Google
This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct
to make the world's books discoverablc online.
It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject
to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books
are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.
Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the
publisher to a library and finally to you.
Usage guidelines
Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the
public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to
prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying.
We also ask that you:
+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for
personal, non-commercial purposes.
+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc
translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the
use of public domain materials for these purposes and may be able to help.
+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind
additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.
+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just
because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other
countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of
any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner
anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.
Äbout Google Book Search
Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs
discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web
at |http: //books. google .com/l
60009421 OM
I
•»-« V ^
y
i
■V-
\
Die Rede des Demosthenes
IIEPI nAPAnPE2BEIA2
von
Dr. phil. Otto Gilbert,
Stiki-ctoir der Königlichen Unirersitäts-Biblioiliek zu Gottingun.
BERLIN,
Weidmannsche Buchhandlung.
1873.
-2^/. ^
i
z
-"1
' J
IKHALT. .:?
. 1
Stand der Frage, Ziel der Uotersachung. S. 1.2.
§. 1 — 3 nqooCfiLov, S. 2 — 4.
§. 4 — 8 Tr^oxaraffxcvi}. S. 4 — 8. ; j-
§. 9 — 16 ngoxaiaataais, S. 9. 10.
§. 17— 71 erste xttTaaxevfj. S. 10 — 16.
§. 72— 97 erste dvaaxtv^. S. 17—22.
§. 98—133 zweite XMacxav^. S. 22—26.
§. 134-^149 zweite dvaaxavti, S. 26—29.
§. 150—181 dritte xttTaaxev^. S. 29—41.
§. 182—191 dritte dvaüxivri. S. 41. 42.
§. 187. 201—36 lotei polation. S. 43—101. -j^^
§. 192—200. 237 sqq. inCloyog
a) §. 192—200. 237—87. S. 44. 45. 102. 103. . .^
b)§. 288— 301. S. 103. 104.
c) §. 302—14. S. 104. 105.
§. 329-40 laterpolatioQ. S. 106—125.
d)§. 315— 28. 341—43. S. 105. 106. 125-131.
Resultat. S 131.
1
■ V
■A
■ 7[
«:>-1
ä
■ A
1
■
Drackfehler: Seite 38 Zeile 17 von oben statt: von, lies: vor.
Die Rede des Demoslhenes tvsqI naqaTCQeaßtlaq ist viel-
fach Gegenstand der Untersuchung gewesen. Der allen rhetorischen
Gesetzen widersprechende Zustand, in welchem die Rede überliefert
vorliegt, hat einerseits verschiedene Versuche veranlasst, das Ganze
zu vertheidigen, zu rechtfertigen, oder durch Umstellung von Thei-
len zu helfen, oder durch Ausscheidung vermeinthcher Interpolatio-
nen den Kern der ursprungUchen Rede herauszufmden; anderseits
den Glauben erweckt, die "Rede sei überhaupt nicht gehalten, sie sei
nur als Parteischrift herausgegeben und daher die rhetorischen An-
forderungen an sie nicht anwendbar, eine Ansicht, die schon im
Alterthum selbst vielfach verbreitet war , vgl. F. Franke prolegg. in
Dem. orat. de f. 1. Misenae 1846 (Schulprogr.) pag. 1 ff. Wenn ich
hier eine neue Lösung der Frage versuche, und zwar in der Weise,
dass ich durch Ausscheidung von zwei bedeutenden Interpolationen
die ursprüngliche Gestalt der Rede wiederherzustellen suche, so stütze
ich mich dabei für die Ausscheidung der einen Interpolation vor
Allem auf eine handschriftliche Notiz des Codex 2^ welche mir von
sehr hoher Wichtigkeit für diese Frage zu sein scheint, die aber bis-
lang, allerdings beachtet, durchaus noch keine Verwerthung gefun-
den hat. Durch Ausscheidung eines Stücks von 36 Paragraphen,
wozu wie bemerkt der Codex 2 eine ganz bestimmte Berechtigung
gewährt, glaube ich die ursprungliche Gestalt der Rede — bis auf
den Schluss — wieder hersteUen zu können, die nun so, allen rhe-
torischen Anforderungen genügend, ein Meisterstück oratorischer Kraft
wird, welches sich der Rede de cor. und andern würdig an die Seite
stellt. Die Ausscheidung einer zweiten Interpolation im Umfang von
12 Paragraphen am Schlüsse der Rede findet allerdings in dem hand-
schriftlichen Material keine so wichtige Stütze: ich glaube aber auch
1
— 2 —
hier aus rhetorischen, logischen, sprachlichen und sachlichen Gründen
berechtigt zu sein, die Auswerfung Yorzunehmen. So wird, hoffe
ich, auch der Schluss in seiner ursprünglichen Gestalt erscheinen
und die Rede vom ersten bis zum lezten Worte als Ton Demosthe-
nischem Geiste beseelt uns entgegen treten.
Ich werde nun so ?erfahren, dass ich die Yorliegende Gestalt
der Rede an der Hand allgemein logischer und rhetorischer Gesetze
prüfe, bis uns das schon handschriftlich verdächtige Stück aufstösst,
welches in rhetorischer und logischer, in sprachlicher und sachlicher
Hinsicht eingehend untersucht werden muss, um sodann in der Dar-
legung der rhetorischen Composition des übrigen Theils der Rede
fortzufahren, die endlich durch genaue Prüfung des zweiten verdäch-
tigen Stücks abgeschlossen werden wird.
Ich gehe sofort zur Prüfung der Rede selbst über. 1—3 bil-
den das Prooemium. Der Redner knüpft an die unmittelbare Gegen-
wart an und erinnert die Richter im Hinblick auf die anovdii nsql
Tovzoyl Tov äycQva xal nuQayytXia an das dixaiov und den
oQxogj wodurch sie verpflichtet werden , nicht das persönliche In-
teresse des Angeklagten und der Parakleten, sondern das aUgemeine
Wohl des Staats zu bedenken. Wird in 1 die Person des Richters
zum Mittelpunkte gemacht, so geht Dem. in 2 zur Person des Ange-
klagten über: während man bei allen denen, welche dem Staate Dienste
geleistet haben, eine stete Bereitschaft zur Rechenschaft, eine astXo-
yia erkennen kann, findet bei Aeschines das gerade Gegentheil statt:
er sucht auf alle mögliche Weise die Rechenschaftsablage zu hinter-
treiben. Hit 3 geht der Redner sodann zu seiner eigenen Per-
son über: es ist ihm nicht schwer, die Schuld des Aeschines zu be-
weisen; das einzige, was ihm seine Stellung als Kläger erschwert,
ist der Umstand, dass die Sache, um welche es sich in dieser Klage
handelt, schon lange verstrichen ist und bei den Athenern alle
dyiayeg ovx ^ttov Tay xaiqtav ^ tAv TCQayfidviüp sind.
Damit ist das Prooemium abgeschlossen : so kurz es ist, so sach-
gemäss und schlagend ist es. Man könnte meinen, Demosth. habe
bei der Ausarbeitung des Prooemium eine rhetorische Unterweisung
vor sich gehabt: so genau schliesst er sich an deren Vorschriften an.
Wenn Apsines im Anfang seiner tix^ij QijTOQtxfj negl ngoo^fiiov
(Rhet. Gr. ed. Walz IX, 467) sagt, dass das Prooemium ix Ttqogoi-
nov <q Ix ngayfiazog ^ i^ äficpoTy Xafißdytuat , so ist klar, dass
Dem. hier eben von beiden, von der Person und der Sache, dasselbe
- 3 —
hernimmt. Da die Person, welche in Betracht kommt, eine dreifache
ist, die des Klägers, des Richters und des Beklagten — denn hier
fällt Kläger und Redner zusammen — , so sagt Aristot. Rhet. 3, 14
(II, 1415a 25 ed. Acad. Ber.) durchaus richtig, dass die nqooiiita —
Xiyecat — ex xs tov Xiyovtog xai tov dxQoatov xai tov TtQccy-
lAUTog xal TOV evavxioVj nur dass er hierin das ngäyfia auf gleiche
Stufe mit den verschiedenen Personen stellt. ] Vgl. Anonym, prolegg.
bei Walz Rh. Gr. VII, pag. 52 f. Hier heisst es auch in Bezug auf das
Prooemium (pag. 54) : XaikßdvsTai — ceTtOTQKapTQOTtoop — • a/rö ov-
cfTä(f€(og TOV olxslov ngogoiTtoVj &7t6 diaßoX^g TovavTidixoVy aTto
TtQogox^g (<^cr vierte Punkt, den manche noch anführen, kommt hier
nicht in Betracht): äno avtSTdöetag (livj ors ^vvoiav jtfQiTtoioSfiep
kavToig Tay ängoatcüv t6 olnetop dvvitStiavTsg nQoacoTtov
and di diaßoXfjg tov avzidixov, ots t6 IpccvtIov diaßdXXeiv
aQxcofJbed'a — * ccuo Ttgogox^g d^ i^pixa tÖ nqayfxa av^opteg
nQogs%iöTeqov diä tov TtQooifiiov top dxQoaT^v sqya^oiisd-a
noiovpTSg avTOP axoneip tu eiQfjiJbdva. Andere (vgl. R. Volk-
mann Hermagoras p. 34 ff.) fassten als die drei Hauptpunkte des
Prooemium, den Richter benevolum attentum docilem zu machen
{sqyop TtQOOtfJbioip svpoia nqoge^ig eviidd'eici) : in dieser Be-
stimmung wird durch die svpoia zugleich die Erregung von Hass
gegen den Gegner mit umfasst, während die nqogoxri in zwei Theile
verlegt wird, die wesentlich doch eng verwandt sind: ein aufmerk-
samer Zuhörer wird zugleich ein gelehriger sein. Unser Prooemium
genügt allen diesen Bestimmungen im vollsten Maasse: zunächst
wird TtQoaooTtop und nqäyiia gleichmässig berücksichtigt, indem I
die Stellung des Richters zum Ttq&yiia auseinandergesetzt wird, 2 die
des Angeklagten zu demselben und endlich 3 die des Klägers zu
demselben. 1 dient ferner dazu, den Richter aufmerksam zu machen,
indem dieser darauf hingewiesen wird, dass das höchste und hei-
ligste für ihn, tö dlxaiop, 6 oqKog in Betracht kommt und der
ganze äyoip vniq vf^cop (die Richter) xai oXfjg Tfig noXsong stattfin-
det; 2 dient dazu, Hass und Verachtung gegen Aeschines zu erregen,
3 sich selbst das Wohlwollen der Richter zu erwerben, indem er die
Schwierigkeit seiner Stellung in diesem Processe zeigt.
Dieser letzte Gedanke bildet dem Dem. den passenden Ueber-
gang zum folgenden Theile der Rede. Indem er nämlich auf die
Schwierigkeit seiner Stellung als Ankläger hinweist, worin selbst-
verständlich die Schwierigkeit für den Richter ein sachgemässes
— 4 —
Urtheil zu fallen enthalten ist, fugt er zugleich hinzu, wodurch diese
Schwierigkeit für den Richter wesentlich gehoben werden kann : er
muss genau im Auge behalten, um was es sich handelt, und so giebt
Dem. hier sogleich die Theile an, um welche sich die Anklage dreht,
welche er beweisen will und nach welchen die Richter ihr Urtheil
abgeben sollen. Man sieht, wie genau die Forderung Ciceros de or.
2, 80, das principium müsse mit der eigentlichen oratio so eng ver-
bunden sein , dass es als Glied des ganzen Körpers erscheine , er-
füllt ist.
Dem. geht also jetzt dazu*uber, entgegen dem, was verwirrend
auf die ürtheilsprechung der Richter einwirken kann , das eigent-
liche ^i^tfifia in klaren bestimmten Worten auszusprechen , an das
jene sich allein zu halten haben: el ay.ixpaiad'e naq vfitv avzolg, «
ävÖQsg dixaazaij xai [Xoyiaaiad's tIvouv Tcqogijxsi t^ noXsi
Xoyov nccqä nqsdßevtov XaßsXv. Und hieran schliesst sich sofort
die partitio. Dem. unterscheidet 5 Punkte, auf die es bei der Beur-
theilung der 7r^£(7j9£m ankomme: TtqÜTOv iih Toivvv^ (ap anrjY-
ysiXev^ dsvTsqov di mv snsiosv, tqItop di cov TtQogsva^aT
avTM, iiBtä tavva rcov xqovoaVj iq)^ a7taai> de zovtoig st ddooqo-
doxijt(ag ^ ^iy Tcavva ravta nsTtqaxvai. Wir müssen auf diese
partitio noch einen kurzen Blick werfen. Sehen wir uns zunächst die
folgenden Paragraphen an, in denen er dieselbe motivirt. Wir er-
sehen aus 5 , dass Dem. unter den äna^ysllai die Berichte ver-
steht, welche die heimkehrenden Gesandten von ihrer Reise machen.
An das dnayy^XXsiv schliesst sich unmittelbar der zweite Punkt,
das Tisi&eiv, wie es bestimmt schon 5 in den Worten ausgesprochen
ist : ix fiip tcov äTrayysXidSv to ßovXevaaad-ai nsql tcov nqay-
(Adroav vfitp iavlp. äv fjbsv ovv ooaip äXfj&etQj xä diopz^ s-
yp(ot€j ap dt lAfi roiavta^j rdpapila. Tag di avfjißovXiag ni-
aroT^qag vTtoXafißdpcT^ sfpat rag tcSp Ttqicißsoap, cog ydq sldoTcop
Ttsql cap iTtifiifd'tjitap dxovers, ovdsp ovp i^sXiyxta&ai, dixaiog
iativ 6 TtqeaßevTTig (pavXop ovd^ davfiifoqop vfitp avfißsßov-
Xsvxcig,
Von dem Gesandten, welcher eben zurückgekehrt ist, muss man
erwarten, dass er ein eingehenderes und richtigeres Urtheil über die
Personen und Zustände, auf die sich seine Gesandtschaft bezogen
hat, besitzt ; von diesen Urtheilen hängen die weitern Entschliessun-
gen ab, die in der betrelTenden Sache zu fassen sind; der Rath,
welchen der Gesandle auf Grund seiner Erfahrungen während der
— 5 —
Gesandtschaft giebt, wird vor allen andern gehört. Wenn wir also
auf die Zeit sehen, welcher dieses anayyiXXsiv und neid-eiv ange-
hört, so bezieht sich beides auf die der Rückkehr der Gesandten
folgende; wesentlich aber hängen diese beiden Punkte eng zu-
sammen.
Der dritte Punkt — äv ngogetd^at' aitta — bezieht sich
auf die Zeit der Gesandtschaft selbst: der Gesandte erhält bei seiner
Abreise bestimmte Aufträge, die er auszufuhren hat und über deren
Ausrichtung er selbstverständlich Rechenschaft abzulegen hat.
Umfassen diese drei Punkte die ganze Zeit, auf die es bei der
Klage ankommt, die der Gesandtschaft selbst und die unmittelbar an
die Rückkehr sich anknüpfende , so sind Punkt lY und V specielle
Momente, die aus der gesammten Zeit^ um welche sich die Klage
dreht, herausgenommen sind. Man darf sagen, dass bei dem erste-
ren dieser Punkte die eigene selbständige Thätigkeit des Gesandten
in Frage kommt, während die ersten 3 Punkte mehr die gewöhn-
lichen selbstverständlichen Erfordernisse des Amts eines fTQ€€f߀Vtf/g
betreffen. Dem. führt in Rezug auf die x^oVo» [dieses selbst 6 aus :
die TtQciyfiata beruhen häufig auf einer kurzen Zeit, d. h. ihr Erfolg
hangt von der Renutzung des Augenblicks ab: sobald dieser einmal
verpasst ist, ist auch das Tcgäyf^a rettungslos verloren. Es wird
also hier von dem Gesandten verlangt, dass er in jedem Momente die
Interessen seines Staats im Auge habend in freier Thätigkeit die Zeit
ausnutze und den günstigen Augenblick zum selbständigen Handeln
benutze. Im AUgemeinen wird man sagen müssen, dass der vierte
Punkt, die xQovotj d. h. die Renutzung der XQovoiy hauptsächlich
in die Zeit der Gesandtschaft selbst fällt. Gerade die bestimmte Ge-
sandtschaft, um welche es sich in dieser Klage handelt', hatte Mo-
mente in grosser Zahl geboten, welche die Gesandten hätten benutzen
müssen, aber nicht benutzt hatten. Weniger Ammt dieser Punkt
in Retracht , sobald die Gesandten heimgekehrt waren : aber völlig
trat er auch hier nicht zurück. Denn |lie Gesandten, von denen man
erwarten musste, dass sie sich über dieeigentlichen Entschlüsse und
Pläne Philipps unterrichtet , dass sie sich über die gesammten Ver-
hältnisse überhaupt ein richtiges, sachgemässeres Urtheil gebildet
hatten, mussten in ihren Rathertheilungen vor allen andern Athe-
nern die XQOvoi. richtig zu beurtheilen verstehen, weshalb wir mit
Recht sagen dürfen, dieses Moment beziehe sich ebensowohl auf die
Zeit der Gesandtschaft selbst, als auf die ihr unmittelbar folgende.
Ebenso umfasst der fünfte Punkt die gesammte Zeit: el ädcogo-
öox^Toog ij ybii navta Tavra ninqaxTm, Dieser Punkt ist der
eigentliche Kern der ganzen Klage. Wenn^die Gesandten durch die.
Beschränktheit ihrer Urtheilskraft, durch mangelnde Einsicht etc.
dazu gebracht wurden , Falsches bei ihrer Rückkehr zu melden, und
durch diese ihre unsachgemassen anaYysXicci zu unrichtigen Ent-
schlüssen die Athener zu bewegen (Punkt I und 11), so ist klar, dass
von einer wirklichen Schuld der Gesandten nicht die Rede sein
konnte. Geschah das anayyiXXeiv und neld-siv aber in dieser Be-
ziehung absichtlich, im Interesse PhiHpps, so war allerdings die Schuld
der Gesandten völlig erwiesen und mit den strengsten Strafen zu
ahnden. Ein absichtliches Handeln im Interesse des Feindes konnte
aber nur durch wirkliche Bestechung von Seiten dieses stattfinden.
Eben so verhält es sich aber auch mit Punkt III. Das Nichtausfüh-
ren der ihnen gewordenen Aufträge war allerdings, sollte man mei-
nen, immer strafiallig: aber wenn die Gesandten zeigten, dass die
Verhältnisse sich geändert und sie in Folge dessen diesen oder jenen
Auftrag nicht ausgeführt hatten , dass derselbe unmöglich geworden
war etc. , so war ihre mangelnde Einsicht , selbst das Getäuschtsein
durch Philipp keine Schuld, die sie schwerer Strafe aussetzte. Auch
hier erhält der ganze Punkt erst seine Färbung, seine Grundlage durch
den Punkt Y, das absichtliche Handeln im Interesse Philipps, das
Bestochensein durch diesen.
Wir sehen also, wie sich die 5 Anklagepunkte in 2 Klassen
scheiden: die eng zusammengehörenden Punkte I und II umfassen
die Zeit nach der Rückkehr der Gesandten, Punkt III die Zeit
der Gesandtschaft selbst; dagegen bilden Punkt IV und V Momente
der Klage, welche sich durch die gesammte Zeit, über welche die
Gesandten Rechenschaft zu geben haben, erstrecken. Dem. verfahrt
nun, wie wir seheii»werden, durchaus nicht so , dass er sämmtliche
5 Punkte nach einander behandelt, sondern er hält sich an die durch
die Punkte I — III gegebene Zeitfolge, allerdings mit der Modifikation,
dass er die spätere Zeit, welcher das dnayyiXXeip und das nei&siv
angehört, zuerst behandelt, um sodann erst die für die Klage wichti-
gere Zeit der Gesandtschaft selbst, des dritten Klagepunktes, zu
geben. Ueber die Gründe der Umstellung dieser Punkte vgl. unten.
Die Behandlung aber des Punktes IV ordnet er derjenigen der
Punkte I — lll unter. Er schliesst, wie wir sehen werden, sofort
an die Behandlung von I und II , welche sich um die Zeit nach der
— 7 —
Gesandtschaft drehen, den Punkt IV an, soweit derselbe eben gleich-
falls dieser Zeit angehört ; er schliesst sodann gleicherweise der Be-
handlung von Punkt III, welcher sich um die Zeit der Gesandtschaft
selbst bewegt, den Punkt IV an, soweit dieser ebenfalls der Zeit der
nqsaßsia selbst angehört. Anders verhält es sich wieder mit
Punkt V. Das d(Sqa Xaßeiv des Aeschines ist die Hauptsache der
ganzen Klage, und sie wird gleichsam als Mittelpunkt zwischen Punkt
I und II und Punkt III in einer besonderen xavccCieev^, wie wir
sehen werden, ausgeführt. Aber darin zeigt sich die grosse Meister-
schaft des Demosthenes, dass er diesen Punkt gleich vom ersten
Augenblicke seiner Rede immer und immer wieder hervorhebt, dass
er das"ganze Verhalten des Aeschines als allein erklärlich annimmt
und hinstellt, wenn man diesen Punkt, das Bestochensein desselben,
für bewiesen hält, sodass nach' und nach die Wahrheit dieses Punktes
als etwas selbstverständliches den Richtern schon im Verfolge von
Punkt I und II sich festsetzt. Das ddiga Xaßetp tritt in immer
neuen Wendungen bei jeder Gelegenheit wie der rothe Faden hervor,
welcher der Schuld des Aeschines überhaupt erst die richtige Fär-
bung, die ganze Schwere giebt.
Mit § 8 schliesst Dem. die ganze nQOxataaxsvi^, welche die
§§ 4 — 8 umfasst, ab, indem er sagt : £p fiiv toIvvv i^sXiy^on xal
dsi^o) aaipcog Aiaxivfiv tovtovI — xavayjrjcplaaod'^ avxov xal
dixr^v äSiav räv adixfjfjbdtcov Xdßers. Nach Hermogen. ns^i
€VQ. III, 2 (III, 99.1! a. a. 0.) ist die Aufgabe der jtQonaTaaxsvij
nqo€Xi;id'S(id'ai %ä xsifdXata xal rä ^fjf^jfiara otg nsqinhxxsiq
6 Xoyoq ovfjb7tXfjQoi(f€i t^v vno&stSiV, Was Hermog. aber über
die verschiedene Stellung der nqoxaxaüxsvri bei Demosth. hinzu-
fügt, dass derselbe, wenn er die Richter nicht zu täuschen , sondern
ehrlich das was er ankündigte zu halten gedenke, die nqoxaxadxevri
hinter die dtijyfjatg setze, dass er aber umgekehrt, wenn er die
Richter täuschen wolle, dieselbe vor die änjyfjt^tg setze, weil bis zur
Ausführung der angekündigten Theile die Richter die partitio selbst
wieder vergessen hätten , ist durchaus falsch. Der]] einzige Grund,
weshalb Dem. in unserer Rede die jTQOxaTat^xsvfi vor die diriyritSig
setzt, ist der, weil eben die dnjyrjcftg so eng mit den xsipdXaia zu-
sammenhängt, oder richtiger in der geschickt angeordneten di^yrjtftg
die Klagpunkte selbst enthalten sind, dass jene nothwendig erst der
partitio selbst folgen muss. Die Angabe des Hermog. widerlegt sich
sofort selbst, indem das angeblich seine Ansicht beweisende Beispiel
— 8 —
durchaus nicht passt: Hermog. sagt in Bezug auf unsere Rede: xal
yäq evtcivd'a (pijcfag detv nqärov svd'vvag ccTtaiTstv äv äjtrjy-
yeiXs t6 av€v9"VVoq en\ Xoyoig iietä noXXä tid'Sixe xscpdXa^a.
Hermog. also hält das Stück 182 ff. für die Ausführung des ersten
Klagpunktes : wir werden aber sehen , dass Dem. den ersten Klag-
punkt durchaus richtig zuerst ausführt 17 ff. und dass jenes Stuck
nichts anderes als die Widerlegung einer TtgoxarciX^ip^g des Geg-
ners ist) dass also die Ansicht des Hermog. durchaus falsch ist.
Wir sehen, dass die Rede in den ersten 8 Paragraphen rasch
und sicher auf das Ziel zuschreitet: dem kurzen Prooemium l — 3
folgt die TtQoxatatfxsvij 4 — 8 mit der eigentlichen ^'iJTijcftg und den
x€(pdXaia. Es folgt § 9 ff. die TtgoxaTctcftaatg. Soweit stimme
ich mit Spengel (die dispositio der Demosthenischen Rede nsql
naqanqsdßsiag im Rhein. Mus. XVI (1861), pag. 552) überein:
während Spengel aber die nqonaxdaxadig bis § 28 setzt, geht die-
selbe in Wirklichkeit, wie wir sehen werden, nur bis § 16. Die
TtQOxavdataaig oder ngodi^yf^tfig wird von Ruf. rix^t] ^fjt, 23
(HI, 454) dahin definirt: TtQodi^yfjalg idtiv fj 7t qo z^g eig ro
nq&YiJba tsXovcffjg ditjy^ascog ahia jtaqccXaiißavoiiivfi. Hermog.
TV, «>ß. handelt H, cap. 1 — 6 (HI, 81 — 91) von der TtqondTdataaig
oder nqodtijyfiaig. Er sagt im AlJg. 3, 1 (HI, 81) : «g ip x€(paXai(p
fi€p ovv eljtetVy Ttdofjg difjyijftscog iv naVTi nqoßXiJiAavi tfl't^'
teov^ td nqedßvTsqa iiev, xQV^^f^^ ^^ "^S 'i^oxsifispfi ä^icoasi
fj xqidsi, xdxstd-ep Xaiißdveiv d%i,ov xal nqoxaraatrjaavrag^
(ig 7vqogij'K€ij t^p nqüöf^y^oip^ ovtiog elg avT^p x^QV^f^'' '''V^
ifiq>atvo(AipiiP ip avvä toi jtqoßXijfiaTi diijyfjcftp' dtsxPOP ydq
xal tdio)ttx6p t6 r^g öi^yi^cfecog avro&ep äqxscfd'aij o&ep
xal t6 TtqoßXfjfia Xiysi. Auch liier entspricht Dem. wieder allen
rhetorischen Anforderungen. Er verfährt sehr geschickt, indem er
dem Verhalten des Aeschin. während und nach der Gesandtschaft
das vor dieser Zeit entgegenstellt: damals hatte sich Aeschin. durch
seinen Hass gegen Philipp hervorgethan, während er plötzlich von
einem ganz bestimmten Zeitpunkte ab für jenen redend und handelnd
von Dem. dargestellt wird. Dem. führt diese plötzliche Sinnesände-
rung des Aeschin. auf Bestechung von Seiten Phil, zurück. Man er-
sieht also, wie äusserst passend, ja wie absolut nothwendig diese ganze
Partie der Rede ist: hatte Aeschin. stets im Sinne Phil, gesprochen,
auch bevor er mit diesem in irgend welche Berührung gekommen
war, so konnte Dem. von einem Bestochensein des Gegners, zumal
— 9 —
während seines Aufenthalts in Makedonien, nicht sprechen. Die
ganze TVQodtijy^atg dient also wieder dazu, die Richter von vorn-
herein auf den Einen Punkt hinzuweisen, um welchen die ganze
Klage sich dreht: tp^ slö^d-^ oti rotg vip" iavTov TtsTtgayfiivoig
xai ds6fi(Ji>fiyoQfif4.6Poig sv cigxy /liaA^cr' i^ektY%d"qaeTab dwq
6%(av. 9. Dem. erzählt nun 10 — 15 das ganze politische Verhalten
des Aeschin. bis zu dem von Dem. angenommenen plötzlichen
Sinneswechsel: die Zeit vor der ersten Gesandtschaft an Philipp,
diese selbst, sowie noch die ersten Tage nach der Rückkehr von der-
selben erweist sich Aeschin. als den entschiedensten Gegner des make-
don. Königs, ja er war überhaupt o ngärog '^Ad'fipalcov alad-ofisvog
OiXmnov — inißovXsvovTa xoXg^'EXXriat, Zuerst trat er mit seiner
geänderten Gesinnung in der zweiten Volksversammlung nach der Rück-
kehr von der ersten Gesandtschaft auf, in der der Friede bestätigt werden
sollte, während er noch in der Volksversammlung am Tage vorher
durchaus sachgemäss und im Interesse der Stadt gesprochen hatte.
Damit will Dem. natürlich nicht sagen, dass die Bestechung zwischen
die erste und zweite Volksversammlung falle, sondern nur, dass
jetzt endlich Aeschin. die Zeit gekommen erachtete, die Maske abzu-
werfen und im Interesse Philipps zu sprechen. W^enigstens sucht
Dem. entschieden den Glauben zu erwecken , dass die Bestechung
in Makedonien selbst stattgefunden habe; vgl. 316, 307 sq. Dass
sich Dem. aber hierin selbst widerspreche, habe ich in meiner Inaug.
Diss. (Marburg 1867J 9 f. zu beweisen gesucht. Die ganze ngodi^-
yfja^g ist also ein Hinleiten auf den Zeitpunkt^ von welchem die
eigentliche Klage beginnt und gerade in dem Gegensatze jener und
dieser Zeit ist sie äusserst passend, die letztere und damit die Klage
selbst hervorzuheben und ihr diö richtige Färbung zu geben. Aber
auch während der ngod^^yfiatg weiss Dem. durch geschickt einge-
streute Worte den Richtern immer den eigentlichen Kern der Klage
in der Erinnerung zu erhalten: so 13: xal i^ixqt tov ösvq^ ina-
vsX&eiv ccno T'qg nQooTfjg jtqsaßeiag ifie yovVy w äpÖQsgl^d'^-
vato^j 6i€(pS'aQf,i6Pog xai TvenQaxcog savrov sXdvd-avev, Mit 15
könnte man die eigentliche nqodiriyfiöig zu Ende gehen lassen, da
16 schon die Sinnesänderung des Aesch. giebt. Da aber die ganze
Klage nur die nqscsßsia selbst in ihrem Verlaufe und ihren Folgen
behandelt und behandeln darf, weil es sich ja nur um die evd-vvat
derselben dreht, so gehört auch 16 noch völlig der Tvqod^ijyijatg an,
welche also den Zweck verfolgt, den Richtern die Sinnesänderung
— 8 —
durchaus nicht passt: Hermog. sagt in Bezug auf unsere Rede: xal
yäq ivtavd'a (pijcfag östv nqätov sv&vvaq ccTtaizetv cov änTJy-
ysiXs z6 avsvd'vvoq ini loyotg fievä noXXä ti&sixe x€(päXata.
Hermog. also hält das Stück 182 ff. für die Ausführung des ersten
Klagpunktes : wir werden aber sehen , dass Dem. den ersten Klag-
punkt durchaus richtig zuerst ausführt 17 ff. und dass jenes Stück
nichts anderes als die Widerlegung einer nqonatdXfixpig des Geg-
ners ist, dass also die Ansicht des Hermog. durchaus falsch ist.
Wir sehen, dass die Rede in den ersten 8 Paragraphen rasch
und sicher auf das Ziel zuschreitet: dem kurzen Prooemium l — 3
folgt die TtQoxatatfxevij 4 — 8 mit der eigentlichen ^iJTf](ftg und den
x€(pdXaia. Es folgt § 9 ff. die TtQoxaTaataa&g. Soweit stimme
ich mit Spengel (die dispositio der Demosthenischen Rede nsgl
naqanqsdßsiag im Rhein. Mus. XVI (1861), pag. 552) überein:
während Spengel aber die rtgoxaväcfTMig bis § 28 setzt, geht die-
selbe in WirkHchkeit» wie wir sehen werden, nur bis § 16. Die
nqoxatdotaatg oder ngodifjyfjcfig wird von Ruf. r^x^ij ^fjt. 23
(ÜI, 454) dahin definirt: TtQodt^yfjaig ianv fj 7t qo x^g eig ro
nqayiJba rsXovcffjg d^tjyijaecog ahia naqccXaiißavoiiivfi. Hermog.
TV. ft;^. handelt H, cap. 1 — 6 (HI, 81 — 91) von der 7tqoxaj;da%aai,g
oder TfQodiijyfjai^, Er sagt im AHg. 3, 1 (HI, 81): (og ip xscfaXaifp
lisv ovv siTtstv, Trdofjg difjyijiyscog iv navTl jtQoßXijfiaTi ^fjTfi~
TsoVj td nqsdßvteqcc (ispj XQV^''^'^ ^^ "^S '^^oxsi^fASpfi ä^ioia^i^
^ xqiüev, xaxstd-ep Xaiißdveiv a^iOV xal nqoxaradt'qcSavrccgy
(ig nqog'qi^st y Tfjp nqodt'qyrioiv^ ovnag elg avr^y x^QV^^'' '^^^
ifiq>atvo(i€i^ilP ev avvA rc3 TtqoßXfjfiari di'qyi^aiv dxs%VQV ydq
Tcai tdio)Ttx6y t6 t^g ötijyijtfecog avtod'sv dqxstfd'atj oO-ev
xal TO TtqoßXfifia XiyBt. Auch liier entspricht Dem. wieder allen
rhetorischen Anforderungen. Er verfährt sehr geschickt, indem er
dem Verhalten des Aeschin. während und nach der Gesandtschaft
das vor dieser Zeit entgegenstellt: damals hatte sich Aeschin. durch
seinen Hass gegen Philipp hervorgethan, während er plötzlich von
einem ganz bestimmten Zeitpunkte ab für jenen redend und handelnd
von Dem. dargestellt wird. Dem. führt diese plötzliche Sinnesände-
rung des Aeschin. auf Bestechung von Seiten Phil, zurück. Man er-
sieht also, wie äusserst passend, ja wie absolut nothwendig diese ganze
Partie der Rede ist: hatte Aeschin. stets im Sinne Phil, gesprochen,
auch bevor er mit diesem in irgend welche Berührung gekommen
war, so konnte Dem. von einem Bestochensein des Gegners, zumal
— 9 —
während seines Aufenthalts in Makedonien, nicht sprechen. Die
ganze TtQodujyfjatg dient also wieder dazu, die Richter von vorn-
herein auf den Einen Punkt hinzuweisen, um welchen die ganze
Klage sich dreht; iV' sldfid'^ oti rotg vip" iavTOV Tvengayfiivoig
xal öedijfJbfjyoQfjf^ipoig iv «^Xjf f*a^*(Xr' i^eXtY%d"q(S6Tai, däq
ßXdop. 9. Dem. erzählt nun 10 — 15 das ganze politische Verhalten
des Aeschin. bis zu dem von Dem. angenommenen plötzlichen
Sinneswechsel: die Zeit vor der ersten Gesandtschaft an Philipp,
diese selbst, sowie noch die ersten Tage nach der Rückkehr von der-
selben erweist sich Aeschin. als den entschiedensten Gegner des make-
don. Königs, ja er war überhaupt o nqätog "^Ad^fjpaicov ala&oiisvoq
0iXi>nnov — BTaßovXsvovxa xoXg^'EXXriat, Zuerst trat er mit seiner
geänderten Gesinnung in der z weiten Volksversammlung nach der Rück-
kehi' von der ersten Gesandtschaft auf, in der der Friede bestätigt werden
sollte, während er noch in der Volksversammlung am Tage vorher
durchaus sachgemäss und im Interesse der Stadt gesprochen hatte.
Damit will Dem. natürlich nicht sagen, dass die Bestechung zwischen
die erste und zweite Volksversammlung falle, sondern nur, dass
jetzt endlich Aeschin. die Zeit gekommen erachtete, die Maske abzu-
werfen und im Interesse Philipps zu sprechen. Wenigstens sucht
Dem. entschieden den Glauben zu erwecken , dass die Bestechung
in Makedonien selbst stattgefunden habe ; vgl. 316, 307 sq. Dass
sich Dem. aber hierin selbst widerspreche, habe ich in meiner Inaug.
Diss. (Marburg 1867J 9 f. zu beweisen gesucht. Die ganze ngoöiij-
yfjaig ist also ein Hinleiten auf den Zeitpunkt^ von welchem die
eigentliche Klage beginnt und gerade in dem Gegensatze jener und
dieser Zeit ist sie äusserst passend, die letztere und damit die Klage
selbst hervorzuheben und ihr diö richtige Färbung zu geben. Aber
auch während der TtQodu^yriaig weiss Dem. durch geschickt einge-
streute Worte den Richtern imnuer den eigentlichen Kern der Klage
in der Erinnerung zu erhalten: so 13: xai iiixqt tov ösvq^ ina-
vsXd'eiv äjto T^g nqtazrig nqsdßeiag ifie yovp, vo ävägegliS-^-
vatoij 6i€(pS-aQf.iipog xai TtsuQaxcog eavtov sXdvd-avsv. Mit 15
könnte man die eigentliche 7tQodiijyij(^ig zu Ende gehen lassen, da
16 schon die Sinnesänderung des Aesch. giebt. Da aber die ganze
Klage nur die Ttqeaßsla selbst in ihrem Verlaufe und ihren Folgen
behandelt und behandeln darf, weil es sich ja nur um die svd'vvai,
derselben dreht, so gehört auch 16 noch völlig der nqodi>riYfiai,g an,
welche also den Zweck verfolgt, den Richtern die Sinnesänderung
— 10 —
des Aeschin., welche Dem. als selbstverständlich auf eine Bestechung
TOD Seiten Philipps zurückführt, zu schildern. Sehr fein schliesst
Dem. mit den Worten, Aeschin. habe in Anwesenheit der Gesandten
gesprochen, welche auf seinen eigenen Antrieb aus verschiedenen
Theilen Griechenlands zusammengekommen waren, vno tovtov
nstaS^ivvsg^ ot^ oSnco nenQaxdog avtov ^v: worin enthalten
liegt, dass er damals als er sprach schon bestochen war : wieder eine
Hinweisung auf das eigentliche Wesen" der Klage, welches so den
Richtern ganz allmälig und unmerklich aufgedrängt wird.
Mit § 17 beginnt der erste Theil der Klage: oop am^yys^Xsv 4.
Nach der voraufgegangenen Erzählung des Verhaltens des Aeschin.
bis zur zweiten Gesandtschaft an Philipp — i^qniq eltsi^v cu vvv
svd-vvai, — mussten die Anwesenden erwarten , dass Dem. nun zu
dieser Gesandtschaft selbst übergehen werde ; da er aber aus be-
stimmten unten näher zu erörternden Gründen diesen Theil der
Klage erst nachher behandeln will, so spricht er 17 init. bestimmt
aus, dass er diese Zeit zunächst überschlagen wolle {avtiyi axoi;-
aecf&s) : mit den Worten äXV ineidii ndXiv fjxoiisv in r^g nqstS-
ßslag geht er zu der der Gesandtschaft unmittelbar folgenden Zeit
über, um der partitio gemäss das dnccyy^XXsiv und im engsten
Anschluss daran das nsl&eiv des Aeschin. zu behandeln. Dass
Dem. hier wirklich das anayyiXXetv behandeln will, sagt er selbst
auf das bestimmteste. Kam das artc^yiXXsiv selbstverständlich vor
der ßovX^ und in der ix^iXtiaid in Betracht, so behandelt Dem. zu-
nächst jenes , und treu seinem ganzen Verfahren , überall das eigene
Verhalten dem des Gegners entgegenzusetzen, da auch diese Rede,
ebenso wie die pro cor. , sowohl eine Rechtfertigung seiner selbst,
als eine Anklage des Gegners enthält, führt er zunächst den eigenen
Bericht an: naQsXd'üop iyco — anriyyeiXa. — Kai enstaa ti/j/
ßovXijv. — Dem entgegen wird dann 19 das Verfahren des Aeschin.
geschildert in der ixxXijoia: tov (liv anayyiXXetv ti t&v nsnqsd-
ßsviiivcav — TtdfinXfjd'eg aniox^v. Damit aber soll nicht etwa
die folgende Rede des Aeschin. d\s> ^ichi- anayyiXXe^v bezeichnet,
sondern nur gesagt werden, dass er auf die wirklichen Erlebnisse
und Ergebnisse der nqsdßeia gar nicht eingegangen sei, sondern
dass seine dnayyeXlak nichts anderes als eXnldsg xal (p€Paxt(f(iol
Mal vnooxi<Ssi,g gewesen (26). Dem. fügt jenen Worten tov dnay^
yiXks%v ti näv nsTtqsaßBViiivfjuv — ndfiTvXfid'sg ania%€v hinzu:
slntv di TO&ovTOvg Xoyovg xal ti^XtxavTa xal xodavT^ sxovvag
ir»-^.
— 11 —
äyad'dy <ag^^ anavrag Vfidg Xaßwv (a%€TO\ und nun zählt er
20 — 22 diese Xoyoi auf. Philipp ist danach der beste Freund
Athens, der 'erbittertste Feind Thebens : er wird Theben zerstören,
Thespiae und Plataeae aufrichten , die heiligen Tenipelschätze wie-
der eintreiben, aber nicht von den Phokern, sondern von den The-
banern ; auch in Betreff Euboeas und Oropos erregt er Hoffnungen.
Dass Dem. diese Xoyoi des Aeschin. wirklich als dnayyeUat dessel-
ben betrachtet, sagt er selbst so bestimmt, dass man daran zu zwei-
feln kein Recht hat: so 20: xal xä x€<p(ilai>^ anriyyeXXs nqog
vf^äg; 23: ovt' äkovstv ^d^iXerSy ovxs ntatevsiv ^ßovX€(t&''
&XXd nl^y cc ovvog ajtfiyyiXxst. 26: t^p anayysXiav z^p
Tovvov Tavvfjp; 28: o(f^ aTtfjyyetXev Ttqog Vfi&g ovTog. Da
Dem. selbst als ersten Theil seiner Rede die Rechenschaft <Sv amjy-
ys^Xev angegeben hat, so kann man doch wohl nicht zweifeln, dass
dieser Theil wirkhch der dort angekündigte ist. § 23 und 24
schliesst den Bericht über dais arcayyiXXstv ab : Dem. versucht den
eiteln Phrasen des Aeschin. entgegenzutreten; aber von Philokrat.
und Aeschin. überschrieen und ausgepfiffen, wird er von den Athe-
nern verlacht, die nur die Worte des Aeschin. hören wollen. Man
beachte den bittern Hohn auf die Athener selbst, welcher aus jedem
Worte dieser beiden Paragraphen spricht und welcher kaum anderswo
mit so furchtbarer Kraft wieder gefunden wird.
Damit ist der erste Theil beendet. Man sieht wie dieser Klage-
punkt einfach eine dnjyfja^g ist und dass daher von einem Vorauf-
gehen dieser vor der TtQoxatatfxevi^ keine Rede sein konnte, weil
die dcrjyijCig oder richtiger die verschiedenen dtfiy^cfeig und die
Klage selbst im Grunde völlig zusammenfallen.
25 — 28 schliessen sich noch unmittelbar an den ersten Theil
an. Sie zerfallen in zwei Abschitte, wie Dem. selbst angiebt: tov
xdqiv dri xavd-^ vniiivfioa — viiag — ; evog ikiv — [läXiara xal
TtQoitov Iva — (25) und 27: dsvtiqov dk Tivog; xai ovdkv
iXäzropog ^ tovvov Iva — . Man kann diese beiden Punkte als
zwei TtQoxaTaXrJipstg betrachten, wenigstens die erste sicher. Schon
die der nQOTcavdXfjipig eigene Form der Einführung weist darauf
hin: tva (ifjöslg vfiävj insiddv rt Xiyovxog äxovji fiov x&v
TTSTtqayuivfav doxy dsivov avrto xal vnsqßäXXov efvai j,€ha
TOV* ovx sXsysg naqaxQ^iJtci vavvaj ovd^ edidaoxsg ^(läg^*^ &cev-
[id^fl — . Im Grunde ist allerdings dieser Einwurf schon durch die difjyfj"
oig selbst vorweggenommen, da Dem. in derselben bestimmt hervor-
— 12 —
gehoben hat, er sei sofort den Reden desAeschin. entgegengetreten:
aber dem vergesslichen Sinne der Athener gegenüber hält es Dem.
für sehr angebracht, diesen Punkt noch einmal bestimmt hervor-
zuheben.
27 f. aber dienen dazu wieder dem ersten Klagepunkte , dem
aTtayy^lXe^Vj die richtige Färbung zu geben dadurch, dass hervor-
gehoben wird, es habe stattgefunden, weil Aeschin. von Philipp be-
stochen war. Ich habe oben gesagt, dass dieser Punkt der rothe
Faden sei, welcher sich durch die ganze Klage hindurchziehe, dass
alle übrigen Klagpunkte erst durch ihn ihre Bedeutung erhalten.
Man kann die beiden Paragraphen daher als eine Zusammenfassung,
Recapitulation des ganzen Theils betrachten. Sehr geschickt stellt
Dem. hier tfjp or' ddcoQodoxiiTog vtc^qx^p TtqoaiqsOiV ccvtov r^g
TCoXiTslag gegenüber der iistä xavT* i^ccuppijg ysyopvta nltttig
xal (pifXia. Xvctj setzt er hinzu, diä t^p ataxQ^^^Q^^^^ ^^^
kavtov Tcal xö xqriihdtiüv anodood-ai räXijO'i} fievaßsßlrjfih^oy
avTOV sldrjts.
Mit § 29 beginnt der zweite Theil der Klage a CTtsiffsp, Derselbe
dreht sich wesentlich um die Vernichtung der Phoker: denn in die-
ser besteht das ndd'siv des Aeschin. , indem er die Athener über-
redet hat, den Versprechungen des Philipp zu vertrauen und alle
Maassregeln zu unterlassen, welche das Verderben von den Phokern
hätten abwenden können. 29. 30. führen den einleitenden Gedan-
ken aus, den Aeschin. nicht für persönlich zu unbedeutend zuhalten,
als dass ihm die Schuld an der Vernichtung der Phoker aufgebürdet
werden könnte und der Klagpunkt wird näher dahin bestimmt:
BiTa xal 0(ioxdag aTtolcoXsxsp (leVj offiaij (DlXiJtnog, avvijyco-
vi(tapTO d* ovxoi, tovto dij dst OY.onsXp xal oqSpj el, oaa rfg
0(oxi(ap (f(otfjQiag inl TtjP JtqsaßBlap ^lisPj xavd-^ artapx^
anciXscSap ovroi xal diitfd-eiqap kxoptsg^ ov% cog ode 0caxiag
änciXeatP ap xad'^ iavtop. Auch in diesem Theile der Klage ist
es dem Demosth. ebenso wie im ersten zunächst darum zu thun, sich
und seine Sache von den übrigen Gesandten und besonders von
Aeschin. zu trennen. Er geht hier gleichfalls wie oben auf die Ver-
handlungen vor der ßovl^ zurück und beweist durch Zeugenaus-
sagen und durch den Wortlaut des nqoßovXsviia^ welches in Folge
seiner Aussagen gegeben wurde, dass er von vornherein den An-
gaben des Aeschin. entgegengetreten sei, ja dass in Folge dessen den
Gesandten der höchste Schimpf angethan sei, indem für sie weder
L>
— 13 —
eine ölTeDtliche Belobung, noch Einladung ins Prytaneum zuerkannt
wurde. Wenn dieser Schimpf Alle Gesandten, also auch den Dem,,
traf, so ist das natürlich; sein Gegensatz gegen die übrigen Gesandten
wird zur Genüge daraus erkannt, dass, wie er sagt, slfil roivvv
6 y^aTfjyoQoov i^ ccQx^g iyco tovtcoVj tovtodp ä^ ovdsig i[AOv,
34 geht Dem. zur Behandlung des eigentlichen Themas dieses
Punkts, der phokischen Angelegenheit, über. Man kann das ganze
Stück, welches in Form einer d^ijy^t^ig diesen Theil der Klage be-
handelt, 34 — 56 sachgemäss in zwei Abschnitte zerlegen 34 — 46 und
47 — 56. Als Thema dieses Theils hat Dem. oben selbst hingestellt:
0co7C€ag änoXoiXsxsy ^iXi^nnog^ Gvvi^ywviaavTO ovtoi und zu-
gleich dort gesagt, man müsse zeigen, dass, o(fa r^g Ocax^cop acoitj-
qiag enl t^v Ttqsoßslav ^xsv tavd'^ anaVT aTtioXsOav ovtoi
xal diiifd'siqav exovtsg. Dem entsprechend zeigt nun Dem. im
ersten Abschnitte dieses Stücks 34 — 46, wie nach gemeinsamem
Plane Philipps und Aeschines' Alles darauf angelegt war, zunächst
die Athener von jeder Maassregel abzuhalten, welche den Pho-
kern hätte Hülfe bringen können. Der Zorn der Athener, als sie
die Ankunft Philipps in Pylae hören, wird zunächst durch die Ver-
kündigung der von Philipp zu erwartenden Güter beschwichtigt; der
Brief Phil, ijp ovxog eyqaipev aTcoXsttfd'sig tjficok^ — worin Dem.
also wieder das planvolle complottraässige Handeln des Phil, und
Aeschin. behauptet — wird verlesen : alles was man den Gesandten
zum Vorwurf machen konnte wird in demselben von Philipp für
sich selbst in Anspruch genommen, dagegen allgemeine Versiche-
rungen gegeben, welche die leichtgläubigen Athener gleichfalls zu
den kühnsten Hoffnungen bewegen. Der Versuch des Dem. damals,
diesen Erwartungen entgegenzutreten, hatte schon keinen Erfolg
mehr; ein schlechtei' Witz des Philokrates genügte, die Bemühung
des Dem. zu vereiteln.
So haben Aeschin. und Philokr. die Athener genügend vorbe-
reitet, um nun zu positiven Maassregeln überzugehen, welche be-
stimmt sind, die Phoker rettungslos dem Philipp zu überliefern.
Philokr. stellt sein tpi](pt<t[i(Xj wodurch den Phokern jede Aussicht
auf Hülfe abgeschnitten und sie dem Philipp überantwortet werden :
ja es wird mit dem Einschreiten der Athener selbst gedroht, wenn
sie sich nicht freiwillig und sofort dem Philipp ergeben. Demosth.
schildert, wie die thatsächlichen Verhältnisse derartig waren, dass
die Phoker äusserst leicht gerettet werden konnten und diese Bet-
— 12 "
gehoben hat, er sei sofort den Reden desAeschin. entgegengetreten:
aber dem vergesslichen Sinne der Athener gegenüber hält es Dem.
für sehr angebracht, diesen Punkt noch einmal bestimmt hervor-
zuheben.
27 f. aber dienen dazu wieder dem ersten Klagepunkte, dem
äitayyilXsiVj die richtige Färbung zu geben dadurch, dass hervor-
gehoben wird, es habe stattgefunden, weil Aeschin. von Philipp be-
stochen war. Ich habe oben gesagt, dass dieser Punkt der rothe
Faden sei, welcher sich durch die ganze Klage hindurchziehe, dass
alle übrigen Klagpunkte erst durch ihn ihre Bedeutung erhalten.
Man kann die beiden Paragraphen daher als eine Zusammenfassung,
Recapitulation des ganzen Theils betrachten. Sehr geschickt stellt
Dem. hier t^p ot^ ddoogodoxfirog vrti^qx^v nqoaiqBOiV avxov T^q
Ttohvslag gegenüber der (Asrä ravT* i^auppfjg ysyovvXa niatig
xal (pMa, Ivttj setzt er hinzu, d^a t^p atdxQoxsQdlav r^y
eavtov xal to x^jy/tfarwr aTtodood'ai, xaXi^d'ii fAetaßsßXrjfAipop
avrov sldiJTs,
Mit § 29 beginnt der zweite Theil der Klage a ineKfsp, Derselbe
dreht sich wesentlich um die Vernichtung der Phoker: denn in die-
ser besteht das nsld-eip des Aeschin. , indem er die Athener über-
redet hat, den Versprechungen des Philipp zu vertrauen und alle
Maassregeln zu unterlassen, welche das Verderben von den Phokern
hätten abwenden können. 29. 30. führen den einleitenden Gedan-
ken aus, den Aeschin. nicht für persönlich zu unbedeutend zu halten,
als dass ihm die Schuld an der Vernichtung der Phoker aufgebürdet
werden könnte und der Klagpunkt wird näher dahin bestimmt:
eira ital 0(üxdag anoXdXexep [isVj offiaij 0iXi7t7tog, ovpijyco-
vidapTO d^ ovvot. tovto d^ dst O'^onstp xal OQcipj sl, ooa T^g
0(O7ci(ap (tcatfjQiag inl rr^P ftqsdßeiap ^Y.ep j tavd-^ ccTtapv*
aTCioXsüap ovtoi xal diitfd'siqap sxopTsg, ovx oog ode Oiaxiag
äntjlsasp ap xad-^ iavrop. Auch in diesem Theile der Klage ist
es dem Demosth. ebenso wie im ersten zunächst darum zu thun, sich
und seine Sache von den übrigen Gesandten und besonders von
Aeschin. zu trennen. Er geht hier gleichfalls wie oben auf die Ver-
handlungen vor der ßovlij zurück und beweist durch Zeugenaus-
sagen und durch den Wortlaut des nqoßovksvfia^ welches in Folge
seiner Aussagen gegeben wurde, dass er von vornherein den An-
gaben des Aeschin. entgegengetreten sei, ja dass in Folge dessen den
Gesandten der höchste Schimpf angethan sei, indem für sie weder
ff
— 13 —
eine ölTentliche Belobung, noch Einladung ins Prytaneum zuerkannt
wurde. Wenn dieser Schimpf Alle Gesandten, also auch den Dem,,
traf, so ist das natürlich; sein Gegensatz gegen die übrigen Gesandten
wird zur Genüge daraus erkannt, dass, wie er sagt, slfil tolvvv
6 y,aTfjyoQcop i^ ^QXV^ ^7^ tovtcoPj tovtcop d^ ovdetg ifiov,
34 geht Dem. zur Behandlung des eigentlichen Themas dieses
Punkts, der phokischen Angelegenheit, über. Man kann das ganze
Stück, welches in Form einer dt^yt^cfig diesen Theil der Klage be-
handelt, 34 — 56 sachgemäss in zwei Abschnitte zerlegen 34 — 46 und
47 — 56. Als Thema dieses Theils hat Dem. oben selbst hingestellt:
0(id7C€ag änoXoiXsxsp OiX^nnog^ avvrjywvioavTO ovtoi und zu-
gleich dort gesagt, man müsse zeigen, dass, offar^g 0(oxi<ov acoitj-
glag 67il ttjp nqsaßsiav ^xsp ravd'^ anaPT^ ärtiaXeaap ovroi
xal diiipd-siqap exovtsg. Dem entsprechend zeigt nun Dem. im
ersten Abschnitte dieses Stücks 34—46, wie nach gemeinsamem
Plane Philipps und Aeschines' Alles darauf angelegt war, zunächst
die Athener von jeder Maassregel abzuhalten, welche den Pho-
kern hätte Hülfe bringen können. Der Zorn der Athener, als sie
die Ankunft Philipps in Pylae hören, wird zunächst durch die Ver-
kündigung der von Philipp zu erwartenden Güter beschwichtigt; der
Brief Phil, ijp ovxog eyqaipsp anoXmpd'Hg i^ficop — worin Dem.
also wieder das planvolle complottraässige Handeln des Phil, und
Aeschin. behauptet — wird verlesen : alles was man den Gesandten
zum Vorwurf machen konnte wird in demselben von Philipp für
sich selbst in Anspruch genommen, dagegen allgemeine Versiche-
rungen gegeben, welche die leichtgläubigen Athener gleichfalls zu
den kühnsten Hoffnungen bewegen. Der Versuch des Dem. damals,
diesen Erwartungen entgegenzutreten, hatte schon keinen Erfolg
mehr; ein schlechter Witz des Philokrates genügte, die Bemühung
des Dem. zu vereiteln.
So haben Aeschin. und Philokr. die Athener genügend vorbe-
reitet, um nun zu positiven Maassregeln überzugehen, welche be-
stimmt sind, die Phoker rettungslos dem Philipp zu überliefern.
Philokr. stellt sein xpriifK^iia^ wodurch den Phokem jede Aussicht
auf Hülfe abgeschnitten und sie dem Philipp überantwortet werden :
ja es wird mit dem Einschreiten der Athener selbst gedroht, wenn
sie sich nicht freiwillig und sofort dem Philipp ergeben. Demosth.
schildert , wie die thatsächlichen Verhältnisse derartig waren , dass
die Phoker äusserst leicht gerettet werden konnten und diese Ret-
— 14 --
tung im höchsten Interesse Athens war; die Athener selbst haben
also die Vernichtung der Phoker und damit die unbestrittene Hege-
monie Philipps in Griechenland zu Wege gebracht, und nur deshalb,
weil sie den Versprechungen des Aeschin. und Philokr. glaubten:
diese sind also die moralischen Urheber der Vernichtung der
Phoker.
Damit ist die eigentliche dnjyijcftg dieses Punkts abgeschlossen.
Sehen wir auf die gesammte bisher erörterte Abtheilung der Rede
zurück, so besteht sie von § 9 an wesentlich nur in einer fort-
laufenden dt^yf^atg; nur § 25 — 28 kann man davon ausnehmen.
Besonders eng verbunden sind die Theile, welche das änayyiXXtiv^
und welche das nsid-stv behandeln, da die Zeiten, auf welche sich
sowohl das dnayyiXXstv als das nsid-siv bezieht, so eng zusammen-
hängen, dass eine genaue Scheidung derselben gar nicht statt-
finden kann, wie denn auch wirklich in dem zweiten wie in
dem ersten Theile dieselben Ereignisse — wenigstens theil-
weise — erörtert werden. Insofern bilden, worauf ich schon
oben aufmerksam machte, diese beiden Theile wesenthch Einen.
Nach dem, was ich oben in ßezug auf die Partitio gesagt
habe, muss man erwarten, dass Punkt IV, eben weil derselbe ein all-
gemeines Moment enthält und sich auf Alle Zeiten der Klage bezieht,
hier seine theilweise Behandlung findet, indem Dem. nämlich zeigt,
dass Während der Zeiten von Punkt I und II Aeschines äyijXcaxs
Tovg XQO^ovg iv otg noXXäv xai (leyäXtav ngayfiarcov xatQol
nqostvtm ty noXsi, (8). Das geschieht denn nun auch wirk-
lich 57 — 60. Dem. beginnt diese Auseinandersetzung mit den Wor-
ten tva d^ eidfJTs (iaq)füqj otk ravS-^ ovrco nui 6kx rovtovg
aTtaXüokSy tovg XQ^^^^^ Vfitv Xoyiovfiat^ xa&^ ovg iyiyved-^
iitaata. Und nun setzt er mit genauster Tagesberechnung ausein-
ander, dass es sich damals bei dem dnayyiXXsiV und nsid'Biv aller-
dings um die sofortige Benutzung der Zeiten handelte, wenn eine
Aettung der Phoker bewirkt werden sollte, da Philipp mit einer so
fieberhaften Eile handelte, dass Ein Tag schon den Ausschlag
geben konnte, dass also mit vollem Rechte gesagt werden kann,
wenn man festhält, dass Aeschines durch die Erregung von Hoff-
nungen etc. die Athener absichtlich an der raschen augenblicklichen
Benutzung der Zeiten gehindert hat: avqXfai^B tovg xqovovg iv
otg noXXäv xal fisydXoap nqayiidtiav xaiqol n{fOsXviai ty
noXet,
— 15 —
Das Stück 61 — 7 t kann man nicht anders als Egression oder
TtaQixßaaig bezeichnen. Das was die griechischen Rhetoren über
diesen Theil der Rede haben, ist sehr dürftig: Quinctil. Inst. Or. 4,
3, 5 sagt: nihil enim tarn est consequens, quam narrationi probatio:
nisi si excursus ille vel quasi finis narrationis vel quasi initium pro-
bationis est. Der Excurs dient danach also entweder zum Abschluss
der Erzählung oder zur Einleitung in die confirmatio. Allgemeiner
spricht Quinctil. sodann § 12 ff. über die TtaQixßaaig, die über-
haupt an jede beliebige Stelle der Rede gesetzt werden kann, und
bestimmt sie als alicujus rei, sed ad utilitatem causae pertinentis, extra
ordinem excurrens tractatio. Als Inhalt derselben wird angegeben
indignatio miseratio invidia convicium excusatio conciliatio male
dictorum refutatio; sodann überhaupt omnis amplificatio minutio
omne affectus genus etc.
Der Zweck der nage^ßaaig 61 — 71 ist nun offenbar, das
Verhalten des Aeschin. in Bezug auf die Phoker, den Erfolg seines
Handehis, welcher in der völligen Vernichtung der Phoker besteht, als
etwas äusserst hassenswerthes, verabschäuungswürdiges darzustellen.
