diese in 
ihrer Sehiilfovm jene betden y^ran^, und so werden aneh 
wir besser thun, sie vorläufig voranzustellen, und die 
ttaiebwefsang ihrer Abhängigkeit von der Ethik ^nem 
sp&t«ren' Orte vorzubehalten. 

<' Beginnen wir mit der Kan'onik, so selite sich diese, 
wie bemerkt, auf di« Unrtersuchung über das Rriteriom, 
oder 'die firkenhtnfsätheorie, beschränken, denn die ganze 
formale Logik , die Lehre von der JBegriiFsblldui^ and 
den 'Sehi&ssen wurde vonEpikur übergangen^): Auch die 

2) Dioo. a. a. O. : elw^aai filvrot rj Havoviuov o/iä rqT ifVHit<f 
awraTTiev» Daher Sut. Matbi VIF, 14 s Maacbc recbnfn den 
Epikitr au denen., welche nur zwei Tbeile der Philosophie sab- 
len, ^ie Physjk und die Ethik, und bestimmler Ssti. a. a. 0.: 
Epieura duas parte» pkUagopkiae putaverunt wse, naiuraleni atjue 
moraUm: ratümalem removervnt, dttmde . • • ipstqtMfuelotum, gvem 
dS'judicio et regula appeUant, aUo nomine rationalem mäu^erunt: 
ited ewn accessioitetn esse naturtUis partis ejputtmimt^ . ^ 

. '. 3) RiTTSA III, 463. ScsLESBRiiACBBii Gescb. d. Fbiji» 5. i2J. 

4). »*)©. X, «. Seit. Math. VU, M. • ; 

&> Ci&, Fin. I4 7« 2^1 jam in tUtera phUpttophdcui patte * • » pete lo- 
yt%^ tUckur, iste vester plane, ttt mihi quidem mdetur, inermis ac 
nudus est» tolHt defimtiones: nihä de dmdendo ae poHieml^ doCH: 

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Die Kanonik* Die SianeswalirBeliiiiuDg. SM 

£rkeai»tni»8tbe(Mrie nieste aber bei Epikur* sehr eihfacli: 
aasfaUe«.. Wenn selbst die Stoiker Uirem aaf abstraktie» 
Allgemeinheit des wissenscbaftiicfaen nnd sittlichen Be^ 
wuastseins angelegten System einen sensualistiscben Un-» 
terhau gaben^ so ntusste sich Epikur fnr die tiieoretiscbe 
Begrnaduttg einer Lebensansicht , welche Alles auf die 
Empfindung der Lust und der Unlust besog, oooli riel 
unbedingter auf die sianiicbe Wabrnehnuing stutzen«. 
Wie uns nur die sinnlielie Empisdung belehren kann, 
was.aogeoehm und unangenehm ^ begehren»- oder verab«> 
scheuungswertb ist, so muss auch unser Drtbeil über 
Wahrheit und Falschheit ausschlieaslfcb auf ihr beruhen: 
das Kriterium ist in theoretiseker Beziebuug die Wahr^ 
nehmung, in praktischer das Gef&hl der Lust und der 
Unlust:'). Wollen wir den Sinnen nicht giauben, so wer- 
den wir, nach der Meinung unaers Philosophen, derVer** 
nunfterkenutnifs nach weit weniger vertrauen kenne«,, 
denn diese ist ganz und gar aus der sinnlichen abzuleis- 
ten; les bliebe^ uns mithin überhaupt kein Merkmal der; 
Wahrheit ^uad keine Möglichkeit einer festen. Ueberzei^ 
gttugv wir würden dem unbesclirankteo Zweifel, aniielai^» 
fallen. Ist aber dieser Zweifel schon an. sich selbst der* 
Widerspruch, dass er zu wissen behauptet, man köAne; 
nicht» wissen, so widerspricht er ebensosehr aueii-.der' 
menscblicben Natur, denn er würde nicht bloa alles Wis«. 
sen, sondern auch jede Möglidikeit des Handeliiii, alle^ 
Bedingungen des menschlieben Lebens aufbeben^« Dem' 

noM quo modo ^j/idatur conelmlatupgue ratio (Schluss) treuUi : non^ 
qua vi captiosa solvantur, amiigua distingyanturj ostendit» 

1) Cic. Fia. I, 7, 22 f. Sext. Math. VII, 203. Lucb. IV, 280 if. 
Wenn Epikur nach Dioo. X, 31 und Cic. i^cad. II, 46« 142 
statt der obigen zwei auch wieder drei Kriterien zählte, die 
ula9rJo^t^ die rrQoktjyiit und die na&tjr so ist diess nur ungenauer 
ausgedrückt, denn die irQoXrjiin,^ ist, wie wir gleich sehen werden, 
selbst erst aus der Wahrnehmung abgeleitet. 

2) £pxRUB b. Dioa. X, 146; ausführlicher Cic. Fin. It,19, 64 und 
wesentlich gleichbedeutend mit diesem Lvcb. IV, 471^515. Man 

Die Philosophie der Griechen IIJ. Theil. 14 

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Utt Dieepikureitcb« Pktlosopliieb ''■- 

aurcntgeheii, uiuäseii wir ziig«bea, dk»8 dieWnlirtielMttiiag 
ala tkikbe immer und uoter allen ümstandea walir ist; 
und auch die fiinuestittsehiüigen dwrfen uns in dieser 
Ueberxettgung , wie Epil&ur glaiibt, nicht irre maobcii^ 
den« auch bei diesen liegt der Fehler uicbt i» dier Wahr« 
nebimiiig als 'soldher , soiidern nur in unserem- Urtiieii<; 
Was ttoaere Sinne aussagen^ ist jxur, dabs Wir jsa oder so 
von einem ^(ieg^nstand affioirt sind, dass dieses oder jenes 
Bild, unsere Seele bei-ührt hat, und diess ist immer richtig; 
udr. folgt daraus idurefiaus nicht, dass auch der fiegen- 
slJtad äelhat genau so besehaffe» ist, wie er sidi uns 
darateUt, nid dass Andere genau, den gleldhen filndruck 
voll demselbeat.erhaUen niesen, wflewir, 'd«ia.es>kaaDen 
vMft» öinem und ddmselfaen Dinge Terscbiad^naBildw aus« 
gehen ^ ua4 diese Bilder selbst können sieh auf dem 
Wege. 2iu .nnaerem Ä'uge und' Ohr yerfinder», es können 
aaeh hUsae. Bilder, denen kein fester Kärpier entspricht, 
unsere* Siune trefüen ; wenn wir nun das Bild mit der 
Saefae,.d£in6ubjektiv,en Eindruck ndtdem Objekt selbst 
verweeirsdn, so'slad-wir allerdings im frrtfacmi, aber 
dioie ;Tadacbuag kann «nicht unsei^n Sinnen, sondern aar 
underer Meiluing zur Last gielegt werden 0* Wie könnte 
andi, ifngt;E{likur^), das^Zeagaiss der Sinne wljJeriegt 
wetodeh? Diireii die Vernilnft? diese is# selbst van den 
Siatf^»' alfaftngfgy und kann nicht gegen die seugea, von 
ddten G&dhwfirdigkeil ilire eigene bedingt i^t^ Odor 
duDCh etnandeH Abesr die verschiedenartigen Wahmeh- 
munden bezieben sich nicht auf Dasselbe, die gleicharti- 

» übersehe nicbt, dass auch hier, wie bei den Stoütern, der sen- 

säalistische Dogmatismus wesentlich durch ein pralitisckies Postulat, 

' ' ^re Nöthweiidiglieit einer festen Ueberzeugung fiir's menschliche 

' Leben, begründet wird. 

r) EpiRüB b. Dioo. X, 50 ff. 147. Skxt. Math. VII, 203-216. VHI, 

9. 63. 185. Pi.uT. adV. Col, c. 4-6. pl. phil.lV, 9, 2. IiüCB.lV, 

464 ff. Cic. Acad. If, 25, 79 f. c. 32, 101. Fin. I, 7, 22. R D. I, 

"' ' 25, 70. Genaueres über die sinnliche Wahrnehmung liefer unfen. 

2) fhoo. X, 31 f. LüCH. IV, 480 ff. 

l t : • • . ' • 

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Die Kanönik. Der Beg.riffi ' tlf 

gen faibeii g^leiche O^ltung;. £ä t4e)bt ' duhef nWr Qbrig:^ 
dasft ^li' jtiier Stiineflempfinduiig^ GIffuben äclieuken; diÜ 
Ist (hs unmittettmr G^wfssey und wird dea^talb von Epf'- 
knr xhH ^om Kdmeti der Augerrseli6!nli«4ikeft (ipa^ynt^ 
besselchiret^; ja fh^re Wolirhelt steht llim ^o fest, das« 
er beliaoptet, selbst die Einbltdoiigen dei' WahnsiAffigen 
und diii Traymei'scheinongen steieiv ivahr, denn sfe selc^n 
van etwas Wirkfvchem vernnlasst'); erst dnrch das Rfa« 
ansg;elren ober die Wahrnehinting; soll eilt Irrtbum ffidg*' 
Heb iverden.' 

All steh selbst ist aber frerlioh dieses Hitiaiisgeheit' 
Aofhtv^ndtg; Durch die Wiederholuiig«ii' der )Drtei«h«it' 
Aitscfha^utfg eiitfiftöl/l der Begriff (7r()d;7;t//^^), welcher dem- 
nftth ftfehts Anderes ist J «at» das Im Ged^chtolss festge«»' 
halteae allgemeiiie Bild des Wahrgenotnmciieii^). ' Auf; 
diesen gedäehtnlssmässlgen ¥orstellungen beruht Med 
Reden nnd Denken, ideitn sie aHein sind das, was wfr 
errsiprunglich mit den Namen iet Dinge be^ekhnen ; d)e> 
Spraieire Ist nur ein Mittel, um die Eflnnemug aii bew 
stimmte Anschauung^ u hervorzurufen^). Auei diesem Grunde^ 

SKtT. Matii. Vli, 203. 216. Auch Dioo. X, 52 ist woiil nicht 
it>f0'iias\ sondern ivttQyeiat zu iesen. Ausser dieser eigenthüm- 
Ittben Bezeichnung set^t Epiliur för die Wahrnelmiung bald ni'a^rf^ 
üis bald (pavrciifia (SsxTos a a. O); den sinnlichen Eindruck 
bezeichnet er durch ffavragtity ijnßoXij Dioa. X, 50 ff. ' 

2} Dioo. X, 3 J. 

3) BiöG, X, 33: rijy St itQoXyypiif Hyovotv oiovtl Muralfjynv i^ 

i'gi fjLvrifiriv tS Trolldttii ^ojdiv tpavivroQ. Nach diesef Steile ist 
• aii(5b die Darstellung Gicictto*« N. D. I, Id, 43 f. zu berichtigen« 
der die ng^hf^fm wie einen angeborenen Begriff besjbbrefbt. 

4) Skxt. Math. J, 57 (XI, 21}: Sn Xv^eiv «r« diropttv M nard 
top ootpov *ETTino^QOV avsv TrQot^\f*tw9. Dloo. a. du O.: etäa^ ydg 
Ttf ^ti&^vai av&gw7Toe tv&vs nard ifQokfjtfttv utal o tvT09 avtoZ 

tö ö^r^uAVOi;, */ fjL^ irghtigdv iyiumttitjUiP ttvto . . • trS'' oS' ovo- 

" fiahmtüiP t$ pi) kpSr^(thv' 'O^S'^tttd 'it(/^Xf}ifhi> top tvitiv /*«- 

^9#¥«^ Daher vtt FpiliuM BrUsf anrt iMr«dot b. ^im. !(, 57 die 

. fkniafaiiang : rrgiwr&i^ füt^ ittd ^aritjaffiivä ^ro7t^\p^i^yy^ii^du 

14* 

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H% Die epikiireiSjGbe PhiVotopIrte. ' 

sind weh alle nn«ere Begriffe an und f&r sich wahr andkf inca 
Beweiaea bedürftig*, denn aie sind für aich j^enoinnien e|»eiiao, 
nfie die Anachanungen, Abapieglangen der Dinge ja der 
Seele, die subjektive Tbätigkeit. welche die gegenatäad- 
lieben Eindrucke verändert, ist noch nicbl eingetreten^). 
Ebendeaawegen können aber auch die Begriffe nicht 
genügen« Wir m&aaen von den Eracbeinnngen zu ihren 
verborgenen Griinden, von dem Bekannten zn dem Unbe- 
kannten fortgehen 0* ^^^ ^^S^ Epikur den logischen Denk- 
formen viel zu geringen Werth bei, um die Methode 
dieses Fortgangs genauer zu untersuclien ; er hält nichts 
auf' die Definitionen, welche die Anscbannng doch nicht 
ersetzen können , er findet die Eintbeilungen «jad die 
kunatmässigen Schlüsse entbehrlich'). Die Gedanken er- 
geben sich seiner Meinung nach von selbst ans den 
Wahrnehranogen , und wenn auch die Reflexion dabei 
nicht unthatig ist, so be^rf sie doch keiner Wissenschaft- 
liehen Leitung, es genügt, aieh an die lierkömmlichen 
Bezeichnungen der Gegenstande, ids das den naturiichen 
Begriffen Entsprechende zu halten^. Damit stimmt es 

VxoiitAv §§9 o dvdyopTs9 imxQiv^iv u 8. w. Jede Vorstellung soll 
auf anbe&timmle Anschauungen eiirueJigeflihrt werden, denn al>- 
geseben von der Anscbauiing kommt unsern Vorstellungen keine 
Eealitat su, oder wie diess b. Ssxtos Pjrrb. II, .i07- Math. VIII, 
13- 258 ausgedruckt ist, die Epikureer läugneten, das» es ein 
Xstttov gebe, dass zwischen der Sache und dem Wort der 
Begriff als Drittes in der Mitte stehe. Vgl. auch Sextus VII, 267* 
1) DiOG. X, 33 : . Tiav Iv itQayfAa ovoftavi. xif n(^0iX(u9 inirVkzaYf^iv^ 
ivitQyU igi f . • tvtt^yeU Sv tiotv al Jt^olyyfet^^ ^ 38 : dvdymti 
/flip xo TTQWxov ivrotjfMt uad"* suaeov ^^oyyov ßlinBO^tu luA 

3) Dioa. X, 33 (vgl« 38* 104): nt^l xiav dd^kutv dito tiup ^asyo- 
fi^ivtuv %(^^ otffi9$8o0'ai. 

3} Gic. Fin. I, 7, 221; s. o. Sm. Math. VIII, 337» S. 521. Vgl. 
die folg. Anm.: Doch gebt Stsibh4bt (Encykl. v. Erach and 
Gruber Sect J, Bd. 35, S. 466) au weit, wenn er sagt,. Epikur 
habe itt Denken alle« ßeieto und alle Begel verworfen. 

4) l>«OiS* Xy 39 s nal ydf^ Kai Mvo^tu n^l^oi. diru %w» M^99m» 

• ; f 

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DU Hanonik. l>ie Meiaung. tlt 

Bon ganz uberetn, wenn das, was auf diesem Weg^ er* 
reieht wird, niclit der Gedaniie, als ein HSheres, ftber 
der Ansclisflrnng^ Stehendes, sein s6ll, eondem nur die 
Meinang^ {vitiXtixp^, dola), welche ohne ein Meriinial 
der Wahrheit in sich selbst erst durch die Wahrnehmungf 
beglaubigt werden muss. Diejenige Meinung ist für wahi^ 
za halten, welche durch das Zeugniss der Sinne unter- 
stützt, oder wenigstens nicht widerlegt wird, diejenige 
für falsch, bei Welcher das Umgeliehrte der Fall i8t>> 
Wir setsen voraus, dass auf gewisse gegenwärtige Vor«" 
Stellungen' gewisse andere folgen werden, dass uns z. B. 
der Thana, der sich uns in der Entfernung als rund dar- 
stdit, auch aus der Nahe rund erscheinen werde; wenn 
die wirkliche Anschauung dieser Erwartung entspricht, 
ist nnsem Meinung wahr gewesen, andernfalls unwahr*), 

ytyovaaif xara r« ns^Cnxwütv (wahrsclieinlicb : Zusammentreifeii 
'inebrerer WfthmehmaDgea, toA der ev9tioi9^ ihrer freien Ver- 
luiupfung« noch uu untorscheiden) nal draloyinv »al ofMtitfiTtt 
nctl avf'd'eaivy avftßaklofiivov n nal rS XoyiafiS, $. 31 : fyv äia^ 
leitTix^p Si (U9 na^^hnovaav anoSoiu/Ltd^ova^t , d^nttv ydg tovc 
^v9t«8S xwpstv nard tot rdtv n^yfidtuw ^oyy^vf. Vgl. $.'57f» 

i) Dio». IL, 95 f.: N«l ra ^ofacoy «tTro n^^arigtf» rtvos ivdtQySt ^^i^- 
Tai • . Ttjp Si So^av »ai vnoXtjtpiv Uypvotv» dXrj&^ ri ^aas, tutl 
^iv9^' av fiiv yd^ intfia^rrg^Tat y /ny dvxiuaQxvQfJTai dXtfi'rj 
»Ivai* idp 9t fAtj int-fJtagTvgijtttt y dvrtungTvgyTai rpivSrj Tvy- 
%dviw, Saltos JUarii* VII^ 211: rmv d0^7p Mord tip' *>3ki*ii^- 
aiftßP dXfid'Stf stQiv a( Sä iffivSeiS * dXy^HS fiiv a,'i 74 i^tfug^v^ifiiB^. 
. vai «al ax dvTifAa^jrvQBuavai itgoi ryi ivaQysiaSy y/svSiiS di cCi X9 
dyx$fjiugTvQ8fi£vai »al «« tirifiaQTVQvfttvat ngoe xy9 ivagysias, 
HtTTM III, 486 i)enierlit, diese Angaben stimmen ^nicht susam- 
men, nach Srxtus sei nur die Meinung wahr, welche liestatigt 
nnd nicht widerlegt wird, nach Dioo. die, welche liestätigt oter 
nicht widerlegt wird. Indessen will auch Sextus nur das Letalere 
sagen, wie aus dem sweimaligen xa nal erhellt: «V xt iiti/ita^, 
u. s. (^ heisst: theUs die bestätigten, theils die nicht widerlegten. 
Das Gleiche sagt Epikur selbst b. Dioo. X, 50- S^r 

2) Epikvb b. D106. X, 50 f. Ebd. §. 33 f. SaxTos Vl^, 212. DenGe- 
genstand unserer aukünftigen Wahrnehmungen nennt Epikur b. 
I>i06. X, 38 td irgos/Aivov (das Bevorstehende). Diog. selbst §. 34 
giebt von diesem Ausdruck eine schiefe Deutung« durch welche sich 
wohl auch STEiaaAav a. a. O.S. 466, Anm. 90 hat Uuschen laaian» 

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\ip$ßc\\»t^ vorapiSi wie z. B; 4«« leeren Ravm ikln ITrMcM 
4^ BOH'eguiig; w^iip sieb nun alU £rseheiB«»geii tiefer 
KirklÄriiiig fügen, wer4en wir unsere VoranssetiKiiqg fir 
Kicbtig w biilten hAben, wa niebl, für unricht^'X 'm 
«in^tern Fall war 4le Wabrbait der Meinnog daran zu 
erkennen, daaa.sie yoa d^r fiffabrasg bei^tatigt, im aa- 
dera daran,- daas sie von ihr nicht widerlegt wird ^)» fs 
sind hier. die GrundzMge eiaer r^n ^aasualistiaebiW £^ 
li^niitnisstbeerie angedeutet; aber am diese Aadestange« 
zur wirklichen Theorie m entwickeln, dafür ist das la- 
teras^a 4^a Pliileaopben an diesen Fragisfp.zii obeir02^lick. 
Auch ui|^ die I^S^ng der Sebwierigkeiten, vaa deaea 
sfine laicht gedru^lft wird, sebeint afch Epfkmr wt 
T^enig bcipiiilit zu haben« Wenn alle Wabnaabmwg^o 
als solche wahr sind, so folgt unmittelbar der Satz des 
Protagoras^ dass für Jeden das wahr ist, was Ibm als 
wahr erscheint, dass mithin auch widersprechende Vor- 
stellungen über denselben Gegenstand wahr sind. Dem 
sp^t nun £pikur allerdings dadurch zu entgehen,, dass 
er den verschiedenen Vorstellungen versehfedene Objekte 
giebt: was unsere Sinne unmittelbar berührt, das Ist, wie 
schon bemerkt wurde, nicht der Gegenstand selbst, son- 
dern nur das Bild desselben; solcher Bilder sind es aber 
uazihllg viele, von denen jeder Wahrnehmung ein anderes 
zu Grunde liegt, und sind sich nun auch die von dem 
gleichen Gegenatand auageiienden Bilder in der Bagel sehr 



1) SiXT. ä. a. O. 213 f. 

2) Diö zwei Kriterien der Wahrheit, das Bestätigt- and das Nicbt- 
wlderlegt werden, beziehen sich daher, wie diess Skittts a. a. 0. 
attsdfüclilich sagt , nicht auf denselben Fall : unsere Erwartung 
in BetiH^ |[usserer Erscheinungen muss, um wahr zu sein, be- 
stätigt, längere Vorstellung Ton den geheimen' Ursachen der Er- 
scheinungen darf nicht widerlegt werden; jenes Merkmal bezieht 
sich auf die Meinungen über das irQoSuhov , dieses auf dh über 
das adtjlov (piOG. X, 38)* 

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Die Biaionik Die BU4fT «»d^U^Dinge. ffi . 

ftholtoli^, 8af iA* esMdoich nuek nögUcb^ dbuM «ie aiM vat«- 
MbifidMeii Ursaokes von «inander aibwdlcbeii. :Wmiri aHk 
äaher d^r f lelehe Gegenstand Vi^sobindf nen vertakiedtin 
daratelk, ao haben sie ehee in Wahrheit »iebt daaatlb^ 
aoii4eni Verachiedenes wahrgenemmeB , denn ea waren 
verschiedene Bilder, von denen «ie afficiüt worden, nnd 
wenn u» unaere Wahrnehmung getäuacht hat, ae lag 
die SehnM nicht an uileeren Sinnen, die ui^ etwaa Um- 
wiirkiiehea vergeaptegelt, aendern an noaerem Oiftlieil^ 
das hieb einen unbegründeten Scbluaa vdn dem Bild aaf 
den Cegenatand erlaubt hat. Indeasea int die SohWierJg* 
keit damii, wie taan leidit aieht, nur weiter zvrüokge^ 
schoben. Dfao Wahrnehmung soll das Bild^ von welidien 
die SUneswerheeuge getroffen werden, immfer Iren wie^ 
dergebea, aber die Bilder geben den Gegenstand nieht 
immer gleichaMeaig und treu wieder. Wie lassen <sidh 
nun die treuen Bilder von den «ntreiien untersoheided? 
Hieranf hat das System keine Antwort, denn wenn g0* 
aagt wvrde^ der Welse wisse beide zu unteraoheid^n ^)i 
so war damit nur auf ein objektives Kriterim» veraiohte^ 
und die ganze Entscheidung über Wahrheit und Irrthum 
in das Subjekt verlegt. Ebendarait waren aber auch alle 
unsere Vorstellungen von den Eigenschaften der Dinge 
für etwaa blos Relatives, erklärt, denn wenn uns die 
Wahrnehmung nicht die* Dinge selbst, sondern nur die- 
jenigen Bilder der Dinge zeigt, von denen wir jeben 
berührt werden, so heisst das: sie stellt uns die Dinge 
Dicht nach ihrem Anaich, aendern immer nnr nach ihrem 
zufälligen Verhaitftiss zu nns dar^ sie belehrt uns nicht 
über ihre absoluten, sondern nur über ihre relativen Eigen- 
schaften. Wenn daher Epikur den allgemeinen Satz: 

1) Cic. Acad. II, 15, 45 (i/venn die Aeusserung diesem 6edan^n^u8aIn• 
menhang ahgehÖrl) : nam ^ui votmt subvenire eirorUms EpicuruJt üsy 
yu» videntur conturbare veri cognilwnem , dtxkfue snpientü esse 
opmionem a perspicukate stjungere , nitiil profecü , ipshis enim 
opmUmis error em nuUo modo smttJk. 

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MS Bi« epikttr«S«€lie'Phileio|ilii«w 

i 
der Wein erwirmt, nicht dalden will,* weil Imaer niir 

ein bestiinnites Individaam ron einer besUmmten Quan- 
tität IfVein erwirmt werde, und wenn Aerselbe läug^nete, 
das» die Farbe den Körpern an and f3r sich zutLomoie % 
so spricht sich darin eine richtige Consequenz seiner Er* 
kenntnisstheorie ans. Auf die gleiche Ansicht lionnte er, 
wie sein Vorginger Oemoltrit, durch seine atonfstiscbe 
Physlli gefulirt werden, denn da den Atomen niir wenige 
von den Eigenschaften zukommen sollen, die wir an den 
Dingen wahrnehmen, so mnssten alle übrigen, und die 
sfttttliehe Vorsteliung der Materie selbst, fSr etwas er- 
klärt werden, was nicht das Wesen der Dinge angehe, 
sondern nur ihre Erscheinung. Indessen ist der speka- 
latfTe Sinn bei Epiknr viel zu schwach, und das Bedorf- 
nfss einer unmittelbaren sinnlichen Oewissheit zu stark, 
^ als dass er sich dieser Richtung conseqve»t hinzugeben 
vermocht hatte, und wenn er aucii einzelnen Eigenschaften 
der Dinge Mos relative Geltnng zugesteht, so will er doch 
im Allgemeinen die Gegenständlichkeit dessen, was wir 
an ihnen wahrnehmen, nicht bezweifeln^). 



1} Efihvb J>. Flut. adv. Gol. 6: 9t6 9^ na96loo f^iv ^ ^xio» rov 

Oivov stvai &SQfjiavTt)tcv rijs dt roiavrijQ tfvaeatC *al tijt srm 

Siatuifiipr^^ 9'tQfMLVttMv tov tooStov ^ Trj(9e rov toostöv uvat 

. ^vwriMoV u. t. w. Plutr bemerkt Iriesu c» 7 gaas riiililig: «V« ii 

T^TQtS Ti^Qf pav igi xi^V^^'f*^ ro ,%alsfitvop nal voft,$C6ftevor nt^ 

MQov ylvxv na^a^TtKOv vttvojtixov tpwTSivoVj we sStvoe *;jjüyro« 

avTOTsX^ noioTtfva ttal Svva/niv u. 8. w. 8* 'aSrjlvv i^tv, und er 

'- beruft sich blefilr im Besondern auf die imeh soast (b. Stob. 

r . ' EM. 1 , 366. Lucii. II , 794 ff.>. erwäbqle Behauptung Bpikir» 

über die Farbe j m. vgl. die Worte Epikurs a« a. O.: a» olh 

bnoiS dtc ra tv ohoth ravra ovva tpijoai yjtojftaTa fxeiv ...» 

fiaHw' h *X^** V f^V ^Z^^ X^^f*^ ^il^^QetAi r^v' ampuLtwP 

suta^ov, 

2) M. vgK ausser den früher angeführten. Aeusserungen über die 

Wahrheit der Sinoesempfindung auch die Worte Epikurs b.DiOG. 

X, 68 • akkd fAfj» xal rd ax^ftttra »al rd xQotfjtata Hai rot fu- 

yid'ij naX ta ßa(>8a nal iaa aXka KaiTjyogsirttp xard x-h ttwftatot 

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Die JP^tti« * Werth und latertfise. ' 117 

§* SB. 

Die epHtureische Physik. 

Wenn Epfknr uvd seine Nachfol{;er die Dialektik 
geringschätzten^ so legten sie dagegen der Physik einen 
bedeatenden Werth beiO* Aber sie fanden diesen^, wie 
früher gezeigt wurde, ausschliesslich in dem praktischen 
Nutzen, ^eichen die Kenntuiss der naturUcben Ursachen 
als das einzige Heilmittel gegen den Aberglauben ge- 
währe. Ohne diesen Zifveck wäre die Naturforachung 
ganz entbehrlich. Von diesem Standpunkt aus konnte ea 
sich natürlich nicht um eine grundliche und vollständige 
Erklärung der Erscheinungen , sondern nur im Allgemei- 
nen um die Aufstellung einer solchen Weltansicht han- 
deln, durch welche die Nothwendigkeit ubernatiirlicher 
Ursachen beseitigt wurde, ohne dass eine sichere und 
genugende Losung aller wissenschaftlichen Probleme als 
solcher uotbwendig erschienen wäre. So ausführlich sich 
daher auch schon Epikur selbst mit der Physik beschäf- 
tigte^), so wenig hielt er doch eine Sicherheit der natur- 
wissenschaftlichen Ergebnisse im Einzelnen für uotbwen- 
dig, oder aiich nur. für möglich. Ueber die allgemeinen 
Grunde der Dinge können und sollen wir uns «llerding« 



wf av M mvro ßififfnora nal natnv ivovta ij r^lp oifwtüU nal 
nava t^v tuQ^tjaiv avT^p }^w9oiS v&* M Hat* iavTa9'^i0$ tpvüHt 

8&' vU tTfi^a xtpa ng€ivfni^x^^^^ teraj dowftata «^^ orff fiogta 
tBTov^ dXX* tus ro oXov (L oXop) ftsv tx tstojv TrdvTutv r^v iav- 
rtf ^v4t¥ i'xov dt9tw ii. s. w. (In dem Folgenden scbtbl der 
Text ver^erbl). . 

i) £riK. b. DiOG. X, 143: «» ^v top tpoßnftwov tibqI vuiv «v^tcura- , 
vvtv XvBiv f/ttj uatbidora rU tj tS üvftitavrot ifvait dXX* vnontiro^ 
fuvo» r* rcvr %atd Tst /iv^ovs, wsa itt ^v. av^v ^vataXoy/itg dnt-^ 
,^^£as ra^ i^Sorms dTfXafißdntr. Cic. Fin. 1, 69 i 7. 1 9« SS. Lvcbxt. 
I, 63ff. u A. 8. e. 

2) DioiB. X, 27 f* ^wäbnt von ihm auster einigen kleineren Werken 
35 Bücher Ttt^l ^vo9if99, 

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IfS Die ef |]iurei*Djie<'FhiUa»^%it«- 

eine feste Ueberzetfgunjf Mdsii; was dageg^en das Ein« 
Keine betrifft, so genügt es unserem Plillosophen , dass 
sicli verscliiedene naturliche Ursaclien der Erselieinungen 
denken fassen, dass wir mancherlei Wege einschlagen 
können, um der Einmischung der GSttdr, den Mythen 
des Vorsehungsglaubens zu entgehen*); einen von diesen 
Wegen rar den alfefti möglichen ausgeben, heisst in den 
meisten Fftllen, wie er meint, über die Grenzen 4er Er- 
fahrung hinausgehen, und in eben jene Willkufar der 
mythologischen Erklärung zurückfallen ^. Es ist mög- 
lieh, dass die Welt sich bewegt, aber auch, dass sie stille 



i) EflR« bei DiOO. X, 78 f. : Mal fiijp xal ti!jv virt^ Tojv KvgKoxdtOiv 
aitiav iiatiQißwoai ^vaioXop'ae tpyov tlvat Sei vofi^stv nal ro 
fiakd^*öv «V Tjj TTspi TWP fiSTt(uffOj¥ yvwan htav&a, irtirrmMiraf 
uttl iv Tfp» 'rii'69 tpiasi^ ut S'sutffiftiv^ xatd ra fUrio»^ wmvth 
nal 0aß nvyytpij n^of t^jv ciV xavva- dxgißtiav m Si »al ro 
TlX^Qvaxüii iv xgiQ toisroie sivat, (offenbar zu lesen: »x oder 
ft,'^ itvai) *a\ ro ivSsxofjLiviuS »dl akXvtte '/tws iXi^'^ all* aTtltot 
fifj tJptti iv utfi^d^T^ nal fiattm^i^ tpvü%& ttßv itdnift<u%* vwofiml- 
lo^Tkiy ^ tdgnxQV /jug&iv ual theo naTaXafis7v ^fj diavoitf t^v 
inlois HxttiS tivpii» Tu d iv T?j iso^i^ Trgnvuixcc j^i ^vaaui »al dva- 
ToX^S »al rpon^S «al inXtii^tewQ xal oaa ovyyev^ Tarotf ftrj&ir 
Ar» fTfoc "wi ftandgiop r^c yvmotfai QtvvBivUv (nie gan« anders 

• ArbiPtflai! %. tmsern 2.Tb. S. 570. 47i.f<); all' 6ft9lm toi*« '^ß9^ 
tX^tv ToQ ravra xanSotnraS rives Si al i^vosis dyvoSvrat xal riPtQ al 
MvgiWTaTai. airiai .... Sio S^ nal nliovi airias evglonof/nv rpo- 
irmv tt. 8. w. nal « S$t vefiiCuv tffv vnip thtwv xgtia'Q npay/ta- 
riiVtt» anplßttav fuj dnttXiifivat «017 irpot ro drdgaxov Mal fut- 
Magtov ijftwv at^prtivti u. 8. w. ^.104: »»l nar allovC $i rgo- 
9r«tc nleiopas ivSix^itat utgawH^ dnonXitada*, fiovov 6 fiv&ot 
dni99t> 

2y A. «■ O. S7: ndvra fAb» vv yiwrai d^iizws iitl m^vrmv ftarati- 
gmv natd nXtovaxov tgonov . . • arav r«ff 16 irt&aiioXitynvutvov 
vittg avtt»v Shovruti naralfsrf,» orav 8$ ng r# ju£V anäJ^iitp ro 
di inßdXrj oftoivjS olfufuttvov ov r^ <paiP0f/t4vip BifXov Utt nal » 
nuvrot imrinrik tpvaioloyi^aaTot iirl Si wov fiSx^ov narafgu* 
f* dB : 0»* Sh ro «V laftfdv0W9C (die, welebe sich nar Eine Er- 
klärung jeder Erscbeinung gefallen lasten Wlleta) To?f r« 9«*- 
'vofiivott fAdt^wwat, nal ta tt Stfpatav dvdpomv^ &'ev»gififdi d$a^ 
ntittiunaoty' Aebnlicb |. 94« 104. ilS. * 

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Die Pbyiilf, .Si|l|Lr«rili8ieti»€lhaftl. IriUreaat.EpiJiurs. fff 

Steht,: as l8t:«idgiUob, daM sU di« roade^ ab0^. aaeb'disa 

$le 4|e.4r#iMfciSte «djar SMSt «eiixe briieUge^aatalt liatjf 

ea lat aa^sijebi daaa dfe; Somie uad die Sterae Wi ibveiU 

Uiiterfi^Ag eelda^lieii nad bei ihrem Auffpaag^ aiob n^ 

eAti&ii#4ee9 ea t^ttaber aueb.m&glich, daaa aie «ater dar 

£rde yeracbwiadeH} uad nieder benroalioianen, ddei* daaa 

ibr A.«f- pud Uotefgaoig ir^^ wielcbe aadere CMhtda^ 

bat; #at'iaft'iai»0l»ciii daaa die Zu- uadAbiiabma des AlofMb 

auf ßiofr Drebung dea Motidaliör|iers, ea' iai%aber imU 

neglieb^ daaa rie auf einer Geataltaiii; dier LuiC, oiler 

2iuf wtrblleber Zu- U|id Aboabme, ioder auf a«aat teime^ 

Ursaebe beruht, ea lat moglieb, daaa der Meiid mlfc 

freoideiii» es ist aber aqoh moglieb» daaa es oiM'afi^* 

Dem Ucht leucbtet, deoa ivfr fiadeu in der fitf^b^ 

rauf; aowobi Körper, die eigeaes.^ al* acficbey die freiH- 

des lii#bt haben*) u^ b* w. p. s. w. Mant ifeht dtoullieb,* 

die. uatttrwiSBeuacbeftlijGfhea, Frage«, für sieb getieiamea^ 

haben («r Epilipr.gar fceia Latereise^ ^euil nur überbbupC^ 

eiae piiyaititalÄaehe ErLIärueg; der'Eracbelftnagea ttDelieh? 

ist, *^ welcbf im einzelaea Fall geH'äblt vrtrd, Jat ibaiii 

gleiebsäil^* -^^ s^ ealaiQbiedeiier ii trd dage^n altei^« 

(Uagfl^ijen^l AUsemetne betrat» j>ie'GraadriobtBtog; d«rf 

epÜMinaiackda Pbfsib liegt in dem BeftHnfben , alia GN 

sclteinninge^, iin:6eg?niaat3i; gegen die Teleologite der^'rf^ 

ligiqsee .ufid religiös-ipblloao)»biacbeii W«llaaafehtv ail 

rein natärllche Ursachen zuriiciiznfiihren. Nichts ist Ihr 

zufolge verkehrter, als die Melnmig, dass die Einrip)it.i|ng 

der Natur auf das Beste des Menschen, pdeir« äbarbaupt 

auf irgend einen Zweck berechnet #ei, dass wir die Zunge 

haben, um za sprechen, die Ohren, um zu hören u. s. w., 

denn in der Wirlilichkeit verhält es sich vielmehr um- 



1) A. a. 0. 88, 92—95* Noch viele äboUciH» Beispiele lieftsen sich 
9m 4ein B«^ef Epijcpiv an P^rtholilet <D4oe.X, 8t<^iH) und 
aus Lucres beibringen; vgL Stsibhabt a. a. Qi 6. 475« ^ 

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tM !Die epiktreiscb« Fhtlaac^plli«. 

geklebH? die aat&rlieheM KHlfto habea rein naeh den 
GeseU der Nethwendig^keU gewirkt, enter den nMelieriei 
Predttktee, die rte benrergebracht haben, Mrareo iHitbwen- 
iif: aocb solciie, die zweckniiaaSg zuaanmiengea^zt sied, 
vttd ea ergaben aich oameBtlich aneh f3r den Menscbea 
aMiocherlei Mittel und Kräfte; dieaea Ergebniaa lat aber 
dnrobaaa nicbt fnr einen beabafebtlgten, aondern «iir far 
tfaen rein anfilligen Erfolg der naturiiothwendlgen Wir- 
imif en aaaaaehen *)• Je voltatändiger aieh aber Bpikurs 
nartorwlaaeaachaftlicbea intereaae anf dieae allgemeine 
Avaehanmg beacbrSnkt, nni ao geneigter ninaate er sein, 
Ar ihre weitere Dorehfubrung alch an ein älterea Syatem an- 
anlelinenj und da kam keinea aeiner eigenen Richtung melir 
entgegen, ala die deaH>krttische Naturlebre, welche Ihm 
neben der ent^ebiedenen Verbannung der Teleologle auch 
dnrab ihren Matertaliamua , und vor Allein durch Ihre 
Atoatotik zuaag^en «nuaate: wie Epikor Im Einzel weaen 
dra letztisn praktiachen Zweck fand, ao hatte DemokHt 
theoretisch In dem abaolut Einzelnen, oder In den Atomen 
datf uraprungllch Wirkliche erkannt; seine Physik achien 
aleb^als 4ie natürllehate Grundlage fBr die epikureische 
■tbik darsobieten. Wenn daher schon die Stoiker in der 
Phyafk einem Heraklit gefolgt waren, so schlfesst sich 
Efikmr noch weit enger an Dem^krft an; was er zto der 
Thaorieides Letistem hinzegethan hat, faiesteht mit Aus- 



I) Dieser Grundsatz wird besonders von Lucbbz vielfach aasgeHibrt 
s^B« 1)1030: nam eerte negue consiRo primartHa rerum 
w'äheiefuaeyudatfuesagacimetUeiöeitruni, 
nfic gtwj qtiaequedm'enf motus pepi^ere pi!'4ifoeto : 
. sed qma muita modis multis mutata per omne 
ex' infinko vexantur percka plagis, 
omne genus tnotus et coetus experiundo, 
tandem deveniunt in totes duposüuras, 
quttHhus haee rebus tonsistU summa createu 
M. vgl. ferner il, 69§ftL IV, 831 «. V, 1^7. 196 ff. 42(rff. 931 ff* 
Stob, J, 441 

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Dl» Physik. Epikur und p«Mokrit t|| 

nahne eiiiiir eiozige» Bestimmung DUr tn UqmHmküm^ 
wdebe far de« pUlosophitcben Charakter saiaeir Ifkpiik 
keine ^eaeailiche Bedeotaog habe«. 

Mit seinem Vorganger trifft £piiinr xonaelist sclioo 
ia der Belianptattg susanunien, dass ea keine airfere^ als 
die kirperticbe Realität gel>e. Jede Substanz, sagt er 
mit den Stoikern, musa anf Anderes Mrlrken and Einwir« 
ksngeti von Anderem erfahren; was aber wirkt oder. lel«> 
det, ist ein Körper; es giebt mithia keine ändert, ab 
körperliche Substanzen 0* Mnr etwas Aeeidentelles aa 
den Körpern, kcdn försichseiendes Unkfirperliahes sind 
die versebtedenea £igensefaaften der Dinge, sowohl die 
wesentllcben, als die zufälligen ; jene nennt fipikur «v^- 
ßtßtixdva, . diese auftnnifuuvm ^). Neben den K8r|iernf 4at aber 
zur Erklärung der ErscheiiwngeB iMcb ein Zweitm lidtbii*, 
der leere Raam^ denn ohne diesen konnten sieb die* Kdr^ 
per nieht bewegen 9). Dagegen scheint unserem BMosoh 
phen der Gel st, als bewegende Ursache, ganz entbehrltcb ; 
Alles ^ was ist, besteht nur aus den Körpern und dem 
Leeren, ein Drittes giebt es nicht*). Die Begriffe des 
Körperlichen und des Leeren hatte nun Demokrit .auf die 



1 ) LvcB. 1, 44 i : praeterea per st guodcunque erü mttfackt pnd * 
aut (düs fungi dehebU agetOilrtiS ipaum, 
aut \rk, ut )»ossiiU in eo res esse ^^ttifue» 
(Ufacere eifungi sine corpore nnlh polesi r«*> 
nee praebere locum porro nisi imme vacansfue. 
ergo praHer inane et corpora iertia per se 
nuüa polest rtrum mnumero natura relrnftd. 
Vgl. Epiaua b. Dioe. X» 67 1 na^* iamo 6i mI iV« v^tu ro 
aüotfjuttov nX^tf iirl tS *tvS, to bi Uiv^v Sre vot^oai «rt irouZv 
Sv¥ar«u • • • waO' ot UyovvB9 aouff^axo» tJpa* ri^y ^i*x4*' ^<*- 
rata^ovoiv. 8&iv yu(f aV iSvpuTo yroiHP «r« ndox^iv »i t/v rot- 
avTtj» 
t) Dioa. X» 68 ff. LüCB. 1, 450 ff. 
3} LuGB. a. a O. und i, SSO fi* Di«o. X, 46. Ssxv.Math. VII, SIS* 

VUI, 329. Noch «idcre B^vretse b. Loch. I, S46ff. 
4) LvcB. U Mt ff. Dioo. X,'59^ PitT^ tdT. €oL H, 5. 

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' te# «](ikttreis«be Fbilotoplile. ^ 

dW'iSMmiich «n< des Kiehtsetenden KorOBitgefilirt O- 
Byl^V tMim df«M netapiiysiscbe lleg;riiidiiiig seiner 
ganzen Richtung nach entbehres ; er kalt sieh an die ge- 
ii«dhiiliehiiii VorscellttiigeB von dem leereu Raum und dem 
rasmtrfUlenden Stoffe*), und er beweist diese Vdrstel- 
longfeseisfech aus der Beschaffenheit der ErseheisnSges. 
üsi sonbtbwemKgerseheiDC ihm daf&r die deiiiokrillsafae 
ZertbeÜun^ des KiVrpeilicben in unzählfg viele Urkdrper 
sAer Ateue* Alle Körper^ die wir wahrnehmen, sind aas 
Tfcetlän tousannengesetztO; gi^ogfs jedech die Theilung 
In's UneAdlichp, sowuvde sich Alles am Bnde^ wfae Bpihnr 
fu^irtt, tn das Niciltseiende auBdsen^ und ebenso wässte 
HWgekehr^ AUss aus einem Nkhtseiesdeff gewordeft sein, 
wMvreffd ^kpfc *das der erste firundsats der Pbysiii i«t, 
Mm niehts aus nichts mid niehis so nichts werden kann*). 
Wir mSasen'deimiaob annebnei», dass die ürbestsfidtheite 
d««* MMge weder geworden sind, noeh vergeben, noch in 



,2) Uer Körper wird von Epikur (Sbztcs Math. I^ 21. X, 240.257. 
itl, 22&) als TO TQtxV ^^a^oL^ov fitta dvtiruTriaS oder als avvo- 
' S&9 'n&t& 9l&^iafMP fuyd^ovt tial 9xfffMtT0f Ual ttmTvireac *a} 
fiuQovf definirt^ das Leere ist nach Sbitus X« 2 die tpvoig am- 
q>r^e oder t^ijfios nai^ros atufiaros ; sofern dasselbe Ton einem 
Körper eingenommen istt beisst es tottos, soferto Körper durcb 
dasselbe biik]ur«fagehen (x'^f^^*') X^^*** *<> c^^ss also diese drei 
Ausdrucke, wie auob Stob. Ekl. I, 588 ricbtig »agt, nur ver- 
schiedene Namen für die gleiche Sacke sind« Auf dasselbe kommt 
auch die Angabe b. Pi«ut. pl. phil. I, 20 hinaus. 

3) Daher b. Dioo* X, 69 a&^Qmf^a. und avumtpogtfuti'ov sur Be- 
seichmuig der Körper; vgL aucb Sxxt« Math. X, 42 : alle Ver* 
. iAdernngiB in den Körpern l>eruben nach Epikur .a(uf der Orts« 
Veränderung der Atome. 
• 4)£'ia. b. Dkoa. X« 40 £ T-tiüP: oatuatafv ret /liv. izi. mvpi^tou^ ra 
y 'iS w» uC wt/iym^otii nsnoitfVTitt * ravr« Si . is^/tf armfta »al 
afAttußXijxa 9lntQ fAtj fiilXst fravt/i, tU ro pttf ov tf^u^^to&nt^ 
all' ioxvQvra viroftivuv iv .taSs Sialiü§gk tia¥ aityM^itfeutr • . . 

. /tdS^a tmt ig^Bts a^oft/bv^ mtlipt^Xitif, s^iu am^mtmv tpioiii. Ebd. 
§. 54. Lire«. J, i47 ft U, 750 «. ö.. Viele weitene Be,weifgruode 
für die Amnahme voa Aiemen fo.. Loca. 1, «9^ f. . 

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ibren BcsMode iBtütMit werden koBiien^). Mete ür^ 
körper siod so klein, ^n» wir sie »ioht nätsmkehmmm 
kenneii^ desnes ist Thotssehe, idass wir sie Dlcbt sehen; 
doch darf niad sie darum »ielit für natheniaitsehe: Atome 
iMÜtca^ «eedfra sie f übten diesen Namen nof desahaUiy 
weil ikie phyMkalbohe Bescliaffenheit jeder Thdkng 
wider8tfeftft^>v.«fife sind ferner ohne Farbe ^ WMme^ (6ew 
ruch oder aönät eine vün den £l|;en8obaften, wehrlieehit 
den bestimditen Stoffen sahommen>); nur die al%enielneii 
Eigenscbafleu aUes Körperlichen müssen auch sie habi^n.. 
Diese aber. sind: die Gestalt, diefirdsse und dleSebwere^)., 
Die Atume miisaen nicht Mos «berhaupft eine Oestälti 
hubeif, i«iie )cder Körper, sondern es missen -aacii enbe^^ 
stlniBibar viele Untörsebiede der fiestalt nnler tiuieii 
stattfinden, da sich sonst die Unterschiede antar den 
Dingen i^hterUairen Hessen; dodb könne» es dieser 
verstUlsdeiea Gestakten nicht wirklich uiiepdllck^iele 
aein, wie DenuftrÜ angeoommeu hatte ^ denii bieiaas: 
wsrde, wie. behauptet wied, folgen, dass in jedem' be*^ 
gfrenstenKorpereltte onkegfrenEie Zabl von Atomen wäre ^«^ 

1) Epiuvb u. Lucrez a. a. 0. Lvcb. I, 529* Sbxt. MatG. IX, 219* 
X, 518 fertHi; Eli!.' f, ^m. ftüT» jjl. {jhH. !, 3,'iÖ'. • » 

}) DiOG. X«:55 ß £iiciv U 266ff^ VW mit Tiefeaiiltfalogwi darft^ 
tfaao wird, dass esi pucli unsichtbare Börper g^bfn l(Qniiej^ Sxp^. 
a. a. O.. Plüt. a.^ a. O. . 

33 DiOG. X; 44. 54. Lr<iB. II, 756 ff. 841 ff. Vivr, a. a. CX 

4} SHoa. a. a. O» PkVT.pl. phil. 1, 5, 29. lü d«r letelorif SüMf' 
wird bemerkt, Deinokrit habe den Atome» nur Grösse, und 6iq« . 
sUlt beigelegt, Epikur die Schwere hinzugefügt, weil sonst ihre 
Bewegung unerklärlich wäre. Indessen hatte schon Demokrit 
die letztere aus drr Schwere abgeleitet. Das* fiiclrtige aitf jetoer 
BemerlLung Ist daher nur, d^m Demcrtirit hin»i^httieh def SthviNere 
keinen Unterscbied nnter den Atomen (mgenammen balle: 

5) üioö. X, 42. r^üCB. II, 555 ff 426 ff. 47^ ff. Cid: BT. D. f, 24, 66, 
Plvt. pf: phü. t, 5, d& (wo es aber gegen den Silin- WSfe, mit 
STxisir/kBt ä-. a. O* St, 475, Anm. 94 ? statt pt^ zw le^ien)* Hess 
Lucre» 11, ^^53 ff. die Verscbfcdenlieft der Ffguiien ebenso gross 
setze, als die Menge der Atome (Rittbb IV'f'l'Oi), kann ich 
nicht finden. ' ■ . • .: .* .' . » . . . • » 

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SS4' l)i« f pikureitcbe Philosophie. 

EbeoM niissen sieh dlie Älonie bUMefatlidi ihrer Grösse 
witeraoheMen, iewa Bicht «Ile Stoffe lasseii sich io gleich 
groflM TJieile theileo, nitr muas auch dieser Doterschied 
i« gewisse Grensen eiogeschlossensei», deoo bo weoig 
ein Atom gross genug sei« liann, am wahrgeaMDOieB sa 
weilen, ebensoweirig kann es, nach dem Obeebemerkteii, 
unevidlieh Ibleio sein '). Dass auch UtoterseUede der 
Schwere unter ihnen stattfinden^), ist glelcfafialls eine 
kleine t Abweichung von der Demokritischen Lehre. Da- 
gegen stimmt die Behauptung, dass die Zahl der Atomen, 
ja auch die Jeder einaelaen Klasse von Atomen uneod- 
Hob, dass mitbin aach der Raum, In dem sie sich befin- 
den, «nd das ans beiden Zusammengesetate, oder die Welt, 
unbegrevEt. sei ^), mit der Lebre der altem Atomistik 
dorchattB iberein. 

. ' Eingreifender, als die bisher erwähnten, iat die Ab> 
weichuag fipikurs von Demokrit hiimicbtllGh der Eotste- 
bung der Welt ans den ürgriinden. I>ie Atome, so lehren 
Beide sunäcfast noch gemeinschaftlich , waren von Evtif- 
kelt her vermöge ihrer Schwere In einer Bewegung nach 
unten begriffen *). Während sie nun aber Demokrit, wie 
es scheint. In dieser Bewegung auf einander treffen, und 
dareh den Abprall einen Stoss nach oben, und in Folgte 
dessen eine Wirbelbewegung entstehen Hess, so scheint 
diess.Epikur unmöglich; denn da das Leere den Atomen 
keinen Widerstand leiste, so müssen sie alle gleich scbsell 
MIen, es sei daher nicht möglich, dass sie, bei dersel- 



i) DiOQ. X, 5S C LueB. II, $81 ff. 

i) S. o. Dk Aiuftage b« St^b. £kL I, 3469 Aau nur die Butam* 
mengeseUten Körper ein Gericht haben, ist nach den angefiibr- 
tes Stellen, und Plvt. pl. pbil. I, 12, 5 bu l>eriehtigea^ viel- 
leicht ist ab^ auch der Text des Stob, verdorben. 
3) P100..X, 41 f. Plvt* adF. Col. 13, 3. pJ. pb'O. I, 3, 28. Lucb. 
1 nrhA 4067 ff. U, 53i ff. 11. A. Ueb^ die Grunde dieser As 
Tes. 

Cie. N. D. 1, 30, 54. o. A. , 

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Die Physik EntsUiibiij[( und ElaribfitaBg der Welt 

b«fi* 'MtlkriBehtem üetvegong' nirch unten , zosamiseiietM^ 
seti 0- Uttt nüH doeb ihren ZaMmmenstoss mSglieh xm 
macbeti, nahUd er an, dasddfie Atotae in ihrem Fall «» 
ein Kleiitste* T^n lier senkrechten Linie abweichen. Dleaa» 
AnnalKne Bohien ilm auch desshalb unerlännlieh, weil die 
Prelhell^ denmenacblieben Willens nicbt zu retten ware^ 
wenn Alten dem Gesetn der Schwere schlechthin folgte, 
nnd ans dem gleichen Grunde sollte jene Abwelchnngi 
selbst Ton keiner NatnritothwettdigUeit, sondern rein vmt' 
der wlllk&hrlicben*Selbstbeatimmang der Atonie berrikh-^' 
reo ^)-. 'Ans denn Ziisammenstoss der Atome feiollte dann,* 
wie' bei iMmork^it, die schwingende oder &Virbelbewe->' 
gang ftich erzeugen, deren Prodokt die Welt ist'). 

ßpikurs VefrstelldogeA fiber die Entstehung und dfcL 
Einrkbtnng der Welt Ifabea wenig Eigeirtbümlicbes. Duvoh- 
den Zosamknenstoss und die Schwingung der Atome 'etft^ 
stehen ^ohne alle Absicht und Berechnung unendlich viele 
rerscbiedenai^tige Zilsammenhäufnngen von Atom^n^ d. b> 
unendlich viele Welten ^). Dass dieser WeitbildungspNMf 
cess' ohne Anfang und' Ende sein rouss, folgte unnüttel- 
bar ana der Ewigkeit und ünvergänglichkeit der* Atome ^j,: 
dass es der" Welten unendlich vic^le geben mBsae, wird' 
ans dev'Unetidlicbkeit. der> Atomennlasse auf der einen, 
des leeren Raums anf der andern Seite bewiesen ^); %w 



|>, Diclo» 43.. 61- Luc«. ir,.225iF» " 
, ^) LUCH» H, 216 ff.. 284 ff. Ci«. Flu. I,. 6, 18 f. N. D. I, 25, 69-; 
De falo 10, 22'. Plut. de an. proer. 6, 9. de sol. anim. 7, .2. 

' pl. phil. 1, 12, 5. '25; 4. Stob. EW. I, 346. 394. 

'3> Dioa« 44; Plot. pl. {»bii. I, 12, 5. • SroB. I, 34€* • ( 

4) DiOG. X, 73 f. Luch. I, 1020 ff. Plüt. def. or. 19. 

5). Cic. Fin. I, 6, 17 u. A. s. o. 

^),D*Pa. X, 45. 73f. : L*cH. II, .^047«:' Pliit. :pL. pbH. t, 6« 4* 
(Stob. Ekl I, 496)* Daa: udten. dienm .Wellea nicbt «twa nur 
> ! Weltkfir.ptr gemeint .sind., bi^aiiclit liaun bemerkt sh iiieffden; 
b. DioG. X, 88. definirt Epikur unsere Well autdruQkllbh ala 
den Theil des Himmels, welcher die Erde und die GeStime. um- 
fasse. ...;■• ..'•.. 

Die PbilMopbie der Griechen* HI. Theil. 15 

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wifhUigkfAt aog«noniiiieii werden, 4f»Ko w wur ni«;^ m 
«iwflirteii, 4ai» die zaiiUosei» AtaweDFffrbindwgM? w^klN» 

würden; ftndereineito iSe^d rtch abeir. Aonb koiQ« itoführ 
gingig« UnelQifelibeit dj^nObffn lmh$»}^ni,E^ik^r^ wbff 
dabeff jan, dnaa.die W«Uflo zw«r im AHgeoieiiie« AoiKfHilr 
l^naiOhtliiJi ihrer G^pfeiU, als btoaiobOicii ihrer Einrii^bT 
twiig; Ji«M)hat ver«cb9ßd0ii «eif^Q, dtaa «bw mnzelne .«Mi^b 
der .««irigen Hhotteh Qfiin megea ^]*. Dario j^i^k^JgHi* 
cbea:3idl. alle>..diaas;^e nii^t alL^a g^«/9ifdeiiy.80i|d()r4P 
aaoh. rergüaglkb siod^ und? ehe«i8Q| wie ;dj!^JMbl1gPiiiE4P' 
zelweaei>9 efiier aUtBähU^ea^Za- und Abaabaiie 'juaterllo* 
g«a ^>i \yie dieaa aa«b> «mea Voraaaaelznngaa daa^Sy- 
siaaia : nicht andma ans^ommm vit^i^iB» J^^mtf;. . ^mri- 
aaban die. /ftlio^lna;» WeUe» sehiebt Epikar mitJ^aofolMrit 
<H0 liBarca latflrn|aadii0o ein,' in ilMaa.aber vf^n Z«itizu 
Z#it: darab AtQ0i9ubai|faag neue Waltea. eatai^ban a^*< 

I HEHiaEinizelae dar Varatelliingani äber.dtaiEiarJahtHag 
aoaaffar Welt hat far %iJiiM* aalbat, wte Mbm gMeigt 
iHar^e, «Uli. 4aa bediiig;ta inlamaae, daaa dtar M$gli«libail 
ihrer: üMarilabiBn ErUäraiig' naebga^iaaaiK !wardaii:.aoU, 
wa dar taieabglsaheO' ZorSabfübruitg dar £raclikeiniMlgen 
auf die göttliche Scböpferthätigkeit und die Vorsehung 
zu entgehen. Diese Natui*erklärang richtet sieh daher 
fkst auaacbliesslich auf die Erscbeiudngeii, welche dem 
religiösen Glauben vorzugsweise zur Stütze ^a dienen 
pflegten, die aatroaemlscheu' und peteorologiaoheq ^, 



i 10 Diöo. X, 74. 46. Vlvt^ pl. pbiL »I4 2, 3^ 7« S. Srai.' i, ^«90. 
• ' Cie. Or. D. il^ 18, 4a. Acad; Il<40, la». ^. ' r> 

'«) Dicw. X«, 7Sf. S9i hBcti^tii llOiff. ¥^9»ff. »laff. tk.M Cic« 

'.' -'Fio. ly e,- Jl. '• •'■ •• , •: ' '■■ = .? 

'•S)}B. Dio«ß.->X, 89. • • ' ■ . ' 

4) M. 8. DiOG. X, 90 ff. und den gansen Lucrez. i 

«. I .»;'.-•' '...-..,'•.•: 

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soi, ivti6 andefei*^^!^ vdfi den Stdfk^r^/ a^idle^d tertiüMbt- 

titen idte, in det'AiisscliMWÄäirg^'alfes cIc^tf^il/wafir'iAal 
elpik^ffe^rn 'al^' abefgMubf^dV bi^i^hf^h ^}^, €\n&ii^^t»fAh^ 
den^ti'ijfiarakt^l'; W1<^ füafi^si^h'däg^gdti dt^' Tb»rM«tmA 

(las^ äl*'iiiis euiselieir^^ti'ittdgllchelf M'&fhinjgl&rf 41« WttM 
freistelTt: Gsr tnilg 'dalii6e tri ^eser BY-zt^lmh'g"y^ 4ti\n 
fr'ShteHAW^lfrlfiftVtefr* geftügen, fadem' wfv 'Mfcr- iwrf» ite^H 
d^i* für'seff»^ n^türwl^üe^sf^ttafttichenk^^nt^^si betscfltfif- 
n^end^'ii'ITt^iiaiiptiriig^ßtVähnunsf thdii, di^iss'dteSM^iö^ üitÄ 
fit?' GiWtli'ne* entweder ^^v' nicht oder «fri^ ii^ VVeti^ifj^il 
grosser, aVo nlch< gar kleiner seieii; als s^e tih's ei%4ih^f^ 



^3 .pahin gehört ausser der früher erwahoten Teleologie und dem 
'später' zu bcspreciienäen Göttfer- und Vdfsy!iuhgfs^lartiBeft''nÄ* 
tiintfMtiblii amtth '«tic V^r<t4f Aung ivtur der 'Bindt|ng. iiwlt Uen i^Mb^ 

cjic LucM. V-12>5ff. eifert^ vgL, Dioc. ¥»77*81. Vlvj, pl. ph. 

' ;;ii:-7:'eic;t tj:'t'^i^^':'\ ' ' '• "'' ■'^^■-•'•' ''^-•' '' 

^yßiliR.'b; Didtf: Xj*)!.' CfO. At*ad/n; ?5, gi/ FiiT. I, (5,-20'. -^ Ävlfe^ 
> w»:dl?m/obhi JngefiMirtof^ ma^ hier. >ii(9ch ^IturrLebh^' ii>it 
.Mii.^ffi!?^i^.|>fni^t;>v^rj^f«. .pppi fyik^reer q^iij^.Jrws {^uf^lg^ 
(b. Sextcs Matb. X, 219. Pyhbh. III, 137 vgl. Stob. £kl. 1,252) 
definirte er dieselbe als ovf^Ttrwfia avfintotudtwv .naQtnofjLtVitv 
ij^i^aü Tb Mal ritt y.ui oJfjuiS xa/ na^toi Mai duaOtiaiS nai xt- 
' vifeiot 'ital'p/orhT^^fhv'^kjLr. MMbiXv'lffl 'wird die »«finition 
durch ijfiiQotidii nal wxrotiöei (fdvraaua als dentofirttrsth und 
epfkureisch angeführt ; Epikur ' selbst ' führt bef ' Diög*. X, ' 7*2 f. 
aus, d^ss die Zeit als diesci Allgedieiiif^ nichts' Wi^klÜcli'ei,' son- 
dern' liür ein aus den Tagen, NaciiWo a. s. f. äbktraliirier 'Begriff 
''t^', ähdHch'LucB. f, 460: sre sei nichts ftir siÜi, 'sdndcfrn ihre 
E^pjfindäng entziehe' tinsr nur- an der Bewegung und RtoVife. Al- 
' les diess ptfsst ganz zuE^ilftirt^s Ahsiclit von^ den aflg'Mdinen Be- 
JfiflRBrt.' Was^ SriififiiLBT a. d. O.- S.iee'in'd'öi- ^Hie b'i Dioo. 
X, 47 sucht, kann ich nicht darin Ätiden, ^estebe tlbilgfcnil, dass 
mir diese Stelle nicht ganz verständlich ist; Die ^^6pt>i 'Ad^ iu- 
ya ^süjQr^Tol, von dentJn Epilnir'ätrt' Ät'^icbt', ^nd ohtifÄ 'ivVMfel 

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. ,Die.epi](ar«iacb^ Philpiopli^e. 

> Erat ia, der Lehrte vqp. Mt^ijheo g;^wiii»t ..d|e Epi- 
kyiffei«(€he Pbyfii ^jed^r grossere^ lutercis^e, doch ist 
sie «ueh bieflin iiiQb( sebr fseUistetäiHiis. .Wie alles Wirk* 
Udie, iu> miiw aoch die Seele des MeMchen ein Korper 
seier i wofür '^^b die Epikureer iosbe^piulere u^cb, in 
OebereiostfinaiiiDg; mit den Stoike^D, aqf die Wechsel- 
wirkuog von Seele ujjd Leib beriefen 0- Dieser Korper 
mnBs aber aus den feiqsten,, ieiqhtesten nnd*beweglich- 
ßteu fktome» bestehen; diess erhellt aus ^er Scifnejilg* 
kelt der. geiatigen Bewegungen, aus der a,ngjsiibli€k|icHen 
Anflösung der Seele nach dem Tode^ usd daraus^ dass 
der entseelte Körper so schwer i^t, wie de^ be^eeile ^). 
E{Mkfir beschrieb daher die Seele, auch hierin mit dea 
Sltolkern zusammentreffend, als einen fener- und.laftar- 
tigen Stoff 3), oder genauer als zusammengesetzt aus ei- 
nem feurigen, einem luftigen, einem dnnstartigen und ei- 
nem vierten, namenlosen Stoffe, welcher aus den alier- 
feinsten und beweglichsten Atomen besteben und die Ur- 
sache der Empfindung sein sollte*)/ Je nacbdem in der 
Bilischnng dieser Stoffe der eine oder der andere über- 
wiegt, bestimmt sich das Temperament der Menschen so 
od^ anders ^). Diesen Seelenstoff denkt sich Epiker, 
wie die Stoiker, durch den gannen Leib verbreüet ^) ; 
aber doch macht auch er eine Bhnliche Unterscbeideng, 



^ nur die nicht wahraebmharen Ideiotten ZeiUlieile^ vgh Lvci» 
JV, 797. 

1) Loc^, lü, 16a ff. Dioo. X, 67. 

2) LvcB. III, 178 iL vgl. DioG. 65. , 

3) B, pico, 63: ij yvxv ooTfia <V« Xt;twoina(fie naff oXop roS^gt^- 
f/M (der Leib) naf^a^agfAirw ' nifofifitpegiear^ dt ipnufuiT^ 

^ ^MQftB xiva ngaaip tx^vxi, 66: il irofunv ^vr^v ovpuU^Pt* Xho- 
rnxutv na\ fgoyyvloxirfur irollf vtvl Sia^igwütv röiv tuitv^t» 
,,4J| PiuT.pl. phii, IV, 3, 5 f. wörtlich gleich Stob. I, 798^ TgiSeo. 
, LucB. m, 232ff. J70iR 
6) LucB, ni, 289 ff. ' , 

.6). PiQo.,63. s» o, LucB. III, 217 u. ö* . . 

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Die Physik iLefa^iBf vvm M«iiii^leii. Mt 

biitMfi:'' liur der vWriteti^ttose Tfi^it der' Setit m4l'Uk 
ganMd^Körpe^ ab sein L^beoilprinfclp durchdrhig^«ft, d^ 
jetniMfa^6 dagegen in düt Brust seinen SHa hihtn ^% 
Ndrdbm veriifinftig«« Tbell gehört die« g^eietige Tbäti|«i 
keli, die HVabrrtehmAMgf frnd dte V^rsteUaug^, die Bewe* 
gfotig' des Wtlletfi tand des'Geniatbs asy nur von ihm hängt 
in letzKer Bezfeftnng^ änchf das L^eti selbst ab, and wewtf 
^^febf bdde znlianimeit ntti; Ein Wesen aasmaeben) tso 
konneta do^ beide verali^biedeit afficirt sein, der G«M 
Isanb hdlter sein, wfibrend der Kdrper and die vefamifitf-' 
fose Sieisfe ScbmerK empfindet, und umgekehrt, ja es bfeu 
nen 'I^Ueiie der vernunfllosen Seele durob k4kpe#Iiebe VeK 
stiimaBinng verloren geben, ohne dafts darottkdie v^rnünF« 
ttge, and mit ihr das Leben entweiobt *). Mar wenn diu 
Band stoischen Seele und Leib ganz gel&st Wird, veroMg^ 
aueh'dfi Seel^- nicht l&nger forCaqdauern , sondtrtt Mire 
Atoitte, von der sebotzenden leiblieben UiiiblHIung nieht 
meht"kasAniineibgeha1ten, zeratreuen sich vermöge ihrer 
Ldebtlgbeit üi^d Beweglichkeit augenblieklicb «>. Glaubt 
man ifber, durch diese Ansicht wurde dem Menschen die 
trdstfoseate Aussieht in die Zukunft eröffnet, so ftndet das 
Eptkor unbegretflfch, da ja mit dem Lebeti auch jede Em- 



1 ) bioG. ^6. LücR, III, 94 if. 1 37 K S97 ti. Plüt.' pt. phiL iV, 4, 3» 
Lucr. nennt den Ternünftigen Tbeil animut oder mens, den an- 
▼ernunftigen anima. Die Angabe pl. pbil, IV, 23. 2, dass Epi- 
kur die Empfindung in die Sinneswerltceuge selbst (mitliin ib die 
unvernünftige Seele) verlegt, weil das ^ytfioviuov leidenslos sei, 
kann nach dem sogleich Anzuführenden nicht wohl richtig sein« 

2) bioG^ uod liUCR. a. d. a. O, Auch iin Schlaf soll nach Luca. 
IV, 914 ff* einTheil der aniroa den Körper verlassen; nach Epik. 
b. Dioa. 66 entsteht er aus einer Ermattung der Seelenatome. 

S) EriH. b. Dioo. 64 f- Sehr ausfuhrlich beweist Luca. III, 418<— 
841 die Sterblichkeit der Seele, die sieh ührfgens auf Epikurei- 
schem Standpunkt von selbst verstand. ' Andere Stellen, wie Plut. 
n. p. suar. vivi sec. Epic. 27, t f* Ssxt* Math. IX, 7). brauchen 
kaum angeführt aü werden. 

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dttoilMir «ein». L«ehre äi^fT ikHiXod l»^uti|K®9..I(oii||^^iii^ 
49IP nie «MelB. die Fur^l»! y#c :dßr UMf^r^/eH.,9p4Ji?>>^» 
Sebr«4k<«i9«ii9ii grM<idJicb wfh^lie ?). .. Oieiui-, !i(«rd^ wir 
nfü. auch gatu&.nntiirUcti findeii; um ;8f^f)ffft)Ieff4ffr.!^^ 
Mkeint beim er«it|SjiiA«Mi€k j«».^ ünjtf^ßQbQidung; .^f^r ver- 
•dnftlgif^m.mid der n^vemä^tigen IS^^je i^^^^ »^j^urcii- 
Hilft «int^inUßtisqlifU] -P^ycbolagi^r. iDdf;fwe^, i«t «i|B d^ch 
niP nMAn ^^hemien^Vy nh di^ ^atfpreetȧii4i?.a,fi^fi^fBr 
ttin^eii .lder< Btoia^lieq Lehre^ m^^. .wenn siql^.^ie^.t)»!» 
dd«;:^biseten Giegeo^aM der SfoiiUcbke^t und, df^ Yer« 
ii«tfilt^'k)är^^ $0 werdei^ lYir aifcli i/i£)iik|ii;«^E^ti)ifc^d^iD 
gltUbbflB ,Cr0g«iHs(iU £iv^)a€l»€ii der, ullgi^qielwn und] der 
sinDlMueiii Seite: des Gc^istee begecoeiv. So i.lieilt,|^kivr 
njl deoSt9iMi'n..aujcti die: Idee voi^ der bionvli^cly^^ Hei^ 
^«»ft desc Menaoheii 3)) und bat auch die«&Jde^,Jii,ei{,,zjjH 
Mcfcs6i«iiif" die rein pbyaikalischq BedeiiUn^, dm^.d^' 
BfMacli^ ü'&ei'did lebend«» iWe^eo iibierba.u9^,,J^hei;i«cJi^ 
SteiBß iaiaifb. habe, ao; kuupft sje.b«d<H^b bierff#>,fiji^l|i;|) 
wler!bei deo $tj^ikeütP:r fdi&.ebeabesp^Qf^l^pe tUntef-j^ft^H 
dülig d0r ^term» .ufld aaedleri^P'Saba^nfi JUtMe^o^hen, 
w/eldu^ln .latsier.BeaifbMUg doql^ iiic^^Ai)dere8vi^al& 
ein }nih^riftltoiia«lfret >Ait^druick fw .4^;.l^n(em?.bie4#at 
Geistes von der Materie. 

, Y*yn dpa . Era.c^ei|Duug^n des. Seelenlebens, bring;^ Epi- 



,,l^j Eri^^ b. .PlOQ. ;124— ' l?7f y^. B, r« fgiHojSigarov^ 8V TiTiv naxwv 
... ^^^0 fiartfTO^ ^dev Trgos fjf^aS' intttfi^Trsg orav uhv r^uiiS (Sfstv o 

^ . i'.u*>. P^r^ b.-ßMT. Pjph. I)(, 229^ (Stob/ Serm^^ o 

^,^ai^ffi^yftv^iBtv,'Tr(io9 7uiaf._ Ll'cb. lll,, §45 ff. 
_>;ijmqG|.8l. U2r Liucii. fll, 25 5;;jr.^/u. ö, '^ ' "^^ , 
]^^).|l/i|CB,JIt,99^)^*< ffp^V^ (^Oßlestii sifmuji: omnos s€^i;jßy)iiMnäß\u, s. w. 
.1' i .»' .1 •lÖö^^i«^^ üem.;retrQ.de, tßrra guqdjuit anf»^ ^ ,* ^ 

id rursum coeli reU(iijtum,teo)pta,^9^eptajtt, . - 

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kor ikiiiic9i«t dte ik^ii«itelile WAlmi^hiimginntt 4MtEil%^ 
«Mltfe» flt^nAdHa^en setderNHttitMiw durch. dIM taAoktk' 
ttocke ÜMahaie ^r«2MA« iH'Vtfrbftnhioor/ VM4erOb«(i 
•kh» «er^KSrper ^ dlktm ist diMl Wes^iiUicitf»: dtesM 
Vorstelloflig^ -- Idni sich Be«tiiidig fMü« The«lfh«v ah^ 
velolik irehnSg^e diaaer' Ikrer FeinhsH die welMsMn Rav* 
mein anleiidllGfa Uctoer! 2«ft, dufch'a iiedre ' d#tn^d^ 
darehkileti. Vieih Tbn dicMn AisiSiMen wi^ea ndwdk^ 
hfiitgB ' bald naek Ihifer Enist^hblig ditroH* irgend- eines 
Widdirstaisd Mfgehmlten oder i» Vei^w^lrnnifr |rebrMrt*) te 
iodern-düijfeg^ni 'bewahren dil^ Atome hoeh lin|ere ZoM 
liicfldlbfStelliniJi; «od Vdrfaiadne^y weloHq bie In dte K«ri 
petn seibat gehabt kab^n^ so dass kie ein Bttd von de« 
Usjleii gewahren, welebeki osrdle kdr|yeHiehe TuohtIgJ 
kett ftblt; ItiAm dfese BiUer dnrek die yetaeMtcfdeWs« 
StflBeswerkfcdoge In die Seele eindHngfe«, eetstbhiiir w 
flerd Verstelltoiigen von den Dingen *). Aatk dicjekigfev 
Vorstellet^gen, denen kcAn wirkliebei Objekt entspHckl^: 
Skid «af «eicke, der Seele gegen wirllge BMdif nMek^ 
nfBhffto ^); denn thdils ddadr« die Mddr der Dhige Mt 
Hsger, ab' die Dinge selbst 3), tbeiJs dntsteken dvrdi 
2sfiHige>¥erUndnhg< Ten Atwohn sieht Mtcb nidei* hs 
MIaM^ &bB Von keineib fknen sHnltehebKdrper he^rnkv 



1} D«oo. ü,' 46-^^e. Si r. En^üffi fra^nfebtä'n^m>aHi' 'll ü- X# d<F 
nMnt (4(1. ;0ili9.u) libt'Jf. I^c«« iV, |^»4^96fr. ßsM Iftthi 

VII, 305iff. awcl^ C19. a4 fareil. J^V, te,. Daw. Epikur 4^5..««'- 
IfwXa durch den leeren ftaum gehen Hess, Demokrit durch die 
tüh !>. StJEtcrH^Ar ä. a. 0.'9. 4!^6J iit enl il^^d^blitW Öäti^- 
.' idiM; .. . : —l ' r .. •. •• ....- ■ -;/■ 

^)Soi. s« B. die Vqri^fslhiji^o der TrSom/e^iden- iiipi4> Verrucklnft 
aber pberh^upt .alle leeren Einbildungien piOG. 31^ Luca. I.V, 
fil'tt. ■ ' ■' ' -' ■ •■' ^ : ..; • > ' :< 

S) Plut« def. orac. 19.* fi ^^ X9V Y^^i^ ^^ <pilp(HHfiiji ra stB<9lm,y9^' 
Xttgfor ra nwtpm xetl Tv^Xi , 9tfl atfH'X^, a notfiaivwfiv (•«• o« 

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wmi, thailB twmtaebm akb Mutk v«r«efai#ileiMir|{ge'WMer 
Ulf 4eii Wege 2ii mMriSiilimi; idli« Vomtc^lüng «tees 
CedUnrtatz. B. eaftatehl« dn^urcb). Amt» dmiMU ^ines 
ÜMrichei •ich mll dem eine» Pferd« ^ tiiditclwa^Mr 
iä vmBäfwr VIonitelluQ^, Boiiderik vorlier schon im^ üimlMf 
-^: tißriiiDdet ^). Wenu.dDär endlich nnliere WahraehiBting 
ilFirkJMh vorhaiideni^'G^genstiode umsichtig oder unveU* 
itittndig daratellt) so hahen wir aoeb dieses nne daraus 
an erktarcuy diisa die Bilder derselben irerand^rl oder vtt* 
atomriielt wprdea aind, ehe sie iinael*eSiiiBe erreiehH hs^ 
bjeii\0« I^imI in dieser firUfirung^ iinaerer Voratüllimgeii 
laset aUh die fipikareiscbe Sehule/auoh dwbb die Tbal> 
aache nichl Stören, daas wir die VörateUnegfen: aller meg^ 
Üfhdn Dinge beliebig > in ans. faervbrFufea. können ;^ d[jeS8 
äM vielmefar nur davon herrlihrenydassjiffr bestihdif: vea 
naendlifch 'Yidea Qilderif umgeben sind, iveldie wir aber 
mir. daii» wahf iehmen^ wenh wir unsere Aufiiieriiaatokeit 
aaf Üe ricbteh ^); ebenso in^itd die! scbeiabare Beltegang 
ddvCleitaltett^ welche iirirJni Traum Sehen,. aas der m* 
sehen Aitfeiai&nderiolge labnlielier Idirfe erklärt, die uns 
als ctlne VeranderBiig.ielqes und desfelhfen Bilds eraebel- 
BiS ^). . Ooeb seHafeben dem^ blossen :tAafa^men d.er nis 
vdn Aussen ge|;ebehdh Bilder inehielad selbstVhätfge Be- 
wegung in Beziehung auf dieselben stattfinden, welche 
sich, au die dureb den äusseren Ijlindrscl^.iii' der« Seele 
bewf rkteficfV^eguBg amar ansohllesse, aber doch nilelit ab 
ihre blosse Fortsetzung zü beträchten sei; aus'diesef'Selbst- 
tbätlgkeit;entspringt die Bleiuuog, upd ebendessbalb ist die 
Meinung nicht ebenso noth wendigund ausnahmslos wahr, wie 
diieSinneSempfindni^g, sondern sie kann mit dieser fibierein- 
stimmenoder nicht übereinstimmen, wahr oder fatscli sein ^). 

1) LucB. a. a. O. 
'• 2) Sext. Math. VII, 207 fr. liuc«. TV, 554 ff. 
' 3) LücR» IV. 780ff. 801 ff. ' 

4) A. a. O. 772 ff. vgl. 789 ff. 

5) Erai* b, Dioo« X, 51: ro Si BiiifM^vij/iiivbv i» u^vit^QXw $t i^v 

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st;lii»ii.firfibtr^iiiiMr8tieJi«:.^<NPdaB?V '' '•*' -^ '-'^ '^ ••!•;: ;:'<^fft 

deto.liervoiv itfdeni die.Seitle.diirch: iUe. VorsMlIilDge* te 
BenvejKilvg; seufztet ilrird, «ad diese Bewatgaan:. sieh ^M. 
ihrr«wl ^m'jKerfer mittbMIi: 2). Geninerf > paythelegb 
sehedJulefmobniieeii iftber:da8^W'eiteJl dte WilfeM sdieiMl 
E^ilbiir. nicht ungeüttlk su haben ;: «fei ireinzig^äkilereite 
l^fft hier ifl.dfr ReMunfr der Willensfrltibtft. (..Dieetf 
iteheliit^-iiiift iiAhedittg*t ilotbweiidig^, ween .eltNie ia iiiii< 
setfn IlMidhHifee tfoser elgene8:W!erk< eeini aoll^' wenn vkIIi 
«vf 'dle^ aitillohe Zereobouiig nidbt yeratobten^ < oed fM 
aieiit < efÜiertroadoiieR AnerbkUlcheii NotUw eiidip;keU pnele« 
gebeiMlMdlleB^). Um sie mdg^lich ta emfcbeii) baUeE|ii*> 
kei^,, iMe mit lr«her g^esehea haben^ den Sufall in:4iel}e4 
^egati(f de» Atome, eingeführt; \ aus denMdlbeii OrnnAeb 
bestreitet» er die Wabtheit derdls^nktiwn {UUae^ *wel-. 
cbeiefebi bnf ^nkanftiges beziehen f).; Atehl «dlltia teil 
ia Mtoterer Beziehtingv«^ ea i^helnt»), eigeatlieb ajbiM 

/m'^i» ^17 iTeifiaQTigrj&fj y dvT^fjtaQtr^f^fj ro \p,6v8oi ytvtratl tav 

der Erklärung dieser Stelle Steiithart a. a. O. S. 465. 

1) Was die Terminologie betrifft, so nannte Epikur nach Plut. pL 

•'•]|>biK> IV, 8v8' Dsoe. X, 31. da6 WatirAebmting»Teniiögent hto- 

0^9$9 4 die Tbättgkeft ' des WabrneHifiens ^TMc^lHf^pttt, • • • r ' • 

tyVvw. iVi 47Sff. V^. Gai^h de Hippoer. et Plat V, % 135 f. 

' 5)'B.''0io«i X, i35f. 'To ^ im^' t;ju«i> difüftotw m «eil vi/Mfäfg^, 

• •• '* iUJ««Vi " ' ' » .,, ;^ ' ^ . V 

4<> dev N. D. I9 95^76: (Epkhitus)'perpkMiü', m' si eSnetawüm es^at 
■ kt^fäodi müpMf mätdretcroj aui han vi^ ^fic^^rmj' aiteru- 
tnim ^ient-mteeisaman; iotum hoc: aüt ^etÜanmut ^rum i^giivit esse 
.> mcisMrwiti. ' ilasielbe Acadv II, 90i 97i De Art» dOitil 
5) VgL Stbisbart a 466 de« aidiretfraltiteii: wfrtb volles AitikeU. 

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materiale Wahrheit def befdeii^Sati^it^ «ngvälMi } #J k 
eii^ttiigirete li^dtft/4asA 'Von^otttrifdldtdrts^hi.e^^ 
•et«te|i«niUto dfer'lEiiD^ iMkr Her ander» «Mvtr^teit'rib&iAe, 
dlM8<esrWj|iiy^jHy|f;%eB«i gesagt #trA: ii^Muir frlrrino^ 
g|«f|leiltW8|iev(Mieii<dder itfeM leben, Hrnidera^ hvatrfli 
*«r ifll« %e4UeA< Sitee^ jedVii <&r wkh g^wodme», ^r 'ling;« 
ttete'94W(riri:dJ«^'WälH-heft dds Satiea: £pi^^^ wir4 h^ 
iMii^'ialsJdMiiif» eifige^enalehenftent Eplkur wird «hM 
lebend «r«pfl »sowoM der eine ^ als ;dtrittiiiibra<«kistP4iartb 
da« mdrUidbe^lüifotreteii des jeist nach wmg^lnmiA Er* 
Mf»*avalw;Wf4rdei^> »Bieriiber ^Dt5oht(!^ er diUier weniger 
w taflula a«lH/< «U. ddfir,' däas er -itte liaklif< des* Willens 
selfct und den' Beg rMT der Freiheit nttiht grftndlleher frn^ 
tetbodit^: diid «rtatl'deas^n sidi mit der gatez ebetiioliii- 
e*w Vonlfilltfiig^iifes ziifallil^an Handelnd Ine^aifthat. 
i -'Wie liafe ^LebeA 4e8 Indii^idndnii, so* liireht dfeepi- 
kercflittbv PhMMopbte; adob die EttiHtehang; lind Ebilwiek- 
hkfgt dinl wnachltdi^n.itteachleebts .ohbe afte'leledMgf- 
aehe VoranaseCzungeo , ans rein uatfirlichen Uraacben sn 
i^rM&r<^ Sie ai^cht zu zeigen, daaa die jugendlicbe Erde 
fareh» eigene Kraft Thfere nnd Menschen habe hervor- 
bjrtngen kShneii ^, sie sucht sieh von dem urspriingliehen 
^Uj^iti^iilej der Af^nschbeit , von dem atuf^n weisen Fort- 



D-WenigHoas 9^ d^^äe iato 16, 37 mk.BeiveJiuiig'auf die vor* 

liegenda ^Fragfi^. nid .f^te Poliimus JilpifßurisQi'um ^piniouom seq», 

; • pd 9ahß ptofißiiki&nes Mc iberm pH fiUsßiut 09S9\ii€;miÜ ,. €mi,*cpp id 

•v j/mde^-iUwl utmm dkutUf .quod est mpudent$94, ifetw$ ^te^*ea.9oih 

, ^ «r«r*i» dijijuftetiom^s, ^ ptas in UsjunmtmtaMsem &erunineutnm 

• x,^^wyufilX, ^ (k«* Cbut aua zy*9x hi6?.u den .Ausruf: mdmiraU- 

lern Ucentiam et miseroHlem inscientiam dicendt! indessen' liat er 

tclasu.Jkein Rerh^,4«iiiii der Sal«: eis iar. noth^ddig/.daagientwe- 

»^.. 4er A odier Berfolgl,. ist nicht g]ei«hbed«ii<«Bd ikntl^dcni\Satse: 

• . .9k aus A «»der. 3\ evfolgjt,. so »pM%\ ^ atlliiweadig^ die Epikureer 

kftpateia dakeQ«recJrt v^qlil :|BQ|»n.|tu9(lKiif cnddirism laiignen. 

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Die Physik. IM^iVolMr4li|i.«'-d:' Ü^H}{vi|olrulig8 glaube. Mt 

iHMoi^9eMlifrflrKM|«0d0y<tM 40iillf4ild«a|r fetf Sti4lk 

Md£«liibllfcbeiiMDfii«iir iAhe (latubgrf^NiMe' Vol«tMltiig>ia» 

ilaoMen^Oy «le^ddbt nämenlHth ite;«j^iwbe! ala»V[«tM4 

prMfOL^wk^h^miSmi ^)) ^ndl Mii Üb» aMil iäai^Ba, Um 

si»^ 4if.«IMD rfiMen liefclehiiiig^», o«b4fr^«lMtelMivftcbl«S 

h«Mew;4bmiivaiktttitittottiN:bew S««h ddeb^iftn «mw 

z«d »ä0br j(esaQd«i'AmtehVefi gelleiid g(%nMMiht *iU#e mt 

hk EinsHUiei^dlQsef'Crfirterofij^eir klWfwei/ tHr*«U0r»lii«fl( 

»fett tlifib«ii;i ■ '■ '» ' .'. ' •••••( H- -.'♦;:■; ti i.:i.. 

lltaircb'idfcM Natormsiebt biffft a^RW'epihiiriivicbbiU« 

leiU :dea Abi/gbabeii ' der pol^^dtaltacVeaMStfttetverabb 

räigf.immd^iiii aocb das Vorürthell "voti UamiW^ku «*M^ 

VoraeUaiiKnBfvfimdtlcb beaMti^t litt habte.' IMesliiliefalala 

Mefmlngän ktatlt er nftmiffeh gana» «af die glefah»'lilii*tb 

Ms VoratallaDg dab Valka^» roh -im Göllern lat* apt^ir^ 

beUrl^fdtaaifipibiir glaabt, «nr wer bie iAaelNMi^Hegirtai 

eiabiWttlbsigiDMty alobt wew iibi«ei«Mhre^^>,' dle^IMlKiiNii 

>«(>i /«via :Iii»kae//8agt^)y '€i)ballarlit; dert grödsaen 4IaMr 

£[8woMeay aadiddriMäab', vriJicher al4)'d«feb ahfe'iiaiiriJ 

nohe.WaHaäaobäuuiig vardrangl ha|:v^lai afoiBer Singai) 

ubeDidfe». jgefUidiebateh' F^Snd dwt> BlaiaaM»lt:''au ikraU) 

scttj^ «1* dieiPilegaf tdesrntUi^tdabri kirth«llisr/««Ai4b« aiiriii 

(iU^ Oifcbftft* v0b BplbMr <mr«(otVm/»)v- ANeai!a«oli '«Mi 

VÜBdfcbabgaglaoba^iMiionir dMbta^baaaiM^^ilU dfa gstaftbli^i 

liebe Volbsreifgion^ ancb er viird von den Epikureern, ala. 



