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BIBLIOTHEK
DES
LITTERARISGHEN VEREINS
IN STUTTGART.
LXXXVI.
STUTTGART.
OEÜSTTOKT Auf KOS'IBN DES LITTBBABISCHEN VEBEIKS.
1866.
ab*J^^ ^
PßOTECTOR
DES LITTERARISCHEN VEREINS IN STUTTGART:
SEINE MAJESTÄT DER KÖNIG.
VERWALTUNG:
Präsident:
Dr 1. T. Keller, ordentlicher professor m d^r fc. uiiiverßitä* iaTtibingeit,
Kassier:
Professor DrKommerell, vorstand der realschule in Tübingen.
Agent:
Fues, buchhändler in Tübingen.
GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS :
Oberstudienratb Dr Haßler, conservator der vaterländischen kunst-
und alterthumsdenkmäler in Ulm.
Dr Holland, außerordentlicher professor an der k. Universität in
Tübingen.
Obersthofmeister W. freiherr v. Holtz in Alfdorf.
Dr G. V. Karajan, vicepräsident der k. akademie in Wien.
Dr E. V. Kausler, vicedirector des k. haus- und Staatsarchivs in
Stuttgart.
Dr Klüpfel, bibliothekar an der k. Universität in Tübingen.
Dr 0. V. Klumpp, director der k. privatbibliothek in Stuttgart.
Dr Maurer, ordentlicher professor an der k. Universität in München.
Dr Menzel in Stuttgart.
Dr Simrock, ordentlicher professor an der k. Universität in Bonn.
Dr Wackernagel, ordentlicher professor an der Universität in Basel.
Dr. Waitz, ordentlicher professor an der k. Universität in Göttingen.
DE REISEN
DES
SAMUEL KIECHEL
AUS DREI HANDSCHRIFTEN
HERAUSGEGEBEN
VON
Dr k. d. haszleb.
STUTTGART.
OEDBüCKT AUF KOSTEN BES LITTEBABISCHEN VEBEINS
NACH 8ESCHLUSS DES AU8S0HV8SE8 TOM MAt 1866.
1866.
»ftUCR TO« L. r. ^R8 IM TÜBINOBM.
1
Kurzer Bericht unnd Beschreibung meiner
SAMUEL KIECHEL VON ULM GETHONEN KEYS VON 23 MAY
des 1585 jars büs uff ultimo Juny anno 89 erstlich
von Ulm u8 nach dem königreich Beheim und dann
fortan in andere königreich, lanndt und stött; vol-
gendts die reüs von Yönedig aus nach dem heüligen
landt gen Jherusalem durch Samariam, Galileam,
durch das königreich Syriam, Halepo, Cipro, Ägipten,
zu sant Catharina oder uf denn berrg Synai, ittem
in das königreich Candiam, nach Rhodis neben andern
insuln d(BS Arcipelagi, wie auch nach Constantinopoli
unnd mer ortenn inn Leyanntte, wölche ich, gott zum
höchsten gedanct, glicklich durchzogen, verriebt und
zum ende gebracht habe.
An dem 23 May gemeltes 85 jhars, wölches wahr ein son-
tag, reüset ich von Ulm hinwegg und gab mür mein bruder
neben andern guten freinden das gleidt büs gehn Gentzburg,
aldo wür müt einander zu morgen gessen und unns geletzt haben,
als dann ich auch meinen abschidt von ihnen genommen und
nach müttag uff einen flos gesessen, wölcher flosman mütt
nammen Marte Glonz, der hatte nun allerley volckh uff dem
selbigenn, als wüdertäuffer, Jesuitten, Martinisten und Papisten,
auch allerley handwercksburst und frauen, wüe sich dann aller-
ley gesind versamlet, und fuehr der flos noch desselbigen tags
gehn Dillingenn. Ich aber stüge zu Laugingen aus umb willen,
das meine 1. elterm aldo wahren, und blib denselbigen abent
do, und ist von Ulm gehn Laugingen 4 meyl, dem pfalzgraven
von Neuburg gehörig.
Volgenden taag als denn 24 gemeltes mohnats des morgens
früeh nam ich verlaubnus von gedachten meinen elterm unndt
rayset nach Hochstött, aldo ich denn flos wüder erreichet,
Kiechcl. 1
1
fuehren uff das morgenn essenn gefau Thonauwerdt; volgendts
nach müttag gehn Neuburg, doselbst pfallzgraf Philips Ludwüg
hoof holt; ist von Laugingen dohinn 7 meyl.
Denn 25 düto, welches wahr der tag ürbani, fuehren wür
uff das morgen essen gehn Inglstatt, dem herzog von Beyern der-
zeütt zustöndig, düsen wüe auch volgenden 26 tag lag ich aide
stüll in des Iheronimus Satlers herberg und lües denn äos fah-
ren, umb willen sich allerley selzamer hendel zuetrügen müt
schlagen unndt raufen. In gemelter statt hat es ein universitet;
ist von Neuburg 3 meyl. Denn 27 düto des morgenns früeh
fuehr ich uf einem Regespurger schiff hünweg und kam desselbi-
gen tags gehn Regenspurg, wölches ein statt des reichs, aldo
ich volgenden 28 stillgelegen, büs ich nach gelegenheüt tracht,
weitter zu kommen; und ist von Englstatt gehn Regespurg
9 meil.
•Denn 29 düto, am tag Wilhelmi, reüset ich von Regenspurg
hünwegg und nam meinen weeg uff düe obere pfalz, kam uf düe
nacht gehn Amberg, wölches düe hauptstatt in gemelte oberrn
pfalz und under dem churfürsten von Heüdlberg; lag also denn
30, wölches wahr der heilig pfingstag, denn halben tag do stüll,
aldo ich gottes wort gehört und noch denn gemelten 30 nach-
mittag von do hünweg und kam uf düe nacht uf ein einöde oder
einzige herberg, zur Schindhitlen genant, wölche herberg denn
namen nicht umbsonst hat, denn wehnig do zum hosten vorhan-
den wahr. Als ich nun von Amberg ohngevar ein meil wegs
kahm, traf ich einen hotten von Praag ahn, so am hinein züehen
wahr, müt wölchem ich fort ruckte; und eh das wür uf das
nachtlager kamen, trafen wüer einen mönch an, der auch unsers
wegs zöge, welcher sich bey Riedlingen aus einem closter her
nennet: also wür das nachtleger beysamen in gemelter Schind-
bitten hatten ; und ist vonn Amberg 4 meyl.
Denn 31 und lotsten düsmonatsreyseten wür drey morgenns
früeh von do hünweg, kamen uff das morgen essen in ein fleckhen
genant Schettenbach, hart am behmerwaldt gelegen, und nachmit-
tag zogenn wür müt einander durch denn böhmer waldt, wölcher
bey drithalb meyl wehret; kahmen uf die nacht in offnen fleckhen
oder marckt, Frauenburg genant, uf der andern seitten des waldts,
wahren aller müed und büs uf die haut nass, dann es von dem
morgen an büs zum abendt nicht ufhört zu reegnen. Und ist
von vorgemelter Schindhitten büs gehn Frauenburg 5 meyl.
Denn ersten tag Juny stundt ich des morgens frü^ auf,
mich uf denn weeg zu machen, aber der münch hatte nicht lust,
düe nassen kleider wüderum anzuzüehen, zu dem beclagt er sich,
er hette nicht gelt, denn würt zue befridigen, also das ich ihne
verlassen und müt dem hotten fort zöge; kamen desselbigen
tags gehn Pylsen, ein statt im königreich Beheim, und ist von
Frauenburg dohün 6 meil.
Denn andern düs verlües ich denn hotten, traf einen bur-
ger von Pilsen an, welcher miit seinen hausfrauen gehn Prag
fuehr , der nam müch zu sich uf seine gutschen und fuehren des-
selbigen tags gehn Beraun, ein stättlen in Behmen, aldo wür
yber nacht hüben; von Pilsen 7 meil.
Denn 3 düs reyseten wür von do früeh hünweg und kamen
auf das morgen essen gehn Praag, wölches düe principal statt
im köhnigreich Beheim, aldo auch der zeüt kais. Maiestät hoof
holt; ein alte und sehr grosse statt, durch wölche ein flüesendt
wasser, so düe deine seytten (auf wölcher ihr Majestät palatium)
und die alte statt von ein ander scheidet, düe Mult, genannt,
yber wölches wasser ein herliche steinerne bruckhen müt vilen
Jochen erbauett. Aldo ist zu sehen der Betschin, das keyserliche
palatium, darinnen under ander anderm ein herlicher groser sahl
von gewaltigem gebey der brcytte und lenge halber, doch düe
bogen der höche und weytte nach sich so ferm einer zu dem
andern erströckt ohne einige pfeyler, so dozwischen, sondern
als breüt der saal ist, begreifft ye ein bogen den andern.
Ittem düe kürch, in wölcher ihr Majestät pflegt mess zu
hören, so auch hart am palatio, in wölche ihr Majestät auf einem
gang, so büs dohin gemacht, gehn khan; aldo ich ihr Majestät
gesehenn« Femer ist auch wol zu sehen der oder düe stallung,
in wölcher mancherley schöne pfert, als türckhische, napölitani-
sche, spanische und andere mehr gesehen werden.
Ittem ihr Majestät lust-, wüe auch usserhalb der statt bey
einer halbenn stundt wegs der thüergarten , wölcher sehr weüt
müt einer mauren umbheer begriffen, und müt vilerley gewildt
besezt, drinnen ein holz müt vilen bömen, schöne und lustige
matten, neben einem deich oder weyer, dovon das gwild zu
1*
trinckhen hat, auch am inngang desselbigen ein schön lusthaus.
Sonsten ist gemelte statt durchaus nicht beföstigt, wöder von
mauren, pasteyen noch graben, und würt düe alt statt mehr
von Juden bewont. Mein herberg hat ich uf der deinen seytten,
zur zuckherbacherin genannt, doselbsten- ich stillgelegen von
4 bis 7 düs, und ist von Beraun jgehn Praag 3 meyl.
Denn 7 düs reyset ich nachmüttag zu gutschen von do hün-
weg in gesellschafft eines nüderlendischen mahlers undkochs;
kamen düeselbige nacht in ein stättlen in Behmen, Budin ge-
nant; von Prag dohün 5 meyl.
Denn 8 düs des morgens früeh hinweg, kamen uf das mor-
gen essenn in ein stättlen, Aussig genant, an der Elb gelegen,
aldo sehr gute wein wöchst, under andern Weingarten hart an
der Elb ein berg, uf wölchem der hoste wein wechst, so in dem
königreich Beheim gezogen würt, der dan jhärUchen ihr Mat.
gehn hoof gefüert würt. Uf düe nacht kamen wür in ein offnen
fleckhen oder dorf , so auch noch behmisch, Peterswaldenn ge-
nant, ist von Budin 6 meil.
Denn 9 düs von do früeh hünnwegg und kam uff denn müt-
tag gen Dresden, ein statt im landt zu Meüssen, aldo auch der
churfürst von Sachsenn hoofhölt, ein deine aber sehr veste wol-
erbaute, schöne, lustige statt müt schönen geraden und weytteu
Strassen, und düe heyser in gemein von steinen erbauet. Aldo
leeft ein wasser durch, genant die Elb, yber wölche ein schöne,
zührliche, von stein erbaute bruckhen, wölche beede stött als
alt und neu Dresden von ein ander scheidet, dan düe alte statt
nicht müt in den rinckhmauren begriffen; lag zu der herberg uf
dem marct zum gülden rüng. Ist solches zeüghaus sonderlichen
wol zu sehen, dann es von denn schönsten und wolgerüsten
eines in Teütschlandt ist. Von Peterswaiden gehn Dresden
5 meil.
Denn 10 düs reyset ich in vorgemelter gutschen, domüt ich
von Prag ab kam, nun allein des morgens früeh von do hünweg
und kam uf das morgen essen in ein stättlen , Meüssen genant,
dovon das land etwan seinen namen hat. Und auf düe nacht
kam ich in ein ander stättlen, Oschaz genant, ist von Dresden
dohün 7 meil.
Denn 1 1 düs von do hünweg kam uf denn müttag in ein
stättlen, Würzen genant, auch im landt zu Meüssen gelegen,
aldo es ein büstumb. Auf dem abendt kam ich gehn Leipzig,
wölche statt auch dem churfürsten von Sachsen gehörig, ein
schöne, wol erbaute, lustige statt, aldo auch zimliche handtir-
rung, sonderlichen wegen der märet oder messe, derer es ihm
jhar drey gilbt ,^ in gemelter statt hat es ein universitet; und ist
Ton Oschaz gehn Leipzig 6 meil.
Denn 12 düs reyset ich gehn Hall in Sachsen, ein sehr
schöner und lustiger weeg, in welcher statt der brenn von sau-
rem wasser zu sehen, dorus mann das salz seudt; ein Stadt von
sehr altem gebey, lauft ein fliesendt wasser fiirbey, heist düe
Saal, düe da geh zulaft und vil schaden thut; doselbsten holt
der administrator, des churfürsten von Brandenburg herr söhn,
hoof ; und ist von Leipzig gehn Hall 5 meil.
Denn 13 düs von Hall wüderomb zu rückh gen Leipzig
5 meyl.
Denn 14 und 15 noch aldo stüllgelegen, büs ich gelegenheit
bekam, fürter zu kommen.
Denn 16 düs reysete ich von do müt einem schlesischen
hotten hünwegg, kamen auf düe nacht in ein stättlin, Düeben
genant, noch in dem landt zu Meissen gelegen, an wölchem ein
flüessend wasser fiibei leeft, düe Mül genant; es hatte denn
halben tag ober starckh geregnet, das ich aller nass war, und
must müch düe nacht uf dem stro behelfen; und ist von Leipzig
dohün 4 meyl.
Denn 17 düs lag noch aldo stüU büs uf denn müttag, dann
es düe ganze nacht wüe auch des morgens noch regnete. Als
nun solches wetter ein wehnig fürbey kam, macht ich müch von
do hinwegg, zog noch des tags gehn Wüttenbergs, ein unliebMch
weeg, dann es von gemeltem stättlin auf 3 meil wegs wäldt und
hölzer hat. Dise statt ligt im landt zu Sachsen, aldo auch ein
universitet, nachent an der Elb gelegen, yber wölche ein hilzerne
bruckhen, uflf wölcher fuesgehende wüe auch reüttende personen
zollen müessen; in diser statt stillgelegen, denn 18 und 19 düs,
und ist von Düeben hieher 4 meil.
Denn 20 düs nach müttag reüset von do hünweg und kam
uf düe nacht gehn Zörbst, ein statt, dem herzog von Anhalt
gehörig, ohngevehr ein halbe stundt von der Elb gelegen, aldo
gutt büer gebrauen würt; und ist von Wüttenberg hieher
6 meil.
Denn 21 das des morgens früeh Ton do hünwegg nnndt kam
uff den müttag gehn Meüdenburg, wölcbes ein statt ist des
reichs, ein sehr veste nnd mechtige statt an der Elb gelegenn,
wölche hart an der statt mauren eins theils hünleft, und ist der
ein theil düe alt, der ander theil düe nejstatt genant; aldo auch
ein stattlich stifft, bün auch denn 22 do stüllgelegen, und als
ich vernommen, wüe D. Jeorgius Miller, gewesene superendent
in Augspurg, aber der zeütt vom churfiirsten von Sachsen ange*
nommen, denn 24 düs monats zu Wüttemberg sein erste predig
thuen solle, zöge ich desswegen zurück wüderomb gehn Wüttem*
berg; ist von Zörbst dohünn 5 meil.
Denn 23 Juny macht ich mtich des morgens früeh am thor
hünwegg und nam einen hotten von do müt mür und kam uflF
denn müttag gehn Zörbst, aldo ich denn hotten verlü^, dann
er zimlich alt, das er müer nicht mehr volgen kondte; nam
einen andern mann müt mür, das ich noch desselbigen abents
gen Wüttemberg kham; ist wie vor gemeldet von Wüttemberg
gehn Maydenburg 1 1 meil.
Denn 24 düs lag ich aldo stüll, wölches wahr der tag Jo-
hannis des täuffers, that gemelter D. Miller des morgens in der
pferrkürchen sein erste predig, bey welcher sich ein grosse an-
zal volcks versamlete, umbwillen yedermann in der statt in
böreu wolte.
Denn 25 düs reyset ich müt einem fuehrmann auf seinen)
wagenn in vermeinung nach Berlin. Do er aber ohngevahr uf
ein halb meil von der statt kam, ward der weeg zimlich bös,
weyl es sehr geregnet, schwam der sandt, dass düe pfert denn
wagen nicht fortziehen weiten; also er wüder zuruckh in düe
statt fuehr, muest also nach anderer gelegenheit trachten, fort
zu kommen, bekam einenn polnischen gutscber von Posenn, der
am zurückfahren wahr und doch nichts deutsch kondte, und
kam desselbigen tags noch in 1 stätlin, Bremen genant, in der
marckh gelegenn under dem churfürstenn von Brandenburg; ist
von Wüttenberg dohünn 4 meyl.
Denn 26 düs am morgen frueh faehr ich müt gemeltem
gutscher von do hünweg und kam desselbigen tags gehn Berlin,
aldo gemelter churfürst von Brandenburg hoof holt, wölche statt
in zwei theil getheilt und zwen underschidliche nammen hat.
Dann ohngevar zue mütten ein wasser durch düe statt left,
. doner der ein theil, do das schloss stöhet, Colin an der Spray '
genant würt nach dem wasser, und der ander theil Berlin; ist
von Brexen dohin 8 meyl.
Denn 27 düs nachmüttag umb vesper zeüt reyset ich von
do hinweg und kam uff düe nacht in ein stättlin, Spandau ge-
nant, aldo der gedachte churfürst eine schöne vöstung gebaut,
an wölche zwey fliessende wasser hünlauffen: uff der einen seyt-
ten düe Spray, auf der andern düe Haagl genant; disen tag
jward eben^jarmarct, das ich wegen vile des volckhs nicht wol
under kommen mochte, muest müch düe nacht uff dem stroh
behelfen; ist von Berlin gehn Spandau 2 meil.
Denn 28 düs des morgens früeh traf ich einen krepsman
ahn, so nach Hall umb salz fahren wolte; der hatte ein dein
weglichen neben einem pfert, als do im landt sehr gebreichig:
dann der weeg gut und eben ist. So befunden sich auch leütt,
wölche müt schüebkärlin, so nun ein radt haben, hün und
wüder reysen, dorinnen süe salz, körn undt anders zu füehren
pflegen; fuehr also mein krebsman des tags gehn Brandenburg,
ein grosse und alte statt, wölche sich auch in zwei theil erströct,
düe alt und neystatt, aldo fleüst ein wasser durch düe vorstatt,
am. hinein züehen von Spandau zur rechten handt, düe Haagl
genannt; und ist dohün von Spandau G meil; muest gleich wol
des nachts uff dem stroh schlaffen.
Denn 29 düs reyset ich müt gemeltem krepsmann von do
hünweg und kamen auf den abendt in ein dorf , Nidlig genant,
aldo wür wöder brot noch anders fürs gelt l>ekommen kondten;
gleichwol es in diser landts art gemein, das mann in dörfern
nichts zu essen bekompt, wölches ich dozumal noch nicht ge-
wüst; aber büer ward wol verbanden, behalff müch diße nacht
auch uf dem stroh; ist dohün 8 meil.
Denn 30 und lotsten düs monats reüset ich früeh hünweg
und traf einen andern krepsmann an, wölcher gleich wol
geladen und einen wagen müt kreps gehn Bronschwig füerte,
müt wölchem ich forttzoge, und kam desselbigen tags gehn
Helmstött, ein statt dem herzog von Bronschwig gehörig, do-
8
Selbsten es ein universitet; und ist von gemeltem dorf dohün
8 meil.
Denn ersten tag des monats July bekam ich zu Helmstött
einen, der mür denn weeg uf Goßlar weysen solt, dann der
selbige sehr irrig. Und als wür des morgens bey guter zeüt us-
zogen, ohngevahr bey einer meil von do kamen, wahren wür
albereyt irr gegangen. Do ich denn mann als meinen hotten
endtlich fragte, ob er den weg nicht wüsse, gab er müer zur
antwurt, er wehre niemals zu Goßlar gewesen, also einer von
unns beeden denn weeg so wol wüste als der andere. Und trueg
sich zu, das ohngevahr anderthalb oder 2 stund nach müttag
wür in ein gros lang feldt kamen, wölches müt früchtenn stunde
und sehr hoch ufgewachsen wahren, begegneten unns ihr zweer
der eine trueg ein buden, dorinnen er allerley kremerey hatte,
der selbige stundt offen, in massen als ob er dem andern seinem
gesellen was verkauffte. Und als ich ihnen uff dem engen weeg
begögne, zieht der eine einen Daler heraus, begert ich solle
ihnen denn selbigen wechslenn, dessen ich müch entschuldigte
ich hette nicht münz, sagt ihme doneben, das hüer kein ort
wehre, gelt zu wüchslen, draut ihnen doch nicht, zu besorgen,
wann ich allein gewesen, hette müessen denselbigen per fortia
nicht allein wichslen, sondern noch wol denn beuttel müt sampt
dem gelt dohinden lassen, zog müch also von ihnen ab und ging
meines wegs fort. Und als wür bey einer meil wegs nahent der
statt kamen, kompt ein so gräulich ongeheyr wetter von blizen
und donner neben einem so großen regen, das wür schwerlich
fort komen mochten, erreicht noch des abents gemelte statt
Goßlar, eine des reichs, am Harz gelegen, ein sehr alte, bergete
und yber düe maasen ybel erbaute statt, lügt von Helmstött
7 meil, aldo ich meinen weegweiser verlies, gleich wol ich ihne
bestöllt, das er müt mür büs gehn Bronschwig züehen solte;
aber weyl er denn weeg eben so welinig wüste als ich, hab ich
seiner nicht bedörft.
Denn 2 düs bekam ich einen andern mann, wölchem ich
nicht all zue wol gedräut, dann er sehr durstig aus sähe, und
reyseten des morgens früeh von do hünweg, kamen nach müttag
für Wolfebüttl, doselbsten der herzog von Bronschwüg hoof
holt. Scheint ein vest schlos zu sein, dann düe stras hart an
dem selbigen fiirbey geth, hatt ein flüsend wasser, so faemnder
vom Harz kompt, wölches rüngs umb das schlos leeft, leeft
gehting zue und thnet großen schaden, under dem schloß ein
stättlin, und ist gemelt ort nun ein meil wegs von der statt
Bronschwig, kam also uf denn abend dahün; ist von Goßlar
6 meil. Gemelte statt, wölches eine des reichs, ist ein schone,
sehr veste, ein mechtige statt, umb wölche ring umbher dopl
Wasser graben , auch müt starckhen wählen und Streichwehren
sehr wol versehen ; so hatt es ein dein wasser, so durch düe
statt left, düe Aügge genant, so oben vom Harz herunter kompt^
Denn 3 und 4 do stüUgelegen. Es würt auch in gemelter statt
vül zeug und rüstungen gemacht, als hämisch und dergleichen
Sachen, was zum krüeg gehört, wüe auch mundstuckh, steeg-
reif, Stangen, strügl, sporn, gürtlen; der handtwercker hat es
in groser zahl.
Denn 5 düs macht ich müch des morgens früeh under das
thor, aldosich gemeinglich fuehrleüt befunden, so von der
lüneburger häuden dahün kommen, und fandt sich neben mür
ein nadler gesell und eine frau von Lüböckh, so auch meines
wegs reyseten, dingten mütt einander einen wagen auf 4 meil,
das wür ohngevahr uf mittag von Bronschwüg füehren* Als wtir
solches ort erreicht, düngtenn wür müt einem andern hauderer
noch uf 3 meil wegs, dohün wür erst bey 3 stundt in düe nacht
khamen, und mag düse landtsart billich wol ein heydt genant
worden, dann under solchen 3 meilen khein dorf, wehnig holz,
alles ein blatt, eben landt, gesehen wirt. Uf gemelten häuden
züecht mann vül haidl. Das dorf, do wür düe nacht hünkamen,
heist Aüssing, lügt nahent zu mütten uf der heüden, als wür
nun ein stundt 2 rhuoeten , ohngevahr zu müttenacht oder was
wehnigs spatters, bekamen wür ein ander hauderer, so ohne
das lehr zurück fahren mueste, müt dem selbigen wür weytters
fuehren (und ist von Bronschwüg büs in das dorf, so uf den
häuden lügt, 7 meil).
Denn 6 nach müttnacht reyset ich müt vorgemelten von do
hünweg und wahr gögen tag so kalt durch düe häuden, das ich
von wegen des frosts uf dem wagen nicht bleiben kondte, ohn-
angesehen es in hundtstagen muest ich doch vom wagen ab-
steigen und müch müt gehn erwermen. Als der tag anbrach,
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wahren wür albereüt in dem dorf » dobün wür denn fuebrmann
gedüngt, uns zur füehren, so jheneseüt der bänden, namen in
dem selbigen ort einen andern fuefarman, der unns uf 3 meil
nacbent bey Lüneburg füehret, und als dann noch voUent einen
in düe gemelte statt, das ^ür noch desselbigen abents gehn
Lüneburg kahmen, ein statt des reichs, dein aber vöst, aldo
Yül weüß salz gemacht würt. Und ist sonderlich wol zu sehen,
das düe pfann, in wölchen süe das salz süeden, von bley gegossen
sein und doch von dem grossen feyr, so stets dorunder, nickt
zergehn oder schmelzen, und daurt manche 8, wehniger auch
mehr, tag, eh das süe abgewechselt würt, als dann süe solche
wüderomb änderst güessen. Und mag zu solchem kein ander
dann englisch bley gebraucht werden, dann zu öttlichen mahlen
das bley, wölches herzog Julius aus seinem bergwerck ahm Harz
bekompt, geprobürt worden, aber düeselbige pfannen, so dovon
gössen worden, sollen gleich schmelzen und nicht yber 2 tag
daüren, dann solches bley süe vül neher dann das englische
haben könndten. Es hat auch am ende dieser statt ein vöst
schlos, so vor diesem denn herzog von Lüneburg zue gehört,
aber düe bürger haben solches müt list inbekommen. Es left
ein wasser durch düe statt, düe Elbenau genant, wölche uf
2 meil dovon in düe Elb komptt, ein wehnig schifreich; und ist
von dem dorf Aüssüng, so uf der haiden lügt, büs hüeher 9 meil,
aldo ich den 7 und 8 stüllag.
Denn 9 düs macht ich müch früeh zur porta, eh solche
offen wahr, dann alle morgen für dem thor fuehrleüt halten,
wölche das volckh,3 meil wegs von do uf Hamburg und Lüböckh
füehren, umb wüllen es täglich ein gros reüsen dohün gübt;
fuehr also in gesellschafft öttlicher kauäeüt büs in ein stättlin,
Wünser genant, einem herzog von Lüneburg gehörig, aldo ein
vest haus oder schloß, bey wölchem stättlin ich neben anderm
volckh von frauen und mann uff das wasser sg-s , aus wölchem
mann in düe Elb kompt, also das ich gemelten tag umb vesper
zeütt gehn Hamburg kahm; ist büs dohün von Lüneburg
7 meil.
Denn 10, 11 und 12 düs zu Hamburg stüUgelegen, wölche
^tatt gros, vest und mächtig, sehr poppulirt und eine under
denn sehstötten, aldo der zeüt grosse handlung, umb willen vil
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stattlicher nüderlendischer kaufleüt, so süe do in kommen las-
sen, wohnen, zum theil so ihre läger aldo haben, so wol auch
düe lenglische müt den lackhen oder ihrem thuh. Zu dem ist
solche statt sehr gelegen gögen occideht von wegen der Elb,
gleichwol düe selbige erst 18 meil underhalb Hamburg in düe
seh kompt, so künden düe schiflF gahr in düe statt hünein lau-
fen, wann das wasser hoch ist, dann es ab undt zu left. So
hat es in der statt öttlich und 70 bruckhen, das die Elb hün-
wüder in canal geleütett würdt; neben der Elb haben süe noch
ein ander flüesendt wasser, düe Allster genant. Wann das was-
ser abgeloffen, gübt es sommerzeüt ein bösen geschmackh; on-
angesehen aller wuest und unflot wüe auch düe privet in das
wasser gericht sein, brauen süe doch von solchem wasser sehr
guet büer, eins von dem hosten in denn sehstöttenn.
Denn 1 3 düs des müttags güeng ich an düe Elb, wüe dann
sommerszeütt alle tag ein grosse barca oder schiff nach Staden
gehn pflegt, so es änderst wetter ist, das mann uf der Elb
fahren kan. Do samlet sich allerley volckhs, das ob düe 50
personen uf gemelter barca wahren, beüde von frauen und
mann. Wann guter windt ist, so seglen süe; wann aber der
windt entgegen, als er dozumal wahr, mues man müt rudern
fortzüehen, müessen ihre 2 ein stundt und dann andere an
ihr statt züehen ; endlich wurde es so ungestüm , das wür dem
gögen windt kheinen wüderstandt thun kundten, fuer dero-
wegen an landt, von do wür zu fues nach Staden gehn mue-
sten. Nun wahr ein Nüderlender, der hatte ein fallis, wüe ich
dann auch ein deines bey müer hatte, wölche bede wür einem
umb ein drinckgeltt zu tragen ufdingten, weyl derselbige ohne
das unsers wegs güeng. Wüe nun des volckhs vül wahr, giien-
gen wür vohran in meinung, der käme müt denn fällis hernach.
Nun hatte es zwen weg, also ein theil volckhs denn andern
weeg güenge, müt wölchen düser mann auch fort gangen, gleich
wol beede weeg nach Staden gehn. Als wür nun gewar wurden,
das er nicht hernach kam, füelen unns böse gedanckhen ein,
gleich wol wür nicht zuruckh kundten, dann düe nacht wahr
unns uf dem halls , also wür genug zu thuen hatten , das wür
das thor erreichten, dann wol eine halbe stundt yber die zeütt
offen gehalten wurdt. Als wür nun zum thor kamen , fragten,
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ob nicht einer inngangen, so zwey fallüs getragen, do hatte
ihn niemandt gesehen, verehrten also dem thorwart ein trinc-
gelt, das er noch ein weyl offen hüelte, dann noch vül volckhs
dohinden wahr, so unns nicht volgen mocht, (dann wann ich
an mein fallüs gedacht, zog es mür düe müede ns, das mür
kein gehn zu schaflFen gab, umb willen ich ein stattliche zehrung
dorinnen hatte) Also kahm noch vül volckhs iun, eh mann
das thor spörtt , aber niemandt wolt wüssenschaft haben von
dem, der unsere fallis trueg, Zuletst beschwert sich der thor-
wart, er dörfe ohne bewilligung des btirgerrmeisters nicht len-
ger offen halten, gedacht ich, do ich schon drussen bleibe, weüs
ich ine nicht zu suechen, dann düse nacht so fünster, das kei-
ner denn andern sehen möcht; wurde also das thor gespert,
güeng ich müt dem Nüderlender und andern in düe herrberg.
Do es albereyt bey anderthalb stundt in düe nacht wahr, also
iclTmüch meines fallüs verzigen und genzlichen vermeint, der
jhenig seye müt solchem dovon, als wür nun ein gute zeütt
zu tusch sassen, kompt der thorwart in düe herberg, sagt,
es wehre einer drausen müt zwey fallis, uf solches ich müch
gleich zu dem. thor verfüegt, und vernam, das es der wahr,
dessen wür erwarteten. Weyl nun der thorwart nicht mehr
ufmachen kondte, dann düe schlissl dem burgermeister yber
anttwurt wahren, nun wahr es müt dem thor beschaffen, das
es unden bey einer spann denn boden nicht erreichte, also er
düe fallüs underhalb des thors hereiner that, er aber muest
düe nacht drussen bleiben; also befridigt ich ihne, und as
hernacher müt bösserm appetit dann zuvor; und ist von Ham-
burg gehn Staden 5 meyl. Düses stättlin lügt an der Elb under
dem büschoff von Brehmenn. Denn 14 düs wahren 3 Nüder-
lender und ich, düngten ein fuehr auf 3 meil, kamen uf das
morgen essen in ein ofnen fleckhenn, Föertt genant, aldo ein
vöstung dem gedachten bischoff von Brehmenn ghörig, auf einer
ebne gelegen, müt einem wasser graben rüng umbhehr, kahmen
mütt gemeltem fuehrmann y berein, das er unns nach Brehmen
füerte, zogen also nach dem morgen essen von do hinweg, wüe
es dann ein lange heüden und magere weüdt gibt, fuehren also
düe ganze nacht büs an denn 15 düs; als der tag anbrach,
kamen wür in ein dorf uf ein meil nahent bey Bremen, aldo
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wfir friieh stäckten und als dann vollent nach der statt fuehren ;
und ist Yon Staden dobün 10 mejl.
Denn gemelten 1 5 tag lag ich zu BFehmen stüU, düe statt
zue besahen, wölclie nicht sonders gros aber vöst, des reichs
nnndt ein sehstatt, aldo auch zimliche handlung, umbwilleu
das zu der zeütt der Reinstrom underhalb Cölhi gesperrt, das
keine gieter uf dem selbigen herauf gehn mögen, sonderlichen
Ton victualien als käs, butter, ittem Stockfisch, häring, blatteise
oder schlun und derogleichen wahren, wölche der zeüt aller
nach Brehmen kommen, von do hernach zu landt in Westphalen,
nach Colin unndt andern orten gefuert worden. Süe haben ein
wasser, düe Weeser genant, aus welchem süe in düe seh schiffen
könnden; es hatt der büschoff dieser statt sein residentz aldo,
es wohnen auch vil Nüderlender zu Bremen, weyl süe düe re-
ligion frei haben.
Denn 16 düs reüset ich in gesellschaft eines westfrisischen
edlmanns (wölchen auch der krüeg aus dem landt getriben)
neben seinem düner des morgens uf 2 stundt in tag von Bre-
men hünweg, mütt einem haudermann, wüe dann solche- alle
tag zu bekommen sein; der füert unns uf 5 meil. Ein meil
von der statt hat es einen ofnen fleckhen, DüUmanhorst ge-
nant, aldo ein schöne vöstung, den graven von Altenburg ghö-
rig, in welchem haus auch graf Johann hoof holt, von do ans
hat es ein wehnig holz, als dann kompt man uf ein weytt ebenn-
feldt, wölches bey 4 stundt wehret, zum theyl heyden; kamen
also nach vesper zeüt gehn Altenburg, ein stättlin, denn ge-
melten graven ghörig, aldo wür zu nacht gessen undt gleich
einen andern fuehrman bestöllt wüderomb uf 5 meil wegs; rey-
seten also gögen abendt von do hünweg, fuehren düe ganze
nacht, aller eben landt, mehrtheils heüden, zum theyl holz,
khamen des andern tags früeh, eh der tag anbrach, wölches
wahr der 17 düs, in ein dorf genant Fronberg, den graven
von Embdenn ghörig , do wür unns ein wehnig trückhneten,
büs wür einen andern hauderer bekamen, dann es in der nacht
geregnet. Von do dingten wür fuehr uf 3 meil, kamen wür zu
müttag dohin, Aurach genant, auch gemelten graven von Emb-
den ghörig, do selbstn auch der eine graf hoof holt. Das stätt-
lin ist schlecht von gebey, aber das schlos, in wölchem der
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graf hof holt, ist sehr yöst. Do bemüeheten wür imns sehr
umb düe letste fuehr, dann es nun noch 2 meil gehn Embden,
weyl es aber unsicher und vil freybeitter dort umher gübt,
fürchten düe gueten leüt ihrer pfert, kamen also uff denn abendt
gehn Embden, muesten under der porta wol eine halbe stundt
warten, eh das mann unns innlües, dann süe starkhe guardi
halten, muesten under dem thor wüe auch dem würt unser
namen verzeichnet geben, auch woher wür wahren. Düs ist
ein deine, aber wol erbaute, vöste und lustige statt, dem
vorgemelten graven von Einbden zustöndig, auch düe haupt*
statt in Ostfrislandt, wie dann auch der eine graf do hof holt,
sehr bequem zur handlung, umb willen süe hart an der seh
lügt und ein arm dovon den langen weg in düe statt geth,
also düe schif gahr hünein laufen mögen. Aldo lag ich stüU
von 17 büs uf 24 düs, nicht umb willen des wündts (sondern
mann mues der orlach oder krüegs-schif erwarten, wölche düe
andere schif convoyren von der malcontenten wegen, düe stets
dort umbher streyfen: dann düe statt Groningen nun 2 meil
gögen über, wölche düe Spanier innhaben.
Denn 23 düs morgens etwan drithalb stundt in tag, neben
dem und einem andern niderlendischen vom adl, zu schiff, sampt
anderem mehr volckh, so in dem schif wahr, under wölchen
auch ein edle junckhfrau, so zuvor niehmals zur seh gewesen,
eben so wol ich auch. Als wüer nun bey einer meil ohngevar
vom landt tamen, muesten wür der krüegsschif erwarten, düe
unns beleiten selten, domüt wür unns nicht zu blos lüessen;
also bey 20 schif, dein und gros, zusammen stüessenn, wahr
der wendt von occident sehr gut für unns, das wür denn ganzen
tag für dem wendt segleten, gögen nacht wendt sich der windt,
das wür unns under einer vöstung zu ancr legten, ein meyl
von Dockhem ; bliben also düe nacht im schif lügen.
Denn 25 düs wardt düe seh zimlich ungestim, und der
windt unns entgögen, also das wür müt dem boot oder deinen
barca an das landt fuehren , und güeng des morgens gehn
Dockhem, wölches von Embden 8 meil, ein stättlin in West-
frislandt, an der seh gelegen, aldo ich nicht yber eine halbe
stundt verharret, dann gleich von do ein barca nach Löwarden
fuehr, in welcher bey 25 personen von frauen unnd mann.
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dann ein dein rivir oder arm ohngevahr von 1 5 schritt breytt
dohün geth. Löwarden nicht gros, scheint aber sehr vöst sein;
ich kam gleich wol nicht hinin, umb willen süe ihr bürgrschafft
musterten, wahrenn in der zeüt düe thor verschlossen, das nie-
mandt inn noch us khundt, düngt also neben andern 3 oder 4
personen gleich ein andere barca uf gemeltem arm, füehren
noch des tags in ein ander stättlin, Franckhe genant, aldo ich
düe nacht gebliben. Und ist müt den bäch oder wassern be-
schaffen, das süe in gemein kheinen Aus haben: so der windt
gut, ziehen süe ein segl auf; ist er entgögen, so züehen 2, drey
oder mehr mann (nach dem düe barca gros) ftir solchen beer,
züehens am landt an einem seyl fort. Düses stättlin ist auch
nicht gros, aber vöst und ist von Dockhem gehn Franckhe 4
meil, wölche denn hoch teütschen meiien der lenge nach nicht
zu vergleichen sein.
Denn 26 düs des morgens früeh reüset ich umb Harlingen,
so nun ein meil wegs von Franckhe gelegen; ist düe gröste un-
der vorgemelttenn stötten, sehr vöst, auch hart an offener seh
gelegen, aldo ich verharrt büs uf denn müttag; under der
porta mues einer seinen nammen verzeichnen lassen. Eben des
tags seglet ein schif (wüe dann wochenlich eins oder zwey nach
Amsterdam von do abfahren), uf wölches ich müch begäbe ; in
dem selbigen schif wahren ob düe 60 personen von allerley
zusammen kommendt volckh. Als.wür nun von do absegleten
und ettwan bey 2 meil in düe seh kamen, lüef der wendt unns
entgögen, wurd Südwest, der unns mehr zuruckh dann für sich
trib; gleich wol der schiffmann nicht wüder in porto laufen wolt:
dann süe haben ihr bestimpte zeütt, büs wann süe zu Amster-
dam sein sollen, es sey gleich der windt gut oder bös für süe;
do süe nicht uf düe selbige zeütt hün kommen, haben oder
bekommen süe nichts für düe fart. Also küelt der wendt gögen
nachtt noch frischer, uf das ich gewolt, ich wehre wüder am
landt; muesten uns also solche nacht müt laviren hün und
wüder halten.
Den 27 düs regüerte eben noch düser wündt, das wir denn
tag und nacht hün wüder lüefen büs uf volgenden 28 zu müttag,
kämmen wür für Enckhusenn, lagen für ancr; aldo an land
gefahren und in der statt zu morgen gesseU) dann ich sehr
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bangrig war, umbwillen ich nun für einen stiber brot zu mür
uf das scbif genommene dann müt guetem windt seglet mann
in 8 oder 9 stundt gebn Amsterdam. Gemelte statt Enckhusenn
lügt in HoUandt, zimlich gros und sehr vöst, .auch der grösere
theil von füschern bewohnt, in wölcher vül groser schif gesehen
werden, so inwendig der statt im porto stöhn und nicht ge-
braucht werden. Gemelten tag umb vesper zeüt güeng ich
wüder zu schif, war düe seh aller stüU ; büs uf düe nacht be-
kamen wür ein wenig wUndt, und denn 29 düs nach müttag
gehn Amsterdam, wölches die principal statt in HoUandt ist,
kamen, sehr gros, volckhreich und vöst, aldo auch grosse band-
lung von allerley wahren, umb willen düe sehfartt nach Antorf
beschlossen; was deine schif sein, künden sich gahr in düe
statt legen, dann ein arm von der seh denn langen weg in düe
statt geth. Volgenden 30 düs do stüllgelegen, wüe auch denn
andern büs nach müttag, und ist von Harlingen in Früeslandt
büs gehn Amsterdam 14 meyl.
Denn 31 und lotsten gemeltes monats nach müttig güeng
ich under düe porta, so nach Harlem geth, aldo yeder zeüt
wagen halten, so das volckh hün wüder füehren, düngten also
unser 4 einen wagen und fuehren des selbigen abents gehn
Harlem, wölches 3 meil von Amsterdam, nicht ein grose, aber
sehr vöste statt, dann süe solche zimlicher massen in das was-
ser sezen könden, wüe süe sich auch lang gehalten in der be-
lägerung des Duca d'Alba, eh das ers erobert; endlich sich
durch hungers noth muesten ergeben , wüe süe dann auch sehr
verwüestet worden. In gemelter statt hatt es ein schöne grosse
kürch, von so hohem gewölb, als mann nicht leichtlich dero-
gleiclien höhe des bogenns oder gewelbs halbr fünden würt.
Denn ersten tag des monats Augusti güeng ich an düe
porta, do düe fuehrleüt halten, do sich dann gemeinglich volckh
versamlet, so des wcgs reysenn wollen, also das unser 1 1 per-
sonen, ein jung kündt sampt dem fuehrmann unser 13 personen
uf einem wagen fuehren; reyseten nach der predig von do hün-
weg, ist aller sandig und eben landt; 4 meil davon ligt ein
statt nicht fern von der Strassen, Leüde genant, aldo ein uni-
versitet ; ferners auf ein meil wegs ein ofner fleckh, in den Haag
genant, ein gros und mechtig lustig ortt, von schönen heüsern
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erbaut, aldo auch sehr vil adels ihr wohnung haben, sonder-
lichen sommerszeütt: dann düser ortt denn namen nicht umb-
sonst, es gübt rüngs umb disen fleckhen vil gehaag, gleichsam
als ein zäun, domüt der fleckh beschlossen \?ürt, eben als ein
maur umb ein statt, neben schönen gärten, beümen und lust-
häusem, dorinnen der adl sein kürzweyl suecht; neben dem
so hat es ein schöne landschafft umbhehr büs gehn Delft, dohün
ich diesen abendt kam, aldo ich meinen namen under der porta
wüe auch in der herberg mueste verzeichnet geben, wüe dann
in gemein schurr in allen stötten der zeütt gebreichig, und wer-
den beede diie namen, so under den thoren wüe auch in her-
bergen, alle abendt dem gubemator von der statt yberantwort,
dorinnen zu sehen, ob solche namen gegen einander accor-
diren. Delft^ eün deine aber veste sehr wol erbaute lustige
statt, aldo ein schöner plaz oder marct, würt auch do Selbsten
das beste büer gebrauen. Wehnig zeüt zuvor wurde der prin-
cipe von Oranien von einem Spanier erschossen, wüe dann vor
4 thoren ein quart von ihme ufgehenct worden gesehen würdt;
und ist von Amsterdam nach Delft 7 meiL
Denn andern düs reüset ich des morgens neben 2 kauf-
leüten hünweeg und kamen gehn Rotterdam, aldo wür gefrü-
stict. Düse statt ist nichtt wol erbaut, mehrer theils von fü-
schem bewohnt; düngten aldo ein barca, dann der windt gut
wahr für uns, uf welchem schiflin unser drey sampt einer
frauen und 2 junckfrauen wahren. Als wür nun von der statt
hinweg kamen, küelt es frisch uf, hatten halben windt , das
das schiäin uf der einen seytten aller im wasser güeng, das wür
aller nass wurden , und wurde der guten frauen sampt ihren
junckfrauen die zeit sehr lang, ohnangesehen wür düe 3 meil
in dritthalb stund segleten, und kamen des abents gehn Dort-
recht, ein zimliche grosse, aber ohnliebliche statt von gebeüen
und finstem Strassen, gleichsam ein insul, dann süe rüngs umb
herbeflossen; dann so süe einen richten lassen, mues eryber
das wasser gefüert werden, weyl das gericht jheneseyt stöbet;
wann einer fürs thor kompt, mues er bald wüeder umb kehren,
dann er wassershalb zu fues nicht lanng spaziren mag. Düe
visch sein aldo sehr wolfeil, sonderlichen der sallm oder lachs,
Kieebel. 2
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dessen sehr vül dort umbber gefangen würdt. Dises ist düe
lotste statt in Holandt, wölche von Delft 5 meyl lügt.
Denn 3 düs güeng ich des morgens früeh zu schif, neben
andern passaschiri, deren bey zehen wahren; gleichwol der
windt nicht müt uns wahr, aber doch zimlich stüU wetter,
segleten das vertrunnckhenn landt fiirbey, wölches wür zur
rechten handt lügen lüessen. In dem selbigen werden noch vül
geb^y, als ein vüröcter thurn, hohe mauren und anders mehr
gesehen, so noch yber das wasser ussgehn; segleten also disen
tag wüe auch düe nacht, und kamen den vüerdtenn düs bey
2 stundt in tag gehn Armyen, wölches von Dortrecht 1 5 meil,
ein stättlin in Sehlandt, hart am mör oder an der seh gelegen,
aldo ich us gestügen ; ein dein ort auch müt schlechten wähln
befestiget; blib do büs nach müttag, als dann ich zur Föhr
reyset ein meil wegs hüevon, auch nicht gros aber sehr vöst,
auch hart an oSner seh gelegen, wohnen mehren theils fischer
in gemeltem stättlin. Disen abendt reüset ich noch gehn Mittl-
burg, auch 1 meil von der För, wölches düe hauptstatt in Seh-
landt, ein meil von ofner seh, gleich wol uf einem arm düe
schif sich büs in düe hinin legen könden. Soll vor dem krüeg
freie handlung do gehabt haben, denn süe sehr in Spannia
geseglet, wölches inen der zeüt nicht gestatt wirt, do süe än-
derst nicht müt schif und gut wollen arrestirt werden. Gemelte
statt ist ziemlich gros, aber an öttlichen orten sehr vergangen,
vül heüser zerstört, so nicht mehr erbauen worden, ist doch
zimlicher massen volckhreich.
Denn 5 düss nach müttag reüset ich selbst acht,' dorunder
3 frauen, zu wagen gehn Ylissing, ein meil von Müttlburg hart
an offner seh gelegen, davon auch ein arm gahr in düe statt
hüninn geth, ein deine statt, aber mechtig vöst nest, aldo der
principe von Oranien bey seinen lebzeütten wol hofgehalten,
wüe dann sein gemahl noch aldo wohnet. Und dem nach düe
seeh ab undt zu left, könden süe von dem arm, wölcher in düe
statt hünüm geth, das ganze ländlin oder insul in das wasser
sezen, do süe düe schos gatter oder bruckhen ufzüehen, wölche
gögen dem landt hünaus gehn. Gemelte insul hat in circuito
nicht mehr dann 12 nüderlendische meil, düe einer sommers
zeüt zu pfert in einem tag wol verrichten kan, hat auch nicht
19
mehr als vorbemerkte 4 nüStk^ als Armyen, zur Föer, Müttlburg
und Ylissinng, und dann ein vestuiif^ Bammigen genant, uf ein
stuudt wegs von Vlissing, dohün ich an dem 25 dato spazürte,
wölches haus halb in der seh, halb an dem landt gehauen lugt,
do dann yederzeüt Soldaten gehalten werdenn. Ich muest zu
Ylissing st^ligen von 5 August! büs uf 6 Septembris, umb wül-
len düe windt immerzu west oder von occident lüeffen, dann
ich wahr Vorhabens, mein reüs von do nach Englandt zu nem-
men. Es kamen täglich schif aus England müt Soldaten, wölche
(als do zumal düe saag) Antorf entsetzen solten, gleil wol es
albereyt zu spatt, dann under dessen süe sich an den könig
aus Hispanien ergeben. Denn 29 dus kam zu Ylissing ein ober-
ster yber das gesante kruegsvolckh ahn, müt grossem pracht,
Mylardt Oxfort genant, ein graf, und von dem fümemsten haus
eins US Engelandt. Denn 27 düs monats Augusti erzeigte sich
der windt, als wollte er gut sein, rüstet müch und güeng zu
schiff aber gögen abendt wendt sich der selbige gleich als zu-
vor, also ich mäch wüderumben in düe statt verfuegt. Hernach
vemam ich, das öttliche Franzosen müt einem capitani von eün
freübeitter schif gedingt hatten, sich nach Cales in Francreich
zu beleitten; muest auch ein yeder von der statt oder burger-
meister ein patenta haben; nun wehre ich auch gern von do
hünweg gewesen, das mür düe zeüt sehr lang wahr, gieng also
zum bürgermeister und hielt auch umb ein passport ahn nach
Franckhreich , aber ich mochte es nichtt erlangen, zeugt mür
an, es wehre ihme von einem rath nider gelegt worden, keinem
mehr licentiam nach Franckreich zu geben, aber nach Enge-
landt woL Also nam ich ein pass nach Engelandt, und ist
solchs angesehen, wann einer zur. seh von ihren freybeittem
gerechtfertigtt würdt, woher er komme oder hün woU, dann
süe hün wüder streifen , hat er solch passport zu weüsen, dann
er sonsten sich zu besorgen, er werde geblündert Nun wollt
ich much auch gemeltem capitani ufdingen, domit ich von do
hünweg kommie; sagt er, ohne licentiam des burgermeisters
dörfe er nimandt nach Frankreich beleitten; also wüs ich ihme
solche meine feede, wölche nach Engelandt und nicht nach
Franckreich geschriben wahr.