Die unmittelbare Gegenüberstellung der (fvfifiaxicc Oanx^cop xal
'Ad'^paicop und der ofioXoyia OMtitiov xal OcoxioDp dient hier-
zu vortrefflich. Dort wird (ftUa^ aviiiiaxia^ ßoT^d'Sia verheissen,
hier erfolgt Ueberlieferung auf Gnade und Ungnade. Und doch
ist in . Wirklichkeit das Schicksal der Phoker noch schrecklicher ge-
wesen, indem, gegen die Bestimmungen des Vertrags, die Ausliefe-
rung der Phoker nicht an Philipp selbst, sondern an die Thebaner,
die erbittertsten Feinde der Phoker, geschehen ist. Es folgen die
Bestimmungen der Amphiktyonen , die bekanntlich die Phoker als
Thdlnehmer des Bundes strichen und Philipp an ihre Stelle setzten,
es folgt sodann eine Schilderung des harten Schicksals der phokischen
Städte nach der eigenen Anschauung des Demosth. Das alles hat
Aeschin. verschuldet: 67 — 69 dienen dazu, die volle Verächtlichkeit
desselben hervorzuheben, der als feiler Sclave nur auf des Königs
Befehl wartet, um für Geld die Interessen des eigenen Vaterlandes
zu verrathen. Aber nicht blos verächtlich, auch gottlos und ver-
flucht ist sein Beginnen : denn ihn trifft der Fluch (70) , den der
Herold in jeder Volksversammlung auf den herabruft, der nicht des
Vaterlandes Wohl bei seinen Reden und Berathungen im Auge hat.
Und so schliesst denn Dem. 71 damit, die jRichter aufzufordern, die
volle Schwere des Gesetzes über ihn walten zu lassen.
I -
— 16 —
Werfen wir noch einen Blick auf das ganze Stück 17 — 71 zu-
rück, so ist dasselbe als eine doppelte xarMxsvi^ zu bezeichnen,
und behandelt, entsprechend der partitio, zunächst bis 28 das aTtay-
yilXetpy 29 — 56 das nsiS'siv der Klage. Obgleich Dem. 25 — 26
einmal einen Einwand widerlegt, welcher gegen den ersten Klag-
punkt erhoben werden kann, sodann (27 f.) in einem inlloyog den
Punkt abschliesst, so dass dieser allerdings als ein selbständig für
sich bestehender erscheint , so darf man doch sagen , dass Punkt I
und n wesentlich so eng zusammen [hängen und von Dem. auch
wirklich in einer so engen Verbindung dargestellt werden, dass beide
Punkte damit fast völlig als Einer erscheinen. Zu diesen beiden
Punkten tritt dann 57 — 60 der vierte Punkt, die xqovoi^ hinzu, soweit
derselbe eben für jene in Betracht kommt. So schliesst Dem. durch-
aus richtig die ganze Darstellung 60 lin, ab; omovv rotg xqovoigj oTg
aTtijyysXXop, olg syQa^opj nadiv i^eXiyXOViai (tvpijycoviafiipoi
0^X17171(0 xal dvvaitiOi ysyovorsg tov tcop Ocni^ioav oXe&qov.
Hier werden also die drei behandelten Theile recapitulirend zusam-
mengefasst: die xqovoi zuerst, weil unmittelbar vorher behandelt,
sodann Adi^ &7ia)yiXX€iv^ endlich das 7r«^^«*v: denn dieses ist in
dem yqd(feiv enthalten. Daran schliesst sich dann die Egression
61 — 71, in welcher gleichfalls die Verbindung von l und 11 fest-
gehalten wird, üeberall wird Bezug genommen auf das was s7tsid-ov
sowohl, als das was a7n^yyeXXov. Der Erfolg, das Resultat sowohl
jenes wie dieses ist die Vernichtung der Phoker und daher wird
diese schon 60 fin. als der wesentliche Inhalt der Verschuldung dar-
gestellt, welche aus diesem Gesammttheile der Klage folgt. Zu be-
merken ist auch hier wieder, wie ich schon in Bezug auf den Theil
der Klage 17 — 28 bemerkt habe, dass durch die ganze Auseinander-
setzung 29 — 60 und 61 — 71 die Voraussetzung sich hindurchzieht,
Aeschin. habe von Phil, bestochen gehandelt. Von einem Beweise
dieser Behauptung (des Punkts V) ist noch nicht die Rede gewesen,
aber die immer wieder in neuen Wendungen hervortretende üeber-
zeugung des Dem. geht so unmerklich in die Richter selbst über.
Noch am Schluss heisst es : slg ravta inad'daavisg savxovg vfiag
Auf die xara(f)C£V'il (17 — 71, wenn wir die verschiedenen Theile
in Eins zusammenfassen) folgt die ävadusvq. Sie enthält mehrere
TtQoxavaXrjtfJstg. Dass diese Einwände des Aeschin. sich überhaupt
auf das ganze Vorhergehende, l und II (und theilweise IV), beziehen,
w
?-> ;
— 17 —
hebt Dem. selbst sofort hervor: slg rovt^ avatdelag — ^^€&v aTcovco,
d)(fT€ ndvtüiv rcjv nenqayiiivcdV ix(^T Vra äv djiijyyeiXsv cor
vni(S%iTo äv 7ts(p8vdxix€ zrjv nöliv (dieser letzte Ausdruck
das Wesen des anayyeXXeiv und vmaxveXad'ai, , eben weil aus
böser Absicht geschehend, zusammenfassend). Der erste Einwand
wird 72 — 77 widerlegt. Scheinbar enthält diese SteDe mehrere
Einwände, indem Dem. nqoitov fiiv ^axedaifiovlcoVj ma OcoTcicov,
sl^"^ ^Hyrioinnov xavfjyoQfjaet zusammenfasst, wozu im Folgen-
den noch oJg üqo'^evov ov% insdi^avTOj (hg aosßsXg eicflvj dg
— hinzukömmt. Diese verschiedenen Einwünde werden dadurch
zu Einem, dass ndyia drJTtov ravra nqö tov Tovg nqedßsig
Tovtovg dsvq* ^xeip enenqayiTo xal ovx ^p ifiTtodcop TtS rovg
0cüX€ag (fci^€(td'ai. Eben hierdurch aber werden diese Einwände
widerlegt.
Diese Einwände, die Demosth. hier zurückweist, und die Aeschin.
fast alle auch wirklich anführt (130 fr.), waren zu erwarten von
Aeschin. und wir mussten uns wundern, wenn Dem. sie nicht
erwähnt hätte. Den Pbokern war von Athen Hülfe geboten, in-
dem Proxenos den Auftrag erhielt, Alponos Thronion Nikaia zu
besetzen, wodurch der Pass von Thermopylae beherrscht wurde.
Die Phoker aber — Phalaekos — wiesen diese Hülfe zurück und
legten diejenigen , welche als Gesandte auf eigene Hand nach Athen
gegangen waren, um die Athener zu diesem Schritte zu bewegen, in
Fesseln. Ebenso bot Archidamos, König von Sparta, den Phokern
seine Hülfe an ; auch er wurde mit der höhnischen Antwort zurück-
gewiesen rd trig ^TtdqTfjg deivd dedi^vai xal fi'^ xd naq^
avToXg. Dem. musste also erwarten , dass Aeschin. auf den Vor-
wurf, er habe die Phoker preisgegeben, antworten werde: wie sollte
Athen Den Leuten Hülfe bringen, die Alles, auch die Hülfe Athens zu-
rückgewiesen hatten. So nothwendig nun die Erwähnung dieser
Einwände von Seiten des Dem. war, so einfach und überzeugend
ist ihre Widerlegung: die Rettung der Phoker musste geschehen
nicht ihretwegen, sondern Athens wegen ; stiessen jene die Hülfe zu-
rück, so mussten die Athener dieselbe dennoch für sich selbst brin-
gen und Pylae vertheidigen.
78 f. bringt einen zweiten Einwand. Ist auch Phokis verloren,
so ist doch die Chersonnesos gerettet. Dieser Einwand liegt scheinbar
sehr entfernt und ist in dieser Fassung auch nicht von Aeschin.
beigebracht, doch vgl. 69 flf. Dennoch konnte er so oder ähnlich
2
— 18 —
erwartet werden. Es war unter allen Umständen von Aesch. eine
Darlegung zu erwarten, dass die Lage der Stadt eine so verzweifelte
gewesen sei , dass die Athener hätten froh sein müssen, sich im Be-
sitz der Ch^sonnesös verbleiben zu sehen ; Phokis sei nicht zu retten
gewesen. Dagegen macht Demosth. geltend, dass es sich damals
Oberhaupt nicht um die Chersonnes gehandelt habe : diese war ge-
rettet und für Athen gesichert: auf sie war überhaupt keine Rück-
sicht zu nehmen. Aber selbst wenn der Besitz der Chersonnes da-
mals auf dem Spiele gestanden hätte, so war jedenfalls mehr Aussicht
für die Athener, dieselbe für immer sich zu erhalten, wenn sie durch
energisches Handeln sich in eine achtunggebietende Stellung dem
Philipp gegenüber setzten, als jetzt, da sie den Schlüssel Griechen-
lands Pylae fortgegeben hatten und eigentlich nur noch von der
Gnade Philipps abhingen.
80 ff. bringt Dem. einen neuen Einwand vor. Wenn wirklich
die Behauptung, dass Aeschin. schuldig an dem Verderben der Pho-
ker sei, begründet war, so war nichts natürlicher, als dass die Pho-
ker selbst diese Beschuldigung gegen ihn erhoben oder wenigstens
des Dem. Vorwurf unterstützten und bestätigten. Dieser Einwand
hat auf den ersten Blick etwas einleuchtendes. Dem. wusste aber
ausserdem, dass Aesch. ausdrücklich zu dem Zwecke der Wider-
legung der Anklage jene Männer aus Phokis und Boeotien hatte
kommen lassen, deren Zeugniss er für sich aufiuhrt. Ob dieselben
von Aesch. bestochen waren, wissen wir nicht; Dem. spielt jeden-
falls 80 fin. darauf an. Dem. sucht diese Einrede zu widerlegen, in-
dem* er anführt, dass die besten und edelsten Phoker das Vaterland
verlassen haben; die schlechten, die für Geld etwa eine solche An-
klage übernehmen würden, finden keinen Geber: denn wer der
Phoker sollte ihnen dasselbe geben, da das Land ausgesogen ist?
Andere aber bekümmern sich um die unglücklichen Phoker nicht.
Die Masse dieser aber ist so durch Noth und Unglück niedergebeugt,
dass sie an nichts weniger denken, als an solche Klage. Wird so
schon der Einwand zurückgewiesen, so folgt 82 der Beweis, daibs er
überhaupt unzulässig: Aesch. ist angeklagt, an dem Verderben
der Phoker Schuld zu sein; ob er von einem Phoker oder
von Dem. angeklagt ist, bleibt gleichgültig: hier kommt es dar-
auf an zu beweisen, dass die Klage unbegründet, also entweder cSg
0V9C äjtolooXaai 0oxetg oder «$ ovx vniaxero aoiasiv avrovg
0iXt7V7tOP.
— 19 —
Hier (83 ff.) scheint Dem. der passendste Ort zu sein, ein Bild
der entwürdigenden traurigen Lage des athenischen Staats zu ent-
werfen, die eben durch die Vernichtung der Phoker über sie gekom-
men ist. Diese Ausführung knüpft sich eng an das Yorhergeheüde.
Hat Dem. 82 geschlossen! ovT(a yccQ dtSS^ag avtovq — <Sct£
fk'qte Totg ^iXoig ßo^d-ety [jbi^te tovg ix^QOvg äfAVVsa&a^
dvvaad-ai, so liegt eine Yergleichung des Zustandes der Phoker
mit dem der Athener fast auf der Hand. Aber auch in direkter
Beziehung zu dem Processe selbst steht dieser Theil: ist der Zustand
Athens in der That so beklagenswerth Und zwar herbeigeführt durch
die Vernichtung von Phokis, an der wieder die Gesandten und spe-
ciel Aeschin. Schuld liaben , so fallt auch die Schuld an der Lage
Athens auf jene zurück. Dieser Zustand Athens bildet daher ein we-
sentliches Moment in der ganzen Klagführung. So gewiss wir daher
diese ganze Ausführung einerseits als Egression bezeichnen müssen,
so passend ist dieselbe auf der andern Seite. Behauptet Aesch., er sei
nicht Schuld an der traurigen Lage der Phoker, so dreht Dem. den
Spiess um und schleudert ihm nicht nur die Schuld an dem trost-
losen Zustand von Phokis, sondern auch an dem des eigenen Vater-
landes ins Gesicht. Dadurch , dass die Phoker Herren von Pylae
waren, waren die Athener sowohl gegen die Thebaner, als gegen
Philipp sicher, und kein Einfall in die Peloponnes, in Euboea, in
Attica zu befürchten. Durch die Vernichtung von Phokis mit seinen
befestigten Städten , durch die Besetzung von Pylae ist diese Sicher-
heit zu nichte geworden und der erste Feldzug , auf dem die Athe-
ner mit so gutem Erfolge Griechenland gegen einen Einfall Philipps
vertheidigten, ist vergeblich gewesen, die Gelder sind unnütz ans^
gegeben , die Hoffnungen in Bezug auf Theben zu Schanden gewor-
den. Die Thebaner sind mächtiger als vorher geworden: statt des
freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Theben und Athen herrscht
Misstrauen, Feindschaft, statt der Demüthigung Thebens die grösste
Freundschaft mit Philipp.
Durch ein schlagendes Beispiel Vird diese Hülflosigkeit Athens
treffend geschildert: dasselbe ist gerade deshalb so passend, weil es
mit ^em Process selbst in unmittelbarstem Zusammenhange steht,
die Schuld der Gesandten noch vergrössernd , gleichsam eine Fort-
setzung ihrer Bemühungen gegen Phokis enthaltend. Als die Nach-
richt von der Vernichtung der Phoker nach Athen kam , verbreitete
sich daselbst eine solche Bestürzung, dass man , da das Fest der
2*
— 20 —
Herakleen nahe war . bescbloss , dieses in der Stadt zu feiern , im
Glauben Philipp werde sofort in Attica einrucken. Die Sitte des
Dem., eine Sache dadurch in ihrer vollen Bedeutung zu zeigen, dass ihr
ein Gegenstück vorgehalten wird, wird auch hier befolgt. Dem. iässt
einen Beschluss des Diophantos verlesen , welcher eine Danksagung
hatte veranstalten lassen nach der glücklichen Vertreibung des Phi-
lipp* durch Besetzung von Pylae — Dem. setzt bitter hinzu: ots ra
Aiovt^ iTtoisite — und stellt dieser dann das ipij(pKf[Aa des Ralli-
sthenes gegenüber: vne ganz anders war es gekommen, als diese
euch vorgepredigt und verheissen hatten! Und das war nur der
Anfang der beständigen Unruhe und Sorge , in der ihr euch seitdem
befandet. Welchen jämmerlichen Eindruck musste es machen, wie
mussten sich die Athener gedrückt fühlen, wenn sie, die stolz die
Vorsteherschaft von Griechenland mit Recht beansprucht hatten, nun:
ocdxig nqog UoQd-fAtS ^ TVQog Msydqoig axovovisg dvyafiiv
OiXlnTVov xal ^ivovg id^oqvßBtffd-s ndvTeg initstadd'S. Selbst
in Attica einzufallen ist dem Philipp die Macht durch diese gewor-
den. S6 f.
88 — 90 folgt eine neue nqo^ardXrixpiq, Allerdings kann man,
genau genommen, dieses Stück kaum als eine solche betrachten. *
Denn man sollte meinen, dass ein Preis des Friedens, wie ihn Aeschin.
erheben wird nach des Dem. Ueberzeugung , überhaupt ganz mian-
gebracht sei, weil er mit der Klage selbst nichts zu thun habe.
Aber Dem. kennt seinen Gegner und dieser kennt wieder, eben so
wie Dem., die Athener zur Genüge, um zu wissen, welch ein beliebtes
Thema der Frieden den Ohren derselben ist. Dem. musste erwar-
ten, dass Aeschin. sagen würde: wenn auch Phokis verloren ist, so
habt ihr doch nun endlich nach langen Jahren des Kriegs den Frie-
den, welcher seine segnenden Wirkungen auf das Land ausübt. Wie
richtig Dem. den Aesch. beurtheilt, zeigt der Umstand, dass sein
Gegner wirklich ein begeistertes Lob des Friedens anstimmt 172 ff.
Dem. zeigt nun, wie der Frieden , allerdings an und für sich vtaXov
TiQ&yfjbcc (pv(SsL, durch Aesch. verderbt ist und seine Segnungen
einbüsst; wie die Macht Philipps, durch die Eroberungen in Thrakien,
durch die Besetzung von Pylae in bedenklicher Weise gewachsen,
den Athenern keinc|n Augenblick Ruhe lässt und sie nicht zum Ge-
nuss des Friedens kommen lässt.
Hiermit ist der erste Theil der Klage beendet Er enthält also
die zeitlich und wesentlich eng zusammenhängenden Punkte 1 und
— 21 —
II der partitio, sowie den Punkt lY, soweit dieser für die in Punkt I
und II behandelte Zeit in Betracht kommt. Er zerfallt sachgemäss
in die beiden Unterabtheilungen der xava(fx€vij bis 71 und der
dva(fx€v^ bis 90. Er hat, trotzdem er verschiedene Punkte der
partitio behandelt, seine Einheit darin, dass er die Zeit nach der
Rückkehr der Gesandten behandelt und deshalb ganz vorzugsweise
oder ausschliesslich sich mit den Angelegenheiten der Phoker be-
beschäftigt. Daher beziehen sich auch die nqoxataXiqipeig ent-
weder speciel auf das Schicksal der Phoker oder wenigstens auf
die Zeit nach der Rückkehr der Gesandten aus Makedonien über-
haupt. Daher sind auch die i/xcifjt^a siQijvfig hier allein am
Platze.
91 ff. enthalten eine recapitulatio, äpax€(faXai(a(fig des- ersten
Haupttheils, worüber vgl. Ernesti lex. techn. s. v. avax€(paXai(a(ii,g
pag. 1.9. Volkmann a. a. 0. pag. 129. Dem. hebt hervor, dass die
Richter odov ovvog ait^og axsipdfASPOi danach dem Aeschin. Dank
oder Strafe zukommen lassen sollen. Dem. macht die Richter dar-
auf aufmerksam, wie Aesch. jedenfalls versuchen werde, den Stand-
punkt der Klage zu verrücken, wie er durch Zusammenwürfelung
verschiedener Momente die Aufmerksamkeit von dem, worauf es bei
diesem Processe eigentlich ankomme, abzuwenden suchen werde.
Und nun stellt Dem. noch einmal in kurzen schlagenden Sätzen,
theilweise in Form von Frage und Antwort, den im Vorhergehenden
behandelten ersten Haupttheil der Klage zusammen. Sehr geschickt
aber ist diese avaxs^ahxiiaatq mit dem unmittelbar vorhergeheö-
den Stücke, den iyx<ii[Aia eiqijv^g des Aeschin., verknüpft, indem
die slQ'^Pfi hier ganz besonders betont wird. Insofern ist dieses
Stück 91 — 97 auf der einen Seite eine äusserst geschickte Erweite-
rung und Ausführung der wichtigsten nQOxazdXijxpig, der iptoigiia
eig^y^igy anderseits eine nothwendige dvocii€(paXal(ü<ttg des ganzen
ersten Theils. Meisterhaft ist die Hervorhebung des Kernpunkts,
um den es sich handelt: ßovXevofiepcov v[a(Sp ov neql tov ii
noifitiov sigijvfiv ij [jbijj äXX^ vntQ tov noiap ttvd xotg vd
dixaia XiyoviUv dvv€i,7twv, Tip fiKSd'Ov yqdipovin (fvretTta äfoqa
Xaßoivj xai (isrd xavv inl rovg ogxovg alqs&slg dv (isv Vfjket^
TtQogetdl^aTs ovo' onovv iTtoirjcfep, vovg d^ inl TtoXdgAav
diacfcod-ivTag äjtoiXecfe tcop (fvfifbdxooy xal tfjXtxavra xal Toiavv*
ii/j€V(faTOy ^Xix^ ovdslg manox^ dXXog dvd^qdnoav ovte nqotsqov
oid-"" vateqov. Wenn Dem. hier den Inhalt der Gesammtklage,
— 22 —
nicht bloss des ersten behandelten Theils, angiebt, so kann das nicht
auffallen, da es dem Dem. darauf ankommt, entgegen dem erwarte-
ten Verfahren des Aesch. , alle Momente durch einander zu werfen,
den eigentlichen Kern, den Gesammtinhalt der ganzen Klage bestimmt
hervorzuheben. Und wie die avaxsifaXaifaaiq nicht nur eine
trockene Wiederholung des schon gesagten sein, sondern den Haupt-
punkt recht kräftig betonen soll , so kehrt Dem. am Schluss dieses
Stücks 96 f. noch einmal zu der slgijvfj zurück, dem schwerwiegend-
sten Einwurfe des Aeschin. Dieser wird alle die Punkte, welche
der schon behandelte Haupttheil der Klage enthält, niederzuschlagen
suchen durch t^g elQi^vfig anoXoyia. Wie sehr Dem. diese fürch-
tet, sagt er selbst. Aber, fügt er hinzu, freut ihr euch wirklich über
den Frieden, wie wir ihn haben, so sagt den Feldherren Dank, die
ihre Sache schlecht gemacht haben ; denn hätten sie erfolgreich ge-
kriegt, so hätte man euch nicht einmal das Wort Frieden nenn^i
dürfen. Etqi^yfi pbiv ovv dh" ixeivovg (die Feldherren), intxirdwog
di nal fi<paX$qä xal anhCtag diä tovTOvg yiyovsv öüHQodo-
xijtfavTag. Eig^sr^ ovv, eXqysv^ avvov twv vniq t^g ciQ^yiig
XoycoVj eig 6i tovg VTtiq täv nsnQaypUvodv i[ißißdl^€T€. oi
yäq Al^xivrig vnkq t^g etqijvfig xqivanaij ov, aXÜ ^ clqijy^
di Aldxlvfiv di>aßißXfivcci>.
Dem. gdiit jetzt zum zweiten Haupttheile der Klage, dem
Punkte y, sl ädtoqoöoxijtoog rj i»,ii ndvta lavta ninqaxta^ (4),
über. Aeusserlich wird derselbe unmittelbar an das vorhergehende
angeknüpft, indem er ganz als weitere nqoxavdXfjipig erscheint.
Aber das darf uns nicht irre machen. Dem. nemlich sagt: ot& p,h^
%oivvv ala%qäg xal xaxäg ndvxa tavd^ vna xovxiav anohaXs
xal ötifp'd'aqtai, oi(ia& ndvxag Vfiäg sldivai, Tst dieses aber
in^ aßsXfsqlag ij <J#* ev^d-etap ^ d*"* äkXfjp äyvotav ^vzi^vovv
geschehen, so will ich selbst Aesch. freisprechen. Denn obgleich
im Grunde sdhst diese Entschuldigung durchaus nicht stichhaltig
ist^ so wollte ich sie doch gelten lassen. Aber: av fi^vrot dkd
Ttovfiqiav äqyvqiov Xaßcop xal dcSqa, xal tovt^ i^eXsyx^^ cTa-
{püig V7%^ avTcov %äv nenqayfiivwv' fiaXiaza fi^v, sl otov re,
dnoxTsivars, et öi fwf, ^ävra xotg XoiTtotg naqddsiyfia noti^-
iSaTB. (fxonstTS diy tov VTteq tovt<ov sXeyxoVj dg äixa&og
siftatj iksd-^ vgAciy.
Wie gesagt, so scheinbar dieses in der Form eines EinwurfSs
des Aesch. auft/itt, so kann uns dieses doch nicht verführen, das
— 23 —
Folgende anders aufzufassen, denn als den zweiten Haupttheil der
Klage, den Punkt Y. Weshalb aber Dem. gerade hier die Behand-
lung dieses Schlusjspunkts der partitio giebt, darüber behalte ^ch mir
noch einige Bemerkungen weiter unten vor. Völlig unpassend aber
muss es erscheinen, wennVoemel (in seiner Ausgabe) hier (nach 101)
das Stück 332 — 40 einschieben will. Ich denke doch, man erwartet
jetzt den Beweis dieses angekündigten neuen Punktes, besonders da
in den Schluss Worten 101 axoTtstrs dii %6v vnig Tovriav eXeyxov
wg öixatog eWa», (i€&' vfiäv so bestimmt auf den nun folgenden
sXsyxog hingewiesen wird.
Was die Ausfuhrung dieses Punktes 102 — 33 betrifft, so sind
die hier angeführten nidtsig nur svt€%voi. Von einem Beweise
des Bestochenseins seines Gegners durch Anführung von Zeugen,
welche die Annahme des Geldes von Seiten des Aeschin. aus der
Hand Philipps gesehen haben und bezeugen können, und ähnlichem
Beweismaterial ist nicht die Rede: es sind nidtsig Xoyixai, die
über blosse probabilia nicht hinüberkommen. Dessenungeachtet
darf man sagen, dass manche der hier angeführten Argumente in
der That eine grosse moralische Kraft haben. So vor allem der erste
102 — 110. Wenn Aeschin wirklich nicht bestochen war, so führt
Dem. aus, so musste er sagen, dass Philipp ihm die Versprechungen,
welche er hernach den Athenern vortrug, wirklich gemacht, ihn
also absichtlich getauscht und belogen habe, oder dass er z^ Tteqi
taXXa g)iXay&Q(07ti(f dupirt [so etwas wirklich erwartet und
gehofft habe. In beiden Fällen musste Aesch. den Philipp mit
dem bittersten Hasse jetzt verfolgen. Davon aber hat Niemand
bislang etwas erfahren; Aesch., obgleich ganz Athen Philipp
hasst, verklagt ihn am wenigsten. Mit gross<er Ueberzeugung schliesst
daher Dem.: ov noQaxqovad-slg ovd^ i^aTtatfj&elg äXXa fii-
O&cioag avtop xal Xaßiav aqyvqhov tavx^ tms xai nqovdoaxsv
ixeiva.
Ja noch mehr — und dieses führt den zweiten Beweis ein.
Als die Gesandten des Phil, und der Thessaler die Aufnahme jenes in
denAmphictyonenbund verlangten und Aesch. eben erst erfahren hatte,
dass das gerade Gegentheil von dem, was er yerheissen im Namen
Philipps, eingetreten sei, sein Hass also gegen Phil, am heftigsten sein
musste, da hat er, als Alles in Athen dagegen war, allein dafür ge-
sproc^n und jeu dieser Frechheit noch Hohn hinzugefugt. 111 — 13.
üod weiter — ein neoies Moment — : Philokr. hat sowohl durch
— 24 —
seine Thaten und Worte im Allgemeinen es gezeigt, als auch oft in
der Volksversammlung eingestanden, dass er Gelder empfangen hat,
sodass es von diesem nicht bezweifelt werden kann: kann von Aesch.
etwas anderes angenommen werden , da er stets in innigstem Ver-
kehre mit Philokr. gestanden und die Gegner Jenes stets zu den sei-
nigen gemacht hat? War es sonst doch seine Pflicht, sich mit Ent-
schiedenheit von jenem abzuwenden. Daher schliesst Dem. auch
diesen Beweis : svqi^aeis fisyccXa, m ävdqsg ^A^fjvatoij xal ivaqy^
(ffj^eta Tov xqiiiiata tovtov exsiv, 114 — 15.
Endlich als letzten Beweis (afjgjbttov) führt Dem. die Klage des
Hyperides gegen Philokr. auf, wobei Aesch. als Beistand dieses auf-
getreten war. Dem. hatte gesagt, es gefalle ihm an der Klage nicht,
dass Philokr. allein angeklagt werde, da die andern Gesandten eben
so schuldig seien. Und so war Dem. aufgestanden und hatte gesagt,
wem die Thaten des Philokr. missfallen, möge sich melden; aber es
war keiner aufgestanden. Wenn auch die Andern hierfür Ent-
schuldigungen haben möchten, Aeschin. habe keine und aus seinem
Verfahren leuchte klar hervor, dass er bestochen sei. Passend knüpft
hier Dem. noch die Bemerkung an, dass, wenn er nicht verurthcilt
werde, er stets fortfahren werde im Interesse Phil, zu wirken; daher
schon aus diesem Grunde ein IJnschädlichmachen desselben wün-
schenswerth sei. Wäre es schon Pflicht jedes ehrenhaften Mannes
gewesen, selbst wenn Philokr. seine Gesandtschaft gut geführt, aber
eingestanden hätte^ Gelder angenommen zu haben, von ihm sich ab-
zuwenden, so war es doch in diesem Falle für Aesch. vor allem
nöthig. Ruft das nicht laut, dass derselbe gleichfalls bestochen ist
xai novfiqog iaxiv aqyvqiov dvvsx&q ov di^ aßelTsqiav ovds
dt^ ayvoiav ovd^ anorvyxdvoiv ;
Damit hat Dem. die Beweise geliefert, welche er 101 versprach ;
dass er selbst dieses so aufl*asst, zeigt die bestimmte Rücksichtnahme
der Worte am Schluss der Beweisführung 11 9 fin. auf die Worte 101 :
dl siffid-aiav iq dt^ aXXfiv ayvoiav ijpiipovi^ und 119: dt^
äßeXreqiav ovdi d*' ayvoiav. Femer 101: rfta novfjqlap äq-
yvqtov Xaßcoy xal 3(oqa und 119: nopfjqog idxiv aqyvqiov.
Betrachtet man diese vier Beweispunkte, so ist ihre Reihenfolge
nicht zufällig: Dem. folgt dabei der Zeit: er schildert zuerst den
Hass, den Aesch. sofort damals fassen musste, als er sah, Philipp
verfuhr ganz anders als er versprochen; er geht dann auf die der
Zeit nach folgende Gesandtschaft der Thessaler und Phil, über, um
— 25 —
auf das Benehmen des Pbilokr. zu kommen, mit welchem Aesch.
in engster Beziehung gestanden hatte und welches der vor Kurzem
erfolgten Klage gegen Philokr. voraufgegangen war.
Ich habe schon oben gesagt, dass man diese nifttsig nur als
schwach bezeichnen kann: es sind Indicien, dfniBta, die über eine
gewisse Wahrscheinlichkeit nicht hinüber gehen. Dem. selbst musste
das fühlen und erwarten, dass Aesch. diesen Punkt bestimmt hervor-
heben werde. Daher sucht er 120 diesem erwarteten Einwände des
Gegners zuvorzukommen. Aesch., sagt Dem., wird mir entgegnen:
was du da anführst ist kein Beweis ; ich verlange die Vorführung von
Zeugen, von schriftlichen Docum«nten etc. Diesem setzt Dem. die
Worte entgegen, dass die Thatttachen selbst, die er anführe, viel
mehr beweisen als Zeugen, die man überrede oder besteche etc.
Ausserdem aber, fügt Dem. hinzu, trittst du selbst als Zeuge gegen
dich auf, der du mir auf alles, was ich gegen dich vorbringe, nichts
zu antworten vermagst. Dem. gebraucht hier eine rhetorische Figur,
die für uns etwas sehr gesuchtes und gemachtes an sich hat, bei den
Athenern aber wohl nicht ohne Eindruck bleiben mochte.
120 darf man also als nQöxaTcclfjifjig bezeichnen. Man mag
es für unpassend halten , dass Dem. , nachdem er für seine Behaup-
tung vier Beweispunkte angeführt und dieselben scheinbar definitiv
durch die nQOxatdkijipig 120 geschlossen hat, nun 121 ff. auf einen
neuen Beweis übergeht. Aber Dem. verfährt hier völlig planmassig.
Es ist ihm darum zu thun die Thatsache, welche er 121 — 30 anführt
und auf welche er ganz offenbar das Hauptgewicht legt, den Richtern
so vorzuführen, dass sie nicht durch irgend welche Einwände und
Gegenreden in ihrer Wirkung wieder abgeschwächt werde. Deshalb
schafft Dem. zunächst den Einwurf, den man gegen alle die hier auf-
geführten Beweise, auch gegen den in 121-30, vorbringen kann,
aus dem Wege, um nicht gezwungen zu sein, nach 130 diesen Ein-
wand zu behandeln, der die Wirkung von 121 — 30 wieder aufheben
oder wenigstens schwächen konnte.
Der Beweis, welchen Dem. 121 — 30 vorbringt, stützt sich auf
die dritte Gesandtschaft des Aesch.; er ist nichts anderes als eine
sehr geschickte Schilderung des Benehmens desselben vor und wäh-
rend derselben. Dem. sagt, dass Aesch., um in Athen zu bleiben
und etwaige Beschlüsse der Athener gegen Phil, zu hintertreiben,
Krankheit vorschützte, dass ein anderer an seine Stelle ernannt,
dass Aesch. dann aber, als Phokis eingenommen und seine Anwesen-
— 26 —
heit in Athen nicht mehr nöthig war, schnell noch an der Gesandtschaft
sich betheiligte. 123 kann als Abschweifung erscheinen: die Er-
zählung von der Lage der Phoker scheint nicht hierher zu gehören,
sondern in den ersten Klagpunkt (vgl. oben). Es dient aber dazu
die böswillige Planmässigkeit des Aesch. , mit welcher derselbe hier
zu Werke geht, in voller Grösse zu schildern, die dadurch um so
entsetzlicher wird, als sie so leicht hätte zu Schanden gemacht wer-
den können; zugleich aber auch, um die Behauptung, dass Aesch.
in besonderer Absicht in Athen zurückgeblieben, seine Krankheit
nur eine simulirte gewesen sei, zu rechtfertigen: Aesch. blieb ia
Athen, um jede Maassregel, welche die Athener zum Schutz der
Phoker etwa ergreifen konnten, sofort zu hintertreiben; als die
Uebergabe des Landes an Philipp erfolgt war, war seine Anwesen-
heit in Athen nicht mehr nöthig. Sehr gut wird der Yerzweifluag
der Athener die Planmässigkeit im Handeln des Aesch. , der rath-
losen ragax^ und dem planlosen d^oqvßoq jener 6 aotpog xai de^-
voq ovTog entgegengesetzt.
Aber die Schlechtigkeit des Aesch. bei dieser Angelegenheit
wird noch übertroffen durch sein folgendes Benehmen, 128 fr. Wäh-
rend die Athener in Yerzweifelung über ihre eigene Lage und die
Vernichtung waren, nahm Aesch. Theil am Siegesfeste des Phil, und
flehte dabei von den Göttern Vernichtung auf die Feinde Philipps,
also auf das eigene Vaterland, herab.
Hiermit ist die Beweisführung des zweiten Theils abgeschlossen.
Dem. fasst 131 — 33 die ganze Beweisführung noch einmal in einer
recapitulatio zusammen und knüpft daran , wie beim ersten Theile
der Klage , die Aufforderung an die Bichter , die volle Schwere des
Gesetzes über dea Angeklagten walten zu lassen. Ein Unterschied
aber in der Behandlung dieses zweiten Theils von der des ersten er-
giebt sich darin, dass, während Dem. den ersten Theil nach der
äyaaxsvij mit der Aufforderung an die Bichter, die gebührende
Strafe über Aesch. zu verhängen , und mit einer dva^e^paXaicoaig
schliesst, hier diese ävaxe^aXaiwdtq zusammen mit jener Auf-
forderung an die Bichter unmittelbar hinter der xaTa<fx€vijj
vor der äpogxsvi^ erfolgt; denn das Stück 136 — 49 enthalt
die ätfa^xsvil dieses Theils. Wenn nun aber schon an und
für sich eine verschiedene Form der Behandlung des ersten ^nd
zweiten Theils nkhi nur nicht unp^fi^send, sondern durchaus ange-
bradit ist , so liegt dioch auch noch ein besonderer Grund vor, wes-
— 27 —
halb Dem. unmittelbar nach 130 in den §§ 131 — 33 seine Ausfüh-
rung , als wäre sie völlig beendet , abschliesst. Haben wir schon in
120 eine /tQoxataXfjifJig gefunden, so muss man sich wundern, dass
Dem. nun noch einmal 134 — 49 eine Reihe von TtQOxaiaX^xlJsig
beibringen sollte : gab es überhaupt |deren gegen jenen Theil der
Klage, so konnte unmöglich die eine mitten zwischen den Argumen-
ten stehen , während die andern denselben folgten. Sehen wir uns
aber jenen Theil 1 34 — 49 etwas näher an , so kann man denselben
als eigentliche äya(fx€vij der vorhergehenden confirmatio durchaus
nicht bezeichnen. Dem. führt in diesem Stücke aus, dass man sich
durch die Yerurtheilung des Aesch. den Phil, nicht zum Feinde
machen werde. Aber ist dieses ein Einwurf, der gegen die Behaup-*
tung, Aesch. sei von Phil, bestochen, erhoben werden konnte? Und
war es überhaupt ein Einwurf, der, unparteiischen ehrenhaften Rich-
tern gegenüber, geltend gemacht werden konnte? War Aesch. schul
dig, so war gegen ihn das Yerdict auf Schuldig unter allen Umstän-
den auszusprechen und durch keine Rucksicht zurückzuhalten.
Dem. hebt selbst 134 diesen Gesichtspunkt hervor.
Aber, so müsseii wir sagen, wenn auch von ideellem Stand-
punkte aus eine solche Einrede unstatthaft war, in Wirklichkeit war
sie den Athenern gegenüber von grösster Wichtigkeit. Frieden,
Ruhe, Bequemlichkeit, das war für die grösste Mehrzahl der Athener
der einzige Gesichtspunkt in der Beurtheilung aller Dinge. Und
deshalb war die Behandlung dieses Punkts von Seiten des Dem.
durchaus nothwendig. Es ist eine äpatfxsvij, die Zurückweisung
eines Einwurfs, aber freilich hat dieser Einwurf sehr wenig Bezie-
hung zu der vorhergehenden xazatfxevij. Dem. hält äusserlich die
Form der Beweisführung fest, indem er der confirmatio die refutatio
folgen lässt, aber innerlich ist kein oder nur ein sehr schwacher
Zusammenhang zwischen diesen beiden Studien. Daher auch mit
Recht unmittelbar nach der xataaxsvij die recapitulatio erfolgt und
nicht erst nach der ävaaxsv^.
Man könnte nur noch die Frage aufwerfen , ob dieser Punkt
nicht passender an einem andern Orte behandelt wäre , etwa am
Schluss der gesammten Beweisführung. Dai*aitf ist zu entgegnen,
dass die ganze Art der Behandlung derartig ist, dass ^n sehr naher
Zusammenhang mit dem im Vorhergehenden Behandelten entsteht.
Es ist das kein Widerspruch mit unserer obigen Behauptung, diese
avaoxejüfi ^^^ ^^^^ %^^^ ^^"^^ Beziehung zur xaxadxsvfi» Weiss
— 28 —
Dem. die Widerlegung jenes Einwurfs so zu behandeln, dass dadurch
ein Zusammenhang, eine Beziehung zur xatatfHsv^ entsteht, so be-
weist das nur die grosse rhetorische Kunst desselben: er verknöpft
diesen Theil so geschickt mit dem vorhergehenden, dass den Hörern
es als ganz selbstverständlich erscheint, dass derselbe hier und nicht
anderswo steht. Diese Verknüpfung der beiden Theile geschieht
nun so, dass Dem. den athenischen Gesandten, welche, wie die vor-
hergehende confirmatio zu erweisen suchte, Gelder von Phil, empfan-
gen und die tiefe Schmach über ihr Vaterland herbeigeführt haben,
die thebanischen entgegensetzt, welche keine Gelder empfangen and
trotzdem ihre Stadt so mächtig gehoben haben. Es folgt daraus,
dass ein Widerstand gegen Phil, und seine Wünsche und Absichten
durchaus nicht selbstverständlich den Hass desselben erregt, sondern
seine Achtung erwirbt. Die Gesandten Thebens schlugen alle Ge-
schenke aus und die Folge ist, dass ihre Stadt gross und mächtig
ist; die Gesandten Athens haben Geschenke bekommen, sie haben
in den verwüsteten Gebieten der Bundesgenossen Besitzthümer,
Güter erworben; dafür ist aber auch ihr Vaterland aufs tiefste er-
niedrigt.
Dem. verfährt also, wie schon angedeutet, so zur Widerlegung
dieses Einwurfs, dass er, ganz ähnlich seinem Verfahren in der '
Widerlegung der Aeschineischcn iyxcofjbia slqijpfig 88 ff., den Spiess
umkehrt und nachweist^ dass nicht das von Aesch. Behauptete, son-
dern das gerade Gegentheil dessen eintreten werde. Tritt also in
der Form der Behandlung der beiden Xvasiq eine Uebereinstimmung
hervor, so ergiebt sich dieselbe ja, wie schon bemerkt, in noch höhe-
rem Grade im Inhalte derselben, indem beide sich auf den Frieden
beziehend nachweisen, hier, dass derselbe durch des Aesch. Verur-
theilung nicht gestört wird , dort , dass derselbe noch viel segejuis-
reicher sich erwiesen hätte, wenn er nicht durch Aesch. verdorben
wäre. Man erkennt aber daraus wieder, eine wie hohe Bedeutung
gerade dieser Punkt in den Augen des Dem. hatte.
Ganz eng mit 134 — 46 hängt das Stück 147 — 49 zusammen
und ich kann in demselben nicht eine neue ngoxccraXfiipig mit
Spengel sehen, sondern betrachte dasselbe als Fortsetzung der ersten.
Die Form der 'Anknüpfung ov Toivvv d^avfid(fai[i^ aVj ei xcci
cotovTo ti ToXfAij(t€t X^ysiv beweist nichts dafür , dass hier wirL-r
lieh etwas völlig verschiedenes beigebracht wird. Jedenfalls aber
ist die Characterisirung dieser nqoxavdXriipiq von Seiten Spengels
— 29 —
dahin, dass Aesch. die Schuld des schlechten Friedens auf die Feld-
herren schieben werde, nicht richtig. Dem. sagt : ov volrw d'av-
(ji.daai(i^ äv, el xai roiovro r* tolfi'^ttsi XSysiV, dg ovx ^v
xakij, ovd^ otav ri^iovv iyco Tfjy elQjjvfjp noi'qdaad'a^ j xaxcog
tA nol4fA(a Tcov (SrqaxfiY&v x€XQfi[ASp(ov. Hier sind die letzten
Worte von nebensächlicher Bedeutung , das Hauptgewicht liegt auf
den Worten otai^ ^^iovi^ iyoi. Dem. hat vom Frieden sprechend
auseinandergesetzt, dass die Gesandten Guter und Segnungen daraus
geschöpft, die Stadt dagegen Verluste und Erniedrigungen betroffen
haben. Damit scheint er sich in principiellen Gegensatz gegen den
Frieden zu stellen: er muss deshalb erwarten, dass Aesch. sagt: du
redest gegen den Frieden und doch hast du dafür gesprochen und
gestimmt! Daher hier die Auseinandersetzung, dass die Sachen da-
mals durchaus nicht so lagen, einen Frieden unter Allen Bedingun-
gen zu schliessen, sondern dass die Erreichung eines, wenn auch
nicht völlig gunstigen, so doch gerechten Friedens möglich war.
Wenn Spengel sich an dem nal in 134 stösst und daraus
schliessen zu dürfen glaubt, dass schon eine TtQoxardlfjipig vorher-
gegangen sei, so ist das unbegründet. Dem. hat im Verlauf seiner
Rede schon soviele Einwände des Aesch. angeführt, dass es durch-
aus passend ist, hier durch ein xal zu allen übrigen einen neuen
hinzuzufügen ; dass dieses xal sich auf einen kurz vorhergegangenen
beziehen müsse, dafür liegt kein Grund vor.
Ich werfe die 149 fin. stehenden Worte dXlä ptj Jla zovg
Cvfifjbccxovg aTteiQ^xeyai (fijast t(S noX^fAca als fremden Zusatz
aus, indem ich sie als ursprüngliche Randglosse betrachte, die spä-
ter in den Text selbst sich eingeschlichen hat. Ich schliesse mich
hierin den meisten Herausgebern an; Arn. Schaefer hält sie mit
Recht für das Bedenken eines Lesers und meint, sie seien beigeschrie-
ben in Hinblick auf Dem. Ol. 3, 8. S. 36, 27 äneiQtjxoTCoi^ di XQ^"
fiaai Owxiiav. (Dem. u. s. Zeit III, 2. 9. 66.)
Dem. hat seine Beweisführung geschlossen: tä <J' viAheq*
ovtoi nsnqdxaaiv. er knüpft an diese Worte beim Beginn der
neuen Beweisführung unmittelbar an: oxi ydq xavd"^ ovtco ni-
nqaxxai xal ix tcov iniXotnoav ht iiäXXov sldsad-s. Dieses
iniXoma ist eben der folgende Punkt, der von 150 an ausgeführt
wird. Ganz ähnlich wird 101 mit den Worten axonstts dii tov
vniq TOVTiop sXeyxov — , welche auf das folgende hinweisen, der
Uebergang bewerkstelligt.
— 30 —
Spengel bemerkt (a. a. 0. 563) hierüber: „Ein förmliches
Monstrum, etwas ganz unerhörtes und unmögliches ist, dass der
zweiten TtQOxarccXi^ipig die narratio und avaKSfpaXaioadig einver-
leibt wird^*; und weiter: „dass eine ausführliche Erzählung und
nach Beendigung dieser die Erklärung, alle Anschuldigungen, welche
der Redner am Eingange der Rede zu beweisen versprochen habe,
seien nun vollkommen bewiesen — dass, sage ich , dieser ganze be-
deutende und wichtige Abschnitt § 149 — 181 einer ganz unbedeu-
tenden TtQoxaTaXfjifJig einverleibt erscheint, nach deren Been-
digung wieder zu einer neuen TtQonaTdXfjipi'g übergegangen wird/^
Was nun zunächst die dt^yijaig betrifft, welche 150 ff. erfolgt^
so ist sie eben nichts anderes als die confirmatio des dritten Punkts
(4: xqitov 64 j äv ngogsTcc^aT^ arzm). Wo meint denn Spengel,
dass dieser Punkt erörtert werde ? Wenn Dem. in dem ersten bis
60 (resp. 71, wenn man den Excurs mit einrechnet) reichenden
Theile der Klage ganz bestimmt, wie er zu wiederholten Malen her-
vorhebt, über Punkt I und II der partitio spricht (a änijyysiXev
und a enstdsv) ; wenn er zu diesen beiden sodann 57 — 60 den
Punkt lY (die xqovoi) , soweit derselbe auf Punkt I und II Bezug
hat, hinzunimmt, um durchaus richtig die ganze Beweisführung ab-
zuschliessen : omovv xotg XQ^^^''^^ ^h cirtijyyskXoy, olg syqafpoVy
nouSi>v i'^aXiY%ovtai> awriyonvioiiiivot OiXinniAj wo das naaiv
nicht etwa auf andere nicht aufgezählte Momente geht, son-
dern die drei soeben genannten Momente zusammen fasst; wenn
Dem. sodann im zweiten Haupttheile der Klage 98 ff. bestimmt
ankündigt, dass er von dem Bestochensein des Aesch. sprechen
wolle, also von Punkt V (st ad(OQo6oxijt<og i^ [i^ ndpxa tavva
Tt^nQaxrat^ 4), und diesen Punkt in immer neuen Wendungen
durch die ganze Beweisführung hervorhebt, um sowohl 133 beim
Schlüsse der confirmatio damit zu enden : nagd rcoy ncoXovPTonv
tag Ttgä^sig iiaveixo (Philipp) — og rä vfietsQ^ ovTcag alaxQcig
aniöoTo (Aeschines), als auch nach der refutatio in 149 wieder
dasselbe zu betonen: xd 6^ vi^iTsq* ovtoi nsnqdxaoiv — : so
fragt man denn doch billig mit Recht, wo denn nun der dritte Punkt
sei: (4 xqitov 64, äv Ttgogerd^av^ avT(p). Dass dieser Punkt in
Form einer dnjyfjü^g ausgeführt wird, ist eben so wenig wunderbar,
als dass auch Punkt I und II und lY und Y so behandelt werden.
Denn ist die ganze Beweisführung von I und II etwas anderes als
eine dnjyfioi^gj eine geschickt zusammengestellte Erzählung des Be-
— 31 —
•
nehmens des Aesch. in der Zeit nach der Rückkehr von der
Gesandtschaft? Und ist selbst die Beweisführung von Y (IV
kommt ja überhaupt wenig in Betracht) etwas anderes als die öi^'-
yfltfig einzelner Facta, die geeignet sind ein Licht auf das Verhalten
des Aesch. zu werfen?
Gehen wir zunächst etwas genauer auf den Theil selbst ein , so
finden wir, dass Dem. in bestimmtester Weise im Verlaufe dieser
di'^y^tftgj welche eben, wie gesagt, nichts anderes ist als die con-
firmatio, hervorhebt, dass er hier wirklich die Nichterfüllung der
Aufträge behandelt, welche den Gesandten von Rath und Volksver-
sammlung zu Theil geworden waren. Diese ganze Auseinandersetzung
dient zugleich dazu, sein eigenes Verhalten ,3^im Gegensatz zu dem
der andern Gesandten, als correct hervorzuheben. Die §§ 150 — 162
bilden zunächst eine Einheit. Dem. zeigt, dass die schleunigste
Reise nicht bloss nothwendig, sondern durch ein xfJij(p$a(Aa der
ßovXf] ausdrücklich befohlen war: es war auf Antrag des Dem. selbst
durch die ßovX^^ welche von der ixxXfiaia dazu autorisirt war, ge-
geben. Statt diesen bestimmten Auftrag zu erfüllen, xvxl(p ino-
Qeiioyto, trotz der Gegenvorstellungen des Dem. 155 — 57; dass
sie ferner auch die andern . Befehle des tpij(pKf[ia während
dieser ganzen Zeit nicht ausführten, sondern ganz nach Philipps
Willen handelten: 158—60. Nachdem Dem. so ganz im AUgemeinen
den Verlauf dieser Gesandtschaft geschildert hat, schliesst er vor-
läufig 161: xavd-^ ovav ^J^A^y^cörra* ftdvxa — näg svedr^ —
tovxia dia^sdd'ai. Dass seine Aussagen sämmtlich richtig gewesen,
beweist er sodann durch Verlesung des yj^q)i<f[Aa, durch welches
die Gesandten nach ihrer Wahl den Auftrag erhalten hatten , dem
Philipp den Eid abzunehmen ; ferner durch den Brief des Philipp,
in welchem er bestimmt hervorhebt , dass die Gesandten , wenn sie
die Aufträge des Staats nicht alle erfüllt hätten, daran durch ihn ge-
hindert seien, die Nichterfüllung der Aufträge also bestimmt erwie-
sen wird ; endlich durch das x/jrjq)Kffji,a des Philokr., welches diesem
Briefe gegenüber gestellt wird, in welchem die einzelnen Friedeas-
bestimmungen aufgeführt waren und durch dessen Verlesung die
NiehtctrfüUung derselben klar gestellt wird. AbgeschloBsen
diese Beweisführung sodann noch durch [iccQTvqeg^ weldie
Frage durch genaue Angabe der Zeit, in welcher PhiL jaTh ntin »
seine Eroberungen machte, beweisen sollen, dass es m^bfikk^ gg^
Wesen wäre, den Phil, iv ^EXki^anoPTia xavaisißa^ WKl ^mu4
— 32 —
durch die fAaqxvqia des Eukleides, dem gegenüber Phil, dieses selbst
bezeugt hatte. Die Möglichkeit der Ausführung dieser Aufträge wird
allerdings gerade mit Rücksicht auf die Zeit von Aesch. 89 ff. bestrit-
ten, aber das kommt für das Beweisverfahren des Dem. gar nicht in
Betracht.
Zu diesem Stücke sei noch folgende Bemerkung gemacht. In
dem ersten Theile der Klage, welcher das dnaYyeXXeiv und nei-d-siv
also die Zeit nach Rückkehr der Gesandten, behandelt, werden die
XQOvoi in einem besondern Stücke 57 — 60 ausgeführt; in diesem,
dritten Theile der Klage liegt der Beweis für diesen Punkt, welcher
gleichmässig auch hier in Betracht kommen muss, schon mit in der
Ausführung selbst enthalten. Dem. weist mehrmals ganz bestimmt
darauf hin , dass er diesen Punkt fest im Auge behält : so bei dem
Y^dcpeiv %ö tp^cpK^fia 1 50 ; seine ganze Motivirung stützt sich auf
die richtige Benutzung der Zeit; dann aber hebt er diesen Punkt
ausdrücklich hervor: rgstg xal slxocsiv injbiqaq dvfjXwaafjLev ff.
und im zweiten Theile dieses Punkts 1 58 : äXXd vri JC sv Tovrta
T(a XQOVtji Tovg oQyeovg sXaßop; ff. Am schlagendsten aber geht
dieses daraus hervor, dass Dem. in dem Resume, welches er von dem
bislang behandelten Theile 161 giebt, selbst diesen Punkt, die xQOVOi^
ausdrücklich nennt; es heisst: xaixot, Tavd-^ ozav s^tHyxonvTcc^
Tvdvxaj rovg x?öVov^ äp^Xcoxoreg, xd Iv &Q4^fl nqoetixipoi^
fAfjdsv c5>/- itpfjcpiöaö^e nsTTOifixöreg fiijd^ cop iSviicpiqop ^v^ rd
tp€vä^ devQ^ aTVfjyyeXxoteg — : hier werden die xQOVOi zuerst ge-
nannt, weil Dem. vor allem auf das von ihm beantragte ipijg>&afAcc
Rücksicht nimmt, welches eine schnelle Reise befahl; durch das
dviiXcoxSpai rovg xQovovg ist sodann xd sp 0Qdxti verloren gegan-
gen für Athen, daher dieses als das zweite genannt wird; endlich
verallgemeinert Dem. das vorhergehende, welches nur von der Nicht-
erfüllung Eines Auftrags sprach, in fifjdsp &p iiprifitsaaS^s tzs-,
Ttotfjxoxsg. Auffallen allein können die letzten Worte dm^yyeX-
xoxsgj worin scheinbar in den ersten Theil zurückgesprungen wird ;
aber wenn es schon überhaupt in solchen Aufzählungen das Be-
streben ist, recht viele Punkte an einander zu reihen, um durch die
grosse Zahl derselben gleichsam die Grösse der Schuld auszudrucken»
so lag die Erwähnung des aTtayyäXXetp hier um so näher, als das-
selbe in der That wesentüch mit den gewordenen Aufträgen zusam-
menhängt : denn es wird mit demselben der Bericht über die Aus-
führung dieser bezeichnet.
— 33 —
Der vorhergehenden Auseinandersetzung wird, ganz der De-
mosthenischen Rhetorik entsprechend, die Reise der Gesandten bei
der ersten Gesandtschaft entgegengesetzt, um die der zweiten da-
durch in eine schärfere Beleuchtung zu bringen.
Sodann geht Dem. zur weitern Schilderung der Gesandtschaft
über : hat er im Vorhergehenden von der Hinreise gesprochen , so
behandelt er jetzt den Aufenthalt daselbst; daher den Worten 165
T^iv arxifv 6 dop — tTtstyofisvoi 166 die Worte 6V xoivvv %q6-
vov ^(isp ixft xal xad'ijfisO'^ iv üiXlfi entgegengesetzt werden.
Dem. spricht hier eben so viel von sich selbst, als von Aesch. Zu-
nächst bildet 166 — 70 wieder ein zusammenhängendes Ganzes : es
ist hier von Geschenken die Rede, welche Phil, zum Zweck der Er-
kaufung den Gesandten gemacht haben soll. Dem. erklärt, dass
Phil, durch Geldgeschenke unter der Bezeichnung von ^ivi>a zu-
nächst habe alle Gesandten dahin bringen wollen , etwas aus seiner
Hand anzunehmen , weil es dann für den Einzelnen — Dem. zielt
hier naturlich auf Aesch. — nicht so gefährlich gewesen sei, noch
speciel von Phil. Geschenke anzunehmen und sich erkaufen zu lassen.
Dem. habe diese Geschenke zurückgewiesen, die übrigen Ge-
sandten aber haben sie angenommen; Dem.' dagegen habe aus eige-*
nen Mitteln mehrere Gefangene losgekauft. Obgleich Dem. zu
verschiedenen Malen andeutet, dass die Gesandten und besonders
Aesch. sich haben bestechen lassen , so ist doch von einem Beweise
dieser Behauptung absolut nicht die Rede. Denn es ist klar, dass
die Allen Gesandten ganz öffentlich übersandten ^ivta nicht als Er-
kaufung bezeichnet werden können , wenn sie auch in baarem Gelde
bestanden und obgleich Dem. dieses so auffa£;st. Wies Dem. das
Geschenk zurück, so beweist das nur, dass er in dieser Bezie-
hung ein zarteres Gewissen hatte, als die andern. Dass die Ge-
sandten, alle oder einzelne, weitere Geschenke im Geheimen von
Phil, erhalten haben, behauptet Dem. nur, beweist es aber nicht.
171 — 72 befolgt Dem. dieselbe Taktik, die wir schon oben
kennen gelernt haben: er schiebt einen wohl begründeten Einwand
mitten in die Beweisführung ein, um durch die darauf folgende
Fortsetzung derselben den Eindruck jenes abzuschwächen. Dem.
hat behauptet, dass ihm das Bestochensein des Aesch. zuerst klar
geworden sei kurz vor der Abreise zur zweiten Gesandtschaft.
Warum, kann er erwarten wird Aesch. fragen, hast du, wenn dir
das Bestochensein der Gesandten bekannt war, wenn du also wissen
8
— 34 —
»T :ni •i-?;j-*?L*AU ri ür «f i»!r Ri!!!» cn. loterPä^e
a wn wB^nt L»a!L 4n an^.^vrft •är u;£«ii. faä:^ 'ii i^eiiz ins»
Em-viTuii» ist i«Hir Mh-^Kä 12.4 su^iiE •»ia^si 7<iir ?«^<xte0ii
i«imi«ii. » «fr3<tt»'*rt »r iif?h '^z^iwz arTokß^i%tvy wen T^oWÄf^v.
«vr»ii» ^ ni^ ^riK 2f«i3Kbt hab^a. in «i<»r i>:»!hitidEift tlt«S zh
ni^hmi^n. T2L hierzu ArütBri. t^z^. iwi. a' rwtq^ d^twfir, ß'
MMknMftfas^^«^ , S^ V«»rfaak«B «i^ox <i^ öbn^ea «^rfsandtea est»-
irm. im 174 — 77 wbwkr auf #lk Schul«! fi*?< AesclL. die er skli
«ihr^ri^ ^ier t>:iaQ«)it€fQft durch >'ii!htl:-«f'>üii3£ di»r ihnen £e-
wor<knerf Aoftri^ ziL2^24«en. zQrtE^iznki>n]ni<?n. [19 [>em. hier am
^sthla^e fü^d^r amsrBfntatio bt s«> ist «» ««fibstTersUnKÜich. «iaäe» er
hMT. wo es »ich um den Antrag aof Be^Crafung handelt, nkht mehr
ir<yn Meh äefb»t ^rirh^. «ondern nur von Aesch. Sehr kitig s^lzt er
aber diesem den Namen des Phii<^. hinza. Was nun die $§ 174
bti 177 betrifft, in den^n Dem. die Schuld de< Aes^rh. noch einmal
zaMmmeiifaj!«t und weiter ausfuhrt . so hebt er ganz bestimmt her-
vor, da» dieselbe in 6tir >icfatbefolgong der ihm gewordenen Auf-
träge beziehe. So sairt er: rr^roi^ giiv roiyvy 0axdag ix-
unoydovg *at 'AßAag anitfr^ycty xat KiQUoßiJnTr^y und setzt
hinzu: na^ to fp^i^iia xui la rrQÖg vaag ei^t^fidra. Su-
dann: iha to tfß^ffiöpk^ inexti^f^^av xtvfty *ai fierai^tty^ i^^
«^ 7€(^tfSßtvoyieg ^xo§t6y: hier liegt schon in dem xtyfTy xa§
^itaiQtty, dasa dasselbe in einer Verletzung der gewordenen Auf-
trage besteht Sodann : tha KixQÖiayovg 0iXf ;rrr» ffvfifiäxovg
MyQuipay: die Kardianer waren also ursprünglich nicht als Bun-
desgenossen des Phil, aufgezeichnet gewesen, die Gesandten fugten
sich aber in diesem Zugeständniss dem Willen Philipps und handel-
ten also gegen die Aufträge.
