THE CHEMISTS’ CEU8
LIBfiARY
Ausführliches Handbuch
h
PHOTOGRAPHIE
von
Eegierungsrath Dr. Josef Maria
Mit etwa 2000 Holzschnitten und 19 Tafeln.
Zwölftes Heft.
(Vierten Bandes erstes Heft.)
Halle a. S.
Druck und Verlag von Wilhelm Knapp.
1898.
Die photographischen
Copirverfahren mit Silbersalzen
(Positiv - Process)
auf
Salz-, Stärke- und Albumin -Papier ete.
Von
Regierungsrath Dr. Josef Maria Eder,
Director der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien, k. k. Professor an der
k. k. Technischen Hochschule in Wien.
Mit 69 Holzschnitten.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
C.0
Nk
(oSO
!o3o
Halle a. S.
Druck und Verlag von Wilhelm Knapp.
1898.
V, Aj I
Alle Rechte Vorbehalten.
GETTY CENThK ÜBRARY
Inhalt des zwölften Heftes.
Die photographischen Copirverfahren mit Silbersalzen
(Positiv- Process).
Erstes Capitel.
Geschichtliches über die Copirpro eesse mit Silbersalzen .... 1
Zweites Capitel.
Einleitung zu den Copirverfahren auf Papier 10
Eintheilung der Auscopirpapiere in Badepapiere und Emulsionspapiere. —
Einfluss des Bildträgers auf die Silbercopien. S. 14.
Drittes Capitel.
Entstehung photographischer Silberdrucke mittels verschiedener
Silbersalze. — Zusammensetzung der Silbercopien 15
Silbernitrat auf Papier. S. 15. — Chlorsilberpapier. Albuminpapier. S. 15. —
Einfluss verschiedener Silbersalze auf den Copirprocess. S. 17. — Bromsilber-
papier. S. 22. — Jodsilber im Copirprocess. S. 23. — Allgemeine Uebersicht
über das Pixiren positiver Copien. S. 23. — Allgemeine Uebersicht über das
Vergolden der Copien. S. 24. — Chemische Zusammensetzung der Silbercopien.
S. 25. — Verhalten der Silberdrucke gegen Eeagentien. S. 28.
Viertes Capitel.
Photometrisehe Bestimmungen der Lichtempfindlichkeit verschie-
dener Silberverbindungen. — Gradation der Copirpapiere . . . 30
Lichtempfindliehkeit verschiedener zum Auseopirproeess verwendeter Silbersalze.
S. 30. — Wiedergabe der Tonabstufungen zwischen Lieht und Schatten beim
Copirprocess. Gradation der Auscopirpapiere. S. 38. — Wirkung des Sonnen-
spectrums auf verschiedene im Copirprocess verwendete Silberverbindungen. S. 41.
Fünftes Capitel.
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Tonens der
Silbercopien 44
Ueber die zum Tonen verwendeten Gold- und Platinsalze. Chemische Vor-
gänge beim Verarbeiten der Gold- und Platintonbäder. S. 44. — Die zum Ver-
golden photographischer Silberbilder verwendeten Goldsalze. Auri- und Auro-
Verbindungen. S. 44. — Umsetzung der Goldsalze mit metallischem Silber. S. 46.
— Selbstzersetzung der Goldbäder. luactive Goldbäder. S. 46. — Eintheilung
der Goldtonbäder. S. 47. — Principien der Herstellung neutraler Goldbäder. S 49.
— Princip der Herstellung alkalischer Goldbäder. S. 49. ^ Hyposulfit -Ton-
vr
Inhalts -V erzeichniss.
Seite
bäder. S. 53. — Rhodangold-Tonbäder. S. 53. — Einfluss der Temperatur bei
Goldbädern. S. 57. — Tonfixirbäder. S. 57. — Verbrauch an Tonfixirbad. S. 61.
— Platiniren der Salzpapiere und Emulsionspapiere zur Erzielung bräunlicher
bis braunschwarzer Töne. S. 61. — Selbstzersetzung der Platinbäder. S. 64. —
Combinirte Gold -Platintonung zur Erzielung reinschwarzer oder blausehwarzer
Töne. S. 65. — Palladium-, Iridium-, Osmium-, Rhodium- und Rutheniumsalze
als Tonungsmittel. S. 66. — Sehwefeltonung. Tonbäder ohne Gold oder andere
Edelmetalle. S. 67. — Tonbäder für Silbercopien ohne Gold. S. 67.
Sechstes Capitel.
Die Praxis des Pixirens der Silberbilder 69
Chemische und physikalische Vorgänge beim Pixiren von Silberbildern. S. 69. —
Zusätze zum Pixirnatronbade. S. 71.
Siebentes Capitel.
Atelier und Laboratorium für den Copirproeess. — lieber das Prä-
pariren der Papiere. — Ammoniak-Räueherung. — Copiren und
Waschen. — Aufkleben und Satiniren 75
Das Copir- Atelier. S. 75. — Die Dunkelkammer. S. 75. — Aufbewahren von
Rohpapier und von photographischem Papier. S. 76. — Manipulationen beim
Präpariren der Papiere in Bädern (Silbern u. s. w.). S. 76. — Räuchern mit
Ammoniak. S 78. — Der Copirrahmen. S. 80. — Vignetten und Ovalbilder.
S. 82. — Das Copiren von mehreren Negativen. Combinationsdruck. S. 85.
— Vorrichtungen und Vorgänge beim Waschen der Papiere, insbesondere nach
dem Pixiren. S. 86 — Eliminirung der letzten Spuren von Pixirnatron aus
den Papierbildern. S. 92. — Chemische Mittel. S. 92. — Physikalische Mittel.
S. 94. — Prüfung des Waschwassers auf einen Gehalt an Pixirnatron. S. 94.
Achtes Capitel.
lieber die zu den photographischen Copir processen verwendeten
Papiersorten 97
Rohpapiere. S. 97. — Handelssorten von photographischen Rohpapiereu. S. 100.
Baryt- oder Emailpapier für Emulsionspapiere. S. 102.
Neuntes Capitel.
Mattpapiere mittels des Silber- Badeverfahrens. — Salzpapier.
— Arrow - root - Papier. — Gelatinepapier. — Harzpapier. —
Albumin-Mattpapier 105
Einfaches Salzpapier. S. 105. — Einfluss der Menge des Chlorides im Salz-
papier auf seine Eigenschaften. S. 106. — Stärke-, Arrow -root- und Gelatine-
Salzpapier. S. 107. — Harzpapier. S. 111. — Darstellung von Harz -Gelatine-
papier nach E. Valenta. S. 113. — Darstellung von Harz- Arrow -root -Papier
nach Hübl. S. 114. — Harzpräparatiou von Japanpapier. S. 114. — Albumin-
Arrow- root -Papier. Albumin -Mattpapier. S. 114. — Casein. S. 115. — Ver-
golden der Salzpapiere (Arrow - root - , Gelatine-, Harzpapiere) zur Erzielung
violett- bis blauschwarzer Töne. Platintonung. S. 116. — Pixiren. S. 116. —
Fertigmachen der Salzpapiere und analoger Mattpapiere. S. 117. Photo-
graphie auf Zeug u. s. w. S. 117. — Bleichen von Photographien üeberziehen
von Silberbildern mit Tusche und Ausbleiehen ersterer. Zauberphotographien.
Rauchbilder. S. 117.
Inhalts -Verzeichniss.
VII
Zehntes Capitel.
Albuminpapier
Fabrikation des Albuminpapieres. S. 121. — Papier mit eoagulirtem Albumin.
S. 124. — Doppelseitig albuminirtes Papier. S. 124. — Aufbewahren des
Albuminpapieres. S. 124. — Das Positiv -Silberbad für Albuminpapier. S. 125.
— Veränderungen des Positiv -Silberbades nach längerem Gebrauch und dessen
Wiederherstellung. S. 126. — Verschiedene Zusätze zu dem Positiv -Silberbad.
S. 127. — Silberverbrauch beim Copirproeess. S. 130. — Sensibilisiren des
Papieres auf dem Silberbade. S. 131. — Das Trocknen des gesilberten Papieres.
S. 131. — Eluchern mit Ammoniak S. 131. — Aufbewahrung des sensibili-
sirten Papieres. S. 132. — Herstellung von haltbarem gesilberten Albumin-
Dauerpapier. S. 133. — Das Waschen der Copien vor dem Vergolden. S. 136.
— Das Tonen der Albuminbilder. S. 137. — Goldbäder für Albuminpapier.
S. 138. — Manipulationen beim Vergolden der Bilder. S. 142. — Das Fixiren
der Albuminbilder. S. 143. — Das Waschen der fixirten Bilder. S. 143. —
Das Trocknen. S. 143.
Elftes Capitel.
Cello'idinpapier oder Chlorsilbercollodion-Papier
Herstellung der Oelloidin- Emulsion S. 145. — Mischen der Emulsion. S. 146.
Methoden von E. Valenta. S. 146. — Methode von Belitski. S. 149. — Methoden
von P. Hanneke. S. 150. — Filtriren der Emulsion. S. 150. — Verbrauch an
Chlorsilbercollodion- Emulsion. S. 150. — Veränderungen der Oelloidin -Emul-
sion beim Stehen. S. 151. — Ueberziehen des Barytpapieres mit Celloidin-
Emulsion. Trocknen und Aufbewahrung des Celloidinpapieres. S. 151. —
Präparation mit Handgus.s S. 151. — Herstellung von Celloidinpapier mittels
Giessmaschinen. S. 152. — Das Trocknen der Celloidinpapiere. S. 155. —
— Verpacken und Aufbewahren des Celloidinpapieres. S. 156. — Celloidin-
Mattpapier. S. 156. — Abziehbares Celloidinpapier. S. 157. — Verarbeitung
des Celloidinpapieres. S. 157. — Fehler beim Arbeiten mit Celloidinpapier.
S. 160.
Zwölftes Capitel.
Aristopapier. — Ohlorsilbergelatine-Emulsion zumAuseopir-
process
Darstellung der Ohlorsilbergelatine-Emulsion für Aristopapiere. S. 162. —
Herstellung von normal copirendem Aristopapier (für Negative mittlerer Dichte).
S. 165. — Herstellung von besonders brillant copirendem Aristopapier mittels
Chlorchromocitrat- Emulsion. S. 166. — Ueberziehen von Papier mit der Aristo -
Emulsion. S. 167. — Aufbewahrung von Aristopapier. S. 169. — Copiren und
Tonen der Aristobilder. S. 169. — Getrennte Gold- und Fixirbäder. S. 169. —
Gemischte Tonfixirbäder. S. 170. — Das Fixiren. S. 171. — Waschen, Trocknen
und Aufkleben der Aristobilder. S. 171. — Opalinbilder. S. 173. — Fehler
beim Verarbeiten von Aristopapier. S. 173.
Dreizehntes Capitel.
Pflanzeneiweiss-Papier. — Pr otalbinpapier
Vierzehntes Capitel.
Das Fertigmachen der Copien
Die gebräuchlichen Formate der Papierbilder. S. 176. — Zerschneiden der
Seite
119
144
161
174
176
Inhalts -Verzeieliniss. f
Seite I
Copien. S. 176. — Das Aufkleben der Bilder. S. 178. — Das Satiniren der «
aufgezogenen Bilder. S. 180. — Bombee- oder Cameebilder. S. 181. — Re- (
touehireu und Poliren der Papierbilder. S. 181. — Gelatiuiren oder Emailliren j
der Bilder. S. 183.
Fünfzehntes Capitel.
Absehwäehen zu stark eopirter Silbereopien 184
Sechzehntes Capitel. j
Das Vergilben und Verblassen der Silbereopien. — Verziehen der
Papierbilder 185 ]
Das Vergilben der Silbereopien. S. 185. — Wiederherstellung vergilbter Bilder.
S. 188. — Das Verziehen der Papierbilder. — S. 188.
Siebzehntes Capitel.
Copien mittels Hervorrufung auf sogenannten Auseopir-Papieren 189
Bntwieklungsbilder auf Chlorsilberpapier. S. 189. — Entwieklungsbilder auf
jodsilberhaltigen Papieren. S. 190. — Entwieklungsbilder auf Bromsilberpapier
mit Gallusentwiekler. S. 191. — Entwieklungsbilder auf Chloisilber- Emulsions-
papier. S. 191. — Entwieklungsbilder auf Malerleinwand. S. 191.
Achtzehntes Capitel.
Analyse der Silberbäder. — Argentometer 192
Aräometrische Silberprobe. S 192. — Chemische Silberprobe. S. 193.
ERSTES CAPITEL.
GESCHICHTLICHES ÜBER DIE COPiRPROCESSE MIT
SILBERSALZEN.
Die Liehtempfindliehkeit eines mit Silbernitrat getränkten Papieres wurde von
Hellot zuerst 1737 erwähnt; freilich machte er von seiner Entdeckung keinen anderen
Gebrauch, als dass er die Silberlösung als sympathische Tinte benutzte, welche auf
weissem Papier Schriftzüge gab, die im Finstern Monate lang unsichtbar blieben, in der
Sonne aber schon nach einer Stunde dunkel hervortraten. Dies war die erste An-
wendung eines mit Silberlösungen lichtempfindlich gemachtenPapieres,
wie der Verfasser zuerst in seiner „Geschichte der Photochemie“ nachgewiesen hatte.
Scheele benutzte 1777 zuerst ein mit Chlorsilber bestrichenes Papier zur Unter-
suchung der chemischen Wirkung des Sonnenspectrums, und Sennebier wieder-
holte 1782 diesen Versuch®). Wedgwood veröffentlichte im Jahre 1802 zuerst seine
bereits im 1. Band dieses Handbuches (S. 59) erwähnte Abhandlung über die Wieder-
gabe von Bildern durch das Lieht. Er copirte mittels Silbernitratpapieres „den
Schatten einer Figur“, Glasgemälde, sowie Blätter und die Flügel von Insecten.
Davy fügte dieser Abhandlung im Jahre 1802 hinzu, dass er mit dieser Methode
Bilder des Sonnenmikroskopes eopirt habe und dass das Chlorsilber lichtempfindlicher
als Silbernitratpapier ist.
Talbot nahm im Jahre 1834 die Versuche Wedgwood’s mit Papier, welches
mit Silbernitrat getränkt war, wieder auf (s. dieses Handbuch Bd. 2, S. 126) und war
damals insbesondere bestrebt, Bilder in der Camera obseura zu erhalten. Jedoch
misslang dies in Folge der zu geringen Liehtempfindliehkeit dieses Präparates. Er
trat mit seinen Versuchen erst an die Oeffentliehkeit, als Daguerre’s Erfindung im
Jahre 1839 von sieh reden machte. Fox Talbot zeigte in einem Brief vom
29. Januar 1839 der französischen Akademie der Wissenschaften an, dass er eine
Eeclamation, betreffs der Priorität zur Fixirung von Lichtbildern in der Camera obseura
gegenüber Daguerre absenden werde®), wobei er allerdings nicht den Erfolg seiner
1) Phot. Corr. 1881. Bd. 18, S. 5. — S. dieses Handbuch, Bd I, Abth. 1, S. 19.
— Die Ausführungen über die speeielle Geschichte der Copir- und Tonungsverfahren
wurden auf Grund von Quellenstudien des Verfassers zuerst in der ersten Auflage
(Bd. 4) dieses Werkes veröffentlicht, da andere historische Schilderungen dieser Art
früher nicht Vorlagen. Später schloss sieh Ch. Fahre in seiner „Traite encyelopedique
de photogr “, Bd. III, 1890, S. 56, diesen Darstellungen an.
2) S. dieses Handbuch, Bd. I, Abth. 1, S. 59.
3) Compt. rend. 1839. Bd. 8, S. 171.
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aull.
1
2
Vierter Theil. Errtes Capitel
Prioritätsansprüelie gegenüber Daguerre in dieser allgemeinen Passung erzielte, aber
das unbestreitbare Recht auf die Priorität der Pixirung der Papierbilder erwarb. Am
30. Januar 1839 theilte nämlich TalboV) der Königlichen Societät in London mit,
dass sein Verfahren darin bestehe, dass er Papier mit einer gewissen (nicht näher
genannten) Substanz überziehe und exacte Copien von Zeichnungen, Gravuren,
Manuscripten u. s. w. gewinne.
Am 20. Pebruar theilt Tal bot in einem Briefe an Biot (Mitglied der franzö-
sischen Akademie der Wissenschaften) die Beschreibung seines Verfahrens, Lichtbilder
auf Papier herzustellen und zu fixiren, mit. Er tränkte Papier mit Kochsalzlösung,
brachte es dann in ein Silbernitratbad und trocknete es beim Peuer. Schon damals
erkannte er, dass die Concentration der Salzlösung von Einfluss auf die Empflndliehkeit
sei. Talbot erwähnte, dass man damit leicht Blätter und Blumen im Sonnen-
licht copiren kann. Er gab damals au, dass solches Papier mit Silbernitratüberschuss
empflndlieher sei, als solches, welches schliesslich nochmals in einem Kochsalzbad
gebadet wurde; jedoch könne man, schreibt Talbot, dieses Papier sofort wieder
empflndlieher machen, wenn man es wieder in Silberlösung badet; dann werde es
sogar empflndlieher als nach dem ersten Silberbade und gestatte sogar die Erzeugung
von Bildern in der Camera obseura(?). Besonders wichtig sind Talbot’s Angaben
über das Pixiren der Papierbilder, und namentlich hierin besteht der grosse Werth und
die historische Wichtigkeit seiner Publikation über die photographischen Papierbilder.
Er gab drei Pixationsmittel an: 1. Das erste Mittel, womit er Erfolg hatte, war Jod-
kalium, welches das Silbersalz des Papieres in sehr unempfindliches Jodsilber um-
wandelt. Er schrieb es in geringer Concentration vor. 2. Eine starke Kochsalzlösung,
in welche das Papierbild getaucht wird. 3. Zeigt Talbot an, dass ihm Herschel eine
sehr schöne Methode zur Pixirung mitgetheilt habe, er könne jedoch diese Erfindung
Herschel’s (nämlich, wie sieh später herausstellte, die Anwendung von unter-
schwefligsaurem Natron) ohne Bewilligung des letzteren noch nicht mittheileu.
Am 1. März 1839 theilte Talbot^) als neues Pixirmittel Perrocyankalium mit,
welches jedoch nicht immer sichere Resultate gebe. Nunmehr machte er auch
Herschel’s Erfindung allgemein bekannt, dass nämlich das unterschwefligsaure
Natron ein ausgezeichnetes Pixirmittel sei. Herschel hatte bereits in den Jahren
1819 und 1820 die Salze der unterseh wefligen Säure entdeckt und studirt und die
lösende Wirkung des iinterschwefligsauren Natrons für Chlorsilber schon damals ge-
funden. Talbot erkannte die ganze Tragweite dieser Entdeckung und bemerkte mit
Recht, dass der Vortheil der Hersehel’sehen Methode darin bestehe, dass sie das
Chlorsilber gänzlich aus dem Papier entfernt und nicht bloss die Lichtempfindlichkeit
der Silbersalze herabdrückt (wie dies z. B. beim Jodkalium der Pall ist).
Am 15. März 1839 schrieb Talbot eine weitere Mittheilung an Biot, welche
in der französischen Akademie der Wissenschaften verlesen wurde und die wichtige
Entdeckung der grossen Lichtempfindlichkeit von Bromsilberpapier enthielt®). Er
tränkte Papier mit Silbernitrat, dann mit Bromkalium und hierauf nochmals mit Silber-
nitrat und trocknete es dann. Er fand, dass dieses Papier selbst im schwachen
Lichte sehr empfindlich sei und im Lichte anfangs bläulichgrün, dann olivengrün und
schwarz werde. Talbot erhielt sogar in der Camera nach 6 bis 7 Minuten ein Bild
1) Compt. rend. 1839. Bd. 8, S. 303.
2) Compt. rend. 1839. Bd. 8, S. 341.
3) Compt. rend 1839. Bd. 8, S. 409.
GescWehtliclies über die Oopirproeesse mit Silbersalzen.
3
eines Fensters. Die Fixation geschah wie beim Chlorsilberpapier. Biot bestätigte
die grosse Liehtempfindliehkeit des Talbot’schen Bromsilberpapieres
Durch Talbot und Herschel war somit die Grundlage unserer
photographischen Oopir verfahren auf Chlor Silberpapier und Bromsilber-
papier gelegt worden.
Den beiden Engländern gebührt das Verdienst, den photographischen Process
auf Papier lebensfähig gemacht und das beste Fixirmittel gefunden zu haben.
Talbot erkannte auch die grosse Wichtigkeit des Copirprocesses auf Papier zu
jenen Zwecken, welche wir kurzweg als Lichtpauserei bezeichnen. Er legte nicht
nur 1839 Copien von Zeichnungen vor (s. oben), sondern am 23. März 1840 über-
sendete er der französischen Akademie der Wissenschaften getreue photographische
Copien von alten Schriften und Documenten, deren Genauigkeit und Leserlichkeit auch
die Mitglieder der Akademie des Beiles - Lettres zur vollen Anerkennung veranlasste ").
Auch Daguerre hatte eine Methode angegeben, um Chlorsilberpapier her-
zustellen. Biot theilte diese Methode in der Sitzung der französischen Akademie der
Wissenschaften vom 18. Februar 1839 mit**), welche Daguerre schon seit 1826 gekannt
haben soll. Er tränkte Papier mit „Salzsäure- Aether“, dann mit Silbernitrat. Das
Fixiren geschah in sehr unvollkommener Weise durch Waschen mit Wasser.
Die Methode Daguerre ’s mit Salzsäure - Aether fand jedoch keinen Eingang in
die photographische Praxis
(Ueber die gleichfalls im Jahre 1839 publicirte Methode Lassaigne’s, durch
Copiren directe positive Copien zu erhalten, haben wir schon an anderer Stelle
berichtet (s. dieses Handbuch, Bd 2, S. 80).
Im Jahre 1840 stellte Herschel seine wichtigen Untersuchungen über das Ver-
halten verschiedener auf Papier aufgetragener Silberverbindungen gegen das Sonnen-
spectrum an Er verglich Silbernitrat-, Chlorsilber- und Bromsilberpapier und fand,
dass das „chemische Spectrumbild“ auf ersterem 1,57 mal länger als das leuchtende
sichtbare Spectrum war, bei Chlorsilber war es 1,8 mal und bei Bromsilber sogar
2,16 mal länger, so dass die üeberlegenheit des letzteren in Bezug auf Empfindlichkeit
gegen verschiedene Strahlen daraus hervorging ■‘).
Auch Becquerel gab an, dass ein mit Bromkaliumlösung bestrichenes, getrock-
netes und mit Silbernitrat behandeltes Papier empfindlicher ist, als Chlorsilberpapier®).
Fyfe beschrieb im Jahre 1839 eine Methode zur Herstellung von photo-
graphischem Papier mit phosphorsaurem Silber. Er behandelte entweder Papier
nacheinander mit phosphorsaurem Natron und Silbernitrat oder bestrich das Papier
mit einer Lösung von phosphorsaurem Silber in Ammoniak oder kohlensaurem
Ammoniak. Die damit hergestellten Lichtbilder fixirte er mit Ammoniak®). Diese
Methode fand jedoch keine Anwendung in der photographischen Praxis (s. unten).
Verignon hat zuerst im Februar 1840 ein Chlorbromsilber-Papier
empfohlen (gesalzen mit Chlorammonium, Bromnatrium und Chlorstrontium), unter
1) Compt. rend. 1839. Bd. 8, S. 410.
2) Compt. rend. Bd. 10, S. 485.
3) Compt. rend. 1839. Bd. 8, S. 246.
4) Philos. Transaet. for 1840, S. 26.
5) Bibi, univers. Bd. 33, S. 400. Pogg. 1841. Bd. 130, S. 43.
6) Edinb. new phil. Journ. 1839, S. 144. Dingler, Polytechn. Journ. Bd. 74, S. 55.
1*
4
Vierter Theil. Erstes Capitel.
der Bemerkung, dass das Bromid das Papier empfindlicher als reines Chlorid mache ’).
Er fixirte mit Pixirnatron.
Zum Salzen der positiven Copirpapiere wurden ausser Chloriden oder Bromiden
allerlei Präparate empfohlen, z. B. Jodide, Fluoride u. s. w.
A. V. Buda z. B. salzte Positivpapier mit Chlorammonium, Bromkalium, Jod-
ammonium und Fluorammonium ^).
Taylor theilte 1840 mit, dass man ein verbessertes Copirpapier dadurch erhalte,
wenn man das mit Kochsalz gesalzene Papier mit salpetersaurem Silberoxyd-
Ammoniak (durch Zusatz von Ammoniak zu Silbernitrat, bis der anfangs entstandene
Niederschlag sich wieder auflöst) imprägnirt ’), und Talbot beschrieb 1844 ein ganz
ähnliches Verfahren'*).
Nach vielen Versuchen und den praktischen Erfahrungen vieler Jahre erkannte
man das Chlorid als das beste Salz für den Positivprocess, welches in der Folge der
Hauptbestandtheil der Salz- oder Albuminpapiere, sowie der Emulsions - Copirpapiere
blieb, zu welchem allerdings häufig verschiedene Zusätze gemacht wurden ; unter diesen
verdient besonders der Zusatz der Citrate und Tartrate Erwähnung.
Die erste Mittheilung betreffs des Ueberziehens von Papier mit Substanzen,
welche der Eauhheit und Porosität der Papiersehieht entgegenwirken und dadurch
Bilder von grösserer Feinheit im Silber -Copirprocess bewirkten, verdanken wir
Blanquart-Evrard. Derselbe befasste sieh mit dem im Jahre 1847 bekannt ge-
wordenen Niepce’schen Negativverfahren mittels Eiweiss- oder Stärkeschiehten auf
Glas (s. Band IT, S. 147), und fand im Jahre 1850, dass Albumin und Milehserum
sowohl für Negativpapier mit Hervorrufung, als auch für Positiv- Auseopirpapier
günstig wirke. Blanquart-Evrard legte seine Methode am 27. Mai 1850 der
französischen Akademie der Wissenschaften vor (Compt. rend. 1850. Bd. 30, S. 663)
und beschrieb u. A. die Präparation von Positivpapier mit Eiweiss, welches
er mit Chlornatrium salzte und mit concentrirter Silberlösung (1:4) sensibilisirte.
Somit waren schon zu Anfang der fünfziger Jahre die Präparationsmethoden
des Positivpapieres mit Albumin, Stärke und Gelatine bekannt, und ferner war
bereits die Aufmerksamkeit auf den Zusatz von organischen Säuren zu den Silber-
Copirpapieren gelenkt. Im Jahre 1856 studirte Hardwich das Verhalten des Silber-
citrates im positiven Copirprocess genauer (Journ. Phot. Soc. London, Bd. 3, S. 6;
Kreutzer, Jahresber. f. Phot. 1856. S. 23). Er präparirte Papier mit einer Mischung
von Natriumcitrat, Chlorammonium und Gelatine und sensibilisirte es durch Baden
in Silbernitratlösung. Hardwich fand, dass das beim Silbern entstehende Silber-
citrat das Bild günstig beeinflusste, weil die Copien kräftiger werden als mit reinem
Chlorsilber und ihre Farbe mehr piupurroth bis braun wurde, ohne den unangenehmen
blauen Ton reiner Chlorsilberpapier- Copien zu haben. Die Vergoldung der mittels
neutralem Natriumeitrat und Chlorid erzeugten Papiere ging gut von statten.
Alle diese Copirprocesse wurden später praktisch verwendet. Zunächst wurde
das Stärke -Chlorsilberpapier bevorzugt, dann (Anfang der sechziger Jahre) das einfach,
später das doppelt albuminirte Papier, während die gelatinirten Papiere, sowie die
Chloroeitratpräparation damals wenig Beachtung fanden.
1) Compt. rend. 1840. Bd. 10, S. 336.
2) Horn, Phot. Journ. Bd. 4, S. 8. Kreutzer, Jahresber. f. Phot. 1855. S. 4.
3) Athenaeum Nr. 670. Dirigier, Polyteehn. Journ. Bd. 77, S. 467.
4) Eepert. of pat. inv. Jan. 1844. 47. Diugler, Polyteehn. Journ. Bd. 92, S. 44.
Geschichtliches über die Copirprocesse mit Silbersalzeu.
5
Gelatinirte Chlorbrompapiere wurden um das Jahr 1850 oder 1851 für
den Positivprocess empfohlen, und zwar wurde in einer in dieser Zeit erschienenen
Brochure von Eomieu^) eine Mischung von 8 Thl. Gelatine, 2 Thl. Ohlornatrium
und 3 Thl. Bromkalium zum Präpariren des Papieres empfohlen. Wahrscheinlich gab
die im Jahre 1850 veröffentlichte Poitevin’sehe Methode der Herstellung von
Negativen auf Glas mittels Gelatine die Anregung zu der oben genannten Anwendung
des Leimes im Positivprocess.
Die Anwendung des Stärkekleisters als Zusatz zur Salzpräparation des Oopir-
papiers führte de Brebisson ein (Horn’s Phot. Journ. 1854. Bd. 2, S. 6 und 47).
Er überzog Papier mit gekochter Tapiocastärke, welcher er Seesalz oder Chlorammonium
zusetzte, sowie eventuell etwas Weinsäure oder Bernsteinsäure, um mehr russschwarze
Töne zu erhalten.
Nachdem die erwähnten Copirpapiere, welche mittels des Badeprocesses sensi-
bilisirt werden, durch beiläufig 25 bis 30 Jahre ihre Herrschaft behaupteten, erwuchs
ihnen durch die haltbaren Emulsions - Copirpapiere eine starke Concurrenz (vergl. Bd. II,
S. 490). Den stärksten Impuls gaben die Arbeiten G. Wharton Simpson’s (1865),
welcher das Chlorsilberemulsions-Copirverfahren ausarbeitete, sowie die Versuche
Obernetter’s (1867 und 1868), das Collodionpapier fabrikmässig darzustellen
(s. Bd. II. S. 491). Allein erst die starke Verbreitung der Amateurphotographie, zufolge
der Einführung des Bromsilbergelatine -Trockenverfahrens, machte das Bedürfniss nach
haltbaren und bequem zu verarbeitenden Copirpapieren zu einem dringlichen, und um
das Jahr 1890 eroberten sieh sowohl Chlorsilbergelatine - Emulsionspapiere („ Aristo -
papiere“) als auch Chlorsilbercollodion- Papiere („Celloidinpapiere“) den Markt, so
dass der Consum derartiger Papiere weitaus denjenigen der älteren Eiweiss- und Stärke-
papiere übertraf (vergl. Bd. II, S. 490 und weiter unten bei der speciellen Beschreibung
dieser Papiere).
Die positiven Papierbilder auf Chlorsilberpapier weisen in der Eegel einen
unschönen Parbenton auf, der sich dem Ziegelroth nähert. Das Schönen und
Dunkelfärben der Bilder geschah anfangs vermittelst Schwefel, welcher mit
Silber dunkles Schwefelsilber bildet.
In den vierziger Jahren war nur das Färben der Papierpositive mittels Schwefelung
durch Pixirnatronbäder, welche in Folge eingetretener Zersetzung Schwefel ausschieden,
bekannt. Alte Pixirnatronbäder färben die Papiercopien allmählich braun. Blanquart-
Evrard beschrieb im Jahre 1847 diese Wirkung des Pixirnatrons -) und erwähnt,
dass der Grund des Dunklerfärbens in einer Eeaktion des Silbernitrates auf das
Fixirbad bestehe, und dass man frische Pixirnatronbäder bald in „den gehörigen
Zustand“ überführen könne (d. h. dass es die Papierbilder dunkel färbt), wenn man
in das Bad ein wenig concentrirte Silberlösung giesst '®).
Blanquart-Evrard hatte auch den Zusatz von Essigsäure zum Pixirbade
empfohlen, ebenso Pau (Kreutzer, Jahresber. f. Phot. 1856. S. 39); Valicourt'^)
(1851) empfahl die Essigsäure durch Bleiacetat zu ersetzen, welche im Pixirnatron
die Entstehung violetter Töne verursache, was auch Henderson“) (1862) beobachtete.
1) In Valicourt’s Manuel de Phot. 1851 findet diese Brochure Erwähnung.
2) D ingier, Polyteehn. Journ. Bd. 104, S. 32.
3) Din gl er, Polyteehn. Journ. Bd. 104, S. 275.
4) Valicourt, Manuel de Phot. 1851. S. 345.
5) Ed er ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 484.
6
Vierter Theil. Erstes Capitel.
Aubree theilte mit, dass Fixirnatron mit verdünnter Salpetersäure gleichfalls Silber-
eopien dunkel färbe ^). — Der Abbe Lab er de fügte eine Mischung von essigsaurem
Ammoniak und Essigsäure^) zum Fixirnatron (Cosmos, vom 16. December 1853). —
Durch alle diese Zusätze wird aus dem Fixirnatron die allmähliche Ausscheidung von
Schwefel bewirkt, und der berühmte Chemiker Regnault warnte schon im Jahre 1855,
dass alte Fixirnatronbäder die Copien wohl hübsch dunkel färben, dass aber diese
dann rasch vergilben. Davanne und Girard zeigten unmittelbar danach, dass die
in alten Fixirbädern dunkel gefärbten Silberbilder stets Spuren von Schwefel enthielten.
Das Schönen (Tonen) der positiven Papierbilder mit Goldsalzen
wurde von Le Gray im Jahre 1850 eingeführt ’). In seiner Brochure „Traite pratique
de Photographie sur papier et sur verre“ (Juni 1850. Paris), in welcher auch zuerst
der Verwendung des Collodions Erwähnung geschah (s. Bd. 2), beschrieb Le Gray
die Herstellung positiver Papierbilder auf Salzpapier. Er empfahl nicht nur das
Fixiren mittels eines Fixirnatronbades, dem etwas Silbernitrat zugesetzt war, sondern
auf S. 22 erwähnt er auch, dass er sehr schöne sammetartige Töne erhielt, wenn er die
Copien in ein Bad von sogen. Sei d’or (d. i. unterschwefligsaures Goldoxydul -Natron)
in einer Verdünnung von 1 ; 1000 tauchte.
Humbert de Molard beschrieb im Jahre 1851 (15. Januar 1851. Societe
d’eneouragement, S. 44) die Anwendung verschiedener Goldbäder. Er wusch die
Copien zuerst in Ammoniak, behandelte sie dann mit dem Goldsalz von Gelis und
Fodor (unterschwefligsaures Goldoxydul -Natron) oder mit einer Lösung von Gold
in Königswasser, welche mit Kreide neutralisirt war („Kreidegoldbad“).
Schliesslich fixirte er mit einer jodhaltigen Cyankaliumlösung. Dieser Process war
— was das Behandeln mit Ammoniak und Fixiren mit Cyankalium anbelangt —
unvortheilhaft , aber er verdient unsere Beachtung, weil wahrscheinlich zum ersten
Male in dieser Abhandlung die Anwendung des neutralen Chlorgoldbades (mit
Kreide) beschrieben ist.
Später empfahl Le Gray an Stelle des Sei d’or das Behandeln mit einer mit
Salzsäure angesäuerten Chlorgoldlösung. Er erwähnte in seiner zweiten Brochure
„Photogi-aphie; Traite nouveau des proeedes sur papier et sur verre“ (welche ohne
Jahreszahl gedruckt, jedoch nach Dr. E. Hornig im Jahre 1854 erschienen ist), dass
man dasselbe zur Verbesserung des Tones der Bilder auf Salzpapier, welches (z. B.
bei schlechtem Wetter) nur kurz belichtet und dann mit Gallussäure entwickelt wurde,
benützen könne. Ferner empfiehlt er sowohl für Salzpapier- als auch für Albumin-
papiercopien (ohne Hervorrufung) das sauere Chlorgoldbad; die Copien wurden
gewaschen, in ein Bad von 1 Thl. Chlorgold, 25 Thl. Salzsäure und 1000 Thl. Wasser
gebracht, dann gut gewaschen, damit keine Säure ins Fixirbad gelangt, und schliesslich
mit unterschwefligsaurem Natron fixirt. Die Salzsäure sollte das freie Silbernitrat in
Chlorsilber umwandeln, die Weissen der Copie klären und das Niederschlagen des
1) Compt. rend. 1850. Bd. 30, S. 747.
2) Vergl. die analoge Vorschrift von Barreswil und Davanne im Bull. Soc.
fran?. de Phot. 1855. S. 107.
3) Mereier schreibt in seinem Buche „Virages et fixages“, Paris 1892, S. 6,
die Einführung der Vergoldung der Papierbilder einem Dr. 0 ’ Schaugnessi in
Caleutta zu und beruft sieh auf Humbert de Molard mit einem Citate des „Bull.
Soc. fran?. Phot.“, 20. April 1855. Wie Verfasser schon in der ersten Auflage dieses
Heftes (1887) erwähnte, war jedenfalls Le Gray der erste, welcher das Vergoldungs-
verfahren publicirte. E.
Geschichtliches über die Copirprocesse mit Silbersalzen.
7
Goldes auf dem Silberbilde beschleunigen. Le Gray vermied die Anwendung
angesäuerter Pixirbäder und suchte jede Sehwefelausseheidung in denselben zu ver-
meiden. Man beobachtete , dass bei dem Tonungsverfahren mit saurer Chlorgoldlösung
die Intensität der Oopien stark abnimmt und dieselben somit sehr kräftig gehalten
werden müssen. Da diese zerstörende Wirkung grösser ist, wenn die Lösung des
Chlorids freie Salzsäure enthält, so dachte man daran, die freie Säure durch den
Zusatz eines Alkali zu vermindern.
So entstanden an Stelle der anfangs verwendeten sauren Goldbäder die neutralen
oder alkalischen, welche nicht nur einen grösseren Eeichthum der Farbentöne beim
Schönen gaben, sondern auch den Vortheil hatten, das Pixirbad nicht zu verändern,
wenn die Papiere aus dem Goldbade in die Pixirlösung gebracht wurden.
Eine mit Kreide neutralisirte Chlorgoldlösung wurde schon, wie erwähnt,
von Humbert de Molard (1851) und auch von Bayard^) zum Schönen der positiven
Bilder angewendet, jedoch Hess letzterer dieses Bad nach dem Pixiren mit unter-
sehwefligsaurem Natron folgen, was den Parbenton unbeständig machen muss, weil
das beim Vergolden entstehende Chlorsilber im Bilde bleibt.
Die Einführung der alkalischen Goldbäder (vor dem Pixiren) verdanken
wir Waterhouse in Halifax, wahrscheinlich im Jahre 1858^), es wurde kohlen-
saures Natron (oder später doppeltkohlensaures Natron) zum Chlorgold zugesetzt.
Man benutzte z. B. eine Lösung von 1 Thl. Soda in 400 Thl. Wasser und fügte
1 Thl. Chlorgold auf 3000 bis 4000 Thl. dieser Lösung hinzu *).
Die Vortheile dieser Verfahren bestanden nicht nur darin, dass man die Copien
nicht so dunkel zu drucken brauchte, weil sie in alkalischen Goldbädern die Bilder
weniger stark angriffen, sondern auch, dass ein Vergilben der Papiere im Bade nicht
eintreten konnte, was leicht geschehen konnte, wenn das silbernitrathaltige Bild in
die unterschwefligsaure Goldlösung (Sei d’or) gelangte.
Hardwieh führte im Deeember 1858 besonders für Albuminpapier zuerst ein
Goldbad mit alkalischer Eeaetion und einem organischen Salze (nämlich citronensaurem
Natron) ein, welches von Vielen als regelmässiger wirkend erkannt wurde und mehr
blauviolette Parbentöne als das sodahaltige Bad gab. Hardwieh mischte 3 Thl.
doppeltkohlensaures Natron (? Sesquicarbonat of Soda), 1 Thl. Citronensäure und
280 Thl. Wasser mit Chlorgoldlösung ; die Menge der Citronensäure reichte also nicht
hin, um die Soda zu neutralisiren ^). Statt Citronensäure erwähnte Hardwieh die
Möglichkeit der Anwendung von Weinsäure'^).
1) Sitzung der Pariser Photographischen Gesellschaft am 18. Mai 1855 (Cosmos.
Bd. 6, S. 710).
2) Hardwieh nennt Waterhouse als den Erfinder des alkalischen Goldtonungs-
Verfahrens (Hardwieh, „Manual of phot. Chemistry“. 1859. S. 157). Da Hardwieh
die Methode W^’aterhouse’s änderte, indem er noch eine zur Neutralisation ungenügende
Menge Citronensäure hinzufügte und diese seine Methode sehon im Deeember 1858
publieirte, so vermuthe ich, dass Waterhouse die alkalisehe Vergoldung sehon 1858
einführte, weil sonst Hardwieh die Priorität dieser Neuerung beansprucht haben würde.
3) S. die Beschreibung des Schönens mit alkalischen Goldbädern von Hughes
Horn, Phot. Journ. 1860. Bd. 14, S. 19).
4) Journ of Phot. Soe. London. Deeember 1858; Bull, de la Soe. franq. Phot.
1859. S. 22.
8
Vierter Theil. Erstes Capitel.
Maxwell Lyte veröffentlichte im Jahre 1859^) die Methode der Vergoldung
mittels phosphorsauren Natrons und Goldchlorid (1 g Chlorgold, 20 g phosphor-
saures Natron und 1 Liter Wasser), welche sicherer als die bis dahin gebräuchlichen
Goldbäder wirkte und haltbarer war als die Bäder mit Citronensäure; es wirkte ins-
besondere bei Albuminpapier gut, welches mehr Schwierigkeit beim Schönen im Gold-
bad darbot als Salzpapier. Lyte betonte, dass das Bad schwach alkalisch oder
neutral, aber keinesfalls sauer sein dürfe.
In demselben Schreiben erwähnte Maxwell Ly te, dass man statt des phosphor-
sauren Natrons auch mit dem gleichen Erfolge Borax verwenden könne, und besonders
das Boraxbad bürgerte sieh später allgemein ein.
John Hey Wod wendete im November 1859 eine Mischung von Borax und
doppeltkohlensaurem Natron mit Ohlorgold als Tonbad an '^).
Der Abbe Labor de empfahl kurz darauf (1860) eine Mischung von essig-
saurem Natron (3:100) und Ohlorgold als ein sicheres Goldbad, welches vor dem
PLxiren angewendet wurde ’). Das Schönungsbad mit essigsaurem Natron erfreute sieh
bald besonderer Beliebtheit und wird noch heute vielfach verwendet und auch mit
anderen Salzen combinirt (z. B. verwendete Hughes'’) u. A. eine Mischung von essig-
saurem Natron und Soda).
Davanne und Girard machten aufmerksam, dass ähnlich wie phosphorsaures
und kohlensaures Natron u. s. w., auch der Borax und das geschmolzene essigsaure
Natron wirken, indem sämmtliche alkalisch reagiren ■'"’).
Bereits im Januar 1858 hatte Le Gray die Beobachtung bei der französischen
Akademie der Wissenschaften niedergelegt, dass es vortheilhaft sei, dem Chlorgoldbade
eine Kochsalzlösung beizumischen, weil man dann vor dem Vergolden das Silbernitrat
aus den Papieren nicht so sorgfältig auszuwässern brauche ; denn dasselbe wkd durch
Kochsalz sofort in Chlorsilber umgewandelt, welches keine Störung bewii-ke, wogegen
Silbernitrat sieh im Fixirnatronbade unter Bildung von Schwefelsilber umsetzen könne“).
Als Verbesserung dieses Verfahrens führte Le Gray in demselben Jahre das
Tonungsverfahren mit Chlorkalk ein, welches gleichfalls zu den alkalischen Gold-
bädern zu zählen ist, da Chlorkalklösung immer alkalisch (nach Aetzkalk) reagirt.
Er löste 3 Thl. Chlorkalk in 1000 Thl. Wasser, filtrirte und setzte 1 Thl. Chlorgold
1) Der Brief M. Lyte’s, welchen er über diesen Process an die französische
Photographische Gesellschaft richtete, ist vom 20. December 1858 datirt! Er
gelangte jedoch erst in der Sitzung vom 21. Januar 1859 zur Verlesung (Bull, de la
Soc. fran?. de Phot. 1859. S. 34).
2) Horn, Phot. Journ, 1860. Bd. 13, S. 38. The phot. Journ , Liverpool and
Manchester. November 1859.
3) Horn, Phot. Journ. 1860. Bd. 12. Cosmos 1860. Bd. 16, S. 460. — Es ist
mir keine ältere Publikation über das Goldbad mit essigsaurem Natron bekannt als
diejenige von Laborde, auch Leake nennt dieses Goldbad das „Laborde’sche“
(Phot. News. Bd. 5, S. 458; Kreutzer, Zeitsehr. f Phot. 1861. Bd. 4, S. 180). Ich
finde auch Hannaford (in Liesegang’s „Der Silberdruek“ 1884. S. 2) als Erfinder
des Goldbades mit essigsaurem Natron angegeben, ohne dass sich ein Quellennachweis,
welcher diese Angabe begründen würde, daselbst vorfindet, oder dass ich eine
Publikation Hannaford’s, welche älter als die Laborde’sehe wäre, vorgefunden hätte.
4) Phot. Archiv 1863. S. 286.
5) Phot. Archiv 1864. S. 200.
6) S. Bull, de la Soc. framj. de JPhot. 1859. S. 15.
Gresehiclitliclies über die Copirproeesse mit Silbersalzen.
9
hinzu; hierin erhalten die Bilder eine schwarzblaue Färbung. Jedoch hatte diese
Methode noch nicht die später übliche Gestalt, weil Le Gray ausserdem die im
Chlorkalk -Goldbade getonten Bilder noch weiter in ein gemischtes Jod-Pixirnatronbad
brachte 9-
Peligot in Paris zeigte in der Sitzung der Pariser Photographischen Gesellschaft
vom 18. Mai 1855 die Anwendung des Natriumgoldchlorids, welches nicht sauer
reagire, Im Jahre 1860 befürwortete Fordos®) die Anwendung der Golddoppelsalze :
Natriumgoldchlorid und Kaliumgoldehlorid anstatt des Chlorgoldes , welches stets sauer
reagirt.
Das Kaliumgoldchlorid oder das entsprechende Natriumdoppelsalz konnte in
verdünnter Lösung (1 : 1000) ohne weiteren Zusatz einer alkalisch reagirenden Substanz
als Goldbad verwendet werden 9, jedoch bemerkte Hardwieh^) und viele Andere,
dass man durch Zusatz von etwas Alkali u. s. w. die Farbe der Copien abändern könne.
In der Folge wurden häufig diese Doppelsalze an Stelle des Chlorgoldes in den ver-
schiedenen Goldbädern benutzt.
Schwefelcyanammonium als Pixirmittel wurde zuerst von Meynier im Jahre
1863 angegeben®)- Es bürgerte sieh zu diesem Zwecke nicht ein, jedoch erlangte
das Tonbad mit Chlorgold und Schwefelcyanammonium für positive Bilder mehr Be-
deutung, welches gleichfalls von Meynier zuerst im Jahre 1863 angewendet wurdet;
dieses Bad wirkt wohl weniger günstig bei Albuminpapier, dagegen wurde es später
insbesondere für Bilder auf Chlorsilbercollodion und Gelatine angewendet.
Die ersten Tonungsversuche mit Platinsalzen machte de Carauza in
Constantinopel (1856), welcher Silberbilder vor dem Pixiren mit schwach salzsaurer
Platinchloridlösung (1:2000) mit schwarzer Farbe tonte, während Poupat in Paris 9
das Natriumplatinchlorid (1 : 1000) zu diesem Zwecke vorzog, weil es die Halbtöne
der Bilder weniger angreift als saure Platinchloridlösung Aber auch dieses Salz
macht die Bilder kraftlos, weshalb die Platintonung erst praktische Erfolge zu ver-
zeichnen hatte, als man das Platinchlorür , resp. das Kaliumplatinehlorür zu Tonungs-
zwecken verwendete, was wohl zuerst von J. Eeynold (1886) und dann von Lyonei
Clark (1888) u. A. geschah, wie im Capitel über „Platintonung“ näher ausgeführt
werden wird.
1) Bull, de la Soc. franp. de Phot. Januarheft 1859. S. 13.
2) Bull, de la Soc. fran§. de Phot. Kreutzer, Zeitsehr. f. Phot. 1860. Bd. 2,
S. 153.
3) Liesegang, Phot. Archiv 1860. S. 80.
4) Kreutzer, Zeitsehr. f. Phot. 1860. S. 163 aus Brit. Journ. Bd. 8, S. 54.
5) Phot. Archiv 1863. S. 65. Bull, de la Soc. frane. de Phot. 1863. S. 13.
6) Phot. Archiv 1863 S. 208.
7) Kreutzer, Jahresber. f. Phot. 1856. S. 44. La Lumiere 1856. S. 35.
ZWEITES CAPITEL.
E1NI>EITÜNG ZU DEN OOPIEVERFAHREN AUF PAPIER.
Wird ein Bild, eine Zeichnung oder eine photographische Matrize
auf ein lichtempfindliches Papier gelegt und dem Lichte ausgesetzt, so
tritt an allen jenen Stellen, wo das Sonnenlicht durchdringen und auf
das lichtempfindliche Präparat ein wirken kann, eine Zersetzung ein.
Diese Processe verlaufen je nach der Natur der angewendeten licht-
empfindlichen Substanzen verschieden, und es entsteht entweder unmittel-
bar ein deutliches sichtbares Bild oder ein unsichtbares Lichtbild, welches
durch Behandlung mit anderen chemischen Präparaten sichtbar gemacht
wird (s. Bd. I, Abth. 1, S. 178 und Bd. II, S. 28). Die erstgenannten
Bilder (Copien), welche man so lange dem Lichte aussetzte, bis sie voll-
kommen deutlich sichtbar sind, wollen wir directe Copien oder Copien
ohne Hervorrufung nennen (z. B. Copien auf Albuminpapier, Cyano-
typien u. s. w.). Diese photographischen Processe, bei welchen die Copien
durch die Lichtwirkung unmittelbar die erforderliche „Schwärze“ (In-
tensität der Färbung) erhalten, nennt man Auscop irproeesse. Wird
lichtempfindliches, mit Silbervei’bindungen getränktes Papier nur kurze
Zeit belichtet, so dass ein wenig oder gar nicht sichtbares Bild entsteht,
welches (z. B. mit Gallussäure) als kräftiges Bild hervorgerufen wird,
so nennt man solche Bilder „Copien mit Hervorrufung“ oder
„Hervorrufungscopien“. Zu diesen Copirprocessen werden nicht nur
Silberverbindungen, sondern auch andere Verbindungen (z. B. Eisen- und
Cyan Verbindungen, Platin u. s. w.) verwendet, und es erhalten diese
Yerfahrungsarten besondere Namen, welche entweder auf die zur An-
wendung gelangten und für den Process charakteristischen Chemikalien
(z. B. Platinotypie) oder auf die Farbe der Copien (z. B. Blaudruck,
Cyanotypie) Bezug haben.
Wir wollen zunächst die Copirprocesse auf Papier mit Silber-
verbindungen (sogen. Silber- Copirprocess oder Silberdruck) erörtern.
Das Wesen des Silber-Copirprocesses ist einfach. Man über-
zieht ein Blatt Papier mit einem lichtempfindlichen Silbersalze (Chlor-
silber, Silbercitrat u. s. w.) wobei man sich entweder eines Badeprocesses
Vierter Theil. Zweites Oapitel. Einleitung zu den Copirverfahren u. s. w. 11
bedient oder das lichtempfindliche Präparat in Form einer Gelatine-
oder Collodionemulsion aufträgt. Hiermit kann man hinter einer Zeich-
nung eine negative Copie erhalten, d. h. die weissen Stellen werden
in der Silbercopie schwarz erscheinen und umgekehrt. Deshalb werden
solche Papiere nach dem Belichten unter einem Negative eine
positive Copie geben; diese Copirprocesse sind von ausserordentlicher
Wichtigkeit zur Herstellung von positiven Abzügen auf Papier nach den
in der Camera aufgenommenen Negativen. Fixirt werden diese positiven
Papierbilder dadurch, dass man sie in eine Lösung von Fixirnatron
(Natriumthiosulfat) taucht, welches das unverändert gebliebene Silbersalz
auf löst und, wie man gewöhnlich anniramt, metallisches Silber an den
im Lichte geschwärzten Stellen zurücklässt.
Die sich hierbei vollziehenden chemischen Vorgänge lassen sich
beim Chlorsilber, welches die Grundlage der lichtempfindlichen Silber-
Copirpapiere in der Eegel bildet, in folgender Weise darstellen: Das
Silberchlorid {A(j Gl) färbt sich im Lichte violettschwarz, indem es Chlor
verhert und in ein an Chlor ärmeres Subchlorid übergeht. Das Silber-
subchlorid ist dunkel gefärbt, und man gibt ihm die hypothetische Formel
Ag^ CI, obschon bei den gewöhnlichen Copirprocessen wohl niemals so
viel Chlor abgespalten wird, dass dieses Minimum an Chlor übrig bliebe
(vergl. Bd. I, Abth. 1, S. 175). Carey Lea nimmt an^), dass im stark
dunkel gefärbten Silbersubchlorid oder, wie er es nennt, „Silberphoto-
chlorid“ (a. a. 0. S. 176) auf 20 Molekel Silberchlorid {Ag Gl) nicht mehr
als ein Molekel Silbersubchlorid {Ag^ Gl) vorhanden ist, also auf 22 Atome
Silber 21 Atome Chlor kommen. Ob man nun die Abspaltung von mehr
oder weniger Chlor durch Lichtwirkung aus dem Chlorsilbermolekel an-
nimmt, so beeinflusst das die weiteren Ausführungen über die chemischen
Principien des Silber- Oopirprocesses nicht. Durch die Gegenwart sogen,
chemischer Sensibilisatoren, welche grosse chemische Verwandt-
schaft zu Chlor haben und deshalb die auf die Abspaltung von Chlor aus
dem Chlorsilber hinzielende Arbeit des Lichtes befördern (Silbernitrat,
Kaliumnitrit, Ammoniak) wird der Färbungsprocess im Lichte beschleunigt.
Die Sensibilisatoren im Auscopirprocess äussern zunächst ihre Wir-
kung dadurch, dass sie die Färbung der Silberverbindungen im Lichte
beschleunigen, was man durch Copir versuche unter Scalenphotometern
leicht nachweisen kann. Jedoch ist die Eigenschaft eines photographischen
Papieres: rasch im Lichte eine erkennbare Färbung anzunehmen, keines-
wegs identisch mit der Eigenschaft: nach längerer Lichtwirkung eine
intensive kräftige Schwärzung zu erhalten. Die Sensibilisatoren äussern
t
1) Phot. Corresp. 1887. S. 289.
12
Vierter Tlieil. Zweites Oapitel.
ihre Wirkung in verschiedener Weise. So z. B. wird Chlorsilber im
Lichte dunkel gefärbt, welcher Process durch Silbernitratlösung, selbst
wenn sie stark verdünnt ist, beschleunigt wird, wobei nicht nur die Licht-
empfindlichkeit erhöht, sondern auch die Kraft der Copien bei stärkerer
Lichtwirkung gesteigert wird. Dabei bleibt aber der Eeductionsproeess
im Wesentlichen auf die Ueberführung des Silberchlorides in Silber-
subchlorid beschränkt, ohne dass das Lieht nnter diesen Verhältnissen
im Stande wäre, grössere Mengen des Silbersalzes zu metallischem Silber
zu reduciren. Fügt man jedoch zum Chlorsilber ausser Silbernitrat noch
Silberalbnminat oder organische, leicht oxydirbare Säuren (Citronensäure,
Weinsäure u. s. w.), so erfolgt nach genügender Lichtwirkung ein weiterer
Zerfall des Chlorsilbers, sowie des mit organischer Substanz gemischten
Silbernitrates, wobei die Zersetzung bis zur Ausscheidung von metallischem
Silber vorschreitet; hiermit ist grosse Kraft in den Bildstellen verbunden,
welche auch nach dem Behandeln mit Pixirbädern weitaus besser gewahrt
bleibt, als dies beim Silbersubchlorid der Fall ist, welches beim Fixiren
an Intensität der Färbung sehr grosse Einbusse erleidet. Diese Sub-
stanzen vermindern häufig die Empfindlichkeit der Silberpapiere gegen
schwache Lichtwirkung, erleiden aber bei stärkerer Lichtwirkung rasch
eine durchgreifende Zersetzung und intensive Schwärzung (Färbung),
und dadurch werden die Copien contrastreich und kräftig in den Schwärzen;
man kann solche Substanzen, welche die Kraft der Schwärzen beim
Auscopirprocess fördern, als „Krafterhöh er“, zum Gegensatz von
„ Empfindlichkeitserhöher“ (Sensibilisator im engeren Sinne des
Wortes) bezeichnen.
Substanzen, welche bedeutende „Krafterhöher“ im Auscopir-
process mit Silbersalzen sind, drücken meist die Lichtempfindlichkeit
gegen schwache Lichteindrücke herab; z. B. ist Silbercitrat und Silber-
tartrat (citronensaures und weinsaures Silber) wesentlich weniger licht-
empfindlich als Chlorsilber (Marktanner-Turneretscher, s. unten).
Mischt man diese Salze mit Chlorsilber, so ist die Lichtempfindlichkeit
des Gemisches merklich geringer, als jene des Chlorsilbers, die Copien
werden aber in ersterem Palle kräftiger, brillanter, contrastreicher, weil
die stärkere Lichtwirkung eine durchgreifendere Zersetzung der Silber-
salzschicht herbeiführt.
Bei allen diesen Processen wird durch die Natur der Silbersalze
auch die Färbung des Silbersalzpapieres beeinflusst. Beines Chlorsilber
färbt sich im Lichte zuerst hellviolett, schieferblau und zum Schlüsse
bronzefarbig, während bei Gegenwart von Citronensäure, Silbercitrat,
Tartrat u. s. w. die Färbung im Lichte röthlich bis braun wird (vergl.
unten). Dabei werden die Silberoxydsalze der organischen Säuren im
Einleitung zu den Copirverfahren auf Papier.
13
Lichte zersetzt, und moderne Oopirpapiere, welche neben Ohlorsilber noch
wesentliche Mengen von ersteren enthalten, verdanken ihre Färbung beim
Copirprocesse grössten theils der photographischen Zersetzung der Silber-
oxydsalze.
Das Auftreten von Bronze -Farbentönen (Bronziren fälschlich auch
Solarisiren der Auscopirpapiere genannt) beim Copirprocess ist un-
erwünscht, weil die dunkelsten Schatten möglichst satt schwarz erscheinen
sollen, nicht aber olivenbraun-bronzeartig (also mitunter lichter als
die Mitteltöne). Das Auftreten der Bronzetöne hängt nicht mit der
Empfindlichkeit der Papiere zusammen, sondern ist (wie B. Valenta
zeigte^), lediglich von der Zusammensetzung der empfindlichen Schicht
abhängig, wie man besonders bei Versuchen mit Celloidinpapier beobachtet.
Feuchtigkeit befördert die Zersetzung der Silbersalze durch Licht-
wirkung, und zwar nicht nur die Farbennuance (s. Bd. I, Abth. I,
S. 174 und 402), sondern auch die Kraft der Oopien. Deshalb erleiden auch
gesilberte Papiere, welche an sehr trockener Luft oder im Exsiccator aus-
getrocknet sind, eine geringere, weniger durchgreifende Zersetzung im
Lichte und liefern kraftlose Copien; es genügt meistens, wenn das Papier
aus der atmosphärischen Luft Feuchtigkeit aufzunehmen in der Lage ist.
damit der Copirprocess glatt verläuft.
Die Noth Wendigkeit der Anwesenheit einer, wenn auch nur geringen
Menge von Feuchtigkeit beim Auscopirprocess erklärt sich daraus, dass
das aus dem Chlorsilber zufolge der Lichtwirkung abgespaltene Chlor
nur dann in rasche ßeaction mit dem chlorabsorbirenden chemischen
Sensibilisator treten kann, wenn Feuchtigkeit diese Wechselwirkung ein-
leitet oder mindestens begünstigt.
Der Zersetzungsprocess von Chlorsilber bei Gegenwart von Silber-
nitrat (als Sensibilisator) verläuft nämlich nach dem Schema:
4.Äg CI + 2AgNO-i + 3^0
= 2Äg^ CI -t- 2Agbl + 2HNOs + 0,
wobei der Sauerstoff — falls organische, oxydationsfähige Substanzen
zugegen sind, was bei Auscopirpapieren stets der Fall ist — für
Oxydationsprocesse secundär in ßeaction tritt.
Alle diese ßeactionen beeinfiussen den Charakter (die Farbe,
Brillanz u. s. w.) der Copien im Auscopirprocess, und deshalb erfordert
die Ausarbeitung künstlerisch wirksamer und an die verschiedenen
Negative anpassungsfähiger Copirpapiere viele Mühe und Umsicht. Diese
Arbeiten werden deshalb gegenwärtig meistens in Specialfabriken vor-
genommen, und es kommen die photographischen Papiere und die hierfür
1) Eder’.s -Tahrbucli f. Photographie f. 1896. S. 256.
14
Vierter Theil. Zweites Capitel.
passenden Arbeitsvorschriften gegenwärtig in der überwiegenden Anzahl
von Fällen gebrauchsfertig auf den Markt.
EintheiluDg der Auscopirpapiere in Badepapiere und Emulsions-
papiere. — Einfluss des Bildträgers auf die Silhercopien.
Wie bereits oben (s. S. 11) erwähnt wurde, kann man Silber-Auscopir-
papiere mittels zweier principiell verschiedener Methoden herstellen, nämlich :
1. Durch Tränken von Papier mit Chloriden (unter eventuellem
Zusatz von Bromiden, Citraten und anderen Salzen), Trocknen und hinter-
heriges Sensibilisiren mittels Silbernitratbädern, wobei erst die licht-
empfindliche Schicht sich bildet. Derartige Papiere kann man als
„ Silber-Badepapiere“ bezeichnen (Salzpapier, Arrowroot- oder
Harzpapier, Albuminpapier);
2. durch Mischen von Chlorsalzen (unter eventuellem Zusatz anderer
Salze oder Säuren) mit Silbernitrat bei Gegenwart einer verdickenden
(colloidalen), als Bindemittel dienenden Substanz, wobei sich eine Chlor-
silber-Emulsion bildet, welche in fertig gemischtem Zustande auf
Papier aufgetragen wird, so dass unmittelbar ein gebrauchsfertiges
sensibles Papier resultirt (Celloidin-, Aristopapiere u. s. w.).
Hierbei ist die verdickende, als Bindemittel dienende Substanz von prineipieller
Bedeutung für das Copirverfahren. Man benutzt
a) Collodion als Bindemittel und Bildträger, welches an und für sieh gegen
Silberverbindungen sich indifferent verhält und gute Bildsehiehten liefert. Derartige
Papiere führen den Namen „ Chlorsilbereollodion - Auseopirpapiere“ oder
„Celloidinpapiere“. Sie werden in der Eegel durch Mischen von Chloriden mit
überschüssigem Silbernitrat unter Zusatz von Citronensäure hergestellt.
b) Gelatine als Bindemittel liefert sogen. „Chlorsilbergelatine-Auscopir-
papiere“ oder „Aristopapiere“. Da die Gelatine auf Silbernitrat allmählich
zersetzend einwirkt und Uebersehuss des letzteren im Gelatine - Auscopirprocess sich
ungünstig verhält, so fügt man der Mischung von Chloriden und Silbercitrat noch
Citrate oder Tartrate bei, welche Silbereitrat oder Tartrat bilden und dann bei üeber-
sehuss von Citronensäure gut eopirende haltbare Papiere liefern.
Wird die Gelatine mit etwas Formalin gehärtet, so nennt man solche Papiere
(nach Schering) „ Gelatoidpapiere“.
c) Pflanzeneiweiss-Substanzen liefern in geeigneter Darstellung schwefel-
freie Producte (Nucleopro teide), welche in Alkohol löslich sind und die Dar-
stellung von Chlorsilber- Emulsionen, ganz nach Art der Collodion -Emulsionen, gestatten,
indem diese Proteide den Vorzug haben, gegen Silbernitrat indifferent zu sein. Diese
in neuester Zeit (1897) erfundenen Emulsions - Auscopierpapiere führen die Namen
„ Phosphalbinpapier oder „Protalbinpapier “. Sie sind rein weiss, während
das getrocknete Albumin in stärkeren Schichten gelblich ist.
d) Albumin, Stärke u. s. w. hat sieh nach bisherigen Versuchen nicht zur
Herstellung von Emulsionspapieren verwendbar machen lassen. Zusätze davon, z. B.
von Stärke zur Gelatine -Emulsion, um sie für Mattpapierdarstelluug geeigneter zu
machen, sind ab und zu in Verwendung.
DRITTES CAPITEL.
ENTSTEHUNG PHOTOGRAPHISCHER SILBERDRUOKE
MITTELS VERSCHIEDENER SILBERSALZE. —
ZUSAMMENSETZUNG DER SILBERCOPIEN.
I. Silbernitrat auf Papier.
Silbernitrat für sich allein auf reinem Papier färbt sieh im Lichte dunkel,
aber nicht so rasch, als wenn Chlorsilber, Bromsilber, Silbereitrat (= eitronensaures
Silber) oder Phosphat u. s. w. zugegen ist. Es spaltet sieh nach der Gleichung
2AgNO., -\-H^O=2Ag + 2ENO^ + 0.
Es wird also Salpetersäure frei und Sauerstoff zur Oxydation der organischen
Substanz des Papieres oder beigemengter organischer Substanzen verbraucht. —
Ein Lichtbild auf reinem Silbernitratpapier lässt sich durch blosses Waschen mit
destillirtem Wasser nicht völlig, sondern nur bis zu einem gewissen Grade fixireu;
die Silbersalzmenge, welche zurückkleibt, ist allerdings sehr gering, und deshalb dunkelt
auch das Bild sehr wenig nach (Davanne und Girard, Bull. Soc. frane. Bd. 5, S. 340).
Bei Gegenwart von freier Salpetersäure erfolgt die Schwärzung des Silbernitrat-
papieres kngsamer. Ammoniakdämpfe oder Anwendung ammoniakalischer Silbersalze
beschleunigen aber die Schwärzung.
Silbernitrat, gemischt mit Gelatine, Eiweiss, wird im Lichte purpurbraun und
hinterlässt, nach dem Behandeln mit Fixirnatron, dunkelgefärbtes metallisches Silber,
welches hartnäckig organische Substanz zurückhält und dadurch in seiner Farbe
beeinflusst wird.
II. Chlorsilberpapier. — Albuminpapier.
Tränkt man Papier mit einem löslichen Chlorid , z. B. Chlornatrium , daun mit
Silbernitrat, so entsteht nach der Gleichung
Na CI + AgNOs ^ Ag CI ^ NaNO^.
Chlorsilber und Natriumnitrat.
Wäscht man derartiges Papier gut aus, so bleibt reines Chlorsilber am Papier
zurück. Dasselbe färbt sieh im Lichte wohl auch rasch, aber die Zersetzung schreitet
nicht vor, die Färbung wird nicht intensiv und verschwindet grösstenteils im Fixir-
bade. Es entsteht Silbersubehlorid, welches nur langsam durchgreifend zersetzt wird.
Wenn man überschüssiges Silberniträt dem Chlorsilber beimengt und dem Lichte aus-
setzt, so steigt die Empfindlichkeit ein wenig, jedoch wird die Intensität der Schwärzung
bei stärkerer Lichtwirkung sehr bedeutend erhöht. Silbereitrat, Tartrat^) und viele
andere organische Silbersalze vermindern die Lichtempfindlichkeit des Chlorsilbers,
wirken aber als „Krafterhöher“ und bewirken grössere Intensität der Schwärzen der
l) Silbertartrat = weinsaures Silber.
16
Vierter Theil. Drittes Capitel.
Copien. üeberdies zersetzen sieh die beigemengten Silberoxydsalze ihrerseits selbst
durch Liehtwirkung und steigern dadurch die Schwärzung (Bräunung) der Papiere.
Bei Gegenwart von Salpetersäure erfolgt die Eeduktion der Silberverbindungen
langsamer, und so mag es sieh erklären, dass gesilberte Papiere, welche mit Ammoniak
geräuchert sind, sieh rascher und kräftiger im Lichte schwärzen. In der That ver-
wendet man das Eäuehern mit Ammoniak oder kohlensaurem Ammoniak beim Copir-
proeess. Es wirkt das Ammoniak nicht nur neutralisirend für Säuren, sondern auch als
Sensibilisator (Absorptionsmittel für Chlor) und ersetzt einen Uebersehuss au Silberniti'at.
Sobald in den lichtempfindlichen Papierarten ausser Ohlorsilber und Silbernitrat
noch organische Substanzen (Eiweiss, Gelatine, Stärke u. s. w.) vorhanden sind, so
kommt zu der Lichtempfindliehkeit des Chlorsilbers auch noch die selbständige (jedoch
geringere) Lichtempfindliehkeit des Silberalbuminates oder des Gemisches von Silber-
uitrat mit Leim oder anderen organischen Substanzen hinzu. Diese Gemische geben
an und für sieh schon kräftige Lichtbilder von variablem Farbenton, welche jedoch
keine so hübschen Copien geben, als wenn ausserdem Chlorsilber zugegen ist. (lieber
Einfiuss der Leimung s. Capitel IX).
Die Natur des Chlorides, d. h. das Metall, an welches das Chlor gebunden
ist, hat keinen merklichen Einfiuss auf die Lichtempfindliehkeit des damit
gesalzenen und durch Baden mit Silbernitratlösung sensibilisirten Papieres. Dies gilt
für die gebräuchlichen Chloride, z B. Chlorkalium, Chlornatrium, Chlorammonium u. s. w.
[M. DougalP), Wright-)].
Jedoch haben die verschiedenen Chloride einen Einfluss auf den Parbeuton,
welchen das damit hergestellte Bade - Chlorsilberpapier im Lichte annimmt. Nach
Davanne und Girard ’) ist der sauere oder alkalische Zustand des Chlorides insofern
von Einfluss, als er immer einen mehr rothen Farbenton der Copie erzeugt, als der
neutrale Zustand.
Diese Färbungen sind ziemlich deutlich unmittelbar nach dem Belichten sichtbar,
ändern sieh aber im Fixirnatron sehr, jedoch bleibt in der Eegel ein Einfluss auf das
fertige Bild kaum, jedenfalls nur schwach, kenntlich. So wird Chlorsilberpapier, welches
mit Chlornatrium hergestellt und dann mit Silbernitrat sensibilisirt ist, mehr schwärz-
liche und Chlorbaryum violette Töne geben [Beckingham'^)].
Unter
blauem Glas
grünem Glas
gelbem Glas
rothem Glas
Salmiak
olivenbraun
blassbraun
braun
dunkelorange
Chlorkalium
hellpurpur
himmelblau
hellviolett
roth
Chlornatrium
purpur
blau
violett
rothbraun
Chlorbaryum
purpur
lila
rothbraun
blassrosa
Chlorcalcium
reichviolett
blassblau
blau
röthlieh
Chlormangau
reichbraun
röthlieh
blassrosa
gelb
Eisenchlorür
roth
farblos
blassroth
bleifarbig
Eiseuchlorid
blau
gelblich
strohfarben
gelb grün
1) Jahresber. f. Chemie 1865. S. 96.
2) Jahresber. f Chemie 1866. S. 81.
3) Compt. rend. Bd. 58, S. 634. Dingler, Polytechn. Journ. Bd. 127, S. 174 u. 306.
4) Kreutzer, Jahresber. f. Phot. 1857. S. 44.
Entstehung photogr. Silberdrueke mittels verschiedener Silbersalze u. s. w.
Die ersten genauen Angaben über das Verhalten des aus verschiedenen Chloriden
dargestellten Chlorsilbers machte Hunt^). Die verschiedenen Färbungen, welche das
Chlorsilberpapier unter farbigen Gläsern annimmt, zeigt die vorhergehende Tabelle.
Drummond®) erzeugte verschiedene Töne bei Photographien auf Malerleinwand,
je nach der Natur des Chlorides, womit er es salzte; Mit Chlorammonium (2 Proc.)
wird der Ton bläulich, mit Chlorealcium röthlich, mit Chlorbaryum bräunlich. (Als
Silberbad diente; 6 Thl. Silbernitrat, 48 Thl. Wasser, 0,1 Thl. Citronensäure.)
Bei den Emulsions - Copirpapieren aber, welche mittels Collodion oder Gelatine
hergestellt werden (Celloidin - oder Aristopapier) ist der Einfluss der Chloride auf die
Gradation, Empfindlichheit, Kraft und Farbe der Copien von wesentlichem
Einfluss, und zwar in ganz verschiedenem Sinne, je nachdem man sich des Collodions
oder der Gelatine als Bindemittel bedient (s. unten).
Ebenso ist der Einfluss der Gegenwart organischer Säuren oder organischer
Silbersalze auf das photographische Verhalten der Chlorsilberpapiere bedeutend (s. unten).
Albumin (thie risch es Eiweiss). Wird ein mit Albumin überzogenes Papier mit
einer starken Silbernitratlösung behandelt, so wird die Albuminschicht unter Bildung von
Silberalbuminat unlöslich. Dieses Papier, welches anhaftendes Silbernitrat enthält, ist
weniger empfindlich als Chlorsilberpapier mit Silberüberschuss (Sutton, Ereutzer’s
Zeitsehr. f. Phot. 1862. Bd. V, S, 47; Marktanner, s. unten), gibt aber kräftigere Copien.
Man pflegt dem Eiweiss etwas Kochsalz oder ein anderes Chlorsalz zuzusetzen,
wonach in dem Papier ausser dem Silberalbuminat und Silbernitrat noch Chlorsilber
vorhanden ist, was auf die Entstehung des positiven Bildes günstig wirkt. (lieber
die Quantität des zugesetzten Chlorides u. s. w. vergl. Capitel; Albuminpapier.)
Jedoch ist dieser Zusatz eines Chlorides zum Eiweiss nicht unerlässlich noth-
wendig, sondern man erhält auch mit blossem Eiweiss (ohne Salzung) und einem
gewöhnlichen Silberbade gute Copien, wie zuerst Schultner^) im Jahre 1865 und
dann Schnauss^) (1866) zeigten. Dies findet seine Erklärung darin, dass einer-
seits im Eieralbumiu stets ein gewisser Gehalt an Chlorsalzen vorhanden ist und
andererseits, dass das Silberalbuminat an und für sieh lichtempfindlich ist.
Wird gesijbertes Albuminpapier gewaschen, so wird es unempfindlicher und
erlangt im Lichte keine so intensive Schwärzung; deshalb gibt solches Papier keine
guten Copien. Eäuehert man es jedoch mit Ammoniak, so steigt die Empfindlichkeit
wieder, und die Copien werden sehr kräftig. Auch Behandeln dieser Papiere mit
salpetrigsaurem Kali (Kaliumnitrit) wirkt förderlich (s. unten), indem es als Sensibilisator
wirkt. Darauf beruht die Herstellung haltbarer empfindlicher Papiere
Wird gesilbertes Albuminpapier dem Lichte ausgesetzt, so färbt es sieh im
Lichte röthlichbraun und geht durch verschiedene Schattirungen in Braun und Schwarz-
violett über und nimmt schliesslich ein goldbronzenes Aussehen an (vorausgesetzt, dass
genug überschüssiges Silbernitrat zugegen war). Nach dem Waschen mit Wasser wird
die Färbung mehr röthlich, und die Kraft des Bildes geht zurück.
III. Einfluss verschiedener Silbersalze auf den Copirprocess.
Zum Silber -Copirprocess auf Papier werden hauptsächlich Chlorsalze und das
Silbernitrat benutzt; andere Silbersalze werden selten verwendet.
1) Nach Gmelin, Handbuch d. Chemie. 5. Aufl. Bd. 1, S. 163.
2) Phot. Archiv 1867. S. 346.
3) Phot. Corresp. 1865. S. 109.
4) Phot. Archiv. 1866. S. 45.
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufi.
2
18
Vierter Tlieil. Drittes Capitel.
1. Das Silbernitrat {AgXO.^) zu den verschiedenen Silberbädern für
Salz-, Albuminpapier oder andere Silberpräparate beim positiven Silberdruek wird am
besten in reinem krystallisirten Zustande oder auch in Stangen gegossen benutzt. Das
Salz soll rein sein und keine anhaftende Salpetersäure enthalten; ein stärkerer Säure-
gehalt bewii'kt langsameres Copiren, und die Bilder vergolden sieh schlecht im Gold-
bade. Dagegen machen freie organische Säuren (Citronensäure, Weinsäure) die Silber-
copien haltbarer, ohne im Allgemeinen ihre Eigenschaften wesentlich zu schädigen,
wovon man bei der Herstellung sogen. Dauerpapiere Gebrauch macht.
Mässig concentrirte Silbernitratlösung lässt sieh mit mässigen Mengen von
Citronensäure mischen, ohne dass eine Wechselwirkung eintritt; z. B. kann man 10-
bis löprocentige Silbernitratlösung mit 5 bis 6 Proe. Cirtonensäiire versetzen, ohne dass
Silbercitrat entsteht; bei grösserer Coneentration ti’übt sieh die Lösung unter Aus-
scheidung eines weissen Niederschlages von schwer löslichem Silbereitrat, wobei in
diesem Falle natürlich Salpetersäure frei wird D- Weinsäure bewii'kt schon in kleinerer
Menge (2 Proe.) die Trübung der Silberlösung unter Bildung von Tartrat (Hübl).
Die Anwesenheit dieser Säuren bewirkt die Entstehung röthlicher bis rothbrauner
Färbungen der Salzpapiereopien.
2. Salpetersaures Silberoxyd- Ammoniak wird erhalten, wenn man zu
einer Silbernitratlösung so lange Ammoniak hinzufügt, bis der anfangs entstehende
braune Niederschlag sich wieder auflöst
Reine ammoniakalische Silbernitratlösung macht das Papier empfind-
licher als reines Silbernitrat und gibt intensivere Copien; das erstere färbt sieh bald
am Lichte schiefergi'au. Diese Eigenschaft wurde bereits oben (S. 16) erwähnt. Das
ammoniakalische Silberpapier hält sieh nicht lange, sondern färbt sieh bald auch im
Dunklen. Auch Salzpapier, welches auf einem ammoniakalisehen Silberbade sensi-
bilisirt ist, besitzt erhöhte Empfindlichkeit und gibt Copien von hübscher Färbung
(nämlich sammetartig und weniger röthlieh, wie man es auf nicht albuminirtem Papier
schwer erreichen kann; Ha rd wich).
Einige Mängel verhindern aber die Einführung dieses Salzes im Badeverfahren.
Das in der Lösung enthaltene Ammoniak löst Chlorsüber mehr oder weniger auf und
greift die lichtempfindliche Schicht an, indem sie weisse und durchsichtige Flecken
darin erzeugt. Ferner macht ein ammoniakalisches Silberbad das Albumin nicht
unlöslich (Hardwich); deshalb verliert Albuminpapier, wenn man es darauf
schwimmen lässt, seine glänzende Oberfläche und wird matt. Die ins Silberbad über-
gehenden organischen Substanzen färben es deshalb bald dunkel.
Gesalzenes und mit Gelatine überzogenes Papier ist noch am meisten geeignet
zur Benutzung mit einem ammoniakalisehen Silberbade Hardwich löst zu diesem
Zwecke 4 Thl. Chlorammonium, 2 Thl. Gelatine in 960 Thl. Wasser, taucht darin
Papier unter, trocknet und bestreicht dieses Papier mit einer Lösung von 1 Thl.
Silbernitrat in 8 Thl. Wasser, welche mit Ammoniak bis zur Auflösung des Nieder-
schlages versetzt wurde. Hardwich gibt noch eine andere Methode an, um eine
Silberlösung mit wenig überschüssigem Ammoniak herzustelleu. Er vermischt die
Silberlösung in der angegebenen Weise mit Ammoniak, bis der anfängliche Niederschlag
sich klar löst, theilt sie dann in zwei Hälften, versetzt die eine Hälfte so lange
tropfenweise mit Salpetersäure, bis die Flüssigkeit schwach sauer reagirt und mischt
1) Als Reagens dient Methylviolett, welches durch organische Säuren nur bläulich,
mit Mineralsäuren aber grün wird.
Entstehuug photogr. Silberdrueke mittels verschiedener Silbersalze n. s. w.
dann die andere Hälfte hinzu. Die Mischung bleibt ganz klar; sie enthält nur die
Hälfte des ursprünglichen freien Ammoniaks und greift deshalb die Chlorsilberschicht
weniger an [Hardwich^]- Die mit ammoniakalisehen Silberlösungen präparirten
Papiere zersetzen sieh im Finstern rasch. Gegenwärtig stehen dieselben nicht im
Gebrauche, sondern man zieht das Eäu ehern der auf neutralen oder sauren Bädern
sensibilisirten Papiere mit Ammoniak unmittelbar vor dem Copiren oder während
des Copirens vor.
3. Schwefelsaures Silber (Silbersulfat, Ag„SOj) ist in Wasser zu wenig
löslich, um als Silberbad verwendet zu werden; deshalb ist auch der Zusatz von
schwefelsauren Salzen (Alaun u. s. w.) zum Silberbade nur in kleiner Menge möglich,
da sich sonst ein Niederschlag ausscheidet. Tränkt man Papier mit einer Lösung
von Silbersulfat in Ammoniak, so gibt dasselbe bei kurzer Belichtung recht schöne
zarte Copien von eigenthümlichem Ton. Aus Albuminpapier wird von dieser Lösung
das Albumin gelöst [Schnauss^)].
4. Chlorsaures Silberoxyd (Silberchlorat, AgClO^) in wässeriger Lösung
auf Papier aufgetragen, ist lichtempfindlich und schwärzt sich ungefähr so rasch wie
Silbernitratpapier. Beim Vermischen von chlorsaurem Kali mit Silbernitrat entsteht
kein Silberchlorat, sondern beide Salze bleiben unverändert nebeneinander bestehen
[Wolfram®)]. — Papier mit chlorsaurem Kali und Silbernitrat getränkt, gibt ein
zum Copiren taugliches Papier; das Bild ist blau bis violett, mitunter auch bräunlich
(Cooper, Snelling’s Dictionary 1854. S. 40).
5. üeberchlorsaures Silberoxyd (Silb erp erchlorat). Wird Papier mit
einer wässerigen Lösung dieses Salzes imprägnirt, so färbt es sich im Lichte dunkel;
ungefähr ebenso rasch wie Silbernitratpapier (Wolfram, Photogr. Mittheil. 1879.
Bd. XVI, S. 34).
6. Phosphorsaures Silberoxyd (Silberphosphat) schwärzt sich im Lichte
in solchem Grade, dass man damit Papierphotographien erzeugen kann (s. S. 3).
Pyfe benutzte es 1839 zu diesem Zwecke. Er tränkte Papier mit phosphor-
saurem 'Natron, Silbernitrat und schliesslich nochmals mit phosphorsaurem Natron.
Auch trug er auf Malerleinwand einen Brei von im Finstern getrocknetem Silber-
phosphat mit Terpentinöl und Canadabalsam auf, um Oelgemälden ähnliche Bilder zu
erhalten. Er fixirte mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak (1;6). Diese so
fixirten Bilder dunkeln zwar etwas weniger, was übrigens nach Fyfe ihre Schönheit
nicht beeinträchtigen soll.
Eine Lösung von Silberphosphat in Ammoniak oder Ammoniumcarbonat auf
Papier aufgestrichen, bräunt sieh im Lichte nach Pyfe rasch. Um die Zeichnung zu
fixiren, soll blosses Auswaschen mit Wasser genügen (Dingler, Polytechn. Journ. 1874.
S. 55; Edinb. new philos. Journ. 1839. S 199).
M. Lyte tauchte Papier in phosphorsaure Natronlösung (1:25), sensibilisirte in
Silbernitrat (1:5) und belichtete unter einem Negativ. Das Bild lässt sieh in ver-
dünnter Salpetersäure (1:30) fixiren.
1) Hardwich, Manuel d. phot. Chemie 1863. S. 386.
2) Phot. Archiv 1865. S. 157.
3) Phot. Mitth. 1879. Bd. 16, S. 33. Aeltere Angabe Spiller’s s. Yearbook
of Phot. 1874. S. 45.
2*
20
Vierter Theil. Drittes Capitel.
Er wendete dieses Copir verfahren auch auf Eiweisspapier an (Journ. phot. Soe.
Bd. 3, S. 50. Lumi&re. 1856. S. 76. Kreutzer, Jahresber. 1856. S. 27).
Nach Conduehee sollen derartige Bilder immer einen Schleier oder ein Grau
in den Schatten bekommen (Lumibre. 1856, S. 141. Kreutzer, Jahresber. 1856, S. 28).
Später salzte M. Lyte das Papier mit einem Gemenge von phosphorsaurem
Natron, weinsaurem Natron, Seignettesalz , Milchzucker und Leim. Bei diesem Ver-
fahren wurden keine unlöslichen Silberniedersehläge (wie Chlor-, Jod-, Bromsilber) im
Papiere erzeugt (London Soe. Bd. 3, S. 253. Bull, frane. 1857, S. 195. Kreutzer,
Jahresber. 1857, S. 58).
Setzt man phosphorsaures Natron dem Silberbade zu, so soll das Papier be-
deutend empfindlicher werden; die Copien werden zugleich weicher und zarter in den
Mitteltönen [Wilde 0]-
((Jeher Silberphosphat vergl. auch Bd. I, S. 53, 66 und 179).
Wood empfiehlt zur Erzeugung von Chlorsilber- Auscopiremulsion an Stelle von
freiem Silbernitrat das Nitrit (salpetrigsaures Silber) zu nehmen, um haltbarere
Emulsion ohne Säurezusatz zu erzielen (Phot. Wochenbl. 1893. S. 339. Phot. Corresp.
Septbr. 1893.)
7. Kohlensaures Silber auf Papier mit überschüssigem Natriumcarbonat
präparirt, färbt sich am Lichte grau (Martin, Handb. d. Photogi'. 1851, S. 174).
(üeber kohlensaures Silber vergl. auch Bd. I, S. 27 und Bd. II, S. 32)
Sogenanntes „kohlensaures Silberpapier“ (Papier au carbonate d’argent) wurde
in Frankreich 1869 von Schaeffner und Mohr in den Handel gebracht. Es liefert
jedoch nur bei Gegenwart von Ammoniak gute Drucke und muss daher mit Ammoniak-
dämpfen geräuchert werden®). Nach den Analysen von Schnauss^) enthielt jedoch
dieses Papier kein kohlensaures Silber, sondern war gesilbertes und gewaschenes
Albuminpapier.
8. Chromsaures, molybdänsaures und arsenigsaures Silber. Chrom-
saures Silber sowie molybdänsaures Silber verändern am Lichte die Farbe.
Ersteres wird braun, später bronzig und irisirend, wie ein lange dem Lichte ausgesetzt
gewesenes Silberpapier (Blow, Mitth. 1874. Bd. 2, S. 106 aus News). — Vermischt
man die Salzung von Chlorsilberpapieren oder von Emulsionspapieren (Cello'idin- oder
Aristopapier) mit Kaliumchromat, so entsteht röthliehes Silberehromat, welches
die Empfindlichkeit der Papiere vermindert, aber härtere contrastreiehere Copien liefert.
Diese Beobachtung wird bei der Fabrikation der Copirpapiere verwerthet (s. unten).
Arsenigsaures Silber verändert im Lichte die gelbe Farbe in eine grünliche oder
braune (Filhol). Wird Papier mit „liquor arsenicalis“ (d. i. einer Lösung von
arseniger Säure in Pottasche) und dann mit Silbernitrat getränkt, so wird es im Lieht
ziemlich rasch schwarz (Hunt).
9. Ferrideyansilber auf Papier, durch aufeinander folgendes Behandeln des
Papieres mit rothem Blutlaugensalz und Silbernitrat, gibt nach Hunt im Lichte Copien
mit grünen Schatten und gelben Lichtern. Wäscht man es mit etwas Eisenvitriol,
so werden die Schatten blau (Martin, Handb. d. Phot. 1852. 122). — Ferrideyan-
1) Wilde nahm 5 Thl Silberuitrat, 5 Thl. Natronsalpeter, '/-2 his ^/'i Thl. phosphor-
saures Natron und 100 Thl. Wasser (Phot. Mitth. Bd. 4, S. 113). — Ein etwaiger
Niederschlag kann durch Zusatz von Salpetersäure gelöst werden.
2) Phot. Mitth. Bd. 5, S. 320.
3) Phot. Archiv 1870. S. 17.
Entstehung photogr. Silberdriieke mittels verschiedener Silbersalze u. s. w. 21
salze bewirken (ähnlich wie Silberehromat) das Entstehen eontrastreieherer Copien im
Chlorocitratpapiere u. s. w.
10. Citronensanres Silberoxyd (Silbereitrat), durch Fällung eines citronen-
sauren Salzes mit Silbernitrat.
Damit zubereitetes Papier ist nicht besonders empfindlich; es wird am Lichte
ziegelroth, durch Beimengung von Chlorid geht die Farbe in Purpur über. Günstiger
wirkt Chlorsilber neben Silbereitrat (s. S. 15).
Durch Anwendung eines mit citrouensaurem Silber imprägnirten Gelatinepapiers
(Baden von Gelatinepapier mit ungefähr gleichem Gehalt an Natriumeitrat und Chlor-
ammonium in Silbernitratlösung) erhielt Hardwieh hübsche braune bis purpurfarbige
Copien, welche beim Fixiren ziegelroth werden.
Abney gab 1882 einen neuen Copirproeess mit Chlorsilber neben citronen-
saurem Silberoxyd und Gelatine an (s. unten). Solches Papier druckt doppelt so schnell
als Albuminpapier. Das brillante Bild sieht bei reflectirtem Lieht violett, bei durch-
scheinendem reich ehokoladenbraun aus; fixirt hat es einen sehr schönen Ton von
gebrannter Terrasienua Alle Goldbäder sind brauchbar; Borax gibt Purpur-, das
Ehodanbad mehr schwarze Töne. Sollte bei der Bereitung die Emulsion körnig werden,
so hilft ein 10 Minuten langes Kochen, welches auch die Empfindlichkeit steigert ^).
(üeber die Wirkung des Sonuenspectrums auf solches Papier s. Cap. V).
Angeregt durch Abney ’s Versuche schlug Cotesworth vor, das Albuminpapier
nicht nur mit einem Alkalichlorid, sondern auch mit einem citronensauren Salz zu
salzen, so dass sich beim Silbern Chlorsilber neben citrouensaurem Silberoxyd bildet,
dann zu waschen®). Aehnlieh verhalten sich weinsaure Salze.
Citronensäure und Citrate spielen bei der Herstellung von Celloidin- und Aristo-
papier eine grosse Bolle (s. unten).
11. Weinsaures Silber (Silbertartrat). Tränkt man Papier zuerst mit Wein-
steinsäure oder besser mit einer Lösung eines weinsteinsauren Salzes und nachher
mit Silbernitrat, so verändert sieh derartiges Papier am Lichte anfangs nur schwach
rothbraun (s. S. 15), später aber sehr stark und nimmt eine viel schwärzere Farbe an
als irgend ein anderes Silbersalz, weshalb es sieh sehr gut zu positiven Bildern eignet;
für negative in der Camera zu erzeugende Bilder eignet es sieh aber wegen der grossen
Unempfindlichkeit nicht (Hunt).
Die Empfindlichkeit wird durch einen Zusatz von Jodkalium oder Ferroeyan-
kalium erhöht [Hunt®), Halleur*^)].
Auf Papier, welches mit weinsaurem Ammon und Chlor- und Bromsalzen
präparirt und dann gesilbert ist, entstehen dunkelpurpurbraune bis purpursehwarze
Copien (Burnett, Phot. Not. 1857. S. 160. Kreutzer, Jahresber. 1857. S. 68).
Silbertartrat und Weinsäure sind neben Chlorsilber und Citraten sehr wichtig für die
Herstellung von Celloidin- und Aristopapieren.
12. Oxalsaures Silber (Silberoxalat) hat bei Gegenwart von Chlorsilber
im positiven Copirproeess eine ähnliche Wirkung wie citronensanres Silber. Das mit
oxalsaurem und Chlorsilber bereitete Papier zeigt eine blauviolette Farbe, welche der
des gewöhnlichen Silbersubchlorides gleicht [Hardwieh“)].
1) Brit. Journ. of Phot. 1882. S. 305. Phot. Woehenbl. 1882. S. 205.
2) Brit. Journ. of Phot. 1882. S. 300. Phot. Woehenbl 1882. S. 200.
3) Hunt, Eesearches on light 1844. S. 109.
4) Halleur, Kunst der Phot. 1853. S. 75.
5) Hardwieh, Manual d. phot. Chemie 1864. S. 195.
22
Vierter Theil. Drittes Capitel.
Tränkt man Papier mit oxalsaurem Silber (nämlich mit Oxalaten, dann mit
Silbernitrat) oder mit oxalsaurem Silberammonium, so erhält man weiche Bilder
von hinreichender Kraft mit unversehrter Weisse [Schultner^)].
13. Essigsaures Silber (Silberacetat) als Silberbad verhält sieh nicht
wesentlich anders im positiven Copirproeess als salpetersaures Silber. Nach Hardwieh
sollen die Schatten sieh etwas stärker bronzireu.
Man hat auch versucht, essigsaures Silber in gelatinirtem Papier zum Copiren
zu verwenden, indem man das Papier mit einer Auflösung von Gelatine und essig-
saurem Natron in Wasser präparirt. Das Sensibilisiren geschieht in einem Bade von
Silbernitrat, welches mit essigsaurem Silber gesättigt ist. Zum Fixiren wird das Bild
nur in warmes Wasser getaucht (Phot. Monatsbl. 1862. Bd. I, S. 25 aus Phot. News).
Diese Papiere, sowie Acetate im Auscopir-Emulsionsprocess haben sieh nicht bewährt.
14. Benzoesaures Silber frisch gefällt, in heissem Wasser gelöst und auf
Papier gebracht, macht es mässig empfindlich; es wird anfangs grau, dann hübsch
braun (Hunt).
15. Korksaures Silber. Kochsalzpapier, welches mit einer ammoniakalischen
korksäurehaltigen Silbemitratlösung sensibilisirt war, wurde von Horsley als Copirpapier
benutzt (Chemical Gazette 1845. Nr. 62. Dingler, Polyt. Journ. Bd. XCVII, S. 313).
16. Verschiedene organische Säuren. Versetzt man die Salzung für Arrow-
root-Papier mit Citronensäure, so wird der Ton der Mitteltinten rosig, und die
Weissen bleiben klar. Bernstein- und Weinsäure ist nicht zu empfehlen, weil sie
das Papier im Goldbade leicht gelb färbt [Liesegang'-)]. Bernsteinsäure fügte
jedoch Weingartshofer nebst Milchzucker und Kochsalz zu der Flüssigkeit, welche zum
Salzen des Positivpapieres diente^).
17. Urans alz e bewirken (ähnlich wie Silberchromate), selbst wenn sie in kleinen
Mengen den Chlorsilberschichten beigefügt werden, Herabsetzen der Empfindlichkeit
und das Entstehen contrastreicherer Copien; besonders wirksam ist dieser Zusatz bei
Celloidinpapier (s. dieses).
IV. Bromsilberpapier.
Bereits Herschel (1840) und Becquerel (1841) hatten die grössere Empfind-
lichkeit des Bromsilbers gegenüber dem Chlorsilber gefunden. Dies bemerkt man auch
bei dem mit Bromkalium u. s. w. gesalzenen Eiweisspapier. Wird dieses gesilbert
und dann (ohne das anhängende Silbernitrat abzuwaschen) nach dem
Trocknen mit Ammoniak geräuchert, so ist es ausserordentlich empfindlich. Es färbt
sich fast momentan am Tageslichte, und unter einem Negativ copirt es zwei - bis dreimal
rascher als geräuchertes Chlorsilberpapier. Diese grössere Empfindlichkeit des Brom-
silberpapieres tritt besonders bei gedämpftem Lieht hervor; ja selbst bei Petroleum-
oder Gaslicht zeigt dasselbe noch deutliche Eindrücke, wenn das gewöhnliche Chlor-
silberpapier kaum Spuren davon erkennen lässt. Die Ammoniakräucherung ist bei
Bromsilberpapier sehr nützlich.
Das Bromsilberpapier tont im alkalischen Goldbad gut und nimmt vorzugsweise
Purpurtöne an. Indes erlangt es nicht ganz die intensive Färbung wie das Chlor-
silber, deshalb empfahl Schultz -Sellack füi’ die Praxis eine Mischung von Chlor-
1) Phot. Corresp. 1865. S. 110.
2) Phot. Archiv 1860. S. 84.
3) Kreutzer, Jahresber. f. Phot 1886. S. 42.
Eutsteliuug photogr. Silberdrucke mittels verschiedener Silbersalze ii. s. w. 28
und Bromsalz (2 bis 3 Thl. Chlornatrium und 1 Thl. Bromnatrium) (Phot. Mitth. 1875.
Bd. 11, S. 267). Diese Angaben wurden von Schimann, der mit Chlor- und Brom-
ammonium arbeitete und das Albumin mit 2V-2 Proe. Salzen versetzte, bestätigt (Phot.
Mitth. 1875. Bd. 11, S. 291).
Trotz der grösseren Empfindlichkeit fanden die bromsilberhaltigen Albumin-
papiere keinen Eingang in die Praxis, weil die Copien nicht die Brillanz der gewöhn-
lichen gesalzenen Albuminbilder besitzen.
J. Gaedicke in Berlin wollte diesem üebelstande dadurch abhelfen, dass er
dem Albumin nebst Chlor- und Bromsalzen auch ein „neutrales Salz einer anorganischen
oder organischen Säure“, z. B, Citronensäure zufligte, um haltbare und schnell copirende
Papiere zu erhalten (Deutsches Patent vom 8. Januar 1896, Nr. 91038), jedoch fanden
auch diese Arten der Chlorbromsalzung keine ausgebreitete Verwendung.
Wade (Eder ’s Jahrb. f. Phot. 1896. S. 510) empfahl Papier mittels eines
Gemisches von Chlornatrium und Bromkalium nebst Kaliumbich romat zu salzen,
dann auf einem Silberbade zu sensibilisiren. In der That eopirt solches Papier etwas
contrastreicher als reines Salz- oder Chlorbrompapier, ist beiläufig halb so empfindlich
als ohne Chromat und gibt mehr bläuliche Töne als analoges Chlorsilberpapier.
Ueber die Verwendung von Bromsilber -Emulsion (Gelatine -Emulsion, Collodion-
Emulsion) zu verschiedenen photographischen Processen, wurde bereits in den früheren
Bänden dieses Werkes berichtet.
V. Jodsilber im Copirprocess.
Jodsilber findet im directen Copirprocess (ohne Hervorrufuug) keine Anwendung
indem es sieh nicht genügend intensiv schwärzt, um kräftige Copien zu geben. Es
nimmt wohl bei Gegenwart von überschüssigem Silbernitrat im Lichte rasch eine
Färbung an, welche aber nach dem Pixiren sehr stark zurüekgeht. Ein Jodsilbergehalt
des Chlorsilber- oder Albuminpapieres ist ungünstig, indem solche Copien sieh nur
sehr schlecht im Goldbade tonen lassen. Aus demselben Grunde ist Jodsilber im
Positiv-S-ilberbade schädlich, und daher eignen sieh alte Negativbäder sehr schlecht
zum Silbern von Albuminpapier.
VI. Allgemeine üebersiclit über das Flxiren positiver Copien.
Beim Fixiren der positiven Bilder auf Auscopirpapier mittels Fixirnatron
(Natriumthiosulfat, unterschwefligsaures Natron N'a.2 0„) wird das eingesetzte Chlor-
silber, sowie Silberalbuminat und andere unlösliche oder schwerlösliche Silbersalze
entfernt. Dabei entsteht zunächst Silberthiosulfat^), welches mit dem überschüssigen
Natriumthiosulfat Doppelsalze bildet, wovon dasjenige mit geringerem Gehalt an
Natriumthiosulfat-) schwer löslich, dasjenige mit grösserem Gehalte an letzterem®) leicht
löslich ist (vergl. unten).
Falls in der Copie Silbersubchlorid vorhanden ist, so wird dasselbe in metallisches
Silber und sieh auflösendes Chlorsilber gespalten (s. S. 11 und 25). Die im Lichte
entstandenen gefärbten organischen Silberverbindungen verändern mit Fixirnatron wohl
die Farbe, geben aber die organische Substanz nicht völlig ab (Davanne und
Girard). Die Farbe der Silberbilder wird im Fixirbade fuchsroth bis gelbroth, und
1) 2ÄgCl + Was 0,, = 2 S., 0,, -f 2NaCl
2) Ag^ 1S2 O3 + Na^ O3.
3) Ag^ S.2 O3 -\-2Na2 S2 O3.
24
Vierter Theil. Drittes Oapitel.
zwar mit verschiedenen Parbennuancen, welche von der Zusammensetzung der Silber-
salzpräparation, sowie der Leimung oder des Bindemittels der photographischen Papiere
abhängen. Beim Trocknen dunkeln derartige Bilder nach, besonders dann, wenn mau
das Papier schnell am Feuer trocknet.
Gesilberte chlorsilberhaltige Albuminpapiere geben an eine zweipro centige
Cyankaliumlösung jede Spur von unlöslichen Silbersalzen ab; diese greift aber
auch die Bildstellen der Copie stark an. Unterschwefligsaures Natron (s. S. 27)
fixirt nicht so vollkommen, sondern lässt in dem Albuminpapier eine kleine Spur
der Silberverbindung zurück, welche fähig ist, sieh mit der Zeit zu färben (Davanne
und Girard’). Diese Silbermenge, welche sich der Fixirung entzieht, beträgt bei
Anwendung zehnprocentiger Pixirnatronlösung und 5 bis 15 Minuten PLxirdauer pro
1 Bogen gesilberten Papieres 0,014 bis 0,018 g Silber; fünfpro centige Pixirbäder lassen
etwas mehr Silber zurück; dagegen wirken 20prozentige Pixirbäder nicht besser als
zehnprocentige, ja bei einer Pixirdauer von 5 bis 15 Minuten sogar etwas ungünstiger
(Haddon und Grundy, Brit. Journ. Phot. 1897, S. 474). Beim Fixiren des im
Lichte gefärbten Chlorsilber- oder Albuminpapieres wird die hübsche purpurbraune
oder violette Farbe in ein hässliches Gelbbraun verändert, welches man durch das
„Schönen“, „Tonen“ oder Vergolden bessert.
Ueber andere Pixirmittel (Natriumsulfit, Ehodansalze u. s. w.) s. unten.
VII. Allgemeine llebersicht über das Vergolden der Copien.
Wie wir bereits oben mehrfach erwähnt haben, ist die Farbe der beim Auscopir-
process entstehenden Silberbilder eine variable, und zwar zeigt sieh dies bereits vor dem
Fixiren und ist auch nach dem Fixiren wahrzimehmen. Die Farbennuance hängt von
der Präparation des Papieres ab (s. oben). In seltenen Fällen ist sie so angenehm,
dass die fixirten Bilder künstlerischen Anforderungen entsprechen; meistens sind die
unter Zugrundelegung des Chlorsilbers erzeugten Lichtbilder von röthlicher bis bräun-
licher, selten von grauschwarzer Nuance, während bei Anwendung von Bromsilber
letztere Farbennuance in der Regel erhalten wird. Will man unter Zuhilfenahme des
Vergoldungs- oder Tonungsprocesses warmbraune, purpurviolette oder violettschwarze
Töne erhalten, so erweisen sich jene Copirpapiere, welche an und für sieh nach dem
Fixiren eine röthliehe Bildfarbe aufweisen, als die günstigeren und reactions-
fähigeren. Beim Vergoldungsproeesse wird nämlich das fein vertheilte Gold mit bläu-
licher Farbe gefällt, welches in dünner Schicht das röthliehe Silberbild in Braunroth
oder in dichterer Schicht in Violett umwandelt, weil die röthliehe Farbe des letzteren
durch die bläuliche Hülle des ersteren durehsehimmert. Graue Silberbilder erhalten
durch die Goldbäder dunkle, weniger warme Töne. Auf die günstige Eeaetions-
fähigkeit und die Möglichkeit guter Parbennuancen mit den gebräuchlichen Goldbädern
muss man bei der Fabrikation der Copirpapiere achten.
Im Allgemeinen reagirt das unfixirte Silberbild leichter auf Goldbäder beim
Tonungsprocess als dies nach dem Fixiren der Pall ist; allerdings läuft der chemische
Process in beiden Fällen auf eine Substitution des Silbers durch metallisches Gold
hinaus. Da aber der molekulare Zustand in einem Silbersubchloridbilde (d. i. die
Copie vor dem Fixiren) ein anderer ist, als in dem durch Fixiren unter Auscheidung
von metallischem Silber zersetzten Bilde, und offenbar das Gold sieh dementsprechend
in verschiedener molekularer Vertheilung und damit verbundener variabler Nuance
ausscheidet, so ist es wohl erklärlich, dass in beiden Fällen der Farbenton variirt.
1) Reeherehes sur la formation des epreuves phot. 1864. S. 66.
Entstehung photogr. Silberdrueke mittels verschiedener Silbersalze u. s. w. 25
Die Vergoldung vor dem Pixiren verläuft namentlich beim Albumin-, Salz- oder Stärke-
papier in der Eegel günstiger als nach dem Pixiren. Auch Copien auf Emulsions-
Auseopirpapieren reagiren vor dem Pixiren sehr gut auf Tonbäder, sind aber auch beim
gleichzeitigen Pixiren und Vergolden (durch Anwendung sogen Tonfixirbäder, welche
das Goldsalz gleich im Pixirbade enthalten) mit gutem Erfolge zu verarbeiten.
Werden Silbercopien vor dem Pixiren vergoldet, so reagirt das in den Bildern
entstandene Silbersubehlorid auf Goldchlorid (ÄuCl^, Auriehlorid) nach der Gleichung
CI AuCl^ = &AgCl-\- Au,
d. h. es wird ein Atom metallisches Gold niedergeschlagen, während sechs Molekel
Chlorsilber zurückgebildet werden. Verwendet man Goldchlorür (Aurochlorid, Au CI), so
erfolgt die Zersetzung nach der Gleichung
Ag^ CI -j- Au CI = 2 Ag CI -\- Au,
d. h. es wird relativ mehr Gold präcipitirt.
Werden Silbercopien aber zuerst fixirt, so entsteht zunächst aus Silbersubchlorid;
^Ag.^Cl = ^AgClA[-^Ag,
d. h. es spaltet sieh unter Eücklassung von metallischem Silber, und dieses reagirt
auf Goldchlorid nach der Gleichung
^Ag Au Clg = SAgCl-\- Au.
In ähnlicher Weise reagirt Aurochlorid. — Specielle Besprechung der Gold-,
Platinbäder U. s. w. s. weiter unten.
VIII. Chemisclie Zusammensetzung der Silbercopien.
Zusammensetzung der Silberdrueke und Verhalten beim Vergolden.
Während Davanne und Girard^). Spiller-) u. A. annehmen, dass beim positiven
Silber - Oopirprocess (Salzpapier, Albuminpapier) das dunkle Lichtbild (neben Silber-
subchlorid) aus metallischem Silber besteht, welches durch beigemengte organische
Substanzen (und wohl auch durch den Grad der molekularen Vertheilung verschieden
gefärbt ist) — sprach Hardwich®) und nach ihm Monckhoven'^), Abney“) u. A.
die Ansicht aus, dass das Silberalbuminat und andere organische Präparate nach der
Schwärzung im Lichte nicht metallisches Silber, sondern eine dunkle Silbersuboxyd-
Verbindung bilden, welche durch Pixirnatron nur schwierig zersetzt werde. Ein
entscheidender Beweis ist weder für die eine noch für die andere Annahme erbracht,
trotz der eingehenden Discussion in früheren Jahren*).
1) Davanne et Girard, Eecherches sur la formation des epreuves phot.
Paris 1864.
2) Philosoph. Magazine. XIX. S. 186 Kreutzer, Zeitschr. für Phot. 1870.
Bd. 1, S. 184.
3) Har d wich, Manual d. phot. Chemie 1863. — Bericht der Commission der
Londoner phot. Gesellschaft (Hadow, Hardwich, Llewelyn: Kreutzer, Zeitsehr.
f. Phot. 1861. S. 365).
4) Monckhoven, Tratte de Phot. 1880. S. 63.
5) Abney, Instruction of Phot. 1884. S. 199.
6) Vergl. besonders die Brochure von Davanne und Girard, Eecherches sur
la formation des epreuves photographiques. Paris 1864 und die Abhandlungen von
Hardwich, Hunt, Miller, Malone, Normandy, Conduche (im Journ. phot.
Society of London. Bd. 3, S. 5, 20 und 78. Horn, Phot. Journ. Bd. 6, S. 4, 43, 67
und 73. La Lumibre 1856. S. 118 u. If. Kreutzer, Jahresber. f. Phot. 1856. S. 166).
— Eeade nimmt für Davy die Priorität der Idee in Anspruch, dass die photo-
26
Vierter Tiieil. Drittes Capitel.
Hardwicli^) hebt folgende Punkte als wichtig für die Beurtheilung des Oopir-
processes hervor:
Gelatine mit Silbernitrat gesättigt und dem Lichte ausgesetzt, löst sich nicht
mehr in heissem Wasser; sie löst sich aber in einer heissen Lösung von Aetzkali und
bildet eine blutrothe Lösung. Belichtetes Silberalbuminat löst sieh nicht mehr in
Fixirnatron, während unbelichtetes sieh darin auflöst.
A. Gewaschenes Chlors über in einer Collodionsehicht auf Glas färbt sich
violettblau, und diese Färbung wird von verdünnter Salpetersäure nicht gelöst, wohl
aber von Ammoniak; es dürfte Silbersubchlorid entstanden sein. B. Wird aber eine
ebensolche Chlorsilbersehieht mit Eiweiss überzogen und in Silbernitrat gebadet, so
färbt sie sieh im Lichte tief olivenbraun; diese Färbung wird von verdünnter Salpeter-
säure aufgelöst, nicht aber von Ammoniak. Werden die gefärbten Schichten A und B
mit Fixirnatron fixirt, so verhalten sie sieh gegen Eeagentien verschieden. Das
fixirte Ohlorsilberbild A amalgamirt sieh mit Quecksilber, wird von KCy und Kalium-
hypermanganat wenig verändert und von Sehwefelwasserstolf geschwärzt. Das mit
Fixirnatron fixirte Bild mit Silberalbuminat (B) amalgamirt sieh nicht mit Quecksilber,
wird von Cj^ankalium langsam gelöst, von Schwefelwasserstoff gebleicht und von
Kaliumhypermanganat oxydirt [Hardwieh'Q]. Daraus folgert Hardwich, dass das
Chlorsilberbild vor dem Belichten aus Silbersubehlorid und nach dem FLxiren aus
metallischem Silber besteht. Wenn Albumin, Leim u. s. w. zugegen ist, so enthält das
Bild Silbersuboxyd, verbunden mit einer organischen Substanz, und diese Verbindung
wird durch Fixirnatron nicht ganz zersetzt. Denn obgleich sowohl das Silber-
subehlorid als das Oxyd durch Fixirmittel zersetzt werden , so scheint dies mit diesem
letzteren doch nicht der Fall zu sein, wenn es mit Albumin verbunden istQ.
Geschwärztes Silberalbuminat enthält nach M onekhoven Q wahrscheinlich eine
Verbindung von Silbersubehlorid mit Albumin , denn es löst sieh in Salpetersäure
weder auf, noch entfärbt es sieh. Dagegen löst Aetzkali die geschwärzte Verbindung
vollkommen auf.
Auch Abney''’) nimmt an, dass Silbernitrat und eine organische Substanz nach
Schwärzung im Lichte eine dunkle Verbindung eines Oxydes von Silber und einer
organischen Substanz enthält. Dieses Oxyd wäre beständig und wird durch unter-
sehwefligsaures Natron nicht angegriffen, während Cyankalium dasselbe angreift.
In den Weissen der völlig fixirteu und vergoldeten Albuminbilder findet sich
meistens eine geringe Menge Silber vor, deren Anwesenheit sieh durch die Widerstands-
fähigkeit des Silberalbuminates gegen FLxirmittel erklärt“), worauf bereits oben (S. 24)
aufmerksam gemacht wurde.
Carey Lea gibt an, dass in gesilbertem und fixirtem Albuminpapier in den
Weissen Silbersalz noch enthalten ist, weil sich dieses nach dem Fixiren mit unter-
graphischen Bilder eine Verbindung von organischer Materie und Silber sind (Journ.
phot. Soc. London. Bd. 3, S. 5. Horn, Phot. Journ. Bd. 6, S 4. Kreutzer, Jahresber.
f. Phot. 1855. S. 168).
1) Hardwich, Manual d. phot. Chemie 1863. S. 23.
2) Hardwich, Manual d. phot. Chemie 1863. S. 23.
3) Hardwich, Manual d phot. Chemie 1863. S. 25.
4) Monckhoveu, Traite de Phot. 1880. S. 63.
5) Abney, Instruction in Phot. 1884. S. 199.
6) Carey Lea, Phot. Corresp. 1867. S. 8. — Sutton leugnet die Anwesenheit
von Silberverbindungen in den Weissen der Albuminbilder (Phot. Corresp. 1869. S. 202).
Entstehung photogr. Silberdrueke mittels verschiedener Silbersalze u. s. w. 27
sehwefligsaurem Natron und Waschen mit Sehwefelammonium braunschwarz färbt. —
Oyankalium fixirt das Silber höchst vollständig, leider wird aber das Bild auf Albumin-
papier sehr geschwächt. Bekanntlich schwächt Cyankalium das Bild auf Collodion
sehr wenig. Der Grund soll in dem Vorhandensein einer organischen Silberverbindung
liegen und vielleicht auch in einer feineren Zertheilung des Silbers auf der Papier-
copie (Arch. 1866. S. 913 aus Philad. Phot.).
In gut fixirten Collodionbildern findet sich aber kein Rest von Silber in den
Weissen vor, welcher sieh der Fixation entzogen hätte.
Die Silbermengen, welche in photographischen Papieren sieh vor dem Waschen
und Pixiren, sowie andererseits nach dem Oopiren und Pixiren im fertigen Bilde vor-
finden, sind je nach der angewandten Methode variabel.
Ein Bogen (45X58 cm) gewöhnlichen, im Bade gesilberten Albumin-
papier es enthält durchschnittlich 1,2 bis 1,3 g metallischen Silbers (in Form von
Nitrat, Chlorid und Albuminat); wäscht man dasselbe in nicht copirtem Zustande mit
Wasser (Entfernung von Silbernitrat), so bleiben nur 0,27 g Silbernitrat zurück. Setzt
man gesilbertes (nicht gewaschenes) .41buminpapier dem Lichte aus, bis es sieh ganz
dunkel färbt und zu bronziren beginnt, fixirt und wäscht, so bleiben nur ungefähr
0,19 g Silber im Bogen zurück. Es gelangen also nur circa 15 Proe. des ursprüng-
lich vorhandenen Silbers zur Erzeugung des Bildes zur Verwendung. Diese kleine
Menge von 0,19 g Silber genügt also, um auf einen Bogen ausgebreitet eine dunkel-
braune Färbung zu geben; in gewöhnlichen Copien, die neben Schatten auch Halb-
schatten und hohe Lichter enthalten, ist bedeutend weniger Silber vorhanden^).
Käufliches Celloidinpapier enthält pro 1 Bogen durchschnittlich 0,6 bis 1,1 g Silber
(in Form von Chlorid, Citrat, Nitrat u. s. w.), wovon nach dem Waschen ungefähr
0,3 bis 0,4 g Silber Zurückbleiben.
Bei der Vergoldung (Tonen) der Silberbilder mit Goldlösungen tritt eine einfache
Substitution ein, indem an Stelle des metallischen Silbers im Papierbilde sieh Gold
niedersehlägt und dafür eine äquivalente Menge des metallischen Silbers verschwindet
(s. oben S. 25).
Das Verhältniss des ausgesehiedenen Goldes zum zersetzten Silber regelt sieh
nach den chemischen Aequivalenten der in den Proeess eintretenden Goldverbindung
und des Silbers im Bilde. Allerdings erfolgt nach Davanne und Girard die Sub-
stituirung des Goldes für das Silber unter gewöhnlichen Umständen niemals vollständig,
sondern die Vergoldung geschieht in diesem Palle ebenso wenig durch die ganze
Masse hindurch, als beim Eintauchen einer Silberplatte in eine Vergoldungsflüssigkeit.
Das Verhältniss zwischen dem Silber- und Goldgehalte in einer vergoldeten Salz- oder
Albuminpapier- Copie ist aber erfahrungsmässig ziemlich beständig.
Gewöhnliche vergoldete und fixirte Silberdrucke enthalten nach Davanne und
Girard neben Gold noch viel metallisches Silber, und zwar auf 1 Thl. Gold noch
2 bis 3 Thl. Silber; erst nach 30 ständiger Einwirkung des Goldbades sinkt der Silber-
gehalt unter V.3 des Goldgehaltes'^), und selbst nach langer Einwirkung entzieht sieh
ungefähr V4 des in der Copie vorkommenden Silbers der Umsetzung in Gold.
Nimmt man mit Pohl an, dass die fertigen (fixirten) nicht vergoldeten Albumin-
bilder rund 0,1 Gewichtsproeent metallisches Silber enthalten, so werden sie nach dem
1) Haddon und Grundy, Brit. Journ. of Phot. 1895. S. 68; 1897. S. 473.
Eder’s Jahrb. f. Phot. 1896. S. 514.
2) Davanne und Girard, Phot. Archiv 1863. S. 291; 1864. S. 34 (auch in
Davanne und Girard, Recherehes sur la formation des epreuves photographiques. 1864).
28
Vierter TJieil. Drittes Capitel.
Vergolden und Pixiren ungefähr 0,06 Gewiehtsprocent Silber und 0,03 Gewichtsproceut
Gold enthalten.
Nach Schnauss ist es möglich, nach langer Zeit eine völlige Umwandlung in
Gold herbeizuführen (Phot. Archiv 1863. S. 51), was Davanne und Girard bestreiten.
0. Thies bestimmte das durchschnittliche Verhältniss von Gold zum Silber in
gewöhnlichen Silbereopien in einer grossen Menge (1 Centner) und fand die Relation
von 1 Thl. Gold auf 2Va Thl. Silber (Ed er ’s Jahrb. f. Phot. 1896. S. 513).
IX. Verhalten der Silherdrucke gegen Reagentien.
Carey Lea gibt folgendes Resume seiner Versuche über das Verhalten von
Albuminbilderu ^):
1. Kurz fixirte Albuminbilder vergilben in den Weissen durch Wirkung von
Ozon. Gehörig lange fixirte Albuminbilder (20 bis 25 Minuten) werden durch Ozon
(und w'ahrscheinlieh auch bei atmosphärischer Luft) nicht gelb.
2. Schlechtes Waschen vor dem Vergolden beeinträchtigt die Weissen sehr (im
Falle des getrennten Tonens und Fixirens).
3. Ein sorgfältig vergoldetes und fixirtes Bild widersteht verdünnter Salpeter-
säure (vierprocentig)
4. Ozon bleicht die Copien viel stärker als Salpetersäure (vergoldete Bilder
widerstehen viel besser)
Albuminbilder werden durch Schwefelwasserstoff gelbbraun, in Chlordampf ver-
schwinden sie gänzlich; schweflige Säure bleicht die Bilder nicht, aber färbt die
Weissen gelb-). Wird ein fixirtes (nicht vergoldetes) Silberpapierbild einer Schwefel -
Wirkung ausgesetzt, so färbt es sich anfangs schwarz, später verschwindet der Ton,
und das Bild wird gelb. Das gelbe Product ist nicht schwefelsaures Silber, welches
in Wasser löslich ist, während das vergilbte Bild unlöslich ist, sondern eine nicht
näher bestimmte Verbindung („gelbes Sehwefelsilber“ ? ^).
Werden Silbereopien durch mehrere Monate in einer mit Wasserdampf gesättigten
Luft auf bewahrt, so sind nicht getonte oder gut mit Goldsalz getonte beständig. Die
mit Schwefel getonten Copien leiden aber stark und werden fuchsig; die in altem
uutersehwefligsauren Natron -Goldbad getonten ebenfalls. Copien auf Eiweiss- und
Caseinpapier leiden sehr durch Feuchtigkeit und werden selbst durch einen Waehsüberzug
nicht geschützt. Die Einwirkung des Lichtes hat auf das schnellere Verschwinden
des Bildes keinen Einfluss (Hardwich^).
Jedes geschwefelte oder Schwefel enthaltende positive Silberbild wird mit der
Zeit in feuchter Luft gelb®).
Nach Valenta (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S 455) werden vergoldete
Silbereopien in feuchter, stark ozonisirter Luft sehr wenig angegrüfen; dagegen werden
Bilder mit Schwefeltonung (s. S. 5' oder goldfreier Bleitonung rasch zerstört.
1) Phot. Corresp. 1867. S. 17.
2) Taylor, Phot. Archiv 1868. S. 309.
3) Hardwieh, Journ. phot. Soe. London. Bd. 3, S. 304. Kreutzer, Jahresber.
f. Phot. 1856. S. 169. Horn, Phot. Journ. Bd. 5, S. 81. Cosmos. Bd. 8, S. 256.
4) Journ. phot. Soe. London. Bd. 3, S. 39 und Bd. 2, S. 304. Kreutzer,
Jahresber. f. Phot. 1856. S. 170.
5) Davanne und Girard (Bull. Soe. fran<j. 1856. S. 141. Kreutzer, Jahresber.
f. Phot. 1856. S. 168. Horn, Phot. Journ. Bd. 6, S. 29).
Entstehung photogr. Silberdrueke mittels verschiedener Silbersalze u, s. w. 29
Metallp erehloride (Eisenehlorid , Kupferehlorid, Quecksilberchlorid u. s. w.)
zerstören Silberbilder, schwächen aber vergoldete und platinirte Bilder nur massig
(nach Massgabe des vorhandenen Silbers); ebenso verhalten sich Jod, Brom, Chlor,
Hypochlorite; desgleichen Ferridcyankalium (Bildung von Ferrocyansilber); Gemische
des letzteren mit Fixirnatron oder Rhodanidlösung sind kräftige Abschwächer; Bichro-
mate mit Fixirnatron ebenso, d. h. es wird das auscopirte Silberbild (nicht aber Gold-
oder Platintonung) stark angegrilfen, während Entwicklungsbilder starken Widerstand
leisten (Pabst’sche Reaetion). Auch reines Fixirnatron oder tetrathionsaures Salz
sowie Jodkalium zerstören (namentlich bei Gegenwart von Säuren) allmählich Silber-
copien. Andere derartige Verhältnisse werden gelegentlich des Abschwächens und
ferner bei der Besprechung der Vergänglichkeit der Silbercopien behandelt werden.
Entwicklungs-Silbercopien haben ein derberes, gegen Atmosphärilien und
chemische Agentien widerstandsfähigeres Silberkorn, als die durch den Auscopirprocess
entstandenen Silbercopien, in welchen nicht nur die Zertheilung der Silberpartikelehen
eine ungleich feinere ist und vielleicht auch (nach der Ansicht mancher Forscher
(s. S. 25) dunkles Silbersuboxyd, welches organische Substanz enthält, zugegen ist.
VIERTES CAPITEL.
PHOTOMETEISOHE BESTIMMUNGEN
DEE LIOHTEMPFINDLIOHKEIT VEESOHIEDENEE
SILBEEVEEBINDÜNGEN. — GEABATION DEE
COPIEPAPIEEE.
I. Lichtempfindlichkeit yerschiedener zum Auscopirprocess
verwendeter Silbersalze.
Gottlieb Marktanner-Turneretseher^) untersuchte auf Veranlassung des
Verfassers eine Eeihe von unorganischen und organischen Silbersalzen photometrisch
auf die Schnelligkeit, vpomit sie sieh im Lichte färben, und nahm auf die Intensität
der Färbung, die sie im Lichte annehmen, Eüeksieht, vreil dieselbe von Wichtigkeit
für die photographische Verwendbarkeit ist.
Es wurde zunächst die Pettsäurereihe {CnH^nO^) und dann die wichtigeren Glieder
der Oxalsäurereihe (CiifijM— 2 O4) und Milchsäurereihe (CjilfonO,,), sowie schliesslich,
wie schon erwähnt, einige andere lichtempfindliche Substanzen, besonders solche,
welche in der praktischen Photographie verwerthet werden, der diesbezüglichen Unter-
suchung unterzogen. Bei diesen photometrischen Bestimmungen wurde die Lieht-
empfindlichkeit aller untersuchten Verbindungen auf Chlorsilber bezogen, da dieses,
in der Form von Bunsen’sehem Normal -Chlorsilberpapier (s. Bd. I, Abth. 1, S. 386)
angewandt, bedeutende Liehtempfindlichkeit mit grosser Intensität der Färbung ver-
bindet und deshalb eine genauere Ablesung im Photometer gestattet, als sie bei allen
übrigen lichtempfindlichen Substanzen möglich ist.
Die Papiere wurden (unter Anwendung entsprechender Vorsichtsmassregeln) durch
Baden von Papieren mit den betreffenden Salzen, Trocknen und darauffolgendes Sensi-
bilisiren auf einem Silbernitratbade hergestellt.
Neben den mit Silberübersehuss präparirten Papieren wurden noch solche
angefertigt, wo das Papier zuerst durch Baden in Normal -Silberlösuiig mit salpeter-
saurem Silber getränkt und nach dem Trocknen auf der betreffenden Salzlösung
schwimmen gelassen wurde, eine Manipulation, bei welcher ein üebersehuss des
Alkalisalzes resultirt, somit die secundäre Wirkung des Silbernitrates, welches für
sieh allein mit Papier lichtempfindlich ist, hinwegfällt.
Was nun die Art der Messung der Liehtempfindlichkeit betrifft, so sei erwähnt,
dass sie mittels Vogel’scher Photometerscalen vorgenommen wurde.
1) Sitzungsbericht der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Wien. II. Abtheilung.
Märzheft 1887.
Vierter Theil. Viertes Capitel. Photometr. Bestimmungen u. s. w.
31
II
il
Hinsichtlich der chemischen Stellung der einzelnen in der Tabelle angeführten
Silberverbindungen gilt Folgendes;
1. bis 6.
7.
8.
9.
bis
10.
11.
12.
bis
25.
26.
27.
bis
29.
30.
bis
31.
32.
33.
34.
35.
Halogenverbindungen des Silbers.
Silbernitrat auf Papier.
Silberalbuminat.
Chlorsilber - Albuminpapier.
Bromsilbergelatine - Troekenplatte.
Glieder der Fettsäure -Reihe.
Oelsäure (Glied der Oelsäure- Reihe CnR^n—'iO^).
Glieder der Milchsäure -Reihe CnRnO:^.
Glieder der Oxalsäure - Reihe OnH^n—^O^.
Aepfelsäure (Oxylsäure der Oxalsäure -Reihe CnRn—^Or,.
Weinsäure {CnRn—^O^).
Citronensäure
Hippursäure (aromatische Säure) Cg WO3.
. Stufenleiter der Intensität:
1. sehr intensiv, 2. intensiv. 3. ziemlich intensiv, 4. mässig intensiv. 5. wenig
intensiv, 6. nicht intensiv.
i = intensiv.
Wenn wir die nachstehende Tabelle überblicken, fällt uns vor allem ins Auge,
dass Chlorsilber auf Papier sich wesentlich weniger rasch färbt, als Brom- und Jod-
silber, hingegen zeigen diese beiden letzteren keine Intensität der Färbung, so dass
sie trotz ihrer hohen Empfindlichkeit keine Anwendung in den Copirverfahren der
photographischen Praxis finden können, weil sie nach dem Fixiren dünne, vollständig
kraftlose Copien geben würden. Silberalbuminat ist, obwohl für sieh allein wenig
empfindlich, insbesondere- in Verbindung mit Chlorsilber für obige Zwecke vorzüglich
geeignet, weil es kräftige Copien von sehr hübschem Farbenton gibt, die im Lichte
in kurzer Zeit die nöthige Intensität erlangen.
Das von dem Silbernitratüberschuss durch Auswaschen in Wasser befreite Chlor-
silberpapier färbt sieh fast eben so rasch, als das noch mit Silberüberschuss versehene,
oder dasjenige, welches nach dem Waschen durch Sehwimmenlassen auf einer fünf-
proeentigen Natriumsulfit- oder Kaliumnitritlösung präparirt wurde, nimmt aber eine
weniger intensive Färbung an. In der photographischen Praxis eignet sieh deshalb
zur Anfertigung positiver Copien ganz besonders Chlorsilber- Albuminpapier mit Silber-
nitratübersehuss , oder dasselbe Papier nach dem Sensibilisiren (Silbern) gewaschen
und dann zur Erzielung grösserer Intensität entweder mit Natriumsulfit oder Kalium-
nitrat behandelt, oder auch mit Ammoniak geräuchert. Silbernitrat auf Papier zeigt
eine sehr geringe Empfindlichkeit und Intensität, eine käufliche Bromsilbergelatine-
Trockenplatte sehr hohe Empfindlichkeit, fast die gleiche wie Bromsilber mit Silber-
überschuss, bei ebenfalls sehr geringer Intensität, welche sieh durch Anwendung der
oben bei Besprechung des Chlorsilbers angegebenen Präparate ziemlich bedeutend
steigert. Auch die Intensität der Färbung des Jodsilbers wird durch die genannten
Körper gesteigert, aber nicht derart, dass eine praktische Verwendbarkeit daraus
resultiren dürfte
Zu den Gliedern der Fettsäure - Reihe übergehend, fällt bei den ersteren derselben,
bis zur Caprinsäure, exclusive dem ameisensauren Silber, welches sieh bekanntlich
auch ohne Lichtein Wirkung schwärzt, das stetige Wachsthum der Lichtempfindlichkeit
gleiehmässig mit der Zunahme des Kohlenstoffgehaltes der einzelnen Glieder ins Auge,
32
Vierter Theil. Viertes Capitel.