Denn 31 und lotsten segleten hüvor gemelte Franzosen und
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ich of dem freybeütterschif nach müttag hünweg, ooangesehen
der wündt enttgögen und düe seh sehr ungestimm; also wür
tag nnd nacht segleten, aber aus gögen windt und ongestimme
der seh muesten wür wüder zuruckh, und waren zu lotst froh,
das wür den porto wüderumben erreichten, kamen also den
ersten Septembrüs gögen abent mütt greylicher ungestimme
wüder gehn Vlissing. Also ein yeder under der porta sein pass-
port weüsen muest, zu sehen, ob nicht öttliche sonder licen-
tiam haben wollen müt fahren, derowegen mür sehr banng wahr,
dann, wüe Torgemelt mein passport nach Engelandt und nicht
Franckreich lauttet ; kam also durch das ungewütter fortt, dann
der jhenige, so sue sähe, nicht lang gelesen, umb wüUen er
auch am regen stunde, do ich wehre ergriffen worden, hette ich
nicht mehr mögen in die statt kommenn.
An dem 1 September kam ein barca, so müt käs, butter
und harünng geladen, müt 5 personen gefenclich ingebracht,
wölche man corrnträger nennt, düe so ihren feindt speüsen
oder inen proviänt zue füehren. Weiten müt solcher barca nach
Antorf seglen, dovon drey ihrer botsleüt gegeislet und düe
zwen principales gericht worden, und solche von Vlissing yber
düe seh gefüert und in Flanderm gehenct worden ihren feinden
den spannischen zum spectackhl, dann es bey leübstraf Ter*
hotten, dem feindt proviänt zu zu füehren.
Denn 6 düs güeng ich abermahln zu schif neben hüevör
gemelte Franzosen, in vermeinung, mit dem vorigen freybeiter-
schif nach Franckreich zu seglen, lagen düse nacht im porto,
zu sehen, ob der windt wolte einen bestandt haben, also wür
den 7 von Ylissingen müt gutem wündt von ost oder Orient weg
segleten, das einer in düe 60 schif zehlen kondte, wölche alle
zumahl us dem porto zu Vlissing ablüefen, dann innerhalb
4 Wochen kein schif, wöder nach Engelandt, Franckhreich,
Schottlandt oder Irrlandt seglen mochte, umb wüUen des gö-
gen windtes. Als. wür nun ettwan bey 5 meil in düe seh kamen
und Schlüs, wölches ein stättl in Flandern, nahe fürbey seg-
leten, wendet sich der wündt wüder gehn west, derowegen alle
die schif , dovon hüevor vermeldt, wüder zuruckh nach Vlis-
sing liefen, ausgenommen düs schif, uf wölchem ich gewesen,
sampt noch eines anders freybeitter schif, dann düe selbigen
21
nicht dornach fragen , wo sie hin seglen oder wüe lang süe in
der seh sein. Wardt also gögen der nacht sehr ungestim, das
wür aller nass wurden von dem insprizen des wassers, dann
war düe nacht uns am mast oberhalb dem verdöck halten
muesten, dorfte keiner hinunder ins schif, umb willen der Sol-
daten, wölche ihr geliger drunden hatten, ein leichtfertig gott-
los gesündt, beede von kräegs Yolckh und schifleütten.
Denn 8 das sahen wür von ferrn landt, wölches wahr En-
gelanndt, bekamen ein wenig taugenlichen windt, das wür noch
des tags uf ein meil nahent zu einem porto kamen, Douvers
genant, und wüe wür unns nach Franckhreich dingten, kamen
wür doch nach Engelandt, und wolte unser patron oder capitani
nicht in porto laufen, sondern hielt in offener seh uf 1 teütsche
meül vom landt. Dort heromber lagen drey grosse armirte schif,
der königen zustöhendt, wölche unser patron müt dem geschiz
sallitirt; nach dem selbigen kam ein deine barca vom porto
herusser zu unns, do ich dann denn capitani befriedigte und
mich ne1)en andern 5 Franzosen in düe barca verfüegte , dann
das schiiHin deine halber nicht m^hr tragen mochte, fuhren
also domüt an lajidt und muesten düe ybrigen im schif ver-
harren, büs mann süe lang hernach auch ushollt. Kamen ge-
melten abendt gehn Douvers, ein offen stättlin am mör gelegen,
am inngang dessen ein castell zur rechten handt hoch uf einem
berrg gelegen, wölches den porto wüe auch das stättlin bewart.
Als baldt wür nun in düe herberg kamen, wurden wür für ött-
liche verordnete herrn gefordert, dann der gebrauch an allenn
innfahrten des landts, düe leüt sich anzeügen müessen, wo süe
her kommen, was ihr thun seye und wo süe hün wollen, auch
do einer brüef an kaufleüt oder irgendt anderer im landt hatj
mues mann düe selbigen weisen, wüe auch düe hotten alle düe
brüef, 80 süe inn und aus dem königreich fuehren, alle denn
verordneten herrn zeugen und förlegen müessen. Do süe nun
ettwan ein bedenckhen yber ein schreiben haben, brechen süe
dasselbige uff, wüe auch müt den personen, wann süe einen
argwönisch befunden, lassen süe in gefencklich innzüehen. Also
durch solch fleüssüg uf sehen vül verratberey geoffenbaret würt
und an tag kompt: düe brüef aber, wölche düse französüsche
kaufleüt hatten, gehörten alle nach Franckreich, dann süe wüder
22
ihren wüllen in Engellandt kommen. Den 9 düs do stüU ge-
legen, büs ich umb gelegenheüt trachtet, nach Londra zu reü-
sen, und würdt von Vlissing nach Douvers in Engellandt bey
40 teütsche meyl gerechnet
Denn 10 das reüset ich des morgens früeh von do hünweg,
müt einem hotten, den ich mut nahm, müch zu beleitten, wüe vol
keiner den andern verstünde, derowegen ich ihne der ort halber
wenig fragen konte , kamen uf denn müttag in ein grosse statt,
Gantelberg genant,* aldo ich zu morgen gessen, volgendts zu
abent in ein andern offen stättlin, Sittigbom genant, aldo ich
yber nacht gebliben; ist von Douvers dohün 24 englische meil,
wölcher bei 5 derselbigen ein teütsche machen, dann süe on-
gevahr denn ittallianischen mögen verglichen werden.
Denn 11 des am morgen do hünweg und kam uf denn
müttag in ein offenes stättlin müt nammen Gravesin, hart an
dem arm gelegen, nach Londen, wölches ort 20 meül von
Süttigbom lügt. Do pflegt man uff das wasser zu süzen und
foUendt nach Londen zu fahren, aldo täglich vül barca hün
und wüder fahren, denn man des wassers erwartet, wüe dann
solches 6 stundt ab und andere 6 stundt wüderomb zu left.
Muest also vom müttag büs zum abendt warten, büs das
wasser zu lief, begab mäch also des abendts neben andern
in 7 personen uf ein deine barca müt zwen mann, wölche an
rudern zogen, also ich umb mütternacht gehn Londra, eben
als ich an landt stüge, 12 uhr schlueg, käme, wüst nicht wohün
ich gehn solt, herberg zu haben für dise nacht; kam also zu
einem pasteten böckher, dann es eben an einer samstag nacht
wahr, das sie vül zu schaffen haben gögen dem sontag; düser
kondte französisch, und mäch gleich gutwillig ufgenommen büs
an denn morgen, wölches wahr der 12 das, befragt ich düe
herberg zum weüssen hehren, wölcher mann ein Nüderlender,
bey dem vül Teütsche pflegen zur herrberg lügen, und ist von
Gravesin gen Londen 20 englische meil.
Gemelte statt Londra ist döe principal und hauptstatt in
Engellandt, ein königliche, schöne, grosse, weütbegriffene uud
lange statt, aber am wehnigsten nichts beföstigett noch be-
schlossen, dann einer so wol bey nacht als zu tag zeütt aus und
in kommen mag , hatt in derselbigenn ein castell oder vöstung
23
unden uf der seytten hart am wasser gelegea, ^s hat in ge-
melter statt auch vül handlung, sonderlichen von lackhen oder
tuch, dessen sehr vül im landt gemacht von wegen grosser
anzahl der schaf , dovon süe düe menge woU haben, und werden
solche thuch onbereüt sehr vül hün vnd wüder verfüert.
Denn 16 düs monats septembris gäeng ich in düe kürchen,
wölche westmünster genant würt, ein schön, gros gebey, in der
selbigen werden alle kÖDig und königin des landts gekrönt und
nach ihrem ableiben dohün begraben, und werden ihre epitaphia
oben im chor des tempels gesehen. Derer nun öttliche sein zum
theyl von weissen marmor, andere von alabaster künstlich und
züerlich von ganzen personen gehauen; so würt neben oder
undei* andern auch gesehen am haupt des chors zu der lünckhen
handt ein hülzene sarckh, ganz schlecht und geringfieg von un-
gehobeltem holz, dorinnen ein königin des landts, wölche un-
verwesen und, als unns gesagt (dann noch andere mehr mütt
mir drinnen gewesen als ichs gesehen), ob düe 200 jähr albereyt
aldo lügen solle, und ist das ober theil oder brütt der sarckh
nicht verschlossen, wölches auch abgehöbt worden, also würs
zum theil angriffen , ist das fleisch aller ingetrücknet und hart
wie ein holz, gleich als mommia in Aegipten, nicht als andere
personen, düe palsamirt werden, düe such müt der zeüt ver-
zehren, das mann keinen luft noch athem an süe mag gehn
lassen , umb willen süe aller staub und aschen. Femer würt ge-
sehenn in gemeltem clior der cappellen ein stuel, meines er-
achtens von stein, aber doch geringfüeg und schlecht, auf
wölchem gemelte könig von Engelandt gekrönt werden. Neben
anderm würt auch in gemelter cappelle abcontrfehet gesehen
düe trachten oder kleüdungen deren potentaten als könig undt
königin des landts, wüe süe vor alten zeütten gekleidet gewesen,
imd doch mehr dann schlecht und geringfüeg gegen unsere
zeütten. Dem jhenigen , so unns düse Sachen gewisen und düe
cappelle ufgescblossen, verertenn wür ein trinckgeltt.
Denn 19 düs reüset ich nach Nanschiz, ein schön palatium
oder lusthaus, einem graven ihm landt gehörig, do such dann
do zumal königl. Majestät hüelt, in vermeinung, ich wolte süe sehen
zur kürchen gehn oder aber spazüren reüttenn; aber es wahr
unlustüg wetterr, alsoihr Majestät desselbigen tags nicht aus kom-
24
men. Rütt also däsen abend wüder gen London, wölches hun
und wüder 20 meul.
Denn 24 gemeltes monats wahren öttliche Teutsche vom adl
nndt andere nnnser bey 15 personen, wölchen das castell obge-
melt in der statt am wasser gewäsen, under wölchem starckhe
wacht gehalttenn würt; mag auch kein frembder seine wehr müt
sich intragen, sondern mues solche der wacht zu verwahren
geben, büs er wüder zuruckh kompt; in gemeltem haus wurdt
unns gewisen in einer camerr yül stattlicher cleinodüen von
goldt und edlem gestein verseztt; dessgleichen wurden wür ge-
füert in ein camer, wölche in dem haus, so matten in dem schlos
stehett, dorinnen herliche und schöne tapezeria, umbhenng und
küssen, alle müt seyden, goldt, vül mütt gueten berlin gestickt,
und seindt diser stuckh nicht öttlich, sonder yül und düe menge,
ganz beugen ob einander gesezt, von der erden uf eines manns
hoch, das mann vül sääl und camern domüt becleüden mag, und
ist jamer schadt, daß solche nicht gebraucht werden. Ittem
noch in gemeltem haus zu sehen ein rüstcamefr, under demselbi-
gen ein Zeughaus, in wölchem sehr vül geschüz, sampt andern
dozu gehörenden Sachen, oben in gedachter rüstcammer vül
hämisch, spües, röhr, wehrenn, vül und mancherley altfrenckhi-
sehe Sachen, insonderheüt ein graussame anzahl päitschpfeil
sampt deren dozu gehörigen bogenn.
Ittem gleich an gemeltem haus wurdt unns auch gewiseim
ein adlerr, ein luchs und acht lebendige löwen, wölche die köni-
gin underhöltt. Ittem jheneseütt des wassers nicht fern oberhalb
der bruckhen hatt es ein haus und besonder ortt, in wölchem
bey 16 beeren, 2 in 250, büs weylen mehr, englische dockhen
oder grosse rüden, ein gahr dein pfertlein, wie auch zwen stüer
erhalten werden, und der jhenige wölcher doriber geordnet,
höbt wochenlichen vül gelt uf, danij er zwen tag, als am sontag
und donnerstag, er gleichsam ein jagen höltt, das vül volck hinin
kompt, solche kurzweil zu sehen. Inwendig des hauses ein ronder
platz, wölcher in der matte eiüen pfal, doran der behr an ein
köttin gelegt würt, domut er nicht ussreise, als dann werden
ettwan zwen, drey, vier, wehniger auch mehr hundt ingelassen,
sonderlichen junge , wölche dorzue abgericht werden. Aber so
der behr einen hundt ergreift, gäbt er ime müt denn fördern
25
pfatteD oftermals ein waschen, das er nicht melir lust an ihn zu
fallen hat; dessgleichen auch mät dem stüer, wann er einen
hundt zwischen däe hömer bekompt, würfb er in ^üe höhe und
zu dem offtermals reist er ime ganze räemen aus der haut; wue
auch däe pfertlin, wölches mann lödig hinein laufen lest, das
braucht sich auch sehr müt springen und schlagen.
Am 8. octobris fuehren unser bey 10 Teutsche, drunder
öttliche Tom adl, auff einer barca zu wasser hinuf gehn Rutsch-
mondt, ein fleckh nicht fern vom wasser gelegen, aldo ein könig-
lich haus, allt und von geringem gebey, dohün kön. Majestät hat
kommen sollen, und ist düs schon düe drütte reis, düe ich ge-
thon, eh ich sue sähe, dann ich zwischen der zeüt noch ein mahl
zu Nanschiz gewessen, do ich säe wol von fern sehen kondte,
doch nicht eigentlich. Also kam ihr Majestät den gemelten abent
Ton Nanschöz zu wagen gehn Rätschmondt sampt ihrem frauen-
zimmer und rhätten, wölche war sahen absteigen und in das
baus beleitten. Denn 10 dös, wölches wahr ein sontag, das due
königin pflegt zu kärchen gehn, und ist dueselbige innerhalb des
schloss, wurde auch alle färsehung gethon und döe trabanten in
Ordnung stunden, einer am andern, yon ihrem zimmer an bus
zu der capell, also nicht änderst vermeint wurde, söe soll oder
werde in däe kärchen kommen, wölches gleichwol nicht he-
schehen; ihre trabanten sein englische, alle in gleicher kleidung,
tragen rote wappnröck von scharlackh oder anderm gutem
thuch, fernen an der brüst wue auch hunden am ruckhen des
rockhs ein gesticte rosen von goldt gemacht, sein alle mät ein-
ander herrliche lange starckhe und grosse mann, eben als halbe
rusen, das einer ihres gleichen nicht baldt sehen wärt.
Gleich eben des tags, wue war wöder von do hunweg weiten,
war umb vesper zeut, und dem wasser zuegäengen, in dem kam
kön. Majestät us dem schloss uf dem plaz so herausen spazuren,
also war sue gnungsam sahen: dann süe mut ihren rhäten hun
und wöder gueng, auch audientz gab; und kam under andern
ein hamburger Schiffer, wölchem die englischen guet oder wahren
zur seeh abgenommen, der that ihr Majestät einen fuesfall, do-
neben presensirt ehr ihr ein suplication, wahren wür so nahent
bey ihr, das wur sue denn Schiffer hörten fragen, ob er englisch,
und dann uf französisch, ob er französisch könnte; er^aber ver-
26
stunde derer sprachen keine, sondern verschüttelt den köpf.
Also ybergab ihr Majestät sein suplication einem ihrer rhät; es
wahr auch ein grosse menge Yolckh am plaz herumber, bedes
von frauen und mann, also wo düe köhigin für iber gäeng, füel
das volckh uf düe knieh nider, hueben düe hendt uf und schryen
uf ihr sprach: gott sauue te guene, gött gebe unser königin
langes leben. Ist sonsten auch gebreichüg, wann schon ein
fürstliche person für süe kompt, müt ihr zue reden, pflegt der
selbige müt einem fues uf der erden zu knien. Als sue nun
wüderomben in das schloß gangen, machten war unns uf denn
weeg an das wasser, namen ein barca und fuehren des abents
noch gehn Londen, gleich wol wür erst bey 2 stundt in düe
nacht dohün kamen.
Denn 29 gemeltes monats octobrüs sähe ich zu Londen in
Engelandt einen maior oder burgemeister erküsen, wölcher nach
erwöhlung den aydenn öttliehen dozu verordneten herm anstatt
der königin in der kürchen ^ als vorgemelt westmünster, thun
mues, und beschicht solches müt volgendem proceß und grossem
Trionph , sovil als ich gesehenn.
Erstlichen versamblen gemelten sich des morgens düe zuvor
gewesene maiores in dessen neüerwölten herrn haus ettwann
3 stundt in taag, dann reut gemelt maior neben andern herren,
derer do zumal 21 wahren, alle zu pfert in gleichen langen
röckhen von rottem scharlackh, wölche müt köstlichen marder
oder zobl durcbfüetert, und gehn vor ihme her alle auschüß der
Zünften, in gleichen langen schwarzen röckhen, eben als die
nobilis zu Venedig, und wüe düe selbigen einen flugel von
schwarzen yberschlagen, also haben düse gleichsam ein weid-
sackh, wölchen süe iber düe lünckhe achsel schlagen, der ist
halb rot und halb schwarz. Dessgleichen gehn neben und vor
ihme sechs mann in gleicher kleüdung von schwarzem samet,
sampt ihren stattlichen guldihen köttin, hatt yeder einen
schwarzen stab in der handt, räum und plaz zu machen, domüt
der herr nicht bedringt werde von der grossen menge des
volckhs. Es sein auch verordnet trometer, derer bey 15 in
dreyen glüdern wahren, also yeder zeüt 5 zu mahl ufmachten;
ferner so würdt ihme fürtragen ein gros gebey, gleichsam ein
sommerheüslin eines lustgartens, uf wölchem aussen heromb bey
27
12 lebendige kunder uf denn 4 orten von mediin und kneblin,
wölche alle uf das stattlichest gezüert und angethon waren, müt
goldt, stattlichen cleinodien umbhönct sassen, eben als in einem
schönen lustgarten, dann solches von gemachtem blomwerckh,
rosen und anderm ganz züehrlich gestict und ufgebauen wahr,
und wurden diie jhenige, so es trugen, nicht gesehen; ward
unden büs zu der erden mütt schönenn umbhengen bedöct.
Neben dem wardt vor ihme heergefüert ein gestalt eines camehls
sehr gros, wölches wol geformüert, das einer von ferm ver-
meinte, es wehre lebendig, es werden noch mehr andere saehen
mutt gebraucht, welche ich kürze halber underlasse.
Wanij nun vorgemelt^r berr maipr von seinem haus us-
züecht, reut er durch düe statt büs an das wasser, doselbsten
ein schön bedöct schif wol zuebereitt, wartent, in wölches er
sampt andern herm maiorn süzt, und haben düe zünften so von
ihme her gangen, auch jede ihr eügen schiff, würt also müt vilen
schiffen und grosenn trionph in düe kürch westmünster beleitett,
aldo er aussteigt, und gehn müt ihme alle vorbenannte herrn
und Zünften, alzeüt zwehn in der Ordnung müt einander, büs in
düe kurchen; als dann ihme müt sonderm proceß düe articul,
uf wölche er denn ayden thuen mues, fürgehalten werden; doch
beschicht solches nicht in publico, sondern an einem dozu ver-
ordnetenn ende der kürchen. Nach vollendtem oder gethonem
eyde geth er von der kürchen wüderomben nach dem wasser,
würt von ihme hergetragen ein bloses schwert und ein vergulter
scepter, anzuzeigen, das ihme düe macht gegeben, das ybl zu
straffen; an gemeltem ort süzt er wüderomben in das vorige
schiff und fehrt an das ort, do er zuvor in gesessen. Und wahr
under anderenn schiffen ein dein orfec oder krüegsschifflin aller
schön gemahlt und sehr wol zuegerist müt volckh und munition,
uf wölchem ein gros bulver verschossen wurde, bös der herr
vom wasser us gestigen, von do er dann wüderomben müt gleich-^
förmigem trionph nach haus beleitett würt. Vnd würt desselbi-
gen tags in seiner behausung ein stattlich pancket gehalten von
mann, frauen und junckfrauen in groser an^zahl, wüe dann auch
vom adl und andere frembde wohl dozu gehn mögen, dann ein
freye tafell gehalten würt. Nach gehaltnem panckhet, wölches
sich vast verweilet büs zu vesper zeütt, reut gemelter herr maior
28
nebenn andern herrn und zunften in massen wue des morgens,
allein das er nit uf das wasser süzt, sondern reut büs zur oftge-
melten kurchen, in wölchr vesper gehalten würt, do mann dann
ein treflFenliche musica höret, wölche dem herrn burgemeister
zu lob und ehren gehalten. Nach Vollendung wurt er wüder nach
haus beleitett, und hat solches alles ein gewaltig und stattlich
ansehen, dann esmüt grossem costenn und trionph geendet würt.
Es befände sich dozumal eine so gute compagnia unser bei
10 Teutsche vom adl und andere beysammen; also wür ein reüs
fürnammen und anstöllten, das königreich Schottland und Irr-
landt zu besehen. Als wür nun der Sachen eins wordenn und
nach gelegenheut trachteten , solche reüs für düe handt zu nem-
men, wolle unns in allweg gebüren, einen passbrüef von kön.
Majestät usszubringen, domüt mann desto sücherer durch Englandt
und Irrlandt reüsen möge, wölchen wür durch schenckbung ött-
licher goldtstuckh zu wegen brachten, in wölchen eines yden
namen under unns insonderheüt vermeldet, auch allen vogten
commendirt, unns frey passiren, wüe auch, do würs begehren,
müt gleidt behülflich und fürderlich sein sollen, &c., hatten auch
yber das albereüt pfertt bestöllt büs an einen porto des mors,
do wür vermeinten, in ein schif zu sizenn und in Irrlandt seglen,
und geschah solches an einen samstag. Als wür vollgenden
montag weiten verreüsen , in dem kompt des sontags zeüttung,
wüe im königreich Schottlandt düe pest so sehr regiere, das uf
den frontiren der pass aller verlegt, das niemandt fort kommen
möge; zu dem so seye kön. Majestät us Schottlandt von der statt
Edenburg ussgezogen und such uf ein schloss begeben; und
wurde also greulich gemacht, ohnangesehen düe zeüttung zuvor
in Engelandt war, das düe pest in Schottlandt regüere, aber
doch nicht so sehr als dozumahl us geben wardt, wölches unns
denn mueth der fürgenommenen reüs name, das wehnig mehr
lust dazu hattenn; güeng derowegen solche reüs zuruckh und
blüb vermütten, wüe wol ich für mein person gehrn gesehen,
dÄS solche wehre fort gangen, weyln ich ohne das vül zeüt ver-
gebenlichen zu Londen zugebracht.
Ein fremder hat sonstenwol kurzweil in Engelandt, sonder-
lichen zu Londen, dann ausserhalb diser statt ein schlecht thou
oderweesen, do nun einer lust hat, fechten, dannzen, musica
29
oder irgend! auf einem seytenspühl zu lernen bedacht, dess-
gleichen auch von sprachen, als französisch, ittalianisch, span-
nüsch, nüderlendisch, wüe auch des landts sprach englisch, zu
welchem einer geneigt lust oder lüebe , hat es seine besondere
schneien, wüe auch kürchen von öttlichen sprachen; als erst-
lichen ihre kürchen: und dann predigt man zu Londen in nider-
lendische, ittalianische, französische sprach, düe alle sondere
kürchen und ihre pastores haben. Ittem es gübt auch ballheüser^
werden auch täglichen commedien gehalten, sonderlichen ist
lustig zu zusehen, wann der königen comedianten agiren, aber
einem frembden, der düe sprach nicht kan, verdrüslich, das
ers nicht verstöth; es hat öttliche sonderbare heüser, wölche
dozu gemacht sein, das ettwann drey genug ob ein ander sein,
dero wegen stöts ein grosse menge volckhs dohin kompt, solcher
kurzweil zuzusehen. Es begibt sich wol, das süe uf einmal 50 in
•60 dalr ufhöben; sonderlichen wann süe was neyes agiren, so
zuvor nicht gehalten worden, mues mann doppelt gelt gebenn,
und wehrt solchs vast alle tag durch düe wochen, onangesehen
es freytag wüe auch samstags zu halten verbotten , würt es doch
nicht gehalten.
Es haben düe kaufleüt zu Londen ein schön ort, do süe
täglich zuesamen kommen, das würt genant düe böers, ein
vüeröckent haus, in demselbigen ein schöner plaz oder hof, an
den 4 seytten rüng umb her gewölbt, domüt süe vorm regen
truckhen wandlen mögen, oben uf dem haus verkaufft mann
allerley cremerey; was einer bedarf, das bekompt er zu kaufen,
und haben düe kaufleüt ein brauch, das mann in gemein erst zu
ein uhre nach müttag ab der böers zum essen geth, do dann
mancher noch ein halbe stundt zu göhn hat, büs er zu haus
kompt, gleichwol es zue Antorf und andern orten des Nüder-
landts auch also gebreichig, wüe süe dann des morgens, eh süe
aus gehn, pflegen früstückhen.
Ittem süe haben einen unloblichen brauch in Engelandt,
wann ein ybeltheterr zum todt verurtheilt würt, das er solle müt
dem strängen gerücht werden, haben süe keinen besondern nach-
rücliter, sondern nemmen einen fleischhackher oder mezger,
wölchen es befolhen würt, der mueß solches verrichten. Nun
wüll ich wol glauben, das zum ofternmal ein redlich mann dozu
30
genonimeD, dem 6s sehr beschwerlich und ein gros leüd dorab
trage, und würt solches verricht müt volgendem process.
Als baldt der ybelthättr aus der gefenckhnus gefuert, wurt
er auf einenn karch gesezt, müt einem pfert durch due statt ge-
fuert, bües das er kompt zu der richtstatt, wölche gleich an der
statt, ein gar nider gericht; bleibt der ybelthätter allweil uf dem
karch süzen, würt ihme auch der strickh doruf an halls und
dann am balckhen vest gemacht. Wann solches verricht, förtt
er müt dem karch durchaus, bleibt der dohünden und am galgen
hangen ; so er nun bekante oder verwandte hat, helfen säe ihme
voUent den marter ab, zuehen in bey den fuessen, domüt er
desto eher erstickhe. Es würt doch ab denen leütten, due
solches werckh verrichten, khein scheyen getragen, als wol bey
unns beschuht.
Zuvor und eh das ich aus Engelandt verreiset, kam zeüt-
tung, wüe das der capitan Draco abermaln ein stattliche beütt
bekommen, ein gros schif, so aus India kam und nach Spannien
wolt, wölches er erobert, und dorinnen bekommen haben solle:
erstlichen 2 million an goldt und sülbeü an blatten oder
ongemünzt,
^ rthlr. an gemünzten realn,
■i heüt oder fehl,
350 küsten zuckhr,
300 quintal Imbör,
150 quintal helfhbein,
4 küstn müt berlin, yede a 2 buschig
ettliohe sökhmüt kostlichen färben, wölche mann conshenille
nennet, dorus man düe thuch pflegt zu ferbenn;
ittem 24 spannische vom adl von stattlichen geschlechten.
Düses soll sein der tribut von anderthalb jaren, so ein theyl
von den Indijs de Peru dem könig us Spania zu geben pflegen,
für sein gebür, das wurdt estimirt uf 25 donn goldts*
Zu Londen ist auch zu sehen öttlicher grosser herren, wüe
auch der königin palatium, wann süe in düe statt kompt, weyt
unden in der statt, nicht fem von vüibemelter kürchen west-
münster, am wasser gelegen, von altem geringfuegem gebey,
und ist in ihren heüsem, do süe nicht wohnet, wehnig zu sehen,
umb wüUen düe zimmer und sähl, wo süe zu wohnen pflegt, aller
31
durchaus müt schöner tapezerei umbhenct wurt, wann sie nun
von einem haus in die ander reuset, wüert solches alles abge-
nommen, das nichts als düe lehrenn wandt gesehen werden. Es
gübt auch nach gelegenheüt des landts vul schöner gärten,
gleichwol solche denen in Ittalia nicht zuvergleichen , dan es
in dieser Insul keinen weinwachs, auch hüz halber andern war-
men lendern nicht zuvergleichen.
Ittem es gäbt ein holdsälig und von natur mechtig schön
weibsbildt, als ich in meinen äugen kaum gesehen, dann süe sich
nicht kezem, anstreichen oder ferben, als wol in Ittalia oder
andern ortten; allein das sue in der kleüdung was plomps gehn,
kleüden sich von stattlichen guten lacken oder thuch, do dann
manche 3 röckh von thuch ob ein ander soll anhaben.
Ittem es sey ein frembder oder innwohner, wann er in eines
burgers haus zu thuen hat oder zu gast gebetten würt, und er
nun dohün kompt, der herr des haus, frau oder junckfrau ihne
empfahet oder wüUkom heist sein, als dann ihr sprach müt sich
bringt, hat er wol macht, sue an arm nemmen und zu küssen,
wölches des landts gebrauch; und do es einer nicht thut, würt
es ihme für ein unverstaadt und grobheüt geachtet und zuege-
messen, wüe dann solcher gebrauch im Nüderlandt auch ist.
Als ich nun lang genug zu Londen gewessen, trachtet ich
nach gelegenheit, wüder aus dem landt zu kcmimen, und wahr
bedacht, meinen weeg nach Antorf zu nemmen, wölcher dozu-
mahl sehr gefahrlich, das ich lang nachfrag hette umb gesell-
Schaft, aber doch keine erfahren mochte: büs zulötst erfuehr
ich einen Nüderländer, so von Antorf bürtüg und auch seine
eitern do wohnen hatte, also wür unns verglichen, müt dem
Antorfer bott zu reysen, wölches nachmals beschah, und
reysetten
Denn 14 des monats novembrüs von Londen zu-wasser hün-
weg uff einer grossen barca, in wölcher ob düe 200 personen,
und kamen ettwa bey drey stundt in düe nacht gen Gravesiri,
(aber es wahr mür ohnbewust) dann ich müch zu Londen müt
öttlichen Teütschen gelezt, wölche müch hernach büs in düe
barca beleüttet.
Denn 15 düs muesten wür des tags zu Gravesin stüUigen,
umb wüllen das bott müt denn brüefen wüderomb zuruckh
32
nach Londen mueBt; kam gleich wol düsen abent wüder zu-
ruckh. Gemeltes stättlin lügt hart an dem arm, aus wölchem
mann in ofene seh seglett, gübt sehr väl ostria, dann es eben do-
znmahl umb zeütt, das süe schüer am hosten; sue sein schön
weys am fleäsch, auch väl grösser als düe zu Yenedug und
Constantinopoli, es i¥urt auch so ein menge do gefangen, das
mann täglich, wann es umb zeut ist, ganze barea yoU nach Lon-
den brüngt, seindt sehr guts kaufs und gübts nicht yedes mör.
Im Nordwegen werden süe auch gefangen, und in Dennemarckh,
sonderlich nach Eoppenhagen gefüert, aber due Ostseh gübt
keine, ist von Londa gen Gravesin 20 englische meil.
Denn 1 6 dus nach müttag rütten wür yon do hünweg und
kamen zum morgen essenn gehn Cantelberg, das ist uff denn 17
düto, und dann uff denn abendtgen Douver, wölches 36 englische
meül; wür rütten düe post, als sue do im landt zu gehn pflegt,
haben gahr deine, nüderdrechtige aber sehr gute pfertlin müt
geringen hölzernen settel, wölche müt thuch yberzogen, hün-
den gahrnüder, daseiner amreytten leüchtlich yberaus schleiffl;
düe pfert in gemein ein zeltt, dann einer oftermahln under 12
oder 15 pfertten nicht eines sehn soll, das einen trab geth.
Es hatt auch einen feinen brauch in Engellandt müt denn
herbergen oder wirtsheüser: wann ihre 3 — 4, wehniger oder
mehr, nach gelegenheüt in einer gesellschafft reüsenn, würt ihnen
gleich ein besonder kamer ingeben, das niemandt frembder zu
ihnen kompt , essen und schlaffen in der selbigen , wüe das in
Frankreich auch gebreichig, pflegen auch camin zu haben in den
kamem; so es kalt oder nass wetter, kan such einer baldt ei^
wörm^n und trückhnen ; süe gebrauchen such keiner stuben im
landt, dann es schlechte költe gübt, kompt auch wunder selten,
das es bey inen schneüt oder hart gefrüert.
Gleich als wür gehn Douver kamen, muest der bott all seine
brüef denn verordneten herrn weüssenn und fürlegen, besahen süe
einen nach dem andern ; do süe nun irrgent einen suspect hatten,
düeselbigen legten süe beseüts und truegens müt ihnen hünweg;
zum theil derselbigen wurden dem hotten wüder geben, zum
theil behüelten sie bey banden. Do es such nun befindt, das einer
nicht müt rechten Sachen umbgöth, ist düe post bald zu Londa,
und beschicht solches nicht allein denn bottenn, sondern allen, so
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US und in das landt wollen, seilen gleich englische oder frembde.
Wür düngten zu Douver ein schifläin nach Cales, so in Frankreich
oder der selbigen cron zuständig, und muesten gleich wol büs im
vüerten tag do stülligen umb willen des ungewitters und sturm-
"windts, dann es ein sorglich passasch, hatten ein langweülige zeüt,
dann wür uns immerzu innhalten muesten und nicht in düe statt
gehn dorflften, umb willen zwey freybeytterschiff us Holandt im
porto lagent, für wölchen wüer unns besorgten, das süe unns uf
denn dünst warten möchten, uns zu blindem, dann es nimmer
ohne freybeitterschif zwischen Douver und Cales. Nücht 5 oder
sechs tag zuvor hatten süe 2 französische schifT, wölche von
Flissing us Sehlandt kamen und nach Diepo in Frankhreich weiten,
zu Douver inngebracht, düe güeter derselbigen alle usgeladen,
uf der gantt, als do gebreichig, uschreyen lassen und zu gelt ge-
macht. Obwohl gedachte Franzosen ihre passbrüef nicht allein
von der statt Flissing, sondern auch von graf Morüzn eigener
handt underschriben hatten, dorinnen süe inen frey sicher gleidt
zusagen und geben nach Frankhreich zu seglen, woltenn doch
düse 2 capitani nicht daran hebüg sein, muesten herhalten und
ihres willens ihnen volgen. Als ich aber hernach bericht worden,
do solches denen von Flissing kundt gethon , schriben süe als-
baldt, mann solte düe capitani gefenglich inzüehen, aber süe merk-
ten denn bossen zuvor, gedachten wol, es würde keinen bestandt
haben , sondern alsbaldt das gut und wahren verkauft und zu
gelt gemacht, rüssen süe aus, machten sich unsichtbar.
Denn 21 düs güengen wür früeh zu schif , dann der wündt
hatte such zum theil gesezt. Nun hat es denn gebrauch in Engel-
landt, das keiner yber 10 thaler aus dem landt füehren mag,
hat zu solchem ampt einen verordtneten mann, denn heist man
scherschenz, das ist ein besuecher, wölcher mütt an das mör
geth, mues yeder sein gelt weüsen und zeugen, so wol, wann ei-
ner guldne rüng, köttin oder ein ander kleinot bey sich hat,
mues ers öffentlichen tragen, dann so er es verborgen bey sich
holt, und yber das bei ime gefunden würt, ist das jhenige con-
fiscirt. Wann einer nun sein gelt gewisen und nicht yber gemelte
summa sich befindet, würt er befragt, ob er nicht mehr bey sich
habe, do er nun mehrers, als er zu anfang angezeigt, und solches
nicht weiset, eh das er in das schif fehrt, und hernach von dem
Kiechcl. ^
34
besucher bey ihme erfunden würt, ist es verbönt; zeugt ers aber
ahn, weyl er noch am landt ist, würt es ihme nicht genommen,
doch mag ers nicht usfüehren ; geth doch durch geschanckh vül
zu. Ihm vall aber einer einen freybrüef von königlicher Majestät
hat, würt er nicht besuecht; mues mann alles das jhenig ihme
Yolgen lassen, so er bey sich hat. Es mag auch keiner keinen
englischen hundt noch pfert ohne licentiam aus dem landt füeh-
ren, aber als wür uf einem nackhn oder barca nach unserm schif
fuehren, wardt düe seh so ungestimm, das der scherschenz oder
besuecher nicht müt innfahren wolt, also wür unbesuecht davon
kämmen. Ich hatte gleich wol einen freybrüef, dessen ich doch
nicht hoch von nöttenn wahr. Als wur nun das ancr gehöbt, das
segl ufgezogenn, und etwann ein meil in due seh kamen, wardt
der windt so sehr starckh, dan wür müt halbem windt segelten,
das wür unterhalb Douver nahent einem castell unns für ancr
legtenn, aldo tag und nacht lagenn.
Denn 22 düs morgenns ongevar bei 2 stundt in tag legten
wür unns wüder in due seeh, müt wehnig windt, allein das döe
seh noch dopte von dem vergangenen tag; segleten also disen
ganzen tag, und kamen müt grosser müeh erst bey 2 stundt in
düe nacht in porto, der doch sehr bös unndt gevarlich inzulaufen,
do einer beim tag sorg braucht, umb willen das düe innfart so
schmal, das sich einer der mütte wegen der tüefe befleissen
mues , dann es zu beeden orten sehr sandig und sich ein schif
baldt uäegt. Und do es disenn abendt nicht so stüU gewesen,
hatte unnser schifmann ime nicht draut, inzulaufen, wahren also
uf disem passasch zwischen Douver und Cales 2 tag und ein
nacht underwegen, do mann sonstenn inn 3 oder 4 stundt pflegt
hün oder hehr zu seglen, wann der windt gutt, dann e^ nicht mehr
dann 7 französische meil, und so es claar wetter, sieht mann us
Engelandt in Franckhreich. Zu Cales hat es vor der statt her-
bergen, aldo wür düe nacht gebliben.
Denn 23 düs, gleich als man dasthor ufmacht, kam ein Sol-
dat, fragt die wirtin , was süe düe nacht für volckh beherbergt,
zeichnet also unsere namen uf ; als dann güeng ich in düe statt ;
wurdt ich under dem thor auch gefragt, wo ich herköme, dann
süe starckhe wacht haltenn. Düse statt Cales gehört dem könig
aus Franckhreich, hat vor discm zur cron Engellandt gehört, ein
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dein aber Tost ort, innwendig an vilen orten sehr vergangen , ein
port des mors wie auch ein frontir statt gegen Artoys in Henegau
und Flandern, wue auch Piccardia gögen Franckhreich.
Denn 24 düs vermeint ich mät vorgemeltem hotten und dem
jungen mann von Antorf, müt wölchen ich von Londen ab kom-
men, von Cales zu verreisen; demnach der passasch nach Antorf
8ehr gevarlich, vermeint ich meinen weg nach Paris zu nemmen,
düeweil aber kein gesellschaft dohün zu reüsen verbanden , zu
dem ich zuvor in due fünf monat lang aldo gewesen, reuset ich
ihm namen gottes fort nach Antorf, und macht müt dem hotten,
das er mir pfert lueh büs dohun, hatt ich müch des pferts ausser
der zehrung nichts anzunemmen; weyl due stras sehr unsicher,
hat ich mich zu befahren, das pfert möchte mür underwegen von
freybeittr genommen werden. Als wür nun woltenn uf sein,
kompt zeuttung in due herrberg, das due pfert unnder denn thoren
ufgehalten werden, umb willen ein post von 16 pfert ankommen,
80 eylendts zum könig nach Paris sollen. Als der hott solches
Temommen, verbürgt er seine pfert, domüt süe nicht ettwann in
der herrberg gesuecht werden , also wür disen tag auch noch do
verharren muesten.
Nun vermeinte der jung kärl, er wolte es verbössem, nam
khein pfert vom hotten , sondern bekam von einem andern ^in
dein, nichtig rössle dovon er nicht sovil bezahlt als ich, yedoch
uf sein gevahr.
Denn 25 düs, als wür nun von Cales hünweg rutten, funden
wür den weeg zimlich bös, also do wür u£ 2 oder 2^/2 meil hinaus
kamen, wardt meines mütgeverten pfert schon verlegen , und ist
helder dann in einer stundt dreymahl müt ihme zu häufen ge*
vallen, das es zulötst ihm koth lügen blibe, und müt müeh wü-
der ufstundt. Nun wolt der bott düe zeütt nicht versomen, son«
dem rütt fortt, batt müch der ander, das ich bey ime blibe, büs
er zu einem haus kahm, das er das pfert wüder zuruckh schikte ;
niuest das pfert noch wol ein halbe stundt an der handt füehren,
hüs wür zu einem haus kamen, do er einem bäum ein trincgelt
gab, wölcher es wüder zuruckh nach Cales füert. Ob es besehe*
hen, wüU ich misslich glaubenn, dann es der zeütt dort umbheer
aller öedt von wegen der langwerenden krüeg, und sich das baurs-
volck nun müt rauben und stehlen nört. Also bandt ich sein
3*
36
fallis uf mein pfert und gueug er zu fues; endlich kamen wurron
einander, dann er einen fuessteug güeng, wölchen ich nicht reyt-
ten kondte, das mur düe zeütt nicht kurz wahr, dann es albereyt
gögen abendt war, wüst der weeg nicht und hatt noch weytt zu
reyttenn, auch sehr bösenn weg, als er vor weynachten gemei-
niglich zu sein pflegt. Kam gleich wol abendts 2 stundt in düe
nacht ausserhalb der statt Sanct Omer in ein herberg, do ich denn
hotten fände, aber mein ander gefert kahm dise nacht nicht hön,
besorgt, es wehre ime was wüderfahrenn.
Denn 26 düs, als mann das thor ufthett, rutten wur in düe
gemelte statt Sanct Omer, do dann der bott zu thuen hatte ; in dem
kompt der ander gefert zu fues müt einem bäum hernach, der
ime düe nacht im feld hün wüder füert; von do er denn auch
müt dem hotten dinget, der ine berütten machte büs gehn An-
torflf. Düse statt lügt in Artoys, wölches eine von den sübenzöhen
provintia und under dem könig us Spannia, nicht ein grosse
aber schöne, lustige und sauber statt, bede von gebeyen wüe auch
schöne, krade Strassen , und lügt von Cales 8 niderlendisch meil.
Denn 27 düs morgens frueh von Sanct Omer hünweg hatten
rauen unndt sehr harten weeg, dann es düe nacht ober gefroren,
muesten lang reitten, eh wür kondten fuetr für düe pfert krüe-
gen, dann öttliche fleckhen, so gahr ohnbewohnt, hatten unns
auch für denn freibeittem zue besorgen , dann es umb diese ge-
legenheit ein gemein ding , kamen also erst in die nacht für ein
stättlin, Bethina genant, do wür in der vorstatt ybernacht bliben,
ein dein aber sehr vöst ort, lügt auch in Artoys 9 meil von
Sanct Omer.
Denn 28 von Betina hünweg hat es mehr theils schöne und
lustige lanndtschafift , rütten düsenii tag sehr starckh, das wür
müt müeh das thor erreichten , kamen düsen abendt gehn Lille
oder Büssell, wölches düe hauptstatt in Artoys, eine schöne,
grosse, lustige und saubere statt, gleichwol düe heüser von
aussen mehr theil von holzwerckh oder in düe rügl erbauet , ist
sehr vöst, halten starckhe wacht under den thoren, do ich meinen
namen, auch woher ich seye, Terzeichnen lassen, so wol auch in
der herberg. Süe halten keine frembde Soldaten , sondern nun
von der burgerschaft, sein gut spannisch, haben durchaus düe
franzosische sprach, so mann wallen nennet, werden sehr vül
37
sarBch, garn, gestrict stöiupf und derogleichen wahrn do ge-
macht. Wür lagen einen halben tag do stüll , dann der currier
öttliche brüef zue antworten hatt, und ist von Bethina hüeher
7 meyl. Denn 29 düs zu mtittig von Rüssl hünweg öbne und
schöne gelegenbeüt, aber aller öedt und düe dörfer zerstört,
auch zum theyl gehülz, dorin such düe freybeitter sehr wohl uf-
halten könden, dann es sich gögen Flandern grenzt; kamen düsen
abendt gehn Curtrüch, eine statt in Flandern, sehr alt von ge-
beyen, aber doch vöst, do mann noch mehrertheils französisch
redt, holt auch für denn könig und ist von Rüssel dohün 6 meiL
Denn 30 düs von do hünweg rotten wür vom morgen an bus zu
abendt mehr theil holz, sehr wesserig und mosög, kondten des
müttags khein fuetr für düe pfert bekommen, dann düe dörfer
dös orts durchaus verborgt und verdörbt, düe felder nichts ge*
bauen, dann wür durch 2 Wol drei dörfer nach ein ander rotten,
do wür gahr nahent nimandt sahen , guete uffenthaltung für düe
freybeittr , dann sich unser bott sehr besorgte, aber wör kamen
gott lob wol durch und denn abent gen Gant, wölches düe princi-
pal statt in Flandern, aldo Carolus V, des jezigen reguerenden
könig Philipp! us Spannia herr vatter, geboren, wirdt für düe
gröste statt in ober und nüder Teütschlandt geachtet, und under
gedachtem könig Philippo am ende der statt gögen Antorf, hat
es ein groß vöst castell von Spannier besezt, rings umbhehr ei-
nen breitten wasser graben, gleich als ein deüch, ist von Gurtrich
dohün 8 meil. Unsere pfert wahren des abents lustig zu essen,
dann wur vom morgen bus zum abendt gerutteun.
Denn ersten tag des monats Decembris rütten wür früeh
von Gent hinweg, zog ein krügsmann auch müt, wölcher seinem
fürgeben nach ein Uetnampt war, und des abents in der herberg
zu unns kam, der bey 5 meil unnsers wegs zog, und hernach do-
bünden in einem dorff sich ufhüelt. Und achtet unser bott in
für ein freybeittr das ich glaub, es hatte ime an gesellen
gemanglet, unns zu blindem. Do er von unns kam, rütten
wür schnell fort, kamen des abents in ein dorf, Harstunc genant,
aldo wür yber nacht gebliben. Als wur nun unsere pfert in stall
gestöUt und unns^düe stüä uszüehen lüessen, kompt düe wurtin.
müt grossem geschrey, sagt, seye ihr das best pfert (wölches erst
einen tag zuvor 60 brabandter gülden hab gelten wollen) aus
38
dem stall hünweg geritten worden , wölcbes unserm botten nr-
sach gab, das er des stalls desto fleissiger wartet, auch due nacht
dorinn gescblaffenn , und wahr unns düe nacht sehr lang , dann
döe camer nicht verschlossen unden uf der erdenn , das düe fön-
ster eben an düe stras gäengen. Es dructen unns döe federn
auch nicht harrt ; umbwuUen kein bett im haus wahr , muesten
wür uf der banckh verlüeb nemmen ; ist von Gennt 8 meöl.
Denn andern dös rotten wur frueh bey änderhalb stundt
vor tags do hunweg, und als wür bey einer deinen V^^ meul na-
hent zu Antorf khamen, luessen wör unsere pfert do stehn, na-
men ein deine barca, fuehren zu wasser nach der statt, nicht uf
der Scheide, sondern innerhalb, durch das durchgebrochen landt,
so vor disem schöne wös matten gewessen, und kamen erst un*
den bey der statt wöder hunaus, do wör gleich zwerchyber
fuehren ; ist von dem fleckhen, do wör yber nacht gelegen, 2 meil.
Antorf, döe principalstatt in ßrabandt, under könig Phi*
lippo US Spannia, aldo vor zeutten des kruegs nicht grösere ne-
gotia in Europa noch andern theylen der weit gewessen ^ due
disem ort zu vergleichen, oder aber stattlichere handlung gehabt
hette, dann solche allen landen sehr wol gelegen von wegen der
seh, so werden auch von dem canal, wölches hart an der statt,
öttliche underschidliche arm hunin beleitett, das yede nation
weist, wo sue sich müt ihren schiffen hönlegen sollen, als eng-
lische und schotten besonder, spannische und portugalesische
auch besonder, wue auch andere nationen, als französische, itta-
lianische, osterling und dergleichen, wölche aus denn sehstötten
dohünn kommen., also genant werden, düe dann ein besonder
haus von herlichem gebey, wol gezuert und gros, uf zweyer ortten
gögen dem landt und den andern zwey ortten hartt am wasserr,
das sich grose naven bös an das thor des haus legen könden,
stöth besonder und allein, in der nähe kein haus dobey, dero-
wegen der principe de Parma, als er düe statt anno 85 im monat
Augusto wüder erobert, eine guardia dorein verordnet.