Schon hier verfahrt Dem. sophistisch, indem er Dinge, die
ganz ohne Zweifel durch den Drang der Umstände gezwungen dem
PhiK nachgegeben waren, als freiwillig nm den Gesandten zngestan-
— 35 —
den, weil durch Bestechung erkauft, darstellt. Weiter aber noch
tritt dieses im Folgenden hervor: Dem. hebt hervor, die Ge-
sandten hätten seinen Brief, den er an die Athener aufjB;esetzt, nicht
abgeschickt, sondern einen andern geschrieben: ohne Zweifel hatte
Dem. in seinem Schreiben die Lage der Dinge schwärzer dargestellt
als die übrigen Gesandten thaten; daraus aber kann man weder einen
Schluss auf Bestechung ziehen, noch hängt dieses mit den ihnen
gewordenen Aufträgen zusammen; ausserdem scheint kein Grund
vorhanden zu sein, weshalb Dem. nicht, trotzdem die andern Ge-
sandten einen andern Brief schrieben, den seinigen doch abschickte:
man darf schliessen , dass Dem. bei der Berathung über Absendung
eines Briefs nach Athen seine Meinung zuletzt der der übrigen Ge-
sandten untergeordnet hat. Auch die fernerhin ahgefüluleh Einzel-
»
heiten stehen nicht mehr mit den Aufträgen in Zusammenhang:
Dem. benutzt aber diese Gelegenheit, aus dem Aufenthalte in Make-
donien Einzelnes, was besonders geeignet ist, ein gehäsisiges und
verdächtigendes Licht auf Aesch. zu werfen, herauszugreifen uhd
anzuführen.
/ Hiermit ist der .Beweis des dritten Klagpünktes, der Nichterfül-
lung der Aufträge; beendet: 170 — 77 bildet die dritte 'Käva<rx€Vi^.
Wenn auf dieäe keine ävaaxsvij folgt, so hat das ebefi darin seinen
Grund, dass zu einer solchen überhaupt kein Stoif vorhanden war.
Einzelnes hat Dem. schon im Verlaufe der xatadxev'^ sielbst khit ein-
gestreut; eine wirkliche cc^atfxsvij, die Ausführung beätimniter nQO-
xccraX^tf/et^ y \»t nithi vorhanden. Ist doch selbst die confirmatio
nichts anderes, als eine geschickte Zusamnienstellung einzeUter Mo-
mente aus der Zeit der Gesandtschaft, unter denen hur das erste.
das Zögern auf der Hinreise, entgegen dem beistimmten ^^§ciku
von wirklichem Gewichte ist.
Mit vollstem Rechte also kann Dem; jetzt 178 seine Aafcabe
als im Wesentliichen vollendet ansehen und daher ist Utr £p otx-
x€(paXai<a<ri>g durchaus an ihrem Platze : sSmmilicke 5 ttaciTe der
partitio sind behatidelt. Auch Hermogeii. n. nir rrvr. 3. ^
(UI, 26) und Doxopatr. ofjtiX. stgU^^oy, 7 (H- S7T &fig«i !TS f
als äi^ax€(i>aXaiia(rig. Vgl. dazu Syiian. mui KenfiK. fi rz^ l
€lq atatf. fV, 425. 412 f. Anonym. njO. ci^ rxvr. tT. T4 ^1!
334). Gregor Corinth. slg to nsgl |i**- JnraK. üi 14 Tu. !~4 5
Apsin; tsxP-^fjr. nsgl ftQOOifi, IX, 533L Vir mnesea Lfar- *~jii~
lel genau ansehen, denn schon iv da- muyflüI aBfci «i^ä' ftr^^>"i>
* ■
i
— 36 —
man, dass die Auflassung der Rede, \^ie ich sie im Vorstehenden zu
begründen gesucht habe, eine berechtigte ist. Dem. beginnt: <rvXXo-
yiaafsS^a^ di/ ßovXofAat ta xaTfjyoQtjiiip^ an* äQX^^% Iva, otf*
iyiiXv insüxoiifiv oQxofAevog rov Xoyoi^ (4), dsV^ia nenoi>fi»€6g.
Dem. erklärt also bestimmt , "dass er^sich genau an die im Eingange
der Rede gegebene partitio gehalten und dieselbe jetzt durchgeführt
habe. ^En4de&^^ ovdh äXtj&ig än^yysXxdta, äXXä (ftvaxi^av^-^
VfAcig, [iaQTV(f& roTg ysyevijfAivoig avrotgy ov Xoyotg XQ^f*^og:
es bezieht sich dieses auf den Punkt 1, welcher 17 — 28 ausgeführt
ist. InidsiJ^^ aXriov ysysvrnkivov tov [a^ S'iXsiv vgjbäg axovctv
ifAOV '^äXtj^ ratg vnotsx^^^^^^ ^^*' ^<>^5 inayyiXfuxOiV roTg
Tovrov xataXfj^&ivvag tovs, ndvxa tävavxia (fV[ißovX€V(favTa
ij sdst xal rfl fiev xiSv (ft^fAfiaxcay dvxstnovr* elq^vfi rjf 6k
OiXo%qdxovg üwayoqsvtSavTa', es geht dieses auf Punkt If, § 29 fr.
Man konnte es auffallend finden, dass hier das Resultat des nei&siv^
die Vernichtung der Phoker , welches in der Ausfuhrung selbst eine
so grosse Rolle spielt, nicht erwähnt wird ; aber zu den obigen Wor-
ten gehören eng die weiteren xovg xQo^ovg xarcnqitpavxa, Iva
lAfiä* el ßovXoKfS'e dvvaitsd'^ i^sXdsty stg 0(ox4ag hinzu: das
Tovg xßöVot'^ xctvavQiifßayta geht auf 57 — 61 und es wird hier
also durchaus richtig Punkt II und IV zusammen genannt, deren
gemeinsames Resaltat die Vernichtung der Phoker ist. Nur ist za
bemerken , dass Dem. , nach der Erwähnung der xQOPot hier, nicht
später denselben Punkt noch einmal bei Punkt III henrorhebt, ob-
gleich er auch hier in Betracht kommt : die einmalige Erwähnung
des TOvg XQ^"^^^^^ dvfjXaixiva& genügt ihm. Dem. fahrt fort:
xal {inid€$^^ avrov) aXX* inl r^g änodtifAiag noXXd xal deiv*
sigycuffiipoVj nqodedoaxota ndvxa y nsnqaxoxa, dcSg* sxovra^
ovdiv iXXsXo&noxa fAOX^fjQiag, In diesen Worten sind die bei-
den letzten Haupttheile der Klage, Punkt V und III gemeint. Zu-
nächst ist zu bemerken , dass Dem. die Reihenfolge derselben um-
dreht: während er in Wirklichkeit zuerst Punkt V in 98 — 149, so-
dann III in 150 — 177 behandelt hat, zählt er hier zuerst III, sodann
V auf. Der Grund hierfür liegt darin , dass durch das Bestochen-
sein, Punkt V, die gesammte Klage erst ihre richtige Substanziirung
erhält, weshalb auch in der Partitio dieser Punkt mit Recht an den
Schluss gesetzt wird. Weshalb aber Dem. in Wirklichkeit diesen
Punkt nicht am Schlüsse, sondern in der Mitte behandelt, wird uns
weiter unten klar werden. Die Worte also aXX^ inl t^& onrodf /*kr^
— 37 —
noXXd xai deip* slqyaöikivov enthalten Punkt III, die Nichter-
füllung der Aufträge. Dass Dem. hier nicht dieselben Worte ge-
braucht, welche die partitio giebt, also etwa, wie Voemel erwartet,
u^dev tiv nqogezd^a^^ Vfietg nonjaavtaj hat durchaus nichts
auffallendes: Dem. gebraucht den obigen Ausdruck dem wirklichen
Sachverhalte gemäss, weil er 150 — 77 nicht bloss von den Auf-
trägen gesprochen, sondern in allgemeinerer Weise auf das ganze
Verhalten des Aeschines während der Reise eingegangen ist. Mit
vollstem Rechte schliesst also Dem. "seine Aufzählung mit den
Worten: ovxovi^ tccvxh* vneaxoiifiv iv ccqx^j tccvz^ inidei^u.
In welchem Stucke Spengel die Ausfuhrung des Punktes III
sieht , deren Erwähnung hier in der dvaycsifccXaifaaiq er doch für
nothwendig hält und deshalb, da er in den Worten aXXa etc. das-
selbe nicht erkennt, die Worte fifjdsv (op iipfjipiaaad'e n€noir]x6ta
oder ähnliche eingeschoben wissen will, kann ich nicht erkennen.
Ueberhaupt nimmt Spengel gar keine Rucksicht auf die partitio und
ihre Theile und doch kann keine Rede sich genauer und mit aus-
drücklicherer steter Betonung an die partitio binden. Vielleicht hat
sich Spengel und Voemel durch das äXXa ff. verführen lassen, hierin
nicht den besondern Punkt HI der partitio , sondern überhaupt nur
eine weitere Ausführung des Vorhergehenden zu erkennen. Man
könnte nämlich sich versucht fühten so zu übersetzen, dass, mit
Betonung des voranstehenden ulXa^ in diesem Satze zu den übrigen
Thatsachen, welche im Vorhergehenden aufgezählt, dieses als wei-
tere ähnlichen Inhalts hinzugefügt würde. Sehen wir uns aber die
vorhergehenden Sätze an, so bezeichnen dieselben durchaus ver-
schiedenes: beide, oder mit Hinzunahme des Tovg x^oVoi;^ xara-
tqiipavxa ff. alle drei, beziehen sich ganz augenscheinlich auf die
Zeit nach Rückkehr der Gesandten; wenn nun hinzugefügt wird xal
aXX" inl z^g anodruilttg TtoXXd xal dsiv^ slqyaaiiivoVy so ist
klar, dass hier bestimmt durch ini T^g änodrjfiiag eine ganz
andere Zeit berücksichtigt wird; es ist also das äXX* nicht etwa das
vorhergehende abschliessend und verallgemeinernd, sondern eine
neue , eine Andere Schuld einführend. Es ist also zu übersetzen :
ausser den im Vorhergehenden aufgeführten Schandthaten hat er
noch andere begangen und zwar auf der Gesandtschaft selbst, wäh-
rend die vorhin erwähnten in späterer Zeit stattfanden.
Nach der Recapitulation 178 f. hebt Dem. 179—81, die fünf-
fach gegliederte Klage ihrem Wesen nach noch einmal kurz zuHaninien-
— 38 —
fassead, die,Sc)^uld des.A^sch. hervor und verbindet d9mit die Mfr
forderp^ an die. Richter, die gebührende Strafe zu verhängen. Er;
zei^jt, dass die Sphnld des Angeklagten sich in zwei Mpmentea con,-:
ceutri^e, der Preisgebung von Phokis (als wesentlicher Inhalt voa
§ i?— 97) und der Thrakiens (Inhalt von 134— 77): eine Berück-
siphtigung S9^ann des mittleren Theiles 98 — 133 liegt in dem Worte-
nQpd^dcoxs {ov fioyop 0c$xiag dXld Kai &Qqxfjv), Dass die
Vernichtung der Phoker ein durch die ganze Klage. sich hindurch-
gehender Qauptpiinkt sei, erkannten auch Syrian. und Sopat« (ia-
tf/oX €jf^ (STctd, lY, 364 f.). Vgl. Anonym. cxoX, dq cyrao'-. IS,
19. (VII, 374). . Eine kurze scharfe Hervorhebung der hohen Rich-
tigkeit jener beiden Tongi für Athen, damit also auch der Großse,
der Schuld des Aesph., dient sachgemäss dazu, die Richter zur Ver-r
hapgung der vollen Strafe zu bewegen.
Was abpr den Um&tand betrifft, dass Dem., entgegengesetzt der
Partitio , Punkt V vor Punkt III behandelt^ überhaupt sich nicht an;
die Zeit haltend das aTtay^^^^^^ und neiS'etp von der Gesandt-
schaft selbst giebt, so, glaube ich, ist hier der passendste Platz, meiue.
Ansicht darüber kurz auszusprechen. Ich stimine mit Dionyß,.
Halic. Rhet. ¥111, 5 (pag. 287 ff. ed. Reiske) überein, welcher sagt;
äXia TtQqfsljmy {^J'q^od^iv^g) aXla xaTC^0x€vd^ei j &v oXov
%ov ßißjLiov dioi^xov^eyog dioi^fiiSiv ti>V(^ xoiavtfiv, xetpdXcuc^-
idtitV Sin^q aadtsvfi ovTa t« Jti^ood-ivßi iici/ an^ amäy TtQOr^.
Tsivfitai, iXi^yi^srat, raSza Iva ni^&avä noii^dfi Hsqa fbip Ttqo-^
taivsif Xaßcov di zov. axQOccv^v ngogdxovTa jotg JVQOja&eto*
dvikTxXixsi, Tag ni^Tßtg t&v wi&svtav tolg nqotsivo^hf.o^q.^
Wir müssen, bei P^'iifung der Rede stets festhalten, dass sie nsql
naqanq&Sß^ia^ i^t, d. h, dass es sich, wie wir noch weiter, unten,
genauer sehen werden, um die Rechenschaftsablage über die Gesandt**
Schaft handelt. Dem. nimmt mehr einen ideellen als einen geseftz-,
lieh formell berechtigten Standpunkt ein, wenn er Punkte, mit in
die Klage hereinzieht, die genau genommen nicht dahin gehören:
so kann man selbst Punkt, II im Grunde nicht mehr ats junter die
Ttqeößsia g^hoTtiA ai}ffaasen. Denn sobald der Gesandte seinen
Bericht abgelegt hat ^[I) , kann Niemand ihm verwehren, als Privat-
mann Rathschlage zu geben. Vorschlage zu machen, welche er
will : und eben hierin besteht das nai&siv. Indem aber Bern, das
neid^e^y in engste Verbindung mit dem anayYiXXeky setzt, erreicht
er seinen Zwepk, dass die Richter auch jepes. als. noch unter die
— 39 —
Amtsführung des irQsaßevi^g fallend ansehen^. So gelingt es dem?
Dein., die Schuld dies Aesch., di^ in dem aitayyJlXeiy nur in 3ehr
geringem Maasse hervortritt, durch die Erfolge des nsi^^iy ^sveXche
eben in der Yernichtung der Phoker Jbestandeni.ia der Ueberzongung
der Richter zu erhöhen. Aber, wie bemerkt, das nslß's.^v gehorte
im Grunde nicht mehr zur nqedßeia. Sodann geht^Dem. zum
Punkt y über: wir haben schon oben gesehen, d^ss er amch hier
über blosse probabilia nicht hinauskommt. Aber sämmtliches hier-
angeführte ist schon aus dem Grunde nicht hierhergehörig, weil es
sich mit Thatsachen einer viel spätem Zeit l)eschäftigj.: was ging die
Theilnahme an des Philipp Siegesfest äxt itq^tsßsiq^ an? So. drängt
sich uns die auHallende Ueberzeugung auf, dass^Pem, bis 149 im
Grunde Nichts zur Sache gehöriges vorbringt und doch durch, ein
äusserst geschicktes Mafloeuvriren die Richter , so weit 6$ möglich,,
zum Glauben an des Aesch. Schuld bringt, so das$, als er nun die:
eigentliche Klage,, die Behandlung der nqeaßeia &fi\b^X X^^ beginnt,,
die Ueberzeugung von des Aesch. Yerrath schon zum. grossen Theile
feststeht. Nur Punkt III, der aber in Wirklichkeit^ in der^ Ausfuh*
rung zum letzten Punkte wird, darf den Richtern eigentlich in Be-
tracht kommen, denn nur die Zeit, der Gesandtschaft selb.st und
allerdings auch das anayYilleLV nach der Rückkehr; sind die Mo-,
mente, welche für die fieurtheilung des Yerhalteiis eines Ttq^tsßsvvi^i
in Frage kommen. Aber gerade w^il die Tr^f.ajJie^cif. selbst, ^o ^us^ersf.
dürftige gravirende Punkte enthielt, verschob Dem. die B^and-
lung derselben zuletzt, um die Richter zunächst durch andere
Punkte, welche weiter ablagen, durch. Dem. Kunstfertigkeit aber
als wesentlich mit hereingezogen wurden > gehörig, yorzub^reiten.
Dionys. führt sodann an einem Beispiel^ das.^^ailila n^ot^irmr
aXXa xaza^x^vcliet^^ des Dem. aus und wir .müssen. auch hier die
feine Beurtheilung des Dionys. als .völlig berechtigt anerkenneii.
Dem. muss seinen Standpunkt ängstlich dajuufeatbdten« dass er seine
Klage nur auf .die Zeit der zweiten Gesandtschaft ncktet; weshalb?
weil er selbst die erste Gesaudtßcl^t . — ^Im dieidbcn Männer,
welche auch die zweite Gesandtschaft an PhiL ubemahmen — dllent-
lieber Ehrenbezeugungen von St^atswegen theilhalbg gemachi hatte.
Damit erhalt seine ganze Anklage etwas Schiefies: nü TofläU^in
Rechte wirft ihm Aesch. vor, das&ja nach des Den. cigefiein Urthfile
das eigentliche Unrecht, d. i. die Besterhnng. «nf der ersten Ge-
sandtschaft geschehen sein müsse, da schon vor Abeanz •i'-r z^ei.rn
— 40 —
Gesandtschaft nach Makedonien das Auftreten des Aesch. für den
f*rieden und zwar im Sinne des Philokr., also im Interesse Philipps,
stattgefunden habe. So ist des Aesch. Wort, Dem. klage die zweite
Gesandtschaft an und meine die erste , die er doch selbst gelobt,
völlig begründet. Wir erkennen aber hierin , wie eben ausgeführt,
den Grund, .weshalb Dem. den Haupttheil seiner Klage, ja dasjenige,
auf welchem dieselbe allein formell begründet war, soweit sie über-
haupt begründet werden konnte, an das Ende der ganzen Beweis-
führung setzt. Soll ich meine persönliche Meinung über die Be-
gründung der Klage von Seiten des Dem. , d. h. über die behandelte
Schuld des Aesch. aussprechen, — denn über persönliche Meinung
kann man in dieser Frage kaum hinüberkommen — so geht dieselbe
dahin, dass Aesch. allerdings sich hat bestechen lassen. Aber des
Dem. Standpunkt wird dadurch ein unglücklicher, dass er selbst in
Bezug auf Philipp erst spät zur Klarheit der Ueberzeugung gekom-
men war, was man überhaupt wohl mehr oder weniger von Allen
Athenern behaupten darf. Des Aesch. Yertheidigung wird erleich-
tert, uidem er in Bezug auf Philipp sich auf die allgemeine Vertrauens-
seligkeit in Athen berufen kann, welche fast bis auf Chaeronea da-
selbst herrschte. Weil Dem. wirklich der allgemeinen Ueberzeugung
von Philipps lautern Absichten sich noch auf der ersten Gesandt-
schaft hingegeben hatte , so durfte er diese Zeit nicht mit in seine
Klage hereinziehen, besonders da er selbst auf öffentliche Belobung
der Gesandtschaft angetragen hatte : die zweite Gesandtschaft aber
bot äusserst wenige Momente zur bestimmten Anklage, denn des
Aesch. und Dionys. Behauptung ist durchaus richtig, dass nach Billi-
gung des Friedens in der von Philokrates vorgeschlagenen Form die
Gesandtschaft selbst eben nur die Ausführung dieses Beschlusses
zu besorgen hatte; jener Frieden selbst aber, den Aesch. allerdings
befürwortet hatte, war ohne Schuld für diesen, einmal weil er auf
einem formellen Volksbeschlusse beruhte, sodann weil er vor der
zweiten Gesandtschaft liegt. Das einzige Moment von allen aus der
Zeit der Gesandtschaft selbst angeführten, welches von einiger, aber
gleichfalls nur schwacher Bedeutung ist, ist das Zögern der Gesandt-
schaft auf der Hinreise. Die Annahme der ^ivta , von der Aesch.
39 als von etwas selbstverständlichem spricht, ist völlig bedeutungs-
los. Vgl. M. Schmidt de Dem. et Aesch. oratt. de f. 1. Inaug. Diss,
Bonn 1851. S. 19ff.
— 41 —
Nach der bisherigen Auseinandersetzung glaube ich behaupten
zu dürfen , dass die Rede des Dem. in ihrem 'bisher betrachteten
Verlaufe durchaus nichts enthält, was nicht im vollsten Maasse
allen rhetorischen Anforderungen entspricht. Es ist eine genaue
durch stete ausdrückliche Hervorhebung immer wieder von Neuem
kenntlich gemachte Ausführung der in der partitio gegebenen fünf
Punkte , die , weil Punkt^ I und U wesentlich zusammenhängen,
Punkt lY ferner ein über die Zeit aller Punkte gemeinsam sich
ausdehnendes Moment ist, in drei Argumentationen ausgeführt
werden : 17 — 97 ; 98 — 133 ; 1 34 — 177. Das einzige was wir als
Interpolation auszuwerfen gezwungen gewesen sind, sind die Worte
149 äXXd vfi Jia zovg (fvfifiaxovg ccTtsiQfjxipat (piiasi> t«
noXiiKJd.
Mit 181 müssen wir die ganze Ausfuhrung der Klage als abge-
schlossen ansehen. Es folgt m 182 — 191 ein Stücke in welchem
noch scheinbar nqoxavaX'^ifJsig enthalten sind. Ist das zulässig,
nachdem die Klage mit 181 nach unserer Auffassung abgeschlossen
ist ? Sehen wir uns die Einreden an , welche Dem. hier widerlegt,
so erkennen wir, dass dieselben nicht auf einen einzelnen Punkt der
Klage sich beziehen, sondern Einwände sind, welche im Allgemeinen
gegen die Zulässigkeit der Klage in formeller und materieller Hin-
sicht erhoben werden können. Das Stück zerfällt wesentlich in
zwei Theile 182 — 86 und 188—91. in jenem wird der Einwand
widerlegt, dass er von allen Rednern allein über Worte (auf Xoywp
liegt der Ton) Rechenschaft ablegen soll. Auf den ersten Blick kann
dieses in Widerspruch stehend erscheinen mit der Klage überhaupt,
die doch viele bestimmte Thatsachen anfuhrt. Aber dieser erwar-
tete Einwurf des Aesch. ist von seinem Standpunkte aus völlig be-
rechtigt. Aesch. muss antworten: Alles, was Dem. mir vorwirft,
besteht im Reden ^ im Aussprechen von Wünschen, Ansichten, die
ich gehabt, von Rathschlägen^ die ich in gutem Glauben ertheilt: eine
positive Schuld hat Dem. mir nicht im Geringsten nachgewiesen.
Kann ich über meine W^orte und Meinungen , die ich mit tausend
andern getheilt habe, Rechenschaft ablegen? Dem. führt aber aus,
dass hier ein ganz anderer Fall vorliegt. Zunächst erklärt er, dass
Alle zur Rechenschaft gezogen würden, eXnsQ in ccQyvQio) tt
Xsyotsv. Aber auch diesen Gesichtspunkt ganz bei Seite gelassen :
es ist etwas anderes, wenn ein idKaTfjg redet und Rathschläge er-
theilt, oder wenn dieses von einem nQcaßsvT^g geschieht, der in
— 42 —
officieJJem Auftrage der Stadt handelt. Der Gesandte kann eben von
nichts anderem Aechenschaft ablegen, als von Worten und Zeiten:
Kriegsschiffe, Heere und dgl. hat er nicht in Händen. Und wird er
also nun überführt, die Xdyoi absichtlich falsch gesagt, die xeopoi
in böser Absicht vernichtet zu haben: aXtaxia^o).
Man erkennt leicht, dassdie Vorbringung dieser Aeschineischen
ivfSxaOkg und ihre Widerlegung eben so nothwendig ist, wie der Ort
ihrer Einführung passend. Denn^ diese objectio bezieht sieb nicht
^uf einen einzelnen Theil der Klage, sondern auf die Gesammtklage :
wird sie als berechtigt anerkannt^, so fällt damit die Klage überhaupt
zusammen. Und ebenso verhält es sich mit der Einrede 188 — 91 ^
nur dass dieses Stuck einen formellen Einwurf gegen die Gültigkeit
der Klage vorbringt, während die ertfracf ig 182 ff. eine materielle ist.
Ae^. erklart es als unzulässig, dass ein Gesandter gegen einen Mit-
gesandten eine Klage erhebe in Bezug auf Punkte, deren er selbst
mitschuldig erscheine. Nur im Vorbeigehen verwahrt sich Dem.
dagegen,, dass die Erhebung der Klage von seiner Seite für eine nie-
drige Gehässigkeit zeuge; er erklärt, er müsse so handeln, um sich
von alier Schuld, die aus der Gemeinschaft mit den Gesandten auf
ihn fallen könnte» zu reinigen. Er weist an bestimmten Beispielen,
nach, dass dieser Fall seine volle Berechtigung, habe. Wir sehea
auch hier, dass. diese TTigioxaraA^^^g nirgends anders stehen kana^
als hi^r allein : denn der in ihr widerlegte Einwurf steht wiedernicht
in Beziehung zu irgend einem einzelnen Klagpunkte, sondern be-
streitet die Gültigkeit der ganzen Klage, kann also auch nur nach
Darlegung dieser in ihrer Gesammtheit aufgeführt werden.
Haben wir 150 — 77 als dritte xazaaxevij nachgewiesen, so
können wir 182:— 91:als dritte äpaaxsvij bezeichnen, nicht aber in
der Weise , dass diese letztere in irgend einer inneren Beziehung zu
jener stände. Schon in Bezug auf die zweite äpaaxsvij erkannten;
wir, dass Deni. nur ganz äusserlich die rhetorische Forderung der
xatccifxev^ die ccpaifxevi^ folgen zu lassen, erfüllt, dass diese-
nur in losem innerm Zusammenhange mit der vorhergehenden
xcxracrxc^' stehe. Auch hier also lässt Dem. der xanaaxsviq^
der allerdings zunächst 178 — 81 die ävaxsfpalaioiaiq der
ganzen argumentatio gefolgt ist, eine ävaaxevq folgen: aber,
sie gehört der Gesammtklagßr nicht speciel dem dritten Klag-
punkte an.
^t
— 43; —
Hierbei oehme ich mit: ^mehreren Gdehrleo an^ dass § 187.
nicht von Demostbenes herrührt. Für 4ie Frage; flach <Jer Compo-
sitio^ der Ge^ammtrede ist die Entscheidung) c^ 1S:7> D^Qfiostbenisch
oder nicht ist, allerdings von untergeordneter Bedeutung; 2di>er ein
Blick auf den Inhalt des vorhergehenden und fplg^nden Einwurfs,
wird Jeden ^sofort davon überzeugen, das£i der labah .d^iSL§. 187 hieT
vpliig ungehörig ist/ Dazu kon^nnt der völlig zer/^tückelte Charakter
(JerRßde. ^[Eoxi>. zoivvv ng TiQioxft'Qog X^yög nciai, totg H^ocr»
Ttajiav v[iäg, ßovhofisvoiQ ^jol TaQcctToyreg a/^ .'UoXiPj oJ df«-
MüXpoyvsg OiXhTtnQv sv moi^aau %^v noXtv/^ 'f^etik. führt hier
cilso einen .Einwurf seiner Gegner ^n , W4?lche si<5h auf die Bedlicb-
keitdes Vbi)ipp berufen, dessen Absichten in Bjetr^ff d^r der Stadt
zu erweisenden Wofalthateod durch, seine Gegner ,in Athen verhindert
werden. Da man doch verlangen, kann» d£i$& dieserSinwmf nicht ganz
im allgemeinen auf Philipp sich beziehe, donderi^ mit der Klag« selbst;
in Zusammenhang stehe, so mus3 man in iliesen Worten die Ansicht
des Aesch. . ausgesprochen sehen, dass die Verheissungen, welche,
er l^ei seiner Rückkehr von der zweiten Gesandtschaft jm.Namen^
Philipps gemacht, völlig ernsthch gemeint gewe&eni^ien^ dass Phir,
lipp aber ^n ihrier Ausfuhrung durch seine politischen Gegner {ol
TficgavTavTeg . TT^p TiqXiPj, ol 6:i(xx(aXvovT€g 0iXi7t7iov €v noi^r^
fldav Tfjv TfoXiv) gehindert sei. Ich sehe nicht ein , wie es mogr
lieh, sei, auf ßinen solchen Einwurf ^u.gerathen. Mit demselben,
nahm Aeschvdea Standpunkt 0in 4 den Beweis der Wahrheit seiner
einstigen Versprechungen antreten zu müssen, .Er musste nach>
weisen, dass das, was.er damals im Kamen Philipps versprochen hatte,
eingetreten wäre, wenn es nid^t durch Dem. und andere Feinde des
Königs verhindert würe, Ejusolchi^r Versuch ve;n Seiten des Aesch.
wäre getadezu..ung^h?u^ gewesen und eine Vorbeugung von Seiten
dt'sDem. deshalb albern. Hätte A^scb- diesen Standpunkt eingenom-
men, so wäre All^s, was Ae^ch. jetzt vorbringt und was Dem. be-
stimo^t erwartet, dass. er es vpAringen werde, völlig unangd)racht
gewesen* d^s Eine wurde, das Aöderie; völlig ausschli;essen. und nun
sehe man , • wie der Vf. dieses^ § ,den .Einwurf jsu . eatkräften sucht :
TZQog ovg Jy.ao Xjoyop^, fUfip qv^ivl ßQ^j ^<«? ^^ in^aioXäg viitp
a^cfyvfodo^^ 'i;ßg\,Tpv 0tXi7V7tßv^ xal vovg xatqovg :i(p^ (av.
QpqfjbiXj, TQ' äxQi x4Q0Vjf naQihjXvd-^ s^tXvag iftpaxi^MP vjiäg,
Olifle Zweifel will 4er:Vf. s^gen, der Ausdruck, Philipp sei der Wqhl-
— 44 —
thäter der Stadt, passe nicht, wie man aus seinen Briefen ersehen
könne, wenn man die Verheissungen in denselben mit den Zeiten
vergleiche, in denen die Athener getäuscht seien. Hier hat der Vf.
38 ff. im Auge. Dort verliest Dem. zwei Briefe des Philipp, deren
erster den Athenern Verheissungen macht 38 ff., deren zweiter aber
40 f. von keinen Verheissungen mehr weiss. Zwischen beiden Briefen
liegt nemlich die Erreichung seiner Zwecke in Phokis. Aber eine
Widerlegung jenes Einwurfs ist dieses durchaus nicht: wenn man
sich einmal auf den Standpunkt stellen wollte, Philipp habe wirklich
der Stadt hohe Wohlthaten erweisen wollen, so konnte und musste
man auch den Schritt weiter gehen, zu behaupten, zwischen den
ersten und zweiten Brief seien eben die Hindernisse gefallen, welche
die Ausfuhrung der im ersten Briefe gemachten Verheissungen ver-
nichtet hätten. Weder der Einwand selbst also, noch die Widerlegung
desselben ist irgendwie angebracht. Der Vf. hat den erstem erfunden,
die letztere glucklich in den Ausführungen des Dem. selbst 38 ff. zu
entdecken geglaubt; wahrscheinUch aber ist er durch diese über-
haupt erst auf die Abfassung des ganzen Stücks gebracht. Vgl. hier-
über aber noch weiter unten.
Schon 9 hatte Dem. nach Anführung der eigentlichen Klag-
momente hinzugefügt: noXXd ds xal dsivä üaxriyoqeXv ixoav sti
TiQog Tovxoiq heQa, co avdqeq Id^i^vatoty i^ doy ovx sad"^ Sa-
Ttg ap ovx slxozoog fnaijaei^sv avxov* Schon hier hat er also
darauf hingewiesen, dass er noch nach der Klage Weiteres anführen
wolle, was in keiner Beziehung zu dieser selbst stehe. 191
am Schlüsse der Klage weist er durch Hinzufugung der Worte {ol
aä^xovvtsg dijXovovt tag oX^g ye z^g navQidog, (SgnsQ cri;,) ou
liovov zag idiag auf den nun folgenden zweiten Theil der Rede,
die iniXoyixd Ti>va, hin. Bestimmter noch wird dieses 192 gesagt:
[AixQOP äxovaati fiov 6^(a r» z^g nqsdßeiag zavxfjgj um zu
erweisen ovt — xal täp Idiq xal ndvTtav ovvot ffavXovavot
xal TiopfjQotavot ysyovaaiv. Zum Uebergang \sX das Stück
192—98 jedenfalls sehr passend: es bringt einen Gegenstand zur
Sprache, der allerdings nicht zur Klage selbst gehört, aber insofern
doch mit ihr zusammenhängt , als er in die Zeit der Gesandtschaft
fällt. Getreu seiner Sitte, einen Gegenstand durch einen Gegen-
satz zu heben in seiner Bedeutung, führt Dem. zunächst das edle
Benehmen des Satyros aus, um daran das Verhalten des Aesch. einer
Olynthischen Frau gegenüber zu schildern. Damit ist Dem. über-
— 45 —
haiipt auf das Privatleben des Aesch. eingegangen, welches 199 0*.
nocli näher characterisirt wird. 199 hängt aufs augenscheinlichste
mit 198 zusammen: toiavra avvsidcog avxm nenqayiiivcc o
äxdd-aQTog ovTog (dieses Wort gebraucht Dem. in Anknüpfung an
die Worte 198: iy Ttagoivia xov xa&ccQfiarog rovrovi deivfi)
wird Aesch. von seinem Leben reden, auf welches Dem. nun ohne
weiteres eingeht.
Wenn die im Vorstehenden ausgeführte Gliederung der Rede
richtig ist, wenn also mit 19t die Klage selbst abgeschlossen ist, mit
192 die iniXoytxd begonnen haben, so kann das mit 201 begin-
nende Stück nicht an seinem richtigen Platze stehen, d. h. es muss
ursprünglich eine andere Stelle eingenommen haben, oder es muss
nicht von der Hand des Dem. herrühren. Es sind die bestimmtesten
Gründe vorhanden, um dieses Stück als undemosthenisch , als
Interpolation zu bezeichnen. Es wird in diesem Stücke 201 — 33,
an welches sich 234 — 36 eng anschHesst, ein Einwurf des Aesch.
widerlegt, dass Dem. an Allem, was er und die übrigen Ge-
sandten gethan, theil genommen, mit ihnen einverstanden gewesen
sei, um plötzlich umzuschlagen und nun einen principiellen Ge-
gensatz von Anfang an zu heucheln. Auch Spengel fasst das Stück
201 — 33 als Einheit: es ist also entweder ganz auszuwerfen oder
ganz aufrecht zu erhalten; prüfen wir daher die Gründe, welche
uns bewegen können, dieses, Stück als Interpolation zu bezeichnen.
Zunächst ist ein sehr wichtiges handschriftliches Moment zu
verzeichnen. Cod. 2 hat an dieser Stelle die merkwürdige Rand-
bemerkung: iT' anoad-sv Xeinst '^fiäg icag tov ofioiov ai^fielov.
Vgl. Voemel Dem. Contt. 1 857. Prolegg. pag. 227. Es findet sich
nun aber erstens das erwähnte gleiche Zeichen nicht und zweitens
fehlt auch nichts in der Handschrift. Es liegen aber die folgenden
Schlüsse aus dieser Bemerkung des Cod. nahe. Zunächst bietet sich
die Annahme dar, dass die erwähnte Lücke sich in derjenigen Hand-
schrift vorfand, welcher der Schreiber des Cod. 2 ausschliessHch
oder vorzugsweise folgte; das Fehlen eines Stücks in irgend einer
andern Handschrift dieser Demosthenischen Rede, welches der
Schreiber etwa zufallig bemerkt hatte, konnte ihn zu dieser Notiz
nicht veranlassen. Die ganze Fassung derselben kslrtsi ^[läg weist
daraufhin, dass der Schreiber sich im Lesen und Copiren Seiner
Handschrift unterbrochen sah.
— 4Ö —
Zweitens dürfen wir aus dem Umstände, dass Cod. 2, trotzdem
der Schreiber desselben bostimnil sagt, das folgende Stuck finde sich
iiicht in dem ihm vorliegenden Cod., es dennoch hat, den Schhiss
ziehen , dass Vdem Schreiber voa -2" noch andere , oder wenigstens
eine andere Handschrift vorlag, welche diese Rede des Dem. ent*
hielt. Das Fehlen dieses Stücks in dem Arclietypus yon 2 kann
beruhen auf einem äussern Mangel der Handschr., dem Fehlen feines
oder mehrerer Blatter u. dgl. Es ist das aber sein* un wahrschein-
lioh. Zunächst w'«il es nicht wahrscheinlich ist, dass diese Lücke
^riide mit einem Absätze, wie wir ihn nach 200 haben, zusammen-
getroffen sein sollte Y^odanil weil wir den ä^x^cvTiog des Cöd.i^ als
dne ausgezeichuetev gut erhaltene, sehr sauber und schön gesckrte-
bene Ildschr, aiis«hea< dürfen, eben weil seine Abschr. selbst dieief^
Vorzuge. hat - Wenn joner Cod; an fehlenden, zerrissenen Blättc^tfi
u. dgl. läborii^ hätte ^ so dürfen wir annehmen, dass der Schreibet
von Jh' es vorgezogen haben würde, einer andern Hdschr. zu folge»,
die er^ nach: seiner Raudbemerkuiig zti schliessen, besass. Ich glisiuhe
deshalb annehmen zu dürfen, dass. das im Arcliet^^os des \£ Fehlende
nicht -auf vßrlofen gegangene, zerrissene Blatter und ähnliehe äussere
IW^ngel nurücj^zuführea ist, sondern auf eine äusserlich gar nidvt
>^ahrzi,inehmeivde Lü(/ke, : deren Existenz sich Oberhaupt eirst
4ur€ji' YergloichuDg mit einer andern Handschr. liei^ussteilte.
Manid.ürfteiaucheJi warten, dass der Sehreiber eine äusserlich Iremerk«-
bare JLücbe ao^S: gdtennzeichnj^t hätte, als durch die obigen Worte
},€i7tH y^^.n ■. ■.:■ ■■■■''
. Wir jSAdeli^ n^Xi %ö ofiotop (trjfietov nicht mehr in unserer
Hdschr^:: : Zunächst liegt zur Erklärung dieses Umstandes die Aaaf-
ii^hme. naba^ d^isi^ider Schi*eibjer:des Cod. 2" das Zeichen zu wie^er^
bolea K[ergei9seQiiiat;,mögtich. ist auch, dass es sich noch in der
Hdsc]uifi..i$ndi^t und mir^. weil v^wiacht, übersehen worden ist: eili
iindeutliches ,(^ .liann leicht, als Fleck, aufgelasst und als gleicbgül^
Unbeachtet.^^g«lafisea»,weixten4 : Aber, wird man sagen, da die'Hek?aÜB'^
geber, M^iHne .die^Handschn eingesehen haben, dur<;h die Bemerkutag
selbst .auf»diese&2eicheiir aufmerksam: geworden isind , so musS'' ihan
aiinehmeniy dass.i sie sich nach ; dem ihni entsprechemden'^in^^de^
Hdsohr. umgesehen haben; Yoemei sagt ausdrücklich ^ das Zekben
finde sich nicht!..n:AuS'U6n;WoHen Voemds aber geht hervbrv dasb
er dieses angeblich fehlende Stück nuri'als in: ^wenigen Sätzeh'beßtd'l
hend betrachtet habe. Nach meiner Ansicht müsste dieses Zeichen,
,- 47 -
wenn es überhaupt vorhanden, hinter 233 oder hinter 236 stehen:
nach einem so langen Zwischenraum konnte das Zeichen , wenn es
ziemlich verwischt war , sich leicht dem Auge entziehen. Hat der
Schreiber das Zeichen aber wirklich vergessen, so ist ein solches
Vergessen eher nach einem längeren Zwischenräume, als nach einem
kürzeren, etwa nur wenige Sätze umfassenden, erklärlich. Ueber-
haupt, glaube ich, würde der Schreiber in diesem letzteren Falle das
Ende des Fehlenden durch Anführung der Schlussworte bezeichnet
haben, nicht durch dieses Zeichen.
Aber es liegt noch dne andere Möglichkeit "ZUr Erklärung der
Weglassung des entsprechenden Zeichens vor. Wir brauchen nkht
anzunehmen , dass diejenige Handschrift, welcher der Sciireiber Tota
2 folgt, die Lückehaite; sondern dass dieselbe auf eine noch ältere
Höschf; zurückzufftbren! < ist\. Bezeichnen iv?ir die vorauszusetzende
Reihe der Handschriften, aus denen als letztes Glied: der God. J^
herrorgegsfflgen ist,' durch* ; . A^ — '.A^'^^-'A — ^j so:kanii sciion
der Schreiber- von A m A^ die Lücke vorgefunden haben, die er
einerseits aus^ eSner arndem Hdscbr* /ergänzte ^ «inderseits durch .
Hinzuffig<ang jener ßandbeiherkang '/f äntA&st lisiTisi ^[läg «md
deS''entspr«chend«b^Zeichens^'an der SteUe^ wo* die Lüokeibr End^t
erreichte, kenntliob nvaditei ' Der Sobreiber voti J, der sich Sngsl*
lieh genieiu an seine Yorlage hält, nahm die Randbeinerkung einfach
in seine Hdschr« herüber. Ein solches Verfohren Ton Seiteti
unsers Schreibers hat durchaus nichts unwahrscheinliches, währei^
es* anderseits auch wieder sehr leicht erklärlich ist, dass er das ent-
stehende Zeichen 2Q setzen vergass oder >d»s verwischte uliersalii
So haft derselbe Schrtib^r zi ß. in der Rede de cor. im Anlang von
§ 3 , von f 5 den Beginn i des zweiten und dritten ^{^oo^/urioi/atli
Rande bemerkt, wählend er die Anfänge der folgenden 'Tr^oo^/uiior^
die cod. Latir S ebenda wie jene ersteren notirt, ignöj?irt;>
' Man kann als ßesrtätigung dieser Annahme , dass der Schreibei^
von^ schon in seiner Vorlage nur die. Randbemerkungen, nicht
mehr die Lücke- >sdbst. vorfand , anführen , dass: der von Fendinl
Schultz (Tgl. das Progr; des Fricdrich-Gymnas.inr Berlin 1860) zu^
erst für Phil. UL verglichene und für die Demostfoenische' Krhik
als äusserst wichtig erkannte- Gad. Laur; S- (VoemOv der nachher
von Voemel auch für die Beden de €or.> de .falsa leg; und c. Le^iti
verglichen ist, und der unzweifelhaft mit 2 aus Einer Quelle stanmrt)
jene Randbemerkung des Cod. 2 nicht hat. Der Schreiber von
— 48 — .
Laur S, der mit voller Sicherheit als ein viel selbständiger verfah-
render Mann erkannt wird, als der von 2, hat, wenn er zwar die
Randbemerkung, nicht aber die^ Lücke selbst mehr vorfand, einfach
jene unbeachtet gelassen, weil sie keinen Werth, keinen Sinn zu
haben schien.
Obgleich hierdurch das Gewicht der Annahme zu wachsen
scheint, dass schon der Schreiber einer altern Handschr., also von
A oder A^, die Randbemerkung gemacht und zugleich die Lücke
ergänzt habe, so bleibt die Möglichkeit der andern Erklärung, dass
in A noch die Lücke vorhanden war, die der Schreiber von 2
und der von Laur S jeder selbständig ergänzte, gleichfalls daneben
durchaus aufrecht. Denn zunächst ist es in Bezug auf die Hdschr.
Laur S durchaus nicht unwahrscheinlich, dass zwischen ihr und ^
noch Mittelglieder zu statuircn sind : denn jene stammt aus deni
14. höchstens 13. Jahrb., während A wenigstens ins 9. Jahrh. zu-
rückgeht und der Text in Laur S ein unmittelbares Hervorgehen
aus dem von A durchaus nicht als selbstverständlich erscheinen
lässt, sodass ein Ver^ältniss von A . . Laur S ^ — Laur S nicht un-
wahrscheinlich wird: dadurch würde das Fehlen der Randbemer-
kung in Laur S leicht erklärlich, weil eben der Schreiber von Laur S
oder Laur S ^ mit Recht glaubte die Randbemerkung weglassen zu
müssen, weil sie einen Unsinn anzugeben schien, indem das in
ihr Bemerkte durchaus nicht dem wirklichen Sachverhalte ent-
sprach.
Die Hdschr. des cod. Laur S ist, wie schon bemerkt, viel
selbständiger geschrieben, als 2] und besonders ist es die Rede
nsgl Ttaqanq.y in welcher sie durch ihr starkes Hinneigen ?ura
Text der Vulg. zeigt, dass sie selbständig nach zwei Hdschr. ge-
schrieben oder eigentlich bearbeitet ist, deren eine auf A zurück-
geht, deren andere aber einer wesentlich verschiedenen Familie an-
gehört. Fand also der Schreiber von Laur S — wenn wir anneh-
men^ dass Laur S unmittelbar aus A stammt — in A die Lücke, so
konnte er, bei der selbständigen Behandlung des Textes seiner Vor-
lage von seiner Seite, sehr wohl dieselbe einfach als Fehler der
Hdschr. ansehen und stillschweigend aus seinem andern cod. er-
gänzen, während der Schreiber von -S" pedantischer und unmittel-
barer, critikloser an die ihm vorliegende Hdschr. sich haltend, sie
anmerkte.
if-.
— 49 —
Man sieht, es sind der Möglichkeiten mehrere zur Erklärung jener
Randbemerkung und es ist unmöglich, sich für eine bestimmte zu
entscheiden. Jedenfalls aber dürfen wir aus ihr den Schluss ziehen,
dass wenigstens der dem Schreiber von 2 Torliegende Cod. , viel-
leicht aber ein noch älterer, eine mit 201 beginnende Lücke hatte
und da unter allen Umständen diese Hdschr^ und alle derselben
Familie in aufsteigender Linie von ausgezeichneter Güte angenom-
men werden müssen, so ist die Annahme, es sei hier durch einen
äussern Mangel, oder durch Nachlässigkeit des Schreibers u. dgl.
eine fehlerhafte Lücke in der Hdschr. entstanden, zu verwerfen und
damit das schwerste Bedenken gegen das ganze inhaltlich unver-
kennbar eine Einheit bildende Stück 201 — 36 erhoben.
Ich habe schon oben darauf hingewiesen, dass die Stellung die-
ses Stücks den ganzen Zusammenhang, den ganzen rhetorischen
Bau der Rede aufs augenscheinlichste zerstört. Sehen wir uns aber
200 und 237 an, so Ondet sich ein so enger Zusammenhang zwi-
schen diesen beiden Punkten, dass dadurch auüs evidenteste die In-
terpolation von 201 — 36 bestätigt wird. 200 heisst es: xal toiavza
Gvyetdcog avTia neTtQayfiiy^ 6 dxdd-aQvog ovTog ToXfA'ijcfet ßXe-
Ttsiv slg Vfiäg xal top ßsßioofAipoy avT(S ßiov amixa 6^ fAccl^
iget XafATtQ^ zy (pwyy. Und nun wird sein Privatleben geschil-
dert. Daran knüpft sich 237 fast mit Nothwendigkeit an: itfwg
Toivvv ddsXifog avvo) avpaget (entsprechend dem iget 200). Dem.
spricht von den Familienverhältnissen des Aesch. ; es ist selbstver-
ständlich, dass er dieselben im Zusammenhange behandelt und nicht
200 damit anfängt, um dann während 36 Paragraphen völlig an-
dere Dinge einzuschieb^i und endlich das Unterbrochene abzu-
schliessen. An keinem andern Punkte spricht Dem. von dem Pri-
vatleben des Aesch., als. 199 f. und 237 — 40. Man beachte ferner
den ganzen Ton der Rede 199 f. und 237 ff. Dort: ovx laaoip
ovTOi lo fiiv i^ dQX^g tag ßißlovg ävayiyvdCfxovta üe rg
fÄ^TQl zeXovCtfi Y,ai natd^ opv^ iv ^täcfoig xal [Asd-vovcfiP
avd^qoiTtoig xaXipdoviispop etc.; hier: (fs fiip rag dXaßaaxo-
'd'ijxag ygatpopra xal %ä xv^napa — . Dort: [kBxd xavxa dh
xaig aQxatg vnoyQafjbfAaxevopxa — ; hier: (fi fA^p — xovxovg
d^ vrtoyQafA^axiag: hier werden offenbar alle drei Brüder genannt,
von denen der eine durch xdg aXaßa(Sxod"qxag yqdqxop xal xä
xvfiTtapaj di& andern beiden durch vTtoygafAfAaxstg characterisirt
werden: unter diesen letzteren beiden ist Aesch., vgl. 200 vno-
4
— 50 —
yQafifAaT€V€öy, Kann der ZusammenhaDg von 200 und 237 klarer
sein? Dem. hat im Vorhergehenden 201 — 36 mehr von sieb als
Ton Aesch. gesprochen; wie sollte er darauf kommen, jetzt, ohne auch
nor den Namen des Aesch. zu nennen, von Verhältnissen za spre-
chen, welche sich unmittelbar an 200 anknüpfen und stillschweigend
immer jenes vor 36 Paragraphen Ausgeführte voraussetzen. 238 wird
fortgefahren: an und für sich habt ihr keinen Anspruch auf Bevorzu-
gung; wenn aber dazu einer von euch fjdix^jce ravra rotaSva, TTooeo
fiaXXoy av fittfoTod-e d&xaiag itai oei^otad's; das vorhergehende
hat aber von einem äd^xetv und noch dazu tavta rotavzcc nicht
gesprochen; wohl aber bezieht es sich sehr gut 'auf das vor 199
ausgeführte und 199 in den Worten xal roiavva avytidcog ctvreS
nengayf^iya zusammengefasste. Femer: 199 heisst es igeV JLctfA-
nqq T^ 9>^^§] es ist das keineswegs ein Lob, welches Dem. dem
Aesch. ertheilt, wie man wohl angenommen hat, sondern es bezeich-
net die scharfe, laute Stimme, die so häufig das Zeichen innerer
Rohheit und Frechheit ist; dem entspricht 239 fA€yaX6(ptayo& xal
avatdeXg opteg: die Brüder werden in dem ganzen StQcke gemein-
sam behandelt und dem entsprechend auch die 199 zunächst speciel
von Aesch. ausgesagte Eigenschaft allen diesen gleichmässig hier
beigelegt. Dem. fugt 200 nach den Worten oviog alXoy £xq&v€
naq vfAty inl noQveiq hinzu: a^Xa (Ai^7t(a xavva aXXcc rag
fAaQTVQiag ykOh Xiys nqAtop ravtaai. £r giebt damit zu ver-
stehen, dass er die Behandlung dieses letzteren Punktes aXXoj^
ixQipe — inl Tioqvsiq auf eine nur kurze Zeit noch hinausschiebt :
ist es denkbar, dass er, statt denselben nun zu behandeln, in 201
bis 236 grundversdiiedene Dinge einfährt, um erst 240 zu jenem
Punkte überzugehen? Allerdings geht er nach Verlesung der fj^an^
zvgiai 237 gleichfalls nicht unmittelbar zu dem aXXov xqlvsii^ irtl
TtoQpsiq über, aber das findet seine völlig genügende Erklärunir
darin , dass die §§ 237 — 40 nur den einmal angefangenen Gegen-
stand abschliessen : sobald dieses geschehen, wird sofort auf den
durch die obigen Worte vorbereiteten Punkt übergegangen 240: Sc
räq (prj^iig xqrivai top (favsqov Tt noi^aai ßovX'q&ivzu T«5y
aoi nBTtQeaßeviiivfov ttjX&xavTji xal ToiavTfi (fVfAtpoQ^ ttsoi-^
ßaXetyj d^Xov ort deivop av ti nad^sty aavzov ^Xm^eg ^J
nV'9'Oivd-^ ovToi rd nsTtgayiiiva (To*. Und nun folgen sämmt-
liche auf den Process des Timarch. bezüglichen Stellen.
— 51 —
Wir müssen uns nach einem Grunde umsehen, weshalb das
Stuck 201 fF. später, wie wir glauben, und zwar an dieser Stelle ein-
gefügt ist. Betrachten wir dasselbe genau, so finden wir merk-
würdiger Weise, dass es mit demselben Gedanken beginnt und
schliesst, wie das Stück 188 — 200. Dem. behandelt 188 flf. den
Einwand, dass er als (Sviinqsaßsvg die Klage erhebe, was nicht nur
gehässig, sondern auch unstatthaft sei; Dem. bemerkt nur kurz,
dass er dieses thue, um nicht doxetp yioivoavsXv vfAtv: in kurzen
schlagenden Worten weist er jede Gemeinschaft mit den übrigen
Gesandten zurück und sagt 189 : iyd d^ ovdi avfAnenQstfßevxiyat
(priiii cot — • aXlä O^XoxQciT^g aot (fVfATTSTTQiaßsvxsp xaxeiptf
av xal 0Qvv(ov,
Der Yf. des Stücks 201 ff. hat ohne Zweifel geglaubt, dass der
Ton Dem. dort nur sehr leicht berührte Einwand zu gewichtig sei,
um nicht einer längern Auseinandersetzung zu bedürfen: dieser
Einwurf, Dem. habe ja an Allem Strafbaren theil genommen, was
auf der Gesandtschaft geschehen sei, und es falle daher die gleiche
Schuld auf jenen zurück, wird hier 201 ff. anscheinend gründlich
widerlegt. Aber der Vf. sah nicht, dass ein solcher Einwand gar
nicht ausdrücklich erhoben werden konnte von Aesch. Erhob er
ihn, so gestand er seine eigene Schuld ein , die dadurch nicht gerin-
ger wurde, dass Dem. Theilhaber dieser Schuld war. Der Vf. sieht
das rein formelle Bedenken , welches Dem. 188 ff. anregt und mit
wenigen Sätzen beseitigt, als materiellen Einwurf an und behandelt
iHn ausführlich. Der ganze Einwurf also ist unsinnig und der Vf.
bezeichnet ihn selbst als i/ytnätco fiaviag: das hätte ihn aber ab-
halten sollen, ihn überhaupt einzuführen. ^'Eifrt, heisst es gleich-
falls völHg richtig, VTtiQ (liv tcoy TtSTtqäyiihfoav ovre dtxaia ovte
TtQogfjxoviX^ ^ Toiamfi anoXoyla^ ifjbov ^kivroi, %^g xoTf^yogla
— Tcc ds TtQciyficeT^ ovdiv ßeXtloi diä rovto: ganz dasselbe
konnte der Vf. jenes Stücks sich sagen, zog auch Aesch. in Erwä-
gung und führte deshalb diese Einrede gar nicht an, die daher als
völlig unstatthaft sich erweist. Beginnt Dem. 188 ovrto roipvp
alcfxQcc xal noXXcc xal näpta xad^* vficiv nBTtQBtsßivxdag neQ&*
Kop Xiysi, — , so entspricht dem 201 xotsovxiap voipvv Kai
TOiOVtoüp opTcoPj &p adhx&p vfiäg i^eXij leyxTat — • 189 heisst
es: 0iXoxQdTt]g cfoi^ (fVfiTtenQiaßsvxep xaxstpco cfVj xal 0qv-*
P(ap. Unser Vf. benutzt die Hervorhebung dieser beiden, sich weit-
läuftiger über dieselben zu ergehen.
4*
— 52 —
Ich halte das Stuck 201— 33 für ein rhetorisches Machwerk,
bestimmt, das nach des Vf. Ansicht nicht genügend behandelte
Stück 188 — 200 zu ersetzen. Allerdings geht der mit 188' begin-
nende Gedankencomplex schon 198 zu Ende; da aber die nach 200
eingeführte fAccQTvgia sich noch auf jenes Stück bezog, so konnte
Vor 200 fin. kein Abschluss gemacht werden. Unser Vf. behandelt
also den 188 — 91 kurz behandelten Gedanken des dviinsnqsaßsv-
Kivai in anderer Weise, aber so, dass derselbe dadurch eine wesent-
liche Alterirung erleidet, 201 — 28, benutzt aber diese Gelegenheit
um noch einige geringere Bedenken, die ihm aufstossen, 221 f. zu
erledigen. Die Geschichte mit der olynthischen Frau lässt der Vf.
ganz weg, weil er ohne Zweifel dieselbe durch Aesch. widerlegt
glaubte, und schliesst 229 — 33, indem er die von Dem. 189 als die
eigentlichen Mitgesandten des Aesch. angegebenen Philokrates und
Phrynon einer eingehenderen Schilderung unterzieht. Dem. schliesst
das Stück 200 mit dem Gedanken : notov ovv iqstg ßiopj oy ov
ßsßifoxag^ insl o ye ßsßnaiievog (fot toiovtoq (paipszat; dXXa
dfi vä Tfjg il^ovolag • ovvog aXXov exQipe na^ v[iTp inl
noQveltXj und diesem entsprechen die Worte 233 genau : — ha-
pcireQOV r« fAetd ravr' ixqrjoato ßiay rovtov (ag nenoqvsv-
Ikivov x€KQix€V. Hatte der Vf. sein Stück dazu bestimmt, es an
Stelle von 188— 200 der Rede des Dem. einzufügen, so musste er
iiatüirlich den Anfang und Schluss seiner Ausführung dem Anfang
und Schluss des Demosthenischen Stücks im Gedanken anpassen,
weil der Anfang sich naturgemäss an den Schluss des Vorher-
gehenden anknüpfen, der Schluss aber eben so naturgemäss zum Fol-
^ genden überleiten niusste.
Cod. 2 bietet innerhalb des von mir für interpolirt gehaltenen
Stücks zwei sehr auffallige Fehler dar. 213 folgt nach den Worten
ttf^ Tolpvy Tavv^ a>l^^^ X^yca xälsi [loi tovtoüv Tovg fidqtvqag
der 'titul. MaQTV^sg, obgleich die fAccQtvQla in Wirklichkeit erst
nach 214 auftritt. Und ebenso steht nach den Worten Tccclet fjuo$
TOVTcop TOvg ficcQTVQag der Titel MdgtVQsgj obgleich wieder erst
nach 236 die fiaQtvgia in Wirklichkeit erscheint. Diese Fehler,
denn als solche müss man sie bezeichnen, theilt der Cod. 2 mit allen
andern Hdschr.; sie sind aber bei jenem sehr auffallend. Wenn
aber, wie wir aus der Randbem. amad-sp Xtinsi ^fiäg geschlossen
haben, der Schreiber des Cod. 2 in diesem Stücke einer andern
Hdschr. folgt, so würden jene Fehler auf Rechnung dieser Hdschr.
r.
— 53 —
kommen, die sich also schon hierdurch als dem eigentlichen
dfX^TVTtog von 2 nachstehend characterisiren würde. Aber ich
stehe nicht an , selbst in diesem Stücke (201 — 33 resp. 36) wieder
andere Interpolationen auszuscheiden, welche später demselben ein-
gefugt worden sind. Wenn jener Fehler der zweimal geschriebenen
MaQTvgeg oder MaQvvgla nur einmal vorkäme, so könnte man
sich bei der Annahme eines Versehens begnügen; das zweimalige
Vorkommen desselben Fehlers muss stutzig machen und zwingt uns
zu bedenken, ob nicht eine andere Erklärung dieses Umstandes
möglich oder wahrscheinlich ist. Wir linden nun, dass die zwischen
die MaQTVQcg und die Maqxvqia eingeschobenen beiden Stücke
etwas völlig verschiedenes, weder mit dem Vorhergehenden noch
Nachfolgenden irgendwie zusammenhängendes, haben. Es sind
7tQoxataX^ip€ig, die hier eingeführt sind, die aber beide sich als
so albern erweisen, dass ich anstehe, sie demselben Vf. zuzuschie-
ben, der den grössern Theil der Interpolation 201 ff. geschrieben
hat und der immerhin als nicht ganz ungeschickt bezeichnet werden
muss. Auf das Einzelne dieser §§ 213 f. und 234 — 36 werde ich
unten noch zurückkommen; hier erkläre ich nur das doppelte Vor-
kommen von MaQTVQsg und MagtvQia folgendermaassen. Der
Vf. dieser Interpolationen wollte die Einwände und ihre Widerlegun-
gen, welche wir 213 f. und 234 — 36 lesen, einfügen. Es ist gleich-
gültig, ob er die Hdschr. der Rede in der Gestalt schon vorfand, dass
das Stück 201 ff. (excL 2131. und 234—36) der Rede selbst einge-
fügt war und den Anspruch, für demosthenisch zu gelten, erhob,
oder ob er das Stück als Interpolation kannte, die er nun durch
Einfügung dieser neuen ngoxataXijipsig noch in ihrem Werthe zu
erhöhen glaubte. Das wahrscheinlichere ist mir, ds^ss er das Stück
201 ff. als Interpolation kannte; ich nehme an, dass die Rede ur-
sprünglich sich in der Hdschr. eines mit rhetorischen Studien sich
beschäftigenden Mannes, vielleicht einer rhetorischen Schule, befand
und zu rhetorischen Zwecken und Uebungen benutzt wurde; so
durch Einfügung des Stücks 201 IT. verändert, ging sie aus einer
Hand in die andere. So hat denn anscheinend ein Späterer jene
beiden kleineren Einschiebsel 213 f. und 234 — 36 dem grösseren
Stücke noch ein- resp. angefügt. Dabei musste sich ihm aber eine
grosse Schwierigkeit eröffnen, eine richtige Stelle für sein Machwerk
zu finden; denn die ganze Ausführung 201 — 12; 15 — 34 schreitet
so zusammenhängend fort, dass es fast unmöglich war, etwas ande-
— 54 —
res einzufügen. Der Vf. benutzt die durch die MdqTvqeg bewirkte
Pause. Wie auch Dem. selbst mitunter nach Anfuhrung einer
Thatsache auf das dieselbe bewahrheitende Zeugniss schon hinweist,
obgleich er dieses selbst erst später beibringt, so z. B. 188 schliesst:
a vvv iiaqxvqsXv avxdv äpayxdffoHj obgleich erst 200 fin. diese
fAaQTvgiai erscheinen; so fasst auch unser Vf. das xdXet /not zov-
Tcsp Tovg [KXQTVQag als blosse Ankündigung des Zeugnisses, streicht
deshalb das unmittelbar folgende MdqTvgsg, um nach Einschiebung
seiner nQOxaTaXf^ifJtg erst nach 214 die fiagtvQia wirklich anzu-
fahren mit den Worten X^ys x^v ikaQxvqiav. Dieses Stück also
213 aXXä (j^ ff. bis 214 Xeye t'^p iiaqTvqlav, Maqtvqia sollte
nach Streichung des titul. MdqTvqeg init. 213 hinter die Worte xdXe^
l^oif xovTfüP TOvg fidqtvqag eingeschoben werden : es ist dieses nicht
vollständig ausgeführt, indem das Mdqtvqsg stehen geblieben ist,
wahrscheinlich weil hier wieder durch Yergleichung mehrerer Hdschr.,
deren eine die Interpolat. 213 f. hatte, die andere nicht, das Mdq-
rvqsg dieser stehen blieb und jene mit ihrer Maqtvqla nun noch
hinzukam.