• 1) £64 V^ «25 ff/lOWff. • Epiir. b; Diöö: X, 7Ä. 

: I i»il l«biV*\ » )^^> ifV^^d^tan^t* mirne' .o?{^ t»0]a/S«*#V. * ti^Bfi^ Si ix 

4) .111, 14 ff. V], 49 ff. besonders aber iif^ Sttl^tbMihbiltiA diell^ I, 

63 — 102. Vgl. Epih. b. DiOG. X, 8t. ' 5 - • *^ ' •' * 

5)'&yiütttir.> Afleg; Hoitiir^ c^' 4: CEi^n^j^) a^aödif oftü 4oUfr«- 

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•iik|»r« itodeer Volb^lüiilMB ^% • Wie kfMtejmtb «lA^fitt:- 
IWitt^oniebiiiig^fiii|;l;Luet8St')y4io Sdbopfefhi einer Welt 
•eb^ io df« Ao:iHigäblifl( wkAUeUe« MS wie iuMietii i^ioe 
Well «m 4eyB^MeeMhee willeii gMeMrenfleie,.id«lneQ*klefr 
nerer Vb^il überbeupt Gaa^ deiiiMeatobte Jieivohribadr fei? 
Hiie seilte : elee Miitttff seiüenAtetoadieben^ lUetäeka Le* 
heo'Qiid eelee Werke; ao laaeeedfabifr'Sefahrdtotr) ja die 
Ibn bfilfloser, als jedes Tbier, in die WehtsOmkiit Wie 
sMIee ^'wir Maea • aedereteeits : Wesen veralettsui^ iuMlcbe 
die iHBeariliche Weltall tu: rf^gieren, üad AUfei av aliea 
OvAee MitleMbMaUgegeaivf artig zueefaaffea ko^ftlMde wa- 
aeiii Mit deli Gotti^ra des: Velks tverdte mitiifiliob ancb 
die« D6aieneii^)> mit.der Voraebteg.wiffdeacb die Weil* 
Mgenir g^ugaet ^),.welcbe die Sloifear eaa!jetier.4bger 
lettef hatten; Alle, diese Vers telitta|gßB sind inadiEpIfcnr 
Mif:eiM UdIvissenJteii uiidFuFcbt ctotatasiden: die BNder, 
*eleUe Je' Triemen geaebeilt liverde^^ >wiirdBalfmr.«rirt* 
lleiH» Weeen igebültea, «die-AegelmäMIgbbiC ia der^Bewe- 
gaig ^er HiiihBelafcörper vi!urd6:von;ileiiiUiiwiflaeBd^D auf 
die :(potlen sie#icli«0fäfarl, : sehreckebde Hatarersebeinoa* 
gta> wHbie^wMut'uAdiRtAhdimn^ ersefgtieb k» dte Ge^ 
HMtbünit die Fircbt ver böbereo Miebtbn^). Die Fdrcbt 
iet^dabfr a»ch iottifäbreiul dter firnnidstiiiiiiidag. derifteii-' 

I) P&VT* def. orac. 19: 'MnMsgtiwv Si xXBvaofii^ mml yiXwrat «r» 

r^y aVoxalttvrM. n. p. 8uav. vivi MNs.'EpIc. Siy2;/^««^al4»rrc( 

i^^kMiip ißifMyi^fnai»tiVs B. Cic, N. D« 1,8« 18 neiml der Epi- 
koieer die<^c»4i'«Mi em« amu fiaidkfh^ 
2") Efik. in der'frfl])«!! «sgtfulirtea Steile b. DioOf Xvl34. 
j «.V, tlHiÄUiQSaff.' •' ' •■ i .•■■ 

4) Plut. def. orac 19. ■ ,'.....;.:' 

,^ Dioo, US* 135. Snw. >niath« VJ^ ifti Cic. .S^.Q, Ivai»»a5. 
6) LüCB. V, lt«>miaw, vgl, ly» 32 k KI, A^ «. ,Swf?r Matb. |X, J5. 

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Die Pliyvlk. ller'G^tl«»gla«ui>f Ep'ikurt. 

il'Uiit«), itle «Mgektfhtt «41« Befreiif gp^iKl 4lmel> J&mAt 
(He westrfÜiehrtM: Atl^ittbb dep^PiiifoMplite tot: p-« < 
Mldrtb de4«MtM%6r wölke itiicbiKpIkor dM'ttalM« 
an G6tteriiMlit auf|reben. IMm ^dfeas «w' einfc« ««wilNM 
AäbeqMMbbjJl; aitidUe '«llgeaieiii«^ Meiuoa^ gew4Men M'^ 
tot gewfaii"6fn( ntig^eredl^ter 'Vorwurf ) dMiftheito «Mlimi 
(He eylkiirel«M4iefi Erkiarnngen fiber 4ie dötter dardMod 
daa Eiadrack der AiifrIchUgkait, titeito koanta aifHidet 
(^liMe Athetamas ia jetiar'Zait'ack>wert{€k GefabttMaH 
gen,' mid^iilrSre wähl jedeiifalls abensd leldkt rcfrrfaMea 
worden, ato difcr e|ilkin>aiacbe Delaaiinsy der ;faidi^ V«dfai« 
gfttler ^iebfhHa gan« anuaiwundea läagneteJ * Wir kM« 
neb aber aueh n<ieb nachwelaen, was den Epikor ziida^ 
Anhahoie vDti Gdiffem i^eraalaaate. Blaeitbeito'aeiii^a^lMl 
namlieb die Allgeaieinheft des Oftltergtaifbena mIm ^ 
jektWe Wahrheit zn beweiaen 9 und er erkilHe wm Itib* 
sem Grunde das Dasein der ädtter fir etwas ttnittiHbiK 
kar* Gewiasea,' in uriseren tiatirliekefi BegrMfSea' ^npUn^ 
f^^ Begi^dates^), mielg «i* alidh niinaM'di^ AAianfhaf« 

1) Diefte Ansicht tritt besonders bei Lucbbz hervoi;, der kaum je- 
mals dbr Religion crMräbnt', ohne die Angst uiA ^clieU^ äafini 

^ welche iie das'MeMchragesckleebl^feiiedtrgeclfOelit'liabe, adt<dtk 
, stirks^n Farben »^ schildern». M« s. «ach^ihtvv« a. p. ßmv. y^ 

2) PösidokicIb b. Cic. N. D. I, 44, 123 vgl, 30, 85. Plüt. n'.'p. suaV. 
tIvi 21, 9. 

3) Em* b. Thök^ttii &^} fUr ytip hoJ^' i^^^y^c ptl» iyi(^ kW 
cMrwr 17 fPiS^tf, AusMihrlldfer der Epikureer b. GdcoBI. D. I. 
16,49t 'S9iw tram ^Bpiettrus] Mit, jirimmn ettse Deoi .^uod m 

• ommum andms e&ntm wftioHMn Mnprei^isset tpwm ^aturtu quae ett 
imrki ffen* mti qmod ffenus homimtm fuod non htAem' nm doctrina 
antmpatumem ptanthm Deörutn? quam aftpfUat n^Xtftpv^^Epimrys 
n» 8. w. Diese Angaben swid frettick mit Voraidilanfeiiliehmeo, 
da Gieero uni^erkteniibfiA' e^ineToi^tellung t<»ii den ailgAoünen 
Begriffen '«inrnftclit} d» t^r si^habcr aiMdriickllchv ^'«^iii n*ci^ 
Phädroa« «uf Epikorii* Sebrift ^t^» mp6v99 bemft^ ao Verden 
wir wokl adnebmeü dMeit^ woabucb Diob. |24 b^titigl, data 
. der-Oöttergbvbe fonEjiikur : auf -iiae sUgemeiae ^rpal^'iC ge- 
gründet wurde. » < - ' • »• * 

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«hbt.MeiMr be«^llt^: od^nMn» er JiMfMn» ib dafiMnah- 
iM!igeliin4fiii. haben^ das3^ iM npiriir^^jr w#Mie* mn.li^oni 
D>iiMn. 4€Mf^ GöUer .ftterzeiigil^ äUa lil^rf.jWMvIilktep .&«- 
Mb»iiiitig.e0ttliphär WMe»^ JbnAj^Qr W^iriwdiawig »j$mr 
iUMlN^«ittitifdf » fihiiy vt)n it^em Mk^A ftmmkfil>4ti^Jß»l^ 
ie(c;llitibeii'^h«»rgetattet lintl«;)} . Htb^ :4le9Mi 'thje^rfrll* 
wImIi «IriiAde M$h«w4 ab«r b^i^ Bjiiklii iiueh. tfM MllieflH 
Mbaliaerea*« itiitg«iviBktli&iifbfllb€)n,{4«Nil4fiiiL vHiitGluob: 
■dHgVeHlliiideiiliötiaiw VfffwirblllMiiMfts^ Kbeo 

diealeaiUleal «»flfiigft(eii9:>i9t.M) ditrob; w«|tohl!si4ieLr gmH 
lohak. sfliilfif- {Vor^ieltong iiibflr. dieOsöUfArubtfatteimiiiviif^ 
Mlie ISiNtenalt«! 4tber .4iirollM9'.Qieiii«olüeiiabiUi9bv. Nur 
«»kb«i»eiiiwAi««i!niUcb0 Wl3SQ«..fcepiiliMdle reHifiö^e-KTior- 
9iMmmg^Miit.wie £|^krur dieeia oMiffiMsti j*ut^ ##loife0.ir* 
aMHiMni iHi9.rip 4ilni0itd6ri» de«; Götter ,dif}:4ii«b m» 
bfiU fall SkUnC) taU tn. :«i*4icheiii.Ziiatiiiid#; imr9UiU^\i wi 
aM^.dfa^ Vit^MMifl. helirtu!! um, daas die. »ebacliljoHe tQe- 
stjalt die schönste ist, und dass sie !|icb für selige und 
l^^fAÜnftii;« Wesen ani meisten eignet ^). JNijif oiu^s von 
dft^sM menstfaRttiUiKlicheii 6««t«ltett allcss das iB»trernt 
f^erd^n, was Ar dfe göttliche Natter nriehi passt. Die 
zvrei .wesentlichsten Merkmale des Göttlichen sinfj a.ber 



M . 1 ), Fiir die . leUtere Auffasiung spridil^ . oebC9 . dw ^Catoan^vtM ' des 
.1 .•• .«{»ikimitelictt Sj^aertis, namMftliclj mxvh die SieUe bei Cir. N.D. 

• ^ 1, 18, 46r wo ober die Gestalt der Götter, bemerlit i«l.: .« natura 
^'' . J^ahemus nmu^ mimmtn ffemium sfiecism, aullam a&am mäi huma- 
^itam'D^^mn. pm^ «Kfm nüm form» oecurfil- mtquam amt viffüanii 
>-■ V > euipnm am 4i»micnti? Die «xr«««^ tr^iU^^K wird hier auf die 
, ¥teWHeliliiu«s jder ie<9a«iA ri^rijypJkgttßihH« ^\ 

ii •.»>^'VgL Dioe. 4SI ; . auth b* Ciq< :SL P«. U if%A^ 29» SS^ * Sk». be- 
.^ - ;iieß. IV; l!9 wd.rew die iSrbabealMsit :4er göttlistai Nliur als 
n«» .<6iiMid'der-.epiJiureia€hefl GöMei'fter^img iBi)|;0gebeiih' » 
«^'^^^ßmiiBJO^I, .i«^4ft Divi» Ui I7^.40v fHicb-StUcP.vrrb« III, 

*>v > «^. PMRa^.pl. pbä. I, 7y ISi ' §n>B^ CkUly««.! Mio«, fragm. 
^ 7, 20 ff. .1 . 

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Die J^hr^iJi*. IM« G<^uMttht« Ep&lurs. )M 

o«eh £fikiiridfoi4)9v«rgftiieUfirkii^^ &lli|plM!tt -i)ii 

Dia90'4i{iir«|oli belde^ vt^ie.tr ftbulbr,: iwNBhI«M«iif)if««airil^ 
im K^pc^#,.dQr iGoMar du di£hte.X«U)|kM6«il(l^ wlh 
rigfi» 9i»scibrei|)^ii imHiw:^ .viinuMn^f^n libiteiiiiilili|Br{:iHMrt 
eittAMlo^Mi uMftfflilL«^i:«iM «tbetl^chev ios i4fbilfeiNt« 

te»eoai({le^Aber>4ttit[!die40n hihfütlschem Lciibe««N«tfMii» 
eine Welt, die der uiisrigen ähnlich wäre, ja sie dürfen 
überhaupt in keiner Welt wohnen, wenn nicht der end- 
liche Untergang derselben aqcli. sie fsreilen, iind ^ie F^urcbt 
hvot. ibr«, Seligkeit triibeu sqU; Epikiir WAiatibMn da- 
her dielntermundieu als Wohnort an, wo Ulb,' wi«fcUcREZ 
sagt, von keinem Unwetter belästigt, un^ei^'ewig^' tiefte- 
rem Himmel hassen ^). Ebensowenig kann den,. Gottern 
eine Sorgev um die^ Weit uui die Ang^legfiabeitAii der 
Menschen Kugescfarielieif wei^den, wenn wir nieht ihre 
Seligkeit, durch die mShsellgste (le^cbäftio-keit zerstören 
wojlen, sondern. völlig frei vpn^iorgen pnd MMhiEni^Slfblecht- 
hin unbekiimnieri «m die Well «äaiien aie In «eliger Be- 
trachtung ihrer unveränderlichen Vortrefflichkett das rein- 
ste (il&.e^ , geViessep *). Nur so)iche ^öttei* s{Q,d. auch, 
wie die Epikureer meinen ^)vOie(bi2u if&rckteny^iir sie 
werden frei und rein, blos um ihrer V6iireffllehkett willen 
verehrt. Dieser Götter sind es aber unzählige^ denn wenn 



-'- — r-' , ....•• .• •.. 

l)>£piA. b» DiOG. 125: ngwfv fiiv tq^' ^t^. S»J^Qv*m^9^ov tuü 
ftiaiuiif 109. v0ßiCmv • . ftifSißt- fii^ts r^«.«^^ ^^M|KrMt£<^Ai«>f^»or fi^rt 

• .9^9 pMnm^$^ifTme üwoiuuOt^ mvrif ir^iüanrst^iu 9, %Vm £b|I. 139* 
Cic. R. D. I, 17, 46* Lüca. I, 57* ^ ^ 

1> Gic N. D. II, SS, 59 U 18, 49. de dif . If, 47*40^ Luo»« V^ 149 ff. 
Plot. und Stob. a. di a..O. Epikur kat, i^e Gia aagt^. mono- 
ffrmtt^Mit Deos, seine GöUer haben mir. fHiksit9oriMs vaA quasi 

5) Gk« de. dif . U, 17, 40. Luciu 1,-59. JI),44 ff. V,il474Li 

4) Epüu* b, 9taoj 77* 97« 159. €ic« N. D». J, |9| i^ 9L- Xegjg. I, 7, 
St.. hüU.^ % 5«(. il\i 646D. UI, I09S. IV, «3. VI^ S7. >&■» be- 
•^jwf4 IV,"-4 «L A^' • i*.' .'»•*' «1 -. , > 

6) Gi«« H. Dw I« SO, 64 ff. San» heoäf. IV^ 19. . i'/ v. \ 



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d(e -ZiU'iilcfir «ierblteb^n Weoen nti^gtkmt iBii»^ «rfor- 
dtH i4m^GBMi» 4mr^ GletcllheH, dam üe dai* «nftterbli* 
Hi«H uMhi^gf^hi^r «eil), und weiiii- ^Ir' iias mnv eine 
büRsbfftblUe' Shibl itm Gfittefo vtgrstetten, so rabrt dicis 
niir'dilir^^^daaaiwtr die ttHESIiHgen' Bilder, dte vmi deir 
0dti;erto 4us unMipe ^ Seele Ir^üen, «w ihrer Aehollclikeft 
wtlleii teipwebhflielii '). Wienvolil elcb dker die fipiknreer 



t «I .. 1.. • . .= ' 

1) Cic. a. fs. O. I, idi 5O9 wo aber der Zusaüc: et si ^uae tfUerimant 
ul s. f. nur auf Gcero*s Rechnung kommt, denn Epikur kann 
>8ei«e lAfitoigen'G^^lttr nickt aU die 'wellerhaltenden 'Wesen be- 

.^P) fiii^'JH^.Df fg, 19, 49.: (Ej»e4i(tn*). do^ etfn ,we vim ei naturm 
^ Deorum ^ ut primum noti gensu seä msnte cemalur.: nee solidilate 
quadani wc ad numet*um ut ea\ quae Qle propter fimulaletn' cgQ^u- 
'). •; kßiU' appilUu, ied ^tiaig^hus \MWäitMne et trtmsUhtte pirceptu: tum 
. tf/fN^« sm^'m^mm hnagümn^-^pecms ex vmumeraUH^* f^umiyis 
exisiat et ad Deos (statt dieses ainnstörenden Deos ist wohl no* 
ZU lesen, m. s. die Commentatoren in der ^usg. v« Moseb und 
CulttJzcit} afflüot, tarn maxithts vAluptaübäs (n eas ihia^uih ftien- 
.tem.t'ntenum imfixtmt^ .noärmm- ittUÜig^miam cuferB fu«r *u et 
^ . . ieata ftaturti et- aetp^ua; Diese W<>rte Avollen yvM, be^^^en: die 
Vorstellung der^ GöUe;* entstehe uns nicht, \vie die der massen- 
haften liörper, dadurch, dass mehrere von demselben Gegenstand 
i*^ '«Mgahevidi^ Bilder unl«re Sinne trelfeli {ruc saüdkme net ad wir 
(, .1 ipMritffiifg^ l^i^M.JPfoe.XaSOjt sondern d^dtircb^ 4^f voa un- 
Kähligen göttlichen Individuen Bilder ausgehen , die .sich so ibn- 
' lieh sind, dass sie den gleichen Eindruck des Seligen und Tn- 
vergänglichen in uns hervorbringen (weil nämlich die Körper 
' der Qötter keine Dichtigkeit haben , können «idi auch nicht so 
viele •Siitulük tob ihnen ablösen^ wie von denen der fehlen Kör- 
• : pto, der u^fiptu)* Nach dieser €iceronischen Stelle ist wohl auch 
die des Dioaavxs X, 1S9 zu' beritktigen. Die Wbrte lauten: «V 
>> * • iXloi^ ii f*jff*" '9^' ^90^ Xoytf &9(u(ftiTa9 ttvai' &t fiiv »tn d^^- 

rsSfr if$pim¥' eiiptiM¥' iwl to airo undfrertliaftMiS mv&ftoTtonddii. 
Die Gleichheit der meisten Ausdrücke lässt keinen Zweiiel dar- 
fiber<ibrfg, dato diese'SteUe anf dieselbe (vielleieblaiicfa fon 
•'^ fi .ft»^* pl* pb. I, 7> 1^. ^gl. 9roK« I^ 66 benütslc)^ Quelie äurark- 
•<iO lüführfen'i^t,' wie die-GioerOniBclhiB,' ahier in den Worten ir's uh 
mmx d(f, ttpig» l>esagt sie das Gegentheil voH dieafer. niid . von der 
Epikureischen Lfebre» Stier matt akd ein FablAi^ stecben, nag 

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Die Pti j'sili« 1?k&olbgl« der Bpikureer* 24Ef^ 

deir Slo^WerR gfegeif&bcnr rnhtnten^ dnreh d^ese Theotegie* 
»ichf blds Hilt''4eiir AtitKropamofprhisfnus dar Volkdreti-f: 
gim abefeiDSSuslin^lhety^ ftomdem ihren P^lytheisitiiis liiiif 
dfer Annahtte uhxä^Hger Götter noch zu uberbteten 0> ^o' 
hatten sie doch nicht dasselbe Interesse, wS^e jenti, Ihre- 
üebereinstimmung mit dem Volksglauben ivirklich nach- 
zuweisen. Während sich daher die Stoiker für diesen 
Zweck kopfüber in die Allegorie stärzten, so wird uns 
von eio(^tii;äbQ)icj[i^n B.esf^reb^ der Epikureer njchtf^ be- 
richtet, uod.nn.r de^* Dichter der Schule giebt einzelne: 
allegorische} Dept^ng^o von VolksvorsteUungen und Sly-: 
tbe0| und zwar mil; meiiiv Geschmack und Geschick^» als. 



er nuii .^etfi XHQffiats^ «olbit,- o^jer 'S«!]!«! Absr^reibeiv .sbr, MftI 
fallen.. Dieser .Fehlpr ist aber . mcht in dem .nar', d^i&uoif zu 
suchen, ' welches vielmehr auch Cicero durch ad numerum wie- 

* dergiöbt, lind die Vermuthung Stbiithabts (ä. a. O« S, 477), dass 
dafiir das ttigeschickte iraO-! dguov. oder na^'.cr^^tt« (iniden C*»«« 
gen der Welten^ xu Icseo sei, ist gewiss nicht richtig;, vielmehr 
scheint in <)em theilenden bi utv -> äi Ss ein Miss?er8tän(]ni8s' 
KU liegen, das sich durch Wortkritik schwerlich mehr lidilen' 

• -lasst. ' • ' ' 

1) Mt vgU PniPBii« Fragm, C9I. 7 wo gegeq die Stplker %9^g^^ 
wird: tTndsixvia&woav tp7e iroXkoXs &va fiovov fsc, ^t6i'\ änay- 
ra XiyotTiS b ttoA/öC sSt ndvTai uaai »J noivjj cp^firj naQtStunsVy 

ßovxat ndvtti tial t}fiflsofAo?*oySu£v' dv^gunrosiSetS ydq in6iV0$ ^ 
^ u votii^aatv dkkd dipas xal nvBVfiata aal at&igaS, war, i'ytuye' 
tial TS^a^^ijkoTüH timtifit rar«? Jmyo^ä fidkkov n),i^fifi£?.Hr: E^*' 
wird fiodanft weiter ausgeführt, wie wenig die Nitursdbataneeo': 
der Stoiker 4ie . Bedeutung von Göttern Jiabea k9diie9 , uml da-r,. 
bei namentlich hervorgehoben (Col. 9): rd d-ua, roigLvta xar.a- 
leiniiaiv Hat ytvit^rd xal (pdagrd rpaivso^av^ toU St naaiv iqfiV!9 
UKola^ots d'iSi'ai Hai dff.&d^Tst (so muss noth wendig statt des - 
auch von PetxrisI}!» beibeiHalieneit T^^Mpr»« gelesen -wcrderi) i/-. 
: ' vM StfffiaTi^outv, ' Wir haben hier abo die gleiche Erschebung, 
•die'Wi# such In neuerer Zelt erlebt babenv dass «ichr Deitten und 
i'antfcetsten gegetlse'rtig der- Gettlösigkieit besehuldigen,' jene 'weil 
sieidie Pet*»önltebk«^t, 'diefte^weil sie die- lebendige Wlrkssfmkeit 
an der Gottlieit des Gegrti»^ vermiMed» • • 

Die Philosophie der Griechen. lU. Theil. 16 n^^^A^ 

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Die «plkureiiche Phtlosop^bUi 

die ifitoisdien AlleKoriker »i setgeu jkflegen >>. Im.Uebri- 
gM hat die Schale , wie auch Lucrea a^bat» gegen die 
Vblicarellgioii durchaiia die negative Slellqng einer aaf- 
klarenden Polemih, und efom liierifi. liegt obae ZwtHtk 
eiaeü ifaret* weseatlicliaten Verdieiate. 



Die epikureische. Etbik* 

' 0ie Physik sollte den Menschen von den Vornrthei- 
len befreien, welche seinem GInck irti Wege stehen, die 
Ethik soll ihn positiv über das Weseh der Gliickselig- 
hett and die Mittel zu ihrer ErreichuTtg belehren. War 
nun schon in den theoretischen Theilen des Syatems das 
Bestreben hervorgetreten^ die Einzelwesen allein als das 
ursprünglich Wirkliche darzustellen , alle gemeinsame 
Ordnung dagegeiy nur aus dem zufälligen ZuaaoHnentref- 
fen der Einzelwirkungen abzuleiten, so muas sich die 
gleiche Richtung auf dem ethischen Gebiete darin gel- 
tend machen, dass die individuelle Empfindung zur Norm 
und das Wohl des Individuums zum Zweck aller menach- 
Ifehen Th&tigkeit gemacht wird. Aber wie die Phyaik 
von der äussern Erscheinung auf ihre verborgenen, nur 
dem Denken zugänglichen Gründe, und von der scheinbar 
zufälligen Bewegung der Atome zu einem Ganzen von 
gesetzmässigen Wirkungen geführt hatte, so kann auch 
die Ethik weder bei der sinnlichen Seite des Menschen, 
uoeh bei der selbstsüchtigen Beziehung' des Individaums 
adf sich selbst stehen bleiben, indem vielmehr der Be- 
griff des Wohlbefindens näher bestimmt wird, so zeigt 



1) Sa wird Locb. II, 598 ff. die Gdttormuttar «uf die Erde gedeutet 
II, 654 die Beseichnusg Neptun, Gereif Bacchu« för des Meer, 
das GeCr^ide, den Wem, gestattet, und III, 9Qi ff. werden 
die M}lbea «on der Unterwelt lo geistvoller Wdse atlf die 
•Qualen gedeutet^ wcAcke schoo in dec -Gegenwart au» Ab^lau- 
ben und thörichten Ipeidisosebaiten ealsprlBgta« . 

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DU Etbili. Dafi ethfsehe pTiiieip. I4S 

sich, ifass dasselbe nttr durch dte Erhebung; ürM die 
Sinnlichkeit und die blos ind{?i4aelleii Zwecke, nutdlirdl 
die g^leiche Zorfirekttehung des Bcfwnästseiii« In sieh selbst 
und sein äiig^emelDes Wesen ztt erreicheir ist, welche die 
Stoiker für das einzige Mittel ziir Glikfksellglieit erklärt 
hatten. Wir haben diese Entwickinng des epiko^eisclted 
Standpunkts in ihren wesentlichen Zügen darcbstetten. 
Das einzige unbedingte tiut fst nach EptkurS' Lein^ä 
die Lust, das einzige unbedingte Uebel der Seli«ien&>)< 
Ein Beweis dieses Satzes schien dem Pblless)^ieu kandi 
nothig, da uns diese Ueberzeugung unmiitelbar diireb 
die Natulr gegeben sei, und in liilem ilnserein Than and 
Lassen als maassgebend voransgesetzt wei^e^); sofev» 
aber efli solcher verlangt wurde, berief er sich auf die 
Thatsache, dass alle lebenden Wesen vom ersten Augemi* 
Uieit ihres Dasein» a« die Lust suchen und den Scbmert 
flieiren^, dass daher die Lust i'iberhanpt das niitlivHobe 
6iit, oder der naturgemässe und in sich befriedigte Zo-» 
stand jides Wesens sei^}. Hieraus ergiebt sich Im AIK 
gemeinen der Grundsatz, in welchem Epikur mit den %!• 
teren Hedonikern übereinstimmt, dass die Lust das Ziel 
aller unserer iThätlgkeit sein müsse. 



1) £piH. b. Dioo. 128 f. ry;r tj^i^p agz^t^ ««^ ^^^og Xiyofiiv ktPai' 

tS f*axa(fivßS ^^if . . . itQiuvov äya&o» raro nal avfttpvror . • ^ 

' ItStta iv ^dövt) . . dfa&of \ « xtt&tinBQ hüI akyrfiwv ü&ok «tüidr. 

Ebd. 141. Cic. Fia. I, 9, 29. Tusc. V, 26> TS: cum ftaesertUn 

ömne mtäum dolore definiat, honum voluplMe^ 

3) B. Dioa. 129: ravti^v yag uya&ov n^ioitoi^ mal avyy9t%nop iyvvitjunv 
Kai aiTo ruvTtjS xara^xous&it ndot^t «igictlug ttai fvy^t ual inl 
taitfjv TfLatavroifitv vig napvv* t6j Trd&n t0 dyH&op n^vovxeg 
(irgl, %, 31. 54). Plot. Col. 27, i- 

3) Dioa. 1S7- Cic. Fin. I, 7, 25. 9i 50. II, 10, 51 f. SnT.Pyrrli. 
III, 194. Math. XI, 96. 

4) Vgl. Stob. Elil. 11, 58 : n^ovij ydgy Z^tv ua\ x^rf J^omv ^Trodt- 
' ' iüai [öi nüft ''Bfthtöv^v iptloadtpSvrtf] ti rilovSt r^ oittaiwQ 

Sittti&iifni ]y SitLtifhü&ai] ef IcivrJ #(kic Wr»y 'j(ut^ r^c in 

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2i§ .. iDi^ ^piJiureiache Phil-oftophle« 

'/: Messen (erb&tt 4teser GminlMta im ^epikiir^ischen 
j^stUWi ineh]E?ere.Sßhr eingr^ifeode ml^ere BestimmuBgen. 
Für s Erste fiäo^li^h ist w^der die Lust noch <ler Scbmerz 
et^as filofaches ), sondern es giMit . verschjedene Arten 
•nd i^rade der .Lost und des Scbmer^esb uiid, es. kano d^ 
Fall «intref^« da&s wif: eluej^ust nur d.urcb Verzicht auf an- 
deiiei oAtr ^ur« nift S^stMyier^pn ßckaufei^ dfss wir mpge- 
kfJIrjtl eln^iafScIirm^i^z.niir dar<;li Uebemahme eines aqdern 
tidoiC d«feli Verzicht auf ein.e Lust entgehen könoem la 
diesem Fa^ irfttb unsiEpikar, das Verbältniss .der ver- 
adiiddeaiM Loslr und Schwei'zenipfiodnngen abzuwägen, 
and mit ftv^ksiisht auf :den,:P)^^Htzeii und Scbaden, dea uns 
die:eHizfih)6u,<g^w-abren) je. nach Uinständen das Gute wie 
eii lieblos «iid daS: lieble wie ein Gutes zu behaudela, 
dM Lii^t zii entsagen , wenn uns von ihr grösserer Schmerz 
deobt, 'ii»d,zcir.Erlajigung grösserer Lust Schmercjea zu 
&bef hishmen !), Weiter findet aberEpikur mit Plato, 4asa 
jede yospilive Lust auf i^iöem Bedürfniss, mitbin auf einem 
Sidbrnerz beruhe, dei? durch sie gehoben werden soll; und 
ei^sehliesM hieraus, dass das eigentliche Wesen und Ziel 
älter Lust nur in' der Sichmerzlosigkeit bestehe^). Wäh- 
rend daher die Cyrenaiker nicht die Rahe der Seele, 
oder die Schmerzlosigkeit, sondern nur die sanfte Ge- 
ipiithsbewegung, oder die positive Lust als Zweck ge- 



i). B* Dioa. 129 1 Cic. Fiou I, 14.j 4S. Tusc. V, 33, 95. Sxv* de ot 
aap. c. 32. S. 121 Bip. 

3) Epib. b. Dioa, 128: tarojiv yig [ttov intd'vfuutv} öLitkav^t Otüh- 

. ^'a SKflfaotv a'l^ip -Hai ippy^v inavayayü» o26iv inl tfjy ^S acJ- 

fiatoi iyiBiav utal tt]v xi}9 xpvxiji aTagaSiav» snei taro ri.fieuui' 

j(fMui^ C^v igu tHos^ Tstff ypiQ %olqw äituvra irgdtzofä^v ottwS 

fn^TS dlyfufMP fi^TS vaQfüJfiUv « otar ^ av»S tSvo irapi ijftd9 

ßadiXeiv qU nQOS ivSiov r» . . • rorf ya^^ ^iqyifS tß^iacv ^^ofuv^ 

yJif$8v ink^ rf/s ^dov^s Ssip^sßa. ]£bd^ 131.1^. It4. yjfjLVurt. 
. tt. pu suav« wi 7» 1. 3, iO* Stob. Serm. 17, 36^,J[fUC|u U, 14& 
Cic. Fin. I, 11, 37- , . 

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Di« Btbik Are epiktf risVrdii« LSiit S4g 

9etfct^ bktt^fi , und elkendessfiälb 'dW'GIBcfksetig^cii^fc Mthk 
in dem GteiraninitTttsfaiid des Merist;lf6ii, sondeni in *if^ 
Sumttre der einzelnen Gr^nfisne suelit^n, so nvifrfiptter^ 
zWAr Beides anerkennen, isowbhl die Lust der -Rnhe^ äM 
dieder Bewegung, süwolri die negative, als die ^ositivä 
LvstO; afier beide isfteiien, naeh dem etieh Angeführten, 
iiiclit auf ' glef clier Linie ^ sondern de'i^ wesehtlieb^ un^ 
unmittelbare Grvnd der Glüeäseilgkeit Ifegt ih der R'uhö 
desGenlüths, od^rtn der Ataraxie, iie pesftive Ltisf ist itW 
eine mittelbare Bedingung derselben,' sofern alfe uns yttti 
der Ohlost des unbefriedigten ftedorfiiisAes bereit. 'W^ 
AtarA^ie beruht aben ebenso weseiftikb auf der gelsl<f^eir 
Beschaffenheit des Menschen, wief umgekehrt d^d positiv^ 
Last innerlialb dieser 'sensnalistisehen'&hfsfeme auf d(^«r 
stnijlieheii Reis begründet werden' muäs; Wie es dahet^ 
folgerichtig gewesen war, wenn Aristipp die JLofrpetlictie^ 
Lost ftr^ d4e höchste hielt, so Ist es uMgekehrt' Voit 
Epikiih^ e&nseqaeiit, sie der geistigen nnter^ttordiäenl Wenii 
wir Mel Lut^t für den hdchsten^'ZWeck erkläi>e^, sagt tti 
fio meinen wir nicht die Laste der Ausschweifenden, 
überhaupt nicht den (sinnlichen) Genuss, sondern dfdss, 
dass der Korper von Schmerzen und das Gemuth von 
Unruhe fr^i ist. Denn nicht Trinkgelage und Scbmause- 
reien, nicht ^er Genuss von Knaben und Weibern, ^ nicht 
die Freuden der Tafel machen das Leben angenehm, 
sondern ein nüchterner Verstand , welcher die Gründe 
onseresr'Tihuns und. Lassens erforscht, und die grdssten 
Feinde unserer Ruhe, die Vorurtheile viertreibt. Die 
Wurzel von dem Allem aber und das grösste Gut ist die 



IJ Dioo. 136 (vgl. Athb5. XII, 63. S, 544) Wo ü. A. äie Vorte 
Epikurs angefBhrt werden : 4 i^**^ y«V «^«(»«i/'a Hat dnovla x«- 
ract^fMurixal tlatv t^^oval, V ^^ X^9^ **?^ ivt^t^oavvrj xava utvtjatv 
Ivt^ytlff ßkinovtat. Ritteb III, 469 vermulHel statt ivtgY; tvag- 
yeitfy aber tvtgytiif gibt einen gahs passended Sinn: sie stellen 
sich in bewegter Thätigkeit dar. 

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94(1 ,,pie «pj]^Hir9i;fv|ie Pliilorofplri«» m 

^{Q8{c{|ti). DBaert onttntbebtlieheD Bf diirfnisfte irindr^i«» 
Caclij, deofi i^url'reibeit vot Schiper^ii M nur W^ptgen not 
thig» »lies Uebrlge dag^eii gewährt ^beils imrelne Ab- 
lirf ctislimg im Gei^uBs, durqb welche dieser salbst niefit ver- 
Hiebrt wird, tbeils beruht es gar auf leerer Meinung'); 
dieiies Weoige ist aber leicht z« erreichen; der Weise 
braucht bei Wasser und Brod Zeus nicht aal sein Gldck 
zu beneide^'}; das Glück hat daher w^iiig Macht über 
iJMi, die Hauptsache liegt am Verstände^), und wenn es 
nnr mit diesem recht bestellt ist, kann man sieb auch 
aiiffsere Unfälle gefallen lassen ^)« Auch der korperBobe 
3chmer^ erscheint unserem Philosophen nicht so uiiwi- 
4erst^bUch^ dass er das Gluck des Weisen trüben kdfiote, 
und sa unnatürUeh er die stoische Apathie findet^), bo 
ist doch auch er der Meinung, der Welse kdn^ie sMbst 
ai|f der Folter glucklich sein, er iiönne die heftigstes 
Schmerlen verlachen, ja er könne mitten unter Quplen 
ausrufen: ach wie suss!0 Lässt sich auch in dem Witte- 
ren Ausdruck die Boblheit eines erzwungenen Paitbaq, 



4> B. Dio«. i3lf> 
3) EfiB. b. Dioa* iZ?» ^^^^ int&v^^wv ai fiiv tlol fvqinml al di 

xeval' nal twv tframmv al fihv avayiintai al 9i (fvatttal fiopov. 

nSv ^i at^ttynaitoP at fiiv irgos tidatfiitviav thlv" utntynt^i' a^ 

.. £bd. 149., wo nopb Näheres Über die einselaen jKUsaen» Lojci^ 
II, 30 ff» Gic. Fin. I, 13, 45. Tusc. V, 33, 94. Plut. n. p. su. 
' V. 5, iO. 
>S) DlOff. H* 150 f% 144. 146« Svob« Seim 17, SS SO« 34i Scti.:sp.f, 

S. 4. iS, 4^. 
..4) Ihoo. |44: ß^aj^ua aofijf rvxfj nagtfAnivru ra 9e (»fyi^ict xal 
KvgtfuTaTa o Xoyiofiot ^»o/xj^xe. (Dasselbe b. Stob. Ekl. II, 334* 
Gio. Fin. I, 19, 63. Sset. de const. c. 15.) Vgl. Metbodob b. 
, . ,Cie. Tuw, V, 9, 27. 

5) Dioo. 135: ngtivrov elvai^ vofii^ojv evXoylgoits art-xsiv if dloyiiioi 

6) Plut. h. p. su. yivi 3(^ 4* 

f), Dioo. 11$. P^üt. a. «. O. 3, 9. Säet. cp. 66, S, JOJ. Cic, Tusc. 
V, 36, 73. 

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Dre Bthik Die «ipilittr^iüelie Lnitt 

»»di'MlM ih iMb sdiQpeii AeoMeningfeti ^e» ate#be«dra 
PMIoftopfatri fiter die Sclmwien seWier Krankheit •>■ 
göwfistr' selbstg^IHger Xug nieht TerKeiiMii:, so ist 
d^didcr CfraMhiafz, «m dea «sieh haadelt, \m Gakit 
der eptkvreifceben PbÜMophle teg^v&ndet 'ond darek daa 
aigtea Verhalte« Ibrea Urhebers bestätigt. Die Haapti- 
saebe tat naob Epikar nicht der kdrperlicfae Zuataad, nan^ 
derii die B«8chaff(^heit des Innern, dena die körperiicM 
Lnal iaC vaa kurzer Dauer und bat viel Stdveildea aa 
sich 9 die geiatij;«» Geniiaae atlein sind rein und anvei'- 
gmnglicfa ; ebenaa sind aber andererseits auch die geistlc 
ged Sebmerxen die schwereren, denn dei^ Leib leidet aar 
vom den gegenwärtigen Uehela, die Seele auch von 4ei 
vergangenen und znk&nftigiea ^) ; die Lust des Fleisches 
ist In enge Grenzen eingeschlossen, nur das Denken viert 
mag in der 'Anerkennung dieser Grenzen und ih^er l(Äth#' 
wesdigkMt ein In sich vollendetes Lebe» herTorsäbrfngen^ 
welehM der nnhegrenzten Zeitdauer nicht bedarf ^>. Da- 
bei kann nun dab epikureische System nach seinea V4r* 
anssetaungen allerdings nicht leugnen, dass die k&rper* 
liehe Lust die ursprunglichere, ja dass sie allein die ur- 
sprnngiicbe Quelle aller Lust sei, und sowohl Epikur, 
als sein Lieblingsscliüler Metrodorus haben diess schroff 
genug ausgesprochen, wenp Jei^er sagt, ^r wusste sich 
das Güte nicht zu denken, wenn er von allem Sinnenge- 



i| Dio«. 22» (Gic. Flu. 11^ SO, 96^ TiMe. 11, 7^ 17- M. Ävnn Xl;41. 
SsB. ep. 66, B. 209. ep. 92 6* 385.) Plut. a. a. O. 16, 3. 

2) I>io«. 137: m ng^ t«( KuprfvaX4&s dia^igtra^. oi p^tv yag 
Xti^vt ¥«6 vmfAOktin»^ aXyijSotfas liyovat. rmv ^^xiimw . , 6 Si 

BTOiS up Mal fisiCovas ^Sovae slva& r^i ^'f^XV^' ^^ Weitere b. 
Pi.uff. «« a* O. S, 11. €io. Tiise. V, 35, 96. Die ftörperlicfae 
Lust beteiciineleB die Epikurmr mit ijhv&ai , «Ue geistige mit 
xmipuv Plüt« a« a« O. S, 1* 

3) B. Dioe. 145. 

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j Die «pytnrem^ FliiUldpbie. ' 

viifls äbflohcn AoUte ^)^ OieMr .sogar: tdUs Gute iNaMie 
sieb auf den Bamli'). JadtM^ir. gtanbtoii siehijdlle £pi- 
kareer dadarob Dicht genotblgt^ den Vojtang der-g;feiati- 
gern Empfindttiigen Yt»p des luNrperlicheti alifeiigfebeft ; liat- 
tab iocb auch die Stmfcer titoto ibfdr senrtalisliseh^ E^ 
kennHiiastheorieauf die Fordern »gen des hegrifHichetttWis* 
sens, nnd trotz ihrer naturalistisoh^n Begr&adung der Sitten- 
lehre auf die Unterordnung der Sioniidilieit uAttr die Ver* 
nanft nicht verzichtet. Aber ein eigenthjunlichev Inhalt blieb 
freilieh den geistigen Genüssen ond^Scbaierzen nicht übrig, 
ihr unterscheidendes Merkmal könnte daher nur dari9. ge* 
sucht werden, dass zu der gegenwärtigen Lust oder Cht 
lost theils die Erinnerung, thdls tlie Hoffnuiig odkr die 
Fui*eht 'hinzutritt, und ihre höhere Bedeutung lies» sieb 
nur mit der grösseren Stärke und Dauer liogvündeD, 
üielehe diesen • idteiien Gefühlen im; V^erglelcbi uM den 
unmittelbar gegen wirtlges sinnlichen Reizen zukomme '). 
Nut* nebenbei wird auch die Erinnerung an.pliilosi^bi* 
sehe Reden als Gegengewicht gegen deii Sohmers er- 
wal|ii>t^); äigontlich ist es aber nicht Ihr Inhalt, sondern 



1) Onodt. Xf 6 aus Epiktie nsgl tiiot)£^l i ;<«j^ l'ytuys ^io» W 9«9^^ 
rayad-QV dtpai^oi» filv rae dtoi .%vXötv ^(Sovds atf^n^wv. dJ .»al ras 
d$* dfpodtaiujv xal ras Si dniQoafidtviv xal Tai Std fjio^aS (-^s)' 
Dasselbe etwas ausfiifcrlicber b. Cic. tüsc. 111,48^, 41. 
2)- B. Pxur. a; a. O. 16, 9 t w nal ixd^v nal* i'9)g9ov^if$^v oüi 
tfia^ov iraQ 'Eninigov 6(>^(»s ya^^l xagi^so^ai und : ntgil yaii^ 
yd^j v) tpvatokoya TifiottgareSj t6 dya&ov. Vgl. ebd. 3, 1. 

' ^' M. vgl. ausser dem, was friihier aus Diog. X^ 137 u. A. b^ige- 
«'foracbr wurde, aucli Cic. Fin. l, iT, 55: atttgüi autern völupUUes 
et /Mores tmsd /atemur e corporis voluptatibus et doloriMs /'nw 
ein Missverstand sei es 9 wenn maoebe Epikureer diess nicht ku- 
gebest darum können aber doeb die geistigen Genüsse und 
' ^ Schmereen , . aus dem oben angegebenen Grunde, die stärkeren 
sei«. 

•4) In EpikObs . letEtem Brief b. Diog. 22*, wo er nach dber Be- 
sclireibitng seiner scfünerefaaften Krankheit fortführt, mt^i^naQe- 
rdtvero Se irdat Tato$s rd nard .^i't^v xall^op 'Äri raf vdiv ytyo- 
voxiav i^fiiv diakoyiQfiolif fivi^fijj, . ', - ■ • ^ . 

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Dkk S)rli]>i4u. ^tiieTagenddie^re iFpikura. 

»«r. ahs.J^orineHe der vi^aseteii EMUigHeilüddl Sl^wk^ 
wa9:'<dle f;eMlge<Liiiit.ode# üdImI amzeidinet.' Ep^kulr 
kann^Meh iaher auch' (dein Zigestfindiilss nicht .eiitsii^heii^ 
dass wir 1 keine« Ortriiil hatten) die grok sinnficbten fiai 
afiiise EU V«l*^v>efi^feii7'wenn uns diese von der^F^ircht veir 
den höbeMn MMitcn, vor dem* Tod und vor Schmerzen 
zu befreien tvemnechtenOrv^^' ebenso weiss ervnsgetj^ 
den SMm3Brs no^. mit dem Gedanken sn waffnen^ dsssdM 
heftlgsbeniiSohmerien nicht lange anliiEiIlen, die^ mlnddi 
hdftigen i%berwlegettde Lnst nicht aussctallessen^)) sb 
dass teialsn nicht eine der Sinnlichkeit sich enlgegei»- 
st^masende geistig Kraft, sondern nur die richtige ik'« 
reehming »der diniblichdn Zustande und ' Wirkunged ist^ 
die in» ddn Sieg über den nnmittelbaren ißlndrnek^ ver« 
schaffen soH« 

Auf heinem anderen Wege iisst sich: auch die üSvAIIh 
wendighfrit der'Tngead im epiknt^isdheo System^ befrmi*« 
den.* fipilHBi' ist mit den* strengte A Hlorflflpbiloss|>hetf 
darüber reinig, dass die Tugend von der GlnokstellglpeiA^isd 
wenig an. traandn sei, als diese ron jenerO? «mI «tedi 
Gegner mfiisen Um das Zengniss griben^ seitoe iSltl)e«f-* 
lehre sei rein und ernst, und in ihren Ergebnissen der 
stoischen nicht entgegengesetzt*). Dm so scliroffer wi- 
. .. j 

1) B. pKHk i4i (Gic« Fin. JI,« 7, U). . . , j 

2) B. Iho^ 140« 133. Gic. Fin. 1, 15> 40^ 

3) B. DiOQ. 140: &» *^*v ^iitus ^ijt ävtv tS tp^tfdftoff «ml xakojs 

JDftsselbe §. 13^ 138. Cio. Tuse. V^ 9, 2S. Fin. L 1«^ 60. 19, 

.62. Siu. ep. 86, 6. 517. ^ « - 

4)' Skv. Vit. be. c. 12« S. 91 : ^ ea quÜtm ipse «ml0Rtia> smm, (invkis 

hoc ipo^rif popular&us — die Stoiker -*- 4iicam) saaeta Eptcurum 

et recta jfraecipere , et si propius accesseris tristtä : , uoiufiias etiim 

' §lla Aid parwm.H eäfile rwoctilur , et qUd^ nos »rM/ii k^^em ^dici- 

nm4 «diu. ilU Sek voiuptati . • • kofue tum ilko^ piod pkrique niy 

• jtrmrmn ^eetam Eficuri flagkiaintm nkagitiram ess», sädiUud dko: 

male audk, ktfimdä'eM, at immehtä. epk 3Sv lOS^' apmd' Vn^ tfero 

Epicunu est et fortisy licet manuleatus sk4 Se Ifihrl liuob 'Seneca 

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delraprielit'sidiilir dti^gen I» ihrea :B^^ .Da «e 

IiMl 4a& einfeige «nbeilMgtfe Gut i9t^äoifAMi dje Togcml 
ni« todiiigter W«foe, $i» NKtd hur Lart^ ^oto Wettl 
luAea^)» ^6r H^te diete aiieb atiflgeirOckt wUd^)^ iiksht 
die TiigMd für «ich genammen maehl glneklichysoadeni 
Dsr.die Lusl^ ftvelcfae aus Ihr berrorgdhi« fiiese Lost 
•eljist «her kau» das epikrii'cische Syateai: flieht i» den 
li^TflaAtsetii d«r Piicbterf&llungr oder, de» lograkUrnftea 
Handelns «I& solchem ssidien, sondern nyr in der Be* 
fveiueg von üilrithej Farcht und: Gefahr, die oidi .ans der 
Tttgend als; Ihre. Folge erglebl: die Weisheit uwt filn- 
sMit ti^igli KU ionserem Gluck bei, vveit sie .uni .isso» der 
Pnrchl «or idea Gottern und vor dein: Tode, vto imniikMf« 
ge» Beglardeh und eltieln Wünschen fref maebt^ well sie 
uns den Sehmerz als etwas Untergeordnetes^ oder Vor- 
übMTgehcindtes ertragen l^hrt, tveilsle uns den. W#g za 
eiaav heftteren'^ «nd itatargeaiissen Leben :zolgi^>; die 
Berionnehbc^ity weil sie uns daiB(jeoige Verbalteii gegen 
I»ast: and; Sebm^fz lehrt, bei dem tins die melatea Ge- 
«iMHe:«ad düe weiilgsten Lcfideb zu Tbeil sratdeoc^); die 
Ta^feitfkeM^'^ell sie uns befiibigi> Furcibt und Sebawrzcn 

nicht eeiten Aussprüche Epikurs an, ui^d ep. Q S 15 nennt er 
den Melrodor,' Hermachus, VolyanviB' maffnas vtras. Vgl. Gic. 
Fin. II, 35, 81. 

1) DiOG. 138: 9id de rj^Jv ^dov^v kai rmf «f^r«2^ ^üp di^üd^ •» 

Jtmyiv^* Gic. Fin. I, 13, 4ft : istae emm vestrae. esimiäe fkilekrae- 

fm viriuUs md volaptaum efficereMj, fifif ttu aM kiudadiieä aut 
• ! f . ' eJ^päteMu urbkraretwrf ut mim mddkm'um 'setemiam nek ipsius 

artis sed bonae valeiudims causa pro6ämüjf tu s.' w.: :ftc sapientia, 
' < > fmm arrvhemdi putanda est, non expetsrttür si mUtit 0ffiofr0 ; tnmc 

ekpg^tmr quod tH tanpuim urtifkx tonfuirdkiae et tiOmparamdm vo- 

laptatu, 

2) Smi efk 85« S. $17 : Epictenu fuofue judkai, cum vhtuiem kabcat 
•icKMifjfo e^st, scd ipsam virtutem noß saUs bssc ad ieatam vämn, 

^füia heatum effteka vohpuu ptae eät tiireiite est, non 4psa wrtus, 
^yUiw^. 13t f. Cta. Fm. I, 13, «3 & 1§, Bt. 
K )4>-Gic« Fita; I, «8, 4^ 

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MeMcben^aui leben, di« dc^o V^riNrewh/er ute veriSsAt^J^ 
Oje , Tingeocl Mt dein fipikur nif Sellist^wf «k ^ APfid«4'f9 
\mm^f..fi^^mmB\ ffkv den jau^sep ihr li^gfudea. Z^«(/s^)^ 
<let{fuc^4e|igf^n|i^|>ei?8, abftr 3^ i^ti ibo) ^llerdfqgff.A^a §f 
siejienes.jOJid .iinej|tb^br|ic|)ps.fi)|i^^^ ^r «liph.^vfilfi^i; 

die Tj|g|(nd Qbne GliicMeligkeit. zu d^nk^o weiss^ wqk 
die ,()läck9?il|{(k^eU «hne Tug^id« 

£pikur,glai|bt de|islmlb HM^h v^n /ipii&oiaWei9|iii,gnri;f 
^eknUci^s riibmen zu köfin^ivivU dii^ S.^oilif r voi^ Aefjg^ 
ibrig^q. VVie. wir ,ao eben. gfif;eb?ff . bab)m, . dafs er: ^km^ 
eiiie; Uei^ifacbafi iu^r, jdi^p ScbmQr« s^uacbrf ibi;, w^lclie.d^ 
stoiac)^ Af^EithLe Jlii «icb^ naipl^st^ht, ,ao beoiubjtt er si|;J){ 
überkaupt, ^nl^f^b^n mdglichst vpllkoiqniefi ui|i|. fp: fdc^. 
befriedigt .3}!^ ac^iiil4iBrBt Ist er^aucb piicbt frei v9i9.Afflp|(7, 
Uu, nod afiii0inUicb;,fttr d^e. edleren >G.eaiiiUii^b^wag^^ 
wie die den Mideida, empfjäogU^b? . 90» sali 4wh «^in^ 
pkUoappfiiaclie Thiltfskeit nfcM d^diiücb gefttor.t v^ejrdieif ',)ii 
nndT^cbpMibf»«^ amcb dßD.G^nua$: iticjit, so ia( er 4ficlH 
wie wir? bfiri^m :i]vb^i)eny 4iircbaufi Herr übi^r ^Iß^J^p-, 
gieiHkwi .i|n4 ^l^^^i dl«ae diireb den .Gedaipki^i,a^ ;S(ii} 
mäsifigeilj^diiaa.s^e nie einen /sptiädliehon filnfiMHH auf aein. 
Leben gewinnen könnejp* ^r allein ha^ .fßr|i«^r ,i(|fi9^ |if ai;?' 
schütterliehe Festigkeit der UeberzengungO^ ar alleia 
weiss daa 'Richtige in der rechten Art zarthaift'nttrder 
Weise versteht dankbar zu sein, wie Meirodor skgt^). 



1) A« a. O« §. 49* Dioo. 120:' Tyv 9e avSjftiav tpva§k fAi^ y^'tQ^fttf 

2) G&c. Fin. X 16, 50. Diog. 144* Plut. n. p^ suav. yi?i6,|)> Lucb. 

V» iis^Vir., . . , './ . /^.." 

5) DiOG, 117. 118. 119. 

4) Plut. adv. Col. 19, «• 

5) Dioa. 118. Srv. ep. 81« S. 288. Doch wurde ^er ^jtoi^olfe Sats 
von der .Gleichheit der Tugjenden und der Fehler auf epiliurei- 
scher Seite verworfeD; pioo* 120. . ._ , 

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Hk ^r Ist 60 'ef Kabeti ' ihtr' die ^ ^eWtlinfich^ii If eDsdien, 
idass Epikiif seinem ScbBler Tersprtcht, bet'fleissiger 
Beachtung seiner Lehr^ weWc fer wfe ein Obtt mter 
den Sterblichen trandeln'), nnd das Schicksal^ Imt so 
trenfg;^ GeivaU fiber ihn, dass anch underl^ild'isbph den 
Welsen unter alleii Dmständeif glBckiitb- preist^; Wenn 
endflfch' die Wefslieit selbst an gewisse Süssere Bedin> 
güi)gen gekniipft t^ird, wenn zugegeben trfrd, dass sieb 
die Anlage zu derselbeir itleht in jfedem Tdlk und in 
jedem Korper Vorfindet ^)9 iio soll sie doch da, wo sie 
Hftj fhres Bestandes schlechthin sicher sein, und anch 
die 'Zelt kahn ihr nichts anhaben; denn' theits IM die 
Wtsislielt, wie Eptkiir mit den Stoikern letirt, unterllcr- 
biii'*), thelh wird von der Glückseligkeit ib^ -Wblsen, 
gleichfalls stoisch gesagt, sie könne durch We Zettihtter 
nicht ' v^rihdhrt werden, das zeitlicli 'begrenzte Leben 
könne ebfinso vollendet sein, wie wenn es unbegrenzt 
Wftr6*). So tritt hter, troti? der versebiedieneÄ Grundlage 
and Rfchttfng des PhilosbpTririshs, doch'^liajl^ gfletehe Be^ 
streben hervbr, weiches di^ nacbaifetötellseNe 'Pblloso- 
pHt^ abeHiaopt auszeichnet, däis Bestreben, den 'iMihiscbeo 
fVel auf sieh' selbst zu stellen, utid in ^dfi^f Üiiendifchkelt 
seines denkendeVi Selbst bewusstseins' vorn dem Aeüsseren 
sc&feththte unabhängig zn macheta*).' ' 



. » die fpl^. ^niok ., ^ ..,•,'!-,•' 

2) Cic. Fin. I. 19, 61. V, 27, 80: semper beatum esse sapientm, 
Stob. Serm. \7y 30. Sen. ep. 25, 82« Anderes 8. o. 

' 3) bioo. 117. ■ : ' 

4) DiOG, 117: top uTTaS ysrofievov oo<p6v fiimttT& t^v 'ivavxiav 
hifi^dvsiv' '^id&eütp fitjS* inaXidTTstv Inovta, poch 'scheint der 
letetere Beisatis einen unfreiwilligen Verlust der Weisheit, etwa 
durch Wahnsinn offen zu lassen. 

5) Dioo. 126. 145. Cic. Fin. I, 19, 65. '^ 

"6) Vgl, auch Epik. b. Seh. ep. 8, S. 20: pfulosophiae'servuu oportet f 
' ui itU contmfftu Vera tibertas u. s* wi Aehnlicbe Ausspruche ?on 
Stoikern wurden früher angeführt 

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, Oi^c^.j^f i^llgejiieiffefl ßiiuQ«|f|ätofi ^st piaft.«a|ie|| 
deiii.£ifi#.elnm der efikureiath^jQ (iebeiffipbUospplue sein^fi 
Riclitiii^ ti^ocg;e9^1cbDet. Epikiir bat a^n^r seine Awlcbi; 
ohne .^l^eUel zu. keiner fB^fftematiav^h^ii TJi^rie der siU* 
lic^il 'jr^t\gl(eit^o und Zufli^ude entwickelt, und, ajiil^ 
rer^^f^ß ^ßi' upa wr94^) a^ii^e /^xf^iaa^lteu Ausayrucbp iin|| 
Vpr&cjb^}|tfl0 u|ifr f^fibr upyoUs^^^ndig^Mbc^^liefßrt;; »bf r vi^«i| 
uaa.d^VffPj^fK^^Qnt^t, entf|Rrijcht,d^r(,Vorstellnpgi diew^ 
miS:;ii^b/jen{^n aUgensei^en A*>^icbten. bildjeu .n^ui§t|eA, 
Gl^flfi J^^fatei^aregeb tiel^n ajle d^hin^ iei^ iHewq\\pji^ 
duiroh Sl^aaicni^g; seiner Begierden, und Leidenscbdfteiit 
zur.GlHckaeligkeU zu fubren. Der We^fse iät genugfla^^ 
deau er weiaa, daf&a.^ur Befriedigung, der uaturl^ebeji 
Begieyrdeiü.undzup Befreiung von. t&cfamerz^p. nur WenigjQfi 
aothjg iart, .daaa nur, d#r eingj^bttdete-mf^hthuni k^nft 
Grenze JLenpt, de^,.natiM^gein$s^e aici;!.. leicht er.wprhen 
l&aat K>y dfifa 41® .eLafaebat^ Nahrung 4^n gleiphfen Q/enDafi 
gevväl|pt,^fY>^f4t^^PI^S^^9 fiiiaer^ir Rub^ und.G^^flfundlieiti 
aber um yteli^a zutrügliclier Ift?), fjaaa; daher nirhib^Veuft 
meliruug [des Besitzes, soaderu .Bescbra|ikuQg.deF fi^T. 
gierdeo: wahrhaft, reich maoht^i),. oMv^ass ^er.». if e^^b^p, 
sich uui Wenigen), mcht zu beg^geii vyeiss^ ^'v^ H^ 
Diclits bieguigen wird*). £r weiss tt^it.EpjHuTw^^W ^^fth 
ser und Br^d.m Ieb^iEii^)> und sieb dai^€^2;pu^;|n4>i>^!l^t 
Seligkeit gleich zu achten <^). £r flieht die Leidenschaften» 



1) Dioa« 144» U&, 130. Stob» &eKm, 17> 23. SEor. ep. 16.t S. 49« 
- LüCB. II, 20 ff» WJ» p9fF. ... l . , 

3) Dioo. 130 f."^ ^. .\\ ,. .^ ^,, 

3) Stoä. Sßrni; 'i7,\24.' 37- Öebt. eii. 21, 65; 14, 44} vgl. cpj 2, 6: 
^ h9nestqjf u^ffM, res esf laeta paupertasj ^p» 17, 5^:' rnttiff furasse 

dwi^as non Jinis misertarumßat, sed mutatio» .^, ^ 

4). Stob. Serni. 17^ 3p,.{^^V Sen. cp. 9, 26: « cw« Jwi nonwUntur 

ampHssima licet tolius mundi dominus sü tarnen ndser ^^(. 
6),,D^a, .11. jSpBi. Sfrifl.; 17» 3^ Cic. .Tuscj V, Jl, 39 un^jbwn- 

äers Ssv. ep. 18, 55. . r •• »l 'x 

6) Stob. Serro. 17f 50. Sbs. ep. 25/82, noch \yeit«rf8 8. <y Per 

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iSl ' ftld 6JpJkar«i8ehe'l4ilöAö^liPe.-^ 

Wdehe die' Rulie des Gemfiths 'iiml 'tfas fiföclf iK^ Le- 
befn^'zerstBfbb; ieir halt es f&r tKSrScht, lüft Söl^Än für 
^le ZiikuÄft'die G^g^eriWäft zu verg^ctdcir, tttid ^i^h^Mlt- 
tflti zum L^tvt das Lefben ^selbst zir <^pfern, das wir 
Sttth nur Einmal g;eniii8sen komren')^ tt giebt sich keiner 
i^tdeiisehaMfcheii Liebt! und keber verbotenen Atissehwei- 
firng hln')^;' er kninmeHivsich lifchf util df* Mbinn^j^ der 
MiSnfsehen Ubd geizt' nicht Weh Ruhin, tfettn'er fcfgt^d^rEhre 
i/hd d^ Scfiatrde nuffrtsofern ein Gewicht b^i, wiie^fcf^n elte 
^flle^uter öder Uebel zur Folge haben'^)s et macht kieli%eiiie 
Sorge um das, was nach seinem Tode mit-Üm votgefct*), 
efr ' beneidet Mfemand um Gfiter, deren er selbst illicht 
icirtet*). "Wie der e^fkufefsche Wiriöe ober ScbAiel^zett 
iirihWegzuKdthiilen, wie * er sicrh von der Fnrdit vot den 
6t(tterri diid^ toir dem Tüde zu beJFreien weiss, isft ^bon 
fr'frber gezeigt worden, und ebenso -wurde nacfigewiesen, 
iäns uns Eptkiir mit «einen Gi^undsäfzen diese^lbe tüiHb- 
hShgigkett iJHd Gfftcksefigtett zti veraähälRiii glaiAr, wfe 
dref Stbikfer mit den ihrigen. Aber vrährerid der Sl^ieis- 
mus di^e Unabfa&ngigheft'nur durch UnterdrOckunfg der 
SinnficIfkeitiKu'^ gewinnen* hofft, so gehOgtdemBpikureis- 
Mti ttrre Afissigungütid Beschränkung: die fieglerden 
iStiih ^\ihi aüs^ervifitet,^ sondern niir in das^ tidifige 
TefhattUtss ^tt dem gei^ammteti Lehenszwe^'antf Lebens- 

Vorwurf der Ueppigkeit, welcher Epiltur und seinen Freunden 
. von^ manchen Seiten gemacht wurdet bedarf^ seit Gasse» di (de 
Wta etmör. £p1e. S. 153 ff.) Iteiner Wicferlegung mehr. 

1) Epihdb u. Metbodob b. Stob. Serm. 16, 23' 2(f. 

2) Dioo. 118 und besonders Lvcb. IV, 1057 iF. Gegeii' die Anschul- 
dtgung ^eschliechliicher Ausschweifung' vertl)eläigt den Epiiiur 

' Gassesdi i[. a:t>. i74 ff. Hier genügt es, auf CHBtsirp;*!). Stob, 
Serm. 63, 31 zu verweisen. Die ^enlens, wdchiä vor dem Ge- 
sclilechtsgenuss' überhaupt warnf« b. Dipa. HB,' la^t^t nach Form 
^pd lobaTt ehei* dempkritiscTi, als epikureisch. ^ ' 

"iV Wioo. «Ö.'l40'. Cic. 'Tüsc. li 12,^28. LtdB.lfl,ib08Ä.'j9fr, 
4) Dioo. 118; 2»^^ ra<f,^€ f^omtty» ' * * '" ' ' ''*" * 

'^i) tüCB.-iir;'74'ir.'"'' '^^' '^'•- " '^' *"^ -'' •""' •'• ^' 

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DietEtyilL' Li^beii»ref elili^ptlitfrs. 9HL 

zntflM»' iii^ ifa» Wr wUm fifenriKfarabe ttiNliweiillige 
GIctehgilwieht febnicfat werden/ B|iikiir /iat daher trola 
seiner aigfeiieii ;Eiofttobhelt weii.eDtfernit^ etiieii rrtcheren. 
Lebens^aaes ««tar allen UihsÜiidea- zbt 'verWarfens deiK 
Weise iHvd rnidht äla Cyniker oder als Bettlair leben ^)) 
er wird die;Sdvgie für Erwerb nicht Ternaehliasifj^ay and» 
mr -deli Erwerb durch rnterriehH jed«li «aderi» ^t^onto^i 
h^n^/ er wird den Slshmack der Kvast niebt Tkraeliaia-i 
hea, iviewohl ersieh' asa trdatda weiss, . weanoer Ümi- 
entbehrdn anuflls^)^ k\ff virird die Oenugaämiett abevhahpt«.: 
nteht dartasdohen, dassei* Weaiges- gebraaoht^ sbn^ 
dern darin ^ daas. er Weniges he^darf^ and eben diesem 
Bedwfeissloiigkeik ist es ^ die atroh deaiitippi^Tea fle«*. 
iiMB hrsi selae Wirse.gtdbt«>. NiiAit anders verhäll»M' 
sldi «ndi tzan Tode; hr faNshtet ihti; nicht, ja ^/Isaehti» 
ihn, wenn ihm keilt anOiBrer Weg offen, stellt ^'inn aaiiftvi 
traglieliea Leiden an^ntgbhen; '-aber' dieser^ PaltiwM) 
niolit leichfc tiAtrete«^ wieil er alichönnteri hfiiyeidtdbe rf ' 
Sebnieraen^ glaickRoh zu :sein: gelenit |iatt> dieisloischa». 
Eaipfebiang'dea Selbstmords findet brf fipikäir keinen. 
Anklang^«). 



1) bioG. 119. ■ ' '! • ' • ■'■* "' " ■• '= 

möchte aber doch die im Text angedeutete Beschränkung ver- 
langen. 

3) Dioo, 121: '«iiiovaff r« dvd^ffdHP ^l ^ta^^ i^ k mfp i ^ oK yfe«» a¥ 

4) EviK. b. diock I30> Ntt» t^t iavtd^iuiv Si m^^ow yß^ifm\ vofii-- 
Sof/uv tx 'Iva ndvTiui ro7i oliyote Xffotfi^t&n ^ dXX utnuP^Mv fiij 

5) toer EpikUMer b.' Otc. Finr. i, f 3v %^i si toltradilifä ^im {MtUts] 
feramus, Ah ivtkfus ■ aefw^ miUnb e ifita cum mnamfiaMm^tänfuam 
e theatro exeamus, Epirur b. Ses. ep. 19, 84: iNiiMmiM»^ii«^e- 

' '^e^iUate^^fiw^, ^td-WtieiksMae'viver^ nicesJUäs «riOitfi«.'! tele- 
gen ep. 249 80: ohjur^at Efücurus non minus eotf qtd mortem 

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9SSr ■'■ Aief liiliürfitQliePiillago.pfbleiiM 

t iSo^düitaiHlii^iater der Wttw sbofa ««ilbat^ g^aftfe« 
niif^:s»*Mii]|C-iwiUlibii docU EpiktifiToii der Verbindiitig 
iwt Abdcren liwreitfl«»« «Ziwaf Iioriiite>er jene mitfirliclie 
Zohaminänafcfcovigkeii älier- V^rnoüftweM«, wekbe die 
Stoiber iamiäbiBlün, iDicbC zug^kea')? «ber doch ^eissr auch 
eriincli'feilijnehsefaUehes Leben nnr innerhatird^ririetisclt- 
liebendeaeHichaft zu (feehken. Hur ddss er' alfelit bllee 
FerdieB^des^ficineiRleMns deii sleifcliifcn.Welrtlt zuerkennt. 
Diei s«rim||;sten^Rets,haiiür1hit.ddr. Staat bind «die bar- 
gisfiliolie Qeaellschafffi Der Zvireck die&eü" VenbindaBg^ ist 
nach Epfliur aür ji<Mr anserliche der fiioherheitb das 
Recht ist Drspränglieh nur eta Verll-a|^»z»r.|tegea«ciiigeii 
Si<>heffoiig,^;5;'die Ceaetae sind, .i«i^ iktw meh «nage- 
driciiti««ivd,itnli;4er. Weise« ivlll^nsg^naibhtv.alchl dasit 
didaekcin Curbtbt. thttn; aafodetD^daimi sletkein Unreeht 
leiden tnoehben^). Aecjit * und fieaetsi i ist: ibia • 'diesem 
aniMld:'iilcht /an »od für aicii^ -sondern a«il nni eipes 
AMfefii< ipalten verbitidUchj idin Ungerecfeltgfceiib^'nidht 
an nnd ' für . sid^ ; .nmdern nur de^älb zu Terwer- 
fen^ tveil/djet Veirbreeker von der f urc3it . t»|5 Ent- 
deckung und Strafe nie schlechtbin frei wird *> "KbeBao- 
wenig giebt es ein durchaus allgemeines und unumstoss- 
liches Recht, sondern in einem Rechtsverhältnjss stehen 
wir ,theilp überhaupt nur zu den W^sen und, zju dc^n Völ- 
kern, ^c'cbe in den Sicherheits vertrag elnzttt^ete« befa- 



'l I coMsupitouttt quameos qui Ument et mt: ridi&mlunt f^t.cwi)ert ad 

mortem taedio väae cum ffenere vUae ut currendum^ ^fsskt M mor- 

M ^^^t9m^9c&^tu u. i. w. DiOۆ 119: neu 7nfgi4^Mi6 ntsfi^tflfu^i- 

«4))JCFniT. Dida« 11^ ao, 6' ^MjfinutQ^ otitv uv^^^tv ^iXfi. t^m f^tm- 

'«>Oio«. 150» 154V Ausführliplp l^esciu-eibMi^cftp^.V, ldQ7 ff. «us 
^N..... dksMm.Getichtopunlit die EntstehuBg.dier $tiiatea. 
■ 6) •S«OB*.«8tittn. .4^» jtai9. , . . ,. ; 

•' : >Col. .54«^ >• .'. .. .* '.v :.,^ .{ .-, ,1'.^ 

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Die Ethik. 0er epikureische Weise. 2S7 

higt und gewUlt waren^ tbells kaan die iiabere ßestin»- 
mttttg; dleaes VerbäUiiisses, die das poaitive Recht bil- 
det, bei Verschiedeaeu veracbieden sein, und mit den 
umständen wechaebi: was als zweckmässig zur gegen- 
seitigen Sicherung erkannt wird, muss für Recht gelten, 
und wenn sich ein G^etz unzweckmässig zeigt, so ist 
es anch nicht mehr verbindlich 0« Der Weise wird sich 
daher nur in dem Fall und nur insoweit an der politi- 
sehen Thätigkeit bethätigen, als diess zn seiner Sicher- 
heit nothwendig ist: die Herrscbefgewalt ist ein Gut, 
sofern sie uns vor Verletzung sieherstellt, wer sie dagegen 
anstrebt, ohne diesen Zweck dadurch zu erreichen, der 
handelt thörieht ^), Und da nun in der Regel der Privat* 
mann viel ruhiger und höher lebt, als der Staatsmann, 
so war es natürlich, dass die Epikureer von den Staats- 
geschäften abmahnten, welche ihrer Meinnng nach der 
eigentlichen Bestimmung des Menschen, der Weisheit 
und Glückseligkeit, nur im Weg ständen 0« Ihr Wahl* 
^Spruch ist das Xd^^ ßm(rag% als das wünschemswerlheste 
Leb^nsloos erscheint ihnen der goldene Mittelstand^), 
und nur Si| dem Fall rathen sie zur Betheillgung an Staats- 
geschäften, wenn besondere Umstände diess nothwendig 
machen^), oder wenn Jemand eine so unruhige Natur 
hat, dass er es in der Unthätigkeit des Privatlebens nicht 
aushältO? wogegen sie sonst von der Unmöglichkeit, der 

1) Dioö. 150—153. 

2) DiOG. 140 f. 

3) Pi>UT, adv. Col. 31* 3S, 4 f. n. p. sua?« vivi 16, 9* Epiktst Diss. 
I, 23, 6. 

4) Plct. de latenter vivendo vgl. namentlich c* 4* 

5) MsTBODOH b. Stob. Serm. 45, 26: l» nolii ft^ts (us liotv 

tpvkpmbttau 

6) Seb, de ot. sap. 30, sehr treffend: Epkurus ak: non accedet ad 
rem publkam 4apie»s , nui H quid uOervenerü* Zenm o^ ; accedet 
ad rem p^icamy nisi » guid impedierit. 

7)- Flux. tranqu. an. c. 2. 
Die Philosophie der Grieche«. UL Theil. ^^ r^ 

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2S8 I>^e epikurelselie Pbilo^sophie* 

Menge ku gfefullen^ viel tu tewt überzeugt «iiid^ um aueii 
nur den Versuch zu wagen >). Aus demselben Gmiide 
sind die Epikureer Lobredner der Monarchie'), und er> 
lanben ihrem Weisen, Pitrsten den Hof zn machen 3); wie 
der strengen und liraftigen Sittenlehre den Stoicismas 
jene nnbeugsame republikanische Gesinnung entapraeb, 
die wii' namentlich in Rom so oft mit stoischer Philo- 
sophie verknöpft finden, so war es umgekehrt dem weichen 
und furchtsamen Geist des Epiliureismus gemäss, des 
Schutz der monarchischen Verfassung aufzusuchen; wo 
das Staatsjeben ursprünglich auf die Furcht vor Ver- 
letzung begründet wird, da liann folgerichtig nur die 
möglichste Verstärkung der Gewalt angestrebt werden, 
welcher die Sorge für die allgemeine Sicherheit über- 
tragen ist*). 

^ Mit dem Staat hätte Epikur nach Einer Angabe auch 
daä Familienleben verworfen^}. Diess ist jedoch wahr- 
scheinlich eine Debertreibung, und was er wirklich ge- 
sagt hat, ist nur, dass sich der Weise der Ehe und Kin- 
derzeugnng enthalten solle, wenn sie zu viele Störui^en 
für ihn mit sich bringen^). Ebenso ist ganz glaublich, 



1) Epikub b. Sbst. ep. 29, 93: nunquam volui j)opulo placere, nam 
quae e^o scio non probat populus , guae probat populus ego neseio, 

* A«httliche AuMprürbe von Stolkera wurden £Hib€r angd&lirt. 

2) B. Dioa. 140: cnxa ra ^ai^^tlv *S dv^Qvtnmv ifl natd ipvatp 
dgxv *"' fiaa&ltia dya^ov t£ dtv npxe töto Tit oiToV r y na- 
Qaansvd^sad'ai* 

5) Dioe, 121 : nal ftovagyov iv uat^m 0igair%voBiv, 

4) Eine lehrreiche Parallele sum Epikureismus bietet in dieter Be- 
ziehung Thomas Hofohes. 

5) Epikt. Diss. 1 , 23 9 3 (gegen Epiliar) : Siarl nneovftß9^vm nf 
oofpt} tBnvoT^otpslv ^ ri tpoßtj ft^ 9i» vavxa ttt Xvirac iftniatjj 
11 , 20, 20: 'iSirUägoc td fitv dvSgoQ ndvr dnetioiffüttö ual rd 
ohoSaonoTQv nnl tpilov, Schon dieser letztere Beisata bewost 
aber, wie vorsicbtrg diese Angaben aufsunebmen sind. 

6) Dioo. 119: 9tal fAt)v not yaft^ou¥ nal ttnvwtot^kir to¥ motpov^ 
Vi9 *JE7rU8goe iv ralf Stanogiati nai ir rm£ itigl ipv9e»4. tkkd 

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Die Ethik. Die f reuniliebeft bei Epikur. SM: 

dass er dte Liebe der Eltern zn den Kindern fir kein 
dem Meoficben angeborenes GefiihI gelten lassen wollte'); 
dies» ist aber nor eine einfache Folge seines Sensaalis^ 
mus, welche ihn durchaus nicht nothlgte, die elterliche 
Liehe Mlbst aufzugeben; von ihm selbst wird bezeugt, 
dass ihm gerade die Famillettgefuhle nichts weniger als 
fremd waren*)* 

Als die höchste Form des menschlichen Gemeinle<* 
bens betrachtet aber Epikur die Freundschaft, und aneh 
diess Ist bezeichnend f&r ein System, welches vonderatomi- 
stifi^chen Betrachtung des Individuums ausgebt; ein solchen 
\tlrd folgerichtig auf die freigewählte, nach der Indtvi-* 
dnalHät ond der individnellen Neigung gebildete Verbin* 
dang mit Andern grösseren Werth legen, als auf die« 
jentge, worin sich der Mensch vor aller Wahl als Glied 
einesi natörlichen oder geschiclitlichen Ganzen gesetSKt 
nnd bestimmt findet» Auch die Freundschaft kann hier 
freilich nur sehr änsserlich, mittelst der Reflexion snf 
ihre« Nutzen, begründet werden^^); indessen wird im 
weiteren Verlaufe so von ihr gesprochen, dass dieser 



neffistiatp di tioxs ßh v ya/m^otiy. Auch Luch. V^ 1009 ff« er- 
kennt den Werth der Ehe an. 

1) PiüT. adr. Col. 27, 6. Epirte* Dias. I, 23, 3. 

3)!Dsoo. 10: 7 ts TtffO^ r«? yovias tvxaQt^la nal 9/ n^9 ir«a a^lt- 
^ti9 evTrtHM, Di^g. selbst verweist biefiir auf Epikurs Testament, 
ebd* 18* 

3) DiOG. 120: Hai r^v (ptXiav S^d Tai XQ^iaS iyiviod^at], EriK. ebd. 
148: xflel f^v iv nprtif to*i tM^tofiivoiS (?) dotpdlsiixp ^kirn^ 
fidXiti^ %T^0H du vofii^iv cvvTsl&fifvtjv. Sk5. ep. 9, 23: der 
Weise braucht einen Freund non ad koc quod Epicmtu dicebat in 
hoc ipsa epijttcda (ein Brief, worin die cynische Selbstgenüg- 
samkeit St!1po*s getadelt war), int kmbeat, qvi Hii meffro assideat, 
■ nteewmu in tmcuia eonjecto vel tno/ii .* aed ut habeat aUquem, wie 
Skbt» schön sagt, cui ipse aegro assUeat, quem ipsum circumven- 
tum hostUi custodia Itberet, Cic. Fin. i, 36, 67: cum 4oH$udt> et 
väa sine amicis insidiarum et metus plena sit, rotkf tftäa fß9net 
amicitias comparare. 

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ISO Die epikureiielie Pliiloisophie« 

wissenschaftliche Mangel auf ihre ethische Äuffassang 
Iceinen Einfloss gewinnt. War es auch nur ein Thell der 
Sehole, und offenbar nicht der consequentere, welcher 
behauptete 5 die Freundschaft werde zwar zunächst um 
des eigenen Nutzens und Vergnügens willen gesucht^ sie 
g^e aber in der Folge in eine uneigennützige Liebe 
über'); ist ebenso die Annahme eines stiUsehweigenden 
Vertrags unter den Weisen, kraft dessen sie einander 
nicht weniger, als sich selbst, lieben, angenscheinlieb 
nur ein Nothbehelf^), so waren die Epikureer doch der 
Meinung, dass sich auch mit ihrer eudämonistischen Ab- 
leitung der Freundschaft die höchste Wertlischatzong 
derselben vertrage. Denn die frenndschaftliche Verbin« 
düng mit Andern gewähre ein so angenehmes Gefühl der 
Sicherheit, dass sie die höchsten Genüsse in ihrem Ge- 
folge habe; und da nun diese Verbindung nur dann Be* 
stand haben könne, wenn die Freunde einander ebenso- 
sehr lieben, als sich selbst, so sei die Gleichheit der 
Freundesliebe und der SeUistliebe durch die letztere 
selbst gefordert 3). Auch diese Deduktion lautet gezwun- 
gen genug; es ist aber auch unverkennbar, dass es nicht 
diese Reflexionen sind, durch die Epikurs Ansicht über 
den Werth der Freundschaft bestimmt wird, dass diese 
vielmehr allen jenen Nothatützen des Systems vorangeht. 
Wie sehr auch Epikur das Individuum theoretisch isoli- 
reu mochte, so war doch die Individualität selbst ins 
Element der Allgemeinheit erhoben, sofern nicht der 
sinnliche Genuss, sondern die Sicherheit des gebildeten 
Bewusstseins der höchste Zweck sein sollte, denn diese 
Sicherheit der Bildung erlangt der Mensch eben nur, 
wenn er von den einzelnen Zuständen und Empfindungen 
auf das allgemeine Wesen der Dinge und sein eigenes 

1) Cic. Fin. I, JO, 69. 
2} Ebd. 70. 
5) Ebd. 67. 

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Die Ethik. Die Freundscbafl bei Epikur. 201 

allgpemeiDes Wesen zarockgebt Ebendainlt tvar aber auoh 
dfe gegenaeitige VerbinduDg der gebildeten Individuen 
gefordert, denn wir können nieht auf das Wesea der 
menschlichen Natur reflektiren, ohne dieselbe Matur audi 
in Anderen aufzusuchen und anzuerkennen; und da nun 
auf diesem Standpunkt Alles auf die Empfindung zurück- 
geführt wird, so musste diese Verbindung wesentlich den 
pathologischen Charakter einer Verknüpfung durch Nei- 
gung* annehmen; in dem freundschaftlichen Verkehr mit 
Gleichgesinnten erweitert sich die epikureische Itidivt- 
dualit&t zur Allgemeinheit, sie hat ihm nicht folos jene 
Sicherung der äusseren Existenz, von der Epikur zu- 
nächst allein redet, sondern vor Allem die Sicherheit des 
Selbstbewusstseins zu verdanken, das in seinem weichen 
gefohligen Wesen der Anlehnung an Andere bedarf, und 
In ihren Reden und Empfindungen die Bestätigung der 
seinigen suchen mussO* Epikur äussert sieb daher über 
den Werth und die Nothwendigkeit der Freundschaft in 
einer Weise, die weit über seine eudämonistiscbe Ablei- 
tung derselben hinausgeht. Die Freundschaft ist ihm 
weit das höchste von allen Lebensgutern ')^ mit wem wir 
essen und trinken , ist ungleich wichtiger, als was wir 
essen und trinken 0; nöthigenfalls selbst die grössten 
Schmerzen oder den Tod für den Freund zu erdulden. 



1) Eben dieses Bedürfniss spricht sich auch in dem Rath au6» den 
Epikur ertheilt (b. Sbb. ep. 11, SO f. ep. 25, S%), dass sich 
Jeder irgend einen ausgezeichneten Mann (s. s. s. als Schutzhei- 
ligen) wählen sollet den er sich immer vorhalte, um gleichsam 
unter seiner Aufsicht zu lel>en. Der Einzelne bedarf ^iner frem- 
den Persönlichiieit zu seiner moralischen Unterstützung. 

3) B. Dioo. 148: wv ij awpia TraQawavd^ra* »ig TJ^t» tS ola ßi'a 
fMiiut^toTtfra nolv f/Uytiov iuv ^ z^ ^JUag xt^cts. Wenn wir 
b. DiOG. 130 lesen: tpilov re e9iva mrtjata^a^ Ixdv Qo<p6v\^ so 
muss hier entweder der Text verdorben sein, oder Diog. hat 
•einen Meister aufa Unbegreiflichste missverstanden» 

3) B. Sejbt. ep. 29, 59. 

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342 Die «pikureUehe Philosophie. 

wird der Weise kein Bedenken trap^n 0- D^^s M«l> ^^ 
Verlialten Epikars nnd seiner Scbnle diesen Grundsatoen 
entspracli, ist anerkannt'), und läsit sich aiieb in dem 
Verbaltniss Epikars su seinen Freunden eine geschmack- 
lose Sisslichkeit und eine Neigung zn gegenseitiger weieb- 
Ücher Bewunderung nicht verkennen ^), se haben wir doch 
keinen Grund, desshalb die Reinlieit seiner Gesinnung 
zu verdächtigen. Schon die Eine schöne Äeusserang ikber 
die Gütergemeinschaft *) kann beweisen, wie edel Epikur 
das Freundesverbäitniss anffasste. 

Auch sonst wird nicht blos Epikur selbst ein milder, 
wohlwollender und menscheufreundlicber Sinn nachge- 
rühmt ^J, sondern das gleiche Gepräge trägt seine Lehre, 
wenn sie der stoischen ünerbittlichkeit die Pflicht des 
Mitleids nnd der Versöbnlidikeit ®) entgegenstellt, den 



1) Flut, adv» Gol. 8) 7* Diog. 121. Dass dieser Satz nicht aus 
wahrer Gesionung hervorgegangen sei (Ritter III, 474) ist eine 
Vermutbung, die alle Berichte über Epikurs Verhältnis« cu sci- 
D6a Freunden durchaus ungerecht erscheinen lassen« Nur dass 
er inconsequent sei, hönnte man sagen; indessen wird sich auch 

' dieses nach dem (»ben Ausgeführten nur theil weise behaupten 



2) Der Epikureer b. Cic. Fin. I, fO, €5: o« vero Bpicurmt ma in 
domo 9t ea fuidem angn^ta quam magnos quantaque amoris consjd- 
ratione consentientes tenuit amicorum greges, quod fit ett'am nunc 
ab Ejncureis, Ebd. II, 25, 80 f. 

3) Beispiele b. Dioa, 5. Plvt. n. p. suav. vivi 15, 5. S« 16> 3* adv. 
Col. 17, ,5. 29, 2. 33, 2. 

4) DiOO. 11: xov re 'EtcUsqov f/trj a^tSv M to utoivov Harari&ia&ai 
raff ioiai «a^vnsp riv Jlv&ayvgap ttotvd rd rtuv ^ikmv Xiyovxa. 
dnteBVTWv yd^ 9iimt ro tü^'Svop' $i ^ dnitsutv iSi t^iXo»9, 

5 ) Nicht blos Diogbitbs (9 f.) rühmt von -ihm/ sein unübertreffliches 
Wohlwollen gegen Jedermann, seine Milde gegen seine Sklaven, 
von denen mehrere seine Schüler und Freunde waren, seine all- 
meine Menschenfreundlicfaheit: auch dcKRO nennt Ihn Tusc« IT, 
19i 44 vir optimus und Fin. II, 25) 90: bomem virum tt comem 
et kumamm* 

6) Dioe. 118 3 ^rc noldttuv oinivat ile^tp ptiinoi^ «lal wvyyvojfttjv 
Tiil aietv twp 9ira9eiäup> 121: intjtafi090&Ki witn inl t^ ^«o^- 
d'wgAax^ 

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Das Gänse djer ^pikiireischen Pbi^osopbie« JSS 

£c;oiflaia8 ihrer eigenen Theorie den Grundeatz O9 daa» 
e« bpberen GenaM gevfäfare, Wehltbeten zu erw^iaeo, 
als Woblthaten zu emjKfaogeii ; und fehlt es .uns auch an 
einer grosseren Aazahl von Eipzelausspruchen in die^jsr 
Richtung, so bürgt uns doch der ganze Cliarakter seiner 
Schule für den humanen und freundlichen Geist seiner 
£thik^). Gerade hierin möchten wir auch ihre geschicht- 
liche Bedeutung hanptsächiich suchen: durch ihren £u- 
dämonismus hat sie unstreitig vielfach geschadet^ und d^e 
Veriireichlicbuog der klassischen Völker thells beurkun- 
det ^ theils befördert, aber indem sie den Menschen von 
der Aussenwelt in sich selbst zurückführte^ und in der 
schönen Menschlichkeit eines in sich befriedigten, gebil- 
deien Gemüths das höchste Glück suchen lehrte, so bat sie 
in ihrer weicheren Weise so gut, wie der Stoicismus ijti 
seiner strengern, zur Entwicklung und Verbreitung einer 
freien und universelleu Sittlichkeit beigetragen. 