Ittem es hat am ende der statt, doch mütt der stattmauern
umbfangen, ein herlich vöst castell; gleichwol als döe staden
solches in Verwaltung gehabt , sein döe mauern innerhalb abge-
brochen, das es nicht beschlossen wahr; aber wüe süe der von
Parma für denn könig wüder einam , muest mann düe mauern
39
desselbigen wuder uf bauen, in massen als säe zuvor gewesen,
das es wüderomb beschlossen wardt, als dann müt spannischem
krüegsvolckh besezte, dann süe sonstenin der statt, wue auch
under denn thorenn nun Hochteütsche und Wallones in der
guardi hüelten , ittem das ganze geschüz der statt wardt dozu-
mal im castell, aldo ich vil schöner stuckh gesehen, wüe dann
kurz zuvor, eh ich hünkommen, däe schifbruckh abgelegt wor-
den, wölche der von Parma yber das canal oder düe Scheldt ge-
macht, durch wölchs mittl er mehr theyls düe statt bezwungenn,
dann ihnen zu wasser am geringsten nichts mochte zukommen.
Es hat zu Antorf einen schönen hohen thum , und wann
düe uhr schlecht, so spülen düe glockhen alzeüt vorher einen
vers aus dem psalter, das sehr lüeblich anzuhörenn, es gäbt vul
schöne, grosse , wol erbaute undt sonderliche hohe heuser umb
denn marct heromben, wue auch ein schön statt- oder rath-
haus, gleichwol das yezige dem vorigen nicht zue vergleichen, so
vor dem krueg do gestanden.
Ittem es ist ein gemein düng , das ein tochter oder söhn 2,
drey oder vüer sprachenn redt, als französisch, ittaLianisch, span-
nisch und dann ihr niderlendische sprach, dann so einer uf due
böers, do due kaufleüt pfiegenn zusammen kommen, geth, sucht
einer ein grosse menge volckhs von mancherley nationen, und
täglich zeüttung von mancherley ortten. Ittem müt fechtschu-
len , dannzschulen , allerley musicalischen insrumenta kan such
einer täglich exerciren , wozu einer lust hat , und ist das frauen
volckh in Braband vül artiger in kleüdung, auch holdseliger
sprachen, dann in HoUandt, Frueslandt oder Sehlandt. Ich lag
zu Antorf stüU von 2 December bös uf 10 des.gemelten monats,
dann ich underdessenn nach gelegenheüt und gesellschafft trach-
tet , meinen weeg von do us nach Aach und Colin zue nemmen ;
weil es der zeött sehr unsicher dohön zu reysen, lest sich ohne
geferten nicht züehen, sonderlichen des wegs von Antorf aus,
also bekam ich geselischaft und reuset.
Denn 10 düs nach muttag von Antorf hünweg mut 5 kauf-<
leöt, dorunder der acher bott, ein Ittalianer, wölcher mut haus
zu Antorf seshaft, einer von Aach, einer von Colin, und der fünfte
von Francfort am Meyn, rüttenn desselbigen tags noch gehn
Möchl, ein statt in Brabandt, 4 meil von Antorf gelegenn, aldo
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wür düe nacht bliben. Als wür nun uiiser nachfrag hatten, ob
düe stras nach Mastrich der freybeüttr halber sücher seye, son-
derlichen wegen derer von Bergen uf dem Soom, wölche immerzu
hueromben streifen , dann gemelte statt nun 4 meöl von Möchl
gelegen, wurde unns gesagt, das eben ein tag zuvor vül hössisclie
karrn, düe an allem bey 48 pfertt hatten , der ein eines, der
ander zwey an einem karrn nach gelegenheutt , wölche kom,
weyn und andere victualien dohun gebracht, due selbügen rnjit
grosem nuzen verkaufft, und des tags, als wür den abentt gehn
Möchl kamen , wüder lehr hönweg fuehren , und umb bösserer
sichrheit wällen namen sne in due 17 Soldaten mut ihnen, due
sue convoyrten. Als süe nun bey drütthalb meöl von do kamen,
trafen sue in due 60 freibeiter an, so in dem gesteudt verborgen
gewesen, und säe zuvor usgspehet hatten, gleich uf sue dar ge-
schossen, bliben due Soldaten mehr theils todt, auch von denn
fuehrleitten bey ihre 4, wölche säe zur wöhr stöllten ; due andere
oder fämemste von inen namen säe gefangen und füertenns nach
Bergen. Doromben ieh das vermeldt, beschieht, was unns nach-
volgenden tag bestölt war. Als war unns nun under ein ander
beratschlagt, was wur unns verhalten wolten, endtlich wahren
war entschlossen, des. andern tags morgens früh fort, und son-
derlichen was des aachr hotten meinung , weyl duser angrif erst
so neälich geschehen , säch werden säe nicht so baldt mehr fän-
den lassenn.
Denn 1 1 das reysetenn war fröeh von Möchl hönweg ; als
wur nun für das thor kamenn, höelten öttliche zu pfert möt röh-
ren, wölche uf denn gubernator der statt wartetenn, als wur nun
fragten und vernommen , das gemelter herr ein tag reös unnsers
wegs zöehen , verzogen wör noch ohngevahr ein stundt. Als er
kam, hatt er bei 25 sperreiter und auch sovil rothröckh mut
langen rohrenn, also an allem bey 60 pfert wahren, ümb will-
len der herr ein Ittalianer wahr, und wör auch, wöe vor ge-
melt, einen Ittalian bei unns hattenn, wölcher denn gubernator
ansprach und gebettenn, das er unns wolle neben ihme fort
kommen lassenn , dessenn er säch alles guets erbott. Als wör
nun ougefabr nahent zu dem ort kamenn^ do due fuehrleät denn
tag zuvor geblendert wordenn , ersöcht der eine trometer, der
vorher geritten, ötlich volckh, stöst in döe trommet, gleich ein
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jeder fort, deijn selbigen nach gesezt; aber wur wakrenn in ei-
nem sehr töefen &hr weeg, beder seutz bolz und gesteüdt, auch
gehr sompfug und mosug, das due unsem mit denn pfertenn nicht
fort kommen mochtenn , stögen dovon ab , dann düe andern zu
fues wabrenn; aber sue kondten. keinen bekommen, der eine
lues denn huet, der ander düe hülfFt vom röhr , der drütt sein
proviantseckle dohundenn, haben ihre verborgne ort ihm gesteüdt
unnd moos , das mann ihnen jsicht zukahn, es that auch einer ein
schüß gegen unns zu , der güeng doch lehr ab. Wann wur nun
dem acher hotten gevolgt , wüe dann sein meinung noch starckh
wahr, als wur zu Möchl für dem thor herusser huelten, allein
fort zäehen , düe zeüt nicht vergebenlichen versemen , büs der
gubemator kam , wehren wur eben recht angefahrenn , dann un«
ser wahren sechs, hatten nicht yber 3 röhr, und ist duses spühl
allein uf unns angesehen gewesen, dann disen abent der guber-
nator noch zeüttung bekommen, das derer freybeitter bei 24 ge-
wesenn, dann der Ittalianer, welcher müt unns rüth, wahr ein
joulir, wölcher umb öttlich tausent werth bey such hatte an
berlin und edlem gstein , als er hernach , wüe w(ir gehn Colin
kamen, zum theyl mür gewisen. Es ward ihme sehr banng,
umb wällen er nichts teütsch verstünde und er noch fern zu reu-
senn hatte, dann er nach Ittalia wollte, also rütten wur vom
morgen an büs anderthalb stundt in düe nacht, kamenn des
abents gehn Düest, wölche statt 7 meyl von Möchl lügt; es ward
dem gubemator das thor ufgehalten, dessen wür auch zu ge-
niesen hatten, unns gögen ime des gleudts halber bedanctenn.
Nun wurde unns zu Düest gerathenn, wür selten des andern
tags auch öttliche rotröckh von des vülgemelten gubernators
schuzen müt unns nemmen, wölche unns uf 2 oder 3 meyl con-
voyren sollten, wölches wür in zweüfel stölten, unns büs an denn
morgen zu bedencken: dann wür sagten, weiten des morgenns so
frueh nicht ufsein. Nun dorflftn wür unser meinung vor dem
würt am tusch nicht oflFnbaren, büs wür in düe kamer kamen,
sagten wür under ein ander, wür betten unns mehr zu befahren
für denen, düe unns beleitten selten , dann für dem gögentheil;
weyl dises gesündt sehr durstüg an geltt, machen süe gerungen
underschüdt, achten eben fremdt als feindt.
Denn 12 düs stunden wür des morgens früeh uf, machten
42
unns mütt unsern pferten zum thor, do wür mehr dann ein halbe
8tundt warten müessen, eh das solches ufgethan wurde, zu lotst
kam der würt, bey dem wür zur herberg gelegen, müt denn
schlisseln, mercten wür wol, der ybel zufrüden war, umb wüUen
wür seinem rath nicht gevolgtt. So baldt wür nun zum thor
hünaus kamen, rütten wür sehr starckh fortt, dann wür befahr-
ten unns, des gubernators volckh möchtenn uns uf denn düenst
wartenn , umb wüUen wür sue unns zu convoyren nicht müt ge-
nommen; rüten also des tags ongefüetert, kamen uf den abendt
gehn Mastrich, wölches von Düest 7 meyl.
Aldo musten wür lanng vor dem thor wartenn, eh man unns
innlus , dan wür zuvor dem gubernator der statt angezeugt wur-
den, auch als bald wir in düe herberg kommen, fordert der herr
unns für, fragt, woher wir kommen, auch einen yeden, wer, auch
woher wür seyen , und wurden als dann unsere nammen ufge-
zeüchnet.
Mastrich, ein sehr vöst gebaute statt, auct uf der frontir
gögen 4as reich under dem könig us Spania, leeft ein wasser
durch düe statt, heüst düe Maas, wölches bede theyl von ein an-
der scheüdet , dann der eine theil gehört under das bistomb
Lüttich büs an das wasser, aber yber düe bruckhen gehört es
dem könig.
I>enn 13 düs von do hünwegg rütten des tags nicht weütter
als gehn Aach , dann wür sehr bösenn weeg hatten , alldo wür
disen abent verharreten. Würt gögen der kürchen yber, so
hünder dem rathaus erbauen, gesehen das herliche, berüempte
warm badt, so man des keysers badt pflegt zu nennen, do denn
das wasser ganz warm us dem fölsen leflft Düs ist eine von
denn 4 stötten des reüchs , sehr alt , von unlüeblichen gebeyen,
und scheint meines erachtens ein gar langweyllüg ort sein. Hat
kein flüessendt wasser , lügt gar dompfen zwüschen bergen und
nichts beföstügt.
Denn 14 düs nach müttag von Aach hünweg hat es düe
stras uf Colin einen langen, gepflasterten weeg, rüten des abents
in ein fleckhenn zur Wüeh genant, im landt zu Gülch, do wür
düe nacht yber blibenn; lügt von Aach S.meil.
Denn 15 düs am morgen früeh hünweg; wahr trüeb und
sehr unlustig weter, und ongevahr des müttags rütten wür uf ein
43
rohrschns nahent an einer vöstung hün, Kerben genant, nf des
reichs boden, dach dem könig us Spania ghörüg, wüe eis dann
auch müt krüegsvolckh besezt. Es schickte der capitan einen
Soldaten herusser, unns zu fragen , wer wür seyen , woher wür
kommen und wohün wür wollen; nach anzeügung dessen riitten
wür fort. Wür dorftenn des müttags unsere pfert nicht füettem,
dann es dort umbher sehr unsicher; weyl es nun schlümme
dörfer, besorgten wür unns, möchten ybervallen werden ; als wür
nur bey einer meül nahent bey Colin kamen (dann ye neher der
statt ye unsicherer) wurde unns gesagt, in einem fleckhen, durch
den wür rütten , das desselbigen morgen des Schencken volckh,
wölche von Neys heruffer kommen (dann süe düe selbige statt
der zeütt zum hosten haben) do durchgezogen , und ob düe 40
starckh gewessenn mehrertheils zu pfert, dann süe gahr an der
statt thor büs für düe schranckhen streyfenn; ab wölcher redt
wür besorgten, möchten inen in düe Hende kommen ; selten wür
dann düe nacht heraussen bleübenn, dörften wür gleichfalls
ybervallen werden, dan düe dörfer in der nehe der statt Colin
heromber mehr er theils verwüstet und zum theyl gahr ohnbe-
wohnet. Welten nicht gebrn erst in Unfall gerathen oder unns
inn gevahr geben, weyl wür von Antorf büs hüerzu wol durch
passiertt , rütten gleich im namen gottes fort , sähe such doch
keiner sehr nach dem andern umb , kamen desselbigen abents
gehn Colin, wölches ein statt des reichs, lügt von dem fleckhen,
do wür des morgens von us zogen, 7 meil, wölche wür auch on-
gefiietert reütten muesten.
Colin ist vöst und gros, mehr in düe lenge dann in düe
breytte erbauen, auch sehr poppulürt, dann der zeüt aus andern
orten des Nüderlandts vül aldo seshafft uiid burger sein, hat auch
vül handlung, dann süe sehr bequem von wegen des Reins, wölcher
den langen weg hart an der statt hünleft. Es gübt ingemein
hohe und grosse heüsser aller von stein erbauen und sehr
starckhem gemecht, es soll auch in gemelter statt sovil kürchen
haben, als tag im jähr sein; ist der thom aldo zu sehen (aber düe
kürch desselbigen am wehnigsten ausgebautt), dorinnen als
mann sagt düe reliquia der heüligen drey könig lügen sollen;
wurdt gewüsen im chor hünder dem hohen altar in einem son-
dern bogen eingefaßt müt einem starckhen eysenen gätter wol
44
verwahret, inwendüg ein sarck oder küsten, in wölcher gedachte
bein sein sollen, brennen stöts lampenn dobey, sein auch vül
stattlichen cleinoder und sülbergeschürr umbher undt dobey
gesezt. Das corpus von der kürchen ist sehr gros, innwendig
am wehnigsten usgebaut, sehr jbel geplastert, auch düe mau-
ren oder wenden nicht verworfen noch geweisset, und mag
solcher tempel wol ein rechte böers oder handelhaus genant
werden, dann alle tag under wehrender mess vül hundert per-
sohen drin spazüren gehn, büs es zeütt ist, das mann uf düe
böers göth.
Bün zu Cöelln stüllgelegen 9 tag, büs ich nach gelegenheüt
und gesellschafift trachtet. Dann ich meinen weeg durch West-
phalen zu nemmenn bedacht wahr. Endtlich bekam ich öttliche
burgerr von Colin, wölche zum theyl müt wein, andere müt
käs, butter und häring handien: dann düser zeüt der Bein
wegen des eys beschlossen wahr, schin sehr und woU doch nicht
tragen; also mein gesellschäfft zu fues gehn bedacht, umb
wüUen es zu pfert ybel fort zu kommen wahr. Nun hatte ich
ein pfert, so ich müt von Antorf gebracht, das verküef ich in
der eyl müt schlechtem nuzen.
Denn 25 des monats Dezembris reüsten wür des morgens
früeh von Colin hünweg, fuehren yber Rein nach Dütsch, hatten
bösen und sehr tüefen weeg, umb wüUen noch kein bahn wahr,
krüegten auch des müttags wehnig zu essen, dann düe dörfer
in der nehe heromber aller usgezört, verbergt und verdörbt,
kamen uf düe nacht in ein fleckhenn, Vermerskürch genant,
under dem herzog von Gülch 4 meül von Colin. In der herberg
traflfen wür einen pfaffen an neben seinem söhn, der bath, das
wür ine neben unns solten fort kommen lassen, diser wahr in
einem stifft zu Colin.
Denn 26 düs von do hünweg hat es hesslichen unwegsamen
weg, auch sehr unsicher, und kamen des tags in ein dorf zum
Gübelsberg genantt, wölches nicht mehr als 3 meyl von dem
ort, do wür des morgens uszogen, ist auch noch gülchisch; nota:
düe meyl dieser ort sein nicht breyt, aber mechtig lang.
Denn 27 düs am morgen von do hünweg und kamen uf
denn abend gehn Dortmundt, wölches ein statt des reichs, nicht
sehr gros, aldo eben jarmarkt den volgenden tag wahr, und
45
ist umb düe statt heromber sehr unsicher der freybeütter hal-
ber, so wol von des churfürstenn als des Schenckhen volckh,
und ist eben fremdt als feindt; von Gilbberg hüeher 3 meyl.
Denn 28 düs uf ein stundt in tag von do hünweg, nnd als
wür für das thor hünns kamen, geth unns ein langer, starckher
mann nach, zimlich gekleüdet, wölcher nicht mehr dann einen
Stab trueg; als wür ine fragten, wo er hün wolt, zeugt er an,
nach Lünen, wölches ein grose meil unsers wegs wahr; iran
hatte ich ein dein fallüs bey mür, wölches ich ime umb ein
trincgelt oder kanten büer zu tragen ufgedingt, dessen er wol
zufrüden. Als wür nun uf eine halbe stundt von der statt
kamen, begögn^t unns ein arme frau, wölche von dem stättlin
Lünen abkommen, do wur hun weiten; due sagt unns ungefragt,
wir sollen unns wol fürsehen, dann zu nechst bey dem stättlin
haltenn sich bey 17 freübeitter im holtz, haben gleich erst
zwen kremer, due nach Dortmundt uf denn marct weiten, ge-
blindert, alles genommen und inen due kleüder abgedauscht,
ab wölcher rede wur uns enttsezten und in bedenckhen nam-
men, fort zu gehn; so sprächt unns der man, wölcher mür mein
blonder getragen,^ starckh zu, sollen nun kecklich müt ime fort
gehn, derowegen wur ime volgten und furter giengen. In dem
begögnet unns ein ander arm weub, nahe bey einem krug oder
einig würtshaus, wölche auch von Lünen ab kommen, due zeugt
unns gleichförmüg an, wüe düe zuvor, yber wölches wur nicht
weiter gehn weiten, verfliegten unns in denn krueg, in wölchem
unns gesagt, das gemelte freybeütter, in 17 starckh, vergangne
nacht wol ein stundt in dem krug gewesen, gessen und ge-
trunckhen und such früeh vor tags wüder hünweg gemacht.
Nun ligt dös würtshaus an der Strassen und hat einen fleckhen
bey einer halb vuertel meil nahe dobey, in wölches dorf ihre
zwen oder drey von unns gungen, denn schultheüs doselbsten
umb rath fragten, was wür unns verhalten möchten. Der gäbe
unns einen mann zu, der unns einen andern weeg bey einer
halbenn meyl wegs umbfüehrt; nun weiten wür haben, das der
man, so mit uns büs hüeher kommen, solte müt unns des wegs
gehn, dessen er such gewegert und müt nichten thuen wolt,
dann wür hatten sorg, wür wurden durch ine usgespehet, wue
er dann zu disen gesellen gehört hat unndt unns eben recht
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in das badt zu füehren vermeint; vermochten auch sovil nichts
in müt unns fort zu bringen, dann er sich sehr unniz machte,
umb willen der würt des krugs und sein gesindt seiner annam-
men und beystandt thaten, zu lotst müt mustgabeln und schau-
feln uns abdancken wolten, das wür froh wahren, wör müt lüeb
da hünweg kamen. Also füert unns der wegweuser einen weüt-
ten, ongebahnten, auch sehr tüefen und irrigen umbweeg, das
war erst nach muttag gehn Lünen kamen, welches nicht mehr
dann ein meü von Dortmundt, also wir denn gedachten freibeit-
ter nicht begögneten; ein dein stättlin, aldo wir zerten, dann
wür guten appetit hatten, und noch des tags in ein ander
stättlin, 80 2 meül von Lünen, Wehren genant, güngen, aldo
wür yber nacht bliben; düs stättlin ist under dem stifft Münster.
Denn 29 düs früeh von do hünweg wahr der weg zimlich
gebaut, aber underwegen kondten wür nichts zu essen krüegen,
kamen uf denn abent gehn Münster in Westphalen, aldo wür
lang umblaufen muesten, eh wür herberg bekamen, ohnange-
sehen mein gesellschaft oftermaln aldo gewesen; eine deine,
aber sehr veste statt, aldo ein stattlich bistomb oder stift, unnd
ist düe statt sehr erbauen, das düe heüser unden gewölbte
bogen haben, durch wölche mann göhn kan von einer strasen
oder gassen zu der anderen, als Badua und Bolognia in Italia,
auch gleichförmig müt solchen schupfen und durchghönden ge-
wölbern erbauen. So würt an dem kürchenthurrm , wölche
kürch nahet am marct stöth , zu oberst ausserhalb des thurns
drey gi'osse eysenn ingemauerte getter gesehen, und das müt-
telst derselbigen stöth was höhers, dann düe andere zwey. In
dem selbigen solle der corpus des Johan von Leyden, ein Schnei-
der US Hollandt, und such als für einen könig ufwarf der
wüdertefer, wüe dann gemelte statt iret halbr lange zeüt be-
legert wahr, endlichen durch hungers noth sich ufgeben mue-
sten; würt noch gesehen in gemeltem getter due schalen des
kopfs sampt öttlichen beinern. Aber in den andern zwey ist
kein bein oder nichts mehr zu sehenn, dann düe löcher so
weütlef, das es aller ausföllt; düse zwen sollen neben dem von
Leyden düe principales gewest sein, und als düe statt inge-
nommen, wurden süe gericht, und zum spectacl dohün gesezt;
bün also denn 30 und den 31, das ist der lotste tag des moh-
47
nats, auch des 85 jahrs, dem loben gott seye lob und dauckh
gesagt, der much döses vergangen jar so gnediglich behuetet,
der verleihe undt gebe ferner »ein gnad und segen Amen.
1586. Denn ersten tag des monats January nam ich einen
bauern knecht müt mur, wölcher mein fallis trueg (dann ich
kundte kein pfertt fürs gelt bekommen); der solte mür denn
weeg w^eäsen ; aber es wahr eben einer von unns beden als der
ander des wegs halber bericht, das war ihn beede nicht wüsten,
und gibt vül blinderens und raubens umb due statt Munster,
dann uf 2 meil nahent der statt zwey finlin Spannier lagen,
wölche (als due sag) den herrn kurförsten von Colin zum bi-
schof zu Munster inbeleitten sollen; zog also des morgens von
do hünweg. Als wür uf ein meil von der statt kamen, gehn
ihre zwen (der eine einem Soldaten, der ander einem bauren
den kleüdern nach gleich) immer bey 2 in 3 büchsnschuß hän-
der unns her, das mur nichts guets infuel, volgten uns mer
dann 2 stundt nach, aber ich sprach meinem bauren oder
geförten starckh zu, traten waidlich uf düe fues, büs wür ein
dorf erreichten, aldo ich ingekert, sue verloren und nicht mehr
sehen kondte, trueg doch sorg, süe betten mur den weg für-
loffen. Als ich nun ein kanten büer getrunckhen, zog ich wüder
fort, dann es nahent abent was, kam also uf den abendt in
ein dorf Lengrüg, den grauen von. Döckhlburg ghörüg, ohnge-
vahr uf ein halbe meül von der Strassen hoch ufm gebirg wirdt
gesehen, so man zur lünkhen handt lügen last, das gemelte
haus oder vestung Döcklburg genant, dovon diso graven sich
schreyben, halten stöts knecht darob, von Munster 4 meyl, so
wol auch das dorff Lengrüg.
Denn andern düs morgens früeh hünweg hatte es einen
sehr tiefen schneh ohnbant, verfehlten des wegs, güengen irrs,
also wür wol 3 stundt in einem holz hün und wüder güengen,
eh wür wüdr uf denn weeg. kamen, ohnangesehen wür von dem
dorf nicht mer dan 2 meyl gehn Osenbruckh, kam ich gleich
wol erst bey 2 stundt nach müttag dohün, hüelten unns under-
wegen niergendt uf, dero wegen ich ibel uf meinen weegweiser
zu&üden wahr. Düse statt ist gros, von altem, schlechtem,
unlustigem gebey, auch nicht vest, gehört zum reich, aldo es
auch ein stifft oder büstomb hat, hart an der mauren der statt
48
left ein dein wasser für, heist düe Haas; mich bedunct, das
ich nicht baldt an einem ort so herlich, leücht, wol gebachen
undt geschmackh weüa brott geessen habe, als do, entgögen in
Westphalen und häeromber in dörfern so grob, schwarz, dickh,
nicht wol gebachenn brot gemacht w^ürt. Denn dritten dös
muest ich do ställigen, umb wüUen ein so tuefer schneh an-
gevallen, das nicht zu kommen w^ahr.
Den 4 das nach müttag erst umb 2 uhr fuehr ich müt
einem, wölcher güeter von Brehmen ab nach Osenbruck gefuert,
und wüder lehr nach haus, fort hünweg, wahr greilich kalt,
sehr tuefer schneh, aber durch der vile des fahrens wahr der
weeg schon gebahnt, kam ettwan bey 2 stundt in düe nacht
in ein stättlin, zur För genant, wölches in das stüflft Osen-
bruckh gehört.
Denn 5 das am morgen von do hünweg höbt es wüder
starck an zu schneien, düe bahn zu verwehen, das düe fuehrleüt
keinen weeg mehr sehen kondten, des wegs verfehlten, weht
denn schneh zu häuf, das düe pfert an ötlichen ortten büs an
bauch infüehlen und schwerlich mehr fort kondten. Nun fror
es müch büttrybel, noch kondt oder dorft ich gleich wol vom
wagen nicht absteigen, dann ich zu fues noch wehniger fort
zu kommen gedraute, fueren also büs mütternacht, kamen in
ein stättlin, Wülschusen genant, so zum stifft Munster gehört,
vor wölchem wür noch lang warttenn muesten, eh wür denn
bekamen, der unns innwendig den rügl vom thor ufmachte.
Als ich nun vom wagen abstüge, ward ich der massen erstarret,
das ich nicht stöhn kondt, mocht auch kein herberg bekommen,
dann due fuehrleüt ein yeder nach seinem haus fuehr, umb
willen süe doselbstenn zu haus oder doheim wahren, endlichen
durch genugsam bütten weist mich einer für des burgermeisters
haus, wölcher Wirtschaft trüb, müch nach hartem klopfen und
bochen innlües, legt ich müch uf ein banckh zum ofenn, büs
ich wüderumb erwärmet, dann ich wahr hart verfroren; düs
stättlin lugt von der För 6 meül.
Denn 6 düs muest ich in gemeltem stättlin Wülschusen
stilligen von wegen des greulichen ungewitters, wendts und
schnehs halber, das keiner von denn fuehrleitten der erste sein
wolte, bliben eh alle zu häuf bey einander verharren. Denn
4»
7 düs bey 2 stund in tag fuhr ich zu wagen von do hünweg
mut denn vorigen fuehrleitten , sehr tüefeu und ongebahnten
weg, das düe pfert denn lehren wagen mut möeh erschleifen
mochten, und hatten mehr dan 6 stundt zu fahren, eh wör
gehn Dilmenhorst kamen, wölches nicht mer dann 6 meil; her-
nach hatten war ein gebaute stras, dann doselbsten due weeg
zusamen stossen; kam uf denn abent gehn Brehmen.
Denn 8 dös nachmuttag fuehr ich zu schütten mut zweyen
schippern und einem emdber hotten von Brehmen hänweg,
kamen des abents in ein dorf, genant Benebüttl, zum stift Breh-
men gehörig, 2 meyl von do. Denn 9 düs fuehren wür früeh
von do hünweg, kamen nach müttag gehn Fort, dohün wür denn
schütten von Brehmen aus gedingt, welcher uns auch nicht
weytter füehren wolt; konden auch kein andere fuehr krüegen,
sondern muesten zu fues hünweg, güengen baldt irrs, das wür
erst bey 27^ stundt in düe nacht in ein krueg oder würtshaus
kamen (nahent dobey ein dörflin, Haugenau genant), wölche
würtin unns nicht herbergenn wolt, dann süe unns für krüegs-.
leüt ansähe. Zu lotst durch langes bitten und gute wort wurden
wür inngelassen, aber zu essen kondtenn wür nichts bekommen,
wahren sehr hungerüg, dann wür lang und tüef im schnee hün
und wüder gewatten, endlich bekamen wür ein par roher häring,
legt ich müch nach der malzeüt zu dem vüch in stall, doselbsten
ich ein weyl ruehwet.
Denn 10 düs wahren wür des morgens früeh uf, vermein-
ten, es were ein stundt oder anderthalbe vor tag, verfehlten
des wegs abermahlenn, das wür im schneh güengen büs zu
halbem knie, dann wür ab der bahn kamen, und als wür zu.
Staden für das thor kamen, schlueg die glochk 3 uhr. Onan-
gesehen wür ein zimliche meyl albereüt gangen, muesten also
noch wol drey vor dem thor warten, eh man solches uffinacht,
wahr sehr kalt, zu dem wür an füessen aller nass, dann do
wür irr güengen, kamen wür in pfizen und moos, das unden
nicht gefrohren war; düngten hernach von Staden aus ein fuehr
uf 3 meil bis an düe Elb, aldo mann das volckh uf einer barca
hünwüder füehrtt, und ist wünters zeüt sehr sorglich umbwül-.
len des eys, und die Elb aldo gehm V^ ii^^il breyt ist, das
mann stöts zu wehren hat, das es nicht gar zusamen gefrüehre.
Kiechel. ^
50
(gleich wol disen wüntter usserrfaalb der statt düe Elb der mas-
sen zuegefroren , das mann mütt schütten doriber gejagt). Als
ich yber düe Elb kam, güeng ich noch desselbigen tags gebn
Hamburg, welches 6 meyl von dem dorf, dovon ich des morgens
uszog; denn 11 düs lag ich aldo stüU.
Denn 12 düs zu müttag fuehr ich zu Schlitten hünweg, of
wölchem unser neun personen sassen, und der fuehrman wahr
düe zehende, müt dreyen pferten, hatten sehr gut gebahnten
weeg, kamen des abents in 1 dorff genant Höldenkling, einem
vom adl ghörig, aldo wür yber nacht bliben ; ist Ton Lüböckh
5 meyl.
Denn 13 düs morgens früeh hünweg ward der weg so glatt
und hehl, das, wo es ein wehnig abwärts oder ableeg, such
der Schlitten gleich uff ein seytten begab, das er unns eher
£^8 in einer stundt zweymal umbstürzt. Kamen uf denn müttag
gehn Lyböckh, wölches 5 meil vom nachtleger. Denn 14 dtts
morgens früeh güeng ich hünaus nach dem hafen, welcher 2
meyl von der statt, Tramin genannt, ein dein offen stättlin,
gemelten herm von Lübeckh gehörig; doselbsten ist das block-
haus wüe auch die lucern zu sehen, in wölcher düe nachtiüehter
gebraut werden, domüt sich düe schiff in der seh wüssen dar»
nach zu verhalten, es müessen düe grosen schiff, wölche uf dem
arm, der von do nach der statt geth, nicht inlaufen oder weyt-
ter fahren könden, such dahün legen, düe güeter doselbsten
US und innladen. Von do güng ich des tags wüder nach der
statt.
Lyböckh, ein mechtige, vöste, wolerbaute und eine von
den 4 stötteü des reichs, in wölcher strenge und ernstliche
justitia so wol dem reichen als den armen gehalten würt, dann
sich eben dozumal ein handel mütt einem holsteinischen edl-
mann, düe Ranzau genant, ohngevahr des stattlichsten ge-
schlechts im landt, wölcher einen brauersknecht uff denn todt
gestochen, gefencklich eingezogen wurde. Do er nun innerhalber
14 tagen und wehnig stunden gestorben wehre, hette er mües-
sen vermög der statt recht das leben lassen. Gemelte statt
hat auch vül handlung gögen Dcnnemarckh, Schwödenn, Danzüg
und Lüflandt, sein auch sehr mechtig zur seeh, als süe sich im
krüeg zwischen beden hüebey gemelten königen erzegten und
51
bewisen. Es pflegen auch ihre schif järlichen in Spania, Por-
tugal und andern fernen orten zu seglen, es würt hün und wüder
an underschidlichen orten sehr yil geschüz in sondern dozu ver*
ordneten heüsem gesehen.
Süe halten einen strengen prooess gögen ihren bürgern:
wan einer von einem frembden schuldtforderung halber für der
obrigkeüt verclagt würt, mues er eintwöders in kurzen tagen
bezalen, genügsame caution thuen, wo nicht der müttl eines
vorhanden, würt er dem nachrichter, wölchen man den böttl
nennnt, bevolhen, welcher dann alle rathstag uf dem haus sein
mues. Der beleitett in düe böteley, do andere dergleichen leüth
mehr sein. Nun wärt der nachrichter an denen orten von
andern leithen nicht gescheit oder abgesondert, als wol bey
unns beschicht, dann er geth zu gesellschafften und zünften,
süzt neben erlichen leüthen zu tusch, yedoch hat er sein be^
sonder trinkgeschür, und das noch mehr, wann ettwan ein
gesellschaft such befiindt von bürgern und andern ehrlichen
leüthen, gehn süe zu ime in sein behausung, bey ime zerenn,
dann er büer zu schenckhen pflegt; wölchs bey unns ein selzam
aussehen haben würde, aber landts art, landts manir. Es hat
zu Lüböckh ein stifiPt oder bistomb, bün aldo in düe 9 tag still
gelegen, eh ich gesellschafit bekam, in Dennemarckh zu reüsenn.
Denn 24 düs vormüttag fuehr ich zu gutschen von do hünweg
neben einem rosskamm, einem kaufmann von Hamburg und
einem Dennemärker, kamen des abents in ein dorf im landt
zu Holstein, genant Rotmansdorf, aldo wür düe nacht gebliben;
ligt von Lüböckh 6 meyl.
Denn 25 düs des morgens von do hünweg, kamen nach-
müttag umb vesperzeütt zum Kühl, das fumemste ort im landt
zu Holstein, aldo herzog Adolf ein haus oder schloß hart an dem
arm der seh gelegen, wölche dozumahi hart yberfroreu, das man
mütt Schlitten wüe auch unsr gutscher doriber fuehr, und wahr
eben ihr jarmarct, wölchen süe den umbschlag nennen, uf wölche
zeüt ein grosser adl zusamen kompt, mütt grosem pracht und
kostligkeüt, dann keiner dem andern nichts bevohr, sendend
immer einer dem andern vohr und noch stattlicher sein wtill.
Undt beschicht uf gemeltem marcttag gros usleühen und in-
nemmen, sonderlichen under denen vom adl, wann dann einer
4*
52
dem andern zu ihnen schuldig undt such müt der bezalang
nicht erzeugt, würt uf seinen cosfeen gezert, als bey unns vor
disem gewesen, wann sich einer vom adl gögen seinem Schuld-
ner in düe leystung gelegt. Ich bekam noch des tags gesell-
schaft, das ich nicht do yber nacht bleiben dörft, wölches mür
sehr lüeb wahr, dann düe herberg aller voll mütt edelleütten
und reytter, und wann süe bezecht werden, ist ihnen nimandts
lüeb, achten eben den menschen als ein vüch, als mür auch
gesagt, das wol einer seinen jungen gögen eines andern hundt
verdauscht. Nach vesperzeütt gögen abendt fuehr ich neben
zweyen kaufleitten von Flenschburg, und dann düe andern zwen,
mit denen ich von Lüböckh abkommen, fuehren in düe nacht,
kamen speth in ein fleckhen im landt zu Schleswückh, Göttorf
genant, lügt von dem ort, do wür des "morgens usgereisett,
6 meyl, aber vom Kühl nun 2 meyl.
Denn 26 düs früeh vor tag hünweg, und kamen uf denn
müttag zu einem vogt, do mann schon dennemarckhisch redt,
aldo wür zu morgenn äsen. Kamen des abendts erst bey an-
derthalb stundt in düe nacht gehn Flenschburg, düe hauptstatt
iin herzogthomb Schlöswüg, nicht sonders gros, noch vöst; haben
einen arm hart an der statt, uf wölchem süe in düe seh kommen
könden müt ihren schiffen. Denn 27 düs lag ich aldo stüll, dann
düe zwehn kaufleüth auch nach Koppnhagen reysen wolten, wüe
süe dann auch ihr läger und handlung do haben, ist von Göt-
torf hüeher 8 meyl.
Denn 28 düs ettwann 2 stund in tag fuehr ich in gesell-
schaft vorgemeltter zweyenn kaufleüthen neben dem Hamburger,
müt wölchem ich von Lüböckh abkommen, eines edlmanns
jungen; hatten zwen wagen, dann ein fuehrmann nicht mehr
als 2 pfert und zwen oder zum meüsten 3 personen aufnembt,
dann süe pflegen sehr starckh zu fahrenn; hatten rauhen weeg^
dann es kalt, sehr gefrohren und doch kein bahn noch schneh
hatt; kamen uf düe nacht in ein dorf in Schlöswüg, Weybl
genant; ligt von Flenschburg 6 meyl.
Denn 29 düs des morgen« von do hünweg, mües mann
allzeüt auf zwo oder 4 meil einen andern fuehrmann haben,
dann süe sich nicht zu weytt von haus lassen ;^ zu dem werden
ihre pfert sehr müedt von dem strengen fahren. Düser fiiert
iinns 3 meül büs an ein seh, aldo wür drey sampt zweyen jun-
gen in ein ,barca sassen und fuehren yber gemelten seefa, wöl-
cher 2 mejl breyt, sehr gevahrlich, dann es hatte gros eis-
schimel, ward doqh zimlich wündstill ; allein do wür bey einer
vüertl meyl zum land kamen, mochten wür vorm eys müt der
barca nicht weytter kommen, muesten aussteigen, dann es so
hart gefrohren, das es trueg. Aus düser seh seglet mann in
düe Ostseeh. Gleich an gemelter seeh hat es ein dein stättlin,
Assys genant, under dem könig us Dennemarckh; aldo bliben
wür düe nacht.
Denn 30 düs reysetenn wür neben den andern zweyen,
wölche einen sondern wagen, vor tags von do hünweg, dann
wür des abents zuvor ein fuehr uf 4 meyl gedingt, dohün er
unnsbey guetter zeütt liverte, aldo wür zu müttag gessen und
einen andern fuehrmann bekamen, der fiiert unns auch 4 meyl,
gleichwol wür erst bey 2 stund in düe nacht in düe herberg
kamen in ein stättlin, Nüburg genant, hart am Böltt gelegen;
lügt von Assis 8 meyl.
Denn 31 und lotsten tag des monats Januari do stüll ge-
legen, umb willen düe seh, wölchen mann denn Böltt heüst,
zimlich nngestimm wahr, auch der wund unns entgögen, fuehr
gleichwohl des tags ein barca hünibert, aber müch hette nicht
gelust, doruf sein.
Denn ersten tag Februari güengen wür ein stundt in tag
zu schif, wölche barca wür in sonderheüt für unns bestöUt, müt
4 rümen oder 4 mann, düe ruderten. Nun hat es denn gebrauch
im landt, das düe schifletit keinen dörfen yberfüehren, süe
kennen in dann, oder aber er habe ein passaport von dem
obersten des stättlins, wölches nun ich als ein frembder nicht
gewust. Und wo düe andern, müt denen ich in gesellschaft
wahr, nicht für müch geredt, trag ich sorg, hette müessen am
land bleiben, als auch zweyen andern frembden geschehen,
wölche schon in der barca wahren und wüderomb an das land
steügen muesten. Als wür nun vom landt fuehren, wardt unns
der windt entgögen, küelt doch nicht sehr, das süe müt rümenn
wohl mochten fortkommen; kamen also uf halben weeg zu einer
cleinenn insul, Spruch genannt, wölche schüer müttenn im
Böltt, bey derselbigen wür an landt fuehren. und hat gemelte
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insul bey einer halben teütschen meyl in düe ronde, würt von
zweyen hollendischen banren bewohnt, dtte nehren sich ab dem
▼üch, so süe haltenn, machen so schön gutt und wolgeschmackh
butter und käs, gleichförmüg als in HoUandt, tmegen unns
von ihrem käs und butter zu essen für. Als wür nun ein dein
weyl do verharret, sassen wür wilder uf düe barca, dann ge-
melter seh nicht zu thrauen, erhöbt sich oft gehlingen 6iii
wündt. Als wür noch einer meyl fern vom landt wahren, kamen
wür zwischen das eys, das wür anfenglich müt der barca nicht
durchkommen mochten, wegen der grosen eysschollen, dero-
wegen 2 von denn schifleüthen ustigen, dann süe so dückh, das
süe truegen; theylten dye eysschimel den cluftenn nach müt
eysern hackhen von einander, domüt düe barca zwischen inn
kondt. Solches wehret wol ein ganze stundt, eh wür hündurch
kamen, das wür in grosser gevahr stunden, dann do sich ein
starckher gegenwündt erhöbt, hette es düe barca zu stuckhen
zerstossenn, dann düe eysschollen mehr dann eines schuchs
dückh wahren. Je , neher wür zum landt kamen, ye mehr such
das eys verlohr; das macht der wündt, dann so derselbige
vom landt kompt, treibt er das eys in düe seh und uf düe
ander seytten gögenüber, dann gedachter seeh, wölchen man
denn Böltt nennet, nicht mehr dann 4 meil breytt. Nun mag
ich in wahrheitt sagen, das ich nirgendt sovil antvogl bey
einander gesehen, als eben dozumal, aller bedöct, als wann
es ein thuch wehre, das ich höre süe yberzüehens müt dem
gam, das süe sehr vil zumahl oder uf einen zug fangen. Als
wür yber gemelte seh an das landt kamen, ward es schon umb
vesperzeütt, hatt ein stattlin, würd genant Cassir, aldo wür
gössen, dann wür sehr hungerig wahrenn, hernach wüderomb
fuehr dingten, ye 2 und zwen uf einen wagenn, der fiiert unns
uf 2, hernach noch 1 meyl, dann mann do zu landt gen Kopn
penhagen reüsen kan. Als er nun baldt an das ort unns lüverte,
nicht yber ein halbe stundt in düe nacht, dann der weeg sehr
guet und wol gebahnt was, ohnangesehen es jhene seyt der
seeh wehnig schneh hatte, fanden wür düss orts schneh genug.
Wür bekamen in dem dorf, do unns der hüngefüert, gleich
ein ander fuehr, und nahe dobey fiiehren wür durch ein stattlin,
düe dann mehrertheils ohnbeschlossen sein; in demselbigen
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achrie mein gesellsobaft bej dem burgermeister an, dann es
an denen ortten nicht ordiuari herbergen hat, sondern einer
nun bey einem gueten freind oder bekantenn heerberg suecht,
aide wür unns mehr dann ein stundt ufgehaltenn und zimlicher
inassen unns in fünischen mäth verlüebten (dann düses ländlin
heist Fünen), wölches ein sehr anmuetig, lüeblioh und stärckhs
getranckh ist, auch in vül andere lau dt gefüert würt, dann ye
elter mann solchen mäth last werden, ye lenger ye bösser und
störckher er hemacber ist. Als wür von do hünweg fuehren,
wardt es ob düe 2 stundt in düe nacht, auch sehr kallt, und
begögnete unserm furmann, das ihme ein radt vom wagen
gueng, wölches er in der eil nicht geachtet und mehr dann
eines steinwurfs weyt fortgefahren, eh das ers wargenommen.
Wür bede schlaften und wahr der andere wagen fohr unns;
endlich, wüe er sich umbsicht, mangelt ime ein radt, must
erst wüder zuruckh lauffen, solches zu hollen, kamen nach
müttnacht an das ortt, dohün wür denn fuehrmann gedingt,
wölches ein stättlin in Fünen, genant Büneschburg, wölches
von Nüburg 10 meyl; aldo wür bey einem bauren ein wehnig
ruehweten und wüderonab vor tags ein andere fuehr bekamen,
dann es an denen orthen gewüse leüth, wölche sich mehren*
theils ab dem fahren n ehren, sein willig, frueh und spath einem
frembden fort zu helfen; allein es müesam für einen, der ihr
sprach nicht kan. In gemeltem ländlin ist denn baurn und inn-
wohnem gebotten, das süe allen ihren hunden (usgenommen
düe, so gar dein bleiben), wan solche noch jung sein, das
gleich am fordern rechten fues abhauen müssen, domüt süe
dem gewild keinen schaden zufüegen.
Denn 2 düs früeh noch bey einer stundt vor tags von do
hünweg, kamen uf denn müttag in ein offen stättlin, aldo es ein
schöne kürchen von gebey, in der selbigen düe könig us Denne-
marckh ir begrebnus haben. Nach dem, als wir zu morgen
gessen, ein andere fuehr gedingt, das wür noch des abents
gehn Koppenhagen kamen, wölches von Reneschburg 8 meyl;
düse meyl sein der lenge nach denn teütschen sehr wol zuver-
gleichen.
Koppenhagen ist düe hauptstatt im königreich Dennemarckh,'
nicht sonders gros, auch gögen dem landt wehnig vöst, aldo der
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könig pflegt hofzuhalten, und würt das schloss, in wölchem er
wohnt, auch für ein vöstung gehalten, es hat einen sehr tüefen
hafen , dann düe grose , geladene schif sich hartt an düe statt
legen könden ; aber diser zeütt wahren düe schif aller ingefroren,
und lagen dozumaln bei 8 groser schif dem könig zustöndig ne-
benn einander gleich als düe schlössen Es ist in disen landen
Yül ein grösere költe , dann bey unns, dann ye weytter hinein, ye
neher gögen septentrione. Als mir gesagt, ist eines jars düe
see yberfrohren , das mann zu Schlitten von Koppenhagen nach
Heinbogen gefahren ist, wölches 4 meül yber ein wülde, unge-
stimme seh, das es grimm kaltt sein mues, eh solche zuegefrüert.
Bün zu Koppnhagen 5 tag stüUgelegen. Nun künde ich zur
seh wüntters halber nicht uskommen, und denn weeg wüderomb
zuruckh zu züehen, wölchen ich hünein genommen, hatte ich
auch nicht lust; under der zeütt kommen zwehn lübische kauf-
leüth in das haus, do ich zur herberg gelegen, wölche ir läger
und handlung in Schwöden hatten und nach Stockholm reysen
wolten. Als ich nun vernommen, süe gutte, ehrliche und bekante
leüth wahren, hatte ich lust, mütt ihnen zu reüsen, dann süe sich
alles guts gögen mür erbotten, als ich auch hernach im werckh
erfunden; macht müch kurz uf düe reys förtüg und zogen vol-
genden (in gottes namen)
Denn 8 düs von Koppenhagen vorgemelte kaufleüth und ich
nach müttag zu wagen hünweg; wahr so grimm kaltt, auch ein
so scharpfer wündt, der uns gleich under das gesiebt güeng, dann
der wündt von norden wehet , das ich besorgte , düe oren und
nasen zu verfrören , als auch vül maln beschicht, dann mür der
würt, bey wölchem ich zu Koppnhagen zu haus gelegen, mit na-
men Hanns Runckh von Hammburg bürtüg, angezeigt, das er
von Bergen us Nord wegen wüntters zeütt in gesellschaft ihrer 14
personen gereisett, dorunder nicht mehr dann sechs düe oren
wüderomb nach haus gebracht von wegen der strengen költe und
scharpfen wündt. Kamen uf den abent gehn Höllschnhör, ein offen
stättlin, lügt von Koppenhagen 5 meyl, hart an der seh, wölches
man den Sonndt nennt, aldo ein königlich haus Cronburg ge-
nannt, das hat der yezige regüerende könig Fridericus secundus
ufbauen lassen , mütt geschüz und volckh wol versehen , und ist
gemeltter Sonndt nicht mehr dann ein teütsche meyl breytt, do
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alle schiff, so in und us dem landt seglen, streichen und ein ancr
fallen lassenn, aldo zollen. So ein schif mütt körn, salz, häring
oder derogleichen schwerer wahren beladep , gübt der last einen
halben reichs thaller, und ein lehr schif so nun mütt pallast, das
ist stein oder sandt beschwehret und keine güetter innhat,
mues von yedem last, sovil das schif tregtt, V* eines reichs tha-
lers geben und bezalen, wölches ein beschwehrlicher groser zoll,
dann oftermahln mütt gutem wündt 50 in 60 auch wol mer schif
auf einen tag uss Holandt, so nach Danzig seglen, do durch-
laufen, der mehrer theül nicht beladen, dann süe aldo korrn la-
den, müessen gleichwol düe segl fallen lassen und zollen, und
scheint glaubwürdig, das der Sonndt des königreichs Denne-
marckh gröster intrada seye, dann alle schif, so nach Schweden,
Fünlandt, ittem nach der Narv, Rüga, Rövel, Königsperg, Dan-
züg, Stettin, Stralsondt, Grips wolden, Rostockh, Wüsmarr und
Lüböckh laufen, müessen alle durch denn Sonndt, dessgleichen
auch jeztt genante orth , wann süe in düe Westseh wollen , es
seye gögen Niderlandt, Franckhreich, Engellandt, Spania, Portu-
gal oder andern ortten.