Aehnlich verhält es sich mit der Interpolation 234 — 36, die
gleichfalls eine nqoxazdXriipig enthält, wenn möglich noch sinnloser
als die 213 f.; vgl. unten. Ohne Zweifel gehen beide auf denselben
Vf. zurück. Der Rhetor, welcher das Stück 201—12; 15—33 aus-
gearbeitet hatte, führte 233 init. durch dieselben Worte, welche er
auch 213 init. gebraucht, xdXei, fiot tovtwp rovg fidqrvqag seine
Mdqrvqsg ein: mit Recht folgt daher in allen Hdschr. diesen Wor-
ten der Titel Mdqtvqegy worauf er nach wenigen Worten seine ganze
Ausführung abschliesst. Der spätere Rhetor, der Vf. von 234 — 36,
glaubte wieder hier einen passenden Platz zu entdecken, um eine
neue Trqoxavdl^iptg einzufügen. Aber er verfährt hier etwas an-
ders als oben: er streicht den Titel Mdqrvqsg, indem er die Worte
xdXsi ff. wieder als blosse Ankündigung des später erst auftreten-
den Zeugnisses gelten lässt ; da aber die folgenden Worte der Aus-
führung, welche dieselbe abschliessen , ihm zu genau mit dem Vor-
hergehenden in Verbindung zu stehen scheinen, als dass er seine
völlig fremde nqoxavdXfiiptg dazwischen schieben könnte , so lässt
er nach Streichung des titul. Mdqrvqsg die Ausführung erst
zu Ende gehen, um daran sein eigenes Machwerk anzuknüpfen und
endlich durch die Worte Xiys t^p fkaqtvqiap mit folgendem Maq-
Tvqia das 233 gestrichene Mdqxvqsg wieder aufzunehmen. Auch
— 55 —
hier sind in unsern Hdschr. beide Titel erhalten geblieben, wodurch
das Ganze sinnlos wird.
Fand der Schreiber von 2 in derjenigen Hdschr., welche er zur
Ausfüllung der in dem eigentlichen aqxixvnog von 2 entdeckten
Lücke benutzte, das Stuck 201 — 36 schon in der Gestalt Yor, wie
er es uns giebt — und das ist sehr wahrscheinlich — so dürfen
wir diese Hdschr. als eine äusserst entstellte^ sehr interpolirte be-
zeichnen. Jedenfalls geht sie auf eine einst in den Händen eines oder
mehrerer folgenden Rhetoren befindliche Urhandschr. zurück, welche,
unsere Demosthenische Rede enthaltend , zu rhetorischen Zwecken
vielfach benutzt war. Nur so lassen sich diese einander folgenden
Interpolatt. erklären. Diese Hdschr. aber, auf welche wir zurückzu-
schliessen berechtigt sind, ist die Grundlage wohl aller übrigen Hdschrif-
ten gewesen, ausser J^ und LaurS (oderLaur S ' . . .); aber auch diese
letzteren beiden Hdschr. haben jenen Cod. — freilich wohl nur in emem
seiner Abkömmlinge — benutzt, um die vermeintlich fehlerhafte Lücke
Ihrer Urschrift auszufüllen. Jene Hdschr. aber, welche diie Inter*
polation erfahren hat, muss gleichfalls in zwei Exemplaren wenig*
stens existirt haben, deren eins nur das grössere und ältere Ein-
schiebsel 201 — 12, 215 — 33 enthielt, deren zweites ausser diesem
auch die Jüngern Interpolationen 213 f. 234 fr. hatte: denn nur
durch eine Vergleichung jener beiden Exemplare selbst oder in
ihren spätem Abschriften kann das doppelte MaQvvqsq und Maq-
Tvqia erklärt werden.
Ich bin also der Ansicht, dass ein Rhetor das Stück 201—12;
15 — 33 ausarbeitete, weil er glaubte, der 188 ausgeführte Gedanke
genüge nicht; er wollte sein Stück an Stelle des 188 — 200 setzen.
Ein späterer Scribent hat sodann 213 f. und 234 — 36 in jenes Stück
noch nachträglich eingefügt.
So fallt aber nodi ein neues Licht auf den verdächtigen § 187
Hatte unser Vf. das Stück 201 — 36 dazu bestimmt, an Stelle von
188 — 200 zu treten, so war 186 — wenn wir 187 gleichfalls für
interpolirt ansehen — der Schluss des Vorhergehenden. So war es
möglich diesem , da unser Vf. überhaupt von hier an eine Umgestal-
tung des folgenden Theiles beabsichtigte, in 187 noch etwas Anderes
anzufügen, welches ihm gleichfalls der Erwähnung werth schien.
So wird die Athetese dieses Paragraphen s^hr erleichtert und 187
schliesst sich entweder dem Stücke 200 fi. unmittelbar an oder ist
später von demselben oder einem späteren Vf. hinzugefügt, der die
— 56 —
durch die beabsichtigte Auswerfung von 18S — 200 entstandene
Lücke zur Einfügung dieser TtQOTLaräX^ifjig benutzen wollte. leb
lasse aber diesen Paragraphen im Folgenden unberücksichtigt,
da er im Ganzen für die Gesammtcomposition der Rede von unter-
geordneter Bedeutung ist und das handschriftlich gestützte Be-
denken zunächst und ausschliesslich sich nur gegen 200 ff. richtet.
Wenn das Stuck 201 — 36 undemosthenisch ist, so darf man
erwarten, dass es auch in Gedanken und Sprache diesen Character
der Unechtheit zur Schau trugt. Ich werde im Folgenden ver-
suchen, die Spuren fremder Bearbeitung nachzuweisen, bemerke aber,
dass es nicht auffallig ist , wenn die fremde Hand nicht in so grober
Weise sich sofort verräth, dass überhaupt kein Zweifel übrig bleiben
kann. Die Rhetoren, welche Jahr aus Jahr ein mit den Reden, ganz
besonders des Dem. , sich beschäftigten ^ mussten allmälig sich so
sehr in des Dem. Stil und Redeweise einleben, dass sie wirkUch im
Stande waren, eine gewisse Aehnlichkeit mit ihm in ihren Mach-
werken zu erzielen. Die Reden der Hauptoratoren , und zwar vor-
zugsweise die wichtigsten der berühmteren, wurden so eingehend
studirt, zu rhetorischen Stilübungen selbständig bearbeitet, Einzel-
heiten derselben anders ausgeführt etc., dass uns eine gewisse äussere
Aehnlichkeit derselben mit ihren Vorbildern nicht auffallen kann.
Viel mehr kann hier die Schiefheit, Unrichtigkeit der Gedanken, als
der Stil und die Sprache beweisen. Dessenungeachtet treten in dem
betr. Stücke auch der Verstösse gegen Stil, Sprache, Grammatik so
viele auf, dass sich auch von dieser Seite das Stück als interpolirt
erweist.
Das Stück lässt sich im Allgemeinen so characterisiren , dass
die Gedanken und grossentheils auch die Ausdrücke aus andern
demosthenischen Stücken , meist der vorliegenden Rede selbst, ent-
nommen sind. Dass der Anfang nicht mit dem unmittelbar Vorher-
gehenden übereinstimmt, haben wir schon oben gesehen. Das
ddixeiv VfAag, wenii man es überhaupt so nennen kann und will,
ist in der eigentlichen Klage, welche 177 ihren Abschluss findet, er-«
schöpft; jedenfalls aber kann man die unmittelbar vorhergehenden
Stücke 192— 98 und 199 f. auf keinen Fall so bezeichnen und die
Worte ToaovTcov toivvv xai roiovrcov ovzoav^ dv adi>xäv Vfjbäg
i^sXi^XsyxTM sind völlig unmotivirt Die folgende Sammlung von
Epitheta des Aesch. ei*weist sich sofort als undemosthenisch. Es
findet sich hier eine Analogie mit des Aesch. Verfahren, der unwich-
— 57 —
tige Momente erwähnt, die wesentlichen verschweigt. Sehen wir
von doüQodöxog ab , welches übrigens selten ist bei Dem. , so geht
xola^ auf 160, wo gelegentlich gesagt wird: ixaqi^ovto Ttdvx*
€v6€i>xvvii€V0i xai vneffHoXaxevopveg ixstvoVj vgl. auch Dem.
de cor. 46, sonst findet sich nirgends dieser Vorwurf, soweit er eben
nicht in dem ßestochensein und Handeln in Philipps Interesse mit
enthalten ist. Dem. pflegt in solchen Aufzählungen die Haupt-
momente anzuführen und gebraucht dabei gewöhnlich participia,
nicht subst. taXq dgatg 6VO%og ist gleichfalls ein völlig untergeord-
netes Moment, vgl. 70: xaTaqatog — Xiye x^v otqdv^ wodurch
die Richter auf die Strenge des Gesetzes hingewiesen werden; hier
steht es ganz selbständig, ipevav^g ist gleichfalls unpassend, twv
(pikoop TiQodoTfig: ein solcher Gedanke ist ganz neu; wenigstens
hat Dem. bislang noch keine ähnliche Bezeichnung gebraucht; 302
findet man nqodsdiaxoxi avfifidxovg xal (piXovg xal xaiQOvg:
aber man erwartet hier eine Erwähnung schon dagewesener Punkte.
Aesch., um sophistisch den Vorwurf des Dem. auf die Spitze zu trei-
ben und ihn lächerlich zu machen, sagt: iqcatä — si doxa av
Vfjtip TtQog T^ ftargldv xal t^ t(Sv tpiXonv (fvprjd-elff xal IsqcSp
xai vd(p(ap natgoidop ifAol (piXrdTOvg JiQOÖovpai 0iXinft(a.
Diese Worte sind wohl unserm Vf. im Gedächtniss gewesen. Hin-
zuweisen ist sodann noch auf die äusserst schwerfällige Construction
des ersten Satzes und auf die Einführung der nQoxaTaXfjipig durch
iyyvtdv(o fiapiag: Dem. nimmt sich in der eigentlichen Beweis-
führung vor übertriebenen Ausdrücken in Acht; das stärkste bei der
Einführung seiner nqoxaraX'qxpsig ist 72 slg xovt^ dpaidsiag xal
ToXfifig — .
202. Die Aehnlichk^it der hier angeführten Ausdrücke xai-
poüpog ySyopa — (fvpijgscfKep xavtci fiot xal avpiTtqaxTOp avtiS
mit 188: vcop nsTtqayiihffav xoivcopstp — iya> cJ* ovdi cfvfATTs-
Ttqeoßevxipai — vikstg ydq %am^ eTCgdTtsre aal xavta näiSip
Vfitp ^QEOxsp ist auffallend. Der Vorwurf e/teit'' i^aitppfjg iieta-
ß^ßX^fjbai ist derselbe welchen Dem. dem Aesch. macht 27 f.:
i^al(ppfig — lueTaßsßXrjiiipov 'y dass Aesch. diesen Vorwurf dem
Dem. machen würde, vei*muthet Dem. nirgends ; Aesch. thut es aber
79: xal fAstaßeßX^O'd'ai fis if^g avvog wp dpdqanoöwdrig xal
IJbOPOp ovx ianyfiipog avvöfAoXog : aus diesem wirklich von Aesch.
erhobenen Vorwurf, den derselbe bekanntlich nicht bloss hier
erwähnt, sondern zur Grundlage seiner ganzen Vertheidigung macht,
— 56 —
durch die beabsichtigte Auswerfung von 18S — 200 entstandene
Lücke zur Einfügung dieser TtgoxaräXfii/Jig benutzen wollte. Ich
lasse aber diesen Paragraphen im Folgenden unberücksichtigt,
da er im Ganzen für die Gesammtcomposition der Rede von unter-
geordneter Bedeutung ist und das handschriftlich gestützte Be-
denken zunächst und ausschliesslich sich nur gegen 200 ff. richtet.
Wenn das Stuck 201—36 undemosthenisch ist, so darf man
erwarten, dass es auch in Gedanken und Sprache diesen Character
der Unechtheit zur Schau trägt. Ich werde im Folgenden ver-
suchen, die Spuren fremder Bearbeitung nachzuweisen, bemerke aber,
dass es nicht auffalUg ist , wenn die fremde Hand nicht in so grober
Weise sich sofort verräth, dass überhaupt kein Zweifel übrig bleiben
kann. Die Rhetoren, welche Jahr aus Jahr ein mit den Reden, ganz
besonders des Dem., sich beschäftigten,^ mussten allmälig sich so
sehr in des Dem. Stil und Redeweise einleben, dass sie wirklich im
Stande waren, eine gewisse Aehnlichkeit mit ihm in ihren Mach-
werken zu erzielen. Die Reden der Hauptoratoren , und zwar vor-
zugsweise die wichtigsten der berühmteren, wurden so eingehend
studirt, zu rhetorischen Stilübungen selbständig bearbeitet, Einzel-
heiten derselben anders ausgeführt etc., dass uns eine gewisse äussere
Aehnlichkeit derselben mit ihren Vorbildern nicht auffallen kann.
Viel mehr kann hier die Schiefheit, Unrichtigkeit der Gedanken, als
der Stil und die Sprache beweisen. Dessenungeachtet treten in dem
betr. Stücke auch der Verstösse gegen Stil, Sprache, Grammatik so
viele auf, dass sich auch von dieser Seite das Stück als interpolirt
erweist.
Das Stück lässt sich im Allgemeinen so characterisiren , dass
die Gedanken und grossentheils auch die Ausdrücke aus andern
demosthenischen Stücken , meist der vorliegenden Rede selbst, ent-
nommen sind. Dass der Anfang nicht mit dem unmittelbar Vorher-
gehenden übereinstimmt, haben wir schon oben gesehen. Das
ddixsiv vfkäg, wenn man es überhaupt so nennen kann und will,
ist in der eigentlichen Klage, welche 177 ihren Abschluss findet, er-»
schöpft; jedenfalls aber kann man die unmittelbar vorhergehenden
Stücke 192—98 und 199 f. auf keinen Fall so bezeichnen und die
Worte TOOovTcov %oivvv xai roiovrwv ovtchv^ cop adixwv vfiäg
i^eX^Xsyxxat sind völlig unmotivirt Die folgende Sammlung von
Epitheta des Aesch. erweist sich sofort als undemosthoiisch. Es
findet sich hier eine Analogie mit des Aesch. Verfahren, der unwich-
— 57 —
tige Momente erwähnt, die wesentlichen verschweigt. Sehen wir
von dcoQodoxog ab , welches übrigens selten ist bei Dem. , so geht
xoka^ auf 160, wo gelegentlich gesagt wird: ixccgi^ovro Ttdvv"
ipd€ixvvik€Voi xal vn€(*xoXa7cevopTeg iyteXvov^ vgl. auch Dem.
de cor. 46, sonst findet sich nirgends dieser Vorwurf, soweit er eben
nicht in dem ßestochensein und Handeln in Philipps Interesse mit
enthalten ist. Dem. pflegt in solchen Aufzählungen die Haupt-
momente anzuführen und gebraucht dabei gewöhnlich participia,
nicht subst. taXg aqatg 6Vo%og ist gleichfalls ein völlig untergeord-
netes Moment, vgl. 70: Katdqaxog — Xiys t^p dgap, wodurch
die Richter auf die Strenge des Gesetzes hingewiesen werden; hier
steht es ganz selbständig, ifjevatrig ist gleichfalls unpassend, väv
ifiXonv nQodoTfjg: ein solcher Gedanke ist ganz neu; wenigstens
hat Dem. bislang noch keine ähnliche Bezeichnung gebraucht; 302
findet man nQodsdwxozi cvfjbfiäxovg xal (piXovg xal xaiqovg:
aber man erwartet hier eine Erwähnung schon dagewesener Punkte.
Aesdi., um sophistisch den Vorwurf des Dem. auf die Spitze zu trei-
ben und ihn lächerlich zu machen, sagt: igwico — st doxa äp
VfHp nqog ry nargldv xal t^ t&v (piXtav cfvrrjd'eiif xal legcop
xal tdq)(op navqtitöP iftol (piXtdxovg ngodavpat 0iXlnft(a.
Diese Worte sind wohl unserm Vf. im Gedächtniss gewesen. Hin-
zuweisen ist sodann noch auf die äusserst schwerfällige Construction
des ersten Satzes und auf die Einführung der nqoxazdXrixpig durch
iyyvtdTca fiapiag: Dem. nimmt sich in der eigentlichen Beweis-
führung vor übertriebenen Ausdrücken in Acht; das stärkste bei der
Einführung seiner TtgoxaraX^ipetg ist 72 stg tovt^ dpaidsiag xal
toXfiiig — .
202. Die Aehnlichkßit der hier angeführten Ausdrücke xoi-
pfapog yfyova — .<fvp^Q€CfK€p tavxd (lot xal avpiTtqaxTOp avtM
mit 188: %&p neTCQayfxepoov xotvcopstp — iya> cJ' ovdi (SviiTte-
Ttqsüßevxipai — viistg ydq xam^ STtqdtTsre xal xavxa ndcfip
vfitp ijqeax€P ist auffallend. Der Vorwurf stisi^x^ i^aitpptjg (jbsxa-
ßißXfjikai ist derselbe welchen Dem. dem Aesch. macht 27 f.:
i^aiifPfjg — [jbsxaßsßXrjfiipov ^ dass Aesch. diesen Vorwurf dem
Dem. machen würde, vermuthet Dem. nirgends ; Aesch. thut es aber
79: xal fisxaßeßX^ad-ai (as q)fjg avxog aip dpdqaitodtüdrig xal
(lopop ovx iatiyfi^pog avxofioXog: aus diesem wirldich von Aesch.
erhobenen Vorwurf, den derselbe bekanntlich nicht bloss hier
erwähnt, sondern zur Grundlage seiner ganzen Vertheidigung macht,
— 58 —
indem er ausfuhrt , nicht Er habe die Interessen Athens verrathen
und mit Philokr. im Complott gehandelt, sondern Demosthenes,
macht der Yf. unsers Stücks die ganze fCQoxccrdXfjifJig. Dem. hatte
den Gedanken ganz kurz 188 ff. erwähnt und zurückgewiesen. Zu
beachten ist noch der Hiatus i^ toiavtti anoXoyia. Der Gedanke
iytd iikv yäq sl Tavxa Ttsnoifjxa (pavXog elfi^ ävd-Qüinog ist
lächerlich.
203. r^i/ dtxaiap tjtig iatlv dnoXoyla zu beachten. Die
Worte selbst entlehnt der Vf. aus seinen eigenen Worten 201.
Die Theilung sTtidsX^ai, xal ort tpsvasrai Tavx^ iäv Xiyifi xal
tf^v öixaiccv ^Ttg iatlv änoXoyia ist unlogisch : die Theile schliessen
sich nicht aus, sondern decken sich.
204. Der ganze Paragraph besteht aus Reminiscenzen, vgl.
besonders 325 f. ; nur das iv EvßoUf aTQatmTag uvak ist
original, dafür aber auch desto matter; der Vf. mochte wahrschein-
lich das oQfAijtiJQia nicht noch einmal setzen. Ganz unTerstandlich
aber ist ävcifioTOP slyat t^p elQfjpfjv : allerdings wird von Dem.
berichtet, dass mehrere Bundesgenossen den Frieden nicht beschwo-
ren hatten, dass aber Phil, dieselben nach Athen habe schicken
wollen. Aber sollte dieses am Tage des Processes noch nicht ge«
schehen sein? Und wäre das überhaupt ein Grund, weil vielleicht
einige unbedeutende Städte den Frieden nicht beschworen hatten,
denselben überhaupt äpcifiorog zu nennen? Auch hier zeigt sich
die Unkenntniss und Talentlosigkeit des Vf., welcher aus Stellen,
wie 158 ovd-'' od-^ ixelcf^ iTioqevovro ovd'^ od'^ ixetd'sv devqo rovg
oQxovg sXaßov — 159 ovx ißovXsro tovtop öfAWfioxipat rop
oQxov ovdiva tcSv avzov avfiixäxcop compilirt t'^v dvüSfiotop
siqijpfiv,
205. Der Vf. geht an den Beweis selbst, dass er an Nichts
Theil genommen habe. Als erster Beweis dafür wird der Umstand
geltend gemacht, dass Philokr. der unverschämteste Mensch, Aesch.
der grösste Schreier in Athen, beide nichts gegen Dem. atoXiiop xal
dsiXop TtQog tovg oxXovg vermocht und geredet haben, als dieser
jene der Bestechung beschuldigte. Wann ist dieses geschehen?
Dem. spricht 116 ff. von dem Process des Hyperides und erklärt, in
demselben schon denselben Vorwurf erhoben zuhaben; ferner er-
wähnt er 135 einer Volksversammlung (nqog V[iäg ip tä dijfiw),
in der er gleichfalls unter dem Schweigen der Angeschuldigten diese
Anklage erhob. Dem. hat 135 ohne Zweifel die 2. philippische
— 59 —
Rede im Sinne, in welcher man diesen Vorwurf findet und welche
gleichfalls genau die 135 als dort erwähnt genannten Vorwürfe der
Unbeständigkeit und des Unverstandes enthält. Dem. hat also nach
135 schon einmal {nqoxsqov Jtote) in einer Volksversammlung und
ebenso nach 116ff. vor Gerichte bei der Klage des Hyperides den
Vorwurf des Bestochenseins gegen die Gesandten erhoben. Aus
116 ff. und 135 hat nun unser Vf. seine Stelle compilirt: die Form
des Beweises ist dieselbe, Dem. ruft die Gesandten als Zeugen
gegen sich selbst auf: avvovg nuQddxiaiiat ikdqtvqag loVTOvg
or$ Ttayta tävaPTl^ i/dol xal rovrotg n^TcgaxTat ff.; ganz gleich
schliesst Dem. a. a. 0. (119) dia[iaQTVQ€Cf&ai to %a9'^ ccvtov —
206. Der Vf. sagt riva tiSv ip Tfj noXsi (pijcfaiT^ Sv ßds-
Xvqtitarov elpai; — ovdslg — äp — älXop — (f^cfeiep ^ OiXo-
xQatfiP. Wie kann Dem. den Philokr. als ip ty noXei bezeichnen?
Philokr. ist durch den %^^^n ihn erhobenen Process verurtheilt in
die Verbannung gegangen, er ist f actisch und rechtlich 6^(a t^g
TtoXsfog und nichts kann Dem. bewegen, ihn unter die Bewohner der
Stadt zu rechnen. Und derselbe Ausdruck kehrt 208 wieder. Ein
Rhetor, welcher später schrieb und nicht unmittelbar nachdem
Philokr. verurtheilt und verbannt war, der also nicht in der Gegen-
wart, sondern in der Vergangenheit lebte, konnte sehr wohl diesen
Umstand für Augenblicke vergessen: Dem. kann dieses nicht ge-
schrieben haben. Mir ist es wahrscheinlich, dass der Vf. dabei an
die Worte des Aesch. denkt 6 (de f. 1.) Ttaqddo^og di fioi xdxst-
vog 6 Xoyog i(fdpfi xal dstpwg adixog^ od-^ vfiäg iTtfjQoaTaj
sl olopt" iavlp ip t^ avvy noXsi OiXoxqdxovg fisp d'dpatop
xaTax/jfi(pi(facf&atj oti xaraypovg adixsip iavtov xiiP Ttgicfip
ovx vnifjb€ip€pj ifiov d' änoyvüpai. Diese Worte beziehen sich
auf Dem. de f. 1. 116 ff. Wenn sich das ip xy avry noXsi hier
nicht findet , so ist das nicht auffallend : Dem. kann es sehr wohl
gesagt haben , wie er sich in vielen Stucken nicht an den Wortlaut
unsers Textes gehalten hat. Wenn aber unser Vf. diese Worte in
ähnlicher Fassung hier gebraucht, so beweist er seine absolute Un-
geschicktheit. Die Schilderung des Philokr. als ßdeXvQcotavog xal
nXeiavfig apatdslag xal öXtyooQlag fAstXTog, Aesch. als fifyLcfrop
ip&CYYOikSPogj Dem. als äroXfiog xal dsiXog xal ovdepog /net^op
^&€yy6(jb€pog ist für mein Gefühl äusserst manierirt und des Dem.
ganz unwürdig. Ich glaube, dass dem Vf. die Stelle de Cherson. 68
— 60 —
hierbei vorgelegen hat: ehd iptiaiv oq av Tvxfl naqsX&dv yjOv
yccQ i&iXsiq yQucpeiPj ovdi Mvdwevei^v ^ aXk^ atoXfAog sl xai
fialaxog/*^ iyo) dk d'qaavq [Asy xai ßdsXvqöq xai ävaid^g ovr^
slfii [ßifJTS ysvolfirjpj apöqsiOTsqov iiivvoi noXXäv ndvv vcSv ita-
fiäg TtoXiTSVOiiivoav naq v^Xv i[iavv6v ^yorftai. Ausserdem
mag er an Aesch. de f. 1. 106 gedacht haben, wo Dem. sagt iyto di
ofAoXoyco fiaXccKog efi/at xai xä dstvä tvoqqw&sp dediivat — •
207. Hat Dem. 135 ausdrucklich gesagt, dass er schon früher
einmal (xai ttqotsqop tiots) über diesen Gegenstand in der Volks-
versammlung gesprochen habe, so macht unser Rhetor dasselbe ver-
allgemeinernd zu iv Ttäaaig ratg ixxXfjaiaig oaaxig — . Die
Worte xai xaTtjyoQOVPvog — r^g noXsong geben in alter Form
einen alten Gedanken wieder. Dann sagt unser Vf.: xai rovzcav
ovdelg ntinor^ axovcov vom^ avtelnev ovdh dii^qev rö ovofAa
ovo'' sdei^sv eavt6v\ vgl. damit 117: ov xoivvv naqijX&ev ovdslg
ovd^ Sdsi^ev savvop: hier sind die Worte nach der Aufforderung
ävaOTäg — anoiprivaad^oa fjb'^ iitcixsiv — durchaus passend, dort
sind sie völlig überflussig: der Rhetor hat die Stelle einfach abge-
schrieben. Die andern Ausdrücke entlehnt er sodann aus 112:
ov Toivvv dvvetnsv ovdi dt^gey %6 atofia ovd^ itpd'iy'^ato
ovdip^ ebenso 207: ovdslg avTsirtsv ovdk dijqqev to axo^a,
nur dass er für das ovd^ itp&iy^axo ovdiv das unpassende oid""
sdsi^sv iavxov aus 117 setzt.
208. Der erste Satz enthält eine wörtliche Wiederholung der
206 gebrauchten Ausdrücke. Das folgende xo avveiäivai, nenga-
xoOiv avxoXg xä nqäyiiaxa aus mehrmals von Dem. gebrauchten
Ausdrücken zusammengesetzt. Der letzte Satz rot;ro naqaiqstxak
xifv d-qaovxrjva x^p xovxtaVj xovx^ dno(Sxqi(p€i> x'^r yXcoxxap
ifjLCpqdxxsi^ xo orofia, äyxst ^ (fionTtav notst wieder sehr ma-
nierirt
209. xo xoivvv xeXsvxaXov laxs diJTtov nq(afiv\ vgl. 116
xoivvv varaxov fiiv yiyovev — l(Sx€ drinov Ttqtotjv, Worauf
Aesch. bei seiner Drohung , gegen Dem. einen Process zu erheben,
sich stützt, {wg slgayyeXsl [i€j 2 hat elgayyiXXet, xai yqdipsxai)
bleibt völlig unklar. Gewöhnlich wird der hier erzählte Umstand
auf den delischen Process bezogen. Die Athener hatten den Aesch.
zum Gesandten und Anwalt in ihrem Processe um Delos gemacht;
weil aber Aesch. durch die Geschichte mit Antiphon sich verdächtig
gemacht hatte, so setzte der Areopag in feierlicher Abstimmung ihn
— 61 —
ab. Angenommen dass 209 sich auf diesen Fall beziehe , so ist es
zunächst sonderbar, dass Aesch. hier seinem Zorn darüber gegen
Dem. Luft macht, von dem der ßeschluss des Areopags doch völlig
unabhängig war; sodann ist es merkwürdig, dass Dem. in der eigent-
lichen Beweisführung nichts von diesem allerdings wichtigen Merk-
male, wie man gegen Aesch. gestimmt war, anführt; jedenfalls muss
er bestimmte Gründe gehabt haben, dieses zu verschweigen und es
passt die Annahme, Dem. verschweige es aus Rücksicht auf die De-
mokratie, recht gut; denn die Bürgerschaft musste das eigenmächtige
Verfahren des Areopags sehr unangenehm berühren. Aber welche
Gründe Dem. auch gehabt haben mag, diese Abweisung des Aesch.
zu verschweigen, sie müssen vorhanden gewesen sein. Unter allen
Umständen ist daher diese beiläufige Erwähnung der Thatsache
äusserst unangebracht. Wollte Dem. sie erwähnen und als Beweis
benutzen, wie ehrenwerthe, patriotisch gesinnte Männer über Aesch.
denken und ihn als Yerräther bezeichnen, so musste er sie unter den
Bewrisen, dass er bestochen sei, aufführen, nicht aber in der äpa-
tfxev^y als ngoxardlfiiffigj oder gar wie es hier geschieht, als blosses
Einschiebsel in einer völlig andern nQoxaTciXiiipig. Durch die blosse
Erwähnung dieses Umstandes , wenn er wirklich auf die oben be-
zeichnete Thatsache sich bezieht, musste der Zorn des Demos eben
so erregt werden, als er durch eine genauere Darstellung, die vorsich-
tig das was Zorn und Hass erregen konnte, vermieden wurde. Endlich
aber ist noch zu bemerken, dass die Worte or' cr^röv ovtc däts
TtQeaßsvetp durchaus unrichtig sind : der Demos hatte Aesch. im Ge-
gentheil gewählt, der Areopag ihn refusirt. Man sieht, der Rhetor
wusste den Gegenstand, dass Aesch. Wahl nicht bestätigt war, die
näheren Umstände aber kannte er nicht Der Gegensatz in tama
fjbip idTi ff. ist unlogisch. Noch unlogischer, um nicht zu sagen
unsinniger, ist das elXfitpoog ^ (ASTSiX^tpcog am Schlüsse des Para-
graphen. Der Pseudo-Dem. schiebt dem Aesch. hier folgende Ver-
theidigung in den Mund: „Dem« wirft mir vor, dass ich Gelder an-
genommen habe, während er doch selbst dieselben empfangen hat
oder mitempfangen hat.'^ Keineswegs kann man dieses auf daa
Annehmen der ^ivia beziehen, welches Dem. erwähnt: denn seine
ganze Darstellung ergiebt, dass er hieraus dem Aesch., wenn auch
Verdächtigung, so doch keine bestimmte Anklage erregen will, in-
dem er erklärt, durch die Annahme von Seiten der Gesandten sei
ein günstiger Vorwand gefunden für Einzelne, noch privatim im Ge-
— 60 —
hierbei vorgelegen hat: 6?rd {pijatp og av tvxfl TtageXd'Cov ,jod
yctQ id-dketg ygdcpeiVj ovdk xivdvvsveiv y aXK^ ätoXfiog si xal
fialaxog/*^ iyco dk S-qaavg fisp xai ßdeXvqög xal avaid^g ovr*
sifil fifJTS yevoiiirjVj avdqsiOzsQov (idpvoi ttqIXcov ndvv tcSv ha-
fjbäg noXkt6VOiiip(av naq^ v(aTp ifiavtov ^yovfiai. Ausserdem
mag er an Äesch. de f. 1. 106 gedacht haben, wo Dem. sagt iyco di
ofioXoyci fiaXandg elpai, xal %ä dsivä Ttoqqw-d-Ev dsäUvat — •
207. Hat Dem. 135 ausdrücklich gesagt, dass er schon früher
einmal (xai nqotsqov noxs) über diesen Gegenstand in der Volks-
versammlung gesprochen habe, so macht unser Rhetor dasselbe ver-
allgemeinernd zu h Ttdaaig xatg ixxXf^aiaig oadxtg — . Die
Worte xal xavrjyoQOVptog — t^g noXetag geben in alter Form
einen alten Gedanken wieder. Dann sagt unser Vf.: xal tovtcop
ovdslg TtdinoT^ axoviov tovt^ avTeXnsv ovdk dt^gep to atö^a
ovö^ idsi^sp eavtov] vgl. damit 117: ov xoivvv nag^Xd'SP ovdslg
ovd^ 8Ö€i^€V iavTOP: hier sind die Worte nach der Aufforderung
äpaotäg — anotpripdad'co fjbfj fierix^iV — durchaus passend, dort
sind sie völlig überflüssig: der Rhetor hat die Stelle einfach abge-
schrieben. Die andern Ausdrücke entlehnt er sodann aus 112:
ov toipvp dpvetn^ ovde öi^qep t6 atofia ovd^ iip&ey^ato
ovdipy ebenso 207: ovdslg apteinsp ovdi dijqqsp to Crofiaj
nur dass er für das ovd^ itpd^iy^axo ovdip das unpassende ovd^
sdsi^sp iavTOP aus 117 setzt.
208. Der erste Satz enthält eine wörtliche Wiederholung der
206 gebrauchten Ausdrücke. Das folgende to avpevdipai nenqu-
xooiv avTotg xd TtqdyfAava aus mehrmals von Dem. gebrauchten
Ausdrücken zusammengesetzt. Der letzte Satz tovto ftaqaiqsttay
T1JP d-qacmriva r^p tovtodPj tovt" äno(STqi(pBif t^p yX&%%ap
ifAg)qdT'g€i ro atofia, äyxsky ctcoTtäp noisX wieder sehr ma-
nierirt.
209. rö rolpvp teXsvxatop Xave di^Ttov nqiof^v: vgl. 116
o xoipvp varaTOp fiip y4yop€p — icfTS dr^nov nqtitip. Worauf
Aesch. bei seiner Drohung , gegen Dem. einen Process zu erheben,
sich stützt, {(ag sigayyeXsi (is, JS" hat eigayyiXXet, xal yqdxpetaii)
bleibt völlig unklai*. Gewöhnlich wird der hier erzählte Umstand
auf den delischen Process bezogen. Die Athener hatten den Aesch.
zum Gesandten und Anwalt in ihrem Processe um Delos gemacht;
weil aber Aesch. durch die Geschichte mit Antiphon sich verdächtig
gemacht hatte, so setzte der Areopag in feierlicher Abstimmung ihn
— 61 —
ab. Angenommen dass 209 sich auf diesen Fall beziehe, so ist es
zunächst sonderbar^ dass Aesch. hier seinem Zorn darüber gegen
Dem. Luft macht, von dem der Beschluss des Areopags doch völlig
unabhängig war; sodann ist es merkwürdig, dass Dem. in der eigent-
lichen Beweisführung nichts von diesem allerdings wichtigen Merk-
male, wie man gegen Aesch. gestimmt war, anführt; jedenfalls muss
er bestimmte Gründe gehabt haben , dieses zu verschweigen und es
passt die Annahme, Dem. verschweige es aus Rücksicht auf die De-
mokratie, recht gut; denn die Bürgerschaft musste das eigenmächtige
Verfahren des Areopags sehr unangenehm . berühren. Aber welche
Gründe Dem. auch gehabt haben mag, diese Abweisung des Aesch.
zu verschweigen, sie müssen vorhanden gewesen sein. Unter allen
Umständen ist daher diese beiläufige Erwähnung der Thatsache
äusserst unangebracht. Wollte Dem. sie erwähnen und als Beweis
benutzen, wie ehrenwerthe, patriotisch gesinnte Männer über Aesch.
denken und ihn als Verräther bezeichnen, so musste er sie unter den
Beweisen, dass er bestochen sei. auiführen, nicht aber in der dpa-
(fx€V^y als TVQoxatälfjifJigy oder gar wie es hier geschieht, als blosses
Einschiebsel in einer völlig andern ngoxardlfiiptg. Durch die blosse
Erwähnung dieses Umstandes , wenn er wirklich auf die oben be-
zeichnete Thatsache sich bezieht, musste der Zorn des Demos eben
so erregt werden, als er durch eine genauere Darstellung, die vorsich-
tig das was Zorn und Hass erregen konnte, vermieden wurde. Endlich
aber ist noch zu bemerken, dass die Worte or' avrop ovx tläts
7tqeaßsv€i,v durchaus unrichtig sind: der Demos hatte Aesch. im Ge-
gentheil gewählt, der Areopag ihn refusirt. Man sieht, der Rhetor
wusste den Gegenstand, dass Aesch. Wahl nicht bestätigt war, die
näheren Umstände aber kannte er nicht Der Gegensatz in rama
liiv idTt ff. ist unlogisch. Noch unlogischer, um nicht zu sagen
unsinniger, ist das eUfj^oog ij fieTeilfjyoig am Schlüsse des Para-
graphen. Der Pseudo-Dem. schiebt dem Aesch. hier folgende Ver-
theidigung in den Mund: „Denn wirft mir vor, dass ich Gelder an-
genommen habe, während er doch selbst dieselben empfangen hat
oder mitempfangen hat.'' Keineswegs kann man dieses auf das
Annehmen der ^ipta beziehen, welches Dem. erwähnt: denn seine
ganze Darstellung ergiebt, dass er hieraus dem Aesch., wenn auch
Verdächtigung, so doch keine bestimmte Anklage erregen will, in-
dem er erklärt, durch die Annahme von Seiten der Gesandten sei
ein günstiger Vorwand gefunden für Einzelne, noch privatim im Ge-
— 62 —
heimen Gelder zu empfangen , und nur aus diesen leitet Dem. seine
Anschuldigung auf Bestechung her, freilich ohne dieselbe irgend ^ie
zu erweisen. Wenn daher hier dem Aesch. die Worte in den Mund
gelegt werden ovTO(fl xatfjyoQct lavt* ifiov äv avrog xoivcovog
yiyovev xal XQW^^^ siXfitfivai (pfjalv ifi^j avTog elXfiqxa^ ^
fA€t€iflij<poigy so können sich diese x^r^iiaxa nur auf die Gelder be-
ziehen, durch welche nach des Dem. verdächtigender Behauptung
Aesch. im Geheimen von Philipp sich erkaufen liess, und welche
den Grund und Kern der ganzen Anklage des Dem. bilden. Es ist
nun aber ein barer Unsinn, dem Aesch. die Worte in den Mund zu
schieben fj (Aststlfjipcig. Sämmtliche Hdschr. haben dieselben.
Aesch. wurde durch dieselben seine Schuld einfach anerkennen, die
dadurch nicht geringer wird, dass Dem. an ihr Tbeil hat. Ein solcher
logischer Unsinn ist dem Dem. auf keinen Fall zuzutrauen und auch
diese Worte erweisen die Gedankenlosigkeit und Ungeschicktheit des
Interpolators.
210. Tovvcov fjbh Tolvvv oidev IF. noch immer in Reminiscenz
der obigen Stelle (112). Vgl. auch Dem. de cor. 23 aol %6 fA^
(f^y^iSat Xo^nop f^p, aXXä ßoqv xal dt^aiiaqrvqsad'ai, aal diiXovp
Tovtotoi, ov tolvvv enoiriaag ovdafiov tovto ovd^ ^xova^ (fqv
tavvrjp T^v (pcav^v ovdsig. Auch hier wieder zeigt sich die ün-
beholfenheit unsers Vf. ; man vergegenwärtige sich einmal den Gedan-
kenfortschritt oder vielmehr Gedankenstillstand dieses Paragraphen,
dessen sämmtliche Sätze sich in einem Cirkel bewegen. To-vtchv fjbiv
Tolvvv ovdhv slnsv ovd^ iq)d'^y^ato ovd^ fjxoviSsv Vfitop ovdsig
(drei verschiedene Ausdrucke für dieselbe Sache) äXXa d* ^n€iX€&,
dtä ri; ori vavra (lev avtto (fvvydßi nengayfiiva xal dovXog
^V ToSv QfJfldTCOV TOVTWV. 0V7C0VP TtQOg'^Si TtQOg TOvS-^ ^ Öhd"
voia aXX* avedvsTO, ineXafAßdvsro rvag^ avzijg to ^vvsiäivai*
Dazu kommt die durchaus unklare Ausdrucksweise dieser Sätze selbst
211 f. enthalten ein Moment, welches uns zu einer gründlicheren
Erwägung auffordert. Es wird hier nemlich ausgeführt, Aesch. habe
die Ansicht verfochten, nach der Rechenschaftsablage über die erste
Gesandtschaft sei eine solche über die zweite, welche nur Fort-
setzung jener > unnöthig; er habe deshalb den Dem., der für sich
habe Rechenschaft ablegen wollen, an derselben zu hindern gesucht.
Dieses Moment würde in der That ein sehr wichtiges in der Anklage
gegen Aesch. sein und es würde zunächst in Bezug auf dasselbe %\i
bemerken sein , dass das Eingeschahetsein desselben inmitten einer
— 63 —
andern nqoxaxaX^xptg , wodurch die Bedeutung desselben aufs
äusserste zurücktritt, sehr auffallend ist. Dem. hätte diesen des
Aesch. schlechtes Gewissen im höchsten Grade compromittirenden
Umstand selbständig ausführen müssen, um ihm das volle gebührende
Gewicht zu geben.
Sodann ist zu sagen, dass es kaum denkbar ist, dass Aesch. auf
einen solchen Gedanken überhaupt sollte gekommen sein , von der
zweiten Gesandtschaft, nachdem' schon von der ersten Rechenschaft
abgelegt war, dieselbe zu verweigern. Die Gesandten waren zwei-
mal gewählt, sie waren zweimal nach Makedonien gewesen, sie hatten
ihre ganz bestimmten Aufträge für diese letztere Reise erhalten,
Wenn die zweite Reise als Fortsetzung der ersten betrachtet wurde,
80 musste selbstverständlich die Rechenschaftsablage am Schlüsse
dieser als Eine betrachteten Gesandtschaft stattfinden, nicht aber in
der Mitte der Amtsführung. Das wäre in der That ein nQayfi*
vncQySkoioVj wie es 211 heisst, und dem Aesch. ein solcher Ge-
danke nicht zuzutrauen. Ferner heisst es hier, Aesch. habe die
Rechenschaftsablage des Dem. zu hintertreiben gesucht c^cov fidg-
TVQag noXh)vg. Was sollten diese Zeugen bewahrheiten? Dass
Dem. schon von der ersten Gesandtschaft Rechenschaft abgelegt
habe? Dafür lieferte das Archiv, welches die von den Euthynen ihm
ausgestellte Entbindung von der Verpflichtung enthielt, das nöthige Ma-
terial, nicht aber Zeugen. Oder dass die zweite Gesandtschaftnur Fort-
setzung der ersten gewesen? Das war, wenn es überhaupt zu beweisen
war, durch tpriq>i(f(iaTa zu beweisen, auf Grund deren die Gesandtschaft
abgeschickt war, Aesch. hätte sich vielleicht daraufstützen können, dass
dieselben Gesandten wieder gewählt waren und ähnliches : aber dafür wa-
ren die bestimmten Raths- undVoiksbeschlüsse beweisend, nichtZeugen.
Es heisst 211: ßovXoiiivov yäg ifiov xä dinaia (ogTtsQ
inqiaßBVda dtg ovrca xal Xoyov Vf/iy dovvat dlg, 7tqogsXd'(av
Alif%ivfig ovtO(fl Totg Xoyif(fratg sxcov fjtaQtVQag TtoXXovg ani^-
yoqsvs fwj utaXsXv efi* sig ro d^xaaf'^QiOv tag dsdtaxoT^ €v9vpag
Koi ovx ovd'^ vnsvd-vvov. Aus diesen Worten geht deutlich her-
vor, dass der Vf. der Ansicht gewesen ist, jeder habe sich einzeln
von der ihm gewordenen Aufgabe entbinden lassen , indem er vor
den Logisten evd-vvri ablegte. Wir ersehen nun aber aus der Rede
des Dem. aufs bestimmteste, dass die Gesandtschaft als solche noch
vnBv&vvog war, dass also auch Dem. nicht entbunden war. In der
ganzen Klage wendet sich Dem. ebenso gegen die übrigen Gesandten,
— 64 —
wie gegen Aesch. Freilich tritt dieser als der schuldigste hervor,
aber den Mitgesandten wird in gleicher Weise Verrath vorgeworfen
und nur wo einzelne Handlungen von Aesch. erzählt , oder wo die
bestimmte Aufforderung zu strafen an die Richter gestellt wird, tritt
Aesch. speciel hervor, weil Dem. nur gegen diesen einen bestimmten
Strafantrag erhebt.
Sofort im Anfang der Rede bezeichnet Dem. bestimmt das gegen-
wärtige Verfahren als die svd-vvai der zweiten Gesandtschaft und
keineswegs ist hier von Aesch. allein die Rede, sondern von allen
Gesandten, vgl. die Worte: ^TTfi^dij^ ndXiv ^xofAev ix t^g nqea-
ßsia^ f^gjtsQ sldkv al vvv €vd'vvai,. Unmöglich könnte doch
Dem. so sprechen, wenn hier nur die svd-vvri des Aesch. in Betracht
käme , nicht die Aller Gesandten öder der Gesandtschaft in ihrer
Gesammtheit. Das Zusammenwirken Aller Gesandten wird stets
festgehalten von hier an, die Worte j;ovt(av — naq^ avro t6
ipij(pi(ffia nenqsaßsv'AOTfAV bezeichnen wieder genau die Klage als
7t€ql naqanqeaßsiag gegen Alle Gesandten gerichtet. In der Er-
zählung von den anayysXiai, des Aesch. tritt dieser durchaus richtig
wieder speciel hervor, weil einzelne Facta berichtet werden, die ihn
allein betreffen. Aber immer wieder treten dazwischen die Gesand-
ten als an der Schuld des Aesch. theilnehmend hervor. 32 stellt
Dem. sich allein als irviSixtig den andern Ttsnop^Qsvfihoig gegen-
über. Philipp nimmt die dfiagri^fAava der Gesandten auf sich 36:
V7TSQ cop naqä tovtuüv Vfjbäg edsk dixfjp XapißavsiV. Auch bei
den Verhandlungen in der Volksversammlung nach der zweiten Ge-
sandtschaft erscheinen die Gesandten zusammengefasst 45 und Dem.
allein im Gegensatz zu ihnen; natürlich treten Aesch. und Philokr.
besonders als die Hauptfuhrer wieder schärfer hervor. Vgl. auch
52 — 54. 57 f. 60 ff. Sie haben die Phoker vernichtet, sie haben
Philipp unterstützt, Phil, hat sie TVovfiQotiqovg gefunden als er
wollte; was Phil, selbst nicht lugen mochte, ^/r» tavta [i^a&ciaap-
T€S iavTOvg Vfiag i^jjndTcov; kann es xaxlovg ^ fjbällop änovc-
VQflfAivot geben? Dazwischen erscheint Aesch. allein nur selten be-
schuldigt; sowie Dem. aber auf die Einreden kommt, spricht er von
Aesch. : iget etc.; natürlich, denn nur gegen Aesch. beantragt Dem.
eine bestimmte Strafe.
Die Worte 103 liQlvsTat xal eiye vi zcop nqogi^xovvtAv
iyiyveTO iy elgayyelltf naXat av ^p, pvp 6i diä t^p vfAsriqap
eiftid-eiap xai Tcqqcott^a evd-vpäg didoadi xal tavrag onijpixa
— 65 —
ßovXsrcti sagen nicht, dass Aesch. allein tvd-vvaq jetzt gebe, sondern
bringen die svdvvm aliein in Beziehung auf ihn zur Sprache, weil
eben von ihm allein hier die Rede ist. Aus den Worten eXys ri täv
nqog'qxovtfav iyiyveTO iv slqaYysXif^^ndhat av fiv darf man
nicht folgern wollen, dass die von Timarch früher gegen Aesch. an-
gestrengte Klage diese Form gehabt habe, oder dass Dem. selbst die
Erhebung der Klage in der Form einer Eisangelie versucht habe.
Dem. und Tim. hatten gegen Aesch. bei den Logisten die Klage we-
gen naqanqsdßela erhoben ; Aesch. hatte mit einer Gegenklage ge-
antwortet gegen den einen der Kläger; durch die Verhandlung dieses
Processes war der erstere sistirt; nach der Yerurtheilung des Tim.
setzte Dem. allein die Klage fort und 3 Jalire nach Einreichung der
yQcc^ijj wie das Argum. Anon. zu Dem. de f. 1. 11 sagt, kam der
Process erst zur Verhandlung. Ohne Zweifel hat auch die Klage
des Hypereides gegen Philokrates, die sich zum Theil auf dieselben
JMomente stützte, auf welchen die Klage des Dem. gegen Aesch. be-
ruht, auf die Verzögerung dieser Klage eingewirkt. Auf jenen Pro-
cess beziehen sich nun ohne Zweifel die Worte iy slqayysXiq nd-
Xak av ^v : wenn es nach dem Rechte gegangen wäre, so wäre mit
Aesch. so verfahren wie mit Philokr. , es wäre eine Eisangelie gegen
ihn eingebracht. Wenn wir auch nicht bestimmen können, wann
die eine oder andere Form der Klage — elgayysXia oder svd'vvri —
angebracht war, so dürfen wir doch jene als die summarischere,
kuraere bezeichnen, zugleich aber als eine Klagform, durch welche
das Verfahren des Angeklagten als ein ganz besonders gefälirliches,
ausserordentliches bezeichnet wurde. Doch wie dem auch sei, das
tvdvvaq didfacfi beweist auf keinen Fall, gegenüber allen andern
Zeugnissen, dass der Process, die Rechenschaftsablage allein den
Aesch. betreffe.
Ein sehr deutlicher Beweis , dass die sv&vpi^ Alle Gesandten
betrifft, findet sich auch 116. Dem. erzählt von der Klage des
Hyperides gegen Philokr. und wie er gesagt habe, Eins missfalle ihm
an der Klage st fiovog OtXoxqaTiig tocovtcop adiyifuibdTiiüV aXxiog
— ol d^ ivvea rcop nqicsßsiüv (ifjdsvog — . Dem. fordert die
Gesandten auf, wer an den dem Philokr. vorgeworfenen Thaten kei-
nen Theil habe, möge vortreten und dasselbe erklären. Indem Dem.
nun nach Entschuldigungen für die Betreffenden sucht, sagt er:
Kai tiop fikv aXXoav iaxlv sxddTCo rig nqotpadig, 6 (isp ovx
insvdvvog ^Vj 6 d' ovxl naq^p iacogj T(p äs xijdearijg saxiV
5
— 66 —
ixetpog — . Wenn Dem. ausdrücklich Einen der Gesandten ovx
vnsvdvvoQ nennt, so darf man doch wohl daraus folgern, dass die
Ändern vicevdvpot waren. Aber wie ist es möglich, dass der Eine
ovx VTtBvd'Vvoq war? Hier liegen verschiedene Möglichkeiten vor:
das wahrscheinlichste ist mir, dass Dem. als den ovx vnsvd'vvoq
den Aglaokreon von Tenedos bezeichnet, welcher als Gesandter der
avfjbfiaxot Athens den zehn athenischen Gesandten beigeordnet
war, vgl. Aesch! de f. 1. 97. Es wird dieses dadurch bestätigt, dass
Dem. von neun Gesandten spricht ausser Philokr. Da er sich selbst
nicht einschliessen kann , so folgt], dass er den Aglaokreon mit ein-
schloss und als Nicht-Athener war dieser den Athenischen Logisten
auch nicht verantwortUch. Dass derselbe damals in Athen war, er-
sieht man aus Aesch. 2, 126: denn da er der Rede des Aesch. jvsqI
naqanq. anwohnte, so dürfen wir auch wohl annehmen, dass er in
der kurz vorher {nqco'qv) geführten Verhandlung gegen Philokr. an-
wesend war, worauf ^das ivvia nQiaßsoiv ganz bestimmt hinweist.
Ich halte diese Stelle schon allein für beweisend, dass die zehn athe-
nischen Gesandten, d h. die Gesandtschaft in ihrer Gesammtheit
noch inevO-vvog war.
Wenn die Gesandten überhaupt noch keine Rechenschaft ab-
gelegt hatten, so war auch Dem. noch vnsvd-vvoq. Und das zeigt
wieder seine Rede aufs schlagendste. In dieser Eigenschaft als
nqsdßsvxfiq vnsvd-vvog musste es ihm gestattet sein , eingehend
über sein eigenes Verhalten während der Gesandtschaft zu sprechen,.
So tritt die Rede ttsqI naqanq. ihrem Wesen nach unmittelbar
neben die Rede Ttsql (Sxs(pdvov\ beide sind ebensowohl Recht-
fertigungs- als Klagschriften ; überall , durch die ganze Rede , stellt
Dem. sein eigenes Verhalten dem des Aesch. gegenüber: so zunächst
im ersten Theile der Klage, der über das anayyilXsiv und nei&skV
des Aesch. handelt, sodann im dritten, der den eigentlichen Rericht
über die Gesandtschaft selbst giebt. Der zweite Theil dagegen^
welcher die dcogodoxla des Aesch. nachzuweisen sucht, bot natür-
lich keine Gelegenheit, sein eigenes Verhalten zu schildern. Dies
halte ich auch für einen der Gründe , (vgl. übrigens schon oben)
weshalb Dem. nicht chronologisch verfahrt, zuerst die Gesandtschaft
selbst (Theil III oder Punkt V), sodann Theil I (Punkt I und 11: das
änayyiXlsip und nsid-siv) behandelnd, sondern umgekehrt: bei
der Schilderung der zweiten Gesandtschaft konnte er effectvoUer
sein eigenes Verhalten dem des Gegners in richtigem Lichte gegen^
— 67 —
über stellen und in längerer Ausföhrung über die Auftrage sprechen,
in Bezug auf welche er ccvvoxQccTiOQ gewesen war. Er schliesst diesen
Bericht, indem er erklärt, er habe sich die grösste Muhe gegeben,
das Andere eben so gut auszurichten: dXX^ olfiat nsqifiaav
oStoi flOV.
Nur von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet ist auch die
Verwahrung des Dem. 188 ff. zu verstehen. War dem Dem. Decharge
ertheilt, so war er damit von jeder Schuld, die etwa auf der Gesandt-
schaft im Allgemeinen begangen war, freigesprochen. Seine Worte
dvotp d* atqiifewg ov(ffig fioi vvvl ij toiovtcop ovtcop rtov 7t€-
nqayikivdüv doxsXv xoivcavstv vfity ij xarrjyoQstp sind durch-
aus wahr. Aesch. erklärt selbst (3, 80) 13 Jahre später, wo er es
wohl versuchen konnte, frech das Gegentheil von dem zu sagen,
was er in seiner Rede nsql nagajtQ, vorgebracht hatte: iv tatg
lksyl<S%ai,g ijaav ahlatg ol TtQittße^g ol Jteql tijg stQijvrjg nqed^
ßsvdavvsg. Und das ist gewiss völlig der Wahrheit entsprechend ;
nur inuss Aesch. nicht verlangen, dass wir ihm weiter glauben^ diese
Anschuldigungen hätten sich vorzugsweise gegen Dem. und Philokr.
gekehrt. Dem Dem. blieb kein anderes Mittel , sich von den Ver-
dächtigungen zu reinigen, die man gegen die Gesandtschaft erhob,
als auf wirksame Weise darzuthun, dass er an den Ergebnissen der
Gesandtschaft unschuldig sei. Und das konnte nur in Form einer
Klage gegen die Gesandten geschehen. Wer anders als Jemand, der
den Verhandlungen angewohnt , konnte wissen , welcher unter den
zehn Gesandten keinen Theil habe an der Schuld, oder wen vor den
Andern eine Schuld treffe? Jede Klage eines Unbetheiligten konnte
sich nur gegen die Gesandtschaft als solche richten; wäre nun wirk-
lich eine Klage gegen die Gesandten erhoben von einem Dritten , so
war es dem Dem. allerdings noch immer möglich, seine Nichtbethei-
ligung an den Ergebnissen der Reise zu erweisen; geschah das aber
nicht, so wurde er jedenfalls von den allgemein erhobenen Anschul-
digungen mitbetroffen. Das sicherste nicht blos, sondern auch das
einzig würdige Mittel für ihn war], selbst sofort eine Klage zu erhe-
ben. Man beachte 'die Form, in welcher Dem. 188 von dem Um-
Stande spricht, dass er als College die Klage erhebe; er weist bestimmt
jede Gehässigkeit, die man in seinem Verfahren finden könne, zu-
rück, indem er erklärt, nur so habe er erweisen können, dass er
schuldlos sei. Das wäre aber durchaus unwahr , wenn ihm über*
haupt die Möglichkeit gewesen wäre, allein für sich Decharge zu
5*
— 68 —
erhalten ; stellte er sich den Logisten vor und diese fanden ihn nach
Anhören seines Berichts schuldlos, so war er damit von jeder Theil-
nahme an den Resultaten der Gesandtschaft frei: die Klage gegen
seine Collegen war für ihn selbst zwecklos , er konnte dieselbe ruhig
andern überlassen. Aber so war die Sache nicht: den Gesandten
konnte nur in ihrer Gesammtheit Decharge ertheilt werden und da-
her musste Dem. von vornherein auf eine bestimmte Klagführung
gegen die andern Gesandten dringen, weil er nur so seine Nicht-
theilnahme an dem, was die andern gesündigt hatten, erweisen
konnte.
Dem. sagt 157: o dk rovroig äwildytav (pavegcos xal
anadiv ivccpriovfispog otg sXsyov fiiv iyoij itfJi^q)Kfro d^ v(p*
vfAooVj ovTog ^p. Et da xal näaiv i^qsdxsv tavta xotg aXXo^g
nqi(S߀(Si>Vj avvlx^ sXasad's. iyca fisp yäg ovdiv ma Xiyoa n^qi
ovdevog ovd^ ahtcofiat j ovS* apayxaad'ivi^ avTcSv ovdiva dst
äox€tv XQV^^^^ slvai rijfiSQOVj aXXä rf*' avxov xal xo iiij xe-
xoiVtavTixivai, %&v ädiXTifidrcov, Sri fisv yag altfXQo^ *ccl deivd
xal ov nqoXxa zä nsnqayiiiva^ ndvveg vfietg iogäxatSj olti-
vsg ö^ ol Tovrcüp (isTeax^xötsgj amo 6fiXoi(f€t, Ich erkläre diese
Worte so : „ich erhebe gegen keinen der übrigen Gesandten einen
bestimmten Strafantrag; gezwungen (durch die Aussicht auf Be-
strafung) soll keiner heute gut (d. h. frei von Schuld) zu sein schei-
nen, sondern nur aus Rücksicht für sich selbst, indem er jede Theil-
nähme an dem von der Gesandtschaft verübten Unrecht von sich
ablehnt.'' Alles also, was Dem. in dieser Rede gegen die Gesandten
überhaupt sagt, ist nur ganz allgemein gesprochen, ohne auf Grund
desselben auf Bestrafung anzutragen; nur gegen Aesch. trägt er auf
solche an. Die Worte sl di xal n&div ijgsaxev ravra rolg
aXXoig 7tqi(Sße(Si>v avtix^ eiae(S&€ können nur so verstanden
werden , dass aus dem Berichte der Gesandten über ihr Amt das
Verhältniss derselben zu Aesch. sich ergeben wird. Wir dürfen an-
nehmen, dass den Gesandten jedenfalls nach Erstattung eines kur-
zen Berichts oder nach Beantwortung verschiedener ihnen vorgeleg-
ter Fragen durch bestimmte Formalitäten Decharge ertheilt wurde:
Dem. sucht nun durch diese Worte einen Druck auf die Gesandten
auszuüben, dass sie in dem von ihnen zu erwartenden Berichte ihren
Gegensatz gegen Aesch. betonen : thun sie dieses , so erscheinen sie
in Opposition gegen jenen und er selbst steht isolirt und augen-
scheinlich schuldig da, während ein Nichteingehen auf des Dem.