O bo
^ 43
00T = ßy2O
inj ‘jdmaijqoir];
-g'a
^ c3
W
o> :3
£UD^
’S
fl CQ
O) !-<
&
Jfl
W ü
® rS
-fl
:fl
tQ
CO W
fl
^ <X)
s.a
:Ö
CZ}
I g’
ffli fl
IK
<s S
bJD^
fl ca
o
a|
w
fl
^ <9
S.3
O ^
> s
o
o
fl
&b-‘
-fl -kJ
2 ^
Ah
:i *3
O
O
CO
ce fl
a i
a
<-5i
fl
<9
3 'S
^3
w
5iß ®
fl ^
o ^ .2
Jz; oro
3
IM fl
^acä jd
c3 c3 O
• ^ fl ^
CO 2 •
c a s
® c
fl ’co
.‘t2 c
<9 .
cyD
•fl .2 a
® pH fl
ba. cS cg
5 ö
'3
btD
p-l fl.
2 00
äs
OJ
- l>
>>00
® 00
fl
i-g
3 o ca
^ W)g 2
-kfl > ©
2 "o 'S 'fl.
ä -fl fl ca
^ fl a>CLi
s s.a ®
2 ® fl
'S "fl 'S ®
.2 C' fl .fl
m
S Ci
a-a
tlD
•-. o .c
■2;z; ®
fl. !h ® ”
ca ® ®
Ph T3 ca
.2 II
C *CQ *W
d »
9 °
41
,-5
op^
ÖX)''=^
-fl -+J
2 ^
• -H (.•>
-fl -kJ
fl -fl
OOT = ^y?o
inj ’jdtaojqoiri
O
00
O
lO
(N
O
o bo
»I
<s
^ c?
Sl
001 = 5^20
inj ‘jdmejqotri
bß
-fl -kJ
.2^
bß
-fl -kJ
2 -fl
m w
03 -fl
^ .2
® 3
f'® -fl
j M 2
ri flä
2 g .2 'S
g a.2 fl
s a
<1 fl c«
73 fl,
O -fl
.-H ®
> CO
O
iO
o
o
o
00
9 s
S
®-g
9 s
rd :eä
Op5
c3
A3
bß ^
-fl -kJ
o -a
ce
Ö)-^'
ca ja
^ ®
®3’"
.2 ”
CO
OQl = ßvi0
onj ’jdüiejqoTrj
O
O
o
o
o
o
o
CO
• s 'fl
§ g I fl
fl g P fl
CO
a
fl
.2 -fl
S *& <
fl c3 ;
P, '
2
•fl ®
CO
fl fl
^ -fl
O CO
-fl ^
O S
cc
CO ^73
o ^ ;2
>-5 ^ fl
fl
CO ^
-*±
o<» g
g
fl ® ®
® .2 ^ fl
-fl -kJ fl OÜ
fln M -S -fl
CQ o fl O
0^1
. ® .‘tn
Tjl -C fl
•2 g :i
^ Si-: ■
s . ® -
^ ® *fl
^ jd ®
® > CÖ !■
^ fl L
> ’
bß
O -kj''
0^.2
3^
p-
2 *-
:2 p-
o .
T3 *-•
o .9
Photometr. Bestimmung, d. Liehtempfindliehk. versch. Silberverbindungen.
33
Ppq
® ...
.2 9 ^
a ägpLi
® •
fl Ci'
In
^ c3
^ M
fl g o
C Ö2 ^
CO
c?
fl h
fl Q)
cS
tUD^
ä'ä ä
■§ ii»
“ 9 -
_, ® m
"o
" -S fl ±5
fl -fl ® ^
'fl O feß ®
^ ""o CO
T3 6ß« taa
bi 5
fl <+H W ®
& 9
® fl T3
® rt
M fl
CO P
^ CO
fl CO
M Ö .2
cö ® <D
Q a &
m
I <s>
cS 'Ö
CO ö
o S
fl ^
o> -
5>ß ;h
O <D
CO
Ph
o fl
•fl
:eö CO
-^tfl
>H
.2 fl
fi'o
*^-9 S
n 9
m CO
■g a«
.2 "o
ft *M
> ö
fl
• ^ ©
.Bo
© .S
^a
I-
;cö
Ci(
^ tiD
fl
-fl
fl
^ feO
O
C<3
Clß^s»*
-fl ,
©
;fl ^
2 oj
:fl
tyo
fl3 -fl
© -fl
ft
:S'3
2 feß
^■g
S ^
fl
2-
-^.Sf
.2 ”
2 jfl
rs a
o
o
CD
äs
.fl ^
fl''"'
fl fl
»H .fl
w ©
fl a
fl, 2,
^ 9
P-i ^
fl
.fl
2-
'S 2
s 'S
l»
Sißft
ft
.SP
*fl
bß I
g-
2.Sf
'S “
ft CO
■fl :fl
g a
o
CO
o
CO
o
00
o
(M
^'S
’g ‘fl
.SP
‘fl
©
fl ft
o . ©
^ CO
fl
Ph
fl
fl
c3 .
Jh '«S»
’S S
g,ä
fl «3
fl
fl,
fl '.S.
-fl M
.2 -fl
rfl ®
;2 &:
®
6>D
'»ß ..„
-fl .Öß
.2 a
-fl CO
ja ■■5
a
O 'fl.
Ph
^ 9
fl 2
ea j:a
so
;2 ®
9E
<5 fl
ft ^
O
. ‘pH
05 ^
Ph
’co o g-i
© ,—< Cg
fcißft Ph
O ^fl
^ CO 3
ft © r-
ft ft -Q
=3.2^
. fl
£iß cö
© pL.
:S ^
ft ®
CO ft
a §
m
Ö3
= o
go
SO
aa^
<1
02 N
«1 o
flOp
gap?.
S) I P
, rt
g^.
•SO'
:2o
® Ö3i
p
ca O
03 ^
©
ft S'
S ©
ft ^
ft
a“S^
tq
ifl O
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
34 Vierter Theil. Viertes Capitel.
Bemerkungen
Färbung etwas weniger intensiv
als bei dem Salze der normalen
Säure
1 II. Mit Salzübersohuss |
d
O tf
» ü
i|
n
m
Färbung
und
Intensität
derselben
rotbbraun
wenig i.
graubraun
ziemlich i.
grau
ziemlich i.
graubraun
i.
graubraun
wenig i.
braun
wenig i.
001 = £?'/0
JIIJ 'jdraojqoiri
00
o
CO
(M
ro
CO
»o
d
o ^
g g>
g s
<! s
0P5
<i
Färbung
und
Intensität
derselben
röthlieh- 1
braun I
wenig i.
röthliehgrau
mässig i.
röthlieh-
braun
ziemlich i.
braunviolett
ziemlich i.
röthlich-
braun
ziemlich i.
anfangs roth,
dann grau
ziemlich i.
oox = ßy?a
inj *jdTn0;iioTrj
CO
3
[>
o
(N
3
A
o
M
O
:p
p
o
.O
CO
+»
S
Hl
a
o tc
9 §
g 2
'§2
^P3
a
Färbung
und
Intensität
derselben
bräunlieb
wenig i.
röthliehgrau
ziemlich i.
1
1
grau
massig i. ^
grauviolett
ziemlich i.
grau
nicht i.
grau
ziemlich i.
001 = ßvto
inj •jdnie^qoi'i
GO
tH
o
CO
d
g ^
a 2
< s
O 'S
S 3
op^
<i
Färbung
und
Intensität
derselben
gelbliebroth
nicht i.
violettbraun
mässig i.
grau
mässig i.
braunviolett
ziemlich i.
grau
wenig i.
i anfangs roth,
dann grau
ziemlich i.
00l = Byjo
jnr -jdmeiqoiT;
I>
00
05
o
(M
CU
1
Name
und
chemische Formel
(Löslichkeit)
12
020
$cl:)
i 1 «
itctS
1 ir
17. Valeriansaures Silber
(CÄ,)2 CHCH„ — COO Ag
(1:540)
18. Capronsaures Silber
CH^\ CH {CH^)., COO A g
(sehr schwer löslich)
19. Heptylsaures Silber
CH^{CH^\C00Ag
(schwer löslich)
^1?
C:i
iSl
Jd a
oO
(M
21. Nonylsaures Silber
CH^(CH,),C00Ag
(unlöslich in kaltem Wasser)
Photomotr. Bestimmung, d. Liehtempfindliehk. verseh. Silberverbindungen. 35
a 0
I—I 0?
4SJ ©
ö -S
^ a
'o “
2 w
^ s ®
a ^ >
pQ cw ^
.2 5 g
'S ®
^ W O
® ä ^
-fl
pH fl
fl >
CL, S
© «H-M
Q §
bcja
-=t .2
-fl ®
fl
> <p
hn ^0
Qß Q
c«
:0
"fl
fl
cs .
^
W)
'S
o -fl
©
S’3
©
euD
* fl
3 m
Siß ©
fl
»H
©
bß
fl
fl
bß fl
^ a
p 5
o
fl
© 2
bß^
fl ^
a
*© a
W3
©
'P p
Kn ^
oß ö
fl fl
fl
CO
-fl -fl
I — I ©
© *p
bß fl
^3
S fl
5 s?
^ cs
©
a fl
C/2
fl.^
bß ©
as
.a 2
|-S
® .T3 .t..
O ’~1 Sf <3i
02^ g a
M fl ;
bß
.•+J © S 2
fl-Sffi fl
jd cs ;-H
© 02 -fl
CO ;h ©
fl CO ® rh
© © '^
.SP'^ ©
-»-3 S ®
*© fA
© -laj ce
-fl © cL
2 T5
fl :fl ^
O «J fl
i> s &
a.2
äaa
fl ® CO
© bß fl
-fl
r/i
pog ”
-fl fl :fl
©
©
CO
02 -
p fl Jfl
^'^70
S 2“
ffl
5l a
a(^ f
.2 a-S
Q 5i2
fl
fl
fl -fl
cS
^ a
-fl -fl
fl; ©
® *fl
bß fl
;©*^'
Ifl S
"fl ®
© --H
bß fl
fl
Kh
bß
-fl bß
:§-a
Ö£)
-a +:.
2
ja 3
'S cs 5
bn J. .2
J= '5
tH
W)
6D
.2 a
3 2
5 [S
2 -a
a .1^
g -a
a.2
a
j= -a
a £
;3 &
■g-s;
3 a
:fl ©
.S ^
J3 ~
"o -fl
^ ©
-fl ;p
^ a
bß ©
bß.2
•s
a a
p ©
W).2
Eäß ^
-a 60
:2-g
:2 ^
CQO
CO O
®0-fl
fl „ ©
© CJi
Bo
CO O
20^
fl ©
> OT
i:0
fl , »
PhI15
Cvi
fl
'0-®
tli "a
Ä
-u ^ '
S
;£
coj
© O -P
*-• ,- ©
fl
M 4. :o
■9^ a
o O .
o
(M
60 ^
ja 60
.2 "3
^ o>
5 ^
© ‘C*
bß
jq 60
5 ’a
^ I
;o
ja
£2
ja Jj
'a S
öß_Q
ja 05
na ^
“o
$0
go
3 v:
CO , «
'« tei
o ®
a; öl
3-
«>0.2
20
a O S
M M !-
na ~ ®
§0 e:
«iJ3
oteJl
.0
®o
2 laj o
CO O
otlj--
So
I tn
i 00^
CN O
:S
'^O
CO
© o
§0
«kJ
■§0
•a tc
a ^
a O
S ™
fafk
c^O
'6*
36
Vierter Theil. Viertes Capitel.
c
s>
c
tH
o
a
o
m
d
d
1
fl
fl
fl
fl
fl w
O 6t
a rt 1
cd
;-i •<?*
■o O-S
d ■
cd
3
3
S"»
a §
a ^
G>
j fl C ’®
u 3 © m
ta fl £
ptx: <D
a
s
11 a
:0 ®
•ij ©
O Ö2
■ia ©
o w
;h
'S
S
bD
rJ= rt:
§ s
“ 2
W)'3
»
S :=3
W
M
O
00l = ßvu>
O
CO
CO
(M
o
rO
inj ‘jdrae^qoirj
i>
rH
N
,
fl
02
•f»
fl
O
fl 6tl
M S g
fl ^ JÖ
fl -fl CO
Ä .
t}£)
bD
fl
3
1
'S ö ^
.2 d o
•<!*
g 60
rt'-
3
M
M
a fl
s|
O«
-fl fl fl S
S fl ,2
^ H 'fl
fl
d
'fl
;fl C5
CD
1 ^
o
s-° 1
*s
cd CO
^ 03
;cd
a
o ©
00T = fiy2O
inj •jdraejtioi'i
20
lO
t>
05
O
o
fl
•<s>
fl
fl
fl
fl
fl
O 60
“ 2 §
S 'S •“
r- -fl
cd
3
3
to
a s
a 2
<S'
^ fl fl ®
Cd .2
■s =* ® 2
Ph £ ■§
o
äa
O)
d
cd
o
o
ii
u
S|
Ph
W
»H
bX)
«H
60‘S
o
00t = By 20
O
00
00
o
00
:S
jnj ‘jdtaet^qoifi
00
CM
o
d
cd
fl .
fl
fl
CQ
i7
ÖD -So
§ ^ 1 s
t-i •<?*
bO
^ bX)
d
£ esß
d
cd
d
S 60
^-g
Mit
^ fl fl ®
o
S ‘3
3 9
'S ’n
^ ©
rfl ’co
d CO
fl? fl2
"3 3
M
® 'S
S 3
JS ;ia
Ort
^ M 'fl
^ fl
1
2 ^
p
&a
*3
<
00X = Bv2O
jnjp •jdraeimoiT;
03
I>
15
1
1 12
Name
und
lemische Formel
(Löslichkeit)
'. Oxalsaures Silber
00 Ag — COOAg
(unlöslich)
Malonsaures Silber
CH. (COOAg).
(schwer löslich)
Aepfelsaures Silbei
H, OHiCOOAg).^
!ch in heissem Wasse
. Weinsaures Silber
HOB). (COOAg).,
Citronensaures Silbe
Hr, 0~ Ag,
kochendem Wasser
löslich)
:B ^
03
s^o
t2feiO
fl. C)
* §
\6
CO
©
CO
03 ^ CO
CO :o
C
w-
CO
Photometr. Bestimmung, d. Liehtempfindlichk. versch. Silberverbinduugeu. 37
und zwar gilt dies nicht nur für die mit Silbernitratübersehuss, sondern auch für
die mit Ueberschuss des betreffenden Alkalisalzes präparirten Salze. Bei den folgenden
höheren Gliedern der Fettsäurereihe gelingt es nicht, eine Beziehung zwischen der
Lichtempfindlichkeit und ihrer chemischen Zusammensetzung aufzufinden, wobei wohl
einen Theil der Schuld die viel schwierigere, ohne Anwendung verschiedener Kunst-
griffe (Zusatz von Alkohol zum Silberbade, Erwärmen der Salzbäder u. s. w.) ganz
unmögliche Präparation der Versuchspapiere tragen mag.
Nicht ohne Interesse dürfte die Thatsache sein, dass das isobuttersaure Silber
an Lichtempfindlichkeit constant hinter dem normalen Salze zurückbleibt, was uns
beweist, dasslsomerie einen Einfluss auf durch Licht bewirkte chemische
Vorgänge hat.
Im Gegensatz zu dem Gesagten zeigt sieh das Silbersalz der Paramilchsäure
(optisch - active Aethyliden- Milchsäure), was Lichtempfindlichkeit und Färbung im
Lichte betrifft, dem Silbersalze der Gährungs - Milchsäure (gewöhnliche inactive
Aethyliden -Milchsäure) ungemein ähnlich, was wohl dadurch ausreichend erklärt ist,
dass wir es hier ja mit keiner chemischen, sondern nur mit einer physikalischen
Isomerie zu thun haben. Sehr intensiv gefärbt und auch sehr lichtempfindlich ist
das oxalsaure Silber mit Salzüberschuss, desgleichen auch dasselbe mit Silberüberschuss
und Ammoniakräucherung, wogegen es ohne diese Eäucherung fast gar keine Empfind-
lichkeit zeigt; jedenfalls dürfte dieses Salz für den photographischen Copirprocess
anwendbar sein.
Die Silbersalze der Malen-, Aepfel-, Wein-, Hippur- und Citronensäure sind
weniger lichtempfindlich als das oxalsaure Silber; hinsichtlich des letzteren, des
citronensauren Silbers, ist bemerbenswerth, dass es, wenngleich es für sieh geringe
Lichtempfindlichkeit besitzt, dennoch im Vereine mit Chlorsilber im photographischen
Copirproeesse benutzt wird, weil es grössere Farbenempfindliehkeit gegen die weniger
brechbaren Strahlen besitzt, als Chlorsilber allein, und obendrein kräftige Copien von
hübscher Färbung gibt^-
Die Lichtempfindlichkeit beträgt bei den mit Ammoniak geräucherten Präparaten
nicht selten das Doppelte der ohne Ammoniakräucherung exponirten; der Grund dieser
höheren Empfindlichkeit dürfte, wie schon in der Einleitung erwähnt, in der Neutrali-
sation der durch die Liehtwirbung frei werdenden Säure zu suchen sein, zumal freie
Säure die Liehtwirbung oft verringert. Eine bedeutendere Steigerung der Licht-
empfindlichkeit durch Ammoniakräucherung wurde bei der Oxalsäure und ihren ver-
wandten Säuren, der Malon-, Aepfel-, Wein- und Citronensäure, sowie bei der
Hippursäure beobachtet.
Die Färbung der Halogenverbindungen des Silbers ist im Allgemeinen eine
mehr oder minder graue, während die Färbung der organischen Silbersalze meist mehr
ins Röthliche bis Bräunliche, mitunter Braunviolette geht, welche Färbung nach dem
Fixiren in eine gelbbraune übergeht.
Bemerkenswerth ist schliesslich, dass die Haloidverbindungen des Silbers stets
lichtempfindlicher sind, wenn sie mit Silberüberschuss dargestellt sind, während bei
den organischen Silbersalzen zuweilen, wenn auch nicht häufig, das Umgekehrte der
Fall ist, d. h. die mit Salzüberschuss hergestellten Präparate die empfindlicheren waren.
Im Allgemeinen sind die untersuchten organischen Silbersalze lichtempfindlicher
als Silbernitratpapier; eine Ausnahme hiervon macht das oxal-, malon- und äpfelsaure
Silber, welches, mit überschüssigem Silbernitrat präparirt, weniger empfindlich als
1) S. dieses Handbuch, Bd. 3, S. 312.
38
Vierter Theil. Viertes Oapitel.
Silberuitratpapier ist; dagegen äussert sieh die üeberlegeuheit organischer Silbersalze
uaeh der Ammouiakräueherung oder bei Gegenwart der betreffenden organischen
Alkalisalze.
Sehr empfindlich und sich intensiv färbend ist das oxalsaiire Silber mit Ammouiak-
räucherung.
Vergleicht man die Lichtempfindlichkeit der gebräuchlichen Auscopirpapiere, so
kann man annehmeu, wenn man die Empfindlichkeit von gewöhnlichem, auf zehn-
proceutigem, neutralem Silberbade gesilberten Albuminpapier = 1 setzt, dass Salz-
papier die Empfindlichkeit lV->, Aristo- oder Cellordinpapier Vj.^ bis 4 oder 5
(durchschnittlich = 3) besitzt, w'ährend Platinpapier oder Pigmentpapier die beiläufige
durchschnittliche Empfindlichkeit = 3 aufweist. Diese Zahlen machen jedoch keinen
Anspruch auf absolute Giltigkeit, sondern variiren sehr mit den Nebenumständen bei
der Erzeugung der betreffenden Papiere.
II. Wiedergabe der Tonabstufungen zwischen Licht und
Schatten beim Copirprocess. — Gradation der Auscopirpapiere.
Pur die Beurtheilung der Verwendbarkeit eines photographischen Copirpapieres
erscheint von Wichtigkeit 1. seine Lichtempfindlichkeit, 2. die Fähigkeit, bei
stärkerer Lichtempfindlichkeit eine kräftige, intensive Schwärzung (Färbung)
anzunehmen, 3. die Fähigkeit, eine genügende Anzahl Abtönungen zwischen hellstem
Lieht und dunklem Schaltern („Gradation“) wiederzugeben.
Gute photographische Negative erfordern zum Copirprocess photographische
Papiere, welche in entsprechender Weise fähig sind, die Tonabstufungen zwischen
Hell und Dunkel wenigstens annähernd richtig wiederzugeben oder welche, w’ie man
sagt, eine gute „Gradation“ besitzen. Zu jeder Art von Negativen (contrastarmen
oder contrastreichen Negativen) lassen sieh in gewissen Grenzen Copirpapiere von
entsprechender Gradation finden, welche Abtönungen zwischen Licht und Schatten
am besten wiedergeben.
Die Ermittelung der Gradation für den Negativprocess und ihre Gesetze
haben wir bereits im zweiten Bande dieses Werkes (S. 3) beschrieben, jedoch die
Copirpapiere bisher nur kurz berührt (s. Bd. I, Abth 1, S. 310).
Bei den photographischen Copirprocessen schreitet die Schwärzung im Lichte
nicht in demselben Grade, wie die Intensität des einwirkenden Lichtes , vor und geht
nicht mit der verlängerten Zeitdauer der Lichtwirkung parallel, was längst bekannt
ist (s. Bd. I, Abth. 1, S. 310).
So z. B. sind für die Lichtmengen 5 und 1 die entsprechenden Schwärzungen
bei Chlorsilberpapier 0,50 und 0,22 (Bunsen und Roscoe a. a. 0.); für Papiere
anderer Zusammensetzung ist jedoch der Verlauf der Schwärzung im Lichte ein anderer.
Es nehmen nicht alle Arten photographischer Silber -Copirpapiere selbst bei
andauernder Lichtwirkung ein sattes Schwarz oder eine intensive Dunkelfärbung au;
manche schwärzen sieh intensiv , manche gehen aber bei weiterer Belichtung in einen
olivbrauneu Bronzeton über („Brouziren der Schwärzen“), was nicht erwünscht
ist, weil der schwache Bronzeglauz der intensivsten Schwärzen die Harmonie der
Copie stört.
Der dunkelste Tieftou eines Copirpapieres entspricht also nicht immer einem
satten Schwarz; das letztere lässt sieh bei mancher Art von photographischen Papieren
überhaupt nicht erreichen.
Photometr. Bestimmung, d. Lichtempfindlichk. versch. Silberverbindungen. 3g
Die Fähigkeit der Papiere, einen dunklen Tiefton anzunehmen und in den
Schatten noch Gradation zu zeigen, hängt in erster Linie von der Quantität und
Qualität der zur Herstellung verwandten lichtempfindlichen Präparate ab (s. bei dem
betreffenden Capitel in diesem Heft), sowie auch von der Weisse und dem Glanze
des zur Präparation verwendeten Papieres.
Zur Ermittelung der Gradation eines Oopierpapieres bedient man sieh am
einfachsten der Sealenphotometer (z. B. Vogel’s Photometer, s. Bd. L, Abth. 1, S. 405),
unter welchen man die zu vergleichenden photographischen Papiere unter sonst gleichen
Verhältnissen der Liehtwirkung aussetzt. Man copirt so lange, bis die untersten (der
stärksten Lichtwirkung entsprechenden) Nummern so intensiv geschwärzt sind, dass
sie sieh voneinander nicht mehr unterscheiden lassen. Die Differenz zwischen der
dunkelsten, noch von der nächst lichteren unterscheidbaren Photometernummer und der
lichtesten, eben noch ablesbaren Nummer gibt den Umfang der Gradation. Als Ver-
gleichspapier benutzt man entweder Albuminpapier Q, welches in seiner Gradation wohl
am ehesten als Normalpapier angesehen werden kann, oder Chlorsilber- (Salz) -papier^).
So z. B. bann man bei Betrachtung der unter Vogel’s Sealenphotometer be-
lichteten Papierstreifen von der untersten (schwärzesten) Nummer bis zur letzten, eben
noch deutlich wahrnehmbaren Nummer bei reinem Salzpapier 20 Photometerstufen
zählen, bei Albuminpapier 16 bis 18, bei Platinpapier 12 bis 14, bei Celloidinpapier
kann man kürzere (12) bis längere (16) Scalenstufen, je nach der Darstellung des
Papieres, beobachten. Aehnliches ist bei Aristopapier (Chlorsilbergelatine - Papier) der
Pall; gewisse Handelssorten hart copirender Papiere zeigen nur die Länge von
10 Scalenstufen.
Zusatz von Chromsäure oder Chromaten zu Chlorsilber -Emulsion mit Silber-
eitrat u. s. w. (Celloidin- oder Aristopapier) bewirkt die Entstehung von Silberehromat,
welches selbst in geringen Quantitäten den Umfang der Gradation (ausgedrückt in
Graden des Vogel’sehen Scalenphotometers) von 16 Grad auf 6 Grad herabdrückt;
Aehnliches geschieht durch Zusatz von Kupferchlorid oder Uranylchlorid [Valenta^)].
Auch Chlorsilber -Badepapier (Salzpapier) wird durch Zusatz von Chromat zur Salzung
in ähnlicher Weise beeinflusst, indem die Empfindlichkeit sinkt und die Scala ver-
stärkt wird, also gewissermassen die Empfindlichkeit gegen schwache Lichtwirkung
stark herabgesetzt wird oder, mit anderen Worten, eine stärkere Anfangswirkung er-
forderlich wird, um den ersten schwachen Liehtein druck hervorzubringen, während
starke Liehtwirkungen eine starke Zersetzung (Schwärzung) zur Folge haben, wenn
auch in der Eegel die Gesammtempfindliehkeit gleichfalls leidet.
Es erscheint bemerkenswerth, dass auch beim Platinotyp-Process der Zusatz sauer-
stoffreicher Substanzen (Chromate, Chlorate) in ähnlicher Weise wirkt, wie bei Silber-
salzen, d. h. den Umfang der Gradation vermindert und dadurch das Entstehen contrast-
reicherer Copien fördert.
Untersuchungen über die Gradation der Copirpapiere stellten insbesondere
E. Valenta^) und Baron HübP) an. Am besten ist es, die Gradation nach er-
folgter Pixirung zu bestimmen.
1) E. Valenta, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 254.
2) Baron Hübl, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 368.
3) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 503.
4) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 254.
5) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 368.
40
Vierter Theil. Viertes Capitel.
Vergleicht man die unter dem Sealenphotometer erhaltenen Scalen verschiedener
Copierpapiere bezüglich der Färbung der einzelnen Stufen, so beobachtet man ent-
weder einen fast gleichmässigen Verlauf der Töne von Schwarz zu Weiss, oder es
findet an einem Ende der Scala ein relativ jäher üebergang statt, während der andere
einen sehr sanften Verlauf zeigt. Benutzt man die Scala des reinen Chlorsilber-
(Salz-) papieres als Vergleiehsseala, so zeigt gesilbertes Albuminpapier einen ver-
hältnissmässig langsamen Abstieg von Schwarz zu den Mitteltönen und einen raschen
Abfall zu Weiss, während man bei Platinpapier den entgegengesetzten Verlauf beob-
achtet. Ein Papier vom Charakter des Albuminpapieres wird in der Copie den Ueber-
gang von Lieht zu den Halbtönen weniger zart, etwas schroff wiedergeben, dagegen
wird es in den Schatten reiche Abstufungen zeigen. In der Platincopie werden die
hellen Mitteltöne relativ lieht wiedergegeben; sie zeigen einen zarten, weichen Verlauf
zum höchsten Lieht, der dunkle Mittelton geht aber rasch in Schwarz über. Für
Albuminpapier eignen sich deshalb Negative, welche relativ kurz exponirt sind, reiche
Tonabstufimgen in den Lichtern zeigen, während die Details in den Schatten nur
wenig angedeutet zu sein brauchen. Der Platindruek erfordert reichlich exponirte
Matrizen mit kräftig auscopirten Schattendetails. Chlorsilber- (Salz-) papier nimmt
eine mittlere Stellung ein [HüblO]-
Baron Hübl (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 368), vergleicht die Gradation
der Copirpapiere mittels einer Normalscala aus Chlorsilberpapier, welches durch Baden
von Papier in Kochsalzlösung und dann in Silbernitrat (z. B. nach der Methode von
Bunsen’s Normal -Chlorsilberpapier, s. Bd. I, Abth. 1, S. 386) hergestellt ist. Es wird
die Copie durch Belichten unter dem Sealenphotometer und darauf folgende weitere,
der speciellen Vorschrift für jedes Papier entsprechende Behandlung fertig gestellt.
Der Vergleich des so gewonnenen Scalenbildes mit der Normalscala geschieht auf
graphischem Wege durch Construetion der „Gradationscurve“. Man benutzt ein
rechtwinkliges Coordinatensystem, trägt auf die Abscissenachse die Entfernung der ein-
zelnen Toustufen (als Ausgangspunkt die erste wahrnehmbar gefärbte Stufe) auf und
entnimmt als Ordinaten aus der Scala des Versuehspapieres die gleich intensiven Töne
(Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 368, woselbst derartige Curven näher be-
schrieben sind).
Betrachten wir die Lieht- und Sehatteuverhältnisse einer grau und schwarz aus-
geführten Zeichnung auf weissem Papiere; Man nimmt an, dass das Tiefsehwarz auf
weissem Papiere keineswegs alles Lieht verschluckt, sondern immerhin noch Lieht
refleetirt, und zwar ungefähr 5 Proe. jener Liehtmenge, welche von weissem Papier
reflectirt wird'^j. Es genügt eine Lieht- und Sehattenabstufung eines Papier-
bildes von 1 bis 20, um alle bei Zeichnungen auf weissem Papiere verkommenden
Sehattirungen von Weiss bis Schwarz behufs Erzeugung künstlerisch wirkender Copien
wiederzugeben. Andererseits kann man annehmen, dass die Lichtintensitäten der
am hellsten erleuchteten und im tiefsten Schatten befindlichen Objecte bei natür-
licher Beleuchtung von Landschaften oder dergl. unter freiem Himmel von
wenigstens 1 bis 30 bis höchstens zu 1 bis 90 schwanken (s. Bd. II. S. 11).
Wie photometrische Versuche ergaben, entspricht die Scala der den ver-
schiedenen Lichtintensitäten entsprechenden Tonabstufungen der gebräuchlichen Copir-
papiere Lichtwirkungen bei hart copirenden Papiersorten mit kurzer Scala einem Unter-
schied der Lichtwirkung von 1 bis 30, vom zartesten bis zum dunkelsten Tone; während
1) Hübl, Der Silberdruek auf Salzpapier. 1896. S. 6.
2) Rood, Eder’s Jahrbuch f Phot. f. 1896. S. 174.
Photometr. Bestimmung, d. Liehtempfindliehk. verseh. Silberverbiuduugen. 41
weich eopirende Copirpapiere (mit langer Scala) vom hellsten bis zum dunkelsten Tone
einer Liehtwirkung von 1 bis 120 entsprechen. Es sind also durch die gebräuch-
lichen Copirpapiere hinlänglich Mittel gegeben, um innerhalb der hierfür in Betracht
kommenden Grenzen gut abgestufte Papiercopien zu geben; jedoch setzen sich einer
theoretisch völlig eorrecten Wiedergabe zahlreiche Schwierigkeiten chemischer und
physikalischer Natur entgegen, welche jedoch glücklicherweise nicht allzusehr hinderlich
sind, weil selbst ein geübtes menschliches Auge in der Beurtheilung monochromer
Halbtonbilder, bezüglich der Wiedergabe der Sehattentöne , nicht allzu empfänglich
für kleine Abweichungen ist.
Wie erwähnt, refleetiren selbst sehr dunkle Parbtheilchen etwas weisses Licht.
Dies ist auch bei Silber-, Gold- und Platin -Niederschlägen auf Papier der FalP).
Dazu kommt noch, dass die Papierbilder die Structur der Papierfaser mehr oder
weniger deutlich zeigen und diese unregelmässig erhabenen Stellen je nach der
Eiehtung des auffallenden Lichtes einen allgemeinen Lichtreflex geben, welcher die
satten Schatten im Bilde beeinträchtigt.
Diesen Reflex beseitigt man fast vollständig, wenn man die Papiere mit einer
Flüssigkeit oder einem transparenten festen Körper überzieht. Aus diesem Grunde
erscheinen nasse Copien viel gesättigter in der Farbe, und auch durch Ueberziehen
mit Harzlacken, Collodion u. s. w. lässt sich Aehnliches erzielen. Deshalb zeigen
auch Positivpapiere mit transparenter glänzender Bildsehieht (Collodion-, Albumin-
papier u. s. w.) bei relativ geringer Menge färbender Substanz (Silberniederschlag) tiefe
Schatten, während Papiere ohne solche Schichten sehr reichlich mit Farbtheilehen
belegt sein müssen , damit sie eine ähnliche Sättigung aufweisen. Damit Copien auf
sogen. „Mattpapier“ genügend Brillanz (Kraft) zeigen, muss in den Schatten der-
selben viel mehr Silber redueirt werden, als es bei den Glanzpapieren (Albumin-,
Celloidinpapier u. s. w.) nothwendig ist [Hübl^)].
Deshalb müssen die Negative für Mattpapier durchschnittlich eontrastreicher und
viel kräftiger gedeckt sein als für Glanzpapiere. Jedoch lässt sieh in vielen Fällen
der Charakter der Copirpapiere auf chemischem Wege derartig ändern, dass man
diese Erscheinung paralysiren kann^J.
III. Wirkung des Sonnenspectrums auf verschiedene im Copir-
process verwendete Silberverhindungen.
Die Silberverbindungen verhalten sich sehr verschieden gegen das Sonnenspectrum,
wie bereits im I. Bd. , S. 49 und im III. Bd. , S. 120 beschrieben wurde.
Beim Copirprocess auf Chlorsilber, sowie Silberalbuminat wirken insbesondere
die blauen und violetten Strahlen (sowie Ultraviolett), und zwar auf Chlorsilberpapier
vorzüglich die blauvioletten, auf gesilbertes Albuminpapier die hellblauen.
Die umstehende Tafel (nach Abney'*) gibt ein übersichtliches Bild dieses Ver-
haltens der verschiedenen Silberverbindungen, sowohl bei der blossen Liehtwirkung
1) üeber die Messung der von verschiedenen Copien reflectirten
Lichtmengen stellte Ch. Jones Versuche an und fand, dass auch in diesem Falle
es zweckdienlich ist, die Logarithmen der Liehtintensitäten in die Rechnung zu setzen
(Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. ,1897. S. 370), ähnlich wie dies bei den Negativen der
Fall ist (s. Bd. II. S. 4).
2) Hübl, Der Silberdruek auf Salzpapier 1896. S. 3.
3) Dies geschieht durch Variation der Gradation der Copirpapiere (s. diese).
4) Abney, Instruction in Phot. 1881. S. 5 und 226.
42 Vierter Theil Viertes Capitel.
ohne Hervorrufung („directe Oopien“), als imter Anwendung von entsprechenden
Entwicklern (s. Fig. 1).
Ultiaviolett. ^ o s d ® m
® tc :s eo -g
0^3 5 g
> S o
Fig. 1.
Ag I-{- AgNO^y directe Copie.
Dasselbe, entwickelt.
Ag Br Ag directe Copie.
AgB/’j entwickelt (lange Kxposition).
AgCl~\-AgNO;i^ directe Copie.
AgCl, entwickelt.
AgI-\-AgBr~{-AgNO^ directe Copie.
Z Ag Ag B}'y entwickelt.
Agl-^-AgBr, entwickelt.
dAgI-{-Ag Cl-\- AgNO-^, directe Copie.
Ag I-\- Ag Cl^ entwickelt.
1 ist die directe Copie auf Jodsilber und Silbernitrat (NB. die Färbung erstreckt
sieb nur bei langer Liebtwirkung über Blau hinaus);
Photometr. Bestimmuug. d. Liehtempfiudlichk. verseil. SilberverbiüduugeD. 43
2 dasselbe, mit HervorrufuDg (z. B. Eisenvitriol);
3 directe Oopie auf Bromsilber und Silbernitrat;
4 Bromsilber (in Form von Emulsion);
5 directe Copie auf Ohlorsilber und Silberuitrat (NB. bei kürzerer Licbtvvirkung
erstreckt sich die Färbung nur bis gegen G, wüe in Nr. 12 gezeichnet ist);
6 Ohlorsilber mit Entwickelung (in Form von Emulsion);
7 Jodbromsilber, directe Oopie;
8 dasselbe, mit Hervorrufung (z. B. mit Eisenvitriol, im nassen Oollodionprocess);
9 Jodbromsilber, mit grösseren Mengen Bromsilber; hervorgerufen;
10 Jodchlorsilber, directe Oopie;
11 Jodchlorsilber, mit Hervorrufung.
Bei kurzer Lichtwirkung erkennt man leicht, dass für Ohlorsilber und Silber-
nitrat (auf Papier) hauptsächlich das violette und ultraviolette Licht wirksam sind,
welches letztere im Winter oder bei trübem Wetter geringe Intensität besitzt. Ist
ausserdem noch citronensaures Silber zugegen, so wirkt auch das sichtbare Spectrum,
besonders die blauen und grünen Strahlen, noch kräftig ein, obschou das Maximum
der Wirkung den violetten Strahlen zukommt (Abney); dies geht aus den Ourven
(Fig. 2) 12 und 13 hervor.
12 Ohlorsilber und Silbernitrat; directe Oopie;
13 Ohlorsilber und Silbereitrat (citronensaures Silber); directe Oopie.
Die Folge dieses Verhaltens des „Ohlorcitratpapieres“ (s. S. 14) ist nach Abney
die, dass dieses im Winter rascher copirt als Ohlorsilber- Albuminpapier. — Aehulieh
verhält sieh Ohlorsilber- Silbertartratpapier, welches, ebenso wie das vorige, zu den
wichtigsten Eepräsentanten moderner Auscopirpapiere gehört.
FÜNFTES CAPITEL.
DIE PEAXIS DES VERGOLDENS, PLATINIRENS UND
UNECHTEN TONENS DER SILBERCOPIEN.
I. TJeber die zum Tonen verwendeten Gold- und
Platinsalze. — Cliemisclie Vorgänge beim Verarbeiten der Gold-
und Platintonbäder.
Bereits im Vorhergehenden (s. S. 9 und 24) wurde in Kürze angegeben,
dass bei den Silber- Copirprocessen meistens Goldsalze oder Salze der
Platinmetalle benutzt werden, um den Farbenton der Bilder zu ver-
bessern und ihre Haltbarkeit zu erhöhen (sogen. „Tonen oder Schönen
der Bilder“). Es handelt sich um eine Substituirung der Silber theilchen
des Bildes durch Gold oder Platin; dieser Process kann verschieden
verlaufen, je nach der chemischen Zusammensetzung der Gold- und
Platin salze und deshalb müssen wir bei der Specialbeschreibung der
Tonungsprocesse die in Betracht kommenden chemischen Eigenschaften
dieser Körper näher betrachten, da sie für die Tonung aller verschie-
denen Silberpapiersorten von Wichtigkeit sind.
A. Die zum Vergolden photographischer Silberbilder verwendeten
Goldsalze. Auri- und Auro -Verbindungen.
Löst man Gold in Königswasser (d. i. ein Gemiseli von Salzsäure und Salpeter-
säure) auf, lässt einen Ueberseliuss von Salzsäure verwalten , dampft ein und lässt
krystallisiren, so erhält man hellgelbe Nadeln von Chlorwasserstoff-Gol dehlorid
(AuCl^- HCl), welche drei oder vier Molekel Krystallwasser enthalten. Dampft mau
aber die Lösung von Gold in Königswasser zur Trockene und erwärmt, um die Salz-
säure zu verjagen, so entsteht rothbraunes, an der Luft zerfliessliches Goldchlorid
(AuCQ, welches beim Auflösen in Wasser mit zwei Molekeln Krystallwasser krystallisirt.
Das braune Goldchlorid ist das verbreitetste und beliebteste Goldsalz für Tonungs-
proeesse. Es hält hartnäckig Spuren von Salzsäure zurück, soll aber für photographische
Zwecke nicht allzu stark sauer sein 9-
1) Derartige [Lösungen können durch Einträgen geringer Mengen Calcium-
carbonat (Kreidepulver) vom Säureüberschuss befreit werden. Der Ueberschuss von
Kreidepulver kann abfiltrirt, aber auch in der Goldlösung belassen werden, da er im
Goldtonbad nicht schadet.
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Tonens u. s. w.
45
Häufig stellen sieh Praktiker Chlorgold selbst aus Dukaten her und belassen
die kleine Menge Kupfer darin, weil letzteres unschädlich ist^}.
Das Chlorgold bildet mit Chlorkalium, Chlornatrium, Chlorcadmium und anderen
Chloriden Doppelsalze, welche gut krystallisiren und sieh an feuchter Luft besser halten.
Das Natriumgoldehlorid {AuCl^-NaCl 0) wurde von Peligot
(s. S. 9) in der Sitzung der Pariser Photographischen Gesellschä!ft vom 18. Mai 1855 als
Tonungsmittel (statt Chlorgold) empfohlen, weil es nicht sauer reagire. Im Jahre 1860
befürwortete Fordos®) neuerdings das Natrium - und Kaliumgoldchlorid. — Das
unter dem Namen „Goldsalz“ im Handel vorkommende Präparat ist in der Regel
eine Mischung von Natriumgoldchlorid mit überschüssigem Kochsalz mit sehr variablem
Goldgehalt (Eder, 1. Auflage dieses Heftes. 1887), ja es kommen Goldsalzsorten vor,
welche nur den dritten Theil der theoretisch richtigen Geldmenge enthalten (Lainer)_
Da sieh das Golddoppelsalz in Alkoholäther auflöst, nicht aber das überschüssige
Chlornatrium (oder Chlorkalium), so kann man Beimengungen davon leicht naehweisen.
Kaliumgoldchlorid (AmC?3 • KCT -|- 0), von Fordos in die Photographie
eingeführt (s. oben), bildet gelbe Krystalle, welche an der Luft unter Verlust des
Krystallwassers verwittern. Das wasserfreie krystallisirte Kaliumgoldchlorid (AwCZ,, • KCl),
welches A. Lainer darstellte’’), ist luftbeständig.
A. Lainer stellte den Goldgehalt der genannten Goldsalze tabellarisch zusammen.
Bei chemisch reinen Produkten enthält;
1 g reines braunes Chlorgold {AuCl^) 0,649 g Gold,
1 „ „ Chlorgold, krystallisirt {Au 01^ -f- 2 fi, 0) . . 0,574 „ „
1 „ gelbes saures Chlorgold (AuCl,^- HCl SH., 0) . . 0,499 „ „
1 „ Chlorgoldkalium, wasserfrei {AuCl^- KCl) .... 0,520 „ „
1„ „ wasserhaltig (AmCI, -JC Ci -1- 2£fo 0) 0,475 „ „
1 „ Chlorgoldnatrium (Goldsalz) (Au CI3 Na Cl-{-2H^ 0) 0,494 „ „
Auch Calciumgoldehlorid^), Cadmiumgoldchlorid“) und ein Gold-
doppelsalz mit Aethylendiamin“) wurden vorgeschlagen, fanden aber keinen Eingang
in die Praxis.
Auch Goldbromid oder das gut krystallisirende Kaliumgoldbromid') sind
für Tonbäder verwendbar®).
Ausser dem Goldchlorid [Aurichlorid (Au Ci,,)] und seinen Doppelsalzen existirt
noch eine andere chlorärmere Goldverbindung Goldchlorür = Aurochlorid (AuCl),
1) Jopp, Phot. Mitth. Bd. 20, S. 278.
2) Bull. Soc. fran?. Phot. — Kreutz er’ s Zeitschr. f. Phot 1860. Bd. 2, S. 153.
3) Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 120. — Sitzungsber. d. kaiserl. Akad.
d. Wissenschaften in Wien 1890.
4) Von Sutton in England im Jahre 1862 verwendet (Phot. Archiv 1863. S. 14).
— Schnauss theilt mit, dass man es einfach durch Sättigen des sauren Chlorgoldes
mit Kreide erhalten könne (Phot. Archiv 1863. S. 15), und diese mit Kreide neutrali-
sirten Bäder fanden vielfach später Verwendung, wenn sie auch oft nur eine kleine
Menge des Calciumdoppelsalzes (entsprechend der Menge der zur Absättigung ge-
brachten Salzsäure) enthielten.
5) Phot. Archiv 1869. S. 55.
6) Wurde von Dr. Lüttke & Arndt, Chemische Fabrik in Winterhude bei
Hamburg, im Jahre 1897 in den Handel gebracht.
7) E. Krüss, Eder’s Jahrbuch f. Phot, f 1887. S. 174.
8) Schnauss, Phot. Archiv 1877. S. 89.
46
Vierter Theil. Fünftes Capitel.
welches bei Erhitzen von Groldchlorid auf 185 Grad C. entsteht, sich aber wahrscheinlich
auch dann bildet, wenn Auriehlorid in verdünnten Lösungen mit schwachen Alkalien
zusammen kommt, welche demselben einen Theil seines Chlorgehaltes entziehen und
dabei die Lösung entfärben. Goldchlorid kann bei Einwirkung von Alkalien
Goldehlorür geben, entweder unter Erzeugung von Hypoehloriten oder von Chloraten
(Mer ei er), nach der Gleichung
Au Ck + 2KHO = Au CI KCl -[-KCIO + B.0
Gold- Alkali Gold- Alkali- Hypo- Wasser
Chlorid chlorür Chlorid chlorit
oder 3 Art a, + 6 ÜL LTO = 3 4m C? + 5 KCl + ZCT + 3 0.
Chlorat
In analoger Weise entsteht Kaliumaur oehlorid >= Kaliumgoldehlorür
{AuCl-\- KCl)\ beide lösen sieh in alkalischen Lösungen farblos auf, zersetzen sieh
aber mit Ueberschuss von Alkalien unter Ausscheidung eines dunklen Niederschlages
von Aurooxyd, welches unbeständig ist.
1. Umsetzung der Goldsalze mit metallischem Silber.
Während Goldchlorid sieh mit Silber in der Weise umsetzt (vergl. S. 24), dass
1 Atom Gold auf 3 Atome Silber kommen, nach der Gleichung:
AuCl^ -)~ 34^ = BAgCl Au,
Gold- Silber Chlor- Gold
Chlorid Silber
vollzieht sich bei Anwendung von Goldehlorür der Proeess insofern günstiger, als die
dreifache Menge Gold präcipitirt wird.
4m Cl-{- Ag — Ag CI + 4m.
Gold- Silber Chlor- Gold.
chlorür Silber
Auf diese Eolle des Goldchlorürs hat zuerst Mereier’) mit Nachdruck auf-
merksam gemacht, und diese Theorie wurde später ziemlich allgemein aceeptirt.
üeber die Reaetion von Silbersubehlorid gegen Goldsalze vergl. S. 25.
2. Selbstzersetzung der Goldbäder. — Inactive Goldbäder.
So günstig die Chlorverbindungen des Goldes im Tonungsprocess wirken, so
ungünstig verhalten sich in der Regel die Goldoxydverbindungen.
Das Gold bildet ein Oxyd von der Formel Au^O,, (Goldoxyd, Aurioxyd),
welches im wasserhaltigen Zustande die Formel = Au(OH)^ (Aurihy droxy d) besitzt.
Es entsteht bei Einwirkung starker Alkalien auf Auriehloridlösungen, wobei die gelbe
Lösung farblos wird. Der Ueberschuss der Alkalien bildet mit dem Aurihydroxyd Salze,
in welchem das Letztere die Rolle einer Säure spielt. Diese Art von Alkali- Gold-
oxydsalzen leitet sieh von der Metagoldsäure (LTAitO.,), welche durch Wasseraustritt
aus Aurihydroxyd entsteht: Au(OH\ — H,,0 — HAuO<,) ab. Das Natriumsalz hat
z. B. die Formel 4m O2 (Natriumaurat = Goldoxyd -Natron).
In ähnlicher Weise gibt Goldehlorür mit starken Alkalien: Aurooxyd = Goldoxydul,
welches mit Alkalien eine Salzreihe (Aurite) bildet, welche leicht in metallisches
Gold und Alkaliaurat sieh zersetzt.
Stark alkalische Goldbäder zersetzen sich nach dem Mischen oft schon binnen
1 bis 2 Stunden, indem sich z. B. Natriumaurat bildet. Dieses Natrium- oder Kalium-
aurat ist aber so beständig, dass es von metallischem Silber nicht zersetzt wird; daher
kommt es, dass solche Bäder nicht mehr tonen, trotzdem sie Gold enthalten; man
1) Mercier, Virages et fixages. Paris 1892.
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Tonens u. s. w. 47
nennt solche Goldbäder „inactiv“. Auf diese Thatsache hatten zuerst Davanne und
Girard^) aufmerksam gemacht, was bereits in der ersten Auflage dieses Heftes (1887)
erwähnt wurde; später machte P. Mereier Ausführungen in demselben Sinne®).
Natriumaurothio Sulfat ==unterschwefligsaures Goldoxydulnatron
(^Na^S^0^-\-Au,i8^03-\-^II^0), auch Sei d’or genannt, wurde von Pordos und
Gelis (1843) entdeckt, von Pizeau zum Vergolden von Daguerreotypien (Compt.
rendus 1840; Bd. 11, S. 629) eingeführt, während Le Gray (1850) dieses Salz zum
Tonen von positiven Papierbildern in einer Verdünnung 1:1000 empfahl’*) (vergl.
Geschichte des Tonens von Papierbildern S. 6). Bereits Pordos und Gelis machten
aufmerksam, dass saure Chlorgoldlösungen das Pixirnatron allmählich unter Schwefel -
ausseheidung zersetzen, während bei den neutralen Doppelchloriden dies nicht der
Pall sei. Da die fixirnatronhaltigen Goldbäder, wenn sie alt oder sauer waren, leicht
Anlass zur Schwefelausscheidung und der damit verbundenen geringen Haltbarkeit der
Papierbilder gaben, so gab man diese Tonungsart für Salz-, Arrow-root- und Albumin-
papier in den sechziger und siebziger Jahren fast gänzlich auf, obsehon man gegen-
wärtig sieh genau überzeugte, dass frische und neutrale Aurothiosulfatbäder sehr
haltbare Bilder geben und nur die Verwendung zersetzter derartiger Bäder die Methode
in Misscredit gebracht habe. In den letzten Jahren kamen aber die fixirnatronhaltigen
Goldbäder für Bmulsions-Oopirpapiere wieder in Gebrauch und sie sind auch ein
Bestandtheil der Tonfixirbäder , welche stets Natriumaurothiosulfat enthalten, denn
dieses Salz entsteht stets beim Zusammenkommen von Goldsalzen mit überschüssigem
Pixirnatron.
3. Eintheilung der Goldtonbäder.
Es ist nicht gleichgültig, ob das Goldbad sauer, neutral oder
alkalisch ist. Die verschiedenen Zusätze beeinflussen in hohem Grade
die Farbe des Bildes und den Verlauf des Tonens. Man theilt deshalb
die photographischen Chlorgold-Tonbäder am besten nach ihrer Eeaction
ein und sehliesst an sie die Thiosulfat- und Ehodanbäder als selbständige
Gruppen von Tonbädern an.
I. Saure Chlorgoldbäder aus käuflichem Chlorgold mit oder ohne
weiteren Zusatz von Salzsäure*^), greifen das Bild stark an (schwächen
es) und geben rothe Farbentöne. Zusatz von schwächeren Säuren (z. B.
Essigsäure) zu neutralen Goldbädern macht gleichfalls den Ton röther,
greift aber das Bild weniger an. Die sauren Goldbäder sind die halt-
barsten, aber wegen der unbeliebten rothbraunen Farbentöne am wenigsten
in der Praxis verwendet.
II. Neutrale Chlorgoldbäder geben vortreffliche Farbentöne und
arbeiten regelmässig. Sie sind sehr gut haltbar (wochenlang), wenn
1) Ptiot. Archiv 1864. S. 217.
2) Mereier, Virages et fixages. Paris 1891.
3) Le Gray, Traite pratique de photogr. sur papier et sur verre. Paris, Juni 1850.
4) Ein starkes, saures Goldhad ist z. B. 5 g Chlorgold, 1 Liter Wasser, einige
Tropfen Salzsäure (Davanne und Girard, Bull. Soc. frane. 1855. S. 100). Es greift
die Papierbilder stark an.
48
Vierter Theil. Fünftes Capitel.
auch nicht in demselben hohen Grade, wie die sauren Bäder. Hierher
gehört eine neutrale Auflösung von Kaliumgoldchlorid, oder mit Kreide
neutralisirte Goldlösungen u. s. w.
III. Alkalische Chlorgoldbäder färben die Bilder mehr bläulich-
violett als die neutralen Bäder. Die Haltbarkeit ist gering und schwankt
je nach der Stärke des Alkalis in den Mischungsverhältnissen von 1 bis
2 Stunden bis zu einigen Tagen. Alle alkalischen Chlorgoldbäder werden mit
der Zeit inactiv. Unter diese Gruppe fallen die beliebtesten Tonbäder für
Albumin-, Salz-, Celloidin- und Aristopapier (Borax-, Acetatgoldbäder u. s. w.).
— Alle diese Goldbäder (Gruppe I bis III) enthalten kein Fixirmittel,
weshalb die Fixirung in einer getrennten Operation nachfolgen muss.
IV. Thiosulfat- und Ehodangoldbäder enthalten neben der
Goldverbindung auch ein Fixirmittel, z. B. Fixirnatron oder Ehodan-
ammonium, so dass das Gold nicht mehr in Form von Chlorgold, sondern
in dem durch diese Zusätze erzeugten Golddoppelsalze (Natriumaurothio-
sulfat oder Ammoniumgoldrhodanid) vorhanden ist. Stets ist aber ein üeber-
schuss des Fixirmittels vorhanden, so dass neben dem Vergoldungsprocess
zugleich ein partieller^) oder completer^) Fixationsprocess nebenherläuft.
Bei Ehodangoldbädern ist der Einfluss der sauren, neutralen oder
alkalischen Eeaction von geringem Einfluss auf Verlauf und Farbe der
Tonung, während bei Thiosulfatgoldbädern die saure Eeaction die
Tonung beschleunigt, aber zugleich Schwefelausscheidung mit sich bringt,
wodurch „Schwefelung“ der Silberbilder eintritt, welche den Keim des
Vergilbens legt.
Diese Art von Goldbädern wurde in neuerer Zeit besonders für
Emulsions-Auscopirpapiere zu sogen, combinirten Tonfixirbädern aus-
gearbeitet, bei welchen das Tonen und Fixiren in einem einzigen Bade
erfolgt — zum Unterschiede von dem Tonen und Fixiren in auf-
einander folgenden, getrennten Operationen.
Diese Eintheiliing der Goldbäder uaeb ihrer Eeaction rührt ursprünglich von
Davanne und Girard her (Bull. Soe. frane. 1863 — 1864), und wurde in der 1. Auflage
dieses Heftes vom Verfasser aceeptirt; P. Mercier nahm sie (unter Anerkennung der
Davanne-Girard’sehen Priorität) in sein Werk: „Virages et fixages“, (Paris 1892)
auf, und Prof. F. Sehmid legte letzteres seinem Vortage: „lieber das Wesen des
Tonens“ zu Grunde (Phot. Corresp. 1894. S. 251), wo derselbe auch die auf S. 46,
Absatz 1 auseinandergesetzte, zuerst von Mercier festgestellte Rolle des Goldchlorürs
in Goldbädern mit einbezog. Diese Ausführungen gingen als „Sehmid ’ sehe“ Theorie
in E. Valenta’s „Behandlung der für den Auseopirproeess bestimmten Emulsions-
papiere“ (1896. S. 25 und 32) über. Wir wollen aber, auf Grund obiger Quellen-
1) Dies gilt von Ehodangoldbädern.
2) Dies gilt in der Regel von fixirnatronhaltigeu Goldbiidern.
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens imd unechten l’ouens u. s. w.
nachweise, diese Theorie, die Mereier erweiterte, D a vann e - Gir ar d ’ sehe
Theorie des Tonungsproeesses nennen und bemerken, dass Valenta (a. a. 0.) die
Theorie der Ehodangoldbäder selbständig aufstellte.
Neutrale und alkalische Goldbäder (Ereidegoldbad, Borax- oder Acetatbäder u. s. w )
reagiren auf Silbersubchlorid sehr lebhaft (d. i. vor dem Pixiren der Ohlorsilber-
Auscopirpapiere) , wirken aber auf das fixirte oder durch Reduction mit Entwicklern
hergestellte metallische Silber wenig oder nicht tonend; wohl aber können fixirte
Silberbilder mittels Ehodangoldbädem oder sogen. Tonfixirbädern (namentlich wenn sie
Bleisalze, mit oder ohne Rhodanide, enthalten) getont werden. Citronensaure Silber-
suboxydsalze (Argentocitrat) tonen in den Goldbädern wohl auch, aber trotzdem führt
man mitunter durch kochsalzhaltige Bäder derartige organische Silbersubsalze in Silber-
subchlorid über, weil man glaubt, regelmässigere Tonung zu erzielen.
Auch Platintonbäder wirken besser vor dem Pixiren der Silberpapiere, wenn-
gleich auch nach dem Pixiren dieselben eine Reactionsfähigkeit aufweisen.
B. Principien der Herstellung neutraler Goldbäder.
Neutrale Goldbäder, welche in Concentrationen von V2 bis 1 g pro
1 Liter sofort zum Tonen verwendbar sind, liefern die neutralen Gold-
doppelsalze (Kalium-, Natriumgoldchlorid u. s. w.). Sind die ursprünglich
verwendeten Goldsalze aber sauer, oder befürchtet man, dass sie durch
Verwendung sauer reagirender Papiere sauer werden könnten, so fügt
man eine kleine Menge (z. B. 5 bis 10 g pro 1 Liter Goldbad) Calcium-
carbonat (Kreide, CaCO^) hinzu, welches jede Spur freier Säure
neutralisirt, allmählich die Goldlösung entfärbt und wahrscheinlich Gold-
chlorür bildet, jedoch keine weiteren Zersetzungen mit sich bringt, wie
dies bei deutlicher ausgesprochen alkalischen Substanzen der Fall ist;
deshalb ist das Kreidegoldbad als Uebergang der neutralen zu den alka-
lischen Goldbädern zu betrachten. — Die Geschichte dieses Tonbades
wurde auf S. 6 erwähnt; Detail Vorschriften werden beim Albumin-
Copirverfahren gegeben werden.
Das Kreidegoldbad soll filtrirt und dann verwendet werden, wenn es
entfärbt ist, was in 6 bis 24 Stunden eintritt; es wird nach beendigtem
Gebrauche wieder über die in der Vorrathsflasche befindliche Kreide
gegossen und hält sich monatelang.
Baryumcarbonat (statt Kreide) sowie MagnesiumearbonatO geben weniger
haltbare Goldbäder. Man kann auch andere unlösliche Metalloxyde (Zinkoxyd, Aluminium-
hydroxyd) zum Neutralisiren und Entfärben von Goldchlorid verwenden und erhält
brauchbare Tonbäder (Mereier), welche aber keinen Vortheil vor dom Kroidegold-
bade voraus haben.
C. Princip der Herstellung alkalischer Goldbäder.
Versetzt man Goldchloridlösungen (z. B. in der Concentration 1:1000
bis 1:2000) mit alkalisch reagirenden Substanzen, so entfärben sie sich
und liefern mehr oder weniger zersetzliche, jedoch gut tonende Goldbäder.
1) Vorgeschlagen von Ch. Seely (The Phot Journ. London, 16. April 1886).
Eder, Handbuch der Photographie. VI. Theil, 2. Aufl. d
50
Vierter Theil. iPünftes Capitel.
CMorgoldbäder werden um so rascher entfärbt, je stärker alkalisch die zugesetzte
Substanz ist, so ist z, B. pro 1 Liter einprocentiger Chlorgoldlösung 0,75 g Aetzkali,
2 bis 3 g Kaliumbiearbonat, 25 bis 30 g Natriumacetat nothwendig, um die Lösung
zu entfärben; Magnesia wirkt rascher entfärbend als Kreide (Mercier). Es verlieren
aber alkalische Goldbäder auch um so rascher ihre tonende Wirkung, „sie wmrden
um so rascher inactiv“, je stärker alkalisch sie waren.
Aus diesem Grunde wendet man caustische Alkalien, sowie Aetzkalk nicht gern
für alkalische Goldbäder an^), jedoch wird Hypochlorit in Form von Chlorkalk ver-
wendet, w'elches die Haltbarkeit wesentlich verbessert. Die Chlorkalk -Tonbäder-) ver-
danken ihre alkalische Eeaction dem in diesem Präparate vorhandenen Aetzkalk und
sind (bei langsamerer Wirkung als alkalische Bäder ohne Hypochlorit) gut haltbar.
Auch Alkalicarbonat, wie Natriumcarbonat (Soda), Kaliumcarbonat (Pott-
asche), LithiumearbonaP*) oder Bicarbonate, besonders Natriumbicarbonat^) im
Goldbad tonen rasch und energisch; die Bäder entfärben sieh schnell und halten sich
nur einige Stunden lang; die Töne auf Albuminpapier sind mehr bräunlich.
Viel häufiger als Alkalicarbonate werden noch schwächer alkalisch
reagirende Salze zu Goldbädern verwendet, nämlich Salze schwacher
Säuren mit starken Basen, welche die Eigenschaft haben, beim starken
Verdünnen mit Wasser sich zu spalten, zu „dissociiren“, indem in
diesem Zustand der Dissociation ein Theil der Säuren und Basen frei
nebeneinander existiren, z. B. gilt dies von Natriumborat (Borax), Natrium-
und Calciumacetat, Phosphaten, Benzoaten u. s. w.
Diese Dissociationserseheinungen treten erst in starker Verdünnung
deutlich zu Tage, und so erklärt es sich, dass concentrirte, z. B. einprocentige
Chlorgoldlösungen sich mit Borax, Natriumacetat, Natriumwolframat nicht
entfärben, sondern erst nach dem starken Verdünnen mit Wasser (z. B. auf
0,05 oder 0,1 Proc. Chlorgoldgehalt). Man nimmt in der Eegel Lösungen
von 1 Thl. Chlorgold auf mindestens 2000 Thl. Wasser und fügt dieser Gold-
lösung 1 Proc. Borax oder Natriumphosphat, oder 2 Proc, Natriumacetat zu.
Goldbäder mit Borax, Natriumacetat oder Gemischen von beiden
sind die beliebtesten, sie geben mit Albumin- oder Salzpapier ohne
Schwierigkeit braune bis violette Töne.
Natriumacetat in krystallisirtem Zustande reagirt neutral oder
hält noch Spuren von Essigsäure und reagirt dann schwach sauer.
Reagirt auch das Goldsalz noch etwas sauer, so resultiren keineswegs
alkalische, sondern sogar schwach saure Bäder, welche in der Eegel
bräunliche und nur sehr schwierig purpurne oder violettschwarze Töne
1) Ehodangoldbäder sind gegen Alkalien beständiger, indem diese den Charakter
dieser Bäder wenig ändern.
2) Eingeführt von Le Gray. Bull. Soe. francj. 1859. S. 12.
3) Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894. S. 433. •
4) Bereits von Heywood (nebst Borax) im Jahre 1859 verwendet (The Phot.
Journ. 1859); man nimmt von diesen Salzen ungefähr 0,2 bis 0,5 Proc. — Vergl.
Dr. Stolze (Eder’s Jahrbuch f. Phot, f 1894. S. 431).
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und Unecliten Tonens u. s. W. 5l
geben; aus diesem Grunde verwendet man geschmolzenes oder
doppelt geschmolzenes Natriumacetat (essigsaures Natron), welches
frei von freier Säure ist und sogar Spuren von Natriumcarbonat enthält,
wenn die Hitze beim Schmelzen eine grosse war und Acetat (unter
Bildung von Carbonat) zerstört wurde. Um aber eine schwach alkalische
^ Eeaction sicher zu erzielen, fügt man dem Acetatbade häufig Borax oder
I Natriumbicarbonat zu und erhält Bäder von sehr regelmässiger Wirkung.
f Ein einfaches Goldbad mit Natriumacetat erhält man durch Auf-
; lösen von 20 g geschmolzenem Natriumacetat in 1 Liter Wasser und
I Hinzufügen von 40 bis 50 ccm Chlorgoldlösung (1:100). Das Bad soll
mehrere Stunden bis 24 Stunden vor dem Gebrauche stehen; es kann
; mehrmals benutzt werden, wenn man es vor dem jedesmaligen Gebrauche
mit etwas Chlorgoldlösung verstärkt.
; Borax liefert sehr gute Goldbäder, welche rasch nach dem Mischen
verwendbar sind, während Acetatbäder sich in der Eegel erst nach mehreren
Stunden entfärben. Ein sehr gutes Boraxgoldbad besteht aus 10 g
Borax, 1000 ccm Wasser und 40 ccm Chlorgoldlösung (1:100), welches
Bad sofort oder einige Stunden nach dem Mischen verwendbar ist.
Für Albuminpapier sind gemischte Acetat-Boraxgoldbäder sehr zu
empfehlen (s. Goldbäder für Albuminpapier).
Weniger günstig wirkt Natriumphosphat (Binatriuinphosphat),
welches ähnlich dem Borax sich verhält^), aber mit kalkhaltigem Wasser
starke Trübungen gibt, oder Trinatriumphosphat, welches vermöge
seiner sehr stark alkalischen Eeaction ähnlich wie Soda oder Aetznatron
wirkt und die Bäder rasch inactiv macht, oder pyrophosphorsaures
Natron, welches in seiner Wirkung dem Borax analog ist.
Ganz ähnlich wie Natriumacetat wirkt Calciumacetat, mit welchem
sich sehr gute und haltbare Tonbäder für Albuminpapier hersteilen lassen^),
ferner Magnesiumacetat®), Baryum-, Strontium- und Zinkacetat^).
]) Für Albuminpapiere kann das Bad damit in ähnlicher Proportion zusammen-
gesetzt sein, wie das Boraxbad (s. oben). — Für Aristopapier empfehlen
Wellington und Ward (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 431) ein Bad von
8000 Thl. Wasser, 40 Thl. Natriumphosphat und 2 Thl. Chiorgold; das Bad hält sich
nicht und muss sofort verwendet werden. Die Copien werden vor dem Vergolden
gut gewaschen, nach dem Vergolden kommen sie in ein Kochsalzbad (1:20), werden
gewaschen und fixirt.
2) Jeanrenaud, Bull. Soe. frane. 1862. Bd. 8, S. 318; Mereier, Virages
et fixages 1892. S. 98; Hermitte, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 467, löst
1 g Chlorgold, 2000 Thl. Wasser und 28 g Calciumacetat, was ein vorzügliches Eesultat
gibt; Mereier (a. a. 0.) nimmt doppelt so viel vom Calciumacetat.
3) Seely, The Phot. Journ. 16. April 1886.
4) Jeanrenaud, Mereier a. a. 0.
4*
52
Vierter Tlieil. Fünftes Capitel.
Aehnlieh wie die Acetate (essigsaure Salze) wirken die benzoesauren Salze
(Benzoate), und zwar wirken Kalium-, Natrium-, Lithium- und Caleium-
benzoat analog. Man achte darauf, dass die Benzoate des Handels bald sauer,
bald neutral oder alkalisch reagiren, weshalb man im ersteren Falle mit Kreide
(Mereier) oder wenig Aetzkali ^) alkalisch machen soll, indem überschüssige Benzoe-
säure langsam und braun tonende Goldbäder gibt; man verwendet beiläufig 30 bis
40 g des Benzoates pro 1 Liter Wasser und circa 7a bis 1 g Ohlorgold.
Natriumanisat (anissaures Natron) gibt gut haltbare Goldbäder, z. B. 1 Liter
Wasser, 30 g Natriumanisat und 1 g Ohlorgold (Mereier, Virages et fixages 1892.
S. 37 und 67).
Natriumsuceinat (bernsteinsaures Natron), sowie Natriumphtalat (phtalsaures
Natron) geben gute Goldbäder (1 Thl. Ohlorgold, 2 Liter Wasser, 30 g des Natrium-
salzes). Auch Natriumpropionat und Natriumbutyrat sind mit ähnlichem
Effect wie das Benzoat verwendbar'-).
Wolframatbäder sind sehr lange haltbar. Mereier mischt 20 g Natrium-
wolframat, 1 g Ohlorgold, 1 Liter heisses Wasser. Wird das Bad bei mässiger Wärme
angewendet, so erhält man schwarze Töne, während in der Kälte die Farbentöne zuerst
rosa, dann purpurfarbig werden^). Molybdänsaure Salze wirken ähnlich den
wolframsauren Salzen.
Kleine Mengen Natriumsulfit entfärben Goldchloridlösung, grössere Mengen
bewirken Reduction von metallischem Gold, weshalb dieser Zusatz bedenklich ist*)-
Diesen Zusatz hatte zuerst Wellington zu Tonbädern für Aristobilder behufs Ver-
meidung sogen. Doppeltöne empfohlen, aber dieser Zusatz direct zum Goldbade ver-
zögert den Tonungsprocess; deshalb beschränkte er sich darauf, das Baden der Oopien
in einer zweiproeentigen Natriumsulfitlösung zu empfehlen, wonach man gut wäscht und
im Tonfixirbade tont. Es eignen sich aber nur Tonfixirbäder ohne Rhodanid
hierfür**).
Zusatz von' Ohloriden (Ohlornatrium u. s. w.) zu den alkalischen Goldbädern
circa 0,1 bis 1 Proc.) bewirkt langsames Vergolden, und man erzielt Bister- oder
Sepiatöne mit Bädern, welche sonst violette Töne geben (z. B. Borax- oder Phosphat-
bäder). Tonfixirbäder (mit Rhodanideu oder Fixirnatron) werden durch Chloride in ihrer
Wirkung nicht verzögert. — Bromide wirken noch kräftiger verzögernd auf den
Ton, z B. einige Tropfen Bromkaliumlösung in einem Kreidegoldbad bewirken das
Entstehen von Sepiatönen, und es ist kaum möglich, violettschwarze Nuancen zu erhalten;
ähnlich wirken Jodide, welche übrigens mit Goldsalzen gefärbte Fällungen geben
(Mereier).
Ohloraluminium wurde von Clemmons zum Goldbado für Salz- und
Albuminpapier empfohlen **).
1) G. Bain, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1892. S. 437.
2) Mereier, Virages et fixages. Paris 1892. S. 100.
3) Liesegaug nimmt nur halb so viel vom Natriumwolframat als Mereier
(Liesegang, Der Silberdruck 1884). — Vergl. auch Durand, Phot. Archiv 1873. S. 20.
4) Ein Goldbad aus 2 Thl. Goldehlorid , 40 Thl. Kochsalz, */,> Thl. Natriumsulfit
und 3800 Thl. Wasser gibt das Brit. Jouru. of Phot. 1897. S. 434 an.
5) Ed er ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 517.
6) 2 Thl. Chloraluminium , 8 Thl. Natriumbicarbonat und 580 Thl. Wasser nebst
Zusatz von Chlorgold (Eder’s .lahrbueh f. Phot. f. 1893. S. 468).
Die Praxis des Vergoldeus, Platiuireus uud miechten Touens u. s. w.
53
Uransalze^) im Goldbade dürften zuerst von Fischer Corlies in Philadelphia
(1862) im Goldbade verwendet worden sein; er fügte Chloruran (gleichviel wie
Goldsalz) zu. Häufiger wurde später Urannitrat verwendet, welches meistens sauer
reagirt und dann den Effect von sauren Goldbädern erzielt; wird in stark alkalischen
Bädern die saure Eeaetion der üransalze getilgt, so ist wenig Wirkung von diesem
Zusatz zu bemerken. Auch Kupfernitrat wurde beigemiseht'^).
D. Hyposulfit -Tonbäder,
das sind Gemische von wenig Fixirnatron mit Goldsalzen (s. S. 6)
kamen ganz ausser Gebrauch; sie sind nur in den sogen. Tonfixir-
b ädern mit grossem Ueberschuss von Fixirnatron (für Emulsionspapier)
von nachhaltiger Bedeutung geworden (s. S. 48 und 57).
Zur Erhöhung der Haltbarkeit derartiger Bäder fügt man nicht
selten Ehodanammonium oder ein anderes ßhodanid zu; sind diese
Lösungen arm an Hyposulfit und Ehodanid, so wirken sie der Haupt-
sache nach tonend, können aber das Bild nicht ausfixiren, weshalb
man derartige Bäder nicht in die Tonfixirbäder einreihen darf, obgleich
nur die geringere Concentration der Salze sie von diesen unterscheidet.
Solche Hyposulfit -Tonbäder mit einem Gehalt an Ehodansalzen, welche noch ein
separates Pixirbad brauchen, wendete z. B. -J. B. Obernetter'’) vor vielen Jahren
gelegentlich seiner damaligen Versuche mit Ohlorsilber - Collodionpapier an. Diese
Goldbäder sind aber auch besonders reactionsfähig für Chlorsilbergelatine -Entwicklimgs-
bilder, z. B. eine Mischung Von A. 1000 Thl. Wasser, 40 Thl. Ehodanammonium,
30 Thl. Fixirnatron; B. 1000 Thl. Wasser und 1 bis Vj^ g Chlorgold, wobei B in A
zu gleichen Theilen gegossen wird. Diese Tonbäder erfordern gutes Waschen der
Silberbilder vor dem Tonen i;nd gutes Fixiren nach dem Tonen in einem gewöhnlichen
Fixiruatronbade und geben meistens mehr bräunliche Töne, während reine Ehodan-
bäder leichter violette Töne geben.
E. Rhodangold. -Tonbäder.
Goldchloridlösung gibt mit einer Lösung von Ehodankalium oder
dergleichen Ehodaniden einen rothen Niederschlag von Goldrhodanid
oder Aurirhodanid Äit{OyS)g, welcher sich im Ueberschuss von
Ehodankalium zu farblosem Kaliumaurirhodanid löst; das entstehende
Hoppelsalz hat wahrscheinlich die Formel Äu(Cy S)s KCy S. Das
Ammoniumrhodanid verhält sich ganz analog dem Kaliumsalz.
1) S. Heinlein, Photographikon 1864. S. 259; Burghess, Phot Archiv 1862.
S. 176; Natman, Phot. Archiv 1867. S. 12.
2) Sternberg, Phot. Archiv 1870. S. 51.
3) J. B Obernetter’s Goldbad mit geringem Fixirnatron -Ehodanidgehalt besteht
aus: A. 1500 Thl. Wasser, 4 Thl. Fixirnatron, 40 Thl. Ehodanammonium; B. 2 Thl.
Chlorgold, 1500 Thl. Wasser. Man mischt gleiche Theile A und B. — Die Copien
müssen vor dem Vergolden mit Wasser und dann mit zweiprocentiger Kochsalzlösung
gewaschen werden. Nach dem Tonen folgt ein Fixirbad 1:20.
54
Vierter Theil. Fünftes Capitel.
Die farblose Kaliumaurirhodanidlösung beginnt auf Silbercopien an-
fänglich fixirend zu wirken, das Bild zum Verblassen bringend, aber
alsbald stellt sich der Vergoldungsprocess ein, und das Bild wird bräun-
lich, dunkelbraun bis blauviolett und violettschwarz. Die Umsetzung
des metallischen Silbers gegen Lösungen von Goldrhodanid geht nach
der Gleichung
^Ag -j- Ait{Cy S\ = Au -f- '^Ag OgS
vor sich, wobei sich das Silberrhodanid in überschüssigem Ehodankalium
auflöst (s. Fixirung).
Ausser dem Goldrhodanid existirt ein Goldrhodanür = Ä
(entsprechend dem Goldchlorür) , von der Formel Au CI, welches gleich-
falls lösliche Doppelsalze mit Ehodankalium oder Ehodanammonium
bildet. Das Goldrhodanür entsteht beim Einträgen von Goldchlorid-
lösung in siedende Ehodanammonium- oder Ehodankaliumlösung. Der-
artige Goldrhodanürlösungen setzen sich mit Silber nach der Gleichung
Ag -f- Au Oy S = Au- -t- Ag Cy S
um, d. h. es wird auf je 1 Atom Silber dreimal mehr Gold präcipitirt
als bei Anwendung von Goldrhodanidlösungen. Die Bäder tonen
rascher und geben brillantere, dunklere Töne.
Auf derartige Ehodanürbäder maelite zuerst Mereier (Virages et tixages 1893.
S. 30) aufmerksam, Buhler^) stellte ein sehr wirksames Goldrhodauürbad mit Rhodau-
kalium und Strontiumelilorid her, Lainer mit Ehodanammonium D und Valenta’’)
führte die Theorie dieser Bäder weiter aus.
Das einfachste Ehodangold -Tonbad erhält man durch Vermischen
einer Lösung von
Wasser 1000 Thl.,
Ehodanammonium ... 15 bis 20 „
Chlorgoldlösung (1:100) 60 bis 100 „
Mitunter wird in älteren Vorschriften die Menge des Ehodan-
ammoniums in obiger Vorschrift auf 100 g und die Menge der Chlorgold-
lösung (].:100) auf 100 ccm erhöht, während in neuerer Zeit für gewisse
Chlorsilbergelatine-Auscopirpapiere der Gehalt an Ehodanammonium im
Gegentheil sogar noch mehr herabgesetzt wird, z. B. auf 4 g pro 1 Liter^).
Cello'idin- und Aristobilder werden in diesen Bädern an-
fangs gelbbraun und nehmen bald eine braunviolette Färbung an,
welche sich im Fixirnatron nicht wesentlich verändert. Albuminbilder
t) Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 216.
2) Phot. Corresp. 1896. S. 592.
3) Valenta, Behandlung der für den Auseopirproeess bestimmten Emulsions-
papiere 1896. S. 30.
4) Bothamley, Tonbad der Ilford -Comp. (Eder ’s -Jahrbuch f. Phot. f. 1893.
S. 458).
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Touens u. s. w.
55
werden darin schwefelgelb, und zwar um so rascher, je mehr üebersehuss
an Ehodanid zugegen ist; war die Einwirkung genügend lang (mindestens
5 Minuten), so ändert sich beim Fixiren die Farbe in Braun bis Violett.
Fügt man gerade nur so viel Ehodanammonium zu, dass der rothe Gold-
rhodanürniederschlag sich auflöst und mischt Chlorammonium (2 Proc.)
bei, so erhält man etwas regelmässiger wirkende Tonbäder, welche
hübsche blauschwarze Töne geben, worauf Liesegang ^), Mercier^) u. A.
aufmerksam machten. Am regelmässigsten wirken allerdings Gold-
rhodanürbäder mit Chlorstrontium (s. S. 56), die blauschwarze Töne
geben, während mit obigem einfachsten Ehodanbade auf Salzpapier (Harz-
papier), Aristo- und Celloidinpapier bei kürzerer Einwirkung bräunliche,
bei längerer Dauer der Vergoldung violette Töne erhalten werden.
Albuminpapier reagirt auf alle Arten von Ehodanbädern weniger leicht,
als die genannten Arten von Copirpapieren.
Günstig sind Ehodangoldbäder mit Natriumacetat. Dieselben
haben sich sowohl für Aristo- als Celloidinpapier bestens bewährt und
sind die beliebtesten Tonbäder für getrennte Tonung und Fixirung.
Allerdings sind die Mischungsverhältnisse nicht dieselben, indem in der
Eegel für die Celloidinpapiere des Handels ein üebersehuss von Natrium-
acetat mit geringem Ehodangehalt®) besser tont, während bei Aristo-
papieren meistens das Umgekehrte der Fall ist; dies hängt wohl mit
der Natur des Bindemittels, aber auch mit der angewendeten licht-
empfindlichen Silberverbindungen zusammen, welche in beiden Fällen
meistens verschiedene chemische Zusammensetzung aufweisen, jedoch
trotzdem gegen Tonbäder sich nicht sehr auffallend verschieden verhalten.
Stellt man sich z. B. zwei Lösungen von geschmolzenem Natriumacetat (1:50)
und Rho danammonium (1:50), sowie eine Ohlorgoldlösung (1: 100) her, so mischt man
für Aristopapier: 100 ccm Natriumacetatlösung (1:50),
100 „ Wasser,
20 „ Ohlorgoldlösung (1:100) und
200 „ Rhodanammoniumlösung (1 : 50);
für Celloidinpapier: 100 „ Natriumacetatlösung (1:50),
6 „ Ohlorgoldlösung (1:100),
25 „ Rhodanammoniumlösung (1:50).
Stets ist es empfehlenswerth , das Chlorgold mit dem Natriumaeetat 24 Stunden
stehen zu lassen, damit es Goldchlorür bildet, und dann erst die Rhodanlösung
zuzusetzen.
Wichtig sind die fertig gemischten Kalium- oder Ammonium-
Goldrhodanürbäder. Aristopapiere, namentlich Mattpapiere, sowie
1) Phot. Archiv, Novbr. 1867; Liesegang, Der Silberdruek. 1884. S. 51.
2) Mereier, Virages et fixages 1892. I. S. 108.
3) Vermehrung des Rhodangoldgehaltes in derartigen gemischten Bädern macht
den Parbenton mehr blauschwarz bis schwarz.
56
Vierter Theil. Fünftes Capitel.
manche Arten von Celloidinpapier mit dem Bühler’schen ’) Kalium-
goldrhodanür-Bade geben die besten Eesultate, d. h. es lassen sich
besonders schöne blauschwarze Töne (auch für Silberdiapositive) erzielen.
Dieses Bad wird folgendermassen hergestellt:
In einem Kolben werden 280 ccm destillirtes Wasser auf 37 bis
38 Grad C. erwärmt und dann 5 g reines Chlorgold gelöst, dann 50 g
Ohlorstrontium zugesetzt, worauf der Kolben im Wasserbade auf 98 Grad C.
erwärmt wird. Unterdessen löst man 12 bis 15 g Rhodankalium in
250 ccm destillirtem Wasser und erwärmt auch diese Lösung auf 98 Grad C.,
dann wird erstere Lösung in 4 bis 5 Portionen unter ümschütteln in
die letztere gegossen, worauf man abkühlen lässt, tiltrirt und mit 100 ccm
Wasser nachwäscht. Das Filtrat wird in kleinen verkorkten Flaschen
vor Licht geschützt aufbewahrt. Vor dem Gebrauche werden 5 bis 7 ccm
dieser Lösung mit 100 ccm Wasser verdünnt und zum Tonen der Copien
verwendet. Sehr zarte Copien erfordern schwächere Bäder als brillantere
Bilder. Um damit dunkle Töne zu erzielen, muss man die Bilder so
lange im Bade lassen, bis sie in der Durchsicht nahezu grau sind. Schliess-
lich wird mit Fixirnatron fixirt.
A. Lainer untersuchte die Principien der Ammoniumgoldrhodanür-
Bäder^) und fand, dass die Quantität des Ehodanammoniums nicht gleich-
gültig ist. Er löst 2 g Ehodanammonium in 10 ccm Wasser, erwärmt
bis zum beginnenden Sieden und fügt in kleiner Portion (ä 3 bis 4 ccm)
30 ccm einer erwärmten einprocentigen Lösung von Lainer ’s Goldchlorid-
kalium (oder ein entsprechendes, concentrirtes, anderes Goldsalz) zu; vor
jedem erneuten Zusatz wartet man, bis die dunkelrothe Färbung (Gold-
rhodanid) beim fortgesetzten Erhitzen verschwindet (Uebergang in Gold-
rhodanür). Man lässt abkühlen und tiltrirt; je mehr Rhodanammonium
man verwendet, um so mehr Niederschlag entsteht. Die so erhaltene
Ammonium- Goldrhodanürlösung ist farblos und haltbar; sie kann direct
zu einer Ehodanammoniumlösung zugesetzt werden, ohne dass ein Nieder-
schlag entsteht. — Zum Gebrauch mischt man 5 ccm dieser Goldrhodanür-
lösung mit 100 ccm einer fünfprocentigen Ehodanammoniumlösung.
Das Tonbad gibt satt blaue Töne bis Neutraltintenton bei
Celloidinpapier.
Oelloidin-Mattpapiere neigen überhaupt bei der Anwendung
der Ehodanürbäder mehr zu blauen Tönen, Gelatine-Mattpapiere
(Stärkepapiere u. s. w.) zu schwarzen Tönen.
1) Bder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 216.
2) Phot. Corresp. 1896. S. 592.
Die Praxis des Vergoldeus, Platiuireus und imeehteu Toueus u. s. w.
57
Man hat die Ehodaugoldbäder mitunter durch Ertheilung einer sauren Eeaction'),
mitunter durch eine alkalische Eeaetion'^) in ihrer Wirkungsweise modificirt, jedoch
übt diese bei solchen Bädern nur einen geringen Einfluss aus.
Alaunhaltige Ehodanbäder sind sehr empfehleuswerth für Gelatinepapiere
(Aristopapier). Eine recht gute Vorschrift dieser Art ist:
A. 800 Thl. Wasser, 15 g Ehodanammonium, 15 g Alaun, 1 g Ammonium-
earbonat.
B. 1 Thl. Chlorgold in 600 Thl. Wasser.
Vor dem Gebrauch mischt man 1 Thl. von B in 2 Thl. von A. Die gewaschenen
Copien werden hineingelegt; sie werden anfangs gelb, dann braun bis purpurbläulich,
man bringt sie dann in ein Fixirbad (1:10).
Zusatz von Bleinitrat zum Ehodangoldbade befördert das Entstehen blauer
Farbentöne auf Celloidinpapier
(lieber Gemische von Ehodanid- mit Fixirnatron-Goldbädern s. S. 58).
Einfluss der Temperatur bei Goldbädern.
Die Temperatur des Goldbades hat grossen Einfluss auf den Tonungs-
process. Die beste Temperatur ist 15 bis 20 Grad 0. Zu kalte Temperatur
verlangsamt den Vergoldungsprocess und liefert bräunliche Töne, während
bei etwas grösserer Wärme leichter violette Töne erzielt werden. Mit-
unter erwärmt man Goldbäder auf 31 bis 35 Grad C., wonach sie rascher
wirken; alkalische Goldbäder verlieren aber beim Auskühlen ihre Kraft,
und sie werden unthätiger als früher.
F. Tonfixirbäder.
Tonfixirbäder sind Gemische von Fixirmitteln (Fixirnatron, ßhodan-
ammonium) mit Goldsalzen, nebst anderen Zusätzen, welche die Dunkel-
färbung der Silberbilder begünstigen (insbesondere Bleisalze, organische
Säuren, z. B. Citronensäure, Alaun).
Bei den Tonfixirbädern muss man verlangen, dass sie
1. hinlänglich viel Fixirmittel enthalten, welche die Fixation völlig
bewirken;
1) Dr. A. Kurz säuert das Ehodangoldbad für Celloidinpapier mit Citronensäure
an: 1000 ccm Wasser, 6 g Alaun, 6 g Citronensäure, 24 g Ehodanammonium und
0,5 g Chlorgold (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 458).
2) Alkalische Ehodaugoldbäder empfiehlt Mercier, und zwar: 30 Thl.
Ehodanammonium, 0,3 g Chlorgold, 0,3 g Aetzkali und 1000 Thl. Wasser; das Bad
kann sofort verwendet werden, hält sieh lange Zeit, tont rasch bis blausehwarz; ver-
dünnt man es mit 3 bis 4 Thl. Wasser, so ist es auch für stumpfe Papiere verwendbar.
Es übt auch auf fixirte Albuminbilder eine tonende Wirkung. Ersetzt man das
Aetzkali durch 5 Thl. Natriumearbonat, so erhält man Purpurtöne (Eder’s Jahrbuch
f. Phot. f. 1892. S. 438).
3) Presnowsky und Hrdliczka, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 432.
58
Vierter Tlieil. Fünftes Capitel.
2. dass sie hiülänglicli Goldsalze enthalten, welche nicht allzu rasch
tonend wirken sollen, damit der Fixirungsprocess nicht später
zu Ende geführt werde, als der Vergoldungsprocess ^);
3. dass neben der echten Goldtonung das Eintreten der unechten
Schwefeltonung thunlichst vermieden werde.
In den Tontixirbädern, welche Fixirnatron enthalten, ist das Gold-
salz in Form von Natriumaurothiosulfat vorhanden. Wenn auch Ehodanide
zugegen sind, so wirkt dennoch das stets beigefügte Fixirnatron als
hauptsächlichstes Fixirmittel und bewirkt, dass Wasserzusatz das Ehodan-
silber nicht mehr auszufällen vermag.
Während sich Tonfixirbäder mit Fixirnatron allein^) hersteilen
lassen, ebenso wie in Gemischen desselben mit Ehodanammonium oder
anderen löslichen Ehodaniden, ist dies mit Ehodaniden allein nicht
möglich, weil ein einzelnes Ehodanbad überhaupt nicht völlig zu tixiren
vermag (s. unten), es sei denn, dass man noch ein zweites Fixirbad
folgen lässt.
Eine ganz besondere Eolle spielen die Bleisalze im Fixirbade;
sie ertheilen demselben die Eigenschaft, die Silberbilder schön purpur-
1) Tonfixirbäder verwendet man mitunter ohne Eüeksieht darauf, ob sie
eomplet fixnen, sondern nur deshalb, weil man gewisse Tonungseifecte zu erzielen
wünscht; in diesem Palte ist die Verwendung rasch tonender Bäder gerechtfertigt,
selbst dann, wenn die Fixirung während der Zeitdauer der Tonung nicht völlig zu
Ende geführt wird. In diesem Falle muss hinterher ein gewöhnliches Fixirbad
(Pixirnatronlösung) folgen.
2) Es wurde anfangs dem Fixirbade etwas Chlorgold (1 ; 1000) zugesetzt, und die
Copien wurden hierin zugleich vergoldet und fixirt. Die Farbe des Bildes wird
allmählich violett bis schwarz. Später fand man, dass die Verbesserung der Farbe
nicht bloss von der Niederschlagung des Goldes herkomme, sondern zum Theil auch
von der des Schwefels. Denn eine Mischung von Chlorgold und Hyposulfit enthält
nicht bloss das unter dem Namen Sei d’or bekannte Doppelsalz von unterschweflig-
saurem Goldoxydnatron, sondern auch tetrathionsaures Gold, welches mit der Zeit
(unterstützt durch die saure Eeaction des Chlorgoldes) Schwefel frei macht. Die Photo-
graphen entdeckten bald, dass dieses Goldbad in seiner Wirkung je nach seinem
Alter variabel und in alten Bädern zufolge der Schwefelung unbeständig war
(Hardwich, Manual d. phot. Chemie 1863. S. 198). Bilder, welche in gemischten
Pixiruatronbädern vergoldet werden, sind einer raschen Veränderung (Vergilben)
unterworfen, wenn das Bad alt und das unterschwefligsaure Natron zersetzt ist,
Dagegen sind derartige vergoldete Bilder sehr dauerhaft, wenn das Bad frisch ist,
und nach Carey Lea sollen dieselben sogar haltbarer sein, als Copien, welche zuerst
vergoldet und dann getrennt fixirt wurden (Phot. Corresp. 1867. S. 17), was später
bestätigt wurde
3) Liesegang empfiehlt als combinirtes Ton- und Fixirbad eine Mischung von
800 Thl. Wasser, 25 Thl. Ehodanammonium, 250 Thl. Fixirnatron, 15 Thl. essigsaurem
Natron mit 1 Thl. Chlorgold und 200 Thl. Wasser (Phot. Archiv 1868. S. 65). Es
ist dies eines der ältesten Tonfixirbäder.
Die Praxis des Vergoldeus, Platinirens uud uueeliteu Toiieus u s. w.
59
violett bis blauscbwarz zu färben, und zwar mit so bübscben Farben-
nuancen, dass sie kaum hinter den Farbentönen der Goldtonung zurück-
stehen. Da diese Blei-Fixirnatrontonung unechtere Nuancen liefert
als die wahre Goldtonung, so liegt in der Anwendung derselben eine
Gefahr! Sind aber in derartigen Bädern auch Goldsalze vorhanden,
so vollzieht sich eine haltbare Goldtonung. — Der Effect der Bleisalze
ist derselbe, einerlei ob man Bleinitrat, Bleiacetat oder Bleicitrat u. s. w.
nimmt. Sie bilden mit Fixirnatron zunächst unlösliches Bleithiosulfat, z. B. :
iV«2 S2 O3 + Pb{NOs)2 = PbS2 O3 + 2NaNOs,
Fixirnatron Bleinitrat Bleithiosulfat Natriumnitrat
welches sich im Ueberschuss des Fixirnatrons zu einem löslichen Doppel-
salz: Natriumbleithiosulfat (PbS^O^ -{-2 Na 2 82^)3), auflöst. Auch
der unlösliche Niederschlag von Bleirhodanid (aus Bleisalz ßhodan-
kalium) löst sich ebenso in Fixirnatron.
Die bleihaltigen Fixirbäder färben die Silberbilder unter Erzeugung
von Schwefelsilber und Abgabe von etwas Sehwefelblei in die Bild-
schicht; sind aber noch Goldsalze zugegen, so dominirt die reguläre
Goldtonung.
Bleihaltige Goldfixirbäder scheiden beim Stehen im Laufe der Zeit
einen schwachen Niederschlag aus, welcher hauptsächlich aus Schwefel-
blei besteht; war das Bad bereits zum Fixiren von Silbercopien benutzt,
also silbersalzhaltig, so mengt sich dem Niederschlag auch Schwefelsilber
bei, weil Schwefelblei bei Gegenwart von Silbersalzen sich in Schwefel-
silber umsetzt.
Ehodansalze erhöhen die Haltbarkeit der bleihaltigen Tonfixirbäder,
indem sie längere Zeit klar bleiben ; sie sind nicht unumgänglich für den
Tonungsprocess nothwendig und bleiben häufig ganz weg, weshalb die ein-
fachsten Tonbäder nur aus Fixirnatron, Bleinitrat und Chlorgold bestehen.
Z. B. besteht Valenta’s Tonfixirbad aus:
Wasser 1000 Thl.,
Fixirnatron 200 „
Bleinitrat 10 „
Man fügt das Bleinitrat gelöst in wenig Wasser zuletzt hinzu und
vermischt je 100 Thl. dieser Vorrathslösung mit 5 Thl. einer Chlorgold-
lösung 1:100. Die Emulsionspapiere müssen gut gewaschen werden,
1) Valenta gab die Theorie der bleihaltigen Tonfixirbäder (Eder’s Jahrbuch
f. Phot. f. 1893. S. 461): Das Natriumbleithiosulfat zersetzt sieh freiwillig unter Ab-
scheidung von Sehwefelblei (PbS^O^ H„0 = PbS H^SOi) und Schwefelsäure,
Bleithiosulfat
letztere macht mit Thiosulfaten allmählich Schwefel frei.
2) Valenta, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 462.
6U
Vierter Tlieil. Fünftes Capitel.
bevor man sie in das Tonfixirbad gibt. In ganz frischen Bädern tonen
die ersten Oopien weniger hübsch, weshalb es sich empfiehlt, ein Aus-
schussbild darin auszufixiren, bevor man eine grössere Anzahl von Copien
tont. Wenn das Bad anfängt, infolge starker Ausnutzung langsamer
zu arbeiten und den Copien zweifarbige oder grünliche Töne gibt, so
ist es zu beseitigen und durch ein neues zu ersetzen.
Auch die gemischten Fixirnatron- und ßhodanammoniumbäder
arbeiten gut, jedoch ist zu grosser Gehalt an letzterem zu vermeiden,
weil sonst die Gelatineschicht gelatinirter Papiere bei warmer Witterung
aufgelöst wird.
Zur Herstellung von Thiosulfat-Ehodanidbädern kann man eine
Vorrathslösung von 500 ccm heissem Wasser, 200 g Fixirnatron, 25 g
ßhodanammonium, 40 ccm einer zehnprocentigen Lösung von Bleiacetat
(Bleizucker) und 30 g Alaun anwenden. Die trübe Flüssigkeit klärt sich
bald; man lässt absetzen und filtrirt. Vor dem Gebrauche mischt man
100 ccm dieser concentrirten Vorrathslösung mit 100 ccm Wasser und fügt
7 ccm einer Chlorgoldlösung (1:100) zu. Das Bad hält sich ziemlich lange.
Im Sommer bei grosser Wärme hat es die Neigung, mit grünstichiger
Nuance zu tonen, dagegen hilft Abkühlen oder Zusatz von einigen
Tropfen starker Citronensäurelösung (1:2).
Zusatz von Säuren (Citronensäure, Weinsäure, Borsäure u s w.) be-
günstigt die Energie der Goldbäder, was namentlich dann von Vortheil ist, wenn die
Papiere an und für sich schwer tonen, jedoch bringen Säuren mit Fixirnatron die
Gefahr einer Schwefeltonung mit sieh, weshalb dieser Zusatz bedenklich ist. —
Alaun, Chromalaun, wirkt nicht nur als Härtungsmittel für gelatinirte Papiere,
sondern bewirkt (ähnlich wie Säuren) nicht selten ein rascheres Vergolden, aber auch
allmähliche Schwefelausseheidung aus dem Pixirnatron'O-
Bl ei salze sind im Tonfixirbade keineswegs unerlässlich: man erhält
auch ohne sie violette oder braune Töne, jedoch sind dann bläuliche
1) Nach Lumibre’s Vorschrift für Aristopapier (Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f.
1892. S. 439).
2) Saure Tonfixirbäder sind folgende: Das häufig verwendete Dr. A. Kurz’sche
Tonfixirbad besteht aus 2000 Thl. Wasser, 500 Thl. Fixirnatron, 55 Thl. Ehodan-
ammonium, 15 Thl. Alaun, 15 Thl. Citronensäure, 20 Thl. Bleinitrat, 20 Thl. Blei-
aeetat, 0,8 g Chlorgold. Die Mischung trübt sieh anfangs; man lässt sie 4 bis 5 Tage
laug abklären und verwendet sie dann. — Gaedicke empfiehlt für Ceiroidinpapier
die Anwendung der schwachen Borsäure: 1000 Thl. Wasser, 30 g Borsäure, 200 Thl.
Fixirnatron, 15 Thl. Bleinitrat, 20 Thl. Rhodanammonium, 0,3 Thl. Chlorgold. — Die
Bilder dürfen keine Spur Säure enthalten, man muss deshalb mit ammoniakalischem
oder sodahaltigem Waschwasser waschen. — Ein alaunhaltiges Tonfixirbad
ohne Säure für Chlorsilbergelatinepapiere und Chlorocitratplatten gab Dr. Stolze
an: 200 ccm Wasser, 35 g Fixirnatron, 9 g Chlornatrium, 0,1 bis 0,2 g Chlorgold,
4 g Alaun; man lässt 8 Tage absteheu.
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Tonens u. s. w.
61
Töne (wenigstens mit den meisten Emulsionspapieren) schwierig zu
erhalten ^).
Verbrauch an Tonfixirbad.
Man kann annehmen, dass für je 10 bis 15 Bogen Cello'idin- oder
Aristopapier mindestens 1 Liter Tonfixirbad verbraucht wird (Eder’s
Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 465).
Tonfixirbäder mit Thiosinamin und Chlorgold, sowie Platinsalzen
wurden zuerst von F. Liard versucht und brauchbare Eesultate erzielt 0, jodoeh gibt
Thiosinamin auch ohne Goldsalze Tonbäder (s weiter unten).
G, Platiniren der Salzpapiere und Emulsionspapiere zur Erzielung
bräunlicher bis braunschwarzer Töne.
Während Goldbäder die Farbe der Silberbilder in warmes Braun
bis Purpurviolett ändern, geben Platinbäder kalte, schwarze Nuancen,
wie bereits vor 40 Jahren bekannt war (s. S. 9). Die in den fünfziger
Jahren versuchte Platintonung mittels Platinchlorid lieferte jedoch
j ziemlich kraftlose Bilder, während erst das in neuerer Zeit^) (zufolge
j der Platinotypien in die Praxis eingeführte und daher leicht erhältliche)
I verwendete Kaliumplatinchlorür praktisch gut verwerthbare Bilder
mit braunschwarzen bis reinschwarzen Farbentönen gibt.
Das Kaliumplatinchlorür kann aus chemischen Gründen nicht
durch Platin Chlorid^) oder seine Doppelsalze beim Platintonungs-
process ersetzt werden. Das Platinchlorid setzt sich nämlich
mit dem Silber nach der Gleichung:
Pt Ch + ^Ag = ^AgCl-\-Pt
D Dr. Stolze’s Tonbad ohne Bleisalze s. vorige Anmerkung. — Ein Ton-
fixirbad für sepiabraune Töne für Emulsionspapiere ist nach Valenta: 1000 ccm
Wasser, 100 g Fixirnatron, 100 g Ammoniumaeetat, 0,3 g Clilorgold.
2) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S 433. — Liesegang tont mit 220 com
Wasser, 10 g Thiosinamin und 0,2 g Chlorgold (Wiener Phot. Blätter 1897. S. 215).
3) Die erste Formel für Platintonung unter Anwendung des Platinehlorürs
(Platinosalz) gab J. Eeynold im Jahre 1886, und später (1888) schlug Lyouel Clark
ein eomplicirtes Platintonbad mit Kaliumplatinchlorür, Ealiumoxalat und Phosphat
vor (vergl auch Stieglitz, Jahrbuch f. Phot, f 1890 S. 110), welches ursprünglich
von Willis für seinen kalten Platin -Entwicklungsproeess vorgesehrieben worden war;
später wurden die Vorschriften mit Kaliumplatinchlorür und anderen Platinmetallen
(Iridium, Osmium, Palladium) weiter von Mereier (1889; Compt. rendus. Bd. 109,
S. 949) u. A. ausgearbeitet und von verschiedenen Autoren auf einfache Formeln
zurückgeführt, z. B. von Lyonei Clark (1889) selbst und von A. Stieglitz (1889)
auf ein Gemisch von 1 g Kaliumplatinchlorür, 300 ccm Wasser und 5 bis 10 Tropfen
Salpetersäure (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1890. S. 112 und 334).
4) Erwärmt man Platinchloridlösungen mit schwach reducireuden Substanzen
(z B. Tartraten, Hypophosphiten , Hydrochinon u. s. w.), so entsteht Chlorür, und das
Bad wirkt ähnlich wie dieses, jedoch sind diese Proeesse schwer zu reguliren (Mereier,
Virages et fixages. Bd. 2, S. 12).
62 Vierter Theil. Fünftes Capitel.
um, während das Platinchlorür {PtCl^) oder seine Doppelsalze sich nach
der Formel
FtCk-\-^Äg^2A(jCl-\- Pt
zersetzen, d. h. ein und dieselbe Menge von metallischem Silber scheidet
aus der Platinchlorürlösung die doppelte Menge Platin aus, als aus einer
Platinchloridlösung, weshalb die Bilder in ersterem Falle ein satteres
Schwarz annehmen.
Copien auf Silberpapier, welche hinterher platinirt werden, nennt
man häufig „Silber-Platinbilder“.
Werden die Silberbilder nur schwach platinirt, so wird die den Silber-
bildern eigenthümliche Farbe nur wenig gebrochen: die Bilder erscheinen
röthlich bis gelblichbraun, je nachdem der Grundton der Farbe der
Silbercopie nach dem Fixiren an und für sich ist, z. B. fördert Gelatine-
Harzpapier mit sauren Fixirbädern das Entstehen röthlicher Töne, während
Albumin die Nuance ins Gelb zieht.
Beim längeren Platiniren entstehen braune, dann braunschwarze
Farbentöne, welche selten das tiefe Schwarz der Platinotypie erreichen,
welches letzteres am ersten mit der Gold-Platintonung erreichbar ist.
Zu lange Platinirung oder zu concentrirte oder zu stark saure Platinbäder
liefern kraftlose, graue Bilder.
Die tonende Wirkung der Platinbäder auf Silbereopien wird durch saure
Eeaction sehr beschleunigt, neutrale Bäder wirken langsamer (event. nur bei etwas
höherer Temperatur genügend energisch), während die alkalische Eeaction der Platin-
lösung den Tonungsprocess noch mehr verzögert. Deshalb lassen sieh auch die auf
sauren Silberbädern gesilberten Salzpapiere oder analoge Papiere viel besser platiniren,
als die mit ammoniakalisehen Silberbädern präparirten Papiere; letztere nehmen Gold-
tonung sehr leicht, um so schwieriger aber Platintonung an, während bei sauren,
haltbar gesilberten Salzpapieren das Gegentheil der Fall ist..
Cello'idin- und Aristobilder sind je nach ihrer chemischen Zusammensetzung
mehr oder weniger der Platinirung zugänglich; während man bei Glanzpapieren gegen-
wärtig weniger Werth darauf legt, ist doch bei Mattpapiereu besondere Eücksicht
auf Erzielung platinschwarzer Töne zu legen.
Die sauren Platinbäder setzen die photographischen Silberbildern ziemlich gut,
jedoch nicht complet, in Platinbilder um; legt man ein Stück des Bildes in starke
Kupferchloridlösung ’) (1;10) oder betupft es damit, so wird das völlig platiuirte Bild
wohl etwas, aber nicht in hohem Grade merklich blasser, während Silberbilder
dadurch stark gebleicht werden.
I. Neutrale kochsalzhaltige Platinbäder geben mit Salz-, Harz-,
Albumin -Mattpapieren braune bis schwarze Töne, falls man die Bäder
genügend erwärmt, z. B. auf 30 Grad C. Unter diesen Umständen
gibt ein Bad: 1000 Tbl. Wasser, 1 Thl. Kaliumplatinchlorür, 10 Thl.
Kochsalz, für Albumin -Mattpapier gute Eesultate, während man bei den
1) Aeluilich wirkt Eisenchlorid oder Quocksilborchlorid.
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Tonens u. s. w. 63
leichter für Flüssigkeiten durchdringlichen Gelatine-, Harz-, Agar-Agar-
oder Arrow-root-Papieren mit dem dritten Theil des Platinsalzes das
' Auslangen findet (Hühl).
II. Saure Platinbäder wirken rascher als neutrale, und zwar auf
die meisten Arten von Salz- oder Emulsionspapier (besonders Cello'idin-
I Mattpapier). Sehr gebräuchlich ist das Ansäuern mit Salpetersäure,
, welche Säure schon bei der Platinverstärkung von Collodionnegativen
(s. Bd. II, S. 275, Fussnote 6) früher sich bewährt hatte. Eine gute
Vorschrift ist; 1 Thl. Kaliumplatinchlorür, 300 Thl. Wasser und
30 Tropfen (bis 6 ccm) concentrirte Salpetersäure; manche Papiere ver-
tragen eine stärkere Verdünnung dieses Bades (zwei- bis dreifach).
Während Salzsäure an Stelle der Salpetersäure keineswegs besser
wirkt ^), ist Phosphorsäure^) von besonders gutem Effecte im Platin-
tonbade, weil sie namentlich bei Celloidin- Mattpapier die Weissen der
Copien besser conservirt. Namentlich bei der combinirten Gold-Platin-
I tonung bringen diese Bäder grosse Vortheile mit sich. Man verwendet
sie nach E. Valenta in Concentrationen von
Wasser 600 ccm,
Phosphorsäurelösung (Dichte = 1,120) 15 „
Kaliumplatinchlorür lg.
Auch Borsäure, dreiprocentig, bewirkt im Platinbade gutes, aber langsames
Tonen (Mer ei er).
Organische Säuren wirken ähnlich (jedoch etwas langsamer) wie Mineralsäuren
im Platintonbade, wobei zum Theile die Haltbarkeit der Bäder eine ebenso
gute wie mit letzteren ist, zum Theil aber (besonders am Lichte) geringer ist.
Befriedigend haltbare Bäder liefert Ansäuern mit Milchsäure®), Essigsäure^,
Bernsteinsäure und Weinsäure (Mercier), Citronensäure®) u. s. w., oder
Citronensäure mit Kochsalz, welche im Platinbade das Entstehen bräunlicher
sepiaartiger Töne auf den meisten Aristopapieren begünstigen“), oder saures wein-
1) Grössere Mengen von Salzsäure im Platinbade (z. B. mehr als V2 Proc.),
schwächen die zarten Halbtöne der Bilder.
2) Die Ersten, welche Phosphorsäure (V2 Proc.) in Kaliumplatinchlorürlösung
empfahlen, waren Mercier (Compt. rend. 1889; Mercier, Virages et fixages, II. Theil
1893. S. 8), dann E. J. Wall (1895; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 520) und
E. Valenta (Phot. Corresp. 1896; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 433); vergl.
auch Winter, Phot. Notizen 1897. S. 55.
3) Besonders empfohlen von Mercier (Virages et fixages 1893. S. 10), nämlich
1 bis 2 g Kaliumplatinchlorür, 10 g Milchsäure und 1000 Thl. Wasser. — Ferner
Duchochois (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894. S. 428); Wall (Jahrb. f. Phot. f.
1896. S. 520).
4) Mercier (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 517).
5) Nach Mercier, James Brown (Eder’s Jahrbuch f Phot. f. 1893. S. 467).
6) Z. B.: 5 Thl. Kaliumplatinchlorür, 40 Thl. Citronensäure, 40 Thl. Kochsalz
und 8000 Thl. Wasser (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 484).
64
Vierter Tlieil. Fünftes Capitel.
saures Natron nebst Kochsalz^), Oxalsäure nebst Salzsäure"), Natrium-
bisulfat und Natriumbiphosphat (Mereier), welche sämmtlieh stark sauer reagiren.
Auch Zusatz von Chlor alurainium wirkt vermöge seiner sauren
Eeaction beschleunigend beim Platiniren und gerbt bei Gelatinecopien
die Bildfläche. Valenta fand in diesem Sinne Bäder von 20 Thl. Chlor-
aluminium, 3 bis 5 Thl. Kaliumplatinchlorür und 1000 Thl. Wasser
günstig^).
Zusatz von neutralen Salzen, z. B. Boraxweinstein *), Kaliumoxalat"’), erhält das
Platinbad neutral und verlangsamt seine Wirkung.
Bromkalium als Yorbad für Platintonung bewirkt bedeutende Verzögerung der
Tonung.
Mitunter färben sieh beim lange andauernden Platiniren der Bilder
die Weissen mehr oder weniger gelblich, was besonders bei Verwendung
alter Silbercopien, welche schon schwer das Tonbad annehmen, eintritt;
Salpetersäure im Platinbade befördert dieses Gelbwerden, weniger ist
dies bei Phosphorsäure der Fall, während sieh bei anderen Papieren
am besten mässig erwärmte (30 Grad C.) neutrale Platinbäder (mit Kocb-
salzzusatz) bewähren.
Selbstzersetzung der Platinbäder.
Platintonbäder verlieren ihre Wirksamkeit (werden „inactiv“) durch
mannigfache Ursachen, z. B. Verunreinigung mit Fixirnatron. Aber auch bei grosser
Reinlichkeit kann das Platinbad durch chemische Processe, welche in der Methode
selbst begründet sind, unwirksam werden, z. B. enthalten Copirpapiere mit Silber-
tartrat oder Silbercitrat (Emulsiouspapiere u. s. w.) diese schwer löslichen Salze in so
beü'äehtlichen Mengen, dass sie durch das Waschwasser nicht entfernt werden, sondern
(sei es als normale Salze oder als belichtete Silbersubsalze) in das Platinbad gelangen,
worin sie sich mit dem Platinchlorür in Chlorsilber in das Platineitrat oder Platin-
tartrat umsetzen, welches keine tonende Wirkung ausübt und sehr zersetzlich ist.
Auch Silbereitrat, welches mit den Papieren in das Platinbad gelangt, kann Störungen
in letzterem bewirken, indem es sich durch Ausscheidung von Chlorsilber trübt und
durch Weehselzersetzung Platiunitrat bildet, welches geringere Haltbarkeit als das
Chlorplatin besitzt, weshalb die Bäder bald unwirksam werden. Aus diesen Gründen
badet man die eopirten, gewaschpnen Papiere in Lösungen, welche Chlornatrium oder
analog wirkende Chloride enthalten, w’eil dann alle diese Silbersalze in die Chlor-
verbindung übergeführt werden, welche im Platinbade nicht stört; oder man vermischt
das Platinbad selbst mit reichlichen Mengen Kochsalz, welches das Bad conservirt
und den Tonuugsprocess nicht verlangsamt.
1) Gastine (Bull. Soe. fran?. 1890. S. 21; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893.
S. 466); Brunei (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1892. S. 439).
2) Namias, Moniteur de la Phot. 1897.
3) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 516.
4) Von Dr. Just für seine Silbergelatinepajnere empfohlen (Edor’s Jahrbuch f.
Phot. f. 1893. S. 465).
5) Leeson (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 467).
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Tonens u. s. w. 05
Wall hält die Behandlung der Papiere nach dem Platiniren für wichtig; er
wäscht gut mit Wasser, badet in Natriumearbonatlösung und fixirt dann in köehsalz-
und natriumsulfithaltigem Fixirnatronbade ^).
H. Combinirte Gold - Platintonung zur Erzielung reinschwarzer
oder blauschwarzer Töne.
Die Platintonung liefert meistens braunstichige oder grauscbwarze
Bilder, während Goldtonung yiolettschwarze liefert; combinirt man
beide Methoden in der Weise, dass man zuerst den Vergoldungsprocess
zur Hälfte durchführt, ihn dann unterbricht und die Tonung durch
Eintauchen der Bilder in Platinbäder als Platintonung zu Ende führt,
so erhält man schöne tiefschwarze Töne, wie wohl zuerst Hare (1890)
an gab ^).
Am besten geschieht die combinirte Tonung von Salz-, Harz- und
Emulsionspapier (z. B. Celloidinmattpapier) in der von E. Valenta
angegebenen Art. Man wäscht die Copien gut aus; Celloidinmattpapiere
werden in ein Vorbad von
Wasser 1000 Thl.,
Kochsalz 25 „
Natriumbicarbonat 5 „
gelegt, worin die Bilder gelbroth werden, worauf man abermals wäscht
und dann in ein Boraxgoldbad (z. B. 0,3 g Goldchlorid, 10 g Borax
und 1000 ccm Wasser) oder B orax-Acetatbad (z. B. 1000 Thl. Wasser,
10 g Borax, 10 g Natriumacetat und 0,3 g Ohlorgold) taucht, worin
die Tonung rasch von statten geht; darin verbleiben die Bilder nur
kurze Zeit, bis der Ton purpurroth erscheint, wonach die Bilder kurz
und kräftig abgespült werden und dann in dem Phosphorsäure-Platinbad
(600 Thl. Wasser, 1 g Kaliumplatinchlorür und 15 Thl. Phosphorsäure-
lösung d = 1,120) während 10 bis 20 Minuten bleiben, bis der ge-
wünschte Ton (bis Tiefschwarz) erreicht ist. Bleibt das Bild etwas
länger im Goldbade, bis der Ton rothviolett erscheint, so bekommt es
später im Platinbade einen kalten bläulichen Ton. Nach dem Platiniren
werden *die Bilder rasch in dreimal gewechseltem Wasser gewaschen
und in Fixirnatron fixirt.
Für Harz- oder Salzpapier ist auch ein Salpetersäure -Platinbad
(1 g Kaliumplatinchlorür, 500 ccm Wasser, 25 Tropfen Salpetersäure,
8 g Kochsalz) verwendbar, welches Bad man auf circa 30 bis 35 Grad C.
anwärmt, damit es rasch und mit schwarzer Farbe tont.
1) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 520.
2) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 516.
E d er, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2, Aufl.
5
66
Vierter Theil. Fünftes Capitel.
Nach dem Trocknen sehen die im Gold -Platinbad getonten matten
Silberpapiere echten Platindrucken täuschend ähnlich.
Die eombinirte Gold -Platintonung kann auch in der Form variirt werden, dass
man zuerst ein Platinbad anwendet und dann erst mit einem Ehodangoldbade yer-
goldet, was zuerst Ehenanus, dann Lainer mittheilte’). Der Letztere variirte die
Methode auch in der Weise, dass er die Copien (Mattcelloidinpapier) wäscht, kurze
Zeit im Borax -Acetat -Goldbade tont, bis die Farbe bräunlich wird, dann mit Wasser
abspült und in ein Phosphorsäure -Platinbad (s. S. 65) bringt, bis die Farbe blau-
schwarz wird, dann wäscht, und in einem zehuprocentigen natriumsulfithaltigen Fixir-
bade fixirt, gut wäscht und in ein Ehodangoldbad (1000 Thl. Wasser, 100 Thl. Ehodan-
ammonium, 0,2 Thl. Chlorgoldkalium) legt, worin sich die Weissen klären und die Farbe
grauschwarz wird.
J. Palladium-, Iridium-, Osmium-, Rhodium- und Ruthenium-
salze als Tonungsmittel.
Unter den sogen. Platinmetallen, welche Begleiter der natürlich vorkommenden
Platinerze sind, finden sieh mehrere, welche ähnlich wie Platin, praktisch als Ton-
bäder mit grösserem oder geringerem Erfolge versucht wurden, wenn sie auch in
dieser Hinsicht weniger Bedeutung als Gold oder Platin erlangt haben.
Der erste, welcher Ehodium- und Iridiumchlorid zur Bildtonung versuchte,
war Sellon-), und später griff namentlich Mercier diese Versuche wieder auf.
Chlorpalladium wurde wiederholt als Tonbad mit Zusatz von Salzsäure
Citronensäure, event. überdies auch mit Eochsalzzusatz empfohlen^), und zwar vor
dem Fixiren; der Ton wird sepiabraun.
A. Kelly und H. Hu ml ey führten das Kaliumpalladiumchlorür (luPdCli)
als Tonungsmittel von Sepia bis Schwarz ein, und zwar gemischt mit der je zehn-
fachen Menge von Kochsalz und Citronensäure'*).
Nach Mercier tont Palladiumehlorür schnell schwarz”), dagegen wirken
Ehodium- und Eutheni umsalze als Tonbäder für Silberbilder schlecht. Iridium-
1) Phot. Corresp. 1896; Ed er ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 238.
2) Phot. Archiv 1864. S. 312. Sellon erhielt mit Ehodiumchlorid braune Töne,
mit Iridium aber geringe Tonung, was mit den späteren Versuchen Mercier’s nicht
übereinstimmt, welcher mit Ehodiumnatriumchlorid schlechte gelbliche Töne, mit
Iridiumkaliumchlorid (1,5 g desselben, 0,15 g neutrales Natriumtartrat und 100 ccm
Wasser werden 2 Minuten gekocht, dann 400 ccm Wasser und 10 g Essigsäure zu-
gefügt) aber violettschwarze Töne (ähnlich der Goldtonung) erhielt (Mercier, Virages
et fixages 1893. Bd. 2, S. 19).
3) Fourtier (Phot. Nachriehteu 1891. S. 332; Eder's Jahrbuch f. Phot. f. 1892.
S. 448) wäscht Copien auf gesilbertem Salzpapier mit Wasser, badet in einprocen-
tiger Sodalösung, wäscht mit Wasser und tont in einprocentiger Chlorpalladiumlösuug,
die etwas Salzsäure enthält.
4) Edwards, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 484.
5) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 432.
6) Mercier mischt 2 Thl. Palladiumehlorür, 2 Thl. Chlornatrium, 10.0 Thl.
Wasser und 20 Thl. Essigsäure („Virages et fixages“).
Die Praxis des Vergoldens, Platinirens und unechten Tonens n. s. w. ß7
bäder wirken analog den Goldbädern, und Osmiums alze^) tonen mit sepia-
brauner Farbe.
K. Schwefeltonung. Tonbäder ohne Gold oder andere Edelmetalle,
Tonbäder für Silbercopien ohne Gold.
I. Scbwefeltonbäder. Gelegentlich der geschiebtlichen Schilde-
rung des „Schönens“, „Tonens“ oder „Dunkelfärbens“ der Silberbilder
(s. S. 5) wurde erwähnt, dass die sogen. „Schwefeltonung“ älter ist,
als die Goldtonung, dass aber ihre Unbeständigkeit schon vor 40 Jahren
bekannt war. (Ueber Haltbarkeit der Silbercopien s. weiter unten.)
Trotzdem tauchten später verschiedene Varianten von Vorschriften
oder Präparaten zur Schwefeltonung auf, welche meistens von Händlern
mit photographischen Chemikalien stammten und die Ersparniss der
theuren Goldpräparate im Auge hatten, ohne aber auf die enorm wichtige
Haltbarkeit der Copien Eücksicht zu nehmen.
Als die Emulsions- Auseopirpapiere um das Jahr 1890 an Verbreitung enorm
gewannen und der günstige Einfluss von Blei- und Alaunsalzen auf den Tonungs-
proeess mit goldhaltigen Tonfixirbädern bekannt wurde, beobachtete man neuer-
dings die Thatsache, dass die erstgenannten Salze auch bei Abwesenheit von
Gold die Silbercopien dunkel färben, was bezüglich der bleihaltigen Fixirnatronbäder
übrigens schon viele Jahre lang (s. S. 5) bekannt war.
Henry Newton beschrieb im „American Annual of Phot, for 1892“. S. 43
ein Tonfixirbad ohne Gold, bestehend aus 10 Thl. Wasser, 3 Thl. Fixirnatron,
gemischt mit 16 Thl. Wasser, 1 Thl. Bleinitrat und Thl. Alaun®), und im Jahre 1895
tauchten Geheimmittel auf, welche unter verschiedenen Namen theuer verkauft
wurden, aber nach Valenta’s Analyse nichts anderes als citronensaures und
weinsaures Blei in Form eines weissen Pulvers waren, wovon man 1 Proc. zum
Fixirbade gab; ja sogar Schwefelammonium wurde als Geheimmittel unter dem Namen
„Thiotone“ verkauft, um die flxirten Bilder dunkel zu färben’).
Alle diese Schwefel -Tonungsmittel, bei welchen Bleisalze im Fixirnatron eine
der echten Goldtonung täuschend ähnliche Färbung auf Emulsionspapieren hervor-
bringen, geben unhaltbare Töne (besonders bei kurzem Fixiren) und sind verwerflich.
Aber auch bei Abwesenheit von Bleisalzen bann das Fixirnatron in einen Zustand
der allmählichen Zersetzung gebracht werden, in welchem es Silberbilder durch Bildung
von Schwefelsilber dunkel färbt Da die untersehweflige Säure eine sehr schwache
Säure ist, so wird sie schon von verhältnissmässig schwachen Säuren, z. B. Essigsäure,
Weinsäure, Citronensäure, Borsäure ausgetrieben und zerfällt dann unter allmählichem
Ausscheiden von Schwefel und Schwefeldioxyd & O3 = S -|- S 0). Aehnlich
wirkt Alaun So 0,. AL (S O.J3 = AL O3 -|- S,, -p SSO-^ -j- 3 A’a., S OJ. Der im
1) Mercier empfiehlt: 1,5 g Ammonium -Osmiumchlorür, 0,1 g Ealiumosmiat,
15 g Essigsäure, 1 Liter Wasser (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 517) oder
Zusatz von Natriumchlorat , Natriumsuccinat und Bernsteinsäure (Mercier, Virages
et fixages 1893. Bd. 2, S. 19).
2) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 464. — Aehnliche andere Vorschriften
dieser Art s. Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894. S. 434.
3) Phot Corresp, 1895. S. 8; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 485.
5*
68
Vierter Theil. Fünftes Capitel.
Status naseendi ausgesehiedene und auf das Silberbild wirkende Schwefel bildet
schwarzes Schwefelsilber, welches das Bild dunkel färbt, jedoch unbeständig ist,
weil es an Luft und Lieht allmählich vergilbt. Deshalb ist die Sehwefel-
tonung, welche ganz hübsche Parbennuaneen gibt, für die Haltbarkeit der Bilder ein
sehr gefährlicher Feind.
Da nun die Pixirbäder, welche mit Citronensäure, Essigsäure u. s. w. angesäuert
sind, oder solche, welche alaunhaltig sind, leicht Anlass zur Schwefeltonung geben,
so soll dieser Zusatz vermieden werden.
Sehr gefährlich für die Haltbarkeit der im Tonfixirbade getonten Silberbilder
ist der Umstand, dass alte, vielfach gebrauchte Bäder trotz ihres gesunkenen und er-
schöpften Goldgehaltes noch immer die Bilder schön purpursehwarz (durch Schwefel-
tonung) färben und die Bilder dann den Keim des raschen Verderbens in sieh tragen;
ebenso schädlich ist mangelhaftes Pixiren durch Erschöpfen des Fixirnatrongehaltes.
Unachtsame Operateure oder Ungeübte erzielen deshalb häufig mit gemischten Ton-
fixirbädern vergängliche Copien, welche diese Methode in Misscredit brachten, obschon
diese Art der Tonung sehr haltbare Bilder gibt, wenn man die Tonfixirbäder nicht
ungebührlich ausnutzt.
Echt vergoldete Silber bilder unterscheiden sieh gegenüber den
durch Sehwefeltonung gefärbten Silberbildern nicht nur durch ihre grössere
Haltbarkeit im Laufe der Monate und Jahre, sondern auch durch ihre grössere Be-
ständigkeit gegen chemische Agentien: Ozon greift z. B. gut vergoldete Silbercopien
mässig an, während die sehwefelgetonten Bilder (ohne Gold) rasch zerstört werden
(Valenta). Kaliumbiehromathaltige Fixirnatronbäder schwächen gut vergoldete Bilder
mässig, während solche ohne Gold darin stark (bis zum völligen Verschwinden) an-
gegriffen werden (Pabst). Auch wirkt saurer Kleister') im Laufe der Wochen viel
stärker vergilbend auf Silberbilder ohne Gold als auf vergoldete Copien.
II. Eine andere Gruppe goldfreier Tonbäder für Silbercopien besteht
in der Verwendung verschiedener Metallsalze, z. B. gibt Wismuthnitrat nach
Balsamo") den Albuminbildern einen angenehmen, braunen Ton. was Mercier unter
Anwendung eines Bades von 1 Liter Wasser, 20 g Wismuthnitrat und 100 ccm Essig-
säure bestätigte’'). — In ähnlicher Weise wirkt auch ein Gemisch von Chlorcobalt-
und Calciumaeetatlösung, jedoch muss das Gemisch mehrere Tage lang auf die Silber-
bilder einwirken ■*).
Quecksilberchlorid führt die Farbe kräftig copirter und vergoldeter Bilder in
einen carminrothen Ton über.
Thiosinamin gibt auch ohne Goldsalze nach gewissen Zusätzen eine Dunkel-
färbung der Aristopapier- Copien, aber die Parbentöne sind nicht hübsch’’).
Thiosinamin (5 Thl.) gemischt mit Urannitrat (1 Thl.) und Wasser (500 Thl.)
ertheilt Celloidin- und Mattpapieren einen ausgesprochenen Eöthelton, welcher durch
naehheriges Behandeln mit dem bleihaltigen Tonfixirbade in ein tiefes Sepiabraun
übergeführt werden kann (E. Valenta“).
1) Z. B. absichtlich mit Essigsäurezusatz gesäuerter Stärkekleister.
2) Vergl. Phot Archiv 1892. S. 354.
3) Eder ’s Jahrbuch f. Phot f. 1893. S. 468.
4) Ed er ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 468.
5) Liard, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 433.
6) Phot. Corresp. 1894. S. 118; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 490.
SECHSTES CAPITEL.
DIE PEAXIS DES FIXIRENS DER SILBERBILDER.
Chemische und physikalische Vorgänge beim Fixiren von
Silberbildern.
Die Copien auf Silberpapieren müssen von den unzersetzten licht-
empfindlichen Salzen befreit und dadurch gegen weitere Einflüsse des
Lichtes beständig gemacht („fixirt“) werden. Das Fixirmittel darf auf
dem Bilde keinen Stolif zurücklassen, der die Bildbestandtheile im Laufe
der Zeit zersetzt oder ausbleicht, ferner soll es nur auf die nicht im
Lichte veränderten Theile einwirken und die Bildstellen nicht oder nür
in geringem Grade beeinflussen, so dass die Gradation annähernd er-
halten bleibt.
Als Fixationsmittel dienen Lösungsmittel für Chlorsilber und
für etwa vorhandene andere, in reinem Wasser unlösliche Silbersalze,
und zwar vor allem das Natriumthiosulfat (Fixirnatron, unter-
schwefligsaures Natron, Natriumhyposulfit, in England kurz-
weg „Hypo“ genannt) == Va2 'S'203 + 5i?2G, welches sein Krystall-
wasser (das beiläufig die Hälfte seines Gewichtes ausmacht) durch
mässiges Erhitzen verliert, ein geringeres Volumen einnimmt und bei
gleichem Gewichte doppelt so wirksam ist; es kommt seit 1893 in den
Handel (durch die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation, Dr, Andresen,
189.3), wird jedoch im positiven Copirprocess wegen seines höheren
Preises wenig verwendet.
Das Fixirnatron ist das einzige Fixirmittel, welches sich im Positiv-
process auf Auscopirpapier in der Praxis bewährt hat. Man löst 1 Thl.
Fixirnatron in 10 Thl. Wasser, welche Concentration in der Praxis sich
am besten, sowohl für Albuminpapier, Salzpapier als Emulsionspapier
bewährt hat^).
1) In früheren Jahren wählte man die Concentration der Fixirnatronbäder stärker,
nämlich 1:5, weil man auf Grund der Versuche von Davanne und Girard (1859
und 1860; zusammengestellt in ihrem Werbe „Eeeherches theoriques et pratiques sur
la formation des epreuves photographiques positives. Paris 1864“) und ihrer Schluss-
70
Vierter Theil. Sechstes Capitel.
100 ccm einer Fixirnatronlösung (1 : 10) vermögen ca. 4 g Chlor-
silber aufzulösen ^) , jedoch darf man in der photographischen Praxis die
Fixirbäder niemals dem Sättigungspunkte nähern, um der Gefahr mangel-
hafter Fixirung auszuweichen, sondern man soll diese Bäder nicht
einmal zur Hälfte ausnützen. Demzufolge kann man pro 100 ccm Fixir-
natronlösung (1:10) nicht mehr als einen Bogen (45 X 5"^ cii^) 8'6-
silbertes Papier fixiren, d. h. man rechnet pro Bogen Silberpapier je
10 g Fixirnatron. Diese Zahl^) ist jedocb eine Minimalzahl, und man
soll bei dem billigen Preise des Fixirnatrons mit diesem Salze nicht
sparen, sondern pro Bogen gesilbertes Papier 50 g Fixirnatron (oder
V2 Liter Fixirbad 1 : 10) rechnen.
Werden zu viele Bilder im Bade fixirt, oder verwendet man altes Fixir-
natron, so werden die Bilder unhaltbar und vergilben beim Aufbewahren.
