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Full text of "Die photographischen Copirverfahren mit Silbersalzen (Positiv-Process) auf Salz-, Stärke- und Albumin-Papier etc."

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THE  CHEMISTS’  CEU8 
LIBfiARY 


Ausführliches  Handbuch 

h 


PHOTOGRAPHIE 


von 


Eegierungsrath  Dr.  Josef  Maria 


Mit  etwa  2000  Holzschnitten  und  19  Tafeln. 


Zwölftes  Heft. 

(Vierten  Bandes  erstes  Heft.) 


Halle  a.  S. 

Druck  und  Verlag  von  Wilhelm  Knapp. 

1898. 


Die  photographischen 

Copirverfahren  mit  Silbersalzen 

(Positiv  - Process) 

auf 

Salz-,  Stärke-  und  Albumin -Papier  ete. 

Von 


Regierungsrath  Dr.  Josef  Maria  Eder, 

Director  der  k.  k.  Graphischen  Lehr-  und  Versuchsanstalt  in  Wien,  k.  k.  Professor  an  der 
k.  k.  Technischen  Hochschule  in  Wien. 


Mit  69  Holzschnitten. 


Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 


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Halle  a.  S. 

Druck  und  Verlag  von  Wilhelm  Knapp. 
1898. 


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Alle  Rechte  Vorbehalten. 


GETTY  CENThK  ÜBRARY 


Inhalt  des  zwölften  Heftes. 


Die  photographischen  Copirverfahren  mit  Silbersalzen 


(Positiv- Process). 

Erstes  Capitel. 

Geschichtliches  über  die  Copirpro eesse  mit  Silbersalzen  ....  1 

Zweites  Capitel. 

Einleitung  zu  den  Copirverfahren  auf  Papier 10 


Eintheilung  der  Auscopirpapiere  in  Badepapiere  und  Emulsionspapiere.  — 
Einfluss  des  Bildträgers  auf  die  Silbercopien.  S.  14. 

Drittes  Capitel. 

Entstehung  photographischer  Silberdrucke  mittels  verschiedener 

Silbersalze.  — Zusammensetzung  der  Silbercopien 15 

Silbernitrat  auf  Papier.  S.  15.  — Chlorsilberpapier.  Albuminpapier.  S.  15.  — 
Einfluss  verschiedener  Silbersalze  auf  den  Copirprocess.  S.  17.  — Bromsilber- 
papier. S.  22.  — Jodsilber  im  Copirprocess.  S.  23.  — Allgemeine  Uebersicht 
über  das  Pixiren  positiver  Copien.  S.  23.  — Allgemeine  Uebersicht  über  das 
Vergolden  der  Copien.  S.  24.  — Chemische  Zusammensetzung  der  Silbercopien. 

S.  25.  — Verhalten  der  Silberdrucke  gegen  Eeagentien.  S.  28. 

Viertes  Capitel. 

Photometrisehe  Bestimmungen  der  Lichtempfindlichkeit  verschie- 
dener Silberverbindungen.  — Gradation  der  Copirpapiere . . . 30 

Lichtempfindliehkeit  verschiedener  zum  Auseopirproeess  verwendeter  Silbersalze. 

S.  30.  — Wiedergabe  der  Tonabstufungen  zwischen  Lieht  und  Schatten  beim 
Copirprocess.  Gradation  der  Auscopirpapiere.  S.  38.  — Wirkung  des  Sonnen- 
spectrums  auf  verschiedene  im  Copirprocess  verwendete  Silberverbindungen.  S.  41. 

Fünftes  Capitel. 

Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Tonens  der 

Silbercopien 44 

Ueber  die  zum  Tonen  verwendeten  Gold-  und  Platinsalze.  Chemische  Vor- 
gänge beim  Verarbeiten  der  Gold-  und  Platintonbäder.  S.  44.  — Die  zum  Ver- 
golden photographischer  Silberbilder  verwendeten  Goldsalze.  Auri-  und  Auro- 
Verbindungen.  S.  44.  — Umsetzung  der  Goldsalze  mit  metallischem  Silber.  S.  46. 

— Selbstzersetzung  der  Goldbäder.  luactive  Goldbäder.  S.  46.  — Eintheilung 
der  Goldtonbäder.  S.  47.  — Principien  der  Herstellung  neutraler  Goldbäder.  S 49. 

— Princip  der  Herstellung  alkalischer  Goldbäder.  S.  49.  ^ Hyposulfit -Ton- 


vr 


Inhalts  -V  erzeichniss. 


Seite 


bäder.  S.  53.  — Rhodangold-Tonbäder.  S.  53.  — Einfluss  der  Temperatur  bei 
Goldbädern.  S.  57.  — Tonfixirbäder.  S.  57.  — Verbrauch  an  Tonfixirbad.  S.  61. 

— Platiniren  der  Salzpapiere  und  Emulsionspapiere  zur  Erzielung  bräunlicher 
bis  braunschwarzer  Töne.  S.  61.  — Selbstzersetzung  der  Platinbäder.  S.  64.  — 
Combinirte  Gold -Platintonung  zur  Erzielung  reinschwarzer  oder  blausehwarzer 
Töne.  S.  65.  — Palladium-,  Iridium-,  Osmium-,  Rhodium-  und  Rutheniumsalze 
als  Tonungsmittel.  S.  66.  — Sehwefeltonung.  Tonbäder  ohne  Gold  oder  andere 
Edelmetalle.  S.  67.  — Tonbäder  für  Silbercopien  ohne  Gold.  S.  67. 

Sechstes  Capitel. 

Die  Praxis  des  Pixirens  der  Silberbilder 69 

Chemische  und  physikalische  Vorgänge  beim  Pixiren  von  Silberbildern.  S.  69.  — 
Zusätze  zum  Pixirnatronbade.  S.  71. 

Siebentes  Capitel. 

Atelier  und  Laboratorium  für  den  Copirproeess.  — lieber  das  Prä- 
pariren  der  Papiere.  — Ammoniak-Räueherung.  — Copiren  und 

Waschen.  — Aufkleben  und  Satiniren 75 

Das  Copir- Atelier.  S.  75.  — Die  Dunkelkammer.  S.  75.  — Aufbewahren  von 
Rohpapier  und  von  photographischem  Papier.  S.  76.  — Manipulationen  beim 
Präpariren  der  Papiere  in  Bädern  (Silbern  u.  s.  w.).  S.  76.  — Räuchern  mit 
Ammoniak.  S 78.  — Der  Copirrahmen.  S.  80.  — Vignetten  und  Ovalbilder. 

S.  82.  — Das  Copiren  von  mehreren  Negativen.  Combinationsdruck.  S.  85. 

— Vorrichtungen  und  Vorgänge  beim  Waschen  der  Papiere,  insbesondere  nach 
dem  Pixiren.  S.  86  — Eliminirung  der  letzten  Spuren  von  Pixirnatron  aus 
den  Papierbildern.  S.  92.  — Chemische  Mittel.  S.  92.  — Physikalische  Mittel. 

S.  94.  — Prüfung  des  Waschwassers  auf  einen  Gehalt  an  Pixirnatron.  S.  94. 

Achtes  Capitel. 

lieber  die  zu  den  photographischen  Copir processen  verwendeten 

Papiersorten 97 

Rohpapiere.  S.  97.  — Handelssorten  von  photographischen  Rohpapiereu.  S.  100. 
Baryt-  oder  Emailpapier  für  Emulsionspapiere.  S.  102. 


Neuntes  Capitel. 

Mattpapiere  mittels  des  Silber- Badeverfahrens.  — Salzpapier. 

— Arrow  - root  - Papier.  — Gelatinepapier.  — Harzpapier.  — 
Albumin-Mattpapier 105 


Einfaches  Salzpapier.  S.  105.  — Einfluss  der  Menge  des  Chlorides  im  Salz- 
papier auf  seine  Eigenschaften.  S.  106.  — Stärke-,  Arrow -root-  und  Gelatine- 
Salzpapier.  S.  107.  — Harzpapier.  S.  111.  — Darstellung  von  Harz -Gelatine- 
papier nach  E.  Valenta.  S.  113.  — Darstellung  von  Harz- Arrow -root -Papier 
nach  Hübl.  S.  114.  — Harzpräparatiou  von  Japanpapier.  S.  114.  — Albumin- 
Arrow- root -Papier.  Albumin -Mattpapier.  S.  114.  — Casein.  S.  115.  — Ver- 
golden der  Salzpapiere  (Arrow  - root  - , Gelatine-,  Harzpapiere)  zur  Erzielung 
violett-  bis  blauschwarzer  Töne.  Platintonung.  S.  116.  — Pixiren.  S.  116.  — 
Fertigmachen  der  Salzpapiere  und  analoger  Mattpapiere.  S.  117.  Photo- 
graphie auf  Zeug  u.  s.  w.  S.  117.  — Bleichen  von  Photographien  üeberziehen 
von  Silberbildern  mit  Tusche  und  Ausbleiehen  ersterer.  Zauberphotographien. 
Rauchbilder.  S.  117. 


Inhalts  -Verzeichniss. 


VII 


Zehntes  Capitel. 

Albuminpapier 

Fabrikation  des  Albuminpapieres.  S.  121.  — Papier  mit  eoagulirtem  Albumin. 
S.  124.  — Doppelseitig  albuminirtes  Papier.  S.  124.  — Aufbewahren  des 
Albuminpapieres.  S.  124.  — Das  Positiv -Silberbad  für  Albuminpapier.  S.  125. 

— Veränderungen  des  Positiv -Silberbades  nach  längerem  Gebrauch  und  dessen 
Wiederherstellung.  S.  126.  — Verschiedene  Zusätze  zu  dem  Positiv -Silberbad. 
S.  127.  — Silberverbrauch  beim  Copirproeess.  S.  130.  — Sensibilisiren  des 
Papieres  auf  dem  Silberbade.  S.  131.  — Das  Trocknen  des  gesilberten  Papieres. 
S.  131.  — Eluchern  mit  Ammoniak  S.  131.  — Aufbewahrung  des  sensibili- 
sirten  Papieres.  S.  132.  — Herstellung  von  haltbarem  gesilberten  Albumin- 
Dauerpapier.  S.  133.  — Das  Waschen  der  Copien  vor  dem  Vergolden.  S.  136. 

— Das  Tonen  der  Albuminbilder.  S.  137.  — Goldbäder  für  Albuminpapier. 
S.  138.  — Manipulationen  beim  Vergolden  der  Bilder.  S.  142.  — Das  Fixiren 
der  Albuminbilder.  S.  143.  — Das  Waschen  der  fixirten  Bilder.  S.  143.  — 
Das  Trocknen.  S.  143. 

Elftes  Capitel. 

Cello'idinpapier  oder  Chlorsilbercollodion-Papier 

Herstellung  der  Oelloidin- Emulsion  S.  145.  — Mischen  der  Emulsion.  S.  146. 
Methoden  von  E.  Valenta.  S.  146.  — Methode  von  Belitski.  S.  149.  — Methoden 
von  P.  Hanneke.  S.  150.  — Filtriren  der  Emulsion.  S.  150.  — Verbrauch  an 
Chlorsilbercollodion- Emulsion.  S.  150.  — Veränderungen  der  Oelloidin -Emul- 
sion beim  Stehen.  S.  151.  — Ueberziehen  des  Barytpapieres  mit  Celloidin- 
Emulsion.  Trocknen  und  Aufbewahrung  des  Celloidinpapieres.  S.  151.  — 
Präparation  mit  Handgus.s  S.  151.  — Herstellung  von  Celloidinpapier  mittels 
Giessmaschinen.  S.  152.  — Das  Trocknen  der  Celloidinpapiere.  S.  155.  — 

— Verpacken  und  Aufbewahren  des  Celloidinpapieres.  S.  156.  — Celloidin- 
Mattpapier.  S.  156.  — Abziehbares  Celloidinpapier.  S.  157.  — Verarbeitung 
des  Celloidinpapieres.  S.  157.  — Fehler  beim  Arbeiten  mit  Celloidinpapier. 
S.  160. 

Zwölftes  Capitel. 

Aristopapier.  — Ohlorsilbergelatine-Emulsion  zumAuseopir- 

process  

Darstellung  der  Ohlorsilbergelatine-Emulsion  für  Aristopapiere.  S.  162.  — 
Herstellung  von  normal  copirendem  Aristopapier  (für  Negative  mittlerer  Dichte). 
S.  165.  — Herstellung  von  besonders  brillant  copirendem  Aristopapier  mittels 
Chlorchromocitrat- Emulsion.  S.  166.  — Ueberziehen  von  Papier  mit  der  Aristo - 
Emulsion.  S.  167.  — Aufbewahrung  von  Aristopapier.  S.  169.  — Copiren  und 
Tonen  der  Aristobilder.  S.  169.  — Getrennte  Gold-  und  Fixirbäder.  S.  169.  — 
Gemischte  Tonfixirbäder.  S.  170.  — Das  Fixiren.  S.  171.  — Waschen,  Trocknen 
und  Aufkleben  der  Aristobilder.  S.  171.  — Opalinbilder.  S.  173.  — Fehler 
beim  Verarbeiten  von  Aristopapier.  S.  173. 

Dreizehntes  Capitel. 

Pflanzeneiweiss-Papier.  — Pr  otalbinpapier 

Vierzehntes  Capitel. 

Das  Fertigmachen  der  Copien 

Die  gebräuchlichen  Formate  der  Papierbilder.  S.  176.  — Zerschneiden  der 


Seite 

119 


144 


161 


174 

176 


Inhalts -Verzeieliniss.  f 

Seite  I 

Copien.  S.  176.  — Das  Aufkleben  der  Bilder.  S.  178.  — Das  Satiniren  der  « 

aufgezogenen  Bilder.  S.  180.  — Bombee-  oder  Cameebilder.  S.  181.  — Re-  ( 

touehireu  und  Poliren  der  Papierbilder.  S.  181.  — Gelatiuiren  oder  Emailliren  j 

der  Bilder.  S.  183. 

Fünfzehntes  Capitel. 

Absehwäehen  zu  stark  eopirter  Silbereopien 184 

Sechzehntes  Capitel.  j 

Das  Vergilben  und  Verblassen  der  Silbereopien.  — Verziehen  der 

Papierbilder  185  ] 

Das  Vergilben  der  Silbereopien.  S.  185.  — Wiederherstellung  vergilbter  Bilder. 

S.  188.  — Das  Verziehen  der  Papierbilder.  — S.  188. 

Siebzehntes  Capitel. 

Copien  mittels  Hervorrufung  auf  sogenannten  Auseopir-Papieren  189 
Bntwieklungsbilder  auf  Chlorsilberpapier.  S.  189.  — Entwieklungsbilder  auf 
jodsilberhaltigen  Papieren.  S.  190.  — Entwieklungsbilder  auf  Bromsilberpapier 
mit  Gallusentwiekler.  S.  191.  — Entwieklungsbilder  auf  Chloisilber- Emulsions- 
papier. S.  191.  — Entwieklungsbilder  auf  Malerleinwand.  S.  191. 

Achtzehntes  Capitel. 

Analyse  der  Silberbäder.  — Argentometer 192 

Aräometrische  Silberprobe.  S 192.  — Chemische  Silberprobe.  S.  193. 


ERSTES  CAPITEL. 

GESCHICHTLICHES  ÜBER  DIE  COPiRPROCESSE  MIT 

SILBERSALZEN. 


Die  Liehtempfindliehkeit  eines  mit  Silbernitrat  getränkten  Papieres  wurde  von 
Hellot  zuerst  1737  erwähnt;  freilich  machte  er  von  seiner  Entdeckung  keinen  anderen 
Gebrauch,  als  dass  er  die  Silberlösung  als  sympathische  Tinte  benutzte,  welche  auf 
weissem  Papier  Schriftzüge  gab,  die  im  Finstern  Monate  lang  unsichtbar  blieben,  in  der 
Sonne  aber  schon  nach  einer  Stunde  dunkel  hervortraten.  Dies  war  die  erste  An- 
wendung eines  mit  Silberlösungen  lichtempfindlich  gemachtenPapieres, 
wie  der  Verfasser  zuerst  in  seiner  „Geschichte  der  Photochemie“  nachgewiesen  hatte. 

Scheele  benutzte  1777  zuerst  ein  mit  Chlorsilber  bestrichenes  Papier  zur  Unter- 
suchung der  chemischen  Wirkung  des  Sonnenspectrums,  und  Sennebier  wieder- 
holte 1782  diesen  Versuch®).  Wedgwood  veröffentlichte  im  Jahre  1802  zuerst  seine 
bereits  im  1.  Band  dieses  Handbuches  (S.  59)  erwähnte  Abhandlung  über  die  Wieder- 
gabe von  Bildern  durch  das  Lieht.  Er  copirte  mittels  Silbernitratpapieres  „den 
Schatten  einer  Figur“,  Glasgemälde,  sowie  Blätter  und  die  Flügel  von  Insecten. 
Davy  fügte  dieser  Abhandlung  im  Jahre  1802  hinzu,  dass  er  mit  dieser  Methode 
Bilder  des  Sonnenmikroskopes  eopirt  habe  und  dass  das  Chlorsilber  lichtempfindlicher 
als  Silbernitratpapier  ist. 

Talbot  nahm  im  Jahre  1834  die  Versuche  Wedgwood’s  mit  Papier,  welches 
mit  Silbernitrat  getränkt  war,  wieder  auf  (s.  dieses  Handbuch  Bd.  2,  S.  126)  und  war 
damals  insbesondere  bestrebt,  Bilder  in  der  Camera  obseura  zu  erhalten.  Jedoch 
misslang  dies  in  Folge  der  zu  geringen  Liehtempfindliehkeit  dieses  Präparates.  Er 
trat  mit  seinen  Versuchen  erst  an  die  Oeffentliehkeit,  als  Daguerre’s  Erfindung  im 
Jahre  1839  von  sieh  reden  machte.  Fox  Talbot  zeigte  in  einem  Brief  vom 
29.  Januar  1839  der  französischen  Akademie  der  Wissenschaften  an,  dass  er  eine 
Eeclamation,  betreffs  der  Priorität  zur  Fixirung  von  Lichtbildern  in  der  Camera  obseura 
gegenüber  Daguerre  absenden  werde®),  wobei  er  allerdings  nicht  den  Erfolg  seiner 


1)  Phot.  Corr.  1881.  Bd.  18,  S.  5.  — S.  dieses  Handbuch,  Bd  I,  Abth.  1,  S.  19. 
— Die  Ausführungen  über  die  speeielle  Geschichte  der  Copir-  und  Tonungsverfahren 
wurden  auf  Grund  von  Quellenstudien  des  Verfassers  zuerst  in  der  ersten  Auflage 
(Bd.  4)  dieses  Werkes  veröffentlicht,  da  andere  historische  Schilderungen  dieser  Art 
früher  nicht  Vorlagen.  Später  schloss  sieh  Ch.  Fahre  in  seiner  „Traite  encyelopedique 
de  photogr  “,  Bd.  III,  1890,  S.  56,  diesen  Darstellungen  an. 

2)  S.  dieses  Handbuch,  Bd.  I,  Abth.  1,  S.  59. 

3)  Compt.  rend.  1839.  Bd.  8,  S.  171. 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aull. 


1 


2 


Vierter  Theil.  Errtes  Capitel 


Prioritätsansprüelie  gegenüber  Daguerre  in  dieser  allgemeinen  Passung  erzielte,  aber 
das  unbestreitbare  Recht  auf  die  Priorität  der  Pixirung  der  Papierbilder  erwarb.  Am 
30.  Januar  1839  theilte  nämlich  TalboV)  der  Königlichen  Societät  in  London  mit, 
dass  sein  Verfahren  darin  bestehe,  dass  er  Papier  mit  einer  gewissen  (nicht  näher 
genannten)  Substanz  überziehe  und  exacte  Copien  von  Zeichnungen,  Gravuren, 
Manuscripten  u.  s.  w.  gewinne. 

Am  20.  Pebruar  theilt  Tal  bot  in  einem  Briefe  an  Biot  (Mitglied  der  franzö- 
sischen Akademie  der  Wissenschaften)  die  Beschreibung  seines  Verfahrens,  Lichtbilder 
auf  Papier  herzustellen  und  zu  fixiren,  mit.  Er  tränkte  Papier  mit  Kochsalzlösung, 
brachte  es  dann  in  ein  Silbernitratbad  und  trocknete  es  beim  Peuer.  Schon  damals 
erkannte  er,  dass  die  Concentration  der  Salzlösung  von  Einfluss  auf  die  Empflndliehkeit 
sei.  Talbot  erwähnte,  dass  man  damit  leicht  Blätter  und  Blumen  im  Sonnen- 
licht copiren  kann.  Er  gab  damals  au,  dass  solches  Papier  mit  Silbernitratüberschuss 
empflndlieher  sei,  als  solches,  welches  schliesslich  nochmals  in  einem  Kochsalzbad 
gebadet  wurde;  jedoch  könne  man,  schreibt  Talbot,  dieses  Papier  sofort  wieder 
empflndlieher  machen,  wenn  man  es  wieder  in  Silberlösung  badet;  dann  werde  es 
sogar  empflndlieher  als  nach  dem  ersten  Silberbade  und  gestatte  sogar  die  Erzeugung 
von  Bildern  in  der  Camera  obseura(?).  Besonders  wichtig  sind  Talbot’s  Angaben 
über  das  Pixiren  der  Papierbilder,  und  namentlich  hierin  besteht  der  grosse  Werth  und 
die  historische  Wichtigkeit  seiner  Publikation  über  die  photographischen  Papierbilder. 
Er  gab  drei  Pixationsmittel  an:  1.  Das  erste  Mittel,  womit  er  Erfolg  hatte,  war  Jod- 
kalium, welches  das  Silbersalz  des  Papieres  in  sehr  unempfindliches  Jodsilber  um- 
wandelt. Er  schrieb  es  in  geringer  Concentration  vor.  2.  Eine  starke  Kochsalzlösung, 
in  welche  das  Papierbild  getaucht  wird.  3.  Zeigt  Talbot  an,  dass  ihm  Herschel  eine 
sehr  schöne  Methode  zur  Pixirung  mitgetheilt  habe,  er  könne  jedoch  diese  Erfindung 
Herschel’s  (nämlich,  wie  sieh  später  herausstellte,  die  Anwendung  von  unter- 
schwefligsaurem  Natron)  ohne  Bewilligung  des  letzteren  noch  nicht  mittheileu. 

Am  1.  März  1839  theilte  Talbot^)  als  neues  Pixirmittel  Perrocyankalium  mit, 
welches  jedoch  nicht  immer  sichere  Resultate  gebe.  Nunmehr  machte  er  auch 
Herschel’s  Erfindung  allgemein  bekannt,  dass  nämlich  das  unterschwefligsaure 
Natron  ein  ausgezeichnetes  Pixirmittel  sei.  Herschel  hatte  bereits  in  den  Jahren 
1819  und  1820  die  Salze  der  unterseh wefligen  Säure  entdeckt  und  studirt  und  die 
lösende  Wirkung  des  iinterschwefligsauren  Natrons  für  Chlorsilber  schon  damals  ge- 
funden. Talbot  erkannte  die  ganze  Tragweite  dieser  Entdeckung  und  bemerkte  mit 
Recht,  dass  der  Vortheil  der  Hersehel’sehen  Methode  darin  bestehe,  dass  sie  das 
Chlorsilber  gänzlich  aus  dem  Papier  entfernt  und  nicht  bloss  die  Lichtempfindlichkeit 
der  Silbersalze  herabdrückt  (wie  dies  z.  B.  beim  Jodkalium  der  Pall  ist). 

Am  15.  März  1839  schrieb  Talbot  eine  weitere  Mittheilung  an  Biot,  welche 
in  der  französischen  Akademie  der  Wissenschaften  verlesen  wurde  und  die  wichtige 
Entdeckung  der  grossen  Lichtempfindlichkeit  von  Bromsilberpapier  enthielt®).  Er 
tränkte  Papier  mit  Silbernitrat,  dann  mit  Bromkalium  und  hierauf  nochmals  mit  Silber- 
nitrat und  trocknete  es  dann.  Er  fand,  dass  dieses  Papier  selbst  im  schwachen 
Lichte  sehr  empfindlich  sei  und  im  Lichte  anfangs  bläulichgrün,  dann  olivengrün  und 
schwarz  werde.  Talbot  erhielt  sogar  in  der  Camera  nach  6 bis  7 Minuten  ein  Bild 


1)  Compt.  rend.  1839.  Bd.  8,  S.  303. 

2)  Compt.  rend.  1839.  Bd.  8,  S.  341. 

3)  Compt.  rend  1839.  Bd.  8,  S.  409. 


GescWehtliclies  über  die  Oopirproeesse  mit  Silbersalzen. 


3 


eines  Fensters.  Die  Fixation  geschah  wie  beim  Chlorsilberpapier.  Biot  bestätigte 
die  grosse  Liehtempfindliehkeit  des  Talbot’schen  Bromsilberpapieres 

Durch  Talbot  und  Herschel  war  somit  die  Grundlage  unserer 
photographischen  Oopir  verfahren  auf  Chlor  Silberpapier  und  Bromsilber- 
papier gelegt  worden. 

Den  beiden  Engländern  gebührt  das  Verdienst,  den  photographischen  Process 
auf  Papier  lebensfähig  gemacht  und  das  beste  Fixirmittel  gefunden  zu  haben. 

Talbot  erkannte  auch  die  grosse  Wichtigkeit  des  Copirprocesses  auf  Papier  zu 
jenen  Zwecken,  welche  wir  kurzweg  als  Lichtpauserei  bezeichnen.  Er  legte  nicht 
nur  1839  Copien  von  Zeichnungen  vor  (s.  oben),  sondern  am  23.  März  1840  über- 
sendete er  der  französischen  Akademie  der  Wissenschaften  getreue  photographische 
Copien  von  alten  Schriften  und  Documenten,  deren  Genauigkeit  und  Leserlichkeit  auch 
die  Mitglieder  der  Akademie  des  Beiles  - Lettres  zur  vollen  Anerkennung  veranlasste "). 

Auch  Daguerre  hatte  eine  Methode  angegeben,  um  Chlorsilberpapier  her- 
zustellen. Biot  theilte  diese  Methode  in  der  Sitzung  der  französischen  Akademie  der 
Wissenschaften  vom  18.  Februar  1839  mit**),  welche  Daguerre  schon  seit  1826  gekannt 
haben  soll.  Er  tränkte  Papier  mit  „Salzsäure- Aether“,  dann  mit  Silbernitrat.  Das 
Fixiren  geschah  in  sehr  unvollkommener  Weise  durch  Waschen  mit  Wasser. 

Die  Methode  Daguerre ’s  mit  Salzsäure  - Aether  fand  jedoch  keinen  Eingang  in 
die  photographische  Praxis 

(Ueber  die  gleichfalls  im  Jahre  1839  publicirte  Methode  Lassaigne’s,  durch 
Copiren  directe  positive  Copien  zu  erhalten,  haben  wir  schon  an  anderer  Stelle 
berichtet  (s.  dieses  Handbuch,  Bd  2,  S.  80). 

Im  Jahre  1840  stellte  Herschel  seine  wichtigen  Untersuchungen  über  das  Ver- 
halten verschiedener  auf  Papier  aufgetragener  Silberverbindungen  gegen  das  Sonnen- 
spectrum  an  Er  verglich  Silbernitrat-,  Chlorsilber-  und  Bromsilberpapier  und  fand, 
dass  das  „chemische  Spectrumbild“  auf  ersterem  1,57  mal  länger  als  das  leuchtende 
sichtbare  Spectrum  war,  bei  Chlorsilber  war  es  1,8 mal  und  bei  Bromsilber  sogar 
2,16  mal  länger,  so  dass  die  üeberlegenheit  des  letzteren  in  Bezug  auf  Empfindlichkeit 
gegen  verschiedene  Strahlen  daraus  hervorging  ■‘). 

Auch  Becquerel  gab  an,  dass  ein  mit  Bromkaliumlösung  bestrichenes,  getrock- 
netes und  mit  Silbernitrat  behandeltes  Papier  empfindlicher  ist,  als  Chlorsilberpapier®). 

Fyfe  beschrieb  im  Jahre  1839  eine  Methode  zur  Herstellung  von  photo- 
graphischem Papier  mit  phosphorsaurem  Silber.  Er  behandelte  entweder  Papier 
nacheinander  mit  phosphorsaurem  Natron  und  Silbernitrat  oder  bestrich  das  Papier 
mit  einer  Lösung  von  phosphorsaurem  Silber  in  Ammoniak  oder  kohlensaurem 
Ammoniak.  Die  damit  hergestellten  Lichtbilder  fixirte  er  mit  Ammoniak®).  Diese 
Methode  fand  jedoch  keine  Anwendung  in  der  photographischen  Praxis  (s.  unten). 

Verignon  hat  zuerst  im  Februar  1840  ein  Chlorbromsilber-Papier 
empfohlen  (gesalzen  mit  Chlorammonium,  Bromnatrium  und  Chlorstrontium),  unter 


1)  Compt.  rend.  1839.  Bd.  8,  S.  410. 

2)  Compt.  rend.  Bd.  10,  S.  485. 

3)  Compt.  rend.  1839.  Bd.  8,  S.  246. 

4)  Philos.  Transaet.  for  1840,  S.  26. 

5)  Bibi,  univers.  Bd.  33,  S.  400.  Pogg.  1841.  Bd.  130,  S.  43. 

6)  Edinb.  new  phil.  Journ.  1839,  S.  144.  Dingler,  Polytechn.  Journ.  Bd.  74,  S.  55. 

1* 


4 


Vierter  Theil.  Erstes  Capitel. 


der  Bemerkung,  dass  das  Bromid  das  Papier  empfindlicher  als  reines  Chlorid  mache  ’). 
Er  fixirte  mit  Pixirnatron. 

Zum  Salzen  der  positiven  Copirpapiere  wurden  ausser  Chloriden  oder  Bromiden 
allerlei  Präparate  empfohlen,  z.  B.  Jodide,  Fluoride  u.  s.  w. 

A.  V.  Buda  z.  B.  salzte  Positivpapier  mit  Chlorammonium,  Bromkalium,  Jod- 
ammonium und  Fluorammonium  ^). 

Taylor  theilte  1840  mit,  dass  man  ein  verbessertes  Copirpapier  dadurch  erhalte, 
wenn  man  das  mit  Kochsalz  gesalzene  Papier  mit  salpetersaurem  Silberoxyd- 
Ammoniak  (durch  Zusatz  von  Ammoniak  zu  Silbernitrat,  bis  der  anfangs  entstandene 
Niederschlag  sich  wieder  auflöst)  imprägnirt ’),  und  Talbot  beschrieb  1844  ein  ganz 
ähnliches  Verfahren'*). 

Nach  vielen  Versuchen  und  den  praktischen  Erfahrungen  vieler  Jahre  erkannte 
man  das  Chlorid  als  das  beste  Salz  für  den  Positivprocess,  welches  in  der  Folge  der 
Hauptbestandtheil  der  Salz-  oder  Albuminpapiere,  sowie  der  Emulsions  - Copirpapiere 
blieb,  zu  welchem  allerdings  häufig  verschiedene  Zusätze  gemacht  wurden ; unter  diesen 
verdient  besonders  der  Zusatz  der  Citrate  und  Tartrate  Erwähnung. 

Die  erste  Mittheilung  betreffs  des  Ueberziehens  von  Papier  mit  Substanzen, 
welche  der  Eauhheit  und  Porosität  der  Papiersehieht  entgegenwirken  und  dadurch 
Bilder  von  grösserer  Feinheit  im  Silber -Copirprocess  bewirkten,  verdanken  wir 
Blanquart-Evrard.  Derselbe  befasste  sieh  mit  dem  im  Jahre  1847  bekannt  ge- 
wordenen Niepce’schen  Negativverfahren  mittels  Eiweiss-  oder  Stärkeschiehten  auf 
Glas  (s.  Band  IT,  S.  147),  und  fand  im  Jahre  1850,  dass  Albumin  und  Milehserum 
sowohl  für  Negativpapier  mit  Hervorrufung,  als  auch  für  Positiv- Auseopirpapier 
günstig  wirke.  Blanquart-Evrard  legte  seine  Methode  am  27.  Mai  1850  der 
französischen  Akademie  der  Wissenschaften  vor  (Compt.  rend.  1850.  Bd.  30,  S.  663) 
und  beschrieb  u.  A.  die  Präparation  von  Positivpapier  mit  Eiweiss,  welches 
er  mit  Chlornatrium  salzte  und  mit  concentrirter  Silberlösung  (1:4)  sensibilisirte. 

Somit  waren  schon  zu  Anfang  der  fünfziger  Jahre  die  Präparationsmethoden 
des  Positivpapieres  mit  Albumin,  Stärke  und  Gelatine  bekannt,  und  ferner  war 
bereits  die  Aufmerksamkeit  auf  den  Zusatz  von  organischen  Säuren  zu  den  Silber- 
Copirpapieren  gelenkt.  Im  Jahre  1856  studirte  Hardwich  das  Verhalten  des  Silber- 
citrates im  positiven  Copirprocess  genauer  (Journ.  Phot.  Soc.  London,  Bd.  3,  S.  6; 
Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot.  1856.  S.  23).  Er  präparirte  Papier  mit  einer  Mischung 
von  Natriumcitrat,  Chlorammonium  und  Gelatine  und  sensibilisirte  es  durch  Baden 
in  Silbernitratlösung.  Hardwich  fand,  dass  das  beim  Silbern  entstehende  Silber- 
citrat das  Bild  günstig  beeinflusste,  weil  die  Copien  kräftiger  werden  als  mit  reinem 
Chlorsilber  und  ihre  Farbe  mehr  piupurroth  bis  braun  wurde,  ohne  den  unangenehmen 
blauen  Ton  reiner  Chlorsilberpapier- Copien  zu  haben.  Die  Vergoldung  der  mittels 
neutralem  Natriumeitrat  und  Chlorid  erzeugten  Papiere  ging  gut  von  statten. 

Alle  diese  Copirprocesse  wurden  später  praktisch  verwendet.  Zunächst  wurde 
das  Stärke -Chlorsilberpapier  bevorzugt,  dann  (Anfang  der  sechziger  Jahre)  das  einfach, 
später  das  doppelt  albuminirte  Papier,  während  die  gelatinirten  Papiere,  sowie  die 
Chloroeitratpräparation  damals  wenig  Beachtung  fanden. 


1)  Compt.  rend.  1840.  Bd.  10,  S.  336. 

2)  Horn,  Phot.  Journ.  Bd.  4,  S.  8.  Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot.  1855.  S.  4. 

3)  Athenaeum  Nr.  670.  Dirigier,  Polyteehn.  Journ.  Bd.  77,  S.  467. 

4)  Eepert.  of  pat.  inv.  Jan.  1844.  47.  Diugler,  Polyteehn.  Journ.  Bd.  92,  S.  44. 


Geschichtliches  über  die  Copirprocesse  mit  Silbersalzeu. 


5 


Gelatinirte  Chlorbrompapiere  wurden  um  das  Jahr  1850  oder  1851  für 
den  Positivprocess  empfohlen,  und  zwar  wurde  in  einer  in  dieser  Zeit  erschienenen 
Brochure  von  Eomieu^)  eine  Mischung  von  8 Thl.  Gelatine,  2 Thl.  Ohlornatrium 
und  3 Thl.  Bromkalium  zum  Präpariren  des  Papieres  empfohlen.  Wahrscheinlich  gab 
die  im  Jahre  1850  veröffentlichte  Poitevin’sehe  Methode  der  Herstellung  von 
Negativen  auf  Glas  mittels  Gelatine  die  Anregung  zu  der  oben  genannten  Anwendung 
des  Leimes  im  Positivprocess. 

Die  Anwendung  des  Stärkekleisters  als  Zusatz  zur  Salzpräparation  des  Oopir- 
papiers  führte  de  Brebisson  ein  (Horn’s  Phot.  Journ.  1854.  Bd.  2,  S.  6 und  47). 
Er  überzog  Papier  mit  gekochter  Tapiocastärke,  welcher  er  Seesalz  oder  Chlorammonium 
zusetzte,  sowie  eventuell  etwas  Weinsäure  oder  Bernsteinsäure,  um  mehr  russschwarze 
Töne  zu  erhalten. 

Nachdem  die  erwähnten  Copirpapiere,  welche  mittels  des  Badeprocesses  sensi- 
bilisirt  werden,  durch  beiläufig  25  bis  30  Jahre  ihre  Herrschaft  behaupteten,  erwuchs 
ihnen  durch  die  haltbaren  Emulsions - Copirpapiere  eine  starke  Concurrenz  (vergl.  Bd.  II, 
S.  490).  Den  stärksten  Impuls  gaben  die  Arbeiten  G.  Wharton  Simpson’s  (1865), 
welcher  das  Chlorsilberemulsions-Copirverfahren  ausarbeitete,  sowie  die  Versuche 
Obernetter’s  (1867  und  1868),  das  Collodionpapier  fabrikmässig  darzustellen 
(s.  Bd.  II.  S.  491).  Allein  erst  die  starke  Verbreitung  der  Amateurphotographie,  zufolge 
der  Einführung  des  Bromsilbergelatine -Trockenverfahrens,  machte  das  Bedürfniss  nach 
haltbaren  und  bequem  zu  verarbeitenden  Copirpapieren  zu  einem  dringlichen,  und  um 
das  Jahr  1890  eroberten  sieh  sowohl  Chlorsilbergelatine  - Emulsionspapiere  („  Aristo - 
papiere“)  als  auch  Chlorsilbercollodion- Papiere  („Celloidinpapiere“)  den  Markt,  so 
dass  der  Consum  derartiger  Papiere  weitaus  denjenigen  der  älteren  Eiweiss-  und  Stärke- 
papiere übertraf  (vergl.  Bd.  II,  S.  490  und  weiter  unten  bei  der  speciellen  Beschreibung 
dieser  Papiere). 

Die  positiven  Papierbilder  auf  Chlorsilberpapier  weisen  in  der  Eegel  einen 
unschönen  Parbenton  auf,  der  sich  dem  Ziegelroth  nähert.  Das  Schönen  und 
Dunkelfärben  der  Bilder  geschah  anfangs  vermittelst  Schwefel,  welcher  mit 
Silber  dunkles  Schwefelsilber  bildet. 


In  den  vierziger  Jahren  war  nur  das  Färben  der  Papierpositive  mittels  Schwefelung 
durch  Pixirnatronbäder,  welche  in  Folge  eingetretener  Zersetzung  Schwefel  ausschieden, 
bekannt.  Alte  Pixirnatronbäder  färben  die  Papiercopien  allmählich  braun.  Blanquart- 
Evrard  beschrieb  im  Jahre  1847  diese  Wirkung  des  Pixirnatrons -)  und  erwähnt, 
dass  der  Grund  des  Dunklerfärbens  in  einer  Eeaktion  des  Silbernitrates  auf  das 
Fixirbad  bestehe,  und  dass  man  frische  Pixirnatronbäder  bald  in  „den  gehörigen 
Zustand“  überführen  könne  (d.  h.  dass  es  die  Papierbilder  dunkel  färbt),  wenn  man 
in  das  Bad  ein  wenig  concentrirte  Silberlösung  giesst  '®). 

Blanquart-Evrard  hatte  auch  den  Zusatz  von  Essigsäure  zum  Pixirbade 
empfohlen,  ebenso  Pau  (Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot.  1856.  S.  39);  Valicourt'^) 
(1851)  empfahl  die  Essigsäure  durch  Bleiacetat  zu  ersetzen,  welche  im  Pixirnatron 
die  Entstehung  violetter  Töne  verursache,  was  auch  Henderson“)  (1862)  beobachtete. 


1)  In  Valicourt’s  Manuel  de  Phot.  1851  findet  diese  Brochure  Erwähnung. 

2)  D ingier,  Polyteehn.  Journ.  Bd.  104,  S.  32. 

3)  Din  gl  er,  Polyteehn.  Journ.  Bd.  104,  S.  275. 

4)  Valicourt,  Manuel  de  Phot.  1851.  S.  345. 

5)  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  484. 


6 


Vierter  Theil.  Erstes  Capitel. 


Aubree  theilte  mit,  dass  Fixirnatron  mit  verdünnter  Salpetersäure  gleichfalls  Silber- 
eopien  dunkel  färbe  ^).  — Der  Abbe  Lab  er  de  fügte  eine  Mischung  von  essigsaurem 
Ammoniak  und  Essigsäure^)  zum  Fixirnatron  (Cosmos,  vom  16.  December  1853).  — 
Durch  alle  diese  Zusätze  wird  aus  dem  Fixirnatron  die  allmähliche  Ausscheidung  von 
Schwefel  bewirkt,  und  der  berühmte  Chemiker  Regnault  warnte  schon  im  Jahre  1855, 
dass  alte  Fixirnatronbäder  die  Copien  wohl  hübsch  dunkel  färben,  dass  aber  diese 
dann  rasch  vergilben.  Davanne  und  Girard  zeigten  unmittelbar  danach,  dass  die 
in  alten  Fixirbädern  dunkel  gefärbten  Silberbilder  stets  Spuren  von  Schwefel  enthielten. 

Das  Schönen  (Tonen)  der  positiven  Papierbilder  mit  Goldsalzen 
wurde  von  Le  Gray  im  Jahre  1850  eingeführt ’).  In  seiner  Brochure  „Traite  pratique 
de  Photographie  sur  papier  et  sur  verre“  (Juni  1850.  Paris),  in  welcher  auch  zuerst 
der  Verwendung  des  Collodions  Erwähnung  geschah  (s.  Bd.  2),  beschrieb  Le  Gray 
die  Herstellung  positiver  Papierbilder  auf  Salzpapier.  Er  empfahl  nicht  nur  das 
Fixiren  mittels  eines  Fixirnatronbades,  dem  etwas  Silbernitrat  zugesetzt  war,  sondern 
auf  S.  22  erwähnt  er  auch,  dass  er  sehr  schöne  sammetartige  Töne  erhielt,  wenn  er  die 
Copien  in  ein  Bad  von  sogen.  Sei  d’or  (d.  i.  unterschwefligsaures  Goldoxydul -Natron) 
in  einer  Verdünnung  von  1 ; 1000  tauchte. 

Humbert  de  Molard  beschrieb  im  Jahre  1851  (15.  Januar  1851.  Societe 
d’eneouragement,  S.  44)  die  Anwendung  verschiedener  Goldbäder.  Er  wusch  die 
Copien  zuerst  in  Ammoniak,  behandelte  sie  dann  mit  dem  Goldsalz  von  Gelis  und 
Fodor  (unterschwefligsaures  Goldoxydul -Natron)  oder  mit  einer  Lösung  von  Gold 
in  Königswasser,  welche  mit  Kreide  neutralisirt  war  („Kreidegoldbad“). 
Schliesslich  fixirte  er  mit  einer  jodhaltigen  Cyankaliumlösung.  Dieser  Process  war 
— was  das  Behandeln  mit  Ammoniak  und  Fixiren  mit  Cyankalium  anbelangt  — 
unvortheilhaft , aber  er  verdient  unsere  Beachtung,  weil  wahrscheinlich  zum  ersten 
Male  in  dieser  Abhandlung  die  Anwendung  des  neutralen  Chlorgoldbades  (mit 
Kreide)  beschrieben  ist. 

Später  empfahl  Le  Gray  an  Stelle  des  Sei  d’or  das  Behandeln  mit  einer  mit 
Salzsäure  angesäuerten  Chlorgoldlösung.  Er  erwähnte  in  seiner  zweiten  Brochure 
„Photogi-aphie;  Traite  nouveau  des  proeedes  sur  papier  et  sur  verre“  (welche  ohne 
Jahreszahl  gedruckt,  jedoch  nach  Dr.  E.  Hornig  im  Jahre  1854  erschienen  ist),  dass 
man  dasselbe  zur  Verbesserung  des  Tones  der  Bilder  auf  Salzpapier,  welches  (z.  B. 
bei  schlechtem  Wetter)  nur  kurz  belichtet  und  dann  mit  Gallussäure  entwickelt  wurde, 
benützen  könne.  Ferner  empfiehlt  er  sowohl  für  Salzpapier-  als  auch  für  Albumin- 
papiercopien  (ohne  Hervorrufung)  das  sauere  Chlorgoldbad;  die  Copien  wurden 
gewaschen,  in  ein  Bad  von  1 Thl.  Chlorgold,  25  Thl.  Salzsäure  und  1000  Thl.  Wasser 
gebracht,  dann  gut  gewaschen,  damit  keine  Säure  ins  Fixirbad  gelangt,  und  schliesslich 
mit  unterschwefligsaurem  Natron  fixirt.  Die  Salzsäure  sollte  das  freie  Silbernitrat  in 
Chlorsilber  umwandeln,  die  Weissen  der  Copie  klären  und  das  Niederschlagen  des 


1)  Compt.  rend.  1850.  Bd.  30,  S.  747. 

2)  Vergl.  die  analoge  Vorschrift  von  Barreswil  und  Davanne  im  Bull.  Soc. 
fran?.  de  Phot.  1855.  S.  107. 

3)  Mereier  schreibt  in  seinem  Buche  „Virages  et  fixages“,  Paris  1892,  S.  6, 
die  Einführung  der  Vergoldung  der  Papierbilder  einem  Dr.  0 ’ Schaugnessi  in 
Caleutta  zu  und  beruft  sieh  auf  Humbert  de  Molard  mit  einem  Citate  des  „Bull. 
Soc.  fran?.  Phot.“,  20.  April  1855.  Wie  Verfasser  schon  in  der  ersten  Auflage  dieses 
Heftes  (1887)  erwähnte,  war  jedenfalls  Le  Gray  der  erste,  welcher  das  Vergoldungs- 
verfahren publicirte.  E. 


Geschichtliches  über  die  Copirprocesse  mit  Silbersalzen. 


7 


Goldes  auf  dem  Silberbilde  beschleunigen.  Le  Gray  vermied  die  Anwendung 
angesäuerter  Pixirbäder  und  suchte  jede  Sehwefelausseheidung  in  denselben  zu  ver- 
meiden. Man  beobachtete , dass  bei  dem  Tonungsverfahren  mit  saurer  Chlorgoldlösung 
die  Intensität  der  Oopien  stark  abnimmt  und  dieselben  somit  sehr  kräftig  gehalten 
werden  müssen.  Da  diese  zerstörende  Wirkung  grösser  ist,  wenn  die  Lösung  des 
Chlorids  freie  Salzsäure  enthält,  so  dachte  man  daran,  die  freie  Säure  durch  den 
Zusatz  eines  Alkali  zu  vermindern. 

So  entstanden  an  Stelle  der  anfangs  verwendeten  sauren  Goldbäder  die  neutralen 
oder  alkalischen,  welche  nicht  nur  einen  grösseren  Eeichthum  der  Farbentöne  beim 
Schönen  gaben,  sondern  auch  den  Vortheil  hatten,  das  Pixirbad  nicht  zu  verändern, 
wenn  die  Papiere  aus  dem  Goldbade  in  die  Pixirlösung  gebracht  wurden. 

Eine  mit  Kreide  neutralisirte  Chlorgoldlösung  wurde  schon,  wie  erwähnt, 
von  Humbert  de  Molard  (1851)  und  auch  von  Bayard^)  zum  Schönen  der  positiven 
Bilder  angewendet,  jedoch  Hess  letzterer  dieses  Bad  nach  dem  Pixiren  mit  unter- 
sehwefligsaurem  Natron  folgen,  was  den  Parbenton  unbeständig  machen  muss,  weil 
das  beim  Vergolden  entstehende  Chlorsilber  im  Bilde  bleibt. 

Die  Einführung  der  alkalischen  Goldbäder  (vor  dem  Pixiren)  verdanken 
wir  Waterhouse  in  Halifax,  wahrscheinlich  im  Jahre  1858^),  es  wurde  kohlen- 
saures Natron  (oder  später  doppeltkohlensaures  Natron)  zum  Chlorgold  zugesetzt. 

Man  benutzte  z.  B.  eine  Lösung  von  1 Thl.  Soda  in  400  Thl.  Wasser  und  fügte 
1 Thl.  Chlorgold  auf  3000  bis  4000  Thl.  dieser  Lösung  hinzu  *). 

Die  Vortheile  dieser  Verfahren  bestanden  nicht  nur  darin,  dass  man  die  Copien 
nicht  so  dunkel  zu  drucken  brauchte,  weil  sie  in  alkalischen  Goldbädern  die  Bilder 
weniger  stark  angriffen,  sondern  auch,  dass  ein  Vergilben  der  Papiere  im  Bade  nicht 
eintreten  konnte,  was  leicht  geschehen  konnte,  wenn  das  silbernitrathaltige  Bild  in 
die  unterschwefligsaure  Goldlösung  (Sei  d’or)  gelangte. 

Hardwieh  führte  im  Deeember  1858  besonders  für  Albuminpapier  zuerst  ein 
Goldbad  mit  alkalischer  Eeaetion  und  einem  organischen  Salze  (nämlich  citronensaurem 
Natron)  ein,  welches  von  Vielen  als  regelmässiger  wirkend  erkannt  wurde  und  mehr 
blauviolette  Parbentöne  als  das  sodahaltige  Bad  gab.  Hardwieh  mischte  3 Thl. 
doppeltkohlensaures  Natron  (?  Sesquicarbonat  of  Soda),  1 Thl.  Citronensäure  und 
280  Thl.  Wasser  mit  Chlorgoldlösung ; die  Menge  der  Citronensäure  reichte  also  nicht 
hin,  um  die  Soda  zu  neutralisiren ^).  Statt  Citronensäure  erwähnte  Hardwieh  die 
Möglichkeit  der  Anwendung  von  Weinsäure'^). 


1)  Sitzung  der  Pariser  Photographischen  Gesellschaft  am  18.  Mai  1855  (Cosmos. 
Bd.  6,  S.  710). 

2)  Hardwieh  nennt  Waterhouse  als  den  Erfinder  des  alkalischen  Goldtonungs- 
Verfahrens  (Hardwieh,  „Manual  of  phot.  Chemistry“.  1859.  S.  157).  Da  Hardwieh 
die  Methode  W^’aterhouse’s  änderte,  indem  er  noch  eine  zur  Neutralisation  ungenügende 
Menge  Citronensäure  hinzufügte  und  diese  seine  Methode  sehon  im  Deeember  1858 
publieirte,  so  vermuthe  ich,  dass  Waterhouse  die  alkalisehe  Vergoldung  sehon  1858 
einführte,  weil  sonst  Hardwieh  die  Priorität  dieser  Neuerung  beansprucht  haben  würde. 

3)  S.  die  Beschreibung  des  Schönens  mit  alkalischen  Goldbädern  von  Hughes 
Horn,  Phot.  Journ.  1860.  Bd.  14,  S.  19). 

4)  Journ  of  Phot.  Soe.  London.  Deeember  1858;  Bull,  de  la  Soe.  franq.  Phot. 
1859.  S.  22. 


8 


Vierter  Theil.  Erstes  Capitel. 


Maxwell  Lyte  veröffentlichte  im  Jahre  1859^)  die  Methode  der  Vergoldung 
mittels  phosphorsauren  Natrons  und  Goldchlorid  (1  g Chlorgold,  20  g phosphor- 
saures Natron  und  1 Liter  Wasser),  welche  sicherer  als  die  bis  dahin  gebräuchlichen 
Goldbäder  wirkte  und  haltbarer  war  als  die  Bäder  mit  Citronensäure;  es  wirkte  ins- 
besondere bei  Albuminpapier  gut,  welches  mehr  Schwierigkeit  beim  Schönen  im  Gold- 
bad darbot  als  Salzpapier.  Lyte  betonte,  dass  das  Bad  schwach  alkalisch  oder 
neutral,  aber  keinesfalls  sauer  sein  dürfe. 

In  demselben  Schreiben  erwähnte  Maxwell  Ly te,  dass  man  statt  des  phosphor- 
sauren Natrons  auch  mit  dem  gleichen  Erfolge  Borax  verwenden  könne,  und  besonders 
das  Boraxbad  bürgerte  sieh  später  allgemein  ein. 

John  Hey  Wod  wendete  im  November  1859  eine  Mischung  von  Borax  und 
doppeltkohlensaurem  Natron  mit  Ohlorgold  als  Tonbad  an  '^). 

Der  Abbe  Labor  de  empfahl  kurz  darauf  (1860)  eine  Mischung  von  essig- 
saurem Natron  (3:100)  und  Ohlorgold  als  ein  sicheres  Goldbad,  welches  vor  dem 
PLxiren  angewendet  wurde  ’).  Das  Schönungsbad  mit  essigsaurem  Natron  erfreute  sieh 
bald  besonderer  Beliebtheit  und  wird  noch  heute  vielfach  verwendet  und  auch  mit 
anderen  Salzen  combinirt  (z.  B.  verwendete  Hughes'’)  u.  A.  eine  Mischung  von  essig- 
saurem Natron  und  Soda). 

Davanne  und  Girard  machten  aufmerksam,  dass  ähnlich  wie  phosphorsaures 
und  kohlensaures  Natron  u.  s.  w.,  auch  der  Borax  und  das  geschmolzene  essigsaure 
Natron  wirken,  indem  sämmtliche  alkalisch  reagiren ■'"’). 

Bereits  im  Januar  1858  hatte  Le  Gray  die  Beobachtung  bei  der  französischen 
Akademie  der  Wissenschaften  niedergelegt,  dass  es  vortheilhaft  sei,  dem  Chlorgoldbade 
eine  Kochsalzlösung  beizumischen,  weil  man  dann  vor  dem  Vergolden  das  Silbernitrat 
aus  den  Papieren  nicht  so  sorgfältig  auszuwässern  brauche ; denn  dasselbe  wkd  durch 
Kochsalz  sofort  in  Chlorsilber  umgewandelt,  welches  keine  Störung  bewii-ke,  wogegen 
Silbernitrat  sieh  im  Fixirnatronbade  unter  Bildung  von  Schwefelsilber  umsetzen  könne“). 

Als  Verbesserung  dieses  Verfahrens  führte  Le  Gray  in  demselben  Jahre  das 
Tonungsverfahren  mit  Chlorkalk  ein,  welches  gleichfalls  zu  den  alkalischen  Gold- 
bädern zu  zählen  ist,  da  Chlorkalklösung  immer  alkalisch  (nach  Aetzkalk)  reagirt. 
Er  löste  3 Thl.  Chlorkalk  in  1000  Thl.  Wasser,  filtrirte  und  setzte  1 Thl.  Chlorgold 


1)  Der  Brief  M.  Lyte’s,  welchen  er  über  diesen  Process  an  die  französische 
Photographische  Gesellschaft  richtete,  ist  vom  20.  December  1858  datirt!  Er 
gelangte  jedoch  erst  in  der  Sitzung  vom  21.  Januar  1859  zur  Verlesung  (Bull,  de  la 
Soc.  fran?.  de  Phot.  1859.  S.  34). 

2)  Horn,  Phot.  Journ,  1860.  Bd.  13,  S.  38.  The  phot.  Journ  , Liverpool  and 
Manchester.  November  1859. 

3)  Horn,  Phot.  Journ.  1860.  Bd.  12.  Cosmos  1860.  Bd.  16,  S.  460.  — Es  ist 
mir  keine  ältere  Publikation  über  das  Goldbad  mit  essigsaurem  Natron  bekannt  als 
diejenige  von  Laborde,  auch  Leake  nennt  dieses  Goldbad  das  „Laborde’sche“ 
(Phot.  News.  Bd.  5,  S.  458;  Kreutzer,  Zeitsehr.  f Phot.  1861.  Bd.  4,  S.  180).  Ich 
finde  auch  Hannaford  (in  Liesegang’s  „Der  Silberdruek“  1884.  S.  2)  als  Erfinder 
des  Goldbades  mit  essigsaurem  Natron  angegeben,  ohne  dass  sich  ein  Quellennachweis, 
welcher  diese  Angabe  begründen  würde,  daselbst  vorfindet,  oder  dass  ich  eine 
Publikation  Hannaford’s,  welche  älter  als  die  Laborde’sehe  wäre,  vorgefunden  hätte. 

4)  Phot.  Archiv  1863.  S.  286. 

5)  Phot.  Archiv  1864.  S.  200. 

6)  S.  Bull,  de  la  Soc.  framj.  de  JPhot.  1859.  S.  15. 


Gresehiclitliclies  über  die  Copirproeesse  mit  Silbersalzen. 


9 


hinzu;  hierin  erhalten  die  Bilder  eine  schwarzblaue  Färbung.  Jedoch  hatte  diese 
Methode  noch  nicht  die  später  übliche  Gestalt,  weil  Le  Gray  ausserdem  die  im 
Chlorkalk -Goldbade  getonten  Bilder  noch  weiter  in  ein  gemischtes  Jod-Pixirnatronbad 
brachte  9- 

Peligot  in  Paris  zeigte  in  der  Sitzung  der  Pariser  Photographischen  Gesellschaft 
vom  18.  Mai  1855  die  Anwendung  des  Natriumgoldchlorids,  welches  nicht  sauer 
reagire,  Im  Jahre  1860  befürwortete  Fordos®)  die  Anwendung  der  Golddoppelsalze : 
Natriumgoldchlorid  und  Kaliumgoldehlorid  anstatt  des  Chlorgoldes , welches  stets  sauer 
reagirt. 

Das  Kaliumgoldchlorid  oder  das  entsprechende  Natriumdoppelsalz  konnte  in 
verdünnter  Lösung  (1 : 1000)  ohne  weiteren  Zusatz  einer  alkalisch  reagirenden  Substanz 
als  Goldbad  verwendet  werden 9,  jedoch  bemerkte  Hardwieh^)  und  viele  Andere, 
dass  man  durch  Zusatz  von  etwas  Alkali  u.  s.  w.  die  Farbe  der  Copien  abändern  könne. 
In  der  Folge  wurden  häufig  diese  Doppelsalze  an  Stelle  des  Chlorgoldes  in  den  ver- 
schiedenen Goldbädern  benutzt. 

Schwefelcyanammonium  als  Pixirmittel  wurde  zuerst  von  Meynier  im  Jahre 
1863  angegeben®)-  Es  bürgerte  sieh  zu  diesem  Zwecke  nicht  ein,  jedoch  erlangte 
das  Tonbad  mit  Chlorgold  und  Schwefelcyanammonium  für  positive  Bilder  mehr  Be- 
deutung, welches  gleichfalls  von  Meynier  zuerst  im  Jahre  1863  angewendet  wurdet; 
dieses  Bad  wirkt  wohl  weniger  günstig  bei  Albuminpapier,  dagegen  wurde  es  später 
insbesondere  für  Bilder  auf  Chlorsilbercollodion  und  Gelatine  angewendet. 

Die  ersten  Tonungsversuche  mit  Platinsalzen  machte  de  Carauza  in 
Constantinopel  (1856),  welcher  Silberbilder  vor  dem  Pixiren  mit  schwach  salzsaurer 
Platinchloridlösung  (1:2000)  mit  schwarzer  Farbe  tonte,  während  Poupat  in  Paris 9 
das  Natriumplatinchlorid  (1 : 1000)  zu  diesem  Zwecke  vorzog,  weil  es  die  Halbtöne 
der  Bilder  weniger  angreift  als  saure  Platinchloridlösung  Aber  auch  dieses  Salz 
macht  die  Bilder  kraftlos,  weshalb  die  Platintonung  erst  praktische  Erfolge  zu  ver- 
zeichnen hatte,  als  man  das  Platinchlorür , resp.  das  Kaliumplatinehlorür  zu  Tonungs- 
zwecken verwendete,  was  wohl  zuerst  von  J.  Eeynold  (1886)  und  dann  von  Lyonei 
Clark  (1888)  u.  A.  geschah,  wie  im  Capitel  über  „Platintonung“  näher  ausgeführt 
werden  wird. 


1)  Bull,  de  la  Soc.  franp.  de  Phot.  Januarheft  1859.  S.  13. 

2)  Bull,  de  la  Soc.  fran§.  de  Phot.  Kreutzer,  Zeitsehr.  f.  Phot.  1860.  Bd.  2, 
S.  153. 

3)  Liesegang,  Phot.  Archiv  1860.  S.  80. 

4)  Kreutzer,  Zeitsehr.  f.  Phot.  1860.  S.  163  aus  Brit.  Journ.  Bd.  8,  S.  54. 

5)  Phot.  Archiv  1863.  S.  65.  Bull,  de  la  Soc.  frane.  de  Phot.  1863.  S.  13. 

6)  Phot.  Archiv  1863  S.  208. 

7)  Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot.  1856.  S.  44.  La  Lumiere  1856.  S.  35. 


ZWEITES  CAPITEL. 


E1NI>EITÜNG  ZU  DEN  OOPIEVERFAHREN  AUF  PAPIER. 


Wird  ein  Bild,  eine  Zeichnung  oder  eine  photographische  Matrize 
auf  ein  lichtempfindliches  Papier  gelegt  und  dem  Lichte  ausgesetzt,  so 
tritt  an  allen  jenen  Stellen,  wo  das  Sonnenlicht  durchdringen  und  auf 
das  lichtempfindliche  Präparat  ein  wirken  kann,  eine  Zersetzung  ein. 
Diese  Processe  verlaufen  je  nach  der  Natur  der  angewendeten  licht- 
empfindlichen Substanzen  verschieden,  und  es  entsteht  entweder  unmittel- 
bar ein  deutliches  sichtbares  Bild  oder  ein  unsichtbares  Lichtbild,  welches 
durch  Behandlung  mit  anderen  chemischen  Präparaten  sichtbar  gemacht 
wird  (s.  Bd.  I,  Abth.  1,  S.  178  und  Bd.  II,  S.  28).  Die  erstgenannten 
Bilder  (Copien),  welche  man  so  lange  dem  Lichte  aussetzte,  bis  sie  voll- 
kommen deutlich  sichtbar  sind,  wollen  wir  directe  Copien  oder  Copien 
ohne  Hervorrufung  nennen  (z.  B.  Copien  auf  Albuminpapier,  Cyano- 
typien  u.  s.  w.).  Diese  photographischen  Processe,  bei  welchen  die  Copien 
durch  die  Lichtwirkung  unmittelbar  die  erforderliche  „Schwärze“  (In- 
tensität der  Färbung)  erhalten,  nennt  man  Auscop irproeesse.  Wird 
lichtempfindliches,  mit  Silbervei’bindungen  getränktes  Papier  nur  kurze 
Zeit  belichtet,  so  dass  ein  wenig  oder  gar  nicht  sichtbares  Bild  entsteht, 
welches  (z.  B.  mit  Gallussäure)  als  kräftiges  Bild  hervorgerufen  wird, 
so  nennt  man  solche  Bilder  „Copien  mit  Hervorrufung“  oder 
„Hervorrufungscopien“.  Zu  diesen  Copirprocessen  werden  nicht  nur 
Silberverbindungen,  sondern  auch  andere  Verbindungen  (z.  B.  Eisen-  und 
Cyan  Verbindungen,  Platin  u.  s.  w.)  verwendet,  und  es  erhalten  diese 
Yerfahrungsarten  besondere  Namen,  welche  entweder  auf  die  zur  An- 
wendung gelangten  und  für  den  Process  charakteristischen  Chemikalien 
(z.  B.  Platinotypie)  oder  auf  die  Farbe  der  Copien  (z.  B.  Blaudruck, 
Cyanotypie)  Bezug  haben. 

Wir  wollen  zunächst  die  Copirprocesse  auf  Papier  mit  Silber- 
verbindungen (sogen.  Silber- Copirprocess  oder  Silberdruck)  erörtern. 

Das  Wesen  des  Silber-Copirprocesses  ist  einfach.  Man  über- 
zieht ein  Blatt  Papier  mit  einem  lichtempfindlichen  Silbersalze  (Chlor- 
silber, Silbercitrat  u.  s.  w.)  wobei  man  sich  entweder  eines  Badeprocesses 


Vierter  Theil.  Zweites  Oapitel.  Einleitung  zu  den  Copirverfahren  u.  s.  w.  11 


bedient  oder  das  lichtempfindliche  Präparat  in  Form  einer  Gelatine- 
oder Collodionemulsion  aufträgt.  Hiermit  kann  man  hinter  einer  Zeich- 
nung eine  negative  Copie  erhalten,  d.  h.  die  weissen  Stellen  werden 
in  der  Silbercopie  schwarz  erscheinen  und  umgekehrt.  Deshalb  werden 
solche  Papiere  nach  dem  Belichten  unter  einem  Negative  eine 
positive  Copie  geben;  diese  Copirprocesse  sind  von  ausserordentlicher 
Wichtigkeit  zur  Herstellung  von  positiven  Abzügen  auf  Papier  nach  den 
in  der  Camera  aufgenommenen  Negativen.  Fixirt  werden  diese  positiven 
Papierbilder  dadurch,  dass  man  sie  in  eine  Lösung  von  Fixirnatron 
(Natriumthiosulfat)  taucht,  welches  das  unverändert  gebliebene  Silbersalz 
auf  löst  und,  wie  man  gewöhnlich  anniramt,  metallisches  Silber  an  den 
im  Lichte  geschwärzten  Stellen  zurücklässt. 

Die  sich  hierbei  vollziehenden  chemischen  Vorgänge  lassen  sich 
beim  Chlorsilber,  welches  die  Grundlage  der  lichtempfindlichen  Silber- 
Copirpapiere  in  der  Eegel  bildet,  in  folgender  Weise  darstellen:  Das 
Silberchlorid  {A(j  Gl)  färbt  sich  im  Lichte  violettschwarz,  indem  es  Chlor 
verhert  und  in  ein  an  Chlor  ärmeres  Subchlorid  übergeht.  Das  Silber- 
subchlorid ist  dunkel  gefärbt,  und  man  gibt  ihm  die  hypothetische  Formel 
Ag^  CI,  obschon  bei  den  gewöhnlichen  Copirprocessen  wohl  niemals  so 
viel  Chlor  abgespalten  wird,  dass  dieses  Minimum  an  Chlor  übrig  bliebe 
(vergl.  Bd.  I,  Abth.  1,  S.  175).  Carey  Lea  nimmt  an^),  dass  im  stark 
dunkel  gefärbten  Silbersubchlorid  oder,  wie  er  es  nennt,  „Silberphoto- 
chlorid“  (a.  a.  0.  S.  176)  auf  20  Molekel  Silberchlorid  {Ag  Gl)  nicht  mehr 
als  ein  Molekel  Silbersubchlorid  {Ag^  Gl)  vorhanden  ist,  also  auf  22  Atome 
Silber  21  Atome  Chlor  kommen.  Ob  man  nun  die  Abspaltung  von  mehr 
oder  weniger  Chlor  durch  Lichtwirkung  aus  dem  Chlorsilbermolekel  an- 
nimmt, so  beeinflusst  das  die  weiteren  Ausführungen  über  die  chemischen 
Principien  des  Silber- Oopirprocesses  nicht.  Durch  die  Gegenwart  sogen, 
chemischer  Sensibilisatoren,  welche  grosse  chemische  Verwandt- 
schaft zu  Chlor  haben  und  deshalb  die  auf  die  Abspaltung  von  Chlor  aus 
dem  Chlorsilber  hinzielende  Arbeit  des  Lichtes  befördern  (Silbernitrat, 
Kaliumnitrit,  Ammoniak)  wird  der  Färbungsprocess  im  Lichte  beschleunigt. 

Die  Sensibilisatoren  im  Auscopirprocess  äussern  zunächst  ihre  Wir- 
kung dadurch,  dass  sie  die  Färbung  der  Silberverbindungen  im  Lichte 
beschleunigen,  was  man  durch  Copir versuche  unter  Scalenphotometern 
leicht  nachweisen  kann.  Jedoch  ist  die  Eigenschaft  eines  photographischen 
Papieres:  rasch  im  Lichte  eine  erkennbare  Färbung  anzunehmen,  keines- 
wegs identisch  mit  der  Eigenschaft:  nach  längerer  Lichtwirkung  eine 
intensive  kräftige  Schwärzung  zu  erhalten.  Die  Sensibilisatoren  äussern 


t 


1)  Phot.  Corresp.  1887.  S.  289. 


12 


Vierter  Tlieil.  Zweites  Oapitel. 


ihre  Wirkung  in  verschiedener  Weise.  So  z.  B.  wird  Chlorsilber  im 
Lichte  dunkel  gefärbt,  welcher  Process  durch  Silbernitratlösung,  selbst 
wenn  sie  stark  verdünnt  ist,  beschleunigt  wird,  wobei  nicht  nur  die  Licht- 
empfindlichkeit erhöht,  sondern  auch  die  Kraft  der  Copien  bei  stärkerer 
Lichtwirkung  gesteigert  wird.  Dabei  bleibt  aber  der  Eeductionsproeess 
im  Wesentlichen  auf  die  Ueberführung  des  Silberchlorides  in  Silber- 
subchlorid beschränkt,  ohne  dass  das  Lieht  nnter  diesen  Verhältnissen 
im  Stande  wäre,  grössere  Mengen  des  Silbersalzes  zu  metallischem  Silber 
zu  reduciren.  Fügt  man  jedoch  zum  Chlorsilber  ausser  Silbernitrat  noch 
Silberalbnminat  oder  organische,  leicht  oxydirbare  Säuren  (Citronensäure, 
Weinsäure  u.  s.  w.),  so  erfolgt  nach  genügender  Lichtwirkung  ein  weiterer 
Zerfall  des  Chlorsilbers,  sowie  des  mit  organischer  Substanz  gemischten 
Silbernitrates,  wobei  die  Zersetzung  bis  zur  Ausscheidung  von  metallischem 
Silber  vorschreitet;  hiermit  ist  grosse  Kraft  in  den  Bildstellen  verbunden, 
welche  auch  nach  dem  Behandeln  mit  Pixirbädern  weitaus  besser  gewahrt 
bleibt,  als  dies  beim  Silbersubchlorid  der  Fall  ist,  welches  beim  Fixiren 
an  Intensität  der  Färbung  sehr  grosse  Einbusse  erleidet.  Diese  Sub- 
stanzen vermindern  häufig  die  Empfindlichkeit  der  Silberpapiere  gegen 
schwache  Lichtwirkung,  erleiden  aber  bei  stärkerer  Lichtwirkung  rasch 
eine  durchgreifende  Zersetzung  und  intensive  Schwärzung  (Färbung), 
und  dadurch  werden  die  Copien  contrastreich  und  kräftig  in  den  Schwärzen; 
man  kann  solche  Substanzen,  welche  die  Kraft  der  Schwärzen  beim 
Auscopirprocess  fördern,  als  „Krafterhöh er“,  zum  Gegensatz  von 
„ Empfindlichkeitserhöher“  (Sensibilisator  im  engeren  Sinne  des 
Wortes)  bezeichnen. 

Substanzen,  welche  bedeutende  „Krafterhöher“  im  Auscopir- 
process mit  Silbersalzen  sind,  drücken  meist  die  Lichtempfindlichkeit 
gegen  schwache  Lichteindrücke  herab;  z.  B.  ist  Silbercitrat  und  Silber- 
tartrat  (citronensaures  und  weinsaures  Silber)  wesentlich  weniger  licht- 
empfindlich als  Chlorsilber  (Marktanner-Turneretscher,  s.  unten). 
Mischt  man  diese  Salze  mit  Chlorsilber,  so  ist  die  Lichtempfindlichkeit 
des  Gemisches  merklich  geringer,  als  jene  des  Chlorsilbers,  die  Copien 
werden  aber  in  ersterem  Palle  kräftiger,  brillanter,  contrastreicher,  weil 
die  stärkere  Lichtwirkung  eine  durchgreifendere  Zersetzung  der  Silber- 
salzschicht  herbeiführt. 

Bei  allen  diesen  Processen  wird  durch  die  Natur  der  Silbersalze 
auch  die  Färbung  des  Silbersalzpapieres  beeinflusst.  Beines  Chlorsilber 
färbt  sich  im  Lichte  zuerst  hellviolett,  schieferblau  und  zum  Schlüsse 
bronzefarbig,  während  bei  Gegenwart  von  Citronensäure,  Silbercitrat, 
Tartrat  u.  s.  w.  die  Färbung  im  Lichte  röthlich  bis  braun  wird  (vergl. 
unten).  Dabei  werden  die  Silberoxydsalze  der  organischen  Säuren  im 


Einleitung  zu  den  Copirverfahren  auf  Papier. 


13 


Lichte  zersetzt,  und  moderne  Oopirpapiere,  welche  neben  Ohlorsilber  noch 
wesentliche  Mengen  von  ersteren  enthalten,  verdanken  ihre  Färbung  beim 
Copirprocesse  grössten theils  der  photographischen  Zersetzung  der  Silber- 
oxydsalze. 

Das  Auftreten  von  Bronze -Farbentönen  (Bronziren  fälschlich  auch 
Solarisiren  der  Auscopirpapiere  genannt)  beim  Copirprocess  ist  un- 
erwünscht, weil  die  dunkelsten  Schatten  möglichst  satt  schwarz  erscheinen 
sollen,  nicht  aber  olivenbraun-bronzeartig  (also  mitunter  lichter  als 
die  Mitteltöne).  Das  Auftreten  der  Bronzetöne  hängt  nicht  mit  der 
Empfindlichkeit  der  Papiere  zusammen,  sondern  ist  (wie  B.  Valenta 
zeigte^),  lediglich  von  der  Zusammensetzung  der  empfindlichen  Schicht 
abhängig,  wie  man  besonders  bei  Versuchen  mit  Celloidinpapier  beobachtet. 

Feuchtigkeit  befördert  die  Zersetzung  der  Silbersalze  durch  Licht- 
wirkung, und  zwar  nicht  nur  die  Farbennuance  (s.  Bd.  I,  Abth.  I, 
S.  174  und  402),  sondern  auch  die  Kraft  der  Oopien.  Deshalb  erleiden  auch 
gesilberte  Papiere,  welche  an  sehr  trockener  Luft  oder  im  Exsiccator  aus- 
getrocknet sind,  eine  geringere,  weniger  durchgreifende  Zersetzung  im 
Lichte  und  liefern  kraftlose  Copien;  es  genügt  meistens,  wenn  das  Papier 
aus  der  atmosphärischen  Luft  Feuchtigkeit  aufzunehmen  in  der  Lage  ist. 
damit  der  Copirprocess  glatt  verläuft. 

Die  Noth Wendigkeit  der  Anwesenheit  einer,  wenn  auch  nur  geringen 
Menge  von  Feuchtigkeit  beim  Auscopirprocess  erklärt  sich  daraus,  dass 
das  aus  dem  Chlorsilber  zufolge  der  Lichtwirkung  abgespaltene  Chlor 
nur  dann  in  rasche  ßeaction  mit  dem  chlorabsorbirenden  chemischen 
Sensibilisator  treten  kann,  wenn  Feuchtigkeit  diese  Wechselwirkung  ein- 
leitet oder  mindestens  begünstigt. 

Der  Zersetzungsprocess  von  Chlorsilber  bei  Gegenwart  von  Silber- 
nitrat (als  Sensibilisator)  verläuft  nämlich  nach  dem  Schema: 

4.Äg  CI  + 2AgNO-i  + 3^0 
= 2Äg^  CI  -t-  2Agbl  + 2HNOs  + 0, 
wobei  der  Sauerstoff  — falls  organische,  oxydationsfähige  Substanzen 
zugegen  sind,  was  bei  Auscopirpapieren  stets  der  Fall  ist  — für 
Oxydationsprocesse  secundär  in  ßeaction  tritt. 

Alle  diese  ßeactionen  beeinfiussen  den  Charakter  (die  Farbe, 
Brillanz  u.  s.  w.)  der  Copien  im  Auscopirprocess,  und  deshalb  erfordert 
die  Ausarbeitung  künstlerisch  wirksamer  und  an  die  verschiedenen 
Negative  anpassungsfähiger  Copirpapiere  viele  Mühe  und  Umsicht.  Diese 
Arbeiten  werden  deshalb  gegenwärtig  meistens  in  Specialfabriken  vor- 
genommen, und  es  kommen  die  photographischen  Papiere  und  die  hierfür 


1)  Eder’.s  -Tahrbucli  f.  Photographie  f.  1896.  S.  256. 


14 


Vierter  Theil.  Zweites  Capitel. 


passenden  Arbeitsvorschriften  gegenwärtig  in  der  überwiegenden  Anzahl 
von  Fällen  gebrauchsfertig  auf  den  Markt. 

EintheiluDg  der  Auscopirpapiere  in  Badepapiere  und  Emulsions- 
papiere. — Einfluss  des  Bildträgers  auf  die  Silhercopien. 

Wie  bereits  oben  (s.  S.  11)  erwähnt  wurde,  kann  man  Silber-Auscopir- 
papiere  mittels  zweier  principiell  verschiedener  Methoden  herstellen,  nämlich : 

1.  Durch  Tränken  von  Papier  mit  Chloriden  (unter  eventuellem 
Zusatz  von  Bromiden,  Citraten  und  anderen  Salzen),  Trocknen  und  hinter- 
heriges  Sensibilisiren  mittels  Silbernitratbädern,  wobei  erst  die  licht- 
empfindliche Schicht  sich  bildet.  Derartige  Papiere  kann  man  als 
„ Silber-Badepapiere“  bezeichnen  (Salzpapier,  Arrowroot-  oder 
Harzpapier,  Albuminpapier); 

2.  durch  Mischen  von  Chlorsalzen  (unter  eventuellem  Zusatz  anderer 
Salze  oder  Säuren)  mit  Silbernitrat  bei  Gegenwart  einer  verdickenden 
(colloidalen),  als  Bindemittel  dienenden  Substanz,  wobei  sich  eine  Chlor- 
silber-Emulsion bildet,  welche  in  fertig  gemischtem  Zustande  auf 
Papier  aufgetragen  wird,  so  dass  unmittelbar  ein  gebrauchsfertiges 
sensibles  Papier  resultirt  (Celloidin-,  Aristopapiere  u.  s.  w.). 

Hierbei  ist  die  verdickende,  als  Bindemittel  dienende  Substanz  von  prineipieller 
Bedeutung  für  das  Copirverfahren.  Man  benutzt 

a)  Collodion  als  Bindemittel  und  Bildträger,  welches  an  und  für  sieh  gegen 
Silberverbindungen  sich  indifferent  verhält  und  gute  Bildsehiehten  liefert.  Derartige 
Papiere  führen  den  Namen  „ Chlorsilbereollodion  - Auseopirpapiere“  oder 
„Celloidinpapiere“.  Sie  werden  in  der  Eegel  durch  Mischen  von  Chloriden  mit 
überschüssigem  Silbernitrat  unter  Zusatz  von  Citronensäure  hergestellt. 

b)  Gelatine  als  Bindemittel  liefert  sogen.  „Chlorsilbergelatine-Auscopir- 
papiere“  oder  „Aristopapiere“.  Da  die  Gelatine  auf  Silbernitrat  allmählich 
zersetzend  einwirkt  und  Uebersehuss  des  letzteren  im  Gelatine  - Auscopirprocess  sich 
ungünstig  verhält,  so  fügt  man  der  Mischung  von  Chloriden  und  Silbercitrat  noch 
Citrate  oder  Tartrate  bei,  welche  Silbereitrat  oder  Tartrat  bilden  und  dann  bei  üeber- 
sehuss  von  Citronensäure  gut  eopirende  haltbare  Papiere  liefern. 

Wird  die  Gelatine  mit  etwas  Formalin  gehärtet,  so  nennt  man  solche  Papiere 
(nach  Schering)  „ Gelatoidpapiere“. 

c)  Pflanzeneiweiss-Substanzen  liefern  in  geeigneter  Darstellung  schwefel- 
freie  Producte  (Nucleopro teide),  welche  in  Alkohol  löslich  sind  und  die  Dar- 
stellung von  Chlorsilber- Emulsionen,  ganz  nach  Art  der  Collodion -Emulsionen,  gestatten, 
indem  diese  Proteide  den  Vorzug  haben,  gegen  Silbernitrat  indifferent  zu  sein.  Diese 
in  neuester  Zeit  (1897)  erfundenen  Emulsions  - Auscopierpapiere  führen  die  Namen 
„ Phosphalbinpapier  oder  „Protalbinpapier “.  Sie  sind  rein  weiss,  während 
das  getrocknete  Albumin  in  stärkeren  Schichten  gelblich  ist. 

d)  Albumin,  Stärke  u.  s.  w.  hat  sieh  nach  bisherigen  Versuchen  nicht  zur 
Herstellung  von  Emulsionspapieren  verwendbar  machen  lassen.  Zusätze  davon,  z.  B. 
von  Stärke  zur  Gelatine -Emulsion,  um  sie  für  Mattpapierdarstelluug  geeigneter  zu 
machen,  sind  ab  und  zu  in  Verwendung. 


DRITTES  CAPITEL. 


ENTSTEHUNG  PHOTOGRAPHISCHER  SILBERDRUOKE 
MITTELS  VERSCHIEDENER  SILBERSALZE.  — 
ZUSAMMENSETZUNG  DER  SILBERCOPIEN. 


I.  Silbernitrat  auf  Papier. 

Silbernitrat  für  sich  allein  auf  reinem  Papier  färbt  sieh  im  Lichte  dunkel, 
aber  nicht  so  rasch,  als  wenn  Chlorsilber,  Bromsilber,  Silbereitrat  (=  eitronensaures 
Silber)  oder  Phosphat  u.  s.  w.  zugegen  ist.  Es  spaltet  sieh  nach  der  Gleichung 
2AgNO.,  -\-H^O=2Ag  + 2ENO^  + 0. 

Es  wird  also  Salpetersäure  frei  und  Sauerstoff  zur  Oxydation  der  organischen 
Substanz  des  Papieres  oder  beigemengter  organischer  Substanzen  verbraucht.  — 
Ein  Lichtbild  auf  reinem  Silbernitratpapier  lässt  sich  durch  blosses  Waschen  mit 
destillirtem  Wasser  nicht  völlig,  sondern  nur  bis  zu  einem  gewissen  Grade  fixireu; 
die  Silbersalzmenge,  welche  zurückkleibt,  ist  allerdings  sehr  gering,  und  deshalb  dunkelt 
auch  das  Bild  sehr  wenig  nach  (Davanne  und  Girard,  Bull.  Soc.  frane.  Bd.  5,  S.  340). 

Bei  Gegenwart  von  freier  Salpetersäure  erfolgt  die  Schwärzung  des  Silbernitrat- 
papieres  kngsamer.  Ammoniakdämpfe  oder  Anwendung  ammoniakalischer  Silbersalze 
beschleunigen  aber  die  Schwärzung. 

Silbernitrat,  gemischt  mit  Gelatine,  Eiweiss,  wird  im  Lichte  purpurbraun  und 
hinterlässt,  nach  dem  Behandeln  mit  Fixirnatron,  dunkelgefärbtes  metallisches  Silber, 
welches  hartnäckig  organische  Substanz  zurückhält  und  dadurch  in  seiner  Farbe 
beeinflusst  wird. 

II.  Chlorsilberpapier.  — Albuminpapier. 

Tränkt  man  Papier  mit  einem  löslichen  Chlorid , z.  B.  Chlornatrium , daun  mit 
Silbernitrat,  so  entsteht  nach  der  Gleichung 

Na  CI  + AgNOs  ^ Ag  CI  ^ NaNO^. 

Chlorsilber  und  Natriumnitrat. 

Wäscht  man  derartiges  Papier  gut  aus,  so  bleibt  reines  Chlorsilber  am  Papier 
zurück.  Dasselbe  färbt  sieh  im  Lichte  wohl  auch  rasch,  aber  die  Zersetzung  schreitet 
nicht  vor,  die  Färbung  wird  nicht  intensiv  und  verschwindet  grösstenteils  im  Fixir- 
bade.  Es  entsteht  Silbersubehlorid,  welches  nur  langsam  durchgreifend  zersetzt  wird. 
Wenn  man  überschüssiges  Silberniträt  dem  Chlorsilber  beimengt  und  dem  Lichte  aus- 
setzt, so  steigt  die  Empfindlichkeit  ein  wenig,  jedoch  wird  die  Intensität  der  Schwärzung 
bei  stärkerer  Lichtwirkung  sehr  bedeutend  erhöht.  Silbereitrat,  Tartrat^)  und  viele 
andere  organische  Silbersalze  vermindern  die  Lichtempfindlichkeit  des  Chlorsilbers, 
wirken  aber  als  „Krafterhöher“  und  bewirken  grössere  Intensität  der  Schwärzen  der 


l)  Silbertartrat  = weinsaures  Silber. 


16 


Vierter  Theil.  Drittes  Capitel. 


Copien.  üeberdies  zersetzen  sieh  die  beigemengten  Silberoxydsalze  ihrerseits  selbst 
durch  Liehtwirkung  und  steigern  dadurch  die  Schwärzung  (Bräunung)  der  Papiere. 

Bei  Gegenwart  von  Salpetersäure  erfolgt  die  Eeduktion  der  Silberverbindungen 
langsamer,  und  so  mag  es  sieh  erklären,  dass  gesilberte  Papiere,  welche  mit  Ammoniak 
geräuchert  sind,  sieh  rascher  und  kräftiger  im  Lichte  schwärzen.  In  der  That  ver- 
wendet man  das  Eäuehern  mit  Ammoniak  oder  kohlensaurem  Ammoniak  beim  Copir- 
proeess.  Es  wirkt  das  Ammoniak  nicht  nur  neutralisirend  für  Säuren,  sondern  auch  als 
Sensibilisator  (Absorptionsmittel  für  Chlor)  und  ersetzt  einen  Uebersehuss  au  Silberniti'at. 

Sobald  in  den  lichtempfindlichen  Papierarten  ausser  Ohlorsilber  und  Silbernitrat 
noch  organische  Substanzen  (Eiweiss,  Gelatine,  Stärke  u.  s.  w.)  vorhanden  sind,  so 
kommt  zu  der  Lichtempfindliehkeit  des  Chlorsilbers  auch  noch  die  selbständige  (jedoch 
geringere)  Lichtempfindliehkeit  des  Silberalbuminates  oder  des  Gemisches  von  Silber- 
uitrat mit  Leim  oder  anderen  organischen  Substanzen  hinzu.  Diese  Gemische  geben 
an  und  für  sieh  schon  kräftige  Lichtbilder  von  variablem  Farbenton,  welche  jedoch 
keine  so  hübschen  Copien  geben,  als  wenn  ausserdem  Chlorsilber  zugegen  ist.  (lieber 
Einfiuss  der  Leimung  s.  Capitel  IX). 

Die  Natur  des  Chlorides,  d.  h.  das  Metall,  an  welches  das  Chlor  gebunden 
ist,  hat  keinen  merklichen  Einfiuss  auf  die  Lichtempfindliehkeit  des  damit 
gesalzenen  und  durch  Baden  mit  Silbernitratlösung  sensibilisirten  Papieres.  Dies  gilt 
für  die  gebräuchlichen  Chloride,  z B.  Chlorkalium,  Chlornatrium,  Chlorammonium  u.  s.  w. 
[M.  DougalP),  Wright-)]. 

Jedoch  haben  die  verschiedenen  Chloride  einen  Einfluss  auf  den  Parbeuton, 
welchen  das  damit  hergestellte  Bade  - Chlorsilberpapier  im  Lichte  annimmt.  Nach 
Davanne  und  Girard  ’)  ist  der  sauere  oder  alkalische  Zustand  des  Chlorides  insofern 
von  Einfluss,  als  er  immer  einen  mehr  rothen  Farbenton  der  Copie  erzeugt,  als  der 
neutrale  Zustand. 

Diese  Färbungen  sind  ziemlich  deutlich  unmittelbar  nach  dem  Belichten  sichtbar, 
ändern  sieh  aber  im  Fixirnatron  sehr,  jedoch  bleibt  in  der  Eegel  ein  Einfluss  auf  das 
fertige  Bild  kaum,  jedenfalls  nur  schwach,  kenntlich.  So  wird  Chlorsilberpapier,  welches 
mit  Chlornatrium  hergestellt  und  dann  mit  Silbernitrat  sensibilisirt  ist,  mehr  schwärz- 
liche und  Chlorbaryum  violette  Töne  geben  [Beckingham'^)]. 


Unter 

blauem  Glas 

grünem  Glas 

gelbem  Glas 

rothem  Glas 

Salmiak 

olivenbraun 

blassbraun 

braun 

dunkelorange 

Chlorkalium 

hellpurpur 

himmelblau 

hellviolett 

roth 

Chlornatrium 

purpur 

blau 

violett 

rothbraun 

Chlorbaryum 

purpur 

lila 

rothbraun 

blassrosa 

Chlorcalcium 

reichviolett 

blassblau 

blau 

röthlieh 

Chlormangau 

reichbraun 

röthlieh 

blassrosa 

gelb 

Eisenchlorür 

roth 

farblos 

blassroth 

bleifarbig 

Eiseuchlorid 

blau 

gelblich 

strohfarben 

gelb  grün 

1)  Jahresber.  f.  Chemie  1865.  S.  96. 

2)  Jahresber.  f Chemie  1866.  S.  81. 

3)  Compt.  rend.  Bd.  58,  S.  634.  Dingler,  Polytechn.  Journ.  Bd.  127,  S.  174  u.  306. 

4)  Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot.  1857.  S.  44. 


Entstehung  photogr.  Silberdrueke  mittels  verschiedener  Silbersalze  u.  s.  w. 

Die  ersten  genauen  Angaben  über  das  Verhalten  des  aus  verschiedenen  Chloriden 
dargestellten  Chlorsilbers  machte  Hunt^).  Die  verschiedenen  Färbungen,  welche  das 
Chlorsilberpapier  unter  farbigen  Gläsern  annimmt,  zeigt  die  vorhergehende  Tabelle. 

Drummond®)  erzeugte  verschiedene  Töne  bei  Photographien  auf  Malerleinwand, 
je  nach  der  Natur  des  Chlorides,  womit  er  es  salzte;  Mit  Chlorammonium  (2  Proc.) 
wird  der  Ton  bläulich,  mit  Chlorealcium  röthlich,  mit  Chlorbaryum  bräunlich.  (Als 
Silberbad  diente;  6 Thl.  Silbernitrat,  48  Thl.  Wasser,  0,1  Thl.  Citronensäure.) 

Bei  den  Emulsions  - Copirpapieren  aber,  welche  mittels  Collodion  oder  Gelatine 
hergestellt  werden  (Celloidin  - oder  Aristopapier)  ist  der  Einfluss  der  Chloride  auf  die 
Gradation,  Empfindlichheit,  Kraft  und  Farbe  der  Copien  von  wesentlichem 
Einfluss,  und  zwar  in  ganz  verschiedenem  Sinne,  je  nachdem  man  sich  des  Collodions 
oder  der  Gelatine  als  Bindemittel  bedient  (s.  unten). 

Ebenso  ist  der  Einfluss  der  Gegenwart  organischer  Säuren  oder  organischer 
Silbersalze  auf  das  photographische  Verhalten  der  Chlorsilberpapiere  bedeutend  (s.  unten). 

Albumin  (thie  risch  es  Eiweiss).  Wird  ein  mit  Albumin  überzogenes  Papier  mit 
einer  starken  Silbernitratlösung  behandelt,  so  wird  die  Albuminschicht  unter  Bildung  von 
Silberalbuminat  unlöslich.  Dieses  Papier,  welches  anhaftendes  Silbernitrat  enthält,  ist 
weniger  empfindlich  als  Chlorsilberpapier  mit  Silberüberschuss  (Sutton,  Ereutzer’s 
Zeitsehr.  f.  Phot.  1862.  Bd.  V,  S,  47;  Marktanner,  s.  unten),  gibt  aber  kräftigere  Copien. 

Man  pflegt  dem  Eiweiss  etwas  Kochsalz  oder  ein  anderes  Chlorsalz  zuzusetzen, 
wonach  in  dem  Papier  ausser  dem  Silberalbuminat  und  Silbernitrat  noch  Chlorsilber 
vorhanden  ist,  was  auf  die  Entstehung  des  positiven  Bildes  günstig  wirkt.  (lieber 
die  Quantität  des  zugesetzten  Chlorides  u.  s.  w.  vergl.  Capitel;  Albuminpapier.) 

Jedoch  ist  dieser  Zusatz  eines  Chlorides  zum  Eiweiss  nicht  unerlässlich  noth- 
wendig,  sondern  man  erhält  auch  mit  blossem  Eiweiss  (ohne  Salzung)  und  einem 
gewöhnlichen  Silberbade  gute  Copien,  wie  zuerst  Schultner^)  im  Jahre  1865  und 
dann  Schnauss^)  (1866)  zeigten.  Dies  findet  seine  Erklärung  darin,  dass  einer- 
seits im  Eieralbumiu  stets  ein  gewisser  Gehalt  an  Chlorsalzen  vorhanden  ist  und 
andererseits,  dass  das  Silberalbuminat  an  und  für  sieh  lichtempfindlich  ist. 

Wird  gesijbertes  Albuminpapier  gewaschen,  so  wird  es  unempfindlicher  und 
erlangt  im  Lichte  keine  so  intensive  Schwärzung;  deshalb  gibt  solches  Papier  keine 
guten  Copien.  Eäuehert  man  es  jedoch  mit  Ammoniak,  so  steigt  die  Empfindlichkeit 
wieder,  und  die  Copien  werden  sehr  kräftig.  Auch  Behandeln  dieser  Papiere  mit 
salpetrigsaurem  Kali  (Kaliumnitrit)  wirkt  förderlich  (s.  unten),  indem  es  als  Sensibilisator 
wirkt.  Darauf  beruht  die  Herstellung  haltbarer  empfindlicher  Papiere 

Wird  gesilbertes  Albuminpapier  dem  Lichte  ausgesetzt,  so  färbt  es  sieh  im 
Lichte  röthlichbraun  und  geht  durch  verschiedene  Schattirungen  in  Braun  und  Schwarz- 
violett über  und  nimmt  schliesslich  ein  goldbronzenes  Aussehen  an  (vorausgesetzt,  dass 
genug  überschüssiges  Silbernitrat  zugegen  war).  Nach  dem  Waschen  mit  Wasser  wird 
die  Färbung  mehr  röthlich,  und  die  Kraft  des  Bildes  geht  zurück. 

III.  Einfluss  verschiedener  Silbersalze  auf  den  Copirprocess. 

Zum  Silber -Copirprocess  auf  Papier  werden  hauptsächlich  Chlorsalze  und  das 
Silbernitrat  benutzt;  andere  Silbersalze  werden  selten  verwendet. 


1)  Nach  Gmelin,  Handbuch  d.  Chemie.  5.  Aufl.  Bd.  1,  S.  163. 

2)  Phot.  Archiv  1867.  S.  346. 

3)  Phot.  Corresp.  1865.  S.  109. 

4)  Phot.  Archiv.  1866.  S.  45. 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufi. 


2 


18 


Vierter  Tlieil.  Drittes  Capitel. 


1.  Das  Silbernitrat  {AgXO.^)  zu  den  verschiedenen  Silberbädern  für 
Salz-,  Albuminpapier  oder  andere  Silberpräparate  beim  positiven  Silberdruek  wird  am 
besten  in  reinem  krystallisirten  Zustande  oder  auch  in  Stangen  gegossen  benutzt.  Das 
Salz  soll  rein  sein  und  keine  anhaftende  Salpetersäure  enthalten;  ein  stärkerer  Säure- 
gehalt bewii'kt  langsameres  Copiren,  und  die  Bilder  vergolden  sieh  schlecht  im  Gold- 
bade. Dagegen  machen  freie  organische  Säuren  (Citronensäure,  Weinsäure)  die  Silber- 
copien  haltbarer,  ohne  im  Allgemeinen  ihre  Eigenschaften  wesentlich  zu  schädigen, 
wovon  man  bei  der  Herstellung  sogen.  Dauerpapiere  Gebrauch  macht. 

Mässig  concentrirte  Silbernitratlösung  lässt  sieh  mit  mässigen  Mengen  von 
Citronensäure  mischen,  ohne  dass  eine  Wechselwirkung  eintritt;  z.  B.  kann  man  10- 
bis  löprocentige  Silbernitratlösung  mit  5 bis  6 Proe.  Cirtonensäiire  versetzen,  ohne  dass 
Silbercitrat  entsteht;  bei  grösserer  Coneentration  ti’übt  sieh  die  Lösung  unter  Aus- 
scheidung eines  weissen  Niederschlages  von  schwer  löslichem  Silbereitrat,  wobei  in 
diesem  Falle  natürlich  Salpetersäure  frei  wird  D-  Weinsäure  bewii'kt  schon  in  kleinerer 
Menge  (2  Proe.)  die  Trübung  der  Silberlösung  unter  Bildung  von  Tartrat  (Hübl). 
Die  Anwesenheit  dieser  Säuren  bewirkt  die  Entstehung  röthlicher  bis  rothbrauner 
Färbungen  der  Salzpapiereopien. 

2.  Salpetersaures  Silberoxyd- Ammoniak  wird  erhalten,  wenn  man  zu 
einer  Silbernitratlösung  so  lange  Ammoniak  hinzufügt,  bis  der  anfangs  entstehende 
braune  Niederschlag  sich  wieder  auflöst 

Reine  ammoniakalische  Silbernitratlösung  macht  das  Papier  empfind- 
licher als  reines  Silbernitrat  und  gibt  intensivere  Copien;  das  erstere  färbt  sieh  bald 
am  Lichte  schiefergi'au.  Diese  Eigenschaft  wurde  bereits  oben  (S.  16)  erwähnt.  Das 
ammoniakalische  Silberpapier  hält  sieh  nicht  lange,  sondern  färbt  sieh  bald  auch  im 
Dunklen.  Auch  Salzpapier,  welches  auf  einem  ammoniakalisehen  Silberbade  sensi- 
bilisirt  ist,  besitzt  erhöhte  Empfindlichkeit  und  gibt  Copien  von  hübscher  Färbung 
(nämlich  sammetartig  und  weniger  röthlieh,  wie  man  es  auf  nicht  albuminirtem  Papier 
schwer  erreichen  kann;  Ha rd wich). 

Einige  Mängel  verhindern  aber  die  Einführung  dieses  Salzes  im  Badeverfahren. 
Das  in  der  Lösung  enthaltene  Ammoniak  löst  Chlorsüber  mehr  oder  weniger  auf  und 
greift  die  lichtempfindliche  Schicht  an,  indem  sie  weisse  und  durchsichtige  Flecken 
darin  erzeugt.  Ferner  macht  ein  ammoniakalisches  Silberbad  das  Albumin  nicht 
unlöslich  (Hardwich);  deshalb  verliert  Albuminpapier,  wenn  man  es  darauf 
schwimmen  lässt,  seine  glänzende  Oberfläche  und  wird  matt.  Die  ins  Silberbad  über- 
gehenden organischen  Substanzen  färben  es  deshalb  bald  dunkel. 

Gesalzenes  und  mit  Gelatine  überzogenes  Papier  ist  noch  am  meisten  geeignet 
zur  Benutzung  mit  einem  ammoniakalisehen  Silberbade  Hardwich  löst  zu  diesem 
Zwecke  4 Thl.  Chlorammonium,  2 Thl.  Gelatine  in  960  Thl.  Wasser,  taucht  darin 
Papier  unter,  trocknet  und  bestreicht  dieses  Papier  mit  einer  Lösung  von  1 Thl. 
Silbernitrat  in  8 Thl.  Wasser,  welche  mit  Ammoniak  bis  zur  Auflösung  des  Nieder- 
schlages versetzt  wurde.  Hardwich  gibt  noch  eine  andere  Methode  an,  um  eine 
Silberlösung  mit  wenig  überschüssigem  Ammoniak  herzustelleu.  Er  vermischt  die 
Silberlösung  in  der  angegebenen  Weise  mit  Ammoniak,  bis  der  anfängliche  Niederschlag 
sich  klar  löst,  theilt  sie  dann  in  zwei  Hälften,  versetzt  die  eine  Hälfte  so  lange 
tropfenweise  mit  Salpetersäure,  bis  die  Flüssigkeit  schwach  sauer  reagirt  und  mischt 


1)  Als  Reagens  dient  Methylviolett,  welches  durch  organische  Säuren  nur  bläulich, 
mit  Mineralsäuren  aber  grün  wird. 


Entstehuug  photogr.  Silberdrueke  mittels  verschiedener  Silbersalze  n.  s.  w. 

dann  die  andere  Hälfte  hinzu.  Die  Mischung  bleibt  ganz  klar;  sie  enthält  nur  die 
Hälfte  des  ursprünglichen  freien  Ammoniaks  und  greift  deshalb  die  Chlorsilberschicht 
weniger  an  [Hardwich^]-  Die  mit  ammoniakalisehen  Silberlösungen  präparirten 
Papiere  zersetzen  sieh  im  Finstern  rasch.  Gegenwärtig  stehen  dieselben  nicht  im 
Gebrauche,  sondern  man  zieht  das  Eäu ehern  der  auf  neutralen  oder  sauren  Bädern 
sensibilisirten  Papiere  mit  Ammoniak  unmittelbar  vor  dem  Copiren  oder  während 
des  Copirens  vor. 

3.  Schwefelsaures  Silber  (Silbersulfat,  Ag„SOj)  ist  in  Wasser  zu  wenig 
löslich,  um  als  Silberbad  verwendet  zu  werden;  deshalb  ist  auch  der  Zusatz  von 
schwefelsauren  Salzen  (Alaun  u.  s.  w.)  zum  Silberbade  nur  in  kleiner  Menge  möglich, 
da  sich  sonst  ein  Niederschlag  ausscheidet.  Tränkt  man  Papier  mit  einer  Lösung 
von  Silbersulfat  in  Ammoniak,  so  gibt  dasselbe  bei  kurzer  Belichtung  recht  schöne 
zarte  Copien  von  eigenthümlichem  Ton.  Aus  Albuminpapier  wird  von  dieser  Lösung 
das  Albumin  gelöst  [Schnauss^)]. 

4.  Chlorsaures  Silberoxyd  (Silberchlorat,  AgClO^)  in  wässeriger  Lösung 
auf  Papier  aufgetragen,  ist  lichtempfindlich  und  schwärzt  sich  ungefähr  so  rasch  wie 
Silbernitratpapier.  Beim  Vermischen  von  chlorsaurem  Kali  mit  Silbernitrat  entsteht 
kein  Silberchlorat,  sondern  beide  Salze  bleiben  unverändert  nebeneinander  bestehen 
[Wolfram®)].  — Papier  mit  chlorsaurem  Kali  und  Silbernitrat  getränkt,  gibt  ein 
zum  Copiren  taugliches  Papier;  das  Bild  ist  blau  bis  violett,  mitunter  auch  bräunlich 
(Cooper,  Snelling’s  Dictionary  1854.  S.  40). 

5.  üeberchlorsaures  Silberoxyd  (Silb erp erchlorat).  Wird  Papier  mit 
einer  wässerigen  Lösung  dieses  Salzes  imprägnirt,  so  färbt  es  sich  im  Lichte  dunkel; 
ungefähr  ebenso  rasch  wie  Silbernitratpapier  (Wolfram,  Photogr.  Mittheil.  1879. 
Bd.  XVI,  S.  34). 

6.  Phosphorsaures  Silberoxyd  (Silberphosphat)  schwärzt  sich  im  Lichte 
in  solchem  Grade,  dass  man  damit  Papierphotographien  erzeugen  kann  (s.  S.  3). 

Pyfe  benutzte  es  1839  zu  diesem  Zwecke.  Er  tränkte  Papier  mit  phosphor- 
saurem 'Natron,  Silbernitrat  und  schliesslich  nochmals  mit  phosphorsaurem  Natron. 
Auch  trug  er  auf  Malerleinwand  einen  Brei  von  im  Finstern  getrocknetem  Silber- 
phosphat mit  Terpentinöl  und  Canadabalsam  auf,  um  Oelgemälden  ähnliche  Bilder  zu 
erhalten.  Er  fixirte  mit  einer  Lösung  von  kohlensaurem  Ammoniak  (1;6).  Diese  so 
fixirten  Bilder  dunkeln  zwar  etwas  weniger,  was  übrigens  nach  Fyfe  ihre  Schönheit 
nicht  beeinträchtigen  soll. 

Eine  Lösung  von  Silberphosphat  in  Ammoniak  oder  Ammoniumcarbonat  auf 
Papier  aufgestrichen,  bräunt  sieh  im  Lichte  nach  Pyfe  rasch.  Um  die  Zeichnung  zu 
fixiren,  soll  blosses  Auswaschen  mit  Wasser  genügen  (Dingler,  Polytechn.  Journ.  1874. 
S.  55;  Edinb.  new  philos.  Journ.  1839.  S 199). 

M.  Lyte  tauchte  Papier  in  phosphorsaure  Natronlösung  (1:25),  sensibilisirte  in 
Silbernitrat  (1:5)  und  belichtete  unter  einem  Negativ.  Das  Bild  lässt  sieh  in  ver- 
dünnter Salpetersäure  (1:30)  fixiren. 


1)  Hardwich,  Manuel  d.  phot.  Chemie  1863.  S.  386. 

2)  Phot.  Archiv  1865.  S.  157. 

3)  Phot.  Mitth.  1879.  Bd.  16,  S.  33.  Aeltere  Angabe  Spiller’s  s.  Yearbook 
of  Phot.  1874.  S.  45. 


2* 


20 


Vierter  Theil.  Drittes  Capitel. 


Er  wendete  dieses  Copir verfahren  auch  auf  Eiweisspapier  an  (Journ.  phot.  Soe. 
Bd.  3,  S.  50.  Lumi&re.  1856.  S.  76.  Kreutzer,  Jahresber.  1856.  S.  27). 

Nach  Conduehee  sollen  derartige  Bilder  immer  einen  Schleier  oder  ein  Grau 
in  den  Schatten  bekommen  (Lumibre.  1856,  S.  141.  Kreutzer,  Jahresber.  1856,  S.  28). 

Später  salzte  M.  Lyte  das  Papier  mit  einem  Gemenge  von  phosphorsaurem 
Natron,  weinsaurem  Natron,  Seignettesalz , Milchzucker  und  Leim.  Bei  diesem  Ver- 
fahren wurden  keine  unlöslichen  Silberniedersehläge  (wie  Chlor-,  Jod-,  Bromsilber)  im 
Papiere  erzeugt  (London  Soe.  Bd.  3,  S.  253.  Bull,  frane.  1857,  S.  195.  Kreutzer, 
Jahresber.  1857,  S.  58). 

Setzt  man  phosphorsaures  Natron  dem  Silberbade  zu,  so  soll  das  Papier  be- 
deutend empfindlicher  werden;  die  Copien  werden  zugleich  weicher  und  zarter  in  den 
Mitteltönen  [Wilde 0]- 

((Jeher  Silberphosphat  vergl.  auch  Bd.  I,  S.  53,  66  und  179). 

Wood  empfiehlt  zur  Erzeugung  von  Chlorsilber- Auscopiremulsion  an  Stelle  von 
freiem  Silbernitrat  das  Nitrit  (salpetrigsaures  Silber)  zu  nehmen,  um  haltbarere 
Emulsion  ohne  Säurezusatz  zu  erzielen  (Phot.  Wochenbl.  1893.  S.  339.  Phot.  Corresp. 
Septbr.  1893.) 

7.  Kohlensaures  Silber  auf  Papier  mit  überschüssigem  Natriumcarbonat 
präparirt,  färbt  sich  am  Lichte  grau  (Martin,  Handb.  d.  Photogi'.  1851,  S.  174). 

(üeber  kohlensaures  Silber  vergl.  auch  Bd.  I,  S.  27  und  Bd.  II,  S.  32) 

Sogenanntes  „kohlensaures  Silberpapier“  (Papier  au  carbonate  d’argent)  wurde 
in  Frankreich  1869  von  Schaeffner  und  Mohr  in  den  Handel  gebracht.  Es  liefert 
jedoch  nur  bei  Gegenwart  von  Ammoniak  gute  Drucke  und  muss  daher  mit  Ammoniak- 
dämpfen geräuchert  werden®).  Nach  den  Analysen  von  Schnauss^)  enthielt  jedoch 
dieses  Papier  kein  kohlensaures  Silber,  sondern  war  gesilbertes  und  gewaschenes 
Albuminpapier. 

8.  Chromsaures,  molybdänsaures  und  arsenigsaures  Silber.  Chrom- 
saures Silber  sowie  molybdänsaures  Silber  verändern  am  Lichte  die  Farbe. 
Ersteres  wird  braun,  später  bronzig  und  irisirend,  wie  ein  lange  dem  Lichte  ausgesetzt 
gewesenes  Silberpapier  (Blow,  Mitth.  1874.  Bd.  2,  S.  106  aus  News).  — Vermischt 
man  die  Salzung  von  Chlorsilberpapieren  oder  von  Emulsionspapieren  (Cello'idin-  oder 
Aristopapier)  mit  Kaliumchromat,  so  entsteht  röthliehes  Silberehromat,  welches 
die  Empfindlichkeit  der  Papiere  vermindert,  aber  härtere  contrastreiehere  Copien  liefert. 
Diese  Beobachtung  wird  bei  der  Fabrikation  der  Copirpapiere  verwerthet  (s.  unten). 
Arsenigsaures  Silber  verändert  im  Lichte  die  gelbe  Farbe  in  eine  grünliche  oder 
braune  (Filhol).  Wird  Papier  mit  „liquor  arsenicalis“  (d.  i.  einer  Lösung  von 
arseniger  Säure  in  Pottasche)  und  dann  mit  Silbernitrat  getränkt,  so  wird  es  im  Lieht 
ziemlich  rasch  schwarz  (Hunt). 

9.  Ferrideyansilber  auf  Papier,  durch  aufeinander  folgendes  Behandeln  des 
Papieres  mit  rothem  Blutlaugensalz  und  Silbernitrat,  gibt  nach  Hunt  im  Lichte  Copien 
mit  grünen  Schatten  und  gelben  Lichtern.  Wäscht  man  es  mit  etwas  Eisenvitriol, 
so  werden  die  Schatten  blau  (Martin,  Handb.  d.  Phot.  1852.  122).  — Ferrideyan- 


1)  Wilde  nahm  5 Thl  Silberuitrat,  5 Thl.  Natronsalpeter,  '/-2  his  ^/'i  Thl.  phosphor- 
saures Natron  und  100  Thl.  Wasser  (Phot.  Mitth.  Bd.  4,  S.  113).  — Ein  etwaiger 
Niederschlag  kann  durch  Zusatz  von  Salpetersäure  gelöst  werden. 

2)  Phot.  Mitth.  Bd.  5,  S.  320. 

3)  Phot.  Archiv  1870.  S.  17. 


Entstehung  photogr.  Silberdriieke  mittels  verschiedener  Silbersalze  u.  s.  w.  21 

salze  bewirken  (ähnlich  wie  Silberehromat)  das  Entstehen  eontrastreieherer  Copien  im 
Chlorocitratpapiere  u.  s.  w. 

10.  Citronensanres  Silberoxyd  (Silbereitrat),  durch  Fällung  eines  citronen- 
sauren  Salzes  mit  Silbernitrat. 

Damit  zubereitetes  Papier  ist  nicht  besonders  empfindlich;  es  wird  am  Lichte 
ziegelroth,  durch  Beimengung  von  Chlorid  geht  die  Farbe  in  Purpur  über.  Günstiger 
wirkt  Chlorsilber  neben  Silbereitrat  (s.  S.  15). 

Durch  Anwendung  eines  mit  citrouensaurem  Silber  imprägnirten  Gelatinepapiers 
(Baden  von  Gelatinepapier  mit  ungefähr  gleichem  Gehalt  an  Natriumeitrat  und  Chlor- 
ammonium in  Silbernitratlösung)  erhielt  Hardwieh  hübsche  braune  bis  purpurfarbige 
Copien,  welche  beim  Fixiren  ziegelroth  werden. 

Abney  gab  1882  einen  neuen  Copirproeess  mit  Chlorsilber  neben  citronen- 
saurem  Silberoxyd  und  Gelatine  an  (s.  unten).  Solches  Papier  druckt  doppelt  so  schnell 
als  Albuminpapier.  Das  brillante  Bild  sieht  bei  reflectirtem  Lieht  violett,  bei  durch- 
scheinendem reich  ehokoladenbraun  aus;  fixirt  hat  es  einen  sehr  schönen  Ton  von 
gebrannter  Terrasienua  Alle  Goldbäder  sind  brauchbar;  Borax  gibt  Purpur-,  das 
Ehodanbad  mehr  schwarze  Töne.  Sollte  bei  der  Bereitung  die  Emulsion  körnig  werden, 
so  hilft  ein  10  Minuten  langes  Kochen,  welches  auch  die  Empfindlichkeit  steigert  ^). 

(üeber  die  Wirkung  des  Sonuenspectrums  auf  solches  Papier  s.  Cap.  V). 

Angeregt  durch  Abney ’s  Versuche  schlug  Cotesworth  vor,  das  Albuminpapier 
nicht  nur  mit  einem  Alkalichlorid,  sondern  auch  mit  einem  citronensauren  Salz  zu 
salzen,  so  dass  sich  beim  Silbern  Chlorsilber  neben  citrouensaurem  Silberoxyd  bildet, 
dann  zu  waschen®).  Aehnlieh  verhalten  sich  weinsaure  Salze. 

Citronensäure  und  Citrate  spielen  bei  der  Herstellung  von  Celloidin-  und  Aristo- 
papier  eine  grosse  Bolle  (s.  unten). 

11.  Weinsaures  Silber  (Silbertartrat).  Tränkt  man  Papier  zuerst  mit  Wein- 
steinsäure oder  besser  mit  einer  Lösung  eines  weinsteinsauren  Salzes  und  nachher 
mit  Silbernitrat,  so  verändert  sieh  derartiges  Papier  am  Lichte  anfangs  nur  schwach 
rothbraun  (s.  S.  15),  später  aber  sehr  stark  und  nimmt  eine  viel  schwärzere  Farbe  an 
als  irgend  ein  anderes  Silbersalz,  weshalb  es  sieh  sehr  gut  zu  positiven  Bildern  eignet; 
für  negative  in  der  Camera  zu  erzeugende  Bilder  eignet  es  sieh  aber  wegen  der  grossen 
Unempfindlichkeit  nicht  (Hunt). 

Die  Empfindlichkeit  wird  durch  einen  Zusatz  von  Jodkalium  oder  Ferroeyan- 
kalium  erhöht  [Hunt®),  Halleur*^)]. 

Auf  Papier,  welches  mit  weinsaurem  Ammon  und  Chlor-  und  Bromsalzen 
präparirt  und  dann  gesilbert  ist,  entstehen  dunkelpurpurbraune  bis  purpursehwarze 
Copien  (Burnett,  Phot.  Not.  1857.  S.  160.  Kreutzer,  Jahresber.  1857.  S.  68). 
Silbertartrat  und  Weinsäure  sind  neben  Chlorsilber  und  Citraten  sehr  wichtig  für  die 
Herstellung  von  Celloidin-  und  Aristopapieren. 

12.  Oxalsaures  Silber  (Silberoxalat)  hat  bei  Gegenwart  von  Chlorsilber 
im  positiven  Copirproeess  eine  ähnliche  Wirkung  wie  citronensanres  Silber.  Das  mit 
oxalsaurem  und  Chlorsilber  bereitete  Papier  zeigt  eine  blauviolette  Farbe,  welche  der 
des  gewöhnlichen  Silbersubchlorides  gleicht  [Hardwieh“)]. 


1)  Brit.  Journ.  of  Phot.  1882.  S.  305.  Phot.  Woehenbl.  1882.  S.  205. 

2)  Brit.  Journ.  of  Phot.  1882.  S.  300.  Phot.  Woehenbl  1882.  S.  200. 

3)  Hunt,  Eesearches  on  light  1844.  S.  109. 

4)  Halleur,  Kunst  der  Phot.  1853.  S.  75. 

5)  Hardwieh,  Manual  d.  phot.  Chemie  1864.  S.  195. 


22 


Vierter  Theil.  Drittes  Capitel. 


Tränkt  man  Papier  mit  oxalsaurem  Silber  (nämlich  mit  Oxalaten,  dann  mit 
Silbernitrat)  oder  mit  oxalsaurem  Silberammonium,  so  erhält  man  weiche  Bilder 
von  hinreichender  Kraft  mit  unversehrter  Weisse  [Schultner^)]. 

13.  Essigsaures  Silber  (Silberacetat)  als  Silberbad  verhält  sieh  nicht 
wesentlich  anders  im  positiven  Copirproeess  als  salpetersaures  Silber.  Nach  Hardwieh 
sollen  die  Schatten  sieh  etwas  stärker  bronzireu. 

Man  hat  auch  versucht,  essigsaures  Silber  in  gelatinirtem  Papier  zum  Copiren 
zu  verwenden,  indem  man  das  Papier  mit  einer  Auflösung  von  Gelatine  und  essig- 
saurem Natron  in  Wasser  präparirt.  Das  Sensibilisiren  geschieht  in  einem  Bade  von 
Silbernitrat,  welches  mit  essigsaurem  Silber  gesättigt  ist.  Zum  Fixiren  wird  das  Bild 
nur  in  warmes  Wasser  getaucht  (Phot.  Monatsbl.  1862.  Bd.  I,  S.  25  aus  Phot.  News). 
Diese  Papiere,  sowie  Acetate  im  Auscopir-Emulsionsprocess  haben  sieh  nicht  bewährt. 

14.  Benzoesaures  Silber  frisch  gefällt,  in  heissem  Wasser  gelöst  und  auf 
Papier  gebracht,  macht  es  mässig  empfindlich;  es  wird  anfangs  grau,  dann  hübsch 
braun  (Hunt). 

15.  Korksaures  Silber.  Kochsalzpapier,  welches  mit  einer  ammoniakalischen 
korksäurehaltigen  Silbemitratlösung  sensibilisirt  war,  wurde  von  Horsley  als  Copirpapier 
benutzt  (Chemical  Gazette  1845.  Nr.  62.  Dingler,  Polyt.  Journ.  Bd.  XCVII,  S.  313). 

16.  Verschiedene  organische  Säuren.  Versetzt  man  die  Salzung  für  Arrow- 
root-Papier  mit  Citronensäure,  so  wird  der  Ton  der  Mitteltinten  rosig,  und  die 
Weissen  bleiben  klar.  Bernstein-  und  Weinsäure  ist  nicht  zu  empfehlen,  weil  sie 
das  Papier  im  Goldbade  leicht  gelb  färbt  [Liesegang'-)].  Bernsteinsäure  fügte 
jedoch  Weingartshofer  nebst  Milchzucker  und  Kochsalz  zu  der  Flüssigkeit,  welche  zum 
Salzen  des  Positivpapieres  diente^). 

17.  Urans  alz  e bewirken  (ähnlich  wie  Silberchromate),  selbst  wenn  sie  in  kleinen 
Mengen  den  Chlorsilberschichten  beigefügt  werden,  Herabsetzen  der  Empfindlichkeit 
und  das  Entstehen  contrastreicherer  Copien;  besonders  wirksam  ist  dieser  Zusatz  bei 
Celloidinpapier  (s.  dieses). 

IV.  Bromsilberpapier. 

Bereits  Herschel  (1840)  und  Becquerel  (1841)  hatten  die  grössere  Empfind- 
lichkeit des  Bromsilbers  gegenüber  dem  Chlorsilber  gefunden.  Dies  bemerkt  man  auch 
bei  dem  mit  Bromkalium  u.  s.  w.  gesalzenen  Eiweisspapier.  Wird  dieses  gesilbert 
und  dann  (ohne  das  anhängende  Silbernitrat  abzuwaschen)  nach  dem 
Trocknen  mit  Ammoniak  geräuchert,  so  ist  es  ausserordentlich  empfindlich.  Es  färbt 
sich  fast  momentan  am  Tageslichte,  und  unter  einem  Negativ  copirt  es  zwei  - bis  dreimal 
rascher  als  geräuchertes  Chlorsilberpapier.  Diese  grössere  Empfindlichkeit  des  Brom- 
silberpapieres tritt  besonders  bei  gedämpftem  Lieht  hervor;  ja  selbst  bei  Petroleum- 
oder Gaslicht  zeigt  dasselbe  noch  deutliche  Eindrücke,  wenn  das  gewöhnliche  Chlor- 
silberpapier kaum  Spuren  davon  erkennen  lässt.  Die  Ammoniakräucherung  ist  bei 
Bromsilberpapier  sehr  nützlich. 

Das  Bromsilberpapier  tont  im  alkalischen  Goldbad  gut  und  nimmt  vorzugsweise 
Purpurtöne  an.  Indes  erlangt  es  nicht  ganz  die  intensive  Färbung  wie  das  Chlor- 
silber, deshalb  empfahl  Schultz -Sellack  füi’  die  Praxis  eine  Mischung  von  Chlor- 


1)  Phot.  Corresp.  1865.  S.  110. 

2)  Phot.  Archiv  1860.  S.  84. 

3)  Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot  1886.  S.  42. 


Eutsteliuug  photogr.  Silberdrucke  mittels  verschiedener  Silbersalze  ii.  s.  w.  28 

und  Bromsalz  (2  bis  3 Thl.  Chlornatrium  und  1 Thl.  Bromnatrium)  (Phot.  Mitth.  1875. 
Bd.  11,  S.  267).  Diese  Angaben  wurden  von  Schimann,  der  mit  Chlor-  und  Brom- 
ammonium arbeitete  und  das  Albumin  mit  2V-2  Proe.  Salzen  versetzte,  bestätigt  (Phot. 
Mitth.  1875.  Bd.  11,  S.  291). 

Trotz  der  grösseren  Empfindlichkeit  fanden  die  bromsilberhaltigen  Albumin- 
papiere keinen  Eingang  in  die  Praxis,  weil  die  Copien  nicht  die  Brillanz  der  gewöhn- 
lichen gesalzenen  Albuminbilder  besitzen. 

J.  Gaedicke  in  Berlin  wollte  diesem  üebelstande  dadurch  abhelfen,  dass  er 
dem  Albumin  nebst  Chlor-  und  Bromsalzen  auch  ein  „neutrales  Salz  einer  anorganischen 
oder  organischen  Säure“,  z.  B,  Citronensäure  zufligte,  um  haltbare  und  schnell  copirende 
Papiere  zu  erhalten  (Deutsches  Patent  vom  8.  Januar  1896,  Nr.  91038),  jedoch  fanden 
auch  diese  Arten  der  Chlorbromsalzung  keine  ausgebreitete  Verwendung. 

Wade  (Eder ’s  Jahrb.  f.  Phot.  1896.  S.  510)  empfahl  Papier  mittels  eines 
Gemisches  von  Chlornatrium  und  Bromkalium  nebst  Kaliumbich romat  zu  salzen, 
dann  auf  einem  Silberbade  zu  sensibilisiren.  In  der  That  eopirt  solches  Papier  etwas 
contrastreicher  als  reines  Salz-  oder  Chlorbrompapier,  ist  beiläufig  halb  so  empfindlich 
als  ohne  Chromat  und  gibt  mehr  bläuliche  Töne  als  analoges  Chlorsilberpapier. 

Ueber  die  Verwendung  von  Bromsilber -Emulsion  (Gelatine -Emulsion,  Collodion- 
Emulsion)  zu  verschiedenen  photographischen  Processen,  wurde  bereits  in  den  früheren 
Bänden  dieses  Werkes  berichtet. 

V.  Jodsilber  im  Copirprocess. 

Jodsilber  findet  im  directen  Copirprocess  (ohne  Hervorrufuug)  keine  Anwendung 
indem  es  sieh  nicht  genügend  intensiv  schwärzt,  um  kräftige  Copien  zu  geben.  Es 
nimmt  wohl  bei  Gegenwart  von  überschüssigem  Silbernitrat  im  Lichte  rasch  eine 
Färbung  an,  welche  aber  nach  dem  Pixiren  sehr  stark  zurüekgeht.  Ein  Jodsilbergehalt 
des  Chlorsilber-  oder  Albuminpapieres  ist  ungünstig,  indem  solche  Copien  sieh  nur 
sehr  schlecht  im  Goldbade  tonen  lassen.  Aus  demselben  Grunde  ist  Jodsilber  im 
Positiv-S-ilberbade  schädlich,  und  daher  eignen  sieh  alte  Negativbäder  sehr  schlecht 
zum  Silbern  von  Albuminpapier. 

VI.  Allgemeine  üebersiclit  über  das  Flxiren  positiver  Copien. 

Beim  Fixiren  der  positiven  Bilder  auf  Auscopirpapier  mittels  Fixirnatron 
(Natriumthiosulfat,  unterschwefligsaures  Natron  N'a.2  0„)  wird  das  eingesetzte  Chlor- 

silber, sowie  Silberalbuminat  und  andere  unlösliche  oder  schwerlösliche  Silbersalze 
entfernt.  Dabei  entsteht  zunächst  Silberthiosulfat^),  welches  mit  dem  überschüssigen 
Natriumthiosulfat  Doppelsalze  bildet,  wovon  dasjenige  mit  geringerem  Gehalt  an 
Natriumthiosulfat-)  schwer  löslich,  dasjenige  mit  grösserem  Gehalte  an  letzterem®)  leicht 
löslich  ist  (vergl.  unten). 

Falls  in  der  Copie  Silbersubchlorid  vorhanden  ist,  so  wird  dasselbe  in  metallisches 
Silber  und  sieh  auflösendes  Chlorsilber  gespalten  (s.  S.  11  und  25).  Die  im  Lichte 
entstandenen  gefärbten  organischen  Silberverbindungen  verändern  mit  Fixirnatron  wohl 
die  Farbe,  geben  aber  die  organische  Substanz  nicht  völlig  ab  (Davanne  und 
Girard).  Die  Farbe  der  Silberbilder  wird  im  Fixirbade  fuchsroth  bis  gelbroth,  und 


1)  2ÄgCl  + Was  0,,  = 2 S.,  0,,  -f  2NaCl 

2)  Ag^  1S2  O3  + Na^  O3. 

3)  Ag^  S.2  O3  -\-2Na2  S2  O3. 


24 


Vierter  Theil.  Drittes  Oapitel. 


zwar  mit  verschiedenen  Parbennuancen,  welche  von  der  Zusammensetzung  der  Silber- 
salzpräparation, sowie  der  Leimung  oder  des  Bindemittels  der  photographischen  Papiere 
abhängen.  Beim  Trocknen  dunkeln  derartige  Bilder  nach,  besonders  dann,  wenn  mau 
das  Papier  schnell  am  Feuer  trocknet. 

Gesilberte  chlorsilberhaltige  Albuminpapiere  geben  an  eine  zweipro centige 
Cyankaliumlösung  jede  Spur  von  unlöslichen  Silbersalzen  ab;  diese  greift  aber 
auch  die  Bildstellen  der  Copie  stark  an.  Unterschwefligsaures  Natron  (s.  S.  27) 
fixirt  nicht  so  vollkommen,  sondern  lässt  in  dem  Albuminpapier  eine  kleine  Spur 
der  Silberverbindung  zurück,  welche  fähig  ist,  sieh  mit  der  Zeit  zu  färben  (Davanne 
und  Girard’).  Diese  Silbermenge,  welche  sich  der  Fixirung  entzieht,  beträgt  bei 
Anwendung  zehnprocentiger  Pixirnatronlösung  und  5 bis  15  Minuten  PLxirdauer  pro 
1 Bogen  gesilberten  Papieres  0,014  bis  0,018  g Silber;  fünfpro centige  Pixirbäder  lassen 
etwas  mehr  Silber  zurück;  dagegen  wirken  20prozentige  Pixirbäder  nicht  besser  als 
zehnprocentige,  ja  bei  einer  Pixirdauer  von  5 bis  15  Minuten  sogar  etwas  ungünstiger 
(Haddon  und  Grundy,  Brit.  Journ.  Phot.  1897,  S.  474).  Beim  Fixiren  des  im 
Lichte  gefärbten  Chlorsilber-  oder  Albuminpapieres  wird  die  hübsche  purpurbraune 
oder  violette  Farbe  in  ein  hässliches  Gelbbraun  verändert,  welches  man  durch  das 
„Schönen“,  „Tonen“  oder  Vergolden  bessert. 

Ueber  andere  Pixirmittel  (Natriumsulfit,  Ehodansalze  u.  s.  w.)  s.  unten. 

VII.  Allgemeine  llebersicht  über  das  Vergolden  der  Copien. 

Wie  wir  bereits  oben  mehrfach  erwähnt  haben,  ist  die  Farbe  der  beim  Auscopir- 
process  entstehenden  Silberbilder  eine  variable,  und  zwar  zeigt  sieh  dies  bereits  vor  dem 
Fixiren  und  ist  auch  nach  dem  Fixiren  wahrzimehmen.  Die  Farbennuance  hängt  von 
der  Präparation  des  Papieres  ab  (s.  oben).  In  seltenen  Fällen  ist  sie  so  angenehm, 
dass  die  fixirten  Bilder  künstlerischen  Anforderungen  entsprechen;  meistens  sind  die 
unter  Zugrundelegung  des  Chlorsilbers  erzeugten  Lichtbilder  von  röthlicher  bis  bräun- 
licher, selten  von  grauschwarzer  Nuance,  während  bei  Anwendung  von  Bromsilber 
letztere  Farbennuance  in  der  Regel  erhalten  wird.  Will  man  unter  Zuhilfenahme  des 
Vergoldungs-  oder  Tonungsprocesses  warmbraune,  purpurviolette  oder  violettschwarze 
Töne  erhalten,  so  erweisen  sich  jene  Copirpapiere,  welche  an  und  für  sieh  nach  dem 
Fixiren  eine  röthliehe  Bildfarbe  aufweisen,  als  die  günstigeren  und  reactions- 
fähigeren.  Beim  Vergoldungsproeesse  wird  nämlich  das  fein  vertheilte  Gold  mit  bläu- 
licher Farbe  gefällt,  welches  in  dünner  Schicht  das  röthliehe  Silberbild  in  Braunroth 
oder  in  dichterer  Schicht  in  Violett  umwandelt,  weil  die  röthliehe  Farbe  des  letzteren 
durch  die  bläuliche  Hülle  des  ersteren  durehsehimmert.  Graue  Silberbilder  erhalten 
durch  die  Goldbäder  dunkle,  weniger  warme  Töne.  Auf  die  günstige  Eeaetions- 
fähigkeit  und  die  Möglichkeit  guter  Parbennuancen  mit  den  gebräuchlichen  Goldbädern 
muss  man  bei  der  Fabrikation  der  Copirpapiere  achten. 

Im  Allgemeinen  reagirt  das  unfixirte  Silberbild  leichter  auf  Goldbäder  beim 
Tonungsprocess  als  dies  nach  dem  Fixiren  der  Pall  ist;  allerdings  läuft  der  chemische 
Process  in  beiden  Fällen  auf  eine  Substitution  des  Silbers  durch  metallisches  Gold 
hinaus.  Da  aber  der  molekulare  Zustand  in  einem  Silbersubchloridbilde  (d.  i.  die 
Copie  vor  dem  Fixiren)  ein  anderer  ist,  als  in  dem  durch  Fixiren  unter  Auscheidung 
von  metallischem  Silber  zersetzten  Bilde,  und  offenbar  das  Gold  sieh  dementsprechend 
in  verschiedener  molekularer  Vertheilung  und  damit  verbundener  variabler  Nuance 
ausscheidet,  so  ist  es  wohl  erklärlich,  dass  in  beiden  Fällen  der  Farbenton  variirt. 


1)  Reeherehes  sur  la  formation  des  epreuves  phot.  1864.  S.  66. 


Entstehung  photogr.  Silberdrueke  mittels  verschiedener  Silbersalze  u.  s.  w.  25 

Die  Vergoldung  vor  dem  Pixiren  verläuft  namentlich  beim  Albumin-,  Salz-  oder  Stärke- 
papier in  der  Eegel  günstiger  als  nach  dem  Pixiren.  Auch  Copien  auf  Emulsions- 
Auseopirpapieren  reagiren  vor  dem  Pixiren  sehr  gut  auf  Tonbäder,  sind  aber  auch  beim 
gleichzeitigen  Pixiren  und  Vergolden  (durch  Anwendung  sogen  Tonfixirbäder,  welche 
das  Goldsalz  gleich  im  Pixirbade  enthalten)  mit  gutem  Erfolge  zu  verarbeiten. 

Werden  Silbercopien  vor  dem  Pixiren  vergoldet,  so  reagirt  das  in  den  Bildern 
entstandene  Silbersubehlorid  auf  Goldchlorid  (ÄuCl^,  Auriehlorid)  nach  der  Gleichung 

CI  AuCl^  = &AgCl-\-  Au, 

d.  h.  es  wird  ein  Atom  metallisches  Gold  niedergeschlagen,  während  sechs  Molekel 
Chlorsilber  zurückgebildet  werden.  Verwendet  man  Goldchlorür  (Aurochlorid,  Au  CI),  so 
erfolgt  die  Zersetzung  nach  der  Gleichung 

Ag^  CI  -j-  Au  CI  = 2 Ag  CI  -\-  Au, 
d.  h.  es  wird  relativ  mehr  Gold  präcipitirt. 

Werden  Silbercopien  aber  zuerst  fixirt,  so  entsteht  zunächst  aus  Silbersubchlorid; 
^Ag.^Cl  = ^AgClA[-^Ag, 

d.  h.  es  spaltet  sieh  unter  Eücklassung  von  metallischem  Silber,  und  dieses  reagirt 
auf  Goldchlorid  nach  der  Gleichung 

^Ag  Au  Clg  = SAgCl-\-  Au. 

In  ähnlicher  Weise  reagirt  Aurochlorid.  — Specielle  Besprechung  der  Gold-, 
Platinbäder  U.  s.  w.  s.  weiter  unten. 

VIII.  Chemisclie  Zusammensetzung  der  Silbercopien. 

Zusammensetzung  der  Silberdrueke  und  Verhalten  beim  Vergolden. 
Während  Davanne  und  Girard^).  Spiller-)  u.  A.  annehmen,  dass  beim  positiven 
Silber  - Oopirprocess  (Salzpapier,  Albuminpapier)  das  dunkle  Lichtbild  (neben  Silber- 
subchlorid) aus  metallischem  Silber  besteht,  welches  durch  beigemengte  organische 
Substanzen  (und  wohl  auch  durch  den  Grad  der  molekularen  Vertheilung  verschieden 
gefärbt  ist)  — sprach  Hardwich®)  und  nach  ihm  Monckhoven'^),  Abney“)  u.  A. 
die  Ansicht  aus,  dass  das  Silberalbuminat  und  andere  organische  Präparate  nach  der 
Schwärzung  im  Lichte  nicht  metallisches  Silber,  sondern  eine  dunkle  Silbersuboxyd- 
Verbindung  bilden,  welche  durch  Pixirnatron  nur  schwierig  zersetzt  werde.  Ein 
entscheidender  Beweis  ist  weder  für  die  eine  noch  für  die  andere  Annahme  erbracht, 
trotz  der  eingehenden  Discussion  in  früheren  Jahren*). 


1)  Davanne  et  Girard,  Eecherches  sur  la  formation  des  epreuves  phot. 
Paris  1864. 

2)  Philosoph.  Magazine.  XIX.  S.  186  Kreutzer,  Zeitschr.  für  Phot.  1870. 
Bd.  1,  S.  184. 

3)  Har d wich,  Manual  d.  phot.  Chemie  1863.  — Bericht  der  Commission  der 
Londoner  phot.  Gesellschaft  (Hadow,  Hardwich,  Llewelyn:  Kreutzer,  Zeitsehr. 
f.  Phot.  1861.  S.  365). 

4)  Monckhoven,  Tratte  de  Phot.  1880.  S.  63. 

5)  Abney,  Instruction  of  Phot.  1884.  S.  199. 

6)  Vergl.  besonders  die  Brochure  von  Davanne  und  Girard,  Eecherches  sur 
la  formation  des  epreuves  photographiques.  Paris  1864  und  die  Abhandlungen  von 
Hardwich,  Hunt,  Miller,  Malone,  Normandy,  Conduche  (im  Journ.  phot. 
Society  of  London.  Bd.  3,  S.  5,  20  und  78.  Horn,  Phot.  Journ.  Bd.  6,  S.  4,  43,  67 
und  73.  La  Lumibre  1856.  S.  118  u.  If.  Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot.  1856.  S.  166). 
— Eeade  nimmt  für  Davy  die  Priorität  der  Idee  in  Anspruch,  dass  die  photo- 


26 


Vierter  Tiieil.  Drittes  Capitel. 


Hardwicli^)  hebt  folgende  Punkte  als  wichtig  für  die  Beurtheilung  des  Oopir- 
processes  hervor: 

Gelatine  mit  Silbernitrat  gesättigt  und  dem  Lichte  ausgesetzt,  löst  sich  nicht 
mehr  in  heissem  Wasser;  sie  löst  sich  aber  in  einer  heissen  Lösung  von  Aetzkali  und 
bildet  eine  blutrothe  Lösung.  Belichtetes  Silberalbuminat  löst  sieh  nicht  mehr  in 
Fixirnatron,  während  unbelichtetes  sieh  darin  auflöst. 

A.  Gewaschenes  Chlors  über  in  einer  Collodionsehicht  auf  Glas  färbt  sich 
violettblau,  und  diese  Färbung  wird  von  verdünnter  Salpetersäure  nicht  gelöst,  wohl 
aber  von  Ammoniak;  es  dürfte  Silbersubchlorid  entstanden  sein.  B.  Wird  aber  eine 
ebensolche  Chlorsilbersehieht  mit  Eiweiss  überzogen  und  in  Silbernitrat  gebadet,  so 
färbt  sie  sieh  im  Lichte  tief  olivenbraun;  diese  Färbung  wird  von  verdünnter  Salpeter- 
säure aufgelöst,  nicht  aber  von  Ammoniak.  Werden  die  gefärbten  Schichten  A und  B 
mit  Fixirnatron  fixirt,  so  verhalten  sie  sieh  gegen  Eeagentien  verschieden.  Das 
fixirte  Ohlorsilberbild  A amalgamirt  sieh  mit  Quecksilber,  wird  von  KCy  und  Kalium- 
hypermanganat  wenig  verändert  und  von  Sehwefelwasserstolf  geschwärzt.  Das  mit 
Fixirnatron  fixirte  Bild  mit  Silberalbuminat  (B)  amalgamirt  sieh  nicht  mit  Quecksilber, 
wird  von  Cj^ankalium  langsam  gelöst,  von  Schwefelwasserstoff  gebleicht  und  von 
Kaliumhypermanganat  oxydirt  [Hardwieh'Q].  Daraus  folgert  Hardwich,  dass  das 
Chlorsilberbild  vor  dem  Belichten  aus  Silbersubehlorid  und  nach  dem  FLxiren  aus 
metallischem  Silber  besteht.  Wenn  Albumin,  Leim  u.  s.  w.  zugegen  ist,  so  enthält  das 
Bild  Silbersuboxyd,  verbunden  mit  einer  organischen  Substanz,  und  diese  Verbindung 
wird  durch  Fixirnatron  nicht  ganz  zersetzt.  Denn  obgleich  sowohl  das  Silber- 
subehlorid als  das  Oxyd  durch  Fixirmittel  zersetzt  werden , so  scheint  dies  mit  diesem 
letzteren  doch  nicht  der  Fall  zu  sein,  wenn  es  mit  Albumin  verbunden  istQ. 

Geschwärztes  Silberalbuminat  enthält  nach  M onekhoven  Q wahrscheinlich  eine 
Verbindung  von  Silbersubehlorid  mit  Albumin , denn  es  löst  sieh  in  Salpetersäure 
weder  auf,  noch  entfärbt  es  sieh.  Dagegen  löst  Aetzkali  die  geschwärzte  Verbindung 
vollkommen  auf. 

Auch  Abney''’)  nimmt  an,  dass  Silbernitrat  und  eine  organische  Substanz  nach 
Schwärzung  im  Lichte  eine  dunkle  Verbindung  eines  Oxydes  von  Silber  und  einer 
organischen  Substanz  enthält.  Dieses  Oxyd  wäre  beständig  und  wird  durch  unter- 
sehwefligsaures  Natron  nicht  angegriffen,  während  Cyankalium  dasselbe  angreift. 

In  den  Weissen  der  völlig  fixirteu  und  vergoldeten  Albuminbilder  findet  sich 
meistens  eine  geringe  Menge  Silber  vor,  deren  Anwesenheit  sieh  durch  die  Widerstands- 
fähigkeit des  Silberalbuminates  gegen  FLxirmittel  erklärt“),  worauf  bereits  oben  (S.  24) 
aufmerksam  gemacht  wurde. 

Carey  Lea  gibt  an,  dass  in  gesilbertem  und  fixirtem  Albuminpapier  in  den 
Weissen  Silbersalz  noch  enthalten  ist,  weil  sich  dieses  nach  dem  Fixiren  mit  unter- 


graphischen Bilder  eine  Verbindung  von  organischer  Materie  und  Silber  sind  (Journ. 
phot.  Soc.  London.  Bd.  3,  S.  5.  Horn,  Phot.  Journ.  Bd.  6,  S 4.  Kreutzer,  Jahresber. 
f.  Phot.  1855.  S.  168). 

1)  Hardwich,  Manual  d.  phot.  Chemie  1863.  S.  23. 

2)  Hardwich,  Manual  d.  phot.  Chemie  1863.  S.  23. 

3)  Hardwich,  Manual  d phot.  Chemie  1863.  S.  25. 

4)  Monckhoveu,  Traite  de  Phot.  1880.  S.  63. 

5)  Abney,  Instruction  in  Phot.  1884.  S.  199. 

6)  Carey  Lea,  Phot.  Corresp.  1867.  S.  8.  — Sutton  leugnet  die  Anwesenheit 
von  Silberverbindungen  in  den  Weissen  der  Albuminbilder  (Phot.  Corresp.  1869.  S.  202). 


Entstehung  photogr.  Silberdrueke  mittels  verschiedener  Silbersalze  u.  s.  w.  27 

sehwefligsaurem  Natron  und  Waschen  mit  Sehwefelammonium  braunschwarz  färbt.  — 
Oyankalium  fixirt  das  Silber  höchst  vollständig,  leider  wird  aber  das  Bild  auf  Albumin- 
papier sehr  geschwächt.  Bekanntlich  schwächt  Cyankalium  das  Bild  auf  Collodion 
sehr  wenig.  Der  Grund  soll  in  dem  Vorhandensein  einer  organischen  Silberverbindung 
liegen  und  vielleicht  auch  in  einer  feineren  Zertheilung  des  Silbers  auf  der  Papier- 
copie  (Arch.  1866.  S.  913  aus  Philad.  Phot.). 

In  gut  fixirten  Collodionbildern  findet  sich  aber  kein  Rest  von  Silber  in  den 
Weissen  vor,  welcher  sieh  der  Fixation  entzogen  hätte. 

Die  Silbermengen,  welche  in  photographischen  Papieren  sieh  vor  dem  Waschen 
und  Pixiren,  sowie  andererseits  nach  dem  Oopiren  und  Pixiren  im  fertigen  Bilde  vor- 
finden, sind  je  nach  der  angewandten  Methode  variabel. 

Ein  Bogen  (45X58  cm)  gewöhnlichen,  im  Bade  gesilberten  Albumin- 
papier es  enthält  durchschnittlich  1,2  bis  1,3  g metallischen  Silbers  (in  Form  von 
Nitrat,  Chlorid  und  Albuminat);  wäscht  man  dasselbe  in  nicht  copirtem  Zustande  mit 
Wasser  (Entfernung  von  Silbernitrat),  so  bleiben  nur  0,27  g Silbernitrat  zurück.  Setzt 
man  gesilbertes  (nicht  gewaschenes)  .41buminpapier  dem  Lichte  aus,  bis  es  sieh  ganz 
dunkel  färbt  und  zu  bronziren  beginnt,  fixirt  und  wäscht,  so  bleiben  nur  ungefähr 
0,19  g Silber  im  Bogen  zurück.  Es  gelangen  also  nur  circa  15  Proe.  des  ursprüng- 
lich vorhandenen  Silbers  zur  Erzeugung  des  Bildes  zur  Verwendung.  Diese  kleine 
Menge  von  0,19  g Silber  genügt  also,  um  auf  einen  Bogen  ausgebreitet  eine  dunkel- 
braune Färbung  zu  geben;  in  gewöhnlichen  Copien,  die  neben  Schatten  auch  Halb- 
schatten und  hohe  Lichter  enthalten,  ist  bedeutend  weniger  Silber  vorhanden^). 

Käufliches  Celloidinpapier  enthält  pro  1 Bogen  durchschnittlich  0,6  bis  1,1  g Silber 
(in  Form  von  Chlorid,  Citrat,  Nitrat  u.  s.  w.),  wovon  nach  dem  Waschen  ungefähr 
0,3  bis  0,4  g Silber  Zurückbleiben. 

Bei  der  Vergoldung  (Tonen)  der  Silberbilder  mit  Goldlösungen  tritt  eine  einfache 
Substitution  ein,  indem  an  Stelle  des  metallischen  Silbers  im  Papierbilde  sieh  Gold 
niedersehlägt  und  dafür  eine  äquivalente  Menge  des  metallischen  Silbers  verschwindet 
(s.  oben  S.  25). 

Das  Verhältniss  des  ausgesehiedenen  Goldes  zum  zersetzten  Silber  regelt  sieh 
nach  den  chemischen  Aequivalenten  der  in  den  Proeess  eintretenden  Goldverbindung 
und  des  Silbers  im  Bilde.  Allerdings  erfolgt  nach  Davanne  und  Girard  die  Sub- 
stituirung  des  Goldes  für  das  Silber  unter  gewöhnlichen  Umständen  niemals  vollständig, 
sondern  die  Vergoldung  geschieht  in  diesem  Palle  ebenso  wenig  durch  die  ganze 
Masse  hindurch,  als  beim  Eintauchen  einer  Silberplatte  in  eine  Vergoldungsflüssigkeit. 
Das  Verhältniss  zwischen  dem  Silber-  und  Goldgehalte  in  einer  vergoldeten  Salz-  oder 
Albuminpapier- Copie  ist  aber  erfahrungsmässig  ziemlich  beständig. 

Gewöhnliche  vergoldete  und  fixirte  Silberdrucke  enthalten  nach  Davanne  und 
Girard  neben  Gold  noch  viel  metallisches  Silber,  und  zwar  auf  1 Thl.  Gold  noch 
2 bis  3 Thl.  Silber;  erst  nach  30 ständiger  Einwirkung  des  Goldbades  sinkt  der  Silber- 
gehalt unter  V.3  des  Goldgehaltes'^),  und  selbst  nach  langer  Einwirkung  entzieht  sieh 
ungefähr  V4  des  in  der  Copie  vorkommenden  Silbers  der  Umsetzung  in  Gold. 

Nimmt  man  mit  Pohl  an,  dass  die  fertigen  (fixirten)  nicht  vergoldeten  Albumin- 
bilder rund  0,1  Gewichtsproeent  metallisches  Silber  enthalten,  so  werden  sie  nach  dem 


1)  Haddon  und  Grundy,  Brit.  Journ.  of  Phot.  1895.  S.  68;  1897.  S.  473. 
Eder’s  Jahrb.  f.  Phot.  1896.  S.  514. 

2)  Davanne  und  Girard,  Phot.  Archiv  1863.  S.  291;  1864.  S.  34  (auch  in 
Davanne  und  Girard,  Recherehes  sur  la  formation  des  epreuves  photographiques.  1864). 


28 


Vierter  TJieil.  Drittes  Capitel. 


Vergolden  und  Pixiren  ungefähr  0,06  Gewiehtsprocent  Silber  und  0,03  Gewichtsproceut 
Gold  enthalten. 

Nach  Schnauss  ist  es  möglich,  nach  langer  Zeit  eine  völlige  Umwandlung  in 
Gold  herbeizuführen  (Phot.  Archiv  1863.  S.  51),  was  Davanne  und  Girard  bestreiten. 

0.  Thies  bestimmte  das  durchschnittliche  Verhältniss  von  Gold  zum  Silber  in 
gewöhnlichen  Silbereopien  in  einer  grossen  Menge  (1  Centner)  und  fand  die  Relation 
von  1 Thl.  Gold  auf  2Va  Thl.  Silber  (Ed  er ’s  Jahrb.  f.  Phot.  1896.  S.  513). 

IX.  Verhalten  der  Silherdrucke  gegen  Reagentien. 

Carey  Lea  gibt  folgendes  Resume  seiner  Versuche  über  das  Verhalten  von 
Albuminbilderu  ^): 

1.  Kurz  fixirte  Albuminbilder  vergilben  in  den  Weissen  durch  Wirkung  von 
Ozon.  Gehörig  lange  fixirte  Albuminbilder  (20  bis  25  Minuten)  werden  durch  Ozon 
(und  w'ahrscheinlieh  auch  bei  atmosphärischer  Luft)  nicht  gelb. 

2.  Schlechtes  Waschen  vor  dem  Vergolden  beeinträchtigt  die  Weissen  sehr  (im 
Falle  des  getrennten  Tonens  und  Fixirens). 

3.  Ein  sorgfältig  vergoldetes  und  fixirtes  Bild  widersteht  verdünnter  Salpeter- 
säure (vierprocentig) 

4.  Ozon  bleicht  die  Copien  viel  stärker  als  Salpetersäure  (vergoldete  Bilder 
widerstehen  viel  besser) 

Albuminbilder  werden  durch  Schwefelwasserstoff  gelbbraun,  in  Chlordampf  ver- 
schwinden sie  gänzlich;  schweflige  Säure  bleicht  die  Bilder  nicht,  aber  färbt  die 
Weissen  gelb-).  Wird  ein  fixirtes  (nicht  vergoldetes)  Silberpapierbild  einer  Schwefel - 
Wirkung  ausgesetzt,  so  färbt  es  sich  anfangs  schwarz,  später  verschwindet  der  Ton, 
und  das  Bild  wird  gelb.  Das  gelbe  Product  ist  nicht  schwefelsaures  Silber,  welches 
in  Wasser  löslich  ist,  während  das  vergilbte  Bild  unlöslich  ist,  sondern  eine  nicht 
näher  bestimmte  Verbindung  („gelbes  Sehwefelsilber“  ? ^). 

Werden  Silbereopien  durch  mehrere  Monate  in  einer  mit  Wasserdampf  gesättigten 
Luft  auf  bewahrt,  so  sind  nicht  getonte  oder  gut  mit  Goldsalz  getonte  beständig.  Die 
mit  Schwefel  getonten  Copien  leiden  aber  stark  und  werden  fuchsig;  die  in  altem 
uutersehwefligsauren  Natron -Goldbad  getonten  ebenfalls.  Copien  auf  Eiweiss-  und 
Caseinpapier  leiden  sehr  durch  Feuchtigkeit  und  werden  selbst  durch  einen  Waehsüberzug 
nicht  geschützt.  Die  Einwirkung  des  Lichtes  hat  auf  das  schnellere  Verschwinden 
des  Bildes  keinen  Einfluss  (Hardwich^). 

Jedes  geschwefelte  oder  Schwefel  enthaltende  positive  Silberbild  wird  mit  der 
Zeit  in  feuchter  Luft  gelb®). 

Nach  Valenta  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S 455)  werden  vergoldete 
Silbereopien  in  feuchter,  stark  ozonisirter  Luft  sehr  wenig  angegrüfen;  dagegen  werden 
Bilder  mit  Schwefeltonung  (s.  S.  5'  oder  goldfreier  Bleitonung  rasch  zerstört. 


1)  Phot.  Corresp.  1867.  S.  17. 

2)  Taylor,  Phot.  Archiv  1868.  S.  309. 

3)  Hardwieh,  Journ.  phot.  Soe.  London.  Bd.  3,  S.  304.  Kreutzer,  Jahresber. 
f.  Phot.  1856.  S.  169.  Horn,  Phot.  Journ.  Bd.  5,  S.  81.  Cosmos.  Bd.  8,  S.  256. 

4)  Journ.  phot.  Soe.  London.  Bd.  3,  S.  39  und  Bd.  2,  S.  304.  Kreutzer, 
Jahresber.  f.  Phot.  1856.  S.  170. 

5)  Davanne  und  Girard  (Bull.  Soe.  fran<j.  1856.  S.  141.  Kreutzer,  Jahresber. 
f.  Phot.  1856.  S.  168.  Horn,  Phot.  Journ.  Bd.  6,  S.  29). 


Entstehung  photogr.  Silberdrueke  mittels  verschiedener  Silbersalze  u,  s.  w.  29 

Metallp erehloride  (Eisenehlorid , Kupferehlorid,  Quecksilberchlorid  u.  s.  w.) 
zerstören  Silberbilder,  schwächen  aber  vergoldete  und  platinirte  Bilder  nur  massig 
(nach  Massgabe  des  vorhandenen  Silbers);  ebenso  verhalten  sich  Jod,  Brom,  Chlor, 
Hypochlorite;  desgleichen  Ferridcyankalium  (Bildung  von  Ferrocyansilber);  Gemische 
des  letzteren  mit  Fixirnatron  oder  Rhodanidlösung  sind  kräftige  Abschwächer;  Bichro- 
mate  mit  Fixirnatron  ebenso,  d.  h.  es  wird  das  auscopirte  Silberbild  (nicht  aber  Gold- 
oder Platintonung)  stark  angegrilfen,  während  Entwicklungsbilder  starken  Widerstand 
leisten  (Pabst’sche  Reaetion).  Auch  reines  Fixirnatron  oder  tetrathionsaures  Salz 
sowie  Jodkalium  zerstören  (namentlich  bei  Gegenwart  von  Säuren)  allmählich  Silber- 
copien.  Andere  derartige  Verhältnisse  werden  gelegentlich  des  Abschwächens  und 
ferner  bei  der  Besprechung  der  Vergänglichkeit  der  Silbercopien  behandelt  werden. 

Entwicklungs-Silbercopien  haben  ein  derberes,  gegen  Atmosphärilien  und 
chemische  Agentien  widerstandsfähigeres  Silberkorn,  als  die  durch  den  Auscopirprocess 
entstandenen  Silbercopien,  in  welchen  nicht  nur  die  Zertheilung  der  Silberpartikelehen 
eine  ungleich  feinere  ist  und  vielleicht  auch  (nach  der  Ansicht  mancher  Forscher 
(s.  S.  25)  dunkles  Silbersuboxyd,  welches  organische  Substanz  enthält,  zugegen  ist. 


VIERTES  CAPITEL. 


PHOTOMETEISOHE  BESTIMMUNGEN 
DEE  LIOHTEMPFINDLIOHKEIT  VEESOHIEDENEE 
SILBEEVEEBINDÜNGEN.  — GEABATION  DEE 
COPIEPAPIEEE. 


I.  Lichtempfindlichkeit  yerschiedener  zum  Auscopirprocess 
verwendeter  Silbersalze. 

Gottlieb  Marktanner-Turneretseher^)  untersuchte  auf  Veranlassung  des 
Verfassers  eine  Eeihe  von  unorganischen  und  organischen  Silbersalzen  photometrisch 
auf  die  Schnelligkeit,  vpomit  sie  sieh  im  Lichte  färben,  und  nahm  auf  die  Intensität 
der  Färbung,  die  sie  im  Lichte  annehmen,  Eüeksieht,  vreil  dieselbe  von  Wichtigkeit 
für  die  photographische  Verwendbarkeit  ist. 

Es  wurde  zunächst  die  Pettsäurereihe  {CnH^nO^)  und  dann  die  wichtigeren  Glieder 
der  Oxalsäurereihe  (CiifijM— 2 O4)  und  Milchsäurereihe  (CjilfonO,,),  sowie  schliesslich, 
wie  schon  erwähnt,  einige  andere  lichtempfindliche  Substanzen,  besonders  solche, 
welche  in  der  praktischen  Photographie  verwerthet  werden,  der  diesbezüglichen  Unter- 
suchung unterzogen.  Bei  diesen  photometrischen  Bestimmungen  wurde  die  Lieht- 
empfindlichkeit  aller  untersuchten  Verbindungen  auf  Chlorsilber  bezogen,  da  dieses, 
in  der  Form  von  Bunsen’sehem  Normal -Chlorsilberpapier  (s.  Bd.  I,  Abth.  1,  S.  386) 
angewandt,  bedeutende  Liehtempfindlichkeit  mit  grosser  Intensität  der  Färbung  ver- 
bindet und  deshalb  eine  genauere  Ablesung  im  Photometer  gestattet,  als  sie  bei  allen 
übrigen  lichtempfindlichen  Substanzen  möglich  ist. 

Die  Papiere  wurden  (unter  Anwendung  entsprechender  Vorsichtsmassregeln)  durch 
Baden  von  Papieren  mit  den  betreffenden  Salzen,  Trocknen  und  darauffolgendes  Sensi- 
bilisiren  auf  einem  Silbernitratbade  hergestellt. 

Neben  den  mit  Silberübersehuss  präparirten  Papieren  wurden  noch  solche 
angefertigt,  wo  das  Papier  zuerst  durch  Baden  in  Normal -Silberlösuiig  mit  salpeter- 
saurem Silber  getränkt  und  nach  dem  Trocknen  auf  der  betreffenden  Salzlösung 
schwimmen  gelassen  wurde,  eine  Manipulation,  bei  welcher  ein  üebersehuss  des 
Alkalisalzes  resultirt,  somit  die  secundäre  Wirkung  des  Silbernitrates,  welches  für 
sieh  allein  mit  Papier  lichtempfindlich  ist,  hinwegfällt. 

Was  nun  die  Art  der  Messung  der  Liehtempfindlichkeit  betrifft,  so  sei  erwähnt, 
dass  sie  mittels  Vogel’scher  Photometerscalen  vorgenommen  wurde. 

1)  Sitzungsbericht  der  Kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften,  Wien.  II.  Abtheilung. 
Märzheft  1887. 


Vierter  Theil.  Viertes  Capitel.  Photometr.  Bestimmungen  u.  s.  w. 


31 


II 

il 


Hinsichtlich  der  chemischen  Stellung  der  einzelnen  in  der  Tabelle  angeführten 
Silberverbindungen  gilt  Folgendes; 


1.  bis  6. 


7. 

8. 


9. 

bis 

10. 

11. 

12. 

bis 

25. 

26. 

27. 

bis 

29. 

30. 

bis 

31. 

32. 

33. 

34. 

35. 

Halogenverbindungen  des  Silbers. 

Silbernitrat  auf  Papier. 

Silberalbuminat. 

Chlorsilber  - Albuminpapier. 

Bromsilbergelatine  - Troekenplatte. 

Glieder  der  Fettsäure -Reihe. 

Oelsäure  (Glied  der  Oelsäure- Reihe  CnR^n—'iO^). 

Glieder  der  Milchsäure -Reihe  CnRnO:^. 

Glieder  der  Oxalsäure  - Reihe  OnH^n—^O^. 

Aepfelsäure  (Oxylsäure  der  Oxalsäure -Reihe  CnRn—^Or,. 
Weinsäure  {CnRn—^O^). 

Citronensäure 

Hippursäure  (aromatische  Säure)  Cg  WO3. 


. Stufenleiter  der  Intensität: 

1.  sehr  intensiv,  2.  intensiv.  3.  ziemlich  intensiv,  4.  mässig  intensiv.  5.  wenig 
intensiv,  6.  nicht  intensiv. 

i = intensiv. 

Wenn  wir  die  nachstehende  Tabelle  überblicken,  fällt  uns  vor  allem  ins  Auge, 
dass  Chlorsilber  auf  Papier  sich  wesentlich  weniger  rasch  färbt,  als  Brom-  und  Jod- 
silber, hingegen  zeigen  diese  beiden  letzteren  keine  Intensität  der  Färbung,  so  dass 
sie  trotz  ihrer  hohen  Empfindlichkeit  keine  Anwendung  in  den  Copirverfahren  der 
photographischen  Praxis  finden  können,  weil  sie  nach  dem  Fixiren  dünne,  vollständig 
kraftlose  Copien  geben  würden.  Silberalbuminat  ist,  obwohl  für  sieh  allein  wenig 
empfindlich,  insbesondere-  in  Verbindung  mit  Chlorsilber  für  obige  Zwecke  vorzüglich 
geeignet,  weil  es  kräftige  Copien  von  sehr  hübschem  Farbenton  gibt,  die  im  Lichte 
in  kurzer  Zeit  die  nöthige  Intensität  erlangen. 