Denn 9 düs trafen wür ein sunder glükh an, das des mor-
genns ein barca Ton der andern seytten des Sondts heriber kam,
müt wölcher wür ober kamen, dann wünters zeütten oft einer 3
in 4 tag stilligen mues, eh das er düe einige meil passiert, von
wegen des eys, so such hüezwischen legt, und mag doch nicht
zuegefrüehren: dann so der wüiidt nach der seh geth, wehet er
das eys hinaus, geth der wündt von der seh, treübt ers wüder-
omb zuruckh , und ist seltten wündt stüU ; hatten müeh genug,
eh wür hinibert kamen, zogen das segl uf und ruderten, gleich
wol kondten düe barca müt müeh durch das eys bringenn;
do unns ein wündt us der seh ybervallen , wehren wür bestect,
das wür wöder hinder sich noch für sich könndt. Jhene seytt
hat es ein dorff neben einem vösten schloss hoch ufm berg gleich-
sam in einen fölsenn erbauen, HoUschnburg genantt, respondirt
gögen HoUschnör, dann süe zu gleich gögen einander ober lügen,
das kein schif sunder grosse gevahr durchlaufen kan , dann süe
von einem schloss uf das andere schiessen könden. Nun solle
gleichwol auf ein zeütt ein schif müt vollem segell durchgelaufen
sein , aber wüU demselbigen nicht rhaten , das solches erkant
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werde und wüderomb in denn Sonndt komme, dann zu besorgen,
würde ihme zu tbeyer fallen. Es sein auch sommerszeütt des
königs schif mütt gescbiz neben anderer dorzugehöriger muni-
tion wüe auch müt Soldaten und schifleüth genugsam versehen
und ausgerüstett, auch tag und nacht doruf sein müessen, wann
süe was zuetregt, das säe gleich förtig seyen, nun düe ancr höben
und düe segl ufzüehen dörfen , also das inen nicht leüchtlich ein
schif ongestrichen oder ungezoUtt durch vilgemelten Sonnd lau-
fen oder seglen würt.
Als wür früehgestuct und nach fuehr getracht, bekamen
wür 2 Schlitten, an dem einen zwey, am andern ein pfert, dann
es sehr tüefen schneh und noch ongebahnt wahr, dingten solche
schütten uf 2 meyl , als dann krüegten wür einen andern, der
umis auch zwo meil füerte, noch sehr tüefern, ongebanten weg,
das an öttlichen ortten düe pfert am lehren Schlitten genugsam
zu züehen hatten. Kamen also uf düe nacht zu öttlichen heü-
sern, Ruy genant, noch denemarckisch, wahren bey einem bauren
ybernacht, do wür ein magere herberg hatten, wehnig zu essen
und trieb wasser zu trinckhen, gleichwol wür einen keller mütt
getranckh mütt unns füertten. Als es nun zum schlafen kam,
machten wüer unserr gelüger uf düe erden, dann das volckh
wintters zeütt nicht allein mit weyb und kindt in der stuben lü-
gen, sondern auch usserhalb düe hundt undt kazen, auch das
junge YÜch, als lemmer, kelber, geissen, tauben dorinnen halten,
und das erst das unlustigst ist , junge ferckhen , wölche einen
starckhen geschmackh von sich geben und gemeinglich ihr ge-
liger zu müttelst in der stuben haben, kommen des nachts,
leckhen ein under dem gesiebt, das einer beses geschmacks und
gestanckhs halber umb ein gering geltt eher satt württ, dann von
der besten malzeütt. Was dan sonsten ihr haushalten und ge-
bey anlangt, württ hernacher usfüehrlicher vermeldett und au-
gezeigt; von Hölschnör hüeher ist 5 meil.
Denn 10 düs fuehren wür mütt dem tag von do hünweg,
hatten wol 5 stund an zweyen meyln zu fahren , ^ann ye weytter
wür in das land kamen , ye mehr und tüefer schnee wür funden,
zudem ward der weeg noch ongebahnt, dann es hüerauser gögen
Denemarckh wehnig wsgidells gübtt. Als wür nun solche 2 meil
erreichten, kondten wür keine andere pfertt bekominen, so wolt
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uans der vorige auch nicht weiter fäeren, dann seine pfert kondtea
nicht mehr fort. Nun ward es an dem ort schon schwedisch^
nnn 3 einige heäser, gaben uns für des königs düener aus, do-
müt wür desto eher möchten fort kommen, so hat es düe gele-
genheitt und Ordnung im königreich Schwöden, das es verordnete
würt, wölche man gastgeb nennett, gemeinglich von einer pfarr
zu der andern, das ist uf anderthalb oder 2 meyl wegs, dann dUe
meil düses landts denn schweizer meiln vergleichen , so soll der
gastgeb einen frembden , seye ein kaufmann oder ein anderer,
beherbergen, essen und trinckhen geben, düe mahlzeit fiir 2
rondstuckh, unserer münz bey 4 kreuzer, er soll ihme auch zu
pfeilt oder Schlitten nach gelegenheitt der zeütt fort helfen, büs
zu einem andern gastgeb, soll er ime von der meil gleichförmig
2 rundstuck bezalen. Do aber einer in des königs gescheften
reyset, pflegt er des königs wappen mütt zu füehren, wölches
düe bauren baldt können, müesen süe ime vergebens nicht allein
essen und trinckhen geben, sondern auch bey tag und nacht mütt
pfertten verhelfen sein, domitt er fort komme; entgögen aber,
wann ein frembder kompt, als uns genugsam begögnet, und es
gern doppelt bezalte, mues es inen noch wol gelegen sein, eh das
süe einem fort helfen , onangesehen do süe schon düe pfert im
stall haben, dann was einer mütt gueten wortten nicht zu wegen
bringt, thuet es mütt truzen und bochen noch wehniger. Zu
lotst durch langes bütten bekammen wür 3 elende pfert und
zwen schlittenn, spannten düe zwey schwöchesten zusamen und
das drütt allein an einen besondern schütten. Nun ward es
schon Späth in tag und hatten noch 2 meil zu fahren, aber wür
kamen uf bössern weeg, als wür zuvor hatten; underwegen an
einem graben bricht das eys, fallen beyde pfert büs an den bauch
wüe auch der schlitt in das wasser, sas einer von unns uf dem
Schlitten, wölcher neben allem unserem blonder sehr nass wor*
den ; ich ward gleicbwol nicht uf dem Schlitten, sondern güesg
zu fues, hatten vül müeh, büs wür die pfert, den blonder und
Schlitten wüder herusser brachten. In dem iberfüel unns die
nacht und hatten noch weyt zu fahren , eh wür in ein fleckhen
kamen, wölches unserm müttgesellen nicht wol bekam , dann es
sehr kalt und er aller nass wahr; kamen spät in ein doi^, Onolz-
böckh genant, in Schmahlandt gelegen, wölches düe erste kürch
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in Schwöden und abwärts der Strassen. Aldo wür beim pfarr-
hem unnser herberg namen, dann welcher in Schwöden reyset
und nach gelegenheit des landts zu essen und zu trinckhen ha-
ben wüU, der nemme seinen innkehr beim vogt oder pfarherrn ;
onangesehen süe nicht herberg halten, schlüesen süe doch einen
erlichen gast nicht aus. Düser pfarrherr bewüs unns alle freund-
Schaft, gab unns essen, trinckhen und geliger nach seinem ver-
mögen, wüe auch ein besondere stuben, das wür unsern zeug
wüderomb tricknen kondten. Süe sparen das holz nicht, dann
süe desselbigen ein iberfluss haben. Umbwillen ich nicht mütt
dem herrn pfarhern reden kondte und süe mehrtheils fast
seich gehßrt, hab ich mein latein, welches ob düe 10 jähr in der
langen küsten gelegen, wüderomb herfir gesuecht, das ich mütt
groser müeh herusser bracht. WüU einer dann diser orth Will-
komm sein, mues er muscaten, negelin, zimmettrinden , imbör
oder derogleichen der frauen im haus verehren, für düe künderr
ein messin ringlin, spüegel, messerlin, blaues noster oder ander
dein füeg narrnwerckh, das süe hoch erfreyett und domütt ganz
wüllkomm ist. Des tags sein wür 4 meil gereisett.
Denn 1 1 düs morgens von do hünweg , aller wüest und ber-
gend landt do einer dorf sihett, etwan hün wüder einen bauren
hof , der sizt in einer wüldnus oder duften , das ein ganzes jar
nicht vil frembdt volckh , vül wehniger betler ime für düe thür
kommen. Disen tag kamen wür uf 3 posten , und do wür düe
lotste pfert nemen, sante der baur nun 2 deine jungen von 7
oder 8 jaren mütt unns, so düe pfert wider zuruckh füerten.
In dem yberfellt unns düe nacht, verfehlenn des wegs, fahren
wol 2 stundt in düe nacht, eh wür zu leüthen kamenn; zulötzt
kamen wür zu einer mühlen, bey wölcher es 3 oder 4 baumhöf,
dorunder ein gastgeb, der unser sehr unwillig wahr, das wür so
Späth kamen , das uns eben so wehnig lüeb wahr. Bliben bey
ime yber nacht, heist das orth Abüe, 7 meil von der pfarr, do
wür des morgens von reyseten.
Denn 12 düs früeh vor tag hünweg und kamen denselbigen
uf 5 posten, dann der weg zimlich gebahnt, und sich düe stille
seh im landt, so von süesen wasser, anfahen, wölche winters
zeütt aller zu gefrohren, das meisteils düe bahn doriber göth.
An dem orth, do wür düe lotste pfert genommen, ward es schon
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abent und hatten noch 3 grosör meil zu fahrenn, über sehr
grosse hohe berg, dann umb düe selbige gogne lagenn düe
Schwöden, wüe düe Dennen in das landt zogen, werden noch ge-
sehen düe grösten dannebom, wölche düe Schwöden dozumal ab-
gehauen, denn Dennen denn pass verlegt, sich mütt röhren und
andern wafen gleichsam dorhinder verschanzt. Wann es nun
kompt, das einer bergab fort, vergeth einem das gesiebt von dem
schnellen laufFen, dann es vast holweg gübt, das ein pfert nicht
ussreißen noch uf düe seytten laufen kan. Und gleich umb müt-<
ternacht kamen wür in ein stättlin in Schmahlandt , Ihenn Eöpn
genannt; dort umbher ward düe bahn aller abgevallen, tüef
und der weeg ufgangen ; lagen ybemacht in des bürgermeisters
behausung und sein des tags 1 1 groser meil gefahren.
Denn 13 düs lagen wür do stüU büs uf denn müttag, dann
es eben sonntag wardt und umb düe zeütt des heyligen fests der
fasnacht, van wölchem süe auch vül halten, und würt uf einmal
so vil essen gekocht von sülzen, schunnkhen, schweinköpf, Zun-
gen , gereecht fleisch , speckh undt derogleichen , was lang blei-
ben mag, das wann einer eines monats, wol 6 wochen hernach
kompt, ime von demselbigen fleisch für und ufgetragen würdt,
wüe dann underwegen unns dergleichen fleisch ufgesezt, das uf
weynachten gekocht worden ist. Als wür nun bey gemeltem
Burgemeister zu morgen gessen, zimlich gezehrt, dann wür einen
keller mütt 9 glösern flaschen bey unns füehrten, der unns dann
nicht ybel bekam , dann an vilen orten weder wein noch büer,
allein schlimm wasser zue bekommen ist. Nach dem essen rey-
seten wür von do hünweg, ohnangesehen düe ban umb dans stätt-
lin aller ab , dann es in einem thal lügt , kamen wüer gleich wü-
der in das gebürg, do es noch schneh genueg hatte, düngtenu
Schlitten uf 2 meil, fort mann zur linckhen handt an einer seeh
hün, wölche 1 meil breitt und 18 lang ist, von süesem wasser.
Als wüer düse pfert zuruckh schickten, andere namen, hatte ich
ein dein, muetig und geruewet pfertlin; eins mals verhindert ich
müch, blib dohündenn, eyllt mein pfert denn andern nach, höbt
an, zu laufen, das ich in nitt mer halten mocht, in dem stöst der
schlitt an ein stein, föllt uf ein seytt, vall ich herusser, lauft das
pfert immer schnell fort, nun füert ich denn vorgemelten keller
uf meinem schütten, der w^ahr mütt einem strückh angebunden.
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solchen er immer hernach schleift, büs zu lötst, das der strickh
bricht, springt das schloss dovon, yallen 3 volle flaschen heraus,
zerbrachen, das alles zu unüz hängueng, das unns sehr ybel be-
kam. So baldt das pfert zu denn andern kam, begert es selber
mcht weytterr; kamen also bey einer stund in düe nacht in ei-
nen fleckhen, Gremm genannt, ligt von IhenKöpn 4 meil, aide
wür ein magere fasnaeht hatten.
Denn 14 düs reyseten wür früeh vor tags hünweg und hat-
ten zur linckhen band noch vorbemelte lange see^ sehr kaltt und
sehneh genug, dann es aller zwüschen dem gebürg; kamen uf
das morgenessen zu einem stattlichen pfarrherm, w&lcber noch
andere prüester zu gast und dem hohen fest auch seine recht
thatten , dessen wür mütt zu geniesen hatten und nach gelegeti-
heüt düs landts ehrlich und wol tractirt wurden, das wüer unns
hernach der költe wol erwöhrten. Aber gögen abendt kamen
wür ab dem rechten weeg, trafen ein flüesendt wasser an, yber
wölches wir düe bruckhen nicht fänden, auch mütt denn pferten
und Schlitten nicht durchsezen dörften, dann es schon dunckhl
wahr; hörten gleich wol jhenrseüt des w assers hundt bellen,
wölches ein anzeügen, das irgend ein haus oder dorf nahend do
sein mues. Nach langem hünwüder fahrenn, wölches sich bei
3 stund in düe nacht verzogen, dann es sehr fünster, kamen wür
lötstlich zur bruckhen; nicht fern dovon hat es ein fleckhUn, in
wölchem wür bey einem bauren ybernacht bliben ; wür fuehren
US der Strassen und bey einer meil wegs zu weitt uf düe rechten
handt. Es ist müesam für einen frembden, der denn weeg
nicht weist, ob er schon düe sprach kan, dann gar selten ein
baur selber oder seinen knecht mütt schict, sondern gemeinglich
ein jungen oder dein kindt, wölche ybel bekleüdet, das müch
wunder genommen , solche nicht verfrüeren von der greulichen
költe; wür sein des tags 9 meil wegs gefahren, heist das ort
Onsdau.
Denn 15 düs des morgens früeh hünweg, füert ich an mei-
nem schlittenn ein schnell, fraydig pfert; als wür nun einen
gehen hohl weg abfahren, geth der schlitt dem pfert hünden an
düe füssel, das er in vollem lauf denn berg hünunder rennt,
mür das gesiebt dariber vergüeng, dann ich nicht vom Schlitten
kondt. Unden am berg hatt es ein see , doruf ich ine genugsam
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Terlaufen lües. Nicht yber ein vüertel meil fürter begögnet es
müer abermahl in einem krommen weeg, der einer bruckhen zu-
gtteng, das mür nicht mehr wurdt, dann das ich däe jag lehr
gohn lües und vom schütten füel , dann ich besorgte , wann ich
doruf gebliben, er wehre müt mir in das wasser gelaufen. Also
rennt das pfert müt dem schütten durchaus, zerschlecht und
yerschleift in zu stuckhen, das ich in nicht mehr brauchen kondt,
und wahr gut, das ich den keller nicht uf meinem schütten hatte,
besorg, wür wehren gar umb unsern wein kommen. Nicht
iber ein stundt in tag kamen wür in ein stättlin , Lünköppn ge*
nant, nicht mehr dann ein meil von dem ort, do wür des mor-
gens ausreyseten. Do wür dann des vorigen tags nichts abwegs
gereiset, wehren wür uf düe nacht hünkommen. Also füehren
wür des tags noch 5 meil , kamen des abents bey guter zeütt in
einem ofnen fleckhen oder stättlin, Suurköpn genant; haben ei-
nenn arm von der Ostsee, wüe süe dann von do wol körn nach
Lübeckh pflegen füehren.
Onangesehen düs landt sehr kallt, rauch, wüest, berget und
föllsig ist, auch mehr theils holz hat, züehen süe gleichwol sovil
fruchten, das süe es im landt nicht aller gebrauchen, järlichen
ein groser häufen zur seh hünweg gefüert, und ist sonderlich
gaet körn, vül daurhafter, dann polnisch und lüttauisch, und
wüert auch höher verkauft, daugt bösser ufzueschitten, auch in
düe weytte zur seh zu füehren.
Denn 16 wüe auch denn 17 büsnach müttag do stüllgele^gen
umbwillen mein gesellschaft zu schaffen hatte ; füehren umb ves^
per zeütt do hünwegg nicht mehr dann ein meil wegs in ein an-
der stättUn, 80 gleich wol aus der Strassen, Nornköppn genant,
doselbsten wür bey einem ihrer bekanten ibernacht wahren.
Hat aldo einen herlichen salmen- oder lachsfang, dann es hart
am stättlin ein stille seh (im landt) von süesem wasser, wölche
sich der lenge nach 28 schwödische meil erströct, an öttlichen
orten 2 in 3 meil breytt, hatt bey gemeltem stättlin ihren uslauf
und föUt das wasser zimlich hoch herunder, das öttliche mühlin
dodurch getriben werden, dringt durch düe fölsen, das es sampt
andern bächün ein feinen Aus macht, der dann zu lotst in düe
Ostseh kompt, aus der such der lachs begibt und immer gögen
den Strom des süesen wassers steigt, büs er gar under das gevell
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kompt Do das wasser us dem seh herunder leeft, rüchten süe
denü salinen, das süe sich selber fangen; als mar gesagt, des
jors öttlich hundert Zentner von do an andere ort gefüert werden.
Denn 18 düs ettwan ein stund in tag von do hünweg; als
vrüi nun uf ein halbe meil hinauskamen, macht sich der eine
mann, wölchem der eine schlitt und 1 pfert zugehört, so unniz,
wür fahren zu starckh; nun hat es einen bauren hof, do wür
dann vermeinten, andere pfert zu bekommen , wölche doch nicht
zu bekommen wahren, und wolten unns diso auch nicht weütter
füehren, understunden süe zu nöthen, aber der baur von düsem
hof that inen ein beystandt, das wür baldt ein ander geschlagen
betten, muesten also von freyen stuckhen wüderomb zuruckh
nach Norköpn fahren, andere pfert und Schlitten dingen. Eh
das unns dise zwehn wolten weytter füehren, füerten süe unns
vergebens wüderomb zuruckh, dann wür ihnen nichts gaben,
kamen also desselbigen tags mit müeh 8 meil in ein derflin Bir-
lingstau genant.
Denn 19 düs vor tags von do hünweg fert mann mehr theils
yber seh; uf 2 meil hat es ein kupfer bergwerckh, herzog Carl
zustöndig; kamen uf denn müttag gehn Nyköpn, alldo höUt ge-
melter herzog hoof. Der ist des königs us Schwöden bruder,
gögen einer pfalzgrävin von Heydelberg vermehlet. Das haus,
in wölchem er wohnet, ward dozumahln nicht usgebauen, aussen
anzusehen ein schlecht wesen, sonsten ist das stättlin ein offen
werckh, eben als andere stött ingemein in disem land onbe-
schlössen sein, und ligt bey der warheitt an einem unlustigenn
ortt; wüU wol glauben, das nicht vil fürsten oder frembder herrn
in heimsuechen werden. Haben einen arm von der Ostsee,
wölcher büs zum stättlin göth, das düe schif uf dem selbigen
sommerszeütt hün und wüder seglenn könden.
Nach müttag oder essenns fuehren wür von do hünweg; do
wüer düe erste pfert lüessen, verzog es sich lang, eh wür andere be-
kamen, dan wir nicht der landstras volgten, das wür hernacher in
düe nacht fahren muesten. Kamen also erst bey 3 stund in düe
nacht zu einem bauren, wölches ort 4 meiln von Nyköppn, Onders-
daw genant, wölcher baur unser sehr froh war, umb willen wür denn
guten herrn aus seinerr rueh erwöcten; und ist an disen orten
beschaffen , wann einer in einem bett ligen wüU , ist noth , er
65
habe es bey sich, fiiere es müt oder stöckh die federn uf
denn huet.
Denn 20 düs des morgens früeh hünweg, fuehren des halben
tags mehrtheils uf oder ober düe gefrorne seh , kamen des miit-
tags gen Stregnes 4 meil von dem dorf , dovon wür des morgens
usreysetten, ein offen stättlin, aldo es ein erzbistomb , und eben
jahrmarct war, wölchen mann uf der seeh pflegt zu halten, und
eben herzog Carle , 4em das ort dann zuegehörig, selber do ge-
wesen, wüe ich ine des volgenden tags sähe zu schütten hünweg
fahren. Nun güeng gemelter herzog ob dem plaz, do düe kre-
mer feil hatten, umbher, sprach dem volckh zu, das süe in kau-
fen und verkaufen ufrecht müt einander handeln. In dem geth
ime ein alter baur nach, wüe man dann woU leüt von 100 jähren
und driber fündet, derselbige baur tregt 2 schöne marder,
wölche er dem herzog verehrtt, düe nam er von ime an; nach
demselbigen volgt er dem gedachten herrn noch immerzu nach.
Endlich fregt in einer seines gesindts, woromb er nicht seinen
weeg fort gehe, trüt er nochmahln für den herzog, repetirt düe
vorige Verehrung der zwen marder, bütt, ihr fürstliche gnaden
wolle ime für solche ein pfert verehren, dessen der herzog lachet,
sagt ime, er soll irrgend einmal gehn hof kommen; wölches ich
nun nicht verstanden, dann er schwödisch müt ime redet, aber
mür durch einen andern in teütsch gesagt. Vilgedachter herzog
achtet sich keiner hofart im landt, dann ich gehört, er oftermahln
einen halben tag bey einem altenn bauren, der düe breich des
landts wol weist, in seiner behausung sein darff, umb beschehe-
ner Sachen müt ime besprechen.
Denn 21 und 22 do stüUgelegen, dann mein gesellschafffc
do zu thuen hatt, umbwüUen allerley krehmer, sonderlichen vül
von Stockholm dohün kommen , werden auch vül pfert zu ver-
kaufen dohün gebracht, dann es sehr hardte und daurhafte
pfert gübt, werden wehnig geritten, dann sommerszeütt ybel
zu pfert fortkommen ist umb willen des tüefen wegs, pfizen
oder moos und der tüefen wasser, als ich nacher am herusser-
reysen wol erfahren. Mann fündt wol pfert von 8, neun jahrenn,
wölche niemals keinen sattl ufgehabt, dann süe mehr theils
nun im schütten gebraucht, und wenn düse pfert uf ihre 9 und
10 jar kommen, sein düeselbigen erst am besten, umbwüllen
KiecheU ^
66
süe büs in das funffte jähr alt werden, eh man süe braucht,
das ihnen düe glüder wol erstarken und hernach kein reüs
lelchtlich zu thuen gübt.
Denn 23 düs bey einer stund in tag fuehr ich neben dem
einen kaufinann, müt dem ich von Koppnhagen ab kommen, wiir
bede uf einem schütten von do hinweg, neben andern in 5 schüt-
ten, hatten tüefen, ongebahnten weeg, dann es düe nacht ge-
schnien. Das pfert und schütten gehörte einem von Stockholm,
der wolte es verkaufen , gabs unns zu probüren uf ein tagreüs,
jagt mann aller yber seeh; ich achte, das wiir disen ganzen tag
nicht yber ein halbe meil ufm landt gefahren; kamen uf den
abent gehn Stockholm, wölches von Strengnes 7 meil.
Düs ist düe hauptstatt im königreich Schwöden, aldo auch
königliche Majestät pflegt hofhalten, ist gleichsam ein insul,
dann süe rüngs umbher beflossen , hat zwey thor undt yber das
wasser ein bruckh gögenn dem landt. Düe heüser, wölche unden
am wasser stöhn, sein aller auf pfehl gesezt, es hat auch einen
sehr tüefen hafen, das sich grose geladene schif hart an düe statt
legen könden. Süe haben bey 18 meil zwischen den klippen
oder bergen, das düe seh nicht yber ein meyl breitt ist, zu se-
glen, eh süe in düe ofne seh kommen. Düse statt ist nicht gros,
auch nicht vöst, keine wähl, nun schlechte mauren umbher, wüe
auch das schloß uf der seytten gegen der statt müt einem gra->
ben auswärts hart an der seh lügt , und mütt geschüz wol ver-
sehen. Es hat auch ein closter, wölches auch ein sondere insul
undt rüngs umbher beflossen, Menckhollm genant; doch geth
mann von der statt yber ein bruckh dorein; ist vor disem
ein bistomb gewesen; der zeüt werden Stipendiaten dorinnen
erhalten.
Ittem süe pflegen das vüch, als ross, küeh, schwein und der-
gleichen aller usserhalb der statt zu halten, dann es vor beden
thoren vorstätt. Neben dem ist es sehr beschwerlich, das es in heü-
sem (reverenter zu melden) keine secret hatt, mues einer zwi-
schen düe thor und andern dozu gemachten orten gehn, wüe
dann solche stantia gögen einander yber erbauen, für manns-
personen besonder so wohl auch für düe weybsbilderr, wüe ich
dann uf ein zeüt von einem alten weib sehr ybel verschmecht
worden (wölches ich zwar nicht verstanden) der ursach , das ich
in der weüber secret gangen, wölches ich als ein frembder nicht
gewust.
Es ist sonsten wünters zeüt schlechte knrzweil umb düe
statt, dann düe see aller zue und düe schif ingefroren. Es wer-
den noch öttliche sehr grosse, wölche mann orlac schif nennt,
gesehen, düe der könig gögen Dennemarckh gebraucht, als beede
könig müt einander kriegten, ünder oder neben andern ist
eines, der grosse drackh geuantt, das größte, ein mechtig starckh
und vöst schif, wölches öttliche bodenn ob einander, und, als
mür gesagt, soll es zwischen den zweyen düUen oder wänden,
mütt osmundt (das ist erz, wüe es aus den bergen kompt) usge-
fillt sein, das süchs geschüz dorahn abstöst, nicht leichtlichen
durchgeth oder schaden empfahet.
So hat es yber dem canal oder jheneseüt des wassers ei-
nen thüergarten, in wölchem vilerley art gewildt gesehen würdt,
alsdannhürsch mütt sehr breytten hörnern, weysse hürsch, ellendt,
rhenen, wölches thüer aus Lapplandt kompt , noch andere in ge-
stalt eines hürsch sein, aber nicht so gros, düe hautt aller ge-
sprengelt; so gübt ed im landt sehr vül luchs, wüe auch schwarze
füchs, wölches fueter yil höher, als luchs oderzobl geachtet würt;
es gübt auch yüU eilend, wölche umb düe zeütt gefangen wer-
den, wann der schneh anhöbt schmelzen, zu wölchem jagen des
königs bruder, herzog Carolus, grosen lust hat; mann ist das
fleisch dovon, ist aber sehr hart und ohndehwig.
Es ist sonsten hüezulandt wolfeil und guets kaufs zu zehren;
aber es hat nicht ordentliche herbergen oder würtsheüser , son-
dern es mus sich einer bey einem burgerr inlassen, kan einer
düe Wochen für einenn reichsthaler oder 5 ort gut essen, trinckhen
und geliger haben, seiner notturft nach zimlicher massen trac-
tirt, auch wol rebhöner oder ander gefligell uf denn tusch kombt;
gleichwol mann einem nicht wein sondern büer zu trinckhen
gübt; dann dozumal, als der wein in unsern landen vüerthalben
in 4 kreüzer düe maß goltenn, gült drinnen sovil der maas nach
V* eines reichs tbalers ; haben mehr theils reinwein , sorg aber,
es komm underwegen yüI wassers drein. Es würt im land zim-
lieh guet büer gebrauen , neben demselbigen hat mann uslen-
dische oder frembde büer, als lübisch, rostockhr, danntzger
und andere mer, des gleichen auch fünischen und lüttauischen
68
meth (wölchen düe schwödische weüber gern trinckhen); alle
frembde getranckh sein sehr theüer umbwüUen der grossen
zöU.
Ich bün bey einem von Lüböckh, wölcher zum HoIIm wohnet
und aldo verheirat, zur herberg gelegen, mütt namen Jacob Loor-
man, zalt ich düe wochen 5 ort reichsdalers für essen, trinckhen
und gelüger, doromben ich ehrlicher und mehr als der noturft
nach tractirt, wüe auch müt gutem geliger versehen worden.
Süe haben auch einen brauch , wo einer bey zechen oder irgend
einem geloch ist, trinct mann gemeinglich im reyen heromber,
das einer seinem nechsten nachbaurn zutrinct, und wann er ime
das geschürr, seye ein kannt oder glas, gübt, büet er ime düe
handt, gesegnetts im, dessgleichen, wann einer nun vom tusch uf
stöth, nur für düe thür hinaus geth, als baldt er wüder an tusch
süzt, beütt ime ein yeder düe handt, heist in wüllkommen sein,
welches nicht allein in Schwöden, sondern in Dennemarckh, in
seestötten zum theyl, wüe auch in Lüttauen und Lüflandt gebrei-
chig, solle denn verstandt haben : wann ehr ime düe handt büet,
trage er keinen neid noch hass zu ime.
Ittem mann lüset in schwödischen cronica, das düe Schwei-
zer iren Ursprung von den Schwöden haben sollen; es seye dem,
wüe im woU, so vergleicht sich nicht allein das landt, sondern
auch das volckh : dann was erstlichen das königreich Schwöden
anlangt , ist solches an ime selber sehr vöst mütt vülen bergen,
stüUe see wie auch steinklippen beschlossen und wol verwahret,
rauch und unwegsam dorinnen zu reysen, hat zwischen denn
bergen mehr theils wasser und grose see, doch alle von süessem
wasser. Das volckh betreffendt gübt es starckhe arbetsame und
grobe leüth, wölche raucher, gesunden natur (nicht baldt einen
medicum gebrauchen), kommen uf ein hoch alter, schlecht und
altfrenckisch in kleüdern , sonderlichen düe bauren müt ihren
gevaltnen röckhen, in stötten aber usgezogne kleüderr, haben ein
rauhe sprach, sein sehr truzig uff ihrer müste, halten vül vüchs,
machen mechtig grose käs, do etwann einer vül pfundt wügt; in
denn vorgemelten see vül vüsch, aber keine karpfen gübt es im
ganzen landt, müessen nun von anderenn orthen dohün gebracht
werden , aber düe vüle der höcht , das süe düe selbigen dörren
und in groser anzahl an andere ort gefüert werdenn, und, als mür
69
vül mahlen gesagt aber doch nicht gesehen, werden käs gemacht,
do ihre zwen zimlicher massen doran zu tragen haben : beschicht,
wann einer vom adl im landt hochzeiit höllt, wüU er dordurch
sein reüchtomb beweysen , wüevil er bauren under such habe,
dann uf solches ihres junckhers feest müesen alle seine hinder-
sessen düe mülch, so uf einmal von allen ihren küehen ge-
molckhen, zu samen getragen und ein käs davon gemacht; doran
erzeugt er seine pracht und macht.
Es hat der könig us Schweden noch andere landt, als
Fünlandt, wölches sich müt SchwÖdenreich grenzt gögen
mütternacht, einfürstenthomb, auch sondere sprach, und andas-
selbige grenzt Lapplandt, wölches mehr theils mütt wüldem
volckh bewohnet und dreyen herrn tribut geben, als dem könig us
Dennemarckh, Moscovitten und dem könig us Schwöden; yedoch
solle der Schwöd 3 theyl, du düe andere zwen nun einen haben;
und weyst düses landts kein ende, haben auch ein sondere sprach
und ein thüer im landt, deiner dann ein hürsch, wölche mann
rhen nennt, mütt wölchen süe wünters zeüt im schütten fahren,
derer wol in Schwöden gesehen werden, sonderlichen im thüer-
garten zu Stockholm, sein fleckhentt von underschidlichen färben,
als düe kelber, lauffen mechtig schnell ; es würt von der haut der
rhenen in Schwöden stifel, handtschuh undt andere schuch, so
mann lappschuch nennt, gemacht, treffen tlich gut für düe költe.
Do einer wegen der greylichen köUte manigmal 4 oder fünf par
stempf yber einander anhat, soll es einen im feldt noch wol
früeren, do einer aber nun 1 par anhat und düe lappschuch
doriber anthut, so früert in nicht an düe fües; ye költer es ist,
ye mehr werme düse haut von sich gübt , wann er nun solche
nicht nass macht , noch domit inn das wasser geth , dann solches
gleich durchdringt; und mues das rauch oder haarüg aussen und
das glatt inwendig sein. Sonsten sollen die wildea Lappen mehr-
theils Zauberer sein, hab von glaubwürdigen leüthen vül von
ihnen erzehln hören, weyl ichs aber von heren sagen undt selber
nicht gesehen, las ichs zu schreiben underwegen.
Ich bün von 23 Februarj büs uf 7 Martij^ und uf dato reüset
ich beneben einer nüderlendischen frauen, deren mann ein goldt-
schmid, zu Schlitten hünweg, und ist einem ungewöhnlich zu
sehen, wann mann düe weyber hüezulandt wüntterszeüt yber
70
landt fort, dann düe schütten insonderheüt dorzu gemacht sein,
das süe denn langen weeg dorinnen lügen aller hedöct (ohne das
angesicht). Sonsten ist der Schlitten mütt döppich yherzogen,
zugebunden und ingefetscht, gleich als ein künd, das in der wüe-
genlüegt; es vall der schlittumb, oder das ein pflert laufendt
•würdt, kan süe ir selber nichts verhülflich sein, dann düe hend
auch mütt ingebunden sein; öttliche verdöckhen auch das ge-
siebt, haben ein dein glesere fünster, domüt süe sich vor der gro-
sen költe genugsam verwahren. Es hat auch yeder frauen oder
weiberschlitt einen sondern mann oder knecht, der das pfert
leytet imd hünden ufstöth ; also fuehren wür des tags 5 meil,
wahren düe nacht bey einem vogt, iber denn selbigen fleckhen,
so Rüsburg heüst, er düe Verwaltung hat, der tractirt unns sehr
wol müt essen und gutem büer.
Denn 8 düs am morgen ein stund in tag hünweg, und faehr
düe frau noch ein meil meines wegs, aber einen ohngebahnten,
sehr tüefen weg von schneh, das an öttlichen orten düe pfert bÜ8
an denn bauch innfüehlen; kamen zu einem andern vogt, da ge-
melte frau auch zu thun hatte und do verblibe. Nach dem ich
aber gefrüehstüct, mein pfert gefiiettert, fuehr ich allein von do
hünweg, hat noch ein meil gehn Opsal, do ich wol dritthalb
stundt müt zuegebracht, umbwillen des tüefen schnehs und
ohngebahnten wegs , das ich erst umb vesperzeüt dohün kam,
wölches nicht mehr dann 2 meil von dem dorf , do ich des mor-
gens von usgevahren. Ich kam in öttliche weg, das mein
pfert müt müeh sich herusser reissen möcht, wegen das der
schneh solche verwehet; wann ich ein faul pfert gehabt, trag ich
sorrg, es wehre im schneh steckhen bliben.
Opsal, ein offen stättUn gleich wüe vast alle im königreich
Schwöden, und hat zimliche ebne landschafft umbher, das doch
düs ländts nicht vül gesehen würt, dann einer nicht bal dt ein
halbe meil reyset zu landt , das er nicht einen berg ab oder uf
mues. Es hat aldo ein königlich haus, würt für ein vöstung ge^
halten, ist aber mehr zum lust erbauen, lügt zimlich hoch uf einem
berg, in der rinckmauer sehr weytt umbfangen, und soll albe-^
reytt ob düe 24 jähr lang doran sein gehauen worden, dannochter
noch bey weyttem (nicht) volvirt oder zu ende gebracht, wehni-
ger ists nicht, das ein grose arbeyt dorahn gewendt ist, werden
71
schöne, künstliche zimmer gesehen, welche sehr hoch, durchaus
gewölht, mütt schönen fiiguren und kunstuckhen züehrlich und
mitt grossen costen gemacht, mütt färben stattlich illuminirt,
will doch am wehnigsten keinen bestandt haben, dann büs das
eine zimmer oder gemach gar ausgemacht, klüebt das ander wü-
deromb uf und thüt such sehr wey tt von ein ander , das es ein
ewiger bau und immerzu dorahn geflict werden mues. Ich
achte , solches komm von der yberaus grosen köllte : dann eben,
als ich do ward, bauet mann an der schlosskürchen, wölche
schon müt dem tach beschlossen und düe fensterr vermacht
wahren, dorin täglichen ein gros holz verbrant würdt, domit der
maurzeüg nicht gefrüere , und das volckh ihr arbeyt volbringen
möge mütt mauren und anderm. Es hat auch in gemeltem stätt-
lin ein ertzbistomb , aldo nach art des landts ein schöne thom-
kürchen, wölche ich diser orth zu sehen nicht vermeint; doselb-
sten haben düe könig und königin von Schwödenreich ihr be-
grebnus, und ist under andern oben ihm chor ein sonderlich
schön epitaphium des königs Gustavij, von weüssem albastr,
gros usgehauen in ganzer persohn, gleich neben gemeltem epi-
taphio zu der lünckhen handt ein grose sülberne küsten , in der
selbigen sollen düe reliquia sanct Erichs lügen, als mür gesagt,
solle düe küst vor düsem in gleicher grosse von gutem goldt ge-
wesen sein , aber zur zeütt des krüegs verschmelzt und sich in
Silber verwandelt, wüll wol glauben: wann das volckh nicht so-
vil von sanct Erich hüelte (dann er gemelte kürchen solle ha-
ben bauen lassen und ein erzbistomb dohün gestiflft), möchte
solche küst vor disem schon zue holtz worden sein. Denn 9 düs
bün ich do stüUgelegen, dann ich den tag müt zuegebracht, düe
kürchen und schloss zu besehen, und ist der baumeister des
schloß ein Schlesier, wölcher mir alle freindschafft erzeigt, dann
ich in seiner behausung gezehret.
Denn 10 düs müt dem tag fuehr ich von Opsal neben einem
anderrn Teütschen, wölcher müt mür uf meinem Schlitten fuehr,
wüder zurück nach Stockholm, dohün des abents kamen, wölches
7 meyl, onangesehen es zu beden theilen sehr bergett, hat es do-
zwischen mehr theils stüUe see , yber wölche man zu Schlitten
jagt, dann solche wüntterszeütt alle hart zugefrohren, und ist
den bauren lustig zuzusehen, wann süe disör zeütt under dem
72
eys füschen, hauen ein rondt loch oder der selbigen öttliche,
nicht gröser dann das süe das gahm mögen hünein bringen,
rüchten dasselbige von einem loch zu dem andern, so lanng sich
das gahm erströckt; wann nun solches lanng genug im wasserr,
das süe denn zug volbringen wollen, helfen süe einander das
ettwan in düe 40 — 50 wol mehr personen such versamlen, thuen
einen starkhen zug und fangen tüI vüsch , zu mahl ein vüsch, so
mann Strömling nennet, mehr dann halb so gros als ein häring ;
düeselbigen dörren süe und essens hernach roch.
Nun ward ich noch in 4 tag zum Holm und trachtet nach
gelegenheüt, wider us dem landt zu kommen, dann ich dessen al-
bereyt satt, umbwüllen geringe kurtzweil do zu suchen. Wüe
es nun sommers zeütt beschaiFen, ist mür unbewust, aber allem
ansehen nach würt einer nicht weytt für ein oder das ander thor
spazüren , er wolle dann zwischen berg undt klüppen gehn. Ich
küef ein pfert, wölches mür zur prob nach Opsal geben worden,
umb 9 reüchs dallr , traf einen Dennemärckher an , wölcher zu
der Narva schulden halber usgerissen (gleich wol ichs dozumahi
nicht gewußt), der ward willens, in sein heimet zu reysen. Wöl-
cher nun bey der wüntterbahn nicht us dem landt kompt, kan
er zu dem des eys halber vor pfingsten nicht vüU do wegg kom-
men; demnach düe bahn anhüeb abgehn, hatte ich nicht zu feü-
ren, verglichen unns mütt einander (dann ime ein lübischer kauf-
man ein pfert , Schlitten sampt aller zugehör uf borrg verkauft
aber nicht vül dorfür wirdt krüegt haben) , und reyseten denn
12 düs monats Martij ohngefahr 2 stund nach mittag zu Schlitten
von Stockholm hünweg, hatte yeder sein eygen pfertt und schKt-
ten, kamen nicht yber ein halbe meil von der statt, fueren wür
gleich irrs, begaben unns zu weyt uf düe lüncken handt, dann
düe bahn sehr abgefallen , das es wol ein ansehen hatte , wür
nicht weyt zu Schlitten fahren würden, wüe dann auch beschehen,
fuehren also lang in düe nacht, büs wür zu leüthen kamen, end-
lich kommen wür in ein dorff, aldo wür beim pfarrherrn umb
herrberg ansuechten, wölcher uns lang nicht haben wolt, zu-
lötstt last er unns düe pfert in stall züehen (es sähe mein gevert
so durstig aus, das ich ime selber nicht zu wol gedrauet) und ge-
dacht bey müer selber, wann unns das so nahet bey der statt
widerfehrt, das mann unns nicht herbergen wüU, wüe sollen wür
73
dann us dem landt kommen , do wür allerdings bey 80 oder 90
meyl zu reysen, macht mier düeselbige nacht gedanckhen, das
ich vermeint des andern tags wüder nach der statt zu fahren,
dann düs dorf nicht mehr als 2 meyl dovon, Büsskürch ge-
nannt.
Denn 16 düs fuehreir wür früeh vor tags uf und hünweg,
dann wür uns nicht zu säumen, wüe dann der schneh uf dem
landt aller oder mehrtheils durch denn regen schon abgangen,
und uf denn seh das wasser an öttlichen orten yber düe kue-
chen am Schlitten güeug; aber es hat so baldt kein gevahr,
das das eys so baldt breche, dann gemelte see ettwann einer
ein tüef gefroren, also wann es schon acht tag ufgeth und
regen wetter anfollt, bricht es doch so baldt nicht. Geschieht
zwahr vül schaden, wann sich das volckh ettwan so spath im
jähr dorüber lest, das eys müt ihnen bricht, ross und mann
versauffenn, wüe auch herbstzeüt, wann sich düe leüt zu früeh
yber oder uf düe seh wagen, eh solche noch hart zugefrohren
sein. Also füehren wür fort, kamen uf denn müttag zu einem
gästgeb, bey wölchem wür gefüetert und gleich wüder hünweg
füehren, verfehlten abermahlen des wegs, das wür büs uf denn
abendt und lang in düe nacht gefahrenn, eh wür wüder uf ein
gebahnten weg kamen; es ward so fünsterr, das einer denn
andern nicht sähe, zulötst sähe ich einen schein von 1 Hecht,
wölchem wür zufuehren uf einem berglin, gleichwol abwärts
der Strassen, ein schlechts hüttlin, in wölchem ein armer baur
wohnete, wölchen wir vom schlaf ufwöcten, baten in, er wolle
nnns herbergen, wölches nach langen bütten beschehen. Nun
hatt er nicht mehr dann ein dein ställin, dorinn er bey 4
oder 5 haupt vüch, müt einer nidern thür, das meines gesellen
pfert nicht in stall kondte; aber das mein war ein dein thüer-
lin, dessen es sich zue geniesen, aber meines geverten pfert
muest düe nacht im hoofe stöhn. Bekamen müt müeh ein
wehnig gersten für düe pfert, für uns aber, ob wür wol gueten
appetit zu essen hatten, mochten wür doch weder brot noch
anders umbs gelt von ime bekommen (mag sein, er habe selber
nicht vül im haus gehabt), kondten auch weder wasser, noch
milch zu trinckheii bekommen, und eh ich das schnehwasser
trinckhen wolt, legt ich müch dorfür schlafen uf düe erden,
74
schlüf für denn hunger und durst; düses ort heist* Löstring;
7 meil dovon wür des morgens usgefahrenn.
Denn 17 düs verwachten wür bey gueter zeütt, machten
unns früeh von do hünweg, dann der hunger unns thrib, und
hatten uf dem see tüef wasser und uf dem landt ausserhalb
der hölzer kein sehne mer, das wür mehr zu fues güengen dann
gefahren; ich gedacht ein weyl, denn schütten zu verlassen
und vermeint zu reütten, lües ich dennselbigen nicht gehm
dohinden, zu dem hatte ich keinen sattl, kamen also nach
langem scbleiffen uf denn mittag gehn Nyköpn, dovon zuvor
meidung beschehen, do wür unns dann wüderomb ergötzen,
dann wir aller matt. Nun wurde meinem gesellen sein pfert
hinckhet, das er bedacht, do zu verharren und seinen Schlitten
und zeug gögen einem sattl zu verdommlen, wölches auch be-
schehexi; nun wolt ich do nicht bleiben, dann ich gehm zu
Suurköppn, wölches noch 6 meil dovon gewesen, umbwillen
der eine kaufmann, mitt wölchem ich von Koppnhagenn nach
Stockholm gereisett, noch aldo wahr. Domitt ich bey vertraut-
ten leüthen wehre, macht müch nach dem essen von do hün-
weg (verlüs den geferten, dann er ohne das wenig mein zeichen
hatte), ohnangesehen ich nicht allein denn weg nicht wüste,
sondern auch am wehnigsten düe sprach kondte, jagtt also
starckh fort, wann ich uf einer seh war, domitt ich mich nicht
verspätete; ab.er underwegen kam ich zu einer deinen see, das
mein pfertlin gleich am hüninsezen büs zum bauch hinin füehl,
das mür das wasser in Schlitten lüef, konde allso wüder zuruckh
kommen, und umbfuehr gemelte seeh, durch rauhen, stockhech-
ten weeg; nun kam ich ettwan umb vesper zeütt züe dem arm,
durch wölchen düe schiiff sommerszeütt, so von und auch* nach
Suurköppn wollen, seglen müessen, dann es ein theil von der
Ostsee, des rechten wülden mors, ist ein starckhe halbe meil
breitt, demnach düe bahn schlims dariber geth, das ich nicht
gehrn doriber fuehr, dann das wasser gehm eines halbenn knies
tüef ob dem eys lüef, neben vil löchern, so von füschern ge-
macht, wölche düe Strömling fangen, dovon zuvor vermeldett.
Also sezt ich uf düse seh und jagt im namen gottes doriber,
aber gewislich mür sehr wahrm wurde, umbwillen es an ött-
Jichenn orten grosen cluft oder klub im eys hatte, das ein pfert
75
wol mitt dem fues dorin tretten möcht; kam also mütt dem
abentt zue einem bauren, bey wölchem ich neben meiner ge-
sellschafft am hüneinreiisen auch iber nacht herbergte, der
mich dann noch gekanntt und vül mitt miir reden wolte, das
ich doch nicht verstünde, vil wehniger ime antwurt zu geben
wüste, heist das ortt Büerling, 3 meil von Nüköppn, und 6 do-
von ich des morgens usreisett.
Es gab mür düser guete mann essen und trinckhen seinem
vermögen nach, wüe auch fueter für mein pfert, und nicht
haben wolte, das ich uf der erden schlief, sondern thatt mür
ein ehr an und lües müch auf der banckh schlafen, er sezt
mür auch einen starckhen silberrn löffl uf denn tusch, domitt
ich düe milch oder suppen as; mues ich nun melden, das es
ein gemeiner brauch in Schwödenreich, einer zu einem schlech-
ten bauren kompt, derselbüge doch seine silberne löffl hett, uf
das wehnigste für sich und sein gemahl, do er schon kein bett
im haus; und was vermögliche und stattliche bäum, soll man-
cher 50, mehr auch wehniger, starckhe, döllpische sülbeme
löffel beysamen haben, dann süe solche für ihren schaz achtenn
(ich glaub, das süe inen nicht thrauen, wo süe geltt yberkom-
men, desselbügen nicht mechtig seyen). Wann einer sovil geltt
zu der handt bringtt, das er entrathen kan, last er ime einen
silbern löffl nicht auf denn kauff, sondern dückh genug machen,
das einer ettwann 3 in 4 reichsthaler weügtt. und als mür
gesagt, das vor zeütt des krüegs, wüe denn das volckh vil rei-
cher gewessen, die bauren hünwüder in denn berckwerckhen
mütt angelegen, das sich baurenn funden, düe. ein halbe donn
voll sülbere löffl beysamen gehabt. So hatt mür dös königs
münzmeister gesagtt (wölcher ein Niderlender), er könne noch
derzeütt einen bauren, der habe ein halbe donn voll sülbern
löffl beyeinander, wüewols ihnen der krüeg zimlicher massen
geschmelzt; doch was wehnig eines Vermögens haben, derer
noch, das süe unns underwegen an vilen orten uf denn tusch
gelegtt wurden, domitt zu essen, wüe dann düe bauren dessen
ein hofart habenn.
Denn 18 düs befrüdigte ich denn baurn, macht müch bey
guter zeütt von do hünweg; ye weitter ich kam, ye wehniger
schneh und tüeferr wasser ich hatte. Uf 2 meil wegs kam ich
76
zu einem Aussenden bach oder graben, yber wölchen ich setzte,
und als ich uf die mitte kam, bricht das eys under meinem
pfert, föltt büs an düe brüst hinein und der schlitt hernach;
ich sprang aus, bricht mitt mir gleichförmig, das ich büs uf
denn halben theil im wasser stunde. Nun woltt ich düe leütseil
am Schlitten nicht verlassen, hatte sorg, mein pfert möchte
usreissen, wattet also demselbigen nach, büs ich voUendt durch
kam. Eben hart an dem baach stöhn zwey radt, sein ihr 2
do gericht worden, haben einen mordt gethan. Von do hatte
ich noch ein grosse meil zu fahren büs gehn Suurköppn, do
ich dan mehrtheils zu fues geloffen, noch gleichwol mich der
költe nicht erwehren mögen, umbwillen ich allerdings büs an
düe weiche aller nass. Kam also noch vor dem morgenesseu
an das ort; ist von dem nachtleger 3 meyl.
Düsen tag wüe auch volgenden 19 lag ich do stüU, das
ich mein blonderr wüderomb trückhnete, müch erwermett und
mein pfert auch wüder ausrastett.