Das Chlorsilber löst sich in Fixirnatron unter Zersetzung, indem
sieb Doppelsalze von Natriumthiosulfat mit Silberthiosulfat bilden. Bei
Ueberschuss von Fixirnatron entsteht ein Doppelsalz von Natriumsilber-
thiosulfat, welches zwei Molekel des ersteren neben einem Molekel
des letzteren enthält {Ag^ 2 Na^ 2 H^O) und in Wasser
leicht löslich ist. Bei Gegenwart von wenig Fixirnatron bildet sich ein
anderes Doppelsalz von Natriumsilberthiosulfat, welches gleiche Molekel
beider Salze enthält {Ag.^ O3 -j- Na<i O3 0) und schwer im
Wasser löslich ist. Deshalb wird bei Ueberschuss von Fixirnatron leicht
alles Silbersalz gelöst und beim Auswaschen vollständig entfernt, nicht
aber in verdünnten oder alten Fixirbädern. Bleibt im Bilde Silber-
thiosulfat oder sein Doppelsalz zurück, so vergilben die Weissen, indem
das Salz sich von selbst (besonders aber im Lichte) verändert und
Schwefelsilber gibt®); später werden auch die dunklen Bildstellen zum
Vergilben gebracht.
folgeruDgen damit eine besonders vollkommene Fixirung in 10 bis 15 Minuten (bei
Albuminpapier) erzielen wollte. Die Erfahrungen der Praktiker, sowie neuere analytische
Versuche von Haddon und Grundy (Brit. Journ. of Phot. 1897. S. 474) zeigten,
dass sieh dasselbe mit zehnproeentigen Bädern in 10 Minuten erreichen lässt, somit
grössere Concentration überflüssig ist; sogar Fixirbäder 1;20 sind noch zulässig, und
bei gewissen Sorten von Papieren, deren Halbtöne stark angegriffen werden, sind so
schwache Bäder sogar am Platze, ünnöthig starke Bäder bringen mitunter Nachtheile
(Blasenziehen der Schicht, Schädigung der Brillanz des Bildes u s. w.) mit sieh.
1) Coneentrirtere oder verdünntere Lösungen besitzen ein ihrer Concentration
proportionales Lösungs vermögen.
2) Dieselbe Zahl nehmen Eobinson und Abney an (Art and Pratice of Silver-
prlnting. S. 93).
3) Davanne und Girard, Kreutzer s Zeitschr. f. Phot. 1860. S. 316.
Barreswil und Davanne, Phot. Chemie. 1863. S. 351.
Die Praxis des Pixireus der Silberbilder.
71
Alte Fixirbäder oder solche, welche der Sättigung durch gelöste
Silbersalze nahe sind oder solche, welchen Säuren zugefügt wurden,
zersetzen sich allmählich unter Schwefelausscheidung; dadurch wird der
Keim zum Vergilben der Copien gelegt, selbst wenn sie anfangs einen
hübschen Farbenton zeigen.
Da kalte Fixirbäder, welche dem Gefrierpunkt nahe sind, das Chlor-
silber schwer auflösen, so soll deren Temperatur durchschnittlich nicht
unter 17 bis 20 Grad C. sein, wenn man einer vollkommenen Fixirung
sicher sein will.
Gewöhnlich nimmt mau an, dass metallisches Silber in Pixirnatronlösung un-
löslich ist; dies ist jedoch nicht streng richtig, denn starke Pixirnatronlösung vermag
nach mehrtägiger Einwirkung kleine Mengen von metallischem Silberpulver aufzulösen
(Sexton, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 489), jedoch erfolgt diese Ab-
sehwächung nur bei Luftzutritt (Haddon und Grundy, Eder’s Jahrbuch f.
Phot f. 1897. S. 415), indem wahrscheinlich zuerst Schwefelsilber entsteht, welches
sieh durch den Luftzutritt zu Silbersulfat oxydirt, das im Pixirnatron löslich ist
(Haddon und Grundy). Aus dieser Thatsache erklärt es sich, dass Silbereopien
in eoneentrirten Pixirbädern bei sehr langer Einwirkung allmählich an Kraft ver-
lieren, weshalb man in der Praxis die Pixirdauer längst auf 10 bis 15 Minuten
erfahrungsgemäss beschränkt. — Zusatz von gewissen sauerstotfreiehen Substanzen
(z. B. Bichromate) befördert die auflösende Wirkung des Pixirnatrons aber so enorm,
dass die Silberbilder stark geschwächt oder sogar ganz aufgelöst werden können (s. S. 72).
lieber das Waschen der fixirten Bilder, sowie über chemische und
physikalische Hilfsmittel zur Eliminirung der letzten Spuren von Pixir-
uatrou s. S. 92.
Zusätze zum Pixirnatronbade.
Past allgemein verwendet man das Pixirnatron in neutralem Zustande, ohne
weitere Zusätze. Zusatz von Säuren wird im Allgemeinen sorgfältig beim Copirproeess,
nsbesondere beim Albumin-, Celloidin- und Aristocopirverfahren vermieden, weil sie
das Pixirnatron zersetzen und die Haltbarkeit der Copien gefährden 0-
Dagegen hat der Zusatz von alkalischen Substanzen zum Pixirbade Anwendung
in der Praxis gefunden, da dieser Zusatz eine etwaige saure Eeaction des Pixirbades,
welche zur Bildung von Schwefelsilber Veranlassung geben könnte, entfernt und
1) Die saure, alkalische oder neutrale Eeaction des Pixirbades übt einen Einfluss
auf die Parbe des Bildes. Es war schon Blanquart bekannt, dass angesäuerte Pixir-
natronbäder dem Bilde (auf Salzpapier) intensive violette oder schwarze Parbe ertheileii
(z. B. Essigsäure), während einige Tropfen Ammoniak den Parbenton ins Eöthlich-
braune verwandeln (s. S. 5). Die Säuren zersetzen das Pixirnatron unter allmählicher
Ausscheidung von Schwefel und bewirken sogen. „ Schwefeltonung“ der Copien
(s. S. 67). Saure Sulfite (z. B. Natriumbisulfit) machen das Pixirbad ohne Zersetzung
sauer und beeinflussen aber trotzdem die Parbe der Copien, was man z. B. beim
Arbeiten mit Harzpapier benutzt; weil neutrales Natriumsulfit mit Säuren zunächst
saures Sulfit gibt, welches das Pixirbad nicht zersetzt, kann neutrales Sulfit als cou-
servirender Zusatz für Pixirbäder, in welchen saure Papiere fixirt werden sollen,
dienen (s. S. 66 und 72).
72
Vierter Theil. Sechstes Capitel.
günstig gegen das Blasenziehen des Albuminpapieres wirkt. Von derartigen Substanzen
empfiehlt sich am besten Zusatz von etwas Ammoniak^), z. B. Proc. , so dass
das Fixirbad danach riecht. Aehnlich wirkt Ammoniumcarbouat’^). Natrium-
carbonat^), Natriumbicarbonat^), kleine Mengen Aetzkali“) werden jedoch
nur selten angewendet. Mercier fügt 5 Proc. Natriumsulfit dem Fixirbade für
Papierbilder zu, da es stets schwach alkalisch reagirt und etwa vorhandene Säuren
abstumpft, ohne einen Schwefelniederschlag zu geben®); später empfahl Mercier den
Zusatz von Ammonium- oder Natriumacetat, die Ausscheidung von Schwefel aus
angesäuertem Fixirnatron verhindern '), was aber nicht zutrifft (Eder) und das Natrium-
sulfit nicht zu ersetzen vermögen, dessen Gehalt sogar auf 10 Proc. gesteigert werden
kann und sowohl zum Fixiren von vergoldeten, wie platinirten Bildern dienen kann.
Ueber Zusatz von Bleisalzen zum Fixirbade s. S. 67.
Zusatz von Bichromat zum Fixirnatron bewirkt rasches Abschwächen (Auflösen)
der Silbercopien, wie J. Pabst fand (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 491), weshalb
man Zusatz von 0,2 Proc Ammonium- oder Kaliumbiehromat als kräftig wirkender
Abschwächer für übercopirte Bilder sowohl vor als nach dem Vergolden verwenden
kann. — Ebenso ist Fixirnatron mit Ferridcyankalium ein starker Abschwächer
(Farmer); auch Uranylsalze im Fixirbade schwächen stark®). — Jodkalium im
Fixirbad wirkt gleichfalls stark abschwächend ®).
Das von Spiller empfohlene (Phot. Archiv 1868. S. 62) und später von
Labarre (Phot. Archiv 1892) angegebene Ammouiumthiosulfat (unterschweflig-
saures Ammoniak) bietet keinerlei Vortheile vor dem Fixirnatron (Valenta, Eder's
Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 281), ist kostspieliger und schwerer rein herzustellen und
deshalb nicht empfehlenswerth.
Andere Fixirmittel haben sich nicht bewährt: Cyankalium ^®), welches im
Collodion-Negativprocess mit Hervprrufung sieh gut bewährt, frisst die Halbtöne der
1) Bereits von Snelling (Dictionary of Phot. 1854. S. 7) vorgeschlageu , weil
es reine Weissen giebt. — In neuerer Zeit mehrfach empfohlen, z. B. von Bur ton
(Jost’s Rathgeber für den Positivprocess 1897. S. 78); Haddon undGrundy (Brit.
Journ. of Phot. 1897. S. 474) u. A.
2) Co Oper, Phot. Corresp. 1876. S. 80.
3) Dr. Jost, Phot. Corresp. 1887. S. 286.
4) Davanne und Girard empfahlen (Phot. News 1859 bis 1860; Brit. Journ.
of Phot. 1897. S. 474) ein Bad von 1000 Thl. Wasser, 100 Thl. Fixirnatron, lOThl. Soda
bicarbonica und 25 Thl. Kochsalz; das Kochsalz sollte die Bildung von schwer lös-
lichem, zurückbleibendem Natriumthiosilbersulfat hindern und das .Alkali die Säuren
neutralisiren. — Kochsalzzusatz wurde später auch von Mercier empfohlen (Eder's
Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S 470).
5) Spencer und Pickering.
6) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1892. S. 436.
7) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 470.
8) Urannitrat und Fixirnatron schwächt stark Silbercopien (Valenta, Eder's
Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S 468).
9) Lainer, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 467.
10) Es fixirt nach der Gleichung: AgCl-\-2KCy = KCl-\- AgCy-KCy, d. h. es
entsteht das in Wasser leicht lösliche Kaliumsilbercyanid.
Die Praxis des Pixirens der Silberbilder.
73
Papierbilder stark an. — Ammoniak würde nur in eoncentrirtem 2^ustande sicher
wirken 1) und schädigt dann die Leimung des Papieres. Chloride (z. B coneentrirte
Kochsalzlösung oder Magnesiumchlorid®)-Lösuug bewirken wohl bei Salzpapier
oder Celloidinpapier, nicht aber bei Albuminpapier eine sichere Auflösung von Chlor
Silber, müssen aber enorm eoncentrirt und in riesigem Ueberschuss angewendet werden,
da z. B. eine coneentrirte Magnesiumchloridlösung (1:2) kaum mehr Chlorsilber auf-
zunehmen vermag, als eine einproeentige Fixirnatronlösung ■*). Dagegen wird das
Lösungsvermögen gesättigter Chloridlösungen beträchtlich erhöht, wenn man ihnen nur
ganz kleine Mengen Pixirnatron zusetzt ^), aber derartige Pixirmittel dürften keinerlei
Vortheile vor reinen Pixirnatronbädern mit sieh bringen.
Ehodanammonium • Cy S = Sehwefeleyanammonium) oder das Kalium-
oder analoge Ehodanide, z. B : Ehodankalium, Ehodanealeium, Ehodanbaryum, Ehodan-
aluminium, lösen Chlorsilber nach der Gleichung:
2 NB:^ -CyS+ AgCl==AgCyS- (NH^) CyS^ NH, CI.
Die Lösung wird aber bei Zusatz von viel Wasser unter Abscheidung von unlös-
lichem Silberrho danid (AgCyS) getrübt, weshalb man zwei solcher Pixirbäder hinter-
einander anwenden muss. Dies erkannte bereits Meynier, welcher im Jahre 1863
das Ehodanammonium als Pixirmittel verschlug (Phot. Archiv 1863. S. 105, 154
und 159) und anfangs Lösungen 12:100, später aber’) Lösungen von 35 Thl.
Ehodanid in 100 Thl. Wasser mit Zusatz von 0,2 Proc. Ammoniak mit einer Pixirdauer
von 10 resp. 5 Minuten vorsehrieb. Ehodankalium löst Chlorsilber weniger als das
Ammoniumsalz, auch das Calcium- oder Baryumsalz zeigen keine Vortheile, dagegen
zeigt das Ehodanaluminium ein etwas besseres Lösungsvermögen als das Ammonium-
salz (Valenta). Die umständliche Pixirung mit zwei Bädern, die Thatsache, dass
coneentrirte Ehodanidlösung Gelatineschiehten von gelatinirten Papieren schon in der
Kälte auflöst, und der viel höhere Preis dieser Pixirungsmethode sind die Ursache, dass
man sie aufgab; wohl aber spielen die Ehodanide bei der Herstellung von Ton- und
Tonfixirbädern eine sehr grosse Eolle — Ehodanammonium mit Kaliummono-
ehromat ist ein kräftiger Abschwächer für zu stark copirte Silbercopien ®) , ebenso
ein Gemisch mit Perridcyankalium ').
Verdünnte Ehodanammoniumlösungen lösen unverhältnissmässig weniger Chlor-
silber, als eoneentrirtere, z. B. lösen 100 Thl. einer Ehodanammoniumlösung (5:100)
1) Ammoniak wurde als Pixirmittel von Humbert de Molard im Jahre 1851
vorgesehlagen (Bull. Soe. d’encouragement 1851; Bull. Soc. frane. 1855. S. 104);
später von M. Wilson (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894. S 410). — Ueber das
Lösungsvermögen des wässrigen Ammoniaks s. Valenta (Eder’s Jahrbuch f. Phot,
f. 1895. S. 280): 100 Thl. einer dreiprocentigen Ammoniakflüssigkeit vermögen 1,4 Thl.
Chlorsilber, 100 Thl. einer 15proeentigen Ammoniakflüssigkeit 7,58 Thl. Chlorsilber
zu lösen.
2) Vorgesehlagen von Liesegang (Phot. Archiv 1890. S. 76).
3) E, Valenta (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 282). 100 Thl. concentrirter
Magnesiumchloridlösung (1:2) lösen 0,5 Thl. Chlorsilber.
4) Saint-Plorent empfiehlt als Fixirer für Chlorsilbercopien eine Lösung von
100 ccm gesättigter Kochsalzlösung und 6 bis 8 Tropfen gesättigter Pixirnatronlösung,
worin die Bilder 4 bis 5 Stunden lang bleiben (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 416).
5) Bull. Soe. frane. 1865. S. 182.
6) Pabst (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 417).
7) Haddon (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1892. S. 408).
74
Vierter Tlieil. Sechstes Capitel.
nur 0,08 g Chlorsilber, einer Lösung 10:100 0,54 g Chlorsilber und einer noch stärkeren
Lösung (15:100) aber 2,88 g Chlorsilber (Valenta). — Aehnliehe Angaben machten
Davanne und Girard (Bull. Soe. franc. 1863. S. 13).
Das Natrium Sulfit (A^a.2 SO3) wurde von Abney (1885) als Pixirmittel erkannt
es hat jedoch nicht dieselbe auflösende Kraft für Chlorsilber als Fixirnatron, sondern
steht hinter diesem zehnmal zurück-). Noch schlechter wirkt Ammoniumsulfit.
Thiosinamin^) (Allylsulfoharnstoff CS NH.^ NH — löst in ein- bis
zehnproeentiger Lösung das Chlorsilber (nicht aber das Brom- und Jodsilber) ebenso
gut wie Pixirnatron. Alkalien zersetzen die Lösung unter Ausscheidung von Schwefel-
silber. Diese Eigenschaft, sowie der sehr hohe Preis des Präparates stehen der
praktischen Verwendung entgegen ‘).
Sulfoharnstoff (Thioearbamid) ist aus ähnlichen Gründen wie Thiosinamin
trotz seiner lösenden Eigenschaft für Chlorsilber'’) als Pixirmittel für Silbereopien
nicht verwendbar. Thioearbamid mit Urannitrat wirkt schwächend auf Silbereopien®).
1) Phot. News. 1885 (28. Mai, 5. Juni, 12. Juli), Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f.
1887. S. 39).
2) Valenta, Eder's Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 281. — 100 Thl. einer Natrium-
sulfitlösung (1:10) lösen 0,44 Thl. Chlorsilber; 100 Thl. einer stärkeren Lösung (1:5)
lösen 0,95 Thl. Chlorsilber.
3) Will erkannte vor circa 40 Jahren die Löslichkeit des Chlorsilbers in
Thiosinamin (Pehling’s Handwörterb. d. Chemie 1857. Bd. I, S. 576). — ß. E. Liese-
gang schlug es (1893) als Pixirmittel vor (Eder's Jahrbuch f. Phot. f. 1894. S. 133
und 410).
4) Valenta, Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1894. S. 411. — 100 Thl. einer Lösung
von Thiosinamin (1:100) lösen 0,40 Thl. Chlorsilber; 100 Thl. einer Lösung 5:100
lösen 1,90 Thl. Chlorsilber; und 100 Thl. einer Lösung 10: 100 lösen 3,90 Thl. Chlorsilber.
5) 100 Thl. einer zehnprocentigen Sulfoharnstofflösung vermögen nur 0,83 Thl.
Chlorsilber zu lösen (Valenta), das Lösungsvermögeu ist somit ein mässiges.
6) Valenta, Eder's .Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 468.
SIEBENTES CAPITEL.
ATELIER UND LABORATORIUM FÜR DEN COPIR-
PROCESS. — ÜBER DAS PRÄPARIREN DER PAPIERE. —
AMMONIAK-RÄUCHERUNG. — COPIREN UND WASCHEN.
— AUFKLEBEN UND SATINIREN.
I. Das Copir- Atelier.
Zum Copiren kanu ein Glashaus (Copir -Atelier) dieueu, ähulich wie es für
Negativaufnahmeu verwendet wird; die Dimensioneu richten sieh hauptsächlich nach
speeiellen Bedürfnissen. Es soll dafür gesorgt sein, dass die Bahmen nicht nur au
der Seite einer verticalen Glaswand aufgestellt w'erden können, sondern es soll auch
möglich sein, die horizontal liegenden Copirrahmen dem Lichte auszusetzen. Es ist
wünschenswerth , dass man im Copir- Atelier sowohl Sonnenlicht als auch zerstreutes
flimmelslicht zur Verfügung hat. Die Einrichtung derartiger Copir- Ateliers ist in
Ed er 's „Atelier und Laboratorium des Photographen“ (1893. — Ergäuzungsband zu
Eder’s Ausführl. Handbuch der Photographie. Halle a. S.) ausführlich beschrieben.
In Ermangelung von Copir- Ateliers kanu mau auch an breiten Fenstern oder auf flachen
Terrassen arbeiten.
II. Die Dunkelkammer.
Da die zum Auscopirproeess bestimmten Papiere eine viel geringere Lieht-
empfindlichkeit besitzen, als die im Negativproeess verwendeten Bromsilbergelatine-
Platten oder dergl., und die Empfindlichkeit gegen Eoth, Gelb und Gelbgrüu verhältniss-
mässig sehr gering ist, so kann die Präparation derartiger Papiere in Bäumen
geschehen, welche mit hellgelben Fensterscheiben verglast oder mit eben solchen
Laternen erhellt sind; auch grüne mit einer gelben Scheibe eombinirte Gläser gewähren
befriedigenden Schutz, jedoch zieht der Verfasser hellgelbes, mattirtes Glas vor. Man
kanu auch bei Lampenlicht oder schwachem Gaslicht arbeiten, da diese Lichtquellen,
zufolge ihrer Armuth an violetten und ultravioletten Strahlen, auf Chlorsilberpapier
wenig wirken. Wird in der Dunkelkammer Collodion verarbeitet, so muss für besonders
gute Ventilation gesorgt werden, um die Alkohol- Aetherdämpfe zu beseitigen; auch
empfiehlt sieh (zur Vermeidung von Feuersgefahr) die Verwendung von elektrischem
Glühlieht. Aber auch, wenn man nur mit fertig präparirten Papieren manipulirt, soll
die Dunkelkammer eine weder allzufeuehte noch allzutroekene , heisse Luft enthalten,
weil Extreme in Feuchtigkeitsgehalt und Temperatur für den normalen Verlauf des
Copirens nachtheilig sind.
76
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
III. Auf bewahren von Kohpapier und von photographischem
Papier.
Die photographischen Eohpapiere, Salzpapier, besonders aber Albumin-
papier, sind am besten in flach gelegtem Zustande aufzubewahren,
weil flache Bogen sich leichter auf Silberbädern silbern lassen als gerollte.
Der Aufbewahrungsraum soll trocken und kühl sein. Will man Albumin-
papier in gerolltem Zustand aufbewahren, so soll stets die albuminirte
Seite nach aussen kommen, weil sonst viele kleine Eisse entstehen;
bei Salzpapier ist die Seite, nach welcher man rollt, ziemlich gleichgültig,
ln allzutrockenen, heissen Eäumen wird das Albuminpapier hornartig,
stösst das Silberbad ab und gibt flaue Copien.
IV. Manipulationen beim Präpariren der Papiere in Bädern
(Silbern u. s. w.).
Sowohl zum Zwecke des Salzens und Leimens, als auch des Silberns
pflegt man die Papiere in der Eegel auf den entsprechenden Plüssigkeits-
bädern schwimmen zu lassen. Das Leimen und Salzen geschieht wohl
auch häutig durch Aufstreichen mittels eines Schwammes oder mittels
Pinsels (s. Capitel IX), aber das Silbern erfolgt fast stets nur durch
Schwimmenlassen des Papieres auf der Oberfläche einer Silberlösung;
diese Operation nennt man das Empfindlichmachen oder Sensibilisiren
des Papieres.
Da diese Methode des Silberns von Auscopirpapieren (Salz- oder
Albuminpapier) charakteristisch für derartige Manipulationen ist, so soll
sie hier näher beschrieben werden.
Das Silberbad wird in eine sorgfältig gereinigte Porzellan- oder
Papiermache -Tasse, ungefähr 1 cm hoch, gegossen und das Papier, wie
in Fig. 3 gezeigt ist, aufgelegt, indem man es an den Eändern oder
an den Ecken fasst, nach unten biegt und auf das Silberbad legt, wobei
man die Mitte zuerst und dann die Enden allmählich herabsenkt. Um sich
nicht allzusehr die Finger zu beschmutzen und auch die Flecke zu ver-
meiden, welche durch Berührung der Hängeklammern entstehen würden,
ist es gut, wenn man eine Ecke des Blattes auf biegt. Dadurch bleibt
diese Ecke des Papieres von der Silberlösung unberührt, und man kann
dasselbe dabei anfassen.
Da in der Eegel einzelne Luftbläschen an der Schicht hängen
bleiben, welche beseitigt werden müssen, so hebt man das Papier an
einer Ecke langsam auf, sieht nach und entfernt etwa vorhandene Luft-
bläschen durch Auf- und Niedersenken oder Berühren mit einem Horn-
spatel oder Daraufblasen. Auf die Eückseite des Papieres darf kein
Silberbad kommen.
Atelier und Laboratorium für den Oopirprocess u. s. w.
77
Das Albuminpapier bleibt ungefähr 2 bis 5 Minuten auf dem Silberbade;
Salzpapier kürzer. Bei zu langem Schwimmen auf dem Silberbade dringen die
Chemikalien zu tief in die
Schicht ein, und dann entsteht
das Bild mehr im Innern,
was dessen Brillanz abträg-
lich ist. Bei feuchtem Wetter
kann die Schwimmdauer ab-
gekürzt werden, während sehr
trockene Papiere die Flüssig-
keit schwieriger annehmen.
Das sensibilisirte Pa-
pier wird langsam vom
Silberbade aufgehoben,
damit möglichst wenig
davon mechanisch hängen Fig. s. siibom des Papicres.
bleibt. Man kann an der
einen Seite der Tasse ein Glaslineal auf legen und das Papier darüber ziehen,
damit der Ueberschuss der Flüssigkeit abgestreift wird, oder einen Glas-
Pincette.
Klammern zum Aufhängen des Papieres.
stab nach Fig. 4 anbringen, dessen Enden mit Schnüren umschlungen
und an der Tischplatte angeheftet sind. Dadurch wird der Verlust an
Silberbad durch Abtropfen vermindert.
78
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
Zum Anfassen des gesilberten Papieres kann man sieh der Horn-Pineetten
(Fig. 5) bedienen.
Die Klammern, um Papier aufzuhängen, bestehen aus zwei durch Kautsehuk-
streifen (Fig. 6) oder Metallfedern (Fig. 7, 8, und 9) zusammengehaltenen Holzstüekehen.
Die präparirten Papiere werden mittels dieser Klammern auf Schnüren aufgehängt.
Kleine Papiere kann man nur an einer Ecke aufhängen (Fig. 10), besser ist es jedoch
(namentlich bei grössereren Formaten), das Papier an zwei Ecken zu befestigen (Fig. 11),
weil es nicht so leicht ausreisst und sich beim Trocknen nicht so sehr rollt, oder man
spannt das Papier mittels einer Drahtfeder (Fig. 12). An die Abtropfecke drückt man
ein Stückchen Fliesspapier.
Das Papier trocknet bei gewöhnlicher Temperatur rasch; es soll ganz trocken
sein, weil nasse Stellen das Entstehen brauner Flecken (Silberflecken) am Negativ
verursachen und letzteres verderben^).
y. Räuchern mit Ammoniak.
Wenn man trockenes gesilbertes Salzpapier oder Albuminpapier durch
einige Minuten den Dämpfen von Ammoniak aussetzt, so wird dieses
von den Silberverbindungen absorbirt und bewirkt, dass das Papier rascher
und brillanter copirt und die Abdrücke leichter im Goldbade tonen-).
1) Man kann oberflächlich trockenes Papier an zwei entgegengesetzten Seiten
(Albuminschicht nach aussen) zusammenbiegen und in ein entzwei geschnittenes
cy linderartiges Holzstüek einklemmen; es trocknet dann, ohne zu rollen (Phot.
News. 1884. S. 368, mit Figur).
2) Das Räuchern des gesilberten Albuminpapieres mit Ammoniak wurde zuerst
von E. Le Grice in Aachen im Jahre 1857 in seiner Brochure „Erfahrungen auf
dem Gebiete der praktischen Photographie“, S 100 angegeben; er erwähnt, dass die
Empfindlichkeit steige und die Vergoldung leichter vor sieh gehe.
Atelier imd Laboratorium für den Copirproeess u. s. w. 79
Die Ammoniakräucherung bringt für Salz-, Arrow -root-, Harzpapier u. s. w.
Erhöhung der Kraft und Empfindlichkeit und leichteres Vergolden mit
sich und wird deshalb oft angewandt, wenn sie auch entbehrlich ist.
Bei Albuminpapier und Emulsionspapieren wird wohl die Empfindlichkeit,
nicht aber die Kraft der Copien erhöht. Normal gesilberte Albumin-
papiere werden mitunter mit Ammoniak geräuchert, jedoch sieht man
in der Eegel davon ab.
Wendet man silberarme „spar-
same Silberbäder“ oder gewaschenes
sensibilisirtes Albuminpapier an, so
wirkt die Ammoniakräucherung stets
sehr günstig, da ohne dieselbe
die Abdrücke grau werden und die
Schwärzen im Lichte sich nicht „me-
tallisiren“, während sie nach dem
Räuchern sehr brillante Drucke geben.
1. Eäucherkasten. Man be-
dient sich einer Holzkiste mit gut
schliessendem Deckel (Fig. 13). Etwa
15 cm über dem Boden befestigt man
ein durchlöchertes Brett; darunter be-
findet sich eine Schublade, welche eine
Porzellanschale enthält. In diese giesst
man flüssiges Ammoniak (Salmiakgeist)
oder legt Stückchen von kohlensaurem
Ammoniak hinein, welches ähnlich wirkt, aber den Vortheil hat, trockene
Ammoniakdämpfe zu entwickeln^). Das Papier muss vor dem Räuchern
ganz trocken sein; in diesem Zustande rollt es
sich gern zusammen, deshalb hängt man an das
untere Ende ein leichtes Holzstäbchen, das an
zwei Holzklammern festgestiftet ist '(Fig- 14).
Oben in dem Kasten sind mehrere Querleisten
befestigt, vielleicht 8 cm von einander entfernt,
an denen man die Papiere befestigt Q. Das völlig trockene gesilberte
Papier wird durch ungefähr 5 Minuten in dem geschlossenen Kasten mit
Ammoniak geräuchert. Ist das Papier auf einem sauren Fixirbade sensi-
bilisirt, so kann man durch längere Zeit einwirken lassen (10 Minuten).
1) Liosegang, Der Silberdruek. 1884. S. 23; Pizzigholli, Eder’s Jahrbueli
für Phot. f. 1887. S. 198. Hearn übergiesst das kohlensaure Ammoniak mit etwas
Salmiakgeist (The practieal printer 1878. S. 36).
Fig. 14. Holzklammcrn.
Kasten zum Räuchern mit Ammoniak.
80
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
Das gesilberte Albuminpapier muss so lange den Ämmoniakdämpfen
ausgesetzt werden, dass es beim Copiren einen reichen Purpurton an-
nimmt; sieht das Bild im Copirrahmen roth oder chokoladebraun aus,
so ist es den Ammoniakdämpfen nicht lange genug ausgesetzt gewesen ^).
Das mit Ammoniak geräucherte Papier hält sich nicht so lange
und wird rascher gelb; es muss bald verwendet werden.
2. Eäuchern mit ammoniakalischen Einlagen im Copir-
rahmen. Statt die Papiere vorher zu räuchern, benutzt H. W. Vogel
Eäucherung im Copirrahmen^). Er legt hinter die zu räuchernden
Papiere flache Tuchsäcke, die ähnlich einem Bettsack construirt sind,
d. h. in der Mitte der Fläche eine Oetfnung haben. In diese Säcke streut
man frisches gepulvertes Ammoniak, vertheilt dieses gleichmässig und
schliesst und belichtet die Eahmen wie gewöhnlich.
Es ist jedoch zu bemerken, dass beim andauernden Copiren mit
Ammoniakdampf enthaltenden Papieren, oder noch mehr bei Anwendung
ammoniakalischer Einlagen allmählich der Negativlack angegriffen werden
kann, was sich allerdings mehr bei Collodionmatrizen (durch Eissigwerden
der Bildschicht) als beim Gelatine-Trockenverfahren (mitunter durch
Gelbfärben der Schicht) geltend macht.
VI. Der Copirrahmen.
Zum Copireu muss das Negativ mit dem empfindlichen Papiere in engen Contaet
gebracht werden, damit scharfe, genaue Abdrücke erzielt werden. Hierzu dienen die
sogen. „Copirrahmen“, welche im Ergänzungsband zu unserem „Handbuch der
Photographie“ (Eder, Das Atelier und Laboratorium des Photographen. 1893. S. 145)
ausführlich beschrieben sind.
Der Copirrahmen kann entweder im Sonnenlichte oder im zerstreuten Lichte (in
der Hegel in schräger Lage) aufgestellt werden. Praktische Photographen, welche oft
eine sehr grosse Menge von Abdrücken anfertigeu müssen, bringen ihre Copirrahmen
auf ein Gestell, dessen Neigung sieh ändern lässt, damit das Lieht eine Reihe von
Copirrahmen unter dem besten Einfallswinkel treffen kann.
Von Zeit zu Zeit beobachtet mau das Fortsehreiten des Bildes, worüber ausser-
dem die über das Negativ vorspringenden Ränder des Papieres eine annähernde
Schätzung ermöglichen. Es genügt aber nicht allein, dass im Copirrahmen das Bild
hinlänglich kräftig heraustritt, sondern es muss sogar einen sehr dunklen Ton haben,
d h. es muss übermässig eopirt oder übereopirt erscheinen, weil es im Pi.xirungsbade
mehr oder weniger (je nach der chemischen Zusammensetzung der sensiblen Schicht)
1) Die Dauer der Räucherung ist sehr wichtig, denn ein Zuviel bewirkt gerade das
Gegentheil der erwähnten guten Eigenschaften. Das getrocknete gesilberte Albuminpapier
darf den Dämpfen des flüssigen Ammoniaks, wie sie sieh in offenen Gefässen bei gewöhn-
licher Zimmertemperatur von 17 Grad C. von selbst entwickeln, in einer Entfernung von
circa 3 Zoll nicht länger als höchstens einige Minuten ausgesetzt werden, sonst beginnt die
Zersetzung des Silberalbuminates auch im Dunklen ( Sch nauss, Phot. Archiv 1869. S. 347).
2) Vogel, Lehrbuch der Phot. 1878. S. 397.
Atelier und Laboratorium für den Copirproeess u. s. w.
81
von seiner Kraft verliert. Der Copirgrad hängt ferner von der Art des Tonens (Ver-
golden, Platiniren) ab und kann allein durch Uebung erlernt werden.
Nach der Beschaffenheit des Negativs hat man zu bestimmen, ob das Copiren der
Matrize im zerstreuten Licht oder im Sonnenlicht geschehen solle. Weiche harmonische
Negative, wie sie geübte Photographen herzustellen pflegen, copirt man in zerstreutem
Lichte meistens in einem Glassalon, sei es nun, dass man die Copirrahmen horizontal
auf Tische legt und das Himmelslicht von oben wirken lässt, oder dass man die
Rahmen aufrecht nächst einer Glaswand aufstellt
Wenn die Matrize kräftig und dicht ist, zwischen Lieht und Schatten grosse
Ooniraste zeigt und in den Liehtpartien nicht durchsichtig genug ist, copirt man am
besten im Sonnenlicht. Auf diese Art werden die Details im dichteren Theil ab-
gebildet, bevor die Schatten zu tief werden. So z. B. wird man von einem Laudschafts-
negative im directen Sonnenlichte mitunter noch eine Zeichnung der Wolken im
dichten Himmel erhalten, während man beim Copiren im zerstreuten Lichte nur eine
weisse Fläche ohne Wolkenbild erhalten würde.
Schwache (dünne) Negative copirt mau im zerstreuten Lichte oder hinter mattem
Glase, Milchglas^), transparentem weisseu Papier, oder man überzieht die Matrize
auf der Rückseite mit Mattlack (s. Band II, S. 294); oder man legt auf den Copirrahmen
eine gesilberte, gewaschene Jodeollodionplatte-) oder blaugrünes Glas'®), oder eine
mit blassgelbem Collodion oder Lack überzogene Glasplatte. Derartige Lacke erhält
man mittels Dracheublut oder Gummigutti, z. B : Man lässt 1 Thl. Gummigutti mit
10 Thl. Alkohol mehrere Stunden stehen, filtrirt und vermischt dann 1 Thl. des gelben
klaren Filtrates mit 1 Thl. Negativwarmlack (s. Band II, S. 287), womit man eine Glas-
platte warm lackirt. Die Bilder copiren hinter diesen blassgelben Scheiben brillanter,
der Copirproeess dauert aber vier- bis fünfmal länger, weshalb man nur bei, sehr
hellem Lichte derartig vergehen kann.
Eine Copie, welche von einem zu dünnen Negativ hergesteilt ist,
gibt schwierig ein schönes Bild, indem dasselbe trotz der Goldbäder eine
matte, graue Färbung zeigt.
Gegenwärtig hat man Mittel an der Hand, um die Copirpapiere
bezüglich ihrer chemischen Zusammensetzung sowohl au harte als weiche
Negative gut anzupassen (s. Capitel II und IV.
Bei Negativen, in welchen einige von den feineren Einzelheiten zu
dicht geworden sind, kann man die Copie mittels eines Brennglases ver-
bessern, indem man die Sonnenstrahlen (aber nicht ganz zum wahren
Brennpunkt vereinigt!) über die betreffenden Stellen bringt.
Von einem zersprungenen Negativ kann man einen brauchbaren
Abdruck erhalten, wenn man eine matte Glasscheibe 5 bis 6 cm über
dem Copirrahmen anbringt, das Eindringen des Lichtes an den Seiten
1) Phot. Archiv 1871. S. 224.
2) Kutscher, Phot. Archiv 1871. S. 224.
3) Bereits Lemann (Kreutzer’s Zeitsehr. f. Phot. 1861. Bd. 3, S. 182) gab
den Nutzen von grünem Glas in diesem Palle an. Er copirte unter diesem in der
Sonne, was wohl oft den ganzen Tag in Anspruch nimmt, aber von monotonen Matrizen
noch gute Abdrücke gibt.
Eder, Handbucli der Photographie. IV. Theil. 2, Aiifl.
6
82
Vierter TheiL Siebentes Capitel.
abhält und im Sonnenlichte copirt. Die störende weisse Linie des
Bruches wird auf diese Weise fast verschwinden^). Ist das Negativ in
mehrere Theile zerbrochen, so klebt man es mittels Pischleim oder
Canadabalsam auf eine ebenso grosse Glasunterlagsplatte und vitrklebt
beide mit umgeschlagenem Leimpapier. Man kann versuchen, die Bruch-
stellen mit Wasserglas oder Canadabalsam zu kitten. Entstehen beim
Oopiren dunkle Linien an der Bruchstelle, so reibt man Graphitpulver
auf, weil dann helle Linien in der Copie erscheinen, welche durch
Positivretouche beseitigt werden können.
VII. Vignetten und Ovalbildcr.
Will man Bilder copiren, welche mit einem weissen Bande scharf
begrenzt sind, so legt man eine aus schwarzem Papier geschnittene
Fig. 15. Elliptisches Modell. Fig. lii. Elliptisches Modell.
Maske zwischen Negativ und Papier (Fig. 15). Will man den Band
grau oder schwarz haben, so copirt man das Bild zuerst unter Fig. 15
fertig, deckt auf das Bild den inneren schwarzen ovalen Theil (Fig. 16)
und setzt neuerdings dem Lichte aus, wobei der Band anläuft.
Um Bilder mit sanft in Weiss verlaufendem Grunde herzustellen, soll sieh
die Liehtwirkung auf die Mitte des Bildes beschränken. Dadurch entsteht um das
Bild herum ein weisser Lichtschein, der oft von sehr angenehmer Wirkung ist (sogen.
Vignettenhilder). Man legte früher über das Negativ eine Glasplatte aus gelbem Ueber-
fangglas, in deren Mitte ein verlaufendes Oval in das Glas eingeschliffen ist (Fig. 17).
Gegenwärtig geht man anders vor: Statt des gelben Glases mit verlaufendem Oval
sind viele andere Vorrichtungen zum „Vignettireu“ im Gebrauch.
1) Musgraye, Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot. f. 1862. Bd. 5, S. 155 (aus Biit.
Journ. of Phot. Bd. 8, S. .S76).
Atelier und Laboratorium für den Copirprocess u. s. w.
88
Man legt auf den Oopirrahmen ein Oval von dickem Papier, in welches ein
rundes oder ein gezahntes Oval (Pig. 18) geschnitten ist, wobei der Eand um so all-
mählicher verläuft, je weiter das Oval vom Negativ entfernt ist; dieser innere Raum
wird in der Regel aufgebogen.
Man kann auch um den Ausschnitt daumenbreit Sehwanenflaum oder ausgezupfto
Baumwolle aufklebeu (Fig. 19).
Die wichtigsten dieser Vignettir-Vorrichtungen wurden bereits im Ergänzungsbande
zu diesem Handbuehe (Eder, Atelier u. Laboratorium d. Photographen 1893) beschrieben.
Hier seien nur einige wenige dieser Vorrichtungen erwähnt:
Singhi’s Vignettirrahmeu^) ist in Pig. 20 dargestellt. Auf einen Copir-
rahmen Ä wird mittels zweier Kautschukbänder BB der ungefähr 2 bis 3 cm starke
Fig. 20. Singhi’s VignotHrrahmen.
Rahmen befestigt. Die Platte D mit denf Ausschnitte bei (x ist mittels mehrerer in der
Figur angedeuteten Rahmen (SC) nach rechts und links, wie oben und unten ver-
schiebbar. Man kann somit den Vignetten- Ausschnitt leicht nach dem Negativ in die
richtige Lage bringen. Ueberdies kann bei B ein abgetöntes transparentes Vignettir-
papior angebracht werden
Eine andere amerikanische Vignettir -Vorrichtung, „The Scott -Vignettirer“, zeigt
Fig. 21 und (in zerlegtem Zustande) Pig. 22. Es wird ein Blaehrahmeu a mittels der
Schrauben c am Oopirrahmen c? befestigt und dadurch ein Vignettir -Oval ö mehr oder
weniger dem Negativ genähert; dadurch entsteht eine mehr oder weniger sanft ver-
1) Wilson, Photographies. 1881. S. 230
0*
84
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
laufende Abtönung. Fig. 21 zeigt den Vignettirrahmen zusammengestellt, wobei die
vordere linke Ecke weggeschnitten gedacht ist, um einen Einblick ins Innere zu gewinnen.
Fig. 21. The Scott«Vignettirur.
Fig. 23 und 24 stellen einen anderen amerikanischen Vignettirer dar; Ueber
den Copirrahmen werden die Vignettirmasken aus Blech gelegt (für grosse Ovale a.
für kleine h). Sie können in einem Eahmen in verschiedenen Stellungen (parallel oder
schräg) gegen die Matrize geneigt werden, wie man besonders aus Fig. 24 ersehen kann.
J
Je nach der Lage und Nähe derselben ver-
läuft die Abtönung in verschiedener Weise.
Einen ähnlichen Zweck verfolgt
Me. Donald’s „Metallic Vignettirer“,
Fig. 2ö, bei welchem das oval ausge-
schnittene Blech B in den Nuthenrahmen C
in verschiedener Lage eingesehoben werden
kann. Die Vorrichtung wird mittels Schrau-
ben D am Copirrahmen befestigt.
Die Rahmen mit Vignettirvorrichtung
sollen öfters gedreht werden, damit die
Lichtwirkung nach allen Seiten hin gleich-
massig verläuft. Man verwendet hierzu
drehbare Tische 0 u. s. w.
Vignettirmasken können auch mit
fettem, bedrucktem, durchscheinendem Papier’) (Seidenpapier mit Vaselin) oder mit
photographischen Methoden hergestellt werden.
Fig. 24. Todd’s Patent-Vignettirer.
1) Phot. Archiv. 1864. S. 244. Kleffel, Handbuch d. Phot. 1880.
2) Stolze, Phot. Woehenbl. 1883. S. 92.
Atelier uud Laboratorium für den Copirproeess u. s. w.
85
lu analoger entsprechender Weise wie die Vignettenbilder mit weissem Bande
stellt man auch Vignettenbilder mit dunkel verlaufendem Bande her.
Mezzotint-Bilder mit gemilderter Schärfe erhält man, wenn man eine dünne
Gelatinefolie oder ein Glimmerblatt zwischen Negativ und Papier legt. Die Bilder
werden keineswegs vollkommen unscharf, sondern besitzen noch genügende Schärfe.
Solche Gelatinefolien erhält man, wenn man eine Glasplatte mit Oehsengalle bestreicht'),
trocknet und eine Lösung von 75 Thl. Gelatine, 500 Thl. Wasser und 10 Thl. Glycerin
Fig. 25. Mc. Donald’s „Mctallic Vignetter“.
aufgiesst, trocknet und abzieht. Diese Art des Copireus gibt zartere Halbtöue, die
jedoch leicht wachsartig erscheinen. — Denselben Halbtoneffeet erzielt man, wenn man
zwei gleiche, ganz dünne Negative übereinander legt und dann eopirt^j.
VIII. Das Copiren von mehreren Negativen. Combinationsdruck.
Es kommt zuweilen vor, dass man zu einer Copie mehrere Negative gebraucht,
indem man von jedem Negative nur einzelne Theile benutzt, ähnlich wie man beim
Fig. 26. 27.
CoiDirrahmeD für Combinationsdruck.
Steindruck mehrere Platten auf dasselbe Blatt druckt. Arbeiten der Art erfordern grosse
Aecuratesse und sind oft gar nicht leicht, besonders beim Pigmentdruck (s. diesen).
Man nimmt dazu einen Bahmen, der einen um gute Charniere drehbaren
Deckel D hat. An diesen wird das Negativ N durch Schrauben befestigt. Das Papier P
befestigt man an dem untern Theil K (siehe Fig. 26). Eine andere ähnliche Vor-
richtung zeigt Fig. 27.
1) Oder man reibt das Glas mit Wachs -Terpentinöl ab, giesst Bohcollodion und
dann die Gelatinelösung auf.
2) H. W. Vogel, Lehrbuch d. Phot. — Wilde, Phot. Mitth. Bd. 10, S. 103.
86
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
Will mau z. B. ein Porträt mit natürlichem Landsehaftshintergriiud copireu, so
eopirt man in vorgenanntem Eahmen zuerst das Porträt, indem man auf der Platte alles
üebrige zudeekt. Jetzt legt man das Landsehaftsnegativ ein, bei dem es, entgegen-
gesetzt zu dem vorigen, darauf ankommt, den Eaum zu decken, den die Figur ein-
uimmt. Zu diesem Zwecke macht man von dem gedeckten Negativ eine Copie, schneidet
die Figur recht genau aus, lässt sie am Lichte schwarz w'erden und legt sie dann
mit grosser Aecuratesse auf die im Eahmen gemachte und noch darin befindliche Copie,
so dass die Figur genau gedeckt wird. Damit sie sieh nicht zu leicht verschiebt,
befestigt mau die Maske zur Sicherheit am Eande mit ein paar kleinen Gummitupfen.
Man hat auch vorgeschlagen, die Eüekseite derselben mit Kautschuklösung zu be-
streichen. Wenn mau dann den Eahmen zumacht, so bleibt die Maske an dem Land-
schaftsuegativ kleben.
Auf diese Weise kann man sieh zwei zusammenpassende Negative hersteilen'),
mittels deren man sich ohne grosse Mühe eine Menge Copien verschaffen kann, indem
man mittels des einen die Figur und mittels des andern den Hintergrund eopirt.
Zusammenpassen muss es immer, ohne dass man nöthig hat, nachzusehen, was besonders
bei Pigmentpapier wichtig ist. Die Hauptsache ist, dass man die Platten immer genau
auf die richtige Stelle legt, was durch Construetion des Eahmeus leicht ermöglicht ist,
doch müssen die betreffenden Negative gleiche Grösse haben. Ist dies nicht der Fall,
so muss mau sie vorher auf gleich grossen Glasplatten befestigen.
IX. Vorrichtu Ilgen und Vorgänge beim Waschen der Papiere,
insbesondere nach dem Fixiren.
Die photographiscben Papierbilder müssen häufigen Waschoperationen
unterzogen werden, um in gewissen Stadien des Copirprocesses störende
lösliche Salze zu eliminiren.
Hierher gehört das in der Eegel vorgeschriebetie Waschen der Bilder
vor und nach dem Tonen (Vergolden, Platiniren). Diese Art von Waschung
braucht nicht vollkommen zu sein, da Spuren restirender löslicher
Chemikalien bei den nachfolgenden Operationen wenig schaden. Es
genügt also üntertauchen in geräumige Tassen mit Wasser, in ein- bis
zweimaliger Wiederholung, ohne dass man besondere Vorkehrungen oder
Vorsichtsmassregeln zu ergreifen hätte.
Anders verhält es sich beim ikuswässern des Pixirnatrons nach dem
Fixiren, welches Auswässern sehr sorgfältig vorgenommen werden muss,
da das Fixirnatron, wenn es in der Bildschicht zurückbliebe, dieselbe
später langsam zerstören würde.
Während man in früheren Jahren das Waschen der Silbercopien
nach dem Fixiren ungemein lange (auf 12 Stunden und mehr) ausdehnte,
um das lösliche Fixirsalz zu entfernen, ist man jetzt auf Grund dieser
neueren Untersuchungen nicht mehr so ängstlich und kürzt die Wasch-
1) Ueber Johnston’s Methode zum Bincopiren von Wolken mittels Chlorsilber-
collodion, welches auf das Gelatinenegativ aufgegossen wird, wonach das Wolkenbild
eineopirt wird, vergl. Srna’s Artikel in Edor’s Jahrbuch für Phot. f. 1887. S. 2,81.
Atelier und Laboratorium für den Copirj)roeess u. s. w.
87
zeit in fliessendem Wasser (unter steter Bewegung der Papierbilder
und Achtsamkeit, dass sie nicht aneinander kleben) auf 1 bis 2 Stunden
ab, in sehr dringlichen Fällen sogar darunter, jedoch halten wir kürzeres
Waschen für bedenklich.
Wäscht man in stehendem Wasser, so wechsle man das Wasser
acht- bis zehnmal in Intervallen von 5 bis 10 Minuten; dies genügt bei
dünnen Papieren, bei dicken Aquarellpapieren muss man wohl 10 bis
12 Stunden lang waschen und sollte überhaupt des fliessenden Wassers
nicht entbehren.
Dr. A. Bannow stellte genaue Versuche an über die Schnelligkeit, mit welcher
sich in fliessendem Wasser das Auswaschen von Fixirnatron vollzieht. Es ergab sieh,
dass nach einstündigem Waschen, sowohl in Bildern auf Albuminpapier, als auf Chlor-
silber- und Bromsilbergelatine, nur noch 0,0001 bis 0,0002 g Fixirnatron pro 100 qcm
Bildfläehe enthalten war, welches nach zweistündigem Waschen in fliessendem Wasser
völlig ausgelaugt war. In stehendem, mehrmals nach je 15 Minuten gewechseltem
Wasser enthielt das erste Waschwasser 0,0930 g Fixirnatron, das zweite 0,0030 g, das
dritte 0,0006 g, das vierte bis sechste je 0,0004 g, und im siebenten Waschwasser
waren nach je 12 Stunden 0,0003 g Fixirnatron enthalten. Daraus folgt, dass das
Waschen in fliessendem Wasser viel wirksamer ist, als in stehendem; ferner, dass die
Hauptmeuge des Fixirnatrons schnell entfernt wird, dass aber absolutes Auswaschen
in stehendem Wasser sehr schwer zu erreichen ist, wenn man den Process nicht sehr
ausdehnt. Der Eückstand an Fixirnatron beträgt übrigens bei fünf- bis sechsmal
gewechseltem, stehendem Wasser nur noch wenige Zehntel Milligramm pro 100 qcm
Bildfläche und dürfte unschädlich sein. In fliessendem Wasser erfolgt das Auswaschen
des löslichen Fixirsalzes aber bald complet (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1890. S. 66).
Die Temperatur des Waschwassers ist von nicht geringer Bedeutung.
Warmes gestandenes Wasser (14 bis 20 Grad C. und darüber) greift die
Eiweiss- und Gelatineschichten bei langer Einwirkung oberflächlich an,
die Bildschicht verliert an Glanz und Brillanz; bei kaltem (7 bis 8 Grad C.)
Wasser schadet aber selbst zwölfstündiges Waschen in fliessendem
Wasser nichts.
Grundy und Haddon fanden, dass bei sachgemässem Wässern der Albumin-
papierbilder, wobei Aneinanderhaften durch Bewegung verhindert wird, schon nach
5 Minuten in fliessendem Wasser 97 Proc. der Schwefelverbindungen und 88 Proc. der
Silbersalze ausgewaschen waren, dass dieser Befund nach 10 Minuten 98 Proc. bezw.
93 Proc. erreicht und diese Verhältnisse auch nach ueunzehnstündigem Waschen die-
selben bleiben (indem offenbar unlösliche Schwefel - sowie Silberverbindungen spuren-
weise im Albuminpapier Zurückbleiben, s. S. 26). — Daraus würde hervorgehen, dass
nach 10 Minuten langem Wässern alle löslichen, nach dem Fixiren vorhandenen Salze
entfernt worden. — Aehnliehes fanden sie beim Waschen fixirter Gelatine-Emulsions-
papiere, ja nach 10 Minuten langem Waschen war die Waschung sogar noch besser
als beim Albuminpapier erfolgt 0-
Haddon und Grundy’s Angaben, dass das Waschen fixirter Albuminbilder
in stehendem Wasser genügend erfolge, wenn sie je 5 Minuten lang in dreimal
1) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894. S. 429 und für 1895. S. 463.
88
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
gewechseltem Wasser unter heftigem Bewegen gewaschen werden (Eder’s Jahrbuch
f. Phot. f. 1 897. S. 416), mögen wohl für sorgfältig angestellte Laboratoriumsversuche
Geltung haben, sollten aber in der Praxis für grösseren Betrieb nicht als nachahmens-
werth empfohlen werden, da durch mangelhaftes Auswaschen allzuviel betreffs Halt-
barkeit der Bilder aufs Spiel gesetzt wird.
Um das Waschen möglichst vollständig und rasch zu bewirken,
sind zahlreiche selbstwirkcnde Waschapparato construirt worden, welche
den Zweck haben, stets frisches Wasser zuzuführen und die Copien in
Bewegung zu halten (vergl. Bders’ Atelier und Laboratorium des Photo-
graphen, Ergänzungsband zum Ausführlichen Handbuch der Photo-
graphie 1893. S. 154).
Für Ateliers empfiehlt sich folgender Waschapparat: A (Pig. 28) ist
eine Cisterne von lackirtem Zinkblech mit doppeltem Boden, von dem der
obere B siebförmig durchlöchert ist, H ein Heberohr, das in die tiefste
Stelle des Kastens mündet, R eine Eöhre, die entweder mit feinen Spritz-
öffnungen oder mit Ansatzröhren aaaa versehen ist; diese Eöhre steht
mit der Wasserleitung oder einem Wasserreservoir in Verbindung. Das
Heberrohr H soll einen beiläufig doppelt so grossen Querschnitt als
das Zuleitungsrohr besitzen. Die fixirten Bilder spült man zunächst
vorläufig in einer Schale mit mehrfach gewechseltem Wasser ab, lasse
das Gefäss A voll Wasser laufen und lege die Bilder einzeln hinein,
während das Wasser fliesst; sobald das Gefäss bis zu dem Gipfel-
punkt des Hebers gefüllt ist, fängt dieser an zu wirken und saugt
trotz des ununterbrochenen Zuflusses das Gefäss binnen wenigen Minuten
leer. Dann füllt sich das Gefäss von Neuem. In 1 bis 4 Stunden ist das
Waschen beendigt. In grossen Ateliers wäscht man die ganze Nacht
hindurch.
Fig. 29 zeigt einen ähnlichen Trog H, in welchem bei E das Wasser
in das ringsherum geführte durchlöcherte Eohr I) läuft; der Heber C
dient dazu, das Wasser zeitweilig völlig aus dem Gefäss zu entleeren.
Atelier und Laboratorium für den Copirproeess u. s. w.
89
Sehr empfehlen swerth ist auch der von Dr. Liesegang angegebene
Schaukel -Waschapparat (Fig. 30). Die vorläufig mit Wasser abgespülten
Bilder befinden sich in der Schale A. Unter dem Wasserhahn be-
findet sich der Schaukeltrog B, welcher sich mit Wasser füllt und um-
schlägt, sobald die eine
Abtheilung voll ist; da-
durch kommt die Ab-
theilung C unter den
Hahn, und es wird das
Wasser in A in regel-
mässigen Zwischen-
räumen erneuert. Der
Ueberfluss des Wassers
fiiesst durch kleine Oefi-
nungen in den AVänden
von A ab.
Eine moderne Form dos
Sehaukeltroges (von Will.
H. Leigb in Amerika er-
funden und daselbst unter
dem Namen „The California
automatic print washer“ seit _
circa 1896 in den Handel,:A'‘‘"r,'^-l''''^
gebracht) zeigt Fig. 31. Das Wasser wird beim Eohre eingeloitet, es fliesst von
unten durch den Doppelboden in den Trog, tritt an den oberen seitlichen Löchern
Fig. 30. Waschapparat.
in den ausgebauehten Theil B und Ä, indem es bei der in unserer Figur angegebenen
Stellung zuerst die Abtheilung B anfüllt, wonach der selbstthätige Heber W funetionirt,
die Wanne entleert, wobei daun der Theil A das üebergewicht erhält, weil derselbe
sieh wegen seiner anfänglich höher gerichteten Lage nicht so hoch anfullen konnte,
als 5; der Trog fällt dann, auf der unteren Schneide balancirend, gegen Ä hinab,
wobei das Spiel sieh wiederholt.
90
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
fr
t;
i
\ \
\
\ V b
Fig. 32 zeigt einen älteren Waseliapparat von BestO, bei welchem ein Trog
durch Scheidewände c, a und j) getheilt ist, so dass das zuströmendo Wasser langsam
in der Richtung der Pfeile durehfliesst. Die Papierbilder wurden von Best auf
Rahmen hh (Fig. 33) genadelt und dann in den Trog gestellt.
In Fig. 3T ist Thomson ’s Regulir-
vorrichtuug zum Füllen und Entleeren
der Wässerungsapparate abgebildet 0.
A ist der Wasserhahn, welcher durch
das Kuierohr B mit dem Hahn D in
Verbindung steht (Der Hahn C dient
zum Abläufen des Wassers für andere
Zwecke.) E ist ein Guttaperehatrog,
worin sieh die Papiere befinden, und
bei F befindet sieh ein Sieb, welches
die Papiere vom Abflussrohre abhält.
G ist eine Heberöhre, welche zu wirken
beginnt, sobald der Trog fast mit Wasser
gefüllt ist. H ist ein Bleehgefäss, wel-
ches oben offen ist und am Boden ein
kleines Loch hat; J ist ein Gegen-
gewicht, das schwerer als das leere, abei'
leichter als das mit Wasser gefüllte
Gefäss S ist. Das Wasser fliesst durch
den Hahn D in den Trog F\ ist dieser
voll, so fliesst das Wasser durch den
Heber in das Gefäss H und darüber ab,
und durch die Schwere des vollen Ge-
fässes H wird der Hahn D geschlossen
(s. die punktirte Stellung in der Figur). Der Heber wirkt so lange, bis das Gefäss
leer ist, und dann läuft das Wasser aus H durch das Loch ab, es geht wieder in die
0^
Kig. 32. Waschapparat.
ir
Fig. 33. Rahmen zum Waschapparat
Höhe und öffnet den Hahn D. Bei dieser Einrichtung wird binnen 24 Stunden das
Wasser mehrere hundert Male gewechselt.
1) Kreutzer, .Jahresber. f. Phot 1857. S. 422; Journ. Lond. Phot. Soe. Bd. 4, S. 41
2) Kreutzer, Jahresber. f. Phot. 1857. S. 424; Journ. Lond. Phot. Soc. Bd. 4, S. 53.
Fig. 3ü. GrundriSi. S'ig. 37. Lothrcchter Durchschnitt.
* "VVaschapparat.
Hüten nach oben, wodurch die Papiere in Bewegung erhalten werden. Das Wasser
tliesst durch den durchlöcherten Ziukaufsatz oben ab.
Ein anderer eontinuirlicher Waschapparat ist in Pig. 36 und 37 abgebildet').
Das Wasser fliesst beständig in den Trog durch zwei Röhren zu. Die Mündung der
Atelier und Jjaboratorium für den Copirprocoss u.
Ein älterer Waschapparat ist in Eig. 35 dargestellt. AB CD ist^) ein innen
mit Oelfaibe gestrichener Metallcylinder (aus Zinn), mit einem trichterförmigen
Boden CFD. Der obere Thoil des Cylinders ABK besteht aus durchlöchertem Zink
und ist an das Zinn gelöthet. Das Eisengestell HR trägt den Cylinder. Das Wasser
wird mittels eines Schlauches G- zugeleitet, tritt in eine Kugel und von da aus durch
mehrere Köhren in den Trichter. Das Wasser geht in der Richtung der Pfeile von
Dig. 38. Wasch- Vorrichtung. l^ig. 39. Centrifugal-Waschmaschme.
einen Röhre befindet sieh am Boden des Troges und die andere in der Mitte desselben.
Beide Röhren sind gekrümmt, so dass das Wasser fortwährend in drehender Bewegung
erhalten wird. Ein am oberen Rande und ein am Boden angebrachtes Abflussrohr
leiten das überflüssige Wasser so schnell ab als es zufliesst. Damit die Abdrücke unter
Wasser bleiben, sind im Troge bewegliche Holzgitter angebracht, welche einen Theil der
Abdrücke unter Wasser halten, während ein Theil an der Oberfläche schwimmen kann.
1) Phot. Notes, Bd. 5, S. 57. Kreutz er ’s Zeitschrift f. Phot. 1860. Bd. 1, S. 60,
2) Kreutzer’s Zeitschrift f. Phot. 1860. S. 413.
92
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
Joliu Mo ule eoustruirte einen Selbstwaseb- Apparat, welcher in England
patentirt war, und der zugleich zum Sammeln und Niederschlagen der Silbersalze diente 9-
Die in früherer Zeit
empfohlene Anordnung 9,
die Bilder, wie in Fig. 38,
auf einer schiefen Ebene
(Schieferplatten, Glastafeln,
Brettchen) mit Yorspriu-
genden Leisten AC, BD,
und Häkchen zum Auf-
halten der Bilder zu
waschen , dürfte weniger
nachahmenswerth sein.
W. Eeissig empfahl das
Waschen zu beschleunigen,
indem er mittels Centri-
fugalkraft das auhängende
Waschwasser aus den
zwischen Sieben bofind-
welches Verfahren sieh aber
liehen Papieren aussehleuderte 9,
nicht einbürgerte.
s. Fig. 39 und 40,
X. Eliminiriing der letzten Spuren von Fixirnatron aus den
Papierbildern.
Um das langwierige Waschen abzukürzen, hat man wiederholt vor-
geschlagen, die letzten Spuren von Fixirnatron auf chemischem Wege
zu zerstören; hierbei bewegen sich diese Bestrebungen in ähnlicher
Eichtung, wie bei der Zerstörung des restirenden Fixirnatrons bei Brom-
silbergelatine-Platten, was im 3. Bande dieses Werkes (4. Auf!., S. 317)
geschildert wurde.
A. Chemische Mittel.
Der Erste, welcher vorschlug, das zersetzliche und auf Silberbilder
schädlich wirkende Fixirnatron durch chemische Mittel zu zerstören und in
unschädliche Substanzen überzuführen, war wmhl P. Ham}'^), welcher Chlor
hierzu vorschlug, das aber nicht so sicher wirkt als unterchlorigsaure
Salze [Hj'pocblorite, z. B. Kaliumh vpochlorit“) = Eau de Javelle
KC10\. Diese Substanzen zersetzen Thiosulfate unter Bildung der für
1) Kreutzer’s Zcitschr. f. Pbot. 1861. Bd. 4. S. 6; aus Brit. Journ. of Phot,
(mit Figur).
2) Mouckhoven, Kreutzer’s Zeitsehr. f. Phot. 1861. Bd. 3, S. 39.
3) Phot. Corresp 1865. S. 89.
4) Bull. Soc. frane. 1864. S. 345. Hamy hatte auch Wasserstoffsuperoxyd hierfür
orajtfohlen, welches aber das Fixirnatron nicht wirksam zerstört.
5) Bereits angewendet von Hart (Journ Phot. Soc. London. 16. Juli 1866). —
Ferner vergl. Günther und Fotter, Phot. Corresp. 1876. S. 238.
Atelier und Laboratorium für den Copirproeess u. s. w.
93
Silbercopien gänzlich unschädlichen Sulfate, z. B. Fixirnatron {Nü2 S2 O3)
zu Natriumsulfat Die Lösung wird in bedeutender Ver-
dünnung angewendot, z. B. 10 ccm Eau de Javelle auf 1 Liter Wasser.
Für Papierbilder ist das Eau de Javelle dem Zinkhypochlorit (welches für
Gelatinoplatten verwendet wird) vorzuziehen. Zu starke Hypochloritlösung,
noch mehr aber Chlorwasser, besonders wenn es sauer reagirt, greift das
Silberbild bei längerer Einwirkung an. Man lässt somit nur kurze Zeit
einwirken und wäscht schliesslich nochmals mit Wasser. — Aehnlich wirkt
Chlorsäure und Perchlorsäure (Tichlorne und Eobinson).
Auch Kaliumhypermanganat (übermangansaures KdX\ = KMn O4)
oxydirt das Natriumthiosulfat bis zum Sulfat, soll jedoch nur in stark
verdünnten Lösungen angewendet werden und nicht zu lange auf die
Bilder wirken, da sich diese sonst durch Ausscheidung von braunem
Manganoxyd gelbbraun färben. So z. B. soll man von einer zweiprocen-
tigen Vorrathslösung von Kaliumhypermanganat zum Waschen von
Gclatinepapieren nur 1 Tropfen auf 200 ccm Wasser zusetzon, für
Albuminbilder sogar nur 1 Tropfen auf 400 ccm Wasser. Die bereits
gut gewaschenen Bilder werden in die rosenrotho Flüssigkeit gelegt,
welche dann nicht mehr entfärbt wird, wenn das Fixirnatron zerstört
ist^). Schliesslich wird mit Wasser wieder kurz gewässert.
Als Zerstörer für FLKiruatron wurde auch Kali umpersulfat = ü bersch wofel-
saures Kali (ASOD, unter dem Namen Anthion (1894 durch die Chemische Fabrik
auf Actien, vormals Sehering in Berlin) in den Handel gebracht 0 Es gibt leicht
Sauerstoff ab und verwandelt das Natriumthiosulfat in tetrathionsaures Natron
2 Aa.3 S. O3 + 2 AS 0.^ = AA.3 S., 0^ + 2 J S 0^.
Man schlug vor, es in einer Verdünnung 1:200 zu verwenden 0; diese Lösungen
halten sich mehrere Wochen lang und greifen Silberbilder nicht au. Mau badet darin
die Papiere durch 5 Minuten; es empfiehlt sich jedoch, mittels Silbernitrat die Probe
zu machen, ob alles Fixirnatron zerstört ist (s. S. 94). Schliesslich wäscht man noch-
mals mit Wasser.
Das Anthion bringt allerdings als Zerstörer von Fixirnatron gewisse Vortheile
mit sieh, weil das entstandene tetrathionsaure Natron für Silberbilder wohl weniger
schädlich als das Fixirnatron ist, jedoch ist es nicht gänzlich unschädlich (wie das
beim Sulfat der Fall ist), sondern ist ein ziemlich zersetzliches Salz, welches seinerseits
auch Vergilben oder Fleekenbildung herbeiführen kann, worauf Belitski aufmerksam
machte 0, und wie auch thatsächlieh von Olbrich constatirt wurde"'). ■
1) In neuerer Zeit wieder empfohlen von Paul v. Janko (Eder’s .Jahrbuch
f. Phot. f. 1896. S, 490).
2) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 267 und 470.
3) H. W. Vogel, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 267.
4) Eder’s Jahrbuch f Phot. f. 1894. S. 237.
5) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 490.
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
. 94
Aneb Jodtinetur ist wobl ein radieales Zerstörungsmittel für Fixiruatron, bildet
aber gleichfalls aus dem TMosulfat tetrathionsaures Salz nud das für Silbereopien nicht
ganz unschädliche Jodnatrium nach der Gleichung:
2 Na., S, 0., + 2 .7 = Na, S^ 0„ + 2 Na J,
weshalb auch der von Vogel (1893) empfohlene Jodstärkekleister') zum Auf-
eaehiren von Silberbildern auf Carton keine Verbreitung in der Praxis fand'^).
Alaun, welcher bei Troekenplatten empfehlenswerth ist, soll bei Silbereopien
wegen seiner sauren Eeaetion vermieden werden; andere der mitunter empfohlenen
Mittel, z. B. Wasserstoffsuperoxyd, Bleisalze, sind unwirksam.
B. Physikalische Mittel.
Man hat auch versucht und empfohlen, das Verdrängen des Fixir-
natrons mit starker Kochsalzlösung^) (z. B. in einer Stärke 1:10)
oder Boraxlösung^) zu bewirken, indem man die Fixirnatronlösung von
den Bildern durch Tauchen in eine
Tasse mit Wasser abspült, dann einzeln
in die Kochsalzlösung bringt, diese
abgiesst und wieder Wasser aufgiesst
und den Vorgang zwei- bis dreimal
wiederholt und schliesslich mit reinem
Wasser wäscht. Dadurch sollen voll-
kommen fixirnatronfreie Bilder sich
erzielen lassen, indem die Wirkung
des Kochsalzes eine mechanische ist.
in die Poren des Papieres eindringt und die Spuren dos Fixirnatrons ver-
drängt (Diffusion). Es erscheint jedoch fraglich, ob der Diffusionsprocess
bei der Waschoperation hierdurch so gesteigert wird, dass eine wesentliche
Zeitersparniss damit verknüpft ist, und es dürfte wohl am passendsten
sein, mit reichlichen Mengen fliessenden, reinen Wassers zu waschen.
Waters®) benutzte eine Vorrichtung mit Schwammpolster von der
Gestalt einer grossen Oitronenpresse (Fig. 41); andere pressen den Ueber-
schuss vom letzten Waschwasser mit Saugcarton ab, was empfehlens-
werth ist.
XI. Piiifung des Waschwassers auf einen Gehalt au Fixiruatron.
Um zu prüfen, ob die Bilder hinlänglich ausgewaschen sind, prüft
man das letzte Waschwasser tmter Zuhilfenahme chemischer Ecactionen.
1) Eder’s Jabrbueh f. Phot. f. 1894. S. 445.
2) Eder’s Jahrbiieli f. Phot. f. 1894. S. 237 und 273.
3) Zuerst augewendet zum Wasehproeess von Spüler (Phot. News. 4. Mürz 1864).
4) Empfohlen von Ommeganek.
n) Kreutzer’s Jahresber. f. Phot. 1857. S. 425.
Atelier und Laboratorium für den Copirproeess u. s w.
95
Carton, Papier u. s. w. weicht man in Wasser und unterwirft das Filtrat
des Waschwassers einer chemischen Probe auf Fixirnatron.
Am häufigsten angewendet und sehr genau ist die Probe mit Jod-
stärke, welche eine blaue Flüssigkeit bildet, die mit Natriumthiosulfat
entfärbt wird.
Wir beschreiben die Jodstärkeprobe nach den Angaben von Prof.
VogeP).
Man bereitet die Jodstärke folgendermassen; 1 g Arrow-root wird
mit einigen Tropfen kalten Wassers angerührt, darauf circa 100 Thl.
destillirtes, siedendes Wasser gegossen und später circa 20 g Jodkalium
behufs der Haltbarkeit zugegeben; zu der erkalteten Stärkelösung setzt
man 2,5 ccm einer Lösung von 1 g Jod in 25 ccm Alkohol und ver-
dünnt das Ganze mit 900 Thl. Wasser. Man erhält so eine circa zwei
Wochen haltbare blaue Jodstärkelösung. Man trenne die Bilder nach
beendigter Waschung unter Wasser und nehme einen Theil des letzten
Waschwassers heraus. Behufs der Prüfung nehme man zwei egale,
völlig reine Eeagensröhren, fülle in jede gleich viel Jodstärkelösung,
setze zu der einen frisches, noch nicht gebrauchtes Wasser aus dem
Eeservoir, zu der andern genau ebensoviel von dem gebrauchten Wasch-
wasser. Man braucht dann nur beide Eöhrcn zu schütteln und gegen
ein weisses Stück Papier zu halten und zu vergleichen; man sieht dann
sofort, ob in der einen Eöhre eine Entfärbung stattgefunden hat oder
nicht. Bedingung ist grösste Eeinlichkeit der Gläser und Hände. Selbst
bei millionenfacher Verdünnung wird durch die Probe das Fixirnatron
noch angezeigt. Ist diese Anzeige eingetreten, also noch eine Spur
Fixirnatron vorhanden, so muss der Waschprocess fortgesetzt werden.
Das Böttger’sche Eeagons auf Fixirnatron besteht aus einer
Lösung von 1000 Thl. Wasser^), 0,1 g reinstes Kaliumhypermanganat
und 1 g reines Aetznatron; diese rotho Lösung verliert beim Zusatz der
geringsten Spur von Fixirnatron die schön rothe Farbe und wird infolge
der Eeduction zu Manganat grünlich.
Zur Ausführung der Probe füllt man in zwei gleiche Eprouvetten
je 5 ccm des Bö ttger’ sehen Eeagens, fügt zu dem einen 5 ccm von
dem auf Fixirnatron geh alt zu prüfenden Wasser und zu dem anderen
ebensoviel reines Wasser, das zum Auswässern diente. Man vergleicht
nun die Farbonänderung in der Durchsicht. Bei einer Verdünnung des
1) Lehrbuch d. Phot. 1874. S. 317.
2) Böttger hatte nur die Hälfte Wasser vorgesehrieben; Murten (Atelier des
Photographen 1894. S 98) erhöhte die Wassermenge, weil verdüiintere Lösungen etwas
empfindlicher sind.
96
Vierter Theil. Siebentes Capitel.
FixirBatrons 1:30000 bis 1:50000 geht die rothe Farbe des Eeagens
sofort in Dunkelgrün bis Hellgrün über, bei 1:150000 in Blaugrün,
bei 1:200000 in Violett bis Blaugrün. Die Eprouvette mit reinem
Wasser ändert ihre Farbe nur, wenn letzteres organische Substanz enthält.
Die Wässerung ist als genügend anzusehen, wenn das Waschwasser
keine stärkere Veränderung hervorbringt, als das reine Wasser. Da
in den Poren der Hände hartnäckig Spuren von Fixirnatron zurück-
gehalten werden, so empfiehlt Murten, die Hände mit Wasser zu
reinigen, dem einige Tropfen concentrirten Kaliumhypermanganats zu-
gesetzt wurden. Man darf aber nicht
übersehen, dass viele reducirende Sub-
stanzen verschiedenartiger Zusammen-
setzung (Nitrite, Sulfide, organische Sub-
stanzen aller Art u. s. w.) gleichfalls
dieselbe Farbenänderung wie Fixirnatron
herbeiführen und somit die Hyperman-
ganat-Roaction nur spcciell beschränkte
Giltigkeit hat.
Empfindlich ist auch die Probe mit
Silbernitrat, welche darauf beruht, dass
Spuren von Fixirnatron mit überschüs-
sigem Silbernitrat unter Ausscheidung
von Schwefelsilber sich bräunen. Man legt die zu prüfenden Copien
während 5 Minuten in wenig Wasser und prüft dasselbe (oder nimmt
unmittelbar das Waschwasser), indem man einige Tropfen einer Silber-
nitratlösung (1:10) zusetzt und erwärmt. In der Regel wird durch die
im Wasser vorhandenen Chloride eine weisse Trübung entstehen, war
aber Fixirnatron vorhanden, so färbt sich die Flüssigkeit beim Erwärmen
gelblich.
Naeli Reissig 0 lassen sich geringe Spuren von uuterschwefligsaurem Natron
im Waschwasser naehweisen, wenn man zwei Silberplatten in dasselbe taucht und
den elektrischen Strom eines Bimsen 'sehen oder Smee’ sehen Elementes durehleitet
(Pig. 42). Die geringste Menge Fixirnatron gibt sieh durch Entstehen eines bräun-
lichen Hauches (von Sehwefelsilber) zu erkennen. Diese Probe ist jedoch nicht so
empfindlich und viel umständlicher als die Vogel’sehe oder Böttger’sehe Probe.
Fig. 42.
Elektrolytische Probe auf Fixirnatron.
1) Phot. Corresp. 1865. S. 99.
ACHTES CAPITEL.
ÜBER DIE ZU DEN PHOTOGRAPHISCHEN
COPIRPROOESSEN VERWENDETEN PAPIERSORTEN.
I. Rolipapiere.
Das Eohpapier, welches zur Herstellung positiver photographischer
Abdrücke dient, soll von bester Qualität, lediglich aus Hadern her-
gestellt, sein; ferner sollen die Papiere keinen hohen Aschengehalt (nicht
mehr als 4 Proc.) besitzen. Es ist möglichst vollkommene Gleich-
mässigkeit der Papierschicht (beim Betrachten in auffallendem, sowie
durchfallendem Lichte) zu verlangen, und es ist darauf zu achten, dass
weder Eisen- noch Bronzepartikelchen (welche sich von den Maschinen
abnutzen) sich in der Schicht vorfinden, weil dann beim Aufträgen von
Silberlösungen schwarze Punkte oder moosartige Reduktionsfiecke ent-
stehen („Metallflecke“ Q.
Das Papier soll am Lichte nicht vergilben, weshalb Abwesenheit
von Holzstoff (Holzschlilf) zu verlangen ist.
Nicht nur die Natur der Faser, sondern auch die Leimung (Qualität
und Stärke derselben), sowie die Beschaffenheit der Oberfläche (glatt,
gekörnt oder rauh) ist für die Wahl der Papiere ausschlaggebend.
Für kleinere Copien und Bilder, welche viele kleine, zarte Details
aufweisen, wird in der Regel glattes, gut satinirtes Papier verwendet.
Dieses wird in Rollen hergestellt (Maschinenpapier).
Rauhe, unsatinirte, mit natürlichem groben oder künstlich ein-
gepresstem Korne versehene Papiere (rauhe Zeichenpapiere, Aquarell-
papiere oder specielle rauhe, grobkörnige photographische Papiere) ver-
wendet man meistens nur für grosse Bildformate (grosse Köpfe,
Landschaftsaufnahmen, Genrebilder mit breiter Licht- und Schatten-
wirkung); grössere dunkle Flächen verlieren durch das Korn ihr stumpfes,
blindes Aussehen, welches sehr glatte Papiere in ausgedehnten schwarzen
Flächen leicht annehmen, und deshalb bedienen sich zahlreiche Photo-
1) Davanue, Handbuck d. Phot, und Chemie 1863. S. 307.
Edor, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
ii
7
98
Vierter Theil. Achtes Capitel.
graphen zur Herstellung künstlerischer Photographien solcher rauhen
Papiere.
Alle derartigen Papiere sind mehr oder weniger geleimt, und zwar
ist die Leimung von grossem Einfluss auf das Endresultat bei der Her-
stellung photographischer Copien (Silber-, Platindruck u. s. w.).
Papiere ohne Leimung oder mit schwacher Leimung saugen Wasser
stark ins Innere, die lichtempflndlichen Präparate und Sensibilisirungs-
bäder sinken ein, und die Bilder erscheinen nach der Fertigstellung im
Innern versunken, zeigen in der Aufsicht ein mattes, stumpfes, flaues
Aussehen ^), während sie in der Durchsicht brillanter erscheinen. Solche
Papiere müssen einer neuerlichen stärkeren Leimung unterzogen werden.
Maschinenpapiere (alle Eollenpapiere) sind mit Harzseife geleimt
(vegetabilische Leimung), die meisten rauhen körnigen Handpapiere sind
oberflächlich mit thierischem Leim geleimt (animalische Leimung). Die
Specialsorten photographischer Papiere (Eives-, Steinbachpapier u. s. w.
s. unten) sind bereits passend geleimt, sowohl in glatten als rauhen Sorten.
Grobkörnige Zeichen- oder Aquarellpapiere müssen aber in der
Eegel nachgeleimt werden, insbesondere letztere. Dies geschieht ent-
weder mit Gelatine oder mit Agar-Agar oder mit Stärke.
1. Gelatinelösung: 20 g Gelatine werden in 1 Liter Wasser
beiläufig V2 Stunde aufquellen gelassen, im Wasserbade erwärmt und nach
erfolgter Lösung 5 g gepulverter Alaun ^) hinzufügt. Statt des Alauns
können auch (nach Hübl) 20 ccm Pormalin (von Schering in Berlin)
als Härtungsmittel für die Gelatine zugesetzt werden^).
2. Agar-Agar-Lösung (nach Hübl). 10 g Agar-Agar werden
mit 1 Liter Wasser übergossen und nach ^/2Stündigem Stehen beiläufig
5 Minuten lang gekocht. Man seiht die heisse Lösung durch feinen
Mousselin und hält sie fortwährend warm, da sie, einmal erstarrt, nur
noch schwer verflüssigt werden kann.
3. Stärkekleister: Man verreibt 10 g Arrowroot mit etwas Wasser
in einer Eeibschale, giesst in 1 Liter siedendes Wasser und erhitzt wenige
Minuten, bis die Verkleisterung erfolgt ist.
Man befestigt den zu leimenden Papierbogen mit Heftnägeln auf
ein glattes Holzbrett, giesst die voraussichtlich nothwendige Menge der
Gelatine- oder Agar-Agar-Lösung längs der Mitte des Bogens auf und
1) Bereits festgestellt von Davauue und Girard, Bull. Soc. fran^. Phot. 1858.
S. 71 und 117; ferner Hardwieh, Manual de Phot. Chemie. 1863. S. 185 u. a.
2) Der Alaun macht die Gelatine nacli dem Trocknen unlöslich oder schwer löslich.
3) Man kann auch 100 bis 200 ccm Alkohol beimengen, um die zahlreich sich
bildenden Luftblasen zu vermeiden.
Ueber die zu den pbotogr. Copirprocessen verwendeten Papiersorten. 9g
verreibt mittels eines breiten, weichen Pinsels rasch die Lösung^).
Agar-Agar erstarrt sehr rasch, kann aber trotzdem (ohne Rücksicht
auf das eintretende Erstarren) gut mittels eines sogen. „Yertreiber-
pinsels“ oder einer weichen Bürste auf dem Aquarellpapier vertheilt
werden. In die Stärkekleister-Lösung kann man die Papiere ganz unter-
tauchen und zum Trocknen aufhängen.
Manche Aquarellpapiere sind mit schlechtem zersetzten animalischen
Leim geleimt, was für Aquarellmalerei nicht im geringsten schädlich ist,
aber Silberpräparationen häufig stört. Vergilben schon vor der Fertig-
stellung veranlassen kann und die Platintonung nicht selten hindert.
Solche Papiere, deren Oberfläche aber mitunter eine so günstige Structur
aufweist, dass man auf ihre Verwendung nicht verzichten will, müssen
zunächst gänzlich entleimt werden: Man behandelt die Papiere in
grossen Porzellantassen mit heisser, verdünnter, dreiprocentiger Schwefel-
säure während einer Stunde, wäscht dann gut mit Wasser, zum Schluss
unter Zusatz von etwas Ammoniak, trocknet und badet dann in der
oben angegebenen zweiprocentigen Gelatinelösung ^).
In der Regel wird man aber beim Silber- Copirprocess mit den sehr
guten Handelssorten photographischer Rohpapiere das Auslangen finden
und selten zu diesen langwierigen Vorarbeiten genöthigt sein.
Die zur Leimung verwendeten Substanzen haben einen merklichen
Einfluss auf die Farbe der mittels Salzpapiers (Badeprocess mit neutralen
Silberbädern) erhaltenen Copien: Gelatine gibt einen Ton nach dem
Purpurrothen, Stärke nach dem Orangerothen und Eiweiss nach dem
Purpur hin (Davanne und Girard, 1858, a. a. 0.; vergl. auch S. 15).
Die photographischen Eigenschaften des Papieres richten sich viel
nach der angewendeten Leimung, selbst wenn nachher noch Albumin
gebraucht wird, denn das Bild entsteht wahrscheinlich zum Theil im
Albumin, zum Theil in der Leimung. Animalisch geleimte Papiere
haben das Bestreben, rothe Töne zu geben, welche im fertigen Bilde
braun oder chokoladefarben werden. Dies rührt zum Theil von der
Anwendung der Gelatine her, die gemischt mit salpetersaurem Silber
in der Sonne sich rubinroth färbt, zum Theil aber auch von dem Alaun,
welcher angewendet wird, die Gelatine hart zu machen; der Alaun ist
nämlich ein saures Salz und hat das Bestreben, dem Bilde einen fuchs-
rothen Ton zu ertheilen. Die mit Stärke und Harz geleimten Papiere
geben Töne, welche nach dem Fixiren sepiabraun sind, und purpur-
1) Sehr stark saugende Papiere taucht mau gänzlich in die Gelatinelösung
während 5 bis 10 Minuten ein.
2) Hübl, Der Silberdruck auf Salzpapier. 1896. S. 19.
100
Vierter Theil. Achtes Capitel.
schwarz, wenn sie mit Goldlösung behandelt wurden; der Grund hiervon
ist, dass die Stärke und das Harz nicht, wie die Gelatine, eine sehr
merkbare Wirkung auf das Eothwerden des Bildes hervorbringen, und
theilweise, weil die Leimung eine alkalische Eeaction besitzt und Alkalien
das Eothwerden verhüten (Hardwich a. a. 0.).
Während Silbernitrat oder Chlorsilber und Silbernitrat mit Stärke
oder Agar-Agar ziemlich indifferent sind, verringert viel Gelatine die
Lichtempfindlichkeit des Chlorsilbers ein wenig und erhöht etwas die
Brillanz der Copien. Harzseife setzt sich mit Silbernitrat zu unlöslichen
harzsauren Silbersalzen um, welche im Lichte gelbroth werden, die
Gesammtempfindlichkeit des Chlorsilbers ein wenig herabdrücken, aber
die Entstehung brillanter Copien, welche gut die Gold- und Platinbäder
annehmen, begünstigen. Casein, welches in der Milch vorkommt, gibt
gute Schärfe und röthliehe Farbe der Copien^); Molken^) ertheilt Purpur-
töne ohne Glanz (Blanquart-Evrard, s. S. 4).
Sind beim Bade - Copirprocess ausser Chlorsilber und Silbernitrat
noch fremde Substanzen zugegen, welche den Charakter der Copien an
und für sich stark ändern (z. B. Citronensäure, Citrate, Tartrate u. s. w.),
so tritt der Einfiuss der Leimung auf den Ton der Copien zurück. — Bei
Emulsions-Auscopirpapieren erfolgt die Bildung des Lichtbildes nicht
unmittelbar auf oder in der Papierfilzmasse, sondern in einer darüber-
liegenden Collodion- oder Gelatineschicht; trotzdem ist auch hier ein
Einfluss der Papierleimung bemerkbar, jedoch nur insofern, als es sich
um die Zusammensetzung der „Barytgelatine -Unterlage“ oder anderer
Deckschichten handelt, welche bei diesen Processen stets über dem ge-
leimten Eohpapiere angebracht sind (s. unten).
Uebrigens hat die Leimung auch auf den Platinotyp-Process
einen Einfluss, sowohl bezüglich der Farbe als der Haltbarkeit der Bilder
(s. diesen Process).
II. Handelssorten von photograpMsclien Rolipapieren.
Gegenwärtig liefern hauptsächlich zwei Papierfabriken die ungeheuren
Massen von photographischem Papier, welche zu Photographien ver-
arbeitet werden. Nämlich die Fabrik von Blanchet freres und Kleber
in Eives, Departement de LTsere in Frankreich (Vertretung in Paris,
Boulevard des Capucines, Nr. 24); diese Papiere werden kurzweg als
„Eivespapier“ bezeichnet. Ferner die Papierfabrik von Steinbach
1) Hardwieli, Manual de phot. Chemie 1863. S. 191.
2) Man bringt siedende Milch mit Essig znm Gerinnen, filtrirt und verwendet
diesen Molken (Beettingham, Phot. News. 1857. S. 116; Kreutzer’s Jahresber. f.
Phot. 1857. S. 46).
üeber die zu den photogr. Copirproeessen verwendeten Papiersorten. IQl
in Malmedy in Deutschland (Eheinpreussen) , deren Papier in Oesterreich
und Deutschland meistens „Steinbach-Papier“ oder im Auslande häufig
„Papier de Saxe“ genannt wird. Beide Papiere sind von grosser Voll-
kommenheit, haben einen geringen Aschengehalt (0,6 bis 2 Proc.) und
zeichnen sich durch grosse Gleichmässigkeit aus. Man zieht bald das
eine, bald das andere vor; für dünnere Papiere, z. B. für Albuminpapier-
Fabrikation, dominirt wohl mehr das Eivespapier, für stärkere, grössere
Sorten (Salzpapier, Harzpapier, Platindruck, Lichtpauserei) wird in Deutsch-
land und Oesterreich häufiger Steinbach-Papier verwendet; der Export
beider Fabriken ist ein enormer.
Vom Eivespapier werden für die verschiedenen Zwecke der Photo-
graphie (Silber -Copirverfahren, Lichtpauserei, Platindruck, Celloidin-
papier u. s. w.) verschiedene Sorten in den Handel gebracht, deren Stärke
durch Gewicht pro 500 Bogen angegeben wird. Das dünnere Papier
(8, 10, 12 kg pro 500 Bogen) hat gewöhnlich das Format 46X58 cm;
oder bei 20 kg pro 500 Bogen das Format 58X92 cm oder das
quadruple coquille photo (48 kg), das Format 90X118 cm. Für Platino-
typie werden glatte und grobkörnige Papiere (51V2X66 cdi ™ Gewichte
von 19 bis 32 kg), sowie grössere Formate erzeugt, welche letztere beim
Formate 51 bis 104 cm X 108 cm ein Gewicht von 190 bis 280 kg pro
500 Bogen erreichen. Papiere für Cyanotypie, Aristopapier, Celloidin-
papier, deren Präparation in Maschinen erfolgt, werden in langen Eollen
von 65, 75 bis 100 cm Breite und darüber erzeugt; das Gewicht dieser
Eollenpapiere wird in Grammen pro Quadratmeter angegeben ; es schwankt
für Cyanotypie von 90 g bis 165 g pro Quadratmeter, während das
Gewicht analoger, mit Barytschicht zu überziehender, für Aristo- oder
Cello'idinpapier bestimmter Papiere („papiers aristotypes“) von 76 bis 100 g
pro Quadratmeter schwankt.
Die Papierfabrik von Steinbach erzeugt für Lichtpausverfahren
(Cyanotypie, Tinten -Copirprocess u. s. w.) Eohpapiere, welche- 110 bis
145 g pro Quadratmeter schwer sind und je nach Wunsch 65, 75, 80
und 100 cm Breite haben; die schwersten Papiersorten für diesen Zweck
wiegen 200 g pro Quadratmeter. Für Platindruck wird Steinbach-
Papier in der Eegel in der Stärke von 85 bis 120 g pro Quadratmeter,
sowohl rauh als satinirt, in der Breite von 137 cm, erzeugt.
Für rauhe, matte Oberfläche sind mehr oder weniger
grobkörnige Zeichenpapiere verwendbar. Man muss jedoch eine
Vorprobe machen, ob das Zeichenpapier in geeigneter Weise geleimt
ist; bei schlechter Leimung sinkt nicht nur das Bild ein, sondern wird
auch Gelbfärbung der Weissen beobachtet, welche mitunter beim Waschen
oder beim Vergolden oder Platiniren zum Vorschein kommt. Eauhe
102
Vierter Theil. Achtes Capitel
Papiere von Eives und Steinbach wurden bereits genannt; dann wären
zu erwähnen: Zeichenpapier von Schleicher & Schüll in Düren
(Deutschland), (z. B. grobkörniges Nr. 751), Schöpfpapier Nr. 27 der
Neusiedler Actiengesellschaft für Papierfabrikation in Wien, Papier von
Causon & Montgolfier, Aquarellpapier von Johannot & Comp, in
Annonay; auch Whatman-Papiere sind hier zu nennen; die Papiere
müssen (namentlich die Aquarellpapiere) nachgeleimt und event. (s. S. 99)
zuvor entleimt und dann erst nachgeleimt werden. Schaeuffelen in
Heilbronn erzeugt künstlich gekörntes „Pyramidenkornpapier“ , welches
mitunter für Matt-Copirverfahren gute Dienste leistet.
III. Baryt- oder Einailpapier für Emulsionspapicrc.
Giesst man Collodion- oder Gelatine -Emulsion zum Zwecke der
Herstellung von Auscopirpapieren (Celloidin- oder Aristopapier) auf ge-
wöhnliches Eohpapier, so sinkt sie in den Papierfilz ein und gibt stumpfe,
kraftlose Copien. Deshalb benutzt man am besten gelatinirtes und
geglättetes Papier, ähnlich dem Glaeepapier (Glanzpapier, Kreidepapier)
der Stein- und Lichtdrucker. Um die Weissen der Copien zu heben, fügt
man der Gelatinemasse etwas Barytweiss (Schwerspath , Baryumsulfat)
hinzu und färbt die Schicht in der Eegel (mittels Theerfarbstoffen) rosa
oder pensee. Solches Papier wird im Grossen von Buntpapierfabriken
hergestellt und heisst „Barytpapier“, welches sich besser als „Kreide-
papier“ (Gelatine gemengt mit Kreide) eignet, weil ersteres den Chemi-
kalien der photographischen Bäder besser Widerstand leistet.
Die Idee, Glacepapier zum photographischen Copirprocess zu ver-
wenden, tauchte schon im Jahre 1863 auf, indem damals unter dem Namen
„Emailpapier“ eine Art Kreidepapier mit Albuminüberzug in den Handel
gebracht wurde ^), welches jedoch wegen der schwierigen Art des Silberns
in dem damals ausschliesslich geübten Badeprocess und des schwierigen
Auswässerns schlechte Eesultate ergab; in der That eignet sich weder
Kreide- noch Barytpapier gut zum Albuminprocess mit Silberbad ^).
1) Phot. Archiv 1863. S. 14. — Nach Grüne wurde das Kreidepapier, welches
gegen Feuchtigkeit sehr empfindlich ist, mit einer Schicht von in Wasserdampf
coagulirtem Eiweiss überzogen und dann zur Erzeugung von Albuminpapier verarbeitet
(Phot. Mitth. Bd. 7, S. 126).
2) Albuminpapier, unter Zugrundelegung von Barytpapier, gibt Abdrücke mit
unreinen, unregelmässigen Schwärzen. An diesem Uebelstande scheitert der Versuch
zweier Pariser Fabriken (Manufacture franpaise des papiers phot., sowie von Schaeffn er),
welche (1896) derartiges Papier unter dem Namen „Apollon“ und „Enoptro“ in
den Handel bringen wollten (Dr. M. Jolles und Dr. L. Lilienfeld, Eder’s Jahrbuch
f. Phot. f. 1897. S. 542).
lieber die zu den photogr. Copirproeessen verwendeten Papiersorteu. 103
Erst die Einführung der Fabrikation des Chlorsilbercollodion-
(Oelloidin-)Papieres um 1890 machte den Bedarf an Barytpapier zu
j einem sehr dringlichen, indem weder Celloidin- noch Aristocopien,
I sowie die mittels Proteiden hergestellten Copien auf anderem Papier
; ihre volle Brillanz entfalten. Die Barytpapiere werden in Deutschland
! in grossen Mengen und vorzüglicher Qualität in besonderen Fabriken
* hergestellt, und zwar von den Kunstpapierfabriken von J. B. Weber in
I Offenbach a. M., G. u. H. Beneke in Löbau in Sachsen, der Actien-
I gesellschaft für Buntpapierfabrikation in Aschaffenburg, der
I Papierfabrik von Steinbach in Malmedy; ferner in Frankreich von
t Kleber (Eives). Diese Papiere kommen in Bollen ohne Ende von meistens
65 cm Breite in den Handel oder auch zerschnitten in Bogen von circa
52X65 cm. Das Eohpapier, welches als Unterlage für die Barytschicht
dient, muss von guter Qualität sein; man nimmt meistens Steinbach-
oder Eivespapier, obschon für Cello'idin- sowie für Aristopapier die Papier-
unterlage nicht von jener einschneidenden Bedeutung wie beim Salzpapier
oder Albuminpapier ist, weil eben die Barytschicht zwischen dem Papiere
und der sensiblen Schicht gelagert ist.
Die Barytschicht soll genügend widerstandsfähig gegen Wasser
und Tonungsbäder sein, sonst entstehen Blasen oder Pocken in der
Bildschicht, welche vermieden werden können, wenn die Barytgelatine-
schicht etwas besser (mit Alaun, Formalin oder anderen Härtungsmitteln)
gehärtet wurde.
Die Emulsionspapiere werden haltbarer, wenn man die als Unter-
I läge für die sensible Schicht dienenden Barytpapiere schwach sauer
I* macht; es kommen Papiere in den Handel, bei welchen die Barytgelatine-
schicht selbst schwach sauer gemacht wird [durch Zusatz von Citronen-
säure oder dergl., vergl. Bd. II, S. 498 dieses Werkes Q], oder man tränkt
wohl auch das Papier allein mit schwach sauren Lösungen und belässt
I die Barytschicht neutral. Bei der Untersuchung käuflicher Barytpapiere
muss man sich (mittels der Lackmuspapier -Probe) überzeugen, ob die
Barytschicht oder das Papier oder beide sauer reagiren. Man fügt wohl
} auch in die Barytgelatinemasse neutrale Salze, welche mit Silbernitrat
unlösliche Verbindungen eingehen, damit das in den Auscopir- Emulsionen
in der Eegel enthaltene freie Silbernitrat in der Barytschicht aufgehalten
1) Um die Haltbarkeit der Celloidmpapiere zu steigeru, empfiehlt Belitski Be-
: streichen der Eüekseite fertiger Celloidinpapiere mit einer Lösung von 1 Thl. Citronen-
säure in 50 Thl. Alkohol. — Vollenbrueh lässt jeden Bogen Barytpapier mit der
Eüekseite auf einem Bade von 1 Liter Wasser, 1 g Gelatine, 10 Thl. Zucker und
18 Thl. Citronensäure während 2 Minuten schwimmen, trocknet und übergiesst dann
erst mit der Oollodion- Emulsion (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 508).
I
104
Vierter Theil. Achtes Capitel.
wird und nicht zum Papiere selbst gelangt, welches dadurch gelb gefärbt
werden könnte; hierzu können Citrate^) oder Tartrate dienen.
Alle diese Firmen liefern auch mattes Barytpapier, welches
eine dünne und sammetartig matte, gleiehmässige Fläche aufweist; die
Collodion- oder Gelatine -Emulsionen nehmen bei Zugrundelegung dieser
Papiere selbst eine matte Oberfläche an, sogar wenn man an der für
Glanzpapiere gebräuchlichen Eeceptur gar nichts ändert, jedoch kann
man die Emulsion etwas ärmer an Bindemittel (Collodion oder Gelatine)
machen. Unter Zugrundelegung guter, gleichmässiger, matter Barjt-
papiere ist die Erzeugung der modernen Emulsions-Matt-Copirpapiere
keine schwierige Sache.
Kautschukpapier, d. i. Papier, welches mit einer Lösung von Kautschuk in
Benzin imprägnirt war, schlug Sutton vor, um damit Albuminpapier herzustellen,
bei welchem die Bildschicht ganz an der Oberfläche bleibe (Kreutzer’s Zeitsehr. f.
Phot. 1863. Bd. 7, S. 89).
Pergamentisirtes oder unlöslich gemachtes Papier für photo-
graphische Copien. Silbercopien auf mattem Papier können durch Eintauchen
in Schwefelsäure pergamentisirt werden. Die Nuancen des Bildes bleiben völlig un- ^
versehrt, während eine kräftige, aber dessen ungeachtet gleiehmässige Contraction des S
Papieres die Schärfe des Bildes bedeutend erhöht. Dabei bekommt das Papier eine |
bedeutende Dauerhaftigkeit. Die Oberfläche nimmt einen mässigen Glanz an, der aber ji
nicht so stark ist, wie der von Albuminpapier (CrookesO. ji
Das Pergamentisiren geschieht durch Eintauchen in ein Gemisch von 4 Vol. ,
rauchender Schwefelsäure (d = 1,854) und 2 Vol. Wasser durch 30 bis 120 Secunden;
dann wird in viel Wasser gewaschen, zum Schluss in schwach ammoniakalischem i "
Wasser (a. a. 0.), und satinirt. 1 \
In neuerer Zeit tauchte Aryton”) zu demselben Zwecke die fertig eopirten und : \ '
vergoldeten Bilder in Schwefelsäure, wodurch sie pergamentisirt werden. Sie lassen
sich dann von der Eüekseite coloriren.
S. Williams nahm ein Patent, um Papier mittels Kupferoxyd- Ammoniak
wasserdicht zu machen^). I M
1) Wandrowski (Hanneke, Das Cello'idinpapier. 1897. S. 58). 1
2) Crookes, Kreutzer’s Jahresber. f. Phot. 1857. S. 74. Dingler, Polyt. '!
Journ. Bd. 144, S. 357. Phot. Mitth. 1863. Bd. 6, S. 124. Pergamentisirt man das
Papier vor den photographischen Operationen, so sind die Manipulationen schwieriger; |
das Papier rollt sich.
3) Phot. Woehenbl. 1882. S. 54; aus Brit. Journ. Phot. 1882. S. 54. (Auch
Bullet. Beige Assoc. Phot. 1882. S. 167.)
4) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 522.
NEUNTES CAPITEL.
MATTPAPIEEE MITTELS DES SILBER-BADE-
VEEFAHRENS. — SALZPAPIER. — AEROW-EOOT-PAPIEE.
— GELATINEPAPIER. — HARZPAPIER. — ALBUMIN-
MATTPAPIER.
Oopirpapiere ohne Glanz eignen sich für manche Gegenstände, in
welchen breite Licht- und Schattenmassen zur künstlerischen Wirkung
gelangen sollen, und für grosse Bildformate häufig besser als Glanz-
papiere; Positivretouche lässt sich darauf leicht ausführen. Allerdings
ist die Feinheit, Brillanz und der Eeichthum an zarten Details bei
Copien auf stumpfem Papier nicht in dem Masse vorhanden, als bei
Glanzpapieren (Albumin-, Celloidin-, Aristopapier u. s. w.). Wenn man
auch für Copien auf mattem Papier gegenwärtig vielfach den Platindruck
benutzt, und die alten Methoden mit einfachem gesilberten Salzpapier,
Arrow-root- und Gelatinepapier mehr in den Hintergrund gedrängt
wurden, so haben dennoch die neueren Harzpapiere und Albumin-
Mattpapiere eine hohe Vollendung und beachtenswerthe Verbreitung in
der Praxis erlangt, welche allerdings durch die Emulsions-, Matt-
: Celloidin- und Aristobilder starke Concurrenz erfuhr. Wir lenken die
Aufmerksamkeit besonders auf die Harz- und Albumin -Mattpapiere mit
! haltbarer Silberung und combinirter Gold-Platintonung.
I. Einfaches Salzpapier.
Photographisches „Salzpapier“ nennt man Papier, welches mit einer
Lösung von Kochsalz oder einer anderen Chlorverbindung getränkt, dann
B! getrocknet wird und hierauf durch Baden mit Silbernitratlösung sensi-
bilisirt, neuerdings getrocknet und zum Copiren verwendet wird.
Man kann verschiedene Chlorverbindungen benutzen, z. B. Chlor-
natrium, Chlorammonium, Chlorbaryum und andere^). Der Unterschied
1) In den fünfziger Jahren wurde häufig Seesalz benutzt (D esp rat s, Kreutzer’s
Jahresber. f. Phot. 1856. S. 36). — Eine Salzung mit Chlorgold und Salmiak sollte
106
Vierter Theil. Neuntes Capitel.
in der Färbung der gesilberten Papiere (s. S. 16) ist jedocb nach der
Fertigstellung der Bilder unmerklicb, weshalb man sich meistens nur
des Cblornatriums (Kochsalz) bedient, das man jederzeit rein zur Hand hat.
Man löst 3 Thl, Kochsalz in 100 Thl. Wasser auf, legt das Papier
sorgfältig (unter Vermeidung von Luftblasen) auf das Salzbad, durch
3 bis 5 Minuten, und hängt es mit Holjzklammern zum Trocknen auf.
Als Silberbad kann eine Lösung von 10 bis 12 Thl. Silbernitrat in
100 Thl. Wasser benutzt werden.
Die Operationen bei der Herstellung von Copien sind dieselben, wie
bei Stärkepapier (s. S. 107).
Salzpapier wird gegenwärtig fast gar nicht zum Copiren
benutzt, sondern man zieht Stärkepapier (Arrow-root) oder
schwach leimhaltiges Papier, sowie Albumin-Mattpapier oder
Harzpapier vor, da bei letzteren das Bild nicht so in die Papierfaser
einsinkt und kräftiger erscheint.
Salzpapier (Chlorsilberpapier) findet aber zu photometrischen Zwecken,
als lichtempfindliches Normalpapier Anwendung (s. Bd. I, S. 383 und
Bd. IV, S. 39).
Einfluss der Menge des Chlorides im Salzpapier auf seine
Eigenschaften.
Die Menge des Chlorides in dem photographischen Papiere übt einen Einfluss
auf die Liehtempfindliehkeit des gesilberten Papieres und auf die Kraft und Intensität
der Copie aus. Je stärker das Papier gesalzen ist, desto mehr Chlorsilber schlägt
sich während des Sensibilisirens auf der Silbernitratlösung im Papiere nieder. Die
Lichtempflndliehkeit steigt bis zu einem gewissen Grade, je mehr Chlorsalz es enthält.
Stärkere Salzung erfordert auch stärkere Silberbäder.
Papiere, welche reich an Chloriden sind, schwärzen sich sehr rasch und erhalten
eine bronzeartige Schwärze. Ein mit starken Lösungen von Chlorid und Silbernitrat
präparirtes Papier gibt ein kräftiges Bild mit grossen Contrasten zwischen Licht und
Schatten. Schwach gesalzene und gesilberte Papiere sind weniger lichtempfindlich,
schwärzen sich weniger kräftig und eignen sieh deshalb für sehr eontrastreiche ki-äftige
Negative, welche auf stark gesalzenem Papiere harte Copien geben würden (Hardwich).
Eine übermässige Menge des Chlorides im Papiere würde bewirken, dass das im
Silberbade entstehende Chlorsilber nicht am Papier festgehalten wird und dann das
Silberbad trübt; auch werden die Copien matt.
Zur Herstellung des Salzbades für Salzpapier genügt ein Gehalt von 2 bis 4 Proc.
Kochsalz oder Chlorammonium. Eine stärkere zehnprocentige Lösung gewährt keinen
Vortheil, sondern wird vielmehr dadurch nachtheilig, dass sie das Silberbad schnell
erschöpft (Barreswil und Davanne^-
das Goldbad überflüssig machen (?) (Phot. Archiv. 1864. S. 288). Die Idee, durch
Incorporirung von Chlorgold in die Salzung des Papieres die nachherige Behandlung
mit Goldtonungsbädern entbehrlich zu machen, tauchte später (bezogen auf Emulsions-
papiere) wiederholt auf, bewährte sich aber nicht in der Praxis.
1) Barreswil und Davanne, Handbuch d. Phot, und Chemie. 1863. S. 303.
Mattpapiere mittels Silber -Badeverfahrens. Arrow -root- Papier u. s. w. 107
Man beachte das Verhalten ehloridhaltiger Papiere gegen Silberbäder. Erfahrungs-
gemäss fordert ein Bogen Papier im Formate 50X60 cm 0,2 bis 0,5 g Chlornatrium;
die untere Grenze gilt für stark geleimte, undurchlässige Schichten, die obere für
durchlässigere, in das Papier einsinkende Präparation, z. B. Arrow -root- oder Salz-
papier; durchschnittlich kann man annehmen, dass ein Bogen der letztgenannten
Papiersorten 0,4^ Chlornatrium enthält, welches zur Bildung von Chlorsilber 1,2 g
Silbernitrat erfordert. Uebrigens werden mechanisch circa 10 ccm Silbernitratlösung
an der Oberfläche hängen bleiben, welche gleichfalls 1 bis 1,2 g Silbernitrat enthalten.
Die Sensibilisirung eines Bogens Salzpapier erfordert daher 2,2 bis 2,4 g Silbernitrat.
Man muss also pro Bogen gesilberten Salzpapieres dem Silberbade je 1,2 g Silber-
nitrat zusetzen. Oder man benutzt das Bad, bis es merklich am Volumen verringert
ist und ergänzt es dann mit einer doppelt so starken Silberlösung als man ursprünglich
nahm (also ein Silberbad 1:4 bis 1:5) auf das anfängliche Volumen. Z.B. man hat
500 ccm eines Silberbades 1:8 in Gebrauch genommen und durch Silbern von Salz-
papier das Volumen auf 450 ccm verringert, so fügt man als Ergänzung für den
Silberverbrauch 50 ccm einer Silbernitratlösung 1:4 hinzu (Hübl).
Der Einfluss von Citraten und freier Citronensäure, Chromaten u. s. w. wird im
nächsten Capitel erörtert werden.
II. Sfärkc-, Arrow-root- und Glelatine- Salzpapier.
Wird Papier mit stärke- oder leimhaltigen Ohlorsalzlösungen über-
zogen, so dringt die Flüssigkeit weniger tief in die Papiermasse, als bei
Anwendung wässeriger Ohlorsalzlösungen. Dadurch bleibt das erzeugte
photographische Bild mehr auf der Oberfläche und wird viel feiner und
zarter als auf Salzpapier.
Ein üeberzug des Papieres mit Stärke (Arrow-root, Tapioca u. s. w.)
oder etwas Gelatine macht die Oberfläche fester, aber das Papier erhält
keinen oder einen sehr geringen Glanz.
Die Stärke wird mit Wasser zum Verkleistern erhitzt, mit
Chloriden und eventuell anderen Zusätzen versetzt und auf die Papier-
oberfläche gebracht und getrocknet; sie ist lange haltbar. Von den
Stärkesorten eignet sich besonders Arrow-root oder Marantastärke
(Stärke von der westindischen Pfeilwurzel Maranta arundinacea) für das
Silbercopirverfahren, weil dasselbe mit kochendem Wasser einen geruch-
und geschmacklosen Kleister von grosser Klarheit und Homogenität liefert,
während gewöhnlicher (Weizen-) Kleister immer trübe aussieht. Der-
artige Papiere kommen unter dem Namen „Arrow-root-Papier“ oder
„Marantapapier “ in den Handel. — Gut verwendbar ist auch Tapioca-
stärke^). ■ — ■ Aehnlich wie Stärkekleister wirkt der Absud von islän-
dischem Moos oder einer unter dem Namen irländisches Moos in
den Handel kommenden heller gefärbten Sorte; damit präparirtes Papier
führt im Handel den Namen „Algeinpapier“. — Setzt man der
1) EmpfoMen von Brebisson (Horn’s Phot. Journ. 1854. Bd. 2. S. 47).
108
Vierter Theil. Neuntes Capitel.
Chloridlösung statt des Stärkekleisters eine geringe Menge von Gelatine s:
oder Agar-Agar^) zu, so erhält man ganz ähnliche Eesultate; beim
Copiren ist die Farbe des Bildes etwas röthlicher, aber beim Vergolden f,
gleicht sich dies wieder aus. Im Allgemeinen ist jedoch Arrow-root- dl
Papier von dieser Art Papiere am beliebtesten. ' J
l)ie Wahl des Chlorides (Chlornatrium. Chlorammonium. Chlor- ®
baryum) ist ziemlich gleichgültig. Zusatz von neutralen Citraten beeinflusst
die Farbe der Copien und macht sie etwas brillanter; diese nehmen das g
Goldbad dann leichter an und geben rascher blauschwarze Nuancen. ii
Monckhoven empfahl gleiche Theile Citrat und Chlorid, Abney M
doppelt so viel Citrat als Chlorid (s. unten), Baron Hü bl aber nur
1 Thl. Citrat auf 3 Thl. Chlorid; letzterer bemerkt, dass bei einer Er-
höhung des Gehaltes an Citrat auf die 20fache Menge des Chlorides ^
die Empfindlichkeit des Papieres nur mehr ein Drittel von jener des k
reinen Chlorsilberpapieres ist. Aehnlich wirkt Tartrat, welches man in '
Form von Seignettesalz (Kalium -Natriumtartrat) anwendet. Während
sich der Zusatz von Citraten zu der Chloridsalzung weder nothwendig,
noch besonders nützlich erweist, macht sich der Zusatz von etwas freier
Citronensäure deutlich vortheilhaft bemerkbar; es werden nämlich
reinere Weissen erhalten und in der Eegel etwas grössere Brillanz. ,i
Als gutes Eecept^) für Arrow-root-Papier kann deshalb :
empfohlen werden; Man rührt 20 Thl. Arrow-root in einer Eeib- ®
schale mit ein wenig kaltem Wasser an und giesst den dünnen Brei in
600 Thl. siedendes Wasser, in welchem 6 Thl. Chlorammonium und
0,3 Thl. Citronensäure aufgelöst wurden. Man kocht einige Minuten,
bis eine gleichmässigo dickliche, transparente Flüssigkeit entstanden ist.
Die Flüssigkeit wird nach dem Erkalten mittels eines weichen, breiten
Pinsels in der Längs- und Querrichtung bestrichen, und dann wird die
Schicht mittels eines zweiten, trockenen sogen. Vertreibpinsels oder
einer sehr weichen Bürste ausgeglichen, bis jeder Glanz verschwunden
ist. Dann wird der Bogen an zwei Ecken zum Trocknen an die Luft
gehängt. — Zu dem Streichen mittels des Pinsels soll der Kleister
dicklich sein und 3 bis 4 Proc. Stärke (Arrow-root) enthalten. AVill
man das Papier durch Schwimmen auf der Kleistermischung präpariren,
so soll nicht mehr als 2 Proc. Stärke in der Mischung vorhanden sein;
grobe Kornpapiere lassen sich durch Streichen mittels des Pinsels leichter
gleichmässig präpariren als durch Schwimmen.
Im Nachfolgenden theilen wir mehrere Vorschriften zur Präparation von Arrow-
root- oder Gelatine -Mattpapier mit, welche sämmtlich sich bewährt haben:
1) Hübl, Silberdruck auf Salzpapier. 1896. S. 70.
2) Kleffel, Handbuch d. Phot. 1880. S. 285.
i
Mattpapiere mittels Silber -Badeverfahrens. Arrow -root- Papier u. s. w. 109
Liesegang 1)
Monckhoven 2)
Vogel 3)
Abney p
Hardwich^)
Dunmore 6)
Wasser
160
100
ICO
480
480
100
350
Chlornatrium . .
•
2
2
—
—
—
—
Chlorammonium
—
—
—
6 — 8
10
2
8
Chlorbaryum . .
Citronensaures
5
—
—
—
—
—
Natron ....
—
2
—
10
—
2
2
Citronensäure .
0,05
—
—
—
—
—
—
Arrow-root . .
4
2
—
—
—
—
Gelatine ....
—
—
—
1
1
0,2
5
Lyonel Clark benutzt zur Präparation von stumpfem Papier eine alkalische
Lösung von Chlorid und Citrat, nämlich: Man kocht 20 g Arrow -root oder Gelatine
mit 800 ccm Wasser, fügt dann 7 g Citronensäure hinzu, löst andererseits 15 g -Chlor-
ammonium und 20 g krystallisirtes Natriumearbonat in 200 eem Wasser und mischt
beide Flüssigkeiten. Darauf lässt man Papier schwimmen (3 bis 5 Minuten laug),
trocknet rasch, sensibilisirt auf Citronensäure -Silbernitrat -Bad. Das Papier ist ins-
besondere für Platintonung bestimmt (Phot. Woehenbl. 1894. S. 404; Phot. Archiv 1889.
S. 337; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 515).
MoosO, sowie Wade®) empfahlen (1895) den Zusatz von Kaliumbiehromat zum
Chlorid, weil dadurch die Contraste beim Copiren vermehrt werden und die Copien
eine warmbräuuliche Färbung annehmen. Während ersterer nur Chlorid berücksichtigt,
zog Wade auch den Einfluss von Bromid neben Chlorid in Betracht. Zusatz von
Bromid begünstigt die Entstehung platinschwarzer Töne. Im Mittel kann man nach
Wade nehmen: 3 Liter Wasser, 50g Chlorammonium, lg Bromkalium und 0,3g
Kaliumbiehromat. Vermehrung des Chromates ist für dünne Negative zu empfehlen;
mehr Bromid macht die Copien schwärzer; reines Chlorid nebst Chromat macht die
Farbe bräunlicher. [Die Empflndlichkeit dieses Papieres ist wesentlich geringer als
die von reinem Chlorsilberpapier, ja sogar geringer als von Albuminpapier, gibt aber
eine wesentlich kürzere Scala als beide. E.] Man lässt Papier darauf schwimmen,
trocknet und silbert im Silbernitratbad 1:6 bis 1:7.
Das Silberbad für Arrow-root-, Gelatine-, Harz-, Albumin -Matt-
papier soll stark sein. Am besten ist die Concentration 1:8, keinesfalls
unter 1:10; schwächere Bäder geben graue, kraftlose Copien®). Deshalb
1) Liesegang, Der Silberdruck. 1884. S. 103.
2) Monckhoven, Traite de Phot. 1880. S. 255.
3) H. W. Vogel, Lehrbuch d. Phot. 1878. S. 136.
4) Abney, Instruction in Phot. 1884. S. 204.
5) Hardwich, Manual d. phot. Chemie 1863. S. 385; die Vorschrift ist für
Schwimmen bestimmt.
6) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 515.
7) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 511.
8) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 509.
9) Die Ursache dieser Erscheinung liegt darin, dass das Chlorsilber in gesalzenem
Arrow -root -Papier u. s. w. durch eoncentrirte Silberbäder in derben, compacten Massen
110
Vierter Theil. Neuntes Capitel.
löst raan in der Eegel in 100 Thl. Wasser 12 Thl. Silbernitrat auf. —
Man lässt die Papiere auf der Oberfläche des Silberbades mit der präpa-
rirten Seite schwimmen, und zwar nicht länger als nöthig ist; bei dünnen
Arrow-root-Papieren ist häufig ^/2 Minute genügend, in der Eegel werden
aber bei stärkeren Papieren 2 Minuten erforderlich sein. Dann werden
die Papiere zum Trocknen aufgehängt.
Wünscht man die Bilder kräftiger (brillanter) zu bekommen, so muss
man das gesilberte, getrocknete Papier vor dem Copiren ungefähr
8 Minuten im Eäucherkasten (s. S. 79) den Ammoniakdämpfen aussetzen;
die Papiere werden dadurch empfindlicher, copiren mit blauschwarzer
Farbe und nehmen namentlich die Goldtonung leicht an. Für
Platin tonung ist die Ammoniakräucherung weniger vortheilhaft, ja es
empfiehlt sich sogar die Anwendung saurer Silberbäder, welche noch
den Vortheil mit sich bringen, dass die sensiblen Papiere wochenlang
haltbar sind und brillantere Weissen geben.
Werden Silberbäder nach andauerndem Gebrauch braun, so
schüttelt man sie mit Kaolin, wie im Capitel „Albuminpapier“ näher
beschrieben ist.
Citronensäurehaltige Silberbäder ^) sind namentlich für Harz-
und Albumin-Mattpapiere vorzüglich geeignet, indem sie (wie soeben
erwähnt wurde), dauerhafte Papiere geben, welche mit dem Platin-
oder combinirten Gold-Platinbade schöne platinschwarze Töne geben,
und in neuerer Zeit besonders beliebt geworden sind.
Für derartige Dauerpapiere empfiehlt sich ein Silberbad aus:
Wasser 100 Thl.,
Silbernitrat 12 ,,
Citronensäure 8 „
welches in filtrirtem Zustande mit einer Schwimmdauer von 2 bis
höchstens 3 Minuten (bei dünnen Papieren noch kürzer) verwendet wird.
Die damit gesilberten und getrockneten Papiere halten sich wochenlang
weiss; will man die Haltbarkeit noch weiter steigern, so bestreicht man
das Eohpapier vor dem Aufträgen der Salzmasse mit einer Lösung von
abgeschieden wird, während verdünnte Silborbäder feinpulveriges Chlorsilber erzeugen,
welches durch die saugende Wirkung des Papierfilzes in das Innere des Papieres
einsinkt, wonach das Bild nicht an der Oberfläche entsteht (Hübl).
1) Die Verwendung citronensäurehaltiger Silberbäder war für Albuminpapier
(vergl. dieses) schon längst im Gebrauch. Für stumpfe, grobkörnige Salzpapiere
empfahlen es insbesondere L. Clark (Phot. Wochenbl. 1891. S. 385; Ed er ’s Jahrbuch
f. Phot. 1802. S. 436); Austin (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 454); Baron
Hübl (Silberdruek auf Salzpapier. 1896) u. A., wobei man stets die Herstellung
platinirter, schwarzer Copieu im Auge hatte.
Mattpapiere mittels Silber -Badeverfahrens. Arrow -root- Papier u. s. w. m
)
1 Thl. Citronenscäure in 50 Thl. Wasser; dann hält sich die Papierschicht
längere Zeit weiss, während sonst das Vergilben zuerst am Papiere
beginnt und danji erst auf die sensible Schicht übergeht.
I Die Erfahrung lehrt, dass schon ein Zusatz von 2 Proc. Citronensäure zum Silber-
, bade die Haltbarkeit des Papieres wesentlich erhöht, doch erscheint es sicherer, den
I' Gehalt auf 5 bis 8 Proc. zu erhöhen. Ein allzugrosser Gehalt an Citronensäure trübt
< das Bad unter Ausscheidung von Silbernitrat (s. S. 18). Weinsäure erreicht nicht die
eonservirende Wirkung der Citronensäure (Hübl).
Durch aufeinanderfolgendes Silbern von chloridhaltigen Papieren
(Arrow -root-, Harzpapier u. s. w.) wird dem Silberbade beim Gebrauche
Silbernitrat entzogen (s. S. 27 und 107), weshalb dasselbe silberärmer wird.
Man fügt deshalb eine concentrirte Lösung von Silbernitrat zur Verstärkung
i des Bades zu, und zwar pro Bogen (50X60 cm) gesilberten Papieres
10 ccm einer Lösung von 24 Thl. Silbernitrat, 8 Thl. Citronensäure und
j 100 Thl. Wasser, oder man misst das in Gebrauch genommene Volumen
Silberbad und ergänzt es nach Maassgabe des verbrauchten Bades mit
I dieser concentrirten Siiberlösung auf das ursprüngliche Volumen.
; Ammoniakalische Silberbäder (Silbernitrat mit Ammoniak bis zur Wieder-
auflösung des anfangs entstandenen braunen Niederschlages von Silberoxyd, d. s sogen.
Silberoxyd- Ammoniakbäder) geben mit gesalzenen Papieren brillantere Copien; auch
wird die Empfindlichkeit gesteigert. Leider greift die ammoniakalische Flüssigkeit
f die Bildschicht stärker an als neutrale oder saure Bäder, so dass die Silberbäder mit
organischen Substanzen bald verunreinigt und bald dunkelbraun werden. Auch wird
die Chlorsilberschicht selbst durch Ammoniak angegriffen, und es entstehen weissliehe
Flecken (Hübl). Weniger gefährlich sind die halb ammoniakalischen Bäder, welche
i| Hardwich (s. S. 18) verschlug, am besten ist es aber wohl, den ammoniakalischen
Zustand des Papieres durch Eäucherung herbeizuführen.
' III. Harzpapier.
I Es wurden bereits in den sechziger Jahren Versuche gemacht,
durch Imprägniren des Papieres mit Harzen und bei gemengten
> Chlorsalzen brillante Bilder mittels des Silber -Bade Verfahrens zu er-
[ zielen. Die leitende Idee hierbei liegt in der Absicht, die Papierporen
! durch verstärkte „Harzleimung“ zu verstopfen und dabei eine Art der
„Harzleimung“ zu wählen, welche besser geschlossene Flächen liefert
, als die Arrow- root- oder Gelatineleimung. Hierzu versuchte man anfäng-
I lieh rein alkoholische, chloridhaltige Harzlösungen ^), welche mit Glanz
ein trocknen, ohne jedoch den Glanz des Doppel -Albumin papieres zu
( 1) Bertrand mischte 5 g Chlorcalcium, 20 g Benzoeharz und 100 ccm Alkohol,
womit das gespannte Papier bestrichen wurde (Phot. Archiv 1863. S. 66). — Glover
I löste Chlorzink mit Weihrauch und Mastix in Aether und Alkohol (Phot. Archiv 1863.
S. 90), während Cooper eine ähnliche Harzmischung nebst Chlorealcium in Alkohol
' löste (Abney, Instruction of Phot. 1884. S. 209).
1
112
Vierter Theil. Neuntes CapiteL
erreichen; die damit überzogenen Papiere wurden auf einem Silberbade
sensibilisirt und analog wie Arrow- root-Papier behandelt. Eeine Harz-
papiere haben sieb nicht eingebürgert, weil sie sich schwierig silbern
und tonen lassen und leicht brüchig werden. Auch die von Taylor (1866)
angegebene Präparation mit wässeriger Schellack-, Borax- oder Natrium-
pbospbatlösung bat sich nicht bewährt.
Dagegen gibt eine gemischte Präparation von Harz mit
Gelatine oder Stärke (Arrow-root) vortreffliche Eesultate;
derartige Papiere sind mit Platin- oder Gold-Platintonung sehr beliebt
geworden und haben in neuerer Zeit, wegen der grösseren Brillanz der
Copien und der Möglichkeit, tief platinschwarze Bilder („Silberplatin-
bilder“) von guter Bild Wirkung leicht hersteilen zu können, grosse
Verbreitung gefunden; sie sind sowohl in bloss gesalzenem, als auch
haltbar gesilbertem Zustande Handelsproduct geworden (Dr. Just in
Wien, Dr. Hesekiel in Berlin u. A.)
Der Erste, welcher dieses Verfahren angab, dürfte Cooper in den
achtziger Jahren gewesen sein^), welcher fünfprocentige, wässerige, warme
Gelatinelösung mit gleichen Theilen einer alkoholischen Schellacklösung
(15:100) mischte, wobei sich das Harz milchig ausscheidet und eine
Harz -Emulsion bildete, womit Papier überzogen wurde; nach dem
Trocknen wurde durch Baden in einem Gemische von Chlorammonium
und Magnesialactat (= milchsaure Magnesia) gesalzen, getrocknet und
im Silberbade sensibilisirt. — E. Valenta arbeitete, unter Verwendung
von ammoniakalischer Kolophoniumlösung und Gelatine, welcher sofort
Chlorammonium zugesetzt wurde, an der k. k. Graphischen Lehr- und
Versuchsanstalt in Wien das Harz-Gelatineverfahren 1891 zu einem
leistungsfähigen, den modernen Anforderungen entsprechenden Verfahren
aus^), und Baron A. v. HübH) combinirte (1896) ammoniakalische
Schellacklösung mit Stärkekleister (Arrow-root).
Harzpapiere eignen sich besonders für glanzlose Copien in platin-
schwarzer Färbung für jede Gattung von Eohpapier, besonders aber für
1) Taylor löste 5 bis 8 Tbl. Sebellack, 4 Tbl. Borax oder Natriumpbospbat in
100 Tbl. Wasser oder misebte diese Salze (z. B. 45 Tbl. Sebellack, 20 Tbl. Borax,
4 Tbl. Natriumpbospbat, 600 Tbl. Wasser in der Siedebitze gelöst) s. Yearbook of Pbot.
for 1867; Pbot. Corresp. 1874. S. 91; Pbot. Mittb. Bd. 3, S. 130. Dieses Copir-
verfabren wurde 1879 in Pbot. News und Bull. Assoe. Beige Pbot. Bd. 6, S. 498 ohne
Quellenangabe naebgedruekt. — Aebulicbe Vorsebriften s. Eder’s Jabrbueb f. Pbot.
f. 1894. S. 428.
2) Abney, Instruction of. Pbot. 1884. S. 209 und 217.
3) Pbot. Corresp. 1891. S. 564; Eder’s Jabrbueb f. Pbot. f. 1892. S. 433.
4) Hübl, Der Silberdruek auf Salzpapier. 1896. S. 78.
Mattpapiere mittels Silber -Badeverfahrens. 4rrow-root- Papier ii. s. w. H3
grobkörnige Papiere. Die Harz-Arrow-root-Mischung lässt sich besser
streichen als die Harz -Gelatinemischung, bei welcher letzteren man
Schwimmenlassen ’izu Hilfe nehmen muss.
A. Darstellung von Harz -Gelatinepapier nach. E. Valenta.
Man löst 4 g lichtes französisches Kolophonium, welches hinterher
nicht nachdunkelt, in heissem, verdünntem Ammoniak, was man am besten
in der Weise vornimmt, dass man etwas Wasser in einer Porzellan-
schale zum Kochen erhitzt, etwas Ammoniak zufügt und unter Umrühren
das gepulverte Kolophonium einträgt. Die klare Harzlösung wird mit
3 bis 4 g Gelatine, welche zuvor in Wasser gequollen war, gemischt
und, wenn diese gelöst ist, 10 g Chlorammonium, gelöst in 100 ccm
Wasser, eingetragen, worauf man mit destillirtem Wasser auf das Volumen
von 1 Liter bringt. Dann neutralisirt man vorsichtig mit verdünnter
Salzsäure und setzt schliesslich eine concentrirte Lösung von Citronen-
säure bis zur stark sauren Eeaction zu. Das Harz wird durch die Säure
in fein vertheiltem, milchigem Zustande ausgeschieden, und die Flüssigkeit
kann nun zum Präpariren von Eivespapier verwendet werden.
Das Eohpapier wird mit der warmen Flüssigkeit mittels eines
Schwammes befeuchtet, hierauf auf der warmen Lösung circa 3 Minuten
lang schwimmen gelassen und zum Trocknen mittels Klammern an
|l Schnüre gehängt.
j Zum Sensibilisiren dient eine zwölfprocentige Silberlösung (2 bis
I 3 Minuten lang), wonach man trocknet, mit Ammoniakdämpfen
j räuchert (s. S. 78) und copirt.
i* Eöthlichbraune Bilder erhält man, wenn man die Copien (ohne
sie zu vergolden) in einem sauren Fixirbade (100 ccm Fixirbad 1:10
mit 10 ccm gesättigter saurer Natriumsulfitlösung) fixirt.
Yiolettschwarze oder purpurbraune Bilder werden durch
schwaches Vergolden im Borax- Goldbade oder Acetatbade (s. S. 50
I und 51) erhalten.
! Ammoniakräucherung ist auch für Harzpapiere von grossem
Nutzen, wenn man dieselben mit Goldbädern blauschwarz oder purpur-
violett tonen will; combinirte Gold -Platinbäder geben hübsche neutral-
schwarze Copien. Valenta empfiehlt die Ammoniakräucherung für
sein oben beschriebenes Harzpapier (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1892.
S. 435).
Schwarze Bilder (platinartig) erzielt man durch Behandeln der
Copien im Gold-Platinhade (s. S. 65). — Für Platinirung allein
sind citronensaure Silberbäder zu empfehlen (s. S. 62).
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
ii
8
114
Vierter Theil. Neuntes Capitel.