Das  von  dem  Silbernitratüberschuss  durch  Auswaschen  in  Wasser  befreite  Chlor- 
silberpapier färbt  sieh  fast  eben  so  rasch,  als  das  noch  mit  Silberüberschuss  versehene, 
oder  dasjenige,  welches  nach  dem  Waschen  durch  Sehwimmenlassen  auf  einer  fünf- 
proeentigen  Natriumsulfit-  oder  Kaliumnitritlösung  präparirt  wurde,  nimmt  aber  eine 
weniger  intensive  Färbung  an.  In  der  photographischen  Praxis  eignet  sieh  deshalb 
zur  Anfertigung  positiver  Copien  ganz  besonders  Chlorsilber- Albuminpapier  mit  Silber- 
nitratübersehuss , oder  dasselbe  Papier  nach  dem  Sensibilisiren  (Silbern)  gewaschen 
und  dann  zur  Erzielung  grösserer  Intensität  entweder  mit  Natriumsulfit  oder  Kalium- 
nitrat behandelt,  oder  auch  mit  Ammoniak  geräuchert.  Silbernitrat  auf  Papier  zeigt 
eine  sehr  geringe  Empfindlichkeit  und  Intensität,  eine  käufliche  Bromsilbergelatine- 
Trockenplatte  sehr  hohe  Empfindlichkeit,  fast  die  gleiche  wie  Bromsilber  mit  Silber- 
überschuss, bei  ebenfalls  sehr  geringer  Intensität,  welche  sieh  durch  Anwendung  der 
oben  bei  Besprechung  des  Chlorsilbers  angegebenen  Präparate  ziemlich  bedeutend 
steigert.  Auch  die  Intensität  der  Färbung  des  Jodsilbers  wird  durch  die  genannten 
Körper  gesteigert,  aber  nicht  derart,  dass  eine  praktische  Verwendbarkeit  daraus 
resultiren  dürfte 

Zu  den  Gliedern  der  Fettsäure  - Reihe  übergehend,  fällt  bei  den  ersteren  derselben, 
bis  zur  Caprinsäure,  exclusive  dem  ameisensauren  Silber,  welches  sieh  bekanntlich 
auch  ohne  Lichtein Wirkung  schwärzt,  das  stetige  Wachsthum  der  Lichtempfindlichkeit 
gleiehmässig  mit  der  Zunahme  des  Kohlenstoffgehaltes  der  einzelnen  Glieder  ins  Auge, 


32 


Vierter  Theil.  Viertes  Capitel. 


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Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


34  Vierter  Theil.  Viertes  Capitel. 


Bemerkungen 

Färbung  etwas  weniger  intensiv 
als  bei  dem  Salze  der  normalen 
Säure 

1 II.  Mit  Salzübersohuss  | 

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wenig  i. 

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17.  Valeriansaures  Silber 
(CÄ,)2  CHCH„  — COO  Ag 
(1:540) 

18.  Capronsaures  Silber 
CH^\  CH {CH^).,  COO  A g 
(sehr  schwer  löslich) 

19.  Heptylsaures  Silber 
CH^{CH^\C00Ag 
(schwer  löslich) 

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21.  Nonylsaures  Silber 
CH^(CH,),C00Ag 
(unlöslich  in  kaltem  Wasser) 

Photomotr.  Bestimmung,  d.  Liehtempfindliehk.  verseh.  Silberverbindungen.  35 


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Vierter  Theil.  Viertes  Capitel. 


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(Löslichkeit) 

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(schwer  löslich) 

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Photometr.  Bestimmung,  d.  Liehtempfindlichk.  versch.  Silberverbinduugeu.  37 

und  zwar  gilt  dies  nicht  nur  für  die  mit  Silbernitratübersehuss,  sondern  auch  für 
die  mit  Ueberschuss  des  betreffenden  Alkalisalzes  präparirten  Salze.  Bei  den  folgenden 
höheren  Gliedern  der  Fettsäurereihe  gelingt  es  nicht,  eine  Beziehung  zwischen  der 
Lichtempfindlichkeit  und  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  aufzufinden,  wobei  wohl 
einen  Theil  der  Schuld  die  viel  schwierigere,  ohne  Anwendung  verschiedener  Kunst- 
griffe (Zusatz  von  Alkohol  zum  Silberbade,  Erwärmen  der  Salzbäder  u.  s.  w.)  ganz 
unmögliche  Präparation  der  Versuchspapiere  tragen  mag. 

Nicht  ohne  Interesse  dürfte  die  Thatsache  sein,  dass  das  isobuttersaure  Silber 
an  Lichtempfindlichkeit  constant  hinter  dem  normalen  Salze  zurückbleibt,  was  uns 
beweist,  dasslsomerie  einen  Einfluss  auf  durch  Licht  bewirkte  chemische 
Vorgänge  hat. 

Im  Gegensatz  zu  dem  Gesagten  zeigt  sieh  das  Silbersalz  der  Paramilchsäure 
(optisch - active  Aethyliden- Milchsäure),  was  Lichtempfindlichkeit  und  Färbung  im 
Lichte  betrifft,  dem  Silbersalze  der  Gährungs  - Milchsäure  (gewöhnliche  inactive 
Aethyliden -Milchsäure)  ungemein  ähnlich,  was  wohl  dadurch  ausreichend  erklärt  ist, 
dass  wir  es  hier  ja  mit  keiner  chemischen,  sondern  nur  mit  einer  physikalischen 
Isomerie  zu  thun  haben.  Sehr  intensiv  gefärbt  und  auch  sehr  lichtempfindlich  ist 
das  oxalsaure  Silber  mit  Salzüberschuss,  desgleichen  auch  dasselbe  mit  Silberüberschuss 
und  Ammoniakräucherung,  wogegen  es  ohne  diese  Eäucherung  fast  gar  keine  Empfind- 
lichkeit zeigt;  jedenfalls  dürfte  dieses  Salz  für  den  photographischen  Copirprocess 
anwendbar  sein. 

Die  Silbersalze  der  Malen-,  Aepfel-,  Wein-,  Hippur-  und  Citronensäure  sind 
weniger  lichtempfindlich  als  das  oxalsaure  Silber;  hinsichtlich  des  letzteren,  des 
citronensauren  Silbers,  ist  bemerbenswerth,  dass  es,  wenngleich  es  für  sieh  geringe 
Lichtempfindlichkeit  besitzt,  dennoch  im  Vereine  mit  Chlorsilber  im  photographischen 
Copirproeesse  benutzt  wird,  weil  es  grössere  Farbenempfindliehkeit  gegen  die  weniger 
brechbaren  Strahlen  besitzt,  als  Chlorsilber  allein,  und  obendrein  kräftige  Copien  von 
hübscher  Färbung  gibt^- 

Die  Lichtempfindlichkeit  beträgt  bei  den  mit  Ammoniak  geräucherten  Präparaten 
nicht  selten  das  Doppelte  der  ohne  Ammoniakräucherung  exponirten;  der  Grund  dieser 
höheren  Empfindlichkeit  dürfte,  wie  schon  in  der  Einleitung  erwähnt,  in  der  Neutrali- 
sation der  durch  die  Liehtwirbung  frei  werdenden  Säure  zu  suchen  sein,  zumal  freie 
Säure  die  Liehtwirbung  oft  verringert.  Eine  bedeutendere  Steigerung  der  Licht- 
empfindlichkeit  durch  Ammoniakräucherung  wurde  bei  der  Oxalsäure  und  ihren  ver- 
wandten Säuren,  der  Malon-,  Aepfel-,  Wein-  und  Citronensäure,  sowie  bei  der 
Hippursäure  beobachtet. 

Die  Färbung  der  Halogenverbindungen  des  Silbers  ist  im  Allgemeinen  eine 
mehr  oder  minder  graue,  während  die  Färbung  der  organischen  Silbersalze  meist  mehr 
ins  Röthliche  bis  Bräunliche,  mitunter  Braunviolette  geht,  welche  Färbung  nach  dem 
Fixiren  in  eine  gelbbraune  übergeht. 

Bemerkenswerth  ist  schliesslich,  dass  die  Haloidverbindungen  des  Silbers  stets 
lichtempfindlicher  sind,  wenn  sie  mit  Silberüberschuss  dargestellt  sind,  während  bei 
den  organischen  Silbersalzen  zuweilen,  wenn  auch  nicht  häufig,  das  Umgekehrte  der 
Fall  ist,  d.  h.  die  mit  Salzüberschuss  hergestellten  Präparate  die  empfindlicheren  waren. 

Im  Allgemeinen  sind  die  untersuchten  organischen  Silbersalze  lichtempfindlicher 
als  Silbernitratpapier;  eine  Ausnahme  hiervon  macht  das  oxal-,  malon-  und  äpfelsaure 
Silber,  welches,  mit  überschüssigem  Silbernitrat  präparirt,  weniger  empfindlich  als 


1)  S.  dieses  Handbuch,  Bd.  3,  S.  312. 


38 


Vierter  Theil.  Viertes  Oapitel. 


Silberuitratpapier  ist;  dagegen  äussert  sieh  die  üeberlegeuheit  organischer  Silbersalze 
uaeh  der  Ammouiakräueherung  oder  bei  Gegenwart  der  betreffenden  organischen 
Alkalisalze. 

Sehr  empfindlich  und  sich  intensiv  färbend  ist  das  oxalsaiire  Silber  mit  Ammouiak- 
räucherung. 

Vergleicht  man  die  Lichtempfindlichkeit  der  gebräuchlichen  Auscopirpapiere,  so 
kann  man  annehmeu,  wenn  man  die  Empfindlichkeit  von  gewöhnlichem,  auf  zehn- 
proceutigem,  neutralem  Silberbade  gesilberten  Albuminpapier  = 1 setzt,  dass  Salz- 
papier die  Empfindlichkeit  lV->,  Aristo-  oder  Cellordinpapier  Vj.^  bis  4 oder  5 
(durchschnittlich  = 3)  besitzt,  w'ährend  Platinpapier  oder  Pigmentpapier  die  beiläufige 
durchschnittliche  Empfindlichkeit  = 3 aufweist.  Diese  Zahlen  machen  jedoch  keinen 
Anspruch  auf  absolute  Giltigkeit,  sondern  variiren  sehr  mit  den  Nebenumständen  bei 
der  Erzeugung  der  betreffenden  Papiere. 

II.  Wiedergabe  der  Tonabstufungen  zwischen  Licht  und 
Schatten  beim  Copirprocess.  — Gradation  der  Auscopirpapiere. 

Pur  die  Beurtheilung  der  Verwendbarkeit  eines  photographischen  Copirpapieres 
erscheint  von  Wichtigkeit  1.  seine  Lichtempfindlichkeit,  2.  die  Fähigkeit,  bei 
stärkerer  Lichtempfindlichkeit  eine  kräftige,  intensive  Schwärzung  (Färbung) 
anzunehmen,  3.  die  Fähigkeit,  eine  genügende  Anzahl  Abtönungen  zwischen  hellstem 
Lieht  und  dunklem  Schaltern  („Gradation“)  wiederzugeben. 

Gute  photographische  Negative  erfordern  zum  Copirprocess  photographische 
Papiere,  welche  in  entsprechender  Weise  fähig  sind,  die  Tonabstufungen  zwischen 
Hell  und  Dunkel  wenigstens  annähernd  richtig  wiederzugeben  oder  welche,  w’ie  man 
sagt,  eine  gute  „Gradation“  besitzen.  Zu  jeder  Art  von  Negativen  (contrastarmen 
oder  contrastreichen  Negativen)  lassen  sieh  in  gewissen  Grenzen  Copirpapiere  von 
entsprechender  Gradation  finden,  welche  Abtönungen  zwischen  Licht  und  Schatten 
am  besten  wiedergeben. 

Die  Ermittelung  der  Gradation  für  den  Negativprocess  und  ihre  Gesetze 
haben  wir  bereits  im  zweiten  Bande  dieses  Werkes  (S.  3)  beschrieben,  jedoch  die 
Copirpapiere  bisher  nur  kurz  berührt  (s.  Bd.  I,  Abth  1,  S.  310). 

Bei  den  photographischen  Copirprocessen  schreitet  die  Schwärzung  im  Lichte 
nicht  in  demselben  Grade,  wie  die  Intensität  des  einwirkenden  Lichtes , vor  und  geht 
nicht  mit  der  verlängerten  Zeitdauer  der  Lichtwirkung  parallel,  was  längst  bekannt 
ist  (s.  Bd.  I,  Abth.  1,  S.  310). 

So  z.  B.  sind  für  die  Lichtmengen  5 und  1 die  entsprechenden  Schwärzungen 
bei  Chlorsilberpapier  0,50  und  0,22  (Bunsen  und  Roscoe  a.  a.  0.);  für  Papiere 
anderer  Zusammensetzung  ist  jedoch  der  Verlauf  der  Schwärzung  im  Lichte  ein  anderer. 

Es  nehmen  nicht  alle  Arten  photographischer  Silber -Copirpapiere  selbst  bei 
andauernder  Lichtwirkung  ein  sattes  Schwarz  oder  eine  intensive  Dunkelfärbung  au; 
manche  schwärzen  sieh  intensiv , manche  gehen  aber  bei  weiterer  Belichtung  in  einen 
olivbrauneu  Bronzeton  über  („Brouziren  der  Schwärzen“),  was  nicht  erwünscht 
ist,  weil  der  schwache  Bronzeglauz  der  intensivsten  Schwärzen  die  Harmonie  der 
Copie  stört. 

Der  dunkelste  Tieftou  eines  Copirpapieres  entspricht  also  nicht  immer  einem 
satten  Schwarz;  das  letztere  lässt  sieh  bei  mancher  Art  von  photographischen  Papieren 
überhaupt  nicht  erreichen. 


Photometr.  Bestimmung,  d.  Lichtempfindlichk.  versch.  Silberverbindungen.  3g 

Die  Fähigkeit  der  Papiere,  einen  dunklen  Tiefton  anzunehmen  und  in  den 
Schatten  noch  Gradation  zu  zeigen,  hängt  in  erster  Linie  von  der  Quantität  und 
Qualität  der  zur  Herstellung  verwandten  lichtempfindlichen  Präparate  ab  (s.  bei  dem 
betreffenden  Capitel  in  diesem  Heft),  sowie  auch  von  der  Weisse  und  dem  Glanze 
des  zur  Präparation  verwendeten  Papieres. 

Zur  Ermittelung  der  Gradation  eines  Oopierpapieres  bedient  man  sieh  am 
einfachsten  der  Sealenphotometer  (z.  B.  Vogel’s  Photometer,  s.  Bd.  L,  Abth.  1,  S.  405), 
unter  welchen  man  die  zu  vergleichenden  photographischen  Papiere  unter  sonst  gleichen 
Verhältnissen  der  Liehtwirkung  aussetzt.  Man  copirt  so  lange,  bis  die  untersten  (der 
stärksten  Lichtwirkung  entsprechenden)  Nummern  so  intensiv  geschwärzt  sind,  dass 
sie  sieh  voneinander  nicht  mehr  unterscheiden  lassen.  Die  Differenz  zwischen  der 
dunkelsten,  noch  von  der  nächst  lichteren  unterscheidbaren  Photometernummer  und  der 
lichtesten,  eben  noch  ablesbaren  Nummer  gibt  den  Umfang  der  Gradation.  Als  Ver- 
gleichspapier benutzt  man  entweder  Albuminpapier  Q,  welches  in  seiner  Gradation  wohl 
am  ehesten  als  Normalpapier  angesehen  werden  kann,  oder  Chlorsilber- (Salz) -papier^). 

So  z.  B.  bann  man  bei  Betrachtung  der  unter  Vogel’s  Sealenphotometer  be- 
lichteten Papierstreifen  von  der  untersten  (schwärzesten)  Nummer  bis  zur  letzten,  eben 
noch  deutlich  wahrnehmbaren  Nummer  bei  reinem  Salzpapier  20  Photometerstufen 
zählen,  bei  Albuminpapier  16  bis  18,  bei  Platinpapier  12  bis  14,  bei  Celloidinpapier 
kann  man  kürzere  (12)  bis  längere  (16)  Scalenstufen,  je  nach  der  Darstellung  des 
Papieres,  beobachten.  Aehnliches  ist  bei  Aristopapier  (Chlorsilbergelatine  - Papier)  der 
Pall;  gewisse  Handelssorten  hart  copirender  Papiere  zeigen  nur  die  Länge  von 
10  Scalenstufen. 

Zusatz  von  Chromsäure  oder  Chromaten  zu  Chlorsilber -Emulsion  mit  Silber- 
eitrat u.  s.  w.  (Celloidin-  oder  Aristopapier)  bewirkt  die  Entstehung  von  Silberehromat, 
welches  selbst  in  geringen  Quantitäten  den  Umfang  der  Gradation  (ausgedrückt  in 
Graden  des  Vogel’sehen  Scalenphotometers)  von  16  Grad  auf  6 Grad  herabdrückt; 
Aehnliches  geschieht  durch  Zusatz  von  Kupferchlorid  oder  Uranylchlorid  [Valenta^)]. 
Auch  Chlorsilber -Badepapier  (Salzpapier)  wird  durch  Zusatz  von  Chromat  zur  Salzung 
in  ähnlicher  Weise  beeinflusst,  indem  die  Empfindlichkeit  sinkt  und  die  Scala  ver- 
stärkt wird,  also  gewissermassen  die  Empfindlichkeit  gegen  schwache  Lichtwirkung 
stark  herabgesetzt  wird  oder,  mit  anderen  Worten,  eine  stärkere  Anfangswirkung  er- 
forderlich wird,  um  den  ersten  schwachen  Liehtein druck  hervorzubringen,  während 
starke  Liehtwirkungen  eine  starke  Zersetzung  (Schwärzung)  zur  Folge  haben,  wenn 
auch  in  der  Eegel  die  Gesammtempfindliehkeit  gleichfalls  leidet. 

Es  erscheint  bemerkenswerth,  dass  auch  beim  Platinotyp-Process  der  Zusatz  sauer- 
stoffreicher Substanzen  (Chromate,  Chlorate)  in  ähnlicher  Weise  wirkt,  wie  bei  Silber- 
salzen, d.  h.  den  Umfang  der  Gradation  vermindert  und  dadurch  das  Entstehen  contrast- 
reicherer  Copien  fördert. 

Untersuchungen  über  die  Gradation  der  Copirpapiere  stellten  insbesondere 
E.  Valenta^)  und  Baron  HübP)  an.  Am  besten  ist  es,  die  Gradation  nach  er- 
folgter Pixirung  zu  bestimmen. 


1)  E.  Valenta,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  254. 

2)  Baron  Hübl,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  368. 

3)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  503. 

4)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  254. 

5)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  368. 


40 


Vierter  Theil.  Viertes  Capitel. 


Vergleicht  man  die  unter  dem  Sealenphotometer  erhaltenen  Scalen  verschiedener 
Copierpapiere  bezüglich  der  Färbung  der  einzelnen  Stufen,  so  beobachtet  man  ent- 
weder einen  fast  gleichmässigen  Verlauf  der  Töne  von  Schwarz  zu  Weiss,  oder  es 
findet  an  einem  Ende  der  Scala  ein  relativ  jäher  üebergang  statt,  während  der  andere 
einen  sehr  sanften  Verlauf  zeigt.  Benutzt  man  die  Scala  des  reinen  Chlorsilber- 
(Salz-)  papieres  als  Vergleiehsseala,  so  zeigt  gesilbertes  Albuminpapier  einen  ver- 
hältnissmässig  langsamen  Abstieg  von  Schwarz  zu  den  Mitteltönen  und  einen  raschen 
Abfall  zu  Weiss,  während  man  bei  Platinpapier  den  entgegengesetzten  Verlauf  beob- 
achtet. Ein  Papier  vom  Charakter  des  Albuminpapieres  wird  in  der  Copie  den  Ueber- 
gang  von  Lieht  zu  den  Halbtönen  weniger  zart,  etwas  schroff  wiedergeben,  dagegen 
wird  es  in  den  Schatten  reiche  Abstufungen  zeigen.  In  der  Platincopie  werden  die 
hellen  Mitteltöne  relativ  lieht  wiedergegeben;  sie  zeigen  einen  zarten,  weichen  Verlauf 
zum  höchsten  Lieht,  der  dunkle  Mittelton  geht  aber  rasch  in  Schwarz  über.  Für 
Albuminpapier  eignen  sich  deshalb  Negative,  welche  relativ  kurz  exponirt  sind,  reiche 
Tonabstufimgen  in  den  Lichtern  zeigen,  während  die  Details  in  den  Schatten  nur 
wenig  angedeutet  zu  sein  brauchen.  Der  Platindruek  erfordert  reichlich  exponirte 
Matrizen  mit  kräftig  auscopirten  Schattendetails.  Chlorsilber- (Salz-) papier  nimmt 
eine  mittlere  Stellung  ein  [HüblO]- 

Baron  Hübl  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  368),  vergleicht  die  Gradation 
der  Copirpapiere  mittels  einer  Normalscala  aus  Chlorsilberpapier,  welches  durch  Baden 
von  Papier  in  Kochsalzlösung  und  dann  in  Silbernitrat  (z.  B.  nach  der  Methode  von 
Bunsen’s  Normal -Chlorsilberpapier,  s.  Bd.  I,  Abth.  1,  S.  386)  hergestellt  ist.  Es  wird 
die  Copie  durch  Belichten  unter  dem  Sealenphotometer  und  darauf  folgende  weitere, 
der  speciellen  Vorschrift  für  jedes  Papier  entsprechende  Behandlung  fertig  gestellt. 
Der  Vergleich  des  so  gewonnenen  Scalenbildes  mit  der  Normalscala  geschieht  auf 
graphischem  Wege  durch  Construetion  der  „Gradationscurve“.  Man  benutzt  ein 
rechtwinkliges  Coordinatensystem,  trägt  auf  die  Abscissenachse  die  Entfernung  der  ein- 
zelnen Toustufen  (als  Ausgangspunkt  die  erste  wahrnehmbar  gefärbte  Stufe)  auf  und 
entnimmt  als  Ordinaten  aus  der  Scala  des  Versuehspapieres  die  gleich  intensiven  Töne 
(Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  368,  woselbst  derartige  Curven  näher  be- 
schrieben sind). 

Betrachten  wir  die  Lieht-  und  Sehatteuverhältnisse  einer  grau  und  schwarz  aus- 
geführten Zeichnung  auf  weissem  Papiere;  Man  nimmt  an,  dass  das  Tiefsehwarz  auf 
weissem  Papiere  keineswegs  alles  Lieht  verschluckt,  sondern  immerhin  noch  Lieht 
refleetirt,  und  zwar  ungefähr  5 Proe.  jener  Liehtmenge,  welche  von  weissem  Papier 
reflectirt  wird'^j.  Es  genügt  eine  Lieht-  und  Sehattenabstufung  eines  Papier- 
bildes von  1 bis  20,  um  alle  bei  Zeichnungen  auf  weissem  Papiere  verkommenden 
Sehattirungen  von  Weiss  bis  Schwarz  behufs  Erzeugung  künstlerisch  wirkender  Copien 
wiederzugeben.  Andererseits  kann  man  annehmen,  dass  die  Lichtintensitäten  der 
am  hellsten  erleuchteten  und  im  tiefsten  Schatten  befindlichen  Objecte  bei  natür- 
licher Beleuchtung  von  Landschaften  oder  dergl.  unter  freiem  Himmel  von 
wenigstens  1 bis  30  bis  höchstens  zu  1 bis  90  schwanken  (s.  Bd.  II.  S.  11). 

Wie  photometrische  Versuche  ergaben,  entspricht  die  Scala  der  den  ver- 
schiedenen Lichtintensitäten  entsprechenden  Tonabstufungen  der  gebräuchlichen  Copir- 
papiere Lichtwirkungen  bei  hart  copirenden  Papiersorten  mit  kurzer  Scala  einem  Unter- 
schied der  Lichtwirkung  von  1 bis  30,  vom  zartesten  bis  zum  dunkelsten  Tone;  während 


1)  Hübl,  Der  Silberdruek  auf  Salzpapier.  1896.  S.  6. 

2)  Rood,  Eder’s  Jahrbuch  f Phot.  f.  1896.  S.  174. 


Photometr.  Bestimmung,  d.  Liehtempfindliehk.  verseh.  Silberverbiuduugen.  41 

weich  eopirende  Copirpapiere  (mit  langer  Scala)  vom  hellsten  bis  zum  dunkelsten  Tone 
einer  Liehtwirkung  von  1 bis  120  entsprechen.  Es  sind  also  durch  die  gebräuch- 
lichen Copirpapiere  hinlänglich  Mittel  gegeben,  um  innerhalb  der  hierfür  in  Betracht 
kommenden  Grenzen  gut  abgestufte  Papiercopien  zu  geben;  jedoch  setzen  sich  einer 
theoretisch  völlig  eorrecten  Wiedergabe  zahlreiche  Schwierigkeiten  chemischer  und 
physikalischer  Natur  entgegen,  welche  jedoch  glücklicherweise  nicht  allzusehr  hinderlich 
sind,  weil  selbst  ein  geübtes  menschliches  Auge  in  der  Beurtheilung  monochromer 
Halbtonbilder,  bezüglich  der  Wiedergabe  der  Sehattentöne , nicht  allzu  empfänglich 
für  kleine  Abweichungen  ist. 

Wie  erwähnt,  refleetiren  selbst  sehr  dunkle  Parbtheilchen  etwas  weisses  Licht. 
Dies  ist  auch  bei  Silber-,  Gold-  und  Platin -Niederschlägen  auf  Papier  der  FalP). 
Dazu  kommt  noch,  dass  die  Papierbilder  die  Structur  der  Papierfaser  mehr  oder 
weniger  deutlich  zeigen  und  diese  unregelmässig  erhabenen  Stellen  je  nach  der 
Eiehtung  des  auffallenden  Lichtes  einen  allgemeinen  Lichtreflex  geben,  welcher  die 
satten  Schatten  im  Bilde  beeinträchtigt. 

Diesen  Reflex  beseitigt  man  fast  vollständig,  wenn  man  die  Papiere  mit  einer 
Flüssigkeit  oder  einem  transparenten  festen  Körper  überzieht.  Aus  diesem  Grunde 
erscheinen  nasse  Copien  viel  gesättigter  in  der  Farbe,  und  auch  durch  Ueberziehen 
mit  Harzlacken,  Collodion  u.  s.  w.  lässt  sich  Aehnliches  erzielen.  Deshalb  zeigen 
auch  Positivpapiere  mit  transparenter  glänzender  Bildsehieht  (Collodion-,  Albumin- 
papier u.  s.  w.)  bei  relativ  geringer  Menge  färbender  Substanz  (Silberniederschlag)  tiefe 
Schatten,  während  Papiere  ohne  solche  Schichten  sehr  reichlich  mit  Farbtheilehen 
belegt  sein  müssen , damit  sie  eine  ähnliche  Sättigung  aufweisen.  Damit  Copien  auf 
sogen.  „Mattpapier“  genügend  Brillanz  (Kraft)  zeigen,  muss  in  den  Schatten  der- 
selben viel  mehr  Silber  redueirt  werden,  als  es  bei  den  Glanzpapieren  (Albumin-, 
Celloidinpapier  u.  s.  w.)  nothwendig  ist  [Hübl^)]. 

Deshalb  müssen  die  Negative  für  Mattpapier  durchschnittlich  eontrastreicher  und 
viel  kräftiger  gedeckt  sein  als  für  Glanzpapiere.  Jedoch  lässt  sieh  in  vielen  Fällen 
der  Charakter  der  Copirpapiere  auf  chemischem  Wege  derartig  ändern,  dass  man 
diese  Erscheinung  paralysiren  kann^J. 

III.  Wirkung  des  Sonnenspectrums  auf  verschiedene  im  Copir- 
process  verwendete  Silberverhindungen. 

Die  Silberverbindungen  verhalten  sich  sehr  verschieden  gegen  das  Sonnenspectrum, 
wie  bereits  im  I.  Bd. , S.  49  und  im  III.  Bd. , S.  120  beschrieben  wurde. 

Beim  Copirprocess  auf  Chlorsilber,  sowie  Silberalbuminat  wirken  insbesondere 
die  blauen  und  violetten  Strahlen  (sowie  Ultraviolett),  und  zwar  auf  Chlorsilberpapier 
vorzüglich  die  blauvioletten,  auf  gesilbertes  Albuminpapier  die  hellblauen. 

Die  umstehende  Tafel  (nach  Abney'*)  gibt  ein  übersichtliches  Bild  dieses  Ver- 
haltens der  verschiedenen  Silberverbindungen,  sowohl  bei  der  blossen  Liehtwirkung 

1)  üeber  die  Messung  der  von  verschiedenen  Copien  reflectirten 
Lichtmengen  stellte  Ch.  Jones  Versuche  an  und  fand,  dass  auch  in  diesem  Falle 
es  zweckdienlich  ist,  die  Logarithmen  der  Liehtintensitäten  in  die  Rechnung  zu  setzen 
(Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  ,1897.  S.  370),  ähnlich  wie  dies  bei  den  Negativen  der 
Fall  ist  (s.  Bd.  II.  S.  4). 

2)  Hübl,  Der  Silberdruek  auf  Salzpapier  1896.  S.  3. 

3)  Dies  geschieht  durch  Variation  der  Gradation  der  Copirpapiere  (s.  diese). 

4)  Abney,  Instruction  in  Phot.  1881.  S.  5 und  226. 


42  Vierter  Theil  Viertes  Capitel. 

ohne  Hervorrufung  („directe  Oopien“),  als  imter  Anwendung  von  entsprechenden 
Entwicklern  (s.  Fig.  1). 


Ultiaviolett.  ^ o s d ® m 

® tc  :s  eo  -g 

0^3  5 g 

> S o 

Fig.  1. 


Ag  I-{-  AgNO^y  directe  Copie. 


Dasselbe,  entwickelt. 


Ag  Br  Ag  directe  Copie. 


AgB/’j  entwickelt  (lange  Kxposition). 


AgCl~\-AgNO;i^  directe  Copie. 


AgCl,  entwickelt. 


AgI-\-AgBr~{-AgNO^  directe  Copie. 


Z Ag Ag  B}'y  entwickelt. 


Agl-^-AgBr,  entwickelt. 


dAgI-{-Ag  Cl-\-  AgNO-^,  directe  Copie. 


Ag  I-\-  Ag  Cl^  entwickelt. 


1 ist  die  directe  Copie  auf  Jodsilber  und  Silbernitrat  (NB.  die  Färbung  erstreckt 
sieb  nur  bei  langer  Liebtwirkung  über  Blau  hinaus); 


Photometr.  Bestimmuug.  d.  Liehtempfiudlichk.  verseil.  SilberverbiüduugeD.  43 

2 dasselbe,  mit  HervorrufuDg  (z.  B.  Eisenvitriol); 

3 directe  Oopie  auf  Bromsilber  und  Silbernitrat; 

4 Bromsilber  (in  Form  von  Emulsion); 

5 directe  Copie  auf  Ohlorsilber  und  Silberuitrat  (NB.  bei  kürzerer  Licbtvvirkung 
erstreckt  sich  die  Färbung  nur  bis  gegen  G,  wüe  in  Nr.  12  gezeichnet  ist); 

6 Ohlorsilber  mit  Entwickelung  (in  Form  von  Emulsion); 

7 Jodbromsilber,  directe  Oopie; 

8 dasselbe,  mit  Hervorrufung  (z.  B.  mit  Eisenvitriol,  im  nassen  Oollodionprocess); 

9 Jodbromsilber,  mit  grösseren  Mengen  Bromsilber;  hervorgerufen; 

10  Jodchlorsilber,  directe  Oopie; 

11  Jodchlorsilber,  mit  Hervorrufung. 

Bei  kurzer  Lichtwirkung  erkennt  man  leicht,  dass  für  Ohlorsilber  und  Silber- 
nitrat (auf  Papier)  hauptsächlich  das  violette  und  ultraviolette  Licht  wirksam  sind, 
welches  letztere  im  Winter  oder  bei  trübem  Wetter  geringe  Intensität  besitzt.  Ist 
ausserdem  noch  citronensaures  Silber  zugegen,  so  wirkt  auch  das  sichtbare  Spectrum, 
besonders  die  blauen  und  grünen  Strahlen,  noch  kräftig  ein,  obschou  das  Maximum 
der  Wirkung  den  violetten  Strahlen  zukommt  (Abney);  dies  geht  aus  den  Ourven 
(Fig.  2)  12  und  13  hervor. 

12  Ohlorsilber  und  Silbernitrat;  directe  Oopie; 

13  Ohlorsilber  und  Silbereitrat  (citronensaures  Silber);  directe  Oopie. 

Die  Folge  dieses  Verhaltens  des  „Ohlorcitratpapieres“  (s.  S.  14)  ist  nach  Abney 
die,  dass  dieses  im  Winter  rascher  copirt  als  Ohlorsilber- Albuminpapier.  — Aehulieh 
verhält  sieh  Ohlorsilber- Silbertartratpapier,  welches,  ebenso  wie  das  vorige,  zu  den 
wichtigsten  Eepräsentanten  moderner  Auscopirpapiere  gehört. 


FÜNFTES  CAPITEL. 


DIE  PEAXIS  DES  VERGOLDENS,  PLATINIRENS  UND 
UNECHTEN  TONENS  DER  SILBERCOPIEN. 


I.  TJeber  die  zum  Tonen  verwendeten  Gold-  und 
Platinsalze.  — Cliemisclie  Vorgänge  beim  Verarbeiten  der  Gold- 

und  Platintonbäder. 

Bereits  im  Vorhergehenden  (s.  S.  9 und  24)  wurde  in  Kürze  angegeben, 
dass  bei  den  Silber- Copirprocessen  meistens  Goldsalze  oder  Salze  der 
Platinmetalle  benutzt  werden,  um  den  Farbenton  der  Bilder  zu  ver- 
bessern und  ihre  Haltbarkeit  zu  erhöhen  (sogen.  „Tonen  oder  Schönen 
der  Bilder“).  Es  handelt  sich  um  eine  Substituirung  der  Silber theilchen 
des  Bildes  durch  Gold  oder  Platin;  dieser  Process  kann  verschieden 
verlaufen,  je  nach  der  chemischen  Zusammensetzung  der  Gold-  und 
Platin  salze  und  deshalb  müssen  wir  bei  der  Specialbeschreibung  der 
Tonungsprocesse  die  in  Betracht  kommenden  chemischen  Eigenschaften 
dieser  Körper  näher  betrachten,  da  sie  für  die  Tonung  aller  verschie- 
denen Silberpapiersorten  von  Wichtigkeit  sind. 

A.  Die  zum  Vergolden  photographischer  Silberbilder  verwendeten 
Goldsalze.  Auri-  und  Auro -Verbindungen. 

Löst  man  Gold  in  Königswasser  (d.  i.  ein  Gemiseli  von  Salzsäure  und  Salpeter- 
säure) auf,  lässt  einen  Ueberseliuss  von  Salzsäure  verwalten , dampft  ein  und  lässt 
krystallisiren,  so  erhält  man  hellgelbe  Nadeln  von  Chlorwasserstoff-Gol dehlorid 
(AuCl^- HCl),  welche  drei  oder  vier  Molekel  Krystallwasser  enthalten.  Dampft  mau 
aber  die  Lösung  von  Gold  in  Königswasser  zur  Trockene  und  erwärmt,  um  die  Salz- 
säure zu  verjagen,  so  entsteht  rothbraunes,  an  der  Luft  zerfliessliches  Goldchlorid 
(AuCQ,  welches  beim  Auflösen  in  Wasser  mit  zwei  Molekeln  Krystallwasser  krystallisirt. 
Das  braune  Goldchlorid  ist  das  verbreitetste  und  beliebteste  Goldsalz  für  Tonungs- 
proeesse.  Es  hält  hartnäckig  Spuren  von  Salzsäure  zurück,  soll  aber  für  photographische 
Zwecke  nicht  allzu  stark  sauer  sein  9- 


1)  Derartige  [Lösungen  können  durch  Einträgen  geringer  Mengen  Calcium- 
carbonat (Kreidepulver)  vom  Säureüberschuss  befreit  werden.  Der  Ueberschuss  von 
Kreidepulver  kann  abfiltrirt,  aber  auch  in  der  Goldlösung  belassen  werden,  da  er  im 
Goldtonbad  nicht  schadet. 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Tonens  u.  s.  w. 


45 


Häufig  stellen  sieh  Praktiker  Chlorgold  selbst  aus  Dukaten  her  und  belassen 
die  kleine  Menge  Kupfer  darin,  weil  letzteres  unschädlich  ist^}. 

Das  Chlorgold  bildet  mit  Chlorkalium,  Chlornatrium,  Chlorcadmium  und  anderen 
Chloriden  Doppelsalze,  welche  gut  krystallisiren  und  sieh  an  feuchter  Luft  besser  halten. 

Das  Natriumgoldehlorid  {AuCl^-NaCl 0)  wurde  von  Peligot 
(s.  S.  9)  in  der  Sitzung  der  Pariser  Photographischen  Gesellschä!ft  vom  18.  Mai  1855  als 
Tonungsmittel  (statt  Chlorgold)  empfohlen,  weil  es  nicht  sauer  reagire.  Im  Jahre  1860 
befürwortete  Fordos®)  neuerdings  das  Natrium  - und  Kaliumgoldchlorid.  — Das 
unter  dem  Namen  „Goldsalz“  im  Handel  vorkommende  Präparat  ist  in  der  Regel 
eine  Mischung  von  Natriumgoldchlorid  mit  überschüssigem  Kochsalz  mit  sehr  variablem 
Goldgehalt  (Eder,  1.  Auflage  dieses  Heftes.  1887),  ja  es  kommen  Goldsalzsorten  vor, 
welche  nur  den  dritten  Theil  der  theoretisch  richtigen  Geldmenge  enthalten  (Lainer)_ 

Da  sieh  das  Golddoppelsalz  in  Alkoholäther  auflöst,  nicht  aber  das  überschüssige 
Chlornatrium  (oder  Chlorkalium),  so  kann  man  Beimengungen  davon  leicht  naehweisen. 

Kaliumgoldchlorid  (AmC?3  • KCT -|- 0),  von  Fordos  in  die  Photographie 
eingeführt  (s.  oben),  bildet  gelbe  Krystalle,  welche  an  der  Luft  unter  Verlust  des 
Krystallwassers  verwittern.  Das  wasserfreie  krystallisirte  Kaliumgoldchlorid  (AwCZ,,  • KCl), 
welches  A.  Lainer  darstellte’’),  ist  luftbeständig. 

A.  Lainer  stellte  den  Goldgehalt  der  genannten  Goldsalze  tabellarisch  zusammen. 


Bei  chemisch  reinen  Produkten  enthält; 

1 g reines  braunes  Chlorgold  {AuCl^) 0,649  g Gold, 

1 „ „ Chlorgold,  krystallisirt  {Au  01^  -f-  2 fi,  0)  . . 0,574  „ „ 

1 „ gelbes  saures  Chlorgold  (AuCl,^- HCl SH.,  0)  . . 0,499  „ „ 

1 „ Chlorgoldkalium,  wasserfrei  {AuCl^- KCl)  ....  0,520  „ „ 


1„  „ wasserhaltig  (AmCI, -JC Ci -1- 2£fo  0)  0,475  „ „ 

1 „ Chlorgoldnatrium  (Goldsalz)  (Au  CI3  Na  Cl-{-2H^  0)  0,494  „ „ 

Auch  Calciumgoldehlorid^),  Cadmiumgoldchlorid“)  und  ein  Gold- 
doppelsalz mit  Aethylendiamin“)  wurden  vorgeschlagen,  fanden  aber  keinen  Eingang 
in  die  Praxis. 

Auch  Goldbromid  oder  das  gut  krystallisirende  Kaliumgoldbromid')  sind 
für  Tonbäder  verwendbar®). 

Ausser  dem  Goldchlorid  [Aurichlorid  (Au Ci,,)]  und  seinen  Doppelsalzen  existirt 
noch  eine  andere  chlorärmere  Goldverbindung  Goldchlorür  = Aurochlorid  (AuCl), 


1)  Jopp,  Phot.  Mitth.  Bd.  20,  S.  278. 

2)  Bull.  Soc.  fran?.  Phot.  — Kreutz  er’ s Zeitschr.  f.  Phot  1860.  Bd.  2,  S.  153. 

3)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  120.  — Sitzungsber.  d.  kaiserl.  Akad. 
d.  Wissenschaften  in  Wien  1890. 

4)  Von  Sutton  in  England  im  Jahre  1862  verwendet  (Phot.  Archiv  1863.  S.  14). 
— Schnauss  theilt  mit,  dass  man  es  einfach  durch  Sättigen  des  sauren  Chlorgoldes 
mit  Kreide  erhalten  könne  (Phot.  Archiv  1863.  S.  15),  und  diese  mit  Kreide  neutrali- 
sirten  Bäder  fanden  vielfach  später  Verwendung,  wenn  sie  auch  oft  nur  eine  kleine 
Menge  des  Calciumdoppelsalzes  (entsprechend  der  Menge  der  zur  Absättigung  ge- 
brachten Salzsäure)  enthielten. 

5)  Phot.  Archiv  1869.  S.  55. 

6)  Wurde  von  Dr.  Lüttke  & Arndt,  Chemische  Fabrik  in  Winterhude  bei 
Hamburg,  im  Jahre  1897  in  den  Handel  gebracht. 

7)  E.  Krüss,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  f 1887.  S.  174. 

8)  Schnauss,  Phot.  Archiv  1877.  S.  89. 


46 


Vierter  Theil.  Fünftes  Capitel. 


welches  bei  Erhitzen  von  Groldchlorid  auf  185  Grad  C.  entsteht,  sich  aber  wahrscheinlich 
auch  dann  bildet,  wenn  Auriehlorid  in  verdünnten  Lösungen  mit  schwachen  Alkalien 
zusammen  kommt,  welche  demselben  einen  Theil  seines  Chlorgehaltes  entziehen  und 
dabei  die  Lösung  entfärben.  Goldchlorid  kann  bei  Einwirkung  von  Alkalien 
Goldehlorür  geben,  entweder  unter  Erzeugung  von  Hypoehloriten  oder  von  Chloraten 
(Mer  ei  er),  nach  der  Gleichung 

Au Ck  + 2KHO  = Au  CI KCl -[-KCIO  + B.0 

Gold-  Alkali  Gold-  Alkali-  Hypo-  Wasser 
Chlorid  chlorür  Chlorid  chlorit 

oder  3 Art  a,  + 6 ÜL  LTO  = 3 4m  C?  + 5 KCl  + ZCT  + 3 0. 

Chlorat 

In  analoger  Weise  entsteht  Kaliumaur oehlorid  >=  Kaliumgoldehlorür 
{AuCl-\-  KCl)\  beide  lösen  sieh  in  alkalischen  Lösungen  farblos  auf,  zersetzen  sieh 
aber  mit  Ueberschuss  von  Alkalien  unter  Ausscheidung  eines  dunklen  Niederschlages 
von  Aurooxyd,  welches  unbeständig  ist. 

1.  Umsetzung  der  Goldsalze  mit  metallischem  Silber. 

Während  Goldchlorid  sieh  mit  Silber  in  der  Weise  umsetzt  (vergl.  S.  24),  dass 
1 Atom  Gold  auf  3 Atome  Silber  kommen,  nach  der  Gleichung: 

AuCl^  -)~  34^  = BAgCl  Au, 

Gold-  Silber  Chlor-  Gold 

Chlorid  Silber 

vollzieht  sich  bei  Anwendung  von  Goldehlorür  der  Proeess  insofern  günstiger,  als  die 
dreifache  Menge  Gold  präcipitirt  wird. 

4m  Cl-{-  Ag  — Ag  CI  + 4m. 

Gold-  Silber  Chlor-  Gold. 

chlorür  Silber 

Auf  diese  Eolle  des  Goldchlorürs  hat  zuerst  Mereier’)  mit  Nachdruck  auf- 
merksam gemacht,  und  diese  Theorie  wurde  später  ziemlich  allgemein  aceeptirt. 

üeber  die  Reaetion  von  Silbersubehlorid  gegen  Goldsalze  vergl.  S.  25. 

2.  Selbstzersetzung  der  Goldbäder.  — Inactive  Goldbäder. 

So  günstig  die  Chlorverbindungen  des  Goldes  im  Tonungsprocess  wirken,  so 
ungünstig  verhalten  sich  in  der  Regel  die  Goldoxydverbindungen. 

Das  Gold  bildet  ein  Oxyd  von  der  Formel  Au^O,,  (Goldoxyd,  Aurioxyd), 
welches  im  wasserhaltigen  Zustande  die  Formel  = Au(OH)^  (Aurihy droxy  d)  besitzt. 
Es  entsteht  bei  Einwirkung  starker  Alkalien  auf  Auriehloridlösungen,  wobei  die  gelbe 
Lösung  farblos  wird.  Der  Ueberschuss  der  Alkalien  bildet  mit  dem  Aurihydroxyd  Salze, 
in  welchem  das  Letztere  die  Rolle  einer  Säure  spielt.  Diese  Art  von  Alkali- Gold- 
oxydsalzen leitet  sieh  von  der  Metagoldsäure  (LTAitO.,),  welche  durch  Wasseraustritt 
aus  Aurihydroxyd  entsteht:  Au(OH\ — H,,0  — HAuO<,)  ab.  Das  Natriumsalz  hat 
z.  B.  die  Formel  4m  O2  (Natriumaurat  = Goldoxyd -Natron). 

In  ähnlicher  Weise  gibt  Goldehlorür  mit  starken  Alkalien:  Aurooxyd  = Goldoxydul, 
welches  mit  Alkalien  eine  Salzreihe  (Aurite)  bildet,  welche  leicht  in  metallisches 
Gold  und  Alkaliaurat  sieh  zersetzt. 

Stark  alkalische  Goldbäder  zersetzen  sich  nach  dem  Mischen  oft  schon  binnen 
1 bis  2 Stunden,  indem  sich  z.  B.  Natriumaurat  bildet.  Dieses  Natrium-  oder  Kalium- 
aurat  ist  aber  so  beständig,  dass  es  von  metallischem  Silber  nicht  zersetzt  wird;  daher 
kommt  es,  dass  solche  Bäder  nicht  mehr  tonen,  trotzdem  sie  Gold  enthalten;  man 


1)  Mercier,  Virages  et  fixages.  Paris  1892. 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Tonens  u.  s.  w.  47 

nennt  solche  Goldbäder  „inactiv“.  Auf  diese  Thatsache  hatten  zuerst  Davanne  und 
Girard^)  aufmerksam  gemacht,  was  bereits  in  der  ersten  Auflage  dieses  Heftes  (1887) 
erwähnt  wurde;  später  machte  P.  Mereier  Ausführungen  in  demselben  Sinne®). 


Natriumaurothio Sulfat  ==unterschwefligsaures  Goldoxydulnatron 
(^Na^S^0^-\-Au,i8^03-\-^II^0),  auch  Sei  d’or  genannt,  wurde  von  Pordos  und 
Gelis  (1843)  entdeckt,  von  Pizeau  zum  Vergolden  von  Daguerreotypien  (Compt. 
rendus  1840;  Bd.  11,  S.  629)  eingeführt,  während  Le  Gray  (1850)  dieses  Salz  zum 
Tonen  von  positiven  Papierbildern  in  einer  Verdünnung  1:1000  empfahl’*)  (vergl. 
Geschichte  des  Tonens  von  Papierbildern  S.  6).  Bereits  Pordos  und  Gelis  machten 
aufmerksam,  dass  saure  Chlorgoldlösungen  das  Pixirnatron  allmählich  unter  Schwefel - 
ausseheidung  zersetzen,  während  bei  den  neutralen  Doppelchloriden  dies  nicht  der 
Pall  sei.  Da  die  fixirnatronhaltigen  Goldbäder,  wenn  sie  alt  oder  sauer  waren,  leicht 
Anlass  zur  Schwefelausscheidung  und  der  damit  verbundenen  geringen  Haltbarkeit  der 
Papierbilder  gaben,  so  gab  man  diese  Tonungsart  für  Salz-,  Arrow-root-  und  Albumin- 
papier in  den  sechziger  und  siebziger  Jahren  fast  gänzlich  auf,  obsehon  man  gegen- 
wärtig sieh  genau  überzeugte,  dass  frische  und  neutrale  Aurothiosulfatbäder  sehr 
haltbare  Bilder  geben  und  nur  die  Verwendung  zersetzter  derartiger  Bäder  die  Methode 
in  Misscredit  gebracht  habe.  In  den  letzten  Jahren  kamen  aber  die  fixirnatronhaltigen 
Goldbäder  für  Bmulsions-Oopirpapiere  wieder  in  Gebrauch  und  sie  sind  auch  ein 
Bestandtheil  der  Tonfixirbäder , welche  stets  Natriumaurothiosulfat  enthalten,  denn 
dieses  Salz  entsteht  stets  beim  Zusammenkommen  von  Goldsalzen  mit  überschüssigem 
Pixirnatron. 

3.  Eintheilung  der  Goldtonbäder. 

Es  ist  nicht  gleichgültig,  ob  das  Goldbad  sauer,  neutral  oder 
alkalisch  ist.  Die  verschiedenen  Zusätze  beeinflussen  in  hohem  Grade 
die  Farbe  des  Bildes  und  den  Verlauf  des  Tonens.  Man  theilt  deshalb 
die  photographischen  Chlorgold-Tonbäder  am  besten  nach  ihrer  Eeaction 
ein  und  sehliesst  an  sie  die  Thiosulfat-  und  Ehodanbäder  als  selbständige 
Gruppen  von  Tonbädern  an. 

I.  Saure  Chlorgoldbäder  aus  käuflichem  Chlorgold  mit  oder  ohne 
weiteren  Zusatz  von  Salzsäure*^),  greifen  das  Bild  stark  an  (schwächen 
es)  und  geben  rothe  Farbentöne.  Zusatz  von  schwächeren  Säuren  (z.  B. 
Essigsäure)  zu  neutralen  Goldbädern  macht  gleichfalls  den  Ton  röther, 
greift  aber  das  Bild  weniger  an.  Die  sauren  Goldbäder  sind  die  halt- 
barsten, aber  wegen  der  unbeliebten  rothbraunen  Farbentöne  am  wenigsten 
in  der  Praxis  verwendet. 

II.  Neutrale  Chlorgoldbäder  geben  vortreffliche  Farbentöne  und 
arbeiten  regelmässig.  Sie  sind  sehr  gut  haltbar  (wochenlang),  wenn 

1)  Ptiot.  Archiv  1864.  S.  217. 

2)  Mereier,  Virages  et  fixages.  Paris  1891. 

3)  Le  Gray,  Traite  pratique  de  photogr.  sur  papier  et  sur  verre.  Paris,  Juni  1850. 

4)  Ein  starkes,  saures  Goldhad  ist  z.  B.  5 g Chlorgold,  1 Liter  Wasser,  einige 
Tropfen  Salzsäure  (Davanne  und  Girard,  Bull.  Soc.  frane.  1855.  S.  100).  Es  greift 
die  Papierbilder  stark  an. 


48 


Vierter  Theil.  Fünftes  Capitel. 


auch  nicht  in  demselben  hohen  Grade,  wie  die  sauren  Bäder.  Hierher 
gehört  eine  neutrale  Auflösung  von  Kaliumgoldchlorid,  oder  mit  Kreide 
neutralisirte  Goldlösungen  u.  s.  w. 

III.  Alkalische  Chlorgoldbäder  färben  die  Bilder  mehr  bläulich- 
violett als  die  neutralen  Bäder.  Die  Haltbarkeit  ist  gering  und  schwankt 
je  nach  der  Stärke  des  Alkalis  in  den  Mischungsverhältnissen  von  1 bis 
2 Stunden  bis  zu  einigen  Tagen.  Alle  alkalischen  Chlorgoldbäder  werden  mit 
der  Zeit  inactiv.  Unter  diese  Gruppe  fallen  die  beliebtesten  Tonbäder  für 
Albumin-,  Salz-,  Celloidin-  und  Aristopapier  (Borax-,  Acetatgoldbäder  u. s.  w.). 
— Alle  diese  Goldbäder  (Gruppe  I bis  III)  enthalten  kein  Fixirmittel, 
weshalb  die  Fixirung  in  einer  getrennten  Operation  nachfolgen  muss. 

IV.  Thiosulfat-  und  Ehodangoldbäder  enthalten  neben  der 
Goldverbindung  auch  ein  Fixirmittel,  z.  B.  Fixirnatron  oder  Ehodan- 
ammonium,  so  dass  das  Gold  nicht  mehr  in  Form  von  Chlorgold,  sondern 
in  dem  durch  diese  Zusätze  erzeugten  Golddoppelsalze  (Natriumaurothio- 
sulfat  oder  Ammoniumgoldrhodanid)  vorhanden  ist.  Stets  ist  aber  ein  üeber- 
schuss  des  Fixirmittels  vorhanden,  so  dass  neben  dem  Vergoldungsprocess 
zugleich  ein  partieller^)  oder  completer^)  Fixationsprocess  nebenherläuft. 

Bei  Ehodangoldbädern  ist  der  Einfluss  der  sauren,  neutralen  oder 
alkalischen  Eeaction  von  geringem  Einfluss  auf  Verlauf  und  Farbe  der 
Tonung,  während  bei  Thiosulfatgoldbädern  die  saure  Eeaction  die 
Tonung  beschleunigt,  aber  zugleich  Schwefelausscheidung  mit  sich  bringt, 
wodurch  „Schwefelung“  der  Silberbilder  eintritt,  welche  den  Keim  des 
Vergilbens  legt. 

Diese  Art  von  Goldbädern  wurde  in  neuerer  Zeit  besonders  für 
Emulsions-Auscopirpapiere  zu  sogen,  combinirten  Tonfixirbädern  aus- 
gearbeitet, bei  welchen  das  Tonen  und  Fixiren  in  einem  einzigen  Bade 
erfolgt  — zum  Unterschiede  von  dem  Tonen  und  Fixiren  in  auf- 
einander folgenden,  getrennten  Operationen. 


Diese  Eintheiliing  der  Goldbäder  uaeb  ihrer  Eeaction  rührt  ursprünglich  von 
Davanne  und  Girard  her  (Bull.  Soe.  frane.  1863  — 1864),  und  wurde  in  der  1.  Auflage 
dieses  Heftes  vom  Verfasser  aceeptirt;  P.  Mercier  nahm  sie  (unter  Anerkennung  der 
Davanne-Girard’sehen  Priorität)  in  sein  Werk:  „Virages  et  fixages“,  (Paris  1892) 
auf,  und  Prof.  F.  Sehmid  legte  letzteres  seinem  Vortage:  „lieber  das  Wesen  des 
Tonens“  zu  Grunde  (Phot.  Corresp.  1894.  S.  251),  wo  derselbe  auch  die  auf  S.  46, 
Absatz  1 auseinandergesetzte,  zuerst  von  Mercier  festgestellte  Rolle  des  Goldchlorürs 
in  Goldbädern  mit  einbezog.  Diese  Ausführungen  gingen  als  „Sehmid ’ sehe“  Theorie 
in  E.  Valenta’s  „Behandlung  der  für  den  Auseopirproeess  bestimmten  Emulsions- 
papiere“ (1896.  S.  25  und  32)  über.  Wir  wollen  aber,  auf  Grund  obiger  Quellen- 


1)  Dies  gilt  von  Ehodangoldbädern. 

2)  Dies  gilt  in  der  Regel  von  fixirnatronhaltigeu  Goldbiidern. 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  imd  unechten  l’ouens  u.  s.  w. 

nachweise,  diese  Theorie,  die  Mereier  erweiterte,  D a vann  e - Gir ar  d ’ sehe 
Theorie  des  Tonungsproeesses  nennen  und  bemerken,  dass  Valenta  (a.  a.  0.)  die 
Theorie  der  Ehodangoldbäder  selbständig  aufstellte. 

Neutrale  und  alkalische  Goldbäder  (Ereidegoldbad,  Borax-  oder  Acetatbäder  u.  s.  w ) 
reagiren  auf  Silbersubchlorid  sehr  lebhaft  (d.  i.  vor  dem  Pixiren  der  Ohlorsilber- 
Auscopirpapiere) , wirken  aber  auf  das  fixirte  oder  durch  Reduction  mit  Entwicklern 
hergestellte  metallische  Silber  wenig  oder  nicht  tonend;  wohl  aber  können  fixirte 
Silberbilder  mittels  Ehodangoldbädem  oder  sogen.  Tonfixirbädern  (namentlich  wenn  sie 
Bleisalze,  mit  oder  ohne  Rhodanide,  enthalten)  getont  werden.  Citronensaure  Silber- 
suboxydsalze (Argentocitrat)  tonen  in  den  Goldbädern  wohl  auch,  aber  trotzdem  führt 
man  mitunter  durch  kochsalzhaltige  Bäder  derartige  organische  Silbersubsalze  in  Silber- 
subchlorid über,  weil  man  glaubt,  regelmässigere  Tonung  zu  erzielen. 

Auch  Platintonbäder  wirken  besser  vor  dem  Pixiren  der  Silberpapiere,  wenn- 
gleich auch  nach  dem  Pixiren  dieselben  eine  Reactionsfähigkeit  aufweisen. 

B.  Principien  der  Herstellung  neutraler  Goldbäder. 

Neutrale  Goldbäder,  welche  in  Concentrationen  von  V2  bis  1 g pro 
1 Liter  sofort  zum  Tonen  verwendbar  sind,  liefern  die  neutralen  Gold- 
doppelsalze (Kalium-,  Natriumgoldchlorid  u.  s.  w.).  Sind  die  ursprünglich 
verwendeten  Goldsalze  aber  sauer,  oder  befürchtet  man,  dass  sie  durch 
Verwendung  sauer  reagirender  Papiere  sauer  werden  könnten,  so  fügt 
man  eine  kleine  Menge  (z.  B.  5 bis  10  g pro  1 Liter  Goldbad)  Calcium- 
carbonat (Kreide,  CaCO^)  hinzu,  welches  jede  Spur  freier  Säure 
neutralisirt,  allmählich  die  Goldlösung  entfärbt  und  wahrscheinlich  Gold- 
chlorür  bildet,  jedoch  keine  weiteren  Zersetzungen  mit  sich  bringt,  wie 
dies  bei  deutlicher  ausgesprochen  alkalischen  Substanzen  der  Fall  ist; 
deshalb  ist  das  Kreidegoldbad  als  Uebergang  der  neutralen  zu  den  alka- 
lischen Goldbädern  zu  betrachten.  — Die  Geschichte  dieses  Tonbades 
wurde  auf  S.  6 erwähnt;  Detail  Vorschriften  werden  beim  Albumin- 
Copirverfahren  gegeben  werden. 

Das  Kreidegoldbad  soll  filtrirt  und  dann  verwendet  werden,  wenn  es 
entfärbt  ist,  was  in  6 bis  24  Stunden  eintritt;  es  wird  nach  beendigtem 
Gebrauche  wieder  über  die  in  der  Vorrathsflasche  befindliche  Kreide 
gegossen  und  hält  sich  monatelang. 

Baryumcarbonat  (statt  Kreide)  sowie  MagnesiumearbonatO  geben  weniger 
haltbare  Goldbäder.  Man  kann  auch  andere  unlösliche  Metalloxyde  (Zinkoxyd,  Aluminium- 
hydroxyd) zum  Neutralisiren  und  Entfärben  von  Goldchlorid  verwenden  und  erhält 
brauchbare  Tonbäder  (Mereier),  welche  aber  keinen  Vortheil  vor  dom  Kroidegold- 
bade  voraus  haben. 

C.  Princip  der  Herstellung  alkalischer  Goldbäder. 

Versetzt  man  Goldchloridlösungen  (z.  B.  in  der  Concentration  1:1000 
bis  1:2000)  mit  alkalisch  reagirenden  Substanzen,  so  entfärben  sie  sich 
und  liefern  mehr  oder  weniger  zersetzliche,  jedoch  gut  tonende  Goldbäder. 

1)  Vorgeschlagen  von  Ch.  Seely  (The  Phot  Journ.  London,  16.  April  1886). 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  VI.  Theil,  2.  Aufl.  d 


50 


Vierter  Theil.  iPünftes  Capitel. 


CMorgoldbäder  werden  um  so  rascher  entfärbt,  je  stärker  alkalisch  die  zugesetzte 
Substanz  ist,  so  ist  z,  B.  pro  1 Liter  einprocentiger  Chlorgoldlösung  0,75  g Aetzkali, 
2 bis  3 g Kaliumbiearbonat,  25  bis  30  g Natriumacetat  nothwendig,  um  die  Lösung 
zu  entfärben;  Magnesia  wirkt  rascher  entfärbend  als  Kreide  (Mercier).  Es  verlieren 
aber  alkalische  Goldbäder  auch  um  so  rascher  ihre  tonende  Wirkung,  „sie  wmrden 
um  so  rascher  inactiv“,  je  stärker  alkalisch  sie  waren. 

Aus  diesem  Grunde  wendet  man  caustische  Alkalien,  sowie  Aetzkalk  nicht  gern 
für  alkalische  Goldbäder  an^),  jedoch  wird  Hypochlorit  in  Form  von  Chlorkalk  ver- 
wendet, w'elches  die  Haltbarkeit  wesentlich  verbessert.  Die  Chlorkalk -Tonbäder-)  ver- 
danken ihre  alkalische  Eeaction  dem  in  diesem  Präparate  vorhandenen  Aetzkalk  und 
sind  (bei  langsamerer  Wirkung  als  alkalische  Bäder  ohne  Hypochlorit)  gut  haltbar. 

Auch  Alkalicarbonat,  wie  Natriumcarbonat  (Soda),  Kaliumcarbonat  (Pott- 
asche), LithiumearbonaP*)  oder  Bicarbonate,  besonders  Natriumbicarbonat^)  im 
Goldbad  tonen  rasch  und  energisch;  die  Bäder  entfärben  sieh  schnell  und  halten  sich 
nur  einige  Stunden  lang;  die  Töne  auf  Albuminpapier  sind  mehr  bräunlich. 

Viel  häufiger  als  Alkalicarbonate  werden  noch  schwächer  alkalisch 
reagirende  Salze  zu  Goldbädern  verwendet,  nämlich  Salze  schwacher 
Säuren  mit  starken  Basen,  welche  die  Eigenschaft  haben,  beim  starken 
Verdünnen  mit  Wasser  sich  zu  spalten,  zu  „dissociiren“,  indem  in 
diesem  Zustand  der  Dissociation  ein  Theil  der  Säuren  und  Basen  frei 
nebeneinander  existiren,  z.  B.  gilt  dies  von  Natriumborat  (Borax),  Natrium- 
und  Calciumacetat,  Phosphaten,  Benzoaten  u.  s.  w. 

Diese  Dissociationserseheinungen  treten  erst  in  starker  Verdünnung 
deutlich  zu  Tage,  und  so  erklärt  es  sich,  dass  concentrirte,  z.  B.  einprocentige 
Chlorgoldlösungen  sich  mit  Borax,  Natriumacetat,  Natriumwolframat  nicht 
entfärben,  sondern  erst  nach  dem  starken  Verdünnen  mit  Wasser  (z.  B.  auf 
0,05  oder  0,1  Proc.  Chlorgoldgehalt).  Man  nimmt  in  der  Eegel  Lösungen 
von  1 Thl.  Chlorgold  auf  mindestens  2000  Thl.  Wasser  und  fügt  dieser  Gold- 
lösung 1 Proc.  Borax  oder  Natriumphosphat,  oder  2 Proc,  Natriumacetat  zu. 

Goldbäder  mit  Borax,  Natriumacetat  oder  Gemischen  von  beiden 
sind  die  beliebtesten,  sie  geben  mit  Albumin-  oder  Salzpapier  ohne 
Schwierigkeit  braune  bis  violette  Töne. 

Natriumacetat  in  krystallisirtem  Zustande  reagirt  neutral  oder 
hält  noch  Spuren  von  Essigsäure  und  reagirt  dann  schwach  sauer. 
Reagirt  auch  das  Goldsalz  noch  etwas  sauer,  so  resultiren  keineswegs 
alkalische,  sondern  sogar  schwach  saure  Bäder,  welche  in  der  Eegel 
bräunliche  und  nur  sehr  schwierig  purpurne  oder  violettschwarze  Töne 

1)  Ehodangoldbäder  sind  gegen  Alkalien  beständiger,  indem  diese  den  Charakter 
dieser  Bäder  wenig  ändern. 

2)  Eingeführt  von  Le  Gray.  Bull.  Soe.  francj.  1859.  S.  12. 

3)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894.  S.  433.  • 

4)  Bereits  von  Heywood  (nebst  Borax)  im  Jahre  1859  verwendet  (The  Phot. 
Journ.  1859);  man  nimmt  von  diesen  Salzen  ungefähr  0,2  bis  0,5  Proc.  — Vergl. 
Dr.  Stolze  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  f 1894.  S.  431). 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  Unecliten  Tonens  u.  s.  W.  5l 

geben;  aus  diesem  Grunde  verwendet  man  geschmolzenes  oder 
doppelt  geschmolzenes  Natriumacetat  (essigsaures  Natron),  welches 
frei  von  freier  Säure  ist  und  sogar  Spuren  von  Natriumcarbonat  enthält, 
wenn  die  Hitze  beim  Schmelzen  eine  grosse  war  und  Acetat  (unter 
Bildung  von  Carbonat)  zerstört  wurde.  Um  aber  eine  schwach  alkalische 
^ Eeaction  sicher  zu  erzielen,  fügt  man  dem  Acetatbade  häufig  Borax  oder 
I Natriumbicarbonat  zu  und  erhält  Bäder  von  sehr  regelmässiger  Wirkung. 
f Ein  einfaches  Goldbad  mit  Natriumacetat  erhält  man  durch  Auf- 

; lösen  von  20  g geschmolzenem  Natriumacetat  in  1 Liter  Wasser  und 

I Hinzufügen  von  40  bis  50  ccm  Chlorgoldlösung  (1:100).  Das  Bad  soll 

mehrere  Stunden  bis  24  Stunden  vor  dem  Gebrauche  stehen;  es  kann 
; mehrmals  benutzt  werden,  wenn  man  es  vor  dem  jedesmaligen  Gebrauche 
mit  etwas  Chlorgoldlösung  verstärkt. 

; Borax  liefert  sehr  gute  Goldbäder,  welche  rasch  nach  dem  Mischen 

verwendbar  sind,  während  Acetatbäder  sich  in  der  Eegel  erst  nach  mehreren 
Stunden  entfärben.  Ein  sehr  gutes  Boraxgoldbad  besteht  aus  10  g 
Borax,  1000  ccm  Wasser  und  40  ccm  Chlorgoldlösung  (1:100),  welches 
Bad  sofort  oder  einige  Stunden  nach  dem  Mischen  verwendbar  ist. 

Für  Albuminpapier  sind  gemischte  Acetat-Boraxgoldbäder  sehr  zu 
empfehlen  (s.  Goldbäder  für  Albuminpapier). 

Weniger  günstig  wirkt  Natriumphosphat  (Binatriuinphosphat), 
welches  ähnlich  dem  Borax  sich  verhält^),  aber  mit  kalkhaltigem  Wasser 
starke  Trübungen  gibt,  oder  Trinatriumphosphat,  welches  vermöge 
seiner  sehr  stark  alkalischen  Eeaction  ähnlich  wie  Soda  oder  Aetznatron 
wirkt  und  die  Bäder  rasch  inactiv  macht,  oder  pyrophosphorsaures 
Natron,  welches  in  seiner  Wirkung  dem  Borax  analog  ist. 

Ganz  ähnlich  wie  Natriumacetat  wirkt  Calciumacetat,  mit  welchem 
sich  sehr  gute  und  haltbare  Tonbäder  für  Albuminpapier  hersteilen  lassen^), 
ferner  Magnesiumacetat®),  Baryum-,  Strontium-  und  Zinkacetat^). 


])  Für  Albuminpapiere  kann  das  Bad  damit  in  ähnlicher  Proportion  zusammen- 
gesetzt sein,  wie  das  Boraxbad  (s.  oben).  — Für  Aristopapier  empfehlen 
Wellington  und  Ward  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  431)  ein  Bad  von 
8000  Thl.  Wasser,  40  Thl.  Natriumphosphat  und  2 Thl.  Chiorgold;  das  Bad  hält  sich 
nicht  und  muss  sofort  verwendet  werden.  Die  Copien  werden  vor  dem  Vergolden 
gut  gewaschen,  nach  dem  Vergolden  kommen  sie  in  ein  Kochsalzbad  (1:20),  werden 
gewaschen  und  fixirt. 

2)  Jeanrenaud,  Bull.  Soe.  frane.  1862.  Bd.  8,  S.  318;  Mereier,  Virages 
et  fixages  1892.  S.  98;  Hermitte,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  467,  löst 
1 g Chlorgold,  2000  Thl.  Wasser  und  28  g Calciumacetat,  was  ein  vorzügliches  Eesultat 
gibt;  Mereier  (a.  a.  0.)  nimmt  doppelt  so  viel  vom  Calciumacetat. 

3)  Seely,  The  Phot.  Journ.  16.  April  1886. 

4)  Jeanrenaud,  Mereier  a.  a.  0. 


4* 


52 


Vierter  Tlieil.  Fünftes  Capitel. 


Aehnlieh  wie  die  Acetate  (essigsaure  Salze)  wirken  die  benzoesauren  Salze 
(Benzoate),  und  zwar  wirken  Kalium-,  Natrium-,  Lithium-  und  Caleium- 
benzoat  analog.  Man  achte  darauf,  dass  die  Benzoate  des  Handels  bald  sauer, 
bald  neutral  oder  alkalisch  reagiren,  weshalb  man  im  ersteren  Falle  mit  Kreide 
(Mereier)  oder  wenig  Aetzkali ^)  alkalisch  machen  soll,  indem  überschüssige  Benzoe- 
säure langsam  und  braun  tonende  Goldbäder  gibt;  man  verwendet  beiläufig  30  bis 
40  g des  Benzoates  pro  1 Liter  Wasser  und  circa  7a  bis  1 g Ohlorgold. 

Natriumanisat  (anissaures  Natron)  gibt  gut  haltbare  Goldbäder,  z.  B.  1 Liter 
Wasser,  30  g Natriumanisat  und  1 g Ohlorgold  (Mereier,  Virages  et  fixages  1892. 
S.  37  und  67). 

Natriumsuceinat  (bernsteinsaures Natron),  sowie  Natriumphtalat  (phtalsaures 
Natron)  geben  gute  Goldbäder  (1  Thl.  Ohlorgold,  2 Liter  Wasser,  30  g des  Natrium- 
salzes). Auch  Natriumpropionat  und  Natriumbutyrat  sind  mit  ähnlichem 
Effect  wie  das  Benzoat  verwendbar'-). 

Wolframatbäder  sind  sehr  lange  haltbar.  Mereier  mischt  20  g Natrium- 
wolframat,  1 g Ohlorgold,  1 Liter  heisses  Wasser.  Wird  das  Bad  bei  mässiger  Wärme 
angewendet,  so  erhält  man  schwarze  Töne,  während  in  der  Kälte  die  Farbentöne  zuerst 
rosa,  dann  purpurfarbig  werden^).  Molybdänsaure  Salze  wirken  ähnlich  den 
wolframsauren  Salzen. 

Kleine  Mengen  Natriumsulfit  entfärben  Goldchloridlösung,  grössere  Mengen 
bewirken  Reduction  von  metallischem  Gold,  weshalb  dieser  Zusatz  bedenklich  ist*)- 
Diesen  Zusatz  hatte  zuerst  Wellington  zu  Tonbädern  für  Aristobilder  behufs  Ver- 
meidung sogen.  Doppeltöne  empfohlen,  aber  dieser  Zusatz  direct  zum  Goldbade  ver- 
zögert den  Tonungsprocess;  deshalb  beschränkte  er  sich  darauf,  das  Baden  der  Oopien 
in  einer  zweiproeentigen  Natriumsulfitlösung  zu  empfehlen,  wonach  man  gut  wäscht  und 
im  Tonfixirbade  tont.  Es  eignen  sich  aber  nur  Tonfixirbäder  ohne  Rhodanid 
hierfür**). 

Zusatz  von'  Ohloriden  (Ohlornatrium  u.  s.  w.)  zu  den  alkalischen  Goldbädern 
circa  0,1  bis  1 Proc.)  bewirkt  langsames  Vergolden,  und  man  erzielt  Bister-  oder 
Sepiatöne  mit  Bädern,  welche  sonst  violette  Töne  geben  (z.  B.  Borax-  oder  Phosphat- 
bäder). Tonfixirbäder  (mit  Rhodanideu  oder  Fixirnatron)  werden  durch  Chloride  in  ihrer 
Wirkung  nicht  verzögert.  — Bromide  wirken  noch  kräftiger  verzögernd  auf  den 
Ton,  z B.  einige  Tropfen  Bromkaliumlösung  in  einem  Kreidegoldbad  bewirken  das 
Entstehen  von  Sepiatönen,  und  es  ist  kaum  möglich,  violettschwarze  Nuancen  zu  erhalten; 
ähnlich  wirken  Jodide,  welche  übrigens  mit  Goldsalzen  gefärbte  Fällungen  geben 
(Mereier). 

Ohloraluminium  wurde  von  Clemmons  zum  Goldbado  für  Salz-  und 
Albuminpapier  empfohlen  **). 


1)  G.  Bain,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1892.  S.  437. 

2)  Mereier,  Virages  et  fixages.  Paris  1892.  S.  100. 

3)  Liesegaug  nimmt  nur  halb  so  viel  vom  Natriumwolframat  als  Mereier 
(Liesegang,  Der  Silberdruck  1884).  — Vergl.  auch  Durand,  Phot.  Archiv  1873.  S.  20. 

4)  Ein  Goldbad  aus  2 Thl.  Goldehlorid , 40  Thl.  Kochsalz,  */,>  Thl.  Natriumsulfit 
und  3800  Thl.  Wasser  gibt  das  Brit.  Jouru.  of  Phot.  1897.  S.  434  an. 

5)  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  517. 

6)  2 Thl.  Chloraluminium , 8 Thl.  Natriumbicarbonat  und  580  Thl.  Wasser  nebst 
Zusatz  von  Chlorgold  (Eder’s  .lahrbueh  f.  Phot.  f.  1893.  S.  468). 


Die  Praxis  des  Vergoldeus,  Platiuireus  uud  miechten  Touens  u.  s.  w. 


53 


Uransalze^)  im  Goldbade  dürften  zuerst  von  Fischer  Corlies  in  Philadelphia 
(1862)  im  Goldbade  verwendet  worden  sein;  er  fügte  Chloruran  (gleichviel  wie 
Goldsalz)  zu.  Häufiger  wurde  später  Urannitrat  verwendet,  welches  meistens  sauer 
reagirt  und  dann  den  Effect  von  sauren  Goldbädern  erzielt;  wird  in  stark  alkalischen 
Bädern  die  saure  Eeaetion  der  üransalze  getilgt,  so  ist  wenig  Wirkung  von  diesem 
Zusatz  zu  bemerken.  Auch  Kupfernitrat  wurde  beigemiseht'^). 

D.  Hyposulfit -Tonbäder, 

das  sind  Gemische  von  wenig  Fixirnatron  mit  Goldsalzen  (s.  S.  6) 
kamen  ganz  ausser  Gebrauch;  sie  sind  nur  in  den  sogen.  Tonfixir- 
b ädern  mit  grossem  Ueberschuss  von  Fixirnatron  (für  Emulsionspapier) 
von  nachhaltiger  Bedeutung  geworden  (s.  S.  48  und  57). 

Zur  Erhöhung  der  Haltbarkeit  derartiger  Bäder  fügt  man  nicht 
selten  Ehodanammonium  oder  ein  anderes  ßhodanid  zu;  sind  diese 
Lösungen  arm  an  Hyposulfit  und  Ehodanid,  so  wirken  sie  der  Haupt- 
sache nach  tonend,  können  aber  das  Bild  nicht  ausfixiren,  weshalb 
man  derartige  Bäder  nicht  in  die  Tonfixirbäder  einreihen  darf,  obgleich 
nur  die  geringere  Concentration  der  Salze  sie  von  diesen  unterscheidet. 

Solche  Hyposulfit -Tonbäder  mit  einem  Gehalt  an  Ehodansalzen,  welche  noch  ein 
separates  Pixirbad  brauchen,  wendete  z.  B.  -J.  B.  Obernetter'’)  vor  vielen  Jahren 
gelegentlich  seiner  damaligen  Versuche  mit  Ohlorsilber  - Collodionpapier  an.  Diese 
Goldbäder  sind  aber  auch  besonders  reactionsfähig  für  Chlorsilbergelatine -Entwicklimgs- 
bilder,  z.  B.  eine  Mischung  Von  A.  1000  Thl.  Wasser,  40  Thl.  Ehodanammonium, 
30  Thl.  Fixirnatron;  B.  1000  Thl.  Wasser  und  1 bis  Vj^  g Chlorgold,  wobei  B in  A 
zu  gleichen  Theilen  gegossen  wird.  Diese  Tonbäder  erfordern  gutes  Waschen  der 
Silberbilder  vor  dem  Tonen  i;nd  gutes  Fixiren  nach  dem  Tonen  in  einem  gewöhnlichen 
Fixiruatronbade  und  geben  meistens  mehr  bräunliche  Töne,  während  reine  Ehodan- 
bäder  leichter  violette  Töne  geben. 

E.  Rhodangold. -Tonbäder. 

Goldchloridlösung  gibt  mit  einer  Lösung  von  Ehodankalium  oder 
dergleichen  Ehodaniden  einen  rothen  Niederschlag  von  Goldrhodanid 
oder  Aurirhodanid  Äit{OyS)g,  welcher  sich  im  Ueberschuss  von 
Ehodankalium  zu  farblosem  Kaliumaurirhodanid  löst;  das  entstehende 
Hoppelsalz  hat  wahrscheinlich  die  Formel  Äu(Cy  S)s  KCy  S.  Das 
Ammoniumrhodanid  verhält  sich  ganz  analog  dem  Kaliumsalz. 

1)  S.  Heinlein,  Photographikon  1864.  S.  259;  Burghess,  Phot  Archiv  1862. 
S.  176;  Natman,  Phot.  Archiv  1867.  S.  12. 

2)  Sternberg,  Phot.  Archiv  1870.  S.  51. 

3)  J.  B Obernetter’s  Goldbad  mit  geringem  Fixirnatron -Ehodanidgehalt  besteht 
aus:  A.  1500  Thl.  Wasser,  4 Thl.  Fixirnatron,  40  Thl.  Ehodanammonium;  B.  2 Thl. 
Chlorgold,  1500  Thl.  Wasser.  Man  mischt  gleiche  Theile  A und  B.  — Die  Copien 
müssen  vor  dem  Vergolden  mit  Wasser  und  dann  mit  zweiprocentiger  Kochsalzlösung 
gewaschen  werden.  Nach  dem  Tonen  folgt  ein  Fixirbad  1:20. 


54 


Vierter  Theil.  Fünftes  Capitel. 


Die  farblose  Kaliumaurirhodanidlösung  beginnt  auf  Silbercopien  an- 
fänglich fixirend  zu  wirken,  das  Bild  zum  Verblassen  bringend,  aber 
alsbald  stellt  sich  der  Vergoldungsprocess  ein,  und  das  Bild  wird  bräun- 
lich, dunkelbraun  bis  blauviolett  und  violettschwarz.  Die  Umsetzung 
des  metallischen  Silbers  gegen  Lösungen  von  Goldrhodanid  geht  nach 
der  Gleichung 

^Ag  -j-  Ait{Cy  S\  = Au  -f-  '^Ag  OgS 
vor  sich,  wobei  sich  das  Silberrhodanid  in  überschüssigem  Ehodankalium 
auflöst  (s.  Fixirung). 

Ausser  dem  Goldrhodanid  existirt  ein  Goldrhodanür  = Ä 
(entsprechend  dem  Goldchlorür) , von  der  Formel  Au  CI,  welches  gleich- 
falls lösliche  Doppelsalze  mit  Ehodankalium  oder  Ehodanammonium 
bildet.  Das  Goldrhodanür  entsteht  beim  Einträgen  von  Goldchlorid- 
lösung in  siedende  Ehodanammonium-  oder  Ehodankaliumlösung.  Der- 
artige Goldrhodanürlösungen  setzen  sich  mit  Silber  nach  der  Gleichung 
Ag  -f-  Au  Oy  S = Au-  -t-  Ag  Cy  S 

um,  d.  h.  es  wird  auf  je  1 Atom  Silber  dreimal  mehr  Gold  präcipitirt 
als  bei  Anwendung  von  Goldrhodanidlösungen.  Die  Bäder  tonen 
rascher  und  geben  brillantere,  dunklere  Töne. 

Auf  derartige  Ehodanürbäder  maelite  zuerst  Mereier  (Virages  et  tixages  1893. 
S.  30)  aufmerksam,  Buhler^)  stellte  ein  sehr  wirksames  Goldrhodauürbad  mit  Rhodau- 
kalium  und  Strontiumelilorid  her,  Lainer  mit  Ehodanammonium D und  Valenta’’) 
führte  die  Theorie  dieser  Bäder  weiter  aus. 

Das  einfachste  Ehodangold -Tonbad  erhält  man  durch  Vermischen 
einer  Lösung  von 

Wasser 1000  Thl., 

Ehodanammonium  ...  15  bis  20  „ 

Chlorgoldlösung  (1:100)  60  bis  100  „ 

Mitunter  wird  in  älteren  Vorschriften  die  Menge  des  Ehodan- 
ammoniums  in  obiger  Vorschrift  auf  100  g und  die  Menge  der  Chlorgold- 
lösung (].:100)  auf  100  ccm  erhöht,  während  in  neuerer  Zeit  für  gewisse 
Chlorsilbergelatine-Auscopirpapiere  der  Gehalt  an  Ehodanammonium  im 
Gegentheil  sogar  noch  mehr  herabgesetzt  wird,  z.  B.  auf  4 g pro  1 Liter^). 

Cello'idin-  und  Aristobilder  werden  in  diesen  Bädern  an- 
fangs gelbbraun  und  nehmen  bald  eine  braunviolette  Färbung  an, 
welche  sich  im  Fixirnatron  nicht  wesentlich  verändert.  Albuminbilder 

t)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  216. 

2)  Phot.  Corresp.  1896.  S.  592. 

3)  Valenta,  Behandlung  der  für  den  Auseopirproeess  bestimmten  Emulsions- 
papiere 1896.  S.  30. 

4)  Bothamley,  Tonbad  der  Ilford -Comp.  (Eder ’s  -Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893. 
S.  458). 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Touens  u.  s.  w. 


55 


werden  darin  schwefelgelb,  und  zwar  um  so  rascher,  je  mehr  üebersehuss 
an  Ehodanid  zugegen  ist;  war  die  Einwirkung  genügend  lang  (mindestens 
5 Minuten),  so  ändert  sich  beim  Fixiren  die  Farbe  in  Braun  bis  Violett. 
Fügt  man  gerade  nur  so  viel  Ehodanammonium  zu,  dass  der  rothe  Gold- 
rhodanürniederschlag  sich  auflöst  und  mischt  Chlorammonium  (2  Proc.) 
bei,  so  erhält  man  etwas  regelmässiger  wirkende  Tonbäder,  welche 
hübsche  blauschwarze  Töne  geben,  worauf  Liesegang  ^),  Mercier^)  u.  A. 
aufmerksam  machten.  Am  regelmässigsten  wirken  allerdings  Gold- 
rhodanürbäder  mit  Chlorstrontium  (s.  S.  56),  die  blauschwarze  Töne 
geben,  während  mit  obigem  einfachsten  Ehodanbade  auf  Salzpapier  (Harz- 
papier), Aristo-  und  Celloidinpapier  bei  kürzerer  Einwirkung  bräunliche, 
bei  längerer  Dauer  der  Vergoldung  violette  Töne  erhalten  werden. 
Albuminpapier  reagirt  auf  alle  Arten  von  Ehodanbädern  weniger  leicht, 
als  die  genannten  Arten  von  Copirpapieren. 

Günstig  sind  Ehodangoldbäder  mit  Natriumacetat.  Dieselben 
haben  sich  sowohl  für  Aristo-  als  Celloidinpapier  bestens  bewährt  und 
sind  die  beliebtesten  Tonbäder  für  getrennte  Tonung  und  Fixirung. 
Allerdings  sind  die  Mischungsverhältnisse  nicht  dieselben,  indem  in  der 
Eegel  für  die  Celloidinpapiere  des  Handels  ein  üebersehuss  von  Natrium- 
acetat mit  geringem  Ehodangehalt®)  besser  tont,  während  bei  Aristo- 
papieren  meistens  das  Umgekehrte  der  Fall  ist;  dies  hängt  wohl  mit 
der  Natur  des  Bindemittels,  aber  auch  mit  der  angewendeten  licht- 
empfindlichen Silberverbindungen  zusammen,  welche  in  beiden  Fällen 
meistens  verschiedene  chemische  Zusammensetzung  aufweisen,  jedoch 
trotzdem  gegen  Tonbäder  sich  nicht  sehr  auffallend  verschieden  verhalten. 

Stellt  man  sich  z.  B.  zwei  Lösungen  von  geschmolzenem  Natriumacetat  (1:50) 
und  Rho  danammonium  (1:50),  sowie  eine  Ohlorgoldlösung  (1: 100)  her,  so  mischt  man 
für  Aristopapier:  100  ccm  Natriumacetatlösung  (1:50), 

100  „ Wasser, 

20  „ Ohlorgoldlösung  (1:100)  und 
200  „ Rhodanammoniumlösung  (1 : 50); 
für  Celloidinpapier:  100  „ Natriumacetatlösung  (1:50), 

6 „ Ohlorgoldlösung  (1:100), 

25  „ Rhodanammoniumlösung  (1:50). 

Stets  ist  es  empfehlenswerth , das  Chlorgold  mit  dem  Natriumaeetat  24  Stunden 
stehen  zu  lassen,  damit  es  Goldchlorür  bildet,  und  dann  erst  die  Rhodanlösung 
zuzusetzen. 

Wichtig  sind  die  fertig  gemischten  Kalium-  oder  Ammonium- 
Goldrhodanürbäder.  Aristopapiere,  namentlich  Mattpapiere,  sowie 

1)  Phot.  Archiv,  Novbr.  1867;  Liesegang,  Der  Silberdruek.  1884.  S.  51. 

2)  Mereier,  Virages  et  fixages  1892.  I.  S.  108. 

3)  Vermehrung  des  Rhodangoldgehaltes  in  derartigen  gemischten  Bädern  macht 
den  Parbenton  mehr  blauschwarz  bis  schwarz. 


56 


Vierter  Theil.  Fünftes  Capitel. 


manche  Arten  von  Celloidinpapier  mit  dem  Bühler’schen ’)  Kalium- 
goldrhodanür-Bade  geben  die  besten  Eesultate,  d.  h.  es  lassen  sich 
besonders  schöne  blauschwarze  Töne  (auch  für  Silberdiapositive)  erzielen. 
Dieses  Bad  wird  folgendermassen  hergestellt: 

In  einem  Kolben  werden  280  ccm  destillirtes  Wasser  auf  37  bis 
38  Grad  C.  erwärmt  und  dann  5 g reines  Chlorgold  gelöst,  dann  50  g 
Ohlorstrontium  zugesetzt,  worauf  der  Kolben  im  Wasserbade  auf  98  Grad  C. 
erwärmt  wird.  Unterdessen  löst  man  12  bis  15  g Rhodankalium  in 
250  ccm  destillirtem  Wasser  und  erwärmt  auch  diese  Lösung  auf  98  Grad  C., 
dann  wird  erstere  Lösung  in  4 bis  5 Portionen  unter  ümschütteln  in 
die  letztere  gegossen,  worauf  man  abkühlen  lässt,  tiltrirt  und  mit  100  ccm 
Wasser  nachwäscht.  Das  Filtrat  wird  in  kleinen  verkorkten  Flaschen 
vor  Licht  geschützt  aufbewahrt.  Vor  dem  Gebrauche  werden  5 bis  7 ccm 
dieser  Lösung  mit  100  ccm  Wasser  verdünnt  und  zum  Tonen  der  Copien 
verwendet.  Sehr  zarte  Copien  erfordern  schwächere  Bäder  als  brillantere 
Bilder.  Um  damit  dunkle  Töne  zu  erzielen,  muss  man  die  Bilder  so 
lange  im  Bade  lassen,  bis  sie  in  der  Durchsicht  nahezu  grau  sind.  Schliess- 
lich wird  mit  Fixirnatron  fixirt. 

A.  Lainer  untersuchte  die  Principien  der  Ammoniumgoldrhodanür- 
Bäder^)  und  fand,  dass  die  Quantität  des  Ehodanammoniums  nicht  gleich- 
gültig ist.  Er  löst  2 g Ehodanammonium  in  10  ccm  Wasser,  erwärmt 
bis  zum  beginnenden  Sieden  und  fügt  in  kleiner  Portion  (ä  3 bis  4 ccm) 
30  ccm  einer  erwärmten  einprocentigen  Lösung  von  Lainer ’s  Goldchlorid- 
kalium  (oder  ein  entsprechendes,  concentrirtes,  anderes  Goldsalz)  zu;  vor 
jedem  erneuten  Zusatz  wartet  man,  bis  die  dunkelrothe  Färbung  (Gold- 
rhodanid)  beim  fortgesetzten  Erhitzen  verschwindet  (Uebergang  in  Gold- 
rhodanür).  Man  lässt  abkühlen  und  tiltrirt;  je  mehr  Rhodanammonium 
man  verwendet,  um  so  mehr  Niederschlag  entsteht.  Die  so  erhaltene 
Ammonium- Goldrhodanürlösung  ist  farblos  und  haltbar;  sie  kann  direct 
zu  einer  Ehodanammoniumlösung  zugesetzt  werden,  ohne  dass  ein  Nieder- 
schlag entsteht.  — Zum  Gebrauch  mischt  man  5 ccm  dieser  Goldrhodanür- 
lösung mit  100  ccm  einer  fünfprocentigen  Ehodanammoniumlösung. 
Das  Tonbad  gibt  satt  blaue  Töne  bis  Neutraltintenton  bei 
Celloidinpapier. 

Oelloidin-Mattpapiere  neigen  überhaupt  bei  der  Anwendung 
der  Ehodanürbäder  mehr  zu  blauen  Tönen,  Gelatine-Mattpapiere 
(Stärkepapiere  u.  s.  w.)  zu  schwarzen  Tönen. 


1)  Bder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  216. 

2)  Phot.  Corresp.  1896.  S.  592. 


Die  Praxis  des  Vergoldeus,  Platiuireus  und  imeehteu  Toueus  u.  s.  w. 


57 

Man  hat  die  Ehodaugoldbäder  mitunter  durch  Ertheilung  einer  sauren  Eeaction'), 
mitunter  durch  eine  alkalische  Eeaetion'^)  in  ihrer  Wirkungsweise  modificirt,  jedoch 
übt  diese  bei  solchen  Bädern  nur  einen  geringen  Einfluss  aus. 

Alaunhaltige  Ehodanbäder  sind  sehr  empfehleuswerth  für  Gelatinepapiere 
(Aristopapier).  Eine  recht  gute  Vorschrift  dieser  Art  ist: 

A.  800  Thl.  Wasser,  15  g Ehodanammonium,  15  g Alaun,  1 g Ammonium- 
earbonat. 

B.  1 Thl.  Chlorgold  in  600  Thl.  Wasser. 

Vor  dem  Gebrauch  mischt  man  1 Thl.  von  B in  2 Thl.  von  A.  Die  gewaschenen 
Copien  werden  hineingelegt;  sie  werden  anfangs  gelb,  dann  braun  bis  purpurbläulich, 
man  bringt  sie  dann  in  ein  Fixirbad  (1:10). 

Zusatz  von  Bleinitrat  zum  Ehodangoldbade  befördert  das  Entstehen  blauer 
Farbentöne  auf  Celloidinpapier 

(lieber  Gemische  von  Ehodanid-  mit  Fixirnatron-Goldbädern  s.  S.  58). 

Einfluss  der  Temperatur  bei  Goldbädern. 

Die  Temperatur  des  Goldbades  hat  grossen  Einfluss  auf  den  Tonungs- 
process.  Die  beste  Temperatur  ist  15  bis  20  Grad  0.  Zu  kalte  Temperatur 
verlangsamt  den  Vergoldungsprocess  und  liefert  bräunliche  Töne,  während 
bei  etwas  grösserer  Wärme  leichter  violette  Töne  erzielt  werden.  Mit- 
unter erwärmt  man  Goldbäder  auf  31  bis  35  Grad  C.,  wonach  sie  rascher 
wirken;  alkalische  Goldbäder  verlieren  aber  beim  Auskühlen  ihre  Kraft, 
und  sie  werden  unthätiger  als  früher. 

F.  Tonfixirbäder. 

Tonfixirbäder  sind  Gemische  von  Fixirmitteln  (Fixirnatron,  ßhodan- 
ammonium)  mit  Goldsalzen,  nebst  anderen  Zusätzen,  welche  die  Dunkel- 
färbung der  Silberbilder  begünstigen  (insbesondere  Bleisalze,  organische 
Säuren,  z.  B.  Citronensäure,  Alaun). 

Bei  den  Tonfixirbädern  muss  man  verlangen,  dass  sie 
1.  hinlänglich  viel  Fixirmittel  enthalten,  welche  die  Fixation  völlig 
bewirken; 

1)  Dr.  A.  Kurz  säuert  das  Ehodangoldbad  für  Celloidinpapier  mit  Citronensäure 
an:  1000  ccm  Wasser,  6 g Alaun,  6 g Citronensäure,  24  g Ehodanammonium  und 
0,5  g Chlorgold  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  458). 

2)  Alkalische  Ehodaugoldbäder  empfiehlt  Mercier,  und  zwar:  30  Thl. 
Ehodanammonium,  0,3  g Chlorgold,  0,3  g Aetzkali  und  1000  Thl.  Wasser;  das  Bad 
kann  sofort  verwendet  werden,  hält  sieh  lange  Zeit,  tont  rasch  bis  blausehwarz;  ver- 
dünnt man  es  mit  3 bis  4 Thl.  Wasser,  so  ist  es  auch  für  stumpfe  Papiere  verwendbar. 
Es  übt  auch  auf  fixirte  Albuminbilder  eine  tonende  Wirkung.  Ersetzt  man  das 
Aetzkali  durch  5 Thl.  Natriumearbonat,  so  erhält  man  Purpurtöne  (Eder’s  Jahrbuch 
f.  Phot.  f.  1892.  S.  438). 

3)  Presnowsky  und  Hrdliczka,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  432. 


58 


Vierter  Tlieil.  Fünftes  Capitel. 


2.  dass  sie  hiülänglicli  Goldsalze  enthalten,  welche  nicht  allzu  rasch 
tonend  wirken  sollen,  damit  der  Fixirungsprocess  nicht  später 
zu  Ende  geführt  werde,  als  der  Vergoldungsprocess  ^); 

3.  dass  neben  der  echten  Goldtonung  das  Eintreten  der  unechten 
Schwefeltonung  thunlichst  vermieden  werde. 

In  den  Tontixirbädern,  welche  Fixirnatron  enthalten,  ist  das  Gold- 
salz in  Form  von  Natriumaurothiosulfat  vorhanden.  Wenn  auch  Ehodanide 
zugegen  sind,  so  wirkt  dennoch  das  stets  beigefügte  Fixirnatron  als 
hauptsächlichstes  Fixirmittel  und  bewirkt,  dass  Wasserzusatz  das  Ehodan- 
silber  nicht  mehr  auszufällen  vermag. 

Während  sich  Tonfixirbäder  mit  Fixirnatron  allein^)  hersteilen 
lassen,  ebenso  wie  in  Gemischen  desselben  mit  Ehodanammonium  oder 
anderen  löslichen  Ehodaniden,  ist  dies  mit  Ehodaniden  allein  nicht 
möglich,  weil  ein  einzelnes  Ehodanbad  überhaupt  nicht  völlig  zu  tixiren 
vermag  (s.  unten),  es  sei  denn,  dass  man  noch  ein  zweites  Fixirbad 
folgen  lässt. 

Eine  ganz  besondere  Eolle  spielen  die  Bleisalze  im  Fixirbade; 
sie  ertheilen  demselben  die  Eigenschaft,  die  Silberbilder  schön  purpur- 

1)  Tonfixirbäder  verwendet  man  mitunter  ohne  Eüeksieht  darauf,  ob  sie 
eomplet  fixnen,  sondern  nur  deshalb,  weil  man  gewisse  Tonungseifecte  zu  erzielen 
wünscht;  in  diesem  Palte  ist  die  Verwendung  rasch  tonender  Bäder  gerechtfertigt, 
selbst  dann,  wenn  die  Fixirung  während  der  Zeitdauer  der  Tonung  nicht  völlig  zu 
Ende  geführt  wird.  In  diesem  Falle  muss  hinterher  ein  gewöhnliches  Fixirbad 
(Pixirnatronlösung)  folgen. 

2)  Es  wurde  anfangs  dem  Fixirbade  etwas  Chlorgold  (1 ; 1000)  zugesetzt,  und  die 
Copien  wurden  hierin  zugleich  vergoldet  und  fixirt.  Die  Farbe  des  Bildes  wird 
allmählich  violett  bis  schwarz.  Später  fand  man,  dass  die  Verbesserung  der  Farbe 
nicht  bloss  von  der  Niederschlagung  des  Goldes  herkomme,  sondern  zum  Theil  auch 
von  der  des  Schwefels.  Denn  eine  Mischung  von  Chlorgold  und  Hyposulfit  enthält 
nicht  bloss  das  unter  dem  Namen  Sei  d’or  bekannte  Doppelsalz  von  unterschweflig- 
saurem  Goldoxydnatron,  sondern  auch  tetrathionsaures  Gold,  welches  mit  der  Zeit 
(unterstützt  durch  die  saure  Eeaction  des  Chlorgoldes)  Schwefel  frei  macht.  Die  Photo- 
graphen entdeckten  bald,  dass  dieses  Goldbad  in  seiner  Wirkung  je  nach  seinem 
Alter  variabel  und  in  alten  Bädern  zufolge  der  Schwefelung  unbeständig  war 
(Hardwich,  Manual  d.  phot.  Chemie  1863.  S.  198).  Bilder,  welche  in  gemischten 
Pixiruatronbädern  vergoldet  werden,  sind  einer  raschen  Veränderung  (Vergilben) 
unterworfen,  wenn  das  Bad  alt  und  das  unterschwefligsaure  Natron  zersetzt  ist, 
Dagegen  sind  derartige  vergoldete  Bilder  sehr  dauerhaft,  wenn  das  Bad  frisch  ist, 
und  nach  Carey  Lea  sollen  dieselben  sogar  haltbarer  sein,  als  Copien,  welche  zuerst 
vergoldet  und  dann  getrennt  fixirt  wurden  (Phot.  Corresp.  1867.  S.  17),  was  später 
bestätigt  wurde 

3)  Liesegang  empfiehlt  als  combinirtes  Ton-  und  Fixirbad  eine  Mischung  von 
800  Thl.  Wasser,  25  Thl.  Ehodanammonium,  250  Thl.  Fixirnatron,  15  Thl.  essigsaurem 
Natron  mit  1 Thl.  Chlorgold  und  200  Thl.  Wasser  (Phot.  Archiv  1868.  S.  65).  Es 
ist  dies  eines  der  ältesten  Tonfixirbäder. 


Die  Praxis  des  Vergoldeus,  Platinirens  uud  uueeliteu  Toiieus  u s.  w. 


59 


violett  bis  blauscbwarz  zu  färben,  und  zwar  mit  so  bübscben  Farben- 
nuancen, dass  sie  kaum  hinter  den  Farbentönen  der  Goldtonung  zurück- 
stehen. Da  diese  Blei-Fixirnatrontonung  unechtere  Nuancen  liefert 
als  die  wahre  Goldtonung,  so  liegt  in  der  Anwendung  derselben  eine 
Gefahr!  Sind  aber  in  derartigen  Bädern  auch  Goldsalze  vorhanden, 
so  vollzieht  sich  eine  haltbare  Goldtonung.  — Der  Effect  der  Bleisalze 
ist  derselbe,  einerlei  ob  man  Bleinitrat,  Bleiacetat  oder  Bleicitrat  u.  s.  w. 
nimmt.  Sie  bilden  mit  Fixirnatron  zunächst  unlösliches  Bleithiosulfat,  z.  B. : 
iV«2  S2  O3  + Pb{NOs)2  = PbS2  O3  + 2NaNOs, 

Fixirnatron  Bleinitrat  Bleithiosulfat  Natriumnitrat 

welches  sich  im  Ueberschuss  des  Fixirnatrons  zu  einem  löslichen  Doppel- 
salz: Natriumbleithiosulfat  (PbS^O^ -{-2 Na 2 82^)3),  auflöst.  Auch 
der  unlösliche  Niederschlag  von  Bleirhodanid  (aus  Bleisalz  ßhodan- 
kalium)  löst  sich  ebenso  in  Fixirnatron. 

Die  bleihaltigen  Fixirbäder  färben  die  Silberbilder  unter  Erzeugung 
von  Schwefelsilber  und  Abgabe  von  etwas  Sehwefelblei  in  die  Bild- 
schicht;  sind  aber  noch  Goldsalze  zugegen,  so  dominirt  die  reguläre 
Goldtonung. 

Bleihaltige  Goldfixirbäder  scheiden  beim  Stehen  im  Laufe  der  Zeit 
einen  schwachen  Niederschlag  aus,  welcher  hauptsächlich  aus  Schwefel- 
blei besteht;  war  das  Bad  bereits  zum  Fixiren  von  Silbercopien  benutzt, 
also  silbersalzhaltig,  so  mengt  sich  dem  Niederschlag  auch  Schwefelsilber 
bei,  weil  Schwefelblei  bei  Gegenwart  von  Silbersalzen  sich  in  Schwefel- 
silber umsetzt. 

Ehodansalze  erhöhen  die  Haltbarkeit  der  bleihaltigen  Tonfixirbäder, 
indem  sie  längere  Zeit  klar  bleiben  ; sie  sind  nicht  unumgänglich  für  den 
Tonungsprocess  nothwendig  und  bleiben  häufig  ganz  weg,  weshalb  die  ein- 
fachsten Tonbäder  nur  aus  Fixirnatron,  Bleinitrat  und  Chlorgold  bestehen. 

Z.  B.  besteht  Valenta’s  Tonfixirbad  aus: 

Wasser 1000  Thl., 

Fixirnatron 200  „ 

Bleinitrat 10  „ 

Man  fügt  das  Bleinitrat  gelöst  in  wenig  Wasser  zuletzt  hinzu  und 
vermischt  je  100  Thl.  dieser  Vorrathslösung  mit  5 Thl.  einer  Chlorgold- 
lösung 1:100.  Die  Emulsionspapiere  müssen  gut  gewaschen  werden, 

1)  Valenta  gab  die  Theorie  der  bleihaltigen  Tonfixirbäder  (Eder’s  Jahrbuch 
f.  Phot.  f.  1893.  S.  461):  Das  Natriumbleithiosulfat  zersetzt  sieh  freiwillig  unter  Ab- 
scheidung von  Sehwefelblei  (PbS^O^ H„0  = PbS H^SOi)  und  Schwefelsäure, 

Bleithiosulfat 

letztere  macht  mit  Thiosulfaten  allmählich  Schwefel  frei. 

2)  Valenta,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  462. 


6U 


Vierter  Tlieil.  Fünftes  Capitel. 


bevor  man  sie  in  das  Tonfixirbad  gibt.  In  ganz  frischen  Bädern  tonen 
die  ersten  Oopien  weniger  hübsch,  weshalb  es  sich  empfiehlt,  ein  Aus- 
schussbild darin  auszufixiren,  bevor  man  eine  grössere  Anzahl  von  Copien 
tont.  Wenn  das  Bad  anfängt,  infolge  starker  Ausnutzung  langsamer 
zu  arbeiten  und  den  Copien  zweifarbige  oder  grünliche  Töne  gibt,  so 
ist  es  zu  beseitigen  und  durch  ein  neues  zu  ersetzen. 

Auch  die  gemischten  Fixirnatron-  und  ßhodanammoniumbäder 
arbeiten  gut,  jedoch  ist  zu  grosser  Gehalt  an  letzterem  zu  vermeiden, 
weil  sonst  die  Gelatineschicht  gelatinirter  Papiere  bei  warmer  Witterung 
aufgelöst  wird. 

Zur  Herstellung  von  Thiosulfat-Ehodanidbädern  kann  man  eine 
Vorrathslösung  von  500  ccm  heissem  Wasser,  200  g Fixirnatron,  25  g 
ßhodanammonium,  40  ccm  einer  zehnprocentigen  Lösung  von  Bleiacetat 
(Bleizucker)  und  30  g Alaun  anwenden.  Die  trübe  Flüssigkeit  klärt  sich 
bald;  man  lässt  absetzen  und  filtrirt.  Vor  dem  Gebrauche  mischt  man 
100  ccm  dieser  concentrirten  Vorrathslösung  mit  100  ccm  Wasser  und  fügt 
7 ccm  einer  Chlorgoldlösung  (1:100)  zu.  Das  Bad  hält  sich  ziemlich  lange. 
Im  Sommer  bei  grosser  Wärme  hat  es  die  Neigung,  mit  grünstichiger 
Nuance  zu  tonen,  dagegen  hilft  Abkühlen  oder  Zusatz  von  einigen 
Tropfen  starker  Citronensäurelösung  (1:2). 

Zusatz  von  Säuren  (Citronensäure,  Weinsäure,  Borsäure  u s w.)  be- 
günstigt die  Energie  der  Goldbäder,  was  namentlich  dann  von  Vortheil  ist,  wenn  die 
Papiere  an  und  für  sich  schwer  tonen,  jedoch  bringen  Säuren  mit  Fixirnatron  die 
Gefahr  einer  Schwefeltonung  mit  sieh,  weshalb  dieser  Zusatz  bedenklich  ist.  — 
Alaun,  Chromalaun,  wirkt  nicht  nur  als  Härtungsmittel  für  gelatinirte  Papiere, 
sondern  bewirkt  (ähnlich  wie  Säuren)  nicht  selten  ein  rascheres  Vergolden,  aber  auch 
allmähliche  Schwefelausseheidung  aus  dem  Pixirnatron'O- 

Bl  ei  salze  sind  im  Tonfixirbade  keineswegs  unerlässlich:  man  erhält 
auch  ohne  sie  violette  oder  braune  Töne,  jedoch  sind  dann  bläuliche 

1)  Nach  Lumibre’s  Vorschrift  für  Aristopapier  (Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f. 
1892.  S.  439). 

2)  Saure  Tonfixirbäder  sind  folgende:  Das  häufig  verwendete  Dr.  A.  Kurz’sche 
Tonfixirbad  besteht  aus  2000  Thl.  Wasser,  500  Thl.  Fixirnatron,  55  Thl.  Ehodan- 
ammonium,  15  Thl.  Alaun,  15  Thl.  Citronensäure,  20  Thl.  Bleinitrat,  20  Thl.  Blei- 
aeetat,  0,8  g Chlorgold.  Die  Mischung  trübt  sieh  anfangs;  man  lässt  sie  4 bis  5 Tage 
laug  abklären  und  verwendet  sie  dann.  — Gaedicke  empfiehlt  für  Ceiroidinpapier 
die  Anwendung  der  schwachen  Borsäure:  1000  Thl.  Wasser,  30  g Borsäure,  200  Thl. 
Fixirnatron,  15  Thl.  Bleinitrat,  20  Thl.  Rhodanammonium,  0,3  Thl.  Chlorgold.  — Die 
Bilder  dürfen  keine  Spur  Säure  enthalten,  man  muss  deshalb  mit  ammoniakalischem 
oder  sodahaltigem  Waschwasser  waschen.  — Ein  alaunhaltiges  Tonfixirbad 
ohne  Säure  für  Chlorsilbergelatinepapiere  und  Chlorocitratplatten  gab  Dr.  Stolze 
an:  200  ccm  Wasser,  35  g Fixirnatron,  9 g Chlornatrium,  0,1  bis  0,2  g Chlorgold, 
4 g Alaun;  man  lässt  8 Tage  absteheu. 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Tonens  u.  s.  w. 


61 


Töne  (wenigstens  mit  den  meisten  Emulsionspapieren)  schwierig  zu 
erhalten  ^). 

Verbrauch  an  Tonfixirbad. 

Man  kann  annehmen,  dass  für  je  10  bis  15  Bogen  Cello'idin-  oder 
Aristopapier  mindestens  1 Liter  Tonfixirbad  verbraucht  wird  (Eder’s 
Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  465). 

Tonfixirbäder  mit  Thiosinamin  und  Chlorgold,  sowie  Platinsalzen 
wurden  zuerst  von  F.  Liard  versucht  und  brauchbare  Eesultate  erzielt 0,  jodoeh  gibt 
Thiosinamin  auch  ohne  Goldsalze  Tonbäder  (s  weiter  unten). 

G,  Platiniren  der  Salzpapiere  und  Emulsionspapiere  zur  Erzielung 
bräunlicher  bis  braunschwarzer  Töne. 

Während  Goldbäder  die  Farbe  der  Silberbilder  in  warmes  Braun 
bis  Purpurviolett  ändern,  geben  Platinbäder  kalte,  schwarze  Nuancen, 
wie  bereits  vor  40  Jahren  bekannt  war  (s.  S.  9).  Die  in  den  fünfziger 
Jahren  versuchte  Platintonung  mittels  Platinchlorid  lieferte  jedoch 
j ziemlich  kraftlose  Bilder,  während  erst  das  in  neuerer  Zeit^)  (zufolge 

j der  Platinotypien  in  die  Praxis  eingeführte  und  daher  leicht  erhältliche) 

I verwendete  Kaliumplatinchlorür  praktisch  gut  verwerthbare  Bilder 
mit  braunschwarzen  bis  reinschwarzen  Farbentönen  gibt. 

Das  Kaliumplatinchlorür  kann  aus  chemischen  Gründen  nicht 
durch  Platin  Chlorid^)  oder  seine  Doppelsalze  beim  Platintonungs- 
process  ersetzt  werden.  Das  Platinchlorid  setzt  sich  nämlich 

mit  dem  Silber  nach  der  Gleichung: 

Pt  Ch  + ^Ag  = ^AgCl-\-Pt 

D Dr.  Stolze’s  Tonbad  ohne  Bleisalze  s.  vorige  Anmerkung.  — Ein  Ton- 
fixirbad für  sepiabraune  Töne  für  Emulsionspapiere  ist  nach  Valenta:  1000  ccm 
Wasser,  100  g Fixirnatron,  100  g Ammoniumaeetat,  0,3  g Clilorgold. 

2)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S 433.  — Liesegang  tont  mit  220  com 
Wasser,  10  g Thiosinamin  und  0,2  g Chlorgold  (Wiener  Phot.  Blätter  1897.  S.  215). 

3)  Die  erste  Formel  für  Platintonung  unter  Anwendung  des  Platinehlorürs 
(Platinosalz)  gab  J.  Eeynold  im  Jahre  1886,  und  später  (1888)  schlug  Lyouel  Clark 
ein  eomplicirtes  Platintonbad  mit  Kaliumplatinchlorür,  Ealiumoxalat  und  Phosphat 
vor  (vergl  auch  Stieglitz,  Jahrbuch  f.  Phot,  f 1890  S.  110),  welches  ursprünglich 
von  Willis  für  seinen  kalten  Platin -Entwicklungsproeess  vorgesehrieben  worden  war; 
später  wurden  die  Vorschriften  mit  Kaliumplatinchlorür  und  anderen  Platinmetallen 
(Iridium,  Osmium,  Palladium)  weiter  von  Mereier  (1889;  Compt.  rendus.  Bd.  109, 
S.  949)  u.  A.  ausgearbeitet  und  von  verschiedenen  Autoren  auf  einfache  Formeln 
zurückgeführt,  z.  B.  von  Lyonei  Clark  (1889)  selbst  und  von  A.  Stieglitz  (1889) 
auf  ein  Gemisch  von  1 g Kaliumplatinchlorür,  300  ccm  Wasser  und  5 bis  10  Tropfen 
Salpetersäure  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1890.  S.  112  und  334). 

4)  Erwärmt  man  Platinchloridlösungen  mit  schwach  reducireuden  Substanzen 
(z  B.  Tartraten,  Hypophosphiten , Hydrochinon  u.  s.  w.),  so  entsteht  Chlorür,  und  das 
Bad  wirkt  ähnlich  wie  dieses,  jedoch  sind  diese  Proeesse  schwer  zu  reguliren  (Mereier, 
Virages  et  fixages.  Bd.  2,  S.  12). 


62  Vierter  Theil.  Fünftes  Capitel. 

um,  während  das  Platinchlorür  {PtCl^)  oder  seine  Doppelsalze  sich  nach 
der  Formel 

FtCk-\-^Äg^2A(jCl-\-  Pt 

zersetzen,  d.  h.  ein  und  dieselbe  Menge  von  metallischem  Silber  scheidet 
aus  der  Platinchlorürlösung  die  doppelte  Menge  Platin  aus,  als  aus  einer 
Platinchloridlösung,  weshalb  die  Bilder  in  ersterem  Falle  ein  satteres 
Schwarz  annehmen. 

Copien  auf  Silberpapier,  welche  hinterher  platinirt  werden,  nennt 
man  häufig  „Silber-Platinbilder“. 

Werden  die  Silberbilder  nur  schwach  platinirt,  so  wird  die  den  Silber- 
bildern eigenthümliche  Farbe  nur  wenig  gebrochen:  die  Bilder  erscheinen 
röthlich  bis  gelblichbraun,  je  nachdem  der  Grundton  der  Farbe  der 
Silbercopie  nach  dem  Fixiren  an  und  für  sich  ist,  z.  B.  fördert  Gelatine- 
Harzpapier  mit  sauren  Fixirbädern  das  Entstehen  röthlicher  Töne,  während 
Albumin  die  Nuance  ins  Gelb  zieht. 

Beim  längeren  Platiniren  entstehen  braune,  dann  braunschwarze 
Farbentöne,  welche  selten  das  tiefe  Schwarz  der  Platinotypie  erreichen, 
welches  letzteres  am  ersten  mit  der  Gold-Platintonung  erreichbar  ist. 
Zu  lange  Platinirung  oder  zu  concentrirte  oder  zu  stark  saure  Platinbäder 
liefern  kraftlose,  graue  Bilder. 

Die  tonende  Wirkung  der  Platinbäder  auf  Silbereopien  wird  durch  saure 
Eeaction  sehr  beschleunigt,  neutrale  Bäder  wirken  langsamer  (event.  nur  bei  etwas 
höherer  Temperatur  genügend  energisch),  während  die  alkalische  Eeaction  der  Platin- 
lösung den  Tonungsprocess  noch  mehr  verzögert.  Deshalb  lassen  sieh  auch  die  auf 
sauren  Silberbädern  gesilberten  Salzpapiere  oder  analoge  Papiere  viel  besser  platiniren, 
als  die  mit  ammoniakalisehen  Silberbädern  präparirten  Papiere;  letztere  nehmen  Gold- 
tonung sehr  leicht,  um  so  schwieriger  aber  Platintonung  an,  während  bei  sauren, 
haltbar  gesilberten  Salzpapieren  das  Gegentheil  der  Fall  ist.. 

Cello'idin-  und  Aristobilder  sind  je  nach  ihrer  chemischen  Zusammensetzung 
mehr  oder  weniger  der  Platinirung  zugänglich;  während  man  bei  Glanzpapieren  gegen- 
wärtig weniger  Werth  darauf  legt,  ist  doch  bei  Mattpapiereu  besondere  Eücksicht 
auf  Erzielung  platinschwarzer  Töne  zu  legen. 

Die  sauren  Platinbäder  setzen  die  photographischen  Silberbildern  ziemlich  gut, 
jedoch  nicht  complet,  in  Platinbilder  um;  legt  man  ein  Stück  des  Bildes  in  starke 
Kupferchloridlösung ’)  (1;10)  oder  betupft  es  damit,  so  wird  das  völlig  platiuirte  Bild 
wohl  etwas,  aber  nicht  in  hohem  Grade  merklich  blasser,  während  Silberbilder 
dadurch  stark  gebleicht  werden. 

I.  Neutrale  kochsalzhaltige  Platinbäder  geben  mit  Salz-,  Harz-, 
Albumin -Mattpapieren  braune  bis  schwarze  Töne,  falls  man  die  Bäder 
genügend  erwärmt,  z.  B.  auf  30  Grad  C.  Unter  diesen  Umständen 
gibt  ein  Bad:  1000  Tbl.  Wasser,  1 Thl.  Kaliumplatinchlorür,  10  Thl. 
Kochsalz,  für  Albumin -Mattpapier  gute  Eesultate,  während  man  bei  den 


1)  Aeluilich  wirkt  Eisenchlorid  oder  Quocksilborchlorid. 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Tonens  u.  s.  w.  63 


leichter  für  Flüssigkeiten  durchdringlichen  Gelatine-,  Harz-,  Agar-Agar- 
oder Arrow-root-Papieren  mit  dem  dritten  Theil  des  Platinsalzes  das 
' Auslangen  findet  (Hühl). 

II.  Saure  Platinbäder  wirken  rascher  als  neutrale,  und  zwar  auf 
die  meisten  Arten  von  Salz-  oder  Emulsionspapier  (besonders  Cello'idin- 
I Mattpapier).  Sehr  gebräuchlich  ist  das  Ansäuern  mit  Salpetersäure, 

, welche  Säure  schon  bei  der  Platinverstärkung  von  Collodionnegativen 
(s.  Bd.  II,  S.  275,  Fussnote  6)  früher  sich  bewährt  hatte.  Eine  gute 
Vorschrift  ist;  1 Thl.  Kaliumplatinchlorür,  300  Thl.  Wasser  und 
30  Tropfen  (bis  6 ccm)  concentrirte  Salpetersäure;  manche  Papiere  ver- 
tragen eine  stärkere  Verdünnung  dieses  Bades  (zwei-  bis  dreifach). 

Während  Salzsäure  an  Stelle  der  Salpetersäure  keineswegs  besser 
wirkt ^),  ist  Phosphorsäure^)  von  besonders  gutem  Effecte  im  Platin- 
tonbade, weil  sie  namentlich  bei  Celloidin- Mattpapier  die  Weissen  der 
Copien  besser  conservirt.  Namentlich  bei  der  combinirten  Gold-Platin- 
I tonung  bringen  diese  Bäder  grosse  Vortheile  mit  sich.  Man  verwendet 
sie  nach  E.  Valenta  in  Concentrationen  von 

Wasser 600  ccm, 

Phosphorsäurelösung  (Dichte  = 1,120)  15  „ 

Kaliumplatinchlorür lg. 

Auch  Borsäure,  dreiprocentig,  bewirkt  im  Platinbade  gutes,  aber  langsames 
Tonen  (Mer  ei  er). 

Organische  Säuren  wirken  ähnlich  (jedoch  etwas  langsamer)  wie  Mineralsäuren 
im  Platintonbade,  wobei  zum  Theile  die  Haltbarkeit  der  Bäder  eine  ebenso 
gute  wie  mit  letzteren  ist,  zum  Theil  aber  (besonders  am  Lichte)  geringer  ist. 
Befriedigend  haltbare  Bäder  liefert  Ansäuern  mit  Milchsäure®),  Essigsäure^, 
Bernsteinsäure  und  Weinsäure  (Mercier),  Citronensäure®)  u.  s.  w.,  oder 
Citronensäure  mit  Kochsalz,  welche  im  Platinbade  das  Entstehen  bräunlicher 
sepiaartiger  Töne  auf  den  meisten  Aristopapieren  begünstigen“),  oder  saures  wein- 

1)  Grössere  Mengen  von  Salzsäure  im  Platinbade  (z.  B.  mehr  als  V2  Proc.), 
schwächen  die  zarten  Halbtöne  der  Bilder. 

2)  Die  Ersten,  welche  Phosphorsäure  (V2  Proc.)  in  Kaliumplatinchlorürlösung 
empfahlen,  waren  Mercier  (Compt.  rend.  1889;  Mercier,  Virages  et  fixages,  II.  Theil 
1893.  S.  8),  dann  E.  J.  Wall  (1895;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  520)  und 
E.  Valenta  (Phot.  Corresp.  1896;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  433);  vergl. 
auch  Winter,  Phot.  Notizen  1897.  S.  55. 

3)  Besonders  empfohlen  von  Mercier  (Virages  et  fixages  1893.  S.  10),  nämlich 
1 bis  2 g Kaliumplatinchlorür,  10  g Milchsäure  und  1000  Thl.  Wasser.  — Ferner 
Duchochois  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894.  S.  428);  Wall  (Jahrb.  f.  Phot.  f. 
1896.  S.  520). 

4)  Mercier  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  517). 

5)  Nach  Mercier,  James  Brown  (Eder’s  Jahrbuch  f Phot.  f.  1893.  S.  467). 

6)  Z.  B.:  5 Thl.  Kaliumplatinchlorür,  40  Thl.  Citronensäure,  40  Thl.  Kochsalz 
und  8000  Thl.  Wasser  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  484). 


64 


Vierter  Tlieil.  Fünftes  Capitel. 


saures  Natron  nebst  Kochsalz^),  Oxalsäure  nebst  Salzsäure"),  Natrium- 
bisulfat  und  Natriumbiphosphat  (Mereier),  welche  sämmtlieh  stark  sauer  reagiren. 

Auch  Zusatz  von  Chlor alurainium  wirkt  vermöge  seiner  sauren 
Eeaction  beschleunigend  beim  Platiniren  und  gerbt  bei  Gelatinecopien 
die  Bildfläche.  Valenta  fand  in  diesem  Sinne  Bäder  von  20  Thl.  Chlor- 
aluminium, 3 bis  5 Thl.  Kaliumplatinchlorür  und  1000  Thl.  Wasser 
günstig^). 

Zusatz  von  neutralen  Salzen,  z.  B.  Boraxweinstein *),  Kaliumoxalat"’),  erhält  das 
Platinbad  neutral  und  verlangsamt  seine  Wirkung. 

Bromkalium  als  Yorbad  für  Platintonung  bewirkt  bedeutende  Verzögerung  der 
Tonung. 

Mitunter  färben  sieh  beim  lange  andauernden  Platiniren  der  Bilder 
die  Weissen  mehr  oder  weniger  gelblich,  was  besonders  bei  Verwendung 
alter  Silbercopien,  welche  schon  schwer  das  Tonbad  annehmen,  eintritt; 
Salpetersäure  im  Platinbade  befördert  dieses  Gelbwerden,  weniger  ist 
dies  bei  Phosphorsäure  der  Fall,  während  sieh  bei  anderen  Papieren 
am  besten  mässig  erwärmte  (30  Grad  C.)  neutrale  Platinbäder  (mit  Kocb- 
salzzusatz)  bewähren. 

Selbstzersetzung  der  Platinbäder. 

Platintonbäder  verlieren  ihre  Wirksamkeit  (werden  „inactiv“)  durch 
mannigfache  Ursachen,  z.  B.  Verunreinigung  mit  Fixirnatron.  Aber  auch  bei  grosser 
Reinlichkeit  kann  das  Platinbad  durch  chemische  Processe,  welche  in  der  Methode 
selbst  begründet  sind,  unwirksam  werden,  z.  B.  enthalten  Copirpapiere  mit  Silber- 
tartrat  oder  Silbercitrat  (Emulsiouspapiere  u.  s.  w.)  diese  schwer  löslichen  Salze  in  so 
beü'äehtlichen  Mengen,  dass  sie  durch  das  Waschwasser  nicht  entfernt  werden,  sondern 
(sei  es  als  normale  Salze  oder  als  belichtete  Silbersubsalze)  in  das  Platinbad  gelangen, 
worin  sie  sich  mit  dem  Platinchlorür  in  Chlorsilber  in  das  Platineitrat  oder  Platin- 
tartrat  umsetzen,  welches  keine  tonende  Wirkung  ausübt  und  sehr  zersetzlich  ist. 
Auch  Silbereitrat,  welches  mit  den  Papieren  in  das  Platinbad  gelangt,  kann  Störungen 
in  letzterem  bewirken,  indem  es  sich  durch  Ausscheidung  von  Chlorsilber  trübt  und 
durch  Weehselzersetzung  Platiunitrat  bildet,  welches  geringere  Haltbarkeit  als  das 
Chlorplatin  besitzt,  weshalb  die  Bäder  bald  unwirksam  werden.  Aus  diesen  Gründen 
badet  man  die  eopirten,  gewaschpnen  Papiere  in  Lösungen,  welche  Chlornatrium  oder 
analog  wirkende  Chloride  enthalten,  w’eil  dann  alle  diese  Silbersalze  in  die  Chlor- 
verbindung übergeführt  werden,  welche  im  Platinbade  nicht  stört;  oder  man  vermischt 
das  Platinbad  selbst  mit  reichlichen  Mengen  Kochsalz,  welches  das  Bad  conservirt 
und  den  Tonuugsprocess  nicht  verlangsamt. 


1)  Gastine  (Bull.  Soe.  fran?.  1890.  S.  21;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893. 
S.  466);  Brunei  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1892.  S.  439). 

2)  Namias,  Moniteur  de  la  Phot.  1897. 

3)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  516. 

4)  Von  Dr.  Just  für  seine  Silbergelatinepajnere  empfohlen  (Edor’s  Jahrbuch  f. 
Phot.  f.  1893.  S.  465). 

5)  Leeson  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  467). 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Tonens  u.  s.  w.  05 

Wall  hält  die  Behandlung  der  Papiere  nach  dem  Platiniren  für  wichtig;  er 
wäscht  gut  mit  Wasser,  badet  in  Natriumearbonatlösung  und  fixirt  dann  in  köehsalz- 
und  natriumsulfithaltigem  Fixirnatronbade  ^). 

H.  Combinirte  Gold  - Platintonung  zur  Erzielung  reinschwarzer 
oder  blauschwarzer  Töne. 

Die  Platintonung  liefert  meistens  braunstichige  oder  grauscbwarze 
Bilder,  während  Goldtonung  yiolettschwarze  liefert;  combinirt  man 
beide  Methoden  in  der  Weise,  dass  man  zuerst  den  Vergoldungsprocess 
zur  Hälfte  durchführt,  ihn  dann  unterbricht  und  die  Tonung  durch 
Eintauchen  der  Bilder  in  Platinbäder  als  Platintonung  zu  Ende  führt, 
so  erhält  man  schöne  tiefschwarze  Töne,  wie  wohl  zuerst  Hare  (1890) 
an  gab  ^). 

Am  besten  geschieht  die  combinirte  Tonung  von  Salz-,  Harz-  und 
Emulsionspapier  (z.  B.  Celloidinmattpapier)  in  der  von  E.  Valenta 
angegebenen  Art.  Man  wäscht  die  Copien  gut  aus;  Celloidinmattpapiere 
werden  in  ein  Vorbad  von 

Wasser 1000  Thl., 

Kochsalz  25  „ 

Natriumbicarbonat 5 „ 

gelegt,  worin  die  Bilder  gelbroth  werden,  worauf  man  abermals  wäscht 
und  dann  in  ein  Boraxgoldbad  (z.  B.  0,3  g Goldchlorid,  10  g Borax 
und  1000  ccm  Wasser)  oder  B orax-Acetatbad  (z.  B.  1000  Thl.  Wasser, 
10  g Borax,  10  g Natriumacetat  und  0,3  g Ohlorgold)  taucht,  worin 
die  Tonung  rasch  von  statten  geht;  darin  verbleiben  die  Bilder  nur 

kurze  Zeit,  bis  der  Ton  purpurroth  erscheint,  wonach  die  Bilder  kurz 
und  kräftig  abgespült  werden  und  dann  in  dem  Phosphorsäure-Platinbad 
(600  Thl.  Wasser,  1 g Kaliumplatinchlorür  und  15  Thl.  Phosphorsäure- 
lösung d = 1,120)  während  10  bis  20  Minuten  bleiben,  bis  der  ge- 
wünschte Ton  (bis  Tiefschwarz)  erreicht  ist.  Bleibt  das  Bild  etwas 
länger  im  Goldbade,  bis  der  Ton  rothviolett  erscheint,  so  bekommt  es 
später  im  Platinbade  einen  kalten  bläulichen  Ton.  Nach  dem  Platiniren 
werden  *die  Bilder  rasch  in  dreimal  gewechseltem  Wasser  gewaschen 
und  in  Fixirnatron  fixirt. 

Für  Harz-  oder  Salzpapier  ist  auch  ein  Salpetersäure -Platinbad 
(1  g Kaliumplatinchlorür,  500  ccm  Wasser,  25  Tropfen  Salpetersäure, 
8 g Kochsalz)  verwendbar,  welches  Bad  man  auf  circa  30  bis  35  Grad  C. 
anwärmt,  damit  es  rasch  und  mit  schwarzer  Farbe  tont. 


1)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  520. 

2)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  516. 

E d er,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2,  Aufl. 


5 


66 


Vierter  Theil.  Fünftes  Capitel. 


Nach  dem  Trocknen  sehen  die  im  Gold -Platinbad  getonten  matten 
Silberpapiere  echten  Platindrucken  täuschend  ähnlich. 

Die  eombinirte  Gold -Platintonung  kann  auch  in  der  Form  variirt  werden,  dass 
man  zuerst  ein  Platinbad  anwendet  und  dann  erst  mit  einem  Ehodangoldbade  yer- 
goldet,  was  zuerst  Ehenanus,  dann  Lainer  mittheilte’).  Der  Letztere  variirte  die 
Methode  auch  in  der  Weise,  dass  er  die  Copien  (Mattcelloidinpapier)  wäscht,  kurze 
Zeit  im  Borax -Acetat -Goldbade  tont,  bis  die  Farbe  bräunlich  wird,  dann  mit  Wasser 
abspült  und  in  ein  Phosphorsäure -Platinbad  (s.  S.  65)  bringt,  bis  die  Farbe  blau- 
schwarz wird,  dann  wäscht,  und  in  einem  zehuprocentigen  natriumsulfithaltigen  Fixir- 
bade  fixirt,  gut  wäscht  und  in  ein  Ehodangoldbad  (1000  Thl.  Wasser,  100  Thl.  Ehodan- 
ammonium,  0,2  Thl.  Chlorgoldkalium)  legt,  worin  sich  die  Weissen  klären  und  die  Farbe 
grauschwarz  wird. 

J.  Palladium-,  Iridium-,  Osmium-,  Rhodium-  und  Ruthenium- 
salze als  Tonungsmittel. 

Unter  den  sogen.  Platinmetallen,  welche  Begleiter  der  natürlich  vorkommenden 
Platinerze  sind,  finden  sieh  mehrere,  welche  ähnlich  wie  Platin,  praktisch  als  Ton- 
bäder mit  grösserem  oder  geringerem  Erfolge  versucht  wurden,  wenn  sie  auch  in 
dieser  Hinsicht  weniger  Bedeutung  als  Gold  oder  Platin  erlangt  haben. 

Der  erste,  welcher  Ehodium-  und  Iridiumchlorid  zur  Bildtonung  versuchte, 
war  Sellon-),  und  später  griff  namentlich  Mercier  diese  Versuche  wieder  auf. 

Chlorpalladium  wurde  wiederholt  als  Tonbad  mit  Zusatz  von  Salzsäure 
Citronensäure,  event.  überdies  auch  mit  Eochsalzzusatz  empfohlen^),  und  zwar  vor 
dem  Fixiren;  der  Ton  wird  sepiabraun. 

A.  Kelly  und  H.  Hu  ml  ey  führten  das  Kaliumpalladiumchlorür  (luPdCli) 
als  Tonungsmittel  von  Sepia  bis  Schwarz  ein,  und  zwar  gemischt  mit  der  je  zehn- 
fachen Menge  von  Kochsalz  und  Citronensäure'*). 

Nach  Mercier  tont  Palladiumehlorür  schnell  schwarz”),  dagegen  wirken 
Ehodium-  und  Eutheni umsalze  als  Tonbäder  für  Silberbilder  schlecht.  Iridium- 


1)  Phot.  Corresp.  1896;  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  238. 

2)  Phot.  Archiv  1864.  S.  312.  Sellon  erhielt  mit  Ehodiumchlorid  braune  Töne, 
mit  Iridium  aber  geringe  Tonung,  was  mit  den  späteren  Versuchen  Mercier’s  nicht 
übereinstimmt,  welcher  mit  Ehodiumnatriumchlorid  schlechte  gelbliche  Töne,  mit 
Iridiumkaliumchlorid  (1,5  g desselben,  0,15  g neutrales  Natriumtartrat  und  100  ccm 
Wasser  werden  2 Minuten  gekocht,  dann  400  ccm  Wasser  und  10  g Essigsäure  zu- 
gefügt) aber  violettschwarze  Töne  (ähnlich  der  Goldtonung)  erhielt  (Mercier,  Virages 
et  fixages  1893.  Bd.  2,  S.  19). 

3)  Fourtier  (Phot.  Nachriehteu  1891.  S.  332;  Eder's  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1892. 
S.  448)  wäscht  Copien  auf  gesilbertem  Salzpapier  mit  Wasser,  badet  in  einprocen- 
tiger  Sodalösung,  wäscht  mit  Wasser  und  tont  in  einprocentiger  Chlorpalladiumlösuug, 
die  etwas  Salzsäure  enthält. 

4)  Edwards,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  484. 

5)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  432. 

6)  Mercier  mischt  2 Thl.  Palladiumehlorür,  2 Thl.  Chlornatrium,  10.0  Thl. 
Wasser  und  20  Thl.  Essigsäure  („Virages  et  fixages“). 


Die  Praxis  des  Vergoldens,  Platinirens  und  unechten  Tonens  n.  s.  w.  ß7 

bäder  wirken  analog  den  Goldbädern,  und  Osmiums alze^)  tonen  mit  sepia- 
brauner Farbe. 

K.  Schwefeltonung.  Tonbäder  ohne  Gold  oder  andere  Edelmetalle, 

Tonbäder  für  Silbercopien  ohne  Gold. 

I.  Scbwefeltonbäder.  Gelegentlich  der  geschiebtlichen  Schilde- 
rung des  „Schönens“,  „Tonens“  oder  „Dunkelfärbens“  der  Silberbilder 
(s.  S.  5)  wurde  erwähnt,  dass  die  sogen.  „Schwefeltonung“  älter  ist, 
als  die  Goldtonung,  dass  aber  ihre  Unbeständigkeit  schon  vor  40  Jahren 
bekannt  war.  (Ueber  Haltbarkeit  der  Silbercopien  s.  weiter  unten.) 

Trotzdem  tauchten  später  verschiedene  Varianten  von  Vorschriften 
oder  Präparaten  zur  Schwefeltonung  auf,  welche  meistens  von  Händlern 
mit  photographischen  Chemikalien  stammten  und  die  Ersparniss  der 
theuren  Goldpräparate  im  Auge  hatten,  ohne  aber  auf  die  enorm  wichtige 
Haltbarkeit  der  Copien  Eücksicht  zu  nehmen. 

Als  die  Emulsions- Auseopirpapiere  um  das  Jahr  1890  an  Verbreitung  enorm 
gewannen  und  der  günstige  Einfluss  von  Blei-  und  Alaunsalzen  auf  den  Tonungs- 
proeess  mit  goldhaltigen  Tonfixirbädern  bekannt  wurde,  beobachtete  man  neuer- 
dings die  Thatsache,  dass  die  erstgenannten  Salze  auch  bei  Abwesenheit  von 
Gold  die  Silbercopien  dunkel  färben,  was  bezüglich  der  bleihaltigen  Fixirnatronbäder 
übrigens  schon  viele  Jahre  lang  (s.  S.  5)  bekannt  war. 

Henry  Newton  beschrieb  im  „American  Annual  of  Phot,  for  1892“.  S.  43 
ein  Tonfixirbad  ohne  Gold,  bestehend  aus  10  Thl.  Wasser,  3 Thl.  Fixirnatron, 
gemischt  mit  16  Thl.  Wasser,  1 Thl.  Bleinitrat  und  Thl.  Alaun®),  und  im  Jahre  1895 
tauchten  Geheimmittel  auf,  welche  unter  verschiedenen  Namen  theuer  verkauft 
wurden,  aber  nach  Valenta’s  Analyse  nichts  anderes  als  citronensaures  und 
weinsaures  Blei  in  Form  eines  weissen  Pulvers  waren,  wovon  man  1 Proc.  zum 
Fixirbade  gab;  ja  sogar  Schwefelammonium  wurde  als  Geheimmittel  unter  dem  Namen 
„Thiotone“  verkauft,  um  die  flxirten  Bilder  dunkel  zu  färben’). 

Alle  diese  Schwefel -Tonungsmittel,  bei  welchen  Bleisalze  im  Fixirnatron  eine 
der  echten  Goldtonung  täuschend  ähnliche  Färbung  auf  Emulsionspapieren  hervor- 
bringen, geben  unhaltbare  Töne  (besonders  bei  kurzem  Fixiren)  und  sind  verwerflich. 

Aber  auch  bei  Abwesenheit  von  Bleisalzen  bann  das  Fixirnatron  in  einen  Zustand 
der  allmählichen  Zersetzung  gebracht  werden,  in  welchem  es  Silberbilder  durch  Bildung 
von  Schwefelsilber  dunkel  färbt  Da  die  untersehweflige  Säure  eine  sehr  schwache 
Säure  ist,  so  wird  sie  schon  von  verhältnissmässig  schwachen  Säuren,  z.  B.  Essigsäure, 
Weinsäure,  Citronensäure,  Borsäure  ausgetrieben  und  zerfällt  dann  unter  allmählichem 
Ausscheiden  von  Schwefel  und  Schwefeldioxyd  & O3  = S -|-  S 0).  Aehnlich 

wirkt  Alaun  So  0,.  AL  (S  O.J3  = AL  O3  -|-  S,,  -p  SSO-^  -j-  3 A’a.,  S OJ.  Der  im 


1)  Mercier  empfiehlt:  1,5  g Ammonium -Osmiumchlorür,  0,1  g Ealiumosmiat, 
15  g Essigsäure,  1 Liter  Wasser  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  517)  oder 
Zusatz  von  Natriumchlorat , Natriumsuccinat  und  Bernsteinsäure  (Mercier,  Virages 
et  fixages  1893.  Bd.  2,  S.  19). 

2)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  464.  — Aehnliche  andere  Vorschriften 
dieser  Art  s.  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894.  S.  434. 

3)  Phot  Corresp,  1895.  S.  8;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  485. 

5* 


68 


Vierter  Theil.  Fünftes  Capitel. 


Status  naseendi  ausgesehiedene  und  auf  das  Silberbild  wirkende  Schwefel  bildet 
schwarzes  Schwefelsilber,  welches  das  Bild  dunkel  färbt,  jedoch  unbeständig  ist, 
weil  es  an  Luft  und  Lieht  allmählich  vergilbt.  Deshalb  ist  die  Sehwefel- 
tonung,  welche  ganz  hübsche  Parbennuaneen  gibt,  für  die  Haltbarkeit  der  Bilder  ein 
sehr  gefährlicher  Feind. 

Da  nun  die  Pixirbäder,  welche  mit  Citronensäure,  Essigsäure  u.  s.  w.  angesäuert 
sind,  oder  solche,  welche  alaunhaltig  sind,  leicht  Anlass  zur  Schwefeltonung  geben, 
so  soll  dieser  Zusatz  vermieden  werden. 

Sehr  gefährlich  für  die  Haltbarkeit  der  im  Tonfixirbade  getonten  Silberbilder 
ist  der  Umstand,  dass  alte,  vielfach  gebrauchte  Bäder  trotz  ihres  gesunkenen  und  er- 
schöpften Goldgehaltes  noch  immer  die  Bilder  schön  purpursehwarz  (durch  Schwefel- 
tonung) färben  und  die  Bilder  dann  den  Keim  des  raschen  Verderbens  in  sieh  tragen; 
ebenso  schädlich  ist  mangelhaftes  Pixiren  durch  Erschöpfen  des  Fixirnatrongehaltes. 
Unachtsame  Operateure  oder  Ungeübte  erzielen  deshalb  häufig  mit  gemischten  Ton- 
fixirbädern  vergängliche  Copien,  welche  diese  Methode  in  Misscredit  brachten,  obschon 
diese  Art  der  Tonung  sehr  haltbare  Bilder  gibt,  wenn  man  die  Tonfixirbäder  nicht 
ungebührlich  ausnutzt. 

Echt  vergoldete  Silber bilder  unterscheiden  sieh  gegenüber  den 
durch  Sehwefeltonung  gefärbten  Silberbildern  nicht  nur  durch  ihre  grössere 
Haltbarkeit  im  Laufe  der  Monate  und  Jahre,  sondern  auch  durch  ihre  grössere  Be- 
ständigkeit gegen  chemische  Agentien:  Ozon  greift  z.  B.  gut  vergoldete  Silbercopien 
mässig  an,  während  die  sehwefelgetonten  Bilder  (ohne  Gold)  rasch  zerstört  werden 
(Valenta).  Kaliumbiehromathaltige  Fixirnatronbäder  schwächen  gut  vergoldete  Bilder 
mässig,  während  solche  ohne  Gold  darin  stark  (bis  zum  völligen  Verschwinden)  an- 
gegriffen werden  (Pabst).  Auch  wirkt  saurer  Kleister')  im  Laufe  der  Wochen  viel 
stärker  vergilbend  auf  Silberbilder  ohne  Gold  als  auf  vergoldete  Copien. 

II.  Eine  andere  Gruppe  goldfreier  Tonbäder  für  Silbercopien  besteht 
in  der  Verwendung  verschiedener  Metallsalze,  z.  B.  gibt  Wismuthnitrat  nach 
Balsamo")  den  Albuminbildern  einen  angenehmen,  braunen  Ton.  was  Mercier  unter 
Anwendung  eines  Bades  von  1 Liter  Wasser,  20  g Wismuthnitrat  und  100  ccm  Essig- 
säure bestätigte’').  — In  ähnlicher  Weise  wirkt  auch  ein  Gemisch  von  Chlorcobalt- 
und  Calciumaeetatlösung,  jedoch  muss  das  Gemisch  mehrere  Tage  lang  auf  die  Silber- 
bilder einwirken  ■*). 

Quecksilberchlorid  führt  die  Farbe  kräftig  copirter  und  vergoldeter  Bilder  in 
einen  carminrothen  Ton  über. 

Thiosinamin  gibt  auch  ohne  Goldsalze  nach  gewissen  Zusätzen  eine  Dunkel- 
färbung der  Aristopapier- Copien,  aber  die  Parbentöne  sind  nicht  hübsch’’). 

Thiosinamin  (5  Thl.)  gemischt  mit  Urannitrat  (1  Thl.)  und  Wasser  (500  Thl.) 
ertheilt  Celloidin-  und  Mattpapieren  einen  ausgesprochenen  Eöthelton,  welcher  durch 
naehheriges  Behandeln  mit  dem  bleihaltigen  Tonfixirbade  in  ein  tiefes  Sepiabraun 
übergeführt  werden  kann  (E.  Valenta“). 


1)  Z.  B.  absichtlich  mit  Essigsäurezusatz  gesäuerter  Stärkekleister. 

2)  Vergl.  Phot  Archiv  1892.  S.  354. 

3)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot  f.  1893.  S.  468. 

4)  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  468. 

5)  Liard,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  433. 

6)  Phot.  Corresp.  1894.  S.  118;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  490. 


SECHSTES  CAPITEL. 

DIE  PEAXIS  DES  FIXIRENS  DER  SILBERBILDER. 


Chemische  und  physikalische  Vorgänge  beim  Fixiren  von 

Silberbildern. 

Die  Copien  auf  Silberpapieren  müssen  von  den  unzersetzten  licht- 
empfindlichen Salzen  befreit  und  dadurch  gegen  weitere  Einflüsse  des 
Lichtes  beständig  gemacht  („fixirt“)  werden.  Das  Fixirmittel  darf  auf 
dem  Bilde  keinen  Stolif  zurücklassen,  der  die  Bildbestandtheile  im  Laufe 
der  Zeit  zersetzt  oder  ausbleicht,  ferner  soll  es  nur  auf  die  nicht  im 
Lichte  veränderten  Theile  einwirken  und  die  Bildstellen  nicht  oder  nür 
in  geringem  Grade  beeinflussen,  so  dass  die  Gradation  annähernd  er- 
halten bleibt. 

Als  Fixationsmittel  dienen  Lösungsmittel  für  Chlorsilber  und 
für  etwa  vorhandene  andere,  in  reinem  Wasser  unlösliche  Silbersalze, 
und  zwar  vor  allem  das  Natriumthiosulfat  (Fixirnatron,  unter- 
schwefligsaures Natron,  Natriumhyposulfit,  in  England  kurz- 
weg „Hypo“  genannt)  ==  Va2 'S'203  + 5i?2G,  welches  sein  Krystall- 
wasser  (das  beiläufig  die  Hälfte  seines  Gewichtes  ausmacht)  durch 
mässiges  Erhitzen  verliert,  ein  geringeres  Volumen  einnimmt  und  bei 
gleichem  Gewichte  doppelt  so  wirksam  ist;  es  kommt  seit  1893  in  den 
Handel  (durch  die  Aktiengesellschaft  für  Anilinfabrikation,  Dr,  Andresen, 
189.3),  wird  jedoch  im  positiven  Copirprocess  wegen  seines  höheren 
Preises  wenig  verwendet. 

Das  Fixirnatron  ist  das  einzige  Fixirmittel,  welches  sich  im  Positiv- 
process  auf  Auscopirpapier  in  der  Praxis  bewährt  hat.  Man  löst  1 Thl. 
Fixirnatron  in  10  Thl.  Wasser,  welche  Concentration  in  der  Praxis  sich 
am  besten,  sowohl  für  Albuminpapier,  Salzpapier  als  Emulsionspapier 
bewährt  hat^). 

1)  In  früheren  Jahren  wählte  man  die  Concentration  der  Fixirnatronbäder  stärker, 
nämlich  1:5,  weil  man  auf  Grund  der  Versuche  von  Davanne  und  Girard  (1859 
und  1860;  zusammengestellt  in  ihrem  Werbe  „Eeeherches  theoriques  et  pratiques  sur 
la  formation  des  epreuves  photographiques  positives.  Paris  1864“)  und  ihrer  Schluss- 


70 


Vierter  Theil.  Sechstes  Capitel. 


100  ccm  einer  Fixirnatronlösung  (1 : 10)  vermögen  ca.  4 g Chlor- 
silber aufzulösen  ^) , jedoch  darf  man  in  der  photographischen  Praxis  die 
Fixirbäder  niemals  dem  Sättigungspunkte  nähern,  um  der  Gefahr  mangel- 
hafter Fixirung  auszuweichen,  sondern  man  soll  diese  Bäder  nicht 
einmal  zur  Hälfte  ausnützen.  Demzufolge  kann  man  pro  100  ccm  Fixir- 
natronlösung  (1:10)  nicht  mehr  als  einen  Bogen  (45  X 5"^  cii^)  8'6- 
silbertes  Papier  fixiren,  d.  h.  man  rechnet  pro  Bogen  Silberpapier  je 
10  g Fixirnatron.  Diese  Zahl^)  ist  jedocb  eine  Minimalzahl,  und  man 
soll  bei  dem  billigen  Preise  des  Fixirnatrons  mit  diesem  Salze  nicht 
sparen,  sondern  pro  Bogen  gesilbertes  Papier  50  g Fixirnatron  (oder 
V2  Liter  Fixirbad  1 : 10)  rechnen. 

Werden  zu  viele  Bilder  im  Bade  fixirt,  oder  verwendet  man  altes  Fixir- 
natron, so  werden  die  Bilder  unhaltbar  und  vergilben  beim  Aufbewahren. 

Das  Chlorsilber  löst  sich  in  Fixirnatron  unter  Zersetzung,  indem 
sieb  Doppelsalze  von  Natriumthiosulfat  mit  Silberthiosulfat  bilden.  Bei 
Ueberschuss  von  Fixirnatron  entsteht  ein  Doppelsalz  von  Natriumsilber- 
thiosulfat,  welches  zwei  Molekel  des  ersteren  neben  einem  Molekel 
des  letzteren  enthält  {Ag^  2 Na^  2 H^O)  und  in  Wasser 

leicht  löslich  ist.  Bei  Gegenwart  von  wenig  Fixirnatron  bildet  sich  ein 
anderes  Doppelsalz  von  Natriumsilberthiosulfat,  welches  gleiche  Molekel 
beider  Salze  enthält  {Ag.^  O3  -j-  Na<i  O3  0)  und  schwer  im 
Wasser  löslich  ist.  Deshalb  wird  bei  Ueberschuss  von  Fixirnatron  leicht 
alles  Silbersalz  gelöst  und  beim  Auswaschen  vollständig  entfernt,  nicht 
aber  in  verdünnten  oder  alten  Fixirbädern.  Bleibt  im  Bilde  Silber- 

thiosulfat oder  sein  Doppelsalz  zurück,  so  vergilben  die  Weissen,  indem 
das  Salz  sich  von  selbst  (besonders  aber  im  Lichte)  verändert  und 
Schwefelsilber  gibt®);  später  werden  auch  die  dunklen  Bildstellen  zum 
Vergilben  gebracht. 


folgeruDgen  damit  eine  besonders  vollkommene  Fixirung  in  10  bis  15  Minuten  (bei 
Albuminpapier)  erzielen  wollte.  Die  Erfahrungen  der  Praktiker,  sowie  neuere  analytische 
Versuche  von  Haddon  und  Grundy  (Brit.  Journ.  of  Phot.  1897.  S.  474)  zeigten, 
dass  sieh  dasselbe  mit  zehnproeentigen  Bädern  in  10  Minuten  erreichen  lässt,  somit 
grössere  Concentration  überflüssig  ist;  sogar  Fixirbäder  1;20  sind  noch  zulässig,  und 
bei  gewissen  Sorten  von  Papieren,  deren  Halbtöne  stark  angegriffen  werden,  sind  so 
schwache  Bäder  sogar  am  Platze,  ünnöthig  starke  Bäder  bringen  mitunter  Nachtheile 
(Blasenziehen  der  Schicht,  Schädigung  der  Brillanz  des  Bildes  u s.  w.)  mit  sieh. 

1)  Coneentrirtere  oder  verdünntere  Lösungen  besitzen  ein  ihrer  Concentration 
proportionales  Lösungs vermögen. 

2)  Dieselbe  Zahl  nehmen  Eobinson  und  Abney  an  (Art  and  Pratice  of  Silver- 
prlnting.  S.  93). 

3)  Davanne  und  Girard,  Kreutzer  s Zeitschr.  f.  Phot.  1860.  S.  316. 
Barreswil  und  Davanne,  Phot.  Chemie.  1863.  S.  351. 


Die  Praxis  des  Pixireus  der  Silberbilder. 


71 


Alte  Fixirbäder  oder  solche,  welche  der  Sättigung  durch  gelöste 
Silbersalze  nahe  sind  oder  solche,  welchen  Säuren  zugefügt  wurden, 
zersetzen  sich  allmählich  unter  Schwefelausscheidung;  dadurch  wird  der 
Keim  zum  Vergilben  der  Copien  gelegt,  selbst  wenn  sie  anfangs  einen 
hübschen  Farbenton  zeigen. 

Da  kalte  Fixirbäder,  welche  dem  Gefrierpunkt  nahe  sind,  das  Chlor- 
silber schwer  auflösen,  so  soll  deren  Temperatur  durchschnittlich  nicht 
unter  17  bis  20  Grad  C.  sein,  wenn  man  einer  vollkommenen  Fixirung 
sicher  sein  will. 

Gewöhnlich  nimmt  mau  an,  dass  metallisches  Silber  in  Pixirnatronlösung  un- 
löslich ist;  dies  ist  jedoch  nicht  streng  richtig,  denn  starke  Pixirnatronlösung  vermag 
nach  mehrtägiger  Einwirkung  kleine  Mengen  von  metallischem  Silberpulver  aufzulösen 
(Sexton,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  489),  jedoch  erfolgt  diese  Ab- 
sehwächung  nur  bei  Luftzutritt  (Haddon  und  Grundy,  Eder’s  Jahrbuch  f. 
Phot  f.  1897.  S.  415),  indem  wahrscheinlich  zuerst  Schwefelsilber  entsteht,  welches 
sieh  durch  den  Luftzutritt  zu  Silbersulfat  oxydirt,  das  im  Pixirnatron  löslich  ist 
(Haddon  und  Grundy).  Aus  dieser  Thatsache  erklärt  es  sich,  dass  Silbereopien 
in  eoneentrirten  Pixirbädern  bei  sehr  langer  Einwirkung  allmählich  an  Kraft  ver- 
lieren, weshalb  man  in  der  Praxis  die  Pixirdauer  längst  auf  10  bis  15  Minuten 
erfahrungsgemäss  beschränkt.  — Zusatz  von  gewissen  sauerstotfreiehen  Substanzen 
(z.  B.  Bichromate)  befördert  die  auflösende  Wirkung  des  Pixirnatrons  aber  so  enorm, 
dass  die  Silberbilder  stark  geschwächt  oder  sogar  ganz  aufgelöst  werden  können  (s.  S.  72). 

lieber  das  Waschen  der  fixirten  Bilder,  sowie  über  chemische  und 
physikalische  Hilfsmittel  zur  Eliminirung  der  letzten  Spuren  von  Pixir- 
uatrou  s.  S.  92. 

Zusätze  zum  Pixirnatronbade. 

Past  allgemein  verwendet  man  das  Pixirnatron  in  neutralem  Zustande,  ohne 
weitere  Zusätze.  Zusatz  von  Säuren  wird  im  Allgemeinen  sorgfältig  beim  Copirproeess, 
nsbesondere  beim  Albumin-,  Celloidin-  und  Aristocopirverfahren  vermieden,  weil  sie 
das  Pixirnatron  zersetzen  und  die  Haltbarkeit  der  Copien  gefährden  0- 

Dagegen  hat  der  Zusatz  von  alkalischen  Substanzen  zum  Pixirbade  Anwendung 
in  der  Praxis  gefunden,  da  dieser  Zusatz  eine  etwaige  saure  Eeaction  des  Pixirbades, 
welche  zur  Bildung  von  Schwefelsilber  Veranlassung  geben  könnte,  entfernt  und 


1)  Die  saure,  alkalische  oder  neutrale  Eeaction  des  Pixirbades  übt  einen  Einfluss 
auf  die  Parbe  des  Bildes.  Es  war  schon  Blanquart  bekannt,  dass  angesäuerte  Pixir- 
natronbäder  dem  Bilde  (auf  Salzpapier)  intensive  violette  oder  schwarze  Parbe  ertheileii 
(z.  B.  Essigsäure),  während  einige  Tropfen  Ammoniak  den  Parbenton  ins  Eöthlich- 
braune  verwandeln  (s.  S.  5).  Die  Säuren  zersetzen  das  Pixirnatron  unter  allmählicher 
Ausscheidung  von  Schwefel  und  bewirken  sogen.  „ Schwefeltonung“  der  Copien 
(s.  S.  67).  Saure  Sulfite  (z.  B.  Natriumbisulfit)  machen  das  Pixirbad  ohne  Zersetzung 
sauer  und  beeinflussen  aber  trotzdem  die  Parbe  der  Copien,  was  man  z.  B.  beim 
Arbeiten  mit  Harzpapier  benutzt;  weil  neutrales  Natriumsulfit  mit  Säuren  zunächst 
saures  Sulfit  gibt,  welches  das  Pixirbad  nicht  zersetzt,  kann  neutrales  Sulfit  als  cou- 
servirender  Zusatz  für  Pixirbäder,  in  welchen  saure  Papiere  fixirt  werden  sollen, 
dienen  (s.  S.  66  und  72). 


72 


Vierter  Theil.  Sechstes  Capitel. 


günstig  gegen  das  Blasenziehen  des  Albuminpapieres  wirkt.  Von  derartigen  Substanzen 
empfiehlt  sich  am  besten  Zusatz  von  etwas  Ammoniak^),  z.  B.  Proc. , so  dass 
das  Fixirbad  danach  riecht.  Aehnlich  wirkt  Ammoniumcarbouat’^).  Natrium- 
carbonat^),  Natriumbicarbonat^),  kleine  Mengen  Aetzkali“)  werden  jedoch 
nur  selten  angewendet.  Mercier  fügt  5 Proc.  Natriumsulfit  dem  Fixirbade  für 
Papierbilder  zu,  da  es  stets  schwach  alkalisch  reagirt  und  etwa  vorhandene  Säuren 
abstumpft,  ohne  einen  Schwefelniederschlag  zu  geben®);  später  empfahl  Mercier  den 
Zusatz  von  Ammonium-  oder  Natriumacetat,  die  Ausscheidung  von  Schwefel  aus 
angesäuertem  Fixirnatron  verhindern '),  was  aber  nicht  zutrifft  (Eder)  und  das  Natrium- 
sulfit nicht  zu  ersetzen  vermögen,  dessen  Gehalt  sogar  auf  10  Proc.  gesteigert  werden 
kann  und  sowohl  zum  Fixiren  von  vergoldeten,  wie  platinirten  Bildern  dienen  kann. 

Ueber  Zusatz  von  Bleisalzen  zum  Fixirbade  s.  S.  67. 

Zusatz  von  Bichromat  zum  Fixirnatron  bewirkt  rasches  Abschwächen (Auflösen) 
der  Silbercopien,  wie  J.  Pabst  fand  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  491),  weshalb 
man  Zusatz  von  0,2  Proc  Ammonium-  oder  Kaliumbiehromat  als  kräftig  wirkender 
Abschwächer  für  übercopirte  Bilder  sowohl  vor  als  nach  dem  Vergolden  verwenden 
kann.  — Ebenso  ist  Fixirnatron  mit  Ferridcyankalium  ein  starker  Abschwächer 
(Farmer);  auch  Uranylsalze  im  Fixirbade  schwächen  stark®).  — Jodkalium  im 
Fixirbad  wirkt  gleichfalls  stark  abschwächend ®). 


Das  von  Spiller  empfohlene  (Phot.  Archiv  1868.  S.  62)  und  später  von 
Labarre  (Phot.  Archiv  1892)  angegebene  Ammouiumthiosulfat  (unterschweflig- 
saures  Ammoniak)  bietet  keinerlei  Vortheile  vor  dem  Fixirnatron  (Valenta,  Eder's 
Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  281),  ist  kostspieliger  und  schwerer  rein  herzustellen  und 
deshalb  nicht  empfehlenswerth. 


Andere  Fixirmittel  haben  sich  nicht  bewährt:  Cyankalium ^®),  welches  im 
Collodion-Negativprocess  mit  Hervprrufung  sieh  gut  bewährt,  frisst  die  Halbtöne  der 


1)  Bereits  von  Snelling  (Dictionary  of  Phot.  1854.  S.  7)  vorgeschlageu , weil 
es  reine  Weissen  giebt.  — In  neuerer  Zeit  mehrfach  empfohlen,  z.  B.  von  Bur  ton 
(Jost’s  Rathgeber  für  den  Positivprocess  1897.  S.  78);  Haddon  undGrundy  (Brit. 
Journ.  of  Phot.  1897.  S.  474)  u.  A. 

2)  Co  Oper,  Phot.  Corresp.  1876.  S.  80. 

3)  Dr.  Jost,  Phot.  Corresp.  1887.  S.  286. 