Denn 20 düs, wölches wahr der sonntag Judica, bütt mich
der vilgemelte kaufmann von Lüböckh, mütt wölchem ich in düs
landt gereiset und aldo wüderomben angetroffen, ich solle ihme
gesellschafft leisten uf ein schloss, wölches 2 meil dohin ist,
wahr ihme der vogtt desselbigen haus zu thuen, sas er sampt
seinem düener in 1 Schlitten, wüe das ich allein auch mitt mei-
nem pfert und schütten müttfuer, onangesehen düe bahn uf
dem landt aller abgevallen; hat es einen arm von der Ostseh,
durch wölchen düe schiff, so von Suurköppn kommen, seglen,
stöth das haus mütten in gemeltem arm uf einen föllsenn, rüngs
umbher beflossen, do dann alle schiff, so uss und inn wollen,
zollen müessen. Wür hatten sehr sorglich doriber zue fahrenn,
dann es vüU wasser uf dem eyss und an vilen ortten sehr uf-
gecloben wahr und albereytt bey acht tag düe weywittre ge-
wehrett; zu dem wahr es der zeütt nach nun 14 tag vor ostern.
Als wür hün kamen, assen wür mütt dem vogtt, so einer vom
adl, zu morgen (heyst düses schloss Stockhburg, uff wölchem
yezt regüerennder könig Johannes geboren), und stöth aller
uf einem fölsenn. Nach gehaltener mahlzeütt füertt er unns
umbherr, under anderm auch in denn stall, seine pfert zu be-
sehen, von welchen ihme der kaufmann einen abhandeltt; her-
77
nach nnsern abschidt namen, fahren mitt unsern schütten
wüderomb herusser nach der seh, und reytt des kaufmans
düener das pfertt hernach. Als er uf ettliche schritt unns zu
nachett, bricht das eyss mitt seinem pfertt, würt ihme nicht
mehr, dann das er uflf ein seytten föUt, sinct das pfert hinein,
das es sich mitt grosser müeh mitt denn fordern füessen ob
dem eys erhüelte, ab wölches wür sehr erschrockhen ; dorften
gleichwol das pfert nicht mitt macht herusser züehen, dann
wür besorgte, es breche noch weytterr inn, und reist sich das
pfert nach langem zabeln wüder herusser. Wür füeren her-
nacher weytt von einander, wüe auch der mitt dem pfert wolte
nicht mehr reitten, sondern zöge es an der handt; es war mür
bang, eh wir doriber kamen, dann gedachte seh bey zwu stundt
wegs lanng, das eys an vilen ortten sehr weytt von einander
ufgekloben, das ich freilich nicht des edelmanns bestes pfertt
vergebens wolte genommen haben, das ich solte wüderomb zu-
ruckh uf das schloss gefahren sein. Kamen also des abents
wüder gehn Suurköppn, und war dises düe lotste schlittenfartt
desselbigen jahrs.
Gemeltes stättlin Suurköppn ist das fürnembste ortt in
Ostyettlandt. Hartt an demselbigen hatt es einen sehr hohen
fölsen oder steinTtlüppen so gerade auf, als wehre es ein maur,
wölchen man den Bamsberg nennt; wechst am geringsten nicht
dorahn, doruf, noch umbhehr.
Denn 21 und 22 düs noch aldo stillgelegen, büs ich mein
schütten undt zeug zu einem sattl machte, und kondte in dem
ganzen stattUn keinen sattl bekommen; zulötst hat sich der
würt meiner erbarmett, mür für schütten, auch was dozu ge-
hörig, ein hilze sätteün, wölche man klippsattl nennet, son-
der leder, gurt noch Stegreif (doch zu grosem danckh) dorfür
gebenn.
Denn 23 düs kompt von Stockholm ab des königs münz-
meister neben einen andern Niderlender, mütt wölchen auch
vorgemelter mein gewesener gefört, den ich zu Nüköppn gelassen,
käme; düe wolten nach Gallmar reisen, wodozumal kön. Majestät
wahr. Ohnangesehen es wegs halber weütt umb, ich aber nicht
gelegenheit noch geselschafft gehabt, denn strackhen weeg us
dem landt zu kommen, reiset ich mitt gemelter compagnie fortt,
78
rütten des tags umb vesperzeiitt von do hünweg, ward mein
pfert des satteis nndt reyttens gahr ongewohnet, woll mehr
hinder sich dann für sich gehn, vermeint von erst, wurde es
nicht könden fortbringen; also rütten wür denn abent nun ein
meil wegs, kamen in ein dorf Hella genanntt.
Den 24 düs bey gutter zeütt des morgens hünweg, war der
weg unbillich tüef , dann es nicht Strassen oder weeg gübt, umb-
willen es usserhalb der wüntterbahn wehnig zu landt reysen
gübtt; rütten also denn ganzen tag nicht mehr dann 3 meil in
ein dorf, Degree genannt, aldo wür düe nacht gebliben.
Denn 25 düs des morgens von do hünnweg, funden an ött-
lichen prten tüeffe wasser, so vom schneh angelaufen, zwischen
bergen, wölche gehlingen zu baldt wüderombt ablaufen, und
schict sich mein pfert immer besser zum reitten, bekam auch
steegreif, und verdauscht das strohsäcklin, wölches ich uf dem
sattl lügen, an ein küsse, das ich was sefters rite, (ich sagte
doch dem bauren nicht vil dovon, bey wölchem ich es abwechslte)
kamen düsen abent in 1 dorff, Nügart genant, 4 meil von dem
vorigen nachtlägr.
Denn 26 düs früeh von do hünweg und reyseten des tags
5 meil in ein dorf, Wy genant, do wür düe nacht bliben.
Denn 27 von do hünweg, ritten des tags ""auch 5 meil zu
einem wirt oder gastgeb, das ort heist Auaby.
Denn 28 düs des morgens früeh von do hünweg, und kamen
uff denn abent in ein dorf, Gadry genantt, ist 5 meil, aldo wür
beim vogt ybernacht gewesen, wölcher unns seinem vermögen
nach ziemlicher massen tractirte.
Denn 29 düs mütt dem tag vondowegg, hatten sehr tüefen,
bösenn weg, auch vil wassers, underwegen einen steinigen
schnellauffenden baach, wölcher fluß mein pfertlin allerdings
umbrüs, dann das wasser ime büs oberhalb des bauchs güenge;
kamen uf den abent in ein dorf, Abwy genant, 6 meil.
Denn 30 düs do wegg; hatten nicht mehr dann noch 2 meil
gehn Calmar, aber wür brachten in düe 6 stundt donütt zu,
dann es düe nacht über gefrohren und doch nicht tragen, das
düe pfert immer tüef innfuelen. Stüg einer vom pfert, kondte
er auch nicht fortt kommen, das unnsere pfert an diser halben
tagreüs mehr schadett, dann vorige ganze acht tagreysen. Und
79
wahr eben vesperzeiilt, als wür gehn Calmar kahmen, do ich
düe stifl ein mahl usgezogen, dann ichs verlofne 8 tag iber denn
faes gespannt. Nun kondte ich kein stallung für mein pfert
krüegen, blib das arme pfert büs zum abent an der gassen stöhn,
das ihme der koth aller augefrohr; zulötst bekam ich für mein
und noch für ein anders pfert ein küche in eines maurers haus,
wölche unden ufm boden; dorein stellten wür unsere pfert.
Düses stättlin Callmar ist das fürnembste ort in Schmah-
landt, cleiö aber vöst, wüe es dann leichtlich sehr starckh und
wehrhaft könde gemacht werden, umbwillen es uf einer ohne,
und nf der andern seitten hart an der seh lügtt. Aldo auch ein
königlich haus, schöne TÖstung neben einem starckhen wähl
umbher mütt geschütz wol versehen; ob wol uf der einen seytten
düe seh , geth doch der wähl rüngs umbher.
Ich bün das heilige fe.st do stillgelegen und wahr eben der
ostertag uf den 3 Aprillis, güeng ich des morgens in das schloß,
aldo ich der predig zuehört, wölche in einem grossen sah! be-
Bchehen, in schwödischer sprach, aber kön. Majestät wüe auch
sein gemahl uüd das frehlin die wahren in einem sondern ge-
mach oder zinotmer, das mann süe nicht sehen kondte. Und
gleich gögen gemeltem sahl über ein ander gros zimmer, in
wölchem der jung herr herzog Sügüsmundus lües mess halten.
Wüe ich denn nach mittag zur vesper dohün gangen, dann man
sehr wol musicirte, und holt gedachter herzog in 6 Ihesuiten,
wölche mehrtheils umb in sein. Denn 4 düs wurde ich durch
einen vom adl, an wölchen ich ein recomendationbrüeflin
hatte, in denn sahl ingelassen, aldo ich kön. Majestät an der
taffei süzen sähe, essen. Und sas gedachter könig oben an
einem langen tusch, zur linckhen handt düe königün, sein
gemahl, und zur rechten handt herzog Sigismundus, sein söhn;
neben ihme des frehlin, des königs tochter, wüe auch herzog
Magnus sein gemahl, wölche de& königs schwöster, und ein
schöner junger herr, des gemelten herzog Magnus söhn, ohn-
gevahr von 12 oder 13 jaren; neben der königin sassen düe
2 ohnverheiraten freiin , ihre der königin Schwestern , alle drey
mechtige schöne creaturen, wie dan der könig süe ihrer schöne
wegen gethraut, dann ihrem stammen nach süe eine vom adl
oder eines rütters tochter ihm landt ist.
80
Yülgemelter könig hatt einen schönen, gülbten, langen hart,
bis auf dtie brüst, als ich nicht bald an einer parsohn hoch
oderr niderstandts gesehen, derselbige ine auch mechtig wol
züertt Gleich gegen Calmar yber lügt ein dein ländlin, so
riings nmb her von der Ostsee beflossen, sol ein halbe meil
breit und in düe 18 lang sein, Ehlandt genant, hatt vül dörfer
wüe auch öttliche pfarren doruf , werden vül pfert do gezogenen
so hünwüder verfüert werden, dein aber sehr daurhafft undt
gutes kaufs.
Underdessen trachtett ich nach gelegenheitt, voUend aus
dem landt zu kommen, wüewol ich noch 40 meil von do gen
Koppenhagen hatte, und zur seh us zu kommen hette ich noch
wol einen mohnat müessen stülligen, eh sich das eys aller ver-
zert; derowegen ich wüe auch mein voriger gefört, mitt wölchem
ich von Stockholm gen Nyköppn kam,
denn 5 düs zu müttag von Callmar hünweg und rütten des-
selbügen abents noch 4 meyl, sehr tüefen und wässrigen weg,
dann es zimlich eben landt umbher, das sich das wasser weytt
austheilt, kamen uf den abent zu einem pfarrherrn, bey wölchem
wür yber nachtt herbergten, heist das orth Süderackher.
Denn 6 düs früeh mitt dem tag von do hünweg, kamen uf
das morgenessen in ein stättlin. Oberschär genant, 3 meü vom
nachtläger; aldo grenzen sich beede königreich, als Schwöden
und Dennemarckh, und ist düses stättlinn albereitt denniscb;
heist düse landtschafft Blöckhen; hat von Callmar hüeher zim-
liche ohne landtschaft i;nd düe Ostseh zur linckhen handt. Nach
mittag wüder von do hünweg, hat es ein ibraus rauch, steinig
und unwegsam gebürg; kamen des abents in ein dorf auf 4 meil
von dem stättlin, do wür zu morgen assen, heist das selbige
iJetterby.
Denn 17 düs früeh von do hünweg, einen unrichtigen, un-
gebahnten, sehr bergeten weg, kamen des mittags in ein offen
stättlin, Benneby genanntt, wölches das fümembste orth im
landt Blöckhen, do wür zu morgenzeit 2 meil vom nachtläger.
Nach essens von do hünweg iber rauhe, steinige berg und
f Olsen, ahn öttlichen orten so blatt und eben, gleichsam als
wann es gegossen oder mütt ganzem fleüs also gemacht, und ist
sorglich doruf zu reiten. Kamen wür beede underwegen von ein-
81
ander, das wür erst uff ein meil wegs wüder zusammen stüessen;
rüt^i hernach irrs und lang in düe nacht, eh wür zu leüthen
kamen. Lötstiich erreichten wir ein pfarr, baten den herm, er
wolle unns umbs geltt beherbergen, aber mochten nichts er-
langen; begehrten zulötst, er wolle allein unsere pfert stöllen,
wür wollen unns wol bey denn selbigen behelfen, mocht auch
nicht sein, muesten abzüehen. Und nicht weütt dovon kommen
wir zu einem alten teütschen krüegsmann, der schlefte unns mitt
sampt denn pferten under; aber zu essen hatt der gut mann
nichts ybriges, auch kein fueter für düe pfert, muesten düe
arme thüer mütt dem hew vorlüeb nemmen, (dem pfaffen aber
wünschten wür die sickh.) dann diser kriegsmann unns sagte, er
seyoein reicher, vermögenlicher, aber sehr geiziger mann; und
heüst das ortt Hestory, 3 meil von oben vermeltem stättlin.
Zuvor und eh ich nun aus dem landt komme, mues ich
ein wehnig von den beeden provinzen, als Schmahlandt (wölches
disen namen nicht umbsonst tregtt) under dem könig us Schwö-
den, und dise landschaffib Blöckhen, so under der cron Denne-
marckh, ihrem gebey, ihrer haushaltung, sütten und breich
vermelden.
Erstlichen sein ihre heüser von ungezimmerten dannebem
in einander geschlossen, gemeinglich gefiert erbauen, von der
erden nicht mehr dan eines gadens oder stockhs hoch, das dach
gleichförmig mitt blöckh zugedöct. Düe stuben belanget, ist
süe änderst nicht gedefert und zwüschen den bäumen oder
balckhen mütt laim oder küekoth verstrichen. Ihre daach an
den heüsern sein aussen ingemein mütt graswazen bedöckt,
dorauf sommerszeütt schaf und geüssenn sich zum theyl nehren
von dem gras, so doruf wechst, und ist düe büne oder das
obertheil von der stuben das daach. In derselbigen pflegenn süe
nicht mehr dann ein dein fensterlin oder lüecht irgendt einer
V» eleu breytt und lanng zu habenn; das ist oben im dach mütt
pürgement oder glas yberzogen, mehr lüechter oder fenster
brauchen süe nicht. Düe stubenthüren sein sehr nider, das
sich einer hart buckhen mues; entgögen der schwoll so hoch,
das in einer nicht wol yberschreitten mag, gleich als wenn einerr
zu einem ladenn innsteügt. Solches beschicht des jungen vüchs
halber (dovon hüenachen vermeldet württ).
Kiechel. 6
82
Ittem in den stuben haben süe einen tusch, der ist gemein-
glich so lang als düe stuben breytt; düe kuche, kamer, geliger
sampt der ganzen haushaltung ist wüntterszeütt alles in der
stuben, und an statt des ofens brauchen süe denn bachofenn;
in denn selbigen würt des morgens früeh ettwann 3 stundt vor
tags ein gros feür gemacht, dovon gemelte stuben denn ganzen
tag so warm, das düe frau vom haus wüe auch künder und ge-
sündt, wölche an der költe nicht zu thuen, denn ganzen wüntter
nun im hemmet göhn, ohnangesehen es drausen so kaltt, das
das junge vüch in stallen verfrure.
Was düe lügerstatt anlangt, hatt yedes sein sonder orth,
als gemeinglich neben dem tusch ein bettstatt wehnig mütt bett
versehen, mehr theils mütt stroh usgefüllt. Düeselbige ist für
denn baurenn sampt seinem gemahl. Umb denn bachofenn, do
es fein warm, lügen düe künder, wölche süe noch in der wüegen
uffen halten, pflegen süe in ein küstlin, so von einem stuckh ge-
macht, legen; das ist ein ründt von einem bäum, hanget an
einem strickh, so oben an einem balckhen angebunden und en-
ge vahr einer ein hoch von der erden empor schwebt; das gaut-
schet mann hünwüder. Uff denn benckhen, wölche mütt stroh
usgefüllt, schleft das gesündt, als knecht undt mägt; frembde
gest uff der erdenn, süe wollen dann einem ein ehr anthon, lassen
süe in uf dem tusch schlaffenn.
Das junge vüch betreffendt, usgenommen hundt, kazenn,
höner oder dauben, so nicht zu bedeütten, halten süe auch
neben demselbügen in der stuben: kölber, lämmer, geysenn
und dann junge ferrckhenn, düe gemeinglich in mütten der
stuben ihr gelügerr, und wol nächtlicher weyl, wann einer
schleft, einen under dem gesiebt löckhenn. Wüert also mentschen
und vüch alles beysamen in einem zimmerr gehalten, dobey
leüchtlich abzunemmen, was für ein anmüetig geruch do sein
mues, do der geschmack niergendt uß khan, mann thue dann
düe thür uff, dovon ein frembder umb ein gering, schlecht geltt
des schlemmen geruchs vül satter und voller würt, dann von
der bestenn mahlzeütt.
Ittem der herr im haus pflegt allezeütt der erste am tusch
zu sein, und obenan zu süzen, sein gemahl neben ime, und
darf er in voller malzeütt einen starckhen grölzer, derselbigen
83
wol öttliche uf einander thuen , dessgleichen auch das weyb und
düe künder. Ich gedenckh, seye an statt des zusprechens, einen
frembden gast domütt frölich zu machen; und do einer soviel zu
essen und zu trinckhen bey such hat, das süe mütt ime essen,
ist er wüllkomm; desgleichen wüssen süe von einem zu begerenn
muscaten, canell, negelin, imbör und derogleichen Sachen; aber
von inen noch umbs geltt was zu bekommen, mag einem oflftr-
malen nicht wüderfahrenn. Ir trincgeschirr, so süe uff den
tusch sezen, ist gemeinglich ein grosse, weitte, hülzene schüssl
oder kübell, doran einer mütt beeden henden zu höben.
Das frauenbüldt betreffendt, sein süe von natur schön,
zart undt weüss, halten such reinglich, sauber und adelich in
kleidern;. ich wüll glauben, soll eine offt eines vüertel jars lanng
ein hemmett am halls tragen. Sonsten angebomer sütten, tugen-
denn und schöne denn Zügeinern nicht ongemäs. Düses verstet
sich uf das baur volckh, so hün und wüder in denn wölden und
uf denn einöden wohnen und nirgend hün kommen; ist sonst
nicht ohn, dass es in stötten wol schöne weüber gübt.
An holz haben vorgemelte beede provinzen keinen mangel,
berrg und stein klippen voUuff ; wüntters zeütt schneh und eys
genug, das such einer zu verwundern, von was sich das volckh
erneret, als mann auch sieht, das es eben lüeblos umb süe zu-
geth; dovon seye nun genug gesagtt.
Domütt ich nun wüderomb uf mein reüs komme, zog ich
denn 8 tag des monats Aprills früeh mitt dem tag von Hestorp
hünwegg und rütten des tags einen mechtigen, weitten weg uff
das ich vollent US disem landt komme. Underwegen that mein
pfert einen hesslichen vall mütt mür, doch ohne verlezung der
glüder; kamen des abents in ein stättlin onbeschlossen, aber
gögen andern fein erbaut, Ahusen genant, ein sonderbare landt-
schafft, wölche Sehnen heist, vül ein öbner, nicht allein besser
erbautt, auch fruchtbarer landtschafft; sonderlichen seüberer in
kleüdung, im haushaltenn, und albereit reinglicher volckh. Sein
also disen tag 9 meil gereisett, lügt das stättlin an einem arm
nahent der Ostseeh.
Denn 9 düs des morgens mütt dem tag von do hünweg
hattenn zimlichen weeg, auch wol erbauen landt, kamen zu
mittag uf ein pfarr, bey wölchem wür zu morgen gessen, aldo
6*
84
ich abennalenn mein Latin gebrauchen und das zuvor restircndc
noch herfir suchen muest, dann der guet herr vil von mür zu
v^üssen begert. Als ivür von do hünweg rütten, hatten wür
underwegen einenn sehr breitten fürt, das wür lang im wasser
rüten, ehe wür dodurch kamen, an öttlichen orten tüef. Als
wür nun auf ein halbe stund nahent zu einem fleckhen kamen,
do wür dann hernach iber nacht gebliben, begögnet unns ein
baur, kahm vom marct, wolt nach haus fahren, der hatte 2 pfert
an einem lehren wagen, under wölchen das ein jung, schön, in
der gröse und färb dem meinigen, wölches ich rite, ganz gemäs;
lües den bauer durch meinen geförten ansprechen, ob ime das
pfert feil seye; sagt er gleich, wann ime einer 13 reichsthaler
dorftir geben woU, seye es feil. Verglich mich also mütt ime uff
bösser besehen, er solle mütt uns uf das nachtläger ettwan bey
einer halben stund wüder zurück fahren, wölches beschehen,
und küef dem baurn das pfert ab umb 12 reichsthaler, mitt der
gedüng, das er des morgens uff 2 meil mütt unns reytt in ein
stättlin Londen, aldo ich ihne bezahlt. Dann ich gedacht, das
pfert zu probiren; weyl es aber kein sattel uff hat, lües ichs
denn baurn reitten, sähe in doch des morgens nicht uffsüzen.
Der fleckh, do wür düe nacht gelegen, heist Wehre, in dem
landt Sehnen gelegen, 7 meil von Ahusen.
Denn 19 düs des morgens von do hünweg rite der gemelte
baur auch mitt büs in gemelt stättlin Londa, aldo ich ime sein
pfert bezalt und zu meinen banden genommen. Nach mittag
rütten wür von do hünweg, hatten noch 2 meil wegs uf das
nachtläger. So bald wür bey einer halben stundt für das thor
kamen, füert ich das pfert an der handt; in dem reist es sich
von mür, lauft ibers feldt hinein, nun mocht ich ime mitt meinem
pfert nicht volgen, dann es zu müed wahr; gedacht, ich wurde
das pfert albereüt zum lotsten mal gesehen haben. Nach langem
umbreütten kompt ein wagenn eines andern wegs gefahren,
wölcher sich uf unser stras begab, bey wölchen pferten auch
das meinig lödig neben her lüef, konde~es auch nicht zu fangen
krüegen, dann es noch zum andern mal usgerißen, doch von
ime selber wüder hernach volgte, büs wür under das thor zu
Einbogen kahmen; do ereilt ichs und fliert es an der band büs
in düe herberg. Ist 4 meil von dem vorigen nachtläger»
8&
Einbogen ist düe haübtstatt im land Sehnen, ein deine
aber doch zimlich vöste statt, hart an der seh gelegen, hat vor
disem wol handlnng gehabt, umbwüUen der häringfanng, wölcher
der zeütt zu Mastrand in Nordwögen ist, aldo gewesen, wüe das
noch was wehnigs do gefangen würt ; aber doch nicht vil zu be-
deütten gögen der vorigen zeütt, wölches ein sondere straf von
gott, das such der häring also verlohren. Ich muest aldo in
3 tag lanng stülligen, umbwüUen der wündt zugögen, dann
mann von do zur see 4 meyl gehn Koppnhagen hätt Demnach
ich nichts zu thuen, wolt ich mein ney oder jung pfert probirenn
vermeint es ins feld zu reütten, nam bey meinem wirt einen
musterzaum, dann er ohne das ein halber rosskamm war. Als
icbs nun gezeimpt aus dem stall gefüert, und ufsizen wollt,
wölches ich allein nicht kondte zu wegen bringenn, sondern es
mueste mür einer uflFhelfen; eh ich nun recht doruf sas, höbt
das pfert an, mütt mür zu laufen, das ich es nicht mehr erhalten
mocht, kompt uf einen hauffen müst, fölt mütt mür iber und
iber, stürzt ich uf das gnückh herunder, das ichs wol öttliche
tag fület; war mein glückh, das es so weich war. Also hatt ich
des pferts schon genug, und ward das erste und lotste mal, das
ich doruf kommen, dann es ward noch aller wüld und ongeh-
zeimbt, wüe süe dann in Dennemarckh zu sein pflegen; wardt
doch ein sehr schön miister von einem pfertt.
Denn 13 düs wardt der wündt gut, das öttliche barckhen
absegletenn, imbarckirten ich und mein gefert unsere pfert, und
weil ich vom schif nach dem zoll haus güeng, umbwillen mann
von denn pferten zoll geben mues, büs ich wüder an denn hafenn
kam, ward das schif abgesegelt, und als ich zuvor vermeint, do
sich das eine pfert im feldt von mür gerissen , doromb zu kom-
men, so gedachte ich eben do, bede zu verlieren, dann gemelter
mein gef ort kein geltt mehr hatte , das ich ihme albereit in düe
5 reichsthaler fürgeströct. Zu dem wardt es ein verlofener
bueb, doch hüelt er sich hüerinnen ehrlicher, dann ich ime sel-
ber zugedraut. Also sas ich uf ein andere barcke, in wölcher
bey 30 personen von frauen und mann wahren, hatten sehr
guten wündt, das wür eher dann in dreyen stunden gehn Koppn-
hagen kamen, wölches von Einbogen 4 meil.
Nun hatt ich lang zu suchen, eh ich den müt den pferten
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erfragte, dann er düe pfert schon ansbarckirt und in eines
Schusters behausung in ein stall gefiiert. Wüe ich ine dann
lötstlich erfragte, hab ich gleich meine pfert feylgethon, kriegt
des andern tags einen kaufmann, war der schloßvogt von
Hölsehnör, der begert ein gleich par klepper in ein dein wegelin.
ufs jagen zu gebrauchen, darzu süe dann wol taugenlich, kam.
also nach langem marctenn mütt ime des kaufs halber yberein,
und gab mür für beede pfertt 24 reichs thaler; also ichs gleich
wol ohne schaden ohnworden, dann süe müch nicht mehr dann
21 thaler cost haben, und hab das eine in düe 120 meil gerütten
und zu Schlitten gefüert.
Nach düsem trachtet ich nach gelegenhetit, umb Teutsch-
land zu reysen. Weül ich zuvor per terra hüeher kommen, hab
ich yezunder zur seeh ausgewölt und nach vei-fliesung 5 tag, düe'
ich noch stillgelegen, dann der wündt zugögen, fuer ich den 18
düs nach müttag umb vesperzeüt in einem schiff, so von der
Wüsmar, wölche mann sehnten nennet, dorinn süe mehl und
büer in düs landt fiieren, aller offen, haben kein verdöct, zur
zeütt des ungewütters sehr gevahrlicb, doruf zu seglen, dann so
das wasser innschlecht, kahn es nicht mehr uß; bliben also düse
nacht im hafen ligen.
Denn 19 düs erzeugt such der wündt gut für unns zu sein,
das wür unns förtig machten, und gleich desselbigen morgens
segleten dr^y von des königs schif von do hünweg, dann ihr
Majestät des reichs canzler nach Engelandt abförtigt, und heist
da.s schiff, doruf der gedachte herr canzler fuer, der Gedeon,
wölches des königs leibschiff und mütt schnellem seglen vülen
andern fürlaufen soll. Als süe nun düe segl ufgezogen, lüesen
süe das geschüz los, thaten öttliche fredennschüz; nun lag
unser schiff, doruff ich war, bey einer */4 stundt nahe bey denn
gemelten schiffen, also das ein kugl göltt und nicht eines manns
hoch yber unns hünfört, das würs sahen und hörten füriber
rauschen. Düse des königs schiff wahrenn stattlich imd wol aus-
geristett , das es ein lust zu sehen ward.
Nachdem nun gemelte schiff abgesegelt, hueb unser schiffer
den 9,ncr, zog das segl uff, segelten mütt schlechtem wündt büs
in düe nacht, würt der windt was frischers, das wür denn 20sten
landt sahen uff der bommerischen seytten, do wür dann wol
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hetten mögen in ein hafen laufen ; aber unser Schiffer vermeinte
bösser hinauf zu kommen gögen Wüamar zu, gilbt süh wüder in
die seeh, fueren den 21 und 22, füel der wündt wüder zu Süd-
west unns entgögen, das wür wüder gögen Dennemarckh segel-
ten, und bey 12 meil nahent Koppnhagen under einen kreuden-
berg, an dem ein grosser stein oder fölls, so mann denn Keyserstul
nennt. Düeselbige landtschafft heüst Münen, aldo wür sicher
vorm wind lagen, und ward albereüt der vüerdte tag, das wür
uff der seh waren. Nun hatte ich nicht mehr proviant zu mür
genomenn dann umb^inen Schilling brott, ongevahr zwen creüzer,
domitt ich mich düse zeütt beholfen; als nun kein bösserung des
winds such erzeügtt, bütt ich neben andern denn schiffer, er
wolle das boöt oder dein schifflen uswerfen, unns an das land
füren , domütt wür was zu essen kauffen mögen.
Denn 23 düs ohngevar jimb vesperzeütt lües unns der
Schiffer an das landt füehren, mueste ich einen so hochen, san-
digen berg ufsteügen, das ich aller matt worden, dann ich in
dreyen tagen 3 nacht und 3 stundt nichts getrunkhen hatte. Als
wür nun solchen berg hinuf kamen , hatten wür noch eine halbe
stund zu göhn, eh wür in einen fleckhen kamen, in wölchem wür
mütt müeh und groser bütt fürs geltt brott bekommen mochten;
aber ayer, spekh, schunckhen, butter und mülch genug. Küefen
alle ingemein, zalt hernach ein yeder seyn theyl; ich erlustigt
mich zimlicher massen an der milch. Nach solchem machten
wür unns wüder dem schiff zu. Als wir an das ufer kommen,
sehen wir, das unser schiffer fort segeltt, dann underdessen
der wündt umbgevallen, das er mütt dem schiff nicht mehr an
disem ort wündts halber lügen kondte, hatte aber nicht mehr
dann das deine segl am fordern mast aufgezogen. Wüer alle
eylen dem boot oder deinen schiflin zu; nun hatte ich meinen
huet voller eyer; als ich sähe, das ein yeder eilett, wolt ich
auch der lotste nicht sein, warf die ayer mitt dem huet in das
schiflin, das wüer noch iber düe knie ins wasser waten musten,
und küelt der wund stark, uf das wür wol ein halbe stundt zu
rudern hatten, eh wür das schiff erreichten. Als wür mütt gutem
wund ettwann 3 meil in düe seh kommen, fölt der wund wider
zu Südwest, so unns zugegen, mitt einem fliegenden stürm;
wahren froh, das wür wüder under das vorige ort unns legen
88
kondten: dann es düe nacKt ein greulich wetter von schneien,
hagehi und regen gab, das ich mich derkölte ybel verwehren
kondte, vermeint, düe fües zu verfriehren; dann ich aller nass
und noch düe ganze nacht unverdöct im schiff am wetter sein
mueß, onangesehen es der zeutt nach schon 3 wochen nach
ostem. Und kondte ich des andern morgens, wölches wahr der
24 düs, in düe 34 dein und gemeine schiff zelen, wölche mehren-
theils düe nacht such under gemelten berg gelegt; neben andern
auch ein schiff, wölches us Nordwögen kam, mütt häring be-
laden, und nach Danzig wolte; das lüef mütt vollem segl an das
landt, das sich das schiff zu tremmem zerstossen, aber das
volkh hat sich aller saluirt. Der steurman gedachte nicht, so
nahent am landt zu sein, dann es aller stockhfinster wahr.
Düe passaschiri oder geverten, so auch neben mir uff dem
schiff wahren, ein glasergesell, ein reutersjung oder schmozbub,
ein deiner handtwerckhsbub, so von seinem meister entloffen,
ein Schneider mütt einem pfert, und dann ein rosshendler mütt
4 pferten, feine compagnia; die pfert wurden sehr höllig und
matt, dann süe in ettlich tagen kein süesses wasser getrunckhen.
Als wür noch den 25 do gelegen und das essen, wölches
wür zuvor gekaufft, verzehret hatten, sprach ich den schipper
an, er wolle mür brot umbs gelt wüderfahren lassen. Sagte, er
hette selber nicht iber 3 tag noch vorrath, onangesehen nun er
und ein botsman, dann ein jung^ wölcher gleich sovil verstandt
zum seglen hatte als ich. Nun trib müch der hunger und sähe
kein enderung des wündts, begert, er soll mich lasen an das
landt füehren, als auch beschehen, dann ich ohne das nicht
lenger lust hatte, uf disem schiff zu bleiben, umbwillen der
schippr ein so gottlos mann mütt fluechen und schwören; wo er
ein ander schiff sähe segeln, wünscht er, das er disen und jhenen
holle , umbwüllen er nicht fort kommen kondte.
Also habe ich acht tag und nacht auf gemeltem schiff zue-
gebracht und fuer denn 26 düs des morgens früe an landt, und
mitt mür der Schneider, wölcher sein pfert dem rossdeüschler
umb 3 reichs thaler verküef, der konde des landts sprach; nam
unser yeder seinen blonder uf süh, zogen also mütt einander
fort, hatten bey einer stund zu göhn, büs wür in ein dorf kamen,
do wir was zu essen bekamen, wölches ort heist Bissen; aldo
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wiier einen bäum dingten; der füerte unns uS düe recht stras^
kamen des abents in ein stättlin, Stöckhen genant, auff 2 meil
von dem orth, do wür des morgens usstügen, und lügt das stätt-
lin hart an der seh in dem ländlin Münen. Aldo lagen wür bey
einem fischer oder häringfanger iber nacht; der fischete düe-
selbige nacht, füeng vil häring, under solchen ein grosser ge-
wesen, denn wür am morgen zum früehstuck gössen, dessen
gröse ich nicht wol melden darf.
Denn 27 düs zu müttag fuer ich, der Schneider sampt
zweyen schotten, wölche kremer wahren, (derer Schottlender in
Dennemarckh, wüe auch Bomem, Preüssen und Lüttauen gleich
sovil sein, düe hün und wüder züehen und hausiren, als bey unns
die Saffoier) von vorgemeltem stättlin auf einer deinen barckha
oder boot hinweg, auf einem arm von der seh, do mann in ein
ander stättlin 2 meil wegs dovon fahren kahn, Stubenköcken ge-
nant, aldo wür des abents hün kahmen; heist dasselbige ländlin
Fallster, stunden underwegen in groser gevahr, dann düe zwen
Schotten und der, wölchem düe barca zugehört, aller trunckhen
wahren, wüe süe dann der lufft erst noch doller machte. Wür
segelten und hatten keinen tymon, steyrte einer mütt dem rüder,
ward der wündt zimlich frisch, und das schifflin nicht zweyer
mann lang, das es sehr beladen, dann düe Schotten ein ballen
gwandt dorinn hatten, küelt zimlich frisch uff, das der, so das
rüder hüelt, öttlich mal gehn lües und düe barca sich so uf ein
seütten begab , das das wasser innlüef. Und ist diser arm zum
theil ein sonderlich bös orth, wölches mann denn Grünsondt
nennet; solle an öttlichen orten kein grund künden gefunden
werden.
Denn 28 düs von Stubenköcken mütt vorgemeltem Schneider
hünweg, kamen uf denn müttag in ein stättlin, Neüburg genant,
aldo wür zu morgen gessen; hat es düe gelegenheüt: wehr des
wegs aus dem land wüU, seye innwohner oder frembder, mues
zu Koppnhagen ein passport nemmen, mann lest in sonsten zu
Gezarr (aldo ist düe iberfart gögen Teutschland) nicht im-
barckhiren. Düeweil ich aber zur seh von Koppnhagen hünweg
fuehr, hatte ichs nicht von nöthen, güeng also zum junckher
oder vogt im stättlin, zeugt ime an, wüe es müer ergangen, das
ich hungers halb mueste an land steügen, scbaft er durch seinen
90
Schreiber, mür ein urkund zu geben, das mann milch passiren
lües, kamen also des abents gehn Gezar, ein fleckh oder dorf
hart an ofner seh gelegen.
Denn 29 düs muest ich zu Gözar stüUigen, umbwillen der
vrind entgögen, und ist von hüe aus der kürzeste passasch und
iberfahrt gögen Teutschlands
Denn 30 und lotsten düs monats güengen wür mütt dem tag
zu schiff, dann der wündt nicht bös für unns , allein hatten wür
müeh büs wür us dem haven, und wahren uf gemelter schütten
der vorgemelt Schneider, ein hott, ein student und ein rosskamm,
der hatte 9 pfert uf dem schifflin neben beeden schippern, und hat-
ten büs uff halbenn weeg zimlichcn wund , aber uff denn müttag
legt sich der wündt, würt aller stüll, zogen an zweyen ruedem
allweg unserr zwen ein stundt, wölches doch nicht vül nachgab,
und thriben solches büs mütten in düe nacht. Gleich wüe wür
gehn Warmünn kamen (wölches jheneseüt Dennemarct gelegen,
der statt Rostockh gehörig), schlüeg düe glockh 12. Nun wahren
wür sehr hungerig, dann wür des tags nicht gessen und sehr ge-
schaft hatten , und wolle unns der wüert lanng nicht innlassen,
lötstlich macht mann unns auf und gab unns durch grose bütt
brot und büer; nun pflegen düe füscher früeh nach Rostockh
zu fahren, das süe gemeinglich, eh das thor ufgethon würt,
do sein.
Denn ersten tag May fuer ich uff einer füscherbarca uf dem
arm, wölcher 2 meil von Rostockh, und kam noch ein stundt vor
ufmachung des thors für düe statt ; do selbsten ich beim Niclas
Bergmann uf dem marct wohpend zu herberg lag, aldo verlies
ich denn Schneider, der nam seinen weg weütter.
Düses ist ein seestatt, zimlichgros, aber nicht allzu vöst,
im landt Mechelburg gelegen, haben denn selbigen herzog zum
schuzherrenn, würt in gemelter statt gut büer gebrauen , aldo es
auch ein universitet, wüe denn öttliche vom adl, so aldo studi-
rent, in meiner herberg zu tusch güengen. Und trueg sich zu,
weyl ich do wahr, das andere vom adl dise heimsuechten, hatten
2 tag lanng ein kurzweilige zeütt in essen , trinckhen , dannzen,
und was der brüef innhöllt. Des einen tags vor dem morgenes-
Ben stunden öttliche professores uf dem marct, namen gedachte
vom adl öttb'che von des würts büecher, so in der stuben waren,
91
warfen süe 2um fenster hinaus auf düe Strassen, dann das würts-
baus gleich am marct stöth, das es mäniglichen sähe. Düe yer-
muetung, seye denn professoribus zue ehren beschehenn.
Bün zu Rostockh 3 tag stüllgelegen, denn ich mich wüder
erhoUet und ausgeruehwet; reiset denn 5 düs ettwann 2 stundt
in tag uf einer gutschen von do hünweg in gesellschafift dreyer
kaufleütt von Hamburg und einer lübischen frauen, kamen des
abents in ein dorf, Carimi genant, aldo es bommerisch, lügt
von Kosstockh 6 meil.
Denn 6 düs früeh, morgens do hünweg, kamen uf den mit-
tag gegen Stralsondt, ein sehstatt, under denn herzog von Bom-
mern, wüe denn Ernestus Ludwüg, wölcher zu Wolgast sein
hofhaltung hat, ir schuzherr ist. Ein grose statt, were auch
wol zu bevöstigen, dann süe sehr wasserreich, umbher ein
schöne lustige landtschafft, sein die vüsch sehr guets kaufs,
kau einer einen höcht dreyer pfunt schwer umb einen lübischen,
so unnserer münz wehnig mehr dann 2 kreuzer, kaufen; ist auch
usser des weins wolfeii do zu zÖren, dann ich 6 tag lanng do
stüllgelegen, wol traotirt worden, nicht naehr dann einen reichs-
thaler verthon.
Nahent an der statt hat es einen schönen waldt von aich
und andern grosen bömen ; in demselbigen sein sehr vül tusch,
dobün sommerszeütt das volckh von frauen und mann, junge
gesellen und junckfrauen täglich spazüert, draussen essen und
allerley kurzweil haben, mütt dannzen und anderem woUust;
hat auch ongevahr in mitten des holz ein schön gros haus, in
demselbigen verkauft mann büer.
Denn 11 düs uff denn abendt nach dem nachtessen vom
sund hünweg mütt einem hopfenmann aus der Marckh, der
hatte einen wagen mütt einem elenden pfert, fuer lehr,, kamenn
düe nacht uf ein meil von der statt in ein krueg oder einige
berrberg, Dessenhag genant.
Denn 12 düs früeh mitt dem tag hünweg, kam uf denn
mittag in ein stättlin, Gripswoldt genant, in Bommern gelegen,
haben einen arm von der Ostsee, aldo ich nach essens in die
küreh gangen, dann es ebenn feiertag wahr. Und kam mür
ihr tracht, fürnemlich der Weüber, selzam für, wüe sie zur
kürchen gen, tragen lange mantel oder husackeli von gewandt.
92
düe eine halb grün, halb blau, düe ander halb rot, halb gelb,
düe dritt von andern hohen vertheilten färben, yederzeüt zwo
underschidliche hohe färben, wölches bey inen wol stöth undt
süe gedunct, schön sein, sein zertheilt gleich als bey unns düe
Schergen oder büttl. Nachmüttag reysete ich von do hünweg,
hat hüerommer sehr schöne landtschafft; kam uff denn abent
in ein ander stättlin in Bommern, Anclau genant, aldo ich iber-
nacht gebliben, und ist 7 meil, dovon ich dess morgens usszoge.
Denn 13 düs des morgens hünweg, und fuer der hopfen-
mann nun ein meil wegs, do muest er fliettern, dann sein pfert
aller matt, und nach müttag wurde es so müedt, das er in
einem ungeheiren holz oder waldt das pfert ausgespannt, sol-
ches ein weyl grasen lassen; kamen des tags nicht weytter als
4 meil, in ein dorf, Manntelberg genantt.
Denn 14 düs früeh von do hünweg; hat es einen waldt bey
4 meil wegs lanng, und als wür bei dritthalb meil nahentt zu
Stöttin kamen, wüll sein pfert abermalen nicht fort, sezt es
vom wagen uss, füert es in waldt hünein, lües mich allein beim
wagen. Als er nun zimlich lanng verharret, ruef unndt schreye
ich, kondte doch kein antwort vernemmen, ward mir düe zeütt
lanng (dann es ein gelegen ort, einem das seinig zu nemmenn),
wüe es dann vor disem hüeromben oft beschehen sein solle.
Zulötst nemme ich meinen blonder, verlües denn wagen und
güenng büs in das nechste dorf, so vor dem waldt auf eine
halbe meil wegs lag, aldo ich einen fuermann düngt, der mich
voUendt in düe statt füerte. Kam des abents gehn Stöttin,
wölches vom vorigen nachtläger 6 meil.
Stöttin ist düe haubtstatt im landt zu Bommern, aldo auch
der ölteste herr herzog Johann Früderich hof höUt, nicht son-
ders gros, aber zimlich vöst, lauft ein wasser schüer zu mitten
durch, heist düe Aderr, wölche uf 17 meil underhalb in düe
Ostseh kompt, gleichwol düe schif büs an düe bruckhen laufen
könden. Ist sonsten ein lustig, wol erbauen orth, auch wolfeile
zerun^; bin aldo 4 tag stillgelegen, büs ich gesellschafft umb
Dannzig bekommen.
Denn 19 düs fuer ich zu gutschen von do hünweg neben
einem pastor, der ward selbander, aus Preissen; dann ein
Cöllher und noch ein andererr Nüderländer, unsere fünf. Hat
93
gleich von der statt aus ein spöckh oder gepflasterten weg,
der ist ein ganze meil wegs lang, dann es zu beden seitten
mosüg und wässerig, fuehren des tags 8 meyl in ein dorf, Küdorf
genant, do wür düe nacht verbliben. Kahm unns wol zu guet,
das wür unns zu Stettin mütt proviant versehen, dann in ge-
melter herberg nicht vül zum hosten wahr.
Denn 20 düs morgens früeh hünweg, eben weg und schöne
landschafft, kamen des tags in ein stättlin, Kolberg genant,
in Bommern, hart an der seh gelegen, aldo wür iber nacht
bliben, und ist 8 meil, dovon wür des morgens reüsetten.
Denn 21 düs früeh von do hünweg, kahmen nach mittag
in 1 stättlin, Gasslin genant, aldo holt herzog Gasimirus aus
Bommern hoof an einem unlustigen ort. Gleich für dem stättlin
hat es einen hohen berg, wölchen mann von ferrn in der see
sieht; sollen such vor disem vül mörderr und rauber dort umb-
her gehalten habenn, dann es vül gesteüd, holz und hohlweg
gübt. Hat zu oberst uff dem berg ein kürch, aller zerstört;
vor disem järlich ein marct zu bestimpter zeütt droben gehalten
worden. Kamen uff denn abent in ein dorf, genant Malckhau,
wölches 8 meil von Kolberg.
Denn 22 düs, wölches war der heilige pfingstag, reiseten
wür von do hünweg, kamen uf denn mittag in ein stättlin in
Bommern, zur Stolpe genant, aldo wür zu morgen gessen, und
düe prödig göttliches worts gehört haben. An gemeltem stättlin
ein deiner fluß von süesem wasser, uf wölchem mann in düe
Ostseh kommen kahn , aldo sähe ich einen burger des orts ,2
frische sallmenn, wüe süe erst gefangen worden, umb einen
halben reichsthaler kaufen, das doch mehr dann wolfeil ist.
Nach gehaltener malzeüt und gehörter prödig fueren wür
von do hünweg noch 4 meil, kamen des abents in ein dorf, zum
Büzekrug genannt, in Gassuben gelegen, aldo wür düe nacht
bliben, sein des tags auch 8 meil gereisett.
Denn 23 düs morgens früeh hünweg, und kamen vormittag
in ein stättlin, zur Lawenburg genannt, ein alt unlustig wesen,
düe hauptstatt in Gassuben, ein sondere sprach, bös volckh,
vil holz undt wehnig erbauen landt, gübt vül adels, aber arm,
soll wol ein edlmann dem pflüg nachgehn. Und ist nicht am
sichersten hüeromber, werden, vül steinene creüz und stein-
94
häufen mütt holz bedöct gesehen, wölches ein mörckhzeichen
der ermördten und umbgebrachten personen: dann düse gogne
taugenlich zum rauben und stehlen, umbwüUen es vil wäldt.
Kamen des abents in ein dorf, Gostantin genant, in Preüssen
gelegen, under dem könig us Poln; 8 meil vom andern nacht-
läger.
Denn 24 düs des morgens friieh Ton do hünweg, noch
mehrtheil holz, und so mann uf 1 meil wegs nahent gehn Dan-
zig kompt, hat es ein schön closter nicht fern von der Strassen
zur linkhen handt lügenn, zur Ollif genant, von schönem und
lustiger landtschafft umbher, neben stattlichem intrada, dann
es ein gefürst closter. Kamen des tags bey gueter zeütt gehn
Danzüg, 6 meil vom andern nachtläger.
Danzüg ist düe principalstatt im landt zu Preüssen, haben
denn könig us Poln zum schuzherrn, sommerszeütt ein kurz-
weilig lustig orth wegen des wassers, auch ein sehr vöste statt,
onangesehen 2 hohe berg nahent darfor nicht eines büchsnschus
weytt, uf wölchen mann gainz bereitt in düe statt sehen n^ag.
Würt der eine Hagelsberg, der ander Büschofsberg genant,
uf wölchem könig Stephan in Poln mütt seinem krüegsvolckh
gelegen, als er düe statt Dannzüg belagerte; kondte doch mütt
schiessen ihnen am wehnigsten keinen abbruch thuen, dann
düe kugeln eintwöders iber düe statt oder aber in düe wähl
güengen, das ich wol meldenn mag, an keinem ort derogleichen
wähl gesehen habe, von höhe, gröse und dickhe gleich als düe
berg, und sein solche wähl gögen obgemelten zweyen bergen
erbauen. Uf der andern seytten der statt kan maus in das
wasser sezen, dann süe ein wasser, so durch düe statt laufft,
düe Mottlau genant, und dann noch ein anders, hart an der
statt, düe Weichs]. Ein stattlicher Aus, kompt aus Poln, und
lauft düe Motlau gleich vor der statt in düe Weichsl, aldo süe
denn namen verliert, und die Weichsl uf ein stundt von der
statt in düe Ostseh kompt. Hart an der rechten handt, do
mann in düe seh kompt, hat es ein dein haus mitt kriegsvolckh
beseztt, und ist solches in die ronde erbauen, der statt Dannzig
gehörig, wölches denn hafen oder infart us der seh in die Weich-
sel verwacht oder beschizt, wüe sich dann obgemelter könig
aus Poln sehr umb düs haus bemieth, aber doch nichts dorfür
95
nsrichten möchte: zu besorgen, do ers bekommen, es wurde
der statt zu grosem nachtheil geraten sein. Oemelte statt
hat grosse handlung mitt kom, derogleichen nicht bald ein
statt gefunden würt, do mehr getreydt hin kompt, mehrtheils.
uf der Weichsl aus dem königreich Poln hingebracht. Es
begibt sich auch wol, dass eines tags 50 in 60, wehniger wol
mehr schif zumal us Hollandt mitt gutem wind do ankommen,
wölche alle getreüdt do laden. Nun hat es düe gelegenheit, das
kein schiflfer noch anderer frembder macht hat, einig kom von
einem Poln zu kaufen, sondern der Polac mues es zuvor einem
burger verkaufen, welches der burger zuvor und eh ers wider
einem frembden verkaufen darf, uf die büne oder scheirinn
tragen und schitten mues lassen, wtie es dann uf der einen
seytten hart über dem wasser der Mottlau den langen weeg
lautter Speicher oder kornheiser hat, do manich haus 7 bis 8 in
9 bünen ob einander hatt, uf wölchen mörcklich vtil getreidt
ligtt; und köndten sich düe schiff ganz in die statt hinein legen,
hart für düe Speicher. Was aber wenig grosse schiff sein, könden
nicht vöUiglichen laden von wegen seiche des wassers; müessen
erst in der seh vollend laden, sonderlichen düe schiff, so nach
Spania undt Portugal segeln.