B. Darstellung von Harz- Arrow -root- Papier nach HübU).
Es werden 2^2 g Arrow-root und 100 ccm Wasser zum Kochen
erhitzt und zu dem Kleister 20 ccm einer Lösung von 2 Thl. weissem
gebleichten Schellack in 100 Thl. Ammoniak zugesetzt und dann 2^2 g
Kochsalz eingetragen. Der Kleister wird durch Mousselin filtrirt und
mittels Pinsels oder Bürste auf Papier aufgetragen. — Als Silberbad
dient eine Lösung von 120 g Silbernitrat, 1000 ccm Wasser und 80 g
Gitronensäure. — Man trocknet das gesilberte Papier; jedoch darf es
nicht scharf getrocknet sein, sondern soll noch etwas Feuchtigkeit ent-
halten. Die kräftig copirten Papiere werden gut gewässert und ins
Platinbad gebracht. Das Platintonbad wird am besten etwas warm
(30 bis 35 Grad 0.) verwendet, z. B. lg Kaliumplatinchlorör, 500 ccm
Wasser, 25 Tropfen Salpetersäure, 8 g Kochsalz. Arbeitet das Bad
langsam, so vermehrt man den Zusatz an Platinsalz oder macht es
wärmer; schliesslich wird gewaschen und durch 10 Minuten im Fixir-
bade (1:10) fixirt.
Sehr schön tiefschwarze Töne erhält man mittels der Gold-Platin-
tonung (s. S. 65).
C. Harzpräparation von Japanpapier.
Zur Präparation von echt japanischem Papier (in Japan „Usayo“ und „Gampi“
benannt) wird eine gemischte Lösung von 5 g Chlorammonium, 24 g Gelatine in
480 ccm Wasser und 120 ccm einer alkoholischen Sandaraklösung (1:10) empfohlen.
Damit wird das Papier geleimt und mit einer nach Hardwich’s Methode (s. S. 18)
halb ammoniakalischen Silberlösung (1:10) oder einem anderen Silberbade sensibilisirt.
Gold- und Pixirbäder sollen ziemlich schwach sein. Das Japanpapier faltet sieh leicht
beim Trocknen und wird deshalb auf Holzrähmchen aufgenadelt (Photo - Gazette 1897.
S. 195).
IV. Albumiii-Arrow-root-Papier. Alhumin- Mattpapier.
Beine Albuminpapiere geben in der Eegel glänzende Bildschichten,
welche das Platintonbad nur schlecht annehmen und deshalb zur Er-
zeugung von matten, platin schwarzen Bildern nicht geeignet sind. Es
ist daher zweckmässig, das Albumin mit indifferenten Körpern zu mischen,
und als solcher empfiehlt sich besonders Arrow-root, weil es am wenigsten
Tendenz zur Bildung glänzender Schichten hat und leicht in den Ton-
bädern zu behandeln ist.
Albumin-Mattpapier kam schon 1863 in den Handel^), ver-
schwand aber wieder vom Markte, weil man damals an glanzlosen Copien
wenig Geschmack fand und die Erzielung der für derartige Papiere
1) Nach Eder’s Eeccpte und Tabellen. 4. Anfl. 1896. S. 45.
2) Phot. Archiv 1863. S. 14.
Mattpapiere mittels Silber -Badeverfahrens. Arrovr-root- Papier u. s. w. H5
besonders gefälligen schwarzen Platintöne erst später bekannt wurde.
Mehrere Jahre später versuchte Jeanrenaud^) Mischungen von Gummi,
Eiweiss und Ammoniak für Mattpapiere. Die besten Eesultate bei der Her-
stellung von Albumin -Mattpapieren liefert Baron Hübl’s Methode (1895)
mit Albumin- Arrow-root 2), welches zu schwarzen Bildern mit Platintonung
sehr gut geeignet ist, während es Goldbäder nur schwierig annimmt ^).
Man schlägt Hühnereiweiss zu Schnee, lässt 24 Stunden stehen und
seiht die Flüssigkeit durch feinen Mousselin. 50 ccm derartigen flüssigen
Albumins werden mit 50 ccm zweiprocentigen Arrow -root- Kleisters (für
sich allein gekocht, dann abgekühlt) und 2 g Kochsalz gemischt. Das
Papier wird mit Heftnägeln auf ein Brett befestigt, in die Mitte die
Lösung gegossen, mittels eines breiten Pinsels vertheilt und mit einem
zweiten trockenen Pinsel (sogen. Vertreiber) oder einer weichen Bürste so
lange behandelt, bis jeder Glanz verschwunden ist. Dann wird der Bogen
an zwei Ecken mittels Klammern frei zum Trocknen aufgehängt. (Grob-
körnige Papiere erfordern eine vorherige Leimung mit Gelatine, s. S. 98).
Silberbad: 1000 ccm Wasser, 120 g Silbernitrat und 15 g Citronen-
säure. Die gesilberten Papiere sollen keineswegs scharf getrocknet
werden, sondern etwas Feuchtigkeit (ohne nass zu sein! sonst entstehen
Silberflecken an den Matrizen !) enthalten, damit sie brillant mit tief roth-
brauner Farbe copiren. Eäuchern mit Ammoniak ist nachtheilig, wenn
man im Platinbade tont. Als Platinbad kann eine erwärmte neutrale
Lösung von 1 Thl. Kaliumplatinehlorür, 10 Thl. Chlornatrium und
1000 Thl. Wasser dienen.
V. Casein.
lieber Papiere mit Case'm - Präparation liegen Versuebe vorO- Bas Casein
(Käsestoffj wird aus der Milch durch Säuren ausgeschieden (Gerinnen der Milch);
es löst sich in Alkalien zu klarer Flüssigkeit, welche zu einer hornartigen Masse
eintrocknet. Mit Silbernitrat bildet sieh unlösliches Silbercasein (analog dem Silber-
albuminat). Zur Herstellung eines für photographische Zwecke brauchbaren Caseins
zerreibt man frischen Quark (Topfen) mit Alkohol zu Brei, presst durch ein Tuch
die Flüssigkeit ab, verreibt die rückständige Masse mit Alkohol -Aether (1:1), presst
wieder ab, wäscht mit Aether nach und lässt trocknen. Zum Gebrauche verrührt
man 10 Thl. des Pulvers mit 100 ccm Wasser und fügt 2 ccm Ammoniak unter
Erwärmen zu. Die Lösung kann mit Chloriden versetzt, zur Herstellung von Matt-
Badepapier oder von Casein -Arrow -root -Papier (nach Art von Albumin - Mattpapier)
verwendet werden (Hübl).
1) Phot. Archiv 1870. S. 236.
2) Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S. 509. — Hübl’s Silberdruck auf Salz-
papier. 1896. S. 81.
3) Neutral gesilbert nehmen die Albumin -Mattpapiere das Goldbad gut, das
Platinbad schlecht an; mit citronensauren Silberbädern verhält es sieh umgekehrt.
4) Vergl. auch Wilde, Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 515.
8*
i
116
Vierter Theil. Neuntes Capitel.
Salz-, Arrow- root-, Harzpapier u. s. w. nehnren das Ehodangoldbad
(vor dem Fixiren) sehr leicht an und geben blauviolette bis violett-
schwarze Töne; dies gilt vom einfachen Ehodanbade (s. S. 54), sowie vom
Bühler’schen Goldrhodanürbade (s. S. 56), welches rasch blauschwarze
Töne gibt (auch ohne vorhergehende Ammoniakräucherung); jedoch
muss man diese Bäder verdünnt anwenden.
YI. Tergolden der Salzpapiere (Arrow -root-, Grelatine-,
Harzpapiere) zur Erzielung violett- his blauschwarzer Töne. —
Platintonung.
Die Papiere (am besten mit Ammoniak geräucherte) werden kräftig
copirt, mit Wasser während einiger Minuten mehrmals gewaschen und
dann in eines der für Albuminpapier gebräuchlichen Goldbäder gebracht,
z. B. in ein Boraxgoldbad [2 ccm Chlorgoldlösung (1:50), 100 ccm einer
einprocentigen Boraxlösung].
Vor dem Vergolden darf man die Papiere nicht gar zu lange
(3 Minuten) waschen, weil die Oberfläche des Papiers nicht so hart wie
bei Albuminpapier ist.
Bilder auf Salzpapier oder Arrow -root -Papier vergolden schneller als
Eiweissbilder. Man benutzt deshalb schwächere Goldbäder als für Albumin-
papier, z. B. wird eines der unten angegebenen Goldbäder mit gleichen
Theilen Wasser verdünnt, oder man vergoldet diese Bilder in Goldbädern, in
denen die Albuminbilder getont und die Bäder theilweise erschöpft waren.
Das frische Goldbad gibt mit Arrow-root-Papier leichter schiefer-
graue Töne ohne Kraft; das schon gebrauchte wirkt langsamer und
deshalb schöner. Lässt man die Abdrücke mit der Bildseite nach oben
im Goldbade schwimmen, so wird der Ton dadurch kräftiger (Liesegang).
Um braunschwarze Töne zu erhalten, benutzt man entweder erwärmte
neutrale Platinbäder (s. S. 62) oder phosphorsaure Platinbäder (siehe
S. 63), welche letzteren mit allen Arrow-root-Papieren mehr sepiabraune
Töne geben; ferner sind combinirte Gold -Platintonbäder anwendbar.
VII. Fixiren.
Fixirt wird mittels Fixirnatrons 1:10 (wie bei Albuminbildern),
dann gewaschen und getrocknet.
Auffallend ist die Erscheinung, dass diese Papierbilder durch be-
schleunigtes Trocknen einen wärmeren Farbenton erhalten. Der Einfluss
des raschen Trocknens der Papierbilder in der Nähe eines Feuers war
schon Guillot-Saguer ^), sowie De Brebisson^) bekannt.
1) Compt. rend. 1847. Bd. 25, S. 633.
2) Horn’s Phot. Joum. 1854. Bd. 2, S. 47.
Mattpapiere mittels Silber -Badeverfahreus. Arrow -root- Papier u. s. w. Ü7
VIII. Fertigmachen der Salzpapicre und analoger Mattpapiere.
Man kann die* fertigen Bilder aufcachiren, satiniren und glanzlos
belassen. Jedoch kann man diese stumpfen Bilder mit Glanzwachs
(Gerat, s. weiter unten) einreiben, oder sie gelatiniren oder firnissen;
in allen Fällen gewinnen dann die Bilder an Tiefe.
Erster Anhang. Photographie auf Zeug u. s. w.
Die Herstellung von Photographien auf Seide, Zeug aller Art u. s. w. kann
nach denselben Principien erfolgen, wie sie bei den Auseopirpapieren Geltung haben.
Gut bewährt haben sieh Präparationen mit isländischem Moos. An der k. k.
Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien wird die Seide in einem durch Leinwand
geseihten Absud von 600 Thl. Wasser, 4 Thl. weissem isländischen Moos (besser ist
übrigens eine unter dem Namen irländisches Moos im Handel vorkommende Sorte)
und 4 Thl. Kochsalz gebadet und darin während einer Stunde belassen, dann durch
Aufliängeu getrocknet und gebügelt (geplättet). Sensibilisirt wird durch Einlegen in
Silbernitratlösung 1 :2b während einer Minute, wonach man trocknet, während 10 Minuten
Ammoniakdämpfen aussetzt und wieder bügelt. Die Copien werden wie Albumin-
papier behandelt, d. h. gewaschen, im Natriumaeetat- Boraxbade (s. S. 51) vergoldet,
fixirt, gewaschen und schliesslich mit zweiprocentiger Gelatinelösung appretirt").
Sehr gute, haltbar gesilberte Seide und Zeug, wie dies von Dr. Cobenzl (Fabrik
der Farbwerke von Meister Lucius & Brüning in Höchst a. M.) erzeugt und
nach dem Princip der Dauerpapiere (s. S. 110) sensibilisirt wird, lassen sich im
Rhodangoldbade leicht tonen **).
Zweiter Aiiliaiig. Bleichen von Photographien. —
TJcherzichen von Silbcrhildcrn mit Tusche und Ausbleichen
ei’sterer. — Zauberphotographien. — Kauchbilder.
Das Ausbleichen von nicht vergoldeten Silberbildern kann durch verschiedene
Zerstörungsmittel des Silberniedersehlages geschehen, welche bereits auf S. 29 erwähnt
wurden. Man bezweckt mit dieser Zerstörung oder Ausbleichen des Silberbildes
verschiedenes.
1. Ueberzeiehnen von Salzpapier- (oder Bromsilber-) Copien mittels
Tusche und nachheriges Ausbleiehen für Eeproduetionszwecke (Cliches für
1) Man überzieht mit einer warmen siebenproeentigen Gelatinelösung (oder
starken Gummiarabicumlösung), lässt abrinnen, trocknet und trägt dann weingeistigen
Firniss, z. B. Negativlack auf. Dieser Vorgang wurde von Constant empfohlen,
ferner von Simpson (Phot. Mitth. 1869. Bd. 5, S. 307) u. A. Mitunter erscheinen die
Bilder nach dem Firnissen fleckig, was jedoch verschwindet, wenn man sie ziemlich
stark erwärmt.
2) Andere Angaben über derartige Verfahren auf Seide s. Cooper (Phot.
Archiv 1866. Bd. 7, S. 222), ferner Phot. Archiv 1885. S. 287, 1892. S. 122; Phot
Wochenbl. 1891. S. 150 und 165, 1892. S. 69; Phot. Mitth. Bd. 33, S. 80; Cooper,
Phot News. 1864. S. 335 und 1866. S. 189; Cooper, Brii Journ. of Phot 1862.
S. 444. — Auch das sogen. Harzverfahren wurde vielfach auf Seide und Zeug probirt
(s. Eder’s Jahrbuch f. Phot f. 1897. S. 435).
3) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897. S. 435.
118
Vierter Theil. Neuntes Capitel.
Zeituugsdruck). Eine fixirte, jedoch nicht vergoldete Photographie auf Arrow -root-
oder Harzpapier wird mittels einer Feder und chinesischer Tusche überzeichnet und
nach dem Trocknen in eine Lösung von 100 ccm Fixirnatron (circa 1:8), welche
unmittelbar vor dem Gebrauche mit 10 bis 15 ccm einer Lösung von rothem Blut-
laugensalz (1:10) versetzt worden war, gelegt; das Silberbild verschwindet rasch und
gänzlich und lässt die Tusehzeichnung zurück; man wäscht mit Wasser (ohne die
Tuschzeichnung mechanisch zu verletzen!) und trocknet. — Aehnlich wirkt
eine vierprocentige, mit etwas Jodtinctur versetzte Cyankaliumlösung ^), wogegen Queck-
silberchloridlösungen weniger präcis wirken. — Die schwarz auf weissem Grunde
zurückbleibende Federzeichnung wird wie üblich aufgenommen und zur Cliche-
Erzeugung verarbeitet.
2. Eauchbilder, d. s. gebleichte Silberphotographien, welche durch Einwirkung
von Tabakrauch sich bräunen und dadurch sichtbar werden, erzeugt man aus un-
vergoldetem Salzpapier. Am besten dient hierfür reines Eivespapier, welches (ohne
Benutzung von Arrow -root) mit einer zehnprocentigen Lösung von Chlorammonium
gesalzen, getrocknet und in einem zehnprocentigen Silberbade sensibilisnt wurde.
Die Copien wurden wie gewöhnlich fixirt und gewaschen, dann in eine gesättigte
Lösung Quecksilberchlorid in Wasser gelegt, worin das Bild rasch ausbleicht (Bildung
von weissem Chlorsilber und Quecksilberchlorür), man spült wieder ab und trocknet.
Ammoniakdämpfe, sowie der an Ammoniak reiche Tabakrauch^) bräunen das Bild.
3. Zauberphotographien. Die nach der soeben beschriebenen Art mittels
Quecksilberchlorid gebleichten Silberbilder können (anstatt mittels Ammoniakdämpfen)
auch mittels wässeriger Lösungen, z. B. mittels einer Lösung von Fixirnatron oder
Natriumsulfit oder Alkalien, mit brauner Farbe zum Vorschein gebracht werden. Der-
artige Bilder wurden (nebst Fixirnatron) vor vielen Jahren '*) als Spielzeug unter dem
Namen „Zauberphotographien“ in den Handel gebracht und tauchen in neuerer Zeit
wieder auf, indem mit Fixirnatron getränktes Fliesspapier, welches in befeuchtetem
Zustande auf die mit Quecksilberchlorid gebleichten Photographien gelegt, als „Ent-
wicklungspapier“ beigegeben wurde.
1) Vergl. Abschwächer für nasse Collodionplatten. Bd. H dieses Handbuchs.
2) Die Eauchbilder und damit versehene Cigarrenspitzen hatte zuerst Grüne in
Berlin eingeführt (Phot. Archiv 1867. S. 409).
3) Die Zauberphotographien wurden von E. Grüne in Berlin im Jahre 1866
eingeführt (Phot. Archiv 1866. S. 141, 173, 227, 432; Phot. Corresp. 1866. S. 133;
Phot. Mitth. Bd. 3, S. 6, 77 und 99); die Erfindung dieser Methode ist jedoch viel
älter und bis auf Herschel in die vierziger Jahre zurückzuführen (K. de Eoth, Phot.
Archiv 1867. S. 58).
ZEHNTES CAPITEL.
ALBUMINPAPIEE.
Unter dem Namen Albumin verstellt man eine Gruppe von tbierischen
oder auch, vegetabilischen Substanzen, wovon als Typus das Eiweiss
(Albumin) aus Hühnereiern zu betrachten ist. Zur Fabrikation von
„Albuminpapier“ wird Stets frisches, flüssiges Hühnereiweiss benutzt;
Versuche, das getrocknete Hühnereiweiss oder Blutalbumin hierfür zu
verwenden, haben bisher noch zu keinem befriedigenden Eesultate geführt.
Das Eiweiss in den Eiern ist in ein Pächerwerk von feinen Membranen
eingeschlossen. Durch Schlagen des Weissen der Eier werden die
Membranen zerrissen, und das Eiweiss kann sich in Wasser auf lösen.
Wässeriges Eiweiss gerinnt beim Erhitzen auf ungefähr 65 Grad 0. bis
80 Grad 0.; getrocknetes Eiweiss kann jedoch wesentlich höher erhitzt
werden, ohne unlöslich zu werden. Durch viele Metallsalze wird das
Eiweiss unlöslich ausgeschieden (coagulirt), z. B. durch Silberlösung,
Kupfer-, Cadmium-, Blei- und Quecksilbersalze. Die unlösliche Ver-
bindung, welche durch Vermischen von Silbernitrat mit Eiweiss entsteht,
nennt man Silber albuminat; dasselbe ist eine weisse, in Wasser unlös-
liche Masse von der Formel C'72iTii2A^i8'S'022 -^9 OH, welche sich im
Liebte dunkel färbt. Das Albuminpapier enthält nach dem Sensibilisiren
auf dem Silberbade einen unlöslichen üeberzug von Silberalbuminat,
welcher je nach seiner Herstellung mehr oder weniger starken Glanz
besitzt und Copien von grosser Feinheit, Brillanz und schönem Farben-
tone gibt.
Das Oopirverfahren auf Albuminpapier, mit seinen glänzenden, warm-
braun bis violettschwarz gefärbten Bildern, war während der sechziger
bis neunziger Jahre in der Photographie am meisten angewandt. Dann
wurden Oelloidin- und Aristopapiere immer beliebter, da deren Glanz
beliebig regulirt werden konnte (Glanz- und Mattpapier) und sie in
fertig gesilbertem Zustande auf den Markt kamen. Es lässt sich nicht
leugnen, dass die Anwendung von Albuminpapier in der Praxis relativ
zurücktritt und nur mehr für den Berufsphotographen von Belang ist.
I
120 Vierter Theil. Zehntes Capitel.
weil die Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit und mechanische Ver-
letzung günstiger als bei den meisten Emulsionspapieren ist, jedoch ist
die Haltbarkeit gegen Vergilben nicht sehr befriedigend.
In neuerer Zeit wird die Fabrikation der Emulsionspapiere fort-
während verbessert, und das Albuminpapier hat steigende Ooncurrenz
zu erleiden. Wenn auch die Bedeutung des Albuminpapieres für die
Photographie nicht mehr von jener Grösse ist, wie vor Jahren, so
repräsentirt seine Fabrikation dennoch eine bedeutende Industrie, welche
den Hauptsitz in Deutschland hat^), während Oesterreich^), Frankreich
und andere Länder weniger davon produciren, sondern aus Deutschland
viel importiren.
Als Eohpapier dient in der Eegel 8 Kilo- oder 10 Kilopapier von Eives
(46X58 cm); stärkeres Papier hat nur dann einen Vortheil, wenn die Bilder auf
schwarzen Carton aufgeklebt werden sollen, weil bei dünnerem Papier die schwarze
Farbe der Unterlage durehschimmert und die Weissen der Bilder schädigt; sonst ist
das dünnere Papier günstiger, weil es leichter sieh auswäseht und weniger zu Blasen-
bildung beim Pixiren neigt. Grössere Formate werden auf stärkerem Papier (12, 13 Kilo-
papier bis 20 Kilopapier, im Formate 58X92 cm, d. i. sogen. Doppelformat, oder
65X82 cm, oder vierfaches Format auf 39 Kilopapier, 92X116 cm) hergestellt; die
kleineren Formate werden ringsum circa 1 cm weit beschnitten, die grösseren aber
unbeschnitten geliefert. (NB. Die Gewichte der Papiere gelten pro 500 Bogen.)
Die Albuminpapiere des Handels theilt man in zwei Sorten, nämlich einfach
albuminirtes und doppelt albuminirtes Papier, je nachdem es ein- oder
zweimal mit Eiweiss überzogen wurde®). Das Erstere wird fast gar nicht mehr ver-
wendet, sondern fast ausschliesslich doppelt albuminirtes Papier, welchem sehr ver-
schiedene Namen von den betreffenden Fabriken beigelegt werden (Brillant-,
Emailpapier u. s. w.).
Papiere mit starker Eiweisschicht haben hohen Glanz, glatte Oberfläche und
geben brillante Drucke; zugleich vergolden sie schwerer als schwach albuminirte
Papiere und sind dem Springen der Schicht viel mehr ausgesetzt.
In den Handel kommt Papier von I. und II. Qualität, welche letztere sich ins-
besondere durch Präparationsfehler (üngleichmässigkeiten , Bläschen u. s. w. in der
Schicht), seltener durch minderwerthiges Eohpapier, von der I. Qualität unterscheidet.
Das Albuminpapier ist unansehnlich, sogar in reinem Zustand schwach gelblich,
weshalb sogar weiss es Albuminpapier schwach gebläut werden muss. Die gangbarsten
Sorten sind aber Eosa (in vier Nuancen) und Blauviolett (Mauve, Violett, Blau, Blau-
pensee), jedoch auch bläuliche und andere Nuancen.
Die Albuminpapiere müssen viel stärker gefärbt sein, als die endgültigen Bilder
erscheinen sollen, weil der grösste Theil der Farbe durch die Einwirkung der photo-
graphischen Bäder ausgewaschen wird und nur eine Spur zurückbleibt.
1) Deutsche Fabriken von Albuminpapier sind: Die Dresdener Albumiu-
papierfabrik-Actiengesellschaft (Dresden N.), die „Vereinigten Fabriken
photographischer Papiere“ in Dresden-A., J. Formstecher in Offenbach a. M.,
Trapp & Münch in Friedberg bei Frankfurt a. M., F. Dyk & Co. in Aachen u A.
2) Fabrik von Dr. E. A. Just in Wien (üntermeidling).
3) Ein dreimaliges Ueberziehen des Papieres mit Albumin ist unthuulich.
Albumiupapier.
121
I. Fabrikation des Albnminpapieres.
Es wird Eives- oder Steinbaclipapier mit einer Miscbiing von Eieralbumin
mit etwas Chlorid in geeigneter Weise überzogen.
Man verwendet frische Eier^), wovon ungefähr drei Dutzend für 1 Liter Eiweiss
gebraucht werden ; für 500 Bogen Papier sind durchschnittlich 9 Liter Eiweiss nöthig^).
Die Eier werden geöffnet, das Eiweiss vom Dotter getrennt, letzteres mit Salz
conservirt und zu anderen technischen Zwecken (Lederfabrikation u. s. w.) verwendet,
während das Eiweiss zu Schaum
geschlagen wird. Pig. 43 zeigt das
Trennen des Eiweisses vom Eigelb
und Fig. 44 das Schlagen“) des
Eiweisses zu Schaum mittels durch
Dampfkraft in Eotation versetzter
Trommeln, wie es in der Dresdener
Albuminpapierfabrik geschieht.
Dann kommt es in grosse Gefässe,
wo es längere Zeit (2 bis 3 Tage)
steht, bis das Eiweiss wieder flüssig
geworden ist. Albuminflüssigkeit
ist sehr schleimig und läuft schwie-
rig durch Papierfilter, muss daher
durch Stehenlassen in hohen Ge-
fässen geklärt werden — Manche
Fabriken verwenden das Eiweiss,
sowie es geklärt ist (z. B. die
Albuminpapierfabrik von Trapp
in Friedberg bei Frankfurt a. M.,
Privatmittheilung), während andere
das Eiweiss erst nach einer Woche
oder später gebrauchen, bis es eine
Art Fäulniss oder Gährungsproeess
erleidet, übelriechend wird, aber
dann mehr Glanz gibt“^), das Silber-
bad nicht so bald durch Bräunung
verunreinigen soll, als frisches Ei-
weiss, und leichter vergolden soll;
„gegohrenes“ Eiweiss ertheilt den
Papieren einen unangenehmen Geruch, was keineswegs als Zeichen von Verderbniss
aufzufassen ist.
In der Dresdener Albuminfabrik z. B. wird das Eiweiss stets einem
„Gährungsproeess“ unterzogen (Privatmittheilung), und zwar geschieht dies in hohen
Gefässen in der Gährstube (Pig. 45), worin es eine Eeihe von Tagen bleibt; während
dieser Zeit scheiden sich Hahnentritt und das Zellengewebe vollständig aus. Ist die
Fig. 43. Trennung des Eiweisses vom Eigelb.
Eig. 41. Schlagen des Albumins zu Schaum.
1) Kalk-Eier sind hierfür wenig empfehlenswerth (Hughes, Kreutzer’s Zeitsehr.
f. Phot. 1861. Bd. 4. S. 117).
2) Phot. Woehenbl. 1881. S. 246; Brit. Journ. Phot. 1884. S. 368.
3) Auch beschrieben in „The Photogram“,
4) Hughes, Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot. 1861. Bd. 4, S. 117.
122
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
Gährungszeit vorüber, so wird das Eiweiss zum zweiten Male (in der Eegel mit der
Hand durch Schlagen mit Besen) zu Schaum geschlagen, wodurch eine weitere Eeinigung
desselben erfolgt. Das geklärte und gereinigte Eiweiss wird nunmehr mit den Chlor-
salzen und Farben versetzt, durch grobporige Filter filtrirt (Schwamm u. s. w.), und
ist zum Aufträgen auf Papier bereit.
Die Zusammensetzung der Eiweissmisehung ist von grossem Einfluss auf das
Endresultat. Man benutzt als Chlorid meistens Chlorammonium oder Chlornatrium;
seltener wird Chlorbaryum em-
pfohlen. Die QuaEtät des Chlorides
ist jedoch auf das Verhalten der
Albuminpapiere von viel geringerem
Einfluss^) als die Quantität des-
selben.
Albumin mit gi’ossem Gehalt
an Chlorid ist empflndlicher und
gibt weichere Copien; mit wenig
Chlorid Uefert es langsamer, aber
brillanter copirendes Papier. Man
fügt auf 100 Thl. flüssiges Eiweiss
1 bis 3 Thl. Chlorid ®) zu ; gegen-
Fig. 45. Eaum zum Faulen des Albumins. bärtig beträgt der Salzgehalt ge-
wöhnlich Proeent.
Ueberziehen von Papier kann eine
Zur Herstellung von Albuminlösungen zum
der hier angegebenen Vorschriften dienen:
Hardwich
Nach:
Abney Kleffel Liesegang
I
H
HI
IV V
Eiweiss
72 ccm
100 ccm
72 Thl.
900 Thl. 800 Thl.
Wasser
24 „
—
22 „
300 „ 200 „
Chlorammonium . .
2 g
1 — 1,6 g
1-2 „
18 „ 15—20 „
Chlornatrium . . .
—
—
—
7 «
Weingeist ....
—
—
2% „
50 „ -
Vergl. Hardwich,
Manual
d. Phot. Chem. 1863; Abney, Instruction in Phot.
1884. S. 204; Kleffel,
Handbuch d. Phot.
1880. S. 282;
Liesegang, Der Silber-
druck. 1884. S. 11.
Die Vorschrift I macht das Präpariren der Schicht leichter möglich, weil die
Flüssigkeit nicht sehr dick ist; II gibt eine mehr firnissartige Oberfläche; nehmen die
1) Byte (Journ. Phot. Soc. London 1853. Bd. 1, S. 116). — Towler (Phot.
Archiv 1867. S. 127). — England (Phot. Archiv 1865. S. 143) mischt Chlorbaryum
mit Chlorammonium.
2) Hughes, Kreutzer’s Zeitsehr. f. Phot. 1861. Bd. 4, S. 117.
3) Anfang der sechziger Jahre salzte man ziemlich stark (2 bis 2V3 Proc. Chlor-
natrium) (Hughes, Kreutzer’s Zeitsehr. f. Phot. 1861. Bd. 4, S. 117; M. Byte,
ibid. 1862. Bd. 5, S. 4; Sutton, ibid. Bd. 5, S. 45). — Byte a. a. 0. und Pontiug
(Phot. Schwierigkeiten 1863. S. 50) geben an , dass der Chloridgehalt 2 Proc. nicht
übersteigen soll. — Seit den siebziger Jahren wird das schwach gesalzene Albumin-
papier mit Vorliebe erzeugt, weil man bei seiner Anwendung die Negative nicht so
kräftig zu verstärken braucht (H. W. Vogel, Lehrbuch d. Phot. 1878. S. 137).
Albuminpapier.
123
Papiere das Albumin nicht rasch an, so empfiehlt Hardwich Zusatz von etwas Wein-
geist, was auch Abney und Kleffel empfehlen und auch bei der Fabrikation von
Albuminpapier im Grossen geschieht.
Mitunter wird Zusatz von
etwas Essigsäure^) oder Oitro-
nensäure®) zum Eiweiss empfoh-
len, welche Zusätze dasselbe flüssiger
machen und die Haltbarkeit der
Papiere nach dem Silbern erhöhen;
Citrate, Tartrate in der Salzung
scheinen sich nicht bewährt zu
haben, noch weniger der Zusatz von
Bromsalzen (s. S. 22), welche
die Empfindlichkeit auf Kosten der
Brillanz und Schönheit der Farben-
töne der Copien erhöhen. Ammo-
niakzusatz zum Albumin ist un- T’ig. 46. Schwimmenlassea dos Papieres auf dom
günstig®). flüssigon Albumin.
Je geringer der Wasserzusatz
zum Albumin ist, desto grösser ist
der Glanz der Schicht, jedoch ist das
Ueberziehen des Papieres schwie-
riger; starke Verdünnung bewirkt
Abnahme des Glanzes^).
Zum Färben der Albumin-
mischung dient Anilinroth,
Methylviolett, Methylen-
blau oder andere Anilinfarben,
welche aber leider im Lichte bald
ausbleiehen ®).
Das Ueberziehen des
Papieres mit der Alb u min -
schiebt geschieht in einzelnen
Bogen, durch Sehwimmenlassen auf der in flache Tassen gegossenen Albuminmisehung.
Man muss sich vor der Bildung von Luftbläsehen sorgfältig in Acht nehmen, etwa vor-
Pig. 47. Satiniren des Albuminpapieres.
1) Empfohlen von Sutton (Kreutzer’s Zeitsehr. f. Phot. 1862. Bd. 5. S. 45),‘
dann von Homolatseh (Phot. Corresp. 1874. S. 78), welcher auf 1 Liter Eiweiss
circa 2 ccm Eisessig noch vor dem Schlagen zu Schaum und vor der Gährung zufügt.
2) Empfohlen von Hardwich (Phot. Archiv 1861. S. 57).
3) Davanne empfahl anfangs Ammoniakzusatz (Bull. Soe. fran?. 1857. S. 361), kam
aber später davon ab (Barreswil u. Davanne, Handb. d. Phot. Chemie. 1863. S. 310).
4) Verdünnt man gesalzenes Eiweiss mit gleichem Volumen entsprechend ver-
dünnter Chlorammoniumlösung, so erhält man Albuminpapier von geringem Glanz,
welches mehr schwarze Töne gibt (Brit. Journ. Phot. 1884. S. 401 ; Phot. Wochenbl.
1884. S. 252).
5) Eosenfarbiges Krapp - Papier, dessen Färbung beständiger ist und das um das
Jahr 1863 in den Handel kam (Phot. Mitth. Bd. 17. S. 17. S. 16 und Bd. 21, S. 206;
Phot. Archiv 1863. S. 13), hat sich nicht eingebürgert.
124
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
haudene Luftblasen lässt man durch ruhiges Stehen an die Plüssigkeitsoberfläche steigen
und streift sie mittels Löschpapier ab. Das Papier wird an zwei Ecken gefasst, nach
unten gebogen und auf die Flüssigkeit gelegt, die Mitte zuerst, dann allmählich die
beiden Ecken, ohne die Küekseite zu
benetzen ; nach 1 bis 2 Minuten hebt
man das Papier ab, lässt abtropfen,
sammelt den Ablauf und hängt
(sobald nichts mehr abtropft) auf
Stäben und Schnüren zum Trock-
nen auf (Fig. 46). Diese Operation
geschieht in mässig erwärmten
(35 Grad bis höchstens 50 Grad C.)
und gut ventilirteu Eäumen; das
rasche Trocknen ist zur Erzielung
von holiem Glanze erwünscht.
Die einmal albuminirten Pa-
piere werden zwischen polirteu Zink-
platten'unter hohem Drucke einer
Satiuirmaschine (zwisclieu Stahlwalzen) geglättet („satinirt“) (Fig. 47) und hierauf (zur
Darstellung von doppelt albuminirtem Papier) nochmals in derselben Weise mit Eiweiss
überzogen. Hierauf wird ein zweites Mal satinirt, das Papier einer Sortirung in erste
und zweite Wahl (Fig. 48) unterzogen, beschnitten, mit der Fabriksmarke versehen und
ist nun versaudtfertig.
II. Papier mit coagulirtcm Albumin
wird gegenwärtig nicht mehr erzeugt; man stellte es vor ungefähr 30 Jahren in der
Absicht her*), schwächere Silberbäder benutzen zu können, ohne dass die Albumin-
schicht in den Bädern sieh auf löst; schwache Silberbäder sind aber aus anderen
Gründen (Mangel an Brillanz und Tiefe der Schwärzen) nicht empfehleuswerth (s. unten),
und die jetzt allgemein üblichen starken Silberbäder coaguliren das Eiweiss ohnedies
vollkommen, folglich wurde die unsichere Manipulation des Coagulirens (Gerinnenlassen)
des Albumins aufgegeben.
III. Doppelseitig albnmiBirtes Papier
wurde versucht, um dem Papiere grössere Haltbarkeit zu ertheilen '^) , jedoch werden die
Waschoperatiouen erschwert u. s. w., so dass man derartige Fabrikationen eingestellt hat.
• IV. Aiifbewalireii des Albumiiipapieres.
Das albumiüirte Papier hält sich lange Zeit unverändert. Es ist
besser, dasselbe an kühlen und eher massig feuchten als an zu trockenen
Orten aufzubewahren. In heissen und trockenen Localen wird die Eiweiss-
•
1) Le Grice (Erfahrungen auf d. Gebiete d. prakt. Phot. 1857. S. 99) liess
oberflächlich getrocknetes Albnmiupapier mit der Eückseite auf siedendem Wasser
schwimmen; später benutzte man Wasserdampf. — Erhitzen von trockenem Albumin
(ohne Feuchtigkeit) bewirkt sehr mangelhaftes Coaguliren, ebenso Eintauchen in Alkohol
oder Aether (Simpson, Phot. Archiv 1863. S. 8; Cordier, Kreutzer’s Zeitsehr.
f. Phot. 1862. Bd. 7, S. 30).
2) James Beckett, Phot. Corresp. 1875. S. 17.
^’ig. 48. Sortiren des^jAlbuminpapiorcsi
Albuminpapier.
125
Schicht leicht nornartig und hart und nimmt dann das Silberbad nicht
mehr gleichmässig an (dies kann die Ursache der Entstehung von Blasen
in der Schicht oder von „Masern“ im Goldbade sein). Man kann es
durch Legen in einen feuchten Keller oder kurzes Einschlagen in etwas
feuchtes Löschpapier verbessern.
Das Albuminpapier wird am besten flach verpackt. Wenn man es
in kleinen Partien rollt, soll die Albuminseite nach aussen liegen. Wird
das Papier mit der Albuminschicht nach innen gerollt, so erhält es
leicht unzählige Eisse, welche bei den folgenden Operationen allerlei
Fehler verursachen.
Einschlagen des Albuminpapieres in Wachspapier oder andere Luft
und Licht abschliessende Hüllen ist empfehlenswerth , sowohl weil das
zu starke Austrocknen des Papieres als auch Ausbleichen der rosa oder
anders gefärbten Papiere an den Bändern verhütet wird.
V. Das PositiT- Silberbad für Albnminpapier.
Das Albuminpapier wird durch Schwimmenlasseu auf einer starken Silbernitrat-
lösung, welche man (zum Unterschiede von den im Negativ -Collodionverfahren ge-
bräuchlichen Bädern) „Positiv-Silberbad“ nennt, sensibilisirt. Jeder Eiweissbogen
nimmt eine seinem Salzgehalt äquivalente Menge Silbersalz auf, andererseits wird ein
beträchtlicher Theil von Silbernitrat theils zur Bildung von Silberalbuminat verwendet,
theils mechanisch absorbirt (s. S. 107 und 120). Ein schwaches Silberbad erschöpft
sich rasch, es wird mit jedem Bogen silberärmer, und bald sinkt sein Silbergehalt
auf eine Stufe, wo es zur Sensibilisirung des Bogens nicht mehr genügt und dann
matte und flaue Bilder gibt oder das Eiweiss nicht mehr völlig coagulirt. Ein starkes
Silberbad (z. B. 1:10) wird ebenfalls durch den Gebrauch silberärmer, doch bei Weitem
nicht so rasch wie ein schwaches.
Durch starke Silbernitratlösung wird eine auf Papier aufgetragene Albumin-
sehieht völlig unlöslich gemacht („coagulirt“); verdünnte Silberlösungen oder
ammoniakalische Silberlösungen bewirken ein unvollständiges Ooaguliren des Albumins,
welches sieh auflöst und das Bad bräunt. Setzt man jedoch zur Silberlösung fremde
Metallsalze u. s. w. hinzu, so bewirken auch schwächere Silberbäder das völlige
Ooaguliren (s. S. 128).
Die lichtempfindliche Schicht bei gesilbertem Albuminpapier besteht aus Chlor-
silber, Silberalbuminat und Silbernitrat, welches letztere als Sensibilisator und „Kraft-
erhöher“ wirkt.
Die beste Coneentration des Silberbades ist eine Lösung von 1 Thl. Silbernitrat
in 8 bis 10 Thl. Wasser; schwächere Bäder coaguliren das Albumin nicht mehr völlig,
ein Theil löst sieh auf, macht die Bilder minder glänzend und verdirbt das Silberbad.
Stärkere Silberbäder sind kostspieliger, ohne besser zu wirken, somit nutzlos.
Zur Darstellung des Süberbades löst man 10 g Silbernitrat in 100 ccm
destillirtem Wasser. Das Bad wird in der Regel ohne weiteren Zusatz
verwendet.
Eine saure Eeaction des Silberbades macht wohl die Papiere halt-
barer (s. unten), erschwert aber das Tonen im Goldbade. Deshalb
126
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
empfiehlt es sich für gewöhnliches Albuminpapier das Silberbad neutral
oder schwach alkalisch zu halten. Sehr günstig wirkt der von vielen
Photographen empfohlene^) Zusatz von Natriumcarbonat oder
Natriumbicarbonat^) zum Silberbade. Man stellt eine Lösung von |
1 Thl. eines dieser Salze in 10 Thl. Wasser her und fügt tropfenweise
davon zum Silberbade zu, bis sich ein deutlicher, flockiger, weisser Nieder-
schlag von Silbercarbonat bildet. Dieser weisse Niederschlag bleibt stets
in der Flasche; man darf ihn nicht abfiltriren, denn er besitzt die Eigen-
schaft, die vielleicht mit saurem Albumin in das Bad gelangende Säure
zu neutralisiren und schützt ferner das Bad vor dem Eothwerden durch
die in das Bad kommenden organischen Bestandtheile des Papieres.
Ein weiterer Yortheil des Zusatzes von kohlensaurem Natron zum
Silberbade ist ferner, dass es das Entstehen von jenen warmen purpurnen
Farbentönen der Bilder im Goldbade begünstigt, welche man mit völlig
neutralen oder sauren Bädern schwer erhält. Vor dem Gebrauche giesst
man die klare Flüssigkeit ab; sowie man die Sensibilisirung beendigt
hat, gibt man es in dieselbe Flasche zurück.
Die Verstärkung des Silberbades nach öfterem Gebrauche
durch Zusatz von Silbernitrat wird deshalb erforderlich, weil das Albumin- }
papier zur Bildung von Chlorsilber und Silberalbuminat dem Bade Silber •
entnimmt und deshalb das Bad ärmer an Silber wird. Man nimmt
an, dass ein Bogen Albuminpapier durch Aufsaugen durchschnittlich
10 ccm Silberbad (1:10) mechanisch aufsaugt, was 1 g Silbernitrat ent- |
spricht, und überdies noch weiter 1 g Silbernitrat dem Bade durch ,
chemische Bindung entzieht. Alles in allem braucht somit ein Bogen !
Albuminpapier 2 g Silbernitrat und 10 ccm Flüssigkeit. Da jedoch
10 ccm Silbernitrat nur 1 g Silbernitrat enthalten, so wird das Bad durch
jeden Bogen um 1 g Silbernitrat ärmer, so dass es schliesslich kraftlose
Bilder geben würde (vergl. S. 107 und 125). Um dem vorzubeugen, d. h.
das Bad auf normalem Silbergehalt zu erhalten, fügt man nach beendigtem
Silbern für jeden präparirten Bogen 10 ccm einer Lösung von 1 Thl.
Silbernitrat in 5 Thl. Wasser zu. — Wird eine grössere Anzahl von
Bogen gesilbert, so empfiehlt sich dieser Zusatz nach je 6 bis 8 Bogen.
A. Veränderungen des Positiv -Silberbades nach längerem Gebrauch
und dessen Wiederherstellung.
Oftmals benutztes Positiv -Silberbad enthält die durch Doppel-
zersetzung des in der gesalzenen Albuminschicht enthaltenen Alkali-
1) Moncklioven, Tratte de Phot. 1880. S. 240; Liesegang, Der Silberdruek.
1884. S. 14; Rotter, Deutsche Phot. Ztg. 1879. S. 179 u. A.
2) Aehnlieh wirkt eine kleine Menge Magnesia oder andere basische Substanzen.
4
Albuminpapier,
127
Chlorides und des Silbernitrats entstandenen Nitrate, sowie organische
Substanz aus dem Albuminpapier. Mitunter häuft sich die letztere der-
artig im Silberbade an, dass dasselbe braun gefärbt wird. Schwache
Bräunung macht das Bad nicht unbrauchbar; eine stärkere Bräunung
schädigt die Weissen des Papieres.
Braun gewordene Silberbäder lassen sich am besten durch
ümschütteln mit Kaolin oder einem anderen indifferenten Pulver ent-
färben. Die Wirkung ist eine rein mechanische, indem die Färbung
mit dem Klärpulver zu Boden gerissen wird. 10 bis 20 g reines
Kaolin^) genügen für 1 Liter Silberbad; man schüttelt heftig, lässt ab-
setzen und filtrirt. Auch Schütteln mit Magnesia (2 g pro 1 Liter Bad)
wirkt günstig^).
Andere Klärmittel haben sich weniger bewährt^), dagegen bewirkt
man eine durchgreifende Peinigung des Positivbades durch Erhitzen
und Eindampfen auf die Hälfte, wobei der grösste Theil der Unreinigkeit
sich ausscheidet und abfiltrirt werden kann; schliesslich setzt man wieder
soviel reines Wasser zu, als verdampft wurde®). Eventuell kann man das
Silberbad zum Trocknen eindampfen und schmelzen®); jedoch muss man
sich vor der Entstehung von Knallsilber oder verpuffenden Mischungen
von Silbernitrat mit organischen Verbindungen in Acht nehmen.
B. Verschiedene Zusätze zu dem Positiv- Silberbad.
1. Säuren. Die sclwacli sauren Silberbäder ertheilen den gesilberten Albumin-
papieren grössere Haltbarkeit, was namentlich im Sommer bemerkbar ist. Man hat
z. B. das Positiv- Silberbad (neben anderen Zusätzen) mit 1 Tropfen Salpetersäure auf
100 ecm versetzt ~‘) , aber solche Papiere geben weniger reiche Töne und vergolden
schwerer als solche, welche mit neutralen oder alkalischen Bädern vergoldet sind.
1) Z. B. Spodium (Eati, Phot. Corresp. 1876. S. 119).
2) Enthält unreines Kaolin beträchtliche Mengen von Calciumcarbonat, so
soll dasselbe durch Behandeln mit verdünnter Salpetersäure eliminirt werden, weil
das Calciumcarbonat das Silberbad unter Fällung von Silbercarbonat zersetzt und
schwächt.
3) Louis Van Neck (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1891. S. 518).
4) Z. B. Erzeugung von Niederschlägen im Silberbade auf chemischem Wege,
wie von M. Byte vorgeschlagen wurde, mittels Natriumcitrat oder Natriumphosphat
und Carbonat (Kreutz er ’s Zeitsehr. f. Phot. 1862. Bd. 5, S. 4). — Das für das
Negativ-Silberbad (s. nasses Collodionverfahren , Bd. II., S. 242) sehr wichtige
Eeinigungsmittel mittels Kaliumhypermanganat, welches auch für Positiv - Silber-
bäder anwendbar und wirksam ist, hat für letzteres bei weitem nicht jenen Werth,
wie für erster es.
5) England, Phot. Corresp. 1869. S. 181; W. Heighway, Portrait -Photo-
graphie. 1877. S. 110.
6) Heighway a. a. 0.
7) Phot. Archiv 1864. S. 470.
128
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
Ist das Silberbad mit Salpetersäure oder Essigsäure^) angesäuert, so zersetzt
sieh das damit gesilberte Papier im Dunkeln weniger leicht als solches, welches mit
alkalischen Bädern bereitet ist.
Günstiger als diese Säuren wirken Citronensäura oder Weinsäure, welche
besonders zu Silberbädern für haltbares Papier verwendet werden (s. unten). Jedoch
vergolden diese Papiere schwerer als auf neutralen Bädern gesilberte und müssen vor
dem Tonen sehr gut gewaschen werden.
Auch Borsäure^) und Ueberehlorsäure ^) wurden zugesetzt, um die Halt-
barkeit der sensibilisirten Papiere zu erhöhen.
2. Zusatz von unorganischen Salzen zum Silberbade. Viele dieser
Zusätze zum Silberbade haben grösstentheils den Zweck, schwache Silberbäder ver-
wenden zu können, welche für sieh allein die Albuminsehieht nicht genügend unlöslich
machen, weshalb man diese Wirkung durch beigemisohte fremde Metallsalze zu er-
zielen suchte.
Verschiedene Nitrate. Fügt man zu einem Silberbade reichlich Ammonium-,
Kalium- oder Natriumnitrat hinzu, so kann dasselbe einen beträchtlich geringeren
Silbergehalt besitzen, ohne die Albuminsehieht aufzulösen, als dies bei reiner Silber-
nitratlösung möglich ist, wie bereits Sehultner im Jahre 1865 nachwies^). Zugleich
wird durch gewisse Nitrate die Haltbarkeit der gesilberten Papiere etwas erhöht
(z. B. mit Ammoniumnitrat, Magnesiumnitrat, weniger mit Kalium - oder Natriumnitrat).
Dadurch wollte man den Silberverbrauch herabsetzen, und es wurden viele Vor-
schriften für solche „sparsame Silberbäder“ angegeben.
Wenn auch thatsächlich durch diesen Vorgang bis zu einer gewissen Grenze
der Silberverbrauch vermindert wurde, so ergaben sieh andererseits mancherlei Uebel-
stände beim Copiren, wie z. B. mangelhafte Brillanz der Copien, schweres Tonen im
Goldbade u. s. w. Gegenwärtig ist man wohl allgemein zu den einfachsten Verhält-
nissen zurückgekehrt und findet die gemischten Silberbäder kaum mehr in praktischer
Verwendung.
Die mitunter dem Silberbade zugesetzten hygroskopischen Substanzen (Ammonium-
nitrat, Zucker, Glycerin) haben nur in sehr trockenem Klima einen Zweck, damit
die Papiere die zur Erzeugung kräftiger Drucke erforderliche Feuchtigkeit enthalten.
Für gewöhnlich sind sie aber unnützlieh.
A. Trapp®) silbert mit: 1 Thl. Silbernitrat, 2 Thl. salpetersaurem Ammoniak,
15 Thl. Wasser und einigen Tropfen Ammoniak oder ewas doppeltkohlensaurem Natron
zur Neutralisation. Dieselbe Vorschrift gab T, A. Gray“). Das Papier wird durch
den Gehalt an Ammoniaksalz haltbarer. Ratti setzte ausserdem noch Zucker zu').
Ein Silberbad, welches Vl3 Silbernitrat und Via Ammoniumnitrat enthält, gibt
gute Albumineopien, nicht aber ohne den letzteren Zusatz; Ammoniakräueherung des
trockenen gesilberten Papieres ist vortheiihaft. Die Silberersparniss soll gegenüber
1) Z. B. empfohlen von Sutton (Kreutzer, Zeitsehr. f. Phot. 1862. Bd. 5, S. 47).
2) Heese, Phot. Corresp. 1867. S. 86. Phot. Mitth. Bd. 3, S. 135.
3) Phot. Corresp. 1875. S. 257.
4) Phot. Corresp. 1865. S. 109.
5) Phot. Corresp. 1882. S. 178. Phot. Woehenbl. 1882. S. 271. Pizzighelli
mischt 10 Thl. Silbernitrat, 10 Thl. Ammonium- oder Natriumnitrat und 100 Thl.
Wasser (Phot, für Touristen. 1886. S, 342).
6) Phot. Archiv. 1871. S. 53.
7) Phot. Corresp. 1876. S. 119.
Älbuminpapier.
129
einem Silberbade 1:8 ungefähr 50 Proe. betragen^). — Denselben Effect haben die
in früherer Zeit empfohlenen*) Mischungen von Silbernitrat und Ammoniak, welche
nachher mit Salpetersäure neutralisirt wurden.
Zu demselben Zwecke wurde ein Zusatz von Kaliumnitrat®), Natrium-
nitrat*) angewendet. Wilde fügte ausser Natriumnitrat noch Natriumphosphat und
Aether hinzu®). — Ein Zusatz von Magnesiumnitrat wurde ebenso häufig wie
Ammoniumnitrat empfohlen. — Als sparsamstes Silberbad empfiehlt Schnauss®):
500 ccm Wasser, 32 g Kalisalpeter, 32 g Magnesiumnitrat und 9 g Silbernitrat. —
Monckhoven '^) mischt salpetersaure Magnesia zum Silberbad, um die Papiere halt-
barer zu macheu; 100 ccm Wasser, 12 g Silbernitrat, 12 g salpetersaure Magnesia.
(Für jeden Bogen Papier setzt man 2 g Silbernitrat zu.)
Feiner wurden dem Silberbade zugesetzt: Cadmiumnitrat®), Kobaltnitrat®),
Bleiacetat *®), Kupfersalze**), ürannitrat **) u a.
Alaun und andere Aluminiumsalze wurden dem Silberbade in der Absicht
beigemischt, um die Auflösung des Albumins zu hindern. Anthony empfahl 1871
alaunhaltige Silberbäder*®) aus 250 Thl. Wasser, 17*/2 Thl. Silbernitrat und 1 Thl Alaun;
die milchweisse Trübung von Silbersulfat wird abfiltrirt. Sollte in einem normalen
Silberbade (1:10) sich Albumin auf lösen, so ka,nn man auf 30 Thl. Silberbad 1 Thl.
Alaunlösung (1:500) zusetzen**). Von den Schwefelsäuren Aluminiumsalzen kann nur
ein geringer Theil zugesetzt werden, weil das durch Doppelzersetzung entstehende
Silbersulfat schwer auflöslich ist. Dagegen kann Salpeter saure Thonerde
(Aluminiumnitrat) in reichlicherer Menge zugesetzt werden*®). Dieses eoagulirt
zwar das Eiweiss, das Vergolden geht aber schwerer vor sich*®).
1) Brit. Journ. Phot. 1875. Nr. 799. Bull. Assoc. Beige de Phot. Bd. 2, S. 136.
2) Sutton, Phot. Archiv 18G2. S. 2. Palmer, Phot. Monatsblätter. 1862. S. 67.
3) Liesegang, Phot. Archiv 1863. S. 277 (6 Thl Silbernitrat, 15 Thl. Kalium-
uitrat, 1000 Thl. Wasser).
4) Sutton, Phot. Archiv 1864. S. 288. Bovey (Phot. Archiv 1867. S. 385) löst
24 Thl. Silbernitrat, 12 Thl. Natriumnitrat, 1 Thl. Zucker und 320 Thl. Wasser; dieselbe
Vorschrift gibt Liesegang (Der Silberdruck. 1884. S. 19) und Abney (Instruction
in Phot. 1882 S. 201)'.
5) Phot. Archiv 1868. S. 14; aus Phot. Mitth.
6) Phot. Archiv 1866. S. 47
7) Phot Archiv 1881. S. 125.
8) Schultner, Phot. Oorr. 1865. S. 153. Sparsames Silberbad: 1 Thl. Silbernitrat,
1 Thl Cadmiumnitrat, 48 Thl. Wasser; s. auch Phot. Corr. Bd. 7, S. 88 u. Bd. 9, S. 236.
9) Phot. Ai’chiv 1864 S. 94.
10) Newton, Mason, Chapman (Phot. Archiv 1871. S. 221).
11) Diese sollen das Eiweiss sehr gut coaguliren (Brü. Journ. Phot. 1867; Phot.
Archiv 1867 S. 252). Bei Anwesenheit grösserer Mengen von Kupfersalzen werden
die Copien dünn und kraftlos (Maxwell, Lyte, Bull. Soc. framj Phot. .1859. S 87)
und sollen weniger beständig sein (Lyte, ebenda, S. 90).
12) Simpson, Phot. Mitth. Bd. 5, S. 170.
13) Brit. Journ. Phot. 1871. S. 24, 84. Phot. Archiv 1871, S. 116, 144. Phot.
Corresp. 1871. S. 44.
14) Phot. Wochenbl. 1885. S. 409. Philad. Phot. 1885. S. 135.
15) Bull See. frauQ. 1873. S. 147; aus Brit. Journ. of Phot.
16) Schimann, Phot. Mitth. Bd. S. 32.
Eder, Handbuch der Photographie. VI. Theil. 2. Aufl.
9
130
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
Ferner wurde als weiterer Zusatz zum Silberbade ein solcher von Chromalaun
empfohlen 0-
3 Organische Substanzen. Alkohol kann zu dem Silberbade hinzugefügt
werden, wenn die Albuminsehicht Neigung zeigt, sieh aufzulösen-) (Zusatz von 3 bis
10 Proc.). Er soll der Blasenbildung verbeugen ■’) und helfen, wenn das Albuminpapier
das Silberbad nicht annehmen willO- Jedoch nehmen dann die Copieu leicht einen
schlechten Ton an®). Aehnliehe Wirkung zeigt ein Zusatz von Alkohol- Aether“).
— Ein Zusatz von Glycerin zum Silberbad wurde gemacht, um das Brüchigwerden
des Papieres in trockenem Zustande zu verhindern’)- Auch Zusatz von Gelatine®),
Kampfer'*’), Zucker ’^®) und anderen Substanzen wurde empfohlen, ohne dass sie sich
bewährt hätten.
VI. Silberverlbraucli beim Copirprocess.
Je nach der Stärke des Albiiminpapieres, dessen Chlorgehalt, der Dicke der
Albuminsehicht, Coneentration des Silberbades u. s. w , ist der Silberverbrauch beim
Albumin -Copirprocess variabel.
Durchschnittlich nimmt man an, dass ein Bogen Albuminpapier ungefähr 10 bis
11 ccm Silberbad (1:10) aufnimmt und im Ganzen 2 g Silbernitrat theils chemisch,
theils mechanisch festhält (s. S. 27, 107 und 126), Hardwich^^), nach ihm viele
Andere nehmen diese Zahl an. Nach Davanne und Girard’-) verbraucht ein Bogen
Albuminpapier (44X5- cm) durch chemische Zersetzung, Aufsaugung und unvermeid-
lichen Verlust 2,5 g Silbernitrat; nach Meieke’s Versuchen ist der Silberverbrauch
pro Bogen bei frischem Bade = 2,6 g, bei altem, welches Alkalinitrate enthält, nur
2,0 g Silbernitrat. — Bei Anwendung stärkerer Silberbäder kann der Silberverbrauch
auf 3 bis 4 g Silbernitrat pro Bogen steigen.
Albuminpapier enthält nach dem Silbern und Trocknen 4,25 Proc Silber, nach
der Erzeugung der Copien, Waschen und Pixiren der Bilder nur 0.116 Proc. Silber
(Pohl, Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot. 1863. S. 195), Zahlen, welche jedoch je nach
der Stärke (Dicke) des angewendeten Papieres starken Schwankungen unterworfen sind.
1) Bell mischt 440 Thl. Silbernitrat, 5800 Thl. Wasser, 3 Thl. Salpetersäure,
5 Thl. Ohromalaun, wodurch die Albuminsehicht unlöslich wird (Phot. Woehenbl. 1885.
S. 410; aus Philadelph. Phot.).
2) Laborde, Ereutzer’s Zeitschr. f. Phot. 1863. Bd. 7, S. 59. Abney,
Instruction in Phot. 1882. S. 201.
3) Phot. Mitth. Bd. 14. S. 30.
4) Boll, Phot. Mitth. 1879 Bd. 16, S. 60.
5) Suck, Sehaarwäehter (Phot. Mitth. 1877. Bd. 14, S. 30). Sutton, Phot.
Corresp. 1871. S. 193.
6) Wilde, Phot. Mitth. 1877. Bd. 14. S. 30.
7) Peyerabendt setzte z. B. 10 Proc. Glycerin zu (Phot. Mitth. Bd. 9, S. 35).
8) Phot. Archiv 1866. S. 81.
9) Clemens, Phot. Archiv 1871. S. 274.
10) Dadurch soll das Papier weisser gehalten werden (Liesegang, Silberdruck.
1884. S. 19). Bovey, Phot. Archiv 1867. S. 385. Phot. Archiv 1868. S. 20, 280, 331.
Buda, Horn’s Phot. Journ. 1856. Bd 6, S. 54.
11) Hardwieh, Manual d. phot. Chemie 1863. S. 316.
12) Barreswil und Davanne, Handbuch d. phot. Chemie 1863. S. 316.
13) H. W. Vogel, Lehrbuch d. Phot.
Albuminpapier.
131
Belitski fand in einem Bogen dunkel eopirten, fixirten, gewaschenen Albnmin-
papiers nur 0,048 g Silber, in Salzpapier noch weniger (Eder’s Jahrbuch f. Phot
f. 1894. S. 239), während Davanne 0,075 g Silber gefunden hatte.
Nach Eder kommen von der im gesilberten Papiere enthaltenen Gesammtmenge
Silber im fertigen Bilde bei Albuminpapier-Oopien nur 3 Proc. zur Action, während
im Negativverfahren immerhin 16 bis 20 Proc. vom Gesammtsilber im fertigen Negativ
auftreten ^).
Ueber Ergänzung von Silberbädern durch Zusatz von Silbernitrat
s. S. 107 und 126. — Ueber Analyse von Silberbädern (Argentometer-
Proben) s. weiter unten.
VII. Sensibilisiren des Papieres auf dem Silberbade.
Das Sensibilisiren des Albuminpapieres geschieht durch Schwimmen-
lassen auf der Oberfläche des in einer flachen Schale befindlichen Silber-
bades (vergl. S. 77). Es ist zweckmässig, einen Glasstab an die Tasse
zu legen, das Papier beim Herausnehmen darüber zu ziehen, damit der
üeberschuss des Bades abgestreift wird (s. S. 77). — Das Silberbad soll
nicht kälter als 18 bis 20 Grad 0. sein, weil kältere Bäder flaue Copien
verursachen.
Die Schwimmdauer ist bei Doppel- Albuminpapier im Winter 3 bis
4 Minuten, im Sommer 2 bis 3 Minuten.
YIII. Das Trocknen des gesilberten Papieres
erfolgt durch Aufhängen mittels Holzklammern auf Schnüren. Der
Trockenraum soll staubfrei und nur mit gelbem Licht erleuchtet oder
finster sein. Mässiges Gaslicht schadet übrigens nicht.
Die Temperatur kann gewöhnliche Zimmerwärme sein; allzugrosse
Hitze macht das Papier spröde, es rollt sich stark nach innen und wird
dann in der Schicht rissig.
Bei kalter Witterung langsam getrocknetes Papier zeigt oft eine
todte Oberfläche; günstig wirkt unter diesen Umständen Erwärmen des
Locales, oder man erwärmt eine eiserne Platte mit Gasflammen und stellt
diese unter die Papiere.
IX. Räuchern mit Ammoniak
während 5 Minuten ^) bewirkt bei Albuminpapier etwas rascheres Oopiren
und etwas leichteres Tonen (s. S. 78); bei starken Silberbädern (1:10) ist
der Effect ein wenig bemerkbarer, sondern nur bei silberarmen Bädern
oder gewaschenen Papieren (s. S. 133). Deshalb sieht man in der Praxis
von dieser Operation meistens ab, obgleich manche Operateure (namentlich
in Amerika und England) sie empfehlen.
1) Eder’s Jahrbuck f. Pbot. 1888. S. 74.
2) Sehr langes Eäuehern bräunt das Albuminpapier.
9*
132
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
Geräuchertes Albuminpapier muss sofort verbraucht werden, weil
es sonst seinen Ammoniakgehalt theilweise wieder verliert.
X. Aufbewahrung des sensibilisirten Papieres.
Das auf dem gewöhnlichen neutralen Silberbade sensibilisirte Albumin-
papier hält sich nur kurze Zeit weiss und soll am selben Tage verwendet
werden. Im Winter halten sich gute Papiersorten 2 bis 3 Tage, im
Sommer aber noch weniger. Sie fangen dann an gelblich zu werden,
später werden sie braun.
Die vergilbten gesilberten Albuminpapiere verlieren nach dem Pixiren
die gelbliche Färbung, wenn das Vergilben noch nicht weit vorgeschritten
war, stärker vergilbte Pa-
piere behalten aber einen
röthlichgelben Ton und
sind unverwendbar.
Unter gewissen Um-
ständen hält sich das sensi-
bilisirte Albuminpapier län-
ger weiss, und man kennt
mehrere Methoden des Auf-
bewahrens:
1. P'ür kurze Zeit kann
man das gewöhnliche gesilberte
Albuminpapier conserviren,
wenn man es in Wachslein-
wand oder Waehspapier^), oder
in völlig im Lichte geschwärztes,
gesilbertes Albuminpapier (Wrabetz) einschlägt; wahrscheinlich wirkt hierbei Ab-
haltung der Feuchtigkeit.
2. Man legt, nach Leydendeeker'^), gesilbertes Papier zwischen Fliesspapier,
das mit einer Auflösung von doppeltkohlensaurem Natron (1:20) oder Soda
getränkt und dann getrocknet wurde. Zwischen Lagen (Mappen) von diesem Papier
kann mau das gesilberte Papier durch mehrere Tage aufbewahren, bis man es gebraucht
— Man kann auch hinter das gesilberte Papier im Copirrahmen Fliesspapier legen,
welches mit kohlensaurem Natron getränkt ist.
C. Wrabetz schützt Albuminpapier im Copirrahmen gegen Vergilben durch
freiwillige Zersetzung, indem er entweder Filtrirpapier , das mit Natriumbicarbonat
getränkt ist, in den Copfrrahmeu hinter das gesilberte Albuminpapier legt, oder an
Stelle dessen ein Blatt gesilbertes, im Lichte geschwärztes und unfixirtes Stück Albumiu-
papier gibt (Phot. Corresp. 1887. S. 262; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1888. S. 478).
Fig. 49.
Cylinderbüchee von
Marion.
1) (jrasshof, Phot. Archiv 1871. S. 184.
2) Phot. Archiv 1871. S. 128.
AlbumiDpapier.
133
3. Aufbewahrung in luftdichten Büchsen an trockener Luft. In gut
verschlossenen Büchsen hält sieh das gesilberte Papier besser als an freier Luft^).
Noch viel besser hält es sieh in verschlossenen Befassen mit völlig getrockneter Luft.
Dies beobachteten zuerst Davanne und Girard (1859), welche Papiere mehrere Monate
lang auf diese Art conservirten ®), und Marion construirte im selben Jahre **) Troeken-
büchsen mit doppeltem Boden (Pig. 49) oder analog gefertigte Kasten (Fig. 50) aus
Zinkblech, in deren Hohlraum Chlorcalcium zum Absorbiren der Feuchtigkeit sich
befindet; diese Trockenbüchsen haben sieh später für Platinpapier sehr bewährt,
für Albumin papier entsprechen sie nicht, weil sieh die gesilberten Albuminpapiere
wohl in der völlig trockenen Luft sehr lange halten, die Schicht aber zu sehr aus-
trocknet, kraftlose Bilder gibt, welche schlecht vergolden’^), weshalb dieser Arbeits-
vorgang ganz aufgegeben wurde.
XI. Herstellung Ton haltbarem gesilberten Albuminpapier. —
Albumin - Hauerpapier.
Das nach den beschriebenen Manipulationen auf neutralen Silber-
bädern sensibilisirte Albuminpapier wird am besten binnen 12 Stunden
(im Sommer), bis einigen wenigen Tagen (im Winter) verarbeitet, sonst
werden die Eesultate minderwerthig in Ton und in der Brillanz. Das
Papier wird von selbst im Finstern bald gelb bis braun, indem der
Silbernitratüberschuss auf die organische Substanz des Papieres, sowie
die Albuminschicht wirkt. Dagegen gibt es zweierlei Mittel, und zwar
sind dies:
a) Auswaschen des Silbernitrates aus dem Silberbade und
Ersetzen des Silbernitrates durch andere, der Haltbarkeit minder schäd-
liche Sensibilisatoren.
b) Ansäuern des Silberbades, welches dann haltbarere Schichten
liefert.
Bei den zuerst (sub a) namhaft gemachten Verfahren muss das Albuminpapier
gesilbert, dann mittels Wasser gewaschen werden, so dass das Silbernitrat entfernt
wird und dann nur mehr Chlorsilber und Silberalbuminat zurüekbleibt''’); dieses Papier
ist haltbar, ist aber wegen des Mangels an freiem Silbernitrat wenig lichtempfindlich
und gibt kraftlose Copien; wird es vor dem Gebrauche Ammoniakdämpfen ausgesetzt.
1) Nach Fleury-Hermagis soll etwas Oitronenöl (auf Baumwolle) das in einer
luftdicht schliessenden Büchse befindliche gesilberte Albuminpapier conserviren (Phot.
Corresp. 1876. S. 56).
2) Bull. Soc franij. Phot. 1-859. S. 8.
3) Bull Soc. frauQ. Phot. 1859. S. 3.
4) Man suchte diesen Fehler durch Aussetzeu an Wasserdampf vor dem Gebrauche
zu beheben (Mende, Phot. Archiv 1860. S. 51 ; Heinlein, Photographikon. 1864.
S. 205; Spiller, Moniteur de la Phot. 1879. Nr. 7).
5) Waren Tartrate oder Citrate in der Schicht, so sinkt beim Auswaschen die
Empfindlichkeit nicht so bedeutend, weil das schwer lösliche Silbertartrat oder Silber-
eitrat seinerseits als Sensibilisator wirkt.
134
Vierter Tlieil. Zehntes Oapitel.
so kann man sehr schöne kräftige Copien erhalten, wie Fritz Haugk und Th. Baden
im Jahre 1869^) zuerst angaben.
In diesem Falle wirkt Ammoniak als Sensibilisator, aber der Umstand, dass
das gewaschene Papier erst von Fall zu Fall durch die lästige Manipulation der
Ammoniakräueherung verwendbar war, veranlasste die Ablehnung dieser Methode
seitens der Praktiker.
Ein günstigeres Eesultat liefert das zur ersten Grujjpe dieser Methoden
gehörige, gewaschene gesilberte Albuminpapier mit salpetrig-
saurem Kali f Kaliumnitrit, KNO^). Nach der von Abney vorgeschla-
genen Methode^) wird folgendermassen vorgegangen: Das auf einem
normalen Silberbade sensibilisirte Papier bringt man der Reihe nach in drei
Tassen mit destillirtem Wasser. Das Papier wird dann aufgehängt, bis
es abgetropft ist und dann mit der Rückseite auf einem Bade von einem
Theil salpetrigsaurem Kali in 20 Thl. Wasser schwimmen gelassen und
getrocknet. Noch haltbarer wird das Papier, wenn man statt des neu-
tralen Bades von salpetrigsaurem Kali ein mit Citronensäure^) angesäuertes
Bad benutzt, z. B.; 480 Thl. Wasser, 10 Thl. salpetrigsaures Kali und
10 Thl. Oitronensäure. Für diese Papiere empfiehlt sich Ammoniak-
räucherung (Abney, The art and pratice of Silver printing. London 1888.
S. 37). Man rollt das Papier mit der Eiweissschicht nach aussen auf
einen Holzstab und legt schliesslich ein Schutzblatt von Fliesspapier,
getränkt mit salpetrigsaurem Kali, herum. Das Papier kann in einer
Zinkblechbüchse (s. oben Fig. 49), jedoch ohne Chlorcalcium, aufbewahrt
werden. Kräftige Negative geben auf diesem Papiere die schönsten
Bilder, bei weniger kräftigen empfiehlt sich zur Vermehrung der Brillanz
Räuchern mit Ammoniak.
Aehnlich wie Kaliumnitrit wirken Sulfite.
Zur zweiten Gruppe gehören die Dauerpapiere mit citronen-
säurehaltigem oder mit anderen Säuren angesäuertem Silber-
bad. Seely hatte 1859 hierzu Salpetersäure vorgeschlagen^), welche
1) Phot. Archiv 1869. S. 322; 1870. S. 343. Zwischen Baden und seinem
Assistenten Haugk brach über die Priorität der Erfindung dieses Processes ein Streit
aus, welcher schwer zu entscheiden ist, da beide in demselben Laboratorium arbeiteten.
Haugk hatte das Verfahren etwas früher in Krüger’s Phot. Zeitung vom 25. Oetober
1869, Baden im Phot. Archiv vom 12. Novbr. 1869 publicirt (s. Phot. Archiv 1870.
S. 322 und 343; Phot. Mitth. Bd. 6, S. 303; ferner vergl. Haugk’s Repetitorium der
prakt. Phot. 1875. S. 59; Phot. Corresp. Bd 11, S. 134; Phot. Archiv 1871. S. 31,
61, 322, 34.3).
2) Robinson und Abney, The art and pratice of silver printing 1881. S. 34,
Pizzighelli, Handbuch d. Phot. 1886. S. 345.
3) Weinsäure wirkt ähnlich wie Oitronensäure; Tartrate und Citrate in der ur-
sprünglichen Präparation scheinen förderlich zu sein.
4) Phot. News 16. December 1859. Horn ’s Phot Jouru. Bd. 13, S. 63.
Albuminpa])iev
135
jedoch bei weitem nicht so günstig wirkt, als Citronensäure, deren
Einführung zu diesem Zwecke Ponting (1863) anbahnte und ins-
besondere Adolf Ost in Wien^) (1869) durchführte. Es werden 10 Thl.
Silbernitrat, 10 Thl. Citronensäure und 100 ccm Wasser gemischt, dann
10 ccm Alkohol zugesetzt; jedoch ist der Alkoholzusatz nicht unbedingt
erforderlich, sondern er wird vielfach weggelassen.
Schon geringe Mengen Citronensäure (z. B. 1 g pro 100 eem Silberbad) genügen,
um die Haltbarkeit für einige Wochen zu sichern 0 tvergl. über den Einfluss von
Citronensäure auf das Silberbad S. 18, 110, 111, 128).
Weinsäure^. Gemische von dieser mit Citronensäure^, Oxalsäure®),
wirken ähnlich; der Citronensäure kommt jedoch vor allem eonservirende Kraft zu,
dagegen wirken neutrale Citrate u, dergl. ganz wenig.
Da die Papiere, welche auf einem mit Citronensäure gemischten
Silbernitratbade gesilbert sind, ziemlich schlecht und langsam sich ver-
golden, so empfahl G. Willis eine geringe Aenderung der Methode,
welche günstigere Eesultate gibt. Das Albuminpapier wird auf einem
Silberbade 1:10 gesilbert, zum Trocknen aufgehängt, bis es oberflächlich
trocken ist; dann trocknet man die Bänder mit Löschpapier ab und
lässt es mit der Eückseite (nicht albuminirte Seite) 10 Secunden lang
auf Gitronensäurolösung (1:15) schwimmen; dann trocknet man. Es
hält sich zwei bis drei Monate lang. Man kann auch die trockenen Papiere
auf der Eückseite mit einem Schwamm mit Citronensäure bestreichen.
Solches Papier copirt gut und vergoldet sich weniger schwierig, besonders
wenn man es einer Ammoniakräucherung (s. S. 18 und 110) unterzieht,
welche Operation jedoch meistens als zu umständlich unterlassen wird.
Die mittels saurer Silberbäder hergestellten Dauerpapiere müssen vor dem Ver-
golden gut gewaschen werden, am besten mittels Wasser, welches mit Alkalien und
Chlorid versetzt ist, einerseits, um die Säuren zu ueutralisiren und das etwa vorhandene
Silberoitrat in Chlorid umzuwandeln, andererseits, um das Vergolden zu fördern; hierzu
1) Ponting (Photograph. Schwierigkeiten, 1863. S. 52) gab an, dass 0,1 Proe.
Citronensäure im Silberbade das Gelbwerden der gesilberten Papiere verhindert
2) Ost, „Wichtige Enthüllungen auf dem Gebiete der Photographie“ (Wien 1869).
3) Grosse Mengen Citronensäure trüben das Silberbad unter Ausscheidung von
Silbercitrat, was nicht schadet; man filtrirt einfach die Lösung. Man kann auch durch
Zusatz vou 1 Tropfen Salpetersäure den Niederschlag auflösen, was z. B Kleffel,
Handbuch d. Phot. 1880, und Blanehard, Phot. Mitth. Bd. 15. S. 318, empfehlen.
Die Papiere vergolden aber dann- noch schwerer.
4) Carey Lea fügt dem Silberbad Proe. Weinsäure zu (Phot. Archiv 1871.
S 194).
5) Nach Haugk löst man Thl. Weinsäure, 1 Thl. Citronensäure, 3 Thl. Silber-
uitrat und 32 Thl. Wasser (Phot. Archiv 1873. S. 221).
6) Newton lässt das gesilberte noch feuchte Papier mit der Eückseite auf einer
einprocentigen Oxalsäurelösung schwimmen und trocknet es dann (Phot. Archiv 1872.
S. 210).
136
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
kann entweder eine schwache Lösung von Natriumearbonat*) oder ein Gremiseh von
5 Thl. Natriumbicarbonat, 25 Thl. Kochsalz und 1000 Thl. Wasser dienen'-).
Die Copien werden zuerst zwei- bis dreimal mit Wasser gewaschen, kommen
dann in diese alkalische Lösung, werden nochmals gewaschen und daun in alkalischen
Goldbädern (mit Borax, Chlorkalk u. s. w., s. S. 51 und 138) vergoldet; Liesegang
empfiehlt speeiell ein Tonbad von 10 Thl. Borax, 40 Thl. wolframsaurem Natron,
2000 Thl. Wasser und 1 Thl. Chlorgold ^).
ln neuerer Zeit werden haltbar gesilberte Albuminpapiere in vortrefflicher
Qualität fabriksmässig hergestellt, welche gut vergolden und ohne Ammoniakräueherung
rasch und kräftig copiren, so dass der Berufsphotograph gegenwärtig von der Selbst-
darstellung derartiger Papiere nicht selten absieht. Hier ist insbesondere (seit 1897)
das „haltbar gesilberte Email-Albuminpapier“ von Trapp, & Münch in
Priedberg bei Frankfurt a. M. zu nennen , welches mit den gewöhnlichen Goldbädern
mit Borax und essigsaurem Natron (s. S. 51) und darauffolgendem, 10 Minuten langem
Pixiren hübsche braune bis violettschwarze Farbentöne gibt, falls die Copien vor dem
Vergolden gut ausgewaschen werden; auch Dr. Jacoby (Berlin), die Dresdener Albumin-
papierfabrik A.-G. (unter dem Namen „Satiupapier“), erzeugen derartige Dauerpapiere.
XII. Das Waschen der Copien vor dem Vergolden.
Die Copien auf Albuminpapier werden womöglich am selben Tage,
an welchem sie hergestellt wurden, mit Wasser gewaschen, dann ver-
goldet und hierauf fixirt.
Dem Vergolden muss stets das Waschen der Copien vorausgehen,
um das 'übersch'ässige Silbernitrat zu entfernen, das beim Vergolden
zersetzend wirken würde ^). Man sammelt die über Tag gewonnenen
Copien in einem dunklen Kasten und legt ihrer 30 bis 40 nach und
nach in eine Schale mit gewöhnlichem Wasser, worin sie 5 bis 10 Minuten
bleiben; das Wasser wird milchig durch Bildung von Chlorsilber. Dann
kommen sie in eine Tasse mit frischem Wasser; man wiederholt dies,
wenn nöthig, noch einige Male, so lange, bis das letzte Waschwasser
nicht mehr milchig erscheint^).
1) Duehoehois (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894. S. 428).
2) Liesegang gibt in das letzte Waschwasser 5 Proc. Kochsalz (Der Silber-
druck. 1884. S. 51).
3) Liesegang (Der Silberdruck. 1884. S. 51).
4) Silbernitrat und Chlorgold setzen sieh zu Chlorsilber und dem rasch zersetz-
lieheu Goldnitrat um; das Goldbad wird trübe und tont schlecht.
5) Manche geben in das letzte Waschwasser etwas Kochsalz oder ein anderes
Chlorid, um das freie Silbernitrat zu entfernen. Der Farbenton wird dann rothbrauu;
man wäscht nochmals mit Wasser und vergoldet, wobei die Aeuderung der Farbe
leichter zu beurtheilen ist, weil sie auffälliger vor sieh geht, als bei bloss mit Wasser
gewaschenen Copien und im Fixirnatron sich weniger ändert. Man nennt diese Operation
fälschlich das „Chloren“ oder „Abchloren“ der Bilder. — Das Behandeln mit
chlorsalzhaltigem Wasser ist überflüssig und erschwert mitunter die Reaction der Gold-
bäder. — Man hat auch Zusatz von Ammoniak zum Waschwasser vorgoschlagen
(Warner, Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot. 1861. Bd. 3, S. 37). — S. auch S. 65.
Älbuminpapier
137
Diese Operation geschieht in der Eegel bei schwachem zerstreuten
weissen Tageslicht.
XIII. Das Tonen der Alhnminbilder.
Copien auf Älbuminpapier werden im Fixirbade unschön gelbbraun,
weshalb sie zuvor vergoldet werden müssen. Tonbäder mit Platinsalzen
wirken auf Albuminpapier schlecht. Von den Goldbädern wirken neutrale
und alkalische Bäder am besten; Tonfixirbäder wurden wiederholt ver-
sucht ^), wirken jedoch bei Albuminpapier mehr oder weniger mangelhaft
(Unterschied von Oelloidin- und Aristopapier), ebenso sind Ehodanbäder
minderleistungsfähig; auch ist das Vergolden nach dem Fixiren nicht
vortheilhaft^). Am besten ist das Tonen vor dem Fixiren. Von den
unzähligen Goldbad -Eecepten, deren Princip bereits auf S. 44 be-
schrieben wurde, theilen wir hier jene mit, welche sich beim Arbeiten
an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien während
mehrerer Jahre bewährt haben ^).
1) Die Dresdener Albiiminpapierfabrik- Aetiengesellschaft veröifentlieht (auf Grund
einer Coneursaussehreibung) folgendes Tonbad für haltbar gesilbertes Albuminpapier
und Salzpapier, welches aber in unseren Händen keine besonders guten Resultate gab :
Man mischt mindestens 24 Stunden vor dem Gebrauch nacheinander:
Destillirtes Wasser 800 g,
Fixirnatron 200 „
Doppeltgesehmolzenes essigsaures Natron ... 16 „
Essigsaures Blei, vorher aufgelöst in 200 g destill.
Wasser 16 „
Chlorammonium öO „
Citronensaures Kali 40 „
Citronen säure 10 „
Nach völligem Auflösen fügt man 50 ccm einer Lösung von 1 g Ohlorgold oder
Ohlorgoldkalium in 100 ccm destillirtem Wasser zu. Beim Gebrauch wird entweder die
klare Flüssigkeit vom gebildeten schwarzen Niederschlage abgegossen oder filtrirt. In
dieses Bad kommen die Bilder ohne vorheriges Waschen. Das Tonen dauert, je nach
der Temperatur des Bades, 15 bis 20 Minuten. Nach dem Tonen sind die Bilder min-
destens 2 Stunden in fliessendem Wasser gut zu waschen. Wenn fliessendes Wasser nicht
zu Gebote steht, ist das Wässern bei öfterem Wasserwechsel auf .'l Stunden auszudehnen.
2) Zum Vergolden nach dem Fixiren kann eine ältere Vorschrift von Monck-
hoven dienen Die in Fixirnatron fixirten Copien lässt man abtropfen und bringt
sie in ein Bad von 400 g Fixirnatron, 1 Liter Wasser und 1 g Chlorgold. Nach einigen
Minuten ändert sieh die Farbe von Gelb in Roth bis Purpurbraun (Kreutzer, Zeiischr.
f. Phot. 1861. Bd 3, S. 37 aus Repertoire gen. d. Phot 3. Ed S. 473). — Auch das
Rhodangoldbad kann nach dem Fixiren angewendet werden (Eder, I. Aull, dieses
Werkes, S. 119). — Ueber Mercier’s Rhodanbad nach dem Fixiren, welches sehr
langsam aber hübsch tonend wirkt, s. S. 57.
3) Eder, Recepte und Tabellen für Photographie und Reproductionsverfahren.
4. Aufl. 1896. Halle a S.
138
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
Norraal-Goldlösungen und Goldverbraueh (vergl. S. 27 u. 45).
Für die praktische Herstellung von Goldbädern stellt man Yorraths-
lösungen von Goldsalzen her, in der Regel 1 Thl. Chlorgold (oder eine
entsprechende Menge eines seiner Doppelsalze) in 100 Thl. Wasser,
welche Lösung lange haltbar ist. Um etwa vorhandene freie Säure in
der Chlorgoldlösung zu neutralisiren , fügt man eine Messerspitze voll
gepulverter Kreide (oder Schlämmkreide) zu, schüttelt und filtrirt nach
einigen Stunden. Mittels dieser Vorrathslösung (s. S. 44) stellt man die
Goldbäder her, welche im fertigen Zustande ziemlich stark verdünnt sind.
Die fertigen Goldbäder enthalten in der Regel 50 ccm dieser einprocen-
tigen Chlorgoldlösung pro 1 Liter Flüssigkeit oder 0,5 g Chlorgold pro
1000 ccm Flüssigkeit.
Der Goldverbrauch für je einen Bogen Albuminpapier ist verschieden
angegeben. Nach Hughes^) und England^) kann man im alkalischen
Goldbad (mit Soda) 500 Quadratzoll Bilder mit 0,06 g Chlorgold tonen.
Auf einen Bogen (45X5'^ cm) schlägt sich nach Da van ne und
Girard ungefähr 0,01 g metallisches Gold nieder, ausserdem bleibt eine
gewisse Menge Goldlösung an dem Bogen hängen, so dass im Durch-
schnitte jeder Bogen 0,03 g Chlorgold braucht. Alle Verluste eingerechnet
wird aber die doppelte Geldmenge (etwa 0,06 g Chlorgold) per Bogen
verbraucht. Nach Schaarwächter beträgt der Gold salz verbrauch per
Bogen nur 0,02 g^), nach Kleffel^) aber 0,075 g.
Goldbäder für Albuminpapier.
1, Goldbad mit Borax (vergl. S. 51). Ein Gemisch von Chlor-
gold und Boraxlösung gibt sehr leistungsfähige Tonbäder für Albumin-
papier, welche (bei kürzerer Einwirkung) purpurbraune, sowie auch (bei
längerer Wirkungsdauer) schön violettschwarze Töne geben. Man löst
10 g Boraxlösung in 1000 ccm Wasser und fügt 40 bis 50 ccm Chlor-
goldlösung (1:100) hinzu®). Man achte darauf, dass die Chlorgoldlösung
nicht stark sauer reagire (!). sonst kann der Borax die Neutralisation nicht
mehr völlig herbeiführen; stark saure Goldlösungen versetzt man mit einer
kleinen Menge Kreidepulver (s. oben), ein Vorgang, welcher auch für
1) Horn, Pliot. Journ. 1860. Bd. 14, S. 58.
2) Phot. Archiv 1864. S. 144.
3) Vogel’ s Lehrbuch d. Phot.
4) Kleff er s Lehrbuch d. Phot. 1880. S. 280. '
5) Nimmt man das Bad eoneentrirter, z. B 30 g Borax, 1 Liter Wasser und
100 ccm Chlorgoldlösung (1; 100), so wirkt es rascher, kann momentan verwendet
werden und gibt leicht blauviolette Töne. Verdünnt man es aber auf 3 bis 4 Liter,
so erhält mau nur bräunliche Töne.
Albumiiipapier.
139
andere Goldbäder gilt. — Das Boraxgoldbad ist wenige Minuten nach dem
Mischen verwendbar, hält sich aber auch über einen Tag gebrauchsfähig.
2. Goldbad mit Natriumacetat (essigsaures Natron) vergl. S. 50.
Die Tonbäder mit Natrium acetat, sowohl für sich allein, als insbesondere
gemischt mit Borax oder Natriumcarbonat, sind die beliebtesten geworden.
Man bedient sich meistens des doppelt geschmolzenen Natriumacetates
(essigsaures Natron), welches frei von jeder Säure ist und meistens schwach
alkalisch reagirt (s. S. 49); es gibt mehr braunviolette Nuancen, während
das krystallisirte Salz mehr bräunliche Töne liefert; um blauviolette oder
purpurschwarze Töne zu erhalten, fügt man noch alkalische Salze zu.
Man löst 20 g geschmolzenes Natriumacetat in 1000 Thl. Wasser
und fügt 50 ccm einer Lösung von Ohlorgold (1:100) hinzu. Man
gebraucht es nach einigen Stunden oder am nächsten Tage. Es kann
mehrmals benutzt werden, wenn man es vor jedesmaligem Gebrauche mit
etwas Chlorgoldlösung versetzt.
3. Sehr zu empfehlen ist das gemischte Borax-Natriumacetat-
Bad, welches Verfasser für gewöhnlich verwendet. Man mischt
Lösung von geschmolzenem Natrium-
acetat (1:50) 500 ccm.
Boraxlösung (1:100) 100 „
Chlorgoldlösung (1:100) 25 „
Das Bad ist am besten einige Stunden nach dem Mischen zu ver-
wenden; im Sommer kann man dasselbe mit etwas Wasser verdünnen.
— Es gibt je nach der Zeitdauer der Einwirkung braune bis violett-
schwarze Töne, welche dunkler sind, als die mit dem vorigen (Natrium-
acetat-)Goldbade.
Auch Gemische von Natriumacetat mit Natriumbicarbonat
arbeiten im Goldbade gut^).
4. Goldbad mit Calciumacetat (essigsaurer Kalk) wirkt sehr
gut für purpurbraune und bei längerer Einwirkung für hübsche violett-
schwarze Töne. Man mischt
Wasser 2000 Thl.,
Calciumacetat 30 „
Chlorgoldlösung (1:100) .... 100 „
Das Bad hält sich selbst im Sommer mehrere Tage gut.
1) Monekhoven zieht das krystallisirte Natriumaeetat wegen seiner grösseren
Reinheit vor und fügt zur Erzielung der alkalischen Reaetion Natriumbicarbonat zu.
Er löst 30 Thl. Acetat in 2 Liter Wasser und fügt 1000 ccm Chlorgoldlösung (1:100)
und 1 bis 20 ccm einer Lösung von Natriumbicarbonat (1:50) hinzu. 1 ccm gibt
röthliche Farben mit geringer Purpurfarbe; mehr Natriumbicarbonat macht den Ton
blauer (Tratte de Phot. 1880. S. 249).
140
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
5. Das Goldbad mit Kreide (s. S. 49) ist neben den Borax-
und Acetatbädern das beliebteste. Man mischt 1 Liter Wasser mit 40 bis
50 ccm Chlorgoldlösung (1:100) und fügt ungefähr 5 g gepulverte Kreide
(oder Calciumcarbonat, chemisch gefällt) hinzu. Das Bad ist nach 5 bis
6 Stunden oder besser nach 24 Stunden zu verwenden. Nach dem
Gebrauche schüttet man das Goldbad in die Flasche mit Kreide zurück
und verstärkt es vor dem neuerlichen Gebrauche mit Goldlösung. Das
Kreidegoldbad tont leicht und schön und liefert hübsche purpurbraune
Töne. Es wurde mannigfach variirt^).
6. Goldbad mit Soda. Goldlösungeu, welche mit einer geringen Menge von
Soda, doppeltkohlensaurem Natron u. s. w. vermischt sind, tonen rasch und energisch.
Zu viel Alkali ist hinderlich. Man vermischt eine Lösung von 1 g Chlorgold in
2 Litern Wasser mit einer Lösung von doppeltkohlensaurem Natron (1 : 10), bis Lackmus-
papier nicht mehr geröthet wird (z. B. 5 bis 60 Tropfen auf 100 ccm Goldlösung). Das
Bad wird verwendet, bis die gelbe Farbe verschwunden ist (nach 10 bis 15 Minuten
und hält sieh nur einige Stunden lang^).
Das Sodagoldbad gibt braune oder Sepiatöne, welche im Allgemeinen sonst nur
schwierig zu erhalten sind.
Man badet die Abdrücke in reinem Wasser durch 5 Minuten, giesst das Wasser
ab und wäscht sie abermals 5 Minuten in warmem Wasser (so warm, dass es die Hand
noch verträgt). Das Goldbad wird hergestellt aus Va Liter ebenso warmem Wasser,
einem Stückchen Soda und Vi6 S Chlorgold für jeden Bogen. Nach 10 bis 20 Minuten
haben die Copien einen purpurbraunen Ton angenommen, welcher im Pixirnatron in
einen schönen Sepiaton übergeht.
Das Tonbad hält sieh nicht (die geringste Spur Pixirnatron ist sehr schädlich).
Es eignet sich ebenso für frisch gesilbertes als haltbar gesilbertes Papier, welches
letztere aber doppelt so viel Zeit braucht (DumonD*).
7. Goldbad mit Chlorkalk (vergl. S. 50). Ein Chlorkalkzusatz zum Tonbad,
namentlich zu jenem mit Natriumacetat, ist bei vielen Photographen in Gebrauch. Das
Bad gibt schwarz-violette Töne und tont ziemlich langsam.
GrasshoffD stellt das Chlorkalktonbad folgendermassen dar:
1000 g destill. Wasser, 10 g essigsaures Natron, doppelt geschmolzen, Vig Chlor-
kalk und 1 g Chlorgold oder Chlorgoldkalium, werden gut geschüttelt und frühestens
nach einigen Stunden (besser am nächsten Tage) einige schlechte Copien (circa 6 bis
H Stück in Kartengrösse sind ausreichend) ungewässert hinein geworfen und längere
Zeit (10 Minuten bis Va Stunde) darin gelassen. Es entsteht eine starke Trübung des
Bades, und die Copien nehmen sonderbare Töne an. Nach Entfernung derselben färbt man
gewässerte Bilder in bekannter Weise, es färbt sehr schnell in den ersten Tagen. I g Gold
tont circa 11 bis 12 Bogen leicht und sicher, doch darf man nicht zu blau färben.
1) Liesegaug fügt auf 1 Liter Kreidegoldbad noch einige Tropfen gesättigter
Chlorcaleiumlösung zu (Der Silberdruck. 1884); Kleffel setzt 3 g Chlorkalium pro
Liter zu, um Kupferstichton zu erhalten (Handbuch d. Phot 1880). — Vergl. auch
Dr. Heid (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1888).
2) Liesegang, a a. 0.
3) Phot. Archiv 1887. S. 130.
4) Nach H. W. Vogel, Lehrbuch d. Phot. 1879. S. 341.
Albuminpapier.
141
Wenn die Färbung langsamer vor sieb gebt, bann man Gold zusetzen, und zwar pro
Bogen 2 ccm einer Cblorgoldlösung (1:100). Setzt man ab und zu, alle 4 bis 6 Tage,
äusserst wenig Cblorkalk zu (Vio bis V20 S ist sehr viel), so gibt das Bad schwärzere
Töne; man filtrirt das trübe Goldbad alle 3 bis 4 Tage (Phot. Mitth. VII. Jahrg., S. 150).
Paget schreibt in den „Phot. News“, dass er frische Copien in dreimal ge-
wechseltem Wasser gewaschen habe, und dass solche in einem essigsauren Natronbad
vortrefflich tonten, dagegen in einem Chlorkalkbad nachfolgender Zusammensetzung
nicht tonen wollten: Chlorkalk IV2 g, Chlorgold 1 g, kohlensaurer Kalk 12 g,
Wasser 4800 g. Die Tonung stellte sich aber sofort ein, als einige ungewaschene
Copien in das Tonbad gelegt wurden, ging jedoch langsam vor sich. — Danach scheint
salpetersaures Silber im Chlorkalktonbad nothwendig zu sein, und schlägt Bovey
deshalb vor, die Bilder, welche darin getont werden sollen, vorher nur in zwei Wässern
zu waschen. Daher wirft auch Grasshoff einige ungewässerte Copien in das
Chlorkalktonbad
Nach Abney^) tont eine vollständig gewaschene Copie innerhalb einer
Viertelstunde im silberfreien Chlorkalkbad gar nicht, wird im Gegen theil gebleicht
und gibt beim Pixiren fuchsige Bilder. Taucht man aber die gewaschene Copie vorher
in salpetersaure Bleilösung, so tont sie rasch, aber eigenthümlich braun im Chlor-
kalkbad, anders, als wenn Silbersalz gegenwärtig ist. Theilweise gewaschene Bilder
tonten dagegen innerhalb 5 Minuten Es zeigte sieh, dass dieses Bad unterchlorige
Säure enthielt (entstanden durch Wirkung des Chlors des Chlorgoldes auf den Kalk).
Wurde zu dem Bade noch Chlorkalk gesetzt, so tonte es regelmässiger. Abney schliesst
aus seinen Experimenten: 1. dass ein Metallsalz, welches das Chlor absorbirt, im Chlor-
kalktonbade nothwendig ist; 2. dass Chlorkalk als Verzögerer beim Tonen wirkt; 3. dass
beim reinen essigsauren Natronbad (ohne Chlorkalk) freies Silbersalz nachtheilig ist.
8. Goldbad mit wolframsaurem Natron (vergl. S. 52). Dieses
liefert Purpurtöne oder braunstichige Farben, dagegen sind blauviolette
Nuancen damit schwerer als mit Borax- oder Acetatbädern zu erhalten.
— lieber ein gemischtes Goldbad mit Borax und wolframsaurem Natron^)
s. S. 136. — Derartige Bäder stehen wenig im Gebrauch.
9. Goldbad mit Chlorkalk und wolframsaurem Natron für ver-
gilbte, lange gelegene, unfixirte Albumincopien. Ein langsam wirkendes
Goldbad, welches klare Weissen und schöne purpurschwarze Töne mit älteren, ver-
gilbten Albuminbildern gibt, kann durch Anwendung eines Gemisches von wolfram-
saurem Natron und Chlorkalk erzielt werden. H Jandaurek theilte diese Methode
der „Wiener Photographischen Gesellschaft“ (1887) mit und erhielt dafür, besonders
mit Eücksicht auf den Umstand, dass alte vergilbte Albumincopien darin reine Weissen
erhalten, die silberne Gesellschaftsmedaille verliehen^). Es werden
A. Chlorgoldnatrium 4 g,
reiner gepulverter kohlensaurer Kalk (Kreide-
pulver der Apotheker) 4 „
Chlorkalk 1 „
destillirtes Wasser 400 ccm
gelöst und nach 24 Stunden filtrirt.
1) Phot Mitth. Bd. 9, S. 260.
2) Auch von Newton empfohlen. Phot. Archiv 1869, S. 291.
3) Phot. Corresp. 1888. S. 89.
142
Vierter Theil. Zehntes Capitel.
B. Wolframsaures Natron 100 g,
Wasser 5 Liter.
Man mischt pro Bogen Albuminpapier- Copien 150 Thl. der wolframsauren
Natronlösung (B) mit 4 bis 8 Thl. der Goldlösung (A), je nach der Papierqualität.
Das Tonen soll sehr langsam vor sieh gehen, z. B im Sommer 10 Minuten lang;
schnelle Tonung bewirkt graue, maserige Bilder. Als Fixirbad dient eine Lösung von
150 Thl. der wolframsauren Natronlösung (B) und 15 g Fixirnatron, worin das Fixiren
in 10 bis 15 Minuten beendigt ist; alte vergilbte Copien bleiben länger darin, bis der
gelbe Farbenton verschwunden ist.
XIV. Manipulationen beim Vergolden der Bilder.
Die gewaschenen Copien legt man eine nach der anderen in das
Goldbad, welches sich in einer reinen Tasse befindet.
Nachdem die Copien in das Bad eingetaucht sind, müssen sie in
demselben bewegt werden, um zu verhindern, dass sie sich aneinander
legen; auch muss Sorge getragen werden, dass keine Luftblasen vor-
handen sind, sojist wird man in dem vollendeten Bilde entsprechende
Flecke finden.
Die Copie ändert den Ton allmählich vom bräunlichen in einen
purpurbraunen bis violetten oder blauschwarzen. Die Dauer des Tonens
ist sehr verschieden, je nach der Temperatur und Zusammensetzung des
Tonbades, der Präparation des Papieres u. s. w. Nach 7 bis 10 Minuten
ist man in der Eegel fertig. (Zu starke Goldbäder wirken sehr rasch
und machen die Bilder bläulich grau und schwach.)
Sobald die Copien den gewünschten Ton erreicht haben, wirft man
sie in eine Schale mit Wasser, worin der Process unterbrochen wird*).
Man beobachtet den Verlauf bei halbgedämpftem Tageslicht^), indem
man die Copie heraushebt und in der Durchsicht betrachtet. Man lässt
das Goldbad in der Eegel noch einige Minuten länger wirken, nachdem
sich der gewünschte Ton eingestellt hat, weil im Fixiren die Nuance
sonst ins Eöthliche zurückgeht.
Man hüte sich, Fixirnatron ins Goldbad zu bringen; es stört die
tonende Wirkung und gibt den Copien unausbringliche gelbe Flecken.
Wenn die Copien im Goldbade nicht leicht den Ton annehmen, so rührt der
Fehler in der Eegel davon her, dass das Papier nach dem Empfindlichmaehen zu
lange auf bewahrt worden ist. Papier, welches länger als 24 Stunden empfindlich
gemacht worden ist, nimmt schwieriger den Ton an, und diese Schwierigkeit wächst,
wenn das gewöhnliche gesilberte Papier sehr lange aufbewahrt wird.
Auch wenn das Copiren bei kalter Witterung vorgenommen wurde, vergolden
sieh die Bilder langsam. — üeber Vergolden von Dauerpapier s. S. 136.
nicht
1) Das Eintauchen der Copien unmittelbar aus dem Goldbad ins Fixirbad ist
schädlich.
2) Im grellen Tageslichte würden die Weissen leiden.
Albuminpapier.
143
XV. Das Fixiren der Albuniinbilder.
Die vergoldeten Albuminbilder werden in einer Lösung von einem
Theil Fixirnatron in 10 Th eilen Wasser^) während 10 Minuten gebadet
(völlig untertauchen! und bewegen, dass sie nicht aneinander kleben),
dann gewaschen (vergl. S. 88).
XVI. Das Waschen der fixirten Bilder
erfolgt in reichlichem reinen Wasser während mehrerer Stunden (s. S. 86),
worauf sie aus dem Wasser genommen, auf Stellagen, in welchen Filtrir-
papier ausgelegt ist (am besten auf Netzen von Spagat), zum Trocknen
ausgebreitet werden.
XVII. Das Trocknen
ändert die Farbe der Albuminbilder etwas, indem sie nachdunkeln und
satter werden. Werden die Bilder allzutrocken, so bekommen sie beim
Biegen, Aufrollen und Beschneiden zahlreiche feine Eisse, welche die
Oberfläche unansehnlich und fehlerhaft machen. Es ist daher empfehlens-
werth, die Albuminbilder nur so weit trocknen zu lassen, dass sie nicht
mehr tropfen (abpressen zwischen Fliesspapier), sondern sich feucht an-
fühlen. Danach werden sie mit der Scheere und Glasschablonen oder
dem Messer und Lineal auf Glas-, Zink- oder Holzplatten oder dem
Trimmer (s. Ergänzungsband zu Bd. I, Atelier uud Laboratorium des
Photographen, S. 156) beschnitten und sind zum Aufkleben bereit. Das
Aufkleben von Doppel- Albuminpapier geschieht am besten in feuchtem
Zustande; sollen die Copien unaufgezogen auf bewahrt werden, so rollt
man die Bildseite nach aussen (s. unten).
Als Klebemittel zum Aufziehen auf Carton dient am besten W eizen-
stärkekleister (s. unten).
1) Oft wird der Zusatz von etwas Ammoniak oder einem anderen Alkali
empfohlen (s. S. 71). — Ueber die Theorie des Pixirens siehe die S. 23 und 69.
ELFTES CAPITEL.
CELLOIDINPAPIER ODER OHLORSILBEROOLLODION-
PAPIER.
M^ie bereits auf S. 5 und 14 dieses Bandes, sowie auf S. 491 des
II. Bandes erwähnt wurde, gibt eine Emulsion von Chlorsilber in Collodion,
gemischt mit einem anderen als Sensibilisator dienenden Silberoxydsalz, ein
vortreffliches Copirpapier, welches im Lichte sieh rascher als Albuminpapier
schwärzt und Copien von grosser Feinheit und Brillanz liefert. Man
nennt derartige Papiere „ Chlorsilbercollodion-Papier für das Aus-
copirverfahren oder mit dem kürzeren Namen „ Celloidinpapier “ ;
allerdings bezeichnete man mit letzterem Namen anfangs nur eine gewisse
Sorte eines mittels Seherin g’schem Celloidineollodion (s. Bd. II, S. 19o)
hergestellten Chlorsilberpapieres; später jedoch kam die Bezeichnung
„Celloidinpapier“ als allgemeiner Name für alle Arten von Auscopir-
papieren mittels Chlorsilbercollodion in Gebrauch (s. Bd. II, S. 491), und
dem wollen auch wir uns in der Folge anschliessen.
Bereits früher (Bd. II, S. 170 und 491) wurde die Geschichte dieses
Verfahrens geschildert, wozu noch hinzuzufügen ist, dass der Wiener
Photograph Adolf Ost (1869) zuerst das Uebertragungsverfahren von
Chlorsilbercollodion-Copien von gelatinirtem Papiere auf andere Unter-
lagen angab ^).
Das Celloidinpapier hat in den letzten .fahren eine ungeheure Ver-
breitung gefunden, allerdings mehr in Amateur- als in Fachphotographen-
Kreisen; es wird davon gegenwärtig mehr verbraucht als von Albumin-,
Harz- oder Aristopapier zusammen genommen. Deshalb ist es wohl
angemessen, auf die Fabrikation des Papieres hier näher einzugehen,
trotzdem im II. Bande dieses Werkes (S. 492) die Theorie des Ver-
fahrens. sowie die Methode der Darstellung und Verarbeitung kurz
angegeben wurde.
1) Phot Corresjj. 1869. S. 25, 68, 119 und 157; Phot. Mitth. Bd. 6, S. 48.
Celloidinpapier oder Ohlorsilbercollodion- Papier.
145
I. Herstellung der Celloidin-Emulsion.
Die zum Ueberziehen von Papier verwendete Chlorsilbercollodion-
Emulsion (auch häufig kurzweg „Celloidin-Emulsion“ genannt), wird in
der Eegel durch Mischen eines Alkalichlorides mit überschüssigem Silber-
nitrat und Citronensäure oder Weinsäure bei Gegenwart von Collodion
hergestellt.
Als Eohmaterial dient dreiprocentiges Schering’sches Oelloidin-
collodion, oder man löst eine 200 g schwere käufliche Tafel Celloidin
(welche 40 g trockenen Pyroxylins entspricht), in 1300 ccm eines Ge-
misches von gleichen Theilen absolutem Alkohol und Aether. Jedoch lassen
sich auch mit jenen Arten von Collodion, welche unter Zuhilfenahme von
Eisessig u. s. w. erzeugt werden (s. Bd, II, S. 198 und 200),
Chlorsilbercollodion- Papiere darstellen; Zusatz von Methyl- A f
alkohol zur Mischung wird für Cello'idin-Mattpapiere empfohlen.
Das Verhältniss von Pyroxylin resp. Collodion zu dem
Silbersalz muss genau ermittelt sein; bei Anwesenheit von
allzuviel dickem Collodion zeigen die Celloidinpapiere Nei-
gung zum Eollen in den Bädern, sowie zum Abspringen der
Schicht vom Papiere; zu viel Alkohol- und Pyroxylingehalt
wirkt in demselben Sinne; grösserer Zusatz von Aether und
Wasser hilft dem ab; zu viel Wasser macht das Collodion
schleimig. Eicinusöl (bis höchstens 8 ccm pro 1 Liter
Celloidin-Emulsion) oder Glycerin (in demselben Ausmasse)
machen die Schicht geschmeidiger, und wirkt letzteres dem
Eollen des Celloidmpapieres in den Bädern entgegen. Zu viel vig. ai.
davon beeinträchtigt die Haltbarkeit und den Tonungsprocess,
indem namentlich das Eicinusöl das Tonen verlangsamt, so dass nur
braunrothe Töne entstehen und auch Flecken (durch Abstossen der
wässerigen Bäder) sich bilden können.
Die verschiedenen Sorten der Collodionwolle geben bei ihrer Lösung in derselben
Menge Alkohol- Aether nicht immer dieselbe Zähflüssigkeit oder „Viscosität“.
Ja sogar Producte derselben Fabrik zeigen in dieser Eichtung Schwankungen. Nun
ist aber die Qualität der Celloidinpapiere von der Viseosität des Rohcollodions ab-
hängig; es genügt nicht, drei- oder vierprocentiges Collodion von bestimmter quanti-
tativer Zusammensetzung zu verarbeiten, sondern man muss die Stärke der Collodion-
lösung variiren, so dass ihre Viseosität annähernd eonstant ist; so z. B. gibt zu
dickflüssiges Eohcollodion Veranlassung zum Rollen der Papiere u. s. w. Darauf
machten E. Valenta, Hanneke, Dr E. Vogel u. A. aufmerksam. In der That ist
die Bestimmung der Viseosität sehr nützlich. Um dieselbe zu ermitteln, benutzt
man eine ungefähr 20 cm lange und 2 cm weite Glasröhre, welche unten spitz
zugeht und eine Oeffnung von 1 mm hat (s. Pig. 51), oben ist ein Strich eingeritzt
zur Abmessung des bestimmten Volumens der zu untersuchenden Flüssigkeit. Bei
Auffüllung der Röhre wird die Oeffnung unten mit dem Finger zugehalten. Man
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
10
146
Vierter Theil. Elftes Capitel.
beobachtet Dun die Zeit, welche die Flüssigkeit braucht, um aus der Bohre auszulaufen.
Je zäher die Flüssigkeit ist, desto mehr Zeit wird sie für den Auslauf benöthigen.
Den Quotienten aus der Zahl der Ausflusszeit des Collodiums und jener des Wassers
nennt man „speeifisehe Viseositäf*. Beim Abmessen des Collodions für Emulsion
ist dessen Yiscosität in Berücksichtigung zu ziehen und bei zu grosser Zähigkeit das
Collodion mit Alkohol und Aether zu verdünnen.
So z. B. zeigt Sehering’s vierprocentiges Celloidineollodion (Gewichtsprocente)
eine specifische Viscosität von 1,‘25, während andere zähflüssigere Sorten diverser
Handelssorten von Pyrosylin bei der halben Concentration dieselbe Viscosität aufweisen ').
Man halte sieh bei derartigen Versuchen an die für Celloidineollodion geltenden Zahlen.
Als ßohpapiere dienen sogen. „Barytpapiere“, das sind Papiere,
welche mit einem TJeberzug, der hauptsächlich aus Gelatine und Baryum-
sulfat besteht, versehen sind^); zu ihrer Herstellung dienen eigene Streich-
maschinen ^). Es genügt, hier Bezugsquellen solcher Papiere anzugeben,
wovon wir in erster Linie Gust. und Heinr. Beneke in Löbau in Sachsen,
dann J. B. Weber in Offenbach a. M. und die Actiengesellschaft für
Buntpapier-Fabrikation in Aschaffenburg, nennen.
A. Mischen der Emulsion.
Wir lassen hier drei bewährte neuere Methoden der Emulsionsbereitung folgen
lind bemerken, dass dieselben neueren Datums als die im II. Bande, S. 496, be-
schriebenen Methoden sind.
1. Methoden von E. Talenta.
Um kräftige Celloidincopien zu erhalten, empfiehlt E. Valenta (Atelier d. Photo-
graphen 1896. S. 39) auf Grund seiner an der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchs-
anstalt in Wien angestellten Versuche, einen beträchtlichen Silbernitratübersehuss im
Chlorsübereollodion; je grösser derselbe innerhalb gewisser Grenzen ist, desto kräftiger
und eontrastreicher eopirt das Papier; über 26 Thl. Silbernitrat pro 1000 Thi. Emulsions-
fiüssigkeit soll man jedoch nicht hinausgehen. Ferner soll genügend viel Citronensäure
zugegen sein, welche die Haltbarkeit, Kraft, Klarheit und das Tonungsvermögen begünstigt.
Zur Herstellung von Celloidinpapier für normale Negative von
mittlerer Kraft bereitet man folgende drei Lösungen:
A. Strontiumchlorid (wasserfrei) 10 g,
Lithiumchlorid 5 „
Wasser 30 „
Alkohol 55 „
1) Dr. E. Vogel, Phot. Mitth. Bd. 34, S. 203.
2) Vergl. Bd. II, S. 498. — Mangelhafte Barytgelatine -Unterlage bewirkt im
Sommer Ablösen der Celloidinsehieht vom Papiere und Entstehung sogen. „Pocken“
beim Wässern der fixirten Copien. Gegenmittel: Die Copien werden unmittelbar nach
dem Fixiren in ein Gerbebad von 100 ccm Wasser, 10 ccm Formalinlösung, 1 bis 2 g
Natriumsulfit während 5 Minuten gebadet (Lainer, Phot. Corresp. 1897. S. 342).
3) Streichmasehinen für Barytpapier erzeugt die Actiengesellschaft für Eisen-
giesserei, Ferd. Flinsch in Offenbach a. M. — Auch Kaymond construirte einen
Apparat zur Erzeugung von gelatinirtem Papier (mit Figur. Brit. Journ. Phot. 1897.
S. 153).
Celloidinpapier oder ChlorsilbercoUodion- Papier.
147
Das Strontiumehlorid wird in der angegebenen Menge Wasser warm gelöst, das
Lithiumehlorid zugegeben und nach erfolgter Lösung unter ümriihren der Alkohol
zugesetzt. Die Lösung soll klar sein und wird eventuell filtrü't, wenn sich eine
schwache Trübung zeigen sollte
B. Silbernitrat, krystallisirt 22 g,
Wasser 30 „
Alkohol 60 „
C. Citronensäure 5 „
Alkohol 40 „
Glycerin . 6 „
Zur Herstellung der Emulsion werden 350 Thl. dreiproeentiges Kohcollodion in
eine Liter -Stöpselflasehe gebracht und mit 15 ccm von Lösung A partienweise unter
Schütteln vermischt. Das so erhaltene ehlorirte Collodion wird nun bei Ausschluss
des Tageslichtes mit 60 ccm von Lösung B versetzt. Hierbei muss die Vorsicht beob-
achtet werden, die Lösung in sehr kleinen Partien unter Umschütteln zum Collodion
zu fügen. Dies eiTeieht man am besten in der Weise, dass man dieselbe aus einer
Glashahnbürette tropfenweis’e in die weithalsige Schüttelfiasehe fliessen lässt und
während des Einfallens der Tropfen die Flasche bewegt. Man erhält eine Emulsion
mit ziemlich grossem Silbernitratübersehusse, welcher nun in kleinen Partien 50 ccm
von Lösung C und 50 ccm Aether zugefügt werden, die Flasche wird hierauf noch
längere Zeit gut geschüttelt und die Emulsion an einem Orte, dessen Temperatur
circa 20 bis 25 Grad C. beträgt, wenigstens 24 Stunden stehen gelassen, bevor man
dieselbe giesst. Nach dieser Zeit darf die Emulsion keinen Bodensatz zeigen. Entsteht
ein solcher, so ist die Ursache in der Bereitung der Emulsion, oder aber- auch in der
Verwendung eines zu dünnen, ungeeigneten Collodions zu suchen.
Vermindert man die Menge des Chlorides, so eopirt die Emulsion härter, der
Umfang der Gradation beträgt nur mehr 12 bis 13 Grade, während Vermehrung des
Chlorides in obigem Eecepte um 2 bis 3 ccm das Papier weicher copiren macht.
Diese Emulsion zeigt einen Umfang der Gradation von 14 bis 16 Grad (vergl.
S. 39), ist zwei- bis dreimal empfindlicher als Albuminpapier und liefert in Folge
seines ziemlich hohen Citronensäuregehaltes etwas röthliehe Copien, welche im Ton-
'und Tonfixirbade leicht vergolden.
Celloidinpapiere, welche sehr contrastreiehe Copien liefern, sogen.
„Rembran dtpapiere “, sind geeignet zur Herstellung von Copien nach sehr flauen,
weichen Matrizen. Solche „Rembrandtpapiere“ erzeugte zuerst F Hrdliczka für
den Handel; sie enthalten Silberchromat und sind deshalb röthlieh gefärbt, welche
Farbe aber beim Fixiren sofort verschwindet. Derartige chromat- und citrathaltige
Chlorsilber -Emulsionen nennt man: Chlorchromateitrat- Emulsionen.
Die Herstellung solcher und anderer ähnlich wirkender Collodion -Emulsionen
veröffentlichte E. Valenta^), indem er von der soeben beschriebenen Emulsion ausgeht;
Man fügt zu der ChlorsilbercoUodion -Emulsion unter Umschütteln auf je 200 ccm
0,4 bis 0,8 ccm einer zehnprocentigen Lösung von reiner Chromsäure. Durch diesen
Zusatz färbt sich die Emulsion orangeroth und gibt beim Giessen Papiere mit ebenso
gefärbter Schicht War die Gradation der Normal- Emulsion 15 Grad, so beträgt jene
der Emulsion mit 0,4 ccm Zusatz von Chromsäurelösung nur mehr 8 Grad, und jene
der Emulsion mit dem doppelten Chromsäurezusatz nur mehr 6 Grad. Diese letztere
Emulsion gibt mit ganz flauen, verschleierten Negativen noch brauchbare Bilder.
1) Phot. Chronik 1895. S. 178; Phot. Corresp. 1895; Atelier d. Phot. 1896. S. 66.
10*
148
Vierter Theil. Elftes Capitel.
Von chromsauren Salzen eignen sieh zur Herstellung von Chromat -Emulsion
das Ammoniumbiehromat und das Caleiumbiehromat.
Setzt man zu 200 ecm von obiger Normal -Emulsion 0,05 g Ammonium-
biehromat, in mögliehst wenig Alkohol gelöst, unter Umsehütteln zu, so färbt sieh die-
selbe orangeröthlieh und gibt Celloidinpapiere, welehe weit härter eopiren als jene,
die mittels der Normal -Emulsion hergestellt wurden. Ein Zusatz von 0,2 g Ammonium-
biehromat zu 200 eem der Normal -Emulsion gibt Celloidinpapiere, deren Sehieht
orangeroth gefärbt ist, und welehe eine ausserordentlieh kurze Gradationsseala auf-
weisen. Dieselbe betrug in ungetontem Zustande nur mehr 12 Grad und gingen die
Papiere im Tonfixirbade um 6 bis 8 Grad zurüek.
An Stelle des Ammoniumbiehromates kann man mit Vortheil Caleiumbiehromat
verwenden Zum Zweeke der Darstellung dieses Salzes werden 25 g krystallisirte
Chromsäure in 100 eem Wasser gelöst und in einer Sehale mit einem kleinen Ueber-
sehusse von reinem kohlensauren Kalk unter Umrühren versetzt. Es bildet sieh ein
aus Gyps (von der den Chromsäurekrystallen anhaftenden Sehwefelsäure herrührend)
und übersehüssigem kohlensauren Kalk bestehender Niedersehlag, weleher abfiltrirt und
so lange gewasehen wird, bis das Filtrat 250 eem beträ'gt. Man hat in diesem Falle
eine tief orangeroth gefärbte Lösung, welehe nahezu 10 Proe. CrO^ enthält. Von dieser
Lösung werden je naeh der zu eopirenden Matrize 0.2, 0,4 bis 0,8 eem zur Normal-
Emulsion unter Umsehütteln gegeben. In letzterem Palle beträgt die Gradation der
Emulsion nur mehr 8 Grad, diese genügt also für die flauesten Negative.
Die Empflndliehkeit dieser Emulsion ist leider eine geringere als jene der Normal-
Emulsion; so besitzt eine Emulsion, welche durch Hinzufügen von 0,4 ccm Calcium-
biehromatlösung zu 200 eem Normal- Emulsion hergestellt wurde, nur mehr den vierten
Theil der Empflndliehkeit, welehe der Normal -Emulsion zukommt. Ein Zusatz von
0,8 eem Caleiumbiehromatlösung zu 200 ccm Emulsion bewirkt eine Reduetion auf den
achten Theil der ursprünglichen Empfindlichkeit!
Kupfer- und Uranylehlorid wirken ähnlich wie die Chromate; man erhält Emul-
sionen, welehe einen der Chlorehromatcitrat- Emulsion ähnlichen Charakter zeigen und
dabei weder die Empfindlichkeit der Papiere in so ungünstiger Weise beeinflussen,
noch ein so starkes Uebercopiren erfordern, als die Chlorehromatcitrat -Emulsion.
Ersetzt man in der Normal -Emulsion (S, 140) das Strontium- und das Lithiumchlorid
durch Kupferehlorid, indem man die äquivalenten Mengen zur Anwendung bringt, so
erhält man eine Emulsion, welehe statt 14 bis 16 Grad nur mehr einen Umfang der
Gradation von 6 bis 8 Grad aufweist. — Die Celloidinpapiere, welehe mit Hilfe dieser
Emulsion hergestellt werden, verhalten sieh bezüglich des Zurüekgehens ganz normal,
erfordern also kein übermässiges Copiren der Negative. Die Empfindlichkeit dieser
Papiere ist eine geringere, als jene der normalen Celloidinpapiere, aber bedeutend
grösser, als jene des Chlorehromatcitrat -Papieres
Die weitere Behandlung der Copien ist eine sehr einfache; das Bild wird vor
dem Tonen gut in zweimal gewechseltem (nicht zu hartem) Wasser gewässert und
hierauf in ein Tonfixirbad gebracht. Es kann jedes gute Tonfixirbad, welches genügend
Gold und keine die Tonung schädlich beeinflussenden Substanzen enthält, verwendet
werden. In dem Tonfixirbade nimmt das Bild rasch Ton au, und man erhält in
rhodanfreien Tonfixirbädern braune, in Rhodangold -Tonfixirbäderu violettstichige Töne.
Die Tonung ist in 5 bis 6 Minuten beendigt.
Einen Fehler haben aber diese Papiere; das Bild verschwindet im Tonfixirbade
fast gänzlich, wenn mau es versäumt, vor dem Tonen gut auszuwässern. Diesen
Fehler haben die mit Hilfe von Urans alzeu hergestellten Emulsionen nicht.
Celloidinpapier oder CWorsilbercollodion- Papier.
149
Verwendet man nämlieli bei der Herstellung von Chlorsilbereollodion- Emulsion
an Stelle des Lithiumchlorides oder an Stelle des Strontium- und Lithiumchlorides
äquivalente Mengen von üranylehlorid (UrO^Cl^), so erhält man mehr oder
weniger gelblich gefärbte Emulsionen, welche Papiere mit sehr kurzer Gradationsseala
liefern. Der Umfang der Gradation beträgt bei diesen Papieren je nach der Menge
des zur Herstellung verwendeten Uranylchlorides 12 bis 5 Grad; letzterer Pall tritt
bei völliger Substitution der oben erwähnten Chloride durch üranylehlorid in der
Normal- Emulsion ein.
Man kann also, den zu copirenden Negativen entsprechend, sehr harte oder
weniger hart copirende Cello'idinpapiere hersteilen. Dabei haben diese Papiere den
Vortheil vor den Ohlorchromatcitrat- Papieren, dass man sie in getrennten Tonbädern
tonen kann und nicht zum Tonfixirbade greifen muss, das von vielen Photographen
gemieden wird. Die Copien tonen sehr rasch und gleiehmässig, und die Bilder gehen
nur wenig im Pixirbade zurück und zeigen, wenn das Verhältniss zwischen Silbersalz,
Citronensäure und üranylehlorid richtig abgestimmt wurde, grosse Brillanz bei reinen
Weissen.
2. Methode von Belilski.
L. Belitski’s Vorschrift^ für Celloidinpapier gibt gleichfalls vorzügliche Eesultate.
Zunächst wird die Chlorsalzlösung hergestellt; hierfür löst man:
Krystallisirtes Chlorstrontium 30 g,
wasserfreies Chlorlithium 10 „
destillirtos Wasser 62 „
Nach der Auflösung wird zugesetzt:
Syrupdickes, ehern, reines Glycerin . . . 160 „ 1
Absoluter Alkohol 218 „ /
Summa: 480 g.
Pür normales Chlorsilbereollodion mischt Belitski:
, .. . lEoheollodion, dreiproeentig 400
^”*"”S^ichl«Is«lzl5,nng ... 30
{Salpetersaures Silber 12
gelöst in destill. Wasser (erwärmt) 15 bis 16
und vermischt mit absolutem Alkohol . 30
gewogen.
Die Silberlösung B , welche durch den Alkoholzusatz klar und farblos bleiben
muss, wird dem Chlorsalzeollodion in einem dünnen Strahle unter fortwährender
Bewegung zugemischt.
Zuletzt setzt man noch hinzu: 12 g (gewogen) einer Lösung von Citronensäure®)
in absolutem Alkohol (1:4 Thl. Alkohol) und 50 g wasserfreiem Aether (alles gewogen,
nichts abgemessen).
Durch längere Praxis hat sieh herausgestellt, dass das von den begossenen
Bogen abgeflossene Collodion, mit Proe absolutem Aether (ohne Alkoholzusatz)
vermischt, wieder so gut wie frisches ist. Dieses Verdünnen mit Aether des durch
1) Deutsche Photogr. - Ztg. 1895. Nr. 1 bis 5; 1897. Nr. 34, S. 404; Eder’s
Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 226.
2) Vermehrung der Citronensäurelösung auf 20 g (wie Belitski ursprünglich
angegeben hatte), bewirkt Planheit und Unklarheit der Schatten, sowie Bronzirung
in denselben.
150
Vierter Theil. Elftes Capitel.
Verdunstung beim Papierbeguss dicker gewordenen Chlorsilbereollodions, kann ohne
Naehtheil wiederholt vorgenommen und der Eest wieder mit dem frisch angesetzten
Collodion gemischt werden.
3. Methoden von P. Hanneke^).
P. Hanneke arbeitete mehrere Methoden der Darstellung von Chlorsilber-
Emulsion aus, wovon die erste sieh besonders für die Anwendung getrennter Tonbäder,
die letzte mehr für Tonfixirbäder eignet.
Erste Methode. Man mischt 620 ccm vierproeentiges Celloidincollodion (von
Sehering in Berlin) mit 100 eem Aether und 30 ccm absolutem (99proeentigem)
Alkohol, und mischt eine in einem Glaskolben warm hergestellte Lösung von 25 g
Silbernitrat in 25 eem Wasser, gemischt (nach erfolgter Lösung) mit 120 eem 99procen-
tigem Alkohol; nach dem Schütteln fügt man eine weitere Lösung von
4 g krystallisirtem Caleiumehlorid in 4 eem Wasser und 30 eem Alkohol
zu; dann eine Lösung von 5 g Citronensäure in 5 eem Wasser und
30 eem Alkohol und schliesslich 15 ccm einer alkoholischen Eicinusöl-
Lösung (1 Thl. Eieinusöl in 2 Thl. Alkohol) und 15 eem einer Glyeerin-
lösung (1 Thl. Glycerin in 2 Thl. Alkohol).
Zweite Methode Man mischt in analoger Weise, wie bei der
vorigen Methode: 1. 670 eem vierproeentiges Celloidincollodion, 120 eem
absoluten Aether. 2. 24 g Silbernitrat in 26 ccm Wasser und 100 eem
99proeentigen Alkohol. 3. 2 g krystallisirtes Lithiumehlorid, 2,5 g
krystallisirtes Strontiumchlorid und 5 g Citronensäure, 10 eem Wasser
und 50 eem Alkohol. 4. 18 eem alkoholische Eieinusöl - Lösung
(1:2 Alkohol) und 18 eem einer Lösung von Glycerin in Alkohol
(1:2 Alkohol).
B. Piltriren der Emulsion.
Das Filtriren der Collodion -Emulsion geschieht entweder durch
einen mit einem Baumwollpfropfen verstopften Glastriehter oder durch
Leder, was Hanneke (Das Celloidinpapier. 1897. S. 56) empfiehlt.
Durch einen Trichter mit weiter Ausflussröhre (Fig 52), um möglichst schnell
eingiessen zu können und so ein zu starkes Verdunsten von Aether und Alkohol
zu verhüten, wird die Emulsion in ein hohes Glasgefäss A, einen sogen. Filtrir-
cylinder, gebracht, welches unten einen Flansch besitzt, über den ein Stück gutes
Hirschleder gespannt wird. Durch dieses Leder, welches vorher mit Alkohol an-
zufeuchten ist, filtrirt die Emulsion, und zwar um so schneller, je höher dieselbe in
dem Cylinder steht, denn desto stärker ist der Druck. Läuft die Emulsion zu langsam
durch das Leder, so kann man durch künstlichen Druck nachhelfen, indem mau oben
auf die Cyliuderöffnung einen Kork mit Glasröhre einsetzt und hineiubläst oder eine
Druckgummibirne benutzt. Der Filtrircylinder wird auf einen weiten Trichter gesetzt
und letzterer auf die zum Auffangen der Emulsion bestimmte Glasflasche JS
G. Verbrauch an ChlorsilbercoUodion- Emulsion.
Mit einem Liter Emulsion kann man durchschnittlich 14 bis 15 Bogen Papier
im Formate 50X63 cm begiessen.
Pig. 52.
1) P. Hanneke, Das Celloidinpapier. Berlin 1897.
I
Celloidinpapier oder Chlorsilbereollodion- Papier.
151
D. Veränderungen der Celloidin - Emulsion beim Stehen.
Gutes Chlorsilbereollodion hält sieh bei kühler Temperatur tagelang in der Schwebe
und setzt erst nach mehreren Wochen einen Bodensatz ab. Die Chlorsilbercollodion-
Emulsion erleidet aber, ebenso wie die Bromsilber -Emulsion, bei längerem Stehen eine
Molecularveränderung, die Partikelehen des Silberniedersehlages werden grösser (sogen.
„Reifen der Emulsion“). Die Emulsion wird mehr opak, die Empfindlichkeit gegen
Lieht steigt ein wenig, die Farbe der Bilder in den Tonfixirbädern wird mehr bläulich;
bei zu langem Stehen aber werden die Copien grauviolett, ohne Kraft. Im Sommer
bei hoher Temperatur kommen manche Celloidin -Emulsionen schon nach 12 Stunden
in dieses letzte, ungünstige Stadium, während im Winter die Emulsion sich tage-, ja
wochenlang hält. Zur heissen Jahreszeit empfiehlt sieh daher Aufbewahrung im Eis-
schrank (Hanneke).
II. Ueberziehen des Barytpapieres mit Celloidin-
Emnlsioii. Trocknen und Aufbewahrung des Celloidinpapieres.
A. Präparation mit Handguss.
Am einfachsten kann beim Arbeiten in kleinem Maassstabe das Begiessen der
Barytpapierbogen mit der Emulsion mittels eines Reissbrettos bewirkt werden, an
welches man das an den Rändern fingerbreit aufgebogene Papier mit Hilfe von Steck-
nadeln an den vier Ecken befestigt. Das Papier muss glatt aufliegen. Die geschüttelte,
blasenfreie Emulsion wird durch Baumwolle
filtrirt, auf die Bogen aus freier Hand gegossen,
der XJebersehuss ablaufen gelassen.
Der Ablauf ist zufolge Verdunstung dick-
flüssig und kann nach Zusatz von 7 bis 10 Proc.
Aether wieder verwendet werden (vergl. S. 149).
Will man bei dieser Handpräparation die
Bogen eben und länger haltbar machen , so
muss man sie nach dem Trocknen und Plach-
biegen der Ränder hinten mit einer zweiprocen-
tigen alkoholischen Citronensäurelösung mittels
eines Borstenpinsels bestreichen und noch nass
schnell in einen Spannrahmen ausspannen. Nach
einer halben Stunde ist das Papier trocken und
gebrauchsfertig (Belitski).