4)  Davanne  und  Girard  empfahlen  (Phot.  News  1859  bis  1860;  Brit.  Journ. 
of  Phot.  1897.  S.  474)  ein  Bad  von  1000  Thl.  Wasser,  100  Thl.  Fixirnatron,  lOThl.  Soda 
bicarbonica  und  25  Thl.  Kochsalz;  das  Kochsalz  sollte  die  Bildung  von  schwer  lös- 
lichem, zurückbleibendem  Natriumthiosilbersulfat  hindern  und  das  .Alkali  die  Säuren 
neutralisiren.  — Kochsalzzusatz  wurde  später  auch  von  Mercier  empfohlen  (Eder's 
Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S 470). 

5)  Spencer  und  Pickering. 

6)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1892.  S.  436. 

7)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  470. 

8)  Urannitrat  und  Fixirnatron  schwächt  stark  Silbercopien  (Valenta,  Eder's 
Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S 468). 

9)  Lainer,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  467. 

10)  Es  fixirt  nach  der  Gleichung:  AgCl-\-2KCy  = KCl-\-  AgCy-KCy,  d.  h.  es 
entsteht  das  in  Wasser  leicht  lösliche  Kaliumsilbercyanid. 


Die  Praxis  des  Pixirens  der  Silberbilder. 


73 


Papierbilder  stark  an.  — Ammoniak  würde  nur  in  eoncentrirtem  2^ustande  sicher 
wirken  1)  und  schädigt  dann  die  Leimung  des  Papieres.  Chloride  (z.  B coneentrirte 
Kochsalzlösung  oder  Magnesiumchlorid®)-Lösuug  bewirken  wohl  bei  Salzpapier 
oder  Celloidinpapier,  nicht  aber  bei  Albuminpapier  eine  sichere  Auflösung  von  Chlor 
Silber,  müssen  aber  enorm  eoncentrirt  und  in  riesigem  Ueberschuss  angewendet  werden, 
da  z.  B.  eine  coneentrirte  Magnesiumchloridlösung  (1:2)  kaum  mehr  Chlorsilber  auf- 
zunehmen vermag,  als  eine  einproeentige  Fixirnatronlösung  ■*).  Dagegen  wird  das 
Lösungsvermögen  gesättigter  Chloridlösungen  beträchtlich  erhöht,  wenn  man  ihnen  nur 
ganz  kleine  Mengen  Pixirnatron  zusetzt ^),  aber  derartige  Pixirmittel  dürften  keinerlei 
Vortheile  vor  reinen  Pixirnatronbädern  mit  sieh  bringen. 

Ehodanammonium  • Cy S = Sehwefeleyanammonium)  oder  das  Kalium- 

oder analoge  Ehodanide,  z.  B : Ehodankalium,  Ehodanealeium,  Ehodanbaryum,  Ehodan- 
aluminium,  lösen  Chlorsilber  nach  der  Gleichung: 

2 NB:^ -CyS+  AgCl==AgCyS- (NH^)  CyS^  NH,  CI. 

Die  Lösung  wird  aber  bei  Zusatz  von  viel  Wasser  unter  Abscheidung  von  unlös- 
lichem Silberrho danid  (AgCyS)  getrübt,  weshalb  man  zwei  solcher  Pixirbäder  hinter- 
einander anwenden  muss.  Dies  erkannte  bereits  Meynier,  welcher  im  Jahre  1863 
das  Ehodanammonium  als  Pixirmittel  verschlug  (Phot.  Archiv  1863.  S.  105,  154 
und  159)  und  anfangs  Lösungen  12:100,  später  aber’)  Lösungen  von  35  Thl. 
Ehodanid  in  100  Thl.  Wasser  mit  Zusatz  von  0,2  Proc.  Ammoniak  mit  einer  Pixirdauer 
von  10  resp.  5 Minuten  vorsehrieb.  Ehodankalium  löst  Chlorsilber  weniger  als  das 
Ammoniumsalz,  auch  das  Calcium-  oder  Baryumsalz  zeigen  keine  Vortheile,  dagegen 
zeigt  das  Ehodanaluminium  ein  etwas  besseres  Lösungsvermögen  als  das  Ammonium- 
salz (Valenta).  Die  umständliche  Pixirung  mit  zwei  Bädern,  die  Thatsache,  dass 
coneentrirte  Ehodanidlösung  Gelatineschiehten  von  gelatinirten  Papieren  schon  in  der 
Kälte  auflöst,  und  der  viel  höhere  Preis  dieser  Pixirungsmethode  sind  die  Ursache,  dass 
man  sie  aufgab;  wohl  aber  spielen  die  Ehodanide  bei  der  Herstellung  von  Ton-  und 
Tonfixirbädern  eine  sehr  grosse  Eolle  — Ehodanammonium  mit  Kaliummono- 
ehromat  ist  ein  kräftiger  Abschwächer  für  zu  stark  copirte  Silbercopien ®) , ebenso 
ein  Gemisch  mit  Perridcyankalium '). 

Verdünnte  Ehodanammoniumlösungen  lösen  unverhältnissmässig  weniger  Chlor- 
silber, als  eoneentrirtere,  z.  B.  lösen  100  Thl.  einer  Ehodanammoniumlösung  (5:100) 


1)  Ammoniak  wurde  als  Pixirmittel  von  Humbert  de  Molard  im  Jahre  1851 
vorgesehlagen  (Bull.  Soe.  d’encouragement  1851;  Bull.  Soc.  frane.  1855.  S.  104); 
später  von  M.  Wilson  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894.  S 410).  — Ueber  das 
Lösungsvermögen  des  wässrigen  Ammoniaks  s.  Valenta  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot, 
f.  1895.  S.  280):  100  Thl.  einer  dreiprocentigen  Ammoniakflüssigkeit  vermögen  1,4  Thl. 
Chlorsilber,  100  Thl.  einer  15proeentigen  Ammoniakflüssigkeit  7,58  Thl.  Chlorsilber 
zu  lösen. 

2)  Vorgesehlagen  von  Liesegang  (Phot.  Archiv  1890.  S.  76). 

3)  E,  Valenta  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  282).  100  Thl.  concentrirter 
Magnesiumchloridlösung  (1:2)  lösen  0,5  Thl.  Chlorsilber. 

4)  Saint-Plorent  empfiehlt  als  Fixirer  für  Chlorsilbercopien  eine  Lösung  von 
100  ccm  gesättigter  Kochsalzlösung  und  6 bis  8 Tropfen  gesättigter  Pixirnatronlösung, 
worin  die  Bilder  4 bis  5 Stunden  lang  bleiben  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  416). 

5)  Bull.  Soe.  frane.  1865.  S.  182. 

6)  Pabst  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  417). 

7)  Haddon  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1892.  S.  408). 


74 


Vierter  Tlieil.  Sechstes  Capitel. 


nur  0,08  g Chlorsilber,  einer  Lösung  10:100  0,54  g Chlorsilber  und  einer  noch  stärkeren 
Lösung  (15:100)  aber  2,88  g Chlorsilber  (Valenta).  — Aehnliehe  Angaben  machten 
Davanne  und  Girard  (Bull.  Soe.  franc.  1863.  S.  13). 

Das  Natrium  Sulfit  (A^a.2  SO3)  wurde  von  Abney  (1885)  als  Pixirmittel  erkannt 
es  hat  jedoch  nicht  dieselbe  auflösende  Kraft  für  Chlorsilber  als  Fixirnatron,  sondern 
steht  hinter  diesem  zehnmal  zurück-).  Noch  schlechter  wirkt  Ammoniumsulfit. 

Thiosinamin^)  (Allylsulfoharnstoff  CS  NH.^  NH — löst  in  ein-  bis 
zehnproeentiger  Lösung  das  Chlorsilber  (nicht  aber  das  Brom-  und  Jodsilber)  ebenso 
gut  wie  Pixirnatron.  Alkalien  zersetzen  die  Lösung  unter  Ausscheidung  von  Schwefel- 
silber.  Diese  Eigenschaft,  sowie  der  sehr  hohe  Preis  des  Präparates  stehen  der 
praktischen  Verwendung  entgegen  ‘). 

Sulfoharnstoff  (Thioearbamid)  ist  aus  ähnlichen  Gründen  wie  Thiosinamin 
trotz  seiner  lösenden  Eigenschaft  für  Chlorsilber'’)  als  Pixirmittel  für  Silbereopien 
nicht  verwendbar.  Thioearbamid  mit  Urannitrat  wirkt  schwächend  auf  Silbereopien®). 

1)  Phot.  News.  1885  (28.  Mai,  5.  Juni,  12.  Juli),  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f. 
1887.  S.  39). 

2)  Valenta,  Eder's  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  281.  — 100  Thl.  einer  Natrium- 
sulfitlösung (1:10)  lösen  0,44  Thl.  Chlorsilber;  100  Thl.  einer  stärkeren  Lösung  (1:5) 
lösen  0,95  Thl.  Chlorsilber. 

3)  Will  erkannte  vor  circa  40  Jahren  die  Löslichkeit  des  Chlorsilbers  in 
Thiosinamin  (Pehling’s  Handwörterb.  d.  Chemie  1857.  Bd.  I,  S.  576).  — ß.  E.  Liese- 
gang schlug  es  (1893)  als  Pixirmittel  vor  (Eder's  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894.  S.  133 
und  410). 

4)  Valenta,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1894.  S.  411.  — 100  Thl.  einer  Lösung 
von  Thiosinamin  (1:100)  lösen  0,40  Thl.  Chlorsilber;  100  Thl.  einer  Lösung  5:100 
lösen  1,90  Thl.  Chlorsilber;  und  100  Thl.  einer  Lösung  10: 100  lösen  3,90  Thl.  Chlorsilber. 

5)  100  Thl.  einer  zehnprocentigen  Sulfoharnstofflösung  vermögen  nur  0,83  Thl. 
Chlorsilber  zu  lösen  (Valenta),  das  Lösungsvermögeu  ist  somit  ein  mässiges. 

6)  Valenta,  Eder's  .Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  468. 


SIEBENTES  CAPITEL. 


ATELIER  UND  LABORATORIUM  FÜR  DEN  COPIR- 
PROCESS.  — ÜBER  DAS  PRÄPARIREN  DER  PAPIERE.  — 
AMMONIAK-RÄUCHERUNG.  — COPIREN  UND  WASCHEN. 
— AUFKLEBEN  UND  SATINIREN. 


I.  Das  Copir- Atelier. 

Zum  Copiren  kanu  ein  Glashaus  (Copir -Atelier)  dieueu,  ähulich  wie  es  für 
Negativaufnahmeu  verwendet  wird;  die  Dimensioneu  richten  sieh  hauptsächlich  nach 
speeiellen  Bedürfnissen.  Es  soll  dafür  gesorgt  sein,  dass  die  Bahmen  nicht  nur  au 
der  Seite  einer  verticalen  Glaswand  aufgestellt  w'erden  können,  sondern  es  soll  auch 
möglich  sein,  die  horizontal  liegenden  Copirrahmen  dem  Lichte  auszusetzen.  Es  ist 
wünschenswerth , dass  man  im  Copir- Atelier  sowohl  Sonnenlicht  als  auch  zerstreutes 
flimmelslicht  zur  Verfügung  hat.  Die  Einrichtung  derartiger  Copir- Ateliers  ist  in 
Ed  er 's  „Atelier  und  Laboratorium  des  Photographen“  (1893.  — Ergäuzungsband  zu 
Eder’s  Ausführl.  Handbuch  der  Photographie.  Halle  a.  S.)  ausführlich  beschrieben. 
In  Ermangelung  von  Copir- Ateliers  kanu  mau  auch  an  breiten  Fenstern  oder  auf  flachen 
Terrassen  arbeiten. 

II.  Die  Dunkelkammer. 

Da  die  zum  Auscopirproeess  bestimmten  Papiere  eine  viel  geringere  Lieht- 
empfindlichkeit  besitzen,  als  die  im  Negativproeess  verwendeten  Bromsilbergelatine- 
Platten  oder  dergl.,  und  die  Empfindlichkeit  gegen  Eoth,  Gelb  und  Gelbgrüu  verhältniss- 
mässig  sehr  gering  ist,  so  kann  die  Präparation  derartiger  Papiere  in  Bäumen 
geschehen,  welche  mit  hellgelben  Fensterscheiben  verglast  oder  mit  eben  solchen 
Laternen  erhellt  sind;  auch  grüne  mit  einer  gelben  Scheibe  eombinirte  Gläser  gewähren 
befriedigenden  Schutz,  jedoch  zieht  der  Verfasser  hellgelbes,  mattirtes  Glas  vor.  Man 
kanu  auch  bei  Lampenlicht  oder  schwachem  Gaslicht  arbeiten,  da  diese  Lichtquellen, 
zufolge  ihrer  Armuth  an  violetten  und  ultravioletten  Strahlen,  auf  Chlorsilberpapier 
wenig  wirken.  Wird  in  der  Dunkelkammer  Collodion  verarbeitet,  so  muss  für  besonders 
gute  Ventilation  gesorgt  werden,  um  die  Alkohol- Aetherdämpfe  zu  beseitigen;  auch 
empfiehlt  sieh  (zur  Vermeidung  von  Feuersgefahr)  die  Verwendung  von  elektrischem 
Glühlieht.  Aber  auch,  wenn  man  nur  mit  fertig  präparirten  Papieren  manipulirt,  soll 
die  Dunkelkammer  eine  weder  allzufeuehte  noch  allzutroekene , heisse  Luft  enthalten, 
weil  Extreme  in  Feuchtigkeitsgehalt  und  Temperatur  für  den  normalen  Verlauf  des 
Copirens  nachtheilig  sind. 


76 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


III.  Auf  bewahren  von  Kohpapier  und  von  photographischem 

Papier. 

Die  photographischen  Eohpapiere,  Salzpapier,  besonders  aber  Albumin- 
papier, sind  am  besten  in  flach  gelegtem  Zustande  aufzubewahren, 
weil  flache  Bogen  sich  leichter  auf  Silberbädern  silbern  lassen  als  gerollte. 
Der  Aufbewahrungsraum  soll  trocken  und  kühl  sein.  Will  man  Albumin- 
papier in  gerolltem  Zustand  aufbewahren,  so  soll  stets  die  albuminirte 
Seite  nach  aussen  kommen,  weil  sonst  viele  kleine  Eisse  entstehen; 
bei  Salzpapier  ist  die  Seite,  nach  welcher  man  rollt,  ziemlich  gleichgültig, 
ln  allzutrockenen,  heissen  Eäumen  wird  das  Albuminpapier  hornartig, 
stösst  das  Silberbad  ab  und  gibt  flaue  Copien. 

IV.  Manipulationen  beim  Präpariren  der  Papiere  in  Bädern 

(Silbern  u.  s.  w.). 

Sowohl  zum  Zwecke  des  Salzens  und  Leimens,  als  auch  des  Silberns 
pflegt  man  die  Papiere  in  der  Eegel  auf  den  entsprechenden  Plüssigkeits- 
bädern  schwimmen  zu  lassen.  Das  Leimen  und  Salzen  geschieht  wohl 
auch  häutig  durch  Aufstreichen  mittels  eines  Schwammes  oder  mittels 
Pinsels  (s.  Capitel  IX),  aber  das  Silbern  erfolgt  fast  stets  nur  durch 
Schwimmenlassen  des  Papieres  auf  der  Oberfläche  einer  Silberlösung; 
diese  Operation  nennt  man  das  Empfindlichmachen  oder  Sensibilisiren 
des  Papieres. 

Da  diese  Methode  des  Silberns  von  Auscopirpapieren  (Salz-  oder 
Albuminpapier)  charakteristisch  für  derartige  Manipulationen  ist,  so  soll 
sie  hier  näher  beschrieben  werden. 

Das  Silberbad  wird  in  eine  sorgfältig  gereinigte  Porzellan-  oder 
Papiermache -Tasse,  ungefähr  1 cm  hoch,  gegossen  und  das  Papier,  wie 
in  Fig.  3 gezeigt  ist,  aufgelegt,  indem  man  es  an  den  Eändern  oder 
an  den  Ecken  fasst,  nach  unten  biegt  und  auf  das  Silberbad  legt,  wobei 
man  die  Mitte  zuerst  und  dann  die  Enden  allmählich  herabsenkt.  Um  sich 
nicht  allzusehr  die  Finger  zu  beschmutzen  und  auch  die  Flecke  zu  ver- 
meiden, welche  durch  Berührung  der  Hängeklammern  entstehen  würden, 
ist  es  gut,  wenn  man  eine  Ecke  des  Blattes  auf  biegt.  Dadurch  bleibt 
diese  Ecke  des  Papieres  von  der  Silberlösung  unberührt,  und  man  kann 
dasselbe  dabei  anfassen. 

Da  in  der  Eegel  einzelne  Luftbläschen  an  der  Schicht  hängen 
bleiben,  welche  beseitigt  werden  müssen,  so  hebt  man  das  Papier  an 
einer  Ecke  langsam  auf,  sieht  nach  und  entfernt  etwa  vorhandene  Luft- 
bläschen durch  Auf-  und  Niedersenken  oder  Berühren  mit  einem  Horn- 
spatel oder  Daraufblasen.  Auf  die  Eückseite  des  Papieres  darf  kein 
Silberbad  kommen. 


Atelier  und  Laboratorium  für  den  Oopirprocess  u.  s.  w. 


77 


Das  Albuminpapier  bleibt  ungefähr  2 bis  5 Minuten  auf  dem  Silberbade; 
Salzpapier  kürzer.  Bei  zu  langem  Schwimmen  auf  dem  Silberbade  dringen  die 
Chemikalien  zu  tief  in  die 
Schicht  ein,  und  dann  entsteht 
das  Bild  mehr  im  Innern, 
was  dessen  Brillanz  abträg- 
lich ist.  Bei  feuchtem  Wetter 
kann  die  Schwimmdauer  ab- 
gekürzt werden,  während  sehr 
trockene  Papiere  die  Flüssig- 
keit schwieriger  annehmen. 

Das  sensibilisirte  Pa- 
pier wird  langsam  vom 
Silberbade  aufgehoben, 
damit  möglichst  wenig 

davon  mechanisch  hängen  Fig.  s.  siibom  des  Papicres. 

bleibt.  Man  kann  an  der 

einen  Seite  der  Tasse  ein  Glaslineal  auf  legen  und  das  Papier  darüber  ziehen, 
damit  der  Ueberschuss  der  Flüssigkeit  abgestreift  wird,  oder  einen  Glas- 


Pincette. 


Klammern  zum  Aufhängen  des  Papieres. 


stab  nach  Fig.  4 anbringen,  dessen  Enden  mit  Schnüren  umschlungen 
und  an  der  Tischplatte  angeheftet  sind.  Dadurch  wird  der  Verlust  an 
Silberbad  durch  Abtropfen  vermindert. 


78 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


Zum  Anfassen  des  gesilberten  Papieres  kann  man  sieh  der  Horn-Pineetten 
(Fig.  5)  bedienen. 

Die  Klammern,  um  Papier  aufzuhängen,  bestehen  aus  zwei  durch  Kautsehuk- 
streifen  (Fig.  6)  oder  Metallfedern  (Fig.  7,  8,  und  9)  zusammengehaltenen  Holzstüekehen. 
Die  präparirten  Papiere  werden  mittels  dieser  Klammern  auf  Schnüren  aufgehängt. 


Kleine  Papiere  kann  man  nur  an  einer  Ecke  aufhängen  (Fig.  10),  besser  ist  es  jedoch 
(namentlich  bei  grössereren  Formaten),  das  Papier  an  zwei  Ecken  zu  befestigen  (Fig.  11), 
weil  es  nicht  so  leicht  ausreisst  und  sich  beim  Trocknen  nicht  so  sehr  rollt,  oder  man 
spannt  das  Papier  mittels  einer  Drahtfeder  (Fig.  12).  An  die  Abtropfecke  drückt  man 
ein  Stückchen  Fliesspapier. 

Das  Papier  trocknet  bei  gewöhnlicher  Temperatur  rasch;  es  soll  ganz  trocken 
sein,  weil  nasse  Stellen  das  Entstehen  brauner  Flecken  (Silberflecken)  am  Negativ 
verursachen  und  letzteres  verderben^). 


y.  Räuchern  mit  Ammoniak. 

Wenn  man  trockenes  gesilbertes  Salzpapier  oder  Albuminpapier  durch 
einige  Minuten  den  Dämpfen  von  Ammoniak  aussetzt,  so  wird  dieses 
von  den  Silberverbindungen  absorbirt  und  bewirkt,  dass  das  Papier  rascher 
und  brillanter  copirt  und  die  Abdrücke  leichter  im  Goldbade  tonen-). 

1)  Man  kann  oberflächlich  trockenes  Papier  an  zwei  entgegengesetzten  Seiten 
(Albuminschicht  nach  aussen)  zusammenbiegen  und  in  ein  entzwei  geschnittenes 
cy linderartiges  Holzstüek  einklemmen;  es  trocknet  dann,  ohne  zu  rollen  (Phot. 
News.  1884.  S.  368,  mit  Figur). 

2)  Das  Räuchern  des  gesilberten  Albuminpapieres  mit  Ammoniak  wurde  zuerst 
von  E.  Le  Grice  in  Aachen  im  Jahre  1857  in  seiner  Brochure  „Erfahrungen  auf 
dem  Gebiete  der  praktischen  Photographie“,  S 100  angegeben;  er  erwähnt,  dass  die 
Empfindlichkeit  steige  und  die  Vergoldung  leichter  vor  sieh  gehe. 


Atelier  imd  Laboratorium  für  den  Copirproeess  u.  s.  w.  79 

Die  Ammoniakräucherung  bringt  für  Salz-,  Arrow -root-,  Harzpapier  u.  s.  w. 
Erhöhung  der  Kraft  und  Empfindlichkeit  und  leichteres  Vergolden  mit 
sich  und  wird  deshalb  oft  angewandt,  wenn  sie  auch  entbehrlich  ist. 
Bei  Albuminpapier  und  Emulsionspapieren  wird  wohl  die  Empfindlichkeit, 
nicht  aber  die  Kraft  der  Copien  erhöht.  Normal  gesilberte  Albumin- 
papiere werden  mitunter  mit  Ammoniak  geräuchert,  jedoch  sieht  man 
in  der  Eegel  davon  ab. 

Wendet  man  silberarme  „spar- 
same Silberbäder“  oder  gewaschenes 
sensibilisirtes  Albuminpapier  an,  so 
wirkt  die  Ammoniakräucherung  stets 
sehr  günstig,  da  ohne  dieselbe 
die  Abdrücke  grau  werden  und  die 
Schwärzen  im  Lichte  sich  nicht  „me- 
tallisiren“,  während  sie  nach  dem 
Räuchern  sehr  brillante  Drucke  geben. 

1.  Eäucherkasten.  Man  be- 
dient sich  einer  Holzkiste  mit  gut 
schliessendem  Deckel  (Fig.  13).  Etwa 
15  cm  über  dem  Boden  befestigt  man 
ein  durchlöchertes  Brett;  darunter  be- 
findet sich  eine  Schublade,  welche  eine 
Porzellanschale  enthält.  In  diese  giesst 
man  flüssiges  Ammoniak  (Salmiakgeist) 
oder  legt  Stückchen  von  kohlensaurem 
Ammoniak  hinein,  welches  ähnlich  wirkt,  aber  den  Vortheil  hat,  trockene 
Ammoniakdämpfe  zu  entwickeln^).  Das  Papier  muss  vor  dem  Räuchern 
ganz  trocken  sein;  in  diesem  Zustande  rollt  es 
sich  gern  zusammen,  deshalb  hängt  man  an  das 
untere  Ende  ein  leichtes  Holzstäbchen,  das  an 
zwei  Holzklammern  festgestiftet  ist  '(Fig-  14). 

Oben  in  dem  Kasten  sind  mehrere  Querleisten 
befestigt,  vielleicht  8 cm  von  einander  entfernt, 
an  denen  man  die  Papiere  befestigt Q.  Das  völlig  trockene  gesilberte 
Papier  wird  durch  ungefähr  5 Minuten  in  dem  geschlossenen  Kasten  mit 
Ammoniak  geräuchert.  Ist  das  Papier  auf  einem  sauren  Fixirbade  sensi- 
bilisirt,  so  kann  man  durch  längere  Zeit  einwirken  lassen  (10  Minuten). 

1)  Liosegang,  Der  Silberdruek.  1884.  S.  23;  Pizzigholli,  Eder’s  Jahrbueli 
für  Phot.  f.  1887.  S.  198.  Hearn  übergiesst  das  kohlensaure  Ammoniak  mit  etwas 
Salmiakgeist  (The  practieal  printer  1878.  S.  36). 


Fig.  14.  Holzklammcrn. 


Kasten  zum  Räuchern  mit  Ammoniak. 


80 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


Das  gesilberte  Albuminpapier  muss  so  lange  den  Ämmoniakdämpfen 
ausgesetzt  werden,  dass  es  beim  Copiren  einen  reichen  Purpurton  an- 
nimmt; sieht  das  Bild  im  Copirrahmen  roth  oder  chokoladebraun  aus, 
so  ist  es  den  Ammoniakdämpfen  nicht  lange  genug  ausgesetzt  gewesen  ^). 

Das  mit  Ammoniak  geräucherte  Papier  hält  sich  nicht  so  lange 
und  wird  rascher  gelb;  es  muss  bald  verwendet  werden. 

2.  Eäuchern  mit  ammoniakalischen  Einlagen  im  Copir- 
rahmen. Statt  die  Papiere  vorher  zu  räuchern,  benutzt  H.  W.  Vogel 
Eäucherung  im  Copirrahmen^).  Er  legt  hinter  die  zu  räuchernden 
Papiere  flache  Tuchsäcke,  die  ähnlich  einem  Bettsack  construirt  sind, 
d.  h.  in  der  Mitte  der  Fläche  eine  Oetfnung  haben.  In  diese  Säcke  streut 
man  frisches  gepulvertes  Ammoniak,  vertheilt  dieses  gleichmässig  und 
schliesst  und  belichtet  die  Eahmen  wie  gewöhnlich. 

Es  ist  jedoch  zu  bemerken,  dass  beim  andauernden  Copiren  mit 
Ammoniakdampf  enthaltenden  Papieren,  oder  noch  mehr  bei  Anwendung 
ammoniakalischer  Einlagen  allmählich  der  Negativlack  angegriffen  werden 
kann,  was  sich  allerdings  mehr  bei  Collodionmatrizen  (durch  Eissigwerden 
der  Bildschicht)  als  beim  Gelatine-Trockenverfahren  (mitunter  durch 
Gelbfärben  der  Schicht)  geltend  macht. 

VI.  Der  Copirrahmen. 

Zum  Copireu  muss  das  Negativ  mit  dem  empfindlichen  Papiere  in  engen  Contaet 
gebracht  werden,  damit  scharfe,  genaue  Abdrücke  erzielt  werden.  Hierzu  dienen  die 
sogen.  „Copirrahmen“,  welche  im  Ergänzungsband  zu  unserem  „Handbuch  der 
Photographie“  (Eder,  Das  Atelier  und  Laboratorium  des  Photographen.  1893.  S.  145) 
ausführlich  beschrieben  sind. 

Der  Copirrahmen  kann  entweder  im  Sonnenlichte  oder  im  zerstreuten  Lichte  (in 
der  Hegel  in  schräger  Lage)  aufgestellt  werden.  Praktische  Photographen,  welche  oft 
eine  sehr  grosse  Menge  von  Abdrücken  anfertigeu  müssen,  bringen  ihre  Copirrahmen 
auf  ein  Gestell,  dessen  Neigung  sieh  ändern  lässt,  damit  das  Lieht  eine  Reihe  von 
Copirrahmen  unter  dem  besten  Einfallswinkel  treffen  kann. 

Von  Zeit  zu  Zeit  beobachtet  mau  das  Fortsehreiten  des  Bildes,  worüber  ausser- 
dem die  über  das  Negativ  vorspringenden  Ränder  des  Papieres  eine  annähernde 
Schätzung  ermöglichen.  Es  genügt  aber  nicht  allein,  dass  im  Copirrahmen  das  Bild 
hinlänglich  kräftig  heraustritt,  sondern  es  muss  sogar  einen  sehr  dunklen  Ton  haben, 
d h.  es  muss  übermässig  eopirt  oder  übereopirt  erscheinen,  weil  es  im  Pi.xirungsbade 
mehr  oder  weniger  (je  nach  der  chemischen  Zusammensetzung  der  sensiblen  Schicht) 


1)  Die  Dauer  der  Räucherung  ist  sehr  wichtig,  denn  ein  Zuviel  bewirkt  gerade  das 
Gegentheil  der  erwähnten  guten  Eigenschaften.  Das  getrocknete  gesilberte  Albuminpapier 
darf  den  Dämpfen  des  flüssigen  Ammoniaks,  wie  sie  sieh  in  offenen  Gefässen  bei  gewöhn- 
licher Zimmertemperatur  von  17  Grad  C.  von  selbst  entwickeln,  in  einer  Entfernung  von 
circa  3 Zoll  nicht  länger  als  höchstens  einige  Minuten  ausgesetzt  werden,  sonst  beginnt  die 
Zersetzung  des  Silberalbuminates  auch  im  Dunklen  ( Sch  nauss,  Phot.  Archiv  1869.  S.  347). 

2)  Vogel,  Lehrbuch  der  Phot.  1878.  S.  397. 


Atelier  und  Laboratorium  für  den  Copirproeess  u.  s.  w. 


81 

von  seiner  Kraft  verliert.  Der  Copirgrad  hängt  ferner  von  der  Art  des  Tonens  (Ver- 
golden, Platiniren)  ab  und  kann  allein  durch  Uebung  erlernt  werden. 

Nach  der  Beschaffenheit  des  Negativs  hat  man  zu  bestimmen,  ob  das  Copiren  der 
Matrize  im  zerstreuten  Licht  oder  im  Sonnenlicht  geschehen  solle.  Weiche  harmonische 
Negative,  wie  sie  geübte  Photographen  herzustellen  pflegen,  copirt  man  in  zerstreutem 
Lichte  meistens  in  einem  Glassalon,  sei  es  nun,  dass  man  die  Copirrahmen  horizontal 
auf  Tische  legt  und  das  Himmelslicht  von  oben  wirken  lässt,  oder  dass  man  die 
Rahmen  aufrecht  nächst  einer  Glaswand  aufstellt 

Wenn  die  Matrize  kräftig  und  dicht  ist,  zwischen  Lieht  und  Schatten  grosse 
Ooniraste  zeigt  und  in  den  Liehtpartien  nicht  durchsichtig  genug  ist,  copirt  man  am 
besten  im  Sonnenlicht.  Auf  diese  Art  werden  die  Details  im  dichteren  Theil  ab- 
gebildet, bevor  die  Schatten  zu  tief  werden.  So  z.  B.  wird  man  von  einem  Laudschafts- 
negative  im  directen  Sonnenlichte  mitunter  noch  eine  Zeichnung  der  Wolken  im 
dichten  Himmel  erhalten,  während  man  beim  Copiren  im  zerstreuten  Lichte  nur  eine 
weisse  Fläche  ohne  Wolkenbild  erhalten  würde. 

Schwache  (dünne)  Negative  copirt  mau  im  zerstreuten  Lichte  oder  hinter  mattem 
Glase,  Milchglas^),  transparentem  weisseu  Papier,  oder  man  überzieht  die  Matrize 
auf  der  Rückseite  mit  Mattlack  (s.  Band  II,  S.  294);  oder  man  legt  auf  den  Copirrahmen 
eine  gesilberte,  gewaschene  Jodeollodionplatte-)  oder  blaugrünes  Glas'®),  oder  eine 
mit  blassgelbem  Collodion  oder  Lack  überzogene  Glasplatte.  Derartige  Lacke  erhält 
man  mittels  Dracheublut  oder  Gummigutti,  z.  B : Man  lässt  1 Thl.  Gummigutti  mit 
10  Thl.  Alkohol  mehrere  Stunden  stehen,  filtrirt  und  vermischt  dann  1 Thl.  des  gelben 
klaren  Filtrates  mit  1 Thl.  Negativwarmlack  (s.  Band  II,  S.  287),  womit  man  eine  Glas- 
platte warm  lackirt.  Die  Bilder  copiren  hinter  diesen  blassgelben  Scheiben  brillanter, 
der  Copirproeess  dauert  aber  vier-  bis  fünfmal  länger,  weshalb  man  nur  bei,  sehr 
hellem  Lichte  derartig  vergehen  kann. 

Eine  Copie,  welche  von  einem  zu  dünnen  Negativ  hergesteilt  ist, 
gibt  schwierig  ein  schönes  Bild,  indem  dasselbe  trotz  der  Goldbäder  eine 
matte,  graue  Färbung  zeigt. 

Gegenwärtig  hat  man  Mittel  an  der  Hand,  um  die  Copirpapiere 
bezüglich  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  sowohl  au  harte  als  weiche 
Negative  gut  anzupassen  (s.  Capitel  II  und  IV. 

Bei  Negativen,  in  welchen  einige  von  den  feineren  Einzelheiten  zu 
dicht  geworden  sind,  kann  man  die  Copie  mittels  eines  Brennglases  ver- 
bessern, indem  man  die  Sonnenstrahlen  (aber  nicht  ganz  zum  wahren 
Brennpunkt  vereinigt!)  über  die  betreffenden  Stellen  bringt. 

Von  einem  zersprungenen  Negativ  kann  man  einen  brauchbaren 
Abdruck  erhalten,  wenn  man  eine  matte  Glasscheibe  5 bis  6 cm  über 
dem  Copirrahmen  anbringt,  das  Eindringen  des  Lichtes  an  den  Seiten 


1)  Phot.  Archiv  1871.  S.  224. 

2)  Kutscher,  Phot.  Archiv  1871.  S.  224. 

3)  Bereits  Lemann  (Kreutzer’s  Zeitsehr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  3,  S.  182)  gab 
den  Nutzen  von  grünem  Glas  in  diesem  Palle  an.  Er  copirte  unter  diesem  in  der 
Sonne,  was  wohl  oft  den  ganzen  Tag  in  Anspruch  nimmt,  aber  von  monotonen  Matrizen 
noch  gute  Abdrücke  gibt. 

Eder,  Handbucli  der  Photographie.  IV.  Theil.  2,  Aiifl. 


6 


82 


Vierter  TheiL  Siebentes  Capitel. 


abhält  und  im  Sonnenlichte  copirt.  Die  störende  weisse  Linie  des 
Bruches  wird  auf  diese  Weise  fast  verschwinden^).  Ist  das  Negativ  in 
mehrere  Theile  zerbrochen,  so  klebt  man  es  mittels  Pischleim  oder 
Canadabalsam  auf  eine  ebenso  grosse  Glasunterlagsplatte  und  vitrklebt 
beide  mit  umgeschlagenem  Leimpapier.  Man  kann  versuchen,  die  Bruch- 
stellen mit  Wasserglas  oder  Canadabalsam  zu  kitten.  Entstehen  beim 
Oopiren  dunkle  Linien  an  der  Bruchstelle,  so  reibt  man  Graphitpulver 
auf,  weil  dann  helle  Linien  in  der  Copie  erscheinen,  welche  durch 
Positivretouche  beseitigt  werden  können. 

VII.  Vignetten  und  Ovalbildcr. 

Will  man  Bilder  copiren,  welche  mit  einem  weissen  Bande  scharf 
begrenzt  sind,  so  legt  man  eine  aus  schwarzem  Papier  geschnittene 


Fig.  15.  Elliptisches  Modell.  Fig.  lii.  Elliptisches  Modell. 

Maske  zwischen  Negativ  und  Papier  (Fig.  15).  Will  man  den  Band 
grau  oder  schwarz  haben,  so  copirt  man  das  Bild  zuerst  unter  Fig.  15 
fertig,  deckt  auf  das  Bild  den  inneren  schwarzen  ovalen  Theil  (Fig.  16) 
und  setzt  neuerdings  dem  Lichte  aus,  wobei  der  Band  anläuft. 

Um  Bilder  mit  sanft  in  Weiss  verlaufendem  Grunde  herzustellen,  soll  sieh 
die  Liehtwirkung  auf  die  Mitte  des  Bildes  beschränken.  Dadurch  entsteht  um  das 
Bild  herum  ein  weisser  Lichtschein,  der  oft  von  sehr  angenehmer  Wirkung  ist  (sogen. 
Vignettenhilder).  Man  legte  früher  über  das  Negativ  eine  Glasplatte  aus  gelbem  Ueber- 
fangglas,  in  deren  Mitte  ein  verlaufendes  Oval  in  das  Glas  eingeschliffen  ist  (Fig.  17). 
Gegenwärtig  geht  man  anders  vor:  Statt  des  gelben  Glases  mit  verlaufendem  Oval 
sind  viele  andere  Vorrichtungen  zum  „Vignettireu“  im  Gebrauch. 

1)  Musgraye,  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot.  f.  1862.  Bd.  5,  S.  155  (aus  Biit. 
Journ.  of  Phot.  Bd.  8,  S.  .S76). 


Atelier  und  Laboratorium  für  den  Copirprocess  u.  s.  w. 


88 


Man  legt  auf  den  Oopirrahmen  ein  Oval  von  dickem  Papier,  in  welches  ein 
rundes  oder  ein  gezahntes  Oval  (Pig.  18)  geschnitten  ist,  wobei  der  Eand  um  so  all- 
mählicher verläuft,  je  weiter  das  Oval  vom  Negativ  entfernt  ist;  dieser  innere  Raum 
wird  in  der  Regel  aufgebogen. 

Man  kann  auch  um  den  Ausschnitt  daumenbreit  Sehwanenflaum  oder  ausgezupfto 
Baumwolle  aufklebeu  (Fig.  19). 

Die  wichtigsten  dieser  Vignettir-Vorrichtungen  wurden  bereits  im  Ergänzungsbande 
zu  diesem  Handbuehe  (Eder,  Atelier  u.  Laboratorium  d.  Photographen  1893)  beschrieben. 


Hier  seien  nur  einige  wenige  dieser  Vorrichtungen  erwähnt: 

Singhi’s  Vignettirrahmeu^)  ist  in  Pig.  20  dargestellt.  Auf  einen  Copir- 
rahmen Ä wird  mittels  zweier  Kautschukbänder  BB  der  ungefähr  2 bis  3 cm  starke 


Fig.  20.  Singhi’s  VignotHrrahmen. 


Rahmen  befestigt.  Die  Platte  D mit  denf  Ausschnitte  bei  (x  ist  mittels  mehrerer  in  der 
Figur  angedeuteten  Rahmen  (SC)  nach  rechts  und  links,  wie  oben  und  unten  ver- 
schiebbar. Man  kann  somit  den  Vignetten- Ausschnitt  leicht  nach  dem  Negativ  in  die 
richtige  Lage  bringen.  Ueberdies  kann  bei  B ein  abgetöntes  transparentes  Vignettir- 
papior  angebracht  werden 

Eine  andere  amerikanische  Vignettir -Vorrichtung,  „The  Scott -Vignettirer“,  zeigt 
Fig.  21  und  (in  zerlegtem  Zustande)  Pig.  22.  Es  wird  ein  Blaehrahmeu  a mittels  der 
Schrauben  c am  Oopirrahmen  c?  befestigt  und  dadurch  ein  Vignettir -Oval  ö mehr  oder 
weniger  dem  Negativ  genähert;  dadurch  entsteht  eine  mehr  oder  weniger  sanft  ver- 


1)  Wilson,  Photographies.  1881.  S.  230 


0* 


84 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


laufende  Abtönung.  Fig.  21  zeigt  den  Vignettirrahmen  zusammengestellt,  wobei  die 
vordere  linke  Ecke  weggeschnitten  gedacht  ist,  um  einen  Einblick  ins  Innere  zu  gewinnen. 


Fig.  21.  The  Scott«Vignettirur. 

Fig.  23  und  24  stellen  einen  anderen  amerikanischen  Vignettirer  dar;  Ueber 
den  Copirrahmen  werden  die  Vignettirmasken  aus  Blech  gelegt  (für  grosse  Ovale  a. 


für  kleine  h).  Sie  können  in  einem  Eahmen  in  verschiedenen  Stellungen  (parallel  oder 
schräg)  gegen  die  Matrize  geneigt  werden,  wie  man  besonders  aus  Fig.  24  ersehen  kann. 


J 


Je  nach  der  Lage  und  Nähe  derselben  ver- 
läuft die  Abtönung  in  verschiedener  Weise. 

Einen  ähnlichen  Zweck  verfolgt 
Me.  Donald’s  „Metallic  Vignettirer“, 
Fig.  2ö,  bei  welchem  das  oval  ausge- 
schnittene Blech  B in  den  Nuthenrahmen  C 
in  verschiedener  Lage  eingesehoben  werden 
kann.  Die  Vorrichtung  wird  mittels  Schrau- 
ben D am  Copirrahmen  befestigt. 

Die  Rahmen  mit  Vignettirvorrichtung 
sollen  öfters  gedreht  werden,  damit  die 
Lichtwirkung  nach  allen  Seiten  hin  gleich- 
massig  verläuft.  Man  verwendet  hierzu 
drehbare  Tische  0 u.  s.  w. 

Vignettirmasken  können  auch  mit 
fettem,  bedrucktem,  durchscheinendem  Papier’)  (Seidenpapier  mit  Vaselin)  oder  mit 
photographischen  Methoden  hergestellt  werden. 


Fig.  24.  Todd’s  Patent-Vignettirer. 


1)  Phot.  Archiv.  1864.  S.  244.  Kleffel,  Handbuch  d.  Phot.  1880. 

2)  Stolze,  Phot.  Woehenbl.  1883.  S.  92. 


Atelier  uud  Laboratorium  für  den  Copirproeess  u.  s.  w. 


85 


lu  analoger  entsprechender  Weise  wie  die  Vignettenbilder  mit  weissem  Bande 
stellt  man  auch  Vignettenbilder  mit  dunkel  verlaufendem  Bande  her. 

Mezzotint-Bilder  mit  gemilderter  Schärfe  erhält  man,  wenn  man  eine  dünne 
Gelatinefolie  oder  ein  Glimmerblatt  zwischen  Negativ  und  Papier  legt.  Die  Bilder 
werden  keineswegs  vollkommen  unscharf,  sondern  besitzen  noch  genügende  Schärfe. 
Solche  Gelatinefolien  erhält  man,  wenn  man  eine  Glasplatte  mit  Oehsengalle  bestreicht'), 
trocknet  und  eine  Lösung  von  75  Thl.  Gelatine,  500  Thl.  Wasser  und  10  Thl.  Glycerin 


Fig.  25.  Mc.  Donald’s  „Mctallic  Vignetter“. 


aufgiesst,  trocknet  und  abzieht.  Diese  Art  des  Copireus  gibt  zartere  Halbtöue,  die 
jedoch  leicht  wachsartig  erscheinen.  — Denselben  Halbtoneffeet  erzielt  man,  wenn  man 
zwei  gleiche,  ganz  dünne  Negative  übereinander  legt  und  dann  eopirt^j. 

VIII.  Das  Copiren  von  mehreren  Negativen.  Combinationsdruck. 

Es  kommt  zuweilen  vor,  dass  man  zu  einer  Copie  mehrere  Negative  gebraucht, 
indem  man  von  jedem  Negative  nur  einzelne  Theile  benutzt,  ähnlich  wie  man  beim 


Fig.  26.  27. 

CoiDirrahmeD  für  Combinationsdruck. 


Steindruck  mehrere  Platten  auf  dasselbe  Blatt  druckt.  Arbeiten  der  Art  erfordern  grosse 
Aecuratesse  und  sind  oft  gar  nicht  leicht,  besonders  beim  Pigmentdruck  (s.  diesen). 

Man  nimmt  dazu  einen  Bahmen,  der  einen  um  gute  Charniere  drehbaren 
Deckel  D hat.  An  diesen  wird  das  Negativ  N durch  Schrauben  befestigt.  Das  Papier  P 
befestigt  man  an  dem  untern  Theil  K (siehe  Fig.  26).  Eine  andere  ähnliche  Vor- 
richtung zeigt  Fig.  27. 

1)  Oder  man  reibt  das  Glas  mit  Wachs -Terpentinöl  ab,  giesst  Bohcollodion  und 
dann  die  Gelatinelösung  auf. 

2)  H.  W.  Vogel,  Lehrbuch  d.  Phot.  — Wilde,  Phot.  Mitth.  Bd.  10,  S.  103. 


86 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


Will  mau  z.  B.  ein  Porträt  mit  natürlichem  Landsehaftshintergriiud  copireu,  so 
eopirt  man  in  vorgenanntem  Eahmen  zuerst  das  Porträt,  indem  man  auf  der  Platte  alles 
üebrige  zudeekt.  Jetzt  legt  man  das  Landsehaftsnegativ  ein,  bei  dem  es,  entgegen- 
gesetzt zu  dem  vorigen,  darauf  ankommt,  den  Eaum  zu  decken,  den  die  Figur  ein- 
uimmt.  Zu  diesem  Zwecke  macht  man  von  dem  gedeckten  Negativ  eine  Copie,  schneidet 
die  Figur  recht  genau  aus,  lässt  sie  am  Lichte  schwarz  w'erden  und  legt  sie  dann 
mit  grosser  Aecuratesse  auf  die  im  Eahmen  gemachte  und  noch  darin  befindliche  Copie, 
so  dass  die  Figur  genau  gedeckt  wird.  Damit  sie  sieh  nicht  zu  leicht  verschiebt, 
befestigt  mau  die  Maske  zur  Sicherheit  am  Eande  mit  ein  paar  kleinen  Gummitupfen. 
Man  hat  auch  vorgeschlagen,  die  Eüekseite  derselben  mit  Kautschuklösung  zu  be- 
streichen. Wenn  mau  dann  den  Eahmen  zumacht,  so  bleibt  die  Maske  an  dem  Land- 
schaftsuegativ  kleben. 

Auf  diese  Weise  kann  man  sieh  zwei  zusammenpassende  Negative  hersteilen'), 
mittels  deren  man  sich  ohne  grosse  Mühe  eine  Menge  Copien  verschaffen  kann,  indem 
man  mittels  des  einen  die  Figur  und  mittels  des  andern  den  Hintergrund  eopirt. 
Zusammenpassen  muss  es  immer,  ohne  dass  man  nöthig  hat,  nachzusehen,  was  besonders 
bei  Pigmentpapier  wichtig  ist.  Die  Hauptsache  ist,  dass  man  die  Platten  immer  genau 
auf  die  richtige  Stelle  legt,  was  durch  Construetion  des  Eahmeus  leicht  ermöglicht  ist, 
doch  müssen  die  betreffenden  Negative  gleiche  Grösse  haben.  Ist  dies  nicht  der  Fall, 
so  muss  mau  sie  vorher  auf  gleich  grossen  Glasplatten  befestigen. 

IX.  Vorrichtu Ilgen  und  Vorgänge  beim  Waschen  der  Papiere, 
insbesondere  nach  dem  Fixiren. 

Die  photographiscben  Papierbilder  müssen  häufigen  Waschoperationen 
unterzogen  werden,  um  in  gewissen  Stadien  des  Copirprocesses  störende 
lösliche  Salze  zu  eliminiren. 

Hierher  gehört  das  in  der  Eegel  vorgeschriebetie  Waschen  der  Bilder 
vor  und  nach  dem  Tonen  (Vergolden,  Platiniren).  Diese  Art  von  Waschung 
braucht  nicht  vollkommen  zu  sein,  da  Spuren  restirender  löslicher 
Chemikalien  bei  den  nachfolgenden  Operationen  wenig  schaden.  Es 
genügt  also  üntertauchen  in  geräumige  Tassen  mit  Wasser,  in  ein-  bis 
zweimaliger  Wiederholung,  ohne  dass  man  besondere  Vorkehrungen  oder 
Vorsichtsmassregeln  zu  ergreifen  hätte. 

Anders  verhält  es  sich  beim  ikuswässern  des  Pixirnatrons  nach  dem 
Fixiren,  welches  Auswässern  sehr  sorgfältig  vorgenommen  werden  muss, 
da  das  Fixirnatron,  wenn  es  in  der  Bildschicht  zurückbliebe,  dieselbe 
später  langsam  zerstören  würde. 

Während  man  in  früheren  Jahren  das  Waschen  der  Silbercopien 
nach  dem  Fixiren  ungemein  lange  (auf  12  Stunden  und  mehr)  ausdehnte, 
um  das  lösliche  Fixirsalz  zu  entfernen,  ist  man  jetzt  auf  Grund  dieser 
neueren  Untersuchungen  nicht  mehr  so  ängstlich  und  kürzt  die  Wasch- 

1)  Ueber  Johnston’s  Methode  zum  Bincopiren  von  Wolken  mittels  Chlorsilber- 
collodion,  welches  auf  das  Gelatinenegativ  aufgegossen  wird,  wonach  das  Wolkenbild 
eineopirt  wird,  vergl.  Srna’s  Artikel  in  Edor’s  Jahrbuch  für  Phot.  f.  1887.  S.  2,81. 


Atelier  und  Laboratorium  für  den  Copirj)roeess  u.  s.  w. 


87 


zeit  in  fliessendem  Wasser  (unter  steter  Bewegung  der  Papierbilder 
und  Achtsamkeit,  dass  sie  nicht  aneinander  kleben)  auf  1 bis  2 Stunden 
ab,  in  sehr  dringlichen  Fällen  sogar  darunter,  jedoch  halten  wir  kürzeres 
Waschen  für  bedenklich. 

Wäscht  man  in  stehendem  Wasser,  so  wechsle  man  das  Wasser 
acht-  bis  zehnmal  in  Intervallen  von  5 bis  10  Minuten;  dies  genügt  bei 
dünnen  Papieren,  bei  dicken  Aquarellpapieren  muss  man  wohl  10  bis 
12  Stunden  lang  waschen  und  sollte  überhaupt  des  fliessenden  Wassers 
nicht  entbehren. 

Dr.  A.  Bannow  stellte  genaue  Versuche  an  über  die  Schnelligkeit,  mit  welcher 
sich  in  fliessendem  Wasser  das  Auswaschen  von  Fixirnatron  vollzieht.  Es  ergab  sieh, 
dass  nach  einstündigem  Waschen,  sowohl  in  Bildern  auf  Albuminpapier,  als  auf  Chlor- 
silber- und  Bromsilbergelatine,  nur  noch  0,0001  bis  0,0002  g Fixirnatron  pro  100  qcm 
Bildfläehe  enthalten  war,  welches  nach  zweistündigem  Waschen  in  fliessendem  Wasser 
völlig  ausgelaugt  war.  In  stehendem,  mehrmals  nach  je  15  Minuten  gewechseltem 
Wasser  enthielt  das  erste  Waschwasser  0,0930  g Fixirnatron,  das  zweite  0,0030  g,  das 
dritte  0,0006  g,  das  vierte  bis  sechste  je  0,0004  g,  und  im  siebenten  Waschwasser 
waren  nach  je  12  Stunden  0,0003  g Fixirnatron  enthalten.  Daraus  folgt,  dass  das 
Waschen  in  fliessendem  Wasser  viel  wirksamer  ist,  als  in  stehendem;  ferner,  dass  die 
Hauptmeuge  des  Fixirnatrons  schnell  entfernt  wird,  dass  aber  absolutes  Auswaschen 
in  stehendem  Wasser  sehr  schwer  zu  erreichen  ist,  wenn  man  den  Process  nicht  sehr 
ausdehnt.  Der  Eückstand  an  Fixirnatron  beträgt  übrigens  bei  fünf-  bis  sechsmal 
gewechseltem,  stehendem  Wasser  nur  noch  wenige  Zehntel  Milligramm  pro  100  qcm 
Bildfläche  und  dürfte  unschädlich  sein.  In  fliessendem  Wasser  erfolgt  das  Auswaschen 
des  löslichen  Fixirsalzes  aber  bald  complet  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1890.  S.  66). 

Die  Temperatur  des  Waschwassers  ist  von  nicht  geringer  Bedeutung. 
Warmes  gestandenes  Wasser  (14  bis  20  Grad  C.  und  darüber)  greift  die 
Eiweiss-  und  Gelatineschichten  bei  langer  Einwirkung  oberflächlich  an, 
die  Bildschicht  verliert  an  Glanz  und  Brillanz;  bei  kaltem  (7  bis  8 Grad  C.) 
Wasser  schadet  aber  selbst  zwölfstündiges  Waschen  in  fliessendem 
Wasser  nichts. 

Grundy  und  Haddon  fanden,  dass  bei  sachgemässem  Wässern  der  Albumin- 
papierbilder, wobei  Aneinanderhaften  durch  Bewegung  verhindert  wird,  schon  nach 
5 Minuten  in  fliessendem  Wasser  97  Proc.  der  Schwefelverbindungen  und  88  Proc.  der 
Silbersalze  ausgewaschen  waren,  dass  dieser  Befund  nach  10  Minuten  98  Proc.  bezw. 
93  Proc.  erreicht  und  diese  Verhältnisse  auch  nach  ueunzehnstündigem  Waschen  die- 
selben bleiben  (indem  offenbar  unlösliche  Schwefel  - sowie  Silberverbindungen  spuren- 
weise im  Albuminpapier  Zurückbleiben,  s.  S.  26).  — Daraus  würde  hervorgehen,  dass 
nach  10  Minuten  langem  Wässern  alle  löslichen,  nach  dem  Fixiren  vorhandenen  Salze 
entfernt  worden.  — Aehnliehes  fanden  sie  beim  Waschen  fixirter  Gelatine-Emulsions- 
papiere, ja  nach  10  Minuten  langem  Waschen  war  die  Waschung  sogar  noch  besser 
als  beim  Albuminpapier  erfolgt  0- 

Haddon  und  Grundy’s  Angaben,  dass  das  Waschen  fixirter  Albuminbilder 
in  stehendem  Wasser  genügend  erfolge,  wenn  sie  je  5 Minuten  lang  in  dreimal 


1)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894.  S.  429  und  für  1895.  S.  463. 


88 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


gewechseltem  Wasser  unter  heftigem  Bewegen  gewaschen  werden  (Eder’s  Jahrbuch 
f.  Phot.  f.  1 897.  S.  416),  mögen  wohl  für  sorgfältig  angestellte  Laboratoriumsversuche 
Geltung  haben,  sollten  aber  in  der  Praxis  für  grösseren  Betrieb  nicht  als  nachahmens- 
werth  empfohlen  werden,  da  durch  mangelhaftes  Auswaschen  allzuviel  betreffs  Halt- 
barkeit der  Bilder  aufs  Spiel  gesetzt  wird. 

Um  das  Waschen  möglichst  vollständig  und  rasch  zu  bewirken, 
sind  zahlreiche  selbstwirkcnde  Waschapparato  construirt  worden,  welche 
den  Zweck  haben,  stets  frisches  Wasser  zuzuführen  und  die  Copien  in 
Bewegung  zu  halten  (vergl.  Bders’  Atelier  und  Laboratorium  des  Photo- 
graphen, Ergänzungsband  zum  Ausführlichen  Handbuch  der  Photo- 
graphie 1893.  S.  154). 

Für  Ateliers  empfiehlt  sich  folgender  Waschapparat:  A (Pig.  28)  ist 
eine  Cisterne  von  lackirtem  Zinkblech  mit  doppeltem  Boden,  von  dem  der 
obere  B siebförmig  durchlöchert  ist,  H ein  Heberohr,  das  in  die  tiefste 


Stelle  des  Kastens  mündet,  R eine  Eöhre,  die  entweder  mit  feinen  Spritz- 
öffnungen oder  mit  Ansatzröhren  aaaa  versehen  ist;  diese  Eöhre  steht 
mit  der  Wasserleitung  oder  einem  Wasserreservoir  in  Verbindung.  Das 
Heberrohr  H soll  einen  beiläufig  doppelt  so  grossen  Querschnitt  als 
das  Zuleitungsrohr  besitzen.  Die  fixirten  Bilder  spült  man  zunächst 
vorläufig  in  einer  Schale  mit  mehrfach  gewechseltem  Wasser  ab,  lasse 
das  Gefäss  A voll  Wasser  laufen  und  lege  die  Bilder  einzeln  hinein, 
während  das  Wasser  fliesst;  sobald  das  Gefäss  bis  zu  dem  Gipfel- 
punkt des  Hebers  gefüllt  ist,  fängt  dieser  an  zu  wirken  und  saugt 
trotz  des  ununterbrochenen  Zuflusses  das  Gefäss  binnen  wenigen  Minuten 
leer.  Dann  füllt  sich  das  Gefäss  von  Neuem.  In  1 bis  4 Stunden  ist  das 
Waschen  beendigt.  In  grossen  Ateliers  wäscht  man  die  ganze  Nacht 
hindurch. 

Fig.  29  zeigt  einen  ähnlichen  Trog  H,  in  welchem  bei  E das  Wasser 
in  das  ringsherum  geführte  durchlöcherte  Eohr  I)  läuft;  der  Heber  C 
dient  dazu,  das  Wasser  zeitweilig  völlig  aus  dem  Gefäss  zu  entleeren. 


Atelier  und  Laboratorium  für  den  Copirproeess  u.  s.  w. 


89 


Sehr  empfehlen swerth  ist  auch  der  von  Dr.  Liesegang  angegebene 
Schaukel -Waschapparat  (Fig.  30).  Die  vorläufig  mit  Wasser  abgespülten 
Bilder  befinden  sich  in  der  Schale  A.  Unter  dem  Wasserhahn  be- 
findet sich  der  Schaukeltrog  B,  welcher  sich  mit  Wasser  füllt  und  um- 


schlägt, sobald  die  eine 
Abtheilung  voll  ist;  da- 
durch kommt  die  Ab- 
theilung C unter  den 
Hahn,  und  es  wird  das 
Wasser  in  A in  regel- 
mässigen Zwischen- 
räumen erneuert.  Der 
Ueberfluss  des  Wassers 
fiiesst  durch  kleine  Oefi- 
nungen  in  den  AVänden 
von  A ab. 

Eine  moderne  Form  dos 
Sehaukeltroges  (von  Will. 

H.  Leigb  in  Amerika  er- 
funden und  daselbst  unter 
dem  Namen  „The  California 
automatic  print  washer“  seit  _ 
circa  1896  in  den  Handel,:A'‘‘"r,'^-l''''^ 

gebracht)  zeigt  Fig.  31.  Das  Wasser  wird  beim  Eohre  eingeloitet,  es  fliesst  von 
unten  durch  den  Doppelboden  in  den  Trog,  tritt  an  den  oberen  seitlichen  Löchern 


Fig.  30.  Waschapparat. 


in  den  ausgebauehten  Theil  B und  Ä,  indem  es  bei  der  in  unserer  Figur  angegebenen 
Stellung  zuerst  die  Abtheilung  B anfüllt,  wonach  der  selbstthätige  Heber  W funetionirt, 
die  Wanne  entleert,  wobei  daun  der  Theil  A das  üebergewicht  erhält,  weil  derselbe 
sieh  wegen  seiner  anfänglich  höher  gerichteten  Lage  nicht  so  hoch  anfullen  konnte, 
als  5;  der  Trog  fällt  dann,  auf  der  unteren  Schneide  balancirend,  gegen  Ä hinab, 
wobei  das  Spiel  sieh  wiederholt. 


90 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


fr 


t; 


i 


\ \ 


\ 


\ V b 


Fig.  32  zeigt  einen  älteren  Waseliapparat  von  BestO,  bei  welchem  ein  Trog 
durch  Scheidewände  c,  a und  j)  getheilt  ist,  so  dass  das  zuströmendo  Wasser  langsam 
in  der  Richtung  der  Pfeile  durehfliesst.  Die  Papierbilder  wurden  von  Best  auf 
Rahmen  hh  (Fig.  33)  genadelt  und  dann  in  den  Trog  gestellt. 

In  Fig.  3T  ist  Thomson ’s  Regulir- 
vorrichtuug  zum  Füllen  und  Entleeren 
der  Wässerungsapparate  abgebildet  0. 
A ist  der  Wasserhahn,  welcher  durch 
das  Kuierohr  B mit  dem  Hahn  D in 
Verbindung  steht  (Der  Hahn  C dient 
zum  Abläufen  des  Wassers  für  andere 
Zwecke.)  E ist  ein  Guttaperehatrog, 
worin  sieh  die  Papiere  befinden,  und 
bei  F befindet  sieh  ein  Sieb,  welches 
die  Papiere  vom  Abflussrohre  abhält. 
G ist  eine  Heberöhre,  welche  zu  wirken 
beginnt,  sobald  der  Trog  fast  mit  Wasser 
gefüllt  ist.  H ist  ein  Bleehgefäss,  wel- 
ches oben  offen  ist  und  am  Boden  ein 
kleines  Loch  hat;  J ist  ein  Gegen- 
gewicht, das  schwerer  als  das  leere,  abei' 
leichter  als  das  mit  Wasser  gefüllte 
Gefäss  S ist.  Das  Wasser  fliesst  durch 
den  Hahn  D in  den  Trog  F\  ist  dieser 
voll,  so  fliesst  das  Wasser  durch  den 
Heber  in  das  Gefäss  H und  darüber  ab, 
und  durch  die  Schwere  des  vollen  Ge- 
fässes  H wird  der  Hahn  D geschlossen 
(s.  die  punktirte  Stellung  in  der  Figur).  Der  Heber  wirkt  so  lange,  bis  das  Gefäss 
leer  ist,  und  dann  läuft  das  Wasser  aus  H durch  das  Loch  ab,  es  geht  wieder  in  die 


0^ 


Kig.  32.  Waschapparat. 


ir 


Fig.  33.  Rahmen  zum  Waschapparat 


Höhe  und  öffnet  den  Hahn  D.  Bei  dieser  Einrichtung  wird  binnen  24  Stunden  das 
Wasser  mehrere  hundert  Male  gewechselt. 


1)  Kreutzer,  .Jahresber.  f.  Phot  1857.  S.  422;  Journ.  Lond.  Phot.  Soe.  Bd.  4,  S.  41 

2)  Kreutzer,  Jahresber.  f.  Phot.  1857.  S.  424;  Journ.  Lond.  Phot.  Soc.  Bd.  4,  S.  53. 


Fig.  3ü.  GrundriSi.  S'ig.  37.  Lothrcchter  Durchschnitt. 

* "VVaschapparat. 

Hüten  nach  oben,  wodurch  die  Papiere  in  Bewegung  erhalten  werden.  Das  Wasser 
tliesst  durch  den  durchlöcherten  Ziukaufsatz  oben  ab. 

Ein  anderer  eontinuirlicher  Waschapparat  ist  in  Pig.  36  und  37  abgebildet'). 
Das  Wasser  fliesst  beständig  in  den  Trog  durch  zwei  Röhren  zu.  Die  Mündung  der 


Atelier  und  Jjaboratorium  für  den  Copirprocoss  u. 


Ein  älterer  Waschapparat  ist  in  Eig.  35  dargestellt.  AB  CD  ist^)  ein  innen 
mit  Oelfaibe  gestrichener  Metallcylinder  (aus  Zinn),  mit  einem  trichterförmigen 
Boden  CFD.  Der  obere  Thoil  des  Cylinders  ABK  besteht  aus  durchlöchertem  Zink 
und  ist  an  das  Zinn  gelöthet.  Das  Eisengestell  HR  trägt  den  Cylinder.  Das  Wasser 
wird  mittels  eines  Schlauches  G-  zugeleitet,  tritt  in  eine  Kugel  und  von  da  aus  durch 
mehrere  Köhren  in  den  Trichter.  Das  Wasser  geht  in  der  Richtung  der  Pfeile  von 


Dig.  38.  Wasch- Vorrichtung.  l^ig.  39.  Centrifugal-Waschmaschme. 

einen  Röhre  befindet  sieh  am  Boden  des  Troges  und  die  andere  in  der  Mitte  desselben. 
Beide  Röhren  sind  gekrümmt,  so  dass  das  Wasser  fortwährend  in  drehender  Bewegung 
erhalten  wird.  Ein  am  oberen  Rande  und  ein  am  Boden  angebrachtes  Abflussrohr 
leiten  das  überflüssige  Wasser  so  schnell  ab  als  es  zufliesst.  Damit  die  Abdrücke  unter 
Wasser  bleiben,  sind  im  Troge  bewegliche  Holzgitter  angebracht,  welche  einen  Theil  der 
Abdrücke  unter  Wasser  halten,  während  ein  Theil  an  der  Oberfläche  schwimmen  kann. 

1)  Phot.  Notes,  Bd.  5,  S.  57.  Kreutz  er ’s  Zeitschrift  f.  Phot.  1860.  Bd.  1,  S.  60, 

2)  Kreutzer’s  Zeitschrift  f.  Phot.  1860.  S.  413. 


92 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


Joliu  Mo  ule  eoustruirte  einen  Selbstwaseb- Apparat,  welcher  in  England 
patentirt  war,  und  der  zugleich  zum  Sammeln  und  Niederschlagen  der  Silbersalze  diente  9- 

Die  in  früherer  Zeit 
empfohlene  Anordnung  9, 
die  Bilder,  wie  in  Fig.  38, 
auf  einer  schiefen  Ebene 
(Schieferplatten,  Glastafeln, 
Brettchen)  mit  Yorspriu- 
genden  Leisten  AC,  BD, 
und  Häkchen  zum  Auf- 
halten der  Bilder  zu 
waschen , dürfte  weniger 
nachahmenswerth  sein. 
W.  Eeissig  empfahl  das 
Waschen  zu  beschleunigen, 
indem  er  mittels  Centri- 
fugalkraft  das  auhängende 
Waschwasser  aus  den 
zwischen  Sieben  bofind- 
welches  Verfahren  sieh  aber 


liehen  Papieren  aussehleuderte  9, 
nicht  einbürgerte. 


s.  Fig.  39  und  40, 


X.  Eliminiriing  der  letzten  Spuren  von  Fixirnatron  aus  den 

Papierbildern. 

Um  das  langwierige  Waschen  abzukürzen,  hat  man  wiederholt  vor- 
geschlagen, die  letzten  Spuren  von  Fixirnatron  auf  chemischem  Wege 
zu  zerstören;  hierbei  bewegen  sich  diese  Bestrebungen  in  ähnlicher 
Eichtung,  wie  bei  der  Zerstörung  des  restirenden  Fixirnatrons  bei  Brom- 
silbergelatine-Platten,  was  im  3.  Bande  dieses  Werkes  (4.  Auf!.,  S.  317) 
geschildert  wurde. 

A.  Chemische  Mittel. 

Der  Erste,  welcher  vorschlug,  das  zersetzliche  und  auf  Silberbilder 
schädlich  wirkende  Fixirnatron  durch  chemische  Mittel  zu  zerstören  und  in 
unschädliche  Substanzen  überzuführen,  war  wmhl  P.  Ham}'^),  welcher  Chlor 
hierzu  vorschlug,  das  aber  nicht  so  sicher  wirkt  als  unterchlorigsaure 
Salze  [Hj'pocblorite,  z.  B.  Kaliumh vpochlorit“)  = Eau  de  Javelle 
KC10\.  Diese  Substanzen  zersetzen  Thiosulfate  unter  Bildung  der  für 


1)  Kreutzer’s  Zcitschr.  f.  Pbot.  1861.  Bd.  4.  S.  6;  aus  Brit.  Journ.  of  Phot, 
(mit  Figur). 

2)  Mouckhoven,  Kreutzer’s  Zeitsehr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  3,  S.  39. 

3)  Phot.  Corresp  1865.  S.  89. 

4)  Bull.  Soc.  frane.  1864.  S.  345.  Hamy  hatte  auch  Wasserstoffsuperoxyd  hierfür 
orajtfohlen,  welches  aber  das  Fixirnatron  nicht  wirksam  zerstört. 

5)  Bereits  angewendet  von  Hart  (Journ  Phot.  Soc.  London.  16.  Juli  1866).  — 
Ferner  vergl.  Günther  und  Fotter,  Phot.  Corresp.  1876.  S.  238. 


Atelier  und  Laboratorium  für  den  Copirproeess  u.  s.  w. 


93 


Silbercopien  gänzlich  unschädlichen  Sulfate,  z.  B.  Fixirnatron  {Nü2  S2  O3) 
zu  Natriumsulfat  Die  Lösung  wird  in  bedeutender  Ver- 

dünnung angewendot,  z.  B.  10  ccm  Eau  de  Javelle  auf  1 Liter  Wasser. 
Für  Papierbilder  ist  das  Eau  de  Javelle  dem  Zinkhypochlorit  (welches  für 
Gelatinoplatten  verwendet  wird)  vorzuziehen.  Zu  starke  Hypochloritlösung, 
noch  mehr  aber  Chlorwasser,  besonders  wenn  es  sauer  reagirt,  greift  das 
Silberbild  bei  längerer  Einwirkung  an.  Man  lässt  somit  nur  kurze  Zeit 
einwirken  und  wäscht  schliesslich  nochmals  mit  Wasser.  — Aehnlich  wirkt 
Chlorsäure  und  Perchlorsäure  (Tichlorne  und  Eobinson). 

Auch  Kaliumhypermanganat  (übermangansaures  KdX\  = KMn  O4) 
oxydirt  das  Natriumthiosulfat  bis  zum  Sulfat,  soll  jedoch  nur  in  stark 
verdünnten  Lösungen  angewendet  werden  und  nicht  zu  lange  auf  die 
Bilder  wirken,  da  sich  diese  sonst  durch  Ausscheidung  von  braunem 
Manganoxyd  gelbbraun  färben.  So  z.  B.  soll  man  von  einer  zweiprocen- 
tigen  Vorrathslösung  von  Kaliumhypermanganat  zum  Waschen  von 
Gclatinepapieren  nur  1 Tropfen  auf  200  ccm  Wasser  zusetzon,  für 
Albuminbilder  sogar  nur  1 Tropfen  auf  400  ccm  Wasser.  Die  bereits 
gut  gewaschenen  Bilder  werden  in  die  rosenrotho  Flüssigkeit  gelegt, 
welche  dann  nicht  mehr  entfärbt  wird,  wenn  das  Fixirnatron  zerstört 
ist^).  Schliesslich  wird  mit  Wasser  wieder  kurz  gewässert. 

Als  Zerstörer  für  FLKiruatron  wurde  auch  Kali  umpersulfat  = ü bersch  wofel- 
saures Kali  (ASOD,  unter  dem  Namen  Anthion  (1894  durch  die  Chemische  Fabrik 
auf  Actien,  vormals  Sehering  in  Berlin)  in  den  Handel  gebracht 0 Es  gibt  leicht 
Sauerstoff  ab  und  verwandelt  das  Natriumthiosulfat  in  tetrathionsaures  Natron 

2 Aa.3  S.  O3  + 2 AS  0.^  = AA.3  S.,  0^  + 2 J S 0^. 

Man  schlug  vor,  es  in  einer  Verdünnung  1:200  zu  verwenden  0;  diese  Lösungen 
halten  sich  mehrere  Wochen  lang  und  greifen  Silberbilder  nicht  au.  Mau  badet  darin 
die  Papiere  durch  5 Minuten;  es  empfiehlt  sich  jedoch,  mittels  Silbernitrat  die  Probe 
zu  machen,  ob  alles  Fixirnatron  zerstört  ist  (s.  S.  94).  Schliesslich  wäscht  man  noch- 
mals mit  Wasser. 

Das  Anthion  bringt  allerdings  als  Zerstörer  von  Fixirnatron  gewisse  Vortheile 
mit  sieh,  weil  das  entstandene  tetrathionsaure  Natron  für  Silberbilder  wohl  weniger 
schädlich  als  das  Fixirnatron  ist,  jedoch  ist  es  nicht  gänzlich  unschädlich  (wie  das 
beim  Sulfat  der  Fall  ist),  sondern  ist  ein  ziemlich  zersetzliches  Salz,  welches  seinerseits 
auch  Vergilben  oder  Fleekenbildung  herbeiführen  kann,  worauf  Belitski  aufmerksam 
machte 0,  und  wie  auch  thatsächlieh  von  Olbrich  constatirt  wurde"').  ■ 


1)  In  neuerer  Zeit  wieder  empfohlen  von  Paul  v.  Janko  (Eder’s  .Jahrbuch 
f.  Phot.  f.  1896.  S,  490). 

2)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  267  und  470. 

3)  H.  W.  Vogel,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  267. 

4)  Eder’s  Jahrbuch  f Phot.  f.  1894.  S.  237. 

5)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  490. 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


. 94 


Aneb  Jodtinetur  ist  wobl  ein  radieales  Zerstörungsmittel  für  Fixiruatron,  bildet 
aber  gleichfalls  aus  dem  TMosulfat  tetrathionsaures  Salz  nud  das  für  Silbereopien  nicht 
ganz  unschädliche  Jodnatrium  nach  der  Gleichung: 

2 Na.,  S,  0.,  + 2 .7  = Na,  S^  0„  + 2 Na  J, 

weshalb  auch  der  von  Vogel  (1893)  empfohlene  Jodstärkekleister')  zum  Auf- 
eaehiren  von  Silberbildern  auf  Carton  keine  Verbreitung  in  der  Praxis  fand'^). 

Alaun,  welcher  bei  Troekenplatten  empfehlenswerth  ist,  soll  bei  Silbereopien 
wegen  seiner  sauren  Eeaetion  vermieden  werden;  andere  der  mitunter  empfohlenen 
Mittel,  z.  B.  Wasserstoffsuperoxyd,  Bleisalze,  sind  unwirksam. 

B.  Physikalische  Mittel. 

Man  hat  auch  versucht  und  empfohlen,  das  Verdrängen  des  Fixir- 
natrons  mit  starker  Kochsalzlösung^)  (z.  B.  in  einer  Stärke  1:10) 
oder  Boraxlösung^)  zu  bewirken,  indem  man  die  Fixirnatronlösung  von 

den  Bildern  durch  Tauchen  in  eine 
Tasse  mit  Wasser  abspült,  dann  einzeln 
in  die  Kochsalzlösung  bringt,  diese 
abgiesst  und  wieder  Wasser  aufgiesst 
und  den  Vorgang  zwei-  bis  dreimal 
wiederholt  und  schliesslich  mit  reinem 
Wasser  wäscht.  Dadurch  sollen  voll- 
kommen fixirnatronfreie  Bilder  sich 
erzielen  lassen,  indem  die  Wirkung 
des  Kochsalzes  eine  mechanische  ist. 
in  die  Poren  des  Papieres  eindringt  und  die  Spuren  dos  Fixirnatrons  ver- 
drängt (Diffusion).  Es  erscheint  jedoch  fraglich,  ob  der  Diffusionsprocess 
bei  der  Waschoperation  hierdurch  so  gesteigert  wird,  dass  eine  wesentliche 
Zeitersparniss  damit  verknüpft  ist,  und  es  dürfte  wohl  am  passendsten 
sein,  mit  reichlichen  Mengen  fliessenden,  reinen  Wassers  zu  waschen. 

Waters®)  benutzte  eine  Vorrichtung  mit  Schwammpolster  von  der 
Gestalt  einer  grossen  Oitronenpresse  (Fig.  41);  andere  pressen  den  Ueber- 
schuss  vom  letzten  Waschwasser  mit  Saugcarton  ab,  was  empfehlens- 
werth ist. 

XI.  Piiifung  des  Waschwassers  auf  einen  Gehalt  au  Fixiruatron. 

Um  zu  prüfen,  ob  die  Bilder  hinlänglich  ausgewaschen  sind,  prüft 
man  das  letzte  Waschwasser  tmter  Zuhilfenahme  chemischer  Ecactionen. 


1)  Eder’s  Jabrbueh  f.  Phot.  f.  1894.  S.  445. 

2)  Eder’s  Jahrbiieli  f.  Phot.  f.  1894.  S.  237  und  273. 

3)  Zuerst  augewendet  zum  Wasehproeess  von  Spüler  (Phot.  News.  4.  Mürz  1864). 

4)  Empfohlen  von  Ommeganek. 

n)  Kreutzer’s  Jahresber.  f.  Phot.  1857.  S.  425. 


Atelier  und  Laboratorium  für  den  Copirproeess  u.  s w. 


95 


Carton,  Papier  u.  s.  w.  weicht  man  in  Wasser  und  unterwirft  das  Filtrat 
des  Waschwassers  einer  chemischen  Probe  auf  Fixirnatron. 

Am  häufigsten  angewendet  und  sehr  genau  ist  die  Probe  mit  Jod- 
stärke, welche  eine  blaue  Flüssigkeit  bildet,  die  mit  Natriumthiosulfat 
entfärbt  wird. 

Wir  beschreiben  die  Jodstärkeprobe  nach  den  Angaben  von  Prof. 
VogeP). 

Man  bereitet  die  Jodstärke  folgendermassen;  1 g Arrow-root  wird 
mit  einigen  Tropfen  kalten  Wassers  angerührt,  darauf  circa  100  Thl. 
destillirtes,  siedendes  Wasser  gegossen  und  später  circa  20  g Jodkalium 
behufs  der  Haltbarkeit  zugegeben;  zu  der  erkalteten  Stärkelösung  setzt 
man  2,5  ccm  einer  Lösung  von  1 g Jod  in  25  ccm  Alkohol  und  ver- 
dünnt das  Ganze  mit  900  Thl.  Wasser.  Man  erhält  so  eine  circa  zwei 
Wochen  haltbare  blaue  Jodstärkelösung.  Man  trenne  die  Bilder  nach 
beendigter  Waschung  unter  Wasser  und  nehme  einen  Theil  des  letzten 
Waschwassers  heraus.  Behufs  der  Prüfung  nehme  man  zwei  egale, 
völlig  reine  Eeagensröhren,  fülle  in  jede  gleich  viel  Jodstärkelösung, 
setze  zu  der  einen  frisches,  noch  nicht  gebrauchtes  Wasser  aus  dem 
Eeservoir,  zu  der  andern  genau  ebensoviel  von  dem  gebrauchten  Wasch- 
wasser. Man  braucht  dann  nur  beide  Eöhrcn  zu  schütteln  und  gegen 
ein  weisses  Stück  Papier  zu  halten  und  zu  vergleichen;  man  sieht  dann 
sofort,  ob  in  der  einen  Eöhre  eine  Entfärbung  stattgefunden  hat  oder 
nicht.  Bedingung  ist  grösste  Eeinlichkeit  der  Gläser  und  Hände.  Selbst 
bei  millionenfacher  Verdünnung  wird  durch  die  Probe  das  Fixirnatron 
noch  angezeigt.  Ist  diese  Anzeige  eingetreten,  also  noch  eine  Spur 
Fixirnatron  vorhanden,  so  muss  der  Waschprocess  fortgesetzt  werden. 

Das  Böttger’sche  Eeagons  auf  Fixirnatron  besteht  aus  einer 
Lösung  von  1000  Thl.  Wasser^),  0,1  g reinstes  Kaliumhypermanganat 
und  1 g reines  Aetznatron;  diese  rotho  Lösung  verliert  beim  Zusatz  der 
geringsten  Spur  von  Fixirnatron  die  schön  rothe  Farbe  und  wird  infolge 
der  Eeduction  zu  Manganat  grünlich. 

Zur  Ausführung  der  Probe  füllt  man  in  zwei  gleiche  Eprouvetten 
je  5 ccm  des  Bö ttger’ sehen  Eeagens,  fügt  zu  dem  einen  5 ccm  von 
dem  auf  Fixirnatron  geh  alt  zu  prüfenden  Wasser  und  zu  dem  anderen 
ebensoviel  reines  Wasser,  das  zum  Auswässern  diente.  Man  vergleicht 
nun  die  Farbonänderung  in  der  Durchsicht.  Bei  einer  Verdünnung  des 


1)  Lehrbuch  d.  Phot.  1874.  S.  317. 

2)  Böttger  hatte  nur  die  Hälfte  Wasser  vorgesehrieben;  Murten  (Atelier  des 
Photographen  1894.  S 98)  erhöhte  die  Wassermenge,  weil  verdüiintere  Lösungen  etwas 
empfindlicher  sind. 


96 


Vierter  Theil.  Siebentes  Capitel. 


FixirBatrons  1:30000  bis  1:50000  geht  die  rothe  Farbe  des  Eeagens 
sofort  in  Dunkelgrün  bis  Hellgrün  über,  bei  1:150000  in  Blaugrün, 
bei  1:200000  in  Violett  bis  Blaugrün.  Die  Eprouvette  mit  reinem 
Wasser  ändert  ihre  Farbe  nur,  wenn  letzteres  organische  Substanz  enthält. 
Die  Wässerung  ist  als  genügend  anzusehen,  wenn  das  Waschwasser 
keine  stärkere  Veränderung  hervorbringt,  als  das  reine  Wasser.  Da 
in  den  Poren  der  Hände  hartnäckig  Spuren  von  Fixirnatron  zurück- 
gehalten werden,  so  empfiehlt  Murten,  die  Hände  mit  Wasser  zu 
reinigen,  dem  einige  Tropfen  concentrirten  Kaliumhypermanganats  zu- 
gesetzt wurden.  Man  darf  aber  nicht 
übersehen,  dass  viele  reducirende  Sub- 
stanzen verschiedenartiger  Zusammen- 
setzung (Nitrite,  Sulfide,  organische  Sub- 
stanzen aller  Art  u.  s.  w.)  gleichfalls 
dieselbe  Farbenänderung  wie  Fixirnatron 
herbeiführen  und  somit  die  Hyperman- 
ganat-Roaction  nur  spcciell  beschränkte 
Giltigkeit  hat. 

Empfindlich  ist  auch  die  Probe  mit 
Silbernitrat,  welche  darauf  beruht,  dass 
Spuren  von  Fixirnatron  mit  überschüs- 
sigem Silbernitrat  unter  Ausscheidung 
von  Schwefelsilber  sich  bräunen.  Man  legt  die  zu  prüfenden  Copien 
während  5 Minuten  in  wenig  Wasser  und  prüft  dasselbe  (oder  nimmt 
unmittelbar  das  Waschwasser),  indem  man  einige  Tropfen  einer  Silber- 
nitratlösung (1:10)  zusetzt  und  erwärmt.  In  der  Regel  wird  durch  die 
im  Wasser  vorhandenen  Chloride  eine  weisse  Trübung  entstehen,  war 
aber  Fixirnatron  vorhanden,  so  färbt  sich  die  Flüssigkeit  beim  Erwärmen 
gelblich. 

Naeli  Reissig 0 lassen  sich  geringe  Spuren  von  uuterschwefligsaurem  Natron 
im  Waschwasser  naehweisen,  wenn  man  zwei  Silberplatten  in  dasselbe  taucht  und 
den  elektrischen  Strom  eines  Bimsen 'sehen  oder  Smee’ sehen  Elementes  durehleitet 
(Pig.  42).  Die  geringste  Menge  Fixirnatron  gibt  sieh  durch  Entstehen  eines  bräun- 
lichen Hauches  (von  Sehwefelsilber)  zu  erkennen.  Diese  Probe  ist  jedoch  nicht  so 
empfindlich  und  viel  umständlicher  als  die  Vogel’sehe  oder  Böttger’sehe  Probe. 


Fig.  42. 

Elektrolytische  Probe  auf  Fixirnatron. 


1)  Phot.  Corresp.  1865.  S.  99. 


ACHTES  CAPITEL. 


ÜBER  DIE  ZU  DEN  PHOTOGRAPHISCHEN 
COPIRPROOESSEN  VERWENDETEN  PAPIERSORTEN. 


I.  Rolipapiere. 

Das  Eohpapier,  welches  zur  Herstellung  positiver  photographischer 
Abdrücke  dient,  soll  von  bester  Qualität,  lediglich  aus  Hadern  her- 
gestellt, sein;  ferner  sollen  die  Papiere  keinen  hohen  Aschengehalt  (nicht 
mehr  als  4 Proc.)  besitzen.  Es  ist  möglichst  vollkommene  Gleich- 
mässigkeit  der  Papierschicht  (beim  Betrachten  in  auffallendem,  sowie 
durchfallendem  Lichte)  zu  verlangen,  und  es  ist  darauf  zu  achten,  dass 
weder  Eisen-  noch  Bronzepartikelchen  (welche  sich  von  den  Maschinen 
abnutzen)  sich  in  der  Schicht  vorfinden,  weil  dann  beim  Aufträgen  von 
Silberlösungen  schwarze  Punkte  oder  moosartige  Reduktionsfiecke  ent- 
stehen („Metallflecke“  Q. 

Das  Papier  soll  am  Lichte  nicht  vergilben,  weshalb  Abwesenheit 
von  Holzstoff  (Holzschlilf)  zu  verlangen  ist. 

Nicht  nur  die  Natur  der  Faser,  sondern  auch  die  Leimung  (Qualität 
und  Stärke  derselben),  sowie  die  Beschaffenheit  der  Oberfläche  (glatt, 
gekörnt  oder  rauh)  ist  für  die  Wahl  der  Papiere  ausschlaggebend. 

Für  kleinere  Copien  und  Bilder,  welche  viele  kleine,  zarte  Details 
aufweisen,  wird  in  der  Regel  glattes,  gut  satinirtes  Papier  verwendet. 
Dieses  wird  in  Rollen  hergestellt  (Maschinenpapier). 

Rauhe,  unsatinirte,  mit  natürlichem  groben  oder  künstlich  ein- 
gepresstem Korne  versehene  Papiere  (rauhe  Zeichenpapiere,  Aquarell- 
papiere oder  specielle  rauhe,  grobkörnige  photographische  Papiere)  ver- 
wendet man  meistens  nur  für  grosse  Bildformate  (grosse  Köpfe, 
Landschaftsaufnahmen,  Genrebilder  mit  breiter  Licht-  und  Schatten- 
wirkung); grössere  dunkle  Flächen  verlieren  durch  das  Korn  ihr  stumpfes, 
blindes  Aussehen,  welches  sehr  glatte  Papiere  in  ausgedehnten  schwarzen 
Flächen  leicht  annehmen,  und  deshalb  bedienen  sich  zahlreiche  Photo- 

1)  Davanue,  Handbuck  d.  Phot,  und  Chemie  1863.  S.  307. 

Edor,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


ii 


7 


98 


Vierter  Theil.  Achtes  Capitel. 


graphen  zur  Herstellung  künstlerischer  Photographien  solcher  rauhen 
Papiere. 

Alle  derartigen  Papiere  sind  mehr  oder  weniger  geleimt,  und  zwar 
ist  die  Leimung  von  grossem  Einfluss  auf  das  Endresultat  bei  der  Her- 
stellung photographischer  Copien  (Silber-,  Platindruck  u.  s.  w.). 

Papiere  ohne  Leimung  oder  mit  schwacher  Leimung  saugen  Wasser 
stark  ins  Innere,  die  lichtempflndlichen  Präparate  und  Sensibilisirungs- 
bäder  sinken  ein,  und  die  Bilder  erscheinen  nach  der  Fertigstellung  im 
Innern  versunken,  zeigen  in  der  Aufsicht  ein  mattes,  stumpfes,  flaues 
Aussehen  ^),  während  sie  in  der  Durchsicht  brillanter  erscheinen.  Solche 
Papiere  müssen  einer  neuerlichen  stärkeren  Leimung  unterzogen  werden. 

Maschinenpapiere  (alle  Eollenpapiere)  sind  mit  Harzseife  geleimt 
(vegetabilische  Leimung),  die  meisten  rauhen  körnigen  Handpapiere  sind 
oberflächlich  mit  thierischem  Leim  geleimt  (animalische  Leimung).  Die 
Specialsorten  photographischer  Papiere  (Eives-,  Steinbachpapier  u.  s.  w. 
s.  unten)  sind  bereits  passend  geleimt,  sowohl  in  glatten  als  rauhen  Sorten. 

Grobkörnige  Zeichen-  oder  Aquarellpapiere  müssen  aber  in  der 
Eegel  nachgeleimt  werden,  insbesondere  letztere.  Dies  geschieht  ent- 
weder mit  Gelatine  oder  mit  Agar-Agar  oder  mit  Stärke. 

1.  Gelatinelösung:  20  g Gelatine  werden  in  1 Liter  Wasser 
beiläufig  V2  Stunde  aufquellen  gelassen,  im  Wasserbade  erwärmt  und  nach 
erfolgter  Lösung  5 g gepulverter  Alaun  ^)  hinzufügt.  Statt  des  Alauns 
können  auch  (nach  Hübl)  20  ccm  Pormalin  (von  Schering  in  Berlin) 
als  Härtungsmittel  für  die  Gelatine  zugesetzt  werden^). 

2.  Agar-Agar-Lösung  (nach  Hübl).  10  g Agar-Agar  werden 
mit  1 Liter  Wasser  übergossen  und  nach  ^/2Stündigem  Stehen  beiläufig 
5 Minuten  lang  gekocht.  Man  seiht  die  heisse  Lösung  durch  feinen 
Mousselin  und  hält  sie  fortwährend  warm,  da  sie,  einmal  erstarrt,  nur 
noch  schwer  verflüssigt  werden  kann. 

3.  Stärkekleister:  Man  verreibt  10  g Arrowroot  mit  etwas  Wasser 
in  einer  Eeibschale,  giesst  in  1 Liter  siedendes  Wasser  und  erhitzt  wenige 
Minuten,  bis  die  Verkleisterung  erfolgt  ist. 

Man  befestigt  den  zu  leimenden  Papierbogen  mit  Heftnägeln  auf 
ein  glattes  Holzbrett,  giesst  die  voraussichtlich  nothwendige  Menge  der 
Gelatine-  oder  Agar-Agar-Lösung  längs  der  Mitte  des  Bogens  auf  und 

1)  Bereits  festgestellt  von  Davauue  und  Girard,  Bull.  Soc.  fran^.  Phot.  1858. 
S.  71  und  117;  ferner  Hardwieh,  Manual  de  Phot.  Chemie.  1863.  S.  185  u.  a. 

2)  Der  Alaun  macht  die  Gelatine  nacli  dem  Trocknen  unlöslich  oder  schwer  löslich. 

3)  Man  kann  auch  100  bis  200  ccm  Alkohol  beimengen,  um  die  zahlreich  sich 
bildenden  Luftblasen  zu  vermeiden. 


Ueber  die  zu  den  pbotogr.  Copirprocessen  verwendeten  Papiersorten.  9g 


verreibt  mittels  eines  breiten,  weichen  Pinsels  rasch  die  Lösung^). 
Agar-Agar  erstarrt  sehr  rasch,  kann  aber  trotzdem  (ohne  Rücksicht 
auf  das  eintretende  Erstarren)  gut  mittels  eines  sogen.  „Yertreiber- 
pinsels“  oder  einer  weichen  Bürste  auf  dem  Aquarellpapier  vertheilt 
werden.  In  die  Stärkekleister-Lösung  kann  man  die  Papiere  ganz  unter- 
tauchen und  zum  Trocknen  aufhängen. 

Manche  Aquarellpapiere  sind  mit  schlechtem  zersetzten  animalischen 
Leim  geleimt,  was  für  Aquarellmalerei  nicht  im  geringsten  schädlich  ist, 
aber  Silberpräparationen  häufig  stört.  Vergilben  schon  vor  der  Fertig- 
stellung veranlassen  kann  und  die  Platintonung  nicht  selten  hindert. 
Solche  Papiere,  deren  Oberfläche  aber  mitunter  eine  so  günstige  Structur 
aufweist,  dass  man  auf  ihre  Verwendung  nicht  verzichten  will,  müssen 
zunächst  gänzlich  entleimt  werden:  Man  behandelt  die  Papiere  in 
grossen  Porzellantassen  mit  heisser,  verdünnter,  dreiprocentiger  Schwefel- 
säure während  einer  Stunde,  wäscht  dann  gut  mit  Wasser,  zum  Schluss 
unter  Zusatz  von  etwas  Ammoniak,  trocknet  und  badet  dann  in  der 
oben  angegebenen  zweiprocentigen  Gelatinelösung  ^). 

In  der  Regel  wird  man  aber  beim  Silber- Copirprocess  mit  den  sehr 
guten  Handelssorten  photographischer  Rohpapiere  das  Auslangen  finden 
und  selten  zu  diesen  langwierigen  Vorarbeiten  genöthigt  sein. 

Die  zur  Leimung  verwendeten  Substanzen  haben  einen  merklichen 
Einfluss  auf  die  Farbe  der  mittels  Salzpapiers  (Badeprocess  mit  neutralen 
Silberbädern)  erhaltenen  Copien:  Gelatine  gibt  einen  Ton  nach  dem 
Purpurrothen,  Stärke  nach  dem  Orangerothen  und  Eiweiss  nach  dem 
Purpur  hin  (Davanne  und  Girard,  1858,  a.  a.  0.;  vergl.  auch  S.  15). 

Die  photographischen  Eigenschaften  des  Papieres  richten  sich  viel 
nach  der  angewendeten  Leimung,  selbst  wenn  nachher  noch  Albumin 
gebraucht  wird,  denn  das  Bild  entsteht  wahrscheinlich  zum  Theil  im 
Albumin,  zum  Theil  in  der  Leimung.  Animalisch  geleimte  Papiere 
haben  das  Bestreben,  rothe  Töne  zu  geben,  welche  im  fertigen  Bilde 
braun  oder  chokoladefarben  werden.  Dies  rührt  zum  Theil  von  der 
Anwendung  der  Gelatine  her,  die  gemischt  mit  salpetersaurem  Silber 
in  der  Sonne  sich  rubinroth  färbt,  zum  Theil  aber  auch  von  dem  Alaun, 
welcher  angewendet  wird,  die  Gelatine  hart  zu  machen;  der  Alaun  ist 
nämlich  ein  saures  Salz  und  hat  das  Bestreben,  dem  Bilde  einen  fuchs- 
rothen  Ton  zu  ertheilen.  Die  mit  Stärke  und  Harz  geleimten  Papiere 
geben  Töne,  welche  nach  dem  Fixiren  sepiabraun  sind,  und  purpur- 

1)  Sehr  stark  saugende  Papiere  taucht  mau  gänzlich  in  die  Gelatinelösung 
während  5 bis  10  Minuten  ein. 

2)  Hübl,  Der  Silberdruck  auf  Salzpapier.  1896.  S.  19. 


100 


Vierter  Theil.  Achtes  Capitel. 


schwarz,  wenn  sie  mit  Goldlösung  behandelt  wurden;  der  Grund  hiervon 
ist,  dass  die  Stärke  und  das  Harz  nicht,  wie  die  Gelatine,  eine  sehr 
merkbare  Wirkung  auf  das  Eothwerden  des  Bildes  hervorbringen,  und 
theilweise,  weil  die  Leimung  eine  alkalische  Eeaction  besitzt  und  Alkalien 
das  Eothwerden  verhüten  (Hardwich  a.  a.  0.). 

Während  Silbernitrat  oder  Chlorsilber  und  Silbernitrat  mit  Stärke 
oder  Agar-Agar  ziemlich  indifferent  sind,  verringert  viel  Gelatine  die 
Lichtempfindlichkeit  des  Chlorsilbers  ein  wenig  und  erhöht  etwas  die 
Brillanz  der  Copien.  Harzseife  setzt  sich  mit  Silbernitrat  zu  unlöslichen 
harzsauren  Silbersalzen  um,  welche  im  Lichte  gelbroth  werden,  die 
Gesammtempfindlichkeit  des  Chlorsilbers  ein  wenig  herabdrücken,  aber 
die  Entstehung  brillanter  Copien,  welche  gut  die  Gold-  und  Platinbäder 
annehmen,  begünstigen.  Casein,  welches  in  der  Milch  vorkommt,  gibt 
gute  Schärfe  und  röthliehe  Farbe  der  Copien^);  Molken^)  ertheilt  Purpur- 
töne ohne  Glanz  (Blanquart-Evrard,  s.  S.  4). 

Sind  beim  Bade  - Copirprocess  ausser  Chlorsilber  und  Silbernitrat 
noch  fremde  Substanzen  zugegen,  welche  den  Charakter  der  Copien  an 
und  für  sich  stark  ändern  (z.  B.  Citronensäure,  Citrate,  Tartrate  u.  s.  w.), 
so  tritt  der  Einfiuss  der  Leimung  auf  den  Ton  der  Copien  zurück.  — Bei 
Emulsions-Auscopirpapieren  erfolgt  die  Bildung  des  Lichtbildes  nicht 
unmittelbar  auf  oder  in  der  Papierfilzmasse,  sondern  in  einer  darüber- 
liegenden Collodion-  oder  Gelatineschicht;  trotzdem  ist  auch  hier  ein 
Einfluss  der  Papierleimung  bemerkbar,  jedoch  nur  insofern,  als  es  sich 
um  die  Zusammensetzung  der  „Barytgelatine -Unterlage“  oder  anderer 
Deckschichten  handelt,  welche  bei  diesen  Processen  stets  über  dem  ge- 
leimten Eohpapiere  angebracht  sind  (s.  unten). 

Uebrigens  hat  die  Leimung  auch  auf  den  Platinotyp-Process 
einen  Einfluss,  sowohl  bezüglich  der  Farbe  als  der  Haltbarkeit  der  Bilder 
(s.  diesen  Process). 

II.  Handelssorten  von  photograpMsclien  Rolipapieren. 

Gegenwärtig  liefern  hauptsächlich  zwei  Papierfabriken  die  ungeheuren 
Massen  von  photographischem  Papier,  welche  zu  Photographien  ver- 
arbeitet werden.  Nämlich  die  Fabrik  von  Blanchet  freres  und  Kleber 
in  Eives,  Departement  de  LTsere  in  Frankreich  (Vertretung  in  Paris, 
Boulevard  des  Capucines,  Nr.  24);  diese  Papiere  werden  kurzweg  als 
„Eivespapier“  bezeichnet.  Ferner  die  Papierfabrik  von  Steinbach 

1)  Hardwieli,  Manual  de  phot.  Chemie  1863.  S.  191. 

2)  Man  bringt  siedende  Milch  mit  Essig  znm  Gerinnen,  filtrirt  und  verwendet 
diesen  Molken  (Beettingham,  Phot.  News.  1857.  S.  116;  Kreutzer’s  Jahresber.  f. 
Phot.  1857.  S.  46). 


üeber  die  zu  den  photogr.  Copirproeessen  verwendeten  Papiersorten.  IQl 

in  Malmedy  in  Deutschland  (Eheinpreussen) , deren  Papier  in  Oesterreich 
und  Deutschland  meistens  „Steinbach-Papier“  oder  im  Auslande  häufig 
„Papier  de  Saxe“  genannt  wird.  Beide  Papiere  sind  von  grosser  Voll- 
kommenheit, haben  einen  geringen  Aschengehalt  (0,6  bis  2 Proc.)  und 
zeichnen  sich  durch  grosse  Gleichmässigkeit  aus.  Man  zieht  bald  das 
eine,  bald  das  andere  vor;  für  dünnere  Papiere,  z.  B.  für  Albuminpapier- 
Fabrikation,  dominirt  wohl  mehr  das  Eivespapier,  für  stärkere,  grössere 
Sorten  (Salzpapier,  Harzpapier,  Platindruck,  Lichtpauserei)  wird  in  Deutsch- 
land und  Oesterreich  häufiger  Steinbach-Papier  verwendet;  der  Export 
beider  Fabriken  ist  ein  enormer. 

Vom  Eivespapier  werden  für  die  verschiedenen  Zwecke  der  Photo- 
graphie (Silber -Copirverfahren,  Lichtpauserei,  Platindruck,  Celloidin- 
papier  u.  s.  w.)  verschiedene  Sorten  in  den  Handel  gebracht,  deren  Stärke 
durch  Gewicht  pro  500  Bogen  angegeben  wird.  Das  dünnere  Papier 
(8,  10,  12  kg  pro  500  Bogen)  hat  gewöhnlich  das  Format  46X58  cm; 
oder  bei  20  kg  pro  500  Bogen  das  Format  58X92  cm  oder  das 
quadruple  coquille  photo  (48  kg),  das  Format  90X118  cm.  Für  Platino- 
typie  werden  glatte  und  grobkörnige  Papiere  (51V2X66  cdi  ™ Gewichte 
von  19  bis  32  kg),  sowie  grössere  Formate  erzeugt,  welche  letztere  beim 
Formate  51  bis  104  cm  X 108  cm  ein  Gewicht  von  190  bis  280  kg  pro 
500  Bogen  erreichen.  Papiere  für  Cyanotypie,  Aristopapier,  Celloidin- 
papier,  deren  Präparation  in  Maschinen  erfolgt,  werden  in  langen  Eollen 
von  65,  75  bis  100  cm  Breite  und  darüber  erzeugt;  das  Gewicht  dieser 
Eollenpapiere  wird  in  Grammen  pro  Quadratmeter  angegeben ; es  schwankt 
für  Cyanotypie  von  90  g bis  165  g pro  Quadratmeter,  während  das 
Gewicht  analoger,  mit  Barytschicht  zu  überziehender,  für  Aristo-  oder 
Cello'idinpapier  bestimmter  Papiere  („papiers  aristotypes“)  von  76  bis  100  g 
pro  Quadratmeter  schwankt. 

Die  Papierfabrik  von  Steinbach  erzeugt  für  Lichtpausverfahren 
(Cyanotypie,  Tinten -Copirprocess  u.  s.  w.)  Eohpapiere,  welche-  110  bis 
145  g pro  Quadratmeter  schwer  sind  und  je  nach  Wunsch  65,  75,  80 
und  100  cm  Breite  haben;  die  schwersten  Papiersorten  für  diesen  Zweck 
wiegen  200  g pro  Quadratmeter.  Für  Platindruck  wird  Steinbach- 
Papier  in  der  Eegel  in  der  Stärke  von  85  bis  120  g pro  Quadratmeter, 
sowohl  rauh  als  satinirt,  in  der  Breite  von  137  cm,  erzeugt. 

Für  rauhe,  matte  Oberfläche  sind  mehr  oder  weniger 
grobkörnige  Zeichenpapiere  verwendbar.  Man  muss  jedoch  eine 
Vorprobe  machen,  ob  das  Zeichenpapier  in  geeigneter  Weise  geleimt 
ist;  bei  schlechter  Leimung  sinkt  nicht  nur  das  Bild  ein,  sondern  wird 
auch  Gelbfärbung  der  Weissen  beobachtet,  welche  mitunter  beim  Waschen 
oder  beim  Vergolden  oder  Platiniren  zum  Vorschein  kommt.  Eauhe 


102 


Vierter  Theil.  Achtes  Capitel 


Papiere  von  Eives  und  Steinbach  wurden  bereits  genannt;  dann  wären 
zu  erwähnen:  Zeichenpapier  von  Schleicher  & Schüll  in  Düren 
(Deutschland),  (z.  B.  grobkörniges  Nr.  751),  Schöpfpapier  Nr.  27  der 
Neusiedler  Actiengesellschaft  für  Papierfabrikation  in  Wien,  Papier  von 
Causon  & Montgolfier,  Aquarellpapier  von  Johannot  & Comp,  in 
Annonay;  auch  Whatman-Papiere  sind  hier  zu  nennen;  die  Papiere 
müssen  (namentlich  die  Aquarellpapiere)  nachgeleimt  und  event.  (s.  S.  99) 
zuvor  entleimt  und  dann  erst  nachgeleimt  werden.  Schaeuffelen  in 
Heilbronn  erzeugt  künstlich  gekörntes  „Pyramidenkornpapier“ , welches 
mitunter  für  Matt-Copirverfahren  gute  Dienste  leistet. 

III.  Baryt-  oder  Einailpapier  für  Emulsionspapicrc. 

Giesst  man  Collodion-  oder  Gelatine -Emulsion  zum  Zwecke  der 
Herstellung  von  Auscopirpapieren  (Celloidin-  oder  Aristopapier)  auf  ge- 
wöhnliches Eohpapier,  so  sinkt  sie  in  den  Papierfilz  ein  und  gibt  stumpfe, 
kraftlose  Copien.  Deshalb  benutzt  man  am  besten  gelatinirtes  und 
geglättetes  Papier,  ähnlich  dem  Glaeepapier  (Glanzpapier,  Kreidepapier) 
der  Stein-  und  Lichtdrucker.  Um  die  Weissen  der  Copien  zu  heben,  fügt 
man  der  Gelatinemasse  etwas  Barytweiss  (Schwerspath , Baryumsulfat) 
hinzu  und  färbt  die  Schicht  in  der  Eegel  (mittels  Theerfarbstoffen)  rosa 
oder  pensee.  Solches  Papier  wird  im  Grossen  von  Buntpapierfabriken 
hergestellt  und  heisst  „Barytpapier“,  welches  sich  besser  als  „Kreide- 
papier“ (Gelatine  gemengt  mit  Kreide)  eignet,  weil  ersteres  den  Chemi- 
kalien der  photographischen  Bäder  besser  Widerstand  leistet. 

Die  Idee,  Glacepapier  zum  photographischen  Copirprocess  zu  ver- 
wenden, tauchte  schon  im  Jahre  1863  auf,  indem  damals  unter  dem  Namen 
„Emailpapier“  eine  Art  Kreidepapier  mit  Albuminüberzug  in  den  Handel 
gebracht  wurde  ^),  welches  jedoch  wegen  der  schwierigen  Art  des  Silberns 
in  dem  damals  ausschliesslich  geübten  Badeprocess  und  des  schwierigen 
Auswässerns  schlechte  Eesultate  ergab;  in  der  That  eignet  sich  weder 
Kreide-  noch  Barytpapier  gut  zum  Albuminprocess  mit  Silberbad ^). 


1)  Phot.  Archiv  1863.  S.  14.  — Nach  Grüne  wurde  das  Kreidepapier,  welches 
gegen  Feuchtigkeit  sehr  empfindlich  ist,  mit  einer  Schicht  von  in  Wasserdampf 
coagulirtem  Eiweiss  überzogen  und  dann  zur  Erzeugung  von  Albuminpapier  verarbeitet 
(Phot.  Mitth.  Bd.  7,  S.  126). 

2)  Albuminpapier,  unter  Zugrundelegung  von  Barytpapier,  gibt  Abdrücke  mit 
unreinen,  unregelmässigen  Schwärzen.  An  diesem  Uebelstande  scheitert  der  Versuch 
zweier  Pariser  Fabriken  (Manufacture  franpaise  des  papiers  phot.,  sowie  von  Schaeffn  er), 
welche  (1896)  derartiges  Papier  unter  dem  Namen  „Apollon“  und  „Enoptro“  in 
den  Handel  bringen  wollten  (Dr.  M.  Jolles  und  Dr.  L.  Lilienfeld,  Eder’s  Jahrbuch 
f.  Phot.  f.  1897.  S.  542). 


lieber  die  zu  den  photogr.  Copirproeessen  verwendeten  Papiersorteu.  103 


Erst  die  Einführung  der  Fabrikation  des  Chlorsilbercollodion- 
(Oelloidin-)Papieres  um  1890  machte  den  Bedarf  an  Barytpapier  zu 
j einem  sehr  dringlichen,  indem  weder  Celloidin-  noch  Aristocopien, 

I sowie  die  mittels  Proteiden  hergestellten  Copien  auf  anderem  Papier 

; ihre  volle  Brillanz  entfalten.  Die  Barytpapiere  werden  in  Deutschland 

! in  grossen  Mengen  und  vorzüglicher  Qualität  in  besonderen  Fabriken 

* hergestellt,  und  zwar  von  den  Kunstpapierfabriken  von  J.  B.  Weber  in 

I Offenbach  a.  M.,  G.  u.  H.  Beneke  in  Löbau  in  Sachsen,  der  Actien- 

I gesellschaft  für  Buntpapierfabrikation  in  Aschaffenburg,  der 

I Papierfabrik  von  Steinbach  in  Malmedy;  ferner  in  Frankreich  von 

t Kleber  (Eives).  Diese  Papiere  kommen  in  Bollen  ohne  Ende  von  meistens 

65  cm  Breite  in  den  Handel  oder  auch  zerschnitten  in  Bogen  von  circa 
52X65  cm.  Das  Eohpapier,  welches  als  Unterlage  für  die  Barytschicht 
dient,  muss  von  guter  Qualität  sein;  man  nimmt  meistens  Steinbach- 
oder Eivespapier,  obschon  für  Cello'idin-  sowie  für  Aristopapier  die  Papier- 
unterlage nicht  von  jener  einschneidenden  Bedeutung  wie  beim  Salzpapier 
oder  Albuminpapier  ist,  weil  eben  die  Barytschicht  zwischen  dem  Papiere 
und  der  sensiblen  Schicht  gelagert  ist. 

Die  Barytschicht  soll  genügend  widerstandsfähig  gegen  Wasser 
und  Tonungsbäder  sein,  sonst  entstehen  Blasen  oder  Pocken  in  der 
Bildschicht,  welche  vermieden  werden  können,  wenn  die  Barytgelatine- 
schicht etwas  besser  (mit  Alaun,  Formalin  oder  anderen  Härtungsmitteln) 
gehärtet  wurde. 

Die  Emulsionspapiere  werden  haltbarer,  wenn  man  die  als  Unter- 
I läge  für  die  sensible  Schicht  dienenden  Barytpapiere  schwach  sauer 

I*  macht;  es  kommen  Papiere  in  den  Handel,  bei  welchen  die  Barytgelatine- 

schicht selbst  schwach  sauer  gemacht  wird  [durch  Zusatz  von  Citronen- 
säure  oder  dergl.,  vergl.  Bd.  II,  S.  498  dieses  Werkes  Q],  oder  man  tränkt 
wohl  auch  das  Papier  allein  mit  schwach  sauren  Lösungen  und  belässt 
I die  Barytschicht  neutral.  Bei  der  Untersuchung  käuflicher  Barytpapiere 
muss  man  sich  (mittels  der  Lackmuspapier -Probe)  überzeugen,  ob  die 
Barytschicht  oder  das  Papier  oder  beide  sauer  reagiren.  Man  fügt  wohl 
} auch  in  die  Barytgelatinemasse  neutrale  Salze,  welche  mit  Silbernitrat 
unlösliche  Verbindungen  eingehen,  damit  das  in  den  Auscopir- Emulsionen 
in  der  Eegel  enthaltene  freie  Silbernitrat  in  der  Barytschicht  aufgehalten 

1)  Um  die  Haltbarkeit  der  Celloidmpapiere  zu  steigeru,  empfiehlt  Belitski  Be- 
: streichen  der  Eüekseite  fertiger  Celloidinpapiere  mit  einer  Lösung  von  1 Thl.  Citronen- 

säure  in  50  Thl.  Alkohol.  — Vollenbrueh  lässt  jeden  Bogen  Barytpapier  mit  der 
Eüekseite  auf  einem  Bade  von  1 Liter  Wasser,  1 g Gelatine,  10  Thl.  Zucker  und 
18  Thl.  Citronensäure  während  2 Minuten  schwimmen,  trocknet  und  übergiesst  dann 
erst  mit  der  Oollodion- Emulsion  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  508). 


I 


104 


Vierter  Theil.  Achtes  Capitel. 


wird  und  nicht  zum  Papiere  selbst  gelangt,  welches  dadurch  gelb  gefärbt 
werden  könnte;  hierzu  können  Citrate^)  oder  Tartrate  dienen. 

Alle  diese  Firmen  liefern  auch  mattes  Barytpapier,  welches 
eine  dünne  und  sammetartig  matte,  gleiehmässige  Fläche  aufweist;  die 
Collodion-  oder  Gelatine -Emulsionen  nehmen  bei  Zugrundelegung  dieser 
Papiere  selbst  eine  matte  Oberfläche  an,  sogar  wenn  man  an  der  für 
Glanzpapiere  gebräuchlichen  Eeceptur  gar  nichts  ändert,  jedoch  kann 
man  die  Emulsion  etwas  ärmer  an  Bindemittel  (Collodion  oder  Gelatine) 
machen.  Unter  Zugrundelegung  guter,  gleichmässiger,  matter  Barjt- 
papiere  ist  die  Erzeugung  der  modernen  Emulsions-Matt-Copirpapiere 
keine  schwierige  Sache. 

Kautschukpapier,  d.  i.  Papier,  welches  mit  einer  Lösung  von  Kautschuk  in 
Benzin  imprägnirt  war,  schlug  Sutton  vor,  um  damit  Albuminpapier  herzustellen, 
bei  welchem  die  Bildschicht  ganz  an  der  Oberfläche  bleibe  (Kreutzer’s  Zeitsehr.  f. 

Phot.  1863.  Bd.  7,  S.  89). 

Pergamentisirtes  oder  unlöslich  gemachtes  Papier  für  photo- 
graphische Copien.  Silbercopien  auf  mattem  Papier  können  durch  Eintauchen 
in  Schwefelsäure  pergamentisirt  werden.  Die  Nuancen  des  Bildes  bleiben  völlig  un-  ^ 

versehrt,  während  eine  kräftige,  aber  dessen  ungeachtet  gleiehmässige  Contraction  des  S 

Papieres  die  Schärfe  des  Bildes  bedeutend  erhöht.  Dabei  bekommt  das  Papier  eine  | 

bedeutende  Dauerhaftigkeit.  Die  Oberfläche  nimmt  einen  mässigen  Glanz  an,  der  aber  ji 

nicht  so  stark  ist,  wie  der  von  Albuminpapier  (CrookesO.  ji 

Das  Pergamentisiren  geschieht  durch  Eintauchen  in  ein  Gemisch  von  4 Vol.  , 
rauchender  Schwefelsäure  (d  = 1,854)  und  2 Vol.  Wasser  durch  30  bis  120  Secunden; 
dann  wird  in  viel  Wasser  gewaschen,  zum  Schluss  in  schwach  ammoniakalischem  i " 
Wasser  (a.  a.  0.),  und  satinirt.  1 \ 

In  neuerer  Zeit  tauchte  Aryton”)  zu  demselben  Zwecke  die  fertig  eopirten  und  : \ ' 
vergoldeten  Bilder  in  Schwefelsäure,  wodurch  sie  pergamentisirt  werden.  Sie  lassen 
sich  dann  von  der  Eüekseite  coloriren. 

S.  Williams  nahm  ein  Patent,  um  Papier  mittels  Kupferoxyd- Ammoniak 
wasserdicht  zu  machen^).  I M 


1)  Wandrowski  (Hanneke,  Das  Cello'idinpapier.  1897.  S.  58).  1 

2)  Crookes,  Kreutzer’s  Jahresber.  f.  Phot.  1857.  S.  74.  Dingler,  Polyt.  '! 
Journ.  Bd.  144,  S.  357.  Phot.  Mitth.  1863.  Bd.  6,  S.  124.  Pergamentisirt  man  das 
Papier  vor  den  photographischen  Operationen,  so  sind  die  Manipulationen  schwieriger;  | 
das  Papier  rollt  sich. 

3)  Phot.  Woehenbl.  1882.  S.  54;  aus  Brit.  Journ.  Phot.  1882.  S.  54.  (Auch 
Bullet.  Beige  Assoc.  Phot.  1882.  S.  167.) 

4)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  522. 


NEUNTES  CAPITEL. 


MATTPAPIEEE  MITTELS  DES  SILBER-BADE- 
VEEFAHRENS.  — SALZPAPIER.  — AEROW-EOOT-PAPIEE. 
— GELATINEPAPIER.  — HARZPAPIER.  — ALBUMIN- 
MATTPAPIER. 


Oopirpapiere  ohne  Glanz  eignen  sich  für  manche  Gegenstände,  in 
welchen  breite  Licht-  und  Schattenmassen  zur  künstlerischen  Wirkung 
gelangen  sollen,  und  für  grosse  Bildformate  häufig  besser  als  Glanz- 
papiere; Positivretouche  lässt  sich  darauf  leicht  ausführen.  Allerdings 
ist  die  Feinheit,  Brillanz  und  der  Eeichthum  an  zarten  Details  bei 
Copien  auf  stumpfem  Papier  nicht  in  dem  Masse  vorhanden,  als  bei 
Glanzpapieren  (Albumin-,  Celloidin-,  Aristopapier  u.  s.  w.).  Wenn  man 
auch  für  Copien  auf  mattem  Papier  gegenwärtig  vielfach  den  Platindruck 
benutzt,  und  die  alten  Methoden  mit  einfachem  gesilberten  Salzpapier, 
Arrow-root-  und  Gelatinepapier  mehr  in  den  Hintergrund  gedrängt 
wurden,  so  haben  dennoch  die  neueren  Harzpapiere  und  Albumin- 
Mattpapiere  eine  hohe  Vollendung  und  beachtenswerthe  Verbreitung  in 
der  Praxis  erlangt,  welche  allerdings  durch  die  Emulsions-,  Matt- 
: Celloidin-  und  Aristobilder  starke  Concurrenz  erfuhr.  Wir  lenken  die 

Aufmerksamkeit  besonders  auf  die  Harz-  und  Albumin -Mattpapiere  mit 
! haltbarer  Silberung  und  combinirter  Gold-Platintonung. 

I.  Einfaches  Salzpapier. 

Photographisches  „Salzpapier“  nennt  man  Papier,  welches  mit  einer 
Lösung  von  Kochsalz  oder  einer  anderen  Chlorverbindung  getränkt,  dann 

B!  getrocknet  wird  und  hierauf  durch  Baden  mit  Silbernitratlösung  sensi- 
bilisirt,  neuerdings  getrocknet  und  zum  Copiren  verwendet  wird. 

Man  kann  verschiedene  Chlorverbindungen  benutzen,  z.  B.  Chlor- 
natrium, Chlorammonium,  Chlorbaryum  und  andere^).  Der  Unterschied 


1)  In  den  fünfziger  Jahren  wurde  häufig  Seesalz  benutzt  (D  esp  rat  s,  Kreutzer’s 
Jahresber.  f.  Phot.  1856.  S.  36).  — Eine  Salzung  mit  Chlorgold  und  Salmiak  sollte 


106 


Vierter  Theil.  Neuntes  Capitel. 


in  der  Färbung  der  gesilberten  Papiere  (s.  S.  16)  ist  jedocb  nach  der 
Fertigstellung  der  Bilder  unmerklicb,  weshalb  man  sich  meistens  nur 
des  Cblornatriums  (Kochsalz)  bedient,  das  man  jederzeit  rein  zur  Hand  hat. 

Man  löst  3 Thl,  Kochsalz  in  100  Thl.  Wasser  auf,  legt  das  Papier 
sorgfältig  (unter  Vermeidung  von  Luftblasen)  auf  das  Salzbad,  durch 
3 bis  5 Minuten,  und  hängt  es  mit  Holjzklammern  zum  Trocknen  auf. 

Als  Silberbad  kann  eine  Lösung  von  10  bis  12  Thl.  Silbernitrat  in 
100  Thl.  Wasser  benutzt  werden. 

Die  Operationen  bei  der  Herstellung  von  Copien  sind  dieselben,  wie 
bei  Stärkepapier  (s.  S.  107). 

Salzpapier  wird  gegenwärtig  fast  gar  nicht  zum  Copiren 
benutzt,  sondern  man  zieht  Stärkepapier  (Arrow-root)  oder 
schwach  leimhaltiges  Papier,  sowie  Albumin-Mattpapier  oder 
Harzpapier  vor,  da  bei  letzteren  das  Bild  nicht  so  in  die  Papierfaser 
einsinkt  und  kräftiger  erscheint. 

Salzpapier  (Chlorsilberpapier)  findet  aber  zu  photometrischen  Zwecken, 
als  lichtempfindliches  Normalpapier  Anwendung  (s.  Bd.  I,  S.  383  und 
Bd.  IV,  S.  39). 

Einfluss  der  Menge  des  Chlorides  im  Salzpapier  auf  seine 

Eigenschaften. 

Die  Menge  des  Chlorides  in  dem  photographischen  Papiere  übt  einen  Einfluss 
auf  die  Liehtempfindliehkeit  des  gesilberten  Papieres  und  auf  die  Kraft  und  Intensität 
der  Copie  aus.  Je  stärker  das  Papier  gesalzen  ist,  desto  mehr  Chlorsilber  schlägt 
sich  während  des  Sensibilisirens  auf  der  Silbernitratlösung  im  Papiere  nieder.  Die 
Lichtempflndliehkeit  steigt  bis  zu  einem  gewissen  Grade,  je  mehr  Chlorsalz  es  enthält. 
Stärkere  Salzung  erfordert  auch  stärkere  Silberbäder. 

Papiere,  welche  reich  an  Chloriden  sind,  schwärzen  sich  sehr  rasch  und  erhalten 
eine  bronzeartige  Schwärze.  Ein  mit  starken  Lösungen  von  Chlorid  und  Silbernitrat 
präparirtes  Papier  gibt  ein  kräftiges  Bild  mit  grossen  Contrasten  zwischen  Licht  und 
Schatten.  Schwach  gesalzene  und  gesilberte  Papiere  sind  weniger  lichtempfindlich, 
schwärzen  sich  weniger  kräftig  und  eignen  sieh  deshalb  für  sehr  eontrastreiche  ki-äftige 
Negative,  welche  auf  stark  gesalzenem  Papiere  harte  Copien  geben  würden  (Hardwich). 

Eine  übermässige  Menge  des  Chlorides  im  Papiere  würde  bewirken,  dass  das  im 
Silberbade  entstehende  Chlorsilber  nicht  am  Papier  festgehalten  wird  und  dann  das 
Silberbad  trübt;  auch  werden  die  Copien  matt. 

Zur  Herstellung  des  Salzbades  für  Salzpapier  genügt  ein  Gehalt  von  2 bis  4 Proc. 
Kochsalz  oder  Chlorammonium.  Eine  stärkere  zehnprocentige  Lösung  gewährt  keinen 
Vortheil,  sondern  wird  vielmehr  dadurch  nachtheilig,  dass  sie  das  Silberbad  schnell 
erschöpft  (Barreswil  und  Davanne^- 


das  Goldbad  überflüssig  machen  (?)  (Phot.  Archiv.  1864.  S.  288).  Die  Idee,  durch 
Incorporirung  von  Chlorgold  in  die  Salzung  des  Papieres  die  nachherige  Behandlung 
mit  Goldtonungsbädern  entbehrlich  zu  machen,  tauchte  später  (bezogen  auf  Emulsions- 
papiere) wiederholt  auf,  bewährte  sich  aber  nicht  in  der  Praxis. 

1)  Barreswil  und  Davanne,  Handbuch  d.  Phot,  und  Chemie.  1863.  S.  303. 


Mattpapiere  mittels  Silber -Badeverfahrens.  Arrow -root- Papier  u.  s.  w.  107 

Man  beachte  das  Verhalten  ehloridhaltiger  Papiere  gegen  Silberbäder.  Erfahrungs- 
gemäss fordert  ein  Bogen  Papier  im  Formate  50X60  cm  0,2  bis  0,5  g Chlornatrium; 
die  untere  Grenze  gilt  für  stark  geleimte,  undurchlässige  Schichten,  die  obere  für 
durchlässigere,  in  das  Papier  einsinkende  Präparation,  z.  B.  Arrow -root-  oder  Salz- 
papier; durchschnittlich  kann  man  annehmen,  dass  ein  Bogen  der  letztgenannten 
Papiersorten  0,4^  Chlornatrium  enthält,  welches  zur  Bildung  von  Chlorsilber  1,2  g 
Silbernitrat  erfordert.  Uebrigens  werden  mechanisch  circa  10  ccm  Silbernitratlösung 
an  der  Oberfläche  hängen  bleiben,  welche  gleichfalls  1 bis  1,2  g Silbernitrat  enthalten. 
Die  Sensibilisirung  eines  Bogens  Salzpapier  erfordert  daher  2,2  bis  2,4  g Silbernitrat. 
Man  muss  also  pro  Bogen  gesilberten  Salzpapieres  dem  Silberbade  je  1,2  g Silber- 
nitrat zusetzen.  Oder  man  benutzt  das  Bad,  bis  es  merklich  am  Volumen  verringert 
ist  und  ergänzt  es  dann  mit  einer  doppelt  so  starken  Silberlösung  als  man  ursprünglich 
nahm  (also  ein  Silberbad  1:4  bis  1:5)  auf  das  anfängliche  Volumen.  Z.B.  man  hat 
500  ccm  eines  Silberbades  1:8  in  Gebrauch  genommen  und  durch  Silbern  von  Salz- 
papier das  Volumen  auf  450  ccm  verringert,  so  fügt  man  als  Ergänzung  für  den 
Silberverbrauch  50  ccm  einer  Silbernitratlösung  1:4  hinzu  (Hübl). 

Der  Einfluss  von  Citraten  und  freier  Citronensäure,  Chromaten  u.  s.  w.  wird  im 
nächsten  Capitel  erörtert  werden. 

II.  Sfärkc-,  Arrow-root-  und  Glelatine- Salzpapier. 

Wird  Papier  mit  stärke-  oder  leimhaltigen  Ohlorsalzlösungen  über- 
zogen, so  dringt  die  Flüssigkeit  weniger  tief  in  die  Papiermasse,  als  bei 
Anwendung  wässeriger  Ohlorsalzlösungen.  Dadurch  bleibt  das  erzeugte 
photographische  Bild  mehr  auf  der  Oberfläche  und  wird  viel  feiner  und 
zarter  als  auf  Salzpapier. 

Ein  üeberzug  des  Papieres  mit  Stärke  (Arrow-root,  Tapioca  u.  s.  w.) 
oder  etwas  Gelatine  macht  die  Oberfläche  fester,  aber  das  Papier  erhält 
keinen  oder  einen  sehr  geringen  Glanz. 

Die  Stärke  wird  mit  Wasser  zum  Verkleistern  erhitzt,  mit 
Chloriden  und  eventuell  anderen  Zusätzen  versetzt  und  auf  die  Papier- 
oberfläche gebracht  und  getrocknet;  sie  ist  lange  haltbar.  Von  den 
Stärkesorten  eignet  sich  besonders  Arrow-root  oder  Marantastärke 
(Stärke  von  der  westindischen  Pfeilwurzel  Maranta  arundinacea)  für  das 
Silbercopirverfahren,  weil  dasselbe  mit  kochendem  Wasser  einen  geruch- 
und  geschmacklosen  Kleister  von  grosser  Klarheit  und  Homogenität  liefert, 
während  gewöhnlicher  (Weizen-)  Kleister  immer  trübe  aussieht.  Der- 
artige Papiere  kommen  unter  dem  Namen  „Arrow-root-Papier“  oder 
„Marantapapier  “ in  den  Handel.  — Gut  verwendbar  ist  auch  Tapioca- 
stärke^).  ■ — ■ Aehnlich  wie  Stärkekleister  wirkt  der  Absud  von  islän- 
dischem Moos  oder  einer  unter  dem  Namen  irländisches  Moos  in 
den  Handel  kommenden  heller  gefärbten  Sorte;  damit  präparirtes  Papier 
führt  im  Handel  den  Namen  „Algeinpapier“.  — Setzt  man  der 


1)  EmpfoMen  von  Brebisson  (Horn’s  Phot.  Journ.  1854.  Bd.  2.  S.  47). 


108 


Vierter  Theil.  Neuntes  Capitel. 


Chloridlösung  statt  des  Stärkekleisters  eine  geringe  Menge  von  Gelatine  s: 
oder  Agar-Agar^)  zu,  so  erhält  man  ganz  ähnliche  Eesultate;  beim 
Copiren  ist  die  Farbe  des  Bildes  etwas  röthlicher,  aber  beim  Vergolden  f, 
gleicht  sich  dies  wieder  aus.  Im  Allgemeinen  ist  jedoch  Arrow-root-  dl 

Papier  von  dieser  Art  Papiere  am  beliebtesten.  ' J 

l)ie  Wahl  des  Chlorides  (Chlornatrium.  Chlorammonium.  Chlor-  ® 
baryum)  ist  ziemlich  gleichgültig.  Zusatz  von  neutralen  Citraten  beeinflusst 
die  Farbe  der  Copien  und  macht  sie  etwas  brillanter;  diese  nehmen  das  g 

Goldbad  dann  leichter  an  und  geben  rascher  blauschwarze  Nuancen.  ii 

Monckhoven  empfahl  gleiche  Theile  Citrat  und  Chlorid,  Abney  M 
doppelt  so  viel  Citrat  als  Chlorid  (s.  unten),  Baron  Hü  bl  aber  nur 
1 Thl.  Citrat  auf  3 Thl.  Chlorid;  letzterer  bemerkt,  dass  bei  einer  Er- 
höhung  des  Gehaltes  an  Citrat  auf  die  20fache  Menge  des  Chlorides  ^ 
die  Empfindlichkeit  des  Papieres  nur  mehr  ein  Drittel  von  jener  des  k 
reinen  Chlorsilberpapieres  ist.  Aehnlich  wirkt  Tartrat,  welches  man  in  ' 
Form  von  Seignettesalz  (Kalium -Natriumtartrat)  anwendet.  Während 
sich  der  Zusatz  von  Citraten  zu  der  Chloridsalzung  weder  nothwendig, 
noch  besonders  nützlich  erweist,  macht  sich  der  Zusatz  von  etwas  freier 
Citronensäure  deutlich  vortheilhaft  bemerkbar;  es  werden  nämlich 
reinere  Weissen  erhalten  und  in  der  Eegel  etwas  grössere  Brillanz.  ,i 

Als  gutes  Eecept^)  für  Arrow-root-Papier  kann  deshalb  : 

empfohlen  werden;  Man  rührt  20  Thl.  Arrow-root  in  einer  Eeib-  ® 
schale  mit  ein  wenig  kaltem  Wasser  an  und  giesst  den  dünnen  Brei  in 
600  Thl.  siedendes  Wasser,  in  welchem  6 Thl.  Chlorammonium  und 
0,3  Thl.  Citronensäure  aufgelöst  wurden.  Man  kocht  einige  Minuten, 
bis  eine  gleichmässigo  dickliche,  transparente  Flüssigkeit  entstanden  ist. 

Die  Flüssigkeit  wird  nach  dem  Erkalten  mittels  eines  weichen,  breiten 
Pinsels  in  der  Längs-  und  Querrichtung  bestrichen,  und  dann  wird  die 
Schicht  mittels  eines  zweiten,  trockenen  sogen.  Vertreibpinsels  oder 
einer  sehr  weichen  Bürste  ausgeglichen,  bis  jeder  Glanz  verschwunden 
ist.  Dann  wird  der  Bogen  an  zwei  Ecken  zum  Trocknen  an  die  Luft 
gehängt.  — Zu  dem  Streichen  mittels  des  Pinsels  soll  der  Kleister 
dicklich  sein  und  3 bis  4 Proc.  Stärke  (Arrow-root)  enthalten.  AVill 
man  das  Papier  durch  Schwimmen  auf  der  Kleistermischung  präpariren, 
so  soll  nicht  mehr  als  2 Proc.  Stärke  in  der  Mischung  vorhanden  sein; 
grobe  Kornpapiere  lassen  sich  durch  Streichen  mittels  des  Pinsels  leichter 
gleichmässig  präpariren  als  durch  Schwimmen. 

Im  Nachfolgenden  theilen  wir  mehrere  Vorschriften  zur  Präparation  von  Arrow- 
root-  oder  Gelatine -Mattpapier  mit,  welche  sämmtlich  sich  bewährt  haben: 

1)  Hübl,  Silberdruck  auf  Salzpapier.  1896.  S.  70. 

2)  Kleffel,  Handbuch  d.  Phot.  1880.  S.  285. 


i 


Mattpapiere  mittels  Silber -Badeverfahrens.  Arrow -root- Papier  u.  s.  w.  109 


Liesegang  1) 

Monckhoven  2) 

Vogel  3) 

Abney  p 

Hardwich^) 

Dunmore  6) 

Wasser 

160 

100 

ICO 

480 

480 

100 

350 

Chlornatrium . . 

• 

2 

2 

— 

— 

— 

— 

Chlorammonium 

— 

— 

— 

6 — 8 

10 

2 

8 

Chlorbaryum  . . 
Citronensaures 

5 

— 

— 

— 

— 



— 

Natron  .... 

— 

2 

— 

10 

— 

2 

2 

Citronensäure  . 

0,05 

— 

— 

— 

— 

— 

— 

Arrow-root  . . 

4 

2 

— 

— 

— 

— 

Gelatine  .... 

— 

— 

— 

1 

1 

0,2 

5 

Lyonel  Clark  benutzt  zur  Präparation  von  stumpfem  Papier  eine  alkalische 
Lösung  von  Chlorid  und  Citrat,  nämlich:  Man  kocht  20  g Arrow -root  oder  Gelatine 
mit  800  ccm  Wasser,  fügt  dann  7 g Citronensäure  hinzu,  löst  andererseits  15  g -Chlor- 
ammonium und  20  g krystallisirtes  Natriumearbonat  in  200  eem  Wasser  und  mischt 
beide  Flüssigkeiten.  Darauf  lässt  man  Papier  schwimmen  (3  bis  5 Minuten  laug), 
trocknet  rasch,  sensibilisirt  auf  Citronensäure -Silbernitrat -Bad.  Das  Papier  ist  ins- 
besondere für  Platintonung  bestimmt  (Phot.  Woehenbl.  1894.  S.  404;  Phot.  Archiv  1889. 
S.  337;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  515). 

MoosO,  sowie  Wade®)  empfahlen  (1895)  den  Zusatz  von  Kaliumbiehromat  zum 
Chlorid,  weil  dadurch  die  Contraste  beim  Copiren  vermehrt  werden  und  die  Copien 
eine  warmbräuuliche  Färbung  annehmen.  Während  ersterer  nur  Chlorid  berücksichtigt, 
zog  Wade  auch  den  Einfluss  von  Bromid  neben  Chlorid  in  Betracht.  Zusatz  von 
Bromid  begünstigt  die  Entstehung  platinschwarzer  Töne.  Im  Mittel  kann  man  nach 
Wade  nehmen:  3 Liter  Wasser,  50g  Chlorammonium,  lg  Bromkalium  und  0,3g 
Kaliumbiehromat.  Vermehrung  des  Chromates  ist  für  dünne  Negative  zu  empfehlen; 
mehr  Bromid  macht  die  Copien  schwärzer;  reines  Chlorid  nebst  Chromat  macht  die 
Farbe  bräunlicher.  [Die  Empflndlichkeit  dieses  Papieres  ist  wesentlich  geringer  als 
die  von  reinem  Chlorsilberpapier,  ja  sogar  geringer  als  von  Albuminpapier,  gibt  aber 
eine  wesentlich  kürzere  Scala  als  beide.  E.]  Man  lässt  Papier  darauf  schwimmen, 
trocknet  und  silbert  im  Silbernitratbad  1:6  bis  1:7. 

Das  Silberbad  für  Arrow-root-,  Gelatine-,  Harz-,  Albumin -Matt- 
papier soll  stark  sein.  Am  besten  ist  die  Concentration  1:8,  keinesfalls 
unter  1:10;  schwächere  Bäder  geben  graue,  kraftlose  Copien®).  Deshalb 


1)  Liesegang,  Der  Silberdruck.  1884.  S.  103. 

2)  Monckhoven,  Traite  de  Phot.  1880.  S.  255. 

3)  H.  W.  Vogel,  Lehrbuch  d.  Phot.  1878.  S.  136. 

4)  Abney,  Instruction  in  Phot.  1884.  S.  204. 

5)  Hardwich,  Manual  d.  phot.  Chemie  1863.  S.  385;  die  Vorschrift  ist  für 
Schwimmen  bestimmt. 

6)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  515. 

7)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  511. 

8)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  509. 

9)  Die  Ursache  dieser  Erscheinung  liegt  darin,  dass  das  Chlorsilber  in  gesalzenem 
Arrow -root -Papier  u.  s.  w.  durch  eoncentrirte  Silberbäder  in  derben,  compacten  Massen 


110 


Vierter  Theil.  Neuntes  Capitel. 


löst  raan  in  der  Eegel  in  100  Thl.  Wasser  12  Thl.  Silbernitrat  auf.  — 
Man  lässt  die  Papiere  auf  der  Oberfläche  des  Silberbades  mit  der  präpa- 
rirten  Seite  schwimmen,  und  zwar  nicht  länger  als  nöthig  ist;  bei  dünnen 
Arrow-root-Papieren  ist  häufig  ^/2  Minute  genügend,  in  der  Eegel  werden 
aber  bei  stärkeren  Papieren  2 Minuten  erforderlich  sein.  Dann  werden 
die  Papiere  zum  Trocknen  aufgehängt. 

Wünscht  man  die  Bilder  kräftiger  (brillanter)  zu  bekommen,  so  muss 
man  das  gesilberte,  getrocknete  Papier  vor  dem  Copiren  ungefähr 
8 Minuten  im  Eäucherkasten  (s.  S.  79)  den  Ammoniakdämpfen  aussetzen; 
die  Papiere  werden  dadurch  empfindlicher,  copiren  mit  blauschwarzer 
Farbe  und  nehmen  namentlich  die  Goldtonung  leicht  an.  Für 
Platin tonung  ist  die  Ammoniakräucherung  weniger  vortheilhaft,  ja  es 
empfiehlt  sich  sogar  die  Anwendung  saurer  Silberbäder,  welche  noch 
den  Vortheil  mit  sich  bringen,  dass  die  sensiblen  Papiere  wochenlang 
haltbar  sind  und  brillantere  Weissen  geben. 

Werden  Silberbäder  nach  andauerndem  Gebrauch  braun,  so 
schüttelt  man  sie  mit  Kaolin,  wie  im  Capitel  „Albuminpapier“  näher 
beschrieben  ist. 

Citronensäurehaltige  Silberbäder ^)  sind  namentlich  für  Harz- 
und  Albumin-Mattpapiere  vorzüglich  geeignet,  indem  sie  (wie  soeben 
erwähnt  wurde),  dauerhafte  Papiere  geben,  welche  mit  dem  Platin- 
oder combinirten  Gold-Platinbade  schöne  platinschwarze  Töne  geben, 
und  in  neuerer  Zeit  besonders  beliebt  geworden  sind. 

Für  derartige  Dauerpapiere  empfiehlt  sich  ein  Silberbad  aus: 


Wasser 100  Thl., 

Silbernitrat 12  ,, 

Citronensäure 8 „ 


welches  in  filtrirtem  Zustande  mit  einer  Schwimmdauer  von  2 bis 
höchstens  3 Minuten  (bei  dünnen  Papieren  noch  kürzer)  verwendet  wird. 
Die  damit  gesilberten  und  getrockneten  Papiere  halten  sich  wochenlang 
weiss;  will  man  die  Haltbarkeit  noch  weiter  steigern,  so  bestreicht  man 
das  Eohpapier  vor  dem  Aufträgen  der  Salzmasse  mit  einer  Lösung  von 

abgeschieden  wird,  während  verdünnte  Silborbäder  feinpulveriges  Chlorsilber  erzeugen, 
welches  durch  die  saugende  Wirkung  des  Papierfilzes  in  das  Innere  des  Papieres 
einsinkt,  wonach  das  Bild  nicht  an  der  Oberfläche  entsteht  (Hübl). 

1)  Die  Verwendung  citronensäurehaltiger  Silberbäder  war  für  Albuminpapier 
(vergl.  dieses)  schon  längst  im  Gebrauch.  Für  stumpfe,  grobkörnige  Salzpapiere 
empfahlen  es  insbesondere  L.  Clark  (Phot.  Wochenbl.  1891.  S.  385;  Ed  er ’s  Jahrbuch 
f.  Phot.  1802.  S.  436);  Austin  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  454);  Baron 
Hübl  (Silberdruek  auf  Salzpapier.  1896)  u.  A.,  wobei  man  stets  die  Herstellung 
platinirter,  schwarzer  Copieu  im  Auge  hatte. 


Mattpapiere  mittels  Silber -Badeverfahrens.  Arrow -root- Papier  u.  s.  w.  m 


) 


1 Thl.  Citronenscäure  in  50  Thl.  Wasser;  dann  hält  sich  die  Papierschicht 
längere  Zeit  weiss,  während  sonst  das  Vergilben  zuerst  am  Papiere 
beginnt  und  danji  erst  auf  die  sensible  Schicht  übergeht. 


I Die  Erfahrung  lehrt,  dass  schon  ein  Zusatz  von  2 Proc.  Citronensäure  zum  Silber- 

, bade  die  Haltbarkeit  des  Papieres  wesentlich  erhöht,  doch  erscheint  es  sicherer,  den 

I'  Gehalt  auf  5 bis  8 Proc.  zu  erhöhen.  Ein  allzugrosser  Gehalt  an  Citronensäure  trübt 

< das  Bad  unter  Ausscheidung  von  Silbernitrat  (s.  S.  18).  Weinsäure  erreicht  nicht  die 
eonservirende  Wirkung  der  Citronensäure  (Hübl). 


Durch  aufeinanderfolgendes  Silbern  von  chloridhaltigen  Papieren 
(Arrow -root-,  Harzpapier  u.  s.  w.)  wird  dem  Silberbade  beim  Gebrauche 
Silbernitrat  entzogen  (s.  S.  27  und  107),  weshalb  dasselbe  silberärmer  wird. 
Man  fügt  deshalb  eine  concentrirte  Lösung  von  Silbernitrat  zur  Verstärkung 
i des  Bades  zu,  und  zwar  pro  Bogen  (50X60  cm)  gesilberten  Papieres 
10  ccm  einer  Lösung  von  24  Thl.  Silbernitrat,  8 Thl.  Citronensäure  und 
j 100  Thl.  Wasser,  oder  man  misst  das  in  Gebrauch  genommene  Volumen 
Silberbad  und  ergänzt  es  nach  Maassgabe  des  verbrauchten  Bades  mit 
I dieser  concentrirten  Siiberlösung  auf  das  ursprüngliche  Volumen. 

; Ammoniakalische  Silberbäder  (Silbernitrat  mit  Ammoniak  bis  zur  Wieder- 

auflösung des  anfangs  entstandenen  braunen  Niederschlages  von  Silberoxyd,  d.  s sogen. 
Silberoxyd- Ammoniakbäder)  geben  mit  gesalzenen  Papieren  brillantere  Copien;  auch 
wird  die  Empfindlichkeit  gesteigert.  Leider  greift  die  ammoniakalische  Flüssigkeit 
f die  Bildschicht  stärker  an  als  neutrale  oder  saure  Bäder,  so  dass  die  Silberbäder  mit 
organischen  Substanzen  bald  verunreinigt  und  bald  dunkelbraun  werden.  Auch  wird 
die  Chlorsilberschicht  selbst  durch  Ammoniak  angegriffen,  und  es  entstehen  weissliehe 
Flecken  (Hübl).  Weniger  gefährlich  sind  die  halb  ammoniakalischen  Bäder,  welche 
i|  Hardwich  (s.  S.  18)  verschlug,  am  besten  ist  es  aber  wohl,  den  ammoniakalischen 
Zustand  des  Papieres  durch  Eäucherung  herbeizuführen. 


' III.  Harzpapier. 

I Es  wurden  bereits  in  den  sechziger  Jahren  Versuche  gemacht, 

durch  Imprägniren  des  Papieres  mit  Harzen  und  bei  gemengten 
> Chlorsalzen  brillante  Bilder  mittels  des  Silber -Bade Verfahrens  zu  er- 
[ zielen.  Die  leitende  Idee  hierbei  liegt  in  der  Absicht,  die  Papierporen 
! durch  verstärkte  „Harzleimung“  zu  verstopfen  und  dabei  eine  Art  der 
„Harzleimung“  zu  wählen,  welche  besser  geschlossene  Flächen  liefert 
, als  die  Arrow- root-  oder  Gelatineleimung.  Hierzu  versuchte  man  anfäng- 
I lieh  rein  alkoholische,  chloridhaltige  Harzlösungen ^),  welche  mit  Glanz 
ein  trocknen,  ohne  jedoch  den  Glanz  des  Doppel -Albumin  papieres  zu 


( 1)  Bertrand  mischte  5 g Chlorcalcium,  20  g Benzoeharz  und  100  ccm  Alkohol, 

womit  das  gespannte  Papier  bestrichen  wurde  (Phot.  Archiv  1863.  S.  66).  — Glover 
I löste  Chlorzink  mit  Weihrauch  und  Mastix  in  Aether  und  Alkohol  (Phot.  Archiv  1863. 

S.  90),  während  Cooper  eine  ähnliche  Harzmischung  nebst  Chlorealcium  in  Alkohol 
' löste  (Abney,  Instruction  of  Phot.  1884.  S.  209). 


1 


112 


Vierter  Theil.  Neuntes  CapiteL 


erreichen;  die  damit  überzogenen  Papiere  wurden  auf  einem  Silberbade 
sensibilisirt  und  analog  wie  Arrow- root-Papier  behandelt.  Eeine  Harz- 
papiere haben  sieb  nicht  eingebürgert,  weil  sie  sich  schwierig  silbern 
und  tonen  lassen  und  leicht  brüchig  werden.  Auch  die  von  Taylor  (1866) 
angegebene  Präparation  mit  wässeriger  Schellack-,  Borax-  oder  Natrium- 
pbospbatlösung  bat  sich  nicht  bewährt. 

Dagegen  gibt  eine  gemischte  Präparation  von  Harz  mit 
Gelatine  oder  Stärke  (Arrow-root)  vortreffliche  Eesultate; 
derartige  Papiere  sind  mit  Platin-  oder  Gold-Platintonung  sehr  beliebt 
geworden  und  haben  in  neuerer  Zeit,  wegen  der  grösseren  Brillanz  der 
Copien  und  der  Möglichkeit,  tief  platinschwarze  Bilder  („Silberplatin- 
bilder“) von  guter  Bild  Wirkung  leicht  hersteilen  zu  können,  grosse 
Verbreitung  gefunden;  sie  sind  sowohl  in  bloss  gesalzenem,  als  auch 
haltbar  gesilbertem  Zustande  Handelsproduct  geworden  (Dr.  Just  in 
Wien,  Dr.  Hesekiel  in  Berlin  u.  A.) 

Der  Erste,  welcher  dieses  Verfahren  angab,  dürfte  Cooper  in  den 
achtziger  Jahren  gewesen  sein^),  welcher  fünfprocentige,  wässerige,  warme 
Gelatinelösung  mit  gleichen  Theilen  einer  alkoholischen  Schellacklösung 
(15:100)  mischte,  wobei  sich  das  Harz  milchig  ausscheidet  und  eine 
Harz -Emulsion  bildete,  womit  Papier  überzogen  wurde;  nach  dem 
Trocknen  wurde  durch  Baden  in  einem  Gemische  von  Chlorammonium 
und  Magnesialactat  (=  milchsaure  Magnesia)  gesalzen,  getrocknet  und 
im  Silberbade  sensibilisirt.  — E.  Valenta  arbeitete,  unter  Verwendung 
von  ammoniakalischer  Kolophoniumlösung  und  Gelatine,  welcher  sofort 
Chlorammonium  zugesetzt  wurde,  an  der  k.  k.  Graphischen  Lehr-  und 
Versuchsanstalt  in  Wien  das  Harz-Gelatineverfahren  1891  zu  einem 
leistungsfähigen,  den  modernen  Anforderungen  entsprechenden  Verfahren 
aus^),  und  Baron  A.  v.  HübH)  combinirte  (1896)  ammoniakalische 
Schellacklösung  mit  Stärkekleister  (Arrow-root). 

Harzpapiere  eignen  sich  besonders  für  glanzlose  Copien  in  platin- 
schwarzer Färbung  für  jede  Gattung  von  Eohpapier,  besonders  aber  für 


1)  Taylor  löste  5 bis  8 Tbl.  Sebellack,  4 Tbl.  Borax  oder  Natriumpbospbat  in 
100  Tbl.  Wasser  oder  misebte  diese  Salze  (z.  B.  45  Tbl.  Sebellack,  20  Tbl.  Borax, 
4 Tbl.  Natriumpbospbat,  600  Tbl.  Wasser  in  der  Siedebitze  gelöst)  s.  Yearbook  of  Pbot. 
for  1867;  Pbot.  Corresp.  1874.  S.  91;  Pbot.  Mittb.  Bd.  3,  S.  130.  Dieses  Copir- 
verfabren  wurde  1879  in  Pbot.  News  und  Bull.  Assoe.  Beige  Pbot.  Bd.  6,  S.  498  ohne 
Quellenangabe  naebgedruekt.  — Aebulicbe  Vorsebriften  s.  Eder’s  Jabrbueb  f.  Pbot. 
f.  1894.  S.  428. 

2)  Abney,  Instruction  of.  Pbot.  1884.  S.  209  und  217. 

3)  Pbot.  Corresp.  1891.  S.  564;  Eder’s  Jabrbueb  f.  Pbot.  f.  1892.  S.  433. 

4)  Hübl,  Der  Silberdruek  auf  Salzpapier.  1896.  S.  78. 


Mattpapiere  mittels  Silber -Badeverfahrens.  4rrow-root- Papier  ii.  s.  w.  H3 


grobkörnige  Papiere.  Die  Harz-Arrow-root-Mischung  lässt  sich  besser 
streichen  als  die  Harz -Gelatinemischung,  bei  welcher  letzteren  man 
Schwimmenlassen  ’izu  Hilfe  nehmen  muss. 

A.  Darstellung  von  Harz -Gelatinepapier  nach.  E.  Valenta. 

Man  löst  4 g lichtes  französisches  Kolophonium,  welches  hinterher 
nicht  nachdunkelt,  in  heissem,  verdünntem  Ammoniak,  was  man  am  besten 
in  der  Weise  vornimmt,  dass  man  etwas  Wasser  in  einer  Porzellan- 
schale zum  Kochen  erhitzt,  etwas  Ammoniak  zufügt  und  unter  Umrühren 
das  gepulverte  Kolophonium  einträgt.  Die  klare  Harzlösung  wird  mit 
3 bis  4 g Gelatine,  welche  zuvor  in  Wasser  gequollen  war,  gemischt 
und,  wenn  diese  gelöst  ist,  10  g Chlorammonium,  gelöst  in  100  ccm 
Wasser,  eingetragen,  worauf  man  mit  destillirtem  Wasser  auf  das  Volumen 
von  1 Liter  bringt.  Dann  neutralisirt  man  vorsichtig  mit  verdünnter 
Salzsäure  und  setzt  schliesslich  eine  concentrirte  Lösung  von  Citronen- 
säure  bis  zur  stark  sauren  Eeaction  zu.  Das  Harz  wird  durch  die  Säure 
in  fein  vertheiltem,  milchigem  Zustande  ausgeschieden,  und  die  Flüssigkeit 
kann  nun  zum  Präpariren  von  Eivespapier  verwendet  werden. 

Das  Eohpapier  wird  mit  der  warmen  Flüssigkeit  mittels  eines 
Schwammes  befeuchtet,  hierauf  auf  der  warmen  Lösung  circa  3 Minuten 
lang  schwimmen  gelassen  und  zum  Trocknen  mittels  Klammern  an 
|l  Schnüre  gehängt. 

j Zum  Sensibilisiren  dient  eine  zwölfprocentige  Silberlösung  (2  bis 

I 3 Minuten  lang),  wonach  man  trocknet,  mit  Ammoniakdämpfen 
j räuchert  (s.  S.  78)  und  copirt. 

i*  Eöthlichbraune  Bilder  erhält  man,  wenn  man  die  Copien  (ohne 

sie  zu  vergolden)  in  einem  sauren  Fixirbade  (100  ccm  Fixirbad  1:10 
mit  10  ccm  gesättigter  saurer  Natriumsulfitlösung)  fixirt. 

Yiolettschwarze  oder  purpurbraune  Bilder  werden  durch 
schwaches  Vergolden  im  Borax- Goldbade  oder  Acetatbade  (s.  S.  50 
I und  51)  erhalten. 

! Ammoniakräucherung  ist  auch  für  Harzpapiere  von  grossem 

Nutzen,  wenn  man  dieselben  mit  Goldbädern  blauschwarz  oder  purpur- 
violett tonen  will;  combinirte  Gold -Platinbäder  geben  hübsche  neutral- 
schwarze Copien.  Valenta  empfiehlt  die  Ammoniakräucherung  für 
sein  oben  beschriebenes  Harzpapier  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1892. 
S.  435). 

Schwarze  Bilder  (platinartig)  erzielt  man  durch  Behandeln  der 
Copien  im  Gold-Platinhade  (s.  S.  65).  — Für  Platinirung  allein 
sind  citronensaure  Silberbäder  zu  empfehlen  (s.  S.  62). 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 

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114 


Vierter  Theil.  Neuntes  Capitel. 


B.  Darstellung  von  Harz- Arrow -root- Papier  nach  HübU). 

Es  werden  2^2  g Arrow-root  und  100  ccm  Wasser  zum  Kochen 
erhitzt  und  zu  dem  Kleister  20  ccm  einer  Lösung  von  2 Thl.  weissem 
gebleichten  Schellack  in  100  Thl.  Ammoniak  zugesetzt  und  dann  2^2  g 
Kochsalz  eingetragen.  Der  Kleister  wird  durch  Mousselin  filtrirt  und 
mittels  Pinsels  oder  Bürste  auf  Papier  aufgetragen.  — Als  Silberbad 
dient  eine  Lösung  von  120  g Silbernitrat,  1000  ccm  Wasser  und  80  g 
Gitronensäure.  — Man  trocknet  das  gesilberte  Papier;  jedoch  darf  es 
nicht  scharf  getrocknet  sein,  sondern  soll  noch  etwas  Feuchtigkeit  ent- 
halten. Die  kräftig  copirten  Papiere  werden  gut  gewässert  und  ins 
Platinbad  gebracht.  Das  Platintonbad  wird  am  besten  etwas  warm 
(30  bis  35  Grad  0.)  verwendet,  z.  B.  lg  Kaliumplatinchlorör,  500  ccm 
Wasser,  25  Tropfen  Salpetersäure,  8 g Kochsalz.  Arbeitet  das  Bad 
langsam,  so  vermehrt  man  den  Zusatz  an  Platinsalz  oder  macht  es 
wärmer;  schliesslich  wird  gewaschen  und  durch  10  Minuten  im  Fixir- 
bade  (1:10)  fixirt. 

Sehr  schön  tiefschwarze  Töne  erhält  man  mittels  der  Gold-Platin- 
tonung (s.  S.  65). 

C.  Harzpräparation  von  Japanpapier. 

Zur  Präparation  von  echt  japanischem  Papier  (in  Japan  „Usayo“  und  „Gampi“ 
benannt)  wird  eine  gemischte  Lösung  von  5 g Chlorammonium,  24  g Gelatine  in 
480  ccm  Wasser  und  120  ccm  einer  alkoholischen  Sandaraklösung  (1:10)  empfohlen. 
Damit  wird  das  Papier  geleimt  und  mit  einer  nach  Hardwich’s  Methode  (s.  S.  18) 
halb  ammoniakalischen  Silberlösung  (1:10)  oder  einem  anderen  Silberbade  sensibilisirt. 
Gold-  und  Pixirbäder  sollen  ziemlich  schwach  sein.  Das  Japanpapier  faltet  sieh  leicht 
beim  Trocknen  und  wird  deshalb  auf  Holzrähmchen  aufgenadelt  (Photo  - Gazette  1897. 
S.  195). 

IV.  Albumiii-Arrow-root-Papier.  Alhumin- Mattpapier. 

Beine  Albuminpapiere  geben  in  der  Eegel  glänzende  Bildschichten, 
welche  das  Platintonbad  nur  schlecht  annehmen  und  deshalb  zur  Er- 
zeugung von  matten,  platin schwarzen  Bildern  nicht  geeignet  sind.  Es 
ist  daher  zweckmässig,  das  Albumin  mit  indifferenten  Körpern  zu  mischen, 
und  als  solcher  empfiehlt  sich  besonders  Arrow-root,  weil  es  am  wenigsten 
Tendenz  zur  Bildung  glänzender  Schichten  hat  und  leicht  in  den  Ton- 
bädern zu  behandeln  ist. 

Albumin-Mattpapier  kam  schon  1863  in  den  Handel^),  ver- 
schwand aber  wieder  vom  Markte,  weil  man  damals  an  glanzlosen  Copien 
wenig  Geschmack  fand  und  die  Erzielung  der  für  derartige  Papiere 


1)  Nach  Eder’s  Eeccpte  und  Tabellen.  4.  Anfl.  1896.  S.  45. 

2)  Phot.  Archiv  1863.  S.  14. 


Mattpapiere  mittels  Silber -Badeverfahrens.  Arrovr-root- Papier  u.  s.  w.  H5 


besonders  gefälligen  schwarzen  Platintöne  erst  später  bekannt  wurde. 
Mehrere  Jahre  später  versuchte  Jeanrenaud^)  Mischungen  von  Gummi, 
Eiweiss  und  Ammoniak  für  Mattpapiere.  Die  besten  Eesultate  bei  der  Her- 
stellung von  Albumin -Mattpapieren  liefert  Baron  Hübl’s  Methode  (1895) 
mit  Albumin- Arrow-root  2),  welches  zu  schwarzen  Bildern  mit  Platintonung 
sehr  gut  geeignet  ist,  während  es  Goldbäder  nur  schwierig  annimmt ^). 

Man  schlägt  Hühnereiweiss  zu  Schnee,  lässt  24  Stunden  stehen  und 
seiht  die  Flüssigkeit  durch  feinen  Mousselin.  50  ccm  derartigen  flüssigen 
Albumins  werden  mit  50  ccm  zweiprocentigen  Arrow -root- Kleisters  (für 
sich  allein  gekocht,  dann  abgekühlt)  und  2 g Kochsalz  gemischt.  Das 
Papier  wird  mit  Heftnägeln  auf  ein  Brett  befestigt,  in  die  Mitte  die 
Lösung  gegossen,  mittels  eines  breiten  Pinsels  vertheilt  und  mit  einem 
zweiten  trockenen  Pinsel  (sogen.  Vertreiber)  oder  einer  weichen  Bürste  so 
lange  behandelt,  bis  jeder  Glanz  verschwunden  ist.  Dann  wird  der  Bogen 
an  zwei  Ecken  mittels  Klammern  frei  zum  Trocknen  aufgehängt.  (Grob- 
körnige Papiere  erfordern  eine  vorherige  Leimung  mit  Gelatine,  s.  S.  98). 

Silberbad:  1000  ccm  Wasser,  120  g Silbernitrat  und  15  g Citronen- 
säure.  Die  gesilberten  Papiere  sollen  keineswegs  scharf  getrocknet 
werden,  sondern  etwas  Feuchtigkeit  (ohne  nass  zu  sein!  sonst  entstehen 
Silberflecken  an  den  Matrizen !)  enthalten,  damit  sie  brillant  mit  tief  roth- 
brauner  Farbe  copiren.  Eäuchern  mit  Ammoniak  ist  nachtheilig,  wenn 
man  im  Platinbade  tont.  Als  Platinbad  kann  eine  erwärmte  neutrale 
Lösung  von  1 Thl.  Kaliumplatinehlorür,  10  Thl.  Chlornatrium  und 
1000  Thl.  Wasser  dienen. 

V.  Casein. 

lieber  Papiere  mit  Case'm  - Präparation  liegen  Versuebe  vorO-  Bas  Casein 
(Käsestoffj  wird  aus  der  Milch  durch  Säuren  ausgeschieden  (Gerinnen  der  Milch); 
es  löst  sich  in  Alkalien  zu  klarer  Flüssigkeit,  welche  zu  einer  hornartigen  Masse 
eintrocknet.  Mit  Silbernitrat  bildet  sieh  unlösliches  Silbercasein  (analog  dem  Silber- 
albuminat).  Zur  Herstellung  eines  für  photographische  Zwecke  brauchbaren  Caseins 
zerreibt  man  frischen  Quark  (Topfen)  mit  Alkohol  zu  Brei,  presst  durch  ein  Tuch 
die  Flüssigkeit  ab,  verreibt  die  rückständige  Masse  mit  Alkohol -Aether  (1:1),  presst 
wieder  ab,  wäscht  mit  Aether  nach  und  lässt  trocknen.  Zum  Gebrauche  verrührt 
man  10  Thl.  des  Pulvers  mit  100  ccm  Wasser  und  fügt  2 ccm  Ammoniak  unter 
Erwärmen  zu.  Die  Lösung  kann  mit  Chloriden  versetzt,  zur  Herstellung  von  Matt- 
Badepapier  oder  von  Casein -Arrow -root -Papier  (nach  Art  von  Albumin  - Mattpapier) 
verwendet  werden  (Hübl). 