Es würt alhüe gut büer gebrauen und under denn sehstötti-
schen für das höchste und böste geacht. Man fündt alt hier
von öttlich jaren her, wölches so dickh, das es aller clebt, das
heist mann preüssen. Es hat aldo ein feine bruderschafb oder
zusamenkunfft, wölches der hoof genant würt, ein schönerr
groser sahl neben dem marct gelegen, do sich täglich so wol von
frembden als von burgern, wölche düe bruderschafft erkaufft,
versammeln und zusamen kommen; wüe dann gemelt ort seine
underschidliche und sonderbare benamsete banckh hat, als düe
libische banckh, düe hamburger banckh, und wüe süe ire namen
haben. Gemelte bruderschaft kan, er sye burger oder frembder,
mann oder jung gesell, wann er erlichs herkommens ist, umb
einen gülden erkaufen, als dann er zu einem bruder ufgenommen,
AB und ingeschriben würt; zu wölcher banckh oder ort ime ge-
liebt, mag er sich hernach täglich dohün verfüegen, dann umb
^ Tihr nach mittag zu trinckhen ufgetragen württ büs gögen
abent zu 6 ühr, und nach dem na<;htessen von achtt büs zehen
1
96
uhr wüderomb zu trinckhen geben würt; mag einer sovil bier
trinckhen, als er kan, gübt er zwen polnische groschen, unser
ininz 4 kreuzer. So dann einer yon gedachter bruderschaft mitt
todt abgeth und er das vermögen nicht hat, der gebür nach sich
zu der erden bestatten, ist dtie bruderschafft verpflicht, in erlich
za begraben lasen, als auch beschicht. Sonsten ist gemelte statt
zimlich gros in der rincmaur begriffen, hat drey underschidliche
vorstött, düe ein gögen Königsperg, wölche hart an der statt,
düe andere zwo aber uff ein büchsnschuß weytt dovon : due eine,
Schottlandt genant, wölche ganz ney erbaut, dann süe der könig
US Poln im krüeg aller verborgt undt abgebrandt, lauft zu mitten
ein fliesender bach durch nach der statt zue, mehrtheils mit
haudtwerkhsleitten bewohnet, sonderlichen vil niderlendisch
schuchmacher, wüe dann auch in der statt vil Niderlender,
wölche aldo sesshaft und burger sein. Düe dritte vorstatt wüert
genant düe Schidliz, auch mehrtheils mitt niderlendisehem
volckh bewohnet, hat zu beden theilen schöne gärten und hipsche
lustheiser, so denn burgern gehörig, solches alles ist erst nach
dem krüeg wider erbauen worden, dann es gleichförmig all ver-
wüest und verdörbt gewesen.
Es ist sonsten hüeromber ein kurzweilig ort, schöne land-
schafit, usser der statt lustige heyser und ligende gtietter, in
der statt dapfere mannschafft, und gehn düe weyber sehr züer-
lich in der kleüdung, wüe süe sich dann wol iü düe hofart richten
und schicken könden. Und weyl sommerszeüt täglich schiff do
an kommen, hört mann immerzu was neyes; es hat auch ein
schön werckh einer orgl, so eben, als ich do wahr, zum ende
gebracht und zum ersten mal geschlagen wurde. Strackhs gögen
gemelter kürchen ober hatte ich mein herberg, bey einem
Niderlender, von Denen ter bürtig, der zeütt burger und seshaft
aldo, mütt namen Johannes de Rad, ein ehrliebender mann,
bey wölchem ich wol tractirtt, rein und seüberlich gekocht und
mür für mein gelt alles liebs und guets wüderfahren, wüewol er
ein kaufmann und nicht ein o&e herberg höllt, dann allein
für guete bekanten, wie ich dann mitt zweyen Niderlendem
von Stöttin ab reysendt dohün kommen. Es würt sommers-
zeüt vül und mancherley büer do gefunden, so von uslendi-
schen orthen dohün gebracht wüert; wüe ich von gedachtem
97
meinem wüert verstandenn , solle ob düe 20erley büer zu
bekommen sein.
Bün zu Danzig 12 tag stüllgelegen und verreyset von do
den 6 tag des monats Juny zu gutschen hünweg, neben zweyen
Englischen ; hat es auf 3 meil von der statt ein yberfahrtt yber
den Aus, düe Weichsl genant. Als wür nun nahent zu dem nacht-
läger reichten, würft oder follt düe gutschen iber düe Spöckh
hünunder (doromb eylen nicht allzeüt fördert). Solches beschahe
durch schnelles fahren, do wür hernach noch sovil zeütt ver-
sompten, als do er gleich gemach gefahrenn. Kamen des abents
gehnMelbing, einstättlin inPreüssenn under dem könig us Poln,
hart an der seh gelegen, dein doch wol beföstigt, wohnen vil
englische kaufleüt do, wölche ihr handlung mütt thuch gehn
Dannzig, in Poln und andern orten haben, und ist gemelt stättKn
10 meil wegs von Danzig.
Melbing, ein stättlin inPreyssen under dem könig ausPolu,
hartt an der seh gelegen, dein aber vöst, wüe ich dann denn
7 do stüll gelegen, denn 8 düs auf einer gutschen von do hün-
weg, neben einem Preüssen und zweyen Schlösiern, und kamen
des müttags in ein stättlin, Braunsperg genant, auch in Preüssen
und under der cron Poln. Uf denn abent kamen wür in ein
dorf , Brandenburg genannt, unter dem mar^raven von Branden-
burg oder Anspach, wölches 11 meil von Melbing, hat hüe-
romben eben weg, schöne und lustige landtschaÖt.
Denn 9 düs früeh von do hünweg, kamen düsen morgen
bey guter zeüt gehn Köngsperg, 3 meil vom nachtläger, ein
grose aber am wehnigsten beföstigte statt, und ist solche in
drey underschüdliche theil oder statt abgesondert: als düe eine
wüert genant die alte statt; düe ander der Kneiphof; düe dritte
Löbenit; hat yede einen sondern rath und besonder halsgericht.
Zu Köngsperg ist zu sehen des margraven schloß, wölches gros
und weütt begriffen , von altem gebey , do selbstn yezigerr zeüt
margraf Jeörg Früderich von Anspach hof holt. Nebenn andern
wurde ein gros gebey in gemeltem schloß angefangen, so albereit
zimlich hoch ufgebauen, und soll unden uf der erden, das ist
zu gleichem boden, ein zeüghaus, in der mitten ein kirch gebey,
alber eyt zum andern mahl ingevallen: villeicht, das es nicht in
ein corpus wöU begriffen sein.
Kiechel. 7
98
Es hat ein wasser hart an der statt, wölchs auch öttlich-
mal durch düe statt left, düeBregl genannt, kompt usLittauenn,
uf wölchem fluß auch vil körn dohün gebracht würt, iedoch der
statt Dtonzüg wegen der kornhandlung am wehnigsten zu ver-
gleichen, und könden düe schif sich gar in düe statt legen; was
nicht grose schif sein, könd«n do laden; und kompt düs wasser
wehnig meil von der statt in düe Ostseh.
Umb gemelte gögne auf öttUch meil wegs langst der Ostsee
fündet mann denn börnstein, wölchen wür augstein nennen;
denn würft das möhr an das gestadt oder ufer. Solcherr kompt
dem margraven zue, dorus järlich gros gelt erlöst wüert, dann
er hün wüder gefüert und dessen vil in düe Türckhey kompt:
so ist es bey leibstraf verbotten, das usserhalb derer verord-
neten leütten niemandt aufhöben noch denselbigen samlen mag.
Bün zu Köngsperg 11 tag stillgelegen, umbwillen eben ir
jahrmarct gewesen, und ich kein gelegenheüt oder gesellschaft
kriegen mochte büs zu ausgang desselbigen, wüe ich dann gennz-
liehen änderst nicht vermeint, ich hette das füeber am halls,
umbwillen mich in einem gehen ein frost, költe und Unwillen
anstiesse, das ich mich zu bött legen mueste; aber gott gedanct
bessert es sich gleich des andern tags. Ich lag zu herberg zur
güldine cron, wölches ein unlustig haushalten, garstig und un-
rein gekocht worden , dovon ich einen Unwillen bekäme.
In der thumkürchen ist zu sehen das epitaphium marg-
graven Albrechts löblicher gedächtnus, wüe auch des yezigen
herren margrauen Jeörg Friderich, bede stattlich und züerlich.
Denn 21 Juny reüset ich mitt einem Lüttauer von Grodnau,
des name ist Hanns Hülcowüz, ein kaufmann und würt, auf
seiner gutschen hünweg; der hatte seinen eignen gutseher undt
pferdt. Sasen nun wür bede uf der gutschen, gleich wol er
öttlich thuch und andere wahren, so er inkauft, mittfüert;
kamen des abents in ein dorf, Lagarben genant, noch in
Preüssenn und under dem margraven gelegen , aber mann redt
nicht mer theütsch, sondern lüttauisch doselbst, ist von Königs-
perg 9 meil.
Denn 22 düs des morgens früeh von do hünweg, hatten
gueten weeg, dann es aller blatt landt,' truckhen wetter und
sehr warm wahr, das ich mich der hüz halber verwundert, un-
99
angesehen es mehr theils wäld und holz hat, daß mann wehnig
an düe sonnen kompt. Fuehren des tags 10 meil, kamen in ein
dorf Schilaschach genant, aldo es lüttauisch, wölches ein be-
sondere sprach, under dem königreich Poln.
Denn 23 düs früeh mitt dem tag hünweg, fuehren etwan
büs 9 uhren vor mittags, eh düe hüz herbey kam, aldo wir in
einem fleckhen ausspanten und büs uf denn abent ohngevar zu
7 uhr do verbliben ; dann des vorigen tags düe pfei*t offtermalen
nicht mehr fort weiten , das süe von der grossen hüz aller matt
wurden; zu dem bisen süe düe grosen brömen oder flüegen sehr
hart Des abents, als düe hüz füriber, fuehren wür von do
hünweg und reüseten düe ganze nacht, weil der weg gut und
eben landt hat, kamen denn 24 ettwann bey 4 stund in tag in
ein offen stättlin in Lüttauen, Augusto genant, wölches 11 meil,
dovon wür den 23 dito des morgens verreiset. Aldo ruehweten
wür und äsen alsdann zu mittag, bliben büs uf denn abent,
gögen der nacht zogen wür von do hünweg, fuehren düe ganze
nacht, hat es einenn waldt 6 meil lanng, doz wischen kein haus
noch herberg; aber gleich für dem wald draussen hat es einen
kmeg oder einzechtig würtshaus, dohün wür ettwan bey 2 stund
in tag kamen und düe pferd füeterten; von do hatten wüer noch
4 meil zu fahren. Saumbten unns nicht lanng, dann es wahr
nichts zu essen vorhanden , und geschach denn pferten hüz hal-
berr weh, dann es tüefen sandt; kamen also denn 25 düs bey
guter zeütt gehn Grodnau, ein ofne statt, sonder mauren, left
hart ein wasser fürbey, die Memel genant, geth nach Caun, ein
statt in Lüttauen, mag mann uf gemeltem wasser umb Köngs-
perg komen. Es hat kön. Majestät us Poln ein haus in gemeltem
stättlin Grodnau, so er von neyem hat lassen bauen, wüe es
dann noch nicht zum ende gebracht war, und holt sich der könig
vü aldo, umbwillen es ein sehr schöne gelegenheit zum jagen,
zu dem ir Majestät sonderlich geneigt grosen lust und willen
haben, das er manigmal innerhalb acht tagen nicht in düe statt
kompt.
Denn 26 düs, wölches wahr ein sonntag, sähe ich kön, Ma-
jestät Stephanus aus Poln zu Grodna vom schloß büs zu der
kürchen reitten, wölches ein ansehenlicher herr von person,
&uch lanng und starckh, das mann under vülen seines gleichen
7*
100
nicht fänden noch sehen solle, in der kleidung des landts ge-
brauch nach gezieret, neben einem deinen polnischen hüetlin,
uf wölchem er einen dickhen federbusch von schwarzen reigem;
wann er nun reut, beschicht es mitt grosem trionph, herligkeut
und pracht, reitten vor und nach ime vil stattlicher herm, ritter
und adelspersonen, neben seinen guardi, wölche uf beden
seitten der Strassen vom schloß an büs zu der kürchen ein mann
an dem andern stunde. Das sein husar und heuducken, mechtig
bös volckh; es werden vil schöner, subtiler und züerlicher pfert
gesehen, mütt köstlichem zeug und geschmuckh, wüe dann düe
Polackhen grosen pracht und costen doruf wenden. Ich kam in
düe kürchen , in wölcher mann kön. Majestät predigte in launi-
scher sprach, ein ganze stund lanng, und als der könig wüder nach
dem schloss ritte, sähe ich, das der Scotus, der künstler, wölcher
dozumal aldo gewesen und hün und wider zimlicher massen v\rol be-
kant, in dem andern (glied) vor ihr Majestät herritte, wölches ein
anzeigung, das er in grossen gnaden bey dem könig sein mues.
Denn 27 düs^ des morgens früeh zöge der könig von Grodna
hünweg uf das jagen , dann er gemeinglich nun denn sontag aldo
verharret, wölchen tag er audientz gübt, nach dem dann düe
partheyen sein, und erhueb sich gemelten tag umb vesperzeit
ein brunst oder feyr in dessen obgemelten Scoti losament, das
dann hart am schloß herausser oder im vorhof war, das mann
stürm begeth zu leüthen, gübt ein gros gelef, das mann erst-
liehen nicht weüst, was es zue bedeütten. Wüe ich dann auch
neben anderm volckh dem schloß zuegeloffen, sühe ich, das es
brinnt und das feyr albereüt durch das dach auschlechtt, das
wegen der hüz, raach und dampf niemand dobey dauren mag.
Als es nun in vollem brennen, steigt der Scotus durch dach
hinuf, als bald ist das feur gelöscht und gedempft, sonder wasser
oder einiges handanlegen, dorab sich möniglich verwundert:
dann als der raach was wehnigs fürbey kam, sähe mann denn
vilgemelten Scotus oben im dach. Do dann solches feür durch
denn wündt solte in düe statt kommen sein, hette dordurch wol
düe statt könden abbrönnen, dann virehnig steinerne heyser,
aller nun von holz erbauen, düe tach gleichförmig durchaus
mitt schindlin bedöckt, wüe auch das dach von der grossen
kürchen , wüe wol sonsten kein kirch do gesehen.
101
Denn 28 düsf zu abent nach dem nachtessen von Grodna
hünweg mütt einem Tarter, der hatte ein elend pfert an einer
coless. Diser Datter oder Tartarn hat er sehr vil im landt woh-
nen, wölche denn mehrern theil fuerleüt sein, so düe leitt wüe
auch düe güetter mitt geringem costen hünwüder füehren. Zu-
vor und eh ich weitter schreitte, mues ich ein wenig meidung
thuen, was düse coless für wägen seyen, auch von der rüstung,
wölche süe zu ihren pferten gebrauchen. Ein coless ist ein
klein, enng wegelin, doran nicht mehr dann ein pfert gespannt
würt, nemmen auch nicht mehr dann ein person uf yede coless.
Und sein düse wägen nicht iber einen mann lanng ongefahr in
die 7 schuch, das sich einer düe nacht doruf legen und ströckhen
kann, hatt 4 röder, yedes nun von einem gleich gemacht, das
ist ein starcke wüd von einem zechen holz, das sich in düe ronde
büegen lest, und gehn düe reder bey einer zwerchhandt nicht
zusammen , und ist an der ganzen coless oder wagen, wüe auch
des pferts zäum undt seiner rüstung durchaus kein nagel noch
eyse, auch nichts von seyl noch leder, sondern der wagen von
holz, des pferts zeug aber oder rüstung ist von hast geflochten,
wüe es dann sonderlichen vil bom gübt in disem landt von
zechem holz, das ein Littau sich uf einen bom sezt, macht ime
selber uf dem bom ein par schuch und ein ganze rüstung, dorahn
das pfert pflegt zu züehen. Solches alles wüert von hast ge-
macht und zusammen geflochten. Domitt ich wider zu meiner
reys schreitte, kamen wüer b^y 3 stundt in düe nacht in ein
dorff, Ostscha genanntt, wölches von Grodna 2 meil.
Denn 29 düs früeh mütt dem tag hünweg, wüe dann gemelte
Tartaren des mittags nicht füetern, derowegen von nöthen sein
will, es habe einer proviant bey sich; do süe ettwan in ein holz
oder uf einen grünenen plaz kommen, spannen. süe das pfert aus
und lasen es grasen, wüe auch sommers zeütt düe nacht, das
süe vilmahln zu feldt lügen: wann es nun truckhen wetter, lügt
einer uf die coless oder wagen; ist es regen wetter, legt sich
einen under den wagen, oder wüe er sich sonsten am besten
behelfen kahn. Nun kundte ich mitt meinem Tartar nicht reden,
und war sonsten noch ein andere coless, doruf ein polnischer
Studiosus fuehr, gögcn wölchem ich abermahln mein latin ge-
brauchen mueste, und kamen disen abent in ein ofl^en stattlin.
102
Meretsch genant, 10 meil von dem dorf, dovon wür des morgens
reyseten. Kondten aldo düe nacht nirgendt underkomen, dan
der krug oder das würtshaus aller voll volckh und poUuischer
edelleütt w^ahr, v^üe ich dann auch dise nacht im hof verlüeb
genommen und uQgessen schlafen göhn mueste.
Denn 30 und lotsten düs monats reyseten wüer früh mor-
gens do hünweg, und als wür ein meil ohngevahr in das feldt
kahmen, fort der herr des gemelten stättlin uf einer gutschenn
gögen unns, an vv^ölcher er 6 pfett züehen hatte, und doneben in
düe 20 reysiger pfert, der jagte im feldt mitt öttlichen hunden,
und wne er zu unns kam, hües er unns stillhalten, fregt mich
uf polnisch, verehr und woher ich seye, auch wohin ich züehen
wolle, wölches ich dann am wehnigsten verstünde; in dem rueft
er einem seiner düener, der kundte guet teülsch, wölchem ich
nun guet antwort gab, doruf er unna lies fortfahren. Als wüer
uf 2 oder 3 rohrschiß fortkahmen, rennt vorgemelter düener
schnell zu unns, sagt wüder mich, was düs für ein unverstandene
weüs seye, mitt einem so grosen herrn zu reden und nicht vom
wagen herunder steign, wölches denn herrn verschmacht; sagt
dobey, er habe bevelch von seinem herren, er solle mich von
der coless herabschlagen; iber wölche reden ich als bald selber
herunder gestigen, bathe denn diener hoch umb Verzeihung, ich
habe nicht gewust, das es gebreichig, wann einer einem im feldt
begögnet, das er deß wegen absteige, redet mich also uf das
füeglichst aus, so ich kondte, gäbe dem diener die beste wort,
dann ich fürchtet meiner haut, zog demietiglichen neben dem
wagen beer, büs er von mür kam. Dann düe polackhen ohne
das ein stolz, hoch und ibermietig volckh, sonderlichen uf dem
ihren oder wo süe zu gebüeten haben. Ob nun der düener solches
für sich selb oder aus seines herrn bevelch gethon, kan ich
nicht wissen, düe zeütt war müer sehr lanng, eh ich süe fürbey
kam. üf den abent legerten wür unns bey einem bach, und
liesen düe fuehrleüt ihre pfert weiden und düe ganze nacht im
gras laufenn; wüer aber machten ein gut feür und legerten unns
dobey.
Früeh morgens reyseten wür von do hünweg und so mann
bey 3 stund nahent der statt Vilna oder Wülde kompt, hat es
einen hesslichen wald und ein sehr hohe steüg hinunder; als-
103
dann mann in ein langes thal kompt, in wölchem vil fleckhen
und dörfer, derer es düe 30 sein sollen, durchaus von Tartaren
bewohnet; düe sein in des königs aus Poln besoldung, wan er ir
bedarf oder begert, miessen sich in krieg gebrauchen lassen.
Gemelte nation ist ein hart, grob und daurhafft volckh, das
sich ringfüeg erneret. Wann süe ein alt pfert haben, das nicht
mehr zue gebrauchen oder schaffen mag, reit es einer 1 stund
oder 2, büs es erwärmet, oder so sehr schwizt, das ime der
feim ausgöth; als dann steckhen süe ime die gurgl ab, schlach-
tens und essens, gleichsam sowol dorob leben, als wür ob einem
ochsen oder irgend einem andern thüre; si leben halt ganz
elendiglüchen.
Von gemeltem dörfern ist noch 2 meil in düe statt, dohün
ich an dem primo July bey gueter zeütt käme; ist von dem
stättlin Meretsch büs hüeher in die statt Vilna oder Wülde 14
meil. Düses ist due principal und hauptstatt in Littauen, wölchs
landt ein groöherzogthomb genant würt, wüe es dann auch son-
derbare herzog hat, ist doch das landt under dem schuz der
cron Poln, ein sehr grose, weütlefige, ibelerbaute unndt am
wehnigsten beföstigte statt, wüe dann einer bey nacht wol aus
der statt kommen kann. Düe heyser sein ingemein aller von
holz erbauen und mitt brittem bedöct, usgenommenen 2 düe
füröembsten Strassen oder gassen, in wölchen mehrertheils
Teütsche.als kaufleüt und andere wohnen, wüe sie dann auch ir
sondere kürchen und pastorem, wölchen süe under einander
besolden, haben. Neben denn Martinisten hat es noch vilerley
religionen und secten, wölche alle ihre kürchen und öffentliche
exercitia haben, als Papisten, Calvinisten, Jesuitten, Reüssen
oder Moscowitter, Wüdertaufer, Zwinglianer und Juden, wölche
auch ir sinagog und Zusammenkunft haben; dann sein auch düe
heüden oder Tartarn, wüe dann alle religionen, rotten und secten
hbertatem conscientiae haben, dorahn niemandt verhündert würt.
Es ist wolfeil und guts kaufs do zu leben, was das essen
undt büer zu trinckhen anlangtt, sonderlichen federwildbreth
gibt es sehr vil, rebhöner wehnig, aber haselhöner gült eines
ein polnischen groschen, bey 2 kreuzer unserer münz; ein haas
in 5 kreuzer, ein aur oder berghan bey 9 in .10 kreuzer. Als
mür aber mein wärt anzeügt, das winters zeüt düe vile gefangen
104
wuert, ofteimaln eio reb oder haslhon nun ein pelicz, das ist
1 kreuzer giltt, ein haas 3Vs in ^ kreozer galt; beschicht
auch wünters zeütt, wann es kalt wetter, das düe vile gefangen
wurt, düe reb oder haslhöner wüe auch aur und berghanen bäs
gen Eönigsperg und Dannzig gefuert werden. Und sein düe
hasen alhüe wüe auch in Schwöden und andern mehr orten
wünterszeüt ganz weüs. Ittem ein huen gilt anderthalb in 2 kreu-
zer, ein alt huen 4 in 5 kreuzer; was fleisch; als runder, kölber,
schaf und derogleichen anlangt, ist alles düe menge vorhanden,
wüe auch das getreid oder körn auch guets kaufs ist; von visch
gibt es wehnig, dan es ein dein fliesennd wasser, wölches in der
statt gleich hart an dem schloß hinlauft, düe Yilna genant, wärt
der statt nach benamset.
Das schloß ist gros und weytt begriffen von altem gebeye;
in dem selbigen ein schöne, große kürchen, an gemeltem schloß
noch ein ney gebey, wölches ich nicht änderst dann von aussen
gesehen; solle inwendig schön sein, wüe es dann wol scheint,
dann es sonsten ingemein schlechte gebey gibt.
Das getranckh betreffend, gübt es schlimm wasser, schlecht
und gering büer, so im landt gebrauen, aber sehr gueten mäth,
wölcher weyt an andere ort hünwüder gefuert wüertt; mann
bekombt auch reinisch und ungarische wein, aber sehr theyer,
dann süe mütt grosem costen dohün gebracht werden.
Es gübt ein grose bereittung des sehmischen läders von
bockhs und elents heütt, wölche aus Lüfiand, der Moscau und
andern orten düe vile dohün gebracht werden; und sein aller
teütsche meister, due süe zuerichten und bereitten, denn
mereren theil Schlösier, halten steif uf ihre alte freyheitten,
dann derer meister keiner macht hat, einen Poln oder Littauen
das handtwerckh zu lernen, domitt es inen nicht entzogen
werde; gesellen und jungen, düe süe haben, müessen alle Teüt-
sche sein. Es gibt sonsten nicht sonders grosse handlung, wüert
vil und mechtig schönerr flachs bei inen gezogen, wüe dann vil
gahrn von do umb Nürnberg versant würt.
Ich bün zu Vilna oder zur Wülde 1 1 tag stüUgelegen bey
einem Teütschen, der ein würt oder gastgeb, mütt namen Anthoni
von Leipzüg. Zwischen der zeütt trachtet ich nach gelegenheüt,
in Lüeflandt zu reüsenn, und bekam einen teütschen kaufmann.
105
60 ein Westphäling, wölcher sehmisch läder do inkauft und
seinen weeg nach Riga nemmen wolte, accordirten also matt
2 Tartaren, unns dohun zu füehren. Umb willen inen dann nicht
allzuvil zu vertrauen, muesten süe unns bürgschafiPt thuen, als
dann bey inen gebreichig umb mehrer sicherheüt willen, onan-
gesehenn nicht baldt erhört würt, das süe iemandt schaden zue-
fiaegenn, und füehrenn einen ein fernen weeg umb ein gering
gelt: dann ich von der Wülde nach Räga, wölches ob düe 40 in
42 teütscher meil sein, vüer gülden bezalt, doromb ich mein
sondere coless oder wagen hatte, das niemand bey müer fuehr,
und mues der fuermann das pfert und sich selber verzören; was
ime einer aus guetem willen giibt oder mitheilt, hat er ime dor-
für zu danckhen. Also reyseten war denn 13 düs gögen abent
vmb Vesper zeitt von der Wölde hönweg, hatt ich, wue auch
mein gefert, wölcher due sprach und mütt den Tartarn reden
kondt, yeder sein eigne coless oder wagen, an iedem 1 pfert, ist
aller sandig und eben landt; wann es schon etwas wehnigs berg-
uf geth, stöth der Tartar an ein radt, schiebt gleich sovil, als
sein pfert zieht, fahren gleichwol des tags 8, 9 in 10 meil.
Disen abent oder uf die nacht kamen wür in ein dörflin, wölches
3 meil von der Wülde, Picquel genant, hatte unser ieder sein
ligerstatt uf der coless oder wagen; es ist hüezuland beschaffen,
wann einer reiset, auch essenn und trinckhen haben wüll, der
fuere es mitt sich, ist von nöthen, er proviantir sich von einer
statt zu der andern, dann er sonstenn nntt guten zinen oft wehnig
oder ybel essen mues , dann underwegen nicht vil zum. besten
vorhanden.
Denn 14 düs des morgens früeh von do hünweg, hat under-
weger vil holz, aber mehrtheil sandigen weeg; des mittags
fieterten wür an einem grienen blaz, do dann düe pfert zu
grasenn hatten; uf denn abent kamen wür in ein dorf, do wür
die nacht gebliben, noch in Littau gelegen, heist Annantsch,
ist 8 meil, dovon wür des morgens auszogen.
Denn 15 düs morgens bey guter zeütt hünweg, durchaus
gueter weeg, spannten zu mittag im holz aus, fuehren hernach
büs uf denn abent, kamen wür in ein dorf, do wür unns dorfür
drausen im feld legerten bey einer grienen awen, do dann die
pfert zu weüden hatten, und lagen wür uf dem gras, dann es
106
eben in bundtstagen und warm war. Disen tag sein wir 9 meil
gefahren.
Denn 16 düs mütt dem tag von do bünweg, imd fü ehren
des tages wüderomb bey 9 meil und legerten unns des abents
im feld, hatten wehnig mehr zum besten, das es gleich zeut war,
dofflitt wür ein ort erreichten, do wür was zu essen kriegten,
dann der korb lehr ward.
Denn 17 düs früeh morgens hünweg, dann wür nicht mehr
als 3 meil in ein stättlin zu fahren hatten, dohün wür vor mittags
bey guter zeütt kamen, Bautschburg genant, ein dein offen
wesenn, dem herzog us Curlandt ghörig, aldo ein haus oder
schlechte vöstung, wölches für einen anlauf, und ht)lt gemelter
herzog uf siben meil von do hof in einem stättlin, zur Mittau
genant, das ligt nicht an der Strassen, das ich nicht dohün
kommen bün, und ist der yezige herzog einer vom adl aus West-
phaln vom geschlechtt oder stammen ein Köttlerr, das er nicht
ein geborner fürst oder herzog. Düs land hat ein sondere sprach,
wölche düe Littauen durchaus nicht verstöhn.
Wur verharreten do büs uf denn mittag, dann es eben Sonn-
tag wahr, krüegten zu essen und hier zu trinckhen und ver-
sahen unns noch uf ein tag mitt essen, wölches unns düe würtin
umbs gelt mittheilte; nach mittag fuehren wür von do hünweg,
hat es umbher ebne, auch schöne, lustige und fruchtbare landt-
schaft, aber wehnig bewohnet; fuehren also büs uf denn abeut
noch bey 5 meil und legerten unns zu nacht abermaln im feldt,
ward unlustig weiter, dann es zimlicher massen regnete, das ich
mich under der colesh oder wagen behelfen mueste.
Denn 18 düs, ein wehnig vor tag hünweg, dann unns der
regen bey gueter zeütt erwöct, wüe dann solch Wetter disen
ganzen tag wehrete, das ich aller bluttnass worden. Wir kamen
disen tag bey einer stundt vor vesperzeütt nahent der statt
Eü^a., aldo ich und mein gefert von der coless oder ieder von
seinem wagen abstige, dann es einen sehr breitten fluß, iber
wölchen mann zu schiff fahren mues, wüe dann düe fuerleit ihre
ros^ und wagen diserseüt stöhn lassen: dann was von güetern
des wegs nach derWülde oder andern orthen in Littauen gehört,
mues alles gleich von der statt hüeriber gefiert wetden. Als ich
nun nahent in die mitte des fluß kam, dann er schier ^A meil
107
breitt, wüert es nngestimm, hobenn an so hohe wellen gehn,
das mäer banng ward, dann duses ist nun ein deine heüose
barca gewesen, doruf süe das volckh hün nnd wüder füeren;
also kam ich disen abent gen Riga, wölches 5 meil yon dem
nachtlägerr.
Düses ist das prinoipalort in Liflandt, nicht sonders gros,
aber wolerbaute, schöne und lustige statt, auch wol befestigt,
lugt uf der einen seitten hart an dem herrlichen fluß, die Theen
genant, ein stattlicher und breitterer fluß als der Rein zu Colin,
kompt aus Reyssen herunder und left uf zwo meil underhalb
der statt in düe Ostseh, wäe dann die schiff büs harrt an düe
statt laufen könden, doselbstn uss und innladen, wäe dann ein
gros guet aus Reyslandt uf dem fluß herunder kompt, dann
mann gleich sowol gögen als mütt dem fluß seglet. So ist
gemelte statt uf der andern seütten gögen dem landt ganz wol
beföstigt, mütt schöneü, hohen wählen sehr wol versehen, haben
denn könig aus Poln zu einem schuzherrn; derselbige hat das
schloß inn, wölches haus halb in der statt und des andern
theils gögen dem landt und dem wasser, der Thüen, hinaus
geth; ist doch nichts vöst. Es hat auch ein bistumb, wölcher
bischoff der ist einer von den herzogen aus Littau vom stammea
Raschuuil, den hat der jezige pabst Sixtus V eben derzeüt zu
einem cardinal erwöhlet, von dannen er nach Rom gereiset,
den huet und gradum zu empfahen.
Wehnig zeütt zuvor und eh ich gen Riga kam, trueg sich
ein casus zu des neyen almanac oder calenders halber, denn
düe Jesuiten auch bey inen eingewurzelt, wölche einen pact und
contract mütt öttlichen in 6 der fürnembsten personen des raths,
als düe drey burgermcister, der statt sindicus, der statt vogtt,
wüe denn auch ihr superendent und der rector der schuelenn
auch einen verstand mütt inen gehabt. Düse gemelte personen
verküefen und verhandelten, versprechen auch hinderruckh
wissen noch willen eines ganzen raths, noch gemeiner burger-
Schaft gedachten Jesuiten düe thumkürchen der statt gögen
liverung ^ thaler inhendig zu machen, und inen frey, lödig und
los übergeben. Villeicht aus sonderbarer Schickung gottes, der
es nicht hat wollen haben, kompt solches durch den rectoren
der schneien an tag, wüert gleich nach dem einen burger-
108
meister, mit dem zunammen Berg, gegriffen und gefenglich ein-
gezogen, wüe auch obgomelter sindicus, wölcher ein herr mit
nammen N. Wellius, und der stattvogtt, dessen nam N. Das-
sius; aber die 2 andere burgermeister mörcten düe sach, rissen
aus, darunter der eine N. Öckhen lieist, wölcher sich alsbald
zum konig aus Poln verfüegte, gemeiner statt unndt burger-
scbaft düe Sachen sehr scherpfte. Der rector machte sich aus
der statt, aber der superendent verbarg sich lanng in seiner
behausung; lötstlich wurde er in einem bachofen gefunden,
denn mann ime in das haus gevallen, wüe er am hineinkrüe-
chen in der eyl einen bantoffel verzött. Der wurde von dem
volckh herussergezogen, dann gleichsam ein uflauflF von dem
gemeinen mann ervolgt, wüert also gemelter superendent bis
uf den marct geschlöpt, aber underwegen dermassen tractirt
und zugericht worden, das ime der todt nüzer gewesen (dann
süe rueften alle: creizige in!); bitt uff das höchste und umb
gottes willen, das süe ine nicht gar umbbringen, er wolle wil-
liglichen alles bekönnen, wüe es mitt der kürchen zugangen sey,
liesen in also beim leben und zogen in gefenglich ein.
Yber das machte die bürgerschafft einen auschuß von zweyen
iren müttburgern, des einen name ist N. Dening, der andere
N. Wis, schickhen süe auf das statthaus, einem rath anzuzeigen,
das der burgerschafft begeren, will und meinung seye, ein rath
woU sich düser sachen nichts underfangen noch beladen, auch
ohne vohrwüssen der burgerschafft am wehnigsten nichts schlies-
sen, dann weil öttlich hundert burger am marct oder plaz, so
vor dem rathhaus ist, stunden, würt denen uf dem haus J3ang
worden sein. Als nun düe gefangne des beschuldens nicht pein-
lich, sondern güetiglichen sein gefragt worden, bekannten süe
gleich alles, iber wölches süe erstlichen von der burgerschafft,
und dann erst vom rath zum todt verurtheilt worden. Also
wurden düse beede, als der statt sindicus wüe auch der statt-
vogtt, von dem rathhaus uf den marct oder plaz gefüert und
in publico inen düe köpf abgeschlagen; aber des superendenten
halber wurde seines hohen alters verschont und bey dem leben
zu lassen einbetten worden. Was aber den gefangnen burger-
meister, Beerg genant, anlangt, derselbige hatte eine sondere
grosse freindschafft und schüer düe fürnemsten der statt, das
109
er noch gefangen lag, als ich do gewesen. Ward ein selzam
regiment in der statt, dann ein burger oder qachbaur wüder
denn andern sagte, ich weüs nicht, was ich mich gögen düer
zu versehen habe, dann derer noch vil wahren , wölche es mit
dem gefangnen burgermeister hüelten; allein do sue sahen, das
ihre Sachen nicht den geraden weeg fort guengen, dörften säe
sich am wenigsten nicht merckhen lassenn^ dann düe andern
burger hüessen sie fuchsfresser. Wüe nun, solche Sachen entlich
einen ussgang genommen, kann ich nicht wissenn, dann düe sag,
der könig uss Poln, wölcher ir schuzherr, werde solches nicht
guet heissenn, daromben auch den burgerrn ufferlegt worden,
das süe sich mitt körn nicht entblösen, umbwillenn ein gros
korrn von do zu wasser hünweg gefiert wüert. Es wurde auch
von denn burgern so wol uflf den wähl, als under denn thoren
starckhe wacht gehaltenn. Ich bün zu Buga in finften tag still
gelegen und zwischen der zeitt erfragt ich einen kaufmann,
solcher sein lägerr zur Plescau hatte; der wardt gleichwol
ein HolsteinCir von Hölligenhaven. Do ich nun höret, was sein
thun ward, auch das er döe gelegenheitt des landts wüe auch
düe sprach wol wüste und kondte, hatte ich lust, weytter in
düse landt zu reisenn, dingten also mitt einem liflendischen
fuermann, der hatte ein starckhe coless, doran spannte er 2
pfert, das wür beede doruf sassenn, der füertte unns büs gehn
Dörpt, uff 40 meil von Rüga. .
Denn 23 düs nachmittag, als wür unns förtig gemacht, mitt
proviant und getranckh der notturfft nach versehen, reyseten
wür mitt gemeltem fuerman von do hünweg, wüe es dann^ von
der gemelten statt Rüga aus tüefen sandigen weeg hat, kamen
des abents zu einem bauren, das ortt heist Subur, ligt von der
statt 3 meil.
Denn 24 düs früeh morgens hünweg, und auf 1 stund wegs
kamen wür zu einem fliesenden wasserr, iber wölches wir uns
Hessen in einer barca oder schiff füeren, und uf den mittag
kamen wür zu einem baurenn, aldo wür fiietertten, und füehren
hernach büs gögen abent, als dann wür unns im feldt lagerten,
dann es hüeromber wehnig dörfer, zu dem ist denn baurenn
nicht wol zu thrauen; also wür disenn tag bey 9 meil wegs
gefahren sein. .
110
Denn 25 das bey gueter zeütt hünweg, des mittags füetert-
tenn wur im feldt, und hatte gedachter mein gefört von einem vom
adl, wölcher hüerömben wohnet, bey einer stundt nahent oder
abwegs der strassenn (zu thun). ünderwegen fuehren wür durch
ein langes holz und zu mittelst desselbigen wardt ein baur, der
hatte ein thonn büer in freyem feldt stöhn, wölche er der mas
nach uszapffet, wölches mir selzam für kam, dann es kein dorff,
fleckhen noch haus uff V/i stundt nahendt, wüe auch diser
baur weytt hüevon sein wohnung hatte. Als ich nun meinen
geförten fragte, was diser baur mitt dem büer do machte, umb-
willen ich niemandt sähe des wegs, wölchen wür fuehren, wurdt
mier angezeigt, es seye ein Jahrmarkt in einem stättlin uf ein
meil wegs hüevon, und wann das volckh zuruckh nach haus
reiset, thuen süe einen trunckh bey dem im waldt; aber es
gedachte mich ein magere herberg sein, do kein haus, hütten,
noch einige wohnung ist.
Also kamen wür des abents für des edlmanns haus, wölches
mitt erden umbher erhöcht, das es sich für einen anlauf wehren
kahn, mitt einer schnellbruckhen versehen. Eh wür dorinn
gelasen wurden, begerte düe frau düe brief, und als dann theth
mann das thor uff; wahren wür im schloss iber nacht, wurde
unns ein kamer inngeben, in wölcher wol ein bettstatt, doch
sonder bett noch stroh, das wür solche nichtt verwürrten, son-
dern uff der erdenn verlieb namen; zu essen wardt auch wehnig
zum hosten, fuehren also des tags 9 meil, heüst düses haus
Neüenhof , und der junckher desselbigen Mölchior von Höfen,
wölcher ein krüegsmann und in des königs us Poln besoldung.
Unangesehen dises haus wehnig bevestigt, dann es nun
einen schlechtenn wähl von koth uffgeschitt, soll es doch zur
zeüt des kriegs der Moscowiter niemals haben einnemmen kön-
den: dann öttliche dörfer, so in der nähe umbher, ihr güeter
dohün geflönet und sich dorein verfliegt, das es mitt volckh,
geschiz und monition genuegsam versehen gewesen. (Dem an-
sehen nach ist zu erachten', er habe niemals keinen ernst
angelegtt.)
Denn 26 düs uf ein stundt in tag von do hüüweg, fuehren
ünderwegen durch dörfer, wölche onbewohnt, zum theil aller
verbergt und zu der zeüt des krüegs vom Moscovitter aller ab-
111
gebrandt. Des mittags füeterten wür im feldt, aber uf denn
abent kamen wür in ein dorf, Dünne genannt, aldo wür bey
einem banern herberg hatten; ist ein besondere sprach, wölche
wür undeitsch nennen ; solche sprach kompt mitt der in Läpp-»
landt iberein, wüe auch düs ein sondere provintz ist, Öslin
genant, doch auch in Liflandt gelegen, und verstöth ein Lif-
lender kein wort dovon. Also reyseten wür des tags auch
9 meiL
Denn 27 düs morgens do hünweg, hatten denn halben tag
mehrentheils holz, aber sehr guete weidt, aller ödt und on-
bewohnt, do einer wenig volckh, vich noch dörfer sieht. Nach
mittag kamen wir uff schöne, ohne, auch guete und fruchtbare
landschafft, allein nit vich noch volckh, noch genuegsam volckhs
vorhanden, das feldt zue underhalten und bauen. So habe ich
nicht so schönen flachs gesehen, als hüeromben, onangesehen
es in Littauen auch langen flachs gibt, dann ich in an öttlichen
orten gemessen, das mir die stengl büs under düe weiche gien-
gen. Als mir mein gefert, mitt dem ich reisete, gesagt, seye
noch nicht 3 jähr vergangen, habe er selbr gesehen, das aus
mangl des vichs das volckh geackhert, das feldt gehauen und
ettwan 3 in 4 weiber an einem pflueg gezogenn, domitt süe
fruchten haben mögen zu ihrer underhaltung und tägliche
nahrung. Also fuehren wür des tags abrmaln 9 meil, wahrenn
in einem fleckhen ibernacht bey einem bauren, wölches dorff
heüst Dennys.
Denn 28 düs von do früeh hünweg, kahmen für düe statt
Dorpt, eh das thor uffgethun wurde, dann süe erst bey einer
stundt in tag ufschliessen , halten under dem thor starckhe
guardi, wüe dann nicht mehr dann 1 thor in der statt geöffnet
wirt, bey wölchem jedermann hinwider wandlen mues. Und
eh mann unns in düe statt lües, muest zuvor der würt herussen
under das thor gehn, sich für unns gögen der guardi guet sein
versprechen. Dorpt ist ein frontirstatt gögen des Moscowiters
landt, nicht sonders gros, auch nicht vöst, soll vor zeitten des
kriegs ein vermögenlich, reich volckh do gehabt haben, auch
schöne gebey von heiser, wüe es dann ein stattlich erzbistonib
do, ist düe kirch desselbigen noch wol zu seien, aber derzeüt
ibel verherrgt undt diie heüser schlecht bewohnet, wüe dann
112
wenig ganzer heüser in der statt gesehen werden. Es hat auch
ein schloß dorinnen von einem polnischen herrn bewohnet, wöl-
eher yber düe statt zue gebüeten, und ist düe guardi under
dem thor auch mitt PoUackhen besezt, von besem, argem und
listigem volckh.
Bün disen tag wüe auch volgenden 29 büs uflf denn abent
do still gelegen. Zwischen der zeüt kamen zwen englische kauf-
leüt von Revel, so auch unnsers wegs wolten, dingten also ein
barca oder dein sehifflin büs zu der Plescau. Als war unns
mütt essen und trinckhen versehen, güengen wür umb vesper-
zeit zu schiff, der schifman, welcher ein Moscowiter ward, selb
dritt, onangesehen wür das sehifflin allein uf unns 4 und nie-
mandt anderer uffzunemmen verdingt, wölches er doch nicht
hielte, sondern nam noch 3 personen wüder unsern willen ein,
das wür erst zu abentt umb 7 uhm von Dorpt hinweg fuehren.
Hat ein dein, aber sehr tief wasser, düe Emböckh genant, left
uf 6 meil von der statt in ein seh, der Beybas genannt, fuehren
disen abent nicht iber 1 meil, dann es gögen abent sehr finster
wurde, machten das schiflin am lanndt vöst, und zehrten an
dem gestadt h^russerr, dann das schiflin gahr zu dein und kein
räum dorinnen, wahren lustig, zehrten gut dinng, das wür gahr
nahent unnser proviant uff assen, dann wür gedachten baldt
ober zu kommen und gueten windt haben, das doch nicht be-
schehen. Haben düse nacht am gestadt geschlaffen und hüeltt
einer nach dem andern düe santinella, wüe wür dann wol bewert
wahren und unnser jeder ein lanng röhr hatte: wüe dann disem
volckh nicht mehr zu thrauen, dann einer mitt äugen sieht;
wüert mancher verzuct, das nimandt erfehrt, wohin der kom-
menn ist..
Denn 30 düs früeh von do hünweg, segelten, hatten doch
wenig windt, so^ unns taugenlich, ist zu beden theilen des Was-
sers sehr mosüg, hat grosse weitte matten, das das gras einem
bis iber düe knie geth, wölches mann nicht braucht noch mehet,
sondern gan? verdorret und verdirbt. Düsen tag umb vesper-
zeüt kamen wür büs an denn Beybas, 5 meil dovon wür des
morgenns ussgevarenn, muesten unns diso nacht uff der barca
behelfenn, weyl es uf bedenn seitten gögen dem landt sehr wäs-
serig undt mosüg.
113
Denn 31 und lotsten July erzeigt sich der windt guet für
unns sein, derowegen wür bey 2 stundt in tag das segl ufizogen,
undt begaben unns in düe seh , und haben die Moscowiter ein
selzame art oder manir zue segehi, wölches an andern orthen
nicht also gebreichig: dann das segl zuforderst am Spüz der
barca an öttliche stangen gebunden. Als wür nun bey 2 meil
in due seh kamen, wendet sich der wündt unns entgögen, das
wür unns zur rechten band dem landt zue begaben, wurd der
windt so starckh , das wür an das landt fuehren zu einem ein-
zechtigen vischerhaus, do wür dann bey finf stundt lanng ver-
bliben, aber nichts zu essen bekommen mochten, dann allein
gedörrte fischlin, und hatten wür dess vorigen tags vast aller
ausgezört; also gedacht ich zuruckh, das war denn ersten abentt
düe vile, entgögen yezunden mangl hatten an essen; aber büer
bekamen wür genuegsam.
Es gübt hüeromber sehr vül raiger und antvögl, das ich
wol ein stundt spazüerte mütt meinem' röhr, in meinung ettwas
zue bürsten oder zue schiessen; aber ich kondte nicht zurecht-
kommen, und begögnete müer, als wüder zuruckh nach unserer
barca güeng und insteigen wollt, füel ich denn lanngen weeg
mütt sampt dem röhr und bulverflaschen ins wasser, dann
unnser schifflin stunde was wehnigs vom landt, das zwen rümen
oder rüder gelegt wahren, düe raichten büs in düe barca. Als
ich nun eingehn wolt, weicht das eine nieder hünder sich, fall
ich herunder, das das wasser ob müer zusammen schlüeg.
Ungeyahr uff 2 uhr nach müttag hatt sich der wandt wüder
etwas gestillt, das wür von do hünweg fuehren, ward doch der
wündt gegen unns, muesten rudern, gaben unns doch nicht vom
landt, das wür büs zum abent ongevahr noch in 3 meil faeren,
dowür dann für dem wündt sicher ligen mochten. Bliben die
nacht alle beysamen uf der barca, dann wür wassers halber
nicht ans landt steigen kondten, derowegen wür unns mütt dem
essen gahr zäm und genau behelffen muestenn.
Denn ersten tag des monats Augusti, als es anhüeb lüecht
werden, wüewol der wündt sich nicht gut für unns erzeigte,
naachten wir unns von do hünweg und ruederten, uff yeder seyt-
ten ihrer zwen, 1 stundt lanng: dann wür hatten gar nahendt
l^ein Proviant mehr, zu dem hat es diser ort keine fleckhen noch
114
dörfer, sondern aller holz und wüsmatten, das wür disen ganzen
tag mitt groser müeh und arbeytt nicht iber 5 meil fahren
möchten, aus ursach des unstötten wetters wür unns nicht vom
ländt geben dörften. Derowegen es sieh lanng verweilt, dann
do mann gleich strackh züefahren darf oder kahn; wur wahren
sehr, hungerig, hatten doch nichts mehr zum hosten, dann ein
wehnig brott, wölches wür under einander austheilten, und an
statt unns satt zu essen, sähe ye einer denn andern an, das
ich glaub, ein yeder under unns werde der ersten nacht, als
wür von der statt Dorpt auszogen, ingedenckh gewest sein. Also
muesten wür uns duse nacht noch auf der barca behelfen, aus
wölcherr flöhüge leys nicht manckirten (oder lausige flöh).
Denn 2 düs, wölchen tag sich noch kein bösserung des
windts ervolgete und wür hungers halber ah disem ort lenger
nicht bleiben kondten, ruderten wür bey einer stundt ongevahr
in tag von do hünweg, wehselt immer ein parthey düe ander
ab, domitt wür fortkommen mochten, und ettwan uff den mitr-
tag erreichten wüer denn fluß, wölcher von der Plescau her-
ufider lefft und aldo in den Beibas kompt; von do wur nicht
mehr dann 2 meil nach der statt hattenn.
und gleich neben der seh, hart an dem fluß neben der
innfart zur rechten handt hat es einän vösten thurrn, dem Mos-
cowitter gehörig, mitt krüegsvolckh besezt, hat stöts ein guardi
aldo, und so yemandt uss oder inn will (dann es eben uff der
frontir), kompt ein mann heraus, fragt denn 6chiffmann, was
für volckh er füere; do sich dann yeder personlich erzeügenn
mueg. Alsdann begert derjhenige Moscowittr ein trinckhgelt
von unns, wölches wür ime gaben, und also fort passirten. Als
wür nun in gedachten fluß kamen, erzeigt sich der windt guet
für unns, das wür mitt dem segl wüder denn ström segeltenn,
werden zii beden theilen des wassers vil fleckhen undt dörfer
gesehen, wüe auch öttliche clöster, nach gelegenheitt ihrer art
fein erbauen, kamen also disen taag umb vesperzeütt zur Ples-
cau. Haben düe Österling oder Teütsche, aus den Hansestötten,
aber mehren theils libische kaufleitt, inläger und handlung aldo,
wüe süe dann usser der statt hart an dem fluß ein sonder dorzu
erbauen haus, dorinnen sie alle wohnen, auch yeder sein kamer
und hilze gewolb hat, nach art und gewonheitt des landts, wüe
115
dann düe statt gleich gögen dem wasserr ober ligtt, und mag
ausser der englischen neben denn Teütschen kein andere nation
do handien, kaufen noch yerkauffen.