§. 40. 

Ueber das Gans&e der epikureischen Philosophie und ibrjB i^chicbtlicbe 

Stellung. 

Jüan hat der epikureischen Philosophie nicht selten 
den Vorwarf gemacht, dass es ihr an innrem Zo^amroea- 
hang^ und Consequenz fehle. Dieser Vorwnrf ist aqqh 
Biebt ohne Berechtigung. Wenn wir mit der Forderung 



1) Plut. h. p. ^u. vfvi 15,4 («rtinlich c. prine. pbilos. 5, 2) ttvrol 
$e<$rf.ti Xi/naiv wf ro tS ntUMtv i}$t6v i9^ TvvfcM'jtAv. Vgl« dfS 
Wort Jesu Apg. 20, 35. . 

2) Cic. Fin.JI, 25, 81: et ipse Bonus vir fuU et muhi Epicurei fuerunt 
et hodie sunt, et in amicküs fideles et in omni vita constantes et 
graves nee voluptate sed officio consäia moderatUes, Gan» beson- 
dars möchten wir aber für das Obige auf Horas verweisen, von 
dem STBieruikaT a* a. O, S. 470 mit Bec'ht «agt: )»Findet sich 
wohl bei irgend einem Dichter des Alterthums mehr wahrhafte 
Humanität und richtiger sittlicher TahC, als, namentlich ii> den^ 
Epislria, bd dam so sehr tni £!pili«r bwieigieiijdaQ tttvatioss? 

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264 1>>^ epiknreitclie Philosophie. 

einer darchg^inglgen nvissensehaftliebeii Begrandang^ «nd 
einer strengen theoretischen Folgerichtigkeit in der Ans- 
f&hrung an diese Philosophie herantreten, so werden 
wir nns von derselben vielfach nnbefriedi|;( finden müs- 
sen. Es ist nicht schwer, Epikur die Widerspräche nach- 
zuweisen, in die er sich verwickelt, wenn er den Sinnen 
allein und unbedingt vertrauen will, und doch fiber die 
sinnliche Erscheinung auf die verborgenen Grunde der 
Dinge zurückgeht, wenn er die logischen Formen und 
Gesetze verachtet, und doch sein ganzes System auf 
Schlfisse aus dem Gegebenen gründet, wenn er alle un- 
sere Wahrnehmungen für wahr, aber einen Theil der Ei- 
genschaften, welche sie uns an den Dingen zeigen, für 

^ blos relativ hält, wenn er nur die physischen Ursachen 
und Gesetze anerkennen will, und alle willkührlichen und 
eingebildeten Wirkungen zurückweist, während er selbst 
in seiner Lehre von der Abweichung der Atome und vom 
menschlichen Willen die unerklärliche Willkühr selbst 
zum Gesetz macht, wenn er alle Lust und Unlust auf die 
körperlichen Empfindungen zurückfuhrt, und doch die 
geistigen Zustände für das Höhere und Wichtigere er- 
klärt, wenn er aus dem Princip der Selbstsucht Vorschrif- 
ten der Hnmanität, der Gerechtigkeit, der Liebe, der 
Freundestreue, selbst der Aufopferung ableitet. Nur ver- 
gesse man nicht, dass auch die Stoiker, denen man doch 
Schärfe und Folgerichtigkeit, des Denkens nicht abspre- 
chen kann, in ähnliche Widersprüche gerathen, dass auch 
sie ein System des Rationalismus 'auf sensualistiscbem 
Grund aufFühren, eine idealistische Moral auf eine mate- 
rialistische Metaphysik bauen, das allgemeine Gesetz und 
die Vernunft für das allein Bestimmende und dabei doch 
die Korperwelt für das allein Wirkliche ausgeben, eine 
rigoristische Tugendlehre aus dem Selbsterhaltungstrieb 

^ ableiten u. s. w., ihres widerspruchsvollen Verhältnisses 
zur positiven Religion nicht zu gedenken. Wirden wir 

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Das Gans« der ep ikiireisehen Pbilosopbie* S95 

nnn den Stoikern Unrecht zu Ihun gplattben» w^enn wjr 
weg^en dieser wisseiisehaftliclieii Mäug^el und Widergpru- 
clie die Einheit und den ioneren Zusammenhang ihres Sy- 
stems laugten wollten, so fordert die Gerechtigkeit, dass 
wir auch den Epikureismos, dessen Mangel in dieser Be- 
ziehung vielleicht noch augenfälliger, aber doch wesent- 
lich gleicher Art sind, nicht sofort Terurtheilen, sondern 
ihm erst zi^ seiner Vertheidigung das Wort gönnen. Diese 
wird aber daTon ausgehen müssen, dass es überhaupt nicht 
reine wissenschaftliche Gesichtspunkte sind, durch wel- 
che die Ausführung des epikureischen Systems bestimait 
ist. Epikur sucht in der Philosophie eine Anleitung zur 
Gl&ekseligkeit^ ein System der Lebensweisheit Alles 
Wissen hat für ihn nur insoweit einen Werth, wiefern 
es diesem Zweck dient, und die gleiche Zweckbeziehung 
ist es, Ton welcher auch die Richtung und das Ergebniss 
seiner wissenschaftlichen Thätigkeit abhängt« Haben wir 
nun schon bei den Stoikern gesehen, wie aoa ihrer eili- 
seitig praktischen Fassung der. philosophlschea Aufgabe 
die. Hintansetzung der Logik und der Physik gegen die 
Ethik, die Anlehnung an eine ältere physikalische Theo- 
rie, der sensuaiistische Dogmatismus und die materiali- 
stische Metaphysik ihres Systems hervorgieng, so muss- 
ten alle diese Folgerungen bei Epikur um so sehfoifer 
hei^austreten, da er die Glückseligkeit nicht mit den Stoi- 
kern in der Unterordnung nnter das allgemeine Gesetz, 
sondern nur in der individuellen Befriedigung, oder d^^r 
Lust, suchte. Für ihn hatte die Erkenntniss der allge- 
meinen Gesetze nicht den gleichen Werth, wie für jene, 
er hatte daher auch nicht dasselbe Bedurfniss einer lo- 
gischen Technik, und konnte weit ausschliesriicber bei 
der sinnlichen Empfindung als der alleinigen und unfebi- 
baren Quelle alles Wissens stehen bleiben; er hrenehte 
ebensowenig vom nakten Materialismus zu einer Ansicht 
fortaragehen, ivelche die Materie selbst beseelte, und zur 

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SM Die epikureisebe Philosophie« 

«Trageiin der Vernanft machte; je iuissohliMillielier viel- 
mehr Alles auf rein mechanische Ursachen zurückgeföhrt 
war, um so Yoliständiger mochte er das ladividuam mit 
seinem Streben nach Glückseligkeit von allen traoscen- 
denten Machten befreit und rein auf sich selbst und seine 
nattfrlichen Kräfte gestellt glauben; vnd da nan keines 
der älteren Systeme diesen Standpunkt der mechanischen 
Matarerkiärung so rein durchgeführt hatte, wie das ato- 
mistische, da eben dieses den epikureischen Ädsiehten 
über den absoluten Werth des Individutims die stärksten 
•metaphysischen Stützen bot, so war es ganz nat&rllcb, 
wenn sich Epikur ebenso eng an Demokrit anschloss, als 
die Staiker an Uerakllt, nur dass ihn das praktisebe In- 
teresse der individuellen Freiheit bestimmte, durch seine 
Vorstellung von der Abweichung der Atome die Conse- 
quifenz der demokritischen Naturlehre zu zerstören. Wie 
sieh ans dem Princip des Eudämomsmus die unterschei- 
denden Bestimmungen der epikureischen Ethik, in ihrem 
tiegensatz gegen die stoische, entwickelten, {)l*imcht hier 
kaum angedeutet zu werden. Well aber die Gl&ehselig- 
kett von Epikur nicht in dem sinnlichen Genuss als sol- 
chem, sondern in der Schmerzlosigkelt^ der Ruhe ««d Hei- 
terkeit des Gemüths gesucht wurde, so erhlell seine l^t- 
tetilehre, trotz ihres Eudämonismus, doch wieder jenen 
edleren Charakter, den wir in ihren Bestimmungen über 
das Vorhalte« des Weisen zu körperlichen Schmerzen und 
Begierden, zuArmuth and Reichthum, Lehen und Tod, 
ttt der milden Humanität der epikureischen Sehule, in ik* 
rem warmen und ausgebildeten Sinn Skr Freundschaft 
naebgewiesen baiien, und eben diese Eigeithiimlichkeit 
Hrasste .Mich auf die Physik zurückwirken, und Epikur 
ttii etneir eingehenderen Beschäftigung mit derselben ver- 
antoseen; denn so wenig die Natiirfor^ehun^ als solche 
für Ihn ein Interesse bat, so kann er sie d4ch desshaib 
nicbt entbehren; weil die Gemütlisruh/4 «ohne 4ie &eMt- 

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Geschichtliche Stellung der epikor. Philosophie. ÜK! 

«fss der Mtnrilehetf Urmehcn, und ohne die Befreittag; 
vo« dem religiösen Aberglanben nicht zn gewinnen int. 
So slelit Sfcli dnrcli das epiliureisclie System , trotz sei- 
ner wissensebaftlichen Lücicen und Widersprfiche, docli 
ein fest ausgeprägter Standpunkt hindurch, alle seine we- 
sentlieben Bestimmungen dienen demselben letzten Zwe« 
cke, und mSgen wir auch die folgericlitige iButwickInng 
einer theoretiselien Weitansicht in iiim vermisisen, so 
fehlt es^ilim doch keineswegs an derjenigen Coosequeiis, 
welche aus der durchgeführten Beziehung des Einseinen 
auf ein liestimmtes praktisches Ziel hervorgeht. 

Wollen wir nun den Epikureismus in einen grosse- 
ren geschiehtliclien Zusammenhang einreiben, so zieht 
zunächst sein Verhaltniss zum Stoicismus unsere Aufmerk- 
samkeit auf sich. Der Gegensatz der beiden Schulen liegt 
auf der Hand, und ist auch von uns an allen bezeichnen- 
den Punkten hinreichend bemerkt worden. Nichts deeto 
weniger iiaben sich beide in so vielen Beziehungen ver- 
wandt gezeigt, dass wir sie durchaus nur als zusaminenr 
gehörige Glieder Einer Reihe, und ihre Differenz nur ab 
einen Gegensatz innerhalb derselben Ha«ptrlcht»ng be- 
trachten können. Beide begegnen sich zunächst .schon 
in dem allgemeinen Charakter Ihres Philosophirens, bei 
beiden überwiegt das praktische Interesse über das 
theoretisebe, beide bebandeln die Physik und die Logik 
al» blosse Hulfswissenschaften der Ethik, und diePhysih 
indMSondere vorherrseliend aus dem Geaicbtspvnkt ihrer 
Bedeutung fnV die Religion , beide l^^en aber dabei der 
Pbysih weit höhere Wtefatigkeit l^el, als der Logik, und 
wenn die epikureische Vernat^blässignng der logisciien 
Technik stark genug gegen den Fleiss absticht, wiomit 
sieh die Sto&er ihrer Bearbeitung unterzog^en haben, oo 
treffen doch beide Parteien darin wieder zusammen, dass 
sie nur in der Untersuchung iiber das Kriterium grössere 
Selbständigkeit an den Tag legen. Dieses selbst wird 

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Die epikareiscbe Philosophie. 

ron beiden seDSualisUich g^efaest^ und beide haben hieza, 
ftllea AnzeiGhen nach, die gleichen Gründe: ihr SensDi- 
limms ist eine Folge ihres einseitig praktischen Stand- 
punkts. So wird auch die Skepsis von beiden Seiten 
gleichmässig mittelst des praktischen Postulats widerlegt, 
dass ein Wissen möglich sein müsse, weil sonst keine 
Sicherheit des Handelns möglich wäre. Selbst darin ge- 
hen beide noch zusammen, dass sie nicht bei der sinnli- 
chen Erscheinung, als solcher, stehen bleiben wollen, wenn 
gleich Epiknr mit der stoischen Ansicht über den Vor- 
zug der begrifflichen Erhenntniss vor der sinnlichen so 
wenig, als mit der logisclien Analyse der Denkformea 
einverstanden ist. Dass sich mit dem Sensualismus so- 
wohl im stoischen als im epikureischen System ein ent- 
schiedener Materialismus verknüpft, wird man natürlich 
finden, merkwürdig ist aber, dass dieser Materialismus 
von beiden auch durch die gleiche, ihrem praktischen 
Standpunkt entsprechende *) Definition des Körpers be- 
gründet wird. In der näheren Bestimmung und Ansfüh- 
rnng dieses Standpunkts gehen nun allerdings beide fast 
noch weiter auseinander, als die zwei älteren Physiker, 
deren Führung sie sich anvertraut haben , und es kommt 
namentlich in dem Geg;ensatz zwischen der stoischen Te- 
leologie und der mechanischen Physik Epikurs, zwischen 
dem fatalistischen Pantheismus auf der einen, dem deisti- 
sehen Atomismus und Indeterminismus auf der andern 
Seite, zwischen der spekulativen Orthodoxie der Stoiker 
und der irreligiösen Aufklärung der Epikureer, der ganze 
Abstand beider Schulen von einander zum Vorschein. Da- 
für begegnen sie sich aber in dem Tfaeile der, Physik, 
welcher für die Ethik der wichtigste ist, in der Anthro- 
pologie, wieder darin, dass beide die Seele für eine fener- 



1) M. Tgl. bieniber, vras %» 33* über den »toischen Materialismus 
' bemerkt wurde« 



dby Google 



Der Epikureismns und der Stoicismus. 

nod loflartige Substanz halten, und selbst der von der 
Wechselwirkung zwischen Seele und Leib hergenommene 
Beweis für diese Ansicht ist beiden gemeinsam, ebenso 
nnterschelden aber auch beide zwischen den höheren und 
den niedrigeren Bestandtheiien der Seele, und auch die 
Epikureer fuhren unter dieser Form die Vorstellung von 
der Erhabenheit der Vernunft über die Sinnlichkeit und 
den Glauben an die himmlische Abkunft der Seele in die 
Psychologie ein. Der Schauplatz des lebhaftesten Kam« 
pfes zwischen beiden Schulen ist die Ethili, aber doch 
stehen sie sich auch in dieser viel näher, als man auf 
den ersten Anblick glauben sollte. Zunächst freilich 
scheint es, ein schrofferer Gegensatz lasse sich gar nicht 
denlien, als das epikureische Princip der Lust, und das 
stoische der Tugend, und es ist auch ganz wahr, beide 
stehen sich diametral entgegen. Nichts destoweniger han- 
delt es sich nicht blos im Allgemeinen bei beiden um 
dasselbe, um die Glückseligkeit des Subjekts, sondern 
auch die Bedingungen der Glückseligkeit werden von bei* 
den in verwandtem Geiste bestimmt. Nach Zeno ist die 
Tugend das höchste und einzige Gut, nach Epikur ist es 
die Lust; aber indem jener die Tugend wesentlich in der 
Zurückziehung ans der Sinnlichkeit oder der Apathie, 
und dieser die Lust in der Gemüthsruhe oder der Ata- 
raxie sucht, so stimmen beide darin uberein, dass der 
Mensch eine unbedingte und bleibende Befriedigung nur 
dann finde, wenn er durch sein Wissen zur Sicherheit 
eines in sich beruhenden Selbstbewusstseins und zur Du* 
abhängigkeit von allen äusseren Reizen und Schicksalen 
gelangt ist. Es ist die gleiche Unendlichkeit der auf sich 
selbst und auf die abstrakte Allgemeinheit des Bewusst» 
Seins beschränkten Subjektivität, welche beiden Syste* 
inen als gemeinsame Voraussetzung zu Grunde liegt, und 
beide haben diesen Gedanken unter derselben Eorm, an 
dem ideal des Weisen, und grossentheils mit den glei^ 

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970 Dit epikureische Philosophie» 

chen Zttg;aB ausgeführt; denii anoh der epikureische Welse 
ist, wie wir gesehen haben, über Schmerz und Bedarf- 
iiiss erhaben, auch er erfreut sich einer unirerlierbareo 
Vertrefiichkeit , auch er wandelt wie ein Gott an Ein- 
sicht und Glitckseligkelt unter den Menschen. Selbst die 
verschiedene Würdigung der Lust und der Tugend gleicht 
fidch im weitern Verlaufe wenigstens ttrallweise aus^ wenn 
wir sehen, dass weder die Stoiker die GiäclLsellgkeit von 
der Tugend, noch die Epikureer die Tugend von der Gluek- 
Seligkeit zu trennen wissen. Wenn endlich beide Syste- 
me zwar eine gemeinnützige Thätigkeit empfehlen, aber 
zum Staatsteben kein rechtes Herz zu fassen wissen, so 
mag iounerhitt die Anerkennung einer natürlichen Gemein- 
schaft »nter den Menschen, das positivere Verhältuiss zn 
Staat und Familie, der grundsätzlich ausgesprochene Kos- 
mopolitismus die Stoiker, die Pflege der Freundschaft 
und die menschenfreundiidie Milde ihrer Moral die Epi- 
kureer auszeichnen: neben diesen EigenthümUchkeiten 
lasst sich aber doch das Gemeinsame nicht verkennen, 
dass beide den politischen Charakter der antiken Sittlich* 
keit aufgeben, ond sich mit ihrem tiefsten Interesse vom 
öffentlichen Leben abwenden, um dafür in dem reinen Ver- 
hältniss des Menschen zum Menschen die Graadls^j^e für 
einen moralischen üniversalismus zu gewinnen. Das 6e- 
sammtgewicht aller dieser verwandtschaftlichen Züge ist 
gewiss bedeutend genug, um die Behauptung zu recht- 
fertigen, dass der Stoicisitius und der Epikureismus trot2 
ihres tie%reifenden Gegensatzes doch weseiitlieh auf dem 
gieiehen Boden stehen, und dass ihr Gegensatz selbst nur 
desehalb so scharf gespannt ist, weil es ein und dasselbe 
Princip ist, in dessen verschiedene Seiten sie sifh tbei- 
len. Beiden Ist die abstrakte Subjektivität, dua zar All- 
gemeinbeit gebildete Selbstbewnsstseln das Hoehste^ und 
nicht Mos die siralichen Zusiäliie, sondern auch die vvis- 
seaaehafiliclae firketmlniss des Objekts und die OaisteW 

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Verhältniss des £pikiir«iymu8 &ar alterea Pbilotopbie* 2f t 

Iniig^ der sitilieheii Idee In efnem äosseraii Gameiiitf csen . 
habe» jenem g^twabet nwr untergeordnete Bedentung; 
in diesem Selbst bewuesteein beeteht die Gliif^kieligkeit ; 
die Eraeugung denteiben Im Menschen ist der Zweeli der 
Philosephie, und niir \veil nud wiefern es diesem Zweeli 
dient, hat das objektive Wissen einen Wertb. Was die 
beiden Sobnlen trennt Ist nur die Ansicht über die Be« 
dingangen, nnter denen jene Sicherheit des Selbstbeivnsst« 
seiDS gewonnen wird: während sie die Stoiker durch dje 
absolute Unterordnung des Einzelnen unter das Gesetz 
des Ganzen zu erreichen hoffen , sind die Epikureer um- 
gekehrt der Meinung, der Mensch könne nur dann befrie- 
digt in sich selbst sein, wenn er durch nichts ausser ihm . 
Liegendes beschränkt wird, die Befreiung des individuel- 
len Lebens von aller Abhängigkeit und allen Störungen 
sei die erste Bedingung der Glückseligkeit; jene erklä- 
ren daher die Tugend, diese das Ihdividuelle Wohlbefin- 
den, oder die Lust, für das höchste Gut* Indem aber die 
Lust selbst von den Epikureern nur negativ, als Scbmerz- 
lesigkeit gefasst, und auf das Ganze des measeblichen , 
Lebens bezogen wird, so erscheint sie Ihnen wesentlich 
bedingt durch die Mässigung der Begierden, durch die 
Gleichgültigkeit gegen äussere Uebel und sinnliche Zu- 
stände, durch die Einsicht und das der Einsicht entspre-. 
cbende Bandeln, mit Einem Wort durch die Tugend und 
Weisheit, vnd so kommen sie mit einem Umweg am Ende 
ZB dem gleichen Resultat, wie dfe8toiker> zu der.Ueber-, 
zengnng, daas die Glückseligkeit nur dem zu Tbeil werde,^ 
welcher schlechthin unabhängig von allem Aeussern ufd 
schlechthin einig mit sich selbst ist. 

Zu der älteren Philosophie steht der Epikureismus 
in einem ganz ähnlichen Verbältniss, wie der Stoicismus. 
Zwar eoltte Epikur selbst, wie behauptet wird ^), keinem 

1) DioG» 7 f. Skxt. Matb. Ultk Puit. n, p. su* nvi 18, 5, Athkh 

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2Tt Die epikareisohe Philosophie« 

von seinen Vorgfängern die Anerkennan^, welche er den 
Männern, denen er so viel verdankte, schuldig war; diess 
beweist aber natarlich nur far seine persönliche Eitel- 
keit, nicht g^egen den Einiuss der froheren Philosophie 
auf die seinige. Vielmehr steht es mit ihr in dieser Be- 
ziehung im Wesentlichen ebenso, wie mit der steiscben. 
Beide gehen von dem Bestreben aus, die Wissenschaft 
von der metaphysischen Spekulation zu der einfacheren 
Form einer pralltischen Lebensweisheit zurückzuführen. 
Beide wenden sich daher von Plato und Aristoteles, de- 
ren Leistungen sie merkwürdig vernacblässfgeo , zu So* 
krates und denjenigen Sokratischen Schulen zurück, wel- 
che ohne umfassendere wissenschaftliche Begrändung; bei 
der Ethik stehen geblieben waren; nur brachte es ihre 
materielle DliFerenz mit sich, dass Eplkur ebenso an Ari- 
stipp anknüfpfte, wie Zeno an Antisthenes^ Von denCyreoai- 
kern* hat Epikur nicht blos in der Moral das Princip des Be- 
donismns, sondern auch in der Erkenntnisstheorie die Be- 
hauptung aufgenommen, dass die Sinnesempfindung die 
einzige Quelle unserer Vorstellungen, und dass alle £01- 
pfindung als solche wahr sei, und auch den Satz kann er 
nicht ganz zurückweisen, dass die Empfindungen zunächst 
nur von unsern subjektiven Zuständen, und daher nar 
von den relativen Eigenschaften der Dinge Kunde ge- 
ben 0; mit den Cyrenaikern lehrt er, dass die wahre Lost 
nur durch philosophische Einsicht zu gewinnen sd, nnd 
dass diese Einsicht vor Allem die Befreiung des Geistes 
von Leidenschaften, Furcht und Aberglauben zu bewirken 
habe. - Indessen weiss er sich doch keineswegs nnbedlogt 
an sie anznschliessen. Sein ethisches Princip unterschei- 



VIII, 354. Cic. N. D. I, 33, 95 — doch vgl. Piw. CoL 5, 5 
die Angabe, dass EpiKur den Demokrit als seinen V<nrgaiiger va 
hohen Eliren gebalten habe. 
1) M. vgl. in dieser Beziehung mit den $. 37 gegebenen Belegen 
über Eprkur unsern 2. Tbl. S. 123 f. 

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Verhältnits Kpikurs tu d.'0yrieiiiili6fVi ii. 'bemokrit. tti 

detf fllth'vün ifetii cyrenafschen , wie frfifher gBt\i\gi wtat<^ 
de, dureft die wichtig^e Bestfmmong^, dass nicht der sfnif«^ 
liehe und einzelne Genuss, sondern nur'die OemDtHarnh^ 
als Gesadimtzasfand der letzte Zweck uni' das faacifke 
Gnt'seih soll: ebeildÄmii war es ihm aber Buch utittiS^-* 
lieh 'gt^niacht, mit den Cjrenallcern, vnbelißntniei't ntÄ dMf 
Objekt, bei deir Empfindung^ als "solcher*, bei' d^ni vievdh^ 
zelten subjektiven Eindruck stehen zu bleiben; er musste' 
vielmehr eine auf wirklicher Erkenhtniss der Dfnge be-' 
rahfetide'^eberzetijg^uhg; anstrfebeji, denn njir Mt eine sol^^' 
che liess sicheine g^^Ieichmässfö^e ^nd gesfbhette Gettidtii»- 
stimniongf gründen. - Epiknr weicht dkhei' nicht "Mos in' 
Betreff der Sfnnesempfindiing dadurch "^ von Aristfppabj' 
dass' er alle Empfindungen auf äussere Efndr&cke, deren, 
trene Darstellung sie sein söHeh, znriickf&hrt, sondern 
er siebt 'sich liuch gfenöthigt, der cyrenaisbhen' Verach- 
tung^ aHer physikalischen Theorieen ebenso eiitgegen£u- 
treten^ wie die Stoa der cyi^sciien Vefachtun^ de^r» WW-» 
senschaft entgegentrat, und in der demokritischen'PHysfk' 
den Wissenschaftlichen unterbau ffir seine Ethik zu su- 
ch^ir, den Jone Ihrerseits im Heraklitischen Sj^Mem'fand.' 
So 'ei)g er sich aber, gerade weg^n di^rSehwSehe sefhesi 
natiirWfsaenschaftlichen Interesse's, an Demokrilr lialt,dd' 
wenfg fSkst sich doch verkennen, dass diese ganze phy-' 
sih^ahsche Theorie f&r ihn blosses Mittel fiv ethiääh^ 
Zwiedke, und insoFiern von dnrchakts relativeili Wärth Ist/ 
wie er sich denn aucih nicht Im G'Crlngsten b^d^rikf^ dib 
ganise Con^equenz derselben durch die Annahmt dei-'Ato-!' 
mebabwelchung und der WillensiTreiheit' aufzuheben. Dief 
Yoi%tMiuni^, all); ob Epikur nur eine zweite Auflage ^on 
Demokrft wärby Ist nicht bids im'Allgemefnen utiwahr^^ 
scheinlich, denn die Geschichte kennt iiberhanpt keine 
solche Wiederholungen, sondern sie ist auch tbatsächlich 
ol^erttacl^lich mnd unrichtig;. (e;ine. genauere Beob^cfitung 
zeigt uns, dass selbst da, wo die. beiden Philosophen in 

Ott PbilofOphie der Griechen. lU. Theil. ^^r^ 

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)[^ .piß epi^lf^reisclie Pbilosophi^. 

i^X^.9 eip3ie|nea Pel|aiipiiing;<;o ubereiostiomeoi ijf^ die 
Qe4?utmis; 4ieser Bebauptuo^en und der gwi^ ^eist ib- 
vfir . Sy^tefpi^ aufj's Weiteste auaeinan^ergeht. Demokrit 
vifiy ^ae Grk}ärun|; der uaturlieben Erscheiomigeii aas 
naturUijbfA^ üfsacheo, eine Natur w iaaen sc haft rein 
im.Jhr^r, selbst jpvUle^ii ^P^r wlU eine Nataraosiebt, 
vi[f|lph/e^ it^jq, di^n Piijni^t leistet, voa deai iunereti Leben 
des Meiiscbep sL^^nde Vorstellungen fern zu balten« Die 
Pt^ysik. ftpbt liier scblecbthin im Dienste der Etbik» und 
wßg aic^.Aifcb materiell einem älteren. Syst^iu enfnommen 
ynßfdejß^ .il^re gvuze Stellung und Bebaudluqg gebort ei- 
ifpm.wfs^ntlich neuen 8t;an^piinkt an, sie liat. die Sokra- 
tispbe Eittkebr des Svbjekts in sich si^lM^ imiA die so- 
phiftische Ver^/i^atidlAng. der Natnrphilpsopbie in ein«, aiib* 
jjBktfve Aufklärung fu ihrer 3;escbicbtlicben Vorausseiziuig; 
upd sie/ si^Ibst .is^f . an ilirem Orte nur aus jener allgemei- 
nfin Abwendung dea Denl^ens von. der reipen Theorie zu 
ejckl^^i welcii«; diQ gem^üfsaipe Eigevtlii^aiLliiPlikeit d^r 
mfC^pfe^otelifchen Pbilpsopjl^ie ausmaeht. 
., . Aus9e,r:4ea,j;enaimten hat.siph der Epikureism^ß, so 
Tie),.bc^i^¥i>|t.is4).:mit M^oem der frMb^reii Sy^teoi^ aus^ 
4rMfd^cb ; ^B /^nsiinaoie^Uang, g^se^t» und sdM s^ipi;. Po- 
Minibi gjegßi;: diqapl^en scheint nufr in.allgenicjiii abspr^e- 
e^deji olierA^^blicben Urtbeilen . bestanden, zifi^habea 0* 
Ati^r jdpcb,)l4sat ateh nicht verkennen, da^sanch d^rEpi- 
kfirefafgiua di^ vßu Spkrates aHsgegangeneI)enkweise nicht 
blq§ ia 'fbiier cyrenaiscben Abzweigung, sondert} auch in 
dfj|vPlatanis<;li-Arisl)pteliscbeii Uauptstamw vpir^i^s^tzt. 
lif^ffin Pl^to» und Aristoteles das.imipaterielle W:es/^ff.,der 
Pinge, vqp der, sii^^ichf jp Er^ic^eiaung unterscbie^fO' itad 
ihni all^i^r abi9oll^c| Wirklichkeit zued^ana^ batteif^ . sf 



. 1 ) Solcbep Art sind weni|;^ten8 die Aeusserungen Epiliurs ü^r feine 
Vorgänger, welche die in der vorletzten Anm, angeführten Stel- 
- ''ictt ekith^lten, nnd auch was fhvr. adr. OofoteÄ atiÄ öir äibHft 
.u . dWH» Epiltüraeraroiithtiil, lautet nicht aado^ • :• y,.i.- 

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VerhiltDiflt Epiknrs sui ^latD und Aristoteles. BM 

iftrd» 4Reto<i Anstellt von fipikur Ewar ebenso ^^le^. von 
Zeilo, auC 4^m metaphysischen Gebiete dureli sefnen Ma<- 
terialisoiiis bekämpft^ aber anoh erikoitinit trotz dem in 
finiktisober Bezicbung durch alle jene Belttimoionfi^n aof 
sie zoruek, dwch welche steh seine Lehre von der cyve^ 
naischen untersobeidet und der stotsohen annabeti;. Cs 
ist achnn früher bemeiüc worden^ dass jenie Gleicli^ültigs« 
kalt s;e|^e» die unmittelbaren otuuffcheh Zustände^ jeiii 
Zurucksiebwigf des Bewusitseins -Mi- sieh selbst, j^he 
Befeiedigung des denkenden Subjekts in sich, welcbe-fipl^ 
kur nicbt minder bestimmt verlangt, als dfe Stoiker nnd 
die glelehseitigeh Skeptiker, nichts Anderes nei, als eine 
ConseqnenK des Piatönisch-Ari^otelischen metapliyBiaohen 
SpIrilnalismnS) und dass anoh der Matieriailsmns der naob-» 
ariMot^ideben Systieme keineswegs an» eiilem einfacbeb 
Rjucbfail in die.vosrsokratiselie Naturphilbsophie^ eimiimn 
viekaiekr »ör au^ der einseitig praktischen Fassning' fc» 
oes SpiritnalisDHis zu.eihläk^n sei^ dass diese Sysledbe 
den Geist In der N^tur, und. anch in der olenkchliebeli 
Natv^' selbst, :nur. deasliälb län|;»en, well sie die. Crhe-t 
bdftg/ iabSer die: Sinüllchkeit äusaehliessllch im Seibsibe^ 
wusstseln und der subjektiven Thätigkeit soehenl. Did 
Richtigkeit dieser Bemerkung lässt sich gerade an der epi- 
kuceiscben Lehre^ trelt dec Harte and Sehrbffheli ililres 
Materialismus, nachweisen. Denn wesshalb will Epiknr 
alle unkörperlichen Ursachen und alle Teleologie mit die- 
ser Unerbittlichkeit aus der Physik entfernt wissen, und 
Sich gane «Itienge auf die meehi^niselie Näturet-klii^ung 
k^escbipaiAeR, als desfidialby weil er- durch dfe Annahm« 
toii' anderen, als niechbniddi - wirkenden Kräften die Si^ 
eberbefi desSelbe^bewu^stii^ns getebrdet gtanbt, weit 
er den festen Boden der Wirklichkeit an transcemdente 
MicMe Kit vetiieren, das mensehlitlie Leben unberecheh'^ 
bai^ filMässeti pyeistett{i;efafeif fürchtet, sobald er etn ati^ 
derei als das körperiletie Sein iugieiH;? wie wetiig; Metbi' 

18* 

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S76 . ; . DifrSkepflia. , 

ttr.andererseito In seiner . L^lifeiiflafisicibt sltlbtl Jkei- der 
aioliliokeB tiegeawart fttehen^-weii« er Seiten .Weisen 
völiig frei von allem Äeusseren in steh selbst «in .yoll» 
kommeuesfiliicli feniessen lässtJ Nur dasselbe Ideal stelr 
Isa aber auch die epikureiscbeu Götter dar, tvekke in 
ibrer isolirten Selbsl^schasung mit nichts Anderem gros« 
sere Aehnliehkeit habe», als mit dem gleichfalls maller 
£inwirkiittg auf den W.eltlaiif sieh enthaltenden, nvf'sich 
selbst denkenden Gette des Aristoteles. Wird auch das 
Fairsichsein des denlieliden Geistes our von dem Letzte- 
i^esfr rein und würdige von Epikur (tegegen selbst wieder 
siilnlieh, und darum widerspruchsvoll^ ja ungereimt dar- 
geflltstlt, so ist doch der Zusammenhang beider. Vorbei* 
Idttgeii nicht zu verkennen. Eis analoges V^rhältniss fin- 
det überhaupt swlsclieo der. Epikureischen, und* der Fla« 
tonl8cli^Arist{Dteliselieii Philosophie statt, aber so wenig 
a«jelt feoe mit dieselr ap Tiefe und Umfang des wissen- 
sdtaftKcheu Cleistes zu vergleichen: ist, so dürfen :wtr sie 
dodb Hiebt für eine. blosse Eniartnng. der Pbilosopliie hal- 
ten,, mr miiisfiles vielmehr auch, in ihr ein berechtigtes, 
wesii'auth ^Inseitig ausgebildetes, Glied in der Entwick- 
lung des griechischen Denkens anerkennen« 

C. Die Skefisis. Pyrrho und die neuere Aksd^mle. 

''•• '. ' ■ • ■ S., 41. ■ ■ ■■* • '•"',' ' 

P y r r h o. 

i- « . . . ' .. ■ • . . • • 

^ Sowohl der St0ipism|is, als der Epikuncyismus war für 
s^jiir.GliiükseUgkeitsslirehi^a von bei»Uoimt«n d^m^tifliebea 
Voraussetzung^ ^ausg^li^g^; c|i($ skeptiiSchett Schulen 
fucbeti dasselbe Ziel mittelst der Aolbebwng jederidog^ 
maMscken Voraussiet^^ung^ zu. erreichen« So v^i^chieden 
aliec.die Wege auch: sein langen ^ das. E»dergebnt9$ ist 
dßn gleiche, dass die GJiioksellgkeijt nuir in 4ler £rheb«ng 
d^fvftewusstseins lilieir aUe«;Aeussere) in .decSSufuckste«» 

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Allgemeinor CfaaraliUr der Skepsis. 2T7 

hdttg 4eft Mensehf»' aqf , aein deohendes Selbatbewu^sAr 
aein Itegen Uiioe; Die pnolitriatoleliache Skepsis bewegt 
sieb .ni<{ht Mar iai Allgemeinen In deraeliyen Riobtunif) 
wie .ike glclcheelfelgen d<^gniiitis<iben Systeme,, sofern auch 
sie dfe Aufgabe der Philosophie wesentlich prakiiacb 
faast, utHl:.deQ Werth der Ibeoretispben Uatei^^cbangea 
»aeH Shretad Einflnas auf das .Verhalten und diq (llao)(se^ 
li^keH d^ Sabjekta b^misst, soadern sie. trifft mit ihiißii 
auch In .'der etbtscheu.'LeibeDsaQsIcbt selbst , %u^amip€)>>> 
diejindas Ziel> za, dem sie den Menschen binfMlit<^l\ wM^>' 
ist dasselbe, welches auch jene atastreben, die Ruhe des 
Gemüths, die Ataraxie. Der Unterschied ist nur, daas 
die Epikureer, wie die Stoiker, die richtige Beschaffen- 
heit des Subjekts durch die Kenntniss der Welt und Ih- 
rer Gesetze bedingt glauben, wogegen die Skeptiker der 
Meinung sind, nur durch den Verzieht auf alles Wissen 
lasse sie sieh fest begründen, und dass In Folge dessen 
auch die ethische Stimmung selbst bei jenen auf einer 
positive» Ueberzeugung in Betreff des höchsten Gutes 
beruht, bei diesen nur auf der Gleichgültigkeit gegen Al- 
les, was den Menschen als ein Gut erscheint. So wich- 
tig aber dieser Unterschied dei* Staifedpunkte an sich ist, 
so wenig lässt sieh doch verkennen, dass die Skepsis in 
beiden Beziehnngen nur den gleichen Weg weiter ver- 
folgt, anf dem wir den Stotcismus und Epikureismus ge- 
troffen haben, dass der skeptische Verzieht auf alle Er- 
kenntniss und alles Interesse an den Dingen nur das Ex- 
trem von jeuer Zurückziehung des Subjekts auf sich selbst 
ist, welche wir als den gemeinsamen Grundzug jener bei- 
den Systeme bemerkt haben. Diese drei Richtungen des 
Denkens gehören daher nicht blos Einer Zeit an, sondern 
sie aind sich . auch innerlich so verwandt, dass wir sie 
nur als die drei Zweige desaelben Lammes betrachten 
können. 

Die friiberePhilosophie bot der Skepsis mehr als Ei- 

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4t8 • I>ie 6kep«<ar 

ifen Anktifipfangspunkt. Einerseits bette die megtLtlßnM 
Dliilektik nivd die c^nicrelte Lelire Ton den Begriffen rnni 
Sätteen eine Wendung genommen, die xur Aufhebung al« 
1er Begriffsverbindung und alles Wissens gePtthrt bsite i), 
iindei*eTseitB soll Pyrrho dlircb die demobritftsicbe Sebnle 
efneir Anstoss zu seinem Zweifel erhalten babeti^)^ na- 
mentlf^h toocbteabe^dle kühne Entwicklung der Plkt&< 
niseben und Aristotelischen Spekulation bei jsotelieii, die 
ihr nicht zu folgen wussten, 4ie Wirkung berTbrbringen, 
dietss' sie gegen alle Spekulation mlsstraulscb wurden, und 



i) M. 6; unscrn 2. TW. S; 109 f- 115 i.' " • 

'. sj.Kftcbdan . schon Depu^olirit der. Moiüiohea . Waima^limung ; jede 
.Wahvjjei*.- abgesprochen halte (ui. s. unsern 1. TJil. S. 202), be- 
gann sein Schüler Metrodorus aus Chius eine Schrift mit den 
' ' yVorteni ^s$B}i ?'fio7v »dtv* oISsv sS^ »vrv r^ro 'TTOtegov '6Tia/iiv 
■ > ' ^ £h aitlldinsv (A niOTOHi, b« Eu8. pr, ev, X I V,- 1*9» 9, 'Se*t. Math« VII, 
.38. Qic. 4cad. II, 23f 75)^ Von ihm soll mm die Skjepfiis, sei es un- 
mittelbar, oder durch Vermittlung des Anaxarchus, zu Pyrrho ge- 
^kommensein(ARisTOKL. a.a.O. Nüähn. ebd. 6.6,4- i)iOG.I!fc,61.63. 
' Vgl; SnT; Math. VII, 87), und hieipit Hesse sitit aUch die. $k^ 
, Ijsfiiie At^imtif iPombinireQ: da sich die A^araxie auc]b hetjj»^- 
. kur^, dem angeblichen Schüler des' Pemokriteers Nausiphanes 
findet, so konnte man vermuthen, däss schon vor Pyrrho fn der 
Demokritisehen Schul« eine der Pyrrh^nniehen vei^randie Lehre 
««agiAildät gewesen sei, der Epil^ur. . j^eipe^ , At^saxlfif entiw^pi^n 
habe» Inde^sfn ist dieser ganze Zusammenhang höchst unsicher. 
Von Demokrit haben wir seiner Zeit gesehen, dass sein Zweifel 
nur der Wahrrieh mung, nicht "der Vehiitnfterkenrntniss galt; nicht 
• ' rnideHB^vertiük es sich wohl auch, trotz, de» eptgfgenltq|i«eii)ep 
; Aanahine des AjiiBT0ft|.ES4 mit M^U^od er . (dessen,, 4cm9l(riti8che 
, Schülersi^haft AniSTOHtEs überdiqss mit ein^m rpaol einfuhrt), 
denn nach AaiSTOiiiES a. ä. Öl sagte er im' weitern Verlaufsei- 
ner Schriflt or$ naivr^ i^>^' o &v ^ii "voTfötti i Jenes Woit am 
«AnCang dei*a<1ben Rollte, datier vvpdjl hur/^eQ^ge^öi^dic^p.^tf^ld. 
. des menschlifilien Wissens bezeichnen. . Von Anaxarch wird nur 
berichtet (Sext. a. a. 0.), dass er die Welt einer Skenograpliie 
verglichen habe, T^as um nichts skeptischer leutef, als «Rd eilt- 
s^tobendon Pialoni^rheii Aenasepungeit, fib^r die ainnlklif 6r<' 
scheinung. Was endlich die Ataraxie betrifit, so konnte Ep,ikur 
diesem Wort unmit;|elba^ von Pyrrho haben ,^ den nach Üioa. IX, 
* 64. 69. sowohl er^Äcfbst, als Näos^batifes,- hofchiciiStite* ^ 

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^ Ihr Herjorgehen alis der früheren Phjlos. if0 

«Im Eiide di<i irföglfchkeit ded Wissetis' ibt^rUafop/t %eiv^ 
fdtM, Wie.^ir ja auch s(mst nicht selten Mf ZeltM 
einer angestrengten pllltosophlsichen ProdttktIVifSl' ftkcfp^ 
tische' Tlieoiieetf fnl||fen sehen. Noeti stärket scheint 
aber '-'der Atfstess gewirkt isd haben, weleher von • dev 
stotseheli nitd epi^i*efsoheh Philosophie an^giengf. Ds 
diese^5^teme der Skepsi^ in ihrer ganzen Riefrtutig'veri 
waiid^ sind, so war es nati^rüeh, dass diese ans Ihneb 
neue* Itahrung zog, während zugleich die Sng^eif&gen4# 
wfssenscfhikf^liehe Begründung ihres densnalistiscden D^g;; 
matfsndfiü und d^r G^gensate ihrer ethischen und ph^l'' 
kalisKKcin Beliaupftiitigeri die ske^pttsehe' Dialektik' hersüs^ 
ford'ei*te. IVehh^ sich im Stoleismüs und EpIkurettatttS^ 
die individuelle und die allgemeine Seite des snbjektliren 
Geiste, die atoinistiikche Isolirung de« IndiTiduiimis ^^d 
seine pantheistlsehe Hingebung an das 6kn!^e iriit glei- 
chen AifiSpl'nehen untersöhnt g egettf überstanden, 'so' beM 
sich dieser Gegensatz in der Skepsis zur Neutralität auf; 
weder das , stoische noch da^ ^piku/rei^he Princip hat 
Anspruch auf Geltung, weder der unbedingte Werth der 
Lust, noch der der Tugend, weder die Wahrheit der 
sinnlichen^, noch die der Vernunfterkenntiiiss, weder die 
atomistiscbey noch. die Heraklitiscb-pantheistlsche Physik 
lasse sicli beweisen, und das Einzige, Was sich in dem 
allgeiheinen Schwanken aufrecht erhält, fst jene alistrakt 
in sicii beruhende Subjektivität^ welche der gemeinsame 
Aasgangs- und Zielpunkt der zwei feladliebea Systepie 
gewesen war. 

Wie bedeutend diese Riickwirltung des i$t'oic^smus 
und Epakureismii^ , auf die Skepsis war, lässi.sloh am 
Besten > daraus abnehmen, dass diese etit nach- de«' Auf- 
treten jenerlSysteme durch die neuere Akademte ^U einer 
nachhaltigen Ausbreitung und eiuer umfassendereii wis- 
sensi^Aft liehen Begründilng gißtangt ist, wogegea vor 
diesem Zeitpunkt zwähr Ihre teftendert Gesichtspunkte 

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^i| ei|iei;.<Miipr0den «k^ptVscto.n JSchuIe und za einer eit< 
iivicket(99 dieptlM^en Theorie, geliommen wäre'). 
. : P^ Wellige, .was unß ven.PyrxhQ'ß Lebre, äjb^rUefert 
M»t:09i fts9t aiqb' in. die drei B^B)Amm\kuei^ zufi^vm^ 
daps >fi^ :Von dei; Beacliaifenfieit 4er,Qi»ge nichts iHlsim 
k^ni]eO).d*9|s,dj^lier die J^m'iiekbMsfipg I^M; Urthei|s das 
9ilßU\ riiQlitige Veiflialten zti den Obje^pq «eij und düss 
a^a. dici9^r , Imwi^r . und notbwendig die Ataraxie bervor- 
geb4. : Wer gliicliaelig leben will, ^ deqii davon nimmt 
auci»: Hß .SAiepaia ihircin Ausgangapnnkt , -t* . niiis«^ «ach 
Tli9Q«.* Dreierlei io> Auge faspep; i9;ie;,d.i« D^qge^.be- 
^ßbßSeUi ßlnAy ii^ie^wir uns zu,<ihnQn i^erboHen soHeO) 
w^kbßr(i»ewinp .^ii/a^ aps diesem Verbalteii erweichst?). 
Awl M^ 0Vß^. foß diesen drei^ragßnJi^i^st. sich jedoch 
der «pyirrl^onu^ßheu. hßhv^ zufolge nur. antwpr^fiii»^ dassdie 
Qioge «na^r^iQ Wiasf^Q 9cblechti)in unzuglLngllch ^l^i> 



i) Pybbho aus Elis, dessen Auftreten nach Diog. IX, 61. 63 urn*sJ. 
"*' ''325— S2Ö ¥r€iix<'9Sti- fälleb dcbeint, iiuiterliess zwar aüster dem 
( •' beliMiite^ . SiU^mpfteii Tiinon nofh mebitrd Schüler (Pioß* 
. , { ., IX«, QS f«) ). 'wiewq|il aber auch i^<^h Scliu)er des Tinion , gepanot 
werden, und vviewohl die späteren Skeptiker die Diadochenliste 
' ' bis auf Aehfesidemds hefabfiihrten tl>iot>. IX, 115 t)^ "So steht 
i>< > ' docli nach glaubwürdigen Zeugnisse» (€ic.< Fim U, 11» 3&. T-usc 
t . .. IV, 30» 85* Oflf. I, 2, 6.. De orat. III, 17, 6^. Aws.tpäi* b. Eus. 
pr. ev. XiV, 18, 29.. Mehoootds b, Diog. a. a. O.) ausser Zweifel, 

' dass dW Schule bald nach Timön erlosch. ' ' * **' 

' 'S) Pjrrrbo selbst hinterHes» 1ieS»eScbriftea (AaisfösL. a. a O. cl8t 
2. Diog. Pröm. 16. IX, 102), nur ein Gedicht ^n Alexaa^er 

vvird Qrwäbnt Sext Math. 1, 282. vgl. Plut de Alex, fort J, 10* 

Die Nachrichteii über seine Lehre sclieinen durchaus den Scbrif- 
''' ' -teti'dcs Tihion (fhoa.'tX, 110 f.)-^ntnölnnf^'zu^eib» sbWeitiie 
):>/ nämlich nicitit'blQs auf «nsicheh^en Euok^bliAsen au« identsp«*^ 
., jjj.jre^ Skejpsis beruhen. . , ,^ ... 

.3) Abistokl, a.a.O.: 6 3i jiaditjTi^s avto'Tifimv tpijol Seiv tov jiH- 
"'^'' kovta ^vSatfiovfjäUv eii r(>Ä» ihvva ßkinnv* ngdirov fth' ^irola 

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nenOv' .2^ .Beccüttd«9g 4ifr9c»s Sat^sf «i^beint Pyrclifi 
8H3gi^br.l 9n,Jyibeii, daas w.fMler di<$ ^jn^iobe, «ocfb 4iA 
V^rwfi^tiSilkeiiatniM ein.ßiciieraa V\i«fcm g^ni^bi^^O» ^^,^^ 
jeme,^eijg^, «nadie Ol|igeM»icbt wie «i^ .91^ »U^h fMi 
sond^ni immer ^ur» ui^ a)e aoaerscbeinen?)» A^^f^ kft. 
rui^ .9«U^t 4fi7 '>^o ipati.fbijM* am 9Uber$(eii, pui^iielft 
gl^iiM;j>iipi 9itMichen Geh\^tßx ^i^^t aii^ wiiilipbfm Wl%i 
$eiiy, «(ojHJlem jiur^i^.iif. H^rM^mmfra und ttew$hnuiig^J|'» f^ 
lasse, aicii . df^r Jp4e;r/ Belnif pttpog mil glakbeiii ^H 
«>l»«e:«»tg«g«ng«?P*«*e geg<^nnl)[er#tellen:^)i JKwaifNr neif^l^ 
die Wahrnehmung noch die Ver^^ff£^,i ^^ij^.jrviie MqU, g^^ 
nomiyien^^iti zny^xliBaigßß Zß^gnm a/l^if^gf^n^iS^ilI^diinen 
es aiM^ly befdc). iKiviammep „nicht» .Mii4«f» J^^ao,aiwi^b| fl^^ 
dritlq.,;^(^eg|#b£^choitteai p^f.dlQl|l ^Ir mqgll^eave^Ai 
zum Wissen gelangen könnten^). Wie viel von den son- 



O.Abistohl. a« aj 0.; rd fth «v vqdyftaT^n .tft^aiv ayroy (Pjrrrho) 
ano^ai VHv ,iniatj9 aStd(fO(fa nal il^d^fif^Ta h(hI dvtning^Ta Std 

,. jf',^ßea&ah J^ioa. IX « 61: et yuf- uall^oy tide rj toip §hai 
6xasoy. .Gm»i. XI, 5, 4: Pjrrhp «jolj. S^af^t habeji .«? jiaXkov 

2) M. «^ die.^beoangefubrte. Stelle des Auistohlbs. und die gleich 
, ^pzufuljreode ^eMS»erung/b..PxqG., IX^ 414.. ,, . , , 

3) Tivof! b.' Dio^r I>^, 105: ro/uh pvi ifl pfAr^i) i ni^if^i) to 8i 

4) DiOG. IX, 61 : . sdiv ydp, itpoiaxav Sre naXot» Urs ßi^f^ov irre St- 
na$ov Itf« uifixoy, nal 6/AOi.uif inl n9iVtfn.v% fta^Üev aha^ tjl dlfj- 
d'eitf vüfifßj de ho) t&n Ttdvza xsi dv&g(u7rv6 irgavT^Vf^ u yd(f 
4i,piXXoy wpde ^ ride elvw «Wcf f . > Aebn.lioh ßxxT. Math. ^1,140. 

5).|$o sind wobl di^ Worte Aenesidems h. .pio^. IX, 106 fu ver- 

stebea:. jad^p. ^ijotv o^i^ny ^ov .Jlv^^tuyß Soyuazmojf ^id t^y 

, avT^oyiay» ,. . ' , 

^ pioo. IX, 114; Qber Timon:. a.vttx^^ ^4 intXiy^iy eita^^i ngo^ 

" Ts9 rdf aia^ijaet^ /in* ^fTtff/^vQTvgSv^TQS, xü vS tyH^it'OvTitS'„ovf^X- 

^tv *uixraydi r« nai,NQ^fi%vMS^ Der ^iQQ dieses Sprichworts 

ist im Obigen erklärt .. , ". . 

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igt Di^sii^^iis. 

mii^iietMiM'ii^r ^pätei^n l^eiliik^f^ttbf ^Pyt* Aü^tfltedi- 
ifütig 211 ««tz^fi ist, fösst sitW'iricht» iUMii<>ällsittilicb<ili;; die 
kdfie Dauer tifid gelinge Au^brditritig d^f'^yitt^loniftch^n 
Syho^ll^^adht fttahrseh^iätfch,' dottsl die äkept{^ch)el<HiMrfe 
bei ilini üoclr ttleht ««hr ausgebildet waf^ -nnrd das ^lef che 
kann tnM «trcli ^auä flirer weiteten Eiitwlelt!ufi|^ 'fn der 
AlifadediKe abnelrmen j die zelien Wendungen odfer Tropen, 
fdweNfief die späteren Slieptliier Ihfe 6ruridW Kasam- 
nfehfawitiln, dlfifen' tvir \to1il lieber erst dem Aeriest^etkiaa 
Ifiiscbröibeb 0. Mag döhef äneb ürtncbei fihn^rne in 
dikstfi^ ift))^teren fieWelsFulIrtinc^'von'Pyrrlrd und seinen 
IS^ihaferri *ei^ruirert«>5 so sfiid Wir Äocb nicbt niefir !ra 
Stände^ e^^^küszftscheiden. ' ^ ' 

<* ''ISt^ht es' ni^n'so filit unserem Wlsä^iVbifl die Df^, 
fi^^blrilW ütis ifi dÄnselbe« -^ utid' diess ist 'dife' AW«<<roft 
rfttf die zweite det* öMjjeb Fragen --i^lifrr'%i»"^&rclban8 



1) Zwar bringt Dioe. IX, 79 ff. diese Tropen schon iia Leben 
Pyrrho's, aber da er hier überhaupt die skeptische Theorie dar- 
* ' ' siellen wllIV für deren Urheber ihm Pyrrho gilt, so hann man 
/" 'daraus hichts schHessen. Sextüs Pvrrh. I, 36 legt Äid nur im 
Allgemdnen den alteren Skeptikern bei, unter diesen verstand er 
aber nach Math. Vff; 345 nur den AenesidemUs und seine näch- 
sten Nactitblger; äui* Aen^siideni fahrt sie 'auch Aristo^lss a. a. 
O. I89 11 zurück, sie konnten aber um so eher für pjrrhoniscb 
' ' g^hatttiti werden, da' sowohl Aehesfdem selbst (Diotf.IX, jfo6) als 
die Späteren (Favörin b. Geil. XI, 5, 5 vgl. pHitosta; vlt soph. 
' If S. 4dl) skeptische Ausführungen jeder Art X'o^^di oder r^ono« 
Tlt'^QMVBio^ zu nennen pflegten. Dass sie so, wie sie bei Sextus 
und Diog- vorliegen, nicht pyrrhonisch sein können, ist augeo* 
stheinlich, da sie ganz bestimmt auf 'spatere Lehren Rucksicht 
nehmen. 
' i) So fuhrt Skxt. Math. VI, 66 und gleichbedeutend X^ 197 einen 
' Beweis' gegen äfe 'l^eafftät der Zeit äui TiHion an, und derselbe 
' " ' Math. TV, 2 berichtet, dasd Timon in seinen Streitscihriften gegen 
die Physiker vor Allem das Recht bestritten h^be^ irgend eine 
unbewiesene Voraüssetsfiung zu machen, d. hl '^r suchte ^en Üog- 
"* ' 'mdtismus dadurch zu widerlegen, daäs er 'nachwies, j^der Beweis 
''• ** 'rfeia^ schon ein Be^kenes, mlthm einen 'ändern Beweis voraus^ 
und so in's Unendliche. «u.« . 1 ' • 

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Pyrrfcoi " 

skeptiidie* V«^h|ritdb dbrigr^ Wie dU 4)higd «egcbaMTM 
slnfdj klU^q« if^ir tfchteefatenlfiig» nieht WtM^ir j ' wir i6f^ 
fen daher auch oftUt» fiher fhre Bue^^affiliibtdtt giMbM 
oifer beKaii^eti^ wir >k8nneif roit kefnem Dtiig; sageiiy M 
sei, «def ts sei nidht/ wir modMA uif« vteknelii* >i9ltw 
Dnbetls cMftli»lten, indem wir ^ug^isben, da^ü v6« Aftlem^ 
wa« niie als wnlir erftcbetnl. ebenso »ui aüch'dM O^geiiM 
thelt wahr aeia^ kana ^)» AHe andere Anssogeti dH^iea- 
tfftker (Mrla taii den Cyreiiaikera gfelelirt wird) aur «aaeve^ 
sobjekifivd V^rstellaag, nicht eine objektive tteüfttSt airti^ 
wir kAaneär aHerdiags nicht leugnen, dasa u^iS'et%vaa ao: 
oder ai erwach eine, aber wir werden nie aag^ea ittH^üy 
es 8 e I m'*) , }a auch dieaea salbet, daaa nua ef ae Sa<fhe' 
so oder w^ erschieine, kann keine Kehaäpttthg, abmiera: 
nur ein Bekenntniaa dea Einzelnen übersefaea GeaiCtha^ 
anstand aeia'^), - und ebenso darf der nHgemelae -Gfuud- 
ssta deil ^Nlditealacheidena nicht aia Lebraatis^ aandci<a^ 
nur aM Bekenatniss^ aaiil deaabalb g^Mehfdlisf mib pr^Me^ 
msittah, aiageafiro^ben werden*),^ Aiob tn&aaea 'vrlr ii 



;..•) 



1) iBiarcnU'- ^. a. O. 18, 3 (nach dem Obigen): Ata xSt» uv f*9jSi 

«ipAivi ^ Mtfl }'tti nml SM tgi.v^ i^ ati ifg^p av on i'gjiv, Dipo. IX, 
l^i > o. Ebd. 7&: das b/ /LuaUoy^ bedeute nach TisMa m aemem 
P}tbon to uijSiv OQt'^tiv dX?,a dirifo^^ittlv, ' \ ' 

T^npi^, ebd. 105 : to ftii ort igl yXvüv a zi^^ftsi, to Shihn *pa!-^ 

fiiv . . . ntgl di wv ot Soyfiarijtol diatßtßaib^tpm rif X^yitt «fd~ 
fjtepoi uuttiXfjtp&oi inixofisu nsgl x^uiv. wf ti^j^^uiif * ^oita ik xd 

■ Xiyo/iiv. e S^afitßati/iAipüi ti xal Si^wi i^i . . • ttal yoQ mo fpai- 
^outvQV Tt&tfti&a ^X , ^9 *aX . tatHtov^av ii«2 ort TWf Mai«» 

'4) DiOG. S) a. 0»: -n^Ql-ii rft QvSiie, 0g£(^iu iputtrii nml twtf .4 /loiiav 
X^yo/uev wt 8 Soyfidtiuv * 8 ydf^ siaiv S/iom xt} Xiynf opf » Qipa$^ 

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Di« 8li«p«it. 

4iilfo|[0flitellt »ff» lassen,' Wie w0tt 4ieiq^ta9D4igfNi Wea- 
imifiW deq.AuadriicMr wodurch »kh <Ue Sk^^tUatt nach 
4ie8^r:SQ|te hin 4en: Griffen ihter OegoQf zu etttftiehen 
MchUHi.^X) fch^ti.JMia der pyrrhonf Heben Sehyle herstaii- 
«ffni^; dit) «leiaten •derselben sind dlfonbiMr evstJ« dem 
StMitV i9^;dea Dogmatikera aufgesucht vfi^rden*, dessen 
l^hMkefedialaktisphe fintwiclüiiiig; k«U9.ftHeR4«ia dirfte, 
alsriie Ausbildung der stoischeti ErksonCnisslbesfief durch 
Cbrysipp. umd die dadurch hervorgeruleae Diatektili des 
KiMTseAileti. ^n diiesem Verzicht auf jede feste' Ui$b#ra6a- 
gung, bßstebikfdie Aptissie, orter Akatslefisie} die Zutuck- 
baltas^ unsei^r JBeistiuimjing O'^ojifj?)^ weichte sehon Pyrrho 
und Ti««u itt theo«0ti8chjer BeEiefa^uf; für das allein rieh- 
%e!Vediallen ^rUsrten^>, und welcher die.gance Sdiule 
ihre: Kersebk^dtt^en Namen ^) . vefdaufcte« 

; : Aus 4leser Aphakie inuii, lehrt Timon^ Indem er sich 
IM seia^r dritten Frage wendet, entwlekelt iSfch.nodi- 
weMdi«! diot UnersehirtMiebkeit des GemiMhs^ 4dc^ die 
AlaBSUfiei^ welebe alkitt iwt wahren >61iei|aeUg)kieit ffUnen 
kann*). Ihre Meinungen und Vorurthelle beunruhigen 

iofit&a. Auch diess giebt Diog. wobt {q «einer späteren Form, 
wW es scheint »ach Sbytyjs Pyrrh. I, 1^7, docii der Sache nach 
-' tnil desi aus' Timo und Pjrrho Angäfßbrten übereinslianiiend. 
1) Vgl. V 47. 
'^) Dioe. IX, 61. 107. Abistokl. a*. a. Ö. lik A üsdi^che aVetir/a, 
" tHitmmXif^niii^ iitotrj beseicbnen durchaus dasselbe) die Späteren 
V 'Mtsen daffiir auch «f^eiffia^ ayvwola rije alif9tUt u. ü^V Wenn 
Timon, wie es nach Aristolcles und Diog. 107 scheint, erst aus 
' AnISM der driften von seinen Fragen der AphasieT trvrIIJnte, so 
itt das )Mlenfiil}s ungenau'. 
^'Sy M. s. darfiber Dioo. 69 £ . ■"■ ' 

■ t> ' AatSTÖKA. a. a. Q. roTt ftivroi dtmtfiftlvo^i atw TitQiUta^äi TifMmv 
^9l VQ^tov ftiv atpaolav ennra d* aVct^aluxr. Dioo.lO?: W- 
' ' hof 9i ot üiteiiTiHoi tpaat tifv iTtoxfjv jj 0Kta9 T^onot^ inanohs^tl 
fj dtof^iiä iSas tpaoiv o% n 9rsp« rot> Tiftiava nai j4irtalStfuo9. 
^ 8tatt Ataraiie steht auch Apathie Dioo. idS- Cic. Acad. U, 

•- ^'«, isa ' 

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Pyrvho aad Timoii« MB 

die Mufttibte üBidiiTeAeitOtt trte «tu MdettsdiäMtoliM 
BMtrtbuD^en; wei^ «Is 8ke|>tlker avfaNe M0lbitD{^vai^ 
zichti^t h*t, der aUetelut im Stande, 4ie JMng^e biU vfi^ 
bedingCer:Gfunällisrabe zu b^traobteii,'«hne dasB er durch 
trgeiid «ine Ldidanscbaft oder Begierde getiarfi««M0<)i 
Er hat erkaofai;; daw es nwr eine eitle Meiaang^ Ist, aU 
ob eiao aueaeriic Zvf^täai Tor den ander» etwa»' voraea 
habe^)^ das»; dagegen in Walirliett niir die BNftomang ah- 
seres Gemülba oder die Tilgend einen WeHlii liaHj,>uiid 
indem er^-eiob aoaaf al^li aefbat anrOekaleltf,^ di^aleble^ 
die Gläckaaiigkelt, welche daa Ziel aller FbHdsepMe tat«). 
Sofern abev abaolute UatbitlglKelt nicht m5glii;b fat, ^Ird 
ein aolcber zwar dem Wahraeheinltchen> ued tasefer* 
anch dem Herkommen folgen^), aber er wird sieh dabei 



1) Tinos b. Aristokl. a. a. O. 18, 19 über Pyrrho: 

' dl?,' oM ToV är'vtpov lyw \Sov ^^ dSafiaotov * ' ' 

^vih%if 'p90it JttjBft'nM« ^V*' a#9tokaT«f «roif M (soiildetb nah! 

i&a lesefi}. .. .» 

kauii^ t^vba »ovfpa ßa^vvofAhy tv^a Mal i'p&a 
itc'na&iwv'Suitj^ Ti mal itxatr^i vojho&^xtjS, 
Ders. b. Sbxtos Math. XI, 1 : der Skeptiker lebe 

utel dtpQOvttQXtoQ Kai dnivtjTfui nata ra^d 

/MJ7 nQOti%wv dt\koX^ r^dvkoy^v ifOftijVt ' ' ' 

3) Cic. Fm. n» IS» 43: qmt (das AeuBsere) cum jiristom^^t Pyr- 
rhotti omnitm visa ntnt pro mhtto, ia itoer optime wäere et gravis- 
Jnme aeffroUire mkti pforstis dkerent inUreise. III ^ 3, 11: evm 
Pyrrhone et )^risume p» omv$a exaeguent» Acad. 11« 42, 130: 
Pyrrfto aittem ea ne setaire gtudem sapientem, qtiae dnd&sta nomi- 
natur. EpiKTBt fragm. 95 (b. Stob. Serm. 121, 28): IIv^p 

3) €ib: FiD«: IT« 16y 43: Pyrrko . • qtU vwtute etmsiifutn mJftil am- 
idno pujÜ'äppelmdum ir^reHnguat* Daiselbe ebd. 11, 19/43. UI« 
■4,'if-- .-■•..••• 

4) Tiäeir. b^ (AiitsroKi. a. a. O. Iflf, S a. o« 

5) Dha«. idsr« Tif*H9V ^ tm Ttvi^ißM qr/^oi (a^ iitß^ßrflitPtitD'fiijv gv- 
vi^«(«»>. ni&\> h T6v9 tp^akfiöit »rm Uyn* dkkm ti '^a^^ofiivw 
moi^l ¥&iret »♦r*^ «> 131%. Ebd. 166 >ön Pyrrbot to7t d* y«*- 
'V9f$(piu6"mM^X^v&4t9^ Die enl^gebslebeadeii OeseÜk^^icbeti über 

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. Di« SkaptJi* '\ 

h%0AmAMny, ^s&^ietfM «eli V«rhil*en «kOil «if dem 
Gfund :«iiiief 'SifAere» Oektr^^tstiäg bernht. Nur in itt" 
W9 (J#bief dir jiliisifShereti MefiMia^ jseböiieii alte jfsiih 
iraii i U rillte: iibftr Gut undBrne^ liad iinir Indii^er. be^ 
dinl^t^ Wei«e wttl Tiolt^n das Gute «ad GaAllicki ab 
lifsbenanof fnwMeUeii % da« e&ge»tliclieZieldie«er Sfciqisis 
dagfigieii iat .daa^ t«lfi «e||aftive der.Adlaphorie^ und dato 
aiDli, die.. pyH'boaJseb« Sctiule dem L^bt^n aucb nar «o 
NVißU gQaAh#r( b«t, um für dii aaVenieid4kben Tbäti^- 
iM^Ufln vad B^gierdea alaU der ApatUie.die bidase Metrio- 
palbie^aupi-Grunidaato ta daacbeo, Sa i uatfahrach^ialich ^). 
t^ia .sctoiatt .4attb aaoh dieser Sitite. bin' aar in Keringer 
Kalwiabltiig gelailgt «u aeia» 

Die neuere Akademie. 

Erst die platonisch^ Schule war es, ii^ welcher die 
VkNi Pyvrbo «asg^sprocheaen Aasiehtea aoi^gfalliger be- 
gründet und ausgeführt wurden. Wir liaben schon früher 
bemerkt, dass diese Schule nach Xenokrates mehr und 



Pyrrho b. Dioo. 62 TerdieiweD, wie sich von selbst rerstefat, 
keinen Glaubem . 

1) Sext. Math. ^I^ 20: Mard di t6 t^tvofjuvup rarwv enagof tz''' 

«Jff ^ t5 d'Uov te j^va«« Hul Tdya^O¥ «f«i»s • 
_t^ tiiv U^taTQi ftyi^troi^ dvigl .ßiou . ^ . 

2) Zwar entschuldigte sieb Pyrrho nacb eiaei* v0A AmSgORUs dem 
.lUrystier aufbewahrten Anekdote (b> Ab^to&i.. a< ^ O« 48» 26. 

^ .; P{^<j^. J]C, Q$) Qber einer. Gemätk«b«wtgniia \''^^ den Worten: 

es sei schwer, den Menschen ganz auszuziehen, dipfs Jbeweist 

aber nur, dass er eben diess anstrebte, «»nd ^toeli . keine princi- 

.'pielle Vermittlung .swischea' der von seiireni System geforderten 

V Apathli^ und dem praktischen ßedfirfii^ss gefunden batt^ Auch 

^ .,%as Bi!i\7>»JI|, 4&l.aofülbf^ beweist nicht, dass die Lehre Ton 

. , .deriMetriopatbie laboa Pyrrkatundi seiner Scbidc angehört. 

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Die n^i^^r^ Ali^4pinif. )9?. 

RipM^^g 4^lflt ?|e Aun ^ttph fjMti, aM>ie bitld nach d^in 

dA3ß. 3ie fr&her d\e ,,tbfiorieti«^IW WIsf/^Hsqhnfi^ "«»', v.^;i 

^^^r ; un.. ^(^itn ^ 4iMrcb ,f)^ii.. Verz^ipht. auf^. Wi#e|^ .;4K 
Slcberliejt mad iGlitckseli^keH 4ea l^fibeoa zu gf^wii^Mp^ 
Inwie)(veit hjis^i Atr y.ofgßjag Pyr^*bo!s iinitgi^ wirkt, hi^,* 
Imt s\fi\k,j^lek\mpi^r ^AMrqb Z^engDi^ae w^cJpwQiaftni.^ahfir. 
der {iatiir /der,'Sac)ie, qmM Mit .¥|i . aicbt wabrs^^b^inUcb,. 
dasa Yiqpflqiii gf febnt^l IJrbeb^r dieseir. Bicbtiiug iP d/^,. 
Akade^uiei .^ifl„^i^aiq)it^p. f;iq(B3 PMMoaoyben mibfl«cbjt^(^ 
gebf.i.§l^eo M^ jo^lt^n, d««SQ«^ "^i^rlf^^ w^.flB» Mt|<in<^(P( 
ef Qo^b erle|)t battfi, .i|p4 d(^«4H4i) N^P^UW^»*«^ S^«M^«; 

8:wa&fq,äRrttj4t5HfidjP4ehtHi|g;4ftr i9«u«^^ 
der Antbeily welchen das stoische System an ihrer Ent- 
stehung gehabt hat, indem es durch die Zuversicfattich- 
Heit 8^||iW,;09gqitaiUMiiiiii> Aw Wideraj^uob und Z^weifel 
hervorrief, ohne dass man dessbalb auf geachlchtll^ un- 
wahrscheÜ^Iichä'Vermuthüngen über das pers'ßnltchB l^fer- 
hältnifs d^ JLi^cesi^ua %vl Zfeno zurückzugehen liöthig 



1) Xcbliann daher TsvarBHAsus Meinung (Gepph. d. Phil. IV, I^OX 
das« ArGeailaus ganz unabhän|^ig von Pjrrho auf seine Ansich- 
ten f^ekommen seiu könne, nicht beitraten. 

3) Zwar behauptet Cic. Acad. I, 9, 33. Fin. V, 31, 94 und Numbv. 
b. Bp.j^ e?..XlV,ß, 11 f. Zeno .und Arcfsilaus hab^n .«u- 
S9mmiei|.;dea Polemo gehört, und di^ Eifersucht dieser beulen 
Sch^lßepossen habe den Keim eum Streit der.Stoa mit der 
^kadefnie gelegt. Diese Erzählung ist aber schon chronologisch 
MD^vahrfcbeinli^h, vind träjgt.^an^ ^en Charakter ^iner späteren 
Erfindung ; TsBirEHAisiif IV, 189* 193 hät^e ihr ^or,^er, Angabe 

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'' 'DlMta^i^ I^^MfiHMM df^r' liäMyatfettlsllitfrlltfVi^ %um 
Stblicikniili'iässt'ifefa '^tefiiii atf dem etsü^ii tfHiel^ der- 
i^nlfeiiV'ttn 'Arc^'sflkui^)', 'WefairMsen. -^0f^ -Xü^fel 
iK!Heh PMIo^öptiett Vidit^ea ^^Azwafr'siM/öbl g;^gM die 
▼iei^uitrtbrkeHtit<irh»,'iiil8- ^gen die siiidk^he Wftiirneh- 
üAiriig*); ^bcii^ tvAt es^ biäii>ptiaMilicfli dte WMsehe' Lehre 
vW ÄeV l^e^frilMicIfeh iVdi^fellbig^ die i5r ang<Hflr; • und 
nniih Atleni/ ^^aVüiiis Von l4im' iiberilefert^W/ scheint es, 
iMk er mit dieafel^flucji jeHe ]IS6gltcbkeTi elirer Vernnnfter- 
ktoiitnf^ iHBg^fttos^eil'tii bMMii dber^eifgt war, diteA er 
lAftMn d6ii '6M9«ben 'SätfsiiiiHflditi's aU 'kife aflcflit denii- 
bttre* dogitfatisdie 'fiHteßÄtiiMstl^eorie^ virrisuüisetzte [''- ohne 
airf dib IHttiöriistbe btld Afkftöt^liiscfl^ ii'gebd 'RBl^srcht 
a^öftktelirnietil; #«i)i^t4iii Uerd^H iltifir itUre^l/äus ken)ie<lel|^- 
ahirialKlieä OHkid^ ^^ri^Ae f^(ne VefMiirftlrrkennhifiis 
Vdh llrfti SMeflf^IVMv *vi^hii«Mt Wird iitl^'^eAag;!;,' diass er 
dl^^kt^ptIsfehefr'Sfit2e^^deli''^Utaf'\iiifii SMt'rktteÄ, 'des Ana- 
i!ar^oi^aä; En^ptitfftkleay'O^fiiokrft, fÜerailtt 'Jintf'PilhndtiJtfes 
m^ihth(Atiknhe%S\ä MmmtlU*U itfeltt «f^r^VeriHinfllgen, 

j;fJ (d«4;?flwiugjg€b|>n»^<JIW*;:: '/l. "..r >^.i -.;'o ,:•:•;'.•■ 
j ^^ Aji^ctqsilaus TOD PUane, in Aeolien ^iß v. Gbr, ff^bi^|ii]^rninimt 

nach dem Tode des 'Hraies Aeh Lelirstulil in der Akademie, stif- 
' '"' tet Hi* 8ög. mittlere Aka^femie, Stirbt 241 v. Cur. öJio/tV, 61. 

44 f* 28. 32. Da Arcesilaus keine Schriften binterlieti (i^kit 

Alex, fort 1^ 4. Dioo. 33), so sind die Nachrichten über seine 

Lehr^ i^nFollständig und theil weise unsicher. 
' i) Cic.'ä'e*orät'llI, iß, 6^: 'jircesüasjn*miim\'':'exvarUJ Tlattfint 

Hdris sermon&usque Socraticis Koc niaxme arripuit , tnhit esse certi 

fupd out scnsibus au( oftimö percipi possü : qüetk ferunt • • asjier- 

natum esse omne dfdmi'sensuspte' Judicium, ' '" 
* V t^LUT, adv. Col. 26, 2. Cic. Acad. f, i2, 44. Was' RirfiiB IH, 
'' ^'678 in der letzlerh StelFe ilindel, dass Are. Jiiir Bestreitung der 
' ' philosophischen Lehren den VVidcrstreit derselben unter einander 
'" ' angeführt habe, sieht so wenig darin, dilss er sich' vielmehr nach 
"'^^ '' dersdben eher auf Ihre t/^bereinstimmUng hinsichtlibh dtsft'Zwei* 
* ' Fels beruien hätte. ' ' ' ' 

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Die neuere Akademie. Arcesllaus. 

sondern der ainnliehen Erkenntnis^ gelten. Er seUst 
wollte freliich mit dieser auch jene aufbeben, und die 
Meinung, als ob er den Zweifel nur als Vorbereitung 
oder Versteck Tür den ächten Platonismus gebraucht 
hätte O9 Ist ganz gewiss falsch, wie sie ja auch den be^ 
stimnitesten Zeugnissen widerstreitet; nur um so deut« 
lieher sieht man aber, daas ihm die Annahmt einer 
von der Erfahrung unabhängigen Vernunfterkenntniss gar 
kölner Widerlegung mehr zu bedürfea schien. I>er Leiure 
von der <pttvr€tala nawaXfintixi^ hielt nun Arcesilaus znnäehsl 
schon im Allgemeinen die Behauptung entgegen, daas 
sich ein Mittleres zwischen der blossen Meinung und 
der Wissenschaft, eine dem Unweisen mit dem Weisen 
gemeinsame Art der Ueberzeugung, wie die stoische 
noTulfmfig, nicht denken lasse, denn die Ueberzeugung 
des Weisen sei immer ein Wissen, die.dea Thorcn sei 
Immer ein Meinen 0- Indem er sodann auf den Begriff 
der q>avtaala nctTukrjntinri näher eingieng, suchte er zu 
zeigen, dass dieser Begriff* einen inneren Widerspruch 
enthalte, denn das Begreifen ixazclXmpig), sei eine Bei- 
stimmung iovyxtttdd^iatg) , die Beistimmung beziehe sich 
aber nicht auf Wahrnehmungen, sondern auf Gedanken 
und allgemeine Sätze ^). Wenn endlich die Stoiker als 
das unterscheidende Merkmal der wahren oder begriffli- 
chen Vorstellung die Ueberzeugungskraft betrachteten, 
die ihr allein, im Unterschied von jeder anderen, bei- 
wohne, so bemerkte der Skeptiker hiegegen, solche Vor- 
stellungen gebe es nicht, keine wahre Vorstellung sei 
von der Art, dass nicht auch eine falsche ebenso be- 

1) Bei Skxt. Pyrrh. 1, 234 f. Numew. b. Eüs. pr. ev. XIV, 6, .10. 
AvetjSTiN. c. Acad. 111, 17. Aus der Stelle des Seitas wird 
wahrscbeinUch, dd8s diese Ausflucht euerst von dem eklektischen 
Akademilier Philo gebraucht wurde, welcher dadurch seine Rück- 

^ kehr zum altern Platonismus rechtf(drtigen wollte. ^ 

2) Sbxt. Math. VII, 153. 

3) A, a. Or 154. 

Die Philosophie der Griechen. lU. Theil. ^^ n T 

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3§0 Die Skepsis. 

schaffen sein konnte^) «^ man kSaiie sich auch nicht 
denken, woher einer Vorstellung die^Si Gepräge der 
Wahrheit kommen sollte, da das Objekt den Zustand 
des Bewusstseins, welcher das Wissen ist, nicht hervor- 
bringen könne ^). Ist aber keine Sicherheit der Wahr- 
nehmung möglich, so ist, wie unser Philosoph glaubte, 
auch kein Wissen möglich ^> , und da nun der Weise 
-^ hierin ist Arcesilaus mit den Stoikern einverstanden — 
Inuaier nar dem Wissen beipflichten soll, nicUt der blossen 
Meinung, so bleibt ihm nichts übrig, als sich aller und 
jeder Zustimmung zu enthalten, und auf jede feste Ueber- 
zeugung zu verzichten^). Es Ist also überhaupt unmög- 
lich, etwas zu wissen, und auch nicht einmal dieses 
selbst, dass wir nichts wissen können, können wir gewiss 
wissen-^). Wenn daher Arcesilaus in seinen Vorträgen 
keine bestimmte Ansicht aufstellte, sondern immer nur 
fremde disputirend widerlegte®), so war diess seiner 
Theorie., ganz gemäss. 



1) Cic. Acad. II, 24, 7^^ vgl. N. D. I, 25, 70, weit liilrzer Seit. 
a. a, C, der sich mit der Bemerkung begnügt, dass dies« Are. 
in den verschiedensten Wendungen dargethan liabe. Zu diesen 
m^gen wohl auch Ausfuhrungen über die Sinnestäuschungen 
.und die Widersprüche in den Aussagen unserer Sinne gehört 
haben, wie wir sie bei Säxt. VII, 408 ff. Pi.ut. adv. Cel 28 
und sonst den Aliademilcern zugeschrieben finden. 

S) Diess scheint wenigstens der Sinn der dunkeln Worte Flut, fr. 
Vif, 1 Hult zu sein : ör* « to Inigtjtov ahiop rys inieifii^i 
wC *u4gxsoiXaoi' utfu yag nal dvtTngt^fioavvr^ r^s int^^fjtfjQ atu'a 
qia vairai. 

5) SsXT. i5S; /*f} iiorji Se iUtTaXrjnTm^i (pavTaaiaS ^Si narulriftQ 
yevtfasrai' rj» ydg xaTaXijnTtitij ^avraai^ avyxaraO'toiS. /iij aaijS 
dt nwvaX^iffSioi iravta tC»t axaraAi^TTra. 

4) S»T. a. a. O. Cic. a« a, O. und I, 12, 45. 11, 20, 66 f. Oasselbe 
wird von S^xt. Pyrrh. I, 333 so ausgedrückt: nach Are. sei die 
inoxv iftt Allgemeineu und in jedem besondaren Fall das Gute, 
die avyxatdO'siHS das Ueble« 

5) Cic. Acad. I, 12, 45.^ 

6) Cic. Fin, II, 1, 2. V, 4, 11. De orat lli, 18» 67* Dj;og. IV, 28. 



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Die neuere Akdde mie. Arcesilaus. 991 

BehABpteten imn aber die Oegneic, mit dem Wissen 
wurde ancii jede Möglichkeit des Handeins abg^eschnitlen *^), 
so gab diess Areesilaus keineswegs zu. Damit nämlich 
eine WiHensbewegung und ein Handeln zu Stande konnex 
lehrt er, sei durchaus keine feste Ueberzeugung noth- 
wendig, sondern die Vorstellung setze den Willen ub^ 
oiitteHiar in Bewegung, auch wenn wir dfe Frage über 
ihre Wahrheit ganz unentschieden lassen O- Wir brau- 
chen kein Wissen zu besitzen, um vernünftig zu bandeln, 
sondern es genügt hiefür die Wahrscheinlichkeit, der 
auch ein solcher folgen kann, welcher sich der Unsicher- 
heit alles Wissens bewosst ist. Eben diese Wahrschein- 
lichkeit ist daher die höchste Norm für das praktische 
Leben ^). Wie Areesilaus selbst diesen Grundsatz auf 
das ethische Gebiet anwandte^ darüber sind wir nur dnrf- 



1) Dass eben dieses der Hauptgrund der Stoiker und Epikureer 
gegen die Skeptiker war, ist frfiber geaeigt worden. 

2) Plut. adv. Col. 26, 3 f., wo Areesilaus gegen die Vorwürfe des 
Kolotes in Schutz genommen wird: die Gegner der Skeptiker 
können niclit beweisen , dass die inoxii zur Untbätigkeit führe, 
denn itmvra ntifföiai x«2 CQ^fpaoty avroie ex vni^novatv t} o^fAtj 

aivy all* iS tavi^i ayojyes tnl raß n(id§He d^dpfj |tjj Seofiivtf 
TS iT^sti&t9&ai. Die Vorstellung entstehe und wirke auf den 
Willen, aueh ohne avyHazd^aaiC. Da schon Chrjsipp diese Be- 
hauptung bestritt (Piut. sto. rep. 47, 12 ft> o.), lässt sieb niciit 
bezweifeln, dass sie schon von Areesilaus aufgestellt wurde. 
S) Sext. IVIatfa. Vll, iSd: d?X ijrti fAsra rvro l'Sti Hai "irsgl r^S t5 
ßiü dts^ayutytji ^fjreiP ^ r«ff « ;fui(>2ff nQ^xi^gia ntfvxev drtodido^ 
cr^flCi, dtp* {t Mal Tf tvSaiuoviat Tovzlgi, tü t3 ßU rdlöff i^Qttjfilvrjv 
i%6ä T^v TTt^iVy (ftjolv 6. * ^QiKtaihaoi oTi 6 Ttffti ndvewy inixiuv 
.umvovnl tds ai{fiai!$t nal (pvydfi mal KOhvon tdi TtgdiaiS rcjT £t;- 
Ao/a«, »atd THfd re TT^os^xouivoQro nQhf^tov nato^woei* t^v 
fiev yd^ evSaifiovtai' y ntgiyivsa^ai Sid t^q (pQovijatiuS ^ r?jp Si 
^opijOiv tttveioi)at cV tois narog&otfiavif t6 di Huto^&utfta elvai 
(nach stoischer Definition) ont^ ngax^'iv ev^Mtyov l^£» t^t> dno~ 
Xoyiav. 6 irgoaixv^v ttv T<f evkoyw Ha&og&tvati «ai svSaifiovijasi, 
DasB Are. die Wahrseheinliehkeit aufgehoben habe (NihiBir. b. 
Evs, pr, er. XIV, 6, 5) ist ein MisaverstSadiiisd. 

19» V^ , 

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aSS I>>e Skepsii. 

tig unterriehftet, doch «ind uns eiaige Aasspriicbe von 
ihm überliefert *), welche sämmtUch jenen maassbaltenden 
Geist der akademischen Sittenlehre verratheo, der sich 
auch im Leben des Philosophen nicht verlängnete '). 

Vergleicht man mit dieser Theorie des Arcesilaas 
diejenige, welche ein Jahrhundert später von Karbbadbs 
vorgetragen wurde, so findet man die gleichen Grundzuge 
wieder, aber Alles Ist viel vollständiger ausgearbeitet 
nftd. umfassender begründet. Von den nächsten Nachfol- 
gern des Arcesilaus') wissen %vir nur so viel, dass sie 
an seiner Lehre festhielten, wie wenig sie dageg^en zu 
ihrer weiteren Entwicklung gethan haben, lässt sich aus 
dem auffallenden Stillschweigen der Alten über ihre Lei- 
stungen, und aus dem Umstand abnehmen, dass umner 
nur Karneades*) als der Fortbildner der akademischen Skep- 
sis genannt wird. Um so grösser erscheint die Bedeu- 
tung dieses Mannes, und schon die Bewunderung, welche 
die Mitwelt und Nachwelt seinem Talent zollte^), und 



1) B. Plvt. tranq. an. 9 räth er, sich lieber mit sieb seKl>st und 
dem eigenen Leben als mit Kunstwcrlcen und sonstigen Aussen- 
dingen eu l>e8cbäftigen, b. Stob. Serm. 95, J7 erklärt er die Ar- 
muUi zwar für b<^ehwerlicb , aber zugleich für eine Erziehung 
zur Tugend, ebd* 43^ 91 sagt er, wo am Meisten Gesetxe seien, 
sei auch am Meisten Gesetzesübertretung | ein Wort über das 
Thörichte der Todesfurcht überliefert Plut. Gons. ad ApolL 15. 

2) Dioß. VII, 171 vgl. m. IV, 40 f. Cic Fin* V, 51, 94. Pict. 
de adulat. et am. 32 med* 

3) Lacydes, Euander undTelekles, Hegesinus, oder wie er b«Gux. 
Al. Strom. I, 301 heisst, Hegesilaus; s. Dio<}. IV, 59 f. Cic 
Acad. II, 6, 16. 

4) KARBSA.DBS, der Schüler und Nachfolger des Hegesinas, nach 
der wahrscheinlichsten Rechnung (Dioo. IV, 65} 214/5 ▼• Ghr. 
geb., 129 ▼. Ghr« gest., Gic. a. a. O. und Valsb* Max. Vllf, 
7, 5 extr. giebt sein Alter auf neunzig Jahre, mitbin um fünf 
Jahre höher an. Die schriftliche Ueberlieferung seiner Lehre ist 
das Werk seines Schülers Klitomachüs aus ^Karthago, über den 
DiOG. IV,67if. zu vergleichen ist* 

5) DioG. EV, 62. Gie« De'Orat« If, 58, 161. Nuxbh. b. Evs« pr. 
ev. XIV, 8, 2. 9 ff. yf%h Plut. de gamiliti c. 25. 

r 

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Die neuere Akademie« Karneades« 293 

der Mohende Zustand, in dem er seine Scliule hinter- 
Hess % Itötinen uns davon überzeugen. Diese Bedeutnng 
beruht auf dem Scharfsinn, mit welchen» Karneades^ als 
ein Schüler und Geistesverwandter des Chrysippus 3), 
nicht blos die negative Seite der skeptischen Ansicht 
nach allen Beziehungen ausgefiihrt, sondern auch das 
Positive, was sie übrig Hess, die Lehre von der Wahr- 
scheinlichkeit, zuerst genauer untersucht, und die Grade 
und Bedingungen der Wahrscheinlichkeit festgestellt hat. 
Was zunächst den negativen Theil dieser Untersuchung 
gen, die Widerlegung des Dogmatismus, betrifft, so rich- 
ten sich seine Angriffe theils in formeller Beziehung ge- 
gen die Möglichkeit des Wissens überhaupt, theils in ma- 
terieller gegen die Hauptresultate der damaligen Wissen- 
schaft, und In beiden Beziehungen hat er es, ebenso wie 
seine Vorgänger und seine Nachfolger, vorzugsweise mit 
den Stoikern zu thun, so wenig er sich auch auf sie be- 
schränkt hat 3). Um die Unmöglichkeit des Wissens zu- 
nächst im Allgemeinen darzuthun, verweist uns Karnea- 
des einmal schon auf die Thatsache, dass es keine Art 
der Ueberzengung gebe, die uns nicht bisweilen täuschte, 
mithin auch keine, der eine Burgschaft für ihre Wahrheit 



1) Gic. Acad. IT, 6, 16. 