1)  Phot.  Archiv  1870.  S.  236. 

2)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S.  509.  — Hübl’s  Silberdruck  auf  Salz- 
papier. 1896.  S.  81. 

3)  Neutral  gesilbert  nehmen  die  Albumin -Mattpapiere  das  Goldbad  gut,  das 
Platinbad  schlecht  an;  mit  citronensauren  Silberbädern  verhält  es  sieh  umgekehrt. 

4)  Vergl.  auch  Wilde,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  515. 

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116 


Vierter  Theil.  Neuntes  Capitel. 


Salz-,  Arrow- root-,  Harzpapier  u.  s.  w.  nehnren  das  Ehodangoldbad 
(vor  dem  Fixiren)  sehr  leicht  an  und  geben  blauviolette  bis  violett- 
schwarze Töne;  dies  gilt  vom  einfachen  Ehodanbade  (s.  S.  54),  sowie  vom 
Bühler’schen  Goldrhodanürbade  (s.  S.  56),  welches  rasch  blauschwarze 
Töne  gibt  (auch  ohne  vorhergehende  Ammoniakräucherung);  jedoch 
muss  man  diese  Bäder  verdünnt  anwenden. 

YI.  Tergolden  der  Salzpapiere  (Arrow -root-,  Grelatine-, 
Harzpapiere)  zur  Erzielung  violett-  his  blauschwarzer  Töne.  — 

Platintonung. 

Die  Papiere  (am  besten  mit  Ammoniak  geräucherte)  werden  kräftig 
copirt,  mit  Wasser  während  einiger  Minuten  mehrmals  gewaschen  und 
dann  in  eines  der  für  Albuminpapier  gebräuchlichen  Goldbäder  gebracht, 
z.  B.  in  ein  Boraxgoldbad  [2  ccm  Chlorgoldlösung  (1:50),  100  ccm  einer 
einprocentigen  Boraxlösung]. 

Vor  dem  Vergolden  darf  man  die  Papiere  nicht  gar  zu  lange 
(3  Minuten)  waschen,  weil  die  Oberfläche  des  Papiers  nicht  so  hart  wie 
bei  Albuminpapier  ist. 

Bilder  auf  Salzpapier  oder  Arrow -root -Papier  vergolden  schneller  als 
Eiweissbilder.  Man  benutzt  deshalb  schwächere  Goldbäder  als  für  Albumin- 
papier, z.  B.  wird  eines  der  unten  angegebenen  Goldbäder  mit  gleichen 
Theilen  Wasser  verdünnt,  oder  man  vergoldet  diese  Bilder  in  Goldbädern,  in 
denen  die  Albuminbilder  getont  und  die  Bäder  theilweise  erschöpft  waren. 

Das  frische  Goldbad  gibt  mit  Arrow-root-Papier  leichter  schiefer- 
graue Töne  ohne  Kraft;  das  schon  gebrauchte  wirkt  langsamer  und 
deshalb  schöner.  Lässt  man  die  Abdrücke  mit  der  Bildseite  nach  oben 
im  Goldbade  schwimmen,  so  wird  der  Ton  dadurch  kräftiger  (Liesegang). 

Um  braunschwarze  Töne  zu  erhalten,  benutzt  man  entweder  erwärmte 
neutrale  Platinbäder  (s.  S.  62)  oder  phosphorsaure  Platinbäder  (siehe 
S.  63),  welche  letzteren  mit  allen  Arrow-root-Papieren  mehr  sepiabraune 
Töne  geben;  ferner  sind  combinirte  Gold -Platintonbäder  anwendbar. 

VII.  Fixiren. 

Fixirt  wird  mittels  Fixirnatrons  1:10  (wie  bei  Albuminbildern), 
dann  gewaschen  und  getrocknet. 

Auffallend  ist  die  Erscheinung,  dass  diese  Papierbilder  durch  be- 
schleunigtes Trocknen  einen  wärmeren  Farbenton  erhalten.  Der  Einfluss 
des  raschen  Trocknens  der  Papierbilder  in  der  Nähe  eines  Feuers  war 
schon  Guillot-Saguer ^),  sowie  De  Brebisson^)  bekannt. 

1)  Compt.  rend.  1847.  Bd.  25,  S.  633. 

2)  Horn’s  Phot.  Joum.  1854.  Bd.  2,  S.  47. 


Mattpapiere  mittels  Silber -Badeverfahreus.  Arrow -root- Papier  u.  s.  w.  Ü7 

VIII.  Fertigmachen  der  Salzpapicre  und  analoger  Mattpapiere. 

Man  kann  die*  fertigen  Bilder  aufcachiren,  satiniren  und  glanzlos 
belassen.  Jedoch  kann  man  diese  stumpfen  Bilder  mit  Glanzwachs 
(Gerat,  s.  weiter  unten)  einreiben,  oder  sie  gelatiniren oder  firnissen; 
in  allen  Fällen  gewinnen  dann  die  Bilder  an  Tiefe. 

Erster  Anhang.  Photographie  auf  Zeug  u.  s.  w. 

Die  Herstellung  von  Photographien  auf  Seide,  Zeug  aller  Art  u.  s.  w.  kann 
nach  denselben  Principien  erfolgen,  wie  sie  bei  den  Auseopirpapieren  Geltung  haben. 
Gut  bewährt  haben  sieh  Präparationen  mit  isländischem  Moos.  An  der  k.  k. 
Graphischen  Lehr-  und  Versuchsanstalt  in  Wien  wird  die  Seide  in  einem  durch  Leinwand 
geseihten  Absud  von  600  Thl.  Wasser,  4 Thl.  weissem  isländischen  Moos  (besser  ist 
übrigens  eine  unter  dem  Namen  irländisches  Moos  im  Handel  vorkommende  Sorte) 
und  4 Thl.  Kochsalz  gebadet  und  darin  während  einer  Stunde  belassen,  dann  durch 
Aufliängeu  getrocknet  und  gebügelt  (geplättet).  Sensibilisirt  wird  durch  Einlegen  in 
Silbernitratlösung  1 :2b  während  einer  Minute,  wonach  man  trocknet,  während  10  Minuten 
Ammoniakdämpfen  aussetzt  und  wieder  bügelt.  Die  Copien  werden  wie  Albumin- 
papier behandelt,  d.  h.  gewaschen,  im  Natriumaeetat- Boraxbade  (s.  S.  51)  vergoldet, 
fixirt,  gewaschen  und  schliesslich  mit  zweiprocentiger  Gelatinelösung  appretirt"). 

Sehr  gute,  haltbar  gesilberte  Seide  und  Zeug,  wie  dies  von  Dr.  Cobenzl  (Fabrik 
der  Farbwerke  von  Meister  Lucius  & Brüning  in  Höchst  a.  M.)  erzeugt  und 
nach  dem  Princip  der  Dauerpapiere  (s.  S.  110)  sensibilisirt  wird,  lassen  sich  im 
Rhodangoldbade  leicht  tonen  **). 

Zweiter  Aiiliaiig.  Bleichen  von  Photographien.  — 
TJcherzichen  von  Silbcrhildcrn  mit  Tusche  und  Ausbleichen 
ei’sterer.  — Zauberphotographien.  — Kauchbilder. 

Das  Ausbleichen  von  nicht  vergoldeten  Silberbildern  kann  durch  verschiedene 
Zerstörungsmittel  des  Silberniedersehlages  geschehen,  welche  bereits  auf  S.  29  erwähnt 
wurden.  Man  bezweckt  mit  dieser  Zerstörung  oder  Ausbleichen  des  Silberbildes 
verschiedenes. 

1.  Ueberzeiehnen  von  Salzpapier-  (oder  Bromsilber-)  Copien  mittels 
Tusche  und  nachheriges  Ausbleiehen  für  Eeproduetionszwecke  (Cliches  für 


1)  Man  überzieht  mit  einer  warmen  siebenproeentigen  Gelatinelösung  (oder 
starken  Gummiarabicumlösung),  lässt  abrinnen,  trocknet  und  trägt  dann  weingeistigen 
Firniss,  z.  B.  Negativlack  auf.  Dieser  Vorgang  wurde  von  Constant  empfohlen, 
ferner  von  Simpson  (Phot.  Mitth.  1869.  Bd.  5,  S.  307)  u.  A.  Mitunter  erscheinen  die 
Bilder  nach  dem  Firnissen  fleckig,  was  jedoch  verschwindet,  wenn  man  sie  ziemlich 
stark  erwärmt. 

2)  Andere  Angaben  über  derartige  Verfahren  auf  Seide  s.  Cooper  (Phot. 
Archiv  1866.  Bd.  7,  S.  222),  ferner  Phot.  Archiv  1885.  S.  287,  1892.  S.  122;  Phot 
Wochenbl.  1891.  S.  150  und  165,  1892.  S.  69;  Phot.  Mitth.  Bd.  33,  S.  80;  Cooper, 
Phot  News.  1864.  S.  335  und  1866.  S.  189;  Cooper,  Brii  Journ.  of  Phot  1862. 
S.  444.  — Auch  das  sogen.  Harzverfahren  wurde  vielfach  auf  Seide  und  Zeug  probirt 
(s.  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot  f.  1897.  S.  435). 

3)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897.  S.  435. 


118 


Vierter  Theil.  Neuntes  Capitel. 


Zeituugsdruck).  Eine  fixirte,  jedoch  nicht  vergoldete  Photographie  auf  Arrow -root- 
oder  Harzpapier  wird  mittels  einer  Feder  und  chinesischer  Tusche  überzeichnet  und 
nach  dem  Trocknen  in  eine  Lösung  von  100  ccm  Fixirnatron  (circa  1:8),  welche 
unmittelbar  vor  dem  Gebrauche  mit  10  bis  15  ccm  einer  Lösung  von  rothem  Blut- 
laugensalz (1:10)  versetzt  worden  war,  gelegt;  das  Silberbild  verschwindet  rasch  und 
gänzlich  und  lässt  die  Tusehzeichnung  zurück;  man  wäscht  mit  Wasser  (ohne  die 
Tuschzeichnung  mechanisch  zu  verletzen!)  und  trocknet.  — Aehnlich  wirkt 
eine  vierprocentige,  mit  etwas  Jodtinctur  versetzte  Cyankaliumlösung  ^),  wogegen  Queck- 
silberchloridlösungen  weniger  präcis  wirken.  — Die  schwarz  auf  weissem  Grunde 
zurückbleibende  Federzeichnung  wird  wie  üblich  aufgenommen  und  zur  Cliche- 
Erzeugung  verarbeitet. 

2.  Eauchbilder,  d.  s.  gebleichte  Silberphotographien,  welche  durch  Einwirkung 
von  Tabakrauch  sich  bräunen  und  dadurch  sichtbar  werden,  erzeugt  man  aus  un- 
vergoldetem  Salzpapier.  Am  besten  dient  hierfür  reines  Eivespapier,  welches  (ohne 
Benutzung  von  Arrow -root)  mit  einer  zehnprocentigen  Lösung  von  Chlorammonium 
gesalzen,  getrocknet  und  in  einem  zehnprocentigen  Silberbade  sensibilisnt  wurde. 
Die  Copien  wurden  wie  gewöhnlich  fixirt  und  gewaschen,  dann  in  eine  gesättigte 
Lösung  Quecksilberchlorid  in  Wasser  gelegt,  worin  das  Bild  rasch  ausbleicht  (Bildung 
von  weissem  Chlorsilber  und  Quecksilberchlorür),  man  spült  wieder  ab  und  trocknet. 
Ammoniakdämpfe,  sowie  der  an  Ammoniak  reiche  Tabakrauch^)  bräunen  das  Bild. 

3.  Zauberphotographien.  Die  nach  der  soeben  beschriebenen  Art  mittels 
Quecksilberchlorid  gebleichten  Silberbilder  können  (anstatt  mittels  Ammoniakdämpfen) 
auch  mittels  wässeriger  Lösungen,  z.  B.  mittels  einer  Lösung  von  Fixirnatron  oder 
Natriumsulfit  oder  Alkalien,  mit  brauner  Farbe  zum  Vorschein  gebracht  werden.  Der- 
artige Bilder  wurden  (nebst  Fixirnatron)  vor  vielen  Jahren  '*)  als  Spielzeug  unter  dem 
Namen  „Zauberphotographien“  in  den  Handel  gebracht  und  tauchen  in  neuerer  Zeit 
wieder  auf,  indem  mit  Fixirnatron  getränktes  Fliesspapier,  welches  in  befeuchtetem 
Zustande  auf  die  mit  Quecksilberchlorid  gebleichten  Photographien  gelegt,  als  „Ent- 
wicklungspapier“ beigegeben  wurde. 


1)  Vergl.  Abschwächer  für  nasse  Collodionplatten.  Bd.  H dieses  Handbuchs. 

2)  Die  Eauchbilder  und  damit  versehene  Cigarrenspitzen  hatte  zuerst  Grüne  in 
Berlin  eingeführt  (Phot.  Archiv  1867.  S.  409). 

3)  Die  Zauberphotographien  wurden  von  E.  Grüne  in  Berlin  im  Jahre  1866 
eingeführt  (Phot.  Archiv  1866.  S.  141,  173,  227,  432;  Phot.  Corresp.  1866.  S.  133; 
Phot.  Mitth.  Bd.  3,  S.  6,  77  und  99);  die  Erfindung  dieser  Methode  ist  jedoch  viel 
älter  und  bis  auf  Herschel  in  die  vierziger  Jahre  zurückzuführen  (K.  de  Eoth,  Phot. 
Archiv  1867.  S.  58). 


ZEHNTES  CAPITEL. 


ALBUMINPAPIEE. 


Unter  dem  Namen  Albumin  verstellt  man  eine  Gruppe  von  tbierischen 
oder  auch,  vegetabilischen  Substanzen,  wovon  als  Typus  das  Eiweiss 
(Albumin)  aus  Hühnereiern  zu  betrachten  ist.  Zur  Fabrikation  von 
„Albuminpapier“  wird  Stets  frisches,  flüssiges  Hühnereiweiss  benutzt; 
Versuche,  das  getrocknete  Hühnereiweiss  oder  Blutalbumin  hierfür  zu 
verwenden,  haben  bisher  noch  zu  keinem  befriedigenden  Eesultate  geführt. 

Das  Eiweiss  in  den  Eiern  ist  in  ein  Pächerwerk  von  feinen  Membranen 
eingeschlossen.  Durch  Schlagen  des  Weissen  der  Eier  werden  die 
Membranen  zerrissen,  und  das  Eiweiss  kann  sich  in  Wasser  auf  lösen. 
Wässeriges  Eiweiss  gerinnt  beim  Erhitzen  auf  ungefähr  65  Grad  0.  bis 
80  Grad  0.;  getrocknetes  Eiweiss  kann  jedoch  wesentlich  höher  erhitzt 
werden,  ohne  unlöslich  zu  werden.  Durch  viele  Metallsalze  wird  das 
Eiweiss  unlöslich  ausgeschieden  (coagulirt),  z.  B.  durch  Silberlösung, 
Kupfer-,  Cadmium-,  Blei-  und  Quecksilbersalze.  Die  unlösliche  Ver- 
bindung, welche  durch  Vermischen  von  Silbernitrat  mit  Eiweiss  entsteht, 
nennt  man  Silber albuminat;  dasselbe  ist  eine  weisse,  in  Wasser  unlös- 
liche Masse  von  der  Formel  C'72iTii2A^i8'S'022  -^9  OH,  welche  sich  im 

Liebte  dunkel  färbt.  Das  Albuminpapier  enthält  nach  dem  Sensibilisiren 
auf  dem  Silberbade  einen  unlöslichen  üeberzug  von  Silberalbuminat, 
welcher  je  nach  seiner  Herstellung  mehr  oder  weniger  starken  Glanz 
besitzt  und  Copien  von  grosser  Feinheit,  Brillanz  und  schönem  Farben- 
tone gibt. 

Das  Oopirverfahren  auf  Albuminpapier,  mit  seinen  glänzenden,  warm- 
braun bis  violettschwarz  gefärbten  Bildern,  war  während  der  sechziger 
bis  neunziger  Jahre  in  der  Photographie  am  meisten  angewandt.  Dann 
wurden  Oelloidin-  und  Aristopapiere  immer  beliebter,  da  deren  Glanz 
beliebig  regulirt  werden  konnte  (Glanz-  und  Mattpapier)  und  sie  in 
fertig  gesilbertem  Zustande  auf  den  Markt  kamen.  Es  lässt  sich  nicht 
leugnen,  dass  die  Anwendung  von  Albuminpapier  in  der  Praxis  relativ 
zurücktritt  und  nur  mehr  für  den  Berufsphotographen  von  Belang  ist. 


I 


120  Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 

weil  die  Widerstandsfähigkeit  gegen  Feuchtigkeit  und  mechanische  Ver- 
letzung günstiger  als  bei  den  meisten  Emulsionspapieren  ist,  jedoch  ist 
die  Haltbarkeit  gegen  Vergilben  nicht  sehr  befriedigend. 

In  neuerer  Zeit  wird  die  Fabrikation  der  Emulsionspapiere  fort- 
während verbessert,  und  das  Albuminpapier  hat  steigende  Ooncurrenz 
zu  erleiden.  Wenn  auch  die  Bedeutung  des  Albuminpapieres  für  die 
Photographie  nicht  mehr  von  jener  Grösse  ist,  wie  vor  Jahren,  so 
repräsentirt  seine  Fabrikation  dennoch  eine  bedeutende  Industrie,  welche 
den  Hauptsitz  in  Deutschland  hat^),  während  Oesterreich^),  Frankreich 
und  andere  Länder  weniger  davon  produciren,  sondern  aus  Deutschland 
viel  importiren. 

Als  Eohpapier  dient  in  der  Eegel  8 Kilo-  oder  10  Kilopapier  von  Eives 
(46X58  cm);  stärkeres  Papier  hat  nur  dann  einen  Vortheil,  wenn  die  Bilder  auf 
schwarzen  Carton  aufgeklebt  werden  sollen,  weil  bei  dünnerem  Papier  die  schwarze 
Farbe  der  Unterlage  durehschimmert  und  die  Weissen  der  Bilder  schädigt;  sonst  ist 
das  dünnere  Papier  günstiger,  weil  es  leichter  sieh  auswäseht  und  weniger  zu  Blasen- 
bildung beim  Pixiren  neigt.  Grössere  Formate  werden  auf  stärkerem  Papier  (12, 13  Kilo- 
papier bis  20  Kilopapier,  im  Formate  58X92  cm,  d.  i.  sogen.  Doppelformat,  oder 
65X82  cm,  oder  vierfaches  Format  auf  39  Kilopapier,  92X116  cm)  hergestellt;  die 
kleineren  Formate  werden  ringsum  circa  1 cm  weit  beschnitten,  die  grösseren  aber 
unbeschnitten  geliefert.  (NB.  Die  Gewichte  der  Papiere  gelten  pro  500  Bogen.) 

Die  Albuminpapiere  des  Handels  theilt  man  in  zwei  Sorten,  nämlich  einfach 
albuminirtes  und  doppelt  albuminirtes  Papier,  je  nachdem  es  ein-  oder 
zweimal  mit  Eiweiss  überzogen  wurde®).  Das  Erstere  wird  fast  gar  nicht  mehr  ver- 
wendet, sondern  fast  ausschliesslich  doppelt  albuminirtes  Papier,  welchem  sehr  ver- 
schiedene Namen  von  den  betreffenden  Fabriken  beigelegt  werden  (Brillant-, 
Emailpapier  u.  s.  w.). 

Papiere  mit  starker  Eiweisschicht  haben  hohen  Glanz,  glatte  Oberfläche  und 
geben  brillante  Drucke;  zugleich  vergolden  sie  schwerer  als  schwach  albuminirte 
Papiere  und  sind  dem  Springen  der  Schicht  viel  mehr  ausgesetzt. 

In  den  Handel  kommt  Papier  von  I.  und  II.  Qualität,  welche  letztere  sich  ins- 
besondere durch  Präparationsfehler  (üngleichmässigkeiten , Bläschen  u.  s.  w.  in  der 
Schicht),  seltener  durch  minderwerthiges  Eohpapier,  von  der  I.  Qualität  unterscheidet. 

Das  Albuminpapier  ist  unansehnlich,  sogar  in  reinem  Zustand  schwach  gelblich, 
weshalb  sogar  weiss es  Albuminpapier  schwach  gebläut  werden  muss.  Die  gangbarsten 
Sorten  sind  aber  Eosa  (in  vier  Nuancen)  und  Blauviolett  (Mauve,  Violett,  Blau,  Blau- 
pensee), jedoch  auch  bläuliche  und  andere  Nuancen. 

Die  Albuminpapiere  müssen  viel  stärker  gefärbt  sein,  als  die  endgültigen  Bilder 
erscheinen  sollen,  weil  der  grösste  Theil  der  Farbe  durch  die  Einwirkung  der  photo- 
graphischen Bäder  ausgewaschen  wird  und  nur  eine  Spur  zurückbleibt. 


1)  Deutsche  Fabriken  von  Albuminpapier  sind:  Die  Dresdener  Albumiu- 
papierfabrik-Actiengesellschaft  (Dresden  N.),  die  „Vereinigten  Fabriken 
photographischer  Papiere“  in  Dresden-A.,  J.  Formstecher  in  Offenbach  a.  M., 
Trapp  & Münch  in  Friedberg  bei  Frankfurt  a.  M.,  F.  Dyk  & Co.  in  Aachen  u A. 

2)  Fabrik  von  Dr.  E.  A.  Just  in  Wien  (üntermeidling). 

3)  Ein  dreimaliges  Ueberziehen  des  Papieres  mit  Albumin  ist  unthuulich. 


Albumiupapier. 


121 


I.  Fabrikation  des  Albnminpapieres. 

Es  wird  Eives-  oder  Steinbaclipapier  mit  einer  Miscbiing  von  Eieralbumin 
mit  etwas  Chlorid  in  geeigneter  Weise  überzogen. 

Man  verwendet  frische  Eier^),  wovon  ungefähr  drei  Dutzend  für  1 Liter  Eiweiss 
gebraucht  werden ; für  500  Bogen  Papier  sind  durchschnittlich  9 Liter  Eiweiss  nöthig^). 

Die  Eier  werden  geöffnet,  das  Eiweiss  vom  Dotter  getrennt,  letzteres  mit  Salz 
conservirt  und  zu  anderen  technischen  Zwecken  (Lederfabrikation  u.  s.  w.)  verwendet, 
während  das  Eiweiss  zu  Schaum 
geschlagen  wird.  Pig.  43  zeigt  das 
Trennen  des  Eiweisses  vom  Eigelb 
und  Fig.  44  das  Schlagen“)  des 
Eiweisses  zu  Schaum  mittels  durch 
Dampfkraft  in  Eotation  versetzter 
Trommeln,  wie  es  in  der  Dresdener 
Albuminpapierfabrik  geschieht. 

Dann  kommt  es  in  grosse  Gefässe, 
wo  es  längere  Zeit  (2  bis  3 Tage) 
steht,  bis  das  Eiweiss  wieder  flüssig 
geworden  ist.  Albuminflüssigkeit 
ist  sehr  schleimig  und  läuft  schwie- 
rig durch  Papierfilter,  muss  daher 
durch  Stehenlassen  in  hohen  Ge- 
fässen  geklärt  werden  — Manche 
Fabriken  verwenden  das  Eiweiss, 
sowie  es  geklärt  ist  (z.  B.  die 
Albuminpapierfabrik  von  Trapp 
in  Friedberg  bei  Frankfurt  a.  M., 

Privatmittheilung),  während  andere 
das  Eiweiss  erst  nach  einer  Woche 
oder  später  gebrauchen,  bis  es  eine 
Art  Fäulniss  oder  Gährungsproeess 
erleidet,  übelriechend  wird,  aber 
dann  mehr  Glanz  gibt“^),  das  Silber- 
bad nicht  so  bald  durch  Bräunung 
verunreinigen  soll,  als  frisches  Ei- 
weiss, und  leichter  vergolden  soll; 

„gegohrenes“  Eiweiss  ertheilt  den 
Papieren  einen  unangenehmen  Geruch,  was  keineswegs  als  Zeichen  von  Verderbniss 
aufzufassen  ist. 

In  der  Dresdener  Albuminfabrik  z.  B.  wird  das  Eiweiss  stets  einem 
„Gährungsproeess“  unterzogen  (Privatmittheilung),  und  zwar  geschieht  dies  in  hohen 
Gefässen  in  der  Gährstube  (Pig.  45),  worin  es  eine  Eeihe  von  Tagen  bleibt;  während 
dieser  Zeit  scheiden  sich  Hahnentritt  und  das  Zellengewebe  vollständig  aus.  Ist  die 


Fig.  43.  Trennung  des  Eiweisses  vom  Eigelb. 


Eig.  41.  Schlagen  des  Albumins  zu  Schaum. 


1)  Kalk-Eier  sind  hierfür  wenig  empfehlenswerth  (Hughes,  Kreutzer’s  Zeitsehr. 
f.  Phot.  1861.  Bd.  4.  S.  117). 

2)  Phot.  Woehenbl.  1881.  S.  246;  Brit.  Journ.  Phot.  1884.  S.  368. 

3)  Auch  beschrieben  in  „The  Photogram“, 

4)  Hughes,  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  4,  S.  117. 


122 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


Gährungszeit  vorüber,  so  wird  das  Eiweiss  zum  zweiten  Male  (in  der  Eegel  mit  der 
Hand  durch  Schlagen  mit  Besen)  zu  Schaum  geschlagen,  wodurch  eine  weitere  Eeinigung 
desselben  erfolgt.  Das  geklärte  und  gereinigte  Eiweiss  wird  nunmehr  mit  den  Chlor- 
salzen und  Farben  versetzt,  durch  grobporige  Filter  filtrirt  (Schwamm  u.  s.  w.),  und 
ist  zum  Aufträgen  auf  Papier  bereit. 

Die  Zusammensetzung  der  Eiweissmisehung  ist  von  grossem  Einfluss  auf  das 
Endresultat.  Man  benutzt  als  Chlorid  meistens  Chlorammonium  oder  Chlornatrium; 

seltener  wird  Chlorbaryum  em- 
pfohlen. Die  QuaEtät  des  Chlorides 
ist  jedoch  auf  das  Verhalten  der 
Albuminpapiere  von  viel  geringerem 
Einfluss^)  als  die  Quantität  des- 
selben. 

Albumin  mit  gi’ossem  Gehalt 
an  Chlorid  ist  empflndlicher  und 
gibt  weichere  Copien;  mit  wenig 
Chlorid  Uefert  es  langsamer,  aber 
brillanter  copirendes  Papier.  Man 
fügt  auf  100  Thl.  flüssiges  Eiweiss 
1 bis  3 Thl.  Chlorid  ®)  zu ; gegen- 

Fig.  45.  Eaum  zum  Faulen  des  Albumins.  bärtig  beträgt  der  Salzgehalt  ge- 

wöhnlich Proeent. 

Ueberziehen  von  Papier  kann  eine 


Zur  Herstellung  von  Albuminlösungen  zum 
der  hier  angegebenen  Vorschriften  dienen: 


Hardwich 


Nach: 

Abney  Kleffel  Liesegang 


I 

H 

HI 

IV  V 

Eiweiss 

72  ccm 

100  ccm 

72  Thl. 

900  Thl.  800  Thl. 

Wasser 

24  „ 

— 

22  „ 

300  „ 200  „ 

Chlorammonium  . . 

2 g 

1 — 1,6  g 

1-2  „ 

18  „ 15—20  „ 

Chlornatrium  . . . 

— 

— 

— 

7 « 

Weingeist  .... 

— 

— 

2%  „ 

50  „ - 

Vergl.  Hardwich, 

Manual 

d.  Phot.  Chem.  1863;  Abney,  Instruction  in  Phot. 

1884.  S.  204;  Kleffel, 

Handbuch  d.  Phot. 

1880.  S.  282; 

Liesegang,  Der  Silber- 

druck.  1884.  S.  11. 

Die  Vorschrift  I macht  das  Präpariren  der  Schicht  leichter  möglich,  weil  die 
Flüssigkeit  nicht  sehr  dick  ist;  II  gibt  eine  mehr  firnissartige  Oberfläche;  nehmen  die 


1)  Byte  (Journ.  Phot.  Soc.  London  1853.  Bd.  1,  S.  116).  — Towler  (Phot. 
Archiv  1867.  S.  127).  — England  (Phot.  Archiv  1865.  S.  143)  mischt  Chlorbaryum 
mit  Chlorammonium. 

2)  Hughes,  Kreutzer’s  Zeitsehr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  4,  S.  117. 

3)  Anfang  der  sechziger  Jahre  salzte  man  ziemlich  stark  (2  bis  2V3  Proc.  Chlor- 
natrium) (Hughes,  Kreutzer’s  Zeitsehr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  4,  S.  117;  M.  Byte, 
ibid.  1862.  Bd.  5,  S.  4;  Sutton,  ibid.  Bd.  5,  S.  45).  — Byte  a.  a.  0.  und  Pontiug 
(Phot.  Schwierigkeiten  1863.  S.  50)  geben  an , dass  der  Chloridgehalt  2 Proc.  nicht 
übersteigen  soll.  — Seit  den  siebziger  Jahren  wird  das  schwach  gesalzene  Albumin- 
papier mit  Vorliebe  erzeugt,  weil  man  bei  seiner  Anwendung  die  Negative  nicht  so 
kräftig  zu  verstärken  braucht  (H.  W.  Vogel,  Lehrbuch  d.  Phot.  1878.  S.  137). 


Albuminpapier. 


123 


Papiere  das  Albumin  nicht  rasch  an,  so  empfiehlt  Hardwich  Zusatz  von  etwas  Wein- 
geist, was  auch  Abney  und  Kleffel  empfehlen  und  auch  bei  der  Fabrikation  von 
Albuminpapier  im  Grossen  geschieht. 

Mitunter  wird  Zusatz  von 
etwas  Essigsäure^)  oder  Oitro- 
nensäure®)  zum  Eiweiss  empfoh- 
len, welche  Zusätze  dasselbe  flüssiger 
machen  und  die  Haltbarkeit  der 
Papiere  nach  dem  Silbern  erhöhen; 

Citrate,  Tartrate  in  der  Salzung 
scheinen  sich  nicht  bewährt  zu 
haben,  noch  weniger  der  Zusatz  von 
Bromsalzen  (s.  S.  22),  welche 
die  Empfindlichkeit  auf  Kosten  der 
Brillanz  und  Schönheit  der  Farben- 
töne der  Copien  erhöhen.  Ammo- 
niakzusatz zum  Albumin  ist  un-  T’ig.  46.  Schwimmenlassea  dos  Papieres  auf  dom 
günstig®).  flüssigon  Albumin. 


Je  geringer  der  Wasserzusatz 
zum  Albumin  ist,  desto  grösser  ist 
der  Glanz  der  Schicht,  jedoch  ist  das 
Ueberziehen  des  Papieres  schwie- 
riger; starke  Verdünnung  bewirkt 
Abnahme  des  Glanzes^). 

Zum  Färben  der  Albumin- 
mischung dient  Anilinroth, 

Methylviolett,  Methylen- 
blau oder  andere  Anilinfarben, 
welche  aber  leider  im  Lichte  bald 
ausbleiehen  ®). 

Das  Ueberziehen  des 
Papieres  mit  der  Alb  u min - 
schiebt  geschieht  in  einzelnen 
Bogen,  durch  Sehwimmenlassen  auf  der  in  flache  Tassen  gegossenen  Albuminmisehung. 
Man  muss  sich  vor  der  Bildung  von  Luftbläsehen  sorgfältig  in  Acht  nehmen,  etwa  vor- 


Pig.  47.  Satiniren  des  Albuminpapieres. 


1)  Empfohlen  von  Sutton  (Kreutzer’s  Zeitsehr.  f.  Phot.  1862.  Bd.  5.  S.  45),‘ 
dann  von  Homolatseh  (Phot.  Corresp.  1874.  S.  78),  welcher  auf  1 Liter  Eiweiss 
circa  2 ccm  Eisessig  noch  vor  dem  Schlagen  zu  Schaum  und  vor  der  Gährung  zufügt. 

2)  Empfohlen  von  Hardwich  (Phot.  Archiv  1861.  S.  57). 

3)  Davanne  empfahl  anfangs  Ammoniakzusatz  (Bull.  Soe.  fran?.  1857.  S.  361),  kam 
aber  später  davon  ab  (Barreswil  u.  Davanne,  Handb.  d.  Phot.  Chemie.  1863.  S.  310). 

4)  Verdünnt  man  gesalzenes  Eiweiss  mit  gleichem  Volumen  entsprechend  ver- 
dünnter Chlorammoniumlösung,  so  erhält  man  Albuminpapier  von  geringem  Glanz, 
welches  mehr  schwarze  Töne  gibt  (Brit.  Journ.  Phot.  1884.  S.  401 ; Phot.  Wochenbl. 
1884.  S.  252). 

5)  Eosenfarbiges  Krapp  - Papier,  dessen  Färbung  beständiger  ist  und  das  um  das 
Jahr  1863  in  den  Handel  kam  (Phot.  Mitth.  Bd.  17.  S.  17.  S.  16  und  Bd.  21,  S.  206; 
Phot.  Archiv  1863.  S.  13),  hat  sich  nicht  eingebürgert. 


124 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


haudene  Luftblasen  lässt  man  durch  ruhiges  Stehen  an  die  Plüssigkeitsoberfläche  steigen 
und  streift  sie  mittels  Löschpapier  ab.  Das  Papier  wird  an  zwei  Ecken  gefasst,  nach 
unten  gebogen  und  auf  die  Flüssigkeit  gelegt,  die  Mitte  zuerst,  dann  allmählich  die 

beiden  Ecken,  ohne  die  Küekseite  zu 
benetzen ; nach  1 bis  2 Minuten  hebt 
man  das  Papier  ab,  lässt  abtropfen, 
sammelt  den  Ablauf  und  hängt 
(sobald  nichts  mehr  abtropft)  auf 
Stäben  und  Schnüren  zum  Trock- 
nen auf  (Fig.  46).  Diese  Operation 
geschieht  in  mässig  erwärmten 
(35  Grad  bis  höchstens  50  Grad  C.) 
und  gut  ventilirteu  Eäumen;  das 
rasche  Trocknen  ist  zur  Erzielung 
von  holiem  Glanze  erwünscht. 

Die  einmal  albuminirten  Pa- 
piere werden  zwischen  polirteu  Zink- 
platten'unter  hohem  Drucke  einer 
Satiuirmaschine  (zwisclieu  Stahlwalzen)  geglättet  („satinirt“)  (Fig.  47)  und  hierauf  (zur 
Darstellung  von  doppelt  albuminirtem  Papier)  nochmals  in  derselben  Weise  mit  Eiweiss 
überzogen.  Hierauf  wird  ein  zweites  Mal  satinirt,  das  Papier  einer  Sortirung  in  erste 
und  zweite  Wahl  (Fig.  48)  unterzogen,  beschnitten,  mit  der  Fabriksmarke  versehen  und 
ist  nun  versaudtfertig. 

II.  Papier  mit  coagulirtcm  Albumin 

wird  gegenwärtig  nicht  mehr  erzeugt;  man  stellte  es  vor  ungefähr  30  Jahren  in  der 
Absicht  her*),  schwächere  Silberbäder  benutzen  zu  können,  ohne  dass  die  Albumin- 
schicht  in  den  Bädern  sieh  auf  löst;  schwache  Silberbäder  sind  aber  aus  anderen 
Gründen  (Mangel  an  Brillanz  und  Tiefe  der  Schwärzen)  nicht  empfehleuswerth  (s.  unten), 
und  die  jetzt  allgemein  üblichen  starken  Silberbäder  coaguliren  das  Eiweiss  ohnedies 
vollkommen,  folglich  wurde  die  unsichere  Manipulation  des  Coagulirens  (Gerinnenlassen) 
des  Albumins  aufgegeben. 

III.  Doppelseitig  albnmiBirtes  Papier 

wurde  versucht,  um  dem  Papiere  grössere  Haltbarkeit  zu  ertheilen '^) , jedoch  werden  die 
Waschoperatiouen  erschwert  u.  s.  w.,  so  dass  man  derartige  Fabrikationen  eingestellt  hat. 

• IV.  Aiifbewalireii  des  Albumiiipapieres. 

Das  albumiüirte  Papier  hält  sich  lange  Zeit  unverändert.  Es  ist 
besser,  dasselbe  an  kühlen  und  eher  massig  feuchten  als  an  zu  trockenen 

Orten  aufzubewahren.  In  heissen  und  trockenen  Localen  wird  die  Eiweiss- 

• 

1)  Le  Grice  (Erfahrungen  auf  d.  Gebiete  d.  prakt.  Phot.  1857.  S.  99)  liess 
oberflächlich  getrocknetes  Albnmiupapier  mit  der  Eückseite  auf  siedendem  Wasser 
schwimmen;  später  benutzte  man  Wasserdampf.  — Erhitzen  von  trockenem  Albumin 
(ohne  Feuchtigkeit)  bewirkt  sehr  mangelhaftes  Coaguliren,  ebenso  Eintauchen  in  Alkohol 
oder  Aether  (Simpson,  Phot.  Archiv  1863.  S.  8;  Cordier,  Kreutzer’s  Zeitsehr. 
f.  Phot.  1862.  Bd.  7,  S.  30). 

2)  James  Beckett,  Phot.  Corresp.  1875.  S.  17. 


^’ig.  48.  Sortiren  des^jAlbuminpapiorcsi 


Albuminpapier. 


125 


Schicht  leicht  nornartig  und  hart  und  nimmt  dann  das  Silberbad  nicht 
mehr  gleichmässig  an  (dies  kann  die  Ursache  der  Entstehung  von  Blasen 
in  der  Schicht  oder  von  „Masern“  im  Goldbade  sein).  Man  kann  es 
durch  Legen  in  einen  feuchten  Keller  oder  kurzes  Einschlagen  in  etwas 
feuchtes  Löschpapier  verbessern. 

Das  Albuminpapier  wird  am  besten  flach  verpackt.  Wenn  man  es 
in  kleinen  Partien  rollt,  soll  die  Albuminseite  nach  aussen  liegen.  Wird 
das  Papier  mit  der  Albuminschicht  nach  innen  gerollt,  so  erhält  es 
leicht  unzählige  Eisse,  welche  bei  den  folgenden  Operationen  allerlei 
Fehler  verursachen. 

Einschlagen  des  Albuminpapieres  in  Wachspapier  oder  andere  Luft 
und  Licht  abschliessende  Hüllen  ist  empfehlenswerth , sowohl  weil  das 
zu  starke  Austrocknen  des  Papieres  als  auch  Ausbleichen  der  rosa  oder 
anders  gefärbten  Papiere  an  den  Bändern  verhütet  wird. 

V.  Das  PositiT- Silberbad  für  Albnminpapier. 

Das  Albuminpapier  wird  durch  Schwimmenlasseu  auf  einer  starken  Silbernitrat- 
lösung, welche  man  (zum  Unterschiede  von  den  im  Negativ -Collodionverfahren  ge- 
bräuchlichen Bädern)  „Positiv-Silberbad“  nennt,  sensibilisirt.  Jeder  Eiweissbogen 
nimmt  eine  seinem  Salzgehalt  äquivalente  Menge  Silbersalz  auf,  andererseits  wird  ein 
beträchtlicher  Theil  von  Silbernitrat  theils  zur  Bildung  von  Silberalbuminat  verwendet, 
theils  mechanisch  absorbirt  (s.  S.  107  und  120).  Ein  schwaches  Silberbad  erschöpft 
sich  rasch,  es  wird  mit  jedem  Bogen  silberärmer,  und  bald  sinkt  sein  Silbergehalt 
auf  eine  Stufe,  wo  es  zur  Sensibilisirung  des  Bogens  nicht  mehr  genügt  und  dann 
matte  und  flaue  Bilder  gibt  oder  das  Eiweiss  nicht  mehr  völlig  coagulirt.  Ein  starkes 
Silberbad  (z.  B.  1:10)  wird  ebenfalls  durch  den  Gebrauch  silberärmer,  doch  bei  Weitem 
nicht  so  rasch  wie  ein  schwaches. 

Durch  starke  Silbernitratlösung  wird  eine  auf  Papier  aufgetragene  Albumin- 
sehieht  völlig  unlöslich  gemacht  („coagulirt“);  verdünnte  Silberlösungen  oder 
ammoniakalische  Silberlösungen  bewirken  ein  unvollständiges  Ooaguliren  des  Albumins, 
welches  sieh  auflöst  und  das  Bad  bräunt.  Setzt  man  jedoch  zur  Silberlösung  fremde 
Metallsalze  u.  s.  w.  hinzu,  so  bewirken  auch  schwächere  Silberbäder  das  völlige 
Ooaguliren  (s.  S.  128). 

Die  lichtempfindliche  Schicht  bei  gesilbertem  Albuminpapier  besteht  aus  Chlor- 
silber, Silberalbuminat  und  Silbernitrat,  welches  letztere  als  Sensibilisator  und  „Kraft- 
erhöher“  wirkt. 

Die  beste  Coneentration  des  Silberbades  ist  eine  Lösung  von  1 Thl.  Silbernitrat 
in  8 bis  10  Thl.  Wasser;  schwächere  Bäder  coaguliren  das  Albumin  nicht  mehr  völlig, 
ein  Theil  löst  sieh  auf,  macht  die  Bilder  minder  glänzend  und  verdirbt  das  Silberbad. 
Stärkere  Silberbäder  sind  kostspieliger,  ohne  besser  zu  wirken,  somit  nutzlos. 

Zur  Darstellung  des  Süberbades  löst  man  10  g Silbernitrat  in  100  ccm 
destillirtem  Wasser.  Das  Bad  wird  in  der  Regel  ohne  weiteren  Zusatz 
verwendet. 

Eine  saure  Eeaction  des  Silberbades  macht  wohl  die  Papiere  halt- 
barer (s.  unten),  erschwert  aber  das  Tonen  im  Goldbade.  Deshalb 


126 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


empfiehlt  es  sich  für  gewöhnliches  Albuminpapier  das  Silberbad  neutral 
oder  schwach  alkalisch  zu  halten.  Sehr  günstig  wirkt  der  von  vielen 
Photographen  empfohlene^)  Zusatz  von  Natriumcarbonat  oder 
Natriumbicarbonat^)  zum  Silberbade.  Man  stellt  eine  Lösung  von  | 
1 Thl.  eines  dieser  Salze  in  10  Thl.  Wasser  her  und  fügt  tropfenweise 
davon  zum  Silberbade  zu,  bis  sich  ein  deutlicher,  flockiger,  weisser  Nieder- 
schlag von  Silbercarbonat  bildet.  Dieser  weisse  Niederschlag  bleibt  stets 
in  der  Flasche;  man  darf  ihn  nicht  abfiltriren,  denn  er  besitzt  die  Eigen- 
schaft, die  vielleicht  mit  saurem  Albumin  in  das  Bad  gelangende  Säure 
zu  neutralisiren  und  schützt  ferner  das  Bad  vor  dem  Eothwerden  durch 
die  in  das  Bad  kommenden  organischen  Bestandtheile  des  Papieres. 

Ein  weiterer  Yortheil  des  Zusatzes  von  kohlensaurem  Natron  zum 
Silberbade  ist  ferner,  dass  es  das  Entstehen  von  jenen  warmen  purpurnen 
Farbentönen  der  Bilder  im  Goldbade  begünstigt,  welche  man  mit  völlig 
neutralen  oder  sauren  Bädern  schwer  erhält.  Vor  dem  Gebrauche  giesst 
man  die  klare  Flüssigkeit  ab;  sowie  man  die  Sensibilisirung  beendigt 
hat,  gibt  man  es  in  dieselbe  Flasche  zurück. 

Die  Verstärkung  des  Silberbades  nach  öfterem  Gebrauche 
durch  Zusatz  von  Silbernitrat  wird  deshalb  erforderlich,  weil  das  Albumin-  } 
papier  zur  Bildung  von  Chlorsilber  und  Silberalbuminat  dem  Bade  Silber  • 
entnimmt  und  deshalb  das  Bad  ärmer  an  Silber  wird.  Man  nimmt 
an,  dass  ein  Bogen  Albuminpapier  durch  Aufsaugen  durchschnittlich 
10  ccm  Silberbad  (1:10)  mechanisch  aufsaugt,  was  1 g Silbernitrat  ent-  | 
spricht,  und  überdies  noch  weiter  1 g Silbernitrat  dem  Bade  durch  , 

chemische  Bindung  entzieht.  Alles  in  allem  braucht  somit  ein  Bogen  ! 

Albuminpapier  2 g Silbernitrat  und  10  ccm  Flüssigkeit.  Da  jedoch 
10  ccm  Silbernitrat  nur  1 g Silbernitrat  enthalten,  so  wird  das  Bad  durch 
jeden  Bogen  um  1 g Silbernitrat  ärmer,  so  dass  es  schliesslich  kraftlose 
Bilder  geben  würde  (vergl.  S.  107  und  125).  Um  dem  vorzubeugen,  d.  h. 
das  Bad  auf  normalem  Silbergehalt  zu  erhalten,  fügt  man  nach  beendigtem 
Silbern  für  jeden  präparirten  Bogen  10  ccm  einer  Lösung  von  1 Thl. 
Silbernitrat  in  5 Thl.  Wasser  zu.  — Wird  eine  grössere  Anzahl  von 
Bogen  gesilbert,  so  empfiehlt  sich  dieser  Zusatz  nach  je  6 bis  8 Bogen. 

A.  Veränderungen  des  Positiv -Silberbades  nach  längerem  Gebrauch 
und  dessen  Wiederherstellung. 

Oftmals  benutztes  Positiv -Silberbad  enthält  die  durch  Doppel- 
zersetzung des  in  der  gesalzenen  Albuminschicht  enthaltenen  Alkali- 

1)  Moncklioven,  Tratte  de  Phot.  1880.  S.  240;  Liesegang,  Der  Silberdruek. 

1884.  S.  14;  Rotter,  Deutsche  Phot.  Ztg.  1879.  S.  179  u.  A. 

2)  Aehnlieh  wirkt  eine  kleine  Menge  Magnesia  oder  andere  basische  Substanzen. 


4 


Albuminpapier, 


127 


Chlorides  und  des  Silbernitrats  entstandenen  Nitrate,  sowie  organische 
Substanz  aus  dem  Albuminpapier.  Mitunter  häuft  sich  die  letztere  der- 
artig im  Silberbade  an,  dass  dasselbe  braun  gefärbt  wird.  Schwache 
Bräunung  macht  das  Bad  nicht  unbrauchbar;  eine  stärkere  Bräunung 
schädigt  die  Weissen  des  Papieres. 

Braun  gewordene  Silberbäder  lassen  sich  am  besten  durch 
ümschütteln  mit  Kaolin  oder  einem  anderen  indifferenten  Pulver ent- 
färben. Die  Wirkung  ist  eine  rein  mechanische,  indem  die  Färbung 
mit  dem  Klärpulver  zu  Boden  gerissen  wird.  10  bis  20  g reines 
Kaolin^)  genügen  für  1 Liter  Silberbad;  man  schüttelt  heftig,  lässt  ab- 
setzen und  filtrirt.  Auch  Schütteln  mit  Magnesia  (2  g pro  1 Liter  Bad) 
wirkt  günstig^). 

Andere  Klärmittel  haben  sich  weniger  bewährt^),  dagegen  bewirkt 
man  eine  durchgreifende  Peinigung  des  Positivbades  durch  Erhitzen 
und  Eindampfen  auf  die  Hälfte,  wobei  der  grösste  Theil  der  Unreinigkeit 
sich  ausscheidet  und  abfiltrirt  werden  kann;  schliesslich  setzt  man  wieder 
soviel  reines  Wasser  zu,  als  verdampft  wurde®).  Eventuell  kann  man  das 
Silberbad  zum  Trocknen  eindampfen  und  schmelzen®);  jedoch  muss  man 
sich  vor  der  Entstehung  von  Knallsilber  oder  verpuffenden  Mischungen 
von  Silbernitrat  mit  organischen  Verbindungen  in  Acht  nehmen. 

B.  Verschiedene  Zusätze  zu  dem  Positiv- Silberbad. 

1.  Säuren.  Die  sclwacli  sauren  Silberbäder  ertheilen  den  gesilberten  Albumin- 
papieren grössere  Haltbarkeit,  was  namentlich  im  Sommer  bemerkbar  ist.  Man  hat 
z.  B.  das  Positiv- Silberbad  (neben  anderen  Zusätzen)  mit  1 Tropfen  Salpetersäure  auf 
100  ecm  versetzt  ~‘) , aber  solche  Papiere  geben  weniger  reiche  Töne  und  vergolden 
schwerer  als  solche,  welche  mit  neutralen  oder  alkalischen  Bädern  vergoldet  sind. 


1)  Z.  B.  Spodium  (Eati,  Phot.  Corresp.  1876.  S.  119). 

2)  Enthält  unreines  Kaolin  beträchtliche  Mengen  von  Calciumcarbonat,  so 
soll  dasselbe  durch  Behandeln  mit  verdünnter  Salpetersäure  eliminirt  werden,  weil 
das  Calciumcarbonat  das  Silberbad  unter  Fällung  von  Silbercarbonat  zersetzt  und 
schwächt. 

3)  Louis  Van  Neck  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1891.  S.  518). 

4)  Z.  B.  Erzeugung  von  Niederschlägen  im  Silberbade  auf  chemischem  Wege, 
wie  von  M.  Byte  vorgeschlagen  wurde,  mittels  Natriumcitrat  oder  Natriumphosphat 
und  Carbonat  (Kreutz  er ’s  Zeitsehr.  f.  Phot.  1862.  Bd.  5,  S.  4).  — Das  für  das 
Negativ-Silberbad  (s.  nasses  Collodionverfahren , Bd.  II.,  S.  242)  sehr  wichtige 
Eeinigungsmittel  mittels  Kaliumhypermanganat,  welches  auch  für  Positiv  - Silber- 
bäder anwendbar  und  wirksam  ist,  hat  für  letzteres  bei  weitem  nicht  jenen  Werth, 
wie  für  erster  es. 

5)  England,  Phot.  Corresp.  1869.  S.  181;  W.  Heighway,  Portrait -Photo- 
graphie. 1877.  S.  110. 

6)  Heighway  a.  a.  0. 

7)  Phot.  Archiv  1864.  S.  470. 


128 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


Ist  das  Silberbad  mit  Salpetersäure  oder  Essigsäure^)  angesäuert,  so  zersetzt 
sieh  das  damit  gesilberte  Papier  im  Dunkeln  weniger  leicht  als  solches,  welches  mit 
alkalischen  Bädern  bereitet  ist. 

Günstiger  als  diese  Säuren  wirken  Citronensäura  oder  Weinsäure,  welche 
besonders  zu  Silberbädern  für  haltbares  Papier  verwendet  werden  (s.  unten).  Jedoch 
vergolden  diese  Papiere  schwerer  als  auf  neutralen  Bädern  gesilberte  und  müssen  vor 
dem  Tonen  sehr  gut  gewaschen  werden. 

Auch  Borsäure^)  und  Ueberehlorsäure ^)  wurden  zugesetzt,  um  die  Halt- 
barkeit der  sensibilisirten  Papiere  zu  erhöhen. 

2.  Zusatz  von  unorganischen  Salzen  zum  Silberbade.  Viele  dieser 
Zusätze  zum  Silberbade  haben  grösstentheils  den  Zweck,  schwache  Silberbäder  ver- 
wenden zu  können,  welche  für  sieh  allein  die  Albuminsehieht  nicht  genügend  unlöslich 
machen,  weshalb  man  diese  Wirkung  durch  beigemisohte  fremde  Metallsalze  zu  er- 
zielen suchte. 

Verschiedene  Nitrate.  Fügt  man  zu  einem  Silberbade  reichlich  Ammonium-, 
Kalium-  oder  Natriumnitrat  hinzu,  so  kann  dasselbe  einen  beträchtlich  geringeren 
Silbergehalt  besitzen,  ohne  die  Albuminsehieht  aufzulösen,  als  dies  bei  reiner  Silber- 
nitratlösung möglich  ist,  wie  bereits  Sehultner  im  Jahre  1865  nachwies^).  Zugleich 
wird  durch  gewisse  Nitrate  die  Haltbarkeit  der  gesilberten  Papiere  etwas  erhöht 
(z.  B.  mit  Ammoniumnitrat,  Magnesiumnitrat,  weniger  mit  Kalium  - oder  Natriumnitrat). 

Dadurch  wollte  man  den  Silberverbrauch  herabsetzen,  und  es  wurden  viele  Vor- 
schriften für  solche  „sparsame  Silberbäder“  angegeben. 

Wenn  auch  thatsächlich  durch  diesen  Vorgang  bis  zu  einer  gewissen  Grenze 
der  Silberverbrauch  vermindert  wurde,  so  ergaben  sieh  andererseits  mancherlei  Uebel- 
stände  beim  Copiren,  wie  z.  B.  mangelhafte  Brillanz  der  Copien,  schweres  Tonen  im 
Goldbade  u.  s.  w.  Gegenwärtig  ist  man  wohl  allgemein  zu  den  einfachsten  Verhält- 
nissen zurückgekehrt  und  findet  die  gemischten  Silberbäder  kaum  mehr  in  praktischer 
Verwendung. 

Die  mitunter  dem  Silberbade  zugesetzten  hygroskopischen  Substanzen  (Ammonium- 
nitrat, Zucker,  Glycerin)  haben  nur  in  sehr  trockenem  Klima  einen  Zweck,  damit 
die  Papiere  die  zur  Erzeugung  kräftiger  Drucke  erforderliche  Feuchtigkeit  enthalten. 
Für  gewöhnlich  sind  sie  aber  unnützlieh. 

A.  Trapp®)  silbert  mit:  1 Thl.  Silbernitrat,  2 Thl.  salpetersaurem  Ammoniak, 
15  Thl.  Wasser  und  einigen  Tropfen  Ammoniak  oder  ewas  doppeltkohlensaurem  Natron 
zur  Neutralisation.  Dieselbe  Vorschrift  gab  T,  A.  Gray“).  Das  Papier  wird  durch 
den  Gehalt  an  Ammoniaksalz  haltbarer.  Ratti  setzte  ausserdem  noch  Zucker  zu'). 

Ein  Silberbad,  welches  Vl3  Silbernitrat  und  Via  Ammoniumnitrat  enthält,  gibt 
gute  Albumineopien,  nicht  aber  ohne  den  letzteren  Zusatz;  Ammoniakräueherung  des 
trockenen  gesilberten  Papieres  ist  vortheiihaft.  Die  Silberersparniss  soll  gegenüber 


1)  Z.  B.  empfohlen  von  Sutton  (Kreutzer,  Zeitsehr.  f.  Phot.  1862.  Bd.  5,  S.  47). 

2)  Heese,  Phot.  Corresp.  1867.  S.  86.  Phot.  Mitth.  Bd.  3,  S.  135. 

3)  Phot.  Corresp.  1875.  S.  257. 

4)  Phot.  Corresp.  1865.  S.  109. 

5)  Phot.  Corresp.  1882.  S.  178.  Phot.  Woehenbl.  1882.  S.  271.  Pizzighelli 
mischt  10  Thl.  Silbernitrat,  10  Thl.  Ammonium-  oder  Natriumnitrat  und  100  Thl. 
Wasser  (Phot,  für  Touristen.  1886.  S,  342). 

6)  Phot.  Archiv.  1871.  S.  53. 

7)  Phot.  Corresp.  1876.  S.  119. 


Älbuminpapier. 


129 


einem  Silberbade  1:8  ungefähr  50  Proe.  betragen^).  — Denselben  Effect  haben  die 
in  früherer  Zeit  empfohlenen*)  Mischungen  von  Silbernitrat  und  Ammoniak,  welche 
nachher  mit  Salpetersäure  neutralisirt  wurden. 

Zu  demselben  Zwecke  wurde  ein  Zusatz  von  Kaliumnitrat®),  Natrium- 
nitrat*) angewendet.  Wilde  fügte  ausser  Natriumnitrat  noch  Natriumphosphat  und 
Aether  hinzu®).  — Ein  Zusatz  von  Magnesiumnitrat  wurde  ebenso  häufig  wie 
Ammoniumnitrat  empfohlen.  — Als  sparsamstes  Silberbad  empfiehlt  Schnauss®): 
500  ccm  Wasser,  32  g Kalisalpeter,  32  g Magnesiumnitrat  und  9 g Silbernitrat.  — 
Monckhoven '^)  mischt  salpetersaure  Magnesia  zum  Silberbad,  um  die  Papiere  halt- 
barer zu  macheu;  100  ccm  Wasser,  12  g Silbernitrat,  12  g salpetersaure  Magnesia. 
(Für  jeden  Bogen  Papier  setzt  man  2 g Silbernitrat  zu.) 

Feiner  wurden  dem  Silberbade  zugesetzt:  Cadmiumnitrat®),  Kobaltnitrat®), 
Bleiacetat *®),  Kupfersalze**),  ürannitrat **)  u a. 

Alaun  und  andere  Aluminiumsalze  wurden  dem  Silberbade  in  der  Absicht 
beigemischt,  um  die  Auflösung  des  Albumins  zu  hindern.  Anthony  empfahl  1871 
alaunhaltige  Silberbäder*®)  aus  250 Thl.  Wasser,  17*/2  Thl.  Silbernitrat  und  1 Thl  Alaun; 
die  milchweisse  Trübung  von  Silbersulfat  wird  abfiltrirt.  Sollte  in  einem  normalen 
Silberbade  (1:10)  sich  Albumin  auf  lösen,  so  ka,nn  man  auf  30  Thl.  Silberbad  1 Thl. 
Alaunlösung  (1:500)  zusetzen**).  Von  den  Schwefelsäuren  Aluminiumsalzen  kann  nur 
ein  geringer  Theil  zugesetzt  werden,  weil  das  durch  Doppelzersetzung  entstehende 
Silbersulfat  schwer  auflöslich  ist.  Dagegen  kann  Salpeter  saure  Thonerde 
(Aluminiumnitrat)  in  reichlicherer  Menge  zugesetzt  werden*®).  Dieses  eoagulirt 
zwar  das  Eiweiss,  das  Vergolden  geht  aber  schwerer  vor  sich*®). 


1)  Brit.  Journ.  Phot.  1875.  Nr.  799.  Bull.  Assoc.  Beige  de  Phot.  Bd.  2,  S.  136. 

2)  Sutton,  Phot.  Archiv  18G2.  S.  2.  Palmer,  Phot.  Monatsblätter.  1862.  S.  67. 

3)  Liesegang,  Phot.  Archiv  1863.  S.  277  (6  Thl  Silbernitrat,  15  Thl.  Kalium- 
uitrat,  1000  Thl.  Wasser). 

4)  Sutton,  Phot.  Archiv  1864.  S.  288.  Bovey  (Phot.  Archiv  1867.  S.  385)  löst 
24  Thl.  Silbernitrat,  12  Thl.  Natriumnitrat,  1 Thl.  Zucker  und  320  Thl.  Wasser;  dieselbe 
Vorschrift  gibt  Liesegang  (Der  Silberdruck.  1884.  S.  19)  und  Abney  (Instruction 
in  Phot.  1882  S.  201)'. 

5)  Phot.  Archiv  1868.  S.  14;  aus  Phot.  Mitth. 

6)  Phot.  Archiv  1866.  S.  47 

7)  Phot  Archiv  1881.  S.  125. 

8)  Schultner,  Phot.  Oorr.  1865.  S.  153.  Sparsames  Silberbad:  1 Thl.  Silbernitrat, 
1 Thl  Cadmiumnitrat,  48  Thl.  Wasser;  s.  auch  Phot.  Corr.  Bd.  7,  S.  88  u.  Bd.  9,  S.  236. 

9)  Phot.  Ai’chiv  1864  S.  94. 

10)  Newton,  Mason,  Chapman  (Phot.  Archiv  1871.  S.  221). 

11)  Diese  sollen  das  Eiweiss  sehr  gut  coaguliren  (Brü.  Journ.  Phot.  1867;  Phot. 
Archiv  1867  S.  252).  Bei  Anwesenheit  grösserer  Mengen  von  Kupfersalzen  werden 
die  Copien  dünn  und  kraftlos  (Maxwell,  Lyte,  Bull.  Soc.  framj  Phot.  .1859.  S 87) 
und  sollen  weniger  beständig  sein  (Lyte,  ebenda,  S.  90). 

12)  Simpson,  Phot.  Mitth.  Bd.  5,  S.  170. 

13)  Brit.  Journ.  Phot.  1871.  S.  24,  84.  Phot.  Archiv  1871,  S.  116,  144.  Phot. 
Corresp.  1871.  S.  44. 

14)  Phot.  Wochenbl.  1885.  S.  409.  Philad.  Phot.  1885.  S.  135. 

15)  Bull  See.  frauQ.  1873.  S.  147;  aus  Brit.  Journ.  of  Phot. 

16)  Schimann,  Phot.  Mitth.  Bd.  S.  32. 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  VI.  Theil.  2.  Aufl. 


9 


130 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


Ferner  wurde  als  weiterer  Zusatz  zum  Silberbade  ein  solcher  von  Chromalaun 
empfohlen  0- 

3 Organische  Substanzen.  Alkohol  kann  zu  dem  Silberbade  hinzugefügt 
werden,  wenn  die  Albuminsehicht  Neigung  zeigt,  sieh  aufzulösen-)  (Zusatz  von  3 bis 
10  Proc.).  Er  soll  der  Blasenbildung  verbeugen  ■’)  und  helfen,  wenn  das  Albuminpapier 
das  Silberbad  nicht  annehmen  willO-  Jedoch  nehmen  dann  die  Copieu  leicht  einen 
schlechten  Ton  an®).  Aehnliehe  Wirkung  zeigt  ein  Zusatz  von  Alkohol- Aether“). 
— Ein  Zusatz  von  Glycerin  zum  Silberbad  wurde  gemacht,  um  das  Brüchigwerden 
des  Papieres  in  trockenem  Zustande  zu  verhindern’)-  Auch  Zusatz  von  Gelatine®), 
Kampfer'*’),  Zucker ’^®)  und  anderen  Substanzen  wurde  empfohlen,  ohne  dass  sie  sich 
bewährt  hätten. 


VI.  Silberverlbraucli  beim  Copirprocess. 

Je  nach  der  Stärke  des  Albiiminpapieres,  dessen  Chlorgehalt,  der  Dicke  der 
Albuminsehicht,  Coneentration  des  Silberbades  u.  s.  w , ist  der  Silberverbrauch  beim 
Albumin -Copirprocess  variabel. 

Durchschnittlich  nimmt  man  an,  dass  ein  Bogen  Albuminpapier  ungefähr  10  bis 
11  ccm  Silberbad  (1:10)  aufnimmt  und  im  Ganzen  2 g Silbernitrat  theils  chemisch, 
theils  mechanisch  festhält  (s.  S.  27,  107  und  126),  Hardwich^^),  nach  ihm  viele 
Andere  nehmen  diese  Zahl  an.  Nach  Davanne  und  Girard’-)  verbraucht  ein  Bogen 
Albuminpapier  (44X5-  cm)  durch  chemische  Zersetzung,  Aufsaugung  und  unvermeid- 
lichen Verlust  2,5  g Silbernitrat;  nach  Meieke’s  Versuchen  ist  der  Silberverbrauch 
pro  Bogen  bei  frischem  Bade  = 2,6  g,  bei  altem,  welches  Alkalinitrate  enthält,  nur 
2,0  g Silbernitrat.  — Bei  Anwendung  stärkerer  Silberbäder  kann  der  Silberverbrauch 
auf  3 bis  4 g Silbernitrat  pro  Bogen  steigen. 

Albuminpapier  enthält  nach  dem  Silbern  und  Trocknen  4,25  Proc  Silber,  nach 
der  Erzeugung  der  Copien,  Waschen  und  Pixiren  der  Bilder  nur  0.116  Proc.  Silber 
(Pohl,  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot.  1863.  S.  195),  Zahlen,  welche  jedoch  je  nach 
der  Stärke  (Dicke)  des  angewendeten  Papieres  starken  Schwankungen  unterworfen  sind. 


1)  Bell  mischt  440  Thl.  Silbernitrat,  5800  Thl.  Wasser,  3 Thl.  Salpetersäure, 
5 Thl.  Ohromalaun,  wodurch  die  Albuminsehicht  unlöslich  wird  (Phot.  Woehenbl.  1885. 
S.  410;  aus  Philadelph.  Phot.). 

2)  Laborde,  Ereutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot.  1863.  Bd.  7,  S.  59.  Abney, 
Instruction  in  Phot.  1882.  S.  201. 

3)  Phot.  Mitth.  Bd.  14.  S.  30. 

4)  Boll,  Phot.  Mitth.  1879  Bd.  16,  S.  60. 

5)  Suck,  Sehaarwäehter  (Phot.  Mitth.  1877.  Bd.  14,  S.  30).  Sutton,  Phot. 
Corresp.  1871.  S.  193. 

6)  Wilde,  Phot.  Mitth.  1877.  Bd.  14.  S.  30. 

7)  Peyerabendt  setzte  z.  B.  10  Proc.  Glycerin  zu  (Phot.  Mitth.  Bd.  9,  S.  35). 

8)  Phot.  Archiv  1866.  S.  81. 

9)  Clemens,  Phot.  Archiv  1871.  S.  274. 

10)  Dadurch  soll  das  Papier  weisser  gehalten  werden  (Liesegang,  Silberdruck. 
1884.  S.  19).  Bovey,  Phot.  Archiv  1867.  S.  385.  Phot.  Archiv  1868.  S.  20,  280,  331. 
Buda,  Horn’s  Phot.  Journ.  1856.  Bd  6,  S.  54. 

11)  Hardwieh,  Manual  d.  phot.  Chemie  1863.  S.  316. 

12)  Barreswil  und  Davanne,  Handbuch  d.  phot.  Chemie  1863.  S.  316. 

13)  H.  W.  Vogel,  Lehrbuch  d.  Phot. 


Albuminpapier. 


131 


Belitski  fand  in  einem  Bogen  dunkel  eopirten,  fixirten,  gewaschenen  Albnmin- 
papiers  nur  0,048  g Silber,  in  Salzpapier  noch  weniger  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot 
f.  1894.  S.  239),  während  Davanne  0,075  g Silber  gefunden  hatte. 

Nach  Eder  kommen  von  der  im  gesilberten  Papiere  enthaltenen  Gesammtmenge 
Silber  im  fertigen  Bilde  bei  Albuminpapier-Oopien  nur  3 Proc.  zur  Action,  während 
im  Negativverfahren  immerhin  16  bis  20  Proc.  vom  Gesammtsilber  im  fertigen  Negativ 
auftreten  ^). 

Ueber  Ergänzung  von  Silberbädern  durch  Zusatz  von  Silbernitrat 
s.  S.  107  und  126.  — Ueber  Analyse  von  Silberbädern  (Argentometer- 
Proben)  s.  weiter  unten. 

VII.  Sensibilisiren  des  Papieres  auf  dem  Silberbade. 

Das  Sensibilisiren  des  Albuminpapieres  geschieht  durch  Schwimmen- 
lassen auf  der  Oberfläche  des  in  einer  flachen  Schale  befindlichen  Silber- 
bades (vergl.  S.  77).  Es  ist  zweckmässig,  einen  Glasstab  an  die  Tasse 
zu  legen,  das  Papier  beim  Herausnehmen  darüber  zu  ziehen,  damit  der 
üeberschuss  des  Bades  abgestreift  wird  (s.  S.  77).  — Das  Silberbad  soll 
nicht  kälter  als  18  bis  20  Grad  0.  sein,  weil  kältere  Bäder  flaue  Copien 
verursachen. 

Die  Schwimmdauer  ist  bei  Doppel- Albuminpapier  im  Winter  3 bis 
4 Minuten,  im  Sommer  2 bis  3 Minuten. 

YIII.  Das  Trocknen  des  gesilberten  Papieres 

erfolgt  durch  Aufhängen  mittels  Holzklammern  auf  Schnüren.  Der 
Trockenraum  soll  staubfrei  und  nur  mit  gelbem  Licht  erleuchtet  oder 
finster  sein.  Mässiges  Gaslicht  schadet  übrigens  nicht. 

Die  Temperatur  kann  gewöhnliche  Zimmerwärme  sein;  allzugrosse 
Hitze  macht  das  Papier  spröde,  es  rollt  sich  stark  nach  innen  und  wird 
dann  in  der  Schicht  rissig. 

Bei  kalter  Witterung  langsam  getrocknetes  Papier  zeigt  oft  eine 
todte  Oberfläche;  günstig  wirkt  unter  diesen  Umständen  Erwärmen  des 
Locales,  oder  man  erwärmt  eine  eiserne  Platte  mit  Gasflammen  und  stellt 
diese  unter  die  Papiere. 

IX.  Räuchern  mit  Ammoniak 

während  5 Minuten  ^)  bewirkt  bei  Albuminpapier  etwas  rascheres  Oopiren 
und  etwas  leichteres  Tonen  (s.  S.  78);  bei  starken  Silberbädern  (1:10)  ist 
der  Effect  ein  wenig  bemerkbarer,  sondern  nur  bei  silberarmen  Bädern 
oder  gewaschenen  Papieren  (s.  S.  133).  Deshalb  sieht  man  in  der  Praxis 
von  dieser  Operation  meistens  ab,  obgleich  manche  Operateure  (namentlich 
in  Amerika  und  England)  sie  empfehlen. 

1)  Eder’s  Jahrbuck  f.  Pbot.  1888.  S.  74. 

2)  Sehr  langes  Eäuehern  bräunt  das  Albuminpapier. 

9* 


132 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


Geräuchertes  Albuminpapier  muss  sofort  verbraucht  werden,  weil 
es  sonst  seinen  Ammoniakgehalt  theilweise  wieder  verliert. 

X.  Aufbewahrung  des  sensibilisirten  Papieres. 

Das  auf  dem  gewöhnlichen  neutralen  Silberbade  sensibilisirte  Albumin- 
papier hält  sich  nur  kurze  Zeit  weiss  und  soll  am  selben  Tage  verwendet 
werden.  Im  Winter  halten  sich  gute  Papiersorten  2 bis  3 Tage,  im 
Sommer  aber  noch  weniger.  Sie  fangen  dann  an  gelblich  zu  werden, 
später  werden  sie  braun. 

Die  vergilbten  gesilberten  Albuminpapiere  verlieren  nach  dem  Pixiren 
die  gelbliche  Färbung,  wenn  das  Vergilben  noch  nicht  weit  vorgeschritten 

war,  stärker  vergilbte  Pa- 
piere behalten  aber  einen 
röthlichgelben  Ton  und 
sind  unverwendbar. 

Unter  gewissen  Um- 
ständen hält  sich  das  sensi- 
bilisirte Albuminpapier  län- 
ger weiss,  und  man  kennt 
mehrere  Methoden  des  Auf- 
bewahrens: 

1.  P'ür  kurze  Zeit  kann 
man  das  gewöhnliche  gesilberte 
Albuminpapier  conserviren, 
wenn  man  es  in  Wachslein- 
wand oder  Waehspapier^),  oder 
in  völlig  im  Lichte  geschwärztes, 
gesilbertes  Albuminpapier  (Wrabetz)  einschlägt;  wahrscheinlich  wirkt  hierbei  Ab- 
haltung der  Feuchtigkeit. 

2.  Man  legt,  nach  Leydendeeker'^),  gesilbertes  Papier  zwischen  Fliesspapier, 
das  mit  einer  Auflösung  von  doppeltkohlensaurem  Natron  (1:20)  oder  Soda 
getränkt  und  dann  getrocknet  wurde.  Zwischen  Lagen  (Mappen)  von  diesem  Papier 
kann  mau  das  gesilberte  Papier  durch  mehrere  Tage  aufbewahren,  bis  man  es  gebraucht 
— Man  kann  auch  hinter  das  gesilberte  Papier  im  Copirrahmen  Fliesspapier  legen, 
welches  mit  kohlensaurem  Natron  getränkt  ist. 

C.  Wrabetz  schützt  Albuminpapier  im  Copirrahmen  gegen  Vergilben  durch 
freiwillige  Zersetzung,  indem  er  entweder  Filtrirpapier , das  mit  Natriumbicarbonat 
getränkt  ist,  in  den  Copfrrahmeu  hinter  das  gesilberte  Albuminpapier  legt,  oder  an 
Stelle  dessen  ein  Blatt  gesilbertes,  im  Lichte  geschwärztes  und  unfixirtes  Stück  Albumiu- 
papier  gibt  (Phot.  Corresp.  1887.  S.  262;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1888.  S.  478). 


Fig.  49. 

Cylinderbüchee  von 
Marion. 


1)  (jrasshof,  Phot.  Archiv  1871.  S.  184. 

2)  Phot.  Archiv  1871.  S.  128. 


AlbumiDpapier. 


133 


3.  Aufbewahrung  in  luftdichten  Büchsen  an  trockener  Luft.  In  gut 
verschlossenen  Büchsen  hält  sieh  das  gesilberte  Papier  besser  als  an  freier  Luft^). 
Noch  viel  besser  hält  es  sieh  in  verschlossenen  Befassen  mit  völlig  getrockneter  Luft. 
Dies  beobachteten  zuerst  Davanne  und  Girard  (1859),  welche  Papiere  mehrere  Monate 
lang  auf  diese  Art  conservirten ®),  und  Marion  construirte  im  selben  Jahre **)  Troeken- 
büchsen  mit  doppeltem  Boden  (Pig.  49)  oder  analog  gefertigte  Kasten  (Fig.  50)  aus 
Zinkblech,  in  deren  Hohlraum  Chlorcalcium  zum  Absorbiren  der  Feuchtigkeit  sich 
befindet;  diese  Trockenbüchsen  haben  sieh  später  für  Platinpapier  sehr  bewährt, 
für  Albumin papier  entsprechen  sie  nicht,  weil  sieh  die  gesilberten  Albuminpapiere 
wohl  in  der  völlig  trockenen  Luft  sehr  lange  halten,  die  Schicht  aber  zu  sehr  aus- 
trocknet, kraftlose  Bilder  gibt,  welche  schlecht  vergolden’^),  weshalb  dieser  Arbeits- 
vorgang ganz  aufgegeben  wurde. 

XI.  Herstellung  Ton  haltbarem  gesilberten  Albuminpapier.  — 
Albumin  - Hauerpapier. 

Das  nach  den  beschriebenen  Manipulationen  auf  neutralen  Silber- 
bädern sensibilisirte  Albuminpapier  wird  am  besten  binnen  12  Stunden 
(im  Sommer),  bis  einigen  wenigen  Tagen  (im  Winter)  verarbeitet,  sonst 
werden  die  Eesultate  minderwerthig  in  Ton  und  in  der  Brillanz.  Das 
Papier  wird  von  selbst  im  Finstern  bald  gelb  bis  braun,  indem  der 
Silbernitratüberschuss  auf  die  organische  Substanz  des  Papieres,  sowie 
die  Albuminschicht  wirkt.  Dagegen  gibt  es  zweierlei  Mittel,  und  zwar 
sind  dies: 

a)  Auswaschen  des  Silbernitrates  aus  dem  Silberbade  und 
Ersetzen  des  Silbernitrates  durch  andere,  der  Haltbarkeit  minder  schäd- 
liche Sensibilisatoren. 

b)  Ansäuern  des  Silberbades,  welches  dann  haltbarere  Schichten 
liefert. 

Bei  den  zuerst  (sub  a)  namhaft  gemachten  Verfahren  muss  das  Albuminpapier 
gesilbert,  dann  mittels  Wasser  gewaschen  werden,  so  dass  das  Silbernitrat  entfernt 
wird  und  dann  nur  mehr  Chlorsilber  und  Silberalbuminat  zurüekbleibt''’);  dieses  Papier 
ist  haltbar,  ist  aber  wegen  des  Mangels  an  freiem  Silbernitrat  wenig  lichtempfindlich 
und  gibt  kraftlose  Copien;  wird  es  vor  dem  Gebrauche  Ammoniakdämpfen  ausgesetzt. 


1)  Nach  Fleury-Hermagis  soll  etwas  Oitronenöl  (auf  Baumwolle)  das  in  einer 
luftdicht  schliessenden  Büchse  befindliche  gesilberte  Albuminpapier  conserviren  (Phot. 
Corresp.  1876.  S.  56). 

2)  Bull.  Soc  franij.  Phot.  1-859.  S.  8. 

3)  Bull  Soc.  frauQ.  Phot.  1859.  S.  3. 

4)  Man  suchte  diesen  Fehler  durch  Aussetzeu  an  Wasserdampf  vor  dem  Gebrauche 
zu  beheben  (Mende,  Phot.  Archiv  1860.  S.  51 ; Heinlein,  Photographikon.  1864. 
S.  205;  Spiller,  Moniteur  de  la  Phot.  1879.  Nr.  7). 

5)  Waren  Tartrate  oder  Citrate  in  der  Schicht,  so  sinkt  beim  Auswaschen  die 
Empfindlichkeit  nicht  so  bedeutend,  weil  das  schwer  lösliche  Silbertartrat  oder  Silber- 
eitrat seinerseits  als  Sensibilisator  wirkt. 


134 


Vierter  Tlieil.  Zehntes  Oapitel. 


so  kann  man  sehr  schöne  kräftige  Copien  erhalten,  wie  Fritz  Haugk  und  Th.  Baden 
im  Jahre  1869^)  zuerst  angaben. 

In  diesem  Falle  wirkt  Ammoniak  als  Sensibilisator,  aber  der  Umstand,  dass 
das  gewaschene  Papier  erst  von  Fall  zu  Fall  durch  die  lästige  Manipulation  der 
Ammoniakräueherung  verwendbar  war,  veranlasste  die  Ablehnung  dieser  Methode 
seitens  der  Praktiker. 

Ein  günstigeres  Eesultat  liefert  das  zur  ersten  Grujjpe  dieser  Methoden 
gehörige,  gewaschene  gesilberte  Albuminpapier  mit  salpetrig- 
saurem Kali  f Kaliumnitrit,  KNO^).  Nach  der  von  Abney  vorgeschla- 
genen Methode^)  wird  folgendermassen  vorgegangen:  Das  auf  einem 
normalen  Silberbade  sensibilisirte  Papier  bringt  man  der  Reihe  nach  in  drei 
Tassen  mit  destillirtem  Wasser.  Das  Papier  wird  dann  aufgehängt,  bis 
es  abgetropft  ist  und  dann  mit  der  Rückseite  auf  einem  Bade  von  einem 
Theil  salpetrigsaurem  Kali  in  20  Thl.  Wasser  schwimmen  gelassen  und 
getrocknet.  Noch  haltbarer  wird  das  Papier,  wenn  man  statt  des  neu- 
tralen Bades  von  salpetrigsaurem  Kali  ein  mit  Citronensäure^)  angesäuertes 
Bad  benutzt,  z.  B.;  480  Thl.  Wasser,  10  Thl.  salpetrigsaures  Kali  und 
10  Thl.  Oitronensäure.  Für  diese  Papiere  empfiehlt  sich  Ammoniak- 
räucherung (Abney,  The  art  and  pratice  of  Silver  printing.  London  1888. 
S.  37).  Man  rollt  das  Papier  mit  der  Eiweissschicht  nach  aussen  auf 
einen  Holzstab  und  legt  schliesslich  ein  Schutzblatt  von  Fliesspapier, 
getränkt  mit  salpetrigsaurem  Kali,  herum.  Das  Papier  kann  in  einer 
Zinkblechbüchse  (s.  oben  Fig.  49),  jedoch  ohne  Chlorcalcium,  aufbewahrt 
werden.  Kräftige  Negative  geben  auf  diesem  Papiere  die  schönsten 
Bilder,  bei  weniger  kräftigen  empfiehlt  sich  zur  Vermehrung  der  Brillanz 
Räuchern  mit  Ammoniak. 

Aehnlich  wie  Kaliumnitrit  wirken  Sulfite. 

Zur  zweiten  Gruppe  gehören  die  Dauerpapiere  mit  citronen- 
säurehaltigem  oder  mit  anderen  Säuren  angesäuertem  Silber- 
bad. Seely  hatte  1859  hierzu  Salpetersäure  vorgeschlagen^),  welche 


1)  Phot.  Archiv  1869.  S.  322;  1870.  S.  343.  Zwischen  Baden  und  seinem 
Assistenten  Haugk  brach  über  die  Priorität  der  Erfindung  dieses  Processes  ein  Streit 
aus,  welcher  schwer  zu  entscheiden  ist,  da  beide  in  demselben  Laboratorium  arbeiteten. 
Haugk  hatte  das  Verfahren  etwas  früher  in  Krüger’s  Phot.  Zeitung  vom  25.  Oetober 
1869,  Baden  im  Phot.  Archiv  vom  12.  Novbr.  1869  publicirt  (s.  Phot.  Archiv  1870. 
S.  322  und  343;  Phot.  Mitth.  Bd.  6,  S.  303;  ferner  vergl.  Haugk’s  Repetitorium  der 
prakt.  Phot.  1875.  S.  59;  Phot.  Corresp.  Bd  11,  S.  134;  Phot.  Archiv  1871.  S.  31, 
61,  322,  34.3). 

2)  Robinson  und  Abney,  The  art  and  pratice  of  silver  printing  1881.  S.  34, 
Pizzighelli,  Handbuch  d.  Phot.  1886.  S.  345. 

3)  Weinsäure  wirkt  ähnlich  wie  Oitronensäure;  Tartrate  und  Citrate  in  der  ur- 
sprünglichen Präparation  scheinen  förderlich  zu  sein. 

4)  Phot.  News  16.  December  1859.  Horn ’s  Phot  Jouru.  Bd.  13,  S.  63. 


Albuminpa])iev 


135 


jedoch  bei  weitem  nicht  so  günstig  wirkt,  als  Citronensäure,  deren 
Einführung  zu  diesem  Zwecke  Ponting  (1863)  anbahnte und  ins- 
besondere Adolf  Ost  in  Wien^)  (1869)  durchführte.  Es  werden  10  Thl. 
Silbernitrat,  10  Thl.  Citronensäure  und  100  ccm  Wasser  gemischt,  dann 
10  ccm  Alkohol  zugesetzt;  jedoch  ist  der  Alkoholzusatz  nicht  unbedingt 
erforderlich,  sondern  er  wird  vielfach  weggelassen. 

Schon  geringe  Mengen  Citronensäure  (z.  B.  1 g pro  100  eem  Silberbad)  genügen, 
um  die  Haltbarkeit  für  einige  Wochen  zu  sichern  0 tvergl.  über  den  Einfluss  von 
Citronensäure  auf  das  Silberbad  S.  18,  110,  111,  128). 

Weinsäure^.  Gemische  von  dieser  mit  Citronensäure^,  Oxalsäure®), 
wirken  ähnlich;  der  Citronensäure  kommt  jedoch  vor  allem  eonservirende  Kraft  zu, 
dagegen  wirken  neutrale  Citrate  u,  dergl.  ganz  wenig. 

Da  die  Papiere,  welche  auf  einem  mit  Citronensäure  gemischten 
Silbernitratbade  gesilbert  sind,  ziemlich  schlecht  und  langsam  sich  ver- 
golden, so  empfahl  G.  Willis  eine  geringe  Aenderung  der  Methode, 
welche  günstigere  Eesultate  gibt.  Das  Albuminpapier  wird  auf  einem 
Silberbade  1:10  gesilbert,  zum  Trocknen  aufgehängt,  bis  es  oberflächlich 
trocken  ist;  dann  trocknet  man  die  Bänder  mit  Löschpapier  ab  und 
lässt  es  mit  der  Eückseite  (nicht  albuminirte  Seite)  10  Secunden  lang 
auf  Gitronensäurolösung  (1:15)  schwimmen;  dann  trocknet  man.  Es 
hält  sich  zwei  bis  drei  Monate  lang.  Man  kann  auch  die  trockenen  Papiere 
auf  der  Eückseite  mit  einem  Schwamm  mit  Citronensäure  bestreichen. 
Solches  Papier  copirt  gut  und  vergoldet  sich  weniger  schwierig,  besonders 
wenn  man  es  einer  Ammoniakräucherung  (s.  S.  18  und  110)  unterzieht, 
welche  Operation  jedoch  meistens  als  zu  umständlich  unterlassen  wird. 

Die  mittels  saurer  Silberbäder  hergestellten  Dauerpapiere  müssen  vor  dem  Ver- 
golden gut  gewaschen  werden,  am  besten  mittels  Wasser,  welches  mit  Alkalien  und 
Chlorid  versetzt  ist,  einerseits,  um  die  Säuren  zu  ueutralisiren  und  das  etwa  vorhandene 
Silberoitrat  in  Chlorid  umzuwandeln,  andererseits,  um  das  Vergolden  zu  fördern;  hierzu 


1)  Ponting  (Photograph.  Schwierigkeiten,  1863.  S.  52)  gab  an,  dass  0,1  Proe. 
Citronensäure  im  Silberbade  das  Gelbwerden  der  gesilberten  Papiere  verhindert 

2)  Ost,  „Wichtige  Enthüllungen  auf  dem  Gebiete  der  Photographie“  (Wien  1869). 

3)  Grosse  Mengen  Citronensäure  trüben  das  Silberbad  unter  Ausscheidung  von 
Silbercitrat,  was  nicht  schadet;  man  filtrirt  einfach  die  Lösung.  Man  kann  auch  durch 
Zusatz  vou  1 Tropfen  Salpetersäure  den  Niederschlag  auflösen,  was  z.  B Kleffel, 
Handbuch  d.  Phot.  1880,  und  Blanehard,  Phot.  Mitth.  Bd.  15.  S.  318,  empfehlen. 
Die  Papiere  vergolden  aber  dann-  noch  schwerer. 

4)  Carey  Lea  fügt  dem  Silberbad  Proe.  Weinsäure  zu  (Phot.  Archiv  1871. 
S 194). 

5)  Nach  Haugk  löst  man  Thl.  Weinsäure,  1 Thl.  Citronensäure,  3 Thl.  Silber- 
uitrat und  32  Thl.  Wasser  (Phot.  Archiv  1873.  S.  221). 

6)  Newton  lässt  das  gesilberte  noch  feuchte  Papier  mit  der  Eückseite  auf  einer 
einprocentigen  Oxalsäurelösung  schwimmen  und  trocknet  es  dann  (Phot.  Archiv  1872. 
S.  210). 


136 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


kann  entweder  eine  schwache  Lösung  von  Natriumearbonat*)  oder  ein  Gremiseh  von 
5 Thl.  Natriumbicarbonat,  25  Thl.  Kochsalz  und  1000  Thl.  Wasser  dienen'-). 

Die  Copien  werden  zuerst  zwei-  bis  dreimal  mit  Wasser  gewaschen,  kommen 
dann  in  diese  alkalische  Lösung,  werden  nochmals  gewaschen  und  daun  in  alkalischen 
Goldbädern  (mit  Borax,  Chlorkalk  u.  s.  w.,  s.  S.  51  und  138)  vergoldet;  Liesegang 
empfiehlt  speeiell  ein  Tonbad  von  10  Thl.  Borax,  40  Thl.  wolframsaurem  Natron, 
2000  Thl.  Wasser  und  1 Thl.  Chlorgold  ^). 

ln  neuerer  Zeit  werden  haltbar  gesilberte  Albuminpapiere  in  vortrefflicher 
Qualität  fabriksmässig  hergestellt,  welche  gut  vergolden  und  ohne  Ammoniakräueherung 
rasch  und  kräftig  copiren,  so  dass  der  Berufsphotograph  gegenwärtig  von  der  Selbst- 
darstellung derartiger  Papiere  nicht  selten  absieht.  Hier  ist  insbesondere  (seit  1897) 
das  „haltbar  gesilberte  Email-Albuminpapier“  von  Trapp, & Münch  in 
Priedberg  bei  Frankfurt  a.  M.  zu  nennen , welches  mit  den  gewöhnlichen  Goldbädern 
mit  Borax  und  essigsaurem  Natron  (s.  S.  51)  und  darauffolgendem,  10  Minuten  langem 
Pixiren  hübsche  braune  bis  violettschwarze  Farbentöne  gibt,  falls  die  Copien  vor  dem 
Vergolden  gut  ausgewaschen  werden;  auch  Dr.  Jacoby  (Berlin),  die  Dresdener  Albumin- 
papierfabrik A.-G.  (unter  dem  Namen  „Satiupapier“),  erzeugen  derartige  Dauerpapiere. 

XII.  Das  Waschen  der  Copien  vor  dem  Vergolden. 

Die  Copien  auf  Albuminpapier  werden  womöglich  am  selben  Tage, 
an  welchem  sie  hergestellt  wurden,  mit  Wasser  gewaschen,  dann  ver- 
goldet und  hierauf  fixirt. 

Dem  Vergolden  muss  stets  das  Waschen  der  Copien  vorausgehen, 
um  das  'übersch'ässige  Silbernitrat  zu  entfernen,  das  beim  Vergolden 
zersetzend  wirken  würde ^).  Man  sammelt  die  über  Tag  gewonnenen 
Copien  in  einem  dunklen  Kasten  und  legt  ihrer  30  bis  40  nach  und 
nach  in  eine  Schale  mit  gewöhnlichem  Wasser,  worin  sie  5 bis  10  Minuten 
bleiben;  das  Wasser  wird  milchig  durch  Bildung  von  Chlorsilber.  Dann 
kommen  sie  in  eine  Tasse  mit  frischem  Wasser;  man  wiederholt  dies, 
wenn  nöthig,  noch  einige  Male,  so  lange,  bis  das  letzte  Waschwasser 
nicht  mehr  milchig  erscheint^). 

1)  Duehoehois  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894.  S.  428). 

2)  Liesegang  gibt  in  das  letzte  Waschwasser  5 Proc.  Kochsalz  (Der  Silber- 
druck.  1884.  S.  51). 

3)  Liesegang  (Der  Silberdruck.  1884.  S.  51). 

4)  Silbernitrat  und  Chlorgold  setzen  sieh  zu  Chlorsilber  und  dem  rasch  zersetz- 
lieheu  Goldnitrat  um;  das  Goldbad  wird  trübe  und  tont  schlecht. 

5)  Manche  geben  in  das  letzte  Waschwasser  etwas  Kochsalz  oder  ein  anderes 
Chlorid,  um  das  freie  Silbernitrat  zu  entfernen.  Der  Farbenton  wird  dann  rothbrauu; 
man  wäscht  nochmals  mit  Wasser  und  vergoldet,  wobei  die  Aeuderung  der  Farbe 
leichter  zu  beurtheilen  ist,  weil  sie  auffälliger  vor  sieh  geht,  als  bei  bloss  mit  Wasser 
gewaschenen  Copien  und  im  Fixirnatron  sich  weniger  ändert.  Man  nennt  diese  Operation 
fälschlich  das  „Chloren“  oder  „Abchloren“  der  Bilder.  — Das  Behandeln  mit 
chlorsalzhaltigem  Wasser  ist  überflüssig  und  erschwert  mitunter  die  Reaction  der  Gold- 
bäder. — Man  hat  auch  Zusatz  von  Ammoniak  zum  Waschwasser  vorgoschlagen 
(Warner,  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  3,  S.  37).  — S.  auch  S.  65. 


Älbuminpapier 


137 


Diese  Operation  geschieht  in  der  Eegel  bei  schwachem  zerstreuten 
weissen  Tageslicht. 

XIII.  Das  Tonen  der  Alhnminbilder. 

Copien  auf  Älbuminpapier  werden  im  Fixirbade  unschön  gelbbraun, 
weshalb  sie  zuvor  vergoldet  werden  müssen.  Tonbäder  mit  Platinsalzen 
wirken  auf  Albuminpapier  schlecht.  Von  den  Goldbädern  wirken  neutrale 
und  alkalische  Bäder  am  besten;  Tonfixirbäder  wurden  wiederholt  ver- 
sucht ^),  wirken  jedoch  bei  Albuminpapier  mehr  oder  weniger  mangelhaft 
(Unterschied  von  Oelloidin-  und  Aristopapier),  ebenso  sind  Ehodanbäder 
minderleistungsfähig;  auch  ist  das  Vergolden  nach  dem  Fixiren  nicht 
vortheilhaft^).  Am  besten  ist  das  Tonen  vor  dem  Fixiren.  Von  den 
unzähligen  Goldbad -Eecepten,  deren  Princip  bereits  auf  S.  44  be- 
schrieben wurde,  theilen  wir  hier  jene  mit,  welche  sich  beim  Arbeiten 
an  der  k.  k.  Graphischen  Lehr-  und  Versuchsanstalt  in  Wien  während 
mehrerer  Jahre  bewährt  haben  ^). 

1)  Die  Dresdener  Albiiminpapierfabrik- Aetiengesellschaft  veröifentlieht  (auf  Grund 
einer  Coneursaussehreibung)  folgendes  Tonbad  für  haltbar  gesilbertes  Albuminpapier 
und  Salzpapier,  welches  aber  in  unseren  Händen  keine  besonders  guten  Resultate  gab : 

Man  mischt  mindestens  24  Stunden  vor  dem  Gebrauch  nacheinander: 

Destillirtes  Wasser 800  g, 

Fixirnatron 200  „ 

Doppeltgesehmolzenes  essigsaures  Natron  ...  16  „ 

Essigsaures  Blei,  vorher  aufgelöst  in  200  g destill. 

Wasser 16  „ 

Chlorammonium öO  „ 

Citronensaures  Kali 40  „ 

Citronen säure 10  „ 

Nach  völligem  Auflösen  fügt  man  50  ccm  einer  Lösung  von  1 g Ohlorgold  oder 
Ohlorgoldkalium  in  100  ccm  destillirtem  Wasser  zu.  Beim  Gebrauch  wird  entweder  die 
klare  Flüssigkeit  vom  gebildeten  schwarzen  Niederschlage  abgegossen  oder  filtrirt.  In 
dieses  Bad  kommen  die  Bilder  ohne  vorheriges  Waschen.  Das  Tonen  dauert,  je  nach 
der  Temperatur  des  Bades,  15  bis  20  Minuten.  Nach  dem  Tonen  sind  die  Bilder  min- 
destens 2 Stunden  in  fliessendem  Wasser  gut  zu  waschen.  Wenn  fliessendes  Wasser  nicht 
zu  Gebote  steht,  ist  das  Wässern  bei  öfterem  Wasserwechsel  auf  .'l  Stunden  auszudehnen. 

2)  Zum  Vergolden  nach  dem  Fixiren  kann  eine  ältere  Vorschrift  von  Monck- 
hoven  dienen  Die  in  Fixirnatron  fixirten  Copien  lässt  man  abtropfen  und  bringt 
sie  in  ein  Bad  von  400  g Fixirnatron,  1 Liter  Wasser  und  1 g Chlorgold.  Nach  einigen 
Minuten  ändert  sieh  die  Farbe  von  Gelb  in  Roth  bis  Purpurbraun  (Kreutzer,  Zeiischr. 
f.  Phot.  1861.  Bd  3,  S.  37  aus  Repertoire  gen.  d.  Phot  3.  Ed  S.  473).  — Auch  das 
Rhodangoldbad  kann  nach  dem  Fixiren  angewendet  werden  (Eder,  I.  Aull,  dieses 
Werkes,  S.  119).  — Ueber  Mercier’s  Rhodanbad  nach  dem  Fixiren,  welches  sehr 
langsam  aber  hübsch  tonend  wirkt,  s.  S.  57. 

3)  Eder,  Recepte  und  Tabellen  für  Photographie  und  Reproductionsverfahren. 
4.  Aufl.  1896.  Halle  a S. 


138 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


Norraal-Goldlösungen  und  Goldverbraueh  (vergl.  S.  27  u.  45). 
Für  die  praktische  Herstellung  von  Goldbädern  stellt  man  Yorraths- 
lösungen  von  Goldsalzen  her,  in  der  Regel  1 Thl.  Chlorgold  (oder  eine 
entsprechende  Menge  eines  seiner  Doppelsalze)  in  100  Thl.  Wasser, 
welche  Lösung  lange  haltbar  ist.  Um  etwa  vorhandene  freie  Säure  in 
der  Chlorgoldlösung  zu  neutralisiren , fügt  man  eine  Messerspitze  voll 
gepulverter  Kreide  (oder  Schlämmkreide)  zu,  schüttelt  und  filtrirt  nach 
einigen  Stunden.  Mittels  dieser  Vorrathslösung  (s.  S.  44)  stellt  man  die 
Goldbäder  her,  welche  im  fertigen  Zustande  ziemlich  stark  verdünnt  sind. 
Die  fertigen  Goldbäder  enthalten  in  der  Regel  50  ccm  dieser  einprocen- 
tigen  Chlorgoldlösung  pro  1 Liter  Flüssigkeit  oder  0,5  g Chlorgold  pro 
1000  ccm  Flüssigkeit. 

Der  Goldverbrauch  für  je  einen  Bogen  Albuminpapier  ist  verschieden 
angegeben.  Nach  Hughes^)  und  England^)  kann  man  im  alkalischen 
Goldbad  (mit  Soda)  500  Quadratzoll  Bilder  mit  0,06  g Chlorgold  tonen. 

Auf  einen  Bogen  (45X5'^  cm)  schlägt  sich  nach  Da  van  ne  und 
Girard  ungefähr  0,01  g metallisches  Gold  nieder,  ausserdem  bleibt  eine 
gewisse  Menge  Goldlösung  an  dem  Bogen  hängen,  so  dass  im  Durch- 
schnitte jeder  Bogen  0,03  g Chlorgold  braucht.  Alle  Verluste  eingerechnet 
wird  aber  die  doppelte  Geldmenge  (etwa  0,06  g Chlorgold)  per  Bogen 
verbraucht.  Nach  Schaarwächter  beträgt  der  Gold  salz  verbrauch  per 
Bogen  nur  0,02  g^),  nach  Kleffel^)  aber  0,075  g. 

Goldbäder  für  Albuminpapier. 

1,  Goldbad  mit  Borax  (vergl.  S.  51).  Ein  Gemisch  von  Chlor- 
gold und  Boraxlösung  gibt  sehr  leistungsfähige  Tonbäder  für  Albumin- 
papier, welche  (bei  kürzerer  Einwirkung)  purpurbraune,  sowie  auch  (bei 
längerer  Wirkungsdauer)  schön  violettschwarze  Töne  geben.  Man  löst 
10  g Boraxlösung  in  1000  ccm  Wasser  und  fügt  40  bis  50  ccm  Chlor- 
goldlösung (1:100)  hinzu®).  Man  achte  darauf,  dass  die  Chlorgoldlösung 
nicht  stark  sauer  reagire  (!).  sonst  kann  der  Borax  die  Neutralisation  nicht 
mehr  völlig  herbeiführen;  stark  saure  Goldlösungen  versetzt  man  mit  einer 
kleinen  Menge  Kreidepulver  (s.  oben),  ein  Vorgang,  welcher  auch  für 

1)  Horn,  Pliot.  Journ.  1860.  Bd.  14,  S.  58. 

2)  Phot.  Archiv  1864.  S.  144. 

3)  Vogel’ s Lehrbuch  d.  Phot. 

4)  Kleff  er  s Lehrbuch  d.  Phot.  1880.  S.  280.  ' 

5)  Nimmt  man  das  Bad  eoneentrirter,  z.  B 30  g Borax,  1 Liter  Wasser  und 
100  ccm  Chlorgoldlösung  (1;  100),  so  wirkt  es  rascher,  kann  momentan  verwendet 
werden  und  gibt  leicht  blauviolette  Töne.  Verdünnt  man  es  aber  auf  3 bis  4 Liter, 
so  erhält  mau  nur  bräunliche  Töne. 


Albumiiipapier. 


139 


andere  Goldbäder  gilt.  — Das  Boraxgoldbad  ist  wenige  Minuten  nach  dem 
Mischen  verwendbar,  hält  sich  aber  auch  über  einen  Tag  gebrauchsfähig. 

2.  Goldbad  mit  Natriumacetat  (essigsaures  Natron)  vergl.  S.  50. 
Die  Tonbäder  mit  Natrium acetat,  sowohl  für  sich  allein,  als  insbesondere 
gemischt  mit  Borax  oder  Natriumcarbonat,  sind  die  beliebtesten  geworden. 
Man  bedient  sich  meistens  des  doppelt  geschmolzenen  Natriumacetates 
(essigsaures  Natron),  welches  frei  von  jeder  Säure  ist  und  meistens  schwach 
alkalisch  reagirt  (s.  S.  49);  es  gibt  mehr  braunviolette  Nuancen,  während 
das  krystallisirte  Salz  mehr  bräunliche  Töne  liefert;  um  blauviolette  oder 
purpurschwarze  Töne  zu  erhalten,  fügt  man  noch  alkalische  Salze  zu. 

Man  löst  20  g geschmolzenes  Natriumacetat  in  1000  Thl.  Wasser 
und  fügt  50  ccm  einer  Lösung  von  Ohlorgold  (1:100)  hinzu.  Man 
gebraucht  es  nach  einigen  Stunden  oder  am  nächsten  Tage.  Es  kann 
mehrmals  benutzt  werden,  wenn  man  es  vor  jedesmaligem  Gebrauche  mit 
etwas  Chlorgoldlösung  versetzt. 

3.  Sehr  zu  empfehlen  ist  das  gemischte  Borax-Natriumacetat- 
Bad,  welches  Verfasser  für  gewöhnlich  verwendet.  Man  mischt 

Lösung  von  geschmolzenem  Natrium- 
acetat (1:50) 500  ccm. 

Boraxlösung  (1:100) 100  „ 

Chlorgoldlösung  (1:100) 25  „ 

Das  Bad  ist  am  besten  einige  Stunden  nach  dem  Mischen  zu  ver- 
wenden; im  Sommer  kann  man  dasselbe  mit  etwas  Wasser  verdünnen. 
— Es  gibt  je  nach  der  Zeitdauer  der  Einwirkung  braune  bis  violett- 
schwarze Töne,  welche  dunkler  sind,  als  die  mit  dem  vorigen  (Natrium- 
acetat-)Goldbade. 

Auch  Gemische  von  Natriumacetat  mit  Natriumbicarbonat 
arbeiten  im  Goldbade  gut^). 

4.  Goldbad  mit  Calciumacetat  (essigsaurer  Kalk)  wirkt  sehr 
gut  für  purpurbraune  und  bei  längerer  Einwirkung  für  hübsche  violett- 
schwarze Töne.  Man  mischt 

Wasser 2000  Thl., 

Calciumacetat 30  „ 

Chlorgoldlösung  (1:100)  ....  100  „ 

Das  Bad  hält  sich  selbst  im  Sommer  mehrere  Tage  gut. 

1)  Monekhoven  zieht  das  krystallisirte  Natriumaeetat  wegen  seiner  grösseren 
Reinheit  vor  und  fügt  zur  Erzielung  der  alkalischen  Reaetion  Natriumbicarbonat  zu. 
Er  löst  30  Thl.  Acetat  in  2 Liter  Wasser  und  fügt  1000  ccm  Chlorgoldlösung  (1:100) 
und  1 bis  20  ccm  einer  Lösung  von  Natriumbicarbonat  (1:50)  hinzu.  1 ccm  gibt 
röthliche  Farben  mit  geringer  Purpurfarbe;  mehr  Natriumbicarbonat  macht  den  Ton 
blauer  (Tratte  de  Phot.  1880.  S.  249). 


140 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


5.  Das  Goldbad  mit  Kreide  (s.  S.  49)  ist  neben  den  Borax- 
und  Acetatbädern  das  beliebteste.  Man  mischt  1 Liter  Wasser  mit  40  bis 
50  ccm  Chlorgoldlösung  (1:100)  und  fügt  ungefähr  5 g gepulverte  Kreide 
(oder  Calciumcarbonat,  chemisch  gefällt)  hinzu.  Das  Bad  ist  nach  5 bis 
6 Stunden  oder  besser  nach  24  Stunden  zu  verwenden.  Nach  dem 
Gebrauche  schüttet  man  das  Goldbad  in  die  Flasche  mit  Kreide  zurück 
und  verstärkt  es  vor  dem  neuerlichen  Gebrauche  mit  Goldlösung.  Das 
Kreidegoldbad  tont  leicht  und  schön  und  liefert  hübsche  purpurbraune 
Töne.  Es  wurde  mannigfach  variirt^). 

6.  Goldbad  mit  Soda.  Goldlösungeu,  welche  mit  einer  geringen  Menge  von 
Soda,  doppeltkohlensaurem  Natron  u.  s.  w.  vermischt  sind,  tonen  rasch  und  energisch. 
Zu  viel  Alkali  ist  hinderlich.  Man  vermischt  eine  Lösung  von  1 g Chlorgold  in 
2 Litern  Wasser  mit  einer  Lösung  von  doppeltkohlensaurem  Natron  (1 : 10),  bis  Lackmus- 
papier nicht  mehr  geröthet  wird  (z.  B.  5 bis  60  Tropfen  auf  100  ccm  Goldlösung).  Das 
Bad  wird  verwendet,  bis  die  gelbe  Farbe  verschwunden  ist  (nach  10  bis  15  Minuten 
und  hält  sieh  nur  einige  Stunden  lang^). 

Das  Sodagoldbad  gibt  braune  oder  Sepiatöne,  welche  im  Allgemeinen  sonst  nur 
schwierig  zu  erhalten  sind. 

Man  badet  die  Abdrücke  in  reinem  Wasser  durch  5 Minuten,  giesst  das  Wasser 
ab  und  wäscht  sie  abermals  5 Minuten  in  warmem  Wasser  (so  warm,  dass  es  die  Hand 
noch  verträgt).  Das  Goldbad  wird  hergestellt  aus  Va  Liter  ebenso  warmem  Wasser, 
einem  Stückchen  Soda  und  Vi6  S Chlorgold  für  jeden  Bogen.  Nach  10  bis  20  Minuten 
haben  die  Copien  einen  purpurbraunen  Ton  angenommen,  welcher  im  Pixirnatron  in 
einen  schönen  Sepiaton  übergeht. 

Das  Tonbad  hält  sieh  nicht  (die  geringste  Spur  Pixirnatron  ist  sehr  schädlich). 
Es  eignet  sich  ebenso  für  frisch  gesilbertes  als  haltbar  gesilbertes  Papier,  welches 
letztere  aber  doppelt  so  viel  Zeit  braucht  (DumonD*). 

7.  Goldbad  mit  Chlorkalk  (vergl.  S.  50).  Ein  Chlorkalkzusatz  zum  Tonbad, 
namentlich  zu  jenem  mit  Natriumacetat,  ist  bei  vielen  Photographen  in  Gebrauch.  Das 
Bad  gibt  schwarz-violette  Töne  und  tont  ziemlich  langsam. 

GrasshoffD  stellt  das  Chlorkalktonbad  folgendermassen  dar: 

1000  g destill.  Wasser,  10  g essigsaures  Natron,  doppelt  geschmolzen,  Vig  Chlor- 
kalk und  1 g Chlorgold  oder  Chlorgoldkalium,  werden  gut  geschüttelt  und  frühestens 
nach  einigen  Stunden  (besser  am  nächsten  Tage)  einige  schlechte  Copien  (circa  6 bis 
H Stück  in  Kartengrösse  sind  ausreichend)  ungewässert  hinein  geworfen  und  längere 
Zeit  (10  Minuten  bis  Va  Stunde)  darin  gelassen.  Es  entsteht  eine  starke  Trübung  des 
Bades,  und  die  Copien  nehmen  sonderbare  Töne  an.  Nach  Entfernung  derselben  färbt  man 
gewässerte  Bilder  in  bekannter  Weise,  es  färbt  sehr  schnell  in  den  ersten  Tagen.  I g Gold 
tont  circa  11  bis  12  Bogen  leicht  und  sicher,  doch  darf  man  nicht  zu  blau  färben. 


1)  Liesegaug  fügt  auf  1 Liter  Kreidegoldbad  noch  einige  Tropfen  gesättigter 
Chlorcaleiumlösung  zu  (Der  Silberdruck.  1884);  Kleffel  setzt  3 g Chlorkalium  pro 
Liter  zu,  um  Kupferstichton  zu  erhalten  (Handbuch  d.  Phot  1880).  — Vergl.  auch 
Dr.  Heid  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1888). 

2)  Liesegang,  a a.  0. 

3)  Phot.  Archiv  1887.  S.  130. 

4)  Nach  H.  W.  Vogel,  Lehrbuch  d.  Phot.  1879.  S.  341. 


Albuminpapier. 


141 


Wenn  die  Färbung  langsamer  vor  sieb  gebt,  bann  man  Gold  zusetzen,  und  zwar  pro 
Bogen  2 ccm  einer  Cblorgoldlösung  (1:100).  Setzt  man  ab  und  zu,  alle  4 bis  6 Tage, 
äusserst  wenig  Cblorkalk  zu  (Vio  bis  V20  S ist  sehr  viel),  so  gibt  das  Bad  schwärzere 
Töne;  man  filtrirt  das  trübe  Goldbad  alle  3 bis  4 Tage  (Phot.  Mitth.  VII.  Jahrg.,  S.  150). 

Paget  schreibt  in  den  „Phot.  News“,  dass  er  frische  Copien  in  dreimal  ge- 
wechseltem Wasser  gewaschen  habe,  und  dass  solche  in  einem  essigsauren  Natronbad 
vortrefflich  tonten,  dagegen  in  einem  Chlorkalkbad  nachfolgender  Zusammensetzung 
nicht  tonen  wollten:  Chlorkalk  IV2  g,  Chlorgold  1 g,  kohlensaurer  Kalk  12  g, 
Wasser  4800  g.  Die  Tonung  stellte  sich  aber  sofort  ein,  als  einige  ungewaschene 
Copien  in  das  Tonbad  gelegt  wurden,  ging  jedoch  langsam  vor  sich.  — Danach  scheint 
salpetersaures  Silber  im  Chlorkalktonbad  nothwendig  zu  sein,  und  schlägt  Bovey 
deshalb  vor,  die  Bilder,  welche  darin  getont  werden  sollen,  vorher  nur  in  zwei  Wässern 
zu  waschen.  Daher  wirft  auch  Grasshoff  einige  ungewässerte  Copien  in  das 
Chlorkalktonbad 

Nach  Abney^)  tont  eine  vollständig  gewaschene  Copie  innerhalb  einer 
Viertelstunde  im  silberfreien  Chlorkalkbad  gar  nicht,  wird  im  Gegen theil  gebleicht 
und  gibt  beim  Pixiren  fuchsige  Bilder.  Taucht  man  aber  die  gewaschene  Copie  vorher 
in  salpetersaure  Bleilösung,  so  tont  sie  rasch,  aber  eigenthümlich  braun  im  Chlor- 
kalkbad, anders,  als  wenn  Silbersalz  gegenwärtig  ist.  Theilweise  gewaschene  Bilder 
tonten  dagegen  innerhalb  5 Minuten  Es  zeigte  sieh,  dass  dieses  Bad  unterchlorige 
Säure  enthielt  (entstanden  durch  Wirkung  des  Chlors  des  Chlorgoldes  auf  den  Kalk). 
Wurde  zu  dem  Bade  noch  Chlorkalk  gesetzt,  so  tonte  es  regelmässiger.  Abney  schliesst 
aus  seinen  Experimenten:  1.  dass  ein  Metallsalz,  welches  das  Chlor  absorbirt,  im  Chlor- 
kalktonbade nothwendig  ist;  2.  dass  Chlorkalk  als  Verzögerer  beim  Tonen  wirkt;  3.  dass 
beim  reinen  essigsauren  Natronbad  (ohne  Chlorkalk)  freies  Silbersalz  nachtheilig  ist. 

8.  Goldbad  mit  wolframsaurem  Natron  (vergl.  S.  52).  Dieses 
liefert  Purpurtöne  oder  braunstichige  Farben,  dagegen  sind  blauviolette 
Nuancen  damit  schwerer  als  mit  Borax-  oder  Acetatbädern  zu  erhalten. 
— lieber  ein  gemischtes  Goldbad  mit  Borax  und  wolframsaurem  Natron^) 
s.  S.  136.  — Derartige  Bäder  stehen  wenig  im  Gebrauch. 

9.  Goldbad  mit  Chlorkalk  und  wolframsaurem  Natron  für  ver- 

gilbte, lange  gelegene,  unfixirte  Albumincopien.  Ein  langsam  wirkendes 
Goldbad,  welches  klare  Weissen  und  schöne  purpurschwarze  Töne  mit  älteren,  ver- 
gilbten Albuminbildern  gibt,  kann  durch  Anwendung  eines  Gemisches  von  wolfram- 
saurem Natron  und  Chlorkalk  erzielt  werden.  H Jandaurek  theilte  diese  Methode 
der  „Wiener  Photographischen  Gesellschaft“  (1887)  mit  und  erhielt  dafür,  besonders 
mit  Eücksicht  auf  den  Umstand,  dass  alte  vergilbte  Albumincopien  darin  reine  Weissen 
erhalten,  die  silberne  Gesellschaftsmedaille  verliehen^).  Es  werden 

A.  Chlorgoldnatrium 4 g, 

reiner  gepulverter  kohlensaurer  Kalk  (Kreide- 
pulver der  Apotheker) 4 „ 

Chlorkalk 1 „ 

destillirtes  Wasser 400  ccm 

gelöst  und  nach  24  Stunden  filtrirt. 


1)  Phot  Mitth.  Bd.  9,  S.  260. 

2)  Auch  von  Newton  empfohlen.  Phot.  Archiv  1869,  S.  291. 

3)  Phot.  Corresp.  1888.  S.  89. 


142 


Vierter  Theil.  Zehntes  Capitel. 


B.  Wolframsaures  Natron 100  g, 

Wasser 5 Liter. 


Man  mischt  pro  Bogen  Albuminpapier- Copien  150  Thl.  der  wolframsauren 
Natronlösung  (B)  mit  4 bis  8 Thl.  der  Goldlösung  (A),  je  nach  der  Papierqualität. 
Das  Tonen  soll  sehr  langsam  vor  sieh  gehen,  z.  B im  Sommer  10  Minuten  lang; 
schnelle  Tonung  bewirkt  graue,  maserige  Bilder.  Als  Fixirbad  dient  eine  Lösung  von 
150  Thl.  der  wolframsauren  Natronlösung  (B)  und  15  g Fixirnatron,  worin  das  Fixiren 
in  10  bis  15  Minuten  beendigt  ist;  alte  vergilbte  Copien  bleiben  länger  darin,  bis  der 
gelbe  Farbenton  verschwunden  ist. 

XIV.  Manipulationen  beim  Vergolden  der  Bilder. 

Die  gewaschenen  Copien  legt  man  eine  nach  der  anderen  in  das 
Goldbad,  welches  sich  in  einer  reinen  Tasse  befindet. 

Nachdem  die  Copien  in  das  Bad  eingetaucht  sind,  müssen  sie  in 
demselben  bewegt  werden,  um  zu  verhindern,  dass  sie  sich  aneinander 
legen;  auch  muss  Sorge  getragen  werden,  dass  keine  Luftblasen  vor- 
handen sind,  sojist  wird  man  in  dem  vollendeten  Bilde  entsprechende 
Flecke  finden. 

Die  Copie  ändert  den  Ton  allmählich  vom  bräunlichen  in  einen 
purpurbraunen  bis  violetten  oder  blauschwarzen.  Die  Dauer  des  Tonens 
ist  sehr  verschieden,  je  nach  der  Temperatur  und  Zusammensetzung  des 
Tonbades,  der  Präparation  des  Papieres  u.  s.  w.  Nach  7 bis  10  Minuten 
ist  man  in  der  Eegel  fertig.  (Zu  starke  Goldbäder  wirken  sehr  rasch 
und  machen  die  Bilder  bläulich  grau  und  schwach.) 

Sobald  die  Copien  den  gewünschten  Ton  erreicht  haben,  wirft  man 
sie  in  eine  Schale  mit  Wasser,  worin  der  Process  unterbrochen  wird*). 
Man  beobachtet  den  Verlauf  bei  halbgedämpftem  Tageslicht^),  indem 
man  die  Copie  heraushebt  und  in  der  Durchsicht  betrachtet.  Man  lässt 
das  Goldbad  in  der  Eegel  noch  einige  Minuten  länger  wirken,  nachdem 
sich  der  gewünschte  Ton  eingestellt  hat,  weil  im  Fixiren  die  Nuance 
sonst  ins  Eöthliche  zurückgeht. 

Man  hüte  sich,  Fixirnatron  ins  Goldbad  zu  bringen;  es  stört  die 
tonende  Wirkung  und  gibt  den  Copien  unausbringliche  gelbe  Flecken. 

Wenn  die  Copien  im  Goldbade  nicht  leicht  den  Ton  annehmen,  so  rührt  der 
Fehler  in  der  Eegel  davon  her,  dass  das  Papier  nach  dem  Empfindlichmaehen  zu 
lange  auf  bewahrt  worden  ist.  Papier,  welches  länger  als  24  Stunden  empfindlich 
gemacht  worden  ist,  nimmt  schwieriger  den  Ton  an,  und  diese  Schwierigkeit  wächst, 
wenn  das  gewöhnliche  gesilberte  Papier  sehr  lange  aufbewahrt  wird. 

Auch  wenn  das  Copiren  bei  kalter  Witterung  vorgenommen  wurde,  vergolden 
sieh  die  Bilder  langsam.  — üeber  Vergolden  von  Dauerpapier  s.  S.  136. 


nicht 


1)  Das  Eintauchen  der  Copien  unmittelbar  aus  dem  Goldbad  ins  Fixirbad  ist 
schädlich. 

2)  Im  grellen  Tageslichte  würden  die  Weissen  leiden. 


Albuminpapier. 


143 


XV.  Das  Fixiren  der  Albuniinbilder. 

Die  vergoldeten  Albuminbilder  werden  in  einer  Lösung  von  einem 
Theil  Fixirnatron  in  10  Th  eilen  Wasser^)  während  10  Minuten  gebadet 
(völlig  untertauchen!  und  bewegen,  dass  sie  nicht  aneinander  kleben), 
dann  gewaschen  (vergl.  S.  88). 

XVI.  Das  Waschen  der  fixirten  Bilder 

erfolgt  in  reichlichem  reinen  Wasser  während  mehrerer  Stunden  (s.  S.  86), 
worauf  sie  aus  dem  Wasser  genommen,  auf  Stellagen,  in  welchen  Filtrir- 
papier  ausgelegt  ist  (am  besten  auf  Netzen  von  Spagat),  zum  Trocknen 
ausgebreitet  werden. 

XVII.  Das  Trocknen 

ändert  die  Farbe  der  Albuminbilder  etwas,  indem  sie  nachdunkeln  und 
satter  werden.  Werden  die  Bilder  allzutrocken,  so  bekommen  sie  beim 
Biegen,  Aufrollen  und  Beschneiden  zahlreiche  feine  Eisse,  welche  die 
Oberfläche  unansehnlich  und  fehlerhaft  machen.  Es  ist  daher  empfehlens- 
werth,  die  Albuminbilder  nur  so  weit  trocknen  zu  lassen,  dass  sie  nicht 
mehr  tropfen  (abpressen  zwischen  Fliesspapier),  sondern  sich  feucht  an- 
fühlen. Danach  werden  sie  mit  der  Scheere  und  Glasschablonen  oder 
dem  Messer  und  Lineal  auf  Glas-,  Zink-  oder  Holzplatten  oder  dem 
Trimmer  (s.  Ergänzungsband  zu  Bd.  I,  Atelier  uud  Laboratorium  des 
Photographen,  S.  156)  beschnitten  und  sind  zum  Aufkleben  bereit.  Das 
Aufkleben  von  Doppel- Albuminpapier  geschieht  am  besten  in  feuchtem 
Zustande;  sollen  die  Copien  unaufgezogen  auf  bewahrt  werden,  so  rollt 
man  die  Bildseite  nach  aussen  (s.  unten). 

Als  Klebemittel  zum  Aufziehen  auf  Carton  dient  am  besten  W eizen- 
stärkekleister  (s.  unten). 

1)  Oft  wird  der  Zusatz  von  etwas  Ammoniak  oder  einem  anderen  Alkali 
empfohlen  (s.  S.  71).  — Ueber  die  Theorie  des  Pixirens  siehe  die  S.  23  und  69. 


ELFTES  CAPITEL. 


CELLOIDINPAPIER  ODER  OHLORSILBEROOLLODION- 

PAPIER. 


M^ie  bereits  auf  S.  5 und  14  dieses  Bandes,  sowie  auf  S.  491  des 
II.  Bandes  erwähnt  wurde,  gibt  eine  Emulsion  von  Chlorsilber  in  Collodion, 
gemischt  mit  einem  anderen  als  Sensibilisator  dienenden  Silberoxydsalz,  ein 
vortreffliches  Copirpapier,  welches  im  Lichte  sieh  rascher  als  Albuminpapier 
schwärzt  und  Copien  von  grosser  Feinheit  und  Brillanz  liefert.  Man 
nennt  derartige  Papiere  „ Chlorsilbercollodion-Papier  für  das  Aus- 
copirverfahren oder  mit  dem  kürzeren  Namen  „ Celloidinpapier “ ; 
allerdings  bezeichnete  man  mit  letzterem  Namen  anfangs  nur  eine  gewisse 
Sorte  eines  mittels  Seherin g’schem  Celloidineollodion  (s.  Bd.  II,  S.  19o) 
hergestellten  Chlorsilberpapieres;  später  jedoch  kam  die  Bezeichnung 
„Celloidinpapier“  als  allgemeiner  Name  für  alle  Arten  von  Auscopir- 
papieren  mittels  Chlorsilbercollodion  in  Gebrauch  (s.  Bd.  II,  S.  491),  und 
dem  wollen  auch  wir  uns  in  der  Folge  anschliessen. 

Bereits  früher  (Bd.  II,  S.  170  und  491)  wurde  die  Geschichte  dieses 
Verfahrens  geschildert,  wozu  noch  hinzuzufügen  ist,  dass  der  Wiener 
Photograph  Adolf  Ost  (1869)  zuerst  das  Uebertragungsverfahren  von 
Chlorsilbercollodion-Copien  von  gelatinirtem  Papiere  auf  andere  Unter- 
lagen angab  ^). 

Das  Celloidinpapier  hat  in  den  letzten  .fahren  eine  ungeheure  Ver- 
breitung gefunden,  allerdings  mehr  in  Amateur-  als  in  Fachphotographen- 
Kreisen;  es  wird  davon  gegenwärtig  mehr  verbraucht  als  von  Albumin-, 
Harz-  oder  Aristopapier  zusammen  genommen.  Deshalb  ist  es  wohl 
angemessen,  auf  die  Fabrikation  des  Papieres  hier  näher  einzugehen, 
trotzdem  im  II.  Bande  dieses  Werkes  (S.  492)  die  Theorie  des  Ver- 
fahrens. sowie  die  Methode  der  Darstellung  und  Verarbeitung  kurz 
angegeben  wurde. 


1)  Phot  Corresjj.  1869.  S.  25,  68,  119  und  157;  Phot.  Mitth.  Bd.  6,  S.  48. 


Celloidinpapier  oder  Ohlorsilbercollodion- Papier. 


145 


I.  Herstellung  der  Celloidin-Emulsion. 


Die  zum  Ueberziehen  von  Papier  verwendete  Chlorsilbercollodion- 
Emulsion  (auch  häufig  kurzweg  „Celloidin-Emulsion“  genannt),  wird  in 
der  Eegel  durch  Mischen  eines  Alkalichlorides  mit  überschüssigem  Silber- 
nitrat und  Citronensäure  oder  Weinsäure  bei  Gegenwart  von  Collodion 
hergestellt. 

Als  Eohmaterial  dient  dreiprocentiges  Schering’sches  Oelloidin- 
collodion,  oder  man  löst  eine  200  g schwere  käufliche  Tafel  Celloidin 
(welche  40  g trockenen  Pyroxylins  entspricht),  in  1300  ccm  eines  Ge- 
misches von  gleichen  Theilen  absolutem  Alkohol  und  Aether.  Jedoch  lassen 
sich  auch  mit  jenen  Arten  von  Collodion,  welche  unter  Zuhilfenahme  von 
Eisessig  u.  s.  w.  erzeugt  werden  (s.  Bd,  II,  S.  198  und  200), 
Chlorsilbercollodion- Papiere  darstellen;  Zusatz  von  Methyl-  A f 
alkohol  zur  Mischung  wird  für  Cello'idin-Mattpapiere  empfohlen. 

Das  Verhältniss  von  Pyroxylin  resp.  Collodion  zu  dem 
Silbersalz  muss  genau  ermittelt  sein;  bei  Anwesenheit  von 
allzuviel  dickem  Collodion  zeigen  die  Celloidinpapiere  Nei- 
gung zum  Eollen  in  den  Bädern,  sowie  zum  Abspringen  der 
Schicht  vom  Papiere;  zu  viel  Alkohol-  und  Pyroxylingehalt 
wirkt  in  demselben  Sinne;  grösserer  Zusatz  von  Aether  und 
Wasser  hilft  dem  ab;  zu  viel  Wasser  macht  das  Collodion 
schleimig.  Eicinusöl  (bis  höchstens  8 ccm  pro  1 Liter 
Celloidin-Emulsion)  oder  Glycerin  (in  demselben  Ausmasse) 
machen  die  Schicht  geschmeidiger,  und  wirkt  letzteres  dem 
Eollen  des  Celloidmpapieres  in  den  Bädern  entgegen.  Zu  viel  vig.  ai. 
davon  beeinträchtigt  die  Haltbarkeit  und  den  Tonungsprocess, 
indem  namentlich  das  Eicinusöl  das  Tonen  verlangsamt,  so  dass  nur 
braunrothe  Töne  entstehen  und  auch  Flecken  (durch  Abstossen  der 
wässerigen  Bäder)  sich  bilden  können. 


Die  verschiedenen  Sorten  der  Collodionwolle  geben  bei  ihrer  Lösung  in  derselben 
Menge  Alkohol- Aether  nicht  immer  dieselbe  Zähflüssigkeit  oder  „Viscosität“. 
Ja  sogar  Producte  derselben  Fabrik  zeigen  in  dieser  Eichtung  Schwankungen.  Nun 
ist  aber  die  Qualität  der  Celloidinpapiere  von  der  Viseosität  des  Rohcollodions  ab- 
hängig; es  genügt  nicht,  drei-  oder  vierprocentiges  Collodion  von  bestimmter  quanti- 
tativer Zusammensetzung  zu  verarbeiten,  sondern  man  muss  die  Stärke  der  Collodion- 
lösung  variiren,  so  dass  ihre  Viseosität  annähernd  eonstant  ist;  so  z.  B.  gibt  zu 
dickflüssiges  Eohcollodion  Veranlassung  zum  Rollen  der  Papiere  u.  s.  w.  Darauf 
machten  E.  Valenta,  Hanneke,  Dr  E.  Vogel  u.  A.  aufmerksam.  In  der  That  ist 
die  Bestimmung  der  Viseosität  sehr  nützlich.  Um  dieselbe  zu  ermitteln,  benutzt 
man  eine  ungefähr  20  cm  lange  und  2 cm  weite  Glasröhre,  welche  unten  spitz 
zugeht  und  eine  Oeffnung  von  1 mm  hat  (s.  Pig.  51),  oben  ist  ein  Strich  eingeritzt 
zur  Abmessung  des  bestimmten  Volumens  der  zu  untersuchenden  Flüssigkeit.  Bei 
Auffüllung  der  Röhre  wird  die  Oeffnung  unten  mit  dem  Finger  zugehalten.  Man 


Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


10 


146 


Vierter  Theil.  Elftes  Capitel. 


beobachtet  Dun  die  Zeit,  welche  die  Flüssigkeit  braucht,  um  aus  der  Bohre  auszulaufen. 
Je  zäher  die  Flüssigkeit  ist,  desto  mehr  Zeit  wird  sie  für  den  Auslauf  benöthigen. 
Den  Quotienten  aus  der  Zahl  der  Ausflusszeit  des  Collodiums  und  jener  des  Wassers 
nennt  man  „speeifisehe  Viseositäf*.  Beim  Abmessen  des  Collodions  für  Emulsion 
ist  dessen  Yiscosität  in  Berücksichtigung  zu  ziehen  und  bei  zu  grosser  Zähigkeit  das 
Collodion  mit  Alkohol  und  Aether  zu  verdünnen. 

So  z.  B.  zeigt  Sehering’s  vierprocentiges  Celloidineollodion  (Gewichtsprocente) 
eine  specifische  Viscosität  von  1,‘25,  während  andere  zähflüssigere  Sorten  diverser 
Handelssorten  von  Pyrosylin  bei  der  halben  Concentration  dieselbe  Viscosität  aufweisen '). 
Man  halte  sieh  bei  derartigen  Versuchen  an  die  für  Celloidineollodion  geltenden  Zahlen. 

Als  ßohpapiere  dienen  sogen.  „Barytpapiere“,  das  sind  Papiere, 
welche  mit  einem  TJeberzug,  der  hauptsächlich  aus  Gelatine  und  Baryum- 
sulfat  besteht,  versehen  sind^);  zu  ihrer  Herstellung  dienen  eigene  Streich- 
maschinen ^).  Es  genügt,  hier  Bezugsquellen  solcher  Papiere  anzugeben, 
wovon  wir  in  erster  Linie  Gust.  und  Heinr.  Beneke  in  Löbau  in  Sachsen, 
dann  J.  B.  Weber  in  Offenbach  a.  M.  und  die  Actiengesellschaft  für 
Buntpapier-Fabrikation  in  Aschaffenburg,  nennen. 

A.  Mischen  der  Emulsion. 

Wir  lassen  hier  drei  bewährte  neuere  Methoden  der  Emulsionsbereitung  folgen 
lind  bemerken,  dass  dieselben  neueren  Datums  als  die  im  II.  Bande,  S.  496,  be- 
schriebenen Methoden  sind. 

1.  Methoden  von  E.  Talenta. 

Um  kräftige  Celloidincopien  zu  erhalten,  empfiehlt  E.  Valenta  (Atelier  d.  Photo- 
graphen 1896.  S.  39)  auf  Grund  seiner  an  der  k.  k.  Graphischen  Lehr-  und  Versuchs- 
anstalt in  Wien  angestellten  Versuche,  einen  beträchtlichen  Silbernitratübersehuss  im 
Chlorsübereollodion;  je  grösser  derselbe  innerhalb  gewisser  Grenzen  ist,  desto  kräftiger 
und  eontrastreicher  eopirt  das  Papier;  über  26  Thl.  Silbernitrat  pro  1000  Thi.  Emulsions- 
fiüssigkeit  soll  man  jedoch  nicht  hinausgehen.  Ferner  soll  genügend  viel  Citronensäure 
zugegen  sein,  welche  die  Haltbarkeit,  Kraft,  Klarheit  und  das  Tonungsvermögen  begünstigt. 

Zur  Herstellung  von  Celloidinpapier  für  normale  Negative  von 
mittlerer  Kraft  bereitet  man  folgende  drei  Lösungen: 

A.  Strontiumchlorid  (wasserfrei) 10  g, 

Lithiumchlorid 5 „ 

Wasser 30  „ 

Alkohol 55  „ 

1)  Dr.  E.  Vogel,  Phot.  Mitth.  Bd.  34,  S.  203. 

2)  Vergl.  Bd.  II,  S.  498.  — Mangelhafte  Barytgelatine -Unterlage  bewirkt  im 
Sommer  Ablösen  der  Celloidinsehieht  vom  Papiere  und  Entstehung  sogen.  „Pocken“ 
beim  Wässern  der  fixirten  Copien.  Gegenmittel:  Die  Copien  werden  unmittelbar  nach 
dem  Fixiren  in  ein  Gerbebad  von  100  ccm  Wasser,  10  ccm  Formalinlösung,  1 bis  2 g 
Natriumsulfit  während  5 Minuten  gebadet  (Lainer,  Phot.  Corresp.  1897.  S.  342). 

3)  Streichmasehinen  für  Barytpapier  erzeugt  die  Actiengesellschaft  für  Eisen- 
giesserei,  Ferd.  Flinsch  in  Offenbach  a.  M.  — Auch  Kaymond  construirte  einen 
Apparat  zur  Erzeugung  von  gelatinirtem  Papier  (mit  Figur.  Brit.  Journ.  Phot.  1897. 
S.  153). 


Celloidinpapier  oder  ChlorsilbercoUodion- Papier. 


147 


Das  Strontiumehlorid  wird  in  der  angegebenen  Menge  Wasser  warm  gelöst,  das 
Lithiumehlorid  zugegeben  und  nach  erfolgter  Lösung  unter  ümriihren  der  Alkohol 
zugesetzt.  Die  Lösung  soll  klar  sein  und  wird  eventuell  filtrü't,  wenn  sich  eine 
schwache  Trübung  zeigen  sollte 

B.  Silbernitrat,  krystallisirt 22  g, 

Wasser 30  „ 

Alkohol 60  „ 

C.  Citronensäure 5 „ 

Alkohol 40  „ 

Glycerin . 6 „ 


Zur  Herstellung  der  Emulsion  werden  350  Thl.  dreiproeentiges  Kohcollodion  in 
eine  Liter -Stöpselflasehe  gebracht  und  mit  15  ccm  von  Lösung  A partienweise  unter 
Schütteln  vermischt.  Das  so  erhaltene  ehlorirte  Collodion  wird  nun  bei  Ausschluss 
des  Tageslichtes  mit  60  ccm  von  Lösung  B versetzt.  Hierbei  muss  die  Vorsicht  beob- 
achtet werden,  die  Lösung  in  sehr  kleinen  Partien  unter  Umschütteln  zum  Collodion 
zu  fügen.  Dies  eiTeieht  man  am  besten  in  der  Weise,  dass  man  dieselbe  aus  einer 
Glashahnbürette  tropfenweis’e  in  die  weithalsige  Schüttelfiasehe  fliessen  lässt  und 
während  des  Einfallens  der  Tropfen  die  Flasche  bewegt.  Man  erhält  eine  Emulsion 
mit  ziemlich  grossem  Silbernitratübersehusse,  welcher  nun  in  kleinen  Partien  50  ccm 
von  Lösung  C und  50  ccm  Aether  zugefügt  werden,  die  Flasche  wird  hierauf  noch 
längere  Zeit  gut  geschüttelt  und  die  Emulsion  an  einem  Orte,  dessen  Temperatur 
circa  20  bis  25  Grad  C.  beträgt,  wenigstens  24  Stunden  stehen  gelassen,  bevor  man 
dieselbe  giesst.  Nach  dieser  Zeit  darf  die  Emulsion  keinen  Bodensatz  zeigen.  Entsteht 
ein  solcher,  so  ist  die  Ursache  in  der  Bereitung  der  Emulsion,  oder  aber-  auch  in  der 
Verwendung  eines  zu  dünnen,  ungeeigneten  Collodions  zu  suchen. 

Vermindert  man  die  Menge  des  Chlorides,  so  eopirt  die  Emulsion  härter,  der 
Umfang  der  Gradation  beträgt  nur  mehr  12  bis  13  Grade,  während  Vermehrung  des 
Chlorides  in  obigem  Eecepte  um  2 bis  3 ccm  das  Papier  weicher  copiren  macht. 

Diese  Emulsion  zeigt  einen  Umfang  der  Gradation  von  14  bis  16  Grad  (vergl. 
S.  39),  ist  zwei-  bis  dreimal  empfindlicher  als  Albuminpapier  und  liefert  in  Folge 
seines  ziemlich  hohen  Citronensäuregehaltes  etwas  röthliehe  Copien,  welche  im  Ton- 
'und  Tonfixirbade  leicht  vergolden. 

Celloidinpapiere,  welche  sehr  contrastreiehe  Copien  liefern,  sogen. 
„Rembran dtpapiere “,  sind  geeignet  zur  Herstellung  von  Copien  nach  sehr  flauen, 
weichen  Matrizen.  Solche  „Rembrandtpapiere“  erzeugte  zuerst  F Hrdliczka  für 
den  Handel;  sie  enthalten  Silberchromat  und  sind  deshalb  röthlieh  gefärbt,  welche 
Farbe  aber  beim  Fixiren  sofort  verschwindet.  Derartige  chromat-  und  citrathaltige 
Chlorsilber -Emulsionen  nennt  man:  Chlorchromateitrat- Emulsionen. 

Die  Herstellung  solcher  und  anderer  ähnlich  wirkender  Collodion -Emulsionen 
veröffentlichte  E.  Valenta^),  indem  er  von  der  soeben  beschriebenen  Emulsion  ausgeht; 

Man  fügt  zu  der  ChlorsilbercoUodion -Emulsion  unter  Umschütteln  auf  je  200  ccm 
0,4  bis  0,8  ccm  einer  zehnprocentigen  Lösung  von  reiner  Chromsäure.  Durch  diesen 
Zusatz  färbt  sich  die  Emulsion  orangeroth  und  gibt  beim  Giessen  Papiere  mit  ebenso 
gefärbter  Schicht  War  die  Gradation  der  Normal- Emulsion  15  Grad,  so  beträgt  jene 
der  Emulsion  mit  0,4  ccm  Zusatz  von  Chromsäurelösung  nur  mehr  8 Grad,  und  jene 
der  Emulsion  mit  dem  doppelten  Chromsäurezusatz  nur  mehr  6 Grad.  Diese  letztere 
Emulsion  gibt  mit  ganz  flauen,  verschleierten  Negativen  noch  brauchbare  Bilder. 


1)  Phot.  Chronik  1895.  S.  178;  Phot.  Corresp.  1895;  Atelier  d.  Phot.  1896.  S.  66. 

10* 


148 


Vierter  Theil.  Elftes  Capitel. 


Von  chromsauren  Salzen  eignen  sieh  zur  Herstellung  von  Chromat -Emulsion 
das  Ammoniumbiehromat  und  das  Caleiumbiehromat. 

Setzt  man  zu  200  ecm  von  obiger  Normal -Emulsion  0,05  g Ammonium- 
biehromat, in  mögliehst  wenig  Alkohol  gelöst,  unter  Umsehütteln  zu,  so  färbt  sieh  die- 
selbe orangeröthlieh  und  gibt  Celloidinpapiere,  welehe  weit  härter  eopiren  als  jene, 
die  mittels  der  Normal -Emulsion  hergestellt  wurden.  Ein  Zusatz  von  0,2  g Ammonium- 
biehromat zu  200  eem  der  Normal -Emulsion  gibt  Celloidinpapiere,  deren  Sehieht 
orangeroth  gefärbt  ist,  und  welehe  eine  ausserordentlieh  kurze  Gradationsseala  auf- 
weisen. Dieselbe  betrug  in  ungetontem  Zustande  nur  mehr  12  Grad  und  gingen  die 
Papiere  im  Tonfixirbade  um  6 bis  8 Grad  zurüek. 

An  Stelle  des  Ammoniumbiehromates  kann  man  mit  Vortheil  Caleiumbiehromat 
verwenden  Zum  Zweeke  der  Darstellung  dieses  Salzes  werden  25  g krystallisirte 
Chromsäure  in  100  eem  Wasser  gelöst  und  in  einer  Sehale  mit  einem  kleinen  Ueber- 
sehusse  von  reinem  kohlensauren  Kalk  unter  Umrühren  versetzt.  Es  bildet  sieh  ein 
aus  Gyps  (von  der  den  Chromsäurekrystallen  anhaftenden  Sehwefelsäure  herrührend) 
und  übersehüssigem  kohlensauren  Kalk  bestehender  Niedersehlag,  weleher  abfiltrirt  und 
so  lange  gewasehen  wird,  bis  das  Filtrat  250  eem  beträ'gt.  Man  hat  in  diesem  Falle 
eine  tief  orangeroth  gefärbte  Lösung,  welehe  nahezu  10  Proe.  CrO^  enthält.  Von  dieser 
Lösung  werden  je  naeh  der  zu  eopirenden  Matrize  0.2,  0,4  bis  0,8  eem  zur  Normal- 
Emulsion  unter  Umsehütteln  gegeben.  In  letzterem  Palle  beträgt  die  Gradation  der 
Emulsion  nur  mehr  8 Grad,  diese  genügt  also  für  die  flauesten  Negative. 

Die  Empflndliehkeit  dieser  Emulsion  ist  leider  eine  geringere  als  jene  der  Normal- 
Emulsion;  so  besitzt  eine  Emulsion,  welche  durch  Hinzufügen  von  0,4  ccm  Calcium- 
biehromatlösung  zu  200  eem  Normal- Emulsion  hergestellt  wurde,  nur  mehr  den  vierten 
Theil  der  Empflndliehkeit,  welehe  der  Normal -Emulsion  zukommt.  Ein  Zusatz  von 
0,8  eem  Caleiumbiehromatlösung  zu  200  ccm  Emulsion  bewirkt  eine  Reduetion  auf  den 
achten  Theil  der  ursprünglichen  Empfindlichkeit! 

Kupfer-  und  Uranylehlorid  wirken  ähnlich  wie  die  Chromate;  man  erhält  Emul- 
sionen, welehe  einen  der  Chlorehromatcitrat- Emulsion  ähnlichen  Charakter  zeigen  und 
dabei  weder  die  Empfindlichkeit  der  Papiere  in  so  ungünstiger  Weise  beeinflussen, 
noch  ein  so  starkes  Uebercopiren  erfordern,  als  die  Chlorehromatcitrat -Emulsion. 
Ersetzt  man  in  der  Normal -Emulsion  (S,  140)  das  Strontium-  und  das  Lithiumchlorid 
durch  Kupferehlorid,  indem  man  die  äquivalenten  Mengen  zur  Anwendung  bringt,  so 
erhält  man  eine  Emulsion,  welehe  statt  14  bis  16  Grad  nur  mehr  einen  Umfang  der 
Gradation  von  6 bis  8 Grad  aufweist.  — Die  Celloidinpapiere,  welehe  mit  Hilfe  dieser 
Emulsion  hergestellt  werden,  verhalten  sieh  bezüglich  des  Zurüekgehens  ganz  normal, 
erfordern  also  kein  übermässiges  Copiren  der  Negative.  Die  Empfindlichkeit  dieser 
Papiere  ist  eine  geringere,  als  jene  der  normalen  Celloidinpapiere,  aber  bedeutend 
grösser,  als  jene  des  Chlorehromatcitrat -Papieres 

Die  weitere  Behandlung  der  Copien  ist  eine  sehr  einfache;  das  Bild  wird  vor 
dem  Tonen  gut  in  zweimal  gewechseltem  (nicht  zu  hartem)  Wasser  gewässert  und 
hierauf  in  ein  Tonfixirbad  gebracht.  Es  kann  jedes  gute  Tonfixirbad,  welches  genügend 
Gold  und  keine  die  Tonung  schädlich  beeinflussenden  Substanzen  enthält,  verwendet 
werden.  In  dem  Tonfixirbade  nimmt  das  Bild  rasch  Ton  au,  und  man  erhält  in 
rhodanfreien  Tonfixirbädern  braune,  in  Rhodangold -Tonfixirbäderu  violettstichige  Töne. 
Die  Tonung  ist  in  5 bis  6 Minuten  beendigt. 

Einen  Fehler  haben  aber  diese  Papiere;  das  Bild  verschwindet  im  Tonfixirbade 
fast  gänzlich,  wenn  mau  es  versäumt,  vor  dem  Tonen  gut  auszuwässern.  Diesen 
Fehler  haben  die  mit  Hilfe  von  Urans alzeu  hergestellten  Emulsionen  nicht. 


Celloidinpapier  oder  CWorsilbercollodion- Papier. 


149 


Verwendet  man  nämlieli  bei  der  Herstellung  von  Chlorsilbereollodion- Emulsion 
an  Stelle  des  Lithiumchlorides  oder  an  Stelle  des  Strontium-  und  Lithiumchlorides 
äquivalente  Mengen  von  üranylehlorid  (UrO^Cl^),  so  erhält  man  mehr  oder 
weniger  gelblich  gefärbte  Emulsionen,  welche  Papiere  mit  sehr  kurzer  Gradationsseala 
liefern.  Der  Umfang  der  Gradation  beträgt  bei  diesen  Papieren  je  nach  der  Menge 
des  zur  Herstellung  verwendeten  Uranylchlorides  12  bis  5 Grad;  letzterer  Pall  tritt 
bei  völliger  Substitution  der  oben  erwähnten  Chloride  durch  üranylehlorid  in  der 
Normal- Emulsion  ein. 

Man  kann  also,  den  zu  copirenden  Negativen  entsprechend,  sehr  harte  oder 
weniger  hart  copirende  Cello'idinpapiere  hersteilen.  Dabei  haben  diese  Papiere  den 
Vortheil  vor  den  Ohlorchromatcitrat- Papieren,  dass  man  sie  in  getrennten  Tonbädern 
tonen  kann  und  nicht  zum  Tonfixirbade  greifen  muss,  das  von  vielen  Photographen 
gemieden  wird.  Die  Copien  tonen  sehr  rasch  und  gleiehmässig,  und  die  Bilder  gehen 
nur  wenig  im  Pixirbade  zurück  und  zeigen,  wenn  das  Verhältniss  zwischen  Silbersalz, 
Citronensäure  und  üranylehlorid  richtig  abgestimmt  wurde,  grosse  Brillanz  bei  reinen 
Weissen. 


2.  Methode  von  Belilski. 

L.  Belitski’s  Vorschrift^  für  Celloidinpapier  gibt  gleichfalls  vorzügliche  Eesultate. 
Zunächst  wird  die  Chlorsalzlösung  hergestellt;  hierfür  löst  man: 


Krystallisirtes  Chlorstrontium 30  g, 

wasserfreies  Chlorlithium 10  „ 

destillirtos  Wasser 62  „ 

Nach  der  Auflösung  wird  zugesetzt: 

Syrupdickes,  ehern,  reines  Glycerin  . . . 160  „ 1 

Absoluter  Alkohol 218  „ / 

Summa:  480  g. 


Pür  normales  Chlorsilbereollodion  mischt  Belitski: 

, ..  . lEoheollodion,  dreiproeentig 400 

^”*"”S^ichl«Is«lzl5,nng  ...  30 

{Salpetersaures  Silber 12 

gelöst  in  destill.  Wasser  (erwärmt)  15  bis  16 
und  vermischt  mit  absolutem  Alkohol  . 30 


gewogen. 


Die  Silberlösung  B , welche  durch  den  Alkoholzusatz  klar  und  farblos  bleiben 
muss,  wird  dem  Chlorsalzeollodion  in  einem  dünnen  Strahle  unter  fortwährender 
Bewegung  zugemischt. 


Zuletzt  setzt  man  noch  hinzu:  12  g (gewogen)  einer  Lösung  von  Citronensäure®) 
in  absolutem  Alkohol  (1:4  Thl.  Alkohol)  und  50  g wasserfreiem  Aether  (alles  gewogen, 
nichts  abgemessen). 


Durch  längere  Praxis  hat  sieh  herausgestellt,  dass  das  von  den  begossenen 
Bogen  abgeflossene  Collodion,  mit  Proe  absolutem  Aether  (ohne  Alkoholzusatz) 
vermischt,  wieder  so  gut  wie  frisches  ist.  Dieses  Verdünnen  mit  Aether  des  durch 


1)  Deutsche  Photogr. - Ztg.  1895.  Nr.  1 bis  5;  1897.  Nr.  34,  S.  404;  Eder’s 
Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  226. 

2)  Vermehrung  der  Citronensäurelösung  auf  20  g (wie  Belitski  ursprünglich 
angegeben  hatte),  bewirkt  Planheit  und  Unklarheit  der  Schatten,  sowie  Bronzirung 
in  denselben. 


150 


Vierter  Theil.  Elftes  Capitel. 


Verdunstung  beim  Papierbeguss  dicker  gewordenen  Chlorsilbereollodions,  kann  ohne 
Naehtheil  wiederholt  vorgenommen  und  der  Eest  wieder  mit  dem  frisch  angesetzten 
Collodion  gemischt  werden. 

3.  Methoden  von  P.  Hanneke^). 

P.  Hanneke  arbeitete  mehrere  Methoden  der  Darstellung  von  Chlorsilber- 
Emulsion  aus,  wovon  die  erste  sieh  besonders  für  die  Anwendung  getrennter  Tonbäder, 
die  letzte  mehr  für  Tonfixirbäder  eignet. 

Erste  Methode.  Man  mischt  620  ccm  vierproeentiges  Celloidincollodion  (von 
Sehering  in  Berlin)  mit  100  eem  Aether  und  30  ccm  absolutem  (99proeentigem) 
Alkohol,  und  mischt  eine  in  einem  Glaskolben  warm  hergestellte  Lösung  von  25  g 
Silbernitrat  in  25  eem  Wasser,  gemischt  (nach  erfolgter  Lösung)  mit  120  eem  99procen- 
tigem  Alkohol;  nach  dem  Schütteln  fügt  man  eine  weitere  Lösung  von 
4 g krystallisirtem  Caleiumehlorid  in  4 eem  Wasser  und  30  eem  Alkohol 
zu;  dann  eine  Lösung  von  5 g Citronensäure  in  5 eem  Wasser  und 
30  eem  Alkohol  und  schliesslich  15  ccm  einer  alkoholischen  Eicinusöl- 
Lösung  (1  Thl.  Eieinusöl  in  2 Thl.  Alkohol)  und  15  eem  einer  Glyeerin- 
lösung  (1  Thl.  Glycerin  in  2 Thl.  Alkohol). 

Zweite  Methode  Man  mischt  in  analoger  Weise,  wie  bei  der 
vorigen  Methode:  1.  670  eem  vierproeentiges  Celloidincollodion,  120 eem 
absoluten  Aether.  2.  24  g Silbernitrat  in  26  ccm  Wasser  und  100  eem 
99proeentigen  Alkohol.  3.  2 g krystallisirtes  Lithiumehlorid,  2,5  g 
krystallisirtes  Strontiumchlorid  und  5 g Citronensäure,  10  eem  Wasser 
und  50  eem  Alkohol.  4.  18  eem  alkoholische  Eieinusöl  - Lösung 
(1:2  Alkohol)  und  18  eem  einer  Lösung  von  Glycerin  in  Alkohol 
(1:2  Alkohol). 

B.  Piltriren  der  Emulsion. 

Das  Filtriren  der  Collodion -Emulsion  geschieht  entweder  durch 
einen  mit  einem  Baumwollpfropfen  verstopften  Glastriehter  oder  durch 
Leder,  was  Hanneke  (Das  Celloidinpapier.  1897.  S.  56)  empfiehlt. 
Durch  einen  Trichter  mit  weiter  Ausflussröhre  (Fig  52),  um  möglichst  schnell 
eingiessen  zu  können  und  so  ein  zu  starkes  Verdunsten  von  Aether  und  Alkohol 
zu  verhüten,  wird  die  Emulsion  in  ein  hohes  Glasgefäss  A,  einen  sogen.  Filtrir- 
cylinder,  gebracht,  welches  unten  einen  Flansch  besitzt,  über  den  ein  Stück  gutes 
Hirschleder  gespannt  wird.  Durch  dieses  Leder,  welches  vorher  mit  Alkohol  an- 
zufeuchten ist,  filtrirt  die  Emulsion,  und  zwar  um  so  schneller,  je  höher  dieselbe  in 
dem  Cylinder  steht,  denn  desto  stärker  ist  der  Druck.  Läuft  die  Emulsion  zu  langsam 
durch  das  Leder,  so  kann  man  durch  künstlichen  Druck  nachhelfen,  indem  mau  oben 
auf  die  Cyliuderöffnung  einen  Kork  mit  Glasröhre  einsetzt  und  hineiubläst  oder  eine 
Druckgummibirne  benutzt.  Der  Filtrircylinder  wird  auf  einen  weiten  Trichter  gesetzt 
und  letzterer  auf  die  zum  Auffangen  der  Emulsion  bestimmte  Glasflasche  JS 

G.  Verbrauch  an  ChlorsilbercoUodion- Emulsion. 

Mit  einem  Liter  Emulsion  kann  man  durchschnittlich  14  bis  15  Bogen  Papier 
im  Formate  50X63  cm  begiessen. 


Pig.  52. 


1)  P.  Hanneke,  Das  Celloidinpapier.  Berlin  1897. 


I 


Celloidinpapier  oder  Chlorsilbereollodion- Papier. 


151 


D.  Veränderungen  der  Celloidin  - Emulsion  beim  Stehen. 

Gutes  Chlorsilbereollodion  hält  sieh  bei  kühler  Temperatur  tagelang  in  der  Schwebe 
und  setzt  erst  nach  mehreren  Wochen  einen  Bodensatz  ab.  Die  Chlorsilbercollodion- 
Emulsion  erleidet  aber,  ebenso  wie  die  Bromsilber -Emulsion,  bei  längerem  Stehen  eine 
Molecularveränderung,  die  Partikelehen  des  Silberniedersehlages  werden  grösser  (sogen. 
„Reifen  der  Emulsion“).  Die  Emulsion  wird  mehr  opak,  die  Empfindlichkeit  gegen 
Lieht  steigt  ein  wenig,  die  Farbe  der  Bilder  in  den  Tonfixirbädern  wird  mehr  bläulich; 
bei  zu  langem  Stehen  aber  werden  die  Copien  grauviolett,  ohne  Kraft.  Im  Sommer 
bei  hoher  Temperatur  kommen  manche  Celloidin -Emulsionen  schon  nach  12  Stunden 
in  dieses  letzte,  ungünstige  Stadium,  während  im  Winter  die  Emulsion  sich  tage-,  ja 
wochenlang  hält.  Zur  heissen  Jahreszeit  empfiehlt  sieh  daher  Aufbewahrung  im  Eis- 
schrank (Hanneke). 


II.  Ueberziehen  des  Barytpapieres  mit  Celloidin- 
Emnlsioii.  Trocknen  und  Aufbewahrung  des  Celloidinpapieres. 

A.  Präparation  mit  Handguss. 

Am  einfachsten  kann  beim  Arbeiten  in  kleinem  Maassstabe  das  Begiessen  der 
Barytpapierbogen  mit  der  Emulsion  mittels  eines  Reissbrettos  bewirkt  werden,  an 
welches  man  das  an  den  Rändern  fingerbreit  aufgebogene  Papier  mit  Hilfe  von  Steck- 
nadeln an  den  vier  Ecken  befestigt.  Das  Papier  muss  glatt  aufliegen.  Die  geschüttelte, 
blasenfreie  Emulsion  wird  durch  Baumwolle 
filtrirt,  auf  die  Bogen  aus  freier  Hand  gegossen, 
der  XJebersehuss  ablaufen  gelassen. 

Der  Ablauf  ist  zufolge  Verdunstung  dick- 
flüssig und  kann  nach  Zusatz  von  7 bis  10  Proc. 

Aether  wieder  verwendet  werden  (vergl.  S.  149). 

Will  man  bei  dieser  Handpräparation  die 
Bogen  eben  und  länger  haltbar  machen , so 
muss  man  sie  nach  dem  Trocknen  und  Plach- 
biegen  der  Ränder  hinten  mit  einer  zweiprocen- 
tigen  alkoholischen  Citronensäurelösung  mittels 
eines  Borstenpinsels  bestreichen  und  noch  nass 
schnell  in  einen  Spannrahmen  ausspannen.  Nach 
einer  halben  Stunde  ist  das  Papier  trocken  und 
gebrauchsfertig  (Belitski). 

Die  Verwendung  von  Giessrahmen  (s.  Bd.  II, 

S.  499)  kann  gleichfalls  erfolgen.  Eine  praktische 

Rahmenconstruction  gab  Hanneke^)  an.  Vier  Holzleisten  von  ungefährem  Querschnitt 
1 X 2 cm  werden,  wie  Fig.  53  zeigt,  aneinander  genagelt,  die  beiden  Querleisten 
liegen  etwas  schräg  nach  dem  Innern  Raume  zu.  Heber  die  Querleisten  wird  ein 
nicht  zu  starker,  biegsamer  Pappbogen  so  befestigt,  dass  er  eine  flache  Mulde  bildet. 
An  den  Rändern  der  Pappe  werden  sechs  kleine  Holzklötzchen  in  ungefährer  Ver- 
theilung,  wie  in  Fig.  53  durch  Kreuze  angedeutet  ist,  aufgeleimt.  Der  Baryt- 
papierbogen selbst  wird  1 cm  breit  an  dem  Rande  zur  Barytschicht  zu  umgeknifft, 
so  dass  er  gewissermassen  eine  flache  Schale  bildet,  und  nun  auf  die  Pappe  des 
Rahmens  zwischen  den  Holzklötzchen  gelegt;  an  letzteren  wird  der  Barytbogen  mit 


1)  Hanneke,  Das  Celloidinpapier.  Berlin  1897. 


152 


Vierter  Theil.  Elftes  Capitel. 


seinem  umgelegteu  Eand  durch  Holzblammern  — am  geeiguetsten  sind  die  sogen, 
sehattenfreien  Copirklammem  (s.  Fig.  54)  — befestigt.  Die  Dimensionen  des 
Eahmens,  resp.  der  Pappe,  richten  sieh  nach  der  Barytpapier -Bogengrösse  und 
müssen  so  gewählt  sein,  dass  der  umgekniffte  Barytbogen  an  den  kleinen  Holzleisten 
genau  anliegt;  der  untere  Theil  des  Barytbogens  muss  etwa  1 bis  IV2  em  über  den 
unteren  Eand  der  Pappe  überstehen , damit  beim  Abgiessen  der  überflüssigen  Emulsion 
jene  nicht  getroffen  wird.  Die  Lage  des  Barytbogens  ist  in  Fig.  53  durch  punktirte 
Linien  gekennzeichnet.  Zur  bequemen  Handhabung  des  Eahmens  ist  die  Länge  der 
Querstäbe  so  einzurichten,  dass  die  Unterlagpappe  circa  2 cm  von  den  Längsstäben 
entfernt  ist.  Ferner  müssen  letztere  über  die  untere  Querleiste  so  weit  überstehen, 
dass  man  den  Giessrahmen  aufrecht  hinstellen  kann,  ohne  dass  der  eingelegte  Baryt- 
bogen die  Tischplatte  berührt.  Der  so  gebaute  Giessrahmen  ist  von  leichtem  Gewicht, 
und  bilden  die  eingelegten  Bogen  keine  Falten,  das  Arbeiten  damit  ist  ein  äusserst 
bequemes. 

Das  Giessen  der  Bogen,  und  zwar  von  der  Grösse  circa  50  X 63  cm,  geschieht 
folgendermassen ; Von  der  filtrirten  Emulsion  füllen  wir  ein  kleines  Glasfläschehen  mit 
weitem  Hals  von  circa  100  bis  110  ccm  Inhalt  und  giessen  jene  unter  Ver- 
meidung von  Luftblasen  auf  die  Mitte  der  oberen  Hälfte  des  Bogens  schnell 
hinter  einander,  in  einer  Linie,  parallel  der  oberen  Bogenkante,  aus.  Nun 
bewegen  wir  den  Eahmen  so,  dass  die  Emulsion  nach  dem  oberen  Eand 
fliesst,  dann  lassen  wir  dieselbe,  und  zwar  immer  in  paralleler  Linie  zum 
oberen  Eand,  nach  der  Mitte  des  Bogens  sieh  bewegen,  warten  so  lange, 
bis  die  Schicht  oben  erstarrt  ist,  lassen  hierauf  die  Emulsion  noch  einmal 
bis  zur  oberen  Kante  laufen  und  nachher  möglichst  schnell  nach  dem 
unteren  Bogenrand  fliessen.  Der  untere  Eand  muss  etwas  schärfer  um- 
geknifit  sein,  damit  die  sieh  hier  ansammelnde  Emulsion  nicht  so  leicht 
überläuft-  Hat  sieh  die  Einne  unten  gefüllt,  so  wird  die  Emulsion  aus  einer 
der  unteren  Ecken  durch  Seitwärtsneigen  des  Eahmens  schnell  in  eine  bereit- 
stehende Flasche  mit  Trichter  laufen  gelassen,  nachher  halten  wir  den 
Fig.  54.  Eabmen  wieder  senkrecht,  bis  unten  der  letzte  Eest  herabfliessender  Emulsion 
angelangt  ist  und  fangen  diesen  ebenfalls  in  der  Flasche  auf.  Der  nach 
diesem  Modus  gegossene  Bogen  zeigt  eine  ziemliche  Gleichmässigkeit  in  der  Schicht, 
und  zwar  dadurch,  dass  der  obere  Theil  langsam  und  doppelt,  der  untere  Theil 
dagegen,  da  die  Emulsion  inzwischen  sieh  ziemlich  verdickt  hat,  möglichst  schnell 
gegossen  worden  ist.  Die  Manipulation  des  Giessens  erfordert  natürlich  etwas  Hebung; 
bei  den  ersten  Präparationen  wird  gewöhnlich  die  Emulsion  zu  dick  nach  unten 
gelangen  und  in  Strähnen  auslaufen,  oder  es  wird  beim  Abgiessen  der  über- 
schüssigen Emulsion  der  Eahmen  zu  lange  seitwärts  geneigt,  wodurch  leicht  Wulste 
sieh  bUden. 