Die Verwendung von Giessrahmen (s. Bd. II,
S. 499) kann gleichfalls erfolgen. Eine praktische
Rahmenconstruction gab Hanneke^) an. Vier Holzleisten von ungefährem Querschnitt
1 X 2 cm werden, wie Fig. 53 zeigt, aneinander genagelt, die beiden Querleisten
liegen etwas schräg nach dem Innern Raume zu. Heber die Querleisten wird ein
nicht zu starker, biegsamer Pappbogen so befestigt, dass er eine flache Mulde bildet.
An den Rändern der Pappe werden sechs kleine Holzklötzchen in ungefährer Ver-
theilung, wie in Fig. 53 durch Kreuze angedeutet ist, aufgeleimt. Der Baryt-
papierbogen selbst wird 1 cm breit an dem Rande zur Barytschicht zu umgeknifft,
so dass er gewissermassen eine flache Schale bildet, und nun auf die Pappe des
Rahmens zwischen den Holzklötzchen gelegt; an letzteren wird der Barytbogen mit
1) Hanneke, Das Celloidinpapier. Berlin 1897.
152
Vierter Theil. Elftes Capitel.
seinem umgelegteu Eand durch Holzblammern — am geeiguetsten sind die sogen,
sehattenfreien Copirklammem (s. Fig. 54) — befestigt. Die Dimensionen des
Eahmens, resp. der Pappe, richten sieh nach der Barytpapier -Bogengrösse und
müssen so gewählt sein, dass der umgekniffte Barytbogen an den kleinen Holzleisten
genau anliegt; der untere Theil des Barytbogens muss etwa 1 bis IV2 em über den
unteren Eand der Pappe überstehen , damit beim Abgiessen der überflüssigen Emulsion
jene nicht getroffen wird. Die Lage des Barytbogens ist in Fig. 53 durch punktirte
Linien gekennzeichnet. Zur bequemen Handhabung des Eahmens ist die Länge der
Querstäbe so einzurichten, dass die Unterlagpappe circa 2 cm von den Längsstäben
entfernt ist. Ferner müssen letztere über die untere Querleiste so weit überstehen,
dass man den Giessrahmen aufrecht hinstellen kann, ohne dass der eingelegte Baryt-
bogen die Tischplatte berührt. Der so gebaute Giessrahmen ist von leichtem Gewicht,
und bilden die eingelegten Bogen keine Falten, das Arbeiten damit ist ein äusserst
bequemes.
Das Giessen der Bogen, und zwar von der Grösse circa 50 X 63 cm, geschieht
folgendermassen ; Von der filtrirten Emulsion füllen wir ein kleines Glasfläschehen mit
weitem Hals von circa 100 bis 110 ccm Inhalt und giessen jene unter Ver-
meidung von Luftblasen auf die Mitte der oberen Hälfte des Bogens schnell
hinter einander, in einer Linie, parallel der oberen Bogenkante, aus. Nun
bewegen wir den Eahmen so, dass die Emulsion nach dem oberen Eand
fliesst, dann lassen wir dieselbe, und zwar immer in paralleler Linie zum
oberen Eand, nach der Mitte des Bogens sieh bewegen, warten so lange,
bis die Schicht oben erstarrt ist, lassen hierauf die Emulsion noch einmal
bis zur oberen Kante laufen und nachher möglichst schnell nach dem
unteren Bogenrand fliessen. Der untere Eand muss etwas schärfer um-
geknifit sein, damit die sieh hier ansammelnde Emulsion nicht so leicht
überläuft- Hat sieh die Einne unten gefüllt, so wird die Emulsion aus einer
der unteren Ecken durch Seitwärtsneigen des Eahmens schnell in eine bereit-
stehende Flasche mit Trichter laufen gelassen, nachher halten wir den
Fig. 54. Eabmen wieder senkrecht, bis unten der letzte Eest herabfliessender Emulsion
angelangt ist und fangen diesen ebenfalls in der Flasche auf. Der nach
diesem Modus gegossene Bogen zeigt eine ziemliche Gleichmässigkeit in der Schicht,
und zwar dadurch, dass der obere Theil langsam und doppelt, der untere Theil
dagegen, da die Emulsion inzwischen sieh ziemlich verdickt hat, möglichst schnell
gegossen worden ist. Die Manipulation des Giessens erfordert natürlich etwas Hebung;
bei den ersten Präparationen wird gewöhnlich die Emulsion zu dick nach unten
gelangen und in Strähnen auslaufen, oder es wird beim Abgiessen der über-
schüssigen Emulsion der Eahmen zu lange seitwärts geneigt, wodurch leicht Wulste
sieh bUden.
Während des Giessens passirt es häufig, selbst bei gewissenhaftester Sauberkeit,
dass auf den Bogen Stäubchen u. s. w. fallen. Solange die Emulsion im Fliessen
ist, kann man solche Partikel mit einer Hornpincette abnehmen; der Giessrahmen ist
So leicht, dass man ihn während der Zeit auch bequem mit einer Hand dirigiren kann.
B. Herstellung von Celloidinpapier mittels Giessmaschinen.
Die Fabrikation von Celloidinpapier mittels Giessmaschinen liefert viel gleich-
mässigere Produete und ist viel ergiebiger, als die Handpräparation. Gegenwärtig
bedienen sich alle Fabriken derartiger Giessmaschinen, wovon wir einige erwähnen
wollen.
Celloidinpapier oder Chlorsilbereollodiou- Papier. P53
Eine kleinere Maschine dieser Art ist von 0. Z in k eonstriiirt, welche J. F. S chip p an g
in Berlin in den Handel bringt^). Den Hauptbestandtheil der Maschine (Pig. 55),
bildet der Giesskörper d. Derselbe ist so eonstriiirt, dass er im Vereine mit der zu
präparirenden Fläche einen Behälter für die Emulsion bildet. Diese Maschine gestattet
das Präpariren von Barjdpapier in Breite von 60 cm und bis zur Länge von 5,5 m.
Aus einem Glasbehälter f, der beim Präpariren hernieder gelassen wird , fliesst die
Emulsion in eine Mulde, welche durch eine unbewegliche Welle d mit Ausschnitt,
den sogen. Giesskörper, und die zu präparirende Barytpapierfläche h gebildet wird.
In Pig. 56 finden wir den Giesskörper d noch einmal für sich übersichtlich abgebildet;
die Entfernung desselben von der Walze c, über welche das emulsionirte Papier läuft,
ist der Klarheit wegen in der Zeichnung grösser gewählt als es in Wirklichkeit der
1) Ed er ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895, S. 473; Voigt, Phot. Corresp. 1894,
S. 146; Hanneke, Das Celloidinpapier 1897, S. 66.
154
Vierter Theil. Elftes Capitel.
Eall ist. Unten am Giesstisehe (Fig. 55) bei g wird die Rolle mit dem zu
emulsionirenden Barytpapier h eingeschaltet und letzteres zunächst über die Walze e
geführt, von hier geht das Papier unter dem Giessbörper d hinweg, an welchen es
mittels einer Spannvorrichtung auf eine unterliegende bewegliche Walze angepresst
wird, und dann über die Rolle c. Das Barytpapier, dessen Ende an einer Jalousie«
durch eine Reihe Klemmen bei i eingespannt ist, wird, nachdem es sieh in der
Mulde bei d mit Emulsion bedeckt hat, mittels einer Handkurbel h über eine Rollen-
Transportirvorrichtung den Tisch entlang und nach unten gezogen.
Das Prineip des Glessens bei dieser Maschine ist ein ähnliches, wie bei dem
zuletzt besprochenen Handgiessrahmen; eine gewisse Quantität Emulsion wird durch
Bewegen des Papiers, welches in beiden Fällen eine Mulde bildet, auf jenem vertheilt.
Bei der Maschine wird aber eine gleiehmässigere Vertheilung erreicht, und zwar
dadurch, dass jeder Papiertheil nur einmal und stets mit einer gleichen Menge
Emulsion, deren Abfluss aus dem Glasbehälter/' regulirbar ist, behandelt wird. Je
schneller das Barytpapier sieh um die Walzen bewegt und je concentrirter die
Emulsion gehalten wird, desto weniger wird beim Indiehöheziehen des Papieres
über die Rolle c in die Mulde zurücklaufen, also desto dicker wird die Schicht
Fig. 57.
werden. Die Fortbewegung des Barytpapieres muss daher gleichmässig sein, und ist
deren Geschwindigkeit natürlich vornehmlich von der Constitution der Emulsion abhängig.
Nachdem das Barytpapier in Länge von 5,5 m fertig emulsionirt ist, wird es,
im Ganzen oder zu passenden Bögen geschnitten, zum Trocknen aufgehängt.
Beim Ankauf einer Giessmaschine überzeuge man sieh vor allem davon, dass
sie gleichmässig arbeitet, indem man ein Stück Barytpapier von 3 bis 5 m mit einer
guten Emulsion überziehen lässt und das trockene Papier dann einfach dem Lichte
exponirt; es wird sieh dabei jede Unregelmässigkeit im Laufen der Emulsion zeigen
(Hanneke).
Für grossen Betrieb steht vielfach die Giessmasehine von Ferd Fl in sch in
Olfeubaeh a. M. (1892) in Verwendung*). Fig. 57 zeigt die Ansicht dieser Maschine,
welche mit einigen Varianten sowohl für Celloidin- als Aristopapierfabrikation
bestimmt ist.
An den Giessmaschinen sind stets Hängevorrichtungen zum Aufhäugen des
überzogenen Papieres angebracht.
Die Ansiclit einer completen Anlage zur Herstellung von Celloidin- und Aristo-
1) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894, S. 129, zeigt das ältere Modell, welches
1897 geändert wurde.
i
Oelloidinpapier oder Chlorsilbercollodiou- Papier.
155
papier zeigt Fig. 58, welche die von
der Radebeuler Maschinenfabrik
(A. Koebig in Radebeul bei Dresden,
Deutschland) erzeugten Giessmaschinen
darstellt. Man ersieht hierbei den Weg,
welchen das endlose Papier nehmen
muss, um nach dem Ueberziehen in
den Aufhäng- und Troekenapparat zu
kommen.
C. Das Trocknen der Celloidin-
papiere.
Die frisch übergossenen Oelloidin-
papiere müssen in einem massig war-
men (24 bis 30 Grad 0.), trockenen,
lichtsicheren Raume (dunkelrothe Glä-
ser) getrocknet werden. Einzelne Bogen
können in jeder gewöhnlichen Dunkel-
kammer getrocknet werden; bei grösse-
ren Fabriken erfolgt die Erwärmung
der Räume mit Heisswasserheizung in
guter Ventilation (Vermeidung von
direeten Flammen, wegen Explosions-
gefahr der Aetherdämpfe). Zu lang-
sames Trocknen macht die Schicht ein-
gesunken und stumpf; zu hohe Tempe-
ratur gibt wohl hohen Glanz, aber die
Schicht wird brüchig, rollt sich und
tont schwer (Hanneke). Die richtige
Troeknungszeit ist durchschnittlich eine
Stunde.
Die Bogen werden an horizon-
talen Holzstäben mit Nadeln an den
zwei oberen Ecken befestigt und frei
trocknen gelassen.
Oder; die mit Emulsion über-
gossenen Bogen bringt man, wenn die
Emulsion erstarrt ist, aus der auf-
rechten Lage (in welcher man den
üeberschuss ablaufen liess) für kurze
Zeit in eine horizontale Lage, bis die
Schicht fest geworden ist, dann nimmt
man das Papier vom Reissbrett ab und
hängt es zum Trocknen auf.
Dies geschieht in der Weise, dass
man den Bogen an den vier Ecken
mit Klammern fasst und an zwei ge-
trennte, parallel laufende Schnüre fiaclT
auf hängt.
Fig. 58.
156
Vierter Theil Elftes Capitel.
D. Verpacken und Aufbewahren des Celloidinpapieres.
Die getrockneten Bogen von Celloidinpapier werden in der Kegel in Lagen von
je 25 Bogen übereinander gelegt (Schicht gegen Rückseite), dann die Schichtseite nach
innen über eine starke Papprolle gerollt und fest zusammengerollt einige Stunden liegen
gelassen, dann auseinander gerollt und die Schichtseite nach aussen in derselben Weise
gerollt. Der Zweck dieser Manipulation ist Glättung durch das feste Aufeinanderpressen.
Dann werden die Bogen beschnitten oder zerkleinert, und zwar zu diesem Zwecke
jetzt Schicht- gegen Schichtseiteund Rückseite gegen Rückseite gelegt (Hanneke).
Der Versand geschieht meistens in kleineren Formaten (Visit-, Cabinet-
format u. s. w) zu je 25 Stück; als Umhüllung dient Seidenpapier, dann dünnes
Paraffinpapier (Schutz gegen Feuchtigkeit), dann gelbes oder schwarzes Papier. —
Die Haltbarkeit des Celloidinpapieres ist einige Wochen bis mehrere Monate*).
III. Celloi’din-Mattpapier.
Während das gewöhnliche Celloidinpapier einen Glanz aufweist,
welcher mindestens jenem des Doppel- Albuminpapieres gleichkommt, ja
sogar denselben in der Eegel übertrifft, hat man auch das Verfahren der
Erzeugung von Mattpapieren angepasst. Das sogen. Cello'idin -Mattpapier
kann nach Valenta’s Versuchen mit jeder guten Art von Cello'idin-
Emulsion (s. oben angegebene drei Methoden S. 146) erzielt werden,
wenn man den Gehalt der Emulsion an Collodion herabsetzt, den Aether-
gehalt erhöht und ein geeignetes mattes Barytpapier benutzt.
Letzteres ist hierfür die Hauptsache; es wird von Gust. und Heinr.
Beneke in Löbau (Sachsen), J. B. Weber in Ofifenbach a. M. u. A., in
guter Qualität erzeugt.
Ein besonderes Recept zur Herstellung von Cello'idin - Mattpapier , bei welchem
Zusatz von Methylalkohol angewendet wird, gab Hanneke (a. a. 0.):
Lösung I.
Celloidineollodion, vierprocentig .
. . . 600 cem.
Aether
... 140 „
Methylalkohol
... 30 „
„ II.
Silbernitrat
... 25 g,
destillirtes Wasser
Aethylalkohol, 99 Grad ....
... 100 „
„ III.
Calciumchlorid, krystallisirt . .
• • • 4 g,
destillirtes Wasser
Aethylalkohol, 99 Grad ....
... 40 „
„ IV.
Citronensäure
... 5 g,
destillirtes Wasser
Aethylalkohol, 99 Grad ....
... 50 „
V.
Alkoholische Ricinusöl -Lösung
. . . 12 ccm.
alkoholische Glycerinlösung . .
12
• • • “ »
Betreffs des
Ansetzens dieser Emulsion, sowie
des Filtrirens und Giessens gilt
dasselbe wie bei den vorher gegebenen Vorschriften (s. Hanneke, Celloidinpapier,
1) Wird schlechtes Barytpapier verwendet, so wird die Papierrückseite bald gelb,
später die Schicht; auch kann zu geringer Gehalt an Citronensäure oder zu grosser
Silbernitratgehalt Schuld sein (vergl. Bd. H, S. 492).
Celloidinpapier oder CWorsilbercollodion- Papier.
157
Berlin 1897). Es empfiehlt sieh, die Emulsion nicht unmittelbar nach dem Ansetzen
zu verwenden, sondern sie erst (an einem kühlen Orte) zwei bis drei Stunden stehen
zu lassen. Dem Trocknen der Bogen ist besondere Aufmerksamkeit zuzuwenden, da
das matte Barytpapier ein Einsinken der Bildschicht leichter gestattet als der glänzende
üntergrundstoif. Man sorge für ein schnelles Trocknen, wende aber keine zu hohe
Temperatur an (25 bis 28 Grad C.). Das nach dieser Vorschrift präparirte Mattpapier
eignet sieh insbesondere für Copien in Mignon- und Platintönen; die üblichen violetten
Goldtöne wirken auf mattem Celloidinpapier nicht so gut.
Das Celloidin - Mattpapier wird deshalb hauptsächlich zur Erzeugung platin-
schwarzer Töne verwendet (s. unten), und zwar gibt dasselbe grössere Feinheit der
Details als Platinpapier, Harz- oder Albumin - Mattpapier.
Gute Sorten von Mattcelloidinpapier kommen seitens mehrerer Fabriken in den
Handel, z. B. von Brand & Wilde in Berlin (sogen. „Anker-Celloidinpapier“), von
Kurz in Wernigerode, Hrdliczka in Wien u. A.
IV. Abziehbares Celloidinpapier.
Trägt mau Collodion- Emulsion auf Papier auf, welches zuvor mit
einer sechs- bis achtprocentigen Gelatinelösung vorpräparirt war, so kann
man die Collodionbilder mittels warmen Wassers ablösen und auf andere
Flächen übertragen (vergl. Bd. II, S. 505). Derartiges gelatinirtes ünter-
grundpapier bringt E. Liesegang-Düsseldorf in den Handel, welcher auch
fertig sensibilisirte Papiere unter der Bezeichnung „abziehbares Celloidin-
papier“ in den Handel bringt. Man stellt die Copien wie gewöhnlich fertig,
löst in warmem Wasser das Bild ab und überträgt es (s. Bd. II, S. 505).
V. Verarbeitung *des Celloidinpapieres.
In der Eegel wird in der Praxis das gebrauchsfertige Celloidin-
papier verwendet, sehr selten stellt es sich der Photograph für den
Consum selbst her. Deshalb wird die Verarbeitung des Celloidinpapieres
besonders zu erwähnen sein.
Das gewöhnliche Celloidinpapier des Handels besitzt eine glänzende
Fläche ^), deren Lichtempfindlichkeit durchschnittlich dreimal so gross ist
als jene des gesilberten Albuminpapieres ; selten ist die Lichtempfindlich-
keit ein wenig grösser, häufiger jedoch etwas geringer. Man beachte bei
der Wahl der Fabrikate nicht nur die Empfindlichkeit, sondern auch die bei
gewissen Celloidinpapieren besonders störend auftretende Eigenschaft des
Bronzirens in den Schatten (s. S. 38; vergl. auch über Gradation, S. 39).
In Folge der beträchtlich grossen Lichtempfindlichkeit des Celloidin-
papieres beobachte man die nöthige Vorsicht beim Einlegen der Papiere
in den Copirrahmen und Nachsehen während des Copirens im Eahmen.
1) Wir erwähnen nur einige Fabriken, z. B. Dr. Kurz in Wernigerode (Deutsch-
land), E. V. Bosch (Strassburg, Eisass), Brandt fr. Wilde (Berlin), J. Formstecher
(Offenbach), Herzheim (Düren), Th. Matter (Mannheim), Chemische Fabrik auf
Actien vorm. E. Schering (Berlin), F. Hrdliczka (Wien).
158
Vierter Theil. Elftes Capitel.
Da die Cello'idinpapiere beim Tonen und Fixiien an Kraft etwas
verlieren (zurückgehen), so muss man sie etwas übercopiren; der Grad
des' Uebercopirens variirt mit der Qualität des Papieres.
Die Cello'idinpapiere sind sowohl vor als nach dem Copiren be-
friedigend haltbar, und kann man dieselben bei schlechtem Lichte und
zu dichten Matrizen unbeschadet mehrere Tage im Copirrahmen lassen
und nach beendigtem Copiren für einige Tage (vor Licht gut geschützt)
bei Seite legen und dann grössere Mengen auf einmal vergolden.
Die Cello'idincopien werden in Wasser gut gewässert, indem man
beachtet, dass sie hierbei nicht aneinander kleben; das Wasser wird so
lange gewechselt, bis es nicht mehr trübe (zufolge Bildung von Chlor-
silber) abfliesst, und auch auf Zusatz von etwas Kochsalz zum Wasch-
wasser kein Niederschlag entsteht (Zeitdauer circa V4 Stunde); allzu-
langes Waschen lockert die Schicht und gibt minder schöne Töne im
Goldbade.
Häufig werden die Papiere in vier- bis fünfmal gewechseltem Wasch-
wasser gewaschen und dann in ein alkalisches (Soda- oder ammoniak-
haltiges), event. auch mit Kochsalz oder anderen löslichen Chloriden ver-
setztes Vorbad gebracht, damit der Ueberschuss von Silberoxydsalz (z. B.
Silbercitrat u. s. w.) zu Chlorsilber umgesetzt und die etwa vorhandene
saure Reaction der Cello'idinschicht neutralisirt wird; der Vergoldungs-
process verläuft dann regelmässiger, und die Tonbäder werden mehr
geschont, was sowohl für Gold- als Platinbäder gilt (s. S. 65, 135, 136).
Gute Vorschriften für alkalische Vorbäder wurden bereits auf S. 89
angegeben.
Sehr beliebt sind (namentlich in Amateurkreisen) die Tonfixirbäder.
wovon die einfachste und sicherste Vorschrift die von Valenta (S. 59)
ist, während saure Tonfixirbäder vielleicht (wegen Schwefelausscheidung)
bedenklicher sind; das beliebteste der letzteren ist dasjenige von Dr. Kurz
(S. 60, Anmerkung 2). — Manche Papiere tonen in Tonfixirbädern
nur dann gut, wenn sie ungewaschen oder wenig gewaschen ein-
getragen werden, während gut ausgewässerte Cello'idinpapiere nicht selten
langsam tonen.
Beim unvorsichtigen Arbeiten mit Tonfixirbädern büssen die Cello'idin-
bilder ihre Haltbarkeit ein und vergilben rasch; bei guter Durchführung
sind sie aber haltbar.
Ohne Zweifel bietet aber die getrennte Tonung und Kixirung mehr
Garantien der Haltbarkeit der Copien und wird deshalb in grösseren
Etablissements, wo die Ueberwachung oft schwierig ist, bevorzugt; aus
diesen Gründen lässt man auch mitunter auf das gemischte Tonfixirbad
noch ein gewöhnliches Fixirbad folgen, indem man beim Tontixirbade in
Celloidinpapier oder Chlorsübereollodion- Papier.
159
erster Linie eine gewisse Farbennuance erzielen will und aus Sicberheits-
rücksichten das völlige Fixiren (welches wohl im Tonfixirbade correcter
Weise schon erfolgt sein sollte) durch ein separates Fixirbad sichert.
Als Tonbäder eignen sich so ziemlich alle für Albuminpapier an-
gegebenen Goldbäder (s. S. 50 und 138), jedoch sind ßhodanbäder
besonders beliebt, z. ß. das einfache Ehodangoldbad von S. 54.
Ferner auch die gemischten ßhodanacetatbäder, wovon eine Vor-
schrift bereits auf S. 55 angegeben wurde, während eine ganz ähn-
liche lautet: 40 g geschmolzenes Natriumacetat werden in 1000 ccm
Wasser gelöst, mit einer Lösung von 5 g ßhodanammonium in 250 ccm
Wasser vermischt und nach Bedarf je 100 ccm dieses Gemisches mit
3 bis 5 ccm einer Chlorgoldlösung (1:100) vermischt; das Bad soll
jedoch erst einige Stunden nach dem Mischen verwendet werden. —
Mitunter wird das ßhodanammonium in diesen Bädern durch das ähnlich
wirkende ßhodankalium ersetzt. Gut wirkt auch das Goldbad mit
Natriumacetat allein (s. S. 50), ferner Borax- oder Kreidegoldbäder
(s. S. 139).
Nach dem Vergolden wird kurz das Wasser abgespült und in einem
Fixirbade, bestehend aus 10 Thl. Fixirnatron in 100 Thl. Wasser, tixirt;
manche Celloidinpapiere verlieren in zehnprocentigen Fixirbädern ihre
Kraft und werden in diesem Falle in einem Fixirbad 1:20 ausfixirt.
Mitunter werden auch Alaun fixirbäder für Celloidinpapier em-
pfohlen, wenn nämlich nach dem Fixiren, während des Wasch ens der
Copien, Blasen oder Pocken auftreten, z. B. ein Gemisch von 20 Thl.
einer Alaunlösung (14 g pro 100 ccm Wasser), 5 Thl. einer Natrium-
sulfitlösung (24:100 Wasser) und 25 Thl. einer Fixirnatronlösung
(20: 100 Wasser). Das Bad soll nicht öfter verwendet werden (A. Lainer).
Das Waschen erfolgt ähnlich wie bei Albuminpapier.
Die gewaschenen Copien können nass oder trocken zugeschnitten
werden (vergl. S. 143); jedenfalls werden sie vor dem Aufkleben in
Wasser gelegt, auf der ßückseite mit Kleister oder einem anderen Klebe-
mittel bestrichen, auf Carton aufgezogen, nach Auflegen von Fliess-
papier mit der Hand oder einem Leinwandballen angedrückt und ge-
trocknet.
Das Satiniren erfolgt in der üblichen Weise.
Die Ausgabe oder das Versenden der fertigen Celloidincopien
geschieht in der ßegel in der Weise, dass ein Blatt Seidenpapier am
oberen ßande zum Umklappen aufgeklebt wird, oder es werden Seiden-
papiercouverts beigegeben; auf diese Weise schützt man die Copien vor
Abscheuern oder Verletzen durch ßeibung der Bildschicht, welche bei
Celloidinpapier ganz besonders verletzlich ist.
160
Vierter Theil. Elftes Capitel.
YL Fehler beim Arbeiten mit Celloidinpapier.
1. Das Celloidinpapier copirt stellenweise flau und zeigt eine irisirende Ober-
fläche (zu dünne Oollodion-Emulsionssehieht).
2. Die Papiere, sowie die Copien zeigen zellenartige Struetur (zu viel Wasser
in der Emulsion).
3. Die Schatten copiren roth und vergolden schlecht (schlechte Emulsion, zu
viel Citronensäure, zu wenig Silbernitrat, zu viel Ricinusöl).
4. Das Celloidinpapier ist brüchig (die Emulsion enthält zu wenig Glycerin oder
Ricinusöl, zu dickes Collodion, Trocknen bei zu hoher Temperatur).
5. Das Papier rollt sich in den Bädern (zu dicke Collodionschicht, zu wenig
Glycerin, zu dünnes oder schlechtes Barytpapier).
6. Ablösen der Bildsehieht vom Papier (schlechtes Barytpapier, wenn auch die
Barytpräparation sich erweicht, zu lederartiges, wasserarmes Collodion, zu wenig Glyerin
oder Ricinusöl). Gegenmittel: Gerben mit Pormalin.
7. Bronziren der Emulsion in den Schatten (schlechte Emulsion, zu viel Silber-
nitrat und Citronensäure).
8. Plaue Copien (alte, zersetzte Celloidin- Emulsion, zu altes Papier).
9. Rothe Flecken beim Vergolden (Ausscheidung von Ricinusöl in der Schicht,
Abdrücke von fettigen Fingern u. s. w.).
10. Fleckiges, schlechtes Tonen im getrennten Goldbade (Verunreinigung des-
selben mit Pixirnatron).
11. Gelbliche oder bräunliche Drucke mit grünlichen Halbtönen (zersetztes, zu
viel gebrauchtes, an Gold erschöpftes Tonfixirbad; diese Bilder sind rasch vergänglich).
12. Ausbleiehen und Vergilben (altes, erschöpftes Tonfixirbad. Mangelhaftes
Pixiren. — Tritt niemals auf, wenn frische Tonbäder und dann frische Pixirbäder
verwendet werden).
ZWÖLFTES CAPITEL.
ARISTOPAPIER. — CHLOR SILBERGELATINE -EMULSION
ZUM AUSOOPIRPROOESS.
Wird Chlorsilber bei Gegenwart von überschüssigem Silbernitrat,
Silbercitrat oder Silbertartrat, mit oder ohne TJeberschuss von organischen
Säuren (Citronensäure, Weinsäure), in Gelatine emulsionirt, so erhält
man gute Auscopir-Emulsionen, deren Charakter jenem der Celloidin-
Emulsionen ähnlich, aber damit nicht identisch ist. Die Bildschicht ist
gegen mechanische Verletzungeu , namentlich Scheuern, in trockenem
Zustande viel widerstandsfähiger als Cello'idinpapier, aber gegen Feuchtig-
keit viel empfindlicher als letzteres. Es lassen sich derartige Gelatine-
Auscopirpapiere in verschiedener Gradation (hart und weich copirend),
ebenso wie wir es im vorigen Capitel geschildert haben, herstellen, und
die Schicht lässt sich mit Hochglanz oder matter Oberfläche erzeugen.
Die Chlorsilbergelatine-Papiere für den Auscopirprocess führen den will-
kürlich erdachten Namen „ Aristopapiere“; anfangs bezeichneten die
Fabrikanten einiger Specialsorten ihre Papiere so, später wurde der Name
verallgemeinert^). Dies schliesst nicht aus, dass verschiedene Fabrikanten
ihre Aristopapiere mit Specialnamen versehen (s. S. 162).
Als Vorläufer der Chlorsilbergelatine - Papiere kann Hardwich angesehen werden,
welcher im Jahre 1856 die Verwendung des Gemisches von Chlorsilber mit citronen-
saurem Silber im positiven Copirprocess auf Papier empfahl; allerdings verarbeitete er
das Präparat nicht in Form einer Emulsion, sondern mittels des Badeverfahrens (s. S. 7).
Während der Chlorsilbercollodion-Proeess schon in den sechziger Jahren gut
ausgearbeitet und sogar Gegenstand von Handelsproducten war, entwickelte sieh das
Chlorsilbergelatine - Copirverfahren später.
Die erste Anregung zur Herstellung einer Chlorsilbergelatine - Emulsion zum Aus-
eopiren gab Capitän W. de W. Abney, welcher im Jahre 1882 seine „ Chlorocitrat-
Emulsion“ publicirte, Er mischte Chlornatrium, neutrales Kaliumcitrat, Gelatine,
1) In der Mitte der achtziger Jahre finden wir als „Aristo druck“ wohl ins-
besondere das Chlorsilbercollodion- Papier für Auscopirprocess benannt, später ging
jedoch der Name auf die Gelatinepapiere über.
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2, Aufl.
11
162
Vierter Theil. Zwölftes Capitel.
Wasser und Silbernitrat, so dass neben dem Chlorsilber noch Silbereitrat sich bildete').
Diese Emulsion gab wohl doppelt so hohe Empfindlichkeit als gesilbertes Albumin-
papier, allein das damit präparirte Papier hält sieh nur einige Wochen lang und
nimmt in den Goldbädern ziemlich schwierig die gebräuchlichen Photographietöne an.
Immerhin aber gaben diese Arbeiten dem Chemiker E. Obernetter in München,
dem Sohne J. Obernetter’s, welcher die Celloidinpapierbereitung zuerst fabriksmässig
versuchte, die Anregung zu weiteren Arbeiten im Winter 1883. Im Jahre 1884 brachte
E. Obernetter dieses Gelatine -Emulsionspapier in den Handel und stellte es fabriks-
mässig während der Jahre 1884 und 1885 her.
Ungefähr zu derselben Zeit arbeitete J. Barker in Tonbridge in England in
derselben Eichtung und stellte die ersten von ihm hergestellten Chlorsilbergelatine-
Copien im Februar 1885 in der Versammlung der „London and Provincial Photo-
graphie Association“ aus (s. Brit. Journ. of Phot. 20. März 1885 und 8. Oetober 1897.
S. 655); es wurde in der Folge von mehreren englischen Händlern vorübergehend auf
den Markt gebracht, verschwand aber wieder von demselben, bis die Ilford Company
in England die Sache in die Hand nahm und seit 1891 fabricirte.
Obernetter’s Fabrikationsproducte von Aristopapier aber hatten sieh in tadel-
loser Qualität schon früher am Markte behauptet, und er übergab dann der Firma
Bühler in Mannheim (1886) die weitere Fabrikation desselben; Bühler (später in
Schriesheim bei Heidelberg) erzeugte in der Folge nicht nur das besonders contrast-
reiche ursprüngliche „Obernetterpapier“ (das erste Papier des Handels, welches
für ganz flaue, dünne Matrizen geeignet war), sondern auch anderes von ihm selbst
ausgearbeitetes, weicher copirendes „Porträtpapier“ sowie „Concordiapapier“, dann
das erste Aristo -Mattpapier, welches unter dem Namen „Mignonpapier“ in den
Handel gesetzt wurde, welch letzterer Name später wieder verschwand.
Mittlerweile hatte auch Trapp & Münch in Berlin (1886) zufolge der Unter-
suchungen Dr. Stolze’s in Berlin (s. Phot. Wochenbl. 1886 und 1887) Aristopapier
hergestellt, und dies wird noch jetzt von Dr. Stolze in verschiedenen Varianten erzeugt,
auch Albert Peltzer in Wickrath (Deutschland) fabricirte Aristopapiere seit 1890,
sowie Mattpapier seit 1895. Um diese Zeit kamen auch französische Fabrikanten,
z. B. Lumiöre mit ihrem „Papier au citrate d’argent“, die Eastman Comp, mit
ihrem „Soliopapier“ u. s. w.
Alle diese Fabrikanten (mit Ausnahme Barker’s) hielten ihre Darstellungs-
methode geheim, jedoch ist dieselbe auf Grund der Untersuchungen- anderer Forscher
nunmehr klar gelegt.
I. Darstellung der Chlorsill>ergelatine-Emulsion für Aristopapiere.
Während bei Celloidin-Emulsion in der Eegel ausser Chlorsilber
nur überschüssiges Silbernitrat und Citronensäure verwendet werden,
ist dieser Vorgang bei Gelatine-Emulsion nicht mit demselben günstigen
1) Abney mischte 4Thl. Chlornatrium, 4Thl. citronensaures Kali, 48Thl. Wasser
mit 16 Thl. Gelatine gelöst in 160 Thl. Wasser und fügte 15 Thl. Silbernitrat gelöst
in 48 Thl. Wasser zu. Nach dem Erstarren wird durch Netzstoflf in Nudeln gequetscht,
30 Minuten lang in kaltem fliessenden Wasser gewaschen, geschmolzen, 180 Thl.
Alkohol und eine Lösung von 2 Thl. Chromalaun in 120 Thl. Wasser zugesetzt.
Boraxgoldbad; Fixirnatron als Fixirung (Phot. News. 1882. S. 300; Abney, Instruction
of Photogr. 1884. S. 225).
Äristopapier. — Olilorsilbergelatine -Emulsion züin Äuseopirproeess. 163
Erfolge möglich, weil die Gelatine mit dem Silbernitrat sich bald zer-
setzt und derartige Aristopapiere schlecht tonen. Deshalb ist es, wie
schon Abney im Jahre 1882 (s. oben) fand, erforderlich, durch Wechsel-
wirkung von Salzen, organischen Säuren, Silbernitrat, organische Silber-
salze in der Emulsion zu erzeugen. Man fügt also Kaliumcitrat (Abney
a. a. 0.) oder Ammoniumcitrat zu^), wobei zu bemerken ist, dass je
mehr Silbercitrat auf die Chlorsilber -Emulsion kommt, desto röther die
Farbe der Copien wird; man variirte die Menge des ersteren von gleich-
viel bis nur mit einem Bruchtheile (z. B. bis Vs) des Gehaltes an Chlor-
silber. Diese Emulsionen wurden anfänglich gewaschen, weil sie dadurch
haltbarer werden; es geht aber allmählich auch das Silbercitrat ins Wasch-
wasser und die Copien werden kraftlos. Später wurde die Emulsion un-
gewaschen verwendet und zufolge geänderter Präparation haltbar gemacht.
. Henderson^) schlug ungewaschene Chlorocitrat- Emulsionen vor und wollte
die Haltbarkeit durch Zusatz von Natriumacetat fördern, um das haltbare Silberacetat
zu bilden, ein Weg, auf welchem ihm Starnes'^) folgte, indem er ungewaschene
Emulsion bloss mit Chlorid und Acetat (ohne Citrat) verwendete, damit aber wenig
haltbare Emulsionen erzielte, indem sowohl die Acetate die Haltbarkeit verminderu
als auch freie Essigsäure nicht conservirend wirkt*). — Besser als Zusatz von Essig-
säure wirkt eine Beimengung von freier Citronensäure zur Chlorocitrat -Emulsion.
Eine derartige ziemlich haltbare und auch sonst nicht schlechte Chlorocitrat -Emulsion
publicirte A. Jorsart Guyaux'b.
Ein merklicher Fortschritt geschah durch Einführung des weinsauren Silbers
(Silbertartrat) nebst Chlorsilber in die Gelatine-Emulsion (sogen. Chlorotartrat-
Emulsion), was wohl zuerst von Barker (1885) versucht und empfohlen wurde*); er
1) Oshman und Offord, Phot. News. 1885. S. 245, 286 und 295. • — Phot.
Corresp. 1885. S. 243. — Phot. Times 1889. S. 320. — Vergl. Walter E. Woodbury
„Aristotype and how to make them“. New York 1893.
2) Abney, Instruction of Phot 1886. S. 252.
3) Bull, de l’Assoeiat. Beige de Phot. 1886. S. 623.
4) E. Valenta, Phot. Corresp. 1897. S. 436.
5) Jorsart Guyaux stellte drei getrennte Lösungen her; A. 22,5 Thl. Silbernitrat,
100 Thl. Wasser, 15 Thl. Alkohol; B. 5 Thl. Chlorstrontium, 100 Thl. Wasser und
15 Thl. Alkohol; C. 10 Thl. Citronensäure, 100 Thl. Wasser und 15 Thl. Alkohol. —
Andererseits löste er 50 Thl. Gelatine in 500 Thl. Wasser und fügte der Reihe nach
je 40 Thl. von A, B und C hinzu (um schütteln), mischte ferner 3 bis 4 Thl. Ammoniak
zu und erwärmte die Emulsion auf 50 bis 60 Grad C. Die Emulsion dient un-
gewaschen zum Ueberziehen von Papier, Glas oder Opalgläsern (W. E. Woodbury,
Aristotypes. 1893. S. 21).
6) Barker mischte 175 g Gelatine, 18 g Chlorammonium, 50 g Seignettesalz
(d. i. neutrales Kaliumnatriumtartrat, auch Rochelle’s Salz genannt), 75 g
Silbernitrat und 2,5 Liter Wasser. Das Silbernitrat wird zuletzt zugesetzt, dann bei
circa 38 Grad C. beiläufig 10 Minuten unter Schütteln warm gehalten, wonach noch
120 g Alkohol zugesetzt werden. Die Emulsion wurde ungewaschen oder ganz wenig
gewaschen verwendet (Phot. News. 1885. S. 174).
11*
164
Vierter Theil. Zwölftes Capitel.
bediente sieh hierzu des haltbaren und leicht in eonstanter Zusammensetzung erhält-
lichen neutralen Kaliumnatriumtartrates.
Wade’), Beadle^), sowie Walter E. Woodbury modificirten Barker’s Formel,
indem sie der Tartrat- Emulsion freie Citronensäure nebst etwas Alaun zusetzten
und dadurch die Haltbarkeit erhöhten ■‘). In der That gibt die Chlorsilber -Silbertartrat-
Emulsion bei Gegenwart von Citronensäure sehr gute Eesultate
Die Chlorotartrat- Emulsionsformeln Wade’s, Beadle’s und Woodbury’s sind
gut verwendbar und viel häufiger verwendet als die von mehreren Seiten®) ebenfalls
vorgeschlagenen Chlor o x a 1 a t - Emulsionen.
Auch E. Valenta, welchem wir eingehende Publicationen ') über die Herstellung
der Aristo -Emulsion verdanken, geht gleichfalls von der Chlorotartrat -Emulsion aus,
worauf wir weiter unten zurückkommen werden.
Bei der Herstellung der Copir- Emulsion für Aristopapier entfällt das lange
Digeriren der Mischung in der Wärme, welche bei der Erzeugung hochempfindlicher
Bromsilbergelatine -Emulsion eine so wichtige Bolle spielt. Ebenso ist es überflüssig,
die Emulsion erstarren zu lassen, zu waschen und wieder zu schmelzen, weshalb 'die
Herstellung der Aristo -Emulsion entschieden rascher und einfacher verläuft als beim
Bromsilbergelatineverfahren. Man fügt in der Eegel zur Emulsion nach dem Mischen
1) Wade mischte 1 Unze (englisch) Wasser, 10 englische Grains Seignettesalz,
10 Grains Chlorammonium, 20 Grains Alaun mit Unzen Gelatine gelöst in 6 Unzen
Wasser bei 65 Grad C. und fügt ’/4 Unze Silbernitrat, 1 Drachme Citronensäure gelöst
in 1 Unze Wasser zu. Diese Emulsion wird ungewaschen sowohl für Papier als Opal-
gläser verwendet; gibt violette Töne (Amateur -Photographer. 1892. S. 24; Eder’s
Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 447).
2) Beadle stellte seine Chlorotartrat -Emulsion durch Mischen von 180 ccm
Wasser, 22 g Nelsongelatine, 1 g Alaun , 1 g Seignettesalz und 0,7 g Chlorammonium
bei 50 Grad C. und Zusatz von 7,5 g Silbernitrat, 4 g Citronensäure und 30 ccm Wasser
her; dieselbe gibt bräunliche Töne (Phot. Work. 1892; Phot. Wochenbl. 1892. S. 349;
Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893. S. 447).
3) Woodbury mischte für weiche zarte Negative sein Aristo -Emulsion aus;
8 Unzen Wasser, ’/4 Unze Silbernitrat, 20 englische Grains Seignettesalz, 10 Grains
Chlorammonium, 50 Grains Alaun, 1 englische Drachme Citronensäure und 1 Unze
Gelatine. In einem Theile des Wassers wird das Silbernitrat und die Citronensäure
gelöst, in dem anderen Theile die Gelatine nebst den anderen genannten Salzen.
Mischen bei 32 Grad C.; bei zu hoher Temperatur erfolgt Bräunung. Die Silber-
lösung soll mit einer Spritzflasche tropfenweise zugesetzt werden. — Setzt man in
diesem Eecept die Menge des Chlorammoniums auf 5 Grains herab und nimmt 45 Grains
Silbernitrat, so ist die Emulsion dem Copirprocess für kräftige, harte Negative angepasst
(Woodbury, Aristotypes. New York 1893. S. 23).
4) Gesteigerter Zusatz von Citronensäure vermehrt die Brillanz der Copien, aber
in allzugrosser Menge wird die Empfindlichkeit herabgedrückt.
5) So z. B. gibt Chlorocitrat- Emulsion mit freier Weinsäure oder Citronensäure
nicht so gute Eesultate, namentlich weniger haltbare Emulsionen von ungünstigerem
Verhalten beim Copiren und Tonen als Chlorotartrat -Emulsion mit Citronensäurezusatz.
6) Z. B. von Oshman-Offar d (a. a. 0.); ferner von Ward (Eder’s Jahrbuch
f. Phot. f. 1896. S. 508).
7) Phot. Corresp. 1897. S. 436; Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1898.
Aristopapier. — Chlorsilbergelatine - Emulsion zum Auseopirproeess. Iß5
etwas Alkohol oder wohl auch Salieylsäure zu, um sie für kurze Zeit zu conserviren;
in der Eegel erfolgt jedoch die Aufarbeitung derselben rasch.
Man fügt der Aristo -Emulsion zur Härtung der Schicht nicht nur Alaun zu,
sondern auch den kräftiger gerbenden Chromalaun oder Pormalin ’). Zu viel davon
aber verzögert den Tonungsprocess, namentlich wenn die Papiere älter werden.
Die zur Herstellung der Aristo -Emulsion dienenden Chloride sind leichter und
billiger als jene für Celloidin- Emulsion zu beschaffen, weil die für letztere verlangte
reichliche Löslichkeit in Aether- Alkohol eine Eigenthümliehkeit weniger Chloride, und
zwar insbesondere seltener Elemente (z. B. Lithium u. s. w.) ist, während für die
wässerige Chlorsilbergelatine -Emulsion die gewöhnlichen wohlfeilen Alkalichloride,
z. B. Kochsalz oder Chlorammonium, vollkommen genügen, indem die selteneren Chloride,
z. B. Baryumchlorid®), Lithiumchlorid ®) , keinen Vortheil darbieten, ebensowenig
Strontiumchlorid, obwohl dieses besser als die beiden ersteren wirkt.
Der Gehalt der Emulsion an Silbernitrat ist in gewisser Beziehung von jenem
an Gelatine abhängig; je mehr Gelatine, desto dickere Schichten werden erzielt, und
desto weniger Silbernitrat wird erforderlich sein, um noch kräftige Copien zu erzielen.
Dagegen ist andererseits zu erwägen, dass der Gehalt der Emulsion an Gelatine aus
ütilitätsrücbsichten eine gewisse Begrenzung erfährt, und dass jener an überschüssigem
Silbernitrat dadurch nach oben begrenzt wird, dass bei einem zu hohen Gehalte der
Emulsion an Silbernitrat unhaltbare Papiere erzielt werden. Es empfiehlt sieh, durch-
schnittlich dreimal mehr Gelatine als Silbernitrat zu verwenden (Valenta).
II. Herstellung von normal eopirendem Aristopapier
(für Negative mittlerer Dichte).
Ausser den bereits oben mitgetheilten Vorschriften der Chlorotartrat- Emulsion
sei hier noch E. Valenta’s Vorschrift (Phot. CoiTesp. 1897. S. 436) eingehender mit-
getheilt. Hiernach werden zur Herstellung einer normalen Emulsion für mittelstarke
Negative gemischt:
A. 32 g Silbernitrat, 8 g Citronensäure, gelöst in 160 ccm heissem Wasser.
B. 96 g Gelatine, 2,8 g Chlorammonium und 700 ccm Wasser.
C. 2,8 g Weinsäure, 1,4 g Natriumbiearbonat, 1,8 g Alaun und 140 ccm Wasser.
Die Gelatine in dem vorgeschriebenen Quantum Wasser quellen gelassen, dann
geschmolzen und der Salmiak zugesetzt. — Die Weinsäure wird in Wasser gelöst, das
Natriumbiearbonat zugesetzt und dann der Alaun.
B und C werden bei einer Temperatur von circa 50 Grad gemischt und hierauf
wird bei gelbem Lichte Lösung A, welche auf dieselbe Temperatur gebracht wurde,
in kleinen Partien suecessive unter fortwährendem Bühren zugegeben. Die erhaltene
Emulsion wird einige Zeit bei 40 bis 50 Grad C. reifen gelassen, dann mittels eines
Heisswassertrichters durch Glaswolle filtrirt und zum XJeberziehen von Papier verwendet.
Die Copien auf den mit obiger Emulsion hergestellten Aristopapieren zeigen
eine purpurbraune Farbe und sind sehr kräftig und brillant. Das Papier ist viermal
1) Die mit Formalin gehärteten Aristopapiere werden von der Firma Schering
in Berlin, welche Patentinhaberin dieses Verfahrens ist, unter dem Namen „Gelatoid-
papier“ u. s. w. in den Handel gebracht.
2) Baryumchlorid hindert das Erstarren der Emulsion (Brit. Journ. ofPhot. 1891.
S. 359; Phot. Wochenbl. 1891. S. 220).
3) Lithiumchlorid gibt flaue, lilafarbige Copien (Valenta).
166
Vierter Theil. Zwölftes Capitel.
so empfindlich wie gewöhnliches Albuminpapier, zeigt einen Umfang der Gradation
von 16 bis 17 Grad, kommt also bezüglich Wiedergabe der feinen Tonabstufiingen
dem Albumiupapier nahe und tont in den gebräuchlichen Ton- und Fixirbädern rasch
und gleiehmässig.
Aristo-Mattpapier erfordert eine etwas gelatineärmere Emulsion und die An-
wendung von geeignetem Eohpapier (s. S. 156). Der Gelatinegehalt dieser Emulsion
ist 80 bis 90 g statt 96 g.
Die Präparation ist dieselbe, nur ist es viel schwerer, Luftblasen hintanzuhalteu,
wenn man in der angegebenen Weise arbeitet.
Fügt man Stärke zur Gelatine - Emulsion , so trocknet diese mit matter Schicht
an; selbst wenn Glanzpapier als Unterlage dient; man kann auf diese Weise sowohl
Aristopapier als andere gelatinirte Papiere mit matter Schicht herstell en; mitunter wird
die Stärke unverkleistert , in anderen Fällen in verkleistertem Zustande (unter Ver-
minderung des Gelatinegehaltes) zugesetzt. Prestwich liess sich (1894) in England
ein Patent auf matte Aristopapiere geben, nach welchem der lichtempfindlichen Chloro-
eitrat - Emulsion statt reiner Gelatine ein Gemisch von je 3 Thl. Gelatine und 1 Thl.
Stärke zugesetzt wurde (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 476).
III. Herstellung von besonders brillant copirendem Aristopapier
mittels Chlorchromo Citrat - Emulsion.
Der Zusatz von Chromsäure oder Bichromaten zu den im Vorhergehenden an-
geführten Gelatine -Emulsionen bewirkt sehr contrastreiches Copiren, Abkürzung des
Umfanges der Gradation, kurz, zeigt ähnliche Wirkungen wie bei Celloidin- Emulsion,
nur ist der Effect ein weitaus grösserer. Es genügen demzufolge schon sehr geringe
Zusätze von Chromat, welche den Papieren keine merkliche gelbe Färbung ertheilen
(Unterschied von den orangegelb gefärbten Eembrandt-Celloidinpapieren (s. S. 147).
Zur Ermittelung der Menge des Zusatzes von Chromsäure, resp. Chromaten zur
Normal -Emulsion, welcher nöthig ist, dieselbe ähnlich den Celloidinpapieren des
Handels copiren zu machen und ein Aristopapier zu erzeugen, welches für stark ver-
schleierte oder sehr dünne Matrizen geeignet ist, stellte Valenta^) folgende Ver-
suche an:
Je 100 ccm seiner Chlorotartrat- Emulsion von der vierfachen Empfindlichkeit
des Albuminpapieres und einer Gradation von 17 Grad des Sawyer' sehen Scalen-
photometers wurden mit 4,0, 1,2, 0,8, 0,4, 0,2 und 0,1 ccm einer Calciumbichromat-
lösung (deren Darstellung auf S. 148 beschrieben wurde) versetzt, deren Gehalt an
CrOg 10 Proe. betrug, und die damit hergestellten Papiere unter einer Anzahl voll-
kommen gleicher Papier - Scalenphotometer im Vergleiche mit Albuminpapier gleich
lange Zeit belichtet.
Das Eesultat war folgendes: Zusatz von 0,1 ccm Calciumbichromatlösung zu je
100 ccm Emulsion drückte die Empfindlichkeit auf V? jener von Albuminpapier herab,
und die Gradation betrug nur mehr 10 bis 11 Grad; 0,4 ccm Chromatlösung pro 100 ccm
Emulsion gab die Empfindlichkeit V.5o und 6 Grad Gradation; 4 ccm Chromatlösung
drückte die Empfindlichkeit auf Viao die Gradation auf 3 Grad. In Anbetracht
der enormen Wirksamkeit des Chromatzusatzes wird man sieh sogar mit 0,05 ccm
Chromatlösung pro 100 ccm Emulsion begnügen können, um sogen. Eembrandt-
Aristopapiere zu erhalten. Statt des Calciumbiehromates werden wohl auch andere
Bichromate verwendbar sein.
1) Phot. Corresp. 1897.
Aristopapier. Ghlorsilbergelatine- Emulsion zum Auseopirprocess. 167
IV. TJeberziehen ron Papier mit der Aristo -Emulsion.
Das TJeberziehen von Papier mit der Aristo-Emulsion geschieht in
den betreffenden Fabriken stets mittels Maschinenbetrieb; nnr für Ver-
suchszwecke eignet sich die Präparation aus freier Hand. Für den Klein-
betrieb liegen die Präparationsverhältnisse beim Aristopapier entschieden
ungünstiger als beim Celloidinpapiere, wegen des langsameren Erstarrens
und Trocknens der Schicht.
Als Eohpapier dient Barytpapier von Beneke und anderen bereits (S. 146) an-
gegebenen Fabriken.
Das Ueberziehen von Papier mit Gelatine -Emulsion zum Zwecke der Herstellung
von Aristopapier geschieht beim Arbeiten in kleinerem Massstabe am besten durch
i'ig. 59.
Auflegen des Papieres auf die Oberfläche der in einer Tasse befindlichen, circa 40 bis
50 Grad C. warmen Emulsionsflüssigkeit. Es ist am besten, wenn die Emulsion (nach
Art der Bromsilbergelatine -Emulsion, siehe Bd. HI, S. 185 und Bd. IV, S. 150) durch
Leder filtrirt und dann durch einen mit Baumwolle lose verstopften Glastrichter
gegossen wird, damit alle Luftblasen sorgfältig vermieden werden. Sollte die in die
Tasse gegossene Emulsion dennoch einzelne Luftblasen aufweisen, so muss man diese
mittels eines Stückchens Papier entfernen.
Das zu präparirende Papier wird an zwei diagonal gegenüberliegenden Ecken
aufgebogen und daun auf die Oberfläche gelegt (ähnlich wie auf S. 77 beschrieben
und abgebildet ist). Bemerkt man beim Abheben einzelne Luftblasen oder trocken
gebliebene Stellen, so betupft man sie mittels eines in die Emulsion getauchten Haar-
pinsels und legt neuerdings auf die Emulsion. Hierauf zieht man das Papier über
den Band der Tasse weg auf eine daran horizontal gehaltene Glasplatte oder andere
Unterlage, legt horizontal, bis die Emulsionssehicht erstarrt ist, wonach man zum
irockneu aufhängt. Weniger praktisch ist es, das befeuchtete Barytpapier auf eine
168
Vierter Theil. Zwölftes Capitel.
Glasplatte zu legen, die Emulsion darauf zu giessen und mittels eines Glasstabes oder
dergleichen zu vertheilen; man erhält bei mangelnder üebung auf diese Weise leicht
wolkige Schichten, welche sieh bei der Präparation durch Schwimmen selten einstellen.
Die aufgehängten Bogen sollen, sei es mittels Schnüren oder Holzleisten, an dem oberen
und unteren Band flach gestreckt werden, damit
sie sieh nicht während des Trocknens rollen.
Die Maschinen zum Ueberziehen des
Papieres mit der Gelatine-Emulsion sind
analog jenen construirt, die im Capitel „Celloidiu-
papier“ erwähnt wurden; jedoch trocknen die
Aristopapiere viel langsamer als die Cello'idin-
papiere, weshalb die Aufhängevorrichtung viel
ausgedehnter sein muss. Das Prbeip der ge-
bräuchlichen Giessmaschine zeigt das in Fig. 60
abgebildete Schema deutlich^): In einem warm
gehaltenen Troge befindet sieh die Gelatine -Emul-
sion. Das Papier wird, durch Walzen geführt,
über die Oberfläche der Emulsion in der Eichtung des Pfeiles gezogen und Sorge
getragen, dass stets das Berühren der Fläche in demselben Masse trotz Flüssigkeits-
Fig. 61. XTeberziehen von Papier mit Gelatine -Emulsion und Hängevorrichtung
zum Zwecke des Trocknens.
verbrauch gleichbleibe, was durch allmähliches Heben des Troges oder Senken der
Führungswalze erfolgen kann.
1) Dr. H. Stiefel, Plates and Papers. London 1896 S. 104.
Aristopapier. — Clilorsilbergelatiue- Emulsion zum Auscopirproeess. 109
Das Barytpapier ist auf eine Eolle gerollt und passirt einen (in Figur 61 nicht
unmittelbar ersichtlichen) Trog, welcher mit Gelatine -Emulsion gefüllt ist, über
deren Oberfläche das Papier langsam geführt wird. Es gelangt nach S, geht über die
Eolle a schräg aufwärts, wo es ^ann bei T eine Schlinge bildet und an Querhölzer,
welche von der endlosen Kette beiaA mitgenommen werden, zum Aufhängen gelangt.
Die untere Hälfte der Figur 61 zeigt das Ende der Giessmaschine. Anfangs, wenn
die Emulsion noch nass und klebrig ist, lässt man die einzelnen Schleifen in grösserer
■ Entfernung auf der Bahn führen, später werden sie näher zusammengeführt. Am Ende
der Bahn gleiten die Stäbe auf der schiefen Ebene BB nach abwärts, die Holzstäbe
werden mittels eines Ketteuwerkes wieder zu Anfang der Maschine befördert und das
trockene Papier aufgerollt (bei i?), oder gleich in die gangbaren Formate mittels
Schneidemaschinen zerschnitten. Das Trocknen des Papieres dauert 3 bis 4 Stunden.
üeber Giessmaschinen für Gelatine -Emulsionen von Bühler in Schriesheim bei
Heidelberg, sowie von Henderson in London, s. Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1894.
S. 123. — Fig. 59 zeigt eine Copirmaschine für Entwicklungspapier (Stiefel a. a. 0.).
V. Aufbewahrung yon Aristopapier.
Die Aufbewahrung geschieht am besten in der Weise, dass man die Blätter
Schicht an Schicht legt und zwischen je zwei Blätter ein Blatt Seidenpapier, welches
mit schwacher Citroneusäurelösung imprägnirt und gut getrocknet wurde, einlegt,
worauf man die Packete in schwarzes Papier hüllt und leicht beschwert.
VI. Oopiren und Tonen der Aristobilder.
Die Aristopapiere sind zwei- bis dreimal empfindlicher als gesilbertes
Albuminpapier und copiren, je nach der Qualität des Fabrikates, härter
oder weicher. Grössere Fabriken (z. B. die von Bühler in Schriesheim
bei Heidelberg) bringen mehrere Sorten von Aristopapier (für fiaue und
dünne, sowie für kräftige Negative) in den Handel.
Das Tonen geschieht entweder im getrennten Gold- und Fixir-
bade oder im gemischten Tonfixirbade; es gelten dieselben Gründe
pro und contra wie beim Celloidinpapier (s. S. 158).
Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass die Aristobilder vor der
Anwendung getrennter Goldbäder gut gewaschen werden sollen,
während für gemischte Tonfixirbäder das vorhergehende Auswässern
nicht erforderlich, ja bei gewissen Papiersorten nachtheilig ist, weil die
Bilder keinen brillanten Farbenton im Tonfixirbade annehmen, wenn sie
allzu lange gewaschen sind (vergl. Valenta, Behandlung der .Auscopir-
papiere. 1896).
A. Getrennte Gold- und Pixirbäder.
Die Aristobilder werden nach dem Copiren gut in mehrmals gewechseltem Wasser
gewaschen (ähnlich wie Albumin- oder Celloidinbilder, s. S. 136 und 158), dann in
das Goldbad gebracht.
Für getrennte Gold- und Fixirbäder empfehlen sich insbesondere die
Ehodanacetat- Goldbäder (s. S. 55) mit überschüssigem Ehodansalz, oder solche mit
überschüssigem Acetat; als Beispiel letzterer Art sei das Bühler’sche Goldbad für
170
Vierter Theil. Zwölftes Capitel.
sein Aristopapier angeführt: Es werden 500 cem einer dreiproeentigen wässerigen
Lösung von doppelt geschmolzenem essigsauren Natron mit 100 ccm einer zweiprocen-
tigen Ehodanammoniumlösung und 30 ccm einer einprocentigen Chlorgoldlösung all-
mählich vermischt und nach zwei- bis dreitägigem Stehen verwendet.
Auch sind bei manchen Aristopapiersorten Ehodanbäder mit Alaun und Ammonium-
carbonat gut wirksam 0, z- B. eine Lösung von 800 ccm Wasser, 15 g Ehodanammonium,
15 g Alaun und 1 g Ammoniumcarbonat, wozu man vor dem Gebrauche 400 ccm
einer Lösung von 1 g Chlorgold in 600 cem Wasser beimiseht (Peltzer’s Tonbad).
Manche Papiere geben mit Ehodanbädern , welche eine minimale Menge eines Pixir-
natronzusatzes enthalten, angenehme, braune Photographietöne, andere arbeiten wieder
mit reinen Ehodangoldbädern am besten, jedoch soll die Ehodanlösung nicht zu
concentrirt sein, weil sie sonst die Gelatineschicht schon in Kälte auflöst“).
Auch sind für Aristopapiere das Kreidegoldbad (s. S. 139), das Borax- oder
Phosphatgoldbad verwendbar (s. S. 51), was natürlich, je nach der Qualität und
Pabrikationsweise des Aristopapieres, gewissen Schwankungen in der Wirkung unter-
worfen ist.
Das essigsaure Natrongoldbad gibt mehr braune, das ßhodanbad
mehr bläuliche Töne.
Man beachte, dass das Fortschreiten der Tonung im durchfallenden
Lichte zu controliren ist.
Der Tonungsprocess kann (bei getrennten Gold- und Fixirbädern)
sofort durch Einlegen der Oopien in eine Kochsalzlösung (z. B. drei-
procentig) zum Stillstände gebracht werden, was beim Vergolden grösserer
Auflagen von Nutzen ist.
B. Gemischte Tonfixirbäder.
Die entweder nicht gewaschenen oder (zum Zwecke der Verhütung von Plocken)
nur kurze Zeit in das Wasser getauchten Aristobilder kommen sofort ins gemischte
Tonfixirbad.
Sehr gut für violettschwarze Töne wirken auch die Tonfixirbäder (Valenta’s
Bad S. 59, dann Lumihre’s Bad S. 60, sowie Stolze’s Bad S. 60, Pussnote).
Wenn bei warmer Witterung das Tonen rasch verläuft, so hält das Pixiren damit
nicht gleichen Schritt, bleibt unvollkommen, und die Bilder vergilben rasch. — Es ist
deshalb empfehlenswerth, in zweifelhaften Pällen ein gewöhnliches zehnproeentiges
Pixirnatroubad (während 10 Minuten) folgen zu lassen; womit die genannte Gefahr
gründlich vermieden wird.
In das Tonfixirbad werden die Aristocopien entweder ungewaschen
oder kurz gewaschen gebracht. Sie nehmen anfangs eine gelbbraune, |
später braune bis violettschwarze Farbe an. i
1) Z. B. Ehodangoldbäder, welche pro Liter V2 S Pixirnatron enthalten.
2) Verwendet man Ehodangoldbäder, so ist es bei manchen Handelssorten von »
Aristopapier nothwendig, die Oopien zuvor in zwei- bis dreimal gewechseltem Wasser
zu waschen, dann während 10 Minuten in einer Alaimlösung (zwei- bis dreiprocentig)
zu baden, wonach man gründlich wäscht und das Ehodan- oder Ehodanacetatbad an- •
wendet. Bei genügend harter Gelatineschicht (wie sie die meisten deutschen Pabrikate 1
zeigen) ist diese Alaungerbung vor dem Vergolden aber überflüssig.
Aristopapier. — Chlorsilbergelatine -Emulsion zum Auseopirproeess.
171
j Die Temperatur des Tonfixirbades soll nicht mehr als 12 bis 15 Grad C.
I betragen; in wärmeren Bädern wird die Gelatineschicht weich, und die
j Töne leiden, namentlich in den Weissen; zu kalte Bäder wirken sehr
I langsam.
’ Dem Tonfixirbad für Aristocopien wird häufig Alaun zugesetzt (z. B.
i 7 bis 8 g pro Liter), um die Gelatineschicht zu härten.
Man verbraucht durchschnittlich 300 ccm Tonfixirbad für einen Bogen
I Aristopapier (50X60 cm).
Das Platintonbad (z. B.: lg Kaliumplatinchlorür , 8 g Citronen-
! säure, 8 g Kochsalz, 1 bis 1^/2 Liter Wasser oder andere kalt anzuwen-
dende Platinbäder, s. S. 61 und 63) gibt auf den meisten Aristocopien,
! welche zuvor einige Minuten gewaschen werden müssen, sepiabraune
I Töne. Lässt man die Copien darin braun werden und bringt sie dann in
I ein gemischtes Tonfixirbad (vergl. S. 59), so erhält man schwarze Töne.
! C. Das Fixiren.
' Als Pixirbad dient eine Lösung von 10 bis 15 Thl. Fixirnatron in 100 Thl. Wasser
i (Einwirkung 10 Minuten), hierauf wird bestens durch mehrere Stunden in Wasser
t gewaschen, wobei man beachte, dass dasselbe nicht zu warm ist (Gefahr des Auflösens
; der Gelatineschicht, besonders bei allzulangem Waschen); dann wird ein Härtungsbad
von 50 Thl. Alaun in 1000 Thl. Wasser während einer Badezeit von 10 bis 15 Minuten
angewendet und wieder mehrere Stunden lang gewaschen,
i Auch wird als Fixirbad für Aristopapier von der Eastman-Comp.
' in London ein Gemisch von 90 Thl. Fixirnatron, 45 Thl. Natriumsulfit
i und 600 Thl. Wasser empfohlen.
Zum Fixiren ist auch das Alaunfixirbad (wie man es für Bromsilber-
gelatine regulär verwendet) in jenen Fällen zu empfehlen, wo in heissem
Klima die Gefahr des Aufweichens der Gelatineschicht droht, oder ein
natriumsulfithaltiges Alaunfixirbad (s. S. 159).
D. Waschen, Trocknen und Aufkleben der Aristobilder.
Während des Waschens ist die Schicht leicht verletzlich und erhält erst nach
dem Trocknen ihre wirkliche Widerstandsfähigkeit.
Das Trocknen durch Aufhängen an Klammern ist das beste Mittel, um die Bilder
nicht zu beschädigen und das Ankleben von Staubtheilchen oder Papierfasern zu
vermeiden.
Zum Waschen der Bilder genügt einstündiges Waschen in stark fliessendem
Wasser, besser ist jedoch mehrstündiges Waschen; oder man wäscht in acht- bis zehnmal
gewechseltem stehenden Wasser in viertelstündigen Pausen (s. S. 87). Sollte die
Oberfläche der Bilder mit Ealbschlamm bedeckt sein, so kann man ihn mit nassem
Eehleder abwischen.
Mitunter wird nach dem letzten Waschwasser ein Bad von 100 Thl. Wasser und
25 Thl. rectificirtem Spiritus während einiger Minuten für die Aristocopien angewendet,
wodurch die Schicht viel widerstandsfähiger wird, so dass man mit den Bildern wie
172
Vierter Theil. Zwölftes Capitel.
mit Albuminbildern liautiren kann (uamentlieli beim sofortigen Aufziehen ohne vor-
heriges Trocknen).
Empfehlenswerth ist ein Härtungsbad von Alaun, Chromalaun, Formalin u. s. w.
nach dem Fixirbade; bevor man die Copien ins Alaunbad bringt, müssen sie iedoeh
ziemlich gut gewässert werden, denn hängt ihnen noch Fixirbad an, bevor sie ins
Alaunbad kommen, so leiden die Weissen (Schwefeltonung).
Um die alaunirten Aristocopien aufzukleben, legt man sie (nach erfolgtem
Trocknen) neuerdings während 10 bis 20 Minuten in Wasser, presst zwischen Fliess-
papier das überflüssige Wasser ab, legt dieselben noch feucht über einander und schneidet
sie mit der Scheere zu, oder schneidet die trockenen Copien sofort mit dem Messer
zu und feuchtet sie erst vor dem Aufkleben.
Genügend widerstandsfähige (besonders gegerbte oder in Alkohol gehärtete) Aristo-
bilder können in noch feuchtem Zustande mit der Scheere beschnitten und mit Stärke-
kleister feucht auf Carton aufgeklebt werden. Man bediene sich zum Abheben der
Bilder (nach dem Kleistern) eines Federmessers und hüte sieh vor Verletzung der Bild-
schicht. Nach dem Aufheben werden die Bilder mit feuchtem Pergamentpapier auf-
gedrückt und mit einem nassen Schwämmchen an den Bändern übergangen (Vorsicht
vor Papierfasern, Staub u. s. w., welcher an der gelatinirten Fläche festkleben würde)
Aristopapier gibt, auf Spiegelglas aufgequetseht, Hochglanzbilder, auf mattes Glas
gepresst aber matte Copien (s. unten).
Aristobilder mit Hochglanz erhält man durch Aufquetschen der aus dem
letzten Waschwasser kommenden Copien oder besser solcher, welche zuvor getrocknet
und dann neuerdings in Wasser gefeuchtet wurden, auf eine mit dünner Wachsschicht
(oder Walrath oder Ceresin) überzogenen, oder mit Ochsengalle abgeriebenen Spiegel-
glasplatte. Man löst 1 g weisses Wachs in 50 ccm Aether oder Benzin auf, breitet
einige Tropfen der Lösung mittels eines Leinenbäuschchens auf der Glasplatte aus, polirt
mit Putzleder ab, wobei man darauf achtet, dass die Putzstreifen verschwinden, jedoch
eine Spur Wachs am Glase bleibt. Dann legt man das tropfnasse Bild mit der Schicht-
seite auf, legt nasses Pergamentpapier oder Wachsleinwand auf, drückt mit der Hand
oder einem Quetscher (s. Pigmentverfahren) blaseufrei auf und lässt trocknen. Sobald die
Bilder trocken sind, springen sie von selbst ab oder sind mit leichter Mühe abzuziehen.
Aufziehen der Hochglanz -Aristobilder. Die durch Aufquetschen auf
Spiegelglas mit Hochglanz hergestellten Aristobilder lassen sieh nur mit besonderen
Vorsiehtsmassregeln auf Carton kleben, weil die Oberfläche durch Berührung mit
Feuchtigkeit den Hochglanz verliert.
Man klebt entweder die trocken abgezogenen Hochglanzbilder an den Bändern
mit dickem Klebegummi oder flüssigem Leim (s. unten) auf und legt sie über Nacht
unter Druck; man bemerkt jedoch häufig die Marken der Klebstelle. Oder man geht
folgendermassen vor: Während die Aristocopie auf dem gewachsten Glase hängt und
halb trocken geworden ist, überklebt man sie auf der Bückseite (z. B. mittels Kleister)
mit festem weissen Papier und streicht sehr dünnen, reinen Kölnerleim auf. Wenn
die Copie völlig trocken ist, löst man sie vom Glase ab, schneidet trocken zu und
zieht auf den zuvor mit einem Schwamm befeuchteten Carton unter dem Drucke einer
Satinirmaschine auf. Uebrigens bietet die Hinterklebung mit festem weissen Papier
so viel Schutz vor dem Durchschlagen der Feuchtigkeit, dass man auch die abgelösten
Bilder durch Bestreichen ihrer Bückseite mit Klebmittel auf Carton kleben kann.
Matte Oberfläche erzielt man durch Trocknenlassen auf feinstem Mattglase,
das man mit einer Wachslösung (100 Thl. Benzin und 3 Thl. weisses Wachs) ein-
gerieben hat. Die Bilder müssen recht nass aufgequetscht werden.
Aristopapier. — Ohlorsilbergelatine- Emulsion zum Auscopirproeess. I73
Hochglanz- Aristobilder werden in der Eegel nicht mehr satinirt, sondern nur
diejenigen Glanzeopien, welche frei an der Luft getrocknet wurden.
Aristobilder können, falls sie trocken sind, ohne weitere Vorbehandlung in der
Heiss - Satinirmaschine satinirt werden.
Das Satiniren der glänzenden Aristobilder zwischen massig heissen Walzen kann
ohne weiteres erfolgen; sollen Satinirmaschinen ohne Doppelwalzen benutzt werden,
so bestreicht man die Oberfläche mit gewöhnlicher Olivenseife [mittels eines Flanell-
stückes, auf welches trockene Seife aufgerieben war^)].
E. Opalinbilder.
Quetscht man ein Aristobild®) nach dem Pixiren und Waschen unter Wasser auf
Spiegelglas, so klebt es nach dem Trocknen fest, derartige Glasbilder nennt man
„Opalinbilder“.
VII. Fehler heim Verarbeiten von Aristopapier.
Von den am häufigsten auftretenden Fehlern sei erwähnt:
1. Ungleiches Tonen (das Papier ist ungleich feucht geworden, sei es im Copir-
rahmen oder zuvor; oder die Bilder klebten während des Wasehens vor dem Ver-
golden zusammen).
2. Gelbliche Drucke mit grünlichen Halbtönen (altes, erschöpftes Tonfixirbad;
zu warmes Tonfixirbad, welches dann auf circa 10 Grad C. abzukühlen ist).
3. Fleckiges, schlechtes Tonen mit getrenntem Goldbade (Verunreinigung desselben
mit Spuren von Fixirnatron).
4. Ankleben der Drucke beim Aufquetschen auf Glas, so dass sie sieh nicht
mehr ablösen lassen (mangelhaftes Gerben mit Alaun, besonders nach Ehodanbädern,
welche die Gelatine erweichen); man gerbe die Copien mit Alaun, wasche sie nicht
länger als 1 Stunde in kaltem, fliessendem Wasser. — Auch kann die Platte schlecht
geputzt gewesen sein
5. Weissglänzende Flecken bei Mattdrucken , welche auf Mattglas gequetscht
waren (das Glas war zu grob mattirt).
6. Ankleben der Bilder beim Satiniren (die Copien waren noch feucht; schlechtes
Trocknen, zu langes Waschen, Unterlassung der Gerbung, zu grosse Hitze der Satinir-
maschine, zu wässerige Seife sind die Ursache).
7. Flecken an Bildern (Pingergriffe , fettige oder mit Fixirnatron verunreinigte
Stellen).
1 ) Es kann hierzu auch alkoholische Seifenlösung dienen : Man löst 20 g ge-
I schabte gewöhnliche Kernseife und 10 g venetianisehe Seife oder Glycerinseife in etwas
I heissem Wasser und fügt sie zu 1 Liter Weingeist. Man streicht mit einem Baumwoll-
j bäusehehen etwas von der filtrirten Lösung auf das Bild und satinirt heiss, sobald der
i Alkohol verdunstet ist.
; 2) Es darf für diesen Zweck weder mit Alaun noch sonst irgendwie gegerbt sein.
I
DREIZEHNTES CAPITEL.
PFLÄNZENEIWEISS-PAPIER. — PROTALBINPAPIER.
Die Aufmerksamkeit, welche gegenwärtig der Fabrikation von Oopir-
papieren zugewendet wird, hält nicht bei den alten, bekannten Binde-
mitteln für die empfindliche Schicht (Albumin, Arrow -root, Gelatine,
Collodion u. s. w.), sondern erstreckt sich auf Ermittelung neuer colloidaler
Substanzen, in der Erwartung, dass die lichtempfindlichen Silberpräparate
häufig ihre Eigenschaften zu ihren Gunsten ändern, wenn sie anderen
Substanzen einverleibt sind. In der That bringt die Aenderung des
Bindemittels neue Typen von photographischen Papieren mit sich, welche
eine besondere Charakteristik haben, wie man ja von den Albuminpapieren,
Celloidin- und Aristopapieren weiss.
Dr. M. Jolles und Dr. Leon Lilienfeld in Wien suchten nach
eiweissartigen Körpern, um sie dem Copirprocess dienstbar zu machen
und verwertheten Substanzen von der grossen Körperklasse der Proteide.
Unter diesem Namen versteht man Körper, in welchen das Eiweiss an
Atomcomplexe anderer Gattung gebunden ist. Diese dem Eiweiss an-
haftende Atomgruppe nennt man „prosthetische Gruppe“. Je nach
ihrem chemischen Charakter zerfallen die Proteide in Chromoproteide
(Blutfarbstoffe), in denen die prosthetische Gruppe ein Farbstotf ist; in
Glykoproteide, die ein Kohlehydrat als prosthetische Gruppe enthalten,
und Nucleoproteide, deren prosthetische Gruppe eine phosphorhaltige
Säure, die sogen. Nucleinsäure, ist. Die chemische Beschatfenheit der
Nucleinsäure bedingt eine Eintheilung der Nucleoproteide in zwei Unter-
gruppen: die echten Nucleoproteide und die Paranucleoproteide. Die
ersteren liefern beim Erkalten mit Mineralsäuren als Spaltungsproduct
die sogen. Alloxurbasen, die letzteren liefern sie nicht. Zu den
Nucleoproteiden gehören die von Dr. Lilienfeld entdeckten und im
Thierreiche sehr verbreiteten Nucleohistone (Lilienfeld: „Zur Chemie
der Leukocyten“, Zeitschrift für physiologische Chemie, Bd. XVIII, S. 473),
das Nucleoproteid der Hefe u. s. w. Zu den Paranucleproteiden oder,
wie Hammerstein (Lehrbuch der physiologischen Chemie 1895) sie
Pflanzeneiweiss- Papier. — Protalbinpapier.
175
nennt: „Nucleoalbuminen“, gehört das Legumin der Erbsen und
Bohnen, das Casein der Milch, das Ichthulin des Fischrogens.
Mit derartigen Proteiden der Getreidesorten (besonders von Mais)
gelang es Dr. Jolles und Lilienfeld (1897) gute, brauchbare Emulsions-
papiere herzustellen, welchen sie bessere Eigenschaften als den mit
Gelatine, Eiweiss oder Collodion hergestellten Papieren beilegen ^).
Das hier in Betracht kommende Maisproteid ist in starkem Alkohol
löslich, nicht aber in Aether und Wasser. Die alkoholische Lösung lässt
sich klar mit Silbernitrat mischen, ohne einen Niederschlag zu geben
(Unterschied vom Eieralbumin); die Lösung trocknet zu einem durch-
sichtigen, biegsamen Häutchen ein, welches sehr widerstandsfähig gegen
mechanische Verletzung ist. Während Eieralbumin keine Chlorsilber-
Copir- Emulsion mit überschüssigem Silbernitrat gibt, denn die Masse
coagulirt mit letzterem, ist dies mit dem genannten Proteid möglich.
Die Type der Oopir-Emulsion ist dieselbe, wie bei der Collodion-
Emulsion für Celloidinpapier. Jedoch ist die Behandlung eine andere,
indem das Verhalten gegen Goldbäder ein specifisches ist.
Das von der Fabrik Dr. Jolles und Lilienfeld erzeugte Protalbinpapier steht
an Empfindlichkeit, sowie bezüglich der Gradation, zwischen Albumin- und Cellloidin-
papier; ähnelt aber mehr dem Albuminpapier, hat aber vor diesem die grössere Be-
ständigkeit der Copien voraus, namentlich ist es dem Vergilben nicht so wie Albumin-
papier ausgesetzt; dies hat vielleicht seinen Grund darin, dass die Bindeschieht frei
von Schwefel ist, oder weil vielleicht die Emulsionsschicht andere Reductionsersehei-
nungen im Lichte äussert.
Alkalische Goldbäder sind für Protalbinpapier nicht verwendbar, weil Alkalien
die Schicht angreifen, schlüpfrig machen und unegales Tonen verursachen.
Sehr gut geeignet ist Bühler’s Rhodan ürgoldbad (s. S. 56), ferner das einfache
Rhodangoldbad (S. 54); ferner sind bleihaltige Tonfixirbäder (S. 59) gut verwendbar,
namentlich, wenn man sie mit etwas Ereidepulver schüttelt und dadurch von jeder
freien Säure befreit. Auch das gewöhnliche Natriumacetat -Goldbad (S. 51) gibt gute
Resultate, wenn man es mit ganz wenig Kreidepulver versetzt und auch die Chlorgold-
lösung zuvor mit Kreide neutralisirt (S. 44, Pussnote); es wird in diesem Falle krystalli-
sirtes Natriumaeetat verwendet, die Chlorgoldlösung in oben (S. 51) angegebenem Ver-
hältnisse zugesetzt, etwas Kreide beigemischt, welche die Reaction allmählich schwach
alkalisch macht. Dann wird das Bad filtrirt und verwendet. — Fixirt wird wie
gewöhnlich.
Das Protalbinpapier trocknet mit gutem Glanz (etwas stärker als Doppel- Albumin-
papier) an, lässt sich gut satiniren, ist gegen Feuchtigkeit völlig widerstandsfähig,
wird nach dem Trocknen von Alkohol kaum, von Alkohol- Aether nicht angegriffen,
ist nicht spröde und widersteht gegen mechanische Verletzungen (Scheuern u. s. w.)
viel besser als Albuminpapier.
1) Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1897, S. 515; Phot. Corresp. 1897.
VIERZEHNTES CAPITEL.
DAS FEETIGMACHEN DER OOPIEN.
I. Die gebräuchlichen Formate der Papierbilder.
In der photographischen Praxis haben sich gewisse Formate ein-
gebürgert, welche vom. Publikum immer wieder bestellt werden. Die-
selben sind nicht überall genau die gleichen, sondern schwanken innerhalb
gewisser Grenzen.
Kleines Mignon-Format.
Bild: Carton:
38X52 mm, 42X6’? mm,
oder 36 X ’?0 mm. 40X’?8mm.
Stereoskop-Format.
Bild: Carton:
75X80 mm. 88X190 mm.
Visit-Format.
Bild: Carton:
54X92 mm, 62X101 mm,
oder 56 X 94 mm. oder 65 X 105 mm.
Cabinet-Format (Album -Karte).
Bild : Carton :
/108X166 mm,
100X140mm. („„xnOmm.
Ausser diesen Formaten kamen
Oblong- oder Promenaden-Format.
Bild : Carton :
93 X 200 mm. 105 X 2 10 mm.
Boudoir-Format.
Bild: Carton:
123X190 mm. 135X220 mm.
Salon- oder Imperial-Format.
Bild: Carton:
160X217 mm, 190X330 mm,
oder 185 X 300 mm. oder 190X330 mm.
Paneel-Format.
Bild: Carton:
166X300 mm. 190X330 mm.
Ferrotypen.
Gern. -Bilder: Victoria -Bilder:
20 X 23 mm. 38 X 48 mm.
verschiedene Modeformate in Ver-
wendung, verschwanden wieder und machten anderen Platz, z. B. sogen.
„Muschelformat“, bei welchem das Bild schief im Carton sitzt, in der
Richtung der Diagonale '). Ausserdem finden ganz kleine „Briefmarken-
Porträts“ viele Verbreitung, und es tauchen sogen. „Relief-Photographien“
auf, bei welchen der Kopf und die Figur einer gewöhnlichen, auf Carton
aufgespannten Photographie in schwachem Relief erhaben gepresst werden.
Zerschneiden der Papiere und Beschneiden der Copien.
Das Beschneiden der Copien geschieht entweder in trockenem oder
nassem Zustande, und zwar mittels eines scharfen Messers auf einer
1) Phot. Corresp. 1885. S. 300.
Das Pertigmaehen der Oopien.
177
Holz-, Glas- oder Zinkplatte (meistens für trockene Papiere) oder mittels
eines sogen. Stahltrimmers. Dieser ist ein kleines, scharfes Stahlrädchen,
das nach allen Eichtungen beweglich in einer hölzernen Handhabe be-
festigt ist (s. Ergänzungsband zu Ed er ’s Handbuch d. Phot. „Atelier
und Laborat. d. Photogr.“ 1893. S. 156).
Nasse Oopien werden fast immer, trockene häufig mittels einer
Scheere beschnitten. Um genau das verlangte Format einhalten und den
wegzuschneidenden Eand richtig beobachten zu können, legt man auf
die Oopien Glasschablonen (dickes Spiegelglas), an welche namentlich
die feuchten Oopien leicht angepresst und mittels Scheere oder mit dem
Messer (in diesem Falle am besten trocken) beschnitten werden.
Das Zerschneiden der in Bogen (s. S. 101) in den Handel kommenden
photographischen Papiere geschieht in der Eegel mit dem Messer, wobei
die Papiere zuerst gefaltet werden. Dies wurde bereits im Ergänzungs-
bande zu Eder’s Handbuch d. Phot. „Atelier u. Laborat. d. Phot.“ (1893.
S. 155) genau beschrieben. — Man beachte namentlich beim Albumin-
papier, dass die Dehnungsverhältnisse in Länge und Breite des Bogens
verschieden sind und ein Porträt, dessen Form in die Quere verzogen
wird, in der Eegel die Aehnlichkeit stärker beeinträchtigt als ein Ver-
ziehen in die Länge; dies ändert sich übrigens mit dem Oharakter des
Originals.
Oelloidin- und Aristopapiere kommen in der Eegel in gangbare
Formate zerschnitten in den Handel (s. S. 156), und zwar entsprechend
den üblichen Trockenplattenformaten (9X12, 13X18, 18X24 cm u. s. w.).
Zum Zerschneiden der Oartons dienen Stahlmesser oder Schneide-
maschinen.
Was die Oartons selbst anbelangt, so unterscheidet man sogen.
„Glanzcartons“, welche mit einer Kreideleimschicht nach Art des Glanz-
papieres bestrichen sind und Naturcartons ohne derartigen Ueberzug.
Erstere sind gegen Wasser viel empfindlicher als letztere, und man hat
deshalb die Schicht der Glanzcartons mittels Alaun oder Ohromalaun zu
härten versucht (sogen, „waschbare“ Oartons), ohne dass diese Methode
bis jetzt grössere Verbreitung gefunden hätte.
Zum sogen. Aufziehen von ungekleisterten Bildern (s. S. 172) kommen
auch besondere Oartons („adhesive mounts“ in England genannt) in den
Handel, welche mit einer Traganthlösung oder dergl. präparirt sind Q und
an welchen die befeuchteten Papiere beim blossen Aufdrücken haften bleiben.
Am meisten kommen Oartons von wenig lebhaften Farben in Ver-
wendung. Schwarze Oartons sind bedenklich, weil oft schädliche Theer-
1) Eder’s Jahrbueli f. Phot. f. 1888. S. 413.
Eder, Handbucli der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
12
178
Vierter Theil. Vierzehntes Capitel.
färben hierfür verwendet werden, welche der Haltbarkeit des Bildes ab-
träglich sind; ferner leiden bei dünneren Papiercopien die Weissen zufolge
der schwarzen Unterlage.
II. Das Aufkleben der Bilder.
Das Aufkleben (Aufziehen) der Papierbilder auf Carton geschieht
in der Eegel mittels frisch gekochten Stärkekleisters.
Man stellt guten Stärkekleister her, indem man 20 g fein gepulverte
Weizenstärke mit 10 bis 20 ccm Wasser anrührt und diesen Brei in
250 ccm siedendes Wasser langsam unter Umrühren einträgt. Es entsteht
ein durchsichtiger Kleister; ist er durch den Gehalt von unverkleisterter
Stärke trübe, so kocht man den Kleister noch einige Minuten. Man
rührt ihn tüchtig um, seiht ihn durch Mousselin oder drückt ihn durch
Leinen.
Der Kleister soll stets in frischem Zustande verwendet werden ^), alter,
sauer gewordener Kleister zerstört mit der Zeit die Silbercopien, indem
sie vergilben; dies gilt für Albuminbilder u. s. w., insbesondere aber leiden
schlecht (in alten Tonfixirbädern) getonte Celloidin- und Aristobilder.
Der Kleister wird mittels eines Borstenpinsels auf die Eückseite
der Papiere^) gestrichen, diese auf den Carton gelegt, ein Blatt Papier
darüber und mittels der flachen Hand, eines Leinwandballens oder eines
Holzlineals angepresst.
Andere Klebemittel, wie Gelatine, Gummi, Dextrin, Gemisch
von Gelatine und Stärke, wurden oft empfohlen und sind gleichfalls gut
brauchbar. Allerdings werden solche Klebemittel mehr von Amateuren
als von Pachphotographen gebraucht und sind Gegenstand eines grossen
Consumes in den Handlungen photographischer Utensilien.
Dextrin gibt mit Alaun und Zucker ein gutes Klebemittel. Man löst 60 bis 90 g
Dextrin, 4 g gepulverten Alaun, 15 g Zucker, 120 ccm Wasser nebst 6 ccm Carbol-
säurelösung (1;10) oder an Stelle letzterer ebensoviel Thymol -Lösung (für Celloidin-
oder Aristobilder).
Zum Aufkleben von Hochglanzbildern auf Aristopapier benutzt man
eine Gelatinelösung, welche nicht durch Papier schlägt. Nämlich: 100g Gelatine
werden in kaltem Wasser aufgeweieht, dieses abgegossen und die Gelatine im Wasser-
1) Zusatz von einigen Tropfen wässeriger Carboisäurelösung (1 : 10) oder Thymol
bewirken grössere Haltbarkeit, jedoch stört der Geruch dieser Mittel. Salic^dsäure
wurde gleichfalls empfohlen, aber wegen ihrer sauren Eeaction von anderer Seite für
bedenklich gehalten.
2) Am leichtesten lassen sieh halbfeuchte Papiere aufkloben. Völlig trockene
Papiere haften weniger gut und stehen nach dem Trocknen namentlich an den Eändern
in die Höhe. Man pflegt deshalb trockene Copien vor dem Bestreichen mit Kleister
für kurze Zeit in reines Wasser zu legen und zwischen Fliesspapier abzutrockneu.
Das Fertigmaehen der Copieu.
179
bade geschmolzen. Dann fügt man 50 eem Glycerin, 150 ccm Alkohol und 20 Tropfen
Carbolsäure zu. Die Gelatinelösung darf bei der Verwendung nicht gestockt sein,
sondern soll soweit gelinde erwärmt werden, dass sie eben dickflüssig wird. — Oder
man lässt 50 g Gelatine oder Eölnerleim in 150 ccm Wasser quellen, schmilzt im
Wasserbade und fügt 5 ccm Amylalkohol hinzu. Chloral-Leim. Man lässt 40 g
weiche Gelatine in 120 eem Wasser quellen, versetzt mit 20 g Ohloralhydrat, erwärmt
längere Zeit im Wasserbade und lässt erkalten. Das resultirende Product ist in kaltem
Zustande flüssig, schlägt nicht durch Papier, eignet sieh auch zum Aufkleben von
Hoehglanzbildern und besitzt grosse Klebekraft (vergl. Valenta, Behandlung der
Auseopirpapiere. 1896).
Um die Bilder in der richtigen Lage auf den Carton zu bringen, legt man ein
grosses starkes Papier mit Hilfslinien darunter. Auf dieses ist die Grösse des Cartons
mit vier über die Ecken verlängerten Linien vorgezeichnet; man kann nun den Carton
leicht genau darauflegen Ausserdem zieht mau vier andere Linien auf dem Papier,
welche den verlängerten Seitenlinien des Bildes entsprechen und zugleich seine Lage
Fig. 63. Bilderpresse.
zum Carton angeben. Trotzdem diese Linien ziemlich weit vom Innern des Cartons
abstehen, kann man doch die richtige Lage des Bildes sehr sicher abschätzen 9-
Starnes gab folgende Hilfsvorrichtung an®): Man schneidet aus starkem Carton
vier Stücke ÄÄ und BB von der in Fig. 62 angedeuteten Form aus und befestigt
erstere .(HA) auf ein Eeissbrett in solcher Lage, dass der zu verwendende Carton
gerade zwischen die ausgeschnittenen Ecken hineinpasst. Auf die Cartonstücke werden
nun jene Stücke BB befestigt, und man lässt diese so weit verstehen, dass das Bild BI),
wenn es mit zwei Ecken in die Ausschnitte gelegt wird, genau die richtige Stelle auf
dem Carton eihnimmt.
Die aufgezogenen Bilder kann man frei, trocknen lassen. Presst man sie in
halbtroekenem Zustande zwischen Brettern oder in einer kleinen Schraubenpresse nach
Fig. 63 (nach Art der Serviettenpressen), so legen sie sich flach.
Die Bilder werfen sich nach dem Trocknen, d. h. sie krümmen sieh nach der
Bildseite. Spannt man sie (mit der Albuminsehieht nach aussen) noch feucht in
1) Stolze, Phot. Woehenbl. 1885. S 391.
2) Phot. News. 1885. S. 706; Pizzighelli, Phot. f. Touristen. 1886. S. 355.
12*
180
Vierter Theil. Vierzehntes Capitel.
einen Eahmen, so dass der Carton in die entgegengesetzte Eichtung gedrängt wird
(s. Fig. 64), so kann man dem verbeugen.
Da das Werfen der Bilder besonders dann eintritt, wenn das feuchte Albumin-
papier auf den trockenen Carton gespannt wird, so kann man diesem Uebelstande
leicht Vorbeugen. Man befeuchtet die Cartons vor der Verwendung beiderseits mit einem
Schwamm, beschwert sie flach und lässt sie eine Stunde lang liegen. Die Feuchtigkeit
zieht sieh in die Masse, und die aufgezogenen Bilder trocknen dann gleichmässig und
ohne sieh zu werfen, an.
Das „trockene Aufziehen auf Carton“ mit der Satinirmasehine geht wesent-
lich langsamer vor sieh als das übliche feuchte Aufziehen mit Kleister. Es hat besonders
dann einen Werth, wenn man Gelatine-
Emulsionspapiere u. s. w. auf Carton
spannen will, ohne den Glanz zu ver-
mindern (s. S. 172). Auch gewöhn-
liche Albumindrueke erhalten da-
durch hohen spiegelartigen Glanz.
Man putzt fehlerfreie Spiegelplatten
und belegt sie möglichst dicht (mit
der Albuminsehicht aufs Glas) mit
den aus dem Wasser genommenen
Bildern; dann breitet man Kautschukstoff darüber und quetscht die Bilder gut mit
der Kautsehukwalze oder dem Quetscher fest. Die Platten werden nun aufrecht bis
zum oberflächlichen Trocknen hingestellt. Mau streicht starke Dextrinlösung oder
Kleister darüber, lässt an der Luft trocknen und hebt die Blätter mit Hilfe einer
untergeschobenen Messerspitze ab, wonach sie spiegelblank erhalten werden. Die
zugeschnittenen Bilder werden auf befeuchteten Carton gelegt und beides (ohne- sie
zu verrücken) durch die Satinirmasehine gezogen; es haftet fest und bewahrt seinen
Spiegelglanz. Naturearton kann durch Eintauchen in Wasser befeuchtet werden;
Emailcarton wird mit einem Schwamm benetzt; für Glacecarton müssen die Bilder
selbst mit einem befeuchteten Pinsel bestrichen werden').
Aufziehen und Einpressen auf Kupferdruckpapier und Carton. Um
Kupferdrucke (Heliogravüren) zu imitiren, kann man die Copien mit Hilfe einer Kupfer-
druckpresse oder starken Satinirmasehine auf Carton u. s. w. aufziehen und durch Auflegen
einer Zinkplatte mit eingepresstem Eand versehen; dies ist besonders bei Matt-Cello'idin
(Platingold - Tonung) beliebt. Die Arbeit geschieht in der Manier des Kupferdruckes
III. Das Satiniren der aufgezogenen Bilder.
Die auf Carton aufgezogenen Bilder müssen geglättet oder satlnirt werden,
wodurch ihr Aussehen wesentlich gewinnt. Dies geschieht mittels der Satinir-
masehine. Dieselbe besteht aus zwei Stahlwalzen, welche durch die Stellschrauben
aneinander gerückt werden können. Sie werden durch eine Kurbel in Bewegung
gesetzt, und dann wird eine polirte Stahlplatte, auf welche das Bild gelegt wird,
hindurchgezogen, oder eine der Walzen selbst ist polirt und besorgt das Glätten.
In neuerer Zeit sind Heiss-Satinirmaschinen sehr beliebt geworden, bei
welchen die Bilder über eine erhitzte polirte schmale Stahlplatte oder über eine erhitzte
polirte Hohlwalze gepresst werden, wodurch sie einen sehr hohen Glanz erhalten, der
das Wachsen und Emailllren fast überflüssig macht (s. Ergänzungsband a. a. 0. S. 158).
1) Dr. Stolze, Phot. Wochenbl. 1886. S. 235.
Das Fertigmaehen der Oopien.
181
IV. Bombee- oder Cam^eMlder.
Bombee- oder Oameebilder sind oval copirte, medaillonartige Porträts, welche
mittels Pressen erhaben geprägt werden. Diese Bildform war zu Beginn der siebziger
Jahre besonders gebräuchlich. Die Bilder werden mit Gelatine (nebst etwas Glycerin)
„emaillirt“ und in Hohlform von Fig. 65 und dann in eine hölzerne Schraubenpresse
(s. S. 179) gebracht; besser sind eiserne Pressen
(Fig. 66) mit entsprechenden Schablonen.
Fig. 66. Eiserne Schraubenpresse.
Camee- oder Medaillonbilder mit
mattem Band erhält man, wenn man das Bild
im Oval druckt, einen Tonrand anbringt und gelatinirt. Dann schneidet man aus
Sandpapier eine Schablone aus, so dass nur der Band (nicht aber das Bild) bedeckt
ist und zieht durch die Satinirmaschine ^).
Plaquebilder, auch Majolikabilder genannt, sind vignettirte Cabinetbilder
auf weisser runder Fläche, umgeben von grauem Baud; sie sind tellerartig vertieft
gepresst. Man bedient sieh der Cameepresse und eigener Hohlformen.
V. RetoucWren und Poliren der PapierMlder.
Die positiven Papierbilder werden in der Begel retouchirt, um kleine Fehler
(Punkte u. s. w.) zu verbessern. Man bedient sich der Wasserfarben (mit starkem Gummi-
oder Eiweissgehalt); Anilinfarben, oder auch des Bleistiftes, sowie der Tusche und
der Kreide. Wenn man die betreffende Stelle mit gepulverter Ossa Sepia matt schleift
oder Betouchiressenz -) auf Album.inpapier aufträgt, greifen flüssige Farben gut an.
Jean Baptiste Germeuil-Bonmaud in Paris liess im Jahre 1878 ein Ver-
fahren zur Herstellung colorirter Bilder patentiren, welches darin besteht, dass man
zuerst auf gesilbertem Albuminpapier einen schwachen Abdruck macht und fixirt, ihn
mit Aquarellfarben und Gummi colorirt, neuerdings mit gesalzenem Eiweiss überzieht,
silbert und das Bild abermals unter demselben Negativ dem Lichte aussetzt. Durch
1) Dunmore, Phot. Archiv. 1876. S. 19.
2) Betouchiressenz für Albuminbilder. 10 bis 20 g Quillaja Saponaria
werden zerkleinert und mit 500 ccm siedendem Wasser übergossen, nach ungefähr
zwei Stunden filtrirt, dann 200 ccm Alkohol und 10 g Salicylsäure zugesetzt. Bilder,
welche mit dieser Essenz präparirt sind, nehmen leicht Betouche und Aquarellfarben an.
— Auch durch Abreiben mit Ochsengalle oder Glycerin werden die Albuminbilder
geeignet, Aquarellfarben anzunehmen. — Die in neuerer Zeit erzeugten Betouchir-
farben von Günther Wagner u. s. w. werden direct von der mit Benzin entfetteten
Albumincopie angenommen.
Fig, 65. Hohlform.
182
Vierter Theil. Vierzehntes Capitel.
das Zwischenlegen der Parbenschieht zwischen zwei Albumin schichten (wovon jede
unlöslich ist) sollen sehr hübsche Effecte erzielt wmrden^).
Glänzende Albumineopien werden schliesslich mit einem Firniss
oder Glanzwaehs (sogen. „Gerat“) polirt^). Bei Aristo- oder Celloidinbildern ist
dies nicht nothwendig, ebensowenig bei Mattpapieren, obsehon man auch diese wachsen
kann und dadurch mitunter an Brillanz gewinnt.
Das Glanzwaehs stellt man her aus Wachs und Terpentinöl oder LavendelöP’).
Zusatz von etwas Harzfirniss wirkt günstig und erhöht den Glanz. Statt Wachs kann
man Erdwachs benutzen*).
Der Verfasser benutzt folgende Mischung: 100 g weisses Wachs wmrden ge-
schmolzen und eine Mischung von 100 g reetificirtem Terpentinöl mit 4 g dickem
Dammarfirniss ®) hineingerührt. Die Mischung soll salbenartig sein; ist sie zu hart,
so fügt man Terpentinöl zu®).
Auch eine Lösung von Wachs in Aether; Mischungen von Wachs mit Seife")
und andere Zusammensetzungen mit Wachs und Gummi Elemi®) oder Copalfirniss ®)
wurden empfohlen.
Man bringt etwas Gerat auf ein Stück Flanell oder Leinwand und verreibt es
rasch, bis die Streifen verschwunden sind. Mit der Zeit schlägt das Glanzwachs in
das Bild ein und muss neuerdings aufgetragen werden.
Weniger gebräuchlich ist das Uebergiessen oder Bestreichen der Abdrücke mit
Firnissen*®), obsehon man stumpfen Gopien dadurch mehr Tiefe, mittelmässig glänzen-
den Bildern aber Hochglanz ertheilen kann.
1) Phot. Archiv. 1879. S 102.
2) Das Ueberziehen von Papierbildern mittels einer Mischung von Wachs und
Terpentinöl hatte bereits Anderson im Jahre 1855 angewendet. Goleh Hepburn
hatte diese Methode von Anderson erfahren und weiter verbreitet (Horn’s Phot.
Journ. 1855. Bd 3, S. 87; Maxwell Lyte wendete 1856 derartiges Glanzwachs regel-
mässig an (Kreutzer’s Jahresber. f. Phot. 1856. S. 27).
3) Belloc nahm gleiche Theile V'achs und Lavendelöl (Kreutzer, Zeitschr. f.
Phot. 1861. Bd. 3, S. 20).
4) Ashman, Phot. Archiv. 1865. S. 176.
5) Lösung von Dammailiarz in Terpentinöl.
6) Ed er ’s Jahrbuch f. Phot f. 1887. S. 367.
7) Liesegang, Der Silberdruck. 1884. S. 73.
8) Z. B. Adam Salomon’s Waehsmischung: 100 Thl. Wachs, 2 Thl. Gummi
Elemi, 40 Thl. Benzol, 60 Thl. Lavendelöl, 3 Thl. Spieköl (Pizzighelli, Phot. f.
Amateure. 1886. S. 357). — Wothly schmolz 90 Thl. Wachs, 30 Thl. Elemiharz, fügte
Lavendelöl bis zur Salbeneonsistenz und daun 2 Thl. alkoholische Sehellaeklösuug
hinzu (Haugh’s Repetitorium d. Phot. 1875. S. 125).
9) M. Lyte, Kreutzer’s Zeitsehr. f Phot. 1863. Bd. 5, S. 7.
10) Positiv-Emaille-Laek für Papierbilder aller Art, besonders für
aquarellirte Photographien (nach Jandaurek). 20 g Gummi Dammar., 150 ccm
Aether, 150 ccm Benzin. Man giesst die Lösung auf die Bilder wie Gollodion auf.
(Dieser Lack bedarf keines Gollodionuntergusses). — Als Papierbilderfirniss benutzt
Dr. Jaeobsen eine Lösung von 1 Thl. gewöhnlicher Harzseife in 10 Thl. Alkohol,
womit das Bild überrieben wird. — Ein anderer Lack besteht aus: 80 Thl. Schellack,
16 Thl. Mastix gelöst in 240 Thl. starkem Alkohol, worauf man 1 Thl. Gopaivabalsam,
1 Thl. Ganadabalsam zusetzt; man giesst den Lack auf und lässt horizontal trocknen.
Das Fertigmaeheu der Copien.
183
VI. Grelatinireii oder Emailliren der Bilder.
Um auf den Albuminbildern eine spiegelglänzende Oberfläche zu erzeugen, welche
mitunter Modesache ist, ertheilt man ihnen die polirte Oberfläche des Spiegelglases
durch Anpresseu (s. S. 172) oder eine eigenthlimliehe Methode des Gelatinirens, welche
man auch Emailliren nennt 0-
Die fertigen , ziemlich dunkel (kalt purpurschwarz) getonten Bilder werden
retouchirt; ist viel mit Wasserfarbe retouchirt worden, so deckt man die Stellen oder
das ganze Bild mit Rohcollodion, damit sieh die Farbe im Gelatinebad nicht auf löst.
Andererseits reibt man eine gut polirte Spiegolglasplatte mit Talk- oder Waehs-
Benzinlösung gut ab, umrandet mit Eiweiss oder Benzin -Kautschuk (s. Bd. II, S. 148),
damit die Collodionschieht am Bande haftet. Man trägt nun das Collodion (l Thl.
Pyroxylin, 50 Thl. Alkohol, 75 Thl. Aether uud ein wenig Eieinusöl) auf, lässt die
Platte 6 Stunden bis einen Tag stehen, und nun ist sie zum Auflegen der Bilder
bereit. Die Bilder werden in eine lauwarme klare filtrirte Gelatinelösung (1:8) unter-
getaueht, nach Va 1 Minute herausgenommeii und (ohne abtropfen zu lassen) auf
die vorher erwärmte collodionirte Glasplatte gelegt. Die Eiweisschicht kommt auf die
Collodionschieht zu liegen und man drückt beide zusammen. Blasenbildung ist völlig
zu vermeiden. Dann trocknet man in einem mässig warmen Zimmer. Nach 12 bis
15 Stunden sind die Papiere trocken. Man schneidet die Ränder mit einem scharfen
Messer ein und hebt das Bild ab.
Neben der Methode des Gelatinirens der Papierbilder, welche die wirksamste,
aber auch die umständlichste ist, kann man auch mittels des Collodionirens den
Albuminbildern eine spiegelglatte Oberfläche ertheilen. — Nach England und
Liesegang^) reibt man eine Glasplatte mit einer Wachs -Benzinlösung ab, giesst
Rohcollodion auf uud taucht die Platte nach dem Erstarren des Collodions in Wasser.
Andererseits taucht man das Papierbild in Wasser, dem man einige Tropfen Ammoniak
zugesetzt hat; sobald das Collodion, sowie das Albuminbild das Wasser angenommen
haben, presst man letzteres auf die collodionirte Glasplatte, trocknet mit Fliesspapier
ab, überstreicht mit der Hand und lässt freiwillig trocknen. Man schneidet die Ränder
ein und löst ab Die Bilder gewinnen viel Glanz und grössere Tiefe. Die Bilder
verlieren beim Aufkleben zwar wieder etwas an Glanz, behalten aber ihre Brillanz
(Tiefe), was unter Umständen ein Vortheil gegenüber dem Gelatiniren ist, da nicht
immer die stark spiegelnde Oberfläche beliebt ist.
Farbige (colorirte) Photographien können mit Gelatine emaillirt werden, wenn
man dieselben mit Rohcollodion übergiesst und dann mit Hilfe eines Pinsels mit
Gelatine überzieht, trocknet und dann unter Wasser auf Glas presst''*).
— Oder: Man schüttelt 20 Thl. Kampfer und 80 Thl. gepulvertes Copalharz mit
250 Thl. Aether, bis letzterer theilweise gelöst ist, und giesst 90 Thl. Alkohol und
5 Thl. Terpentinöl zu. Nach mehrtägigem Stehen giesst mau die obere Schicht ab
(Liesegang a. a. 0.).
1) Die Methode, Papierbilder mittels eines auf Glas aufgetragenen Gelatine-
überzuges mit Hochglanz zu versehen, beschrieb bereits im Jahre 1851 Mayall aus
Paris (im Athenäum) (Diugler’s Polyt. Journ. Bd. 122, S. 217)
2) Phot Archiv 1881. S. 71; 1883. S. 7.
3) Ochs, Phot. Corresp. 1873 S. 26.
FÜNFZEHNTES CAPITEL.
ABSOHWÄOHEN ZU STAEK OOPIETEE SILBEECOPIEN.
Zu dunkel eopirte Abdrücke werden mit Eeeht meistens bei Seite gelegt und in
die Eüekstände gegeben. Man kann sie jedoch mit einem der unten angegebenen
Mittel absehwächen, wobei allerdings nicht selten der Farbenton leidet.
Vernier empfahl (1860) eine schwache Oyankaliumlösung, welcher etwas Ammoniak-
zugesetzt ist (Ereutzer’s Zeitschrift f Phot. 1860. S. 271 ; aus La Lumiere 1860. S. 81).
In demselben Sinne geht Adam Salomon vor, welcher die Abdrücke in eine Lösung
von 0,6 g Cyankalium, 10 Tropfen Ammoniak und 1 Liter Wasser legt und dann wäscht.
Ein Gemisch von Cyankalium mit Bromwasser wirkt analog.
Zu stark eopirte Aristo- oder Celloidinbilder werden nach dem Tonen, Pixiren und
Waschen in noch feuchtem Zustande in eine Lösung von 100 ccm Wasser, 10 g Fixir-
natron und 1 bis 2 ccm einer Lösung von doppeltchromsaurem Kali oder Ammoniak
(1:100) gebracht, worin sie an Kraft in einigen Minuten verlieren und beliebig ab-
geschwächt werden können. Man kann auch die Copien vor dem Verwenden eines
Tonfixirbades auf diese Weise absehwächen, muss aber dann geringere Mengen des
Chromsalzes zusetzen (Pabst^). — Vergl. hierüber auch S. 29.
Spüler schwächt vergoldete Bilder vor dem Fixiren in einem Bade von 1 Thl.
Kaliumbichromat, 6 Thl. Salzsäure und 10000 Thl. Wasser. Bei der Einwirkung bildet
sich Chlorsilber, welches sieh beim Pixiren löst. — Leichter zu eontroliren ist das
Bad, wenn man es nach dem Pixiren anwendet, dann muss aber in obiger Vorschrift
Salpetersäure statt Salzsäure genommen werden, damit sieh bei der Eeaetion lösliches
salpetersaures Silber bildet"). — Auch eine Lösung von unterehlorigsaurem Natron
(oder ein anderes Hypochlorit) schwächt Silberbilder in analoger Art [Lin dsay '*)].
Man kann auch die Parmer’sehe Lösung von rothem Blutlaugensalz und Pixir-
natron (s. Bd. III) zum Absehwächen der fixirten Copien benutzen, wie zuerst J. Carbutt^)
angab. — Ganz ähnlich wirkt ein Gemisch von rothem Blutlaugensalz und Ehodan-
ammonium. — Ein Gemisch von 1 Thl. Jodkalium in 100 Thl. einer starken Pixirnatron-
lösung wirkt ebenfalls absehwäehend (Lainer'^). — Ein langsam wirkender Ab-
schwächer für Celloidin- oder Aristobilder ist eine Mischung von 1 g ürannitrat in
1 Liter Pixirnatronbad ; auch Thiocarbamid mit Urannitrat wirkt schwächend (Valenta**).
Alle diese Abschwächer lösen nur das Silberbad auf, nicht aber Gold oder
Platin; deshalb werden insbesondere die nicht getonten Bilder darin angegriffen, getonte
nur insofern, als ein Theil des Silbers sieh dem Vergoldungsproeess u s. w. entzieht.
Copien, welche vor der Vergoldung abgeschwächt wurden, tonen meistens schwer
oder mit anderen Nuancen als die nicht abgesehwäehten Bilder.
1) Eder ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1896. S 491 und folgenden Jahrgang.
2) Phot. Mitth. Bd 20, S. 124.
3) Ed er ’s Jahrbuch f. Phot, f 1895. S. 468.
4) Phot. Archiv 1885. S. 33; s. ferner Edor’s Jahrbuch f Phot. f. 1892. S. 436.
5) Eder ’s Jahrbuch f. Phot, f 1895. S. 467.
6) Ed er ’s Jahrbuch f. Phot. f. 1895. S. 468.
SECHZEHNTES CAPITEL.
DAS VERGILBEN UND VERBLASSEN DER
SILBEROOPIEN. — VERZIEHEN DER PAPIERBILDER.
A. Das Vergillben der Silbercopien.
Die Silbereopien, und zwar sowohl Bilder auf Salzpapier, Stärke-, als besonders
auf Albuminpapier, ebenso Celloidin- und Aristobilder, erleiden häufig mit der Zeit
eine Veränderung, indem sie zuerst in den Weissen und Halbtönen gelblich werden
und das Bild allmählich verblasst und zum Schluss fast völlig verschwindet.
Es erleiden jedoch nicht alle Silberdrueke diese Veränderung gleich rasch.
Manche, welche ohne Sorgfalt hergestellt und aufbewahrt werden, vergilben schon nach
wenigen Monaten; andererseits hat man Silberdrucke auf Albumin- oder Salzpapier
schon 30 Jahre lang unverändert aufbewahrt, ebenso Celloidin- und Aristobilder, welche
sieh viele Jahre lang unverändert hielten, ein Beweis, dass das Verblassen der Silber-
drueke nicht nothwendig erfolgen muss, sondern durch verschiedene Nebeneinflüsse
bewirkt wird.
Die wahre Natur der gelben Silberverbindung in verblichenen Photographien
ist noch unbekannt, wohl aber kennt man verschiedene Ursachen ihrer Entstehung
Hierbei spielt der Schwefel oder veränderliche Schwefelverbindungen eine Hauptrolle,
und Feuchtigkeit unterstützt das Verblassen bedeutend; auch Säuren (saurer Kleister,
Alaun u. s. w.) und Unreinigkeiten in dem Carton, auf welchen die Bilder aufgespannt
sind, können die Ursache des Vergilbens sein.
Vergoldete Silberdrueke halten sieh besser als nicht vergoldete, jedoch sind
sie durchaus nicht geschützt vor dem Verblassen, ohne jedoch völlig zu verschwinden
(über den relativen Gold- und Silbergehalt „vergoldeter“ Copien s. S. 27).
Im Allgemeinen lehrte die Erfahrung der letzten Jahrzehnte, dass ohne Zweifel
Albuminbilder mehr als andere Silbereopien dem Vergilben ausgesetzt sind, nament-
lich wenn sie dem Dichte und der Atmosphäre (feuchter Luft) ausgesetzt sind. An
diesem allgemeinen Ergebniss ändert die Thatsache nichts, dass (namentlich nicht
aufgezogene) gut in trockenen Räumen aufbewahrte Albuminbilder sieh 20 oder 30 Jahre
gut erhielten^). Wenn sich also die im getrennten Goldbade und darauffolgendem
frischen Fixirbade correct behandelten und bestens gewaschenen Albuminbilder viel
mehr zum Vergilben neigen, als ebenso behandelte Salz-, Arrow- root-, Celloidin-,
Aristo - oder Protalbinbilder, so muss entweder das Bindemittel (das ist das schwefel-
haltige Eier-Eiweiss) daran Schuld sein, welches entweder seinen Schwefel allmählich
an das Silberbild abgibt, oder es scheidet sieh das dunkle Silberbild von anderer
(mehr veränderlicher) chemischer Zusammensetzung aus, wie bei Anwendung ypi)
1) Phot. Archiv 1884. S. 61.
186
Vierter Theil. Sechzehntes Gapitel
Cello dien (s. S. 26), oder es finden beide Vorgänge nebeneinander statt. Jedenfalls
ist es bemerkenswerth, dass die Bilder auf Pflanzeneiweiss (Protalbin, s. S. 175) dem
Vergilben weniger ausgesetzt sind').
Bilder, welche auf Jod-, Brom- oder Chlorsilber mittels Hervorrufung hergestellt
sind, erweisen sieh in den meisten Fällen viel haltbarer. Wahrscheinlich widersteht
das gröbere Korn des redueirten metallischen Silbers besser den chemischen und
atmosphärischen Einflüssen als die zarteren Albuminbilder, welche ihre dunkle Färbung
zum Theile einem Gehalte an organischer Substanz oder einem Silbersuboxyde ver-
danken (s S 25).
In den meisten Fällen ist ein Gehalt an Schwefel oder zersetzliehen Sehwefel-
verbindungen (wozu Fixirnatron, seine Doppelsalze und andere Thiosulfate gehören),
der Grund des Vergilbens, und zwar erfolgt dies um so rascher, je mehr die Feuchtig-
keit Zutritt hat.
Die durch Alter vergilbten geschwefelten Silberbilder erscheinen gelb, während
das gewöhnliche normale Sehwefelsilber schwarz ist, was man durch feine Vertheilung
oder geänderten Moleeularzustand (Davanne und Girard) oder Existenz einer hypo-
thetischen neuen Schwefelverbindung des Silbers zu erklären sucht-); andere fassen
das Verblassen der Bilder als gleichzeitigen Schweflungs- und Oxydationsprocess auf’*),
und in der That zerstört Ozon das Silberbild (s. S. 28); jedoch kann schwerlich das
normale Silbersulfat dabei entstehen, denn dies müsste sieh in Wasser auflösen, was
bei vergilbten Silberbildern nicht der Pall ist.
Die chemische Analyse weist in allen vergilbten Photographien Schwefel nach
(Davanne und Girard).
Das Vergilben der Silberbilder als Folge einer Schwefelung kann mehrfache
Ursachen haben:
1. Mangelhaftes Auswaschen sonst eorrect behandelter Bilder von Fixirnatron
(zu kurzes Waschen, Aneinanderkleben der Bilder im Wässerungsapparat, Emporragen
einzelner Bildtheile aus dem Waschwasser u. s. w.).
2. Mangelhaftes Fixiren, d. h. die Silberbilder bleiben zu kurze Zeit im Fixirbade,
so dass sieh nicht das leicht lösliche Natriumsilberthiosulfat, sondern das schwer
lösliche Doppelsalz bildet (s. S. 70), welches selbst nach langem Wässern nicht mehr
völlig aus der Bildschieht verschwindet und noch mehr schadet, als Bestehen von
Fixirnatron, denn das Doppelsalz ist viel veränderlicher als letzteres.
3. Schlechte Behandlung der Tonfixirbäder. Tont man z. B mit derartigen
(an und für sieh tadellos hergestellten) Tonfixirbädern, so kann z. B. der Vergoldungs-
proeess (im Sommer) schneller verlaufen als der Pixirungsproeess, es erfolgt ineompletes
Fixiren, und der sub 2 erörterte Fall tritt ein.
1) Entwieklungsbilder auf Silbersalzen mittels Gallussäure sind haltbarer als j
Albuminbilder (Hardwich, Manual d. phot. Chemie. 1863. S. 217; Steinthal, J
Phot. Archiv 1868. S. 279. — Entwieklungsbilder auf Bromsilber- oder Chlorsilber-
gelatine-Emulsion scheinen viel haltbarer zu sein als Albuminbilder (Brit. Joiirn. Phot.
1886. S. 582; Phot. Wochenbl. 1886. S. 408). — Albuminbilder vergilben in Sehwefel-
wasserstoffgas schon nach 24 Stunden gänzlich, Bilder auf Bromsilbergelatine- Papier
(mit Eisenoxalat hervorgerufen) zeigen kaum eine Spur einer Aenderung. Weniger
haltbar sind dirocte Copien auf Chlorsilbergelatiue- Papier ohne Entwicklung (E. Vogel,
Phot Mitth. Bd. 23, S. 325). — üeber andere Eeaetionen s. S. 28.
2) Sutton, Phot. Notes. 1857. S. 362; Kreutzer’s Jahresber. f. Phot. 1857. S. 466.
3) Wawra, Phot. Corresp. 1865. S. 260.
Das Vergilben und Verblassen der Silbercopieu u. s. w. ]87
4. Dasselbe gilt von der Anwendung zu oft gebrauchter Pixirbäder, welche mit
Silbersalzen bereits partiell gesättigt sind , so dass das sub 3 erwähnte zersetzliehe
Thiosulfat- Doppelsalz in der Schicht bleibt.
5. Das Fixirbad ist durch alten Zusatz von Säuren, Alaun ii. s. w. zersetzt,
scheidet allmählich Schwefel ab und bewirkt eine unechte „Sehwefeltonung“ statt der
echten „Goldtonung“ (s. S. 68). Dies tritt namentlich bei alten, verdorbenen Ton-
fixirbädern ein. — Die Schwefeltonung gibt wesentlich unechtere Bilder, als die Gold-
tonung; namentlich gegen Feuchtigkeit, Säuren (saurer Kleister), leisten sie weniger
Widerstand als vergoldete oder platinirte Bilder. — Es ist jedoch eine sehr bemerkens-
werthe Thatsache, dass unecht getonte (z. B. im goldfreien, bleinitrathaltigen Pixir-
bade) Silberbilder (Aristo-, Celloidinbilder) viele Jahre lang haltbar sind, wenn sie
nur gleichzeitig oder hinterher gut ausfixirt waren; viel schlimmere Folgen hat das
sub 2 erwähnte mangelhafte Fixiren.
6. Am schlechtesten halten sieh aber die Copien, wenn sie mit unechter Schwefel-
tonuug gefärbt, in alten Fixirbädern incomplet ausfixirt sind oder mit fixirnatron-
haltigem Carton oder saurem Kleister in Berührung kommen. Dann vergilben die
Bilder oft schon nach einigen Tagen oder Wochen. Dieser Fehler kommt leider häufig
bei Amateurarbeiten vor, falls sich Ungeübte des Tonfixirbades bedienen. Solche
Bilder zeigen dann, wenn sie mittels Kleister auf Carton aufgezogen werden, häufig
die Marken der Kleister -Pinselstriche, besonders wenn der Kleister sauer war — aber
auch, wenn der Kleister sieh in gutem Zustande befand und nur an gewissen dicker
gestrichenen Stellen langsamer trocknet, denn die länger anhaltende Feuchtigkeit au
diesen Stellen leitet die Zersetzung bei so schlechten Bildern rasch ein.
Sehr oft ist der Carton schuld am Verblassen und Vergilben der Bilder. Un-
aufgezogene oder bloss am Bande aufgeklebte Bilder halten sieh durchschnittlich besser^).
Auf Carton geklebte (namentlich Albuminbilder), gehen meistens rascher zu Grunde.
Offenbar wirken fremde Salze im Carton mit der Zeit schädlich auf das Silberbild.
Die Gegenwart von unterschwefligsaurem Natron im Carton, wozu es von den
Fabrikanten als „Antiehlor“ gegeben wird, ist wiederholt nachgewiesen worden und
wurde schon von Byte als Grund des Verbleichens der Bilder angegeben-). (Ueber
die Probe auf Fixirnati’on s. S. 94.)
Auch dunkle Cartons, welche mit säuern oder salzigen Parbbrühen gefärbt wurden,
können schädlich wirken.
Bronzestäubehen am Carton, vom Aufdrucken der Firma und Verzierung in Bronze
herrührend, können die Ursache des partiellen Zerstörung des Albuminbildes sein'*).
Um Carton auf seine Unschädlichkeit für Silbercopieu zu prüfen, kann man nach
Prof H W. Vogel’s Vorschlag den Kleister absichtlich durch Zusatz von etwas Essig-
säure ziemlich stark sauer machen und damit gut vergoldete Albuminbilder zur Hälfte
auf kleben; bei schlechtem Carton vergilben die Bilder schon nach wenigen Wochen
(diese Probe eignet sieh hauptsächlich für vergleichende Proben mehrerer Cartonsorten).
— Umgekehrt kann man verlässlichen holzstofffreien Naturearton mit zweifelhaft
haltbaren Silbercopieu mittels saurem Kleister bekleben, um in kurzem Zeiträume über
ihre Veränderlichkeit zu orientiren.
1) Brother’s theilt die Beobachtung mit, dass unaufgeklebte Salzpapierbilder
nach 30 Jahren unverändert waren, während dieselben, auf Carton geklebt, zerstört
waren (Phot. Archiv 1874. S. 33).
2) Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot 1863. Bd. 7, S. 66.
3) Phot. Mitth. Bd. 13, S. 81. — Junghans, Phot. Mitth. Bd. 13, S. 82,
188
Vierter Theil. Sechzehntes Capitel.
Wiederherstellung vergilbter Bilder.
Von vergilbten Bildern kann man in der Eegel durch eine neuerliche photo-
graphische Aufnahme brauchbare Copien erhalten, weil die gelbliche Färbung des
verblassten Bildes in der Photographie dunkel wiedergegeben wird. Alle Mittel, die
Copien auf chemischem Wege zu restauriren, sind unverlässlich, ja sogar gefährlich.
Davanue und Girard empfahlen im Jahre 1855 zur Wiederherstellung vergilbter
Papiercopien ein Bad von 5 g Chlorgold in l Liter Wasser und etwas Salzsäure, worin
die Bilder 3 bis 4 Stunden bleiben und dann nochmals mit Fixirnatron fixirt werden^).
Zur Wiederherstellung vergilbter Photographien (Albumin- oder Chlorsilberbilder)
empfiehlt Le mling-), das Bild mit warmem Wasser vom Carton abzulösen, die Eiick-
seite sorgfältig zu reinigen und dann mit einer Lösung von 1 Thl. Quecksilberchlorid
in 600 Thl Wasser zu behandeln. Die Lichter werden hell, die Schatten röthlich.
Die Behandlung gelingt nur, wenn die Bilder ursprünglich in einem Goldbade ver-
goldet waren, ist aber im Allgemeinen unsicher.
B. Das Verziehen der Papierhilder.
Jedes Papierbild erleidet beim Behandeln in den verschiedenen Bädern, nament-
lich aber beim Aufkleben und Streichen auf Carton, eine merkliche Verziehung.
Masshaltig sind nur Papiercopien, unmittelbar wie sie aus dem Copirrahmen kommen '*).
Das Verziehen des Papieres beim Waschen und Trocknen geschieht hauptsächlich
nach der Länge, das ist nach der Eichtung des fortlaufenden, aus der Maschine kom-
menden Bandes; da die Bogen der Breite nach zerschnitten werden, so dehnt sieh
der Bogen Doppelalbuminpapier in der Breite um 15 bis 20 mm, das ist 3 bis 4 Proe.,
in der Länge aber nur halb so viel*). Am stärksten ist die Ausdehnung des Albumin-
papieres, wenn man die Bilder bald nach dem Trocknen aufklebt, ehe das Papier völlig
trocken geworden ist. Lässt man die Bilder nach dem Wässern völlig trocken werden
und zieht sie dann auf Carton auf, so ist von einer Verziehung kaum etwas zu bemerken '’)•
lieber das Verziehen von Papierbildern nach verschiedenen Processen gibt
H. W. Vogel folgende Tabelle. Die getrockneten Bilder von lOOX 147 mm wurden mit
Stärkekleister bestrichen, und sie dehnten sieh hierbei in der Breite folgender-
massen aus: Cyanotypie 2 mm, Pigmentdruek und Albuminbilder fast nicht; in der
Länge die beiden ersteren circa 1 mm, die letzteren 3*/2 mm.
Aus anderen Versuchen (British Journ. of Photography; Photogr. Wochenbl. 1885.
S. 300 und 308) ergibt sieh, dass besonders mechanische Dehnung beim Aufkleben
des Papieres auf Carton auf die Verzerrung des Bildes einen Eiufiuss hat. Die frei-
willige Verzerrung des Papieres ist geringfügig, verglichen mit der, welche durch das
Dehnen beim Aufziehen so häufig hervorgebracht wird, das besonders in der Breite
stark wirkt und bis 8 Proe. betragen kann.
1) Bullet, de la Societe franQ. de Phot. 1855. S. 98.
2) Lemling, Die Photographie im Dienste der Industrie. Neuwied u. Leipzig 1886. •
3) Man benutzt sie mitunter zum vorübergehenden Abmessen für Messzwecke.
4) H W. Vogel, Lehrbuch d. Phot. 1878. S. 359; Lindner, Phot. Mitth. Bd. 13, f
S. 29; Traut, Phot. Mitth. Bd. 14, S. 184; Bd. 21, S. 207.
5) Myer, Phot. Mitth. Bd. 13, S. 103; Marowsky, Phot. Mitth. Bd. 13, S. 104. ■
W JT 1
SIEBZEHNTES CAPITEL.
COPIEN MITTELS HEEVOERÜFUNG AUF SOGENANNTEN
AUSOOPIR-PAPIEREN.
i Die unter dem Namen „Auseopirpapiere“ erzeugten gesilberten Papiere (Salz-
papier, Aristo-, Celloidinpapier u. s. w.) enthalten nebst Chlorsilber überschüssige
Silberoxydsalze, und sind dazu bestimmt, durch blosse Lichtwirkung den richtigen Grad
der Schwärzung zu erlangen. Copirt man jedoch solche Papiere nur einen Theil der
hierfür nothwendigen Zeit, z. B. Vr oder V2 Stunde, so entsteht ein blasses, wenig
deutliches Bild, welches jedoch durch gewisse schwache Eeductionsmittel weiter „ent-
wickelt“ oder „hervorgerufen“ werden kann. Alle diese Methoden beruhen in ihrem
j Princip auf der „Talbotypie“ (s. Bd. II, S. 126); es kommen „physikalische Entwickler“
i in Anwendung 1) (Bd II), ähnlich wie dies auch beim nassen Collodionverfahren oder
) bei der „sauren Silberverstärkung mit Pyrogallol oder Hydrochinon“ (s. Bd. II) geschieht,
j Die Entwickler, welche für Auseopirpapiere Anwendung finden, sind in der Regel
I schwach saure Lösungen von Gallussäure, Pyrogallol, Hydrochinon u. s. w. , welche
imit den Silberoxydsalzen des Papieres langsame Ausscheidung von Silbermetall be-
wirken, w'elche sich (nach Art der physikalischen Entwicklung) an den belichteten
I Bildstellen ablagert, sie deutlicher macht oder auch verstärkt. „Verstärkungs“ - und
„Hervorrufungs“ -Phänomen spielen sich hier neben einander ab. Der Parbenton der
Bilder variirt mit der Entwieklerart.
Diese Hervorrufungsverfahren gelingen auf Chlorsilber -(Salzpapier), wie Tal bot
zuerst zeigte (s. Bd. II, S. 126), aber auch auf schwach auscopirten Albuminbildern
(wie Blanquart-Evrard im April 1851, Compt. rend. Bd. 32, S. 555, zuerst angab"),
welches Verfahren sieh aber nicht bewährte, dann auch auf Chlorsilbereollodion
(wie Bd. II, S 509 ausführlich geschildert wurde), sowie auf Chlorsilbergelatine
(Aristopapier) oder Mattpapieren.
I. EntwicklungsMlder auf Clilorsilberpapier.
Das Chlorsilberpapier ist viel weniger lichtempfindlich als das Jodbrompapier
und eignet sich deshalb nur zum Copiren im Copirrahmen oder Vergrösserungen in der
Solareamera. Trotzdem wird häufig auch für Vergrösserungen das Chlorsilb er verfahren
vorgezogen, weil das Papier leichter zu behandeln ist und die Abdrücke kräftiger werden.
1 1) Gegensatz zum Bromsilber- und Chlorsilberpapier ohne Silberoxydsalz-
Uebersehuss (z. B. Bromsilbergelatine), bei welchen chemische Entwickler in An-
wendung kommen (s. Bd. Hi).
2) Vergl. Phot. Archiv 1865. S. 173; 1866. S. 235; 1868. S 31; Phot. Mitth.
i Bd. 20, S. 48.
190
Vierter Theil. Siebzehutes Capitel.