Alsbaldt wür nun aus der barca oder schifflin ans landt
stügenn» ist es gebreichig, gleich für denen dozü verordneten
Moscowitter zu erscheinen und sich anzuzeigen; würt jeder ge-
fragt, woher er komme, wer er seye und was für wahren einer
inns lanndt bringe, oder ob er begehre, wahr aldo in zu kauffen,
oder was sonsten sein thuen seye: dann süe sehr müssthrey
undt inen ibel fürchten, umbwillen es aller ein offen landt.
Neben d6m so würt von denn gedachten Moscowittem eines
jeden nam, wüe auch düe wahr, so er anzeigt oder mütt sich
ins landt bringt, aller schriftlich uffgezeichnet, und geschieht
düss eins theils des zoUs wüe auch verratherey halber.
Nun wüste diser kaufmann, mütt wölchem ich von Ruga
alher gereiset, wol, das ich änderst nicht in düe landt kommen,
dann allein solches zue sehen. Als süe mich fragten meines
thuens halberr, gab gedachter kaufmann für mich antwort und
liies uf meinen namen öttUch stuckh damast inschreiben, wölche
doch ime zustöndig, dann er *müer zuvor anzeigte, do ich für-
gebe (wüe dann an ime selbr wahr), ich für mein lust alher
kommen, möchte müer solches zum schaden rdichen, und von
inen für einen spion oder landtsverräther angezogen werden,
dann es so ein grob^ unverstöndig, auch unge wandert volckh,
das nicht vil aus irem landt kompt, und nicht haben noch glau-
ben wollen, das andere nationen zu inen kommen, wölche ihre
Bjtten, artt und landt begehren zu sehen und zu erkundigenn.
Düe Plescau ist düe erste statt in des Mosco witters oder
grosfürsten in Keüssen lanndt, auf der frontir gögen Liflandt
und ohne düe Moscau, in wölcher er pflegt hof zu haltenn, soll
dise düe fömembste, auch . für düe vösteste under allen seinen
stötten gehalten werden, dann düe statt Moscau gahr nicht vöst
sein solle , wüe dann gemelte statt auch nichts bevöstigt, das
süe gögen dem landt nicht mehr dann ein einige maur, sonder
einige wähl noch wasser graben, und gögen der anderrn sejtten
batt süe das fiiesendt wasserr. Nun solle könig Stephanus aus
Poln, als er belegert gehabt, wol ^ starckh derfor gelegep,
kondte doch wehnig dorvor ussrichten, dann dises volckh dem
8*
116
feindt in vöstungen und statten yü mehr wüderstandt ihnen
soll, dann im feldt. Sein ^rbetsam, behelfen such gar gemach
nnd gübt inen der hnnger nnd durst nicht so baldt zu ihnen
als ettwann andern nationen, dann süe ohne das gahr schlechi
leben in essen und trinckhen. Gedachte statt ist gros unndi
sehr weitt in der rinckhmaur begriflfen, sonder eynige vorstött,
lügt uflf freyem, öbnem landt, sonder eynigen berrg umbher,
däe heüser in der statt von schlechtem gebey, usgenommen
ihre kürchen und stattmauren, sein ingemein alle gebey von
hollz gemacht und düe heüser mütt brettern bedöct, wüe dann
dess grosfursten gleichförmig nun von holz (sein palatium oder
schloß) solle erbauen und gemacht sein, wüe ich dann gehört,
was reiche leüth, herren oder adelspersonen sein, düe wohnen
in keinem haus, so von steinen erbauen, geben für, seyn sehr
ungesundt, wüe dann mancher stattlicher reicher mann, der
bey inen für einen vom adl geachtett in kleidimg sich sehr stati-
lich höUt, ein haus hatt, in dem er wohnet, wölches in nichi
15 oder, do es stättlich, 20 reichsthaler costett, und solle ge-
dachte statt bey mannsgedönckhen ohne düe kürchen, thüm
und stattmauren aller abgebrandt sein, wüe dann wol zu glau-
ben und augenscheinlich zue sehen, wann sich ein brunst er-
höbt, kein rotten mehr do sein würt.
Was sonsten düe statt betrifft, hat kein Teütscher oder
anderer frembder, noch düe stöts do wohnen, ihr läger und
handthierung aldo haben, macht noch gwallt, in düe statt zue
gehn, bey hoher straaf (wüe dann zwischen der statt und der
Teütschen haus das wasser, so fürbey left, underschidei, yber
wölches ein angehöncte bruckhen, doruf süe wol mögen spa-
züeren gehn, aber nicht gahr dorüber): es sey dann sach, das
einer femer ins landt oder nach der statt Moscau reüsen wolle,
dessen er zuvor licentiam vom gubemator der statt haben
mues, dann er sonsten nicht durch das landt kommen mag, mues
er der stras und seines wegs halber durch düe statt passiren,
wüe ich dann albereitt bedacht gewessenn, mütt denn zweyen
englischen kaufleithen, mitt wölchen ich von Dorpt alher kom-
men, und mitt inen nach der Moscau zu reisen. Weyl ich aber
vernommen, das es so ybl wüderomb herusserr zue kommen
ist, dann ich lanng in denn wüntter hette ligen müessen, wurde
117
müer solches wuderrathen, wue dann mein beitl dozumal auch
zu schwach möchte gewesen sein, ohnangesehen däe zehrung
wollfeil, dann das ordinari in der Teutschen haus wochenlich
ein gülden für denn truckhnen tusch bezalt wüertt; was einer
trinct, bezalt er in sonderheitt, und vergeth sich düe tractation
gannz wol, wüe dann sonderHchen das gefligl guets kaufs ist
Demnach dann Ton der Plescau nach der statt Moscau
noch 150 teütsche meil, dozwischen nichts zu sehen sein solle,
wüe man dan nur durch ein statt passirt, als Naugarten, son-
sten mehrertheils ödt und wüest landt, dessen ich albereytt büs
doher mehr dann genug gesehen, stöllt ich solche reys ein.
Was sonsten ihre gebey belangt, sein ihre kürchen von
steinen aufgehauen, hüpsch und auf ihr art zäerlich, durchaus
mütt ronden thürnen a la mosaica , oder wüe es düe Grüechen
haben, undt werden solche von ihnen ganz rein und sauber
underhalttenn, mag auch kein frembder oder usleudischer, der
nicht ihrer religion ist, dorein gähn. Gemeltte kürchen sein
ausserhalb, ^ann süe ihr ampt lesen, stöts beschlossenn, hal-
tenn sich in ceremonien, messlesenn , süngen , sacramentreichen
aller denn Grüechen gemäs, wüe süe dann auch vil feest oder
feyertag, wüe auch sehr vül vasttag und des jars 3 fasten haben,
halten sich in der reUgion under einander einig, haben nicht
secten noch rotten, sonder im ganzen landt ein glauben und
ein münz, wölche nicht aus dem landt gefüert würt. Onange-
sehen solche von fein sülbr, würt süe doch was rüngs gemacht,
das süe mütt nuzen nicht kan verfüert werden. Ihre pfaffen
betreffendt, düe freyen, pflegen sich zu verheyraten und nemmen
ehliche weyberr, aber so das erste weyb mütt todt abgeth und
er sein ampt oder pfarr behalten wüU, mues er fürohin des
ehstandts sich enthalten; dann so baldt er in düe anderr eh
trütt, ist er des ampts beraubt und kein priester mehr; mues
sich also einer handthirung oder gewerbs sich nehren und
gebrauchen, wie mir dann derselbigen gezeigt und gewisen
worden.
Wann ein person mütt todt abgeth von frauen oder manns-
personen, so von gemeinem volckh oder bövel ist, düe das ver-
mögen nicht haben, such in düe kürchen bestatten oder be-
graben lassen, wölches vül costett, dessen düe pfaffen am mei-
118
sten zue geniesen , halt es von der statt yber dem wasser auf
^/4 stundt wegs einem gemeinen kirchhof, domf mann ein grosse
weitte gruben sehr tüef grebt, dorein öttlich tausent personen
gelegt werden. Einesmals güeng ich uflf vorgemelter bruckhen
spazüren, indem füert mann ein todte person us der statt auf
einem schütten, doran ein pfert zog, und uff dem schütten ein
lenge, unbedöcte kosten, in derselbigen läge der todte leich-
nam und dobey ein dein lebendig kindt, so uff dem todten
cörper saß, wüe mir dann solche schlittenfart selzam fürkam
düser zeüt des jars, do es sehr wahrm und in hundtstagen wahr;
der pfaff geth vor dem todten, in seinem messgewandt, werden
vor im hergetragen brennende lüechter und ein rauchvass, sün-
gen uff ihr sprach, volgtt und geth das volckh hernach, beleitten
denn leichnam büs uf denn kurchhof, wölcher als dann an einem
strickh in ein grueben gelassen und uff andere todten gelegt
würt, wölche zuvor in der gruben ruhen. Und ist der corpus
einer todten person in weüsse leynwath inngeneth, düe grüeben
ist oben mütt einem hülzen dach bedöct, domitt die wassr vom
regen nicht dorein lauffen. Wann dann gemeltte grueben voll
ist, in wölche mehr dann ein tausent personen gelegt werden,
würt süe mütt erden bedöct, das dach dovon abgebrochen, und
gleich doneben ein andere grueben gemacht, und gibt sommers-
zeütt einen hesslichen geschmackh, wölchen mann dem wündt
nach von ferrn rüecht. Eines mals güeng ich mütt einem Teüt-
schen hinaus auf gedachten kürchof, schenct dem mann, der
denn bevelch doriber hat, ein trinckgeltt, der macht müer das
thürlin an der gruebenn auf, das ich hinin güeng und müch
nach notturfft von oben ab unisehen kondte; aber ich vermeint
zue erstickhen von dem greylichen starckhen geschmackh, ohn-
angesehn ich düe nasen genuegsam und wol verbunden hatte.
Das volckh duses orts betreffendt ist es ein hart, grob und
ongezogen gesindl, düe ander wehnig i'everentia oder ehr er-
zeigen, wüe darunder nicht gebreichig, das einer, seye nid er
oder hohes standts, für dem andern denn huet abzüecht. In
kleidung haltten süe such reinglich und sauberr, tragen lannge
röckh und mentel, den Armenier nicht ungleich und gemeinglich
von guetem thuech; ist auch zwischen der mann und wey-
her kleidung schlechter underschüdt, so wol als under denn
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Türckhen, pflegen stöts mann und weybspersonen stifl zue
tragen, wölche unden mütt eysenn beschlagen sein, und geth
das weybsbildt auf der gassen ganz verdöct, das inen nicht
mehr dann düe äugen gesehen werden: dann säe es bey inen
für ein schmach achten, wann sich eine under dem gesiebt
sehen lest, so wol inn als ausserhalbs haus, dann so einer schon
in ein haus geth, hatt das frauenzimmer ir sonder gemach,
leben ganz schlecht in essen und trinckhen, haben keine fruch-
ten als öpfl, bürrn und de.rogleichen, als bey unns undt an
andere orth, züehen an statt derselbigen düe mennge undt Tüle
agurien, wölches ein frucht, düe yber düe massen sehr küelt;
noch dannochter hab ich gesehen, das mancherr sechs, süben,
acht derselbigen ongeschelt hinein gefressen, gleich als einer
bey unns bürrn oder andere fruchten roch zu essen pflegtt, und
trinckhen nichts dann wasser dozue. Von andern früchtenn hab
ich keine gesehen.
Wann ein Moscowittr bey einem zue gast isst, seye bey tag
oder nacht, und nicht vor, oder so mann zu tusch süzt, gleich
brantwein vorhanden ist, höUt er düeselbige malzeütt füer nichts,
er werde gleich tractirt, so stattlich es immer sein mag: dann
ihr speys ist nun halb gebachen brott, so noch aller deügüg,
ittem zwibl, sehr vül knoblach, salath und derogleichen starckhe
und grobe speyssen, wölche den brannttwein ganz wol erfor-
dern, und solle mancher wol denn yüertn part einer mass auf
einen trunckh austrinckhen.
Düe wahren betreffendt, wölche aus ihrem landt gefüert
werden, sein erstlichen allerley rauchwerck, als marder, zobl,
luchs, wöUf, füchs, sehr vül fehe futr und dergleichen, wüe auch
andere groben wahren, als wachs, flachs, hannf, unschlitt,
heütt, als oxn, bockh, ehlendt und dergleichen, entgögen füeh-
renn düe Teütschen oder Österling vül thueoh, seüdegewandt,
wüe auch allerley kremerey dohün, und wann ein Teütscher
einen kauf mütt einem Moscowittr beschleist oder mütt wahren
sich gögen ime vergleicht, wüert solcher kauf incontinent von
öttlichen dozu verordneten Moscowitern, wölche den zoll in-
nemmen, ordennlicher weüs uffgeschriben, und beschicht solches
fürnemlich, das der Moscovittr oder Reyss dem Teütschen nicht
zuruckh göhe oder aus äem streych weyche, wüe auch zum
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theil wegen des zolls, Bün also zur Plescau in diie acht tag
gewesen, dessen ich albereitt satt und genueg hatt, dann wehnig
do zu sehen, trachtett also nach gelegenheitt, wilder von do
hünweg zu kommen. Nun mag kein frembder ohne passport
aus dem land kommen, also hat mür ein Teütscher eines zue
wegen gebracht. Dieweil ich nun weytter in düss landt nicht
kommen, auch wehnig zeitt aldo verharrett, las ich mehrers
dovon zu schreibenn underwegenn.
Denn 9 tag des monats Augusti, ongevahr 2 stundt in tag,
fuer ich von do zue wasserr auf einer schütten, wüe mans aldo
pflegtt haben, doruf mann düe güetter hünwüder füertt, hün-
weg, wölche auch sehr beladen wahr, und ward der Reyss oder
schifmann selb vüert, und dann zwen lybische kaufieütt, denen
due güetter der schütten zuegehörtten. Als wur nun auf 2 meil
underhalb der statt zu der hievor gemelten vöstung kamen, do
dann diser fluß in den seeh oder Beibas genant kompt, mues-
ten wür aldo unsere passport weysenn; alsdann zogen wür das
segl in düe höhe und füehren in dem namen gottes mütt guetem.
wünndt yber denn gemelten Beybas.
Domütt ich nun zuverstöhn gebe diser seh halber, wölcher
der Beybas genant württ, ist ein stillstöhende seh von süessenn
Wasser, im landt lügende, wölche ob düe 72 inhlaufflüs oder
bächlin, so dorein kommen, haben solle, und hat nicht mehr
dann einen auslauf, dovon hernach gemeltett würt, und erströct
such gemelte seh der lennge nach in düe 40 teütsche, und do
süe am breittesten 12 meil, grönzt gögen dreyen herren, under
denen yeder was doruf zue gebüetten, als erstlichen der Mosco-
witer oder grosfurst in Reussenn, der könig aus Poln, wüe auch
der könig aus Schwöden, und müessen alle due güetterr, wölche
von der Plescau herauswarts nachTeütschlandt gefuert werdenn,
gemeltten dreyen herm ?oll geben, und das doch am beschwer-
lichsten, müessen alle schiEF, so nach der Narva wollen, zuvor
büs für düe statt Dorrpt fahren, do selbsten süe denn zoll von
denn ingeladnen güettern geben müessen; also wann süe schon
yber düe seh sein, haben süe noch 6 meyl uff einem arm gögen
dem fluß, der Emböckh genannt, zu segeln, und eben so weytt
wüderomb herunder oder zuruckh, büs süe wüderomb in düe
seh kommen, also manchmal ein schiff in 14 tag wol 3 wachen
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zuebringen mues, do es sonsten mitt guetem wöndt, do Bä6
gleich strackh dörften zuesegeln, in zweyen tagen oder noch
eher zur Narva sein kondten.
Ongevahr ein stundt in due nacht kamen wnr aus der seh
in due Emböckh, wölches von der Plescau 14 meil, dann düe
seh doselbstn 12 meil breytt; verbliben due nacht uff dem schiff
und gögen tag füel der wandt umb, unns entgögen.
Denn 10 dus wahren war frueh uff, muest das volckh das
schif ans lanndt fortzuehen, due weyl aber solcher fluß kromm
hin und wuder geth, bekam unns der wündt an öttlichen ortteu
zu guet, das der schifman seglen kondte. Als wur nun auf ein
meil nahent der statt kamen, stugen due zwen kaufleüt und ich
an das landt, guengen zue fues hunein, dann so wur uff dem
schiff gebUben wehren, war verspert worden; kamen also disen
abent gehn Dorpt.
Aldo wür auch denn 11 stall gelegen, büs düe kaufleüth
denn zoll verförtigttn, wölcher zoll dem könig aus Poln zue-
stöndig.
Denn 12 düs vormittag von Dorpt hünweg, hatten unns
mitt essen und trinckhen der notturfft nach versehen; dann
underwegen durchaus nichts zue bekommen ist; so mues mann
oft öttUche tag uff den wündt lügen, eh mann kan yber düe seh
kommen; füehren des tags 4 meil, aldo es einen hof oder süz
hart an dem arm oder fluß hatt, Sassenn genant, doselbsten
wür uf der schütten oder schiff ybernacht blibenn.
Denn 13 düs des morgens von do hünweg und fuehren des
tags 2 meil büs an düe seh, aldo wür uf den wündt lügen mues-
ten, wüe wür dann auch denn 14 do verharreten, umb willen
unns der wind entgögen. Düse seh gibt sehr vül vüsch und guets
kaufs, do nun die gelegenheitt zue kochen verbanden wehre:
dann auf disen schütten kein feyr gemacht, und an das landt zu
steügen kan man wassers und mos halber auch nicht, dann es
aller mütt benzen verwachsen, und ist immer scbadt, das sovil
guets gras verderben und unnüz hüngehn solle, do ettwan
manche matten und wüsen einer stundt wegs lanng sein soll
und ist.
Denn 15 düs nach müttag erzeigtt sich der wündt guet für
unns zu ^ein, das wür gleich mütt dem tag das segl uffzogen,
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undt als wür in düe seh kamen, wurde der wündt sehr frisch
und starckh, das wur nun mütt halbem wündt segelten, dann
zue zeütt des ungewitters es vül gevarlicher ist uf diser seh,
dann uf dem mör, umb willen es an öttlichen ortten gahr seich,
das es das sanndt auf einander wurft, und müessen duse schif
sonderlichen dornach gehauen sein, aller in due breytte, sein
oben nicht bedöckt, das säe nicht yber V^ ein tüef under dem
wasserr gehn, onangesehen solche schütten oder schif in düe
600 centner tragen. Solche sein von sonderer kunst und arbeytt,
zusamen in einander gemacht, das an öttlichen keine nögel
noch hackhen (ausgenommen der ancr und was sonsten oben im
schif ist, doran man düe sayler zum theil vast machtt); sonsten
durchaus kein eysen dorzue gebraucht würdt. Solche werdenn
mütt hast und anderm zehem zeug an ein ander gebunden und
vast gemacht. Also kamen wür düsen tag umb vesperzeütt yber
gemeltten Beybas, wölches 12 meyl von der spüzen, do düe
Emböckh in düse seh left, aldo höbt es an, schmöler werden und
nimbt iren ausgang oder uslauf , und würt düser arm düe narui-
sche Bach genanntt, und ist solcher theil derzeütt under dem
könig aus Schwöden, und braucht grossen fleis,.eh mann aus
der seh in düe Bach kompt, umbwüUen des seichen wassers:
dann vülmahln düe schif uf denn grundt oder sandt kommen,
das süe mütt groser müeh wüderomb do wegggebracht werden,
wüe unns dann zum theil auch begögnet, das unnser schif be-
gehnt, uffzustöhn, das düe schiff knecht muesten in das wasser
steügen, büs süe es mütt binglen wüderomb fort schuhen. Her-
nach segleten wür auf disem arm abwärts büs gögen abendt.
Denn 16 düs dingten wür 2 deine nackhen, do yeder nur
von einem stückh holz oder bäum ausgehauen gemacht ist, dann
düe schiff müesam auf disem wasser fort könden, umbwiUen es
an yilen ortten mehr dann halbe verlegt, der füsch halber, son-
derlichen aber wegen der ääl, derer düe mennge do gefangen
werden, auch sehr gros und ingemein eines arms dückh, der-
gleichen ich an keinem (ort) so gros gesehen. Also sas ich neben
dem einen kaufman auf dem einen, und der ander kaufmann uf
denn andern nackhen, füehren früeh vom schif hünweg, und gübt
diser ania an öttlichen orten einen starckhen fluß oder strudl,
wüe auch an öttlichen orthen ein zümliche breytte, und als wür
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bey einer meil nahent zur statt kamenn, erhöbt sich ein starckher
wündt, das ich lüeber za fues gangen, dann gefahren wehre;
allein ward kein gelegenheitt, an landt zu steigen. Kamen also
bey güetter tagzeütt zu einem fleckhen, wölcher ein halbe stundt
nahendt der statt lügtt, dann düe schif nicht weätter könden,
wüe dann alle düe güetter, so zu wasser dohün gebracht, do-
Selbsten ußgeladen müessen werden, und von do zu landt biis
wüderr für düe statt Narva gefüert, dann vülgemelte «ee ihren
uslauf do hatt, und yber einen sehr hohen und starckhen fölsenn
herundr föUt mütt hellem rauschen und grosen gedemmel, wöl-
ches mann von ferrn ganz kreitt hörtt. Als wür nun für das
stättlin Narua kamen, muesten wür noch gahr nahent ein stundt
verzüehen, ee das wür innkamen, dann starckhe wacht von denn
Schwödenn gehaltenn würt; lötstlichen kompt der wüertt, wöl-
cher für unns guettsein versprochen, dessen ich auch züe ge-
messen und mitt hinein kahm. Düses stättlin, düe Narva genantt,
ist dein, aber derzeütt, weil es under dem könig aus Schwöden,
ist es sehr beföstigt worden, und ist vor disem düe ganze hand-
lung, so yezunder zur Plescau ist, aldo gewesen, dann es em
sehr bequemer ort wegen des wassers, dann düe schiff büs eines
rohrsschuß nahent zur statt laufen mögen, dann do vorg^melte
seh, der Beybas, seinen auslauf iber denn f Olsen herunder
nembt, macht er einen andern bach, wölcher hartt an gemelttem
stättlin hünlaufk, und kompt auf 2 meil underhalb gemeltes
orts in düe Ostsee. Nun scheidett diser bach düe zwen theil als
Eyropam und Asiam von einander, dann düses stättlin noch in
Europa gelegen und würt düe teütsche Narva genant, hatt in-
wendig desselbigen gleich gögen dem wassr hinaus ein schloß,
und jheneseitt des wassers, eines dopplhackhen schuß weitt, ein
ander sehr vöst haus Iwanigro oder reüsische Narva genaht.
Dasselbige lügtt in Asia, und hatt solches der könig aus Schwö-
den dem Moscowittr auch ingenommen, wüe ime dann an solchem
haus sehr vil gelegen, dann do er düse vöstung nicht hatte,
möchte er das stättlin mütt rueh auch nicht besizen, dann es
gar zu nahent gögen der statt gelegen und zimlich hoch, das
mann aus solchem das stättlin ganz wol beschiessen möchte, und
hatt gemelte vöstung gögen dem stättlin drey starckher mauren
für einander, ist auch mütt volckh, geschüz und munition (als
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ich gehört) genugsam versehen, das es der Moscowitr nicht
leichtlich mehr bekommen württ.
Sonsten ist gemeltes stättlin innwendig ybl erbauen und
sehr verwiest als es von erstem vom Moscowittr ingenommen
worden ; es würt doch vül von Teütschen bewohnet, wüe dann uf
bede sprachen als teütsch und schwödisch do geprödigtt werden.
Es hatt für dem stättlin auf ein halbe stundt wegs einen
herrlichen lachs oder sallmenfanng, der ist under dem folsen,
do das wasser von dem Beybas herunter fällt; kompt der sallm
aus der Ostseh undt steügt gögen dem süessen wasser, büs er
sich gahr under den fölsen legt, do dann das frisch oder sües
wasser herunder left; und sein düe füscher, wölche mehrtheils
Moscowitter (aber doch under dem könig aus Schwöden wohnen)
doruf abgericht, das siie ihnen riichten, dodurch sich der sallm
selber fahett, das mancher uf einen morgen 4 — 5 oder 6 be-
kompt, das siie sehr guets kaufs sein, dann mann einen ganzen
fisch von 20, weniger auch wol mehr %, umb einen halben
gülden oder einen halben reichsthalr ufs höchst bekommen
kahn. Man bekommpt auch der truckhuen lachs, wölche im
rauch gedörrt werden und also roch guet zu essen sein, wüe ich
dann §inen kaufft, wölcher mier uff der reys sehr wol bekommen,
und noch ein theil dovon büs umb Wüen gebrachtt. Ittem auch
mütt deu neünaugen ; düe werden haufenweüs do gefangen, sehr
gros, lanng und dickh, gleich als bey unns düe deinen aal, wölche
in sondere fesslin in essich und gwürz ingebeist und hün und
wüder an andere ort gefiertt werden, wüe dann solche büs gehn
Nürnberg gebracht werden.
Ich bün zu der Narva 6 tag stüUgelegen und trachtet nach
gelegenheitt, umb Rövel zu reüsen, solches stättlin auch zu-
besehen; in dem wurde ein Schwöd mütt brüefen dohün abge-
förtigt, derselbige mich umb ein trincgelt versprochen mütt-
zunemmen, dann ime düe bauem bey tag und nacht mütt pfert-
ten müessen verholfen sein, umb willen das er in des königs
geschefften reyssett.
Denn 23 düs nach mittag rütt ich mütt gemeltem Schwöden
von der Narva hünweg, und als wür 2 meil gerütten, namen
wür frische pfert und rütten düe ganze nacht, das wür ob düe
fünfmal düe pfert abgedauscht und den volgenden tag, wölches
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ward der 25, wahren wür bey 3 stund vor müttag schon bey der
YÖstung und fieckhen, Wesenberg genantt, so derzeütt dem
könig aus Schwöden gehörtt. Düs schloß ist sehr verschossen
und an öttlichen ortten aller ingefallen; aldo muest sich der
Schwödt, mütt dem ich rütt, bey dem vogt im schloß anmelden,
wölches eiii schwödischer edlmann, und bey ime umb andere
pfert anhalten. Als er nun 2 pfert begerte, wolte der vogt
wüssen, wenn er bey sich bette, gab er für, einen Teutschen;
förtigtt in also bald mütt einem pfert hünweg, ich aber blib all-
weil herunder im fleckhen wartent, in meinung, er solte wüder
kommen, do er schon langest hünweg gewesen; blib ich also do
süzen, köndte wöder des landts sprach, wölche mann unteütsch
nennet, noch auch düe schwödische spraach, güeng also selber
hünauf ins schloß und sprach denn junckher an, bittend, er
wollte *müer umbs gelt ein pfert wüderfahrn lassen, domitt ich
fort kommen möge, dann ich ime zuverstöhn gab, ich seye eines
kaufmanns düener von Lüböckh, das meinem herm sehr vül
doran gelegen seye. Iber solches alles gübt er müer einen kurzen
bescheid, sagt, wüe ich dörfte so keckh sein und mich dem an-
höngig machen, der mütt briefen postweüs in ihrer Majestät
geschefften abgeförtigett seye, soll auch doneben wissen, das er
nicht auf mich noch uf kaufleitt bestöUt seye, den selbigen fort-
zuhelfen, sondern uf ihr Majestät und wer in dero geschefften
reyse, neben andern mehr scharrpfenn wortten, das ich fro
wahr, das ich mütt lieb wüder aus dem schloß kam (gemelt
schloß, wölches gros und weytt umbfangen, lügtt gleich halben
weg, als 15 meil von der Narva, 15 von ßövel und 15 von der
statt Dorpt). Also güeng ich herunder, trachtet nach einem, der
teütsch kondte, der güeng mitt müer im fleckhen hün und wüder,
umb ein pfert zu entlehnen , aber ich kond keins zuewegen brin-
gen, versombt also den tag. Bus zu vesperzeitt kam ich in eines
teutschen büchsnmachers haus, der ward ein trommeter, aldo
ich zehrte, bey wölchem ein lüflendischer edlmann wahr, so
auch bey mir zechte ; also er von mür vernommen, wüe das ich
nicht fortkommen mochte, versprach er mür, mich uf seiner
gutschen mütt ime büs uf sein guet zu füehren, wölches drey
meil von do undt wehnig ab meiner Strassen , als dann woU er
mich wol fort schaffen. Nun thrauet ich nicht allzu wol^ dann
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es seyder des krüegs noch vül leichtförtig gesindt im landt gübt;
eh ich aber an disem ort verharren wolte, macht ich mich mütt
dem edlmann uf seine gutschen. (Es gübt hiieromber sehr vül
kranich, oftmaln 30 bis 40, wol mer beysamen gesehen werden,
halten sich an heimlichen orthen, do nicht vül wandeis ist, auch
do es holz und wasser oder moos pflegt haben, und seind solche
bös zu sehiessen, dann gemeinglich einer vornen an stöth gleich
als der düe santinell oder wacht höUt; so bald der ufstöt, sein
düe andern gleich hemacL) Also fuehren wür ob düe 2 stund
in düe nacht, eh wür uf des edelmanns guet kamen, mehrtheils
holz; auch sehr tüefen und wässrigen weeg; zu dem regnete es
sehr starckh, das ich aller nass wurde.
Als wür nun uf düe nacht in sein haus kamen und es zim-
lieh spath, das sein volckh mehrtheils schlafen gangen, hatte
der edlmann nicht mehr dann ein einzig bett, wölches in der
Stuben stunde, in demselbigen lag seiner befreindten einer auch
vom adl, welcher zue ime kommen, in heimzuesuechen, derselbige
stunde wüder vom bett auf und machte dem junckher oder herm
im haus räum, zog seine kleider wüder an und legte sich her-
nach in einem nebenkemerlin zu mößr uf das stroh. So stattlich
und reich der adl vor zeütt des kruegs gewessen, so schlecht und
arm sein sue derzeutt, dann das landt aller verborgt, verwuest
und verderbt, dörfer, fleckhen und Schlösser vom Moscowittr
aller abgebranndt, dessen sue sich noch täglich besorgen, das
keiner nichts bauen wüll, dann zu täglicher narung und under-
haltung desleibs, bus es zu einem stäthen fruden tractirt württ.
Es trueg sich dise nacht zu, das dem edelmann sechs schaf von
denn wölfen aus dem hoof hönweg gefüert wurden, und wehnig •
tag zuvor auch sübene, das er gedacht, süe weren ime sonsten
hinweg kommen oder gestolen worden, oder vileicht durch hexen
oder Zauberer, derer es dann im landt sehr vil gäbt, hinweg
gefüert worden, dann sich leuth fünden,. wölche in wolfsgestalt
laufen; düe selbige nennt mann wahrwöK, düe thun großen
schaden. Also santte der edlmann des moi^ens seinen jungen
hinus in das hollz, das er do hün und wüder gehe, ob er ettwan
blut spiren möchte, in dem kompt der jung vormüttags wüder
anheim, brungt- einen schafkopf, wüe auch mehr dann denn
halben theil von einem föel, sagt er habe vül raben sehen flüegen
127
und ongevalir dem selbigen geschrey nach gangen, bus er lötsi-
lich dozu kommen. Nun koüdte niann.im hoof nicht spüren noch
irrgend ein loch funden, dobey säe wehren ans und ein kommen,
doromb doe vermuetung, sue seyen yon den wahrwölfen ge*
nommen worden.
Denn 25 düs fuert mich der junckher (dessen nam ist Jeörg
von Bergen, und heist sein guet Sagett) hinaus uf das feldt, zeugt
mür Yül äckher, wüsen und holz, wölche gueter seinem anzeigen
nach alle ime zuegehören, das müer dann wehnig fredt machte,
dann ich lueber meines wegs fort wehre gewesen, muest noch
bey ime verharren bös uf essens zeitt. Zwischen der zeutt kam
eben ein teutscher hofmann auch zu disem junckherr, wölcher
meines wegs bey 12 meil zu reösen hatte, der kondtedie sprach,
mött demselbigen reüset ich nach essens von do hunweg und
schaffte muer der edlmann durch seiner bauren einen 1 pfert
büs in den nechsten fleckhen. Ohngevahr ein stundt von do fan-
den war ein pfert vorm haus stöhn, wölches schon aller zuege*
ristet, das eben der baur desselbigen ausreutten wolte; nun
wüste diser hofman denn brauch hiezulandt sehr wol, macht
denn bauren an, ich seye mütt briefen an die königlichen com-
missary nach Bövel abgeförtigett, das ich eylent fort miesse,
nam ime das pfert mütt gewalt, hües mich der hofman doruf
suzen, rütt mitt dovon; wolte er es wüder haben, mueste er
yemanndt hernach schickhen, der es zuruckh füerte. Gleichwöl
ich solches nun ein meil wegs rütte, aldo wfir zu einem milier
kamen, wölcher such lanng gesprissen und kein pfert geben
wolte; indem that der hofmann, als wolte er denn milier
schlagen, zog sein röhr herusser; do er denn ernst sähe, lües
er ein pfert sattlen; es wahr mür zwar banng, aber diser sagte,
er wisse ihren brauch wol, auch zimlicher massenn mütt inen
umbzugehn, dann mütt güette erlange keiner nichts bey inen.
Also rütten wür von do hünweg, wahr schon gögen abentt und
rutt solches pfert 2 meil; uf düe nacht kamen wür in einen
fieckhen, aldo stügen wür ab, güengen in ein haus, rueften
lanng, aber niemandt, der unns antwort gab, onangesehen noch
feyr am hert ward, züntten wür ein liecht an, güengen in düe
Stuben, aber fanden niemandt dorinnen, kondten auch niemandt
erschreyen, das wür wüder doraus güengen. und gleich für ge^
128
meltem haus halt es eine mattenn oder wysen, uf wölcher ötÜiche
pfert weiden guengen. Von den selbigen füeng der hofmann
eines auf und gleich den sattl von des andern pfert genommen
und uf das gelegt, denn zäum auch angethon undt fortgeritten,
luessen dogögen des miliers ross stöhn. Indem kompt der baur,
dem düe pfert zuegehörten, fragt, was mür mitt dem pfert machen
wollen, sagt der hofman, ich mues eylent fortt in des königs ge-
schefften, wölches der guet man one einige wider rödt strackhs
glaubt. Nun befahrt ich mich, der baur höbe yrgend ein ge-
schrey an, als ob war ime das pfert stehlen wollen, wölches
unns beden nicht zum besten bekommen sein wurde. Als wir
nun uf ein halbe stundt von dem fleckhen hinaus kommen in ein
holz, kamen yberzwerch des wegs drey brone oder schwarze
pfert, das ichs finstere halber an der färb nicht können mocht,
ganz schnell zu unns her gelaufen, dueselbigen volgen unns
lenger, dann ein starckhe stundt, immer nach. Onangesehen
wür säe öttlichmal von unns jagten und zuruckh trüben, wahren
süe gleich wuderomb hinder unns. Indem begögnen unns zwen
reytter, wölche, so baldt süe für unns kamen, due pfert unns
verliessen , das wur süe hernach nimmer sahen. Es wahr schon
spath und tüef in due nacht, und reut ich dises pfert 3 meil, das
war erst nach mittnacht in ein flecken kamen, wölcher 7 meil
von des vorgemelten edimanns säz; do wüer due pfert uf düe
weudt gehn lüesenn, ihnen due fordere fües zusammen bunden,
domütt süe nicht weytt gehn mochten; wüer aber legten unns
für eines bäum haus under ein schupfen uf einen langen blockh,
aldo wur ruehweten bus an tag.
Denn 26 düs, als ich des morgens ufstunde (wüe auch der
teütsche hofmann, wölcher müer den abent zuvor sagte, er were
von Speyr geboren, habe doch öttlich jähr lanng in disem landt
gewohnett, auch für einen kriegsmann sich gebrauchen lassen,
(er sähe zwahr einem nassen brueder gleich), und hunaus guen-
gen, unnsere pfert zu suechen, kondten wür lanng wöder eines
noch das andere finden; zulötst bekam der hofmann sein pfert
im holz, aber das ander, wölches ich hüeher geritten, kondte
ich nicht mehr bekommen. Ob nun der baur, dem es zuegehört,
solches in der nacht geholt oder wohun es kommen, kann ich
nicht wissen, dann ichs hernach nicht mehr gesehen.
129
Von do hatte ich noch fünf meil gehn ßövel, aber der boaö
weite nicht mehr angehn, voriger gestallt fort zu kommen, dann
such kein baur nicht bereden wolt lassen; bekam doch 1 pfert
umbs geltt, und rüt gedachter hofmann von do aus noch iber
2 meil meines wegs. Underwegen begögneten unns des königs
commissary, denn es wahr ein tagsazung angestöUt zwischen
dem Moscowittr und könig aus Schwöden, umb ein fruden zu
tractiren , wölche zusamenkunft beschicht auf ein halbe stundt
von der Narva in freyemfeldt; schlecht yeder theil seine gezelt
uff, dann süe einander nicht allzuwol thrauen. Gemeltte herm
commissary redeten uns an, fragten, wo wür her kommen. Wann
ich nun dozumal wüderomben ein ross geritten, als düe vorigen
gewesen, dovon ich nichts bezaltt, und der baur hernach ge-
loffen, wehr ich gleich recht in das badt kommen. Eh wür beede
nun von einander rütten, kehrten wür ein, aldo ich dasfrüeh-
mal für vilgedachten hofmann bezalte, dann er kein Verehrung
haben wolte; als dann nam ^r von do seinen weeg nach der
Bernau, ein statt in Lüflandt, ich aber nam meinen weg voUent
nach ßövel, dohün ich disen tag bey guetter zeütt kam, wüe ich
mich dann selber zu verwundern, wüe ich also ongerechtförtigt
bün fortkommen.
Eövel ist ein deine, aber mechtige, vöste, lustige und wol
erbautte statt, wüe auch sehr freindlich volckh, lügt eines stein-
wurfs weytt von ofner see, das düe schif mitt voller ladung büs
zue der bruckhen, wölche in sonderheitt dorzu gemacht ist,
laufen könden , wüe dann vor zeütt des krüegs stattliche hand-
lung do gewesen, von do süe zur Narva, hernach zur Plescau,
do süe noch ist, kommen. Dozumal haben düe Moscowittr alle
ihre wahren büs dohün füeren müessen, ist vül bösser mitt
ihneim zu handeln gewesen, dann yezunder, aber zur zeütt des
krüegs ist es alles zertrennt worden, und hatt such gemeltes
stättlin mannlich gögen dem Moscowittr gehalten, dann Basilius,
der grosfürst in der Moskau, selber dorfor gelegen, solche statt
zweymal belagert, wüe er dann das. eine mal ob düe 50 tausend
starckh solle gewesen sein, wüe er sich dann auch hatt vernemmen
lassen, er woU gemelt stättlin erobern und nicht dovon abzüehen,
do es schon an einer köttin sollte am himl hangen, wölches ime
dochmisslungen oder gefäelt, dessen sich höchlich zu verwundern,
Kiechel. *^
130
dann nicht yber 500 burger dorinnen gewesen, ohne eyniges
frembdes volckh, (ob woln due von Lyböckh zwey schiff mitt
kruegs Tolckh, munition und proviant ihnen zue hilf gesantt,
wölche mehr dann einen ganzen monat in der seh gewesen, aber
wegen ungewitters und gögenwindts sie nicht fortkommen moch-
ten, sondern muesten wuder zuruckh, ohne einig verrichten,
wölches sonderer willen gottes gewesen, der nicht hatt wollen
haben, das inen frembdt volckh zuekomme oder beystand thüe,
seuden hero haben süe such under den könig aus Schwödenn
begeben, ihn für ihren schuzherrn auf und angenommen). Es
hat in gemeltem stättlin ein sehr vöst schloß, wölches auch vil
höher dann düe statt lügt, und ist der Moscowittr so nahent an
der statt verschanzt gelegen, das er mitt einem gemeinen röhr
hat könden in düe statt schiesen. Uf ein zeütt solle er einen
mitt brüefen an denn rath doselbsten abgeförtigt haben, inen
zu entbotten, im vall sue sich uf gnaden ergeben, wolle er sue
auch bedenckhen, dogleichen er keiner statt gethon habe; wo
aber nicht, das er solche mitt gwalt erobere (wüe er dann ein-
mal nicht dovon ablasse)^ sollen suewüssen, das das kindt im
muetterleüb nicht sicher sein werde. Yber gemeltes schreiben
sue sich beratschlagt und entschlossen worden, ime seinen be-
gehren nach ein antwurt in das legerr zu senden, wölches von
inen beschehen. Zwischen der zeutt wurde im schloß bevelch
gegeben, das das gros geschüz aller uf des Moscowittrs schanzen
zuegericht wurden, indem süe nun denn trometr mutt einem
brief, wölcher mitt der statt secret verförtigett, abgesant, uf
due iberschrift seinen gebärenden tittel gegeben, aber innwendig
ward es carta blanca, also kein antwort auch ein anttwort sein
soll; als nun diser in das läger kommen, denn brief geantwort
(sich alsbald wuderomb nach der statt verfüegt), do versamm-
leten sich alsbald alle fumeme herren, wüe auch das gemein
pövel, umb zu vememmen, ob sich due in der statt ergeben
weiten, desselbigen due im schlose guet achtung nanien. Als
nun der brief dem grosfürsten yberantwurt wurt, und ein grose
menge volckhs beysamen im läger "wahr, do lassen düe im schloß
öttliche cartonen zuemal los gehn, wölche inen due schanzen
zerrissen undt ein grosse anzal volckhs hüngenommen, zum
theil getödtet, andere sonst hart beschödigt, yber wölches der
131
grosfurst noch melir vergrimmett sein solle, inen tag und nacht
kein rueh gelassen, sonderlichen mitt feürwerfen und feurige
kugeln in due statt zu schiessen. Es sein zwar dü6 heyser der
statt ingeniein alle von stein aufgehauen, das sue dem feyr
desto eher hahen steören und wehren könden; zu dem soll auch
in allenn fümemmen heusem so wol düe mägt als düe knecht
sein verordnet gewesen, domitt wann feyr ingeworfen, solches
gleich durch möst gedempft und erstöct, oder durch wasser ge*
lescht worden. Onangesehen er vül mittel versuecht und wider
söe furgenommen, hatt er doch wehnig ausgericht und sonder
einig verrichten dovon ahzäehen müessen. Als ich gehört, hat
er geschäz dorfor gehabt, doran 500 personen gezogen haben
allein an einem stuckh, dann er nicht vüch sondern mentschen
dozu gebraucht, wölche er dem vich gleich geachtet, wue es such
dann augenscheinlich in disem landt genugsam befunden, in denn
Stätten, fleckhen und dörfer, wölche er ingenommen und er-
bärmlich mitt denn leithen umbgangen.
Sonsten hat es in gemeltem stättlin noch ein schöne thom-
kürchen, wölches sonder zweifei vor jaren ein stattlich bistomb
gewesen, gübt oder hat auch ein gleichförmige bruderschafft, als
zuDanzig oder zu Rüga, in wölchem haus täglich burger und
frembde zusamen kommen.
Es ist alhue wolfeil leben, was das essen anlangt, beede
fusch undt fleisch, wüe auch geflugl; und federwüldbret, als
rebhöner, aurhanen, berghanen und haslhöner gübt es sehr vul;
was aber das getranckh anlangt, ist das buer, wölches im landt
gebrauen wird, schlecht und denn seestöttischen nicht zuver-
gleichen; der wein ist sehr theyer, dann es mehrtheils reinischen
wein gibt, iber wölchen grosser accis und oncosten geth.
Ich bün zu Rövel von 26 August büs uf denn 3 September
stillgelegen und kondte kein andere gelegenheitt bekommen,
wüderr aus disem landt zu reusen, dann zu wasser, das ist uf
der Ostsee nach Lüböckh zu seglen, dann zu landt wüder nach
Buga zu reusen geliebte muer nicht, wue es dann eben spath
im jar, und eben düe lotste schif abseglen weiten. In dem gueng
ich an dem 3 ditto des morgens früeh uf den marct und hört,
^üe das ein holendüsch schif nach Danzig laufen wolte; wüe es
dann albereyt anhüeb die ancr höben, güeng ich hinaus zu dem
9*
132
schif, sprach denn schippr an, ob er mich woU mittnemmen,
sagt er, ich mües gleich förtug sein, dann er gleich abseglen
werde, also eylet ich nach mein err herberg, versähe mich mitt
wehnig essen und trinckhen, befridigt denn wörtt, macht mich
gleich hinaus für das thor, ward das schif schon abgeseglet, nam
ich ein dein boot oder schifflin und lües mich hernach füehren.
In dem nun der schifman sähe, das düe barckh dem schif zue
begehrt, lües er düe segl in wind streichen, büs ich das schif
erreicht, wölche gelegenheitt mir sehr wol bekam, umb willen
ich meinen weeg durch Poln, Schlösien und Östrreich zu nemmen
bedacht, wölches müer von Lüböckh aus ein weiter umbweeg
gewest were. Also segelt ich am 3 September ongevar bey drey
stundt in tag von Rövel hünweg, auf vorgemeltes holendisches
schif, wölcher schifmann von Enckhusen wahr, und ist das schiff
mitt salz beladen gewesen, weyl aber dem herrn, dem das salz
zuestöndig, nicht seinem gevallen nach gelten woltte, vermeinte
er nach Danzüg zu segeln, aldo er seinen nuzen besser schaffen
möcht; aber er that ein fart ins haus, dann er hernach zue
Danzig yeden last salz (derer 42 im schiff wahren) bey 3 reichs-
thaler naher, als es ime zu ßövel gelten wolt, und noch düe
zeitt, düe er domitt zuegebracht, wüe auch der oncosten, so
ime büs dohün ufgangen, ist gleich ein casus, als wolte einer
aus Schwaben salz in das Beyerlandt füehren, dann Danzig mehr
dann 100 meil neher gögen Nüderlandt ligt dann Rövel.
Als wür nun in düe see kamen , küelt es zimlich frisch auf,
wardt der wündt nordest, wölcher unns wol taugenlich, das wür
des andern abents uf denn rügischen bodenn kamen, wölches
ort oder gelegenheitt des mors man also nennt, ein sehr gevahr-
lich ortt zur zeütt des ungewitter und sturmwindts.
Denn 4 düs ongevahr zu mittemacht wendt sich der wind
unns entgögen, und left zu Südwest, das wür in der seh hünwider
laviren muesten, triben solches öttlich tag als büs uf 11 düs
nach mittag umb vesperr zeütt, do sahen wür landt, wölches
war uf der seitten gögen Eönigsperg. Nun wolte der, dem das
sallz zuegehörte, der steyrman solte sich dem landt zue begeben,
aldo innseglen. Düeweyl unns aber der abent und düe nacht ob
dem halls imd der wund immer ye frischer und störckherr, ge-
draute ime unnser pilot oder steurmann bey der nacht nicht, do
133
inzulauffen , umb willen es ein schlemme innfahrt, wölches man
die Närung nennt, do einer des tags allen fleüs braucht Zudem
sagte der steyrmann, er seye in 14 jähren nicht do ingeloflfen,
hueben such an zu zweyn und under einander zu zanckhen,
wurd auch der wind ye lenger ye störckher, das wür uf denn
abent einen flüegenden stürm hatten. Gleichwol sich der wund
verkert, das wür halben wind hatten, kondten unns lenger do
nicht halten; also seglet wür des abents von do hünweg, und
des andern morgens, wölches wahr der 12 düs, mütt dem tag
wahren wür für der Münn, das ist ein meil wegs von Dannzig,
wölches bey 24 meil, aber es kielt der massen, das es das eine
segl zu stuckhen zerrüs und das schif uf der einen seitten immer
im wasser güeng, das ich gewolt oder begert hette, am landt
zu sein. Aber düse Nation wüe dann auch düe Englischen sein
vor andern völckher zur see vül beherzter, geschicterr, do ein
mann mehr nuzt, dann wol uf andern schiffen zwen oder drey.
Ich bün uf diser reys ongetrunckhen gewesen vom andern
Septembr zu 9 uhr gögen der nacht, wölches wahr an einem
freytag, als ich volgenden 3 dütto zu schif gangen, büs uf 7 düs
zu mittag umb 12 uhr, wölches wahr am mittwoch, das ist 3
stund, 4 tag und fünf nacht; in allem 111 stundt, doch nicht
aus mangel des getranckhs, sondern das ich keinen durst gehabt;
mitt dem essen hab ich mich auch genau beholfen: onangesehen
ich wol zu leben hatte, machte mür doch das mör einen Unwillen,
das ich nicht lust zu essen hatte.