Während  des  Giessens  passirt  es  häufig,  selbst  bei  gewissenhaftester  Sauberkeit, 
dass  auf  den  Bogen  Stäubchen  u.  s.  w.  fallen.  Solange  die  Emulsion  im  Fliessen 
ist,  kann  man  solche  Partikel  mit  einer  Hornpincette  abnehmen;  der  Giessrahmen  ist 
So  leicht,  dass  man  ihn  während  der  Zeit  auch  bequem  mit  einer  Hand  dirigiren  kann. 

B.  Herstellung  von  Celloidinpapier  mittels  Giessmaschinen. 

Die  Fabrikation  von  Celloidinpapier  mittels  Giessmaschinen  liefert  viel  gleich- 
mässigere  Produete  und  ist  viel  ergiebiger,  als  die  Handpräparation.  Gegenwärtig 
bedienen  sich  alle  Fabriken  derartiger  Giessmaschinen,  wovon  wir  einige  erwähnen 
wollen. 


Celloidinpapier  oder  Chlorsilbereollodiou- Papier.  P53 

Eine  kleinere  Maschine  dieser  Art  ist  von  0.  Z in  k eonstriiirt,  welche  J.  F.  S chip  p an  g 
in  Berlin  in  den  Handel  bringt^).  Den  Hauptbestandtheil  der  Maschine  (Pig.  55), 
bildet  der  Giesskörper  d.  Derselbe  ist  so  eonstriiirt,  dass  er  im  Vereine  mit  der  zu 
präparirenden  Fläche  einen  Behälter  für  die  Emulsion  bildet.  Diese  Maschine  gestattet 
das  Präpariren  von  Barjdpapier  in  Breite  von  60  cm  und  bis  zur  Länge  von  5,5  m. 


Aus  einem  Glasbehälter  f,  der  beim  Präpariren  hernieder  gelassen  wird , fliesst  die 
Emulsion  in  eine  Mulde,  welche  durch  eine  unbewegliche  Welle  d mit  Ausschnitt, 


den  sogen.  Giesskörper,  und  die  zu  präparirende  Barytpapierfläche  h gebildet  wird. 
In  Pig.  56  finden  wir  den  Giesskörper  d noch  einmal  für  sich  übersichtlich  abgebildet; 
die  Entfernung  desselben  von  der  Walze  c,  über  welche  das  emulsionirte  Papier  läuft, 
ist  der  Klarheit  wegen  in  der  Zeichnung  grösser  gewählt  als  es  in  Wirklichkeit  der 


1)  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895,  S.  473;  Voigt,  Phot.  Corresp.  1894, 
S.  146;  Hanneke,  Das  Celloidinpapier  1897,  S.  66. 


154 


Vierter  Theil.  Elftes  Capitel. 


Eall  ist.  Unten  am  Giesstisehe  (Fig.  55)  bei  g wird  die  Rolle  mit  dem  zu 
emulsionirenden  Barytpapier  h eingeschaltet  und  letzteres  zunächst  über  die  Walze  e 
geführt,  von  hier  geht  das  Papier  unter  dem  Giessbörper  d hinweg,  an  welchen  es 
mittels  einer  Spannvorrichtung  auf  eine  unterliegende  bewegliche  Walze  angepresst 
wird,  und  dann  über  die  Rolle  c.  Das  Barytpapier,  dessen  Ende  an  einer  Jalousie« 
durch  eine  Reihe  Klemmen  bei  i eingespannt  ist,  wird,  nachdem  es  sieh  in  der 
Mulde  bei  d mit  Emulsion  bedeckt  hat,  mittels  einer  Handkurbel  h über  eine  Rollen- 
Transportirvorrichtung  den  Tisch  entlang  und  nach  unten  gezogen. 

Das  Prineip  des  Glessens  bei  dieser  Maschine  ist  ein  ähnliches,  wie  bei  dem 
zuletzt  besprochenen  Handgiessrahmen;  eine  gewisse  Quantität  Emulsion  wird  durch 
Bewegen  des  Papiers,  welches  in  beiden  Fällen  eine  Mulde  bildet,  auf  jenem  vertheilt. 
Bei  der  Maschine  wird  aber  eine  gleiehmässigere  Vertheilung  erreicht,  und  zwar 
dadurch,  dass  jeder  Papiertheil  nur  einmal  und  stets  mit  einer  gleichen  Menge 
Emulsion,  deren  Abfluss  aus  dem  Glasbehälter/'  regulirbar  ist,  behandelt  wird.  Je 
schneller  das  Barytpapier  sieh  um  die  Walzen  bewegt  und  je  concentrirter  die 
Emulsion  gehalten  wird,  desto  weniger  wird  beim  Indiehöheziehen  des  Papieres 
über  die  Rolle  c in  die  Mulde  zurücklaufen,  also  desto  dicker  wird  die  Schicht 


Fig.  57. 


werden.  Die  Fortbewegung  des  Barytpapieres  muss  daher  gleichmässig  sein,  und  ist 
deren  Geschwindigkeit  natürlich  vornehmlich  von  der  Constitution  der  Emulsion  abhängig. 

Nachdem  das  Barytpapier  in  Länge  von  5,5  m fertig  emulsionirt  ist,  wird  es, 
im  Ganzen  oder  zu  passenden  Bögen  geschnitten,  zum  Trocknen  aufgehängt. 

Beim  Ankauf  einer  Giessmaschine  überzeuge  man  sieh  vor  allem  davon,  dass 
sie  gleichmässig  arbeitet,  indem  man  ein  Stück  Barytpapier  von  3 bis  5 m mit  einer 
guten  Emulsion  überziehen  lässt  und  das  trockene  Papier  dann  einfach  dem  Lichte 
exponirt;  es  wird  sieh  dabei  jede  Unregelmässigkeit  im  Laufen  der  Emulsion  zeigen 
(Hanneke). 

Für  grossen  Betrieb  steht  vielfach  die  Giessmasehine  von  Ferd  Fl  in  sch  in 
Olfeubaeh  a.  M.  (1892)  in  Verwendung*).  Fig.  57  zeigt  die  Ansicht  dieser  Maschine, 
welche  mit  einigen  Varianten  sowohl  für  Celloidin-  als  Aristopapierfabrikation 
bestimmt  ist. 

An  den  Giessmaschinen  sind  stets  Hängevorrichtungen  zum  Aufhäugen  des 
überzogenen  Papieres  angebracht. 

Die  Ansiclit  einer  completen  Anlage  zur  Herstellung  von  Celloidin-  und  Aristo- 


1)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894,  S.  129,  zeigt  das  ältere  Modell,  welches 
1897  geändert  wurde. 


i 


Oelloidinpapier  oder  Chlorsilbercollodiou- Papier. 


155 


papier  zeigt  Fig.  58,  welche  die  von 
der  Radebeuler  Maschinenfabrik 
(A.  Koebig  in  Radebeul  bei  Dresden, 
Deutschland)  erzeugten  Giessmaschinen 
darstellt.  Man  ersieht  hierbei  den  Weg, 
welchen  das  endlose  Papier  nehmen 
muss,  um  nach  dem  Ueberziehen  in 
den  Aufhäng-  und  Troekenapparat  zu 
kommen. 

C.  Das  Trocknen  der  Celloidin- 
papiere. 

Die  frisch  übergossenen  Oelloidin- 
papiere  müssen  in  einem  massig  war- 
men (24  bis  30  Grad  0.),  trockenen, 
lichtsicheren  Raume  (dunkelrothe  Glä- 
ser) getrocknet  werden.  Einzelne  Bogen 
können  in  jeder  gewöhnlichen  Dunkel- 
kammer getrocknet  werden;  bei  grösse- 
ren Fabriken  erfolgt  die  Erwärmung 
der  Räume  mit  Heisswasserheizung  in 
guter  Ventilation  (Vermeidung  von 
direeten  Flammen,  wegen  Explosions- 
gefahr der  Aetherdämpfe).  Zu  lang- 
sames Trocknen  macht  die  Schicht  ein- 
gesunken und  stumpf;  zu  hohe  Tempe- 
ratur gibt  wohl  hohen  Glanz,  aber  die 
Schicht  wird  brüchig,  rollt  sich  und 
tont  schwer  (Hanneke).  Die  richtige 
Troeknungszeit  ist  durchschnittlich  eine 
Stunde. 

Die  Bogen  werden  an  horizon- 
talen Holzstäben  mit  Nadeln  an  den 
zwei  oberen  Ecken  befestigt  und  frei 
trocknen  gelassen. 

Oder;  die  mit  Emulsion  über- 
gossenen Bogen  bringt  man,  wenn  die 
Emulsion  erstarrt  ist,  aus  der  auf- 
rechten Lage  (in  welcher  man  den 
üeberschuss  ablaufen  liess)  für  kurze 
Zeit  in  eine  horizontale  Lage,  bis  die 
Schicht  fest  geworden  ist,  dann  nimmt 
man  das  Papier  vom  Reissbrett  ab  und 
hängt  es  zum  Trocknen  auf. 

Dies  geschieht  in  der  Weise,  dass 
man  den  Bogen  an  den  vier  Ecken 
mit  Klammern  fasst  und  an  zwei  ge- 
trennte, parallel  laufende  Schnüre  fiaclT 
auf  hängt. 


Fig.  58. 


156 


Vierter  Theil  Elftes  Capitel. 


D.  Verpacken  und  Aufbewahren  des  Celloidinpapieres. 

Die  getrockneten  Bogen  von  Celloidinpapier  werden  in  der  Kegel  in  Lagen  von 
je  25  Bogen  übereinander  gelegt  (Schicht  gegen  Rückseite),  dann  die  Schichtseite  nach 
innen  über  eine  starke  Papprolle  gerollt  und  fest  zusammengerollt  einige  Stunden  liegen 
gelassen,  dann  auseinander  gerollt  und  die  Schichtseite  nach  aussen  in  derselben  Weise 
gerollt.  Der  Zweck  dieser  Manipulation  ist  Glättung  durch  das  feste  Aufeinanderpressen. 

Dann  werden  die  Bogen  beschnitten  oder  zerkleinert,  und  zwar  zu  diesem  Zwecke 
jetzt  Schicht-  gegen  Schichtseiteund  Rückseite  gegen  Rückseite  gelegt  (Hanneke). 

Der  Versand  geschieht  meistens  in  kleineren  Formaten  (Visit-,  Cabinet- 
format  u.  s.  w)  zu  je  25  Stück;  als  Umhüllung  dient  Seidenpapier,  dann  dünnes 
Paraffinpapier  (Schutz  gegen  Feuchtigkeit),  dann  gelbes  oder  schwarzes  Papier.  — 
Die  Haltbarkeit  des  Celloidinpapieres  ist  einige  Wochen  bis  mehrere  Monate*). 

III.  Celloi’din-Mattpapier. 

Während  das  gewöhnliche  Celloidinpapier  einen  Glanz  aufweist, 
welcher  mindestens  jenem  des  Doppel- Albuminpapieres  gleichkommt,  ja 
sogar  denselben  in  der  Eegel  übertrifft,  hat  man  auch  das  Verfahren  der 
Erzeugung  von  Mattpapieren  angepasst.  Das  sogen.  Cello'idin -Mattpapier 
kann  nach  Valenta’s  Versuchen  mit  jeder  guten  Art  von  Cello'idin- 
Emulsion  (s.  oben  angegebene  drei  Methoden  S.  146)  erzielt  werden, 
wenn  man  den  Gehalt  der  Emulsion  an  Collodion  herabsetzt,  den  Aether- 
gehalt  erhöht  und  ein  geeignetes  mattes  Barytpapier  benutzt. 

Letzteres  ist  hierfür  die  Hauptsache;  es  wird  von  Gust.  und  Heinr. 
Beneke  in  Löbau  (Sachsen),  J.  B.  Weber  in  Ofifenbach  a.  M.  u.  A.,  in 
guter  Qualität  erzeugt. 

Ein  besonderes  Recept  zur  Herstellung  von  Cello'idin  - Mattpapier , bei  welchem 
Zusatz  von  Methylalkohol  angewendet  wird,  gab  Hanneke  (a.  a.  0.): 


Lösung  I. 

Celloidineollodion,  vierprocentig  . 

. . . 600  cem. 

Aether 

...  140  „ 

Methylalkohol 

...  30  „ 

„ II. 

Silbernitrat 

...  25  g, 

destillirtes  Wasser 

Aethylalkohol,  99  Grad  .... 

...  100  „ 

„ III. 

Calciumchlorid,  krystallisirt  . . 

• • • 4 g, 

destillirtes  Wasser 

Aethylalkohol,  99  Grad  .... 

...  40  „ 

„ IV. 

Citronensäure 

...  5 g, 

destillirtes  Wasser 

Aethylalkohol,  99  Grad  .... 

...  50  „ 

V. 

Alkoholische  Ricinusöl -Lösung 

. . . 12  ccm. 

alkoholische  Glycerinlösung  . . 

12 

• • • “ » 

Betreffs  des 

Ansetzens  dieser  Emulsion,  sowie 

des  Filtrirens  und  Giessens  gilt 

dasselbe  wie  bei  den  vorher  gegebenen  Vorschriften  (s.  Hanneke,  Celloidinpapier, 

1)  Wird  schlechtes  Barytpapier  verwendet,  so  wird  die  Papierrückseite  bald  gelb, 
später  die  Schicht;  auch  kann  zu  geringer  Gehalt  an  Citronensäure  oder  zu  grosser 
Silbernitratgehalt  Schuld  sein  (vergl.  Bd.  H,  S.  492). 


Celloidinpapier  oder  CWorsilbercollodion- Papier. 


157 


Berlin  1897).  Es  empfiehlt  sieh,  die  Emulsion  nicht  unmittelbar  nach  dem  Ansetzen 
zu  verwenden,  sondern  sie  erst  (an  einem  kühlen  Orte)  zwei  bis  drei  Stunden  stehen 
zu  lassen.  Dem  Trocknen  der  Bogen  ist  besondere  Aufmerksamkeit  zuzuwenden,  da 
das  matte  Barytpapier  ein  Einsinken  der  Bildschicht  leichter  gestattet  als  der  glänzende 
üntergrundstoif.  Man  sorge  für  ein  schnelles  Trocknen,  wende  aber  keine  zu  hohe 
Temperatur  an  (25  bis  28  Grad  C.).  Das  nach  dieser  Vorschrift  präparirte  Mattpapier 
eignet  sieh  insbesondere  für  Copien  in  Mignon-  und  Platintönen;  die  üblichen  violetten 
Goldtöne  wirken  auf  mattem  Celloidinpapier  nicht  so  gut. 

Das  Celloidin  - Mattpapier  wird  deshalb  hauptsächlich  zur  Erzeugung  platin- 
schwarzer Töne  verwendet  (s.  unten),  und  zwar  gibt  dasselbe  grössere  Feinheit  der 
Details  als  Platinpapier,  Harz-  oder  Albumin  - Mattpapier. 

Gute  Sorten  von  Mattcelloidinpapier  kommen  seitens  mehrerer  Fabriken  in  den 
Handel,  z.  B.  von  Brand  & Wilde  in  Berlin  (sogen.  „Anker-Celloidinpapier“),  von 
Kurz  in  Wernigerode,  Hrdliczka  in  Wien  u.  A. 

IV.  Abziehbares  Celloidinpapier. 

Trägt  mau  Collodion- Emulsion  auf  Papier  auf,  welches  zuvor  mit 
einer  sechs-  bis  achtprocentigen  Gelatinelösung  vorpräparirt  war,  so  kann 
man  die  Collodionbilder  mittels  warmen  Wassers  ablösen  und  auf  andere 
Flächen  übertragen  (vergl.  Bd.  II,  S.  505).  Derartiges  gelatinirtes  ünter- 
grundpapier  bringt  E.  Liesegang-Düsseldorf  in  den  Handel,  welcher  auch 
fertig  sensibilisirte  Papiere  unter  der  Bezeichnung  „abziehbares  Celloidin- 
papier“ in  den  Handel  bringt.  Man  stellt  die  Copien  wie  gewöhnlich  fertig, 
löst  in  warmem  Wasser  das  Bild  ab  und  überträgt  es  (s.  Bd.  II,  S.  505). 

V.  Verarbeitung  *des  Celloidinpapieres. 

In  der  Eegel  wird  in  der  Praxis  das  gebrauchsfertige  Celloidin- 
papier verwendet,  sehr  selten  stellt  es  sich  der  Photograph  für  den 
Consum  selbst  her.  Deshalb  wird  die  Verarbeitung  des  Celloidinpapieres 
besonders  zu  erwähnen  sein. 

Das  gewöhnliche  Celloidinpapier  des  Handels  besitzt  eine  glänzende 
Fläche  ^),  deren  Lichtempfindlichkeit  durchschnittlich  dreimal  so  gross  ist 
als  jene  des  gesilberten  Albuminpapieres ; selten  ist  die  Lichtempfindlich- 
keit ein  wenig  grösser,  häufiger  jedoch  etwas  geringer.  Man  beachte  bei 
der  Wahl  der  Fabrikate  nicht  nur  die  Empfindlichkeit,  sondern  auch  die  bei 
gewissen  Celloidinpapieren  besonders  störend  auftretende  Eigenschaft  des 
Bronzirens  in  den  Schatten  (s.  S.  38;  vergl.  auch  über  Gradation,  S.  39). 

In  Folge  der  beträchtlich  grossen  Lichtempfindlichkeit  des  Celloidin- 
papieres beobachte  man  die  nöthige  Vorsicht  beim  Einlegen  der  Papiere 
in  den  Copirrahmen  und  Nachsehen  während  des  Copirens  im  Eahmen. 

1)  Wir  erwähnen  nur  einige  Fabriken,  z.  B.  Dr.  Kurz  in  Wernigerode  (Deutsch- 
land), E.  V.  Bosch  (Strassburg,  Eisass),  Brandt  fr.  Wilde  (Berlin),  J.  Formstecher 
(Offenbach),  Herzheim  (Düren),  Th.  Matter  (Mannheim),  Chemische  Fabrik  auf 
Actien  vorm.  E.  Schering  (Berlin),  F.  Hrdliczka  (Wien). 


158 


Vierter  Theil.  Elftes  Capitel. 


Da  die  Cello'idinpapiere  beim  Tonen  und  Fixiien  an  Kraft  etwas 
verlieren  (zurückgehen),  so  muss  man  sie  etwas  übercopiren;  der  Grad 
des'  Uebercopirens  variirt  mit  der  Qualität  des  Papieres. 

Die  Cello'idinpapiere  sind  sowohl  vor  als  nach  dem  Copiren  be- 
friedigend haltbar,  und  kann  man  dieselben  bei  schlechtem  Lichte  und 
zu  dichten  Matrizen  unbeschadet  mehrere  Tage  im  Copirrahmen  lassen 
und  nach  beendigtem  Copiren  für  einige  Tage  (vor  Licht  gut  geschützt) 
bei  Seite  legen  und  dann  grössere  Mengen  auf  einmal  vergolden. 

Die  Cello'idincopien  werden  in  Wasser  gut  gewässert,  indem  man 
beachtet,  dass  sie  hierbei  nicht  aneinander  kleben;  das  Wasser  wird  so 
lange  gewechselt,  bis  es  nicht  mehr  trübe  (zufolge  Bildung  von  Chlor- 
silber) abfliesst,  und  auch  auf  Zusatz  von  etwas  Kochsalz  zum  Wasch- 
wasser kein  Niederschlag  entsteht  (Zeitdauer  circa  V4  Stunde);  allzu- 
langes Waschen  lockert  die  Schicht  und  gibt  minder  schöne  Töne  im 
Goldbade. 

Häufig  werden  die  Papiere  in  vier-  bis  fünfmal  gewechseltem  Wasch- 
wasser gewaschen  und  dann  in  ein  alkalisches  (Soda-  oder  ammoniak- 
haltiges), event.  auch  mit  Kochsalz  oder  anderen  löslichen  Chloriden  ver- 
setztes Vorbad  gebracht,  damit  der  Ueberschuss  von  Silberoxydsalz  (z.  B. 
Silbercitrat  u.  s.  w.)  zu  Chlorsilber  umgesetzt  und  die  etwa  vorhandene 
saure  Reaction  der  Cello'idinschicht  neutralisirt  wird;  der  Vergoldungs- 
process  verläuft  dann  regelmässiger,  und  die  Tonbäder  werden  mehr 
geschont,  was  sowohl  für  Gold-  als  Platinbäder  gilt  (s.  S.  65,  135,  136). 

Gute  Vorschriften  für  alkalische  Vorbäder  wurden  bereits  auf  S.  89 
angegeben. 

Sehr  beliebt  sind  (namentlich  in  Amateurkreisen)  die  Tonfixirbäder. 
wovon  die  einfachste  und  sicherste  Vorschrift  die  von  Valenta  (S.  59) 
ist,  während  saure  Tonfixirbäder  vielleicht  (wegen  Schwefelausscheidung) 
bedenklicher  sind;  das  beliebteste  der  letzteren  ist  dasjenige  von  Dr.  Kurz 
(S.  60,  Anmerkung  2).  — Manche  Papiere  tonen  in  Tonfixirbädern 
nur  dann  gut,  wenn  sie  ungewaschen  oder  wenig  gewaschen  ein- 
getragen werden,  während  gut  ausgewässerte  Cello'idinpapiere  nicht  selten 
langsam  tonen. 

Beim  unvorsichtigen  Arbeiten  mit  Tonfixirbädern  büssen  die  Cello'idin- 
bilder  ihre  Haltbarkeit  ein  und  vergilben  rasch;  bei  guter  Durchführung 
sind  sie  aber  haltbar. 

Ohne  Zweifel  bietet  aber  die  getrennte  Tonung  und  Kixirung  mehr 
Garantien  der  Haltbarkeit  der  Copien  und  wird  deshalb  in  grösseren 
Etablissements,  wo  die  Ueberwachung  oft  schwierig  ist,  bevorzugt;  aus 
diesen  Gründen  lässt  man  auch  mitunter  auf  das  gemischte  Tonfixirbad 
noch  ein  gewöhnliches  Fixirbad  folgen,  indem  man  beim  Tontixirbade  in 


Celloidinpapier  oder  Chlorsübereollodion- Papier. 


159 


erster  Linie  eine  gewisse  Farbennuance  erzielen  will  und  aus  Sicberheits- 
rücksichten  das  völlige  Fixiren  (welches  wohl  im  Tonfixirbade  correcter 
Weise  schon  erfolgt  sein  sollte)  durch  ein  separates  Fixirbad  sichert. 

Als  Tonbäder  eignen  sich  so  ziemlich  alle  für  Albuminpapier  an- 
gegebenen Goldbäder  (s.  S.  50  und  138),  jedoch  sind  ßhodanbäder 
besonders  beliebt,  z.  ß.  das  einfache  Ehodangoldbad  von  S.  54. 

Ferner  auch  die  gemischten  ßhodanacetatbäder,  wovon  eine  Vor- 
schrift bereits  auf  S.  55  angegeben  wurde,  während  eine  ganz  ähn- 
liche lautet:  40  g geschmolzenes  Natriumacetat  werden  in  1000  ccm 
Wasser  gelöst,  mit  einer  Lösung  von  5 g ßhodanammonium  in  250  ccm 
Wasser  vermischt  und  nach  Bedarf  je  100  ccm  dieses  Gemisches  mit 
3 bis  5 ccm  einer  Chlorgoldlösung  (1:100)  vermischt;  das  Bad  soll 
jedoch  erst  einige  Stunden  nach  dem  Mischen  verwendet  werden.  — 
Mitunter  wird  das  ßhodanammonium  in  diesen  Bädern  durch  das  ähnlich 
wirkende  ßhodankalium  ersetzt.  Gut  wirkt  auch  das  Goldbad  mit 
Natriumacetat  allein  (s.  S.  50),  ferner  Borax-  oder  Kreidegoldbäder 
(s.  S.  139). 

Nach  dem  Vergolden  wird  kurz  das  Wasser  abgespült  und  in  einem 
Fixirbade,  bestehend  aus  10  Thl.  Fixirnatron  in  100  Thl.  Wasser,  tixirt; 
manche  Celloidinpapiere  verlieren  in  zehnprocentigen  Fixirbädern  ihre 
Kraft  und  werden  in  diesem  Falle  in  einem  Fixirbad  1:20  ausfixirt. 

Mitunter  werden  auch  Alaun fixirbäder  für  Celloidinpapier  em- 
pfohlen, wenn  nämlich  nach  dem  Fixiren,  während  des  Wasch ens  der 
Copien,  Blasen  oder  Pocken  auftreten,  z.  B.  ein  Gemisch  von  20  Thl. 
einer  Alaunlösung  (14  g pro  100  ccm  Wasser),  5 Thl.  einer  Natrium- 
sulfitlösung (24:100  Wasser)  und  25  Thl.  einer  Fixirnatronlösung 
(20: 100  Wasser).  Das  Bad  soll  nicht  öfter  verwendet  werden  (A.  Lainer). 

Das  Waschen  erfolgt  ähnlich  wie  bei  Albuminpapier. 

Die  gewaschenen  Copien  können  nass  oder  trocken  zugeschnitten 
werden  (vergl.  S.  143);  jedenfalls  werden  sie  vor  dem  Aufkleben  in 
Wasser  gelegt,  auf  der  ßückseite  mit  Kleister  oder  einem  anderen  Klebe- 
mittel bestrichen,  auf  Carton  aufgezogen,  nach  Auflegen  von  Fliess- 
papier mit  der  Hand  oder  einem  Leinwandballen  angedrückt  und  ge- 
trocknet. 

Das  Satiniren  erfolgt  in  der  üblichen  Weise. 

Die  Ausgabe  oder  das  Versenden  der  fertigen  Celloidincopien 
geschieht  in  der  ßegel  in  der  Weise,  dass  ein  Blatt  Seidenpapier  am 
oberen  ßande  zum  Umklappen  aufgeklebt  wird,  oder  es  werden  Seiden- 
papiercouverts beigegeben;  auf  diese  Weise  schützt  man  die  Copien  vor 
Abscheuern  oder  Verletzen  durch  ßeibung  der  Bildschicht,  welche  bei 
Celloidinpapier  ganz  besonders  verletzlich  ist. 


160 


Vierter  Theil.  Elftes  Capitel. 


YL  Fehler  beim  Arbeiten  mit  Celloidinpapier. 

1.  Das  Celloidinpapier  copirt  stellenweise  flau  und  zeigt  eine  irisirende  Ober- 
fläche (zu  dünne  Oollodion-Emulsionssehieht). 

2.  Die  Papiere,  sowie  die  Copien  zeigen  zellenartige  Struetur  (zu  viel  Wasser 
in  der  Emulsion). 

3.  Die  Schatten  copiren  roth  und  vergolden  schlecht  (schlechte  Emulsion,  zu 
viel  Citronensäure,  zu  wenig  Silbernitrat,  zu  viel  Ricinusöl). 

4.  Das  Celloidinpapier  ist  brüchig  (die  Emulsion  enthält  zu  wenig  Glycerin  oder 
Ricinusöl,  zu  dickes  Collodion,  Trocknen  bei  zu  hoher  Temperatur). 

5.  Das  Papier  rollt  sich  in  den  Bädern  (zu  dicke  Collodionschicht,  zu  wenig 
Glycerin,  zu  dünnes  oder  schlechtes  Barytpapier). 

6.  Ablösen  der  Bildsehieht  vom  Papier  (schlechtes  Barytpapier,  wenn  auch  die 
Barytpräparation  sich  erweicht,  zu  lederartiges,  wasserarmes  Collodion,  zu  wenig  Glyerin 
oder  Ricinusöl).  Gegenmittel:  Gerben  mit  Pormalin. 

7.  Bronziren  der  Emulsion  in  den  Schatten  (schlechte  Emulsion,  zu  viel  Silber- 
nitrat und  Citronensäure). 

8.  Plaue  Copien  (alte,  zersetzte  Celloidin- Emulsion,  zu  altes  Papier). 

9.  Rothe  Flecken  beim  Vergolden  (Ausscheidung  von  Ricinusöl  in  der  Schicht, 
Abdrücke  von  fettigen  Fingern  u.  s.  w.). 

10.  Fleckiges,  schlechtes  Tonen  im  getrennten  Goldbade  (Verunreinigung  des- 
selben mit  Pixirnatron). 

11.  Gelbliche  oder  bräunliche  Drucke  mit  grünlichen  Halbtönen  (zersetztes,  zu 
viel  gebrauchtes,  an  Gold  erschöpftes  Tonfixirbad;  diese  Bilder  sind  rasch  vergänglich). 

12.  Ausbleiehen  und  Vergilben  (altes,  erschöpftes  Tonfixirbad.  Mangelhaftes 
Pixiren.  — Tritt  niemals  auf,  wenn  frische  Tonbäder  und  dann  frische  Pixirbäder 
verwendet  werden). 


ZWÖLFTES  CAPITEL. 

ARISTOPAPIER.  — CHLOR  SILBERGELATINE -EMULSION 
ZUM  AUSOOPIRPROOESS. 


Wird  Chlorsilber  bei  Gegenwart  von  überschüssigem  Silbernitrat, 
Silbercitrat  oder  Silbertartrat,  mit  oder  ohne  TJeberschuss  von  organischen 
Säuren  (Citronensäure,  Weinsäure),  in  Gelatine  emulsionirt,  so  erhält 
man  gute  Auscopir-Emulsionen,  deren  Charakter  jenem  der  Celloidin- 
Emulsionen  ähnlich,  aber  damit  nicht  identisch  ist.  Die  Bildschicht  ist 
gegen  mechanische  Verletzungeu , namentlich  Scheuern,  in  trockenem 
Zustande  viel  widerstandsfähiger  als  Cello'idinpapier,  aber  gegen  Feuchtig- 
keit viel  empfindlicher  als  letzteres.  Es  lassen  sich  derartige  Gelatine- 
Auscopirpapiere  in  verschiedener  Gradation  (hart  und  weich  copirend), 
ebenso  wie  wir  es  im  vorigen  Capitel  geschildert  haben,  herstellen,  und 
die  Schicht  lässt  sich  mit  Hochglanz  oder  matter  Oberfläche  erzeugen. 
Die  Chlorsilbergelatine-Papiere  für  den  Auscopirprocess  führen  den  will- 
kürlich erdachten  Namen  „ Aristopapiere“;  anfangs  bezeichneten  die 
Fabrikanten  einiger  Specialsorten  ihre  Papiere  so,  später  wurde  der  Name 
verallgemeinert^).  Dies  schliesst  nicht  aus,  dass  verschiedene  Fabrikanten 
ihre  Aristopapiere  mit  Specialnamen  versehen  (s.  S.  162). 

Als  Vorläufer  der  Chlorsilbergelatine  - Papiere  kann  Hardwich  angesehen  werden, 
welcher  im  Jahre  1856  die  Verwendung  des  Gemisches  von  Chlorsilber  mit  citronen- 
saurem  Silber  im  positiven  Copirprocess  auf  Papier  empfahl;  allerdings  verarbeitete  er 
das  Präparat  nicht  in  Form  einer  Emulsion,  sondern  mittels  des  Badeverfahrens  (s.  S.  7). 

Während  der  Chlorsilbercollodion-Proeess  schon  in  den  sechziger  Jahren  gut 
ausgearbeitet  und  sogar  Gegenstand  von  Handelsproducten  war,  entwickelte  sieh  das 
Chlorsilbergelatine  - Copirverfahren  später. 

Die  erste  Anregung  zur  Herstellung  einer  Chlorsilbergelatine  - Emulsion  zum  Aus- 
eopiren  gab  Capitän  W.  de  W.  Abney,  welcher  im  Jahre  1882  seine  „ Chlorocitrat- 
Emulsion“  publicirte,  Er  mischte  Chlornatrium,  neutrales  Kaliumcitrat,  Gelatine, 


1)  In  der  Mitte  der  achtziger  Jahre  finden  wir  als  „Aristo druck“  wohl  ins- 
besondere das  Chlorsilbercollodion- Papier  für  Auscopirprocess  benannt,  später  ging 
jedoch  der  Name  auf  die  Gelatinepapiere  über. 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2,  Aufl. 


11 


162 


Vierter  Theil.  Zwölftes  Capitel. 


Wasser  und  Silbernitrat,  so  dass  neben  dem  Chlorsilber  noch  Silbereitrat  sich  bildete'). 
Diese  Emulsion  gab  wohl  doppelt  so  hohe  Empfindlichkeit  als  gesilbertes  Albumin- 
papier, allein  das  damit  präparirte  Papier  hält  sieh  nur  einige  Wochen  lang  und 
nimmt  in  den  Goldbädern  ziemlich  schwierig  die  gebräuchlichen  Photographietöne  an. 

Immerhin  aber  gaben  diese  Arbeiten  dem  Chemiker  E.  Obernetter  in  München, 
dem  Sohne  J.  Obernetter’s,  welcher  die  Celloidinpapierbereitung  zuerst  fabriksmässig 
versuchte,  die  Anregung  zu  weiteren  Arbeiten  im  Winter  1883.  Im  Jahre  1884  brachte 
E.  Obernetter  dieses  Gelatine -Emulsionspapier  in  den  Handel  und  stellte  es  fabriks- 
mässig während  der  Jahre  1884  und  1885  her. 

Ungefähr  zu  derselben  Zeit  arbeitete  J.  Barker  in  Tonbridge  in  England  in 
derselben  Eichtung  und  stellte  die  ersten  von  ihm  hergestellten  Chlorsilbergelatine- 
Copien  im  Februar  1885  in  der  Versammlung  der  „London  and  Provincial  Photo- 
graphie Association“  aus  (s.  Brit.  Journ.  of  Phot.  20.  März  1885  und  8.  Oetober  1897. 
S.  655);  es  wurde  in  der  Folge  von  mehreren  englischen  Händlern  vorübergehend  auf 
den  Markt  gebracht,  verschwand  aber  wieder  von  demselben,  bis  die  Ilford  Company 
in  England  die  Sache  in  die  Hand  nahm  und  seit  1891  fabricirte. 

Obernetter’s  Fabrikationsproducte  von  Aristopapier  aber  hatten  sieh  in  tadel- 
loser Qualität  schon  früher  am  Markte  behauptet,  und  er  übergab  dann  der  Firma 
Bühler  in  Mannheim  (1886)  die  weitere  Fabrikation  desselben;  Bühler  (später  in 
Schriesheim  bei  Heidelberg)  erzeugte  in  der  Folge  nicht  nur  das  besonders  contrast- 
reiche  ursprüngliche  „Obernetterpapier“  (das  erste  Papier  des  Handels,  welches 
für  ganz  flaue,  dünne  Matrizen  geeignet  war),  sondern  auch  anderes  von  ihm  selbst 
ausgearbeitetes,  weicher  copirendes  „Porträtpapier“  sowie  „Concordiapapier“,  dann 
das  erste  Aristo -Mattpapier,  welches  unter  dem  Namen  „Mignonpapier“  in  den 
Handel  gesetzt  wurde,  welch  letzterer  Name  später  wieder  verschwand. 

Mittlerweile  hatte  auch  Trapp  & Münch  in  Berlin  (1886)  zufolge  der  Unter- 
suchungen Dr.  Stolze’s  in  Berlin  (s.  Phot.  Wochenbl.  1886  und  1887)  Aristopapier 
hergestellt,  und  dies  wird  noch  jetzt  von  Dr.  Stolze  in  verschiedenen  Varianten  erzeugt, 
auch  Albert  Peltzer  in  Wickrath  (Deutschland)  fabricirte  Aristopapiere  seit  1890, 
sowie  Mattpapier  seit  1895.  Um  diese  Zeit  kamen  auch  französische  Fabrikanten, 
z.  B.  Lumiöre  mit  ihrem  „Papier  au  citrate  d’argent“,  die  Eastman  Comp,  mit 
ihrem  „Soliopapier“  u.  s.  w. 

Alle  diese  Fabrikanten  (mit  Ausnahme  Barker’s)  hielten  ihre  Darstellungs- 
methode geheim,  jedoch  ist  dieselbe  auf  Grund  der  Untersuchungen- anderer  Forscher 
nunmehr  klar  gelegt. 

I.  Darstellung  der  Chlorsill>ergelatine-Emulsion  für  Aristopapiere. 

Während  bei  Celloidin-Emulsion  in  der  Eegel  ausser  Chlorsilber 
nur  überschüssiges  Silbernitrat  und  Citronensäure  verwendet  werden, 
ist  dieser  Vorgang  bei  Gelatine-Emulsion  nicht  mit  demselben  günstigen 

1)  Abney  mischte  4Thl.  Chlornatrium,  4Thl.  citronensaures  Kali,  48Thl.  Wasser 
mit  16  Thl.  Gelatine  gelöst  in  160  Thl.  Wasser  und  fügte  15  Thl.  Silbernitrat  gelöst 
in  48  Thl.  Wasser  zu.  Nach  dem  Erstarren  wird  durch  Netzstoflf  in  Nudeln  gequetscht, 
30  Minuten  lang  in  kaltem  fliessenden  Wasser  gewaschen,  geschmolzen,  180  Thl. 
Alkohol  und  eine  Lösung  von  2 Thl.  Chromalaun  in  120  Thl.  Wasser  zugesetzt. 
Boraxgoldbad;  Fixirnatron  als  Fixirung  (Phot.  News.  1882.  S.  300;  Abney,  Instruction 
of  Photogr.  1884.  S.  225). 


Äristopapier.  — Olilorsilbergelatine -Emulsion  züin  Äuseopirproeess.  163 

Erfolge  möglich,  weil  die  Gelatine  mit  dem  Silbernitrat  sich  bald  zer- 
setzt und  derartige  Aristopapiere  schlecht  tonen.  Deshalb  ist  es,  wie 
schon  Abney  im  Jahre  1882  (s.  oben)  fand,  erforderlich,  durch  Wechsel- 
wirkung von  Salzen,  organischen  Säuren,  Silbernitrat,  organische  Silber- 
salze in  der  Emulsion  zu  erzeugen.  Man  fügt  also  Kaliumcitrat  (Abney 
a.  a.  0.)  oder  Ammoniumcitrat  zu^),  wobei  zu  bemerken  ist,  dass  je 
mehr  Silbercitrat  auf  die  Chlorsilber -Emulsion  kommt,  desto  röther  die 
Farbe  der  Copien  wird;  man  variirte  die  Menge  des  ersteren  von  gleich- 
viel bis  nur  mit  einem  Bruchtheile  (z.  B.  bis  Vs)  des  Gehaltes  an  Chlor- 
silber. Diese  Emulsionen  wurden  anfänglich  gewaschen,  weil  sie  dadurch 
haltbarer  werden;  es  geht  aber  allmählich  auch  das  Silbercitrat  ins  Wasch- 
wasser und  die  Copien  werden  kraftlos.  Später  wurde  die  Emulsion  un- 
gewaschen verwendet  und  zufolge  geänderter  Präparation  haltbar  gemacht. 

. Henderson^)  schlug  ungewaschene  Chlorocitrat- Emulsionen  vor  und  wollte 
die  Haltbarkeit  durch  Zusatz  von  Natriumacetat  fördern,  um  das  haltbare  Silberacetat 
zu  bilden,  ein  Weg,  auf  welchem  ihm  Starnes'^)  folgte,  indem  er  ungewaschene 
Emulsion  bloss  mit  Chlorid  und  Acetat  (ohne  Citrat)  verwendete,  damit  aber  wenig 
haltbare  Emulsionen  erzielte,  indem  sowohl  die  Acetate  die  Haltbarkeit  verminderu 
als  auch  freie  Essigsäure  nicht  conservirend  wirkt*).  — Besser  als  Zusatz  von  Essig- 
säure wirkt  eine  Beimengung  von  freier  Citronensäure  zur  Chlorocitrat -Emulsion. 
Eine  derartige  ziemlich  haltbare  und  auch  sonst  nicht  schlechte  Chlorocitrat -Emulsion 
publicirte  A.  Jorsart  Guyaux'b. 

Ein  merklicher  Fortschritt  geschah  durch  Einführung  des  weinsauren  Silbers 
(Silbertartrat)  nebst  Chlorsilber  in  die  Gelatine-Emulsion  (sogen.  Chlorotartrat- 
Emulsion),  was  wohl  zuerst  von  Barker  (1885)  versucht  und  empfohlen  wurde*);  er 


1)  Oshman  und  Offord,  Phot.  News.  1885.  S.  245,  286  und  295.  • — Phot. 
Corresp.  1885.  S.  243.  — Phot.  Times  1889.  S.  320.  — Vergl.  Walter  E.  Woodbury 
„Aristotype  and  how  to  make  them“.  New  York  1893. 

2)  Abney,  Instruction  of  Phot  1886.  S.  252. 

3)  Bull,  de  l’Assoeiat.  Beige  de  Phot.  1886.  S.  623. 

4)  E.  Valenta,  Phot.  Corresp.  1897.  S.  436. 

5)  Jorsart  Guyaux  stellte  drei  getrennte  Lösungen  her;  A.  22,5  Thl.  Silbernitrat, 
100  Thl.  Wasser,  15  Thl.  Alkohol;  B.  5 Thl.  Chlorstrontium,  100  Thl.  Wasser  und 
15  Thl.  Alkohol;  C.  10  Thl.  Citronensäure,  100  Thl.  Wasser  und  15  Thl.  Alkohol.  — 
Andererseits  löste  er  50  Thl.  Gelatine  in  500  Thl.  Wasser  und  fügte  der  Reihe  nach 
je  40  Thl.  von  A,  B und  C hinzu  (um schütteln),  mischte  ferner  3 bis  4 Thl.  Ammoniak 
zu  und  erwärmte  die  Emulsion  auf  50  bis  60  Grad  C.  Die  Emulsion  dient  un- 
gewaschen zum  Ueberziehen  von  Papier,  Glas  oder  Opalgläsern  (W.  E.  Woodbury, 
Aristotypes.  1893.  S.  21). 

6)  Barker  mischte  175  g Gelatine,  18  g Chlorammonium,  50  g Seignettesalz 
(d.  i.  neutrales  Kaliumnatriumtartrat,  auch  Rochelle’s  Salz  genannt),  75  g 
Silbernitrat  und  2,5  Liter  Wasser.  Das  Silbernitrat  wird  zuletzt  zugesetzt,  dann  bei 
circa  38  Grad  C.  beiläufig  10  Minuten  unter  Schütteln  warm  gehalten,  wonach  noch 
120  g Alkohol  zugesetzt  werden.  Die  Emulsion  wurde  ungewaschen  oder  ganz  wenig 
gewaschen  verwendet  (Phot.  News.  1885.  S.  174). 


11* 


164 


Vierter  Theil.  Zwölftes  Capitel. 


bediente  sieh  hierzu  des  haltbaren  und  leicht  in  eonstanter  Zusammensetzung  erhält- 
lichen neutralen  Kaliumnatriumtartrates. 

Wade’),  Beadle^),  sowie  Walter  E.  Woodbury  modificirten  Barker’s  Formel, 
indem  sie  der  Tartrat- Emulsion  freie  Citronensäure  nebst  etwas  Alaun  zusetzten 
und  dadurch  die  Haltbarkeit  erhöhten  ■‘).  In  der  That  gibt  die  Chlorsilber -Silbertartrat- 
Emulsion  bei  Gegenwart  von  Citronensäure  sehr  gute  Eesultate 

Die  Chlorotartrat- Emulsionsformeln  Wade’s,  Beadle’s  und  Woodbury’s  sind 
gut  verwendbar  und  viel  häufiger  verwendet  als  die  von  mehreren  Seiten®)  ebenfalls 
vorgeschlagenen  Chlor  o x a 1 a t - Emulsionen. 

Auch  E.  Valenta,  welchem  wir  eingehende  Publicationen ')  über  die  Herstellung 
der  Aristo -Emulsion  verdanken,  geht  gleichfalls  von  der  Chlorotartrat -Emulsion  aus, 
worauf  wir  weiter  unten  zurückkommen  werden. 


Bei  der  Herstellung  der  Copir- Emulsion  für  Aristopapier  entfällt  das  lange 
Digeriren  der  Mischung  in  der  Wärme,  welche  bei  der  Erzeugung  hochempfindlicher 
Bromsilbergelatine -Emulsion  eine  so  wichtige  Bolle  spielt.  Ebenso  ist  es  überflüssig, 
die  Emulsion  erstarren  zu  lassen,  zu  waschen  und  wieder  zu  schmelzen,  weshalb  'die 
Herstellung  der  Aristo -Emulsion  entschieden  rascher  und  einfacher  verläuft  als  beim 
Bromsilbergelatineverfahren.  Man  fügt  in  der  Eegel  zur  Emulsion  nach  dem  Mischen 


1)  Wade  mischte  1 Unze  (englisch)  Wasser,  10  englische  Grains  Seignettesalz, 
10  Grains  Chlorammonium,  20  Grains  Alaun  mit  Unzen  Gelatine  gelöst  in  6 Unzen 
Wasser  bei  65  Grad  C.  und  fügt  ’/4  Unze  Silbernitrat,  1 Drachme  Citronensäure  gelöst 
in  1 Unze  Wasser  zu.  Diese  Emulsion  wird  ungewaschen  sowohl  für  Papier  als  Opal- 
gläser verwendet;  gibt  violette  Töne  (Amateur -Photographer.  1892.  S.  24;  Eder’s 
Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  447). 

2)  Beadle  stellte  seine  Chlorotartrat -Emulsion  durch  Mischen  von  180  ccm 
Wasser,  22  g Nelsongelatine,  1 g Alaun , 1 g Seignettesalz  und  0,7  g Chlorammonium 
bei  50  Grad  C.  und  Zusatz  von  7,5  g Silbernitrat,  4 g Citronensäure  und  30  ccm  Wasser 
her;  dieselbe  gibt  bräunliche  Töne  (Phot.  Work.  1892;  Phot.  Wochenbl.  1892.  S.  349; 
Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893.  S.  447). 

3)  Woodbury  mischte  für  weiche  zarte  Negative  sein  Aristo -Emulsion  aus; 
8 Unzen  Wasser,  ’/4  Unze  Silbernitrat,  20  englische  Grains  Seignettesalz,  10  Grains 
Chlorammonium,  50  Grains  Alaun,  1 englische  Drachme  Citronensäure  und  1 Unze 
Gelatine.  In  einem  Theile  des  Wassers  wird  das  Silbernitrat  und  die  Citronensäure 
gelöst,  in  dem  anderen  Theile  die  Gelatine  nebst  den  anderen  genannten  Salzen. 
Mischen  bei  32  Grad  C.;  bei  zu  hoher  Temperatur  erfolgt  Bräunung.  Die  Silber- 
lösung soll  mit  einer  Spritzflasche  tropfenweise  zugesetzt  werden.  — Setzt  man  in 
diesem  Eecept  die  Menge  des  Chlorammoniums  auf  5 Grains  herab  und  nimmt  45  Grains 
Silbernitrat,  so  ist  die  Emulsion  dem  Copirprocess  für  kräftige,  harte  Negative  angepasst 
(Woodbury,  Aristotypes.  New  York  1893.  S.  23). 

4)  Gesteigerter  Zusatz  von  Citronensäure  vermehrt  die  Brillanz  der  Copien,  aber 
in  allzugrosser  Menge  wird  die  Empfindlichkeit  herabgedrückt. 

5)  So  z.  B.  gibt  Chlorocitrat- Emulsion  mit  freier  Weinsäure  oder  Citronensäure 
nicht  so  gute  Eesultate,  namentlich  weniger  haltbare  Emulsionen  von  ungünstigerem 
Verhalten  beim  Copiren  und  Tonen  als  Chlorotartrat -Emulsion  mit  Citronensäurezusatz. 

6)  Z.  B.  von  Oshman-Offar d (a.  a.  0.);  ferner  von  Ward  (Eder’s  Jahrbuch 
f.  Phot.  f.  1896.  S.  508). 

7)  Phot.  Corresp.  1897.  S.  436;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1898. 


Aristopapier.  — Chlorsilbergelatine  - Emulsion  zum  Auseopirproeess.  Iß5 

etwas  Alkohol  oder  wohl  auch  Salieylsäure  zu,  um  sie  für  kurze  Zeit  zu  conserviren; 
in  der  Eegel  erfolgt  jedoch  die  Aufarbeitung  derselben  rasch. 

Man  fügt  der  Aristo -Emulsion  zur  Härtung  der  Schicht  nicht  nur  Alaun  zu, 
sondern  auch  den  kräftiger  gerbenden  Chromalaun  oder  Pormalin  ’).  Zu  viel  davon 
aber  verzögert  den  Tonungsprocess,  namentlich  wenn  die  Papiere  älter  werden. 

Die  zur  Herstellung  der  Aristo -Emulsion  dienenden  Chloride  sind  leichter  und 
billiger  als  jene  für  Celloidin- Emulsion  zu  beschaffen,  weil  die  für  letztere  verlangte 
reichliche  Löslichkeit  in  Aether- Alkohol  eine  Eigenthümliehkeit  weniger  Chloride,  und 
zwar  insbesondere  seltener  Elemente  (z.  B.  Lithium  u.  s.  w.)  ist,  während  für  die 
wässerige  Chlorsilbergelatine -Emulsion  die  gewöhnlichen  wohlfeilen  Alkalichloride, 
z.  B.  Kochsalz  oder  Chlorammonium,  vollkommen  genügen,  indem  die  selteneren  Chloride, 
z.  B.  Baryumchlorid®),  Lithiumchlorid ®) , keinen  Vortheil  darbieten,  ebensowenig 
Strontiumchlorid,  obwohl  dieses  besser  als  die  beiden  ersteren  wirkt. 

Der  Gehalt  der  Emulsion  an  Silbernitrat  ist  in  gewisser  Beziehung  von  jenem 
an  Gelatine  abhängig;  je  mehr  Gelatine,  desto  dickere  Schichten  werden  erzielt,  und 
desto  weniger  Silbernitrat  wird  erforderlich  sein,  um  noch  kräftige  Copien  zu  erzielen. 
Dagegen  ist  andererseits  zu  erwägen,  dass  der  Gehalt  der  Emulsion  an  Gelatine  aus 
ütilitätsrücbsichten  eine  gewisse  Begrenzung  erfährt,  und  dass  jener  an  überschüssigem 
Silbernitrat  dadurch  nach  oben  begrenzt  wird,  dass  bei  einem  zu  hohen  Gehalte  der 
Emulsion  an  Silbernitrat  unhaltbare  Papiere  erzielt  werden.  Es  empfiehlt  sieh,  durch- 
schnittlich dreimal  mehr  Gelatine  als  Silbernitrat  zu  verwenden  (Valenta). 

II.  Herstellung  von  normal  eopirendem  Aristopapier 
(für  Negative  mittlerer  Dichte). 

Ausser  den  bereits  oben  mitgetheilten  Vorschriften  der  Chlorotartrat- Emulsion 
sei  hier  noch  E.  Valenta’s  Vorschrift  (Phot.  CoiTesp.  1897.  S.  436)  eingehender  mit- 
getheilt.  Hiernach  werden  zur  Herstellung  einer  normalen  Emulsion  für  mittelstarke 
Negative  gemischt: 

A.  32  g Silbernitrat,  8 g Citronensäure,  gelöst  in  160  ccm  heissem  Wasser. 

B.  96  g Gelatine,  2,8  g Chlorammonium  und  700  ccm  Wasser. 

C.  2,8  g Weinsäure,  1,4  g Natriumbiearbonat,  1,8  g Alaun  und  140  ccm  Wasser. 

Die  Gelatine  in  dem  vorgeschriebenen  Quantum  Wasser  quellen  gelassen,  dann 

geschmolzen  und  der  Salmiak  zugesetzt.  — Die  Weinsäure  wird  in  Wasser  gelöst,  das 
Natriumbiearbonat  zugesetzt  und  dann  der  Alaun. 

B und  C werden  bei  einer  Temperatur  von  circa  50  Grad  gemischt  und  hierauf 
wird  bei  gelbem  Lichte  Lösung  A,  welche  auf  dieselbe  Temperatur  gebracht  wurde, 
in  kleinen  Partien  suecessive  unter  fortwährendem  Bühren  zugegeben.  Die  erhaltene 
Emulsion  wird  einige  Zeit  bei  40  bis  50  Grad  C.  reifen  gelassen,  dann  mittels  eines 
Heisswassertrichters  durch  Glaswolle  filtrirt  und  zum  XJeberziehen  von  Papier  verwendet. 

Die  Copien  auf  den  mit  obiger  Emulsion  hergestellten  Aristopapieren  zeigen 
eine  purpurbraune  Farbe  und  sind  sehr  kräftig  und  brillant.  Das  Papier  ist  viermal 


1)  Die  mit  Formalin  gehärteten  Aristopapiere  werden  von  der  Firma  Schering 
in  Berlin,  welche  Patentinhaberin  dieses  Verfahrens  ist,  unter  dem  Namen  „Gelatoid- 
papier“  u.  s.  w.  in  den  Handel  gebracht. 

2)  Baryumchlorid  hindert  das  Erstarren  der  Emulsion  (Brit.  Journ.  ofPhot.  1891. 
S.  359;  Phot.  Wochenbl.  1891.  S.  220). 

3)  Lithiumchlorid  gibt  flaue,  lilafarbige  Copien  (Valenta). 


166 


Vierter  Theil.  Zwölftes  Capitel. 


so  empfindlich  wie  gewöhnliches  Albuminpapier,  zeigt  einen  Umfang  der  Gradation 
von  16  bis  17  Grad,  kommt  also  bezüglich  Wiedergabe  der  feinen  Tonabstufiingen 
dem  Albumiupapier  nahe  und  tont  in  den  gebräuchlichen  Ton-  und  Fixirbädern  rasch 
und  gleiehmässig. 

Aristo-Mattpapier  erfordert  eine  etwas  gelatineärmere  Emulsion  und  die  An- 
wendung von  geeignetem  Eohpapier  (s.  S.  156).  Der  Gelatinegehalt  dieser  Emulsion 
ist  80  bis  90  g statt  96  g. 

Die  Präparation  ist  dieselbe,  nur  ist  es  viel  schwerer,  Luftblasen  hintanzuhalteu, 
wenn  man  in  der  angegebenen  Weise  arbeitet. 

Fügt  man  Stärke  zur  Gelatine  - Emulsion , so  trocknet  diese  mit  matter  Schicht 
an;  selbst  wenn  Glanzpapier  als  Unterlage  dient;  man  kann  auf  diese  Weise  sowohl 
Aristopapier  als  andere  gelatinirte  Papiere  mit  matter  Schicht  herstell en;  mitunter  wird 
die  Stärke  unverkleistert , in  anderen  Fällen  in  verkleistertem  Zustande  (unter  Ver- 
minderung des  Gelatinegehaltes)  zugesetzt.  Prestwich  liess  sich  (1894)  in  England 
ein  Patent  auf  matte  Aristopapiere  geben,  nach  welchem  der  lichtempfindlichen  Chloro- 
eitrat  - Emulsion  statt  reiner  Gelatine  ein  Gemisch  von  je  3 Thl.  Gelatine  und  1 Thl. 
Stärke  zugesetzt  wurde  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  476). 

III.  Herstellung  von  besonders  brillant  copirendem  Aristopapier 
mittels  Chlorchromo Citrat  - Emulsion. 

Der  Zusatz  von  Chromsäure  oder  Bichromaten  zu  den  im  Vorhergehenden  an- 
geführten Gelatine -Emulsionen  bewirkt  sehr  contrastreiches  Copiren,  Abkürzung  des 
Umfanges  der  Gradation,  kurz,  zeigt  ähnliche  Wirkungen  wie  bei  Celloidin- Emulsion, 
nur  ist  der  Effect  ein  weitaus  grösserer.  Es  genügen  demzufolge  schon  sehr  geringe 
Zusätze  von  Chromat,  welche  den  Papieren  keine  merkliche  gelbe  Färbung  ertheilen 
(Unterschied  von  den  orangegelb  gefärbten  Eembrandt-Celloidinpapieren  (s.  S.  147). 

Zur  Ermittelung  der  Menge  des  Zusatzes  von  Chromsäure,  resp.  Chromaten  zur 
Normal -Emulsion,  welcher  nöthig  ist,  dieselbe  ähnlich  den  Celloidinpapieren  des 
Handels  copiren  zu  machen  und  ein  Aristopapier  zu  erzeugen,  welches  für  stark  ver- 
schleierte oder  sehr  dünne  Matrizen  geeignet  ist,  stellte  Valenta^)  folgende  Ver- 
suche an: 

Je  100  ccm  seiner  Chlorotartrat- Emulsion  von  der  vierfachen  Empfindlichkeit 
des  Albuminpapieres  und  einer  Gradation  von  17  Grad  des  Sawyer' sehen  Scalen- 
photometers  wurden  mit  4,0,  1,2,  0,8,  0,4,  0,2  und  0,1  ccm  einer  Calciumbichromat- 
lösung  (deren  Darstellung  auf  S.  148  beschrieben  wurde)  versetzt,  deren  Gehalt  an 
CrOg  10  Proe.  betrug,  und  die  damit  hergestellten  Papiere  unter  einer  Anzahl  voll- 
kommen gleicher  Papier  - Scalenphotometer  im  Vergleiche  mit  Albuminpapier  gleich 
lange  Zeit  belichtet. 

Das  Eesultat  war  folgendes:  Zusatz  von  0,1  ccm  Calciumbichromatlösung  zu  je 
100  ccm  Emulsion  drückte  die  Empfindlichkeit  auf  V?  jener  von  Albuminpapier  herab, 
und  die  Gradation  betrug  nur  mehr  10  bis  11  Grad;  0,4  ccm  Chromatlösung  pro  100  ccm 
Emulsion  gab  die  Empfindlichkeit  V.5o  und  6 Grad  Gradation;  4 ccm  Chromatlösung 
drückte  die  Empfindlichkeit  auf  Viao  die  Gradation  auf  3 Grad.  In  Anbetracht 
der  enormen  Wirksamkeit  des  Chromatzusatzes  wird  man  sieh  sogar  mit  0,05  ccm 
Chromatlösung  pro  100  ccm  Emulsion  begnügen  können,  um  sogen.  Eembrandt- 
Aristopapiere  zu  erhalten.  Statt  des  Calciumbiehromates  werden  wohl  auch  andere 
Bichromate  verwendbar  sein. 


1)  Phot.  Corresp.  1897. 


Aristopapier.  Ghlorsilbergelatine- Emulsion  zum  Auseopirprocess.  167 

IV.  TJeberziehen  ron  Papier  mit  der  Aristo -Emulsion. 

Das  TJeberziehen  von  Papier  mit  der  Aristo-Emulsion  geschieht  in 
den  betreffenden  Fabriken  stets  mittels  Maschinenbetrieb;  nnr  für  Ver- 
suchszwecke eignet  sich  die  Präparation  aus  freier  Hand.  Für  den  Klein- 
betrieb liegen  die  Präparationsverhältnisse  beim  Aristopapier  entschieden 
ungünstiger  als  beim  Celloidinpapiere,  wegen  des  langsameren  Erstarrens 
und  Trocknens  der  Schicht. 

Als  Eohpapier  dient  Barytpapier  von  Beneke  und  anderen  bereits  (S.  146)  an- 
gegebenen Fabriken. 

Das  Ueberziehen  von  Papier  mit  Gelatine -Emulsion  zum  Zwecke  der  Herstellung 
von  Aristopapier  geschieht  beim  Arbeiten  in  kleinerem  Massstabe  am  besten  durch 


i'ig.  59. 


Auflegen  des  Papieres  auf  die  Oberfläche  der  in  einer  Tasse  befindlichen,  circa  40  bis 
50  Grad  C.  warmen  Emulsionsflüssigkeit.  Es  ist  am  besten,  wenn  die  Emulsion  (nach 
Art  der  Bromsilbergelatine -Emulsion,  siehe  Bd.  HI,  S.  185  und  Bd.  IV,  S.  150)  durch 
Leder  filtrirt  und  dann  durch  einen  mit  Baumwolle  lose  verstopften  Glastrichter 
gegossen  wird,  damit  alle  Luftblasen  sorgfältig  vermieden  werden.  Sollte  die  in  die 
Tasse  gegossene  Emulsion  dennoch  einzelne  Luftblasen  aufweisen,  so  muss  man  diese 
mittels  eines  Stückchens  Papier  entfernen. 

Das  zu  präparirende  Papier  wird  an  zwei  diagonal  gegenüberliegenden  Ecken 
aufgebogen  und  daun  auf  die  Oberfläche  gelegt  (ähnlich  wie  auf  S.  77  beschrieben 
und  abgebildet  ist).  Bemerkt  man  beim  Abheben  einzelne  Luftblasen  oder  trocken 
gebliebene  Stellen,  so  betupft  man  sie  mittels  eines  in  die  Emulsion  getauchten  Haar- 
pinsels und  legt  neuerdings  auf  die  Emulsion.  Hierauf  zieht  man  das  Papier  über 
den  Band  der  Tasse  weg  auf  eine  daran  horizontal  gehaltene  Glasplatte  oder  andere 
Unterlage,  legt  horizontal,  bis  die  Emulsionssehicht  erstarrt  ist,  wonach  man  zum 
irockneu  aufhängt.  Weniger  praktisch  ist  es,  das  befeuchtete  Barytpapier  auf  eine 


168 


Vierter  Theil.  Zwölftes  Capitel. 


Glasplatte  zu  legen,  die  Emulsion  darauf  zu  giessen  und  mittels  eines  Glasstabes  oder 
dergleichen  zu  vertheilen;  man  erhält  bei  mangelnder  üebung  auf  diese  Weise  leicht 
wolkige  Schichten,  welche  sieh  bei  der  Präparation  durch  Schwimmen  selten  einstellen. 
Die  aufgehängten  Bogen  sollen,  sei  es  mittels  Schnüren  oder  Holzleisten,  an  dem  oberen 

und  unteren  Band  flach  gestreckt  werden,  damit 
sie  sieh  nicht  während  des  Trocknens  rollen. 

Die  Maschinen  zum  Ueberziehen  des 
Papieres  mit  der  Gelatine-Emulsion  sind 
analog  jenen  construirt,  die  im  Capitel  „Celloidiu- 
papier“  erwähnt  wurden;  jedoch  trocknen  die 
Aristopapiere  viel  langsamer  als  die  Cello'idin- 
papiere,  weshalb  die  Aufhängevorrichtung  viel 
ausgedehnter  sein  muss.  Das  Prbeip  der  ge- 
bräuchlichen Giessmaschine  zeigt  das  in  Fig.  60 
abgebildete  Schema  deutlich^):  In  einem  warm 
gehaltenen  Troge  befindet  sieh  die  Gelatine -Emul- 
sion. Das  Papier  wird,  durch  Walzen  geführt, 
über  die  Oberfläche  der  Emulsion  in  der  Eichtung  des  Pfeiles  gezogen  und  Sorge 
getragen,  dass  stets  das  Berühren  der  Fläche  in  demselben  Masse  trotz  Flüssigkeits- 


Fig.  61.  XTeberziehen  von  Papier  mit  Gelatine -Emulsion  und  Hängevorrichtung 
zum  Zwecke  des  Trocknens. 


verbrauch  gleichbleibe,  was  durch  allmähliches  Heben  des  Troges  oder  Senken  der 
Führungswalze  erfolgen  kann. 


1)  Dr.  H.  Stiefel,  Plates  and  Papers.  London  1896  S.  104. 


Aristopapier.  — Clilorsilbergelatiue- Emulsion  zum  Auscopirproeess.  109 

Das  Barytpapier  ist  auf  eine  Eolle  gerollt  und  passirt  einen  (in  Figur  61  nicht 
unmittelbar  ersichtlichen)  Trog,  welcher  mit  Gelatine -Emulsion  gefüllt  ist,  über 
deren  Oberfläche  das  Papier  langsam  geführt  wird.  Es  gelangt  nach  S,  geht  über  die 
Eolle  a schräg  aufwärts,  wo  es  ^ann  bei  T eine  Schlinge  bildet  und  an  Querhölzer, 
welche  von  der  endlosen  Kette  beiaA  mitgenommen  werden,  zum  Aufhängen  gelangt. 
Die  untere  Hälfte  der  Figur  61  zeigt  das  Ende  der  Giessmaschine.  Anfangs,  wenn 
die  Emulsion  noch  nass  und  klebrig  ist,  lässt  man  die  einzelnen  Schleifen  in  grösserer 
■ Entfernung  auf  der  Bahn  führen,  später  werden  sie  näher  zusammengeführt.  Am  Ende 
der  Bahn  gleiten  die  Stäbe  auf  der  schiefen  Ebene  BB  nach  abwärts,  die  Holzstäbe 
werden  mittels  eines  Ketteuwerkes  wieder  zu  Anfang  der  Maschine  befördert  und  das 
trockene  Papier  aufgerollt  (bei  i?),  oder  gleich  in  die  gangbaren  Formate  mittels 
Schneidemaschinen  zerschnitten.  Das  Trocknen  des  Papieres  dauert  3 bis  4 Stunden. 

üeber  Giessmaschinen  für  Gelatine -Emulsionen  von  Bühler  in  Schriesheim  bei 
Heidelberg,  sowie  von  Henderson  in  London,  s.  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1894. 
S.  123.  — Fig.  59  zeigt  eine  Copirmaschine  für  Entwicklungspapier  (Stiefel  a.  a.  0.). 

V.  Aufbewahrung  yon  Aristopapier. 

Die  Aufbewahrung  geschieht  am  besten  in  der  Weise,  dass  man  die  Blätter 
Schicht  an  Schicht  legt  und  zwischen  je  zwei  Blätter  ein  Blatt  Seidenpapier,  welches 
mit  schwacher  Citroneusäurelösung  imprägnirt  und  gut  getrocknet  wurde,  einlegt, 
worauf  man  die  Packete  in  schwarzes  Papier  hüllt  und  leicht  beschwert. 

VI.  Oopiren  und  Tonen  der  Aristobilder. 

Die  Aristopapiere  sind  zwei-  bis  dreimal  empfindlicher  als  gesilbertes 
Albuminpapier  und  copiren,  je  nach  der  Qualität  des  Fabrikates,  härter 
oder  weicher.  Grössere  Fabriken  (z.  B.  die  von  Bühler  in  Schriesheim 
bei  Heidelberg)  bringen  mehrere  Sorten  von  Aristopapier  (für  fiaue  und 
dünne,  sowie  für  kräftige  Negative)  in  den  Handel. 

Das  Tonen  geschieht  entweder  im  getrennten  Gold-  und  Fixir- 
bade  oder  im  gemischten  Tonfixirbade;  es  gelten  dieselben  Gründe 
pro  und  contra  wie  beim  Celloidinpapier  (s.  S.  158). 

Im  Allgemeinen  ist  zu  bemerken,  dass  die  Aristobilder  vor  der 
Anwendung  getrennter  Goldbäder  gut  gewaschen  werden  sollen, 
während  für  gemischte  Tonfixirbäder  das  vorhergehende  Auswässern 
nicht  erforderlich,  ja  bei  gewissen  Papiersorten  nachtheilig  ist,  weil  die 
Bilder  keinen  brillanten  Farbenton  im  Tonfixirbade  annehmen,  wenn  sie 
allzu  lange  gewaschen  sind  (vergl.  Valenta,  Behandlung  der  .Auscopir- 
papiere.  1896). 

A.  Getrennte  Gold-  und  Pixirbäder. 

Die  Aristobilder  werden  nach  dem  Copiren  gut  in  mehrmals  gewechseltem  Wasser 
gewaschen  (ähnlich  wie  Albumin-  oder  Celloidinbilder,  s.  S.  136  und  158),  dann  in 
das  Goldbad  gebracht. 

Für  getrennte  Gold-  und  Fixirbäder  empfehlen  sich  insbesondere  die 
Ehodanacetat- Goldbäder  (s.  S.  55)  mit  überschüssigem  Ehodansalz,  oder  solche  mit 
überschüssigem  Acetat;  als  Beispiel  letzterer  Art  sei  das  Bühler’sche  Goldbad  für 


170 


Vierter  Theil.  Zwölftes  Capitel. 


sein  Aristopapier  angeführt:  Es  werden  500  cem  einer  dreiproeentigen  wässerigen 
Lösung  von  doppelt  geschmolzenem  essigsauren  Natron  mit  100  ccm  einer  zweiprocen- 
tigen  Ehodanammoniumlösung  und  30  ccm  einer  einprocentigen  Chlorgoldlösung  all- 
mählich vermischt  und  nach  zwei-  bis  dreitägigem  Stehen  verwendet. 

Auch  sind  bei  manchen  Aristopapiersorten  Ehodanbäder  mit  Alaun  und  Ammonium- 
carbonat  gut  wirksam  0,  z-  B.  eine  Lösung  von  800  ccm  Wasser,  15  g Ehodanammonium, 

15  g Alaun  und  1 g Ammoniumcarbonat,  wozu  man  vor  dem  Gebrauche  400  ccm 
einer  Lösung  von  1 g Chlorgold  in  600  cem  Wasser  beimiseht  (Peltzer’s  Tonbad). 
Manche  Papiere  geben  mit  Ehodanbädern , welche  eine  minimale  Menge  eines  Pixir- 
natronzusatzes  enthalten,  angenehme,  braune  Photographietöne,  andere  arbeiten  wieder 
mit  reinen  Ehodangoldbädern  am  besten,  jedoch  soll  die  Ehodanlösung  nicht  zu 
concentrirt  sein,  weil  sie  sonst  die  Gelatineschicht  schon  in  Kälte  auflöst“). 

Auch  sind  für  Aristopapiere  das  Kreidegoldbad  (s.  S.  139),  das  Borax-  oder 
Phosphatgoldbad  verwendbar  (s.  S.  51),  was  natürlich,  je  nach  der  Qualität  und 
Pabrikationsweise  des  Aristopapieres,  gewissen  Schwankungen  in  der  Wirkung  unter- 
worfen ist. 

Das  essigsaure  Natrongoldbad  gibt  mehr  braune,  das  ßhodanbad 
mehr  bläuliche  Töne. 

Man  beachte,  dass  das  Fortschreiten  der  Tonung  im  durchfallenden 
Lichte  zu  controliren  ist. 

Der  Tonungsprocess  kann  (bei  getrennten  Gold-  und  Fixirbädern) 
sofort  durch  Einlegen  der  Oopien  in  eine  Kochsalzlösung  (z.  B.  drei- 
procentig)  zum  Stillstände  gebracht  werden,  was  beim  Vergolden  grösserer 
Auflagen  von  Nutzen  ist. 

B.  Gemischte  Tonfixirbäder. 

Die  entweder  nicht  gewaschenen  oder  (zum  Zwecke  der  Verhütung  von  Plocken) 
nur  kurze  Zeit  in  das  Wasser  getauchten  Aristobilder  kommen  sofort  ins  gemischte 
Tonfixirbad. 

Sehr  gut  für  violettschwarze  Töne  wirken  auch  die  Tonfixirbäder  (Valenta’s 
Bad  S.  59,  dann  Lumihre’s  Bad  S.  60,  sowie  Stolze’s  Bad  S.  60,  Pussnote). 

Wenn  bei  warmer  Witterung  das  Tonen  rasch  verläuft,  so  hält  das  Pixiren  damit 
nicht  gleichen  Schritt,  bleibt  unvollkommen,  und  die  Bilder  vergilben  rasch.  — Es  ist 
deshalb  empfehlenswerth,  in  zweifelhaften  Pällen  ein  gewöhnliches  zehnproeentiges 
Pixirnatroubad  (während  10  Minuten)  folgen  zu  lassen;  womit  die  genannte  Gefahr 
gründlich  vermieden  wird. 

In  das  Tonfixirbad  werden  die  Aristocopien  entweder  ungewaschen 
oder  kurz  gewaschen  gebracht.  Sie  nehmen  anfangs  eine  gelbbraune,  | 
später  braune  bis  violettschwarze  Farbe  an.  i 


1)  Z.  B.  Ehodangoldbäder,  welche  pro  Liter  V2  S Pixirnatron  enthalten. 

2)  Verwendet  man  Ehodangoldbäder,  so  ist  es  bei  manchen  Handelssorten  von  » 
Aristopapier  nothwendig,  die  Oopien  zuvor  in  zwei-  bis  dreimal  gewechseltem  Wasser 

zu  waschen,  dann  während  10  Minuten  in  einer  Alaimlösung  (zwei-  bis  dreiprocentig) 
zu  baden,  wonach  man  gründlich  wäscht  und  das  Ehodan-  oder  Ehodanacetatbad  an-  • 

wendet.  Bei  genügend  harter  Gelatineschicht  (wie  sie  die  meisten  deutschen  Pabrikate  1 

zeigen)  ist  diese  Alaungerbung  vor  dem  Vergolden  aber  überflüssig. 


Aristopapier.  — Chlorsilbergelatine -Emulsion  zum  Auseopirproeess. 


171 


j Die  Temperatur  des  Tonfixirbades  soll  nicht  mehr  als  12  bis  15  Grad  C. 

I betragen;  in  wärmeren  Bädern  wird  die  Gelatineschicht  weich,  und  die 
j Töne  leiden,  namentlich  in  den  Weissen;  zu  kalte  Bäder  wirken  sehr 
I langsam. 

’ Dem  Tonfixirbad  für  Aristocopien  wird  häufig  Alaun  zugesetzt  (z.  B. 

i 7 bis  8 g pro  Liter),  um  die  Gelatineschicht  zu  härten. 

Man  verbraucht  durchschnittlich  300  ccm  Tonfixirbad  für  einen  Bogen 

I Aristopapier  (50X60  cm). 

Das  Platintonbad  (z.  B.:  lg  Kaliumplatinchlorür , 8 g Citronen- 

! säure,  8 g Kochsalz,  1 bis  1^/2  Liter  Wasser  oder  andere  kalt  anzuwen- 
dende Platinbäder,  s.  S.  61  und  63)  gibt  auf  den  meisten  Aristocopien, 

! welche  zuvor  einige  Minuten  gewaschen  werden  müssen,  sepiabraune 
I Töne.  Lässt  man  die  Copien  darin  braun  werden  und  bringt  sie  dann  in 
I ein  gemischtes  Tonfixirbad  (vergl.  S.  59),  so  erhält  man  schwarze  Töne. 

! C.  Das  Fixiren. 

' Als  Pixirbad  dient  eine  Lösung  von  10  bis  15  Thl.  Fixirnatron  in  100  Thl.  Wasser 

i (Einwirkung  10  Minuten),  hierauf  wird  bestens  durch  mehrere  Stunden  in  Wasser 
t gewaschen,  wobei  man  beachte,  dass  dasselbe  nicht  zu  warm  ist  (Gefahr  des  Auflösens 
; der  Gelatineschicht,  besonders  bei  allzulangem  Waschen);  dann  wird  ein  Härtungsbad 
von  50  Thl.  Alaun  in  1000  Thl.  Wasser  während  einer  Badezeit  von  10  bis  15  Minuten 
angewendet  und  wieder  mehrere  Stunden  lang  gewaschen, 
i Auch  wird  als  Fixirbad  für  Aristopapier  von  der  Eastman-Comp. 

' in  London  ein  Gemisch  von  90  Thl.  Fixirnatron,  45  Thl.  Natriumsulfit 

i und  600  Thl.  Wasser  empfohlen. 

Zum  Fixiren  ist  auch  das  Alaunfixirbad  (wie  man  es  für  Bromsilber- 
gelatine regulär  verwendet)  in  jenen  Fällen  zu  empfehlen,  wo  in  heissem 
Klima  die  Gefahr  des  Aufweichens  der  Gelatineschicht  droht,  oder  ein 
natriumsulfithaltiges  Alaunfixirbad  (s.  S.  159). 

D.  Waschen,  Trocknen  und  Aufkleben  der  Aristobilder. 

Während  des  Waschens  ist  die  Schicht  leicht  verletzlich  und  erhält  erst  nach 
dem  Trocknen  ihre  wirkliche  Widerstandsfähigkeit. 

Das  Trocknen  durch  Aufhängen  an  Klammern  ist  das  beste  Mittel,  um  die  Bilder 
nicht  zu  beschädigen  und  das  Ankleben  von  Staubtheilchen  oder  Papierfasern  zu 
vermeiden. 

Zum  Waschen  der  Bilder  genügt  einstündiges  Waschen  in  stark  fliessendem 
Wasser,  besser  ist  jedoch  mehrstündiges  Waschen;  oder  man  wäscht  in  acht-  bis  zehnmal 
gewechseltem  stehenden  Wasser  in  viertelstündigen  Pausen  (s.  S.  87).  Sollte  die 
Oberfläche  der  Bilder  mit  Ealbschlamm  bedeckt  sein,  so  kann  man  ihn  mit  nassem 
Eehleder  abwischen. 

Mitunter  wird  nach  dem  letzten  Waschwasser  ein  Bad  von  100  Thl.  Wasser  und 
25  Thl.  rectificirtem  Spiritus  während  einiger  Minuten  für  die  Aristocopien  angewendet, 
wodurch  die  Schicht  viel  widerstandsfähiger  wird,  so  dass  man  mit  den  Bildern  wie 


172 


Vierter  Theil.  Zwölftes  Capitel. 


mit  Albuminbildern  liautiren  kann  (uamentlieli  beim  sofortigen  Aufziehen  ohne  vor- 
heriges Trocknen). 

Empfehlenswerth  ist  ein  Härtungsbad  von  Alaun,  Chromalaun,  Formalin  u.  s.  w. 
nach  dem  Fixirbade;  bevor  man  die  Copien  ins  Alaunbad  bringt,  müssen  sie  iedoeh 
ziemlich  gut  gewässert  werden,  denn  hängt  ihnen  noch  Fixirbad  an,  bevor  sie  ins 
Alaunbad  kommen,  so  leiden  die  Weissen  (Schwefeltonung). 

Um  die  alaunirten  Aristocopien  aufzukleben,  legt  man  sie  (nach  erfolgtem 
Trocknen)  neuerdings  während  10  bis  20  Minuten  in  Wasser,  presst  zwischen  Fliess- 
papier das  überflüssige  Wasser  ab,  legt  dieselben  noch  feucht  über  einander  und  schneidet 
sie  mit  der  Scheere  zu,  oder  schneidet  die  trockenen  Copien  sofort  mit  dem  Messer 
zu  und  feuchtet  sie  erst  vor  dem  Aufkleben. 

Genügend  widerstandsfähige  (besonders  gegerbte  oder  in  Alkohol  gehärtete)  Aristo- 
bilder  können  in  noch  feuchtem  Zustande  mit  der  Scheere  beschnitten  und  mit  Stärke- 
kleister feucht  auf  Carton  aufgeklebt  werden.  Man  bediene  sich  zum  Abheben  der 
Bilder  (nach  dem  Kleistern)  eines  Federmessers  und  hüte  sieh  vor  Verletzung  der  Bild- 
schicht.  Nach  dem  Aufheben  werden  die  Bilder  mit  feuchtem  Pergamentpapier  auf- 
gedrückt  und  mit  einem  nassen  Schwämmchen  an  den  Bändern  übergangen  (Vorsicht 
vor  Papierfasern,  Staub  u.  s.  w.,  welcher  an  der  gelatinirten  Fläche  festkleben  würde) 

Aristopapier  gibt,  auf  Spiegelglas  aufgequetseht,  Hochglanzbilder,  auf  mattes  Glas 
gepresst  aber  matte  Copien  (s.  unten). 

Aristobilder  mit  Hochglanz  erhält  man  durch  Aufquetschen  der  aus  dem 
letzten  Waschwasser  kommenden  Copien  oder  besser  solcher,  welche  zuvor  getrocknet 
und  dann  neuerdings  in  Wasser  gefeuchtet  wurden,  auf  eine  mit  dünner  Wachsschicht 
(oder  Walrath  oder  Ceresin)  überzogenen,  oder  mit  Ochsengalle  abgeriebenen  Spiegel- 
glasplatte. Man  löst  1 g weisses  Wachs  in  50  ccm  Aether  oder  Benzin  auf,  breitet 
einige  Tropfen  der  Lösung  mittels  eines  Leinenbäuschchens  auf  der  Glasplatte  aus,  polirt 
mit  Putzleder  ab,  wobei  man  darauf  achtet,  dass  die  Putzstreifen  verschwinden,  jedoch 
eine  Spur  Wachs  am  Glase  bleibt.  Dann  legt  man  das  tropfnasse  Bild  mit  der  Schicht- 
seite auf,  legt  nasses  Pergamentpapier  oder  Wachsleinwand  auf,  drückt  mit  der  Hand 
oder  einem  Quetscher  (s.  Pigmentverfahren)  blaseufrei  auf  und  lässt  trocknen.  Sobald  die 
Bilder  trocken  sind,  springen  sie  von  selbst  ab  oder  sind  mit  leichter  Mühe  abzuziehen. 

Aufziehen  der  Hochglanz -Aristobilder.  Die  durch  Aufquetschen  auf 
Spiegelglas  mit  Hochglanz  hergestellten  Aristobilder  lassen  sieh  nur  mit  besonderen 
Vorsiehtsmassregeln  auf  Carton  kleben,  weil  die  Oberfläche  durch  Berührung  mit 
Feuchtigkeit  den  Hochglanz  verliert. 

Man  klebt  entweder  die  trocken  abgezogenen  Hochglanzbilder  an  den  Bändern 
mit  dickem  Klebegummi  oder  flüssigem  Leim  (s.  unten)  auf  und  legt  sie  über  Nacht 
unter  Druck;  man  bemerkt  jedoch  häufig  die  Marken  der  Klebstelle.  Oder  man  geht 
folgendermassen  vor:  Während  die  Aristocopie  auf  dem  gewachsten  Glase  hängt  und 
halb  trocken  geworden  ist,  überklebt  man  sie  auf  der  Bückseite  (z.  B.  mittels  Kleister) 
mit  festem  weissen  Papier  und  streicht  sehr  dünnen,  reinen  Kölnerleim  auf.  Wenn 
die  Copie  völlig  trocken  ist,  löst  man  sie  vom  Glase  ab,  schneidet  trocken  zu  und 
zieht  auf  den  zuvor  mit  einem  Schwamm  befeuchteten  Carton  unter  dem  Drucke  einer 
Satinirmaschine  auf.  Uebrigens  bietet  die  Hinterklebung  mit  festem  weissen  Papier 
so  viel  Schutz  vor  dem  Durchschlagen  der  Feuchtigkeit,  dass  man  auch  die  abgelösten 
Bilder  durch  Bestreichen  ihrer  Bückseite  mit  Klebmittel  auf  Carton  kleben  kann. 

Matte  Oberfläche  erzielt  man  durch  Trocknenlassen  auf  feinstem  Mattglase, 
das  man  mit  einer  Wachslösung  (100  Thl.  Benzin  und  3 Thl.  weisses  Wachs)  ein- 
gerieben hat.  Die  Bilder  müssen  recht  nass  aufgequetscht  werden. 


Aristopapier.  — Ohlorsilbergelatine- Emulsion  zum  Auscopirproeess.  I73 

Hochglanz- Aristobilder  werden  in  der  Eegel  nicht  mehr  satinirt,  sondern  nur 
diejenigen  Glanzeopien,  welche  frei  an  der  Luft  getrocknet  wurden. 

Aristobilder  können,  falls  sie  trocken  sind,  ohne  weitere  Vorbehandlung  in  der 
Heiss  - Satinirmaschine  satinirt  werden. 

Das  Satiniren  der  glänzenden  Aristobilder  zwischen  massig  heissen  Walzen  kann 
ohne  weiteres  erfolgen;  sollen  Satinirmaschinen  ohne  Doppelwalzen  benutzt  werden, 
so  bestreicht  man  die  Oberfläche  mit  gewöhnlicher  Olivenseife  [mittels  eines  Flanell- 
stückes, auf  welches  trockene  Seife  aufgerieben  war^)]. 

E.  Opalinbilder. 

Quetscht  man  ein  Aristobild®)  nach  dem  Pixiren  und  Waschen  unter  Wasser  auf 
Spiegelglas,  so  klebt  es  nach  dem  Trocknen  fest,  derartige  Glasbilder  nennt  man 
„Opalinbilder“. 

VII.  Fehler  heim  Verarbeiten  von  Aristopapier. 

Von  den  am  häufigsten  auftretenden  Fehlern  sei  erwähnt: 

1.  Ungleiches  Tonen  (das  Papier  ist  ungleich  feucht  geworden,  sei  es  im  Copir- 
rahmen oder  zuvor;  oder  die  Bilder  klebten  während  des  Wasehens  vor  dem  Ver- 
golden zusammen). 

2.  Gelbliche  Drucke  mit  grünlichen  Halbtönen  (altes,  erschöpftes  Tonfixirbad; 
zu  warmes  Tonfixirbad,  welches  dann  auf  circa  10  Grad  C.  abzukühlen  ist). 

3.  Fleckiges,  schlechtes  Tonen  mit  getrenntem  Goldbade  (Verunreinigung  desselben 
mit  Spuren  von  Fixirnatron). 

4.  Ankleben  der  Drucke  beim  Aufquetschen  auf  Glas,  so  dass  sie  sieh  nicht 
mehr  ablösen  lassen  (mangelhaftes  Gerben  mit  Alaun,  besonders  nach  Ehodanbädern, 
welche  die  Gelatine  erweichen);  man  gerbe  die  Copien  mit  Alaun,  wasche  sie  nicht 
länger  als  1 Stunde  in  kaltem,  fliessendem  Wasser.  — Auch  kann  die  Platte  schlecht 
geputzt  gewesen  sein 

5.  Weissglänzende  Flecken  bei  Mattdrucken , welche  auf  Mattglas  gequetscht 
waren  (das  Glas  war  zu  grob  mattirt). 

6.  Ankleben  der  Bilder  beim  Satiniren  (die  Copien  waren  noch  feucht;  schlechtes 
Trocknen,  zu  langes  Waschen,  Unterlassung  der  Gerbung,  zu  grosse  Hitze  der  Satinir- 
maschine,  zu  wässerige  Seife  sind  die  Ursache). 

7.  Flecken  an  Bildern  (Pingergriffe , fettige  oder  mit  Fixirnatron  verunreinigte 
Stellen). 


1 ) Es  kann  hierzu  auch  alkoholische  Seifenlösung  dienen : Man  löst  20  g ge- 
I schabte  gewöhnliche  Kernseife  und  10  g venetianisehe  Seife  oder  Glycerinseife  in  etwas 
I heissem  Wasser  und  fügt  sie  zu  1 Liter  Weingeist.  Man  streicht  mit  einem  Baumwoll- 
j bäusehehen  etwas  von  der  filtrirten  Lösung  auf  das  Bild  und  satinirt  heiss,  sobald  der 
i Alkohol  verdunstet  ist. 

; 2)  Es  darf  für  diesen  Zweck  weder  mit  Alaun  noch  sonst  irgendwie  gegerbt  sein. 

I 


DREIZEHNTES  CAPITEL. 


PFLÄNZENEIWEISS-PAPIER.  — PROTALBINPAPIER. 


Die  Aufmerksamkeit,  welche  gegenwärtig  der  Fabrikation  von  Oopir- 
papieren  zugewendet  wird,  hält  nicht  bei  den  alten,  bekannten  Binde- 
mitteln für  die  empfindliche  Schicht  (Albumin,  Arrow -root,  Gelatine, 
Collodion  u.  s.  w.),  sondern  erstreckt  sich  auf  Ermittelung  neuer  colloidaler 
Substanzen,  in  der  Erwartung,  dass  die  lichtempfindlichen  Silberpräparate 
häufig  ihre  Eigenschaften  zu  ihren  Gunsten  ändern,  wenn  sie  anderen 
Substanzen  einverleibt  sind.  In  der  That  bringt  die  Aenderung  des 
Bindemittels  neue  Typen  von  photographischen  Papieren  mit  sich,  welche 
eine  besondere  Charakteristik  haben,  wie  man  ja  von  den  Albuminpapieren, 
Celloidin-  und  Aristopapieren  weiss. 

Dr.  M.  Jolles  und  Dr.  Leon  Lilienfeld  in  Wien  suchten  nach 
eiweissartigen  Körpern,  um  sie  dem  Copirprocess  dienstbar  zu  machen 
und  verwertheten  Substanzen  von  der  grossen  Körperklasse  der  Proteide. 
Unter  diesem  Namen  versteht  man  Körper,  in  welchen  das  Eiweiss  an 
Atomcomplexe  anderer  Gattung  gebunden  ist.  Diese  dem  Eiweiss  an- 
haftende Atomgruppe  nennt  man  „prosthetische  Gruppe“.  Je  nach 
ihrem  chemischen  Charakter  zerfallen  die  Proteide  in  Chromoproteide 
(Blutfarbstoffe),  in  denen  die  prosthetische  Gruppe  ein  Farbstotf  ist;  in 
Glykoproteide,  die  ein  Kohlehydrat  als  prosthetische  Gruppe  enthalten, 
und  Nucleoproteide,  deren  prosthetische  Gruppe  eine  phosphorhaltige 
Säure,  die  sogen.  Nucleinsäure,  ist.  Die  chemische  Beschatfenheit  der 
Nucleinsäure  bedingt  eine  Eintheilung  der  Nucleoproteide  in  zwei  Unter- 
gruppen: die  echten  Nucleoproteide  und  die  Paranucleoproteide.  Die 
ersteren  liefern  beim  Erkalten  mit  Mineralsäuren  als  Spaltungsproduct 
die  sogen.  Alloxurbasen,  die  letzteren  liefern  sie  nicht.  Zu  den 
Nucleoproteiden  gehören  die  von  Dr.  Lilienfeld  entdeckten  und  im 
Thierreiche  sehr  verbreiteten  Nucleohistone  (Lilienfeld:  „Zur  Chemie 
der  Leukocyten“,  Zeitschrift  für  physiologische  Chemie,  Bd.  XVIII,  S.  473), 
das  Nucleoproteid  der  Hefe  u.  s.  w.  Zu  den  Paranucleproteiden  oder, 
wie  Hammerstein  (Lehrbuch  der  physiologischen  Chemie  1895)  sie 


Pflanzeneiweiss- Papier.  — Protalbinpapier. 


175 


nennt:  „Nucleoalbuminen“,  gehört  das  Legumin  der  Erbsen  und 
Bohnen,  das  Casein  der  Milch,  das  Ichthulin  des  Fischrogens. 

Mit  derartigen  Proteiden  der  Getreidesorten  (besonders  von  Mais) 
gelang  es  Dr.  Jolles  und  Lilienfeld  (1897)  gute,  brauchbare  Emulsions- 
papiere herzustellen,  welchen  sie  bessere  Eigenschaften  als  den  mit 
Gelatine,  Eiweiss  oder  Collodion  hergestellten  Papieren  beilegen  ^). 

Das  hier  in  Betracht  kommende  Maisproteid  ist  in  starkem  Alkohol 
löslich,  nicht  aber  in  Aether  und  Wasser.  Die  alkoholische  Lösung  lässt 
sich  klar  mit  Silbernitrat  mischen,  ohne  einen  Niederschlag  zu  geben 
(Unterschied  vom  Eieralbumin);  die  Lösung  trocknet  zu  einem  durch- 
sichtigen, biegsamen  Häutchen  ein,  welches  sehr  widerstandsfähig  gegen 
mechanische  Verletzung  ist.  Während  Eieralbumin  keine  Chlorsilber- 
Copir- Emulsion  mit  überschüssigem  Silbernitrat  gibt,  denn  die  Masse 
coagulirt  mit  letzterem,  ist  dies  mit  dem  genannten  Proteid  möglich. 

Die  Type  der  Oopir-Emulsion  ist  dieselbe,  wie  bei  der  Collodion- 
Emulsion  für  Celloidinpapier.  Jedoch  ist  die  Behandlung  eine  andere, 
indem  das  Verhalten  gegen  Goldbäder  ein  specifisches  ist. 

Das  von  der  Fabrik  Dr.  Jolles  und  Lilienfeld  erzeugte  Protalbinpapier  steht 
an  Empfindlichkeit,  sowie  bezüglich  der  Gradation,  zwischen  Albumin-  und  Cellloidin- 
papier;  ähnelt  aber  mehr  dem  Albuminpapier,  hat  aber  vor  diesem  die  grössere  Be- 
ständigkeit der  Copien  voraus,  namentlich  ist  es  dem  Vergilben  nicht  so  wie  Albumin- 
papier ausgesetzt;  dies  hat  vielleicht  seinen  Grund  darin,  dass  die  Bindeschieht  frei 
von  Schwefel  ist,  oder  weil  vielleicht  die  Emulsionsschicht  andere  Reductionsersehei- 
nungen  im  Lichte  äussert. 

Alkalische  Goldbäder  sind  für  Protalbinpapier  nicht  verwendbar,  weil  Alkalien 
die  Schicht  angreifen,  schlüpfrig  machen  und  unegales  Tonen  verursachen. 

Sehr  gut  geeignet  ist  Bühler’s  Rhodan ürgoldbad  (s.  S.  56),  ferner  das  einfache 
Rhodangoldbad  (S.  54);  ferner  sind  bleihaltige  Tonfixirbäder  (S.  59)  gut  verwendbar, 
namentlich,  wenn  man  sie  mit  etwas  Ereidepulver  schüttelt  und  dadurch  von  jeder 
freien  Säure  befreit.  Auch  das  gewöhnliche  Natriumacetat -Goldbad  (S.  51)  gibt  gute 
Resultate,  wenn  man  es  mit  ganz  wenig  Kreidepulver  versetzt  und  auch  die  Chlorgold- 
lösung zuvor  mit  Kreide  neutralisirt  (S.  44,  Pussnote);  es  wird  in  diesem  Falle  krystalli- 
sirtes  Natriumaeetat  verwendet,  die  Chlorgoldlösung  in  oben  (S.  51)  angegebenem  Ver- 
hältnisse zugesetzt,  etwas  Kreide  beigemischt,  welche  die  Reaction  allmählich  schwach 
alkalisch  macht.  Dann  wird  das  Bad  filtrirt  und  verwendet.  — Fixirt  wird  wie 
gewöhnlich. 

Das  Protalbinpapier  trocknet  mit  gutem  Glanz  (etwas  stärker  als  Doppel- Albumin- 
papier) an,  lässt  sich  gut  satiniren,  ist  gegen  Feuchtigkeit  völlig  widerstandsfähig, 
wird  nach  dem  Trocknen  von  Alkohol  kaum,  von  Alkohol- Aether  nicht  angegriffen, 
ist  nicht  spröde  und  widersteht  gegen  mechanische  Verletzungen  (Scheuern  u.  s.  w.) 
viel  besser  als  Albuminpapier. 


1)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1897,  S.  515;  Phot.  Corresp.  1897. 


VIERZEHNTES  CAPITEL. 

DAS  FEETIGMACHEN  DER  OOPIEN. 


I.  Die  gebräuchlichen  Formate  der  Papierbilder. 

In  der  photographischen  Praxis  haben  sich  gewisse  Formate  ein- 
gebürgert, welche  vom.  Publikum  immer  wieder  bestellt  werden.  Die- 
selben sind  nicht  überall  genau  die  gleichen,  sondern  schwanken  innerhalb 
gewisser  Grenzen. 


Kleines  Mignon-Format. 

Bild:  Carton: 

38X52  mm,  42X6’?  mm, 

oder  36  X ’?0  mm.  40X’?8mm. 

Stereoskop-Format. 

Bild:  Carton: 

75X80  mm.  88X190  mm. 

Visit-Format. 

Bild:  Carton: 

54X92  mm,  62X101  mm, 

oder  56  X 94  mm.  oder  65  X 105  mm. 

Cabinet-Format  (Album -Karte). 

Bild : Carton : 

/108X166  mm, 
100X140mm.  („„xnOmm. 

Ausser  diesen  Formaten  kamen 


Oblong-  oder  Promenaden-Format. 
Bild : Carton : 

93  X 200  mm.  105  X 2 10  mm. 

Boudoir-Format. 

Bild:  Carton: 

123X190  mm.  135X220  mm. 

Salon-  oder  Imperial-Format. 
Bild:  Carton: 

160X217  mm,  190X330  mm, 

oder  185  X 300  mm.  oder  190X330  mm. 

Paneel-Format. 

Bild:  Carton: 

166X300  mm.  190X330  mm. 

Ferrotypen. 

Gern. -Bilder:  Victoria -Bilder: 

20  X 23  mm.  38  X 48  mm. 

verschiedene  Modeformate  in  Ver- 


wendung, verschwanden  wieder  und  machten  anderen  Platz,  z.  B.  sogen. 
„Muschelformat“,  bei  welchem  das  Bild  schief  im  Carton  sitzt,  in  der 
Richtung  der  Diagonale ').  Ausserdem  finden  ganz  kleine  „Briefmarken- 
Porträts“  viele  Verbreitung,  und  es  tauchen  sogen.  „Relief-Photographien“ 
auf,  bei  welchen  der  Kopf  und  die  Figur  einer  gewöhnlichen,  auf  Carton 
aufgespannten  Photographie  in  schwachem  Relief  erhaben  gepresst  werden. 


Zerschneiden  der  Papiere  und  Beschneiden  der  Copien. 


Das  Beschneiden  der  Copien  geschieht  entweder  in  trockenem  oder 
nassem  Zustande,  und  zwar  mittels  eines  scharfen  Messers  auf  einer 


1)  Phot.  Corresp.  1885.  S.  300. 


Das  Pertigmaehen  der  Oopien. 


177 


Holz-,  Glas-  oder  Zinkplatte  (meistens  für  trockene  Papiere)  oder  mittels 
eines  sogen.  Stahltrimmers.  Dieser  ist  ein  kleines,  scharfes  Stahlrädchen, 
das  nach  allen  Eichtungen  beweglich  in  einer  hölzernen  Handhabe  be- 
festigt ist  (s.  Ergänzungsband  zu  Ed  er ’s  Handbuch  d.  Phot.  „Atelier 
und  Laborat.  d.  Photogr.“  1893.  S.  156). 

Nasse  Oopien  werden  fast  immer,  trockene  häufig  mittels  einer 
Scheere  beschnitten.  Um  genau  das  verlangte  Format  einhalten  und  den 
wegzuschneidenden  Eand  richtig  beobachten  zu  können,  legt  man  auf 
die  Oopien  Glasschablonen  (dickes  Spiegelglas),  an  welche  namentlich 
die  feuchten  Oopien  leicht  angepresst  und  mittels  Scheere  oder  mit  dem 
Messer  (in  diesem  Falle  am  besten  trocken)  beschnitten  werden. 

Das  Zerschneiden  der  in  Bogen  (s.  S.  101)  in  den  Handel  kommenden 
photographischen  Papiere  geschieht  in  der  Eegel  mit  dem  Messer,  wobei 
die  Papiere  zuerst  gefaltet  werden.  Dies  wurde  bereits  im  Ergänzungs- 
bande zu  Eder’s  Handbuch  d.  Phot.  „Atelier  u.  Laborat.  d.  Phot.“  (1893. 
S.  155)  genau  beschrieben.  — Man  beachte  namentlich  beim  Albumin- 
papier, dass  die  Dehnungsverhältnisse  in  Länge  und  Breite  des  Bogens 
verschieden  sind  und  ein  Porträt,  dessen  Form  in  die  Quere  verzogen 
wird,  in  der  Eegel  die  Aehnlichkeit  stärker  beeinträchtigt  als  ein  Ver- 
ziehen in  die  Länge;  dies  ändert  sich  übrigens  mit  dem  Oharakter  des 
Originals. 

Oelloidin-  und  Aristopapiere  kommen  in  der  Eegel  in  gangbare 
Formate  zerschnitten  in  den  Handel  (s.  S.  156),  und  zwar  entsprechend 
den  üblichen  Trockenplattenformaten  (9X12, 13X18,  18X24  cm  u.  s.  w.). 

Zum  Zerschneiden  der  Oartons  dienen  Stahlmesser  oder  Schneide- 
maschinen. 

Was  die  Oartons  selbst  anbelangt,  so  unterscheidet  man  sogen. 
„Glanzcartons“,  welche  mit  einer  Kreideleimschicht  nach  Art  des  Glanz- 
papieres  bestrichen  sind  und  Naturcartons  ohne  derartigen  Ueberzug. 
Erstere  sind  gegen  Wasser  viel  empfindlicher  als  letztere,  und  man  hat 
deshalb  die  Schicht  der  Glanzcartons  mittels  Alaun  oder  Ohromalaun  zu 
härten  versucht  (sogen,  „waschbare“  Oartons),  ohne  dass  diese  Methode 
bis  jetzt  grössere  Verbreitung  gefunden  hätte. 

Zum  sogen.  Aufziehen  von  ungekleisterten  Bildern  (s.  S.  172)  kommen 
auch  besondere  Oartons  („adhesive  mounts“  in  England  genannt)  in  den 
Handel,  welche  mit  einer  Traganthlösung  oder  dergl.  präparirt  sind  Q und 
an  welchen  die  befeuchteten  Papiere  beim  blossen  Aufdrücken  haften  bleiben. 

Am  meisten  kommen  Oartons  von  wenig  lebhaften  Farben  in  Ver- 
wendung. Schwarze  Oartons  sind  bedenklich,  weil  oft  schädliche  Theer- 


1)  Eder’s  Jahrbueli  f.  Phot.  f.  1888.  S.  413. 

Eder,  Handbucli  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


12 


178 


Vierter  Theil.  Vierzehntes  Capitel. 


färben  hierfür  verwendet  werden,  welche  der  Haltbarkeit  des  Bildes  ab- 
träglich sind;  ferner  leiden  bei  dünneren  Papiercopien  die  Weissen  zufolge 
der  schwarzen  Unterlage. 

II.  Das  Aufkleben  der  Bilder. 

Das  Aufkleben  (Aufziehen)  der  Papierbilder  auf  Carton  geschieht 
in  der  Eegel  mittels  frisch  gekochten  Stärkekleisters. 

Man  stellt  guten  Stärkekleister  her,  indem  man  20  g fein  gepulverte 
Weizenstärke  mit  10  bis  20  ccm  Wasser  anrührt  und  diesen  Brei  in 
250  ccm  siedendes  Wasser  langsam  unter  Umrühren  einträgt.  Es  entsteht 
ein  durchsichtiger  Kleister;  ist  er  durch  den  Gehalt  von  unverkleisterter 
Stärke  trübe,  so  kocht  man  den  Kleister  noch  einige  Minuten.  Man 
rührt  ihn  tüchtig  um,  seiht  ihn  durch  Mousselin  oder  drückt  ihn  durch 
Leinen. 

Der  Kleister  soll  stets  in  frischem  Zustande  verwendet  werden  ^),  alter, 
sauer  gewordener  Kleister  zerstört  mit  der  Zeit  die  Silbercopien,  indem 
sie  vergilben;  dies  gilt  für  Albuminbilder  u.  s.  w.,  insbesondere  aber  leiden 
schlecht  (in  alten  Tonfixirbädern)  getonte  Celloidin-  und  Aristobilder. 

Der  Kleister  wird  mittels  eines  Borstenpinsels  auf  die  Eückseite 
der  Papiere^)  gestrichen,  diese  auf  den  Carton  gelegt,  ein  Blatt  Papier 
darüber  und  mittels  der  flachen  Hand,  eines  Leinwandballens  oder  eines 
Holzlineals  angepresst. 

Andere  Klebemittel,  wie  Gelatine,  Gummi,  Dextrin,  Gemisch 
von  Gelatine  und  Stärke,  wurden  oft  empfohlen  und  sind  gleichfalls  gut 
brauchbar.  Allerdings  werden  solche  Klebemittel  mehr  von  Amateuren 
als  von  Pachphotographen  gebraucht  und  sind  Gegenstand  eines  grossen 
Consumes  in  den  Handlungen  photographischer  Utensilien. 

Dextrin  gibt  mit  Alaun  und  Zucker  ein  gutes  Klebemittel.  Man  löst  60  bis  90  g 
Dextrin,  4 g gepulverten  Alaun,  15  g Zucker,  120  ccm  Wasser  nebst  6 ccm  Carbol- 
säurelösung  (1;10)  oder  an  Stelle  letzterer  ebensoviel  Thymol -Lösung  (für  Celloidin- 
oder  Aristobilder). 

Zum  Aufkleben  von  Hochglanzbildern  auf  Aristopapier  benutzt  man 
eine  Gelatinelösung,  welche  nicht  durch  Papier  schlägt.  Nämlich:  100g  Gelatine 
werden  in  kaltem  Wasser  aufgeweieht,  dieses  abgegossen  und  die  Gelatine  im  Wasser- 


1)  Zusatz  von  einigen  Tropfen  wässeriger  Carboisäurelösung  (1 : 10)  oder  Thymol 
bewirken  grössere  Haltbarkeit,  jedoch  stört  der  Geruch  dieser  Mittel.  Salic^dsäure 
wurde  gleichfalls  empfohlen,  aber  wegen  ihrer  sauren  Eeaction  von  anderer  Seite  für 
bedenklich  gehalten. 

2)  Am  leichtesten  lassen  sieh  halbfeuchte  Papiere  aufkloben.  Völlig  trockene 
Papiere  haften  weniger  gut  und  stehen  nach  dem  Trocknen  namentlich  an  den  Eändern 
in  die  Höhe.  Man  pflegt  deshalb  trockene  Copien  vor  dem  Bestreichen  mit  Kleister 
für  kurze  Zeit  in  reines  Wasser  zu  legen  und  zwischen  Fliesspapier  abzutrockneu. 


Das  Fertigmaehen  der  Copieu. 


179 


bade  geschmolzen.  Dann  fügt  man  50  eem  Glycerin,  150  ccm  Alkohol  und  20  Tropfen 
Carbolsäure  zu.  Die  Gelatinelösung  darf  bei  der  Verwendung  nicht  gestockt  sein, 
sondern  soll  soweit  gelinde  erwärmt  werden,  dass  sie  eben  dickflüssig  wird.  — Oder 
man  lässt  50  g Gelatine  oder  Eölnerleim  in  150  ccm  Wasser  quellen,  schmilzt  im 
Wasserbade  und  fügt  5 ccm  Amylalkohol  hinzu.  Chloral-Leim.  Man  lässt  40  g 
weiche  Gelatine  in  120  eem  Wasser  quellen,  versetzt  mit  20  g Ohloralhydrat,  erwärmt 
längere  Zeit  im  Wasserbade  und  lässt  erkalten.  Das  resultirende  Product  ist  in  kaltem 
Zustande  flüssig,  schlägt  nicht  durch  Papier,  eignet  sieh  auch  zum  Aufkleben  von 
Hoehglanzbildern  und  besitzt  grosse  Klebekraft  (vergl.  Valenta,  Behandlung  der 
Auseopirpapiere.  1896). 

Um  die  Bilder  in  der  richtigen  Lage  auf  den  Carton  zu  bringen,  legt  man  ein 
grosses  starkes  Papier  mit  Hilfslinien  darunter.  Auf  dieses  ist  die  Grösse  des  Cartons 
mit  vier  über  die  Ecken  verlängerten  Linien  vorgezeichnet;  man  kann  nun  den  Carton 
leicht  genau  darauflegen  Ausserdem  zieht  mau  vier  andere  Linien  auf  dem  Papier, 
welche  den  verlängerten  Seitenlinien  des  Bildes  entsprechen  und  zugleich  seine  Lage 


Fig.  63.  Bilderpresse. 


zum  Carton  angeben.  Trotzdem  diese  Linien  ziemlich  weit  vom  Innern  des  Cartons 
abstehen,  kann  man  doch  die  richtige  Lage  des  Bildes  sehr  sicher  abschätzen  9- 

Starnes  gab  folgende  Hilfsvorrichtung  an®):  Man  schneidet  aus  starkem  Carton 
vier  Stücke  ÄÄ  und  BB  von  der  in  Fig.  62  angedeuteten  Form  aus  und  befestigt 
erstere  .(HA)  auf  ein  Eeissbrett  in  solcher  Lage,  dass  der  zu  verwendende  Carton 
gerade  zwischen  die  ausgeschnittenen  Ecken  hineinpasst.  Auf  die  Cartonstücke  werden 
nun  jene  Stücke  BB  befestigt,  und  man  lässt  diese  so  weit  verstehen,  dass  das  Bild  BI), 
wenn  es  mit  zwei  Ecken  in  die  Ausschnitte  gelegt  wird,  genau  die  richtige  Stelle  auf 
dem  Carton  eihnimmt. 

Die  aufgezogenen  Bilder  kann  man  frei,  trocknen  lassen.  Presst  man  sie  in 
halbtroekenem  Zustande  zwischen  Brettern  oder  in  einer  kleinen  Schraubenpresse  nach 
Fig.  63  (nach  Art  der  Serviettenpressen),  so  legen  sie  sich  flach. 

Die  Bilder  werfen  sich  nach  dem  Trocknen,  d.  h.  sie  krümmen  sieh  nach  der 
Bildseite.  Spannt  man  sie  (mit  der  Albuminsehieht  nach  aussen)  noch  feucht  in 


1)  Stolze,  Phot.  Woehenbl.  1885.  S 391. 

2)  Phot.  News.  1885.  S.  706;  Pizzighelli,  Phot.  f.  Touristen.  1886.  S.  355. 

12* 


180 


Vierter  Theil.  Vierzehntes  Capitel. 


einen  Eahmen,  so  dass  der  Carton  in  die  entgegengesetzte  Eichtung  gedrängt  wird 
(s.  Fig.  64),  so  kann  man  dem  verbeugen. 

Da  das  Werfen  der  Bilder  besonders  dann  eintritt,  wenn  das  feuchte  Albumin- 
papier auf  den  trockenen  Carton  gespannt  wird,  so  kann  man  diesem  Uebelstande 
leicht  Vorbeugen.  Man  befeuchtet  die  Cartons  vor  der  Verwendung  beiderseits  mit  einem 
Schwamm,  beschwert  sie  flach  und  lässt  sie  eine  Stunde  lang  liegen.  Die  Feuchtigkeit 
zieht  sieh  in  die  Masse,  und  die  aufgezogenen  Bilder  trocknen  dann  gleichmässig  und 
ohne  sieh  zu  werfen,  an. 

Das  „trockene  Aufziehen  auf  Carton“  mit  der  Satinirmasehine  geht  wesent- 
lich langsamer  vor  sieh  als  das  übliche  feuchte  Aufziehen  mit  Kleister.  Es  hat  besonders 

dann  einen  Werth,  wenn  man  Gelatine- 
Emulsionspapiere  u.  s.  w.  auf  Carton 
spannen  will,  ohne  den  Glanz  zu  ver- 
mindern (s.  S.  172).  Auch  gewöhn- 
liche Albumindrueke  erhalten  da- 
durch hohen  spiegelartigen  Glanz. 
Man  putzt  fehlerfreie  Spiegelplatten 
und  belegt  sie  möglichst  dicht  (mit 
der  Albuminsehicht  aufs  Glas)  mit 
den  aus  dem  Wasser  genommenen 
Bildern;  dann  breitet  man  Kautschukstoff  darüber  und  quetscht  die  Bilder  gut  mit 
der  Kautsehukwalze  oder  dem  Quetscher  fest.  Die  Platten  werden  nun  aufrecht  bis 
zum  oberflächlichen  Trocknen  hingestellt.  Mau  streicht  starke  Dextrinlösung  oder 
Kleister  darüber,  lässt  an  der  Luft  trocknen  und  hebt  die  Blätter  mit  Hilfe  einer 
untergeschobenen  Messerspitze  ab,  wonach  sie  spiegelblank  erhalten  werden.  Die 
zugeschnittenen  Bilder  werden  auf  befeuchteten  Carton  gelegt  und  beides  (ohne-  sie 
zu  verrücken)  durch  die  Satinirmasehine  gezogen;  es  haftet  fest  und  bewahrt  seinen 
Spiegelglanz.  Naturearton  kann  durch  Eintauchen  in  Wasser  befeuchtet  werden; 
Emailcarton  wird  mit  einem  Schwamm  benetzt;  für  Glacecarton  müssen  die  Bilder 
selbst  mit  einem  befeuchteten  Pinsel  bestrichen  werden'). 

Aufziehen  und  Einpressen  auf  Kupferdruckpapier  und  Carton.  Um 
Kupferdrucke  (Heliogravüren)  zu  imitiren,  kann  man  die  Copien  mit  Hilfe  einer  Kupfer- 
druckpresse  oder  starken  Satinirmasehine  auf  Carton  u.  s.  w.  aufziehen  und  durch  Auflegen 
einer  Zinkplatte  mit  eingepresstem  Eand  versehen;  dies  ist  besonders  bei  Matt-Cello'idin 
(Platingold  - Tonung)  beliebt.  Die  Arbeit  geschieht  in  der  Manier  des  Kupferdruckes 

III.  Das  Satiniren  der  aufgezogenen  Bilder. 

Die  auf  Carton  aufgezogenen  Bilder  müssen  geglättet  oder  satlnirt  werden, 
wodurch  ihr  Aussehen  wesentlich  gewinnt.  Dies  geschieht  mittels  der  Satinir- 
masehine. Dieselbe  besteht  aus  zwei  Stahlwalzen,  welche  durch  die  Stellschrauben 
aneinander  gerückt  werden  können.  Sie  werden  durch  eine  Kurbel  in  Bewegung 
gesetzt,  und  dann  wird  eine  polirte  Stahlplatte,  auf  welche  das  Bild  gelegt  wird, 
hindurchgezogen,  oder  eine  der  Walzen  selbst  ist  polirt  und  besorgt  das  Glätten. 

In  neuerer  Zeit  sind  Heiss-Satinirmaschinen  sehr  beliebt  geworden,  bei 
welchen  die  Bilder  über  eine  erhitzte  polirte  schmale  Stahlplatte  oder  über  eine  erhitzte 
polirte  Hohlwalze  gepresst  werden,  wodurch  sie  einen  sehr  hohen  Glanz  erhalten,  der 
das  Wachsen  und  Emailllren  fast  überflüssig  macht  (s.  Ergänzungsband  a.  a.  0.  S.  158). 


1)  Dr.  Stolze,  Phot.  Wochenbl.  1886.  S.  235. 


Das  Fertigmaehen  der  Oopien. 


181 


IV.  Bombee-  oder  Cam^eMlder. 

Bombee-  oder  Oameebilder  sind  oval  copirte,  medaillonartige  Porträts,  welche 
mittels  Pressen  erhaben  geprägt  werden.  Diese  Bildform  war  zu  Beginn  der  siebziger 
Jahre  besonders  gebräuchlich.  Die  Bilder  werden  mit  Gelatine  (nebst  etwas  Glycerin) 
„emaillirt“  und  in  Hohlform  von  Fig.  65  und  dann  in  eine  hölzerne  Schraubenpresse 

(s.  S.  179)  gebracht;  besser  sind  eiserne  Pressen 
(Fig.  66)  mit  entsprechenden  Schablonen. 


Fig.  66.  Eiserne  Schraubenpresse. 

Camee-  oder  Medaillonbilder  mit 
mattem  Band  erhält  man,  wenn  man  das  Bild 
im  Oval  druckt,  einen  Tonrand  anbringt  und  gelatinirt.  Dann  schneidet  man  aus 
Sandpapier  eine  Schablone  aus,  so  dass  nur  der  Band  (nicht  aber  das  Bild)  bedeckt 
ist  und  zieht  durch  die  Satinirmaschine  ^). 

Plaquebilder,  auch  Majolikabilder  genannt,  sind  vignettirte  Cabinetbilder 
auf  weisser  runder  Fläche,  umgeben  von  grauem  Baud;  sie  sind  tellerartig  vertieft 
gepresst.  Man  bedient  sieh  der  Cameepresse  und  eigener  Hohlformen. 

V.  RetoucWren  und  Poliren  der  PapierMlder. 

Die  positiven  Papierbilder  werden  in  der  Begel  retouchirt,  um  kleine  Fehler 
(Punkte  u.  s.  w.)  zu  verbessern.  Man  bedient  sich  der  Wasserfarben  (mit  starkem  Gummi- 
oder Eiweissgehalt);  Anilinfarben,  oder  auch  des  Bleistiftes,  sowie  der  Tusche  und 
der  Kreide.  Wenn  man  die  betreffende  Stelle  mit  gepulverter  Ossa  Sepia  matt  schleift 
oder  Betouchiressenz -)  auf  Album.inpapier  aufträgt,  greifen  flüssige  Farben  gut  an. 

Jean  Baptiste  Germeuil-Bonmaud  in  Paris  liess  im  Jahre  1878  ein  Ver- 
fahren zur  Herstellung  colorirter  Bilder  patentiren,  welches  darin  besteht,  dass  man 
zuerst  auf  gesilbertem  Albuminpapier  einen  schwachen  Abdruck  macht  und  fixirt,  ihn 
mit  Aquarellfarben  und  Gummi  colorirt,  neuerdings  mit  gesalzenem  Eiweiss  überzieht, 
silbert  und  das  Bild  abermals  unter  demselben  Negativ  dem  Lichte  aussetzt.  Durch 


1)  Dunmore,  Phot.  Archiv.  1876.  S.  19. 

2)  Betouchiressenz  für  Albuminbilder.  10  bis  20  g Quillaja  Saponaria 
werden  zerkleinert  und  mit  500  ccm  siedendem  Wasser  übergossen,  nach  ungefähr 
zwei  Stunden  filtrirt,  dann  200  ccm  Alkohol  und  10  g Salicylsäure  zugesetzt.  Bilder, 
welche  mit  dieser  Essenz  präparirt  sind,  nehmen  leicht  Betouche  und  Aquarellfarben  an. 
— Auch  durch  Abreiben  mit  Ochsengalle  oder  Glycerin  werden  die  Albuminbilder 
geeignet,  Aquarellfarben  anzunehmen.  — Die  in  neuerer  Zeit  erzeugten  Betouchir- 
farben  von  Günther  Wagner  u.  s.  w.  werden  direct  von  der  mit  Benzin  entfetteten 
Albumincopie  angenommen. 


Fig,  65.  Hohlform. 


182 


Vierter  Theil.  Vierzehntes  Capitel. 


das  Zwischenlegen  der  Parbenschieht  zwischen  zwei  Albumin  schichten  (wovon  jede 
unlöslich  ist)  sollen  sehr  hübsche  Effecte  erzielt  wmrden^). 

Glänzende  Albumineopien  werden  schliesslich  mit  einem  Firniss 
oder  Glanzwaehs  (sogen.  „Gerat“)  polirt^).  Bei  Aristo-  oder  Celloidinbildern  ist 
dies  nicht  nothwendig,  ebensowenig  bei  Mattpapieren,  obsehon  man  auch  diese  wachsen 
kann  und  dadurch  mitunter  an  Brillanz  gewinnt. 

Das  Glanzwaehs  stellt  man  her  aus  Wachs  und  Terpentinöl  oder  LavendelöP’). 
Zusatz  von  etwas  Harzfirniss  wirkt  günstig  und  erhöht  den  Glanz.  Statt  Wachs  kann 
man  Erdwachs  benutzen*). 

Der  Verfasser  benutzt  folgende  Mischung:  100  g weisses  Wachs  wmrden  ge- 
schmolzen und  eine  Mischung  von  100  g reetificirtem  Terpentinöl  mit  4 g dickem 
Dammarfirniss ®)  hineingerührt.  Die  Mischung  soll  salbenartig  sein;  ist  sie  zu  hart, 
so  fügt  man  Terpentinöl  zu®). 

Auch  eine  Lösung  von  Wachs  in  Aether;  Mischungen  von  Wachs  mit  Seife") 
und  andere  Zusammensetzungen  mit  Wachs  und  Gummi  Elemi®)  oder  Copalfirniss  ®) 
wurden  empfohlen. 

Man  bringt  etwas  Gerat  auf  ein  Stück  Flanell  oder  Leinwand  und  verreibt  es 
rasch,  bis  die  Streifen  verschwunden  sind.  Mit  der  Zeit  schlägt  das  Glanzwachs  in 
das  Bild  ein  und  muss  neuerdings  aufgetragen  werden. 

Weniger  gebräuchlich  ist  das  Uebergiessen  oder  Bestreichen  der  Abdrücke  mit 
Firnissen*®),  obsehon  man  stumpfen  Gopien  dadurch  mehr  Tiefe,  mittelmässig  glänzen- 
den Bildern  aber  Hochglanz  ertheilen  kann. 


1)  Phot.  Archiv.  1879.  S 102. 

2)  Das  Ueberziehen  von  Papierbildern  mittels  einer  Mischung  von  Wachs  und 
Terpentinöl  hatte  bereits  Anderson  im  Jahre  1855  angewendet.  Goleh  Hepburn 
hatte  diese  Methode  von  Anderson  erfahren  und  weiter  verbreitet  (Horn’s  Phot. 
Journ.  1855.  Bd  3,  S.  87;  Maxwell  Lyte  wendete  1856  derartiges  Glanzwachs  regel- 
mässig an  (Kreutzer’s  Jahresber.  f.  Phot.  1856.  S.  27). 

3)  Belloc  nahm  gleiche  Theile  V'achs  und  Lavendelöl  (Kreutzer,  Zeitschr.  f. 
Phot.  1861.  Bd.  3,  S.  20). 

4)  Ashman,  Phot.  Archiv.  1865.  S.  176. 

5)  Lösung  von  Dammailiarz  in  Terpentinöl. 

6)  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot  f.  1887.  S.  367. 

7)  Liesegang,  Der  Silberdruck.  1884.  S.  73. 

8)  Z.  B.  Adam  Salomon’s  Waehsmischung:  100  Thl.  Wachs,  2 Thl.  Gummi 
Elemi,  40  Thl.  Benzol,  60  Thl.  Lavendelöl,  3 Thl.  Spieköl  (Pizzighelli,  Phot.  f. 
Amateure.  1886.  S.  357).  — Wothly  schmolz  90  Thl.  Wachs,  30  Thl.  Elemiharz,  fügte 
Lavendelöl  bis  zur  Salbeneonsistenz  und  daun  2 Thl.  alkoholische  Sehellaeklösuug 
hinzu  (Haugh’s  Repetitorium  d.  Phot.  1875.  S.  125). 

9)  M.  Lyte,  Kreutzer’s  Zeitsehr.  f Phot.  1863.  Bd.  5,  S.  7. 

10)  Positiv-Emaille-Laek  für  Papierbilder  aller  Art,  besonders  für 
aquarellirte  Photographien  (nach  Jandaurek).  20  g Gummi  Dammar.,  150  ccm 
Aether,  150  ccm  Benzin.  Man  giesst  die  Lösung  auf  die  Bilder  wie  Gollodion  auf. 
(Dieser  Lack  bedarf  keines  Gollodionuntergusses).  — Als  Papierbilderfirniss  benutzt 
Dr.  Jaeobsen  eine  Lösung  von  1 Thl.  gewöhnlicher  Harzseife  in  10  Thl.  Alkohol, 
womit  das  Bild  überrieben  wird.  — Ein  anderer  Lack  besteht  aus:  80  Thl.  Schellack, 
16  Thl.  Mastix  gelöst  in  240  Thl.  starkem  Alkohol,  worauf  man  1 Thl.  Gopaivabalsam, 
1 Thl.  Ganadabalsam  zusetzt;  man  giesst  den  Lack  auf  und  lässt  horizontal  trocknen. 


Das  Fertigmaeheu  der  Copien. 


183 


VI.  Grelatinireii  oder  Emailliren  der  Bilder. 

Um  auf  den  Albuminbildern  eine  spiegelglänzende  Oberfläche  zu  erzeugen,  welche 
mitunter  Modesache  ist,  ertheilt  man  ihnen  die  polirte  Oberfläche  des  Spiegelglases 
durch  Anpresseu  (s.  S.  172)  oder  eine  eigenthlimliehe  Methode  des  Gelatinirens,  welche 
man  auch  Emailliren  nennt  0- 

Die  fertigen , ziemlich  dunkel  (kalt  purpurschwarz)  getonten  Bilder  werden 
retouchirt;  ist  viel  mit  Wasserfarbe  retouchirt  worden,  so  deckt  man  die  Stellen  oder 
das  ganze  Bild  mit  Rohcollodion,  damit  sieh  die  Farbe  im  Gelatinebad  nicht  auf  löst. 

Andererseits  reibt  man  eine  gut  polirte  Spiegolglasplatte  mit  Talk-  oder  Waehs- 
Benzinlösung  gut  ab,  umrandet  mit  Eiweiss  oder  Benzin -Kautschuk  (s.  Bd.  II,  S.  148), 
damit  die  Collodionschieht  am  Bande  haftet.  Man  trägt  nun  das  Collodion  (l  Thl. 
Pyroxylin,  50  Thl.  Alkohol,  75  Thl.  Aether  uud  ein  wenig  Eieinusöl)  auf,  lässt  die 
Platte  6 Stunden  bis  einen  Tag  stehen,  und  nun  ist  sie  zum  Auflegen  der  Bilder 
bereit.  Die  Bilder  werden  in  eine  lauwarme  klare  filtrirte  Gelatinelösung  (1:8)  unter- 
getaueht,  nach  Va  1 Minute  herausgenommeii  und  (ohne  abtropfen  zu  lassen)  auf 
die  vorher  erwärmte  collodionirte  Glasplatte  gelegt.  Die  Eiweisschicht  kommt  auf  die 
Collodionschieht  zu  liegen  und  man  drückt  beide  zusammen.  Blasenbildung  ist  völlig 
zu  vermeiden.  Dann  trocknet  man  in  einem  mässig  warmen  Zimmer.  Nach  12  bis 
15  Stunden  sind  die  Papiere  trocken.  Man  schneidet  die  Ränder  mit  einem  scharfen 
Messer  ein  und  hebt  das  Bild  ab. 

Neben  der  Methode  des  Gelatinirens  der  Papierbilder,  welche  die  wirksamste, 
aber  auch  die  umständlichste  ist,  kann  man  auch  mittels  des  Collodionirens  den 
Albuminbildern  eine  spiegelglatte  Oberfläche  ertheilen.  — Nach  England  und 
Liesegang^)  reibt  man  eine  Glasplatte  mit  einer  Wachs -Benzinlösung  ab,  giesst 
Rohcollodion  auf  uud  taucht  die  Platte  nach  dem  Erstarren  des  Collodions  in  Wasser. 
Andererseits  taucht  man  das  Papierbild  in  Wasser,  dem  man  einige  Tropfen  Ammoniak 
zugesetzt  hat;  sobald  das  Collodion,  sowie  das  Albuminbild  das  Wasser  angenommen 
haben,  presst  man  letzteres  auf  die  collodionirte  Glasplatte,  trocknet  mit  Fliesspapier 
ab,  überstreicht  mit  der  Hand  und  lässt  freiwillig  trocknen.  Man  schneidet  die  Ränder 
ein  und  löst  ab  Die  Bilder  gewinnen  viel  Glanz  und  grössere  Tiefe.  Die  Bilder 
verlieren  beim  Aufkleben  zwar  wieder  etwas  an  Glanz,  behalten  aber  ihre  Brillanz 
(Tiefe),  was  unter  Umständen  ein  Vortheil  gegenüber  dem  Gelatiniren  ist,  da  nicht 
immer  die  stark  spiegelnde  Oberfläche  beliebt  ist. 

Farbige  (colorirte)  Photographien  können  mit  Gelatine  emaillirt  werden,  wenn 
man  dieselben  mit  Rohcollodion  übergiesst  und  dann  mit  Hilfe  eines  Pinsels  mit 
Gelatine  überzieht,  trocknet  und  dann  unter  Wasser  auf  Glas  presst''*). 


— Oder:  Man  schüttelt  20  Thl.  Kampfer  und  80  Thl.  gepulvertes  Copalharz  mit 
250  Thl.  Aether,  bis  letzterer  theilweise  gelöst  ist,  und  giesst  90  Thl.  Alkohol  und 
5 Thl.  Terpentinöl  zu.  Nach  mehrtägigem  Stehen  giesst  mau  die  obere  Schicht  ab 
(Liesegang  a.  a.  0.). 

1)  Die  Methode,  Papierbilder  mittels  eines  auf  Glas  aufgetragenen  Gelatine- 
überzuges mit  Hochglanz  zu  versehen,  beschrieb  bereits  im  Jahre  1851  Mayall  aus 
Paris  (im  Athenäum)  (Diugler’s  Polyt.  Journ.  Bd.  122,  S.  217) 

2)  Phot  Archiv  1881.  S.  71;  1883.  S.  7. 

3)  Ochs,  Phot.  Corresp.  1873  S.  26. 


FÜNFZEHNTES  CAPITEL. 

ABSOHWÄOHEN  ZU  STAEK  OOPIETEE  SILBEECOPIEN. 


Zu  dunkel  eopirte  Abdrücke  werden  mit  Eeeht  meistens  bei  Seite  gelegt  und  in 
die  Eüekstände  gegeben.  Man  kann  sie  jedoch  mit  einem  der  unten  angegebenen 
Mittel  absehwächen,  wobei  allerdings  nicht  selten  der  Farbenton  leidet. 

Vernier  empfahl  (1860)  eine  schwache  Oyankaliumlösung,  welcher  etwas  Ammoniak- 
zugesetzt  ist  (Ereutzer’s  Zeitschrift  f Phot.  1860.  S.  271 ; aus  La  Lumiere  1860.  S.  81). 
In  demselben  Sinne  geht  Adam  Salomon  vor,  welcher  die  Abdrücke  in  eine  Lösung 
von  0,6  g Cyankalium,  10  Tropfen  Ammoniak  und  1 Liter  Wasser  legt  und  dann  wäscht. 
Ein  Gemisch  von  Cyankalium  mit  Bromwasser  wirkt  analog. 

Zu  stark  eopirte  Aristo-  oder  Celloidinbilder  werden  nach  dem  Tonen,  Pixiren  und 
Waschen  in  noch  feuchtem  Zustande  in  eine  Lösung  von  100  ccm  Wasser,  10  g Fixir- 
natron  und  1 bis  2 ccm  einer  Lösung  von  doppeltchromsaurem  Kali  oder  Ammoniak 
(1:100)  gebracht,  worin  sie  an  Kraft  in  einigen  Minuten  verlieren  und  beliebig  ab- 
geschwächt  werden  können.  Man  kann  auch  die  Copien  vor  dem  Verwenden  eines 
Tonfixirbades  auf  diese  Weise  absehwächen,  muss  aber  dann  geringere  Mengen  des 
Chromsalzes  zusetzen  (Pabst^).  — Vergl.  hierüber  auch  S.  29. 

Spüler  schwächt  vergoldete  Bilder  vor  dem  Fixiren  in  einem  Bade  von  1 Thl. 
Kaliumbichromat,  6 Thl.  Salzsäure  und  10000  Thl.  Wasser.  Bei  der  Einwirkung  bildet 
sich  Chlorsilber,  welches  sieh  beim  Pixiren  löst.  — Leichter  zu  eontroliren  ist  das 
Bad,  wenn  man  es  nach  dem  Pixiren  anwendet,  dann  muss  aber  in  obiger  Vorschrift 
Salpetersäure  statt  Salzsäure  genommen  werden,  damit  sieh  bei  der  Eeaetion  lösliches 
salpetersaures  Silber  bildet").  — Auch  eine  Lösung  von  unterehlorigsaurem  Natron 
(oder  ein  anderes  Hypochlorit)  schwächt  Silberbilder  in  analoger  Art  [Lin dsay '*)]. 

Man  kann  auch  die  Parmer’sehe  Lösung  von  rothem  Blutlaugensalz  und  Pixir- 
natron  (s.  Bd.  III)  zum  Absehwächen  der  fixirten  Copien  benutzen,  wie  zuerst  J.  Carbutt^) 
angab.  — Ganz  ähnlich  wirkt  ein  Gemisch  von  rothem  Blutlaugensalz  und  Ehodan- 
ammonium.  — Ein  Gemisch  von  1 Thl.  Jodkalium  in  100  Thl.  einer  starken  Pixirnatron- 
lösung  wirkt  ebenfalls  absehwäehend  (Lainer'^).  — Ein  langsam  wirkender  Ab- 
schwächer für  Celloidin-  oder  Aristobilder  ist  eine  Mischung  von  1 g ürannitrat  in 
1 Liter  Pixirnatronbad ; auch  Thiocarbamid  mit  Urannitrat  wirkt  schwächend  (Valenta**). 

Alle  diese  Abschwächer  lösen  nur  das  Silberbad  auf,  nicht  aber  Gold  oder 
Platin;  deshalb  werden  insbesondere  die  nicht  getonten  Bilder  darin  angegriffen,  getonte 
nur  insofern,  als  ein  Theil  des  Silbers  sieh  dem  Vergoldungsproeess  u s.  w.  entzieht. 

Copien,  welche  vor  der  Vergoldung  abgeschwächt  wurden,  tonen  meistens  schwer 
oder  mit  anderen  Nuancen  als  die  nicht  abgesehwäehten  Bilder. 


1)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1896.  S 491  und  folgenden  Jahrgang. 

2)  Phot.  Mitth.  Bd  20,  S.  124. 

3)  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot,  f 1895.  S.  468. 

4)  Phot.  Archiv  1885.  S.  33;  s.  ferner  Edor’s  Jahrbuch  f Phot.  f.  1892.  S.  436. 

5)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot,  f 1895.  S.  467. 

6)  Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1895.  S.  468. 


SECHZEHNTES  CAPITEL. 

DAS  VERGILBEN  UND  VERBLASSEN  DER 
SILBEROOPIEN.  — VERZIEHEN  DER  PAPIERBILDER. 


A.  Das  Vergillben  der  Silbercopien. 

Die  Silbereopien,  und  zwar  sowohl  Bilder  auf  Salzpapier,  Stärke-,  als  besonders 
auf  Albuminpapier,  ebenso  Celloidin-  und  Aristobilder,  erleiden  häufig  mit  der  Zeit 
eine  Veränderung,  indem  sie  zuerst  in  den  Weissen  und  Halbtönen  gelblich  werden 
und  das  Bild  allmählich  verblasst  und  zum  Schluss  fast  völlig  verschwindet. 

Es  erleiden  jedoch  nicht  alle  Silberdrueke  diese  Veränderung  gleich  rasch. 
Manche,  welche  ohne  Sorgfalt  hergestellt  und  aufbewahrt  werden,  vergilben  schon  nach 
wenigen  Monaten;  andererseits  hat  man  Silberdrucke  auf  Albumin-  oder  Salzpapier 
schon  30  Jahre  lang  unverändert  aufbewahrt,  ebenso  Celloidin-  und  Aristobilder,  welche 
sieh  viele  Jahre  lang  unverändert  hielten,  ein  Beweis,  dass  das  Verblassen  der  Silber- 
drueke nicht  nothwendig  erfolgen  muss,  sondern  durch  verschiedene  Nebeneinflüsse 
bewirkt  wird. 

Die  wahre  Natur  der  gelben  Silberverbindung  in  verblichenen  Photographien 
ist  noch  unbekannt,  wohl  aber  kennt  man  verschiedene  Ursachen  ihrer  Entstehung 
Hierbei  spielt  der  Schwefel  oder  veränderliche  Schwefelverbindungen  eine  Hauptrolle, 
und  Feuchtigkeit  unterstützt  das  Verblassen  bedeutend;  auch  Säuren  (saurer  Kleister, 
Alaun  u.  s.  w.)  und  Unreinigkeiten  in  dem  Carton,  auf  welchen  die  Bilder  aufgespannt 
sind,  können  die  Ursache  des  Vergilbens  sein. 

Vergoldete  Silberdrueke  halten  sieh  besser  als  nicht  vergoldete,  jedoch  sind 
sie  durchaus  nicht  geschützt  vor  dem  Verblassen,  ohne  jedoch  völlig  zu  verschwinden 
(über  den  relativen  Gold-  und  Silbergehalt  „vergoldeter“  Copien  s.  S.  27). 

Im  Allgemeinen  lehrte  die  Erfahrung  der  letzten  Jahrzehnte,  dass  ohne  Zweifel 
Albuminbilder  mehr  als  andere  Silbereopien  dem  Vergilben  ausgesetzt  sind,  nament- 
lich wenn  sie  dem  Dichte  und  der  Atmosphäre  (feuchter  Luft)  ausgesetzt  sind.  An 
diesem  allgemeinen  Ergebniss  ändert  die  Thatsache  nichts,  dass  (namentlich  nicht 
aufgezogene)  gut  in  trockenen  Räumen  aufbewahrte  Albuminbilder  sieh  20  oder  30  Jahre 
gut  erhielten^).  Wenn  sich  also  die  im  getrennten  Goldbade  und  darauffolgendem 
frischen  Fixirbade  correct  behandelten  und  bestens  gewaschenen  Albuminbilder  viel 
mehr  zum  Vergilben  neigen,  als  ebenso  behandelte  Salz-,  Arrow- root-,  Celloidin-, 
Aristo  - oder  Protalbinbilder,  so  muss  entweder  das  Bindemittel  (das  ist  das  schwefel- 
haltige Eier-Eiweiss)  daran  Schuld  sein,  welches  entweder  seinen  Schwefel  allmählich 
an  das  Silberbild  abgibt,  oder  es  scheidet  sieh  das  dunkle  Silberbild  von  anderer 
(mehr  veränderlicher)  chemischer  Zusammensetzung  aus,  wie  bei  Anwendung  ypi) 


1)  Phot.  Archiv  1884.  S.  61. 


186 


Vierter  Theil.  Sechzehntes  Gapitel 


Cello  dien  (s.  S.  26),  oder  es  finden  beide  Vorgänge  nebeneinander  statt.  Jedenfalls 
ist  es  bemerkenswerth,  dass  die  Bilder  auf  Pflanzeneiweiss  (Protalbin,  s.  S.  175)  dem 
Vergilben  weniger  ausgesetzt  sind'). 

Bilder,  welche  auf  Jod-,  Brom-  oder  Chlorsilber  mittels  Hervorrufung  hergestellt 
sind,  erweisen  sieh  in  den  meisten  Fällen  viel  haltbarer.  Wahrscheinlich  widersteht 
das  gröbere  Korn  des  redueirten  metallischen  Silbers  besser  den  chemischen  und 
atmosphärischen  Einflüssen  als  die  zarteren  Albuminbilder,  welche  ihre  dunkle  Färbung 
zum  Theile  einem  Gehalte  an  organischer  Substanz  oder  einem  Silbersuboxyde  ver- 
danken (s  S 25). 

In  den  meisten  Fällen  ist  ein  Gehalt  an  Schwefel  oder  zersetzliehen  Sehwefel- 
verbindungen  (wozu  Fixirnatron,  seine  Doppelsalze  und  andere  Thiosulfate  gehören), 
der  Grund  des  Vergilbens,  und  zwar  erfolgt  dies  um  so  rascher,  je  mehr  die  Feuchtig- 
keit Zutritt  hat. 

Die  durch  Alter  vergilbten  geschwefelten  Silberbilder  erscheinen  gelb,  während 
das  gewöhnliche  normale  Sehwefelsilber  schwarz  ist,  was  man  durch  feine  Vertheilung 
oder  geänderten  Moleeularzustand  (Davanne  und  Girard)  oder  Existenz  einer  hypo- 
thetischen neuen  Schwefelverbindung  des  Silbers  zu  erklären  sucht-);  andere  fassen 
das  Verblassen  der  Bilder  als  gleichzeitigen  Schweflungs-  und  Oxydationsprocess  auf’*), 
und  in  der  That  zerstört  Ozon  das  Silberbild  (s.  S.  28);  jedoch  kann  schwerlich  das 
normale  Silbersulfat  dabei  entstehen,  denn  dies  müsste  sieh  in  Wasser  auflösen,  was 
bei  vergilbten  Silberbildern  nicht  der  Pall  ist. 

Die  chemische  Analyse  weist  in  allen  vergilbten  Photographien  Schwefel  nach 
(Davanne  und  Girard). 

Das  Vergilben  der  Silberbilder  als  Folge  einer  Schwefelung  kann  mehrfache 
Ursachen  haben: 

1.  Mangelhaftes  Auswaschen  sonst  eorrect  behandelter  Bilder  von  Fixirnatron 
(zu  kurzes  Waschen,  Aneinanderkleben  der  Bilder  im  Wässerungsapparat,  Emporragen 
einzelner  Bildtheile  aus  dem  Waschwasser  u.  s.  w.). 

2.  Mangelhaftes  Fixiren,  d.  h.  die  Silberbilder  bleiben  zu  kurze  Zeit  im  Fixirbade, 
so  dass  sieh  nicht  das  leicht  lösliche  Natriumsilberthiosulfat,  sondern  das  schwer 
lösliche  Doppelsalz  bildet  (s.  S.  70),  welches  selbst  nach  langem  Wässern  nicht  mehr 
völlig  aus  der  Bildschieht  verschwindet  und  noch  mehr  schadet,  als  Bestehen  von 
Fixirnatron,  denn  das  Doppelsalz  ist  viel  veränderlicher  als  letzteres. 

3.  Schlechte  Behandlung  der  Tonfixirbäder.  Tont  man  z.  B mit  derartigen 
(an  und  für  sieh  tadellos  hergestellten)  Tonfixirbädern,  so  kann  z.  B.  der  Vergoldungs- 
proeess  (im  Sommer)  schneller  verlaufen  als  der  Pixirungsproeess,  es  erfolgt  ineompletes 
Fixiren,  und  der  sub  2 erörterte  Fall  tritt  ein. 


1)  Entwieklungsbilder  auf  Silbersalzen  mittels  Gallussäure  sind  haltbarer  als  j 
Albuminbilder  (Hardwich,  Manual  d.  phot.  Chemie.  1863.  S.  217;  Steinthal,  J 
Phot.  Archiv  1868.  S.  279.  — Entwieklungsbilder  auf  Bromsilber-  oder  Chlorsilber- 
gelatine-Emulsion  scheinen  viel  haltbarer  zu  sein  als  Albuminbilder  (Brit.  Joiirn.  Phot. 
1886.  S.  582;  Phot.  Wochenbl.  1886.  S.  408).  — Albuminbilder  vergilben  in  Sehwefel- 
wasserstoffgas  schon  nach  24  Stunden  gänzlich,  Bilder  auf  Bromsilbergelatine- Papier 
(mit  Eisenoxalat  hervorgerufen)  zeigen  kaum  eine  Spur  einer  Aenderung.  Weniger 
haltbar  sind  dirocte  Copien  auf  Chlorsilbergelatiue- Papier  ohne  Entwicklung  (E.  Vogel, 
Phot  Mitth.  Bd.  23,  S.  325).  — üeber  andere  Eeaetionen  s.  S.  28. 

2)  Sutton,  Phot.  Notes.  1857.  S.  362;  Kreutzer’s  Jahresber.  f.  Phot.  1857.  S.  466. 

3)  Wawra,  Phot.  Corresp.  1865.  S.  260. 


Das  Vergilben  und  Verblassen  der  Silbercopieu  u.  s.  w.  ]87 

4.  Dasselbe  gilt  von  der  Anwendung  zu  oft  gebrauchter  Pixirbäder,  welche  mit 
Silbersalzen  bereits  partiell  gesättigt  sind , so  dass  das  sub  3 erwähnte  zersetzliehe 
Thiosulfat- Doppelsalz  in  der  Schicht  bleibt. 

5.  Das  Fixirbad  ist  durch  alten  Zusatz  von  Säuren,  Alaun  ii.  s.  w.  zersetzt, 
scheidet  allmählich  Schwefel  ab  und  bewirkt  eine  unechte  „Sehwefeltonung“  statt  der 
echten  „Goldtonung“  (s.  S.  68).  Dies  tritt  namentlich  bei  alten,  verdorbenen  Ton- 
fixirbädern  ein.  — Die  Schwefeltonung  gibt  wesentlich  unechtere  Bilder,  als  die  Gold- 
tonung; namentlich  gegen  Feuchtigkeit,  Säuren  (saurer  Kleister),  leisten  sie  weniger 
Widerstand  als  vergoldete  oder  platinirte  Bilder.  — Es  ist  jedoch  eine  sehr  bemerkens- 
werthe  Thatsache,  dass  unecht  getonte  (z.  B.  im  goldfreien,  bleinitrathaltigen  Pixir- 
bade)  Silberbilder  (Aristo-,  Celloidinbilder)  viele  Jahre  lang  haltbar  sind,  wenn  sie 
nur  gleichzeitig  oder  hinterher  gut  ausfixirt  waren;  viel  schlimmere  Folgen  hat  das 
sub  2 erwähnte  mangelhafte  Fixiren. 

6.  Am  schlechtesten  halten  sieh  aber  die  Copien,  wenn  sie  mit  unechter  Schwefel- 
tonuug  gefärbt,  in  alten  Fixirbädern  incomplet  ausfixirt  sind  oder  mit  fixirnatron- 
haltigem  Carton  oder  saurem  Kleister  in  Berührung  kommen.  Dann  vergilben  die 
Bilder  oft  schon  nach  einigen  Tagen  oder  Wochen.  Dieser  Fehler  kommt  leider  häufig 
bei  Amateurarbeiten  vor,  falls  sich  Ungeübte  des  Tonfixirbades  bedienen.  Solche 
Bilder  zeigen  dann,  wenn  sie  mittels  Kleister  auf  Carton  aufgezogen  werden,  häufig 
die  Marken  der  Kleister -Pinselstriche,  besonders  wenn  der  Kleister  sauer  war — aber 
auch,  wenn  der  Kleister  sieh  in  gutem  Zustande  befand  und  nur  an  gewissen  dicker 
gestrichenen  Stellen  langsamer  trocknet,  denn  die  länger  anhaltende  Feuchtigkeit  au 
diesen  Stellen  leitet  die  Zersetzung  bei  so  schlechten  Bildern  rasch  ein. 

Sehr  oft  ist  der  Carton  schuld  am  Verblassen  und  Vergilben  der  Bilder.  Un- 
aufgezogene  oder  bloss  am  Bande  aufgeklebte  Bilder  halten  sieh  durchschnittlich  besser^). 
Auf  Carton  geklebte  (namentlich  Albuminbilder),  gehen  meistens  rascher  zu  Grunde. 
Offenbar  wirken  fremde  Salze  im  Carton  mit  der  Zeit  schädlich  auf  das  Silberbild. 

Die  Gegenwart  von  unterschwefligsaurem  Natron  im  Carton,  wozu  es  von  den 
Fabrikanten  als  „Antiehlor“  gegeben  wird,  ist  wiederholt  nachgewiesen  worden  und 
wurde  schon  von  Byte  als  Grund  des  Verbleichens  der  Bilder  angegeben-).  (Ueber 
die  Probe  auf  Fixirnati’on  s.  S.  94.) 

Auch  dunkle  Cartons,  welche  mit  säuern  oder  salzigen  Parbbrühen  gefärbt  wurden, 
können  schädlich  wirken. 

Bronzestäubehen  am  Carton,  vom  Aufdrucken  der  Firma  und  Verzierung  in  Bronze 
herrührend,  können  die  Ursache  des  partiellen  Zerstörung  des  Albuminbildes  sein'*). 

Um  Carton  auf  seine  Unschädlichkeit  für  Silbercopieu  zu  prüfen,  kann  man  nach 
Prof  H W.  Vogel’s  Vorschlag  den  Kleister  absichtlich  durch  Zusatz  von  etwas  Essig- 
säure ziemlich  stark  sauer  machen  und  damit  gut  vergoldete  Albuminbilder  zur  Hälfte 
auf  kleben;  bei  schlechtem  Carton  vergilben  die  Bilder  schon  nach  wenigen  Wochen 
(diese  Probe  eignet  sieh  hauptsächlich  für  vergleichende  Proben  mehrerer  Cartonsorten). 
— Umgekehrt  kann  man  verlässlichen  holzstofffreien  Naturearton  mit  zweifelhaft 
haltbaren  Silbercopieu  mittels  saurem  Kleister  bekleben,  um  in  kurzem  Zeiträume  über 
ihre  Veränderlichkeit  zu  orientiren. 


1)  Brother’s  theilt  die  Beobachtung  mit,  dass  unaufgeklebte  Salzpapierbilder 
nach  30  Jahren  unverändert  waren,  während  dieselben,  auf  Carton  geklebt,  zerstört 
waren  (Phot.  Archiv  1874.  S.  33). 

2)  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot  1863.  Bd.  7,  S.  66. 

3)  Phot.  Mitth.  Bd.  13,  S.  81.  — Junghans,  Phot.  Mitth.  Bd.  13,  S.  82, 


188 


Vierter  Theil.  Sechzehntes  Capitel. 


Wiederherstellung  vergilbter  Bilder. 

Von  vergilbten  Bildern  kann  man  in  der  Eegel  durch  eine  neuerliche  photo- 
graphische Aufnahme  brauchbare  Copien  erhalten,  weil  die  gelbliche  Färbung  des 
verblassten  Bildes  in  der  Photographie  dunkel  wiedergegeben  wird.  Alle  Mittel,  die 
Copien  auf  chemischem  Wege  zu  restauriren,  sind  unverlässlich,  ja  sogar  gefährlich. 

Davanue  und  Girard  empfahlen  im  Jahre  1855  zur  Wiederherstellung  vergilbter 
Papiercopien  ein  Bad  von  5 g Chlorgold  in  l Liter  Wasser  und  etwas  Salzsäure,  worin 
die  Bilder  3 bis  4 Stunden  bleiben  und  dann  nochmals  mit  Fixirnatron  fixirt  werden^). 

Zur  Wiederherstellung  vergilbter  Photographien  (Albumin-  oder  Chlorsilberbilder) 
empfiehlt  Le mling-),  das  Bild  mit  warmem  Wasser  vom  Carton  abzulösen,  die  Eiick- 
seite  sorgfältig  zu  reinigen  und  dann  mit  einer  Lösung  von  1 Thl.  Quecksilberchlorid 
in  600  Thl  Wasser  zu  behandeln.  Die  Lichter  werden  hell,  die  Schatten  röthlich. 
Die  Behandlung  gelingt  nur,  wenn  die  Bilder  ursprünglich  in  einem  Goldbade  ver- 
goldet waren,  ist  aber  im  Allgemeinen  unsicher. 

B.  Das  Verziehen  der  Papierhilder. 

Jedes  Papierbild  erleidet  beim  Behandeln  in  den  verschiedenen  Bädern,  nament- 
lich aber  beim  Aufkleben  und  Streichen  auf  Carton,  eine  merkliche  Verziehung. 
Masshaltig  sind  nur  Papiercopien,  unmittelbar  wie  sie  aus  dem  Copirrahmen  kommen  '*). 

Das  Verziehen  des  Papieres  beim  Waschen  und  Trocknen  geschieht  hauptsächlich 
nach  der  Länge,  das  ist  nach  der  Eichtung  des  fortlaufenden,  aus  der  Maschine  kom- 
menden Bandes;  da  die  Bogen  der  Breite  nach  zerschnitten  werden,  so  dehnt  sieh 
der  Bogen  Doppelalbuminpapier  in  der  Breite  um  15  bis  20  mm,  das  ist  3 bis  4 Proe., 
in  der  Länge  aber  nur  halb  so  viel*).  Am  stärksten  ist  die  Ausdehnung  des  Albumin- 
papieres,  wenn  man  die  Bilder  bald  nach  dem  Trocknen  aufklebt,  ehe  das  Papier  völlig 
trocken  geworden  ist.  Lässt  man  die  Bilder  nach  dem  Wässern  völlig  trocken  werden 
und  zieht  sie  dann  auf  Carton  auf,  so  ist  von  einer  Verziehung  kaum  etwas  zu  bemerken  '’)• 

lieber  das  Verziehen  von  Papierbildern  nach  verschiedenen  Processen  gibt 
H.  W.  Vogel  folgende  Tabelle.  Die  getrockneten  Bilder  von  lOOX  147  mm  wurden  mit 
Stärkekleister  bestrichen,  und  sie  dehnten  sieh  hierbei  in  der  Breite  folgender- 
massen  aus:  Cyanotypie  2 mm,  Pigmentdruek  und  Albuminbilder  fast  nicht;  in  der 
Länge  die  beiden  ersteren  circa  1 mm,  die  letzteren  3*/2  mm. 

Aus  anderen  Versuchen  (British  Journ.  of  Photography;  Photogr.  Wochenbl.  1885. 
S.  300  und  308)  ergibt  sieh,  dass  besonders  mechanische  Dehnung  beim  Aufkleben 
des  Papieres  auf  Carton  auf  die  Verzerrung  des  Bildes  einen  Eiufiuss  hat.  Die  frei- 
willige Verzerrung  des  Papieres  ist  geringfügig,  verglichen  mit  der,  welche  durch  das 
Dehnen  beim  Aufziehen  so  häufig  hervorgebracht  wird,  das  besonders  in  der  Breite 
stark  wirkt  und  bis  8 Proe.  betragen  kann. 


1)  Bullet,  de  la  Societe  franQ.  de  Phot.  1855.  S.  98. 

2)  Lemling,  Die  Photographie  im  Dienste  der  Industrie.  Neuwied  u.  Leipzig  1886.  • 

3)  Man  benutzt  sie  mitunter  zum  vorübergehenden  Abmessen  für  Messzwecke. 

4)  H W.  Vogel,  Lehrbuch  d.  Phot.  1878.  S.  359;  Lindner,  Phot.  Mitth.  Bd.  13,  f 
S.  29;  Traut,  Phot.  Mitth.  Bd.  14,  S.  184;  Bd.  21,  S.  207. 

5)  Myer,  Phot.  Mitth.  Bd.  13,  S.  103;  Marowsky,  Phot.  Mitth.  Bd.  13,  S.  104.  ■ 


W JT  1 


SIEBZEHNTES  CAPITEL. 

COPIEN  MITTELS  HEEVOERÜFUNG  AUF  SOGENANNTEN 
AUSOOPIR-PAPIEREN. 


i Die  unter  dem  Namen  „Auseopirpapiere“  erzeugten  gesilberten  Papiere  (Salz- 

papier, Aristo-,  Celloidinpapier  u.  s.  w.)  enthalten  nebst  Chlorsilber  überschüssige 
Silberoxydsalze,  und  sind  dazu  bestimmt,  durch  blosse  Lichtwirkung  den  richtigen  Grad 
der  Schwärzung  zu  erlangen.  Copirt  man  jedoch  solche  Papiere  nur  einen  Theil  der 
hierfür  nothwendigen  Zeit,  z.  B.  Vr  oder  V2  Stunde,  so  entsteht  ein  blasses,  wenig 
deutliches  Bild,  welches  jedoch  durch  gewisse  schwache  Eeductionsmittel  weiter  „ent- 
wickelt“ oder  „hervorgerufen“  werden  kann.  Alle  diese  Methoden  beruhen  in  ihrem 
j Princip  auf  der  „Talbotypie“  (s.  Bd.  II,  S.  126);  es  kommen  „physikalische  Entwickler“ 
i in  Anwendung  1)  (Bd  II),  ähnlich  wie  dies  auch  beim  nassen  Collodionverfahren  oder 
) bei  der  „sauren  Silberverstärkung  mit  Pyrogallol  oder  Hydrochinon“  (s.  Bd.  II)  geschieht, 
j Die  Entwickler,  welche  für  Auseopirpapiere  Anwendung  finden,  sind  in  der  Regel 
I schwach  saure  Lösungen  von  Gallussäure,  Pyrogallol,  Hydrochinon  u.  s.  w. , welche 

imit  den  Silberoxydsalzen  des  Papieres  langsame  Ausscheidung  von  Silbermetall  be- 
wirken, w'elche  sich  (nach  Art  der  physikalischen  Entwicklung)  an  den  belichteten 
I Bildstellen  ablagert,  sie  deutlicher  macht  oder  auch  verstärkt.  „Verstärkungs“  - und 
„Hervorrufungs“ -Phänomen  spielen  sich  hier  neben  einander  ab.  Der  Parbenton  der 
Bilder  variirt  mit  der  Entwieklerart. 

Diese  Hervorrufungsverfahren  gelingen  auf  Chlorsilber -(Salzpapier),  wie  Tal  bot 
zuerst  zeigte  (s.  Bd.  II,  S.  126),  aber  auch  auf  schwach  auscopirten  Albuminbildern 
(wie  Blanquart-Evrard  im  April  1851,  Compt.  rend.  Bd.  32,  S.  555,  zuerst  angab"), 
welches  Verfahren  sieh  aber  nicht  bewährte,  dann  auch  auf  Chlorsilbereollodion 
(wie  Bd.  II,  S 509  ausführlich  geschildert  wurde),  sowie  auf  Chlorsilbergelatine 
(Aristopapier)  oder  Mattpapieren. 

I.  EntwicklungsMlder  auf  Clilorsilberpapier. 

Das  Chlorsilberpapier  ist  viel  weniger  lichtempfindlich  als  das  Jodbrompapier 
und  eignet  sich  deshalb  nur  zum  Copiren  im  Copirrahmen  oder  Vergrösserungen  in  der 
Solareamera.  Trotzdem  wird  häufig  auch  für  Vergrösserungen  das  Chlorsilb  er  verfahren 
vorgezogen,  weil  das  Papier  leichter  zu  behandeln  ist  und  die  Abdrücke  kräftiger  werden. 

1 1)  Gegensatz  zum  Bromsilber-  und  Chlorsilberpapier  ohne  Silberoxydsalz- 

Uebersehuss  (z.  B.  Bromsilbergelatine),  bei  welchen  chemische  Entwickler  in  An- 
wendung kommen  (s.  Bd.  Hi). 

2)  Vergl.  Phot.  Archiv  1865.  S.  173;  1866.  S.  235;  1868.  S 31;  Phot.  Mitth. 
i Bd.  20,  S.  48. 


190 


Vierter  Theil.  Siebzehutes  Capitel. 


Man  kann  Positive  erhalten,  wenn  man  gewöhnliches  Chlorsilberpapier  (s.  S.  105) 
der  Lichtwirkung  aussetzt,  bis  ein  schwaches  Bild  sichtbar  ist,  welches  man  mit 
Gallussäure  entwickelt.  Es  ist  schwierig,  auf  diese  Weise  Lieht-  und  Schatteneontraste 
zu  erhalten,  man  setzt  deshalb  citronensaure  Salze  zu,  wonach  die  Schatten  mit  grosser 
Tiefe  und  Klarheit  hervorkommen  [Hardwieh  18560,  ferner  TowlerO]- 

Die  gesalzenen  Papiere  werden  in  der  üblichen  Art  auf  einem  Silberbade  ge- 
silbert;  dem  Silbernitratbade  setzt  man  etwas  Essigsäure  0,  CitronensäureO,  Wein- 
säure®) u.  s.  w.  zu,  weil  die  Bäder  beim  Entwickeln  klarer  bleiben.  — Als  Entwickler 
dient  Gallussäure®),  Gallussäure  gemischt  mit  Tannin'),  Pyrogallussäure®),  während 
der  mitunter  empfohlene  Eisenvitriol -Entwickler®)  ungünstiger  wirkt. 