2) Nach Cio. Acad. II, 27, 87. 30, 98. Diog. IV, 62 vgl. Eü8. pr. 
ev. XIV, 7, 15 hatte Kam. nicht blos den Diogenes vonSeleucia 
gehört, sondern auch die Schriften Chrysipps mit solchem Er- 
folge studirt, dass er selbst von sich zu sagen pflegte, ei fii^ yd^ 
Tjv Xqvomnos an av jjv iyoi. 

3) Sbxt. Math. VII, 159: ravta not 6 ^J^nsalkabi. 6 ii KaQvedSijS 
8 fiovov roii 2xm'iiitot^ dXkd %oX 7Faa»ro7c it^o avts dvr&iisTaa- 
Otto Ttsgl TH nQirtjgis. Math. iX, 1. macht es Ssxrvs der Schule 
des Hameades sogar zum Vorwarf, dass sie durch ausführliches 
Eingehen auf die Voraussetzungen der ekizelnen Systeme ihre 
Untersuchungen zu sehr in die Länge gezogein babe. Dass aber 
die Stoiker der Hauptgegenstand dieser Angriffe sind (Cig. Tusc. 
V, 29,82. N.,D. II, 65, 162), wird uns Alle» beweisen, was wir 
von Karo, zu berichten haben. 

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294 Die Skepsis, 

beiwohnte 0* Indein er sodatln auf das Wesen der Vorstel- 
lung näher eingeht , fuhrt er ans: iinsere Vorstellnngen 
bestehen nur In der Veränderung» welche der äussere 
Eindruck in der Seele hervorbringe, sie oiüssteo daher 
um uns ein wahres Wissen zu gewähren, nicht Mos sich 
selbst, sondern auch den Gegenstand, der sie verursacht, 
oiTenbaren. Diess sei aber lieineswegs immer der Fall, 
da viele Vorstellungen anerkanntermassen Falsches von 
den Dingen aussagen. Das Kennzeichen der Wahrheit 
könnte mithin nicht in der Vorstellung, als solcher, son- 
dern nur in der wahren Vorstellung liegen '). Aber die 
wahre Vorstellung mit Sicherheit von der falschen zu un* 
terscheiden sei unmöglich. Denn auch abgesehen voirden 
Träumen, den Visionen, den Vorstellungen der Verrück- 
ten, überhaupt von allen den leei*en Einbildungen, die 
sich uns mit dem Schein der Wahrheit aufdrängen '), sei 
es doch unläugbar, dass viele falsche Vorstellungen den 
wahren ununterscheidbar ähnlich seien, und der Ueher- 
gang vom Wahren zum Falschen mache sich iiberbaupt 
so allmählig, der Zwischenraum zwischen beiden sei durch 
so unendlich viele Mittelglieder, durch so uiimerkllche 
Unterschiede ausgefüllt, dass sie sieb völlig in einander 
verlieren, und die Grenzscheide beider Gebiete schlecht- 
hin nicht zu erkennen sei *). Dieser Satz wurde von Kar- 



1) SiXT* a.- a. O.: x«e2 Si} frgoiTOS fitv avt^ mal moivo9 ttqqs itav- 
ta9 tVi Xoyot nad"* ov wagif^arat or* ediv iuv dnltuc alT/diiae 
n^m^gtoVf & ^oyos a* otia&i^ate « tpavraoia in alXo ri juv ov- 
Twv navta yag ravra avXXijß^r^ 9ia\fffi9evat ijftafm 

2) Sjkt. a. a. O. 160«- 163. 

3) M. 8. über diese Ssit. VII, 403 ff. Cic. Acad. II, 15t 47 f. S8, 89, 
wo Karneades zwar nicht genannt, aber doch ohne Zweifel ge- 
meint ist, denn tbeils stimmen die weiteren skeptischen Grupde 
bei Cicero mit denen, weldie Sextus dem Kameades beilegt, zu- 
sammen, tbeils sind die hier angefahrten schon yon Aotiocbus, 
welcher es svnaehst mit Haraeades xu tbun hatte > widerlegt 
worden. 

4) Nach Gic* Acad« II, 13, 40 f. 36,83 beruht die altaderoiscfae Be- 

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Die neuere Akademie* Karneades« 89$ 

neades nicht blo0 an den ainitltchen Wahrnehuittngen^ soq* 
dern aiicli an den von der Erf^brung entnommenen allge* 
meinen Vorstellungen und den Verstandesbegriffea aus- 
fuhrlich nachgewiesen 0? er zeigte, daas wir Gegenstän* 
de, die »ich so ähnlich sind^ wie ein Ei dem andern, nicht 
unterscheiden können, dass auf eine gewisse Entfernung 
die bemalte Fläche als erhabener Körper, der viereckigte 
Tburm als rund erscheine, dass sich das Ruder im Was* 
ser gebrochen^ der schillernde Hals der Taube in der Sonne 
versehiedenfarbig darstelle, dass wir im Voruberfabren 
glauben, die tiegenstände am Ufer bewegen sich u. s. w. '^), 
und dass in allen diesen Beziehungen den falschen Vor« 
stellangen ganz dieselbe Ueberzeugüngskraft und dieselbe 
Stärke des Eindrucks zukomme, wie den wahren ^), dass 
es sich aber auch mit den Denkbestimmungeu nicht an- 
ders verbalte, dass sieh zwischen viel und wenig, über- 



weistübning auf den vier SäUen: class es falsche Vorstellungen 
gebe, dass diese nicht gewusst, d. h. als wahr erliannt werden 
können, dasa von zwei Vorstellungen, die sich nicht unterscbeio 
den^ nicht die eine gewusst werden könne, die andere nicht, dass 
es endlich Jteine wahre Vorstellung gebe, der sich nicht eine fal- 
sche zur Seite stellen lasse, die ihr iinunterscheidbar ähnlich sei. 
Da ^docb Ton diesen Sätzen der zweite und dritte von keiner 
3<ite, der erste nur von Epikur, in Betreff der sinnlichen Wahr- 
nehmungen, bestritten wurde, so ruht alles Gewicht auf dem 
vierten, in dem auch Sextüs Vif, 164. 402 und NüMBUf. b. Eus. 
pr. ev, XiV, 8i7 den Kerv der Beweisföhrimg des Karn« sucfien. 

1 ) Cic. Acad. H, 13» 42: dividum emm m partts et etu guidem mag;' 
nas: primum in sensus, deinde in ea, quae ducuntur a iensibus et 
ab omni consuetiidine , quam obscurari volunt, tum perveniunt\ad 
eam partem, ntne rattone quidem et conjectura uila res fferöipi pos- 

\ sit. kaec auiem umversa eoncülunt etiam mfnutms* 

2) Sbxtxjs VII, 409 ff. Cic. Acad. II, »6, 84 (fr 7, 19. 25, 79« Eben- 
dahin gehört wahrscheinlich, was Gaieit de opt. dis. c« 2 S. 17 
Chart, anfuhrt, Karn. -habe geläugnet, das» Kwai Grössen, die ei- 
ner dritten gleich sind, eioaader gleich seien. Seine Behauptung 
ist wohl eigentlich, dass wir möglicherv^ise den Unterschied 
zweier Grössen von eiaaoder beiperken können) deren Unter- 
schied von einer dritten, mittleren, wir nicht bemerken. 

3) 8nT. 402« 40^. 

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290 \Di6 Skepsis. 

faaupt zwischen allen qiiantitatiYen Gegensätzen keioe 
feste Grenze ziehen lasse (der sog. Sorites), nnd 4ass es 
die unerlaubteste Auskunft sei, wenn sich Cbrysippns den 
gefahrlichen Folgernngen, die sich hieraus ergeben konn- 
ten, durch die Vorschrift entziehen wollte, an den be- 
denklichsten Stellen die Entscheidung zuriickzuhalten *). 
Aus dieseu Thatsachen schloss nun Karneades zunächst 
in Betreif der sinnlichen Wahrnehmung, dass es keine 
qtawtaala ^axalipiti^ri im stoischen Sinu gebe, d. h. dass 
keine Wahrnehmung an sich selbst Merkmale enthalte, 
an denen sie sich mit Sicherheit als wahr erkennen Hes- 
se^); ebendamit ist aber seiner Meinung nach schon an 
und für sich die Möglichkeit ausgeschlossen, dass ein 
Merkmal zur Unterscheidung des Wahren und Falschen 
im Verstand liege, denn der Verstand — diese Voraus- 
setzung theilt er mit seinen Gegnern — muss seinen In- 
halt aus der Wahrnehmung schöpfen ^, so dass wir also 
der unmittelbaren Beweise über die Unsicherheit der Denk- 
bestimmungen nicht einmal bedurften. Das gleiche Er- 
gebniss lässt sich übrigens auch von der subjektiven Seite 
her gewinnen, wenn wir fragen, wie der Einzelne zu sei- 
nem Wissen gelange. Denn ein Wissender könnte er 
erst sein, nachdem er sich seine Ansicht gebildet hat, in- 
dem er sich mithin für eine bestimmte Ansicht entschei- 
det, ist er noch unwissend, welches Vertrauen kann aber 
das Urtheil eines Unwissenden ansprechen *)? 



1) Sbxt. 416 ff. Cic. a« a* O. 39, 92. Aus dem Umstand, dass schon 
Gbrysipp dem Sorites zu begegnen suchte, wird wahrscheinlich, 
dass dieser, schon von dem eleatischen Zeno b^riindete Fang- 
schluss (s. Abist. Phys. VII, 5. 250, b, 19 und Simpl. da/^u f. 
255, in den Schollen von Br^bdis S, 423 f.) auch von Arcesilaus 
gegen die Stoiker gebraucht wurde« 

2) Säxt. VU, 164. 

3} A. a. O. 165 vgl. Cic. Acad. II, 28, 91« 
4) CfiG* Acad. II, 36, 117. Rameades ist hier allerdings nicht ge- 
nannt > aber dass auch dieser Grund der Schrift ebes AkadeoM- 

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Die neuere Akademie.* «Karneades. 29T 

Wie Karneades in diesen formalen Unt^rauciicUigen 

über die Mögllehkeit dea Witfaens*« vorzngsuveiae auf die 

Stoiker Rückaieht uimnit, und aeineraeita die alig^emelne 

Vorausaetanng dea Sensnailamua mit Ihnen gemein liat, 

so finden wir ilin aueli in der Polemik gegen die mate* 

Hellen Ergebntsae der dogmatiachen Philosophie in einem 

ähnÜGbeu Verhäitnias zu diesen seinen Hauptgegnern. 

Wie die Physik überhaupt seit dem Anfang unserer Pe* 

riode gegen die £thik zurückgesetzt wurde, so hat aucb 

Karneadea der letzteren mehr Flelss zugewendet, als der 

erstem 0; aofern er aber auf die Physik eingieng, acheint 

er sieb ganz gegen die stoische Behandlung derselben 

gerichtet zu haben, uild eben diesem Umstand haben wir 

es zu verdanken, dass wir von seinen physikalischen oder 

richtiger theologischen Untersuchungen ausführlicher un« 

terrichtet aind, als von den ethischen. Reiche Veranlas* 

sung zur Bewährnng seinea Scharfsinns bot ihm in die« 

ser Beziehung die stoische Theologie und Teleologie ^), 

und aof seinem Standpunkt musste es ihm nicht schwer 

werden, die schwachen Selten derselben aufzudecken« 

Wenn sich die Stoiker zur Begründung dea Gotterglau«* 

bens auf den consensus genäim beriefen, so lag es nahe, 

ihnen zn antworten ^), die Allgemeinheit jenea Glanbena 

sei weder erwiesen, noch auch wirklich vorhanden, kei- 

nenfalls könnte aber die Vorstellung der unwiasenden 

Masse etwas entscheiden. Wenn jene in dem Eintreffen 



kers entnommen ist, lasst sich kaum bezweifeln, und dass er 
von Harn, herrührt, ist wenigstens wahrscheinlich. 

1) Dioo. IV, 62» 

2) Gic. N. D. I, 2, 5 nach kureer Schilderung der stoischen und 
der verwandten Tlbeologie: contra quos Cameades ita muäa dis- 
seruk , ut excäaret hamines non socorde<s ad vei'i investigandi cupi- 
däatem, 

5) Gic, N. D. I, 23, 62 f. Tgl. III, 4, llf dass Gic. hier die akade- 
mische Ansicht vortragen will, sagt er selbst, diese werden wir 
aber immer am Wahrscheinlichsten auf Karneades zurückfuhren, 

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S9S ' Die Skepsif. 

der Vorzeichen nod WeiMag;«ngen einen Bflo^eweis fiir 
das Walten der göttKchen Vorsefiung fattden^ no bednrfte 
es der j^eieh zu erwähnenden ansfufariichen Kritik der 
Dirinatlen kaum, um diesen Grund z« entkräften ^). Aber 
attch der eigentliche Angelpunkt des stoischen^ Gotter- 
glaubens^ die Lehre von der Beseeltheit and Vernünftig- 
kclt des Weltganzen und von der Zweckmässigkeit der 
Welteinrichtnng, wurde von Kanieades in Anspruch ge- 
nommen. Wo zeigt sich denn^ fragte er^ jene Zweck- 
mässigkeit in der Welt? woher alle Dinge, die dem Men- 
sehen Verderben und Gefahr britigen, wenn es wahr ist, 
dass ein Gott die Welt um des Menschen willen gemacht 
hat ^)? Oder wenn die Vernunft als das höchste Geschenk 
der Gottheit gepriesen wird, sehen wir denn nicht, dass 
die Mehrzahl der Menschen ihre Vernunft nur gebrauelit, 
um schlimmer zn sein als die Thiere? Für diese wurde 
also die Gottheit mit ihrer Gabe schlecht gesorgt haben ^). 
Ja selbst wenn wir die nächste Schuld von dem Miss- 
brauch der Vernunft dem Menschen zuschieben wollten: 
warum hat ihm die Gottheit eine Vernunft gegeben, die 
so gemissiyraudit werden konnte^)? Aber die Stoiker sa- 
gen ja selbst, es finde sich nirgends ein Weiser; diesel- 
ben lehren, die Thorheit sei das grosste Unglück; wie 



I) M. s. kierüber Cic. N. D. Ilf, 5, 11 ff. 

8) Der Akademiker b. Cic. Acad. I!, 38, 120. Dass diese Gründe 
von Karneades herrühren, sehen wir aus Pobph. de abstio. III, 
20, wo dieser das Dasein des Ungesiefers, der Giftpflanzen, der 
retssenden Thtere u. s. w. gegen die Stoiker geltend macht. Eben- 
das. bemerkt Kam. gegen die Behauptung Chrysipps, dass das 
Schwein dazu da sei, um geschlachtet zu werden: nach dieser 
Annahme wurde es eben dadurch seine Bestimmung erfüHen, 
mithin mflsste es auch ihm selbst das Beste sein, geschfarfatet zu 
werden. 

3) Cic. N. D. 111, 25, 65—70. Wir setzen auch hier Toraus, dass 
die Grundgedanken der Giceronischen Darstellung der Bchule des 
Karneades wirklich angehören. 

4> A. a. O. 51, 76, 

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Die neuere Aliademie. Karneades. fM 

kann da noch davon die Rede sein, dass für die Men^ 
sehen, welche demnach sammt und sonders im tiefsten 
Elend sind, von den Göttern anfs Beste gesorgt sei *)? 
Doch gesetzt auch, die (jötter haben nicht Allen Tagend 
und Weisheit verleihen können, so hatten sie wenigstens 
darauf bedacht sein mgssen, dass es den Tugendhaften 
vHt gieiige. Statt dessen zeigt die Erfahrung in hundert 
Fällen, dass der rechtschaffene Mann elend umkommt, 
dass das Verbrechen gelingt und der Verbrecher die Pruchte 
seiner Unthateu ungestört genlessen kann 0. Wo bleibt 
da die Wirksamkeit der Vorsehung? Wie aber dem An- 
geführten zufolge der Thatbestand ein ganz anderer ist, 
als die Stoiker voraussetzen, so ist auch ihre Erklärung 
dieses Tbalsächlichen durchaus unberechtigt. Wollen viir 
auch zugeben, dass Zweckmässigkeit' In der Kinrichtung 
der Welt sei, dass die Weit das Schönste und Beste sei, 
was es giebt: warum sollte es undenkbar sein, dass die 
Natur auch ohne einen Gott, nach physikalischen Gesetzen, 
diese Welt hervorbrachte? Wollen wir auch den Zusam- 
menhang des Weltganzen anerkennen, warum sollte die« 
ser nicht durch blosse Naturkiäfte, ohne eine Weltseele 
oder eine Gottheit, bewirkt sein können? Wer kann sich 
rühmen, die Natur und ihre Kräfte so genau zu kennen,, 
dass er die Unmöglichkeit dieser Annahme beweisen 
konnte 3) ? Das Vernünftige, folgert Zeno, ist besser, als> 
das Unvernünftige, die Welt ist das Beste, also Ist die 
Welt vernunftig. Der Mensch, sagt Sokrates, kann seine 
Seele nur von der Welt haben, also muss die Welt be- 
seelt sein. Aber wer sagt dir denn, entgegnet der Aka- 
demiker ^J, dass die Vernunft auch für die Welt das Be* 
sie sein oniss, wenn sie es fiir uns ist? Dass die Natur 



1) Ebd. 32, 79. 

2) Ebd. S2, 80 ff. 

5) Cic. Acad. H, 38, 120 f. N. D. MI, |l, 28» 
4) Cic. N. D, IH, 8, 21 ff» 10, 26. 11, 27. 



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3te I>i« Skepsis. 

beseelt sein muss, um eine Seele zu erzeugten? Was der 
Mensch nicht hervorbring;en konnte, behaof^tet Ghrysipp, 
*das kann nur ein höheres Wesen, nar die (lottheit her- 
vorgebracht haben. Auch diesem Schiasse wird ?on aka* 
demischer Seite die gleiche Verwechslung der Standpunkte 
schuldgegeben, wie dem vorigen. Mag es immerhin ein 
höheres Wesen, als der Mensch geben, warum soll diess 
gerade ein menschenähnliches, verniinftiges Wesen, eine 
Gottheit, warum nicht die Natur seiu^)? Und nicht an- 
ders ?erhalt es sich auch mit der Behauptung, dass eben- 
so, wie jedes Hans zum Bewohnen bestimmt ist, so auch 
die Welt eine Wohnung der Götter sein müsse. Ganz 
richtig,. Hess sich hierauf antworten ^ 9 wenn die Welt 
ein Haus wäre, aber eben ob sie diess ist, ob sie für ei- 
nen bestimmten Zweck gebaut, und nicht einfaches, zweck- 
loses Naturprodukt ist, eben das steht in Frage. 

Die akademische Skepsis begnügt sich Indessen nicht 
damit, die Beweiskraft der Gründe zu bestreiten, auf wel- 
che die Stoiker den Glauben an eine Gottheit gestutzt 
hatten, sie sucht auch den GottesbegrÜf selbst als un- 
haltbar darzustellen. Der Weg, weichen Karneades zu 
diesem Zweck einschlägt, Ist im Wesentlichen derselbe, 
auf deni sich auch in unserer Zeit die Angriffe gegen die 
P^rsöiiliehkeit Gottes bewegt haben. Wenn sich die ge- 
wöhnliche Ansicht unter der Gottheit das unendliche We- 
sen denkt, welches aber zugleich als ein besonderes We- 
sen, mit den Eigenschaften einer für sich seienden le- 
bendigen Persönlichkeit vorgestellt wird, so zeigt Kar- 
neades, dass die zweite von diesen Bestimmungen der er- 
sten widerspreche, dass es nicht möglich sei, die Bedin- 
gungen des konkreten Daseins anf die Gottheit zu über- 
tragen, ohne ihre Unendlichkeit zu beschränken. Wie 



i) A. a. O. III, 10, 25 f. 
2) A. a. O. 



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Die neuere Akademie« Karneades. Sgl 

wir Uli« iiHD auch die Gottheit denlien wolleR^ jedenfalls 
miisaen viir sie als lebendes Wesen denken; jedes lebende 
Wesen ist aber leidensfähig; , jedes ist zasamniettgesetzt 
und tbellbar, mitlilo anch zerstörbar ^% Jedes lebende 
Wesen hat ferner noth wendig eine sinnliche Natur an 
sich, und weit entfernt, der Gottheit die Sinne abzuspre- 
chen, miissten wir ihr vielmehr, wie unser Philosoph 
glaubt, im Interesse der göttlichen AJlwissenhcit mehr, 
als nur unsere fiinf beilegen. Was aber der Sinuesei»- 
pfindung fähig ist, das ist auch der Veränderung fähig, 
denn die Empfindung ist (der. Chrysippischen Definition 
zufolge) eine Veränderung in der Seele; und dasselbe 
muss auch der Lust und der Unlust fähig sein, da sich 
eine Empfindung ohne diese nicht denken lässt. Alles 
Veränderliche ist aber ein Vergängliches, Alles was für 
Unlust empfänglich ist, ist auch für die Verschlimmerung 
empfänglich, aus welcher die Unlust entsteht, und ein 
Solches ist es auch für den Untergang '). Wie die Sin- 
nesempfindung, so gehört ferner das Begehren des Na- 
turgemässen und das Vermeiden des Naturwidrigen zu 
den Bedingungen des Lebens; naturwidrig ist aber für 
jedes Wesen, was die Kraft hat, es zu vernichten, alles 
Lebendige ist mithin der Vernichtung ausgesetzt ^). Ge* 
hen wir weiter vom Begriff des lebendigen zu dem des 
vernunftigen Wesens fort, so miissten der Gottheit noth* 
wendig zugleich mit der Seligkeit alle Tugenden beigt«- 
legt werden. Wie kann man aber, fragt unser Pliilosoph 
mit Aristoteles, Gott eine Tugend zuschreiben? Jede Tu- 



Cic. N. D, III, 12, 29 f. 14, 34. 

2) Cic« N. D. III, 13, 32 f. ausführlicher SfexTvs Math. IX, 139-^ 
147. Auch hier wird Kameades (§.140) ausdriicklicb genannt, 
und auch ohne das würde die Uebereinstimmung mit Cicero be^ 
weisen, dass wir seine Lehre vor uns haben. 

3) Cic. a. a. O. Weitere Beweise ftlr die Vergänglichkeit aller le- 
benden Wesen sind ebdas. angedeutet 

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2M I)>c Skepsis. 

gend setst eine UtivoUkomiiienheit voraus, inderen üeber- 
Windung sie besteht; enthaltsam ist nur der, welcher 
aiieh unenthaltsam, aasdauernd nnr der, welcher auch 
weichlich sein könnte, tapfer nur der, dem ein Uebel Ge- 
fahr droht, grosslierzig nur der, welchen Unfälle treffen 
können; einem Wesen, für welches die Lttst schlechthin 
keinen Reiz, der 8chmerz und die Beschwerde, die Ge- 
fahr und das Unglück schlechthin nichts Furchtbares ha- 
ben könnte, würden wir keine von jenen Togenden zu- 
schreiben. Ebenso wenig könnten wir die Einsicht einem 
Wesen beilegen, das nich.t für Lust und Unlust empfang- 
lich wäre, denn die Einsicht ist das Wissen um das Gute 
und Böse und das sittlich Gleichgültige, wie kann man 
aber davon wissen, wenn man nie Lust und Schmerz er- 
fahren hat, oder wie lässt sich denken, dass ein Wesen, 
wie man diess von der Gottheit annimmt, nur Lust em- 
pfinde, aber keine Unlust, da doch jene nur im Gegensatz 
zu dieser erkannt wird, und da die Möglichkeit einer Le- 
bensförderung immer auch die einer Lebenshemmung vor- 
aussetzt? Nicht anders verhält es sich auch mit der Klug- 
heit ijvßüUtt)* Klug ist nur, wer immer das Zweckmäs- 
sige findet. Aber wenn er es finden soll, darf es Ihm 
nicht schon vorher bekannt sein. Die Klugheit kann mit- 
bin nur einem Wesen zukommen, dem Manches verbor- 
gen ist. Ein solches Wesen könnte aber nie wissen, ob 
Ihm nicht früher oder später etwas den Untergang brin- 
gen werde, es wäre mithin auch für Furcht empfänglich. 
Ein Wesen aber, das von der Lust versucht und von 
Schmerzen gestört werden kann, ein Wesen, das mit Ge- 
fahren und Beschwerden zu kämpfen hat, ein Wesen, das 
Unlust und FMrcht empfindet, ein solches Wesen, schliesst 
Karneades, ist endlich und vergänglich; können wir uns 
daher die Gottheit nicht ohne diese Beschränkungen den- 
ken, so ist sie überhaupt undenkbar, der Begriff der Gott- 



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Die neuere Alcademie* Karneades. MS 

heit hebl sieb selbst auf ')• Aber ancb seh^n desskatb 
kana Gott keine Tug^end haben, weil die Tugend über 
dem Ist, der sie liat, iii»er Gott aber kann nichts sein ^)« 
Wie verhält es sieh ferner bei Gott mit der Sprache? 
Dass es'uugereimt ist, ihm eine Sprache beizulegen, war 
leicht zu zeigen; ihn sprachlos iuftapog) zu nennen, scheint 
aber der allgemeinen Annahme gleichfalls zu widerspre- 
chen 3). Ganz abgesehen endlich von allen näheren Be* 
Stimmungen ergiebt sich die Undenkbarkeit des Gottes- 
begriffs, wenn wir fragen, ob die Gottheit begrenzt oder 
unbe;grenzt, ob sie körperlich oder unkö^rperlich sei. Si« 
kann nicht unbegrenzt sein, denn das Unbegrenzte ist noth« 
wendig unbewegt, weil es keinen Ort hat, und unbeseelt, 
weil es vermöge seiner Unendlichkeit kein von der Seele 
durchdrungenes Ganzes bilden kann, die Gottheit dagegea 
denken wir uns bewegt und beseelt; sie kann aber auch 
nicht begrenzt sein, denn alles Begrenzte ist ein Be-* 
schränktest Sie kann ferner nicht unkörperlich sein, 
deoH das Unkörperliche wäre, wie Karneades mit den 
Stoikern annimmt, ohne Seele, Empfindung und Wirkung;, 
sie kann aber auch kein Körper sein, denn die zusammen- 
gesetzten Körper sind der Veränderung und dem Unter- 
gang unterworfen, die einfachen cFeuer, Wasser u. s. w.) 



i) Sbxtüs Math. iX, 152 — 175, wo derselbe Nachweis auch noch 
an der avxp^oavvtf gegeben wird. Kürzer Cic. N, D. III, 15, 38. 
Zwar ist in beiner von diesen beiden Darstellungen der Name 
des Karneades hier wiederholt, aber der Umstand, dass beide 
Schriftsteller diese Beweise an derselben Stelle einer längeren 
Ausfuhrung bringen^ in der vor luid nach Karn. ausdruclilich 
genannt wird, setzt ausser Zweifel^ dass sie ihm angehören. 

2) Sbxt. IX, 176 f. Der Satis sieht etwas sophistisch aus, aher es 
ist darin die tiefgreifende Frage angedeutet, welche die spätere, 
nameath'ch die mittelalierFiche Philosophie so viel beschäftigt hat, 
wie sich die aligemeine Seite des göttlichen Wesens ku der in- 
dividuenen rerhätt, ob das Gute und Vernünftige fiir Gott ein 
von seinem Willen unabhängiges Gesets ist, oder nicht 

5) Seit. 178 f. 

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MK Die Skepsis. 

ffliMf ohne Leben and Vernunft *). Laust sich aber keine 
der Bestimmungen durchfuhren, unter denen wir uns die 
Gottheit denlKen mfissten, so kann das Dasein derselben 
nicht behauptet werden. 

Noch leichteres Spiel hat der Skeptiker naturlich bei 
der Kritik des polytheistischen Götterglaubens und seiner 
stoischen Vertheidigung. unter den Gründen, welche 
Karneades gegen denselben gebrauchte, werden beson- 
ders jene Soriten erwähnt, durch die er zu zeigen suchte, 
dass es dem Volksglauben an jedem Merkmal zur Unter- 
scheidung des Göttlichen uud üugöttiicben fehle. Wenn 
Zeus ein Gott ist, sagte er, so muss es auch sein Bruder 
Poseidon sein, wenn es dieser ist, so mussten auch die 
Flösse und Bäche Götter sein; wenn Helios ein Gott ist, 
m&sste auch die Erscheinung des Helios über der Erde, 
der Tag, ein Gott sein, dann aber auch der Monat und 
das Jahr, der Morgen, der Mittag und der Abend u.s. w.^). 
Der Polytheismus wird hier dadurch widerlegt, dass die 
wesentliche Gleichartigkeit des vermeintlich Göttlichen 
mit dem anerkannt üngöttlichen nachgewiesen wird. Dass 
diess übrigens nicht der einzige Beweis des scharfsinni- 
gen Kritikers war, lässt sich voraussetzen'). 



1) Sbxt. au a. O. 148—151. 180 f. Aucli liier bürgt uns fiir Sie 
Authentte der Darstell uog bei Sextus ilire wesentliche lieber* 
einstimniung mit Cic. N. D. 12, 29 — 31. 14, 34) der seine Aus- 
einaniflersetzung mit den Worte» einführt: illa autem, quae Cor- 
neades cfferebat, guemadmodum dissolvkis? Auch Sextus selbst 
scheint aber nicht blos einzelne seiner Beweise (§. 140), sondern 
die ganze Reihe derselben Fon $. 137 an dem Bameades zuzu- 
schreiben, wenn er §. 182 fortfährt: ij^ojvTiVTot ^i xal vtto ti 
JCa^edSa uai owg^ximZi rivss u. s. w. 

2) Sbxt. 182—190) weiter ausgcsponnen b. Gic. f}.D.J11, 17, 43 ff. 
Auch Sextus bemerkt übrigens 190 : «a« alkov^ 3^ roiarovs auf- 

. 3) So gehört vielleicht auch ihm oder seiner Schule die gelehrte 
Ausfuhrung bei Cic. T^. D. III, 21. 53—23, 60 j worin die Un- 
einigkeit der mythischen Ueberlieferungen an der Mehrheit gleich* 

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Die neuere Akademie. Karneades. 305* 

Sehr nachdracklkh htitte Karneades auch die Weis* 
sag;ung angegriffen, auf welche die Stoiker so grossen 
Werth legten ')• ^^ ^l<ss nach« dass dieselbe gar keiner 
eigenthumlichen Stoif habe, dass ober Alles, was Gegen«! 
stand einer knnstinässigen Beurtheilung ist, die Sach- 
verständigen richtiger urtheilen, als die Wahrsager^), 
dass das Vorherwissen von zufälligen Erfolgen unmöglich 
sei, von nothwendigen und unvermeidlichen unnütz, ja 
schädlich sein würde^), dass sieh' keinerlei Causalzu'sam- 
menhang zwischen der Vorbedeutung und dem bedeute- 
ten Erfolg denken lasse'); hielten ihm aber die Stoiker 
Beispiele eingetroffener Weissagungen entgegen, so er* 
klärte er dieses EintreiFen für zufällig^), zugleich aber 
auch ohne Zweifel einen grossen ^riieil jener Erzählun- 
gen für unwahr*). 

Mit dieser Polemik gegen die Mantik steht bei Kar-^ 
neades vielleicht auch die Vertheidigung der Willens- 
freiheit in Verbindung. Er widerlegte den stoischen 
Fatalismus durch die Thatsache der freien Selbstbestim-* 
mung, und da sich die Stoiker Tiir ihre Lehre auf das 
Causalltätsgesetz beriefen, so nahm er auch dieses in 
Anspruch^); natfirlich konnte aber seine Absicht dabei 
nicht die sein , etwas Positives iiber das Wesen des 
menschlichen Willens zu behaupten, sondern nur die, den 
stoischen Lehrsatz zu bestreiten. 

Nicht ganz so ausfiihrlich , wie &ber die bisher be- 



• namiger Götter nachgewiesen wird". ^ Dass dieselbe aus einer 
. gricchisdien Schrift geiossen ist, eeigt ihr Inhalt, and Cicero 
^selbst sagt es aip Schluss eiemlich deutlich. 

1) M. s. ausser dem gleich Folgenden auch Gic. Div. I, 7^ 12. 

2) Cic. Öivin. II, 3, 9 ff. 

5) Ebd. V, 13(R Doch ist Karneades hier nicht mehr genannt. 

4) Ebd. I, 13, 23. 

5) A. a. 0. u. II, 24, 48. 

6) Vgl, Cic. a. a. O. II, 11, 27 u« 6. 

7) Cic De Fato 11, 23. 14, 31. 



Die FliUotophie der Grieche». III. Tbeil. 20 

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Die Skepfii. 

sproeheneii Punkte, sind wir über die Griode unterrich- 
tM, mit denen Karneades die berrsclieiiden sittÜGlien 
Omndsätze in Frag;e «teilte, docli kennen wir dieselben 
hinreichend, om die Richtang seiner Skepsis auch nach 
dieser Seite hin zu beurtheilen.. In der zweiten von den 
berähmten Reden, welche Karneades im Jahr 156 v. Chr. 
zu Rom hielt'), führte er aus, dass es kein natürliches 
Recht gebe, sondern alle Gesetze nur positive bürgerliche 
Einrichtungen, nur um ihrer Sicherheit und ihres Vor- 
theils willen, zum Schutz der Schwachen von den Men- 
schen Aufgestellt seien, wie sie denn aus diesem Grande 
mit den Völkern und den Umstanden wechseln, und dass 
desshalb Jeder für einen Thoren gebalten werde, welcher 
die Gerechtigkeit dem alleinigen unbedingten Zweck, 
dem Vortheil, vorziehe. Zur Begründung dieser Behaup- 
tung verwies er tbeils auf das Beispiel aller mäehligen 
Volker, wie eben das römische, die sammt und sonders 
nur durch Ungerechtigkeit gross geworden seien, tbeils 
dienten ihtn biezu die mancherlei casuistiscfaen Fragen, 
wi6 sie schon die Stoiker aufgeworfen hatten , Indem er 
natiirlich In allen diesen Fällen der Meinung war, dass 
es kluger sei, das nutzbringende Unrecht zu begeben, 
(z. B. zur Rettung des eigenen Lebens einen Andern zu 
ermorden), als d^n Vortheil dem Rechte zn opfern, dass 
daher die Klugheit mit der Gerechtigkeit In einem no- 
vensöhallchen Streit liege ^). Dass selbst die strengste 
Moral dieser Anerkennung der selbstischen Interessen 
sich nicht gauz entziehen könne, schien ihm das Beispirf 
seiner stoischen Gegner zu beweisen, denn wenn er 
diesen mit der Behauptung zusetzte, dass sich Ihre An- 



1) Läctavz lostitt, V, 14 nach Gic. de E^p. III, 4« Vlvt. Gato maj. 
c. 22. QuivTiL. Institt XII, 1, 4f i. 

2) Lact. a. a. O. c. 16. Cic. De Rep. III, 8-11. 14. i7 i- ed. Ma;. 
Fin. II, 18i 59; m. ?gl. über jene cassislkelie Fälle Qc.OE.III, 
23, 89 ff. 

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Die neuere Akademie, Harneades. $07 

siebt über das höchste jBut von der peripate tischen aur 
iu den Worten unterscheide O9 so kann sich diess nur 
auf ihre Lehre vom n^onyfiipov beziehen, in der er eben 
jeae Werthsehätzung der äusseren und sinnlichen Güter 
fsBd^ welche den Peripatetikern von ihnen so sehr ver- 
übelt wurde. £in weiterer Beleg von der Art seiner An« 
grifCp auf die stoische Moral ist die gegen Chrysipp ge- 
richtete Behauptung, dass die Erinnerung an die allge- 
meine. Nothwendigkeit des Todes und anderer Uebel zu 
HQserer Bjerubigung nichts beitrage^); das unmittelbare 
siuiiHc^e Gefi^hl vyird der verständigen Reflexion 4er 
Stoiki^r als das Höhere gegenübergestellt. 

Aus dieser ganzen Kritik des Dogmatismus konnte 
Dan . Karnciade^ y wie natiirlich^ nur dasselbe Resultat 
si^hfH). wie. seine Vorgänger, dass schlecfathin kein Wis- 
ae» .ükog^Uch s^l , ^a^s mithin der YVeise seine Zustim- 
inoag durchaus zurückhalten, und eben dadurch sich gegen 
jeden. Irrthum decken müsse ^), und er hält diese Forde* 
tüng so streng fest, di^ss er den Einwurf, wenigstens 
ven (ter Unmöglichkeit einer festen Ueberzeugung müsse 
der Weise fe^t überzeugt seiny durchaus nicht zugab ^). 
Aber wenn schon jene weit entfernt waren, darum allen 
Vora^elliingen den gleichen Werth beizulegen, und ein 
Hafideli^ und Meinen ohne Gründe zu verlangen; so fasst 
Karueadjes eben diesen Punkt noch bestimmter in's Auge^ 
iipdfiii er die Bedingungen und Grade der Wahrsdiein; 



1) Cic. Fin. III, 12, 4i. 

2) Ciq. T^8C. I, «5, 59- 

3), Bei Cic. ad Att. XIII« 21 vergleicht er die tnoxi^ dem ^nbalten 
des Wageoleakers oder der gedeoliten Stellung des Faustkämp- 
fertf.-^ Wie Arcesilaus, so befolgte auch Harn., im Zusammen- 
bang mit aeiner Ansicht, das Verfahren, dass er über jeden 6e- 
l^eu&taad, wie dort in Boro über die Gerechtigkeit, dir und wider 
sprach, ohne eine Entscheidung zu geben. Cic. N. D. 1,^5, 11 
.u. A. , 

4) Cio. Acad. 11, 9, 28* 

20* 

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308 t>ie Skepsis. 

IfchkeK festzustellen 9 und dadurch einen Leitfaden für 
die Weise der Ueberzeugung, welche seine Lehre allein 
fibrlg; lässt, zu gewinnen bemüht ist. Mögen wir noch 
sosehr aufs Wissen verzichten, so bedürfen wir doch 
einer Anregung und' Unterlage f&r's Handeln^ wir bedür- 
fen gewisser Vot*aussetzungen ^ von denen unser Streben 
nach Gluckseligkeit ausgeht^). Wir m&ssen daher ge- 
wissen Vorstellungen so viel Gewicht beilegen, dass wir 
uns durch sie bestimmen lassen; nur werden wir uns 
wohl hüten, sie darum fijr wahr, für etwas Gewusstes 
and Begriffenes, zu halten, wir werden auch bei Ihnen 
nicht vergessen, dass selbst unsere wahren Vorstellangen 
nur so beschaffen sind, wie auch falsche beschaffen sein 
können, dass ihre Wahrheft nie mit Sicherheit zu erken- 
nen ist, wir werden daher unsere Zustimmung zurückhalten, 
und ihnen nicht die Wahrheit, sondern nur den Schein der 
Wahrheit (das dkrj&fj <palwea&ai), oder die Wahrscheiniieb- 
keit iifiq^aaig, nv^tuvottig) zugestehen '). Wenn es sich nämlieh 
bei jeder Vorstellung um zweierlei handelt, um ihr Ver- 
hältniss zu dem vorgestellten Gegenstand, vermöge dessen 
sie entwede^r wahr oder falsch ist, und um ihr Verhäl^ 
niss zu dem vorstellenden Subjekt, vermöge dessen sie 
als wahr oder als falsch erscheint, so ist das erstere 
Verhaltniss, aus den früher entwickelten Gründen, unse- 
rer Benrtheilung gänzlich entzogen, das zweite dagegen, i 
das Verhaltniss der Vorstellung zu uns selbst, ßllt in i 



i 



i) Sext. Math. VII, 166: dnattsfAWOi Si nal atrot [o Xet^Mijf] 
f» HQn^^tor TTQos te Tjjv t5 ßitt iii^ayay^v ual TrpoC rijfi' t^C 
evSdi/ioviav mgUrtjotv dvpdfut dnavttynd^iTai' nal iۊ&' avrov ns^l 
THTti diatdtrea&at u. s. w. Gic. Acad. II, 31 9 99 (iiadi Klito- 
machus): etemm contra naturam esset si probaÜUe niftil esset et st' 
quitur omms vitae . . eversw, 32, 104: nam cum plaeeat, tum fti 
de omnihus rebus cntuineat se ah assefOiendo moveriy tarnen et affere 
aU^id reb'qvk ejusmodi visa, fMus ad actUmem exekentar xu S. w. 

2) Sext. und Gtc. a. d. a. O. 

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Die neuere Akademie«. Karneades. 309 

den Bereich uasers Bewusstseins '). So lange nun eine 
wahr scheinende Vorstellung nur dunkel und undentlich 
ist, wie etwa die Anschanuno^ entfernter Gegenstände, 
dringt sie uns keine Zustimmung ab, wenn dagegen der 
Schein der Wahrheit sehr stark wird, so bringt sie eine 
Oeberzengung in .uns hervor^). Diese üeberzeugung hat 
aber ebenso, wie die Wahrscheinlichkeit selbst, verschie- 
dene Grade. Der geringste Grad von Wahrscheinlichkeit 
entsteht dann, wenn eine Vorstellung zwar an und Tür 
sich den entschiedenen Eindruck der Wahrheit hervor- 
bringt, ohne dass sie jedoch mit andern Vorstellungen im 
Zusaoimenhang stände, der nächst höhere Grad, wenn 
jener Eindruck durch die Uebereinstimmung aller mit ihr 
in Verbindung stehenden Vorstellungen bestätigt wird, 
der dritte und höchste Grad, wenn eine Untersuchung 
der letzteren auch Tür sie alle dieselbe Bestätigung er- 
geben hat. Im ersten Fall heisst die Vorstellung wahr- 
BcheinUch {m^avti)j im zweiten, wahrscheinlich und un* 
wtderaprochen (3z^^av97 xac arrf^/ajiagoO» im dritten, wahr-- 
scheiBlich unwidersprochen und geprüft {nk^avri %al dnt^ 
^ianugoQ xoc ni^mäiVfAiVfj)^y. Innerhalb jeder von diesen 
drei Stufen sind wieder verschiedene Abstufungen der 
Watirschelnliclikjelt möglich^). Die Merkmale, aufweiche 
bei Untersiichung der Wahrscheinlichkeit zu achten , ist, 
scheint Karneades im Sinn der aristotelischen Logik in^ 
Eiozdoen untersucht zu haben.^). Je nachdem nun eine 
Frage grössere oder geringere praktische Wichtigkeit 
hat, oder je nachdem uns auch die Umstände eine genaue 
Untersuchung erlauben, oder nicht, werden wir uns an 



i) Skxt, a. a O. 167—170. 
2) A. a. O. 171-173. 

5) A. a. O. 173. 175 —ISJ. Pyrrli. I, 227- vgl. Cic. Acad. II, 11, 
33. 51, 99 f. 32, 104. 

4) Sext. a. a. O. 173. 181. 

5) M. 8. a. a. O. 176 ff. 183 



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310 D^e Skepsis. 

den eluen oder den andern Grad der Wfthrseli^inliclikeit 
halten 0; vviewohl aber keiner derselben von der Art ist, 
dass er jede Möglichkeit des Irrthums ansscblosse, so 
wird uns dieser Umstand doch die Sicherheit des Ban- 
deins nicht ranben, sobald M^ir uns einmal überzeugt 
haben, dass nun einmal eine absolute fiewis^heit unserer 
praktischen Voraussetzungen nicht möglich ist'), und 
ebenso wenig werden wir Bedenken tragen, etwas in 
jener bedingten Weise zu bejahen öder zu verneinen, die 
nach dem Auseinandergesetzten allein übrig bleibt: wir 
werden keiner Vorstellung in dem Sinne beistimmen, dass 
tvir sie für wahr, wohl aber vielen In dem, dass wir sie 
Tür höchst wahrscheinlich erklären ^}. 

tinter die Fragen, über welche wi^ eine möglichst 
wahrscheinliche Ueberzeugung zu gewinnen suchen müs- 
sen, musste nun Karneades seiner ganzen Richtung nach 
vor Allem die sittlichen Grundsätze rechnen; eben das 
Leben und Handeln war es ja, dem seine Lehre von der 
Wahrscheinlichkeit dienen sollte. Cr unterschied in dieser 
Beziehung sechs, oder bestiehungsweise vier verschiedene 
Ansiehten. Wenn nämlich dek* Gegenstand unsers Be- 
gehrens entweder die Lust, oder die l^chmerzlostgk^it, 
oder die Befriedigung der nat&rliehen Triebe sein kann, 
50 ergaben steh in jeder vöd diei^en drei Betfehirng;en 
entgegengesetzte Bestimmungen, je nachdem das höchste 
Gut in die Erreichung von eineiü der genannten Zwecke 
oder In die auf dieselbe gerichtete Thätigköft gesetzt 



i) A. a. o. ib4 m 

2) A. a. O. 174. Cic. Acad. II, 31, 99 f. 

3) Gic. a. a. O. 32, 104. 48, 14$. Durch diese Erläuterung hebt 
sich von selbst der Vorwurf der Incoii^eciüeilz, weleber dem 
Karneades b. Cic. Acad. II, 18, 59. 21, 67. 24, 78 ^ssbalb ge- 
macht wird, weil er \tn Unterschied von Aroesilkus ztigegebeo 
habe, dass der Weise bisweilen der Meinung fblgeft uad gewis- 
sen Vorstellungen seine Zustimmung gebet) Werde, wie diess 
a. a. O. 24i 78 im Grunde aneHkaant i«t' ' 

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Die neuere Akademie. Karneades. Sil 

wird; da jedoeb das Letztere nnr too den SCoilem ge- 
schehen Ist, sofero diese die aahirgemäBse Tliatigkeit 
oder die Tngeud f&r das liöcliate Gut lialtien, ko redocfi- 
ren sich diese sechs mdglichen Ansichten in der Wirli- 
lichkeit aoF vier, die theils in ihrer einfachen Gestalt, 
theils in ihrer Zasammensetziing alle Torhandenen Vor- 
stellongen über das höchste Got unter sich begreifen >). 
Welche von diesen Ansichten den Vorzug verdiene, dar- 
über sprach sich Karneades zwar so skeptisch aus, dais 
selbst Klitomachus versicherte, seine wahre Meinung nicht 
zu kennen'), und nur versuchsweise, für den Zweck der 
Widerlegung, soll er den Stoikern die Behauptung ent- 
gegengestellt haben, dass das höchste Gut in dem Genüsse 
der Dinge bestehe, welche den ursprünglichen fiaturtrieben 
Befriedigung gewähren'). Indessen wird die Sache doch 
auch wieder so dargestellt, als hätte unser Philosoph 
eben diese Behauptung in eigenem Namen vorgetragen, 
und zwar angeblich in dem Sinn, dass er die Befriedi- 
gung der Naturtriebe abgesehen von der Tugend als 
letzten Zwdck bezeichnet hätte ^); zugleich hören wir 
aber auch, er habe sich der Meinung des Kallipho zuge- 
neigt^ welche von der Ansicht der altern Akademie nicht 



i) Cic. Fin V, 61 16—8, 2S, vgL Tuic« V, 29» 84, ohne Zweifel 
nach Antiochus. Rittxb III, 686 bat die Eintbeilung ies Kar- 
neades, die er sonst wohl kaum so unbedingt der OberBächlinh- 
keit und Ungeoauigkeit lieschuldigt haben dürfte > nicht gane 
riphtig dargestellt 

2) Gic. Acad. 11, 45, 139. 

3) Cfc. Acad. II, 42, 131 : introduceiat etiam Cameades. non quo 
probaret, sed ut opponeret Stoidt, summum btmum esse frui üs 
rebus, quas primas natura concUiavisset (oim$iop). Ebenso Fin. V, 
7, 20. Tusc. V, 30, 84. 

4) Cic. Ftn. II, 11, 35: tea tres sunt fines expertes honestaUs, unus 
Aristifpi vel Epicuri (die Lost) aker UHeronfmi (die Schmerslosig- 
heit) Cameadis tertüus (die Befriedigung der natürlichen Triebe); 
vgl. ebd. V, 7, 20. 8, 22. 

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312 Die Sltepsis. 

wesentlich verftcbieden g^eweeen zq sein, scheint >>; ja 
noch mehr, es wird ihm der Satz zugeschrieben, dassdie 
Tagend hinreichende Mittel znr GluckseligiLeit gewähre, 
wie es sich auch im Uebrigen mit dem höchsten Gut 
verhalten möge ^); und biemit stimmt recht gut zusammen, 
was Klitomachns Inder Trostschrift an seine Landslente 
nfach der Zerstörung Karthago's aus dem Munde seines 
Lehrers mittheilte, um wahrscheinlich zu machen, dass 
der Weise selbst durch den Untergang seiner Vaterstadt 
nicht in Kummer gerathe^). Fassen wir alle diese An- 
gaben zusammen, so erbalten wir eine Ansicht, die wir 
des Philosophen nicht unwifrdig und seinem Standpunkt 
ganz angemessen finden werden. Seinen slieptischen 
Grundsätzen gemäss konnte Karneades keiner von den 
verschiedenen Meinungen über das Wesen und Ziel der 
sittlichen Thätigkeit wissenschaftliche Sicherheit zuer- 
kennen, und insofern ist die Angabe des Klitomachns, so 
weit es sich um eine bestimmte Entscheidung handelte, 
ohne Zweifel richtig. Aber wie überhaupt die Läugnung 
des Wissens seiner Meinung nach eine Ueberzeugung 
aus Wahrscheinlichkeitsgrfinden nicht ausschliessen sollte, 



1) Gic. Acad. II, 45, 139 t ut Caüiphontem sequar cujus guidem sen- 
tetuiam Canieades äa stutRose drfensüabat, ut com ftrobare etutm 
videretur^ Hallipbo aber, ein ^onst unbekannter, wahrscheinlich 
der akademischen oder peripatetisciien Schule angehöriger Pbi- 
losoph, wird unter die gerechnet, welche die honestas cum aUjua 
accessione^ oder wie es Fin, V, 8, 21. 25, 73. Tusc V, 30, 85 
heisst, die voittptas cum honestate für das höchste Gut gehalten 
haben. 

2) Cxo. Tusc. V^ 29» 83: et quoruam videfis hoc veile, iU quaecunqw 
dUsentiefUium phUosophorttm dementia, sit de finAus, tarnen virtus satis 
habeat ad vkam beatam praesidn; quod qvidem Carneadem düptOare 
so&tum accepmui, 

3) A. a. O. III, 22, 54. Man bemerke, dass diese Ausfuhrung des 
Kameades ausdrücklich nur unter den Gesichtspunkt der Uebcr- 
Zeugung durch Wahrscheinlichkeit gestellt wird } er habe, beisst 
e», den Säte angegriffen videri fore in aeffrüudine sapientem 
patria capto» 

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Die neuere Aliademie«' Karneades. M^ 

89 gut dieflft nftmentlich auch tob deo ethteehen lieber* 
zeugöog^en; und da wurde ibm jeue vermUtekide Ansicht, 
welche Ihm sugeschrieben wird , nicht bks durch die 
Tradition der akademischen Schule an die Hand segeben, 
sondern sie lag auch an und Tur sich dem 9 der die ent- 
gegelig^esetzten Systeme der Lustlehre und des Stoicip- 
mus likeptisch vernichtet hatte, als positiver üeberrest 
derselben am Nächsten; wobei wir für den Widerspruch, 
dass die Befriedigung der Naturtriebe bald mit der, Tu- 
gend, bald ohne dieselbe als das Princip des Karneades 
bezeichnet wird, wohl nur die ungenaue OarstellMug 
Cicero's verantwortlich zu machen haben; seine eigentr 
liebe Meinung kann jedenfalls nur die erste sein. Denfjk 
davon musste doch auch Karneades ebenso gut, wieseln^ 
Vorgänger und Nachfolger in der Skepsis, überzeugt 
sein, dass seine Denkweise der sicherste We^ zur Glück- 
seligkeit sei, und das Wort über die Selbstgenügsamkeit 
der Tugend, Welches €icero von ihm anführt, ist-ln^ofern 
gana glaublich, und steht mit seiner Auffassung des 
höchsten Guts in keinem grösseren Widerspruch,, als.^ 
ähnliche Aeusserungen des Aristoteles und selbst des 
Epiknr* Wenn dfiher dem Karneades bezeugt wird, dass 
er trotz seines ethischen Skepticismus ein durchaus 
rechtschaffener Mann gewesen sei % so haben wir nicht 
blos' keinen Grund, dieser Aussage über seinen personli- 
eben Charakter zu misstraoen, sondern wir können der- 
selben auch die Anerkennung seiner philosopbisch|sn Con- 
Sequenz hinzufugen, denn so widerspruchsvoll uns auch 
eine Ansicht erscheinen mag, welche die Sicherheit des 
praktischen Verhaltens auf eine Theorie des absoluten 
Zweifels gründen will, so haben wir doch schon filiher 
gesehen, dass es in der ganzen Richtung der nacharisto- 
tischen Skepsis lag, diesen Widerspruch auf sich zu 



i) QuiNTiL. Institt. XII, 1, 4, 1. 

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'914 Die Slieptis. 

nebmeiK Diese Richtung hat such in Kameades vollendet, 
nnd ancli die wissenschaftliclien Mängel seiner Theorie 
liabeii sich ihm in folgierichtiger Entwieklung; derselben 
ergeben. 

Aus demselben GesiehtspaniLt werden wir auch der 
Angabe Glauben schenken dnrfen, dass Karneades ebenso, 
vfU die späteren Skeptiker, trotz der scharfen Kritik, 
welche er Bber die populäre und die philosophische Theo- 
logie ergehen liess, doch das Dasein gdttlicher Mächte 
zu längnen nicht die Absicht hatte ^); er verhielt sich 
auch hierin als ächter Skeptiker: er verzichtete darauf, 
etwas über die Gottheit zu wissen , aber er liess sich 
vom praktischen Standpunkt aus den Götterglauben als 
eine mehr oder weniger probable und niitzliche Meinung 
gefallen. 

Alles zusammengenommen werden wir die philoso- 
phische Bedeutung des Karneades lind der Schule, zn 
welcher er gehört, nicht so gering anschlagen können, 
wie diess in neuerer Zeit geschehen ist, wenn der neue- 
ren Akademie ein seichter Zweifel schuldgegeben, und 
die Lehre des Karneades von der Wahrscheinlichkeit 
nicht ans dem Interesse des Philosophen, sondern nur 
aus dem desRhetors hergeleitet wurde^). Zn der letzte- 
ren Behauptung liegt um so weniger ein Grund vor, je 
bestimmter Rarneades selbst erklärte, dass Ihm die Ad- 
erkehniing einer Deberzeugung durch Wahrscheinlichkeit 
um der praktischen Aufgabe und Thätigkeit willen uner- 



1) €tc. JS. D.ni, 17,44: kaec Cameades ajeiat, non ut Dooi toüemt, 
qmd enim phiiosopho minus conpeniens? sed ui S$oicos mhü de Dns 
explicare commceret» In diesem Sinne Tersichert der Akademiker 
bei Cicero fortwährend (z. B. I, 22, 62), er wolle den Götler- 
gluubefi sieht Ktirstdren, er finde nur die Beweise dafär uirou- 
reicbeod. Ebenso Sextus Pjrrh. III, 2 : r J füv ßU^ xariuiolot- 

votiv avTsS tpaftip. 

2) BiTTRB III, 730. 694. 

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Die neuere Akad; Hariieades u. 5 Nachfolger, ^ffti 

lässlfch scheine,'' ahd'je v6ltstäifitj{rel- er hilsriti mtt iMr 
g^esamtnten Riclitiih;^', hlelit btos der irkaiiieitiischeii','Sotf- 
dern ancb der PyrrNoniscIien änd d^r spatteren SkepttU 
zusammen trifft. Was ihn van 'Anderen iinterscheidelr,' fak 
nur die Gründlichkeit, mit der er dte i^tnfen und Bedln^ 
gung^en der Wahrscheinlichkeit untersucht hat, diese 
wird man aber doch dem Philosophen am Wenigsten zum 
Vorwurf machen wollen. Ebensowenig möchten wir die 
Zweifel seicht nennen ^ welche das Alterthum in dem 
weiteren Verlaufe nur sehr unvollständig;^ zu Idsen ge- 
wusst hat, und weiche auch wirklich nicht wenige der 
eingreifendsten Probleme durch sehr . treffende kritische 
Bemerkungen beleuchten. Wir werden allerdings in der 
skeptischen Verzichtleistung auf alles Wissen and in der 
Beschrankung auf eine mehr oder weniger unsichere 
Meinung ein Zeichen von der Ermattung des wissen- 
schaftlichen Geistes und von dem Erlösehen der philoso- 
phischen Produktivität finden müssen, aber wir dürfen 
darum nicht übersehen, dass die Skepsis der neueren Aka- 
demie nicht blos der Richtung entsprach, welche die ge- 
sammte Philosophie unter den Griechen in naturgemässem 
Verlaufe genommen, hatte, sondern dass sie auch mit 
einem Scharfsinn und einer wissienschaftlichen Thätigkeit 
vertreten wurde, die uns ein wirklich bedeutendes Glied 
der philosophischen Entwicklung in ihr erkennen lassen. 
' In Karneadea hatte die neuakademische Skepsis ihren 
Höhepunkt erreicht« Sein Nachfolger Klitomaehus ist 
nur dnrch die schriftliche Darstellung der Lehren be- 
kannt, welche Rameades aufgestellt hattet; von dessen 
Schüler €harmidas kenaea wir nur eine für die Beur- 
tlieliung seines pbilosopliischen Standpunkts ganz uner- 
hebliche Aeusserung^). Mag daher auch auf die Angabe 

1) Dioo. tV, 67» vgl. Cic. Acaa. ii; 52, 102. 

2) Cic. De orat I, lä, 94: Cbafmidids habe behauptet eos qui rhe- 
tores fiomutahantur et qtd diceniU ptäecepta traderent mftU plane 

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31^ Die Skepsis. 

das Poi«YBiv^ über das Herabainkeip der akademiecben 
Schule in leerQ Spitofiodigkeiteii und ujber die Veracli- 
tuojg, welclie aie.eicli dadurcli zugezogen babeii soUO? 
iieln groaeea Gewicht zu legen aein y so laaat sich doch 
anaebmen) da^s dieaeibe nach Karneades keinen wesent- 



« untre ^ neque fasse quemjuam faeuUntem assey^ dkemü, nUi qui 
pfläosopftorum inventa tUdicissent, Audi Sext. Math. II 9 20 er> 
wäbnt der Polemik des Klitomacbus und Charinidas gegen die 
Rbetofen. Wenn aber Ritteb 111, 695 hierauf die Angabe 
gründet! Gharmidas habe d» Philosophie empfoblcn, weil sie 
der einsige Weg sur Beredsamkeit sei; und so den Zweck der 
akademischen Wabrscbeinlichkeitslehre offener bekannt » so legt 
er viel su viel in eine Aeusserung, die in Wahrheit gar nichts 
, enthält, was nicht auch die Stoiber, namentlich aber Plato, ge- 
sagt bälte. 

1} Exe. Vatic. XII, 36: ko2 yag intivwv [riJv iv 'uiMaSiffiia} rwie 
ßsXofitvoi ntgi re roiv TtQOtpavujS nataXijTtrüiv elvat hoMVZfov 
%a\ itiffi Twv dKaraX?J7rT(ov siS dnogiav aytiv tsC npoffutxo/jttvovf 
roiavr«»( jtpwrrff« nagado^oloyliue ual roiutTits 9virogS<u 7t»&av6^ 
Ttirai, tau StargoQfiP dduvarov [wabrsch. el Svvarov] iff«, rsC 
iv *A9r)vaii ovtai oaipQalrsa&ai röiv iiftofikivotv vtöiv iv 'Effia^^ 
Kttl diia^^v fii^ not na&* ov nniffov iv ' A*a8fifii(f. d&al^yovrai 
ne0l T^TUßp 8X ^ig a'Xktuv dg iv o<Jra» nazuMtifisvo^ rartfQ duni- 
. ^§tfTU$ ras koytfS* iS otv di vntgfiolrfV r^s naga9oSoloyiaS eis 
SiafioX^v ijxctoi ttjv Ökijv aigeciv^ algs nal rd ttaXw^ dnogafttv» 
nagd totS dvd'gdnoiS eic dni^iav tjx&a^^ mal x^9^^ ^V^ ''^''^^ 
d^oxietS sceti roTs viogg totSrov ivTtTonaoi (^lov^ w^s zdiv filv 
ifiiitßmv ««2 ytgay/tftirtndir loyoßv fst^Sir^r TvxSaav inivouuf 
^0ieXo9at 3i titv ovijQit _ Toi% ^iX4>üpq>Sat f nsgl 9i rdf dv§»<peXei9 
nal nagaSo^aC tvgeaioXoyiai »evoSo^avres naxargißaai zaC ßiaf. 
Wie wenig diese Aeusserung für einen gescbicfatlicb unbefange- 
ne» Bericht gelten kann, seigt schon der Umstand^ dass andera- 
lalls in der Zeit des Barneades, dessen Zeitgenosse Polybius war, 
und auf den sich die Bemerkung über die Begebterung der 
Jugend für die skeptische Lehre wahrscheinlich bezieht» nicht so 
geringschäteig von der Akademie gesprochen ^Verden konnte; 
die ganse Darstellung trigt aber auch sosehr die, Farbe gegne- 
nscher Uebertreibu^g , dass wir aus ihr kaum dn treueres Bild 
von der Akademie gewinnen werden,, als etwa von der neuesten 
deutschen Philosophie aus den Urtheilen der einseitigen Praktiker 
oder den Diatribei^ eines berühmten deutschen Geschichtschrei- 
bers gegen die »Staatssophisten«. 

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Die neuere Akademie» Sit 

liehen Fortschritt mehr aaf dem von ihm und von Arce* 
silaus eröffneten Wege gemacht hat. Ja sie hielt sich 
überhaupt nicht mehr* lange In dieser Richtung, vielmehr 
begann schon ein Menscbcsalter nach dem Tode ihres 
berühmtesten Lehrers jener Eklekticlsmos in ihr einzu- 
reissen, dessen gleichzeitige allgemeinere Verbreitung 
einen neuen Abschnitt in der Gei^chichte der nacharisto- 
telischen Philosophie bezeiehnet. 



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^)9 Der £klektici«mua. 



Ziwcitev Abtehnltt 

Eklekticismiis, erneuerte Skepsis, Vorläufer des Neu- 
platonismus. 

A. EklektkiBOiag. 

$. 43. 

Allgemeine Bemerkungen über den Eklekticismus und die ihm gleich- 
eeitige Philosophie. 

Die Form der Philosophie, welche um den Anfang; 
unserer Periode hervortrat, hatte sich im Lauf des drit- 
ten und zweiten Jahrhunderts in ihren drei Hauptzweigen 
vollendet. Diese drei Schulen waren bis dahin neben 
einander hergegangen, indem sich jede in ihrer Reinheit 
zu erhalten strebte, und gegen die andere, wie gegen die 
frühere Philosophie, nur eine angreifende oder abweh- 
rende Stellung einnahm. Aber die Natur der Sache 
bringt es mit sich, dass Geistesrichtungen, die einem 
verwandten Boden entsprossen sind, nicht zu lange in 
dieser ausschliessenden Haltung beharren können. Wenn 
die ersten Begründer einer Schule und ihre unmitfelba- 
ren Schüler im Eifer der selbstthätigen Forschung und 
Gedankenerzeugung auf das Eigenthümliche ihrer Denk- 
weise alles Gewicht zu legen, und an dem Gegner nur 
die Abweichungen von dieser ihrer Wahrheit zu sehen 
pflegen, so werden die Späteren^ welche jenes Eigen- 
thümliche nicht mehr mit der gleichen Anstrengung ge- 
sucht, und daher auch nicht mit der gleichen Stärke und 
Einseitigkeit ergriffen haben , auch in den gegnerischen 
Behauptungen das Gemeinsame und Verwandte leichter 
erkennen, und andererseits untergeordnete Eigenthüm- 
licbkeiten des eigenen Standpunkts leichter aufopfern; 

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Allgemeiner Charakter dea Eklekr. 319 

der^Streit der Scfiulep selbst wird sie Botblgen, durch 
stärkere Betonung: dessen, worin sie mit dem Regner, 
zusammentreffen, übertriebene Beschuldigungen und un- 
bedingt verwerfende Urtheile zurückzuweisen, unhaltbare 
Behauptungen aufzugeben oder zurückzustellen, anstössige 
Sätze zu mildern, ihren Systemen die schroffsten Spitzen 
abzubrechen; mancher Einwurf des Gegners wird haften, 
und indem man ihm durch eine neue Wendung zu entge- 
hen sucht, liat mau mit dem Einwurf selbst auch die 
Voraussetzungen desselben tbeili^eise zugegeben. Es ist 
daher eine allgemeine und nothwendige Erfahrung, dass 
sich im Streit der Partheien und Schulen ihre Gegensätze 
allaäblig abstumpfen, dass das Gemeinsame, was ihnen 
zn Grunde liegt, deutlicher erkannt, eine Vermittlung und 
Verschmekung versucht wird, und die Geschichte der 
philosophischen Schulen bewegt sich mit grosser RegeU 
mässigkeit durch die drei Stadien der ersten riicksichts* 
loseo Behauptung von neuen Standpunkten, ihrer gereif- 
teren systematischen Entwicklung, ilyrer eklektischen Um- 
bildung. So lange nun die philosophische Produktivität 
in einem Volke noch lebendig ist, wird der Fall entwe- 
der gar nicht, oder nur vorübergehend eintreten, dass 
seine ganze Wissenschaft von diesem Eklekticismus er- 
griffen wilrde, weil sich bereits neue Richtungen in ihi^m. 
Jagendlanfe versnoben, ehe die nächst vorangehenden, 
entschieden tu altern begonnen haben. Sobald dagegen 
der wissensctaftliche Geist ermattet , und ein längerer 
Zeitraum ohne neue Schöpfungen nur durch die Ver* 
baidlungen zwischen den vorhandenen Schulen^ ansgefiillt 
wird, so wird das uatiirliche Ergebniss dieser Verliandr 
langen, die tbeilweise Vermischung der streitenden Par-: 
theien, im allgemeineren Unif#ng keror^reten, und die 
gesammte Philosophie wird jene elilektische Haltung 9q- 
Behmen, die In Uireri^lgemeliiei Ausbreitung innper das 
Vorzeichen, entweder einer , ti^gr^ifenden Upawälzufig 

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320 Ber Eklekticisma«. 

oder des gatizKcheh Verfalls fst Eben dieses war aber 
der FaH/in dem sich die griechische Philosophie lo deu 
letzten Jahrhunderten vor Christos befand. Alle die Ur- 
sachen, welche die Auflösang; der klassischen BItdong über- 
haupt herbeiführten, hatten auch auf den philosophischen 
Geist lähmend gewirkt; auf die Umgestaltung der Philo- 
sophie, welche das Ende des vierten und den Anfang 
des dritten Jahrhunderts bezeichnet, folgte Jahrhunderte 
lang keine neue Systemsbildung, und wenn die naehari- 
stotelischen Systeme an und für sich schon das rein 
theoretische Interesse am Objekt verloren, und durcti 
ihre Beschränkung auf das Leben und die Zwecke des 
Subjekts ein Nachlassen des wissenschaftlichen Bestre- 
bens beurkundet hatten, so konnte die lange Stockung 
der philosophischen Produktion nur dazu dienen, den 
ivissenschaftlichen Sinn noch mehr abznstampfen und die 
Möglichkeit einer objektiven Wissenschaft überhaupt in 
Frage zu stellen. Dieser Sachverhalt fand seinen richti- 
gen Ausdruck in dem Sk^epticismus, welcher den dogma- 
tischen Systemen mit immer bedeutenderem Erfolg entge- 
gentrat. Nnr die Ruckseite dieses Skepticismus war aber 
der Eklekticismus, welcher seit dem Anfang des ersten 
vorchristlichen Jahrhunderts die Skepsis zurückdrängte, 
und die früher getrennten Richtungen des Denkens ver- 
knüpffe. Die Skepsis hatte alle dogmatisohen Ansichten 
zunächst in der Art einander gleiehgestallt, dass sie 
allen gleichmässig die wissenschaftliche Wahrheit ab- 
sprach. Dieses Weder Noch wird iiH Eklekticismus zum 
Sov^ohl Als Auch; aber auch für diesen Uebergang hatte 
die Skepsis den Weg gebahnt, denn sie selbst hatte es 
in der' reinen Negation nicht ausgehalten, und desshalb 
In Ihrer Lehre von der Wahrscheinlichkeit wieder eine 
positive Ueberzeugung als praktisches Postniat aufge- 
stellt. Diese sollte nun freilich nicht mit dem Anspruch 
auf unuuistbssliche Gewissheit auftreten; Indessen lässt 

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Allgemeiner CJiarakter deft Eklektic. {8| 

skb Mthon ta der fiotivickluiig; der skeptischea Tl^ef»-« 
' rie wn Pyrrho: zu. Arcesilans und voo ArcesJIaus w 
Karneade» eine ^steigende WertliacliaUung der WaMr* 
sebeiiiliDhbeilserkeiilit»tos nicjit verkeaneo; es darftq 
nur um einen -Schritt weiter gegangen, die akepti* 
sehe Theorie gegen das praktische Bedürfnlss entschie- 
dener KW.ückgefttellt werden 0» nad das WahrscbeinJlebe 
etjiielt die ßedeatntig des Wahren, die Skepsis siUi)ii}( 
meder in ein doglnatfscbea .Fürwahrbalten, um. Aber 
doch iDUsate der. Zweifel in diesem. Dognoiati^natHfi noch 
80 weit nachwii'ken, dass kein, einzelnes System tfl^ 
solobea fiir wahr .anerkanftt wurde, isondern daj^.Waiijre 
aa$ allen. Systemen nach Maassgabe des subjektiven Ben 
durCiiissea und ürtbeils ausgescblMen werdeo sollte^ 
Ebea. dieses swar. ja .auch. das Verfahren der Skeptiker bei 
der Auiaiittlutig; des WabraeiieinlielieQ gewesen , wie 
diess. schon! das eklektisehe Moralprinqip des Karneiidee 
zeigt: wie der Skeptiker seinen Zweifel an der Kritik 
der vorbaiide»en Ansieliten eiltwiekeJt, so sucht er auch 
da& Walii*sclieinliche «uiiächst in den vorhandenen Syste- 
men, .znifscheii denen er aber sieb selbst die Eatscbei- 
doiig vorbehält ' Det Skepticismujs bildet so die Brücke 
von de« einseitigen Dogmatismus der stoischen und epi-. 
kureisohen Philosophie zum £klekticismus, nnd es ist 
tu dieser Bi^ziehinig nicht fär KuföUig zu halten, dass; es 
gerade die Nachfolger des Karneades waren, von denen 
diese Denkweise baupisäehlich ausgieng, und di^ssh sie^ 
bei Uinjßfli seihst Mtiücbst an den Punkt anknüpft^ .a«( 
diiansokofl die StoJkeri und Epikureer ihren Oogmialiamus: 
tndwdie/ Akademiker seihst ihre Wahf8eheinlichkeitslehr& 
in Jetzter'Bexiehang gestützt hatten,: an die Noüiw^n^^ 
digkeiti liesliiiimter Artsiehten f&r's Leben. Weiterbin wa^ 

1) Wie diess noch von Harneades gelbst in seinen späteren Jahren 

^chebfo sein sollji PtvT. an seni s. ger. resp. 13, 1. 
Die Philosophie der Griecben. III. Tbeil. 21 r^^^^i^ 

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S29 Der Eld^ktioismus« 

es jedoeli Aberhaiipt der Zustand dar damattgen Philoso- 
phie und der Streit der phi^esophiachen Schulea. der zu* 
erst die Entstehung mid Verbreitan^ der Siiepsfs, In der 
Folge die ektektisdie Richtung in der Philosophie hei^ 
vorrief. 

' Den bedeutendsten äusseren Anstoss zw dieser Ver- 
^ Änderung gab die Beziehung, In welche die griechische 
Wissenschaft und Bildung zu der .vöniscbcii Welt trat. 
Es Hegt ausser unsei'em Plane, die Anfänge der griechi- 
schen Philosophie bei den Romen» Im Einzelnen zu ver- 
folgen, und die Männer aufzuzählen,* welche ais Frevnde 
und lf*örderer derselben bezeichnet werden; nmf so weit 
dieselben eigene philosophische Bedeutv^g hatpen, sind 
sie theils' schon friiher genannt worden, tlieils w^erden 
sie noch ?u nennen sein *). Dagiegen diirfen wir die Be-' 
detrtung jener Tbatsache fäf' Ale ^innere JEntwichtiing der 
PbilodOphie selbjst nicht unberührt lass«^nv Bioehten: nun 
geborene Rckiier, wie Cicero und Lufrrez, die griechische 
Wissenschaft för ihre Landsleute bearbeiten^: oder moch^ 
ten sie griechische Philosophen, wie Panatiiis, Aortiocbas 
u. A. den Römern vortragen, im einen, wie im^andern 
Fall war es nnvermeidlicli, daeis sich diese Darsteüuage» 
mehr oder weniger durch die Rtielssicht auf den Geist 
und das Bedürfniss der römischen Zuhörep und Leser be- 
stimmen Hessen, und selbst die rein gciechlschen Philoso- 
pheifschnlen in Athen, Rhodus und an anderen Orten^koiin- 
ten sieh dieser Rücksicht schoti wegen der grossen An- 
zahl von.Yomehmen jungen Römern nicht entsditageib) die 
sie besvcbten; den» diese Schüler waren es «aluriich, 
von welchen den Lehrern am Meisten Ehre und Vbrthell 
zufloüs. Noch höher jedecb, ale diese Rüeksichttn^ wei^ 
den'wlir den tinbewussten Binfloss deib röitiSeoben'Oetatet 
nicht blos bei den philosophlrenden Römern, sendern 



1 ) Genaueres über dfesen Gegenstaiid s. b. Bit tER !V, 79 ft 

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Entstehung des Eklektieismus. 32S 

auch bei den griechtocben Philosopli«» im Rdmißrreicfa a»- 
scbiäg^en mfissen; denn m\e gross auch iäle Ueberlegen- 
heit der griecHiseh'en Bildung über die r§iiiische und die 
titterarfs^h^ Abhängigkeit der Eroberer too den Besieg- 
ten iselli'triochte, 90 Idg es doeli in der Natur dev Sadte, 
dass auch G^reelienland von seinen stolzHi Schilern gei- 
stige Ginwirkungen erfuhr, and dass die Klugheit und 
Wilienskraft, welcher Griechenland trotz seiner Wissen- 
schaft unterlegen war, in den Augen der Besiegten ink 
Vergleich mit der blos theoretischen Bildung nicht we^ 
mg im'Werthe steigen musste. Wenn daher der Römer, 
von seihrem Standpunkt aus geneigt sein musste^ auf die 
wissfenschaftliche Consequenz und die theoretische Bei- 
grimdung einer Ansicht weit weniger Gewicht zu legeni, 
al^ auf Ihre praktische Brauchbarkeit, und ans dieseha 
Orunde ads allen Systemen, unbekümmert um den tiefer 
Hegendien Zusammenhang des Einzelnen, das trauchbär 
Schonende auszuwählen, so musste der gleiche prakti- 
seile Bkll^kticismuis auch unter den Grleehen Anklang fin« 
deri^ dre «nter römischen Einflüssen und als Lehrer der 
römischen Jugend Philosophie trieben.' Und dai nun diesö 
Eini^Trtaflg des römischen Geistes gerade in demselben 
Zelt^urikt beginnt, in welchem die griecfaiiscbe Philoso* 
phfe auch durch ihre innere Entwicklung zu einer «^lek-^ 
tischen Riehtung hingeföhrt wurde, in der Zeit vor und 
i^aeh den) Anfangs des erslen vorchristlichen Jahrijundertsj 
so war es natürlich, dass sich diese Richtung aus eineni 
soieheij Zusammentreffen von inneren und äusseren -GtiiH- 
den nur «m 60 schnetler und erfolgreicher entwickelte« - 
WieWöhl abtev dieser Eklekticismus zunächst nur als 
'i^s Effzeiigniss einer gesehichtitchenr Cotnbiiiatidiii e» 
^<>bifthit, durch welche v^i^schiedenartige Standpunkte isla 
^inef'>{^ vielen Beziehungen iticonaeqventcn Verbindung 
'usä^ütneiigefffibrt wurden, M fislllt eis ihm dodi^ nidii gAaz 
«ii eiii«tti i^igeiitliftmllelien^ Prlfl«ifK, anelches bis dabili nboh 

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,334 ' IXer Eltlelitici&mus.. 

nkhl in diesiar Wei«t vorhnnd^n, gewesen war. Fragen 
wir tiämlicli, uachwekheiB Gesichtspunkt die Lebreo der 
verschiedenen &ystecme> an8g;ew&l»It werden sollten, so 
g)eiiägfe.es> nichts sich an da^j^nige zu halten,, worin alle 
2ii;saHiineAtrafen^ denn: hiemlt wäre man auf; wellige Sätze 
ton anbei^tiinnter Allgemeinheit bej^chrankf geblieben. 
Aber auch die praktische Brauchbarkeit der betreffenden 
Annahme, konnte nicht als d|is letzte Merkmal ihrer Wahr- 
heit betrachtet werden, denn theils war eben die prakti- 
sche Aufgabe de^ Mensi^ben und der Weg zu ihrer Lo- 
sung ein Hauptgegen^tand des Streites, theils, fahrte die- 
ser praktische Standpunkt selbst auf den Menschen za- 
rikk, von dem :die. praktischen Zwecke und Verhältnisse 
bestimmt werden,^ Indem vielmehr die Forderung aufge- 
stellt wird, dass der Einzelne aus den verschieideven Sy- 
stemen das Wahre fiir seinen Gebrauch auswähle, ^o wird 
ebendamit vorausgesetzt,, dass Jeder schoii vor. der wis- 
senschaftlichen Entscheidung den Maasstab zur Unter- 
scheidung des Wahren Und Falschen in sich trage, dass 
die Wabrhieit demMe^nsehen nnmittelbar in seinem Selbst- 
bewusstseiri gegeben: sei , und eben, diese VoranssQtzuitg 
ist es, v^ovln uns die EigenthiimUchkeit und Bedei^tn^S 
dieser- ektektischen Philosophie vorzugsweise zn liegen 
scheint. Zwar hatte schon Plato angenommen , c|ms die 
Seele das Bewusatsein der Ideen aus d^m früheren Le- 
ben in das jetzige mitbringe, und ähnlich hatten die Stoi- 
ker von Begriffen gesprochen, die dem Menschen von 
Natur. eingepflanzt seien; aber wedj^r jener noch diese 
h dttbn damit ein unmittelbares Wi$sen im strengen Sinn 
zu lehren beabsichtigt, dtinfi die £rinnjer»ng an di^» Idee 
enistokt H&ch Plmto nnr durch Vermittlung aller,, jener 
efthifltohen,.iind wisefensehliiftUehieii Tb&tigkeitett) ,dia..#raU 
die Voi^stufe der wahren Philosophie beftmcbtel;, ond die 
nalitrlifeben'Segfniffe «lec Stoiker Bind, wie wir früher ge- 
i^eigii.häbbn,. niehl* angeborene 14een, sondern ebfsßogut, 

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Princip detf Ekleli tiefem us. MS 

wie dW vrissenschaftiieheti tiedänkei)', i>tir'abf'kon8tlosere 
Vfeitüby aus der ErfahruH^g abgeleitet. Diese )>eideii Sy- 
steme lassen daher das Wissen dui^ den Verl^ehr 4ed 
Subjektis mit dem Objekt vermittelt und bedingt sein. 
Diejre'Vei^mittlnrig des Wissens hat zuerst die Skepsis 
g;eläitg^et, indem sie, nach der scharfen und treffenden 
Auseinandersetzung des Karneades, !das Verbältnissr* un- 
serer Vorstellungen' zum Vorgestellten fiv unerkennbar 
erklart, und alle unsere Ueberzeugungau»^ohHessilcli von 
ihrem' Verhältnlss zum vorstellenden' Subjekt abhängig 
macht. Kann aber auch dieses zunächst nicht ein WIs« 
sen von der Wahrheit, sondern nur deO'Glanben an die 
Wahrscheinlichkeit begründen, so tritt doi^b dieser Glaubb 
far deiij der aufs Wissen schlechthin vereichtet hat, an 
die Steife des Wissens, und so ergidbt sicH als daa n««-* 
tfirliche'Erz^ugnfss der Skepsis jenes Vertrauen auf da»4 
jenige, was dem Subjekt unmittelbar« fnlselnemSeibstb^' 
wusstseln gegeben und vor alier v^isseiischaftUcben Un-^ 
tersttcfaitng gewiss ist, worin vvir bei Oicero nnd Andern 
den letzten Halt in dem eklektischen Schwanken zwischen 
den verschiedenen Systemen erkennen werden '). Nun 
werden wir allerdings diesem Princff des'unttiittertbaren' 
Wissens nur einen sehr bedingten Wert'h beilegen kön-' 
nen, denn was damit behauptet wird, ist im Grunde doch 
nur diesem, dass dem unphilosophischen fiewnsst^e^in die 
letzte tliitscbeidung über die l^ragen der Philosophie rijT« 
stehen solle, und ist auch der allgemeine Gedanke, dass 
sich jede Wahrheit dem menschlichen Selbstbewusstsein 



1) Der EklekUcismus des letzten Jahrhunderts vor Christus ^lebt 
In dieser Beziehung zu der vorangehenden Skepsis in einem ähn- 
lichen Verhältnlss, wie in neuerer Zeit' die'PfaUosophie /^er 'sehot- 
ti8«ben Schule zu Ikime; un<l er darf ser willigt wjb diese« für 
eine blosse. Reaktion des Dogmatismus gegen den J^yteifel ^ehal; 
ten werden, sondern er ist ebensosehr selbst ein Produkt dieses 
Zweifels. 

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zu be^äbnen hahe? dttrchnus hegcuQiiet» mexßd^inpAocb 
dieser Gedanke hier io' einer sffhlefeii uod einseitigen 
Fateung,'iind die ganse VoraqsseiaHing eines uuoiittelba- 
ren Wissene iat junrichtig: eine genauere BeobAobtung 
zeigt, dass 8i«^h jene vprndeintH^h unmittelbaren pnd an- 
geborenen Ideen gleichfalls durch die mannigfal^ji^ieD 
Vermittlongen gebildet haben, un4 das$ ^es nur der .Man- 
gel an einem deutUeben wissenschaftlichen Bewusstsein 
ist, der sie als unmittelbar gegebene erscheinen lässt. 
Jenes Znriickgeben aiif ^as unmittelbar Gewisse Ist io- 
sofei'n zunächst als ein Zeichen des wissenschaftlicbeo 
Verfalls^ als ein Selbstzeugniss von der Ermattung des 
Denkens zu betrachten« Zugleich lieg^ aber darin ein 
Moment,, welches, nickt, ohne Bedeutung fjir den weiteren 
Gang deiri phitosophischen Entwicklung ist. . Indjsm das 
Inaere des. Menschen als der Ort betrachtet ifird, wo 
das* urspriingUche Wiasen vom den wesentlichstep Wahr- 
heiten seinen Sitz habe, so wird dem stoischen und epi- 
kureischen Sensualismus die Behauptung entgegengestellt; 
dass im Selbstbeivus^tSje^n eine eigenthüinliGhe Erkent- 
nias^uelle gegeben sei> qn4 wenn auch dieses ^ habere 
Wissen, ein gegebenes, eine Tbatsache der inneren £r- 
fahrang sein soll, wenn dieser Rationalismus insofern wie- 
der in den Empirismus des unmittelbaren Bewnsstseius 
ttoisctilftgt, so Ist es doch nicht m^hr blos> die äussere 
Wahrnehmung, aus der alle Wahrheit hergeleitet wird. 
Di€iiß Berufung anf das unmittelbar Gewisse kann inso- 
fern als eine Reaktion gegen den sensual istischen Empi- 
rismus der vorhergehenden Systeme betrachtet werden. 
Weil es aber bei dem innerlich Gegebenen als solchem 
bleibt^ und die wissenschaftliche Begründung und Ent- 
wicklung der allgemejnen Wahrheiten fehlt, so werden 
di€ise auch nicht wirklich in ibrenl Ursprung aus* dem 
menschlichen Geiste erkannt, sondern sie erscheinen als 
etwas dem Menschen von einer über ihm stehenden Macht 

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Die SkepaU im Eklfk.lieicmus. 3ft? 

GesebenhtoS) wti dadurch bildet das Prinoip dM.aiigo* 
boreoeo Wiaaelis den Uebergang %b derj€iiigeii Forindef 
Philosopb^ie, welche nur deasMlb auf da« Selbatbewaaat* 
sei» zurückgebt, um in ibni die Offenbarung d^r Gottheit 
za eaipfoakg;eii. Wie dana hievon auch der Glaube an 
äassere Offenbarungen, und die Anlehnung der Philoso^ 
l^hte an; die positive Religion anknüpft^ wird später ge* 
aelgt werden. 

Wie aber der fiUekticismas nach dieser Seite hin 
den Keiia 4er Denkweise in sich trägt, welche sich spä* 
ier, imNaüpIatonismuS) so* kräftig entwickelt hat, so bat 
er aaderer^seüs auch den Skepticismus, dem er selbst 
seiiie Entstehung gr^ssentheils zu veHauken hat, in sich 
aufbewührt. Denn jene Uogenügsamkeit, die es dem Den>- 
ken nicht gestattet, sich in -einem bestimmten Sys^tem.,^ 
befriedigen, hat ihren letzten Grand doch nur darin, dass 
es den >(weifel an der Wahrheit der dogmatischen Syste- 
me iiicht völlig iiberwunden hat, dass es ihm seiipe An- 
erkennung im Einzelnen nicht versagen kann, wenn es 
ihn auch im Princip nicht gut heisst. Die Skepsis ist 
daher Hiebt blos eine von den Ursachen, welche die Ent- 
ivickluyf[^ des Eklekticrsmus bedingt haben, sondern die-» 
ser bat sie fortwährend als ein Moment seiner selbst in 
sich, und sein eigenes Ttuin dient dazu, sie wach zu hal-r 
ten, das eklektische Hin- und Uersch wanken zwischen 
den.versflhiedenen Systemen ist nichts Anderes, als die 
Uamb^des skeptischen Denkens, nur gedämpft durch 
den Glauben an das ursprüngliche Wahrheitsbewusstsein, 
dessen Aeussenmgen aus den mancherlei wlsseniichaftlif 
€han Tbeorieen zosammengesucht werden sollen. Je un- 
grüadlicher aber der Zweifel durch ein principloses Phi- 
lomphiren beschwichtigt war, um so weniger Hess sich 
erwarten^ dass er für immer verstummen würde; wenn 
vielmehr der E)kiekticismus die Wahrheit, welche in kei- 
nem einspel^ep System zu finden sein sollte, au» allen 

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388 Der Eklekltcfsmat. 