Man kann Positive erhalten, wenn man gewöhnliches Chlorsilberpapier (s. S. 105)
der Lichtwirkung aussetzt, bis ein schwaches Bild sichtbar ist, welches man mit
Gallussäure entwickelt. Es ist schwierig, auf diese Weise Lieht- und Schatteneontraste
zu erhalten, man setzt deshalb citronensaure Salze zu, wonach die Schatten mit grosser
Tiefe und Klarheit hervorkommen [Hardwieh 18560, ferner TowlerO]-
Die gesalzenen Papiere werden in der üblichen Art auf einem Silberbade ge-
silbert; dem Silbernitratbade setzt man etwas Essigsäure 0, CitronensäureO, Wein-
säure®) u. s. w. zu, weil die Bäder beim Entwickeln klarer bleiben. — Als Entwickler
dient Gallussäure®), Gallussäure gemischt mit Tannin'), Pyrogallussäure®), während
der mitunter empfohlene Eisenvitriol -Entwickler®) ungünstiger wirkt.
Die entwickelten Bilder wurden gewaschen, in einem alkalischen Goldbade ver-
goldet und daun fixirt.
Hier wäre auch noch das Mouekhoven’sche Verfahren mit Nitroglueose ^®)
zu erwähnen, bei welchem bei der Salzung des Papieres „uitrirter Zucker“ (Zucker
mit Salpetersäure und Schwefelsäure behandelt) zugesetzt wurde.
II. Entwicklilugsbilder auf jodsilberhaltigeii Papieren.
Jodsilber ist viel empfindlicher mit saurem Gallus- oder Pyrogallus- Entwickler
als Ohlorsilber, aber auch viel schwieriger zu behandeln, da es sieh rascher verändert
und mehr zu Schleiern neigt.
Mischungen von Jod- und Chlorsalzen machen beim Entwicklungsprocess mit
Gallussäure die Papiere empfindlicher und geben tiefere Schwärzen ^0-
Liesegang^'-) empfiehlt als vorzügliche Vorschrift: 1 Liter Wasser, 20 g Tapioka
(mit dem Wasser gekocht), 10 g Jodkalium, 40 g Chlorkalium, 250 Tropfen (= 12 ccm)
Citroneusaft werden auf Papier gestrichen (wie bei Arrow -root- Papier S. 107), wobei die
Papiere röthlich werden, was nicht schadet. Silberbad: 6 bis 10 g Silberuitrat, Vs S
Citronensäure, 100 ccm Wasser (5 Minuten Sehwimmdauer). Exposition bis die Umrisse
1) Hardwieh, Manual d. phot. Chemie. 1863. S, 404. — Jouru. Phot. Soe.
London, März 1856.
2) Phot. Archiv. 1861. S. 148; 1870. S. 265.
3) Hardwieh, Manual d. Phot. Chemie. 1863.
4) Smith (Humphrey’s Phot. Journ. 1861. S. 56); J. Albert (Phot. Corr. 1865.
S. 87): z. B, 100 Thl. Wasser, 4 bis 10 Thl. Silbernitrat, 7io bis Vs Thl. Citronensäure.
5) Phot. Archiv 1870. S. 262.
6) Hardwieh (1 Thl. Gallussäure, 3 bis 5 Thl. Essigsäure, 240 Thl. W'asser);
Carey Lea empfahl Mischungen von Gallussäure mit Bleiaeetat oder Bleinitrat nebst
Essigsäure (Phot. Archiv 1864. S. 438); ebenso Towler (Phot. Archiv 1870. S. 329).
7) Har neck er (Phot. Archiv 1870. S. 329.
8) Smith (Phot. Archiv 1861. S. 148) benutzte Pyrogallol und Citronensäure.
9) Claudet empfahl zum Salzen des Papieres Quecksilberchlorid und
entwickelte mit Eisenvitriol (1856; Journ. Phot. Soe. Bd. 2, S. 210; Horn ’s Phot.
Journ. Bd. 3, S. 62). • — Hallenbeek (Phot. Corresp. 1870. S. 188).
10) Mouckhoven, Traite de Phot. 1880; Liesegaug, Der Silberdruck. 1884.
11) Sutton, Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot. 1862. Bd. 5, S. 52.
12) Liesegang, Der Silberdruek. 1884 S. 155. — Dieselbe Vorschrift empfahl
bereits Sternberg, Phot. Archiv. 1868, S. 195; sie findet sich wieder aufgenommen
in E. E. Liesogaug’s „Entwicklung der Auscopirpapiere“ (1897).
1
I
Copien mittels HervorrufuDg auf sogen. Auseopirpapieren.
191
sichtbar sind. Entwickler: 1 Liter Wasser, 250 ccm gesättigte wässerige Gallussäure
(1:100) und 10 Theilen gesättigte Lösung von Gelatine in Eisessig. Das Bild wird
mit der Bildseite daraufgelegt (nicht untergetaucht!). Man wäscht, vergoldet und fixirt.
Hardwieh^ empfiehlt als Salzung 1 Thl. Bromammonium, 4 Thl. Jodkalium
und 320 Thl. Wasser. Das Silberbad ist mit Essigsäure versetzt. Entwickler: Gesättigte
Gallussäurelösung. Man kann auch Jodbromlösung etwas Gelatine zusetzen-) (s. o.).
Auch Jod-Brom- Chlorpapier wurde verwendet (vergl. Phot. Archiv 1866. S. 395).
III. Entwieklungslbilder auf Bromsilberpapier mit Oallus-
entwickler.
Für Vergrösserungen auf Papier wird häufig gesalzenes und auf einem
Silbernitratbad gesilbertes Papier, mittels Gallusentwicklung benutzt. Bromsalze geben
mehr Empfindlichkeit als Chlorsalze '’), aber weniger Brillanz.
IV. Entwicklungsbilder auf Cblorsilber- Emulsionspapier.
Ueber Hervorrufung von Cello'idinbildern wurde bereits in Bd. II, S. 509, gesprochen.
Hierüber, sowie über die Hervorrufung von Aristopapier und anderen Auseopirpapieren
liegen besonders die Untersuchungen von E. Valenta (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1893.
S. 53, ferner Valenta’s „Behandlung von Auseopirpapieren“) vor; ferner die Mono-
graphie von E. E Liesegang („Die Entwicklung der Auscopirpapiere“ 1897), auf
welche verwiesen sei.
V. Entwieklungsbilder auf Malerleinwand.
Für Photographien auf Malerleinwand muss zunächst die gefirnisste Leinwand
eberflächlich entfettet werden. Dies geschieht durch Abreiben mit 1 Thl. Ammoniak
und 3 Thl. Wasser (mittels Leinenballen) oder anderem Alkali und Abspülen mit
Wasser, worauf man so lange mit einer Lösung von 1 Thl. Citronensäure in 20 Thl.
Wasser abwäseht, bis es glatt fliesst. Sobald die Leinwand trocken ist, giesst man
eine Lösung von 3 Thl. Chlorcalcium, 5 Thl. Citronensäure und 250 Thl. Alkohol auf,
trocknet, trägt SilbeiTösung (1 : 8), mit Salpetersäure angesäuert, auf, trocknet, belichtet
und entwickelt mit Gallussäure (Kleffel, Handbuch d. Phot. 1880, S. 386).
Man kann auch die Leinwand mit einer Jodbrom - Mischung nebst Gelatinezusatz
bestreichen ■‘) oder die nicht gefirnisste Leinwand damit tränken®).
Gegenwärtig arbeitet man lieber mit Bromsilbergelatine -Emulsion ohne Silber-
niti’atüberschuss, nach Art der Troekenplatten.
1) Hardwieh, Manual d. phot. Chemie. 1863. S. 399.
2) Sutton, Ereutzer’s Zeitsehr. f, Phot. 1862. Bd. 5, S. 54, nimmt 1 Liter
Wasser, 10 g Gelatine, 10 g Jodkalium und 2^2 g Bromkalium.
3) Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1887. S. 322; s. Phot. Mitarbeiter 1886. S. 36.
4) Waldack nahm 5 g Bromkalium, 10 g Jodkalium, 15 g Gelatine und 1 Liter
Wasser; Silberbad 1:10 mit lOProc. Essigsäure -Entwickler; Gallussäure (1:400) nebst
Essigsäure (Phot. Archiv 1864. S. 285).
5) Winter benutzt zu seinen Linographien eine Lösung von 3 Thl. Bromkalium,
1 Thl. Bromcadmium, 1 Thl. Jodcadmium in 240 Thl. Wasser; sie wird damit getränkt
und getrocknet. Silberbad: 4 Thl. Silbernitrat, 1 Thl. Citronensäure und 140 Thl. Wasser,
Entwickler: 10 Thl. Pyrogallol, 45 Thl. Citronensäure, 400 Thl. Wasser auf 30 bis
40 Grad C. erwärmt. Dann wird vergoldet und fixirt.
ACHTZEHNTES CAPITEL.
ANALYSE DER SILBERBÄDER. — ARGENTOMETER.
I. Aräometrische Silberprobe.
Die aräometrische Silberprobe beruht darauf, dass eine Silberlösung eine
um so grössere Dichte zeigt, je mehr Silberuitrat aufgelöst ist. Diese „Silberbadmesser“
oder „Argentometer“ sind aus Glas, haben die gewöhnliche Form der Aräometer
(s. Fig. 67 und 68) und sind derartig graduirt, dass die Zahlen an der Aräometer-
röhre unmittelbar den Gehalt der Lösung an Silbernitrat
angeben. Diese Angabe bezieht sich entweder (bei den
englischen Instrumenten) auf Grains Silbernitrat auf eine
englische Flüssigkeits-Unze; bei deutschen Instrumenten
zeigt die Scala das Verhältniss an, in wie viel Theilen
Wasser 1 Thl. Sllbernitrat aufgelöst ist.
Die aräometrische Probe zeigt weder bei Positiv-
bädern noch bei Negativbädern den Silbergehalt wirklich
genau an; bei ersteren ist die Angabe des „Argentometer“
meistens zu hoch, weil fremde Nitrate vorhanden sind,
welche die Dichte erhöhen, bei letzteren (infolge des bei-
gemengten Alkohol und Aether) häufig zu niedrig.
Daraus ergibt sich, dass diese „Argentometer“ nur
in ganz reinen Silberlösungen genaue Eesultate geben,
nicht aber bei gebrauchten, welche schon fremde Stoffe
aufgenommen haben; in letzterem Falle entstehen Fehler
von Proe., ja mitunter sind die Fehler noch grösser^),
und es kommt nicht selten vor, dass das „Argentometer“
bei alten Positivbädern eine Ooneeutration von 1:8 oder 1:9 anzeigt, während zufolge
chemischer Analyse nur eine Coueentration von 1:10 vorliegt-).
Immerhin wird das Argentometer in der photographischen Praxis häufig benutzt,
weil in der Regel eine Gehaltsdifferenz von 1 bis 2 Proe. nicht sehr in Betracht kommt
und der Praktiker einen beiläufigen Anhaltspunkt erhält. Jedoch ist es sicherer, alte
Bäder auf einen Argen tometergehalt 1:9 zu bringen, anstatt sieh mit einer Stärke
von 1 : 10 zu begnügen. — Besser ist unter allen Umständen die chemische Silberprobe.
1) J. Hughes (Kreutzer, Zeitschr. f. Phot. 1861. Bd. 3, S. 169; Brit. Journ.
of Phot Bd. 8, S. 43). — Dawson (Kreutzer, Zeitsehr. f. Phot. 1861. Bd. 4, S. 61;
Phot. News. Bd. 5, S. 184).
2) Prümm erwähnt sogar einen Fall, wo ein Silberbad am Argentometer eine
Stärke von 1:772 zeigte, in Wirklichkeit (durch chemische Analyse) aber nur die
Concentration l : 16 hatte (Phot. Mitth. Bd 15, S. 300).
Fig. 67. Fig. 68.
Argentometör.
Analyse der Silberbäder. — Argeutometer.
193
II. Chemisclie Silberprobe.
Zur genauen Bestimmung des Silbergebaltes von Silberbädern ist aussehliess-
lieb die chemische und zwar die Maass- Analyse oder Titrir- Methode anzuwenden.
1. Am gebräuchlichsten ist Prof. H. W. Vogel’s Methode 9, welche sich auf die
eigenthümliche Wirkung des Jodkaliums auf Silberlösungen einerseits und auf Salpeter-
säure andererseits gründet. Setzt man Jodkalium zu Silberlösungen, so wird gelbes
Jodsilber niedergeschlagen; setzt man Jodkalium zu einer Mischung von verdünntem
Stärkekleister und Salpetersäure, die etwas salpetrige Säure enthält, so scheidet
sich augenblicklich Jod aus, das die ganze Flüssigkeit tief blau färbt. Setzt man
nun Jodkaliumlösung einer Mischung von Silberlösuug mit Salpetersäure und Stärke zu,
so gehen beide Processe gleichzeitig vor sich, es bildet sieh Jodsilber, welches sieh
niedersehlägt, und freies Jod, welches die Flüssigkeit bei Gegenwart von Stärkelösung
blau färbt. Solange aber noch freies Silbersalz in Lösung ist, verschwindet diese
blaue Farbe beim Umsehütteln sogleich, und die Flüssigkeit erscheint dann rein
gelb. Fährt man nun mit dem tropfenweisen Zusatz von Jodkaliumlösung fort, so
kommt man bald an einen Punkt, wo die anfangs sichtbare blaue Färbung beim Um-
sehütteln nicht mehr verschwindet, sondern stehen bleibt; dann ist alles freie
Silhersalz ausgefällt, und aus der Menge der verbrauchten Jodkaliumlösung kann
man dann leicht die Menge des gefällten Silbers bestimmen.
Um nun diese Bestimmung praktisch auszuführen, stellt man sieh eine Jodkalium-
lösung dar, die in 1023,4 ccm genau 10 g chemisch reines getrocknetes Jodkalium
enthält. 100 ccm dieser Lösung fällen genau lg Silbersalpeter, so dass, wenn man
einen Cubikcentimeter Silberlösung zur Probe abmisst, jeder Oubikcentimeter
Jodkaliumlösung 1 Proc. Silbersalz angibt.
Diese Lösung füllt man vorsichtig unter Vermeidung von Blasen in die schief
gehaltene Mohr’sche Quetschhahnbürette a (Pig. 69) (dieselbe ist in Vs ccm
getheilt), spannt diese dann in den Halter S, öffnet den unten angebrachten Quetsch-
hahn h durch Drücken auf die Knöpfe /rfc weit und lässt ablaufen, bis die untere
Krümmung der Flüssigkeitsoberfiäehe den Nullpunkt berührt.
Ist das geschehen, so taucht man die gereinigte und getrocknete Pipette p in die
zu prüfende Silberlösung, saugt am oberen Ende, bis sie nahezu gefüllt ist und ver-
schliesst dasselbe dann rasch mit dem trockenen Zeigefinger, hebt die Pipette heraus
und lässt nun durch leises Oeffnen des Fingers die Flüssigkeit bis zur Marke i ab-
laufen. Dann hält man das untere Ende der so genau ein Cubikcentimeter haltenden
Pipette an die Wand des gereinigten Gläschens Cf, lässt auslaufen. indem man oben
bläst. Man kann statt des Gläschens auch einen Stehkolben nehmen. Derselbe ist
zum Schütteln bequemer.
Dann setzt man zu der Flüssigkeit 1 Tropfen reine Salpetersäure und 2 Tropfen
reine Lösung von 3 Theilen salpetrigsaurem Kali in 100 Theilen Wasser und
schliesslich noch 10 bis 14 Tropfen Stärkelösung, d. i. 1 Theil Stärke gut geschüttelt
mit 100 Theilen Wasser, dann gekocht und abgekühlt. Jetzt kann die Bestimmung
beginnen. Man überzeugt sieh nochmals von dem richtigen Stand der Flüssigkeit
in der Bürette, hält das Gläschen mit der linken Hand hoch , öffnet den Quetschhahn
vorsichtig und lässt einige Tropfen einfliessen; ist die Silberlösung stark, so entsteht
anfangs nur ein gelber Niederschlag, erst später tritt die blaue Färbung ein; ist sie
schwach, so erscheint die blaue Farbe sogleich, verschwindet aber beim Schwenken
des Gläschens. Man lässt nun (im ersteren Fall anfangs dreister, im letzteren vor-
1) Vogel, Lehrbuch d. Phot. 1874. S. 325.
Kder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
13
194
Vierter Theil. Achtzehntes Capitel.
sichtiger) Jodkaliumlösung hinzutröpfeln unter fortwährender Schwenkung des
Gläschens a. Die anfangs eintretende Blaufärbung verschwindet zum Schluss beim
Schwenken langsamer. Schliesslich kommt man an einen Punkt, wo ein einziger
Tropfen hinreicht, eine dauernde (beim ümschütteln nicht mehr verschwindende)
Blau- oder Grünfärbung hervorzubringen, dann lässt man den Quetschhahn los und liest
den Stand der Flüssigkeit in der Bürette an der Scala ab; steht dieselbe z. B. == 7^/5,
so enthält die angewendete Silberlösung 7% Proe., d. h. in 100 ccm 7^/sg Silber-
salz. Man kann übrigens noch mit Leichtigkeit Zehntelprocente ablesen.
Stärkelösung fertigt man am
besten im Vorrath und setzt 3 Tropfen
Carbolsäure zu 100 ccm zur Haltbarkeit
hinzu. Die Flüssigkeit muss jedoch
beim Gebrauch abgekühlt sein.
Bei Gegenwart von Kupfersalzen,
Quecksilbersalzen und Fixirnatron,
Fälle, die sieh in der photographischen
Praxis (den letzten ausgenommen) selten
ereignen, ist diese Probe nicht an-
wendbar.
2. Volhard’s Methode 9 mittels
Ehodanammonium. Man löst 6 g
Ehodanammonium in 1 Liter Wasser; da
das Salz zu hygroskopisch ist, um es in
bestimmter Menge sicher abwägen zu
können, so stellt man es auf eine Normal-
lösung von genau 10 g Silbernitrat in
1 Liter Wasser. Um den Titer der Ehodan-
lösung zu stellen, nimmt man 10 ccm
Silberlösung und setzt 1 ccm einer Lösung
von 5 Thl. schwefelsau rem Eisenoxyd
in 100 Thl. Wasser zu. Dieses färbt sieh mit Ehodanammonium tief roth, ist aber
Silbersalz zugegen, so verschwindet die Färbung unter Bildung eines Niederschlages
von Ehodansilber. Man lässt nun tropfenweise die Ehodanlösung zufliesseu, so lange,
bis die anfangs entstehende rothe Farbe beim Umschütteln stehen bleibt. Angenommen,
man habe dazu 9,6 ccm verbraucht, so verdünnt man die Ehodanlösung von 960 ccm
auf 1 Liter und erhält so eine Lösung, von welcher l ccm = 1 g Silbernitrat in
100 ccm Flüssigkeit entspricht
Diese Methode eignet sich sowohl für saure als neutrale Silberbäder und besitzt
allgemeine Anwendbarkeit.
Fig. 69. Titrir -Vorrichtungen.
1) Dingler, Polytechn. Journ. 1875; Phot. Corresp. 1875. S. 250; Vogel,
Lehrbuch d. Phot. 1879. S. 366.
TR\4-s
Ausführliches Handbuch
(
t
der
PHOTOGRAPHIE
von
Regierungi’ath Dr. Josef Maria Eder.
Mit etwa 2000 Holzschnitten und 19 Tafeln.
Dreizehntes Heft.
(Vierten Bandes zweites Heft )
Halle a. S.
Verlag von Wilhelm Knapp.
1899.
\
Die
Lichtpausverfahren, die Platinotypie
und
verschiedene Copirverfahren
ohne Silbersalze.
(Cyanotypie, Tintenbilder, Eins taub verfahren, Urancopien,
Anthrakotypie, Negrographie etc.)
Von
Kegierungsratli Dr. Josef Maria Eder,
Director der k. k. Graphischen Lehr- und Versuchsaustalt in Wien, k. k. Professor an der
k. k. Technischen Hochschule in Wien.
Mit 10 Holzschnitten.
Zweite vermehrte und verbesserte Auflage.
-»<858-»-
Halle a. S.
Verlag von Wilhelm Knapp.
1899.
T
Alle Eechte vorbelialteu.
Inhalt des dreizehnten Heftes
Neunzehntes Capitel. Seite
Die wichtigsten zum Copiren verwendeten lichtempfindlichen
Eisensalze 195
Eisen -Verbindungen. S. 195. — Photochemische Zersetzung der Lösungen von
Eisenverbindungen. S. 197. — Veränderungen von Papieren u. dergl. , welche
mit lichtempfindlichen Eisenverbindungen überzogen sind. S. 198. — Sichtbar-
machen schwacher Lichtbilder auf Papieren, welche mit Eisen- oder Uran-
salzen präparirt sind. S. 199.
Zwanzigstes Capitel.
Uebersicht verschiedener photographischer Copirmethoden mittels
lichtempfindlicher Eisenverbindungen 201
Eerridcyankalium. S. 201. — Eerricitrat oder -tartrat. Behandlung der Bilder
mit Eerridcyankalium. S. 201. — Eerricitrat gemischt mit gelbem Blutlaugen-
salz. S. 202. — Behandlung der Lichtbilder auf organischen Eisensalzen mittels
Eerrocyankalium. S. 202. — Behandlung der Eisen - Lichtbilder mit Chlorgold
(Chrysotypie). S. 203. — Sichtbarmachen der Eisen - Lichtbilder mittels Silber-
nitrat (Argentotypie, Kallitypie, Sepia-Blitz-Lichtpauspapier). S. 204. — Ferri-
salze und Kaliumbichrom at sowie Hypermanganat. S. 206. — Bilder mittels
citronensaurem oder weinsaurem Eisenoxyd und Quecksilbersalzen (Amphityp -
Process). S. 206. — Veränderung des Verhaltens gegen Feuchtigkeit beim
Belichten von Ferrisalzen. S. 207. — Ferrioxalat in der Photolithographie. S. 209.
Einundzwanzigstes Capitel.
Wirkung des Sonnenspectrums auf Eisen- und Uransalze . . . 210
Zweiundzwanzigstes Capitel.
Die Platinotypie 212
Geschichte. S. 213. — Darstellung der für Platinotypie erforderlichen Präparate.
S. 215. — Kaliumplatinchlorür. S. 215. — Ferrioxalat (Oxalsaures Eisenoxyd).
S. 217. — Doppelsalze der Ferrioxalate. S. 219. — Eigenschaften^und Auf-
bewahrung der Ferrioxalatlösung. S. 219. — Zusätze fremder Substanzen und
ihre Wirkung zum Ferrioxalat. S. 219. — Wahl und Vorpräparation des Eoh-
papieres. S. 219. — Ueberziehen des Papieres mit der Platin - Eisenlösung.
S. 221. — Aufbewahrung der Platinpapiere. S. 223. — Verschiedene Methoden
der Sensibilisirung und Entwicklung von Platinpapier. S. 224. — Darstellung
von Platin - Eisenpapier mit platinfreier Entwicklung. S. 224. — Platinpapier
VI luhalts-Verzeichniss.
Seite
]iiit Heiss -Entwicklung. S. 224. — Sepia -Platinpapier mittels Palladiumsalzen
und heisser Entwicklung. S. 227. — Platinpapier mit kalter Entwdcklimg. S. 227.
— Platinpapier mit Selbstentwicklung (Auscopirpapier). S. 229. — lieber die
chemische Natur der fertigen schwarzen und braunen Platinbilder. S. 232. —
Tonen und Verstärken fertiger Platin bilder mittels Ferridcyaukalium - Gemischen.
S. 232. — Verstärken und Tonen der Platinbilder mittels Silber-, Platin -
und Goldverstärkung. Färben der Platinbilder mit Catechu u. s. w. S. 234. —
Gradation der Platinbilder verglichen mit jener der Silberbilder. S. 236. —
Fertigstellen der Platinbilder. S. 236. — Platinotypie auf Leinen, Holz u. s.w.
Vergrösserungen mittels Platinotypie. Diapositive. S. 237.
Dreiundzwanzigstes Capitel.
Lichtpausen mittels Cyanotypie. (Weisse Linien auf blauem Grunde) 238
Darstellung des Cyanotyppapieres. S. 238. — Cyanotyppapier von mittlerer
Empfindlichkeit mit braunem Ammoniumferricitrat. S. 238. — Rapid -Cyanotyp-
papier mit grünem Ammoniumferricitrat. S. 239. — Cyanotyppapier mit oxal-
sairren Salzen. S. 240. — Cyanotyppapier mit weinsaurem Eisenoxyd (Ferri-
tavtrat). S. 240. — Wahl des Eohpapieres und Präparation desselben mit der
lichtempfindlichen Cyanotyplösung. S. 240. — Copiren des Cyanotyppapieres.
S. 241. — Eixiren und Schönen von Cyanotypien. Abschw'ächen und Corri-
giren. S. 241. — Haltbarkeit der Cyanotypien. S. 243. — Ueberführung der
Cyanotypien in schwarze Bilder. S. 243. — Herstellung von Lichtpausen ins-
besoriders grossem Formate. S. 244. — Cyanotypien auf Leinwand, Seide u. s.w.
S. 246. — Umwandlung von Cyanotypien auf Stoffen in Eisenhydroxyd - Bilder
und deren Tingirung durch Farbstoff bäder. S. 246.
Vierundzwanzigstes Capitel.
Lichtpausen mittels des Pellet’schen Gummi - Eisen -Vor fahrens.
(Blaue Linien auf weissem Grunde) 248
Bereitung der lichtempfindlichen Gummi -Eisonlösung. S. 250. — Wahl dos
Papieres. S. 251.
Fünfundzwanzigstes Capitel.
Lichtpausen mittels Silbcrcopirverfahrens, sowie mittels Eisen-
Silberpapiere. (Weisse Linien auf braiuisch warzem Grunde) . 253
Eisen -Silber -Lichtpauspapier. S. 253.
Sechsundzwanzigstes Capitel.
Lichtpausen mittels des Tintencopirprocesses auf lichtempfind-
lichen Eisensalzen. (Schwarze Linien auf weissein Grunde) 255
Siebenundzwanzigstes Capitel.
Lichtpausen mit fetter Farbe, welche auf der Lichtempfindlichkeit
von Eisensalzen beruhen 260
Achtundzwanzigstes Capitel.
Photographische Copir verfahren mit Uran Verbindungen .... 262
Copirverfahren mit Uraucollodion. Wothlytypie. Uranplatiuverfahren. S. 265.
Inhalts -Verzeichniss.
VII
Seite
Neunundzwanzigstes Capitel.
Aeltere Lichtpausverfahren mittels verschiedener Chromverbin-
dungen. (Chromatypie mittels Jodstärke, Kupfer- und Silber-
salze) 267
Chromat -Copien auf Stärkepapier. S. 267. — Chromatypie unter Mitwirkung
von Kupfer- und Silbersalzen. S. 267. — Kaliumbichroinat gemischt mit Indigo
oder Blutlaugensalz. S. 269.
Dreissigstes Capitel.
Copien mittels Chromsalzen, bei welchen letztere als Beizen für
Farbstoffe etc. wirken. Tintenbilder mittels Chromsalzeu.
Chromatgemische niit Eisen-, Vanadin- und Quecksilbersalzen 271
Anilinfarben auf Chromat- Eiweiss- und Chromat- Gelatine- Copien. S. 272. —
Mischungen von Chromat und Eerrisalzen. S. 273. — Mischungen von Chrom -
und Vanadinsalzen. S. 273. — Mischungen von Chrom- und Quecksilber-
salzen. S. 274.
Einunddreissigstes Capitel.
Lichtpausverfahren mit Chromaten und Anilin. Willis’ Anilindruck 275
Anwendung von Vanadinsäure beim Anilindruck. S. 279.
Zweiunddreissigstes Capitel.
Itterheim’s negrographisches Lichtpausverfahren. (Schwarze
Linien auf weissem Grunde) 280
Dreiunddreissigstes Capitel.
Einstaubbilder auf Chromatschichten 282
Sobacchi’s Anthrakotypie (Lichtpausen mittels Einstauben auf Gelatine- oder
Eiweisspapier). S. 282. — Bereitung des Gelatinepapieres. S. 282. — Sensibili-
sirung des Papieres. S. 283. — Copiren des Bildes. S. 283. — Entwickelung
des Bildes. S. 283. — Lichtpausverfahren mittels Einstauben auf Chromat-
albumin. S. 285.
Vierunddreissigstes Capitel.
Herstellung von Einstaubbildern auf hygroskopischen zucker-
haltigen Chromatschichten 286
Herstellung von Duplicatnegativen mittels des Einstaubprocesses. S. 288.
Fünfunddreissigstes Capitel.
Copirprocess mit Kupfersalzen 292
Photographische Bilder auf metallischen Kupferplatten. S. 292. — Photo-
graphische Bilder mittels Kupfersalzen auf Papier. S. 293.
Sechsunddreissigstes Capitel.
Copirverf ahreu mit Quecksilbersalzen 295
Mercurosalze. S. 295. — Mercurisalze. S. 300. — Mischung von Quecksilber-
salzen mit anderen Substanzen. S. 305.
NEUNZEHNTES CAPITEL.
DIE WICHTIGSTEN ZUM COPIEEN VEEWENDETEN
LICHTEMPEINDLICHEN EISENSALZE.
I. Eiseii-Yerlbindungeii.
Sehr viele Eisenoxydsalze (Ferrisalze), sowie Uranylsalze, zersetzen
sich bei Gegenwart von organischen Substanzen im Lichte zu Eisen-
oxydnlsalzen (Ferrosalzen), respective Uranosalzen, und eignen sich,
bei zweckentsprechender Ausnutzung dieser Reaction , zu photographischen
Copirprocessen.
Anorganische Eisenoxydsalze sind in der Regel für sich allein gegen
Licht sehr beständig (z. B. Eisenchlorid, Ferrisulfat u. s. w.), bei Gegen-
wart von organischen Substanzen, z. B. Oxalsäure, Weinsäure, Citronen-
säure, Papier, Gelatine etc. gehen sie im Lichte mehr oder weniger
rasch in Oxydulsalze über, indem die organische Substanz oxydirt wird.
(Vergl. Bd. 1, S. 170.)
Wegen grosser Lichtempfindlichkeit sind besonders in Betracht zu
ziehen : Ferricitrat= citronensaures Eisenoxyd^) und Ammoniumferricitrat=
citronensaures Eisenoxydammoniak Ferrioxalat = oxalsaures Eisenoxyd,
1) Wird eine Lösung von Citronensäure bei 60 Grad C. mit frisch, gefälltem
Eisenoxjü gesättigt und die rothbraune Lösung eingetrocknet, so entsteht citronen-
saures Eisenoxyd oder Ferricitrat als amorphes Salz von der Formel
(Cg Hg OO2 • Fe^ + 6 0; es ist im Wasser leicht löslich. Es wird in der Eegel in
dünnen Schichten auf Porzellan getrocknet und bildet dann rothbraune Schuppen.
Beim andauernden Kochen zersetzt es sich und bildet Oxydulsalz.
2) Das braune Doppelsalz Ammoniumferricitrat hat entweder die Formel
(Cg Hg OO3 • Fe, • (NHJg oder 4 Fe Cg Hg 0, • 3 (NHJg ■ Cg Hg 0, • 3 Fe (OH),. Es ist
im Wasser leicht löslich. — Ausserdem kommt ein grünes Ammoniumferricitrat im
Handel vor, welches sich vom braunen, durch seine Zusammensetzung unterscheidet.
Es wird von Merk in Darmstadt erzeugt, hat nach Valenta’s Analyse die Formel
5 Fe Cg Hg O7 • 2 (NH^), • Cg Hg 0, • NH,^ • Cg H, 0, -f 2 H, 0 und liefert lichtempfind-
lichere Schichten (bei der Cyanotypie) als das braune Doppelsalz (Eder’s Jahrbuch f.
Phot, für 1898. S. 448).
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
14
196
Vierter Theil. Neunzehntes Kapitel.
und seine Doppelsalze, deren Zusammensetzung und photographischen
Eigenschaften von dem Yerfasser eingehend untersucht vfurden.^)
1) In der Abhandlung ,Zur Kenntniss der Eisenoxalate und einiger ihrer Doppel-
salze“ von Eder und Valenta (Sitzungsber. der k. Akad. d. “Wissensch. in Wien
1880, Bd. 82, Octoberheft) sind diese Verbindungen beschrieben und wir geben einen
Auszug hieraus:
I. Ferrioxalat. Fej (C2 OJ3. Digerirt man eine Lösung von Oxalsäure bei
gewöhnlicher Temperatur und bei Lichtausschluss durch mehrere Tage mit über-
schüssigem, frisch gefällten Ferrihydroxyd, so bildet sich eine grünlichgelbe Lösung,
Vielehe beim Verdunsten einen braunen Syrup hinterlässt, welcher nicht zum Krystalli-
siren zu bringen ist. Es ist das normale Ferrioxalat Fe, (C, 0^)3 . Auch bei voll-
ständigem Lichtausschluss ist die Lösung des Ferridoxolates nicht sehr beständig. Es
genügt ein zwei- bis vierstündiges Erhitzen auf 100° C., um eine theilweise Eeduction
des Eisenoxydes zu Oxydul zu bewirken. Dagegen hält sich die Lösung bei monate-
Jangem Aufbewahren bei 15 — 30° C. gänzlich unverändert. Beim Vermischen einer
Lösung von normalem Ferrioxalat mit ungefähr ebensoviel Oxalsäure als sie schon
enthält, geht die Farbe in eine hellgrüne über. Wahrscheinlich ist dieser Farben-
wechsel durch das Entstehen eines sauren Ferrioxalates , welches ebenfalls nicht
krystallisirbar ist, bedingt.
II. Basische Ferrioxalate. Beim Vermischen von Eisenchlorid oder anderen
Eisenoxydsalzen mit nicht überschüssigem Ammoniumoxalat bildet sich beim längeren
Stehen ein rothbrauner Niederschlag von basischem Ferrioxalat. Rascher erfolgt er
nach Zusatz von Weingeist.
III. a. Normales smaragdgrünes Kalium - Ferrioxalat mit 3 Mol.
Kaliumoxalat. Foj (C, O^)^ • Kg -f- 6 Hj 0. Dieses Salz bildet sich beim Vermischen
einer Eisenchloridlösung mit soviel Kaliumoxalatlösung, dass die gelbe Farbe in eine
grüne übergeht. In reinerer Form entsteht es beim Vermischen von Ferrioxalat mit
Kaliumoxalat. — Das Kalium - Ferrioxalat krystallisirt sehr leicht and kann des-
halb leicht gereinigt werden. Es bildet prachtvolle, smaragdgrüne Krystalle. In
Wasser ist es schwierig löslich. 1 Theil des Salzes braucht bei 17° C. 15 Theile
Wasser, bei 100° C. 0,85 Theile Wasser zu seiner Lösung. Die wässerige Lösung ist
(bei Lichtausschluss) in der Hitze sehr beständig; selbst drei Tage langes Sieden ver-
anlasst nicht einmal das spurenweise Entstehen von Ferrooxalat. Durch Ferridcyan-
kalium wird das Kalium - Ferrioxalat blau gefällt, jedoch löst sich der Niederschlag
sofort wieder mit blauer Farbe auf.
b. Olivenbraunes Kalium-Ferrioxalat mit 1 Mol. Kaliumoxalat.
Fe.3 (Cj 0^)4 • K, -j- 5 H., 0. Krystallisirt schwierig. Es ist in Wasser leicht löslich.
IV. Normales smaragdgrünes Natrium-Ferrioxalat. FCg (Cj OJ3 • Na^
-|- 11 H.J 0. Wird ähnlich wie das entsprechende Kaliumsalz dargestellt. Die Dar-
stellung durch Lösen von Ferrihydroxyd in saurem Natriumoxalat ist vorzxrziehen,
weil das beim Mischen von Eisenchlorid und Natriumoxalat sich bildende Chlornatrium
vermöge der leichten Löslichkeit des Doppelsalzes nicht leicht von letzterem zu
trennen ist. Das Salz krystallisirt in grossen, prachtvoll smaragdgrünen Ki’ystallen,
welche luftbeständig sind. Es ist in Wasser leicht löslich. 1 Theil des Salzes löst
sich bei 17 °C. in 1,69 Theilen Wasser, bei 100° C. in 0,55 Theilen Wasser.
V. Normales Ammonium - Ferrioxalat. Fe, (Cj Oj)g • (NH^l^ -j- 8 II., 0.
Aehnlich wie das entsprechende Kalium- oder Natriumdoppelsalz hergestellt. Es
Die wichtigsten zum Copiren verwendeten lichtempfindlichen Eisensalze. 197
II. Pliotocliemisclie Zersetzung der Lösungen Ton Eisen-
yerlbindungen.
lieber die Zersetzung verschiedener Eisenverbindungen im Liebte
haben vpir bereits im I. Bande dieses Werkes berichtet. Verschiedene
dieser photochemischen Processe wurden ferner vom Verfasser im Jahre
1880 genauer untersucht.
Eine wässerige Lösung von Perrioxalat (= oxalsaures Eisenoxyd)
zersetzt sich im Lichte glatt nach der Gleichung
Ee,(C2 0,)3 = 2(Fe.C2 0J + 2C02.
Das Kalium-Ferrioxalat, sowie die entsprechenden Natrium-
und Ammonium-Doppelsalze erleiden sowohl in festem Zustande,
wie in wässeriger Lösung eine rasche Veränderung im Lichte, was
zuerst Bussy im Jahre 1838 beobachtete.^) Die Krystalle der Salze
werden im Lichte an der Oberfläche gelb und verlieren ihren Glanz.
Die wässerige Lösung des Kalium-Ferrioxalates zersetzt sich
im Lichte rascher, als das feste Salz. Bei Ausschluss von Luft geht
der Process nach der Gleichung
Fc2 (Cg 0^)g • Eg = 2 Fe Cg O4 -|- 3 Kg ■ Cg O4 -j- 2 COg
vor sich. Ein Th eil des Ferrooxalates scheidet sich krystallinisch aus,
ein Theil aber bleibt in dem Kaliumoxalat als Doppelsalz gelöst. Bei
Luftzutritt bildet sich neben den erwähnten Producten noch basisches
Ferrioxalat, welches sich als flockige rothb raune Masse ausscheidet.
Das letztere ist als ein secundäres Product zu betrachten und rührt
von der Oxydation des im Lichte entstandenen Kalium -Ferrooxalates
her. Zusatz von Oxalsäure hindert die Ausscheidung des basischen
Oxydsalzes, indem sich das normale grüne lösliche Oxydsalz bildet.
Ganz ähnlich verhält sich das Natrium- und Ammonium -Ferrioxalat.
Auch die citronensauren und weinsauren Eisenoxydsalze
werden im Lichte reducirt. Das Ferricitrat und Tartrat geht im Lichte
anfangs ohne Gasentwicklung in das Ferrosalz über; später entwickelt
sich Kohlensäure. Die Lösung des Ferritartrates scheidet Ferrotartrat
als grünes krystallinisches Pulver aus.
krystallisirt in hellgrünen, liiftbeständigen Krystallen, welche nicht leicht in solcher
Grösse wie das Natronsalz darzustellen sind. 1 Theil des Salzes erfordert hei 17® C.
2,10 Theile Wasser, bei 100“ C. 0,29 Theile Wasser zu seiner Lösung.
1) Eder, Ueber die Zersetzung des Eisenchlorids und einiger organischer Eerri-
salze im Lichte. (Sitzungsber. d. k. Akademie d. Wissensch. Wien. II. Abth. 1880.
Octoher-Heft.) — Eder, Untersuchungen über die chemischen Wirkungen des Lichtes
(Sitzungsber. d. k. Akademie d. Wissensch. Wien. II. Abth. 1885. Juli), wo besonders
vom Eerrideyankalium , Nitroprussidnatrium, Eisenoxydsalzen die Eede ist.
2) Journ. de. Pharm. 1838. Journ. f. prakt. Chem. Bd. 16, S. 345.
14*
198
Vierter Theil. Neunzehntes Kapitel.
Ammonium-Eerricitrat wurde schon von Herschel 1842 zur
Erzeugung von Lichtbildern benützt.^)
Bei einigen Eisensalzen bestimmte Eder die Grösse der photo-
chemischen Zersetzung im weissen Tageslichte unter möglichst gleichen
Umständen, um ein in Zahlen auszudrückendes Yerhältniss der che-
mischen Energie des Lichtes in verschiedenen Fällen zu erhalten. Bei
diesen Yersuchen wurden Lösungen von äquivalentem Salzgehalt be-
lichtet und dann das Eisenoxydul neben Eisenoxyd nach Eder’s Methode
mittels Silbernitrat 2) quantitativ bestimmt. Zur Controle wurden colori-
metrische Proben mit Ferrid- Cyankalium vorgenommen.
Am raschesten wurde im Lichte eine wässerige Lösung von gleichen
Molekülen Eisenchlorid und Oxalsäure reducirt. Die Lösungen waren
bei den Yersuchen von einer solchen Concentration, dass sie 0,75 Proc.
Eisen enthielten. Auch die Lösung der anderen Substanzen wurde in
äquivalenter Menge hergestellt. Als Einheit wurde die aus einem Ge-
misch von Eisenchlorid und Oxalsäure in einer gewissen Zeit im Lichte
entstandene Menge Eisenoxydul (resp. Eisenchlorür) =100 gesetzt.
Grösse der photochemischen Zersetzung von wässerigen
Lösungen bei 17 bis 20 Grad C. (nach Eder).
Eisenchlorid -f Oxalsäure
100
Ammonium -Ferritartrat . .
80
Ferrioxalat
89
Ammonium -Ferrici trat . .
15
Ammonium -Ferrioxalat .
80
Eisenchlorid Citronensäure
19
Kalium -Ferrioxalat . .
78
Eisenchlorid -f Weinsäure
25
Ferritartrat
80
III. Veränderungen von Papieren u. dergl., welche mit licht-
empfindlichen Eisenverhindimgen überzogen sind.
Im Allgemeinen erleiden die lichtempfindlichen Eisenverbindungen
dieselben photochemischen Yeränderungen wie die Lösungen, wenn man
Papier, Leinwand, Gelatine u. dgl. damit überzieht und dem Lichte aus-
setzt; dies gilt z. B. von dem oxalsauren, citronensauren Eisenoxyd
und dgl. Jedoch wird die Schnelligkeit der photochemischen Zersetzung
dadurch beeinflusst, je nachdem die Schicht mehr oder weniger trocken
ist. Es muss deshalb keinesfalls dasjenige Präparat, welches in gelöstem
Zustande sehr lichtempfindlich ist, dieselbe verhältnissmässige Licht-
1) „On the Action of the Solar Spectrum“, Phil. Transact. 1842. Auch Photogr.
Ai-chiv. 1864. S. 467.
2) Sitzb. der k. Acad. d. Wissensch. Y'‘ien. 1880. Januar -Heft.
Die wichtigsten zum Copiren verwendeten lichtempfindlichen Eisensalze. 199
empfindlichkeit in getrockneten Schichten auf Papier aufweisen. i) (Ver-
gleiche oben S. 198.)
Papiere mit lichtempfindlichen Perrisalzen sind sehr lichtempfind-
lich, in günstigen Fällen sogar empfindlicher als Silbercopirpapiere.
Mitunter beschleunigt die organische Substanz des Papieres den
photochemischen Process, wenn das Salz an und für sich geringe oder
keine Lichtempfindlichkeit hat; so ist z. B. Eisenchlorid, sowie Uran-
nitrat für sich allein unempfindlich, auf Papier erleiden sie aber im
Lichte eine Eeduction zu Oxydulsalzen. Gemische von Eisenchlorid
mit Oxalsäure, Weinsäure etc. sind sehr lichtempfindlich und werden
bei Pell et ’s Lichtpausverfahren benutzt (s. d.).
IV. Sichtbarmaclien schwacher Lichtbilder auf Papieren, welche
mit Eisen- oder Uransalzen präparirt sind.
Die Farbenänderung der Eisen- oder üransalze im Lichte ist in
der Regel wenig merklich, oder wenn sie auch deutlich ist, so besitzt
das Product der Lichtwirkung keine genügend hübsche und intensive
Färbung, um zur Bilderzeugung unmittelbar verwendet zu werden.
Deshalb ist man genöthigt, durch chemische Reagentien das schwach
gefärbte photochemische Zersetzungsproduct in einen anderen intensiv
gefärbten Körper umzuwandeln, welcher deutlich sichtbar und hinläng-
lich haltbar ist.
Zur Sichtbarmachung des schwachen Lichtbildes auf Papier dienen
folgende Eeactionen:
Verwendeter
lichtempfindl.
Körper
Product
der
Lichtwirkung
Mittel zur deutlichen
Sich tbar m ach u n g
des schwachen Lichtbildes
Farbe
des End-
productes
Name des darauf
gegründeten
ph otographisch en
Processes
Ferrisalze,
(Ferrioxalat
-citrat, -tartrat
etc.)
Ferrosalze
(Ferrooxalat,
-citrat etc.)
Ferridcyankalium
(gibt mit Ferrosalzen unlösliches
Berlinerblau, mit Ferrisalzen aber
eine lösliche Verbindung, welche
sich auswaschen lässt)
Blau
Cyanotypie
(giebt nach einer
Zeichnung weisse
Linien auf blauem
Grunde) .
desgl.
desgl.
Ferrocyankalium
(gibt mit Ferrisalzen einen blauen,
mit Ferrosalzen einen weissen
Niederschlag)
Blau
Cyanotypie
oder Pellet’s
Lichtpausver-
fahren
(giebt nach einer
Zeichnung blaue
Linien auf weissem
Grunde).
1) Noch auffallender tritt eine ähnliche Erscheinung beim Kaliumbichromat in
Gemengen mit organischen Substanzen hervor. Bei diesen ist die Empfindlichkeit in
wasserfreiem Zustande gering, bei Gegenwart von hygroskopischer Feuchtigkeit viel
grösser, in wässeriger Lösung aber häufig fast Null.
200
Vierter Theil. Neunzehntes Kapitel.
Verwendeter
lichtempfindl.
Körper
Product
der
Lichtwirkung
Mittel zur deutlichen
Sichtbarmachung
des schwachen Lichtbildes
Farbe
des End-
productes
Name des darauf
gegründeten
photographischen
Processes
Ferricitrat
Ferro-
citrat
Chlorgold
(an jenen Stellen des Papieres,
wo sich Perrosalz gebildet hat,
wird metallisches Gold reducirt)
Bräunlich
Chrysotypie
Ferrioxalat
Ferro-
oxalat
Platinchlorür oder
Platinchlorid
(an jenen Stellen , wo sich Ferro-
saiz gebildet hat, wird Platin
reducirt)
Schwärz-
lich
Platinoty pie
Ferrioxalat
Ferro-
oxalat
Silbernitrat
Schwärz-
lich
Kallity pie
oder
Argentotypie
Salpeters.
Uranoxyd
(nebst Organ.
Substanzen)
Uran-
oxydulsalz
Silbernitrat
(das XJranoxydulsalz reducirt
metallisches Silber)
Schwärz-
lich
Wothly-
typie etc.
Eisenchlorid
und
Kupferohlorid
Kupfer-
chlorür
Ehodankalium, dann
Ferridcyankalium
(das Kupferchloriir peht in roth-
braunes Ferrocyankupfer über)
Roth-
braun
Obernetter’s
Copirprocess
ohne Silbersalz
Diese Uebersicht ist weit entfernt, erschöpfend zu sein; allein sie
zeigt zur Genüge das Wesen derartiger photographischer Copirprocesse.
(Weitere Einzelheiten siehe in den folgenden Capiteln.)
ZWANZIGSTES CAPITEL.
UEBEESICHT YEESCHIEDENEE PHOTOGEAPHISCHEE
COPIEMETHODEN MITTELS LICHTEMPEINDLICHEE
ErSENVEEBIM)UNGEK
Zu photographischen Copirprocessen wurden organische Ferrisalze
(besonders das später so häufig verwendete citronensaure Eisenoxyd und
Blutlaugensalz) zuerst von Sir John Herschel im Jahre 1842 („Pfiiloso-
phical Transactions“) mit Erfolg versucht und genau beschrieben (s. S. 198);
die hiermit begründeten Copirprocesse, besonders aber die Cyanotypie,
wurden für das Lichtpausverfahren von hoher Wichtigkeit.
I. Ferrideyankaliiim.
Tränkt man Papier mit einer Lösung von Ferridcyankalium, so
wird es mässig empfindlich gegen Licht. Es wird im Sonnenlichte
Berlinerblau erzeugt und nach mehrstündiger Belichtung an der Sonne
erhält man eine deutliche Copie, welche man mittels Wasser fixiren
kann; Zusatz von etwas Natriumsulfat in Waschwasser befestigt das
Beriinerblau auf der Faser (Herschel, i. J. 1842). Waschen mit Silber-,
Cobalt-, Quecksilbersalzen beeinflusst die Bildfärbung (Herschel 1842;
Niepce, Compt. rend. Bd. 48, S. 740; Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot.
1861, Bd. 3, S. 42). Das Yerfahren mit Ferridcyankalium allein eignet
sich nicht für die Praxis.
II. Ferricitrat oder -tartrat. — Behandlung der Bilder mit
Ferridcyankalium.
Wird Papier bloss mit einer Lösung von Ammoniumferricitrat
(citronensaurem Eisenoxydammoniak) getränkt, so wird es hellgelb; in
Sonnenlicht wird es ockerfarbig und selbst grau. Aber selbst nach sehr
kurzer Belichtung, wenn die Wirkung kaum sichtbar ist^), erhält man
1) Die wenig sichtbaren Copien auf Ferricitratpapier wurden mit einer separaten
Lösung von Ferridcyankalium 1866 als Zauberphotographien von Hughes in England
verkauft.
202
Vierter Theil. Zwanzigstes Capitel.
durch Bestreichen mit einer Lösung von Ferridcyankalium auf den be-
lichteten Theilen einen blauen Mederschlag von Berlinerblau; das
Ferrisak wird also an diesen Stellen in Ferrosalz verwandelt. (Herschel,
i. J. 1842.) Das unveränderte Ferrisalz bläut sich nicht mit dem
Ferridcyankalium. Aehnlich verhält sich Ferritartrat und -oxalat.
Man kann von Anfang an Gemische von Ferricitrat etc. und
Ferridcyankalium auf das Papier auftragen und erhält im Lichte un-
mittelbar dieselbe Blaufärbung, wie bei der getrennten Behandlung,
was bereits Herschel gefunden hatte.
In den Gemischen von Ferricitrat etc. mit Ferridcyankalium ist
das erstere als der lichtempfindliche Bestandtheil zu betrachten, das
letztere übt erst secundär eine bläuende Wirkung auf das im Lichte
entstandene Ferrosalz aus.
Das mit äpfelsaurem Eisenoxyd getränkte Papier färbt sich im
Lichte bräunlich. Der schwache Lichteindruck lässt sich weder mit
Chlorgold noch Silbernitrat kräftigen. (Liesegang, Arch. 1865. 1.) —
Schwefelcyankalium mit Ferricitrat gemischt ist auf Papier unter ge-
wissen Umständen lichtempfindlich (Herschel 1842). — Yergl. „Cyano-
typie.“
in. Ferricitrat gemischt mit gelbem Blutlaiigensalz.
Wenn Papier, welches mit einer Lösung von Ammoniumferricitrat
bestrichen, getrocknet und dann mit gelbem Blutlaugensalz (Ferrocyan-
kalium) getränkt wird, so wird das Papier bei nachfolgender Belichtung
rasch purpur- violett und beim Trocknen ganz schwarz. In diesem Zu-
stande ist das Papier (nach Herschel, 1842) sehr lichtempfindlich; es
giebt sehr tiefe und scharfe Bilder, die aber im Dunklen der Luft aus-
gesetzt wieder schwarz werden. Wenn man sie mit Ammoniak oder
kohlensaurem Ammoniak wäscht, verschwinden sie, kommen aber gleich
wieder mit umgekehrtem Licht und Schatten zum Vorschein. Isun sind
sie fixirt, und wenn das j^mmoniak durch Auswaschen mit Wasser
entfernt ist, so wird ihre Farbe reines Berlinerblau, das beim Trocknen
viel nachdunkelt. (Herschel, i. J. 1842.)
lY. Behandlung der Lichtbilder auf organischen Eisensalzen
mittels Ferrocyankaliiim.
Wird Papier mit Ferricitrat oder -tartrat bestrichen und dem Lichte
ausgesetzt, so bildet sich bekanntlich im Lichte Ferrosalz.
Ferrocyankalium (gelbes Blutlaugensalz) wirkt nun auf Eisensalze
folgen dermassen: Es gibt mit Eisenoxydsalzen (Ferrisalzen) sofort einen
intensiv blauen Mederschlag von Berlinerblau; mit Eisenoxydulsalzen
Uebersicht verschiedener photographischer Cop irmeth öden u. s. w.
203
(Perrosalzen) aber bildet sich ein weisser Niederschlag (sog. Berliner-
■weiss), welcher sich an der Luft aber ziemlich rasch bläut und all-
mählich gleichfalls in Berlinerblau übergeht.
Deshalb entsteht beim Behandeln einer Copie auf Eisencitrat -Papier
an den nicht vom Lichte getroffenen Stellen ein positives blaues Bild
(blaue Linien auf weissem Grunde), während die belichteten Stellen einen
weissen Niederschlag enthalten. Leider dunkelt (trotz des Waschens)
dieser weisse Niederschlag rasch nach, weshalb niemals der Grund rein
weiss bleibt, wenn man nicht besondere Vorsichtsmassregeln ergreift.
(Herschel.)
Erst durch Pellet in Paris wurde die Herstellung positiver Licht-
pausen mittelsEisensalzen und Ferricyankalium bedeutend vervollkommnet,
so dass es schöne reine Copien mit blauen Linien auf rein weissem
Grunde liefert (s. u.). Dies gelingt nur, wenn man das Papier mit einem
Gemische von lichtempfindlichen Eisensalzen mit Gummi arabicum
überzieht (nämlich: citronensaures Eisenoxyd, Eisenchlorid und Gummi).
Der Gummi hindert nicht nur das Anlegen von dem verunreinigenden
Berlinerweiss an die Papierfaser, sondern wirkt auch namentlich in der
Weise, dass die nicht belichteten Stellen viel leichter von der Blut-
laugensalzlösung durchdrungen werden, als die belichteten i), weshalb
nur das blaue Bild von Berlinerblau (dort, wo keine Lichtwirkung statt-
fand und Eisenoxydsalz vorhanden ist) bis zur Papierfaser eindringt und
festhaftet, während das Berlinerweiss (dort, wo im Lichte Eisenoxydul
entstand) an der Oberfläche der Gummischicht bleibt und durch schwache
Säuren völüg entfernt werden kann (das Capitel über Pellet’s Gummi -
Eisenverfahren s. u.). Der Nutzen des Gummi arabicum bei diesem
Process wurde wohl von Pellet zuerst praktisch verwerthet, dessen
Methode in einem besonderen Capitel beschrieben ist.
V. Behandlung der Eisen -Lichthilder mit Chlorgold
(Clirysotypie).
Die Umwandlung der Ferrisalze im Lichte zu Ferrosalzen kann
auch mittels Chlorgold nachgewiesen werden. Präparirt man Papier
mit Ammoninmferricitrat, trocknet, belichtet es und bestreicht es mit
(mittels Soda neutralisirter) Chlorgold -Lösung, so erscheint sofort ein
intensives Bild, in dem sich metallisches Gold nur an jenen Stellen
niederschlägt, wo im Lichte Ferrosalz entstanden ist. Man fixirt durch
Waschen mit Wasser. Dann trocknet man zwischen Saugpapier und
überstreicht es auf beiden Seiten mit schwacher Jodkalium-Lösung. Ist
1) Pizzighelli, Anthrakotyple und Cyanotypie. 1881. S. 15.
204
Vierter Theil. Zwanzigstes Capitel.
in den Poren des Papieres noch Chlorgold enthalten, so werden die
Lichter schmutzigbraun; durch neuerliches Waschen mit Wasser wird
das Bild weiss und völlig fixirt. Den Process nannte Herschel;
Chrysotypie, welche jedoch in die Praxis keinen Eingang fand.
VI. Sichtbarmachen der Eisen -Lichtbilder mittels Silbernitrat
(Argentotypie , Kallityi)ie , Sepia - Blitz - Lichtpauspapier).
Wenn man Papier mit Ferricitrat oder -tartrat (Herschel 1842)
oder Ferrioxalat (Hunt, Researches on light 1844. S. 147; Draper,
Kreutzer’s Jahrb. d. Phot. 1857. S. 281) oder Gemischen von Oxalat
und Citrat (Borlinetto, Phot. Archiv. 1864. S. 85) bestreicht, trocknet,
copirt und dann mit Silbernitratlösung wäscht, so entsteht ein schwärz-
liches Lichtbild, bestehend aus metallischem Silber, weil das im
Lichte gebildete Ferrosalz das Silbersalz reducirt. Le Gray (1852)
variirte den Process, indem er Ammoniumferricitrat mit Silbernitrat
gemischt auf Papier strich (Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1893. S. 482).
Als Fixirmittel dient Wasser oder (sicherer) Fixirnatron oder Ammoniak.
Dieser alte, sog. „ Argen totypprocess“ tauchte unter dem Hamen
„KalKtypie“ 1889 in England auf und wurde dem Dr. Nicol patentirt.
Das Kallityppapier ist mit einer Mischung von Ferrioxalat und Silber-
salz präparirt; im Lichte entsteht ein schwaches Bild, welches beim
TJ ebergiessen mit Kaliumoxalat, Natriumcitrat oder Seignettesalz etc.
kräftig wird (Analogie mit dem Platindruck), weil das schwach wirkende
Ferrooxalat in die kräftiger reducirenden Doppelsalze übergeführt wird
(Eder, Phot. Corresp. 1892; Jahrb. f. Phot. 1893. S. 475). Das
Nicol’sche Kallityppapier kam durch mehrere Jahre in den Handel;
es giebt ziemlich hübsche, stumpfe, neutral schwarze Copieu, v eiche
beachtenswerth sind, wenn sie auch mit Platindrucken oder matten
platinirten Celloidinbildern u. s. av. nicht leicht die Concurreuz aushalten
können. Nicol brachte Kallityppapiere nicht nur mit gemischter Eisen-
Silber- Präparation in den Handel, sondern auch mit reiner Ferrioxalat-
präparation und nachheriger Behandlung mit Silbeiiösung. Ersteres
wurde jedoch bevorzugt und zwar kann z. B. das Papier 1. durch
Schwimmen auf 12 procentiger etwas citronensäurehaltiger Silberlösung,
Trocknen und Schwimmenlassen auf 10 procentiger Ferrioxalatlösung (wie
für Platindruck) hergestellt werden, oder 2. durch Mischen von 2 — 3 Thl.
Silbernitrat (in etwas Wasser gelöst) mit 100 Thl. einer 15 procentigen
Lösung von Ferrioxalat, oder 3. mittels 100 Th. Wasser, 10 Thl. Ferri-
citrat, 3 Thl. Oxalsäure, 3 Thl. Silbernitrat, oder 4. mit 100 Thl. Wasser,
15 Thl. Ferridoxalat, 3 Thl. Kaliumoxalat und 3 Thl. Silbernitrat.
Uebei'sicht verschiedener photographischer Copirmethoden n. s. w. 205
Man copirt, bis die die Details des Bildes im zarten bräunlichen
Ton sichtbar sind und entwickelt z. B. mit 100 Tbl. Wasser, 10 Tbl.
Jlatriumcitrat, 1 Tbl. Silbernitrat und so viel Ammoniak, als zur Auf-
lösung des Silberniederscblages nothwendig ist. Zusatz von etwas
Kaliumbichromat vermehrt die Contraste. War reichlich genügend Silber-
nitrat in der Papierpräparation enthalten, so kann im Entwickler der
Silbergehalt vermindert oder Aveggelassen werden. Solche Entwickler
für bräunliche Töne sind z. B.: 15 — 30 g Seignettesalz, 3 — 5 g Borax,
300 ccm Wasser, 10 Tropfen Kaliumbichromatlösung (1 : 24). Ver-
mehrung des Borax giebt schwarze Töne; ebenso Zusatz von Ammoniak.
Die Copien werden nach dem Entwickeln in verdünntem Ammoniak
(oder Natriumcitrat und Ammoniak, s. u.) und schliesslich in Wasser
gewaschen (Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1893. S. 480.) — Kallitypien
können im Goldfixirbad oder Platinbad getont werden.
Combinirtes Kallityp-Platinpapier brachte Prof. Bank in Graz
zur Anwendung. (Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1896. S. 525). Er prä-
parirt Eives- oder Steinbachpapier mit 20 g Ammoniumferrioxalat,
5 ccm Kaliumplatinchlorürlösung (1 : 50) und 100 ccm Wasser. Nach
dem Trocknen wird belichtet und mit folgendem Gemisch entwickelt:
250 ccm Wasser, 1 g Silbernitrat, 1 g Citronensäure, 2Y2 g citronen-
saures Eisenoxydammoniak, Y2 g Oxalsäure und 10 Tropfen einer
4procent. Lösung von Kaliumbichromat. Das Bild kräftigt sich hierin,
worauf man dreimal mit Wasser wäscht und in einer Lösung von
200 ccm Wasser, 4 g citronensaurem Natron und 4 ccm Ammoniak
fixirt. Man kann im sauren Platinbad tonen.
Diese Copirpapiere copiren ungefähr dreimal rascher als gesilbertes
Albuminpapier. Auch Lichtpauspapieren wurden unter Zugrundelegung
des Princips der Argentotypie hergestellt und zwar zuerst in günstiger
Form von Arndt und Troost in Frankfurt a. M. (1895), welche eine
Mischung zusammenstellten, welche sehr rasch und mit brauner Farbe
copirt, sog. „ Sepia-Blitz-Ijichtpauspapier. “ Die Menge und Art des
Eisensalzes bestimmt die Tiefe des Tones. Man löst nach Arndt undTroost’s
Patentbeschreibung (Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1896. S. 525) in 1000 Thl.
Wasser, 80 — 100 Thl. Ammoniumferricitrat, 12 — 20 g Silbercitrat,
15 — 20 Thl. Weinsäure, (oder Citronensäure) und 10 — -15 Thl. Gelatine.
Damit wird das Papier überzogen und getrocknet; es hält sich mehrere
Monate lang. Im Lichte werden die Bildstellen dunkelgelblich, beim
Waschen mit Wasser tief braun. Das Fixiren geschieht mit Wasser;
sicherer ist es, schliesslich noch ein verdünntes Fixirnatronbad (1 : 50)
anzuwenden, Avobei auch der Farbenton dunkler Avird. (Wahrscheinlich
besteht das Lichtbild aus secundärm durch Ferrocitrat reducirtem Silber
206
Vierter Theil. Zwanzigstes Capitel.
und direct im Lichte gebräuntem Silbersalz.) ■ — Auch Sepia -Blitz-
Leinen wurde in den Handel gebracht. — Die Copien auf Sepia-
Blitz -Papier können im Goldfixirbad oder Uran-Ferridcyankalium-Tonbad
gefärbt werden. (Eder’s Jahrbuch 1898. S. 443 und 450.)
Die erwähnten Eisen-Silber-Mischungen eignen sich auch in
geeigneter Form zur Herstellung von Copirpapieren , auf welchen das
Lichtbild durch Hauch oder Wasserdampf sichtbar gemacht
wird. Herschel theilte im Jahre 1843 („Athenaeum, 16. Sept. 1843)
ein Verfahren mit, bei welchem ein Gemisch von weinsaurem Eisen-
oxydul mit Silbernitrat auf Papier gestrichen im Sonnenlichte ein
blasses Bild gab; setzte man sie den Dämpfen von warmem Wasser
aus, so erhielt das Bild bedeutende Intensität. Ganz dasselbe Princip
wandte Boivin in Paris (1893) an, indem er Papier mit Hatrium-
ferrioxalat und Silbersalz präparirte und die im Lichte entstehende
schwache Copie heissen Wasserdämpfen aussetzte, wobei die Bilder
deutlich wurden. Boivin brachte dies Papier unter dem Namen
„Similiplatinpapier“ in den Handel; es bewährte sich jedoch noch
viel weniger als Nicoksches Kallityppapier in der Praxis (Eder’s Jahr-
buch f. Phot. 1893. S. 477).
YIT. Ferrisalze und Kaliiimlbichromat sowie Hypermanganat.
Wird ein mit citronensaurem Eisenoxydammoniak präparirtes Papier
belichtet, dann mit Kaliumbichromat bestrichen, so wird das Bi-
chromat an dem belichteten Theile gerade so desoxydirt, wie wenn
man es an der Sonne ausgesetzt hätte (Herschel, 1842). — Wird ein
mit Ferrioxalat bestrichenes Papier belichtet, gewaschen und das blass-
gelbe Bild von Ferrooxalat in eine mit ein wenig Ammoniak versetzte
Kaliumhypermanganatlösung getaucht, so entsteht ein braunes Bild,
bestehend aus Eisenoxyd und Manganoxyd (Shipson, Phot. Archiv
1862. S. 77). Auch chromsaures Eisen ist lichtempfindlich. (Hunt,
Kesearches on light. 1844.)
YIII. Bilder mittels eitronensaurein oder weinsaurem Eisenoxyd
und Queeksilbersalzen (Ampliityp-Process).
Wird Papier mit einem Gemisch von Ammoniumferricitrat und
Ferridcyankalium getränkt, getrocknet und darauf ein Bild copirt
und gewaschen, so verschwindet dieses sofort, wenn man salpetersaures
Quecksilberoxydul einwirken lässt; man wäscht dann gut aus. Will
man das Bild wieder sichtbar machen, so braucht man es nur stark zu
erwärmen, indem man etwa mit einem warmen Plätteisen darüber fährt;
es erscheint mit brauner Farbe und verschwindet nach dem Erkalten
TJebersiclit verschiedener photographischer Copirmethoden u. s. w.
207
wieder. Es kann dann immer wieder durch Erwärmen sichtbar gemacht
werden. Manchmal jedoch verschwindet das Bild erst nach einigen
Wochen. (Herschel, 1842.)
Ein ähnliches Yerfahren ist das Amphityp-Yerfahren, welches
Herschel im Jahre 1844 während der Yersammlung der British Asso-
ciation mittheilte. Herschel’ s Amphityp-Process hat niemals zu einem
in der Praxis ausführbaren Yerfahren gedient, da er hierzu nicht genug
studirt und vervollkommnet wurde; er ist aber von photochemischem
Gesichtspunkte sehr interessant. (Yergl. Dingler’s Polytechn. Journ.
Bd. 95. S. 136; Technologiste. 1845. S. 162.)
Ein Gemenge von citronensaurem Eisenoxydammoniak mit
Quecksilberchloridlösung dient nach Uhlenhut (Anweisung zur
Daguerreotypie. 1845. S. 60) zur Erzeugung von Cyanotyp- Papier.
Dieses wird nach dem Trocknen belichtet, mit einer gummihaltigen
Lösung von Blutlaugensalz bestrichen und im Dunkeln getrocknet; man
erhält so eine Zeichnung, deren Färbung sich vom Purpur zum Grün-
blau abstuft. Eine ähnliche Methode gab Halleur an (Halleur’s
Kunst der Photogr. 1853. S. 84). — Yergl. ferner Capitel „Quecksilber-
salze“ weiter unten.
IX. Veränderung des Verhaltens gegen Feuchtigkeit heim
Belichten von Ferrisalzen.
Eine merkwürdige photochemische Reaction von Eisen salzen wurde
von Henri Garnier und Alphons Salmon (de Chartres) im Jahre
1858 entdeckt. Dieselben beobachteten, dass das Eerricitrat im Lichte
seine Löslichkeit und hygroskopischen Eigenschaften ändert i). Daraufhin
gründeten die Genannten das erste Einstaubverfahren, mittels welchen
sie Copien herstellten und in der Pariser photographischen Gesellschaft
sowohl Papier- als Glasbilder dieser Art ausstellten; sie nannten das
Yerfahren „Procede au charbon“. — Sie theilten mit, dass das Ferri-
citrat sowohl auf Papier oder Glas an den vom Lichte getroffenen
Stellen in Wasser, sowie alkoholhaltigem Wasser oder Glycerin eine
geringere Löslichkeit erhalte. Sie trugen auf die Copie mittels eines Tam-
pons Kienruss oder ein anderes gefärbtes trockenes Pulver oder Metail-
salze auf, welche nur an den nicht belichteten Stellen, die klebrig
bleiben, haften; durch Hauchen unterstützten sie den Process. Fixirt
wurde das Bild durch Waschen mit Wasser, wobei das Eisensalz sich
auflöste und das Einstaubpulver am Papiere ziemlich gut haften blieb.
Schliesslich wird mit Gummilösung dieses Kohlebild bedeckt. (Später,
im Jahre 1859, gingen Garnier und Salmon von der Yerwendung
1) Bull, de la Soc. frau9. de Phot. 1858. S. 220. (Juliheft.)
208
Vierter Theil. Zwanzigstes Capitel.
lichtempfindlicher Eisensalze im Einstaubverfahren ab und benutzten
als hygroskopische Schicht eine Mischung von Ammoniumbichromat
und Zucker.
Poitevin machte im Jahre 1860 die Beobachtung, dass sich eine
Mischung von Eisenchlorid und Weinsäure ähnlich verhält^). Ein
Gemisch von Eisenchlorid, Weinsäure und Gummi arabicum wird beim
Trocknen in Wasser unlöslich, aber beim Belichten löslich. Er beschrieb
folgende Yersuche: Wird eine Glastafel mit einer Mischung von
10 g Eisenchlorid, 100 g Wasser und 3 — 4 g Weinsäure überzogen,
im Dunkeln getrocknet, unter einem Bilde in der Sonne 5 — 10 Minuten
lang belichtet, so bemerkt man ein sehr schwaches Lichtbild. An
feuchter Luft nehmen aber nur die vom Licht getroffenen Stellen
Feuchtigkeit an, werden klebrig und halten ein aufgestaubtes Farben -
oder Em.ailpulver fest. Man wäscht mit angesäuertem Alkohol, trocknet
und firnisst. Waren die angewendeten Farbepulver Metalloxyde oder
Emaillepulver, so können sie natürlich dem Glase oder Porzellan ein-
geschmolzen werden. Das eingestaubte Bild auf Glas kann durch Ueber-
giessen mit Rohcollodion, Waschen mit angesäuertem Wasser und Auf-
legen von gelatinirtem Papier abgehoben werden, ohne dass auf der
Oberfläche des Glases eine Spur von der Zeichnung bleibt.
In seiner Abhandlung in „Comptes rendus“ Bd. 52, S. 94 setzt
Poitevin hinzu: „Ich habe auch bemerkt, dass die Mischung von
Eisenchlorid mit Weinsäure die Eigenschaft hat, Fette nur auf den
Theilen festzuhalten, welche die Einwirkung des Lichtes nicht erhalten
haben und fand dadurch ein neues photographisches Copirverfahren mit
fetter Tinte und chemischen Aetzen.“
Im Jahre 1863 beschrieb Poitevin^) das von ihm gefundene
Princip genauer und er theilte mit, wie sich dieses Gemenge von Eisen-
salzen und organischen Substanzen zur Darstellung von Pigment-
bildern benutzen lasse^) und im Jahre 1878 beschrieb er die An-
1) Bull. Soc. fran9. Phot. 1860. S. 147 und 304. Kreutzer’s Zeitschr. für
Photogr. 1860. Bd. 3, S. 211 und 389. — Er legte solche eingebrannte Emailbilder
auf Glas im Jahre 1864 der Pariser Photogr. Gesellschaft vor (Kreutzer’s Zeitschr.
f. Photogr. 1864. Bd. 7, S. 92).
2) Auch Kreutzer’s Zeitschr. f. Photogr. 1861. Bd. 3, S. 125.
3) Eepert. de Chimie applique. 1863. S. 114. Dingler’s Polytechn. Journ.
Bd. 162, S. 302. Kreutzer’s Zeitschr. f. Photogr. 1863. Bd. 7, S. 88.
4) Monckhoven sensibilisirte Pigmentpapier mit Ammoniumferricitrat (1:10),
belichtet und entwickelt (nach dem Aufquetschen auf Glas) mit warmem "Wasser; es
entsteht hierbei kein Bild. Wird jedoch (statt in warmes Wasser) in Kalium-
bichromat getaucht und dann unmittelbar auf die Glasplatte gebracht, so entsteht ein.
Bild (Phot. Corresp. 1878. S. 137). — Vergl. die auf S. 206 beschriebene Reaction.
TJebersicht verschiedener photographischer Copirmethoden n. s. w.
209
Wendung dieser Gemische für die Herstellung von photolithographischen
ümdruckpapieren. (Phot. Mitth. Bd. 15. S. 66.)
Nach J. B. Obernetter eignet sich das citronensaure Eisenoxyd
besser zu Einstaubbildern als die Poitevin’sche Mischung von Eisen-
chlorid und Weinsäure oder das citronensaure Eisenoxydammoniak. Er
beschrieb ein derartiges Einstaubverfahren im Jahre 1864 1), und empfahl
eine Mischung von 100 g Wasser, 5 g citronensaurem Eisenoxyd, 4 g
Ochsengalle, 1 — ^3 Tropfen Salpetersäure; Entfärben mit Spodium, Fil-
triren, Trocknen hei 50° C. Im Jahre 1874 (Phot. Corresp. 1874.
S. 77) änderte er dieses Verfahren. Er löste lOTheile citronensaures Eisen-
oxyd, 5 Theile Citronensäure, 2 Theile concentrirte Eisenchloridlösung
und 100 Theile Wasser durch Aufkochen in einem Glaskolben, filtrirte
und übergoss eine Glasplatte damit (der Ueberschuss der Lösung wird
abgegossen). Trocknen bei horizontaler Lage in einem Trockenofen
(8 — -10 Minuten); Belichtung in der Sonne 8 — -10 Minuten, im Schatten
eine Stunde. Einstauben mit Graphit oder Eisenoxyd mittels Pinsels, er
übergiesst mit Collodion und verfährt genau so wie bei dem weiter unten
beschriebenen Einstaubverfahren mit Chromsalzen angegeben ist. Das
Einstaubverfahren mit Eisensalzen soll leichter gelingen,
als mit Chromsalzen. Man kann auf diese Weise gut und billig
Glasstereoskopen herstellen, sowie Negative vervielfältigen ^).
Tränkt man Eiweiss- Papier mit concentrirter Lösung von citronen-
saurem Eisenoxydammoniak, so wird beim Belichten des trockenen
Papieres das Albumin unlöslich und stösst das Wasser ab. Auflösung
von oxalsaurem Eisenoxyd löst das Albumin auf. (Liesegang, Phot.
Archiv 1865. S. 2).
X. Ferrioxalat in der Photolitliographie.
Ferrioxalat wurde von Halleur 1853 zur Photolithographie
benutzt. Dasselbe, in neutraler Lösung wiederholt auf einen lithogra-
phischen Stein aufgetragen, verändert sich im Dunkeln nicht. Unter
einem Bilde noch etwas feucht dem Lichte ausgesetzt, zeigt sich ein
bräunliches Bild. Durch Uebergiessen mit einer Lösung von kohlen-
saurem Ammon tritt es kräftiger hervor; man wäscht dann ab und
übergiesst den Stein mit stark verdünnter Oxalsäure, um ihn zu ätzen.
Alsdann können nach der gewöhnlichen Methode lithographische Drucke
gemacht werden. (Dingler, 1853. Bd. 129, S. 281. Halleur’s Kunst
d. Photogr. 1853. S. 104.)
1) Bollmann’s Monatshefte für Chemie. 1864. S. 52.
2) S. auch Martin’s „Handb. d. Emailphotcgr. (2. Aufl. Weimar. 1872. S. 237.)
EINTJNDZWANZIGSTES CAPITEL.
WIREUNa DES SONNEKSPECTEDMS AUE EISEU-
UM) UEANSALZE.
Das Verhalten eines Gemisches von citronensaurem Eisen-
oxydammoniak und Eerridcyankalium gegen das Spectrum be-
obachtete zuerst Herschel im Jahre 1842 ^). Ein damit präparirtes
Papier färbt sich im blauen, violetten und ultravioletten Theile des
Spectrums, nach Draper^) besonders im Violett bis Blau (bis gegen F).
Fig-, 71.
Bei fortgesetzter Lichtwirkung beginnen die blauen und violetten Strahlen j
das (nicht gewaschene) blaue Lichtbild wieder zu zerstören (Herschel). J
Ein Gemisch von Eerridcyankalium mit Eisenchlorid auf Papier t
gestrichen ist über das ganze Spectrum bis zu den äussersten rothen r
Strahlen empfindlich (Herschel).
1) Philos. Transact. 1842. Phot. Archiv 1864, S. 485.
2) Philos. Mag. 1845. Bd. 27, S. 435.
1
Wirkung des Sonnenspectrums auf Eisen- und Uransalze.
211
Abney^) giebt eine Zeichnung der Wirkungscurve des Sonnen-
spectrums auf Ferrioxalat, welches auf Papier aufgebogen und getrocknet
wurde. Curve 1 (Fig. 70) zeigt die Wirkung bei langer, Curve 2 bei
kurzer Lichtwirkung. (Chlorsilber ist nur bis ö, Chlorocitrat bis über E
hinaus empfindlich, s. Fig. 71.)
Im Vergleiche mit der Wirkung des Sonnenspectrums auf Silber-
verbindungen zeigt sich, dass das oxalsaure Eisenoxyd die hauptsächliche
Zersetzung im Indigoblau erleidet, während Chlorsilber -Papier besonders
durch Violett (an der Grenze des Ultraviolett) verändert wird (Curve 3,
Fig. 71), während Silberchlorocitrat- Emulsion viel mehr gegen Grün und
Gelb empfindlich ist (Curve 4).
Auf ein Gemenge von Urannitrat und Weinsäure auf Papier
wirkt besonders das blaue, indigofarbene und violette Licht rasch zer-
setzend. (Uiepce, Phot. Mitth. 1869. Bd. 4, S. 206.)
1) A b n e y, Instruction in Photography. 1886. S. 268. — Diese Empfindlicbkeitscurve
gilt auch für „Platinpapier“, in welchem Ferrioxalat enthalten ist.
Eder, Handbuch, der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
15
ZWEIUNDZWANZIGSTES CAPITEL.
DIE PLATINOTYPIE.
Die Platinolypie oder der Platindruck beruht auf der Reduc-
tiou des Perrioxalates oder seiner Doppelsalze im Lichte zu Ferrooxalat
(s. S. 199) und der Fähigkeit dieses Ferrooxalates, Platinsalze zu metal-
lischem Platin (PlatinschAvarz) zu reduciren. Am leichtesten gelingt
die letztere Reduction mit PJatinchlorür oder Kaliumplatinchlorür:
6(C2 04Fe) + SlKjPtClJ = 3Pt -f 2(C2 0j3Fe2 -f Fe 2 CI,; -f 6KC1
Ferrooxalat Kaliumplatinchloiür Platiu Ferrioxalat Ferrichlorid Chlorkalium.
Platinchlorid oder Natriumplatinchlorid benöthigt zur Reduction die
doppelte Menge von Ferrooxalat
12(C2 04Fe) + 3(Na2PtCl6)
= 3Pt + 4(C2 04)3Fe2 + 2Fe2Cl6 + 3KC1 + 3Pt
gibt demzufolge unempfindlichere und härtere Copien.
Das Ferrooxalat für sich allein vermag aber diese Reductions-
prozesse von Chlorplatin zu Platinmetall nur schwierig zu Ende zu
führen, weil es ein nicht sehr kräftiges Reductionsmittel ist. Dagegen
erhält das Ferrooxalat bei Gegenwart von Kalium-, Natrium- oder
Ammoniumoxalat eine sehr stark reducirende Kraft, weil die dann ent-
sprechenden Ferrooxalat-Doppelsalze (z. B. Kaliumferrooxalat u. s. w.) die
Eigenschaft besonders hoher Reductionskraft haben.
Aus diesem Grunde gibt eine Mischung von Ferrioxalat und Kalium-
platinchlorür auf Papier nur ganz schwache, blasse Copien, weil das
durch Lichtwirkung entstehende Ferrooxalat die durchgreifende Reduc-
tion des Platin nicht durchzuführen vermag. Man muss deshalb ent-
weder hinterher die Copie in einer Kaliumoxalat- Lösung oder dergl.
baden, bei dessen Gegenwart sofort die intensive Reduction erfolgt (sog.
„ Hervorrufung “ des Platinbildes). Oder man mischt der Ferrioxalat-
Platinpräparation gleich von vornherein das Kaliumoxalat (oder
Natrium- oder Ammoniumoxalat) bei, so dass gewissermassen die Her-
vorrufung des Platinbildes gleich während des Copirens erfolgt, in
213
Die Platinotypie.
welchem letzteren Falle allerdings die Anwesenheit von etwas Feuchtig-
keit erforderlich ist.
Dementsprechend unterscheidet man zwei verschiedene Methoden
des Platindruckes:
1. Platindruck mit Hervorrufung, bei Avelchen die Papier-
präparation hauptsächlich mittels Ferrioxalat und Platinsalz erfolgt und
nach dem Copiren ein Entwicklungsbad von Ivaliumoxalat oder ähnlich
wirkenden Flüssigkeiten (Citraten, Acetaten, Natriumcarbonaten, Phos-
phaten, Tartraten u. s. w,) erfolgt. Diese Flüssigkeiten ertheilen je nach
ihrer eigenen Zusammensetzung und jener der Papierpräparation den
belichteten Bildstellen (Ferrooxalat) die erhöhte reducirende Wirkung
entweder in heisser Lösung(„Heiss-Entwicklungs- Platinpapier“)
oder bei etwas geänderter Präparation sogar in kalter Lösung („Kalt-
Entwicklungspapier“ ).
2. Platindruck mit Selbst-Entwicklung (Auscopirpapier),
bei welchem die Entwicklersubstanz (meistens Natrium- oder Ammonium-
oxalat) der Ferrioxalat-Platin-Mischung von Anfang an incorporirt wird.
In diesem Falle erscheint das Platinbild lediglich durch Einwirkung
von Wasser, jedoch wirkt auch hier Kaliumoxalat- Entwickler beschleu-
nigend.
Beim Platindruck ist das lichtempfindliche Princip das Eisensalz
(Ferrioxalat); dieses wird durch die Lichtwirkung zersetzt und erst in
zweiter Linie (als secundärer Process) erfolgt die Reduction des Platins,
als Folgewirkung der photocheniischen Zersetzung der Ferrisalze zu
Ferrosalzen. So erklärt es sich auch, dass man Platindrucke herstellen
kann, wenn man Papier nur mit Ferrioxalat (ohne Platinsalz oder
mit unzulänglichen Mengen) bestreicht und erst nach erfolgtem Copiren
in ein entsprechendes Platinchlorürbad bringt, aus welchem Platinmetall
an die belichteten Stellen gefällt wird (Analogie mit Argentotypie und
Chrysotypie, s. S. 203 und 204).
I. Grescliichte.
Die Platinotypie wurde im Jahre 1873 von William Willis in
England erfunden und unter dem Namen „ photographischer Druck “ am
5. Juni 1873 in England patentirt (Nr. 2011). Er beschrieb sein Yer-
fahren in der Weise, dass er Papier, Holz u. s. w. mit einer Mischung
von Ferrioxalat oder -Tartrat mit Platin-, Iridium- ^) oder Goldsalzen über-
zog, welches nach dem Belichten unter einem Negative in Kaliumoxalat
1) Nach Pizzighelli und Hühl (Die Platinotypie 1883) geben Iridiunisalze
bei diesem Process kein Bild, dagegen geben Palladium salze hübsche braune
Bilder.
15
214
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Capitel.
oder Ammonium oxalat getaucht wurde, worin sich das Bild entwickelt.
Als Platinsalz verwendete er Kaliumplatinchlorür oder -Chlorid oder
auch Platinbromid. In einem Verbesserungspatent vom 12. Juli 1878
(Nr. 2800) ergänzte Willis seine Methode darin, dass er Papier mit
Kaliumplatinchlorür, Perrioxalat, etwas Oxalsäure und Bleichlorid (oder
Iridium- und Quecksilbersalzen) präparirte und zum Entwickeln der
belichteten Papiere eine Mischung von Kaliumoxalat mit Kaliumplatin-
chlorür verwendete. In seinem späteren Patent vom 15. März 1880
(Nr. 1117), liess Willis alle diese Zusätze von Bleisalzen u. s. w. zu
der empfindlichen Schicht weg; er vermehrte den Gehalt der empfind-
lichen Eisen-Platinmischung an Platinsalz und umging dadurch die
Beimengung dieses Salzes in die Entwicklungsflüssigkeit; er erwähnte
ferner, dass als Entwicklungsflüssigkeit nicht nur Kaliumoxalat, son-
dern auch weinsaures, citronensaures , essigsaures und phosphorsaures
Natrium oder Kalium u. s. w. benutzt werden können. ^)
Im Jahre 1888 kam Willis nochmals auf sein Platinverfahren
mit einem platinhältigen Entwickler zurück, veränderte das Verfahren,
indem er Kaliumoxalat mit doppelter Menge von Mono-Kaliumortho-
phosphat (KH2PO4) mischte, dem etwas Kaliumplatinchlorür zugesetzt
wurde. 2) Dieses Papier kam in den Handel, konnte jedoch das Platin-
papier mit reinem Kaliumoxalat- Entwickler (anfangs in heisser, später
in kalter Lösung) nicht verdrängen.
Nach dem Platinotypprocess wurden in London schon Ende der
Siebziger Jahre unter der Mitwirkung des Erfinders sehr schöne Photo-
graphien hergestellt, ohne dass ein sicheres Verfahren zur Herstellung
der sensiblen Platinpapiere allgemein bekannt gewesen war.
Erst durch die von der Wiener Photographischen Gesellschaft preis-
gekrönte Abhandlung von Pizzighelli und Hübl, welche im Jahre
1882 erschien („Die Platinotypie“, 2. Aufl. 1883), wurde das Verfahren
genau bekannt und veröffentlicht; es wurde das Willis’sche Princip fest-
gehalten, dass das Platinpapier mit Perrioxalat und Kaliumplatinchlorür
präparirt und nach erfolgter Belichtung mit heisser Kaliumoxalatlösung
entwickelt wurde. Durch Anwendung von Doppelsalzen des Ferri-
oxalates hatten die Genannten damals keine guten Kesultate erzielt. Im
Jahre 1887 fand aber Pizzighelli die Bedingungen, unter welchen
1) Es wirken ausser den oben genannten Salzen borsaure, benzoesaure uud
bernsteinsaure Alkalien, sowie kaustische Alkalien oder Alkalicarbonate als starke
Entwickler, weil sie aus dem im Lichte gebildeten Ferrooxalat das kräftig reducirende
Eisenoxydul ausscheiden. (Pizzighelli und Hübl, Die Platinotypie, 1883, S. 28.)
2) Eder’s Jahrbuch für Phot. 1890, S. 337. — Abney-Clark, Platinotype
1895, S. 104.
Die Platinotypie.
215
Ferrioxalat-Doppelsalze bei der Präparation von Platinotyppapier gute
Dienste leisten und bemerkte^ dass durch Beimengung von Natrium-
oxalat u. s. w. in die empfindliche Schicht die reducirende Kraft des im
Lichte entstandenen Ferrooxalates derartig gesteigert wird, dass ohne
weitere Anwendung einer Entwicklungsflüssigkeit ein schwarzes Platin-
bild entsteht. (Phot. Corresp. 1887, 1888; Eder’s Jahrb. f. Phot. 1888.)
Weitere eingehende Untersuchungen über den Platindruck machten
A. Lainer,!) Baron HübU) u. A.
Die ersten Platinpapiere brachte (1880) die englische Platinotype-
Comp. (London) in den Handel; es Avaren dies anfangs „Heiss-Ent-
wicklungs- Papiere“, zu welchen später die „ Kalt -Entwicklungs- Papiere“
(1892) kamen. In Oesterreich erzeugte Dr. Just in Wien gute Platin-
papiere (1883); ferner liefern solche Papiere: Dr. Hesekiel und Dr. Jacoby
in Berlin, sowie Unger u. Hoffmann in Dresden. Bei diesen Handels-
sorten von Platinpapieren Avurde namentlich auf die Stärke und Textur
des Papiers (glatt, mehr oder weniger rauh, dickes Aquarellpapier,
Pyramidenkornpapier u. s. w.) Rücksicht genommen und dadurch kam man
den Anforderungen der künstlerischen Photographie (namentlich für
grössere Bildformate) entgegen. Bald begann man es als nützlich zu
empfinden, dass diesen Platinpapieren eine allerdings sehr schöne, aber
etwas kalte grauschAvarze Färbung eigenthümlich war und es wurden
Mittel und Wege gefunden, um die Farbe der Platindrucke (theils mittels
gewisser Zusätze zur Präparation der empfindlichen Schicht, theils durch
Tonungsprocesse) in’s Braune oder in andere Nüancen zu variiren.
II. Darstellung der für Platinotypie erforderliclien Präparate.
1. Kaliumplatinchlorür.
Das Kaliumplatinchlorür (PtK.2Cl4), welches in schön roth-
braunen Krystallen krystallisirt, wird zur Herstellung von Platinbildern
fast ausschliesslich verwendet. Das Ammonium- oder Natrium doppelsalz
wirkt ähnlich (Hübl), ebenso das Platinbromür.
Darstellung des Kaliumplatinchlorür.
A. Durch Reduction von Platinchlorid mittels schwefeliger Säure
nach Pizzighelli und Hühl. Man reducirt Platinchlorid mittels schwefeliger Säure
zu Chlorür. 50 g Platinchlorid werden in 100 ccm Wasser gelöst, durch einWasser-
had auf ca. 100” C. erwärmt, und ein lebhafter Strom Amn gasförmiger, gewaschener,
schwefeliger Säure durch dieselbe geleitet. Nach einiger Zeit bemerkt man, dass die
intensiv gelb gefärbte Flüssigkeit roth zu werden beginnt, es ist dies ein Zeichen
1) Phot. Corresp.
2) Hühl, Der Platindruck, 1895.
216
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Kapitel.
dass das Platinchlorid schon zum grössten Theile in das Chlorür umgewandelt ist.
Von Zeit zu Zeit wird mittels eines Glasstahes ein Tropfen der Flüssigkeit auf ein
Uhrglas herausgehoben und geprüft, ob derselbe nach Zusatz eines Tropfens Chlor-
ammoniumlösung noch jenen gelben, für Platinchlorid charakteristischen Niederschlag
von Ammoniumplatinchlorid hervorbringt. Bemerkt man nur mehr eine geringe Bildung
von Ammoniumplatinchlorid, so mässigt man den Gasstrom, um das Ende der Reactiou
nicht zu überstürzen.
Ist endlich jener Moment eingetreten, in dem kein Niederschlag mehr entsteht
und sich ein solcher auch durch Reiben des Uhrglases mit dem Glasstabe nicht her-
vorbringen lässt, so wird der Gasstrom augenblicklich unterbrochen, da jetzt die Um-
wandlung des Chlorides vollendet ist, und jedes weitere Einleiten von schwefeliger
Säure schädlich wird, indem es mit einem Verlust an Platin gleichbedeutend ist. Bei
zu langer Einwirkung des Gases entsteht nämlich aus dem Chlorür Platinosulfit , ein
dui'ch organische Eisenoxydulsalze nicht reducirbares Platinsalz.
Die in dieser "Weise erhaltene Lösung besteht aus einem Gemisch von Platin-
chlorür, Schwefelsäure und freier Salzsäure.
Um dieselbe auf Kali um platinchlorür zu verarbeiten, wird sie nach dem Erkalten
in eine Porcellanschaale gegossen und eine heisse Lösung von 25 g Chlorkalium*)
in 50 ccm Wasser unter Umrühren zugefügt. Das Kaliumplatinchlorür scheidet sich
hierbei in Form eines Krystallmehles ab. Man lässt Erkalten, sammelt nach 24 Stunden
den Krystallbrei auf einem Filter, seiht die Mutterlauge ab, wäscht zunächst mit sehr
wenig Wasser und dann mit Alkohol so lange, bis derselbe nach dem Ahfliossen nicht
mehr sauer reagirt.
Das gewaschene Krystallmehl wird auf Filtrir- Papier ausgebreitet und bei Licht-
abschluss dem Trocknen überlassen.
Das in der Weise hergestellte Salz ist vollkommen rein und zur Bereitung der
Sensibilisirungsflüssigkeit geeignet; eine weitere Reinigung durch Umkrystallisiren ist
ganz unnütz.
Befolgt man genau die hier gegebenen Verhältnisse, so erhält man je 100 g
Platinchlorid (PtClj-2HCl-}-6H., 0) 74 — 75 g des Doppelsalzes, also eine Ausbeute
von ca. 93 Proc. der theoretischen Menge.
Die Mutterlauge arbeitetman gemeinschaftlich mit den anderen Platinrückständen auf.
Bezieht man das Kaliumchlorür käuflich-), so ist dasselbe auf seine Reinheit
in zweifacher Richtung zu prüfen:
1. muss 1 Theil des Salzes in ca. 6 Theilen kaltem Wasser vollkommen löslich
sein, und
2. darf die so hergestellte Lösung keine saure Reaction besitzen.
Das Kaliumplatinchlorür sowie seine wässerige Lösung ist vollkommen licht -
und luftbeständig und erfordert daher beim Auf bewahren keinerlei Vorsichtsmassregelii.
B. Durch Reduction von Kaliumplatinchlorür mittels Kupferchlorür.
Thomsen fand die Reaction K2PtClß-{-2CuCl = K., PtCl4-{-2CuCl.>, welche M. Gröger
in Wien zu einer guten Darstellungsmethode ausarbeitete (Eder’s Jahrbuch f. Phot.
1898. S. 442). 8 g krystallisirtes Kupferchlorid (CuCl., -|-2H, 0) werden in 100 ccm
kaltes Wasser gelegt und 1,4 g Zinkstaub kräftig geschüttelt. Ist ein gleichförmiger
Niederschlag von Kupferchlorür entstanden, so fügt man 10 g foiugeriebenes Kalium-
1) Der absichtlich gewählte Ueberschuss an Chlorkalium bezeckt ein möglichst
vollständiges Abscheiden des Doppelsalzes.
2) Zu beziehen von Dr. Just (Wien), Dr. Schuchard (Goerlitz) u. A.
Die Platinotypie.
217
platiuciilorid hinzu und schüttelt wieder. Dann gibt man 5 g Zinkoxyd in das Fläsch-
chen und schüttelt, bis die gelben Körnchen des Kalium platinchlorids verschwunden
sind. Der aus basischem Kupferchlorid und etwas überschüssigem Zinkoxyd bestehende
Niederschi ag wird abfiltrirt und mit kaltem "\Yasser ausgewaschen. Filtrat und "Waschwasser
werden mit Salzsäure angesäuert und bis zurBindung einer Krystallhaut eingedampft. Beim
Erkalten scheidet sich Kaliumplatinchlorür in Krystallen aus. Letztere werden mit
salzsäurehältigem, dann mit reinem Alkohol ausgewaschen und im Dunklen bei ge-
wöhnlicher Temperatur getrocknet. Beim darauffolgenden Behandeln mit der fünf-
fachen Menge kalten Wasser geht das Kaliumplatinchlorür vollständig in Lösung, das
Kaliumplatinchlorid dagegen nicht. Letzteres wird abfiltrirt und aus der Lösung
krystallisirt reines Kaliumplatinchlorür. Die Ausbeute ist sehr befriedigend.
Carey Lea’s Mefhode (Americ. Journ. of Science 1894; Eder’s Jahrbuch f.
Phot. 1895. S. 490; Chem. Centralbl. 1895. Bd. 1, S. 144). Der Darstellung von
Platinchlorür durch Reduction des Chlorides mit Natriumsulfit oder Hypophosphite
gibt ungünstigere Ausbeute.
C. Normal-Platinlösung. Zur Erzeugung von Platinotyppapier bereitet man
eine Lösung von 1 Theil Kaliumplatinchlorür in 6 Theilen destillirtem Wasser, welche
stets im Vorrath gehalten werden kann.
2. Ferrioxalat (Oxalsaures Eisenoxyd).
Darstellung von Ferrioxalat.
A. Darstellung von Ferrioxalat airs Eisenchlorid nach Pizzighelli
und Hübl. Die Darstellung dieser Lösung zerfällt in folgende Operationen:
1. die Herstellung des Eisenhydroxycles;
2. Lösen desselben in Oxalsäure;
3. Bestimmen des Eisen- und Oxalsäuregehaltes;
4. Verdünnen und Ansäuern der Lösung.
500 g Eisenchlorid werden in 5-^6 Liter Wasser gelöst und die zum Sieden
erhitzte Lösung so lange mit Natronlauge versetzt, bis sie auf Lackmus -Papier deut-
lich alkalisch reagirt. Es werden hierzu ca. 250 g Aetznatron nöthig sein. — Der
Niederschlag wird durch Decantireu so lange mit heissem Wasser gewaschen; bis
dieses keine alkalische Reaction mehr annimmt, dann auf ein Tuch gebracht und durch
Abpressen von dem grössten Theile des Wassers befreit. — Das so erhaltene Eiseu-
hydroxyd von breiartiger Consistenz wird mit ca. 200 g fester krystallisirter Oxalsäure
gemischt und die Mischung einige Tage, bei Lichtabschluss und einer Temperatur von
höchstens 30 Grad C. , sich selbst überlassen, wobei die Bildung des Ferrioxalates vor
sich geht.
Diesen Pr'ocess durch Digeriren bei höherer Temperatur zu unterstützen, möchten
wir entschieden abrathen, da (nach Eder und Valenta) schon bei mehrstündigem
Erwärmen auf 50 — 60 Grad eine theilweise Reduction zu Ferrooxalat stattfindet. Die
anfängliche Farbe der Lö.sung ist rein grün; bei fortgesetztem Digeriren wird sie
gelblichgrurn rmd zum Schlüsse grünlichbraun.
Ist dieser Moment eingetreten, so filtrirt man den ungelöst gebliebenen Eisen-
oxydrest ab und unterwirft die Flüssigkeit einer quantitativen chemischen Analyse^).
1) Man misst zu diesem Zwecke einige Cubikcentiiueter der Lösung ab, bestimmt
die Oxalsäure mass - analytisch mittels Kaliumpermanganat und in derselben Flüssig-
keit nach erfolgter Reduction durch Zink, in gleicher AVeise das Eisen. Man kann
218
Yierter Theil. Zweiundzwanzigstes Kapitel.
Aus dem Resultate der Analyse erfährt man die in 100 ccm Lösung enthaltene
Menge Ferrioxalat, sowie einen etwa noch vorhandenen geringen Ueberschuss an
Oxalsäure. Die Flüssigkeit wird nun mit so viel destillirtem Wasser verdünnt, dass
in je 100 ccm 20 g Ferrioxalat |L’e, (C^OJj] enthalten sind, worauf man noch so viel
feste, krystallisirte Oxalsäure zufügt, dass dieselbe, einschliesslich der schon in Lösung
befindlichen freien Säure, 6 — 8 Proc. des Ferrioxalates beträgt. (Normal-Ferri-
oxalat-Lösung).
B. Darstellung von Ferrioxalat aus Eisenammoniakalaun. Von
J. M. Eder wurde der gut kiystallisirende und deshalb viel leichter in constanter
Zusammensetzung zu erhaltende Eisenammoniakalaun (Ammoniumferrisulfat Fbj (804)3 ’
K, (SO4) + 2 4 H, 0) als Ausgangspunkt zur Darstellung von Ferrioxalat vorgeschlagen
und von W. Weissenberger ^), dann von A. Lainer-) und A. HübP) zur Aus-
arbeitung einer für die Zwecke der Platinotypie geeigneten Darstellungsmethode benutzt.
Wir wollen hier die Lainer'sche Vorschrift näher beschreiben: 100 g Eisen-
ammoniakalaun werden in möglichst wenig warmem Wasser gelöst und durch Ver-
dünnen mit kaltem Wasser auf das Volumen von 1 Liter gebracht. Nach völligem
Abkühlen der Eisenlösung versetzt man sie allmählich unter Umschütteln mit
200 ccm einer Lösung von Soda (1 : 2). Nach erfolgter Fällung lässt man den Nieder-
schlag absetzen und überzeugt sich durch einen abermaligen geringen Zusatz von
Soda -Lösung, dass die Fällung eine vollständige war. Nach völliger Fälhmg und
Klärung der über dem Niederschlage befindlichen Flüssigkeit wird letztere mittels
eines Hebers abgezogen , dann mit 1 Liter Brunnenwasser übergossen und aufgeschüttelt.
Später, nach eingetretener Klärung wird das Wasser wieder abgehebert und dieses
Auswaschen des Niederschlages so oft wiederholt, bis das V''aschw'asser nicht mehr
alkalisch reagirt. Nun bindet man über ein weites, grosses Glas ein Stück reine Lein-
wand, so dass diese einen flachen Sack bildet, belegt denselben mit zwei Lagen Filtrir-
papier, befeuchtet es und bringt den Eisenniederschlag möglichst vollständig auf das
Filtrirpapier. Es läuft ein klares Filtrat durch; man übergiesst noch zweimal mit
destillirtem Wasser und lässt dann 1 — 2 Tage abtropfen. Der Niederschlag verringert
dabei sein Volumen und wird rissig. In diesem Zustande lässt es sich am vollstän-
ständigsten von der Unterlage trennen und wird mittels eines Spatels möglichst voll-
ständig in ein ca. 300 cm fassendes Becherglas gebracht. Sodann wird in der
Dunkelkammer bei gelbem Lichte 37,6 g feingepulverte krystallisirte Oxalsäure
zum Eisenniederschlag gebracht und verrührt. Wenn sorgfältig gearbeitet wurde löst
sich der Niederschag bis auf eine kleine Menge auf. Die entstandene neutrale
Lösung von Ferrioxalat wird in der Dunkelkammer in eine Mensur abfiltrirt, mit
destilirtem Wasser auf 187 ccm eigänzt und dann mit 2,3 g pulverisirter krystallisirter
Oxalsäure augesäuert.
Die so erzeugte Normal-Ferrioxalatlösung hat dieselbe Zusammensetzung
wie die vorige d. h. 20 Proc. Ferrioxalat und 1,2 Proc. freie Oxalsäure.
auch — und zwar erscheint dies zweckmässiger — das Eisen in einer besonderen
Partie der Flüssigkeit gewichts- analytisch bestimmen, indem man eindampft, glüht,
mittels salpetersaurem Ammon einäschert und das zurückbleibende Eisenoxyd wägt.
1) Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1890. S. 70; Phot. Corresp. 1889. S. 420 und 609.
2) Phot. Corresp. 1894; Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1895. S. 490.
3) Hübl’s Platindruck. 1895. S. 10.
4) Zuviel freie Oxalsäure bewirkt Polarisationserscheiuungen in den Platincopien
(Lainer, Phot. Corresp. 1894. S. 336).
Die Platinotypie.
219
Für gewisse Zwecke ist ein Zusatz von Kaliumchlorat in die Sensibilisirungs-
lösung günstig, man thut am besten, eine mit Chlorat versetzte Eisenlösrmg für den
jeweiligen Gebrauch aufzubewahren. Man stellt dieselbe dar, indem man eine ab-
gemessene Menge der normalen Eisenlösung mit so viel Kaliumchlorat versetzt, dass
auf je 100 ccm Flüssigkeit 0,4 g des Salzes kommen. (Normal-Chlorateisenlösung.)
Zusatz von Platinchlorid oder besser von Natriumplatinchlorid bewirkt contrast-
reichere Copien mit reineren "Weissen.
Die Lösung von Ferrioxalat vermag zahlreiche wasserunlösliche Salze z. B.
Bleioxalat, Kaliumplatinchlorid, Quecksilber, "Wismuth und Kupferverbindungen auf-
zulösen; solche Zusätze verändern (beschleunigen) häufig die Bildentwicklung. (Hübl.)
C. Festes Ferrioxalat. Seit 1896 bringt die chemische Fabrik von Dr. Schuchardt
in Goerlitz trockenes Ferrioxalat in Form grünlichgelber Blättchen in den Biandel,
welche dui'ch Lösen in der 4 fachen Menge Wasser eine für Platindruck geeignete
Ferrioxalat -Normallösung liefert. Ein solches Präparat erhält man dirrch Eindampfen
der sub 1 und 2 beschriebenen Lösungen von Ferrioxalat im Vacuum bei möglichst
niedriger Temperatur.
3. Doppelsalze der Ferrioxalate.
Die Doppelsalze der Ferrioxalate mit Kalium-, Katrium- und
Ammoniumoxalat wurden bereits auf S. 196 beschrieben. Sie werden
gleichfalls im Platindruck verwendet. Eine Lösung von 50 g Natrium-
ferrioxalat in 100 ccm Wasser dient als Natriumferrioxalat-
Normallösung.
4, Eigenschaften und Aufbewahrung der Ferrioxalat -Lösung.
Die Ferrioxalatlösung ist eine gelblichgrüne Flüssigkeit vom spec.
Gewicht = 1,152. Sie ist im Handel erhältlich (Dr. Just in Wien,
Dr. Schuchard in Goerhtz, Schering in Berlin, Dr. Jacoby in
Berlin u. A.) und soll im Finstern an einem kühlen Orte auf-
bewahrt werden. Eine käuflich bezogene Ferrioxalatlösung ist mit
einer Lösung von rotheni Blutlaugensalz zu prüfen (es darf keine oder
eine schwach grünliche Färbung entstehen, Abwesenheit von Ferrosalz);
ferner darf sich die Lösung mit der zehnfachen Menge Wasser gekocht
und verdünnt nicht trüben (Abwesenheit basischer Ferrioxalate).
5. Zusätze fremder Substanzen und ihre Wirkung zum Ferrioxalat.
Oxydirende Substanzen, wie Kaliumchlorat, Bichromat u. s. w. führen
theilweise das Platinchlorür in Chlorid über, welches härtere Bilder gibt;
schon ein minimaler Gehalt von 0,01 Proc. Kaliumchlorat übt einen Einfluss
aus. Zusatz von Platinchlorid oder seinen Doppelsalzen vermehren im
selben Sinne die Contraste der Platinbilder (Pizzighelli, Hübl, Lainer).
II. Wahl und Vorpräparation des ßohpapieres.
Je nach der Beschaffenheit der zu copirenden Bilder wird man
Papier von glatter oder von rauher Oberfläche wählen. Bilder, bei
220
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Kapitel.
welchen es hauptsächlich auf die Wiedergabe selbst der feinsten Details
ankommt, wie kleinere Porträte, erfordern ein glattes Papier; solche
hingegen, bei welchen der Gesammteindruck massgebend ist oder welche
mit Kreide oder Farbe weiter ausgeführt werden sollen, wie Landschaften,
Repro ductionen von Gemälden, Vergrösserungen u. s. w. werden häufig
auf rauhem Papier copirt.
Gute Sorten von Papier für Platindruck sind Rives-^) und Stein-
bachpapier, Schöpfpapier No. 27 der Neusiedler Aktiengesellschaft für
Papierfabrikation in Wien, Rollenzeichenpapier von Schleicher & Schüll
in Düren; auch Bristol-Carton eignet sich gut.
Es ist zu berücksichtigen, dass zahlreiche im Handel vorkommende
Papiere mit Ultramarin gebläut sind; derartige Papiere werden beim
Behandeln mit Salzsäure gelblich und sind zu vermeiden. Am zweck-
mässigsten sind Papiere, die mit Cobaltblau (Smalte) gebläut sind. i
Das käufliche Papier muss vor der Sensibilisirung einer Yorprä-
paration mit Gelatine-, Arrow-root- oder Algein-Lösung unterzogen
werden. Diese Yorpräparation wird zu dem Zwecke unternommen, um
die Poren des Papieres theihveise zu füllen, so dass die Sensibilisirungs-
lösung nicht zu sehr in die Papiermasse sinken kann. Ganz dürfen die i
Poren nicht geschlossen werden, da sonst die lediglich aus Platin im !
feinst vertheilten Zustande bestehenden Bilder zu sehr auf der Ober-
fläche des Papieres liegen und beim Entwickeln leicht abgeschwemmt
werden würden.
Gelatine-Papiere geben mehr bläulichschwarze, Arrow-root-Papiere ;
mehr braunschwarze Töne; dieser Farben -Unterschied tritt bei glatten '
Papieren mehr hervor als bei rauhen.
Da Gelatine-Leimung die Eigenthümlichkeit hat, geringe Mengen
von Platin- sowie auch von Eisensalzen hartnäckig zurückzuhalten, so
geben derartig vorpräparirte Papiere den Platinbildern die Neigung
zum Yergiiben. Man bevorzugt deshalb Stärke^), isländisches Moos,
Traganth, Agar-Agar.
A. Yorpräparation gut geleimter Papiere.
Gut geleimte Papiere (Rives, Steinbach, Rollenzeichenpapiere) sind
an und für sich gut geleimt und brauchen nur mit einer 1 procentigen
Stärkelösung vorpräparirt zu werden, z.B. 10 g Arrow-root werden mit etwas
1) Rives, 19 Kilo -Papier, glatt, ist selir häufig gebraucht, ebenso 19 Kilo -Papier,
rauh; ferner glatter elfenheinartiger 47 Kilo-Cartou und rauhes cartonartiges 32 Kilo -
Papier; auch whatmanartiges Rives -Papier (mittel und stark rauh) wird mit Erfolg
verwendet.
2) Hühl, Platindruck. 1895. S. 32.
Die Platinotypie.
221
Wasser in einer Eeibschale verrieben und langsam unter Rühren in 2/4 bis
1 Liter siedendes Wasser gegossen. Diese Lösung wird mittels eines
Schwammes (oder weichen Borstenpinsels) auf den Papierbogen, welcher
durch Heftnägel auf ein Brett gespannt ist, reichlich gestrichen und dieser
zum Trocknen aufgehängt. Man kann auch den Bogen ganz in diese
Lösung oder in 10 Thl. Arrow-root, 800 Thl. Wasser und 200 Thl.
Alcohol untertauchen und zum Trocknen aufhängen (gibt mehr bräun-
liche Bilder). [Für schwarze Bilder nimmt man als Y orpräparation :
10 g Gelatine, 800 ccm Wasser, 3 g Alaun und 200 ccm Alcohol; ist im
Allgemeinen weniger zu empfehlen als Arrow-root.] Papiere mit tiefem
Korn müssen mit Stärkepräparation bestrichen und mittels eines lang-
haarigen, breiten, weichen Vertreib -Pinsels so lange behandelt werden,
bis die Papierobertläche nass wird.
B. Yorpräparation von schlecht geleimten Papieren.
Stark saugende Papiere (Aquarell-, Schöpfpapier u. s. w.) werden
stets in Tassen mit den oben beschriebenen Leimungsflüssigkeiten während
5 — 30 Min. untergetaucht und danach getrocknet. Unter Umständen
muss man die Leimungsflüssigkeiten stärker (mit der Hälfte Wasser)
herstellen. Englische Aquarellpapiere (Whatman-, Zander-, Heading-
Papier) müssen zuvor entleimt werden (s. Silbercopirverfahren S. 99).
III. Ueberzielien des Papieres mit der Platin -Eiseiilösimg.
Unmittelbar vor dem Gebrauche würd der Grösse der zu sensibili-
sirenden Bogen entsprechend, eine der weiter unten angegebenen
Mischungen von Platin- und Eisenlösung in einer Mensur bereitet.
Auf je einen Bogen Papier (50 x 70 cm) nimmt man
8 bis 10 ccm einer der unten erwähnten Platin -Eisenlösungen
(s. S. 223); die Flüssigkeitsmenge variirt mit dem Aufsaugungs-
vermögen des Papieres.
Das zu überziehende Papier wird mit zwei Heftnägeln
auf ein mit Papier belegtes Reissbrett (oder Tischplatte) be-
festigt, das erforderliche abgemessene Quantum der Platin-
Eisenlösung in die Mitte des Bogens gegossen und mittels
eines käuflichen ohne Metall gefassten sog. Leimpinsels (Eüg. 72)
oder einer schmalen aus weichen Haaren hergestellten Bürste
von 10 cm Länge und 3 cm Breite rasch über die ganze
Papierfläche vertheilt. Hierauf entfernt man die Heftnägel, denn der
feuchte Bogen bleibt auch ohne Befestigung liegen. Die Edüssigkeit
wird nun vertheilt, indem man den Bogen abwechselnd nach der Breite
222 Vierter Tlieil. Zweiiuidzwanzigstes Kapitel.
und Länge überfährt, bis der Bogen gleichmässig nass und frei von
Strichen ist.
Die Operation muss bei schwachem Gaslicht oder in der
Dunkelkammer bei hellgelbem Licht vorgenommen werden. Gedämpftes
Tageslicht ist gefährlich (Schleierbildung).
Enthält die Sensibilisirung Eisenoxaiat- Doppelsalze, welchen eine
grosse Neigung zur Krystallbildung zukommt, so muss besonders bei
Papieren mit nicht saugender, harter Oberfläche die Krystallisation ver-
hindert werden. Würde man nämlich ein solches Papier in noch nassem
Zustande zum Trocknen aufhängen, so würde es sich mit einer Unzahl
kleiner glitzernder Kryställchen bedecken, die das Zu-
standekommen glatter Töne verhindern.
Man behandelt in diesem Falle die noch gleich-
mässig nasse Oberfläche des Papiers mit einem breiten
langhaarigen Pinsel, dem sogen. Vertreiber (Fig. 73).
Dieser wird in raschen kreisförmigen Bewegungen, unter
leichtem Druck so lange über das Papier geführt, bis
jeder Feuchtigkeitsglanz verschwunden ist und die Ober-
fläche ein gleichmässig mattes Aussehen zeigt. Dann
erst wird der Bogen getrocknet.
Auch bei Gegenwart von Arrow- root, Gummi oder
Gelatine in der Sensibilisirung ist das Behandeln mit
dem Vertreibpinsel nothwendig. Diese Substanzen
veranlassen nämlich das Entstehen zahlloser kleiner
Luftbläschen, und da überdies der dicklichen Flüssig-
keit die Neigung sich auszubreiten fehlt, so würde nach
dem Trocknen jeder Pinselstrich sichtbar sein. (Hübl.)
Der so präparirte Bogen wird mittels Klammern oder Heftnägeln
im dunkeln Baume aufgehängt, und sobald die Feuchtigkeit von
der Oberfläche verschwunden ist, bei mässiger Wärme (30 bis
40 Grad C.) in der Nähe eines Ofens oder in einem Trockenkasten
scharf getrocknet.
Wird das Papier zu früh in der Wärme getrocknet, so bleibt die
Sensibilisirungsflüssigkeit zu sehr auf der Oberfläche des Papieres, und
das Bild geht beim Entwickeln leicht herab. Bleibt das Papier hin-
wieder zu lange stehen, bevor es in der Wärme getrocknet wird, so
sinkt die Sensibilisirungsflüssigkeit zu tief in die Papiermasse, und das
Bild erscheint dann flau, ohne satte Schwärzen. Als Regel kann man
annehmen, dass der Trocknungsprocess, vom beendigten Aufstreichen
angefangen, nicht länger als Y2 bis 1 Stunde dauern darf.
Fig. 73.
Die Platinotypie.
223
Die Temperatur beim scharfen Trocknen soll die oben angegebenen
Grenzen nicht überschreiten, da sonst eine partielle Eeduction des Eisen-
salzes auch bei Lichtabschluss stattfindet.
Im Winter kann man das Papier in der Nähe eines Ofens trocknen,
oder man bewegt es über einer Flamme hin und her oder man braucht
Trockenkästen (ähnlich wie für Lichtdruckplatten).
IV. Aufbewaliriing- der Platinpapiere.
Jedes Papier, welches Ferrioxalat enthält, verändert sich auch im
hinzutritt ; es wird
In vollkommen
wenn Feuchtigkeit
D
Finstern allmählich von selbst,
unter Bildung basischer Eisensalze bräunlich (Hübl).
trockenem Zustande ist es wochen-
oder monatelang haltbar, erfährt aber
dann anch allmählich eine Y eränderung,
indem ein Th eil des Ferrioxalates in
Ferrooxalat übergeht i) und dann im
Platinbilde einen grauen Ton (Schleier)
erzeugt, welcher altes Platinpapier
minderwerthig resp. unverwendbar
macht.
Noch zersetzlicher als die Papiere
mit Ferrioxalat sind jene Platin-Aus-
copirpapiere mit Natriumferrioxalat.
Um das Platinpapier einige Mo-
nate lang aufzubewahren, schliesst
man sie in Büchsen von paraffinirtem
Papier oder besser in Chlorcalcinm-
Trockenbüchsen ein und verschliesst dieselben luftdicht (Anlegen eines
Kautschukringes um den Deckelrand) oder verlöthet sie.
Bunde Trockenbüchsen (seltener kastenartige) sind häufig im Ge-
brauche (Fig. 73 und 74). Der Deckel B der Büchse A besteht aus
zwei Theilen; der untere Theil U, welcher auf die Büchse aufgesteckt
wird, enthält den siebartig durchlöcherten Einsatz a, worin das in Fliess-
papier eingewickelte vollkommen trockene Chlorcalcium oder Asbest,
mit geschmolzenem Chlorcalcium getränkt, sich befindet; der obere
Theil D dient zum Abschluss des Behälters a. In feuchten Localen
wird es sich empfehlen, die Fugen mn durch darüber gestreifte Gummi-
ringe luftdicht zu schliessen.
Fig. 74.
Fig. 75.
1) Diese Eeaction wird duivh Kaliumplatinchloriir befördert, indem dieses all-
mälilicb zu Chlorid umgewandelt und das Ferrisalz reducirt wird (Hübl).
w
224 Agierter Theil. Zweiundzwanzigstes Capitel.
Das feuchte Chlorcalcium kann man leicht durch Erhitzen in einem
eisernen Gefässe entwässern und hierdurch wieder brauchbar machen.
V. Yerscliicdene Methoden der Sensihilisirung und Entwicklung'
von Platinpapier.
Wie bereits zu Anfang dieses Capitels erwähnt wurde, kennt man
verschiedene Methoden der Sensibilisiruug von Platinj^apier, wmlche ver-
schiedenartige Entwicklung verlangen.
1. Platin-Eisenpapier mit platinfreier Entwicklung. Es
besteht der Hauptsache nach aus Kaliumplatinchlorür und Eerrioxalat.
Je nach den Mischungsverhältnissen der sensiblen Schicht kann man
das schwach ancopirte Bild mit heisser oder aber mit kalter Kaliuni-
oxalat- Lösung entwickeln und unterscheidet die Unterabtheilungen:
A. Heiss-Entwickluugsprocess und
B. Kalt-Entwicklungsprocess.
2. Eisenpapiere mit platinhaltigem Entwickler.
3. Platinpapier mit Selbstentwicklung in der Schicht (Aus-
copirpapier).
Alle diese Arten von Platinpapieren geben brauchbare Eesultate
und es lässt sich der Farbenton der Platinbilder durch gewisse Zusätze
von blauschwarz bis braun variiren oder hinterher durch Tonungs-
process verändern.
1. Darstellung von Platin -Eisenpapier mit platinfreier Entwicklung.
A. Platinpapier mit Heiss -Entwicklung.
Erste Methode zum Sensibilisiren des Papieres:
Die Sensibilisirungslösung besteht:
Für Negative, wie solche beim Silberdruck verwendet werden:
24 ccm Normal-Platinlösung (s. S. 216),
14 „ Normal -Eerrioxalatlösung (s. S. 217),
8 „ Chlorat- Eisenlösung (s. S. 218).
Für flaue Negative, Reproductionen, Stiche u. s. w. :
24 ccm Platinlösung,
22 „ Chlorat-Eisenlösung.
Für harte Negative:
24 ccm Normal -Platinlösung,
22 „ Normal-Ferrioxalatlösung.
1 ccm dieser Lösungen genügt zur Präparation von ca. 350 qcm
Papierfläche oder 10 ccm pro 1 Bogen Papier vom Formate 50 x 66 cm.
Bei stärker saugendem Papier setzt man noch 4 ccm Wasser zu.
1
Die Platinotypie.
225
ZAYeite Methode zum Sensibilisiren des Papieres:
Man mischt 6 ccm Normal-Platinlösung, 9 ccm Ferrioxalatiösung
(s. S. 217) und fügt 1 — 2 Tropfen einer Lösung von Natriuraplatin-
chlorid (1:10) hinzu, welches letztere die Lichter rein weiss erhält; um
contrastreichere Copien zu erzielen, setzt man dem Gemisch ca. 10 Tropfen
Kaliumbichromat- Lösung (1 : 100) zu. Bei stärker saugendem Papiere
werden noch 4 ccm Wasser zugesetzt.
15 — 20 ccm dieses Gemisches genügen zur Präparation von ca. 2 Bogen
Papier vom Formate 50 x 66 cm. Gibt neutrale schwarze Bilder. Für
blauschwarze Bilder wird 1 ccm einer Lösung von Oxalsäure- Gelatine-
lösung ^) zugesetzt; ein kleiner Zusatz von Ammoniumoxalat unterstützt
das Entstehen blauschwarzer Töne ( La in er ^).
Bei stärker saugendem Papier setzt man dieser Mischung 4 ccm
Wasser zu. Bas Papier soll vor dem Sensibilisiren nicht zu trocken
sein, es ist daher zweckmässig, dasselbe zunächst einige Stunden in
einen feuchten Baum zu legen.
Die Lösung wird mittels eines Borstenpinsels aufgetragen, und
dann das Papier bei 30 — 40 Grad scharf getrocknet.
Bas sensibilisirte Papier muss in Chlorcalciumbüchsen aufbewahrt
werden.
Copiren der Bilder.
Basselbe erfordert, besonders bei trübem Wetter, eine viel kürzere
(Y2 — V4) Exposition als bei Anwendung von Albuminpapier. Bei rich-
tiger Copirzeit sind die Einzelheiten in den Lichtern der Copien nur
sehr schwach sichtbar. Gelbes Licht (Gas- oder Lampenlicht) gestattet
zufolge des Umstandes, dass die gelbe Farbe der Präparation aufgehoben
erscheint, eine günstigere Beurtheilung. Eine genaue Abschätzung des
Copirgrades bietet mitunter auch dadurch Schwierigkeit, dass ein ganz
geringer Grad von Feuchtigkeit die Copie deutlicher hervortreten macht.
Um ganz sicher zu gehen, benutzt man mitunter ein Photometer (Vogel,
Savayer), indem man vorerst auf einem schmalen Streifen des Platin-
papieres, welches die grössten Contraste des Negatives überdeckt,
Copirproben anstellt.
Entwickeln der Bilder.
a) Für schwarze Töne. Als Entwicklungslösung dient eine auf
ca. 80 Grad C. erwärmte, mit Oxalsäure oder Citrouensäure stark an-
1) 2 g Gelatine, 20 ccm Wasser und 0,5 g Oxalsäure. (Nach Hübl, Platia-
druck 1895, S. 76.)
2) Phot. Corresp. 1893, S. 286 und 1894, S. 336.
T
226 Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Capitel.
gesäuerte^), kalt gesättigte Lösung (1 : 3) von neutralem Kaüumoxalat.
Das Bild wird mit derselben übergossen. — Eeicblicli belichtete Copien
können in einer kalten wässerigen Oxalatlösung hervorgerufen werden.®)
Höhere Temperatur des Entwicklers bewirkt rascheres und tieferes
Schwärzen der Bildstellen, weshalb bei dieser Art von Platin -Entwick-
lung die Warm -Entwicklung bevorzugt wird.
Man giesst die heisse Lösung reichlich über das auf den Boden einer
schräg gehaltenen Tasse gelegte, schwach ancopirte Platinbild; die Ent-
wicklung erfolgt plötzlich und Avird durch Eintauchen in ein Salzsäure-
bad gehemmt (s. u.). Diese Methode ist besser als Schwimmenlassen
(Schicht nach unten) auf einer Entwicklerlösung, weil man in ersterem
Palle den Fortgang der Entwicklung besser controlliren kann.
Als Verzögerer bei diesem Entwicklungsprocess wirkt der Zusatz
oxydirender Substanzen zum Kaliumoxalat (z. B. unterchlorigsaures Kali,
Kaliumbichromat) ; Chlor- oder Bromsalze verhindern das Zustande-
kommen intensiver Schwärze; Natriumsulfit verhindert die entwickelnde
Elraft der OxalatentAvicklung gänzlich, wmil nicht reducirbares Platin-
sulfit entsteht (Hübl).
b) Für braune Töne mittels Quecksilbersalzen. Es werden
der zum Entwickeln dienenden concentrirten Kaliumoxalatlösung y, bis
1 Proc. Quecksilberchlorid zugesetzt, z. B. 300 Thl. Kaliumoxalat, 1000 Thl.
Wasser und 5 Thl. Quecksilberchlorid gelöst in 100 ccm heissem Wasser.
Man erwärmt die Oxalatlösung auf 80 Grad C. und fügt dann die Queck-
silberlösung zu. Der Farbenton varürt mit der Menge des Quecksilber-
salzes. Zusatz von etAva 4 Proc. Citronensäure oder Oxalsäure zum Ent-
wickler wirkt günstig (Hübl). Der quecksilberhaltige Entwickler muss
immer frisch bereitet werden.
Nach Hübl wirkt ein Gemisch von Kaliumoxalat mit Phosphat (s.S.213)
günstiger auf die Entstehung von sepiabraunen Platinbildern, nament-
lich Avenn man das Quecksilberchlorid gleich von vornherein der Platin-
präparation der Papiere zusetzt (4 ccm Normal -Platinlösung, 6 ccm
Normal -Ferrioxalatlösung, 1 ccm Quecksilberchlorid (1:20), 2 Tropfen
1) Säurezusatz ist nicht unbedingt nöthig; er Avirkt dem Gelbwerden der Papiere
durch Eisenverbindungen entgegen.
2) Auch Natriumacetat (mit etwas Oxalsäure versetzt) oder Natriumcitrat ent-
Avickeln das Platinbild (Pizzigbelli und Hübl); ebenso kalte Natriumcarbonatlösung
(Cox, 1886).
3) Mallmann und Scolik (Phot. Rundschau 1887, S. 157); Liebig (Eder’s
Jahrb. f. Phot. 1888, S. 338). Die Temperatur’ des Entwicklers ist für den Farbenton
von Einfluss. Heisser Oxalatentwickler gibt mehr bräunliche, kalter mehr blau-
schwarze Nüancen (Lainer).
Die Plaünotypie.
227
Natriumplatinchloridlösung (1:10) und, falls man sehr rauhes Papier
verwendet, noch 4 ccm "Wasser ^). Für solches Papier kann der Ent-
wickler frei von Quecksilber sein, z. B. 100 Thl. Ealiumoxalat, 50 Thl.
Kaliumphosphat, 20 Thl. Citronensäure, 10 Thl. Chlorkalium, 1000 Thl.
Wasser; Temperatur 70 Grad C. — Mit diesem Entwickler kann auch
gewöhnliches Heiss -Entwicklungspapier (s. S. 223) mit brauner Farbe
entwickelt werden, wenn man ersterem 1 Proc. Quecksilberchlorid zu-
setzt und hei 80 Grad C. entwickelt.
Fixirung und Wässern der Platinbilder.
Nach dem Entwickeln werden die Bilder in eine Lösung von 1 Thl.
Salzsäure in 80 Thl. Wasser gebracht, und einige Minuten darin belassen.
Biese Salzsäurelösung wird zwei- bis dreimal gewechselt, bis die Papier-
schicht die gelbe Färbung (Eisen- und Platinsalz) verloren hat. Schliess-
lich wäscht man 1 — 2 Stunden in fliessendem Wasser und trocknet.
B. Sepia- Platinpapier mittels Palladiumsalzen ^) und heisser Entwicklung.
Man mischt 5 ccm Kalium-Platinchlorürlösung (1 : 6), 12 ccm Nor-
mal-Ferrioxalatlösung, 5 ccm Kalium-Palladiumchlorüiiösung (1 : 6),
10 — 20 Tropfen Katriumpiatinchloridlösung (1:10), 10 — 15 Tropfen
Quecksilberchloridlösung (1 : 20) und 5 ccm Wasser. — Es wird mit
warmer Kaliumoxalatlösung (s. S. 225) entwickelt.
Die Farbennüance ist etwas anders als bei den nur mittels Queck-
silbersalzen erzielten, soeben beschriebenen braunen Platinbildern.
C. Platinpapier mit kalter Entwicklung.
Jedes reichlich belichtete Heiss -Entwicklungs- Platinpapier lässt
sich auch mit concentrirter kalter Kaliumoxalatlösung schön entwickeln.
Gewisse Zusätze zu der sensiblen Schicht (z. B. Bleioxalat, Ammonium-
ferrioxalat), oder zum Entwickler (z. B. Kaliumphosphat®) befördern die
Entstehung kräftiger Copien beim Kalt-Entwicklungsprocess.
Das Kalt -Entwicklungspapier mit gewöhnlichem Kalium-
oxalat-Entwickler (zuerst von Willis 1892 auf den Markt gebracht^)
hat gegenwärtig besonders grosse Verbreitung gefunden.
1) Eine andere Eormel gab A. Lainer (Phot. Corresp. , Bd. 30, S. 325): 6 Thl.
Kaliumplatinchlorüiiösung (1 : 6), 2,5 Thl. Normal -Eisenlösung (S. 217), 3 Thl. Normal-
Eisenchloratlösung (S. 218) und 1,2 Thl. kalt gesättigte Quecksilberchloridlösung.
2) Kaliumpalladiumchlorür (PdKgClJ bildet bräunliche, in Wasser lös-
liche Krystalle.
3) Willis (Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1892, S. 449).
4) Eder’s Jahrhuch für 1892, S. 486; 1893, S. 436.
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
16
228
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Ca23itel.
Untersuchungen zur Herstellung von Kalt- Entwicklungspapier rühren
von Prof. A. Lainer^) und Baron HübU) her.
Erste Methode (mit platinfreiem Entwickler).
Die Papiere werden mit einer Lösung von 8 g Gelatine in 400 ccm
Wasser und Zusatz von 1 g Alaun vorpräparirt (Ueberstreichen mit
einem Schwamm) und dann mit folgender Platin-Blei-Eisenlösung be-
strichen.
Darstellung der Blei-Eisenlösung (Hühl). Man löst in je
100 ccm der normalen Ferrioxalatlösung 1 g trockenes oxalsaures Blei
(hergestellt durch Fällen von 10 g Bleizucker gelöst in 100 ccm Wasser
durch Zusatz von 4 g Oxalsäure, welche zuvor in Wasser gelöst
wurde) auf.