— 69 —
Verlangen jedenfalls ohne weitere nachtheilige Folgen für diesen
bleibt Es ist das Ganze also ein rhetorisches Kunstmittel: mit den
Worten avvix eXasad-s stimmen dann die Schlussworte otripsg
d^ ot toJtwv fiszeaxfiifOTeg avto dijXaitfsi durchaus überein.
Aus 33 kann keineswegs mit Arn. Schäfer gefolgert werden,
dass Dem. von seiner Verpflichtung entbunden war. Dem. fragt
hier: näg ovp ^qdlwq ndvxsg eXasad-s^ rig Ttot^ sad-^ 6 no-
y^Qog} und beantwortet dieses dahin, dass sich dieses aus der Stel-
lung ergebe, die Aesch. einerseits, anderseits Dem. von Anfang an
der ganzen Angelegenheit gegenüber eingenommen habe: Aesch.
ist dem stg Xoyov nsql t&v nsnqayiiivcdv kavvdv xad-vatdvai,
stets aus dem Wege gegangen, Dem. dagegen hat von Anfang an dem
Aesch. seinen Verrath, sein Unrecht vorgeworfen; denn durch
Schweigen musste er fürchten, in den Verdacht der Theilnahme.an
dem Thun des Aesch. zu kommen. Der Gegensatz von ii^^tUt^ slg
loyop ncQl zcov nsnqayikiviav eaviov xad-iaxccvai, hätte verlangt,
dass Dem. sagte: ich dagegen habe sofort Rechenschaft abgelegt.
Und konnte wohl ein Gedanke wirksamer sein als dieser? Wenn Dem.
wirklich allein Rechenschaft abgelegt hätte, ohne dass Aesch. gewagt
hätte ein Wort gegen ihn zu sagen; wenn Dem. durch die Erklärung
der Rechenschaftsbehörde als frei von jeder Schuld öffentlich an-
erkannt war, musste er dieses nicht hier hervorheben, konnte er
auf irgend eine Weise schlagender seinen Gegensatz gegen Aesch.
kennzeichnen? Aber er hebt dieses weder hier noch irgendwo her-
vor. Denn selbst wenn 211 f. acht wäre, so wurde hier keineswegs
gesagt, dass Dem. in Folge der ertheilten Decharge als frei von jeder
Schuld bewiesen wäre, sondern nur dass er zweimal habe Rechen-
schaft ablegen wollen. 33 bezieht sich also durchaus nicht auf
eine ertheilte Decharge , sondern auf den von Anfang an von Dem.
betonten Gegensatz gegen Aesch. und die in Folge dessen gegen
diesen erhobene Klage. Die Nichterwähnung aber der von ihm
selbst geleisteten ev-S-vvfj an dieser Stelle ist der stärkste Beweis,
dass dieselbe überhaupt noch nicht stattgefunden hat.
Die Worte des Aesch. 178 dexazog d^ avTog nqsdßsvaag iiovog
tag ev^vpag öldcofii sind sophistische Uebertreibung, indem aller-
dings Alle Bv&vvag dMaaij aber nur für ihn dasselbe gefahrvoll
ist. Wörtlich kann dieser Ausspruch ja überhaupt nicht verstanden
werden; denn er würde behaupten, dass die Gesandten überhaupt
gar nicht, also auch nicht vorher, Rechenschaft abgelegt haben. Sie
— 70 —
beziehen sich ebenso- wie seine Worte 181 (astci näatig svvoiag tj
nohei n€7tQ€(S߀VX(ag xal fiovog VTtofislvag xov tcSv avxaipaV'
Toop d'OQvßop und 8 sifil fiiv yäq 6 xi>vdvv€V(jav iyia vvvl nsql
Tov (fcofiatogj f^p di xaTfjyoqlap t^p nXslCT^p nsnoi^rak
OiXoxqdtovg xal Oqvp(apog xal tcop aXXtap (fviiTtQdaßscop nur
darauf, dass gegen die andern Gesandten keine bestimmte Klage er-
hoben ist, ihr sv&vpag didopat, also auch ohne jede Gefahr für sie
ist. Schon der Ausdruck dexaxog aber scheint darauf hinzuweisen,
dass sämmtliche zehn Gesandte auf gleiche Stufe gestellt werden
und gemeinsam noch in dem gegenwärtigen Augenblicke demselben
Schicksal des evd-vpag didopai entgegen sehen. Hier drängt sich
noch die Bemerkung auf, dass absolpt kein Grund gedacht werden
kann, dass die übrigen Gesandten gleichfalls noch nicht Rechenschaft
abgelegt haben ; wurde gegen sie keine bestimmte Anklage erhoben,
so musste, angenommen dass dem Einzelnen überhaupt erlaubt war
€v&vp^p didopaifj innerhalb einer bestimmten Frist die Decharge ge-
fordert und ertheilt werden. Wenn Meier und Schoem. att. Proc.
218 aus den Worten oTtfjpixa ßovXsrat 103 schliessen wollen, dass
den Gesandten erlaubt gewesen sei, die Zeit ihrer Rechenschaft selbst
zu bestimmen, so kann man aus dieser einmah'gen factischen That-
sache, in der durch die Willkür des Angeklagten (pTzvipixa ßovXstai)
die €v&vpfj solange hinausgeschoben war, nicht auf die rechtliche
Zulässigkeit derselben überhaupt schliessen. Ohne Zweifel waren
es auch hier 30 Tage, binnen welcher Frist Rechenschaft abzulegen
war; jedenfalls aber ist eine genau bestimmte Frist dafür anzuneh-
men. Es ist daher, da einerseits feststeht, dass gegen die übrigen
Gesandten keine bestimmt formulirte Klage erhoben worden ist,
anderseits besonders nach 118 kein Zweifel möglich ist, dass die
andern Gesandten — von Dem. abgesehen — noch vnev&vpoi sind,
kein anderer Grund zu entdecken , weshalb diesen noch keine De-
charge ertheilt ist, als der, dass durch die gegen Einen der Gesandten
erhobene Klage das Verfahren gegen Alle sistirt war, weil die Ge-
sandtschaft mit Recht als eine Einheit betrachtet wurde, die gemein-
sam ihre Aufträge erhalten hatte und nur gemeinsam über diese
Bericht erstatten und über ihre sonstige Amtsführung Rechenschaft
ablegen konnte.
Ein ganz bestimmtes Zeugniss aber dafür, dass die Rede des
Dem. Ttsgl naqanq. gehalten ist am Tage der Rechenschaftsablage
überhaupt, findet sich noch Dionys. Haue, ad Amm. 10 in den
— 71 —
Porten: fActä Avxitfutov ia%lv äqxci^v nv&oöotogj ig)"* ov t^p
^ydöp^ t£p OiXtnnixcop dfjfifjyoQicop dUd-eto nqog Tovg 0i-
Xtnnov nqiaßBig — • xai top xai:^ Al(S%ipov üvpeta^aTO Xoyop
0X6 Tag evS'VPag idldov z^g devtiqag TtQedßsiag t^g inl tovg
Sfxovg. Wer die ganze Aufzählung^der Demosthen. Reden nach
ihrer Zeitfolge geordnet von 4 an liest , wird sich überzeugen, dass
in dem obigen ots — ididov gleichfalls, wie in allen vorhergehen-
den Angaben über die einzelnen Reden des [Dem. , das Subj. des
EEauptsatzes festgehalten wird, d. h. Dem. selbst der didovg ist.
Dionys. würde sonst ganz gewiss^gesagt haben^ra^ svdvpag didop-
Tog, in Bezug auf xar' AldxipoVj wie er z. B. sagt 4: top xata
T&fioxQCctovg Xoyop sygaips Jiod(iq(a\ Tto nqivovxi naqapo-
Danach müssen wir die Angabe in Anon. arg. in Dem. or. de
f. leg. 10 TWp di T^g deVT^qag nqedßsiag fiopog 6 Jfnioa&iptig
Siöcaxep ev&vpag als falsch ^ansehen. Das Argum. zeichnet sich
durch eine äusserst genaue Kenntniss der betr. Reden des Dem. und
Aesch. und der in denselben berichteten Umstände aus, die in ihren
kleinsten Details Berücksichtigung finden. Aber es findet sich ein
mehrfaches ttissverstehen der Worte : so fasst der Vf. unmittelbar
Tor jener Angabe die von Dem. erzählte Belobung der Gesandten
nach Rückkehr von der ersten Gesandtschaft als Rechenschaftsablage
vor den Enthynen, während es das keineswegs ist. Die Angabe
fi^og 6 Jf^fA. didoaxsv sv&vpag ist gleichfalls nur ein Schluss
aus der Rede des Dem. Der principielle Gegensatz, in welchen sich
Dem. allen übrigen Gesandten gegenüber stellt, erscheint dem Vf.
des Argum. nur möglich, wenn Dem. wirklich als frei von jeder
Schuld officiel anerkannt ist. Man könnte vielleicht meinen, der
Tf. habe diese Angabe unmittelbar aus 2t 1 f. geschöpft und es wäre
das ja nicht unmöglich: die Autorität desselben würde dadurch
nicht gehoben. Aber es erscheint nicht unwahrscheinlich , dass der
Vf. die Stelle 211 f. überhaupt gar nicht gekannt hat. Wenn er sagt
Täp di Tijg devxiqag nqeaßeiag fiopog 6 Jfjfi. dedcaxsp svd-v-
pagy [jbcXXoPTog dk tov Aloxipov naqix^ip snidTri Tlfiaqxog
xal JfjfAOff^ipfjg xat^yoqijtfoptsg amov so steht das in directe-
stem Gegensatze gegen die Angabe 211 f. Hier will Dem. Rechen-
schaft ablegen und Aesch. hindert ihn daran; dort will Aesch. Rechen-
schaft ablegen und Dem. hindert ihn daran. Bei der äusserst genauen
Kenntniss der Rede von Seiten des Vf. jenes Arg. ist dieser Gegen-
— 72 —
satz gegen die Angabe jener Stelle immerhin auffallend und die An-
nahme liegt nicht ganz fern, dass er jene Stelle überhaupt nicht ge-
kannt hat. Seine Angabe iiiXXovroq di tov Al(Sxivov ff. ist aus
Stellen wie Aesch. l, 168 (ag yäq rag ifxdg svd'vvag ßXdrrroov
äg VTT^Q rrig nqsdßslag fiilXta didovai und ähnlichen geschöpft,
während die erstere Angabe [lopog 6 Jijfi. didoaxBv svd'vvag mir,
wie gesagt, auf Stellen wie Dem. de f. 1. 33 und ähnliche zurück-
zugehen scheint. Jedenfalls kann nach meiner Ueberzeugung diese
Angabe des Anon. Arg. den Schluss, welchen wir aus den Reden
Dem. und Aesch. glaubten ziehen zu dürfen, dass Niemand, auch
Dem. 'nicht , Rechenschaft abgelegt habe , nicht umstossen. Auf
eine andere Angabe Dem. de f. 1. 335 komme ich unten zurück.
Wie aber ist, wenn wirklich die 211 f. berichtete Thatsache
falsch ist und das Stuck sich dadurch als Interpolation erweist , der
Vf. desselben überhaupt auf den Gedanken gekommen, dasselbe an-
zufertigen? Ich glaube, dass es auf Grund einer missverstandenen
Stelle des Aesch., 2, 122 f. verfasst ist. Aesch. schliesst hier 123 fin.
seine Ausführung mit den Worten ovxovp ^ fiiv Ttqoxiqtt nqsa-
ßsia TOV xaiQov rovrov sf%sv (sei. iteXiyx^i'V svd'vg) ^ d*
vatiQa im nBnqayiiivoig iyiyvero. Während Aesch. hier sagen
will, dass die Zeit nach der ersten Gesandtschaft die passendste ge-
wesen sei zur Erhebung der Anklage, scheint unser Vf. die Stelle so
zu verstehen, als wolle Aesch. jene Zeit als die rechtlich allein mög-
liche hinstellen zur Ablegung der Rechenschaft, weil die zweite Ge-
sandtschaft nur SttI nsnQayiiivoig gewesen sei, d. h. der Ausfüh-
rung dessen, was damals beschlossen war, gedient habe, eine Rechen-
schaftsablage also hier unstatthaft gewesen sei. So sagt auch Dionys.
Rhet. 8, 5 xalroi %ä nengayfi^va ndvra iv rj nqoteqa ninQa-
^j;cn — '^ di dsviigct dnaiTfjffiv oqxodv etx€ fidvfjVj völlig der
Ansicht des Aesch. beistimmend. Unser Vf. hat diese Stelle, in
welcher Aesch. nach seiner Meinung dem Dem. das Recht bestreitet,
nach der zweiten Gesandtschaft Rechenschaft selbst abzulegen und
von andern zu verlangen, zu der Erzählung erweitert die wir 21 1 f.
finden, dass Aesch. einst wirklich vor Gericht diese Ansicht verfoch-
ten habe. So lächerlich dieses Missverständniss von Seiten unsers
Vf. ist, so findet unsere Stelle ein sehr schlagendes Analogon an
234 ff., wo der Vf. in noch viel lächerlicherer Weise einem möglichen
Missverständniss der Stellen Aesch. 2, 123 und 44 glaubt vorbeugen
zu müssen. Unser Vf. ist durch das äusserst sophistische Verfahren
— 73 —
des Aesch., welcher 121 — 23 die Zeit der ersten und zweiten Ge-
sandtschaft absichtlich, um die Richter zu täuschen, durch einander
wirft (vgl. meine Inaug. Diss. ß2ff.), dazu gebracht, dagegen eine
Tertheidigung zu entwerfen, ebenso wie 234 ff. zur Yertheidigung
gegen diese Stelle und gegen 44 dienen soll. Daher sind die Worte
21 1 ff. eine genaue Umkehrung derjenigen des Aesch. Man vgl. Dem.
t^g TtQOT^Qag ixalpiig nqsifßslag ^g ovdeig KaTfjyÖQei dovg
Xöyop ovxir^ ißovXsv^ av&tg eigiipa^ ttsqI ravvfig ^g vvv etg-
iqxsxat^ iv jf ndvra zädtxijfAat' ivfjv und Aesch. (piig ydq fis
iv fiip T^ ngoizfi nqsdßsic^ Xa&sXv (favvov avpeatfixÖTa inl
n^p noXiP, ip di rjf vaviqc^ alfSd-itsQ-ai ip ^ avpayoqsvfap fiot
€pttip€i,. xdxslpfjg [lip afia xaTfjyoQoSp ov (fijg xatijyoQetP j r^c
d* inl Tovg OQxovg xaTfjyoQetg — iv fj q)^g rd rdop ^^EXXi^vwv
Ttqdyiiara äpargan^pai. — olxovp ^ fih nqoxiqa Ttqsaßsia %6p
xatQop TOVTOP eix^Pj ^ d^ vdr^qa inl nenqayiAipoi>g eyiypeto.
Sodann, glaube ich, hat der Vf. eine bestimmte Aufforderung
zur Abfassung dieses Stücks von der Rechenschaftsablage des Dem.
in Dem. de cor. 117 gefunden. Dem. fuhrt hier aus, dass er Rechen-
schaft abgelegt habe und fragt den Aesch. , weshalb er seine Klage
nicht damals als ihn die Logisten zu derselben vorforderten , unter-
nommen habe. Es heisst dort: xal didtaxa y" ev&vpag ixelpcop,
ovx «V inidoDxa, vii JC aXX" adixtag ^Q^a! eha nagcoPj
0T€ (i^ elg^yop o* Xoyidxai^ ov xatfjyoQeig. Hatte sich unserm
Vf. die üeberzeugung eingeprägt, dass Dem. auch wegen seiner Ge-
sandtschaft Decharge erhahen hatte, so konnte ihn jene in der Rede
de cor. angeführte Thatsache, welche für des Dem. Beweisführung
wichtig ist, sehr wohl veranlassen, auch in die Ttfgl naganq. die-
selbe einzufügen, wenn auch in anderer Form. Inhaltlich haben
diese beiden Thatsachen die grösste Aehnlichkeit, vgl. die Worte
213 el ydq sl^sp^ Tor' dp xal Xiycop xal xarijyoqcSp i^Tjrd^erOj
od fjtd Ji^ ovx dTtfjyoQsvs xaXstv mit den obigen der Rede
de cor.
Recapituliren wir also die Bedenken 'gegen die 211 f. gegebene
Erzählung, so ist sie zunächst innerlich sehr unwahrscheinlich. Die
zweite Gesandtschaft war so bestimmt von der ersten als selbstän-
dige unterschieden, dass es Aesch. gar nicht in den Sinn kommen
konnte, eine Rechenschaftsablage über dieselbe zu verweigern ; nur
ein späterer Schriftsteller, der die Reden nach Material für seine rhe-
torischen Exercitien durchstöberte, konnte aus Missverständniss auf
— 72 —
itz gegen die Angabe jener Stelle immerhin auffallend und die An-
lahme liegt nicht ganz fern , dass er jene Stelle überhaupt nicht ge-
Kannt hat. Seine Angabe fiiXXopzog dk zov Alaxivov ff. ist aus
Stellen wie Aesch. 1, 168 (aq yccQ Tag ifidg svd'vvaq ßXccTtrcov
äg in^Q rrjg nqsfSßslag fiillcd didovat und ähnlichen geschöpft,
während die erstere Angabe iiovog 6 Jr^i, didoaxev ev&vvag mir,
wie gesagt, auf Stellen wie Dem. de f. 1. 33 und ähnliche zurück-
zugehen scheint. Jedenfalls kann nach meiner Ueberzeugung diese
Angabe des Anon. Arg. den Schluss, welchen wir aus den Reden
Dem. und Aesch. glaubten ziehen zu dürfen, dass Niemand, auch
Dem. nicht, Rechenschaft abgelegt habe, nicht umstossen. Auf
eine andere Angabe Dem. de f. I. 335 komme ich unten zurück.
Wie aber ist, wenn wirklich die 211 f. berichtete Thatsache
falsch ist und das Stuck sich dadurch als Interpolation erweist , der
Vf. desselben überhaupt auf den Gedanken gekommen, dasselbe an-
zufertigen? Ich glaube, dass es auf Grund einer missverstandenen
Stelle des Aesch., 2, 122 f. verfasst ist. Aesch. schliesst hier 123 fin.
seine Ausführung mit den Worten ovxovv ^ [liv nqoxiQa nqsfS-
ßsla TOP xatQOP tovtov stxsv (sei. i^eXiyxeiv ev^vg) ^ d*
vct^ga int nengayfi^voig iyiyrero. Während Aesch. hier sagen
will, dass die Zeit nach der ersten Gesandtschaft die passendste ge-
wesen sei zur Erhebung der Anklage, scheint unser Vf. die Stelle so
zu verstehen, als wolle Aesch. jene Zeit als die rechtlich allein mög-
liche hinstellen zur Ablegung der Rechenschaft, weil die zweite Ge-
sandtschaft nur inl nsnqayiiivo^g gewesen sei, d. h. der Ausfüh-
rung dessen, was damals beschlossen war, gedient habe, eine Rechen-
schaftsablage also hier unstatthaft gewesen sei. So sagt auch Dionys.
Rhet. 8, 5 xairot Ta nfTiQayfi^va ndvTa iv rj nqoxiqa ninqa-
y^xat — «7 (Ji öfVTigcc dnaiTTiaiv oqxodp efxe fidvfiVj völlig der
Ansicht des Aesch. beistimmend. Unser Vf. hat diese Stelle, in
welcher Aesch. nach seiner Meinung dem Dem. das Recht bestreitet,
nach der zweiten Gesandtschaft Rechenschaft selbst abzulegen und
von andern zu verlangen, zu der Erzählung erweitert die wir 21 1 f.
finden, dass Aesch. einst wirklich vor Gericht diese Ansicht verfoch-
ten habe. So lächerlich dieses Missverständniss von Seiten unsers
Vf. ist, so findet unsere Stelle ein sehr schlagendes Analogon an
234 ff., wo der Vf. in noch viel lächerlicherer Weise einem möglichen
Missverständniss der Stellen Aesch. 2, 123 und 44 glaubt vorbeugen
zu müssen. Unser Vf. ist durch das äusserst sophistische Verfahren
— 73 —
des Aesch. , welcher 121 — 23 die Zeit der ersten und zweiten Ge-
sandtschaft absichtlich , um die Hichter zu täuschen, durch einander
wirft (Tgl. meine Inaug. Diss. 62 fr.), dazu gebracht, dagegen eine
Yertheidigung zu entwerfen, ebenso wie 234 IT. zur Vertheidigung
gegen diese Stelle und gegen 44 dienen soll. Daher sind die Worte
21 1 ff. eine genaue Umkehrung derjenigen des Aesch. Man vgl. Dem.
t^g nqoveqaq imsivuiq nqsdßslaq ^g ovdslg xarijyoQei dovg
Xoyov ovxir* ißovXer^ avS-ig eigiivai tvsqI tavvfjg ^g vvv etg-
iqxsxaij iv j ndvva TadixijfiaT^ ivijp und Aesch. (f^g ytiq fie
iv fiip Tj TtQcoT^ nQ€(f߀lqc Xad^stv davTOV OvvBOtipLOTa inl
vfjv noXiv, iv de rj vdriqc^ aldd-idS'ai iv ^ (fvvayoQevcov (lov
(paivsv, xaxelvfig [Jbiy ccfjba xccTfjyoQcov ov (pfjg xari]yoQ€tVj t^g
(f inl zovg OQxovg xatfjyoQstg — iv ^ (p^g rä rcSv ^EXX^vodv
TtQtiy flava ävavQaTt^vat. — olxovv ^ fiiv nqoriqa TtqsfSßela tov
xa^Qov TOVTOV sfxeVj ^ d* vdreqa inl nenqayiJbivoig iylyveto.
Sodann, glaube ich, hat der Vf. eine bestimmte Aufforderung
zur Abfassung dieses Stucks von der Rechenschaftsablage des Dem.
in Dem. de cor. 117 gefunden. Dem. fuhrt hier aus, dass er Rechen-
schaft abgelegt habe und fragt den Aesch. , weshalb er seine Klage
nicht damals als ihn die Logisten zu derselben Torforderten, unter-
nommen habe. Es heisst dort: xal dedcoxa y^ ev&vvag ixeivoov,
ovx ^v inidwxa, v^ JC aXX" adixong ijq'^al sha naqcivj
ote fi^ elg^yov ol Xoyidtai^ ov xatfjyoqsi^g. Hatte sich unserm
Vf. die Ueberzeugung eingeprägt, dass Dem. auch wegen seiner Ge-
sandtschaft Decharge erhalten hatte, so konnte ihn jene in der Rede
de cor. angeführte Thatsache^ welche für des Dem. Beweisführung
wichtig ist, sehr wohl veranlassen, auch in die neql naqanq, die-
selbe einzufügen, wenn auch in anderer Form. Inhaltlich haben
diese beiden Thatsachen die grösste Aehnlichkeit, Tgl. die Worte
213 €i yaq stxsv^ rot" av xal XiycdV xal xatfjyoqcSlv i^fjTä^eTOj
od fiä Ji"" ovx anfiyoqsve xaXstv mit den obigen der Rede
de cor.
Recapituliren wir also die Bedenken 'gegen die 211 f. gegebene
Erzählung, so ist sie zunächst innerlich sehr unwahrscheinlich. Die
zweite Gesandtschaft war so bestimmt Ton der ersten als selbstän-
dige unterschieden, dass es Aesch. gar nicht in den Sinn kommen
konnte, eine Rechenschaftsablage über dieselbe zu Terweigern ; nur
ein späterer Schriftsteller, der die Reden nach Material für seine rhe-
torischen Exercitien durchstöberte, konnte aus MissTerständniss auf
— 74 —
diesen Gedanken kommen. Sodann wird das Ganze durch unsere
Reden selbst als unwahr widerlegt, da sich aus denselben auf das
bestimmteste ergiebt, dass die Gesandtschaft als solche, in Gemein-
schaft, Rechenschaft abzulegen hatte und dass daher noch Niemand,
auchDem. nicht, Decharge erhalten hatte. EinVersuchdaher desDem.,
allein Rechenschaft abzulegen, ist undenkbar: auch hier hat der Vf.
wieder diese Ansicht aus der Rede des Dem. selbst und dessen
Standpunkt dem Aesch. und den andern Gesandten gegenüber ent-:
lehnen zu müssen geglaubt. Für unsere Stelle selbst haben wir
Aesch. 2, 121 ff. als Quelle erkannt, aus der der Vf. missverstandlich
seine Erzählung geschöpft hat. Endlich ist noch einmal daran zu
erinnern, dass, wenn die Erzählung wirklich wahr wäre, sie in der
That ein äusserst gravirendes Moment gegen Aesch. bilden würde
und dass Dem. dasselbe ganz gewiss nicht in seine Ausfuhrung
201 ff. eingeschachtelt, versteckt und nebensächlich, sondern durch-
aus selbständig im Verlaufe der eigentlichen Reweisführung gegeben
haben würde. Zu beachten ist auch noch der grammatische
Schnitzer ov [id Ji om aTtfjyoQsvs utaXstv für ii^ xaksXv.
213 aXXä liiqv — 214 bilden einen eingeschobenen Gedan-
ken : wenn Aesch. etwas 6^(a r^g ngeaßeiag gegen Dem. vorbringt,
so sollen die Richter nicht auf ihn hören. Wenn auch 213 bis auf
das ungrammatische äjtoXoyijaetai ohne Anstoss fortschreitet, so
enthält dagegen 214 einen Gedanken, den man wegen seiner Gesucht-
heit als entschieden undemosthen. bezeichnen muss. Dem. führt
nemlich den Richtern zu Gerauthe, was wohl Philipp als Richter
thun würde, wenn Aesch. Ankläger, Dem. Angeklagter wäre und
dieser dann seinen Gegner mit Schmähungen überhäufte: er würde
ein solches Verfahren gegen einen Wohlthäter sehr zornig aufneh-
men : die Athener sollen nicht schlechter sein als Philipp. Man muss
gestehen, dass ein solcher völlig in der Phantasie des Redners schwe-
bender Fall ohne jeden Eindruck bleiben muss. Dazu kommt die
verschi'obene Construction des ganzen Satzes, welcher folgende Form
hat : ei . ixQtpöfifiP ff. — ovk äv ölsod-s xa\ xat^ avto tovtd
äyavaxt^aai xov OlXiTtnoVj el naq ixslvM — Xiysi, Voemel
zieht allerdings nach der L. A. geringerer Hdschr. Xiyoi^ vor , aber
sowohl 2 als Laur S. haben Xiyev und auch X^yot würde unpassend
sein. Es scheint , als ob der Vf. mit ovx ccv oXea&s einen neuen
Satz beginnen wolle , dessen artododg in Xiysi, zu suchen ist, wo-
dui*ch aber der Satz sl ixg^vo^tiv ff. völlig in der Luft schweben
— 75 —
bleibt Ich habe schon oben das doppelt geschriebene McegtVQeg
und Maqtvqia erwähnt, welches sich nach den ersten Worten von
§213 und nach 214 findet, und welches ich durch nachträgliche
Einschiebung des Stucks alXä ^rjv — 214 fin. erklärt habe.
215 knöpft unmittelbar an die Schlussworte von 212, sowie
überhaupt an das 211 f. erzählte an. Trotzdem durch die vom \'f.
in den vorhergehenden Paragraphen aufgezählten Thatsachen bewie-
sen wird, dass Aesch. niemals vorher den Einwand erhoben hat,
welcher 201 ff. als TtgonaTccl^iptg vorgebracht wird, wird derselbe
dennoch erhoben werden, denn : alle Angeklagten äi^avaxvptov(fiPj
äqvovvta^j ip€v6ovia^j nqoifaastg nXctTTOvrai, ndvva noiovoiv
vniq %ov fi^ dovvav äUfjp. Auch in diesen asyndetisch verbun-
denen Gliedern vermisst man jede Steigerung des Ausdrucks. Viel-
leicht ist es eine absichtliche Aenderung wenn Sopat. das xjjsvdovrai,
auslässt Schol. eig azda. lY, 232. Dem. de cor. 121 sagt: Xoyovg
nXdtTstg — • Mit 215 kehrt übrigens der ganze Gedankengang zu
seinem Ausgangspunkte zurück. Das Thema des 201 — 5 aufgestell-
ten Einwandes des Aesch. cog äq^ iyd ndvtbuv wv ncnfjyoqci
xoipaayog yiyova wird 206 ff. widerlegt dadurch, dass Dem. zeigt,
dieser Einwand sei früher niemals von Aesch. erhoben, obgleich
Dem. ihm den Vorwurf der Verrätherei stets gemacht habe , und
zwar sei er von Aescb. nicht erhoben a) iv ndaccig eK^Xfjalaig 207 f.
b) Ttqmriv iv Ilsiqaiet 209 f. c) als Dem. sich zur Rechenschafts-
ablage meldete 211 f. 213 f. bilden sodann, wie oben bemerkt, einen
eingeschobenen Gedanken, der in seiner Ausfuhrung sicher auf einen
andern Vf. zurückgeht. 215 zieht Dem. den Schluss aus den drei
Thatsachen 207 f. 209 f. 211 f., dass aus dem frühern Schweigen
von einem solchen Einwurfe die Unrichtigkeit desselben sich ergebe.
Dennoch aber wird Aesch. ihn [vorbringen, weil er eben nichts ande-
res hat zu seiner Vertheidigung. Und nun folgt 216 — 20 ein Rath'
an die Richter, wie sie sich solchen Reden des Aesch. gegenüber
benehmen sollen; derselbe besteht darin, dass sie weder auf des
Dem., noch des Aesch. Reden hören, sondern selbständig nach ihrem
eigenen Wissen ihre Entscheidung treffen sollen. Ein solcher Ge-
danke ist völlig schief: nirgends und niemals wird ein Redner sagen :
hört weder auf meine noch auf meines Gegners Stimme, sondern :
hört unser beider Reden unparteiisch an und dann sprecht die
Wahrheit. Vgl. die Worte des Dem. im Anfang der Rede de cor.
(2) dXXd Tovg vo^ovg aal %6v oquop iv (S nqog änaot totg
— 76 —
äXXoig dmaloig xai rovro yiyqantatj to 6gi4^l(ag dfMfotp
cnfLQoddaad-a^. Und dieser Gedanke, der schon an und für sich
durchaus unpassend ist, wird im Munde des Dem. noch unpassender:
wer zwang ihn denn zu sprechen? Wäre er nicht als Kläger aufge-
treten, so wäre die Sache von den Euthynen trotzdem verhandelt
worden und wenn er nur das eigene Wissen dieser als entscheidend
für den Process aufstellt, so war sein Auftreten völlig unnöthig.
Der Vf. unsers Stücks hat offenbar das Wort des Aesch. in seiner
Entgegnungsrede 1 corrigiren wollen, wonach Dem. gesagt haben
soll, die Richter sollten die Stimme des Angeklagten nicht hören.
Der Vf. will hier dieses von Dem. entweder wirklich gesagte oder
ihm nur untergeschobene Wort in Seinem Sinne verbessern und
glaubt auf diese Weise den Dem. als ein Muster von Unparteilichkeit
zu erweisen, ohne einzusehen, dass damit der ganze Gedanke völlig
platt wird. Auch der Gedanke iii^di ye Totg lidqxvaiv ovg ovrog
holfiovg 15«* fiaQtvQstv onovv OiXlnnta xoqfiyä xQ^l^^og
ipxpsd^s d^ dg €rol(Aa>g airta (AaQTVQij(fov(fiv) findet sich sonst
nicht bei Dem.: der Vf. entnimmt denselben derRede des Aesch. selbst,
indem er die Zeugnisse daselbst, die auf den ersten Blick meist den
Zeugnissen des Dem. zu widersprechen scheinen , einfach für falsch
hält. In dem Ausdrucke selbst OiUnnta x^QWV XQ^H'^^^^ lehnt
der Vf. sich an Phil. III, 60 (fv(fTQccg)iPT€g d^ dvd-qfanoi, noXXol
xal xoQi^yov €X0VT€g 0iXi>nnov — an. In den Worten ^ii^de y*
el TtaXop %al (A€y^ ovtog (f&ey^sxai inir^d' ei ipavXov iym
kommt der Vf. wieder auf die so oft von ihm behandelte Stimme des
Aesch. zurück, vgl. 206, 208 und später.
217. ovdk unrichtig hier für ov. In i^^ddavtsg (zu and-
aadS-ai gehörig) fallt der Vf. wieder aus der Construction.
218 — 20 gehören eng zusammen: es wird hier wieder in zwei-
facher Reihe Alles aufgezählt, was Aesch. in Bezug auf Phil, ver-
heissen und was im Gegensatz dazu erfolgt ist; nichts neues, wohl
aber das alte grossentheils in alter Form. Eine wörtliche Entleh-
nung findet sich in den Worten xai iv Evßol(f xaTMxsvatf&fjüd-
lA€p^ OQfAiiTiJQi^* i<p^ vfAag aus 326: oQfifjt^Qif^ ifp" vficcg iv Ev-
ßolq OlXmnog nQogxaTaffxsvd^etat. Dem. spricht von dem-
selben Gegenstand de cor. 71 t^p Evßoiav ixsXvog tftpsteQt"
tofjiepog xal xara<ix€vd^(av i7rtT€lxi'(f[^^ «^* ttjp \dt'ti,%'qv — .
Phil. 3, 17: iv Evßoiq xvqavvida xaratfxsvd^opta — . 18
T^g Evßoiag top 7toX€fiovp&^ v^tp yevio&ai xvqi^ov — . 28:
— 77 —
ci d' iy Evßotq noXsi^q ovx ^df] tvqavvovvtai xal ravta
h vij(f(a nXfiölov OfjßcSp xal ^Ad-niväv; vgl. auch 33. Phil.
4, 8 TVQccrvida dnaytixqv t^$ ^Atzi^x^g insTelxi(i€V vfitv iv t^
Evßolq — . Man sieht wie frei Dem. in der Schilderung desselben
Gegenstandes verfahrt: derselbe Gedanke erscheint in immer wech-
selnden Ausdrücken. Wörtlich übereinstimmend ist ausser unserer
Stelle mit 326 nur de Cherson. 66 xatadxevdCovtog viiXv initel-
XKffbcc xrjv Evßoiap mit der o. a. Stelle de cor. 71. Aber diese
Stelle der Rede de Cherson. ist nach Spengels sehr beachtenswerther
Yermuthung (a. a. 0. 307) gleichfalls nicht Demosthenisch. Im
Uebrigen vgl. z. u. St. besonders 326 (de f. 1.) und das zu 334 zu
Bemerkende. Ein neues Detail ist nur das-o'S'roi^ evtavo^f wvov-
fjbevoi 218. Nun war das allerdings gerade für Athen sehr wichtig,
in der Zufuhr des Getraides keine Hemmnisse zu erfahren, aber nach
den Worten [jtijt^ iv t^ X^Q^ ^^^ nole^ionv ovtohv iifft* ix
SizXatTfig nohoQxovfispoi [iijt^ iv äkkia fiijdevl dei^vco r^g
noXecog ovafjg war doch die Hinzufügung dieses Details, das im
Grunde schon in [aijt^ ix d-aXdirrig TtoXiogxov^epoi enthalten
war, unpassend. Woher hat der Vf. dieses? Dem. schildert die
Lage Philipps 153 : ovve ydg xatd y^p naQsX&cov ovts vaval
XQOTijtfag elg t^v I^ttik^p fi'^sip sfAeXkap und sodann: vfistg
di — xXeldeiv rä i^noQta xal xqrnidvwp ip dnupsi und 123; ovxs
yoQ (ftrog ^p ip tj x^Q^ äanoQM — ov&^ ij (fi^ronofinla dvpatij.
Vgl. auch de cor. 86 alrta — TtXsitftta XQ(AfX6&* iTtstgccxtta — .
Zur Schilderung der Lage Philipps war die Hervorhebung dieses
speciellen Punkts durchaus nothwendig, da er allein im Stande war,
Philipp wieder aus Phokis zu vertreiben ; unser Vf. aus der Schilde-
rung der Lage Philipps den Stoff zur Schilderung der Lage Athens
nehmend, führt diesen Punkt gleichfalls an, obgleich derselbe nach
den Worten ji^t^ ix d-aXdttiig TtoXiOQxovfJbspoi, völlig unnöthig war.
221 beginnt ein völlig neuer Gedanke , eine zweite ngoxard-
X^jt/Jig. Hat die erste das Thema behandelt: Aesch. wird sagen,
ich habe an Allem theil genommen , so wird in dieser dargelegt,
Aesch. werde sagen , Dem. habe aus Feigheit die Klage erhoben.
Jene erste nqoxatdXfixpig hält den Standpunkt fest, dass alles die-
ses, an dem theilgenommen zu haben Aesch. dem Dem. vorwirft,
schlecht sei, denn Dem. sagt ausdrücklich in Bezug hierauf: san
d vniq f^ip t<Sp nertgay^ipoop ovts dixala ovts TCQogijxovff*
^ xoiavTii anoXoylaj ifiov fiiproi^ t^g xatniyoqia {iy(a (asp ydq
— 76 —
äXloig dmaloig %al rovto yiyqantai,^ t6 6(Aol(og cc(jb(poty
mqoddaa&ai. Und dieser Gedanke, der schon an und für sich
durchaus unpassend ist, wird im Munde des Dem. noch unpassender:
wer zwang ihn denn zu sprechen? Wäre er nicht als Kläger aufge-
treten , so wäre die Sache von den Euthynen trotzdem verhandelt
worden und wenn er nur das eigene Wissen dieser als entscheidend
für den Process aufstellt, so war sein Auftreten völlig unnöthig.
Der Vf. unsers Stacks hat offenbar das Wort des Aesch. in seiner
Entgegnungsrede 1 corrigiren wollen, wonach Dem. gesagt haben
soll, die Richter sollten die Stimme des Angeklagten nicht hören.
Der Vf. will hier dieses von Dem. entweder wirklich gesagte oder
ihm nur untergeschobene Wort in Seinem Sinne verbessern und
glaubt auf diese Weise den Dem. als ein Muster von Unparteilichkeit
zu erweisen , ohne einzusehen , dass damit der ganze Gedanke völlig
platt wird. Auch der Gedanke iiridi ys %o%g iidqtvaiv ovg ovrog
holfiovg l?6* [AaQTVQstp oxiovv OiXlnTtM x^QWV /pw/tt^vo^
ipipsd^s S* dg holficog avrta (iaQTVQi](fov(fiv) findet sich sonst
nicht beiDem.: der Vf. entnimmt denselben der Rede des Aesch. selbst,
indem er die Zeugnisse daselbst, die auf den ersten Bhck meist den
Zeugnissen des Dem. zu widersprechen scheinen , einfach für falsch
hält. In dem Ausdrucke selbst OiUnTito x^QVyV XQ^l^^^^og lehnt
der Vf. sich an Phil. III, 60 avdtqaipivtsg d^ ar&Q(anoi noXXol
xal xoqriydv sxovreg Oikt^nnov — an. In den Worten fifidi y^
et Ttakop xai ^ey^ ovtog (p&ey^etat firjd' el (pavXov iyai
kommt der Vf. wieder auf die so oft von ihm behandelte Stimme des
Aesch. zurück, vgl. 206, 208 und später.
217. ovdi unrichtig hier für ov. In i^€vä(fapT€g (zu äna-
daad'ai gehörig) fallt der Vf. wieder aus der Construction.
218 — 20 gehören eng zusammen: es wird hier wieder in zwei-
facher Reihe Alles aufgezählt, was Aesch. in Bezug auf Phil, ver-
heissen und was im Gegensatz dazu erfolgt ist; nichts neues, wohl
aber das alte grossentheils in alter Form. Eine wörtliche Entleh-
nung findet sich in den Worten xai iv Evßoiq xaTa(fx€va(fdfia6-
fjisp^ 0QfifjTiJQ$* i<p^ Vfjbäg aus 326: oQfifjt^Qt^ itf" vfiSig iv Ev~
ßolq OlXmnog nQogxaraifxeva^stat. Dem. spricht von dem-
selben Gegenstand de cor. 71 6 tijy Evßoiav ixstvog dffsxeqi-
t6[A€Vog xai xaTctdxsvaCfav imrelxK^lJ^^ ^nl Trjv ldttv%i^v — •
Phil. 3, 17: iv Evßoiq xvqavvida xaTadxsvd^ovta — . 18
T^g Evßoiag top noXeiiovvd'^ vfitp yevia&ai^ xvQkOV — - 28:
— 77 —
cct d' ip Evßotq noXsig ovx ^dfi tvqavvovvtai xal ravra
iv vi^(f(a nXfjolop Ofjßäp xal ^A&fjpdiv; vgl. auch 33. Phil.
4, 8 Tvqawlda dnavtixqv ti^g ^Arzi^x^g €7t€t€lxi'<fev Vfitp iv Tjf
Evßoujf — . Man sieht wie frei Dem. in der Schilderung desselben
Gegenstandes verfahrt : derselbe Gedanke erscheint in immer wech-
selnden Ausdrücken. Wörtlich übereinstimmend ist ausser unserer
Stelle mit 326 nur de Cherson. 66 xaxadxsväCovxoq v^iXp innd-
%Kfiia tiqv Evßoiav mit der o. a. Stelle de cor. 71. Aber diese
Stelle der Rede de Cherson. ist nach Spengels sehr beachtenswerther
Yermuthung (a. a. 0. 307) gleichfalls nicht Demosthenisch. Im
Uebrigen vgl. z. u. St besonders 326 (de f. 1.) und das zu 334 zu
Bemerkende. Ein neues Detail ist nur Aas'(ftTOp sv(avop wvov-
Iksvoi 218. Nun war das allerdings gerade für Athen sehr wichtig,
in der Zufuhr des Getraides keine Hemmnisse zu erfahren, aber nach
den Worten ji*iyV iv t^ X^Q^ ^^^ TioXe^ilcov bvxcav (iijt^ ix
SixXdTtfig noXioQxov^spoi fi^T^ iv aXXta (iijöepl dei^vdo z^g
noXecog ovofig war doch die Hinzufügung dieses Details, das im
Grunde schon in ^ijt^ ix ^aldvTi]g TtoXiOQxovfAevoi enthalten
war, unpassend. Woher hat der Yf. dieses? Dem. schildert die
Lage Philipps 153 : ovze yäg xatä y^v naqsXd-dliv ovze vaval
XQcctij(fag elg z^v l^zz^xijv fi^eiv SfjbsXXev und sodann: viietg
di — xXeidskV zd ifinoQ^a xal xqrnkdvwv iv (fndvsi und 123: ovzs
yoQ (ftzog ^v iv rj x*^Q^ aanoQtö — ov&^ ^ (fifzonofinla dvvazij.
Vgl. auch de cor. 86 ^Izm — TtXeiazco xqfafied^ insigdxzto — .
Zur Schilderung der Lage Philipps war die Hervorhebung dieses
speciellen Punkts durchaus nothwendig, da er allein im Stande war,
Philipp wieder aus Phokis zu vertreiben ; unser Vf. aus der Schilde-
rung der Lage Philipps den Stoff zur Schilderung der Lage Athens
nehmend^ führt diesen Punkt gleichfalls an, obgleich derselbe nach
den Worten im^z* ix d-aXazzi^g noXioqxoviisvoi völlig unnöthig war.
221 beginnt ein völlig neuer Gedanke , eine zweite nqoxazd-
X^iptg* Hat die erste das Thema behandelt: Aesch. wird sagen,
ich habe an Allem theil genommen , so wird in dieser dargelegt,
Aesch. werde sagen , Dem. habe aus Feigheit die Klage erhoben.
Jene erste nqoxazdXfixpig hält den Standpunkt fest, dass alles die-
ses, an dem theilgenommen zu haben Aesch. dem Dem. vorwirft,
schlecht sei, denn Dem. sagt ausdrücklich in Bezug hierauf: sdzi
d vniq (Aiv z&v nertqayfiivcov ovze dixaia ovzs 7zqog^xov&^
1] zoiavzij anoXoylaj ifiov ^ivzoi z^g xazfjyoqia {iyio (liv ydq
— 78 —
el tavra nsnoifixa (pavXog elfi^ avd'qbanoq) za 6i TTQccyfiav^
ovdiv ßsktico dtä tovto. Hier 221 wird plötzlich ein ganz ande-
rer Standpunkt eingenommen: es ist überhaupt gar kein Unrecht
auf der Gesandtschaft geschehen , weder von Aesch. noch von Dem.,
denn das liegt in den Worten: xattoif (ifjösvog y^ ovTog, Ai-
(fX^p^j rf^^vot; fAfjS'' ccö^KijfAarog cSg dv tpi^g. Mit diesen wenigen
Worten ist der Einwurf erledigt : icpoßov nsql davTOVj xal diä
dsiXiaVj TavTijv '^yij(f(o (fcot^Q^ap. Ist überhaupt nichts unrech-
tes geschehen, was strafwürdig, so braucht man auch nichts zu
fürchten. Zunächst ist hiergegen zu sagen, diese beiden Ein-
wände des Aesch. , welche von g^adezu entgegengesetzten Stand-
punkten ausgehen und sich unmittelbar folgen, sind unpassend, weil
sie sich ausschliessend doch beide dem Aesch. in den Mund gelegt
werden. Völlig unpassend aber ist es , wenn der Vf. nun mit den
Worten el yag av ram^ iqstj (fxonetv^ ävögeg SixaGtatj elj
i(p* olg 6 fi^d^ OTvovv ädixcSv i(poßovfifiv iym fA^ 3i>d ror-
Tovg aTTÖXiOfiatj tI zomovg rVQog^xst nad-sXv tovg avrovg
^di^xfixotag. Damit hebt Dem. selbst das, womit er des Aesch.
Einwurf unmittelbar vorher vernichtet hat, wieder auf. Will man
aber die Worte Tcaivoi^ (itjöspog y* ovxog ff, nur als kurz hinge-
worfene Bemerkung, nicht als die eigenthche Widerlegung des Ein-
wurfs fassen , so müsste man dieselbe in diesem letzten Satze selbst
suchen, der aber nichts als eine rhetorische Phrase enthält. Die
Ungeschicktheit oder Flüchtigkeit des Vf. zeigt sich auch wieder in
der Construction des Satzes selbst : {SxoTceX-v ff. ; der Vf. hat zuerst
den von (rxciTT^rrc abhängigen Satz mit €2 geben wollen, hat dieses aber
nach dem Zwischensatze Itf olg vergessen und fängt von Neuem
mit xi an. Was Voemel zur Vertheidigung dieser Construction
sagt, ist völlig unzutreffend ; eine Vergleichung derselben mit der so
häufigen engen Verbindung eines pron. relat. und interrogat. in
demselben Satze passt nicht , denn hier wird derselbe Satz zwei-
mal interrogative, das eine Mal direct, das andere Mal indirect, be-
gonnen.
222 bringt einen dritten Einwurf: Dem. hat die Klage begon-
nen, um Geld von Aesch. zu erpressen. Aesch nennt den Dem.
allerdings avxoipdvvfiv , aber nur in dem allgemeinen Sinne eines
falschen Anklägers: xap ^i^ — iXSy^co xal n^p ahiap ovtfccv
xj/svö^ xa* rov Tokfii](fapT^ elneXv apotfiov %ai (fvxo^dpTf/v (5)
und ähi^Jich auch sonst; vgl. auch Dem. de cor. 113 und öfter.
— 79 —
Der Vf. nimmt hier das Wort mit der speciellen Nebenbedeutung
des Gelderpressungsversucbs. Ein Rhetor konnte auch diesen Ein-
wurf ausfindig machen und ihn zu widerlegen suchen. In Wirklich-
keit aber ist weder Aesch. noch Dem. auf diesen Gedanken gekom-
mejDi: das ist denn doch beiden und ganz gewiss Allen Athenern
klar gewesen, dass es sich in diesem Processe nicht um solche klein-
lichen gewöhnlichen Motive handle, sondern um grosse politische
Gegensätze, um tief einschneidende Principien. Wir dürfen sagen,
dass 221 und 222 äusserst dürftig sind, sowohl was die Gedanken
selbst, als die Ausführung betriiTt; von der Demosth. Kraft, die des
Gregners mögliche Einwände anfuhrt, um dieselben nicht nur zu
Temichten, sondern sie zu Keulen zu machen, die auf des Eigen-
thümers eigenes Haupt zermalmend zurückfallen, ist hier auch nicht
die leiseste Spur. Vgl. über ein solches echt Demosthenisches sldog
XvCBfag fiermogen. nsql €VQ€<f. y\ 3 {nsQl ßialov) (III, 104 ff.)
Marcellin. in (T/öA. elg dTaa. ([V, 614). lieber die auch hier
wieder erwähnte Lösung der Gefangenen ^x xtav Idicav macht
schon Theon Progymn. 1, 5 (I, 156) die Bemerkung, dass Dem.
sich selbst vielfach wiederhole. Vgl. auch Alexand. nsql axtuAcit.
1, 2 (VUI, 433).
Nach den drei nqonaTaX^xlJsvg 201—20^ 221. 222 folgt un-
mittelbar an 201 ff. anknüpfend mit 223 die Darlegung des Gedan-
kens, weshalb Dem. in Wahrheit die Klage erhoben habe. Das
Ganze ist die weitere Ausführung des von Dem. in wenigen Worten
188 ausgesprochenen Gedankens: vq Ji^ etrs ßovXo^ai y^ eXre
fMj^ naq olf^v ikiv t^v anodruilav vno (fov totccvT* im-
ßeßovkevfiipogj dvoXv 6* alqidebag ovafjg ^ot vvvl ^ xoiov-
c«v ovtodv Tcov TvenQCLYiiivfAV doxetv iioi>V(oV€tv vfitp ij xaTti-
yoQstr.
Die Gliederung äXX^ ScTtijyyei^ka fiip Tdkii&'^ xal an€(i%6iJLi^v
tw Xaßstv tov öixalov aal T^g dlij&elag etpena xal tov
Xomov ßiov ist unpassend: jedenfalls war als drittes Glied noch
die correcte Amtsführung der Gesandtschaft selbst zu nennen. Im
Ganzen ist der Fortschritt des Gedankens passend : im ersten Satze
spricht der Vf. von dem Zwecke, welchen er bei seinem Verhalten
im Auge gehabt hat, Tfjp Ttqdg vfiag (piXorifilav. Im folgenden
fbi(f(ii tf. motivirt er seinen Hass gegen die Mitgesandten, weil durch
dieselben jener Zweck, welchen Dem. im Auge hatte, hintertrieben
ist: nur muss es hier auffallen , dass während die (pi,Xoiniiia des
— 80 —
ersten Satzes ganz im Allgemeinen die Ehre, den Ruf beröcksichtigt,
im folgenden die (ftXoiifjbiat in ganz anderm Sinne als die kleinen
Ehren erscheinen, deren Dem. durch seine Mitgesandten beraubt ist:
Bekränzung, öflentlicheSpeisungimPrytaneum u.dgl. Dem. aber nimmt
in seiner Rede einen viel hohem, idealern Standpunkt ein , als dass
man glauben könnte, der Zorn über die Entziehung dieser unbedeu-
tenden Ehrenbezeugungen sei wirklich ein Motiv für söine Hand-
lungsweise gewesen. In xavfiyoQci ff. kommt der Vf. dann endlich
auf das Thema , welches genau 1 88 in den schon angeführten Wor-
ten enthalten ist und welches 224 ff. ausgeführt wird. Auffallend
ist inl Tag svd-vvag fjxco : der Sinn dieser Worte scheint nur der
sein zu können, dass hier die Rechenschaftsablage der Gesandt-
schaft überhaupt gemeint ist: damit scheint der Vf. aus seiner
eigenen Anschauung, wonach Dem. schon Rechenschaft abgelegt hat,
herauszufallen. ot& zapapvl^ i^ol luxl Tovtoi^g ninqaxtai ist
eine sehr beliebte Formel unsers Vf. Was nun die Ausführung des
Gedankens^ Dem. erhebe Klage gegen seine Mitgesandten, um für
die Zukunft sich sicher zu stellen, betrifft, so ist dieselbe unzweifel-
haft Dem. Phil, il, 28 ff. entlehnt, eine SteUe die unser Vf. mehr-
mals benutzt hat. Hier nemlich am Schluss seiner Rede wendet
sich Dem. gegen xovq or* iydii ysyovviaq ^dfj x^g slqi^vfiq ano
xijg iaxiqag ^xcop TtQSfSßelag r^g inl tovg OQXOvg, ata^ofie-
vog q)€Vaxt^Ofiiyf^v z^p noXiVy ngovlsyov xal d^efbaQTVQOfAfiv
xal ovx sXoav nqoidd'ai Ovkag ovdi Odoxiag, Xiyovxag ff.
Unser Vf. sucht im Ausdrucke durchaus original zu bleiben, wäh-
rend er den Gedankengang ängstlich genau copirt.
Nachdem der Vf. 223 fin. erklärt hat , dass die Rücksicht auf
x6 ikiiXov ihn zur Erhebung der Klage veranlasst habe, fügt er
224 hinzu: xal dsSoi^xa, (die dvadinXtöavg ist eine sehr be-
liebte rhetorische Form unsers Vf.) {elQ^tSezai yäq nav'd^ a
ipqovfa TtQog v^ag)^ fi^ x6t€ (asv (Swenifandüriad^ ifik xbv
(AUd^ otiovp ädtyiovpvaj vvv d^ dpuTtsnKaxoxsg ^xb. So un-
zweifelhaft dieses xoxs bestimmt ist, das x6 fAiXXop zu erklären,
so bestimmt muss man doch die ganze Ausdrucksweise sehr unklar
nennen. Sehen wir Phil. H, 31 ff. an, so findet sich hier das Vor«
bild unserer Stelle, aber wie klar und schön ist hier Alles! Was zu-
nächst die Worte xal didotxa ff. betrifft , so heisst es dort : xi d^
xavxa vvv XSyco xal ytaXetv q>f]fjbl dstv xovxovg (sei. die Ge-
sandten); iycü vii xovg d-eovg xdXfj^^ (lexd 7ta{}Q'qaiag sf^ä
— 81 —
TtQog vfiäg xal ovx änoxQiJipOfiai — vgl. auch de f. 1. 96. Nach-
dem Dem. Phil. 2, 32 sodann auseinander gesetzt, weshalb er nicht
die Yorforderung der Gesandten wünsche, setzt er hinzu: aAA'
oiofbal 7T0&^ vfiäg Xvm^fSsiv a OiXiTtnoq nqdtxst ^äXXop ^
tä vvvi' to yäq ngäyfi^ oqco nqoßatvov, xal ovxl ßovXoifjbfjV
Ikiv av etxdieiv oqd-wg, (poßovfiat de /aiJ Xlar iyyvg jj rovv^
^dfj. otav ovv iifixid-" v^tt^ ccfieXstv il^ovaia yiyi^ijtai
t£p avfAßaivovioQV , ^rjd^ dxoi^fj&^ oti tavt* i(p^ Vfiäg idtiv
ilkov (Afiöi Tov delyog, dXV airoi ndvxsg dgävi xal sv eld^re
iqylXovg xal tQax^tg v[Aäg sasad-ai, vofil^oi), <poßov(iai^ d^
fk^ täv nqioßsfav (S€<Si>(»)7ifix6x(aVj i(p^ olg avtotg avvioadi^
d€6€0Qodoxr]x6(ft, rotg inapoq&ovv r* TVsiQaa^iyoi^g tcop did
TOVTOvg anoXoüXoTfjüV rij naq^ VfAciv oqyy TtsqmsdsXv (fvfißy.
oqä ydg cog rd noXXd iviovg ovx elg rovg ahiovg äXX^ slg
Tovg vno %€tqa iidXiata xifp oqy^p d(fi,ivTag, Es war nothig
die ganze SteUe auszuschreiben, um zu zeigen, wie klar der
Gedanke hier entwickelt wird. Die Zukunft wird den Athenern hier
eingehend geschildert und durch otav sodann aufgenommen, wäh-
rend unser Vf. mit rö ikiXXov sich abfindet und durch xore darauf
zurückweist. Der Gedanke, welcher sodann im Folgenden ausge-
sprochen wird , ist derselbe ; zu beachten sind aber die gesuchten
schwerfalligen Ausdrücke: /iij roxs [jbiv avp€7tKf7td(S'^(f&* ifjti
TOP (Afid^ otiovp ddixovpiaj vvp d' avanennaxoTsg fjts. nap-
tdnaoi, ydq apdqsg ^A&f^patot exXeXvod-ai^ ikov doxstre xal
nad-stp dpa^ipeip xd dsvpd. Vgl. hierzu schon die Bemerkung
des Hermogen. neql id. dj 7, 93 (III, 236). Schief ist aber der Gegen-
satz: exiqovg di ndts^opxag oqoopxsg ov (fvXdxxetsd-ai ovdk
g>qopxl^€ip x^g noXeoag jtdXat xaxd noXXovg xal deipovg xqo-
novg dia^&ei^qofiipfjg. Was hier das kxiqovg ndaxopxag oqoop-
reg heissen , oder vielmehr worauf es sich beziehen soll , ist völlig
unklar. Man erwartet den Gedanken , dass, wenn einmal das leicht-
sinnig nicht beachtete Unglück über die Stadt hereinbricht, der Zorn
sich gegen die Unschuldigen, die Ersten ßesten richtet {xovg vno
X^tqa) : denn dieser Satz, mit 7iapidna(Si, ydq eingeleitet, soll nur die
weitere Ausführung und Begründung der im Vorhergehenden aus-
gesprochenen Ueberzeugung sein. INach der engen Verbindung der
Worte exiqovg di nddxopxag oqcopxeg ov (fvXdxxs<s&at sollte man
zunächst an die Erklärung denken, dass die Athener aus dem fremden
Unglück sich keine Lehre nehmen, sondern trotzdem in ihrem
6
- 82 - '
Leichtsinn beharren : aber zu einer solchen Erklärung bietet weder
(las Vorhergehende noch Nachfolgende irgend einen Anhalt. Der
Pseudo-Dem. will nun ohne Zweifel in sr^QOvg nddxovxaq oq&v-
Tsg auf sich selbst anspielen, er vergisst aber dabei völlig das, was
er im Vorhergehenden gesagt hat. Denn dort hat er von der Zu-
kunft gesprochen: wenn es den Athenern einst übel gehen wird, dann
wird er selbst darunter zu leiden haben ; hier aber spricht er von
der Gegenwart und da ist von einem ndifxsiv noch nicht die Rede,
Auch ist an und für sich der Gegensatz von ^AS-rivatoi, überhaupt,
die also hier den gesammten athenischen Staat repräsentiren, und
hsQot, die doch nur vdeder Einzelne Athener sein können, völlig
incorrect. Aus derselben Ansicht von dem unpassenden hiqovg
mag auch die Variante noQqcoS-sv d* oqävtsg entstanden sein,
welche sich Tiber, de schemat. Dem. 4 (VITI, 532) findet. Mir ist
es nicht unwahrscheinlich, dass dem Vf., der soeben Phil. II benutzt
hatte, die dort den Athenern drohend angeführten Exempel vor
Augen schwebten, durch welche Dem. sie aus ihrer trägen Sorglosig-
keit aufzuschrecken suchte.