• Systemen istiäftiiiBieiiBtileseii iraternoninie» hatte, so ge- 
hörte nur eine iiiis8ig;e Anfmerksaoifceit dam, um zu be- 
raetrkeD) dass die Bruchatacke der yeracbiedeBea Systeme 
sich g^af nicht so nnmittelbar vereinigten lassen, dass je- 
der philosophische Satz seinen bestimmten Sinn eben nur 
in dem Zusammenbang; dieses bestimmten Systems bat, 
wogeg;en Satze aus verschiedenen Systemen ebenso, i^'le 
diese selbst, einander ausschliessen, dass der Widerspruch 
der entgegengesetzten Theorieen ihre Anktorltät nentra- 
Itsirt, und dass der Versuch, die übereinstimmenden Satze 
der Philosophen als anerkannte Wahrheit zu Grunde zu 
legen^ an der Thatsache ihrer Nichtübereinstimmung sehei- 
tert. Nachdem daher die akademische Skepsis in dem 
Eklekticismus des ersten vorchristlichen Jahrhunderts er- 
loschen war, so erhob sich der Zweifel seit dem Anfang 
der christtichen Zettrechnung in der Schule des Aenesi- 
demus aufs Neue, um sich erst im drftten Jahrhundert 
zugleich ntft allen anderen Theorieen in den Nenplato- 
niismus zu verHeren, und die eigenthümliche Beweisfüh- 
rung dieser neuen Skepsis ist eben die, welche der Vor- 
gang des Eklekticismus an die Hand gab: die Unmöglich- 
keit des Wissens wird aus dem Widerspruch itt philo- 
sophischen Systeme dargetban , die vermeintliche Ueber- 
einstimmung derselben hat sich in die ErkenntiiisS ihrer 
Unvereinbarkeit aufgelost. 

So berechtigt jedoch die Erneuerung des Skepticis« 
mus im Verhältniss zu dem unkritischen eklektischen Phi- 
losophiren erscheint, so konnte er doch nicht mehr die 

^ Bedeutung erlangen, die er in der neuakademischen Schule 
gehabt hatte. Die Ermattung des Denkens, welche wir 
auch an dieser späteren Skepsis selbst nachweisen kön- 
nen, machte eine positive Ueberzeugung zu sehr zum Be- 
d&rfhiss, als dass sich Viele dem reinen Zweifel zuzu- 
wenden vermocht hätten. Wenn daher der Glaube an die 
Wahrheit der bisherigen Systeme erschüttert war, und 

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Pie Eklelitikei^ A^ Miten ITahr^tanderts v. Ghr« 

weitif «imIi' l^'BkMsiUehm Verkulpfoitg* »^t gäMgtX 
nug[M k^Mtflei, urillirvtid dock xör selbstandigkn' Erzeig 
gvtng eine« neuen die Kraft fehlte, so hatte diesa im All- 
g;emeinen nur die Wirkung, dass sich das Denken mehr . 
und niebr aaeh einer ausser ihm selbst «nd der bisheri- 
gen Wlosebsehaft Hegenden Erkenntnissquelie umzuse- 
hen begann, welche theils in der inneren Offenbarung 
der Gottheit, theils in der religiösen Ueberlieferuiig ge- 
sucht wur4e. Hiemit war dann de^ Weg be treten, durch 
dessen entschiedenere Verfolgung der Neuplatonismus in 
dem folgenden Zeitabschnitt die letzte Epoche der grie- 
ehischeti PbUoaopbie eröffnet. 

§44. 
Die. Eiilelttilter des letateu Jahrfaunderts vor Cbristu«. 
Von den philosophtseben Schulen, welche sidi um 
den Anfang des ersten vorchristlichen Jahrhunderts noch 
auf dem Schauplatz der Geschichte behauptet hatten, 
seheitit die eptkureiscbe an der wissensebaftUcben Bewe-^ 
g^ung nur in geringem Maasse theiigenomihen 2n haben, « 
und wenn sie auch ihren Standpunkt gegen abweichende' 
Ansiehton mit Lebhaftigkeit vertlieidigte >>, so gestattete* 
sie doch diesen auf sich selbst so wenig Einfluß, und 
begnügte sich mit der Lehre ihres Stifters in so hohem 
Grade, olme irgend eine erhebliche Fortbildung dersel- 
ben zu versneheuj dass uns ans ihrer Mitte kein einziger 
Vertreter der eklektischen Denkweise gekannt wird *). 



t) Wir sehen diess aus den früher erwfibnten Fra^enten des Pbä- 
drus und den epikureischen Ausföhrungen bei Cictao ]S«I. D !• 
Fia. I, gff. nebst N. D« I^ 33, »3. 

3) BiTTBR IV, S9 — 106 glaulrt l>ei Luisrez mancbcrlei Abweichun- 
Qen TOD dem reinen EpiliuFeismas wabreunebmen , die er aus 
:dein Eiofluss anderer Systeme herleitet. Dieselben aiiid< jedoch 
scbweriich von Bedeutung. Rittbb bemerkt (&, 94)« die Natur 
Und i^e BeStandtbeile werden von Luores tbeils tfuf eine viel 
lebendigere, theils auf elae Diaaaigftlligtre Weiieigeaehiidert, als 

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-.'; ; ;Dier BkleJilielf mmt. • i 

ÜHter iden Ataigen Mmd w ver Allel« dieA^kaAtf^miAitr^ 
di9 9il;h. 4«r»elbeii iii dte Arne g^wwfmi JiohM. G« Ut 



<]ie todta un4 einförmige Physik der Epikureer zu verstatten 
schien. Dahin gehört es,* wenn die Natur als Einheit gedacht 
tterder^ die frei iSher Attes walte, netto ifib Sönm« als «in We- 
^ ^pn beitlirieben werde,, nelche« dk Geifurt^n Üer Uf^. ^hrole^ 
wenn die Erde in belebter Darstellung als die Mutter der leben» 
digen Wesen geschildert werde, wenn Lucrez selbst die Vermu- 
tbang, däss die Gestirne lebendige Wesen seien, 1l{i^ht shiruck- 

>• wen« (V. StS ff.)« D»^ l^t«aere iedoch kann uk^oa nach V, 
123 ff* picht die Rleinung der angf führte;! fltelle seinj ^as die 
iibcigen Punkte betrifft, so bemerkt Ritter selbst, die Beschrei- 
bungen desbichters können auch nur bildlich gemeint seih; und 
ebenso verhält es sich mit der Stelle, die- bei eincin üpÜMreer 
vielleicht am Meisten auffallen könnte, V, 535 ff«, wo Lucrez die 
epikureische Annahme, dass die Erde von der Luft getragen 
werde (Diog^ X, 74) mit der Bemerkung in Schutz nimmt, die 
Luft werde von der Erde nicht gedruckt, weil diese mit ihr ur- 
>pmingUeli zusammengähöre, Wif j^ auMTfi ^tM d^a Gewiegt un- 
serer Glieder nicht ^ur Last Si^i. . Sps^hr diesa an die stoische 
S^'mpathie des Weltganzen erinnert, so will doch Lucrez davon 

'nichts Wissen/ wie er fa auch desshalbdie Tbeile der Vft^lt nur 
'4lv fikad taemöru bewncbnet^ jedeniallt rat' diesfr GcAaifteobie 

' JToJ^en.fiir seine übrige Naturlelire, ^ondem er lehrt ^ifc Einheit 
,der Natur nur in demselben Sinn, >yie Epikur, als Gleichheit 
der physikalischen und mechanischen Gesetze. Auen 'die Lehre 

-'von 4ef freiwilligen Bewagung der Atonke (Ludit;* 11^^931 ^51 ff) 
i^ IS^piliMriscb«: und wenn andererfeeiU an ][Jntei«QlM^ >oft Epi« 

: kur darin liegen soll, dass Lucrez die Gesetzmässigkeit der Na- 
turerscTieinung'en fester halte, als jener (ä. d?)« so haben wir 
'schon miber die ErMSrung Epikürs (b. Dioo. X, 78T.) gehört, 
w«lffae Awnh sein ganzes Syateni botatigt vVM^ dass- m dea 
allgeo^einen Ursachen unbedingte Iffothwcqdigkeit walte i wenn 
auch die einzelnen Erscheinungen verschiedene Erklärungen zu- 
lassen. Dass Lucrez II, 333 ff. von Epikur abweichend ebenso 
viele urtprungliche Figuren der Atome annehme, als ea Atome 
gi^bt'(R. 8. iOt), ist>ein entschiedenes Mbsvmtandniaa, dem die 
(von R. unrichtig aufgefasste) Stelle It, 49'7ff* ausdrueklich wi- 
derspricht.' Dass auch die Ethik' der römischen Epikureer von 
der al«ep%ttreischen nicht verschieden iat^ wäre an den Punkten 
di«-Bi*rTxa S^ '104f. anfährt^ unschwer mchzwweiaen,' und so 
werden wir wohl zu der Behauptung berechtigt aehi) dass we- 
der Lucrez noch seine epikureischen Landrieüte ^r bekannten 
8lil»li^t dieser i^klmle ,|uUreu geworden taito, 

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Der Eklektictsniuft der I|>lt^r9n Akademie. flf 

bereite geti^t' wMde* , ^ie ' M^U mit vder Sk«|l48.4«f 
oeiieraD'ikkad^mie' 2»ii4inai6nbäl»gi9 iihd wie.dia&e in «iob 
•elhsd d1^ N^i^iig^ tr«ig, m ßfclektMiwiua iMzticbitgw« 
Dieser Uebetg«Bg volhog sich seit den Anfang deft leM<» 
tea y9fiSk4ri«l)li0b«n JaMhosderls dfircb die zwei beka^eiii 
tep 4kftd«iiiistb«e: Lehrer Philo und A^tiochw 0* PM 
INralitiscIie Gesioht4pu)»kt) unter den Ph.ild ?) die ge^ 
sanimto Pliile^opbi« $lellte ^)i laiisste die skeptische Aieb- 
teng'cseiner Schule bei ibin stvrückdräiigeil, und ihm. eine 
posüivei^ U|&berseug%ing ^um Bedürfniss maehen.. Wa« 
er dater auch nr^prunglieh det Skepeis zuge4he»i uM 
konnte er auch fortwährend dem stoischen Kriterium keine 
Wahrheit zuerkennen, so hören wir doch zugleich, er 
habe die Dinge an ^nd für sich fiir erkennbar gehalten, 
und eine Widerlegung der akademische« Zweifel ge- 
wünscht 0* Dieser Wunsch sclreint ihn nun tn der äl- 



1) Eklige jüngere Akademiker, welche um den Anfang der christli- 
chen Zaitreehnung oder etwas frülwr gelebt balwoV werdend im 
folgenden |. erwähnt werden. 

2) Philo von Larissa, ein Schüler de» KJjtomaohus, einer der an- 
gesehensten Akademiker, der Stifter der sog«' vierten .Akadetoiie, 
kam während des MithridatiMlien Krieg« ' nach' Bem^^ lehrte liier 
Philosopliie und Rhetorik, erwarb siel» als Mensch und als Ge- 
lehrter* grosse Achtung, und hatte ausser Andern auch den Ci- 
eero cum Zuhörer; Gic« Acad. U, ^, 16. . De Oriait lil, 28, 110. 

•Brut. g9, 5Ü6. Tusc. II, S^ d. Plvt« €ic. c^ 9. Noxsir. b. Eus. 
^raefi. er. XiV^ 9» Stob. £kU IIv 38. . 

3) l>ieier Gesichtspunkt trkt namenliich In der Elntbei1u«i|^ der Phi- 
losophie hervor, welche Stotb. £kl. II, 40 f. aus Philo anfiihrt« 
Von d^r Vergleichung des Philosophen mit dem Arat ausgehend 

' stellt dieser irier Tfaeile der geaammten Philosophie auf: 1) der 
protreptisohe, welcher theil« dea Werth der Tugend darlegt, theils 
ihre Gegner zurückweist, 2) der therapeutische, oder die Lehre 
▼on den Gütern und Uebeln, S) die Darstellung des richtigen Le- 

. benis (6 9r«pf filuv loyoo)^ sowohl des. öffentlichen, als des Pri- 
▼atilebens, 4) endlich der • vxo^«r«if«« rdiroe dife Vorsehriften für 
die einaelnen Fälle. 

4) NuMBB. b. Eus. a. a. O.: Philo habe anfangs die Lehre des Kli- 
^ tomaciitts verteidigt und die Sftbiker bekämpft f ok 9i v^ot^ptos 

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Sil ' Durfililektieifinut. > <: 

t^hi-hk^iigmU'^Mickgfitkhfitu kTkhtmy ivca^feeiwwird 
tins berfetftfetj «r^ bftbe.iieii Uiittra(Aied-4iv/8Atern und 
ifetierir AkR4«m1e gBVkbgaet^y: il|(ebei. sehieiffi Pbil# imB 
freilich mehr <fem Plato dfie oeoakadewiftcbe Lehre ia 
den Mund gelegt «a hkben, als den Nentikiideaikefn die 
Platoniscke^ deoil theils wfrd eni AotfodnieelS'idlerie« 
D}ge bezeichnet) der in die alte Akademie surftekgeWas- 
di^rt eeiO) tkeils aet^C auch die Petemik des Äntionhua 
gegen aeinen Lehrer voraira, dasä diea^ eine Auslebt 
für die akademische ausgab, weiche jener nfeht als söldie 
]iiiet*ka«iftte<^); auehsagt GiOERe*)absdr6ekli<^h, Phlfohabe 



iHv fibv Kard rd avrd iaitta tvott^ rj St Tojr wa&ij^arwv avtov 
ilvioTQStftv ivdpyiid ri nal ofioXoyia, itoÜ^'v SijT i^wp '^9fj rtjr 

I, 235 : 0* Sh TTtQi tpiXojvd (paaiVj uaov filv inl toj ^rw'intfZ «fi- 
xriQu^ tHiin tjj naTaXfintinjj (pawaaiu^ dnaraXt^irra tlvtti td 
'jrgmyfiwtn^Q^ov ii ivlrff tfvos^xfuvm^vkY^TmvMivtpV'iiatäXipnd» 
' 1)< Gio. Acad» J, .4» 13 : qiunaptam JfUiocki wuigitttr Philo, magnus 
vir, ut tu existimas ipse^ negaret in Ubrii • . duat ^doBdemas esse, 
errorwtque tormm ym ita putanrnt coarguk. 
J> Gig. a.-a«0, 

S) Cia. a» a^' O^ |. 14: ett, mqwU, u6 Sisis, sed ignorute 4e mm ar- 

* Utror qime contra PhUonkm Antiockut' scripierit. Diese Schrift des 

i Aetiocbüft babm ebec die altahademisefae Insicfat a^S<^ Pliilo in 

Scbats,' indem sie eugleieh lMigiiete,'da8s die Skepeisdes Arce- 

lilaua und Hariieades fiberbaopl die Lähre- der Akademie sei; 

Gig. Acad. II, 4, 12: Antiochbs kaigfe gegen eine Scl^nft Fhilo^s 

'' {ohne S^eifel dieseli)e, aufweiche sieb die^e Aeufisentng Acad. 

1) 4, 14 besieht) ein Bueh unter dem Titel Sosus.giesoferieben, 

- und in demselben Sinne) nach Gicerp^s Fikiipn^ kioh; aoGb' münd- 

' lieh geäussert. Von dieser angebiicben mündltoben Disputation 

hetsst es nun : sed ea pars, fuae contra PhUongm eirat; praHermk' 

' ttnda est, ndtm* emm ater est adtßersarias i», ftd ista, quM sunt 

Jieii d^msa, negnt Jtademicos omnino Score • . ad Aroesdaum 

Carheademque vemamus. Antioc bus niuss demnaeh ewiseiien der 

skeptischen Leb re des Areesilaos undKaroeades und der Scbtakade- 

mischen unterschieden , Philo dagegen diese mit jener identificirt 

haben. , -, . x . ■' • j <. . ' . ' :.• 

4) Acad. 11^ 22)'. 69 ' gegen Antioehus: haeo. iifisn yamr >«<!«■« d^enr 

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Der EkUkticdeü Akad. Philo. fM 

kein .Keutowitlieii ^r: WiKk^Neii: .auigegebfsii« Aber: doch 
kann er dUe Lehre. dos. Kürneades nicht reiii vorgetragen 
babeo^ vrenn er nicht ohne allen Aiiibsa tn der Ehre ger 
komoie» sein aoU» der Siifter der vierten Akademie zw 
heiaaeiiy uad «ean wir etcht annehoien wellen^ AiUioehua 
habe lielne Behaeptung, dasa tn der akeptiaebeii Schrift 
seinttS'Ltflirers.gABit. Anderes steht, a|s,waa er;V(9a..ihQ| 
g^ebört hatte O9 vöUlg' aus der Liaft gegsiffen. DatWtiübrr 
seheMieliate iat daher, dasa. Philo aanäehat .9^a« dir 
skeptische. Lehre seiiier Schale vortrug, ^daas. akh ihai 
abcü im Verfolge^ hauptaachlieh von der praktischen Eieii^e 
her. das Bedarfniss einer größeren Gewisabeit aufdrängte, 
usd/fhn veranlasste, des Zweifel selbst . preblaiaatisiili 
binBUBteUen:, und die Wahrsclieinlichkeit, welehe as^fc 
Karneadea ; für erreichbar, gehalten, .hgtte, starkes «alf 
dieser: &UI betoiien7),.weNn er aach fertv^ährtfnd. der.JBktair 
»ohee Lehre ivuni Kriteriam widempeatob^), uad eise 
Steberheit.d^s WJssetirniur suchte» ohae sie alaaeiaei 
Besita^.zu bebaopten^). 



. äuiuut [6it sheptiscbe Ansitlit) tf|. didthk apud Hdttmetm iäm dui 
ut cotistaret diutius didicisse neminem et scripsü de Ids rehus acu- 
tisHmtf., et idefn kq^c non acHßf HLccuAHvit in ^enectute futtm antea 
d^enfiitavetat* guamvU emm fuerit acutus, ut fuit, tftmen incon- 
jtaatia levatur auctorjUas • . q^ds^, inquam , ewm iste dies üluxerit, 
yußero, pd ii& asuoderil erni quam mukös atmos esse negawsset 
veri et faUi notäm? 

1> Bei Cia. Acad» I» 4i 11 f. 

3) ibsi gehört tvobl der SaU, vrelcben Anl»o«bus b. Cic. ,4cad. II, 
liy 34. i2) 57 »n^eih, dsss'/ei Jtwar ein Au^enst^^beinlicbes 
Cpenpicuum, dva^yis) geben, könne, 4«u «icb aber: dieses von 
dem^jieiwuisten fpsrceptum) Moch u^terKheidor, ÜUimca^J^ß wenig- 
sietas kan|i ibn nocb nichl aufgsstellt; babeo. Diesar lk%ri^ des 
AttgeSsehaMidiea, das. bOcK kein WahMs^ aber docb mehr als 
das bjos Wabrs^iitinliche wäre, ist.fiir die MittelSteUting des 
Philo bezeichnend. .: < ! . r M ' . ' r. 

3) Nur auf diese i hssiehtr sieb 4acb\ lAnprunglicb die.^Aeassfrung 
Clcero's Acad. IF, 22. • .v •' . / «r 

4) So urtheilt im Wesentlichen.'' auch {iiTysm |II, 709w r / ^;i 

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BMtfmiiiter bat sich PkAoV Sehfiter Aiitlo«hiisO 
teil der sk«rptliselieii Theorie seiner WorgJknger losg^esagt'), 
nachdem er ihr 'selbst frisier längere Zelt erg^ehctt gß" 
'v^sen w»r^ > Diese Ansicht schien ibü nicht Uo« alle 
<l«Wfsslie]ty sofrdern auch -alle WahrscbrfnliehkeU «ufen- 
heben, >dehn w^Hfl sich das Wahre i»Mit als solches er- 
kennen* lasse^ So lasse sich auch nicht sagen, doss etwas 
ivafir £n -sein :stcheine^>; eine solche Zerstdrnng aller 
tliebürzengniig widerspricht aber,- wie Antiochas glaubt, 
Hftht alieffl dem natilrlfehen Bed&rfnlss nach Erkennt- 
nisse;:, sondern sie macht «och atl^s Handeln unmöglich; 
^nn die Auskunft der Skeptiker, das« wir auch ohne 
•¥i^fäsefn und: Belstlmmung deck im Handeln der Wahr- 
'ScheisMchkeit folgen h(innenv Hess Antlochus so wenig, 
^Is (>br5%lpp,' g^i^lt^n, theils weil es^ nach den» eben Be<* 
merkleh ,' ohne Wahtriieit auch keine WahrscUeiiiiiehkeit 
Jll^eb«, tbeilsweil en mtinögUek «ei, okne'Beistlianiiinf;''and 
debersengiing m hasdeio, oder andererseits deinAogm- 
scheinlichen, dessen Möglichkeit die Gegi^er angaben^ nicht 
beizupflichten^). Eben dieses praktische Interesse ist bei 
ukiseren Pkflosophen, wie bei den Stoikera und Epiku- 



1} Antiocbus aus Askalon wurd^ von Gioero, Varrb, Piao ia Athen 
gehört (Cic. Brut 9!, 315. Acad. II, 35, 113. I, 3, 12 f. Fin.V, 
3, 7* UDcl darnach Plüt. Cie^ Ci 4), naoh de. Acad« II, 2, 4 
begleitete er wiederholt den L. Lucutlits, A-rciJ. |I, 4« ft treffen 
wir ihn in der Gesellschaft vornehmer Römer in Alexandrien, 
Skxt. Pyrrh. I, 235 und NcMEs^b. Eüs. pr. er. XfV, 9,- 5 nen- 
nen ihn den Stifter der fünften Akademie. AI» seine bedeutend- 
' afen Aähfinger bexeicbiiet €ic. A<rad. II, 4, 12 aeinen Bruder 
• Atistas, den Lelti«er des 'in. Brutus (Aead. 1^ 3> 12. Brut 97« 
' 5S2, Tuao. V, S,' 21'/<^lv1'. Brut» c. 2), den: Arial» ^uid Dio. 
2) Pen «rasetAliclMii» Inhalt adticr Beweisföhrung gegen dÜiSkepsis 
giblf Ctc.Acad. M, 5-> 18 aulOriHid' der obenerWöbnleii Schrift 
' des Aititio6hu8 gegen ^Philo5 a m a. Oc 4,. 12^ 19, 60. 

5) Aead. II, 19, 63. 22, 69. 

4) A. a. O. 1^, »5% 5«. 17, *«. 18, 5in 94^ ii^ 

6) A. a. O. 10, 30 f. ....'. 
6) A. a, O. 8, 24. 10, 52. 12, 37ft 

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Der Eklektie. der Aoad. Antiocbus. 

reerit/4dr ffaiiptbeweg^niod fSr seine OpfBßliAon ^gem 
die Sk«pt!lrer: die Betrachtung^ der Tagend M, wie e» 
bei CresRO hel«st, der stärkste Biewetsfitr die Mogiicli- 
l^eit des Wissens , denn wie sollte der Tngendliafte seiner 
Pflieh^eirföllung; ein Opfer bring^en, wenn er keine feste 
Uebereeng^ng liilttie, wie wäre überbaup^t eine LebeM-^ 
Weisheit' ni5glie1i, wenn der Zweck nnd die Anf^sbie de» 
Leberis* nnerketinbnr wAre?^) Doch glanbt er dfen 6^ 
nern anefaf ddf den theoretischen (iebiete gewacbsen sur 
sein. Der ganze Streit dreht sick inl^r um die Bbbaiip^ 
tntig, 'gegen welche Karneades seine Angriffe VjScrzegs« 
weise' gerichtet hatte, dass die wahren VorsteHunge» 
von den fftlschen specifisch verschieden seien'). Illegeg>cw 
bitten nuir die Skeptiker ziiniebst die verrsoMeUeneii 
Ffille von Sinnest&nscKvngen «nd äbnlkketi ll'rthitaneni> 
geltend gemaoht. Das Vorkommen dieser Irvthünner will 
Anttsiehüs lileht län^nen^ aber, darum 'Sind, wiee^gUubl^ 
die Attssprüelie 4er Sinne noch lange n^cbt' m vemvier^ 
fea, sondenv itur das: folgt, dass die Sbine gesund, sein 
nilsisen, dass alte Hindernisse der ricbtigen^ Beobaehtaug 
za entfernen, alle Vomlchtsmaassregeln zu befolgen slnA^ 
w^an das Zeugniss der Sinne Gültigkeit haben: soU^y 
EbessQi'magsen wir, wie Antiocbus freilich • leickt' gcmig 
»Rgt, auch den allgeAieineo Begriffen Wahrheiit zugeetcN 
b^, wemi wir nidit die unläugbaren Thatsaehen.-decl 
Denkens und die Möglichkeit von Üanstsni «nd Ferlig^ 
keften jMifkeben wollen«). Halten uns aber dIeShfepliker 
die Einbildungen der Träumenden oder Verriickten ent- 
gegen, so antwortet er, diesen allen fehle die Augen- 
scbelnlichkeit, welche den wahren Ansdiaunngen («nd 



1) Ebd. 8, 25. »7.* " 

ai) S. o.jiind Cic. Acad. II, 6, 18 15» 40. 
5) A. a.'O- 7. i9f. . . , , 

4) A. a. O, 7, 21 f. 



/ 1 ;• 



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XMt i Der £Jil)»kti;cUitou9»; 

BesrifenJOigAf MiO) und ^itobAnsi« ittis mit ibreai So- 
sMe8:(B..o.) ;i»vV.erleg^iiliett zim bringen, «o f^iviedert 
Ai)ÜopH«s: htuarie« Aafapliohhett ^ißlffr Ding^: folgte, «aeh 
hfige '»iebli Ihre ünnüUte^Ueiib^rkßH^ nnd wenn, wir in 
Hm^Imü Fäileti: ftlUrdiiiga mser üttMl zv^xS^ehwhfät^n 
gM^hilt.s^ieD,: Mf braueken vrir darQiii doeb niohi im- 
QMlr diur9iif/ zu verzichten 2). Au?b die Skeptiker ,^bst 
je^O^hrbdimeii ibr e; GrundsälKe» .wie er ibnen oftcbwelst, 
$0^ w^njg .düi^bfiibiM) dMB^4ie;aiQb vietmebr te die auf- 
fa)Ueild$teiiiUiidiei*i^pfrijobe.vei1wibkei«; oder wäre es beiii 
WAdeoaprui^tb^ KU behaupten,, dnes^ sieb niehts^ bebanptjQii 
iMte^'itoii dar UttmötglicbbeU einer fesfeen üeberwugnag 
iftb^fi^P«^ ^ti^a6uil^> käiMi der, iwelisber keaien (Joter- 
aebJeU ; IH»»^ üV)abrhei t ukid Irr tbuitt :i90|{ieb«, mU. Oefiniitio- 
iienottndifiiiithiiilia^^n^ übsrbaapEt »it ei»m logiseben 
Bejweiaföhl*!]«!)^ streiten, koo der «er darcbüus nicbl yiPiedsa, 
obiiibl*^ Wailohelt .»ibeiiuKft?^) • Wie. kabo.eadiieb.. beides 
zttgkilcfa .heiiahi|fctet^iveHen;. data es tjEilsebe iVora^ellHO- 
gea ofebe, ..und dasa kwiadhen wahrerf mid folsebeii kein 
U«ieil8chied. sei^ da docb der erbte' va*!;dt«a6n ^ataea 
eben dteafea UntMMTscbi^d, den der aweile IKugnet, toraas* 
aeti^t>^^)i lAaa. \iiird' Lwenigsiens einen TJie^l dieser Grirade, 
wi^nameiitlicb dentzuielat angefikhrten, zugaben nmasen, 
date .ea^ ihnen nfelit. an Schärfe febtt^ wogegen^ andere 
fecBlieb'isebtf oberücblLch, und udir PosdnJato, als Be- 
v^l8e,:zii :iiennen sittdi. 
'f'tHivyledeita aber sein mag, jedenfalls, glaubte atch.Afl- 



J) A. a. O. 16, 49 f. 17, 54 ff. 

3) A. a. O. 9, 29. 34, 109. Die besondere Wendung dieses Ein- 
wurfs bei Antiocbus erscheint unerheblich. 

4) A. a. O. 14, 43. , . ^^ , ''^ ' " ' [ 

5) A. a. O.* 14, 44. 34*, llVmit der äeiiierkurig, äiese EinwWdüng 
habe den Philo am Meisten in Verlegenheit gesetzt* 

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Der Eklektic der AkacL Antiochus. 337 

ttochtts dMvfch berechtigt, statt des ikeptiscben Nicht- 
wiaaeos ein dogfnatiscbeA Wisseo anzuBtrebeo. Cfoi jedoch 
ein eig^tbümlicbes Syatem selbständig zu erzeugen, 
w4Mr er ^ unkraftig; er wandte sieh daher zu den vor- 
handenen Systemen, nur dass er keinem einzelnen der- 
selbe» anäscbliesslicb folgen, sondern, das Wahre aus 
allen aufnehmen wollte; und da es nun der Widerspruch 
der philosophischen Ansichten gewesen war^^ welcher der 
Skepsis die grösste Berechtigung zu geben sckien, so 
glaobtQ Antiocbus seine positive Ueberzeugung nicht 
besser begründen zu können , als durch die Behauptung, 
dftss dieser Widerspruch theils gar nicht stattfinde, theils 
nur .nnwesej^tlicbe Punkte betreffe, dass dagegen in der 
Happtsacbe die bedeutendsten Philosophenschulen uber- 
einstimoien, und nur in den Worten sich unterscheiden« 
Das akademiscjie upd peripatetische System sind seiner 
Ansicht nach eine und dieselbe Form der Philosophie^ 
die nur verschiedene Namen fuhrt, ihre Verschiedenheit 
liegt nicht in der Sache, sondern nur ip Ausdruck 0« 
Nicht anders verbalt es sich auch mit den Stoikern : auch 
sie sollen sich die ganze akademisch-peripatetisch^ Phi- 
losophie angeeignet, und nur die W^orte verändert haben ^), 
oder wenn zugegeben wird, dass Zeno auch in der Satcbe 
maiiches Neue gebracht habe^), so soll dieses doch so 
untergeordneter Art sein, dass die stoische Philosophie 
trotzdem nur als eine verbesserte Form der akademischen, 
nicht als ein neues System zu betrachten sei^). Antiocbus 
selbst hat so viele stoische Lehren aufgenommen, dass 
CicsKo über ihn nrtheilt, er wolle zwar ein Akademiker 



1) Cic. Acad. I, 4, 17 6, 22- 11, 5, 15 Fin. V, 3, 7. 5, 14. 

2) CiC. Acad. II, 5, 15. Fin. V, 8, 22. 25, 74. N. D. 1, 7, 16. 

3) Acad. I, 9. 35 ff. 

4) Ebd. 12, 43: verum esse autem arbiträr, ut AnUocho nostro for 
mUiar( placebat, correctionem veteris Academicie polius quam aliquam 
tfovam discipiinam puumdam [SuAcorum philosopkiam]^ 

OU^ PhtkMopbie dtr GriechM. UL Theil. " 22 

• * Dinitiyprl hv V 



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338 Dei* CklektVeititiüis. 

heissen, 6tt\ jedoch mit Ausnahme iveiiiger 'l^nirkfe, ein 
t*einei* Stoik^erO- Doch sind diese Ptrnkte, #ie uns ein 
Cciberblick frber seine Lehre ssefgen wird, von solcher 
fiiedentung, dass wir ihn Ifi Wahrheit so wettig 'einen 
Stoiker, als einen Akademiker o<)er Peripatetikt^V ^^^"^ 
dern trota^ der Verwandtschaft seiner Denkweise mK dem 
Sto]<^smus nur einen Mlefctiket nißnnen kdnnen. 

Amttödins tli^ilte die Philosophie in die hei4Lftttiäili'- 
chendreiThelle'^); tiass er diesen jedoch durctfaifs ttfetat 
den gleichen Werth beilegte, druckte et schon durch 
ihre Stellung atis, ihdein er der Ethik, als deai wtefctlg^ 
sten Theile, «Üfe erste, der Physik die zweite nüd^der 
Logik die dritte Stelle anwies^). DemgeulSss scheint 
sich auch sefne eigene Tbätigkeit'nebeh der WMierfe- 
gufng des Hkepticismus torherrscliend «der ElMk zuge- 
wandt zu haben, welche Cicero in seinem Sinne den 
wesentlichsten Therl der Philosophie nennen l&sst^. I^ne 
firkenntnisstheorie , der einzige Tlieil d^r Logik, dto 
er behandelt 'ZU haben scheint, hielt sich nach Cicero's 
Aussage^ streng an die Grundsätze des Ohryfiiippus, und 
dem widerspricht es nicht, dass er auch dieplatotitsche 
Theorie vortrug, denn f&r das Wesentlfehe an der lediste- 
i^eh scheint -er nur die allgemeinen Bestimmungen ^ehat 
ten zu haben, worin sie nicht blos mit der peripAteti- 
schen, sondern auch mit der stoischen Le'hte «nitattiineit- 



1) Acad. II, 43, 132. 45, 137. 

i) Cic. Acacl. I, 5, 19. Fio. V, 4, 9. Dass diesd beiäen Üarttellun- 

gen die Artsicbtett' des Anll6cliU8 wi«d«rgebea ibUest M^tSIcrtro 

ausdrücklich Acad. I, 4, 14. Fid. V, 3, 8. 

3) So wenigstens Acad, I, 5 S,j nicht nur in der Aufzählung, son- 
dern auch, und zwar wiederholt, in der Darstellung dei* drei 
Theile. 

4) Acad. I, 9, 34. 

5) Acad. IT^ 46, 143 : nümqtdd korum probat tiosier AnÜSthuT ille 
vero ne majorum quidem suorutn, uli emm aut Ä^nbtraUhi sequi' 
tur . , , aut tpstim JrisloteUm . . ? « ChtysipfiO 'peäehi filuquam. 

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Der EliUktlc« d«r Altad. Afitiochus. iSß 

traf: dass «lle« Wissen vwwt von «teü siiinlicheii^ Wahrr 
nebnumg; niisgßhe, au sieb selbsjt jedoch Sachei des Ver- 
standes seP), die Ideentefare dag;eg;en Jiess er foilen^)» 
und so kojante ihm, Iq seinem Vereinigungsb^strebeii, . am 
Ende aiich w^hl die Ktoisclie Erkenntnisatlieorie . nur als 
eine Erweiterung und näliere Bestimmung der Pla,lonisctir 
Arlstetellsclien erscheiBen')» In id^rselben oberflaebHchen 
Weise weiss Antioeiius auch die.p(atouisclie Metaphysik 
nicht' blo» mit der aristoteÜscben? sonders seihst mft der 
stpif(ck#n zu vf^rpiiiiges,, -wenn er, oder Varro in sej^nem 
Namen ) bei Cicbrp^3 dje (^ngebiieh identische) Lehre 
des PlstP und Aristoteles so r darstellt: £s gebe ;&wei 
üatuffen, di^ if irkende und die leidend^, die Kraft uucj den 
Stofl^ heide seien aber nie ahne einander. Was aus bei»- 
des ZMsammengesetst is^t) heiase ein Körper oder ^iujf 
Qualirtät^). Unter dieses Qualitäten seien di€| einfaclien 
und di<& zupammeogesetzten zu unterscheiden.; jene di^ 
vier, 04ler nach Aristoteles füsf, Urkörper, diese allfj^ 
Uebfige; von den ersteren . seien Feuer und Luft .die wir- 
kendepi Erde und Wasser die empfanger^den und leiden- 
des. IbnQn allen liege aber die eigenschaftslose Materie 
als das .Substrat zu Grunde, das unvergänglich, aber in's 
Unendliche tbeilbar, iq beständigem Wechsel seiner forr 
»en die bestimmten Körper isualia) hervorbringe. Alle 



1) Apad. I) 8, 30: terfia deinde phüpsophiae pars . , , sie tractabatuv 

ah ütrisque (Plato und Aristoteles): quanquam oriretur a sensibiis 

'tarnen non esst juäka'um^vtritatis insensibas, fnerdim vohbtäit remhi 

esfifi ju^m u.f. Wf ..Gap'A äbpUch spricht aber der Scbüter d^ 

..Antipchu9 11, ^2 auch .über. Zeno. 

2^ Man sieht diess aus Acad. I, 89 30 vgl. mit 9, 33 und der bbefi 

angeführten Aussage Oieero's. 

3) Vgl. Acad. l, 11, 42 f. 

4) Acad. I, 6, 24 ff. 

5) Gic« sagt ausdrücklich: qtuditas , noioxtji^ und da er hei dieser 
Gelegenheit das Wort qualkas in die lateiniaebe Spracl^e eioCiihrt, 

'. :%iiiuss ifJbei fieiKiefii Vorgüager wIrWch fro&pivf, ,ni9iit. etwa 
notQv^ gefunden haben. ; 

22* ^ , 

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'S46 Ber Eklekticismns. 

diese zusammeii bilden die Welt; die ewige Vernunft, 
welche die Welt beseelt und bewegt, werde die Gottheit 
oder die Vorsehung, auch wohl die Noth wendigkeit und 
wegen der Dnerforschlichkeit ihrer Wirkungen bisi^eilen 
selbst der Zufall genannt. Wer die Grnndlehren der äl- 
teren Systeme so durchgreifend zu verkennen, Späteres 
und Früheres so willkührlich durch einander zu wirren 
wusste, dem konnte der Gegensatz des stoischen Systems 
gegen das Platonische und Aristotelische nicht mehr be- 
sonders bedeutend erscheinen, und so wird denn über die 
stoische Physik in der mehrerwähnten Darstellung^) nnr 
gesagt, Zeno habe das f&nfte Element des Aristoteles 
(den Aether) beseitigt, auch habe er sich von den Frü- 
heren dadurch unterschieden, dass er nur die Korper far 
etwas Wirkliches gehalten habe. Wie tief auch schon 
dieser Eine Unterschied eingreift, scheint der Eklektilier 
nicht zu ahnen. Dass er auf die speclelle Physik nicht 
eingieng, können wir wohl mit Sicherheit annehmen. 

Auch In der Moral bleibt Antiochus seinem eklekti- 
schen Charakter getreu. Er geht mit den Stoikern von 
der Selbstliebe und dem Selbsterhaltungstrieb als dem 
Grundtrieb der menschlichen Natur aus, und gewinnt von 
hier aus den stolsch*akademischen Grundsatz des natnr- 
gemässen Lebens')* Auch das ist noch ebenso gut stoiscli, i 
als akademisch, dass das Naturgemässe für jedes Wesen 
nach seiner eigenthOmlichen Natur bestimmt werden soll, 
dass daher als das höchste Gut für den Mensehen das 
bezeichnet wird : der allseitig vollendeten Menschennatur 
gemäss zu leben '). Doch ist hierin bereits der Punkt 
angedeutet, an welchem unser Philosoph vom Stoicismns 



1) A. a. O. 11, 39. 

2) Fin. V, 9-11. 

5) A. a. O. 9, 36: vhfere es huim^ natura nndifite perfeem'H mkU 
refuirenie» 



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Der Ekleklic der Aead. Antiochus« 34] 

abgeht^ Wäbireiid nämlich die Stoiker nur das Vernünftige 
im Menschen als sein wahres Wesen anerkannt hatten, 
80 bemerkl; Antiochus, auch die Sinnlichkeit gehöre mit 
zur Yollstäiijdigen Menschennatvr, der Mmisch bestehe 
aus Leib und Seele, un4 haben aach die Güter des edel- 
sten Tbeils den höchsten Wertb , so seien doch die deii 
Leiber darum nicht werthlos, und nicht blos um eines 
Anderen willen, sondern an und für sich selbst zu be- 
gehren ^)* D$» höchste Gut besteht demnach ihm zufolge 
io der VollenduAg der menschlichen Matur nach Leib und 
Seeloi,, in der Erwerbung der höchsten geistigen und 
korperlicben VoUkommenheit^), oder nach anderer Dar^ 
Stellung^), ii9 dem Besitz aller geistigen, körperlichen 
und äusseren Güter. Diese Bestandtheile des höchsten 
Guts sind nun allerdings von ungleichem Werthe: den 
höchsten Werth haben d*e geistigen Vorzüge, und unter 
diesen, selbst die sittlichen (voluniariae) einen höheren, 
als die blossen. Naturgaben*); wiewohl aber den leibli- 
chen GpM^c^rn nur eine untergeordnete Bedeutung zukommt, 
wäre es doch verkehrt, ihnen alle Bedeutung abzuspre- 
chen^), und wenn den Stoikern zugegeben ist, dass die 
Tagend für sieh allein ^ur Glückseligkeit genfige, so 
sind dpch ^ur höchsten Stufe derselben auch noch andere 
Dinge npthwendig^). Durch, diese Bestimmungen hofft 



1) Acad. I, $, 19. Fin. V, 12, 54- 13, 38. 16, 44. 17, 47: Schön- 
heit, Gesundheit, Stärke ü. s. f. ^rerden um ihrer selbst .willen 
begehrt; quoniam enim naiura juis (mmibus expleri partibus vuü, 
hune sttaum corporis per se '\tpjium expetk ftU eit nuucme e natura, 

2) Fm. V, 13, 37. 16, 44. 17, 47. 

3) Acad. I, 5» 19. 21 f. in der Schilderung der ahademiscb-peripate- 
tiacben Philosophie« ^ ■ 

4) Fm. V, 13, 38, 21, 58. 60. 

5) Fin. V, 24, 72. 

6) Acad. I, 6, 22: •» ttmt virtute esjte poskam heatam vkam, nee ta- 
rnen bealüsknam ntsi a^fun^erentur et corporis et cetera ptaesupra 
dkta sunt ad virtutis usum iäonea, U, 43, 134. Fin. V, 27, 81. 
24, 71. 

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AÜ' - 0er Ekl^kfiei#tt»tti. ' 

UMtiV Pkfloffoph ttviaehtn der petfpatelliiolieii^^ Sattle, 
welidiei dem AeuBsereii seiner Meinuiig; nach m ^leP), 
tthd der ^falschen, welche ihm 2« wenig Werth beilegte^, 
Ate richtige Mitte zn treffen/ wie sehi* es aber fip«ilkli 
seiner ganzen Darstellong an Schärfe nnd Festiglielt 
fehlt, Ist nicht zu veriLennen. 

Dieselbe Bemerkung wietlerbolt -sich im weitem Ver- 
laufe; Wenn Aristoteles dem Wissen, Zeno dem Häitdeln 
einen höhei^en Wertb beigelegt hatte, so stellt Auttochus 
beide Zwecke neben einander, indem beide anf nmprüng^ 
Wichen Naturtrieben beruhen 3); wenn die Stoiker die 
£¥tiheit, dfe Peripatetiker die Mehrheit der Tngenfteii 
behauptet hatten, so entscheidet sich Antlochus: dahin, 
diass zwar alle Tugenden unzertrennlich i^nsammenh&ngeD, 
dass sich aber doch jede derselben In einer eigenthuai- 
liehen iTh&tigkeit darstelle 0, ohne dass mit PUto eine 
tiefer gehtode Begriindnng ihres Unterschieds vei^wht 
würde; wenn die stoische Schule selbst riieht gaiia dar- 
äber im Reinen war, ob dfe GemeiAscbäft lAft atfderen 
Menschen ein €lut im strengen Sinn, etwas an tftid fDr 
sieh Begehi-etiswerthes sei, oder nicht, so uiiterscheidet 
Antiochus, welcher den Werth und die NothweuAl^eit 
dieses Vel*b&ltnlilses in Tolleiii Maass anerkennt^), i&Weier- 
lef ah und fiii^ sich werthrolle Dinge, aolchej die atoUit- 
telbar einen Bestandtheil des höchsten Guts bilden (die 
Voirzuge iex Seele nnd des Leibes), und solche ^ die als 



1) Fin. V^ 5, 12. 2S, 75; Aristoteles selbst wird biebei ?4Ma seioer 

Schule getrennt. 
2> Fin. V, 24, 72. 

3) Fin. V, 21, 58 : actimum autem genera p^ra %u oiscureMw etiam 
minora majortbus^ maximae autem smU ^ . • prinmm cotisiderfUw 
cognkwgue rerum cpelestmm u. s. w. ddnde rert^wi puMiqitrum od- 
tnimstratio . . • reUfuaejue virtute* et, actidnes m'r$ut^u4 (Hmgruen- 
tes/ vgl. 18, 48. 20, 55* 23- 66. 

4) Fin. V, 23, 6« f. 

5) Fin. V, 23, 66 ff. Acad. I, 5, 21. 

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Der £](le]^tjc. d^ft fani^tius. 343 

O^M^t <)f)r{iTra9«4.fiip^P Weftb b^eq; nuriu die le^- 
tßtm^ K)lAf^4 stellt ci: die, Freunde, die A^gebör^geJi , daa 
Va^i^la^^O« Audi die Siäl^e dei* ^toiHqr über den Wei* 
seoy .diej Bl^sqhiieibuog desselben Ms de^ aU^io Reichen^ 
alft deaaUei^i^en Qerrsiohera u. s. w,, den schroffen Ge- 
geiisato der Weisen und der Thoren, die Ford^ruvg der 
Apathie hatte Antiocbus in »eine Sittenlehre aufg^ejnom:^ 
loen^), 80 wenig er auch nach seiner abgleichenden An- 
9icl)t iiber d^s höchste Gut dazu ein Re^ht hatte;, nur um 
flM^ iiic^i^ao^y^nter erscheint es aber., dass er den Sata 
vc^n der Gleichheit aller Fehler, die9en ^n^f^chen Folge- 
sätze der Lehren über den Weisen. und Tboreny nicht 
auigab^)* 

So .rjBichte in^ der Lehre des Antiocbus die Akademie 
nicb^ )ilo^ ihrer älteren Nebenbulileriuj der peripatetischen 
Sctinl^, sondern auch ihrem neueren Hauptgegner, dem 
Stoicismus die Hand. Bereits war aber auch dieser der 
Akademie in einigen i^esentUcben Punkten entgcgeuge- 
homine« Während der Streit gegen die stoische Lehre 
von Kärheades und seiner Schule noch mit allem Eifer 
gefiihrt wurde, giengen mit dieser selbst Veränderungen 
Tor^ welche sie zwar nicht der neuakademlschen Skepsis, 
wohl aber dem Eklektlcismns nähei^ brachten, in welchen 
diese nach kurzer Zeit umzuschlagen bestimmt war. 
Gerade de^r Manui welcher die Bek^potscbaft der Rqqier 
Bftit dtm Stoictsmss vorziififsifireise vermittelt hat« Panä- 
tius^^), War mehr als Irgend ein anderer Philosoph dieser 
Schute. geneigt, auch noch anderen Systemen Einfluss bei 
sieb an. gestatten.. Im Geist seiner Zeit vorzugsweise auf 
die praktische Seite der Philosophie gerichtet, und auch 



.2) Ae^lh Wi.i55f- 

4).,l9l}. bej^urf^ filf das^EoIgpqde .?^n Lt^dkn de P^ii3etio Rhodio 
4^fcN' 'i3p;U. «lebt jt»)enü^eii ?»u höhnen»: 

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S44 "" Der E&Iekticismus. 

10 der Form seiner Darstellongen popoBrO) nahm PasS- 
tins zu dem SchulmässigeD der IstotscheD Lehre eine 
freiere Stellung; ein, die es ihm mSglicIi maclite, aneh 
anderen Philosophen Anerkennung £u zollen, und nament- 
lich den Plato und einzelne seiner Nachfolger bewunderte 
er viel zu sehr, als dass er sich ihrer Einwirkung ganz 
hätte erwehren können*). Wollte er daher auch die all- 
gemeinen Grundsätze seiner Schule laicht aufgeben, so 
erlaubte er sich doch mancherlei Abweichungen von Ihrem 
Dogma. £r nahm die Zweifel des Boethns und Zeno ^on 
Tarsus jgegen die Lehre von der Weltverbrennung wie- 
der auf), und im Znsammenhang damit scheint er auch 
die Fortdauer nach dem Tode nicht blos mit seiner Schule 
anf eine gewisse Zeitdauer beschränkt, sondern sogar 
gänzlich geläugnet zu haben*). Welter wird von ihm be« 
richtet, dass er statt der herkömmlichen acht Theile der 



4) Cic. Fin. IV, 28, 79. Off. I, 2, 7. It, 10, 55. 

2) Cic Fin. IV, 3S, 79: setnp&r^ue habuU tn on Plakmem, AritUh 
telem, XenwiraUtti, 77teophrastum , Dicaearchum ^ ut ipHus scr^ta 
declarant, Tusc. I, 32, 79: credamus igkur Panaetio a Flaume 
suo dissentienli? ^uem emm ommbus locis divinum, quem sapientissi^ 
mum, quem sttnctisstmum , quem H&merum pMhsophorttm mppeiUa 
u.'«. w. ;Vp« Grantors Scbrilt üb«r die Betrubniss sagte er 
(Qic. Acad. II, 44) 135) : man sollte sie wörtlich auswendig lernen. 

3) S. o. S. 82 f. 

* 4) Biess wird durch die Stelle Cic. Tusc. !, 32» 78 wafarscbdnlicb. 
ütacbdem hier die stoische Lebre von einer bescbritnblen Fert* 
daaer der Seele abgewiesen ist^ fahrt Cic, fgrt: M,^ numgpid 
igüur eH causae^ qum amicos nostros Stoicos dmUtamus, eos dico, 
qui ajunt animos manere e corpore cum excessermt, sednonsemper? 
A, istos Verb u. s. w. M, bene repinehmdu » • • c9«itfeifnSBr t^tOir 
Päfmetio a Platane mo SssenUemi u> s^ w« er behaupte aamUch 
qtddpäd natum sü mterire, nasct autem animos und : dolere anäaos 
ergo etiam interire» Hätte dieses auch ein orthodoxer Stoiker 
sagen bönnen, so wird doch Panatius hier UttTerbennbar von 
der übrigen Schule unterschieden, und nachdem er de« periodi- 
schen Weltuntergang aufgegeben hatte, konntel er auch ifaris Lehre 
nicht mehr wohl festhalten, sondei*n'er ihusste die fJnsterblich- 
beit entweder unbedingt behaupten, oder unbedingt läofgMiBa. 

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Der Eftlektieu ddt PaBitius. 

Seele 5 deren nor «edis «ahlto, isddni er hm %rMlrver^ 
mdgen £iir Beweg;aiig;8krilft rechnete, dleCteeehleolitsfort«« 
pflauuBg' aber nicht der Seele, sondern der vegetaUli« 
sehen Naitar sMischrleb *), zwei Äiinnlmien) von denm^ 
zwar die erste woM nicht viel auf sieh hitle'), die zweite 
dagegen mit 4ler Unteracheldnog; der \p^n und der ^i/eifc 
einen psychologlaehen Doalfsnins ▼oraosaetsi, welcher 
der atoiseben Lehre nrspr&iiglich fremd iat^). Panätliia 
folgt hier ebenäe, wie in seiner Ansieht von der Unsterb« 
lielikeit, der peripatetisehen Lehre. An eben diese er* 
innert in seiner Ethik die Efntheiinng der Tegenden in 
theofettsche und pralctische^). Ob er aneh ib der Be^ 
artimniung; des hSehsten Guts die stoische Strenge vet^ 
liess, und sieh in der Weise des Antioebus der akadewi'- 
sehen und pertpatelischen Ansieht nibertO) ist sweifM-' 
haft^}, und ebenso mag die Angabe, er habe die ApartMe 



1) N^Mis. de sät honi. c. 15 S, 96: Jltwair^ot Si 6 ^«^«ofoc ro 
yutv o^orar«» ro Si on^fMtmo» oTtjt yfvx^^ f^i^ alid r^t 

3) JEliTTSB« ni| 698 iucbt wohl sa viel. darin» 

S) Die öchle »toiscbe Psychologie leitet alle Lebensthätiglieileii vom 
^YMfi^vMov ber, and bat bei ihrem Materialismot gar beinen itn- 
Um sur Vntmcbeidong der ^»i^ und der ^«f»^, TielsMlir /oU 
diene nacb der Geburl in jene verwandelt werden $ Pi.pt. Sto. 
rep» AU c not. 46 a. o. 

4) Diioo. VII» 9S. 

h) Zwar bebauptet Dioo. VII, 138: • /*4v Tot Ilapak tut «#2 Ho^ 
09^10*99 «» avvd(fHif iiyovnt'T^v a(f%t^v dlXa tQ*iav %hai tpaol 
na\ vyttias nal laxvot Mal xof^^ylaf. Da jedoch dicae Angabe binsicbt- 
lieb des PoBidonioa nacb Sv^. ep. 1.87. S. $57 entschieden fißjiich 
ist» ao bat Tbssbkakh Geicb. d. PbiL IV, 388 gans Becbt mit 
derBemerhungy daas wir ihr auch binaicbtlicb des Panatius nicht 
trauen bönnen. Wenn Rittm 111^ 699 in dem.Satse b. Sbxt. 
Matb.XI,7S».dass es nicht blos eine naturwidrige, sondern auch 
eine naturgemSsse liust gebe, eine, offenbare Abweichung von 
dem ülterenStoicismua finden will, so ist diese nacb eben dieser 
Stelle Tgl. Dioo. VII, 108 u« A* fu >9Strfilen : die ftoiscbe Lehre 

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«r Ata.UvMfMWf^ )Zviis«Am 4« fl|toi4o|ieii fiff|i6||lmng über 
de« Skj^Bierfi ' un4^4ei^ cyMn^h^n G^bll^fiftkftit «sek- 
dyruohiioher b«rY<9«kab. Doob Usfit sieb aa» dwMen Au- 
fgaben imoierhis^^firiMitheii, das« er dt^SDbf«^Qita».4er 
atelsebeii Ethik aui, urildem auobtei) uKd «uteirveraeUe- 
denen ^rklafuftgenihner Si((%e' di^vjentffedi 4e» Voraug 
gdb^ wefofae ih» mit der jj^ewohnlieben Aaaiebt am iWenig^- 
atM in Streit b^acbte* Auf diesea fteetrebe« webfl. avoh 
die Riehtuiig.^ ia der ev $ei».beiripbi|itea Werk ub9r die 
Pfliehl). daa Vorbild 'deaCin^eronisQbea, aaafelirtA, ideaa 
diaeee Hellte ^MadrückUeh nicbt fnr die Tollendetea Wei- 
sen« af^AdcM nur lar die im Fortaci^rttt sw WeinheU 
BeirvUl^taee beatimmt aein» uad aea ^iesflP ^rnadei niebt 
v#m nwß^t^^fim handeln, aondern nur Tem im^^aiar?)« In- 
dcMieii.^wtbälfc'd)eaa Alles doefa keine wirUicbe Abwei* 
chung von der stoischen Ethik, und auch was nns sonst 
fiber die Moral des Panätins berichtet wird, stimmt mit 
dieser zusammen'). Dagegen setzte er isUsh mit der Lehre 

ftt nun dass die Lust ein Adiapboron sei, dem widerspricht aber 
die Annahme einer naturgemässen Lust nicht. 

1} A. Gell. XII, S, 10: nvokyiifU eidm "ätqug Jika9ti4i non meo 
töntum, 4nquä^ nd ^uorutulam etUm es ^eädem p^rtitm fniidemtioinm 

* ' Immtum »itüti fudich PoHmet^ • . • ^prodaM abi^eeMpie Aft. 
' 9)' tNess ergiebt sich wenigstens aus Gietae's Oar^tellung Off. Ilf, 
S,< 13 f^ Auch in der En^hiung bei SftvBC^ ep.> H6 B. 99 Bip. 
will Panätius zunächst nur fiir die, welelie iioeh niebt weise sind, 
Vorschriften geben, doch kann man diese Aeuasenuig nicht als 
<#nen Beleg für die Milderutig der stoischen Sittenlehre akilufa- 
ren, denn er rerbietet hier dem gewdhnltehen Menschen, was er 
detn Weisen erlauben wurde. 

9> Bei Clsk. Alvs. Strom. li, 416 S)r|b. Sro«. EM. II, 114 stellt 
e^ die' Forderung des naturgemissen Lebens auf, b. Cie* Off. Hl, 
3,* ff. 7, 54 erklart er dfesS Kütelicbe für Identiscli mit dem 

" Öukito; b.- Stob. Ekl'. 11, 119 ^rgleiehl er die einzrinen Tugen- 
den mit'SchCKiS^eii, die von verschiedenen Standpunkten ans nach 
Einem Ziel stftiessen. Auch wa^ Cic. Olf/ H» 14, 51 anfuhrt, 
streitet nfebt mit den stoischen Orundsätsen; Seht 2enoBisch ist 
'die AMisserung OflfL If, 17, 60. - '' < • 

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Der E]il«]itaoi8niua dei Potidonius. MT 

sefMV'gtiwMii^Bcinil» dorcb ^Mine frUier erwabttfeD ZimU 
fei äD Aiw MaDtik hf Wld«vspru«b ^)4 Er sobeliit kktt dto 
Kritik ties Kanieaile» wMlir aufgenomtneii za Mie6 ^>J 
So ^Ms aber aticfa bei ,der Mebl-ubl der SMker die 
WertbsehätBBBg' der DivinaUen war, ao atebt dtcsalbe 
iotb tn keinem ao naiien Zusamaiejibaag oih ibrem pbt^ 
haojphiaelien Prinoip) daaa wir den Panatioa wegen ael^ 
ner ilreieren Aaalebt über diesen Paakt des AbfaHa-fiao 
den'<3nmckatzen aeiner Schule besohuidigen durften, wie. 
ihn d#ni] aueb diese uaatreltlg als denibrigeo aiverkaaat' 
!»«*).< Siein Verbähniss EurStoa tat daber immerbhi ein. 
anderea» tfb das* des Antiecbus ou der neueren AkadeaUe, 
er ist In.derHaaptaaobe dem Stoictaaiaa treu getilieben; 
aber deeh liest sich in deiner Lehre und la selaMn Teiw' 
halten gegen die früheren Philosophen die Neigung zu. 
einer Verständigung mit den Ansichten nicht verkennen, 
ge||;en w^klie der Stoicismu« bisher Mos eine abwelirende 
Stisllting etdgenonnnen hatte. 

Auf demselben Wege, wie den PanätfuS; treffen wir 
seinen Schüler PosiaoN&us^). Wenn dieser aupb bei eini- 
gen Wichtigen Punkten zur altstoiscken Lehre srorfick- 
kehrte, die Weltverbrennung zugab % und dte aberglau- 



1) Auoh bierober lauten Übrigens clie Berichte niebt giins' einstim- 
mig. Dioo. VII, 149 sagt scbleditweg: dvimoiatov «vr»/» [t^v 
fMtvvM^v] (fjfjoii dagegen Cic. Divin. KS, 6: nee tarnen ausiu est 
ne^ärif tfikt esse diuinandi, sed duiümv se diatk. Ebenso Abad. 11, 
33« 107. Doch sehen wir aus Div. 1,7, i^, dass er seine Zwei- 
fel sien^ich bestimmt Tortnig, und aas Div. 11^ 42, SS^ dass er 
wenigstens die astrologische Wahrsagung posktv Terwarf. 

2) Vgl Ctfc. DIfin. }, 7. la* • 

5) Fanatins i^ird durchaus unter den itoUohen AuktbrilStai aufge- 
' ififart, and namentlich Cicbbo beseicbnrt ihn stobead sia einen 

der angesehensten stoischen Lehrer; m« s. Acnd. If, S3^ 107. Di- 
▼in. I, 3, 6. Fio. IV, 9, SS. Off. II, 14, 51. ill« 2, f f. Leg. Itl, 6. 
4) M. s. äl>er ihn: Blas PoaidoniiBhodii reKquiae doolrinae (Ley- 
den 1810)» 

6) Data diese' Lebi9 ton PosidoBias^ trola deni WidtnpnK^h Pht- 

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Stg Der Eklekticitmut. 

btoohe Tbedrio der Mantik mit einigM wettern Gruden 
Md Atfitahmeo bereicherte % so folgteer dock eidit bloa 
im Ällgmeinen der ▼ennittelsden Ricbtoog aeiites Leb- 
rera, aoadern er erlaabte aich aocb im Einzelaea Äbwei- 
chuBf ea von. der philoaephiacben Ueberliefemag der Scho- 
le^ die bei folgericbtiger Durchfubniiig fir daa Ganze des 
atoiachen Syatema sehr bedenklich werden iLonate». . Wie 
Pauätiua ein Qewnnderer Plato'a g^eweaen war, ao aehrieb 
auch Poaidoniua einen Commentar über den Tiaiaaa ^)y 
worin er ohne Zweifel die atoiacbe Lehre mti der Plato* 
niachea au vereinigen bemüht. war; augleich wird aber 
auch aeiner Hinneigung; zu A^atotelea erwftbnt '), noch 
aelner Ilebereinatimmang mit Pythagoraa leg;! er Werth 
bei % und aelbat Demokrit wird von ihm nnter die Phi- 



Lo'k (fncomipt. mundi 8.947, C. Höscb.) wirklich anerkannt 
wurde« itX idion %, 34. gezeigt worden. Ebendateftst babe ich 
nachgewiesen, dass die Auflöfung der Welt in'« Leere, die aus 
Posidonius erwähnt wird, der stoischen Lehre nicht widerspricht, 
und wenn er den Zeugnissen zufofge, welche dort beigebracht 
' wurden, den leeren Raum ausser der Welt, von der Annahme 
seiner Sphule abweichend, begrenzt -teCsle, so ist dies« doch «ine 
sehr unwesentliche Differenz. 

1) Das Nähere b. Cic« Divm. I, 3, 6. 30, 64* 55, 125. II, 15, 35. 31, 
47. De fato 3, 5* Dioe. Vif, |49. Auch der DSroonenglaube 
wurde fod Posid* vertheidigt; nach Macboi« Sat I^ S3* schrieb 
er 7r8Ql 7}^<ufav nol Saifitovotv. 

2) Sbxt« Math. VJI, 93. Fi.ut. proer. an. 22. Gaisv de Hipp, et 
Plat IV, 7v S.152 Chart; ^aviidimv xov M^ (Plato) *al ^t7ov 
immotltX u« s. w* Ebd. V, 6, 169 u, A. 

3) STa4BO }Jf S, Schi, nokv y^g i€* ro aiwtoloytmo» nm^ avty nai 

4) Galbb a. a. O. IV, 7. S. 154 V, 6. S. 171. Wis Plvt. a. a. 0. 
aus Fosidödus anfuhrt, gehört sur Erklärung des Timaua, webt 
unmitlelbar su seuer eigenen Ansieht, das F^rtbagoreische b. Sbx- 
Tvs a. a. O., wie die Vergleicbong der Stelle Math. IV, 2 ff. 
zeigte nicht mehr zu dem Citat aua Posidonius« Auch die Be- 
roei4iang b. Thbo Sktbv. de mus« c. 46, S« 162 Bulliald., dass 
Tag und Nacht dem Geraden und Ungeraden entsprechen,' offen- 
bar gletcfafhllt' dem GomoMBtar cum TiipäuB'eBlsommesi, «oll 

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Der EkUlieietsitiuK^es PosidoDittS. M9 

lo8opbeii'*g;erechtiet^), dehen {hn frühere Stofket scben 
wegen seioefl VerkältnfsMt zu Epikiir scfawerlicb Mlge- 
asihit haben würden '). Diese Anlehnung an die versebie- 
denen früheren Philosophen mochte ihm um so naher lie- 
gen^ je grösser bei ihm das Uebergewicht der Gelehrsam- 
keit über die selbrtandige pfailosophisebe Fdr»öhnng ^ 
wesen zu sein scheint ^>, und je geneigter er aus diesen 
Grand war, mehr in die Breite^ als in die Tiefe, au ar- 
beiten ^). Zugleich scheint aber auch bei ihm, wie bei 
seinesi Zeitgenossen Antlochns, die Opposition gegen die 
Skepflrts das Bestreben erzeugt s&u haben, die Eiaw&rftf, 
wekhe von dem Widerstreit der philosophischen Sya^^mle 
bergenommear wurden, durch die Behauptung Ihrer we- 
sentlkrhen Uebereinstioimung zurückzuweisen ^). ^och 



ffunaclitt mir dasa dienen , den Plalonisciieii Aeusaaruagfa «incfi 
physikalischen Sinn iinterzulegen, und kann desshaU) für eine 
eigene Anschh*eMung des Posid. an das Pythagoreische Zahlensy- 
stem (RiTTSB 111^ 701) nichts beweisen. 

1) Sxs. ep. 90 S. 368 Bip. 

^2) Noch weiter würde dieser Eklekticismas gegang^ sein« wenn 
Posidonius wirklich« wie Bitteb III, 702 sagt, die griechische Phi- 
losophie aus orientalischer Ueberlieferung abgeleitet hätte. Diefts 
ist jedoch in dieser Allgemeinheit nicht richtig, nur rotk 1>efliQ- 
krit er&ählte er nach Strabo XVI, 2, 24* $. 340 Siebenk und 
Sbxt. Math. IX, 363, dass er seine Atomenlehre von dem angeb- 
lichen phönizischen Philosophen Mochus entlehnt habe; daraus 
ISsst sich aber nicht auf die philosophische Richtung des Posi^, 
Bindern nur auf seine histomsche Unkritik sfhlieslenii die. auch 
sonst durch Cicero und Strabo reichlich belegt ist. 

3) Stbabo XVf, 2,10. S. 319 Siebenk. nennt ihn twi» xa^* ^/las y*- 
Xoo6(p(ov noXvfta&^^arov^ Galbbt de Hipp, et Plat. VIII, 1. S. 226 
Chart* sagt: Itoo^Mi^to^ o in*9i}f$4ivvtfi*taxo9 twp Srin'ütwv, Wei- 
teres s. b. Bahb. 

4) Diess erhellt auch daraus, dass er die Grenzen der Philosophie 
gegen die ülmgen Wissenschaften noch weniger einEuhalteh wssste, 
als seilte Vorgänger, wie er denn nach ^s. ep. 88 S^ 545 alle 

. freien Künste zur Philosophie rechnete, und iiach demselben 
ep. 90. S. 360 ffl selbst die Künste des tlglichen Lebens Tom 
Hnlosöphen erfunden glaubte. 

5) Darauf deutet die Stdle Die«; VH, 129 bin: S^ntt ^ aitols ^^rs 

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•aORI D«r Elilekjliciemilf. 

.iicheint ää iitclit^ da«s ^t steh Id materieller BMüelMiiiff 
viele Ablreiehimgefl vom altaioiecliea Systeai erleobte; 
wentgstene bericbten nosere Qaelleo nur eioe einzige 
van BedeuiBiifi^ setae pktonisirende Aelhropelegle. Wak- 
Fcnddife etolBche Lehre in GegessaU sn der PlatoniaelH 
Ajislotdlteoiien eine Meiirlieit aeeliadMir Kräfle lätagoete, 
land alle Lefceiiaerscheiniingen anf die Eiae verniMiftlge 
tirondknifi zutJdckf&hrtey so war Posldonies derUfelnuag, 
iadSMEtnein Priodip laasen aidi die Thäteaeben des See- 
Uiilebeaa oieht erklarea. £r ftaid ea ntt Piato Md^ik- 
biiv daiis die Vernuaft Ursache dea Verannftwidrigieii mid 
Leideiiachafitechen sein «ollte i), er glaiibti^, der Kanpf 
der LeidenaehafteB mit der Vernunft aei aar aua eiaeai 
.wapränglieheo tiegeaüatz der wirkeadeo Kr&fte im Mea- 
sehen zu begreifen'), er zeigte, dass die ieidenachaftli- 
ch^n Gemfttbsbewegon^en nicht blos von vnsern Vorstel- 
lungen über Guter und Dabei herrühren können (denn so- 
bald diese Vorstellungen vernunftiger Art seieu^ erzeugen 
sie keine leidenschaftliche Bewegung, auch haben sie diese 
Folge nicht bei Allen in gleicher Weise, und selbst der 
vorhandene Affekt schliesse eine gleichzeitige entgegen- 
gesetzte Vernunftthatigkeit nicht aus) 3), er bemerkte 
endlich, die Thatsache, dass frische Eindritcke stärker 
auf das Gemüth wirken, Hesse sich unter Voraussetzung 
der. atoischea Theorie nicht erklären, denn onser Urtheil 
•tirber den Werth der Dinge werde durch die Zeitdauer 
nicht verändert 0* Aus allen diesen Gr&nden elitschied 



[9ml] ttjp ditt^paufiap aipi^aa&at tp$Xoao<fiut % fVai xin liyqt rvr^ 
üT^lelif'Stv okov tov ßlov, vU xai IIoaHdm'Ut <jf>tfai» §p tViS Trpo- 

I)' Gritutm de Hipp« et Plat (wo dieter Gegcnttand aebr ausfubr- 
licb ttrbandelt \vird) &V, 5. 8. IS9 GhanL V, 5, «65 f. 

9) ii. a« o« re« 7t 155 r. 

-5) A. a. O. IV, S, 145 f. c* .7* I5i. V, 6, *69* 
4) A. a. O. V, 7, 151 f. Einige 'W^ilei^ Gtiilnde Aibeiteefae kb» Wenn 
icdoeb Rimain, 705 dto FoaidOoiat tagon lasat: im dieliebre 

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Der £kl«ktleisii»us'd«t P^bidonius. SM 

sieh i<Ofl«tföiitok fftir die Pktofii8«li6 Atifttcht^ 4Äsi'M«Afv 
fekte fliehe von i»t ver<ia»Aig;eft Se^e^ «omüerif T#i d«ni 
niath Hiid den Begehi^ngsVormdgen, ato tWfA «i^ntböni- 
lichen -Krafleii, herrfthren «), welehe im tnfMnMed TM 
der Vefitttnft durch- iit fieBChaffenhett de» Kdrptr« ke« 
stimolt 6etii sollien^; d#€h weltte er dtese drei< Krfift» 
ftfeht alsfhc^ile der Seele, Modern nar el« wraehitdeae 
Vernid^eh eitles niid dessefften Wesens betraehfet wls*> 
sen, dtosefi Skz er der herrBchendeä Mei»en|f üetae? 
ScIiQte gemiss tn^s Htftt' ymtlegtf f. Hieteit -bradblSe er 
dann atteh die AriMotellsebe Leftre \*en den drei Stufea 
des Se^lentebens in Vei'bindfing, indem er die BeKterde 
dem ^kin2eAleben/ den Math dem hMeren Thteriebei 
ziilbeilte«>. friede Abweiehun^ voH der stoifeKshe» Debets 



^oal den landenden GemütÜsflliininiii^ea su higi)tlffo^ bediirfis.cp 
keiner wekläufigen Gründe und Beweis«, so kaan ich diesf in 
der Aeusserung b» Galkbt V, 178 nicht finden: Fosid. elrklärt 
hier üur die ThatB&che diefr Affekte, lucbt ihre Oröttdfe, f&t 
«tftkf unmittelbar Bektaintei« 

1) Galbs 9, a« O. V, 1, 1S5: X^vomitot fiiv ovv •• aii9im9Pvwm* 

Tai xgiaeiS ävrdi aXkd rde iniyiyvof^tva^ awal^ ifvg'oXa^ mal 
tvö$ii intiff99ts t8 nal ras itttfHkt9 tijc V^i<t^ tpafitS*v 4htii td 

ftal TTQOiUzai ro Jlkdrcuvos Bayfu^ nal avrikiysi t«<C 7r8(fi roy 
XQvaimtov ttrs ntglotii that td Ttd^rj onntvvdtv üts iniyiyvofuva 
k^itndn dtXd tM^^ütis r&vd€ iri^tuv SwiKutmi> tlkoycav tf i Mli^ 
twif ^v^paiQw iht^vfitifit^^v vS'Kcti ^yp^^i» £bd. iV^' &» iM 

2) A. a. O. V^5»166: oU ruiv na&f^Tixojv nttvrjatm» t^i V*^^'?^ «'''o- 
fiivojp dal tfj Sid&iati Tb üolfiaToi. 

3) A* a« O. Vi, 3^ «8S: o d* '^icÄtiäli^« r« üul 6 HootiSph^aM' aU 

HoiaQ i» TTfi nagßiac ogfMifidvTfS» 

4) A. a«0. V, 6, 1^0: oaa /sav iv t(uv ^uhov SvSxtvtJT a^t ual ngoi^ 

/litf fiovfj SiotHaia&ai kiyai avrd, ra d* uXXa ral akayu av/tirar» 
TU TaiS Swdfia98V dfupori^ts 'x^^^*^ ^S ^* ''i'Jt^t^if^*i^ nal 
TJj &vfi08$3ait rav dy^^nav de fkovov xoÜQ ir^ftvis' mdi^ail'/^flvmi 
ydQ $ud T^v koytun^v aQzi^' ' 

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lUfecmng liatte nun zwar auf dif übrigen l#e|irea df a Po- 
aidoniua aiclit den fiinflnaa, den man nach aeiac» eigenen 
Aettaaerimgan erwarten könnte; ao entachieden ^r viel- 
mehr die Abliängigkeit der Ethik ?i»n der Aiiaicht über 
die Affekte anerlianote 0? ao wird iina doek ana seiner 
eigenen Sittenlehre nichia berieh tet, waa mit der atoi- 
achen Moral im Wideraprnch atande, denn die Angabe 
dea Dioosaaa ^)> daaa er die Tugend nicht für daa ein- 
zige Gilt und für hinreichend zur ^luckaeligkeit gehal- 
ten habe, haben wir bereite ala unwahra/pbeiniieb erkannt, 
Hfld wenn er derMeinung war, daaa amnche Dinge aelbst 
zur Erhaltung dea Vaterlande« ni^bt getban werden dür- 
fen. 3), ao ist dieaa jedenfaUa mir eine aolphe Abwffebung 
von dem Cyniamua der alteaten Stoiker, Ate wir ala eine 
dem Geist des Systems nicht widersprechende Verbesse- 
rung betrachten können. Nichte deatoweniger dürfen wir 
die platonisirende Anthropologie unsers Philosophen nicht 
Tur eine blos vereinzelte Einmischung fremdartiger Ele- 
mente in das stoische System halten, aondern in dieser 
Anschliessnug an Plato und Aristoteles kommt eine ge- 
schichtlich nicht unwichtige innere Umbildung des Stoi- 
cismna zum Vorschein. Dieses Syatem hatte in aeinem 
theoretischen Theiie die Piatonisch -Aristotelische Zwei- 
heit von Form und Stoff, Geist und Materie, anfgehoben, 
und im Zusammenhang damit auch im Menschen jede 
Mehrheit der geistigen Potenzen geläugnet. Zugleich 
hatte es aber auf dem praktischen Gebiete eine Zurück- 
ziehung des Selbstbewusstseins aus der Aeusserlicbiieit 
gefordert, und einen ethischen Dualismus, begründet, wie 
ihn weder Plato noch Aristoteles geliannt hatte. Der Wi- 
derspruch dieser beiden Bestimmungen macht sich jetzt 
fiUUbar, der moralische Dualismus, welcher die Grund- 



1> A.,a. O. IV, 7, 16S..V, 6, 168. 

8) VU, i03. 108. 

S) Cic. OtL l, 45. 159. 



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EklekticismiHk^etSloiber.' -Posidonius« ^SS 

riehtniig dier st0i$ehe« PhlloaoplHe'heaetebiiet^ wirkt auf 
die theoretische WeJ^tanaiqbt «iirlek^ «od nothigt die 9ti4- 
ker, auch io' diea^r, asiinäehsQ wenigstens, für den. mifc^deir 
Ethik am UomilteU»atfaten verknüpften anthropologischen 
Theii derselben } den Gegeseulz der Priocipien w^4^ 
eiluitiftthre«; -^ denn da$s es, nkbt sowohl die Pfat^Bt- 
sehe Trieh4toaile von Vernunft, Math uM Begierde, als 
vielnefac' die a^weitheiUge Unterscheidung des Vecntnftt* 
gen und des ünvernauftigen in der mensjchlfehen Seele 
ist, an der, es dem Posidonius liegt, läs^t sj/ob unschwer 
bemerken ^). Unser Philosoph selbst hsA diesen Zusam* 
oeiibang klar angedeutat, wenn er an seiner Lehre von 
den ASiekten und Ihrem Verbältniss 2ur Vernunft als \h* 
pen Hauptnutzen das rühmt, dass sie uns lehre, den ün* 
terscfhied des Götllidien und Vernänftigen in unsi^»nidem 
üngottlicben, Dnverniioftigen und Tbiertscbeis^ zii .erkeu: 
nen, und ni^r jenem, nicht diesem zu Mgen ^). HiemK 
ist nii^ht blos der psyohologisclie Dualismus, welcher bei 
Posidonius den eigentlichen Kern ^ler plfltonisirendeu Tri* 
chotomie. bildet, deutlich ausgesprochen, sondern es ist 
zugleich aiick gesagt, d^ss dieser Dualismus dem Philoi* 
sopken .hauptsächlich deashalh nothwendig Sfsbeiut, w^l 
er die Anlhrapologiscbe Voraussetzung des ethischen 6e^ 



1). Dieser Dualismu» «pricbt sieb, atissei: ]|i«b|'isr«A't vqh df d oben 
angeführten uqd noch an^&ufübremden Stellen f ^ch in dev KotU 
bei Plut. fr^gm, I, 6. (ed. Hütten) aus, dass Posid. alle mensch* 
lieben Tbitigkeiten und Zustände in y/v/t^dj oojfiatiHdi aoj/jtaTi- 
nd. ni()lyi^^v uad'^jeKBt ms^Vcmfüt gttheiH babe« 

• |},.3t Gi^f.jEK y, 6» 1S8; %o Ä^, TOiV nfi&0jv «i'ooy,, ifvU^^ JV^ .*f 
dvofAoXoyiaC Kai xs »anoSaifiovoi fiibj to fi^ xard nav eiiead'ai 
Ta> iv avtt} Baifiovt avyysvsl t«. ovti utal t^v ofioi^v tpvqiv^f^ov-' 
,t4 Tüf xov oXor Hoofiov S^OMövrif zt} Si j^c/^oi'« xal ^i/moSsstMO- 
ri owsxxkit'ovras fi'^odai, ^i S^ t5to na^fSovres st$ iv tsrotf 
ßsktitiGt ti^f aitiav rwv ita&wVf ttt iv to7s tt^qI t^i Mv^atfio^- 
vlas ual o/iol^yiaßrO^&odo^Sotp» b ydnf ßXiniiotv ort n^wrav i^v 
iv avv$ xo futx^ fit^div äyec&m* vno %a dXoyti X9 j ul I minoSai^ 
ffovog nal d&ta t^s V'^XV^* Y&h ^' 169* -^^ ^ 

Die Philosophie der Griechen. III. Theil. SÄr^rAz-^rsT/^ 



IMM . : . ' Der EkUlittofBittttii 

g^etosateeA Von 8iniilf^bk«H und Vfeiumft Mt. Den evätea 
ArifSftnj^ dieMs ehtbropologtochen OMlkfinM koiratetar wir 
iit)^o\i bef iPanllttos In <ter Gnteraeheidiiflg der ^v^ und 
it^^^vätg bemerken, in fi^iner weitern Entwicklung bei 
Ej^fl^t Hiid Antonin werden wir ti^er nnien ein^ von 
dert^ iTrscIieinungen finden, welehe den Uebergttnfr der 
(Stba'KvnulileupIfttonfftaius vei'bereilen» Die f^cbot^e 
de» PMidonius erweist »Ich so al» ein fvlied elnae grös- 
li^reii gesdiiGhtliehen Zusammenhaltes; dass sie fUr die 
weitere Estwicblung der stolselien Lehre nieht ohne Be« 
deutung war, Ifisst sidi anbh aus det« Angabe des Galc- 
KüS abnehmen, er habe unter den fitoikerii »einer Zeit 
keinen getroffen, der anif die Bedenken des Po^ldonins 
gegeh die altstoisohe TIfeorie zu antworten gew^n^st batte. 
<" In der per ipatie tischen Schule, die uns noch fibrig 
ist 5 war die philosophische TfaHtigkeit während' uns^rs 
Zeitabschnitts Allem nach geringer, als In -der stoisehen 
iinii akademischen. I>as Wenige, was wir von thl^li Leh* 
ren aus dieser Zeit wissen, dient • dem UrtheH Cio«ato-s<>, 
welcher Ihr Mangel an Schärfe vorwfrt^, suv Bestätiga'fig» 
Seir Kaehfolg^r des Kritotaus, Diob^rüs aus Tyrfas, ent- 
lernte sich ähnlich, wie frOfher liieronymns^ ten* der Lehre 
d«s Aristoteles, indem er dAs höchste Gut In die Tilgend, 
verbunden mit Schmerzlosigkeit, setzte ^). Von dem an- 
gesehenen Peripatetiker Staseas aus Neapel *wird> uns 
berichtet, er habe auf die äusseren Schicksale, Guter und 
Üebel übermässigen Werth gelegt *). Kratippüs, der 
Lehrer des jungem Cicero^ gleichfalls einer der ersten 
Peripatetiker jener Zeit ^), gab den Sioikern ihre Anlitcht 



^)A. a. O. IV, 5, Scbl. 8. 147. 

2)' Fin.IIIj 12, 41: coMentiö, qua trtictata a Peripatelicts mötUus (est 

erUm torüin consuetudo dicendi nonsatis acuta propter k'gtufralionem 

thiaiecticae) u. &• w. 

3) Cic. Pin. V, 5, 14. II, 6, 19. Acad. If, 42, 151. 

4) Cic. Fin. V, 25, 75. rgl. De Orat. I, ^2, !04f. 

5) Cic. Off. 1, 1, ad Dit. XII, 16. De DiiFin. 1, 3, 5. Tmi: ^i. 

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EJ&lekticitinas i^r ^eripat&tiker. 77«^^ Koofis, 85S 

über die Weissagung wenigstens theilweise zu^, indem 
er nach Dieaarclis Vorgang swar die bbrigen Arten di^ 
Weissagung verwarf, aber die durcti Träume und in der 
Ekstase erfolgende in Schutz nahm; er meinte nämlich, 
der höhere Theil der Seele könne in diesen Zuständen 
ans dem Körper heraustreten, und sich mit dem göttli- 
chen Oerst verbinden 0* Ausser diesen dürftigen Noti- 
zen, die uns eben keine sehr hohe Meinung von dem 
Stande der damaligen peripatetischen Philosophie beizu- 
bringen geeignet sind, wird uns aus dieser Schule nur 
Ton'den gelebrteA Bestrebungen erzählt, durch welche 
sieh um's J. 70 v. Chr. und später Tyranuio und Andrtf- 
nicas aus Rhodus, die Herausgeber und Ei'klärer des Ari- 
stoteles, zur Zeit Julius Cäsars der Ausleger Aristote- 
lischer Schriften., Boetlius aus Sidon, nebst dem Mathe- 
matiker Sosigenes, unter August und Tiber Nikolaus von 
Damaskus auszeichneten ^). üoch ist uns noch Eine Ur- 
kunde erhalten, aus welciiier sich abnehmen lässt, dass 
der Eklekticismus jener Zeit auch der peripatetischen 
Sclxule nicht fremd war, die pseudoaristotelische Schrift 
IbfjiKQanH, Zwar sind wir iiber die Abfassungszeit die- 
ser SehHft, an deren Aechtheit nicht zu denken ist ^), 
nicht genauer unterrichtet ; da sie aber um die Mitte des 
zweiten Jahrhunderts nach Christus von Apulejns uber- 



1) Gic. Divin. I, 3, 5. 32, 70 F. 

)) AL 8» äiier diese Mlnner und Andere von derselben Scb de. Fa- 
BBic. Bibiiotb» gr* lil, c* !!• Zckpt über den Bestand der pbi- 
io8. Schulen in Athen. Abh. d. Beri. AJud« 1842, S. 93 f. Brak- 
BIS üiMr die griech. Ausleger d. AristoteL Organons^ ebdas« 1853» 
ft» 27Sfv Von 19il(olaus erwähnt Fobph. b. Stob. Ekl. I, 842 
eine Aeoaserung über die Thfile der Seele? worin er der Vor- 
«telluog, aU ob aie quantitativ susammengesetzt wäre, wider- 
apricbt, und die Theile auf Hräite aurüd^brt 

i) >Dem>Rettang8ver8ttcht welchen noch Wbkss in seiner Ueberse- 
tftung V» J« 18f9 geniaiiht hsX^ faal si^hon Osavb in der Abhand- 
lu^ ül>er die Spiuift lU •£• Beitr. s. griech. und röm. Littera- 
turgescbi I, li&f. «eine Biöaaen Aacligewieseii. 

Dig^d* Google 



856 Der £]ilel(ticisiii«a* 

setzt wurde 0» inrährend sie andererseits weder dem Ci- 
cero, noch einem von (Minen g^rieehischeo Gewäkrsmäo- 
nern bekannt gewesen zu sein scheint ^)> und da sie sich 
nicht blos durch einige Einzelheiten ^), sondern s^ucb durch 
ihren ganzen Inhalt in die Periode des Eklekticismus 
stellt, so werden wir sie mit der gröss|;en Wahrschein- 
lichkeit dem letzten Jahrhundert vor, oder dem ersten 
nach dem Anfang unserer Zeitrechnung zuweisen; sollte 
aber auch die letztere Anaahme mehr für sich haben, so 
wird es doch die sachliche Verwandtschaft mit den, bis- 
her besprochenen Bestrebungen rechtfertigen, wenn wir 
Ihrer schon hier erwähnen *). Dass ihr Verfasser ein Pe- 



1) M. s. hierüber, und überhaupt über die äussere Beseugnng der 
Schrift; OsAidf a. a. O. 148 ff. Die Annahme vo& Stahk (Ariat 
u. d. Römern S. 163 ff.)» dass die Bearbeitung de« Apulejus die 
Urschrift, das griechische Werk die Uebersetzung sei, scheint 
nur durch Hildebbakd (Apuleji Opp, I, XLIVff.) und Spesgel 
(in dem Heidelberger Programm t. J. 1842: de Aristotelia li- 
bro dec. hist. amm. et incerto auctore libri IT, AT. S. 10 &) hin- 
reichend widerlegt. Wenn jedoch der Letztere auf die Benü- 
tzung unserer Schrift bei JusTior coh» ad Gr. Gewicht legt, ist 
hiegegen der unsichere Ursprung dieses Buchs geltend zu machen. 

2) Wenigstens würde sich Cicero sonst kaum enthalten haben 9 sie 
an Stellen, wie N. D. I, 13« 33* Acad« I, 6 f* zu benutzen, wie 
sich denn überhaupt diese Darstellung der vermeintlich Aristote- 
lischen Physik jener Zeit sowohl durch ihre Uebersichtlichkeit, 
als durch ihren Eklekticismus empfehlen musste« 

3) S. OsABir S. 185 f. 

4) Eine genauere Bestimmung über die Abfassung der SchHft J7. J& 
liesse sich Tielleieht mittelst der geographischen Bestimmungen 
in derselben gewinnen, wenn man diese mit denen der sonst be- 
kannten Geographen vergleicht. Ich muss es Sachkundigeren 
Überlassen, darüber zu entscheiden, will aber doch auf Einiges 
aufmerksam machen. G. 3. 393, b, 18. wird die Breite der be- 
wohnten Erde auf fast 40,000, ihre Lange auf 70,000 Stadien an- 
gegeben. Diese Angabe folgt fainsicbtlicb der Brette der Be- 
rechnung des Eratosthenes, welche für diese 38,000 Stadien er- 
gab (Stbabo 1, 4, 2. 8. f 08X während sieSTgAso (II, 5i 9^ S. 308) 
zu nicht ganz 80,000 Stadien berechnet, für die Läo^ ibezeich- 
net Strabo 70,000 als die gewöhnliche Annahme. S« SOS» a, 36 

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Eklelcticismu« der Peripatetikeir. Hs^l Koofis. K7 

ripatetiker sein will, wird schon durch den Namen des 
Aristoteles, den sie an der Stfrne trfigt, wahrscheinlich 0^ 
nnd ihr Inhalt erhebt diese Vermnthung; zur Gewfssheit, 
denn Ist auch die Weltanschauung , welche sie vortragt, 
vom G^ist des Aristoteles weit entfernt, und in hohem 
Grade mit fremdartigen Elementen versetzt, so sind doch 
ihre Grundzflge dem Aristotelischen System entnommen, 
und sie steht mit diesem selbst In einem noch engeren 



nennt die Schrift //. K. auf der Nordseite des westliehen Mittel- 
meers drei Meere, das sardische, gallische und adriatische; Strabo 
lU 5, 19. S. 336 ist auch hier genauer. Hat wohl der Verfiis- 
ser, der doch auch nach S. 393, b, 18 die Geographen £u Bathe 

• gezogen hat, vor Strabo geschrieben? und ist vielleicht Posido- 
nius die Quelle seiner lErdbeschreibung? Dass 8. 395, b, 14 Ta- 
prohane, wie bei Str4bo II, 5, 32. S. 346, ebenso gross, als Bri* 
tannlen, genannt wird, würde dem nicht widersprechen, da Strabo 
seine Angabe auch einem seiner Vorgänger entnommen haben 
kann. 