Die Platin-Blei-Eisenlösung wird durch Mischen von 6 ccm
Blei-Eisenlösung, 4 ccm Kalium -Platinchlorürlösung (1 : 6) und event.
(wenn das Papier stark saugt) 2 — 3 ccm Wasser und Zusatz von 15 bis
20 Tropfen Kaliumbichromatlösung (1 : 100) hergestellt. (Für dichte
Negative ist weniger Chromat besser, weil sonst die Bilder hart werden,
z. B. die Hälfte.)
Damit bestreicht man die gelatinirten Papiere, ti’ocknet, belichtet
und entwickelt mit einer kalt gesättigten Lösung von neutralem , oxal-
saurem Kali bei gewöhnlicher Temperatur (nicht selten ist eine Tem-
peratur von 20 — 30 Grad C. günstiger). Am besten ist das Auf-
streichen dieses Entwicklers mit einem breiten Pinsel auf das
(auf ein Brett gespannte) Papier. Glycerin wirkt hemmend, was beim
Aufträgen des Entwicklers mit dem Pinsel von Werth sein kann (z. B.
Zusatz von Yg bis gleichen Theil Glycerin zur Kaliumoxalatlösung ^) oder
Anwendung eines Gemisches von 20 g Kaliumoxalat, 60 ccm Wasser
und 12 ccm Glycerin. Y
Für blauschwarze Platindrucke wird Oxalatphosphat empfohlen:
480 ccm Wasser, 40 g Kaliumoxalat, 8 g Kaliumphosphat und 1 g
Kaliumsulfat (Dr. Jacoby^); Vermehrung des Kaliumoxalats auf’s drei-
fache vermehrt die Energie.
Die Pixirung erfolgt im Salzsäurebad, ganz so wie bei den Heiss -
Entwicklungspapieren (S. 227).
1) Eder’s Jahrbuch für 1895. S. 287. (Daselbst ist auch die Eeaction des Bi-
chromats und von Natriumplatinchlorid zur Vermehrung der Brillanz beschrieben.)
2) Hü bl, Die Platinotypie. 1895.
3) Maes (Eder’s .Jahrbuch für 1894. S. 436).
4) Gaedicke, Platinverfahren. 1897. S. 52.
5) Gaedicke a. a. 0.
Die Platinotypie.
229
Zweite Methode zur Herstellung von Kalt-Entwicklungspapier
(besonders für Strichreproductionen) mit Platin im Entwickler.
Die Platinotypie mit kalten, platinhaltigen Entwicklern wurde von
Willis (1888) eingeführt. Diese Methode besteht darin, dass man
wenig Platinsalz in die sensible Papierschicht gibt, den restlichen Theil
; derselben in den Entwickler bringt und durch Zusatz von orthophos-
phorsaurem Kali zum Kaliumoxalat die Entwicklung befördert. Das
^ Verfahren steht wenig in Anwendung; für Strichreproductionen hat es
! Baron Hübl ausgearbeitet und sich in unseren Händen bewährt.
Die Papiere werden mit Arrow-root vorpräparirt (s.S. 219) und dann mit
I folgender Platin-Blei-Eisenlösung bestrichen. — Die Präparationsflüssig-
keit wird durch Mischen von 10 ccm Blei-Eisenlösung mit 1 ccm Kalium-
Platinchlorürlösung hergestellt; für weiche, wenig gedeckte Kegative mischt
iman 10 ccm Blei -Eisenlösung (s.S. 228), 0,6 ccm Kalium -Platinchlorür-
lösung (1:6) und 0,8 ccm Katrium-Platinchloridlösung (1:10), welch
letzteres jedoch zuletzt gesondert zugesetzt werden muss; für kleine,
weiche Negative mischt man 10 ccm Blei -Eisenlösung mit 1,6 ccm
^ Natrium -Platin Chloridlösung (1 : 10). — Vermehrung (Verdopplung) des
Natrium-Platinchlorids bewirkt Vermehrung der Contraste der Bilder
i und Entstehung tieferer Schwärzen. Man kann diese Präparations-
I flüssigkeit noch mit der Hälfte Wasser verdünnen und auch den Platin-
gehalt auf die Hälfte herabsetzen. — Als Entwickler dient: 1 ccm
♦ Kalium -Platinchlorürlösung (1:6) und 10 — 20 ccm einer Lösung von
Oxalatphosphatlösung (hergestellt aus 100 Thl. Kaliuinoxalat, 50 Thl.
: phosphorsaurem Kali und 1000 Thl. Wasser) und 2 ccm Glycerin. Der
j Entwickler wird mittels eines Pinsels aufgetragen (Baron Hübl).
I Das Fixiren erfolgt mit Salzsäure, wie auf S. 227 angegeben wurde.
i
D. Platinpapier mit Selbstentwicklung (Auscopirpapier).
Pizzighelli machte im Jahre 1887 Versuche zur Erlangung von
Platinbildern direct im Copirrahmen, wobei also die Reduction
des Platinsalzes schon ganz oder wenigstens zum grösseren
Theil im Copirrahmen stattfindet, und ist hierbei zu sehr befrie-
digenden Resultaten gelangt.
Das Princip des Verfahrens besteht in Felgendem: Wenn man zur
Sensibilisirungslösung Kaliumoxalat oder Natrium- oder Ammonium-
oxalat hinzufügt, welche sonst zur Entwicklung benutzt werden, so
werden dieselben während des Copirens, unter Einfluss der Luft-
feuchtigkeit, an jenen Stellen, an welchen eine Lichtwirkung statt-
1) Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1891. S. 524.
16*
230
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Capitel.
findet, eine Reduction des Platinsalzes zu metallischem Platin bewirken.
Man kann gleich von vornherein die Doppelsalze von Ferrioxalat mit
den genannten Oxalaten benutzen.
Pizzighelli gibt dem Natriumferrioxalat den Vorzug vor dem
Ammonium -Doppelsalz, weil letzteres weniger brillante und mehr bläu-
liche Copien gibt. Das Kalium -Doppelsalz ist zu wenig empfindlich
und zu schwer löslich.
Pizzighelli beschreibt mehrere Methoden der Präparation ^), von
welchen wir hier nur eine anführen. Pizzighelli fügte Gummi und
Glfcerin der Papierpräparation zu; das letztere hat den Zweck, die
zur Bildentwicklung nöthige Feuchtigkeit leichter in die Papierschicht
zu bringen.
Empfindliche Mischung besteht aus:
^ I Kalium platinchlorür 10 g,
\ destillirtes Wasser 60 ccm.
Ammoniumferrioxalat .... 40 g,
g Gummi arabicum gepulv. ... 40 g,
Kaliumoxalatlösung (5 : 100) . . 100 ccm,
Glycerin 3 ccm.
^ I Eisengummilösung B 100 ccm,
\ Kaliumchloratlösung (1 : 20) . . 8 ccm.
' Quecksilberchloridlösung (1:100). 20 ccm,
^ Kalium Oxalatlösung (5 : 100) . . 40 ccm,
Gummi arabicum gepulv. ... 24 g,
Glycerin 2 ccm.
Lösungen C und D sind lichtempfindlich, müssen daher ira Dunkeln
aufbewahrt werden.
Lösung B wird in der Weise hergestellt, dass man die Kalium-
oxalatlösung auf ca. 40 — 50 Grad C. erwärmt, darin dann das Ferri-
salz und das Glycerin löst und die warme Lösung zu dem in einer
Reibschale befindlichen Gummi unter Umrühren nach und nach zufügt.
Man verreibt eine Zeit lang und lässt dann die Mischung durch einige
Stunden stehen, damit sich etwa zusammengeballte und ungelöste
Gummitheilchen vollkommen lösen können. Man verreibt dann noch
gut und seiht die Lösung durch ein reines Tuch in eine weithalsige
Flasche. Die dickflüssige Lösung ist trübe und von grüner Farbe.
Mit der Zeit bildet sich ein feiner Niederschlag, der vor dem
Gebrauche gut aufgerührt wird. Auch diese Lösung ist lichtempfindlich.
1) Phot. Corresp. 1887. Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1888. S. 335. — Neuere Vor-
schriften Pizzighelli’s (Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1892. S. 42).
Die Platinotypie.
231
Zur Präparation des mit Arrow -root vorpraparirten Papieres werden
die Lösungen in folgenden Yerhältnissen gemischt:
Für schwarze Bilder und Negative mittlerer Dichte:
Platinlösung A . . . .
Gummieisenlösung B . .
Gummichlorateisenlösung C
5 ccm
6 „
9
Zusammen 13 ccm
Für sepiabraune Bilder:
Platinlösung A 5 ccm
Gummichlorateisenlösung C . . . 4 „
Gummiquecksilberchloridlösung D 4 „
Menge für
einen Bogen
45x58 cm.
Zusammen 13 ccm
Menge für
einen Bogen
45x48 cm.
Nicht völlig auscopirte Bilder kann man mit einer kalten 5pro-
centigen Lösung von Kaliumoxalat oder Soda fertig entwickeln.
Zur Fixirung werden die Platindrucke wie bei der vorigen Methode
mit Salzsäure behandelt und gewaschen.
Eine andere gute Vorschrift rührt von Baron Hühl her:
4 ccm Kaliumplatinchlorürlösung (1:6), 6 ccm Natriumferrioxalatlösung
(1:2), 4 ccm Gummiarabicumlösung (1:2) und (für weiche Matrizen)
3 — 10 Tropfen Natriumplatinchloridlösung (1 : 10) oder ebensoviel
Kaliumbichromatlösung (1 : 100). Die Mischung wird auf Papier auf-
getragen (S. 221) und mittels des Yertreibpinsels so lange behandelt, bis
die Oberfläche matt erscheint.
Das Auscopiren ist nur bei einem bestimmten Feuchtigkeitsgrad
möglich, 1) weshalb man das Papier durch 1 — 2 Minuten in einer Kiste,
welche eine Schale mit 40 Grad C. warmem Wasser enthält, feucht
werden lässt. Baron Hübl legt das aus der Chlorcalciumbüchse ent-
nommene Platinpapier zwischen feuchtes (nicht nasses) Filtrirpapier
2 — 5 Minuten, bis es schmiegsam geworden ist. Dann wird es in den
Copirrahmen eingelegt, dem Lichte ausgesetzt, bis die tiefsten Schatten
dunkelgrau erscheinen. Man öffnet den Copirrahmen zur Hälfte, haucht
darauf, wobei die Halbschatten rasch hervortreten (das Negativ muss
durch Vorhalten eines Blattes Papier vor dem Hauch geschützt werden).
Ist die Copirdauer erreicht, so befeuchtet man die Copie mittels eines
Schwammes von hinten, legt sie zwischen feuchtes Fliesspapier, wobei
binnen ca. 1/4 Stunde das Bild erscheint und in verdünnter Salzsäure
(1:80, s. S. 227) fixirt wird. Hnterbelichtete Copien werden über
Dämpfe von heissem Wasser gehalten (Hübl).
1) P. Cembrano (Phot. Wochenbl. 1888. S. 397); Lewiusohn (Phot. Eund-
schau 1894. S. 72); Hübl, Platindnick. 1895. S. 106.
232
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Capitel.
Für Sepiabilder empfiehlt Baron Hübl eine Mischung von 4 ccm
Normal-Kaliumplatinchlorürlösung (1:6), 6 ccm Natrium- Ferrioxalat-
lösung (1 : 2) und 1 ccm Kaliumpalladiumchlorür (1 : 8). Damit wird
das mit Arrow -root vorpräparirte Papier überzogen, getrocknet und
rasch verarbeitet, denn es hält sich auch in Chlorcalciumbüchsen nur
kurze Zeit brauchbar. Die Copie ist sehr schwach sichtbar, so dass
man mittels Photometers copiren muss; als Entwickler dienen heisse
Wasserdämpfe oder Befeuchten des Bildes von der Eückseite mit Wasser
und Legen zwischen Filtrirpapier.
YI. Ueber die chemische Natur der fertigen scliwarzen
und braunen Platinbilder.
Die schwarzen Platinbilder bestehen aus reinem, feinvertheiltem
metallischem Platin und sind deshalb völlig unveränderlich gegen Licht
und chemische Agentien. Daneben sind aber in den Bildern fast immer
Spuren von Eisensalzen (vielleicht auch von Platinsalzen) zugegen, welche
trotz der Behandlung mit drei Säurebädern und Waschen mit Wasser
in den Papierschichten (namentlich bei Gelatineleimung, wenig bei
Stärkeleimung des Papieres) bleiben. Diese minimalen Spuren von
Eisen verb indungen 1) können Veranlassung sein, dass die Weissen der
Bilder (namentlich nach Einwirkung schwefelhaltiger Atmosphäre) etwas
nachgilben 2); jedoch ist hiermit niemals eine Zerstörung der Halbtöne
der Platinbilder verbunden, so dass die Unveränderlichkeit der Platin-
bilder zweifellos ist.
Die braunen Platinbilder, aus palladium- oder quecksilberhältigen
Papierpräparationen S. 227 erhalten, sind ebenso beständig, da sie nur
aus einer anders gefärbten Platinmodification bestehen. ^)
Die mit Tonbädern (Urantonbad, Catechu u. s. w.) braungefärbten
Platinbilder, enthalten als Bildunterlage gleichfalls metallisches Platin;
die Tonung mit Uran ist ganz beständig, die mit Catechu jedoch ist
nicht ganz lichtecht.
VII. Tonen und Verstärken fertiger Platinbilder mittels
Ferridcyankaliuin - Glemisclien.
Platinbilder werden in der für Silberbilder (Bromsilbergelatine)
zuerst angegebenen Uran-Blutlaugensalz-Tonung braun gefärbt. Trotzdem
1) eil. Jones, Eder’s Jalirb. f. Phot, für 1896. S. 116.
2) Spüler (Phot. News. 1880. S. 1119; Bull. Asser. Beige Phot. Bd. 6, S. 560);
A. Pringle (Eder’s Jahrbuch f. 1888. S. 475); Dr. E. Vogel, (Eder’s Jahi-huch für
1888. S. 339).
3) Die Färbung ist constant gegen Salzsäure, Bromwassser, Ammoniak, Schwefel-
wasserstoff (Hühl, Eder’s Jahrbuch f. Photogr. für 1895. S. 254).
Die Platinotypie.
233
die auf die Bilder sich lagernde braune Farbsubstanz in beiden Fällen
dieselbe ist (Ferrocyanuran) ist doch der chemische Process in beiden
! Fällen verschieden: Silber setzt sich mit dem IJran-ßlutlaugensalz-
Tonbad (Ferricyanuran) chemisch in Ferrocyansilber-Ferrocyanuran um,
wird also beim Tonungsprocess selbst angegrilfen. Platin wird vom
|! Urantonbad nicht chemisch angegrilfen oder umgesetzt, sondern zieht
lediglich das in dem Urantonbad (namentlich bei Gegenwart reducirender
(Substanzen) allmählich sich (zufolge Selbstzersetzung der Lösung) als
Mederschlag ausscheidende Ferrocyanuran an, ähnlich einem „physikali-
\ sehen Silberverstärker“ oder Entwickler (s. Band 2, S. 29 und 56). Deshalb
wirken die Urantonbäder beim Platinpapier am stärksten, wenn ihnen
entsprechende Zersetzungsmittel (die eine allmähliche Ausscheidung von
Ferrocyanuran bewirken) zugesetzt werden, z. B. Ehodanammonium^),
schweflige Säure, Thiosinamin, Traubenzucker 2).
Man stellt folgende Lösung her (Hübl):
a) 10 g Urannitrat, 10 ccm Eisessig und 100 ccm Wasser.
!b) 10 g rothes Blutlaugensalz, 100 ccm Wasser.
I c) 50 g Ehodanammonium gelöst in 100 ccm Wasser.
Zum Gebrauche mischt man 1 Liter Wasser nacheinander mit je 10 ccm
^ dieser Lösungen. Das bestens gewaschene Platinbild wird in einer
!! Tasse mit dieser Flüssigkeit in reichlicher Menge übergossen und in
I schaukelnder Bewegung erhalten; nach einigen Minuten tritt die Farben-
, änderung ein. Sollte die Tonung misslungen sein oder dem Farbenton
j nicht entsprechen, so kann die Copie durch Baden in schwach ammo-
niakalischem Wasser oder schwacher Sodalösung wieder in den ur-
|! sprünglichen Zustand versetzt werden.
I Weniger rothbraune (mehr dunkelbraune) Nuancen liefert: 1 Liter
Wasser, 20 ccm Urannitratlösung (1 : 10), 20 ccm Ferrideyankaliumlösung
(1 : 10), 20 ccm Natriumsulfitlösung (1 : 10) und 20 ccm Eisessig.
Eine Blautonung erhält man durch Mischen von 1 Liter Wasser,
5 ccm einer Ammoniak -Eisenalaunlösung (10 g Ammoniakeisennatrium,
10 ccm Salzsäure, 100 ccm Wasser), 2 ccm Ferrideyankaliumlösung
(1:10), 5 ccm Ehodanammoniumlösung (1:2).
Uranbilder erhalten durch Eisenbäder grünliche Färbungen (bis
i blau).
; Alkalien, z. B. Wasser mit ein wenig Ammoniak oder Soda, zerstören
die Uran- oder Eisen tonung völlig und das Platinbild kommt in seiner
ursprünglichen Farbe und Intensität zum Yorschein ; es kann dann nach
1) Dr. Strakosch; Baron Hübl (Eder’s Jahrbuch, f. Phot. 1895. S. 492).
2) Hübl, Der Platindruck. 1895. S. 126.
234
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Capitel.
vorhergegangenem Waschen mit Wasser, neuerdings getont werden
(was für misslungene Tonungs versuche sehr gut verwerthbar ist).
VIII. Verstärken und Tonen der Platinhilder mittels
Silber-, Platin- und Cloldverstärkung. — Färben der Platinbilder
mit Catechu n. s. tv.
Das Platinbild ist so beständig und gegen chemische Eeagentien
so wiederstandsfähig, dass chemische Verstärkungsmethoden (welche
bei Silberbildern mit Quecksilbersalzen u. s. w. leicht gelingen) nicht
anwendbar sind. Dagegen hat das feinvertheilte metallische Platin die
Eigenschaft, pulverige Niederschläge im Entstehungszustande anzuziehen
(s. S. 233) und deshalb sind physikalische Yerstärkungsmethoden
(analog der sauren Silberverstärkung bei Silbernegativen) für Platin-
bilder anwendbar.
Bereits L. Clark ^) hatte 1892 gezeigt, dass Silberpapier- Copien,
welche mit Platin getont waren, durch Behandlung mit Pyrogallol,
Essigsäure, Silbernitrat verstärkt werden können. Kowlond Briant^)
fand, dass man auch reine Platinhilder mit Hydrochinon -Silberverstärker®)
verstärken kann, wobei sich auch der Farbenton ändert, was L. Clark^)
und Liesegang®) bestätigen. In diesen Fällen wird das in Aus-
scheidung begriffene feinvertheilte Silber von den Bildstellen angezogen.
Günstig wirkt nach E. Eapp (Eder’s Jahrbuch f. Phot. f. 1899) ein
Gemisch von 50 ccm kalt gesättigter wässeriger Gallussäurelösung, 2 ccm
Silbernitratlösung (1 : 10), 50 ccm Wasser und 10 Tropfen Essigsäure.
Die vorher gut in Wasser geweichten Platinbilder werden hierin gebadet
und schliesslich mittels schwach essigsäurehaltigem Wasser zwei- bis
dreimal gewaschen. Zarte, detailreiche Bilder können mit Platin-
bädern platinirt werden. — In ähnlicher Weise, wie die Silber-
verstärkung kann auch eine Platinverstärkung erfolgen. Platin-
lösungen, welche mit reducirenden Substanzen vermischt Averden
und im Begriffe sind Platinpulver fallen zu lassen, wirken auf Platin-
bilder gleichfalls verstärkend (E. Vogel®), z. B. ein Gemisch von ver-
dünntem Eisenoxalatentwickler mit ein Avenig Ealiumplatinchlorürlösung,
was auch Dr. Miethe^) bestätigt. Günstiger Avirken langsam reducireude
1) Journ. Camera Club. 1892. S. 52. Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1893. S. 487.
2) Journ. of Camera Club. 1892. S. 115. Eder’s Jahrb. f. Phot, für 1893. S. 487.
3) S. Eder, Ausf. Handbuch d. Phot. 2. Aufl. Bd. 2, S. 263.
4) Phot. Chronik. 1894. S. 16.
5) Phot. Archiv April 1893; Eder’s Jahrbuch. 1894. S. 438.
6) Phot. Mitth. 1887— [88. S. 233.
7) Atelier des Photogr. 1894. Heft 3.
Die Platinotypie.
235
Substanzen, z. B.: 100 ccm "Wasser, 5 ccm ameisensaure Natronlösung
(1:10) und 5 ccm Platinchloridlösung (1:50), womit das mit Salzsäure
und Wasser gewaschene Platinbild in einer Tasse übergossen wird (ca.
15 Min. lang) (Hübl, Der Platindruck, 1895. S. 123).
In ähnlicher Weise wie Silber-Platin, kann auch Gold auf die
Platinbilder abgelagert werden, wie Dolland^) fand. Hierbei wird
Glycerin als Hülfsmittel benutzt. Die gewaschenen Platinbilder werden
oberflächlich mit Fliesspapier abgetrocknet, auf eine Glasplatte gelegt,
einige wenige Tropfen Glycerin darauf vorsichtig mit den Fingerspitzen
verrieben, dann eine 3proc. Chlorgoldlösung mittels breiten, weichen
Pinsels aufgestrichen und fortwährend mit dem Pinsel kreuz und quer
gestrichen, bis die gewünschte Verstärkung im blauschwarzen Farbenton
erfolgt ist. Man wäscht gut und legt schliesslich in verdünnten Metolent-
wickler (wie er zum Entwickeln von Bromsilbergelatineplatten benutzt wird,
jedoch viel mehr mit Wasser verdünnt), um die letzten Spuren Chlorgold zu
fällen, weü in diesem Falle die Weissen des Bildes sich nicht verändern,
Reste von Chlorgold aber im Lichte das Bild rosenroth färben würden.
Färbung mit Catechu u. s. w. J. Packham^) machte die Be-
obachtung, dass die fein zertheilte Platinmasse, aus welcher die Platin-
bilder bestehen, durch Attraction Farbstoff aus ihren Lösungen anziehen,
z. B. Catechu. Wahrscheinlich bewirkt der Umstand, dass Platinpulver
Sauerstoff aufnimmt und an den Catechu abgibt, das Entstehen dunkel-
brauner Farbproducte aus Catechu. Besonders günstig verläuft der
Process, wenn bei Entwicklungs- Platinbildern der Kaliumoxalatlösung
(dem Entwickler) 6 Proc. Zucker beigemischt werden und bei 50 Grad C.
entwickelt wird. Entwicklungsbilder mit Glycerin (s. S. 228) eignen
sich weniger für den Catechu-Färbungsprocess. Man stellt einen Absud
von 1 Thl. Catechu in 20 Thl. Wasser her und fügt nach dem Erkalten
4 Thl. Spiritus zu. Vor dem Gebrauche mischt man Y2 Liter Wasser
von ca. 60 Grad C. mit 30 bis 40 Tropfen dieser Farblösung und taucht
das Platinbild ein (wenige Minuten). Eine kleine Menge Kaliumoxalat
oder neutrale venetianische Seife gibt den Copien einen wärmeren Ton.
Kalte Farbbäder wirken gleichfalls (nach mehreren Stunden). Man
wäscht mit Wasser, trocknet und reibt mit einem trockenen weichen
Tuch ab. Lässt man dann ein Bad von 150 Thl. Wasser, 2 Thl. Natrium-
bicarbonat und 1 Thl. venetianische Seife bei 80 Grad C. während 5 Min.
ein wirken, so werden die Weissen geklärt und die Farben verstärkt.
^1) Phot. Works. 1894. S. 97 und 104; Brit. Journ. Phot. 1894. S. 132. Journ.
Phot. Soc. London, 27. März 1894; Eder’s Jahrbuch. 1895. S. 494.
2) Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1896. S. 523. Gaedicke, Das Platinver-
fahren. 1897. S. 71.
236
Vierter Theil. Zweiundzwanzigstes Capitel.
Sehr schwache Bichromat- oder Eiseniösungen modificiren die Farbe,
Terdünnte Säuren nehmen sie grossentheils weg. Die Catechufärbnngs-
methode liefert mitunter hübsche Farbentöne von abnormer Nuance.
IX. Glradation der Platinhilder vergliclien mit jener
der Silberbilder.
Die Abstufung von Licht und Schatten (Gradation) bei Platinotypien
und Silbercopien ist verschieden. Fig. 70 illustrirt den Unterschied
zwischen beiden. Die Intensität des Lichtes wächst in beiden Fällen von
Y256 bis 1. Platinpapier gibt schon bei der Lichtwirkung Ys praktisch
volle Schwärzung, wenn Weiss bei Y256 sich einstellt. Dagegen werden
Silbercopien erst bei der vollen Belichtung = 1 intensiv schwarz, und
sind praktisch weiss, wenn Ye4 Belichtung gegeben war, was der bei-
läufig viermal grösseren Empfindlichkeit des Platinpapieres entspricht.
In beifolgender Figur sind in der horizontalen Richtung die einwirken-
den Lichtintensitäten Y25g bis 1 eingetragen, in der verticalen Richtung
sind die Antheile an weissem Licht verzeichnet, welche die Copie
reflectirt. Die eingezeichneten Curven repräsentiren die Grösse der
Schwärzung für die jeweilig einwirkende Lichtintensität (Abnej'' und
Clark, Platinotj^pie. 1895. S. 153).
X. Fertigstelleii der Platiiibilder.
Die Platinbilder werden nach dem Trocknen in der üblichen Weise
auf Carton geklebt oder nach Art der Kupferdrucke adjustirt, d. h. auf
Kupferdruckpapier oder dünnem Carton nach dem Auflegen dünner
Zinkbleche (in der Kupferdruckpresse) eingepresst. Unterlage von gelb-
lichem Chinapapier ist mitunter von gutem Effect, ebenso die Ver-
wendung von Carton mit lithographirtem Unterdrück etc.
Die Platinotypie.
237
Das Platinbild eignet sich ganz besonders für die Ketoucbe, da es
ebenso wie Zeichenpapier Farbe, Graphit und Kreide annimmt und mit
Radirgummi und Schabfeder behandelt werden kann. Auch für das
Uebermalen mit Aquarellfarben bietet das Platinbild eine gute Grund-
lage; helle Farbentöne können jedoch nur mittels Gouache hergestellt
werden.
Die Brillanz (Tiefe der Schwärze) gewinnt durch Abreiben mit
Gerat (Glanzwachs, wie bei Albuminbildern), welches man hier und
da für Platinbilder verwendet. Bei grösseren Bildern (namentlich mit
grobem Papierkorn) kann Lackiren derselben mit alcoholischem Kegativlack
von gutem Effecte sein, auch partielles Bestreichen der tiefsten Schwärzen,
um diese kräftiger und klarer zu machen. Mitunter leistet auch das
ISTachleimen der Platinbilder (Untertauchen in alaunhaltige Leimlösung ^)
gute Dienste, wodurch die Bilder an Brillanz gewinnen und in gewissen
Fällen die Retouche erleichtert wird.
XI. Platinotypie auf Leinen, Holz u. s. w. — Vergrösserungen
• mittels Platinotypie. — Diapositive.
Platinbilder auf Leinwand, Seide, Holz u. s. w. werden ganz analog
den Papierbildern hergestellt ^). Vergrösserungen auf Platinpapier
lassen sich direct nach den Negativen mittels elektrischen Lichtes von
1000 — 2000 Kerzen Helligkeit oder mehr herstellen (mit kräftigen Con-
densator- Linsen oder auch in Solar- Camera). Die Belichtungszeiten
sind nicht unmässig lang (Abney u. Clark, Platinotypie. 1895. S. 142).
Diapositive auf ganz dünnem Papier geben gute Fensterbilder.
Man klebt die halbfeuchten Copien auf Holzrähmchen ; nach dem Trocknen
spannen sie sich glatt; man kann die Schicht mittels Paraffin trans-
parent machen ä).
1) Lenhard (Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1891. S. 525).
2) Pizzighelli und Hübl (a. a. 0.). — Fischer (Eder’s Jahrbuch f. Phot,
für 1892. S. 448); grosse Piatinbilder auf Leinwand werden mittels des Schwammes
entwickelt.
3) Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1896. S. 524.
DREITJNDZWANZIGSTES CAPITEL.
LICHTPAUSEN MITTELS CYANOTYPIE. (WEISSE LINIEN
AUE BLAUEM GEUNDE.)
Die Cyanotypie, auch „photographischer Blaudruck“, „Turn-
bali-Blaudruck“ oder „Perro-prussiat-Process“ genannt, liefert
nach Zeichnungen negative blaue Copien, d. i. Copien mit Aveissen
Linien auf blauem Grunde. (lieber die Geschichte dieses Processes
s. S. 201.)
Die grosse Einfachheit dieses Copierprocesses verursacht seine
grosse Yerbreitung beim Copiren von Plänen, Zeichnungen u. s. at.,
Avelche auf transparentes Papier gezeichnet und im Copirrahmen (durch
die Papierschicht hindurch) auf dem empfindlichen Papiere copirt Averden
(sog. Lichtpausen); das empfindliche Papier hält sich gut und lässt sich
leicht im Yorrath und für den Handel herstellen. Auch zu Copien von
Strich- oder Halbtonbildern auf Carton (für Ansichtspostkarten u. s. av.),
soAvie auf Leinen, Seide u. s. av. lässt dieser Process sich verwenden.
I. Darstellung des Cyaiiotyppapieres.
Man mischt eine Lösung von rothem Blutlaugensalz mit Ammonium-
ferricitrat, Ferrioxalat, -tartrat oder anderen lichtempfindlichen Ferri-
salzen.
A. Cyan otyppapier von mittlerer Empfindlichkeit
mit braunem Ammoniumferricitrat.
Das braune Ammoniumferricitrat (citronensaures Eisenoxydammo-
niak ^) gemischt mit rothem Blutlaugensalz ist das seit ca. 50 Jahren
gebräuchlichste Gemisch der lichtempfindlichen Lösung. Man mischt
1) lieber die cliemische Zusammensetzung des citronensauren Eisenoxydammoniaks
s. Seite 195.
Lichtpausen mittels Cyanotypie.
239
eine Lösung von 15 g braunem Ammoniumferricitrat in 60 ccm Wasser
mit einer Lösung von 8 g rothem Blutlaugensalz in 40 ccm Wasser
und bestreicht damit Papier. Zusatz von etwas Oxalsäure wurde em-
pfohlen. Beimengung von Ferrioxalat oder seinen Doppelsalzen steigert
die Licbtempfindlichkeit des obigen Cyanotyppapieres, leider auf Kosten
der Haltbarkeit.
Es ist empfehlenswerth, jeden Bestandtheil für sich in Wasser zu
lösen, filtriren und dann erst (zu gleichen Theilen) zu mischen. Diese
Mischung muss im Dunkeln aufbewahrt werden und hält sich wochen-
lang. — Das Cyanotypverfahren ist leicht und mit sicherem Erfolge
auszuführen, wenn man reine Präparate benutzt. Das rothe Blutlaugen-
salz ist oft oberflächlich zersetzt (Entstehung von Ferrocyankalium) und
gibt dann eine grünlichblaue (statt gelbbraune) Lösung; man spült in
diesem Falle die Kry stalle gut mit Wasser ab. Auch das im Handel
befindliche citronensaure Eisenoxydammoniak enthält häufig Eisenoxydul-
salz und gibt dann eine stark grünblau gefärbte Lösung, welche die
Eeinheit der Weissen in den Lichtpausen schädigt, j
Man kann statt des Ammoniumferricitrates auch Mischungen von
Ammoniumcitrat und Eisenchlorid benutzen, wobei sich Ferricitrat (be-
ziehungsweise mit überschüssigem Ammoniumcitrat dessen Doppelsalz)
bildet.
B. Rapid-Cyanotyppapier mit grünem Ammoniumferricitrat.
Benutzt man im Cyanotypverfahren statt des braunen (basischen)
Ammoniumferrocitrates das im Handel vorkommende, etwas anders zu-
sammengesetzte (saure) grüne Ammoniumferricitrat (von der che-
mischen Fabrik J. Merk in Darmstadt erzeugt^), so erhält man bedeutend
(beiläufig 8 mal) grössere Empfindlichkeit, jedoch muss das Mischungs-
verhältniss ein anderes sein (E. Yalenta): Man löst 12,5 g grünes
Ammoniumferricitrat in 30 ccm Wasser und mischt es mit einer Lösung
1) Das Yerhältnis des Ammoniumferricitrates zum rotheu Blutlaugensalz in
diesem Eecepte braucht nicht strenge eingehalten zu werden, jedoch begünstigt Ueber-
schuss des ersteren in der Regel die Entstehung eines feurigeren Blau in der
Cyanotypie.
2) Z. B. : Va bis ^4 Oxalsäure zur fertigen Cyanotyp-MLschung (Eder's
Jahrbuch 1894. S. 442); dadurch tritt das Bild beim Copiren deutlicher hervor.
3) Z. B.: 8 Thl. rothes Blutlaugensalz , 10 Thl. braunes Ammoniumferricitrat,
2 Thl. Natrium- oder Ammoniumferrioxalat und 60 Thl. "Wasser. — Mau nimmt wohl
auch gleiche Theile vom Citrat und Oxalat -Doppelsalz.
4) Dieses grüne Ammoniumferricitrat kanu als ein Gemenge von neutralem
Ammoniumferricitrat mit saurem Ammoniumferricitrat und Ferricitrat aufgefasst werden
(s. S. 195).
1'
240 Vierter Theil. Dreiundzwanzigstes Capitel. t
von 4,5 g rothem Blutlaugensalz in 30 ccm Wasser. Die Behandlung
der damit präparirten Papiere ist dieselbe, wie im vorigen Falle. ^
C. Cyanotyppapier mit oxalsauren Salzen.
Ferrioxalat, das Ammonium- oder Natriumferrioxalat lassen sich
mit rothem Blutlaugensalz ganz analog wie die citronensauren Salze
mischen und geben gute Cyanotyppapiere , welche aber etwas weniger t
lang haltbar als die sub A beschriebenen Papiere sind. Es existiren
verschiedene derartige Vorschriften i), wovon dem Verfasser am besten
die folgende entsprach; 10 g Ammoniumferrioxalat gelöst in 40 ccm
Wasser gemischt mit einer Lösung von 10 g rothem Blutlaugensalz in
40 ccm Wasser. Es ist gut, die Lösungen einzeln zu filtriren und dann
zu mischen.
D. Cyanotyppapier mit weinsaurem Eisenoxyd (Ferritartrat).
Ein Gemisch von weinsaurem Eisenoxyd (Ferritartrat) mit rothem
Blutlaugensalz ist auf Papier merklich empfindlicher als das braune
citronensaure Salz. Es wurde von Fisch eine derartige gute Vorschrift
publicirt^), jedoch ist sein Tartratpapier nicht genügend haltbar.
Wahl des Rohpapieres und Präparation desselben mit der
lichtempfindlichen Cyanotyplösung.
Das zur Herstellung von Cyanotyppapier verwendete Papier soll
genügend rein sein (Rives- und Steinbachpapier sind gut aber theuer;
viele andere Papiere sind auch gut geeignet). Man muss Reinheit und
correcte Leimung wenigstens in dem Sinne verlangen, dass die unbe-
lichtete Eisensalz -Mischung aus den Weissen des Papieres sich ganz
auswaschen lässt. Zur Probe auf die Tauglichkeit eines Papieres für
Cyanotypie bestreicht man ein Stück desselben mit einer der sub A,
B oder C angegebenen lichtempfindlichen Eisensalzgemische in der
Dunkelkammer, lässt trocknen und wäscht dann (ohne zu belichten)
mit Wasser aus; geeignetes Papier muss hierbei rein weiss werden,
schlechtes (unreines) Papier bleibt mehr oder weniger bräunlichgelb
tingirt; letzteres ist für Zwecke der Cyanotypie zu verwerfen. — Even-
1) Schnauss (Phot. Archiv 1863. S. 299); Carey Lea (Phot. Archiv 1864. S. 41
und 237); H. Schwarz (Dingler’s Polytechn. Journal Bd. 218. S. 61); Lagrauge
(Phot. Wochenblatt 1887. S. 418).
2) Fisch mischt: A) 95 g Weinsäure , 375 ccm Wasser, 80 ccm flüssiges Eisen-
chlorid von 45 Grad Be. und 175 ccm Ammoniakflüssigkeit (jedenfalls nur bis zur
Neutralisirung der Weinsäure. Anm. d. Verf.), B) 80 g Ferridcyankalium und 370 ccm
Wasser. Beide Lösungen werden gemischt. (Fisch, La Photocopie. 1886. S. 28.)
Lichtpausen mittels Cyanotypie.
241
tuell sind auch gelatinirte oder albuminirte Papiere verwendbar (Ed er ’s
Jahrbuch 1891. S. 526).
Man trägt die lichtempfindliche Lösung mittels eines breiten Borsten-
pinsels auf das (mit Heftnägeln auf ein Brett gespannte) gute Zeichen-
papier oder photographische Papier auf und egalisirt mittels eines Yer-
treibpinsels (s. S. 222). Selbstverständlich kann das Präpariren der
Cyanotyppapiere auch durch Schwimmen (2 Minuten) auf der licht-
empfindlichen Lösung erfolgen, welche in diesem Falle mit Wasser (z. B.
um die Hälfte) verdünnt werden kann.
Das frische Papier hat eine grünlichgelbe Farbe; es hält sich ziem-
lich lange, wenn es vor Licht und Feuchtigkeit (in Blechbüchsen, s.
Platinotypie) gut geschützt wird.
Seit einer Reihe von Jahren ist sowohl das fertige Cyanotyppapier
als auch die zu dessen Präparation dienende lichtempfindliche Flüssig-
keit ein Handelsproduct geworden. Die von dem Verfasser untersuchten
deutschen und französischen Handelssorten waren mittels citronensanrem
Eisenoxydammoniak und Ferridcyankalium hergestellt.
Copiren des Cyanotyppapieres.
Zum Copiren mittels des Lichtpausprocesses können Zeichnungen
mit undurchsichtiger schwarzer Tusche, oder Tusche mit etwas Gummi-
guttae vermischt benutzt werden; am besten eignet sich transparentes
Papier (Pauspapier). Selbstverständlich decken blaue Striche in einer
Zeichnung sehr wenig, rothe dagegen wirken Avie schwarze. Legt man
die Zeichnung unmittelbar auf die empfindliche Schicht, so entsteht eine
Pause, bei welcher das Rechts und Links des Originales vertauscht ist.
Wünscht man eine richtige Pause, so muss die Zeichnung mit der
Rückseite des Papieres auf die empfindliche Schicht gelegt werden; ist
das Papier des Originales dünn, so entstehen genügend scharfe Striche
in der Pause.
Das Original aus Cyanotyppapier wird in einem Copirrahmen zn-
sammengepresst, dem Lichte (womöglich dem Sonnenlichte) ausgesetzt
und von Zeit zu Zeit das Fortschreiten der Lichtwirknng controlirt.
Sobald die Copie mit schmutziggelben Linien auf dunklem Grunde
sichtbar ist, unterbricht man die Lichtwirkung; es empfiehlt sich, die
Copien recht kräftig zu copiren, weil sie beim Waschen viel heller werden.
Fixiren und Schönen von Cyanotypien. Abschwächen
und Corrigiren.
Die kräftig copirten Blaudrucke wäscht man in Tassen mit reinem
Wasser, bis sich dieses nicht mehr färbt. Die Linien der Lichtpausen
242
Vierter Theil. Dreiundzwanzigstes Capitel.
sollen rein weiss auf blauem Grunde erscheinen. Bei sehr altem Cyanotyp-
papier wird der Grund tonig (bläulich); sehr langes Wässern führt in
der Kegel allmähliche Aufhellung herbei.^)
Die Farbe der Cyanotypien ist blau (Bildung von TurnbuH’s Blau),
in der Regel mit einem Stich ins Grünliche. Der blaue Grund wird
etwas intensiver und dunkler blau, wenn man die Bilder nach dem
Waschen kurze Zeit in verdünnte Salzsäure (1 : 20) oder Salpetersäure
oder schwaches Chlorwasser taucht; schliesslich wird natürKch nochmals
gewaschen. Dieser Vorgang (sog. „Schönen der Cyanotypien“) ist der
allgemein gebräuchliche, wenn er auch nicht unumgänglich noth-
wendig ist.
Statt den sauren Schönungsbädern schlug Hirni y-) Metallsalz- [
lösungen zur Erzielung eines feurigen dunklen Blau vor, z. B. ganz 1
verdünnte (eventuell auch angesäuerte) Lösungen von Ferrisulfat, -nitrat, f
-Chlorid oder deren Gemische (ungefähr 3 g pro 1 Liter Wasser), in ,
welchen die früher mit Wasser gewaschenen Blaudrucke gebadet werden.
Diese Anwendung von Ferrilösungen hat aber geringen Effect. Schönen
mit Zinnsalz oder Antimonchlorid bewirkt Entstehen eines feurigen
Blau, auch Bleiacetat (Bleizucker oder Bleiessig) wurde vorgeschlagen ®),
es macht die Nuance mehr violett. Badet man Blaudrucke in einem
Gemische von Boraxlösung und Catechu^), so wird nach 5 — 10 Min.
langer Einwirkung die Farbe purpur- bis grünlichschwarz, indem
wahrscheinlich die schwach alkalische Catechulösung zufolge ihres Ge- |
haltes an Gerbstoff und gerbstoffähnlichen Substanzen dunkel gefärbte
Eisenverbindungen gibt. Diese Methode scheint aber nicht besonders
günstig zu wirken.
Ab schwächen kann man dunkle Blaudrucke mit ätzenden Alkalien
oder Alkalicarbonaten (s. o.). Falsche Stellen werden mit schwacher
Aetzkali- oder Sodalösung ganz weggeätzt, wobei durch Zersetzung von
Berlinerblau und Ausscheidung von Eisenhydroxyd die dunkelblaue {
1) Rascher wirkt Baden der Cyanotypien in ganz schwach ainmoniakalischem
oder ätznatronhaltigem Wasser, worin die Linien weiss, aber der blaue Ton unansehn-
lich werden; Waschen mit Wasser, verdünnter Salzsäure und nochmaliges Waschen
mit Wasser stellt die blaue Farbe wieder her.
2) Eder ’s Jahrbuch f. Phot, für 1892. S. 156.
3) Foreway (Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1893).
4) Nach Phot. News 1898 S. 575, wo diese Methode empfohlen wurde, löst mau
8 Thl. Borax in 110 Thl. Wasser, macht durch Zusatz von etwas verdünnter Schwefel-
säure schwach sauer (bis blaues Lakmuspapier eben geröthet wird) und fügt dann
vorsichtig verdünntes Ammoniak zu bis die alkalische Eeaction beginnt wiederzukehren
(rothes Lakmuspapier schwach gebläut wird), dann fügt man 1 Thl. Catechu zu.
i
Lichtpausen mittels Cyanotypie.
243
Farbe einer blassgelben Platz macht oder man benutzt eine Sprocentige
Lösung von oxalsaurem Kali 2) und scbliessliches Waschen, weil dieses
das Turnbull-Blau löst und das Papier völlig weiss hinterlässt.
Haltbarkeit der Cyanotypien.
Die Cyanotypien sind an massig hellen Orten jahrelang haltbar,
obschon sie allmählich an Lebhaftigkeit der blauen Farbe verlieren. Im
Sonnenlichte erfolgt das Verblassen rascher, aber völliges Verschwinden
tritt auch nach langer Zeit nicht ein. Trotzdem ist das Cyanotypver-
fahren für Eeproductionen von Plänen etc., welche in Archiven aufbe-
wahrt werden sollen, nicht gerne gesehen; für den gewöhnlichen
Geschäftsverkehr in Maschinenfabriken, Baukanzleien u. s. w. leistet das
Verfahren aber ausserordentlich gute Dienste und ist wegen seiner Ein-
fachheit mit Kecht sehr beliebt, trotzdem die Pausen negative sind.
II. Ueberführuiig der Cyanotypien in schwarze Bilder.
1. Die Umwandlung der Cyano typbilder in schwarze Tinten-
bilder kann nach A. Fisch®) geschehen, wenn man die Blaudrucke
zuerst durch eine Lösung von 4 Thl. Aetzkali (oder Ammoniak oder
Soda) in 100 Thl. Wasser taucht, wobei die Farbe des Bildes blass
gelbbraun wird (Ausscheidung von Eisenoxydhydrat); dann wäscht man
und taucht es in eine Lösung von 4 Thl. Gallussäure (oder Tannin) in
100 Thl. Wasser, worin das Bild schwarz wird; schliesslich bringt man
sie in Wasser, welches mit Salzsäure schwach angesäuert ist, spült
mit reinem Wasser ab und trocknet.
Man kann die Lichtpause brillanter machen, wenn man sie schliess-
lich in eine Lösung von 1 Thl. Gummi arabicum, 3 Thl. Alaun und
100 Thl. Wasser taucht und trocknet; sie bekommen dann einen
schwachen Glanz.^)
[Die Kesultate dieses Verfahrens sind nicht besonders gut. Eder.]
2. Die Umwandlung der Cyanotypbilder in schwarze
Silberbilder gelingt nach einer von W. Lagrange®) angegebenen
1) Man schlug vor, Blaudrucke mit Tusche zu überzeichnen und dann mit Alkalien
den blauen Grund wegzubeizen (Batteux, Eder’s Jahrbuch 1893. S. 485).
2) Oder das von Bisch empfohlene Gemisch von 100 Thl. Oxalsäure, 125 Thl.
Aetzkali und 1000 Thl. "Wasser.
3) Bisch, La Photocopie. 1886. S. 33. (Paris, Michelet.) Diese Vorschrift wurde
später sehr oft ohne Angabe der ursprünglichen Quelle uachgedruckt.
4) Bisch, La Photocopie. Paris 1886. (Michelet.) S. 35.
5) Photogr. Wochenbl. 1887. S. 419. — Die Lagrange’sche Methode wurde
später öfters unter Verschweigung der Originalquelle in Fachjournalen nachgedruckt
(z. B.: Phot. Corresp. 1897. S. 506 und Phot. News. 1897. S. 206).
Eder, Handljuch der PhotograpMe. IV. Theil. 2. Aufl.
17
I
244 Vierter Theil. Dreiundzwanzigstes Capitel.
Methode. Man lässt den Blaudruck auf einer schwachen (1 — 2 proc.)
Silbernitratlösung schwimmen. Es verschwindet das Bild fast gänzlich,
indem das Berlinerblau in eine blassgelbe Verbindung von Ferricyan-
silber nebst basisch salpetersaurem Eisenoxyd übergeführt wird. Man
wäscht dann sehr gut mit Wasser, und reducirt nun die Silberver-
bindung mit dem bekannten Eisenoxalat -Entwickler (wie man ihn zum
Entwickeln von Bromsilbergelatine -Emulsion benutzt) zu Metall, wodurch
ein hübsches schwarzes Bild entsteht. Dies wird erleichtert, wenn man
das Bild zuvor am Tageslichte mit Ammoniak räuchert. Diese Methode
liefert brauchbare schwarze Bilder, welche jedoch für die Praxis kaum
irgendwelche Yortheile darbietet.
3. Ueber Tingirung von Cyanotypien mittels Farbstoffbädern s.
S. 242 und S. 246.
III. Herstellung von Lichtpausen in besonders grossem Formate.
Zur Herstellung von Lichtpausen in grossem Bogenformate dienen
entweder gewöhnliche Copirrahmen (vergl. dieses „Handbuch“, Er-
gänzungsheft „Atelier und Laboratorium“, S. 145) oder eine drehbare
Zusammenstellung der grossen Copirrahmen auf starken Gestellen, so
dass man den Kähmen bequem beschicken kann, wenn die Rückseite
nach abwärts gewendet ist (Fig. 77).
Lichtpausen mittels Cyanotypie.
245
Heber Apparate zur Herstellung von Lichtpausen aus Tafelwerken
gab Marktanner-Turneretscher eine bemerkenswerthe Beschreibung
(Phot. Corresp. 1897. S. 332).
Zum Präpariren grosser Bogen oder von Eollenpapieren verwendet
man besser eine Maschine; wir lassen hier die Beschreibung einer
solchen von Bertsch erfundenen Vorrichtung (Deutsches Eeichspatent
Er. 18 535) folgen:
Sie besteht in ihren Hauptth eilen aus einem System von Walzen
A B C D E und H. Das zu präparirende Papier ist auf die Walze Ä
aufgerollt und gelangt von dieser über den Führungsbogen F zwischen
die Walzen B und B. Letztere ist mit Filz umhüllt und dreht sich in
einem mit Guttapercha ausgefütterten Behälter iT, welcher die licht-
empfindliche Flüssigkeit enthält. Die Schrauben p reguliren den Abstand
der beiden zuletzt genannten Walzen. Von B gelangt das Papier über
E und H auf den Tisch J. Heber die Platte desselben bewegt sich
um die Wellen G und H ein endloses Tuch durch welches das
Papier weiter transportirt wird. Die Bewegung des Tuches geschieht
durch die Eolle H, welche von E aus getrieben wird. Die Eäder G,
von denen jedes mit einem Gummikranz versehen ist, drücken auf das
auf dem Tuch t liegende benetzte Papier, und wird solches auf diese
Weise vorgeschoben. Die Walzen, welche durch Zahnräder mit einander
verbunden sind, werden durch das auf derselben Welle Avie die Eolle E
befindliche, mit einer Kurbel versehene Schwungrad L in Bewegung
gesetzt, und trägt die mit Filzumhüllung versehene Walze D die licht-
empfindliche Flüssigkeit auf das Papier auf. Von dem Tisch J passirt
das Papier weiter über Eollen und wird schliesslich auf Latten getrocknet.
17*
246
Vierter Theil. Dreiundzwanzigstes Capitel.
Das Uebersetzungsverhältniss ist so gewählt, dass D sehr rasch, bedeutend
schneller und entgegengesetzt wie B rotirt. Fig. 78 zeigt die Seiten-
und Vorderansicht der Maschine und eine Modification in der Weise,
dass zwischen B und E ein Glaslineal M angebracht ist, welches, gegen
das Papier drückend, das Zuviel der mitgenommenen Flüssigkeit
zurückhält.
Auf eine andere Maschine zum Aufträgen von Flüssigkeiten auf
Papier nahm Colas in FTeuilly (Frankreich) ein deutsches Patent,
Nr. 12 607, vom 29. Juli 1880 ab (Phot. Archiv. 1881. S. 58), und
A. Bertsch nahm auf eine Verbesserung dieses Apparates gleichfalls
ein Patent vom 3. August 1881 ab (Phot. Archiv. 1882. S. 168).
Für das Copiren grosser Blätter hat man Copirrahmen construirt,
bei welchen mit Luft gefüllte Kautschukkissen das innige Anpressen
der Vorlage an das Lichtpauspapier vermitteln (z. B. Street’s Copir-
rahmen, Deutsches Keichspatent Nr. 20182).
IV. Cyanotypien auf Leinwand, Seide n. s. w.
Die Cyanotyp- Flüssigkeit kann auf Leinwand, Seide u. s. w. ge-
strichen, getrocknet und zum Copiren gebraucht werden. Mitunter wird
hierfür Vorpräparation der Zeuge mit Gelatinelösung (1 : 100) empfohlen
(Eintauchen) (Tranchant^). Die trockenen Zeuge Averden auf Glas-
platten gelegt und die Sensibilisirungslösung mittels eines Pinsels
vertheilt.
V. TJmwandlnng- von Cyanotypien auf Stoffen in Eisenliydroxyd-
Bilder und deren Tingirung durcli Farhstoffbäder.
Behandelt man eine Cyanotypie auf Leinwand u. s. w. mit sehr
verdünnter Aetznatronlauge (2Y2 ccm Natronlauge vom spec. Gew. 1,35
auf ein Liter Wasser), so verschwindet die blaue Farbe (TumbuU’s Blau)
und geht in Eisenhydroxyd über. Das letztere wirkt als Beize
für gelöste Farbstoffe, welche an das Eisenoxyd anfailen und verschieden-
artige Färbungen bewirken. Nach einem Verfahren von Stewart F. Carter
(Brit. Journ. Phot. Juli 1898. Phot. Chronik. 1898. S. 309. Phot.
Mitth. Bd. 35. S. 166) wäscht man die mit Aetznatron behandelte und
dadurch unter Bildung von Eisenhydroxyd gelblich gewordene Cyano-
typie mit heissem Wasser, taucht während 3 Min. in eine Lösung von
Natriumphosphat ein (Bildung von etwas Eisenphosphat), wodurch die
Brillanz der schliesshch erhaltenen Bilder gesteigert werden soll, wäscht
dann kurze Zeit abAvechselnd in kaltem und heissem Wasser und taucht
1) Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1897. S. 439.
Lichtpausen mittels Cyanotypie.
247
in eine 88 Grad C. warme Lösung von 5 ccm flüssigem Leim in 1 Liter
Wasser während 2 — 3 Min., worauf man 3 — 5 g Eesorcingrün zufügt
und die Temperatur des Bades langsam auf 100 Grad C. steigert. Die
Färbung geht schnell von statten. Man wäscht in siedendem Wasser,
dann in einem neutralen Seifenbade von 88 Grad C., worin sich die
Weissen Mären, worauf in heissem und schliesslich kaltem Wasser ge-
waschen, die Copie getrocknet und geplättet wird. Statt des Resorcin-
grün kann man andere Farben verwenden, z. B. Gallocyanin (violette
und blaue Färbung), Alizarin (Purpur), Alizarinbraun (Sepia -Töne).
Dieses Verfahren hat mit dem Primulinprocess, Diazotyp-
verfahren u. s. w. (s. dieses Capitel), welche gleichfalls gefärbte Copien
auf Zeugen liefern, vom chemischen Standpunkte aus nichts gemein.
VIERUNDZWANZIGSTES CAPITEL.
LICHTPAUSEN MITTELS DES PELLET’SCHEN GUMMI-
EISEN-VERFAHRENS.
(BLAUE LINIEN AUE WEISSEM GRUNDE.)
Die Grundlagen des Pellet’schen positiven Lichtpausprocesses wurden j
bereits von Herschel (1842) angegeben (s. S. 201); er erwähnt, dass Licht-
bilder auf Ferricitratpapier sich mit gelbem Blutlaugensalz so ent- (
wickeln lassen, dass blaue Linien (Berlinerblau) auf weissem Grunde
entstehen (während rothes Blutlaugensalz den entgegengesetzten Effect
macht, s. S. 202); das Herschel’sche Verfahren war unvollkommen,
weil niemals ein rein weisser Grund erhalten wurde und auch Bau-
desson und Houzeau, welche 1863 einen ganz ähnlichen Copirprocess
beschrieben^), kamen über diesen Fehler nicht hinweg.
Pellet vervollkommnete im Jahre 1877 diesen positiven Blaudruck-
process in bemerkenswerther Weise, indem er (nach der englischen
Patentbeschreibung 2) vom 6. December 1877, Nr. 4632) einer „Mischung
von Eisen Chlorid und Oxalsäure, Weinsäure oder Citronensäure oder
einem citronensauren Salz“ noch Gummi oder eine schleimige Substanz
beimischte und dadurch das sogenannte „Gummi-Eisen-Yerfahren“
angab (s. S. 203). Er erwähnte ferner, dass eine Lösung von Ferro-
cyankalium als Entwickler für die Lichtpause diene und schliesslich
mit verdünnten Säuren gewaschen werde; zur Beseitigung falscher blauer
Linien wurde Kleesalz empfohlen und in der Patent- Specification fünf
typische Lösungen angegeben. — Pellet stellte in der photographischen
Abtheilung der im Jahre 1879 im Palais de l’Industrie in Paris abge-
haltenen Ausstellung schöne Lichtpausen mit dunkelblauen Linien auf
rein weissem Grunde ausA Collache suchte mit dem 29. Januar 1880
um ein französisches Patent, worin als lichtempfindliche Mischung
1) Nach A. Fisch, La Photocopie. 1886. S. 12.
2) Ahridgement of Specific, of Patent. lila, 1877 — 1883. S. 17.
3) Phot. Archiv. 1880. S. 40.
1
Lichtpausen mittels des Pellet’schen Gummi -Eisenverfahrens.
249
! Gummi, Citronensäure und Eisenchlorid benutzt wurden ^), und Ad.
I Joltrain^) mit dem 24. März 1880 gleichfalls um ein französisches
I Privilegium und kurz darauf um ein englisches Patent auf ein Gummi -
1 Eisenverfahren mittels Gummi, Eisenchlorid, Eerrisulfat und Weinsäure
I nach (s. S. 251), welches Patent aber durch Pellet angegriffen wurde,
indem es dem Wesen nach mit seinem bereits früher ausgeführten Yer-
fahren identisch sei und wurde in erster Instanz vom „Tribunal civil
de la Seine“ in der That annuUirt^).
Genau beschrieben wurde das Gummi -Eisenverfahren zuerst von
'• Pizzighelli®) in Wien im Jahre 1881, welche Beschreibung das
} Pellet’sche Originalverfahren sehr nahe zu treffen scheint; später folgten
! mehrfach andere Publikationen über diesen Gegenstand®). — Das
Pellet’sche positive Lichtpausverfahren wird von mehreren Lichtpaus-
j anstalten in Wien, Berlin u. s. w. praktisch ausgeübt und erfreute sich
I grösster Beliebtheit, bis die Negrographie und die Tintenbildei in neuerer
i Zeit demselben starke Concurrenz machten.
♦
I Das Wesen des Gummi -Eisen Verfahrens besteht darin, dass Papier
• mit einem Gemisch von Gummi arabicum und einem lichtempfindlichen
I Eisenoxydsalze überzogen wird; in der Schicht entsteht durch Licht-
1 Wirkung ein Eisenoxydulsalz und zugleich wird die Gummischicht am
Lichte unlöslich, wie zuerst Collache’^) und dann (1881) Pizzighelli
> (a. a. 0.) angaben; behandelt man dann die Schicht mit gelbem Blut-
laugensalz, so färben sich bloss die nicht belichteten (also eisenoxyd-
haltigen) Stellen unter Bildung von Berlinerblau, während die belichteten
(eisenoxydulhaltigen) Stellen nur oberflächlich einen weissen Mederschlag
annehmen, und diese Stellen in Folge ihrer Unlöslichkeit vor dem Ein-
dringen der Blutlaugensalzlösung geschützt werden. Schliesslich wird
die Gummischicht mit verdünnten Säuren entfernt und es bleibt bloss
das Bild von Berlinerblau am Papier haften.
Das „Gummi -Eisenpapier“ ist sehr lichtempfindlich; wenn es auch
weniger einfach zu behandeln ist als das gewöhnliche Cyanotypverfahren
(s. S. 238), so ist es doch weder schwierig noch langwierig und man
1) Joum. de l’Industrie Phot. 1880. S. 100. Phot. Corresp. 1881. S. 71.
2) Journ. de l’Industrie Phot. 1881. S. 57.
3) Abiidgements of Specificat. Patents. lila. 1877 — 1883. S. 58.
4) Vergl. Poitevin, Tratte des impressions photographiques. 1883. S. 159.
5) Phot. Corresp. 1881.
6) Schuberth, Das Lichfimusverfahren. 1883. Liesegang, Die modernen
Lichtpausverfahren. 1884. Fisch, La Photocopie. 1886.
7) Phot. Archiv. 1880. S. 129. Journ. de l’Industrie Phot. 1880. S. 100.
250
Vierter Theil. Viemndzwanzigstes Capitel.
kann bei einiger Uebung zahlreiche Lichtpausen in einem Tage hersteilen;
es hat vor dem gewöhnlichen (negativen) Cyanotypverfahren den Vor-
theil, dass es positive Lichtpausen, mit blauen Linien auf weissem
Grunde liefert.
Ein ISTachtheil dagegen ist die geringe Haltbarkeit des sensiblen
Papieres, welches deshalb sich nicht als Handelsproduct eignet. Die
fertigen Lichtpausen nach dem Gummi -Eisenprocess besitzen aber eine
bedeutende Haltbarkeit. Bei einer von dem Verfasser und Dr. Hornig
durchgeführten Probe wurde ein solcher Blaudruck durch zwei Jahre
zwischen einem Eenster dem Lichte und der wechselnden Temperatur und
Peuch tigkeit ausgesetzt, ohne dass die blauen Linien verblasst wären.
Bereitung der lichtempfindlichen Gummi-Eisenlösung.
Eine gute Vorschrift ist die folgende, von G. Pizzighelli ange-
gebene. Es werden die folgenden drei Lösungen in Vorrath bereitet:
1) 20 Thl. Gummi arabicum auf 100 Thl. Wasser.
2) 50 „ braunes Ammoniumferricitrat auf 100 Thl. Wasser.
3) 50 „ Eisenchlorid auf 100 Thl. Wasser.
Diese Lösungen halten sich, in geschlossenen Gefässen auf bewahrt,
durch mehrere Wochen unverändert, mit Ausnahme der Gummilösung,
welche nach einigen Tagen leicht sauer wird.
Zum Gebrauche werden gemischt: 20 ccm der Lösung von Gummi
arabicum, 8 ccm der Lösung von Ammoniumferricitrat und 5 ccm der
Eisenchloridlösung und zwar in der Reihenfolge, in welcher sie ange-
führt erscheinen 2). Die Mischung ist anfangs dünnflüssig, wird aber
bald zähe und nach einigen Stunden trübe, wobei sie ihre Zähigkeit
verliert und die Consistenz einer weichen Butter annimmt. In diesem
Zustande ist sie am geeignetsten zur Präparation des Papieres und hält
sich verschlossen im Dunkeln aufbewahrt, mehrere Tage, ohne von
ihrer Brauchbarkeit etwas einzubüssen.
Fritz Haugk in Schneeberg theilte dem Verfasser am 15. Mai 1881
brieflich mit, dass er in Pizzighelli’s Vorschrift den Gummigehalt
um Vs vermehre. Er selbst empfahl an Stelle der Pizzighelh’schen
1) Eder ’s Jahrbuch f. Phot, für 1887. S. 323.
2) Kommt die Eisenchloridlösuug zuerst mit der Gummüösung in Berührung,
so entsteht ein klumpiges Coagulum. Mehr Eisenchlorid im Verhältnisse zum citronen-
sauren Eisenoxydammoniak setzt die Empfindlichkeit etwas herab, gibt jedoch Bilder
von dunklerer Farbe; citronensaures Eisenoxydammoniak allein gibt nicht gute Resul-
tate. Bei richtigem Gummigehalt entsteht eine vortheilhafte, hornartige Beschaffenheit
der empfindlichen Schicht, welche aber das Gummi -Eisenpapier zu anderen Methoden,
speciell zur Chrysotypie und Argentotypie untauglich macht.
Lichtpausen mittels des Pellet’schen Gummi -Eisenverfahrens.
251
die folgende lichtempfindliche Lösung: 30 — 35 ccm Gummilösung (1 : 5),
10 ccm oxalsaure Eisenoxydammoniaklösung (6 : 10) und 2 — 3 ccm
Eisenchloridlösung (1:2), worauf man des Papier schwimmen lässt.
Andere Methoden der Bereitung einer lichtempfindlichen Gummi -
Eisenlösung für diesen Process rühren von A. Fisch (La Photocopie.
1886. S. 12; 1890. S. 11), Joltrin (Liesegang’s „Moderne Lichtpaus-
verfahren.“ 1884. S. 55), Lizzard (Eder ’s Jahrbuch f. Phot, für 1893.
S. 483) und Waterhouse (Eder’s Jahrbuch für 1890. S. 339) her. Wir
führen hier diejenige des Letzteren an, welche in folgendem besteht:
Man stellt zwei Lösungen dar. A) 170 g Gummi arabicum, 650 ccm
Wasser; B) 40 g Weinsäure in 150 ccm Wasser. Die Gummilösung
wird durch einen Schwamm filtrirt, mit der Weinsäurelösung gemischt
und 100 — 120 g Eisenchloridlösung vom spec. Gew. 1,453 unter üm-
rühren zugesetzt, 24 Stunden im Finstern stehen gelassen und dann
mit Wasser auf das spec. Gew. 1,100 verdünnt. Die Fi sch’ sehe Yor-
schrift ist dieselbe.
Wahl des Papieres.
Zu diesem Verfahren ist ein gut geleimtes, festes Zeichenpapier
unbedingt nothwendig; schlecht geleimtes gibt bei der Entwickelung zu
allerlei Flecken Veranlassung. Gut geeignet ist die im Handel vor-
kommende und mit „Imperial- Zeichenstoff, animalisch geleimt“ bezeich-
nete Papiergattung, welche sowohl in Bogen als auch in Pollen verkauft
wird. Auch stärkere Sorten von Eives-, Steinbachpapier oder von Papier
von Schleicher & Schüll, sowie der Neusiedler Papierfabrik (Niederlage
in Wien), Leykam- Josefsthal (Wien) u. A. sind verwendbar.
Sensibilisiren des Papieres. Das Papier wird auf ein Eeiss-
brett gelegt und muss an zwei Seiten mit Heftnägeln unverrückbar
befestigt werden. Die empfindliche Mischung wird nun mittels eines
breiten flachen Borstenpinsels möglichst gleichmässig und rasch und in
nicht zu dicker Lage aufgestrichen, was bei der grossen Zähflüssig-
keit der Masse einigermassen schwierig ist; sobald man bemerkt, dass
der Pinsel etwas an das Papier zu kleben beginnt, wird die Oberfläche
mittels eines Vertreibpinsels egalisirt^).
Diese Operation kann bei gedämpftem Lichte vorgenommen werden;
das bestrichene Papier wird in einem erwärmten dunkeln Eaume rasch
getrocknet und für den Gebrauch flach gepresst, vor Licht und Feuchtig-
keit geschützt aufbewahrt.
Das Copiren nach einem Positiv auf Glas oder auf Pauspapier ist
bei dem Erscheinen eines deutlich sichtbaren gelben Bildes auf dunklerem
1) Andere Operateure benützen zum Aufstreicben ein mit Sammt überzogenes
Brettchen („Sammtbürste“); hierbei entfällt die Behandlung mit dem Vertreibpinsel.
252
Vierter Theil. Vierundzwanzigstes Capitel.
Gnmde als beendet zu betrachten und dauert an der Sonne kaum
5 — 10 Minuten, im Schatten je nach den Lichtverhältnissen 15 Minuten
und darüber.
Ent-wickelung und Eixirung des Bildes. Das copirte Bild
wird auf ein Eeissbrett gelegt und die sichtbare Zeichnung mittels eines
Haarpinsels (aus Eischotterhaaren) mit der folgenden Entwickelungs-
lösung, nämlich 20 Thl. gelbes Blutlaugensalz auf 100 Tbl. Wasser, rasch
und ohne stark aufzudrücken, Strich an Strich bestrichen (Pellet,
Waterho use u. A. legten die Copie mit der Bildfläche auf die Blut-
laugensalzlösung, ohne die Eückseite damit zu treffen^). Das Bild
erscheint momentan in dunkelblauer Earbe; sobald alle Details erschienen
sind, wird, ohne lange zu zaudern 2), dasselbe unter einem Wasserstrahle
von der Entwickelungslösung gereinigt, wobei (sowie auch bei der Ent-
wickelung) zu vermeiden ist, dass die Eückseite benetzt werde, weil
geringe Spuren von gelbem Blutlaugensalze, von der Eückseite in das
Papier eingednmgen , schon genügen, um blaue, auch von der Yorder-
seite sichtbare Eiecken zu erzeugen. Nach dem Waschen, welches nicht
sehr lange zu dauern braucht, wird das Papier in eine Tasse mit ver-
dünnter Salzsäure (1:10) gelegt®), darin wird das Bild, welches beim
Waschen etwas verblasst war, wieder dunkler. Die Oberfläche der
belichteten Stellen der Gummi -Eisensalzschicht läuft gewöhnlich auch
etwas blau an, was aber nichts zu bedeuten hat, da das Papier durch
die Gummischicht geschützt ist, welche in der Säure sich förmlich von
der Unterlage abschuppt, ein blaues Bild auf dem rein weissen Papiere
zurücklassend. (Man kann durch Eeiben mit einem Pinsel nachhelfen.)
Das Bild wird nun in mehrfach gewechseltem Wasser gewaschen und
dann zum Trocknen aufgehängt.
Blaue Punkte oder Flecken können mit den auf S. 243 angegebenen
Mitteln beseitigt werden.
1) Ursprünglicli -wurde das Papier sogar imter die Entwicklungslösuug getaucht;
erst später erkannte Pellet den Nutzen des Schwimmenlassens, um das Benetzen auf
der Eückseite zu vermeiden. (Bull. Soc. fran^. 1880. S. 47 u. 288.)
2) Bei längerer Entwickelung findet ein Verschwimmen naheliegender Linien statt.
3) Es kann die Salzsäure auch durch Schwefelsäure ersetzt werden. Dieser
Weg wurde früher von Pellet empfohlen, um die Entwickelung der Salzsäuredämpfe
zu vermindern. (BuU. Soc. fran9. 1880. S. 284.)
FÜNFUNDZWANZIGSTES CAPITEL.
LICHTPAUSEN MITTELS SILBEECOPIEYEEEAHEENS,
SOWIE MITTELS EISEN -SILBEEPAPIEEEN.
(WEISSE LINIEN AUE BEAUNSCHWAEZEM GEUNDE.)
Die geAvöhnlichen Silberpapiere sind selbstverständlich zu Licht-
pausen nach Zeichnungen auf dünnem Papier geeignet, z. B. die Chlor-
silberpapiere (Dauerpapiere) u. s. w., wie sie im 12. Hefte dieses „Hand-
buchs“ beschrieben wurden. Nach Silbercopien auf dünnem Papier
können negative Lichtpausen durch neuerliches Copiren in positive um-
gewandelt werden. Diese Methoden finden jedoch in der Industrie wenig
Amvendung. Dagegen kamen in den letzten Jahren Schnell -Copirpapiere
für Zwecke der Lichtpauserei in den Handel, welche mit Gemischen
von Ferrisalzen und Silberverbindungen sensibilisirt waren, und die wir
im Folgenden näher beschreiben wollen.
Eisen- Silber-Lichtpauspapi er.
Mischt man Ferricitrat oder ähnliche lichtempfindliche Ferrisalze
mit Silbernitrat (nach dem Princip der Argentotypie oder Kallitypie,
s. S. 204), so erhält man bei geeigneten Mischungsverhältnissen Licht-
pauspapier, welches 4 bis 5 mal lichtempfindlicher als gewöhnliches
Cyanotyppapier (s. S. 238) ist. Im Lichte wird das Ferrisalz reducirt
und schlägt metallisches Silber nieder. Arndt & Troost in Frank-
furt a. M. bringen seit 1894 ein auf diesen Grundlagen beruhendes
braun copirendes Lichtpauspapier unter dem Namen „Sepia-
Blitz-Lichtpauspapier“ in den Handel und erhielten darauf ein
Patent (Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1896. S. 525; 1897. S. 551; 1898.
S. 450). In der Patentschrift wird ein Gemisch von Ammoniumferri-
citrat, Silbernitrat, Weinsäure und Gelatine als gut geeignet angegeben,
wie wir bereits weiter oben (S. 205) genauer beschrieben haben. Die
vom Lichte getroffenen Stellen werden dunkel gelblich und beim Waschen
mit Wasser tiefbraun und sind hiermit genügend fixirt. Darauffolgendes
254
Vierter Theil. Fünfundzwanzigstes Capitel.
Behandeln mit Fixirnatronlösung (1 ; 50) verbessert den Farbenton.
Wahrscheinlich findet theils directe Bräunung des Eisensalzes im Lichte,
insbesondere aber secundäre Reduction des Silbersalzes zu Metall statt;
jedenfalls ist im fertigen Bilde metallisches Silber der Hauptbestandtheil
der Bildsubstanz.
Genauere Untersuchungen über diese Methode rühren von Dr. B.
Larus her (Phot. Wochenbl. 1898. S. 305). Nach seiner von uns er-
probten Yorschrift stellt man folgende Lösungen her:
A) 35 g grünes Ammoniumferricitrat, 4 g Weinsäure und 200 ccm
Wasser.
B) 6 g Gelatine gelöst in 100 ccm Wasser.
C) 10 g Silbernitrat in 100 ccm Wasser.
Die Präparate sollen frei von Chloriden sein. Man mischt A und B
bei ca. 35 — 40 Grad C. und fügt allmählich unter Umrühren die Silber-
lösung C hinzu. Die Lösung wird während der Yerwendung lauwarm
gehalten und auf Papier (oder Postkarten u. s. w.) aufgetragen und ge-
trocknet. Während des Copirens wird die Farbe bräunlich, jedoch ist
die Intensität des erscheinenden Bildes in hohem Grade abhängig vom
Feuchtigkeitsgehalte der empfindlichen Schicht. Durch Eintauchen in
reines Wasser wird die Copie deutlich sichtbar; man fixirt durch Waschen
mit Wasser und behandelt in Fixirnatronlösung (1 : 50), worin die
Farbe schön dunkelbraun wird.
Die Lichtpausen geben weisse Linien auf braunem Grunde; stellt
man sie auf dünnem Papier her, so kann man durch nochmaliges
Copiren dieser negativen Bilder positive Lichtpausen erhalten. Sie
können mit Gold-Tonfixirbädern sowie Uran-Tonbädern getont werden
(Ed er ’s Jahrbuch f. 1898. S. 450).
1
SECHSrNDZWANZIGSTES CAPITEL.
LICHTPAUSEN MITTELS DES TINTENCOPIEPEOCESSES
AUE LICHTEMPFINDLICHEN EISENSALZEN.
(SCHWAEZE LINIEN ALCF WEISSEM UEUNDE.)
Die sogenannten Tintencopirverfahren beruhen auf der Lichtempfind-
lichkeit gewisser Ferrisalze, welche im Lichte in Ferrosalze übergehen;
durch darauffolgende Einwirkung von Gallussäure oder Tannin entsteht
mit Eerrisalzen (Eisenoxydsalzen) ein schwarzer Niederschlag (gallus-
saures oder gerbsaures Eisenoxyd von der Zusammensetzung von gewöhn-
licher Tinte), während die Eerrosalze sich mit Gallussäure nicht oder
nur langsam färben. Indem also die vom Lichte nicht getroffenen Stellen
geschwärzt werden, die vom Lichte zersetzten aber mehr oder weniger
unverändert (farblos) bleiben, so entstehen Lichtpausen in schwarzen
Linien auf weissem Grunde.
Die Schwierigkeit dieses sogenannten „Gallus-Eisen- oder Tinten-
copirprocesses“ besteht darin, dass es schwer ist, Bilder von genügen-
der Kraft der Schwärzen und Eeinheit des weissen Grundes zu erhalten, weil
der Gerbstoff auch mit Eerrosalzen bei Luftzutritt sich violettschwarz färbt
und der Grund der Papierbilder sehr schwer weiss zu erhalten ist.
Die ersten Anfänge dieses Verfahrens dürften auf Poitevin zurück-
zuführen sein, welcher am 20. Mai 1859 in der „Societe frau9aise de
Photographie“ über eine Copirmethode berichtete i), die in Folgendem
bestand: Es wurde eine Lösung von Eisenchlorid und Urannitrat
(1:10) auf Papier aufgetragen; letzteres wird im Lichte rasch reducirt
und dann das Eisenchlorid zu Chlorür verwandelt, welches durch
Tannin, Gallus- und Pyrogallussäure (1 : 50) nicht mehr ge-
schwärzt wird, während die nicht belichteten Stellen sich schwärzen,
wodurch sich directe positive Copien erhalten lassen. Er ersetzte später
1) Bull. Soc. frang. de Phot. 1859. S. 157. Auch in Poitevin ’s „Traite des
iüipressions.“ Paris 1883. S. 149.
256
Vierter Tlieil. Sechsundzwanzigstes Capitel.
das dem Eisenchlorid beigemengte Uransalz durch Glycerin, oxalsaures
Ammoniak und Weinsäure wovon er besonders das Gemisch mit
Weinsäure empfahl (10 g Eisenchlorid, 100 g Wasser und 3 g Wein-
säure). (S. Seite 208.)
Poitevin setzte diesem Gemisch von Eisenchlorid und Wein-
säure etwas Khodankalium zu, wodurch eine blutrothe Färbung ent-
stand, welche das Copiren auf Papier wesentlich erleichtert. In dem
Masse, als sich das Eisenchlorid reducirt, verschwindet das Roth, und
wenn die Reduction vollständig durchgeführt, erscheint die Zeichnung
roth auf weissem Grunde. Das Bild wird in Wasser, welches etwas
Kreide enthält, gewaschen, worin ein Theil des Eisenchlorürs entfernt
wird und das Chlorid in Eisenoxyd verwandelt werden soll, worauf
man mit Gallussäure oder Tannin badet, worin das Bild tinten-
schwarz wird. Enthält die Eisenchlorid- und Weinsäure -Mischung einen
Zusatz Gummi arabicum, so ändert sich durch die Belichtung die hygro-
scopische Eigenschaft. (S. Seite 207.)
Erst in neuerer Zeit wurde dieses Copirverfahren weiter studirt
und mehrfach verbessert, indem man hauptsächlich die Schwierigkeit
zu beseitigen trachtete, dass der weisse Grund stets mehr oder weniger
unrein wird, d. h. eine graue oder blassviolette Färbung erhält.
Im Jahre 1880 theilte Riegel im „Le Technologiste“ eine Methode
mit, um schwarze positive Lichtpausen mittels einer lichtempfindlichen
Schicht von Ferrisulfat, Eisenchlorid, Weinsäure und Gelatine iTud eines
Entwicklers aus Gallussäure herzustellen ^).
Im Jahre 1883 brachte Co las in Frankreich in grossen Rollen
ein „Gallus -Eisen -Papier“ in den Handel, welches gleichfalls mit einem
Eisenoxydsalz in Gegenwart einer organischen Substanz präparirt war,
beim Belichten Oxydulsalz bildete und mit Gallussäurelösung entwickelt
nur an den nicht belichteten Stellen tintenschwarz wurde®) und nach
den später veröffentlichten Beschreibungen^) der Riegel’schen Mischung
sehr nahe kam.®)
1) Auch essigsaures Ammoniak und Alloxanthin befördert die Zersetzung von
Eisenchlorid im Lichte nach Poitevin (Compt. rend. Bd. 52. S. 94. Kreutz er ’s
Zeitschr. f. Phot. 1861. Bd. 3. S. 125).
2) Riegel mischte 10 g Ferrisulfat, 20 g Eisenchlorid, 10 g Gelatine, 10 g Wein-
säure und Wasser bis zum Volumen von 350 ccm. Als Entwickler dient eine 1 — 2 pro-
centige Gallussäurelösung in Wasser mit geringem Alkoholzusatz. S. auch Puzzled
(Brit. Jourii. Phot. 1880. S. 574) und England (ibid. S. 575).
3) Moniteur de la Phot. 1883. S. 39. Phot. Wochenbl. 1883. S. 177.
4) Gewerbeblatt aus Württemberg. 1886. Bd. 33. S. 365.
5) Bie Colas’sche Mischung bestand angeblich aus 10 g Ferrisulfat, 20 g Eiseu-
chlorid, 10 g Weinsäure , 10 g Gelatine, 300 ccm Wasser.
Lichtpausen mittels des Tintencopirprocesses auf lichtempfindl. Eisensalzen. 257
Auch spätere Publikationen über den Tinten- Lieh tpausprocess ver-
folgten dasselbe Princip, indem das lichtempfindliche Gemisch von
Perrisalzen und Weinsäure mit Gelatine^) oder Gummi arabicum 2) ver-
dickt wurde.
Ein brauchbares Kecept dieser Art ist folgendes: 10 g Eisenchlorid
(in Stücken), 5 g Eerrisulfat (schwefelsaures Eisenoxyd!) und 9 g Wein-
säure werden in 100 ccm Wasser gelöst, dann mit einer warmen Lösung
von 5 g Gelatine in 50 ccm Wasser gemischt und durch einen mit
Baumwolle verstopften Trichter oder durch Flanell filtrirt. Das ausge-
spannte Papier wird mittels eines Schwammes bei Lampenlicht reichlich
damit bestrichen, einige Augenblicke in Ruhe gelassen, dann wird die
überschüssige Flüssigkeit mittels des ausgedrückten Schwammes weg-
genommen ^). Man trocknet schnell (am besten bei einem warmen Ofen)
im Dunklen. Das Papier hält sich nicht lange (2 — 3 Wochen).
Eine andere vereinfachte, gleichfalls gut brauchbare, Yorschrift [von
A. Fisch^)] schliesst sich wieder mehr an die alte Poitevin’sche
Mischung an, indem das Yerdickungsmittel wegbleibt: Man löst 10 bis
12 g festes Eisenchlorid in 50 ccm Wasser und mischt mit 3 g Wein-
säure, gelöst in 50 ccm Wasser; dieses Gemisch wird sehr dünn und
gleichmässig auf sehr gut geleimtes Papier aufgepinselt und rasch bei
55 Grad C. im Finstern getrocknet.
1) Shawcross und Thompson (Deutsches Reichspatent Nr. 33452 vom 19. März
1885; Phot. Archiv. 1886. S. 15) mischten 1500 Thl. Gelatine, 600 Thl. Ferrisulfat,
940 Thl. Chlornatrium, 190 Thl. Weinsäure, 1500 Thl. Eisenchlorid und entsprechend
Wasser. — E. Goolds ersetzte das Ferrisulfat durch Zinkvitriol (Ed er ’s Jahrbuch
f. Phot, für 1892. S. 451).
2) A. Fisch empfahl in der 1. Auflage seiues Werkes „La Photocopie“ (1886.
S. 36) ein gummihaltiges Gemisch, nämlich A) 50 Thl. arabisches Gummi, 500 Thl.
Wasser; B) 50 Thl. Weinsäure, 200 Thl. Wasser; C) 30 Thl. schwefelsaures Eisen-
oxyd, 200 Thl. Wasser; D) 100 Thl. Eisenchloridlösung von 45 Grad B. Man mischt
die Lösung C mit B, giesst dies dann in A und fügt D hinzu. Hiermit überstreicht
man gut geleimtes Papier dünn, trocknet schnell in der Wärme, ohne 55 Grad C.
zu überschreiten. Es hält sich 14 Tage. — Nakahara in Japan (Eder’s Jahrbuch
f. Phot, für 1896. S. 529) wiederholte die Versuche mit diesen Varianten des Tinten-
copirverfahrens und gab als bestes Recept an: 15 g Gummi arabicum, gelöst in 110 ccm
warmen Wasser, 2 g Weinsäure, 9 g Chlornatrium, 10 g „Eisensulfat“ (wahrscheinlich
Ferrisulfat?), 15 g Eisenchlorid; diese Bestandtheile werden in der angegebenen Reihen-
folge in der Gummilösung aufgelöst.
3) Man kann auch mittels breiter Pinsel oder Haarbürsten und Vertreibpinsel
die Präparation vornehmen.
4) A. Fisch, La Photocopie. 2. Auflage. 1890. S. 40. — Vergl. auch Enns er
(Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1892. S. 451).
258
Vierter Theil. Sechsundzwanzigstes Capitel.
Mau copirt unter der zu pausenden Zeichnung ungefähr so lange
wie beim Albumin -Silberprocess (z. B. 10 Min. im Sonnenlichte). Sobald
die schwarzen Linien der Zeichnung deutlich gelb auf dem ausge-
bleichten weissen Grunde sichtbar siud^), ist genügend lange copirt. Das
stets mehr oder weniger schwache Bild wird durch Behandeln mit einer
Lösung von Gallussäure sichtbar gemacht (entwickelt). Die Concen-
tration dieser Gallussäurelösung ist von geringem Einfluss auf das Re-
sultat; es erscheint hierbei ein geringer Zusatz von Oxalsäure (zuerst
von A. Fisch empfohlen, a. a. 0.) günstig. Als Entwicklungsbad für
gelatinehaltige Eisenpapiere kann ein Bad von 1 Liter Wasser, Yj bis
1 g Oxalsäure und 6 g Gallussäure dienen, während Fisch für sein
vereinfachtes Verfahren eine schwächere Lösung von 1 Liter Wasser,
3 g Gallussäure und 0,1 g Oxalsäure empfiehlt.
In dieser Entwicklerflüssigkeit erscheint das Bild sofort mit schwarzer
Farbe und hat binnen 3 — 5 Minuten seine höchste Eraft erreicht. Man
kann die Copien entweder ganz in dieses Bad untertauchen, oder nur
mit der Bildfläche darauf schwimmen lassen; ersteres ist bequemer und
wird in der Regel vorgenommen, letzteres schützt aber die weissen
Bildstellen in ungünstigen Fällen besser vor allgemeiner toniger (bläu-
licher) Färbung des Papiergrundes. — Hat man zu kurz copirt, so
wird der Grund des Papieres tonig; bei langer Copirdauer bleicht
der Grundton ganz aus, bei allzulanger Copirzeit werden die Pausen
kraftlos und es verschwinden die feinen Linien. • — Die entwickelte
Copie wird, sobald sie kräftig genug erschienen ist, schnell mit
viel Wasser gewaschen, dann alle überflüssige Flüssigkeit mittels
eines Schwammes oder Fliesspapier von der Oberfläche entfernt, um
ein Verrinnen der Linien zu vermeiden 2). Dann hängt man zum
Trocknen auf.
Für das Gelingen dieses Processes ist die Verwendung sehr gut
geleimten Rohpapieres, dünnes Aufträgen der lichtempfindlichen Eisen-
lösnng, rasches Trocknen, correctes Copiren bei kräftigem Lichte und
rasches Arbeiten beim Wässern und Trocknen der entwickelten Bilder
nothwendig.
Um etwa eingeschlichene Fehler auf den Tinten -Lichtpausen zu
corrigiren oder Aenderungen vorznnehmen (dunkle Stellen wegzuätzen),
bedient man sich solcher Mittel, welche die Tinte entfernen, z. B.
Oxalsäure.
1) Das unveränderte Ferrisalz ist gelb, das mi Lichte entstehende Ferrosalz
aber fast farblos.
2) Das Verrinnen der Linien erfolgt bei gummihaltiger Präparatiou leichter als
bei gelatinehaltiger.
Lichtpausen mittels des Tintencopirprocesses auf lichtempfmdl. Eisensalzen. 259
Als zweites Mittel, welches allen gewünschten Anforderungen ent-
spricht, bedient man sich einer Auflösung von 10 g Pottasche, 10 g
Sauerkleesalz in 50 g destillirtem Wasser. Bei jedesmaligem Gebrauche
ist diese Flüssigkeit gut umzuschütteln. Zum Corrigiren von Tinten-
bildern verwendet man auch ein Gemisch von 1 Tropfen Schwefel-
säure und 50 Tropfen Wasser oder wässerige Oxalsäurelösung.
Das Gallus -Eisenpapier ist in beschränktem Grade Handelsartikel;
seine ziemlich geringe Haltbarkeit hindert die Anschaffung grösserer
Vorräthe. In neuerer Zeit kommen auch Gallus-Eisen-Lichtpauspapiere
in den Handel (z. B. von J. Gab 1er t, Wien), welche mit reinem Wasser
sich als positive blauschwarze Tintenbilder entwickeln und eines getrennten
Gallussäure -Entwicklers nicht bedürfen, da sie die Entwicklersubstanz
bereits in der Papierpräparation oder über dieselbe (trocken-pulverig)
aufgetragen enthalten; dadurch wird der Process sehr vereinfacht. In
der Praxis der Lichtpauserei liefern der Tintenpausprocess und die häufig
ausgeübte Negrographie (s. d.) die besten Pausen mit schwarzen Linien
auf weissem Grunde.
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
18
T
SIEBENUNDZWANZIGSTES CAPITEL.
LICHTPAUSEN MIT EETTEE EAEBE, WELCHE AUE DEE
LICHTEMPEINDLICHKEIT VON EISENSALZEN BEEUHEN.
Als Poitevin die Verwendbarkeit seines lichtempfind ichen Ge-
misches von Eisenchlorid und Weinsäure beschrieb (s. Einstaubverfahren
S. 207; Tintenbilder S. 255), erwähnte er auch, dass das Gemisch die
Fähigkeit habe, nur an den nicht belichteten Theilen fette Farben
zurückzuhalten, nicht aber an den belichteten (s. S. 208).
Fisch griff diese Idee auf und beschrieb in seiner Broschüre „Les
Phototirages aux eueres d’imprimerie“ (1894; Eder ’s Jahrbuch f. Phot,
für 1896. S. 526) ein derartiges Lichtpausverfahren mit Buchdruckfarbe.
Er combinirte das von Weissenberger zuerst als Zusatz für Chromat-
bäder empfohlene Mauganosulfat^) mit Eisenchlorid und Weinsäure in
nachfolgender Weise: 320 g Gummi arabicum gelöst in 1000 ccm Wasser
w^erden mit 70 gr. Weinsäure gelöst in 250 ccm Wasser gemischt, dann
225 ccm einer Eisenchloridlösung von 45 Grad Baume und schliesslicli
10 g schwefelsaures Manganoxydul gelöst in 25 ccm Wasser zugefügt
und nach mehrstündigem Stehen durch Mousselin filtrirt. Damit wird
Papier bestrichen, im Finstern bei 35 — 45 Grad C. getrocknet und unter
einer positiven Pause copirt. Die Copie wird mit einer Walze mit guter
fetter Buchdruckfarbe (Unterlage eine Metallplatte) dünn (graix) ein-
gewalzt, in eine Schale gelegt, unter der Brause abgespült und mit
einem feinen Schwamme gerieben, bis der Grund weiss ist. Diese
positiven Lichtpausen lassen sich nach dem Trocknen einstauben und
bronciren , eventuell auch auf Stein u. s. av. Umdrucken.
Entwickelt man die Copie ohne sie eingeschwärzt zu haben
im Wasser, lässt im Dunklen trocknen und copirt das stehen gelassene
Bild nach und schwärzt dann ein, so entsteht ein negatives Bild, d. h.
die Schwärze haftet an den belichteten Bildstellen (trockenes Papier) und
wird von den nicht belichteten Stellen (welche anfangs mit unlöslichem
Eisenpräparat bedeckt waren und erst beim zweiten Nachbelichten feucht
wurden) abgestossen.
1) Eder ’s Jahrbuch f. Phot, für 1889. S. 300.
Lichtpausen mit fetter Farhc.
261
Einen ganz analogen Process unter Anwendung von Gemischen von
Gummi, Eerrichlorid, Ferrisulfat, Weinsäure und üranylnitrat oder
-Chlorid hatte A. Fisch in seinem Buche „La Photographie au charbon“
(1893. S. 177; Eder’s Jahrbuch f. 1896. S. 528) beschrieben.
Nach den Angaben von A. Fisch wird in der Kälte gelöst:
A) 325 g Gummi arabicum in 1 Liter Wasser;
B) 75 g Weinsäure oder Citronensäure in 300 ccm Wasser;
C) 26 g Ferrisulfat oder -nitrat in 400 ccm Wasser;
D) 6 g Üranylnitrat oder -Chlorid in 200 ccm Wasser.
Man giesst die Lösung B in A, fügt allmählich C und D hinzu, indem
man fortwährend schüttelt; dann mischt man 210 ccm Eisenchloridlösung
von der Dichte 1,453 bei, filtrirt durch Mousselin und bestreicht damit
gut geleimtes Papier. Exposition 3 — 6 Min. Sonnenlicht. Die gelbe
Farbe wird im Lichte rasch grau. Nach der Belichtung legt man auf
eine ebene Unterlage (Steinplatte etc.), schwärzt mittels einer Leimwalze
fette Farbe auf und verreibt mit einer Bürste die Farbe. Man legt es
Copie in kaltes Wasser, spült die Oberfläche des auf eine nasse Unterlage
gelegten Papieres mit einem Wasserstrahle ab und reibt sie dann noch
mit einem nassen Schwamme. Es bleiben nur die nicht belichteten
Stellen als schAvarze Striche stehen. Diese Lichtpausen sind als solche
kaum zu verwenden, wohl aber nach Art der Fettcopien für Photolitho-
graphie, wo sie nach einer negativen Matrize einen negativen Abdruck
geben (Unterschied von Chromatgelatinepapier, welches nach einem
Negativ einen positiven Abdruck gibt).
Diese photochemischen Eeactionen bei diesen Processen verlaufen
im Sinne der obigen Angaben, man erhält thatsächlich nach schwarzen
Zeichnungen auf weissem Papier Lichtpausen mit schwarzen Linien auf
hellem (schwierig rein weiss zu erhaltendem) Grunde. Da ähnliche
Fettbilder an und für sich kaum eine Yerwendung finden und auf
anderem Wege (mittels Bichromaten auf Stärke- oder Gelatinepapier ^)
sich sicherer und bei kürzerer Belichtung erhalten lassen, so stehen
diese Methoden in der Praxis nicht in Verwendung.
1) Hierher gehört Ahney’s „Papyrographie“, -welche darin besteht, dass
Gelatinepapier mit Kaliuinbichromat sensibilisirt -ndrd (wie für Photolithographie, s.
Eder’s Eecepte nnd Tabellen 1896. S. 55), wonach man unter einem Negativ be-
lichtet, mit fetter Farbe einschwärzt, in "Wasser wäscht, mit dem Schwamm reibt,
bis ein fettes Bild an den belichteten und unlöslich gewordenen Chromat -Gelatine-
stellen entsteht. Diese fetten Bilder auf Papier lassen sich zu Abdrucken auf Papier
40 — 50 mal benutzen. — Diese Methode bietet keinen Vortheil vor den gebräuch-
lichen Methoden der Photolithographie oder des Zink - Flachdruckes.
18*
ACHTUNDZWANZIGSTES CAPITEL.
PHOTOGEAPHISCHE COPIEVEEPAHEEN MIT UEAN-
VEEBINDUNGEN.
Die Yeränderung verschiedener Uranoxydsalze (üranylsalze) im
Lichte wurde bereits im I. Bd. Abth. 1 S. 171 dieses „Handbuch“ be-
schrieben. — Das salpetersaure Uranoxyd (= Uranylnitrat, UOj
(NOg)2 + bHjO, meistens kurzweg Urannitrat genannt) auf Papier geht
im Lichte unter Yerlust von Sauerstoff in Uranonitrat (salpetersaures
Uranoxydul) über; ähnlich verhält sich dieses Salz in Gemischen
mit Alkohol, Oxalsäure, Weinsäure^) oder anderen organischen Sub-
stanzen, sowie Uranylchlorid mit organischen Substanzen; oxalsaures
Uranoxyd 2) und seine Doppelsalze werden durch Lichtwirkung zu
Uranoxydul- oder Uranosalzen (ähnlich wie Eisenoxydverbindungen)
reducirt. Diese Verbindungen wurden zur Construction von Photometern
vorgeschlagen (s. Bd. I). Sie eignen sich ähnlich wie die analogen Eisen-
salze auch zu photographischen Copirprocessen, sind im allgemeinen
weder an Empfindlichkeit noch an Schönheit den Eisensalzcopien über-
legen. Gewisse bräunliche und andere Farbennuancen sind jedoch den
Urancopien eigenthümlich und darum kommt man immer wieder auf
Versuche in dieser Dichtung zurück. Deshalb Avollen wir diese Me-
thoden genauer beschreiben.
Der Verlauf der photochemischen Zersetzung der Uranverbindungen
ist im Allgemeinen analog Avie bei den Eisen Verbindungen (s. S. 109),
d. h. es findet im Lichte eine Eeduction der Uranylverbindung zu
Uranoxydul statt.
Die Beobachtung, dass organische Uranoxydsalze (Üranylsalze) oder
Urannitrat auf Papier sich im Lichte zersetzen und zum photographischen
Copirprocess sich eignen, machte Bur nett 1857 (Phot. Notes. 1857.
S. 97. Kreutzer, Jahrber. 1857. S. 64). Er erkannte auch, dass hierbei
1) Urannitrat auf Papier wird lichtempfindlicher durch Zusatz von Oxalsäure
oder Weinsäure.
2) Die Lösung dieses Salzes scheidet im Sonnenlichte unlösliches oxalsaures
Uranoxydrü aus. — Auch Uranylcitrat und -tartrat und ihre Doppelsalze sind zu
photochemischen Eeactionen geeignet.
Photographische Copir verfahren mit Uran -Verbindungen.
263
das Uranoxyd zu Oxydul reducirt wird und beschrieb die Anwendung
dieser Reaction im photographischen Process. Er führt an: Papier, mit
salpetersaurem, weinsaurem oder citronensaurem Uranoxyd getränkt,
hält sich nach dem Trocknen im Einstern sehr gut. Im Lichte tritt
eine Eeduction ein. Man kann das nicht oder schwach sichtbare Licht-
bild auf verschiedene Weise sichtbar machen (entwickeln): 1. Durch
Schwimmen auf starker Eerridcyankaliumlösung, mit welcher nur das
Uranoxydul, nicht aber das Oxyd einen Niederschlag gibt. Es ent-
steht ein chokoladebraunes Bild. 2. Durch Silbernitrat- oder ammoniaka-
lische Silbernitratlösung 1), wodurch ein schwarzes Bild entsteht, das man
mit unterschwefligsaurem Natron fixirt. Diirch Fixiren mit Ammoniak
wird der Ton mehr grau. Ein Gemisch von Silbernitrat und Eisenvitriol
erlaubt die Abkürzung der Belichtung des Uranpapieres. 3. Durch Gold-
chlorid, aus Avelchem die Uranoxydulverbindungen metallisches Gold fällen.
Burnett gab auch noch an, dass dies Uranverfahren (wahrschein-
lich hatte er weinsaures Uran im Auge) viel lichtempfindlicher als das
gewöhnliche Chlorsilber- Copirverfahren ist. Er untersuchte übrigens
auch das Uranchlorid und Fluorid, das oxalsaure, ameisen-, benzoe-,
bernstein-, essigsaure und citronensaure Uranoxyd und fand alle, be-
sonders das letztere zur Photographie auf Papier tauglich. (Phot. Notes.
1857. S. 97. Kreutzer, Jahresbericht 1857. S. 64.
Das Chloruran ist etwa ebenso empfindlich, wie das Urannitrat;
das uransaure Ammoniak aber wird nur langsam durch das Licht
gebräunt (Liesegang, Phot. Archiv 1865. S. 1).
Im Jahre 1858 — 1860 veröffentlichte Niepce de Saint-Yictor
wiederholt die Resultate seiner Yersuche über die Lichtempfindlichkeit
der Uransalze und Yerwendbarkeit derselben zu photographischen Copir-
processen. (Compt. Rendus Bd. 46, S. 448, 449; Bd. 47, S. 866, 1002;
Bd. 48, S. 470; Bd. 49, S. 815. Dingler’s Journ. Bd. 148, S. 126;
Bd. 151, S. 130, 435; Bd. 156, S. 456).
Poitevin fand 1860, dass Lichtbilder auf Papier, welches mit
Eisenchlorid und Urannitrat oder anderen Substanzen (s. u.) ge-
tränkt war, durch Behandlung mit Tannin, Gallus- oder Pyrogallussäure
schwarz sichtbar gemacht werden können, indem nur das vom Lichte nicht
getroffene Eisenoxydsalz schwarzes gerbsaures Eisen (Tinte) bildet, nicht
aber das im Lichte entstandene Eisenoxydulsalz (s. S. 255).
Wird Urannitrat -Papier belichtet und auf Silbernitrat -Papier gelegt,
so wird letzteres reducirt, weil sich Oxydulsalz gebildet hat. — Nach
1) Zusatz von Alkohol zur Silbeiiösung soll günstig sein, z. B. 5 — 10 Theile
Silbernitrat, 10 Theile Alkohol und 100 Tbeile "Wasser. Schliesslich kann man in
einem Goldbade tonen (Bollmann, Handbuch d. Photogr. 1862. S. 118).
264
Vierter Theil. Achtundzwanzigstes Capitel.
einigen Tagen verschwindet diese Wirkung (infolge der Oxydation des
Oxyduls). Dieses Phänomen hat man (wohl irrthümlich) als Bindung
des Lichtes und allmähliche Ausstrahlung der leuchtenden Materie be-
trachtet (Phot. Archiv. 1863. S. 88).
Präparation der Uranpapiere. Man tränkt Papier mit einer
Lösung von 1 Theil Urannitrat in 5 Thl. Wasser und trocknet über
einem Feuer (Niepce a. a. 0.). — Bessere Resultate erhält man, wenn
man der Uranlösung Gelatine oder Stärke zusetzt, um das Einsinken der
Bildschicht ins Innere des Papieres zu hindern, z. B. 120 ccm Wasser,
20 g Urannitrat, 10 g Nelson -Gelatine^), einige Tropfen Essigsäure, in
der Wärme gelöst; darin wird grobkörniges Papier während 2 — -3 Min.
untergetaucht oder mit der Lösung einseitig bestrichen und im Finstern
getrocknet (Bovier, Photo - Gazette. 1896. Bd. 6. S. 191). Man copirt
3 mal länger als Platinotyppapier, taucht hierauf für ganz kurze Zeit
in lauwarmes Wasser (Niepce, Boivier u. A.) und dann
1. für rothe Bilder: in eine 2 — 10 procentige Lösung von Ferrid-
cyankalium, worauf man wäscht [Niepce, Boivin (Moniteur de la
Phot. 1879. S. 164), Bovier (a. a. 0.)]; Townsend legt, ohne mit Wasser
zu waschen, sofort auf eine mit etwas Salpetersäure angesäuerte Ferrid-
cyankaliumlösung (Phot. Mitth. 1879. Bd. 16. S. 205).
2. Die nach 1. erhaltenen rothen Bilder können durch Baden mit
4 proc. Eisenvitriollösung und etwas Schwefelsäure grün bis blau,
durch Kobaltnitrat (1:50) grün gefärbt werden (Niepce).
3. Um violette Bilder zu gewinnen, werden die belichteten und
kurz gewaschenen Urancopien in eine halbprocentige Chlorgoldlösung
gelegt (Niepce; Analogie mit der Chrysotypie).
4. Durch Baden der Urancopien in Silbernitratlösung werden
grauschwarze Copien erhalten (Niepce, Townsend u. A.; Analogie
mit der Argentotypie und Kalütypie).
Bollmann empfahl, die Urancopien (anstatt sie mit lauwarmem
Wasser zu waschen) mit verdünntem Alkohol oder Aether zu waschen.
Ferner schlug er vor, die Urannitratlösung mit Quecksilberchlorid,
Chlorgold, -platin, Silbernitrat oder Wismuthnitrat zu mischen (Boll-
mann’s Phot. Monatshefte 1862. Bd. 1. S. 37, 164 und 234). Boivin
mischt das Urannitrat mit Y7 Weinsäure^) und entwickelt die Copien,
nach kurzem Waschen mit Wasser mittels einer Ferrocyankaliumlösung
(a. a, 0.). Hill mischte Urannitrat gleich vor der Präparation mit Ferrid-
1) Ersatz der Gelatine, welche Uransalze hartnäckig zuriickhält, durch Stärke
erscheint heachtenswerth.
2) 100 Thl. Wasser, 20 Thl. Uramiitrat, 3 g Weinsäure; darauf lässt Boivin
mit alaunhaltiger Gelatine geleimtes Papier schwimmen.
Photograpliische Copirverfahrea mit Uran-Yerbindungeu.
265
cyankalium und wusch die Copie mit Wasser, d. i. Analogie mit Cyano-
typpapier (Phot. News. 1897. S. 108).
Copiryerfaliren mit TJrancollodion. — Wothlytypie. —
UranplatinTerfahreii .
Ein besonderes photographisches Copirverfahren lässt sich mittels
eines urannitrathaltigen Collodions bewerkstelligen; unter Mitwirkung
von Silber-, Gold- oder Platinsalzen entsteht bei der Belichtung aus
dem Oxydsalz das TJranoxydulsalz, welches aus den gleichzeitig vor-
handenen Salzen der Edelmetalle die Metalle selbst reducirt.
Burnett (1857) und Sutton (1858) arbeiteten in dieser Eichtung.
Wothly in Aachen verbesserte im Jahre 1865 das Copirverfahren
mit Urancollodion dadurch, dass er dem Collodion ein Gemisch von
Erannitrat mit einem Silber- oder Goldsalz (nebst Eicinusöl) zusetzte
und brillante Copien auf Papier erhielt. Das Copirverfahren wurde
nach seinem Erfinder „Wothlytypie“ genannt und patentirt. Man
versprach von diesem Verfahren grosse Haltbarkeit der Copien und es
bildete sich in der Mitte der sechziger Jahre eine Gesellschaft in Paris
zur Ausnutzung der „Wothlytypie“, ohne dass sich das Verfahren
bleibend Eingang in die Praxis verschafft hätte. ^)
Auch Mischungen von Urannitrat mit Chlorplatin oder Chlor-
palladium wurden als verwendbar erklärt ^).
Sutton wendete salpetersaures üranoxydammoniak gemischt mit
Silbernitrat im Collodion (nebst Eicinusöl und Canadabalsam) an.
Das Urancollodion wird (ähnlich wie bei der Erzeugung von Chlor-
silbercollodionpapier) auf Barytpapier gegossen, copirt; als Eixage dient
3 proc. Essigsäure oder Schwefelsäure. Die Farbe der Bilder ist (z. B.
bei Anwendung der Draper’schen Mischung von 10 Thl. Urannitrat,
100 Thl. zweiprocentigem Collodion, mit einigen Tropfen Natriumbicar-
bonat neutralisirt und einen Tag absetzen gelassen, dann mit 2 g Silber-
nitrat versetzt) bräunlich; Goldfixirbäder machen den Ton violettbraun
(vergl. Phot. Archiv. 1865. S. 127; Harry Draper, Photo -Gazette. 1896.
Bd. 6. S. 192).
Auch zur Erzeugung von Platinbildern können Uransalze als
Ersatz für die der Platinmischung beigegebenen Eisensalze dienen.
A. Eeynolds mischte Uranylchlorid und Kaliumplatinchlorür und ent-
1) Vergl. hierüber Liesegang (Phot. Archiv 1865. S. 3), De Brebisson
(Phot. Archiv 1865. S. 2), De Eoth (Fortschr. d. Photogr. 1868. S. 74); ferner Phot.
Archiv 1865. S. 21 und 124.
2) Phot. Corresp. 1865. S. 300.
266
Vierter Theil. AcMundzwanzigstes Capitel.
wickelte mit Kalium-Ferrooxalat (Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1890. S. 338);
jedoch gelingt dies Yerfahren nur unvollkommen und vermag nicht
praktisch gut verwendbare Bilder zu liefern.
Heber Zusatz von Uransalzen bei der Präparation von Tinten-
bildern s. S. 255; Eisen- und Uransalze für Lichtpausen in fetter
Farbe s. S. 261.
Urannitrat und Gelatine. Urauylsalze werden von Gelatine
gebunden und machen sie in Wasser unlöslich. Die Keaction ist sehr
energisch. Schreibt man mit Uranylnitratlösung auf gelatinirtes Papier
oder druckt solche Schrift von Papier auf Gelatineschichten (unter Zu-
hilfenahme von Feuchtigkeit um), so erfolgt energische Gerbung der
vom Uransalz getroffenen Stellen. Feuchtet man die Gelatineschichten
ein und walzt fette Farbe darüber, so haftet diese nur an den vom
Uran gegerbten Stellen. Gegenwart von Säuren wirkt der gerbenden
Wirkung der üransalze auf Gelatine entgegen (Eder).
Silber- und Platinbilder, welche mit dem Uran-Blutlaugen-
salz-Tonbade rothb raun getont sind, enthalten eine ähnliche färbende
Bildsubstanz (Ferrocyanuran) als die direct mit lichtempfindlichen Uran-
präparaten hergestellten derartigen Copien; in der Praxis zieht man
ersteren Weg vor und verwendet die eigentlichen Urancopirmethoden
derzeit nur äusserst selten, obschon sie ohne Zweifel verbesserungs-
fähig sind.
NEUNTJNDZWANZIGSTES CAPITEL.
AELTEEE LICHTPAUSVEEEAHEEN MITTELS VEE-
SCHIEDENEE CHEOMVEEBINDUNGEK
(CHEOMATYPIE MITTELS JODSTÄEEE, KUPEEE- UND
SILBEESALZEN.)
I. Chromat -Copien auf Stärhepapier.
Chromsaure Salze auf Papier sind lichtempfindlich. Kaliumhichromat
oder die entsprechenden Natrium- oder Ammoniumsalze bräunen sich
auf Papier (in trockenem Zustande); Monochromate sind weniger licht-
empfindlich (diese Eeactionen sind im nächstfolgenden Hefte genau be-
schrieben). Die im Lichte entstehende Bräunung (Entstehung von CrOg,
Chromsuperoxyd oder chromsaures Chromoxyd) ist jedoch nicht intensiv
genug, um endgültige photographische Copien damit zu erzielen. Man
versuchte deshalb schon vor einem halben Jahrhundert Eärbungsmethoden
für die schwachen Lichtbilder anzuwenden. Becquerel überzog Papier
mit Stärke, tränkte es dann mit Kaliumbichromat, copirte, wusch und
legte es in eine schwache weingeistige Jod tinctur- Lösung, welche nur
die nicht belichteten Stellen blau färbte, während die belichteten hell
blieben; die so erhaltene blaue Copie wurde gummirt (Dingler’s Poly-
techn. Journ. Bd. 76. S. 301; Compt. rend. Bd. 10. S. 469), jedoch ist
die blaue Jodstärke viel zu unbeständig, um solche Copien praktisch
verwenden zu können. — Yielfache Versuche, welche die Verbesserung
dieser Eärbungsmethoden bezweckten, wurden von verschiedener Seite
angestellt, welche wir im Nachstehenden registriren wollen, obschon sie
nur zum kleinsten Theile praktische Verwendung fanden.
II. Chromatypie unter Mitwirkung von Kupfer- und Silbersalzen.
Hunt suchte die Methode durch Anwendung von Kupferchromat
zu verbessern und nannte sie „Chromatypie“ (Dingler’s Polytechn.
Journ. Bd. 90. S. 413). Er tränkte Papier zuerst mit Kupfervitriol-
lösung, liess übertrocknen, bestrich mit Kaliumbichromatlösung und
268
Vierter Th eil. Neiinundzwanzigstes Capitel.
trocknete. Das Copiren erfolgt unter einem positiven Bilde (Kupferstich).
Es entsteht ein blasses negatives Bild. Ueberstreicht man dieses mit
Silbernitrat, so erhält man ein tief orangefarbiges Bild auf einem hell-
braunen, oft weissen Grunde. Eixirt Avird es durch Auswaschen in
destillirtem Wasser. Die Lösungen dürfen nicht concentrirt, sondern
mit dem drei- bis vierfachen Yolumen Wasser verdünnt, genommen
werden. Man kann auch durch Behandeln mit Chlornatrium das Bild
in Chlorsilber überführen und an der Sonne nachdunkeln lassen. Es
werden positive Lichtpausen erhalten.
Fritz Haugk kam 1880 (Phot. Wochenblatt) auf das alte Hunt’sche
Yerfahren zurück. Seine Yorschrift ist präciser und lautet; Starkge-
leimtes Papier lässt man 1 Minute hindurch auf einer Mischung von
10 Theilen gesättigter Kaliumbichromatlösung und 35 Theilen gesättigter
Kupfersulfatlösung schwimmen und trocknet. Die Wiedergabe des
Bildes ist nur eine sehr schwache, weshalb man einige Probestreifen
des empfindlichen Papieres an den Band des Originales legt, dort, wo
sich keine Zeichnung mehr befindet. Mmmt man eine schwache aber
immerhin deutliche Copie wahr, so legt man einen der Streifen auf eine
Silbernitratlösung (1 : 80), die man gleichzeitig auch zum Hervorrufen
des Bildes verwendet. Der Copirprocess ist als beendigt anzusehen,
wenn der Streifen seine Farbe behält, andererseits färbt er sich mehr
oder weniger roth. Ist die Copie fertig, so legt man sie alsdann mit
der Bildseite auf die Silberlösung. Das Bild tritt sehr rasch mit scharlach-
rother Farbe hervor, wonach man mit kaltem Wasser 5 bis 6 mal aus-
wäscht. Die rothe Farbe ist hinreichend tief und hebt sich sehr gut
vom Grunde ab. — Man kann auch diese rothe Farbe in eine lilablaue
um wandeln, indem man die gut auswaschene Copie in eine schwache
Lösung von Kochsalz legt, bis sie gänzlich darin verschwunden (in AgCl
übergeführt) ist; dann wäscht man gut aus und trocknet im Dunkeln.
Hierauf räuchert man sie mit Ammoniakdämpfen und belichtet. All-
mählich tritt die Copie in lilablauem Ton wieder hervor. (Das Chlor-
silberbild oder das Silberchromatbild kann auch durch Reductionsmittel
z. B. im Entwickler geschwärzt werden, ebenso durch Schwefelung.)
Ein dem Hunt’schen Chromotjp ähnliches Yerfahren beschrieben
Cros und Yergeraud im Jahre 1883 ^).
1) Phot. Archiv. 1883. S. 64. — Cros und Vergeraud präparirten das Papier
mit Ammoniumbichromat unter Zusatz von Stärkezucker, trockneten, copirten und
badeten in mit Essigsäure angesäuerter Silbernitratlösung. Sie nahmen unter dem
18. Mai 1883 ein englisches Patent, Nr. 2495, auf dieses Lichtpausverfahren (Abridge-
ments of Specific. Photogr. 1877 — 1883. lila, S. 114).
Aeltere LiclitpausYerfalu.’en mittels verschiedener Chromverhindungen.
269
Alle diese Yerfahren fanden keinen Eingang in die Praxis, da
andere Lichtpausmethoden leistungsfähiger sind.
Es sei hier noch bemerkt, dass Burnett im Jahre 1857 von der-
selben Basis ausgehend, ein negatives Copirverfahren, die „Cupro-
typie“ erfand, bei welchem ebenfalls ein mit Kupfervitriol und Kalium-
bichromat imprägnirtes Papier benutzt wurde; das belichtete Papier
wurde bei Bur nett ’s Yerfahren gut gewaschen, dann in eine gelbe
Blutlaugensalzlösung getaucht und schliesslich in Eisenvitriollösung
geschönt. (Siehe „The Journal of the Photographie society of London.“
1857. Bd. 4. S. 21; auch Kreutzer, Jahresber. der Photographie für
1857. S. 39.) Bei diesem Processe ist das chromsaure Salz der eigent-
liche Träger der photochemischen Reaction.
Der bei diesem Hunt’ sehen photographischen Yerfahren sich voll-
ziehende chemische Process besteht darin, dass durch die Lichtwirkung
an den belichteten Stellen die Chromsäure reducirt wird, an den nicht
belichteten Stellen aber erhalten bleibt. Darauffolgende Behandlung mit
Metallsalzen, welche mit Chromsäure lebhaft gefärbte Niederschläge geben
(Silber, Quecksilber), erzeugen deshalb directe positive Lichtpausen, z. B.
rothes Silberchromat. Letzteres kann in Chlorsilber umgewandelt in
schwarze Niederschläge umgesetzt werden. — Beim Burnett’schen
Process entsteht durch Lichtwirkung aus dem Bichromat durch par-
tielle Reduction der Chromsäure unlösliches neutrales oder basisches
Kupfer chromat, welches nur an den beKch toten Stellen nach dem
Waschprocess vorhanden bleibt, während die nicht belichteten Stellen
sich ziemlich frei von Kupfer auswaschen lassen. Blutlaugensalz färbt
den Kupferniederschlag braunroth (Ferrocyankupfer) und Eisenvitriol
bildet mit letzterem Berlinerblau.
III. Kaliiiinlbicliromat gemischt mit Indigo oder Blut-
laiigensalz.
Kaliumbichromat und Indigoschwefelsäure auf Papier färbt
sich im Lichte in verschiedenen Nüancen von Grün, wobei sich für die
Zeichnung ein dunklerer Ton erzielen lässt, als jener des Grundes.
(Becquerel, Dingler, Bd. 74, S. 65.)
Kaliumbichromat und Eerrideyankalium in wässeriger Lösung
gemischt geben eine dunkelbraune Lösung. Hunt bestrich ein Papier
damit und belichtete es nach dem Trocknen unter einem Kupferstich.
270
Vierter Tiieil. Neunundzwanzigstes Capitel.
Das erhaltene schwache negative Bild wird mit Eisenvitriol positiv mit
blauer Earbe (weil nur an den vom Lichte geschützen Stellen das
Ferridcyankaliuin unverändert bleibt), mit Eisenoxydsalzen aber gibt
es ein blaues Negativ (weil das Ferridcyankalium im Liebte in Ferro-
cyankalium übergebt). (Philos. Magaz. 1844. S. 435. D ingier. Bd. 93.
S. 44.) Bei diesem Processe scheint das Kaliumebromat nebensächlich
zu sein. Hunt nannte den beschriebenen Process Chromocyano-
typie; er kam niemals in Gebrauch.
T
DREISSIGSTES CAPITEL.
COPIEN MITTELS CHEOMSALZEN, BEI WELCHEN
LETZTEEE ALS BEIZEN EÜE FAEBSTOFEE ETC. WIEKEN.
TINTENBILDEE MITTELS CHEOMSALZEN.
CHEOMAT- GEMISCHE MIT EISEN-, AANADIN-
UND QUECKSILBEESALZEN.
Belichtet man ein mit Kaliumbichromat oder analogen Chromaten
getränktes Papier unter einer Zeichnung, so bildet sich ein blassbraunes
Lichtbild auf gelbem Grunde, indem sich braunes Chromsuperoxyd
(Cr02) bildet. Nach dem Waschen mit Wasser bleibt dieses zurück,
während das unzersetzte Bichromat entfernt wird.
Wird ein Chromatbild zuerst in Gerbstoff lösung, dann in Eisen-
lösung oder in umgekehrter Reihenfolge getaucht, so schlägt sich gerb-
saures Eisen (Tinte) an den Bildstellen nieder; es sind dies indirect
j erzeugte Tinteubilder, deren Erfindung früher erfolgte, ehe das
chemische Princip hierbei festgelegt war.
Die Erfinduug der Tintenbilder ist in ihren ersten Anfängen auf
Testnd de Beauregard zurückzuführen. Er legte am 15. Juni 1855
der „Soci6te franpaise de Photographie“ verschiedene photographische
Papierbilder vor, welche verschieden gefärbt waren; einige waren blau,
andere gelb, wieder andere schwarz. Die ersteren waren mit Eerro-
cyankalium hergestellt, die zweiten mittels Kaliumbichromat. Testud
I de Beauregard erwähnte nun, dass man die gelblichen Bilder auf
Chromatpapier ohne Anwendung von Silbersalzen in Schwarz über-
führen könne, wenn man folgendermassen vorgeht: „Nachdem man
die Copie, welche auf einem mit Kaliumbichromat getränkten Papier
erhalten wurde, aus dem Copirrahmen genommen hat, taucht man sie
auf einige Augenblicke in reines Wasser; dann taucht man sie in eine
Eisenvitriollösung. Man wäscht dann das Papier, welches fast jede
' Spur einer Zeichnung verliert. Wenn man es aber in ein Bad von
i Gallussäure taucht, so entwickelt sich eine blauschwarze Copie.“ Zu-
j
|i
|i
l|
I
272
Vierter Theil. Dreissigstes Capitel.
gleich fügte er hinzu, dass man einen der chinesischen Tusche ähnlichen
Farbenton erhalten könne, wenn man das gewaschene Bild in einen
Absud von Campecheholz taucht.
Bei diesen Processen wirkt das im Lichte entstandene Chromsuper-
oxyd (ebenso wie Chromoxyd oder Eisenoxyd, s. S. 246) als Beize für
Gerbstoff, Campecheholz-, Fernambuk- Absud, Alizarin, Pnrpurin u. s. w.
(E. Kop'p, Chem. Centralbl. 1865. S. 383; vergl. auch Grüre’s Publi-
cation hierüber, Phot. Mitth. 1864 — 65. S. 36).
Die Entstehung der Testud’ sehen Tintenbilder geht leichter vor
sich, wenn man das Papier mit einer Mischung von Bichromat und
Gummi arabicum überzieht, was zuerst Rousseau und Massen ver-
öffentlichten und genau beschrieben (Bull. Soc. fran9. 1856. S. 343;
Kreutzer’s Jahrber. Phot. 1856. S. 39), ferner Sella (1857, Kreutzer’s
Jahrber. Phot. S. 62), Perry (ibid. S. 53), Lemling (Der praktische
Photograph. 1862. S. 77); während Graw das Papier mit Chromat und
Eiweiss präparirte (Schnauss, Phot. Lexicon. 1882. S. 469). Bei allen
diesen Processen werden die Chromatpapiere copirt, gewaschen und in
Gallussäure-, Pyrogallol- Lösung, dann in Wasser und schliesslich in
Eisenvitriollösung (oder in umgekehrter Reihenfolge) gebadet.
Dadurch, dass in Folge einer Beimischung von Gummi, Eiweiss u. s.w.
an den belichteten Stellen auch diese organischen Substanzen im Bilde
Zurückbleiben, nahmen diese Gerbsäure und Farbstoffe noch besser an
als das reine Chromoxyd. William Clarke scheint der erste gewesen
zu sein, welcher auf diese Rolle der mit organischen Substanzen (z. B.
Albumin) vermischten Chromate zielbewusst hinwies, indem diese als
„Mordants“ für Eisensalze und Tannin wirken, und Clarke erhielt unter
dem 31. Januar 1863 ein englisches Patent auf ein derartiges Copir-
verfahren (Abridgements of Specifications relating to photography. 1860
bis 1866. II, S. 69).
Diese Art von Tintenbildern liefert nach positiven Zeichnungen
negative Lichtpausen (d. i. weisse Linien auf schwarzem Grunde). Sie
sind minderwerthig, sowohl in ihrer Anwendung auf Papier, als auf
Holz, Wolle u. s.w.
Anilinfarben auf Chromat-Eiweiss- und Chromat-Gelatine-
Copien.
Tränkt man Albuminpapier mit Ammoniumbichromat (Schwimmen
mit der Rückseite auf der Chromatlösung), belichtet unter einem Positive
und taucht es in eine schwache weingeistige Fuchsinlösung, so verwandelt
sich der anfangs negative Abdruck langsam in ein Positiv mit tiefrothen
Schatten und grünlichgelben Lichtern (Liesegang, Phot. Archiv. 1865).
Copien mittels Chromsalzen als Beizen für Farbstoffe u. s. w.
273
Eine ähnliche Reaction verwendete Sobacchi zu seiner „Photo-
polygraphie“, d. i. ein der Hektographie ähnliches Verfahren. Er
sensibilisirte stark gelatinirtes Papier mit Kaliumbichromatlösung, trocknete
und copirte kräftig unter einem Positiv, wässerte (wodurch ein Quell-
relief der unbelichteten Gelatine entsteht), pinselte eine Methylviolett-
lösung (der einige Tropfen Glycerin beigemengt sind) auf und entfernt
den Ueberschuss. Legt man ein Stück weisses Papier auf das einge-
färbte Gelatineblatt und drückt leicht an, so erhält man einen Abdruck,
Avie bei den hektographischen Vervielfältigungsapparaten (Eder ’s Jahr-
buch f. Phot, für 1898. S. 450).
Mischungen von Chromat und Eerrisalzen
geben gleichfalls Tintenbilder; Hannaford veröffentlichte 1859 ein Ver-
fahren, wobei das Papier mit citroneiisaurer Eisenoxydammoniaklösung,
Eiweiss und Kaliumbichromat empfindlich gemacht und die bräunliche
Copie nach der Belichtung gewaschen und mit Gallussäure gekräftigt
wurde; oder er tauchte die belichtete und gewaschene Copie zuerst in
Goldlösung, dann in Gallussäure. (Brit. Journ. Phot. Bd. 7. S. 100.
Kreutzer’s Zeitschr. f. Phot. 1860. Bd. 2. S. 207.)
Mischungen von Chrom- und Vanadinsalzen.
Die alte Cromat-Copirmethode, nach welcher das durch Lichtwirkung
entstandene braune Chromoxyd als Beize für Farbstoff verwendet
wird, griff A. Villain in Frankreich später wieder auf und combinirt
das Chromsalz mit vanadinsauren Salzen^), welche bekanntlich als
Beize für gewisse Farbstoffe günstig wirken und das Anfallen derselben
erleichtern. Er empfahl sein Verfahren für Papier soAvie für Leinwand.
Papier liess er auf einer Lösung von 1000 Thl. Wasser, 50 Thl. Am-
moniumbichromat und 5 g Ammoniummetavanadinat schwimmen; Baum-
wollzeug tränkte er in einem Bade von 1000 Thl. Wasser, 35 Thl.
Kaliumbichromat, 15 Thl. Ammoniak und 3 Thl. Ammoniummetavana-
dinat und trocknete bei einer 25 Grad C. nicht übersteigenden Temperatur.
Belichtung unter einem Negativ. Es wird in Wasser gewaschen und
in Alizarinfarben oder anderen Farben, welche mit Chromoxyd gefärbte
Lacke geben, getaucht, z. B. in ein auf 90 Grad C. erAvärmtes Bad von
Alizarin, Isopurpurin, Alizarinblau, Alizarinschwarz, Grün, Orange,
Anthraceabraun u. s. w. Die Weissen des Bildes kann man durch nach-
1) In Gemischen von Chromaten und Vanadinaten auf Papier sind die ersteren
die weitaus lichtempfindlicheren und ihnen kommt in erster Linie die photochemische
Zersetzung zu. Vanadinate allein sind wenig lichtempfindlich (s. Liesegang, Eder’s
Jahrbuch f. Phot, für 1894. S. 50.
274
Vierter Theil. Dreissigstes Capitel.
trägliche BehandJung mit Sodalösung erhöhen (Brit. Journ. Phot. 1891.
S. 421; Eder’s Jahrbuch f. Phot. 1893. S. 485; 1894. S. 442).
Mischungen von Chrom- und Quecksilbersalzen.
Lichtempfindliche Mischungen von Kaliumbichromat (2 Theile) mit
Quecksilberchlorid (1 Theil) liess sich Henry Harris Lake in England
patentiren. Er überzog damit Papier, welches mit Stärke vorpräparirt
war, trocknete und copirte, hierauf wusch er und entwickelte eine Art
Tiutenbild mittels Pyrogallol und Gallussäure, Eisenvitriol und Fixir-
natron (Phot. Archiv. 1887. S. 215; Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1888.
S. 484). Das unklar beschriebene Verfahren Lake ’s liefert in dieser
Form keine verwendbaren Copien.
EINUNDDREISSIGSTES CAPITEL.
LICHTPAUSVEEFAHEEN MIT CHEOMATEN UND ANILIN.
WILLIS’ ANILINDEUCK.
Im Jahre 1864 erfand der englische Photograph William Willis
einen Lichtpausprocess mittels Chromaten und Anilin, welcher ein eng-
lisches Patent (11. Nov. 1864, Nr. 2800) darauf nahm. Das Wesen
des Processes besteht darin, dass Papier mit einer Lösung von Am-
moniumhichromat und Phosphorsäure empfindlich gemacht wird; man
belichtet unter einer Zeichnung, wobei an den belichteten Stellen
die Chromsäure zu Chromoxyd reducirt wird. Setzt man dann das
Papier den Dämpfen von Anilin aus, so bilden sich an jenen
Stellen, welche Chromsäure enthalten, durch Oxydation des Anilins
Anilinfarben. Es entsteht gewöhnlich eine violette Färbung; jedoch wird
der Farhenton durch die Anwesenheit von Säuren oder Alkalien verändert.
Willis erwähnte in derselben Patentbeschreibung, dass auch eine
Lösung, welche Kupferchromat, Schwefelsäure und Phosphorsäure oder
ein Gemisch von Kupferphosphat, Schwefelsäure und Chromsäure ent-
hält, zur Präparation des Papieres benutzt werden könne; ferner, dass
Pyrrolbasen (statt Anilin) zum Entwickeln benutzt werden können.
Später theilte Willis mit^), dass auch Toluidin zum Entwickeln sich
eigne und ein orangebraunes Bild entwickle. Der Grund des Bildes
trübt sich häufig grünlich und kann durch Waschen mit verdünnter
Schwefelsäure geklärt werden.
E. J. Reynolds 2) empfahl zur Sensibilisirung von Eives-Papier
(Schwimmen während 20 Secunden) eine Lösung von 100 Theüen ge-
sättigter wässeriger Kaliumbichromatlösung und 4Y2 Theüen concen-
trirter Schwefelsäure, Belichtungszeit Yg der Zeit, welche man für
gesilberte Albuminpapiere braucht. Zur Entwickelung dient eine Lösung
von 1 Theil Anüin in 6 Theüen Benzol, welche auf Fliesspapier ge-
gossen wird; dieses kommt in eine Kiste und darüber das belichtete
Chromatpapier. Rohes käufliches Anilin wirkt gut; reines Anilin
1) Phot. Archiv 1865. S. 177.
2) Phot. Archiv 1865. S. 299.
Eder, Handbuot der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl..
19
276
Vierter Theil. Einunddreissigstes Capitel.
äussert keine Wirkung. Naphtylamin entwickelt Bilder von schönem
Ton sowohl in Dampfform als in der Lösung, in welche die Papiere
getaucht werden.
Dawson^) benutzte dickes Steinbach -Papier. Zum Empfindlich-
machen dienen 5 Theile Ammoniumbichromat, 2 — 6 Theile Acidum
phosphoricum glaciale^) und 48 Theile WAsser. Das damit präparirte
Papier soll am selben Tage verwendet werden.
H. W. Yogel stellte mehrfach Versuche über den von Willis,
Dawson und Reynolds studirten Anilindruckprocess an und entschied
sich für ein Gemenge von Kaliumbichromat mit ziemhch viel Phosphor-
säure (Phot. Mitth. 1866. Bd. 2. S. 138; Bd. 3. S. 15).
Prof. H. W. Yogel empfahl schliesslich folgenden Vorgang: 1 Theil
Kaliumbichromat, 10 Theile Phosphorsäure von 1,124 spec. Gew. und
10 Theile Wasser. Darauf lässt man das Papier 1 Minute schwimmen,
dann rasch trocknen ^). Nach der Belichtung unter einer Zeichnung
wird mit Anilin, w' eich es mit der 16 fachen Menge Benzin verdünnt ist,
geräuchert.