225. Der Vf. ist in den letzten Worten ovds (fqovti^siv Ttjg
TtoXswg ndXav xavd noXXovg xal dsivovg rqonovg di^a(p&€i>-
qoiisvfig auf die gegenwärtige Lage der Stadt eingegangen, wodurch
eben das später zu erwartende Unglück vorbereitet wird. Im Fol-
genden wird nun ein Beispiel, welches die Worte xi^g TtöXemg
ndXai xazd noXXovg xal deivovg rqonovg dicctfd^siqo^iptig be-
gründen soll, angeführt. Das Beispiel besteht darin, dass Pythokles,
mit dem sich Dem. früher recht gut stand, jetzt ay' ov nqog Oi-
Xmnop dcptxvat ihn vermeidet. Dieses Beispiel ist geradezu lächer-
Hch : es ist ohne irgend welche Beweiskraft, trotzdem der Vf. durch
die hochtönenden Phrasen ovx oiead-e dsivöv efvav xal insq-
(pvig; xal ydq sX xi (SLcandv eyvdxeiv XsysiV i^dyofiat, welche
den Mund so voll nehmen , als ob sie ein Todesurtheil gegen den
Gegner enthielten, diesen Fall einleiten. Der Vf. sucht das fehlende
Gewicht durch Auftragen greller Farben zu ersetzen: Pythokl. ver-
meidet den Dem. überall ; wo er aber gezwungen ist mit ihm zusam-
men zu treffen, dnsTtridriaev evS-ioag fi^ ng amov Xdfi XaXovvv*
ifjboi. Was den Ausdruck betrifft, so ist der aor. hier unpassend,
die Sache selbst anlangend glaube ich kaum , dass man dem Dem.
eine solche Zudringlichkeit zutrauen darf, dass er den Pythokl. , so-
bald er sich von dessen Uebergang ins philippische Lager überzeugt
— 83 —
und einmal bemerkt hatte, wie ängstlich mh Pythokl. von ihm zu-
rückzog , öfter dieser Gefahr sollte ausgesetzt haben. Nicht blos,
dass Dem. selbst im Punkte der Ehre äusserst empfmdlich war; seine
ganze Politik, sein principieller Gegensatz zwang ihn schon, seine
Opposition gegen die yaterlandsverrätherische Partei auch äusserhch
aufs schärfste heryorzukehren, wie er dieses selbst hervorhebt. Die
Worte (istd rf' Alax^^ov TifQtiQxsTai^ trjv äyogav xvxIm xal
ßovXsvezai lassen uns nun aber die Quelle erkennen, aus welcher
der Vf. bei der Composition dieses Paragraphen geschöpft hat : es
sind die Worte l(fa ßatpiav UvO'OxXet 314. liier schildert Dem.
in wahrhaft meisterhaften Zügen das äussere Erscheinen des Aesch.,
sein hochtrabendes, gespreiztes Auftreten und hier finden sich die
Worte xal dtd t^g äyogäg noqeveTai &otficcviov xa&etg df/^*
zwp öipvqiZv y Xou ßaivoav llvd-oxXstj zag yyd&ovg (fvdtJV if.
Diese Schilderung und gerade die Worte X(Sa ßaivoav fjvd'oxlst
haben sich eines solchen Rufs zu erfreuen gehabt, dass sie sprich-
wörtlich geworden sind. Es ist klar, dass, wie der ganze Context
ergiebt, sie nichts anderes bedeuten können, als eine bestimmte Art
des Schreitens, denn die ganze Schilderung hat es nur mit Aeusser-
lichkeiten zu thun: er zieht die Augenbrauen in die Höhe, mag sich
nicht mehr mit dem Titel ygafifiatevg nennen lassen, lässt sein Ge-
wand bis auf die Fersen herabwallen und bläst die Backen auf.
Wenn in diese Einzelheiten das X(fa ßcclvcav flvd-oxXst eingeschoben
ist, so darf man schon der ganzen Schilderung entnehmen, dass hier
von einer Aeusserlichkeit die Rede ist, nicht aber wie Buttmann
will (in Friedemann's Mise. crit. 11, 49 ff.) von dem Umgange mit
Pythokles. Nach ihm nemlich soll das Xtfa ßaivcov nichts anderes
sein als ,.gleichen Schritt haltend^' und das zufällige Hinzufügen von
nv&oxXsl hierselbst hätte den Posidonius Athen 5, 47 ff. und
Alkiphr. 3, 56 verführt, das Sprichwort, welches eigentlich nur die
Worte Xaa ßalveiv enthielt, auf das nv&oxXet auszudehnen. Aber
die Anführung der Worte von Seiten der Lexicographen Harpocr.
Suid. Phot. Bekk. An. , die ausdrückliche Hervorhebung der ganzen
Redensart als einer sprichwörtlichen von Minucian. de argum. 2 fin.
und ähnlich von Demetr. de elocut. § 269 zwingt uns , wie auch der
ganze Text des Dem. an der betr. Stelle zeigt, in Xaa ßaivcov Ilv-
&oxX€t die sprichwörtliche Redensart zu sehen. Nun findet sich
allerdings bei den Lexicogr. dieser Ausdruck folgendermassen er-
klärt: Suid. avvl tov (fvvcov äei xal [a^ ßQccx^ aifitSidiiBVog ^
6*
— 84 —
Phot. Harpocr. ebenso; Bekk. An. ccyrl tov ^eta 77. ava(fTQ€(f6-
fifvog. Aber wir dürfen diese Erklärung resp. Erklärungen aufs
allerbestimmteste als falsch bezeichnen; Dem. selbst, Posidon. (vgl.
dessen Worte a. a. 0. 51: xal TtaQskd-dr 6 jtsQifTtaTijttxdg sig
fqv OQXV^^Q^^ *^^ ßaiv(av llvd'OxXst svxccqldTi^as — ), die
Anfuhrung des Minucian., der die Worte Xda ßaivcav ITvS-oxXstj
rag yvd&ovg (pvoäv sprichwörtlich nennend durch diese Zusam-
menstellung der beiden Sätze nur jenen oben angeführten Sinn
darin finden kann, sind so vollgültige Beweise der Erklärung der
Lexicographen gegenüber, die aus Einer gemeinschaftlichen Quelle
zu schöpfen scheinen, dass kein Zweifel sein kann, IVa ßaivoav
ITv&oxXst sei das sprichwörtlich gewordene geflügelte Wort des
Dem. und bezeichne eine bestimmte Art des Einherschreitens, ein hoch-
beiniges, sich spreizendes Gehen, wie es dem in Athen allgemein be-
kannten Pythokles eigen war und nun auch seinem Gesinnungs-
genossen Aesch. beigelegt wird.
Aber es findet sich die Redensart X<ta ßccivsiv in der Bedeu-
tung „genauen Verkehr mit jem. pflegen" auch sonst. Wenn auch
die Worte Menand. (fr. ine. 228 ed. Meineke) Ttaq^ ccvtov t(fa
ßaivova^ ivalga noXvtsXi^g dafür nichts beweisen, da wir den
Zusammenhang der Stelle nicht kennen, so zeigen doch die Worte
bei Longin. rw ä[jiSTQ(p nXovzta xal axüXctarm avvrjuikivfi xal
lltXa, (pa(fij ßaivovda noXvriXsta, dass Xaa ßaivsiv allerdings auch
eine Bedeutung hat, welche man füglich durch „gleichen Schritt mit
Jemandem halten" wiedergeben kann. Aber ich wüsste nicht, dass die-
ses dem obigen Worte des Dem. widerspräche : Xcsa ßaivsiv ist immer
„auf gleiche Weise einherschreiten :'* ein gleiches Schreiten ist auch
erforderlich, wenn zwei oder mehrere in gleicher Front, der eine
nicht hinter dem andern zurückbleiben will ; in den obigen Stellen
wird das Wort dann in übertragener Bedeutung gebraucht. Dieser
Gebrauch des %aa ßaipsiv schliesst also nicht aus, dass er ursprüng-
lich in wörtlicher, eigentlicher Bedeutung die Art des Hebens und
Setzens von Bein und Fuss bedeutet. Und weil sodann ein gleiches
Aufziehen des Beins, ein gleich rasches Tempo des Schreitens, eine
gleiche Weite des Schritts erforderlich ist, wenn zwei neben einander
in gleicher Höhe gehend bleiben wollen, so bedeutet das Xacc ßalvs^v
auch das in gleicher Front neben einander sein. So kann es in
eigentlicher und übertragener Bedeutung stehen : immer ist hier die
gleiche Art des Gebrauchs von Fuss und Bein das Maassgebende.
— 85 —
Doch ist zu bemerken, dass die eben angeführte Stelle des Longin.
die einzige sichere ist, wo Yaa ßaiveiv ein „Neben einander sein'*
ist; aber die Bedeutung der Stelle wird, ausser dass die Worte hier
in übertragenem Sinne stehen, dadurch abgeschwächt, dass das ein-
geschobene (faai darauf hinweist, die Worte seien hier eigentlich
nicht ganz passend gebraucht. Völlig andern Sinn ergiebt die gleich-
falls von Buttmann a. a. 0. als derselben Bedeutung angeführte
Stelle Philostr. V. Apoll. 6, 11 (ed. Kayser pag. 113): dxsvonoUaq
niy fjipato €txa(f[jbdi^fjg rotg rcor fjqbiwv sXSeaiVj oxQißaptog
ds tovg vnoxQiTag ivsßlßadsv j (og Xaa ixslvoig ßaivoiBVj i-
<i&ijfAa(fi T€ TtQcoTog ixodikfidiv a nqogcpoqov ^Qcoal te xal
^Q(ai(fip ^(fd-^ad-ai — . üass hier das Yaa ßaivetv der Schau-
spieler nur die Nachahmung des Schritts der Helden, ihres würde-
Tollen Ganges und ganzen Auftretens ist, bedarf keines Beweises und
es ist auffallend^ dass Buttmann dieses nicht selbst bemerkt hat.
Noch ist eine Stelle des Dem. anzuführen in der diese Redensart
sich findet xacä 2ve(f. a 63 ovvog yccq '^vixcc fiep dvvißai^vsv
evtvxstv \dqi(SzoX6x(A tm Tqans^hri, IVa ßaiviav ißddi^sv
inonenzooxchg ixeivoi. Wenn gewöhnlich angeführt wird ^AqvdTO-
loxv ^^^ ßccipcüv ißddi^sPj so ist das nicht ganz richtig, da
uiqtatoXoxM von avvißaivep und der zweite Dat. ixsivo) von
vnoTtBnibixcig abhängig ist Allerdings ist zu IVa ßaiviav aus
dem Vorhergehenden l.^qi(fiol6x^ zu ergänzen, aber durch nicht
unmittelbares Verbinden erhält Itta ßaivwv mehr die Bedeutung
einer nebensächlichen eingeschobenen Bemerkung: das Haupt-
gewicht ruht auf ißdöi^ey vitonsmoaxdig ii^sivco : er schloss sich
. ihm an, fügte sich in ihn^ erkannte ihn als Vorbild an, dem er sich
unterordnete; X(Sa ßccivoav heisst in dieser Verbindung eine gleiche
Art des Lebens, der Lebensgewohnheiten, des ganzen Auftretens
habend : es wird also hier das Wort gleichfalls in übertragener Be-
deutung gebraucht, welches die wörtliche Auffassung in Xaoc ßai-
V(av Tlvd-oxXet nicht ausschliesst.
Diese letztere ist aufs allerbestimmteste für die Worte IVa ßai-
vcop ITvS'OxXst festzuhalten. Sollte es die Bedeutung ,^in intimem
Verkehr mit P. stehend'* haben, so müsste dieses als ein specifisches
Characteristicum seiner Schlechtigkeit hier dargestellt werden. Die-
ser Pythokles müsste ja aber ein wahres Monstrum von Nichtswür-
digkeit und Verrufenheit gewesen sein, wenn einmal ein Umgang
mit ihm als bezeichnend für Schlechtigkeit gestempelt , sodann die
— 86 —
Worte iaa ßalvoav Ilvd-oickel sogar zum Sprichworte werden
konnten. Denn welche andere Pointe wollte (nan in dieser Redens-
art linden? Das was wir über Pythokles wissen giebt uns durchaus
keinen Halt, ihn einen abgefeimten verrufenen Bösewicht zu nennen.
Unsere Rede erwähnt ihn nicht weiter; aus der Rede pro cor. lernen
wir ihn allerdings als Freund und Gesinnungsgenossen des Aesch.
kennen, der gegen die Wahl des Dem. als Redner für die bei Chae-
ronea Gefallenen Einsprache erhebt; sonst wissen wir noch von ihm,
dass er eine nützliche Regierungsmaassregel in Bezug auf die Finan-
zen vorschlug und zusammen mit Phokion den Tod litt. Dem.
nennt ganz andere Leute, wenn er die Schlechtigkeit der Aeschin.
Partei brandmarken will und hätte auch hier ohne Zweifel andere
Freunde genannt , wenn ihm daran gelegen gewesen wäre , einen
durch nichtswürdige Sinnesart sich auszeichnenden hier als Genossen
des Aesch. aufzustellen. War aber Pythokl. durch eine auffallende,
lächerlich gespreizte Art des Gehens bekannt, so mussten diese
Worte des Dem. zur Bezeichnung eines hochtrabenden Gesellen
zünden und leicht zum geflügelten Worte werden.
Es ist das später allgemein hervortretende Missverständniss
der Worte Xaa ßaivonv ITvd-oxkeZ gewesen , welches nach meiner
Ansicht dem Vf. von 201 — 33 Veranlassung gegeben hat, § 225
seinem Stucke einzufügen; aus den Worten diä T^g äyogäg jto-
qevsxai — Iaa ßaivonv Ilvd'oxltt ergänzt er sodann die gegebene
Schilderung des Pythokles: (isra rf' Altsxivov neqUqxsrai z^p
ayoqav xvxlo) xccl ßovXsvszai. Es kann dabei immerhin ange-
nommen werden, dass dem Vf. noch andere Notizen über den
Pythokl. vorgelegen haben, die uns unbekannt sind, wie denn bei
ihm sich allein die Angabe des. Pythokl. als Sohnes des Pythodoros
findet.
226 wird die allgemeine Folgerung aus jenem einzelnen FaDe
gezogen: Philipp kennt seine Freunde genau, ihr die eurigen nicht.
Auffallend ist hier in totg ös nqog vfiäg ^coa^p — Tocfavtfip
xoocpoTfjTa — TtaQ^ vfjbcop änccptäp, oogTi — igj/" äyoovl^ea&ak
der üebergang vom Allgemeinen totg ^coaip zu dem Speciellen
ifjbL «5 iö'oi; äyonpll^sad'ai, scheint unpassend, denn davon kann
hier gar nicht die Rede sein: Aesch. ist der Angeklagte und für ihn
ist in diesem Processe Alles zu befürchten; Dem. als Ankläger —
besonders da er nach des Vf. Meinung schon Rechenschaft abgelegt
hat — hat fast Nichts für sich zu befürchten. So sagt Dem. völlig
— 87 —
c3em wahren Sachverhalte entsprechend in der Rede de cor.,- in
^^elcher das Verhältniss des Aesch. und Dem. etwa das umgekehrte
^on dem in der Rede de f. 1. ist: nolXd fiip ovv sytay^ iXattov-
lka& — Jh^ H/iv ot$ ov neqi tcSv Xaoav aytovl^ofAcci* ov ydq
ia%w Xdov vvv Igjbol T^g nuQ^ vfidov tvvoiaq di>aiiaQTetv xal
tovv^ fi^ kXstv Trjv yQaq>^v — . Die Ausdrücke Toctavrfjv xod-
^OTt/ra xal todomo (fxozog entsprechen wiedlsr ganz dem Ge-
schmacke des Vf., der recht kräftige Pinselstriche lieht.
^27 f. geben den Grund an, weshalb Phil, seine Freunde so
genau kennt, die Athener aber die ihrigen nicht, weil nemlich Phil.
^p olfiai (tcSgjb^ Sxcov xal xpvx^v iiiav^ ein Ausdruck der schon
den Scholiasten aufgefallen ist, navtl d-vfjb(S xal (piXei Tovg
iavToy ev notovvrag ff. Der Gedanke ist richtig und läuft auf
eine Verherrlichung der Monarchie hinaus : Philipp ist der alleinige
Repräsentant der makedonischen Interessen, während die vielköpfige
athenische Demokratie durch die mannigfaltigsten Interessen der
Einzelnen repräsentirt wird: dort wird also auch politische Freund-'
Schaft und Feindschaft in einer gleichmässigen Richtung sich erge-
hen , während hier die verschiedenen persönlichen Interessen über
das Eine gleiche Staatsinteresse gehen. Die Ausführung dieses
richtigen Gedankens ist aber keineswegs klar. Abgesehen von der
Schilderung des Philipp ist auch die der Athener geschraubt und
ungenügend. Der Vf. beginnt mit nqärov fiiv eine Reihe von
Gründen, kommt aber über den ersten nicht hinaus. Dieser wird
in doppelter Form ausgeführt: ovve — ovt€ — , äXld - : der ein-
zelne Athener hält nicht den Freund des Staats für seinen eigenen
Freund, den Feind desselben für seinen Feind, sondern lässt sich
durch persönliche Motive Mitleid , Neid etc. in seiner Beurtheilung
leiten. Vgl. hierzu auch 342 f. Sodann wird hinzugefügt: äv ydg
anavxd tig exipvyfi TaXXa* tovq y" ovddpa ßovlo^ivovg sJpai,
TO^ovrov ov dtaq)€v^€raL, Zunächst erwartet man, da exeXvog
fUy und vgjbcov d^ ^xacfrog die leitenden Subj. des vorhergehenden
Satzes sind, in tiq das l^xaaxog vfioop wieder aufgenommen zu sehen :
das geschieht nicht. Sodann denkt man an das Object jenes Satzes,
also tov ev noiovvxa und tov xaxcSg noiovvxa: aber auch das
findet hier keine Berücksichtigung, sondern aus diesen beiden Glie-
dern wird stillschweigend, ohne irgend welche Bezeichnung, der
€v noiäv herausgenommen. Von diesem heisst es: av anavta
ixifvyr^ raXka: diese Momente, denen er entgehen soll, sind sksog
— 88 —
(f&opog OQ/fj xofßiO'ao'^of* r«5 dstjd'^PTi aXXa (iVQla: auch
hierin zeigt sich aber wieder die Unklarheit des Vf. : während x^Q^"
(faax^ai durch Hinzufugung von reo dsfj&^VTi als auf Angeklagte
sich beziehend characterisirt wird, steht iksog in gleicher Linie mit
(fd-ovog OQ/ij und doch kann sXsog gleichfalls nur Sinn haben,
wenn es auf den Gegner des sv noiöop sich bezieht. So muss man
erst durch Reflexion das anavxa raXla sich erklären. Das folgende
Tovg Y^ ovd^ya ßovXofiipovg sivai> rotovrov oi äiatpsv^sra^ ist
sodann völlig unverständlich : toiovtop kann nur der sv noi^v sein,
von dem überhaupt im Vorhergehenden die Rede gewesen ist, und
doch kann der Vf. gar nicht sagen wollen , dass die Athener über-
haupt von Niemand wollten, dass er sich als Freund, als Wohlthäter
des Staats und aller Einzelnen erweise. Ohne Zweifel will der Vf.
in toiovTOp denjenigen zeichnen, der wirklich alle ihm entgegen
stehenden Momente überwindet und so völlig unabhängig 'da steht
als Wohlthäter, damit aber auch stets in gewissem Sinne als Leiter
der Stadt: die stets auf ihre demokratische Auctorität eifersüchtigen
Athener lassen einen solchen Staatsmann nicht aufkommen und
wenn dieser daher auch alle Hindernisse überwindet, jene über ihre
eigene Macht eifersüchtig wachende Regierungsneigung des athe-
nischen Volks kann Niemand besiegen. Das allein kann der Sinn
des TOiovTov sein, aber er ist nur auf dem Wege der Speculation
erst herauszufinden : dem Zusammenhange nach müsste man roiov-
Tov als SV noiovvta fassen. Sodann ist unpassend, dass, nachdem
im vorhergehenden die Motive festgehalten sind , durch welche sich
J^Ttaaxog leiten lässt, in tovg — ßovXofievovg plötzlich das Gedanken-
subject verlassen wird. Unlogisch ist endlich die Anknüpfung des
Satzes aV diu^ch yaQ, denn derselbe enthält nicht den Grund für das
vorhergehende, sondern knüpft ein £rgebniss an. Es ist aber nicht
erlaubt, das /dg sämmtlicher Hdschr. in de zu verändern. Ich
glaube, dass der Vf. durch das unmittelbar vorhergehende äkXa /ii;-
Qiccy in dem implicite schon die Unbesieglichkeit des Widerstandes
enthalten ist, sich hat verleiten lassen yaQ zu setzen. Auch der
Schlussgedanke : dadurch dass dieses sich wiederholt , dass diejeni-
gen , welche der Stadt Gutes erweisen wollen , zurückgestossen wer-
den und ihnen so Unrecht geschieht, entsteht nach und nach der
grosse Schaden der Stadt, eben weil es keinem gelingt, der Stadt
wirklich Gutes zu erweisen, findet nach meinem Gefühle in den
Worten i^ 6^ icp^ sxäaiov covtoop dfiagiia xard fAiXQOP
— 89 —
vnoqqiovaa ad'qoog rfi noXsi ßXdßfj yiyveTai nur einen schwäch-
lichen Ausdruck.
Ueberall also vermissen wir die planvolle Klarheit des Dem. Man
fohlt, es wird dem Vf. schwer, den Gedanken zu gestalten und ihm
den adaequaten Ausdruck zu verleihen. Mit 228 ist der Gedanken-
gang zunächst abgeschlossen: es folgt eine Recapitulation mit daran
geknüpfter Ermahnung an die Richter zu strafen. Hat Dem. 189
iyfA 6^ ovdi avu/nsnqBdßsvxivai (p^fii aoi^ TtQsdßsvsiv [i^pto^
ci fiky TtoXXä neu dsivd ^ ifAavTOV' rf' vrcig toviohv xä ßiX-
ucta' aXXä O^XoxQccTtjg aoi (SviinenQiaßsvTiev xäxsipta av
»ai 0Qvy(ov sich in bestimmten Gegensatz zu den Hauptredels-
führem der. Gesandtschaft Philokr. Aesch. Phrynon. gesetzt und
dann 192 IT. «S« r'^g nqsaßsiag ein Stuck von Aesch. und Phrynon
berichtet, so glaubt unser Vf. gleichfalls verpflichtet zusein, in ähnlicher
Weise zu verfahren. Zunächst also stellt er den Dem. den andern Ge-
sandten und zwar gleichfalls dem Philokr. Aesch. und Phrynon ge-
genöber: zunächst dem Philokr.: 6 fiiv nqog ro) [jifjdip ix r^g
nQeaßftag Xaßstv rovg aixfAccXcoTOvg ix tcop Idiiav sXvaaxo^
di, cöv T« Tfjg noXeoag nqdyiiaxa XQ^'J^ccifop änedovo, tov-
twp noqvag ^yogcc^sv xal Ix^vg TtsQuoir. Der Vf. hat hier 309
vor Augen, wo Dem. von Philokr. berichtet, dass derselbe yvyatnag
iXsvd'iqag tAv ^OXvpd-ioov itp^ vßqsv dfvq^ ^yayey und dem
hinzufugt xal ovxoyg Irtl x(a ßdeXvqcög ßeßitaxivcci, yi^yvdaxsxaij
sodass blos eine Erwähnung jener Olynthierinnen nöthig sei, um
den Richtern die ganze Scheusslichkeit von Philokr. Verfahren ins
Gedächtniss zu rufen. Hier liegt das Gewicht darauf, dass es Freie
Olynthierinnen waren: unser Vf. macht noqvag daraus und setzt
Ixd'vg hinzu. Was das nsquwv soll, ist mir nicht klar: will der
Vf. damit sagen {i^yoqa^ep — Tisquoop), dass Philokr. zum Kaufen
von noqvai und Ix^'vg eigens umhergegangen, dass er als Autkäufer
dieser Handelsartikel erschienen sei?
Hat der Vf. 229 seiner Absicht, sich selbst dem Aesch. Philokr.
Phrynon gegenüber zu stellen, gemäss in 6 fitv — von sich, in
6 di — von Philokr. berichtet, es folgt jetzt eine Vergleich ung des
Dem. und Phrynon: dieser hat seinen unerwachsenen Sohn dem
Philipp zum schändlichen Gebrauch zugeschickt, 6 d^ ovdtp äpcc-
5*ov ovx€ x^g TtoXsbug ovO-^ aviov dienqd^axo', hier ist dieser
negative Ausdruck entgegen jener positiven Anschuldigung des
Phrynon sehr matt. Völlig unpassend ist die selbständige Anschul-
— 90 —
digung des Philokr. und Phrynon, durchaus entgegengesetzt dem
consequent festgehaltenen Verfahren des Dem. , nur den Aescb. po-
sitiver Vergehen zu beschuldigen und die übrigen Gesandten nur,
insoweit sie als Genossen, als Helfershelfer des Aesch. erscheinen.
So erscheint auch Phrynon. 196 ff. nur, weil seine That zugleich
die des Ae^ch. ist, und Philokr. wird gleichfalls nur dann genannt,
wenn er dem Aesch. verbunden handelt. Auch das yvyatxag iXsv-
d'CQag Twv ^OXvvxhiwv ijyaysv des Philokr. wird von Dem. nur
erwähnt, um das Sg ovx '^XitiaBV Alax^'^'^lQ ovd^ iddxQV(f€p hin-
zuzusetzen und dann mit äXX^ vnkg avtov xXqij(f€i dem dama-
ligen Verhalten des Aesch. das jetzige entgegen zu stellen. Sodann
fuhrt unser Vf. den dritten Gegensatz ein, Dem.'^^giy/wy xat
TQtfjQaQXcoVj €T$ xal Taiit' äsro detv j id'sXovT^g avaXiaxe^Vj
Xvf(f&ai'y lAfiöiv^ iv (fVfi(poQq tcSv noXi^xiav d*' svdeiav Tceqio-
Qcipj Aesch. TO(fovTOV det zäv vnaqxovtiav ttp' alxgJbciXwtov
aäaaij fadd-^ oXov tonov xal nXstv fq (jbvqiovg fiiv onXixag
Ofjbov äi X''^^^^^ Inniag tcop VTtaQXOPzonp (fVfifiäxoop onoag
alxf^ciXcatot yipcoptai OiXiTtnfa^ (fVfjb7i:aQ€(fx€va(f€P. Was den
ersten in 5 Gliedern bestehenden Gedanken betrifft, in dem das
Verhalten des Dem. geschildert wird, so hat der Vf. denselben aus
Dem. Cherson. 71 entlehnt: s'xoap oo äpÖQeg Idd-fipaXoL xai tqiii-
QaQxiccg (dort tQifjQaQxöip) elneip xal xoQ^yicc^ (dort xoQ^ytSp)
xal XQW^^^v elg (pogag (dort i&eXopv^g äpaXiaxeip) xal Xti-
(SBkg alxfJifCcXoitdop (dort Xvedd-cci) xal toiavtag äXXag (pi>Xap^
d-qoaniag (dort negativ ausgedruckt fifjdip^ ip (tV(A(poQ^ t<av no-
XiTcip dl' spöeiap 7t€Qioqäp), Was den zweiten Theil des Ge-
dankens betrifft, worin das Verfahren des Aesch. geschildert ist, so
ist derselbe dem Inhalte und der allgemeinen Form nach aus 266
entlehnt. Hier schildert Dem. das Schicksal Olynths, welches sieg-
reich, so lange seine Bürger sich von jeder Annahme philippischer
Gelder rein erhielten, fiel^ sobald es käuflich wurde; sodann folgt
instd^ tavd-^ ovtoo TtQO^ysvo xal rö dfaqodoxstp ixgärfiite
XiXlovg (jb€P Inniag x€XTfj[Aipo$ nXeiovg d^ optsg ^ fivQto&j
Ttdpvag di Tovg nsQiXf^QOvg ixoptsg (fvfjbfidxovg j fivgloig di
^Spoig xal TQt^Q€(fi, TtePTijxoPxh' vfitüp ßoijd-tiftdpTOiiP aitotg
xal iV» Tcop noXiTfip tetgaxtg — x^A^o^g^ ovdip avtoifg tovvdop
^dvpijx^fj (t(S(fai,j äXXä ttqIp iiip i^sXd-etp ipiavTOP tov TtoXi-
fAOV Tag TtoXsig dndaag än(aX(aXixe(iap tag ip ry XaXx^d^x^
TtQodidöpteg — . Ganz derselbe Gedanke findet sich 230 , nur
— 91 —
spitzer gefassl: heisst es dort tag Tiolsig unuaag u7i<akwkix€(Sa}^
nqodidovisq und gleich darauf naviaxoalovg d^ Inniag nqodo-
d'iviag V7t^ avtoop x(av ^yoviA^vcav sXccßtv — o OiXiTCTiog^
so sagt unser Vf. : oXov %6nov xal nXtXv ^ iivqiovg iitp onXl-
TcCg ofiov di x''^^^^^^ InTiiag xAv vTtaQXOh^Tcov av(i(jidxo>y oncag
aixiJbdXoDTOi yi^coptai OMitno) (fVfinaQsaxsvaatv. Wenn er
hier diesen letzteren Ausdruck wählt , so geschieht das , weil er des
Gegensatzes Xvta&av Tovg atxiActXdrovg und Toaovtov dtt rwv
vnaQxovtoop nv* alxi^dXootov atitsai, wegen gezwungen ist, das
atxiAaXoQToi noch einmal anzubringen.
Diese Stelle unterliegt aber noch den schwersten Bedenken.
Jeder muss bei diesem dem Aesch. gemachten Vorwurfe sofort an
Phokis denken : denn die Preisgebung, der Verrath dieses Landes ist
es, welcher Kern und Mittelpunkt der einen Hälfte der Anklage bildet
Zunächst aber passt hierauf dviAnaqsaxsvaaev nicht: denn Aesch.
wird von Deniosth. stets als allein schuldig an dem Verderben der
Phoker dargestellt. Doch könnte man dieses genügend dahin er-
klären, dass er hier als Helfershelfer des Philipp selbst oder als Ge-
nosse der übrigen bestochenen Gesandten dargestellt werden soll.
Wichtiger schon ist der Ausdruck oXov zönov, der nicht leicht auf
ein Land, Phokis^ bezogen werden kann. Aber diese beiden Beden-
ken verschwinden dem gegenüber, dass dieser Bericht vom Schick-
sale der Phoker völlig der Wahrheit ins Gesicht schlägt, i^halaekos
besass einmal nicht fiVQiovg orcXivag und x^^^^^^ Inniag son-
dern sein Heer betrug im Ganzen nur 8000 Mann, vgl. Diod. 16, 59;
sodann gerieth er mit denselben nicht in Gefangenschaft des Philipp,
sondern erhielt freien Abzug. Wenn G. H. Schaefer unter dieser
Zahl Tccg noXivvxdg övpccfisig verstand , welche also neben dem
Heere des Phalaekos ein besonderes Corps ausgemacht haben sollen,
so ist das nur eine Hypothese, die durch alles, was wir über das Heer
und den Krieg der Phoker wissen , widerlegt wird. Soll man nun
annehmen, dass die Zahl von 10000 Hopliten und 1000 Reitern aus
einer andern dem Vf. vorliegenden Quelle entnommen sei, oder
dass er absichtlich zur Vergrösserung der Schuld die Zahl erhöht
habe? (Weiske de Hyperb. 2, 30.) Dann würde die Nachricht von
der Gefangennehmung des Heers doch stets ein sehr bedenkliches
Licht auf die Kenntnisse unsers Vf. werfen. Mir scheint die einzig
mögliche Erklärung die zu sein, dass wir dem Vf. ein allerdings sehr
gravirendes Missverständniss zur Last legen. Er las 265—67 den
— 92 —
Bericht vom Schicksale der Olynthier, wonach 10000 Hopliten und
1 000 Reiter durch Verrath dem Philipp als Gefangene in die Hände
fielen. Der Vf. stellte sich diesen Bericht zur Nachahmung vor:
dabei aber verwirrten sich ihm Zeiten und Umstände: er glaubte,
Dem. werfe dort dem Aesch. eine Theilnahme am Verrathe der
Olynthier vor und so schrieb er demselben hier in der That eine
solche zu : (tv(i — TvaQsttxsvacfsp ; so findet auch oXoy ronov seine
Erklärung, welches Olynth und nicht Phokis ist; die fivQlovg o-
nXivaq 6[aov di x'^^^^^^ Inniag entnimmt er wörtlich dem obi-
gen Berichte, ebenso ihre Gefangennehmung: so erklärt sich jedes
Wort dieser Erzählung ganz genau. Aber kann man wirklich eine
solche Ignoranz oder Gedankenlosigkeit dem Vf. zutrauen ? Unter
allen Umständen bleibt diese , wenn wir den Bericht auch auf das
Schicksal der Phoker beziehen: denn die Gefangennehmung des
Heers des Phalaekos, welche hier berichtet wird, widerspricht aufs
bestimmteste allen historischen Angaben, welche seinen freien Abzug
berichten. Mag man also das eine oder das andere annehmen, im-
mer ist hier ein schlagender Beweis enthalten, dass diese Worte
nicht von Dem. sein können, der mitten in der Geschichte stand,
sondern von einem Spätem , dessen eigentliches Geschäft das schü-
lerhafte Nachahmen und angebliche Corrigiren seines Vorbilds Dem.
blieb, dem historische Kenntnisse dagegen nur ein untergeordnetes
Moment waren.
Wir müssen aber noch einen Augenblick bei 229 f. verweilen.
Bei einem Resume, wie es hier gegeben wird, kommt es darauf an,
die Hauptpunkte kurz und bestimmt hervorzuheben. So geschieht
es von Dem. selbst überall. Was finden wir hier? Philokr. kauft
sich Mädchen und Fische, Phrynon überlässt seinen Sohn dem
Philipp, Aesch. liefert dem Philipp das Heer des Phalaekos aus.
Ist, um nur bei dem letzteren Punkte zu verweilen, — angenommen,
dass die Angabe sich auf die Beendigung des phokischen Kriegs
wirklich beziehen soll — dieses die Hauptsache beim Schicksale der
Phoker? Ist es nicht vielmehr das gesammte Schicksal der Phoker
selbst , ihr grenzenloses Elend , die daraus sich ergebende Gefahr
Athens, welches Aesch. verschuldet hat und musste nicht dieses
hervorgehoben werden, wie es von Dem. geschieht, immer wieder
von neuem und doch in immer andern kräftig ergreifenden Schilde-
rungen? Unser Vf. hat neu und original sein wollen: um dem Aus-
lösen der Gefangenen von Seiten des Dem. mit vermeintlicher
— 93 —
rhetorischer Schärfe das Verfahren des Aesch. entgegen zu setzen,
welcher Gefangene dem Phil, überliefert, hat der Vf. diese und in
ähnlicher Weise die andern Gegenüberstellungen zusammengesucht,
ohne zu fühlen, dass dabei die Hauptsache, das eigentlich Wesent-
liche, ganz bei Seite bleibt.
In 231 stellt nun der Vf. dem Verfahren der Gesandten (229 f.)
das entgegengesetzte Schicksal derselben gegenüber. Der Versuch,
durch Frage und Antwort etc. die Ausführung recht lebhaft zu
machen , wie derselbe schon 229 hervortritt, wird hier fortgesetzt :
die Rede nimmt dadurch einen zerstückelten Character an; sogleich der
Anfang: tl ovv iistä ravva; ^Ad'fivaXoi Xaßovtsg (^dsdav iilv yag
TtdXcci, xl di^) Tovg [liv xQijfJi'Cc^' elXtjrfotagfW Die ganze Parenthese
ist zwecklos, das ^dscfav yccg in Bezug auf XaßoptsQ unverständlich.
Soll laßovzeg heissen „vor Gericht ziehend" und dieses mit dem Wissen
um die Schuld erklärt werden , so ist der Gedanke unwahr : nicht
Ol l^&fipatot sondern Dem. allein (wie es gleich darauf richtig heisst
6 xaTfiyoQoSv) haben Aesch. dem Gerichte überliefert. Soll Xaßov-
Tsq heissen: „ihn im Gericht seiner Schuld überführend," so ist
^dsaav yäq als überhaupt keine Begründung des Xaßovvsq enthal-
tend unpassend. Auch Xaßovieg wegen seiner Unklarheit hätte
vermieden werden sollen und es wird durch die Zusammenstellung
mit TOvg stXfjtpoTag noch weniger erträglich. Der Ausdruck xal
xccraKJxvvavTag iavtovg r^p noXiv zovg savrcop naXdag ent-
hält wieder neben dem Einen Hauptpunkte ganz untergeordnete
Momente, die für die Klage in gar keinen Betracht kommen: und
doch sollten hier nur Hauptmomente gegeben werden. In den Wor-
ten dipsXOav xal vovv sxsiv riyovvio xal r^p noXiv svO'evBXad'at
fallt das letzte Glied auf: in dem ganzen Satze wird so consequent
Tovg xQ^fJiccT'' eiXf^tporag als das Object festgehalten, dass nun am
äussersten Ende die Umkehrung des Objects sehr bedenklich ist;
man erwartet den Gedanken, dass sie durch ihr Thun der Stadt
die grösste Wohlthat erwiesen haben. Der Gegensatz von top d^
xaTfjyoQovPTa ist völlig unlogisch. Der Kläger kommt hier gar nicht
in Betracht, er ist völlig unwesentlich: nach dem von 223 bis 231
Bvd'SVtXaO'ai in jedem Satztheile festgehaltenen Gegensatz musste
der Vf. hier den nennen, welcher sich frei von Bestechung, von
Verrath, von Schlechtigkeit gehalten hatte. Allerdings ist dieser in
Wirklichkeit auch o xarijyo'Qcov: aber auch der Ausdruck verlangte
aufe bestimmteste diesen Gegensatz. Auch die über den xaf^yoQdop
-^ 94 —
ausgesprochene Meinung leidet an Härten des Ausdrucks : ifjtßeßQOP-
t^iX&at (der Vf. liebt kräftige Ausdrücke) r^y nokiv äyvoitv
(brachylogisch : er verkenne die Interessen der Stadt), ovx ex^iy
onoi td kavxov ^inri] (mit Beziehung auf das rovg atxfAccXcivovg
ix T(av Idicop ilvcfaro).
232 enthält eine Folgerung aus dem Vorhergehenden für die
Zukunft: Niemand wird im Hinblick auf das Schicksal des Aesch.
und Dem. die Interessen der Stadt wahren wollen ; verfahrt daher
anders und straft den Verrather. Was den Gedanken selbst be-
trifft, so schreibt der Vf. hier ohne Zweifel in Nachahmung von 342 f.
An unserer Stelle ist aber der Gedanke ei fAijre Xaßttv fiijTs t&v
etXi^ffOTcov ä^tonKfiotsoop naq^ vfjup efyat doxeXv vnaq^st falsch.
Voemel übersetzt : quis gratuito agere legatum (sei. volet), si neque
accipere neque quam ii qui acceperint plus apud vos invenire fidei
licebit? Danach wollte also der Vf. sagen, auf der einen Seite dürfe
man Nichts annehmen, auf der andern Seite aber habe man aus
dem Nichtannehmen auch keine Vortheile, der Schluss müsste also
sein : Niemand wird überhaupt Gesandter sein wollen , denn er hat
in keinem Falle Gewinn davon. Aber dieser Sinn passt durchaus
nicht. Im Gegentheil hat ja der Vf. im Vorhergehenden auseinander
gesetzt, dass diejenigen, welche sich bestechen lassen, zu Hause
noch Ehren ausserdem erhalten, während die, welche sich rein von
aller Bestechung erhalten, mit Verachtung in Athen bestraft
werden. Hier muss also alles darauf hinweisen, jedem, der eine Ge-
sandtschaft übernimmt, zu rathen, sich bestechen zu lassen. Und
mit diesem Gedanken leitet der Vf. auch das sl ^rs Xaßsiv ff. ein:
xai rig^ co ävdqsg l^d'ijpatoi , tovt^ Idcop to naQadei^yiJba dl-
xaioy avTOV TtaQaaxstv id-eXijasi; rlg nqotxa nqsdßsvstVy et
— ; Antwort kann hier nur sein : Niemand. In dem ei (AiJTe XaßeXv
ff. kann also nur der Sinn liegen : wenn das Sich nicht bestechen
lassen ohne jeden Vortheil ist. Und dieses will nun der Vf. auch
wirklich in jenen Worten ausdrücken. Wir müssen übersetzen :
ei — doxetv vTtccq^eij wenn ihm (d. h. dem, welcher für eine Ge-
sandtschaft bestimmt ist) die Ueberzeugung, die Erwartung vorhan-
den sein wird [iiJTe Xaßetv fi'^e T(av eiXijq^ozcop äSioTUftToregop naq^
vfAtp tipai, auf der einen Seite nichts anzunehmen, auf der andern Seite
(aber trotzdem) in eurer Achtung nicht zu steigen. vnccQ^et regiert
doxeXv und von diesem in der Bedeutung „in Aussicht haben'' sind
die Inßnitive Xaßelp und etpai abhängig. Hier aber drängt sich,
— 95 —
abgesehen von der ungewöhnlichen schwerfalligen Construction des
Satzes, die Bemerkung auf, dass der Vf. völlig unlogisch die beiden
Satzglieder fi^rs Xaßatv und fi^'rc eJvai als gleichberechtigt coor-
dinirt, während das /Aifrf Xaßatp dem efyat völlig untergeordnet
ist dem Gedanken nach. Denn der Sinn ist : wer will unbestochen
die Gesandtschaft fuhren, wenn ihm die Aussicht ist, trotzdem er
sich nicht bestechen lässt, keine Anerkennung zu finden. Das iatjzs
XaßsJy ist also im Grunde völlig überflüssig; sollte es noch einmal,
epanaleptisch auf das nqoXxa zurückgehend, gesetzt werden, so
musste es dem folgenden Gedanken — etwa participialiter — subordi-
nirt werden. Der Vf. verrath also auch hier wieder seine logische
Schwäche.
Die Bemerkung des Schol. zu sl iatjts Xaßetp: xtfxXog ge-
hört zum folgenden: ov iaovov inqivers rovtovg tiJ(A€Q0Vj ov — .
Vgl. Anonym. ttsqI axfnidv. VIII, 623. In diesem Schlusssatze des
Paragraphen ist unpassend der Ausdruck p6(aop %ld'e(Sd'€ — nore-
qov — ^ — . Nach vofiov zld'SffS-s ist überhaupt und besonders
hier eine positive Angabe des Inhalts dieses Gesetzes zu erwarten.
233. In Bezug auf die MccQzvQFg, welche hier dem Dem.
die Sendung des Sohnes Phrynons an Philipp bezeugen , ist zu be-
merken, dass dieses das einzige Beweismittel der ganzen Rede ist,
welches in absolut gar keiner Beziehung zum Processe steht. Sämmt-
liche Beweismittel stehen mit der Klage oder mit der Person des
Aesch. in Verbindung: nur dieses beschäftigt sich mit Phrynon.
Ich bin überzeugt, dass der Vorstand der ävdxQiaig, hier also einer
derLogisten, ein solches Beweismittel einfach zurückgewiesen ha-
ben würde, nachdem er sich überzeugt, dasselbe stehe mit dem Pro-
cesse in keinem Zusammenhange. Noch bestimmter aber darf
man annehmen, dass es dem Dem. nicht in den Sinn gekommen
sein würde, solche Allotria vorzubringen. Es liegt nun nicht fern
zu vermuthen, weshalb unser Vf. dieses Stuck von Phrynon ein-
gefügt hat. Ist meine Ansicht wirklich richtig, dass der Vf. das
Stück 201—33 bestimmt habe, an Stelle des wie er glaubte unge-
nügenden 188—98 nebst den unmittelbar daran sich schliessenden
199 f. einzuschieben, so war er der Meinung, nachdem er den Haupt-
gedanken 188—91 weiter in 201 — 28 ausgeführt hatte, auch eine
Geschichte aufnehmen zu müssen, welche an die Stelle der 192 — 98
erzählten zu treten habe. Und hierzu war noch ein specieller
Grund vorhanden. Aesch. ereifert sich des höchsten über die
— 06 —
Frechheit des Dem. in der Erzähhing Ton der Olynthischen Frau;
er erwähnt, die Richter hätten auf das lauteste ihre Missbilligung
der Lügenhaftigkeit des Dem. zu erkennen gegeben und wirklich
müssen wir annehmen , dass die Richter oder ein Theil derselben
aus irgend welchen Gründen dem Dem. bei seiner Erzählung ihr
Missfallen zu erkennen gaben. So wird die Sache auch von den
Scholiasten und Rhetoren aufgefasst. Vgl. Gregor. Corinth. elg %6
neql (Asd: dei>v6t. 15, 1. VII, 1254. Tiber, tzsqi ox^fAccT. 18.
VIII, 545. Das ist unserm Rhetor Grund genug,^ die Geschichte zu
tilgen, da er die Rede durch seine beabsichtigten Aenderungen zu
einem Musterexemplar aller Rhetorik umzuschaifen sucht. So
schiebt er an Stelle jener Geschichte eine ähnliche ein, begeht
aber den Unverstand, nicht von Aesch. selbst, sondern von Phrynon,
den Dem. in jener Erzählung nur als Complice des Aesch. anführt,
zu erzählen.
Ich habe schon oben gesagt, dass das Stück 201 — 33 inhaltlich
eine Ausführung des Gedankens von 188 ff. sei und dass es beson-
ders im Anfang und am Schlüsse sich äusserst genau an den An-
fang und das Ende des Stücks 188 — 200 anschliesse. Dass war
noth wendig: denn das interpolirte Stück war dazu bestimmt, jenes
zu ersetzen, es musste daher sich an das dem Stücke 188 — 200
Voraufgehende und Folgende unmittelbar anschliessen. So benutzt
unser Vf. die Preisgebung des Sohnes Phrynons, welche er entwe-
der erfand oder in seinen Quellen vorfand, um zu dem Gedan-
ken, mit dem das Stück 188 — 200 schliesst, überzuleiten. Zu den
Worten 233 äXXä iir^v nsQi t&v aXXbnv ovdepog nqoqdsta&s
fidgrvQog vgl. Phil. III, 41 ovdsy ifiov 7tQogd€t(f^€ (AaQTVQog,
Photius sagt: *0 xazd Msidiov xal xar' Alaxf'Vov Xoyog
ahiap 8(S%6 xov fi^ t^v avTijp icazd ndvia ägez^p tm ^i^fio-
ad'BVixia (fvpdi>aa(6(ta(fd'ai x^^cncr^^i. xal ydq iv rotg dval
tovTOig Xöyoig ix dialefAfAdrwv rtvcop zaXg avratg ivvoiaig
inißdlXoop di»>vXXä<sd'ai, doxst TtQog savxoVy wgnsq daicov-
fi€Pogj äXX^ ovx in avrotg äyoopir^Ofiepog rotg sQyoig. dio
xal Tipig €rpij(tapj ixdrsQOP Xoyop ip rvnoi>g xataXeiipd-^pai^y
dX'^ä (A,^ ngog Bxdodip öiaxexccd'dQxhai. Auf keine Stelle passt
diese Cbaracterisirung der Rede, dass der Vf. derselben in gewissen
Zwischenräumen gleichsam zur Uebung auf dieselben Gedanken
komme und in ihrer Ausführung einen Wetteifer mit sich selbst
zu eröffnen scheine, besser als auf 201—33 in Vergleich mit 198 ff.:
— 97 —
in beiden wird derselbe Gedanke erörtert: es ist in der That ein
afA&XXaa&a§ nnog iavrov, ein äaxet(f^a$ des Vf., was uns darin
entgegen tritt. Aber es ist nicht Dem. , dem hieraus ein Vorwurf
erwächst, sondern ein beschränkter Nachahmer und Corrector, auf
den die Verstümmelung oder richtiger Ueberladung dieser Rede zu-
rückzufahren ist.
Ueber das doppelt gesetzte Motqxvqeq und MaQTvgia habe ich
schon gesprochen. Daselbst habe ich auch bemerkt, dass das Stuck
234 — 36 gleichfalls eine Interpolation ist, .die aber jenem Haupt-
Stücke erst nachträglich angefügt ist. Ich gehe daher jetzt zur Prü-
fung dieses Stücks über.
Dem. nimmt an keiner Stelle seiner Rede, ausser wo er einmal
in bestimmter Absicht ein Moment jener Zeit gebraucht, auf die Zeit
Yor der zweiten Gesandtschaft Rücksicht; noch viel wenig lässt er
sich dazu herbei, seine politische Thatigkeit während dieser Zeit zu
rechtfertigen. Er erklärt ausdrücklich , dass seine Klage von dem
Augenblicke beginne , wo Aesch. nach der Rückkehr von der ersten
Gesandtschaft zum Frieden rieth. Nur ein ganz beschränkter Rhe-
tor kann auf den Gedanken kommen, ihn wegen Thatsachen, die
vor jenem Zeitpunkte liegen, rechtfertigen zu wollen und diese noch
dazu mit den Worten einzuführen : fA^xgov ye & (jbdXiava fi^ sdet
nQog vgjbäg bItzsIv nagfjXd'OV. Ich habe schon oben auf die fireche
Sopbistik des Aesch. aufmerksam gemacht, mit der er die Thatsachen
nach der ersten und die nach der zweiten Gesandtschaft, das Ver-
halten ^des Dem. zur ersten und zweiten Gesandtschaft, durch ein-
ander zu werfen sucht, um die Richter zu verwirren und sie glau-
jben zu machen. Dem. habe auch mit der Thatigkeit der zweiten Ge-
sandtschaft sich anfangs völlig einverstanden erklärt. VgL Aesch.
121 — 23 und 44 f. und dazu meine Inaug. Diss. a. a. 0. Ohne
Zweifel war es unserm Vf. so ergangen, wie es demjenigen, der nicht
ganz genau die Details jener Zeit in der Erinnerung hat, ergehen
muss, dass er wirklich, wie auch jede Exegese der Stelle zunächst
ergeben muss, die Worte des Aesch. Jfjfioa&ipfig rolvvv ^xiav
äno T^g ioiiqag nqsaßsiag — ovx iv tta tptiipiftfiati (Jbovop
^[Aäg inißVBh äXX" ff. dahin verstand, dass Dem. der zurückgekehr-
ten zweiten Gesandtschaft ein öffentliches Lob ertheilen liess. Dass
den Vf. diese absichtliche Durcbeinanderwerfung der Zeiten von Sei-
ten des Aesch. veranlasst hat, «eine ngoxaTccX^tpig hier einzuschie-
ben, darüber kann wohl kein Zweifel übrig bleiben, wenn man
7
— 98 —
die ängstliche Betonung der Zeit von Seiten des Vf. beachtet. Der
Paragraph enthält eigentlich nur Zeitbestimmungen: 1) r^g TrQoiTfjg
ixsivfjg 7tq€(S߀iag yqdipiov t6 nqoßovXsvii iyoi 2) xal nciXiv
ip TM dijgjbto raJg iicxXfjalaig iv afg if^iXlere ßovXsvedd'a^ txbqI
T^g slgijvijgj 3) ovdevog ovts loyov noo nctqa Tovtooy oiV
ddixij(jiatog ovvog (paveqov. Hinzugesetzt wird dann noch, um
alle mögliche Schuld , die ihm aus diesem inatveXv etwa erwachsen
könnte, von sich abzuwälzen, rö vo^tfAOP s&og noicop.
Sodann wird 235 noch eine zweite nqoxa%dXiixpi>g hinzugefügt:
xaX vii JC syrnys xal tovg naqä tov OiXinnov nqitsßsig
i^^VKfa xal Ttdvv y€j co avdqsg ^AS-vivaXoi^ Xannqäg, Der Vf.
widerlegt hier Aesch. 53 — 55. Der Vf. sagt: inetdfj ydq icaqcap
avTOvg aal inl roZg rotovtotg ixet <f€fi,yvvofiipovg dg evdai-
fiopag xal XafAnqovg' sv&vg ijyovfAfiv iv rovtotg nqätov avrog
nsqteXvai dstp avtcop xal fisyaXoipvxoteqog fpaivead-ai. Xagi-
nqmg — Xafinqovg ist unpassend; das nqäxov unverständlich.
Der Vf. schliesst dann beide zu erwartenden Einwürfe des Aesch.
zusammen: ravra d^ naqi^eta^ vw ovtog Xdyoop dg ^ccvtög
inT^V€(S€V fiiiag xal advog sltfvla TOvg nqidßs^g'j tö not^ ov
dioql^cop. Ich denke, dieser letzte Zusatz ist deutlich genug zu
zeigen, dass das Ganze erst geschrieben ist, als des Aesch. Rede
vorlag. Welcher vernünftige Mann kann auf den Gedanken kom-
men, Aesch. werde versuchen , die Zeit nach der ersten und zweiten
Gesandtschaft so durch einander zu werfen, dass die Richter selbst
nicht mehr wissen, was in diese und was in jene gehört. Wenn Dem.
alle andern Einwürfe und Widerlegungsversuche seines Gegners vor-
hergesehen hat, diesen ganz gewiss nicht. Völlig abgesehen hier
immer davon, dass Dem. principiel Alles, was vor den eigentlichen
Friedensberathuugen, unmittelbar vor dem Aufbruche zur zweiten
Gesandtschaft stattgefunden hatte, aus seiner Klage fortiässt und mit
den Worten 93 f.: no&sv äqxei xat^yoqstp; o&sp — diesen Zeit-
punkt, mit welchem seine Klage beginnt, ganz bestimmt hervorhebt und
die Richter warnt, des Aesch. Vertheidigung wegen der vorhergehen-
den Zeit anzuhören, so dass schon damit dieser hier (234 ff.) behan-
delte Einwurf des Aesch. ein für alle mal beseitigt ist.
Schon 234 hat der Vf. in verschiedenen Zeitbestimmungen tö
fröre der €(fvtaaig und der inaiveaig auseinandergesetzt. Jetzt
236 beginnt er von Neuem damit. Der ganze Paragraph besteht
wieder eigentlich nur aus Zeitangaben: €(ftiv di ravta nqö tov
— 99 —
%^p noXiV ^dix^a^-ai rt xal (pavsQovq tovtov^ nenQanotag
avtovg ysviff^aij or' ÜQti [jbiv f^xov oi TtQiaßsig to nqmxov^
ld€& d' axovdai tov d^fiop ti XiyovtftVj ovdinm d' ovO"^ ov-
Tog (fweq&v dr^log ijv tc5 OtXoxQareij ovt* ixetyog roiaSra
Yüoapfov. "jiv dfi xavta Xiyjl fiifJi>Vfj(fd'€ tovg Xgovot;?, ot$
%mf _ adixfjgjbdtap stal nqoxsQOh, fisvä tavta d' oidiv ifiol
nqog tovrovg olxsXov ovdi xoivov yiyopsv. So etwas kann Dem.
nicht geschrieben haben.
Ich habe in dem Vorhergehenden nachzuweisen gesucht, dass
das Stuck 201 — 36 nicht von Dem. herrührt. Nach der Ausschei-
dung desselben wird der aufs äusserste gestörte Zusammenhang der
Rede wieder hergestellt und 200 schliesst sich unmittelbar dem Aus-
drucke und dem Gedanken nach an 237 an. Ich habe mich bei
dem Versuche, das betr. Stück als Interpolation zu erweisen, auf
handschriftliche, rhetorische, sachliche, logische, sprachliche Momente
gestützt, die mir völlig genügend erscheinen, eine fremde Hand in
diesem Stücke zu erkennen.
Was nun aber die Zeit des Interpolators betrifft, so wage ich
kaum hierüber Vermuthungen auszusprechen. Dass die Demosthe-
nischen Reden überhaupt manch eigenem Schicksal unterworfen
gewesen sind, darf man unzweifelhaft mit Spengel (Demegorieen des
Dem. in den Abb. d. Bair. Ak. philos. philol. Gl. IX, 1863. S. 306 f.)
annehmen. Plutarch ist der älteste Schriftsteller , welcher das ein-
geschobene Stuck kennt. Die selbständigen Notizen , die hier und
in dem gleichfalls, wie wir sehen werden, interpolirten Stucke
329 — 40, allerdings in sehr dürftiger Anzahl und in noch geringerer
Bedeutung, uns entgegentreten, brauchen durchaus kein Grund zu
sein, die Abfassung der Stucke so hoch wie möglich hinaufzurücken.
Mir scheinen zwei Zeitpunkte die passendsten zu sein, in denen die
Abfassung dieser interpolirten Stücke anzusetzen ist, beide aber um
wenigstens 2 Jahrb. auseinander gelegen. Zunächst darf poian an-
nehmen, dass es ein Attiker war, welcher diese vermeintlichen Ver-
besserungen der Rede vornahm : denn den Attikern blieb Demosthe*
nes immer doch das Haupt der Oratorik , welchem sie nacheiferten
und welches sie studierten. Zwei Blüthezeiten aber des Atticismus
darf man annehmen, soweit von Bluthezeit die Rede sein kann:
die erste fällt etwa ins dritte Jahrb. und wird von den Ausläufern
der Beredtsamkeit Athens vertreten, die zweite, in bewusster Reaction
gegen den Asianismus des zweiten und ersten Jahrb. v. Chr. , fällt^
— 100 —
in die Zeit des Augustus und wird vor Allen durch Dionysius ver-
treten. Vgl. im Allgemeinen hier Blass , die griechische Beredtsam-
keit von Alex, bis Augustus. Berl. 1865. Ich habe nun schon oben
hervorgehoben, dass die §§ 234 — 36 verfasst zu sein scheinen zur
Verhütung eines Miss Verständnisses des Aesch., welcher mit einem
gewissen Rechte behauptet , Dem. habe die erste Gesandtschaft an-
klagen müssen, wenn seine Klage einen Schein von Berechtigung
hätte haben wollen , da die zweite Gesandtschaft nur inl nBnqay-
libivoig war (1 23). Auch Dionys. Halic. hebt diesen Punkt a. a. 0.
hervor und macht dem Dem. einen Vorwurf daraus. Man darf viel-
leicht annehmen, dass ein Schüler des Dionysios dadurch auf den
in jenen Worten des Aesch. enthaltenen Einwand aufmerksam ge-
macht wurde und da die ganze Auseinandersetzung des Aesch., wie
oben bemerkt, eine äusserst sophistische ist, welche absichtlich die
Zeit der ersten und zweiten Gesandtschaft durch einander wirft,
zur Klarstellung derselben jene Paragraphen in des Dem. Rede
einschob. Damit haben wir aber für die Zeitbestimmung der grössern
Interpolation scheinbar noch nichts gewonnen: denn wie oben be-
merkt, 234 — 36 und 213 aXXä fi^v — 214 incl. sind wahrschein-
lich erst nachträglich dem Stücke 201 — 33 an- resp. eingefugt.
Aber der Umstand, dass diese Stücke beide dem grössern interpolir-
ten Stücke angehängt sind, scheint mir darauf hinzuweisen, dass
die Gesammtinterpolation auf eine Handschr. der Rede zurückzu-
führen ist, welche im Besitz eines Rhetors zu rhetorischen Uebungen
benutzt wurde und war, weshalb auch die grössere Interpolation
kaum einer viel früheren Zeit angehören wird. Aber das sind nur
Vermuthungen, die einen grössern oder geringeren Grad von Wahr-
scheinlichkeit nicht überschreiten. Nehmen wir aber die Abfassung der
Interpolationen erst nach Dionysius Halic. an, so würde Cicero (Or. 31),
welcher die Rede zusammen mit andern Demosthenischen ersten
Ranges erwähnt und sie mit diesen auf gleiche Stufe zu stellen scheint,
jedenfalls noch ein unverfälschtes Exemplar derselben besessen haben.
Wenn aber nach des Philostr. Angabe Dio Chrysostomus unsere Rede
zusammen mit Plato's Phaedon ganz besonders schätzte und liebte,
so dürfen wir wohl gleichfalls annehmen, dass dem feinen Kenner
der griechischen Sprache und Rhetorik die sprachlich und rhetorisch
unerträglichen interpolirten Stücke aufgefallen und seine Vorliebe
für diese Rede vermindert hätten. Anderseits aber beweist der etwa
gleichzeitige Plutarch, dass damals schon die Interpolationen der Rede
— 101 —
eingefügt im Umlauf waren und für Demosthenische galten. Aber
da der Schreiber von 2 selbst zwei Recensionen der Rede vor sich
hatte, von denen die eine das Stück 201 ff. (und wie ich glaube auch
329 — 40) enthielt, die andere nicht, so darf man annehmen, dass
schon in der zweiten Hälfte des ersten Jahrh. n. Chr. beide Recensi-
onen der Rede im Umlauf waren.
Ich gehe jetzt weiter an die rhetorische Gliederung der noch
übrigen Theile der Rede.
Ich kann hier kurz sein. Nach Aristot. Rhet. 3, 1 9 d inlXoyog
(fvyxenai ix xetStsdqtAV * £X xs tov ngog iavroy xaxafSxevddai,
$i TOV dxQoat^p xal tov ivavxiov (favXcog, xccl ix tov av^^oat
xal Tajt€tV€0(fai, nccl ix tov elg tä nd&ij tov axQoat^p xata-
(ft^üat, xal ii avufAVijaetog. Wenn Aristot. an einer anderen
Stelle nur 3 Theile des inlXoyog kennt, to tä ndd-fj duyetgat,
to inaiveXv ^ tpiysiv und to dvafnnvijtfxetv tä siQ^fAiva, so
scheint hier Theil 1 und 2 jener Eintheilung in Einen (to inmvatv
f xpiyeiv) zusammen gezogen. Mit der letzteren Bestimmung des
Epilogs als eines dreitheiligen stimmen die späteren rhetorischen
Definitionen meist überein : amplificatio, deiydnaig, av^ficfig^ indi-
gnatio; commiseratio, eXeog^ conquestio; enumeratio, ävdfAVijaigj
avaxf.(paXai(o<si>q. Werden nur zwei Theile des inlXoyog angege-
ben, so werdem amplificatio und commiseratio zusammengezogen.