Il ^war erklärt sich Osans S. 191 sehr entschieden gegen die An- 
nabmii, dass unsere S,cbriit dem Aristoteles absichtlich nnterscho- 
ben sei. Allein der einzige Grund, den er anfuhrt, »dass in der 
Darstellungsweise der Schrift der Contrast mit der Aristotelischen 
so grell hervortrete, dass nur ein mit Aristoteles ganelicb unbe- 
kannter Mann, oder ein Thor den' Wahn hätte hegen kdnnen, 
es werde die Schrift für eine Aristotelische angesehen werden« — 
dieser Grund würde viel zu viel beweisen. Wie viele unterscho- 
bene Werke giebt es nicht, denen wir die Unterschiebimg auf 
den ersten Blick ansehen! Daraus folgt aber nicht, dass sie keine 
Unterschiebungen, sondern nur, dass sie ungeschickte Unterschie- 
bungen sind. Im vorliegenden Fall war ja aber die Unterschie- 
bung nicht einmal plump genug, um nicht bis in die neuere Zeit 
berab Unsablige, selbst Philosophen und Kritiker, wie Wbissb, 
2U tauschen. Dagegen zeigt ausser der Dedikation K. 1 Schi., 
welche mit Osavv S. 246 f« von dem übrigen Werke su trennen 
immerhin ein Gewaltstreich ist, auch die Vermeidung jeder aus- 
drücklichen Beziehung auf Späteres, dass der Verfasser seine 
Schrift fSr ein Werk des Aristoteles gehalten wissen will; ja die 
Stelle c. 6. 398, b, 10 setzt den Bestand des Perserreiehs noch 
voraus* Durch den Mund des Aristoteles seine Ansichten aus- 
sprechen zu lassen, musste aber doch immer einem Feripateti- 
ker mehr, als Anderen, nahe liegen. 

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359 Der Ekl«kti«i»mii»« 

V«hrwandtothAft8vtfbalt»iM, al» s^ B, die Lahre eiiif« An- 
tloohus mit dem Platonisoheo. Ldaat der Verfasacyravch, 
im fielst jener Zeit, die meCaphysiscIien Grandlag^o der 
Arlatoteliscben Lehre uDberuekaichtigt? ao schJiesa|; ßick 
dageg^eii seine Vorstellung vom Weltfpuizeii und seinem 
Verbältntss zurtiottlieit sanäehst an Aristoteles an^ Wie 
dieser die Gesammtiieit der Dinge in zwei grosse Gebiete 
getheiit liatte, das Diesseits und das Jenseits, die .Welt 
der elementarisclien Gegensätze der Unvollliommenheit 
und des Wechsels, und die volliLommene und wandeilose 
ätherische Welt, so wird auch in der Schrift J7>()f Koann 
die Unreinheit und Wandelbariieit unserer Welt im Ge- 
gensatz zu den himmlischen Sphären stark betont % eine 
mit der Entfernung vom äussersten Himmel steigende Ab- 
nahme der Vollkommenheit behauptet '), und der Unter- 
schied des Aethers, aus dem die himmlisehen Körper be- 
stehen, von den vier Elementen, mit sichtbarer Polemik 
gegen die Stoiker, hervorgehoben ^). Während ferner 
das göttliche Wesen, der stoischen Lehre zufolge, die 
ganze Welt, bis auf das Hässlichste und Geringste hin- 
aus, durchdringen sollte, so findet unser Verfasser diese 
Vorstellnog der gottllcheli Majestät durchaus unwürdig, 
und erklärt sich statt dessen aufs Bestimmteste f&r die 



1) G, l. S92, a, 4. e. 6, 307. b, 30 ff. 400, a, 5 f. 91 if. 

2) a e. 397, b, 27ff. : , 

3) Cl 2, 302, a, 5. 29 fL c. 3. 392, b, 36; vgl. unsern 2. Tbl. S^ 463 f. 
Auch OsüiTN S. iSS* 203 f. glebt z^ das9 die Ansicht der Schrift 
/r. f. ül>er den Aether Aristotelisch ist, um so mehr ist aber 
au verwondem, dass er glauben lioimte, dieselhe Ansicht könne 
auch Cfarysipp voif etragen haben, da doch uiisore Schrift S. 392^ 
a,5. 31 ausdrücklich gegen die stoische Identificurung des Aethers 
mit dem Feuer (Dioo* Vli, 137 u. A. s. o.) aui^ritt, nod da wir 
auch aus Gic. Acad. I,il, 39 sehen, das« dieses einer der be- 
kanatesteo Streitpunkte swisefaen den Stoikern und Feripatetikem 
vwr* Die Frage ist auch vvirklich »cht unwichtig, di^m an der 
Unterscheidung des Aüthers ^on den vier Eleoientea biiogt för 
Aristoteles der 6egens«te des Diesseitf v^d J^sejts* . 

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Arl»toMli8^e M^^Mmßt dusiii G^tt, i^on Miller jBfBiiiihniiift 
Qitt' dem- liMiAob^n. e^Ü^n\r^ tu dffn äw9seir«4eo Clren^ea 
der* WeJt i9l^«o JiiU iMilbe, und vm hf^ ^uu^i 4ihM sictp, 
sellMft «i< bewegien, dareh. «ine elMfaphü^ Wir^upg die,]}«- 
^^ffu^s d^n WeltganaMiii, «o inanoi|:falilitg: «ie.ai^b ^^uck 
in dm Wek gesttH^Q mag^, hervorbringe 0» AufA d^l^ 
«eifgti^ioh endlieh d«r V^cfatfteir als JPieripatetifcer, dfuif, 
er /dl#^,£wlgk0lt dier WeU» gl^^hfalU e^ncf Uo(erpif;l)Qi-> 
dQfi8sl(9lijred|f#€9r Schule gfgen den StolciiJnaf» laiiadräjQjjiri 
Ue^ v/MTtb^digl ^yf $0 wenig al^er die Schrift bierMQh 
vQi» finem 3totfcer, ^der gar von einem Haupte dei %tq\r 
sehen. $^hulf» wie Chryeipp % vetrfa3«t sein kann, si» be-, 

>■ r ' . i ■ ;' ■ . • . •/! 

i) Es gcAörc' hieh^r das ganve sechste Hapllel; Auch kier ht df« 
Polemik g^ea den dtC|ici$|miia ittverkenöbar (hbl f^I. S* 397, i^ 
16 ff. 398, a, 1 ff. b, 4—32. 400, h, 6 ff.)» und die Annahme (Qs^ifsi 
207), dass die Abweichung von demselben nur eine Accomnio-' 
dation an die Volksreligion sei^ durchaus unzulässig; von der 
Volksreligion handelt es sich hier gar nicht, sondern von der 
AHstotelischea Theologie, wollte sich aber Chr^sipp an die Volks- 
religion anlehnen, so wissen wir bereits, dass er diess ohne Wi- 
dersprüche gegen die Grundbestimmungen seines Systems su thun 
wusste. 

2} C.4, Schi. C.5, Anf. Ebd. 397, a,8-17. 

3JI Dem Ghrysippus wird die Schrift 77. K» von Osjlbn in der 
mehrerwähnten Abhandlung beigelegt; ich werde jedoch hier um 
so weniger nötbig haben, seine Gründe im Einseinen zu prüfen, 
, 4^ diess ausser Spiebgkl a. a. O. S. 12 ff. auch von F. Gixsblxr 
. (Ueber den. Verfasser des Buchs von der WelL Zeitsphr. f. Al- 
terthumsw. 18^3) ^r* 146 ff.) in eingehender Wei^c geschehen 
ist,, und da das Verhaltniss der hier entwickelten philosophischen 
Ansicht zu der .Chr^sippischen, welches die genannten Gelehrten 
weniger erschöpfei^d l^ebandelt haben, durch unsere obigen Er- , 
örteri^ngen hinreichend; aufgeklärt sfiin wird. Scheinbarer lautet 
. die Vermutbung, welche schon von einigen Aelteren, und neue- 
rer 7'eit von J. L. Idjbi.br (Aristot.. Meteorol. II, 286) ausge- 
sprochen worden ist, dass Posidonius der Verfasser unseres 
Werks sei, aber doch wird auch ihr von Spssgel $.17, wie 
schon früher von Bars Posid. reb. 237 f., mit Becht widerspro- 
chen, denn so gross war der Eklekticismus des Posidoniu^ en^ 
femt nichts dass er die Grvadla^ei^ der stpißc^ea Wel^nsicht 

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imtend tritt ddch iii ibr'^as BesfreÜetl h^rmr^ dfiß ^oi- 
dbUe Lehre mit der Aristoti^lisebefl m verUnden, nnd eben 
die Bestffiiiniiiigieii , dMeii eine unbedingte Anerkennung 
verweigert vv<erden ist, theilwelse in sfe unfzutiehmen. 
Abgesehen von den tiosniologischen , Mlronomüicbeft und 
ilieteörelögischen Einielheften, weldie 0$a«k geltend 
mftcbt 0', ^snt sieh dieses Bestreben aueb an den Lebten 
von idigenieiner Bedeiitnng neehweisen. Gleich am 'Än- 
fSn^ der kesmologisehen Darstellung <) treffen vf\¥ vmei 
stdfsche Definitionen des Ko^fAog,^ An einem spätem Orte 
v¥ird im Geist und nach dem Vorgaeg des stoisebd» Sy- 
stems aiisgefubrt, wie es eben der Gegensatz unter den 
Elementen und Theilen der Weit sei, auf dem die Einheit 
Hiid Erbaltuag dee Ganzen beruhe 3), diese Einheit selbst 
Wird mit dem stoischen. Begriff der Sympathie bezeich- 
net ^)^ und damit uns seine Uebereinstimmung mit deii 



in dem Umfang hätte verlassen können, >vie die Sclirift TZ. £„ 
auch war das gleichnamige Werk des Posidonius nach Diog. VII, 
142 ohne Zweifel von grösserem Umfang, als das unsrige. Auf 
was sich die Annahme von Bbandis (Gr.-röm. Phil. 1, 152) grün- 
det, dass unser Buch unter den ersten Ptolemaern geschrieben 
sei, weiss ich nicht* 
1) S« 208 IF« Doch geht Osaitn auch hier zu weit, wenn er aus der 
tbeilweisen Uebereinstimmung unserer Schrift mit den Aussögen 
aus Chrysippus Werk 11. Konfts, welche Stob. Ekl. I, 596 giebt, 
auf die Idontitat beider Werke schliesst. Dieser Scliluss ist um 
so weniger zulässig, da jene Uebereinstimmung keine wörliiche) 
und da andererseits die Gleichförmigkeit der stoischen Schule io 
ihren Definitionen und Formeln bekannt ist. Nur das ist wahr- 
scheinlich, dass der Verfasser eine stoische Schrift, sei es nun 
des Chrysipp öder eines Andern benutzt hatj auf Posidonius 
fuhrt uns die Vorliebe für geographische Beschreibung (m. vgl. 
über Posid. als Geographen Bake Posid« 87 ff.), und namentlich 
die ausfuhrliche Behandlung der Meere: Posidonius schrieb ein 
geographisches Werk IT. ojxears (Stbabo U, 2. Anf.), und mag 
diesen Gegenstand auch in seiner Schrift JT. uva/ist an die wir 
hier zunächst denken, besprochen haben.' 
"ij C. 2. Anf. vgl. c. 5. 59B; b, 23. 

4) C/4> Schi.: al tdiv üai^bjv ofAototijtes, ' * t f 

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SCo(k«i«il i])»fit eilt^Ke/'h&i der>¥er!liftil$r nte1it:«iit€r^ 
lasmn^ dM* grosse Anktforftät'^dser Sehule, den HcriikHt, 
auddrikcklfcb alsZebgen föf sich amütihreti *). Am Auf* 
fallendsten Ist jedoeh die Airnaheriing an den St^McIsiniis 
(n deir Theolagie. Wird auch der st-dtscbe Pantheisnius 
aM sdläher, die Verbreitung der göttlfchen Substanz 'dttreh 
die Welt, ^tiihuckgewiesen, so tvill sieb döeb d^Terfass^r 
seine äXtase ganz g^rne gefallen lassen, sobald' sie statt 
des g^flldien Wesens auf die gottliche Kraft belo- 
gen werden 2), und er lehrt demnach, dasflT sieh dt% von 
der Getfbeit ausgehende Wirkung zunächst zwar nur auf 
die äussj^rstd Sph&re der Welt, weiterhin jedoch von die- 
ser auf die innefren Sphären erstrecke, und so durch das 
Ganze fortpflanze S). Gott ist daher dars Gesetz des 6aii- 
zen*X voÄ Ihm gebt die Ordnung der Welt aus, VerinBge 
derc^n sie sieh in den yersebiedenen Gattungen von We- 
sen mfttelst ihrer eigenth&mlichen Besaamung gllMeft^), 
und in Folge dieser seiner atlwaltenden Wirkung fuhrt 
Gott die mancherlei Namen, deren AufzSblcrng und ErklK- 
rang in der Schrfft 11. IT, das Gepräge des ächtesteri SW^' 
cismus trägt. Der Name, die Prädikate und die Herkunft,' 
desZens werden hier ganz im stoischen Sinn erklärt, die 
nydptfjy die ilftagf*fvfj , dte nen^wfJieVfj , die Neniestü, die 
Adrabteia, dTe'Möircin werden fnittelst stoischer Etymö- 
logfeen ätrf -Ihn gedeutet, es werden zurBeistätlguttg der 
philosophischen Lebren Dichterspruche, in der W^fse des 



1) C. 5, 396, b, 1$ vgl. c. 6, Schi. 

tY 0» 6«. 397« b, 16: ^ta »ifji rwv jtaXttiinv uwfttv tm^ ttfo^f^MmV' 

.. Ör« nivra ravta t^» ^ewv nlia id H9tl St ogidltfkfiwy ivSalka-^ 
,fi8va '^fjLiv Kai d& dxoijs ttal ndoTjs alo^^asfui^ rtj fß^sv ^tto^ 3v^ 
vd^st Ttginovra xaTaßaXXoftsroi Xoyov h fi^v tjj ys soitf. 

5) C. 6. 398, b, 6 ff. 20 ff. vgl. 396, b, 24 ff. 

4) G. 6« 400, b, 8: vofios ydg r^filv i'aonhvj^e 6 ^s6s: Der 'Begriff 
des voiuot för die WeltordnuDg ist vorsugsiveifee stoisefa. 

5) C« 6. 400, b, 31 ff. Auch diese Darsteliung erinnert an Stoiscbes, 
an die Lehre von den Xoyoi oTieffftartnoi, 

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famßrt Wil4 war die p^riiwiltetlA^l^f^lir^ii^tb^^ 

Vereinigung oBpht allzuseUr «irMeriil;r^}; x^r|>ip<|Mf i^:Oiusa 
imiq)) Pfatp mit MiAien Sätaea iU^^rf^nsUmiiii^v jrii^:>ap 
ij^lupa der. Schrift durch die rübtteii^e ^^hrungii^iiW 
l^teUei «q/B 4en Gie^eju^en (IV, 715, E) aug/^A^u^ßt^fj^^ifbßji 
dieven. erif^pert es, weim Gott nicht |>|qs alf dc^c 4it)<Q|M^h-. 
tig^ und E^ge^i sondern auch als das .U^ild 4^ .Schön- 
Ipejt gifprieaeu wird 2).. ^fttiirllch yfwc i^ber dies^,/ wie 
jiBder fi;klekticlsai|8 nur durph Ab^cbwäcbuiig den I9treiig 
pMlo^u^h^hen luljere^s fiod/ der philpsoBbiisqben Be- 
Stimmtbeit piöglicby. n^d so s^en wkdenn jp derScibrift 
If.JSS. aeb^n der wohlfeilen Gelehna^mkeit^ di^ ^n] hej^w- 
ders e.,9-:A,^i^breitet2, das ppi»flär tbfiUogltif ^ Pc^ient 
d^m eig^nUi«^ p^ilose^hi^K^teu gege^i)il^e^:eQt/9ch4^ im 
UebexgAwiebt* . In den JBrörterungeii über diQ J'^^i^mff- 
kelt.dea gottU/Dheir Wesens nionmt dißse p.eljgiQ^itjyt so- 
gar eine mystische Färbung an, we^ #s die Wurde und- 
d|fi firb^benheit Gpfttes über jedf^ Bernhrf^og; jpaii^^f.WeM 
le^.^^i^o den Q^uptgrund gegen di^l^nan^^^dß^goti;- 
Ikbent Wi^ieiifsi. abgiebt. Wir- sehen .hif|r„ ^^ß. der .^1^-» 
ticMmvs den ilqlii^rgang von de«, reiben PhilQpl9ph|e ,m 
der . reVgioi^eo: %eknlat^n , der I^«9plr^(^<H>ilf^9Pr m^ \ i^fW^ 
Vpr^ängert v^niit^lte. fndem. man den VVfig >4er ,fstr^n- 
gfiuren F.^c)iMPg v(ef|iess, upd iYnr.4ii^j^i|ige^ S^gebiMp«^ 
der Spekulation festhielt, welche sich dem allgemeinen 
Bewusstseln als wahr und notzlich.empfoUen^-so musste 
nothwendig an die Stelle der Metaphysik die Theelogle 
treten, In der die Mehrzahl der Mensehen Ihr theoreti- 
sches Bedürfniss befriedigt; und wenn nun dieser Theo- 



2) C iS. 399» byl9: Ta^ra xq^ Mal ibb^ d^b '^mtHimi&at 9wdfAft 

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kg|0, «ttgleiciief Z#U dieAf^attteHpchel^tlMri^ .von i»r. 
Jeimeiligkeit Gottes und die stoische Idee der Alles be^^ 
stiaamend^n göttlickeii Macht zu Grunde gejcsgt .wur()e|. 
so ergal» sieli für sie von selbst jene Beziehung alle^.Jrr^ 
diseben anf dte jenseitige aJ»saiute Macht, durch ivelctie^ 
der? aristotelische Deismus ia die Mystik eines dynamk 
sehen PantheisniBS umscblug. : ^ 

Sa trafen die drei , wissenschartlich bedeutend&iteii, 
Phifosopkenschulen im letzten Jahrhundert vor ClivißtMQl 
in einem mehr oder weniger entscbiedenen fiklelitioismnet 
zusammen. Um uo leichter mnsste sich diese Denkweise 
Solchen empfehlen , denen es von Uauae aus me^r «m 
die praktischen Friichte der philosophischen Studien^ als 
um str^ge Wissenschaft zu thun war. Den besten Ber 
leg: biefur bietet Cicero. 

Zw:ar liegt das wissenschaftliche Verdienst di^acis^ 
Mannes weniger in selbständiger philosophischer Gedan* 
keoeraeugung, als Jn der Gewandtheit undi dem E,ifer», 
mit dem er die Lehren d^r griechischen Denker für seilte. 
Landsieute bearbeitet, und in dem römischeaBilduqgskfeis, 
verlireitet hat, aber die Richtung, in derr diess gefBic;!]^^,^^ 
ist.fiir seine ganze Zeit bezeichnend, und wesn auch .s^i(i,> 
geischichtUcher Einflnss in der Wissensciiaft.des obrie|tri 
-liehen Abendlands, bis in die neuere Zeit herab, ungleich 
stärker, als in der späteren griechischen und griechisch- 
römischen PhilosophiJB, hervortritt, so war er'dooh inicb 
für diese nicht so unbedeutend, dass seine philosophische 
Ansicht hier iibergangen werden könnte. Diese Ansicht 
wird sich im Allgemeinen als ein auf Skepsis gegründe- 
ter Eklekticismus bezeichnen lassen. Bringt es auch' die 
Form seiner Darstellung mit sich, däss er in der Regel 
die verschiedenen Standpunkte (gromentbetls naeh grie- 
chischen Mustern), ' steh entwickeln li^st, ohne -s^fne 
eigene Meinung ausdrScklich als solche vorzutragen, so 
können wir dieselbe doch in den meisten Fällen ziemlich 

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364 D«^ Eklekticismut. 

sicher ausmitteln. Da llftst uns d^nn schon ilbM diese 
Gewohnheit, das Ffir und Wider ohne Sehlussentscbei- 
dnng; zusammenzustellen, eine wesentlich skeptische An- 
sicht erkennen; denn woher rührt dieses Verfahren, wel- 
ches nicht mit der indirekten Gedankenentwlckludg^ der 
platonischen Dialogen, oder mit der sokratischen Ge- 
sprächführung, von der es Cicero selbst ableitet >), son- 
dern nur mit den Wechseireden des Karneades zusam- 
menzusteiien ist*) — woher anders rührt es, ats daher, 
dass der Philosoph durch keine Ansicht befriedigt Ist, 
dass et an jedem gegebenen System das Eine oder das 
Andere auszusetzen hat? Cicero bekennt sich daher auch 
ausdrücklich zur neueren Akademie^), und entwickelt in 
eigenem Namen die Grunde, mit denen sie die Möglich- 
keit des Wissens bestritten hatte*). Pur ihn selbst scheint 
einer der Hauptgründe, wenn nicht der Hauptgrund eines 
Zv^eifels in der Uneinigkeit der Philosoplien über die 
wichtigsten Fragen zu liegen; wenigstens hat er diesen 
Punkt nicht allein mit Vorliebe verfolgt^), sondern er be- 
merkt auch ausdrucklich, dass er ihm weit grösseres Ge^ 
wicht beilege, als Allem, was über die Sinnestäuschun- 
gen und die Unmöglichkeit fester Begriffsbestimmung von 
den Akademikern gesagt worden war*). Der Skepticis- 



I) T<wc I, 1, 8. V, 4, 11. N. D. I, 5, il. 

.'^). ^8^ Tusc. V, 4i 11: yuem morem cum Cameadu acutisstme cth 
fAosissimeque tenrnsset, fecimus et alias saepe et nuper in Ttuculano, 
ut ad eam consuetudi'nem dtsputaremus. 
3) Acad, II» 20. K. D. I, 5, 12. 

4).Acad. 11, 20 £ Auf eine genauere AuaeinanderseUunjg; dieser 

.Gründe glaube ich hier nicht eingeben su sollen, da sie nicht 

für originell zu halten sind , und dessbatb in der Hauptsache 

.^s<A]6tt^. 42 angefiifatt wurden. 

^),Ji. a«.0 33, 107. e. 3&ff. N> D. I, 1, 1. 6, 13« t^ IU, 15, 59. 

6) Acad. II, 48, 147: posthac tameu,. cum. haec quaeremus, potnts de 

dissensumiius tantü summorum tn'romm disseroMus , de obtcuritate 

' nmurüe defut errore tot pftiks6pkorufn , qm d^'boms cöntrariisfue 

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SUekttc, Cicero'«. 365 

mas.ist daher/bfsi ihm nicht sowohl die Frucht einer 
selbständigen liri^ischen Reflexion, als die Folge derUn- 
entscbiedenheit, in welche ihn der Widerstreit der phi- 
losophischen Auctoritäten versetzt, ier ist nur die^ Ruck- 
seite seines Eklekticismus , nur ein Zeichen derselben 
Abhängigkeit von seinen griechischen Vorgängern, welche 
sich in diesem ausspricht: sofern sich die Philosophen 
vereinigen lassen, wird das Gemeinsame aus ihren Syste- 
men zusammengestellt, sofern sie sich widerstreiten^ wird 
auf ein Wissen iiber die streitigen Punkte verzichtet, 
weil sich die Auctoritäten gegenseitig neutralisiren. 

Schon hierin liegt es, dass der Zweifel bei Cicero 
weit nicht die durchgreifende Bedeutung haben kann, die 
er in der neueren Akademie gehabt hatte, und so sehep 
wir ihn denn auch wirklich seine Skepsis in doppelter 
Hinsieht beschränken: sofern er theils überhaupt dfr 
Wahrscheinlichkeitserkenntniss einen grösseren .Werth 
beilegt, als die Akademiker, theils namentlich für ge- 
wisse Theile der Philosophie von seinen skeptischen 
Grundsätzen so gut wie keinen Gebrauch macht. Liegt 
es aucji noch innerhalb des akademischen Pdncips^ vißnn 
er auf den Einwurf, dass die Skepsis alles Handeln un- 
möglich mache, mit Karneades antwortet, zum Handelp 
sei keine vpUe Gewissh^it, sondern nur eine überwie- 
gende Wahrscheinlichkeit erforderlich *), so können wir 
doch nicht mehr dasselbe, von der Erklärung sag^p, die 
er über den Zweck seiner disputatorischen Methode ab- 
giebt. Dieses Verfahren soll ihm dazu dienen^ durch fine 
Pr&fung der verschiedenen Ansichten diejenige ausfindig 



rebus tantopere discrepanty ut cum plus uno verum esse non possk, 
Jacere necesse sü tot tam nobUes disdplinas, quam de oculomm sen- 
smtmque reRqunrum mendaciis et de sorUe aut pseudomeno, quas 
piagas ipsi contra se Stoici texuerufü, 
1) Acad. II, 31. c. 33, 105. 108- N, D. I, 5, 12. ^ . , 

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f^ Der Eklekticismu«. 

wortnng, wie wir gleich findeq werden^ des Schwankens 
nUrlit erwehren; aber doch ^ieht naiQ bald^ daas er hier 
dein Zweifel, lai^e nicht die .Berechtigung zogeatebt^ wie 
m dem Tein theoretiachen Gebiete. Wus er bei Gelegen- 
heit ^eii|er £rörterungen über die Geaefze sagt, dass er 
dif oeuakadi^iiiischen Zweifel hiebe! nfipht weiter zu be- 
j^fiQJiaichtigen gedenke *)^ 4f^ scheint er sicli jiberliaiipt 
|i|r seine Moraiphiloaophie zur Regel gemacht zu haben, 
d^nn in keiner der hergebörigen Schrifien wird auf die 
gedenken Räckstcht genommea^ welche Cicero aelbst 
fri^ber erhoben bat^ sondern nachdeia der Zweifel in den 
^kademischjen Untersuchungen Raun gehabt hat, sich 
wenigstens oberflächlich auszusprechen, so wird in den 
moraMschen Schriften in durchaus dogmatischem Tou, 
weaa auch ohne gapz sichere Haltung^., vom höchsten 
jßiU und den Pflichten gehandelt, und im Zusammenhang 
4f^mit seilen wir uusern Philosophen auch über die Gott- 
heit ui^4 die menschliche Seele . üeherzeugangen aas- 
fiprecl^n,>;die. offenbar nicht ,blos die Bedeutung aosiche- 
«er Vermntbungen für ihn, habftn, wenn er gleich bei den- 
f^b^A auf absolute Sicherheit des Wissens verzichtet. 
Diese zuversichtlichere Behandlung der praktisphen Fi^geo 
hfit >ber: b|B| Cicf^ro Jim: so, mehr zu bleuten, je aus- 
il9bli(SssUcl^r.sLeh, s^einer Ansicht nach, die. ganze. Auf- 
gabe der Philosophie in ihnen zusammeufasst. Giebt er 
auch zu, dass das Wissen an und fiir sich Werth habe, 
ja dass es den reinsten und höchsten Genuss gewahre'), 
und dehnt er auch dieses Zugeständniss ausdriickliGh mit 
auf die Physik aua?), so erscheint ihm dach idcbt die Er- 

i) X4^g.,f, 13, 39: pp'turbafricem autem harwp^ ofim^ ferunif Jca^ 
4emiam hm^ ui Arcßtüa €t Cameaäe recentem ej^mremus tu sUeaL 
nmn si invaserit in haec • • ^amuu tdet rwuu. quam fuidem ego 
placane cufdo^ submovere non audeo. 

2) JFiD, I» 7» 25. Tum. V, 24 i N. D. II, i, 3 vgL d. folg. jknm. 

5) Acad. II, 41, 127. Tuac, V, 3, 9. 24, 69. Fin. IV, S^ it. Fragm. 
aus dem Hortensius b. Augustin. de trio. XI V,, 9. 

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•Eklehtle. Cicero*«. Mf 

keniftfilss ah solche, sondlerfi ihre Elnwirkoiigf auf • Le« 
ben als der letzte Zweck der pMlosophiilcliei^ Ustersu^ 
cbudg'. Das Wissen vollendet sich nur \m Handeln, dte^ 
ses hat. daher b&hei^eii Wevth, als jenes 0; die Unterstt« 
ehttHg^ über das bdehste tSot ist die wtchltgste und f&v 
die gaii£e*>miosopbie entsehtidende^); die besto PItllb- 
Sophie ist die d^s Sokrates, >(v'elehe sieh nicht ^Vk'SHtige 
bekäniniert, die &bet tinsern Gesichtskreis hinanstiegeny 
und tOki der Unsicherheit des menschlichen Wissens Mer* 
zengt, sich gans den sittttchen Angaben zuwendbt^). 
Der eigentliche Zweck dei^ Phtbsophte t&sst sich akw 
trotzt der Besehränbtheit unseres Erkennens errel^hen^; 
wir wissen nichts absolut gewiss, aber wir wissen doeb 
das WtcbtigsCe so gewiss, als wir es 2« wilss^o bra»'^ 
eben; der^Skepticlsmiis Ist bfer nnr die Unterlage flii> 
eine Denkweise, welche sich bei dem praktisch $itttzK'-' 
eben beruhigt, und eben weil diese Richtung aufs Prak- 
tische dem Sinn des Rikners und des GesehftftsmannS am 
Meisten zusagte, war wohl Cicero auch empfinglicber 
Tor dte Lehre des Kanieades, als er es sonst gewesen 
seinw&rde: well ihm die rein theoretischen Untersuchitn«»' 
gesi zum- Voraus wertblos und transcendent erscheinen^ 
so lässt er sich auch den wissenschaftlichen Beweis ihrer 
Uameglicbkeit gefallen, sobald dagegen seine praktischen 
Interessen TOm Zweifel berührt' werden , tritt er den 
Rückzug an, und giebt sich lieber bei einem schlechten 
Ausweg. zufrieden, als dass er die unerlässUchen Folge- 
rungen aus seinen eigenen skeptischen Behauptungen 
zugäbe. 

Fragt man nun, woher wir unsere positiven Ueber- 
zeugnjf^gen schöpfen sollen, «o haben wir bereits die Er- 

1> Off. 1, 45, 153 vgl. c. 9, 28. c. 21, 71. 

'2) Fin. V, 6, 15 : hoc [summo hono] enkn constituto in phtlosophia 

tonstkuta sunt omnra tu s. w. 
3) Acad. F, 4, 15 vgl. m. Fin. II, 1, 1. Tusc. Y, 4, 10. 
OU Philosophie der Griechen. HI. The«. Digitized^OOglc 



Baataa llnirob Vflrglaifsbttog und Pciifuiig; der vi!r8eb|e4e^ 
neift Ani9iobte»^i|flfin. Jtflusae: diui Po«itivr «n. Ctefir<>'«l 
Zjweifel» Ut j^ner Ekl^k(ipj»mii^ 4<Mi wir angUicb p9ck 
^eiti^ff kM»^ 711 lernen ^iegooliett iwijben w^rd^«)« 
Allßr.u9 ««iscihfi» de» Mtgflgeqg^ailtatefl AfjeiiiiHig^ii m 
MtAtliQid^i9f. mM&i^^n wir:d^ JMiuuB$l«b der 6itt9i$b^iuis 
in ÜMdM.bpi^i^s und du nnii 4if^ piil|pBq|ibi9<:|ifi Huler- 
8««to9g eii9Q io jen^i' Prafimg dpr retßchi^tmn 1^ 
9lcbtM bfN^eb«« «0^9 ßo qm^a dj^er AlAa«il»b admi 
Y#f jod^r wJ8if n^f^bßftU^bea UntemucbiiDg. g0g^b«p, s^faif 
A(i« wmütt^bar geg^b^^o eri4cbeiiit d4iii ein DfffelibeA: 
du« Zf)ngid|is ißt Sinne nnd doa ZMgaftM dea jtewu^t- 
seiM ; Aiudi dM 9r3t^r# pf ird von Cicero , jtrotn d<^ "ȧ*^ 
Ifin K4agpA#ber di^ ^i^neM^nnebnMgw, Hiijbt vevathqiMli 
er il9idis<i, dftM .?8^.gf\gPii di€^ Ni^tur wAtß^ .daA# «<; Mliq« 
l4ebieri ^afid Uandciln |iiHi»$gliph m«ebcin niii89te9 weonjMiPi 
Mine ü^bf^Cl^eHg^ilg annebnien iptobax^^ oicbt n^^^fltfri) 
HTH^tM^ «Pd Aa^ unter deqn, vsm <«ieb ura wt dqr Mc\r 
et«o Wahraftb»iiiUcbkeit aufdrangt, 4fe aluoliabe CiMrie«- 
beiA eMß dd- er^p &telieii ernoebmß'); er gelirmoht 
aue di^eim (jirvjode d^ sipnlicben Aogeamdieln aJba AM- 



4} bi^ gieivUg^ est d^ber am ^teli cbarakterbüacben Aeu8S0<aa||ea 
O^ ttf T 4, 20 : nepit auum nostrii Acaden^ m/e^s^ntm^ AiniKWI 
daf, ut quodcunque mcunme probaiüe occurrßt id nostro jure Jicg0$ 
defendere, Tusc. V, 11, 33: nos in diem vivimus } quodcunque no- 

' stTDs oMmos prMBiRtaie p&rcu9SÜ id eRcimus; ieague ^eli ^Amns 

2) Acad. 11^ 31 : tale visum ntälum esse, ut perceptio consef^^ttf$$rg. 
tff autem prohalio, muUa. etenim contra naturam esset si pr^haUle 
nihil esset et scquitur omnis vitae . . eversiö. itaqtie et sensUfüs pro- 
thundu mnlt» suut'VL* 9.w. ftmecunpie res «an^v [siipUihtet^J\^'ati^ 
tinget, ut sit visum iUud probabile neque uUa re imp e ditum, (?§!• 
Karneades] nwveHt^r» non enkn jfst e saxo ß^ulptus^ au^ f rqbore 
dofattu. kaiefi . corpus^ habet a/nmumi mavetur m^niß, moi^ttHr Mnsi- 
bus: ut ei multa vera videantur u. $• w* ncq%te nos Cftuln^ sensus 
afiter ^cimuSf ac Stmci u. 8. f. f ' 

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Elilektic« Gic^ro^d. STl 

sp^el der liöiihtsteii «lewiSfiheftO? «»^ ^^ «elbst tiervft 
fltclr !A 'fttlen fieliieii Scl>riftM mit Torliebe auf die £f- 
fahrtfng^ und die «^isehidfilicheil Thatsaclien. Das Haapt- 
;;e\v1<!^iit ina69te er jed^eh^ seiner ganze» Rietitiinj; nach, 
Aaf die ander« Seite, auf das Zen^nisa unseres Innere« 
legen^ detin üielit die äussere, sondern die sittliciie Welt 
ist es, d^y sein tnteresi^ ang^eMrt, und in seiner Sitte»- 
i«tire'iielbst «elill^sst «r sielt doreliaiis an diejenigen PMu 
iösophen an, w^hhe die Üntibhängigtieit vom Aeiiseerik 
und die Itefrsciifefftftfter die Sinnliciilieit au llireni Walil«- 
spruett gemaelit hal^n. Alle unsere UeberEeugnng; beruM 
dalier tia^h'Cieero In lk^%ter Ae^lebung; auf der nnmittel«- 
baren ii|ffKveii6e«¥issiiett, anf dem natürlichen Wahrhetts^ 
gefftM oder den» luigeborenen Wissen;, und es wird diese 
An^bt, welche in der späteren, namentlich der ehris«« 
liehet! ' Pbilesopbte' so bedeutenden Eininss gewonnen 
hat., «H^oti thttt aneiet mit Bestimmtheit ausgesprochen; 
detirt^tmi' Iten^ttfth- Plato mwd Aristoteles^ Zeno und 
Epiknr mit verwandten Lehren vorangegangen, so wer- 
den ()pch unsere früheren Untersuchungen gea^igt haben, 
dass keiner Yon diesee ein angeborenes Wissen im stren- 
gen Sinn gelehrt hat: die Erinnerung an die Ideen muss 
nach Plato durch methodisches Studium geweckt und ihr 
Inhalt festgestellt werden, zu den unbeweisbareil Prin- 
cipien erheben wir uns nach Aristoteles auf dem wissen- 
schaftlicheti Wege der Induktion, selbst die nQoXtjipig 
Epikurs upd die ^okpoi i'vptnoii der Stoiker sind n^r aus 
der Erfahrung abstrahirt. Hier dagegen wird ein aller \ 
Erfahrung und Wissenschaft vorangehendes Wissen um 
die wichtig;sten Wahrheiten behauptet. Die Keime der 
SüUiefakeit sind uns angeboren., würden sie sich unge- 
stört entwickeln, so wäre die Wissenschaft entbehrlich; 
nur durch die Verkrümmung dieser natürlichen Anlage 

•■*■ l'Jirn — rrrr . i r' ♦ . ■ » 
i) A. a. O. c. 37, H9. 

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PTS l^cr EklekricUmas. 

fiBtoteht du Bedfirfniss einer kiioetlieben Bildnng; snr 
Tugend 0* Das RecbtsbeivMstsein ist dem Mensclien vod 
Natur eingepflanEl^ erst in d^r Folge bildet ^cb eis 
Rang zufln Bösen, der es verdunkelt'). Die Natur bat 
unserem Geiste nicbt blos eine sittiiebe Anlege^ sondern 
auch die sittlichen Grundbegriffe selbst vor aller Unter- 
weisung als nrspr&nglicbe Mitgift verlidi^n, nur die Ent- 
wicklung dieser angeborenen BegriiTe ist es, die nna ob- 
liegt^); unmittelbar mit der Vernunft siad auch die Triebe 
g^egeben, welche den Meuscben 2iir sittlichen GiToiein- 
sebaft mit Andern und zur BrforselmHg der Wahrheit 
hinziehen«). Das Wesen der sitilicheu TbätigkAit lasst 
sieh daher nicht allein aus der Attscbauusg aasgeaelch- 
ueter Menschen, sondern aus dem allgeaaelaeD Betffvsst- 
sein mit grösserer Sicherheit abnehmen, als ans jeder 
Begriffsbestimmung, und je naber der Einzelne noch der 
Natur steht, um so reiner wird er diese In 9ioh abspie- 
geln : wir lernen von den Kindern, ; was detr Natur ge- 



1) Tuac. III, 1, 2 : *tinl enim ingerms nostris sendna itmata viriutum; fuae 
ji adolescere Hceret, ipsa nos ad betüam vkam «Ntfarw peniuoerH; 
nur die Depravation des natßrlicheii Bewusstseins durcii üble 
Gewöhnung und falsche Meinungen mache eine Lehre und Wis- 
senschaft nöthig. 

2) ^gg* h 13, SS: atfue hoc in cm$d kae iüpukaione nc üOeOigi 
vqIo, Jvs'guod dicam natura tsse, tatUam autem e§S9 comiftdam 
malae consuetudinis, ut ab ea tanquam ignicitU exsUngtuuUur a tta- 
iura dati exorianturque et confirmentur tfkiä contraria. 

5) Fin. V, 21, 59: [natura homint] dedit talem mentem, qüae ontnem 
virtutem aocrper^ posset, ingenuitfue 4 ine doctrina n.otitius 
parvas rerum maximarum et quasi uutkvk docere et induxk 
in ea quae inerant tanquam elementa virtutis. sed trirtutem ipsam 
inchoavit, mkil ampUus, itaque nostrum est (quod nostrum t&eo, ar- 
tis est), ad ea prineipia quae oeeefAmus emuequentia exqvitete, qtioad 
sit id quod votumus effectstnu 

4) Fin. II, 14, 46: eademque ratio fedt hominem hondnum appgtetUem 
u. s. w. . . . eadem natura nupidäatem mg^enuä homad veri tm^ 
niendi u. 8. f. Weitere Belege för diese SaUe'smd leicht su 
finden. 

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EÜlelitiG. Otcero*8. $%$ 

mäs^ tst^). Anf dem gleidieu Graiid« raht der Glaube 
an dto Gottheit: yeraioge iet CtottverwaRdtachaft deir 
menseliliebeii Geistes ist das Gotlesbewnsstsein uninittel- 
bar uiiit dem Selbstbewosstsein gegebeD; der Mensch 
darf sieb mir seines eigenen Urspfdiigs eriiinern , um sn 
seinest Schöpfer geführt zu werden^. Die Natur selbst 
belehrt' uns daher über das Dasein Gottes^), and der 
stärkste Beweis für diese Wahrheit Ist ihre allgemeine 
Anerkennung; denn das, worin Alle ohne Verabredung 
übereinstimmen, muss Immer als Ausspruch der Natur 
gelten^). Aach die Unsterblichkeit der Seele soll zu 
diesen angeborenen Wahrheiten gehören, von denen wir 



1) A. a« O. 14, 45: [konenum] quäle sk non tarn definkione qua 4um 
USW4 iiUelUgi ffOteM • . quam commum mnmum jmficio atqme optimi 
oQusque nudäs atque factü. Ueber denselben Gegenstand ebd. V, 
22, 61 : indicant pueti in qmbas uC in speculis natura cernkur. 

2) 1^6gg. i, Sf 24 : anrmum • . esse ingeneratum a Deo : ex quo vere 
vel agnmk> nabis cum coeiesiüus vei ffenus vel stirps appeÜari' 
pHtitt, üßque fü tot generüms nuUum est ammal praeter homintm 
quod liabeat notitiam aliquant Dei\ ipsisque in liominibus nulla gens 
est tteque tarn immansueta neque tarn fera, quae non, etmmsi t'gnoret 
qutdem habere Deum deceat, tamett habendum sciat, ex quo effieitur 
iUud ut i* agfioscat Dewn, qui umde orku» sit quasi recordetur ' ae 
no^cat» ■ 

3) Tusc. I, 16, 36: Deos esse natura opinamur; vgl, N. D. I, 1, 2. 

4) Tu«c. I, 13, 30: ftrmisAmum hoc qfferri videtur, cur Deos esse 
tredamus, qaod nuUa g^s tarn fera, nemo ommuui tarn sit imnut- 
ms, c^us mentem non imbuerü Deorum opinto, muUi de Däspruva 
sentiunt'f id enim vttioso more fieri solet (man bemerlie auch hier 
die Unterscheidung Ton mos und natura): omnes tarnen esse tnm 
et naturam divinam urhitrantur, nee vero id coliöculio hommum aut 
cmu^nsus ^ecit: non institutis opimo est confirmata non legibus, 
omni autem in re cansensio ommum gentium lex maurae putanda 
est C^gt. §. $5 : ommum consensus naturae vox est). M. s. auch 
iie vorletzte^ Anm. Wenn Cicero seinem Akademiker diesen Be«' 
weis aus dem consensus gentium, welcher sowohl dem Epikureer 

' als dem Stoiker in den Mund gelegt war (N. D. I, 16, 43 f. II, 
2,5), Hl Aaspii*adi nehmen läast (N. D. I, 23« 62. III, 4^ 11), so 
deutet er doch auch hier an <I, 23, 62. III, 40, 95), was die 
Stellen der andern Schriften ausser Zweifel bellen, daas Cotta 

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^ 



n^ Der £](ie!ktj|^i•mn9ft( 

un^ Mm d^r iA)^emAf^uAiiAißt^eMikaimn^^^ 
und ekeii9o 9cheli>l; €i4}fro.i4ie Fr^ib^t de« Wille^d ein- 
£|9lit ala iiHiQjre T:bfttAliohe.v«i:iMf0auMets(«li^). Es -wird hier 
8l«<^) ttlitfiinew Wert, a^wvM ^i^BtiUo^opliif^, lOf die 
SlttMohk^il mt d»8 iipiiititit0il)Are Bewuaataei» gegründet, 
diese» iat Mr le*te Punkt, von wel^baiu 4re Pififo^c; der 
|ilillo«9>|pbischeQ Atfsiobtea anagelit^ und mi dem ate au- 
vuobkebrt 

Die materiell KTf ei^nia«^ d^r GieeronisqbM Pbilo- 
sopkte babeD wenig £fgeBtbiiiiiiichea^..|]nd konfiieardeis- 
halb bier avc kQra berührt wierden* Von deii/pbi|9aopU- 
soben GUiiptrwiasenacbftften n^ii^d die Dialektik nax Ui der 
. scbon erwähnten skeptischen Weise berücksicbtigt. Aus 
dem Gebiete der Pbyaik sind ea um* tbeo^of^scb« und 
psychologische üntersncbnngen^ welche für Cieer^ einen 
Wertb haben; anderweitige Fragen, wie die ftber die 
Vier- oder die Funfzahl der Gründstoffe ^ über das stoff- 
liche und das wirkende Princip,, und Affbniiehes, werden 
nur In flüchtiger geschicbtlicher Berfchteratsttftftg' oder 
in skeptischer Vergielchong der verschiedenen Ansichten 
berährt* Die Hauptsache ist uuserew Philusophen die 
Ethik. Wir beginnen daher nsit diäser. 

Cicero entwickelt seine sittlichen Grundsätze, wie 
seine^ ganze philosophische Ansicht , ai^.der Kritik der 
viergleichzeitigeft Theorien, der epikniNetoQhen).steiScben, 
akademischc^n und peripatetischen. Voii diesiki vier Sy- 
stemen tritt er nur dem ersten nrit Bestimmtheit entge- 
gen. Die epikureische Lustlebre scheint ihm der natür- 
lichem Bestimmung und den natürlichen fiefKirfsieeen des 
Menschen, den Thatsachen des sittlichen Bewussfseios 
und der sittlichen Erfahrung so auffallend, zu widerspre- 



Abtr diesto Paniit ntebt seine MoiaUii^ atulfiMicbl; selbst das 
berisimUe N. U 1» 1) 2 ist för dieM eigeMli^h nu iNlsidber. 

1> Tuic« I, Ite 15, 36£ ,;...:. 

J> De fat» «• 14» • .■ ' -i • -, ' 

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Cicero* Krif iJi det eth. ^)rsteine. S7fi 

eliea<>) das« wir aielil noiliif hUbM i*fivdH^ aUf idM 
Blnrcinfe der BeflierkiB0|f#n n&ber j^im^ogtfhtBy 4ie er ikr 
im awef ton Bocli der fiiciivifit de Fkiibm und an aodeni 
Ortett'> ^rdrabhnttttteli'nehr in Tooe des Redaera, «lif 
ib €l«iA atrengereil de» Pliilosoplwa^ eirtge{;eiM€4Bt ;Da^ 
||e|;9«f Jaulen stoiM Uvliiaile äbev die dr^ ,mldem Ansidi* 
Um keiiiesvveig^ gielehmäasigp. Schon &ber dos geg^nseV- 
tigif ¥ttvhällAi«i derselben kemmt er nicflil ganz niH<ilitih 
in'« Keid^. Den« bleibt er adch hinsiehUicEk 4ßr, Akade* 
nUler . «ad Peripatetiikdr der Bebaüptonlf Mnt» liiebt^eril 
Aaüi^vhii» trea^ daas diese z^ei Sehalen^ tvie älierbaatit^ 
so iteadBatllch la ihtet Sittenlehre eusammenstinHaeni null 
daaa sich dil> weieblicbarä Mofat eines Tbedphraaitaad 
apitarar Pi^ipatettlieif v<^n der akademiaebea alobt wei- 
ter ^ntfetrteit^ alsfvoaderaltarlstateliftobfin^), so acfanwanJdt 
eir 4oeh dait&Heri ob er den Batersebied de«' Stoiber ViOk 
diaaaa^±fteii Schalen fär waaaatiicb oder (Ui* Unweaeat* 
Wky far' aide Übweiebang in ddr Sache oddr in dea 
Waftdai ^Mrfctäreti aolL Biiieraeita bebaUptet er wieder« 
bolkta «ilreaem Namen und mit aller Boatimnbeit) Zena 
babtoi^ lia der 'Sathe mit aeiaea V^rgiiagevit gam ainif^ 
anä die Aaad^&ebe vetini&rt^), anderttaeifs waia» et 
imth fttni aieailtdb laiige» Veraeiobaiils der PanktiB au£üi^ 
afellaa^ Woiiif dich die aliotscbe Moral vea d«lr akidemiMtM 
pcffipi^ttadke« aliters^ebetdiet^)» und nah di^em ßegfaa» 
iata, wie wit gleteb sehea werdatt^imt voller A^newken* 
aaag aeiaer Bedeutung zu apreclkevj Ka iat ^ni$$ 4it 
sabtarirteiite lAiKakuaft, wenn Cit^^o diea^A^ Wideüsptadf 
damit entschuldigt $ dass er als Akademiker der jeweili- 



1) Fin. I, 7, 25 f. ir, 14 u. A. 

Ä ^mü^ U 6, &^ FiD. V, 5r ^'f. ^/ U< ^ f5,i7h* Tute; IV, 3, 
6. V, 30, 85. Off. III, 4, 20* : 

3) Frtu luv 3v 10 f. iV, 2d-2ft V. 8, 22* 35, 74* 2^y 8«. Oft I, 2, 
6. Tu«c. V, 11, 34. 

4) Acad. I, 10. 



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S7S • i>er Ekleltifiismvs.. . 

fgtm Wabrscttelnlichlieit' ohne Rätksiefat'auf CbnMqoeiiz 
z« folg;eii dos Recht habe ^)* Ahet aeeb für sich jMlhst 
weise er bei dieser £rorterahg heieen (ffanz feeteDSftaBd- 
-piinkt 2« finden. So weii freiBcb ^Be beldefseitfg^ea Be- 
hAiipttfa|;en nberMosthmiien , iii dem aUfemeines firiind- 
fdiz des natsTgemässen Lebens und hi der nahedisf^tea 
Werthscbätauog der Tugend 5 ist* er seiner Sache- %anz 
sicher'); sobald dagegen die Wi^e auseiaandergehenj 
weiss er nicht mebr^ weichem er folgen soll. Die £rha- 
beaheit, die Folgerichtigkeit und die Strenge der stoi- 
siolien Sittenlehre erregt seine Bewunderung; e»eisaeheint 
ihm grossartiger, die Tugend für geniigeBd zar dAchse- 
ligkett zu halten , zwischen dem Güten «nd dem Nützli- 
chen nicht zu unterscheiden , als der entgegengeselaten 
Ansicht der Peripatetiker beizupflichten^); er findütihre 
Zulassung der Affekte welcblich, ihre sittlichen Grind- 
B%t^e bedenklich, denn was seiner Matnr nach fehlerhaft 
seij wie dieAifehte, das dürfe man nicht bhis beschran- 
ken 9 noch Iv^niger als ein Hiilfsmittel der Tiigettd pie- 
gen, sondern nur ansrötten^); er wirft ihnen den Wider- 
spruch vor^ dasB sie Guter aänehmeu, dto der Gluekflwsl%;e 
entbehren, Debel, die er ertragen könne, dasssieirbn der 
GlhchsellgkeU des Togehdhaften als solchen noch eine 
biehste GI&okseKgkeit, von dem vollendeten Leben ein 
mehr als vollendetei unterl^heiden^). Er will daher s^ 
nerseits lieber der grösseren Denkweise folgen, «r.vriil 
den Weisen unter allen Dmatänden, auch im Stier, des 
Phalaris, glocMichsprechen% er will selbst die bekenn- 



1) Tu8c. V, 11, 32 8. o. 

2) Acad. I, 6, 22. Fin. IV, 10 u. A. . . 

5) Tu6c^ \\ U 1* 25^ 7U Off. III, 4, fO. M. Tg), su ckm Foigea. 
den RiTTEB IV, 134 ff. 157 ff. 

4) TuÄC, IV; 18 ff. Off. F, 25, 88. vgl. Acad. .1, iO, 35* 3«. . 

5) Fin. V, 27 f. Tusc. V, 8 -.12. 15 f. 

6) Tiwc. V, 26 . ... 

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Cicero« Hritik.*4«r efb^'Aysteme. tff 

tmm «MiaeieB PiiiittM NfuMHitoiM v wMh< |ye< a » Mf 
sMi oekMMra ^«otefiMliw ^ir jedoch. 4i(M»,8tiiMM 
ifliMi gOitaliiAr^ BO zeigt aichi dUMar iimnwm^Plii l pi | ip h wi 
gar nitU iM' fMt atobjk» ala maa^nidi ^Itoaail hfmnwmn'. 
gaa ' glaabck kaanie. Ein W^ltmaan , if ia CSoera^ hM* 
aielii DtahtiTerbeiffen, daaa> dta Jtoiaatea ^afatderaagan 
Alf dieMetfacbea, aaiv4eliiaeiaikiaiMiiii« vielzu.hdeh.atail« 
dasa denhMacb« Waiae ia Mf WWklioiikell aUshI fa{$a-! 
das tvUd^),« daaa sidi die atoiaeba Maral nielrt in!a tag. 
Habe Laiieo HbattragealäaM^); ar liaoa Qnai6glf«fa t&age^ 
ben, daaa alle Waia^a glaieb glfial^aelig^ ttUe Unaraiaea" 
sahilKGbtliU alaad aind, daaa twiaebaa der ?era|aroktaataaf 
SaUeehtigiKeit und 4em laiebteatea Vergeben, kein WeNb-* 
aniaaaeUad atattfindet*); Er glaubt aber aatb aaigtd «it 
kaaaiin^ daaa diaaer Rigaffiaaiaa «visaanaakliftlMi jiiobt 
geeefcbtfaitigtaai^ ja dada er dah aig^aeorVaraaaaatxangaa' 
dar Sarilter uNdarapriSeba; deiin vrano dat erate '6faiMt4> 
aata der ;daa naftargeBtaasan Lthtm aei, M gebaaaaa<' 
den, waa der meiiaehlichaA Natur gamaaa iat^ aaab 4aa 
ainwUcbe Wahlbefinden, ea gahdrd daaii an^h diaOeantfd* 
batt^ die Freihalt ¥an Sohne^n, die M«e(rtbte ttattalftll»« 
sttemun^^;: niabt aitamal dieltet aet acblaefathin aa ¥ef(4 
aehfan. ' Nicht ^dasJMiasa aatorgenkaa lehea^ daaa ilifin^ 
siah ; vönidar Nata^ loareiaae, . sondern daaa : aiaaf aie ' plag» 
and arhUie^). Diese Grnnda Diaban imaaimfiklektihhriaci 
atakdL anf 4ia Saite der Paripafetifcer, dass er aicbiwobl 
aaeh f^riidesu fkr einen der Ihrigen erklärt^)« Oaa lVafar<^ 
Ist aber aabÜeaaUch doeb nur In dedi BekenntefaMi aasga*« 
sproehen ^ daaa Jim bald die Beträcbinng seiner eigertoil 

1) Paradoxa. 

t) Ütnte. V;''l8 vgl. Off, IIV-4» 16. ' ' ^ ' 

5) FiD. IV, 9, 11. i . , • : 

4) Fin. IV, 9, «. 19, 55- 28, 77 1 vgl. Off. I, 8, 27. 

6) FiD. IV, 11-15. Scoect 14, 46. Tu«c. II, 13, 30, 

6) Im vierten Buch de Fintbus wird die peripitetilcbe Ansieht von 
Cicero Torgetragen. 

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tmt A6r«itlgim«lii'mMt4UMMni SMnUhiM z« 4brifeiaem, 
b«M<'Mr 'CMiMik« M ^i«i firiiiMMlniM dir Tttgmä n idar 
M?t< ^ yi i tf ii Aiffi«ht htttetoMi>j wdM ei» stek. Uwe Mta 
SMiwrMitml dimsiadtk üeber8et|faii|;'!t#a8tmiiMeMe|'iil«B8 

WtMeiiMtbiveirfiiliMw llbeti wiml^, da ataett kei dke*peri' 
{»ktiliMbäii AnntcUlr ddrTttgeiid, jcrieBfalhi du :«i^ldi 
hMeiorr KTtrlb fatsi^dteiff w^4«, al« lilMirMäenri^X 

Btt' diMPte' sbhwer atHn^ hi ifiese» SäMen ^fai leigM- 
tflttnliiArM PrlMi|i , tind ubeHmilpt 4» d«f CieertmiselieD 
ttMetilebre Heilte, ftfiidere ßif^eiftlifiniliebMit 5 als^tte dea 
BktoktifoMa «ad l^opalarphflloa4e^e»tän katdadnü;! dksnn 
ad^lPdfra^ Woraof AiTtaitS) «^ifHibt ie^^ das» beii'Cltevo 
da» Ektima^kfilmesiufii) ah die Stelle 4e*Sdhdkeni(^w«dV> 
tl«ete(, «f«d:td«M er \m Zaaaimieiibaii]^ dkmit AemiAakei 
ef aea gi^Aaaersa Wertk beliebe, ala dhi tirMkc^'^'neh 
d(0aea>'irt tbeiia nur «h!» Vi^raeMtideiilieH; ites:Sit>nidige* 
bninafc«) «reliAe auf d«« iiAiAl de»Ma«alpnrla«lps:Jteiaen 
fifMdae faat^ tbalki nur «iii 2«f ea^Mdafaa ab dcar roni* 
adkMw^'Volisgtiel^ 4a*' bei demMang^MMtBrnr^Mäamh 
fHMäMl»Ve»^ti€grSm4vMg bdakateba aar liki*eia:wittt0rer 
Bewehr fiad 'der M2nafeh«rbdit) deb fiieaiiifafaabenMMiici' 
a^ifMk iw 'Bcknaobt ktuniBwii kwäw MJk» a6 xmaitgot. 
waviiir] "wtar kien auf. 4a8 Einwioe -dei»: iefeiikoiriacMa» 
FilteMdn^ :uM Staatalahi^e ainaagebea AMaaa ktabfam Sa 
Arbflfend aoeh aiandie Tba aetneal Batnerkimgla« iber 
Meke ^GagcbatSkdä seiar laSiKen, ao^nill al^b^doeb op m^ 
B^ JteaaoMlanbiDlf deiheike» urft dtmM: pbildaepkidaiiaa 
Prlndp aeigea,. uta ■ Iküea: eiae. ÜdderifuBf ^fäv rdibfit^ 
acfaichte der Philosophie beizulegen. Dagegep ipussen 
wir Cicero'a Ansichten üb^r diff Cfi^tkelt, (Ua^ ^bfr^Jas 
Wesen der Seele noch kurz berühren. . ' ♦ ' *i m ' , 

, , • t :•'» ■ • - .. ."M .'*. •' '"»•'': 

1) Tusc. V, 1,.-J. I' . . ■ ! ■ -; i: . '. • : .. 

. ■■«) affiJil;a4;fi.. ••:•.•-,... V I .■•.:•• V .M ' f I • • 

S) IV, 162 ff. .,;;../ , 

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Cicero- -Qtkinbil aihdit'jQiottheit. IM 

mfk9tnhl$ht bMw dftrdi i^ mmmblhute MtmulmtmUl 
f^ ifa« «jfifil^dKMp« berkttP mimtm-f IsMätfr» MMb d«mltf 
dift «illlidio uMd pvHtfflchft l»t6Mri8e «efardort Sit lunM 
dML' ]MHI4^'B«%>W9 {;(i»lbtf«, tturde dhi.TitUeliod 
die fiofteobti^elt und dl<h9 itfeneUtehe OeniotBlttbaäuBM 
ftergeban *> ^J^er wuh die ilbtigen Beweise fi)r4leiC Bbi 
sehiaMleS'vi^el'den iiiolit ecktecbtUir roh Um» vet äebülirt^ 
viid mumnt^h itt telecOogiscbe Beweis wiirdtreto' der 
dUsdkIjrbisiriteB Kritik j die ibn nmAih seiiicar eOiledieit 
Per«»* »Mft^)^ nii i^eller. Vdberseiigviss voifiletlrm^ ^^i 
We8^<lM.VVii^e».jAtrc Gottheit betriffift, ed iefc cs^CittMroi 
obniB ZwelMI Sl'Mt flitt der Beklerang^, dfbi er asfamtf^ 
Aksdeniber io dse Meed legt^ dasi efeb .lUnMieif 
ttiefate.jntt.tollkemtieBdr Sieberbett heStlMei^n . IsiMi^)^ 
apith'i» Über de« Wabfecheitiliehe. eoegealittek . »iresdea/ 
sett^ «Inibtier Mebl bfcos die fiielitilkipeiCes vorMMStzetf. 
ztt4firfM^>$ eendetii anelb eK^ioe GeieMskeit^)^idfeeeeb«»' 
freiKeM nkM: gaes stf eng {aMt, üveui> er die MögfiabkMij 
oOm ./k«i#a.iVlttF)) dass der goMUebe (Mat Mt test 
läteikera i4s:I«ilfl: edev Feuer, edet dasswalU AMsMtelci%< 
(bo iwle; eir ! dieeeo' v^ratdedaa but 1> alsr 6iber|«ibas Weevii« 
gedacht werde; in dem Traume Sciplos wird, gleichfalls 



i):.I^ JX If a, 4 TgU II, 61, 153- f]^her N. D. iU,.S« 5. I^^Sf^ IN 
7, 15 die AeuMemageii aber dio palUische SU>lb«veadi^it der 
Beligiofu . . 

a) ». I>. lll, 10, U* 11, 27. 

&0,.I>if«iK lU 7^ i4iS. Tuik;. .J^ 98 f. 

AJ S. Ol ii. at, ^f» v^L Uly «0, 93. , 

5) Thi«. lii 2^. 27f Legg< li 7, 9^ dorn. Sdp. (Rfp. VI, 17) 3, 
8 u. 5. 

6) Twc.,1, 27: »^ vcr« Dms ipM ^'.ituMgitur m naitU 4Sn modo 
UUelliffi poies^ , nüi metu ^sodtta fiie^doi^ ei Ube^:», sgg^^ata ab 

« pmni fionfr^tion^ tnortßU, omjnui, ^ßnäem et movgns ipsa^ praedka 
motu sempkemo, Rep. VI, 17, 8. Leg. II> :4i.ip «. i^. 

7) Tu8C. I, 26, 65 vgl. c 29. u (. 

^ 'l'iw. I, ^ 1». K. D, 1, 15, .».i4f?aclr I» r» 2d. ' . '/ 

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' S«r Ekl«]itioi»iiius» 

ibiMiviefstenMMb AMslotelte fftaämmf ite»* KiüMnite 
HtaHlei «t»it fir dM höehaieo Gmb Mdittrl<)v In^aäwa 
hatte dieM wkhkn Beitininiiif .dw Vontellnsg'VW der 
Gattiiett für Cicero sellnt woM sdif^erlieli.Tielea Wertb. 
Dagleich wiehiigcr tat ttun der Vorsebtiigsgteuke, wem 
er ihs gleieh vod sefeem Akadeariker eteik&Ue hezPitU 
feM liest ^); de er die ReligloD fionugeweiee aae dem 
pMkMeckea Gesiohtepvakt belr«cli<et^ eö faael iMi ibm 
in> deai Glauben an eine gottliebe Welttnegleraog' die> 
ganee Bedeutung derselben ^dsammen ') ;. als db» Abbild 
der geitliehen weitregiereiidea Weisheit wird das Aechto- 
ubA SRteas^ets beti^achtet«). Zur VoikstellgieB war auf 
dieeeoi Standpunkt «nr ein negatives eder iMuiseriicbes 
VerbalHaise niöglicb, wenigstens weaa 'man dea'Qewalt- 
samkeitbn der etoleehen Orthodoxie niebt eu folgeä woeete ; 
web» daher Cieero die bestehendii Religlan und aeHst 
die beetohende Sliperstitioo In StiAte abfrteht^^ev^lten 
wtabea'Will, so geht er doeb dabei dnrebeue mfi wai 
pdlUibeben Gesichtspunkt ans^); er fnr seine. Ferbcm 
nHHSfat. nicht bios keinen Versuch, den PelythetnNis md 
seide^Mytbed le ;atoieefaer Weise zu reeMMtilen^ ebn- 
dern^ er seigt auch dar<ih sianebe Aeosserangen ^ < und 



1) Rcp. Vf, 17, 4. 

3> N. D. m, 10. ^5—39 Wenn RnrrisB IV« 147. 150 «us dielm 
SteDen herausliest, da^s Gieero die V^rbebuiig besweifl^ und das 
NatQrlicbe und Göttliche sich entgegensetze, dass er auf der 
einen Seite einen naturlosen Gott, auf der andern eine gottlose 
Natur habe, so kann ich nicht beisHmmett, denn niehts berechtigt 
uns, Angesichts so vieÜer eatgegengesetaten Erkförung^ (wie 
gleich N. D. III, 40) Gcefo*s eigene Ansicht vnk der hier vorge- 
tragenen SU identificiren. 

S) Viele Stelien, in denen Cicero von der Vorsehung handelt,- sind 
bei KOhbbr Cic. in philos. linerita (Hamb. 18)5) & 199 ange- 
führt^ ich verweise hier nur auf Tose. I, 49, 118. N. D. f, S, 3. 
Legg. i, 7. in, 1, 5. 

4) liCgg. M, 4, 8. , : ! 

5) N.D. III, f,5. Legg. n,^ f. 13, Si. bivln« ll, Ü, fS^ 3S,7ei tliUS. 

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Cicero. Antiobivon der menfchlichen Na^ur. MA 

vi»r Altea imtAMe sifbarfe KriUk, wekhe er iiBi' drittta 
9wDk de fHäuwit Dformn ,ikßT den TolksthfimHeheii fiMttr- 
|;laiibeii, usd iin. eweite« Bneli de tHtmaiiane nber die 
Matiilli eri^ehen lassl, wie ferne er «elbet der Volksre- 
Iigf0o i^lit. Ute Ebrfnrebt vor der Gottbeit, welobe ekb 
mit eitler riiebtigen Natm^aaeidit vertragt, soll g^efördetl, 
die beatelifinde fteli^on soll aum Beisften des Getnelnwe- 
aen» erbiilleta> der Aberglaube dagege» soll mit der Wni^ 
sel.easgerottet werden % daess Ist mit swei. Worte« des 
theoiegifffibe (Uanbeesbekenntnias. Cicero'«. 

Mit dem GlmAee es die Gottheit hangt nito naehCt- 
eero'e Auslebt 9 wie.soboo geeeigt wurde, die Uebelrze»- 
gung von der Wurde der menscUichen Natur aufafingfcte 
SMsaBKmeti. Aneh diese Ueberxeugung heftet eicb ihm q#- 
gleleh iMbr an die Innere Erfahrung und das Mt^Iieüe 
&eHKitbe.wuaslseiD, als an eine philosopbUebe Tbctelb 
ttbeiT; das : Wesen d6r Sede. Weeu wir die Fülle unserer 
Auhgeii» die Erhabenheit unserer Besiimmnng, den bei 
betf-Vorsuig, weleben uns die Veraeuft verleibt, In^Auge 
fansto^ so wc^rden wir .uns unserer höheren Natur und 
Abatamming hewtosat Ot Oemgemäes faietra^btet Cldepe 
die Seele, an die stoische und Platonische Lehre aukmii 
pfeud, aU; einen Assfluasi der Gottiieii, als el» Wesen 
von uberhrdfaseber. Abkunft ^), ohne dass er steh doch lie^ 
miiliae,;die«e:i. Verkeilung genauer auszuführen, und ud» 
mtfnttich das «Verhältnisi» zwischen jener uberirdisehbi 
Abstammung der Seele und der materiellen des Leibes 
zu bestimmen. Wie er aber über das Wesen Gotte? un- 



1) Divinu II, 72, 148 f. 

2) Legfe h7f* 22 f. .Rep. VI, 17, 8. 

3) Tu8C. I, 27: atimorum nulla in terris oHgo invertiri potest u.8* w. 
Ebd. 25, 60. Legg. I, 8. 24: exstüisse ^andam maturitatem se- 
ren(R generis humanij quod sparsum in terras atqtte satum ^tfino 
auctum sii anmorum munere, cumque alia quihus cohaerent honUf 

' W e fdoHnU genete sumseriht, quae fragiUa essSm W Caduca, ' «irf- 
mum tarnen esse mgetieratum a Deo. Vgl. Senect 21, 77." 

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I •. ' . ©er Elite>li<frci9iiiiit. • ' • » 

m^Vei ist', m JUntoert « sich «oitb seUwänkud Mbfr im 
WtiiiMl dier 'Seelei, «nd irMiii:««cli seine Nei^un^ ultver- 
irenniiar dabin g^eht, Mie für eise .tnmaterielte^ odey 'dedi 
fiiräin^ ires ^eAem ivdisclieri Stirff -irersebiedeaeSstotstti: 
is erkUmi % so «vlH er doch aoebdie üUg^liettieity dsss 
ül» aos liitft oder fener besiehe; 4iiebt sehlecbtbln zmr 
ruehiif eisen; nur die gröiieffe SlofHlohkielt des üi^pers 
«prMht er ihi' unbedingt ab«). Die ümterMMkeit der 
fieelr »verlheidfgt er essfftlirllcb, ihells ans deossoMt^ 
telbaren Bewusstsein nnä der ailg«aietifen *üeluwl«st1fiF- 
«ibi|f[;:^),rdbeil8 :mit den Plateniseheii A0urei8en>*); wenn 
^cr dadeUes. die Todesfnreiit anch für den VM mht- 
sidi9ittktigen. ssdit, dais die Sedes In Tode sntenge^ 
bea^)^ so ist dlesb mir die Vorsicht des AkademUbOM) nsd 
*kB >ridLti8Öhen MaiMB, der die sittliebe Wittamt; seiser 
Aedeihivan aUeai tbeeretiscien Vonssssetznuigen mligMIwI 
ttnoMsMigli; nabben mkiytik. Wie die ViiaierMlbbkeft, 
seif ssebt CJoero aaekldie KVillensfreihelt iib gOHehntfelran 
flin^ 20 beweisen y shse dass dosh sos der Jfefaenhsft 
bberUsfeiteo fiohrift, HHsiche er diesesifiee^eiistasd'ge* 
safahtittiMC«), c^ensslbstiuidlge psyeboIeglseb»fVs«sebsng 
berirssgieiigd ' i 

H . JMese Zige .iff»lBS geniges, ms die fitelfaisg, srel* 
ebb 'toitf Cteerojasgeivissen bähen, su reeblietiüged^ snd 
Um iais deneigentiiolisten Vertreter des phitos^bisebea 
fihltJBtiefefliss In dem letaten Jafarbnsdert ^or deis>&B* 

''••^J Tüsc. r, 27. 29, 70. ' . '. 

2) Tusc« I, 25, 60: tum est cerie nee cor du nee sangvinvi nee eerebri 
nee atomorum, anma sk animus iffnisve nescio; nbe inis pudM^ ut 
istos, fatert, me neserre piod nesdiam. Ebd. tS6, 65. 39/91). 
'' j) Tu8c. T, 12 ff. Amxc, c. 4. Senect c. 21 ff. 

i) Tu»c, I, 22 ff. Rep. VI, 17, 8^ Senert 21, 78 
^ JO ttt»c. I, 34ff. Ep. ad Div. V, 16. . v 

kv \fi} Pe >to. Die H^pU^^e diesii^r Schriiftt c. il« ^t^^ di^n^ Jiarnea- 
d^ efitnommep. 

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nig criabcir üüit «MevWffMi; 4m Witlrtw>ptii»tii<lf:tt»<Niii 
sMftwZeltr^ilsilWlIwg^iMMMeii idleiti> AlMdl^liMl «iiiii 
lekbaiMM iMliiMtiSelMiftfin! mUmC iibiiß1i«m,; Ia^mm it« 
sftiiiAfkl^ti^cliftii bbhüctn.igseiylsä nirht [«lite ffMcMcMh 
lhdie}t%emQlb«Mfig:.ei»eiii VatN und> BiMÜ» «fMi^ftuMl 
leste;^'fiii< attahhafagettriibit AAwtf.'la^ M.i»^fir;i(fitef iIdr 
SmAB itfafl.:!» idbivftkhiottg ijiui ronisokeii. QtMelih/ 4I111» 
eiQe(4l»fiobt^liweklle^(riie/tbearfi(i«Dhelt OlffHrenfteH «9r 

tliis-tMd AtitioaliM vang^ttag^fty empfiiiigMfiliA Z«ihQraf 
fi»4t9!'«iM8te. Oms diese fieokfveto^ i» Rooi Attebii» 
der f^ge nibhk MBatovb, Si^%;t rtne £ihBdbtiBlio{(v^MteM 
dtm 6iQeri^i4cr'2eil.iiMk aimKielrat>8teheiii Mftr Miibi«ii 
erwiib4eiijialMi& SQbul0!4c»1:S}eq^tier?>b ; : ^ 'ri/ 
OleM $«Me Aiiid bei ihfam} eivatimi^irf'tniän.'.l^ 
kftfttn/Anl&Ung s)m Ihdre Lehef btttt^ aber'/alkirdiiigikiM 
wetrig (Eisen tMi^iftM^alti.ddtti eine »läiigdve BAtBM*ffi»f 
sie gQ fttantartQn Jmik% mui)»a^^t»'M.^9kmiMi\Akki Mtm 
sift MtArn» tiK i^r 2^fMA0/'Genferaitl«iiii > viiMdor anasteiM 
IHe S4ttQfi8{>rjit)he d«aJSexitM, iduEiazieoi, /wiui iuoa awl 
aeinet.PMloaopbte. ubcfrlief eüt. ist ^)^ gebito hiebt Abett^ ffa* 



1) Ausifuhrllbfaisr fiaiidcU voH fler Ciceronischen Philosophie Kuh- 
iN«B iii der Bcbbn ef«raliiitefei Sdht^M und' Bi<it%ift' 6eM!)i. du Pkil, 
IVf'lOg— 47^1- aiir .8pjifen,.dipsp A^©hplu?tke»t. *i^fh |M|o(k;d€^ 
was von B^ttsii S. 4 74 f. bemerkt svird, su de^. Pl^n d^ sror- 
tlegenden Werks in lielnem richtigen Verhaltniss zu stehen. 

3) Ihr Stifter Q* Sextius lebte zur Zeit Gäsars, w»lcb«r ibmdie 
Wurd^ eine« .Senators anbot <Seh:. ep. 98, S. 10 Bip. ygjl. Plut. 

' prof. in virti 5} i und Augusts. Als seine Schüler werden ge- 
nannt: sein gleichnamiger Sohn, Cornelius Celsus, Papirlus Fa- 
bianus, und Sotion aus Alexandrien, ein IiehrerÄeiieca*S5 s. Rit- 
TBB IV, 177. RiTTKB Und PflELlEB hifit'^if. gr, ToÄi/Si 433. 
Nach Seh. ep. 59, 8^474 ^ctirieb Bextiu* iä gri|M;bfck*b«r.%>rdch6. 
3> fil«.'iqit. vSt^^H^ 3»:. Aiistktrmn ti^a^M Mwnmni.^^^iam^^f^^ ■«• 
ter inUia sua, cum magno impetu ^CQ^ais^fiäj ^ta^adta ,ei9i^ >-' 

4) Dass er steh auch mit Physik beschäftigt hab^« lüSBltsi.^jt. ^gtrch 

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iKupoMr^Mortil binailsriv^elciie stell MnAekstiuiiK« tfoi- 
soll« aMeMIwrtc e? stliiUart dir Bvlmbcdieit der Tu- 
^end, rtMie sie 4oob Ün* etfmm itm Memclieii üöevreMi- 
klire* «mauigdbM -^), er MiMchert mII' den 8Mk«rB. iaas 
dser W^iH» ebenso mkchüg* «ei, «b JispttM ^), er et nMihnt 
M i«8tlorieni Tugetidütiiebee) zur finlbaÜMnlieit, zur an- 
aaegpMetsten ertlichen WmeheaMkelt^); dfieee Vorocbrif* 
tensind aber doeb «o wenig; neU) daeff^wM» niobt siebt, 
waa dfe Sebule de« Sextiiis, wenn die iffeb bievaiif be- 
sebr&nbte, UvteraehdldeadM gebribt bat. DttsaiObe gilt 
ven dea Anaspräclieii^ Sotfon's bei SreaSU».^)» liar als 
ein Bewele TOii det Zaroekzlebong aek der etrengeren 
WÜeeoacbaft m diese: Mocalphildaopbls aad der BdifaU, 
n^lebea sielrfeb zd erwerbeit waoate^' "bemericetur^evtli. 
Wie es aber diesem po^Ürän^ aar auf das prakäsefae 
RJedürfiilss eiAgcriohteteit JEMiilösdpbir^ iianaer aa der sy- 
st^maMiscb^ti Oodse^eiid iebiti| aa scbeiitt awfeh'Semlias 
aad miati Schale: einer efcleiitiacbeit Ricblailg geiolipt m 
sei»; weiiig;8tenaJieriditet8Bi«cA^), dass er sieb darcb die 
Veraperfaog 'der tbieriscbeti 'Nahrang' dem Pytbageraa aa^ 
beste, undrivennerlamih blebei neob nicbt .von dee py* 
tbagoretscbea: Leiirea über die Seidenwandprung aitd die 
Beseeltheit der Natur, sondern nur von der praktischen 
Forderung einer möglichst eiqfacben Lebensweise aas- 
gieng, so sehen wir doch an diesem Beispiel, wie die 
Ueberspannitng des ethischen Diialismos von Vernunft 
und Sinnlichkeit eine Annäherung des Stoicismus an Sy- 



die unwatirsplieinliche Erzählung b. Pliv» b. nat. XVlIf, 58* 3> 
nicht beweisen. 
^),8m. ep. 64, S.189» 
«) Siv.ep. 73, 272. 
' 3) Ä. a. O« ep. 59, 178. De ira III, S6» 

4) Senii.14,10. 20,55. 84,6^8* IO89 ftS. 118,16, •imatfeli aas 
m. Sotion»6ttbrift srafi affiS^«. 

>^) «p. i(M> 58; 

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E kiele ti eis mut der EWci erftteii JahrUunderte n. Chr. |8t 

sleihe fersäiigien konnte, derenl JMfetaptajisik von der aeinU 
gen duiteiuMis vefsckledeii wan Sotian war aueb der Lehre 
?0B der Seilen wanderuni; geneigt ^)y und so kommt bei 
ihm' der eklekliaeke Charakter dieser Popnlarpbllosopkie 
Roeh litetinimte^ zoiii Vorsebein. 

$. 45. 

Der Eklehticisinus und die Popukrp^liMop&ie in dea zwei ersten Wallis 
hiindßirten nach CbrUtua. . Die $toikef und Cy9iii0r. 

PW. eklektische Richtung ,. welche die Pbiloaopbife. 
seit ihrer Verpflanzung auf rotmlnqhen ßodeji eingesobiar 
gen hatte , erhielt sieb auch . während der zwei ersten 
Jahrhundert^ nach dem Anfang unserer Zeitrechnung^ 
Zwar beHannlen sich Y^eit die meisten von d^^ PhJlpsQr 
phen, die uns a^ diesem Zeitraum, bekannt sind) zu ei« 
ner von di^n vier Scbu^ep, dei* akademischen, peripateti-; 
seb^n, stoisplien und epikureiscbeii« Nur für diese vier 
Schulen waren auch die pbiiosopiuschen Lehrstuhle be-. 
8tiipAmt|.' welche von den Ant^ninen zm Athen errichtet, 
wurden.^). Indessen läßst sich bei vielen von jenen Man-, 
nern das Bestreben nach Verschmelzung der verschiede^ 
nep Standpunkte nicht verkennen , und auch diejenigen, 
welche ßich entschiedener an ein bestimmtes Sysitem an* 
schliieissen, treffen mit den erklärten Eklektikern wey^lg-, 
9teiis darin zusanftruen, dass sie ebenso, wie diese, fär 
die rein wissenschaftlichen Fragen wenig Sinn haben, 
und nur in den^ praktisch Nützlichen den eigentlicheix 
%weck und Kern der Philosophie suchen. Nur eine an- 
dere. Wirl^ung derselben Ursache ist aber auch die em- 
piriscbe ti^jiebrflfarakeit, in welche die Philosophie, scJioo: 



1) A. a. 0. 

2>;JVL8* die Nachweiaimgeri b. BiTTBB IV, 70^ besönderf aber ZtöiFT 

über den Bestand- der philos. Schulen in Athen. Abb. d. BerK 

Akad. 1842« Hist. piiil. Blasse S. 47ff. Ebd, S. 44 über 4ie 

Anstellung von Philosophen in Born* •' ^^ 

DdT Philosophie der Griechen. III. Theil. 25 > 

Digitized b"* 



fS Google; 



Mt • . DtrBJiUktioismuf. 

•fiU dem Beginil der eklektiaeben IVeiode, vielfinA über- 
gebt: dardi das Zuruektreten dee epekriatiTe« loseres- 
aea, welchea dt« Stoff susaanpeiigehalteD und beberrseht 
heite, fallen die Elemente der biaberigea Wiaseiiacluift 
auaeinander, der wissenschaftUcfae MUlelpnvkt geht ver* 
loren, und ea bleibt eineraeita nur eine unverarbeitete 
Gelehraamkeit, audereraeifa eine ungrundliche Richtung; 
auf die Fr&ebte der Pblleaopbie äbrig. 

Wenden «vir uns zu den einzelnen Schulen, so hat 
die epiknreiache fortwährend ao wenig wiasenachaft- 
Hehe Bedentmtg, dass uns aus ihrer Geaehichte im Laufe 
▼on zwei Jahrhunderten ausser einigen Namen ae gut 
wie gar nichts ubertfefert Ist. Wir können annehmen, 
daaa von dieser Seite keHi Versnob gemacht wurde, über 
die Deberlleferung der Schule hinausznkoulmen. Ungleich 
kr&ftiger war das wissenschaftliche Leben, jetzt wie frü- 
her, bei den Stoikern. Die Mänlier, iiber deren Lei- 
stungen wir uns noch aus ihren Schriften oder aus dien 
Bruchetäckeii ikrer Schriften ein Urlheil bilden können, 
ein Seneca, Mnsenlue, Cornutus, Epiktet*), Antonin, be- 
weisen, dass sich eine achtungswerthe phllosophlaefae 
Th&tigkeit in ^eser Schule erhalten hatte. Aber 4er 
Sinn für theoretische Spekulation iat auch bei Ihnen ao 
gering, dass sie die dialektischen und natnrwiaaensehaft- 
lichen Untersuchungen der Frfihereu' theils ganz trernacfa- 
Idssigen, theils nur als überlieferten Stoff, ohne eigene 
Forschung, anfnehmen; ihr ganzes Interesse gehSrt der 
Ethik und der mit ihr in Verbindung stehenden Theolo- 
gie an ; auch diese Zweige bearbeiten sie aber nicht selb- 
ät&ndig, und die Abweichungen Ton der Lehre Ihrer Schule, 
welche ale aich theilweise erlauben, lassen una nur eine 



1) Epilitsl liat «war bdamatlicli seihst nkht» getcliml)», da w 
aber allen Grund haben, die Aufkeiohnungen ^riaiia für getreu 
flu hatten, so werde Seh diese auch ferner einfacb unter ^pOitets 
Namen anfuhren. 

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Die Stoilier der £Wei ersten Jahrhunderte n. Ghr« ttft 

Absdunpfung deH censequenteren Stoicfsmus unif eine An* 
näherang; an anclere Ansichten erkennen. 

Von den genannten fiinf Männern gehören die drei 
ersten mit ihrer Thitigkeit der Mitte des ersten Jahr- 
hnnderts nach Christus, der Zeit des €landitts, Nero nikd 
Vespaslan an; ans dem halben Jahrhundert, und wena 
wir die Schule der Sextier abrechnen, aus dem Jahrhun- 
dert, welclies diesem Zeitpunkt vorangieng, ist uns so 
wenig von römischen Philosophen bekannt, d^ss wir an- 
nehmenr müssen, Ht wissenschaftliche Thätfgkeft, in der 
ungfinstigen Zeit nach Cäsars Ermordung in's Stocken 
geratli^n, habe nur allmShIlg wieder einigen Aufscfiwung 
genommeti. Die schntmässige Lehraberlieferung freilich 
wurde irfe unterbrochen, und^die philosophisclien Studiert 
überhaupt konnten in der grossen BÜdungsepoche des Au- 
gusteischen Zeitalters nicht brach liegen ; aber es scheint 
fast, nachdem der nächste Zweck, fftr den fr&her efn Rö- 
mer miosoptie zu treiben pflegte, die Ansbifdang tum 
Redner nnd Staatsmann, dnrch die monarchische Regie- 
rungsform an Werth verloren hatte, so habe es einiger 
Zeit bedurft, bis wieder ein allgemeineres Interesse für 
diese Wissenischaft erwacht war. Wollen wir nunr den 
Charakter des römischen Stoicisoms um die Mttte des 
ersten Jahrhunderts kennen lernen, so werden wir uns 
an Seneca und Mosooius halten müssen. Denn die Schrift 
des Cornnttts über die Götter ist nur das Werk des 
Grammatikers, welcher die Lehre seiner Schule ohne 
selbsthätige Verarbeitung nach älteren Quellen wieder- 
giebt» und in diesem Sinn ist sie von uns scho« früher 
bennttt worden, als philosopMflrehe Leistung betrachtet 
ist sie werthfos. Aber auch von jenen beiden zeigt kei- 
ner wissenschaftliche Eigentbümlichkeit genug, um für 
mehr, als fnr den Ausleger einer gegebenen Lebre gel- 
tenr au können, und auch htebei sind sie nicht sehr tief 
eingedrungen. 

olSedby Google 



i . Der EklekticismiiS. 

; Was Zierat äeo Swsca hetriflft^ so bildet den we- 
sentlichen philosophischen Inhalt seiner Schriften die Mo- 
flu:; .iiber, oaturwisseuschaftUcbe Fragen hat er zwwr ge- 
scbi(ieben % aber diese Schrift beschäftigt sich durchaus 
mit .enpiriscliem Detail ohne philosophische Bedeatung. 
^fifff Mprai selbst aber entfernt sicfb, ..abgesehen vou den 
Ufibertreibuogen^ zu denen ihn sein selbstgefälliges de- 
l^lawatorUches Pathos nicht selten verleitet O, in keinen 
erheblichen Punkte von den aligepeinen Grundsätzen der 
fXplst^lxeB Schule, nur dass er die Scbrc^nieit dieser Grund- 
sätze kn Geiste. des späteren Stoicismns zu mildern be- 
müht ist 3). Er eriilärt mit den Stoikern^ es gebe kein 
Gut, ^Is die Tugend ^), er weiss die Befriedigung, wel^ 
che sie ihrem Besitzer gewährt, die Unabhängigkeit von 
al^n äusseren Scbtckaalen) die Unverletzbarkeit des Wei- 
f^fi, D|it gläni^endeo, selbst grellen Farben zu sc^ldern % 
er Ist ^iibevzeugt, dass der re^htsc|iaffene Mann in nichts 
hinter der Gottheit zuri'ickstehe, ja dass er sie poch über- 
treffe^ weil seine Uqabliängigkeit nicht eine Gabe der Na- 
tqr, sondern ein Werk seines Willens sei ^, er verlangt 
vpp dem Olciniichen nicht blos Mässignng, sondern unbe- 
dingte Ausrottung der Affekte ^), er triigt kein Beden- 
ken, die stoischj^n Sätze von der Gleichheit aller Tugen* 



1) Die hieben Bucher der quaestibnes naturales. 
3) Beispiele davoa,. die 'sich lekht irermefaren lieateii, a. b, Atttir 
IV, 152*^ 

3) Zu den Zügen, in denen sich Seneca*s gemässigte Denkweise aus- 
spricbt, gehört auch die Anerkennung, welche er dem Epikur 
Kollt; er spricht nicht nur Ton dem persönlichen ChafaktÄc die* 
aea Gegners und. mehrerer seiner Schüler ,mit hober Athtmig 

. ; C^ §• 39X sondern er eignet sich auch in seinen Bnefen yielfacb 
Aussprüche Epikurs an. 

4) ep. 71. 74. ep. 76 S. 262* 264 u. ö. 

I) De prt)v. c. 2. c. 5 f. de const e« 3 f. ' c. 5. 7 u. A, 

• ) De.pnov. c. 1, S. ^dl* c.6i»S7. ejp^ 7S,-8««42. ep.S6,S.i65. 

7) De ira I. B. ep. 116. 