Nach den Beobachtungen von Y'’eissenberger (Eder ’s Jahrbuch f. Phot, für
1889. S. 300) geht bei Anwendung von Schwefelsäure die Umsetzung im Lichte so-
wohl, als auch die Oxydation des Anilindampfes im Eäucherkasten am schnellsten
vor sich, wenn gerade so viel Schwefelsäure vorhanden ist, dass sich Chromsulfat
und neutrales Kaliumsulfat bilden können; also nach der Formel
K, Cr^ 0, + 4 H., SO, = Cr, (SOJ^ -f K, SO, + 4 H, 0 + 3 0.
Eine diesen Verhältnissen entsprechende Vorschrift i.st: 10 g Kaliumbichromat,
100 ccm "Wasser, 13,3 g Schwefelsäure, Dichte = 1,845. Aehnliches gilt für die An-
wendung von Phosphorsäui’e.
Aus der Formel
3 K, Ci'2 0, 4- 8 H3 PO, = 3 Cr^ (PO,), -f- 2 Kg PO, + 12 H, 0 + 9 0
ergibt sich; 10 g Kaliumbichromat, 12,2 g Phosphorsäure, Dichte = 1,117.
Die mit den der Formel
K, Cr, 0, + 3 Hg PO, = Cr^ (PO,), + Kg HPO, -j- 4H, 0 + 3 0
oder gar K, Cig 0, + 4Hg PO, = Cr,_ (PO,), -}- 2KH, PO, 4Hg 0 + 3 0
entsprechenden Lösungen präparirten Papiere erweisen sich als viel weniger lichtempfindlich.
Im Allgemeinen ist zu bemerken, dass eine grössere Menge Säure die Lichtempfind-
lichkeit erhöht. Bleibt man hingegen unter den angegebenen Mengen, so ist eine
bedeutend längere Copirzeit erforderlich. In diesem Falle kann auch das gesammte
Chrom nicht in die Chromverbindung der angewendeten Säure übergeführt werden, und
das überschüssige Kaliumbichromat zerfällt in der bekannten Weise unter Ausscheidung
1) Phot. Archiv. 1866. S. 105.
2) Zu wenig Säure gibt ein röthliches Bild, zu viel Säure macht es grün; die
richtige Menge violettschwarz.
3) Bei langem Schwimmenlassen des Papieres auf der Chromlösung dringt die
letztere zu tief ein und das Papier färbt sich auch auf der Eückseite; zur Vermeidung
des Einsinkens der Lösimg muss das Papier rasch (am besten bei einem warmen Ofen)
getrocknet werden.
Lichtpausverfahren mit Chromaten und Anilin. — "Willis’ Anilindruck. 277
von chromsaurem Chromoxyd, welches an seiner gelbbraunen Farbe als solches leicht
erkennbar ist.
Wesentlich bei dem Verfahren mit freien Säuren ist, dass es nach Weissen-
berger’s Erfahrungen ganz ohne Sauerstoffüberträger ausführbar ist.
Das Eindringen der Flüssigkeit in das Papier lässt sich schwerlich durch Ee-
präpariren mit Gummi oder Kleister verhindern, wohl aber, indem man über einem
sogenannten „Quetscher“ ein Stück Flanell straff gespannt hält, und mit dieser Streich-
vorrichtung die Flüssigkeit rasch über die Oberfläche des Papieres vertheilt.
Dieses lästige Eindringen der Flüssigkeiten in den Papierfilz bewog Weissen-
berger auch Umschau zu halten, ob die freien Säuren nicht etwa durch Körper mit
ähnhchen Eigenschaften ersetzt werden könnten, welche diese üble Eigenschaft nicht
hätten. Er verfiel zunächst auf die sauren schwefelsauren Alkahsalze. Ein Versuch
bestätigte die Eichtigkeit der Voraussetzung. Der Process ging mit Anwendung von
Mangansulfat als Sauerstoffüberträger glatt vor sich, aber das saure schwefelsaure
Kali zeigte nicht weniger das Bestreben, tief in das Papier einzudringen. Bei einiger
Geschicklichkeit irmgeht man diese Schwierigkeit leicht. Weissenberger arbeitete
imter der Annahme folgender Zersetzungsgleichung:
3K, Cr^ 0, -f 24KHS0^ = 3 Cr^ (SOJ3 -f ISK^ SO^ -f 12 H, 0 + 9 0
für die Praxis nachstehende Vorschrift aus: 10 g Kaliumbichromat, 45 g saures schwefel-
saures Kali, 150 ccm "Wasser, 4 g Manganoxydulsulfat.
Es war wohl naheliegend, von dem sauren schwefelsauren Salze auf das zwei-
fach saure phosphorsaure Salz überzugehen, und Weissenberger fand in diesem
auch die verwendbarste Substanz.
Der Anilinprocess, welcher bei Anwendung von sauren Salzen ohne Sauer-
stoff Überträger nicht durchführbar ist, ist mit dem zweifach sauren phosphor-
sauren Natron am leichtesten auszuführen, indem dasselbe nur sehr langsam in das
Papier eindringt. Als Sauerstoffüberträger ist in diesem Falle nur das Magnesium -
Chlorid zu verwenden, indem das Mangansulfat mit dem zweifach sauren phosphorsauren
Natron einen Niederschlag gibt. Diese Methode gibt die lichtempfindlichsten Papiere.
Die erwähnten Sauerstoffüberträger wurden von Lothar Meyer (Ber. der
deutschen ehern. Gesellschaft XX. S. 3058) als solche anerkannt, und von Weissen-
berger zuerst im Anilinprocess angewendet.
Am besten haben sich nach Weissenberger Gemische von Kaliumbicarbonat
mit zweifach phosphorsaurem Natron und etwas Magnesiumchlorid (als Sauerstoffüber-
träger, s. 0.) und zwar nach dem in folgender Formel gegebenen Verhältnisse bewährt:
K, Cij 0, + 4(NaH2 PO^ + 4H, 0) = Cr, (POJ,, + 2Na,K(P0J + 4H, 0 + 3 0.
Daraus berechnet sich folgendes von Weissenberger als bestes erklärtes
Eecept für Anilindruck: 3 g Kaliumbichromat, 8 g saures phosphorsaures Natron, 3 g
Magnesiumchlorid, 40 ccm Wasser.
Yon grosser Wichtigkeit für das Gelingen ist die richtige Belich-
tungsdauer; bei zu kurzer Belichtung färbt sich auch der Grund, bei
zu langer Belichtung entwickelt sich das Bild mit den Anilindämpfen
gar nicht oder nur langsam. Ferner muss man in der Wahl des Papieres
vorsichtig sein, weil holzstoffhaltige Papiere mit Anilindämpfen sich
gelbbraun färben würden.
Die Belichtungsdauer richtet sich natürlich nach der Dicke und
der Durchsichtigkeit des Papieres für das Original und beträgt im zer-
19*
278
Vierter Theil. Einunddreissigstes Capitel.
streuten Lichte ungefähr 10 Minuten bei Pauspapier, 1 Stunde bei
Zeichenpapier, 2' — 3 Stunden bei Kupferstichen auf starkem Papiere.
Der Sonne ausgesetzt, werden die Copien im dritten Theile der ange-
gebenen Zeit fertig.
Wird zu lange copirt, so sinkt die Zeichnung in das Papier und
erscheint auf der Rückseite oder in grösserer Intensität bei der Durch-
sicht. Bei zu kurzer Belichtung wird der Grund tonig und nicht weiss
(man kann ein Stückchen Papier probeweise mit Anilin räuchern; färbt
sich die Probe im Räucherkasten an jenen Stellen, welche weiss bleiben
sollen, so ist unterexponirt).
Das Entwickeln geschieht in einem flachen, mit einem Deckel ver-
sehenen Kästchen von der Grösse der Copie’^). An die Innenseite des
Deckels befestigt man einige Blätter Löschpapier und begiesst oder
bespritzt sie gleichmässig mit einer Lösung von 30 — 40 g Benzol und
30 — 40 Tropfen Anilinöl.
Auf den Boden des Kästchens legt man die Copie und legt den
Deckel auf. Je reicher die Lösung an Anilin ist, desto schneller geht
die Entwickelung vor sich.
Das Bild erscheint schon, wenn es nicht überexponirt ist, nach
einigen Minuten und nimmt an Intensität fortwährend zu. Seine Farbe
ist unrein schwarzblaugrün, wird aber beim Einbringen im Wasser
schön blau. Räuchert man sehr lange, so wird der Ton des Bildes
mehr blauschwarz; räuchert man kurz, so ist er mehr blau. Die Dauer
des Räucherns hängt ganz ab von der richtigen Expositionszeit. Zeich-
nungen, die etwas zu kurz exponirt waren, dürfen nicht zu lange
räuchern, weil sich sonst der Grund färben Avürde; überexponirte Copien
geben dagegen erst nach langem Räuchern ein Bild. Manchmal erscheint
das Bild im Waschwasser grün. Man ist aber leicht im Stande, die
grüne Farbe in Blau überzuführen, wenn man zu dem Waschwasser
Ammoniak setzt. Der Farbenton wird nämlich durch Säuren grün,
durch Ammoniak (oder Alkalien überhaupt) blau. Kun hat das Baden
in Säuren den Vortheil, das Chromoxyd aufzulösen, das sonst im Bilde
zurückbleibt und dieses färbt. Es gelingt, den Grund weisser zu be-
kommen, Avenn man die Copie nach dem ersten Waschen in verdünnte
(1 procentige) Schwefelsäure oder 2— öprocentige verdünnte Salzsäure bringt,
dann wäscht und schliesslich durch Baden in lOOfach verdünnter Ammo-
niaklösung wieder blau färbt. Bei der oben angegebenen phosphorsäure-
reichen Lösimg ist jedoch ein solches Säuren der Copien nicht nöthig. Sie
werden ohnehin schon weiss genug, wenn sie nur richtig exponirt sind.
1) Himlv gab einen eigenen Entwicklei kästen an (Ed er ’s Jahrbuch für Phot,
für 1892. S. 158).
Lichtpausverfaliren mit Chromaten und Anilin. — Willis’ Anilindruck. 279
Mitunter erscheinen die Bilder beim Wässern fleckig, obgleich sie
vorher vollkommen rein waren. Diese Flecken verschwinden jedoch
wieder beim Trocknen. Man wäscht diese in achtmal gewechseltem
Wasser und fügt, wenn der Ton grünlich erscheinen sollte, zum vierten
Wasser etwas Ammoniak.
Behandelt man Anilinbilder mit schwacher Gallussäure, so werden
sie schön dauerhaft grün; durch Waschen kann man nach Belieben
die Gallussäure wieder entfernen und man erhält wieder ein schwärz-
liches Bild.
Zum Gelingen des Anilincopirprocesses ist Feuchtigkeit während
des Eäucherns mit Anilin erforderlich, sonst entsteht nur ein schwach
braunes Bild. Fehlt diese im Baume, so muss man ein Blatt befeuch-
tetes Fliesspapier in den Eäucherkasten legen; das Bild erscheint dann
dunkel violett (Schultz-Hencke^).
Das Patent von Willis ist erloschen. A. J. Th. Wild nahm am
2. December 1880 ein englisches Patent, Nr. 5013, auf ein Lichtpaus-
verfahren, welches in seinem Wesen mit dem Willis’schen Verfahren
ganz identisch ist; es ist auch schon erloschen.
Das Verfahren Avird in der Praxis nicht angewendet, weil man
die Unechtheit der Anilinfarbe gegen Licht fürchtet, obschon die Bild-
substanz (Mauvein) durchaus nicht so unecht ist (H. W. VogeU),
als man annimmt.
Anwendung von Vanadinsäure beim Anilindruck.
H. Endemann führte den Gebrauch der Vanadinsäure iin Auilinprocess ein;
er theilte im „Journal of the Americ. Chemical Society“, 1886. Bd. 8. S. 189 ein Licht-
pausverfahren mittels Anilinschwarz mit, welches auch Halbtonbilder wiedergeben
soll. Das Eohpapier muss gut geleimt sein; am besten ist ein Ueberzug mit einer
Leimlösung von 1 : 50. Nach dem Trocknen wird folgende Lösung aufgetragen : 480 Theile
Kochsalz, 480 Theile Kaliumbichromat, 7s Theil vanadinsaures Natrium und 9600 Theile
Wasser, welche mit einer kalten Mischung von 1000 Theilen Schwefelsäure und 4800
Theilen Wasser versetzt wird. Wenn das damit präparirte Papier trocken ist, so wird
es im Copirrahmen unter einer Zeichnung ca. 7 Minuten belichtet. — Das Papier wird
nun den Dämpfen von 1 Theil Anilin und 50 Theilen Wasser (erwärmt in einer flachen
Schale) ausgesetzt, wodurch das Bild braun hervortritt. Um diese Farbe weiter zu
entwickeln, bringt man das Papier in einen geschlossenen, mit W'asserdämpfen gesättigten
Kaum von 24 — 30 Grad C. durch ungefähr 2 Stunden ; die Linien erscheinen schwarz auf
grünem Grunde. Man wäscht schliesslich in verdünntem wässerigen Ammoniak (1 Theil
Salmiakgeist und 6 Theile Wasser). Die Bedingungen zur Entwickelung von Anüin-
schwarz sind die Chlorwasserstoffsäure aus dem Kochsalz, Chromsäure und Vanadinsäure.
Das Verfahren hat nur theoretisches Interesse und fand keine praktische Verwendung.
1) Phot. Mitth. 1885. Bd. 21. S. 312.
2) Phot. Corresp. 1898. S. 493.
ZWEITJNDDREISSIGSTES CAPITEL.
ITTERHEIM’S KEGEOGEAPHISCHES LICHTPAUS-
VEEFAHEEIT.
(SCHWARZE LINIEN AUF WEISSEM GRUNDE.)
Im Jahre 1880 liess L. von Itterheim in Wien ein originelles
Lichtpausverfahren mittels Chromgummi patentiren i), welches Linien
in unvergänglicher Schwärze auf weissem Papier gibt; es werden
nach einer Zeichnung direct positive Copien erhalten. Der Process ist
billig und leicht auszuführen und ist einer der vorzüglichsten Licht-
pausprocesse, welche existiren. Der Erfinder liess sein Patent verfallen,
verliess wegen unangenehmen Privatverhältnissen Wien, woselbst mehrere
andere Lichtpauser das Yerfahren geschäftlich ausüben.
Das Princip der Negrographie ist folgendes:
Es Avird Papier mit Gummi und Kaliumbichromat präparirt. Das-
selbe wird unter der zu copirenden Pause belichtet und hierauf zur
Entwickelung in Wasser gelegt. Durch das Waschen der Lichtpause
im Wasser wird von den vor der Lichteinwirkung geschützt gewesenen
Stellen das lichtempfindliche Präparat entfernt, an diesen Stellen das
Papier blossgelegt und zur Aufnahme von fetter Schwärze, fetter Farbe
oder dergleichen geeignet gemacht.
Wenn daher jetzt die ganze Fläche mit einer fetten Schwärze oder
Harzfarbe bestrichen, und das Papier hierauf in einem schwach ge-
säuerten Bade gewaschen Avird, so bleibt die fette SchAvärze oder Harz-
farbe nur an den früher blossgelegten Stellen haften, während die
übrigen geschwärzten Stellen sammt den daselbst befindlichen von der
Lichteinwirkung veränderten Substanzen reingewaschen Averden.
1) Deutsches Eeichspatent Nr. 10443 vom 24. Februar 1880. — Eugen Gay
beschrieb dieses Yerfahren 17 Jaiire später als neu (Phot. Chronik. 1897. S. 228),
ebenso hatte A. Fisch in seinem Buche „Photographie au charbon“ die Itterheim’sche
Negrographie unter Verschweigung der Provenienz beschrieben (A'ergl. Eder, Phot.
Corresp. 1897. S. 230).
Itterheim’s negrographisches Lichtpausverfahren.
281
Ziu’ Ausübung des Yerfahrens geht man folgendermassen vor:
Es wird ein gut geleimtes, glattes (keineswegs rauhes!) Zeichen-
papier im dunkeln Eaume mit einer Lösung, bestehend aus 25 Theilen
arabischem Gummi, 100 Theilen destillirtem Wasser, 7 Theilen doppelt-
chromsaurem Kali oder Ammoniak und 1 Th eil Alkohol bestrichen, und
bei massiger Temperatur getrocknet. Solch präparirtes Papier hält sich,
am kühlen und dunkeln Orte aufbewahrt, für längere Zeit brauchbar.
Man nimmt ein Stück dieses präparirten Papieres, in der Grösse
der zu reproducirenden Zeichnung (diese Zeichnung muss auf weissem
Pauspapier mit kräftigen, vollkommen undurchsichtigen Linien her-
gestellt sein), legt dieses mit der Zeichnung in einen photographischen
Copirrahmen und belichtet bei gedämpftem Lichte beiläufig 5 bis 10 Mi-
nuten (ca. 14° vom Vogerschen Photometer mit Chromatpapier), bringt
das Papier in eine Tasse mit reinem, nicht zu kaltem Wasser, und spült
das Blatt gut ab, nimmt es, sobald sich, die Linien der Zeichnung tief
reliefartig zeichnen^), aus dem Bade, trocknet mit Fliesspapier die
Zeichnung ab und lässt dann das Blatt austrocknen. Sobald das Blatt
vollkommen trocken ist, wird dasselbe mit einer Schwärze, bestehend
aus 5 Theilen ordinärem Schellack, 100 Theilen absolutem Alkohol und
15 Theilen äusserst fein zerriebener Eebenschwärze (oder besser Lampen-
russ) mittels eines breiten Pinsels oder Schwammes in dünner Schichte
gleichmässig eingeschwärzt und zum Abwaschen in ein Bad, enthaltend
2 — 3 Proc. Schwefelsäure oder Salzsäure, gebracht; in diesem bleibt das
Bild solange liegen, bis sich die Schwärze mittels einer Bürste (oder
einem Schwamm oder Baumwollenbausch) leicht herunterreiben lässt.
Es treten sodann alle Linien der Zeichnung schwarz auf weissem Grunde
hervor, und das gewonnene Bild erhält vollkommen das Aussehen einer
guten Autographie. Das Yerfahren liefert sehr schöne und haltbare
Lichtpausen, welche leicht in beliebiger Grösse hergestellt werden können.
1) Die GummischicM muss genügend dick sein, so dass die copirten Stellen
glänzend und mit deutlich, erhabener Schichte bedeckt sind. Ist dies nicht der Lall,
so entwickelt sich der Grund nicht rein weiss.
DREIUNDDEEISSIGSTES CAPITEL.
EINSTAUBBILDER AUE CHEOI^IATSCHICHTEN.
Solbacclii’s Antlirakotypie (Liclitpaiiseii mittels Einstaiibeii
auf Gelatine- oder Eiweisspapier).
Bei Sobacchi’s Verfahren wird ein Gemisch von Gelatine mit
chromsauren Salzen verwendet, welches heim Copiren im Lichte unlös-
lich wird, während die nicht helicbteten Stellen dadurch klehrig werden,
dass man es durch kurze Zeit in heisses Wasser taucht. Sie sind dann
fähig, aufgestauhte Farbpulver festzuhalten und geben Einstaubbilder
in beliebigen Farben auf Papier. Es resultiren positive Lichtpausen auf
weissem Grunde.
Im Jahre 1879 beschrieb Br. Alexander Sobacchi in Lodi in
seiner Broschüre „La fotantracografia alla portata di tutti“ ein Verfahren
zur Herstellung positiver Lichtpausen („Photanthrakographie“, wie
Sobacchi das Verfahren nennt, oder der „Antlirakotypie“, nach
G. Pizzighelli).
Später beschrieb auch G. Pizzighelli das Sobacchi’sche Ver-
fahren in der „Photographischen Correspondenz“ 1880.
Bereitung des Gelatinepapieres.
Man kann jedes gut geleimte Papier benutzen, am besten eine
stärkere Sorte von photographischem Rives- oder Steinbach -Papier.
Dieses Papier Avird mit Gelatine überzogen.
Man löst 1 g Gelatine in 30 ccm Avarmem Wasser (40 — 50 Grad C.)
und filtrirt durch Leinwand.
Das zu gelatinirende Papier Avird in eine mit gewöhnlichem Wasser
gefüllte Tasse getaucht, die gut geweichten Bogen Averden nun auf
horizontale Glasplatten gelegt, mit einem Stück Kautschuktuch oder
Wachstaffet bedeckt und durch Streichen mittels eines Quetschers (wie
beim Pigmentdruck) das zwischen Papier und Platte vorhandene Wasser
sowie jede Luftblase ausgequetscht. Hierauf Averden die Bänder des
Papieres auf ca. 1 cm rundherum aufgebogen und die warme, blasen-
Einstaubbilder auf Cbromatschicbten.
283
freie Gelatinelösung wird nun längs des einen Randes des Papieres auf-
gegossen, auf dem ganzen Bogen ausgebreitet und nach dem Erstarren
der Gelatineschicht vorsichtig von der Platte abgehoben und auf ein
Spagatgitter zum Trocknen gelegt. Haben selbe auf dem Spagatgitter
einen Theil ihrer Feuchtigkeit verloren, so können sie ohne Gefahr des
Zerreissens zum vollständigen Trocknen aufgehängt werden.
Man rechnet auf 1 qcm Papieroberfläche 0,062 ccm Gelatinelösung.
Die präparirten Gelatinepapiere lassen sich beliebig lange unver-
ändert aufbewahren.
Sensibilisirung des Papieres.
Zur Sensibilisirung dient eine Lösung von 4 g doppeltchromsaurem
Kali in 100 ccm Wasser, worin jeder Gelatinebogen durch Eintauchen
ca. 1 — 2 Min. lang sensibilisirt. Während des Badens sollen die Bogen
öfters umgewendet und mit einem Haarpinsel von den adhärirenden
Luftblasen befreit werden. Hierauf wird in der Dunkelkammer zum
Trocknen aufgehängt; für feinere Arbeiten kann zur Erzielung einer
glatten Oberfläche des sensibilisirten Papieres dasselbe nach dem Baden
mit der Gelatineseite nach unten auf eine sehr reine und mit Talk ein-
geriebene Glasplatte nach Art von Pigmentpapier (s. dieses im nächsten
Hefte) aufgequetscht, getrocknet und herabgezogen werden.
Die sensibilisirten Bogen lassen sich, gut verwahrt, über eine
Woche auf bewahren.
Copiren des Bildes.
Die Expositionszeit richtet sich, wie selbstverständlich, nach der
Dicke des Papieres, auf welchem die Zeichnung ausgefiihrt ist, und nach
den jeweiligen Lichtverhältnissen. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass
bei Glaspositiven in der Sonne 12 — 15, bei Papierpositiven auf Paus-
papier 20 — 25, bei solchen auf dickem Papier 40 — 60 Secunden genügen
werden; im zerstreuten Lichte dauert das Copiren jedenfalls länger.
Sobald das Bild schwach sichtbar, lichtgelb auf bräunlichem Grunde
erschienen ist, muss die Exposition abgebrochen werden. Im üebrigen
ist Ueberexposition weniger nachtheilig als Unterexposition.
Entwickelung des Bildes.
Die copirten Bilder werden in eine Tasse mit kaltem Wasser gelegt;
von Zeit zu Zeit wird das Wasser gewechselt, sofern es sich durch das
gelöste Chromatsalz zu stark gelb gefärbt haben sollte.
Behufs Entwickelung wird jedes Bild für sich aus dem kalten
Wasser genommen, etwas ab tropfen gelassen und rasch in eine Tasse
284
Vierter Theil. Dreiunddreissigstes Capitol.
mit lauwarmem Wasser von ca. 28 — 30 Grad C. auf eine, höchstens
zwei Minuten getaucht; hierbei tritt die Erscheinung ein, dass die durch
die Linien der Zeichnung vor Lichteinwirkung geschützt gewesenen
Bildpartien, welche bereits im kalten Wasser reliefartig hervorgetreten
sind, sich etwas erweichen und klebrig werden.
Der Bogen wird nun aus dem lauwarmen Wasser genommen und
auf eine ebene Unterlage gelegt und entweder mittels Saugpapier oder
durch Abtupfen mittels eines weichen Lappens und Larüberrollen einer
mit Eehleder überzogenen Walze von der überschüssigen Feuchtigkeit
befreit.
Die vorher feinst geriebene Staubfarbe wird jetzt durch ein feines
Gazesieb auf das Blatt gestreut und mittels eines weichen Marder-
pinsels durch kreisförmige Bewegungen über die Linien der Zeichnung
geführt. Bei dieser Operation adhärirt die Staubfarbe an den Linien
der Zeichnung, und indem sie selbe färbt, während der Papiergrund
unverändert bleibt, erscheint ein positives Bild auf lichtem Grunde.
Gewöhnlich tont der Papiergrund auch etwas. Dieser Ton, sofern er
nicht von Untercopirung herrührt, schadet aber gar nicht, denn beim
später erfolgenden Waschen wird er ohnehin vollständig entfernt.
Nach vollendetem Einstauben wird das Bild an einem warmen Orte
getrocknet (im Sommer an der Sonne, im Winter beim Ofen). Dies
geschieht zu dem Zwecke, um die Gelatine etwas mehr zu erweichen,
so dass sie die nur lose adhärirenden Earbtheilchen durch oberflächliche
Schmelzung in sich einschliesst. Die Temperatur soll nicht über 60 Grad C.
steigen, da sonst die Gelatineschicht vom Bogen abfliessen würde.
Nach dem vollständigen Trocknen werden die Copien in kaltes Wasser
getaucht, und wenn sie sich darin flach gelegt haben, auf eine ebene
Unterlage gebracht und mit einem nassen, weichen Schwamme von der
überflüssigen Farbe befreit. Treten bei dieser Operation die Linien rein
und gleichmässig gefärbt vom Aveissen Grunde hervor, so Avird das Bild
zum Trocknen aufgehängt und kann als vollendet beUachtet werden.
Sollte aber stellenweise die Farbe nicht adhärirt haben, so kann die
Operation des Einstaubens wiederholt werden und zwar so oft, bis das
erhaltene Eesiiltat ein befriedigendes geworden. Bei einigen Farben
wird man immer genöthigt, die Einstauboperation zu wiederholen.
Ursachen des schlechten Anhaftens der Farbe können sein: Be-
schaffenheit der Farbe; Uebercopirung bei nicht ganz undurchsichtigen
Linien der Originalzeichnung; zu altes Papier; ungleiche Leimung des
Papieres, wodurch stellenweise durch Einsaugung der Gelatine in den
Papierstoff oberflächlich die Schicht etwas dünner geAvorden ist.
Einstaubbilcler auf Chromatschichten.
285
Gegen den ersten und vierten Fehler hilft öftere Wiederholung der
Einstauboperation, gegen den zweiten und dritten dasselbe, jedoch mit
Erhöhung der Wassertemperatur bis 40 Grad, 50, ja sogar 60 Grad C.
Sollte man nicht Zeit haben, die Bilder an einem und demselben
Tage zu copiren und zu entwickeln, so kann letztere Operation auf
beliebig lange Zeit hinausgeschoben werden, nur müssen die Bilder im
kalten Wasser vollständig vom löslichen Chromsalze befreit und dann
getrocknet aufbewahrt werden.
Zum Einstauben können alle jene Farben benutzt werden, welche
auf die Gelatine keine gerbende Wirkung ausüben und lichtbeständig
sind. Für schwarze Strichzeichnungen ist der gewöhnliche Flammen-
russ die geeignetste Farbe. Derselbe kann aber auch durch fein gepulverte
Holzkohle ersetzt werden. Auch andere Farben hat man mit recht
gutem Erfolge verwendet, so z. B. Graphit, Ultramarinblau, Ultramarin-
grün, Sepia, Zinnober, Gold- und Silberbronce. Weisse Staubfarben
eignen sich weniger zum Einstauben auf schwarzem Grunde, da sie zu
wenig decken und die Zeichnung statt weiss nur grau erscheint.
(Ein Uebelstand der Anthrakotypie liegt darin, dass die gelatinirten
Papiere sich von selbst nach dem Trocknen aufrollen und sehr schwer
flach gelegt werden können; dieser Umstand ist so störend, dass man
andere Lichtpausmethoden in der Praxis vorzieht.)
Lichtpausverfahren mittels Einstauben auf Chromatalbumin.
Colonel de St. Florent theilt im Bulletin de la Soc. fran9. 1886,
S. 182 1) ein Lichtpausverfahren mit, um Zeichnungen mit schwarzen
Linien auf weissem Grunde zu erhalten, welches sehr ähnlich der
Anthrakotypie ist. Man lässt Albuminpapier auf Kaliumchromatlösung
(1 : 10) sensibiKsiren (durch Schwimmen auf der Rückseite), belichtet
unter einer Zeichnung, wäscht mit ganz schwach ammoniakalischem
Wasser, wodurch die nicht vom Licht getroffenen Stellen klebrig werden
und ein aufgestaubtes Farbenpulver festhalten. Fixirt wird mit ver-
dünnter Schwefelsäure (1 : 10), wodurch die Chromsalze entfernt und
das vom Licht nicht. veränderte Albumin coagulirt wird.
1) S. auch Phot. "Wochenbl. 1886. S. 363.
VIEEUNDDEEISSIGSTES CAPITEL.
HEESTELLUNa VON EINSTAUBBILDEEN AUF HYGEO-
SKOPISCHEN ZUCKEEHALTIGEN CHEOMATSCHICHTEN.
Verschiedene photographische Methoden der Bilderzeugung, sowohl
auf Papier, Glas, als auf Porcellan (darunter auch eingebrannte Eniail-
bilder), lassen sich dadurch hersteilen, dass man solche lichtempfind-
liche Schichten herstellt, welche unter dem Einflüsse des Lichtes die
Eigenschaft besitzen, Feuchtigkeit autzunehmen und ihre ursprüngliche
Klebrigkeit zu verlieren. Bringt man dann trockene feine Farbenpulver
oder Emailstaub darauf, so haften diese nur an gewissen Bildstellen
und geben ein „Einstaubbild“.
Ueber die hierher gehörigen Eigenschaften gewisser lichtempfind-
licher Eisenverbindungen (z. B. Ferricitrat, Eisenchlorid und Weinsäure)
wurde bereits im Capitel XX, S. 207 berichtet. Es bleiben hier noch
die lichtempfindlichen Gemische von chromsauren Salzen mit Zucker,
Honig, Eiweiss u. s. w. zu erwähnen, welche ihre Hygroscopicität und
die damit verbundene Klebrigkeit im Lichte rasch verlieren und eine
viel häufigere Anwendung fanden, als die sich analog verhaltenden licht-
empfindlichen Eisensalze.
Nachdem Garnier und Salmon in Frankreich im Jahre 1858
die Eigenschaft des citronensauren Eisenoxydes entdeckt hatten, im
Lichte nicht nur eine geringere Löslichkeit anzunehmen, sondern auch
seine Klebrigkeit und hygroscopischen Eigenschaften zu verlieren, ver-
folgten sie die analogen photochemischen Eeactionen und entdeckten
1859, dass ein Gemisch von Ammoniumbichromat, Zucker und Albumin
ähnliche Eigenschaften besitze. Sie benutzten eine Mischung von 30 g
Zucker, 30 g Wasser und g Ammoniumbichromat nebst 10 g Albu-
min; das damit überzogene Papier wurde getrocknet, unter einem Posi-
tive belichtet, mit Elfenbeinschwarz eingestaubt, dann mit Wasser und
verdünnter Schwefelsäure gewaschen. Das schwarze Pulver bleibt sehr
lose am Papier haften (und kann mittels Gummilösung befestigt werden).
Obschon diese Methode keine Halbtöne der Bilder gab, so erhielten
Einstaubbilder auf hygroskopischen zuckerhaltigen Chromatschichten. 287
die Erfinder dennoch von der Pariser Photographischen Gesellschaft ini
Jahre 1859 den zweiten Preis des vom Herzog de Luynes seit 1856
ausgeschriebenen Preises auf ein unvergängliches Copirverfahren. (Den
ersten Preis hatte Poitevin, den dritten Pouncy für ihre Kohle -Ver-
fahren erhalten 1) (s. Heft 14 dieses „Handbuch“).
Im Juli 1864 beschrieb J. B. Obernetter in „Bollmann’s Photogr.
Monatsblättern“ 1864. S. 52 (Juli-Heft) zwei Methoden zur Herstellung
von Kohlebildern mittels des Einstaubprocesses und zwar 1. mit
citronensaurem Eisenoxyd (s. S. 209) und 2. mit Gummi und Chromaten.
Obschon bei diesem letzteren Processe die Präparation des Papieres
mittels Gummi, Honig oder Glycerin und Ammoniumbichromat, sowie
das Trocknen, Belichten unter einem Positive und Einstauben mit
Lampenruss (oder Cassius-Goldpurpur) ganz analog wie bei dem
Garnier-Salmon’schen Verfahren vorgenommen wurde, so findet sich
dennoch eine wesentliche Verbesserung darin, dass er das mit Lampen-
russ eingestaubte Papier zuerst mit einer Collodionschicht überzog,
wodurch das eingestaubte Pulver festgehalten wurde; erst hierauf wurde
in Wasser gewaschen, das Collodionhäutchen, welches das Pulver sehr
festhält, abgelöst und neuerdings auf gelatinirtem Papier aufgetragen.
Dadurch wird verhindert, dass Einzelheiten des Bildes beim Waschen
verloren gehen.
Auch Julius Leth in Wien theilte im August 1864 in der „Photo-
graphischen Correspondenz “ (Bd. 1, S. 37) sein Verfahren über Her-
stellung von Kohlebildern, sowie Emailbilder mittels des Einstaub-
verfahrens mit. Er löste 3 Theile Gummi arabicum in 72 Theilen
Wasser und mischte 1,2 Theile Kaliumbichrom at gelöst in 6 Theilen
einer Honiglösung (bereitet 1 Theil Honig und 3 Theile Wasser) dazu.
Das filtrirte Gemisch wurde auf eine erwärmte Glasplatte aufgetragen,
der üeberschuss ablaufen gelassen, und über einer Spiritusflamme bei
mässiger Wärme getrocknet. Man exponirt unter einem Glaspositiv
(15 — 90 Secunden in der Sonne, 2 — 15 Minuten im Schatten) und ent-
wickelt dadurch, dass man die exponirte Platte mit einer trockenen,
feingepulverten Earbe bedeckt, welche an allen vom Lichte nicht ge-
troffenen Stellen haftet; der üeberschuss des Earbepulvers wird mit
einem Pinsel entfernt und es bleibt eine positive Copie sichtbar.
Hierauf übergiesst man mit Eohcollodion, trocknet, legt die Platte in
verdünnte Salpetersäure (1 : 4) bis die gelbe Farbe verschwunden ist,
wäscht mit Wasser und schliesslich in Wasser, dem etwas kohlensaures
Ammoniak zugesetzt ist. Man trocknet nur die Ränder der das Bild
1) Bull. Societe frau9. Phot. 1859. S. 149.
288
Vierter Theil. Vierunddreissigstes Capitel.
tragenden Collodionhant, hebt dieselbe ab, wonach sie frei im Wasser
schwimmt und auf einem mit Kleister bestrichenen Papier aufgefangen
wird. Solche Bilder zeigen hübsche Halbtöne.
Diese Methode der Herstellung positiTer Bilder (Kohlebilder, Ein-
staubbilder) auf Papier hat sich nicht eingebürgert, sondern wurde durch
den gewöhnlichen Pigmentdruck (Kohleverfahren mit Gelatine und Chro-
maten) verdrängt. Auch die von Leth vorgeschlagene XJebertragung
derartiger Bilder auf Holzstöcke zum Zwecke der Photoxylographie
(s. Martin’s „Emailphotographie“, 1872. S. 333) ist nicht auf die Dauer
in Anwendung gekommen.
Dagegen hat dieses Einstaubverfahren bei Anwendung von gepulver-
ten Emailfarben (Schmelzfarben auf Porcellan) eine vollkommene Aus-
bildung und häufige Anwendung erfahren zur Herstellung eingebrannter
Emailbilder.
Herstellung' von I)iii)licatnegatiTen mittels des Einstaul)i)roeesses.
Das Einstaubverfahren hat J. B. Obernetter ausgearbeitet zur Her-
stellung von Duplicatnegativen oder verkehrten Copienegativen für Licht-
druck, indem er derartige Einstaubbilder mittels Graphitstaub herstellte
und dann auf Glasplatten übertrug. Er erhielt für dieses Verfahren im
Jahre 1874 die goldene Medaille der Wiener Photographischen Gesell-
schaft i), da sich hiermit Negative vollkommen vervielfältigen lassen und
die Copienegative ebenso gute Abdrücke geben wie die Originalplatten.
Obernetter beschreibt sein Verfahren a. a. 0. folgendermassen.
Eine neue geputzte Spiegelscheibe wird mit folgender Lösung (wie beim
„Collodioniren“) übergossen: 4 g Dextrin, 5 g weisser Zucker, 2 g Am-
moniumbichromat, 100 g Wasser und 2 — 8 Tropfen Glycerin ^); diese
Lösung wird filtrirt und hält sich einige Tage lang.
Man übergiesst die Glasplatte damit, lässt den Ueberschuss an einer
Ecke ablaufen und trocknet in einem Trockenofen wagrecht bei 40 bis
60 Grad K. Nach 5 — 10 Minuten ist die Lösung spiegelglatt getrocknet.
Noch warm exponirt man in einem Copirrahmen unter einem Negative
im zerstreuten Lichte 5 — 15 Minuten. Die Expositionszeit ist die rich-
tige, wenn das Bild schwach sichtbar wird. Nach dem Exponiren legt
man die Platte wieder in den Trockenofen, bis sie etwas wärmer als
die Luft in dem Operationslocale ist. Hierauf legt man sie in einem
1) Phot. Corresp. 1874. S. 2 , 8 und 29. — Ueher Ehistaubverfahren vergl. auch
Eder’s Jahrbuch f. Phot, für 1892. S. 63 und 1893. S. 501.
2) Der Glycerinzusatz wird je nach dem Feuchtigkeitsgehalte der Luft ver-
ändert; im Sommer bei feuchter Witterrmg kann er ganz wegbleiben , im Winter sind
8 Tropfen nöthig.
Einstaubbilder auf hygroskopischen zuckerhaltigen Chromatschichten. 289
nicht zu hellen Zhnmer auf ein Blatt weisses G-lacepapier, taucht einen
feinen Staubpinsel in feinst geschlemmten sibirischen Graphit und reibt
denselben vorsichtig auf der Platte auseinander; durch leichtes Anhauchen
lässt sich das Annehmen des Graphits beschleunigen. Ist die gewünschte
Kraft erzielt, so staubt man vollständig ab (es muss das Bild nunmehr
schön sichtbar sein). Man übergiesst jetzt mit IY2 bis 2 Proc. WoUe
enthaltendem Kohcollodion, schneidet nach dem Erstarren desselben die
Ränder mit einem scharfen Messer ein und legt es in gewöhnliches
Wasser. Nach 2 — 5 Minuten hat die Collodionhaut mit dem Bilde
sich vom Wasser abgelöst; diese wird nun sogleich unter dem Wasser
auf eine Glasplatte gelegt, mit dieser herausgehoben und zum Schutze
gegen Yerletzungen mit einer dünnen Gummilösung (1:50) übergossen;
man lässt freiwillig an der Luft trocknen und firnisst mit Negativlack.
Die so hergestellten Copien sind äusserst zart
und reich an Halbtönen. Mittels dieser Me-
thode können auch Glasstereoskopen hergestellt
werden. — J. B. Obernetter arbeitete diese
Art des Einstaub Verfahrens auch für Email-
photographie aus (Phot. Corresp. 1874. S. 29).
H. ’W. Vogel, sowie E. Vogel (Tasclienbucli d.
prakt. Phot. 1896. S. 189) geben folgende Vorschriften
zur Ausübung des Staubverfahrens:
Lösungl: 80 g Gummi arabicum, 200g Zucker, 40 ccm
Honig, 200 ccm destill. Wasser, 30 ccm Alkohol (96 proc.).
Die Lösung wird durch Einstellen der Flasche
in warmes Wasser beschleunigt. Der Alkohol darf erst
zugefügt werden, nachdem alles gelöst ist. Zu dieser
Lösung fügt man bei feuchtem Wetter 20 — 30, bei trocknem Wetter 30 — 40 Tropfen
Glycerin.
Lösung II; 20 g Ammoniumbichromat, 200 ccm destillirtes Wasser.
Beide Lösungen sind getrennt unbegrenzte Zeit haltbar, b Zum Gebrauch mischt
man 20 ccm Lö.sung I, 40 ccm Lösung II und 60 ccm destillirtes Wasser, erwärmt auf
50 Grad C. und filtrirt zweimal.
Mit dieser Mischung übergiesst man bei gelbem Licht oder Lampenlicht eine
reine, mit verdünntem Wasserglas (1 ; 50) emgeriebene rrnd nach dem Trocknen gut
abgestäubte Glasplatte (am besten Spiegelglas). Die überschüssige Lösung lässt man
ablaufen und kann sie nach dem Filtriren wieder benutzen. Hierauf trocknet man die
Platte auf einem Nivellirgestell in möglichst wagerechter Lage, indem man sie mit
einer Gas - oder Spirituslampe auf 50 — 60 Grad C. erwärmt. Grössere Platten trocknet
man besser in einem Trockenschrank; das Trocknen geht in demselben gleich-
mässiger und sicherer vor sich. Eig. 77 zeigt die Einrichtung eines derartigen Schrankes. b
Derselbe besteht aus einem Holzkasten mit Eisenblechboden, unter welchem einige
1) Die gemischte Lösrmg hält sich einige Tage, sie ist unbrauchbar, sobald sie
braun geworden ist.
2) Nach Husnik, Das Gesamtgebiet des Lichtdrucks.
290
Yierter Theil. Vierunddreissigstes Capitel.
Gas- oder Spiritusbrenner D angebracM sind. Der Deckel B ist mit schwarzem Zeug
bespannt, durch welches die Feuchtigkeit entweichen kann. Die Vorderwand G des
Kastens ist herausklappbar, um das Innere desselben leichter zugänghch zu machen;
bei geschlossenem Deckel wird sie durch letzteren festgehalten. In dem Kasten sind
einige mit Stellschrauben versehene Eisenstäbe b b angebracht. Durch ein Loch in
der Seite des Kastens kann ein Thermometer d eingeschoben werden, so dass man,
ohne den Kasten öffnen zu müssen, jederzeit bequem die Temperatur ablesen kann.
Die zu ti-ocknenden Platten werden in dem erwähnten Kasten mittels der oben
erwähnten Stellschrauben unter Zuhilfenahme einer Dosenlibelle genau horizontal ein-
gestellt. Dann werden sie herausgenommen, wie oben angegeben, mit der licht-
empfindlichen Lösung übergossen und dann wieder möglichst genau auf dieselbe Stelle
gelegt. Der Deckel wird dann vorsichtig (um das Herabfallen etwaiger Staubpartikelchen
zu vermeiden) geschlossen. Das Trocknen dauert ungefähr 10 Minuten. Staub ist
hierbei sorgfältig zu vermeiden.
Nun belichtet man sofort unter einem Negativ 4 — 15 Minuten, je nach der
Dichtigkeit des Negativs und der Helligkeit (unter einem normalen, klaren Negativ bis
zu Grad 16 des unter „Pigmentdruck“ beschriebenen Photometers). Die belichtete
Platte, auf der das Bild schwach sichtbar sein muss, wird in einem halbdunkeln Zimmer
(oder bei Lampenlicht) auf ein weisses Blatt Papier gelegt und mittels eines weichen
Pinsels mit Graphitpulver*) eingestäubt. Bei langer Belichtung und feuchtem "Wetter
ist es vortheilhaft, die- Platte vor dem Einstäuben auf kurze Zeit in den Trocken-
schrank zu bringen oder über einem Gasbrenner anzuwärmen, um einen grossen
Feuchtigkeitsgehalt derselben zu vermeiden. Zu feuchte Platten verschmieren leicht
beim Einstäuben.
Man vertheilt den Graphit auf der Platte ohne Druck mit möglichst leichter Hand,
bis das Negativ in gewünschter Kraft erschienen ist. Dann staubt man das über-
schüssige Pulver ab, übergiesst die Platte in der unten beschriebenen Weise mit
zweiprocentigem EohcoUodion, schneidet nach dem Erstarren desselben die Ränder
ein und legt die Platte in eine Schale mit Wasser. Nach kurzer Zeit löst sich die
Collodionhaut ab und wird auf einer reinen Glasplatte unter Vermeidung von Luft-
blasen aufgefangen®), herausgenommeu und getrocknet. Nach vollständigem Trocknen
wird lackiid.
Nimmt die Platte beim Einstauben kein Graphitpulver an, so war sie entweder
zu lange belichtet, oder die Lösung enthielt zu wenig Glycerin. Bleibt das Graphit-
pulver an der ganzen Platte hängen, so war dieselbe zu kurz belichtet oder die Lösung
enthielt zu viel Glycerin. Längere Belichtung gibt harte, kürzere weiche Negative.
Um Staubnegative herzustellen, welche nicht abgezogen und auf eine andere
Glasplatte übertragen zu werden brauchen, benutzt man nachstehende Vorschrift:
300 ccm destillirtes Wasser, 2 g Gelatine, 4 g Gummi arabicum, 16 g Traubenzucker,
8 g Ammoniumbichromat, 2 ccm AUmhol (96proc.), 20 — 30 Tropfen Glycerin.
Die Substanzen werden in der angegebenen Reihenfolge gelöst. Die Gelatine
löst sich nur in der Wärme; man stellt deshalb die Lösung in ein ungefähr 60 Grad
warmes Wasserbad. Nach vollständiger Lösung wird sorgfältig filtrirt und die Platte
1) Man benutze „prima feinst geschlämmten, sibirischen Graphit“, zu beziehen
von Johann Faber in Nürnberg.
2) Wünscht man ein Negativ in richtiger Stellung, so muss die Collodionhaut
vor dem Auffangen umgedreht werden.
Einstaubverfahren auf hygroscopischen zuckerhaltigen Chromatschichten. 291
in der oben angegebenen Weise mit der Lösung überzogen und getrocknet. Das Be-
lichten und Einstaubeu geschieht ebenfalls in gleicher Weise.
Sobald das Negativ genügende Kraft bekommen hat, legt man es zur Entfernung
der Chromsalze in eine Schale mit SOprocentigem Alkohol, welchen man einmal
wechselt. Dann lässt man das Negativ trocknen und lackirt.
Das Staubverfahren erfordert viel Uebung, gibt aber Negative von ausgezeich-
netem Charakter.
Das Einstaubverfahren Obernetter’s zur Erzeugung verkehrter
Duplicatuegative hat in den letzten Jahren seine Bedeutung für die
Praxis verloren, weil man theils weit sicherer und schneller zum Ziele
führende Methoden gegenwärtig anwendet, z. B. Herstellung von directen
Duplicatnegativen (verkehrt oder richtig) mittels Obernetter’s späterer
Methode (Bromsilbergelatinetrockenplatten, Exponiren, Entwickeln, Be-
handeln mit Chromsäure, nochmals Entwickeln und Fixiren; s. Bd. III
dieses „Handbuch“) oder Herstellung von Pigmentdiapositiven und
Contact- oder Camera -Negativen mittels des nassen oder Trocken-Yer-
fahrens (s. Heft 14 dieses „Handbuch“).
Eder, Handbuch der Photographie. IV. Theil. 2. Aufl.
20
FÜNFTJNDDREISSIGSTES CAPITEL.
COPIEPEOCESS MIT KUPPEESALZEK
I. Pliotograpliische Bilder auf metallischen Kupferi)latteii.
Wir haben bereits im Bd. I, Abth. I, S. 171 unseres „Handbuchs“
lichtempfindliche Kupforverbindungen beschrieben und im II. Band S. 56
und 113 erwähnt, dass sich auf jodirten, chlorirten oder bromirten Kupfer-
platten Lichtbilder nach Art der Daguerreotypen (durch Entwicke-
lung mit Quecksilberdampf) herstellen lassen.
Es lassen sich jedoch auch photographische Bilder auf Kupferplatten
ohne Entwickelung herstellen, die wir etwas genauer beschreiben
wollen, da sie Tielleicht künftighin Yerwerthung finden könnten.
Setzt man eine Kupferplatte den Dämpfen von Salzsäure aus, so
nimmt sie eine leichte Färbung an, als ob sie sich mit einem weissen
Schleier bedeckt hätte. In diesem Zustande ist sie mit Kupferchlorür
bedeckt und wird vom Lichte rasch geschwärzt (Becquerel, La lumiere.
II, 68). Aehnlich verhalten sich mit Salzsäure abgeriebene und mit
Wasser abgespülte Kupferplatten.
War die Platte vor dem Dämpfen mit Salzsäure durch Erhitzen
oberflächlich oxydirt (bis zur Gelbfärbung), so wird sie sehr empfindlich.
Gegen Brom und Joddämpfe verhält sich Kupfer ähnlich (Becquerel).
Wird eine Kupferplatte in eine saure Lösung von Kupferchlorid
getaucht, abgetrocknet und unter einem Negative belichtet, so erhält
man ein feines Bild, das sich aber nicht fixiren lässt. Aehnlich verhält
sich eine (mit CuBig, FeBrg oder Bromwasser) bromirte Kupferplatte,
die noch lichtempfindlicher als die chlorirte ist; das Bild lässt sich hier
mit Fixirnatron oder Kochsalz fixiren. — Eine jodirte Kupferplatte
ist viel unempfindlicher als beide vorigen; das Fixiren gelang nicht.
Ein eigenthümliches Verhalten zeigen die belichteten Kupferjodürplatten
gegen verdünnte salpetersaure Quecksilberoxydlösung, die zugleich
schwefelsaures Ammoniak enthält. Die nicht behchteten Partien werden
darin ziegelroth, während die behchteten die Farbe des Quecksilber-
jodürs annehmen (Renault, Phot. Mitth. 1864. Bd. 1. S. 147. Aus
Copirprocess mit Kupfersalzen.
293
Bull. Soc. frau.9.). — Kupferfluorür, durch Eintauchen von Kupferplatten
in Kupferfluorid dargestellt, ist ebenfalls lichtempfindlich (Renault).
Der Vollständigkeit halber erwähnen wir, dass man vor einigen
Jahren in Frankreich nicht ohne Erfolg versuchte, schwache Copien auf
chlorirten Kupferplatten als V orlage beim Graviren und Stechen in Kupfer
zu benutzen.
II. Photographische Bilder mittels Kiipfersalzeii auf Papier.
Kupferchlorid in Collodion gelöst, auf Papier ausgebreitet und
von der Rückseite her angefeuchtet, gibt unter einem Kegative positive
Abdrücke (Renault, in Roth’s Fortschr. d. Phot. 1868. S. 31). Nach
Baisamo soll eine Lösung von Salzsäure mit Phosphor gesättigt und
mit essigsaurem Kupfer versetzt, und dann auf Papier aufgetragen, im
Lichte grau werden; setzt man es dann Schwefelwasserstoffdämpfen aus,
so sollen nur die im Lichte veränderten Stellen verändert werden. Das
Bild wird durch eine Lösung von Wismuthnitrat hervorgerufen und
fixirt. (Aus Phot. News. Kreutzer’s Zeitschr. 1862. Bd. 6. S. 78.)
Von allen Copirprocessen mit Kupfersalzen gibt bloss der von
J. B. Obernetter erfundene brauchbare Resultate; er beruht auf der
Lichtempfindlichkeit eines Gemisches von Kupferchlorid und Eisen-
chlorid auf Papier, wobei allerdings zuerst das Eisensalz im Lichte zer-
setzt wird und das Kupfersalz erst in zweiter Linie durch das letztere
verändert wird.
Bei dem von J. B. Obernetter im Jahre 1864 erfundenen und
veröffenthchten Copirprocesse ohne Silber wird ein Gemenge von
Kupferchlorid, Eisenchlorid und sehr verdünnter Salzsäure
auf Papier aufgetragen und dem Lichte ausgesetzt und bildet Eisen-
chlorür. Dieses hat die Eigenschaft, beim Baden mit Rhodankalium
das Kupferchlorid in Kupferrhodanür zu verwandeln, welches an den
vom Lichte getroffenen Stellen als weisser Mederschlag entsteht. Durch
Ferridcyankalium wird das weisse Kupferrhodanür in rothes Ferrocyan-
kupfer verwandelt.
Obernetter liess Papier auf einer Lösung von 1000 Th eilen Wasser,
13 Theilen Eisenchloridlösung (spec. Gewicht 1,53 — 1,6), 100 Theilen
krystallisirtes Kupferchlorid und 12 Theilen concentrirter Salzsäure
während 2 Minuten schwimmen, bängte zum Trocknen auf und belichtete
unter einem Negative. Um das nach dem Copiren fast unsichtbare
Bild^) zu fixiren und sichtbar zu machen, legt er das Papier mit der
1) Die nach Obernetter’s Methode mit Kupferchlorid und Eisenchlorid
auf Papier erzeugten Lichtbilder verschwinden nach 24 Stunden so vollkommen, dass
20*
294
Vierter Theil. Fünfunddreissigstes Capitel.
Bildseite auf eine Mischung von 1000 Theilen Wasser, 8 — 12 Theilen
Bhodankalium, einem Theile concentrirter Schwefelsäure und 10 — 20
Theilen der obigen Kupferlösung; nach 3 — 4 Minuten Schwimmdauer
taucht man unter (5 — 30 Minuten). Man wäscht in Wasser (eine Stunde).
Das Bild ist nun in Form von weissem Kupferrhodanür am Papier und
kann gefärbt werden:
1. Entweder mit Ferridcyankaliumlösung (6 — 12 proc.), worin rothe
Bilder von Ferrocyankupfer entstehen; man wäscht mit Wasser
gut und bringt in eine Lösung von 200 — 300 Theilen Wasser,
100 Theilen Eisenvitriol, 40 Theilen Eisenchlorid, 80 Theilen Wasser,
worin die Farbe allmählich violett bis schwarz wird (es entsteht
hierbei in Folge der Eeaction der Eisensalze Berlinerb] au); bei
sehr langer Einwirkung wird die Farbe grünlichschwarz, kann
aber durch darauffolgendes Behandeln mit Bleiessig (basisch
essigsaures Blei) in ein sehr schönes Purpurviolett übergeführt
werden. Um den Bildern das Aussehen von Eiweissbildern zu
geben, Hess sie Obernetter nach dem Trocknen auf Eiweiss
schwimmen.
2. Oder man bringt die Bilder in eine ammoniakalische Kaliumhyper-
manganatlösung, worin ein braunes Bild entsteht (Ausscheidung
von Manganoxyd an den Bildstellen).
3. Oder man behandelt mit Siibernitratlösung, wobei sich an den
belichteten Stellen dunkles metallisches Silber niederschlägt.
Diese Methode — obschon sie brauchbare, mitunter ganz hübsche
Copien liefert — fand niemals Eingang in die Praxis , weü den Bildern
Brillanz und Feinheit der Zeichnung mangelt.
ohne Schaden ein anderes Bild darauf copirt werden kann; es muss also kurz nach
der Belichtung mit Ehodankalium fixirt werden. Es soll sich dabei nach Oberuetter
das anfangs secundär entstandene Eupferchlorür mit dem Eisenchlorid in Kupfer-
chlorid und Eisenchlorür wieder rückveiwandeln. Nach des Verfassers Ansicht aber
geschieht dies nicht, sondern es oxydiii; sich ganz einfach das Kupferchlorür an der
Luft zu Oxydchlorid, welches mit Ehodanlcalium keine unlö.sliche Verbindung gibt,
sondern löslich bleibt, somit in der Faser nicht fixirt werden kann.
SECHSTJNDDREISSIGSTES CAPITEL.
COPIEYEEFAHEEN MIT QUECKSILBEESALZEN.
Der Lichtempfindlichkeit verschiedener Quecksilberverbindungen
wurde bereits im I. Bande (Abth. I. S. 172 und 378) Erwähnung gethan
und einige photochemische Eeactionen beschrieben, welche unter Um-
ständen zur Ausarbeitung von Copirmethoden führen könnten.
I. Mercurosalze.
Hierher gehört Mercurojodid oder Quecksilberjodür (HgaJj),
ein gelbgrünes Pulver, welches im Sonnenlichte so rasch schwarz wird,
dass es neben Chlorsilb er einen Eang behauptet (Eder, Sitzungsberichte
d. K. Akad. Wissensch. Wien. 1885. Bd. 92. Juliheft); es spaltet sich
fein vertheil tes metallisches Quecksilber, neben Quecksilber] odürjodid ab
(s. Bd. I. Abth. I. S. 172). Man hat auch versucht, mittels Jodqueck-
silber nach Art des nassen Jodsilber- Collodion -Verfahrens einen Her-
vorrufungsprocess (mit Pyrogallol u. s. w.) auszuarbeiten (Bd. I. Abth. I.
S. 172).
Viele Mercurosalze (Quecksilberoxjdulsalze) sind (ähnlich
wie das Quecksilberjodür) lichtempfindlich und Namias versuchte Copir-
verfahren mittels Mercuronitrat, -tartrat und -oxalat auszuarbeiten ^).
Diese Mercurosalze bilden im Lichte basische Salze.
Mercuronitrat, (Hg2NOg)2 + 2H2O, ist in wässeriger Lösung licht-
beständig, auf Papier (am besten mit Arrowroot vorpräparirt ^) aber
bildet es ein entwicklungsfähiges Bild. Man lässt das Papier auf
einer lOprocentigen Lösung des reinen Mercuronitrates ®) schwimmen,
trocknet, belichtet und entwickelt mit einer Lösung von 3 Thl. Eisen-
vitriol, 3 Thl. Weinsäure und 100 ccm Wasser, welche Flüssigkeit nur
1) Phot. Corresp. 1895. S. 34J.
2) Gelatine, Agar-Agar, Albumin bräunen sich mit Mercuronitrat.
3) Gegenwart von Mercurisalzen vermindert die Lichtempfindlichkeit. Die Dar-
stellung von Mercuronitrat beschrieb Namias, Phot. Corresp. 1895. S. 342.
296
Vierter Theil. Sechsunddreissigstes Kapitel.
das im Lichte entstandene basische Mercuronitrat, nicht aber das saure
Mercuronitrat reducirt (schwärzt). Die Entwicklung gelingt nur dann
gut, wenn die Copirdauer völlig getroffen war, sonst entsteht unregel-
mässige Eeduction. — Als Fixirer dient eine lOprocentige Lösung von
Chlorammonium in Wasser (1 — 2 Stunden Wirkungsdauer), welche die
Mercuroverbindungen in genügend unveränderliches Mercurochlorid
überführt. Diese Quecksilberbilder können in Platinbädern platinirt
werden.
Basisches Mercurotartrat^) ist wesentlich lichtempfindlicher als
das gleichfalls lichtempfindliche normale Mercurotartrat (Hg2C4H4 06).
Das basische Mercurotartrat schwärzt sich direct am Lichte, liefert aber
auch ein latentes entwicklungsfähiges Bild. Am besten wird ein mit
Arrowroot vorpräparirtes Papier mit Mercuronitrat (s. oben) sensibilisirt,
getrocknet und in ein Bad^) von 13 g vollständig neutralem Natrium-
tartrat, 3 — 4 g Katrinmbicarbonat und 500 ccm Wasser eingetancht
(in der Dunkelkammer). Das Papier ist gelblich. Am Lichte schwärzt
es sich, kann aber auch kurz belichtet und mit Eisenvitriol wie das
vorhin beschriebene Papier entwickelt und fixirt werden. Am kräftigsten
werden die Bilder, wenn man sie vor dem Fixiren in einem Platin-
bade tont, dann in Sprocentiger Kochsalzlösung fixirt; die Bildfarbe ist
in diesem Falle braunschwarz. — Mercurocitrat ist weniger empfindlich.
Die photochemische Eeaction bei der Zersetzung dieser Mer-
curosalze im Lichte ist nach Namias keineswegs Eeduction bis zum
freien metallischen Quecksilber, sondern Bildung eines stark basischen
Salzes, gewissermassen einer Yerbindung von Quecksilber und Mercurosalz.
Normales Mercurooxalat®) färbt sich am Lichte braun nach
der Gleichung Hg2 C2 O4 = 2 Hg -t- 2 CO2. Das frei werdende Queck-
silber dürfte sich (nach Namias) mit dem noch unzersetzten Merciuo-
oxalat zu einem braungefärbten basischen Oxalat verbinden. Das nor-
1) Bei Hiüzufügung von "Weinsäure oder eines Weinsäuren Salzes zu einer
Lösung von Mercuronitrat bildet sich ein weisser brystallinischer Niederschlag von
Mercurotartrat (Hg^C^H^Og). Derselbe ist in Wasser nur wenig löslich und ist auch
von nur geringer Lichtempfindlichkeit. Eine bedeutend grössere Lichtempfindlichkeit
zeigt hingegen das basische Mercurotartrat. Dasselbe erhält man, wenn man aus
einer Mercuronitratlösung durch Zusatz von Natrium- oder Kaliunicarbonat zuerst
gelbes Mercurocarbonat fällt und dieses dann mit einer concentrirten Lösung von
Weinsäure, in einer Menge jedoch, welche zur Umbüdung des ganzen Carbonats nicht
hinreicht , behandelt.
2) Das Bad kann nur zum Sensibilisiren einiger weniger Blätter gebraucht werden,
weü es durch das Mercuronitrat allmähüch sauer und dann unwirksam wird.
3) Durch Eiilleu von Mercuronitrat mit Oxalsäure oder Oxalaten als weisser
Niederschlag erhältlich.
Copirverfahren mit Quecksilbersalzen.
297
male Mercurooxalat lässt sich mit heisser Dextrinlösung’ emulsioniren
und auf Papier auftragen und gibt bei halbstündigem Copiren in der
Sonne ein gut 'wahrnehmbares Bild, das aber nicht fixirt werden kann,
wenn man es nicht zuvor entwickelt. Das basische Mercurooxalat
ist wesentlich lichtempfindlicher als das normale.
Um das basische Oxalat zu erhalten, wird eine Lösung von Mer-
curonitrat partienweise einer solchen 10 Proc. von Natrium carbonat
unter ümschütteln zugefügt. Der anfangs entstehende weisse Nieder-
schlag nimmt nach und nach eine immer stärker werdende gelbe Farbe
an. Die Menge des Zusatzes an Carbonat lässt sich nicht mit Bestimmt-
heit angeben, da er von dem grösseren oder geringeren Sänregehalt der
Mercuronitratlösung abhängt. Man wird am besten mit dem Carbonat-
zusatz aufhören, wenn der Niederschlag eine strohgelbe Farbe ange-
nommen hat. Der auf die eben angegebene Art entstandene Nieder-
schlag besteht aus Mercurocarbonat; er veranlasst das Basisch-
werden des durch die nachfolgende Behandlung erhältlichen Mercuro-
oxalates.
Der erhaltenen wässerigen Mischung wird im üeberschusse eine
Lösung von Ammoniumoxalat zugefügt, gut geschüttelt und die Flüssig-
keit durch einige Zeit auf die Siedetemperatur erwärmt.
Wenn nrsprünglich nicht zu viel Natriumcarbonat in Verwendung
genommen wurde, ist der nun erhaltene Niederschlag vollkommen weiss
und bleibt es auch, wenn die Flüssigkeit, in welcher er sich befindet,
längere Zeit gekocht wird.
Nach Namias steigert sich die Empfindlichkeit des basischen
Mercurooxalates mit der Menge des ursprünglich zugesetzten Natrium-
carbonates. Man darf jedoch gewisse Grenzen nicht überschreiten, da
man sonst leicht ein Mercurooxalat von grauer Farbe erhält. Im Uebrigen
kann man auch dem wenig basischen Mercurooxalat eine grössere Em-
pfindlichkeit verleihen, wenn man die Flüssigkeit längere Zeit kocht
und hierauf jede Spur von Ammoniumoxalat durch längeres Waschen
des Niederschlages mit warmem, destillirtem Wasser eliminirt.
Das basische Mercurooxalat lässt sich auch auf andere Art, ohne
Gefahr, dass ein grauer Niederschlag entsteht, erhalten. Diese Be-
reitungsart gründet sich auf die Thatsache, dass wenn man einer Lösung
von Mercuronitrat, welcher Natriumcarbonat behufs Bildung von etwas
Mercurocarbonat zugesetzt wurde, in genügender Menge krystallisirtes
Ammoniumnitrat hinzufügt, der anfangs entstandene Niederschlag
von Mercurocarbonat sich löst und dass in der Folge das ge-
wünschte Mercurooxalat durch Hinzufügung von Ammoniumoxalat
erhalten wird.
298
Vierter Theil. Seclisunddreissigstes Capitel.
Nach dem Zusatze vou Ammoniumnitrat bringt man die Lösung
zum Kochen und nach einigen Minuten filtrirt man und fügt das
Ammoniumoxalat hinzu.
Wiewohl die angegebenen Methoden die Erzeugung eines empfind-
licheren Präparates ermöglichen, ist diese Empfindlichkeit jedoch relativ
klein und bedarf es daher einer längeren Belichtung, um durch Aus-
copiren ein Bild zu erhalten. Durch blosses Ancopiren und darauf-
folgender Entwicklung lässt sich aber die Belichtungszeit bedeutend
herahmindern und erzielt überdies noch den A^ortheil, ein direct fixir-
bares Bild zu erhalten, während beim Auscopiren das Fixiren der blos
auscopirten Bilder, wie schon oben erwähnt wurde, nicht möglich ist.
Nebenbei erwähnt, lässt sich die ancopirte Oopie auch auf physikalischem
Wege in der Weise entwickeln, dass man dieselbe durch — Y2 Stunde
der Temperatur von 100 Grad C. aussetzt; das früher kaum sichtbare,
gelblichbraune Bild wird dunkelbraun und verstärkt sich in auffälliger
Weise. Viele am ancopirten Bilde unsichtbar gewesene Details treten
nach der Erwärmung kräftig hervor. Leider ist die Entwicklung durch
Wärme nicht brauchbar, da das Bild nach und nach wieder verblasst
und nach einigen Tagen dasselbe Aussehen wie vor der Entwicklung
zurückerhält. Das Ausbleichen findet durch Eintauchen des Bildes in
Wasser noch rascher statt.
Aus dieser Erscheinung lässt sich folgern, dass das im Lichte ent-
standene Suboxalat durch die Wärme zersetzt wird und hierbei sich
bi’äunt, dass aber die Zersetzungsproducte sich nach und nach von selbst
zur ursprünglichen Verbindung wieder vereinigen.
Die chemische Entwicklung kann man in analoger Weise wie bei
den anderen früher erwähnten lichtempfindlichen Mercurosalzen vor-
nehmen.
Der zugesetzte Entwickler enthält 10 g reines Eisenvitriol, 2 g Wein-
säure und 1000 ccm Wasser.
lieber die Copirzeit lassen sich keine genauen Angaben machen,
da es schwer wird, immer ein Präparat von gleicher Empfindlichkeit
herzustellen. Die Copien wird man als beendet beti’achten können,
wenn die Schatten auf der Copie deutlich sichtbar werden; 10 Minuten
Belichtung bei zerstreutem Lichte werden zumeist genügen. Das Ent-
wickeln wird natürlich bei unaktinischem Lichte vorgenommen. Auch
bei dem Mercurooxalat-Papiere entwickelt sich das Bild nicht regelmässig,
so dass mitunter weniger belichtet gewesene Theile früher erscheinen
als mehr belichtet gewesene. Nach 5 — 10 Minuten langem Verweilen
der Bilder im Entwickler gleichen sich aber die Unregelmässigkeiten
vollkommen aus. Die schliessliche Farbe des Bildes ist schwärzlich
Copirverfahreu mit Quecksilbersalzen. 299
braun, jedoch nicht so ansprechend, wie hei den auf Mercuronitraten
erzeugten Bildern.
Das Fixiren wird in einer Sprocentigen Lösung von Ammonium -
oder Natrium Chlorid vorgenommen und dauert ein Paar Stunden. Hier-
bei verwandelt sich das Mercurooxalat in Mercurochlorid , welches im
Lichte sich nicht mehr schwärzt. Nach dem Fixiren wäscht man in
fliessendem Wasser.
Im Allgemeinen geht das Bild im Fixirbade zurück, Avas daraut
hinzudeuten scheint, dass das Bild nicht allein aus metallischem Queck-
silber, sondern auch aus irgend einem basischen, braungefärbten Sub-
salze (an das Quecksilber gebunden oder auch nicht) bestehe, welches
vom Alkalichlorid theilweise angegriffen wird.
Um das Abschwächen im Fixirbade hintanzuhalten und um gleich-
zeitig der Copie einen schönen Ton zu geben, ist es räthlich, das Fixir-
bad mit etwas Kaliumplatinchlorür (Y2 — 1 zu 1000) und einigen Tropfen
Salzsäure zu versetzen, wodurch sich ein dünner Ueberzug von Platin
auf dem Bilde bildet. Statt die Platinlösung dem Fixirbade zuzufügen,
kann man auch die entwickelte Copie zuerst mit einem Platintonbad
(1 : 1000 mit etwas Salzsäure angesäuert) behandeln und dann erst
fixiren. In diesem Falle kann das Fixirbad auch concentrirt sein, da
die Verplatinirung des Bildes jede Abschwächung verhindert.
Die Tonung mit Platin kann auch auf auscopirte Bilder ange-
wendet werden. Man erhält ein schAvach graues Bild, welches in der
Fixirlösung nicht mehr verschwindet.
Die auf Mercurooxalat auscopirten Copien kann man verstärken
durch Behandlung mit einer sehr verdünnten Lösung von Silbernitrat,
mit einer geringen Menge Gallussäure, mit Citronensäure angesäuert und
versetzt. Man erhält ein ziemlich intensives Bild, jedoch meist mit nicht
ganz reinen Weissen, da ein, wenn auch geringer Silberniederschlag sich
gerne an den unbelichteten Stellen absetzt. Die versilberten Bilder
lassen sich in einem Alkalichlorid fixiren. Aus dem bisher Gesagten
kann man den Schluss ziehen, dass das Mercurooxalat eine nützliche
Verwendung in der Photographie finden könnte, Avenn ein Yerdichtungs-
mittel gefunden werden könnte, welches ein Emulsioniren des Mercuro-
oxalates, eine gleichmässigere Ausbreitung und ein besseres Haften auf
dem Papiere ermöglichen würde.
Um einen gleichmässigen Ueberzug zu erhalten, hat Namias ver-
sucht, das Papier zuerst auf einer Mischung von Arrowroot und Kalium-
oxalat, und nach dem Trocknen auf einer Lösung von Mercuronitrat
schAvimmen zu lassen. Das auf diese Weise erhaltene Mercurooxalat
300 Vierter Theil. Sechsunddreissigstes Capitel.
zeigt aber nur eine geringe Empfindlichkeit und haftet auch nicht gut
auf dem Papiere.
II. Mereurisalze.
Auch die Mereurisalze haben mehr oder weniger die Eigenschaft,
sich im Lichte zu verändern. So z. B. zersetzt sich das Mercurichlorid,
in wässeriger Lösung dem Lichte ausgesetzt, nach dem Schema;
2HgCl2 + H,0 = HgaCl^ + 2HC1 + 0.
In alkoholischen und ätherischen Lösungen findet die Zersetzung
viel rascher statt als in wässerigen, da die organischen Lösungsmittel
das freiwerdende Chlor leichter an sich ziehen als das reine Wasser.
Wenn man zu einer wässerigen Lösung von Mercurichlorid etwas
Oxalsäure oder etwas lösliches Oxalat hinzufügt, geht die Zersetzung
im Lichte mit einer relativ grossen Geschwindigkeit vor sich. Es bildet
sich Mercurochlorid, welches sich niederseblägt, Salzsäure, welche in
Lösung bleibt und Kohlensäure, welche entweicht, nach dem Schema:
2HgCl2 + C2O4H3 = HgaClj + 2HC1 + 2 CO,.
Mercuribromid und Mercurijodid verhalten sich analog.
Die seit längerer Zeit bekannte Reaction des Gemisches Mercuri-
chlorid -f Oxalat fand Anwendung als Photometerlösung (s. Bd. I, Abth. I,
S. 378). Als lichtempfindlichste Mereurisalze hat Namias jene aus der
Gruppe der Mercuriammon-Yerbindungen gefunden. Zu dieser Gruppe
tritt ein zusammengesetztes Radical (Hg = NH2) ein, welches wie ein
monovalentes Metall wirkt. Dieses Radical kann als ein Derivat des
Radicals Ammonium, durch Substitution eines bivalenten Atomes Queck-
silber durch zwei Atome Wasserstoff, angesehen werden.
Mercuriammoniumoxalat. Um diese Verbind ung darzusteUen,
kann man entweder vom Mercurioxalat oder Mercuriammoniumchlorid,
oder vom Mercuricarbonat ausgehen (Namias).
Das Mercurioxalat kann nicht in analoger Weise wie das Mercuro-
oxalat dargestellt Averden, da bei Hinzufügung von Ammonium- oder
Kaliumoxalat selbst bei einer gesättigten Lösung von Mercurichlorid
kein Niederschlag erhalten Avird. Eine Methode zur Bereitung des
Mercurioxalates ist folgende:
Man schlägt eine warm gesättigte, also 30 — lOprocentige Lösung
von Mercurichlorid durch einen Ueberschuss an Natriumcarbonat nieder.
Der entstehende dunkelrothe, aus Mercuricarbonat bestehende Nieder-
schlag hat eine grosse Dichte, setzt sich rasch ab und kann durch
Decantiren gewaschen werden.
Setzt man dem Niederschlag alsdann eine gesättigte Lösung von
Oxalsäure im Ueberschuss zu und Avärmt durch einige Zeit mässig, so
Copirverfahren mit Quecksilbersalzen.
301
wird sich das Mercuricarbonat unter Kohlensäureentwicklung in Mercuri-
oxalat Umsetzen nach dem Schema:
HgCOg + C2 0, = HgC, O4 + C O2 + H2 0.
Sobald der Mederschlag vollkommen weiss geworden, kann man
überzeugt sein, dass nur mehr Mercurioxalat vorhanden ist.
Man wäscht denselben in siedendem, destillirtem Wasser durch
Decantiren.
Aus dem auf die eine oder andere Art dargestellten Mercurioxalat
bann man die Ammonverbindungen durch einfache Behandlung mit
Ammoniak erhalten, und zwar:
2HgC2 0, + 4H3N = (NH2Hg),C2 0, + (H4N).,C2 0,.
Die entwickelte Formel des Mercuriammonoxalates ist folgende:
H ^
H — N — 0 — C = 0
Hg^
H — N — 0
0
Aus der Formel kann abgeleitet werden, dass das Mercuriammonium-
oxalat als Oxalat des Eadicals Ammon angesehen werden kann, in
welchem 2 Atome Wasserstoff durch 1 Atom Quecksilber substitutirt sind.
Dieselbe Verbindung kann man aus Mercuriammoniumchlorid er-
halten. Wenn man Mercurichlorid mit Ammoniak behandelt, entsteht
ein schwerer, weisser Mederschlag von Mercuriammoniumchlorid:
HgCl^ + 2H3N = H — K — Ci-f H4KCI.
H ^
Wie man aus dem Schema sieht, ist die Constitution des Nieder-
schlages ähnlich jener des Mercuriammoniumoxalates. Es ist sowohl in
kaltem als warmem Wasser wenig, in Jodsulfit oder Hyposulfit leicht
löslich. Im Lichte verändert es sich nicht merklich. Mit starken Säuren
behandelt, gibt es Quecksilber- und Ammoniumsalz.
Aus dem Mercuriammoniumchlorid entsteht durch Behandlung mit
Ammonoxalat, Mercuriammoniumoxalat nach dem Schema:
2HgH2NCl + (H4N)2C2 0, = (HgN^Nj^C^O, + 2H4NCI.
In der Wärme findet die Umwandlung rascher statt.
Eine letzte Methode zur Bereitung des Mercuriammoniumoxalates
besteht in der Behandlung des Mercuricarbonates (erhalten als Nieder-
schlag bei Behandlung von Mercurichlorid mit Natriumcarbonat) mit
einer Lösung von Ammoniumoxalat. Der Niederschlag wird in Folge
der Umwandlung in Mercuriammoniumoxalat nach und nach voll-
ständig weiss.
302 Vierter Theil. Sechsunddreissigstes Capitel.
Die dabei stattfindende Reaction verläuft nach dem Schema;
2HgC03 + (H,N)2C2 0, = (HgH2N)2C20, + 2S,0 + 2GO,.
lieber die Natur der Verbindung lässt sich sagen, dass dieselbe,
je nach der Bereitungsart von einer weissen oder gelblichen Farbe ist,
von verdünnter Schwefel- oder Salpetersäure kaum, von verdünnter
Salzsäure nur langsam angegriffen wird.
Natrium- oder Kaliumhydroxyd zersetzen selbe sehr rasch unter
Bildung von gelbem Quecksilberhydroxyd. Ammoniak, sowie Natrium-
oder Kaliumcarbonat in der Kälte wirken nicht ein.
Die Lösungen von Natriumsulfit oder Hyposulfit lösen die Ver-
bindung leicht auf. Die Löslichkeit scheint jedoch, je nach der Her-
stellungsart der Verbindung, eine verschiedene zu sein. Heber die
hierbei entstehende neue Verbindung kann ich noch nichts Bestimmtes
angeben. Es ist jedoch ausgeschlossen, dass die Sulfite reducirend ein-
wirken, da sich in der Flüssigkeit keine schwarzen Niederschläge, von
Mercuroverbindungen oder von metallischem Quecksilber herrührend,
bilden. Nur wenn das Mercuriammoniumoxalat durch Unvorsichtigkeit
bei der Darstellung eine Verunreinigung durch Mercurosalze erfahren
hat, bildet sich bei der Behandlung mit Sulfit oder Hyposulfit ein
schwarzer Niederschlag. Es ist wahrscheinlich, dass das Natriumsulfit
oder Hyposulfit das Mercuriammoniumoxalat in Mercuriammoniumsulfit
oder -Hyposulfit überführen, welche Verbindungen in einem Ueberschuss
von Sulfit oder Hyposulfit löslich sind. Das Mercuriammoniumoxalat
löst sich leicht in einer Lösung von Kaliumcyanid, etwas schwerer in
einer concentrirten Lösung von Ammonium- oder Kaliumsulfocyanid.
Eine concentrirte Lösung von Kaliumjodid übt eine langsam lösende
Wirkung aus. Die Lichtempfindlichkeit des Mercuriammoniumoxalates
ist ziemlich bedeutend. Dem Lichte ausgesetzt, Avird es in kurzer Zeit
braun, welche Färbung mit der Dauer der Belichtung an Intensität
zunimmt.
Heber die durch die Lichteinwirkung stattfindende Veränderung des
Mercuriammoniumoxalates lässt sich nur hypothetisch sagen, dass wahr-
scheinlich das Oxalat in Suboxalat unter gleichzeitiger Entwicklung von
Kohlensäure übergeführt wird. Beim Mercurooxalat Avurde angenommen,
dass durch die LichtAvirkung eine Verbindung von Quecksilber mit
Mercurooxalat gebildet Avurde. Hier hingegen müsste man annehmen,
dass es sich um eine Verbindung des Radicals Mercuroammonium mit
Mercuriammoniumoxalat, etwa nach dem Schema:
m (Hg Hj),, C2 O4 = n (Hg Hj) (m — n) [(Hg H.2)2 C2 O4] -f 2 n C 0.
handle.
Copirverfaliren mit Quecksilbersalzen.
303
Jedenfalls scheint es aber ausgeschlossen, dass durch die Licht-
wirkung das Mercurisalz in Mercurosalz übergeführt werde, da die im
Lichte entstehende Verbindung sich in Sulfit- oder Hjposnlfitlösungen
vollständig löst, was nicht der Fall sein könnte, wenn selbe aus einer
Mercuroverbindung bestehen würde. Ueberdies wird die im Lichte ent-
stehende Verbindung durch Ammoniak nicht geschwärzt, was bekannt-
lich bei Mercuroverbindungen der Fall ist.
Das Mer curiammonium Oxalat übt zum Unterschiede von anderen
Quecksilberverbindungen keine coagulirende Wirkung auf Gelatine aus.
Man kann daher leicht eine Mercuriammoniumoxalat- Emulsion hersteilen
und so wie eine Silbersalzemulsion verarbeiten. Man braucht nur das
frisch bereitete und noch nicht getrocknete Mercuriammoniumoxalat in
einer lOprocentigen Gelatinelösung durch Schütteln zu vertheilen. Wegen
des grossen specifischen Gewichtes der Quecksilberverbindung, welche
ein Setzen derselben befördert, muss die Gelatinelösung nicht schwächer,
eher stärker als lOprocentig sein. Sowohl die Bereitung des Mercuri-
ammoniumoxalates als der Emulsion muss bei unaktinischem Lichte
geschehen. Bei Erwärmung der Emulsion im Wasserbade darf die
Temperatur von 80 Grad C. ohne Alterirung der Verbindung nicht über-
schritten werden.
Eine mit der Emulsion präparirte Glasplatte oder ein Papier gibt,
unter einem Negativ belichtet, in relativ kurzer Zeit ein genügend in-
tensives, positives Bild. In der Sonne genügen 2 — 3 Minuten.
Das durch Auscopiren erhaltene Bild ist nach meinen bisherigen
Versuchen nicht fixirbar, da die angewendeten Lösungsmittel für die
unbelichtete Substanz auch die belichtete lösen. Ein durch Entwicklung
des auscopirten Bildes hingegen erhaltene Copie lässt sich durch Be-
handlung mit einem der früher erwähnten Lösungsmittel des Mercuri-
ammoniumoxalates, wie Sulfite, Hyposulfite oder Cyanide, fixiren.
Als Entwickler können nach Namias alle zum Entwickeln der
Bromsilberbilder üblichen alkalischen Entwickler, jedoch zwei- bis drei-
mal mit Wasser verdünnt, benützt werden. Bei Anwendung concen-
trirter Lösungen würde sich die Reduction auch auf die unbelichtet
gebliebenen Theile ausdehnen. Mir gab folgender Entwickler die besten
Resultate: 3Thl. Hydrochinon, 20Thl. krystallisirtes Natriumsulfit, 30Thl.
krystallisirtes Natriumcarbonat, 1000 Thl. destillirtes Wasser.
Bei so entwickelnden Bildern darf die BeKchtung nur sehr kurz
sein. Bei sehr empfindlichem Präparat genügen 30 Secunden unter
einem Negative in zerstreutem Lichte. Das Bild ist nach der Belichtung
nicht sichtbar, also analog den Bildern auf Silberhaloidsalzen latent.
304
Vierter Theil. Sechsunddreissigstes Capitel.
Durch die Entwicklung, welche 10 — 15 Minuten dauert, findet
eine Eeduction der belichteten Theile zu metallischem Quecksilber statt.
Nach kurzem Waschen wird in einer concentrirten Lösung Ton Fixir-
natron fixirt. Das Fixiren geht wahrscheinlich wegen der schweren
Durchdringlichkeit der Schicht langsam vor sich und dauert ca. 1 Stunde.
Nach dem Fixiren wird gründlich durch einige Stunden gewaschen.
Das erhaltene Bild zeigt grosse Beständigkeit; vor einem Jahre her-
gestellte Bilder zeigen heute noch keine Veränderung.
Zur Herstellung eines relativ sehr empfindhchen Präparates wird
man von den an anderer Stelle angegebenen Methoden jene, welche
auf die Behandlung des Mercurioxalates mit Ammoniak, und jener,
welche auf die Behandlung des Mercuricarbonates mit Ammonium oxalat
basiren, den Vorzug geben. Ein gründliches Waschen nach der Be-
handlung mit Ammoniak oder mit Ammoniumoxalat sind hierbei Be-
dingung, da vorhandene Unreinlichkeiten die Empfindlichkeit schädigen.
Ein Erwärmen der Emulsion im Wasserbade durch einige Stunden,
jedoch ohne die früher angegebene Temperatur zu überschreiten, erhöht
die Empfindlichkeit.
Eine Analogie zwischen dem Verhalten des Mercuriammonium-
oxalates mit jenem der Silberhaloidsalze im Lichte ist unverkennbar.
Beide sind in denselben Lösungsmitteln löslich; die directe Lichtein-
wirkung, auch noch so lange verlängert, hat nur die Bildung von Sub-
salzen und nicht ein Freiwerden von Metallen zur Folge. Bei beiden
genügt eine kurze Lichteinwirkung, um ein latentes Bild zu erzeugen,
welches durch Entwicklung sichtbar wird und aus feinst vertheiltem
Metall besteht.
Das Mercuriammoniumtartrat ist weniger lichtempfindlich als
das Citrtat (Namias).
Mischung von Quecksilbersalzen mit anderen Substanzen
(Vergl. auch S. 206, 226 und 274).
Mercurooxalat und Ferrioxalat. Wenn mau (nach Namias) unter einem
Negativ ein mit einer Mischung von Mercurooxalat und Ferrioxalat überzogenes Papier
dem Lichte aussetzt, erhält man ein schwaches Bild, welches durch Eintauchen in
eine Lösung von neutralem Kaliumoxalat verstärkt werden kann. Die dabei statt-
fiudende Eeaction ist jener beim Platinverfahren ganz analog. Das im Lichte sich
bildende Ferrooxalat wirkt auf das im Lichte leichter reducirbar gewordene Mercuro-
oxalat ein und reducirt es zu Metall.
Die empfindliche Mischung besteht aus 20 Thl. Ferrioxalat, 100 Thl. Wasser,
30 Thl. Mercui'ooxalat und so viel Gummi oder De.xtrin , um die Lösung dichter und
an das Papier anhaftender zu machen.
Die Papierbereitung geschieht ganz analog wie beim Platinpapier.
Das Copiren dauert circa ein Drittel der Zeit wie beim Albuminpapier. Das
schwach sichtbare Bild wird in einer SOprocentigen Lösung von Kaliumoxalat ent-
Copirverfahren mit Quecksilbersalzen.
305
wickelt, worin es eine schöne braune Farbe annimmt. Man wäscht dann zuerst mit
Wasser und hierauf, zur Entfernung des Eisensalzes, mit einer Sprocentigen Lösung
von Oxalsäure. Zum Fixiren wird das Bild durch einige Stunden in eine concentrirte
Lösung von Ammoniumchlorid getaucht, worin sich alles unzersetzte Mercurooxalat
in Chlorid verwandelt. Eine grössere Haltbarkeit und schönere Farbe verleiht man
den Bildern durch Tonen mit Platin. Das Platinsalz (Chlorür oder Chlorid) wird mit
der Oxalsäurelösung, welche nach dem Entwickeln zur Anwendung kommt, angewendet.
Ein Uebelstand des Verfahrens ist die fehlende gute Adhäsion des Bildes an der
Unterlage, so dass dasselbe hei nicht genügender Vorsicht in den verschiedenen Bädern
leicht verletzt wird.
Mercuriammoniumsalze und Ferrioxalat. Papier, welches mit einer
Gelatineemulsion , enthaltend Mercuriainmoniumchlorid und Ferriammoniumoxalat,
überzogen ist, gibt, unter einem Negativ belichtet, auch ein schwaches, entwickel-
bares Bild (Namias).
Das Mercuriammoniumchlorid erhält man, wenn man einer Lösung von Mercuri-
chlorid Ammoniak ini Ueberschuss hinzufügt.
Es entsteht ein weisser, pulveriger Niederschlag, welcher sich leicht absetzt
und daher leicht durch Decantiren gewaschen werden kann. Der durch einen Filter
gesammelte noch nasse Niederschlag wird zur Emulsion direct verwendet.
Hierzu werden 40 g Ammoniumferrioxalat in soviel Wasser, dass das Gesammt-
voluinen 100 ccm ausmacht, gelöst, und darin 10 g Gelatine aufgeweicht.
Man löst dann in der Wärme und fügt 20 — 30 g feuchtes Mercuriammonium-
chlorid hinzu.
Das mit dieser Emulsion präparirte Papier ist bedeutend weniger empfindlich
als jenes mit Mercurooxalat -|- Ferrioxalat präparirte. Das schwach sichtbare Bild
wird mit verdünntem Ammoniak, und zwar 1 Thl. concentrirten Ammoniak in 3 — 4 Thl.
destillirtem Wasser, zu einem braunschwarzen, aus metallischem Quecksilber bestehenden
Bilde entwickelt. Die hierbei stattfindenden Eeactionen sind folgende: Das im Lichte
sich bildende Ferrooxalat wird durch Ammoniak in Ferrohydroxyd verwandelt, welches
seinerseits aus dem Mercuriammoniumbromid das metallische Quecksilber ausscheidet.
2 Fe (0 H), + Hg H, N CI + 2 H, C = Fe, (0 H)g 4- H^ N CI + Hg.
Hierbei ist zu beachten, dass im Papier nebst dem Mercuriammoniumchlorid
auch Mercuriammoniumoxalat vorhanden sein wird, welches durch Einwirkung des
Ferriammoniumoxalates auf das Mercuriammoniumchlorid gebildet wird. Die Reaction
auf das Mercuriammoniumoxalat verläuft aber analog der oben beschriebenen. Nach
der Entwicklung wird gewaschen, dann bis zur Entfernung der Gelbfärbung mit
Oxalsäure gewaschen und schliesslich in einer concentrirten Sulfit- oder Hyposulfit-
lösung fixiit.
Wenn man der Oxalsäurelösung Kaliumplatinchlorür hinzufügt, erhält man
schönere Bilder von beständigerem Ton.
An Stelle des Mercuriammoniumchlorides könnte in obiger Emulsion auch das
Mercuriammoniumoxalat verwendet werden; die Resultate bleiben dieselben.
Die Quecksilberbilder können nun auch in der Weise erhalten werden, dass
man das Quecksilbersalz statt in der Bildschicht im Entwickler anwendet. So kann
ein mit einer 30procentigen Lösung von Ferrioxalat präparirtes und genügend lang
copirtes Papier mit einer warmen Lösung von Sublimat, dem Ammoniak im Ueber-
schusse zur Fällung des Mercuriammoniumchlorides hinzugefügt wurde, entwickelt
werden. Das erhaltene braune Bild kann, wie oben erwähnt wurde, platinirt und fixirt
werden (Namias).
306
Vierter Theil. Sechsunddreissigstes Capitel.
Alle diese Methoden sind vom theoretischen Standpunkte aus sehr
interessant, führen jedoch nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen und
practischen Erfahrungen derzeit zu keinem befriedigenden Eesultate.
Dagegen beeinflussen Quecksilbersalze als Zusätze zu anderen licht-
empfindlichen Silber-, Eisen-, Platinsalzgemischen u. s. w. den photo-
chemischen Process in auffallender, practisch verwendbarer Weise. Wir
erinnern an die Herstellung von Sepia -Platinbildern unter Mitwirkung
von Quecksilbersalzen (s. S. 226), ferner an die Amphitypie (S. 206) und
Chromat- Quecksilbergemische (S. 274), sowie auf die Verwendbarkeit
der Quecksilberdämpfe zum Entwickeln von Daguerrotypbildern (s. diese),
sowie auf das Verhalten gegen sensibilisirte Kupferplatten (s. S. 290);
vergl. auch Atmographie i;nd Mercurographie (weiter unten). Bei den
meisten dieser Processe wirkt jedoch das Quecksilber nicht als primär
lichtempfindliche Substanz, sonst kommt es nur durch einen secundären
Process in die Bildsubstanz. Dies gilt namentlich von den Silbercopien,
welche mittels Quecksilberchlorid oder dergl. mittels sogenannter „Queck-
silberverstärkung“ (Quecksilberchlorid und Sulfit oder Ammoniak u. s. w.)
gekräftigt oder in ihrer Farbe nuancirt sind (quecksilberverstärkte Brom-
silbergelatine-Entwicklungsbilder). Als anfänglich beigemengter Zusatz
wirken die Quecksilberverbindungen (Mercuriverbindungen) beim Chlor-
silbercopirprocess sogar verzögernd (der Schwärzung durch Lichtwirkung
entgegen, s. Bd. I, Abth. I, S. 174), was z. B. bei Gemischen von Chlor-
silber mit Chlorquecksilber der Fall ist (vergl. Anwendung dieser Ge-
mische zu Zauberphotographien, Bd. IV, S. 118).
Die mit Quecksilber amalgamirten Stellen einer Zinkplatte oder
dergl. stossen Druckerschwärze ab, während die nicht amalgamirten sie
annehmen (s. Mercurographie). Auch das Aetzen von Daguerreotyp-
platten wurde auf Grund des verschiedenen Verhaltens von amalgamirtem
und nicht amalgamirtem Silbermetall gegen Säuren mit einigem (geringen)
^ Erfolge versucht, welche Methoden in der älteren Litteratur über Da-
j guerreotypie (z. B. Martin ’s Schriften) genau beschrieben sind, aber
ihre Bedeutung verloren haben.
I
Abney 21. 25. 26. 32. 41.
43.70. 74. 108. 109. 111.
112. 122. 123. 129. 130.
134. 141. 161. 162. 163.
Aetieagesellschaft für Bunt-
papier - Fabrikation 1 03.
146.
Albert 190.
Anderson 182.
Andresen 69.
Anthony 129.
Asbman 163. 164. 182.
Aubree 6.
Austin 110.
Baden 134.
Bain 52.
Baisamo 68.
Bannow 87.
Barker 162. 163. 164.
Barreswil 6. 70. 106. 123.
130.
Bayard 7.
Beadle 164.
Beckett 124.
Beckingham 16. 100.
Becquerel 3. 22.
Belitski 93. 103. 131. 149.
151.
Bell 130.
Belloe 182.
Beneke, Gr. & H. 103. 146.
156. 167.
Bertrand 111.
Best 90.
Biot 2. 3,
Autoren -Register.
Blancbard-Evrard 4. 5. 71.
100. 135. 189.
Blanebet-frbres 100.
Blow 20.
Boll 130.
Bosch 157.
Bothamley 54.
Bovey 129. 130. 141.
Böttger 95. 96
Brandt & Wilde 157.
Brebisson de 5. 107. 116.
Brother 187.
Brown 63.
Brunei 64.
Buda 4. 130.
Bunsen 30. 38. 40.
Burghess 53.
Bur nett 21.
Burton 72.
Buhler 56. 116. 162. 169.
175.
Caranza de 9.
Carbutt 184.
Causon & Montgolfier
102.
Chapman 129.
Clark, Lyonei 9. 61. 109.
110.
Claubet 190.
Clemens 130.
Cobenzl 117.
Conduchee 20. 25
Constant 117.
Cooper 72. 111. 112. 117.
Cordier 124.
Cotesworth 21.
Crookes 104.
Daguerre 1. 2. 3.
Davanne 6. 8. 15. 23. 24.
25. 27. 28. 47. 48. 49.
69. 70. 72. 74. 97. 98.
99. 106. 130. 131. 133.
138. 186. 188.
Davy 1. 25.
Dawson 192.
Desprats 105.
Dingler 3. 4. 5. 16. 19.
22. 104. 183. 194.
Donald 84.
Dougall 16.
Dresdener Albuminpapier-
fabrik 120. 121. 137.
Drumond 17.
Duehochois 63. 136.
Durand 52.
Dyk & Co 120.
Eastman & Comp. 162.
Eder 5. 13. 23. 28. 32. 39.
40. 41. 45. 50. 51. 52.
54. 55. 57. 59. 61. 63.
64. 65. 66. 67. 68. 71.
72. 73. 74. 75. 79. 80
83. 86. 87. 88. 93. 94.
102. 103. 104. 109. 110.
113. 114. 115. 117. 127.
131. 136. 137. 140. 149.
153. 154. 164. 166. 169.
175. 177. 182. 184. 191.
Edwards 66.
England 122. 127. 183.
13*
II
Fahre 1.
Farmer 72. 184.
Fau 5.
Fehling 74.
Feyerabendt 130.
Filhol 20.
Fischer 53.
Fizeaii 47.
Fleury-Hermagis 133.
Flinseh 146 154.
Feder 6.
Ferdes 9. 45. 47.
Fermsteeher 120. 157.
Fourtier 66.
Fyfe 3. 19.
Gaedieke 23. 60.
Gastine 64.
Gelis 6. 47.
Girard 6. 8. 15. 23. 25. 27.
28. 47. 48. 49. 69. 70.
72. 74. 98. 99. 130. 133.
138. 186. 188.
Glever 111.
Gmelin 17.
Geleh-Hepburn 182.
Grasshef 132. 140. 141.
Gray 128.
Grundy 24. 27. 70. 71.
72. 87.
Grüne 102. 118.
Guillet-Saguer 116.
Günther 92. 181.
Hadden 24. 27. 70. 71. 72.
73. 87.
Hadew 25.
Hallenbeck 190.
Halleur 21.
Hammerstein 174.
Hamy 92.
Hannaferd 8.
Hanneke 104. 145. 150.
151. 153. 154. 155. 156.
Hardwieh 4. 7. 9. 17. 19.
20. 21. 22. 25. 26. 28.
58. 98. 100. 109. 111.
114. 122. 123. 130. 161.
186. 190. 191.
Auteren - Register.
Hare 65.
Harnecker 190.
Hart 92.
Haugk 134. 135. 182.
Hearn 79. ,
Heid 140.
Heighway 127.
Heinlein 53. 133.
Hellet 1.
Hendersen 5, 163 169.
Hephurn - Geich 182.
Hermitte 51.
Herschel 2. 3. 22. 118.
Herzheim 157.
Hesekiel 112.
Hesse 128.
Heyweed 50.
Hemelatsch 123.
Hern 5. 7. 8. 25. 28. 107
116. 130. 134. 138. 182.
190.
Hernig 6.
Hersley 22.
Hrdliczka 57. 147. 157.
Hughes 7. 8. 121. 122.
138. 192.
Humbert de Melard 6. 7. 73.
Humley 66.
Humphrey 190.
Hunt 17 20. 21. 22. 25.
Hühl 39. 40. 41. 63. 98.
99. 107. 108. 110. 111.
112. 114. 115.
Jacebsen 182.
Jaeeby 136.
Jandaurek 141. 182.
Janke 93.
Jeanrenaud 51. 115.
Jehannet & Cemp. 102
Jehn 8.
Jehnes 41.
Jehnsten 86.
Jelies 102. 174. 175.
Jepp 45.
Jersat-Guyaux 163.
Jest 72.
Junghans 187.
Just 64. 112. 120.
Kelly 66.
Kleber 100.
Kleffel 84. 108. 122. 123.
13.5. 138. 191.
Keebig 155.
Kreutzer 4. 5. 8. 9. 16. 17.
20. 21. 22. 25. 26. 28.
45. 70. 81. 82. 90. 91.
92. 94. 100. 104. 105.
121. 122. 123. 124. 127.
128. 130. 136. 137. 182.
184. 186. 187. 190. 191.
192.
Krüger 134.
Krüss 45.
Kurz 57. 60. 157. 158.
Kutscher 81.
Labarre 72.
Laberde 6. 8. 130.
Lainer 45. 46. 66. 72. 146.
159. 184.
Lassaigne 3.
Lea, Carey 11. 26. 28. 58.
135. 190.
Leake 8.
Leesen 64.
Le Gray 6. 7. 8. 9. 47. 50.
Le Grice 78. 124.
Lemann 81.
Lemliug 188.
Liard 61. 68.
Liesegaug 8. 9. 22. 52. 55
58. 61. 73. 74. 79. 89.
109. 116. 122. 126. 129.
130. 136. 140. 157. 182.
183. 190. 191.
Lilienfeld 102. 174. 175.
Liudner 188.
Lindsay 184.
Llewelyn 25.
Lucius & Brüniug 117.
Lumibre 162. 170.
Luttke & Arndt 45.
Lyte 8. 19. 20. 122. 127.
129. 182. 187.
Malene 25.
Marian 133.
Marktanner 17. 30.
Marowsky 188.
Martin 20.
Mason 129.
Matter 157.
Mayall 183.
Meicke 130.
Mende 133.
Mereier 6. 46. 47. 48. 49.
50. 51. 52. 55. 57. 61.
63. 64. 66. 67. 68. 72.
137.
Meynier 9. 73.
Miller 25.
Mohr 193.
Mouekhoven 25. 26. 60. 92.
108. 109. 126. 129. 137.
139. 190.
Montgolfier & Causon 102.
Moor 20.
Moos 109.
Moule 92.
Murten 95. 96.
Musgrave 82.
Myer 188.
Namias 64.
Natman 53.
Newton 67. 129. 135. 141.
Normanag 25.
Obernetter 5. 53. 162.
Ochs 183.
Offord 163. 164.
Olbrich 93.
Ommeganek 94.
O’Sehaiignessi 6.
Ost 135. 144.
Pabst 29. 68. 72. 73. 184.
Paget 141.
Palmer 129.
Peligot 9. 45.
Peltzer 162. 170.
Piekering 72.
Pizzighelli 79. 128. 134.
179. 182.
Pohl 27. 130.
Poitevin 5.
Ponting 122. 135,
Poupat 9,
Autoren - Register.
Presnowski 57.
Prestwieh 166.
Prümm 192.
Radebeuler Maschinen-
fabrik 155.
Rath 118.
Ratti 127. 128
Raymond 146.
Reade 25.
Regnault 6.
Reissig 92. 96.
Reynold 9. 61.
Rhenanus 66.
Rives 101. 102. 120. 121.
Robinson 70. 93. 134.
Roehelle 163.
Romieu 5.
Rood 40.
Roseoe 38.
Rotter 92. 126.
Saint - Florent 73.
Salamon 182. 184.
Sawyer 166.
Schaarwächter 130. 138
Schaeffner 20. 102.
Sehaeuffelen 102.
Scheele 1.
Schering 14. 93. 98. 146.
150. 157. 165.
Sehimann 23. 129.
Sehippang 153.
Schleicher & Schüll 102.
Sehmid 48.
Sehnauss 17. 19. 20. 28.
45. 80. 129.
Sehultner 17. 22. 128. 129.
Schultz -Sellack 22.
Seeion 66.
Seely 49. 51. 134.
Sennebier 1.
Sexton 71.
Simpson 5. 117 124. 129.
Singhai 83.
Smee 96.
Smith 190.
Snelling 72.
Spencer 72,
III
Spüler 19. 25. 72. 94. 133.
184.
Srna 86.
Starnes 163. 179.
Steinbaeh 100. 101. 102 .
103. 121.
Steinthal 186.
Sternberg 53. 190.
Stiefel 168. 169.
Stieglitz 61.
Stolze 50. 60. 61. 84. 162.
170. 179. 180.
Suck 130.
Sutton 17. 26. 45. 122.
123. 128. 129. 130. 186.
190. 191.
Talbot 1. 2. 3. 4. 189.
Taylor 4. 28. 112.
Thies 28.
Thomson & Comp. 90.
Tichlorne 93.
Towler 122. 190.
Trapp 128.
Trapp & Münch 120. 121.
136. 162.
Traut 188.
Yalenta 13. 28. 39. 48.
49. 54. 59. 61. 63. 64.
65. 67. 68. 72. 73. 74.
112. 113 145. 146. 147.
156. 158. 163. 164. 165.
166. 169. 170. 179 184.
191.
Valicourt 5.
V^an Neck 127.
Vereinigte Fabriken photo-
graph. Papiere 120.
Verignon 3.
Vernier 184.
Vogel, E. 30. 39. 80 96.
145. 146. 186. 193. 194.
Vogel , H. W. 80. 85. 93.
95. 109. 122. 130. 138.
140. 187. 188. 193.
Volhard 194.
Voigt 153.
Vollenbruch 103.
IV
Autoren -Register.
Waatman 102.
Wade 23, 109. 164.
Waldaek 191.
Wall 63. 65.
Wandrowsky 104.
Ward 51. 164.
Warner 136.
Waters 94.
Waterhouse 7.
Wawra 186.
Webel 146. 156.
Weber 103. 158.
Wedgood 1.
Weingartshofer 22.
Wellington 51. 52.
Wilde 20. 85. 115. 129.
130.
Will 74.
Williams 104.
Willis 61. 115.
Wilson 73. 83.
Winter 63. 191.
Wolfram 19.
Wood 20.
Woodbury 163. 164.
Wothly 182.
Wrabetz 132.
Wright 16.
Zink 153.
Sach -Register.
Abehloren der Bilder 136.
Absehwäelien der Silbereopien 29. 184.
Abziehbares Celloidinpapier 157.
Aether- Alkohol im Silberbade 129. 130.
Aetzkali im Fixirbade 72.
Agar-Agar 98. 108.
Alaun im Goldbade 57.
Silberbade 129.
— — Tonfixirbade 160. 171.
— in der Papierleimung 98.
Alaunbäder für Celloidinpapier 159.
Albumin, eoagulirtes 124.
— gesalzenes 17.
— ungesalzenes 17.
Albuminbilder, Aufkleben der 143.
— Firiren der, s. Fixiren.
— Tonfixirbad für, s. Tonfixirbad.
— Verhalten, chemisches 26.
— Verhalten gegen Eeagentien 28.
Albuminpapier 14. 119.
— Aiifbewahren von, s. Aufbewahren.
— Geschichte 4
— Gradation 39.
— haltbar gesilbertes 133.
— mattes 114.
— Silbergehalt von 27.
— Theorie 15.
— Trocknen von, s. Trocknen.
Algeinpapier 107.
Alkohol im Silberbade 129. 130.
Alkohol - Aether im Silberbade 129. 130.
Aluminiumehlorid im Goldbade 52.
— — Platinbade 64.
Ammoniak beim Copirprocess 16. 17. 18.
19. 110. 113.
— im Fixirbade 72. 73.
— -Eäucherung 78. 80. 110. 113. 132.
Ammoniumacetat im Tonfixirbade 61.
Ammoniumbichromat im Celloidinpapie:
148.
— -thiosulfat 72.
Analyse von Silberbädern 192.
Anissaures Natron im Goldbade 52.
Aquarellpapier 97. 99. 102.
Argentometer 192.
Aristobilder, Aufkleben der 171.
— Hochglanz-, s. Hochglanz.
— Mattiren der, s. Mattiren.
— Tonen der, s. Tonen.
Aristo - Emulsion, Ueberziehen mit 167.
Aristopapier 5. 14. 161.
— Chromsäure im, s. Chromsäure.
— Gradation 39.
Arrow -root in der Papierleimung 98.
— -Papier 14. 107. 112.
Atelier für den Copirprocess 75.
Aufbewahren von Eohpapier und photo
graphischen Papieren 76. 125. 132.
Aufkleben der Albuminbilder 143.
Aristobilder 171.
Bilder 178.
Cello'idinbilder 159.
Auri -Verbindungen 44.
Auro -Verbindungen 44.
Ausbleichen von Silbereopien 117.
Auseopirprocesse 10. 14. 17.
— Eintheilung der 14.
Badepapiere 14.
Barytpapier 100. 102. 146.
Baryumearbonat im Goldbade 49.
Baryumehlorid 176.
Benzoeharz 111.
Benzoesaure Salze im Goldbade 52.
Bernsteinsaures Natron im Goldbade 52.
Bernsteinsäure 22.
VI
Saeh - Eegister.
Bernsteinsäure im PlaÜBbade 63.
Biehromat, s. Kaliumbichromat.
Bisulfate im Platinbade 64.
Bleiaeetat im Silberbade 129.
Bleisalze im Chlorkalk -Tonbade 141.
— im Pixirbade 5.
— — — ohne Gold 67.
Goldbade 57. 59.
Bleitonung 5. 28.
— und Ozon 28.
Blutlaugen salz, rothes, s. Perrideyaukalium.
Bombeebilder 181.
Boraxgoldbad 8. 50. 138.
Boraxlösung zum Verdrängen von Pixir-
natron 94.
Borax -Schellackpapier 111.
Boraxweinsteinsäure im Platinbade 64.
Borsäure im Platinbade 63.
Silberbade, s. Silberbad.
— — Tonflxirbade 60.
Bromide im Goldbade 52.
Bromkalium im Salzpapier 109.
Bromsilber, Empfindlichkeit des 32.
Bromsilbergelatine-Trockenplatte, Empfind-
lichkeit der 33.
Bromsilberpapier 22.
— zum Auseopiren 2.
Bromwasser zum Abschwächen 184
Bronziren der Copien 13. 17. 138. 157.
— von Celloidinpapier 157.
Calciumacetat 51.
Calciumbichromat 148.
Oalciumchlorid in der Celloidin- Emulsion
150.
Oameebilder 181.
Carton, schlechter 187.
Casein in der Papierleimung 100.
Caseinpapier 115.
Celloidinbilder, Aufkleben der 159.
— Tonen der, s. Tonen.
— Trocknen der, s. Trocknen.
Celloidin -Emulsion 146. 150.
Celloidin -Mattpapier 156.
Celloidinpapiere 5. 14. 65. 144.
— Gold -Platintonbad für 65.
— Gradation 39.
— Silbergehalt von 27.
Centrifugal-Waschapparat 91.
Gerat 182.
Chloralleim 179.
Chlorcalciumbüchsen 133.
Chlor eitrat 43.
Chloren der Bilder 136.
Chloride im Goldbade 52
— verschiedene im Copirprocess 16.
— zerstörende Wirkung der, auf Silber-
bilder 29.
Chlorkalk- Goldbad, s. Goldbad. *
Chloroeitrat- Emulsion 161.
Chlorsäure Salze, Eiuflussa. d. Gradation 41.
Chlorsilber - Albuminpapier , Empfindlich-
keit 32.
— Collodionpapier s. Celloidinpapier.
— Empfindlichkeit des 32.
— mit Kaliumnitrat 32.
— — — mit schwefligsaurem Natron 32.
Gelatinepapier s. Aristopapier.
— Löslichkeit des, s. Löslichkeit.
— -Normalpapier 39. 40.
— photochemischer Process 13.
— Theorie des 15.
Chromsaure Salze, Einfluss auf die Grada-
tion s. Ealiumbi- und Kaliummono-
chromat.
Chromsäure im Celloidinpapier 147.
Chlorsilbergelatine -Papier 166.
Citrate in Copirpapieren 4. 21.
Citronensaure Salze, s. Citrate.
Citronensäure im Barytpapier 103.
— in der Emulsion 149. 163.
— im Platinbade 63.
— im Silberbade, s. Silberbad.
— im Tonfixirbade 60.
Collodionpapiere s. Celloidinpapiere.
Combinationsdruek 85.
Coneordiapapier 162.
Copalfirniss 182.
Copien, direete 10.
■ — mit Hervorrufung 10.
Copiren von mehreren Negativen 85.
Copirrahmeu 81.
Copirvorfahren, Einleitung 10.
Cyankalium als Abschwächer 184.
Fixirmittel 24. 72.
Bammarfirniss 182.
Dauerpapiere 18.
Sach-Eegister.
VII
Dextrin als Klebemittel 178.
Dissoeiation 50.
Dunkelkammer für den Copirproeess 75.
Eau de Javelle 92.
Eiweiss siehe Albumin.
Elektrische Probe auf Pixirnatron 96.
Elemiharz 182.
Emaille- Albuminpapier 136.
Emaillepapier 102.
Emailliren der Bilder 183.
Empfindlichkeit verschied. Silbersalze 30.
Emulsionspapiere 5. 14.
Entwicklung s. Hervorrufung.
Entwicklungsbilder, Haltbarkeit der 186.
Erhitzen des Silberbades 127.
Essigsaures Natron, doppelt geschmolzenes
8. 51.
-Goldbad s. Goldbad,
Essigsäure Salze im Pixirbade 72.
Essigsaures Silber s. Silber.
Essigsäure im Platinbad 63.
Fehler beim Aristopapier 173.
— — Oelloidinpapier 160.
Perridcyankalium als Abschwächer 29. 184.
— im Pixirbade 72.
Perridcyansilber 20.
Perrocyankalium 21.
Peuchtigkeit, Wirkung auf Silbercopien 28.
Piltriren der Oello'idin- Emulsion 150.
Pixirbad mit Natriumsulfit 65. 66. 171.
Pixirbäder, alte 5. 71.
— mit Bleisalzen 5.
Essigsäure 5.
— — Salpetersäure 5.
— Wirkung alter 5.
— Zusätze, verschiedene 71.
Pixiren der Albuminbilder 143
— — Silberbilder 169.
— mit Ammoniak 19.
— — Perrocyankalium 2.
— — Jodkalium 2.
Kochsalz 2.
— — Natriumhyposulfit 2.
— — Salpetersäure 19.
— Uebersicht, allgemeine 23.
— von Salzpapier 116.
Pixirnatron s. unterschwefligsaures Natron.
Pixirnatron, Prüfung auf 94.
Pixirnatron, Zerstörung der letzten Spuren
aus Papierbildern 92.
Pixirung, chemische Vorgänge 23.
Pluoride 4.
Pormalin 165.
Pormate der Papierbilder 176.
Gelatine im Silberbade 130.
— zum Aufkleben 178.
Gelatine - Copirpapiere 4. 18.
— -Harzpapier 112.
— -lösung für Papier 98.
— -Salzpapier 107.
— - Sandarakpapier 114.
Gelatiniren der Bilder 183.
Gelato'idpapier 14. 165.
Geschichte der Oopirproeesse 1.
Giessmasehinen 152. 168.
Glanzwachs 182.
Glycerin im Oelloidinpapier 144.
Silberbade 130.
Goldbad, benzoesaure Salze im 49.
— für blauschwarze Töne 56.
Dauerpapiere 136.
— mit Baryumcarbonat 49,
— — Calciumacetat 139.
— — Soda 50.
— — verschiedenen Salzen 52.
— — Wolframaten 52. 136.
wolframsaurem Natron 51. 141,
Goldbäder, alkalische 7. 48.
— für Albuminpapier 138.
— — Arrow -root- Papier 114.
— — Harzpapier 113.
■— Salzpapier 114.
— Geschichte der 6.
— inactive 46.
— mit Borax 8. 50 138.
— — Citronensäure 7.
Chlorkalk 8. 50. 140.
— — essigsaurem Natron 8. 50. 139.
— — Pixirnatron und Khodan 57.
kohlensaurem Natron 7. 140.
— — Kreide 6. 7. 49. 140.
— — phosphorsaurem Natron 8. 50,
— — Khodan 48. 53.
Schwefelcyanammonium 9
— — Weinsäure 7.
VIII
Saeh- Register.
Goldbäder, neutrale 6. 47. 49.
— saure 6. 47.
— Selbstzersetzung der 46.
Goldehlorid 46.
Goldehlorür 45.
Golddoppelsalze 9.
Goldgebalt getonter Copien 27.
Gold -Platintonung 65. 114.
Goldsalze, ebemisebe Zusammensetzung 44.
— Einwirkung auf Silberbilder 24.
— zum Tonen 44.
— — — (Gescbiebte) 6.
Gradation beim Copirproeess 38. 147.
— von Albuminpapier 39.
— — Aristopapier 39.
— — Celloidinpapier 39.
— — Salzpapier 39.
Haltbarkeit der Bilder s. Vergilben.
Harz in der Papierleimung 100.
Harzfirniss für Papierbilder 182.
Harzpapier 14. 111.
Harzseife als Firniss 182.
Hervorrufung auf Bromsilberpapier 191.
— — Cblorsilber- Emulsion 191.
Chlorsilberpapier 189.
— — Jodsilberpapier 190.
— — Malerleinwand 191.
— ehemisebes Verhalten 29.
Hervorrufungscopien 10.
Hochglanz- Aristobilder 172.
Hypochlorit 92.
— als Abschwächer 194.
Hyposulfit s. untersehwefligsaures Natron.
Iridiumsalze 66.
Japanpapier 114.
Jod zum Zerstören von Pmrnatron 94.
Jodide im Goldbad 52.
Jodkalium 21.
• — als Abschwächer 184.
— im Pixirbad 72.
Jodsilber, Empfindlichkeit 32.
— im Copirproeess 23.
Jodsilberpapier 190.
Jodstärkekleister 94.
Jodstärkeprobe 95.
Kali, salpetrigsaures, s. Kaliumnitrit,
Kaliumbichromat als Abschwächer 184.
Kaliumbichromat im Fixirbad zur Er-
kennung der Haltbarkeit der Bilder 68.
— im gesilberten Papier 23.
Papst’schen Reagens 29.
Salzpapier 109.
Kaliumhypermanganat s. übermangansaures
Kali.
Kaliummonoehromat als Abschwächer 73.
Kaliumnitrit 11. 17. 31. 134.
Kaliumpersulfat 93.
Kaliumplatinehlorür 9. 61.
Kaolin 110.
— Klären des Silberbades mit 127.
Kautsehukpapier 104.
Klebemittel 178.
Kleister, saurer 68.
Kochsalzlösung zum Verdrängen von Fixir-
natron 94. ;
Kollodiumpapiere 5. 14.
Kolophonium -Gelatinepapier 112.
Krafterhöher 12.
Kreide im Goldbad 6. 7. 49. 140.
— -papier 162.
Kupferchlorid als Reagens für Silber-
Platinbilder 62.
— in der Celloidin- Emulsion 148.
Kupferoxydammoniak im Papier 104.
Kupfersalze im Goldbade 53.
Laekiren von Papierbildern 1 17.
Leimung von Papier 98.
Lieht und Sehattenverhältnisse 40.
Lichtpauserei 3.
Liuographie 191.
Lithium Chlorid 146. 165.
Löslichkeit des Ohlorsilbers in verschie-
denen Fixirmitteln 73.
Magnesia, Klären des Silberbades mit 127.
— milchsaure 112.
Magnesiumacetat 51.
Magnesiumcarbonat im Goldbade 49.
Magnesiumehlorid als Fixirer 73.
Marantastärke 107.
Mass- Analyse 19-3.
Mastix 111.
Mattiren der Aristobilder 172.
Mattpapiere 14. 41. 56. 65. 104. 105. 156.
166.
Sach-Eegister.
IX
Mattpapiere mit Celloidin 156.
Mezzotintbilder 85.
Mignonpapier 162.
Milchsäure Magnesia s. Magnesia.
Milchsäure im Platinhad 63.
Molken in der Papierleimung 100.
Molybdänsäure im Goldbade 52.
Moos, irländisches 107.
— isländisches 107. 117.
Natriumacetat s. essigsaures Natron.
Natriumbiearbonat im Silberbade 126.
Natriumbiphosphat im Platinbade 64.
Natriumearbonat im Silberbade 126.
Natriumhyposulfit s. untorschwefligsaures
Natron.
Natriumplatinehlorid 9.
Natriumsulfit als Pixirer 74.
Sensibilisator 31.
— im Fixirbade 65. 66. 171.
— — Goldbade 52.
Natriumthiosulfat s. untersehwefligsaures
Natron.
Natron, doppeltkohlonsaures zum Con-
serviren 132.
— kohlensaures im Goldbade 7. 140.
Negative, Copiren mehrerer 85,
Nitrate im Silberbade 127. 129.
Opalinbilder 173.
Osmiumsalze 66.
Ovalbilder 82.
Oxalsaures Silber s. Silberoxalat
Oxalsäure im gesilberten Papier 135.
Ozon, Einfluss von, auf die Schwefol-
tonuug 28.
Palladiumsalze 66.
Papier für photographische Zwecke 97. 100
— Silbern des 76.
— Silbernitrat auf, s. Silbernitrat.
Papiere, Leimung der 98.
— rauhe 97. 100.
— Waschen der 86.
Pergamentpapier 104.
Pflanzeneiweisspapier 14. 174.
Phosphalbinpapier 14.
Phosphorsaure Natron- G.oldbäder s. Gold-
bad.
Phosphorsaures Natron im Copirpxocess
s. Silberphosphat.
Phosphorsäure im Platinbad 62. 65. 66.
Photometer zur Bestimmung d. Gradation 39.
Photometrie der Silbersalze 30.
Phtalsaures Natron im Goldbad 52.
Plaquebilder 181.
Platinbad 115. 171.
— Bisulfite im 64.
— Boraxweinsteinsäure im 64.
— Borsäure im 63.
— für Harzpapier 113. 114.
— — Salzpapier 116.
— inaetives 64.
— Phosphorsäure im 62. 65. 66.
— Weinsäure im 63.
Platinchlorid 9. 61.
Platinchlorür 61.
Platinpapier, Gradation 39.
Platintonbad 61.
Platintonbäder, Geschichte der 9.
— Praxis der 44.
Poliren der Papierbilder 181.
Porträtpapier 162.
Positiv -Silberbad 125.
— Veränderung s. Silberbad.
— Wiederherstellung des, s. Silberbad.
Präpariren der Papiere, Manipulationen
beim 76.
Protalbinpapier 14. 174.
Pyrophosphorsaures Natron 5.
— — im Papier 112.
Quecksilberchlorid als Tonbad 68.
E-auchbilder 118.
Räucherkasten 79.
Räuchern mit Ammoniak 78
— — Einlagen im Copirrahmen 80.
Eetouchiressenz 181.
Rhodan als Pixirer 73
— im Tonfixirbad 60.
goldbäder 48. 53. 66 159. 169. 170.
Rhodanürgoldbäder 56.
Rhodiumsalze 66.
Eicinusöl im Oelloidinpapier 144.
Rohpapier 97.
— Aufbewahren von 76.
Rutheniumsalze 66,
X
Saeh-Eegister.
Salpetersäure im Copirpapier 16.
Silberbade, s. Silberbad.
Salpetrigsaures Kali s. Kaliumnitrit.
— Silber s. Silber.
Salzpapier 14. 105.
— Gradation 39.
Satinpapier 136.
Satiniren der Bilder 180.
Sebellaek- Boraxpapier 111.
— -papier 112.
Schönen s Tonen
Schwefeltonung 5. 47. 67. 187.
— Einfluss von Ozon auf die 28.
Schwefelwasserstoff, Wirkung auf Copien
28. 186.
Seesalz 5.
Seide, photographische 117.
Seignettesalz = weinsaures Kalinatron 164.
Sei d’or 6. 47.
Sensibilisator, Natriumsulfltals, s. Natrium-
sulfit.
Sensibilisatoren beim Copirproeess 11.
Silber, äpfelsaures, Empfindlichkeit 36.
— ameisensaures,
„
33.
— arsenigsaures.
20.
— benzoesaures.
22.
— caprinsaures,
ff
34
— capronsaures.
51
35.
— cerotinsaures.
35.
— citronensaures s. Silbereitrat.
— ehlorsaures 19.
— ehromsaures 20. 22. 23. 39.
— essigsaures 22. 63.
— — Empfindlichkeit 33.
— glyeolsaures, Empfindlichkeit 35.
— heptylsauros,
ri
34
— hyppursaures.
36.
— isobuttersaures,
»
34.
— kohlensaures.
55
20.
• — korksaures.
»
22.
— malonsaures,
55
36.
— milchsaures.
55
35.
— molybdänsaures.
55
20.
— nonylsaures,
55
34.
— normalbuttersaures,
55
33.
— octylsaures.
55
34.
— ölsaures.
55
35.
— oxalsaures s. Silberoxalat.
— palmitinsaures, Empfindlichkeit 35.
Silber, paramilehsaures, Empfindlichkeit 35.
— phosphorsaures 19. 20.
— propionsaures, Empfindlichkeit 33.
— salpetrigsaures 20.
— sehwefligsaures 19.
— stearinsaures, Empfindlichkeit 35.
— überchlorsaures 19.
— valeriansaures, Empfindlichkeit 34.
— weinsaures s. Silbertartrat.
Silberacetat s. essigsaures Silber.
Silberalbuminat 119.
— Empfindlichkeit 33.
Silberbad, Aether- Alkohol im 129. 130,
— Alaun im 129.
— Alkohol im 129. 130.
— Alkohol- Aether im 129. 130.
— Aluminiumnitrat im 129.
— Ammoniak im 111.
— Bleiacetat im 129.
— Borsäure im 128.
— Braunwerden des 127.
— Cadmiumnitrat im 129.
— Citronensäure im 18. 110. 128. 135.
— Erhitzen des 127.
— für Papierbilder 125.
— Gelatine im 130.
— Glycerin im 130.
— Kaliumnitrat im 129.
— Kampfer im 130.
— Klären des 127.
— Kobaltnitrat im 129.
— Magnesiumnitrat im 129.
— Natriumbicarbonat im 126.
— Natriumearbonat im 126.
— Natriumnitrat im 129.
— Nitrate im 127. 129.
— Salpetersäure im 18.
— Säuren im 128.
— sparsames 128.
— Thonerde, salpetersaure im 129.
— üeberehlorsäure im 128.
— unorganische Substanzen im 128.
— — Salze im 128.
— Uranuitrat im 129.
— Veränderung des 126.
— Verstärkung des 126.
— Weinsäure im 18. 128 135.
— Wiederherstellung des 126.
— Zucker im 130.
Sach -Register.
XI
Silberbad, Zusätze zum 127.
Silberbäder, Reinigung der 110.
Silberbilder, V erhalten gegen Reagentien 28.
Silbereitrat 12. 15. 21. 23. 42. 163.
— Empfindlichkeit 36.
Silbercopien, chemische Zusammensetzung
25.
Silber, Ferrideyan- 20.
Silbergehalt der Papierbilder 27.
Silbermengen des Papieres 24. 27.
Silbern der photographischen Papiere 76.
Silbernitrat auf Papier 1.
— Empfindlichkeit 33.
— im Copirproeess 15.
Silberoxydammoniak 4. 18. 111.
Silberoxalat 21.
— Empfindlichkeit 36.
Silberphosphat 36.
Silberphotochlorid 11.
Silber -Platinbilder 62. 112.
Silberprobe 192.
Silbersubchlorid 11. 23.
Silbersuboxyd 25.
Silbertartrat 12. 15. 20. 21. 163.
— Empfindlichkeit 36.
Silberthiosulfat 23. 70.
Soda -Goldbad s. Goldbad.
Solarisiren der Copien 13.
Sonnenspectrum, Wirkung auf Copirpapiero
3. 41.
Spectrum s. Sonnenspectrum.
Stärke 4. 5.
— im Mattpapier 166.
— in der Papierleimung 98.
Stärkekleister zum Aufkleben 178.
Stärkepapier 107.
Stärkezusatz zur Gelatine -Emulsion 14.
Strontiumchlorid 146. 165.
Sulfoharnstolf 74.
Tapiocastärke 5.
Thiocarbamid als Fixirer 74.
Thiosinamin 68.
— als Fixirer 74.
— im Goldbade 61.
Thonerde, salpetersaure, im Silberbade
s. Silberbad.
Titrirmethode 193.
Tonabstufungen beim Copirproeess 38.
Tonbäder s. auch Goldbäder.
— mit Fixirnatron und Rhodan 53.
— — — — — für Celloidinpapier 159.
— — Gold und Fixirnatron 6.
— — Goldsalzen 6.
— — Platin s. Platiutonbäder.
— ohne Gold 67.
Tonen der Copien mit Goldsalzen, chemi-
scher Process 24.
— Goldsalze zum 44.
— Manipulationen beim 142
— nach dem Fixiren 137.
— Praxis des 44.
— von Albuminbildern 138.
— — Aristobildern 169.
Toufixirbad, Citronensäure im 60.
— für Albuminbilder 137.
— Verbrauch an 61.
Tonfixirbäder 48. 57 170. 186.
Trocknen der Albuminbilder 143.
— von Albuminpapier 131.
— — Celloidinpapier 193.
üeberchlorsäure im Silberbad s. Silberbad.
üebermangansaures Kali als Reagens für
Fixirnatron 95.
— — zum Zerstören von Fixirnatron 92.
üeberschwefelsaures Kali als Zerstörer von
Fixirnatron 93.
üebertraguug von Chlorsilbercollodion 144.
Ueberziehen von Papier mitAristo-Emulsion
151.
— von Papier mit Celloidin-Emulsion 167.
Unorganische Salze im Silberbade s Silber-
bad.
Unterchlorigsaure Salze zum Zerstören von
Fixirnatron 92.
Unterschwefligsaures Natron 2. 23.
— — im Silberbade 129.
ürannitrat im Tonbade 68.
— zum Abschwächen 184.
Uransalze 22.
— im Fixirbade 72.
— - — Goldbade 53.
Uranylchlorid 39.
— in der Celloidin-Emulsion 149.
Veränderung des Silberbades s. Silberbad,
Verbrauch an Celloidin-Emulsion 150.
XII
Sach - Eegister.
Verbrauch au Fixiruatron 70.
Gold und Silber im Copirprocess
27. 130. 138.
Tonfixirbad 61.
Verdrängen von Fixirnatron 94.
Vergilben der Copien 28. 68. 185.
Vergilbte Bilder, Wiederherstellung von
185.
Vergolden s Tonen.
Verstärkung des Silberbades s. Silberbad.
Verziehen der Papierbilder 188.
Vignetten 82.
Viscosität 145.
Vorgänge und Vorrichtungen beim Waschen
der Papiere nach dem Fixiren 86.
Wachs 182.
Wachsleinwand 132.
Wachspapier 132.
Waschen der Papiere nach dem Fixiren 86
— vor dem Vergolden 136.
Weihrauch 111.
Weinsaures Kalinatron s. Seignettesalz.
— Natron im Platinbade 63.
— Silber s. Silbertartrat.
Weinsäure, Goldbäder mit 7.
— im Platinbade s. Platinbad.
Silberbade s. Silberbad.
— in der Emulsion 149. 163.
Wiederherstellung des Silberbades s. Silber-
bad.
— vergilbter Bilder 185.
Wismuthsalze 68.
Wolframate im Goldbade s. Goldbad.
Wolframsaures Natron im Goldbade s. Gold-
bad.
Wolframsaures Natron-Borax-Goldbad 136.
Zähflüssigkeit 145.
Zauberphotographien 118.
Zeichenpapier 101.
Zeichnen auf Silbereopieu 118.
Zerschneiden der Bilder 176.
Zeug, Photographie auf 117.
Zink 93.
Zinkacetat 51.
Zinkchlorid 111.
Zinkhypochlorit 92.
Zucker im Silberbad s. Silberbad.
Zusätze zum Silberbad s. Silberbad
\W:
ff-'--
w
C';V, • ^ '
f*
■v.'<
V^H'
'i
‘i*?
. '. jTf.J.*'.' '*
,
Jt ■. :A
^v-
n ,* *^‘-
’*V /w.
fiii
i;
IIP
i'ii '
■gs -fe'?533
Mil
GETTY CENTER LIBRARY CONS
NH 650 E22 1898 BKS
c. 1 Eder, Josef Maria. 1
Die Lichtpausverfahren, dl Platlnotyple
3 3125 00292 8006