Dass mit 237 der inlXoyog beginnt, erkennen die Scholl, an ;
dass aber 199 f. schon zum inlXoyog gerechnet werden müssen, zu
dem das Stück 192 — 98 den Uebergang bildet, haben wir oben ge-
sehen. Der inlXoyog unserer Rede besteht aus vier Theilen und
schliesst sich eng an die Definition des Aristot. an. Der erste Theil
umfasst 199 f. 237 — 87 und man kann diesen wieder in zwei Ab-
schnitte 199 f. 237 — 40 und 241 — 87 zerlegen, indem jener kleinere
als aUgemeiner Theil oder als Einleitung zum zweiten betrachtet wer-
den kann. Der zweite Theil des inlXoyog umfasst 288—301; der
dritte 302—14; der vierte 315—28; 41—43. Ueber das Stück
329—40 vgl. unten.
Was den ersten Theil des inlXoyog 199 f. 237—87 betrifft,
welcher das nqog iccvvoy xatatsxsvdaat ev tov äxQocctfjv xal tov
ivavtlov (pavXcog des Aristot., hier also nur den zweiten Punkt, das
xata(fx€vd(fai — TÖv ivavtlov (pavXcog behandelt, so habe ich
über 199 f. schon gesprochen. Dem. redet zunächst kurz allgemein
über das Leben des Aesch., um aus demselben mit 241 ff. einen spe-
— 102 —
ciellen Punkt, die Klage desselben gegen Timarch, herauszugreifen.
Dass 199 f. 237 — 40 nur als Einleitung hierzu betrachtet werden
kann, zeigt der Umstand, dass Dem. schon 200 in den Worten omog
aXkov sxQive naq^ Vfitp inl noQveiq auf jenen speciellen Theii
hinweist und 240 tiva yaQj Aitfx^yfjj ikdqxvqa ff. dazu übergeht.
Dieses Stück 199 f. 237 — 40 ist auch aus dem Grunde sehr angebracht,
weil durch dasselbe der Uebergang der Klage selbst neqi naqanqe-
(fßsiag zu andern Punkten allmälig erfolgt. 192 — 98 bringt ein
Stück, welches in die Zeit der Gesandtschaft selbst, aber inhaltlich
doch €$co T^g TtQeaßsiag ist; 199 f. 237 — 40 entfernt sich sodann
noch weiter von der eigentlichen nqsaßeia^ behält dieselbe aber doch
in mehrfachen Hinweisungen noch im Auge, bis 241 die eigentlichen
iniXoyixä beginnen, die allerdings der Klage dienen, aber doch nicht
in unmittelbarer Beziehung zu ihr stehen.
241 — 87 bildet ein eng zusammenhängendes Stück, dessen
Kern und Mittelpunkt Timarch und dessen Anklage durch Aesch.
bildet. Tritt auch nach 255 Timarch mehr zurück, so kommt doch
283 Dem. wieder auf denselben und damit auf den Anfang des Stückes
241 ff. zurück und schliesst erst 287 die Behandlung des Themas ab.
Es ist hier unnöthig, auf den Gedankengang des Dem. genauer ein-
zugehen. Alles fliesst schön, klar und kraftvoll dahin. 241 — 56 hängt
insofern noch enger in sich zusammen, dass die Rede des Aesch.,
welche er gegen Timarch gehalten hat, gegen ihn selbst gewendet
wird: 241 f. allgemein; 243 f. über die (pijfifj; 245 über den Umgang
mit den sich daran knüpfenden Versen des Sophocl. 246 — 50, sowie
den Versen des Selon mit Anwendnng auf Aesch. 251 — 55.
Zur Ampliflcation gehört nach der Lehre der Rhetoren der xoi-
vog tOTtog. Dem. aber hat, wie schon gesagt, den iniXoyog in vier
Theile zerlegt und der xoipog zonog findet sich 256 ff. Sehr kunst-
voll knüpft Dem. denselben an die Verse des Solon an: zunächst
noch von dem einzelnen Falle des Aesch. sprechend, geht er allmälig
258 im Allgemeinen auf das Verbrechen der Bestechung, des Vater-
landsverraths ein um 259 ff. die Gefahr desselben nicht blos
für Athen, sondern für ganz Griechenland in furchtbarer Kraft
zu schildern. Der Gedanke findet 262' seinen vorläufigen Abschluss
in der Warnung an die Richter : unterdrückt sofort die ersten Ver-
suche des Verraths, indem ihr Aesch. verurtheilt.
Sodann beginnt 263 ein neuer Theil des xoti^og xonogi das
wird den Athenern vor Augen gestellt; nur durch
— 103 —
Verrath ist die unglückliche Stadt ihrem entsetzlichen Schicksale an-
heim gefallen. 267 schliesst dieses Stück ab mit der abermaligen
Mahnung zu strafen, die durch das damalige Verhalten der Athener
den Verräthern Olynths gegenüber noch in schärferes Licht tritt 268.
Endlich wird dieser eine Fall verallgemeinert und Dem. zeigt 269 — 77
das Verhalten der Athener in früheren Zeiten überhaupt gegen jeden
Verrath. Dieses mahnende Beispiel der Vorfahren muss auf die Rich-
ter bestimmend einwirken, auch in diesem speciellen Falle die volle
Schärfe des Gesetzes walten zu lassen 278 — 87. Die ganze Entwick-
lung von 241 oder besser gesagt von 199 an bildet eine so harmoni-
sche Einheit, in der jeder Theil aufs engste mit seinem voraufgehenden
und folgenden verwachsen ist, in dem Ganzen wie in jedem kleinsten
Theile ist die Kraft des Dem., die Schärfe seines Worts, seines Ge-
dankens, seines Witzes, seiner sittlichen Hoheit so leuchtend, dass
dieser Theil zu den schönsten Partieen der Rede gehört. Das Ganze
kann man sehr gut mit der Definition des ersten Theils des Epilogs von
Seiten des Aristot. characterisiren : xaraaxevdtfai löv änQoar^p —
TtQog tov ivavvlov (favXfjug. Der zweite Theil des inlXoyog besteht
^x %ov av^^aat xal raneipcStfan hier kommt nur jenes in Betracht.
Wollte man den xo^pög zonoq von den Verräthern, der mit 259 beginnt,
schon zur Amplification rechnen^ diese aber mit 259 beginnen, so würde
jener xotvog tOTtog der gewöhnlichen Lehre der Rhetorik gemäss
einen Theil der Amplification bilden; jener erste Theil würde also 258
seinen Abschluss finden. Mir scheint es aber passender wegen der
bestimmten Zurückbeziehung des Theils 283 ff. auf den Anfang 241 ff.
das Ganze 241 — 87 als Einheit zu fassen und den ^oipog zonog als
Bestandtheil dieses ersten Haupttheils des iniXoyog aufsufassen.
Dann beginnt also 288 die amplificatio oder avl^riaig und geht
bis 301. Dieser Theil erhebt sich von dem Standpunkte einer ein-
zelnen gerichtlichen Verhandlung zur vollen politischen Höhe. Dem.
spricht es hier aus, dass es bei diesem Processe sich nicht um die
einzelne Persönlichkeit des Aesch. handele, sondern um ein hoch-
wichtiges politisches Princip. Die Entscheidung dieses Processes
wird von Dem. zur Ausübung eines Scherbengerichts in seiner Be-
deutung zur Zeit des Höhenpunkts des Staats gemacht : mit der Ver-
urtheilung sollen die Athener erklären, dass sie auf dem Wege voller
aufopferungsfreudiger Vaterlandsliebe bleiben und jeden Versuch,
sie zum willenlosen Spielballe feiler gesinnungsloser Verräther zu
machen, von sich abweisen wollen.
— 104 —
Die Verurtheilung des Aesch. soll einen mannhaften Entschluss,
ein Aufraffen aller bessern sittlichen Kraft documentiren. Daher ist
dieser Theil nur in zweiter Linie gegen Aesch., in erster gegen Eu-
bulos, den damaligen factischen Lenker des Staats, gerichtet. Der
Staat, so beginnt Dem., ist nicht mehr der erste in Hellas; er ist lange
von seiner Höhe herabgesunken: und das ist geschehen und droht
in noch viel furchtbarerem Grade, weil die Staatslenker, die, welche
die Macht, das Ansehen Athens hochhalten oder, wo es geschwunden,
wieder erheben sollten, offen sich an die Spitze derjenigen Partei
gestellt haben, welche die Befriedigung ihrer eigenen Interessen in
erster Linie auf ihre Fahne geschrieben haben. Vor diesen Leuten
— und Eubulos wird als der erste unter ihnen genannt — sollen die
Athener sich in Acht nehmen, sie sollen deren Einfluss von sich ab-
weisen und durch die Verurtheilung des Aesch. in mannhafter Weise
das Stehen auf eigenen Füssen erweisen. In vollem breiten conti-
üuirlichem Strome fliesst die Rede bis 301 fort^ um zu schliessen:
Tccvta xolvvv i(f^ VfUp iüTiv ä[i(p6t€Qaj iäv ßovXfjtf'd'e äxQBta
noiijaai Ti^fisgoy^ äy täv fiiy fi^ d-iXtix^ äxoveip totg totov-
%pig üvyfjyoQOVPtcüpj aXV inidsi^tjT^ äxvQOvg ovxag v^iäv {vvv
yccQ (faüip elvat xvq^oi) top di nsnqaxod'^ eavxov xoXdai^xe
xal xovd'' änavteg Xdaxfip.
302 — 14 enthält den dritten Theil des inlloyog, die commise-
ratio, TÖ elg tä Ttad-ij tov äxQoazfjp nataat^aa^j die iXiov ix-
ßoXrj, Wenn die Scholl, die avai^€ifaXai(üai>g von 302 beginnen
lassen, in der Dem. nur gelegentlich auch einiges ixßok^g iXiov
tvexa anbringe, so ist das falsch. In gewissem Sinne ist es allerdings
äpccx€(fccXai(io(fig, aber nicht zum Zwecke, den Richtern den Inhalt
der Rede noch einmal kurz vorüber zu fuhren, sondern um die ganze
Erbärmlichkeit des Aesch. in ihrer vollen Nacktheit zu zeigen. Hat
Dem. schon 301 fin. die Rede auf den speciellen Fall, die Klage gegen
Aesch., zurückgelenkt, so knüpft er 302 unmittelbar hier an und
zeigt, dass die Richter keine passendere Gelegenheit finden können,
die volle Lauterkeit ihres Patriotismus zu zeigen, als die gegenwärtige.
Denn niemals gab es einen Angeklagten, der seine Strafe vollgültiger
verdiente, als Aesch. Und nun wird sein ganzes politisches Verhal-
ten noch einmal aufgerollt, aber nicht in Wiederholungen und Phra-
sen der früheren Theile der Rede, sondern in durchaus originaler
Färbung, selbst mit ganz neuen Zügen und Thatsachen, 302 — 9.
Mitleid mit einem solchen Schurken zu haben, wäre unerlaubt, fre-
— 105 —
velhaft, 310; hat er die Frechheit gehaht, den Ruhm der Vorfahren,
bei Marathon und Salamis errungen, herabzureissen^ den selbst der
Barbar anerkennt, so verdient er auch den vollen Zorn der Nachkom-
men jener Helden^ 311 — 13. Der Schluss dieses Theils 314 ist ein
Meisterstuck rhetorischer Kunst.
Haben wir somit drei Theile des inlXoyog in 199 — 314 kennen
gelernt, so erwarten wir jetzt den vierten. Spengel sagt, der Schluss
fehle, statt dessen finde man eine narratio, wie die Politik des Philipp
die Athener getäuscht habe. Dagegen ist zu sagen, dass, da sich die
ganze Rede nm historische Thatsachen dreht, auch die äpaxetpaXai-
maig dieselben enthalten muss; mit int x€(paXal(oy erklärt Dem. aus-
dröcklich, daslB er den Schluss einführt, wie er denselben ganz ähnlich
de Cherson. 76 durch ip xe^alaluiheginnt Huss denn die avansipa^
Xaiwatg stets eine trockene Aufzählung der einzelnen Punkte der Klage
sein? Wurde nicht dadurch jede Erregung der Richter, die Dem.
besonders in den letzten Theilen seiner Rede so meisterhaft hervor-
gerufen hatte, völlig wieder beseitigt? WoUte Dem. die Punkte seiner
Klage noch einmal aufzählen, so musste er entsprechend der partitio
und der Ausführung dieser zunächst die Vernichtung der Phoker in
Folge des anayyiXleip und Ttsl&etv recapituliren; er musste sodann
entweder, der partitio folgend, das Verhalten des Aesch. während der
Gesandtschaft schildern, um diesem die Schuld des Aesch. durch die
Bestechung von Seiten des Phil, 'anzuknüpfen, oder im Anschluss
an die Ausfuhrung die letzteren beiden Punkte in ihrer Reihenfolge
umkehren. Dabei lasse ich den vierten Punkt, die xQo>^^^ > uner-
wähnt, weil dieser bei jenen Theilen seine Mitberücksichtigung fand.
Das wäre eine durchaus sacbgemässe Recapitulation, ayaxiqxxXaioa-
c*g gewesen, ob es aber möglich gewesen wäre, dabei den Ton der
trockenen Einf5rmigkeit zu vermeiden, steht dahin. Jedenfalls hat
Dem. diesen Weg, seine Rede zu schliessen, nicht eingeschlagen.
Auch er giebt eine dpaxsfpaXaioatftg der gesammten Rede, aller
Klagpunkte, aber er verfahrt dabei nicht so, das er diese unter erstens,
zweitens ff. aufzählt, sondern indem er die gesammte Schuld des
Aesch. als eine einheitliche Continuität den Richtern vorüberführt.
Dabei aber thut er scheinbar, als ob er etwas ganz neues vorbringe,
er will den Richtern erzählen op tgonop vfiag mavenoXitevaato
OiXtnnog nQogkaßiop xovvovg tovg d'sotg ix^QO^g, er meint, es
sei ndyv a$«ov i^staaat xal &€daa(fdu$ t^v anattiv oXfjv.
Wie gesagt, es ist dieses scheinbar etwas neues, aber auch nur
— 104 —
Die YerurtheiluDg des Aesch. soll einen mannhaften Entschluss,
ein Aufraffen aller bessern sittlichen Kraft documentiren. Daher ist
dieser Theil nur in zweiter Linie gegen Aesch., in erster gegen Eu-
bulos, den damaligen factischen Lenker des Staats, gerichtet. Der
Staat, so beginnt Dem., ist nicht mehr der erste in Hellas; er ist lange
von seiner Höhe herabgesunken: und das ist geschehen und droht
in noch viel furchtbarerem Grade, weil die Staatslenker, die, welche
die Macht, das Ansehen Athens hochhalten oder, wo es geschwunden,
wieder erheben sollten, offen sich an die Spitze derjenigen Partei
gestellt haben, welche die Befriedigung ihrer eigenen Interessen in
erster Linie auf ihre Fahne geschrieben haben. Vor diesen Leuten
— und Eubulos wird als der erste unter ihnen genannt — sollen die
Athener sich in Acht nehmen, sie sollen deren Einfluss von sich ab-
weisen und durch die Verurtheilung des Aesch. in mannhafter Weise
das Stehen auf eigenen Füssen erweisen. In vollem breiten conti-
üuirlichem Strome fliesst die Rede bis 301 fort^ um zu schliessen:
Tavta toivvv itp^ v^uv itSiiv afKpdrsQUj iäv ßovX^tf&e axQ^ta
noiijacci tij[i€Qoyf ay täv fiiy fi^ d^iXvix^ axovetp xotg totov-
Tpi>q (fvyfjyoQOVVTa)Vj äXX^ imdei^fjT^ äxvQOvg ovrag vfiäp (vvv
yäq (fa(Si>v elvai xvqioi) top de nenQaxö^^ iavxov xoXdtffjve
xal Tovd-* anav%€q iödoüip.
302 — 14 enthält den dritten Theil des iniloyog, die commise-
ratio, TÖ elg tä ndd-ti roy cocqocct^p xaTaat^aatj die ikiov ix-
ßoXij, Wenn die Scholl, die äycmetfccXaliocfig von 302 beginnen
lassen, in der Dem. nur gelegentlich auch einiges ixßok^g ikiov
tv€xa anbringe, so ist das falsch. In gewissem Sinne ist es allerdings
avaxe(pakai(a(Sig^ aber nicht zum Zwecke, den Richtern den Inhalt
der Rede noch einmal kurz vorüber zu führen, sondern um die ganze
Erbärmlichkeit des Aesch. in ihrer vollen Nacktheit zu zeigen. Hat
Dem. schon 301 fin. die Rede auf den speciellen Fall, die Klage gegen
Aesch., zurückgelenkt, so knüpft er 302 unmittelbar hier an und
zeigt, dass die Richter keine passendere Gelegenheit finden können,
die volle Lauterkeit ihres Patriotismus zu zeigen, als die gegenwärtige.
Denn niemals gab es einen Angeklagten, der seine Strafe vollgültiger
verdiente, als Aesch. Und nun wird sein ganzes politisches Verhal-
ten noch einmal aufgerollt, aber nicht in Wiederholungen und Phra-
sen der früheren Theile der Rede, sondern in durchaus originaler
Färbung, selbst mit ganz neuen Zügen und Thatsachen, 302 — 9,
Mitleid mit einem solchen Schurken zu haben, wäre unerlaubt, fre-
— 105 —
velhaft, 310; hat er die Frechheit gehabt, den Ruhm der Vorfahren,
bei Marathon und Salamis errungen, herabzureissen^ den selbst der
Barbar anerkennt, so verdient er auch den vollen Zorn der Nachkom-
men jener Helden^ 311 — 13. Der Schluss dieses Theils 314 ist ein
Meisterstück rhetorischer Kunst
Haben wir somit drei Theile des entXoyog in 199 — 314 kennen
gelernt, so erwarten wir jetzt den vierten. Spengel sagt, der Schluss
fehle, statt dessen finde man eine narratio, wie die Politik des Philipp
die Athener getäuscht habe. Dagegen ist zu sagen, dass, da sich die
ganze Rede nm historische Thatsachen dreht, auch die avaxefpaAal-
faoig dieselben enthalten muss; mit ini xetfaXaiwv erklärt Dem. aus-
drücklich, daslB er den Schhiss einführt, wie er denselben ganz ähnlich
de Cherson. 76 durch iv x«^aiUv(a»beginnt. Huss denn die avansifa--
lalwatg stets eine trockene Aufzählung der einzelnen Punkte der Klage
sein? Wurde nicht dadurch jede Erregung der Richter, die Dem.
besonders in den letzten Theilen seiner Rede so meisterhaft hervor-
gerufen hatte, völlig wieder beseitigt? WoUte Dem. die Punkte seiner
Klage noch einmal aufzählen, so musste er entsprechend der partitio
und der Ausführung dieser zunächst die Vernichtung der Phoker in
Folge des ärrayyilXetv und Ttsl&etv recapituliren; er musste sodann
entweder, der partitio folgend, das Verhalten des Aesch. während der
Gesandtschaft schildern, um diesem die Schuld des Aesch. durch die
Bestechung von Seiten des PhiL 'anzuknüpfen, oder im Anschluss
an die Ausführung die letzteren beiden Punkte in ihrer Reihenfolge
umkehren. Dabei lasseich den vierten Punkt, die XQ^^^^y uner-
wähnt, weil dieser bei jenen Theilen seine Mitberücksichtigung fand.
Das wäre eine durchaus sachgemässe Recapitulation, apax€(pcdaiw-
ir«^ gewesen, ob es aber möglich gewesen wäre, dabei den Ton der
trockenen Einf5rmigkeit zu vermeiden, steht dahin. Jedenfalls hat
Dem. diesen Weg, seine Rede zu schliessen, nicht eingeschlagen.
Auch er giebt eine civax€q>ah)ciai)a$g der gesammten Rede, aller
Klagpunkte, aber er verfährt dabei nicht so, das er diese unter erstens,
zweitens ff. aufzählt, sondern indem er die gesammte Schuld des
Aesch. als eine einheitliche Continuität den Richtern vorüberführt.
Dabei aber thut er scheinbar, als ob er etwas ganz neues vorbringe,
er will den Richtern erzählen ov tqonov vfiag xarenolnevaaTO
OiXtnnog jtQogXaßtov Tovvovg rovg -9'eotg ix^qo^g, er meint, es
sei navv a%tov i'^stdaat xal &€daa(fdu$ x^v ändtfjv olfjy.
Wie gesagt, es ist dieses scheinbar etwas neues, aber auch nur
— 106 —
scheinbar. Es ist die in der Rede ausgeführte Klage nur unter
einem neuen Gesichtspunkte betrachtet. Vgl. hierzu Marcellin. in
cr^öAia iig atdae^q lY, 411, welcher über das aatvi^tv ael %iv
Xöyop des Dem. spricht Schon im Verlaufe der Rede selbst hat
Dem. diesen Gesichtspunkt oft genug hervorgehoben , wonach die
Gesandten nur als feile Helfershelfer des Phil, erscheinen, und er
zeichnet z. B. die Bemühungen Philipps und der Gesandten zur Ver-
nichtung der Phoker 30 dahin: Ocoxeag anoXciXsxer fiiyj olftai^
OiX^nnoqj avvfjywyloayto d^ovvoi. Hier wird diese Anschauung
in Bezug auf sämmtliche Klagpunkte festgehalten und durchgeführt.
V^Teshalb Dem. so handelt? Zunächst, wie schon erwähnt, um der
Gefahr langweilig und trocken zu werden zu entgehen; sodann, und
das ist bei weitem der Hauptgrund, um den hohen politischen Stand-
punkt , den er von 288 oder eigentlich schon von 259 eingenom-
men hat, festzuhalten. Von diesem Standpunkte aus betrachtet» er-
hält das Vergehen des Aesch. plötzlich ein ganz anderes Licht. Es
ist nicht ein Schlag gegen Aech., der durch Verurtheilung desselben
erfolgt, es ist ein Schlag gegen den schlimmsten Feind Athens, den
makedonischen König selbst. Dieser ist ja der eigentliche Thäter:
er hat mit feiner List das Netz gewoben, um es den Athenern über
den Kopf zu ziehen. V^Tas ist Aesch. ihm gegenüber? Nur ein un-
bedeutender, feiler Bösewicht, ein nichtswürdiger Helfershelfer, der
diensteifirig jeden Augenblick auf die Befehle seines Königs horchend»
spricht und handelt, was jener ihm befiehlt. In der That, man muss
es sagen: in der Form einer äusserlich völlig objectiv gehaltenen
Erzählung gelingt es Dem., den Hass, die Verachtung, die er schon
in den voraufgehenden Theilen gegen Aesch. furchtbar erregt hat,
noch zu steigern. Das ist wahi*haft eine ctvaxefpaXaibna^q^ eine
Krönung des ganzen Baus der Rede, nicht in der schablonenmässigen
Form eines rhetorischen Lehrbuchs, sondern im Geiste und in der
Kraft eines Dem. Dabei berücksichtigt Dem. alle Punkte der Klage
selbst^ wenn er sie auch nicht namentlich aufzählt, sodass wir auch
inhaltlich im vollsten Sinne eine äpax€(paXai(o(ftg vor uns haben.
Bevor wir, um die Klarheit und Schönheit dieses Schlusses der
Rede nachzuweisen, etwas genauer auf denselben eingehen, müssen
wir zunächst das Stück 332 — 36 betrachten, dem sich dann noch
337 — 40 und 329 — 31 anschliessen wird. Es ist nicht schwer, das
Stück 332 — 36 als undemosthenisch zu erweisen. Was die Stel-
lung desselben betrifft, so stimmen wohl Alle darin überein, es als
— 107 —
äusserst unpassend zu bezeichnen. Selbst wenn man in 315 if. keine
zweckentsprechende dpax€q>aXal(aa$g sehen wollte, würde doch die
Einfügung einer TtQOxaTÜltitfJtg ganz am Schlüsse der Rede etwas
geradezu unerhörtes sein. Schon Photius hat dieses, auf die Mei-
nung Anderer sich stützend, mit vollem Rechte gefunden; er sagt:
xal fiiytoi aal top naqanqsaßeiaq Xoyov npiq iv vnofipijfAaai
tfatSi xoTccXeKpd'ijvat j aXX^ ov nqog ixdo(f^p ovöi nqog to
rijq iqyadicig aTrtjQTiüfiivop ysygäipd'ai. dtä xi^ dtor^ fiSTCi
rä BTnXoyixä noXXd ts opxa xal (fx^^op to nXstatop fJiiQog
inixoPTa noXXäq nqo avtcSp äPTt&iae^g einwv naXip inl
apti>d'io$i>q itqdneto onsq äpoixopofifjTOP vi iürt xal dteq-
qififiipov. Dass Photius hier besonders unser Stück im Auge hat, ist
unzweifelhaft: denn er sagt ausdrücklich, dass die gerügten Theil»
sich am Schlüsse der iTt^Xoyixd befinden. Aber auch der andere
Tadel des Phot. bezieht sich ohne Zweifel auf dieselbe Sache. Er
sagt : iidXidxa 6 xat" Ald^ipov Xoyoq naqi(S%€P ahiap ip ino-
fip^fiaüi xataXeXst^&aty ovnoa t^p iqyatflap äneiXfifptoq ts-
Xsiap. diotif xal d nqoq ti^p xaztjyoqlap noXXrjp s^xs rijp
afAvdqotfjia xal xovipoxfita inl tri tcXst^ tov Xoyov naqi-
d'StOj onsq ovx ap neq^BtdtP 6 ^^tcoq eiq i^itaüip äxqtße-
atiqap ttSp IdlcüP Xoycop xataatdq, Voemel hilft sich damit,
dass er das Stück 332 — 40 hinter $. 101 setzt, also zwischen 101
und 102 einschiebt, worauf er dann wieder nach 133 das Stuck
315—31, ferner 150— 233 folgen lässt, um wieder mit 134—49
fortzufahren und endlich mit den Stücken 234—314 und 341—43
die Rede zu schliessen. Ein solches Verfahren entbehrt jeder Innern
Berechtigung. Man musste dabei annehmen, nicht bloss dass die
älteste Hdschr. dieser Rede in unerhörter Weise ihre Blätter durch-
einander geworfen hätte, sondern auch, dass diese Blätter stets völlig
in sich zusammenhängende Stucke umfasst hätten, am Ende des
Blattes das Ende des Satzes und Abschnittes. Das kann in Einem
Falle einmal zufallig zutreffen : aber hier für eine ganze Reihe von
FäUen anzunehmen, ist geradezu unmöglich. Und wenn mit Yoe-
mels Anordnung noch eine unzweifelhaft rhetorisch richtige Thei-
lung der Rede erzielt würde: aber auch das ist nicht der Fall. Auch
Spengel denkt an eine Umstellung, die aUerdings innerlich viel be-
rechtigter ist: er will an Stelle von 134 — 49 (142 Zeilen nach
Reiske) die Erzählung 315 — 31 (153 Zeilen) einschieben. Aber zu-
nächst müsste man auch dann annehmen, dass wenigstens Ein Stück
— 108 —
315 — 31 am Schlüsse des Blatts das Ende des ganzen Abschnitts ge-
habt hätte; für das zweite Stück wäre dies nicht nöthig anzunehmen,
indem nach 149 die abgerissenen Worte akXd yfj Jia tovg avgjk-
l»<ixovq äne^Qfixdvaif (pi^aet rm noXifAio folgen und man also an-
nehmen könnte, diese Worte seien die letzten des Blatts gewesen,
in welchem Falle man jedenfalls den Verlust Eines Blattes annehmen
müsste. Die Schluss werte von 149 or* yuQ Tav&^ ovxm ninqcex-
%ai xccl ix räv iniloinrnv izi fAaXlop eXoetS^s hätten dann das
Blatt begonnen, auf welchem 150 ff. steht. Sodann aber wäre anzu-
nehmen, dass diejenigen Blätter, welche 315 — 31 oder 153 Zeilen
umfasst hätten, denjenigen auf welchen die 142 Zeilen des Stücks
134 — 49 standen entsprochen hätten: wir müssen hier an zwei Blät-
ter denken; aber diese Annahme, dass zwei Blätter von zwei andern
einer und derselben Hdschr. um volle 11 Zeilen differirt hätten,
ist äusserst bedenklich. Auch sollen nach Spengel nicht die Stücke
134 — 49 und 315 — 31 einfach vertauscht werden, sondern dieses
letztere soll sich dann erst noch einen kaum auffindbaren Platz in
der confutatio zwischen 182 — 233 suchen. Endlich aber würde
aus Spengels Anordnung das Fehlen des Schlusses der Rede sich er-
geben : nur 341 — 43 bleiben, die, da sie allein keinen Schluss geben,
völlig in der Luft schweben.
Doch ich kehre zu dem Stücke 332 ff. zurück. Haben wir ge-
sehen, dass jede Umstellung ^össerer Partieen sehr bedenklich ist,
so müssen wir fragen, ob denn das Stück 322 ff. wirklich eine innere
Berechtigung für die Einnahme dieses Platzes oder überhaupt eines
Platzes habe. Und da habe ich schon erwähnt, dass das Urtheil
über den Platz, welchen sie jetzt einnehmen, wohl übereinstimmend
ist. Prüfen wir nun aber, ob das Stück wirklich überhaupt Demo-
sthenisch ist. Aeschin. spricht allerdings von Chares 71 — 73; die
Erwähnung desselben 90. 92 ist nur zufällig und kommt für die An-
klage nicht in Betracht. Jene Stelle^ in der Aesch. von Chares, dem
Führer der athenischen Truppen im Kriege gegen Philipp bis zum
Friedensschlüsse 346 und von der Lage Athens überhaupt zur Zeit
der Friedensverhandlungen spricht, kommt nun aber für eine ver-
nünftige Betrachtung gar nicht in Frage. Die hier berichteten Um-
stände liegen vor dem Zeitpunkte van dem die Klage des Dem. be-
ginnt, wie er selbst 94 bestimmt sagt: die ganze Frage hat Dem.
91 ff. eingehend erörtert und ist auch 147 von einem andern Gesichts-
punkte aus dahin zurückgekehrt. Darin aber zeigt sich die voUe Gedan-
— 109 —
kenlosigkeit und Üngeschicktheit des loterpolators, dass er, weil Dem.
oben von den üTqatfiyoi überhaupt spricht und nicht den Chares
mit Namen nennt, während dieses von Aesch. geschieht, meint, der
Einwurf sei überhaupt von Dem. gar nicht bedacht. Dass Aesch. von
der Lage Athens, von den Unglücksfällen des Kriegs sprechen wurde,
wodurch Athen zum Friedenschluss gezwungen sei, das ist selbstver-
ständlich von Dem. vorausgesehen und die Richter sind genügend
auf dieses Manoeuvre des Gegners aufmerksam gemacht: eine speci-
elle Nennung des Chares war völlig unnöthig und an Dieser Stelle
sinnlos. Schon der Inhalt dieser nQOTcaTälijifJig erweist sie daher
als undemosthenisch.
Eingeführt wird sie wieder, wie der Interpolator seine Mach-
werke einzuleiten liebt, indem er auf das im Grunde Unpassende
derselben selbst aufmerksam macht: sine %oipvv fiot %i>q aqtt
nqogsXd-UiV nqo %ov dtxatfv^Qlov TtQayfAa naivoxaxov nayx€OPj
XaQfjTog xatfjyoQstp avvop naQeaxeväa&ai — : und sodann: xai
ovtfß roiyvp xofiid^ yiXoag iavl xaztjyoQely ixsipov tovxovl.
Vgl dazu Phil. IV, 20 inei vvv ys yiltog sad'^ dg XQ^l^^^<^ '^otg
nqdyfiaaiv — . Der Vf. hebt nun 333 ebenso wie 234 — 36 die Zeit
hervor, in welche dieser Punkt fallt, um zu zeigen, dass er mit der
Zeit, um weiche seine Klage sich dreht, absolut nichts zu thun hat.
Gerade diese Ausführung zeigt aber so recht die Gedankenarmutb
des Vf.; er entlehnt sie fast wörtlich andern Stellen, zumeist 93.
Vgl. die Zusammenstellung
333: 93:
iyta yccQ Aloxivtiv ovdspog al- ßovXetai r*^ rovvov xaTfjyoQttp
t^h&lkai Tay iv reo noXdfi(a TVQax- negl i^^P ip i^(p noXifAO) nqax-
'd-iPToaVj d-ipxoav.
tovtiüp yoiQ ela^v o\ aiQatfjyol (Im Anklang an 96: et yäg v$g
vnevd-vvoi, dg dXijS'Cdg xalqet %ii eiQjjvfi*
roXg üTQatfjyolg äp xavfiyoQOV-
OiV anavtsg xdqtv txvi^g ex^-
TCO.)
oväk %ov no^iioaadut ti^v noXiv ovä^ vniq avvov %ov nonjaa-
eiQijyfiy, öd-at %fiv noXiv elq^qvtiv*
aXJi äxQi Tovtov ndvx^ äq^if^fn. ov ydg ovtog atttog.
%i ovv Xiydo xal no&ey aQXOfiai tl ovv Xiyeig^ ei %ig eqono (le,
xaTK^yoqeiv 'y xai no&ev a^^ct xattjyoQetv;
Tov Ttotov^pijg rijg noXeoag el- o&ev — ßovXevofiiytar vftuiy
— 108 —
315 — 31 am Schlüsse des Blatts das Ende des ganzen Abschnitts ge-
habt hätte; für das zweite Stück wäre dies nicht nöthig anzunehmen,
indem nach 149 die abgerissenen Worte akXa vfj Jla vovq avik-
fidxovg äne^QfixSvai (pijcfst tA nolifi(p folgen und man also an-
nehmen könnte, diese Worte seien die letzten des Blatts gewesen,
in welchem Falle man jedenfalls den Verlust Eines Blattes annehmen
müsste. Die Schlussworte von 149 or* yuQ tav&^ ovxm ningax-
xat xat ix toop iniXolnfav hi, fiäXlov eXasü^s hätten dann das
Blatt begonnen, auf welchem 150 ff. steht. Sodann aber wäre anzu-
nehmen, dass diejenigen Blätter, welche 315 — 31 oder 153 Zeilen
umfasst hätten, denjenigen auf welchen die 142 Zeilen des Stucks
134 — 49 standen entsprochen hätten: wir müssen hier an zwei Blät-
ter denken; aber diese Annahme, dass zwei Blätter von zwei andern
einer und derselben Hdschr. um volle 11 Zeilen differirt hätten,
ist äusserst bedenklich. Auch sollen nach Spengel nicht die Stücke
134 — 49 und 315 — 31 einfach vertauscht werden, sondern dieses
letztere soll sich dann erst noch einen kaum auffindbaren Platz in
der confutatio zwischen 182 — 233 suchen. Endlich aber würde
aus Spengels Anordnung das Fehlen des Schlusses der Rede sich er-
geben : nur 341 — 43 bleiben, die, da sie allein keinen Schluss geben,
völlig in der Luft schweben.
Doch ich kehre zu dem Stücke 332 ff. zurück. Haben wir ge-
sehen, dass jede Umstellung grösserer Partieen sehr bedenklich ist,
so müssen wir fragen, ob denn das Stück 322 ff. wirklich eine innere
Berechtigung für die Einnahme dieses Platzes oder überhaupt eines
Platzes habe. Und da habe ich schon erwähnt, dass das Urtheil
über den Platz, welchen sie jetzt einnehmen, wohl übereinstimmend
ist. Prüfen wir nun aber, ob das Stück wirklieb überhaupt Demo-
sthenisch ist. Aeschin. spricht allerdings von Chares 71 — 73; die
Erwähnung desselben 90. 92 ist nur zufällig und kommt für die An-
klage nicht in Betracht. Jene Stelle^ in der Aesch. von Chares, dem
Führer der athenischen Truppen im Kriege gegen Philipp bis zum
Friedensschlüsse 346 und von der Lage Athens überhaupt zur Zeit
der Friedensverhandlungen spricht, kommt nun aber für eine ver-
nünftige Betrachtung gar nicht in Frage. Die hier berichteten Um-
stände liegen vor dem Zeitpunkte von dem die Klage des Dem. be-
ginnt, wie er selbst 94 bestimmt sagt: die ganze Frage hat Dem.
91 ff. eingehend erörtert und ist auch 147 von einem andern Gesichts-
punkte aus dahin zurückgekehrt. Darin aber zeigt sich die volle Gedan-
— 109 —
kenlosigkeit und Üngeschicktheit des loterpolators, dass er, weil Dem.
oben von den azQav^yoi überhaupt spricht und nicht den Chares
mit Namen nennt, während dieses von Aesch. geschieht, meint, der
Einwurf sei überhaupt von Dem. gar nicht bedacht. Dass Aesch. von
der Lage Athens, von den Unglücksfällen des Kriegs sprechen wurde,
wodurch Athen zum Friedenschluss gezwungen sei, das ist selbstver-
ständlich von Dem. vorausgesehen und die Richter sind genügend
auf dieses Manoeuvre des Gegners aufmerksam gemacht: eine spezi-
elle Nennung des Chares war völlig unnöthig und an Dieser Stelle
sinnlos. Schon der Inhalt dieser nqo'KcitdXfiipig erweist sie daher
als undemosthenisch.
Eingeführt wird sie wieder, wie der Interpolator seine Mach-
werke einzuleiten liebt, indem er auf das im Grunde Unpassende
derselben selbst aufmerksam macht: slnB %oipvv fAoi ng uqti,
nQogeX&UiP nqo %ov öixaüTfjQiov JtQayfia xaivotaxov TiavxwVy
XccQfjiog xazfjyoQstv ccvtoy nccQ€OX€vd(f&a$ — : und sodann: xai
ovToa Toivvv »OfA^d^ yilcag iürl xaTtjyoQety ixsiyov tovxovi.
Vgl. dazu Phil. IV, 20 inei vvv ye yiXtog s(f&^ aog XQdiiied-a rotg
nQciyfiaaiv — . Der Vf. hebt nun 333 ebenso wie 234 — 36 die Zeit
hervor, in welche dieser Punkt fallt, um zu zeigen, dass er mit der
Zeit, um welche seine Klage sich dreht, absolut nichts zu thun hat.
Gerade diese Ausführung zeigt aber so recht die Gedankenarmutb
des Vf.; er entlehnt sie fast wörtlich andern Stellen, zumeist 93.
Vgl. die Zusammenstellung
333: 93:
iyco yccQ Alaxivf/t^ ovdsvog at- ßovXsral ztg tovtov aazfiyoQhtp
TidifMxt Twy Iv T(S noXifi(p nqax- nBq\ xäv iv v(p nokifita nqa%-
tovTODy ydq €ta$p ol ctQOTfiyol (Im Anklang an 96: st ydq ztg
vn€vd'VVO$j dg dXiiS'cog x^^Q^^ ^^ siQijyfC
Totg (fTQcctfjyolg wp xazfjyogov-
o^v anavteg x^Q^"^ avv^g ix^-
ovdi %ov non^aousdut r^v noXiV ovä^ vniq avvov zov noiijaa-
eiqijviiyy aS-ai ziiv noXtv stQ^vfiP*
dXX* axQi Tovtov ndin d(fi^fii. ov yäq ovtog diztog.
zl oiv Xiyta aai no&ep aQXOfiai zl ovv Xiyetg, ei ztg iqokzo fis^
Kazi^yoQeip; xal nod'sv dqx^^ xazfiyoQetp;
zov noiovidvfig z^g noXetag «i- od'sv — ßovXsvoikipuiv vftuip
— 110 —
Qijp^p OiXoxQatsi avpemetVj ov neql tov si nonjtioy ctQ^Pf/v
äkXä fAii totg %ä ßiXtiata fq fiij (ßdidomo yäq ^dij Toiko
yQa(pov(ftP (no^ovfiiviig T^g ys) aXX* VTtiq rov noiav ztvä
noXeiog etQijvrjP durchaus un- totg rd dlxa^a X4yova$p äp%$t-
passend) map t(S gAUf&ov yQag)om üvp-
€%n€ däqa Xaßcip.
TOV däg^ stXfjfpipatj tov fisrä xal fistä Tav%* inl rovg oq-
tavT^ inl r^g vatigag 7tQB(fßel- xovg alQe&elg — 178: Tovg
ag TOvg XQOPovg Ttatatqixjjaif x^oVot;^ xaTcerQli/japta
Tuxl fi^dkp (op nQog€Td^a&^ vfielg 94 : äp fjbip Vfistg nQogerd^avs
noirffSa^ tov (p€Paxioa$ t^p no- ov&* oxiovp inolfjaep
Xtp 178: (p€Paxlaav&^ vfiäg
xal TtaqaaTijtfaptag tdg iXni- 328 : vfistg d^aneq evtaKSd-' av
dag big ooa ßovXofisd'' fli»>s%g iXni(Sav%€g täpovria tovtwp
OiXinnog nqä^eij nopt" dno- eoqdxaTs ytypofiepa,
X(ioX€xipa$.
Was diese letztere Stelle betrifft, so glaube ich, obgleich Dem.
mehrmals und in ähnlicher Weise von dem Erregen falscher Hoff-
nungen spricht, doch bestimmt, dass der Vf. die Stelle 328 vor Augen
gehabt hat. Nicht nur dass die einzelnen Gedankentheile sich ent-
sprechen, dem 7taQa(fTi](fapvag tag iXnldag das iXnitSaPT^g, dem
ofSa ßovX6fA€&^ fll*>^'ig das aneq sv^aifsS^ ävj dem (tov) ndvx
änoXtaXsxepai das täpapvia tovtcop iagdKate yiypofiepaj der
Vf. verräth seine Quelle selbst durch ungeschickte Benutzung der-
selben. Dem. nemlich spricht 328 von den Athenern und diese
sind das Subj. des Satzes ; da unser Vf. von Aesch. spricht und die-
ser das Gedankensubj. des Satzes 333 ist, so ändert er sachgemäss
das iXnlaapteg in naQaatfjtfag Tdg iXnidag. Dabei widerfahrt
ihm aber das Unglück, dass er den plur. in iXnifSapTsg beibehält
und daher naQaavqaapxag schreibt, obgleich er in den Sätzen vor-
her und im Satze selbst ganz bestimmt von Aesch., den er mit Na-
men nennt, allein spricht. Der Schluss tov fisTa Tavd-^ eTiqvav
nqoXsyopTOüP (pvXdtrtcd'Cii, top TOfSavr ^dix'qxoxa tovtop ixsi-
va> avpfiyoQstp stätzt sich auf das 109 ff. erzählte. Dem. schiebt
dort, unter Annahme, Aesch. sei nicht bestochen gewesen, sondern
habe in gutem Glauben die Versprechungen des Phil, angenommen,
demselben die Worte in den Mund: i^lüTsvüa^ i^^TTanj&fiVj ^(laQ-
TOpy ofioXoyci. TOP dk apd'qtanop äpÖQsg ^Ad'fipaXot (pvXaTTe-
ad's: daraus macht der Vf. diese Antithese.
— 111 —
334 entlehnt der Vf. nur dem Gedanken nach aus dem obigen
Stücke des Dem. Auch dort wird auseinander gesetzt, dass Aesch.
ohne Zweifel zu seiner Vertheidigung den Frieden mit hereinziehen
werde, der an und für sich immer lobenswerth^ durch ihn imxlv-
dvpog xal (fq^alsga xal ämtfrog geworden sei. Auch hier heisst
es dkxaiav slQijVfiP xal i(fi]v — vtftsQOV xäy ini^vovv* Aber
auch hier verfahrt der Vf. gedankenlos , denn indem er sagt insi
d^xaiatf stg^yf^p xal Xaijv xal fifiöiy nsjtQaxorag äv&Qoinovg
fi'qdi yjevcofi4vovg vöteqov xav injivovv xal tSTeipavovv ixi-
XßvoVj stellt er eiqfjviiP und av&Qdnovg auf ganz gleiche Stufe,
sieht aber nicht, dass das zweite verb. xal axsipavovv nur auf das
äy&QoSnovg passt Daher sind auch die Varianten der Hdschr. zu
erklären, welche den Schaden zu heilen suchen: einige haben nach
insl ein et und nach itffjy ein kiaqcav eingeschoben, andere schieben
nach Xdfiv nenoifuiivovg ein, aber die durch 2 vollgültig bezeugte
L. A. ist allein die richtige und erweist die Ungeschicklichkeit des
Interpolators von Neuem. Zu äy&Qoinovg fiijdi tpsvtfafiipovg v-
iSTsqov vgl. 97: fjtijdbv d^iatsqov i^^TtaTfiü&^ Vfietg — . Die
folgenden Worte (fiQazfjydg d^ eX x^g ^dixfjxev viAag' orxi *o*-
vmvsT. taXg vvv svd-vvaig, notog yag (frQairjyog ^AXov — äno-
XwXbxbv^ ff. sind nur eine Ausführung des Gedankens 97: ov yäq
Atüxivfig vniq t^g stQjjvrjg xqlvstat — 95: dg vntq elq'qvfig
XQipöfiepog anoXoyijasTai und des ebendaselbst ganz allgemein
gegebenen, dass das, auf welches sich die Klage bezieht, die
Vernichtung von Phokis und Thrakien, erst nach dem Frieden
und zwar ausschliesslich durch Aesch. und seine Gesellen verloren
gegangen sei. Ausser 325 f., die der Vf. offenbar zunächst vor Augen
gehabt hat, vgl. 94 : zovg d' inl zov TroXifiov dtadiad'ivtag dnca-
Xs(f€ rwv (fvfifiäxoay — 96 : ro yäg acf^aXig tijg elQijv^g xal tö
ßißaiov OVTO^ nqovdotSav Otoxiag xal IlvXag — 97 : el yäq
ij fiiv eigijvfi iyeyopei fjbijdiy 6*v(S%€qop i^^7i:arfja&^ Vfiftg fifjö^
anfaXdXst fifjdeig' tiv^ ayd'Qcinioy iXvnfjaep av ij elq^Vf/ — ;
Spricht Dem. hier nur von Phokis, so geht er 156 auf das ein, was
die Gesandten durch ihr Zögern auf der Reise in Thrakien dem
Philipp in die Hände geliefert haben: ip 6i xovtm JoQKfxop Oq^-
X1JV tänl Tsix&Vf 'Isqov OQog, ndpia vä nqdyiiaxa iv eiQijvfi
xal (Snovdatg fiQsi xal dmxsXd'^ 6 OiXi>nnog. 174: Ocoxiag
ixcfTtopdovg xal IdXiag ani(pfivav xal KsQüoßXintfjV naqä ro
tpij^Kffia — . Die Aufzählung alles dessen, was durch Aesch. ver-
— 111 —
£^ff iiy ht
P«äkte: «fc
; TK *t fiy^f iii n p; n; rf**
o; 4i
rfi l#rT«sfs
, tij ^
»• •
ja fK
»• • r
^» •
£• Sägt
111:
33S. üiter FiAfwa iqakM T<
1^ 14L
bfliBSl cf : «ibnEc P;«te im
■«■ • 3 1 •
r ^
«** «fe «»»'
9
i-:
t *
9 r
— :»
i:
3r4jSlWW6* jtfil
4 .
mi ««gri
Sadn ilflT Hiffitfanfi' flyririfa!
fiaB.141.14S. £fi
JB äen «heil wicriahrteB SteliBB ies iMnn. «ea unHin&arK ¥«r-
küd luo. 1b r«ftirigBii ^. aodi & Stetten de dB*. 1%; üe paor
li); ^ CksHUi. IS; HnL IE, ICH, 17L, 27^ S3; AiL IT, ^ ikter
wi» ikr ^ andi aar £iMA Sdnätt «»BiBlWidig si ^id»& sodiL «er-
— 113 —
send zu sagen: ttg di Koqdvnav, tig i^ ^Oqxaiksvov — akXo-
TQiay sei. nsnoifjicep: äXXovQiap — notety soll doch ohne
Zweifel beissen „den Athenern entfremden ^^: aber die Städte waren
nie im Besitz der Athener gewesen; sie waren von den Phokem
besetzt worden und zu Stutzpunkten ihrer Operationen gegen Theben
gemacht; wenn Dem. oben sagt rod^ d^^'Oqxaiievov xal rijp KoQoi*
vttur TtQogs^fivdqanodi^iftai (0ll$nnog) so ist damit etwas vöUig
anderes berichtet, als in dem diXotqiav nsnoifiMv liegt. Ein
grober historischer Fehler ist es aber, wenn unser Vf. sagt: Evßoiap
äXXatqiccy -^ nsnoi^xcv. Es ist dem Dem. nie in den Sinn ge-
kommen, derartiges dem Aesch. vorzuwerfen. Euboea war schon
350, also noch lange vor der Vernichtung Olynths , den Athenern
verloren gegangen und die begründeten Zustände auf der Insel sind
bis über die Verhandlung des Processes nsql naqanqsaßiiag
hinaus stets dieselben geblieben. Es ist also ein Unsinn zu sagen,
Aesch. habe Euboea den Athenern entfremdet. Der Vf. hat
eben die Anklage des Dem. , der dem Aesch. nur vorwirft, dass er
in Bezug auf Euboea den Athenern gleichfalls vage Hoffnungen
erregt habe, als werde Philipp die Insel den Athenern wieder ver-
schaffen, vöUig missverstanden : er fiefert so abermals ein bundiges
Zeugniss für sein eigenes Machwerk. In der Einfuhrung der Sätze
notoq — %i<; — %iq ff. hat der Vf. wohl 282 sich zum Muster ge-
nommen: aber hier ist eine durchaus kunstvoll rhetorische Glie-
derung: auf drei mit ttoio^ eingeleitete ganz kurze Sätze, welche
conerete Leistungen des Aesch. enthalten {tnnoqj vqnjqf^g, axqa-
teia) folgen drei durch %ig eingeleitete ebenso bestimmte ixoqogf
l€$rovqyla, elgq^oqä) , um diesen beiden Reihen zwei allgemeine
Leistungen anz&foigen) in denen jene gleichsam nüt enthalten sind
{fivötOy xlvdvpog), die nun aber in umgekehrter Reihenfolge
durch vig und notog eingeleitet werden, während alle Einzelheiten
endlich in vi tovtwv iy navrl ta xqovtßß. noch einmal zusam-
mengefassl werden. In der Aufzählung 934 folgen auf die erste
Frage mit noZog eilf andere mit rl^ eingeleitet: der Vf. hätte jeden--
faHs besser gethan, wenn er auch in der ersten Frage das Tvotog
durch das passendere tig ersetzt hätte.
335 schliesst sich eng an 333 an: der erste Satz widerholt den
dort und an vielen Stellen von Dem. selbst ausgesprochenen Gedanken
noch einmal. Der folgende Satz orV toIvvv tavta fbiv g>evyfi ff.
ist mit 92 ff. zu vergleichen; vgl. ebenso 88 olda — oti> — tavg — .
8
— 114 —
Xoyovg ffsv^&tat — . Der ÜDlerschied des vorliegeDden Stucks
mit 88 ff. 91 IT. besteht darin, dass Dem. dort vom Frieden spricht,
dessen Aesch. nicht angeklagt werde, an dessen Resultaten ihn keine
Schuld treffe, während unser Yf. hier vom Kriege spricht und den
durch die Feldherrn verschuldeten Zufällen desselben: wesentlich
aber haben diese beide Stucke die grösste Aehnlichkeit und dass
unser Vf. jenes benutzt hat, ergiebt sich aus der Uebereinstimmung
der Ausdrucke. Der letzte Satz endlich ri ovv €& t$ Jr^ioad-ivfig
fldixBh vvv XSysig äXX* ovx ote rag ev-d-vyag idlöov xazijydQetg ;
dl* avTO yäq bI javt* änoXiaXivai dlxaiog berücksichtigt das
interpolirte Stuck 211 f. ßovXofidvov yäg ifiov — Xoyov vfAtt/
6avva$ dig — änriyoQsvs fi^ xaXetv — und 212 fin.: toma %d
sqyov — inidfilxvvtSi — fij^dev aXtid-ig iqovvta negl ifiov,
et yäq sfxBV zdv* &v xat Xiycop xai narriyaQcSv i^fird^sro,
ov fiä Jh ovx änriyoqsvs xaXsXv. Dass die ganze Erzählung
auf einer falschen Voraussetzung beruht, habe ich schon oben gesagt
336 geht noch einmal auf das Stuck 88 — 97 zurück: die W^orte
Itrj Xiye dg xaXov elq^pfj fiijd^ cos (Si^iJi^ifiqov, sind inhaltlich in
88 dii^siaiv ^Xixa näaiv ävd-qcoTtoig äydS'^ ix T^g tiqiqviig
yiypetai — 97 ij d^ vniq r^g eiqijvijg anoXoyia xai el (iijötv
älXaj tovvoiia yovv sxsi (fiXdvd^qoynov. 336 ovdB)g yäq al-
Tiäial as %ov Ttot^ttaffd-ai t'^p noXip siqijpfjp vgl. mit 93 ovx-
ovp ovo* vniq avrov tov noir^aaa-d-at r^^p noXip etq^p^p
ovdip avT(3 Xfxviop. ov yäq ovtog atriog. 336 äXX* tag ovx
ataxqä xal iTtopeiditfrog vgl. mit 97 slqijvrj fisp ovp di^ ixsi-
povgj iTVixipövPog di xal (SipaXeqä xai äniarog öcä zovtovg
yiyopsp — . 336 xal noXX* vcfreqop sl^fjTtaTijfis&a xal ndpv^
änaiXsTOj eine überall in der Rede wiederkehrende Anklage, rov-
rcop yäq aTtäpTcov ijfAtp ahiog ai) didei^ai, vgl. 97 Hn. pvp d'
otiiai noXXäp äiriog ovrog. 336: xal %i dii (Asxqi pvpI top
%ä Toiavza nenoii^xöt^ snaipttg; berücksichtigt genau den 109 f.
von Dem. gegebenen Beweis des ßestochenseins des Aesch. Unser
Vf. schliesst: ap ovza) (pvXdtrfjr^ avzop (vgl. 97 eiqyet* ovPj
eXqyez* avtop — tw Xoycop) ovx ^5«* zi Xiyfij dXXä rtjP äX-
Xwg ipzavd-' irzaqst zfjp (poap'^v xal 7t6(p(iopa(fxfjx(üg eazai,
Ueberblicken wir das Stück 332 — 36 noch einmal, so bemerken
wir, dass der Vf. allerdings von einem einzelnen Einwurfe des Aesch.,
der Beschuldigung des Chares ausgeht, dass er aber in der Wider-
legung desselben einen allgemeineren Standpunkt einnimmt. Das
-^ 115 —
Stück enthält ganz offenbar eine Zusammenfassung aller Vorwürfe,
albr Klagpunkte, die gegen Aesch. von Dem. erhoben werden: es ist
eine dpaxsipaXalcoaig, welche ähnlich wie z. B. 178 ff. diejenigen
Punkte, um welche sich die Klage dreht, hervorhebt. Während
aber jeder äpax€(paXaiu)(fig das eigen sein muss, dass das wirklich
wesentliche, die Hauptsache allein betont wird, die Nebensachen
aber fortbleiben, verfolgt unser Vf. das Ziel, alles, auch das unbe-
deutendste, zusammenzusuchen. Zunächst stellt er die Zeitmomente
auf, durch welche die Klage ihrem Umfange nach bestimmt wird
und schreibt hier wörtlich den Dem. aus. Hebt Dem. 179 f. aus
der ganzen Klage den Verrath von Phokis uud Thrakien als vor
Allem in Betracht kommend heraus, so sammelt unser Vf. in Einem
langathmigen Fragesatze allein zwölf Punkte, in denen das Wichtigste
und das Unbedeutendste in gleicher Reihe zu stehen kommt. Es ist
mir nicht zweifelhaft, dass der Vf. wirklich beabsichtigt hat, das
Stück 332 ff. als dyaxstfaXaiotxftg gelten zu lassen, in dem Glauben,
die Rede entbehre eines wirklichen Schlusses. Er geht von einem
einzelnen Einwurfe aus, den er aus des Aesch. Rede noch heraus-
gefunden hat, um im Verfolge desselben eine förmliche äpaxstpaXal"
(aaig, eine Aufzählung sämmtlicher dem Aesch. vorgeworfener Ver-
brechen, zu geben.
Sehen wir nun aber die Verbindung dieses Stücks mit dem vorher-
gehenden an, so ergiebt sich dass schon die Paragraphen 329 — 31
einen durchaus fremdartigen undemosthenischen Character an sich
tragen. Während nämlich die Rede von 3 1 5 — 28 einen stetig fort-
schreitenden Fluss hat, der Eine Gedankenreihe verfolgend mit dem
Schlüsse von 328 unmittelbar an der Gegenwart angekommen ist,
springt 329 plötzlich wieder in die Beweisführung zurück, die hier
nicht blos unangebracht, sondern geradezu unerträglich ist. Ein
grosses Bedenken erregt sogleich die schwankende L. A. 2 hat
OTi ydg Tav-d-^ ctnXäg dedcoQodoxtjpTai xal Tifi^^v sxovtSiv
ändvTiav toikcoy oirat, während eine alte Randbemerkung der
Hdschr. die Variante hat: or* yäg tccv&^ ovtcog Sxsi xal öeäco-
Qoddxfjvvai xal Tifi^p exovtSiv ändproav ovrot. Die L.A. des
cod. 2j welche auch die von Laur S. sowie der meisten Hdschr.
ist, würde die Uebersetzung verlangen: die Gesandten sind in Bezug
hierauf {ravta acc.) bestochen; das widerspricht aber dem constan-
ten Gebrauche des Worts dooQoäoxstp, welches bei Dem. nur „Ge-
schenke nehmen^' heisst, völlig der Etymologie des Worts entsprechend.
8*
-^ 116 —
Die UedeutuDg Geschenke geben^^ ist erst von spätem Schriftstellern
angewandt, mit der dann die «^bestechen'* zusammenhängt. In der
Bedeutung „Geschenke nehmen*' ßndet sich das Wort bei Dinarch.
und Aesch. auch mit hinzugesetztem Obj. und im passiv: XQ^^^^^
öedcdQodonovfAsrop, xd dedooQoäoxij^ivTa (foi. Das äeäoDQodo-
xf^VTai unserer Stelle ist völlig undemosthenisch und dem altern
Sprauchgebrauche überhaupt widersprechend: zu vergleichen ist
das erst bei Pol!, sich findende o dsdwgadoxfj^ivag. Durch Voemels
£mendation rav^^ anXcog dadwQodoxtiTai' wird der Sache nicht
viel geholfen, da das äonqodox , in dieser Verbindung überhaupt in
der Bedeutung „verrathen** gefasst werden müsste: die Emendat.
findet aber in den Hdschr. durchaus keine Stütze und ist deshalb zu
verwerfen. Aus dem Bestreben zu helfen ist auch die Variante zu
erklären, welche ovrwg l/f» xal einschiebt. Es scheint also sofort
der Anfang dieses Stücks auf die Interpolation hinzuweisen.
Auch hier wieder sucht der Vf. durch Phrasen sein Verfahren,
ganz am Schluss zum Beweise noch einmal zurückzukehren, was
aller Rhetorik ins Gesicht schlägt, zu rechtfertigen; er sagt: noXXa-
Xod-ev fAip syooy^ ol^iat d^Xop viiXv slvai ndXon \xal didokxa
liil tavvavTiov av ßovXofiai noiA (Sq>odQ^ äxQißwg detxvvvai
n€iQco(i€Pog dioxXcS ndXai rovu^ avrovg vfidg etdotag, • afAcog
d^ ST¥ xal %6d^' axavaaxB, Mit ähnlichen Umschweifen sahen
wir schon oben den Vf. seine Zusätze einführen. Laur S. und Marg.
antiq. 2 hat statt zam^ amovg vfiag eidorag das noch umständ-
lichere rovr' (oder tovg) avtovg vfxcig siaqaxotag xal sv eldo-
tagj ebenso wie in dem gleichfalls interpolirten 204.
Was nun den 330 f. behandelten Gedanken betrifft, so ist der-
selbe geradezu absurd. Der Vf. sagt: „ihr Athener würdet gewiss
nicht die Gesandten Philipps durch irgend eine Wohlthat ehren
und zwar einfach aus dem Grunde, weil dieselben nicht eure, sondern
Philipps Interessen vertreten, und der Mensch nur denen Wohl-
thaten zu erweisen pflegt, die ihm wieder geneigt sind. Glaubt ihr
nun, dass Philipp anders denkt und den Gesandten so grosse Ge-
schenke macht, weil dieselben Eure Interessen verfolgt haben?