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Stoiker. Seneca. 

den und der absoluten Pehlerbaftig;keit des UnW^isen, 
die Behauptung, dassAHeis ^eni Wiiiisen gehöre und ähn- 
liche Paradoxen vorzutragen^). Aber doch lä'sst sich hef 
ihm die Neigung nicht verkennen, diese Zugeständnisse 
an seine Schule durch eine weitherzige Auslegung wie^ 
der zu beschränken, eine Vermittlung mit der gewohnlf-' 
eben Meinung zu finden, zwischen dem Ubfmann und denl 
Stoiker zu unterhandeln. So schon er auch von det Be- 
dürfnissIasfgkeU des Weisen zu deklamiren vreiss, er 
selbst verhält sich zum äusseren Besitz mehr wie ein 
reichisr Mann, als wie ein Philosoph, oder wenigstens 
mehi* wie ein Peripatetiker, als Wte ein Stoike^; er meint, 
das Glück könne für seine Gaben keinen besseren Ter- 
Walter finden, als den Weisen, erst der- Reichthum gebe 
Gelegenheit, eine Reihe von Tugenden zu entfalten, die 
äusseren Guter fugen doch noch Einiges zu der Hiktet-^ 
keit hinzu, die aus der Tugend entspringe u. s. w.'*). 
Ebenso steht es mit der Tapferkeit: es lautet grossarl^gf 
genug, wenn wir unsern Philosophen das 'Schicksal- zürn 
Kampf herausfordern, wenn ^ir ihn die Erhabenheit des^ 
Anblicks rühmen hören, welchen der Weise, mit'deili Dn- 
glück ringend, den Göttern däfbiete^); aber diesem To» 
stimmt sich nur allzusehr in's Kleine und Weichliche um,' 
wenn die unglaublichen Beschwerden einer klieinen 6he^ 
reise beschrieben werden *), oder wenn der höfische Grand* 
Satz eingeschärft wird, dass man zu den Beleidigungen, 
welche sich Höherstehende erlauben, eine gute Miene 
machen müsse ^). Seneca hilft sich wohl . über, solche 
Widersl^rüche mit dem Geständniss weg, er selbst sei 



1) 6p: 66 S. 198. ep. 71, 250. De benef. IV, 26 f. Vli, 3. 

2) Tit. be. c. 2if. 

3) ep. 64^ De prov. c. 2, S. 225. 

4) ep 53, S. 154. 

5) De ira It, 33 vgl ep. 14 S. 41 ^ eitiäetyfSiVtB (b. B. I>eira III, 
14) wird ftrellicK wieder gans ändert '^^klamirt. ^ 

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9Pf Der EkUkticUmiii* 

kein Weioer, •ondero oor auf dieiQ Wege zur Webibeit *>, 
aber 9eiee J^ugeetäodQiMe w dte meuscbUcbe Schwacb- 
beit babeo sich eicht bkm aef aeioe Peraoii, oder amt die 
Bl#aae dar Menachea, aoadera auadrücUicb mit aqf den 
Weiaaa beaogeo. Jaoes stolze Vertrauen auf dia All- 
maclit dea aittlicbea Willeua uad dar Eiusicht» dieae Wur* 
aal der atoiscbeo Etbilc, ist bei Seneca tief eracbättert. 
Dia £rfahruDg hat des acbarfbeobacbtendeu WeltJuana 
uberzeugti und dieae Ueberzenguag war fraiUch in dem 
damaligen Rom doppelt nahe gelegt, daaa die menacUi- 
ehe Natur nicht die Kraft hat, dem aittlichen Ideal zu 
entaprecben. Die Menacbea sind acbleeht) sie akid ehe- 
dem schlecht gewesen, und sie werden ea auch in Zu« 
kunft aeiU) die Klagen über den Untergang der guten al- 
ten 2eit werden sich immer ernenerni in Wahrheit aber 
werden ^war die herrschenden Laater vielleicht wecbaeln, 
die I^terbaftigkeit seibat wird zu herrschen nie aufhö- 
ren^); wir alle haben gefehlt, die Einen leichter, die An- 
deren achwerer, die Sinen sa, die Anderen anders, nnd 
wir werden^ anc)i fehlen, «o lange die Welt steht, so das« 
aelbat die vollendetste Sittlichkeit immer nur auf Cmwe* 
gen und durch Irrg^nge erreicht wird'); ja so unmög- 
lich acbeiut iinserem PUtosophea eioe fehlerfreie Ent- 
wiehluBg der Meflsqbbeit, dasa er annimmt, wenn auch 
nn^h «|er Welterneurung ein sehuUlosea Geachlecbt die 
neue Erde bevölkere, so werde seine Unachuld doeb uur 



I) wt be. c. 17^ 

Z) ba^ef* I, 10. 

3) De dement I, 6, SchL Die angeführten Aeusserungen Seneca's 
ttimmen oft fast wörtlich mit denen des Apostels Paulus über 
die allgeineine Sundbafti^eit susammen — beiläuf^ beihf rkt, ein 
Beweis dafür, dasa auch die Lehre des Apostels wn&ehsf den 
erfahrungsmässigen Zustanden eiper bestimmten Zeit entiyoi^nien 
ist, und dass swei gleichzeitige Schriftsteller in keififrlei ujunit- 
telb^resi Zusafum^nha^g z^ stehen brauchen, um in nMncben 
Säuen bis #ttf dip ¥^ar|?. b>aMiii MiMnHneiiwitrfffm. 

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I 



$t«4ker. 8.«Aeefk Sil 

v»ti knrii^er fiauer^ sii»'MiiMa *>• NutMUch kAMoen an 
ek.id Acbwaehts Weaen^ wie 4er Meiiseb hieiuieh. ist, 
nMll die. steengsteo AiwiMroehe gfemftcbt werden; jeder 
Mensch ist mit Scbwäcliefi Miaftet:, die keine Weisheit 
ttberwiedee kann ')> iisd seil diese akieh auoiehit oaf von 
gewieeieii TempemeiiMitseigensGhafteB, von gctwiseee trsh 
turliethen Regnn|fen gesagt sein, welche Seneca noek niehi 
für eigetitliehe Febler gebaitee wissen wiil^)^ se wird 
d«<h die eittildie Anferderaeg aecb gams aU|;etBein da«* 
bin ermäesigt, dass wir den Göttern Mgen dollen, mt 
weit es die menecbliebe Scbwl^be gestattet *). Andeif-' 
w&fte etellt dann Seneeii die Sacbe freilich aiieh vtieder 
so dar^.^ila ob nichts leichter wäre, als das natur- und 
verneeftmäaeige.Leheny als eb es einzig und alleie aal 
Wellen läge^ picht an Köaeen ^), aber diese Huldigung, 
wekbe der Pbitoeeph seiner Sohole und sieb seihat brlngti 
wird uns die Abweichung der angeführten Aeusserungen 
vom Geiste des erspriingiicben Steicisems nicht verber- 
gen können. Etne verwandte Abweichung ist es, wenn 
sich Seneca trotz seiner Lehren über die Glückseligkeit 
des Weisen und über die göttliche Versehung durch die 
Betraebtnng der menscbiicben Leiden zu der Klage fort- 
reissen lasst®), dass das ganze Leben eine Qual, dass 
in den Stürmen desselben der Tod der einzige Zufluciits- 
ort sei^ und damit hängt ^uisammen, dass der Gegensatz 
zwischen Letb und Geist von ihm in einer Schroffheit 
gefasst wird, welche dem Platonischen Dualismus viel 



1) qu. nat. VII, SO. Stbi Himitf hängt ftücb Seneea'« Widerspruch 
> gegen die AoMhiiie «ia^i goldene» Zeimiteii« (tp, 90 s. o. §. 35) 

KaeMnimm* 

2) ep. 11. ep. 57 S. 166. 

S) ep. 97: nofi «r£ kie timar sed naturäU^^ qffeetio inesepugnüMis ra- 
tkmU Vgl. De ira I, 16« il, 9 f. 

4) benet I, 10, ^ m. 

5) ep.4t, edvK epi. 116, 8chL 

6) Cousol. «d BüVjib, o» 29 ffL Hat qnr f iMl' ^ 1»> epv löy^ S.S4« 

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]>er EklekticIsmiilB« 

naher steht, ak dMi MalerfaMims der Ütepen Sloa *> 
Es iet dttesB frelileh zmaehet aor in rertneriaeber Weise 
gesagt, aber ein CDnseqnenter Stoiker wftrde sieh diese 
Aenssernng tcaum erlaubt haben. 

Dass Seneea aveli in^ seinen religiösen Ansichten von 
der herrsehenden Richtung der stoischen Schule abweicht, 
nnd sich der aufgeklärteren Denkweise des Pataatles an- 
sehliesst, ist schon früher ($.S5) gezeigt worden, und^ 
hlemit steht es in Verbindimg, wenn er die stoisclie' Te- 
leologie durch den Grundsatz, dsss Alles aus seinen na- 
türlichen Ursachen zu erki&reii sei^), in ihre Schranken 
znr&ckfiibrt. Doch will er die teleologische Weltbetradh- 
fung selbst nicht eufgeben 3), nur dass sie sich' nicht auf 
die einzelnen' Dinge und Erfolge, soli^ern Mos auf das 
CUinze der Weiteiartehtnng und ihver besetze beliehen 
soll ^). Wir werden auch' hierin den Philosophen evken- 



i ) tsp. ^, & 196 «p* im, S. 34 cön$. ad :Potyb. c 27^ W^ mr- 
, den später noch auf diesen Punkt «ttriklüa>mrtien. . 

2) M. vgl. ausser den quaest. nat. <z. B. c. VI, 3), namentlidb auch 
die Stelle de ira II, 27, welcbe zugleich in Verbindung mit frü- 

'her angefahrten (qu. nat. prooem. und 1T/45) Seneca's Vorttc!- 
- Umg ¥<»n.d6r Gottheit auaspricht:: Du mwwrtaUs, fui me -voUou 
ohesse nee possunt* natura enim ilUs. n^tis et platdda est, tafti Umg.e 
remota ab altena injuria quam a sua» dementes üaque et ignari ve- 
ritatis iOis tmputant saevüiant marfs, immodicos mbres, pertmadam 
hienm^t cum imteHm mihü Atirit^, ^uae noHs noo^ti' pn^sutuve , od 
nos prBprie dirigatur. ,n&n emm nos cmuM munlih Mtm^ kkmem 
aestatemque referendi* suas ista leges habent, qvibus divina exercen- 
tur, nimis nos suspichnus, st dt'gni ncHns ttidemur, propter quos tanta 
moveantur, 

3) Man sieht diess namentlich aus der Schrift de Providentia (s. 
§> 35), auch die ebenangeföhrle St^le «cfalicssl übrigens mit den 
Worten: nihil ergo horum in nostram injuriam fkp ämno contra, 
nihä non ad salutem, > . 

4) qu* nat II, 46: (Jupiter} ^gtdis nm adost, sed signum et van et 
causam dedit omniSus, Dieser 8at« ist minMi^ nodi T«f«€bieden 
von dem Ausspruch des Stoikers b- Cic* 29. D. 11, 6S, 167: ^i^"^ 
DU cwant, parva mg&gunt, desn nnlBr 'die magna .i^rjsn hier, 

.u ^ ^i^^r &i|amiis»fa«Ds:i^» auchj;Ni«9ldt^ ; 

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*8ttiik0r. 'Seneca. MS 

neu, welcher 9feh doreb die Lehre seiner Schule nieht 
hindern läset, die Dinge mit dem Aug;e des gebildeten 
HTeltmaiiDs zn betrachrten. 

Von diesem 8(tandpankt ans mossfe nnn dem Benecii 
an den Lehren und Vorsebviften, welche eine niimiftel- 
bare Anwendung anFs Leben finden, ungleich mehr liegen^ 
als an der rein theoretischen Untersuchnng, und wenn 
sehon In der ursprünglichen Richtung des Stoicisraus ein 
Uebergfewieht des praktischen Int^resse's iiber das theo- 
retische begründet war, so mnsste sich dieses bei ihm 
in dem Bfaasse verstarken, dass er Manches von dein^ 
was der ältere Stoicismus zu den wesentlichen Bestand- 
thelten der wahren Philosophie gerechnet hatte, fBr nn- 
natz nnd entbehrlicli ansah. Mag er sich daher auch der 
spifzfindigen dialektischen Erörterungen, in denen sidi 
die Stoiker thMlweise gefielen, nicht ganz enthalten *)^ 
.so spricht er doch zugleich die Deberzeugung aus, dass 
diese Dinge mehr eine wissenschaftliche Spielerei seien, 
als eine ernsthafte und nützliche Beschäftigdng^, ja er 
sagt geradezu, sie schaden mehr, als sie nutzen, sie' 
machen den Sinn klein und schivachlfch^). Dass er sie 
doch nicht ganz vermieden hat, kann nach diesem nui^' 



1> 80 usMriadit er q>. 1Ö6 die Frage, ob da» Gute ein KOrper 
Mif ep. 113 die Behauptung, dass die Tugenden lebe^dig^iW^sen 
seien, ep...ll7 den Sat%, dass. die Weisheit ein Gut sei, das 
Weisesein keines. ,- , 

3> «p. iOÖ: guäe* ^<^e magi's juvat , quam prodMt . . . lätfünchHs* 
ludkfms, in supnrvacaneu subtiUuu terkur, non faciunt bonos isla 
sed doetas v» s. w. ep. 113, Anf. hac sukUkiUe efhcimui . ^ ut 
egereere mgenium inter irrita ifuiMmur et dUputatiattAus fdhü pro- 
futurü onium lerere^ Ebd. S. 83. ^* 117« B. 106: obsecro vos, 
cur tarn neoessariam curam nuyofibu* meÜorümspte debiuim m re 
nesdo an falsa certe mMili terimiu? u. s. w. 

3) ep. 117, ror dem eben Angeführten: die physikalischen ünler- 
suebvngen erziehen das Gemütb, koice vero de fuUms paulo ante 
dicebam minuunt et depHmunt, nee, ut ptaas, ex^cuum sed extenuant. 

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IMk I>tr EkUkticianaa. 

ab Inconaequeos erscheiiieiu Grosaen W^rth legt er, in 
Sinn eeiiier Schale, dfsr Pbyaik bei, wie er ilnr auch ia 
seinen Scliriften grösseren Raum^gewidnet liat; errSdinii 
Uur nach^ daas sie dem Geiste die Erhab^beit der Ge- 
genstande mittbeile, mit denen sie sich abgiebt*)( iadem 
Vorwert zu seinem naturwissenscbaftUcheo Werlie gebt 
er sogar zu der Behauptung fort,, die Pbj^ilc sei nm ebeoso 
viel hober, als die Ethik, um wie viel ihr Gegenstand, 
das Göttliche, höher ist als das Menschliche, mit deai es 
die Ethik zu thun hat, sie führe uns aus dem Dunkel 
der Erde zum Licht des Bimmels, es verlohnte sieb nicht 
zu leben, wenn wir von diesen Untersttchungeu. ansge- 
schlössen sein müssten , die Tugeni selbst sei nur ^iesa- 
halb etwas Grosses, weil sie uns zur Erkenntaiaa und 
Gemeinschaft Gottes fähig mache, abgesehen dayoa erbebe 
sie uns zwar über das Aeuasere, aber noch nicht aber 
uns. selbst vl s. w» Indessen bemerkt man bald 9 dass 
diese Deklamationen nicht so ganz wörtlich zu nehmen 
siipd, und mehr eine vorübergehende Stimmung, als 
die eigentliche Meinung des Philosophen auasprecbea. 
Die eben angefahrte Lobpreisung der Physik j^ibst 
nimmt zum Schlnifse die Weadung, sie hau|^sach« 
lieh von Seiten ihres praktischen Nutzens zu empfeh- 
len, weil erst die Kenntniss des Himmels uns Jehre, das 
Irdische gering zu achten; anderwärts reehaet Seneca 
aueh die Forschung, welche wir ihn kaum erst so hoch 
ober Alles andere stellen horten, zu den Aussen werken 
der Weisheit'); er will nicht blos den g.^lehrten Kram 

i) A* «. O* cfe DewHim natura fuaeramus^ de ^üiffrum aG t mm o, de hü 
tmn tmrüs steäarum ditewrmbus lu s, w. u(m ymn a fomuUMHe 
momm r$ou*erunt: 4ed kvt^ti ammum et tuL ipsarmm pms tractant 
r^fitm ma^mtudi»em aUöUumU 

2) ep. 117^ S. 105: rnnnut itu (daa dislektifche) eirc« smpentiam 
mm im ifga sunt, at nohis in s)m» em^m9r«itdnm ests etiamu aU- 
fmd e^ttfari Übet amfhs htA$t äla ^fati94ti9fm sn^ususm De üeo- 
rum natwm fwierumue u. b* w. 

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Stoik(90 Mu80«kttft Büfus. HK 

der Gfwpmatiker und 49» Detail dtr QescUditsobreUiuiPK 
9U einen imnAt^ea nni binderlicbeii Ballast be^eUigt 
wiaceA ') , aoiiderii aucb voa der Spekulation eines Zetio 
und Parveotdea und von den üntersucbungen der Ske|H 
tiktr, welebe einen Cbrysipp so ernatlich bea|Bbafti|!;t 
haiteii) hebanptet er, sie seien mebr als überflüssig, 
sie können der Wahrheit nnr schaden^), die Weiaheit 
sei eine einfache Sache, und nur unsere ünmassigkeit 
sei es, weiche der Philosophie ihre grosse Ausdehnung 
gegeben babeO; das Richtige sei nur diess, dass wir 
alles Wissen sofort für unser Handeln fruchtbar zu 
macben eucben*). Nur für die praktische Philosophie -fin- 
det daher Seneca auch grossere Ausführlichkeit notii- 
wendlg, indem er. die Unentbehrlichkeit der speciellen 
Moral gegen Ariato darthut^j. Dieser Standpunkt ist of- 
fenbar nieht mehr der des ursprünglichen Stoieismus: 
der systematische Ausbau der Philosophie ist dem Stoi- 
lier so gut wie dem Eklektiker w viel geworden, jener, 
wie dieser, will sieh auf das zunächst Liegende, auf das 
unmittelbare praktische Bedürfniss beschrünken. 

Noch stärker ausgeprägt finden wir di^se Eigenthüni- 
licbkeii bei Seneea's jüngerem Zeitgenossen, dem ge- 
feierten stoischen Moralphilosophen Musonius Rnfu s^). 



I) brevit. vit^ c« 13* ep. 88» S4ä: futec tarn multa, tmn magna , . 
suffervacua es cmmo toUenda ^ufU, non daiit se in hu oagustias 
virtus * • expeUantur omtud: totum pectus tili vw9t* plus score vellcj 
-quam sie saiis, intemperantiae genus est u« s. w* 

%) ep. %%, Schi. 

3) op« 106) Scbl«: apertiar res est, sapere, mmo simplidar» pauds 
opiu est ad metUem bonam ikteris, sed nos ut cetera in supervacuum 
tSfundmus, ita philosopktam ipsam* quemadmodum ommum rerum 
fic fitterarum fuoque mtemperfimüt lahoramus: non vitae, sed scko- 
lae discimus, 

4) fp. 89, S. 356. 

5) fp, H vjl. 95i. 

6) M. s. über ihn $ auster Ritt«» ^ die AbliandluDg ypn MqsBB in ' 
den Studien v, P^u» uqd GasiuiB VI, 74 ff* 

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jiM l>6r Glilekticismui. 

Zwar faftt flach er iKe Dialektik nicht g;aiiz vemächf assi^ ; 
Wenigstens erzählt Epiktet , das» er lim zur Genauig;- 
keit darin anhielt; ebenso sehen vrit ihn die stoische 
Physik in ihren OrnndzQgen voraussetzen'), und ihr na- 
mentlich in der Theolog;ie'> und der PsyGholog;ie *) fol- 
g^en^i ohne dass in beiden Beziehung^eu bestimmte Spuren 
einer ahweichenden Ansicht zum Vorschein kamen ^. 



1) Diss. I, 7, 32. 

3) Ein Fragment b. Stob. Serm. 108, 60 enthält die Lehre von dem 
'Wechsel aller Dinge, der göttlichen wie der irdischen, von dem 
Uel>ergatog der Elemente in einander, und von der ündMInd^r- 
Hchlieit dieses Verlaufs. Dieses Fra^enl trägi; ebeabo, ipi^ 
mehrere andere, die üeberschrift: 'Psipe *x rwv 'J3tt&ttTijTs Tragi 
ipillaf, Dass damit eine dem Epiktet (d. h. einem verlorenen 
AbsebnStt von Arrians Dissertationen) entnommene Aoföhrung 

.einer mündlieböi Aeusaening von Miiaonita Rufus besei^Mt 
.werden soll, hat Schwbiobä.usbr %\x £pi|itet III^ 195 wahrschein- 
lich gemacht. 
S)* B. Stob. Serm, 67, 20. 75, 15 werden Vorstellungen und Mythen 
der Volbsreligion in stoischer Art kttm Seweis wrweMiet,- ebd. 
79> 51 S. 105 f. wird von Zeus und dem G/e^tse. des Zeus.^e- 
.sprochen, und 85, 20, SchK werden die gottesdienstlichen Pflich- 
ten des Menschen gegen die Götter erwähnt. 17, 43. S. 309 
fiMi<lt sich die stoische Lehre, däss sich 'A\^ Gdtter von den 
.Dummen nät^*en« 

4) Stob. Sernu 17, 43 wird gelegentlich die Verwandtschaft des 
Menschen mit den Göttern (worüber auch ebd. 40, 9 su vgl.) 
erwähnt, sugleich aber die Heralditiseh-stoische Vorstellung von 
der stofflichen Bescbaffenlieit der Seele ausgesprochen, womach 
sie ans warmen Dunsten besteht, und von der Ausdünstung des 
Bluts erhalten wird. 

5) Dahin könnte man rechnen, dass b. Stob. Serm. 67, 30. S. 6 
*Here u. s. w. ^eol Ha&* o vo/niiovrai nag' av&gwnoit 

fiayaloi heissen, weniger die Anschliessung an den Mythus des 
Platonischen Gastmahls ebd. S. 4, und die Bemerkung Stob. 
Serm. ed. Gaisf. Append. S« 420, dass die Götter ohne Beweis 
erkennen; doch ist selbst jenes nicht im Widerspruch mit der 
stoischen Lehre. Ebenso wenig widerspricht ihr, dassebd« 79, 
51. S. 106 die Vernunft frei von allem Zwange genannt wird, 
denn'ancli der Determinist könnte sich so ausdrücken» und wenn 
an derselben Stelle der Sitz des ijyefioviitop oder der Vernunft 

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AtiAsar fifolcben; g^g^iMtlfcben Aeiweraiigen ep^Mta^ 
jedpch lUe za(plr^iq|iw Fragmcote 4es Bliisaqius, irelche 
Stpbaus aufbewahrt bat^>9 darcliaps nur mQraliaehe Ile- 
flexiofieu«! Könnea wir ion.sck^n bierw« scbliesaep, dass 
MuffOQiu« 4er PhJlosqphje.QtQ vcNrberrscbeiid |Mrakti$(3bpß 
Ziel steicMe, .so spricht au^h er selbst diess oh. und be- 
^timgii^ aDS. Die Pbilosopbie i$i der einzige Weg aiir 
Tifge^nd P) , ^nA e^ ist aus diesem iGrunde für JedermaAn, 
seibat für. 4^ weiblicbe Gescblecbt , Bescbäftigmig. mbt 
der Pbtljosoph{e pptb wendig 3), ebense ist aber auch um- 
geliebrt ^\e Tugend der einzige Zw^k und Inbalt der 
Philosophie: Pbilosophiren beisst, die Gronds&tl^e eines 
pflicbtoiäss^eii Verhaltens kennen lernen und ausüben^). 
Ein Philosoph jind ein rechtschafff»ner Mann ist dAhtr 
gleicbhe4eii/tßiHt^>> T|igen4 und Pbih)sapbbe Med niur 
verscb{edeii|3.3eiseichniingen für die gleiche Sache; W.eHfi 
aber, Sofcrfilefi^ und Platp diesen Säte 90 ferstand^n hatten» 
d^s die THfgf^nd nur die Frucht eines grüMUchen Wisr 
aeas sein, sollte, so scbiiesst Musonias umgekehrt in. der 
Weise der (Zyniker, dass die wahre Philosophie, obaf 
viel Wissen dii|H2h . sittlich^ Anstrengung zu. erreichen 
sei. mePbüpi^phia bediirf weniger I^hren^ sie kann dif 



lü den pidpf veHegt «u werden scheint, so war auch dkwe§ seh'oil 
früher . von ^nem .Theil der . Schuld ge#pjipeheii. . ; 

1) Es sin4 deren nicht weniger als 41 9 zum ThelL von Kleinlichem 
Umfang. 

2) Stob. Serm; 48, 67, 8. 289. Äppend. S. 418. 

,5) A, a, .0* S. 415l^'4«5 f. ygi- Serm; 48, 67. . : • 

4} A. a. O. Append. S. 419: (f,iXoaoq>ia xaXoxdya&iaS isiv Initti^ 

davais xal sdev stsqov. Ebd. S. 425: fj^rÄif xal anoTielv omni 

ßnuapyTaii^xalffs, oTte^ 70 q)iloeo(puv ist, Serm 67« 20i Sc}i\. ov 

5) 6erro.'79, S| S.4O6: to d^y^ eh^at dya^ov tvI _<pdqqoqf9V9ivai 
. tavxhv tgi, Aebnlich48, 67, S. 280 f.: der, gute. Fürst sei nolh- 
wendig Philosoph und der Philosoph eigne sich notbwendig «um 
Fürsten. ' ! ■ .: .-..-.•;• 

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aftg Ütr Eklektteisittui. 

Theoreme en Aebreo, auf welche eieb dfe Sephisteit etwas 
eiabildefl, das Nethweatffge und MStsllcbe lissf aidi wotil 
auch bef der Sebaafel und dem Pflug; lernen*); die Ta- 
gend Ist weit mebr Seebe der Vebuirg, ala des: Dnter- 
rltihtS) and muaa dieser aueb der Zeit nach der AusEfbang 
verang^eliea^ so ist doch jene das aagleicb Wichtigere 
und Wirksamere, zomal unter den Sfenschen, wie sie 
erfflfbrungsgemäss sind, denn die hsttfrliaften Gewahn- 
lielten, deueti wir alle fr5fai?en, lassen sich nur ilarch 
eatf^geagesetzte Oewohnung überwinden'). Wer mit 
diesen finindsfttzen an die Philosophie gfieng, der mochte 
wohl vielleiebt ganz schöne Vorschriften ertheilen, aber 
eine tiefere wissenschaftliche Begr&nduug und eine streng 
ihnrehgefubrte Folgerichtigkeit lieas sich nicht von ihm 
erwarten. Wmm wir daher aael» in den meisten ron den 
firacbst&eken unsers Ptiiiosophen die Reinheit der Cve- 
sinnang and die Richligkelt des sittlichen Drtbeils anzu- 
erkennen nicht umhin können, so können wir sie doch 
In wissenschaftlicher Beziebnng ntclit ebenso hoch atel- 
teift. Das Meiste darin ist nnr eine Anwendnng der stoi- 
aeben Grundsätze, welche mitunter so tief in's Einzelne 
g«ht, dass der Philosoph selbst yorscbriflien flfber den 
Haar- und Bartwuchs nicht zu gering findet'); in ainzei- 
Ma Pttflkten werden diese Grundsätste äberspannt, Mu- 
sonius geht über die Grenzen des Stoicismns hfnaus, und 
nähert sich der cyniscben Einfachheit, einmal sogar der 
nenpythagoreiscben Ascese ; in anderen FäUen stosst ihn 
aber auch die Härte des rucksicbtalesea Stofcismus zn- 



1) A. a. O^ 5f6, f8, B; S61. Mns; fShrt liier aus, dass fSr disn Phi- 
losoplien das Leben des Landmanns am Besten passe. Vgl. auch 
ebd. Append. S. 419. 

2) Serm. 29, 78. Append. S. 385 ff. 427* Datier b. Plüt. de eoh. 
ira, der Grundsats: Ss7v ael ^s^amrofiivai ß%nv ras otoCea^a* 
fiMovriKf. 

S) Serm. 6. 62 vgl 79^ 51, ScIi). 



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Stoik^w Müfronios Rufjis. $tt 

tneky und «r tsMht lOttk mit i^ lierrsciMiidati Sttie iiiehr 
Im ElnklMg zm httllM. Von dem OraitdstflK ans, das« sich 
der Mensch ron allfni Aettsaeren und aueh Ton andere(^ 
Menseben mögtfebst unabhängig machen müsse*), legt 
MMonlUs den grösateu Werth auf die Befreiung ven 
allen k&RsUieben Bedarfnisaen; er verlangt nicht bloa, 
daaa wir «ina innerlich in jed« Lage zu finden wissen ^^ 
»«mlern «r wf II* uns auch In Nahmirg, Kleidung und hftas-^ 
llcher Einrichtung so Tiel ats mdgHch auf den Natorz«*- 
staad zurftckfibren'), ja er geht so weit, dass er mit 
Sextias und den Neapythagereern von allem Fleiscbge« 
nuas abralh , weil dieser für den Menschen nicht natur- 
gemass sei, uiid weil er auch, wie er meint, triebe Din-^ 
nie eraeuge, welebe die Seele verdunkeln und die Denk- 
kvaft ' seb^ftch^ti 0. Auf der ändern Seile kann «r es 
aber doch nicht gnt'heiasen, wenn manche Stefker die 
Uflabhänglgheit des Weisen so weit triebefn, dass sie 
salbst von der £he abmahnten; vielmehr ist er ein war- 
mw Lobrodner einer so natargemässen und in sittlicher 
Besiebang so wohllbätigen Gemeinschaft, und giebt für 
sie sehr retne und gesunde Vorschriften'). Noch ent'> 
sebledener widersetz er sieh den unsittlicben Abwegen^' 
wekbe die älteren Stoiker nicht unbedingt ausgeschffoS'^ 
se» hatten, indem er alle Unzucht, In und ausser dei« 
Ebe% und ebenso die im Alterthm» so verb^'eltete, seibat 
von Plato und Aristeteles gebilligte Sitte iev Abtreibnilg 
aad Aussetzung von Kinderä*)? bekämj^^ Die mlldie Oe«^ 
sinnaag, wekbe ihn hierin klt^, spricht sich aueh- in 



1) Stob. Ekl. II, 356. Epiht. Diss. I, 9, 29. 

3) Epikt. Diss. I, 1, 26 f. Stob. Serm. 7, 23. 

3) Stob. Serm, 1, 84. 48, 38. 89^,*2Ö. Öfi, »3. 

4) Stob. Serm. 17, 43. 

5) Ebd. 67, 20. 69, 25. 70, 14. 

6) Ebd. 6, 61. 

7) A, a. O. 75, 15. 84, 21. 



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D0r £)[le]itiMsi9iUi4. 

dem SatpuM«,' 4ms ^ 4e9 Vlimchm unwürdig. sei, eich 
furJBel^idigMegmasu rächen, um eojvehr^ 4a 4ie meisten 
YerCf^hlungQn ans Unwieseaheil ents|pring«ii 0; wenn er 
jedqch mit diesem Grundsatz audi die gerfebtiiobe fUdge 
wegen Verätzungen ausscbliesseo will, so steht diess 
mit der .bekannten Behauptung der Stoiber, dass der 
Wti^iße Miie-lSaGlisiebt jibM dürfe, aictbt gaii«^ Im Ein- 
klang. Aher.^ie 3treage der SchuJesisti m «berhaiipt 
nietet, worin ALuspi^uS seinen Rulim sucht 
< „. An lÜusoaius schliesst Mcb seia ungleich einfluss- 
reicberer Schaler Epiki^rt an» Aui^b dieser betrachlet 
die Pbiiosapbie, ebenso wie «lein Lebr»r, ganz aus dem 
pral(tisoben Gesichtspunkt. Der notkwandigste Theil der 
Philoaopbie ist die Auwendiing ihrer C^ebren , dieser sn- 
aacl^fl^ at^bjt 4fF Beiyeis derselbi^n« er.st in dritter Railie 
kovimt die L^hre ¥ona Bewei,», die wiaseusicbaftUche Me- 
thodik j denn diese ist nur w^gen der Beweiae, und die 
Beweise, ^ind :nur weg^n ihrer praktischen Anwendung 
nothig^); dss blosse Wissender philosophischen^ Wahr- 
heit . dagegen: i^t ebenso, wie alle unfruchtbare Gelebr* 
samkeit,- völlig wertbios'). So nützlich und uaentbebrlich 
daher dic^ Logik auch sein mag, um uns vor Täuschungen 
zu bewahren, und ßo' noibwendig Genauigkeit und Grüud- 
li«bk^it,aucb in ihr ist*), so wenig ist sie doch. Selbst- 
awuak: nicht darauf kMimt es an,, dass w^ den übrysipp 
zu erfcifbren wissen, sondern darauf, dass wir den Willen 
der Natur ketmen nnd befolgen, dass wir in unserem 
Tbun .und Lassen das Ricbtige trefTen^); Phllosopbjreo 



1) A. a. O. 19, 16.,fO,61ft 

2) Epikt. Manuale c. 52 Sohyveiglv (51 Upt).yftl Dias, lljif, 15. 
29 ff. Ilf, 2. 

3) DlsB. II, 19 u. A. 

4) Diss. II, 25. I, 7. c. 17. 

5) Diss. I, 4, 5 ff. II, 17, 27. 34. in,> c. 21. 

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Stoiker. Epilitet. 401 

lietdst lariien, wiM zn begehren und zu meiden ist 0. Die 
Dialektik Ist datier blosses Mittel ' für den alleinigen 
unbedingten Zweck, für die Tagend^), die Kunst der 
Rede vollends nur ein untergeordnetes- fiolfsmittel, wel- 
elies mit der Philesopliie als solcher gar nichts zu schaf- 
fen hat^), und die beste Dialektik ist die Sokratische, 
welche sich immer auf den moralischen Zustand der Mit- 
unterredner bezieht, um diese auf den rechten Weg zn 
fälNren^). Diesen Grundsätzen gemäss scheint sich auch 
Epiktet mit dialektischen Fragen als solchen entweder 
gar Dich4, oder nur in ganz untergeordneter Weise be* 
schäfiigt zn haben; wenigstens enthalten die schriftlichen 
Deokmaie seiner Lehre keine einzige logische oder dia- 
lektische Erörterung.. Selbst die Zurückweisnug der Skep- 
sis macht ihm geringen Kummer : er erklärt es für die 
groalte Verstocktheit , augenscheinliche Dinge zu läug- 
neU) er meint, er ttabe nicht Zeit, sich mit solchen Ein- 
wendungen herumzuschlagen, er für seine Person habe 
noch nie einen Besen ergriffen, wenn er ein Brod nehmen 
wollte, er findet, dass es die Skeptiker ebenso machen,' 
dass si^ gleichfalls den Bissen in den Mund stecken, und 
Blchl in die Augen ^), er hält ihnen höchstens den alten 
Einwurf enftgegen, dass sie die Möglichkeit des Wissens 
nicht läuguen können, ohne seine Unmöglichkeit zu be- 
haupten^). Von der eigentlichen Bedeutung der Skepsis 
und von der Nothwendigkeit ihrer wissenschaftlichen 
Widerlegung hat er keine Ahnung. Ebenso wenig haben 
die naturwissenschaftlichen Untersuchungen für ihn ein 
Interesse, vielmehr stimmt er ausdrücklich mit deqi Satze 
des Sokrates überein, dass die Untersuchung über die 

1) A. a* O. m, i4i 10, 

2) Man. a. a« O. Dks. I, 7. 1 f. 

3) Dhu h 8* ir, 33. 

4) UiHUf 

5) I, 5/^7, i& ff. II* 20, 26. 
6)'l, 27, 19. II, 20* iff. 



Di« Philotophie der Griechen. III. Theil- 20. 

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40| l>er EkUktieigmii«. 

Gründe des SebM unser Erk«Bii(ni6sversiogeD bberätelg^e, 
ttBd k^aenfalls eiaen praktisehe» Werth hättet- Setet 
er daher aueli im AUj^eaieineD die stoiseiie Weltonetcht 
v0ra«s, so bat er dotli nicht alUifi keine eigenen Unt)er« 
snchungen ib diesem (»ebiete aiigeslielk, sondern anch in 
der Lehre seiner Schule sind e» nur wenige, mit der 
Moral ^nger zusammealiangende Pankte, die seine Auf- 
merksamkeit auf sich Riehen. £r beweist das Walten der 
Vorsehung ans der Einheit, der Ordnung und dem Z«- 
SAitimenhang des Weltganzen ') , er erklärt auch daa^ ver« 
meintliche Uebel in der Welt fnr ein blos scheinbares*), 
er will selbst den volksthümliehen Getterglaaiben und die 
hergebrachte Gottesverehiung, mit Einscblusa der Maii4ik 
geachtet wissen, theils weil wirklich In dem Laof der 
Gestirne, den Früchten der Erde a. s. w. göttliche 
WirkuBgeii und Wohlthaten anzuerkennen seien, tbeila 
und besonders, weil er van der Bexweißung^ider Volks- 
religion sittlich nachtheilige Folgen befürchtet^); natiient'- 
Ueb aber dringt er darauf, dass sich der Mensch aefater 
Gottverwandtschaft bewusst werde, dass er sich als eltten 
Sohn Gottes, als einen Tbcil und Ansfluss der Gottheit be- 
trachte, nin aus diesem Gedanken das Gefühl seiner W&rde 
und setoersittlicben Verpflichtung, die bräderlfche Liebe zu 



4) Fragm. 175 b. Ston« Scrm. 80, 14. Im Anilang dieses Ftiagii|MU 
(ri fiot fithif (^rjol u. s. w.> möchte ich d^M ^n^ ^"1 J^ebHffQ 
daraus erkläreo» dass die ganse Stelle ursjifüi^lich ein« ErUu- 
teruog der Soliratischen Lehre' von der Nothwendiglteit der 
6elbsterl(eiintai98 und der Embtehtlieblieit def 'Ph^firik Ist. 

I) piss. I, 1^. Jüan. 5i, 1. 

3) Man. 27'» ölansq anoTtoe Tt^os rt) m'X0Tv^i7v ov ri&srai ir'r^ sii 
Kttxö <pvoiS iv x6o/iM ytierat» 

4) Diss. If, 20, 32 ff. c. 7. Man. 31» 5. c. 32. Epikteta Ueiere Auf- 
fassung der Volksreligion be%viist ausaer den SteMen Dfesw III, 
13, 15. I, 22, 16. I, 19, 6 namentlich dev Umstand« d«s8«rTon 
dem Positiven derselben nur selten und vorübergeheiid GebiUmcb 
macht; gewöhnlich redet er nur* ttoi Allgemein«! von dcb Göt- 
tern oder der Gottheit, oder auch von Z«its. 

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Sloiket. £piktct. MS 

»einen Mltoenechen «nd das Bewussttein seines WeltiMr' 
fperMiaiAt enschöpfen >), nnd in demselben Sinne verwendM 
er, tiafeh der Art seiner Schule, «neb die Vorstellnng^ vom 
D&iftfMi^ indem er unter diesem eben nur das ^lötlfliebe 
im.Neasohen versteht ^). Dsg;eg;en suchen wir genauere 
matliropologisebe üntersachuBgen vergebens bei iiim: 
selbst eine Frage, tvie die aacli der ünsterblichtceit, wird 
mit einigen flikditigen Bemericaiigen abgethau, aus denen 
aber deck hervoirgeht, dass er, vom stoischen Dogma ah- 
w^icliead, im Tod ^ne gänKÜche Anflösang der Person«- 
liobkeit sah»). Auch die Frage nach der Wi:ilentffreiheii 
wird/niekt gieiiaiier erörtert; indessen hat die Aoflahflie^ 
dass. sieh Epihtet von dem DeterministBus seiner Schule 
niefat «ntfernle*), um so mehr für sich, da er wiederholt 
einsehärft , alle Verfehlungen seien unfreiwillig, eine 
blosse l^ölge der unrichtigen Vorstellungen^ denn es sei 
«nmo^lich, nitibt zu begehren, was man fär ein Gut hält ^). 
Wie dieser DeterniinisiMus mit den sittlichen Bedfirfnissen 
und £rmabnutigen zu vereinigen ist, wird von unserem 
Fllilssophen «irgeiids angedeutet» 

£s lag in der Katar der Sache, dass. ein Philosoph^ 
wcldbetn die logischen und phy&ifealisohen üntersuchunr 



1) ftfes. I, S. €, 9. c IJ, 26 c. 13, 5. c. 14, 5 ff , 11, 8j 11 l 
Ü) Bis«. J» 14, i%Ü. 

3) Diss. ill, 13, 14: I'qxo*'' ttov^ bis ov8ev Sttxov dlX' o&er iy^vov^ 
eif rd tftktit mat avyysr^, siS rd aroix^ta. oaov tjv tv oot nvQOi 
6tS :tv() aitbiatv U. S. w. tll, 24, 93: tHto d'dvatos^ uttaßoh) 
U^^-Af A* th'to paj öp dLk' teis zu vvv jfty pV. vteiri ov Ütf/naif 

4) Es erbellt idiess aucb daraus, dass Epiktet den Vorzug des Men- 
)clien vor 4en Thieren nicht in Äen freien Willen setzt, sondern 
.4a dfcis 'B«wu«9teei|i| s. Dito. 11, 8, 4 ff. I^ 6, 19 f^ 

5) I, 28, 6. II9 26. III, 3, 2,111, 7, 15. Mit dem Obigen streitet es nicht, 
wenn Epiktet auch wieder sagt (b. Gell. XIX, 1 — Schweiq- 
HÄvsBiis fragm. 180), die .Zu^timsiuiig sei Sadie unverft freien 
Willens, denn ddfe Olficbe behauplttea 4ie Stoitoer öhenluiupt 
trotz ihres Determinismus. ^ 



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4M Der Eklekticismiis. 

gen so wenig am Herzen liegen , mach der fiditk keine 
tiefere wissenschaftliche Begr&ndung geben tionnte. Wenn 
dalier Epil^tet wiederholt versichert, jeder Mensch habe 
die«VoriB(teUnng des Gnten und Schlechten, Sberhasptt die 
allgemeinen sittlichen Begriflfe und Gmndsiitze, vob Natnr, 
die Philosophie habe diese natfirlichen Begriffe nor zb 
entwickeln, und das Einzelne darunter. zu sabanmir^nO? 
wenn er demnach die Sittenlehre in letzter BeEiehung 
auf das unmittelbare sittliche Bewusstsein begränden 
will, so werden wir hierin nor eine natirliche Folge 
seiner Beschränkung auf das praktisch Nützliche adies 
können. Dass jene angeborenen Begriffe nicht ansreicltea, 
dass in der Anwendung derselben auf die besonderen 
Fälle die täuschende Meinung sich einmische, wird zwar 
anerkannt, aber da über die allgemeinen Grondsäta^ selbst, 
wie Epiktet glaubt, kein Streit ist, so hofft er den Zwie- 
spalt der sittlichen Vorstellungen in der einfachen Sokra- 
tischea Weise, von dem allgemein Anerkannten ausge- 
hend, durch kurze dialektische Erörterung zu lösen ^; 
eine systematische Darstellung der Ethik ist nicht noth- 
wendig, und auch für die besonderen Fälle tränt unser 
Philosopti dem unmittelbaren Bewusstsein so viel zs, 
dass er z. B. versichert, in der individuellen Anlage jedes 
Einzelnen liege unmittelbar auch das richtige Gefühl da- 
von, was für ihn geziemend und wozu er in der Welt j 
bestimmt sei'). 

Wollen wir etwas näher auf den Inhalt von Epiktets 
Sittenlehre eingehen, so können wir als den Grondzag 
derselben das Bestreben bezeichnen, den Menschen durch 
Beschränkung auf sein sittliches Wesen frei und gluck- 
lich zu machen, woraus denn die doppelte Forderung her- 



1) I, 22, 1. 9. II, 11. c. 17, 1—1$. 

3) A. a. O. besonders II, 11 u. II, 12, 5 f. 

S) Diss. I, 2, SO ff. 



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Sloiker. Epiktet. |tS 

votg^ngy alle änssereo Brfol^ mit unbedl«gter firgfribong; 
zu eirtrii|(eii , und allen auf das Aenasere gericbteteii 
Begierden nnd Wünschen zu entsagen. Das ist nach 
Epiktet der Anfang und die Summe aller Weisheit, dass 
wir zu unterscheiden wissen, was in unserer Gewalt ist, 
und was nicht in unserer Gewalt ist') 9 der ist ein ge*- 
boreuer Philosoph, welcher schlechthin nichts Anderes 
begehrt, als frei zu leben > und sich vor liieinem Begeg- 
»iss zu furchten '). In unserer Gewalt ist aber nur Eines, 
Qiiser. Wille, oder was dasselbe ist, nur der Gebranch un-« 
serer Vorstellungen, alles Uebrige dagegen, wie es auch 
beissen möge, ist für uns ein Aeusseres, ein solches, 
das nicht In unserer Gewalt ist^). Nur Jenes darf daher 
einen Werth für uns haben, nur in ihm dürfen wir Güter 
uDdUebel, Gluck und Unglück suchen*), nndwir könueti 
es auch, denn alles Aeussere betriflFt nicht unser Selbst^); 
uDsern Willen dagegen, unser eigentliches Wesen, kann 
nichts Aeusseres, ja nicht die Gottheit konnte ihn zwin^ 
geib^); nur auf dem Willen beruht aber unsere Gluckse« 
ligkeit, nicht die äusseren Oinge als solche machen uns 
glücklich oder unglücklich, sondern allein unsere Vorstel- 
longeii von den Dingen, und nicht darauf (kommt es an, 
wie siek unsere äussere Lage gestaltet, sondern nur dar^ 
auf, wie wir unsere Vorstellun]o;en zu beherrschen uod^ 
zu gebrauchen wissen^). Was dagegen die äusseren Er- 
folge betrifft, so sollen wir überzeugt sein, dass Alles, 
was geschiebt, im Zusammenhang der Dinge nothwendig, 



1) Man. i, 1. 48, 1. Diss. I, 1, 21. 22, 9 t 

2) Diw. n, 17, 29 vgl. I, 4, 18. 

3) S. die Torletzte Adm. und Man. 6. Diss. Y, 25, 1. ü, 5, 4. 111,3, 
1. 14 ff. u. A. 

4) S. vor. Anm. u. Man. 19. HI, 22, 38 ff. 11, 1, 4. f, 20, 7 ü. A. 

5) I, 1, 21 if. c. 18, 17. n, 5, 4. Man. c. 9 u. A. 

6) I, 1, 23. 17, 27. II, 23, 19. III, 3, 10, 

7) Man. 5. 16. 20. Diss. I, 1, 7 ff.'Hi 1, 4. c. 16, 24. III, 3, 18. 
26, 54 f. U.A. ' 

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Der EklelirioiftmirB. 

««dl iisofeni a» 'seiaem 'Orte natui^efliiss M, wir sollen 
eiiiüeben, dass wir an jedes Begepiiaa eine sittliche Thä* 
ttg;lceit anknüpfen und andi das UngUrck als Midtaigt* 
mittel verwenden können, wir sollen ons aafai «ÜMcni 
Grande in unser Schicksal unhediogft ergeben, das, was 
die Gottheit wlH^ für besser hatten^ als vas wir wmlhm, 
nnd nur darin unsere ahso4ote Freiheit suchen, daaa fvir 
schlechtbitt nichts anders wollen, als wie es ^schiebt*). 
Ancb die schwersten Erfobnmgen la^erden den' Weisen 
in dieser Stimman^ nicht irre machen, ntebt aileiir.seitt 
Vermögen, seinen Leib, seine Gesundheit und aels Leben, 
auch seine Freunde, seine Angehörigen, sein Vatetlssd, 
wird er als ein Aeusseresr betraehten^ das ihm nur gelte* 
hen, nicht geschenkt ist, dessen Verlust s^in inneves 
VVeseu nicht berührt'); und ebenso wird er dureh fttm^ 
des Unrecht in seiner Gemaihsrnhe afcbt gestöi^ werden, 
er wird niclit erwarten, dass seine Angehör%eo' fehler* 
frei seieii^), er wird nicht verlangen, dasa ihm aeKat 
kein Unrecht widerfahre^ er wird selbat den grosslen 
Verbreoher nur als einen Ung^iieklichen nnd Verbieiidelea 
betrachten, dem er nieht aürnen darf, selbst unter den 
ärgsten Misslianriiusgen seine Peiniger lieben., wte ein 
Vater oder ei» Bruder*), denn er findet Allea'4aa, worüber 
dieMeisieii ausser sich kommen^ in der Natur der Ding)» 



1) Man. 8, 10. 53, 1. Diss. J, 6, 37 if. 12, 4 ft". 24, 1- H, 5, 24 ff. 
6, 10. 10, 4 f. YII, 20i IV, 1, 99. 7, 20. Mit diesem Gmndsaft: 
hängt auch zusammen, dass Epiktet den Selbstmord, welchen er 
mit seiner Schule als letzte Zuflucht offen hält, d^ch o«r dano 
gestatten will, wenn ihn die Umstände unzweideutig ibrdeni. 
M. B. &m. k 25, 20. 2^, 28, in, 24, 101. 

2) Man. 1, 1. c. 3. c. 11. c. 14. Diss. I, 15. 22» 10. Hl, 3,6 u. A. 

3) Mao» 12, 1. 14 ^ »^hr weniger kans natürlich Mitleid ,^r 
äusseres Unflück Andener* zu^egjeben werden, we^n Epiktet «ich 
human und iocon8eq«eot genug ist, deq Aisedrvf k des Mi^fftihls 
dennpch zu gestatten; Maa. 16« 

4) Diss. I, 18, c 28. HI, 22, 54. Fr. 70 (Stob.. Sermi. «90, 61). 

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Stoiker. t:piU%\i 4M 

SefnloAti« Ao g^eMäiit Mr MeiMwh hier seiiici Freiheit, 
Inimvä er cicli mit dwiDem Wellen «»d Strebäti soirlefehli^ 
itk» >ao£ «ick selbe! ze? eokzlebt y alle äusse? en Erfolgt 
<idge|fm «Is.ieitf Unrcrnneidlielies Sckfcheal. mit vellliöiii* 
meeev 'Erg^ebimg;) sieh aneignet. ^ 

Mftit' wind niohl langnen IciöoBen, dais dieee Ch*irnd» 
satxä i» Ganze» die etoleelien ^ind, aber «laa wird- atietl 
■iebt übersehen, duss darvh die . Moral Epilitettf niUit 
f^mrt derselbe Geist iriddarcbgebt, v/\e dvfch die des. ur^ 
apviingiicIieiiStoielsnius* Einerseits neigt sich unser Pbi^ 
losefli dtei 'Cynianins tUy wenn er die theoretische Wia* 
senschaft, mki wir f^esehen haben, gering schätzt , w^ao 
er die Oldichgattigkieft gegen das Aeussere so weit treibt, 
dasa der Untersohied des Natnrgemassen aad Natnrwidri» 
gen, dea WiioaGhenswerthen und des Verwerflichen^ dies« 
Hauptuntersobeidanft^ehre der stoischen Moral gegen die 
eya{dMia,.seiBö.Bed^utu«g fär ihn verliert 0^ wem» er ^es 
erlrikbea* Ündet, aelbst diejenigen äassereo GiUer, welche 
aaf« dA»' Scbiekadl ohne unser Znthun darbietet, au ver«* 
sohoMlIieai^), wenn er in der Erhebung über dlefiembths^ 
bewe|pe#(9eit. kis zur Unempfindliebkeit fartgeheB:wUI^), 
weoo.Ar «na das Mitleid und die Theilnahoae für die llns^ 
rigen verbietet, wenn er glaubt, der volleidete Welsd 
Werde sich der Ehe iind der BetheUlgung am Stnaialleben 
wenigstens iti dem gewöhnlichen Zustand der «lenschli- 
9kfhi Gesellsobaft euthalfen^), w^a er $ein ]kliilosephi'-' 
seh»^ Ideal aasdrüeklich unter dem Nameaf mid in der 
Votin dea Cynisitti» austitkrf ^). Auf der andern Seite 
berraobt aber bei' Epiiktet tfnsIreHi^ eine wekherc und 
mildere Stimmung, als in der älteren Stoa, der Philosoph 



1) M. vgji. biorübcr «smlBbtlicfc Disi. If^ 5, 34 (I. 

3) Mail. IS* 

3) Disft 111, 13, 10 — ändert freHich ilf, 2v 4. 

4> INit. Ili^ )3, er fF. 83 ff. 

5) Hl, 33, IV, 8, 30. I, 34, Ä. 



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466 l>«r Eklekticitmtts. 

stellt sich der nnpliUosopliiseiien Welt nicht mit jeseni 
stoben Selbstvertrauen entgeg;eo, das sie snoi' iümipf 
herausifordert, sondern die firgebani^ in das Unveffoieid- 
liche ist sein erster Grundsatz, er tritt nicht als der 
zürnende Sittenprediger auf, weicher die Verkehrtheit 
der Menschen in dem schneidenden Tone jener stoisches 
Satse über die Thoren bestraft, sondern als der liebe- 
volle Arzt, der ihre Uebel zwar heilen mochte, der sie 
aber weniger darum anklagt, als bemitleidet, und er wird 
in dieser liebreichen und menschenfreundlichen . Gesin- 
nung auch seinen eigenen Behauptungen über die Gleich- 
gnitigkeit gegen Andere wieder untreu, in«lem er ver- 
langt, dass wir unsere Pflichten gegen Vaterland und An« 
gehörige erfüllen, dass wir Alles für sie wagen, dass 
wir an ihrer Besserung arbeiten*)« Wir werden spater 
noch auf diese Seite der Epiktetischen Philosophie zu- 
rückkommen, wir wer'den zeigen, wie dieselbe mit Epiktets 
religiöser Richtung zusammenhängt, und wie sieh von liier 
aus auch eine Abweichung von der stoischen Antlnropo- 
logie und Metaphysik vorbereitet; hier wollten wir nur 
dessbalb darauf hindeuten, um an Epiktets Beisplei dar- 
zttthun, wie sehr sich der urspr&ngliche Stoicismos in 
Lauf der Jahrhunderte abgestumpft hat 

Dasselbe Verhältniss zu der Lehre seiner Schule 
können wir auch bei dem letzten namhaften Vertreter 
der stoischen Philosophie, bei Markus Anrelius An- 
toninus wahrnehmen,, wie ja auch der Einfluss Epiktets 
auf die Denkweise dieses Mannes anerkannt ist^. Wie 
Epiktet, so setzt auch Mark Aurel im AUgemeiisen die 



1) Man. 3^9 3 f. Diss. III, 3, 4. Fr. 11 (Stob. Serm. 1, 67% 

2) Mark Aurel selbst bekennt sich I, 7 seiner Selbsd>etraohtiingeo 
einem seiner Lehrer, dem Stoiker Junius Rusticus, su besonderem 
panke dafür verpflichtet, dass er ihn mit den Epflrtetiscbeo 

• *^ Schriften bekannt gemacht habe. 

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Staiker. Mark Aorel. 

Btolsehe Lehre Turaiis, ohne sich dedi in allen. Pankten 
g^aoz streng an sie 2a binden, oder mehr als die Ethik 
ood 'die nilt dieser zawamnienliängenden Leliren fftr eei* 
nen debravek zu verwenden; er erinnert g;eme an den 
Flaaa. aller IMnge, an die Hinrälligkeit jedea beaonderen 
Seine, an die ewige Glelcbförmigkeit des Weltlanfa und 
die Wiederkehr aller Erscheinungen in diesem Kreislauf^); 
er dringt darauf, dass in dem weltlichen Getriebe das 
WaHen der Gettheit und ihrer Vorsehung, das Geaeta 
und die Ordnung der ewigen Vernunft anerkannt werd^Of 
er b^rachtet daher die Weit als Ein lebendiges Weae«^ 
das von £iner Seele zusammengehalten ist, als Ein Gan- 
zes, dessen Theile in einem naturliclien Zusammenhang 
stehen, und durch eine natürliche Sympathie verknü|ifC 
sind, in dem aueh das scheinbar Zwecklose und Ab- 
schreckende noch schön ist^); er glaubt in der Weise 
seiner StDbule aach die ausserordentlichen Offenbarungen 
der Gettitfeit durch Weissagungen und Träume nicht 
laugnen zu dBrfen , so wenig er auch darauf Werth zu 
legen scheint^); ganz besonders bebt aber auch er die 
Lehre von dem göttlichen Wesen und Ursprung des 
menacMiohen Geistes, von dem Dämon in unserem Innern 
hervor ^)^ dagegen widerspricht er nicht nur dem stoi»- 
schen Unsterbliehkeitsgiauben durch die Annahme^ dass 
die Seelen einige Zeit nach der Trennung vom .Körper 
in da» ürweaen oder die Weltseele zur&okkehren wer- 
den^), sondern er erlaubt sich auci), wie wir diese später 

1> VlI, 19. II, 14. IV, 43. V, 23. IX, 19. 38 f. 

2) II, 3. 11. 16. III, 11. VI, 44 u. i^. 

3) IV, 40. IX, 8. 9. XII, 50. Ill, 2. 

4) IX, 27. I, 17. 

5) II, 4.. 4. MI, &. 16. V, 27. 

6) IV, 21. 14. V, 13. Aus der .ersteo von diesen Stellen sieht 
man, dass diese Rückkehr in die Gottheit nicht erst bei'ra Welt- 
untergang erfolgen soll, wie man nach den zwei andern vielleicht 
glauben möchte. . #^, 

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it# Der EklekticMoiiia. ' 

(^ i8> findtfi wttitmi iffiie lief eiogreifende AUweMiMg; 
VM 4ef :iitoiachcfB Amricbt üiker d*» Verbalteiss ^hnr Seele 
aMNii ftduper mud ober die wirkenden KrHie ib dei* Welt, 
wdduneli er sieb der PUtoMilKliett Lehre Aneibei^ nnd 
die eettpiataei^ebe Torber^tet. Indessen iMleisUt sii-be- 
iMsrkciiij idns^ im^er Pbllesopb anf die tbeoreiiseben An- 
siebtes iibefbanpt liein gross^es Oeerieht \egi^ denn nit^ 
gebds wendet er sieb zn derartigen Betraciltnngen um 
ihrer. seibat willen^ vialinebr dienen sie ibm iainiei^ nsr 
als Unterlage flir eine sittllehe lüder religMse Vcirsehrfft; 
ebessolrenig bemöht er sieh irgendwie tem die wissen- 
sebaftliche Foim nnd Methode, oder um eine genanere 
Begcnndung seiner Wettanstobt; wasei' giiibt^ sind korae 
Sittns|irnohe und apborisllsebe Betracbtiuitgen) in denen 
es sidb dnrebans Mir um die AnweadangpUhtoophiseber 
Lehren aufs Leben und anf die eigene Person bandfAt, 
diese Lehren selbst werden als gegebene Dogmen ver- 
ausgesetstt Wir hatten dblier dief tadelnden Aensserua- 
gen iiberuiin&txe Vielwiaserei kaum nötUg, nm s« wis- 
sab, dasses ihm selbst^ wie seiliem VorgfSaigei«^ ^nreh« 
ans ner.um das 'Praktlsebe zu tban;ist, 

Absii Antonius sittliche Denkweise Sebliesat MehauH 
näohst ata Effeiktel an, dooh braebte.ea sehen ^er Gege»« 
aat^ ibser 'Nattonalltät und ihfer änaael-en Lage jnit sieh, 
daaa die Lebensansicbt des romisclien Kaiseirti einea kraf- 
ti(feren uad wännileberen Charakfer trigt, mtd de» Zubam- 
menbaog dasEiflseiuen mit der menSebllehen Gesellaebaft 
nachdrücklicher festhält, als die des phrygischen Freige* 
lassenen. Im Uebrigeu erscheint auch bei Mark Anrel 
als die ethische Grundbestimmuiig die Zurückziehung des 
Menschen in sich selbst und die Ergebung in den Willen 
der Gottheit. Was kümmerst du dieft um Fremdes^, ruft 
er dem Menschen zn, ziehe dich in dich selbst zuräck, 



O II, 13. c. 2. c 3, Schi, vgl« I, 17, Scbl. 

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Ste-iker. MarOilA stiel. ||t 

mir W ifarttfenr IttMra ImleBt du RwH&ilndl WtiblsetiVy'bif* 
91*0^ dlih;tef.:diftb«ellKlt^! |ifle|^^ei'OflUnoiiJn d^imii 
Itoicru^ löse- i^\m wahres Se^Mit, iekae iermumfüg^ SieW, 
vmr «110« den iri), i^aa ihm nr'äntulerlick anhäilgt;' iiew 
dcake^ daa» nichts Aeasseres deintSbete treröhren'^duiM 
dsBs «9 nur defse Vonitelliiiif^n siod, irdcke dioh. hMi* 
siSge«, erw&ge, dass Alles wasdeftbar und niduliff ist^ 
dasB Ml« itt' Detnem Innern eine uhversifegbareCliicAle dba 
6l&c|i» sirdMl, dttss die leidenschaftotsse Vernunft iih 
tlhügo^ Burg isl, i» welche sich der Mensek IMelit«« 
«ais, wenn er imuberWindlich werden will *>. Wer siek 
so hnt .sil;h «elbat besehrankt and TOn altem Aeaasereii 
hwgemaobt bat, In dem M jeder Wansch und jtd^.Jit* 
gietde arlibseben, er Ist in jedem Aagenbliek mü deirfia«^ 
f^wart sQblecbthln safrieden^ er>8chiGkt steh aiil uiibe-" 
dibgter Ergabung in den Weltlatif, er gUobt, dabs nicht» 
gesehfehlt; als dftr WiUe der Gottheit, dassdiis, was d^ni* 
GaiiMn fraatet uihI in se»eer Naüur liegt ^ l^uoh für iha' 
selUsl diu» Beate ist» dass dem Mensehen niebts begag^* 
neo knall) was er nicht zum Stoff, für eine. Telnünftlgo^ 
Tbät^^keit; SMieken könnte ^)) er hemil aber auch and^r 
reracita iikr.tfch selbst keine hdbere Aufgabe, als dlay 
dam Geaeta das Cfaaaten s^a* folgen , d^n 4Mi in ieiuen 
Bast ti dareh streage Sittifefakeit zu ehren, hm jedeih Ail-' 
gaabUok $lK' Nami (uad als Römer.,; ffigt'dcr kaiaevllob^ 
Philosoph bei) seine Stelle anszufüllen 3), und dem Ende 
seines Lebens, ob es nun früher oder später eli^trete, 
mit deir. ruhigen Heiserkeit entgegenzusehen,, welehe sich 



O If, 13. m, 12. IV, 3. V, 19. Vif, 28. 59. Vill, 48. X«, 3 - un- 
%ablig|e. ähnliche Stellen übergebe ich. 

%} X, !• I.U, U, U,: 3..iy, 23. VI, 45. X< «i VUIx »S. Ofber der 
. Grundsate X, 40- vgl. V, 7, dass man die G|OtMisit:iim' keinen 
äusseren Erfolg, sondern nur um 4*e Gesomuog bittee solle, 
welehe nicbu Aeusseres weder begehrl noch iiircfatet. 

3) 11,5.6. 13. 1«.,»7. illyi|.l9. 1% Ai * 

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41t De«" £1il«ktiel8fiiiis, 

eififath in ^n Gedfcaken' an Am JS^^tmgewSame^ befrie- 
digt 0- Wie kSenie eicli alier der Meüach als Theil der 
WeU füllen^ «nd dem Weltgfeseto unterevdiiett, ohne alch 
zii|;leieh auch als Glied der Menecbheit zn belmefaten, 
und in dem Wirke« für die Mewichliett seine scbonste 
Aafgabe zu finden, und wie könnte er dieses, wenn er 
nicht aeeh deinem engeren Vaterland alle die Aufinerii- 
•amkeft sawendet^ welche seine Stellung von ihm for- 
dert 2)? Nitht ^nmal die unwürdigen Mitglieder- der 
menschlicbett OeseUschaft will Antonin von seiner L4el>e 
anssckliessen. Er erinnert uns, dass es dem Menschen 
geeieme, auch die Strauchelnden zu lieben, auirh der Un« 
dabkblHren und Mndseiig Gesinnten sich anzunebmen, er 
heisst uns bedenken, däss alle Menschen unsere Verwanike 
sind, dass iti alten derselbe gottliche Geist lebt^ dass sie 
nur dessbälb fehlen, weil sie ihr wahres Bestes nicht 
erkennen, dass unser eigenes Wesen durch keine Hand- 
lung elnefei Andern Schaden leidet ; er verlangt daher, 
dass wir ihis durch nichtsim Gutesthnn irre maeften las- 
sen, und dass wir die Fehler der Menschen, statt dar- 
über zu zürnen oder zu erstaunen, nur bemitleiden und 
verzeiben ^). Es ist bekannt, in welchem Umfang Anto- 
nfn selbst dieser Vorschrift nachzukommen gewnsst bat. 
Die Harte der stoischen Moral wird durch diese MlMe, 
d«reh' diese edle Menscbenllebe, In der wobltbuendst^n 



1) II, 12. 14. 17. III, 3. TX, 3. XI, 3. In der letztern Stelle setet 
Antenm die ruhige und telbtfÖ^ewüsste'Todest-eracbtung des Stoi- 
kers dem Trotz und dem anspruchsvollen Wesen des cbristUcben 
Märtyrerthums entgegen. 

3) Die Nachweisungen über diese Seile von Antonius Ansichten sind 
schon §. 35 gegeben worden, ich füge hier nur noch die Stelle 
111,4. b<ei, wo die Forderung, nur dem eigeben Dämon zu leben^ 
durch dlftn Zusatz: oitotav fttj r^v &iPbiipügciv iiti r* KotroHpsUs 
nokfi besfibränkt wird. 

3) VII, '32: }^i>ov dv&^wns ro tpikth *al iss nratovrai u. s« w. 
ebd. c. 26. Vlil, 8. II, U IH, ii, 6cb1. lY, ^: ' ' 

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Stoiker« . Ne«trc GyoHier. ilt 

W^W gemMert, Hbctr« d^h sehen wfr tettst ts^llieser 
Lichtoeite 4?s späterntt Stoieieaiie, welche Veräti4era«g 
iader phiMophtecben Denkweise ver steh gtgMg^ war^>. 
lieben dep Mlimeni vos der' pralUiscben ftichtang 
eines Seneca usd Moseoiss, eioes Epiktet und Merk A«- 
ret, gab es nun ohoe Zweifel in der sloischen SMmle 
auißhSelch^^. welche den dislektisehen nnd physikalisehen 
firorterangen grösseres Werth beilegten, nnd die feiehrte 
Uebfrlieferung der Schnle sorgfaUiger pflegten. Schon 
die vielen Warnungen vor nnnutoer Gelehrsmkeit nnd 
dialektiselien Spitzfindigkeiten, welche uns bei den eben 
<iena)snten begegnen, nötbigen nns.asn dieser Annahme^); 
ub^rhanyt} läset sich die Fortdauer der stoischen Schule 
ohne eine gelehrte Beschäftigung mit ihrer Tradttien und 
mit den Schriften ihrer älteren Lehrer kaum denken« Ein 
Beispiel dieses gelehrten Stoicismns bietet die frfiher er^ 
wähnte Schrift des fJornutus. Eben diese Sfchrift kunn 
uns aber auch überzeugen, wie seht es auf dieser Seite 
an philoeepliischer Produktivität fehlte, and dasselbe Ist 
abechau^t aus dem Umstände zu schliesse«, dass uns von 
keinem einzigen dieser jingeren Stoiker ein philosophi- 
scher Satn von einiger Bedeutung, kaum von dem Einen 
oder dem Andern der Name nberliefert Ist. Die ganze 
phiit»sophisehe Thätigkelt der Schule hatte sich auf die 
praklisfshe Popularphilosephie geworfen, deren bedenlend^ 
ste Vertreter wir so eben kennen gelernt haben, ausser 
dieser war ihr nur die Fortpflanzung und Erklärung dev 
Lehren iibvig geUi^dben, wefehe die Fruhei-en aufgestellt 
lullten. " • :. .^ •'• " 

Von diesem populären Stoieismus unterscheidet' sich 
der ernenerte Cynismus nur durch die Einseitigkeit 



1) Aiialiifaiflifshfsr handelt über Antonio: Bach de M« A. Antoniso 
Lips. 1826, welche Schrift mir jedoch nicht zu Ge{>Qte stand» 

2) Wie diess Kittkb IV, 249. richtig bemerlit. Man vgU in dieser 
Besiehung dach hvctkv 2* B. Symp. 22 fr. Vit. Auct.20fir. 

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«14 D«r £klcfcti€tsi»ak - 

midiRaBksieiitelotigkelt^ nitder er die glelelie Rieht ttng; 
yeiifa%t- hat. Der.StoteieM« hette ftirh ans iem «it^ 
spräagiick««. CSgrüieaiaa beraosgebildet^ imleiii der cyaf- 
8oli«d Lehre von- dcar* UaabkSDgfgheit des tug^ndbafteii 
WUlena dito Gmiidlfi|g;e einer «oifcaMiidea fvIsMinebaft- 
lldMMr Weitbttracbtmg g;eg«beo, oed 6ie sellut 4a Felg;e 
dMsen jait den Aaüifderäiigen darNaterand des measeb^ 
llcbee Lebeiia «n ein angemeaaeneres Vertifiltnlaa: geaetei 
iw^ttU Wurde diese theoretiacbe fteg^rfindung^ der 8itf iieit- 
kcit TernadiläaBigt^ «oimt der Stoieiamua wieder auf 
daH'StabdpiMikt dea Gyaisnioa auHIek) det EtfMelne war 
uneh fir ielae aittUclie TbaÜgkelt aaf sIMi aelbat und 
aeiit petmnlithm Tugendatrebeh beaohmokt, atatt d«e fte- 
4feln seiilefl .Verhaltens avM der Elasicbt in die Matur der 
(DAige «ad »dea Menacben ko aahopfea, ainsste «r aleb an 
acHn. uiiiiiitielbarea Bawaaataeln^ aeieeu penrtnÜcben Takt 
aad. sittlichen. Trieb halten, die Philosophie wurde ans 
einer Wissenachaft nad einer wieaeaacliaftllehen Lebens- 
rkhtämg im einer subjehtivea Virtaosit&tj einer blossen 
ft)harahterbesti«MBtbeit, und es war uicüt so v^ertneiden, 
däsa^iiB in «dieser eittaeitl|^>aabjektit>ätt Faaaaag^ aütder 
aUgelneinen; Sitte and mit den sittliebei» Verpfllai^toages 
gegep Andere siitht sUiea in Streit gerieüih« Wir* konn^ 
tan diese. Uinnel{(!ang des Stotciamas i&uin Cyalafaiiis scbaa 
Itai des apäterehi Stoikern^ naäventtteh: tei Masonffis «Mit 
fipihtet^ bemerkirn) V9n. weiche« 4er (jetzlere jaaiidvaafi^ 
dffickUirb den ikrahrea Pbiloaopbeii als(>^iker 'beschreibt 
tladi betaichoet Auf demselben. Weg« tieffe» wir di« 
Schule der Sextier, ohne dass sich doch diese, ao viel 
llalk.bekdnnt ist, Cyoiker genannt bbtten. • Bald naeb' dem 
A«leig dkür ; cbristliehen Zeitrcchauag taucht aber aach 
der Name der Cyniker wieder auf, und es sammelt sich 
«nter 'diasein Namen eine zahlreiche Schaar tbeils von 
wirklichen, theils vott bles angeblichen Philosophen, wel- 
che sich mit affenpv Geria^^fM^häb^u^ aller rein i(«issen- 

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Neuerd'QTniker« 'Demfrtrius, 49^ 

sebitflilcbeitirM«Skei« A% praktfbcli^ BctttiMgf * d«ft Mten« 
scheu votif Mn^MMgM ÜecNIvfiaBWii ^ tftelti >BMtrab«iigeii 
iiDd. 8tdMiwie4i6enifitliiibe«<r«g««fi«ea sttr ttaB%M Aafgftbe 
setzen^ ««4*wftl<;he 4ab«i imeh w«lt «lehr) als dU S^^ 
ker, iH be9lliiitii# auttg^ppoofa^netn, mei«t aiMfe^-io Tracht 
nmt Lebetidiveiae sich darsttHendem Ch>g«fl«satz (;eg«n df# 
Maaae 4eiP Mettadien inid ihre devvohnhditen, aia Acvafa^ 
mdaslgfe ®itt€tif redl|^r^«id moraHscbe Aufsebep ftiptir die 
Anderen mifti^tea. - Dass aieli* unier dieaeofr' AualMhige«- 
schHd eine Menge ttnreitier filemetite versteekte) idam 
ein graaaerj^vMleiiKltt der g;reaaere Ttieil dieser avtikeiv 
Bett«ta»ö«€lie dinrch' Aafdrlogliehkeit, Gnyersekikntimlty 
MarktMhr^le^rei, darch el» pöbelhaftes und «nslttlfehes 
Betrageo, diirth Sehmarotaen und trete des ftettlevlebeas 
aneh durch (iewinnsy cht den Namen 4et* Philosophie ie 
Veraebt»f»g^ brachte, Ist »lebt au läug;ßett; uitd schon ans 
denr einsigen Lncian eu beweisen 0; doeb spricht e^eii 
41eseir aiwderwärts ^ veii dem äohteii Cyniker mit hoiier 
Achtung, «nd in seinem Bemonax schildert er elnre«! sel^ 
eben 1« den gliazendsten Farben. Anob diese Cynikei» 
haben aber vnenig wisseiiscbaftlicbe Bedeuinng. 

vDerfinste', von üfelelrem wir wissen, dass eit wieder 
den Namen eines Cynikers geführt bat, Ist Dement rinsj 
der Eh*euttd des Sen^ca und Thrasea Piitus % So scbr 
abek* dieser MMa audi Ton Seiieea beif nndeht Wird A)^ iind 



1) Z. B. de morle Peregrinij Piscat. 44f.485 Symp, il f. Fiigit. 16. 

2) Cynicus. ' i. f 

3) Tac* An. XVI, 34 f. 

4) Benef« Vily I * nenivl er iiin wv meö jwHd» magnusetinfMi maxi- 
< mnr camptmmn^ / ^d. c* 8« sagt er von ihm: .quein ndki videtur 

rerum natuM mttm tid%s96 tänperibm, ut ositndisr^, nee illum a 
noU» 6onnmfi neo nös tA iäo em-rigi p&sM, vifmm exaetae, licet 
negeb if^scy MpißfUMg u. «. w. Vgl. ep» S^» In «mem weniger 
glanzanden Lickti lättt ihn tekie «oiB TAcrrus (Bist W^ 40) ge- 
tadelte Vertheidigung des elenden P. Cfeler ersfchemen» Sv^on 
Vesp, 13 erwähnt, das« w post dammUtbnein (aij ^otmttütiomnn} 

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4MI 0«r Eklekticismu^ 

se stark: aaeli oiivr Zweifel seiae philom^kehe Bettrf- 
»Msloilgkeil mU der Deppigkeil dtr ilaqM4if;e« rooitocheo 
Welt eontrastirte, so kMflea mr doch sein plübiaopbi* 
sehM Verdieosi aiekt boeh aMcbiageii. Er ernahat aetae 
Schaler, sieb aiebt nm vieles Wissea za bemahien, aoa- 
dem wenige Lebensregeln für den praktiaebeo Gebraaeh 
etasQ&bea, er ist der Ansiobt, was m anaerer Beaseraog 
Mad nnserer Glückseligkeit dieae, sei leicbt sn finden, 
Mar dasauf komtne es aa, dass wir alle amfiilligen Bef^- 
nisse verachten, dass wir uns von Furcht and Begierde 
freimachen, dass wir weder verGott uoeb vorHeaseben 
Angst haben, dass wir in dem Tod l^ia Uebel> s^idern 
vielmehr des Ende vieler Uehel erfilicken, dass wir uns 
ganS der Tng^end weihen, dass wir oas aaaeres Zusaai'* 
venhangs mit der menscblichen Gesellschaft bewnsat 
seien, die Welt als uaser Hanswesen betrachtea, unser 
laueres der Gottheit offen legea, dass wir nur das sitt- 
Ueb Gute für nutzlich halten, und der Lust keinerlei Wertk 
Und Beachtung zugestehen ■); er will auch äussere Du- 
fiUle als sittliches Bildungsmittel gutbeiSsea, und aich 
in allen Fällea unbedingt in den Willen der Gottheit er* 
geben 2). In diesen Sätzen liegt durchaus nichts, was 
iileht jeder Stoiker sagen konnte, und auch die Geriag- 
sAatzuog des gelehrten Wissens tbeilt Demetrlus we- 
aigsteaa mit dem Stoicismus seiner Zeit} das Eigentbbm- 
liche seines Cynismus scheint daher nur in der grösseren 
Schroffheit zu Hegen, mit der er seine Grundsatze im Le- 
ben ausprägte. 



deoi Vespaftian unartig l>egegiiet «ei, tob diesem tber nur durch 
Verachtung gestraft wurde. Uater dieser damnatio haben wir 
wohl eine Verweisung aus Rom bu verstehen. Doch verbietet 
die Gbrooologie, damit das Auftreten des Demetrius in Horintli 

. • b. Pai&asTB. ApolL IV, 25. in Verbindung au setsen, das ohne- 
dem in einem äusserst mäbrcbenhaiten Zuaammenhang vorlcommt. 

|)6iv. benef. VlMf. 

9) 8ss. provid. c. S. 5* S. 325^ 3&S Bip» 

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Spätere Gjfifker. Oenomäab von Gadara. 41t 

Etwaft stälrker tt^ftt die cynteche Efgenthümiiehkeft 
bei Oenömätts von Gadara, einem Cyniker aua Hadtidnä 
Zeit ')? herfor. Wenn Julian dieaem Mann vorwarft, er 
zerst5re in seinen Schriften' die Eiirfnrcht vor den Göt- 
tern, er veraehte alle menachiiche Vernunft, und trete 
die Gesetze, welclie uns die Natur eingepflanzt hat, mit 
Fassen^), seine Tragödien seien Tiber alle Beschreibung 
schändlich und ungereimt ^), so mag zwar an diesem Ur-; 
theil der Abscheu des frommen Kaisers vor dem Veräch- 
ter der Volksreiigion keinen geringen Antheil habeit, <loch 
massen wir immerhin vermuthen, dass sich Oenomaua in 
'auffallender Weise von der herrschenden Sitte und Denk- 
welse entfernte. In den ausfiihrlichen Bruchstücken au» 
seiner Schrift gegen den Aberglauben *), die uns Ecse- 
Biüs aufbewahrt bat ^), treffen wir eine ebenso heftfge 
als freimüthige Polemik gegen die heidnischen Orakel, 
weiche aber auf keine eigentlich philosophischen Gründe 
gestutzt wird, und im Zusammenhang damit wendet sich' 
Oenomaus auch gegen den stoischen Fatalismus, und preist 
statt dessen die Willensfreiheit als das Steuer und die 
Grundlage des menschlichen Lebens, indem er dieselbe 



i) Ib diese Zeit versetzt ibn Stjsckllvs S. 349, B (659 Dind.)^ die 
Angabe des Suioas u. d. W. olvouao^t dass er um Weniges äl-. 
ter gewesen sei, als Porphyr, beruht wohl auf einem Irrthum. 

2) Orat Vir, S. 209 Spanh. 

3) A. a. Ov 6i 210 f. Wenn Svidas u^ d. W. Jioyivtis einen Tra- 
. gddieiiachreiber Oenomaus nennt, der auch Diogenes gebeissen« 

und nach dem Sturz der dretssig Tyrannen in Athen gelebt habe, 
so scheint dieser Angabe eine verworrene Erinnerung an unsere 
Stelle zu Gründe zti liegen, da in dieser erst von Tragödien, 
welche dem Diogenes, oder auch seinem Schüler Philistqs (b. 
Dioo. L. Vi, 76. 80 Philishus) /.ugeschrieben wurden (vgl. Dioo. 
L. VI, 80), dann von denen des Oenomaus gesprochen wird. 

4) Der Titel dieser Sehrift lautete nach Eus» praep. ev. V, 18, Schl^ 
22, 6. VI, 6, ScM. Totodorbt ciir. Graec. affect. (Paris 1642) 
VI, S. 561 : yptiTtuv tpojgtl, ungenauer nennt sie Jucian VII, 209 
To x«ra rwv xQ^ri^tigltuv» 

5) Praep. evang. V, c. 19 -- 36. 

Di.jwi«.,w.d«rOri.Ä».ui.-n-u. owJiGoogle . 



418 Der EkleJuicUm««. 

ebeii80|;ttt, if ie ansere Existenz aelbtt^ für eine iiM^ider- 
eprechliebe Tbatseche des SelbetbewuMtoeiBe erklärt >). 
Wir werden in dieeeo Aeuesereogeii ife Selbetindigkett 
des Maanee erkennen, der sieb trotx seines Cyalsmim we- 
der von jkntistheaes noeb von Diogenes akbangig oiacben 
will^), aber wir werden zugleicb nicbt übersehen, wie 
wenig er zu tieferem Eingehen in philosopbisclie Fragen 
geeignet and geneigt war* 

Auch der bekannte, von Lucun verberriichte Demo- 
nax, ein Zeitgenosse des Uadrian und Antoninns Pius, 
zeichnet sich weit mehr durch seinen Charakter als durch 
seine Wissenscliaft aus. Von Oenomaus nntersclieidet 
er sich hauptsächlich dadurch, dass er die Schraffheiten 
der eynischen Denkweise zu mildern, und dieselbe mit 
dem Leben und seinen Bedürfnissen zu verlohnen bemüht 
ist, im Debrigen stimmt er mit demselben vielfach iber- 
etn. Wenn sich schon Oenomaus weder streng an ei» 
bestimmtes System gehalten, noch aach überhaupt sm 
ein systematisches Wissen bemüht hatte, so war Demo^ 
nax nach der Versicherung Lucians ^) ein solcher Eklek- 
tiker, dass sich schwer entscheiden liess, welchem von 
seinen philosophischen Vorgängern er den Vorzug gab; 
er selbst gab sich In seiner äussern Erscheinung als Cy- 
niker, ohne doch die gefallsüchtigen Debertreibungen der 
Parthei gut zu heissen, wählte sich aber in seinem We- 
sen mehr die milde und maasshaltende Gesinnong des So- 
krates zum Vorbild^), und war weitherzig genug, neben 
einem Sokrates und Diogenes auch ien Aristipp hochzu- 
schätzen ^). Sein Hauptbestreben war auf die Befreiung 



1) A. a. O. VI, 7» und darnach Thxqooiixt a< a. O. 

2) B. J17I.I4N Orat. V), S. 187. 

3) Demon» |. $• Wir aetien im Folgenden voraus, dass der La- 
cianischa Oemonax «war eine panegTrischc, aber doch sugldch 
eme in der Haupisaclie gescbichtliche Schrift ist. 

4) A. a. O. V 5—9* vgl. 19. 21. 48. 

5) Demon. 62.^ 

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Peripatetiker im ersten uftd s^weiten Jahrhundert 411| 

des Meiiscbeii von Allem A^nssereh gerichtet; 4enn gflOek- 
sellg;, sagit er, sei nur der Frieie, frei aber sei nur, wer 
nlehts hoffe, und nichts furchte, Indem er von der VeN 
g^inglicbkelt und G^ringfiigtgkeilr alles Menschlichen über 
zeuget sei >). Zu den wesentlichen Bedingpnngen dieser 
CnaMi&ngigkeit scheint er »an, im €efst des ächten Cy» 
ttisoHis, namentlich auch die Befreiung von den Vorartheiten 
der Yo^lksreltgion gerechnet zu haben, wenigstens erz&hlt 
seitar* Biograph ^), dass er angeklagt wurde, weil er nie 
dpfefte, und die eleusinischen Weihen verschmähte, und 
er selbst giebt sieh in seiner Verantwortung durchaus 
keint Itl&he, seine geringe Meinung von dem öffentlichen 
Kultus zu verbergen. Auch sein Selbstmord in hohem 
Alter, und seine Gleichgültigkeit gegen seine Bestattung S), 
lassen uns den SchBler des Antlsthenes und Zeno erken- 
nen. Sine wissenschaftliche Bedeutung hat aber Demo- 
nax so wenig, als ein Anderer von dieser Richtung, und 
nur desswegen sind diese Erneuerer des Cynfsmus nicht 
obhe^ rfies Interesse f&r die Geschichte der Philosophie^ 
weil sich auch in ihrem Auftreten thetls die praktische 
GenügsSmkelt der Zeit und Ihre Abwendung von der rei-» 
neit Wissenschaft, thells die Neigung zum Eklektieismus 
und zu einer wohlfeilen Zurückziehung auf das unmittel- 
bare Bewusstsein ausspricht. 

§. 46. 

ForUetzuQg. Eklekticismus und Popularphilosophie im ersten und 
zweiten Jahrhundert. Peripatetiker und Akademiker. 

Die peripatetische Schule verfolgte, so viel wir 
wissen, während der zwei Jahrhunderte, mit denen wir 
es hier zui^&chst zu thun haben, dieselbe Riditdug, In 



1) A. a. a 20. 
i) Ebd. n. 
3) Ebd. 65 f. 

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420 Der EktekticUmus« , 

der wir sie schon um das Eode. der vorchrisllicheii Zeit 
{getroffen bsben. Nqr sdieint sie sioh während dieses 
Zeitabschnitts noch ausschliesslicher, als fr&her, auf die 
gelehrte Beschäftigung mit der älteren Philosophie, und 
namentlich auf die Erklärung der Aristotelischen Schrif- 
ten zurückgezogen zu haben* Wenigstens Ist es fast nur 
diese, an welche sich uns einige Nachrichten über diese 
Schule anknüpfen* Die bekanntereil Peripatetiker des 
ersten und zweiten Jahrhunderts ')> Alexander von Aegä 
(der Lehrer Nero's), Aspäsius (um 110 n. ChrO» Adra- 
stus aus Aphrodisias (um 130), Herminns *), Sosigenes % 
Alexander von Damaskus (um 170)^ Alexander von Aphro- 
disias und sein Lehrer Aristohles von Messene, sind uns 
durchaus nur als Verfasser von solchen Schriften beluinnt, 
welche theils der fortlaufenden Erklärung Aristotelischer 
Werbe, theils der Erläuterung oder Vertheidignog des 
Aristotelischen Systems im Ganzen oder einzelner Ari- 
stotelischer Lehren gewidmet sind. Die ganze Richtung 
der Schule werden wir am Besten aus dem letzten be- 
rühmten Vertreter derselben vor ihrer Verbindung mit 
dem Neuplatonismus, und dem Einzigen, von welchem 
uns noch Schriften erhalten sind, aus Alexander von Aphro- 



1) M. s. üb«r dieselben, ausser Fabbic. BibU gr. T. III, 27t ff, die 
früher angeföhrten Abhandlungen von Bbasdis (über die ginecb. 
Ausl. d. ArhU Org. Abb. d. Berl. Akad. 1833, 277 f.) undZüXPr 
(über den Bestand d. pbilos* Schulen in Athen, ebd. 1842, S. 96 ff.)> 

2) Der Lehrer des Alexander von Aphrodisias, d^sen Blütlie wir 
aber nicht (mit Zvmpt a« a. O. S. 96) um 130 v. Chr. setsen, 
und den wir überhaupt schwerifcb mit dem vonLüciAir Demon. 
56 so schlecht prädicir,ten Aristoteliker Herminus identfficiren dür- 
fen, denn dfi Alexander unter Septim. 8ev«rus und Oaracalla, 
zwischen; 198 und 211 n. Chr., als Lehrer der Philosophie .in 
Athen angestellt wurde, kann sein Lehrer nicht schon um's Jahr 
130 geblüht haben, 

3) Nach Brahdis a. a. O. S. 277 gleichfalls ein Lefarfr des /Alexan- 
der Aphrod. , mithin von dem Matbematiher aus der Zeit Julius 
Cäsars zu unterscheiden. 

* * -* - Digitizedby VjOOQIC 



Spätere Peripatet Alexander von Aphrodis. 4S(* 

disias, kennen lernen. Dieser tüchtige^ von der Folgezeit' 
durch d^ Ehrennamen des Auslegers ausgezeichnete Pe-' 
ripatetilLer hat sich unstreitig um die Erldärnng der 
Aristotelischen Schriften ein bedeutendes Verdienst er« 
worbeii')? seine eigenen Schriften wollen aber aach nicht* 
mehr sein, als Erläuterungen und Vertheidigungen der* 
Aristotelischen Lehre. In diesem Sinn hat er in seinen * 
zfvei Büchern über die Seele und in manchen Stet« 
len der naturwissenschaftliehen Untersuchungen^) die 
Anthropologie und Psychologie seines Meisters ausge- 
führt, in dem vierten Buch der letztgenannten Schrift 
manche ethische Fragen, im Gegensatz gegen die Ein- 
wendungen der Stoiiier, erörtert, ebd. 1, IS die Noth- 
wendigkeit und Ewigkeit der Welt gegen die Platoniker 
vertheidig;t, in der Schrift m^l filimg die stoische Lehre 
von der gegenseitigen Durchdringung der Körper bestrit- 
ten, und in der Abhandlung über das Verhängnisse), die 
peripatetiscbe Behauptung der Willensfreiheit gegen den 
stoischen Fatalismus vertheidigt. Die Blossen des Geg- 
ners werden in dieser Abhandlung mit Gewandtheit und 
Schärfe aufgezeigt, aber eine grundlicher eindringende 
Erforschung dtn menschlichen Willens dürfen wir in ihr 
nicht suchen , indetn Alexander Vielmehr auf die prakti- 



1) V» Tgl. hierüber, und gegen Ritters (IV, 264) geringscbäuiges 
Unheil über Alexander: Bbaisj>is a. a. O. S. 278 ^ Schwegleb 
d. Metaphysik d. Arist 1 B. Vorr S. VIU. 