Die  entwickelten  Bilder  wurden  gewaschen,  in  einem  alkalischen  Goldbade  ver- 
goldet und  daun  fixirt. 

Hier  wäre  auch  noch  das  Mouekhoven’sche  Verfahren  mit  Nitroglueose ^®) 
zu  erwähnen,  bei  welchem  bei  der  Salzung  des  Papieres  „uitrirter  Zucker“  (Zucker 
mit  Salpetersäure  und  Schwefelsäure  behandelt)  zugesetzt  wurde. 


II.  Entwicklilugsbilder  auf  jodsilberhaltigeii  Papieren. 

Jodsilber  ist  viel  empfindlicher  mit  saurem  Gallus-  oder  Pyrogallus- Entwickler 
als  Ohlorsilber,  aber  auch  viel  schwieriger  zu  behandeln,  da  es  sieh  rascher  verändert 
und  mehr  zu  Schleiern  neigt. 

Mischungen  von  Jod-  und  Chlorsalzen  machen  beim  Entwicklungsprocess  mit 
Gallussäure  die  Papiere  empfindlicher  und  geben  tiefere  Schwärzen  ^0- 

Liesegang^'-)  empfiehlt  als  vorzügliche  Vorschrift:  1 Liter  Wasser,  20  g Tapioka 
(mit  dem  Wasser  gekocht),  10  g Jodkalium,  40  g Chlorkalium,  250  Tropfen  (=  12  ccm) 
Citroneusaft  werden  auf  Papier  gestrichen  (wie  bei  Arrow -root- Papier  S.  107),  wobei  die 
Papiere  röthlich  werden,  was  nicht  schadet.  Silberbad:  6 bis  10  g Silberuitrat,  Vs  S 
Citronensäure,  100  ccm  Wasser  (5  Minuten  Sehwimmdauer).  Exposition  bis  die  Umrisse 


1)  Hardwieh,  Manual  d.  phot.  Chemie.  1863.  S,  404.  — Jouru.  Phot.  Soe. 
London,  März  1856. 

2)  Phot.  Archiv.  1861.  S.  148;  1870.  S.  265. 

3)  Hardwieh,  Manual  d.  Phot.  Chemie.  1863. 

4)  Smith  (Humphrey’s  Phot.  Journ.  1861.  S.  56);  J.  Albert  (Phot.  Corr.  1865. 
S.  87):  z.  B,  100  Thl.  Wasser,  4 bis  10  Thl.  Silbernitrat,  7io  bis  Vs  Thl.  Citronensäure. 

5)  Phot.  Archiv  1870.  S.  262. 

6)  Hardwieh  (1  Thl.  Gallussäure,  3 bis  5 Thl.  Essigsäure,  240  Thl.  W'asser); 
Carey  Lea  empfahl  Mischungen  von  Gallussäure  mit  Bleiaeetat  oder  Bleinitrat  nebst 
Essigsäure  (Phot.  Archiv  1864.  S.  438);  ebenso  Towler  (Phot.  Archiv  1870.  S.  329). 

7)  Har  neck  er  (Phot.  Archiv  1870.  S.  329. 

8)  Smith  (Phot.  Archiv  1861.  S.  148)  benutzte  Pyrogallol  und  Citronensäure. 

9)  Claudet  empfahl  zum  Salzen  des  Papieres  Quecksilberchlorid  und 
entwickelte  mit  Eisenvitriol  (1856;  Journ.  Phot.  Soe.  Bd.  2,  S.  210;  Horn ’s  Phot. 
Journ.  Bd.  3,  S.  62).  • — Hallenbeek  (Phot.  Corresp.  1870.  S.  188). 

10)  Mouckhoven,  Traite  de  Phot.  1880;  Liesegaug,  Der  Silberdruck.  1884. 

11)  Sutton,  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot.  1862.  Bd.  5,  S.  52. 

12)  Liesegang,  Der  Silberdruek.  1884  S.  155.  — Dieselbe  Vorschrift  empfahl 
bereits  Sternberg,  Phot.  Archiv.  1868,  S.  195;  sie  findet  sich  wieder  aufgenommen 
in  E.  E.  Liesogaug’s  „Entwicklung  der  Auscopirpapiere“  (1897). 


1 


I 


Copien  mittels  HervorrufuDg  auf  sogen.  Auseopirpapieren. 


191 


sichtbar  sind.  Entwickler:  1 Liter  Wasser,  250  ccm  gesättigte  wässerige  Gallussäure 
(1:100)  und  10  Theilen  gesättigte  Lösung  von  Gelatine  in  Eisessig.  Das  Bild  wird 
mit  der  Bildseite  daraufgelegt  (nicht  untergetaucht!).  Man  wäscht,  vergoldet  und  fixirt. 

Hardwieh^  empfiehlt  als  Salzung  1 Thl.  Bromammonium,  4 Thl.  Jodkalium 
und  320  Thl.  Wasser.  Das  Silberbad  ist  mit  Essigsäure  versetzt.  Entwickler:  Gesättigte 
Gallussäurelösung.  Man  kann  auch  Jodbromlösung  etwas  Gelatine  zusetzen-)  (s.  o.). 

Auch  Jod-Brom- Chlorpapier  wurde  verwendet  (vergl.  Phot.  Archiv  1866.  S.  395). 

III.  Entwieklungslbilder  auf  Bromsilberpapier  mit  Oallus- 

entwickler. 

Für  Vergrösserungen  auf  Papier  wird  häufig  gesalzenes  und  auf  einem 
Silbernitratbad  gesilbertes  Papier,  mittels  Gallusentwicklung  benutzt.  Bromsalze  geben 
mehr  Empfindlichkeit  als  Chlorsalze  '’),  aber  weniger  Brillanz. 

IV.  Entwicklungsbilder  auf  Cblorsilber- Emulsionspapier. 

Ueber  Hervorrufung  von  Cello'idinbildern  wurde  bereits  in  Bd.  II,  S.  509,  gesprochen. 
Hierüber,  sowie  über  die  Hervorrufung  von  Aristopapier  und  anderen  Auseopirpapieren 
liegen  besonders  die  Untersuchungen  von  E.  Valenta (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1893. 
S.  53,  ferner  Valenta’s  „Behandlung  von  Auseopirpapieren“)  vor;  ferner  die  Mono- 
graphie von  E.  E Liesegang  („Die  Entwicklung  der  Auscopirpapiere“  1897),  auf 
welche  verwiesen  sei. 

V.  Entwieklungsbilder  auf  Malerleinwand. 

Für  Photographien  auf  Malerleinwand  muss  zunächst  die  gefirnisste  Leinwand 
eberflächlich  entfettet  werden.  Dies  geschieht  durch  Abreiben  mit  1 Thl.  Ammoniak 
und  3 Thl.  Wasser  (mittels  Leinenballen)  oder  anderem  Alkali  und  Abspülen  mit 
Wasser,  worauf  man  so  lange  mit  einer  Lösung  von  1 Thl.  Citronensäure  in  20  Thl. 
Wasser  abwäseht,  bis  es  glatt  fliesst.  Sobald  die  Leinwand  trocken  ist,  giesst  man 
eine  Lösung  von  3 Thl.  Chlorcalcium,  5 Thl.  Citronensäure  und  250  Thl.  Alkohol  auf, 
trocknet,  trägt  SilbeiTösung  (1 : 8),  mit  Salpetersäure  angesäuert,  auf,  trocknet,  belichtet 
und  entwickelt  mit  Gallussäure  (Kleffel,  Handbuch  d.  Phot.  1880,  S.  386). 

Man  kann  auch  die  Leinwand  mit  einer  Jodbrom  - Mischung  nebst  Gelatinezusatz 
bestreichen ■‘)  oder  die  nicht  gefirnisste  Leinwand  damit  tränken®). 

Gegenwärtig  arbeitet  man  lieber  mit  Bromsilbergelatine -Emulsion  ohne  Silber- 
niti’atüberschuss,  nach  Art  der  Troekenplatten. 


1)  Hardwieh,  Manual  d.  phot.  Chemie.  1863.  S.  399. 

2)  Sutton,  Ereutzer’s  Zeitsehr.  f,  Phot.  1862.  Bd.  5,  S.  54,  nimmt  1 Liter 
Wasser,  10  g Gelatine,  10  g Jodkalium  und  2^2  g Bromkalium. 

3)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1887.  S.  322;  s.  Phot.  Mitarbeiter  1886.  S.  36. 

4)  Waldack  nahm  5 g Bromkalium,  10  g Jodkalium,  15  g Gelatine  und  1 Liter 
Wasser;  Silberbad  1:10  mit  lOProc.  Essigsäure -Entwickler;  Gallussäure  (1:400)  nebst 
Essigsäure  (Phot.  Archiv  1864.  S.  285). 

5)  Winter  benutzt  zu  seinen  Linographien  eine  Lösung  von  3 Thl.  Bromkalium, 
1 Thl.  Bromcadmium,  1 Thl.  Jodcadmium  in  240  Thl.  Wasser;  sie  wird  damit  getränkt 
und  getrocknet.  Silberbad:  4 Thl.  Silbernitrat,  1 Thl.  Citronensäure  und  140  Thl.  Wasser, 
Entwickler:  10  Thl.  Pyrogallol,  45  Thl.  Citronensäure,  400  Thl.  Wasser  auf  30  bis 
40  Grad  C.  erwärmt.  Dann  wird  vergoldet  und  fixirt. 


ACHTZEHNTES  CAPITEL. 

ANALYSE  DER  SILBERBÄDER.  — ARGENTOMETER. 


I.  Aräometrische  Silberprobe. 

Die  aräometrische  Silberprobe  beruht  darauf,  dass  eine  Silberlösung  eine 
um  so  grössere  Dichte  zeigt,  je  mehr  Silberuitrat  aufgelöst  ist.  Diese  „Silberbadmesser“ 
oder  „Argentometer“  sind  aus  Glas,  haben  die  gewöhnliche  Form  der  Aräometer 
(s.  Fig.  67  und  68)  und  sind  derartig  graduirt,  dass  die  Zahlen  an  der  Aräometer- 
röhre unmittelbar  den  Gehalt  der  Lösung  an  Silbernitrat 
angeben.  Diese  Angabe  bezieht  sich  entweder  (bei  den 
englischen  Instrumenten)  auf  Grains  Silbernitrat  auf  eine 
englische  Flüssigkeits-Unze;  bei  deutschen  Instrumenten 
zeigt  die  Scala  das  Verhältniss  an,  in  wie  viel  Theilen 
Wasser  1 Thl.  Sllbernitrat  aufgelöst  ist. 

Die  aräometrische  Probe  zeigt  weder  bei  Positiv- 
bädern noch  bei  Negativbädern  den  Silbergehalt  wirklich 
genau  an;  bei  ersteren  ist  die  Angabe  des  „Argentometer“ 
meistens  zu  hoch,  weil  fremde  Nitrate  vorhanden  sind, 
welche  die  Dichte  erhöhen,  bei  letzteren  (infolge  des  bei- 
gemengten Alkohol  und  Aether)  häufig  zu  niedrig. 

Daraus  ergibt  sich,  dass  diese  „Argentometer“  nur 
in  ganz  reinen  Silberlösungen  genaue  Eesultate  geben, 
nicht  aber  bei  gebrauchten,  welche  schon  fremde  Stoffe 
aufgenommen  haben;  in  letzterem  Falle  entstehen  Fehler 
von  Proe.,  ja  mitunter  sind  die  Fehler  noch  grösser^), 
und  es  kommt  nicht  selten  vor,  dass  das  „Argentometer“ 
bei  alten  Positivbädern  eine  Ooneeutration  von  1:8  oder  1:9  anzeigt,  während  zufolge 
chemischer  Analyse  nur  eine  Coueentration  von  1:10  vorliegt-). 

Immerhin  wird  das  Argentometer  in  der  photographischen  Praxis  häufig  benutzt, 
weil  in  der  Regel  eine  Gehaltsdifferenz  von  1 bis  2 Proe.  nicht  sehr  in  Betracht  kommt 
und  der  Praktiker  einen  beiläufigen  Anhaltspunkt  erhält.  Jedoch  ist  es  sicherer,  alte 
Bäder  auf  einen  Argen tometergehalt  1:9  zu  bringen,  anstatt  sieh  mit  einer  Stärke 
von  1 : 10  zu  begnügen.  — Besser  ist  unter  allen  Umständen  die  chemische  Silberprobe. 


1)  J.  Hughes  (Kreutzer,  Zeitschr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  3,  S.  169;  Brit.  Journ. 
of  Phot  Bd.  8,  S.  43).  — Dawson  (Kreutzer,  Zeitsehr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  4,  S.  61; 
Phot.  News.  Bd.  5,  S.  184). 

2)  Prümm  erwähnt  sogar  einen  Fall,  wo  ein  Silberbad  am  Argentometer  eine 
Stärke  von  1:772  zeigte,  in  Wirklichkeit  (durch  chemische  Analyse)  aber  nur  die 
Concentration  l : 16  hatte  (Phot.  Mitth.  Bd  15,  S.  300). 


Fig.  67.  Fig.  68. 

Argentometör. 


Analyse  der  Silberbäder.  — Argeutometer. 


193 


II.  Chemisclie  Silberprobe. 

Zur  genauen  Bestimmung  des  Silbergebaltes  von  Silberbädern  ist  aussehliess- 
lieb  die  chemische  und  zwar  die  Maass- Analyse  oder  Titrir- Methode  anzuwenden. 

1.  Am  gebräuchlichsten  ist  Prof.  H.  W.  Vogel’s  Methode 9,  welche  sich  auf  die 
eigenthümliche  Wirkung  des  Jodkaliums  auf  Silberlösungen  einerseits  und  auf  Salpeter- 
säure andererseits  gründet.  Setzt  man  Jodkalium  zu  Silberlösungen,  so  wird  gelbes 
Jodsilber  niedergeschlagen;  setzt  man  Jodkalium  zu  einer  Mischung  von  verdünntem 
Stärkekleister  und  Salpetersäure,  die  etwas  salpetrige  Säure  enthält,  so  scheidet 
sich  augenblicklich  Jod  aus,  das  die  ganze  Flüssigkeit  tief  blau  färbt.  Setzt  man 
nun  Jodkaliumlösung  einer  Mischung  von  Silberlösuug  mit  Salpetersäure  und  Stärke  zu, 
so  gehen  beide  Processe  gleichzeitig  vor  sich,  es  bildet  sieh  Jodsilber,  welches  sieh 
niedersehlägt,  und  freies  Jod,  welches  die  Flüssigkeit  bei  Gegenwart  von  Stärkelösung 
blau  färbt.  Solange  aber  noch  freies  Silbersalz  in  Lösung  ist,  verschwindet  diese 
blaue  Farbe  beim  Umsehütteln  sogleich,  und  die  Flüssigkeit  erscheint  dann  rein 
gelb.  Fährt  man  nun  mit  dem  tropfenweisen  Zusatz  von  Jodkaliumlösung  fort,  so 
kommt  man  bald  an  einen  Punkt,  wo  die  anfangs  sichtbare  blaue  Färbung  beim  Um- 
sehütteln nicht  mehr  verschwindet,  sondern  stehen  bleibt;  dann  ist  alles  freie 
Silhersalz  ausgefällt,  und  aus  der  Menge  der  verbrauchten  Jodkaliumlösung  kann 
man  dann  leicht  die  Menge  des  gefällten  Silbers  bestimmen. 

Um  nun  diese  Bestimmung  praktisch  auszuführen,  stellt  man  sieh  eine  Jodkalium- 
lösung dar,  die  in  1023,4  ccm  genau  10  g chemisch  reines  getrocknetes  Jodkalium 
enthält.  100  ccm  dieser  Lösung  fällen  genau  lg  Silbersalpeter,  so  dass,  wenn  man 
einen  Cubikcentimeter  Silberlösung  zur  Probe  abmisst,  jeder  Oubikcentimeter 
Jodkaliumlösung  1 Proc.  Silbersalz  angibt. 

Diese  Lösung  füllt  man  vorsichtig  unter  Vermeidung  von  Blasen  in  die  schief 
gehaltene  Mohr’sche  Quetschhahnbürette  a (Pig.  69)  (dieselbe  ist  in  Vs  ccm 
getheilt),  spannt  diese  dann  in  den  Halter  S,  öffnet  den  unten  angebrachten  Quetsch- 
hahn  h durch  Drücken  auf  die  Knöpfe /rfc  weit  und  lässt  ablaufen,  bis  die  untere 
Krümmung  der  Flüssigkeitsoberfiäehe  den  Nullpunkt  berührt. 

Ist  das  geschehen,  so  taucht  man  die  gereinigte  und  getrocknete  Pipette  p in  die 
zu  prüfende  Silberlösung,  saugt  am  oberen  Ende,  bis  sie  nahezu  gefüllt  ist  und  ver- 
schliesst  dasselbe  dann  rasch  mit  dem  trockenen  Zeigefinger,  hebt  die  Pipette  heraus 
und  lässt  nun  durch  leises  Oeffnen  des  Fingers  die  Flüssigkeit  bis  zur  Marke  i ab- 
laufen. Dann  hält  man  das  untere  Ende  der  so  genau  ein  Cubikcentimeter  haltenden 
Pipette  an  die  Wand  des  gereinigten  Gläschens  Cf,  lässt  auslaufen.  indem  man  oben 
bläst.  Man  kann  statt  des  Gläschens  auch  einen  Stehkolben  nehmen.  Derselbe  ist 
zum  Schütteln  bequemer. 

Dann  setzt  man  zu  der  Flüssigkeit  1 Tropfen  reine  Salpetersäure  und  2 Tropfen 
reine  Lösung  von  3 Theilen  salpetrigsaurem  Kali  in  100  Theilen  Wasser  und 
schliesslich  noch  10  bis  14  Tropfen  Stärkelösung,  d.  i.  1 Theil  Stärke  gut  geschüttelt 
mit  100  Theilen  Wasser,  dann  gekocht  und  abgekühlt.  Jetzt  kann  die  Bestimmung 
beginnen.  Man  überzeugt  sieh  nochmals  von  dem  richtigen  Stand  der  Flüssigkeit 
in  der  Bürette,  hält  das  Gläschen  mit  der  linken  Hand  hoch , öffnet  den  Quetschhahn 
vorsichtig  und  lässt  einige  Tropfen  einfliessen;  ist  die  Silberlösung  stark,  so  entsteht 
anfangs  nur  ein  gelber  Niederschlag,  erst  später  tritt  die  blaue  Färbung  ein;  ist  sie 
schwach,  so  erscheint  die  blaue  Farbe  sogleich,  verschwindet  aber  beim  Schwenken 
des  Gläschens.  Man  lässt  nun  (im  ersteren  Fall  anfangs  dreister,  im  letzteren  vor- 


1)  Vogel,  Lehrbuch  d.  Phot.  1874.  S.  325. 

Kder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


13 


194 


Vierter  Theil.  Achtzehntes  Capitel. 


sichtiger)  Jodkaliumlösung  hinzutröpfeln  unter  fortwährender  Schwenkung  des 
Gläschens  a.  Die  anfangs  eintretende  Blaufärbung  verschwindet  zum  Schluss  beim 
Schwenken  langsamer.  Schliesslich  kommt  man  an  einen  Punkt,  wo  ein  einziger 
Tropfen  hinreicht,  eine  dauernde  (beim  ümschütteln  nicht  mehr  verschwindende) 
Blau-  oder  Grünfärbung  hervorzubringen,  dann  lässt  man  den  Quetschhahn  los  und  liest 
den  Stand  der  Flüssigkeit  in  der  Bürette  an  der  Scala  ab;  steht  dieselbe  z.  B.  ==  7^/5, 
so  enthält  die  angewendete  Silberlösung  7%  Proe.,  d.  h.  in  100  ccm  7^/sg  Silber- 
salz. Man  kann  übrigens  noch  mit  Leichtigkeit  Zehntelprocente  ablesen. 

Stärkelösung  fertigt  man  am 
besten  im  Vorrath  und  setzt  3 Tropfen 
Carbolsäure  zu  100  ccm  zur  Haltbarkeit 
hinzu.  Die  Flüssigkeit  muss  jedoch 
beim  Gebrauch  abgekühlt  sein. 

Bei  Gegenwart  von  Kupfersalzen, 
Quecksilbersalzen  und  Fixirnatron, 
Fälle,  die  sieh  in  der  photographischen 
Praxis  (den  letzten  ausgenommen)  selten 
ereignen,  ist  diese  Probe  nicht  an- 
wendbar. 

2.  Volhard’s  Methode 9 mittels 
Ehodanammonium.  Man  löst  6 g 
Ehodanammonium  in  1 Liter  Wasser;  da 
das  Salz  zu  hygroskopisch  ist,  um  es  in 
bestimmter  Menge  sicher  abwägen  zu 
können,  so  stellt  man  es  auf  eine  Normal- 
lösung von  genau  10  g Silbernitrat  in 
1 Liter  Wasser.  Um  den  Titer  der  Ehodan- 
lösung  zu  stellen,  nimmt  man  10  ccm 
Silberlösung  und  setzt  1 ccm  einer  Lösung 
von  5 Thl.  schwefelsau rem  Eisenoxyd 
in  100  Thl.  Wasser  zu.  Dieses  färbt  sieh  mit  Ehodanammonium  tief  roth,  ist  aber 
Silbersalz  zugegen,  so  verschwindet  die  Färbung  unter  Bildung  eines  Niederschlages 
von  Ehodansilber.  Man  lässt  nun  tropfenweise  die  Ehodanlösung  zufliesseu,  so  lange, 
bis  die  anfangs  entstehende  rothe  Farbe  beim  Umschütteln  stehen  bleibt.  Angenommen, 
man  habe  dazu  9,6  ccm  verbraucht,  so  verdünnt  man  die  Ehodanlösung  von  960  ccm 
auf  1 Liter  und  erhält  so  eine  Lösung,  von  welcher  l ccm  = 1 g Silbernitrat  in 
100  ccm  Flüssigkeit  entspricht 

Diese  Methode  eignet  sich  sowohl  für  saure  als  neutrale  Silberbäder  und  besitzt 
allgemeine  Anwendbarkeit. 


Fig.  69.  Titrir -Vorrichtungen. 


1)  Dingler,  Polytechn.  Journ.  1875;  Phot.  Corresp.  1875.  S.  250;  Vogel, 
Lehrbuch  d.  Phot.  1879.  S.  366. 


TR\4-s 


Ausführliches  Handbuch 

( 


t 


der 


PHOTOGRAPHIE 

von 


Regierungi’ath  Dr.  Josef  Maria  Eder. 


Mit  etwa  2000  Holzschnitten  und  19  Tafeln. 


Dreizehntes  Heft. 

(Vierten  Bandes  zweites  Heft ) 





Halle  a.  S. 

Verlag  von  Wilhelm  Knapp. 
1899. 


\ 


Die 


Lichtpausverfahren,  die  Platinotypie 

und 

verschiedene  Copirverfahren 

ohne  Silbersalze. 

(Cyanotypie,  Tintenbilder,  Eins  taub  verfahren,  Urancopien, 
Anthrakotypie,  Negrographie  etc.) 


Von 


Kegierungsratli  Dr.  Josef  Maria  Eder, 

Director  der  k.  k.  Graphischen  Lehr-  und  Versuchsaustalt  in  Wien,  k.  k.  Professor  an  der 
k.  k.  Technischen  Hochschule  in  Wien. 


Mit  10  Holzschnitten. 


Zweite  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 


-»<858-»- 


Halle  a.  S. 

Verlag  von  Wilhelm  Knapp. 
1899. 


T 


Alle  Eechte  vorbelialteu. 


Inhalt  des  dreizehnten  Heftes 


Neunzehntes  Capitel.  Seite 

Die  wichtigsten  zum  Copiren  verwendeten  lichtempfindlichen 

Eisensalze 195 

Eisen -Verbindungen.  S.  195.  — Photochemische  Zersetzung  der  Lösungen  von 
Eisenverbindungen.  S.  197.  — Veränderungen  von  Papieren  u.  dergl. , welche 
mit  lichtempfindlichen  Eisenverbindungen  überzogen  sind.  S.  198.  — Sichtbar- 
machen schwacher  Lichtbilder  auf  Papieren,  welche  mit  Eisen-  oder  Uran- 
salzen präparirt  sind.  S.  199. 

Zwanzigstes  Capitel. 

Uebersicht  verschiedener  photographischer  Copirmethoden  mittels 

lichtempfindlicher  Eisenverbindungen 201 

Eerridcyankalium.  S.  201.  — Eerricitrat  oder  -tartrat.  Behandlung  der  Bilder 
mit  Eerridcyankalium.  S.  201.  — Eerricitrat  gemischt  mit  gelbem  Blutlaugen- 
salz. S.  202.  — Behandlung  der  Lichtbilder  auf  organischen  Eisensalzen  mittels 
Eerrocyankalium.  S.  202.  — Behandlung  der  Eisen  - Lichtbilder  mit  Chlorgold 
(Chrysotypie).  S.  203.  — Sichtbarmachen  der  Eisen  - Lichtbilder  mittels  Silber- 
nitrat (Argentotypie,  Kallitypie,  Sepia-Blitz-Lichtpauspapier).  S.  204.  — Ferri- 
salze  und  Kaliumbichrom at  sowie  Hypermanganat.  S.  206.  — Bilder  mittels 
citronensaurem  oder  weinsaurem  Eisenoxyd  und  Quecksilbersalzen  (Amphityp - 
Process).  S.  206.  — Veränderung  des  Verhaltens  gegen  Feuchtigkeit  beim 
Belichten  von  Ferrisalzen.  S.  207.  — Ferrioxalat  in  der  Photolithographie.  S.  209. 


Einundzwanzigstes  Capitel. 

Wirkung  des  Sonnenspectrums  auf  Eisen-  und  Uransalze  . . . 210 

Zweiundzwanzigstes  Capitel. 

Die  Platinotypie 212 


Geschichte.  S.  213.  — Darstellung  der  für  Platinotypie  erforderlichen  Präparate. 
S.  215.  — Kaliumplatinchlorür.  S.  215.  — Ferrioxalat  (Oxalsaures  Eisenoxyd). 
S.  217.  — Doppelsalze  der  Ferrioxalate.  S.  219.  — Eigenschaften^und  Auf- 
bewahrung der  Ferrioxalatlösung.  S.  219.  — Zusätze  fremder  Substanzen  und 
ihre  Wirkung  zum  Ferrioxalat.  S.  219.  — Wahl  und  Vorpräparation  des  Eoh- 
papieres.  S.  219.  — Ueberziehen  des  Papieres  mit  der  Platin  - Eisenlösung. 
S.  221.  — Aufbewahrung  der  Platinpapiere.  S.  223.  — Verschiedene  Methoden 
der  Sensibilisirung  und  Entwicklung  von  Platinpapier.  S.  224.  — Darstellung 
von  Platin  - Eisenpapier  mit  platinfreier  Entwicklung.  S.  224.  — Platinpapier 


VI  luhalts-Verzeichniss. 

Seite 

]iiit  Heiss -Entwicklung.  S.  224.  — Sepia -Platinpapier  mittels  Palladiumsalzen 
und  heisser  Entwicklung.  S.  227.  — Platinpapier  mit  kalter  Entwdcklimg.  S.  227. 

— Platinpapier  mit  Selbstentwicklung  (Auscopirpapier).  S.  229.  — lieber  die 
chemische  Natur  der  fertigen  schwarzen  und  braunen  Platinbilder.  S.  232.  — 
Tonen  und  Verstärken  fertiger  Platin bilder  mittels  Ferridcyaukalium  - Gemischen. 

S.  232.  — Verstärken  und  Tonen  der  Platinbilder  mittels  Silber-,  Platin - 
und  Goldverstärkung.  Färben  der  Platinbilder  mit  Catechu  u.  s.  w.  S.  234.  — 
Gradation  der  Platinbilder  verglichen  mit  jener  der  Silberbilder.  S.  236.  — 
Fertigstellen  der  Platinbilder.  S.  236.  — Platinotypie  auf  Leinen,  Holz  u.  s.w. 
Vergrösserungen  mittels  Platinotypie.  Diapositive.  S.  237. 

Dreiundzwanzigstes  Capitel. 

Lichtpausen  mittels  Cyanotypie.  (Weisse  Linien  auf  blauem  Grunde)  238 
Darstellung  des  Cyanotyppapieres.  S.  238.  — Cyanotyppapier  von  mittlerer 
Empfindlichkeit  mit  braunem  Ammoniumferricitrat.  S.  238.  — Rapid -Cyanotyp- 
papier mit  grünem  Ammoniumferricitrat.  S.  239.  — Cyanotyppapier  mit  oxal- 
sairren  Salzen.  S.  240.  — Cyanotyppapier  mit  weinsaurem  Eisenoxyd  (Ferri- 
tavtrat).  S.  240.  — Wahl  des  Eohpapieres  und  Präparation  desselben  mit  der 
lichtempfindlichen  Cyanotyplösung.  S.  240.  — Copiren  des  Cyanotyppapieres. 

S.  241.  — Eixiren  und  Schönen  von  Cyanotypien.  Abschw'ächen  und  Corri- 
giren.  S.  241.  — Haltbarkeit  der  Cyanotypien.  S.  243.  — Ueberführung  der 
Cyanotypien  in  schwarze  Bilder.  S.  243.  — Herstellung  von  Lichtpausen  ins- 
besoriders  grossem  Formate.  S.  244.  — Cyanotypien  auf  Leinwand,  Seide  u.  s.w. 

S.  246.  — Umwandlung  von  Cyanotypien  auf  Stoffen  in  Eisenhydroxyd  - Bilder 
und  deren  Tingirung  durch  Farbstoff bäder.  S.  246. 


Vierundzwanzigstes  Capitel. 

Lichtpausen  mittels  des  Pellet’schen  Gummi  - Eisen -Vor fahrens. 

(Blaue  Linien  auf  weissem  Grunde) 248 

Bereitung  der  lichtempfindlichen  Gummi -Eisonlösung.  S.  250.  — Wahl  dos 
Papieres.  S.  251. 


Fünfundzwanzigstes  Capitel. 

Lichtpausen  mittels  Silbcrcopirverfahrens,  sowie  mittels  Eisen- 

Silberpapiere.  (Weisse  Linien  auf  braiuisch warzem  Grunde)  . 253 

Eisen -Silber -Lichtpauspapier.  S.  253. 

Sechsundzwanzigstes  Capitel. 

Lichtpausen  mittels  des  Tintencopirprocesses  auf  lichtempfind- 
lichen Eisensalzen.  (Schwarze  Linien  auf  weissein  Grunde)  255 

Siebenundzwanzigstes  Capitel. 

Lichtpausen  mit  fetter  Farbe,  welche  auf  der  Lichtempfindlichkeit 


von  Eisensalzen  beruhen 260 

Achtundzwanzigstes  Capitel. 

Photographische  Copir  verfahren  mit  Uran  Verbindungen  ....  262 


Copirverfahren  mit  Uraucollodion.  Wothlytypie.  Uranplatiuverfahren.  S.  265. 


Inhalts  -Verzeichniss. 


VII 

Seite 


Neunundzwanzigstes  Capitel. 

Aeltere  Lichtpausverfahren  mittels  verschiedener  Chromverbin- 
dungen.  (Chromatypie  mittels  Jodstärke,  Kupfer-  und  Silber- 
salze)   267 

Chromat -Copien  auf  Stärkepapier.  S.  267.  — Chromatypie  unter  Mitwirkung 
von  Kupfer-  und  Silbersalzen.  S.  267.  — Kaliumbichroinat  gemischt  mit  Indigo 
oder  Blutlaugensalz.  S.  269. 

Dreissigstes  Capitel. 

Copien  mittels  Chromsalzen,  bei  welchen  letztere  als  Beizen  für 
Farbstoffe  etc.  wirken.  Tintenbilder  mittels  Chromsalzeu. 
Chromatgemische  niit  Eisen-,  Vanadin-  und  Quecksilbersalzen  271 
Anilinfarben  auf  Chromat- Eiweiss-  und  Chromat- Gelatine- Copien.  S.  272.  — 
Mischungen  von  Chromat  und  Eerrisalzen.  S.  273.  — Mischungen  von  Chrom - 
und  Vanadinsalzen.  S.  273.  — Mischungen  von  Chrom-  und  Quecksilber- 
salzen. S.  274. 

Einunddreissigstes  Capitel. 

Lichtpausverfahren  mit  Chromaten  und  Anilin.  Willis’ Anilindruck  275 
Anwendung  von  Vanadinsäure  beim  Anilindruck.  S.  279. 

Zweiunddreissigstes  Capitel. 

Itterheim’s  negrographisches  Lichtpausverfahren.  (Schwarze 

Linien  auf  weissem  Grunde) 280 

Dreiunddreissigstes  Capitel. 

Einstaubbilder  auf  Chromatschichten 282 

Sobacchi’s  Anthrakotypie  (Lichtpausen  mittels  Einstauben  auf  Gelatine-  oder 
Eiweisspapier).  S.  282.  — Bereitung  des  Gelatinepapieres.  S.  282.  — Sensibili- 
sirung  des  Papieres.  S.  283.  — Copiren  des  Bildes.  S.  283.  — Entwickelung 
des  Bildes.  S.  283.  — Lichtpausverfahren  mittels  Einstauben  auf  Chromat- 
albumin. S.  285. 

Vierunddreissigstes  Capitel. 

Herstellung  von  Einstaubbildern  auf  hygroskopischen  zucker- 


haltigen Chromatschichten 286 

Herstellung  von  Duplicatnegativen  mittels  des  Einstaubprocesses.  S.  288. 

Fünfunddreissigstes  Capitel. 

Copirprocess  mit  Kupfersalzen 292 


Photographische  Bilder  auf  metallischen  Kupferplatten.  S.  292.  — Photo- 
graphische Bilder  mittels  Kupfersalzen  auf  Papier.  S.  293. 

Sechsunddreissigstes  Capitel. 

Copirverf ahreu  mit  Quecksilbersalzen 295 

Mercurosalze.  S.  295.  — Mercurisalze.  S.  300.  — Mischung  von  Quecksilber- 
salzen mit  anderen  Substanzen.  S.  305. 


NEUNZEHNTES  CAPITEL. 

DIE  WICHTIGSTEN  ZUM  COPIEEN  VEEWENDETEN 
LICHTEMPEINDLICHEN  EISENSALZE. 


I.  Eiseii-Yerlbindungeii. 

Sehr  viele  Eisenoxydsalze  (Ferrisalze),  sowie  Uranylsalze,  zersetzen 
sich  bei  Gegenwart  von  organischen  Substanzen  im  Lichte  zu  Eisen- 
oxydnlsalzen  (Ferrosalzen),  respective  Uranosalzen,  und  eignen  sich, 
bei  zweckentsprechender  Ausnutzung  dieser  Reaction , zu  photographischen 
Copirprocessen. 

Anorganische  Eisenoxydsalze  sind  in  der  Regel  für  sich  allein  gegen 
Licht  sehr  beständig  (z.  B.  Eisenchlorid,  Ferrisulfat  u.  s.  w.),  bei  Gegen- 
wart von  organischen  Substanzen,  z.  B.  Oxalsäure,  Weinsäure,  Citronen- 
säure,  Papier,  Gelatine  etc.  gehen  sie  im  Lichte  mehr  oder  weniger 
rasch  in  Oxydulsalze  über,  indem  die  organische  Substanz  oxydirt  wird. 
(Vergl.  Bd.  1,  S.  170.) 

Wegen  grosser  Lichtempfindlichkeit  sind  besonders  in  Betracht  zu 
ziehen : Ferricitrat= citronensaures  Eisenoxyd^)  und  Ammoniumferricitrat= 
citronensaures  Eisenoxydammoniak  Ferrioxalat  = oxalsaures  Eisenoxyd, 


1)  Wird  eine  Lösung  von  Citronensäure  bei  60  Grad  C.  mit  frisch,  gefälltem 

Eisenoxjü  gesättigt  und  die  rothbraune  Lösung  eingetrocknet,  so  entsteht  citronen- 
saures Eisenoxyd  oder  Ferricitrat  als  amorphes  Salz  von  der  Formel 
(Cg  Hg  OO2  • Fe^  + 6 0;  es  ist  im  Wasser  leicht  löslich.  Es  wird  in  der  Eegel  in 

dünnen  Schichten  auf  Porzellan  getrocknet  und  bildet  dann  rothbraune  Schuppen. 
Beim  andauernden  Kochen  zersetzt  es  sich  und  bildet  Oxydulsalz. 

2)  Das  braune  Doppelsalz  Ammoniumferricitrat  hat  entweder  die  Formel 
(Cg  Hg  OO3  • Fe,  • (NHJg  oder  4 Fe  Cg  Hg  0,  • 3 (NHJg  ■ Cg  Hg  0,  • 3 Fe  (OH),.  Es  ist 
im  Wasser  leicht  löslich.  — Ausserdem  kommt  ein  grünes  Ammoniumferricitrat  im 
Handel  vor,  welches  sich  vom  braunen,  durch  seine  Zusammensetzung  unterscheidet. 
Es  wird  von  Merk  in  Darmstadt  erzeugt,  hat  nach  Valenta’s  Analyse  die  Formel 
5 Fe  Cg  Hg  O7  • 2 (NH^),  • Cg  Hg  0,  • NH,^  • Cg  H,  0,  -f  2 H,  0 und  liefert  lichtempfind- 
lichere Schichten  (bei  der  Cyanotypie)  als  das  braune  Doppelsalz  (Eder’s  Jahrbuch  f. 
Phot,  für  1898.  S.  448). 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


14 


196 


Vierter  Theil.  Neunzehntes  Kapitel. 


und  seine  Doppelsalze,  deren  Zusammensetzung  und  photographischen 
Eigenschaften  von  dem  Yerfasser  eingehend  untersucht  vfurden.^) 


1)  In  der  Abhandlung  ,Zur  Kenntniss  der  Eisenoxalate  und  einiger  ihrer  Doppel- 
salze“ von  Eder  und  Valenta  (Sitzungsber.  der  k.  Akad.  d.  “Wissensch.  in  Wien 
1880,  Bd.  82,  Octoberheft)  sind  diese  Verbindungen  beschrieben  und  wir  geben  einen 
Auszug  hieraus: 

I.  Ferrioxalat.  Fej  (C2  OJ3.  Digerirt  man  eine  Lösung  von  Oxalsäure  bei 
gewöhnlicher  Temperatur  und  bei  Lichtausschluss  durch  mehrere  Tage  mit  über- 
schüssigem, frisch  gefällten  Ferrihydroxyd,  so  bildet  sich  eine  grünlichgelbe  Lösung, 
Vielehe  beim  Verdunsten  einen  braunen  Syrup  hinterlässt,  welcher  nicht  zum  Krystalli- 
siren  zu  bringen  ist.  Es  ist  das  normale  Ferrioxalat  Fe,  (C,  0^)3 . Auch  bei  voll- 
ständigem Lichtausschluss  ist  die  Lösung  des  Ferridoxolates  nicht  sehr  beständig.  Es 
genügt  ein  zwei-  bis  vierstündiges  Erhitzen  auf  100°  C.,  um  eine  theilweise  Eeduction 
des  Eisenoxydes  zu  Oxydul  zu  bewirken.  Dagegen  hält  sich  die  Lösung  bei  monate- 
Jangem  Aufbewahren  bei  15  — 30°  C.  gänzlich  unverändert.  Beim  Vermischen  einer 
Lösung  von  normalem  Ferrioxalat  mit  ungefähr  ebensoviel  Oxalsäure  als  sie  schon 
enthält,  geht  die  Farbe  in  eine  hellgrüne  über.  Wahrscheinlich  ist  dieser  Farben- 
wechsel durch  das  Entstehen  eines  sauren  Ferrioxalates , welches  ebenfalls  nicht 
krystallisirbar  ist,  bedingt. 

II.  Basische  Ferrioxalate.  Beim  Vermischen  von  Eisenchlorid  oder  anderen 
Eisenoxydsalzen  mit  nicht  überschüssigem  Ammoniumoxalat  bildet  sich  beim  längeren 
Stehen  ein  rothbrauner  Niederschlag  von  basischem  Ferrioxalat.  Rascher  erfolgt  er 
nach  Zusatz  von  Weingeist. 

III.  a.  Normales  smaragdgrünes  Kalium  - Ferrioxalat  mit  3 Mol. 
Kaliumoxalat.  Foj  (C,  O^)^  • Kg  -f-  6 Hj  0.  Dieses  Salz  bildet  sich  beim  Vermischen 
einer  Eisenchloridlösung  mit  soviel  Kaliumoxalatlösung,  dass  die  gelbe  Farbe  in  eine 
grüne  übergeht.  In  reinerer  Form  entsteht  es  beim  Vermischen  von  Ferrioxalat  mit 
Kaliumoxalat.  — Das  Kalium  - Ferrioxalat  krystallisirt  sehr  leicht  and  kann  des- 
halb leicht  gereinigt  werden.  Es  bildet  prachtvolle,  smaragdgrüne  Krystalle.  In 
Wasser  ist  es  schwierig  löslich.  1 Theil  des  Salzes  braucht  bei  17°  C.  15  Theile 
Wasser,  bei  100°  C.  0,85  Theile  Wasser  zu  seiner  Lösung.  Die  wässerige  Lösung  ist 
(bei  Lichtausschluss)  in  der  Hitze  sehr  beständig;  selbst  drei  Tage  langes  Sieden  ver- 
anlasst nicht  einmal  das  spurenweise  Entstehen  von  Ferrooxalat.  Durch  Ferridcyan- 
kalium  wird  das  Kalium  - Ferrioxalat  blau  gefällt,  jedoch  löst  sich  der  Niederschlag 
sofort  wieder  mit  blauer  Farbe  auf. 

b.  Olivenbraunes  Kalium-Ferrioxalat  mit  1 Mol.  Kaliumoxalat. 
Fe.3  (Cj  0^)4  • K,  -j-  5 H.,  0.  Krystallisirt  schwierig.  Es  ist  in  Wasser  leicht  löslich. 

IV.  Normales  smaragdgrünes  Natrium-Ferrioxalat.  FCg  (Cj  OJ3  • Na^ 
-|-  11  H.J  0.  Wird  ähnlich  wie  das  entsprechende  Kaliumsalz  dargestellt.  Die  Dar- 
stellung durch  Lösen  von  Ferrihydroxyd  in  saurem  Natriumoxalat  ist  vorzxrziehen, 
weil  das  beim  Mischen  von  Eisenchlorid  und  Natriumoxalat  sich  bildende  Chlornatrium 
vermöge  der  leichten  Löslichkeit  des  Doppelsalzes  nicht  leicht  von  letzterem  zu 
trennen  ist.  Das  Salz  krystallisirt  in  grossen,  prachtvoll  smaragdgrünen  Ki’ystallen, 
welche  luftbeständig  sind.  Es  ist  in  Wasser  leicht  löslich.  1 Theil  des  Salzes  löst 
sich  bei  17  °C.  in  1,69  Theilen  Wasser,  bei  100°  C.  in  0,55  Theilen  Wasser. 

V.  Normales  Ammonium  - Ferrioxalat.  Fe,  (Cj  Oj)g  • (NH^l^ -j- 8 II.,  0. 
Aehnlich  wie  das  entsprechende  Kalium-  oder  Natriumdoppelsalz  hergestellt.  Es 


Die  wichtigsten  zum  Copiren  verwendeten  lichtempfindlichen  Eisensalze.  197 


II.  Pliotocliemisclie  Zersetzung  der  Lösungen  Ton  Eisen- 

yerlbindungen. 

lieber  die  Zersetzung  verschiedener  Eisenverbindungen  im  Liebte 
haben  vpir  bereits  im  I.  Bande  dieses  Werkes  berichtet.  Verschiedene 
dieser  photochemischen  Processe  wurden  ferner  vom  Verfasser  im  Jahre 
1880  genauer  untersucht. 

Eine  wässerige  Lösung  von  Perrioxalat  (=  oxalsaures  Eisenoxyd) 
zersetzt  sich  im  Lichte  glatt  nach  der  Gleichung 

Ee,(C2  0,)3  = 2(Fe.C2  0J  + 2C02. 

Das  Kalium-Ferrioxalat,  sowie  die  entsprechenden  Natrium- 
und  Ammonium-Doppelsalze  erleiden  sowohl  in  festem  Zustande, 
wie  in  wässeriger  Lösung  eine  rasche  Veränderung  im  Lichte,  was 
zuerst  Bussy  im  Jahre  1838  beobachtete.^)  Die  Krystalle  der  Salze 
werden  im  Lichte  an  der  Oberfläche  gelb  und  verlieren  ihren  Glanz. 

Die  wässerige  Lösung  des  Kalium-Ferrioxalates  zersetzt  sich 
im  Lichte  rascher,  als  das  feste  Salz.  Bei  Ausschluss  von  Luft  geht 
der  Process  nach  der  Gleichung 

Fc2  (Cg  0^)g  • Eg  = 2 Fe  Cg  O4  -|-  3 Kg  ■ Cg  O4  -j-  2 COg 
vor  sich.  Ein  Th  eil  des  Ferrooxalates  scheidet  sich  krystallinisch  aus, 
ein  Theil  aber  bleibt  in  dem  Kaliumoxalat  als  Doppelsalz  gelöst.  Bei 
Luftzutritt  bildet  sich  neben  den  erwähnten  Producten  noch  basisches 
Ferrioxalat,  welches  sich  als  flockige  rothb raune  Masse  ausscheidet. 
Das  letztere  ist  als  ein  secundäres  Product  zu  betrachten  und  rührt 
von  der  Oxydation  des  im  Lichte  entstandenen  Kalium -Ferrooxalates 
her.  Zusatz  von  Oxalsäure  hindert  die  Ausscheidung  des  basischen 
Oxydsalzes,  indem  sich  das  normale  grüne  lösliche  Oxydsalz  bildet. 

Ganz  ähnlich  verhält  sich  das  Natrium-  und  Ammonium -Ferrioxalat. 

Auch  die  citronensauren  und  weinsauren  Eisenoxydsalze 
werden  im  Lichte  reducirt.  Das  Ferricitrat  und  Tartrat  geht  im  Lichte 
anfangs  ohne  Gasentwicklung  in  das  Ferrosalz  über;  später  entwickelt 
sich  Kohlensäure.  Die  Lösung  des  Ferritartrates  scheidet  Ferrotartrat 
als  grünes  krystallinisches  Pulver  aus. 


krystallisirt  in  hellgrünen,  liiftbeständigen  Krystallen,  welche  nicht  leicht  in  solcher 
Grösse  wie  das  Natronsalz  darzustellen  sind.  1 Theil  des  Salzes  erfordert  hei  17®  C. 
2,10  Theile  Wasser,  bei  100“  C.  0,29  Theile  Wasser  zu  seiner  Lösung. 

1)  Eder,  Ueber  die  Zersetzung  des  Eisenchlorids  und  einiger  organischer  Eerri- 
salze  im  Lichte.  (Sitzungsber.  d.  k.  Akademie  d.  Wissensch.  Wien.  II.  Abth.  1880. 
Octoher-Heft.) — Eder,  Untersuchungen  über  die  chemischen  Wirkungen  des  Lichtes 
(Sitzungsber.  d.  k.  Akademie  d.  Wissensch.  Wien.  II.  Abth.  1885.  Juli),  wo  besonders 
vom  Eerrideyankalium , Nitroprussidnatrium,  Eisenoxydsalzen  die  Eede  ist. 

2)  Journ.  de.  Pharm.  1838.  Journ.  f.  prakt.  Chem.  Bd.  16,  S.  345. 

14* 


198 


Vierter  Theil.  Neunzehntes  Kapitel. 


Ammonium-Eerricitrat  wurde  schon  von  Herschel  1842  zur 
Erzeugung  von  Lichtbildern  benützt.^) 

Bei  einigen  Eisensalzen  bestimmte  Eder  die  Grösse  der  photo- 
chemischen Zersetzung  im  weissen  Tageslichte  unter  möglichst  gleichen 
Umständen,  um  ein  in  Zahlen  auszudrückendes  Yerhältniss  der  che- 
mischen Energie  des  Lichtes  in  verschiedenen  Fällen  zu  erhalten.  Bei 
diesen  Yersuchen  wurden  Lösungen  von  äquivalentem  Salzgehalt  be- 
lichtet und  dann  das  Eisenoxydul  neben  Eisenoxyd  nach  Eder’s  Methode 
mittels  Silbernitrat  2)  quantitativ  bestimmt.  Zur  Controle  wurden  colori- 
metrische  Proben  mit  Ferrid- Cyankalium  vorgenommen. 

Am  raschesten  wurde  im  Lichte  eine  wässerige  Lösung  von  gleichen 
Molekülen  Eisenchlorid  und  Oxalsäure  reducirt.  Die  Lösungen  waren 
bei  den  Yersuchen  von  einer  solchen  Concentration,  dass  sie  0,75  Proc. 
Eisen  enthielten.  Auch  die  Lösung  der  anderen  Substanzen  wurde  in 
äquivalenter  Menge  hergestellt.  Als  Einheit  wurde  die  aus  einem  Ge- 
misch von  Eisenchlorid  und  Oxalsäure  in  einer  gewissen  Zeit  im  Lichte 
entstandene  Menge  Eisenoxydul  (resp.  Eisenchlorür)  =100  gesetzt. 


Grösse  der  photochemischen  Zersetzung  von  wässerigen 
Lösungen  bei  17  bis  20  Grad  C.  (nach  Eder). 


Eisenchlorid  -f  Oxalsäure 

100 

Ammonium -Ferritartrat  . . 

80 

Ferrioxalat 

89 

Ammonium -Ferrici  trat  . . 

15 

Ammonium -Ferrioxalat  . 

80 

Eisenchlorid  Citronensäure 

19 

Kalium -Ferrioxalat  . . 

78 

Eisenchlorid -f  Weinsäure 

25 

Ferritartrat 

80 

III.  Veränderungen  von  Papieren  u.  dergl.,  welche  mit  licht- 
empfindlichen Eisenverhindimgen  überzogen  sind. 

Im  Allgemeinen  erleiden  die  lichtempfindlichen  Eisenverbindungen 
dieselben  photochemischen  Yeränderungen  wie  die  Lösungen,  wenn  man 
Papier,  Leinwand,  Gelatine  u.  dgl.  damit  überzieht  und  dem  Lichte  aus- 
setzt; dies  gilt  z.  B.  von  dem  oxalsauren,  citronensauren  Eisenoxyd 
und  dgl.  Jedoch  wird  die  Schnelligkeit  der  photochemischen  Zersetzung 
dadurch  beeinflusst,  je  nachdem  die  Schicht  mehr  oder  weniger  trocken 
ist.  Es  muss  deshalb  keinesfalls  dasjenige  Präparat,  welches  in  gelöstem 
Zustande  sehr  lichtempfindlich  ist,  dieselbe  verhältnissmässige  Licht- 


1)  „On  the  Action  of  the  Solar  Spectrum“,  Phil.  Transact.  1842.  Auch  Photogr. 
Ai-chiv.  1864.  S.  467. 

2)  Sitzb.  der  k.  Acad.  d.  Wissensch.  Y'‘ien.  1880.  Januar -Heft. 


Die  wichtigsten  zum  Copiren  verwendeten  lichtempfindlichen  Eisensalze.  199 

empfindlichkeit  in  getrockneten  Schichten  auf  Papier  aufweisen. i)  (Ver- 
gleiche oben  S.  198.) 

Papiere  mit  lichtempfindlichen  Perrisalzen  sind  sehr  lichtempfind- 
lich, in  günstigen  Fällen  sogar  empfindlicher  als  Silbercopirpapiere. 

Mitunter  beschleunigt  die  organische  Substanz  des  Papieres  den 
photochemischen  Process,  wenn  das  Salz  an  und  für  sich  geringe  oder 
keine  Lichtempfindlichkeit  hat;  so  ist  z.  B.  Eisenchlorid,  sowie  Uran- 
nitrat für  sich  allein  unempfindlich,  auf  Papier  erleiden  sie  aber  im 
Lichte  eine  Eeduction  zu  Oxydulsalzen.  Gemische  von  Eisenchlorid 
mit  Oxalsäure,  Weinsäure  etc.  sind  sehr  lichtempfindlich  und  werden 
bei  Pell  et ’s  Lichtpausverfahren  benutzt  (s.  d.). 

IV.  Sichtbarmaclien  schwacher  Lichtbilder  auf  Papieren,  welche 
mit  Eisen-  oder  Uransalzen  präparirt  sind. 

Die  Farbenänderung  der  Eisen-  oder  üransalze  im  Lichte  ist  in 
der  Regel  wenig  merklich,  oder  wenn  sie  auch  deutlich  ist,  so  besitzt 
das  Product  der  Lichtwirkung  keine  genügend  hübsche  und  intensive 
Färbung,  um  zur  Bilderzeugung  unmittelbar  verwendet  zu  werden. 

Deshalb  ist  man  genöthigt,  durch  chemische  Reagentien  das  schwach 
gefärbte  photochemische  Zersetzungsproduct  in  einen  anderen  intensiv 
gefärbten  Körper  umzuwandeln,  welcher  deutlich  sichtbar  und  hinläng- 
lich haltbar  ist. 

Zur  Sichtbarmachung  des  schwachen  Lichtbildes  auf  Papier  dienen 
folgende  Eeactionen: 


Verwendeter 

lichtempfindl. 

Körper 

Product 

der 

Lichtwirkung 

Mittel  zur  deutlichen 
Sich  tbar  m ach  u n g 
des  schwachen  Lichtbildes 

Farbe 
des  End- 
productes 

Name  des  darauf 
gegründeten 
ph  otographisch  en 
Processes 

Ferrisalze, 
(Ferrioxalat 
-citrat,  -tartrat 
etc.) 

Ferrosalze 
(Ferrooxalat, 
-citrat  etc.) 

Ferridcyankalium 
(gibt  mit  Ferrosalzen  unlösliches 
Berlinerblau,  mit  Ferrisalzen  aber 
eine  lösliche  Verbindung,  welche 
sich  auswaschen  lässt) 

Blau 

Cyanotypie 
(giebt  nach  einer 
Zeichnung  weisse 
Linien  auf  blauem 
Grunde) . 

desgl. 

desgl. 

Ferrocyankalium 
(gibt  mit  Ferrisalzen  einen  blauen, 
mit  Ferrosalzen  einen  weissen 
Niederschlag) 

Blau 

Cyanotypie 
oder  Pellet’s 
Lichtpausver- 
fahren 
(giebt  nach  einer 
Zeichnung  blaue 
Linien  auf  weissem 
Grunde). 

1)  Noch  auffallender  tritt  eine  ähnliche  Erscheinung  beim  Kaliumbichromat  in 
Gemengen  mit  organischen  Substanzen  hervor.  Bei  diesen  ist  die  Empfindlichkeit  in 
wasserfreiem  Zustande  gering,  bei  Gegenwart  von  hygroskopischer  Feuchtigkeit  viel 
grösser,  in  wässeriger  Lösung  aber  häufig  fast  Null. 


200 


Vierter  Theil.  Neunzehntes  Kapitel. 


Verwendeter 

lichtempfindl. 

Körper 

Product 

der 

Lichtwirkung 

Mittel  zur  deutlichen 
Sichtbarmachung 
des  schwachen  Lichtbildes 

Farbe 
des  End- 
productes 

Name  des  darauf 
gegründeten 
photographischen 
Processes 

Ferricitrat 

Ferro- 

citrat 

Chlorgold 

(an  jenen  Stellen  des  Papieres, 
wo  sich  Perrosalz  gebildet  hat, 
wird  metallisches  Gold  reducirt) 

Bräunlich 

Chrysotypie 

Ferrioxalat 

Ferro- 

oxalat 

Platinchlorür  oder 
Platinchlorid 
(an  jenen  Stellen , wo  sich  Ferro- 
saiz  gebildet  hat,  wird  Platin 
reducirt) 

Schwärz- 

lich 

Platinoty pie 

Ferrioxalat 

Ferro- 

oxalat 

Silbernitrat 

Schwärz- 

lich 

Kallity  pie 
oder 

Argentotypie 

Salpeters. 

Uranoxyd 

(nebst  Organ. 
Substanzen) 

Uran- 

oxydulsalz 

Silbernitrat 
(das  XJranoxydulsalz  reducirt 
metallisches  Silber) 

Schwärz- 

lich 

Wothly- 
typie  etc. 

Eisenchlorid 

und 

Kupferohlorid 

Kupfer- 

chlorür 

Ehodankalium,  dann 
Ferridcyankalium 

(das  Kupferchloriir  peht  in  roth- 
braunes  Ferrocyankupfer  über) 

Roth- 

braun 

Obernetter’s 
Copirprocess 
ohne  Silbersalz 

Diese  Uebersicht  ist  weit  entfernt,  erschöpfend  zu  sein;  allein  sie 
zeigt  zur  Genüge  das  Wesen  derartiger  photographischer  Copirprocesse. 
(Weitere  Einzelheiten  siehe  in  den  folgenden  Capiteln.) 


ZWANZIGSTES  CAPITEL. 

UEBEESICHT  YEESCHIEDENEE  PHOTOGEAPHISCHEE 
COPIEMETHODEN  MITTELS  LICHTEMPEINDLICHEE 
ErSENVEEBIM)UNGEK 


Zu  photographischen  Copirprocessen  wurden  organische  Ferrisalze 
(besonders  das  später  so  häufig  verwendete  citronensaure  Eisenoxyd  und 
Blutlaugensalz)  zuerst  von  Sir  John  Herschel  im  Jahre  1842  („Pfiiloso- 
phical  Transactions“)  mit  Erfolg  versucht  und  genau  beschrieben  (s.  S.  198); 
die  hiermit  begründeten  Copirprocesse,  besonders  aber  die  Cyanotypie, 
wurden  für  das  Lichtpausverfahren  von  hoher  Wichtigkeit. 

I.  Ferrideyankaliiim. 

Tränkt  man  Papier  mit  einer  Lösung  von  Ferridcyankalium,  so 
wird  es  mässig  empfindlich  gegen  Licht.  Es  wird  im  Sonnenlichte 
Berlinerblau  erzeugt  und  nach  mehrstündiger  Belichtung  an  der  Sonne 
erhält  man  eine  deutliche  Copie,  welche  man  mittels  Wasser  fixiren 
kann;  Zusatz  von  etwas  Natriumsulfat  in  Waschwasser  befestigt  das 
Beriinerblau  auf  der  Faser  (Herschel,  i.  J.  1842).  Waschen  mit  Silber-, 
Cobalt-,  Quecksilbersalzen  beeinflusst  die  Bildfärbung  (Herschel  1842; 
Niepce,  Compt.  rend.  Bd.  48,  S.  740;  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot. 
1861,  Bd.  3,  S.  42).  Das  Yerfahren  mit  Ferridcyankalium  allein  eignet 
sich  nicht  für  die  Praxis. 

II.  Ferricitrat  oder  -tartrat.  — Behandlung  der  Bilder  mit 

Ferridcyankalium. 

Wird  Papier  bloss  mit  einer  Lösung  von  Ammoniumferricitrat 
(citronensaurem  Eisenoxydammoniak)  getränkt,  so  wird  es  hellgelb;  in 
Sonnenlicht  wird  es  ockerfarbig  und  selbst  grau.  Aber  selbst  nach  sehr 
kurzer  Belichtung,  wenn  die  Wirkung  kaum  sichtbar  ist^),  erhält  man 

1)  Die  wenig  sichtbaren  Copien  auf  Ferricitratpapier  wurden  mit  einer  separaten 
Lösung  von  Ferridcyankalium  1866  als  Zauberphotographien  von  Hughes  in  England 
verkauft. 


202 


Vierter  Theil.  Zwanzigstes  Capitel. 


durch  Bestreichen  mit  einer  Lösung  von  Ferridcyankalium  auf  den  be- 
lichteten Theilen  einen  blauen  Mederschlag  von  Berlinerblau;  das 
Ferrisak  wird  also  an  diesen  Stellen  in  Ferrosalz  verwandelt.  (Herschel, 
i.  J.  1842.)  Das  unveränderte  Ferrisalz  bläut  sich  nicht  mit  dem 
Ferridcyankalium.  Aehnlich  verhält  sich  Ferritartrat  und  -oxalat. 

Man  kann  von  Anfang  an  Gemische  von  Ferricitrat  etc.  und 
Ferridcyankalium  auf  das  Papier  auftragen  und  erhält  im  Lichte  un- 
mittelbar dieselbe  Blaufärbung,  wie  bei  der  getrennten  Behandlung, 
was  bereits  Herschel  gefunden  hatte. 

In  den  Gemischen  von  Ferricitrat  etc.  mit  Ferridcyankalium  ist 
das  erstere  als  der  lichtempfindliche  Bestandtheil  zu  betrachten,  das 
letztere  übt  erst  secundär  eine  bläuende  Wirkung  auf  das  im  Lichte 
entstandene  Ferrosalz  aus. 

Das  mit  äpfelsaurem  Eisenoxyd  getränkte  Papier  färbt  sich  im 
Lichte  bräunlich.  Der  schwache  Lichteindruck  lässt  sich  weder  mit 
Chlorgold  noch  Silbernitrat  kräftigen.  (Liesegang,  Arch.  1865.  1.)  — 
Schwefelcyankalium  mit  Ferricitrat  gemischt  ist  auf  Papier  unter  ge- 
wissen Umständen  lichtempfindlich  (Herschel  1842).  — Yergl.  „Cyano- 
typie.“ 


in.  Ferricitrat  gemischt  mit  gelbem  Blutlaiigensalz. 

Wenn  Papier,  welches  mit  einer  Lösung  von  Ammoniumferricitrat 
bestrichen,  getrocknet  und  dann  mit  gelbem  Blutlaugensalz  (Ferrocyan- 
kalium)  getränkt  wird,  so  wird  das  Papier  bei  nachfolgender  Belichtung 
rasch  purpur- violett  und  beim  Trocknen  ganz  schwarz.  In  diesem  Zu- 
stande ist  das  Papier  (nach  Herschel,  1842)  sehr  lichtempfindlich;  es 
giebt  sehr  tiefe  und  scharfe  Bilder,  die  aber  im  Dunklen  der  Luft  aus- 
gesetzt wieder  schwarz  werden.  Wenn  man  sie  mit  Ammoniak  oder 
kohlensaurem  Ammoniak  wäscht,  verschwinden  sie,  kommen  aber  gleich 
wieder  mit  umgekehrtem  Licht  und  Schatten  zum  Vorschein.  Isun  sind 
sie  fixirt,  und  wenn  das  j^mmoniak  durch  Auswaschen  mit  Wasser 
entfernt  ist,  so  wird  ihre  Farbe  reines  Berlinerblau,  das  beim  Trocknen 
viel  nachdunkelt.  (Herschel,  i.  J.  1842.) 

lY.  Behandlung  der  Lichtbilder  auf  organischen  Eisensalzen 
mittels  Ferrocyankaliiim. 

Wird  Papier  mit  Ferricitrat  oder  -tartrat  bestrichen  und  dem  Lichte 
ausgesetzt,  so  bildet  sich  bekanntlich  im  Lichte  Ferrosalz. 

Ferrocyankalium  (gelbes  Blutlaugensalz)  wirkt  nun  auf  Eisensalze 
folgen  dermassen:  Es  gibt  mit  Eisenoxydsalzen  (Ferrisalzen)  sofort  einen 
intensiv  blauen  Mederschlag  von  Berlinerblau;  mit  Eisenoxydulsalzen 


Uebersicht  verschiedener  photographischer  Cop irmeth öden  u.  s.  w. 


203 


(Perrosalzen)  aber  bildet  sich  ein  weisser  Niederschlag  (sog.  Berliner- 
■weiss),  welcher  sich  an  der  Luft  aber  ziemlich  rasch  bläut  und  all- 
mählich gleichfalls  in  Berlinerblau  übergeht. 

Deshalb  entsteht  beim  Behandeln  einer  Copie  auf  Eisencitrat -Papier 
an  den  nicht  vom  Lichte  getroffenen  Stellen  ein  positives  blaues  Bild 
(blaue  Linien  auf  weissem  Grunde),  während  die  belichteten  Stellen  einen 
weissen  Niederschlag  enthalten.  Leider  dunkelt  (trotz  des  Waschens) 
dieser  weisse  Niederschlag  rasch  nach,  weshalb  niemals  der  Grund  rein 
weiss  bleibt,  wenn  man  nicht  besondere  Vorsichtsmassregeln  ergreift. 
(Herschel.) 

Erst  durch  Pellet  in  Paris  wurde  die  Herstellung  positiver  Licht- 
pausen mittelsEisensalzen  und  Ferricyankalium  bedeutend  vervollkommnet, 
so  dass  es  schöne  reine  Copien  mit  blauen  Linien  auf  rein  weissem 
Grunde  liefert  (s.  u.).  Dies  gelingt  nur,  wenn  man  das  Papier  mit  einem 
Gemische  von  lichtempfindlichen  Eisensalzen  mit  Gummi  arabicum 
überzieht  (nämlich:  citronensaures  Eisenoxyd,  Eisenchlorid  und  Gummi). 
Der  Gummi  hindert  nicht  nur  das  Anlegen  von  dem  verunreinigenden 
Berlinerweiss  an  die  Papierfaser,  sondern  wirkt  auch  namentlich  in  der 
Weise,  dass  die  nicht  belichteten  Stellen  viel  leichter  von  der  Blut- 
laugensalzlösung durchdrungen  werden,  als  die  belichteten i),  weshalb 
nur  das  blaue  Bild  von  Berlinerblau  (dort,  wo  keine  Lichtwirkung  statt- 
fand und  Eisenoxydsalz  vorhanden  ist)  bis  zur  Papierfaser  eindringt  und 
festhaftet,  während  das  Berlinerweiss  (dort,  wo  im  Lichte  Eisenoxydul 
entstand)  an  der  Oberfläche  der  Gummischicht  bleibt  und  durch  schwache 
Säuren  völüg  entfernt  werden  kann  (das  Capitel  über  Pellet’s  Gummi - 
Eisenverfahren  s.  u.).  Der  Nutzen  des  Gummi  arabicum  bei  diesem 
Process  wurde  wohl  von  Pellet  zuerst  praktisch  verwerthet,  dessen 
Methode  in  einem  besonderen  Capitel  beschrieben  ist. 

V.  Behandlung  der  Eisen -Lichthilder  mit  Chlorgold 
(Clirysotypie). 

Die  Umwandlung  der  Ferrisalze  im  Lichte  zu  Ferrosalzen  kann 
auch  mittels  Chlorgold  nachgewiesen  werden.  Präparirt  man  Papier 
mit  Ammoninmferricitrat,  trocknet,  belichtet  es  und  bestreicht  es  mit 
(mittels  Soda  neutralisirter)  Chlorgold -Lösung,  so  erscheint  sofort  ein 
intensives  Bild,  in  dem  sich  metallisches  Gold  nur  an  jenen  Stellen 
niederschlägt,  wo  im  Lichte  Ferrosalz  entstanden  ist.  Man  fixirt  durch 
Waschen  mit  Wasser.  Dann  trocknet  man  zwischen  Saugpapier  und 
überstreicht  es  auf  beiden  Seiten  mit  schwacher  Jodkalium-Lösung.  Ist 


1)  Pizzighelli,  Anthrakotyple  und  Cyanotypie.  1881.  S.  15. 


204 


Vierter  Theil.  Zwanzigstes  Capitel. 


in  den  Poren  des  Papieres  noch  Chlorgold  enthalten,  so  werden  die 
Lichter  schmutzigbraun;  durch  neuerliches  Waschen  mit  Wasser  wird 
das  Bild  weiss  und  völlig  fixirt.  Den  Process  nannte  Herschel; 
Chrysotypie,  welche  jedoch  in  die  Praxis  keinen  Eingang  fand. 

VI.  Sichtbarmachen  der  Eisen -Lichtbilder  mittels  Silbernitrat 
(Argentotypie , Kallityi)ie , Sepia  - Blitz  - Lichtpauspapier). 

Wenn  man  Papier  mit  Ferricitrat  oder  -tartrat  (Herschel  1842) 
oder  Ferrioxalat  (Hunt,  Researches  on  light  1844.  S.  147;  Draper, 
Kreutzer’s  Jahrb.  d.  Phot.  1857.  S.  281)  oder  Gemischen  von  Oxalat 
und  Citrat  (Borlinetto,  Phot.  Archiv.  1864.  S.  85)  bestreicht,  trocknet, 
copirt  und  dann  mit  Silbernitratlösung  wäscht,  so  entsteht  ein  schwärz- 
liches Lichtbild,  bestehend  aus  metallischem  Silber,  weil  das  im 
Lichte  gebildete  Ferrosalz  das  Silbersalz  reducirt.  Le  Gray  (1852) 
variirte  den  Process,  indem  er  Ammoniumferricitrat  mit  Silbernitrat 
gemischt  auf  Papier  strich  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1893.  S.  482). 
Als  Fixirmittel  dient  Wasser  oder  (sicherer)  Fixirnatron  oder  Ammoniak. 
Dieser  alte,  sog.  „ Argen totypprocess“  tauchte  unter  dem  Hamen 
„KalKtypie“  1889  in  England  auf  und  wurde  dem  Dr.  Nicol  patentirt. 
Das  Kallityppapier  ist  mit  einer  Mischung  von  Ferrioxalat  und  Silber- 
salz präparirt;  im  Lichte  entsteht  ein  schwaches  Bild,  welches  beim 
TJ ebergiessen  mit  Kaliumoxalat,  Natriumcitrat  oder  Seignettesalz  etc. 
kräftig  wird  (Analogie  mit  dem  Platindruck),  weil  das  schwach  wirkende 
Ferrooxalat  in  die  kräftiger  reducirenden  Doppelsalze  übergeführt  wird 
(Eder,  Phot.  Corresp.  1892;  Jahrb.  f.  Phot.  1893.  S.  475).  Das 
Nicol’sche  Kallityppapier  kam  durch  mehrere  Jahre  in  den  Handel; 
es  giebt  ziemlich  hübsche,  stumpfe,  neutral  schwarze  Copieu,  v eiche 
beachtenswerth  sind,  wenn  sie  auch  mit  Platindrucken  oder  matten 
platinirten  Celloidinbildern  u.  s.  av.  nicht  leicht  die  Concurreuz  aushalten 
können.  Nicol  brachte  Kallityppapiere  nicht  nur  mit  gemischter  Eisen- 
Silber- Präparation  in  den  Handel,  sondern  auch  mit  reiner  Ferrioxalat- 
präparation  und  nachheriger  Behandlung  mit  Silbeiiösung.  Ersteres 
wurde  jedoch  bevorzugt  und  zwar  kann  z.  B.  das  Papier  1.  durch 
Schwimmen  auf  12  procentiger  etwas  citronensäurehaltiger  Silberlösung, 
Trocknen  und  Schwimmenlassen  auf  10 procentiger  Ferrioxalatlösung  (wie 
für  Platindruck)  hergestellt  werden,  oder  2.  durch  Mischen  von  2 — 3 Thl. 
Silbernitrat  (in  etwas  Wasser  gelöst)  mit  100  Thl.  einer  15  procentigen 
Lösung  von  Ferrioxalat,  oder  3.  mittels  100  Th.  Wasser,  10  Thl.  Ferri- 
citrat, 3 Thl.  Oxalsäure,  3 Thl.  Silbernitrat,  oder  4.  mit  100  Thl.  Wasser, 
15  Thl.  Ferridoxalat,  3 Thl.  Kaliumoxalat  und  3 Thl.  Silbernitrat. 


Uebei'sicht  verschiedener  photographischer  Copirmethoden  n.  s.  w.  205 

Man  copirt,  bis  die  die  Details  des  Bildes  im  zarten  bräunlichen 
Ton  sichtbar  sind  und  entwickelt  z.  B.  mit  100  Tbl.  Wasser,  10  Tbl. 
Jlatriumcitrat,  1 Tbl.  Silbernitrat  und  so  viel  Ammoniak,  als  zur  Auf- 
lösung des  Silberniederscblages  nothwendig  ist.  Zusatz  von  etwas 
Kaliumbichromat  vermehrt  die  Contraste.  War  reichlich  genügend  Silber- 
nitrat in  der  Papierpräparation  enthalten,  so  kann  im  Entwickler  der 
Silbergehalt  vermindert  oder  Aveggelassen  werden.  Solche  Entwickler 
für  bräunliche  Töne  sind  z.  B.:  15  — 30  g Seignettesalz,  3 — 5 g Borax, 
300  ccm  Wasser,  10  Tropfen  Kaliumbichromatlösung  (1  : 24).  Ver- 
mehrung des  Borax  giebt  schwarze  Töne;  ebenso  Zusatz  von  Ammoniak. 
Die  Copien  werden  nach  dem  Entwickeln  in  verdünntem  Ammoniak 
(oder  Natriumcitrat  und  Ammoniak,  s.  u.)  und  schliesslich  in  Wasser 
gewaschen  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1893.  S.  480.)  — Kallitypien 
können  im  Goldfixirbad  oder  Platinbad  getont  werden. 

Combinirtes  Kallityp-Platinpapier  brachte  Prof.  Bank  in  Graz 
zur  Anwendung.  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1896.  S.  525).  Er  prä- 
parirt  Eives-  oder  Steinbachpapier  mit  20  g Ammoniumferrioxalat, 
5 ccm  Kaliumplatinchlorürlösung  (1 : 50)  und  100  ccm  Wasser.  Nach 
dem  Trocknen  wird  belichtet  und  mit  folgendem  Gemisch  entwickelt: 
250  ccm  Wasser,  1 g Silbernitrat,  1 g Citronensäure,  2Y2  g citronen- 
saures  Eisenoxydammoniak,  Y2  g Oxalsäure  und  10  Tropfen  einer 
4procent.  Lösung  von  Kaliumbichromat.  Das  Bild  kräftigt  sich  hierin, 
worauf  man  dreimal  mit  Wasser  wäscht  und  in  einer  Lösung  von 
200  ccm  Wasser,  4 g citronensaurem  Natron  und  4 ccm  Ammoniak 
fixirt.  Man  kann  im  sauren  Platinbad  tonen. 

Diese  Copirpapiere  copiren  ungefähr  dreimal  rascher  als  gesilbertes 
Albuminpapier.  Auch  Lichtpauspapieren  wurden  unter  Zugrundelegung 
des  Princips  der  Argentotypie  hergestellt  und  zwar  zuerst  in  günstiger 
Form  von  Arndt  und  Troost  in  Frankfurt  a.  M.  (1895),  welche  eine 
Mischung  zusammenstellten,  welche  sehr  rasch  und  mit  brauner  Farbe 
copirt,  sog.  „ Sepia-Blitz-Ijichtpauspapier.  “ Die  Menge  und  Art  des 
Eisensalzes  bestimmt  die  Tiefe  des  Tones.  Man  löst  nach  Arndt  undTroost’s 
Patentbeschreibung  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1896.  S.  525)  in  1000  Thl. 
Wasser,  80  — 100  Thl.  Ammoniumferricitrat,  12  — 20  g Silbercitrat, 
15  — 20  Thl.  Weinsäure,  (oder  Citronensäure)  und  10 — -15  Thl.  Gelatine. 
Damit  wird  das  Papier  überzogen  und  getrocknet;  es  hält  sich  mehrere 
Monate  lang.  Im  Lichte  werden  die  Bildstellen  dunkelgelblich,  beim 
Waschen  mit  Wasser  tief  braun.  Das  Fixiren  geschieht  mit  Wasser; 
sicherer  ist  es,  schliesslich  noch  ein  verdünntes  Fixirnatronbad  (1 : 50) 
anzuwenden,  Avobei  auch  der  Farbenton  dunkler  Avird.  (Wahrscheinlich 
besteht  das  Lichtbild  aus  secundärm  durch  Ferrocitrat  reducirtem  Silber 


206 


Vierter  Theil.  Zwanzigstes  Capitel. 


und  direct  im  Lichte  gebräuntem  Silbersalz.)  ■ — Auch  Sepia -Blitz- 
Leinen  wurde  in  den  Handel  gebracht.  — Die  Copien  auf  Sepia- 
Blitz -Papier  können  im  Goldfixirbad  oder  Uran-Ferridcyankalium-Tonbad 
gefärbt  werden.  (Eder’s  Jahrbuch  1898.  S.  443  und  450.) 

Die  erwähnten  Eisen-Silber-Mischungen  eignen  sich  auch  in 
geeigneter  Form  zur  Herstellung  von  Copirpapieren , auf  welchen  das 
Lichtbild  durch  Hauch  oder  Wasserdampf  sichtbar  gemacht 
wird.  Herschel  theilte  im  Jahre  1843  („Athenaeum,  16.  Sept.  1843) 
ein  Verfahren  mit,  bei  welchem  ein  Gemisch  von  weinsaurem  Eisen- 
oxydul mit  Silbernitrat  auf  Papier  gestrichen  im  Sonnenlichte  ein 
blasses  Bild  gab;  setzte  man  sie  den  Dämpfen  von  warmem  Wasser 
aus,  so  erhielt  das  Bild  bedeutende  Intensität.  Ganz  dasselbe  Princip 
wandte  Boivin  in  Paris  (1893)  an,  indem  er  Papier  mit  Hatrium- 
ferrioxalat  und  Silbersalz  präparirte  und  die  im  Lichte  entstehende 
schwache  Copie  heissen  Wasserdämpfen  aussetzte,  wobei  die  Bilder 
deutlich  wurden.  Boivin  brachte  dies  Papier  unter  dem  Namen 
„Similiplatinpapier“  in  den  Handel;  es  bewährte  sich  jedoch  noch 
viel  weniger  als  Nicoksches  Kallityppapier  in  der  Praxis  (Eder’s  Jahr- 
buch f.  Phot.  1893.  S.  477). 

YIT.  Ferrisalze  und  Kaliiimlbichromat  sowie  Hypermanganat. 

Wird  ein  mit  citronensaurem  Eisenoxydammoniak  präparirtes  Papier 
belichtet,  dann  mit  Kaliumbichromat  bestrichen,  so  wird  das  Bi- 
chromat  an  dem  belichteten  Theile  gerade  so  desoxydirt,  wie  wenn 
man  es  an  der  Sonne  ausgesetzt  hätte  (Herschel,  1842).  — Wird  ein 
mit  Ferrioxalat  bestrichenes  Papier  belichtet,  gewaschen  und  das  blass- 
gelbe Bild  von  Ferrooxalat  in  eine  mit  ein  wenig  Ammoniak  versetzte 
Kaliumhypermanganatlösung  getaucht,  so  entsteht  ein  braunes  Bild, 
bestehend  aus  Eisenoxyd  und  Manganoxyd  (Shipson,  Phot.  Archiv 
1862.  S.  77).  Auch  chromsaures  Eisen  ist  lichtempfindlich.  (Hunt, 
Kesearches  on  light.  1844.) 

YIII.  Bilder  mittels  eitronensaurein  oder  weinsaurem  Eisenoxyd 
und  Queeksilbersalzen  (Ampliityp-Process). 

Wird  Papier  mit  einem  Gemisch  von  Ammoniumferricitrat  und 
Ferridcyankalium  getränkt,  getrocknet  und  darauf  ein  Bild  copirt 
und  gewaschen,  so  verschwindet  dieses  sofort,  wenn  man  salpetersaures 
Quecksilberoxydul  einwirken  lässt;  man  wäscht  dann  gut  aus.  Will 
man  das  Bild  wieder  sichtbar  machen,  so  braucht  man  es  nur  stark  zu 
erwärmen,  indem  man  etwa  mit  einem  warmen  Plätteisen  darüber  fährt; 
es  erscheint  mit  brauner  Farbe  und  verschwindet  nach  dem  Erkalten 


TJebersiclit  verschiedener  photographischer  Copirmethoden  u.  s.  w. 


207 


wieder.  Es  kann  dann  immer  wieder  durch  Erwärmen  sichtbar  gemacht 
werden.  Manchmal  jedoch  verschwindet  das  Bild  erst  nach  einigen 
Wochen.  (Herschel,  1842.) 

Ein  ähnliches  Yerfahren  ist  das  Amphityp-Yerfahren,  welches 
Herschel  im  Jahre  1844  während  der  Yersammlung  der  British  Asso- 
ciation mittheilte.  Herschel’ s Amphityp-Process  hat  niemals  zu  einem 
in  der  Praxis  ausführbaren  Yerfahren  gedient,  da  er  hierzu  nicht  genug 
studirt  und  vervollkommnet  wurde;  er  ist  aber  von  photochemischem 
Gesichtspunkte  sehr  interessant.  (Yergl.  Dingler’s  Polytechn.  Journ. 
Bd.  95.  S.  136;  Technologiste.  1845.  S.  162.) 

Ein  Gemenge  von  citronensaurem  Eisenoxydammoniak  mit 
Quecksilberchloridlösung  dient  nach  Uhlenhut  (Anweisung  zur 
Daguerreotypie.  1845.  S.  60)  zur  Erzeugung  von  Cyanotyp- Papier. 
Dieses  wird  nach  dem  Trocknen  belichtet,  mit  einer  gummihaltigen 
Lösung  von  Blutlaugensalz  bestrichen  und  im  Dunkeln  getrocknet;  man 
erhält  so  eine  Zeichnung,  deren  Färbung  sich  vom  Purpur  zum  Grün- 
blau abstuft.  Eine  ähnliche  Methode  gab  Halleur  an  (Halleur’s 
Kunst  der  Photogr.  1853.  S.  84).  — Yergl.  ferner  Capitel  „Quecksilber- 
salze“ weiter  unten. 

IX.  Veränderung  des  Verhaltens  gegen  Feuchtigkeit  heim 
Belichten  von  Ferrisalzen. 

Eine  merkwürdige  photochemische  Reaction  von  Eisen  salzen  wurde 
von  Henri  Garnier  und  Alphons  Salmon  (de  Chartres)  im  Jahre 
1858  entdeckt.  Dieselben  beobachteten,  dass  das  Eerricitrat  im  Lichte 
seine  Löslichkeit  und  hygroskopischen  Eigenschaften  ändert  i).  Daraufhin 
gründeten  die  Genannten  das  erste  Einstaubverfahren,  mittels  welchen 
sie  Copien  herstellten  und  in  der  Pariser  photographischen  Gesellschaft 
sowohl  Papier-  als  Glasbilder  dieser  Art  ausstellten;  sie  nannten  das 
Yerfahren  „Procede  au  charbon“.  — Sie  theilten  mit,  dass  das  Ferri- 
citrat  sowohl  auf  Papier  oder  Glas  an  den  vom  Lichte  getroffenen 
Stellen  in  Wasser,  sowie  alkoholhaltigem  Wasser  oder  Glycerin  eine 
geringere  Löslichkeit  erhalte.  Sie  trugen  auf  die  Copie  mittels  eines  Tam- 
pons Kienruss  oder  ein  anderes  gefärbtes  trockenes  Pulver  oder  Metail- 
salze  auf,  welche  nur  an  den  nicht  belichteten  Stellen,  die  klebrig 
bleiben,  haften;  durch  Hauchen  unterstützten  sie  den  Process.  Fixirt 
wurde  das  Bild  durch  Waschen  mit  Wasser,  wobei  das  Eisensalz  sich 
auflöste  und  das  Einstaubpulver  am  Papiere  ziemlich  gut  haften  blieb. 
Schliesslich  wird  mit  Gummilösung  dieses  Kohlebild  bedeckt.  (Später, 
im  Jahre  1859,  gingen  Garnier  und  Salmon  von  der  Yerwendung 


1)  Bull,  de  la  Soc.  frau9.  de  Phot.  1858.  S.  220.  (Juliheft.) 


208 


Vierter  Theil.  Zwanzigstes  Capitel. 


lichtempfindlicher  Eisensalze  im  Einstaubverfahren  ab  und  benutzten 
als  hygroskopische  Schicht  eine  Mischung  von  Ammoniumbichromat 
und  Zucker. 

Poitevin  machte  im  Jahre  1860  die  Beobachtung,  dass  sich  eine 
Mischung  von  Eisenchlorid  und  Weinsäure  ähnlich  verhält^).  Ein 
Gemisch  von  Eisenchlorid,  Weinsäure  und  Gummi  arabicum  wird  beim 
Trocknen  in  Wasser  unlöslich,  aber  beim  Belichten  löslich.  Er  beschrieb 
folgende  Yersuche:  Wird  eine  Glastafel  mit  einer  Mischung  von 
10  g Eisenchlorid,  100  g Wasser  und  3 — 4 g Weinsäure  überzogen, 
im  Dunkeln  getrocknet,  unter  einem  Bilde  in  der  Sonne  5 — 10  Minuten 
lang  belichtet,  so  bemerkt  man  ein  sehr  schwaches  Lichtbild.  An 
feuchter  Luft  nehmen  aber  nur  die  vom  Licht  getroffenen  Stellen 
Feuchtigkeit  an,  werden  klebrig  und  halten  ein  aufgestaubtes  Farben - 
oder  Em.ailpulver  fest.  Man  wäscht  mit  angesäuertem  Alkohol,  trocknet 
und  firnisst.  Waren  die  angewendeten  Farbepulver  Metalloxyde  oder 
Emaillepulver,  so  können  sie  natürlich  dem  Glase  oder  Porzellan  ein- 
geschmolzen werden.  Das  eingestaubte  Bild  auf  Glas  kann  durch  Ueber- 
giessen  mit  Rohcollodion,  Waschen  mit  angesäuertem  Wasser  und  Auf- 
legen von  gelatinirtem  Papier  abgehoben  werden,  ohne  dass  auf  der 
Oberfläche  des  Glases  eine  Spur  von  der  Zeichnung  bleibt. 

In  seiner  Abhandlung  in  „Comptes  rendus“  Bd.  52,  S.  94 setzt 
Poitevin  hinzu:  „Ich  habe  auch  bemerkt,  dass  die  Mischung  von 
Eisenchlorid  mit  Weinsäure  die  Eigenschaft  hat,  Fette  nur  auf  den 
Theilen  festzuhalten,  welche  die  Einwirkung  des  Lichtes  nicht  erhalten 
haben  und  fand  dadurch  ein  neues  photographisches  Copirverfahren  mit 
fetter  Tinte  und  chemischen  Aetzen.“ 

Im  Jahre  1863  beschrieb  Poitevin^)  das  von  ihm  gefundene 
Princip  genauer  und  er  theilte  mit,  wie  sich  dieses  Gemenge  von  Eisen- 
salzen und  organischen  Substanzen  zur  Darstellung  von  Pigment- 
bildern benutzen  lasse^)  und  im  Jahre  1878  beschrieb  er  die  An- 


1)  Bull.  Soc.  fran9.  Phot.  1860.  S.  147  und  304.  Kreutzer’s  Zeitschr.  für 
Photogr.  1860.  Bd.  3,  S.  211  und  389.  — Er  legte  solche  eingebrannte  Emailbilder 
auf  Glas  im  Jahre  1864  der  Pariser  Photogr.  Gesellschaft  vor  (Kreutzer’s  Zeitschr. 
f.  Photogr.  1864.  Bd.  7,  S.  92). 

2)  Auch  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Photogr.  1861.  Bd.  3,  S.  125. 

3)  Eepert.  de  Chimie  applique.  1863.  S.  114.  Dingler’s  Polytechn.  Journ. 
Bd.  162,  S.  302.  Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Photogr.  1863.  Bd.  7,  S.  88. 

4)  Monckhoven  sensibilisirte  Pigmentpapier  mit  Ammoniumferricitrat  (1:10), 
belichtet  und  entwickelt  (nach  dem  Aufquetschen  auf  Glas)  mit  warmem  "Wasser;  es 
entsteht  hierbei  kein  Bild.  Wird  jedoch  (statt  in  warmes  Wasser)  in  Kalium- 
bichromat  getaucht  und  dann  unmittelbar  auf  die  Glasplatte  gebracht,  so  entsteht  ein. 
Bild  (Phot.  Corresp.  1878.  S.  137).  — Vergl.  die  auf  S.  206  beschriebene  Reaction. 


TJebersicht  verschiedener  photographischer  Copirmethoden  n.  s.  w. 


209 


Wendung  dieser  Gemische  für  die  Herstellung  von  photolithographischen 
ümdruckpapieren.  (Phot.  Mitth.  Bd.  15.  S.  66.) 

Nach  J.  B.  Obernetter  eignet  sich  das  citronensaure  Eisenoxyd 
besser  zu  Einstaubbildern  als  die  Poitevin’sche  Mischung  von  Eisen- 
chlorid und  Weinsäure  oder  das  citronensaure  Eisenoxydammoniak.  Er 
beschrieb  ein  derartiges  Einstaubverfahren  im  Jahre  1864 1),  und  empfahl 
eine  Mischung  von  100  g Wasser,  5 g citronensaurem  Eisenoxyd,  4 g 
Ochsengalle,  1 — ^3  Tropfen  Salpetersäure;  Entfärben  mit  Spodium,  Fil- 
triren,  Trocknen  hei  50°  C.  Im  Jahre  1874  (Phot.  Corresp.  1874. 
S.  77)  änderte  er  dieses  Verfahren.  Er  löste  lOTheile  citronensaures  Eisen- 
oxyd, 5 Theile  Citronensäure,  2 Theile  concentrirte  Eisenchloridlösung 
und  100  Theile  Wasser  durch  Aufkochen  in  einem  Glaskolben,  filtrirte 
und  übergoss  eine  Glasplatte  damit  (der  Ueberschuss  der  Lösung  wird 
abgegossen).  Trocknen  bei  horizontaler  Lage  in  einem  Trockenofen 
(8 — -10  Minuten);  Belichtung  in  der  Sonne  8 — -10  Minuten,  im  Schatten 
eine  Stunde.  Einstauben  mit  Graphit  oder  Eisenoxyd  mittels  Pinsels,  er 
übergiesst  mit  Collodion  und  verfährt  genau  so  wie  bei  dem  weiter  unten 
beschriebenen  Einstaubverfahren  mit  Chromsalzen  angegeben  ist.  Das 
Einstaubverfahren  mit  Eisensalzen  soll  leichter  gelingen, 
als  mit  Chromsalzen.  Man  kann  auf  diese  Weise  gut  und  billig 
Glasstereoskopen  herstellen,  sowie  Negative  vervielfältigen ^). 

Tränkt  man  Eiweiss- Papier  mit  concentrirter  Lösung  von  citronen- 
saurem Eisenoxydammoniak,  so  wird  beim  Belichten  des  trockenen 
Papieres  das  Albumin  unlöslich  und  stösst  das  Wasser  ab.  Auflösung 
von  oxalsaurem  Eisenoxyd  löst  das  Albumin  auf.  (Liesegang,  Phot. 
Archiv  1865.  S.  2). 

X.  Ferrioxalat  in  der  Photolitliographie. 

Ferrioxalat  wurde  von  Halleur  1853  zur  Photolithographie 
benutzt.  Dasselbe,  in  neutraler  Lösung  wiederholt  auf  einen  lithogra- 
phischen Stein  aufgetragen,  verändert  sich  im  Dunkeln  nicht.  Unter 
einem  Bilde  noch  etwas  feucht  dem  Lichte  ausgesetzt,  zeigt  sich  ein 
bräunliches  Bild.  Durch  Uebergiessen  mit  einer  Lösung  von  kohlen- 
saurem Ammon  tritt  es  kräftiger  hervor;  man  wäscht  dann  ab  und 
übergiesst  den  Stein  mit  stark  verdünnter  Oxalsäure,  um  ihn  zu  ätzen. 
Alsdann  können  nach  der  gewöhnlichen  Methode  lithographische  Drucke 
gemacht  werden.  (Dingler,  1853.  Bd.  129,  S.  281.  Halleur’s  Kunst 
d.  Photogr.  1853.  S.  104.) 

1)  Bollmann’s  Monatshefte  für  Chemie.  1864.  S.  52. 

2)  S.  auch  Martin’s  „Handb.  d.  Emailphotcgr.  (2.  Aufl.  Weimar.  1872.  S.  237.) 


EINTJNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

WIREUNa  DES  SONNEKSPECTEDMS  AUE  EISEU- 
UM)  UEANSALZE. 


Das  Verhalten  eines  Gemisches  von  citronensaurem  Eisen- 
oxydammoniak und  Eerridcyankalium  gegen  das  Spectrum  be- 
obachtete zuerst  Herschel  im  Jahre  1842 ^).  Ein  damit  präparirtes 
Papier  färbt  sich  im  blauen,  violetten  und  ultravioletten  Theile  des 
Spectrums,  nach  Draper^)  besonders  im  Violett  bis  Blau  (bis  gegen  F). 


Fig-,  71. 


Bei  fortgesetzter  Lichtwirkung  beginnen  die  blauen  und  violetten  Strahlen  j 
das  (nicht  gewaschene)  blaue  Lichtbild  wieder  zu  zerstören  (Herschel).  J 
Ein  Gemisch  von  Eerridcyankalium  mit  Eisenchlorid  auf  Papier  t 
gestrichen  ist  über  das  ganze  Spectrum  bis  zu  den  äussersten  rothen  r 
Strahlen  empfindlich  (Herschel). 

1)  Philos.  Transact.  1842.  Phot.  Archiv  1864,  S.  485. 

2)  Philos.  Mag.  1845.  Bd.  27,  S.  435. 


1 


Wirkung  des  Sonnenspectrums  auf  Eisen-  und  Uransalze. 


211 


Abney^)  giebt  eine  Zeichnung  der  Wirkungscurve  des  Sonnen- 
spectrums auf  Ferrioxalat,  welches  auf  Papier  aufgebogen  und  getrocknet 
wurde.  Curve  1 (Fig.  70)  zeigt  die  Wirkung  bei  langer,  Curve  2 bei 
kurzer  Lichtwirkung.  (Chlorsilber  ist  nur  bis  ö,  Chlorocitrat  bis  über  E 
hinaus  empfindlich,  s.  Fig.  71.) 

Im  Vergleiche  mit  der  Wirkung  des  Sonnenspectrums  auf  Silber- 
verbindungen zeigt  sich,  dass  das  oxalsaure  Eisenoxyd  die  hauptsächliche 
Zersetzung  im  Indigoblau  erleidet,  während  Chlorsilber -Papier  besonders 
durch  Violett  (an  der  Grenze  des  Ultraviolett)  verändert  wird  (Curve  3, 
Fig.  71),  während  Silberchlorocitrat- Emulsion  viel  mehr  gegen  Grün  und 
Gelb  empfindlich  ist  (Curve  4). 

Auf  ein  Gemenge  von  Urannitrat  und  Weinsäure  auf  Papier 
wirkt  besonders  das  blaue,  indigofarbene  und  violette  Licht  rasch  zer- 
setzend. (Uiepce,  Phot.  Mitth.  1869.  Bd.  4,  S.  206.) 

1)  A b n e y,  Instruction  in  Photography.  1886.  S.  268.  — Diese  Empfindlicbkeitscurve 
gilt  auch  für  „Platinpapier“,  in  welchem  Ferrioxalat  enthalten  ist. 


Eder,  Handbuch,  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


15 


ZWEIUNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

DIE  PLATINOTYPIE. 


Die  Platinolypie  oder  der  Platindruck  beruht  auf  der  Reduc- 
tiou  des  Perrioxalates  oder  seiner  Doppelsalze  im  Lichte  zu  Ferrooxalat 
(s.  S.  199)  und  der  Fähigkeit  dieses  Ferrooxalates,  Platinsalze  zu  metal- 
lischem Platin  (PlatinschAvarz)  zu  reduciren.  Am  leichtesten  gelingt 
die  letztere  Reduction  mit  PJatinchlorür  oder  Kaliumplatinchlorür: 

6(C2  04Fe)  + SlKjPtClJ  = 3Pt  -f  2(C2  0j3Fe2  -f  Fe  2 CI,;  -f  6KC1 

Ferrooxalat  Kaliumplatinchloiür  Platiu  Ferrioxalat  Ferrichlorid  Chlorkalium. 

Platinchlorid  oder  Natriumplatinchlorid  benöthigt  zur  Reduction  die 
doppelte  Menge  von  Ferrooxalat 

12(C2  04Fe)  + 3(Na2PtCl6) 

= 3Pt  + 4(C2  04)3Fe2  + 2Fe2Cl6  + 3KC1  + 3Pt 
gibt  demzufolge  unempfindlichere  und  härtere  Copien. 

Das  Ferrooxalat  für  sich  allein  vermag  aber  diese  Reductions- 
prozesse  von  Chlorplatin  zu  Platinmetall  nur  schwierig  zu  Ende  zu 
führen,  weil  es  ein  nicht  sehr  kräftiges  Reductionsmittel  ist.  Dagegen 
erhält  das  Ferrooxalat  bei  Gegenwart  von  Kalium-,  Natrium-  oder 
Ammoniumoxalat  eine  sehr  stark  reducirende  Kraft,  weil  die  dann  ent- 
sprechenden Ferrooxalat-Doppelsalze  (z.  B.  Kaliumferrooxalat  u.  s.  w.)  die 
Eigenschaft  besonders  hoher  Reductionskraft  haben. 

Aus  diesem  Grunde  gibt  eine  Mischung  von  Ferrioxalat  und  Kalium- 
platinchlorür auf  Papier  nur  ganz  schwache,  blasse  Copien,  weil  das 
durch  Lichtwirkung  entstehende  Ferrooxalat  die  durchgreifende  Reduc- 
tion des  Platin  nicht  durchzuführen  vermag.  Man  muss  deshalb  ent- 
weder hinterher  die  Copie  in  einer  Kaliumoxalat- Lösung  oder  dergl. 
baden,  bei  dessen  Gegenwart  sofort  die  intensive  Reduction  erfolgt  (sog. 
„ Hervorrufung  “ des  Platinbildes).  Oder  man  mischt  der  Ferrioxalat- 
Platinpräparation  gleich  von  vornherein  das  Kaliumoxalat  (oder 
Natrium- oder  Ammoniumoxalat)  bei,  so  dass  gewissermassen  die  Her- 
vorrufung des  Platinbildes  gleich  während  des  Copirens  erfolgt,  in 


213 


Die  Platinotypie. 

welchem  letzteren  Falle  allerdings  die  Anwesenheit  von  etwas  Feuchtig- 
keit erforderlich  ist. 

Dementsprechend  unterscheidet  man  zwei  verschiedene  Methoden 
des  Platindruckes: 

1.  Platindruck  mit  Hervorrufung,  bei  Avelchen  die  Papier- 
präparation hauptsächlich  mittels  Ferrioxalat  und  Platinsalz  erfolgt  und 
nach  dem  Copiren  ein  Entwicklungsbad  von  Ivaliumoxalat  oder  ähnlich 
wirkenden  Flüssigkeiten  (Citraten,  Acetaten,  Natriumcarbonaten,  Phos- 
phaten, Tartraten  u.  s.  w,)  erfolgt.  Diese  Flüssigkeiten  ertheilen  je  nach 
ihrer  eigenen  Zusammensetzung  und  jener  der  Papierpräparation  den 
belichteten  Bildstellen  (Ferrooxalat)  die  erhöhte  reducirende  Wirkung 
entweder  in  heisser  Lösung(„Heiss-Entwicklungs- Platinpapier“) 
oder  bei  etwas  geänderter  Präparation  sogar  in  kalter  Lösung  („Kalt- 
Entwicklungspapier“ ). 

2.  Platindruck  mit  Selbst-Entwicklung  (Auscopirpapier), 
bei  welchem  die  Entwicklersubstanz  (meistens  Natrium-  oder  Ammonium- 
oxalat) der  Ferrioxalat-Platin-Mischung  von  Anfang  an  incorporirt  wird. 
In  diesem  Falle  erscheint  das  Platinbild  lediglich  durch  Einwirkung 
von  Wasser,  jedoch  wirkt  auch  hier  Kaliumoxalat- Entwickler  beschleu- 
nigend. 

Beim  Platindruck  ist  das  lichtempfindliche  Princip  das  Eisensalz 
(Ferrioxalat);  dieses  wird  durch  die  Lichtwirkung  zersetzt  und  erst  in 
zweiter  Linie  (als  secundärer  Process)  erfolgt  die  Reduction  des  Platins, 
als  Folgewirkung  der  photocheniischen  Zersetzung  der  Ferrisalze  zu 
Ferrosalzen.  So  erklärt  es  sich  auch,  dass  man  Platindrucke  herstellen 
kann,  wenn  man  Papier  nur  mit  Ferrioxalat  (ohne  Platinsalz  oder 
mit  unzulänglichen  Mengen)  bestreicht  und  erst  nach  erfolgtem  Copiren 
in  ein  entsprechendes  Platinchlorürbad  bringt,  aus  welchem  Platinmetall 
an  die  belichteten  Stellen  gefällt  wird  (Analogie  mit  Argentotypie  und 
Chrysotypie,  s.  S.  203  und  204). 

I.  Grescliichte. 

Die  Platinotypie  wurde  im  Jahre  1873  von  William  Willis  in 
England  erfunden  und  unter  dem  Namen  „ photographischer  Druck  “ am 
5.  Juni  1873  in  England  patentirt  (Nr.  2011).  Er  beschrieb  sein  Yer- 
fahren  in  der  Weise,  dass  er  Papier,  Holz  u.  s.  w.  mit  einer  Mischung 
von  Ferrioxalat  oder  -Tartrat  mit  Platin-,  Iridium- ^)  oder  Goldsalzen  über- 
zog, welches  nach  dem  Belichten  unter  einem  Negative  in  Kaliumoxalat 

1)  Nach  Pizzighelli  und  Hühl  (Die  Platinotypie  1883)  geben  Iridiunisalze 
bei  diesem  Process  kein  Bild,  dagegen  geben  Palladium  salze  hübsche  braune 
Bilder. 


15 


214 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Capitel. 


oder  Ammonium oxalat  getaucht  wurde,  worin  sich  das  Bild  entwickelt. 
Als  Platinsalz  verwendete  er  Kaliumplatinchlorür  oder  -Chlorid  oder 
auch  Platinbromid.  In  einem  Verbesserungspatent  vom  12.  Juli  1878 
(Nr.  2800)  ergänzte  Willis  seine  Methode  darin,  dass  er  Papier  mit 
Kaliumplatinchlorür,  Perrioxalat,  etwas  Oxalsäure  und  Bleichlorid  (oder 
Iridium-  und  Quecksilbersalzen)  präparirte  und  zum  Entwickeln  der 
belichteten  Papiere  eine  Mischung  von  Kaliumoxalat  mit  Kaliumplatin- 
chlorür verwendete.  In  seinem  späteren  Patent  vom  15.  März  1880 
(Nr.  1117),  liess  Willis  alle  diese  Zusätze  von  Bleisalzen  u.  s.  w.  zu 
der  empfindlichen  Schicht  weg;  er  vermehrte  den  Gehalt  der  empfind- 
lichen Eisen-Platinmischung  an  Platinsalz  und  umging  dadurch  die 
Beimengung  dieses  Salzes  in  die  Entwicklungsflüssigkeit;  er  erwähnte 
ferner,  dass  als  Entwicklungsflüssigkeit  nicht  nur  Kaliumoxalat,  son- 
dern auch  weinsaures,  citronensaures , essigsaures  und  phosphorsaures 
Natrium  oder  Kalium  u.  s.  w.  benutzt  werden  können.  ^) 

Im  Jahre  1888  kam  Willis  nochmals  auf  sein  Platinverfahren 
mit  einem  platinhältigen  Entwickler  zurück,  veränderte  das  Verfahren, 
indem  er  Kaliumoxalat  mit  doppelter  Menge  von  Mono-Kaliumortho- 
phosphat  (KH2PO4)  mischte,  dem  etwas  Kaliumplatinchlorür  zugesetzt 
wurde. 2)  Dieses  Papier  kam  in  den  Handel,  konnte  jedoch  das  Platin- 
papier mit  reinem  Kaliumoxalat- Entwickler  (anfangs  in  heisser,  später 
in  kalter  Lösung)  nicht  verdrängen. 

Nach  dem  Platinotypprocess  wurden  in  London  schon  Ende  der 
Siebziger  Jahre  unter  der  Mitwirkung  des  Erfinders  sehr  schöne  Photo- 
graphien hergestellt,  ohne  dass  ein  sicheres  Verfahren  zur  Herstellung 
der  sensiblen  Platinpapiere  allgemein  bekannt  gewesen  war. 

Erst  durch  die  von  der  Wiener  Photographischen  Gesellschaft  preis- 
gekrönte Abhandlung  von  Pizzighelli  und  Hübl,  welche  im  Jahre 
1882  erschien  („Die  Platinotypie“,  2.  Aufl.  1883),  wurde  das  Verfahren 
genau  bekannt  und  veröffentlicht;  es  wurde  das  Willis’sche  Princip  fest- 
gehalten, dass  das  Platinpapier  mit  Perrioxalat  und  Kaliumplatinchlorür 
präparirt  und  nach  erfolgter  Belichtung  mit  heisser  Kaliumoxalatlösung 
entwickelt  wurde.  Durch  Anwendung  von  Doppelsalzen  des  Ferri- 
oxalates  hatten  die  Genannten  damals  keine  guten  Kesultate  erzielt.  Im 
Jahre  1887  fand  aber  Pizzighelli  die  Bedingungen,  unter  welchen 

1)  Es  wirken  ausser  den  oben  genannten  Salzen  borsaure,  benzoesaure  uud 
bernsteinsaure  Alkalien,  sowie  kaustische  Alkalien  oder  Alkalicarbonate  als  starke 
Entwickler,  weil  sie  aus  dem  im  Lichte  gebildeten  Ferrooxalat  das  kräftig  reducirende 
Eisenoxydul  ausscheiden.  (Pizzighelli  und  Hübl,  Die  Platinotypie,  1883,  S.  28.) 

2)  Eder’s  Jahrbuch  für  Phot.  1890,  S.  337.  — Abney-Clark,  Platinotype 
1895,  S.  104. 


Die  Platinotypie. 


215 


Ferrioxalat-Doppelsalze  bei  der  Präparation  von  Platinotyppapier  gute 
Dienste  leisten  und  bemerkte^  dass  durch  Beimengung  von  Natrium- 
oxalat u.  s.  w.  in  die  empfindliche  Schicht  die  reducirende  Kraft  des  im 
Lichte  entstandenen  Ferrooxalates  derartig  gesteigert  wird,  dass  ohne 
weitere  Anwendung  einer  Entwicklungsflüssigkeit  ein  schwarzes  Platin- 
bild entsteht.  (Phot.  Corresp.  1887,  1888;  Eder’s  Jahrb.  f.  Phot.  1888.) 

Weitere  eingehende  Untersuchungen  über  den  Platindruck  machten 
A.  Lainer,!)  Baron  HübU)  u.  A. 

Die  ersten  Platinpapiere  brachte  (1880)  die  englische  Platinotype- 
Comp.  (London)  in  den  Handel;  es  Avaren  dies  anfangs  „Heiss-Ent- 
wicklungs- Papiere“,  zu  welchen  später  die  „ Kalt -Entwicklungs- Papiere“ 
(1892)  kamen.  In  Oesterreich  erzeugte  Dr.  Just  in  Wien  gute  Platin- 
papiere (1883);  ferner  liefern  solche  Papiere:  Dr.  Hesekiel  und  Dr.  Jacoby 
in  Berlin,  sowie  Unger  u.  Hoffmann  in  Dresden.  Bei  diesen  Handels- 
sorten von  Platinpapieren  Avurde  namentlich  auf  die  Stärke  und  Textur 
des  Papiers  (glatt,  mehr  oder  weniger  rauh,  dickes  Aquarellpapier, 
Pyramidenkornpapier  u.  s.  w.)  Rücksicht  genommen  und  dadurch  kam  man 
den  Anforderungen  der  künstlerischen  Photographie  (namentlich  für 
grössere  Bildformate)  entgegen.  Bald  begann  man  es  als  nützlich  zu 
empfinden,  dass  diesen  Platinpapieren  eine  allerdings  sehr  schöne,  aber 
etwas  kalte  grauschAvarze  Färbung  eigenthümlich  war  und  es  wurden 
Mittel  und  Wege  gefunden,  um  die  Farbe  der  Platindrucke  (theils  mittels 
gewisser  Zusätze  zur  Präparation  der  empfindlichen  Schicht,  theils  durch 
Tonungsprocesse)  in’s  Braune  oder  in  andere  Nüancen  zu  variiren. 

II.  Darstellung  der  für  Platinotypie  erforderliclien  Präparate. 

1.  Kaliumplatinchlorür. 

Das  Kaliumplatinchlorür  (PtK.2Cl4),  welches  in  schön  roth- 
braunen  Krystallen  krystallisirt,  wird  zur  Herstellung  von  Platinbildern 
fast  ausschliesslich  verwendet.  Das  Ammonium-  oder  Natrium  doppelsalz 
wirkt  ähnlich  (Hübl),  ebenso  das  Platinbromür. 


Darstellung  des  Kaliumplatinchlorür. 

A.  Durch  Reduction  von  Platinchlorid  mittels  schwefeliger  Säure 
nach  Pizzighelli  und  Hühl.  Man  reducirt  Platinchlorid  mittels  schwefeliger  Säure 
zu  Chlorür.  50  g Platinchlorid  werden  in  100  ccm  Wasser  gelöst,  durch  einWasser- 
had  auf  ca.  100”  C.  erwärmt,  und  ein  lebhafter  Strom  Amn  gasförmiger,  gewaschener, 
schwefeliger  Säure  durch  dieselbe  geleitet.  Nach  einiger  Zeit  bemerkt  man,  dass  die 
intensiv  gelb  gefärbte  Flüssigkeit  roth  zu  werden  beginnt,  es  ist  dies  ein  Zeichen 


1)  Phot.  Corresp. 

2)  Hühl,  Der  Platindruck,  1895. 


216 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


dass  das  Platinchlorid  schon  zum  grössten  Theile  in  das  Chlorür  umgewandelt  ist. 
Von  Zeit  zu  Zeit  wird  mittels  eines  Glasstahes  ein  Tropfen  der  Flüssigkeit  auf  ein 
Uhrglas  herausgehoben  und  geprüft,  ob  derselbe  nach  Zusatz  eines  Tropfens  Chlor- 
ammoniumlösung  noch  jenen  gelben,  für  Platinchlorid  charakteristischen  Niederschlag 
von  Ammoniumplatinchlorid  hervorbringt.  Bemerkt  man  nur  mehr  eine  geringe  Bildung 
von  Ammoniumplatinchlorid,  so  mässigt  man  den  Gasstrom,  um  das  Ende  der  Reactiou 
nicht  zu  überstürzen. 

Ist  endlich  jener  Moment  eingetreten,  in  dem  kein  Niederschlag  mehr  entsteht 
und  sich  ein  solcher  auch  durch  Reiben  des  Uhrglases  mit  dem  Glasstabe  nicht  her- 
vorbringen lässt,  so  wird  der  Gasstrom  augenblicklich  unterbrochen,  da  jetzt  die  Um- 
wandlung des  Chlorides  vollendet  ist,  und  jedes  weitere  Einleiten  von  schwefeliger 
Säure  schädlich  wird,  indem  es  mit  einem  Verlust  an  Platin  gleichbedeutend  ist.  Bei 
zu  langer  Einwirkung  des  Gases  entsteht  nämlich  aus  dem  Chlorür  Platinosulfit , ein 
dui'ch  organische  Eisenoxydulsalze  nicht  reducirbares  Platinsalz. 

Die  in  dieser  "Weise  erhaltene  Lösung  besteht  aus  einem  Gemisch  von  Platin- 
chlorür,  Schwefelsäure  und  freier  Salzsäure. 

Um  dieselbe  auf  Kali  um  platinchlorür  zu  verarbeiten,  wird  sie  nach  dem  Erkalten 
in  eine  Porcellanschaale  gegossen  und  eine  heisse  Lösung  von  25  g Chlorkalium*) 
in  50  ccm  Wasser  unter  Umrühren  zugefügt.  Das  Kaliumplatinchlorür  scheidet  sich 
hierbei  in  Form  eines  Krystallmehles  ab.  Man  lässt  Erkalten,  sammelt  nach  24  Stunden 
den  Krystallbrei  auf  einem  Filter,  seiht  die  Mutterlauge  ab,  wäscht  zunächst  mit  sehr 
wenig  Wasser  und  dann  mit  Alkohol  so  lange,  bis  derselbe  nach  dem  Ahfliossen  nicht 
mehr  sauer  reagirt. 

Das  gewaschene  Krystallmehl  wird  auf  Filtrir- Papier  ausgebreitet  und  bei  Licht- 
abschluss dem  Trocknen  überlassen. 

Das  in  der  Weise  hergestellte  Salz  ist  vollkommen  rein  und  zur  Bereitung  der 
Sensibilisirungsflüssigkeit  geeignet;  eine  weitere  Reinigung  durch  Umkrystallisiren  ist 
ganz  unnütz. 

Befolgt  man  genau  die  hier  gegebenen  Verhältnisse,  so  erhält  man  je  100  g 
Platinchlorid  (PtClj-2HCl-}-6H.,  0)  74 — 75  g des  Doppelsalzes,  also  eine  Ausbeute 
von  ca.  93  Proc.  der  theoretischen  Menge. 

Die  Mutterlauge  arbeitetman  gemeinschaftlich  mit  den  anderen  Platinrückständen  auf. 

Bezieht  man  das  Kaliumchlorür  käuflich-),  so  ist  dasselbe  auf  seine  Reinheit 
in  zweifacher  Richtung  zu  prüfen: 

1.  muss  1 Theil  des  Salzes  in  ca.  6 Theilen  kaltem  Wasser  vollkommen  löslich 

sein,  und 

2.  darf  die  so  hergestellte  Lösung  keine  saure  Reaction  besitzen. 

Das  Kaliumplatinchlorür  sowie  seine  wässerige  Lösung  ist  vollkommen  licht - 
und  luftbeständig  und  erfordert  daher  beim  Auf  bewahren  keinerlei  Vorsichtsmassregelii. 

B.  Durch  Reduction  von  Kaliumplatinchlorür  mittels Kupferchlorür. 
Thomsen  fand  die  Reaction  K2PtClß-{-2CuCl  = K., PtCl4-{-2CuCl.>,  welche  M.  Gröger 
in  Wien  zu  einer  guten  Darstellungsmethode  ausarbeitete  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot. 
1898.  S.  442).  8 g krystallisirtes  Kupferchlorid  (CuCl., -|-2H,  0)  werden  in  100  ccm 
kaltes  Wasser  gelegt  und  1,4  g Zinkstaub  kräftig  geschüttelt.  Ist  ein  gleichförmiger 
Niederschlag  von  Kupferchlorür  entstanden,  so  fügt  man  10  g foiugeriebenes  Kalium- 


1)  Der  absichtlich  gewählte  Ueberschuss  an  Chlorkalium  bezeckt  ein  möglichst 
vollständiges  Abscheiden  des  Doppelsalzes. 

2)  Zu  beziehen  von  Dr.  Just  (Wien),  Dr.  Schuchard  (Goerlitz)  u.  A. 


Die  Platinotypie. 


217 


platiuciilorid  hinzu  und  schüttelt  wieder.  Dann  gibt  man  5 g Zinkoxyd  in  das  Fläsch- 
chen und  schüttelt,  bis  die  gelben  Körnchen  des  Kalium platinchlorids  verschwunden 
sind.  Der  aus  basischem  Kupferchlorid  und  etwas  überschüssigem  Zinkoxyd  bestehende 
Niederschi ag  wird  abfiltrirt  und  mit  kaltem  "\Yasser  ausgewaschen.  Filtrat  und  "Waschwasser 
werden  mit  Salzsäure  angesäuert  und  bis  zurBindung  einer  Krystallhaut  eingedampft.  Beim 
Erkalten  scheidet  sich  Kaliumplatinchlorür  in  Krystallen  aus.  Letztere  werden  mit 
salzsäurehältigem,  dann  mit  reinem  Alkohol  ausgewaschen  und  im  Dunklen  bei  ge- 
wöhnlicher Temperatur  getrocknet.  Beim  darauffolgenden  Behandeln  mit  der  fünf- 
fachen Menge  kalten  Wasser  geht  das  Kaliumplatinchlorür  vollständig  in  Lösung,  das 
Kaliumplatinchlorid  dagegen  nicht.  Letzteres  wird  abfiltrirt  und  aus  der  Lösung 
krystallisirt  reines  Kaliumplatinchlorür.  Die  Ausbeute  ist  sehr  befriedigend. 

Carey  Lea’s  Mefhode  (Americ.  Journ.  of  Science  1894;  Eder’s  Jahrbuch  f. 
Phot.  1895.  S.  490;  Chem.  Centralbl.  1895.  Bd.  1,  S.  144).  Der  Darstellung  von 
Platinchlorür  durch  Reduction  des  Chlorides  mit  Natriumsulfit  oder  Hypophosphite 
gibt  ungünstigere  Ausbeute. 

C.  Normal-Platinlösung.  Zur  Erzeugung  von  Platinotyppapier  bereitet  man 
eine  Lösung  von  1 Theil  Kaliumplatinchlorür  in  6 Theilen  destillirtem  Wasser,  welche 
stets  im  Vorrath  gehalten  werden  kann. 

2.  Ferrioxalat  (Oxalsaures  Eisenoxyd). 

Darstellung  von  Ferrioxalat. 

A.  Darstellung  von  Ferrioxalat  airs  Eisenchlorid  nach  Pizzighelli 
und  Hübl.  Die  Darstellung  dieser  Lösung  zerfällt  in  folgende  Operationen: 

1.  die  Herstellung  des  Eisenhydroxycles; 

2.  Lösen  desselben  in  Oxalsäure; 

3.  Bestimmen  des  Eisen-  und  Oxalsäuregehaltes; 

4.  Verdünnen  und  Ansäuern  der  Lösung. 

500  g Eisenchlorid  werden  in  5-^6  Liter  Wasser  gelöst  und  die  zum  Sieden 
erhitzte  Lösung  so  lange  mit  Natronlauge  versetzt,  bis  sie  auf  Lackmus -Papier  deut- 
lich alkalisch  reagirt.  Es  werden  hierzu  ca.  250  g Aetznatron  nöthig  sein.  — Der 
Niederschlag  wird  durch  Decantireu  so  lange  mit  heissem  Wasser  gewaschen;  bis 
dieses  keine  alkalische  Reaction  mehr  annimmt,  dann  auf  ein  Tuch  gebracht  und  durch 
Abpressen  von  dem  grössten  Theile  des  Wassers  befreit.  — Das  so  erhaltene  Eiseu- 
hydroxyd  von  breiartiger  Consistenz  wird  mit  ca.  200  g fester  krystallisirter  Oxalsäure 
gemischt  und  die  Mischung  einige  Tage,  bei  Lichtabschluss  und  einer  Temperatur  von 
höchstens  30  Grad  C. , sich  selbst  überlassen,  wobei  die  Bildung  des  Ferrioxalates  vor 
sich  geht. 

Diesen  Pr'ocess  durch  Digeriren  bei  höherer  Temperatur  zu  unterstützen,  möchten 
wir  entschieden  abrathen,  da  (nach  Eder  und  Valenta)  schon  bei  mehrstündigem 
Erwärmen  auf  50  — 60  Grad  eine  theilweise  Reduction  zu  Ferrooxalat  stattfindet.  Die 
anfängliche  Farbe  der  Lö.sung  ist  rein  grün;  bei  fortgesetztem  Digeriren  wird  sie 
gelblichgrurn  rmd  zum  Schlüsse  grünlichbraun. 

Ist  dieser  Moment  eingetreten,  so  filtrirt  man  den  ungelöst  gebliebenen  Eisen- 
oxydrest ab  und  unterwirft  die  Flüssigkeit  einer  quantitativen  chemischen  Analyse^). 


1)  Man  misst  zu  diesem  Zwecke  einige  Cubikcentiiueter  der  Lösung  ab,  bestimmt 
die  Oxalsäure  mass  - analytisch  mittels  Kaliumpermanganat  und  in  derselben  Flüssig- 
keit nach  erfolgter  Reduction  durch  Zink,  in  gleicher  AVeise  das  Eisen.  Man  kann 


218 


Yierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


Aus  dem  Resultate  der  Analyse  erfährt  man  die  in  100  ccm  Lösung  enthaltene 
Menge  Ferrioxalat,  sowie  einen  etwa  noch  vorhandenen  geringen  Ueberschuss  an 
Oxalsäure.  Die  Flüssigkeit  wird  nun  mit  so  viel  destillirtem  Wasser  verdünnt,  dass 
in  je  100  ccm  20  g Ferrioxalat  |L’e, (C^OJj]  enthalten  sind,  worauf  man  noch  so  viel 
feste,  krystallisirte  Oxalsäure  zufügt,  dass  dieselbe,  einschliesslich  der  schon  in  Lösung 
befindlichen  freien  Säure,  6 — 8 Proc.  des  Ferrioxalates  beträgt.  (Normal-Ferri- 
oxalat-Lösung). 

B.  Darstellung  von  Ferrioxalat  aus  Eisenammoniakalaun.  Von 

J.  M.  Eder  wurde  der  gut  kiystallisirende  und  deshalb  viel  leichter  in  constanter 
Zusammensetzung  zu  erhaltende  Eisenammoniakalaun  (Ammoniumferrisulfat  Fbj  (804)3  ’ 

K,  (SO4)  + 2 4 H,  0)  als  Ausgangspunkt  zur  Darstellung  von  Ferrioxalat  vorgeschlagen 
und  von  W.  Weissenberger ^),  dann  von  A.  Lainer-)  und  A.  HübP)  zur  Aus- 
arbeitung einer  für  die  Zwecke  der  Platinotypie  geeigneten  Darstellungsmethode  benutzt. 

Wir  wollen  hier  die  Lainer'sche  Vorschrift  näher  beschreiben:  100  g Eisen- 
ammoniakalaun werden  in  möglichst  wenig  warmem  Wasser  gelöst  und  durch  Ver- 
dünnen mit  kaltem  Wasser  auf  das  Volumen  von  1 Liter  gebracht.  Nach  völligem 
Abkühlen  der  Eisenlösung  versetzt  man  sie  allmählich  unter  Umschütteln  mit 
200  ccm  einer  Lösung  von  Soda  (1  : 2).  Nach  erfolgter  Fällung  lässt  man  den  Nieder- 
schlag absetzen  und  überzeugt  sich  durch  einen  abermaligen  geringen  Zusatz  von 
Soda -Lösung,  dass  die  Fällung  eine  vollständige  war.  Nach  völliger  Fälhmg  und 
Klärung  der  über  dem  Niederschlage  befindlichen  Flüssigkeit  wird  letztere  mittels 
eines  Hebers  abgezogen , dann  mit  1 Liter  Brunnenwasser  übergossen  und  aufgeschüttelt. 
Später,  nach  eingetretener  Klärung  wird  das  Wasser  wieder  abgehebert  und  dieses 
Auswaschen  des  Niederschlages  so  oft  wiederholt,  bis  das  V''aschw'asser  nicht  mehr 
alkalisch  reagirt.  Nun  bindet  man  über  ein  weites,  grosses  Glas  ein  Stück  reine  Lein- 
wand, so  dass  diese  einen  flachen  Sack  bildet,  belegt  denselben  mit  zwei  Lagen  Filtrir- 
papier,  befeuchtet  es  und  bringt  den  Eisenniederschlag  möglichst  vollständig  auf  das 
Filtrirpapier.  Es  läuft  ein  klares  Filtrat  durch;  man  übergiesst  noch  zweimal  mit 
destillirtem  Wasser  und  lässt  dann  1 — 2 Tage  abtropfen.  Der  Niederschlag  verringert 
dabei  sein  Volumen  und  wird  rissig.  In  diesem  Zustande  lässt  es  sich  am  vollstän- 
ständigsten  von  der  Unterlage  trennen  und  wird  mittels  eines  Spatels  möglichst  voll- 
ständig in  ein  ca.  300  cm  fassendes  Becherglas  gebracht.  Sodann  wird  in  der 
Dunkelkammer  bei  gelbem  Lichte  37,6  g feingepulverte  krystallisirte  Oxalsäure 
zum  Eisenniederschlag  gebracht  und  verrührt.  Wenn  sorgfältig  gearbeitet  wurde  löst 
sich  der  Niederschag  bis  auf  eine  kleine  Menge  auf.  Die  entstandene  neutrale 
Lösung  von  Ferrioxalat  wird  in  der  Dunkelkammer  in  eine  Mensur  abfiltrirt,  mit 
destilirtem  Wasser  auf  187  ccm  eigänzt  und  dann  mit  2,3  g pulverisirter  krystallisirter 
Oxalsäure  augesäuert. 

Die  so  erzeugte  Normal-Ferrioxalatlösung  hat  dieselbe  Zusammensetzung 
wie  die  vorige  d.  h.  20  Proc.  Ferrioxalat  und  1,2  Proc.  freie  Oxalsäure. 


auch  — und  zwar  erscheint  dies  zweckmässiger  — das  Eisen  in  einer  besonderen 
Partie  der  Flüssigkeit  gewichts- analytisch  bestimmen,  indem  man  eindampft,  glüht, 
mittels  salpetersaurem  Ammon  einäschert  und  das  zurückbleibende  Eisenoxyd  wägt. 

1)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1890.  S.  70;  Phot.  Corresp.  1889.  S.  420  und  609. 

2)  Phot.  Corresp.  1894;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1895.  S.  490. 

3)  Hübl’s  Platindruck.  1895.  S.  10. 

4)  Zuviel  freie  Oxalsäure  bewirkt  Polarisationserscheiuungen  in  den  Platincopien 
(Lainer,  Phot.  Corresp.  1894.  S.  336). 


Die  Platinotypie. 


219 


Für  gewisse  Zwecke  ist  ein  Zusatz  von  Kaliumchlorat  in  die  Sensibilisirungs- 
lösung  günstig,  man  thut  am  besten,  eine  mit  Chlorat  versetzte  Eisenlösrmg  für  den 
jeweiligen  Gebrauch  aufzubewahren.  Man  stellt  dieselbe  dar,  indem  man  eine  ab- 
gemessene Menge  der  normalen  Eisenlösung  mit  so  viel  Kaliumchlorat  versetzt,  dass 
auf  je  100  ccm  Flüssigkeit  0,4  g des  Salzes  kommen.  (Normal-Chlorateisenlösung.) 

Zusatz  von  Platinchlorid  oder  besser  von  Natriumplatinchlorid  bewirkt  contrast- 
reichere  Copien  mit  reineren  "Weissen. 

Die  Lösung  von  Ferrioxalat  vermag  zahlreiche  wasserunlösliche  Salze  z.  B. 
Bleioxalat,  Kaliumplatinchlorid,  Quecksilber,  "Wismuth  und  Kupferverbindungen  auf- 
zulösen; solche  Zusätze  verändern  (beschleunigen)  häufig  die  Bildentwicklung.  (Hübl.) 

C.  Festes  Ferrioxalat.  Seit  1896  bringt  die  chemische  Fabrik  von  Dr.  Schuchardt 
in  Goerlitz  trockenes  Ferrioxalat  in  Form  grünlichgelber  Blättchen  in  den  Biandel, 
welche  dui'ch  Lösen  in  der  4 fachen  Menge  Wasser  eine  für  Platindruck  geeignete 
Ferrioxalat -Normallösung  liefert.  Ein  solches  Präparat  erhält  man  dirrch  Eindampfen 
der  sub  1 und  2 beschriebenen  Lösungen  von  Ferrioxalat  im  Vacuum  bei  möglichst 
niedriger  Temperatur. 

3.  Doppelsalze  der  Ferrioxalate. 

Die  Doppelsalze  der  Ferrioxalate  mit  Kalium-,  Katrium-  und 
Ammoniumoxalat  wurden  bereits  auf  S.  196  beschrieben.  Sie  werden 
gleichfalls  im  Platindruck  verwendet.  Eine  Lösung  von  50  g Natrium- 
ferrioxalat  in  100  ccm  Wasser  dient  als  Natriumferrioxalat- 
Normallösung. 

4,  Eigenschaften  und  Aufbewahrung  der  Ferrioxalat -Lösung. 

Die  Ferrioxalatlösung  ist  eine  gelblichgrüne  Flüssigkeit  vom  spec. 
Gewicht  = 1,152.  Sie  ist  im  Handel  erhältlich  (Dr.  Just  in  Wien, 
Dr.  Schuchard  in  Goerhtz,  Schering  in  Berlin,  Dr.  Jacoby  in 
Berlin  u.  A.)  und  soll  im  Finstern  an  einem  kühlen  Orte  auf- 
bewahrt werden.  Eine  käuflich  bezogene  Ferrioxalatlösung  ist  mit 
einer  Lösung  von  rotheni  Blutlaugensalz  zu  prüfen  (es  darf  keine  oder 
eine  schwach  grünliche  Färbung  entstehen,  Abwesenheit  von  Ferrosalz); 
ferner  darf  sich  die  Lösung  mit  der  zehnfachen  Menge  Wasser  gekocht 
und  verdünnt  nicht  trüben  (Abwesenheit  basischer  Ferrioxalate). 

5.  Zusätze  fremder  Substanzen  und  ihre  Wirkung  zum  Ferrioxalat. 

Oxydirende  Substanzen,  wie  Kaliumchlorat,  Bichromat  u.  s.  w.  führen 
theilweise  das  Platinchlorür  in  Chlorid  über,  welches  härtere  Bilder  gibt; 
schon  ein  minimaler  Gehalt  von  0,01  Proc.  Kaliumchlorat  übt  einen  Einfluss 
aus.  Zusatz  von  Platinchlorid  oder  seinen  Doppelsalzen  vermehren  im 
selben  Sinne  die  Contraste  der  Platinbilder  (Pizzighelli,  Hübl,  Lainer). 

II.  Wahl  und  Vorpräparation  des  ßohpapieres. 

Je  nach  der  Beschaffenheit  der  zu  copirenden  Bilder  wird  man 
Papier  von  glatter  oder  von  rauher  Oberfläche  wählen.  Bilder,  bei 


220 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Kapitel. 


welchen  es  hauptsächlich  auf  die  Wiedergabe  selbst  der  feinsten  Details 
ankommt,  wie  kleinere  Porträte,  erfordern  ein  glattes  Papier;  solche 
hingegen,  bei  welchen  der  Gesammteindruck  massgebend  ist  oder  welche 
mit  Kreide  oder  Farbe  weiter  ausgeführt  werden  sollen,  wie  Landschaften, 
Repro ductionen  von  Gemälden,  Vergrösserungen  u.  s.  w.  werden  häufig 
auf  rauhem  Papier  copirt. 

Gute  Sorten  von  Papier  für  Platindruck  sind  Rives-^)  und  Stein- 
bachpapier, Schöpfpapier  No.  27  der  Neusiedler  Aktiengesellschaft  für 
Papierfabrikation  in  Wien,  Rollenzeichenpapier  von  Schleicher  & Schüll 
in  Düren;  auch  Bristol-Carton  eignet  sich  gut. 

Es  ist  zu  berücksichtigen,  dass  zahlreiche  im  Handel  vorkommende 
Papiere  mit  Ultramarin  gebläut  sind;  derartige  Papiere  werden  beim 
Behandeln  mit  Salzsäure  gelblich  und  sind  zu  vermeiden.  Am  zweck- 
mässigsten  sind  Papiere,  die  mit  Cobaltblau  (Smalte)  gebläut  sind.  i 

Das  käufliche  Papier  muss  vor  der  Sensibilisirung  einer  Yorprä- 
paration  mit  Gelatine-,  Arrow-root-  oder  Algein-Lösung  unterzogen 
werden.  Diese  Yorpräparation  wird  zu  dem  Zwecke  unternommen,  um 
die  Poren  des  Papieres  theihveise  zu  füllen,  so  dass  die  Sensibilisirungs- 
lösung  nicht  zu  sehr  in  die  Papiermasse  sinken  kann.  Ganz  dürfen  die  i 

Poren  nicht  geschlossen  werden,  da  sonst  die  lediglich  aus  Platin  im  ! 

feinst  vertheilten  Zustande  bestehenden  Bilder  zu  sehr  auf  der  Ober- 
fläche des  Papieres  liegen  und  beim  Entwickeln  leicht  abgeschwemmt 
werden  würden. 

Gelatine-Papiere  geben  mehr  bläulichschwarze,  Arrow-root-Papiere  ; 
mehr  braunschwarze  Töne;  dieser  Farben -Unterschied  tritt  bei  glatten  ' 
Papieren  mehr  hervor  als  bei  rauhen. 

Da  Gelatine-Leimung  die  Eigenthümlichkeit  hat,  geringe  Mengen 
von  Platin-  sowie  auch  von  Eisensalzen  hartnäckig  zurückzuhalten,  so 
geben  derartig  vorpräparirte  Papiere  den  Platinbildern  die  Neigung 
zum  Yergiiben.  Man  bevorzugt  deshalb  Stärke^),  isländisches  Moos, 
Traganth,  Agar-Agar. 

A.  Yorpräparation  gut  geleimter  Papiere. 

Gut  geleimte  Papiere  (Rives,  Steinbach,  Rollenzeichenpapiere)  sind 
an  und  für  sich  gut  geleimt  und  brauchen  nur  mit  einer  1 procentigen 
Stärkelösung  vorpräparirt  zu  werden,  z.B.  10  g Arrow-root  werden  mit  etwas 

1)  Rives,  19  Kilo -Papier,  glatt,  ist  selir  häufig  gebraucht,  ebenso  19  Kilo -Papier, 
rauh;  ferner  glatter  elfenheinartiger  47  Kilo-Cartou  und  rauhes  cartonartiges  32  Kilo - 
Papier;  auch  whatmanartiges  Rives -Papier  (mittel  und  stark  rauh)  wird  mit  Erfolg 
verwendet. 

2)  Hühl,  Platindruck.  1895.  S.  32. 


Die  Platinotypie. 


221 


Wasser  in  einer  Eeibschale  verrieben  und  langsam  unter  Rühren  in  2/4  bis 
1 Liter  siedendes  Wasser  gegossen.  Diese  Lösung  wird  mittels  eines 
Schwammes  (oder  weichen  Borstenpinsels)  auf  den  Papierbogen,  welcher 
durch  Heftnägel  auf  ein  Brett  gespannt  ist,  reichlich  gestrichen  und  dieser 
zum  Trocknen  aufgehängt.  Man  kann  auch  den  Bogen  ganz  in  diese 
Lösung  oder  in  10  Thl.  Arrow-root,  800  Thl.  Wasser  und  200  Thl. 
Alcohol  untertauchen  und  zum  Trocknen  aufhängen  (gibt  mehr  bräun- 
liche Bilder).  [Für  schwarze  Bilder  nimmt  man  als  Y orpräparation : 
10  g Gelatine,  800  ccm  Wasser,  3 g Alaun  und  200  ccm  Alcohol;  ist  im 
Allgemeinen  weniger  zu  empfehlen  als  Arrow-root.]  Papiere  mit  tiefem 
Korn  müssen  mit  Stärkepräparation  bestrichen  und  mittels  eines  lang- 
haarigen, breiten,  weichen  Vertreib -Pinsels  so  lange  behandelt  werden, 
bis  die  Papierobertläche  nass  wird. 

B.  Yorpräparation  von  schlecht  geleimten  Papieren. 

Stark  saugende  Papiere  (Aquarell-,  Schöpfpapier  u.  s.  w.)  werden 
stets  in  Tassen  mit  den  oben  beschriebenen  Leimungsflüssigkeiten  während 
5 — 30  Min.  untergetaucht  und  danach  getrocknet.  Unter  Umständen 
muss  man  die  Leimungsflüssigkeiten  stärker  (mit  der  Hälfte  Wasser) 
herstellen.  Englische  Aquarellpapiere  (Whatman-,  Zander-,  Heading- 
Papier)  müssen  zuvor  entleimt  werden  (s.  Silbercopirverfahren  S.  99). 

III.  Ueberzielien  des  Papieres  mit  der  Platin -Eiseiilösimg. 

Unmittelbar  vor  dem  Gebrauche  würd  der  Grösse  der  zu  sensibili- 
sirenden  Bogen  entsprechend,  eine  der  weiter  unten  angegebenen 
Mischungen  von  Platin-  und  Eisenlösung  in  einer  Mensur  bereitet. 

Auf  je  einen  Bogen  Papier  (50  x 70  cm)  nimmt  man 
8 bis  10  ccm  einer  der  unten  erwähnten  Platin -Eisenlösungen 
(s.  S.  223);  die  Flüssigkeitsmenge  variirt  mit  dem  Aufsaugungs- 
vermögen des  Papieres. 

Das  zu  überziehende  Papier  wird  mit  zwei  Heftnägeln 
auf  ein  mit  Papier  belegtes  Reissbrett  (oder  Tischplatte)  be- 
festigt, das  erforderliche  abgemessene  Quantum  der  Platin- 
Eisenlösung  in  die  Mitte  des  Bogens  gegossen  und  mittels 
eines  käuflichen  ohne  Metall  gefassten  sog.  Leimpinsels  (Eüg.  72) 
oder  einer  schmalen  aus  weichen  Haaren  hergestellten  Bürste 
von  10  cm  Länge  und  3 cm  Breite  rasch  über  die  ganze 
Papierfläche  vertheilt.  Hierauf  entfernt  man  die  Heftnägel,  denn  der 
feuchte  Bogen  bleibt  auch  ohne  Befestigung  liegen.  Die  Edüssigkeit 
wird  nun  vertheilt,  indem  man  den  Bogen  abwechselnd  nach  der  Breite 


222  Vierter  Tlieil.  Zweiiuidzwanzigstes  Kapitel. 

und  Länge  überfährt,  bis  der  Bogen  gleichmässig  nass  und  frei  von 
Strichen  ist. 

Die  Operation  muss  bei  schwachem  Gaslicht  oder  in  der 
Dunkelkammer  bei  hellgelbem  Licht  vorgenommen  werden.  Gedämpftes 
Tageslicht  ist  gefährlich  (Schleierbildung). 

Enthält  die  Sensibilisirung  Eisenoxaiat- Doppelsalze,  welchen  eine 
grosse  Neigung  zur  Krystallbildung  zukommt,  so  muss  besonders  bei 
Papieren  mit  nicht  saugender,  harter  Oberfläche  die  Krystallisation  ver- 
hindert werden.  Würde  man  nämlich  ein  solches  Papier  in  noch  nassem 
Zustande  zum  Trocknen  aufhängen,  so  würde  es  sich  mit  einer  Unzahl 
kleiner  glitzernder  Kryställchen  bedecken,  die  das  Zu- 
standekommen glatter  Töne  verhindern. 

Man  behandelt  in  diesem  Falle  die  noch  gleich- 
mässig nasse  Oberfläche  des  Papiers  mit  einem  breiten 
langhaarigen  Pinsel,  dem  sogen.  Vertreiber  (Fig.  73). 
Dieser  wird  in  raschen  kreisförmigen  Bewegungen,  unter 
leichtem  Druck  so  lange  über  das  Papier  geführt,  bis 
jeder  Feuchtigkeitsglanz  verschwunden  ist  und  die  Ober- 
fläche ein  gleichmässig  mattes  Aussehen  zeigt.  Dann 
erst  wird  der  Bogen  getrocknet. 

Auch  bei  Gegenwart  von  Arrow- root,  Gummi  oder 
Gelatine  in  der  Sensibilisirung  ist  das  Behandeln  mit 
dem  Vertreibpinsel  nothwendig.  Diese  Substanzen 
veranlassen  nämlich  das  Entstehen  zahlloser  kleiner 
Luftbläschen,  und  da  überdies  der  dicklichen  Flüssig- 
keit die  Neigung  sich  auszubreiten  fehlt,  so  würde  nach 
dem  Trocknen  jeder  Pinselstrich  sichtbar  sein.  (Hübl.) 

Der  so  präparirte  Bogen  wird  mittels  Klammern  oder  Heftnägeln 
im  dunkeln  Baume  aufgehängt,  und  sobald  die  Feuchtigkeit  von 
der  Oberfläche  verschwunden  ist,  bei  mässiger  Wärme  (30  bis 
40  Grad  C.)  in  der  Nähe  eines  Ofens  oder  in  einem  Trockenkasten 
scharf  getrocknet. 

Wird  das  Papier  zu  früh  in  der  Wärme  getrocknet,  so  bleibt  die 
Sensibilisirungsflüssigkeit  zu  sehr  auf  der  Oberfläche  des  Papieres,  und 
das  Bild  geht  beim  Entwickeln  leicht  herab.  Bleibt  das  Papier  hin- 
wieder zu  lange  stehen,  bevor  es  in  der  Wärme  getrocknet  wird,  so 
sinkt  die  Sensibilisirungsflüssigkeit  zu  tief  in  die  Papiermasse,  und  das 
Bild  erscheint  dann  flau,  ohne  satte  Schwärzen.  Als  Regel  kann  man 
annehmen,  dass  der  Trocknungsprocess,  vom  beendigten  Aufstreichen 
angefangen,  nicht  länger  als  Y2  bis  1 Stunde  dauern  darf. 


Fig.  73. 


Die  Platinotypie. 


223 


Die  Temperatur  beim  scharfen  Trocknen  soll  die  oben  angegebenen 
Grenzen  nicht  überschreiten,  da  sonst  eine  partielle  Eeduction  des  Eisen- 
salzes auch  bei  Lichtabschluss  stattfindet. 

Im  Winter  kann  man  das  Papier  in  der  Nähe  eines  Ofens  trocknen, 
oder  man  bewegt  es  über  einer  Flamme  hin  und  her  oder  man  braucht 
Trockenkästen  (ähnlich  wie  für  Lichtdruckplatten). 


IV.  Aufbewaliriing-  der  Platinpapiere. 

Jedes  Papier,  welches  Ferrioxalat  enthält,  verändert  sich  auch  im 

hinzutritt ; es  wird 
In  vollkommen 


wenn  Feuchtigkeit 


D 


Finstern  allmählich  von  selbst, 

unter  Bildung  basischer  Eisensalze  bräunlich  (Hübl). 
trockenem  Zustande  ist  es  wochen- 
oder  monatelang  haltbar,  erfährt  aber 
dann  anch  allmählich  eine  Y eränderung, 
indem  ein  Th  eil  des  Ferrioxalates  in 
Ferrooxalat  übergeht  i)  und  dann  im 
Platinbilde  einen  grauen  Ton  (Schleier) 
erzeugt,  welcher  altes  Platinpapier 
minderwerthig  resp.  unverwendbar 
macht. 

Noch  zersetzlicher  als  die  Papiere 
mit  Ferrioxalat  sind  jene  Platin-Aus- 
copirpapiere  mit  Natriumferrioxalat. 

Um  das  Platinpapier  einige  Mo- 
nate lang  aufzubewahren,  schliesst 
man  sie  in  Büchsen  von  paraffinirtem 
Papier  oder  besser  in  Chlorcalcinm- 
Trockenbüchsen  ein  und  verschliesst  dieselben  luftdicht  (Anlegen  eines 
Kautschukringes  um  den  Deckelrand)  oder  verlöthet  sie. 

Bunde  Trockenbüchsen  (seltener  kastenartige)  sind  häufig  im  Ge- 
brauche (Fig.  73  und  74).  Der  Deckel  B der  Büchse  A besteht  aus 
zwei  Theilen;  der  untere  Theil  U,  welcher  auf  die  Büchse  aufgesteckt 
wird,  enthält  den  siebartig  durchlöcherten  Einsatz  a,  worin  das  in  Fliess- 
papier eingewickelte  vollkommen  trockene  Chlorcalcium  oder  Asbest, 
mit  geschmolzenem  Chlorcalcium  getränkt,  sich  befindet;  der  obere 
Theil  D dient  zum  Abschluss  des  Behälters  a.  In  feuchten  Localen 
wird  es  sich  empfehlen,  die  Fugen  mn  durch  darüber  gestreifte  Gummi- 
ringe luftdicht  zu  schliessen. 


Fig.  74. 


Fig.  75. 


1)  Diese  Eeaction  wird  duivh  Kaliumplatinchloriir  befördert,  indem  dieses  all- 
mälilicb  zu  Chlorid  umgewandelt  und  das  Ferrisalz  reducirt  wird  (Hübl). 


w 


224  Agierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Capitel. 

Das  feuchte  Chlorcalcium  kann  man  leicht  durch  Erhitzen  in  einem 
eisernen  Gefässe  entwässern  und  hierdurch  wieder  brauchbar  machen. 

V.  Yerscliicdene  Methoden  der  Sensihilisirung  und  Entwicklung' 

von  Platinpapier. 

Wie  bereits  zu  Anfang  dieses  Capitels  erwähnt  wurde,  kennt  man 
verschiedene  Methoden  der  Sensibilisiruug  von  Platinj^apier,  wmlche  ver- 
schiedenartige Entwicklung  verlangen. 

1.  Platin-Eisenpapier  mit  platinfreier  Entwicklung.  Es 
besteht  der  Hauptsache  nach  aus  Kaliumplatinchlorür  und  Eerrioxalat. 
Je  nach  den  Mischungsverhältnissen  der  sensiblen  Schicht  kann  man 
das  schwach  ancopirte  Bild  mit  heisser  oder  aber  mit  kalter  Kaliuni- 
oxalat- Lösung  entwickeln  und  unterscheidet  die  Unterabtheilungen: 

A.  Heiss-Entwickluugsprocess  und 

B.  Kalt-Entwicklungsprocess. 

2.  Eisenpapiere  mit  platinhaltigem  Entwickler. 

3.  Platinpapier  mit  Selbstentwicklung  in  der  Schicht  (Aus- 

copirpapier). 

Alle  diese  Arten  von  Platinpapieren  geben  brauchbare  Eesultate 
und  es  lässt  sich  der  Farbenton  der  Platinbilder  durch  gewisse  Zusätze 
von  blauschwarz  bis  braun  variiren  oder  hinterher  durch  Tonungs- 
process  verändern. 

1.  Darstellung  von  Platin -Eisenpapier  mit  platinfreier  Entwicklung. 

A.  Platinpapier  mit  Heiss -Entwicklung. 

Erste  Methode  zum  Sensibilisiren  des  Papieres: 

Die  Sensibilisirungslösung  besteht: 

Für  Negative,  wie  solche  beim  Silberdruck  verwendet  werden: 
24  ccm  Normal-Platinlösung  (s.  S.  216), 

14  „ Normal -Eerrioxalatlösung  (s.  S.  217), 

8 „ Chlorat- Eisenlösung  (s.  S.  218). 

Für  flaue  Negative,  Reproductionen,  Stiche  u.  s.  w. : 

24  ccm  Platinlösung, 

22  „ Chlorat-Eisenlösung. 

Für  harte  Negative: 

24  ccm  Normal -Platinlösung, 

22  „ Normal-Ferrioxalatlösung. 

1 ccm  dieser  Lösungen  genügt  zur  Präparation  von  ca.  350  qcm 
Papierfläche  oder  10  ccm  pro  1 Bogen  Papier  vom  Formate  50  x 66  cm. 
Bei  stärker  saugendem  Papier  setzt  man  noch  4 ccm  Wasser  zu. 


1 


Die  Platinotypie. 


225 


ZAYeite  Methode  zum  Sensibilisiren  des  Papieres: 

Man  mischt  6 ccm  Normal-Platinlösung,  9 ccm  Ferrioxalatiösung 
(s.  S.  217)  und  fügt  1 — 2 Tropfen  einer  Lösung  von  Natriuraplatin- 
chlorid  (1:10)  hinzu,  welches  letztere  die  Lichter  rein  weiss  erhält;  um 
contrastreichere  Copien  zu  erzielen,  setzt  man  dem  Gemisch  ca.  10  Tropfen 
Kaliumbichromat- Lösung  (1  : 100)  zu.  Bei  stärker  saugendem  Papiere 
werden  noch  4 ccm  Wasser  zugesetzt. 

15 — 20  ccm  dieses  Gemisches  genügen  zur  Präparation  von  ca.  2 Bogen 
Papier  vom  Formate  50  x 66  cm.  Gibt  neutrale  schwarze  Bilder.  Für 
blauschwarze  Bilder  wird  1 ccm  einer  Lösung  von  Oxalsäure- Gelatine- 
lösung ^)  zugesetzt;  ein  kleiner  Zusatz  von  Ammoniumoxalat  unterstützt 
das  Entstehen  blauschwarzer  Töne  ( La  in  er  ^). 

Bei  stärker  saugendem  Papier  setzt  man  dieser  Mischung  4 ccm 
Wasser  zu.  Bas  Papier  soll  vor  dem  Sensibilisiren  nicht  zu  trocken 
sein,  es  ist  daher  zweckmässig,  dasselbe  zunächst  einige  Stunden  in 
einen  feuchten  Baum  zu  legen. 

Die  Lösung  wird  mittels  eines  Borstenpinsels  aufgetragen,  und 
dann  das  Papier  bei  30  — 40  Grad  scharf  getrocknet. 

Bas  sensibilisirte  Papier  muss  in  Chlorcalciumbüchsen  aufbewahrt 
werden. 

Copiren  der  Bilder. 

Basselbe  erfordert,  besonders  bei  trübem  Wetter,  eine  viel  kürzere 
(Y2  — V4)  Exposition  als  bei  Anwendung  von  Albuminpapier.  Bei  rich- 
tiger Copirzeit  sind  die  Einzelheiten  in  den  Lichtern  der  Copien  nur 
sehr  schwach  sichtbar.  Gelbes  Licht  (Gas-  oder  Lampenlicht)  gestattet 
zufolge  des  Umstandes,  dass  die  gelbe  Farbe  der  Präparation  aufgehoben 
erscheint,  eine  günstigere  Beurtheilung.  Eine  genaue  Abschätzung  des 
Copirgrades  bietet  mitunter  auch  dadurch  Schwierigkeit,  dass  ein  ganz 
geringer  Grad  von  Feuchtigkeit  die  Copie  deutlicher  hervortreten  macht. 
Um  ganz  sicher  zu  gehen,  benutzt  man  mitunter  ein  Photometer  (Vogel, 
Savayer),  indem  man  vorerst  auf  einem  schmalen  Streifen  des  Platin- 
papieres,  welches  die  grössten  Contraste  des  Negatives  überdeckt, 
Copirproben  anstellt. 


Entwickeln  der  Bilder. 

a)  Für  schwarze  Töne.  Als  Entwicklungslösung  dient  eine  auf 
ca.  80  Grad  C.  erwärmte,  mit  Oxalsäure  oder  Citrouensäure  stark  an- 

1)  2 g Gelatine,  20  ccm  Wasser  und  0,5  g Oxalsäure.  (Nach  Hübl,  Platia- 
druck  1895,  S.  76.) 

2)  Phot.  Corresp.  1893,  S.  286  und  1894,  S.  336. 


T 


226  Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Capitel. 

gesäuerte^),  kalt  gesättigte  Lösung  (1 : 3)  von  neutralem  Kaüumoxalat. 
Das  Bild  wird  mit  derselben  übergossen.  — Eeicblicli  belichtete  Copien 
können  in  einer  kalten  wässerigen  Oxalatlösung  hervorgerufen  werden.®) 
Höhere  Temperatur  des  Entwicklers  bewirkt  rascheres  und  tieferes 
Schwärzen  der  Bildstellen,  weshalb  bei  dieser  Art  von  Platin -Entwick- 
lung die  Warm -Entwicklung  bevorzugt  wird. 

Man  giesst  die  heisse  Lösung  reichlich  über  das  auf  den  Boden  einer 
schräg  gehaltenen  Tasse  gelegte,  schwach  ancopirte  Platinbild;  die  Ent- 
wicklung erfolgt  plötzlich  und  Avird  durch  Eintauchen  in  ein  Salzsäure- 
bad gehemmt  (s.  u.).  Diese  Methode  ist  besser  als  Schwimmenlassen 
(Schicht  nach  unten)  auf  einer  Entwicklerlösung,  weil  man  in  ersterem 
Palle  den  Fortgang  der  Entwicklung  besser  controlliren  kann. 

Als  Verzögerer  bei  diesem  Entwicklungsprocess  wirkt  der  Zusatz 
oxydirender  Substanzen  zum  Kaliumoxalat  (z.  B.  unterchlorigsaures  Kali, 
Kaliumbichromat) ; Chlor-  oder  Bromsalze  verhindern  das  Zustande- 
kommen intensiver  Schwärze;  Natriumsulfit  verhindert  die  entwickelnde 
Elraft  der  OxalatentAvicklung  gänzlich,  wmil  nicht  reducirbares  Platin- 
sulfit entsteht  (Hübl). 

b)  Für  braune  Töne  mittels  Quecksilbersalzen.  Es  werden 
der  zum  Entwickeln  dienenden  concentrirten  Kaliumoxalatlösung  y,  bis 
1 Proc.  Quecksilberchlorid  zugesetzt,  z.  B.  300  Thl.  Kaliumoxalat,  1000  Thl. 
Wasser  und  5 Thl.  Quecksilberchlorid  gelöst  in  100  ccm  heissem  Wasser. 
Man  erwärmt  die  Oxalatlösung  auf  80  Grad  C.  und  fügt  dann  die  Queck- 
silberlösung zu.  Der  Farbenton  varürt  mit  der  Menge  des  Quecksilber- 
salzes. Zusatz  von  etAva  4 Proc.  Citronensäure  oder  Oxalsäure  zum  Ent- 
wickler wirkt  günstig  (Hübl).  Der  quecksilberhaltige  Entwickler  muss 
immer  frisch  bereitet  werden. 

Nach  Hübl  wirkt  ein  Gemisch  von  Kaliumoxalat  mit  Phosphat  (s.S.213) 
günstiger  auf  die  Entstehung  von  sepiabraunen  Platinbildern,  nament- 
lich Avenn  man  das  Quecksilberchlorid  gleich  von  vornherein  der  Platin- 
präparation der  Papiere  zusetzt  (4  ccm  Normal -Platinlösung,  6 ccm 
Normal -Ferrioxalatlösung,  1 ccm  Quecksilberchlorid  (1:20),  2 Tropfen 

1)  Säurezusatz  ist  nicht  unbedingt  nöthig;  er  Avirkt  dem  Gelbwerden  der  Papiere 
durch  Eisenverbindungen  entgegen. 

2)  Auch  Natriumacetat  (mit  etwas  Oxalsäure  versetzt)  oder  Natriumcitrat  ent- 
Avickeln  das  Platinbild  (Pizzigbelli  und  Hübl);  ebenso  kalte  Natriumcarbonatlösung 
(Cox,  1886). 

3)  Mallmann  und  Scolik  (Phot.  Rundschau  1887,  S.  157);  Liebig  (Eder’s 
Jahrb.  f.  Phot.  1888,  S.  338).  Die  Temperatur’  des  Entwicklers  ist  für  den  Farbenton 
von  Einfluss.  Heisser  Oxalatentwickler  gibt  mehr  bräunliche,  kalter  mehr  blau- 
schwarze Nüancen  (Lainer). 


Die  Plaünotypie. 


227 


Natriumplatinchloridlösung  (1:10)  und,  falls  man  sehr  rauhes  Papier 
verwendet,  noch  4 ccm  "Wasser ^).  Für  solches  Papier  kann  der  Ent- 
wickler frei  von  Quecksilber  sein,  z.  B.  100  Thl.  Ealiumoxalat,  50  Thl. 
Kaliumphosphat,  20  Thl.  Citronensäure,  10  Thl.  Chlorkalium,  1000  Thl. 
Wasser;  Temperatur  70  Grad  C.  — Mit  diesem  Entwickler  kann  auch 
gewöhnliches  Heiss -Entwicklungspapier  (s.  S.  223)  mit  brauner  Farbe 
entwickelt  werden,  wenn  man  ersterem  1 Proc.  Quecksilberchlorid  zu- 
setzt und  hei  80  Grad  C.  entwickelt. 

Fixirung  und  Wässern  der  Platinbilder. 

Nach  dem  Entwickeln  werden  die  Bilder  in  eine  Lösung  von  1 Thl. 
Salzsäure  in  80  Thl.  Wasser  gebracht,  und  einige  Minuten  darin  belassen. 
Biese  Salzsäurelösung  wird  zwei-  bis  dreimal  gewechselt,  bis  die  Papier- 
schicht die  gelbe  Färbung  (Eisen-  und  Platinsalz)  verloren  hat.  Schliess- 
lich wäscht  man  1 — 2 Stunden  in  fliessendem  Wasser  und  trocknet. 

B.  Sepia- Platinpapier  mittels  Palladiumsalzen ^)  und  heisser  Entwicklung. 

Man  mischt  5 ccm  Kalium-Platinchlorürlösung  (1 : 6),  12  ccm  Nor- 
mal-Ferrioxalatlösung,  5 ccm  Kalium-Palladiumchlorüiiösung  (1  : 6), 
10  — 20  Tropfen  Katriumpiatinchloridlösung  (1:10),  10  — 15  Tropfen 
Quecksilberchloridlösung  (1 : 20)  und  5 ccm  Wasser.  — Es  wird  mit 
warmer  Kaliumoxalatlösung  (s.  S.  225)  entwickelt. 

Die  Farbennüance  ist  etwas  anders  als  bei  den  nur  mittels  Queck- 
silbersalzen erzielten,  soeben  beschriebenen  braunen  Platinbildern. 

C.  Platinpapier  mit  kalter  Entwicklung. 

Jedes  reichlich  belichtete  Heiss -Entwicklungs- Platinpapier  lässt 
sich  auch  mit  concentrirter  kalter  Kaliumoxalatlösung  schön  entwickeln. 
Gewisse  Zusätze  zu  der  sensiblen  Schicht  (z.  B.  Bleioxalat,  Ammonium- 
ferrioxalat),  oder  zum  Entwickler  (z.  B.  Kaliumphosphat®)  befördern  die 
Entstehung  kräftiger  Copien  beim  Kalt-Entwicklungsprocess. 

Das  Kalt -Entwicklungspapier  mit  gewöhnlichem  Kalium- 
oxalat-Entwickler (zuerst  von  Willis  1892  auf  den  Markt  gebracht^) 
hat  gegenwärtig  besonders  grosse  Verbreitung  gefunden. 


1)  Eine  andere  Eormel  gab  A.  Lainer  (Phot.  Corresp. , Bd.  30,  S.  325):  6 Thl. 
Kaliumplatinchlorüiiösung  (1 : 6),  2,5  Thl.  Normal -Eisenlösung  (S.  217),  3 Thl.  Normal- 
Eisenchloratlösung  (S.  218)  und  1,2  Thl.  kalt  gesättigte  Quecksilberchloridlösung. 

2)  Kaliumpalladiumchlorür  (PdKgClJ  bildet  bräunliche,  in  Wasser  lös- 
liche Krystalle. 

3)  Willis  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1892,  S.  449). 

4)  Eder’s  Jahrhuch  für  1892,  S.  486;  1893,  S.  436. 

Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


16 


228 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Ca23itel. 


Untersuchungen  zur  Herstellung  von  Kalt- Entwicklungspapier  rühren 
von  Prof.  A.  Lainer^)  und  Baron  HübU)  her. 

Erste  Methode  (mit  platinfreiem  Entwickler). 

Die  Papiere  werden  mit  einer  Lösung  von  8 g Gelatine  in  400  ccm 
Wasser  und  Zusatz  von  1 g Alaun  vorpräparirt  (Ueberstreichen  mit 
einem  Schwamm)  und  dann  mit  folgender  Platin-Blei-Eisenlösung  be- 
strichen. 

Darstellung  der  Blei-Eisenlösung  (Hühl).  Man  löst  in  je 
100  ccm  der  normalen  Ferrioxalatlösung  1 g trockenes  oxalsaures  Blei 
(hergestellt  durch  Fällen  von  10  g Bleizucker  gelöst  in  100  ccm  Wasser 
durch  Zusatz  von  4 g Oxalsäure,  welche  zuvor  in  Wasser  gelöst 
wurde)  auf. 