Keineswegs.** Wenn der Pseudo>Dem. hier die von Philipp den
Gesandten gegebenen ^€Pia im Auge hat und aus dem Umstände,
dass der König ihnen überhaupt irgend etwas angenehmes, eine
Wohlthat erzeigt, den Athenern den Schluss zurechtlegen will, schon
aus dem Geben, dem Anbieten der Geschenke folge, dass diejenigen,
— 117 —
denen diese Anerbietungen gemacht wurden, Wohlthäter des Philipp,
in seinem Interesse handelnd, also von ihm bestochen gewesen seien,
da man nur denen Wohlthaten zu erweisen pflege, die einem wieder
Gutes erweisen, so hat er erstens nicht bedacht, dass Phil, dem Dem.
ebenso jene Geschenke anbot, nach Dem. eigenem Berichte, wie
den übrigen Gesandten, dass daraus also folgen würde, auch Dem.
sei bestochen gewesen. Denn man beachte die Form der Beweis-
führung wohl: der Vf. sagt ausdrücklich, man erweise nur demjenigen
Wohlthaten, der seinerseits gleichfalls das Interesse des Gebers
wahrnehme. Wollte also Phil, dem Dem. Geschenke machen, so
musste er doch von ihm ebenso, wie von den andern wissen, dass
er gleichfalls des Phil. svsQy^Tfjg sei. Alles beweisende Gewicht
ruht einzig und allein auf dem didovai des Phil. , mag dieses nun
ein blosses Anbieten, oder ein wirkliches Verabfolgen sein. Das
wird in dem ersten Satze, in Bezug auf die Athener, zum Mittelpunkte
gemacht und ebenso im zweiten Satze in Bezug auf Philipp. Wie
die Athener Niemandem eine Wohlthat erweisen, von dem sie nicht
bestimmt wissen, dass er das Interesse des Staats fordert, so wird
Phil, auch Niemandem dieselbe erweisen, wenn er nicht gleichfalls
weiss, dass der, dem er die Gabe zugedacht hat, sein Interesse for-
dert. Entweder also beweist der Vf. hier, dass Alle Gesandten, auch
Dem. — denn das Zurückweisen der Geschenke kommt hier gar
nicht in Betracht — Freunde des Phil, sind: denn dieser hat Allen
Geschenke angeboten und Geschenke bietet man nur denen an,
welche das Interesse des Anbietenden im Auge haben; oder der Vf.
beweist — und so ist es in Wirklichkeit — nur, dass Philipp durch
die Geschenke den Versuch der Bestechung gemacht hat. Dass
dieses aber nicht die eigentUche Absicht des Vf. ist, sondern dass er
mit dem Angeführten glaubt einen ferneren wirklichen Beweis für
das Bestochensein der Gesandten anzuführen, ersieht man bestimmt
aus den Einleitungsworten des Stücks 329. Sodann aber scheint
der Pseudo-Dem. völlig vergessen zu haben, dass er selbst, d. i. der
wahre Dem., den Gesandten des Königs einst selbst Ehren erwiesen
hatte, woraus man also mit demselben Bechte auf das Bestochensein
jener Gesandten einen Schluss zu ziehen berechtigt ist. Hier ist
auch noch darauf aufmerksam zu machen, dass entgegen dem Demo-
sthenischen sowie dem allgemeinen Sprachgebrauche hier sowohl
(330), als in der gleichfalls interpolirten Stelle 234 h nqvtavBlm
steht, während sonst regelmässig der Artikel mit diesem Worte ver-
— 118 —
bunden ist Die Stelle Dem, Aristocr. 76 beweist gegen den Denio-
stbeniscben Gebraucb nicbts, da bier bei der Aufzäblung der ver-
scbiedenen Dikasteria zur Aburtbeilung von Mord und Tödtung (rö
inl IlQVTavsio), ra iv OQsatTOt) das IlqvTavetov völlig als
Eigenname gebraucbt wird und uberbaupt in einer allgemein ablieben
Formel- erscbeint. Beacbtung verdienen ferner die in dem Stücke
329—36 bäufigen Hiate, vgl. 323. 30. 33. 35.
Die folgende £rwäbnung der Gesandtsebaft des Hegesippus an
den König wird recbt gescbickt dem Yorbergebenden gegenüber
gestellt; das Stück wird dadurcb nocb bedeutender, dass es eine
Notiz entbält, die wir sonst nirgends finden : SevaxXtldriv %ovtovI
TÖv Ttoi^Tfjv k^ex^Qv^sv (Philipp), ot& avravg (den Hegesipp
und seine Mit gesandten) vnBdi'^aTo noXixaq optag. Dass Pbilipp
die Gesandtsebaft des Hegesippus ungnädig aufgenommen habe, wie
bier angedeutet, nicht ausgesprochen wird, ist ein Scbluss, den man
schon aus der Rede de Halonneso entnehmen kann. Obgleich aber
das Stück durch die selbständige Notiz über Xenokleides beachtens-
wertber wird, so tritt anderseits gerade durch dieses Stück die
Ungeschicktbeit von 330 f. nur nocb schlagender hervor. Denn
bier siebt man deutlich, wie ich schon oben hervorhob, dass die
Aufnahme von Seiten des Philipp das ist, worauf es bier ankommt,
woraus der Yf. einen Scbluss auf das Bestochensein der Gesandten
zieht. Da nun aber, wie Dem. selbst sagt, ihm völlig dieselbe
Aufnahme zu Theil wurde, wie den übrigen Gesandten, so würde,
wenn dieses Stück von Dem. wäre, er seine eigene Bestechung be-
weisen. Dass aber der Vf. eine solche unbedeutende Notiz, wie wir
sie hier finden, selbständig bat, darüber können wir uns nicht wun-
dern, da häufig selbst in sehr späten Scholiasten und ganz unterge-
ordneten Schriftstellern sich einzelne historische Notizen selbständig
finden; und unser Yf. ist einer keineswegs sehr späten Zeit zuzu-
weisen.
Werfen wir die Stücke 329—31 und 332—36 aus, so muss
auch 337 — 40 fallen. Es wird bier von der Stimme, von der grossen
Beredtsamkeit des Aesch. gesprochen. Spengel hält dieses Stück
für ausgezeichnet und es ist zuzugeben, dass dasselbe manches
schöne entbält. Aber zunächst ist es, wie die vorhergehenden
Stücke, bier unmittelbar am Schlüsse völlig unpassend, wo man eine
Recapitulation des Ganzen und die Aufforderung zur Bestrafung er-
- 119 -
warten muss: der enge Zusammenhang mit dem Vorhergehenden
macht es leichter, da jenes unzweifelhaft interpolirt ist, auch diese
Paragraphen mit in dasselbe Schicksal hineinzuziehen. Sehen wir
uns aber den Inhalt dieses Stücks genauer an, so finden wir doch
auch manches Bedenkliche: der Vf. spncht von der Stimme, von der
Beredtsamkeit des Aesch., der er trotz des scheinbar entgegenge-
setzten Tones in 337, in 338 ff. ein hohes Lob ertheilt. Stellen wir
aber diesem die andern Stellen entgegen, in denen Dem. von der
Redegabe seines Gegners spricht, so finden wir nirgends eine solche
irgendwie lobende Anerkennung derselben von Seiten des Dem.
Diese Behauptung mag wunderbar erscheinen , da Dem. so häufig
Gelegenheit nimmt, von der Stimme des Aesch. zu sprechen*,, aber
prüfen wir die Stellen. Es ist zweierlei, was Dem. an der Redegabe
des Aesch. hervorhebt, einmal die weitschweifige Art des Redens des
Aesch., welcher gewöhnlich von den fernsten Ursprüngen eines
Dinges beginnend in grossem Wortschwalle die ganze Geschichte
desselben giebt. Es ist sodann die laute, durchdringende, schreiende
Stimme des Aesch., mit der Frechheit, Unverschämtheit so leicht
verbunden ist. Von der ersten Art sind ol xaXol ixetvot xal (jba-
xQol Xoyov 1 1 , die nur ironisch verstanden werden können. 23 svdo-
xificov d^ inl rovro^g sixotcog xal doxäv xal ^iJt(oq aQKfTog
eipai — ist gleichfalls ironisch, wenn diese Ironie auch ebenso sehr
gegen die Athener, wie gegen Aesch. gerichtet ist. Denselben Sinn
hat auch 254 wo Dem. sagt, dass Aesch. eher alfiazog i^ Xoyov (as-
radavpai würde: er liebt es eben, alles was über eine Sache über-
haupt zu sagen auch wirklich recht gründlich darzulegen. 303 ist
der Ausdruck 6 vovg [Aaxgovg xal naXotfg Xoyovg ixsivovg dfi^
fifjyoQoSp wieder ironisch zu fassen: gerade durch das fiaxgavg
schildert Dem. den Aesch. so gut. Dieser Tadel, der in allen
diesen Stellen des Dem. — denn man darf jedenfalls diese Eigenschaft
eher mit diesem als mit dem Namen Lob bezeichnen — dem Aesch.
gemacht wird, findet in den Reden dieses seine volle Bestätigung,
der selbst immer von seinen Reden vor Phil, sagt, er habe Alles bis
auf den Grund erörtert, und in den uns noch erhaltenen Reden
gleichfalls dieser seiner Neigung folgt. Vgl. Aesch. de f. 1. 38, wo
er voll Selbstbewusstsein sagt ^<ra)^ ydq avdiv xäv ivovttav elnsXv
&g ys affia^ naqiXinov, Aehnlich heisst es 101: tag di ovdelg
vniq Twp iisylaTdüV ifA^fiy^TOj äXlä nsQl nQayfAäzoav iXar-
TOpcop z^v dtaiqtßfiv inotovino elnov iyoi Xoyovg, ovg avay-
— 120 -^
Mcioy lorft jw^g r^äg ^^^rm: und min fol^ eine laqgeBec»-
pituhtkin soner tot Philipp gehahenen Rede, wie er aock seine mt
der ersten Gesandtschaft mr Philipp c^ehaltene Rede sdir ansfihriich
25 — 33 wiedeif iebL
Was den zivciten Pankl, die scharfe dudidringende Stimf
betriCt, so gdKkren hierher SteUcn wie 23. I26u 199. 239. Das
ißomr 23 hat aUerdin^ wenig beweisendes; 126 heisst er • cmfig
wau iftrig mff^ wai ftifmrm^g und Nienand kann hier anf den
Gedanken konunen, dass Dem. wirUich scinea Gcigvcr ein Lab er*
theilen woUe. Nichts anderes ab die schlane Frechheit desselben
wild hier charactertsirt, der es wiigt» inmitten des fiuchlbarsten Cn*
fjäcks. wckhes der Taterstadt seihst drahte offen in das üeändliche
haigtr zn g^en. 199 jwi roierrra arrtiSüg mrm iw^iw^tqff^*
i cM^of ro; orrov reJu#ftf«i ßliiw^p «k ^f^ swi rar ßfߧ4i^
furmtr arrct jlior arriwa 6^ giÖA cffY ianpiaip^ ry ^vrf • ist
hierin ein Lob erhalten? So wcn^ vie dort. Ca ist
Frechheit, wekhe hier ptfchiMert wa4en soU. die es w
wnssisein der schwersten SchoM Ton der Rrinhrit
mit lanter tonender Stimme zn reden. Dieics iatpiw^ wy ymry
tiadcl in dem unmittelbar ffulgenden 239 aewe ErUlraai^ dudk des
Dem. e^cne Worte, der, die Brnder des JkoKh. anf dieseBie Sirft
mit diesem stellend, sie p*fmimfmtroi ma» amadtii nennt: das ist
die wahre Uebersetznnji des iranischen «if^Mm;. Ui
s|(«ecbHid Bt die Behandlno^ desselben Gc^pcnstmidcs
de Mr.; y|[^ 127: eraz^Ni^ io/ot^ .TOfioao^si tis^
/•id«^ ßmmn» — . 132: j l ai*r o ßmein a mi orro^
;r«ii; — ^. 259: «iti r« lupdov .tvktov« rfiuaorr' oaoir^a
2Sm; fori d* ovz • ^^n^ '•■ «"'•f^^j- -^ri^jw^h "#«««^ «^
d ffoino«; t^^ y«*>^<f — - ^^= «jpfannair omr — • 291: dmwj
ff jf f«W'fr nci jr<|rY.9t< xom im^jji^mi^ — .
<§aft^ir^{ n fffc icwjimg «»ipuf .^Yir»|i* ^•■'Y *■■ 2acf<
€xipKm^ aoj tfivf«aoj(toi; ^jmevo an ia/ovi; mri
saaf«ii; moä anrnrcn — . 313: JuafLT^mfmnirtam^ gur%gimn:
ftam^ «::vaBm«if<; «fs^roi; rfe;tac^ Afoxfunfv —
mcn dion emi&h anch die WiHrae I3ii> cbcnein: ocv /«f mo» —
oC'¥ iqr«.; X^«>; |mr oty aata .^Mfr c|t' Lf^fwlo^ nni ffva^f
rär*w — ^-
— 121 —
Dieser Bebandlung der Rednergabe des Aesch. von Seiten des
Dem. tritt nun die derselben Eigenscbaft von Seiten des Interpolators
im schroffsten Gegensatze gegenüber. Er hat die feine Ironie des
Dem. offenbar nicht verstanden. Es ist aber nicht blos die Stelle
337 ff., welche hier in Betracht kommt, es ist ebenso das Stück 201 ff.,
in welchem der Vf. Gelegenheit nimmt, die Redegabe des Aesch. zu
preisen, vgl. 206 rlpa di q>&fyy€C&at fifytovov andvionv xal
aaq>i(naT^ av elnstv o r* ßovXomy x^ fpf^fij Alaxivriv oW
or» TOVTovi, 208 fAiy$arov (p&eyydfAei^o^. 216 si xaXöp Kai
fify^ ovTog q>d'4y^€Tai. Welch anderer Character in diesen Er-
wähnungen der Aeschineischen Rede und in jenen! Man hält in der
That den Dem. für zu bescheiden, wenn man ihm solches Lob seines
Gegners zutraut: denn man beachte, wie demüthig Dem. .in allen
diesen Stellen dem Preise des Aesch. eine Herabdrückung des eigenen
Werths gegenüber stellt: 206 tiva d^ ovtot fiiv atolfiov xal
ÖBiXav TTQog Tovg ox^ovg tpaalv ef^at iyd d^ evXaß^; ii^L
208 tov xal atoXfAaTavov novroav ifiov xal ovdevig (isi^ov
q>&€yyO(ji,ipov. 216 et (favXov iyd (sei. <fd-4y^0(i>ap). Ein solches
Verfahren liegt dem Dem. völlig fern, ja es ist geradezu seiner un-
würdig. So spricht er voll Selbstbewusstseins und doch bescheiden
de Cherson. 68 : iyco di d'qaavg (liv xal ßdsXvQog xal äpatd^g
ovt^ elfjbi fcijfr« ysvoififjpj ävÖQsiOTSQov fiSproi noXXeSv ndvv
x&v ha(Acog noXirevofjbirwv naq* vfitv ifiavTOp ^yovi^ai. Im
vollsten Gefühle seines eigenen moralischen Werths, der Nichtswür-
digkeit des Aesch. gegenüber, betrachtet er die eigene freimüthige
Anklage nur als Zeichen seines lautem Gewissens, während des
Aesch. Gebahren, der trotz der schweren Schuld seines Bewusstseins
dem Ankläger und Richter noch ins Gesicht zu sehen und zu sprechen
wagt, von seiner schamlosen Frechheit Kunde giebt.
Jenen Stellen nun des Interpolators, in denen die Redegabe ein
aufrichtiges Lob erhält, tritt 337 ff. durchaus an die Seite. Aller-
dings ist sie geschickter gehalten, als jene plumpen Lobpreisungen;
aber es ist ebenso wie dort ein aufrichtiges Lob der Redegabe des
Aesch., welches sich eben dadurch als undemosthenisch erweist.
Den Uebcrgang zu diesem Stücke erzwingt sich der Vf. offenbar
durch die Schlussworte 336: x^p aXXwg ivxavd-^ inaqsX x^y
qnaviiv xal nsqxovaaxfjxtag eaxat, worauf er dann 337 fortfährt
xaixoi xal nsql x^g (patp^g Xamg alnstv dvapcfi. Auch 337
bietet eine selbständige literarische Notiz, die aber ebenso wenig
— 120 -^
xaiov icTi ngog vfiäg ^ij&^va^ : und nun folgt dne lange Reca*-
pitulation seiner vor Philipp gehaltenen Rede, wie er auch seine auf
der ersten Gesandtschaft vor Philipp gehaltene Rede sehr ausfuhrlich
J5 — 33 wiedergiebt.
Was den zweiten Punkt, die scharfe durchdringende Stimme
betrifft, so' gehören hierher Stellen wie 23. 126. 199. 239. Das
ißo^v 23 hat allerdings wenig beweisendes; 126 heisst er 6 aoipiq
9ial dstp.og ovvog xai €V(p(apog und Niemand kann hier auf den
Gedanken kommen, dass Dem« wirklich seinem Gegner ein Lob er**
theilen wolle. Nichts anderes als die schlaue Frechheit desselben
wird hier characterisirt, der es wagt, inmitten des furchtbarsten Un*
glucks, welches der Vaterstadt selbst droht, offen in das feindliche
Lager zu gehen. 1 99 xal vo^avTa avvstätag avifS n^nqayikiv*
6 äxd&agrog ovvog xoX^ii^ae^ ßXineiv elg v/Aäg xal rov ßsßna^
fiipop avvfp ßiop aviixa 6^ (jbäX* iQsZ lafjbTiQ^ t^ (pcop^: ist
hierin ein Lob erhalten? So wenig wie dort. Es ist wieder die
Frechheit, welche hier geschildert werden soll, die es wag^ im Be*
wusstsein der schwersten Schuld von der Reinheit seines Lebens
mit lauter tönender Stimme zu reden. Dieses XafinQ4 ^^ ^'^^jl
findet in dem unmittelbar folgenden 239 seine Erkl^ung durch des
Dem. eigene Worte, der, die Bruder des Aesch. auf dieselbe Stufe
mit diesem stellend, sie f^^/aA^^cuvo» xal äpaiäaig nennt: das ist
die wahre Uebersetzung des ironischen evifoapog. Und ganz ent-
sprechend ist die Behandlung desselben Gegenstandes in der Rede
de cor.; vgl. 127: inaxä^aXg Xoyovg noqiaaod-ak (igneg iv vga-
yfüäiq ßq&}»ta — , 132: ßofap i ßäaxapog omog xal x^xqa^
ycig < — . 259: ini t(Z fi^iäspa ndnoxs t^Xixovv^ iXoXvicu
asfAPVPOfievog {xal symys vo(ji,li(a • fiij yäq qIb(S^^ amop tp^iy^
y€(f&a^ [ASP oviiA fisya, okoXv^stp ä^ ov^ vnsQla§inqQp) -^,
280 : iW* d' Qpx ^ Xoyog vov ^^vo^Qg, aXoxIp^ ^ifi^op^ ovd^
6 Topog %^g q>^p^g — . 285: epffWpQv opta — . 291: indq^ig
z^p (piop^p xal ysyiid-(jt}g xal Xagvyyiiaop — . 308: ^^z^
i^^i(pp^g i» '^^g ^(Svz^ag (ügntQ npsifi^ i(pdp^ xal ns^fopa--
^xiixoog xal (SppsiXoxiig ^ijfiaza xal Xdyovg ovp^iifsi zavz^vg
<fay>cog xal anpevtSzi — . 313: Xa(AnQO€p(apäzazog fiPiifAep^xm--
zazog vnoxqntig aqidzog zqayixog Qsoxqlpijg — . Damit stim-*
men dann endlich auch die Worte 1 30 uberein : oipi ydq nozs —
Olpe l^yca^ x^^€ (^^^ ovp xal 7tq(a^p afx lä^ijPatQg xal ^ijzmq
yiyopsp — .
— 121 —
Dieser BebaDdlung der Rednergabe des Aesch. von Seiten des
Dem. tritt nun die derselben Eigenschaft von Seiten des Interpolators
im schroffsten Gegensatze gegenüber. Er hat die feine Ironie des
Dem. offenbar nicht verstanden. Es ist aber nicht blos die Stelle
337 ff., welche hier in Betracht kommt, es ist ebenso das Stuck 201 ff.,
in welchem der Vf. Gelegenheit nimmt, die Redegabe des Aesch. zu
preisen, vgl. 206 zira di (p&iyystf&ai fifyiovov andvxiav xal
aaq>i(naT^ &v einatv o ti ßovXona r^ gxiov^; Alaxlvriv oW
ort Tovravi, 208 fiiyiarov (p&eyydfjbepoi. 216 ei xaXop xai
liiy* ovTog q>d'iY^^cti,. Welch anderer Character in diesen Er-
wähnungen der Aeschineischen Rede und in jenen! Man hält in der
That den Dem. für zu bescheiden, wenn man ihm solches Lob seines
Gegners zutraut: denn man beachte, wie demuthig Dem. .in allen
diesen Stellen dem Preise des Aesch. eine Herabdrückung des eigenen
Werths gegenüber stellt: 206 tivcc ö^ ovvok (lip ätoXfiov xal
deikap TtQog tovg ox^ovg tpaalv slvai, iyd d^ evXccß^; ii^L
208 %ov xal atoXfiaTcitov ndprcov ifiov xal ovdevog [isi^ov
^&eyyofAipav. 216 tt (pavXov iyd (sei. <fd-4y^0fiai). Ein solches
Verfahren liegt dem Dem. völlig fern , ja es ist geradezu seiner un-
würdig. So spricht er voll Selbstbewusstseins und doch bescheiden
de Cherson. 68 : iyco 6i -S-Qaavg fiiv xal ßäeXvQog xal ävaid^g
ovt^ slfki fA^rs yevoifAfjP, ävdqetotsqov (iSptot noXXeop navv
täv ha/Acig noXnsvof/bipoDV naq* vfitv ifiavTOP ^yoviiai. Im
vollsten Gefühle seines eigenen moralischen V^erths, der Nichtswür-
digkeit des Aesch. gegenüber, betrachtet er die eigene freimüthige
Anklage nur als Zeichen seines lautem Gewissens, während des
Aesch. Gebahren, der trotz der schweren Schuld seines Bewusstseins
dem Ankläger und Richter noch ins Gesicht zu sehen und zu sprechen
wagt, von seiner schamlosen Frechheit Kunde giebt.
Jenen Stellen nun des Interpolators, in denen die Redegabe ein
aufrichtiges Lob erhält, tritt 337 ff. durchaus an die Seite. Aller-
dings ist sie geschickter gehalten, als jene plumpen Lobpreisungen;
aber es ist ebenso wie dort ein aufrichtiges Lob der Redegabe des
Aesch., welches sich eben dadurch als undemosthenisch erweist.
Den Uebergang zu diesem Stucke erzwingt sich der Vf. offenbar
durch die Schlussworte 336: t^v aXXdng ivrav^ inagst TtjV
(fiav^v xal ns^odyaaxfjxcog earat, worauf er dann 337 fortfährt
xalvoi xai negl r^g fpcop^g iamg slnstv avdyycfi. Auch 337
bietet eine selbständige literarische Notiz, die aber ebenso wenig
— 122 —
auffallendes bat, als die vereinzelte historische Nachricht 331. Do-
bree hat zuerst die hier sich findenden Worte fivgl^ eiQyadvai, xaxd
sehr glücklich mit denselben Worten 314 verglichen und eine Be-
ziehung des Dem. schon an dieser Stelle 314 auf ein Stück, in dem
Aesch. als Schauspieler auftretend dieselben zu sprechen hatte, be-
hauptet. Ueber Aesch. als Schauspieler vgl. Arn. Schaefer 1, 2 13 (f.
Dem. ergiesst mehrmals seinen Spoft über des Aesch. mimische Kunst ;
nach de. cor. 242 war Aesch. auch, als er den Oenomaus darstellte,
ausgepiiifen worden, wie er überhaupt durchaus keine glänzende Lauf-
bahn in dieser Kunst aufzuweisen hatte. Hier spielt der Vf. ohne
Zweifel auf die Worte fiVQi^ eiQyaoiai xaxd an, welche Aesch. in
einem Stücke, welches hier durch zd QvitSxov xal tcöv inl Tqola
characterisirt wird, zu recitiren hatte und bei dieser Gelegenheit
kläglich durchfiel. Nehmen wir an, dass dieses Wort zum geflügel-
ten, zum Sprichworte geworden war, wie die Anwendung derselben
auch von Dem. selbst 314 zu ergeben scheint, so konnte dasselbe
nebst seiner Veranlassung sehr wohl unserm Vf. noch bekannt sein
und er bringt diese seine Kenntniss hier an den Mann. Unpassend
scheint das ix twp d-sccTQcoy : denn sicher darf man bei dem hier
erwähnten Factum nur an Einen, nicht an einen öfter statthabenden
Fall denken. Ferner unpassend scheint 338 auch das jiQog d*
VfJbSg Xcfop entgegen dem VTrig vfjbäy {(pqovrni sxovza (Afya), da
mit dem ngög vfiäg Xaov doch nichts anderes gesagt wird, als in
dem dixakop schon ausgedruckt ist. Die Worte iyia OiXmnav
fiiv avx i3-avfjba(faj tovg 6^ alxficcXcozovg id'avfiatfä müssen
jedenfalls auch als unpassend bezeichnet werden.
Sehen wir uns nach der Veranlassung um, weshalb unser Vf.
dieses Stück eingefugt hat, so glaube ich dieselbe in Aesch. Anfangs-
worten og iroXfjbtjtfs naqaxBXsvdaöd'ai, nqog avdqag ofbcofioxo-
tccg züSp dvvidlxtav a(Aol(ag äfKpOTiQoav dxovastS&ai Trjv tov
xhvdvvevQvtog (pcov^p fjt^ vTiofiivetv zu finden. Der Vf. glaubte,
dass Aesch hier auf bestimmte Worte des Dem. anspiele, während
Aesch., seiner gewohnten Manier entsprechend, die Worte des Dem.
sophistisch zuzuspitzen , nur auf die bei den einzelnen nQOxccra-
Xiq\p€i>g hingeworfenen Warnungen desselben, die Entschuldigun-
gen des Gegners nicht anzunehmen, Bezug nehmen wird. Aber
selbst wenn jene Worte des Aesch. auf einzelne entsprechende
Worte der Rede des Dem. nsql Tra^aTr^. hinweisen, so sind zunächst
selbst in dem Stücke 337 — 40 keine, welche in Wirklichkeit den
— 123 —
Aeschineischen entsprechen und ferner würde uns nichts hindern,
hier eine Beziehung des Aesch. auf Worte des Dem. anzunehmen,
die in der uns überlieferten Form der Rede des Dem. sich nicht
finden. Was diesen Punkt betrifft, so finden sämmtliche Anspielung
gen des Aesch. auf Worte des Dem., die sich in Wirklichkeit in
seiner Rede nicht finden, ihre genügende Erklärung einerseits darin,
dass Aesch. Behauptungen und Anführungen des Gegners sophistisch
zuspitzt und vergrössert, anderseits aber ohne Zweifel Dem. auch,
nicht sclavisch sich an den Text seiner ausgearbeiteten Rede haltend,
manche Zusätze oder Aenderungen sich erlaubt hat, wie Plutarch dieses
ausdrücklich berichtet. Für unsern Vf. aber können jene Worte
des Aesch. immerhin Veranlassung gewesen sein, die cpcay^ desselben,
die auch von Dem. vielfach erwähnt wurde, jedoch in einem andern
Sinne als der Vf. annimmt, zum Thema einer besonderen Erörterung
zu machen.
Der zwingende Grund, weshalb das im Ganzen geschickt abge-
fasste Stück 327 — 40 auszuwerfen ist, bleibt die Stellung desselben,
welche jedem rhetorischen Gesetze widerspricht: der Zusammenhang
des Schlusses, den wir in 315 ff. haben, wird völlig durch dieses
Einschiebsel zerrissen. Hinzukommt dann, wie bemerkt, der Wi-
derspruch in der Auffassung der Redegabe des Aesch. hier, sowie in
den übrigen interpolirten Stücken der Rede und in der ganzen übri-
gen Rede des Dem. Erleichtert wird die Athetese des Stücks da-
durch, dass es sich eng an Stücke anschliesst, die sich auch durch
ihren Inhalt als entschieden undemosthenisch kennzeichnen, obgleich,
wie bemerkt, auch jenes Stück selbst nicht ohne Merkmale einer
fremden Hand ist.
In Bezug auf die Auswerfung von 329 — 36 stimme ich mit Otto
Haupt überein in Fleckeisen's Jahrbb. 83, 600 ff. 1861, der, über
die Interpolationen in Dem. Rede von der Truggesandtschaft spre-
chend, ausser jenen Paragraphen auch das Stück 315 — 28 athetirt.
Aber seine Gründe sind wenig bedeutend. Wenn er sich zur Er-
weisung der Unechtheit der Stellen auf die Uebereinstimmung ein-
zelner Worte stützt, so ist dagegen zu sagen, dass solche einzelne über-
einstimmende Ausdrücke durchaus gar nichts beweisen. Allerdings
haben auch wir in den furinterpolirt gehaltenen Stücken die Ueberein-
stimmung der dort sich findenden Ausdrücke mit denselben anderer
Theile der Rede nachzuweisen und zusammen zu stellen gesucht,
aber nur dadurch erhielt dieses Moment seine Bedeutung , dass es
— 124 —
sich hier nicht um vereinzelte Worte handelte, sondern um eine
Compilirung ganzer Sätze und Paragraphen in fast ununterbrochener
Aufeinanderfolge aus den Gedanken und Ausdrücken anderer Theile
der Rede. Ausserdem wird gerade eine avaxstpaXalco&ig, wie wir
sie vor 315 annehmen müssen, am wenigsten vermeiden können,
da sie sich um dieselben Thatsachen dreht, welche in der Rede selbst
behandelt waren, hier und da im Ausdrucke an die früheren Aus-
führungen zu erinnern. Und doch sind die Zusammenstellungen
Haupts so unbedeutend wie möglich. Dass 315 und 135 sowie 12
die Friedenshoffnung sowie die bedrängte Lage Philipps geschildert
wird; 319 und 84 der Auszug Philipps an die Pylen; 321 und 69
die Rede der makedonischen Gesandten; 322, 52, 123 die phokische
Angelegenheit; 326 und 87 die Besetzung Euboeas ; 327 und 111
die Aufnahme Philipps in den Amphictyonenbund erwähnt wird,
beweist doch absolut gar nichts. Wie oft spricht Dem. von^ der
Bestechung des Aeschin. : sollen alle diese Stellen bis auf eine unecht
sein? Von wirklich übereinstimmenden Ausdrücken bringt Haupt
nur vor: 315 xsxleifiipoiv tcov ifinogicov vgl. mit 153 xXeitfetv
vä ifATVOQta. 320 rqonaiov uit* avx&v elürijxsi vgl. mit 148
TQonaiov €i(fTfjy(,€^. 324 tpa 7tdv&^ oa^ av ßovXcovtat POfAi-
üavTsg vnaQx^iP (Sipiai, fkridiv iavtiov xpijifiacovTai vgl. mit
51 tva a ißovX€(f&e otofjbevo^ nqa^siv avtov iiridiv ivaviiov
rpri(pi(iaiad'^ avTM, 325 ^Oqxo[1£p6p xal Kogoirsiap '^xovaare
'qvdqanodiOiJbivag vgl. mit 112 xov di ^ÖQXOfAsvov xal xi^v Ko-
Qdipsiap TtQags^ijpdQaTtodKfTat. Aber auch diese wenigen üeber-
einstimmungen einzelner Ausdrücke beweisen nichts. Wollte man
durch Sammeln solcher einzelner wiederkehrender Worte und Aus
drüche in den Reden des Dem. Material suchen zur Verdächtigung
von Stellen und Partieen, so würde keine Rede und kein Theil einer
Rede unverdächtigt bleiben. Denn Dem. scheut sich durchaus nicht,
denselben Ausdruck zu gebrauchen, wo ihm derselbe der passendste
zu sein scheint; aber solche Wiederholungen von Seiten des Dem.
selbst characterisiren sich so, dass sie jedesmal frei wieder geschaffen
und gestaltet werden und daher stets der Sache, welche durch sie
dargestellt wird, entsprechen, während die Wiederholungen |in den
interpolirten Stücken sich durch mühseliges Zusammensuchen ver-
rathen, wobei es dem Vf. nur darum zu thun ist, einen einigermassen
entsprechenden Ausdruck zu finden: ob der Gedanke voll und ganz
hier seinen Ausdruck erhält, ob er klar und kräftig hierin dargestellt
— 125 —
wird, darum ist es dem Vf. weniger zu thun. Er glaubt, indem er
den Ausdruck dem Dem. selbst entlehnt, derselbe müsse nun auch
unter allen Umständen für seinen Gedanken passen. Wollen wir also
die Verschiedenheit im Gebrauche derselben Ausdrucke von Seiten des
Dem. und von Seiten des oder der Jnterpolatoren angeben, |o ist zu sa-
gen dass der Gebrauch derselben Worte, Ausdrucke, Redensarten an
mehreren Stellen an und für sich nichts beweisendes gegen die eine der
Stellen als nicht Demosthenisch enthält; dass es vielmehr auf das sich
nicht decken von Ausdruck und Gedanke ankommt, welches gegen die
Echtheit einer Stelle beweist. Und gerade nach dieser Seite hin haben
wirdie Mangelhaftigkeit jener interpolirten Stucke erkannt. 0. Haupt
hält auch 25—30, 91—101, 177—86 für unecht, aber ohne Grunde
anzuführen. Seine allgemeine Angabe, dass in keiner Rede sich so-
yiele Wiederholungen finden, ist allerdings richtig, weil grosse Stücke
interpolirt sind , welche zum Theil in solchen Wiederholungen be-
stehen; anderseits aber selbstverständlich, da nur wenige historische
Facta für die Klage in Betracht kommen, welche, nach allen Seiten
gewendet, ihre Wiederholung nothwcndig machen. Sie sind aber
kein Beweis für die Unechtheit der Stellen , an welchen eine schon
früher erwähnte Thatsache wieder berührt wird.
Es bleibt uns nun noch übrig zu untersuchen, ob denn das
Slück315— 28, 341—43 — also nach Ausscheidung von 329— 40 —
wirklich einen passenden Abschluss der Rede bildet. Im Allgemeinen
habe ich schon oben über 315 ü\ gesprochen, um Spengels Urtheil
zurückzuweisen. Hier ist es nothwendig, den Gedankengang auch
im Einzelnen zu verfolgen.
Nachdem Dem. in den Worten ßovXo[Aai %oivvv vybXv ensk-
-d^ttv ini xsipaXaioav den Beginn der äpax8(paXai(M>(^ ig angekün-
digt hat, stellt er in den Worten 6V iqonov xaxsnoXnevoaxo 0i-
Xmnog ngogXaßwp Tovzovg zovg 'S-soig ix^QOvg den Gesichts-
punkt fest, unter dem er jene vorbringen, das Thema» welches er
ausführen will. Dieser zqonog wird sofort ndvv d* ä^hov i^s-
zddah xal d'eddadd'ai rijv äncczfjy oXriv als andxfi characteri-
sirt. In kurzen Worten schildert Dem. sodann die Lage Philipps,
welche ihm den Frieden wünscbenswerth macht: daher xovg xa
(ftXdvd^Qonna Xiyovxag sxeivovg dniaxeiXsy vniq avxov top
NsonxoXefjboy xöv ^Aq^axod^q^iov xov Kxijifi^iayxa. Und nun
wird sofort zu Aesch. übergegangen: insidii d* ^X&piJbSP o)s av-
xov ^fieig Ol 7t(jiaßaig i[iiaO'(iaCaxo [itp tovxov ei^iiog ^-j um
— 124 —
c(]Gh hier nicht um vereinzelte Worte handelte, sondern um eine
Compilirung ganzer Sätze und Paragraphen in fast ununterbrochener
Aufeinanderfolge aus den Gedanken und Ausdrücken anderer Theile
der Rede. Ausserdem wird gerade eine avctxBtpaXaioa^ig^ wie wir
sie vor 315 annehmen müssen, am wenigsten vermeiden können,
da sie sich um dieselben Thatsachen dreht, welche in der Rede selbst
behandelt waren, hier und da im Ausdrucke an die früheren Aus-
fuhrungen zu erinnern. Und doch sind die Zusammenstellungen
Haupts so unbedeutend wie möglich. Dass 315 und 135 sowie 12
die Friedenshoffnung sowie die bedrängte Lage Philipps geschildert
wird; 319 und 84 der Auszug Philipps an die Pylen; 321 und 69
die Rede der makedonischen Gesandten; 322, 52, 123 die phokische
Angelegenheit; 326 und 87 die Resetzung Euboeas ; 327 und 111
die Aufnahme Philipps in den Amphictyonenbund erwähnt wird,
beweist doch absolut gar nichts. Wie oft spricht Dem. von^ der
Reslechung des Aeschin.: sollen alle diese Stellen bis auf eine unecht
sein? Von wirklich übereinstimmenden Ausdrucken bringt Haupt
nur vor: 315 xsxleifiiroor tcop ifinoglcov vgl. mit 153 xXeiasiV
T« ifjLTtoQ^a. 320 TQOTtaiov &7t* avTcov €l(ftijx€i vgl. mit 148
rqonaiov €i(fTijyL€i. 324 tpa Ttdvx^^ oa^ av ßovXooptat rofii-
(fapteg vndqx^*'^ a(pl(ri fAfidip iavxiov tpriipiaiavtai, vgl. mit
51 Iva a ißovXead-B oiofievoi nqd^eiv avzop (ifjdiv ivavtiov
t/Jtl(pi(fma&^ avTM, 325 ^Oqxo(1€p6p xal KoQoipetav T^xovaars
^vÖQaTtodiafA^vag vgl. mit 112 top di ^Ogxofisvop xal rifp Ko-
Q(iip€iap nqoQs^fipdqanodKSTcti. Aber auch diese wenigen lieber"
einstimmungen einzelner Ausdrücke beweisen nichts. Wollte man
durch Sammeln solcher einzelner wiederkehrender Worte und Aus
drüche in den Reden des Dem. Material suchen zur Verdächtigung
von Stellen und Partieen, so würde keine Rede und kein Theil einer
Rede unverdächtigt bleiben. Denn Dem. scheut sich durchaus nicht,
denselben Ausdruck zu gebrauchen, wo ihm derselbe der passendste
zu sein scheint; aber solche Wiederholungen von Seiten des Dem.
selbst characterisiren sich so, dass sie jedesmal frei wieder geschaffen
und gestaltet werden und daher stets der Sache, welche durch sie
dargestellt wird, entsprechen, während die Wiederholungen [in den
interpolirten Stücken sich durch mühseliges Zusammensuchen ver-
rathen, wobei es dem Vf. nur darum zu thun ist, einen einigermassen
entsprechenden Ausdruck zu finden: ob der Gedanke voll und ganz
hier seinen Ausdruck erhält, ob er klar und kräftig hierin dargestellt
— 126 —
wird, darum ist es dem Vf. weniger zu thun. Er glaubt, indem er
den Ausdruck dem Dem. selbst entlehnt, derselbe müsse nun auch
unter allen Umständen für seinen Gedanken passen. Wollen wir also
die Verschiedenheit im Gebrauche derselben Ausdrücke von Seiten des
Dem. und von Seiten des oder der Jnterpolatoren angeben, |o ist zu sa-
gen dass der Gebrauch derselben Worte, Ausdrücke, Redensarten an
mehreren Stellen an und für sich nichts beweisendes gegen die eine der
Stellen als nicht Demosthenisch enthält; dass es vielmehr auf das sich
nicht decken von Ausdruck und Gedanke ankommt, welches gegen die
Echtheit einer Stelle beweist Und gerade nach dieser Seite hin haben
wirdie Mangelhaftigkeit jener interpolirten Stücke erkannt 0. Haupt
hält auch 25—30, 91—101, 177— 86 für unecht, aber ohne Gründe
anzuführen. Seine allgemeine Angabe, dass in keiner Rede sich so-
viele Wiederholungen finden, ist allerdings richtig, weil grosse Stücke
interpolirt sind, welche zum Theil in solchen Wiederholungen be-
stehen; anderseits aber selbstverständlich, da nur wenige historische
Facta für die Klage in Retracht kommen, welche, nach allen Seiten
gewendet, ihre Wiederholung noth wendig machen. Sie sind aber
kein Reweis für die Unechtheit der Stellen , an welchen eine schon
früher erwähnte Thatsache wieder berührt wird.
Es bleibt uns nun noch übrig zu untersuchen, ob denn das
Slück315— 28, 341—43 — also nach Ausscheidung von 329— 40 —
wirklich einen passenden Abschluss der Rede bildet Im Allgemeinen
habe ich schon oben über 315 ff. gesprochen, um Spengels Urtheii
zurückzuweisen. Hier ist es nothwendig, den Gedankengang auch
im Einzelnen zu verfolgen.
Nachdem Dem. in den Worten ßovXofiat %oivw vfitv insX-
-d^ttv inl xstpaXaioDP den Reginn der &vaxB(pakai(a<Siq angekün-
digt hat, stellt er in den Worten ov Tqonov xatsnoknsvaazo 0i-
Xmnog nQogXaßwp Tovtovg zovg -d'eotg ixO'QOvg den Gesichts-
punkt fest, unter dem er jene vorbringen, das Thema» welches er
ausführen will. Dieser tqonog wird sofort ndvv i^ ä^kov i^€-
xddai, xal ■d'eddaad'ai xiiv anäzriv oXijp als andxfi characteri-
sirt. In kurzen Worten schildert Dem. sodann die Lage Philipps,
welche ihm den Frieden wünscbenswerth macht: daher xoig ta
(piXdvd^Qonna Xiyovxag sxeivovg dnifSxeiXey vnsq avxov xov
NeonxoXe 111,0V xov ltiQKfx6äii(iov xov Kxijtftipdavxa. Und nun
wird sofort zu Aesch. übergegangen: ineid^ ä' ^Xd-pfjbev mg av-
xov fjfietg ol TVQiaßetg iiiiaO'ciaaxo fiiv tovxov svd-eong — j um
— ii6 —
den Frieden zu vermitteln. Nachdem Phil, diesen Zweck mit Hülfe
des Aesch. erreicht hat, geht er an die Vernichtung der Phoker: in
kurzen Zögen zeigt Dem., welche Schwierigkeiten das für ihn hat
und wie leicht anderseits den Athenern es war, die Phoker zu retten,
wie schon q^mal geschehen war. llwg ovv [ifJTe tpsvao/xak (pa-
V€Q(Sg, so geht Philipp mit sich selbst zu Rathe^ jtii|/r' inoQxetP
do^ag ncn^d-^ a ßovXoftat dianqa^oin^i, ; n£g; ovttag' av
^AS'fiVttionv Tiväg svQia tovg ^AS'fivaiovg i^anafqoovvag. Tavtfjg
yaQ oixit^ iyd z^g alaxvvfig xfjXQOPOfiä. Kann die ganze Ver-
ächtlichkeit des Aesch. schärfer und schneidender characterisirt
werden? Phil, scheut sich zu lögen und zu betrügen: Athener finden
sich TOvg ^Ad-fivaiovg i^anaTijaovreg; sie nehmen für ihn die al-
(Sxvpfj auf sich. So bewirken sie, dass der Friede apsv Ooaxiwv
geschlossen wird. Aber damit war Philipp noch nicht am Ziele:
ij slg Tag IlvXag ßoij&sta mwsste gehindert werden: zig zex^fj
ndXiv av yevijifsTai ttsqI Tavtrig^ die gefögigen Helfershelfer
sind wieder bei der Hand. Und weiter: äXlä xal matevaat 0(a-
xiag sdsi, OhXinnm xaX kxovxag ivdovvat, Iva fjhfjdslg XQ^^^^
iyyivfjTak totg nqäy^aah fifjd^ ivavtiov sXd"ti tpijq)i<tfia na^
Vfjbcop fi^div: seine athenischen Diener müssen wieder bewirken
cSo'T« xal eX r»; fiiol diamatst lovrotg TttOTSVffag iavtov
iyX^^Q^^^' So schliesst Dem. toStop top TQonov xal TO$avTa&g
Tix^aig vnö tmp xdxiaT dnoXoviiivwp ävd'Qoinfop näpta tcc
Ttqdyikava aniaXsTo. Und nun wird ^den Versprechungen des
Aesch. noch einmal in ausföhrlicher Anfuhrung aller Einzelheiten
das gegenübergestellt, was in Wirklichkeit eingetrofi'en ist 326 f.
Endlich wird 328 ,der ganze Erfolg zusammengefasst aal yiyopep
Ta TtQdyfiaza ndpd-^ wgnsQ aXpiyfia t^ nöXci, Philipp hat
nicht gelogen und doch Alles erreicht, was er wollte; ihr habt das
Gegentheil von dem erreicht, was ihr hofftet, und wähnt jetzt in
Frieden zu sein, obgleich ihr dsipOTeqa ij noXefAOVpreg nsTtop&a'
T€j diese endlich die Schuldigen, welche alles dieses herbeigeführt
haben, XQVl^'^^^ Sxovaip inl Tovroig xal (lixQ^ '^^g tfjfieQOp
'^fiigag dixf^p ov dedcixaatp. Das Ganze ist mit einer vollendeten
Kunst verfasst, jedes Wort ist wahrhaft künstlerisch gestellt und von
treffendster Wirkung.
Wir müssen noch einen Augenblick bei diesem Stücke ver^-
weilen. Dem. hält den Zeitpunkt, von welchem aus er in der Rede
selbst den Anfang der Bestechung des Aesch. datirt, fest und beginnt
— 127 —
von hier aus die Erzählung seines Verfahrens. Er geht also von
der ersten Gesandtschaft aus, auf der er die Bestechung des Aesch.
annimmt, obgleich er dieselbe erst bei der Friedensverhandlung sich
zeigen lässt. Er geht von jenem Zeitpunkte bis in die unmittelbare
Gegenwart herunter, die er 325 — 28 schildert
Stellen wir nun, da die dpaxsipaXaicoffig eine Recapitulalion
der ganzen Klage sein soll, eine Yergleichung des hier Gegebenen
mit der Partitio und der Ausfuhrung ihrer Theile an, so finden wir
allerdings eine sehr starke Hervorhebung einzelner Theile auf Kosten
anderer in diesem Stücke. Es ist ganz besonders der Doppelpunkt
des aTtayyiXXiiv und nsid'sir, dessen Resultat die Vernichtung
der Phoker war, welche Dem. in der avaxs(paXaifaaig betont.
Daneben aber natürlich der Punkt V, das de^qa utal inaO-ovg Xa-
ßetVy der sofort 316 in den Worten ifiia&coffaro fiiv tovtov
sv&icog an die Spitze der ganzen Erzählung gestellt wird und in
dieser selbst nur die Ausführung erhält. Sehr zurück tritt dagegen
der Punkt IIJ (cJv ngogsra^aT^ avTM 4) und das geschieht mit
voller Absichtlichkeit : denn dieser Punkt ist am wenigsten begründet,
weshalb denn auch Aesch. denselben gerade zum Stützpunkte seiner
Vertheidigung macht. Dem. spricht allerdings 322 f. von dem
Aufenthalt der zweiten Gesandtschaft in Makedonien, aber er hütet
sich, von dem zu sprechen, was er im Verfolg des V Punktes 150 ff.
den Gesandten vorgeworfen hat, sondern hält auch hier die Rücksicht
auf die Phoker fest. Punkt IV dagegen (jäv x^oVcuv 4) findet
gleichfalls 323 f. seine Berücksichtigung, tritt aber ebenso wie in
der Klage selbst nicht besonders hervor. 325—28 schildern im
Gegensatze zu der Erzählung von dem Verfahren des Aesch. die
Resultate seines Handelns selbst: sie geben den Inbegriff seiner
Schuld. Und entsprechend dem eben befolgten Plane, nur das
wirklich Gravirende zu geben, auf den Verlust der thrakischen Plätze
den Dem. 150 ff. dem Aesch. Schuld giebt, nicht einzugehen,
stellt er die Verhältnisse in Phokis und Theben den Athenern vor
Augen, indem er den einstigen Versprechungen des Aesch. die wirk-
lichen Ergebnisse vergleicht. So müssen wir sagen, dass das Stück
315 — 28 einen mit vollster Absichtlichkeit festgehaltenen Plan ver-
folgt und eine durdiaus innerlich abgerundete Einheit bietet. Ich
habe schon oben über das Stück 329 ff., welches der Interpolator
hier angefügt hat, gesprochen. Nach Kennenlernen von 315 — 28
muss aber hier noch dem oben gesagten hinzugefügt werden, dass
auch darin der volle Gegensatz von 329 ff. zum vorhergehenden sich
erweist, dass Dem. 315 ff. Schritt für Schritt der Zeit folgt bis zur
unmittelbaren Gegenwart, während 329 ff. plötzlich in allgemeiner
Betrachtung ein zeitloser Standpunkt eingenommen und sodann
wieder in die Vergangenheit zurückgesprungen wird.
Ich lasse es unentschieden, ob der Interpolator beabsichtigt hat,
329 — 40 dem Stücke 315—28 anzufügen oder an Stelle desselben
zu setzen: mir scheint das erstere wahrscheinlicher, da die, Worte
OTi yoQ tavd-^ anXäg dedcaQodoxfjpiat sich den vorhergehenden
Worten o^ro^ di XQVH^^^ €%ovOiv Inl Tovro^g xal (i^XQ^ ^^
z^fisQov ^fiigag dixfjp ov dedcoxaaiv unmittelbar anzuknüpfen
scheinen. Doch erscheint als Moment hiergegen der Umstand, dass
der Vf. 334 in der Aufzählung der einzelnen von Aesch. verschuldeten
Thatsachen eine Wiederholung der von Dem. 325 f. gegebenen Punkte
uns bieten muss, denen er dann die auf Thrakien sich beziehenden
Punkte hinzufügt, die er ohne Zweifel von Dem. falschlich ausge-
lassen hält, die dieser aber wohlweislich ausgelassen hat, weil sie ein
sehr schwaches Moment der Klage bilden.
Es fragt sich nun aber noch, ob 341 — 43 sich passend an 328
anknüpfen und ob sie einen genügenden Abschluss der ganzen Rede
geben. Zunächst muss hervorgehoben werden, dass eine Anknüpfung
von 341 an 340 absolut unmöglich ist. Es ist zuletzt von der
Stimme des Aesch. die Rede gewesen und die Richter sind gewarnt,
von derselben sich nicht bestechen tu lassen. Wenn es nun 341
heisst OTi de ov fwvoy xatä %&Um — cv(i(p€Q€t tovtov ^Xcn'
xivah — so fragt man billig: welches sind %uXXal Dagegen weist
der Schluss 343 ganz bestimmt auf 325 — 28 als unmittelbar dem
341 vorhergehend hin. Wenn es im Schlusssatze heisst ov%€ yccq
TtQog do^av ovT€ ngog sitsißsiav oSis nqog dü^pdXeiav ovzs
TtQog äXX^ ovdep Vfity (fvfiq)€Q€t vovtop ä(f€tpat — so ist der
Gesichtspunkt der aatpdXsta aUein in 341 ff. erörtert: von der do^a
und evadßsia ist keine Rede gewesen. Diese beiden Punkte sind
offenbar in 325 f. und 327 erörtert. Die Erzählung des Verfahrens
des Aesch. wird in den Worten 325 Toikop top tqonop xal to$-
avtaig %ixpai,g vno ttSp xaxiöt* dnoXov(Aip(op CLpd'qoinwv
Ttapta tä nqdyikax^ änciXeto abgeschlossen : Dem. zieht jetzt aus
der unmittelbaren Gegenwart, die sich auf Grund jenes Verfahrens
des Aesch. gestaltet hat, die Folgerungen für die Richter. Zunächst
wird 325 f. die wirkliche Schädigung ihrer Macht ihnen vorgeführt:
— 129 —
sie müssen stets auf der Lauer liegen, Philipp bedroht sie von allen
Punkten, bei jedem geringsten Anlass müssen sie die Hand am
Schwerte haben, weil Philipp ihnen dadurch , dass Phokis in seiner
Gewalt, Theben ihm verbündet ist, über Nacht auf den Hals kommen
kann. Dieses ist ein erniedrigender Zustand für die Athener: ihre
dolSa allein verlangt also schon, dass sie Schritte dagegen thun und
durch Bestrafung des Aesch., von dem sie sich haben an der Nase
herumführen lassen, ihre dd^a einigermaassen wieder restituiren.
Mit 327 aber nimmt Dem. einen ganz andern Standpunkt ein:
es sind sämmtlich religiöse Momente, die er hier vorführt: ärtl di
nqaxd-rivav tw -d-sio ol fisv ovvsg l^ficpixTVOveg ipsvyovöi, xal
i^sXijXavTav xai uvadtavog aixäv ij X«ß« ydyovsv, ol rf' ot;~
ntanoT^ sv ria nqotsd-sv XQOVCo yevoiisvoi Maxsdovsg xal ßctQ-
ßaqov vvv ^Aiitfixtvovsg slvai ßid^ovtai, idv di rvg nsql xäv
Isqw xqriiidToav fipfjd&y' naTccxq^fivi^eTai, ij nokvg dh t'^p
nqoiiavTsiav ätfj^qfixai. Ich glaube, man wird nicht zweifeln, dass
hier der Gesichtspunkt der svaißsia erörtert wird, den Dem. aus-
drücklich 343 fin. nennt.
Diese beiden Punkte der dotcc und evaeßsia haben das mit
einander gemein, dass sie der unmittelbaren Gegenwart gehören.
Sie knüpfen sich der Schilderung der Vergangenheit 315 ff. passend
an. Dem. schliesst 328 die Schilderung der Vergangenheit und
unmittelbaren Gegenwart' ab: die erbärmliche JLage der Stadt
ist den Athenern wie ein geheimnissvolles Räthsel, wie ein unsicht*
bares Netz übergeworfen. Philipp hat kein Wort der Lüge nöthig
gehabt und hat doch Alles erreicht: die Athener haben von Allem
was sie erhofft das gerade Gegentheil erlangt; nun träumen sie im
Frieden zu sein und doch befinden sie sich in einem Zustande, der
schrecklicher als der Krieg, omov di XQW^^^ s^ovaiv inl tov-
totg xal iiexqi r^g Tijfjisqov '^fiiqag äixfjy ov dsddxadiv.
Der Ton dieses Stückes wird mit jedem Worte ernster und
schwerer. Auf die Schilderung der kläglichen Machtverhältnisse
Athens folgt die der religiösen Einbussen, die schon durch ihren
Inhalt den vollen Ernst der Stimme herausfordern. Wenn nun 328
Dem. in furchtbar schneidenden Gegensätzen die Lage Philipps, die
Lage Athens geschildert hat und nun, auf die Gesandten weisend, die
Worte hinzufügt: ovtoi di xq^i^aT^ sxovdiv ini tovvoig xai
IJtixQt T^^ T^[jb€QOp ^(Jbiqag dlxriv oi dedmtactVj so bedarf es
* 9
— 130 —
nach meinem Gefühle hier keiner bestimmten Aufforderung, heute
die Strafe zu vollziehen, sondern diese Worte fordern die Richter
dringender dazu auf, als jedes ausdruckliche Wort thun inrärde.
Nachdem Dem. mit den Worten ovzo^ di x^if/iAar^ s^ovoiv
in\ TOVTOig xal iiixq^ xi^g T'^f.icQOP rj[A^Qag dixfjv ov dedcoxcc-
atv geschlossen hat, lässt er seine Stimme einen Augenblick ruhen.
Er lässt den Richtern Zeit auf den Vorwurf, auf die Mahnung, welche
in jenen W^orten lag, sich selbst die Antwort zu geben : „aber heute
soll Aesch. die verdiente Strafe empfangen". Wer sich in jenem
Augenbhcke dieses nicht selbst sagte, für den hätte auch des Dem.
ausdrückliche Aufforderung zur Strafertheilung nichts gefruchtet.
Dem. schweigt also einen Augenblick, um den Richtern Zeit zu geben,
mit sich selbst zum Entschlüsse zu kommen. Und dann fährt er
mit demselben Ernste 341 fort: oxh 6^ ov ^ovov xard raXXa
dXXd xat td nqog avxöv top OiXinnov ftgayfiaxa navxax&g
avfi(piQ€i TOVTOV ^Itoxspat ^•sdaaad's. Dem. geht hier auf die
Antwort ein, die nach seiner Voraussetzung die Richter sich selbst
gegeben haben: „er muss und wird bestraft werden." xatä tccXXcc
ist xatä do^av wie er 325 f. und xar' evfSißeiav 327 und beide
Punkte zusammenfassend 328 auseinander gesetzt hat. Dem. wusste,
dass die Athener für solche ideelle Gesichtspunkte der do^a und svai-
ßsia im hohen Grade empfänglich waren; aber er wusste auch nur zu
gut, dass solche edle Beweggründe doch immer wieder in den Hin-
tergrund zurücktraten gegen die Neigung,'in Ruhe und Behaglichkeit
zu leben, dass diese bei allen Ueberlegungen stets den Ausschlag gab.
Und so geht Dem. denn auf den Gedankengang seiner Hörer ein:
das könnt ihr auch; ja die Verurtheilung wird euch erst recht aatpd^
Xsiav gewähren. Beziehen sich die Motive der do^a und evtsißsia
auf die Gegenwart, so gehört das der äatpdXsia der Zukunft an.
In wenigen Zögen wird dieser Gesichtspunkt ausgeführt. Dem. zeigt,
dass die Verurtheilung des Aesch. unter allen Umständen einen
günstigen Einfluss auf das Verhalten des Philipp ausüben wird und auf
alle, die etwa des Aesch. Nachfolger im Verrath der vaterländischen
Interessen werden möchten. So schliesst Dem. die Rede: ovrs ydq
nqog do^ap ovxs nqog evcsißsiap ovrs nqög dotpdXsiap ovte
ngog äXX"" ovdkv Vfitp aviicpiqsi, tovxop aifeXpai^ aXXä xigico-
Qfl(fafiipovg naqdds^yiia Ttoiijffat nä(Si xaX xotg noXlxai,g xal
xotg dXXoig "EXl^cSf.p. Wie gesagt, die Erwähnung dieser drei
Punkte, der dd^a, der eixsißsia und der aaq^dXeta, von denen der
— 131 —
letzte 341 fl*. erörtert ist, zwingt uds anzunehmen, dass jene andern
beiden Punkte gleichfalls unmittelbar vorhergegangen sind; und da
dieselben unzweifelhaft in 325 f. und 327 erörtert sind, worauf eine
Zusammenfassung beider, in der Gegenwart ihr Gemeinsames haben-
den, Momente in 328 erfolgt, so sind wir schon dadurch genöthigt,
315—28 unmittelbar mit dem Stucke 341—43 zu verbinden. Wer
aber weiss, wie einfach und ruhig Dem. seine Reden zu schliessen
pflegt, der wird keinen andern Schluss erwarten oder wünschen.
Fassen wir jetzt am Schlüsse unserer Untersuchung die Resul-
tate derselben noch einmal kurz zusammen, so haben wir zu
erkennen geglaubt, dass die Rede des Dem. nsgl na^anqeaß,,
ausser den Worten 149 äXXd vrj Jia rovg (fvfifjbdxovg änsiQfj-
xivai (pijast tm noXi^M und dem wenigstens verdächtigen Para-
graphen 187, zwei bedeutende Interpolationen erfahren hat 201 bis
36 und 329 — 40, nach deren Ausscheidung der wahrhaft künstleri-
sche Bau der Rede in vollster Schönheit zur Erscheinung kommt.
Die rhethorische Composition der Rede ist danach folgende :
1 — 3 ngooifAiov.
4 — 8 7tQ0xata(tX€V7] : t^tfjifig und 5 xeipdXaia.
9 — 16 7TQ0xatd(tTa<^ig,
17 — 28,29 — 71 erste xaTatfxsvij: Punkt I (av anijyyeiXePj
Punkt IT OOP sTtskOsv und Punkt IV t&v xqovoav, so-
weit der letztere hier in Betracht kommt.
72 — 97 erste dvaaxev^,
98 — 133 zweite xaraaxsvij: Punkt V €l ädiaqodox'qtiag ^ /iny
ndvra ravTU ninqaxrai,
134 — 149 zweite äpaaxsvij.
150 — 181 dritte xataaxsv^: Punkt III cov nqogsxdl^at avxä
und Punkt IV tüv xqovtaVj soweit derselbe hier in Be-
tracht kommt.
182 — 191 dritte ävaaxev^j obgleich formell auf die Gesammtklage,
nicht auf den Einzelpunkt III sich beziehend.
192—200, 237—328, 341—43 iniXoyog und zwar
1) 192—98, 199 f., 237--40, 241-87 irö xaxa-
dxsvddai — top dxQoazfjv TtQog top ivavxlov
(pavXiAQ. 2) 288—301 av^atg. 3) 302—14
iXiov ixßoXij. 4) 315—28, 41—43 dya»€(pcc-'
Xaicüi^ig,
Verlag der Weidmanaschen Buchhandluag (J. Reimer) in Berlin.
Druck von W. Porinetter in Berlin, l^euc Orflnstr. 30.
L ^-f-
I
^.
•«■ ^
^ . ^'
« ■ .
I ^: $V^.
imii