9) Der volle Titel lautet in der Aldiniseben Ausgabe von 1556: 
quae^tUmes naturfdes, de animaj morales, grieobiscb, ^vaiMosv (f%Q^. 
Xie»v uTto^iiuv nal kvoswv a, ß\ /, ^, 

3) H. tlfiaQ/Aivrii vgl. De. an. 11, f. 159 ff* qu. nat. I, 4. Auszuge 
aus dieser Schrift giebt Tbbbbhastn V, 186 ff., kürzere, Rittes 
IV, 265 f« Ich glaube mich mit dem im Text Bemerkten um so 
mehr begnügen zu sollen, da die Schrift keine wesentlich neuen 
Gedanken enthält, und da sie überdiess durch die Ausgabe von 
08Bi.LT (Zur. 1824) mehr, als andere Werke Alexanders, zu- 
ganglich gemacht ist. 

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Djer BkUktieismu». 

flubcoCoiise^eii^n df» FalaÜMiM eio gapz ubefwicfen- 
de0 Gewichl; leg;t >)) nod dabei auch dia tbeologiaehaaGriade 
Dklit vargisalii dass der Fatalismus die Vorsehirog und 
dia GelieUarboruag aufhebe'), so zeigt er sclion daria^ 
daaa eia tieferes Eingehen in die wisaenacbaftliche Seite 
dar Frage nicht aeise Sache ist Noch deutlicher tritt 
dieas aber in dem tiruadaate hervor, den er wiederhalt 
uad nashdriiclilicb geltend macht, daaa die allgemeiae 
Meinung der Menaeh^i. ua]d die angeborenen Vor^tellnn- 
gea^ welche sich aamentlich in der Sprache anadriiclKen^ 
ein hinreichender und unumstösslicher Beweis der Wahr- 
h^t seien 3j. Der Peripatetiker zieht sich hietr gaaz lu 
derselben Weise auf das unmittelbare Bewnsstseia zurück, 
wie wir diess in der sonstigen Popnlarphilosc^bie seit 
Gioero so oft getroffen haben. Mehr eigenthiimlicfae Ap- 
sichten treten bei Alexander in der Erörterung vop eini- 
gen Fragen bei'vor, welche das Wesen der me^sehlicfaeo 
Se^le und das Verhaltniss Gottes und der Welt betreffen. 
Die urspriingliebe Lehre des Aristoteles hat in beidea 
BMiehungea manches Unklare, nnd namentlich die Vor- 
stellttBg vom voSg und von seinem Verhaltniss zu der 
materleUen Welt uud zu den niedrigeren Th/eilea der 
menachlielbeti Seele Ist niefat ohne eine nvystische Unbe- 
stimmtheit. Diese selbst aber hängt mit den Grundbe- 
stimmungen des Systems über Form und Materie zusam- 
men, nnd lisst sich ohne Umbildung derselben schwer 
entfernen. Indem daher Alexander um eine solche Auf- 
fassung der peripatetiscben Lehre bemüht iat, durch 
welche jenes mystische Element so ?{el, wie nraglich, 
beseitigt, und ein durchaus naturlicher Zusammenhang 

1) De falo c. 16 ff. 

2) De fato 17. De an. II. f. 162 med. 

5) De falo c. 2, Anf. c. 7. c. 8, Anf. vgl. c. 5. 12, Schi. 14, Inf. 
u. A. De An. II, f. 161 med. Doch soll die Sprache selbst 
nichts Angeborenes sein, sondern nur das SprachTermSgen qu. 
nat. III, 11. 

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Spätere PeripaC. Alexander von Aphrodis. 4tt 

der Erscheltiniigen hergestellt werden soll, kann er tief- 
greifende Abweichungen von der Lehre seines Meisters^ 
so wenig er sich diess auch gesteheu will, nicht vermel- 
den. Hatte Aristoteles zwar eiu selbständiges Bestehen 
der Formen ausser der Materie, mit Ausnahme der ab^^ 
Inten Form, oder des göttlichen Geistes, gelängnet, und 
die allgemeinen Begriffe nur in den fiinzeldingen aner- 
kannt, aber nichtsdestoweniger an der Realität der For^ 
men festgehalten, und die Form der Dinge f&r ihre Substanz 
erklärt, so sagt Alexander, die allgemeinen Begriffe exi- 
stiren als allgemeine nur in dem Verstand, welcher sie 
ans den fiinzeldingen abstrahirt, sobald dieser anfhört, 
sie zu denken, hören sie auf, zu existiren, abgesehen 
davon seien die mit der Materie verbundenen Formen 
nietit von dieser zu trennen *)• Diese Tlntrennbarkeit der 
Form von der Materie muss um so mehr auch von der 
Seele gelten, je entschiedener Alexander an der Aristo- 
telischen Bestimmung festhält, dass die Seele nichts An- 
deres sei, als die Form des organischen Körpers^). Als 
die Form des Körpers ist die Seele vom Körper seHMt 
nietit Ztt trennen, die Entstehung und die BeschaflTenheli 
der Seele ist durch den Körper bedingt, und keine 
Seelenthätigkeit ist ohne eine körperliche Bewegung 



1) Dean. 1, 139b: tÖjv yatt ivvkojv tidalv 86tp xmQ^gov rj koyo^ fiovovy 
x^ tft&o^v a.vti»v elvai tov dtro- xiji vlr/9 %vjQi9fiuv .... otav 
(irj voffTai td roiavTa tlStj k^« l'siv avttov ri •'»S, Si'/t iv tau 
vosiQ&ai avTols ^ r» votjroii ttvai vTro^aois. vd yd^ niz^olov 
xal H&tvd rtjt' fidp vrreiQJiiv iv roti ttad^ix^oud r« »ai ivvXotS 
^%Bii TOitfitva, Ht y 0)^)9 vXfji Hotvd TS Hft) nei&oXov yivatah «*«« 
rote iV* v&i ora» vofJTm^ ei 3^ fit) vooTro »^i t?tv eti' wV« 
%w^iit(^ivTa ts »'Oaivotf ^t'r« v« <p&t!^6€ut^ ei'ys iv ry V08i9&ai 
ro elvai avtolS' ofto&a ^^ T&r*»; nal zd e^ dfpmQiotvjf, oitoid 
«sr* td fjm&t^u»rtxd. If, f. 143 b unt: t« /»tv yd^ i'vvXa ei'df^ 
vir^ Tb vs votjtd yipitat ovra Swdfist voi^d, jrwp/fwy yd^ avrd 

' TJj^« r/J?5 o »'«ff UB&* ijC igtv avr^i (l. arroTff) to sTva^ ivs^yei^ 
M9t^d avtot: ttrrd trmtl u. «. w. 

2) A. a. O. I^ f. 123. 124 b f. 

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1^ Der Eklekticitmu«. 

möglich ^). Werden daher mich mehrere Theile iler Seele 
zngeg^eben^), so wird doch streng an demGrondaatz fest- 
gehalten, dass die höheren Seelenkrafte nicht ohne die 
niederen sein können, und dass eben hieranf die Einheit 
der Seele beruhe'), und wahrend Aristoteles in seiner 
Lehre vom vovg x^Q^^^ ^^^^ Ausnahme von diesem Grund- 
satz gemacht hatte, so erbalt diese Lehre bei Alexander 
eine Gestalt, bei welcher derselbe gewahrt bleibt, wo- 
durch aber freilich die Aristotelische Theorie unverkenn- 
bar verlassen wird. Der Verstand ist nämlich im Men- 
schen zunächst nur als Anlage vorhanden, der to€^ yl$Mos 
mtl (pvQinog, das.blos potentielle Denken. Durch die Ent- 
wicklung dieser Anlage entsteht die wirkliche Denkthä- 
Ugkeit, der Verstand als wirksame Eigenschaft,, als thä- 
tJge Kraft, der poZg inUt^tog oder povq Ha&' ^»»0- Das- 
jenige aber, was die Entwicklung des potentiellen Ver- 
standes bewirkt, was ihn ^nr Wirklichkeit bringt, wie 
das Lieht die Farben, der tfovg noifjnxog, ist nach Alexan- 
der kein Theil unserer Seele, sondern nur das auf sie 
einwirkende göttliche Wesen ^). So wird die mystische 
Einheit der menschlichen Vernunft mit der göttlichen 
hier durchbrochen ; auf der einen Seite steht decMensch, 
auf der andern die auf ihn einwirkende Gottheit. Die 
menschliche Seele ist daher ein durchaus endliches We- 



1) £bd, f- 126. 125 o. II, f. 143 med. nat. qu. U, 3. f. XII b med. 

2) £ 128 m II, f. 146 f. 

3) f. 128 u. 128 b med. 

4) A. a. O. f. 138 f. II, f. 143 b. In diesen Bestimmungen Alexan- 
ders liegt die Qaelle für die bekannte Lehre der arabiacbca und 
scholastischen Philosophen vom intelUctus ocquiHius, 

5) I, f. 139 b. II, f. 143 b f. Z. a f. 138 med.: aTia^ijs de vtv 
(q ^Oir/r«xoC t'^s) %al fii^ fiefuyuiros vljj twI xal wp^a^o^ 
i?tv . . . TQt^rov St vv 9iduMtau tm * Af^^otilnv^ to v^ovroy 
aXtiov o nal m^iiuG iit vni u. s. w. f. 144 : vsi 6 noit^mof an 
mv fioQiov Mal dvvaj^is tiS r^« ^fisri^S ^*vx^^ all' t^at&tv ye- 
voftevoi iv ^fjuv otav avto (das vo^tov^ welches eben der vQvi 
Ttoirf^iMos ist] VOoifUV, 

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Spätere Peripat, Alexander von Aphrodis. jßi^ 

sen: die Seele der Qotter (d. h* wohl di^i^ Cie#tiriie) 
kaimte oa^ Alexaoder nur im uneigeDtlicheo S^nn (ofi4u- 
pufi4»gy Seele genannt werden 0* In UebereinstimmnAg 
daoEiU verlegt unser Philosoph auch den Sitz der Vernunft^ 
welcher Aristoteles ein. körperliches Organ abgesprochen 
baite^), ipit ^den Stoikern in das Herz 3), und sagt ganz 
altein und unbedingt, von der menschlichen Seele, was Ari- 
stoteles nur von .einem Theil derselben gesagt bfttte^ dasa 
sie mit ibremi Körper vergehe^). Das Bestreben, welches 
sich In diesen Bestimmungen ausspricht, die Erscheinun- 
gen unter Entfernung aller transcendenten Elemente auf 
natürliche Ursachen zuräckfuifuhren, lässt sich auch in 
der l4ehre des Apbrodisiers iiber die Vorsdinng und das 
Verbältijiss Gottes und der Welt wahrnehmen« Alles, 
was in der Welt geschieht, leitet er niit Aristoteles von 
der Wirkung her, welt^he sich von der Gottheit aus zu- 
nächst, in, den Hinamel, uqd von da in verschtedeBi;n Ab-; 
stttfungen in die elementariseben Körper verbreite^); 
dijQser ganze Verlauf soll aber durchaus als ein Natur« 
proc^ss gefasst werden : in jedem der Elemente ist mehr 
oder weniger van dei' göttlichen Kraft, je nachdem, es 
durch aeine höhere oder tiefere Stelle im Weltgejbäude. 
dem ersten Träger derselben, detß Himmel, näher, odf^r 
ferner steht, uud.ebeniso ist sie an die aus diesen zusaoir, 
mengesetzten Körper in reichlicherem oder geringere» 
Maasse yertheilt, sie haben eine vollkommene oder nn-^. 
vollkommene Seele, je nachdem sie aus reineren oder un-~ 



1) l^ f* 12S unt 

2) De an. lil^ 4. 429, a, 24 s. unsern 2.Th. S. 491 vgl. m. S.487. 
4S§. , 

3) De an. I, f. 141 unt.^ man bemerke hier auch das stoidcbe r^ye- 
.ftovtKov und das Platonische 'koYts*»6p statt des Aristotelisclien 

VOVf, ► 

4) A« a. O. I, f. 126. 127 o. qu. nat II, 10 ; , 

5) qu. nat. .11, 3. De an. 11, f. 158 b o. 



dby Google 



4S4 Der fiklekticisiiius, 

reiDeitfii'Sloifefi befetteheii, und je nachdem Ihnen imibe- 
sondere mehr oder weniger von dem g;ottlfeh9ten Ele* 
mente, dem Feuer, beigemischt ist^). In dieser gotHltehen 
Wirkung besteht das Wesen der Natur*); mti der lefKte- 
ren ßllt aber auch die Vorsehung oder das Verhftngnfss 
zusammen ^). So wenig daher Alexander ein iTerhängiifss 
im stoischen Sinne zugiebt, ebenso wenig weiss er sieh 
mit dem gewöhnlichen Vorsehungsglaubeu zu befrenntlen. 
Dieser Ghiube scheint ihm nicht nur mit der Freiheit des 
menschlichen Willens unvereinbar; denn die freien Hand- 
lungen, zeigt er, liönne selbst die Gottheit nicht vorher- 
iVissen, da äich auch ihre Macht nicht auf das Unm&g- 
Ifdie erstrecke^), — sondern er widerspricht auch den 
ricirtigen BegrllTen von Gott und der Welt. Denn unmug- 
lieh tasst sich annehmen, dass das SterUfche nnd Gerin- 
gere der Zweclc, die Tfaällgkelt des Höheren, der Gott- 
heit, das Mittel, und nur jenem zulieb da seP), ebenso 
wenig kann man aber auch von der Welt sagen, dass sie 
zn ihrer Einrichtung nnd Erhaltung einer Vorsehung he- 
dfirrfti, sondern ihr Dasera und Sosetn ist eine Folge ihrer 
ITätihr*). Will daher Alexander die Vorsehung auefar nicht 
gtinz läugnen, so will er sie doch auf die Welt nnterdem 
Mbnde beschränken, well nur für diese durch ein ausser 
ihr selbst Liegendes gesorgt werde, das sie in ihfre« 
Sftln und ihrer Ordnung zu erhalten bestiniml sef^ durcii 
dll^' Planetenwelt 7), rind widerspriclit er auch der Vor- 



I) qu. nat. II, 3. , 

5) qu. nat a. a. O. De an. a. a. O.: z^e &eiac Swdftsojt rij« iv 
%if ysvvrjTot awfiaTi iyyivofiivrjQ ano t^S nffoS to&eTm' fst', irf^aj 

i) De fato b. De an, II, f. 163 unt: Xeiiterai äfM t^v $tft«pfi^n'rjv 

fit^di'p alXo ij^rtjv otxsiap qjvav elvai knu^üv u. ff. rr. 
4) D6 f5ito 50. 
b) qu. nat 11, 21, f. XVI, b unL u. folg. 

6) A. a. O. II, 19. 

7) A, a. O« u. qu. nat f,' 25, Scbi. Kur irfi wettehn fHttn soll der 

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Spätere Peripat Airl«»^kle9 ä4r Massenier. IfJI 

stelfeng^, nU ob 4iiB V4»raeiiiiiig nur etne Mfinig« Wir- 
kniig iler>Clottkeift aef, «o wiU er sie d^eb ^ieMie we«i|^ 
al« «ift# abslehttiolie Thfttigkett, sondero ie^en «nr als 
ein«ii Naturerfalg; igefasst wiftMii^). Maii wird diese Au'» 
slclt4^ii über die Vorsehung; i«i tilmaeii nicht amrMoie* 
liseh neoiittn kSaMn, aker doch gfebetteie aoeh eiiiea Beie|(^ 
vea dem-Nttlaratlsmus unaers PMtosopben , welcher ^«leb* 
in sttiMr A»b|eHotig des Seelealebens aas der elemeutarK- 
sehen Zuaaamioefisefanng; der Körper dem stoisekea Male- 
riaUsoiM, ' und in seiaer ganzen Weltaasieht dem 8tan4^ 
paiikC Stratos des Physikers annähert« 

Wir müssen voraussetzen) dass f n der peripatettsehea 
Schule j^ener Periode auch' noch andere Abweiahui^ea 
von der Aristotelischen Denkireiae vorkamen, mir Int- 
unsere Ketintniss dieser Schule zn dfirfiigf, um< dieMtbeiv 
mit einiger Vc41stindig;keit nacbauwetsen/ DofA fehlt es- 
uns daf &r nicht ganz an Belegen. Aassier aianchea aslti«^ 
der bedeutenden fiinzelbetten 5 ton welchen dte grtechi*i 
sdi^n Commentaren des Aristoteles Nachricht gebend)/ 
ist ' hier namentlich der eigenthdmlicbeu Ansichten aa 
efw&bnen^'Welcheans von dem Lehrer Alexanders^ den 
Messeiiier Ariatoldes, ilherHefert sind* i2war eaüilmi- 
tan die Fragmente, welche uns ficsaBit8<>) ans d$es«iiPa«> 



Be|riir do^ Vor^ehupg, der Ut^ern Stelle eufolge^^dafdasGaoftc- 
der .Körperwelt angewendet ^Verden. 

i) A. ä. O. IF, 1^1. Am ScMuss dieser Erörterung sagt Alei., dass' 

dieser Gfegesstaud noch rön lüHieinaiid befrledi^eiid hebUMklt 

.. ivoideii sei. , ., 

3) Ausser den eigentlichen Commcntaren gehören hieher auch die 
selbständigen Schriften des ebengenannten Alexander; so setzt 
z. B. die oben besprochene Erörterung Alexanders über die Vor- 
sehung qu. nat IJ, Sl voraus^ dam dieser Geg«nstltiid inaeiiailb 
'def S<dhale' ki verschiedenem Sinn besprochen wui^« und De 
Mi tl, f. 154 f. beraiiTt er die tJnemtgkeit der Perfpatetihsr über 
das erste NaturgemäMe. 

5) Praep. erang. Xl, 9. XfV, i7— «. KV, 14* 

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rlpatetUierB StAtUt'}n$Ql tppi^^mplaQ miftheilt^ trots Artf^ 
üdifiiAgs iii€|ii4 vid Bedeutendem: Aristoblee scblMert uiid 
bekänpft darin die Lehren aeiterer Schttlee> der fiieaten 
uod der Skeptiker, der Cyrenaiker uod Epf karger, ancti 
dea atqisQliea MaterifUienuia; das ganze Werk aefaeiat 
eiae voUatäodige kritiacbe üehersieht aber die Syateme 
der grieebiaQben PbUoaopben geweaeo an aein. Deeb Ut 
die Art beaierkeaawertb, wie eich der Peripaietiker in 
dieaea Braabatackßii über Plato änsaert, Vi^m er diesen 
ala eioee a^btea aud vellkoonneaen Philoaopben beaei^fa- 
net, welcbeo nur der Tod an der VeMettdanfi^ aeines Sy- 
aleitta Yerbiadert habe*;. Hiebei wird c^enbar voraiiage- 
selaty, daaa die AristoteÜaobe Philoaopbie nur. die fortr 
aetzung: upd VoUenduag der Piatoniiscben sei, dasa mit- 
hia. beide in der Haoptaache eiaig seien, und selbst der 
Haupftatrejtpaakt awiacben Ariatotelea qad. Plato, die 
Ideealehre, wird aaadriicklich unter den Verdienaten des 
Leiatern aafgezAbltO- Wir lernea soaiii in Arislokles 
einen von dea Peripatetikera kennen, welche iai Unter- 
schied von strengeren Arlstotelikern, wie Alexander 3), die 
weaentliobe Debereittstimmuog der Platonist^ben und Ari- 
atoteliacbeaXebre bebaopteten, und wir können aus dem 
Beispiel eines, so angeselieuen peripatetlseben . Lehrers 
abnehmen, dass diese unter den Akademikern des zwei- 
ten Jahrhunderts verbreitete Annahme auch bei den 
Peripatetikern vielfach Anklang fand. Derselbe Aristokles 
weiss aber die peripatetische Lehre auch init der stoi- 
sebeii auf eine Art au verbinden, welche ans beweist, 
dass der Verfasser der Schrift ne(fl xoafiov mit dieser 



t) XI, 5,. vgl. XiV, ao, 5, . . 

%) A*. a* O., wo fr^cb die V^orte : «Vi' Si ti^r tt^^I tm» iSt^v 
{je. 9»4nff^'] m^tos in^x^^i^»^^ Q^fo^m Mvif^fkh «adeuteo, 
du» AriMokles die. ptotfinisehe Ideealekiie . der Verbes«erung 
durch Aristoteles noch bedürftig fyad» 

3) M. vgl K. B. dttspn .Conmiealar m Metaph. I„ 9* 
\ 

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Spätere Perip^at Aristeklei der Messenier. IM 

Rfebtnsg^ nfebt ftllejn stand. In «fner merkwariRgen tf telfo 
des AuxAHDEK von Aphrodisiss*) wird ans bsriobtet: 
Um den Sobwierigkeiten dei* Aristoteltseheii Lehre über 
den von aossen In den Menschen kommenden ^oS^ %t 
entgehen, habe Aristokles folg^eride Ansteht au%S8lelM. 
Der g^StHicbe Verstand, habe er gesagt, sei in allen, aiieh 
den irdischen Körpern, nnd wirke bestandig In der ihm 
efgenthämllehen Welse. Von dieser seiner Wirksamkeit 
In den Dingen stamme ntoht aHein die Vernnnftanlafte 
im Mehsohen, «sondern auch alle Verblndenig und Tren* 
nuag der Stoffe, also &berhanpt die ganze Gestaltong der 
Wedt her, sei es nun, dass er diese für sich allein, oder 
dass er sie In Verbindung mit den Einflössen der lllnH 
melskdrper bewirke , ^ oder dass aus letzterem zlinaehai 
die Naiur entstehe, und diese in Verbindung mit dem 
Nns Alles bestimme. Finde nun diese an sich aligemeine 
Wirksamkeit des Nns In einem bestimmten Kikrper ein 



i) Dieae Stelle befindet sich in dem zweiten Buche n, ^v^ijs foL 
144 unt. — f. 145 o. Nachdem hier Alexander über den leidenden 
und den tbätigen Verstand im Sinn des Aristoteles gebandelt hat, 
i&iti er, wie unser gedi*ttcliter Teit lautet, so fort: i/iieVo«' St 
' .nt^t VH tS &vQad'ep na^ 'jlQUor.iXffQ a S$f9iuoaitrfV, Laiplei 
aber diese Worte an und für sich schoo seltsam, so wird durch 
das, was darauf folgt, und namentlich durch fol. 145 o. jeder 
Zweifel darüber gehoben, dass die Darstellung, welche sie einf- 
fiibren,! nioiit dem^Aristotelet, aendern etnem' Lehrer de» Aleian^ 
der beigelegt werden soll, aus dessen Munde sie. dieser aufge- 
zeichnet hat, wiewohl er selbst ihr nicht beistimmte. Diess vor- 
ausgeset^.t werden wir nun keinen Widerspruch befürchten dür- 
fen, wenn wh* statt *j4gi$nnilB9 *jQi^onii8^ lesen ^ and dttm^ 
nach in unserer Stelle eine. bisher unbenutzte Quelle für 4ie 
Kenntniss dieses Peripatetikers erkennen. Beide Namen werden 
auch sonst verwechselt; so bemerkt Fabric. Bibl. gr. IH, sBl 
aus dem 2ten Buch von Cyrills Schrift gegen Julian eine derar- 
tige Verwechslung , und ebenso wird in den Scholien in Arist. 
von Bbasdis ,S. 477, a, 31 in der Sfelle aus Sinmcios in coel. 
f. .S4, b, fin. Aristoteles der Lehrer Alexanders Ten .Aphrodisias 
genannt, wahrend die Aldkiische Ausgabe den richtigen Namen, 
Aristokles, hat, s Zdmpt Abh. d. Berl. Ahad. 1842, 90. 

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Der EJklcJkUieismn/i. 

m ihrer Aisflitline gsasifi^ele«^ Oii^e, !$• ^tfke d«f Tut» 
in dMsem Körptor als 4er ihü inwobnende Vei«tM4, 
and M eotsfteito efm iddiVidiiell^ DeiiktMti{(k«ft. Dieafc 
fimpfaflgUdikeit fdr die AHfifiahflili des Nus isty fvie 
AfMakiBa glaubt^ durißb ihve atbfikhe ZaaaminemelsNiiig; 
ikedingt, nad bängi aanenftlicb datea ab» ob «An Körper 
«ehr oder weniger Veutt in «if h bat; diejaaijBa korper- 
liebe Mischung, >yelebe ein Otgaa für den tbfttigen Ver* 
staad darbielet, wird der potentielle Verstand genannt, 
und die Wirkaag des.thdttgen, göitUdieQ Vergtaodus auf 
dcftt potebtieUen menschlichen, wodnreb dieser «er iAktua- 
litiU erbiAen ivrlrd, und das individuelle Denken JinStande 
kottint 9 besteht In mobts Andereai, als darin, dass di« 
Alles dardbwalteide Thati|[keit des g^Hlhth^m vaüs in 
beatininteo .Körpern auf besoifdere Wetoe aar ErScbel* 
nang kommt ^)« Alskamdsr selbst bemerkt fibef diese 
AimahiMo seines Lehrers, sie stebeti «ilt der atetsiebea 
Lehre in einer bedenkliehen Verwandtschaft^), und aucii 
wir werden uns die Aehnllchkeit des in der ganzen Kör-. 
perweit, und besonders im feurigen Element wirkenden 
Nua mit der stoischen Weltvernnnft, welche zagleich das 
Urfeaer ist, nicht verbergen können. Wie der Herakii- 
tische Hylozoismus bei der Entstehung des stoischen Sy- 
stems durch die Lehre des Aristoteles über den Nus 
befruchtet wurde, so sehen wir diese Lehre i« der peri- 
patetischen Schule selbst in einer Verbindung mit der 
stoischen Weltauschauong, welche als eine Vorbereitiiog 
Bkf die spatere Vereinigung dieser Systeme dureb den 
Neuplatonismus gelten kann , und es trftt so dem duali- 
stischen Naturalismus Alexanders in dem pautheistischen 



1) A. a. O. i, 144, b iMd. 

3) A..ti. O.'f. 145 o.: dprwiiiuw iäität pt^' j0t$ rirvdfC, tw vw 

t96i$r tr. '».w. ' '■ ' J •' • • ■ -v . •• • • 

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Spätere Akad* Dereyllide« u. Thrasyllus. |jU 

«eioef l*efarera eiM c^g^entbunHohe, a«ch für ^ie sp&^er^ 
Philosophie oiolit bedeotjung^lose lißtirfarm znr. Seite* 

. Wie,<Ue perlpatetische Schule währenfl uosers Zeit- 
absGlipitts '^u einer eifrigeren Bescbäftigueg mit den 
Schriften ihres Stifters zuröcligekehrt war, so finden yfiy 
dasselbe ituch bei der PUtaiiiaeben. Zwar, sind unsere 
Nachriohten über diese. S^phsle bis gegen das Eu4ci de^ 
ersten «labrbonderts äusserst dürftig; indessen l^enueif 
wir doch einige von . ihren Anhäi^gern aus diesen^ ^eil: 
räum, uud ausserdem lässt sich aus Pi»uTAacH mit Sicher- 
heit abnebnen, dass ib^l schon Andere in der Erklärung 
der Platonischen Schriften vorangegangen vi^aren^ d^iiU 
er eryväbnt , b/ei der Besprechung Platonischer Stellen 
Dicht iielten frjuherer Erklärungen 0* Das Gleiche folgt 
auch aus dem Streit über die Ordnung der Platonischen 
Werke, welche ohne Zweifel bis über den Anfang der 
christlichen Zeitrechnung hinaufreicht, und aus den Nach- 
richten über ihre Eintheilung in T^tralogieen durch Der- 
cy liideB undThrasyllus, zwei Gelehrte, von denen der 
letztere unter Tiber lebte ^). Zu diesen gelehrten Akademie 
kern gehört jener ArlusDidym u s, aus welchem Eusrbius 
ainige Bruchstücke, rein geschichtlichen Inhalts ^ mit- 
theilt^), dessen Zeitalter übrigens nur nach unsicherer 
Mutbmassung zu bestimmen ist*). In dieselbe Klasse 



1) Z. B. quacst. Fiat. 2, 1. qu. 5, 1, 3. qu. 8« 1 f« Pe an^ proer. 

in Tim. 1, 1. 20« 1. 25, 4. 29, 1. 30, 1. 31, S; m* vgl. auch De 

fato c. 7, S. 572, B. 
2). , Albim iiitro4, in Fiat. c. 6. Dioa. UI« 56. Weitere Sfacbweisun- 

gen über Thraa^llus nnd Dercyllides s. b. HBBXAsai Gesch. u. 

Syst. d. Fiat Phil. I, 560. 

3) pr. ev. XI, 23, 2. XV ,15. 20. Das erste von dieses/ Bruch- 
Stöcken^ einer Schrift negl timv aQswovzütv IlXaronft eotiyommen, 
bandelt von der Flatoniscben Ideenlehre» die ^«vrei andern, als 
deren 9°®^^ clie 'JSmrofiij des Didynius (wohl eine Ueheraicbt 
über die Lehren der Fbilosopben) beeeichBet wi^d , tdh den 
Stoikern. 

4) Was hierüber vorliegt, bat s^koo Jonsxus Sonpt. bift* pbilos. 

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4SI Der Eklekticismut. 

werden wir den alexandrinf sehen Akademiker Eudorus 
zu stellen haben, welcher wahrscheinlich unter August 
gelebt 9 und nicht blos Platonische, sondern auch Ari- 
stotelische Schriften comoientlrt hat'); atieh fiber die 
pythagoreische Lehre hat er geschrieben'). Lasst uns 
nun schon diese vielseitige Beschäftigung init älteren 
Philosophen , und namentlich die gleicbmässige Bearbei- 
tung des Aristoteles und des Plato vermnfhen, dass £u- 
dors Piatonismus nicht ganz rein war, se bestätigt sich 
dieses durch die Angaben des StobIüs*) über eine ency- 
klopädische Schrift dieses Philosophen, worin derselbe, 
wie gesagt wird, die gesammte Wissenschaft in proble- 
niiatischer Weise^ das heisst wohl, in der Art behandelte, 
^ij^ass'die einzelnen philosophischen Fragen bestimmt, und 



III, 1, 3 gesammelt, es reicht diess jedoch nidit aui, um die 
herrschende Annahme, dass Didjmus ein i&eitgenosse Cicero*s 
gewesen sei, auch nur zur Wahrscheinlicbkeit ta erbeben. 

1) Fflib er nämlich mit dem Peripatetüier Eudorns idenliscli »t, 
dessen StbaboXVU, l, 5. S. 490 Siebeuk. als seines Zettgenofi* 
sen erwähn^. Als Ausleger des Aristoteles mochte er wohl noch 
für einen Peripatetiker gehalten werden. 

t) Diss Eudorus den Platonischen Timäus erklärte, sobeint ans den 
Anföhrungen bei Plvt. de an* proer. 3, 2 16, 1* 8 herrorsu' 
geben. Seines Commentars zu den Aristotelischen Kategorieen, 
worin er auch manche Sätze dieser Schrift bestritt, enväbnt 
SiMPLiciüs in dem seinigen Öfters, nu s. die Scbol. in Arist v. 
Bbandis S. 61, a, 26 . 65» a, 43 . 66, b, 18. 71, b, 22 . 73, b, 
18* 74f b, 2. Albiaudsb Aphbod. z. Metapb. I, 6 (S. 44^ 23 
Bon. Scbol. in Arist. 552, b. 29) scheint auch einen Commentar 
des Eudorus über die Metaphysik zu kennen. Aus der Art, wie 
SiHPt. in cat. &, f. 3. v\ t 3 (Scbol. S.61. 73, b) den Eudorus 
mit Andronikus von Rbodus zusammenstellt, scbÜesst Bai^DU 
Abb. d. Berl. Akad. v. J. 1835, 'S. 273, dass er jünger war, als 
Andi^onikus. Sonst vgl. man über Eudorus noch Tovsios Script 
bist, pbilos. Iff, 2, 4. 

3) ^iMPt. iö phys. f. 59. 

4) EkL II, 46 ff. Die Schrift des Eudorus hatte den Titel: Stallt- 
aie tS xarci <piloaoff£av loyov, der Auszug des Stob, aus der- 

. setben betrifft ih Eintfaelbing der E^ik^ 

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Spätere Altade milier. Pltttarch, 43ft 

die Antworten der verschiedenen Philosophen auf diesel- 
ben angeg^eben wurden 0* In der Uebersicht über die 
Theile der Ethik, welche Stobäus aus dieser Schrift auf- 
gendmniei] hat, ist mehr stoische, als Platonische Termi- 
nologie und Cintheilung zu finden, was immerhin vermu- 
then lässt, dass sich ihr Verfasser auch in materieller 
Hinsicht manches Stoische angeeignet haben wird. Doch 
sind wir hierüber nicht weiter unterrichtet. Noch we-^ 
niger wissen wir von den Alcademikern der Folgezeit. 
Erst in Plutarch^) tritt wieder ein Mann auf, der uns 
durch zahlreiche Schriften in den Stand setzt, uns über 
die Geistesrichtung der Platonischen Schule um das Ende 
des ersten und den Anfang* des zweiten Jahrhunderts 
nach Christus ein bestimmteres Urtheil zu bilden. AucI^- 
bei ihm können wir jedoch hier nicht lange verweilen, 
da von denjenigen Eigenthiimlichkeiten seiner Denkweise, 
durch welche er sich unter die Vorläufer des Neuplato- 
nismus stellt, erst später zu sprechen ist; was uns hier 
beschäftigt, ist zunächst nur die eklektische Stellung, 
welche er trotz seines Piatonismus zu der früfheren Phi- 
losophie einnimmt. ^ 

Plutarch selbst zählt sich unter die Akademiker % 
und knüpft die Darstellung seiner Ansichten in der Art 
an die Erklärung Platonischer Stellen^), dass er auch 
da, wo er in Wahrheit von Plato abweicht, doch nur sein 



1) Der Ausdruck des Stob, ist: ßifiUov dStoMTtjrov iv (^ naoav 
ineisltjXv&M Trgoßkf^fiaTixoßS rtjv imgi^utjv. Unsere Auflissung 
dieses Ausdrucks, schon von Hibebn e. d« St aufgestellt^ wird 
auch durch S. 54 med. bestätigt. 

2) Plutarch aus ChSronea, um die Mitte des ersten Jahrhunderts 
geboren, scheint bis um das Jahr 120 n. Chr., oder noch län- 
ger geld)t KU haben. Seine Blüthe fällt unter Domitian, Nerva 
und Trajan. \ 

3) qu. conviv. IX, 12, 2. de fac. in luna 6, 1. 

4) Z. B. in den quaest. Plat.; de animae proer. in Tim. (vgl. 1, 1. 
6, 8* 7, 1. 8, 1 u. A.); consol* ad Apoll. 363 de rirt. mor, 5 med- 

OU Philosophie der Griechen. III. Theil. oigitize^f GoOglc 



484 I>er Eklel^ticitiDus. 

Ausleger sein will % «nd auch das offeabar Spätere bei 
Pla.to zn fiiMien, weiss '); selbst bei ttatergeordneten Punk- 
ten wagt er. nie einen ausdräcklicben Widerspruch ge- 
gen se^lnen Meister? vielmehr glaubt er sich verpflichtet, 
seine Sätze uoi der Auktorität willen anch dann in Schutz 
zu nehmen.) wenn er auf einen geniigeuden Erweis ihrer 
Wahrheit vQr^icI^ten. muss ^). Er verhält sich in dieser 
Beziehung zu Piato. nicht andei's, als die gleichzeitigen 
Peripatetifcer, zu Aiistateles, ja im Wesentlichen nicht 
anders, als später Plotin, denn wenn er auch nicht Das- 
selbe, in seinem Pinto findet, wie Dieser, so macht er 
sich doch |n demselben Umfang von ihm abhängig. Zeigt 
uns aber schon diese Unselbständigkeit die gleiche Gr- 
mattMng des philosophischen Geistes, ans welcher der 
Eklek^icismus entsprungen, ist, so finden wir auch wirk- 
lich PIlutarchs Piatonismus nicht so relu, als er selbst 
wpbl |;eglaubt hat« Schon seine Ansicht über den Zweck 
und die Aufgabe der Philosophie liegt von der Platoni- 
schen weit, ab« Die Hauptaufgabe dieser Wissenschaft 
suchjl; er in der Belehrung über die sittlichen Verhält- 
nisse und Pflichten; die Lehren sind die Hauptsache, 
Vielehe auf Grösse des Charakters und der Gesinnung 
hinwirken, die dialektischen Spitzfindigkeiten dagegen 
imd die prunkenden Untersuchungen der Physiker sind 
voii .ebep^P sqweifelhaftem Werth, als die gelehrte Samm- 
lung von Geschichten ^). Es sind diess dieselben Ansich- 



i ) Wie in der Annahme von fu»C Welten Def. orac. 3I. S7« de^ Ei 
ap. Ddpb.. 11. 

%) 80. 8. B. de «n. proer. 33« 2 die aeben Arkt6leliftcben Katego- 
rieen, welche Tim, 37) A «»sedeutet Sfin tolleo. 

3) Z, B* qu» conviF« VII, 1, wo eine Vertbetdi^ung d^r Piatoni- 
sehen Annahme, dass da» Getränke nicht in den Magen, aondern 
in die Lvinge komme, mit den bezeichnenden Worten achliesst: 
To 3* dkr^^is i'atae alfjnrov IV ya t^toiS' xal sh e'dti n^QQ (ptlo- 

'.^) ^0 pi^ofb ip Tirt^ f, noch weiter geht die b(estrit(ene Schrift de 

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Spätere Akademiker. Plutarch. 435 

ten^ welche wir von der Popularpbilosopbie seit Antie- 
elitts und Ciceto, und.aucb von den Stoiltern der späte- 
ren Zeit schon so oft vernomnien haben. Mit diesen spä- 
teren Philosophen trifft Plutarch auch darin zusammen^ 
dass sich seine eig;enen pliilosoptiischen Untersuchungen, 
neben eioer mystisch gefärbten Metaphysik auf die Ethili 
beschräDken, welche in dieser Isolirung, trotz des Adels, 
der Milde und der Reiabeit seiner Grundsätze, doch noth- 
wendig; der wissen^cliaftlichen Strenge entbehren musste, 
denn diie DialelitiK berührt er immer nur im Voruberge- 
hen^ ohne tieferes Eindringen, und was er naturwissen- 
schaftliches geschrieben hat, das sind nur Erörterungen 
von ^ioMlnen Fragen, welche zwar für die Gelehraamlieit 
und den Scharfsinn ihres Urhebers, aber nicht Tür seine 
philosophische Beschäftigung mit der Natur beweisen kön- 
nen. Wie aber diese Hintansetzung der theoretisclien 
Wissenschaft immer eine skeptische Stimmung theils er- 
zeugt, theils voraussetzt, so finden wir auch bei Plutarch 
in einseinen Aeusserungen eine Neigung zum Zweifel« 
Seban in den Natnrersclieinungen findet er so Vieles un- 
begreiflich, dass der Philosoph am Besten thue, bei sol- 
chen Untersuchungen sein Urtheil zurückzuhalten ^), noch 
weit schwieriger erscheint iiim aber die Erkenntniss der 
g&ttlicben Dinge, und wenn er bedenkt, wie wir selbst 
vm den atttägUeben Erfahrungen so manche nicht zu er* 
l^lärea im Stande sind, so weiss er uns in Bezieivung auf ^ 
das, was über uns ist, nur die äusserste Vorsicht anzura- 
then, da wir als Menschen von dem Göttlichen um nichts 
besser sprechen können, als der Unmusikalische von der Mu- 



educ. puer. c. 10. Wie wenig es übrigens Plutarch mit seiner 
Geringschätzung der GeYehrsamfieit Ernst ist, zeigt seine eigene 
ausgebreitete Gelehrsamkeit zur ^nSge. 
1) qu. conv, VH, 1; s. o. de primo frig. 23: rt»«ra| tZ 0a/fütfivs^ 

d-avottiTh fitjta vnsQbyrj tcoXv ^ %aiQiiv i'a raff fo^as t6 inixHv 

Digitiz^y Google 



436 I>^r EklektiGismus. 

sik, oder der Laie von der fleilkande ^). Eine kraftigere 
Entwicklung dieses Zweifeis war freilieh dorcfa Plotarchs 
ganzen Standpunkt ausgeschlossen, sowohl das praktische 
als' das gelehrte Interesse fährte ihn statt zur Skepsis 
vielmehr zum Eklekticismus. 

Gnter den Lehren, in deren Behandlang dieser Eklek- 
ticismus hervortritt, ist namentlich die Anthropologie und 
die Ethik hervorzuheben. Ptutareh ?erkniipft .hier Ari- 
stotelische Bestimmungen nicht immer glücklich mit den 
Platonischen, an die er sich zunächst halt: neben der 
zweigliedrigen Unterscheidung der Seele vom Geist^), 
und des Verniinftigen von dem Unvernünftigen % treffen 
wir bei ihm nicht blos die dreigliedrige Platonische % 
sondern er bringt damit auch noch die drei Stufen des 
Seelenlebens bei Aristoteles in Verbindung, und zahlt 
demnach fünf Theile der Seele, das d-ginitnop, das ah&tf* 
Tixop, das in^&vfifjtixov^ das ^vfiondig und das ilö/^«JcoV ^). 
Noch entschiedener folgt er dem Aristoteles in der Lehre 
von der ethischen Tugend, in der Bestimmung, dass sie 
im Einhalten der richtigen Mitte bestehe, in der Abgren- 
zung ihres Gebiets gegen das Theoretische, in der Unter- 
scheidung der fjpQovtiffig und der aoqfta ^), in dem Satz, dass 
die Affekte nicht ausgerottet, sondern nnr gebildet und 
gemässigt werden dürfen ^). Anch derEinfluss des Stoi- 
cismus lässt sich bei unserem Philosophen nicht verken- 
nen, wie befangen und eifrig er auch dieses System sonst 
bestreiten mag ^). So ist es offenbar stoisch, wenn er 



1) De sera num* vind. 4. 14. 

2) De fac. in luna 28. 

3 ) De adulat et am. 20. de virt. noor. 5. 

4) De virt. mor. 3 vgl, de an. procr. 36. 

5) De Ei ap. Delpb. I3i Schi. Dei. orac. 36 med. 

6 ) De Tirt. mor. 5 f. 

7) A. a. O. 42. 

8) De Stoicoram repugn. De comra. not ad?. Stoic. und in yie- 

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spätere Akademiker. Plutarch. 4S7 

dw Verhängoiss nR der Weltseele identificirt ^), oder 
wenn er troftx seiner Polemik gegen die stoische Welt- 
verbreniiung ') einen unendlicben Kreislauf des Werdens 
behauptet, vemtdge dessen alle Zustände und Personen 
der früheren Weltperioden in den spätem völlig unver- 
ändert wiederkehren sollen ^). Noch leichter konnte sich 
die stoische Ethik» unter Milderung ihrer Härten 5 mit 
seinem Platonlsmus verknüpfen, und wirklich steht auch 
seine sittliche Ansicht mit der eines Epiktet und Mark 
Anrel in naber Verwandtschaft *). Wie sehr sich Plu* 
tarchs gajlze Auffassung der Philosophie der stoisohen 
annähert, ist schon bemerkt worden; ein weiterer wich- 
tiger Vergleichnngspunkt, die Verwandtschaft seiner re* 
ligiösen Ansichten mit der stoischen Religionsphilosophie, 
wird tiefer unten zur Sprache kommen. Nicht einmal 
der epikureischen Lehre, die er sosehr verachtet, scheint 
er aUen Zutritt verschlossen zu haben; wenigstens ist 
est diese, an welche die etgenthamliche Annahme einer 
Mehrheit von Welten zunächst erinnert, wogegen die 
FBnfzahl dieser Welten mit den pythagoreischen Spekn- 
latiooen zusamn»enbängt, dteren Bedeutung für unsern Phi- 
losophen wir später noch kennen zu lernen Gelegenheit 
haben werden. So ist die eklektische Neigung der Zeit 
auch Plutarcbs Lehren deutlich aufgeprägt. 

Plutarch ist ohne Zweifel der bedeutendste unter den 
Anhängern der Platonischen Philosophie in der ganzen 



len Stellen seiner Schriften, z. B. de virt. mor. 2. 12 consol. ad 
Apoll. 3. de fato 4 ff. u. A. 

1) De fato 2. 

2) Sto. rep. 38 f. c. not. 51 9 5 u. ö. 

3) De fato S. 

4) M. vgl, 2. B. de virt. 1. De tranqu. an. 3. 5. 17. 19 f. consol. 
ad Apoll. 18. 31. Genaueres Ober Plutarcbs Sittenlehre giebt 
SciiBsiTBfi de doctr. Flut Ihcol. et morali in tLiesns Zeitschr. 
f. bbtor. Theo!. VI, 82 ff. 

5) De def. orac 24—37. De £i 11. 

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4K ' Der EkleJcticitmut. 

Periode zwischen Cicero and dem Anfkonmen des Nea- 
plAtonismns, wir werden daher von seiner Deol^weise «vf 
4\e seiner Scliale zu scliiieissen bereelitfjjft sein. Es fehlt 
aller auch ansserdem nicht an Beweisen für die Veribrei- 
tung^ des fikleiLticismus in der damaligen Akademie. Von 
Plutarchs Lehrer Aramonias aus Alexandrien kennen 
wir vemiuthen, dass er der Geistesrichtung seines Schü- 
lers nicht ferne stand 2), wenn aach ilie Reden, wekhe 
ihm dieser in den Mund legt^), sehwerllch für histori- 
sche Berichte gelten können. £in halbes Jahrhundert 
nach« Plutarch treffen wir den phflosophlrenden Rhetor 
Maximus von Tyrus^) anf derselben Bahn einee eklek- 
tischen Piatonismus, der sich bereits nicht undeutlich zum 
Neuplatonismus hinübemeigt, nur ist der philosophische 
Gehalt seiner gespreizten Deklamationen mit dem der Pin- 
tarehischen Schriften nicht zu vergleichen. Ein enthu- 
siastischer Bewunderer Plato's^) hat Maximus dodi nur 
sehr wenig von der wissenschaftlichen Schärfe des Pb- 
tonischen Geistes in sich aufgenommen. Wenn er die 
Wissenschaft als das Höchste preist, so tleibt diaeh der 
Begriff der Wissenschfaft bei ilim so unbestimmt, dass er 



1) IVl. 8. Über ihn Zumpt in dei» melirerwähnten Abbandhing Abh. 
d. Berl. Ahad. v. J. 1842, S. 69 nach Plot. qo. eonv. IX, 1 in. 
(Tgl. VIH, S, iD.)i de Ei ap, Delph. c. 1, ScW. EtmAP. V. Sopb. 
prooem. ^. 8* Ammonius lehrte unter Nero und Vespasian 111 / 
Athen. 

2) Seiner BebutsamkeU in seinen Behauptungen erwähnt Plut. qu. 
conv. IX, 1^9 7y denselben Zug haben wir oben bei Plutarch ge- 
funden. 

3) Wie namcntb'ch De £i ap. Delph. 17 ff., eine Stelle, auf die wir 
später noch Kurüclikommen werden. 

4) Er lebte unter den Antoninen und bis unter Commodua; «• die 
praeftitio des Davisuja su s. Aufgabe des Afaxinuis (abgedr. in 
der Ausgabe ▼. RgtiHs). 

6) M. vgh statt alier andern Belege Diaa. XVII, U SchL: e/ ydg 
TAff is Tai liXarvivos <pwvas ifjantKuv Iriffmv Sejiwm* loycav .«. 
gros s^ ap TOP ijXiov i'i^t civi0%ovza u« s. w« 

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Spätere Akademiker. Maximits von Tyrus. 439 

mit ilfese 11^ Hamen ganz im AHgeflietnen« Ae Revrsübaft 
der Vernunft im Menschen bezetehnen tviil^ und jede 
Ticfatigkeit in der Gesetzgebang oder Staatsverwaltung 
gfeichfalls Wls^enscliaft nennt *) ; wenn er den Vernittg 
des tlieorelischen Lebens vor dem pr^ktisetien behaut^ 
tH% Qfid anch die encykilschen Dnterrkbtsfigcher (Mu- 
sik und Mathematik) in Platonischer Weise als Vorberei- 
tung £ur Philosophie empfiehlt^), $o sagt er doch ein 
andermal anch wieder, die Tagend bestehe nicht blos i» 
Winsen, sondern die Hauptsache sei die Beherrschung 
der "Sinnlichkeit dnrch das Wissen, die Anwendung der 
Th«orie auf das Bandeln ^); wenn er ?m Sinn der akade- 
mischen und peripatetischen Sittenlelire die Werfhunter*- 
schfede unter den Gütern und die Bedentung der äusse- 
ren G&t er anerkennt*), so hindert ihn diess »ieht^ an eii- 
ner andern Stelle^) dem cynischen Leben de« Preis au- 
zuerkennen, und einen Diogenes in dieser Beziehung we«> 
gen seiner grösseren Unabhängigkeit selbst über Sofcra« 
t€s utfd Plato zu stellen. Auch sonst stimmt er iii Maii- 
diem mit dem Stoicismus, an dessen spätere Vertreter 
wtt durch diese Aeussernngen zunächst erinnert werden. 
So Sägt er mit den Stoikern, der Tugendhafte könne nicht 
verletzt werden, dehnt dann aber frei^eh diesen Satz in 
dnbekonnener Uefaertreibung auch auf iftn Schlechten aus, 
indem er in diesem Fall, trotz seiner Anerkennung der äus- 
seren Güter, behauptet, das einzige Gut sei die Tugend, 
da man nun diese weder dem nehmen könne, der sie bat, 



1) biss. XII, 5. 7. 

i) XXIIj besonders c. 4 f. 

3) XXX VIL 

4) XXXin, 4-9. vgl. XXL 

5) XL, 5 ff. — die Vertheidiguog der Lust Viis. 111. (Rittkb IV, 
155, yvo aber aus Venehen Diss. XXXIII ^tebt) geli4rt niclit 
hieber, denn Ma^imus spricht in dieser nar in fremdem IKamen; 
s. DIss. IV. 

6) XXXVI, beftonders c. &f. 

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440 ' Der Elilekticitmus. 

noch dem, der sie nicht hat, so könne man den Einen 
so wenig; verletzen, als den Andern *). Stoisch ist es, 
wenn die Homerischen Götter theils auf elementarisclre, 
theils auf sittliche Machte gedeutet werden-'), aus der 
stoischen Philosophie stammt die Bezeichnung der Welt 
als Einer geiBfeinsamen Wohnung von Göttern und Men- 
schen ^), ebendaher die Rechtfertigung der Vorsehung 
durch die Bemerkung, dass das Uebel dem Woblthätigeo 
und Zweckmässigen in der Natur als unvermeidliche Folge 
anhänge ^); und wenn Maximus mit Plutaroh das sittli- 
che Uebel hievon ausnimmt, und im Widerspruch gegen 
den stoischen Fatalismus auch das göttliche Vorherwis- 
sen und die Mantik nur in bedingter Weise auf die mensch- 
lichen Handlungen bezogen wissen will ^), so, trifft er da- 
für mit den Aufgeklärteren unter den Stoikern in dem 
Satze zusammen, dass es uanöthig sei, die Götter um et- 
was zu bitten, denn äussere Güter solle man nicht von 
ihnen begehren, geistige müsse Jeder sich selbst erwer- 
ben, das wahre Gebet sei nicht eine Bitte um mangelnde 
Güter, sondern eine Besprechung über die vorhandenen, 
eine Selbstdarstellnng der Tugend <^)» Anch die An« 
schauung des Weltlaufs als einer von Gott ausgehenden 
und durch die Gegensätze des Endlichen sich hindurch 
bewegenden Harmonie ist wesentlich stoisch; noch un- 



1) XVUI, 3. 

3) X, 8, Scbl. XXXll, 8. 
5) XIX, 6. 

4) XLI, 4i \vo die Uebel den Funken vom ^mbos und dem Rum 
im Ofen verglichen werden. 

5) A. a« O. 5. XIX, 3 ff. üeber Plutarchs Widerspruch gegen den 
Fatalismus s. §«48. 

6u> XI, besonders c. 7« 8. 

7) XIX, SfScbL: i^S ^o nm» xSto e^ftoviav rivd .siptu c^yavB (in^ 
ütms Mal Ts%pirfiv p^iv vor ^sev r^v db a^f^ovtav avv^v oQ^afU^ 
vtjv naQ avtS St dtqoi ISaav %al ytj^ wx» l^aiUrr^«^ nml Ztowv 
Mot« tfvtoiv ifmtüöitav fina rSro tis noXXdt »al dwofsoist^ fvouf 

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Spatere Akademiker. Maximus Ton Tyrus« 441 

mittelbarer eriaaert sie jedoch bei uaserem Verfaaser an 
die pseudo- aristotelische Schrift von der Welt, von der 
es wirklich scheint, dass sie sein nächstes Vorbild ge- 
wesen sei. Aristotelisches weiss Maxioins auch sonst 
mit seinem Piatonismus zn verbinden, wenn er z. B. in 
der Lehre von den Theilen der Seele und vom Wesen 
der Tugend zwischen Plato und Aristoteles keinen Zwie- 
spalt sieht *), oder wenn er in eine Darstellung der Pla- 
tonischen Lehre von der ülottheit die Aristotelischen Be- 
stimmungen aber das potentielle und aktuelle Denken und 
iiher die ununterbrochene Denkthätigkeit in Gott. e|n» 
flicht ').. Dass mit jenen beiden auch Pythagoras einver- 
standen sei^ wird in dem ersten von diesen Fällen aus- 
driicklich gesagt; bestimmtere Belege für die Hinneiguiig 
des Maiimus zu Pythagoreischem werden uns später be- 
gegnen. . Unser Rhetor.hat mithin, ahnlich wie Plutarcb, 
die gesammte Zeitphilosophie für sich ben&tzt, nur von 
Epikur will er nichts hören ^). Hat aber schon Plutarch 
aus den verschiedenartigen Stoffen kein durchaus einheit* 
Hohes. Ganzes zu machen gewusst, so ist bei Maximus 
nicht einmal das Streben nach wissenschaftlicher Einheit 
vorhanden; es liegt ihm weit mehr an dem augenblickli- 
chen rednerischen Effekt, als an der Uebereinstimmung 
seiner Gedanken. Aber als Zeugen für die Verbreitung 
des Eklekticismns in 4er akademischen Schule jener Zeit 
werden wir ihn nichts destoweniger benutzen können, und 
das um so mehr, da auch noch Andere in dieser Bezie- 
hung mit ihm übereinstimmen, während andererseits stren- 
gere Platoniker ans der zweiten Hälfte des zweiten Jahr- 
hunderts aber eben diesen Eklekticismns Klage fuhren. 



owratTtiv TOP iv avtaiS nohfAOv. M. vgl, hieeu und zu c. 4 

aus der Schrift ir. uoafjut c. 6. 599^ a, 12 ff. 
1) XXXIII. 5. 
3) XVII« a, SobL 
3)X,4. 8f. 

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442 Der Eklektieifibiis. 

Efn Zelt- nnd Pacbgenosse des Maximifs ist der afri- 
kanische Rfaetor Apulejos. Auch er ist erltKrter Pia- 
totiiker, aber dabei doch weitherzig^ genüge, um nicht bios in 
das Platonische System mancherlei spätere Speknlationeti 
einzumischen, sondern auch die psendo - aristoteHsche 
Schrift von der Welt In seiner lateinischen Uebertragttn«^ 
sich anzueig;nen i). Da wir jedoch sp&ter noch einmal 
auf ihn zurückkommen, mag es hier an dieser Andeutung 
g^enug;en. ?on den sonstigen Ueberresten der damaligen 
Akademie können wir die werthlose Einleitung des AI- 
biilus'), in dte Platonischen Gespräche hier übergehen. 
M^Ai^urdiger ist ein iron Ecseb ^) erhaltenes Bruchstück 
des Severns*)^ worin die Platonische Lehre von der 
Zusammensetzung der Seele ans der leidensfiLbigen und 
der leidenstosen Substanz mit der Bemerkung angegrif- 
fen wird, diese Annahme wurde die Ünverginglichkeit 
der Seele auFlieben, denn zwei so verschiedenartige Be- 
standtb^ile mussten nothwendig ihre naturwidrige Ver- 
bindung wieder auflösen. Severus selbst wollte die Seele 
efitaiitg gedacht wissen, er beschrieb sie als eine unkör- 
pertlche Figur, nach Art der reinen mathematischen For- 
men ^). Auch dfe Weltentstehung bestritt er, indem er 
statt derselben, den Stoikern sich annähernd, nur solche 
Revolutionen Innerhalb der Welt zugab, wie sie der My- 
thus des Platonischen Politikus enthält ^). Wir sehen 
hieraus, dasis sich wenigstens Einzelne unter den dama- 
ligen Pfatonikern auch eine Kritik der Platonischen Be- 
stimmungen erlaubten. Nur sind unsere Nachrichten fiber 



.1) 0e musdö -freoem. AaC uod Schi. 

2) Um 150 n. Chr. s. Zumpi a. a. O. S. 71. 

3) pr. ey. XIII, 17. 

'4) I>as Zeitalter die«^ PhSlosophea ist unsicher, dass er in die 
zweite Hälfte des zweiten Jahrhunderts gehSre, irt blosse Ver- 
mutbuDg« 

5) Jaäbl. b. Stob. Ekl. 1, 862. Peoki.. in Tim, llf, ISS; E. 187, A f. 

6) Pkohl. a. a. O. U, 88, Df. III, 168, D ygh V, 304, 6. 

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Spätere AlcAilemilier. Alcinous« '4^ 

Sevems sehr Idvk^bhaft. ÜBg^gtnbBiMzen wir nodi 4tB 
Aloiiiows Abflai^der Platonlsctiefi Letre, eine .Sehrtft, 
deren Alter wir z«var g^efiebf^ills nieht sicb^r b^stimmeii 
können ^), die aiier docli aller Walirseheinliclikelt naeli 
dem leisten Jahrhundert var Plotln angehört '). Wie- 
wohl ttttn der Verfasser dieser Schrift ältere Darslellon'^ 
gen zum Tbeil wörtlich abgeschrieben liat^), so ISsst 
sich doch der Charakter seiner Zeit In seiner sonst ziem* 
lieh unbedeutenden Compilation nicht verkennen. Seine 
Erkenntnisstbeorie verbindet stoische and Aristotelische 
Bestimmungen mit den Platonischen, und leitet auch die 
VorsteUeng aus der Vernunft ab, indem sie im Menschen 
eine doppelte Vernunft unterscheidet, diejenige, welche 
dem Sinnlichen, und die, welche dem Oebersinnlichen zu- 
gewandt ist (c. 4). in der Dialektik (c 5 f.) wird die 
ganze Aristotelische Logili, mit den Sehlussfiguren und 
den zehen Kategorieen, dem Ptato unterschoben. Die 
theoretische Philosophie theilt AIcinons (c. 7) unplato- 
niseh genng in die Theologie, die Physik und die Mathe- 
matik, ohne doch selbst dieser Eintheilung zu folgen, in 
derselben unterscheidet er drei Uraacben: die MatefiO) 
ctle Urbilder nnd das schöpferische Princip oder ^{e€ott« 
beit; dfeCI>ottheit wird (ebd.) mehr Aristotelisch, alsPla^ 
tonisch, als der thfttige Verstand beschrieben, wekher 
unbewegt nur sich selbst denlit; ein dreifacher Weg zur 
Erkenntniss Gottes wird angenommen: der Weg der Bnt- 



1) F4BRIC, Bibl. gr. V, 523 Harl. 

2) Dass sie alter ist, als Flotin, unterliegt keinem Zweifel, 4as8 sie 
jünger sei, als Maiimus, könnte man aus der auffallenden lieber- 
einstimmung ihres 29. Kap. mit Max. XIX, 5 abnehmen^ wenn es 

, niclii ebenso möglich Vfäre, dass Beide aus einer gemeiMamcbi 
Quelle geschöpft haben. Aber in die Zeit ^des litteranscbea Ver- 
falls gebort sie jedenfalls 

i) Der Anftng dut 12. iU|i. wird von Eus« pr. ev^ X],2S au» ei- 
ner Mbrift d» Ajiiut Dmoivn miigetbcilt» 

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44# Der EkUklicismu». 

adir&nkDBg, 4er Analofj^e und der Erbebang *); ^® Ideen 
werden für ewige Gedeekea Gottee, zuglefeh. aber aacli 
für SabaUnKen erklart, ihr Uaifang wird mit Anaacyass 
der känsttlcben oder naturwidrigen Dinge aof die natur- 
liehen Gattungen beschrankt, neben den Ideen sollen dann 
aber auch noch die der Materie inwohaenden Formen de« 
Ariatoteles Raum finden (c. 9« 4). Die Materie wird mit 
einer dem Verfasser geläufigen Aristotelischen Bezeich- 
nung als dasjenige beschrieben, was weder körperlieh, 
noch nnkörperlicli, sondern der Möglichkeit nach im Kör- 
per sei (c. 8, Schi.). Die Ewigkeit der Welt glaubt Al- 
einous (c. 14) auch als Platonische Lehre behaupten za 
können,. und er scbliesst daraus richtig, dass auch die 
Weltseele nicht von Gott geschafft, sondern gleichfalls 
ewig sei; nur will es hiemit nicht recht überetnstinunen, 
dass sie doch von Gott ausgeschmückt und gleichsam aus 
einem jtiefen Schlaf erweckt sein soll, um in derHinwendug 
zu Gott die idealen Formen von Ihm zu empfHagen, dass sich 
der Verfasser überhaupt von der Vorstellung einer ein- 
maligen göttlichen Weltbildong doch nicht losmachen 
kanu (ebd.). Dass Alcinous Untergötter oder Dämonen 
annimmt, welchen die Welt unter dem Mond zur Verwal- 
tung übertragen sei, und dass er diese in stoischer Weise 
als ElemcQtargeister fasst (c. ]5)^ kann bei einem Plato- 
niker dieser , Zeit nicht überrasehen. Ebenso ist es dem 
Eklekticismus jener Zeit angemessen, wenn in die Plato- 
nische Ethik die Unterscheidung von zweierlei Tugen- 
den, den des vernünftigen und den des unvernünfti- 
gen Theils der Seele, und die Aristotelische Bestimmung 
der Tugend als fiiaortjg eingeschwärzt wird (c. 26. 31). 
Man sieht aus allen diesen Bestimmungen, wie sehr es 
ihrem Urheber an einem klaren Bewnsstsein über die Ei- 
genthümlichkeit der Platonischen Lehre gefehlt hat. 

1) Bei dem «weiten bat der Verfewer die Stelle der Piatoniacben 
Rep, VI, 508, B, bei dem dritten Symp,308, Elf. hn Auge. 

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Spatere Piatoniken Taurus Atticus. 449 

Unser 48. S» wird noch weitere Belege ffir die 6e* 
neigtbMt der damaligen Platöniker zu einer eklekltsehen 
Erwetieraog der PlatoDiachen Lelire beibringen. Dase 
freilich liicbt alle Mitglieder der Schule mit dieser Rieb- 
tung einverstanden waren, seben wir ans dem Beispiel 
des Calvtsius Taurns und des Attikus, zweier Pla- 
tonÜBer, von welcben der erste um die Mitte und sehen 
vor der Mitte des zweiten Jahrhunderts zu Athen lehrte, 
der andere um 174 n. Chr. geblüht haben solP). Van 
Tanros wissen wir, dass er nicht Mos gegen die Stoiker, 
sondern liucb iiber den Unterschied der Platonischen und 
Aristoteliscben Lehre geschrieben bat^), ohne dass uns 
dodi sein Schüler Gslliüs, so häufig er auch seiner Er* 
wähuung thut^), etwas Genaueres über den Inhalt seiner 
Vorträge und Schriften mittheilte. In-Attikus lernen wir 
aus den Bruchstücken der Schrift, worin er der Ver- 
knüpfung der aristotelischen Lehre mit der platonischen 
entgegentrat*), einen enthusiastischen Bewunderer Plato's 
kennen, der um die Heinheit der platonischen Lehre be- 
kümmert die peripatetische mit leidenscbaftlfeber Befan- 
genheit angreift, und ihr insbesondere die Niedrigkeit 
ihres sittlichen Standpunkts, die Läugnung der Vorsehung 
und der Unsterblichkeit vorrückt ^) ; von den physikalischen 
Ansichten des Aristoteles ist es namentlich die Annahme' 
eines fünften Elements und die Ewigkeit der Welt, welche 
seinen Widerspruch hervorrufen^), die letztere um so 
mehr, da er es hier auch mit einem Theile seiner eige- 



1) Vgl Zuäpt. a. a. O. S. 70. 

2) A. Gbll. XII, 6, 5. SuiD. u. d, W. Tavgoe. 

3) I, 9, 8. c 26. II, t' VF, 10. c. 13. VIII, 6. IX, 6, 8. X, 19. 
XII, 5. XVII, 8. c. 20- XVm, 10, 3. XIX, 6, 2. XX, 4. 

4) B.ED8. pr. eF.XI,1.2. XV, 4—95 «bd. 12 f. In der «raten von 
diesen Stellen wird das Tliema der Schrift durch die Worte beseich- 

5) XV, 4 f. c. 9, '5. 15 f. c. 12. 
6> A. a. O. c. 6 f. 

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449 I^er Eklekticitmua. 

nea PurtMeMoBiM sa thas ImU. Wie aber dttese Sdirift 
die VcfrbreUang des fiklekUeiamns, wekhen sie bestreitet, 
mittelbar bestätigt, so. steht aoeb :hr Verfasser reibst, 
dieser Eiferer für des reiaeo Platosismas , keineswegs 
auf dem aaTerrsekteii Staadpuakt seiaes Meisters. Die 
uabediagte Autarkie der Tugead, welche Attik«s der 
^ripatetjschea Giiterlebre eatgegeastelltO» l^t anefar 
steiscby als ursprünglich platouiseb'); aocfa deatlicher 
verrätb sieh jedecb der Standpunkt der späteren Popolar- 
pbilosepbie in dem Satze ^), dass die Glückseligkeit des 
Menschen von den Philosophen einstimmig als der letzte 
Zweck der Philosophie anerluinnt werde. £ben dieser ein- 
seitig praktische Standpunkt war es ja gewesen , weldier 
mit der Gleichgültigkeit gegen die wissenschaftllehe 
Cpnseqnenz die eklektische Versohmelznng widerstreben- 
der Lehrsatze erzeugt hatte. Nehmen wir dazu noch die 
wissenschaftliche Schwache von Gründen, wie diejenlgea^ 
w<upit Attikus die Lehre von der Ewigkeit der Welt 
bestreitet: dass nämlich gar nicht Alles, was einen An- 
fang hat, auch ein Ende haben müsse, weil Gott vermöge 
seiner Allmacht auch ein solches vor dem Untergang 
bewaiiren konne^j, so liegt wohl am Tage, dass diese 
lU^trebungen kanm im Stande sein konnten, dem Umsich- 
greifen des Eklekticismus einen Riegel voraoscklebeiL. 
Zum Schlüsse dieses Abschnitts ist noch eines Mannes 
a^u erwähnen, welcher sich selbst zu keiner beatlraaileH 
Sahale gezählt hat, wiewohl er ia seinen Anstchten der 
peripatetischen am Nächsten verwandt ist, des G a I e n us^). 



1) A. «.O, XV»4;, 9 ff. 

2) M. .8. ßusem %. Tiu $. S80f« 

3) B. £u»* a. a. O. XV, ^, 1. 5, 2. 
4} A. «. O. «. Sff. 

5) Clattdius Galoous, 131 n, Chr. geboren, leUe bis anter Saverus. 
Ueber sein Leben und seine Seliriften Tgl. man die Bistori^ lit- 
teraria Galeni vor der Ausgabe von Köhn^ iiber ssina pliiloso- 

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Galenus« 447 

Unter die £klefctiMr stellt den Galenus . fciu>ji der Um^ 
stand, daas er sieb ausführlich, mit der ErUaraiig plato- 
nischer, aristotelischer^ tbeophrastischer unjd chrysippi*. 
scher Schriften beschäftigt hat'). Nur dem* Epikur ist 
er» wie fast alle diese eklektischen Philosophen, durch- 
aus abgeneigt, wie er ihn auch iu eigenen Schriften be- 
kämpft hat; ebenso erscheint ihm aber auch die Skepsis 
der neuern Akademie als eine Verirrung, die er mit aller 
Entschiedenheit bestreitet 0« Er seinerseits findet den 
Menschen, trotz der Beschränktheit seines Wissens, doch 
mit den Mitteln %ur Erkenntniss der Wahrheit hivrei- 
chend ausgerüstet : die sinnlichen Erscheinungen erj^eur 
nen wir durch die Sinne, deren Täusehungeq sich mit 
der nötbigen Vorsicht wohl vermeiden lassen > lieber- 
sinnliches mit dem Verstände, und wie die sinnliche Wabrr 
nehmung eiue unmittelbare Ueberzeuguugshraft(/»a^}'na) 
mit sich führt, so ist auch der Verstand im Besitze ge- 
wisser Wabrheiteu, die unmittelbar und vor allem Beweis 
feststehen, gewisser natürlicher Grundsätze, welche sich 
durch die allgemeine Uebereinatimmung bewähren;, aus 
dieseni Augenscheinlichen wird das Verborgene durch 
logische Schlussfolgerung erkannt. Das Kennzeichen der 
Wahrheit ist daher für alles dasjenige, was durch sieh 
selbst klar ist, die unmittelbare tiewissheit, theils die der 
Sinne, theils die des Verstandes, für das Verborgene die 
(Jehereinstlmmung mit jenem 3). Diese Berufung auf das 
unmittelbar Gewisse, auf. die Sinne und die einstimmige 



pbiscbea An^ichlcii B. SpaiuiaBL Beitr. z. Gesob. d. MecHcin I, 

117-«195* Dieset* Abbaodlamg sind die folgenden BiacbiveisuD- 

gen grösstentheils entnommeD. 
1) GAmsr de libr. propr. c. 10. 14—16. S*. 46. 48 Gui^BT. 
2} In der Scbrift de optima disciplina, g^gen Favorinf vgL do cogo. 

ao. morbis c. 6 S. 549 f. u. A. . 
3) de opt discipl. c. -4, med. de opL secta c. 2». cogp* an« mpfb. 

c. 6. de Hippocr. et Plat. IX, 7. S. 266. ^ ' 

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448 ^^^ Ekleliticiamat. 

Meinung der Henschen, dieser Empirismiis des Innern 
und Süssem Sinns entspricht ganz dem Standpnnlit eines 
Cicero und der späteren elilektisclien Popnlsrphilosoplile. 
Unter den drei Haupttlieilen der Pliilosophle legt 
Galen der Logitc, als dem unentbehrliclien Hiilfsmittel 
jeder fvissenscIiaftliGlien Forscliung, bedeutenden Wertli 
bei*)) wie er überhaupt die Philosophie als das grosste 
unter den göttlichen Gutern preist'). So hat er auch 
selbst eine bedeutende Anzahl von logischen Schriften 
verfasst'), was uns jedoch davon übrig ist^), lässt uns 
den Verlost der übrigen nicht bedauern, da er sich darin 
in materieller Beziehung ebenso an Aristoteles anschliesst, 
wie er In •formeller Hinsicht mit seiner breiten, und in 
philosophischen Dingen sehr oberflächlichen Geschwätzig- 
keit hinter ihm zurücksteht. Auch in der Physik und 
Metaphysik folgt er, schon als Arzt und Naturforscher, 
vorzugsweise dem Aristoteles, ohne sich doch durchaus 
an ihn zu binden. Er wiederholt die aristotelische Lehre 
von den vier Ursachen^), vermehrt diese aber durch Hin- 
zufBgung der Mittelursache (des d& ov) auf fünf^). Als 
die wichtigste von diesen betrachtet er mit Plato und 
Aristoteles die Endursache^), deren Erkenntniss er ho 
hohen Werth beilegt, dass er in ihr (mit Sokrates, Plato 



I) De elem. ex Hippocr.l, b. S. 16. quod opt med. sit qu. phUos. 

S. 358* de constit. arU med. c. 8t Schi. de.Hippocr. et Plat IX, 

7, Schi. 8, i^nf. 
%) Protrept. c. I, Schi. 
5) De libr. propr. c. 11 f. 15 f. 

4) Die kleine Schrift de sophismati«. Dasa G^len der ariatotelischen 
Logik folgte, lä'sat sich auch aus seinen vielen Commentaren £u 
den logischen Schriften des Aristoteles und seiner Schüler (vor. 
Anm.) abnehmen. Eine logische Schrift Chrysipps hatte er fast 
noch als Knabe commentirt; spater schrieb er gegen die stoische 
Logik, de libr. propr. c. 11, Schi. c. 16. 

5) S. unsem 3. Th. S. 409 f. 

6). De usu part corp. hum. VI, 13. S. 434« 
7) A. a. O. 

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Galenat. 440 

und den ätoikern) die Grundlage der wahren Theologie, 
dieser die HeiHLunst weit überragenden Wissenschaft 
findet 0* El* scheint jedoch diese Teieologie in der Weise 
def späteren Philosophie gefasst zu haben, ohne sich die 
wichtige aristotelische Lehre yt>n der immanenten Zweck- 
th&tigkeit der Nator anzueignen. Im Gegensats^ gegen 
den stoischen Materialismus beweist er, dass die Eigetr- 
Schäften der Dinge keine Korper seien'), gegen die An* 
sichten der Atomistiker und der älteren Physiologen, und 
unter diesen auch gegen die stolsch^Heraklitische An- 
nahme Eines Urstoifs, wird die Lehre des Hippokrates 
und Aristoteles von den vier Elementen vertheidigt'). 
Bedeutender Ist seine Abweichung von Aristoteles in der 
Lehre von der Seele und Ihrer Wirksamkeit; gerade hier 
lauten nber auch seine Aeusserungen so schwankend, daiss 
man wohl sieht, wie sehr es ihm unter dem Widerstreit 
der Meinungen an einem festen Haltpunkt gefehlt bM. 
Was die Seele ihrem Wesen nach ist, dar&ber getraut 
er sich nicht blos eine bestimmte Behauptung, sondern 
auch nicht einmal eine Vermnthuhg, welche auf Wahr- 
scheiidichkelt Anspruch machte, aufzustellen, indem er 
jeden sicheren Nachweis hieriibei* vermisst*). Die An-' 
nähme Platö's, dass die Seele ein unkdrperllches Wesen 
set und ohne den Korper leben könne, scheint ihni be- 
denklith, denn wodurch sollten sich, fragt er, unk&rper- 
llche Substanzen von einander unterscheiden, wie kann 
ein unkörperliches Wesen über den Körper verbreitet 



1) Ebd. XVII, 1. S. 702. 

2) Quod qualitates sint incorporeae. 

3) De coDstit artis med. c. 7 f. De elementiik Werde» auefa unter 
den hier bekämpften Ansichten die Stoiker nieht genannt^ so ist 
doch die Heralditische Lehre vom Urstoff, welche Galen bestreitet 
CDeel. I,4.S. 11) auch die ihrige. Vgl. auch de Hippoer. etPlat. 
Vnt, 3^ wo der Nachweis versucht wird, dass Plato mit Hlp- 
pokrates hinsichtlich der Elemente gans einig sei. 

4) De foet form. c. 6. 9. 301* 

Di« Pbiloiophie der Griecben. IH. TheiL Digitize^^GoOglc 



45Q Der Eklekticismut. 

seia, wie kann ein solches vom Korper so afficirt wer- 
den, wie diess bei der Seele im WahDsiaii, In der Tran- 
iLenheit ond in älmlicbeu Zuständen der Fall iat?^ inso- 
fern ist Gfilen geneig;t, der peripatetiscbea Lehre beizo- 
pflichten, wornach die Seele die Form ihres Korpers ist^; 
dieses wurde aber freilich auf die Ansicht fuhren, welche 
voa den Stoikern behauptet und von manehen Peripateti- 
kem getheilt wird, dass die Seele nichts Anderes sei, 
ali die Mischung;, der körperlichen Stoffe, und von Ihrer 
ÜBSterblichkeit konnte dann nicht die Rede sein ^). Galen 
getraut sich nicht, diesen Punkt zu entscheiden, und 
ebenso wenig beabsichtigt er, die Unsterblichkeit sn be- 
haupten oder zu läugnen*). l^ictit anders geht es ihn 
auch mit der Frage nach der Entstehung der Sei^e. £r 
bekennt unumwunden, dass er hierüber durchaus nicht 
mit sich im Reinen sei. Einerseits findet er in der Bil- 
dung di^s menschlichen Körpers eine Weisheit ond. Macht, 
welche er der vernunftlosen Pftanzenseele des Embryo 
ili^b^. zutrauen kann^ andererseits zwingt ihn doch die 
AehnHchkeit der Kinder mit den Eltern, sie von dieser 
h/erzfileiten, und die Annahme damaliger Platoniker, dass 
die WeltseelQ die Körper der lebendigen Wesen bilde, 
scheint ihm fast gottlos, da man jene göttliche Seele 
nicht \n so niedere Geschäfte verwickeln diirfe^). Be- 
stimmter erklärt sich Galen f&r die platonische Lehre 
von den Theilen der Seele und ihren Sitzen^), nur bringt 



1) Quod animi mores corp. temp. seq. c. 5« 5. S. 447* 450 f. de 
loc. afF. II, 5. S. 421. 

2) De loc. äff. a. a. O. 

I1 13) 9^« ßn^ xnores u- .«• w, cd» & 446. c. 4. 

i .4) S.. o« u« a« a« O^ C 3 Anf: iyw Ss «^ ms ht* [i^at^aTov ro 

5) .De foet. form. c. 6, S. 3(M. 
, 0) AI- vgl. hierüber ausser der Scbi;ift de Hippo^r. et Pbt plac., 
welcLe diesen Gegenstand in nicht weniger als neun. Büchern 
mit ermüdender Weitschweifigkeit erörtert: ..qiit animi mpces 

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Galeous. , ^t 

seine l]|Q9icherkeU iiher das W^jsep deK:S^Ie .i^vch diese 
Annakise ^lothweQ^ig in s Scfawaiikep.. -Aue}^ darüber will 
unser Pmiosppfi, .wie jer st^gt^ ujcl^t .eii^|i^ideii, .nik den^ 
P0LmifKeo ;eln9 S^!?^,^ zukpfirae >), and^rs]wo| j^dQpb «erklärt 
er «Ich mit, Bjestiinniitbeit für f|pe stoispbp |}|iterscbei- 
dufig zvvis^hen der pi/xti und der 9><^V^.'i>- . P9^s er 4^u 
Gestirnen .eine veriuinfUge Seele beilegt, weleb^jfßdf ir^lr 
sehe Vernunft. weit iibertreffq, und das» er die VfrnipMft 
vpp dort auf die Eiu^e Iterabströo^en lass^^), ist eine Vor- 
stelliipg;^ die ihm mit vielen.von den' alten Pliilosoi^n 
gejfiein , ist, wenn er aber an demselben Orte aiieh die 
Aqfkiebt äussert^ dass diese Vernunft ()ie Erde u|id 4iei 
Li|Ct. dprclidrip^e., so ist diess offenbar mehr im iSinfiß^ 
dßs stoischen und platonischen Systems, als in dem des 
Aristotelesy.an welchen er sich sonst zu halten pflegt» 

, Wir werden uns. über das Schwankende und Frag-, 
militärische dieser. BeßUmmungen um so weniger wnn- 
dero, wjsnn, wir hören, welchen Wert)i Galen iUyerJfaQpt 
den tbeorerischeu Untersucliungen beilegt. Die ^mg^. 
micti der Einheit der W^lt, die Frage, qb siii entftai^fie^, 
sei. oder ni»ht^ und ähnliche, meint er, sei fiir; 4fn pfsK-. 
tiscshen Philosophen werthlos; von dem Qasefif d.eV'QioAter 
unfl yon.deim^ Walten einer Vprsehangmiis^n, w^Y-uus 
freilich zn überzeugen suchen, die Natur ^t^x Gpl^e^i^fi*; 
geigen br^ificjben w[lr iiicht zu kennen; ob, sie fiiaßn j^^\ 
haben, ofli^r keip^n, l^be aef unser .Verhallijen. k(tm^i 
Einfluss; ebenso sei es in sittlicher i|n,d politischem Be- 
ziehung gleichgültig, ob die WeHi durch eine GoAtbeit, 
ode r ob sie dureh eine blindwirkende Ursache gcfbildet 

u. 8. w. c. 3. Dass die drei Tbeile der Seele nicht blos drei 
Kräfte Einer Substans« sondern drei yerscbieäene Substanzen 
seien, sagt Galen de Hlppi et Plat Vr,''i ,u!'a. a. O. ' 
'. l) De substant facuU. nat' c* 1, ä 4 vgl. cömment iil fiippocratis 
de epTdera.. libr. VI, Sect. V, 5, S..518f^ ,.. ^ 

2) De natur. facutt I, l/ wogegen die Stelle de ßippocr/ et Plat 
VI, 2, S. 185 nichts beweist 

3) De usu part corp. hum. XVII, i, S. 702. 

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454 I>«r ElcIekticiBitius. Galenus. 

wordeif sei; wenn fior <Ke Zweckmässigkeit ihrer Efn- 
rfebtungp aneAantit werde. Selbst die Frage, welelie er 
HO wHtläeflg erSrtert hat, naeh' dem Sftz der Seele, soll 
nnt'fiif dett Arzt, nicht für den Philosophen von Interesse 
sein*).' Whr bedirfen in der That keines weiteren Be- 
#e{sclS, nm £n wissen^ dass ein Philosoph, welcher den 
Werth der wissenscbaftliehen Uhtersnchungen so g^anz 
itäeh ihrem unmittelbar nachweislichen Nutzen abmtsst, 
nieht aber einen unsicheren Eklekticismus hinanskommeti 
konnte. Nur worden wir uns sehr täuschen, weun wir 
desshalb selbständige ethische ForSchnngen von €aleif 
erwarten wollten. Seine zahlreichen Schriften -ads 'die- 
lA^iii Gebiete^ sind fnr uns alle bis auf zwel^ verloretr 
gegangen, Was wir aber thetls aus dieser, thelts aus M* 
dern geleg;enheitlichen Aeusseruitfgen von seinen Sittli- 
chen Ansichten erfahren, enthält nur Nachklänge von 
älteren Lehren. So treffen wir bei Gelegenheft die perf-^ 
putetfsche filnthellung der ClSter in geistige, lefbHthe 
und äüsiSere*), bei einem andern Anlass die platonische 
Lebre von den vier Grundtugendeu^), dann wieder den 
aristiitdMcbeh Satz, dass alle Tugend Im Bffttelmsass 
beisMbe>>. FQr unsere gegenwärtige Unte^strchuug bat 
dieke Seite des Galenfscben PbilosöpblrenS' kein weiteres 
Iirt^resse; Wir besehlfesselt daher die Geschichte des 
Bklektlcisbiuü In den ersten «Jahrhunderten il^CrHrfst&s, 

uiif'MS deii*^Iei^bzeHi]gen Skeptikern zuzn%vciüden. 

« > I * — • • . f. , ' '.. 

f) De ffippoci*. et Plat'IX, 6," S. 266 

• «)- 06 propts •lil^.' li- li^. ' ' ' - i:''U: /l.r-i. . ., ' 

I ni9a/co!ft^eaemift ^mtf^^fHe'./iumä mßtkS'.Jh.ßnimi ps^f^iorM^ 
dignoUone atque^ medela, . . 

4) Protjept. 11, Anf/ 

5) De JHippocn et t).at. f\U it S. 207- 209. 

6) In Ilippocf. de hiimor. I, 11 Schi.: a^sral 3k ^aaai fV fitato 
avvUavtat at Iti uaxiai ^w tS ftiaa. Diese Worte beziehen sich 
^war suniU^hftt auf die Itörperlicben Zustände, at>er ihre Fassung 
lautet gäns allgemein. 

!■ ■■■ t . ...w • 

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i-i 



VwbeBserungeii und Zusfitza 

S. 15 Z. 9 statt Absiebt lies An siebt. 

— 18 — - 17 St. dienten 1. dienen. 

— 19 — 21 V. u, ist hinter: vSexlus VII, §7« beisufagen: Philo 
de mut. nom. c« 10 S. 1064 H. 589 M'. / . " . '. 

S. 27 Z, 9 ▼. u. st unterscheiden 1. nttfarsebieden. 

— 41 — 4 V. u. St. 6&0P t. 6^&ip. 

— 45 — 13 St. erstrecken h erstreckten. 
—- 83 — 3 st UnabhlTngigkeit 1. Abhängigkeit 

— 97 - 1 ▼. u. st III 1. II. 

' — 98 — 12 ist ror VIF, 139 eineusch alten: M. Aühsl. 

— 118 Anm. 5 ist beizufügen t die Deutung der Herakleischen Ar- 
beiten, welche Gornutus uns mitzutheilen verschmäht hat, ist wahr- 
scheinlich in der moralischen Erklärung derselben bei Huablit AUeg. 
Homer, c. 33 enthatten, wie denn diese (neuestens ?onMvHLiR rotlstan- 
diger herausgegebene) Schrift überhaupt neben der des Comutus eine 
Kweite, mit dieser vielfach übereinstimmende, Urkunde der stoischen 
JMjthendeutung bildet Zur Charakteristik derselben will ich nur noch 
auf die Erklärung des Homerischen Götterkampfs (c. 52 ff.) verweisen. 

S. 120 Z. 5 st der ist 1. ist der. ^ 

— 131 — 2 V. u. ist beizufügen: M. vgl. auch Zbjso b. Philo qu. 
omn. prob. lib. S. 879 H. 460 M. 

S. 142 Z. 4 V. u. ist hinter: »sondern« beizufügen: mit Gobkt. 

— 177— 2 St. Bethätigung l. Betheiligung. 

— 190 — 2 st engherzige 1. enge. 

— 193 — 2 V. u. st ältesten 1. ach testen. 

— 194 — 13 st natur massige I* naturwüchsige. 

— 194 — 5 V. u. st übertriebenes 1. übertreibendes. 

— 195 — 11 ist hinter »Handeln« nur einzuschalten. 

— 197 — 6 st diess 1. dieseT 

— 203— 11 V. u. st Verhältniss 1. Verhangniss. 

— 209— 1 V. u. st gleichbedeutend 1. gleichlautend. 

— 229 — 10 V. u. st verlegt 1. verlegt habe. 

— 231 — 14 st Tüchtigkeit 1. Dichtigkeit 

— 253 — 6 V. u. st fiat 1. fuit 

— 257 — 14. st höber 1. sicherer. 
» — 265 — 10 st reine 1. rein. 

— 305 — 5 V. u. st V, 13 l. 5, 13. 

— 309 — 11 V. u. st Logik st Topik. 

— 324 — 8 st Annahme 1. Annahmen. 

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154 Verbesterunjgen und Zusatse. 

S. 327 Z. 5 statt bievon lies hieran. 

— 332 — 12" V. u. st, diese I. die. 

— 333 — 7 st steht I. stehe. 

— 336 — 12 V. u. st einen I« einem« 

— 341 — 17vi 4. st stigtgidM» L nisagtlMnC 

— 356 — 17 st nur 1. mir. 

— 362 -~ 8 V. u. st empfahlen 1. empf^thlen, 

— 364 — 16 st eines l. seines» 

*— 375 -^ 15 st.fmftrnciii 1. entfern«. 

— 392 — 2 V. u. st wurden U werden. 

— 425— 7 st allein 1. allgemein. . ./ 

— ebd.— 10 T.u. st Tollhommene oder unToUkoanmenie 1. toH- 
hommenere oder unvoiliioinmen^re» 

S. 427 Z. 6 st sie auoh'l auch sie. < 

— d27 — 19 st Gommentaren L Commentatoren. 

— 429 — 5 V. o. «t i n L s u. 

' ^431 — 16 st welche 1. welcher. 



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