Die  Platin-Blei-Eisenlösung  wird  durch  Mischen  von  6 ccm 
Blei-Eisenlösung,  4 ccm  Kalium -Platinchlorürlösung  (1  : 6)  und  event. 
(wenn  das  Papier  stark  saugt)  2 — 3 ccm  Wasser  und  Zusatz  von  15  bis 
20  Tropfen  Kaliumbichromatlösung  (1 : 100)  hergestellt.  (Für  dichte 
Negative  ist  weniger  Chromat  besser,  weil  sonst  die  Bilder  hart  werden, 
z.  B.  die  Hälfte.) 

Damit  bestreicht  man  die  gelatinirten  Papiere,  ti’ocknet,  belichtet 
und  entwickelt  mit  einer  kalt  gesättigten  Lösung  von  neutralem , oxal- 
saurem  Kali  bei  gewöhnlicher  Temperatur  (nicht  selten  ist  eine  Tem- 
peratur von  20  — 30  Grad  C.  günstiger).  Am  besten  ist  das  Auf- 
streichen dieses  Entwicklers  mit  einem  breiten  Pinsel  auf  das 
(auf  ein  Brett  gespannte)  Papier.  Glycerin  wirkt  hemmend,  was  beim 
Aufträgen  des  Entwicklers  mit  dem  Pinsel  von  Werth  sein  kann  (z.  B. 
Zusatz  von  Yg  bis  gleichen  Theil  Glycerin  zur  Kaliumoxalatlösung  ^)  oder 
Anwendung  eines  Gemisches  von  20  g Kaliumoxalat,  60  ccm  Wasser 
und  12  ccm  Glycerin.  Y 

Für  blauschwarze  Platindrucke  wird  Oxalatphosphat  empfohlen: 
480  ccm  Wasser,  40  g Kaliumoxalat,  8 g Kaliumphosphat  und  1 g 
Kaliumsulfat  (Dr.  Jacoby^);  Vermehrung  des  Kaliumoxalats  auf’s  drei- 
fache vermehrt  die  Energie. 

Die  Pixirung  erfolgt  im  Salzsäurebad,  ganz  so  wie  bei  den  Heiss - 
Entwicklungspapieren  (S.  227). 

1)  Eder’s  Jahrbuch  für  1895.  S.  287.  (Daselbst  ist  auch  die  Eeaction  des  Bi- 
chromats  und  von  Natriumplatinchlorid  zur  Vermehrung  der  Brillanz  beschrieben.) 

2)  Hü  bl,  Die  Platinotypie.  1895. 

3)  Maes  (Eder’s  .Jahrbuch  für  1894.  S.  436). 

4)  Gaedicke,  Platinverfahren.  1897.  S.  52. 

5)  Gaedicke  a.  a.  0. 


Die  Platinotypie. 


229 


Zweite  Methode  zur  Herstellung  von  Kalt-Entwicklungspapier 
(besonders  für  Strichreproductionen)  mit  Platin  im  Entwickler. 

Die  Platinotypie  mit  kalten,  platinhaltigen  Entwicklern  wurde  von 
Willis  (1888)  eingeführt.  Diese  Methode  besteht  darin,  dass  man 
wenig  Platinsalz  in  die  sensible  Papierschicht  gibt,  den  restlichen  Theil 
; derselben  in  den  Entwickler  bringt  und  durch  Zusatz  von  orthophos- 
phorsaurem  Kali  zum  Kaliumoxalat  die  Entwicklung  befördert.  Das 
^ Verfahren  steht  wenig  in  Anwendung;  für  Strichreproductionen  hat  es 
! Baron  Hübl  ausgearbeitet  und  sich  in  unseren  Händen  bewährt. 

Die  Papiere  werden  mit  Arrow-root  vorpräparirt  (s.S.  219)  und  dann  mit 

I folgender  Platin-Blei-Eisenlösung  bestrichen.  — Die  Präparationsflüssig- 
keit wird  durch  Mischen  von  10  ccm  Blei-Eisenlösung  mit  1 ccm  Kalium- 
Platinchlorürlösung  hergestellt;  für  weiche,  wenig  gedeckte  Kegative  mischt 

iman  10  ccm  Blei -Eisenlösung  (s.S.  228),  0,6  ccm  Kalium -Platinchlorür- 
lösung  (1:6)  und  0,8  ccm  Katrium-Platinchloridlösung  (1:10),  welch 
letzteres  jedoch  zuletzt  gesondert  zugesetzt  werden  muss;  für  kleine, 
weiche  Negative  mischt  man  10  ccm  Blei -Eisenlösung  mit  1,6  ccm 
^ Natrium -Platin Chloridlösung  (1 : 10).  — Vermehrung  (Verdopplung)  des 

Natrium-Platinchlorids  bewirkt  Vermehrung  der  Contraste  der  Bilder 
i und  Entstehung  tieferer  Schwärzen.  Man  kann  diese  Präparations- 
I flüssigkeit  noch  mit  der  Hälfte  Wasser  verdünnen  und  auch  den  Platin- 
gehalt auf  die  Hälfte  herabsetzen.  — Als  Entwickler  dient:  1 ccm 
♦ Kalium -Platinchlorürlösung  (1:6)  und  10  — 20  ccm  einer  Lösung  von 
Oxalatphosphatlösung  (hergestellt  aus  100  Thl.  Kaliuinoxalat,  50  Thl. 

: phosphorsaurem  Kali  und  1000  Thl.  Wasser)  und  2 ccm  Glycerin.  Der 

j Entwickler  wird  mittels  eines  Pinsels  aufgetragen  (Baron  Hübl). 

I Das  Fixiren  erfolgt  mit  Salzsäure,  wie  auf  S.  227  angegeben  wurde. 

i 

D.  Platinpapier  mit  Selbstentwicklung  (Auscopirpapier). 

Pizzighelli  machte  im  Jahre  1887  Versuche  zur  Erlangung  von 
Platinbildern  direct  im  Copirrahmen,  wobei  also  die  Reduction 
des  Platinsalzes  schon  ganz  oder  wenigstens  zum  grösseren 
Theil  im  Copirrahmen  stattfindet,  und  ist  hierbei  zu  sehr  befrie- 
digenden Resultaten  gelangt. 

Das  Princip  des  Verfahrens  besteht  in  Felgendem:  Wenn  man  zur 
Sensibilisirungslösung  Kaliumoxalat  oder  Natrium-  oder  Ammonium- 
oxalat hinzufügt,  welche  sonst  zur  Entwicklung  benutzt  werden,  so 
werden  dieselben  während  des  Copirens,  unter  Einfluss  der  Luft- 
feuchtigkeit, an  jenen  Stellen,  an  welchen  eine  Lichtwirkung  statt- 


1)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1891.  S.  524. 


16* 


230 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Capitel. 


findet,  eine  Reduction  des  Platinsalzes  zu  metallischem  Platin  bewirken. 
Man  kann  gleich  von  vornherein  die  Doppelsalze  von  Ferrioxalat  mit 
den  genannten  Oxalaten  benutzen. 

Pizzighelli  gibt  dem  Natriumferrioxalat  den  Vorzug  vor  dem 
Ammonium -Doppelsalz,  weil  letzteres  weniger  brillante  und  mehr  bläu- 
liche Copien  gibt.  Das  Kalium -Doppelsalz  ist  zu  wenig  empfindlich 
und  zu  schwer  löslich. 

Pizzighelli  beschreibt  mehrere  Methoden  der  Präparation ^),  von 
welchen  wir  hier  nur  eine  anführen.  Pizzighelli  fügte  Gummi  und 
Glfcerin  der  Papierpräparation  zu;  das  letztere  hat  den  Zweck,  die 
zur  Bildentwicklung  nöthige  Feuchtigkeit  leichter  in  die  Papierschicht 


zu  bringen. 

Empfindliche  Mischung  besteht  aus: 

^ I Kalium platinchlorür 10  g, 

\ destillirtes  Wasser 60  ccm. 

Ammoniumferrioxalat  ....  40  g, 

g Gummi  arabicum  gepulv.  ...  40  g, 

Kaliumoxalatlösung  (5  : 100)  . . 100  ccm, 

Glycerin 3 ccm. 

^ I Eisengummilösung  B 100  ccm, 

\ Kaliumchloratlösung  (1  : 20)  . . 8 ccm. 

' Quecksilberchloridlösung  (1:100).  20  ccm, 

^ Kalium  Oxalatlösung  (5  : 100)  . . 40  ccm, 

Gummi  arabicum  gepulv.  ...  24  g, 

Glycerin 2 ccm. 


Lösungen  C und  D sind  lichtempfindlich,  müssen  daher  ira  Dunkeln 
aufbewahrt  werden. 

Lösung  B wird  in  der  Weise  hergestellt,  dass  man  die  Kalium- 
oxalatlösung auf  ca.  40  — 50  Grad  C.  erwärmt,  darin  dann  das  Ferri- 
salz  und  das  Glycerin  löst  und  die  warme  Lösung  zu  dem  in  einer 
Reibschale  befindlichen  Gummi  unter  Umrühren  nach  und  nach  zufügt. 
Man  verreibt  eine  Zeit  lang  und  lässt  dann  die  Mischung  durch  einige 
Stunden  stehen,  damit  sich  etwa  zusammengeballte  und  ungelöste 
Gummitheilchen  vollkommen  lösen  können.  Man  verreibt  dann  noch 
gut  und  seiht  die  Lösung  durch  ein  reines  Tuch  in  eine  weithalsige 
Flasche.  Die  dickflüssige  Lösung  ist  trübe  und  von  grüner  Farbe. 

Mit  der  Zeit  bildet  sich  ein  feiner  Niederschlag,  der  vor  dem 
Gebrauche  gut  aufgerührt  wird.  Auch  diese  Lösung  ist  lichtempfindlich. 


1)  Phot.  Corresp.  1887.  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1888.  S.  335.  — Neuere  Vor- 
schriften Pizzighelli’s  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1892.  S.  42). 


Die  Platinotypie. 


231 


Zur  Präparation  des  mit  Arrow -root  vorpraparirten  Papieres  werden 
die  Lösungen  in  folgenden  Yerhältnissen  gemischt: 

Für  schwarze  Bilder  und  Negative  mittlerer  Dichte: 


Platinlösung  A . . . . 

Gummieisenlösung  B . . 

Gummichlorateisenlösung  C 


5 ccm 

6 „ 

9 


Zusammen  13  ccm 
Für  sepiabraune  Bilder: 

Platinlösung  A 5 ccm 

Gummichlorateisenlösung  C . . . 4 „ 

Gummiquecksilberchloridlösung  D 4 „ 


Menge  für 
einen  Bogen 
45x58  cm. 


Zusammen  13  ccm 


Menge  für 
einen  Bogen 
45x48  cm. 


Nicht  völlig  auscopirte  Bilder  kann  man  mit  einer  kalten  5pro- 
centigen  Lösung  von  Kaliumoxalat  oder  Soda  fertig  entwickeln. 

Zur  Fixirung  werden  die  Platindrucke  wie  bei  der  vorigen  Methode 
mit  Salzsäure  behandelt  und  gewaschen. 

Eine  andere  gute  Vorschrift  rührt  von  Baron  Hühl  her: 
4 ccm  Kaliumplatinchlorürlösung  (1:6),  6 ccm  Natriumferrioxalatlösung 
(1:2),  4 ccm  Gummiarabicumlösung  (1:2)  und  (für  weiche  Matrizen) 
3 — 10  Tropfen  Natriumplatinchloridlösung  (1  : 10)  oder  ebensoviel 
Kaliumbichromatlösung  (1  : 100).  Die  Mischung  wird  auf  Papier  auf- 
getragen (S.  221)  und  mittels  des  Yertreibpinsels  so  lange  behandelt,  bis 
die  Oberfläche  matt  erscheint. 

Das  Auscopiren  ist  nur  bei  einem  bestimmten  Feuchtigkeitsgrad 
möglich,  1)  weshalb  man  das  Papier  durch  1 — 2 Minuten  in  einer  Kiste, 
welche  eine  Schale  mit  40  Grad  C.  warmem  Wasser  enthält,  feucht 
werden  lässt.  Baron  Hübl  legt  das  aus  der  Chlorcalciumbüchse  ent- 
nommene Platinpapier  zwischen  feuchtes  (nicht  nasses)  Filtrirpapier 
2 — 5 Minuten,  bis  es  schmiegsam  geworden  ist.  Dann  wird  es  in  den 
Copirrahmen  eingelegt,  dem  Lichte  ausgesetzt,  bis  die  tiefsten  Schatten 
dunkelgrau  erscheinen.  Man  öffnet  den  Copirrahmen  zur  Hälfte,  haucht 
darauf,  wobei  die  Halbschatten  rasch  hervortreten  (das  Negativ  muss 
durch  Vorhalten  eines  Blattes  Papier  vor  dem  Hauch  geschützt  werden). 
Ist  die  Copirdauer  erreicht,  so  befeuchtet  man  die  Copie  mittels  eines 
Schwammes  von  hinten,  legt  sie  zwischen  feuchtes  Fliesspapier,  wobei 
binnen  ca.  1/4  Stunde  das  Bild  erscheint  und  in  verdünnter  Salzsäure 
(1:80,  s.  S.  227)  fixirt  wird.  Hnterbelichtete  Copien  werden  über 
Dämpfe  von  heissem  Wasser  gehalten  (Hübl). 


1)  P.  Cembrano  (Phot.  Wochenbl.  1888.  S.  397);  Lewiusohn  (Phot.  Eund- 
schau  1894.  S.  72);  Hübl,  Platindnick.  1895.  S.  106. 


232 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Capitel. 


Für  Sepiabilder  empfiehlt  Baron  Hübl  eine  Mischung  von  4 ccm 
Normal-Kaliumplatinchlorürlösung  (1:6),  6 ccm  Natrium- Ferrioxalat- 
lösung  (1 : 2)  und  1 ccm  Kaliumpalladiumchlorür  (1 : 8).  Damit  wird 
das  mit  Arrow -root  vorpräparirte  Papier  überzogen,  getrocknet  und 
rasch  verarbeitet,  denn  es  hält  sich  auch  in  Chlorcalciumbüchsen  nur 
kurze  Zeit  brauchbar.  Die  Copie  ist  sehr  schwach  sichtbar,  so  dass 
man  mittels  Photometers  copiren  muss;  als  Entwickler  dienen  heisse 
Wasserdämpfe  oder  Befeuchten  des  Bildes  von  der  Eückseite  mit  Wasser 
und  Legen  zwischen  Filtrirpapier. 

YI.  Ueber  die  chemische  Natur  der  fertigen  scliwarzen 
und  braunen  Platinbilder. 

Die  schwarzen  Platinbilder  bestehen  aus  reinem,  feinvertheiltem 
metallischem  Platin  und  sind  deshalb  völlig  unveränderlich  gegen  Licht 
und  chemische  Agentien.  Daneben  sind  aber  in  den  Bildern  fast  immer 
Spuren  von  Eisensalzen  (vielleicht  auch  von  Platinsalzen)  zugegen,  welche 
trotz  der  Behandlung  mit  drei  Säurebädern  und  Waschen  mit  Wasser 
in  den  Papierschichten  (namentlich  bei  Gelatineleimung,  wenig  bei 
Stärkeleimung  des  Papieres)  bleiben.  Diese  minimalen  Spuren  von 
Eisen verb indungen  1)  können  Veranlassung  sein,  dass  die  Weissen  der 
Bilder  (namentlich  nach  Einwirkung  schwefelhaltiger  Atmosphäre)  etwas 
nachgilben  2);  jedoch  ist  hiermit  niemals  eine  Zerstörung  der  Halbtöne 
der  Platinbilder  verbunden,  so  dass  die  Unveränderlichkeit  der  Platin- 
bilder zweifellos  ist. 

Die  braunen  Platinbilder,  aus  palladium-  oder  quecksilberhältigen 
Papierpräparationen  S.  227  erhalten,  sind  ebenso  beständig,  da  sie  nur 
aus  einer  anders  gefärbten  Platinmodification  bestehen.  ^) 

Die  mit  Tonbädern  (Urantonbad,  Catechu  u.  s.  w.)  braungefärbten 
Platinbilder,  enthalten  als  Bildunterlage  gleichfalls  metallisches  Platin; 
die  Tonung  mit  Uran  ist  ganz  beständig,  die  mit  Catechu  jedoch  ist 
nicht  ganz  lichtecht. 

VII.  Tonen  und  Verstärken  fertiger  Platinbilder  mittels 
Ferridcyankaliuin  - Glemisclien. 

Platinbilder  werden  in  der  für  Silberbilder  (Bromsilbergelatine) 
zuerst  angegebenen  Uran-Blutlaugensalz-Tonung  braun  gefärbt.  Trotzdem 

1)  eil.  Jones,  Eder’s  Jalirb.  f.  Phot,  für  1896.  S.  116. 

2)  Spüler  (Phot.  News.  1880.  S.  1119;  Bull.  Asser.  Beige  Phot.  Bd.  6,  S.  560); 
A.  Pringle  (Eder’s  Jahrbuch  f.  1888.  S.  475);  Dr.  E.  Vogel,  (Eder’s  Jahi-huch  für 
1888.  S.  339). 

3)  Die  Färbung  ist  constant  gegen  Salzsäure,  Bromwassser,  Ammoniak,  Schwefel- 
wasserstoff (Hühl,  Eder’s  Jahrbuch  f.  Photogr.  für  1895.  S.  254). 


Die  Platinotypie. 


233 


die  auf  die  Bilder  sich  lagernde  braune  Farbsubstanz  in  beiden  Fällen 
dieselbe  ist  (Ferrocyanuran)  ist  doch  der  chemische  Process  in  beiden 

! Fällen  verschieden:  Silber  setzt  sich  mit  dem  IJran-ßlutlaugensalz- 
Tonbad  (Ferricyanuran)  chemisch  in  Ferrocyansilber-Ferrocyanuran  um, 
wird  also  beim  Tonungsprocess  selbst  angegrilfen.  Platin  wird  vom 
|!  Urantonbad  nicht  chemisch  angegrilfen  oder  umgesetzt,  sondern  zieht 
lediglich  das  in  dem  Urantonbad  (namentlich  bei  Gegenwart  reducirender 

(Substanzen)  allmählich  sich  (zufolge  Selbstzersetzung  der  Lösung)  als 
Mederschlag  ausscheidende  Ferrocyanuran  an,  ähnlich  einem  „physikali- 
\ sehen  Silberverstärker“  oder  Entwickler  (s.  Band  2,  S.  29  und  56).  Deshalb 
wirken  die  Urantonbäder  beim  Platinpapier  am  stärksten,  wenn  ihnen 
entsprechende  Zersetzungsmittel  (die  eine  allmähliche  Ausscheidung  von 
Ferrocyanuran  bewirken)  zugesetzt  werden,  z.  B.  Ehodanammonium^), 
schweflige  Säure,  Thiosinamin,  Traubenzucker 2). 

Man  stellt  folgende  Lösung  her  (Hübl): 
a)  10  g Urannitrat,  10  ccm  Eisessig  und  100  ccm  Wasser. 

!b)  10  g rothes  Blutlaugensalz,  100  ccm  Wasser. 

I c)  50  g Ehodanammonium  gelöst  in  100  ccm  Wasser. 

Zum  Gebrauche  mischt  man  1 Liter  Wasser  nacheinander  mit  je  10  ccm 
^ dieser  Lösungen.  Das  bestens  gewaschene  Platinbild  wird  in  einer 

!!  Tasse  mit  dieser  Flüssigkeit  in  reichlicher  Menge  übergossen  und  in 

I schaukelnder  Bewegung  erhalten;  nach  einigen  Minuten  tritt  die  Farben- 
, änderung  ein.  Sollte  die  Tonung  misslungen  sein  oder  dem  Farbenton 

j nicht  entsprechen,  so  kann  die  Copie  durch  Baden  in  schwach  ammo- 

niakalischem  Wasser  oder  schwacher  Sodalösung  wieder  in  den  ur- 
|!  sprünglichen  Zustand  versetzt  werden. 

I Weniger  rothbraune  (mehr  dunkelbraune)  Nuancen  liefert:  1 Liter 

Wasser,  20  ccm  Urannitratlösung  (1 : 10),  20  ccm  Ferrideyankaliumlösung 
(1 : 10),  20  ccm  Natriumsulfitlösung  (1 : 10)  und  20  ccm  Eisessig. 

Eine  Blautonung  erhält  man  durch  Mischen  von  1 Liter  Wasser, 
5 ccm  einer  Ammoniak -Eisenalaunlösung  (10  g Ammoniakeisennatrium, 
10  ccm  Salzsäure,  100  ccm  Wasser),  2 ccm  Ferrideyankaliumlösung 
(1:10),  5 ccm  Ehodanammoniumlösung  (1:2). 

Uranbilder  erhalten  durch  Eisenbäder  grünliche  Färbungen  (bis 
i blau). 

; Alkalien,  z.  B.  Wasser  mit  ein  wenig  Ammoniak  oder  Soda,  zerstören 

die  Uran-  oder  Eisen tonung  völlig  und  das  Platinbild  kommt  in  seiner 
ursprünglichen  Farbe  und  Intensität  zum  Yorschein ; es  kann  dann  nach 


1)  Dr.  Strakosch;  Baron  Hübl  (Eder’s  Jahrbuch,  f.  Phot.  1895.  S.  492). 

2)  Hübl,  Der  Platindruck.  1895.  S.  126. 


234 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Capitel. 


vorhergegangenem  Waschen  mit  Wasser,  neuerdings  getont  werden 
(was  für  misslungene  Tonungs versuche  sehr  gut  verwerthbar  ist). 

VIII.  Verstärken  und  Tonen  der  Platinhilder  mittels 
Silber-,  Platin-  und  Cloldverstärkung.  — Färben  der  Platinbilder 

mit  Catechu  n.  s.  tv. 

Das  Platinbild  ist  so  beständig  und  gegen  chemische  Eeagentien 
so  wiederstandsfähig,  dass  chemische  Verstärkungsmethoden  (welche 
bei  Silberbildern  mit  Quecksilbersalzen  u.  s.  w.  leicht  gelingen)  nicht 
anwendbar  sind.  Dagegen  hat  das  feinvertheilte  metallische  Platin  die 
Eigenschaft,  pulverige  Niederschläge  im  Entstehungszustande  anzuziehen 
(s.  S.  233)  und  deshalb  sind  physikalische  Yerstärkungsmethoden 
(analog  der  sauren  Silberverstärkung  bei  Silbernegativen)  für  Platin- 
bilder anwendbar. 

Bereits  L.  Clark ^)  hatte  1892  gezeigt,  dass  Silberpapier- Copien, 
welche  mit  Platin  getont  waren,  durch  Behandlung  mit  Pyrogallol, 
Essigsäure,  Silbernitrat  verstärkt  werden  können.  Kowlond  Briant^) 
fand,  dass  man  auch  reine  Platinhilder  mit  Hydrochinon -Silberverstärker®) 
verstärken  kann,  wobei  sich  auch  der  Farbenton  ändert,  was  L.  Clark^) 
und  Liesegang®)  bestätigen.  In  diesen  Fällen  wird  das  in  Aus- 

scheidung begriffene  feinvertheilte  Silber  von  den  Bildstellen  angezogen. 
Günstig  wirkt  nach  E.  Eapp  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  f.  1899)  ein 
Gemisch  von  50  ccm  kalt  gesättigter  wässeriger  Gallussäurelösung,  2 ccm 
Silbernitratlösung  (1  : 10),  50  ccm  Wasser  und  10  Tropfen  Essigsäure. 
Die  vorher  gut  in  Wasser  geweichten  Platinbilder  werden  hierin  gebadet 
und  schliesslich  mittels  schwach  essigsäurehaltigem  Wasser  zwei-  bis 
dreimal  gewaschen.  Zarte,  detailreiche  Bilder  können  mit  Platin- 
bädern platinirt  werden.  — In  ähnlicher  Weise,  wie  die  Silber- 
verstärkung kann  auch  eine  Platinverstärkung  erfolgen.  Platin- 
lösungen, welche  mit  reducirenden  Substanzen  vermischt  Averden 
und  im  Begriffe  sind  Platinpulver  fallen  zu  lassen,  wirken  auf  Platin- 
bilder gleichfalls  verstärkend  (E.  Vogel®),  z.  B.  ein  Gemisch  von  ver- 
dünntem Eisenoxalatentwickler  mit  ein  Avenig  Ealiumplatinchlorürlösung, 
was  auch  Dr.  Miethe^)  bestätigt.  Günstiger  Avirken  langsam  reducireude 

1)  Journ.  Camera  Club.  1892.  S.  52.  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1893.  S. 487. 

2)  Journ.  of  Camera  Club.  1892.  S.  115.  Eder’s  Jahrb.  f.  Phot,  für  1893.  S.  487. 

3)  S.  Eder,  Ausf.  Handbuch  d.  Phot.  2.  Aufl.  Bd.  2,  S.  263. 

4)  Phot.  Chronik.  1894.  S.  16. 

5)  Phot.  Archiv  April  1893;  Eder’s  Jahrbuch.  1894.  S.  438. 

6)  Phot.  Mitth.  1887— [88.  S.  233. 

7)  Atelier  des  Photogr.  1894.  Heft  3. 


Die  Platinotypie. 


235 


Substanzen,  z.  B.:  100  ccm  "Wasser,  5 ccm  ameisensaure  Natronlösung 
(1:10)  und  5 ccm  Platinchloridlösung  (1:50),  womit  das  mit  Salzsäure 
und  Wasser  gewaschene  Platinbild  in  einer  Tasse  übergossen  wird  (ca. 
15  Min.  lang)  (Hübl,  Der  Platindruck,  1895.  S.  123). 

In  ähnlicher  Weise  wie  Silber-Platin,  kann  auch  Gold  auf  die 
Platinbilder  abgelagert  werden,  wie  Dolland^)  fand.  Hierbei  wird 
Glycerin  als  Hülfsmittel  benutzt.  Die  gewaschenen  Platinbilder  werden 
oberflächlich  mit  Fliesspapier  abgetrocknet,  auf  eine  Glasplatte  gelegt, 
einige  wenige  Tropfen  Glycerin  darauf  vorsichtig  mit  den  Fingerspitzen 
verrieben,  dann  eine  3proc.  Chlorgoldlösung  mittels  breiten,  weichen 
Pinsels  aufgestrichen  und  fortwährend  mit  dem  Pinsel  kreuz  und  quer 
gestrichen,  bis  die  gewünschte  Verstärkung  im  blauschwarzen  Farbenton 
erfolgt  ist.  Man  wäscht  gut  und  legt  schliesslich  in  verdünnten  Metolent- 
wickler  (wie  er  zum  Entwickeln  von  Bromsilbergelatineplatten  benutzt  wird, 
jedoch  viel  mehr  mit  Wasser  verdünnt),  um  die  letzten  Spuren  Chlorgold  zu 
fällen,  weü  in  diesem  Falle  die  Weissen  des  Bildes  sich  nicht  verändern, 
Reste  von  Chlorgold  aber  im  Lichte  das  Bild  rosenroth  färben  würden. 

Färbung  mit  Catechu  u.  s.  w.  J.  Packham^)  machte  die  Be- 
obachtung, dass  die  fein  zertheilte  Platinmasse,  aus  welcher  die  Platin- 
bilder bestehen,  durch  Attraction  Farbstoff  aus  ihren  Lösungen  anziehen, 
z.  B.  Catechu.  Wahrscheinlich  bewirkt  der  Umstand,  dass  Platinpulver 
Sauerstoff  aufnimmt  und  an  den  Catechu  abgibt,  das  Entstehen  dunkel- 
brauner Farbproducte  aus  Catechu.  Besonders  günstig  verläuft  der 
Process,  wenn  bei  Entwicklungs- Platinbildern  der  Kaliumoxalatlösung 
(dem  Entwickler)  6 Proc.  Zucker  beigemischt  werden  und  bei  50  Grad  C. 
entwickelt  wird.  Entwicklungsbilder  mit  Glycerin  (s.  S.  228)  eignen 
sich  weniger  für  den  Catechu-Färbungsprocess.  Man  stellt  einen  Absud 
von  1 Thl.  Catechu  in  20  Thl.  Wasser  her  und  fügt  nach  dem  Erkalten 
4 Thl.  Spiritus  zu.  Vor  dem  Gebrauche  mischt  man  Y2  Liter  Wasser 
von  ca.  60  Grad  C.  mit  30  bis  40  Tropfen  dieser  Farblösung  und  taucht 
das  Platinbild  ein  (wenige  Minuten).  Eine  kleine  Menge  Kaliumoxalat 
oder  neutrale  venetianische  Seife  gibt  den  Copien  einen  wärmeren  Ton. 
Kalte  Farbbäder  wirken  gleichfalls  (nach  mehreren  Stunden).  Man 
wäscht  mit  Wasser,  trocknet  und  reibt  mit  einem  trockenen  weichen 
Tuch  ab.  Lässt  man  dann  ein  Bad  von  150  Thl.  Wasser,  2 Thl.  Natrium- 
bicarbonat  und  1 Thl.  venetianische  Seife  bei  80  Grad  C.  während  5 Min. 
ein  wirken,  so  werden  die  Weissen  geklärt  und  die  Farben  verstärkt. 

^1)  Phot.  Works.  1894.  S.  97  und  104;  Brit.  Journ.  Phot.  1894.  S.  132.  Journ. 
Phot.  Soc.  London,  27.  März  1894;  Eder’s  Jahrbuch.  1895.  S.  494. 

2)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1896.  S.  523.  Gaedicke,  Das  Platinver- 
fahren. 1897.  S.  71. 


236 


Vierter  Theil.  Zweiundzwanzigstes  Capitel. 


Sehr  schwache  Bichromat-  oder  Eiseniösungen  modificiren  die  Farbe, 
Terdünnte  Säuren  nehmen  sie  grossentheils  weg.  Die  Catechufärbnngs- 
methode  liefert  mitunter  hübsche  Farbentöne  von  abnormer  Nuance. 


IX.  Glradation  der  Platinhilder  vergliclien  mit  jener 
der  Silberbilder. 

Die  Abstufung  von  Licht  und  Schatten  (Gradation)  bei  Platinotypien 
und  Silbercopien  ist  verschieden.  Fig.  70  illustrirt  den  Unterschied 
zwischen  beiden.  Die  Intensität  des  Lichtes  wächst  in  beiden  Fällen  von 
Y256  bis  1.  Platinpapier  gibt  schon  bei  der  Lichtwirkung  Ys  praktisch 


volle  Schwärzung,  wenn  Weiss  bei  Y256  sich  einstellt.  Dagegen  werden 
Silbercopien  erst  bei  der  vollen  Belichtung  = 1 intensiv  schwarz,  und 
sind  praktisch  weiss,  wenn  Ye4  Belichtung  gegeben  war,  was  der  bei- 
läufig viermal  grösseren  Empfindlichkeit  des  Platinpapieres  entspricht. 
In  beifolgender  Figur  sind  in  der  horizontalen  Richtung  die  einwirken- 
den Lichtintensitäten  Y25g  bis  1 eingetragen,  in  der  verticalen  Richtung 
sind  die  Antheile  an  weissem  Licht  verzeichnet,  welche  die  Copie 
reflectirt.  Die  eingezeichneten  Curven  repräsentiren  die  Grösse  der 
Schwärzung  für  die  jeweilig  einwirkende  Lichtintensität  (Abnej''  und 
Clark,  Platinotj^pie.  1895.  S.  153). 


X.  Fertigstelleii  der  Platiiibilder. 

Die  Platinbilder  werden  nach  dem  Trocknen  in  der  üblichen  Weise 
auf  Carton  geklebt  oder  nach  Art  der  Kupferdrucke  adjustirt,  d.  h.  auf 
Kupferdruckpapier  oder  dünnem  Carton  nach  dem  Auflegen  dünner 
Zinkbleche  (in  der  Kupferdruckpresse)  eingepresst.  Unterlage  von  gelb- 
lichem Chinapapier  ist  mitunter  von  gutem  Effect,  ebenso  die  Ver- 
wendung von  Carton  mit  lithographirtem  Unterdrück  etc. 


Die  Platinotypie. 


237 


Das  Platinbild  eignet  sich  ganz  besonders  für  die  Ketoucbe,  da  es 
ebenso  wie  Zeichenpapier  Farbe,  Graphit  und  Kreide  annimmt  und  mit 
Radirgummi  und  Schabfeder  behandelt  werden  kann.  Auch  für  das 
Uebermalen  mit  Aquarellfarben  bietet  das  Platinbild  eine  gute  Grund- 
lage; helle  Farbentöne  können  jedoch  nur  mittels  Gouache  hergestellt 
werden. 

Die  Brillanz  (Tiefe  der  Schwärze)  gewinnt  durch  Abreiben  mit 
Gerat  (Glanzwachs,  wie  bei  Albuminbildern),  welches  man  hier  und 
da  für  Platinbilder  verwendet.  Bei  grösseren  Bildern  (namentlich  mit 
grobem  Papierkorn)  kann  Lackiren  derselben  mit  alcoholischem  Kegativlack 
von  gutem  Effecte  sein,  auch  partielles  Bestreichen  der  tiefsten  Schwärzen, 
um  diese  kräftiger  und  klarer  zu  machen.  Mitunter  leistet  auch  das 
ISTachleimen  der  Platinbilder  (Untertauchen  in  alaunhaltige  Leimlösung  ^) 
gute  Dienste,  wodurch  die  Bilder  an  Brillanz  gewinnen  und  in  gewissen 
Fällen  die  Retouche  erleichtert  wird. 

XI.  Platinotypie  auf  Leinen,  Holz  u.  s.  w.  — Vergrösserungen 
• mittels  Platinotypie.  — Diapositive. 

Platinbilder  auf  Leinwand,  Seide,  Holz  u.  s.  w.  werden  ganz  analog 
den  Papierbildern  hergestellt ^).  Vergrösserungen  auf  Platinpapier 
lassen  sich  direct  nach  den  Negativen  mittels  elektrischen  Lichtes  von 
1000  — 2000  Kerzen  Helligkeit  oder  mehr  herstellen  (mit  kräftigen  Con- 
densator- Linsen  oder  auch  in  Solar- Camera).  Die  Belichtungszeiten 
sind  nicht  unmässig  lang  (Abney  u.  Clark,  Platinotypie.  1895.  S.  142). 

Diapositive  auf  ganz  dünnem  Papier  geben  gute  Fensterbilder. 
Man  klebt  die  halbfeuchten  Copien  auf  Holzrähmchen ; nach  dem  Trocknen 
spannen  sie  sich  glatt;  man  kann  die  Schicht  mittels  Paraffin  trans- 
parent machen  ä). 

1)  Lenhard  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1891.  S.  525). 

2)  Pizzighelli  und  Hübl  (a.  a.  0.).  — Fischer  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot, 
für  1892.  S.  448);  grosse  Piatinbilder  auf  Leinwand  werden  mittels  des  Schwammes 
entwickelt. 

3)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1896.  S.  524. 


DREITJNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 


LICHTPAUSEN  MITTELS  CYANOTYPIE.  (WEISSE  LINIEN 
AUE  BLAUEM  GEUNDE.) 


Die  Cyanotypie,  auch  „photographischer  Blaudruck“,  „Turn- 
bali-Blaudruck“  oder  „Perro-prussiat-Process“  genannt,  liefert 
nach  Zeichnungen  negative  blaue  Copien,  d.  i.  Copien  mit  Aveissen 
Linien  auf  blauem  Grunde.  (lieber  die  Geschichte  dieses  Processes 
s.  S.  201.) 

Die  grosse  Einfachheit  dieses  Copierprocesses  verursacht  seine 
grosse  Yerbreitung  beim  Copiren  von  Plänen,  Zeichnungen  u.  s.  at., 
Avelche  auf  transparentes  Papier  gezeichnet  und  im  Copirrahmen  (durch 
die  Papierschicht  hindurch)  auf  dem  empfindlichen  Papiere  copirt  Averden 
(sog.  Lichtpausen);  das  empfindliche  Papier  hält  sich  gut  und  lässt  sich 
leicht  im  Yorrath  und  für  den  Handel  herstellen.  Auch  zu  Copien  von 
Strich-  oder  Halbtonbildern  auf  Carton  (für  Ansichtspostkarten  u.  s.  av.), 
soAvie  auf  Leinen,  Seide  u.  s.  av.  lässt  dieser  Process  sich  verwenden. 

I.  Darstellung  des  Cyaiiotyppapieres. 

Man  mischt  eine  Lösung  von  rothem  Blutlaugensalz  mit  Ammonium- 
ferricitrat,  Ferrioxalat,  -tartrat  oder  anderen  lichtempfindlichen  Ferri- 
salzen. 


A.  Cyan otyppapier  von  mittlerer  Empfindlichkeit 
mit  braunem  Ammoniumferricitrat. 

Das  braune  Ammoniumferricitrat  (citronensaures  Eisenoxydammo- 
niak ^)  gemischt  mit  rothem  Blutlaugensalz  ist  das  seit  ca.  50  Jahren 
gebräuchlichste  Gemisch  der  lichtempfindlichen  Lösung.  Man  mischt 

1)  lieber  die  cliemische  Zusammensetzung  des  citronensauren  Eisenoxydammoniaks 
s.  Seite  195. 


Lichtpausen  mittels  Cyanotypie. 


239 


eine  Lösung  von  15  g braunem  Ammoniumferricitrat  in  60  ccm  Wasser 
mit  einer  Lösung  von  8 g rothem  Blutlaugensalz  in  40  ccm  Wasser 
und  bestreicht  damit  Papier.  Zusatz  von  etwas  Oxalsäure  wurde  em- 
pfohlen. Beimengung  von  Ferrioxalat  oder  seinen  Doppelsalzen  steigert 
die  Licbtempfindlichkeit  des  obigen  Cyanotyppapieres,  leider  auf  Kosten 
der  Haltbarkeit. 

Es  ist  empfehlenswerth,  jeden  Bestandtheil  für  sich  in  Wasser  zu 
lösen,  filtriren  und  dann  erst  (zu  gleichen  Theilen)  zu  mischen.  Diese 
Mischung  muss  im  Dunkeln  aufbewahrt  werden  und  hält  sich  wochen- 
lang. — Das  Cyanotypverfahren  ist  leicht  und  mit  sicherem  Erfolge 
auszuführen,  wenn  man  reine  Präparate  benutzt.  Das  rothe  Blutlaugen- 
salz ist  oft  oberflächlich  zersetzt  (Entstehung  von  Ferrocyankalium)  und 
gibt  dann  eine  grünlichblaue  (statt  gelbbraune)  Lösung;  man  spült  in 
diesem  Falle  die  Kry stalle  gut  mit  Wasser  ab.  Auch  das  im  Handel 
befindliche  citronensaure  Eisenoxydammoniak  enthält  häufig  Eisenoxydul- 
salz und  gibt  dann  eine  stark  grünblau  gefärbte  Lösung,  welche  die 
Eeinheit  der  Weissen  in  den  Lichtpausen  schädigt,  j 

Man  kann  statt  des  Ammoniumferricitrates  auch  Mischungen  von 
Ammoniumcitrat  und  Eisenchlorid  benutzen,  wobei  sich  Ferricitrat  (be- 
ziehungsweise mit  überschüssigem  Ammoniumcitrat  dessen  Doppelsalz) 
bildet. 

B.  Rapid-Cyanotyppapier  mit  grünem  Ammoniumferricitrat. 

Benutzt  man  im  Cyanotypverfahren  statt  des  braunen  (basischen) 
Ammoniumferrocitrates  das  im  Handel  vorkommende,  etwas  anders  zu- 
sammengesetzte (saure)  grüne  Ammoniumferricitrat  (von  der  che- 
mischen Fabrik  J.  Merk  in  Darmstadt  erzeugt^),  so  erhält  man  bedeutend 
(beiläufig  8 mal)  grössere  Empfindlichkeit,  jedoch  muss  das  Mischungs- 
verhältniss  ein  anderes  sein  (E.  Yalenta):  Man  löst  12,5  g grünes 
Ammoniumferricitrat  in  30  ccm  Wasser  und  mischt  es  mit  einer  Lösung 

1)  Das  Yerhältnis  des  Ammoniumferricitrates  zum  rotheu  Blutlaugensalz  in 
diesem  Eecepte  braucht  nicht  strenge  eingehalten  zu  werden,  jedoch  begünstigt  Ueber- 
schuss  des  ersteren  in  der  Regel  die  Entstehung  eines  feurigeren  Blau  in  der 
Cyanotypie. 

2)  Z.  B. : Va  bis  ^4  Oxalsäure  zur  fertigen  Cyanotyp-MLschung  (Eder's 
Jahrbuch  1894.  S.  442);  dadurch  tritt  das  Bild  beim  Copiren  deutlicher  hervor. 

3)  Z.  B.:  8 Thl.  rothes  Blutlaugensalz , 10  Thl.  braunes  Ammoniumferricitrat, 
2 Thl.  Natrium-  oder  Ammoniumferrioxalat  und  60  Thl.  "Wasser.  — Mau  nimmt  wohl 
auch  gleiche  Theile  vom  Citrat  und  Oxalat -Doppelsalz. 

4)  Dieses  grüne  Ammoniumferricitrat  kanu  als  ein  Gemenge  von  neutralem 
Ammoniumferricitrat  mit  saurem  Ammoniumferricitrat  und  Ferricitrat  aufgefasst  werden 
(s.  S.  195). 


1' 


240  Vierter  Theil.  Dreiundzwanzigstes  Capitel.  t 

von  4,5  g rothem  Blutlaugensalz  in  30  ccm  Wasser.  Die  Behandlung 
der  damit  präparirten  Papiere  ist  dieselbe,  wie  im  vorigen  Falle.  ^ 

C.  Cyanotyppapier  mit  oxalsauren  Salzen. 

Ferrioxalat,  das  Ammonium-  oder  Natriumferrioxalat  lassen  sich 
mit  rothem  Blutlaugensalz  ganz  analog  wie  die  citronensauren  Salze 
mischen  und  geben  gute  Cyanotyppapiere , welche  aber  etwas  weniger  t 
lang  haltbar  als  die  sub  A beschriebenen  Papiere  sind.  Es  existiren 
verschiedene  derartige  Vorschriften  i),  wovon  dem  Verfasser  am  besten 
die  folgende  entsprach;  10  g Ammoniumferrioxalat  gelöst  in  40  ccm 
Wasser  gemischt  mit  einer  Lösung  von  10  g rothem  Blutlaugensalz  in 
40  ccm  Wasser.  Es  ist  gut,  die  Lösungen  einzeln  zu  filtriren  und  dann 
zu  mischen. 

D.  Cyanotyppapier  mit  weinsaurem  Eisenoxyd  (Ferritartrat). 

Ein  Gemisch  von  weinsaurem  Eisenoxyd  (Ferritartrat)  mit  rothem 
Blutlaugensalz  ist  auf  Papier  merklich  empfindlicher  als  das  braune 
citronensaure  Salz.  Es  wurde  von  Fisch  eine  derartige  gute  Vorschrift 
publicirt^),  jedoch  ist  sein  Tartratpapier  nicht  genügend  haltbar. 

Wahl  des  Rohpapieres  und  Präparation  desselben  mit  der 
lichtempfindlichen  Cyanotyplösung. 

Das  zur  Herstellung  von  Cyanotyppapier  verwendete  Papier  soll 
genügend  rein  sein  (Rives-  und  Steinbachpapier  sind  gut  aber  theuer; 
viele  andere  Papiere  sind  auch  gut  geeignet).  Man  muss  Reinheit  und 
correcte  Leimung  wenigstens  in  dem  Sinne  verlangen,  dass  die  unbe- 
lichtete Eisensalz -Mischung  aus  den  Weissen  des  Papieres  sich  ganz 
auswaschen  lässt.  Zur  Probe  auf  die  Tauglichkeit  eines  Papieres  für 
Cyanotypie  bestreicht  man  ein  Stück  desselben  mit  einer  der  sub  A, 

B oder  C angegebenen  lichtempfindlichen  Eisensalzgemische  in  der 
Dunkelkammer,  lässt  trocknen  und  wäscht  dann  (ohne  zu  belichten) 
mit  Wasser  aus;  geeignetes  Papier  muss  hierbei  rein  weiss  werden, 
schlechtes  (unreines)  Papier  bleibt  mehr  oder  weniger  bräunlichgelb 
tingirt;  letzteres  ist  für  Zwecke  der  Cyanotypie  zu  verwerfen.  — Even- 

1)  Schnauss  (Phot.  Archiv  1863.  S.  299);  Carey  Lea  (Phot.  Archiv  1864.  S.  41 
und  237);  H.  Schwarz  (Dingler’s  Polytechn.  Journal  Bd.  218.  S.  61);  Lagrauge 
(Phot.  Wochenblatt  1887.  S.  418). 

2)  Fisch  mischt:  A)  95  g Weinsäure , 375  ccm  Wasser,  80  ccm  flüssiges  Eisen- 
chlorid von  45  Grad  Be.  und  175  ccm  Ammoniakflüssigkeit  (jedenfalls  nur  bis  zur 
Neutralisirung  der  Weinsäure.  Anm.  d.  Verf.),  B)  80  g Ferridcyankalium  und  370  ccm 
Wasser.  Beide  Lösungen  werden  gemischt.  (Fisch,  La  Photocopie.  1886.  S.  28.) 


Lichtpausen  mittels  Cyanotypie. 


241 


tuell  sind  auch  gelatinirte  oder  albuminirte  Papiere  verwendbar  (Ed  er ’s 
Jahrbuch  1891.  S.  526). 

Man  trägt  die  lichtempfindliche  Lösung  mittels  eines  breiten  Borsten- 
pinsels auf  das  (mit  Heftnägeln  auf  ein  Brett  gespannte)  gute  Zeichen- 
papier oder  photographische  Papier  auf  und  egalisirt  mittels  eines  Yer- 
treibpinsels  (s.  S.  222).  Selbstverständlich  kann  das  Präpariren  der 
Cyanotyppapiere  auch  durch  Schwimmen  (2  Minuten)  auf  der  licht- 
empfindlichen Lösung  erfolgen,  welche  in  diesem  Falle  mit  Wasser  (z.  B. 
um  die  Hälfte)  verdünnt  werden  kann. 

Das  frische  Papier  hat  eine  grünlichgelbe  Farbe;  es  hält  sich  ziem- 
lich lange,  wenn  es  vor  Licht  und  Feuchtigkeit  (in  Blechbüchsen,  s. 
Platinotypie)  gut  geschützt  wird. 

Seit  einer  Reihe  von  Jahren  ist  sowohl  das  fertige  Cyanotyppapier 
als  auch  die  zu  dessen  Präparation  dienende  lichtempfindliche  Flüssig- 
keit ein  Handelsproduct  geworden.  Die  von  dem  Verfasser  untersuchten 
deutschen  und  französischen  Handelssorten  waren  mittels  citronensanrem 
Eisenoxydammoniak  und  Ferridcyankalium  hergestellt. 

Copiren  des  Cyanotyppapieres. 

Zum  Copiren  mittels  des  Lichtpausprocesses  können  Zeichnungen 
mit  undurchsichtiger  schwarzer  Tusche,  oder  Tusche  mit  etwas  Gummi- 
guttae  vermischt  benutzt  werden;  am  besten  eignet  sich  transparentes 
Papier  (Pauspapier).  Selbstverständlich  decken  blaue  Striche  in  einer 
Zeichnung  sehr  wenig,  rothe  dagegen  wirken  Avie  schwarze.  Legt  man 
die  Zeichnung  unmittelbar  auf  die  empfindliche  Schicht,  so  entsteht  eine 
Pause,  bei  welcher  das  Rechts  und  Links  des  Originales  vertauscht  ist. 
Wünscht  man  eine  richtige  Pause,  so  muss  die  Zeichnung  mit  der 
Rückseite  des  Papieres  auf  die  empfindliche  Schicht  gelegt  werden;  ist 
das  Papier  des  Originales  dünn,  so  entstehen  genügend  scharfe  Striche 
in  der  Pause. 

Das  Original  aus  Cyanotyppapier  wird  in  einem  Copirrahmen  zn- 
sammengepresst,  dem  Lichte  (womöglich  dem  Sonnenlichte)  ausgesetzt 
und  von  Zeit  zu  Zeit  das  Fortschreiten  der  Lichtwirknng  controlirt. 

Sobald  die  Copie  mit  schmutziggelben  Linien  auf  dunklem  Grunde 
sichtbar  ist,  unterbricht  man  die  Lichtwirkung;  es  empfiehlt  sich,  die 
Copien  recht  kräftig  zu  copiren,  weil  sie  beim  Waschen  viel  heller  werden. 

Fixiren  und  Schönen  von  Cyanotypien.  Abschwächen 
und  Corrigiren. 

Die  kräftig  copirten  Blaudrucke  wäscht  man  in  Tassen  mit  reinem 
Wasser,  bis  sich  dieses  nicht  mehr  färbt.  Die  Linien  der  Lichtpausen 


242 


Vierter  Theil.  Dreiundzwanzigstes  Capitel. 


sollen  rein  weiss  auf  blauem  Grunde  erscheinen.  Bei  sehr  altem  Cyanotyp- 
papier  wird  der  Grund  tonig  (bläulich);  sehr  langes  Wässern  führt  in 
der  Kegel  allmähliche  Aufhellung  herbei.^) 

Die  Farbe  der  Cyanotypien  ist  blau  (Bildung  von  TurnbuH’s  Blau), 
in  der  Regel  mit  einem  Stich  ins  Grünliche.  Der  blaue  Grund  wird 
etwas  intensiver  und  dunkler  blau,  wenn  man  die  Bilder  nach  dem 
Waschen  kurze  Zeit  in  verdünnte  Salzsäure  (1 : 20)  oder  Salpetersäure 
oder  schwaches  Chlorwasser  taucht;  schliesslich  wird  natürKch  nochmals 
gewaschen.  Dieser  Vorgang  (sog.  „Schönen  der  Cyanotypien“)  ist  der 
allgemein  gebräuchliche,  wenn  er  auch  nicht  unumgänglich  noth- 
wendig  ist. 

Statt  den  sauren  Schönungsbädern  schlug  Hirni y-)  Metallsalz-  [ 
lösungen  zur  Erzielung  eines  feurigen  dunklen  Blau  vor,  z.  B.  ganz  1 
verdünnte  (eventuell  auch  angesäuerte)  Lösungen  von  Ferrisulfat,  -nitrat,  f 
-Chlorid  oder  deren  Gemische  (ungefähr  3 g pro  1 Liter  Wasser),  in  , 
welchen  die  früher  mit  Wasser  gewaschenen  Blaudrucke  gebadet  werden. 

Diese  Anwendung  von  Ferrilösungen  hat  aber  geringen  Effect.  Schönen 
mit  Zinnsalz  oder  Antimonchlorid  bewirkt  Entstehen  eines  feurigen 
Blau,  auch  Bleiacetat  (Bleizucker  oder  Bleiessig)  wurde  vorgeschlagen  ®), 
es  macht  die  Nuance  mehr  violett.  Badet  man  Blaudrucke  in  einem 
Gemische  von  Boraxlösung  und  Catechu^),  so  wird  nach  5 — 10  Min. 
langer  Einwirkung  die  Farbe  purpur-  bis  grünlichschwarz,  indem 
wahrscheinlich  die  schwach  alkalische  Catechulösung  zufolge  ihres  Ge-  | 
haltes  an  Gerbstoff  und  gerbstoffähnlichen  Substanzen  dunkel  gefärbte 
Eisenverbindungen  gibt.  Diese  Methode  scheint  aber  nicht  besonders 
günstig  zu  wirken. 

Ab  schwächen  kann  man  dunkle  Blaudrucke  mit  ätzenden  Alkalien 
oder  Alkalicarbonaten  (s.  o.).  Falsche  Stellen  werden  mit  schwacher 
Aetzkali-  oder  Sodalösung  ganz  weggeätzt,  wobei  durch  Zersetzung  von 
Berlinerblau  und  Ausscheidung  von  Eisenhydroxyd  die  dunkelblaue  { 


1)  Rascher  wirkt  Baden  der  Cyanotypien  in  ganz  schwach  ainmoniakalischem 
oder  ätznatronhaltigem  Wasser,  worin  die  Linien  weiss,  aber  der  blaue  Ton  unansehn- 
lich werden;  Waschen  mit  Wasser,  verdünnter  Salzsäure  und  nochmaliges  Waschen 
mit  Wasser  stellt  die  blaue  Farbe  wieder  her. 

2)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1892.  S.  156. 

3)  Foreway  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1893). 

4)  Nach  Phot.  News  1898  S.  575,  wo  diese  Methode  empfohlen  wurde,  löst  mau 
8 Thl.  Borax  in  110  Thl.  Wasser,  macht  durch  Zusatz  von  etwas  verdünnter  Schwefel- 
säure schwach  sauer  (bis  blaues  Lakmuspapier  eben  geröthet  wird)  und  fügt  dann 
vorsichtig  verdünntes  Ammoniak  zu  bis  die  alkalische  Eeaction  beginnt  wiederzukehren 
(rothes  Lakmuspapier  schwach  gebläut  wird),  dann  fügt  man  1 Thl.  Catechu  zu. 


i 


Lichtpausen  mittels  Cyanotypie. 


243 


Farbe  einer  blassgelben  Platz  macht  oder  man  benutzt  eine  Sprocentige 
Lösung  von  oxalsaurem  Kali 2)  und  scbliessliches  Waschen,  weil  dieses 
das  Turnbull-Blau  löst  und  das  Papier  völlig  weiss  hinterlässt. 

Haltbarkeit  der  Cyanotypien. 

Die  Cyanotypien  sind  an  massig  hellen  Orten  jahrelang  haltbar, 
obschon  sie  allmählich  an  Lebhaftigkeit  der  blauen  Farbe  verlieren.  Im 
Sonnenlichte  erfolgt  das  Verblassen  rascher,  aber  völliges  Verschwinden 
tritt  auch  nach  langer  Zeit  nicht  ein.  Trotzdem  ist  das  Cyanotypver- 
fahren  für  Eeproductionen  von  Plänen  etc.,  welche  in  Archiven  aufbe- 
wahrt  werden  sollen,  nicht  gerne  gesehen;  für  den  gewöhnlichen 
Geschäftsverkehr  in  Maschinenfabriken,  Baukanzleien  u.  s.  w.  leistet  das 
Verfahren  aber  ausserordentlich  gute  Dienste  und  ist  wegen  seiner  Ein- 
fachheit mit  Kecht  sehr  beliebt,  trotzdem  die  Pausen  negative  sind. 

II.  Ueberführuiig  der  Cyanotypien  in  schwarze  Bilder. 

1.  Die  Umwandlung  der  Cyano typbilder  in  schwarze  Tinten- 
bilder kann  nach  A.  Fisch®)  geschehen,  wenn  man  die  Blaudrucke 
zuerst  durch  eine  Lösung  von  4 Thl.  Aetzkali  (oder  Ammoniak  oder 
Soda)  in  100  Thl.  Wasser  taucht,  wobei  die  Farbe  des  Bildes  blass 
gelbbraun  wird  (Ausscheidung  von  Eisenoxydhydrat);  dann  wäscht  man 
und  taucht  es  in  eine  Lösung  von  4 Thl.  Gallussäure  (oder  Tannin)  in 
100  Thl.  Wasser,  worin  das  Bild  schwarz  wird;  schliesslich  bringt  man 
sie  in  Wasser,  welches  mit  Salzsäure  schwach  angesäuert  ist,  spült 
mit  reinem  Wasser  ab  und  trocknet. 

Man  kann  die  Lichtpause  brillanter  machen,  wenn  man  sie  schliess- 
lich in  eine  Lösung  von  1 Thl.  Gummi  arabicum,  3 Thl.  Alaun  und 
100  Thl.  Wasser  taucht  und  trocknet;  sie  bekommen  dann  einen 
schwachen  Glanz.^) 

[Die  Kesultate  dieses  Verfahrens  sind  nicht  besonders  gut.  Eder.] 

2.  Die  Umwandlung  der  Cyanotypbilder  in  schwarze 
Silberbilder  gelingt  nach  einer  von  W.  Lagrange®)  angegebenen 

1)  Man  schlug  vor,  Blaudrucke  mit  Tusche  zu  überzeichnen  und  dann  mit  Alkalien 
den  blauen  Grund  wegzubeizen  (Batteux,  Eder’s  Jahrbuch  1893.  S.  485). 

2)  Oder  das  von  Bisch  empfohlene  Gemisch  von  100  Thl.  Oxalsäure,  125  Thl. 
Aetzkali  und  1000  Thl.  "Wasser. 

3)  Bisch,  La  Photocopie.  1886.  S.  33.  (Paris,  Michelet.)  Diese  Vorschrift  wurde 
später  sehr  oft  ohne  Angabe  der  ursprünglichen  Quelle  uachgedruckt. 

4)  Bisch,  La  Photocopie.  Paris  1886.  (Michelet.)  S.  35. 

5)  Photogr.  Wochenbl.  1887.  S.  419.  — Die  Lagrange’sche  Methode  wurde 
später  öfters  unter  Verschweigung  der  Originalquelle  in  Fachjournalen  nachgedruckt 
(z.  B.:  Phot.  Corresp.  1897.  S.  506  und  Phot.  News.  1897.  S.  206). 

Eder,  Handljuch  der  PhotograpMe.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


17 


I 


244  Vierter  Theil.  Dreiundzwanzigstes  Capitel. 

Methode.  Man  lässt  den  Blaudruck  auf  einer  schwachen  (1  — 2 proc.) 
Silbernitratlösung  schwimmen.  Es  verschwindet  das  Bild  fast  gänzlich, 
indem  das  Berlinerblau  in  eine  blassgelbe  Verbindung  von  Ferricyan- 
silber  nebst  basisch  salpetersaurem  Eisenoxyd  übergeführt  wird.  Man 
wäscht  dann  sehr  gut  mit  Wasser,  und  reducirt  nun  die  Silberver- 
bindung mit  dem  bekannten  Eisenoxalat -Entwickler  (wie  man  ihn  zum 
Entwickeln  von  Bromsilbergelatine -Emulsion  benutzt)  zu  Metall,  wodurch 
ein  hübsches  schwarzes  Bild  entsteht.  Dies  wird  erleichtert,  wenn  man 
das  Bild  zuvor  am  Tageslichte  mit  Ammoniak  räuchert.  Diese  Methode 
liefert  brauchbare  schwarze  Bilder,  welche  jedoch  für  die  Praxis  kaum 
irgendwelche  Yortheile  darbietet. 

3.  Ueber  Tingirung  von  Cyanotypien  mittels  Farbstoffbädern  s. 
S.  242  und  S.  246. 

III.  Herstellung  von  Lichtpausen  in  besonders  grossem  Formate. 

Zur  Herstellung  von  Lichtpausen  in  grossem  Bogenformate  dienen 
entweder  gewöhnliche  Copirrahmen  (vergl.  dieses  „Handbuch“,  Er- 


gänzungsheft „Atelier  und  Laboratorium“,  S.  145)  oder  eine  drehbare 
Zusammenstellung  der  grossen  Copirrahmen  auf  starken  Gestellen,  so 
dass  man  den  Kähmen  bequem  beschicken  kann,  wenn  die  Rückseite 
nach  abwärts  gewendet  ist  (Fig.  77). 


Lichtpausen  mittels  Cyanotypie. 


245 


Heber  Apparate  zur  Herstellung  von  Lichtpausen  aus  Tafelwerken 
gab  Marktanner-Turneretscher  eine  bemerkenswerthe  Beschreibung 
(Phot.  Corresp.  1897.  S.  332). 

Zum  Präpariren  grosser  Bogen  oder  von  Eollenpapieren  verwendet 
man  besser  eine  Maschine;  wir  lassen  hier  die  Beschreibung  einer 
solchen  von  Bertsch  erfundenen  Vorrichtung  (Deutsches  Eeichspatent 
Er.  18  535)  folgen: 

Sie  besteht  in  ihren  Hauptth eilen  aus  einem  System  von  Walzen 
A B C D E und  H.  Das  zu  präparirende  Papier  ist  auf  die  Walze  Ä 
aufgerollt  und  gelangt  von  dieser  über  den  Führungsbogen  F zwischen 
die  Walzen  B und  B.  Letztere  ist  mit  Filz  umhüllt  und  dreht  sich  in 


einem  mit  Guttapercha  ausgefütterten  Behälter  iT,  welcher  die  licht- 
empfindliche Flüssigkeit  enthält.  Die  Schrauben  p reguliren  den  Abstand 
der  beiden  zuletzt  genannten  Walzen.  Von  B gelangt  das  Papier  über 
E und  H auf  den  Tisch  J.  Heber  die  Platte  desselben  bewegt  sich 
um  die  Wellen  G und  H ein  endloses  Tuch  durch  welches  das 
Papier  weiter  transportirt  wird.  Die  Bewegung  des  Tuches  geschieht 
durch  die  Eolle  H,  welche  von  E aus  getrieben  wird.  Die  Eäder  G, 
von  denen  jedes  mit  einem  Gummikranz  versehen  ist,  drücken  auf  das 
auf  dem  Tuch  t liegende  benetzte  Papier,  und  wird  solches  auf  diese 
Weise  vorgeschoben.  Die  Walzen,  welche  durch  Zahnräder  mit  einander 
verbunden  sind,  werden  durch  das  auf  derselben  Welle  Avie  die  Eolle  E 
befindliche,  mit  einer  Kurbel  versehene  Schwungrad  L in  Bewegung 
gesetzt,  und  trägt  die  mit  Filzumhüllung  versehene  Walze  D die  licht- 
empfindliche Flüssigkeit  auf  das  Papier  auf.  Von  dem  Tisch  J passirt 
das  Papier  weiter  über  Eollen  und  wird  schliesslich  auf  Latten  getrocknet. 

17* 


246 


Vierter  Theil.  Dreiundzwanzigstes  Capitel. 


Das  Uebersetzungsverhältniss  ist  so  gewählt,  dass  D sehr  rasch,  bedeutend 
schneller  und  entgegengesetzt  wie  B rotirt.  Fig.  78  zeigt  die  Seiten- 
und  Vorderansicht  der  Maschine  und  eine  Modification  in  der  Weise, 
dass  zwischen  B und  E ein  Glaslineal  M angebracht  ist,  welches,  gegen 
das  Papier  drückend,  das  Zuviel  der  mitgenommenen  Flüssigkeit 
zurückhält. 

Auf  eine  andere  Maschine  zum  Aufträgen  von  Flüssigkeiten  auf 
Papier  nahm  Colas  in  FTeuilly  (Frankreich)  ein  deutsches  Patent, 
Nr.  12  607,  vom  29.  Juli  1880  ab  (Phot.  Archiv.  1881.  S.  58),  und 
A.  Bertsch  nahm  auf  eine  Verbesserung  dieses  Apparates  gleichfalls 
ein  Patent  vom  3.  August  1881  ab  (Phot.  Archiv.  1882.  S.  168). 

Für  das  Copiren  grosser  Blätter  hat  man  Copirrahmen  construirt, 
bei  welchen  mit  Luft  gefüllte  Kautschukkissen  das  innige  Anpressen 
der  Vorlage  an  das  Lichtpauspapier  vermitteln  (z.  B.  Street’s  Copir- 
rahmen, Deutsches  Keichspatent  Nr.  20182). 

IV.  Cyanotypien  auf  Leinwand,  Seide  n.  s.  w. 

Die  Cyanotyp- Flüssigkeit  kann  auf  Leinwand,  Seide  u.  s.  w.  ge- 
strichen, getrocknet  und  zum  Copiren  gebraucht  werden.  Mitunter  wird 
hierfür  Vorpräparation  der  Zeuge  mit  Gelatinelösung  (1 : 100)  empfohlen 
(Eintauchen)  (Tranchant^).  Die  trockenen  Zeuge  Averden  auf  Glas- 
platten gelegt  und  die  Sensibilisirungslösung  mittels  eines  Pinsels 
vertheilt. 

V.  TJmwandlnng-  von  Cyanotypien  auf  Stoffen  in  Eisenliydroxyd- 
Bilder  und  deren  Tingirung  durcli  Farhstoffbäder. 

Behandelt  man  eine  Cyanotypie  auf  Leinwand  u.  s.  w.  mit  sehr 
verdünnter  Aetznatronlauge  (2Y2  ccm  Natronlauge  vom  spec.  Gew.  1,35 
auf  ein  Liter  Wasser),  so  verschwindet  die  blaue  Farbe  (TumbuU’s  Blau) 
und  geht  in  Eisenhydroxyd  über.  Das  letztere  wirkt  als  Beize 
für  gelöste  Farbstoffe,  welche  an  das  Eisenoxyd  anfailen  und  verschieden- 
artige Färbungen  bewirken.  Nach  einem  Verfahren  von  Stewart  F.  Carter 
(Brit.  Journ.  Phot.  Juli  1898.  Phot.  Chronik.  1898.  S.  309.  Phot. 
Mitth.  Bd.  35.  S.  166)  wäscht  man  die  mit  Aetznatron  behandelte  und 
dadurch  unter  Bildung  von  Eisenhydroxyd  gelblich  gewordene  Cyano- 
typie mit  heissem  Wasser,  taucht  während  3 Min.  in  eine  Lösung  von 
Natriumphosphat  ein  (Bildung  von  etwas  Eisenphosphat),  wodurch  die 
Brillanz  der  schliesshch  erhaltenen  Bilder  gesteigert  werden  soll,  wäscht 
dann  kurze  Zeit  abAvechselnd  in  kaltem  und  heissem  Wasser  und  taucht 


1)  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1897.  S.  439. 


Lichtpausen  mittels  Cyanotypie. 


247 


in  eine  88  Grad  C.  warme  Lösung  von  5 ccm  flüssigem  Leim  in  1 Liter 
Wasser  während  2 — 3 Min.,  worauf  man  3 — 5 g Eesorcingrün  zufügt 
und  die  Temperatur  des  Bades  langsam  auf  100  Grad  C.  steigert.  Die 
Färbung  geht  schnell  von  statten.  Man  wäscht  in  siedendem  Wasser, 
dann  in  einem  neutralen  Seifenbade  von  88  Grad  C.,  worin  sich  die 
Weissen  Mären,  worauf  in  heissem  und  schliesslich  kaltem  Wasser  ge- 
waschen, die  Copie  getrocknet  und  geplättet  wird.  Statt  des  Resorcin- 
grün  kann  man  andere  Farben  verwenden,  z.  B.  Gallocyanin  (violette 
und  blaue  Färbung),  Alizarin  (Purpur),  Alizarinbraun  (Sepia -Töne). 

Dieses  Verfahren  hat  mit  dem  Primulinprocess,  Diazotyp- 
verfahren  u.  s.  w.  (s.  dieses  Capitel),  welche  gleichfalls  gefärbte  Copien 
auf  Zeugen  liefern,  vom  chemischen  Standpunkte  aus  nichts  gemein. 


VIERUNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

LICHTPAUSEN  MITTELS  DES  PELLET’SCHEN  GUMMI- 
EISEN-VERFAHRENS. 

(BLAUE  LINIEN  AUE  WEISSEM  GRUNDE.) 


Die  Grundlagen  des  Pellet’schen  positiven  Lichtpausprocesses  wurden  j 
bereits  von  Herschel  (1842)  angegeben  (s.  S.  201);  er  erwähnt,  dass  Licht- 
bilder auf  Ferricitratpapier  sich  mit  gelbem  Blutlaugensalz  so  ent-  ( 
wickeln  lassen,  dass  blaue  Linien  (Berlinerblau)  auf  weissem  Grunde 
entstehen  (während  rothes  Blutlaugensalz  den  entgegengesetzten  Effect 
macht,  s.  S.  202);  das  Herschel’sche  Verfahren  war  unvollkommen, 
weil  niemals  ein  rein  weisser  Grund  erhalten  wurde  und  auch  Bau- 
desson  und  Houzeau,  welche  1863  einen  ganz  ähnlichen  Copirprocess 
beschrieben^),  kamen  über  diesen  Fehler  nicht  hinweg. 

Pellet  vervollkommnete  im  Jahre  1877  diesen  positiven  Blaudruck- 
process  in  bemerkenswerther  Weise,  indem  er  (nach  der  englischen 
Patentbeschreibung 2)  vom  6.  December  1877,  Nr.  4632)  einer  „Mischung 
von  Eisen  Chlorid  und  Oxalsäure,  Weinsäure  oder  Citronensäure  oder 
einem  citronensauren  Salz“  noch  Gummi  oder  eine  schleimige  Substanz 
beimischte  und  dadurch  das  sogenannte  „Gummi-Eisen-Yerfahren“ 
angab  (s.  S.  203).  Er  erwähnte  ferner,  dass  eine  Lösung  von  Ferro- 
cyankalium  als  Entwickler  für  die  Lichtpause  diene  und  schliesslich 
mit  verdünnten  Säuren  gewaschen  werde;  zur  Beseitigung  falscher  blauer 
Linien  wurde  Kleesalz  empfohlen  und  in  der  Patent- Specification  fünf 
typische  Lösungen  angegeben.  — Pellet  stellte  in  der  photographischen 
Abtheilung  der  im  Jahre  1879  im  Palais  de  l’Industrie  in  Paris  abge- 
haltenen Ausstellung  schöne  Lichtpausen  mit  dunkelblauen  Linien  auf 
rein  weissem  Grunde  ausA  Collache  suchte  mit  dem  29.  Januar  1880 
um  ein  französisches  Patent,  worin  als  lichtempfindliche  Mischung 

1)  Nach  A.  Fisch,  La  Photocopie.  1886.  S.  12. 

2)  Ahridgement  of  Specific,  of  Patent.  lila,  1877 — 1883.  S.  17. 

3)  Phot.  Archiv.  1880.  S.  40. 


1 


Lichtpausen  mittels  des  Pellet’schen  Gummi -Eisenverfahrens. 


249 


! Gummi,  Citronensäure  und  Eisenchlorid  benutzt  wurden ^),  und  Ad. 

I Joltrain^)  mit  dem  24.  März  1880  gleichfalls  um  ein  französisches 

I Privilegium  und  kurz  darauf  um  ein  englisches  Patent  auf  ein  Gummi - 

1 Eisenverfahren  mittels  Gummi,  Eisenchlorid,  Eerrisulfat  und  Weinsäure 
I nach  (s.  S.  251),  welches  Patent  aber  durch  Pellet  angegriffen  wurde, 
indem  es  dem  Wesen  nach  mit  seinem  bereits  früher  ausgeführten  Yer- 
fahren  identisch  sei  und  wurde  in  erster  Instanz  vom  „Tribunal  civil 
de  la  Seine“  in  der  That  annuUirt^). 

Genau  beschrieben  wurde  das  Gummi -Eisenverfahren  zuerst  von 
'•  Pizzighelli®)  in  Wien  im  Jahre  1881,  welche  Beschreibung  das 

} Pellet’sche  Originalverfahren  sehr  nahe  zu  treffen  scheint;  später  folgten 

! mehrfach  andere  Publikationen  über  diesen  Gegenstand®).  — Das 

Pellet’sche  positive  Lichtpausverfahren  wird  von  mehreren  Lichtpaus- 
j anstalten  in  Wien,  Berlin  u.  s.  w.  praktisch  ausgeübt  und  erfreute  sich 
I grösster  Beliebtheit,  bis  die  Negrographie  und  die  Tintenbildei  in  neuerer 
i Zeit  demselben  starke  Concurrenz  machten. 

♦ 

I Das  Wesen  des  Gummi -Eisen Verfahrens  besteht  darin,  dass  Papier 

• mit  einem  Gemisch  von  Gummi  arabicum  und  einem  lichtempfindlichen 

I Eisenoxydsalze  überzogen  wird;  in  der  Schicht  entsteht  durch  Licht- 

1 Wirkung  ein  Eisenoxydulsalz  und  zugleich  wird  die  Gummischicht  am 

Lichte  unlöslich,  wie  zuerst  Collache’^)  und  dann  (1881)  Pizzighelli 
> (a.  a.  0.)  angaben;  behandelt  man  dann  die  Schicht  mit  gelbem  Blut- 

laugensalz, so  färben  sich  bloss  die  nicht  belichteten  (also  eisenoxyd- 
haltigen) Stellen  unter  Bildung  von  Berlinerblau,  während  die  belichteten 
(eisenoxydulhaltigen)  Stellen  nur  oberflächlich  einen  weissen  Mederschlag 
annehmen,  und  diese  Stellen  in  Folge  ihrer  Unlöslichkeit  vor  dem  Ein- 
dringen der  Blutlaugensalzlösung  geschützt  werden.  Schliesslich  wird 
die  Gummischicht  mit  verdünnten  Säuren  entfernt  und  es  bleibt  bloss 
das  Bild  von  Berlinerblau  am  Papier  haften. 

Das  „Gummi -Eisenpapier“  ist  sehr  lichtempfindlich;  wenn  es  auch 
weniger  einfach  zu  behandeln  ist  als  das  gewöhnliche  Cyanotypverfahren 
(s.  S.  238),  so  ist  es  doch  weder  schwierig  noch  langwierig  und  man 

1)  Joum.  de  l’Industrie  Phot.  1880.  S.  100.  Phot.  Corresp.  1881.  S.  71. 

2)  Journ.  de  l’Industrie  Phot.  1881.  S.  57. 

3)  Abiidgements  of  Specificat.  Patents.  lila.  1877 — 1883.  S.  58. 

4)  Vergl.  Poitevin,  Tratte  des  impressions  photographiques.  1883.  S.  159. 

5)  Phot.  Corresp.  1881. 

6)  Schuberth,  Das  Lichfimusverfahren.  1883.  Liesegang,  Die  modernen 
Lichtpausverfahren.  1884.  Fisch,  La  Photocopie.  1886. 

7)  Phot.  Archiv.  1880.  S.  129.  Journ.  de  l’Industrie  Phot.  1880.  S.  100. 


250 


Vierter  Theil.  Viemndzwanzigstes  Capitel. 


kann  bei  einiger  Uebung  zahlreiche  Lichtpausen  in  einem  Tage  hersteilen; 
es  hat  vor  dem  gewöhnlichen  (negativen)  Cyanotypverfahren  den  Vor- 
theil, dass  es  positive  Lichtpausen,  mit  blauen  Linien  auf  weissem 
Grunde  liefert. 

Ein  ISTachtheil  dagegen  ist  die  geringe  Haltbarkeit  des  sensiblen 
Papieres,  welches  deshalb  sich  nicht  als  Handelsproduct  eignet.  Die 
fertigen  Lichtpausen  nach  dem  Gummi -Eisenprocess  besitzen  aber  eine 
bedeutende  Haltbarkeit.  Bei  einer  von  dem  Verfasser  und  Dr.  Hornig 
durchgeführten  Probe  wurde  ein  solcher  Blaudruck  durch  zwei  Jahre 
zwischen  einem  Eenster  dem  Lichte  und  der  wechselnden  Temperatur  und 
Peuch tigkeit  ausgesetzt,  ohne  dass  die  blauen  Linien  verblasst  wären. 

Bereitung  der  lichtempfindlichen  Gummi-Eisenlösung. 

Eine  gute  Vorschrift  ist  die  folgende,  von  G.  Pizzighelli  ange- 
gebene. Es  werden  die  folgenden  drei  Lösungen  in  Vorrath  bereitet: 

1)  20  Thl.  Gummi  arabicum  auf  100  Thl.  Wasser. 

2)  50  „ braunes  Ammoniumferricitrat  auf  100  Thl.  Wasser. 

3)  50  „ Eisenchlorid  auf  100  Thl.  Wasser. 

Diese  Lösungen  halten  sich,  in  geschlossenen  Gefässen  auf  bewahrt, 
durch  mehrere  Wochen  unverändert,  mit  Ausnahme  der  Gummilösung, 
welche  nach  einigen  Tagen  leicht  sauer  wird. 

Zum  Gebrauche  werden  gemischt:  20  ccm  der  Lösung  von  Gummi 
arabicum,  8 ccm  der  Lösung  von  Ammoniumferricitrat  und  5 ccm  der 
Eisenchloridlösung  und  zwar  in  der  Reihenfolge,  in  welcher  sie  ange- 
führt erscheinen  2).  Die  Mischung  ist  anfangs  dünnflüssig,  wird  aber 
bald  zähe  und  nach  einigen  Stunden  trübe,  wobei  sie  ihre  Zähigkeit 
verliert  und  die  Consistenz  einer  weichen  Butter  annimmt.  In  diesem 
Zustande  ist  sie  am  geeignetsten  zur  Präparation  des  Papieres  und  hält 
sich  verschlossen  im  Dunkeln  aufbewahrt,  mehrere  Tage,  ohne  von 
ihrer  Brauchbarkeit  etwas  einzubüssen. 

Fritz  Haugk  in  Schneeberg  theilte  dem  Verfasser  am  15.  Mai  1881 
brieflich  mit,  dass  er  in  Pizzighelli’s  Vorschrift  den  Gummigehalt 
um  Vs  vermehre.  Er  selbst  empfahl  an  Stelle  der  Pizzighelh’schen 

1)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1887.  S.  323. 

2)  Kommt  die  Eisenchloridlösuug  zuerst  mit  der  Gummüösung  in  Berührung, 
so  entsteht  ein  klumpiges  Coagulum.  Mehr  Eisenchlorid  im  Verhältnisse  zum  citronen- 
sauren  Eisenoxydammoniak  setzt  die  Empfindlichkeit  etwas  herab,  gibt  jedoch  Bilder 
von  dunklerer  Farbe;  citronensaures  Eisenoxydammoniak  allein  gibt  nicht  gute  Resul- 
tate. Bei  richtigem  Gummigehalt  entsteht  eine  vortheilhafte,  hornartige  Beschaffenheit 
der  empfindlichen  Schicht,  welche  aber  das  Gummi -Eisenpapier  zu  anderen  Methoden, 
speciell  zur  Chrysotypie  und  Argentotypie  untauglich  macht. 


Lichtpausen  mittels  des  Pellet’schen  Gummi -Eisenverfahrens. 


251 


die  folgende  lichtempfindliche  Lösung:  30  — 35  ccm  Gummilösung  (1 : 5), 
10  ccm  oxalsaure  Eisenoxydammoniaklösung  (6  : 10)  und  2 — 3 ccm 
Eisenchloridlösung  (1:2),  worauf  man  des  Papier  schwimmen  lässt. 

Andere  Methoden  der  Bereitung  einer  lichtempfindlichen  Gummi - 
Eisenlösung  für  diesen  Process  rühren  von  A.  Fisch  (La  Photocopie. 
1886.  S.  12;  1890.  S.  11),  Joltrin  (Liesegang’s  „Moderne  Lichtpaus- 
verfahren.“ 1884.  S.  55),  Lizzard  (Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1893. 
S.  483)  und  Waterhouse  (Eder’s  Jahrbuch  für  1890.  S.  339)  her.  Wir 
führen  hier  diejenige  des  Letzteren  an,  welche  in  folgendem  besteht: 
Man  stellt  zwei  Lösungen  dar.  A)  170  g Gummi  arabicum,  650  ccm 
Wasser;  B)  40  g Weinsäure  in  150  ccm  Wasser.  Die  Gummilösung 
wird  durch  einen  Schwamm  filtrirt,  mit  der  Weinsäurelösung  gemischt 
und  100  — 120  g Eisenchloridlösung  vom  spec.  Gew.  1,453  unter  üm- 
rühren  zugesetzt,  24  Stunden  im  Finstern  stehen  gelassen  und  dann 
mit  Wasser  auf  das  spec.  Gew.  1,100  verdünnt.  Die  Fi  sch’ sehe  Yor- 
schrift  ist  dieselbe. 

Wahl  des  Papieres. 

Zu  diesem  Verfahren  ist  ein  gut  geleimtes,  festes  Zeichenpapier 
unbedingt  nothwendig;  schlecht  geleimtes  gibt  bei  der  Entwickelung  zu 
allerlei  Flecken  Veranlassung.  Gut  geeignet  ist  die  im  Handel  vor- 
kommende und  mit  „Imperial- Zeichenstoff,  animalisch  geleimt“  bezeich- 
nete  Papiergattung,  welche  sowohl  in  Bogen  als  auch  in  Pollen  verkauft 
wird.  Auch  stärkere  Sorten  von  Eives-,  Steinbachpapier  oder  von  Papier 
von  Schleicher  & Schüll,  sowie  der  Neusiedler  Papierfabrik  (Niederlage 
in  Wien),  Leykam- Josefsthal  (Wien)  u.  A.  sind  verwendbar. 

Sensibilisiren  des  Papieres.  Das  Papier  wird  auf  ein  Eeiss- 
brett  gelegt  und  muss  an  zwei  Seiten  mit  Heftnägeln  unverrückbar 
befestigt  werden.  Die  empfindliche  Mischung  wird  nun  mittels  eines 
breiten  flachen  Borstenpinsels  möglichst  gleichmässig  und  rasch  und  in 
nicht  zu  dicker  Lage  aufgestrichen,  was  bei  der  grossen  Zähflüssig- 
keit der  Masse  einigermassen  schwierig  ist;  sobald  man  bemerkt,  dass 
der  Pinsel  etwas  an  das  Papier  zu  kleben  beginnt,  wird  die  Oberfläche 
mittels  eines  Vertreibpinsels  egalisirt^). 

Diese  Operation  kann  bei  gedämpftem  Lichte  vorgenommen  werden; 
das  bestrichene  Papier  wird  in  einem  erwärmten  dunkeln  Eaume  rasch 
getrocknet  und  für  den  Gebrauch  flach  gepresst,  vor  Licht  und  Feuchtig- 
keit geschützt  aufbewahrt. 

Das  Copiren  nach  einem  Positiv  auf  Glas  oder  auf  Pauspapier  ist 
bei  dem  Erscheinen  eines  deutlich  sichtbaren  gelben  Bildes  auf  dunklerem 


1)  Andere  Operateure  benützen  zum  Aufstreicben  ein  mit  Sammt  überzogenes 
Brettchen  („Sammtbürste“);  hierbei  entfällt  die  Behandlung  mit  dem  Vertreibpinsel. 


252 


Vierter  Theil.  Vierundzwanzigstes  Capitel. 


Gnmde  als  beendet  zu  betrachten  und  dauert  an  der  Sonne  kaum 
5 — 10  Minuten,  im  Schatten  je  nach  den  Lichtverhältnissen  15  Minuten 
und  darüber. 

Ent-wickelung  und  Eixirung  des  Bildes.  Das  copirte  Bild 
wird  auf  ein  Eeissbrett  gelegt  und  die  sichtbare  Zeichnung  mittels  eines 
Haarpinsels  (aus  Eischotterhaaren)  mit  der  folgenden  Entwickelungs- 
lösung, nämlich  20  Thl.  gelbes  Blutlaugensalz  auf  100  Tbl.  Wasser,  rasch 
und  ohne  stark  aufzudrücken,  Strich  an  Strich  bestrichen  (Pellet, 
Waterho use  u.  A.  legten  die  Copie  mit  der  Bildfläche  auf  die  Blut- 
laugensalzlösung,  ohne  die  Eückseite  damit  zu  treffen^).  Das  Bild 
erscheint  momentan  in  dunkelblauer  Earbe;  sobald  alle  Details  erschienen 
sind,  wird,  ohne  lange  zu  zaudern 2),  dasselbe  unter  einem  Wasserstrahle 
von  der  Entwickelungslösung  gereinigt,  wobei  (sowie  auch  bei  der  Ent- 
wickelung) zu  vermeiden  ist,  dass  die  Eückseite  benetzt  werde,  weil 
geringe  Spuren  von  gelbem  Blutlaugensalze,  von  der  Eückseite  in  das 
Papier  eingednmgen , schon  genügen,  um  blaue,  auch  von  der  Yorder- 
seite  sichtbare  Eiecken  zu  erzeugen.  Nach  dem  Waschen,  welches  nicht 
sehr  lange  zu  dauern  braucht,  wird  das  Papier  in  eine  Tasse  mit  ver- 
dünnter Salzsäure  (1:10)  gelegt®),  darin  wird  das  Bild,  welches  beim 
Waschen  etwas  verblasst  war,  wieder  dunkler.  Die  Oberfläche  der 
belichteten  Stellen  der  Gummi -Eisensalzschicht  läuft  gewöhnlich  auch 
etwas  blau  an,  was  aber  nichts  zu  bedeuten  hat,  da  das  Papier  durch 
die  Gummischicht  geschützt  ist,  welche  in  der  Säure  sich  förmlich  von 
der  Unterlage  abschuppt,  ein  blaues  Bild  auf  dem  rein  weissen  Papiere 
zurücklassend.  (Man  kann  durch  Eeiben  mit  einem  Pinsel  nachhelfen.) 
Das  Bild  wird  nun  in  mehrfach  gewechseltem  Wasser  gewaschen  und 
dann  zum  Trocknen  aufgehängt. 

Blaue  Punkte  oder  Flecken  können  mit  den  auf  S.  243  angegebenen 
Mitteln  beseitigt  werden. 

1)  Ursprünglicli  -wurde  das  Papier  sogar  imter  die  Entwicklungslösuug  getaucht; 
erst  später  erkannte  Pellet  den  Nutzen  des  Schwimmenlassens,  um  das  Benetzen  auf 
der  Eückseite  zu  vermeiden.  (Bull.  Soc.  fran^.  1880.  S.  47  u.  288.) 

2)  Bei  längerer  Entwickelung  findet  ein  Verschwimmen  naheliegender  Linien  statt. 

3)  Es  kann  die  Salzsäure  auch  durch  Schwefelsäure  ersetzt  werden.  Dieser 
Weg  wurde  früher  von  Pellet  empfohlen,  um  die  Entwickelung  der  Salzsäuredämpfe 
zu  vermindern.  (BuU.  Soc.  fran9.  1880.  S.  284.) 


FÜNFUNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

LICHTPAUSEN  MITTELS  SILBEECOPIEYEEEAHEENS, 
SOWIE  MITTELS  EISEN -SILBEEPAPIEEEN. 
(WEISSE  LINIEN  AUE  BEAUNSCHWAEZEM  GEUNDE.) 


Die  geAvöhnlichen  Silberpapiere  sind  selbstverständlich  zu  Licht- 
pausen nach  Zeichnungen  auf  dünnem  Papier  geeignet,  z.  B.  die  Chlor- 
silberpapiere (Dauerpapiere)  u.  s.  w.,  wie  sie  im  12.  Hefte  dieses  „Hand- 
buchs“ beschrieben  wurden.  Nach  Silbercopien  auf  dünnem  Papier 
können  negative  Lichtpausen  durch  neuerliches  Copiren  in  positive  um- 
gewandelt werden.  Diese  Methoden  finden  jedoch  in  der  Industrie  wenig 
Amvendung.  Dagegen  kamen  in  den  letzten  Jahren  Schnell -Copirpapiere 
für  Zwecke  der  Lichtpauserei  in  den  Handel,  welche  mit  Gemischen 
von  Ferrisalzen  und  Silberverbindungen  sensibilisirt  waren,  und  die  wir 
im  Folgenden  näher  beschreiben  wollen. 

Eisen- Silber-Lichtpauspapi  er. 

Mischt  man  Ferricitrat  oder  ähnliche  lichtempfindliche  Ferrisalze 
mit  Silbernitrat  (nach  dem  Princip  der  Argentotypie  oder  Kallitypie, 
s.  S.  204),  so  erhält  man  bei  geeigneten  Mischungsverhältnissen  Licht- 
pauspapier, welches  4 bis  5 mal  lichtempfindlicher  als  gewöhnliches 
Cyanotyppapier  (s.  S.  238)  ist.  Im  Lichte  wird  das  Ferrisalz  reducirt 
und  schlägt  metallisches  Silber  nieder.  Arndt  & Troost  in  Frank- 
furt a.  M.  bringen  seit  1894  ein  auf  diesen  Grundlagen  beruhendes 
braun  copirendes  Lichtpauspapier  unter  dem  Namen  „Sepia- 
Blitz-Lichtpauspapier“  in  den  Handel  und  erhielten  darauf  ein 
Patent  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1896.  S.  525;  1897.  S.  551;  1898. 
S.  450).  In  der  Patentschrift  wird  ein  Gemisch  von  Ammoniumferri- 
citrat,  Silbernitrat,  Weinsäure  und  Gelatine  als  gut  geeignet  angegeben, 
wie  wir  bereits  weiter  oben  (S.  205)  genauer  beschrieben  haben.  Die 
vom  Lichte  getroffenen  Stellen  werden  dunkel  gelblich  und  beim  Waschen 
mit  Wasser  tiefbraun  und  sind  hiermit  genügend  fixirt.  Darauffolgendes 


254 


Vierter  Theil.  Fünfundzwanzigstes  Capitel. 


Behandeln  mit  Fixirnatronlösung  (1  ; 50)  verbessert  den  Farbenton. 
Wahrscheinlich  findet  theils  directe  Bräunung  des  Eisensalzes  im  Lichte, 
insbesondere  aber  secundäre  Reduction  des  Silbersalzes  zu  Metall  statt; 
jedenfalls  ist  im  fertigen  Bilde  metallisches  Silber  der  Hauptbestandtheil 
der  Bildsubstanz. 

Genauere  Untersuchungen  über  diese  Methode  rühren  von  Dr.  B. 
Larus  her  (Phot.  Wochenbl.  1898.  S.  305).  Nach  seiner  von  uns  er- 
probten Yorschrift  stellt  man  folgende  Lösungen  her: 

A)  35  g grünes  Ammoniumferricitrat,  4 g Weinsäure  und  200  ccm 

Wasser. 

B)  6 g Gelatine  gelöst  in  100  ccm  Wasser. 

C)  10  g Silbernitrat  in  100  ccm  Wasser. 

Die  Präparate  sollen  frei  von  Chloriden  sein.  Man  mischt  A und  B 
bei  ca.  35 — 40  Grad  C.  und  fügt  allmählich  unter  Umrühren  die  Silber- 
lösung C hinzu.  Die  Lösung  wird  während  der  Yerwendung  lauwarm 
gehalten  und  auf  Papier  (oder  Postkarten  u.  s.  w.)  aufgetragen  und  ge- 
trocknet. Während  des  Copirens  wird  die  Farbe  bräunlich,  jedoch  ist 
die  Intensität  des  erscheinenden  Bildes  in  hohem  Grade  abhängig  vom 
Feuchtigkeitsgehalte  der  empfindlichen  Schicht.  Durch  Eintauchen  in 
reines  Wasser  wird  die  Copie  deutlich  sichtbar;  man  fixirt  durch  Waschen 
mit  Wasser  und  behandelt  in  Fixirnatronlösung  (1  : 50),  worin  die 
Farbe  schön  dunkelbraun  wird. 

Die  Lichtpausen  geben  weisse  Linien  auf  braunem  Grunde;  stellt 
man  sie  auf  dünnem  Papier  her,  so  kann  man  durch  nochmaliges 
Copiren  dieser  negativen  Bilder  positive  Lichtpausen  erhalten.  Sie 
können  mit  Gold-Tonfixirbädern  sowie  Uran-Tonbädern  getont  werden 
(Ed  er ’s  Jahrbuch  f.  1898.  S.  450). 


1 


SECHSrNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

LICHTPAUSEN  MITTELS  DES  TINTENCOPIEPEOCESSES 
AUE  LICHTEMPFINDLICHEN  EISENSALZEN. 
(SCHWAEZE  LINIEN  ALCF  WEISSEM  UEUNDE.) 


Die  sogenannten  Tintencopirverfahren  beruhen  auf  der  Lichtempfind- 
lichkeit gewisser  Ferrisalze,  welche  im  Lichte  in  Ferrosalze  übergehen; 
durch  darauffolgende  Einwirkung  von  Gallussäure  oder  Tannin  entsteht 
mit  Eerrisalzen  (Eisenoxydsalzen)  ein  schwarzer  Niederschlag  (gallus- 
saures oder  gerbsaures  Eisenoxyd  von  der  Zusammensetzung  von  gewöhn- 
licher Tinte),  während  die  Eerrosalze  sich  mit  Gallussäure  nicht  oder 
nur  langsam  färben.  Indem  also  die  vom  Lichte  nicht  getroffenen  Stellen 
geschwärzt  werden,  die  vom  Lichte  zersetzten  aber  mehr  oder  weniger 
unverändert  (farblos)  bleiben,  so  entstehen  Lichtpausen  in  schwarzen 
Linien  auf  weissem  Grunde. 

Die  Schwierigkeit  dieses  sogenannten  „Gallus-Eisen-  oder  Tinten- 
copirprocesses“  besteht  darin,  dass  es  schwer  ist,  Bilder  von  genügen- 
der Kraft  der  Schwärzen  und  Eeinheit  des  weissen  Grundes  zu  erhalten,  weil 
der  Gerbstoff  auch  mit  Eerrosalzen  bei  Luftzutritt  sich  violettschwarz  färbt 
und  der  Grund  der  Papierbilder  sehr  schwer  weiss  zu  erhalten  ist. 

Die  ersten  Anfänge  dieses  Verfahrens  dürften  auf  Poitevin  zurück- 
zuführen sein,  welcher  am  20.  Mai  1859  in  der  „Societe  frau9aise  de 
Photographie“  über  eine  Copirmethode  berichtete  i),  die  in  Folgendem 
bestand:  Es  wurde  eine  Lösung  von  Eisenchlorid  und  Urannitrat 
(1:10)  auf  Papier  aufgetragen;  letzteres  wird  im  Lichte  rasch  reducirt 
und  dann  das  Eisenchlorid  zu  Chlorür  verwandelt,  welches  durch 
Tannin,  Gallus-  und  Pyrogallussäure  (1  : 50)  nicht  mehr  ge- 
schwärzt wird,  während  die  nicht  belichteten  Stellen  sich  schwärzen, 
wodurch  sich  directe  positive  Copien  erhalten  lassen.  Er  ersetzte  später 

1)  Bull.  Soc.  frang.  de  Phot.  1859.  S.  157.  Auch  in  Poitevin ’s  „Traite  des 
iüipressions.“  Paris  1883.  S.  149. 


256 


Vierter  Tlieil.  Sechsundzwanzigstes  Capitel. 


das  dem  Eisenchlorid  beigemengte  Uransalz  durch  Glycerin,  oxalsaures 
Ammoniak  und  Weinsäure  wovon  er  besonders  das  Gemisch  mit 
Weinsäure  empfahl  (10  g Eisenchlorid,  100  g Wasser  und  3 g Wein- 
säure). (S.  Seite  208.) 

Poitevin  setzte  diesem  Gemisch  von  Eisenchlorid  und  Wein- 
säure etwas  Khodankalium  zu,  wodurch  eine  blutrothe  Färbung  ent- 
stand, welche  das  Copiren  auf  Papier  wesentlich  erleichtert.  In  dem 
Masse,  als  sich  das  Eisenchlorid  reducirt,  verschwindet  das  Roth,  und 
wenn  die  Reduction  vollständig  durchgeführt,  erscheint  die  Zeichnung 
roth  auf  weissem  Grunde.  Das  Bild  wird  in  Wasser,  welches  etwas 
Kreide  enthält,  gewaschen,  worin  ein  Theil  des  Eisenchlorürs  entfernt 
wird  und  das  Chlorid  in  Eisenoxyd  verwandelt  werden  soll,  worauf 
man  mit  Gallussäure  oder  Tannin  badet,  worin  das  Bild  tinten- 
schwarz wird.  Enthält  die  Eisenchlorid-  und  Weinsäure -Mischung  einen 
Zusatz  Gummi  arabicum,  so  ändert  sich  durch  die  Belichtung  die  hygro- 
scopische  Eigenschaft.  (S.  Seite  207.) 

Erst  in  neuerer  Zeit  wurde  dieses  Copirverfahren  weiter  studirt 
und  mehrfach  verbessert,  indem  man  hauptsächlich  die  Schwierigkeit 
zu  beseitigen  trachtete,  dass  der  weisse  Grund  stets  mehr  oder  weniger 
unrein  wird,  d.  h.  eine  graue  oder  blassviolette  Färbung  erhält. 

Im  Jahre  1880  theilte  Riegel  im  „Le  Technologiste“  eine  Methode 
mit,  um  schwarze  positive  Lichtpausen  mittels  einer  lichtempfindlichen 
Schicht  von  Ferrisulfat,  Eisenchlorid,  Weinsäure  und  Gelatine  iTud  eines 
Entwicklers  aus  Gallussäure  herzustellen  ^). 

Im  Jahre  1883  brachte  Co  las  in  Frankreich  in  grossen  Rollen 
ein  „Gallus -Eisen -Papier“  in  den  Handel,  welches  gleichfalls  mit  einem 
Eisenoxydsalz  in  Gegenwart  einer  organischen  Substanz  präparirt  war, 
beim  Belichten  Oxydulsalz  bildete  und  mit  Gallussäurelösung  entwickelt 
nur  an  den  nicht  belichteten  Stellen  tintenschwarz  wurde®)  und  nach 
den  später  veröffentlichten  Beschreibungen^)  der  Riegel’schen  Mischung 
sehr  nahe  kam.®) 

1)  Auch  essigsaures  Ammoniak  und  Alloxanthin  befördert  die  Zersetzung  von 
Eisenchlorid  im  Lichte  nach  Poitevin  (Compt.  rend.  Bd.  52.  S.  94.  Kreutz  er ’s 
Zeitschr.  f.  Phot.  1861.  Bd.  3.  S.  125). 

2)  Riegel  mischte  10  g Ferrisulfat,  20  g Eisenchlorid,  10  g Gelatine,  10  g Wein- 
säure und  Wasser  bis  zum  Volumen  von  350  ccm.  Als  Entwickler  dient  eine  1 — 2 pro- 
centige  Gallussäurelösung  in  Wasser  mit  geringem  Alkoholzusatz.  S.  auch  Puzzled 
(Brit.  Jourii.  Phot.  1880.  S.  574)  und  England  (ibid.  S.  575). 

3)  Moniteur  de  la  Phot.  1883.  S.  39.  Phot.  Wochenbl.  1883.  S.  177. 

4)  Gewerbeblatt  aus  Württemberg.  1886.  Bd.  33.  S.  365. 

5)  Bie  Colas’sche  Mischung  bestand  angeblich  aus  10  g Ferrisulfat,  20  g Eiseu- 
chlorid,  10  g Weinsäure , 10  g Gelatine,  300  ccm  Wasser. 


Lichtpausen  mittels  des  Tintencopirprocesses  auf  lichtempfindl.  Eisensalzen.  257 


Auch  spätere  Publikationen  über  den  Tinten- Lieh tpausprocess  ver- 
folgten dasselbe  Princip,  indem  das  lichtempfindliche  Gemisch  von 
Perrisalzen  und  Weinsäure  mit  Gelatine^)  oder  Gummi  arabicum 2)  ver- 
dickt wurde. 

Ein  brauchbares  Kecept  dieser  Art  ist  folgendes:  10  g Eisenchlorid 
(in  Stücken),  5 g Eerrisulfat  (schwefelsaures  Eisenoxyd!)  und  9 g Wein- 
säure werden  in  100  ccm  Wasser  gelöst,  dann  mit  einer  warmen  Lösung 
von  5 g Gelatine  in  50  ccm  Wasser  gemischt  und  durch  einen  mit 
Baumwolle  verstopften  Trichter  oder  durch  Flanell  filtrirt.  Das  ausge- 
spannte Papier  wird  mittels  eines  Schwammes  bei  Lampenlicht  reichlich 
damit  bestrichen,  einige  Augenblicke  in  Ruhe  gelassen,  dann  wird  die 
überschüssige  Flüssigkeit  mittels  des  ausgedrückten  Schwammes  weg- 
genommen ^).  Man  trocknet  schnell  (am  besten  bei  einem  warmen  Ofen) 
im  Dunklen.  Das  Papier  hält  sich  nicht  lange  (2  — 3 Wochen). 

Eine  andere  vereinfachte,  gleichfalls  gut  brauchbare,  Yorschrift  [von 
A.  Fisch^)]  schliesst  sich  wieder  mehr  an  die  alte  Poitevin’sche 
Mischung  an,  indem  das  Yerdickungsmittel  wegbleibt:  Man  löst  10  bis 
12  g festes  Eisenchlorid  in  50  ccm  Wasser  und  mischt  mit  3 g Wein- 
säure, gelöst  in  50  ccm  Wasser;  dieses  Gemisch  wird  sehr  dünn  und 
gleichmässig  auf  sehr  gut  geleimtes  Papier  aufgepinselt  und  rasch  bei 
55  Grad  C.  im  Finstern  getrocknet. 


1)  Shawcross  und  Thompson  (Deutsches  Reichspatent  Nr.  33452  vom  19.  März 
1885;  Phot.  Archiv.  1886.  S.  15)  mischten  1500  Thl.  Gelatine,  600  Thl.  Ferrisulfat, 
940  Thl.  Chlornatrium,  190  Thl.  Weinsäure,  1500  Thl.  Eisenchlorid  und  entsprechend 
Wasser.  — E.  Goolds  ersetzte  das  Ferrisulfat  durch  Zinkvitriol  (Ed  er ’s  Jahrbuch 
f.  Phot,  für  1892.  S.  451). 

2)  A.  Fisch  empfahl  in  der  1.  Auflage  seiues  Werkes  „La  Photocopie“  (1886. 
S.  36)  ein  gummihaltiges  Gemisch,  nämlich  A)  50  Thl.  arabisches  Gummi,  500  Thl. 
Wasser;  B)  50  Thl.  Weinsäure,  200  Thl.  Wasser;  C)  30  Thl.  schwefelsaures  Eisen- 
oxyd, 200  Thl.  Wasser;  D)  100  Thl.  Eisenchloridlösung  von  45  Grad  B.  Man  mischt 
die  Lösung  C mit  B,  giesst  dies  dann  in  A und  fügt  D hinzu.  Hiermit  überstreicht 
man  gut  geleimtes  Papier  dünn,  trocknet  schnell  in  der  Wärme,  ohne  55  Grad  C. 
zu  überschreiten.  Es  hält  sich  14  Tage.  — Nakahara  in  Japan  (Eder’s  Jahrbuch 
f.  Phot,  für  1896.  S.  529)  wiederholte  die  Versuche  mit  diesen  Varianten  des  Tinten- 
copirverfahrens  und  gab  als  bestes  Recept  an:  15  g Gummi  arabicum,  gelöst  in  110  ccm 
warmen  Wasser,  2 g Weinsäure,  9 g Chlornatrium,  10 g „Eisensulfat“  (wahrscheinlich 
Ferrisulfat?),  15  g Eisenchlorid;  diese  Bestandtheile  werden  in  der  angegebenen  Reihen- 
folge in  der  Gummilösung  aufgelöst. 

3)  Man  kann  auch  mittels  breiter  Pinsel  oder  Haarbürsten  und  Vertreibpinsel 
die  Präparation  vornehmen. 

4)  A.  Fisch,  La  Photocopie.  2.  Auflage.  1890.  S.  40.  — Vergl.  auch  Enns  er 
(Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1892.  S.  451). 


258 


Vierter  Theil.  Sechsundzwanzigstes  Capitel. 


Mau  copirt  unter  der  zu  pausenden  Zeichnung  ungefähr  so  lange 
wie  beim  Albumin -Silberprocess  (z.  B.  10  Min.  im  Sonnenlichte).  Sobald 
die  schwarzen  Linien  der  Zeichnung  deutlich  gelb  auf  dem  ausge- 
bleichten weissen  Grunde  sichtbar  siud^),  ist  genügend  lange  copirt.  Das 
stets  mehr  oder  weniger  schwache  Bild  wird  durch  Behandeln  mit  einer 
Lösung  von  Gallussäure  sichtbar  gemacht  (entwickelt).  Die  Concen- 
tration  dieser  Gallussäurelösung  ist  von  geringem  Einfluss  auf  das  Re- 
sultat; es  erscheint  hierbei  ein  geringer  Zusatz  von  Oxalsäure  (zuerst 
von  A.  Fisch  empfohlen,  a.  a.  0.)  günstig.  Als  Entwicklungsbad  für 
gelatinehaltige  Eisenpapiere  kann  ein  Bad  von  1 Liter  Wasser,  Yj  bis 
1 g Oxalsäure  und  6 g Gallussäure  dienen,  während  Fisch  für  sein 
vereinfachtes  Verfahren  eine  schwächere  Lösung  von  1 Liter  Wasser, 
3 g Gallussäure  und  0,1  g Oxalsäure  empfiehlt. 

In  dieser  Entwicklerflüssigkeit  erscheint  das  Bild  sofort  mit  schwarzer 
Farbe  und  hat  binnen  3 — 5 Minuten  seine  höchste  Eraft  erreicht.  Man 
kann  die  Copien  entweder  ganz  in  dieses  Bad  untertauchen,  oder  nur 
mit  der  Bildfläche  darauf  schwimmen  lassen;  ersteres  ist  bequemer  und 
wird  in  der  Regel  vorgenommen,  letzteres  schützt  aber  die  weissen 
Bildstellen  in  ungünstigen  Fällen  besser  vor  allgemeiner  toniger  (bläu- 
licher) Färbung  des  Papiergrundes.  — Hat  man  zu  kurz  copirt,  so 
wird  der  Grund  des  Papieres  tonig;  bei  langer  Copirdauer  bleicht 
der  Grundton  ganz  aus,  bei  allzulanger  Copirzeit  werden  die  Pausen 
kraftlos  und  es  verschwinden  die  feinen  Linien.  • — Die  entwickelte 
Copie  wird,  sobald  sie  kräftig  genug  erschienen  ist,  schnell  mit 
viel  Wasser  gewaschen,  dann  alle  überflüssige  Flüssigkeit  mittels 
eines  Schwammes  oder  Fliesspapier  von  der  Oberfläche  entfernt,  um 
ein  Verrinnen  der  Linien  zu  vermeiden  2).  Dann  hängt  man  zum 
Trocknen  auf. 

Für  das  Gelingen  dieses  Processes  ist  die  Verwendung  sehr  gut 
geleimten  Rohpapieres,  dünnes  Aufträgen  der  lichtempfindlichen  Eisen- 
lösnng,  rasches  Trocknen,  correctes  Copiren  bei  kräftigem  Lichte  und 
rasches  Arbeiten  beim  Wässern  und  Trocknen  der  entwickelten  Bilder 
nothwendig. 

Um  etwa  eingeschlichene  Fehler  auf  den  Tinten -Lichtpausen  zu 
corrigiren  oder  Aenderungen  vorznnehmen  (dunkle  Stellen  wegzuätzen), 
bedient  man  sich  solcher  Mittel,  welche  die  Tinte  entfernen,  z.  B. 
Oxalsäure. 

1)  Das  unveränderte  Ferrisalz  ist  gelb,  das  mi  Lichte  entstehende  Ferrosalz 
aber  fast  farblos. 

2)  Das  Verrinnen  der  Linien  erfolgt  bei  gummihaltiger  Präparatiou  leichter  als 
bei  gelatinehaltiger. 


Lichtpausen  mittels  des  Tintencopirprocesses  auf  lichtempfmdl.  Eisensalzen.  259 


Als  zweites  Mittel,  welches  allen  gewünschten  Anforderungen  ent- 
spricht, bedient  man  sich  einer  Auflösung  von  10  g Pottasche,  10  g 
Sauerkleesalz  in  50  g destillirtem  Wasser.  Bei  jedesmaligem  Gebrauche 
ist  diese  Flüssigkeit  gut  umzuschütteln.  Zum  Corrigiren  von  Tinten- 
bildern verwendet  man  auch  ein  Gemisch  von  1 Tropfen  Schwefel- 
säure und  50  Tropfen  Wasser  oder  wässerige  Oxalsäurelösung. 


Das  Gallus -Eisenpapier  ist  in  beschränktem  Grade  Handelsartikel; 
seine  ziemlich  geringe  Haltbarkeit  hindert  die  Anschaffung  grösserer 
Vorräthe.  In  neuerer  Zeit  kommen  auch  Gallus-Eisen-Lichtpauspapiere 
in  den  Handel  (z.  B.  von  J.  Gab  1er t,  Wien),  welche  mit  reinem  Wasser 
sich  als  positive  blauschwarze  Tintenbilder  entwickeln  und  eines  getrennten 
Gallussäure -Entwicklers  nicht  bedürfen,  da  sie  die  Entwicklersubstanz 
bereits  in  der  Papierpräparation  oder  über  dieselbe  (trocken-pulverig) 
aufgetragen  enthalten;  dadurch  wird  der  Process  sehr  vereinfacht.  In 
der  Praxis  der  Lichtpauserei  liefern  der  Tintenpausprocess  und  die  häufig 
ausgeübte  Negrographie  (s.  d.)  die  besten  Pausen  mit  schwarzen  Linien 
auf  weissem  Grunde. 


Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


18 


T 


SIEBENUNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

LICHTPAUSEN  MIT  EETTEE  EAEBE,  WELCHE  AUE  DEE 
LICHTEMPEINDLICHKEIT  VON  EISENSALZEN  BEEUHEN. 


Als  Poitevin  die  Verwendbarkeit  seines  lichtempfind  ichen  Ge- 
misches von  Eisenchlorid  und  Weinsäure  beschrieb  (s.  Einstaubverfahren 
S.  207;  Tintenbilder  S.  255),  erwähnte  er  auch,  dass  das  Gemisch  die 
Fähigkeit  habe,  nur  an  den  nicht  belichteten  Theilen  fette  Farben 
zurückzuhalten,  nicht  aber  an  den  belichteten  (s.  S.  208). 

Fisch  griff  diese  Idee  auf  und  beschrieb  in  seiner  Broschüre  „Les 
Phototirages  aux  eueres  d’imprimerie“  (1894;  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot, 
für  1896.  S.  526)  ein  derartiges  Lichtpausverfahren  mit  Buchdruckfarbe. 
Er  combinirte  das  von  Weissenberger  zuerst  als  Zusatz  für  Chromat- 
bäder empfohlene  Mauganosulfat^)  mit  Eisenchlorid  und  Weinsäure  in 
nachfolgender  Weise:  320  g Gummi  arabicum  gelöst  in  1000  ccm  Wasser 
w^erden  mit  70  gr.  Weinsäure  gelöst  in  250  ccm  Wasser  gemischt,  dann 
225  ccm  einer  Eisenchloridlösung  von  45  Grad  Baume  und  schliesslicli 
10  g schwefelsaures  Manganoxydul  gelöst  in  25  ccm  Wasser  zugefügt 
und  nach  mehrstündigem  Stehen  durch  Mousselin  filtrirt.  Damit  wird 
Papier  bestrichen,  im  Finstern  bei  35  — 45  Grad  C.  getrocknet  und  unter 
einer  positiven  Pause  copirt.  Die  Copie  wird  mit  einer  Walze  mit  guter 
fetter  Buchdruckfarbe  (Unterlage  eine  Metallplatte)  dünn  (graix)  ein- 
gewalzt, in  eine  Schale  gelegt,  unter  der  Brause  abgespült  und  mit 
einem  feinen  Schwamme  gerieben,  bis  der  Grund  weiss  ist.  Diese 
positiven  Lichtpausen  lassen  sich  nach  dem  Trocknen  einstauben  und 
bronciren , eventuell  auch  auf  Stein  u.  s.  av.  Umdrucken. 

Entwickelt  man  die  Copie  ohne  sie  eingeschwärzt  zu  haben 
im  Wasser,  lässt  im  Dunklen  trocknen  und  copirt  das  stehen  gelassene 
Bild  nach  und  schwärzt  dann  ein,  so  entsteht  ein  negatives  Bild,  d.  h. 
die  Schwärze  haftet  an  den  belichteten  Bildstellen  (trockenes  Papier)  und 
wird  von  den  nicht  belichteten  Stellen  (welche  anfangs  mit  unlöslichem 
Eisenpräparat  bedeckt  waren  und  erst  beim  zweiten  Nachbelichten  feucht 
wurden)  abgestossen. 


1)  Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1889.  S.  300. 


Lichtpausen  mit  fetter  Farhc. 


261 


Einen  ganz  analogen  Process  unter  Anwendung  von  Gemischen  von 
Gummi,  Eerrichlorid,  Ferrisulfat,  Weinsäure  und  üranylnitrat  oder 
-Chlorid  hatte  A.  Fisch  in  seinem  Buche  „La  Photographie  au  charbon“ 
(1893.  S.  177;  Eder’s  Jahrbuch  f.  1896.  S.  528)  beschrieben. 

Nach  den  Angaben  von  A.  Fisch  wird  in  der  Kälte  gelöst: 

A)  325  g Gummi  arabicum  in  1 Liter  Wasser; 

B)  75  g Weinsäure  oder  Citronensäure  in  300  ccm  Wasser; 

C)  26  g Ferrisulfat  oder  -nitrat  in  400  ccm  Wasser; 

D)  6 g Üranylnitrat  oder  -Chlorid  in  200  ccm  Wasser. 

Man  giesst  die  Lösung  B in  A,  fügt  allmählich  C und  D hinzu,  indem 
man  fortwährend  schüttelt;  dann  mischt  man  210  ccm  Eisenchloridlösung 
von  der  Dichte  1,453  bei,  filtrirt  durch  Mousselin  und  bestreicht  damit 
gut  geleimtes  Papier.  Exposition  3 — 6 Min.  Sonnenlicht.  Die  gelbe 
Farbe  wird  im  Lichte  rasch  grau.  Nach  der  Belichtung  legt  man  auf 
eine  ebene  Unterlage  (Steinplatte  etc.),  schwärzt  mittels  einer  Leimwalze 
fette  Farbe  auf  und  verreibt  mit  einer  Bürste  die  Farbe.  Man  legt  es 
Copie  in  kaltes  Wasser,  spült  die  Oberfläche  des  auf  eine  nasse  Unterlage 
gelegten  Papieres  mit  einem  Wasserstrahle  ab  und  reibt  sie  dann  noch 
mit  einem  nassen  Schwamme.  Es  bleiben  nur  die  nicht  belichteten 
Stellen  als  schAvarze  Striche  stehen.  Diese  Lichtpausen  sind  als  solche 
kaum  zu  verwenden,  wohl  aber  nach  Art  der  Fettcopien  für  Photolitho- 
graphie, wo  sie  nach  einer  negativen  Matrize  einen  negativen  Abdruck 
geben  (Unterschied  von  Chromatgelatinepapier,  welches  nach  einem 
Negativ  einen  positiven  Abdruck  gibt). 

Diese  photochemischen  Eeactionen  bei  diesen  Processen  verlaufen 
im  Sinne  der  obigen  Angaben,  man  erhält  thatsächlich  nach  schwarzen 
Zeichnungen  auf  weissem  Papier  Lichtpausen  mit  schwarzen  Linien  auf 
hellem  (schwierig  rein  weiss  zu  erhaltendem)  Grunde.  Da  ähnliche 
Fettbilder  an  und  für  sich  kaum  eine  Yerwendung  finden  und  auf 
anderem  Wege  (mittels  Bichromaten  auf  Stärke-  oder  Gelatinepapier ^) 
sich  sicherer  und  bei  kürzerer  Belichtung  erhalten  lassen,  so  stehen 
diese  Methoden  in  der  Praxis  nicht  in  Verwendung. 

1)  Hierher  gehört  Ahney’s  „Papyrographie“,  -welche  darin  besteht,  dass 
Gelatinepapier  mit  Kaliuinbichromat  sensibilisirt  -ndrd  (wie  für  Photolithographie,  s. 
Eder’s  Eecepte  nnd  Tabellen  1896.  S.  55),  wonach  man  unter  einem  Negativ  be- 
lichtet, mit  fetter  Farbe  einschwärzt,  in  "Wasser  wäscht,  mit  dem  Schwamm  reibt, 
bis  ein  fettes  Bild  an  den  belichteten  und  unlöslich  gewordenen  Chromat -Gelatine- 
stellen entsteht.  Diese  fetten  Bilder  auf  Papier  lassen  sich  zu  Abdrucken  auf  Papier 
40  — 50  mal  benutzen.  — Diese  Methode  bietet  keinen  Vortheil  vor  den  gebräuch- 
lichen Methoden  der  Photolithographie  oder  des  Zink  - Flachdruckes. 


18* 


ACHTUNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

PHOTOGEAPHISCHE  COPIEVEEPAHEEN  MIT  UEAN- 
VEEBINDUNGEN. 


Die  Yeränderung  verschiedener  Uranoxydsalze  (üranylsalze)  im 
Lichte  wurde  bereits  im  I.  Bd.  Abth.  1 S.  171  dieses  „Handbuch“  be- 
schrieben. — Das  salpetersaure  Uranoxyd  (=  Uranylnitrat,  UOj 
(NOg)2  + bHjO,  meistens  kurzweg  Urannitrat  genannt)  auf  Papier  geht 
im  Lichte  unter  Yerlust  von  Sauerstoff  in  Uranonitrat  (salpetersaures 
Uranoxydul)  über;  ähnlich  verhält  sich  dieses  Salz  in  Gemischen 
mit  Alkohol,  Oxalsäure,  Weinsäure^)  oder  anderen  organischen  Sub- 
stanzen, sowie  Uranylchlorid  mit  organischen  Substanzen;  oxalsaures 
Uranoxyd  2)  und  seine  Doppelsalze  werden  durch  Lichtwirkung  zu 
Uranoxydul-  oder  Uranosalzen  (ähnlich  wie  Eisenoxydverbindungen) 
reducirt.  Diese  Verbindungen  wurden  zur  Construction  von  Photometern 
vorgeschlagen  (s.  Bd.  I).  Sie  eignen  sich  ähnlich  wie  die  analogen  Eisen- 
salze auch  zu  photographischen  Copirprocessen,  sind  im  allgemeinen 
weder  an  Empfindlichkeit  noch  an  Schönheit  den  Eisensalzcopien  über- 
legen. Gewisse  bräunliche  und  andere  Farbennuancen  sind  jedoch  den 
Urancopien  eigenthümlich  und  darum  kommt  man  immer  wieder  auf 
Versuche  in  dieser  Dichtung  zurück.  Deshalb  Avollen  wir  diese  Me- 
thoden genauer  beschreiben. 

Der  Verlauf  der  photochemischen  Zersetzung  der  Uranverbindungen 
ist  im  Allgemeinen  analog  Avie  bei  den  Eisen  Verbindungen  (s.  S.  109), 
d.  h.  es  findet  im  Lichte  eine  Eeduction  der  Uranylverbindung  zu 
Uranoxydul  statt. 

Die  Beobachtung,  dass  organische  Uranoxydsalze  (Üranylsalze)  oder 
Urannitrat  auf  Papier  sich  im  Lichte  zersetzen  und  zum  photographischen 
Copirprocess  sich  eignen,  machte  Bur  nett  1857  (Phot.  Notes.  1857. 
S.  97.  Kreutzer,  Jahrber.  1857.  S.  64).  Er  erkannte  auch,  dass  hierbei 

1)  Urannitrat  auf  Papier  wird  lichtempfindlicher  durch  Zusatz  von  Oxalsäure 
oder  Weinsäure. 

2)  Die  Lösung  dieses  Salzes  scheidet  im  Sonnenlichte  unlösliches  oxalsaures 
Uranoxydrü  aus.  — Auch  Uranylcitrat  und  -tartrat  und  ihre  Doppelsalze  sind  zu 
photochemischen  Eeactionen  geeignet. 


Photographische  Copir verfahren  mit  Uran -Verbindungen. 


263 


das  Uranoxyd  zu  Oxydul  reducirt  wird  und  beschrieb  die  Anwendung 
dieser  Reaction  im  photographischen  Process.  Er  führt  an:  Papier,  mit 
salpetersaurem,  weinsaurem  oder  citronensaurem  Uranoxyd  getränkt, 
hält  sich  nach  dem  Trocknen  im  Einstern  sehr  gut.  Im  Lichte  tritt 
eine  Eeduction  ein.  Man  kann  das  nicht  oder  schwach  sichtbare  Licht- 
bild auf  verschiedene  Weise  sichtbar  machen  (entwickeln):  1.  Durch 
Schwimmen  auf  starker  Eerridcyankaliumlösung,  mit  welcher  nur  das 
Uranoxydul,  nicht  aber  das  Oxyd  einen  Niederschlag  gibt.  Es  ent- 
steht ein  chokoladebraunes  Bild.  2.  Durch  Silbernitrat-  oder  ammoniaka- 
lische  Silbernitratlösung  1),  wodurch  ein  schwarzes  Bild  entsteht,  das  man 
mit  unterschwefligsaurem  Natron  fixirt.  Diirch  Fixiren  mit  Ammoniak 
wird  der  Ton  mehr  grau.  Ein  Gemisch  von  Silbernitrat  und  Eisenvitriol 
erlaubt  die  Abkürzung  der  Belichtung  des  Uranpapieres.  3.  Durch  Gold- 
chlorid, aus  Avelchem  die  Uranoxydulverbindungen  metallisches  Gold  fällen. 

Burnett  gab  auch  noch  an,  dass  dies  Uranverfahren  (wahrschein- 
lich hatte  er  weinsaures  Uran  im  Auge)  viel  lichtempfindlicher  als  das 
gewöhnliche  Chlorsilber- Copirverfahren  ist.  Er  untersuchte  übrigens 
auch  das  Uranchlorid  und  Fluorid,  das  oxalsaure,  ameisen-,  benzoe-, 
bernstein-,  essigsaure  und  citronensaure  Uranoxyd  und  fand  alle,  be- 
sonders das  letztere  zur  Photographie  auf  Papier  tauglich.  (Phot.  Notes. 
1857.  S.  97.  Kreutzer,  Jahresbericht  1857.  S.  64. 

Das  Chloruran  ist  etwa  ebenso  empfindlich,  wie  das  Urannitrat; 
das  uransaure  Ammoniak  aber  wird  nur  langsam  durch  das  Licht 
gebräunt  (Liesegang,  Phot.  Archiv  1865.  S.  1). 

Im  Jahre  1858  — 1860  veröffentlichte  Niepce  de  Saint-Yictor 
wiederholt  die  Resultate  seiner  Yersuche  über  die  Lichtempfindlichkeit 
der  Uransalze  und  Yerwendbarkeit  derselben  zu  photographischen  Copir- 
processen.  (Compt.  Rendus  Bd.  46,  S.  448,  449;  Bd.  47,  S.  866,  1002; 
Bd.  48,  S.  470;  Bd.  49,  S.  815.  Dingler’s  Journ.  Bd.  148,  S.  126; 
Bd.  151,  S.  130,  435;  Bd.  156,  S.  456). 

Poitevin  fand  1860,  dass  Lichtbilder  auf  Papier,  welches  mit 
Eisenchlorid  und  Urannitrat  oder  anderen  Substanzen  (s.  u.)  ge- 
tränkt war,  durch  Behandlung  mit  Tannin,  Gallus-  oder  Pyrogallussäure 
schwarz  sichtbar  gemacht  werden  können,  indem  nur  das  vom  Lichte  nicht 
getroffene  Eisenoxydsalz  schwarzes  gerbsaures  Eisen  (Tinte)  bildet,  nicht 
aber  das  im  Lichte  entstandene  Eisenoxydulsalz  (s.  S.  255). 

Wird  Urannitrat -Papier  belichtet  und  auf  Silbernitrat -Papier  gelegt, 
so  wird  letzteres  reducirt,  weil  sich  Oxydulsalz  gebildet  hat.  — Nach 

1)  Zusatz  von  Alkohol  zur  Silbeiiösung  soll  günstig  sein,  z.  B.  5 — 10  Theile 
Silbernitrat,  10  Theile  Alkohol  und  100  Tbeile  "Wasser.  Schliesslich  kann  man  in 
einem  Goldbade  tonen  (Bollmann,  Handbuch  d.  Photogr.  1862.  S.  118). 


264 


Vierter  Theil.  Achtundzwanzigstes  Capitel. 


einigen  Tagen  verschwindet  diese  Wirkung  (infolge  der  Oxydation  des 
Oxyduls).  Dieses  Phänomen  hat  man  (wohl  irrthümlich)  als  Bindung 
des  Lichtes  und  allmähliche  Ausstrahlung  der  leuchtenden  Materie  be- 
trachtet (Phot.  Archiv.  1863.  S.  88). 

Präparation  der  Uranpapiere.  Man  tränkt  Papier  mit  einer 
Lösung  von  1 Theil  Urannitrat  in  5 Thl.  Wasser  und  trocknet  über 
einem  Feuer  (Niepce  a.  a.  0.).  — Bessere  Resultate  erhält  man,  wenn 
man  der  Uranlösung  Gelatine  oder  Stärke  zusetzt,  um  das  Einsinken  der 
Bildschicht  ins  Innere  des  Papieres  zu  hindern,  z.  B.  120  ccm  Wasser, 
20  g Urannitrat,  10  g Nelson -Gelatine^),  einige  Tropfen  Essigsäure,  in 
der  Wärme  gelöst;  darin  wird  grobkörniges  Papier  während  2 — -3  Min. 
untergetaucht  oder  mit  der  Lösung  einseitig  bestrichen  und  im  Finstern 
getrocknet  (Bovier,  Photo  - Gazette.  1896.  Bd.  6.  S.  191).  Man  copirt 

3 mal  länger  als  Platinotyppapier,  taucht  hierauf  für  ganz  kurze  Zeit 
in  lauwarmes  Wasser  (Niepce,  Boivier  u.  A.)  und  dann 

1.  für  rothe  Bilder:  in  eine  2 — 10  procentige  Lösung  von  Ferrid- 
cyankalium,  worauf  man  wäscht  [Niepce,  Boivin  (Moniteur  de  la 
Phot.  1879.  S.  164),  Bovier  (a.  a.  0.)];  Townsend  legt,  ohne  mit  Wasser 
zu  waschen,  sofort  auf  eine  mit  etwas  Salpetersäure  angesäuerte  Ferrid- 
cyankaliumlösung  (Phot.  Mitth.  1879.  Bd.  16.  S.  205). 

2.  Die  nach  1.  erhaltenen  rothen  Bilder  können  durch  Baden  mit 

4 proc.  Eisenvitriollösung  und  etwas  Schwefelsäure  grün  bis  blau, 
durch  Kobaltnitrat  (1:50)  grün  gefärbt  werden  (Niepce). 

3.  Um  violette  Bilder  zu  gewinnen,  werden  die  belichteten  und 
kurz  gewaschenen  Urancopien  in  eine  halbprocentige  Chlorgoldlösung 
gelegt  (Niepce;  Analogie  mit  der  Chrysotypie). 

4.  Durch  Baden  der  Urancopien  in  Silbernitratlösung  werden 
grauschwarze  Copien  erhalten  (Niepce,  Townsend  u.  A.;  Analogie 
mit  der  Argentotypie  und  Kalütypie). 

Bollmann  empfahl,  die  Urancopien  (anstatt  sie  mit  lauwarmem 
Wasser  zu  waschen)  mit  verdünntem  Alkohol  oder  Aether  zu  waschen. 
Ferner  schlug  er  vor,  die  Urannitratlösung  mit  Quecksilberchlorid, 
Chlorgold,  -platin,  Silbernitrat  oder  Wismuthnitrat  zu  mischen  (Boll- 
mann’s  Phot.  Monatshefte  1862.  Bd.  1.  S.  37,  164  und  234).  Boivin 
mischt  das  Urannitrat  mit  Y7  Weinsäure^)  und  entwickelt  die  Copien, 
nach  kurzem  Waschen  mit  Wasser  mittels  einer  Ferrocyankaliumlösung 
(a.  a,  0.).  Hill  mischte  Urannitrat  gleich  vor  der  Präparation  mit  Ferrid- 

1)  Ersatz  der  Gelatine,  welche  Uransalze  hartnäckig  zuriickhält,  durch  Stärke 
erscheint  heachtenswerth. 

2)  100  Thl.  Wasser,  20  Thl.  Uramiitrat,  3 g Weinsäure;  darauf  lässt  Boivin 
mit  alaunhaltiger  Gelatine  geleimtes  Papier  schwimmen. 


Photograpliische  Copirverfahrea  mit  Uran-Yerbindungeu. 


265 


cyankalium  und  wusch  die  Copie  mit  Wasser,  d.  i.  Analogie  mit  Cyano- 
typpapier  (Phot.  News.  1897.  S.  108). 

Copiryerfaliren  mit  TJrancollodion.  — Wothlytypie.  — 
UranplatinTerfahreii . 

Ein  besonderes  photographisches  Copirverfahren  lässt  sich  mittels 
eines  urannitrathaltigen  Collodions  bewerkstelligen;  unter  Mitwirkung 
von  Silber-,  Gold-  oder  Platinsalzen  entsteht  bei  der  Belichtung  aus 
dem  Oxydsalz  das  TJranoxydulsalz,  welches  aus  den  gleichzeitig  vor- 
handenen Salzen  der  Edelmetalle  die  Metalle  selbst  reducirt. 

Burnett  (1857)  und  Sutton  (1858)  arbeiteten  in  dieser  Eichtung. 

Wothly  in  Aachen  verbesserte  im  Jahre  1865  das  Copirverfahren 
mit  Urancollodion  dadurch,  dass  er  dem  Collodion  ein  Gemisch  von 
Erannitrat  mit  einem  Silber-  oder  Goldsalz  (nebst  Eicinusöl)  zusetzte 
und  brillante  Copien  auf  Papier  erhielt.  Das  Copirverfahren  wurde 
nach  seinem  Erfinder  „Wothlytypie“  genannt  und  patentirt.  Man 
versprach  von  diesem  Verfahren  grosse  Haltbarkeit  der  Copien  und  es 
bildete  sich  in  der  Mitte  der  sechziger  Jahre  eine  Gesellschaft  in  Paris 
zur  Ausnutzung  der  „Wothlytypie“,  ohne  dass  sich  das  Verfahren 
bleibend  Eingang  in  die  Praxis  verschafft  hätte.  ^) 

Auch  Mischungen  von  Urannitrat  mit  Chlorplatin  oder  Chlor- 
palladium wurden  als  verwendbar  erklärt  ^). 

Sutton  wendete  salpetersaures  üranoxydammoniak  gemischt  mit 
Silbernitrat  im  Collodion  (nebst  Eicinusöl  und  Canadabalsam)  an. 

Das  Urancollodion  wird  (ähnlich  wie  bei  der  Erzeugung  von  Chlor- 
silbercollodionpapier)  auf  Barytpapier  gegossen,  copirt;  als  Eixage  dient 
3 proc.  Essigsäure  oder  Schwefelsäure.  Die  Farbe  der  Bilder  ist  (z.  B. 
bei  Anwendung  der  Draper’schen  Mischung  von  10  Thl.  Urannitrat, 
100  Thl.  zweiprocentigem  Collodion,  mit  einigen  Tropfen  Natriumbicar- 
bonat  neutralisirt  und  einen  Tag  absetzen  gelassen,  dann  mit  2 g Silber- 
nitrat versetzt)  bräunlich;  Goldfixirbäder  machen  den  Ton  violettbraun 
(vergl.  Phot.  Archiv.  1865.  S.  127;  Harry  Draper,  Photo -Gazette.  1896. 
Bd.  6.  S.  192).  

Auch  zur  Erzeugung  von  Platinbildern  können  Uransalze  als 
Ersatz  für  die  der  Platinmischung  beigegebenen  Eisensalze  dienen. 
A.  Eeynolds  mischte  Uranylchlorid  und  Kaliumplatinchlorür  und  ent- 

1)  Vergl.  hierüber  Liesegang  (Phot.  Archiv  1865.  S.  3),  De  Brebisson 
(Phot.  Archiv  1865.  S.  2),  De  Eoth  (Fortschr.  d.  Photogr.  1868.  S.  74);  ferner  Phot. 
Archiv  1865.  S.  21  und  124. 

2)  Phot.  Corresp.  1865.  S.  300. 


266 


Vierter  Theil.  AcMundzwanzigstes  Capitel. 


wickelte  mit  Kalium-Ferrooxalat  (Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1890.  S.  338); 
jedoch  gelingt  dies  Yerfahren  nur  unvollkommen  und  vermag  nicht 
praktisch  gut  verwendbare  Bilder  zu  liefern. 


Heber  Zusatz  von  Uransalzen  bei  der  Präparation  von  Tinten- 
bildern s.  S.  255;  Eisen-  und  Uransalze  für  Lichtpausen  in  fetter 
Farbe  s.  S.  261. 

Urannitrat  und  Gelatine.  Urauylsalze  werden  von  Gelatine 
gebunden  und  machen  sie  in  Wasser  unlöslich.  Die  Keaction  ist  sehr 
energisch.  Schreibt  man  mit  Uranylnitratlösung  auf  gelatinirtes  Papier 
oder  druckt  solche  Schrift  von  Papier  auf  Gelatineschichten  (unter  Zu- 
hilfenahme von  Feuchtigkeit  um),  so  erfolgt  energische  Gerbung  der 
vom  Uransalz  getroffenen  Stellen.  Feuchtet  man  die  Gelatineschichten 
ein  und  walzt  fette  Farbe  darüber,  so  haftet  diese  nur  an  den  vom 
Uran  gegerbten  Stellen.  Gegenwart  von  Säuren  wirkt  der  gerbenden 
Wirkung  der  üransalze  auf  Gelatine  entgegen  (Eder). 


Silber-  und  Platinbilder,  welche  mit  dem  Uran-Blutlaugen- 
salz-Tonbade  rothb raun  getont  sind,  enthalten  eine  ähnliche  färbende 
Bildsubstanz  (Ferrocyanuran)  als  die  direct  mit  lichtempfindlichen  Uran- 
präparaten hergestellten  derartigen  Copien;  in  der  Praxis  zieht  man 
ersteren  Weg  vor  und  verwendet  die  eigentlichen  Urancopirmethoden 
derzeit  nur  äusserst  selten,  obschon  sie  ohne  Zweifel  verbesserungs- 
fähig sind. 


NEUNTJNDZWANZIGSTES  CAPITEL. 

AELTEEE  LICHTPAUSVEEEAHEEN  MITTELS  VEE- 
SCHIEDENEE  CHEOMVEEBINDUNGEK 
(CHEOMATYPIE  MITTELS  JODSTÄEEE,  KUPEEE-  UND 

SILBEESALZEN.) 


I.  Chromat -Copien  auf  Stärhepapier. 

Chromsaure  Salze  auf  Papier  sind  lichtempfindlich.  Kaliumhichromat 
oder  die  entsprechenden  Natrium-  oder  Ammoniumsalze  bräunen  sich 
auf  Papier  (in  trockenem  Zustande);  Monochromate  sind  weniger  licht- 
empfindlich (diese  Eeactionen  sind  im  nächstfolgenden  Hefte  genau  be- 
schrieben). Die  im  Lichte  entstehende  Bräunung  (Entstehung  von  CrOg, 
Chromsuperoxyd  oder  chromsaures  Chromoxyd)  ist  jedoch  nicht  intensiv 
genug,  um  endgültige  photographische  Copien  damit  zu  erzielen.  Man 
versuchte  deshalb  schon  vor  einem  halben  Jahrhundert  Eärbungsmethoden 
für  die  schwachen  Lichtbilder  anzuwenden.  Becquerel  überzog  Papier 
mit  Stärke,  tränkte  es  dann  mit  Kaliumbichromat,  copirte,  wusch  und 
legte  es  in  eine  schwache  weingeistige  Jod tinctur- Lösung,  welche  nur 
die  nicht  belichteten  Stellen  blau  färbte,  während  die  belichteten  hell 
blieben;  die  so  erhaltene  blaue  Copie  wurde  gummirt  (Dingler’s  Poly- 
techn.  Journ.  Bd.  76.  S.  301;  Compt.  rend.  Bd.  10.  S.  469),  jedoch  ist 
die  blaue  Jodstärke  viel  zu  unbeständig,  um  solche  Copien  praktisch 
verwenden  zu  können.  — Yielfache  Versuche,  welche  die  Verbesserung 
dieser  Eärbungsmethoden  bezweckten,  wurden  von  verschiedener  Seite 
angestellt,  welche  wir  im  Nachstehenden  registriren  wollen,  obschon  sie 
nur  zum  kleinsten  Theile  praktische  Verwendung  fanden. 

II.  Chromatypie  unter  Mitwirkung  von  Kupfer-  und  Silbersalzen. 

Hunt  suchte  die  Methode  durch  Anwendung  von  Kupferchromat 
zu  verbessern  und  nannte  sie  „Chromatypie“  (Dingler’s  Polytechn. 
Journ.  Bd.  90.  S.  413).  Er  tränkte  Papier  zuerst  mit  Kupfervitriol- 
lösung, liess  übertrocknen,  bestrich  mit  Kaliumbichromatlösung  und 


268 


Vierter  Th  eil.  Neiinundzwanzigstes  Capitel. 


trocknete.  Das  Copiren  erfolgt  unter  einem  positiven  Bilde  (Kupferstich). 
Es  entsteht  ein  blasses  negatives  Bild.  Ueberstreicht  man  dieses  mit 
Silbernitrat,  so  erhält  man  ein  tief  orangefarbiges  Bild  auf  einem  hell- 
braunen, oft  weissen  Grunde.  Eixirt  Avird  es  durch  Auswaschen  in 
destillirtem  Wasser.  Die  Lösungen  dürfen  nicht  concentrirt,  sondern 
mit  dem  drei-  bis  vierfachen  Yolumen  Wasser  verdünnt,  genommen 
werden.  Man  kann  auch  durch  Behandeln  mit  Chlornatrium  das  Bild 
in  Chlorsilber  überführen  und  an  der  Sonne  nachdunkeln  lassen.  Es 
werden  positive  Lichtpausen  erhalten. 

Fritz  Haugk  kam  1880  (Phot.  Wochenblatt)  auf  das  alte  Hunt’sche 
Yerfahren  zurück.  Seine  Yorschrift  ist  präciser  und  lautet;  Starkge- 
leimtes Papier  lässt  man  1 Minute  hindurch  auf  einer  Mischung  von 
10  Theilen  gesättigter  Kaliumbichromatlösung  und  35  Theilen  gesättigter 
Kupfersulfatlösung  schwimmen  und  trocknet.  Die  Wiedergabe  des 
Bildes  ist  nur  eine  sehr  schwache,  weshalb  man  einige  Probestreifen 
des  empfindlichen  Papieres  an  den  Band  des  Originales  legt,  dort,  wo 
sich  keine  Zeichnung  mehr  befindet.  Mmmt  man  eine  schwache  aber 
immerhin  deutliche  Copie  wahr,  so  legt  man  einen  der  Streifen  auf  eine 
Silbernitratlösung  (1  : 80),  die  man  gleichzeitig  auch  zum  Hervorrufen 
des  Bildes  verwendet.  Der  Copirprocess  ist  als  beendigt  anzusehen, 
wenn  der  Streifen  seine  Farbe  behält,  andererseits  färbt  er  sich  mehr 
oder  weniger  roth.  Ist  die  Copie  fertig,  so  legt  man  sie  alsdann  mit 
der  Bildseite  auf  die  Silberlösung.  Das  Bild  tritt  sehr  rasch  mit  scharlach- 
rother  Farbe  hervor,  wonach  man  mit  kaltem  Wasser  5 bis  6 mal  aus- 
wäscht. Die  rothe  Farbe  ist  hinreichend  tief  und  hebt  sich  sehr  gut 
vom  Grunde  ab.  — Man  kann  auch  diese  rothe  Farbe  in  eine  lilablaue 
um  wandeln,  indem  man  die  gut  auswaschene  Copie  in  eine  schwache 
Lösung  von  Kochsalz  legt,  bis  sie  gänzlich  darin  verschwunden  (in  AgCl 
übergeführt)  ist;  dann  wäscht  man  gut  aus  und  trocknet  im  Dunkeln. 
Hierauf  räuchert  man  sie  mit  Ammoniakdämpfen  und  belichtet.  All- 
mählich tritt  die  Copie  in  lilablauem  Ton  wieder  hervor.  (Das  Chlor- 
silberbild oder  das  Silberchromatbild  kann  auch  durch  Reductionsmittel 
z.  B.  im  Entwickler  geschwärzt  werden,  ebenso  durch  Schwefelung.) 

Ein  dem  Hunt’schen  Chromotjp  ähnliches  Yerfahren  beschrieben 
Cros  und  Yergeraud  im  Jahre  1883 ^). 


1)  Phot.  Archiv.  1883.  S.  64.  — Cros  und  Vergeraud  präparirten  das  Papier 
mit  Ammoniumbichromat  unter  Zusatz  von  Stärkezucker,  trockneten,  copirten  und 
badeten  in  mit  Essigsäure  angesäuerter  Silbernitratlösung.  Sie  nahmen  unter  dem 
18.  Mai  1883  ein  englisches  Patent,  Nr.  2495,  auf  dieses  Lichtpausverfahren  (Abridge- 
ments  of  Specific.  Photogr.  1877 — 1883.  lila,  S.  114). 


Aeltere  LiclitpausYerfalu.’en  mittels  verschiedener  Chromverhindungen. 


269 


Alle  diese  Yerfahren  fanden  keinen  Eingang  in  die  Praxis,  da 
andere  Lichtpausmethoden  leistungsfähiger  sind. 


Es  sei  hier  noch  bemerkt,  dass  Burnett  im  Jahre  1857  von  der- 
selben Basis  ausgehend,  ein  negatives  Copirverfahren,  die  „Cupro- 
typie“  erfand,  bei  welchem  ebenfalls  ein  mit  Kupfervitriol  und  Kalium- 
bichromat  imprägnirtes  Papier  benutzt  wurde;  das  belichtete  Papier 
wurde  bei  Bur  nett ’s  Yerfahren  gut  gewaschen,  dann  in  eine  gelbe 
Blutlaugensalzlösung  getaucht  und  schliesslich  in  Eisenvitriollösung 
geschönt.  (Siehe  „The  Journal  of  the  Photographie  society  of  London.“ 
1857.  Bd.  4.  S.  21;  auch  Kreutzer,  Jahresber.  der  Photographie  für 
1857.  S.  39.)  Bei  diesem  Processe  ist  das  chromsaure  Salz  der  eigent- 
liche Träger  der  photochemischen  Reaction. 


Der  bei  diesem  Hunt’ sehen  photographischen  Yerfahren  sich  voll- 
ziehende chemische  Process  besteht  darin,  dass  durch  die  Lichtwirkung 
an  den  belichteten  Stellen  die  Chromsäure  reducirt  wird,  an  den  nicht 
belichteten  Stellen  aber  erhalten  bleibt.  Darauffolgende  Behandlung  mit 
Metallsalzen,  welche  mit  Chromsäure  lebhaft  gefärbte  Niederschläge  geben 
(Silber,  Quecksilber),  erzeugen  deshalb  directe  positive  Lichtpausen,  z.  B. 
rothes  Silberchromat.  Letzteres  kann  in  Chlorsilber  umgewandelt  in 
schwarze  Niederschläge  umgesetzt  werden.  — Beim  Burnett’schen 
Process  entsteht  durch  Lichtwirkung  aus  dem  Bichromat  durch  par- 
tielle Reduction  der  Chromsäure  unlösliches  neutrales  oder  basisches 
Kupfer chromat,  welches  nur  an  den  beKch  toten  Stellen  nach  dem 
Waschprocess  vorhanden  bleibt,  während  die  nicht  belichteten  Stellen 
sich  ziemlich  frei  von  Kupfer  auswaschen  lassen.  Blutlaugensalz  färbt 
den  Kupferniederschlag  braunroth  (Ferrocyankupfer)  und  Eisenvitriol 
bildet  mit  letzterem  Berlinerblau. 

III.  Kaliiiinlbicliromat  gemischt  mit  Indigo  oder  Blut- 

laiigensalz. 

Kaliumbichromat  und  Indigoschwefelsäure  auf  Papier  färbt 
sich  im  Lichte  in  verschiedenen  Nüancen  von  Grün,  wobei  sich  für  die 
Zeichnung  ein  dunklerer  Ton  erzielen  lässt,  als  jener  des  Grundes. 
(Becquerel,  Dingler,  Bd.  74,  S.  65.) 

Kaliumbichromat  und  Eerrideyankalium  in  wässeriger  Lösung 
gemischt  geben  eine  dunkelbraune  Lösung.  Hunt  bestrich  ein  Papier 
damit  und  belichtete  es  nach  dem  Trocknen  unter  einem  Kupferstich. 


270 


Vierter  Tiieil.  Neunundzwanzigstes  Capitel. 


Das  erhaltene  schwache  negative  Bild  wird  mit  Eisenvitriol  positiv  mit 
blauer  Earbe  (weil  nur  an  den  vom  Lichte  geschützen  Stellen  das 
Ferridcyankaliuin  unverändert  bleibt),  mit  Eisenoxydsalzen  aber  gibt 
es  ein  blaues  Negativ  (weil  das  Ferridcyankalium  im  Liebte  in  Ferro- 
cyankalium  übergebt).  (Philos.  Magaz.  1844.  S.  435.  D ingier.  Bd.  93. 
S.  44.)  Bei  diesem  Processe  scheint  das  Kaliumebromat  nebensächlich 
zu  sein.  Hunt  nannte  den  beschriebenen  Process  Chromocyano- 
typie;  er  kam  niemals  in  Gebrauch. 


T 


DREISSIGSTES  CAPITEL. 

COPIEN  MITTELS  CHEOMSALZEN,  BEI  WELCHEN 
LETZTEEE  ALS  BEIZEN  EÜE  FAEBSTOFEE  ETC.  WIEKEN. 
TINTENBILDEE  MITTELS  CHEOMSALZEN. 
CHEOMAT- GEMISCHE  MIT  EISEN-,  AANADIN- 
UND  QUECKSILBEESALZEN. 


Belichtet  man  ein  mit  Kaliumbichromat  oder  analogen  Chromaten 
getränktes  Papier  unter  einer  Zeichnung,  so  bildet  sich  ein  blassbraunes 
Lichtbild  auf  gelbem  Grunde,  indem  sich  braunes  Chromsuperoxyd 
(Cr02)  bildet.  Nach  dem  Waschen  mit  Wasser  bleibt  dieses  zurück, 
während  das  unzersetzte  Bichromat  entfernt  wird. 

Wird  ein  Chromatbild  zuerst  in  Gerbstoff lösung,  dann  in  Eisen- 
lösung oder  in  umgekehrter  Reihenfolge  getaucht,  so  schlägt  sich  gerb- 
saures Eisen  (Tinte)  an  den  Bildstellen  nieder;  es  sind  dies  indirect 
j erzeugte  Tinteubilder,  deren  Erfindung  früher  erfolgte,  ehe  das 
chemische  Princip  hierbei  festgelegt  war. 

Die  Erfinduug  der  Tintenbilder  ist  in  ihren  ersten  Anfängen  auf 
Testnd  de  Beauregard  zurückzuführen.  Er  legte  am  15.  Juni  1855 
der  „Soci6te  franpaise  de  Photographie“  verschiedene  photographische 
Papierbilder  vor,  welche  verschieden  gefärbt  waren;  einige  waren  blau, 
andere  gelb,  wieder  andere  schwarz.  Die  ersteren  waren  mit  Eerro- 
cyankalium  hergestellt,  die  zweiten  mittels  Kaliumbichromat.  Testud 
I de  Beauregard  erwähnte  nun,  dass  man  die  gelblichen  Bilder  auf 
Chromatpapier  ohne  Anwendung  von  Silbersalzen  in  Schwarz  über- 
führen könne,  wenn  man  folgendermassen  vorgeht:  „Nachdem  man 
die  Copie,  welche  auf  einem  mit  Kaliumbichromat  getränkten  Papier 
erhalten  wurde,  aus  dem  Copirrahmen  genommen  hat,  taucht  man  sie 
auf  einige  Augenblicke  in  reines  Wasser;  dann  taucht  man  sie  in  eine 
Eisenvitriollösung.  Man  wäscht  dann  das  Papier,  welches  fast  jede 
' Spur  einer  Zeichnung  verliert.  Wenn  man  es  aber  in  ein  Bad  von 

i Gallussäure  taucht,  so  entwickelt  sich  eine  blauschwarze  Copie.“  Zu- 

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272 


Vierter  Theil.  Dreissigstes  Capitel. 


gleich  fügte  er  hinzu,  dass  man  einen  der  chinesischen  Tusche  ähnlichen 
Farbenton  erhalten  könne,  wenn  man  das  gewaschene  Bild  in  einen 
Absud  von  Campecheholz  taucht. 

Bei  diesen  Processen  wirkt  das  im  Lichte  entstandene  Chromsuper- 
oxyd (ebenso  wie  Chromoxyd  oder  Eisenoxyd,  s.  S.  246)  als  Beize  für 
Gerbstoff,  Campecheholz-,  Fernambuk- Absud,  Alizarin,  Pnrpurin  u. s.  w. 
(E.  Kop'p,  Chem.  Centralbl.  1865.  S.  383;  vergl.  auch  Grüre’s  Publi- 
cation  hierüber,  Phot.  Mitth.  1864 — 65.  S.  36). 

Die  Entstehung  der  Testud’ sehen  Tintenbilder  geht  leichter  vor 
sich,  wenn  man  das  Papier  mit  einer  Mischung  von  Bichromat  und 
Gummi  arabicum  überzieht,  was  zuerst  Rousseau  und  Massen  ver- 
öffentlichten und  genau  beschrieben  (Bull.  Soc.  fran9.  1856.  S.  343; 
Kreutzer’s  Jahrber.  Phot.  1856.  S.  39),  ferner  Sella  (1857,  Kreutzer’s 
Jahrber.  Phot.  S.  62),  Perry  (ibid.  S.  53),  Lemling  (Der  praktische 
Photograph.  1862.  S.  77);  während  Graw  das  Papier  mit  Chromat  und 
Eiweiss  präparirte  (Schnauss,  Phot.  Lexicon.  1882.  S.  469).  Bei  allen 
diesen  Processen  werden  die  Chromatpapiere  copirt,  gewaschen  und  in 
Gallussäure-,  Pyrogallol- Lösung,  dann  in  Wasser  und  schliesslich  in 
Eisenvitriollösung  (oder  in  umgekehrter  Reihenfolge)  gebadet. 

Dadurch,  dass  in  Folge  einer  Beimischung  von  Gummi,  Eiweiss  u.  s.w. 
an  den  belichteten  Stellen  auch  diese  organischen  Substanzen  im  Bilde 
Zurückbleiben,  nahmen  diese  Gerbsäure  und  Farbstoffe  noch  besser  an 
als  das  reine  Chromoxyd.  William  Clarke  scheint  der  erste  gewesen 
zu  sein,  welcher  auf  diese  Rolle  der  mit  organischen  Substanzen  (z.  B. 
Albumin)  vermischten  Chromate  zielbewusst  hinwies,  indem  diese  als 
„Mordants“  für  Eisensalze  und  Tannin  wirken,  und  Clarke  erhielt  unter 
dem  31.  Januar  1863  ein  englisches  Patent  auf  ein  derartiges  Copir- 
verfahren  (Abridgements  of  Specifications  relating  to  photography.  1860 
bis  1866.  II,  S.  69). 

Diese  Art  von  Tintenbildern  liefert  nach  positiven  Zeichnungen 
negative  Lichtpausen  (d.  i.  weisse  Linien  auf  schwarzem  Grunde).  Sie 
sind  minderwerthig,  sowohl  in  ihrer  Anwendung  auf  Papier,  als  auf 
Holz,  Wolle  u.  s.w. 

Anilinfarben  auf  Chromat-Eiweiss-  und  Chromat-Gelatine- 

Copien. 

Tränkt  man  Albuminpapier  mit  Ammoniumbichromat  (Schwimmen 
mit  der  Rückseite  auf  der  Chromatlösung),  belichtet  unter  einem  Positive 
und  taucht  es  in  eine  schwache  weingeistige  Fuchsinlösung,  so  verwandelt 
sich  der  anfangs  negative  Abdruck  langsam  in  ein  Positiv  mit  tiefrothen 
Schatten  und  grünlichgelben  Lichtern  (Liesegang,  Phot.  Archiv.  1865). 


Copien  mittels  Chromsalzen  als  Beizen  für  Farbstoffe  u.  s.  w. 


273 


Eine  ähnliche  Reaction  verwendete  Sobacchi  zu  seiner  „Photo- 
polygraphie“, d.  i.  ein  der  Hektographie  ähnliches  Verfahren.  Er 
sensibilisirte  stark  gelatinirtes  Papier  mit  Kaliumbichromatlösung,  trocknete 
und  copirte  kräftig  unter  einem  Positiv,  wässerte  (wodurch  ein  Quell- 
relief der  unbelichteten  Gelatine  entsteht),  pinselte  eine  Methylviolett- 
lösung (der  einige  Tropfen  Glycerin  beigemengt  sind)  auf  und  entfernt 
den  Ueberschuss.  Legt  man  ein  Stück  weisses  Papier  auf  das  einge- 
färbte Gelatineblatt  und  drückt  leicht  an,  so  erhält  man  einen  Abdruck, 
Avie  bei  den  hektographischen  Vervielfältigungsapparaten  (Eder ’s  Jahr- 
buch f.  Phot,  für  1898.  S.  450). 

Mischungen  von  Chromat  und  Eerrisalzen 
geben  gleichfalls  Tintenbilder;  Hannaford  veröffentlichte  1859  ein  Ver- 
fahren, wobei  das  Papier  mit  citroneiisaurer  Eisenoxydammoniaklösung, 
Eiweiss  und  Kaliumbichromat  empfindlich  gemacht  und  die  bräunliche 
Copie  nach  der  Belichtung  gewaschen  und  mit  Gallussäure  gekräftigt 
wurde;  oder  er  tauchte  die  belichtete  und  gewaschene  Copie  zuerst  in 
Goldlösung,  dann  in  Gallussäure.  (Brit.  Journ.  Phot.  Bd.  7.  S.  100. 
Kreutzer’s  Zeitschr.  f.  Phot.  1860.  Bd.  2.  S.  207.) 

Mischungen  von  Chrom-  und  Vanadinsalzen. 

Die  alte  Cromat-Copirmethode,  nach  welcher  das  durch  Lichtwirkung 
entstandene  braune  Chromoxyd  als  Beize  für  Farbstoff  verwendet 
wird,  griff  A.  Villain  in  Frankreich  später  wieder  auf  und  combinirt 
das  Chromsalz  mit  vanadinsauren  Salzen^),  welche  bekanntlich  als 
Beize  für  gewisse  Farbstoffe  günstig  wirken  und  das  Anfallen  derselben 
erleichtern.  Er  empfahl  sein  Verfahren  für  Papier  soAvie  für  Leinwand. 
Papier  liess  er  auf  einer  Lösung  von  1000  Thl.  Wasser,  50  Thl.  Am- 
moniumbichromat  und  5 g Ammoniummetavanadinat  schwimmen;  Baum- 
wollzeug  tränkte  er  in  einem  Bade  von  1000  Thl.  Wasser,  35  Thl. 
Kaliumbichromat,  15  Thl.  Ammoniak  und  3 Thl.  Ammoniummetavana- 
dinat und  trocknete  bei  einer  25  Grad  C.  nicht  übersteigenden  Temperatur. 
Belichtung  unter  einem  Negativ.  Es  wird  in  Wasser  gewaschen  und 
in  Alizarinfarben  oder  anderen  Farben,  welche  mit  Chromoxyd  gefärbte 
Lacke  geben,  getaucht,  z.  B.  in  ein  auf  90  Grad  C.  erAvärmtes  Bad  von 
Alizarin,  Isopurpurin,  Alizarinblau,  Alizarinschwarz,  Grün,  Orange, 
Anthraceabraun  u.  s.  w.  Die  Weissen  des  Bildes  kann  man  durch  nach- 


1)  In  Gemischen  von  Chromaten  und  Vanadinaten  auf  Papier  sind  die  ersteren 
die  weitaus  lichtempfindlicheren  und  ihnen  kommt  in  erster  Linie  die  photochemische 
Zersetzung  zu.  Vanadinate  allein  sind  wenig  lichtempfindlich  (s.  Liesegang,  Eder’s 
Jahrbuch  f.  Phot,  für  1894.  S.  50. 


274 


Vierter  Theil.  Dreissigstes  Capitel. 


trägliche  BehandJung  mit  Sodalösung  erhöhen  (Brit.  Journ.  Phot.  1891. 
S.  421;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot.  1893.  S.  485;  1894.  S.  442). 

Mischungen  von  Chrom-  und  Quecksilbersalzen. 

Lichtempfindliche  Mischungen  von  Kaliumbichromat  (2  Theile)  mit 
Quecksilberchlorid  (1  Theil)  liess  sich  Henry  Harris  Lake  in  England 
patentiren.  Er  überzog  damit  Papier,  welches  mit  Stärke  vorpräparirt 
war,  trocknete  und  copirte,  hierauf  wusch  er  und  entwickelte  eine  Art 
Tiutenbild  mittels  Pyrogallol  und  Gallussäure,  Eisenvitriol  und  Fixir- 
natron  (Phot.  Archiv.  1887.  S.  215;  Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1888. 
S.  484).  Das  unklar  beschriebene  Verfahren  Lake ’s  liefert  in  dieser 
Form  keine  verwendbaren  Copien. 


EINUNDDREISSIGSTES  CAPITEL. 

LICHTPAUSVEEFAHEEN  MIT  CHEOMATEN  UND  ANILIN. 
WILLIS’  ANILINDEUCK. 


Im  Jahre  1864  erfand  der  englische  Photograph  William  Willis 
einen  Lichtpausprocess  mittels  Chromaten  und  Anilin,  welcher  ein  eng- 
lisches Patent  (11.  Nov.  1864,  Nr.  2800)  darauf  nahm.  Das  Wesen 
des  Processes  besteht  darin,  dass  Papier  mit  einer  Lösung  von  Am- 
moniumhichromat  und  Phosphorsäure  empfindlich  gemacht  wird;  man 
belichtet  unter  einer  Zeichnung,  wobei  an  den  belichteten  Stellen 
die  Chromsäure  zu  Chromoxyd  reducirt  wird.  Setzt  man  dann  das 
Papier  den  Dämpfen  von  Anilin  aus,  so  bilden  sich  an  jenen 
Stellen,  welche  Chromsäure  enthalten,  durch  Oxydation  des  Anilins 
Anilinfarben.  Es  entsteht  gewöhnlich  eine  violette  Färbung;  jedoch  wird 
der  Farhenton  durch  die  Anwesenheit  von  Säuren  oder  Alkalien  verändert. 

Willis  erwähnte  in  derselben  Patentbeschreibung,  dass  auch  eine 
Lösung,  welche  Kupferchromat,  Schwefelsäure  und  Phosphorsäure  oder 
ein  Gemisch  von  Kupferphosphat,  Schwefelsäure  und  Chromsäure  ent- 
hält, zur  Präparation  des  Papieres  benutzt  werden  könne;  ferner,  dass 
Pyrrolbasen  (statt  Anilin)  zum  Entwickeln  benutzt  werden  können. 
Später  theilte  Willis  mit^),  dass  auch  Toluidin  zum  Entwickeln  sich 
eigne  und  ein  orangebraunes  Bild  entwickle.  Der  Grund  des  Bildes 
trübt  sich  häufig  grünlich  und  kann  durch  Waschen  mit  verdünnter 
Schwefelsäure  geklärt  werden. 

E.  J.  Reynolds 2)  empfahl  zur  Sensibilisirung  von  Eives-Papier 
(Schwimmen  während  20  Secunden)  eine  Lösung  von  100  Theüen  ge- 
sättigter wässeriger  Kaliumbichromatlösung  und  4Y2  Theüen  concen- 
trirter  Schwefelsäure,  Belichtungszeit  Yg  der  Zeit,  welche  man  für 
gesilberte  Albuminpapiere  braucht.  Zur  Entwickelung  dient  eine  Lösung 
von  1 Theil  Anüin  in  6 Theüen  Benzol,  welche  auf  Fliesspapier  ge- 
gossen wird;  dieses  kommt  in  eine  Kiste  und  darüber  das  belichtete 
Chromatpapier.  Rohes  käufliches  Anilin  wirkt  gut;  reines  Anilin 

1)  Phot.  Archiv  1865.  S.  177. 

2)  Phot.  Archiv  1865.  S.  299. 

Eder,  Handbuot  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl.. 


19 


276 


Vierter  Theil.  Einunddreissigstes  Capitel. 


äussert  keine  Wirkung.  Naphtylamin  entwickelt  Bilder  von  schönem 
Ton  sowohl  in  Dampfform  als  in  der  Lösung,  in  welche  die  Papiere 
getaucht  werden. 

Dawson^)  benutzte  dickes  Steinbach -Papier.  Zum  Empfindlich- 
machen dienen  5 Theile  Ammoniumbichromat,  2 — 6 Theile  Acidum 
phosphoricum  glaciale^)  und  48  Theile  WAsser.  Das  damit  präparirte 
Papier  soll  am  selben  Tage  verwendet  werden. 

H.  W.  Yogel  stellte  mehrfach  Versuche  über  den  von  Willis, 
Dawson  und  Reynolds  studirten  Anilindruckprocess  an  und  entschied 
sich  für  ein  Gemenge  von  Kaliumbichromat  mit  ziemhch  viel  Phosphor- 
säure (Phot.  Mitth.  1866.  Bd.  2.  S.  138;  Bd.  3.  S.  15). 

Prof.  H.  W.  Yogel  empfahl  schliesslich  folgenden  Vorgang:  1 Theil 
Kaliumbichromat,  10  Theile  Phosphorsäure  von  1,124  spec.  Gew.  und 
10  Theile  Wasser.  Darauf  lässt  man  das  Papier  1 Minute  schwimmen, 
dann  rasch  trocknen ^).  Nach  der  Belichtung  unter  einer  Zeichnung 
wird  mit  Anilin,  w' eich  es  mit  der  16  fachen  Menge  Benzin  verdünnt  ist, 
geräuchert. 

Nach  den  Beobachtungen  von  Y'’eissenberger  (Eder ’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für 
1889.  S.  300)  geht  bei  Anwendung  von  Schwefelsäure  die  Umsetzung  im  Lichte  so- 
wohl, als  auch  die  Oxydation  des  Anilindampfes  im  Eäucherkasten  am  schnellsten 
vor  sich,  wenn  gerade  so  viel  Schwefelsäure  vorhanden  ist,  dass  sich  Chromsulfat 
und  neutrales  Kaliumsulfat  bilden  können;  also  nach  der  Formel 

K,  Cr^  0,  + 4 H.,  SO,  = Cr,  (SOJ^  -f  K,  SO,  + 4 H,  0 + 3 0. 

Eine  diesen  Verhältnissen  entsprechende  Vorschrift  i.st:  10  g Kaliumbichromat, 
100  ccm  "Wasser,  13,3  g Schwefelsäure,  Dichte  = 1,845.  Aehnliches  gilt  für  die  An- 
wendung von  Phosphorsäui’e. 

Aus  der  Formel 

3 K,  Ci'2  0,  4-  8 H3  PO,  = 3 Cr^  (PO,),  -f-  2 Kg  PO,  + 12  H,  0 + 9 0 
ergibt  sich;  10  g Kaliumbichromat,  12,2  g Phosphorsäure,  Dichte  = 1,117. 

Die  mit  den  der  Formel 

K,  Cr,  0,  + 3 Hg  PO,  = Cr^  (PO,),  + Kg  HPO,  -j-  4H,  0 + 3 0 
oder  gar  K,  Cig  0,  + 4Hg PO,  = Cr,_  (PO,),  -}-  2KH,  PO,  4Hg  0 + 3 0 

entsprechenden  Lösungen  präparirten  Papiere  erweisen  sich  als  viel  weniger  lichtempfindlich. 

Im  Allgemeinen  ist  zu  bemerken,  dass  eine  grössere  Menge  Säure  die  Lichtempfind- 
lichkeit erhöht.  Bleibt  man  hingegen  unter  den  angegebenen  Mengen,  so  ist  eine 
bedeutend  längere  Copirzeit  erforderlich.  In  diesem  Falle  kann  auch  das  gesammte 
Chrom  nicht  in  die  Chromverbindung  der  angewendeten  Säure  übergeführt  werden,  und 
das  überschüssige  Kaliumbichromat  zerfällt  in  der  bekannten  Weise  unter  Ausscheidung 

1)  Phot.  Archiv.  1866.  S.  105. 

2)  Zu  wenig  Säure  gibt  ein  röthliches  Bild,  zu  viel  Säure  macht  es  grün;  die 
richtige  Menge  violettschwarz. 

3)  Bei  langem  Schwimmenlassen  des  Papieres  auf  der  Chromlösung  dringt  die 
letztere  zu  tief  ein  und  das  Papier  färbt  sich  auch  auf  der  Eückseite;  zur  Vermeidung 
des  Einsinkens  der  Lösimg  muss  das  Papier  rasch  (am  besten  bei  einem  warmen  Ofen) 
getrocknet  werden. 


Lichtpausverfahren  mit  Chromaten  und  Anilin.  — "Willis’  Anilindruck.  277 

von  chromsaurem  Chromoxyd,  welches  an  seiner  gelbbraunen  Farbe  als  solches  leicht 
erkennbar  ist. 

Wesentlich  bei  dem  Verfahren  mit  freien  Säuren  ist,  dass  es  nach  Weissen- 
berger’s  Erfahrungen  ganz  ohne  Sauerstoffüberträger  ausführbar  ist. 

Das  Eindringen  der  Flüssigkeit  in  das  Papier  lässt  sich  schwerlich  durch  Ee- 
präpariren  mit  Gummi  oder  Kleister  verhindern,  wohl  aber,  indem  man  über  einem 
sogenannten  „Quetscher“  ein  Stück  Flanell  straff  gespannt  hält,  und  mit  dieser  Streich- 
vorrichtung die  Flüssigkeit  rasch  über  die  Oberfläche  des  Papieres  vertheilt. 

Dieses  lästige  Eindringen  der  Flüssigkeiten  in  den  Papierfilz  bewog  Weissen- 
berger  auch  Umschau  zu  halten,  ob  die  freien  Säuren  nicht  etwa  durch  Körper  mit 
ähnhchen  Eigenschaften  ersetzt  werden  könnten,  welche  diese  üble  Eigenschaft  nicht 
hätten.  Er  verfiel  zunächst  auf  die  sauren  schwefelsauren  Alkahsalze.  Ein  Versuch 
bestätigte  die  Eichtigkeit  der  Voraussetzung.  Der  Process  ging  mit  Anwendung  von 
Mangansulfat  als  Sauerstoffüberträger  glatt  vor  sich,  aber  das  saure  schwefelsaure 
Kali  zeigte  nicht  weniger  das  Bestreben,  tief  in  das  Papier  einzudringen.  Bei  einiger 
Geschicklichkeit  irmgeht  man  diese  Schwierigkeit  leicht.  Weissenberger  arbeitete 
imter  der  Annahme  folgender  Zersetzungsgleichung: 

3K,  Cr^  0,  -f  24KHS0^  = 3 Cr^  (SOJ3  -f  ISK^ SO^  -f  12 H,  0 + 9 0 
für  die  Praxis  nachstehende  Vorschrift  aus:  10  g Kaliumbichromat,  45  g saures  schwefel- 
saures Kali,  150  ccm  "Wasser,  4 g Manganoxydulsulfat. 

Es  war  wohl  naheliegend,  von  dem  sauren  schwefelsauren  Salze  auf  das  zwei- 
fach saure  phosphorsaure  Salz  überzugehen,  und  Weissenberger  fand  in  diesem 
auch  die  verwendbarste  Substanz. 

Der  Anilinprocess,  welcher  bei  Anwendung  von  sauren  Salzen  ohne  Sauer- 
stoff Überträger  nicht  durchführbar  ist,  ist  mit  dem  zweifach  sauren  phosphor- 
sauren Natron  am  leichtesten  auszuführen,  indem  dasselbe  nur  sehr  langsam  in  das 
Papier  eindringt.  Als  Sauerstoffüberträger  ist  in  diesem  Falle  nur  das  Magnesium - 
Chlorid  zu  verwenden,  indem  das  Mangansulfat  mit  dem  zweifach  sauren  phosphorsauren 
Natron  einen  Niederschlag  gibt.  Diese  Methode  gibt  die  lichtempfindlichsten  Papiere. 

Die  erwähnten  Sauerstoffüberträger  wurden  von  Lothar  Meyer  (Ber.  der 
deutschen  ehern.  Gesellschaft  XX.  S.  3058)  als  solche  anerkannt,  und  von  Weissen- 
berger zuerst  im  Anilinprocess  angewendet. 

Am  besten  haben  sich  nach  Weissenberger  Gemische  von  Kaliumbicarbonat 
mit  zweifach  phosphorsaurem  Natron  und  etwas  Magnesiumchlorid  (als  Sauerstoffüber- 
träger, s.  0.)  und  zwar  nach  dem  in  folgender  Formel  gegebenen  Verhältnisse  bewährt: 
K,  Cij  0,  + 4(NaH2  PO^  + 4H,  0)  = Cr,  (POJ,,  + 2Na,K(P0J  + 4H,  0 + 3 0. 

Daraus  berechnet  sich  folgendes  von  Weissenberger  als  bestes  erklärtes 
Eecept  für  Anilindruck:  3 g Kaliumbichromat,  8 g saures  phosphorsaures  Natron,  3 g 
Magnesiumchlorid,  40  ccm  Wasser. 

Yon  grosser  Wichtigkeit  für  das  Gelingen  ist  die  richtige  Belich- 
tungsdauer;  bei  zu  kurzer  Belichtung  färbt  sich  auch  der  Grund,  bei 
zu  langer  Belichtung  entwickelt  sich  das  Bild  mit  den  Anilindämpfen 
gar  nicht  oder  nur  langsam.  Ferner  muss  man  in  der  Wahl  des  Papieres 
vorsichtig  sein,  weil  holzstoffhaltige  Papiere  mit  Anilindämpfen  sich 
gelbbraun  färben  würden. 

Die  Belichtungsdauer  richtet  sich  natürlich  nach  der  Dicke  und 
der  Durchsichtigkeit  des  Papieres  für  das  Original  und  beträgt  im  zer- 

19* 


278 


Vierter  Theil.  Einunddreissigstes  Capitel. 


streuten  Lichte  ungefähr  10  Minuten  bei  Pauspapier,  1 Stunde  bei 
Zeichenpapier,  2' — 3 Stunden  bei  Kupferstichen  auf  starkem  Papiere. 
Der  Sonne  ausgesetzt,  werden  die  Copien  im  dritten  Theile  der  ange- 
gebenen Zeit  fertig. 

Wird  zu  lange  copirt,  so  sinkt  die  Zeichnung  in  das  Papier  und 
erscheint  auf  der  Rückseite  oder  in  grösserer  Intensität  bei  der  Durch- 
sicht. Bei  zu  kurzer  Belichtung  wird  der  Grund  tonig  und  nicht  weiss 
(man  kann  ein  Stückchen  Papier  probeweise  mit  Anilin  räuchern;  färbt 
sich  die  Probe  im  Räucherkasten  an  jenen  Stellen,  welche  weiss  bleiben 
sollen,  so  ist  unterexponirt). 

Das  Entwickeln  geschieht  in  einem  flachen,  mit  einem  Deckel  ver- 
sehenen Kästchen  von  der  Grösse  der  Copie’^).  An  die  Innenseite  des 
Deckels  befestigt  man  einige  Blätter  Löschpapier  und  begiesst  oder 
bespritzt  sie  gleichmässig  mit  einer  Lösung  von  30  — 40  g Benzol  und 
30  — 40  Tropfen  Anilinöl. 

Auf  den  Boden  des  Kästchens  legt  man  die  Copie  und  legt  den 
Deckel  auf.  Je  reicher  die  Lösung  an  Anilin  ist,  desto  schneller  geht 
die  Entwickelung  vor  sich. 

Das  Bild  erscheint  schon,  wenn  es  nicht  überexponirt  ist,  nach 
einigen  Minuten  und  nimmt  an  Intensität  fortwährend  zu.  Seine  Farbe 
ist  unrein  schwarzblaugrün,  wird  aber  beim  Einbringen  im  Wasser 
schön  blau.  Räuchert  man  sehr  lange,  so  wird  der  Ton  des  Bildes 
mehr  blauschwarz;  räuchert  man  kurz,  so  ist  er  mehr  blau.  Die  Dauer 
des  Räucherns  hängt  ganz  ab  von  der  richtigen  Expositionszeit.  Zeich- 
nungen, die  etwas  zu  kurz  exponirt  waren,  dürfen  nicht  zu  lange 
räuchern,  weil  sich  sonst  der  Grund  färben  Avürde;  überexponirte  Copien 
geben  dagegen  erst  nach  langem  Räuchern  ein  Bild.  Manchmal  erscheint 
das  Bild  im  Waschwasser  grün.  Man  ist  aber  leicht  im  Stande,  die 
grüne  Farbe  in  Blau  überzuführen,  wenn  man  zu  dem  Waschwasser 
Ammoniak  setzt.  Der  Farbenton  wird  nämlich  durch  Säuren  grün, 
durch  Ammoniak  (oder  Alkalien  überhaupt)  blau.  Kun  hat  das  Baden 
in  Säuren  den  Vortheil,  das  Chromoxyd  aufzulösen,  das  sonst  im  Bilde 
zurückbleibt  und  dieses  färbt.  Es  gelingt,  den  Grund  weisser  zu  be- 
kommen, Avenn  man  die  Copie  nach  dem  ersten  Waschen  in  verdünnte 
(1  procentige)  Schwefelsäure  oder  2— öprocentige  verdünnte  Salzsäure  bringt, 
dann  wäscht  und  schliesslich  durch  Baden  in  lOOfach  verdünnter  Ammo- 
niaklösung wieder  blau  färbt.  Bei  der  oben  angegebenen  phosphorsäure- 
reichen Lösimg  ist  jedoch  ein  solches  Säuren  der  Copien  nicht  nöthig.  Sie 
werden  ohnehin  schon  weiss  genug,  wenn  sie  nur  richtig  exponirt  sind. 

1)  Himlv  gab  einen  eigenen  Entwicklei  kästen  an  (Ed  er ’s  Jahrbuch  für  Phot, 
für  1892.  S.  158). 


Lichtpausverfaliren  mit  Chromaten  und  Anilin.  — Willis’  Anilindruck.  279 

Mitunter  erscheinen  die  Bilder  beim  Wässern  fleckig,  obgleich  sie 
vorher  vollkommen  rein  waren.  Diese  Flecken  verschwinden  jedoch 
wieder  beim  Trocknen.  Man  wäscht  diese  in  achtmal  gewechseltem 
Wasser  und  fügt,  wenn  der  Ton  grünlich  erscheinen  sollte,  zum  vierten 
Wasser  etwas  Ammoniak. 

Behandelt  man  Anilinbilder  mit  schwacher  Gallussäure,  so  werden 
sie  schön  dauerhaft  grün;  durch  Waschen  kann  man  nach  Belieben 
die  Gallussäure  wieder  entfernen  und  man  erhält  wieder  ein  schwärz- 
liches Bild. 

Zum  Gelingen  des  Anilincopirprocesses  ist  Feuchtigkeit  während 
des  Eäucherns  mit  Anilin  erforderlich,  sonst  entsteht  nur  ein  schwach 
braunes  Bild.  Fehlt  diese  im  Baume,  so  muss  man  ein  Blatt  befeuch- 
tetes Fliesspapier  in  den  Eäucherkasten  legen;  das  Bild  erscheint  dann 
dunkel  violett  (Schultz-Hencke^). 

Das  Patent  von  Willis  ist  erloschen.  A.  J.  Th.  Wild  nahm  am 
2.  December  1880  ein  englisches  Patent,  Nr.  5013,  auf  ein  Lichtpaus- 
verfahren, welches  in  seinem  Wesen  mit  dem  Willis’schen  Verfahren 
ganz  identisch  ist;  es  ist  auch  schon  erloschen. 

Das  Verfahren  Avird  in  der  Praxis  nicht  angewendet,  weil  man 
die  Unechtheit  der  Anilinfarbe  gegen  Licht  fürchtet,  obschon  die  Bild- 
substanz (Mauvein)  durchaus  nicht  so  unecht  ist  (H.  W.  VogeU), 
als  man  annimmt. 

Anwendung  von  Vanadinsäure  beim  Anilindruck. 

H.  Endemann  führte  den  Gebrauch  der  Vanadinsäure  iin  Auilinprocess  ein; 
er  theilte  im  „Journal  of  the  Americ.  Chemical  Society“,  1886.  Bd.  8.  S.  189  ein  Licht- 
pausverfahren mittels  Anilinschwarz  mit,  welches  auch  Halbtonbilder  wiedergeben 
soll.  Das  Eohpapier  muss  gut  geleimt  sein;  am  besten  ist  ein  Ueberzug  mit  einer 
Leimlösung  von  1 : 50.  Nach  dem  Trocknen  wird  folgende  Lösung  aufgetragen : 480  Theile 
Kochsalz,  480  Theile  Kaliumbichromat,  7s  Theil  vanadinsaures  Natrium  und  9600  Theile 
Wasser,  welche  mit  einer  kalten  Mischung  von  1000  Theilen  Schwefelsäure  und  4800 
Theilen  Wasser  versetzt  wird.  Wenn  das  damit  präparirte  Papier  trocken  ist,  so  wird 
es  im  Copirrahmen  unter  einer  Zeichnung  ca.  7 Minuten  belichtet.  — Das  Papier  wird 
nun  den  Dämpfen  von  1 Theil  Anilin  und  50  Theilen  Wasser  (erwärmt  in  einer  flachen 
Schale)  ausgesetzt,  wodurch  das  Bild  braun  hervortritt.  Um  diese  Farbe  weiter  zu 
entwickeln,  bringt  man  das  Papier  in  einen  geschlossenen,  mit  W'asserdämpfen  gesättigten 
Kaum  von  24 — 30  Grad  C.  durch  ungefähr  2 Stunden ; die  Linien  erscheinen  schwarz  auf 
grünem  Grunde.  Man  wäscht  schliesslich  in  verdünntem  wässerigen  Ammoniak  (1  Theil 
Salmiakgeist  und  6 Theile  Wasser).  Die  Bedingungen  zur  Entwickelung  von  Anüin- 
schwarz  sind  die  Chlorwasserstoffsäure  aus  dem  Kochsalz,  Chromsäure  und  Vanadinsäure. 

Das  Verfahren  hat  nur  theoretisches  Interesse  und  fand  keine  praktische  Verwendung. 


1)  Phot.  Mitth.  1885.  Bd.  21.  S.  312. 

2)  Phot.  Corresp.  1898.  S.  493. 


ZWEITJNDDREISSIGSTES  CAPITEL. 

ITTERHEIM’S  KEGEOGEAPHISCHES  LICHTPAUS- 
VEEFAHEEIT. 

(SCHWARZE  LINIEN  AUF  WEISSEM  GRUNDE.) 


Im  Jahre  1880  liess  L.  von  Itterheim  in  Wien  ein  originelles 
Lichtpausverfahren  mittels  Chromgummi  patentiren  i),  welches  Linien 
in  unvergänglicher  Schwärze  auf  weissem  Papier  gibt;  es  werden 
nach  einer  Zeichnung  direct  positive  Copien  erhalten.  Der  Process  ist 
billig  und  leicht  auszuführen  und  ist  einer  der  vorzüglichsten  Licht- 
pausprocesse,  welche  existiren.  Der  Erfinder  liess  sein  Patent  verfallen, 
verliess  wegen  unangenehmen  Privatverhältnissen  Wien,  woselbst  mehrere 
andere  Lichtpauser  das  Yerfahren  geschäftlich  ausüben. 

Das  Princip  der  Negrographie  ist  folgendes: 

Es  Avird  Papier  mit  Gummi  und  Kaliumbichromat  präparirt.  Das- 
selbe wird  unter  der  zu  copirenden  Pause  belichtet  und  hierauf  zur 
Entwickelung  in  Wasser  gelegt.  Durch  das  Waschen  der  Lichtpause 
im  Wasser  wird  von  den  vor  der  Lichteinwirkung  geschützt  gewesenen 
Stellen  das  lichtempfindliche  Präparat  entfernt,  an  diesen  Stellen  das 
Papier  blossgelegt  und  zur  Aufnahme  von  fetter  Schwärze,  fetter  Farbe 
oder  dergleichen  geeignet  gemacht. 

Wenn  daher  jetzt  die  ganze  Fläche  mit  einer  fetten  Schwärze  oder 
Harzfarbe  bestrichen,  und  das  Papier  hierauf  in  einem  schwach  ge- 
säuerten Bade  gewaschen  Avird,  so  bleibt  die  fette  SchAvärze  oder  Harz- 
farbe nur  an  den  früher  blossgelegten  Stellen  haften,  während  die 
übrigen  geschwärzten  Stellen  sammt  den  daselbst  befindlichen  von  der 
Lichteinwirkung  veränderten  Substanzen  reingewaschen  Averden. 

1)  Deutsches  Eeichspatent  Nr.  10443  vom  24.  Februar  1880.  — Eugen  Gay 
beschrieb  dieses  Yerfahren  17  Jaiire  später  als  neu  (Phot.  Chronik.  1897.  S.  228), 
ebenso  hatte  A.  Fisch  in  seinem  Buche  „Photographie  au  charbon“  die  Itterheim’sche 
Negrographie  unter  Verschweigung  der  Provenienz  beschrieben  (A'ergl.  Eder,  Phot. 
Corresp.  1897.  S.  230). 


Itterheim’s  negrographisches  Lichtpausverfahren. 


281 


Ziu’  Ausübung  des  Yerfahrens  geht  man  folgendermassen  vor: 

Es  wird  ein  gut  geleimtes,  glattes  (keineswegs  rauhes!)  Zeichen- 
papier im  dunkeln  Eaume  mit  einer  Lösung,  bestehend  aus  25  Theilen 
arabischem  Gummi,  100  Theilen  destillirtem  Wasser,  7 Theilen  doppelt- 
chromsaurem Kali  oder  Ammoniak  und  1 Th  eil  Alkohol  bestrichen,  und 
bei  massiger  Temperatur  getrocknet.  Solch  präparirtes  Papier  hält  sich, 
am  kühlen  und  dunkeln  Orte  aufbewahrt,  für  längere  Zeit  brauchbar. 

Man  nimmt  ein  Stück  dieses  präparirten  Papieres,  in  der  Grösse 
der  zu  reproducirenden  Zeichnung  (diese  Zeichnung  muss  auf  weissem 
Pauspapier  mit  kräftigen,  vollkommen  undurchsichtigen  Linien  her- 
gestellt sein),  legt  dieses  mit  der  Zeichnung  in  einen  photographischen 
Copirrahmen  und  belichtet  bei  gedämpftem  Lichte  beiläufig  5 bis  10  Mi- 
nuten (ca.  14°  vom  Vogerschen  Photometer  mit  Chromatpapier),  bringt 
das  Papier  in  eine  Tasse  mit  reinem,  nicht  zu  kaltem  Wasser,  und  spült 
das  Blatt  gut  ab,  nimmt  es,  sobald  sich,  die  Linien  der  Zeichnung  tief 
reliefartig  zeichnen^),  aus  dem  Bade,  trocknet  mit  Fliesspapier  die 
Zeichnung  ab  und  lässt  dann  das  Blatt  austrocknen.  Sobald  das  Blatt 
vollkommen  trocken  ist,  wird  dasselbe  mit  einer  Schwärze,  bestehend 
aus  5 Theilen  ordinärem  Schellack,  100  Theilen  absolutem  Alkohol  und 
15  Theilen  äusserst  fein  zerriebener  Eebenschwärze  (oder  besser  Lampen- 
russ)  mittels  eines  breiten  Pinsels  oder  Schwammes  in  dünner  Schichte 
gleichmässig  eingeschwärzt  und  zum  Abwaschen  in  ein  Bad,  enthaltend 
2 — 3 Proc.  Schwefelsäure  oder  Salzsäure,  gebracht;  in  diesem  bleibt  das 
Bild  solange  liegen,  bis  sich  die  Schwärze  mittels  einer  Bürste  (oder 
einem  Schwamm  oder  Baumwollenbausch)  leicht  herunterreiben  lässt. 
Es  treten  sodann  alle  Linien  der  Zeichnung  schwarz  auf  weissem  Grunde 
hervor,  und  das  gewonnene  Bild  erhält  vollkommen  das  Aussehen  einer 
guten  Autographie.  Das  Yerfahren  liefert  sehr  schöne  und  haltbare 
Lichtpausen,  welche  leicht  in  beliebiger  Grösse  hergestellt  werden  können. 

1)  Die  GummischicM  muss  genügend  dick  sein,  so  dass  die  copirten  Stellen 
glänzend  und  mit  deutlich,  erhabener  Schichte  bedeckt  sind.  Ist  dies  nicht  der  Lall, 
so  entwickelt  sich  der  Grund  nicht  rein  weiss. 


DREIUNDDEEISSIGSTES  CAPITEL. 

EINSTAUBBILDER  AUE  CHEOI^IATSCHICHTEN. 


Solbacclii’s  Antlirakotypie  (Liclitpaiiseii  mittels  Einstaiibeii 
auf  Gelatine-  oder  Eiweisspapier). 

Bei  Sobacchi’s  Verfahren  wird  ein  Gemisch  von  Gelatine  mit 
chromsauren  Salzen  verwendet,  welches  heim  Copiren  im  Lichte  unlös- 
lich wird,  während  die  nicht  helicbteten  Stellen  dadurch  klehrig  werden, 
dass  man  es  durch  kurze  Zeit  in  heisses  Wasser  taucht.  Sie  sind  dann 
fähig,  aufgestauhte  Farbpulver  festzuhalten  und  geben  Einstaubbilder 
in  beliebigen  Farben  auf  Papier.  Es  resultiren  positive  Lichtpausen  auf 
weissem  Grunde. 

Im  Jahre  1879  beschrieb  Br.  Alexander  Sobacchi  in  Lodi  in 
seiner  Broschüre  „La  fotantracografia  alla  portata  di  tutti“  ein  Verfahren 
zur  Herstellung  positiver  Lichtpausen  („Photanthrakographie“,  wie 
Sobacchi  das  Verfahren  nennt,  oder  der  „Antlirakotypie“,  nach 
G.  Pizzighelli). 

Später  beschrieb  auch  G.  Pizzighelli  das  Sobacchi’sche  Ver- 
fahren in  der  „Photographischen  Correspondenz“  1880. 

Bereitung  des  Gelatinepapieres. 

Man  kann  jedes  gut  geleimte  Papier  benutzen,  am  besten  eine 
stärkere  Sorte  von  photographischem  Rives-  oder  Steinbach -Papier. 
Dieses  Papier  Avird  mit  Gelatine  überzogen. 

Man  löst  1 g Gelatine  in  30  ccm  Avarmem  Wasser  (40  — 50  Grad  C.) 
und  filtrirt  durch  Leinwand. 

Das  zu  gelatinirende  Papier  Avird  in  eine  mit  gewöhnlichem  Wasser 
gefüllte  Tasse  getaucht,  die  gut  geweichten  Bogen  Averden  nun  auf 
horizontale  Glasplatten  gelegt,  mit  einem  Stück  Kautschuktuch  oder 
Wachstaffet  bedeckt  und  durch  Streichen  mittels  eines  Quetschers  (wie 
beim  Pigmentdruck)  das  zwischen  Papier  und  Platte  vorhandene  Wasser 
sowie  jede  Luftblase  ausgequetscht.  Hierauf  Averden  die  Bänder  des 
Papieres  auf  ca.  1 cm  rundherum  aufgebogen  und  die  warme,  blasen- 


Einstaubbilder  auf  Cbromatschicbten. 


283 


freie  Gelatinelösung  wird  nun  längs  des  einen  Randes  des  Papieres  auf- 
gegossen, auf  dem  ganzen  Bogen  ausgebreitet  und  nach  dem  Erstarren 
der  Gelatineschicht  vorsichtig  von  der  Platte  abgehoben  und  auf  ein 
Spagatgitter  zum  Trocknen  gelegt.  Haben  selbe  auf  dem  Spagatgitter 
einen  Theil  ihrer  Feuchtigkeit  verloren,  so  können  sie  ohne  Gefahr  des 
Zerreissens  zum  vollständigen  Trocknen  aufgehängt  werden. 

Man  rechnet  auf  1 qcm  Papieroberfläche  0,062  ccm  Gelatinelösung. 

Die  präparirten  Gelatinepapiere  lassen  sich  beliebig  lange  unver- 
ändert aufbewahren. 

Sensibilisirung  des  Papieres. 

Zur  Sensibilisirung  dient  eine  Lösung  von  4 g doppeltchromsaurem 
Kali  in  100  ccm  Wasser,  worin  jeder  Gelatinebogen  durch  Eintauchen 
ca.  1 — 2 Min.  lang  sensibilisirt.  Während  des  Badens  sollen  die  Bogen 
öfters  umgewendet  und  mit  einem  Haarpinsel  von  den  adhärirenden 
Luftblasen  befreit  werden.  Hierauf  wird  in  der  Dunkelkammer  zum 
Trocknen  aufgehängt;  für  feinere  Arbeiten  kann  zur  Erzielung  einer 
glatten  Oberfläche  des  sensibilisirten  Papieres  dasselbe  nach  dem  Baden 
mit  der  Gelatineseite  nach  unten  auf  eine  sehr  reine  und  mit  Talk  ein- 
geriebene Glasplatte  nach  Art  von  Pigmentpapier  (s.  dieses  im  nächsten 
Hefte)  aufgequetscht,  getrocknet  und  herabgezogen  werden. 

Die  sensibilisirten  Bogen  lassen  sich,  gut  verwahrt,  über  eine 
Woche  auf  bewahren. 


Copiren  des  Bildes. 

Die  Expositionszeit  richtet  sich,  wie  selbstverständlich,  nach  der 
Dicke  des  Papieres,  auf  welchem  die  Zeichnung  ausgefiihrt  ist,  und  nach 
den  jeweiligen  Lichtverhältnissen.  Im  Allgemeinen  lässt  sich  sagen,  dass 
bei  Glaspositiven  in  der  Sonne  12  — 15,  bei  Papierpositiven  auf  Paus- 
papier 20  — 25,  bei  solchen  auf  dickem  Papier  40  — 60  Secunden  genügen 
werden;  im  zerstreuten  Lichte  dauert  das  Copiren  jedenfalls  länger. 
Sobald  das  Bild  schwach  sichtbar,  lichtgelb  auf  bräunlichem  Grunde 
erschienen  ist,  muss  die  Exposition  abgebrochen  werden.  Im  üebrigen 
ist  Ueberexposition  weniger  nachtheilig  als  Unterexposition. 

Entwickelung  des  Bildes. 

Die  copirten  Bilder  werden  in  eine  Tasse  mit  kaltem  Wasser  gelegt; 
von  Zeit  zu  Zeit  wird  das  Wasser  gewechselt,  sofern  es  sich  durch  das 
gelöste  Chromatsalz  zu  stark  gelb  gefärbt  haben  sollte. 

Behufs  Entwickelung  wird  jedes  Bild  für  sich  aus  dem  kalten 
Wasser  genommen,  etwas  ab  tropfen  gelassen  und  rasch  in  eine  Tasse 


284 


Vierter  Theil.  Dreiunddreissigstes  Capitol. 


mit  lauwarmem  Wasser  von  ca.  28  — 30  Grad  C.  auf  eine,  höchstens 
zwei  Minuten  getaucht;  hierbei  tritt  die  Erscheinung  ein,  dass  die  durch 
die  Linien  der  Zeichnung  vor  Lichteinwirkung  geschützt  gewesenen 
Bildpartien,  welche  bereits  im  kalten  Wasser  reliefartig  hervorgetreten 
sind,  sich  etwas  erweichen  und  klebrig  werden. 

Der  Bogen  wird  nun  aus  dem  lauwarmen  Wasser  genommen  und 
auf  eine  ebene  Unterlage  gelegt  und  entweder  mittels  Saugpapier  oder 
durch  Abtupfen  mittels  eines  weichen  Lappens  und  Larüberrollen  einer 
mit  Eehleder  überzogenen  Walze  von  der  überschüssigen  Feuchtigkeit 
befreit. 

Die  vorher  feinst  geriebene  Staubfarbe  wird  jetzt  durch  ein  feines 
Gazesieb  auf  das  Blatt  gestreut  und  mittels  eines  weichen  Marder- 
pinsels durch  kreisförmige  Bewegungen  über  die  Linien  der  Zeichnung 
geführt.  Bei  dieser  Operation  adhärirt  die  Staubfarbe  an  den  Linien 
der  Zeichnung,  und  indem  sie  selbe  färbt,  während  der  Papiergrund 
unverändert  bleibt,  erscheint  ein  positives  Bild  auf  lichtem  Grunde. 
Gewöhnlich  tont  der  Papiergrund  auch  etwas.  Dieser  Ton,  sofern  er 
nicht  von  Untercopirung  herrührt,  schadet  aber  gar  nicht,  denn  beim 
später  erfolgenden  Waschen  wird  er  ohnehin  vollständig  entfernt. 

Nach  vollendetem  Einstauben  wird  das  Bild  an  einem  warmen  Orte 
getrocknet  (im  Sommer  an  der  Sonne,  im  Winter  beim  Ofen).  Dies 
geschieht  zu  dem  Zwecke,  um  die  Gelatine  etwas  mehr  zu  erweichen, 
so  dass  sie  die  nur  lose  adhärirenden  Earbtheilchen  durch  oberflächliche 
Schmelzung  in  sich  einschliesst.  Die  Temperatur  soll  nicht  über  60  Grad  C. 
steigen,  da  sonst  die  Gelatineschicht  vom  Bogen  abfliessen  würde. 
Nach  dem  vollständigen  Trocknen  werden  die  Copien  in  kaltes  Wasser 
getaucht,  und  wenn  sie  sich  darin  flach  gelegt  haben,  auf  eine  ebene 
Unterlage  gebracht  und  mit  einem  nassen,  weichen  Schwamme  von  der 
überflüssigen  Farbe  befreit.  Treten  bei  dieser  Operation  die  Linien  rein 
und  gleichmässig  gefärbt  vom  Aveissen  Grunde  hervor,  so  Avird  das  Bild 
zum  Trocknen  aufgehängt  und  kann  als  vollendet  beUachtet  werden. 
Sollte  aber  stellenweise  die  Farbe  nicht  adhärirt  haben,  so  kann  die 
Operation  des  Einstaubens  wiederholt  werden  und  zwar  so  oft,  bis  das 
erhaltene  Eesiiltat  ein  befriedigendes  geworden.  Bei  einigen  Farben 
wird  man  immer  genöthigt,  die  Einstauboperation  zu  wiederholen. 

Ursachen  des  schlechten  Anhaftens  der  Farbe  können  sein:  Be- 
schaffenheit der  Farbe;  Uebercopirung  bei  nicht  ganz  undurchsichtigen 
Linien  der  Originalzeichnung;  zu  altes  Papier;  ungleiche  Leimung  des 
Papieres,  wodurch  stellenweise  durch  Einsaugung  der  Gelatine  in  den 
Papierstoff  oberflächlich  die  Schicht  etwas  dünner  geAvorden  ist. 


Einstaubbilcler  auf  Chromatschichten. 


285 


Gegen  den  ersten  und  vierten  Fehler  hilft  öftere  Wiederholung  der 
Einstauboperation,  gegen  den  zweiten  und  dritten  dasselbe,  jedoch  mit 
Erhöhung  der  Wassertemperatur  bis  40  Grad,  50,  ja  sogar  60  Grad  C. 

Sollte  man  nicht  Zeit  haben,  die  Bilder  an  einem  und  demselben 
Tage  zu  copiren  und  zu  entwickeln,  so  kann  letztere  Operation  auf 
beliebig  lange  Zeit  hinausgeschoben  werden,  nur  müssen  die  Bilder  im 
kalten  Wasser  vollständig  vom  löslichen  Chromsalze  befreit  und  dann 
getrocknet  aufbewahrt  werden. 

Zum  Einstauben  können  alle  jene  Farben  benutzt  werden,  welche 
auf  die  Gelatine  keine  gerbende  Wirkung  ausüben  und  lichtbeständig 
sind.  Für  schwarze  Strichzeichnungen  ist  der  gewöhnliche  Flammen- 
russ  die  geeignetste  Farbe.  Derselbe  kann  aber  auch  durch  fein  gepulverte 
Holzkohle  ersetzt  werden.  Auch  andere  Farben  hat  man  mit  recht 
gutem  Erfolge  verwendet,  so  z.  B.  Graphit,  Ultramarinblau,  Ultramarin- 
grün, Sepia,  Zinnober,  Gold-  und  Silberbronce.  Weisse  Staubfarben 
eignen  sich  weniger  zum  Einstauben  auf  schwarzem  Grunde,  da  sie  zu 
wenig  decken  und  die  Zeichnung  statt  weiss  nur  grau  erscheint. 


(Ein  Uebelstand  der  Anthrakotypie  liegt  darin,  dass  die  gelatinirten 
Papiere  sich  von  selbst  nach  dem  Trocknen  aufrollen  und  sehr  schwer 
flach  gelegt  werden  können;  dieser  Umstand  ist  so  störend,  dass  man 
andere  Lichtpausmethoden  in  der  Praxis  vorzieht.) 

Lichtpausverfahren  mittels  Einstauben  auf  Chromatalbumin. 

Colonel  de  St.  Florent  theilt  im  Bulletin  de  la  Soc.  fran9.  1886, 
S.  182 1)  ein  Lichtpausverfahren  mit,  um  Zeichnungen  mit  schwarzen 
Linien  auf  weissem  Grunde  zu  erhalten,  welches  sehr  ähnlich  der 
Anthrakotypie  ist.  Man  lässt  Albuminpapier  auf  Kaliumchromatlösung 
(1  : 10)  sensibiKsiren  (durch  Schwimmen  auf  der  Rückseite),  belichtet 
unter  einer  Zeichnung,  wäscht  mit  ganz  schwach  ammoniakalischem 
Wasser,  wodurch  die  nicht  vom  Licht  getroffenen  Stellen  klebrig  werden 
und  ein  aufgestaubtes  Farbenpulver  festhalten.  Fixirt  wird  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  (1  : 10),  wodurch  die  Chromsalze  entfernt  und 
das  vom  Licht  nicht. veränderte  Albumin  coagulirt  wird. 


1)  S.  auch  Phot.  "Wochenbl.  1886.  S.  363. 


VIEEUNDDEEISSIGSTES  CAPITEL. 

HEESTELLUNa  VON  EINSTAUBBILDEEN  AUF  HYGEO- 
SKOPISCHEN  ZUCKEEHALTIGEN  CHEOMATSCHICHTEN. 


Verschiedene  photographische  Methoden  der  Bilderzeugung,  sowohl 
auf  Papier,  Glas,  als  auf  Porcellan  (darunter  auch  eingebrannte  Eniail- 
bilder),  lassen  sich  dadurch  hersteilen,  dass  man  solche  lichtempfind- 
liche Schichten  herstellt,  welche  unter  dem  Einflüsse  des  Lichtes  die 
Eigenschaft  besitzen,  Feuchtigkeit  autzunehmen  und  ihre  ursprüngliche 
Klebrigkeit  zu  verlieren.  Bringt  man  dann  trockene  feine  Farbenpulver 
oder  Emailstaub  darauf,  so  haften  diese  nur  an  gewissen  Bildstellen 
und  geben  ein  „Einstaubbild“. 

Ueber  die  hierher  gehörigen  Eigenschaften  gewisser  lichtempfind- 
licher Eisenverbindungen  (z.  B.  Ferricitrat,  Eisenchlorid  und  Weinsäure) 
wurde  bereits  im  Capitel  XX,  S.  207  berichtet.  Es  bleiben  hier  noch 
die  lichtempfindlichen  Gemische  von  chromsauren  Salzen  mit  Zucker, 
Honig,  Eiweiss  u.  s.  w.  zu  erwähnen,  welche  ihre  Hygroscopicität  und 
die  damit  verbundene  Klebrigkeit  im  Lichte  rasch  verlieren  und  eine 
viel  häufigere  Anwendung  fanden,  als  die  sich  analog  verhaltenden  licht- 
empfindlichen Eisensalze. 

Nachdem  Garnier  und  Salmon  in  Frankreich  im  Jahre  1858 
die  Eigenschaft  des  citronensauren  Eisenoxydes  entdeckt  hatten,  im 
Lichte  nicht  nur  eine  geringere  Löslichkeit  anzunehmen,  sondern  auch 
seine  Klebrigkeit  und  hygroscopischen  Eigenschaften  zu  verlieren,  ver- 
folgten sie  die  analogen  photochemischen  Eeactionen  und  entdeckten 
1859,  dass  ein  Gemisch  von  Ammoniumbichromat,  Zucker  und  Albumin 
ähnliche  Eigenschaften  besitze.  Sie  benutzten  eine  Mischung  von  30  g 
Zucker,  30  g Wasser  und  g Ammoniumbichromat  nebst  10  g Albu- 
min; das  damit  überzogene  Papier  wurde  getrocknet,  unter  einem  Posi- 
tive belichtet,  mit  Elfenbeinschwarz  eingestaubt,  dann  mit  Wasser  und 
verdünnter  Schwefelsäure  gewaschen.  Das  schwarze  Pulver  bleibt  sehr 
lose  am  Papier  haften  (und  kann  mittels  Gummilösung  befestigt  werden). 
Obschon  diese  Methode  keine  Halbtöne  der  Bilder  gab,  so  erhielten 


Einstaubbilder  auf  hygroskopischen  zuckerhaltigen  Chromatschichten.  287 

die  Erfinder  dennoch  von  der  Pariser  Photographischen  Gesellschaft  ini 
Jahre  1859  den  zweiten  Preis  des  vom  Herzog  de  Luynes  seit  1856 
ausgeschriebenen  Preises  auf  ein  unvergängliches  Copirverfahren.  (Den 
ersten  Preis  hatte  Poitevin,  den  dritten  Pouncy  für  ihre  Kohle -Ver- 
fahren erhalten  1)  (s.  Heft  14  dieses  „Handbuch“). 

Im  Juli  1864  beschrieb  J.  B.  Obernetter  in  „Bollmann’s  Photogr. 
Monatsblättern“  1864.  S.  52  (Juli-Heft)  zwei  Methoden  zur  Herstellung 
von  Kohlebildern  mittels  des  Einstaubprocesses  und  zwar  1.  mit 
citronensaurem  Eisenoxyd  (s.  S.  209)  und  2.  mit  Gummi  und  Chromaten. 
Obschon  bei  diesem  letzteren  Processe  die  Präparation  des  Papieres 
mittels  Gummi,  Honig  oder  Glycerin  und  Ammoniumbichromat,  sowie 
das  Trocknen,  Belichten  unter  einem  Positive  und  Einstauben  mit 
Lampenruss  (oder  Cassius-Goldpurpur)  ganz  analog  wie  bei  dem 
Garnier-Salmon’schen  Verfahren  vorgenommen  wurde,  so  findet  sich 
dennoch  eine  wesentliche  Verbesserung  darin,  dass  er  das  mit  Lampen- 
russ eingestaubte  Papier  zuerst  mit  einer  Collodionschicht  überzog, 
wodurch  das  eingestaubte  Pulver  festgehalten  wurde;  erst  hierauf  wurde 
in  Wasser  gewaschen,  das  Collodionhäutchen,  welches  das  Pulver  sehr 
festhält,  abgelöst  und  neuerdings  auf  gelatinirtem  Papier  aufgetragen. 
Dadurch  wird  verhindert,  dass  Einzelheiten  des  Bildes  beim  Waschen 
verloren  gehen. 

Auch  Julius  Leth  in  Wien  theilte  im  August  1864  in  der  „Photo- 
graphischen Correspondenz  “ (Bd.  1,  S.  37)  sein  Verfahren  über  Her- 
stellung von  Kohlebildern,  sowie  Emailbilder  mittels  des  Einstaub- 
verfahrens mit.  Er  löste  3 Theile  Gummi  arabicum  in  72  Theilen 
Wasser  und  mischte  1,2  Theile  Kaliumbichrom at  gelöst  in  6 Theilen 
einer  Honiglösung  (bereitet  1 Theil  Honig  und  3 Theile  Wasser)  dazu. 
Das  filtrirte  Gemisch  wurde  auf  eine  erwärmte  Glasplatte  aufgetragen, 
der  üeberschuss  ablaufen  gelassen,  und  über  einer  Spiritusflamme  bei 
mässiger  Wärme  getrocknet.  Man  exponirt  unter  einem  Glaspositiv 
(15  — 90  Secunden  in  der  Sonne,  2 — 15  Minuten  im  Schatten)  und  ent- 
wickelt dadurch,  dass  man  die  exponirte  Platte  mit  einer  trockenen, 
feingepulverten  Earbe  bedeckt,  welche  an  allen  vom  Lichte  nicht  ge- 
troffenen Stellen  haftet;  der  üeberschuss  des  Earbepulvers  wird  mit 
einem  Pinsel  entfernt  und  es  bleibt  eine  positive  Copie  sichtbar. 
Hierauf  übergiesst  man  mit  Eohcollodion,  trocknet,  legt  die  Platte  in 
verdünnte  Salpetersäure  (1  : 4)  bis  die  gelbe  Farbe  verschwunden  ist, 
wäscht  mit  Wasser  und  schliesslich  in  Wasser,  dem  etwas  kohlensaures 
Ammoniak  zugesetzt  ist.  Man  trocknet  nur  die  Ränder  der  das  Bild 


1)  Bull.  Societe  frau9.  Phot.  1859.  S.  149. 


288 


Vierter  Theil.  Vierunddreissigstes  Capitel. 


tragenden  Collodionhant,  hebt  dieselbe  ab,  wonach  sie  frei  im  Wasser 
schwimmt  und  auf  einem  mit  Kleister  bestrichenen  Papier  aufgefangen 
wird.  Solche  Bilder  zeigen  hübsche  Halbtöne. 

Diese  Methode  der  Herstellung  positiTer  Bilder  (Kohlebilder,  Ein- 
staubbilder) auf  Papier  hat  sich  nicht  eingebürgert,  sondern  wurde  durch 
den  gewöhnlichen  Pigmentdruck  (Kohleverfahren  mit  Gelatine  und  Chro- 
maten) verdrängt.  Auch  die  von  Leth  vorgeschlagene  XJebertragung 
derartiger  Bilder  auf  Holzstöcke  zum  Zwecke  der  Photoxylographie 
(s.  Martin’s  „Emailphotographie“,  1872.  S.  333)  ist  nicht  auf  die  Dauer 
in  Anwendung  gekommen. 

Dagegen  hat  dieses  Einstaubverfahren  bei  Anwendung  von  gepulver- 
ten Emailfarben  (Schmelzfarben  auf  Porcellan)  eine  vollkommene  Aus- 
bildung und  häufige  Anwendung  erfahren  zur  Herstellung  eingebrannter 
Emailbilder. 

Herstellung'  von  I)iii)licatnegatiTen  mittels  des  Einstaul)i)roeesses. 

Das  Einstaubverfahren  hat  J.  B.  Obernetter  ausgearbeitet  zur  Her- 
stellung von  Duplicatnegativen  oder  verkehrten  Copienegativen  für  Licht- 
druck, indem  er  derartige  Einstaubbilder  mittels  Graphitstaub  herstellte 
und  dann  auf  Glasplatten  übertrug.  Er  erhielt  für  dieses  Verfahren  im 
Jahre  1874  die  goldene  Medaille  der  Wiener  Photographischen  Gesell- 
schaft i),  da  sich  hiermit  Negative  vollkommen  vervielfältigen  lassen  und 
die  Copienegative  ebenso  gute  Abdrücke  geben  wie  die  Originalplatten. 

Obernetter  beschreibt  sein  Verfahren  a.  a.  0.  folgendermassen. 
Eine  neue  geputzte  Spiegelscheibe  wird  mit  folgender  Lösung  (wie  beim 
„Collodioniren“)  übergossen:  4 g Dextrin,  5 g weisser  Zucker,  2 g Am- 
moniumbichromat,  100  g Wasser  und  2 — 8 Tropfen  Glycerin ^);  diese 
Lösung  wird  filtrirt  und  hält  sich  einige  Tage  lang. 

Man  übergiesst  die  Glasplatte  damit,  lässt  den  Ueberschuss  an  einer 
Ecke  ablaufen  und  trocknet  in  einem  Trockenofen  wagrecht  bei  40  bis 
60  Grad  K.  Nach  5 — 10  Minuten  ist  die  Lösung  spiegelglatt  getrocknet. 
Noch  warm  exponirt  man  in  einem  Copirrahmen  unter  einem  Negative 
im  zerstreuten  Lichte  5 — 15  Minuten.  Die  Expositionszeit  ist  die  rich- 
tige, wenn  das  Bild  schwach  sichtbar  wird.  Nach  dem  Exponiren  legt 
man  die  Platte  wieder  in  den  Trockenofen,  bis  sie  etwas  wärmer  als 
die  Luft  in  dem  Operationslocale  ist.  Hierauf  legt  man  sie  in  einem 

1)  Phot.  Corresp.  1874.  S.  2 , 8 und  29.  — Ueher  Ehistaubverfahren  vergl.  auch 
Eder’s  Jahrbuch  f.  Phot,  für  1892.  S.  63  und  1893.  S.  501. 

2)  Der  Glycerinzusatz  wird  je  nach  dem  Feuchtigkeitsgehalte  der  Luft  ver- 
ändert; im  Sommer  bei  feuchter  Witterrmg  kann  er  ganz  wegbleiben , im  Winter  sind 
8 Tropfen  nöthig. 


Einstaubbilder  auf  hygroskopischen  zuckerhaltigen  Chromatschichten.  289 

nicht  zu  hellen  Zhnmer  auf  ein  Blatt  weisses  G-lacepapier,  taucht  einen 
feinen  Staubpinsel  in  feinst  geschlemmten  sibirischen  Graphit  und  reibt 
denselben  vorsichtig  auf  der  Platte  auseinander;  durch  leichtes  Anhauchen 
lässt  sich  das  Annehmen  des  Graphits  beschleunigen.  Ist  die  gewünschte 
Kraft  erzielt,  so  staubt  man  vollständig  ab  (es  muss  das  Bild  nunmehr 
schön  sichtbar  sein).  Man  übergiesst  jetzt  mit  IY2  bis  2 Proc.  WoUe 
enthaltendem  Kohcollodion,  schneidet  nach  dem  Erstarren  desselben  die 
Ränder  mit  einem  scharfen  Messer  ein  und  legt  es  in  gewöhnliches 
Wasser.  Nach  2 — 5 Minuten  hat  die  Collodionhaut  mit  dem  Bilde 
sich  vom  Wasser  abgelöst;  diese  wird  nun  sogleich  unter  dem  Wasser 
auf  eine  Glasplatte  gelegt,  mit  dieser  herausgehoben  und  zum  Schutze 
gegen  Yerletzungen  mit  einer  dünnen  Gummilösung  (1:50)  übergossen; 
man  lässt  freiwillig  an  der  Luft  trocknen  und  firnisst  mit  Negativlack. 
Die  so  hergestellten  Copien  sind  äusserst  zart 
und  reich  an  Halbtönen.  Mittels  dieser  Me- 
thode können  auch  Glasstereoskopen  hergestellt 
werden.  — J.  B.  Obernetter  arbeitete  diese 
Art  des  Einstaub  Verfahrens  auch  für  Email- 
photographie aus  (Phot.  Corresp.  1874.  S.  29). 

H.  ’W.  Vogel,  sowie  E.  Vogel  (Tasclienbucli  d. 
prakt.  Phot.  1896.  S.  189)  geben  folgende  Vorschriften 
zur  Ausübung  des  Staubverfahrens: 

Lösungl:  80  g Gummi  arabicum,  200g  Zucker,  40 ccm 
Honig,  200  ccm  destill.  Wasser,  30  ccm  Alkohol  (96  proc.). 

Die  Lösung  wird  durch  Einstellen  der  Flasche 
in  warmes  Wasser  beschleunigt.  Der  Alkohol  darf  erst 
zugefügt  werden,  nachdem  alles  gelöst  ist.  Zu  dieser 
Lösung  fügt  man  bei  feuchtem  Wetter  20  — 30,  bei  trocknem  Wetter  30  — 40  Tropfen 
Glycerin. 

Lösung  II;  20  g Ammoniumbichromat,  200  ccm  destillirtes  Wasser. 

Beide  Lösungen  sind  getrennt  unbegrenzte  Zeit  haltbar,  b Zum  Gebrauch  mischt 
man  20  ccm  Lö.sung  I,  40  ccm  Lösung  II  und  60  ccm  destillirtes  Wasser,  erwärmt  auf 
50  Grad  C.  und  filtrirt  zweimal. 

Mit  dieser  Mischung  übergiesst  man  bei  gelbem  Licht  oder  Lampenlicht  eine 
reine,  mit  verdünntem  Wasserglas  (1 ; 50)  emgeriebene  rrnd  nach  dem  Trocknen  gut 
abgestäubte  Glasplatte  (am  besten  Spiegelglas).  Die  überschüssige  Lösung  lässt  man 
ablaufen  und  kann  sie  nach  dem  Filtriren  wieder  benutzen.  Hierauf  trocknet  man  die 
Platte  auf  einem  Nivellirgestell  in  möglichst  wagerechter  Lage,  indem  man  sie  mit 
einer  Gas  - oder  Spirituslampe  auf  50  — 60  Grad  C.  erwärmt.  Grössere  Platten  trocknet 
man  besser  in  einem  Trockenschrank;  das  Trocknen  geht  in  demselben  gleich- 
mässiger  und  sicherer  vor  sich.  Eig.  77  zeigt  die  Einrichtung  eines  derartigen  Schrankes. b 
Derselbe  besteht  aus  einem  Holzkasten  mit  Eisenblechboden,  unter  welchem  einige 

1)  Die  gemischte  Lösrmg  hält  sich  einige  Tage,  sie  ist  unbrauchbar,  sobald  sie 
braun  geworden  ist. 

2)  Nach  Husnik,  Das  Gesamtgebiet  des  Lichtdrucks. 


290 


Yierter  Theil.  Vierunddreissigstes  Capitel. 


Gas-  oder  Spiritusbrenner  D angebracM  sind.  Der  Deckel  B ist  mit  schwarzem  Zeug 
bespannt,  durch  welches  die  Feuchtigkeit  entweichen  kann.  Die  Vorderwand  G des 
Kastens  ist  herausklappbar,  um  das  Innere  desselben  leichter  zugänghch  zu  machen; 
bei  geschlossenem  Deckel  wird  sie  durch  letzteren  festgehalten.  In  dem  Kasten  sind 
einige  mit  Stellschrauben  versehene  Eisenstäbe  b b angebracht.  Durch  ein  Loch  in 
der  Seite  des  Kastens  kann  ein  Thermometer  d eingeschoben  werden,  so  dass  man, 
ohne  den  Kasten  öffnen  zu  müssen,  jederzeit  bequem  die  Temperatur  ablesen  kann. 

Die  zu  ti-ocknenden  Platten  werden  in  dem  erwähnten  Kasten  mittels  der  oben 
erwähnten  Stellschrauben  unter  Zuhilfenahme  einer  Dosenlibelle  genau  horizontal  ein- 
gestellt. Dann  werden  sie  herausgenommen,  wie  oben  angegeben,  mit  der  licht- 
empfindlichen Lösung  übergossen  und  dann  wieder  möglichst  genau  auf  dieselbe  Stelle 
gelegt.  Der  Deckel  wird  dann  vorsichtig  (um  das  Herabfallen  etwaiger  Staubpartikelchen 
zu  vermeiden)  geschlossen.  Das  Trocknen  dauert  ungefähr  10  Minuten.  Staub  ist 
hierbei  sorgfältig  zu  vermeiden. 

Nun  belichtet  man  sofort  unter  einem  Negativ  4 — 15  Minuten,  je  nach  der 
Dichtigkeit  des  Negativs  und  der  Helligkeit  (unter  einem  normalen,  klaren  Negativ  bis 
zu  Grad  16  des  unter  „Pigmentdruck“  beschriebenen  Photometers).  Die  belichtete 
Platte,  auf  der  das  Bild  schwach  sichtbar  sein  muss,  wird  in  einem  halbdunkeln  Zimmer 
(oder  bei  Lampenlicht)  auf  ein  weisses  Blatt  Papier  gelegt  und  mittels  eines  weichen 
Pinsels  mit  Graphitpulver*)  eingestäubt.  Bei  langer  Belichtung  und  feuchtem  "Wetter 
ist  es  vortheilhaft,  die-  Platte  vor  dem  Einstäuben  auf  kurze  Zeit  in  den  Trocken- 
schrank zu  bringen  oder  über  einem  Gasbrenner  anzuwärmen,  um  einen  grossen 
Feuchtigkeitsgehalt  derselben  zu  vermeiden.  Zu  feuchte  Platten  verschmieren  leicht 
beim  Einstäuben. 

Man  vertheilt  den  Graphit  auf  der  Platte  ohne  Druck  mit  möglichst  leichter  Hand, 
bis  das  Negativ  in  gewünschter  Kraft  erschienen  ist.  Dann  staubt  man  das  über- 
schüssige Pulver  ab,  übergiesst  die  Platte  in  der  unten  beschriebenen  Weise  mit 
zweiprocentigem  EohcoUodion,  schneidet  nach  dem  Erstarren  desselben  die  Ränder 
ein  und  legt  die  Platte  in  eine  Schale  mit  Wasser.  Nach  kurzer  Zeit  löst  sich  die 
Collodionhaut  ab  und  wird  auf  einer  reinen  Glasplatte  unter  Vermeidung  von  Luft- 
blasen aufgefangen®),  herausgenommeu  und  getrocknet.  Nach  vollständigem  Trocknen 
wird  lackiid. 

Nimmt  die  Platte  beim  Einstauben  kein  Graphitpulver  an,  so  war  sie  entweder 
zu  lange  belichtet,  oder  die  Lösung  enthielt  zu  wenig  Glycerin.  Bleibt  das  Graphit- 
pulver an  der  ganzen  Platte  hängen,  so  war  dieselbe  zu  kurz  belichtet  oder  die  Lösung 
enthielt  zu  viel  Glycerin.  Längere  Belichtung  gibt  harte,  kürzere  weiche  Negative. 

Um  Staubnegative  herzustellen,  welche  nicht  abgezogen  und  auf  eine  andere 
Glasplatte  übertragen  zu  werden  brauchen,  benutzt  man  nachstehende  Vorschrift: 
300  ccm  destillirtes  Wasser,  2 g Gelatine,  4 g Gummi  arabicum,  16  g Traubenzucker, 
8 g Ammoniumbichromat,  2 ccm  AUmhol  (96proc.),  20  — 30  Tropfen  Glycerin. 

Die  Substanzen  werden  in  der  angegebenen  Reihenfolge  gelöst.  Die  Gelatine 
löst  sich  nur  in  der  Wärme;  man  stellt  deshalb  die  Lösung  in  ein  ungefähr  60  Grad 
warmes  Wasserbad.  Nach  vollständiger  Lösung  wird  sorgfältig  filtrirt  und  die  Platte 

1)  Man  benutze  „prima  feinst  geschlämmten,  sibirischen  Graphit“,  zu  beziehen 
von  Johann  Faber  in  Nürnberg. 

2)  Wünscht  man  ein  Negativ  in  richtiger  Stellung,  so  muss  die  Collodionhaut 
vor  dem  Auffangen  umgedreht  werden. 


Einstaubverfahren  auf  hygroscopischen  zuckerhaltigen  Chromatschichten.  291 

in  der  oben  angegebenen  Weise  mit  der  Lösung  überzogen  und  getrocknet.  Das  Be- 
lichten und  Einstaubeu  geschieht  ebenfalls  in  gleicher  Weise. 

Sobald  das  Negativ  genügende  Kraft  bekommen  hat,  legt  man  es  zur  Entfernung 
der  Chromsalze  in  eine  Schale  mit  SOprocentigem  Alkohol,  welchen  man  einmal 
wechselt.  Dann  lässt  man  das  Negativ  trocknen  und  lackirt. 

Das  Staubverfahren  erfordert  viel  Uebung,  gibt  aber  Negative  von  ausgezeich- 
netem Charakter. 

Das  Einstaubverfahren  Obernetter’s  zur  Erzeugung  verkehrter 
Duplicatuegative  hat  in  den  letzten  Jahren  seine  Bedeutung  für  die 
Praxis  verloren,  weil  man  theils  weit  sicherer  und  schneller  zum  Ziele 
führende  Methoden  gegenwärtig  anwendet,  z.  B.  Herstellung  von  directen 
Duplicatnegativen  (verkehrt  oder  richtig)  mittels  Obernetter’s  späterer 
Methode  (Bromsilbergelatinetrockenplatten,  Exponiren,  Entwickeln,  Be- 
handeln mit  Chromsäure,  nochmals  Entwickeln  und  Fixiren;  s.  Bd.  III 
dieses  „Handbuch“)  oder  Herstellung  von  Pigmentdiapositiven  und 
Contact-  oder  Camera -Negativen  mittels  des  nassen  oder  Trocken-Yer- 
fahrens  (s.  Heft  14  dieses  „Handbuch“). 


Eder,  Handbuch  der  Photographie.  IV.  Theil.  2.  Aufl. 


20 


FÜNFTJNDDREISSIGSTES  CAPITEL. 

COPIEPEOCESS  MIT  KUPPEESALZEK 


I.  Pliotograpliische  Bilder  auf  metallischen  Kupferi)latteii. 

Wir  haben  bereits  im  Bd.  I,  Abth.  I,  S.  171  unseres  „Handbuchs“ 
lichtempfindliche  Kupforverbindungen  beschrieben  und  im  II.  Band  S.  56 
und  113  erwähnt,  dass  sich  auf  jodirten,  chlorirten  oder  bromirten  Kupfer- 
platten  Lichtbilder  nach  Art  der  Daguerreotypen  (durch  Entwicke- 
lung mit  Quecksilberdampf)  herstellen  lassen. 

Es  lassen  sich  jedoch  auch  photographische  Bilder  auf  Kupferplatten 
ohne  Entwickelung  herstellen,  die  wir  etwas  genauer  beschreiben 
wollen,  da  sie  Tielleicht  künftighin  Yerwerthung  finden  könnten. 

Setzt  man  eine  Kupferplatte  den  Dämpfen  von  Salzsäure  aus,  so 
nimmt  sie  eine  leichte  Färbung  an,  als  ob  sie  sich  mit  einem  weissen 
Schleier  bedeckt  hätte.  In  diesem  Zustande  ist  sie  mit  Kupferchlorür 
bedeckt  und  wird  vom  Lichte  rasch  geschwärzt  (Becquerel,  La  lumiere. 
II,  68).  Aehnlich  verhalten  sich  mit  Salzsäure  abgeriebene  und  mit 
Wasser  abgespülte  Kupferplatten. 

War  die  Platte  vor  dem  Dämpfen  mit  Salzsäure  durch  Erhitzen 
oberflächlich  oxydirt  (bis  zur  Gelbfärbung),  so  wird  sie  sehr  empfindlich. 
Gegen  Brom  und  Joddämpfe  verhält  sich  Kupfer  ähnlich  (Becquerel). 

Wird  eine  Kupferplatte  in  eine  saure  Lösung  von  Kupferchlorid 
getaucht,  abgetrocknet  und  unter  einem  Negative  belichtet,  so  erhält 
man  ein  feines  Bild,  das  sich  aber  nicht  fixiren  lässt.  Aehnlich  verhält 
sich  eine  (mit  CuBig,  FeBrg  oder  Bromwasser)  bromirte  Kupferplatte, 
die  noch  lichtempfindlicher  als  die  chlorirte  ist;  das  Bild  lässt  sich  hier 
mit  Fixirnatron  oder  Kochsalz  fixiren.  — Eine  jodirte  Kupferplatte 
ist  viel  unempfindlicher  als  beide  vorigen;  das  Fixiren  gelang  nicht. 
Ein  eigenthümliches  Verhalten  zeigen  die  belichteten  Kupferjodürplatten 
gegen  verdünnte  salpetersaure  Quecksilberoxydlösung,  die  zugleich 
schwefelsaures  Ammoniak  enthält.  Die  nicht  behchteten  Partien  werden 
darin  ziegelroth,  während  die  behchteten  die  Farbe  des  Quecksilber- 
jodürs  annehmen  (Renault,  Phot.  Mitth.  1864.  Bd.  1.  S.  147.  Aus 


Copirprocess  mit  Kupfersalzen. 


293 


Bull.  Soc.  frau.9.).  — Kupferfluorür,  durch  Eintauchen  von  Kupferplatten 
in  Kupferfluorid  dargestellt,  ist  ebenfalls  lichtempfindlich  (Renault). 

Der  Vollständigkeit  halber  erwähnen  wir,  dass  man  vor  einigen 
Jahren  in  Frankreich  nicht  ohne  Erfolg  versuchte,  schwache  Copien  auf 
chlorirten  Kupferplatten  als  V orlage  beim  Graviren  und  Stechen  in  Kupfer 
zu  benutzen. 

II.  Photographische  Bilder  mittels  Kiipfersalzeii  auf  Papier. 

Kupferchlorid  in  Collodion  gelöst,  auf  Papier  ausgebreitet  und 
von  der  Rückseite  her  angefeuchtet,  gibt  unter  einem  Kegative  positive 
Abdrücke  (Renault,  in  Roth’s  Fortschr.  d.  Phot.  1868.  S.  31).  Nach 
Baisamo  soll  eine  Lösung  von  Salzsäure  mit  Phosphor  gesättigt  und 
mit  essigsaurem  Kupfer  versetzt,  und  dann  auf  Papier  aufgetragen,  im 
Lichte  grau  werden;  setzt  man  es  dann  Schwefelwasserstoffdämpfen  aus, 
so  sollen  nur  die  im  Lichte  veränderten  Stellen  verändert  werden.  Das 
Bild  wird  durch  eine  Lösung  von  Wismuthnitrat  hervorgerufen  und 
fixirt.  (Aus  Phot.  News.  Kreutzer’s  Zeitschr.  1862.  Bd.  6.  S.  78.) 

Von  allen  Copirprocessen  mit  Kupfersalzen  gibt  bloss  der  von 
J.  B.  Obernetter  erfundene  brauchbare  Resultate;  er  beruht  auf  der 
Lichtempfindlichkeit  eines  Gemisches  von  Kupferchlorid  und  Eisen- 
chlorid auf  Papier,  wobei  allerdings  zuerst  das  Eisensalz  im  Lichte  zer- 
setzt wird  und  das  Kupfersalz  erst  in  zweiter  Linie  durch  das  letztere 
verändert  wird. 

Bei  dem  von  J.  B.  Obernetter  im  Jahre  1864  erfundenen  und 
veröffenthchten  Copirprocesse  ohne  Silber  wird  ein  Gemenge  von 
Kupferchlorid,  Eisenchlorid  und  sehr  verdünnter  Salzsäure 
auf  Papier  aufgetragen  und  dem  Lichte  ausgesetzt  und  bildet  Eisen- 
chlorür.  Dieses  hat  die  Eigenschaft,  beim  Baden  mit  Rhodankalium 
das  Kupferchlorid  in  Kupferrhodanür  zu  verwandeln,  welches  an  den 
vom  Lichte  getroffenen  Stellen  als  weisser  Mederschlag  entsteht.  Durch 
Ferridcyankalium  wird  das  weisse  Kupferrhodanür  in  rothes  Ferrocyan- 
kupfer  verwandelt. 

Obernetter  liess  Papier  auf  einer  Lösung  von  1000  Th  eilen  Wasser, 
13  Theilen  Eisenchloridlösung  (spec.  Gewicht  1,53  — 1,6),  100  Theilen 
krystallisirtes  Kupferchlorid  und  12  Theilen  concentrirter  Salzsäure 
während  2 Minuten  schwimmen,  bängte  zum  Trocknen  auf  und  belichtete 
unter  einem  Negative.  Um  das  nach  dem  Copiren  fast  unsichtbare 
Bild^)  zu  fixiren  und  sichtbar  zu  machen,  legt  er  das  Papier  mit  der 

1)  Die  nach  Obernetter’s  Methode  mit  Kupferchlorid  und  Eisenchlorid 
auf  Papier  erzeugten  Lichtbilder  verschwinden  nach  24  Stunden  so  vollkommen,  dass 

20* 


294 


Vierter  Theil.  Fünfunddreissigstes  Capitel. 


Bildseite  auf  eine  Mischung  von  1000  Theilen  Wasser,  8 — 12  Theilen 
Bhodankalium,  einem  Theile  concentrirter  Schwefelsäure  und  10  — 20 
Theilen  der  obigen  Kupferlösung;  nach  3 — 4 Minuten  Schwimmdauer 
taucht  man  unter  (5  — 30  Minuten).  Man  wäscht  in  Wasser  (eine  Stunde). 
Das  Bild  ist  nun  in  Form  von  weissem  Kupferrhodanür  am  Papier  und 
kann  gefärbt  werden: 

1.  Entweder  mit  Ferridcyankaliumlösung  (6  — 12  proc.),  worin  rothe 
Bilder  von  Ferrocyankupfer  entstehen;  man  wäscht  mit  Wasser 
gut  und  bringt  in  eine  Lösung  von  200  — 300  Theilen  Wasser, 
100  Theilen  Eisenvitriol,  40  Theilen  Eisenchlorid,  80  Theilen  Wasser, 
worin  die  Farbe  allmählich  violett  bis  schwarz  wird  (es  entsteht 
hierbei  in  Folge  der  Eeaction  der  Eisensalze  Berlinerb] au);  bei 
sehr  langer  Einwirkung  wird  die  Farbe  grünlichschwarz,  kann 
aber  durch  darauffolgendes  Behandeln  mit  Bleiessig  (basisch 
essigsaures  Blei)  in  ein  sehr  schönes  Purpurviolett  übergeführt 
werden.  Um  den  Bildern  das  Aussehen  von  Eiweissbildern  zu 
geben,  Hess  sie  Obernetter  nach  dem  Trocknen  auf  Eiweiss 
schwimmen. 

2.  Oder  man  bringt  die  Bilder  in  eine  ammoniakalische  Kaliumhyper- 
manganatlösung,  worin  ein  braunes  Bild  entsteht  (Ausscheidung 
von  Manganoxyd  an  den  Bildstellen). 

3.  Oder  man  behandelt  mit  Siibernitratlösung,  wobei  sich  an  den 
belichteten  Stellen  dunkles  metallisches  Silber  niederschlägt. 

Diese  Methode  — obschon  sie  brauchbare,  mitunter  ganz  hübsche 
Copien  liefert  — fand  niemals  Eingang  in  die  Praxis , weü  den  Bildern 
Brillanz  und  Feinheit  der  Zeichnung  mangelt. 

ohne  Schaden  ein  anderes  Bild  darauf  copirt  werden  kann;  es  muss  also  kurz  nach 
der  Belichtung  mit  Ehodankalium  fixirt  werden.  Es  soll  sich  dabei  nach  Oberuetter 
das  anfangs  secundär  entstandene  Eupferchlorür  mit  dem  Eisenchlorid  in  Kupfer- 
chlorid und  Eisenchlorür  wieder  rückveiwandeln.  Nach  des  Verfassers  Ansicht  aber 
geschieht  dies  nicht,  sondern  es  oxydiii;  sich  ganz  einfach  das  Kupferchlorür  an  der 
Luft  zu  Oxydchlorid,  welches  mit  Ehodanlcalium  keine  unlö.sliche  Verbindung  gibt, 
sondern  löslich  bleibt,  somit  in  der  Faser  nicht  fixirt  werden  kann. 


SECHSTJNDDREISSIGSTES  CAPITEL. 

COPIEYEEFAHEEN  MIT  QUECKSILBEESALZEN. 


Der  Lichtempfindlichkeit  verschiedener  Quecksilberverbindungen 
wurde  bereits  im  I.  Bande  (Abth.  I.  S.  172  und  378)  Erwähnung  gethan 
und  einige  photochemische  Eeactionen  beschrieben,  welche  unter  Um- 
ständen zur  Ausarbeitung  von  Copirmethoden  führen  könnten. 

I.  Mercurosalze. 

Hierher  gehört  Mercurojodid  oder  Quecksilberjodür  (HgaJj), 
ein  gelbgrünes  Pulver,  welches  im  Sonnenlichte  so  rasch  schwarz  wird, 
dass  es  neben  Chlorsilb er  einen  Eang  behauptet  (Eder,  Sitzungsberichte 
d.  K.  Akad.  Wissensch.  Wien.  1885.  Bd.  92.  Juliheft);  es  spaltet  sich 
fein  vertheil tes  metallisches  Quecksilber,  neben  Quecksilber] odürjodid  ab 
(s.  Bd.  I.  Abth.  I.  S.  172).  Man  hat  auch  versucht,  mittels  Jodqueck- 
silber  nach  Art  des  nassen  Jodsilber- Collodion -Verfahrens  einen  Her- 
vorrufungsprocess  (mit  Pyrogallol  u.  s.  w.)  auszuarbeiten  (Bd.  I.  Abth.  I. 
S.  172). 

Viele  Mercurosalze  (Quecksilberoxjdulsalze)  sind  (ähnlich 
wie  das  Quecksilberjodür)  lichtempfindlich  und  Namias  versuchte  Copir- 
verfahren  mittels  Mercuronitrat,  -tartrat  und  -oxalat  auszuarbeiten  ^). 
Diese  Mercurosalze  bilden  im  Lichte  basische  Salze. 

Mercuronitrat,  (Hg2NOg)2  + 2H2O,  ist  in  wässeriger  Lösung  licht- 
beständig, auf  Papier  (am  besten  mit  Arrowroot  vorpräparirt  ^)  aber 
bildet  es  ein  entwicklungsfähiges  Bild.  Man  lässt  das  Papier  auf 
einer  lOprocentigen  Lösung  des  reinen  Mercuronitrates ®)  schwimmen, 
trocknet,  belichtet  und  entwickelt  mit  einer  Lösung  von  3 Thl.  Eisen- 
vitriol, 3 Thl.  Weinsäure  und  100  ccm  Wasser,  welche  Flüssigkeit  nur 

1)  Phot.  Corresp.  1895.  S.  34J. 

2)  Gelatine,  Agar-Agar,  Albumin  bräunen  sich  mit  Mercuronitrat. 

3)  Gegenwart  von  Mercurisalzen  vermindert  die  Lichtempfindlichkeit.  Die  Dar- 
stellung von  Mercuronitrat  beschrieb  Namias,  Phot.  Corresp.  1895.  S.  342. 


296 


Vierter  Theil.  Sechsunddreissigstes  Kapitel. 


das  im  Lichte  entstandene  basische  Mercuronitrat,  nicht  aber  das  saure 
Mercuronitrat  reducirt  (schwärzt).  Die  Entwicklung  gelingt  nur  dann 
gut,  wenn  die  Copirdauer  völlig  getroffen  war,  sonst  entsteht  unregel- 
mässige Eeduction.  — Als  Fixirer  dient  eine  lOprocentige  Lösung  von 
Chlorammonium  in  Wasser  (1  — 2 Stunden  Wirkungsdauer),  welche  die 
Mercuroverbindungen  in  genügend  unveränderliches  Mercurochlorid 
überführt.  Diese  Quecksilberbilder  können  in  Platinbädern  platinirt 
werden. 

Basisches  Mercurotartrat^)  ist  wesentlich  lichtempfindlicher  als 
das  gleichfalls  lichtempfindliche  normale  Mercurotartrat  (Hg2C4H4  06). 
Das  basische  Mercurotartrat  schwärzt  sich  direct  am  Lichte,  liefert  aber 
auch  ein  latentes  entwicklungsfähiges  Bild.  Am  besten  wird  ein  mit 
Arrowroot  vorpräparirtes  Papier  mit  Mercuronitrat  (s.  oben)  sensibilisirt, 
getrocknet  und  in  ein  Bad^)  von  13  g vollständig  neutralem  Natrium- 
tartrat,  3 — 4 g Katrinmbicarbonat  und  500  ccm  Wasser  eingetancht 
(in  der  Dunkelkammer).  Das  Papier  ist  gelblich.  Am  Lichte  schwärzt 
es  sich,  kann  aber  auch  kurz  belichtet  und  mit  Eisenvitriol  wie  das 
vorhin  beschriebene  Papier  entwickelt  und  fixirt  werden.  Am  kräftigsten 
werden  die  Bilder,  wenn  man  sie  vor  dem  Fixiren  in  einem  Platin- 
bade tont,  dann  in  Sprocentiger  Kochsalzlösung  fixirt;  die  Bildfarbe  ist 
in  diesem  Falle  braunschwarz.  — Mercurocitrat  ist  weniger  empfindlich. 

Die  photochemische  Eeaction  bei  der  Zersetzung  dieser  Mer- 
curosalze  im  Lichte  ist  nach  Namias  keineswegs  Eeduction  bis  zum 
freien  metallischen  Quecksilber,  sondern  Bildung  eines  stark  basischen 
Salzes,  gewissermassen  einer  Yerbindung  von  Quecksilber  und  Mercurosalz. 

Normales  Mercurooxalat®)  färbt  sich  am  Lichte  braun  nach 
der  Gleichung  Hg2  C2  O4  = 2 Hg  -t-  2 CO2.  Das  frei  werdende  Queck- 
silber dürfte  sich  (nach  Namias)  mit  dem  noch  unzersetzten  Merciuo- 
oxalat  zu  einem  braungefärbten  basischen  Oxalat  verbinden.  Das  nor- 


1)  Bei  Hiüzufügung  von  "Weinsäure  oder  eines  Weinsäuren  Salzes  zu  einer 
Lösung  von  Mercuronitrat  bildet  sich  ein  weisser  brystallinischer  Niederschlag  von 
Mercurotartrat  (Hg^C^H^Og).  Derselbe  ist  in  Wasser  nur  wenig  löslich  und  ist  auch 
von  nur  geringer  Lichtempfindlichkeit.  Eine  bedeutend  grössere  Lichtempfindlichkeit 
zeigt  hingegen  das  basische  Mercurotartrat.  Dasselbe  erhält  man,  wenn  man  aus 
einer  Mercuronitratlösung  durch  Zusatz  von  Natrium-  oder  Kaliunicarbonat  zuerst 
gelbes  Mercurocarbonat  fällt  und  dieses  dann  mit  einer  concentrirten  Lösung  von 
Weinsäure,  in  einer  Menge  jedoch,  welche  zur  Umbüdung  des  ganzen  Carbonats  nicht 
hinreicht , behandelt. 

2)  Das  Bad  kann  nur  zum  Sensibilisiren  einiger  weniger  Blätter  gebraucht  werden, 
weü  es  durch  das  Mercuronitrat  allmähüch  sauer  und  dann  unwirksam  wird. 

3)  Durch  Eiilleu  von  Mercuronitrat  mit  Oxalsäure  oder  Oxalaten  als  weisser 
Niederschlag  erhältlich. 


Copirverfahren  mit  Quecksilbersalzen. 


297 


male  Mercurooxalat  lässt  sich  mit  heisser  Dextrinlösung’  emulsioniren 
und  auf  Papier  auftragen  und  gibt  bei  halbstündigem  Copiren  in  der 
Sonne  ein  gut  'wahrnehmbares  Bild,  das  aber  nicht  fixirt  werden  kann, 
wenn  man  es  nicht  zuvor  entwickelt.  Das  basische  Mercurooxalat 
ist  wesentlich  lichtempfindlicher  als  das  normale. 

Um  das  basische  Oxalat  zu  erhalten,  wird  eine  Lösung  von  Mer- 
curonitrat  partienweise  einer  solchen  10  Proc.  von  Natrium carbonat 
unter  ümschütteln  zugefügt.  Der  anfangs  entstehende  weisse  Nieder- 
schlag nimmt  nach  und  nach  eine  immer  stärker  werdende  gelbe  Farbe 
an.  Die  Menge  des  Zusatzes  an  Carbonat  lässt  sich  nicht  mit  Bestimmt- 
heit angeben,  da  er  von  dem  grösseren  oder  geringeren  Sänregehalt  der 
Mercuronitratlösung  abhängt.  Man  wird  am  besten  mit  dem  Carbonat- 
zusatz aufhören,  wenn  der  Niederschlag  eine  strohgelbe  Farbe  ange- 
nommen hat.  Der  auf  die  eben  angegebene  Art  entstandene  Nieder- 
schlag besteht  aus  Mercurocarbonat;  er  veranlasst  das  Basisch- 
werden des  durch  die  nachfolgende  Behandlung  erhältlichen  Mercuro- 
oxalates. 

Der  erhaltenen  wässerigen  Mischung  wird  im  üeberschusse  eine 
Lösung  von  Ammoniumoxalat  zugefügt,  gut  geschüttelt  und  die  Flüssig- 
keit durch  einige  Zeit  auf  die  Siedetemperatur  erwärmt. 

Wenn  nrsprünglich  nicht  zu  viel  Natriumcarbonat  in  Verwendung 
genommen  wurde,  ist  der  nun  erhaltene  Niederschlag  vollkommen  weiss 
und  bleibt  es  auch,  wenn  die  Flüssigkeit,  in  welcher  er  sich  befindet, 
längere  Zeit  gekocht  wird. 

Nach  Namias  steigert  sich  die  Empfindlichkeit  des  basischen 
Mercurooxalates  mit  der  Menge  des  ursprünglich  zugesetzten  Natrium- 
carbonates.  Man  darf  jedoch  gewisse  Grenzen  nicht  überschreiten,  da 
man  sonst  leicht  ein  Mercurooxalat  von  grauer  Farbe  erhält.  Im  Uebrigen 
kann  man  auch  dem  wenig  basischen  Mercurooxalat  eine  grössere  Em- 
pfindlichkeit verleihen,  wenn  man  die  Flüssigkeit  längere  Zeit  kocht 
und  hierauf  jede  Spur  von  Ammoniumoxalat  durch  längeres  Waschen 
des  Niederschlages  mit  warmem,  destillirtem  Wasser  eliminirt. 

Das  basische  Mercurooxalat  lässt  sich  auch  auf  andere  Art,  ohne 
Gefahr,  dass  ein  grauer  Niederschlag  entsteht,  erhalten.  Diese  Be- 
reitungsart gründet  sich  auf  die  Thatsache,  dass  wenn  man  einer  Lösung 
von  Mercuronitrat,  welcher  Natriumcarbonat  behufs  Bildung  von  etwas 
Mercurocarbonat  zugesetzt  wurde,  in  genügender  Menge  krystallisirtes 
Ammoniumnitrat  hinzufügt,  der  anfangs  entstandene  Niederschlag 
von  Mercurocarbonat  sich  löst  und  dass  in  der  Folge  das  ge- 
wünschte Mercurooxalat  durch  Hinzufügung  von  Ammoniumoxalat 
erhalten  wird. 


298 


Vierter  Theil.  Seclisunddreissigstes  Capitel. 


Nach  dem  Zusatze  vou  Ammoniumnitrat  bringt  man  die  Lösung 
zum  Kochen  und  nach  einigen  Minuten  filtrirt  man  und  fügt  das 
Ammoniumoxalat  hinzu. 

Wiewohl  die  angegebenen  Methoden  die  Erzeugung  eines  empfind- 
licheren Präparates  ermöglichen,  ist  diese  Empfindlichkeit  jedoch  relativ 
klein  und  bedarf  es  daher  einer  längeren  Belichtung,  um  durch  Aus- 
copiren  ein  Bild  zu  erhalten.  Durch  blosses  Ancopiren  und  darauf- 
folgender Entwicklung  lässt  sich  aber  die  Belichtungszeit  bedeutend 
herahmindern  und  erzielt  überdies  noch  den  A^ortheil,  ein  direct  fixir- 
bares  Bild  zu  erhalten,  während  beim  Auscopiren  das  Fixiren  der  blos 
auscopirten  Bilder,  wie  schon  oben  erwähnt  wurde,  nicht  möglich  ist. 
Nebenbei  erwähnt,  lässt  sich  die  ancopirte  Oopie  auch  auf  physikalischem 
Wege  in  der  Weise  entwickeln,  dass  man  dieselbe  durch  — Y2  Stunde 
der  Temperatur  von  100  Grad  C.  aussetzt;  das  früher  kaum  sichtbare, 
gelblichbraune  Bild  wird  dunkelbraun  und  verstärkt  sich  in  auffälliger 
Weise.  Viele  am  ancopirten  Bilde  unsichtbar  gewesene  Details  treten 
nach  der  Erwärmung  kräftig  hervor.  Leider  ist  die  Entwicklung  durch 
Wärme  nicht  brauchbar,  da  das  Bild  nach  und  nach  wieder  verblasst 
und  nach  einigen  Tagen  dasselbe  Aussehen  wie  vor  der  Entwicklung 
zurückerhält.  Das  Ausbleichen  findet  durch  Eintauchen  des  Bildes  in 
Wasser  noch  rascher  statt. 

Aus  dieser  Erscheinung  lässt  sich  folgern,  dass  das  im  Lichte  ent- 
standene Suboxalat  durch  die  Wärme  zersetzt  wird  und  hierbei  sich 
bi’äunt,  dass  aber  die  Zersetzungsproducte  sich  nach  und  nach  von  selbst 
zur  ursprünglichen  Verbindung  wieder  vereinigen. 

Die  chemische  Entwicklung  kann  man  in  analoger  Weise  wie  bei 
den  anderen  früher  erwähnten  lichtempfindlichen  Mercurosalzen  vor- 
nehmen. 

Der  zugesetzte  Entwickler  enthält  10  g reines  Eisenvitriol,  2 g Wein- 
säure und  1000  ccm  Wasser. 

lieber  die  Copirzeit  lassen  sich  keine  genauen  Angaben  machen, 
da  es  schwer  wird,  immer  ein  Präparat  von  gleicher  Empfindlichkeit 
herzustellen.  Die  Copien  wird  man  als  beendet  beti’achten  können, 
wenn  die  Schatten  auf  der  Copie  deutlich  sichtbar  werden;  10  Minuten 
Belichtung  bei  zerstreutem  Lichte  werden  zumeist  genügen.  Das  Ent- 
wickeln wird  natürlich  bei  unaktinischem  Lichte  vorgenommen.  Auch 
bei  dem  Mercurooxalat-Papiere  entwickelt  sich  das  Bild  nicht  regelmässig, 
so  dass  mitunter  weniger  belichtet  gewesene  Theile  früher  erscheinen 
als  mehr  belichtet  gewesene.  Nach  5 — 10  Minuten  langem  Verweilen 
der  Bilder  im  Entwickler  gleichen  sich  aber  die  Unregelmässigkeiten 
vollkommen  aus.  Die  schliessliche  Farbe  des  Bildes  ist  schwärzlich 


Copirverfahreu  mit  Quecksilbersalzen.  299 

braun,  jedoch  nicht  so  ansprechend,  wie  hei  den  auf  Mercuronitraten 
erzeugten  Bildern. 

Das  Fixiren  wird  in  einer  Sprocentigen  Lösung  von  Ammonium - 
oder  Natrium  Chlorid  vorgenommen  und  dauert  ein  Paar  Stunden.  Hier- 
bei verwandelt  sich  das  Mercurooxalat  in  Mercurochlorid , welches  im 
Lichte  sich  nicht  mehr  schwärzt.  Nach  dem  Fixiren  wäscht  man  in 
fliessendem  Wasser. 

Im  Allgemeinen  geht  das  Bild  im  Fixirbade  zurück,  Avas  daraut 
hinzudeuten  scheint,  dass  das  Bild  nicht  allein  aus  metallischem  Queck- 
silber, sondern  auch  aus  irgend  einem  basischen,  braungefärbten  Sub- 
salze (an  das  Quecksilber  gebunden  oder  auch  nicht)  bestehe,  welches 
vom  Alkalichlorid  theilweise  angegriffen  wird. 

Um  das  Abschwächen  im  Fixirbade  hintanzuhalten  und  um  gleich- 
zeitig der  Copie  einen  schönen  Ton  zu  geben,  ist  es  räthlich,  das  Fixir- 
bad  mit  etwas  Kaliumplatinchlorür  (Y2 — 1 zu  1000)  und  einigen  Tropfen 
Salzsäure  zu  versetzen,  wodurch  sich  ein  dünner  Ueberzug  von  Platin 
auf  dem  Bilde  bildet.  Statt  die  Platinlösung  dem  Fixirbade  zuzufügen, 
kann  man  auch  die  entwickelte  Copie  zuerst  mit  einem  Platintonbad 
(1  : 1000  mit  etwas  Salzsäure  angesäuert)  behandeln  und  dann  erst 
fixiren.  In  diesem  Falle  kann  das  Fixirbad  auch  concentrirt  sein,  da 
die  Verplatinirung  des  Bildes  jede  Abschwächung  verhindert. 

Die  Tonung  mit  Platin  kann  auch  auf  auscopirte  Bilder  ange- 
wendet werden.  Man  erhält  ein  schAvach  graues  Bild,  welches  in  der 
Fixirlösung  nicht  mehr  verschwindet. 

Die  auf  Mercurooxalat  auscopirten  Copien  kann  man  verstärken 
durch  Behandlung  mit  einer  sehr  verdünnten  Lösung  von  Silbernitrat, 
mit  einer  geringen  Menge  Gallussäure,  mit  Citronensäure  angesäuert  und 
versetzt.  Man  erhält  ein  ziemlich  intensives  Bild,  jedoch  meist  mit  nicht 
ganz  reinen  Weissen,  da  ein,  wenn  auch  geringer  Silberniederschlag  sich 
gerne  an  den  unbelichteten  Stellen  absetzt.  Die  versilberten  Bilder 
lassen  sich  in  einem  Alkalichlorid  fixiren.  Aus  dem  bisher  Gesagten 
kann  man  den  Schluss  ziehen,  dass  das  Mercurooxalat  eine  nützliche 
Verwendung  in  der  Photographie  finden  könnte,  Avenn  ein  Yerdichtungs- 
mittel  gefunden  werden  könnte,  welches  ein  Emulsioniren  des  Mercuro- 
oxalates,  eine  gleichmässigere  Ausbreitung  und  ein  besseres  Haften  auf 
dem  Papiere  ermöglichen  würde. 

Um  einen  gleichmässigen  Ueberzug  zu  erhalten,  hat  Namias  ver- 
sucht, das  Papier  zuerst  auf  einer  Mischung  von  Arrowroot  und  Kalium- 
oxalat, und  nach  dem  Trocknen  auf  einer  Lösung  von  Mercuronitrat 
schAvimmen  zu  lassen.  Das  auf  diese  Weise  erhaltene  Mercurooxalat 


300  Vierter  Theil.  Sechsunddreissigstes  Capitel. 

zeigt  aber  nur  eine  geringe  Empfindlichkeit  und  haftet  auch  nicht  gut 
auf  dem  Papiere. 


II.  Mereurisalze. 

Auch  die  Mereurisalze  haben  mehr  oder  weniger  die  Eigenschaft, 
sich  im  Lichte  zu  verändern.  So  z.  B.  zersetzt  sich  das  Mercurichlorid, 
in  wässeriger  Lösung  dem  Lichte  ausgesetzt,  nach  dem  Schema; 
2HgCl2  + H,0  = HgaCl^  + 2HC1  + 0. 

In  alkoholischen  und  ätherischen  Lösungen  findet  die  Zersetzung 
viel  rascher  statt  als  in  wässerigen,  da  die  organischen  Lösungsmittel 
das  freiwerdende  Chlor  leichter  an  sich  ziehen  als  das  reine  Wasser. 

Wenn  man  zu  einer  wässerigen  Lösung  von  Mercurichlorid  etwas 
Oxalsäure  oder  etwas  lösliches  Oxalat  hinzufügt,  geht  die  Zersetzung 
im  Lichte  mit  einer  relativ  grossen  Geschwindigkeit  vor  sich.  Es  bildet 
sich  Mercurochlorid,  welches  sich  niederseblägt,  Salzsäure,  welche  in 
Lösung  bleibt  und  Kohlensäure,  welche  entweicht,  nach  dem  Schema: 
2HgCl2  + C2O4H3  = HgaClj  + 2HC1  + 2 CO,. 

Mercuribromid  und  Mercurijodid  verhalten  sich  analog. 

Die  seit  längerer  Zeit  bekannte  Reaction  des  Gemisches  Mercuri- 
chlorid -f  Oxalat  fand  Anwendung  als  Photometerlösung  (s.  Bd.  I,  Abth.  I, 
S.  378).  Als  lichtempfindlichste  Mereurisalze  hat  Namias  jene  aus  der 
Gruppe  der  Mercuriammon-Yerbindungen  gefunden.  Zu  dieser  Gruppe 
tritt  ein  zusammengesetztes  Radical  (Hg  = NH2)  ein,  welches  wie  ein 
monovalentes  Metall  wirkt.  Dieses  Radical  kann  als  ein  Derivat  des 
Radicals  Ammonium,  durch  Substitution  eines  bivalenten  Atomes  Queck- 
silber durch  zwei  Atome  Wasserstoff,  angesehen  werden. 

Mercuriammoniumoxalat.  Um  diese  Verbind ung  darzusteUen, 
kann  man  entweder  vom  Mercurioxalat  oder  Mercuriammoniumchlorid, 
oder  vom  Mercuricarbonat  ausgehen  (Namias). 

Das  Mercurioxalat  kann  nicht  in  analoger  Weise  wie  das  Mercuro- 
oxalat  dargestellt  Averden,  da  bei  Hinzufügung  von  Ammonium-  oder 
Kaliumoxalat  selbst  bei  einer  gesättigten  Lösung  von  Mercurichlorid 
kein  Niederschlag  erhalten  Avird.  Eine  Methode  zur  Bereitung  des 
Mercurioxalates  ist  folgende: 

Man  schlägt  eine  warm  gesättigte,  also  30  — lOprocentige  Lösung 
von  Mercurichlorid  durch  einen  Ueberschuss  an  Natriumcarbonat  nieder. 
Der  entstehende  dunkelrothe,  aus  Mercuricarbonat  bestehende  Nieder- 
schlag hat  eine  grosse  Dichte,  setzt  sich  rasch  ab  und  kann  durch 
Decantiren  gewaschen  werden. 

Setzt  man  dem  Niederschlag  alsdann  eine  gesättigte  Lösung  von 
Oxalsäure  im  Ueberschuss  zu  und  Avärmt  durch  einige  Zeit  mässig,  so 


Copirverfahren  mit  Quecksilbersalzen. 


301 


wird  sich  das  Mercuricarbonat  unter  Kohlensäureentwicklung  in  Mercuri- 
oxalat  Umsetzen  nach  dem  Schema: 


HgCOg  + C2  0,  = HgC,  O4  + C O2  + H2  0. 

Sobald  der  Mederschlag  vollkommen  weiss  geworden,  kann  man 
überzeugt  sein,  dass  nur  mehr  Mercurioxalat  vorhanden  ist. 

Man  wäscht  denselben  in  siedendem,  destillirtem  Wasser  durch 
Decantiren. 

Aus  dem  auf  die  eine  oder  andere  Art  dargestellten  Mercurioxalat 
bann  man  die  Ammonverbindungen  durch  einfache  Behandlung  mit 
Ammoniak  erhalten,  und  zwar: 

2HgC2  0,  + 4H3N  = (NH2Hg),C2  0,  + (H4N).,C2  0,. 

Die  entwickelte  Formel  des  Mercuriammonoxalates  ist  folgende: 

H ^ 

H — N — 0 — C = 0 


Hg^ 

H — N — 0 


0 


Aus  der  Formel  kann  abgeleitet  werden,  dass  das  Mercuriammonium- 
oxalat  als  Oxalat  des  Eadicals  Ammon  angesehen  werden  kann,  in 
welchem  2 Atome  Wasserstoff  durch  1 Atom  Quecksilber  substitutirt  sind. 

Dieselbe  Verbindung  kann  man  aus  Mercuriammoniumchlorid  er- 
halten. Wenn  man  Mercurichlorid  mit  Ammoniak  behandelt,  entsteht 
ein  schwerer,  weisser  Mederschlag  von  Mercuriammoniumchlorid: 

HgCl^  + 2H3N  = H — K — Ci-f  H4KCI. 

H ^ 

Wie  man  aus  dem  Schema  sieht,  ist  die  Constitution  des  Nieder- 
schlages ähnlich  jener  des  Mercuriammoniumoxalates.  Es  ist  sowohl  in 
kaltem  als  warmem  Wasser  wenig,  in  Jodsulfit  oder  Hyposulfit  leicht 
löslich.  Im  Lichte  verändert  es  sich  nicht  merklich.  Mit  starken  Säuren 
behandelt,  gibt  es  Quecksilber-  und  Ammoniumsalz. 

Aus  dem  Mercuriammoniumchlorid  entsteht  durch  Behandlung  mit 
Ammonoxalat,  Mercuriammoniumoxalat  nach  dem  Schema: 

2HgH2NCl  + (H4N)2C2  0,  = (HgN^Nj^C^O,  + 2H4NCI. 

In  der  Wärme  findet  die  Umwandlung  rascher  statt. 

Eine  letzte  Methode  zur  Bereitung  des  Mercuriammoniumoxalates 
besteht  in  der  Behandlung  des  Mercuricarbonates  (erhalten  als  Nieder- 
schlag bei  Behandlung  von  Mercurichlorid  mit  Natriumcarbonat)  mit 
einer  Lösung  von  Ammoniumoxalat.  Der  Niederschlag  wird  in  Folge 
der  Umwandlung  in  Mercuriammoniumoxalat  nach  und  nach  voll- 
ständig weiss. 


302  Vierter  Theil.  Sechsunddreissigstes  Capitel. 

Die  dabei  stattfindende  Reaction  verläuft  nach  dem  Schema; 

2HgC03  + (H,N)2C2  0,  = (HgH2N)2C20,  + 2S,0  + 2GO,. 

lieber  die  Natur  der  Verbindung  lässt  sich  sagen,  dass  dieselbe, 
je  nach  der  Bereitungsart  von  einer  weissen  oder  gelblichen  Farbe  ist, 
von  verdünnter  Schwefel-  oder  Salpetersäure  kaum,  von  verdünnter 
Salzsäure  nur  langsam  angegriffen  wird. 

Natrium-  oder  Kaliumhydroxyd  zersetzen  selbe  sehr  rasch  unter 
Bildung  von  gelbem  Quecksilberhydroxyd.  Ammoniak,  sowie  Natrium- 
oder Kaliumcarbonat  in  der  Kälte  wirken  nicht  ein. 

Die  Lösungen  von  Natriumsulfit  oder  Hyposulfit  lösen  die  Ver- 
bindung leicht  auf.  Die  Löslichkeit  scheint  jedoch,  je  nach  der  Her- 
stellungsart der  Verbindung,  eine  verschiedene  zu  sein.  Heber  die 
hierbei  entstehende  neue  Verbindung  kann  ich  noch  nichts  Bestimmtes 
angeben.  Es  ist  jedoch  ausgeschlossen,  dass  die  Sulfite  reducirend  ein- 
wirken, da  sich  in  der  Flüssigkeit  keine  schwarzen  Niederschläge,  von 
Mercuroverbindungen  oder  von  metallischem  Quecksilber  herrührend, 
bilden.  Nur  wenn  das  Mercuriammoniumoxalat  durch  Unvorsichtigkeit 
bei  der  Darstellung  eine  Verunreinigung  durch  Mercurosalze  erfahren 
hat,  bildet  sich  bei  der  Behandlung  mit  Sulfit  oder  Hyposulfit  ein 
schwarzer  Niederschlag.  Es  ist  wahrscheinlich,  dass  das  Natriumsulfit 
oder  Hyposulfit  das  Mercuriammoniumoxalat  in  Mercuriammoniumsulfit 
oder  -Hyposulfit  überführen,  welche  Verbindungen  in  einem  Ueberschuss 
von  Sulfit  oder  Hyposulfit  löslich  sind.  Das  Mercuriammoniumoxalat 
löst  sich  leicht  in  einer  Lösung  von  Kaliumcyanid,  etwas  schwerer  in 
einer  concentrirten  Lösung  von  Ammonium-  oder  Kaliumsulfocyanid. 
Eine  concentrirte  Lösung  von  Kaliumjodid  übt  eine  langsam  lösende 
Wirkung  aus.  Die  Lichtempfindlichkeit  des  Mercuriammoniumoxalates 
ist  ziemlich  bedeutend.  Dem  Lichte  ausgesetzt,  Avird  es  in  kurzer  Zeit 
braun,  welche  Färbung  mit  der  Dauer  der  Belichtung  an  Intensität 
zunimmt. 

Heber  die  durch  die  Lichteinwirkung  stattfindende  Veränderung  des 
Mercuriammoniumoxalates  lässt  sich  nur  hypothetisch  sagen,  dass  wahr- 
scheinlich das  Oxalat  in  Suboxalat  unter  gleichzeitiger  Entwicklung  von 
Kohlensäure  übergeführt  wird.  Beim  Mercurooxalat  Avurde  angenommen, 
dass  durch  die  LichtAvirkung  eine  Verbindung  von  Quecksilber  mit 
Mercurooxalat  gebildet  Avurde.  Hier  hingegen  müsste  man  annehmen, 
dass  es  sich  um  eine  Verbindung  des  Radicals  Mercuroammonium  mit 
Mercuriammoniumoxalat,  etwa  nach  dem  Schema: 

m (Hg  Hj),,  C2  O4  = n (Hg  Hj)  (m — n)  [(Hg  H.2)2  C2  O4]  -f  2 n C 0. 
handle. 


Copirverfaliren  mit  Quecksilbersalzen. 


303 


Jedenfalls  scheint  es  aber  ausgeschlossen,  dass  durch  die  Licht- 
wirkung das  Mercurisalz  in  Mercurosalz  übergeführt  werde,  da  die  im 
Lichte  entstehende  Verbindung  sich  in  Sulfit-  oder  Hjposnlfitlösungen 
vollständig  löst,  was  nicht  der  Fall  sein  könnte,  wenn  selbe  aus  einer 
Mercuroverbindung  bestehen  würde.  Ueberdies  wird  die  im  Lichte  ent- 
stehende Verbindung  durch  Ammoniak  nicht  geschwärzt,  was  bekannt- 
lich bei  Mercuroverbindungen  der  Fall  ist. 

Das  Mer curiammonium Oxalat  übt  zum  Unterschiede  von  anderen 
Quecksilberverbindungen  keine  coagulirende  Wirkung  auf  Gelatine  aus. 
Man  kann  daher  leicht  eine  Mercuriammoniumoxalat- Emulsion  hersteilen 
und  so  wie  eine  Silbersalzemulsion  verarbeiten.  Man  braucht  nur  das 
frisch  bereitete  und  noch  nicht  getrocknete  Mercuriammoniumoxalat  in 
einer  lOprocentigen  Gelatinelösung  durch  Schütteln  zu  vertheilen.  Wegen 
des  grossen  specifischen  Gewichtes  der  Quecksilberverbindung,  welche 
ein  Setzen  derselben  befördert,  muss  die  Gelatinelösung  nicht  schwächer, 
eher  stärker  als  lOprocentig  sein.  Sowohl  die  Bereitung  des  Mercuri- 
ammoniumoxalates  als  der  Emulsion  muss  bei  unaktinischem  Lichte 
geschehen.  Bei  Erwärmung  der  Emulsion  im  Wasserbade  darf  die 
Temperatur  von  80  Grad  C.  ohne  Alterirung  der  Verbindung  nicht  über- 
schritten werden. 

Eine  mit  der  Emulsion  präparirte  Glasplatte  oder  ein  Papier  gibt, 
unter  einem  Negativ  belichtet,  in  relativ  kurzer  Zeit  ein  genügend  in- 
tensives, positives  Bild.  In  der  Sonne  genügen  2 — 3 Minuten. 

Das  durch  Auscopiren  erhaltene  Bild  ist  nach  meinen  bisherigen 
Versuchen  nicht  fixirbar,  da  die  angewendeten  Lösungsmittel  für  die 
unbelichtete  Substanz  auch  die  belichtete  lösen.  Ein  durch  Entwicklung 
des  auscopirten  Bildes  hingegen  erhaltene  Copie  lässt  sich  durch  Be- 
handlung mit  einem  der  früher  erwähnten  Lösungsmittel  des  Mercuri- 
ammoniumoxalates,  wie  Sulfite,  Hyposulfite  oder  Cyanide,  fixiren. 

Als  Entwickler  können  nach  Namias  alle  zum  Entwickeln  der 
Bromsilberbilder  üblichen  alkalischen  Entwickler,  jedoch  zwei-  bis  drei- 
mal mit  Wasser  verdünnt,  benützt  werden.  Bei  Anwendung  concen- 
trirter  Lösungen  würde  sich  die  Reduction  auch  auf  die  unbelichtet 
gebliebenen  Theile  ausdehnen.  Mir  gab  folgender  Entwickler  die  besten 
Resultate:  3Thl.  Hydrochinon,  20Thl.  krystallisirtes  Natriumsulfit,  30Thl. 
krystallisirtes  Natriumcarbonat,  1000  Thl.  destillirtes  Wasser. 

Bei  so  entwickelnden  Bildern  darf  die  BeKchtung  nur  sehr  kurz 
sein.  Bei  sehr  empfindlichem  Präparat  genügen  30  Secunden  unter 
einem  Negative  in  zerstreutem  Lichte.  Das  Bild  ist  nach  der  Belichtung 
nicht  sichtbar,  also  analog  den  Bildern  auf  Silberhaloidsalzen  latent. 


304 


Vierter  Theil.  Sechsunddreissigstes  Capitel. 


Durch  die  Entwicklung,  welche  10  — 15  Minuten  dauert,  findet 
eine  Eeduction  der  belichteten  Theile  zu  metallischem  Quecksilber  statt. 
Nach  kurzem  Waschen  wird  in  einer  concentrirten  Lösung  Ton  Fixir- 
natron  fixirt.  Das  Fixiren  geht  wahrscheinlich  wegen  der  schweren 
Durchdringlichkeit  der  Schicht  langsam  vor  sich  und  dauert  ca.  1 Stunde. 

Nach  dem  Fixiren  wird  gründlich  durch  einige  Stunden  gewaschen. 
Das  erhaltene  Bild  zeigt  grosse  Beständigkeit;  vor  einem  Jahre  her- 
gestellte Bilder  zeigen  heute  noch  keine  Veränderung. 

Zur  Herstellung  eines  relativ  sehr  empfindhchen  Präparates  wird 
man  von  den  an  anderer  Stelle  angegebenen  Methoden  jene,  welche 
auf  die  Behandlung  des  Mercurioxalates  mit  Ammoniak,  und  jener, 
welche  auf  die  Behandlung  des  Mercuricarbonates  mit  Ammonium oxalat 
basiren,  den  Vorzug  geben.  Ein  gründliches  Waschen  nach  der  Be- 
handlung mit  Ammoniak  oder  mit  Ammoniumoxalat  sind  hierbei  Be- 
dingung, da  vorhandene  Unreinlichkeiten  die  Empfindlichkeit  schädigen. 

Ein  Erwärmen  der  Emulsion  im  Wasserbade  durch  einige  Stunden, 
jedoch  ohne  die  früher  angegebene  Temperatur  zu  überschreiten,  erhöht 
die  Empfindlichkeit. 

Eine  Analogie  zwischen  dem  Verhalten  des  Mercuriammonium- 
oxalates  mit  jenem  der  Silberhaloidsalze  im  Lichte  ist  unverkennbar. 
Beide  sind  in  denselben  Lösungsmitteln  löslich;  die  directe  Lichtein- 
wirkung, auch  noch  so  lange  verlängert,  hat  nur  die  Bildung  von  Sub- 
salzen und  nicht  ein  Freiwerden  von  Metallen  zur  Folge.  Bei  beiden 
genügt  eine  kurze  Lichteinwirkung,  um  ein  latentes  Bild  zu  erzeugen, 
welches  durch  Entwicklung  sichtbar  wird  und  aus  feinst  vertheiltem 
Metall  besteht. 

Das  Mercuriammoniumtartrat  ist  weniger  lichtempfindlich  als 
das  Citrtat  (Namias). 

Mischung  von  Quecksilbersalzen  mit  anderen  Substanzen 
(Vergl.  auch  S.  206,  226  und  274). 

Mercurooxalat  und  Ferrioxalat.  Wenn  mau  (nach  Namias)  unter  einem 
Negativ  ein  mit  einer  Mischung  von  Mercurooxalat  und  Ferrioxalat  überzogenes  Papier 
dem  Lichte  aussetzt,  erhält  man  ein  schwaches  Bild,  welches  durch  Eintauchen  in 
eine  Lösung  von  neutralem  Kaliumoxalat  verstärkt  werden  kann.  Die  dabei  statt- 
fiudende  Eeaction  ist  jener  beim  Platinverfahren  ganz  analog.  Das  im  Lichte  sich 
bildende  Ferrooxalat  wirkt  auf  das  im  Lichte  leichter  reducirbar  gewordene  Mercuro- 
oxalat ein  und  reducirt  es  zu  Metall. 

Die  empfindliche  Mischung  besteht  aus  20  Thl.  Ferrioxalat,  100  Thl.  Wasser, 
30  Thl.  Mercui'ooxalat  und  so  viel  Gummi  oder  De.xtrin , um  die  Lösung  dichter  und 
an  das  Papier  anhaftender  zu  machen. 

Die  Papierbereitung  geschieht  ganz  analog  wie  beim  Platinpapier. 

Das  Copiren  dauert  circa  ein  Drittel  der  Zeit  wie  beim  Albuminpapier.  Das 
schwach  sichtbare  Bild  wird  in  einer  SOprocentigen  Lösung  von  Kaliumoxalat  ent- 


Copirverfahren  mit  Quecksilbersalzen. 


305 


wickelt,  worin  es  eine  schöne  braune  Farbe  annimmt.  Man  wäscht  dann  zuerst  mit 
Wasser  und  hierauf,  zur  Entfernung  des  Eisensalzes,  mit  einer  Sprocentigen  Lösung 
von  Oxalsäure.  Zum  Fixiren  wird  das  Bild  durch  einige  Stunden  in  eine  concentrirte 
Lösung  von  Ammoniumchlorid  getaucht,  worin  sich  alles  unzersetzte  Mercurooxalat 
in  Chlorid  verwandelt.  Eine  grössere  Haltbarkeit  und  schönere  Farbe  verleiht  man 
den  Bildern  durch  Tonen  mit  Platin.  Das  Platinsalz  (Chlorür  oder  Chlorid)  wird  mit 
der  Oxalsäurelösung,  welche  nach  dem  Entwickeln  zur  Anwendung  kommt,  angewendet. 
Ein  Uebelstand  des  Verfahrens  ist  die  fehlende  gute  Adhäsion  des  Bildes  an  der 
Unterlage,  so  dass  dasselbe  hei  nicht  genügender  Vorsicht  in  den  verschiedenen  Bädern 
leicht  verletzt  wird. 

Mercuriammoniumsalze  und  Ferrioxalat.  Papier,  welches  mit  einer 
Gelatineemulsion , enthaltend  Mercuriainmoniumchlorid  und  Ferriammoniumoxalat, 
überzogen  ist,  gibt,  unter  einem  Negativ  belichtet,  auch  ein  schwaches,  entwickel- 
bares Bild  (Namias). 

Das  Mercuriammoniumchlorid  erhält  man,  wenn  man  einer  Lösung  von  Mercuri- 
chlorid  Ammoniak  ini  Ueberschuss  hinzufügt. 

Es  entsteht  ein  weisser,  pulveriger  Niederschlag,  welcher  sich  leicht  absetzt 
und  daher  leicht  durch  Decantiren  gewaschen  werden  kann.  Der  durch  einen  Filter 
gesammelte  noch  nasse  Niederschlag  wird  zur  Emulsion  direct  verwendet. 

Hierzu  werden  40  g Ammoniumferrioxalat  in  soviel  Wasser,  dass  das  Gesammt- 
voluinen  100  ccm  ausmacht,  gelöst,  und  darin  10  g Gelatine  aufgeweicht. 

Man  löst  dann  in  der  Wärme  und  fügt  20  — 30  g feuchtes  Mercuriammonium- 
chlorid hinzu. 

Das  mit  dieser  Emulsion  präparirte  Papier  ist  bedeutend  weniger  empfindlich 
als  jenes  mit  Mercurooxalat  -|-  Ferrioxalat  präparirte.  Das  schwach  sichtbare  Bild 
wird  mit  verdünntem  Ammoniak,  und  zwar  1 Thl.  concentrirten  Ammoniak  in  3 — 4 Thl. 
destillirtem  Wasser,  zu  einem  braunschwarzen,  aus  metallischem  Quecksilber  bestehenden 
Bilde  entwickelt.  Die  hierbei  stattfindenden  Eeactionen  sind  folgende:  Das  im  Lichte 
sich  bildende  Ferrooxalat  wird  durch  Ammoniak  in  Ferrohydroxyd  verwandelt,  welches 
seinerseits  aus  dem  Mercuriammoniumbromid  das  metallische  Quecksilber  ausscheidet. 
2 Fe  (0  H),  + Hg  H,  N CI  + 2 H,  C = Fe,  (0  H)g  4-  H^  N CI  + Hg. 

Hierbei  ist  zu  beachten,  dass  im  Papier  nebst  dem  Mercuriammoniumchlorid 
auch  Mercuriammoniumoxalat  vorhanden  sein  wird,  welches  durch  Einwirkung  des 
Ferriammoniumoxalates  auf  das  Mercuriammoniumchlorid  gebildet  wird.  Die  Reaction 
auf  das  Mercuriammoniumoxalat  verläuft  aber  analog  der  oben  beschriebenen.  Nach 
der  Entwicklung  wird  gewaschen,  dann  bis  zur  Entfernung  der  Gelbfärbung  mit 
Oxalsäure  gewaschen  und  schliesslich  in  einer  concentrirten  Sulfit-  oder  Hyposulfit- 
lösung fixiit. 

Wenn  man  der  Oxalsäurelösung  Kaliumplatinchlorür  hinzufügt,  erhält  man 
schönere  Bilder  von  beständigerem  Ton. 

An  Stelle  des  Mercuriammoniumchlorides  könnte  in  obiger  Emulsion  auch  das 
Mercuriammoniumoxalat  verwendet  werden;  die  Resultate  bleiben  dieselben. 

Die  Quecksilberbilder  können  nun  auch  in  der  Weise  erhalten  werden,  dass 
man  das  Quecksilbersalz  statt  in  der  Bildschicht  im  Entwickler  anwendet.  So  kann 
ein  mit  einer  30procentigen  Lösung  von  Ferrioxalat  präparirtes  und  genügend  lang 
copirtes  Papier  mit  einer  warmen  Lösung  von  Sublimat,  dem  Ammoniak  im  Ueber- 
schusse  zur  Fällung  des  Mercuriammoniumchlorides  hinzugefügt  wurde,  entwickelt 
werden.  Das  erhaltene  braune  Bild  kann,  wie  oben  erwähnt  wurde,  platinirt  und  fixirt 
werden  (Namias). 


306 


Vierter  Theil.  Sechsunddreissigstes  Capitel. 


Alle  diese  Methoden  sind  vom  theoretischen  Standpunkte  aus  sehr 
interessant,  führen  jedoch  nach  unseren  gegenwärtigen  Kenntnissen  und 
practischen  Erfahrungen  derzeit  zu  keinem  befriedigenden  Eesultate. 

Dagegen  beeinflussen  Quecksilbersalze  als  Zusätze  zu  anderen  licht- 
empfindlichen Silber-,  Eisen-,  Platinsalzgemischen  u.  s.  w.  den  photo- 
chemischen Process  in  auffallender,  practisch  verwendbarer  Weise.  Wir 
erinnern  an  die  Herstellung  von  Sepia -Platinbildern  unter  Mitwirkung 
von  Quecksilbersalzen  (s.  S.  226),  ferner  an  die  Amphitypie  (S.  206)  und 
Chromat- Quecksilbergemische  (S.  274),  sowie  auf  die  Verwendbarkeit 
der  Quecksilberdämpfe  zum  Entwickeln  von  Daguerrotypbildern  (s.  diese), 
sowie  auf  das  Verhalten  gegen  sensibilisirte  Kupferplatten  (s.  S.  290); 
vergl.  auch  Atmographie  i;nd  Mercurographie  (weiter  unten).  Bei  den 
meisten  dieser  Processe  wirkt  jedoch  das  Quecksilber  nicht  als  primär 
lichtempfindliche  Substanz,  sonst  kommt  es  nur  durch  einen  secundären 
Process  in  die  Bildsubstanz.  Dies  gilt  namentlich  von  den  Silbercopien, 
welche  mittels  Quecksilberchlorid  oder  dergl.  mittels  sogenannter  „Queck- 
silberverstärkung“ (Quecksilberchlorid  und  Sulfit  oder  Ammoniak  u.  s.  w.) 
gekräftigt  oder  in  ihrer  Farbe  nuancirt  sind  (quecksilberverstärkte  Brom- 
silbergelatine-Entwicklungsbilder).  Als  anfänglich  beigemengter  Zusatz 
wirken  die  Quecksilberverbindungen  (Mercuriverbindungen)  beim  Chlor- 
silbercopirprocess  sogar  verzögernd  (der  Schwärzung  durch  Lichtwirkung 
entgegen,  s.  Bd.  I,  Abth.  I,  S.  174),  was  z.  B.  bei  Gemischen  von  Chlor- 
silber mit  Chlorquecksilber  der  Fall  ist  (vergl.  Anwendung  dieser  Ge- 
mische zu  Zauberphotographien,  Bd.  IV,  S.  118). 

Die  mit  Quecksilber  amalgamirten  Stellen  einer  Zinkplatte  oder 
dergl.  stossen  Druckerschwärze  ab,  während  die  nicht  amalgamirten  sie 
annehmen  (s.  Mercurographie).  Auch  das  Aetzen  von  Daguerreotyp- 
platten  wurde  auf  Grund  des  verschiedenen  Verhaltens  von  amalgamirtem 
und  nicht  amalgamirtem  Silbermetall  gegen  Säuren  mit  einigem  (geringen) 
^ Erfolge  versucht,  welche  Methoden  in  der  älteren  Litteratur  über  Da- 
j guerreotypie  (z.  B.  Martin ’s  Schriften)  genau  beschrieben  sind,  aber 
ihre  Bedeutung  verloren  haben. 


I 


Abney  21.  25.  26.  32.  41. 
43.70.  74. 108. 109.  111. 
112.  122.  123.  129.  130. 
134.  141.  161.  162.  163. 
Aetieagesellschaft  für  Bunt- 
papier - Fabrikation  1 03. 
146. 

Albert  190. 

Anderson  182. 

Andresen  69. 

Anthony  129. 

Asbman  163.  164.  182. 
Aubree  6. 

Austin  110. 

Baden  134. 

Bain  52. 

Baisamo  68. 

Bannow  87. 

Barker  162.  163.  164. 
Barreswil  6.  70.  106.  123. 
130. 

Bayard  7. 

Beadle  164. 

Beckett  124. 

Beckingham  16.  100. 
Becquerel  3.  22. 

Belitski  93.  103.  131.  149. 
151. 

Bell  130. 

Belloe  182. 

Beneke,  Gr.  & H.  103.  146. 

156.  167. 

Bertrand  111. 

Best  90. 

Biot  2.  3, 


Autoren -Register. 


Blancbard-Evrard  4.  5.  71. 

100.  135.  189. 
Blanebet-frbres  100. 

Blow  20. 

Boll  130. 

Bosch  157. 

Bothamley  54. 

Bovey  129.  130.  141. 
Böttger  95.  96 
Brandt  & Wilde  157. 
Brebisson  de  5.  107.  116. 
Brother  187. 

Brown  63. 

Brunei  64. 

Buda  4.  130. 

Bunsen  30.  38.  40. 
Burghess  53. 

Bur  nett  21. 

Burton  72. 

Buhler  56.  116.  162.  169. 
175. 

Caranza  de  9. 

Carbutt  184. 

Causon  & Montgolfier 
102. 

Chapman  129. 

Clark,  Lyonei  9.  61.  109. 
110. 

Claubet  190. 

Clemens  130. 

Cobenzl  117. 

Conduchee  20.  25 
Constant  117. 

Cooper  72.  111.  112.  117. 
Cordier  124. 


Cotesworth  21. 

Crookes  104. 

Daguerre  1.  2.  3. 

Davanne  6.  8.  15.  23.  24. 
25.  27.  28.  47.  48.  49. 
69.  70.  72.  74.  97.  98. 
99.  106.  130.  131.  133. 
138.  186.  188. 

Davy  1.  25. 

Dawson  192. 

Desprats  105. 

Dingler  3.  4.  5.  16.  19. 

22.  104.  183.  194. 
Donald  84. 

Dougall  16. 

Dresdener  Albuminpapier- 
fabrik 120.  121.  137. 
Drumond  17. 

Duehochois  63.  136. 
Durand  52. 

Dyk  & Co  120. 

Eastman  & Comp.  162. 
Eder  5.  13.  23.  28.  32.  39. 
40.  41.  45.  50.  51.  52. 
54.  55.  57.  59.  61.  63. 
64.  65.  66.  67.  68.  71. 
72.  73.  74.  75.  79.  80 
83.  86.  87.  88.  93.  94. 
102.  103.  104.  109.  110. 
113.  114.  115.  117.  127. 
131.  136.  137.  140.  149. 
153.  154.  164.  166.  169. 
175.  177.  182.  184.  191. 
Edwards  66. 

England  122.  127.  183. 
13* 


II 

Fahre  1. 

Farmer  72.  184. 

Fau  5. 

Fehling  74. 

Feyerabendt  130. 

Filhol  20. 

Fischer  53. 

Fizeaii  47. 

Fleury-Hermagis  133. 
Flinseh  146  154. 

Feder  6. 

Ferdes  9.  45.  47. 
Fermsteeher  120.  157. 
Fourtier  66. 

Fyfe  3.  19. 

Gaedieke  23.  60. 

Gastine  64. 

Gelis  6.  47. 

Girard  6.  8.  15.  23.  25.  27. 
28.  47.  48.  49.  69.  70. 
72.  74.  98.  99.  130.  133. 
138.  186.  188. 

Glever  111. 

Gmelin  17. 

Geleh-Hepburn  182. 
Grasshef  132.  140.  141. 
Gray  128. 

Grundy  24.  27.  70.  71. 

72.  87. 

Grüne  102.  118. 
Guillet-Saguer  116. 
Günther  92.  181. 

Hadden  24.  27.  70.  71.  72. 

73.  87. 

Hadew  25. 

Hallenbeck  190. 

Halleur  21. 

Hammerstein  174. 

Hamy  92. 

Hannaferd  8. 

Hanneke  104.  145.  150. 

151.  153.  154.  155.  156. 
Hardwieh  4.  7.  9.  17.  19. 
20.  21.  22.  25.  26.  28. 
58.  98.  100.  109.  111. 
114.  122.  123.  130.  161. 
186.  190.  191. 


Auteren  - Register. 

Hare  65. 

Harnecker  190. 

Hart  92. 

Haugk  134.  135.  182. 
Hearn  79.  , 

Heid  140. 

Heighway  127. 

Heinlein  53.  133. 

Hellet  1. 

Hendersen  5,  163  169. 
Hephurn  - Geich  182. 
Hermitte  51. 

Herschel  2.  3.  22.  118. 
Herzheim  157. 

Hesekiel  112. 

Hesse  128. 

Heyweed  50. 

Hemelatsch  123. 

Hern  5.  7.  8.  25.  28.  107 
116.  130.  134.  138.  182. 
190. 

Hernig  6. 

Hersley  22. 

Hrdliczka  57.  147.  157. 
Hughes  7.  8.  121.  122. 
138.  192. 

Humbert  de  Melard  6.  7.  73. 
Humley  66. 

Humphrey  190. 

Hunt  17  20.  21.  22.  25. 
Hühl  39.  40.  41.  63.  98. 
99.  107.  108.  110.  111. 
112.  114.  115. 

Jacebsen  182. 

Jaeeby  136. 

Jandaurek  141.  182. 

Janke  93. 

Jeanrenaud  51.  115. 
Jehannet  & Cemp.  102 
Jehn  8. 

Jehnes  41. 

Jehnsten  86. 

Jelies  102.  174.  175. 

Jepp  45. 

Jersat-Guyaux  163. 

Jest  72. 

Junghans  187. 

Just  64.  112.  120. 


Kelly  66. 

Kleber  100. 

Kleffel  84.  108.  122.  123. 

13.5.  138.  191. 

Keebig  155. 

Kreutzer  4.  5.  8.  9.  16.  17. 
20.  21.  22.  25.  26.  28. 
45.  70.  81.  82.  90.  91. 
92.  94.  100.  104.  105. 
121.  122.  123.  124.  127. 

128.  130.  136.  137.  182. 
184.  186.  187.  190.  191. 
192. 

Krüger  134. 

Krüss  45. 

Kurz  57.  60.  157.  158. 
Kutscher  81. 

Labarre  72. 

Laberde  6.  8.  130. 

Lainer  45.  46.  66.  72.  146. 

159.  184. 

Lassaigne  3. 

Lea,  Carey  11.  26.  28.  58. 

135.  190. 

Leake  8. 

Leesen  64. 

Le  Gray  6.  7.  8.  9.  47.  50. 
Le  Grice  78.  124. 

Lemann  81. 

Lemliug  188. 

Liard  61.  68. 

Liesegaug  8.  9.  22.  52.  55 
58.  61.  73.  74.  79.  89. 
109.  116.  122.  126.  129. 
130.  136.  140.  157.  182. 
183.  190.  191. 

Lilienfeld  102.  174.  175. 
Liudner  188. 

Lindsay  184. 

Llewelyn  25. 

Lucius  & Brüniug  117. 
Lumibre  162.  170. 

Luttke  & Arndt  45. 

Lyte  8.  19.  20.  122.  127. 

129.  182.  187. 

Malene  25. 

Marian  133. 

Marktanner  17.  30. 


Marowsky  188. 

Martin  20. 

Mason  129. 

Matter  157. 

Mayall  183. 

Meicke  130. 

Mende  133. 

Mereier  6.  46.  47.  48.  49. 
50.  51.  52.  55.  57.  61. 
63.  64.  66.  67.  68.  72. 
137. 

Meynier  9.  73. 

Miller  25. 

Mohr  193. 

Mouekhoven  25.  26.  60.  92. 
108.  109.  126.  129.  137. 
139.  190. 

Montgolfier  & Causon  102. 
Moor  20. 

Moos  109. 

Moule  92. 

Murten  95.  96. 

Musgrave  82. 

Myer  188. 

Namias  64. 

Natman  53. 

Newton  67.  129.  135.  141. 
Normanag  25. 

Obernetter  5.  53.  162. 
Ochs  183. 

Offord  163.  164. 

Olbrich  93. 

Ommeganek  94. 
O’Sehaiignessi  6. 

Ost  135.  144. 

Pabst  29.  68.  72.  73.  184. 
Paget  141. 

Palmer  129. 

Peligot  9.  45. 

Peltzer  162.  170. 
Piekering  72. 

Pizzighelli  79.  128.  134. 

179.  182. 

Pohl  27.  130. 

Poitevin  5. 

Ponting  122.  135, 

Poupat  9, 


Autoren  - Register. 

Presnowski  57. 

Prestwieh  166. 

Prümm  192. 

Radebeuler  Maschinen- 
fabrik 155. 

Rath  118. 

Ratti  127.  128 
Raymond  146. 

Reade  25. 

Regnault  6. 

Reissig  92.  96. 

Reynold  9.  61. 

Rhenanus  66. 

Rives  101.  102.  120.  121. 
Robinson  70.  93.  134. 
Roehelle  163. 

Romieu  5. 

Rood  40. 

Roseoe  38. 

Rotter  92.  126. 

Saint  - Florent  73. 

Salamon  182.  184. 

Sawyer  166. 

Schaarwächter  130.  138 
Schaeffner  20.  102. 
Sehaeuffelen  102. 

Scheele  1. 

Schering  14.  93.  98.  146. 

150.  157.  165. 
Sehimann  23.  129. 
Sehippang  153. 

Schleicher  & Schüll  102. 
Sehmid  48. 

Sehnauss  17.  19.  20.  28. 
45.  80.  129. 

Sehultner  17.  22.  128.  129. 
Schultz -Sellack  22. 

Seeion  66. 

Seely  49.  51.  134. 
Sennebier  1. 

Sexton  71. 

Simpson  5.  117  124.  129. 
Singhai  83. 

Smee  96. 

Smith  190. 

Snelling  72. 

Spencer  72, 


III 

Spüler  19.  25.  72.  94.  133. 
184. 

Srna  86. 

Starnes  163.  179. 
Steinbaeh  100.  101.  102 . 

103.  121. 

Steinthal  186. 

Sternberg  53.  190. 

Stiefel  168.  169. 

Stieglitz  61. 

Stolze  50.  60.  61.  84.  162. 

170.  179.  180. 

Suck  130. 

Sutton  17.  26.  45.  122. 
123.  128.  129.  130.  186. 

190.  191. 

Talbot  1.  2.  3.  4.  189. 
Taylor  4.  28.  112. 

Thies  28. 

Thomson  & Comp.  90. 
Tichlorne  93. 

Towler  122.  190. 

Trapp  128. 

Trapp  & Münch  120.  121. 

136.  162. 

Traut  188. 

Yalenta  13.  28.  39.  48. 
49.  54.  59.  61.  63.  64. 
65.  67.  68.  72.  73.  74. 
112.  113  145.  146.  147. 
156.  158.  163.  164.  165. 
166.  169.  170.  179  184. 

191. 

Valicourt  5. 

V^an  Neck  127. 

Vereinigte  Fabriken  photo- 
graph.  Papiere  120. 
Verignon  3. 

Vernier  184. 

Vogel,  E.  30.  39.  80  96. 

145.  146.  186.  193.  194. 
Vogel , H.  W.  80.  85.  93. 
95.  109.  122.  130.  138. 
140.  187.  188.  193. 
Volhard  194. 

Voigt  153. 

Vollenbruch  103. 


IV 


Autoren -Register. 


Waatman  102. 

Wade  23,  109.  164. 
Waldaek  191. 

Wall  63.  65. 
Wandrowsky  104. 
Ward  51.  164. 
Warner  136. 

Waters  94. 
Waterhouse  7. 
Wawra  186. 


Webel  146.  156. 

Weber  103.  158. 

Wedgood  1. 
Weingartshofer  22. 
Wellington  51.  52. 

Wilde  20.  85.  115.  129. 
130. 

Will  74. 

Williams  104. 

Willis  61.  115. 


Wilson  73.  83. 
Winter  63.  191. 
Wolfram  19. 

Wood  20. 

Woodbury  163.  164. 
Wothly  182. 

Wrabetz  132. 

Wright  16. 

Zink  153. 


Sach -Register. 


Abehloren  der  Bilder  136. 

Absehwäelien  der  Silbereopien  29.  184. 
Abziehbares  Celloidinpapier  157. 

Aether- Alkohol  im  Silberbade  129.  130. 
Aetzkali  im  Fixirbade  72. 

Agar-Agar  98.  108. 

Alaun  im  Goldbade  57. 

Silberbade  129. 

— — Tonfixirbade  160.  171. 

— in  der  Papierleimung  98. 

Alaunbäder  für  Celloidinpapier  159. 
Albumin,  eoagulirtes  124. 

— gesalzenes  17. 

— ungesalzenes  17. 

Albuminbilder,  Aufkleben  der  143. 

— Firiren  der,  s.  Fixiren. 

— Tonfixirbad  für,  s.  Tonfixirbad. 

— Verhalten,  chemisches  26. 

— Verhalten  gegen  Eeagentien  28. 
Albuminpapier  14.  119. 

— Aiifbewahren  von,  s.  Aufbewahren. 

— Geschichte  4 

— Gradation  39. 

— haltbar  gesilbertes  133. 

— mattes  114. 

— Silbergehalt  von  27. 

— Theorie  15. 

— Trocknen  von,  s.  Trocknen. 
Algeinpapier  107. 

Alkohol  im  Silberbade  129.  130. 

Alkohol  - Aether  im  Silberbade  129.  130. 
Aluminiumehlorid  im  Goldbade  52. 

— — Platinbade  64. 

Ammoniak  beim  Copirprocess  16.  17.  18. 
19.  110.  113. 

— im  Fixirbade  72.  73. 

— -Eäucherung  78.  80.  110.  113.  132. 
Ammoniumacetat  im  Tonfixirbade  61. 


Ammoniumbichromat  im  Celloidinpapie: 
148. 

— -thiosulfat  72. 

Analyse  von  Silberbädern  192. 
Anissaures  Natron  im  Goldbade  52. 
Aquarellpapier  97.  99.  102. 

Argentometer  192. 

Aristobilder,  Aufkleben  der  171. 

— Hochglanz-,  s.  Hochglanz. 

— Mattiren  der,  s.  Mattiren. 

— Tonen  der,  s.  Tonen. 

Aristo  - Emulsion,  Ueberziehen  mit  167. 
Aristopapier  5.  14.  161. 

— Chromsäure  im,  s.  Chromsäure. 

— Gradation  39. 

Arrow -root  in  der  Papierleimung  98. 

— -Papier  14.  107.  112. 

Atelier  für  den  Copirprocess  75. 
Aufbewahren  von  Eohpapier  und  photo 

graphischen  Papieren  76.  125.  132. 
Aufkleben  der  Albuminbilder  143. 

Aristobilder  171. 

Bilder  178. 

Cello'idinbilder  159. 

Auri -Verbindungen  44. 

Auro -Verbindungen  44. 

Ausbleichen  von  Silbereopien  117. 
Auseopirprocesse  10.  14.  17. 

— Eintheilung  der  14. 

Badepapiere  14. 

Barytpapier  100.  102.  146. 
Baryumearbonat  im  Goldbade  49. 
Baryumehlorid  176. 

Benzoeharz  111. 

Benzoesaure  Salze  im  Goldbade  52. 
Bernsteinsaures  Natron  im  Goldbade  52. 
Bernsteinsäure  22. 


VI 


Saeh  - Eegister. 


Bernsteinsäure  im  PlaÜBbade  63. 
Biehromat,  s.  Kaliumbichromat. 

Bisulfate  im  Platinbade  64. 

Bleiaeetat  im  Silberbade  129. 

Bleisalze  im  Chlorkalk -Tonbade  141. 

— im  Pixirbade  5. 

— — — ohne  Gold  67. 

Goldbade  57.  59. 

Bleitonung  5.  28. 

— und  Ozon  28. 

Blutlaugen  salz,  rothes,  s.  Perrideyaukalium. 
Bombeebilder  181. 

Boraxgoldbad  8.  50.  138. 

Boraxlösung  zum  Verdrängen  von  Pixir- 
natron  94. 

Borax -Schellackpapier  111. 
Boraxweinsteinsäure  im  Platinbade  64. 
Borsäure  im  Platinbade  63. 

Silberbade,  s.  Silberbad. 

— — Tonflxirbade  60. 

Bromide  im  Goldbade  52. 

Bromkalium  im  Salzpapier  109. 
Bromsilber,  Empfindlichkeit  des  32. 
Bromsilbergelatine-Trockenplatte,  Empfind- 
lichkeit der  33. 

Bromsilberpapier  22. 

— zum  Auseopiren  2. 

Bromwasser  zum  Abschwächen  184 
Bronziren  der  Copien  13.  17.  138.  157. 

— von  Celloidinpapier  157. 

Calciumacetat  51. 

Calciumbichromat  148. 

Oalciumchlorid  in  der  Celloidin- Emulsion 
150. 

Oameebilder  181. 

Carton,  schlechter  187. 

Casein  in  der  Papierleimung  100. 
Caseinpapier  115. 

Celloidinbilder,  Aufkleben  der  159. 

— Tonen  der,  s.  Tonen. 

— Trocknen  der,  s.  Trocknen. 

Celloidin -Emulsion  146.  150. 

Celloidin -Mattpapier  156. 

Celloidinpapiere  5.  14.  65.  144. 

— Gold -Platintonbad  für  65. 

— Gradation  39. 

— Silbergehalt  von  27. 
Centrifugal-Waschapparat  91. 


Gerat  182. 

Chloralleim  179. 

Chlorcalciumbüchsen  133. 

Chlor  eitrat  43. 

Chloren  der  Bilder  136. 

Chloride  im  Goldbade  52 

— verschiedene  im  Copirprocess  16. 

— zerstörende  Wirkung  der,  auf  Silber- 

bilder 29. 

Chlorkalk- Goldbad,  s.  Goldbad.  * 
Chloroeitrat- Emulsion  161. 

Chlorsäure  Salze,  Eiuflussa.  d.  Gradation 41. 
Chlorsilber  - Albuminpapier , Empfindlich- 
keit 32. 

— Collodionpapier  s.  Celloidinpapier. 

— Empfindlichkeit  des  32. 

—  mit  Kaliumnitrat  32. 

— — — mit  schwefligsaurem  Natron  32. 
Gelatinepapier  s.  Aristopapier. 

— Löslichkeit  des,  s.  Löslichkeit. 

— -Normalpapier  39.  40. 

— photochemischer  Process  13. 

— Theorie  des  15. 

Chromsaure  Salze,  Einfluss  auf  die  Grada- 
tion s.  Ealiumbi-  und  Kaliummono- 
chromat. 

Chromsäure  im  Celloidinpapier  147. 

Chlorsilbergelatine -Papier  166. 

Citrate  in  Copirpapieren  4.  21. 
Citronensaure  Salze,  s.  Citrate. 
Citronensäure  im  Barytpapier  103. 

— in  der  Emulsion  149.  163. 

— im  Platinbade  63. 

— im  Silberbade,  s.  Silberbad. 

— im  Tonfixirbade  60. 

Collodionpapiere  s.  Celloidinpapiere. 
Combinationsdruek  85. 

Coneordiapapier  162. 

Copalfirniss  182. 

Copien,  direete  10. 

■ — mit  Hervorrufung  10. 

Copiren  von  mehreren  Negativen  85. 
Copirrahmeu  81. 

Copirvorfahren,  Einleitung  10. 

Cyankalium  als  Abschwächer  184. 

Fixirmittel  24.  72. 

Bammarfirniss  182. 

Dauerpapiere  18. 


Sach-Eegister. 


VII 


Dextrin  als  Klebemittel  178. 

Dissoeiation  50. 

Dunkelkammer  für  den  Copirproeess  75. 

Eau  de  Javelle  92. 

Eiweiss  siehe  Albumin. 

Elektrische  Probe  auf  Pixirnatron  96. 
Elemiharz  182. 

Emaille- Albuminpapier  136. 

Emaillepapier  102. 

Emailliren  der  Bilder  183. 

Empfindlichkeit  verschied.  Silbersalze  30. 
Emulsionspapiere  5.  14. 

Entwicklung  s.  Hervorrufung. 
Entwicklungsbilder,  Haltbarkeit  der  186. 
Erhitzen  des  Silberbades  127. 

Essigsaures  Natron,  doppelt  geschmolzenes 
8.  51. 

-Goldbad  s.  Goldbad, 

Essigsäure  Salze  im  Pixirbade  72. 
Essigsaures  Silber  s.  Silber. 

Essigsäure  im  Platinbad  63. 

Fehler  beim  Aristopapier  173. 

— — Oelloidinpapier  160. 
Perridcyankalium  als  Abschwächer  29. 184. 

— im  Pixirbade  72. 

Perridcyansilber  20. 

Perrocyankalium  21. 

Peuchtigkeit,  Wirkung  auf  Silbercopien  28. 
Piltriren  der  Oello'idin- Emulsion  150. 
Pixirbad  mit  Natriumsulfit  65.  66.  171. 
Pixirbäder,  alte  5.  71. 

— mit  Bleisalzen  5. 

Essigsäure  5. 

— — Salpetersäure  5. 

— Wirkung  alter  5. 

— Zusätze,  verschiedene  71. 

Pixiren  der  Albuminbilder  143 

— — Silberbilder  169. 

— mit  Ammoniak  19. 

— — Perrocyankalium  2. 

— — Jodkalium  2. 

Kochsalz  2. 

— — Natriumhyposulfit  2. 

— — Salpetersäure  19. 

— Uebersicht,  allgemeine  23. 

— von  Salzpapier  116. 

Pixirnatron  s.  unterschwefligsaures  Natron. 


Pixirnatron,  Prüfung  auf  94. 

Pixirnatron,  Zerstörung  der  letzten  Spuren 
aus  Papierbildern  92. 

Pixirung,  chemische  Vorgänge  23. 
Pluoride  4. 

Pormalin  165. 

Pormate  der  Papierbilder  176. 

Gelatine  im  Silberbade  130. 

— zum  Aufkleben  178. 

Gelatine  - Copirpapiere  4.  18. 

— -Harzpapier  112. 

— -lösung  für  Papier  98. 

— -Salzpapier  107. 

— - Sandarakpapier  114. 

Gelatiniren  der  Bilder  183. 

Gelato'idpapier  14.  165. 

Geschichte  der  Oopirproeesse  1. 
Giessmasehinen  152.  168. 

Glanzwachs  182. 

Glycerin  im  Oelloidinpapier  144. 

Silberbade  130. 

Goldbad,  benzoesaure  Salze  im  49. 

— für  blauschwarze  Töne  56. 

Dauerpapiere  136. 

— mit  Baryumcarbonat  49, 

— — Calciumacetat  139. 

— — Soda  50. 

— — verschiedenen  Salzen  52. 

— — Wolframaten  52.  136. 

wolframsaurem  Natron  51.  141, 

Goldbäder,  alkalische  7.  48. 

— für  Albuminpapier  138. 

— — Arrow -root- Papier  114. 

— — Harzpapier  113. 

■—  Salzpapier  114. 

— Geschichte  der  6. 

— inactive  46. 

— mit  Borax  8.  50  138. 

— — Citronensäure  7. 

Chlorkalk  8.  50.  140. 

— — essigsaurem  Natron  8.  50.  139. 

— — Pixirnatron  und  Khodan  57. 

kohlensaurem  Natron  7.  140. 

— — Kreide  6.  7.  49.  140. 

— — phosphorsaurem  Natron  8.  50, 

— — Khodan  48.  53. 

Schwefelcyanammonium  9 

— — Weinsäure  7. 


VIII 


Saeh- Register. 


Goldbäder,  neutrale  6.  47.  49. 

— saure  6.  47. 

— Selbstzersetzung  der  46. 

Goldehlorid  46. 

Goldehlorür  45. 

Golddoppelsalze  9. 

Goldgebalt  getonter  Copien  27. 

Gold -Platintonung  65.  114. 

Goldsalze,  ebemisebe  Zusammensetzung  44. 

— Einwirkung  auf  Silberbilder  24. 

— zum  Tonen  44. 

— — — (Gescbiebte)  6. 

Gradation  beim  Copirproeess  38.  147. 

— von  Albuminpapier  39. 

— — Aristopapier  39. 

— — Celloidinpapier  39. 

— — Salzpapier  39. 

Haltbarkeit  der  Bilder  s.  Vergilben. 

Harz  in  der  Papierleimung  100. 
Harzfirniss  für  Papierbilder  182. 
Harzpapier  14.  111. 

Harzseife  als  Firniss  182. 

Hervorrufung  auf  Bromsilberpapier  191. 

— — Cblorsilber- Emulsion  191. 

Chlorsilberpapier  189. 

— — Jodsilberpapier  190. 

— — Malerleinwand  191. 

— ehemisebes  Verhalten  29. 
Hervorrufungscopien  10. 

Hochglanz- Aristobilder  172. 

Hypochlorit  92. 

— als  Abschwächer  194. 

Hyposulfit  s.  untersehwefligsaures  Natron. 

Iridiumsalze  66. 

Japanpapier  114. 

Jod  zum  Zerstören  von  Pmrnatron  94. 
Jodide  im  Goldbad  52. 

Jodkalium  21. 

• — als  Abschwächer  184. 

— im  Pixirbad  72. 

Jodsilber,  Empfindlichkeit  32. 

— im  Copirproeess  23. 

Jodsilberpapier  190. 

Jodstärkekleister  94. 

Jodstärkeprobe  95. 

Kali,  salpetrigsaures,  s.  Kaliumnitrit, 
Kaliumbichromat  als  Abschwächer  184. 


Kaliumbichromat  im  Fixirbad  zur  Er- 
kennung der  Haltbarkeit  der  Bilder  68. 

— im  gesilberten  Papier  23. 

Papst’schen  Reagens  29. 

Salzpapier  109. 

Kaliumhypermanganat  s.  übermangansaures 

Kali. 

Kaliummonoehromat  als  Abschwächer  73. 
Kaliumnitrit  11.  17.  31.  134. 
Kaliumpersulfat  93. 

Kaliumplatinehlorür  9.  61. 

Kaolin  110. 

— Klären  des  Silberbades  mit  127. 
Kautsehukpapier  104. 

Klebemittel  178. 

Kleister,  saurer  68. 

Kochsalzlösung  zum  Verdrängen  von  Fixir- 
natron  94.  ; 

Kollodiumpapiere  5.  14. 

Kolophonium -Gelatinepapier  112. 
Krafterhöher  12. 

Kreide  im  Goldbad  6.  7.  49.  140. 

— -papier  162. 

Kupferchlorid  als  Reagens  für  Silber- 
Platinbilder  62. 

— in  der  Celloidin- Emulsion  148. 
Kupferoxydammoniak  im  Papier  104. 
Kupfersalze  im  Goldbade  53. 

Laekiren  von  Papierbildern  1 17. 

Leimung  von  Papier  98. 

Lieht  und  Sehattenverhältnisse  40. 
Lichtpauserei  3. 

Liuographie  191. 

Lithium  Chlorid  146.  165. 

Löslichkeit  des  Ohlorsilbers  in  verschie- 
denen Fixirmitteln  73. 

Magnesia,  Klären  des  Silberbades  mit  127. 

— milchsaure  112. 

Magnesiumacetat  51. 

Magnesiumcarbonat  im  Goldbade  49. 
Magnesiumehlorid  als  Fixirer  73. 
Marantastärke  107. 

Mass- Analyse  19-3. 

Mastix  111. 

Mattiren  der  Aristobilder  172. 

Mattpapiere  14.  41.  56.  65.  104.  105.  156. 
166. 


Sach-Eegister. 


IX 


Mattpapiere  mit  Celloidin  156. 
Mezzotintbilder  85. 

Mignonpapier  162. 

Milchsäure  Magnesia  s.  Magnesia. 
Milchsäure  im  Platinhad  63. 

Molken  in  der  Papierleimung  100. 
Molybdänsäure  im  Goldbade  52. 

Moos,  irländisches  107. 

— isländisches  107.  117. 

Natriumacetat  s.  essigsaures  Natron. 
Natriumbiearbonat  im  Silberbade  126. 
Natriumbiphosphat  im  Platinbade  64. 
Natriumearbonat  im  Silberbade  126. 
Natriumhyposulfit  s.  untorschwefligsaures 
Natron. 

Natriumplatinehlorid  9. 

Natriumsulfit  als  Pixirer  74. 

Sensibilisator  31. 

— im  Fixirbade  65.  66.  171. 

— — Goldbade  52. 

Natriumthiosulfat  s.  untersehwefligsaures 

Natron. 

Natron,  doppeltkohlonsaures  zum  Con- 
serviren  132. 

— kohlensaures  im  Goldbade  7.  140. 
Negative,  Copiren  mehrerer  85, 

Nitrate  im  Silberbade  127.  129. 

Opalinbilder  173. 

Osmiumsalze  66. 

Ovalbilder  82. 

Oxalsaures  Silber  s.  Silberoxalat 
Oxalsäure  im  gesilberten  Papier  135. 
Ozon,  Einfluss  von,  auf  die  Schwefol- 
tonuug  28. 

Palladiumsalze  66. 

Papier  für  photographische  Zwecke  97. 100 

— Silbern  des  76. 

— Silbernitrat  auf,  s.  Silbernitrat. 
Papiere,  Leimung  der  98. 

— rauhe  97.  100. 

— Waschen  der  86. 

Pergamentpapier  104. 
Pflanzeneiweisspapier  14.  174. 
Phosphalbinpapier  14. 

Phosphorsaure  Natron- G.oldbäder  s.  Gold- 
bad. 


Phosphorsaures  Natron  im  Copirpxocess 
s.  Silberphosphat. 

Phosphorsäure  im  Platinbad  62.  65.  66. 
Photometer  zur  Bestimmung  d.  Gradation  39. 
Photometrie  der  Silbersalze  30. 
Phtalsaures  Natron  im  Goldbad  52. 
Plaquebilder  181. 

Platinbad  115.  171. 

— Bisulfite  im  64. 

— Boraxweinsteinsäure  im  64. 

— Borsäure  im  63. 

— für  Harzpapier  113.  114. 

— — Salzpapier  116. 

— inaetives  64. 

— Phosphorsäure  im  62.  65.  66. 

— Weinsäure  im  63. 

Platinchlorid  9.  61. 

Platinchlorür  61. 

Platinpapier,  Gradation  39. 

Platintonbad  61. 

Platintonbäder,  Geschichte  der  9. 

— Praxis  der  44. 

Poliren  der  Papierbilder  181. 
Porträtpapier  162. 

Positiv -Silberbad  125. 

— Veränderung  s.  Silberbad. 

— Wiederherstellung  des,  s.  Silberbad. 
Präpariren  der  Papiere,  Manipulationen 

beim  76. 

Protalbinpapier  14.  174. 
Pyrophosphorsaures  Natron  5. 

— — im  Papier  112. 

Quecksilberchlorid  als  Tonbad  68. 

E-auchbilder  118. 

Räucherkasten  79. 

Räuchern  mit  Ammoniak  78 

— — Einlagen  im  Copirrahmen  80. 
Eetouchiressenz  181. 

Rhodan  als  Pixirer  73 

— im  Tonfixirbad  60. 

goldbäder  48.  53.  66  159.  169.  170. 

Rhodanürgoldbäder  56. 

Rhodiumsalze  66. 

Eicinusöl  im  Oelloidinpapier  144. 
Rohpapier  97. 

— Aufbewahren  von  76. 

Rutheniumsalze  66, 


X 


Saeh-Eegister. 


Salpetersäure  im  Copirpapier  16. 

Silberbade,  s.  Silberbad. 

Salpetrigsaures  Kali  s.  Kaliumnitrit. 

— Silber  s.  Silber. 

Salzpapier  14.  105. 

— Gradation  39. 

Satinpapier  136. 

Satiniren  der  Bilder  180. 

Sebellaek- Boraxpapier  111. 

— -papier  112. 

Schönen  s Tonen 
Schwefeltonung  5.  47.  67.  187. 

— Einfluss  von  Ozon  auf  die  28. 
Schwefelwasserstoff,  Wirkung  auf  Copien 

28.  186. 

Seesalz  5. 

Seide,  photographische  117. 

Seignettesalz  = weinsaures  Kalinatron  164. 
Sei  d’or  6.  47. 

Sensibilisator,  Natriumsulfltals,  s.  Natrium- 
sulfit. 

Sensibilisatoren  beim  Copirproeess  11. 
Silber,  äpfelsaures,  Empfindlichkeit  36. 


— ameisensaures, 

„ 

33. 

— arsenigsaures. 

20. 

— benzoesaures. 

22. 

— caprinsaures, 

ff 

34 

— capronsaures. 

51 

35. 

— cerotinsaures. 

35. 

— citronensaures  s.  Silbereitrat. 

— ehlorsaures  19. 

— ehromsaures  20.  22.  23.  39. 

— essigsaures  22.  63. 

— — Empfindlichkeit  33. 


— glyeolsaures,  Empfindlichkeit  35. 

— heptylsauros, 

ri 

34 

— hyppursaures. 

36. 

— isobuttersaures, 

» 

34. 

— kohlensaures. 

55 

20. 

• — korksaures. 

» 

22. 

— malonsaures, 

55 

36. 

— milchsaures. 

55 

35. 

— molybdänsaures. 

55 

20. 

— nonylsaures, 

55 

34. 

— normalbuttersaures, 

55 

33. 

— octylsaures. 

55 

34. 

— ölsaures. 

55 

35. 

— oxalsaures  s.  Silberoxalat. 

— palmitinsaures,  Empfindlichkeit  35. 


Silber,  paramilehsaures,  Empfindlichkeit  35. 

— phosphorsaures  19.  20. 

— propionsaures,  Empfindlichkeit  33. 

— salpetrigsaures  20. 

— sehwefligsaures  19. 

— stearinsaures,  Empfindlichkeit  35. 

— überchlorsaures  19. 

— valeriansaures,  Empfindlichkeit  34. 

— weinsaures  s.  Silbertartrat. 

Silberacetat  s.  essigsaures  Silber. 
Silberalbuminat  119. 

— Empfindlichkeit  33. 

Silberbad,  Aether- Alkohol  im  129.  130, 

— Alaun  im  129. 

— Alkohol  im  129.  130. 

— Alkohol- Aether  im  129.  130. 

— Aluminiumnitrat  im  129. 

— Ammoniak  im  111. 

— Bleiacetat  im  129. 

— Borsäure  im  128. 

— Braunwerden  des  127. 

— Cadmiumnitrat  im  129. 

— Citronensäure  im  18.  110.  128.  135. 

— Erhitzen  des  127. 

— für  Papierbilder  125. 

— Gelatine  im  130. 

— Glycerin  im  130. 

— Kaliumnitrat  im  129. 

— Kampfer  im  130. 

— Klären  des  127. 

— Kobaltnitrat  im  129. 

— Magnesiumnitrat  im  129. 

— Natriumbicarbonat  im  126. 

— Natriumearbonat  im  126. 

— Natriumnitrat  im  129. 

— Nitrate  im  127.  129. 

— Salpetersäure  im  18. 

— Säuren  im  128. 

— sparsames  128. 

— Thonerde,  salpetersaure  im  129. 

— üeberehlorsäure  im  128. 

— unorganische  Substanzen  im  128. 

— — Salze  im  128. 

— Uranuitrat  im  129. 

— Veränderung  des  126. 

— Verstärkung  des  126. 

— Weinsäure  im  18.  128  135. 

— Wiederherstellung  des  126. 

— Zucker  im  130. 


Sach -Register. 


XI 


Silberbad,  Zusätze  zum  127. 

Silberbäder,  Reinigung  der  110. 
Silberbilder,  V erhalten  gegen  Reagentien  28. 
Silbereitrat  12.  15.  21.  23.  42.  163. 

— Empfindlichkeit  36. 

Silbercopien,  chemische  Zusammensetzung 
25. 

Silber,  Ferrideyan-  20. 

Silbergehalt  der  Papierbilder  27. 
Silbermengen  des  Papieres  24.  27. 

Silbern  der  photographischen  Papiere  76. 
Silbernitrat  auf  Papier  1. 

— Empfindlichkeit  33. 

— im  Copirproeess  15. 
Silberoxydammoniak  4.  18.  111. 
Silberoxalat  21. 

— Empfindlichkeit  36. 

Silberphosphat  36. 

Silberphotochlorid  11. 

Silber -Platinbilder  62.  112. 

Silberprobe  192. 

Silbersubchlorid  11.  23. 

Silbersuboxyd  25. 

Silbertartrat  12.  15.  20.  21.  163. 

— Empfindlichkeit  36. 

Silberthiosulfat  23.  70. 

Soda -Goldbad  s.  Goldbad. 

Solarisiren  der  Copien  13. 
Sonnenspectrum,  Wirkung  auf  Copirpapiero 

3.  41. 

Spectrum  s.  Sonnenspectrum. 

Stärke  4.  5. 

— im  Mattpapier  166. 

— in  der  Papierleimung  98. 
Stärkekleister  zum  Aufkleben  178. 
Stärkepapier  107. 

Stärkezusatz  zur  Gelatine -Emulsion  14. 
Strontiumchlorid  146.  165. 

Sulfoharnstolf  74. 

Tapiocastärke  5. 

Thiocarbamid  als  Fixirer  74. 

Thiosinamin  68. 

— als  Fixirer  74. 

— im  Goldbade  61. 

Thonerde,  salpetersaure,  im  Silberbade 
s.  Silberbad. 

Titrirmethode  193. 

Tonabstufungen  beim  Copirproeess  38. 


Tonbäder  s.  auch  Goldbäder. 

— mit  Fixirnatron  und  Rhodan  53. 

— — — — — für  Celloidinpapier  159. 

— — Gold  und  Fixirnatron  6. 

— — Goldsalzen  6. 

— — Platin  s.  Platiutonbäder. 

— ohne  Gold  67. 

Tonen  der  Copien  mit  Goldsalzen,  chemi- 
scher Process  24. 

— Goldsalze  zum  44. 

— Manipulationen  beim  142 

— nach  dem  Fixiren  137. 

— Praxis  des  44. 

— von  Albuminbildern  138. 

— — Aristobildern  169. 

Toufixirbad,  Citronensäure  im  60. 

— für  Albuminbilder  137. 

— Verbrauch  an  61. 

Tonfixirbäder  48.  57  170.  186. 

Trocknen  der  Albuminbilder  143. 

— von  Albuminpapier  131. 

— — Celloidinpapier  193. 

üeberchlorsäure  im  Silberbad  s.  Silberbad. 
üebermangansaures  Kali  als  Reagens  für 
Fixirnatron  95. 

— — zum  Zerstören  von  Fixirnatron  92. 
üeberschwefelsaures  Kali  als  Zerstörer  von 

Fixirnatron  93. 

üebertraguug  von  Chlorsilbercollodion  144. 
Ueberziehen  von  Papier  mitAristo-Emulsion 
151. 

— von  Papier  mit  Celloidin-Emulsion  167. 
Unorganische  Salze  im  Silberbade  s Silber- 
bad. 

Unterchlorigsaure  Salze  zum  Zerstören  von 
Fixirnatron  92. 

Unterschwefligsaures  Natron  2.  23. 

— — im  Silberbade  129. 
ürannitrat  im  Tonbade  68. 

— zum  Abschwächen  184. 

Uransalze  22. 

— im  Fixirbade  72. 

— - — Goldbade  53. 

Uranylchlorid  39. 

— in  der  Celloidin-Emulsion  149. 

Veränderung  des  Silberbades  s.  Silberbad, 
Verbrauch  an  Celloidin-Emulsion  150. 


XII 


Sach  - Eegister. 


Verbrauch  au  Fixiruatron  70. 

Gold  und  Silber  im  Copirprocess 

27.  130.  138. 

Tonfixirbad  61. 

Verdrängen  von  Fixirnatron  94. 

Vergilben  der  Copien  28.  68.  185. 
Vergilbte  Bilder,  Wiederherstellung  von 
185. 

Vergolden  s Tonen. 

Verstärkung  des  Silberbades  s.  Silberbad. 
Verziehen  der  Papierbilder  188. 

Vignetten  82. 

Viscosität  145. 

Vorgänge  und  Vorrichtungen  beim  Waschen 
der  Papiere  nach  dem  Fixiren  86. 

Wachs  182. 

Wachsleinwand  132. 

Wachspapier  132. 

Waschen  der  Papiere  nach  dem  Fixiren  86 

—  vor  dem  Vergolden  136. 

Weihrauch  111. 

Weinsaures  Kalinatron  s.  Seignettesalz. 

— Natron  im  Platinbade  63. 

— Silber  s.  Silbertartrat. 


Weinsäure,  Goldbäder  mit  7. 

— im  Platinbade  s.  Platinbad. 

Silberbade  s.  Silberbad. 

— in  der  Emulsion  149.  163. 
Wiederherstellung  des  Silberbades  s.  Silber- 
bad. 

— vergilbter  Bilder  185. 

Wismuthsalze  68. 

Wolframate  im  Goldbade  s.  Goldbad. 
Wolframsaures  Natron  im  Goldbade  s.  Gold- 
bad. 

Wolframsaures  Natron-Borax-Goldbad  136. 

Zähflüssigkeit  145. 

Zauberphotographien  118. 

Zeichenpapier  101. 

Zeichnen  auf  Silbereopieu  118. 
Zerschneiden  der  Bilder  176. 

Zeug,  Photographie  auf  117. 

Zink  93. 

Zinkacetat  51. 

Zinkchlorid  111. 

Zinkhypochlorit  92. 

Zucker  im  Silberbad  s.  Silberbad. 

Zusätze  zum  Silberbad  s.  Silberbad 


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