Denn 12 düs als wüer früh morgens für düe Münn kamen,
legten wür unns. für ancr, dann der kauiBmann des salz nicht
haben wolte, das der schifman inlaufen solte. Ohnangesehen
der wündt sehr guet, hatte er doch immer neügung nach Königs-
perg, zu dem ward es so ungestimm, das er mich mitt dem boot
oder deinen angehöocten nebenschifflin nicht getrautte an das
landt zu füehrenn, muest also vom morgen an büs zu abend uf
dem schif bleibenn und sähe ich des tags ob düe 30 nüderlendi-
schif in gemelten hafen inlaufen. Es wahr müer diser tag sehr
lanng, dann do sieh der wündt umbgewendet und guet nach
Königsperg zu segeln worden wehre, hette gemelter kaufixiann
mütt seinem sallz dohün seglen wollen , hette ich wüder meinen
willen müessen uf dem schif bleiben, aber diser wund blib be-
134
stöndig und wurde gögen abent was mülters, das mich der pätron
mitt dem deinen schifiin lües an landt fuehren, von do ich ein
andere barca gedingt, düe mich voUent nach der statt füerte,
dann ich zeitt hatte, inn zu kommen. Also kam ich noch ge-
melten abent gehn Danzig, wölches zu wasser oder seh von
Rövel 140 teütsche meil.
Zu Danzig verharret ich in düe 3 wochen, dann ich von
einem Nüderlender ufgehalten (so sich aldo verheirat oder mitt
haus sas) und vertröstet worden von tag zu tag, mitt müer zue
reysen, wüe dann auch lötstlich beschehen, dann er mitt mir
von do aus büs nach Ancona in Ittalia raysete. Zwischen der
zeitt sähe ich ausser der statt in der vohrstatt, Schoftlandt ge-
nanntt, einen ibelthäter rüchten, welcher an der tortur bekant,
wüe das er in der Marckh in einem stättlin, Wollenberg genannt,
einem burger doselbst feyr in sein haus gelegt wegen einer ganz
schlechten und geringen ursach, doraus ein grosse brunst ent-
standen, das ob düe 100 heüser verbrennen, wölches, als leicht-
lieh zu erachten, vil betriebter leüth würdt gemacht haben.
Düser wurde seiner missethat halber an dem 22 düs geschmitt
und von ferner verbrantt, das er lang lebte, eh ine das feyr
verstöct. Und hatt gemelte vohrstatt ihr sonder gericht und
recht, domitt düe statt nichts zu schaffen noch zu thuen hatt.
Yohrgemelter Nüderlender und ich verglichen unns mit ein ander,
machten unns uf düe reys förtig, dingten ein gutschen büs umb
Posenn, versahenn unns mütt essen und trinckhen und reyseten
denn 4 Octobris ongevahr 2 uhr nach müttag von Danzig hün-
weg, kamen uf düe nacht in ein dorf, Drompky genanntt, ligt
von der statt 3 meil, in Cassuben, do dann nichts zu essen ver-
banden, dann so einer wol essen, trinckhen oder liegen will,
ist von nöthen, er füehre es mitt; aber stroh, doruf zu schlaffen,
bekompt einer wol.
Denn 5 düs am morgen mütt dem tag von do hünweg, gübt
es underrwegen mehrentheil holz und wäldt, aber aller blatt
und eben lanndt, auch mehrtheils sandigen weeg. Des müttags
fuetertenn wür in einem krueg oder einzech tigen herberg; uf
denn abendt kahmen wür zu einem cassubischen edlmann, bey
wölchem wür die nacht herbergten; und sein dise junckher wol
mütt einem frembden gast zufriden, so er essen und trinckhen,
135
sonderKchen wann er wein mütt bringtt, das er und sein gemahl
auch mag gesöttigtt werden. Dises ort beyst Woythal, an einem
lustigen fliesenden bach gelegen, sein sonsten noch 3 oder 4
heüser umbher; disenn tag sein wür 7 meil gefahren und nahmen
düe nacht bey gemeltem edlmann uf dem stroh verlieb.
Denn 6 düs des morgens früeh yon do hünweg ist allent-
halben des orts gueter weeg und oben lanndt, fuehren des tags
8 meil, kahmen uf denn abent in ein dorf , Macowitzgen genannt,
in Poln gelegen, doselbsten wür über nacht bliben.
Denn 7 düs früeh von do hünweg, füeterten des mittags im
feld und kamen uf düe nacht in ein dorf, Scheschof genannt,
9 meil von dem vergangnen nachtlägerr.
Denn 8 düs früeh vor tags von do hüuweg, und kamen bey
gueter tagzeitt gehn Posenn, wölches von vohrgemeltem dorf
auch 9 meil; ein statt im landt zu Poln, zimlich gros aber nicht
vöst, uf dem marct feine erbautte und mehrtheils gemalte heüser,
habenn ein wasser, wölches durch düe statt laufft, düe Warrt
genannt.
Denn 9 düs, wölches wahr ein sonntag, lagen wür aldo
stüll und trachteten nach gelegenheitt, umb Preslau zu reisen.
Nun ward einer von Nürnberg in der herrberg, wölcher sein
läger pflegt do zu haben, mütt n^men Hanns Haas der jünger,
der wahr auch willens in düe Schlesien zu reysen, umbwillen
die pest alhüe zu Posen regierte und albereitt ob düe 50 heyserr
von der obrigkeit gesperrt wurden, derowegen es nicht kurz-
weülig do wahr, lanng zu verherren, dann es ein armer jaumer
und ohnbarmherzig volckh; wann ein haus beschlossen und das
volckh, so dorinnen ist, nicht zu leben hat, könden süe fürs
gelt nichts bekommen, dann do ist nimand, der sich des andern
annembt, noch handreichung thuet, das düe jhenigen, wölchen
düe heisser gespörrtt, manichmaln hunger leiden müessen. Es
lües sich obgemelter Hanns Haas vernemmen, do wür ime einem
oder anderthalb tag zue gevallen warten weiten, wöU er unns
uff seiner gutschen mütt umb Preslau füehren, dann er unns an-
zeigte, wüe wür müesam werden fortkommen, umbwillen unserr
keiner düe sprach kondte ; zu dem las mann uns in kein dorrf,
dann solche aller verschanzt undt vergraben, das der weeg neben-
hün geth, also wür unns uf dem feldt behelfen müesten. Indem
136
beAvilligten wür unns zu warten, und hatte gleich der keller oder
hausknecht in der herberg des volgenden tags hochzeitt, zu
wölchr wür auch beruefen, domitt unns düe zeitt desto kürzer
und desto wehniger nachgedenckhen hatten, des bösen lufts
halber; verharreten also iber des jhenigen begehren noch einen
halben tag, das wir denn 1 1 düs also gebliben, büs gemelter von
Nürnberg allerdings förtig ward.
Denn 12 düs vormittags reyseten wür 3 von Posen hünweg,
und gleich als wür üf düe gutschen süzen weiten, werdenn die
pfertt vor der herrberg laufendt, springen uf einen müsthaufen
und stürzen düe gutschen umb. Du« pfert wahren sehr frisch
und muetig undt hatten zuvor niemals in keiner gutschen ge-
zogen, das ich gleich gedacht, wür wurden ein selzame farth
habenn. Wür suechten den zeug wüder zusamen, lüeden den-
selbigen uf düe gutschen undt güengen zu fues büs für das
thor, und sas der knecht uf das eine pfert, büs süe ein wehnig
gewohneten. Als wür uf ein meil wegs oder nicht so weytt
hinaus kamen, laufen düe pfeiii uf ein seitten und stürzen düe
gutschen abermaln umb; aber es ist noch wol gerathen. Als
wür nun wüderomb uflfsassen und nicht iber ein -halbe stund
wegs gefahren, kommen wür in einen hohlweeg, das der gutscher
düe pfert nicht halten kahn, werden laufendt, indem spring
ich herunder von der gutschen und im schnellen laufen geth
müer das hünder radt yber denn rechten schenckhl, das ich
vermeint, neben denn weeg zu springen, weicht müer der eine
fues, das ich zwischen bede röder kommen, das ich gedacht,
ich hette ein bese fart gethon, dann gern 10 centner schwer
uf der gutschen wahr. Kondte disen abent denn fues nicht mehr
gebrauchen noch doruff treten, meine geförten sezten mich
wüder uf düe gutschen undt hatten wür noch 4 meil zu fahren
büs uf das nachtlägerr, wüe wür dann erst spath in düe nacht
für ein stättlin kamen undt usserhalb desselbigen hatte es ött-
liehe scheiren, von wölchen wir eine aufgebrochen, düe gutschen
und pfert dorein gestöUt, die pfert gefüetert und für unns ein
gute ligerstatt von stroh machten. Düse nacht hatte ich grossen
schmerzen am schenckhl, kondte doch nichts dorfür gebrauchen,
dann wür kein feyr hatten, und ist düs ort von Posen 7 meil.
Denn 13 düs stunden wür früeh auf, machten unns vor
137
tag, eh das stättlin geöffnet wnrde, von do hünweg, ilann do
unns derjehnig, wölchem däe scheim zuegehört, ergriffen, möchte
er unns der herberg halber abgedanct haben, das unns kein lueb
dozu geschehen wehre. Zu mittag fueterten wür im feldt, dann
düe bauren düe weeg oder Strassen, welche durch düe dörfer
gehn, aller verlegt und vergraben, das mann neben hün fahren
mues, und niemandt frembder ingelassen würt. Auf denn abent
kalimen wir in ein teütsch dorf in Schlösien , aldo wur herberg
bekamen; solcher fleckh gehört dem herm von Eurzbach. Dü-
sen abent sähe ich zue meinem schenckl, befand, das er ge-
schwollen und blau wahr; dieweil ich aber keinen sondern
schmerzen hatte, wolte ich auch nichts gebrauchen. Und ist
von dem andern nachtlager hueher 8 meil.
Denn 14 düs frueh vor tags von do hünweg, gäbt under-
wegen sehr vil wasser und umb düe statt oder in der nähe der
statt Presslau schöne fleckhen und dörferr, kamen bey gueter
zeütt in gemelte statt. Als wür nun under das thor kamen,
wurden wür lanng aufgehalten und gerechtf örtigt , woher wür
kommen. Wür hatten gleichwol ein föede von der statt Danzig,
wölche zwar nicht vül helfen wolte, onangesehen das wür für-
gaben, wehren nicht^uf Posen zue kommen, weiten süe es
doch nicht glauben. Nach langem zanckhen. und hadern wahrd
es halt umb ein trincgelt zu thuen, als dann lüessen süe unns
passüeren. Düsen tag sein wür 7 meil gefahren. Preslau ist
ein schöne, lustige, wolerbaute und vöste statt, auch gros und
das haupt in Schlösien, haben denn keyser zum schuzherrn;
hat einen züehrlichen, grosen und schönen marct, derogleichen
in Teütschandt nicht bald ersehen würt, rüngs umher mütt
wolerbauten, höhen, von stein aufgebatitten heysern, wüe es
dann sonsten ingemein feine gebey von heyserr gübt, auch
lustige breytte und lange Strassen.
Den 18 düs wurde ich durch einen burgerr doselbstn, Bar-
thollneh Ebn genannt, neben meiner gesellschafft in das zeüg-
haus gefüertt, wölches gleilwol wüder mein begehren beschehen,
wüe süe dann zwey underschidliche heüserr haben, düe dann
ein guet stuckh wegs von einander lügen. - In denn selbigen wiirt
gesehen ein stattliche anzahl geschiz, wölche auf rödern stöhn,
dessgleichen hackhennrohr, ittem hämisch, spües, wöhren und
i38
dergleichen rüstungeD, was zum krüeg gehört, und sollen ge-
melte zeügheiserr erst innerhalb 10 oder zwölf jähren also zue-
gericht sein wordenn, dann ihr Majestät der keyser als ihr
schuzherr nicht hat zugeben wollen, das siie eigne krüegs-
rüstungen haben, das volck bewert zu machen, umbwillen aber
düe cron Poln so nahent uf süe grenzt, sein düe herren der
statt verursacht worden, bey kayserlicher Majestät des orts
anzuhalten, welches inen auch gnedig vergunt und zuegelassen
worden. Bus wür nun bede gemelte zeügheiser gesehenn (dann
süe neben dennselbigen grosse komschitten und ein grosen
vorrath von getreidt haben) verlüef sich düe zeütt büs zur
•vesper.
Es hat auch in gemelter statt ein stattlich büstomb oder
thuem, wie dann derselbige noch von den geistlichen bewoh-
net würt.
^Das büer, wölches in gedachter statt gebrauen wärt, ge-
nanntt der scheps, ist ein starckh getranckh; do einer dessel-
bigen vil trinct, würt er vül doller und voUerr als vom wein.
Demnach ich nun büs in finften tag do stüUgelegen und
hüezwischenn mich nach gelegenheitt umbsahe, gehn Cracau
zu reisen, aber kein gesellschaflfb erfahren mochte. Zu dem
wolte der Nüderlendr, mütt wölchem ich von Danzug abreysete,
auch nicht doruf zuezüehen, und sagte unnser dritter gefört,
der von Nürnberg, wann ich meinen weg gleich strackh nach
Venedig nemen wollte, möchte er villeicht einen geförten geben.
Als ich nun kein gelegenheitt nach Cracau erfahren kondte,
blib solche reys vermuten und verglichen wür drey unns mitt-
einander, zu guttschenn büs gehn Wüen zue fahren, und kauft
der Nüderlender von dem von Nürnberg sein ein pfert und
behüelt er das ander für sich ; ich aber verglich mich fuerlons
halber mitt inen büs umb Wüen, dann ich nichts mütt den
pferten wolte zu thuen haben. Wür dingten einen gutschen-
knecht, der. uns füehren solte, der meinung, er wisse denn weeg
gleichwol, dann der von Nürnberg sante seinen gutscher (wöl-
cher ein Polack) wüder zurück gen Posen, dann der gedachte
Hanns Haas am wehnigsten willens hatte, als er zue Posen aus
reiset, weitter dann umb Preslau zu fahrenn; aber es wurde
hernach ein weytter spazüerweg doraus.
139
Denn 19 düs nach müttag, gleich als wür yor der herberg
uf die gutschen süzen wolten, wahren dtie pfert geruehwet, und
wüste der gutschenknecht ihren gebrauch nicht. In dem hue-
ben süe an zu laufen, und düe stras durchab, büs düe gutsch
an ein öckhstein kompt, das süe nichtt weitter kahn; güengen
also zue fues hinaus, büs wür iber den marct kamen; als dann
sasen wür auf und der knecht sas uf das eine pfert, büs süe
in ganng kamen. Als wür nun bey einer halben meil für düe
statt kommen, würt der gutscher erst doli durch denn wund,
das ime der scheps erst in köpf kam, kondte mütt müeh uf
dem pfert süzen, in dem höben düe pfert an zu laufen neben
dem weg hinaus, werfen düe gutschen in ein gräblin, das wür
müeh hatten, büs wür süe wüder herusser brachten, fuQhren
also disen abentjiit mehr, dann ein meil wegs in ein dorf, zum
Schönenbronn genant, einem burger von Presslau zuestöndig,
und hat hüeromben so wol, als auf diser seitten schöne und
lustige güetter, wölche mertheils in düe statt gehören.
Denn 20 düs am morgen früeh vor tag hünweg, namen
einen bauren mütt, der unns denn weeg wüse, büs es tag wor-
den, dann unserr gutschenknecht des wegs gleich sovil bericht
wahr, als wür. Und gübt des orts einen schönen feldbau und
guet landt ; kamenn auf denn müttag gehn Hirschau , aldo es
ein fürstlich closter, wölches an einem sehr lustigen ort ge-
legen, neben vilen grosen deich oderr füschwassern und schönen
gärtten.
Nachmüttag füehren wür von do hünweg, kamen auf dem
abentt uf eines edlmanns süz, bey welchem der von Nürnberg
bekannt war, und kam ein Haas zu dem andern, wüe dann
diser edelman aus Hanns Haas heist, gleich als mein gefört,
wahren also in seinem haus ybernacht, ist von dem andern
nachtläger 8 meil wegs, heist das ort Clambach.
Denn 21 düs morgens früeh von do hünweg, kamen mehr
dann ein stundt vor mittags zur Neys, wölches 2 meil von des
gemelten edlmans süz, nicht sonders gros noch vöst, aber wol
erbauen, von feinenn heüsern. Dise statt lügt in Schlesien, aldo
es ein büstomb, wüe dann derselbige bischof sein residentz
pflegt do zu haben. Disen tag verharreten wür do von wegen
des hesslichen wetters, auch domit düe pfert nicht ibertriben
140
wurden ; das wasser , so durch gemeltte statt lauft , heist
düe Nys.
Denn 22 düs uf ein stundt in tag von do hiinweg hat es
gleich bösen, rauhen und steinigen weg, auch zimlich berget,
kamen uf das morgenessen in ein stättlin, zum Zuckhmanntl
genannt, dem büschof von der Neys gehörig, lügt 3 meil von
gemelter statt; aldo wür noch zwey pfert zu denn unnsem an-
spannten, dann es sehr hohe berg und bese weeg hat, wüe dann
das gesenckh do anhöbt, wölches vor disem ein sehr unsicher
orth gewesen, wüe dann noch vül mord doruf beschehen, dann
düe gelegenheit sehr bequem zu rauben und morden, weyl uf
3 starckhe meil kein dorf noch fleckhen, sondern mehrtheils
holz und ungeheyere dickhe wald, auch vül holweg, do an ött-
lichen orten ein wagen dem andern nicht weychen kan. ünder-
wegen kompt mann zu einem bergwerckh, do öttliche hütten
oder elende heyser stöhn, es hat auch underwegen auf öttlich
schritt neben der Strassen einen brennen; do ich allein wehre,
müeste mich harrt dürsten, das ich dorus trinckhen wolt, dann
sich einer dozu buckhen oder legen mues. Es begögneten unns
der bergknappen, wölche sehr durstig aussahen; unnser yeder
hatt ein lanng röhr, fuehren also ob düe 2 stundt in düe nacht,
eh wür iber das gesennckh kamen, in ein fleckhen oder offen
stättlin, noch in Schlösien gelegenn, Engelberg genannt, aldo
wür ibernacht gebliben; wölches" ort von der Neüs 6 meil.
Denn 23 düs früeh vor tags von do hünweg mehrertheil
holz, tüefen und sehr bösen weeg, füehren ob düe 7 stundt, eh
wüer anspannten, kamen erst nach müttag in ein stättlin, Stem-
berg gnant, dem herrn von Eölz gehörig, yber dem gebürg
gelegen im land zu Mehrern, von do aus es ein schön thal,
fruchtbar und guet landt hat. Kamen düsenn abent noch gehn
Ulmetz, wölches düe hauptstatt in Merhern, 6 meil von dem
vorigen nachtläger (aldo es auch ein bischof), ein deine, aber
wol erbaute, schöne und lustige statt; uf dem marct ein fein
kunstreich uhrwerckh, rüngs umbher gemalte heüserr, wüe es
dann an imme selber ein lustiger, groser blaz ist, (düse land-
schaft hat ein sonder sprach); das waßser, so do fürbey left,
würt genant düe Morava.
Denn 24 des gemelten monats Octobris lagen wür zu ül-
141
metz still, das düe pfert was wehniges ausruebweten, dann wür
bösen weeg büs dober gehabt; denn 25 des morgens uf 2 stund
in tag von do bünweg, batten sebr tüefen weeg, dann es mebr
theils baufeldt, und füebren des tags 4 meil in ein stettlin,
Wüscba genant, in Merberrn, aldo wür düe nacbt gebliben.
Denn 26 düs früeb mütt dem tag von do bünweg ist düs
landt sebr wol erbauen, aucb frucbtbar und genuegsam be-
wohnet, kamen düsenn abent in ein ander stättlin, Wöstemiz
genant, 6 meil von do wüer des morgens auszogen, aucb in
Merhern gelegen.
Denn 27 düs früeb mitt dem tag do bünweg lüessen wüer
zu der linckben bandt ongevabr eines robrsscbuß von der Stras-
sen lügen ein sebr schön, wol erbauen schloß, Niclasburg ge-
nant, dem berrn von Düetrichstein gbörig, zimlich hoch uf einen
barg erbaut, rüngs umbber mütt beüsern besezt: dann es unden
am berg einen schönen fleckhen, wüe aucb lustige und gute
landscbafft, dann es bieromber zimlich vil weinwachs. Wür
saumpten unns, das wür lanng in düe nacbt fahren muesten,
kamen spatb in ein stättlin oder marct, Gamersdorf genant,
6 meül von Westerniz in Östrreich gelegen.
Denn 28 düs früeb von do bünweg und mebr dann 2 meil
wegs bolz, durch wölcbes es nicht nach dem sichersten; als
dann wider schöne landtscbaft büs gehn Wüen , dobün wür uf
denn müttag kahmen, wölcbes 4 meil von obgemeltem marct.
Wien ist düe principal und bauptstatt in Österreich, nicht
sonders gros, aber sehr vöst und wol erbauen, hat ausserhalb
schöne garten und grose vohrstött; der fluß, düeTbonau genant,
lauft hart an der statt für. Düse statt ist under dem keyser,
aldo ihr Majestät bruder, erzberzog Ernst, hof böllt, ist das-
ßelbige schloß oder bürg wüe auch der herzog zu sehen, wüe
man dann ihr erlaucht wol sehen kann, wann er zu tusch süzt
oder isset.
Denn 29 düs fuer ich mitt einem kaufmann uf seiner gut-
schen nach Pressburg, dann ich willens wahr, ein pfert zu
kaufen, do ich dann besser vermeinte zu zukommen dann zu
Wüen. ünder dess verharrten meine 2 geverten zu Wüen. Wüer
kamen des abents in ein stättlin, Homburg genant, 8 meil von
Wüen gelegen, aldo wüer iber nacht gebliben; funden in der
142
herberg ein sondere gesellschaft von schlotfeger und kessler,
wölche mütt einander spülten, hueben sich hernach an zu zweyen.
An gemeltem stättlin ein sehr vöst haus hoch uf einem berrg
oder fölsen gelegen.
Nicht fem von disem ort, doch jheneseitt der Thonau, ein
ander vöst schloß auf einen fölsen gebaut, Düben genannt, dem
Batory, wölcherr von des jezigen königs stammen aus Poln, zue-
gehörig, und lügt dis haus auf der frontir gögen Ungern, ist
mehr dann ein halbe isola, dann uf der einen seitten düe March
fürbey left, aldo süe ihren namenn verlüert und in düe Thonau
kompt, wölche uf der andern seitten des schloß denn langen
weeg fürbey left und ihren namen behölt.
Denn 30 düs mütt dem tag von do hünweg, kamen des
morgens zwischen der prödig (dann es eben sonntag wahr) gehn
Pressburg, wölches 2 meil von dem stättlin, do wür iber nacht
gelegen, und lügt gemelte statt jheneseitt der Thonau, wölche
uf V* stundt nahent fürbey left.
Gemelte statt ist nicht gros, aber fein erbauen, wohnen
Teütsche undt ünngerr under einander; an der statt uf einem
hohen berrg lügtt ein vöst schloß, das bewohnt ein ungerischer
herr, wölcher oberster yber Gomorra, herr Ballfy genannt, son-
sten ist düe statt nichts sonders vöst, halten düe burger under
inen wacht under den thoren. Ich vermeinte ein pfert zu kaufen,
kondt aber keines bekommenn, das müer düenlich wahr; blib
also vermitten und reysett den 31 und lotsten gemeltes monats
wüderomb zu gutschen von do hünweg neben einem doctor,
öbner und gueter weeg, wüe auch schöne und lustige landschaft.
Onangesehen wür erst hoch in tag do ausgefahren, kahmen
wür gleichwol noch desselbigen abents gehn Wüen ; das ist von
Pressburg 10 meil.
Düe statt Wüen lügt sehr bequem von wegen des wassers,
aldo such vül volckh aufholt, düe so an andern orthen pandi-
siert, das landt verwisen oder sonsten schulden halber flüehen
müessen.
Denn 4 November wurden meine geverten und ich durch
einen burger doselbsten in das zeighaus gefüert, wölches dann
wol sehennswert. Aldo vül schöner, groser stuckh und geschiz
neben anderer kriegs rüstung gesehen werden in groser anzahl.
143
Noch besser abwärts an gemeltem zeüghaus, dem wasser
zu, wurde unns das arsinal gewisen; in dem selbigen stöhn ött-
Uche gallea, so zur zeütt des krüegs auf der Thonau wüderr
den Türckhen sein gebraucht worden, dorab ich mich verwun-
dert, das uf so deinem wasser so grose schif haben könden
geregiert werden; dann süe meines erachtens gleich so gros
und von sovil banckhen, als ichs hernach zu Yönedüg oder
andern orten gesehen: düser gallea seiner öttlich, als müer noch
ingedenckh bey 12.
Denn 5 düs güeng ich hinaus uf denn rossmarct, ein pfert
zu kaufen, sähe aber nichts daugenlichs für mich. Indem kompt
einer zu mir, sagtt, er wisse ein schön jung pfert bey einem
fuermann, wölches besser zu reütten dann zum züehen tauge,
gib ich dem jhenigen bevelch, das er solches uf denn mittag in *
mein herberg brinng, als auch beschehen. Das wahr ein rot-
Bchemmel, nicht gros, wol bey leib, und ein fein muster von
finf jähr; kauft also gemelt pfert umb 22 reichsdaler; solches
hat sich wol mitt müer gehalten auf der reys gen Yönedig.
Denn 6 düs nach essens rütten meine geverten und ich
hinaus spazüren, das ney gebey oder den keyserlichen garten
zu besehen, wölches nahent einer meil von der statt, und scheint
von fem gleichsam als ein dein stättlin mütt sehr vül thürn, und
ist in der rinckmaur sehr weitt begriffen, dann solcher in düe
fiiere erbauen, wölches mütt grosem oncosten mues erbauen
sein worden; ist doch am wenigsten noch nicht zum ende ge-
bracht, dann das wasser büs uf 2 meil dohün geleittet und
durchgraben worden. Umbwillen es aber schon so spat im jaar,
düe fruchten aller inngethon, düe blomen von den stocken aller
abgevallen und düe kreitter verwelckhet, das nicht vül doran
zue sehen war, dann düe Wasserkunst, die thürn, wölche in-
wendüg züerlich gehauen und mütt schönen kunstuckhen ge-
mahlt, dessgleichen ihr Majestät lusthaus, wölches doch auch
nicht Yolvirt; ittem noch weitter abwartz ist der thüergarten
zu sehen, dohün wür kürze der zeütt halberr nicht kommen,
mechtig gros und weit umbfangen; left düe Thonau dozwischen
durch, dann derselbige garten so wol jheneseitt des wassers als
heriben umbfangen, dorinnen vül und mancherley gewüld sein
soll, rüten also düsen abent wüderomb nach der statt.
144
Nun glaub ich, das mann nirgend leichtlich so tüefe keller
fänden werde, so denen zu Wüen zu vergleichen, dann ettwann
2, auch 3 keller ob einander sein. Und haben einen hesslichen
gebrauch, das mann bey tagzeütt einem so vilmaln durch sein
haus hün und wüder lefl, gleich als wann ein gemeine Strassen
dodurch gange; es sein zwar düe heüser domach gehauen, wöl-
ches gleichwol beschwerlich.
Denn 7 düs machten wür unns allerdings förtig, lüessen
uns von der statt oder in der canzley ein föede machen, wegen
der sanita, dann wür bedacht, unsern weeg nach Ittaliam zu
nemen, onangesehen (als umis gesagt worden) das es in auf
Jahren so rein der bösen kranckheit halber in Wüen nicht ge-
wesen als düs jähr. Gleichwol mochte gemelte föede weitter
nicht dann durch Teütschlandt passiren, umbwillen es was
wehnigs in Augspurg gestorben , hatten wüer dessen auch zue
entgelten.
Denn 8 düs bey 2 stundt nachmüttag rütten meine zwen
vohrgemelte geverten, als der herr Haas und der Nüderlender,
mit dem ich von Danzig abgereiset, neben einem ittalianischen
reütter von Syena, der ward selbander; kamen des abents in
ein dorf, 2 meil von Wüen, Neüdorf genannt, aldo wür düe
nacht verharrtenn.
Denn 9 düs mütt dem tag von do hünweg hat es schöne,
lustige und ohne landschaft, rütten onabgestigen oder onge-
füetert zur Neystatt, dohün wür umb vesperzeütt kamen, wöl-
ches 6 deiner meil von dem dorf, do wür die vergangne nacht
gelegen, ein dein ort, aber an einem sehr lustigen und ebnen
landt lügt, under dem keyser. In gemelter statt hat es ein
schloß, zimlich vöst, in wölchem der verstricte churfürst Johann
Früderich von Sachsen wohnet. Wür wurden hinein gefüert,
aber in demselbigen nichts sonderlichs zue sehen, dann es alte,
dunckhele und finstere zimmerr hat. An gemeltem schloß gleich-
wol an der statt ist ein schöner grosser thüergarten, in wölchem
vül gewildt gehalten, und do ihr churfürstliche gnaden lust hat,
kan süe uf einem ganng im schloß gögen dem thüergarten hin-
aus wol ein stuckh gewildt föUen oder schiessen.
Denn 10 düs des morgens mütt dem tag von do hünweg,
riten uf das morgenessen in ein stättlin, hart am Spreyer ge-
i45
legen, yber wölchen wür nach mittag riten, eben ein so ge*
Schlacht ort als yber das gesenckh uf dem weeg von der Keys
Bach Ulmez, dovon hüevor meidung beschehen. Dann wür büs
doher noch sommerweeg gehabt, aber uf gemeltem Spreyer
fanden wür vül schneh, eys, und wardt so harrt gefrohren, das
unsere pfert immer vaUen wolteu, weyl süe nicht gespizt wahren,
das wür mehr zue fues güengen, dann rütten. Verspäteten unns,
das wür erst bey 2 stundt in die nacht in düe herrberg kamen,
in ein dorf in Steynnarckt, zum Spüttal genant, 6 meil von der
Neüstatt, under erzherzog Carole ; doselbst sähe ich, das mann
düe ochsen beschlecht und spüzt gleich als die pfert, yedoch
nun mütt halben eysenn oder düe auserst clauen, und beschicht
solches, düeweyl düe gfietter mehr theils durch ochsenn her-
iber, das ist yber den Spreyer gefuert werden, dann es ein rauch
und unöben gebürrg ist. '
Denn 11 düs früeh morgens von do hünweg rütten wür
immerr zwischenn dem gebürg; gübt doch dörfer, fleckhen und
herbergen genueg, dann es ein w^ame und gangbare stras,
do einer derselbigen nicht wol irren oder ausweichen kan.
Kamen disen abent gehn Bruckh an der Mur, dann das wasser,
so aldo fürbey left, würt düe Mur genant, wölches nach Graz
seinen flußnembt; ein feine statt, nichts vöst, dann solche
zwischen dem gebirrg ligt, auch in Steurmarct und under vor-
gemeltem ertzherzog Carolo. Grfitz, aldo ihr Durchlaucht pflegt
hof zu halten, lügt 6 meil dovon, wüe wür dann auch bedacht,
unnsern weg doruff zu nemmen; umbwillen aber düe pest do
regüert, Hessen wür es underwegen, dann wür hernach noch
müesamer wehren fortkommen, umbwillen wür alle abent an
dem ort, so es änderst ein stättlin oder fleckh gewesen, unser
föede, wölche wür mütt von Wüen ausgefüert , underschreiben
lüessen, wüe dann sühne auch beschehen, und ist vom Spittal
büs gehn Bruckh 7 meil.
Denn 1 2 düs früeh vor tags von da hünweg, dann das thor
bey guter zeütt geöfnet wurde, und geth der weeg oder düe
stras immer neben gemeltem wasser der Mur hün. Düeweyl
nun der tag so kurtz und der weg sehr rauh und ongebahnt,
muesten wür düe nacht dorahn ströckhen und riten bey 2 stundt
in düe nacht, kamen in ein stättlin, genant Knittlfeldt, lügt
Ki«chel. 10
146
auch in Steyrmarci Es haben düe wüert hüezuland im gebrauch,
das süe an fasttagen, als freitag und samstag, neben den fiL^chen
auch fleisch speysenn; nun wardt der Ittalianer ein groser cato-
Ucus, wölchem ich dozumal nicht so weitt nachgedacht, und
beschach düs an einem samstag , das ich neben andern speysen
auch fleisch gessenn, wölches gedachter Ittalianer uf mich ach-
tung genommen und müer hernach, als wür uf das yönedische
gebiet kamen, schier zu grosem nachteil und schadenn gereicht.
Weyl diser unnser sprach nicht kondte, ward er durch Teutsch-
land aller wol zufriden, was wür thaten; als bald er aber Pontabel
erreicht, wölches düe frontir gögen Friol oder der Vönediger
gebüet, gab er unns zumal kein guet wort mehr; onangesehen
wüer ime alle freindschaft (wüe es dann uf der reys pflegt zu-
zugehn), erzeigten und bewisen, ward es doch aller nichts, dero-
wegen unnser yeder ein aug mueste zu thun und ime seinen wil-
len lassen. Gemelt stättlin lügt von Bruckh 6 meil.
Denn 13 düs am morgen &üeh von do hünweg, hatten sehr
rauhen undt bösen weeg, auch an vülen orten tüefe lachen, do
wür das eys brechen muesten. Kamen uf den mittag in ein
marct oder stättlin, Judennburg genannt, aber nachmittag hat-
ten wür noch weitt zu reitten, dessen unnser Ittalianer ibel zu-
früden; rüten ob düe 3 stund in düe nacht, eh wür in düe
herberg kamen, und erreichten ein stättlin, Neyemarct genant,
in Obersteyrmarct gelegen; wurde unns das thor geöfnet, dann
süe gleich ihren j,armarct hatten, das düe herbergen allen voll
volckhs wahren, derowegen wür in der herrberg, do wür inn-
kehrten, auch nicht wiUkomm wahren. Und sein wüer des tags
8 meil gerittenn.
Denn 14 düs ettwas uf 1 stund in tag von do hünweg, dann
ich ob 3 maln in des rathsschreibers haus gewesen, eh ich zu-
wegen gebracht, das er unnser föede underschriben^ Von do
aus hatten wür sehr vül wasser, wölche gefroren und wür aller
brechen muesten, das unnser keiner der erst sein wolte oder
voran zu reytten. Kamen disen abentt in Cärndten in ein stätt-
lin sanct Veytt genant, 6 meil von Neuenmarct.
Denn 1 5 düs des morgens von do hünweg , reyset man im-
mer zwischen dem gebürg , wüewol es underwegen vül fleckhen,
dörfer und einige heyserr gübjb, das sich einer zu vervnmdem,
447
woTOn das volckh ihr saruBg habe. Es hatt hüeromben sehr
vül berckhwerck, dann von eysse und stahl ein grose somma
im landt geschmitt, wölches hernach an andere ort sowol in
Ittaliam als in Teütschlandt gefiiert würt. Düsenn abent kah-
men wüer gen Villach, wtiewol wür starckh umb das thor rüt-
ten, dann wüer grosse zeütt hatten, inn zue kommen ; als wtir
nun under das thor kamen, weiten unns düejhenigen, so dorun-
der wachten, nicht innlassen, begehrten unser föede, wölche
von einem burger von der wacht nach des burgermeisters haus
getragen worden, umb zu vememmen, ob süe unns selten inn-
lassen, wölches sich auch noch bey einer halben stundt erloffen,
büs wür lötstlich inngelassen wurden.
Villach, ein dein, aber wol erbauen, sehr lustig stättlin,
auch zümlich vöst, lügt in Cärndten under dem büschoff von
Bamberg, 6 meil von sanct Veytt gelegen, aldo es ein nüderlag
von güettem, wölche inn und aus Ittaliam kommen, nach Wüen
und andern orthen gehn, der rönnval ist doselbstn guets kaufs.
Denn 16 düs lagen wüer denn halben tag do stüll, güengen
unser zwehn zu dem burgermeister, pflegten seines raths, was
wür unns zu verhalten betten unnserer föede halber, ob solche
förtter passiren möchte; doruf er burgermeister unns denn ent-
scheidt gäbe, das düse unnsere föede bey inen wol passiere,
dann süe genugsam bericht seyen und guette Wissenschaft ha-
ben, das es innerhalb 10 oder 11 jähr so rein in Wüen nicht
gewesen beser lufts halber, dann yezunder; aber das wüsse
er wol, das kurz verschiner zeitt auch öttliche kaufleitt, wölche
von Wüen abkomn^en, neben einer föde, so gleichförmig under-
wegen auf allen nachtlägern imderschriben worden, zu Pontabel,
das ist, do sich der Vönedigerr gebüet anfahet, nicht passiren
mögen, derowegen düejhenigen öttlich tag aldo verharren mües-
sen, eh süe fortpassirten. Do wür also seinem (des burgermei-
sters) rath volgen wollen, äehe in für rathsam an, wüer thüen
düe föede von Wüen hünweg oderr zerreissen düe selbige, do-
mitt solche bey unns nicht gefunden wurde, alsdann wollte er
unns durch den stattschreiber ein andere föede machen lassen,
als wann wür von Salzburg kemen, und so wür der föede von
Salzburg halber angeredt wurden, sollen wür fürgeben, als bet-
ten wür solche zu Vüllach gelassen. Wür liesen unns des burgr-
10*
148
meisters meinung lüeben, und machte der stattschreiber ein
föde auf unns drey und dann für denn Ittalianer und seinen
düener aucli ein sondere, bede in latin, dovon wür den statt-
schreiber befridügten und unns gögen dem burgrmeister dinst-
lieh bedancten seines gegebnen raths. Onangesehen gemelte
statt under dem büschof von Bamberg, haben süe doch bede
religion, sowol düe Augspui'ger confession als düe catholische,
und ist sich zu verwundern, das gemelter büschof so vreytt und
ferrn von ime zue gebüetten.
Yorgemelten 16 düs, als wür zu morgen gessen und nach
gelegenheitt sehr wol tractirt worden umb ein geringfiieg gelt,
rittenn wür von do hünweg, hatten sehr tüefen scbneh und
ungebahnten weeg, underwegen ein stras an einem fölsen ab-
gehauen, aldo zu der linckhen handt desselbigen ein tafel in
stein gehauen, dorinnen vermeldet würt, wer gemdten fölsen
hat abgraben und hauenn lassen, wüe denn des bäschofs von
Bambergs wappen dorein gehauen. Ruten also düsen abent
nicht mehr dann 2 meil, kamen in ein dorf, do wür düe nacht
gebliben, Uhelestein genannt, in Winddischen gelegen, haben
ein sondere sprach, aldo hat es ein closterr mitten auf einen
fölsen erbauen, hatten disen abent ein schlemme herrberg, dann
wür schier wöder essen noch trinckhen für gelt bekommen
kondten.
Denn 17 düs des morgenns früeh von do hünweg, under-
wegen sehr tüefer schneh und ungebahnten weeg, neben vülen
wassern, durch wölche wüer reitten muesten, und ward disen
tag sehr kalt, das wür wegen kürze des tags zu mittag nicht
füetei-ten. Kamen ungevahr umb vesperzeitt gehn Pontabl,
wölches ein uffner fleckh oder stättlin uf der fro^tir gegen Itta-
liam, lauft ein fliesend wasser do durch, so düe landt von ein-
ander scheidet, dann düser seitt des wassers ist es noch erz-
herziges, hat auch gedachter herr Carolus düe obrigkeit und
zoll aldo; aber jhene seitt der bruckhen gehört derselbige theil
den Yönedigem, do sich dann ihr gebüet anhöbt, wüe daim düe
sprachen vermischet und bede, als teütsch und welsch, under
einander gebraucht werden.
Als wür nun gemelten abent dohün kamen und düaer seytt
bey einem teütschen würt loschirten, von dem wür alsbald
149
gefragtt worden, woher wiir kernen, wüe er sich dann gleich
anerbotien, im vall war Ton einem pandisirten ort her kommen,
wolle er seinen besten vleis furwenden, unns fortzuhelfen (id
est, unns zu verhindern und ufzuhalten, als er zuvor andern auch
gethon, wölche öttlich tag lanng bey ime verharren müessen),
dess wurden wür alsbald gewahr, das wür ime am wehnigsten
thrautten, dann er ein schlemmer vogl, der unns mehr zue hin-
dern, dann zu befördern begerte. Indem kompt der Ittalianer,
wölcher von den Vönediger dohiin geordnet, düe föede zue be*
sehen, wölcher auch macht, solche firmieren und underschrei-
ben. Als wür nun gefragt wurden, woher wür kommen, sagten
wüer, von Salzburg, begerte der jhenige nebenn unserer föede,
düe wür une fürlegten, auch düe föede von Salzburg, düe doch
nicht verbanden (dann wür nicht von do kamen); gaben ime zur
antwort, wür betten solche zu Yillach gelassen, umbwüUen
gemelte statt unns ein andere föede mittheilte, vermeinten wir
nitt, von nötten sein, solche weitter mitt zu fiiehren, und mitt
anderrn mehr umbständen, wölches alles in beysein des würts
beschehen.
In dem störcte der würt den visitatorem, gab ime zu vor*
stöhn, er soll unns besser oder ernstlicher fragen, dann wür
für gewüs eines andern wegs herkommen, wölches wür nun wol
mörcten, wüe der saehenn möchte zu thuen sein. Als es an-
hüeb finster werden, begert der Ittalianer, wölcher mitt unns
von Wüen abgereiset, wür sollen im unsr föede geben, geth zu
dem jhenigen, verert ime ein par cronen, dovon der würt nichts
gewust, als dann er unnsere föede fürmiertt und underschreibt.
Als wür zu tüpch sasen, kompt der würt, sagt, wir betten un-
recht gethon, das wür im anfangs düe sach nicht verthraut, er
wolte unns in einem oder uf das lengste in zweyen tagen von
do weggeholfen haben, also werden wür wol 1 4 tag do verharren
müessen, yber solches ime unnser keiner kein antwurt gab, dann
er nicht wüste, das unnsere föede albereit underschribenn. Wür
wahren lustig und guter ding, dessen sich der würt ganz ver-
wundertte.
Denn 18 düs stunden wür des morgenns früeh auf, machten
unsere pfert förtig, bezalten denn würt, wölches er nicht ver-
stöhn kondte^ wo wür hin wolten, do doch unnsere föede nicht
iSO
firmirt. Nun gefiel dem würt meia pfert, das er begerte, mitt
mür zu tauschen, domitt er unns gedachte uffzahalten, ob er
noch vermeinte, was anzuestiften, domitt ime unnsere pfert in
baren springen ; aber der boss wolt ime nicht angehn, dann ich
sas uf mein pfert, rüt dovohn. Als wür uf ein meil wegs von
do kamen, hat es zwischen dem gebürrg und dem wasser eine
clausa, durch wölche düe stras geth, aldo es eine guardia von
vönedischer herrschaft hüngeordnet, do wür unnsere föede aber-
maln underschreiben lassen; wue dann von do aus alle nacht-
läger büs unib Yönedig, onangesehen es von do aus durchaus
in ihrem landt und gebüett.
Der Ittalianer, so mitt unns von Wüen abkommen, hatte
zwey kurze und dann ein lanng röhr; dasselbige lies mann ime
passiren, aber düe 2 kurze röhr muest er wüder zuruckh nach
Pontabel schickhenn. So hatt ich auch ein kurz bürrstrohr,
wölches gleich düe mesura hatte, dann under 3 palm oder spann
mag es nicht passiren; süe sagten müer, ich werde solches on-
angefochten nicht forttbringen, dann süe gern gesehen, ichs do
gelasen hatte, schrauft das schloß und röhr aus, gab meiner
geverten einem das röhr, dem andern das schloß, und füert ich
den lehren schaft in der hulft, domitt ich nicht gerechtförtigt
wurde. Aldo endet sich das gebürg und kompt mann in düe
grafschaft Fryol. Düsen abent kamen wür in ein stättlin, Ven-
zon genant, den Yönedigern gehörig, wölches 24 ittalianische
meil von Pontabl, wölcher ipeil 5 für ein Teütsche gerechnet
werden.
Denn 19 düs von do hünweg, und kamen vormittag in ein
stättlin, sanct Daniel genannt, auf einem berg gelegen, dein
aber sehr lustüg neben fruchtbarer, gueter und schöner land-
schafft umbher. Nachmitttag verspäteten wür unns, dann es
under wegen ein flüesend wasserr, yber wölches ein yberfahrt;
do wür lanng hüelten, eh das schif heriber kam, yberfiel unns
düe nacht, vervelten der Strassen, das wür erst bey 2 stund in
düe nacht in ein stättlin kamen, Valvison, auch vönedisch, lügt
bei 24 wegs meil von Venzon.
Denn 20 düs mütt dem tag von do hünweg, hat under-
wegen schöne possessiones und lustheüser den vönedischen edel-
leitten gehörig, eben, fruchtbar und guet land. Kamen des ta^a
451
umb yesperzeütt in ein Btättlin, a la Mott genant, aldo wür iber-
nacht gebliben, 24 welsche meil von dem vorigenn naxshtläger, ein
sehr lustig ort, von schönen heüsem erbautt, neben einem
starckhen fliesenden wasser, so aldo harrt fürbey left.
Denn 21 düs uf ein stund in tag von do hünweg, kamen uf
denn mittag uf ein einige herrberg, a la Foschetta, hart an einem
arm gelegen, uf wölchem mann pflegt nach Yönedig zue fahren,
dann sich immerzu barca oder gondula befunden, wölche hün
und wüder fahren. Und ist von do noch 1 5 w. meil büs in düe
statt.
Es hatt sonsten wol einen nehern weeg gen Yönedig, uf
Teruis und Mesters, aber wüer besorgten unns, möchten ufge-
halten werden, dann nicht iber acht ta^ zuvor kam herr Maxi-
milian von Duechrichstein , wölcherr ein walfahrt nach Loreto
zu thuen fürhabens, und gleich disenn weeg, wölchen wür, von
Wüen aus genommen. Als er nun gehn Mesters kam, lögte er
sein foede auf von allen ortten underschriben, wo er durch ein
stättlin zogen oder düe nacht herbergte; zu dem hatte er statt-
liche firschriften an düe Yönetianer von ihrem ampassator, zu-
forderst aber von kais. Majestät, wölches alles doch nicht helfen
weit, sondern er mueste mütt sampt seinen düenern, derer er
bey 10 hatte, a Lazareta, aldo er in düe 9 tag gelegen, als
dann ime gnad bewüsen und licentiam, nach der statt zue fahren,
gegeben worden.
Weyl nun solches einem herrn wüderfahren, hatten wür
weislich gethon, was wehnigs umbzureysen, dann zu erachten,
weil gemelter herr 9 tag im Lazareta verharren müessen, wür
hetten 4 mal 9 oder düe bestimmpte zeütt der 40 tag, iniigen
müessen: onangesehen, das unnsere föede von Salzburg und
Yüllach lautett, wölche auch hernach an öttlichen orten under-
schriben worden, hette doch solches alles nicht mögen passiren.
Als wür nun a la Foschetta dem jhenigen, wölcher do zu ver-
ordnet, unserr föede wüsen, hatte er kein bedenckhen, aber
düe foede muesten wür do lassen. So lüesen wür unsere pfert
auch do stöhn, düngten ein gondula und füehren nach der statt,
das wüer bey einer stund in düe nacht gehn Yönedig kamen,
wölches von dem stättlin, do wür des morgens ußriten, 30 w.
meil, und füerte unns der ittalianische cavalier in ein haus, do
152
mann camera locanda pflet halten, aldo wür düe nacht wüe
auch y olgenden 22 dtts verbliben und zwischen der zeütt amb
ein andere herrberg unns umbsahen, dann dtises ort nicht für
unns wahr, sonderlichen weil wiir düe sprach nicht kondten, zu
dem vül und mancherlay volckh im haus wahr, zalten, was wür
yerthon. Demnach unnsere pfert noch draussen a la Foschetta
und nicht wol versehen wurden, wahren wür bedacht, solche
nach Mesters zu reitten, das dann neher bey der statt, auch ein
bequemmer ort, solche zu verkauffen. Also namen wür eine foede
a sanct Marco, düngten ein barca und fueren denn 23 fiiieh bey
3 stund vor tags meine zwen gevertten, ich (aber der Ittalianer
verharrete) in gemelter barca hünaus a la Foschetta, bezalten,
was unnsere pfert verthon hattenn, und rüten von do hünweg,
kamen des tags gehn Teruis, ein feine, wolerbautte und vöste
statt, denn Vönedigem gehörig, mütt vülem wasser umbgeben,
aldo süe unns lanng nicht weiten innlassen, onangesehen wür
ein foede von der statt gehabt vom 22 düs, wölche nun einen tag
alt, süe vermeinten, wüer fiiehrten nicht rechte sach. Der
Nüderlender, wölcher düe sprach kondte, gäbe inen schlech-
ten bescheidt, denn süe unns ufdüe foede wol passiren lassen
muesten, sonsten were es irer eignen herschaft vercleiner-
lich, sein also düse nacht do verharret, wölches tags wir 30
meil gereiset.
Denn 24 düs des morgens uf 1 stund in tag von do hünweg
und rütten gen Mesters, aldo wür unnsere pfert stöhn lüesen,
dann es ein teütscher würt, do der pfert wol gewart würt; nach
dem morgenessen fiieren wür wüder nach Vönedig und namen
unsern innker zu der Flöetta oder sanct Jeorgio genant, wölches
ein teütsche herberg.
Vönedig, ein weytt berüempt, wol erbauen, mechtig und
gewaltig ortt, wunderbahrlicher weüs ins mör gesezt, dero-
gleichen mann wehnig in der weit fünden würt , aldo erstlichen
zue sehen sanct Marx blatz, wüe auch derselbige thurn, wölcher
gehauen, das mann büs oben uf reytten kahn; uf gemeltem
thurrn kan einer düe ganze statt wol und eigentlichen ersehen,
wüe auch düe umbherligende clöster, ney und alt Lyo, Malmoc,
Muran und andere vül mehr schöne örther, sonderlichen bey
clarem und heitterm weiter.
iS3
Unden am blaz sanct Marx kürchen, ztterlich und stattlich
erbauen, inwendig dtie mauren, pfeiler wüe auch das pflaster
aller von schönem marmor, oben das gewelb -mtitt schönen alten
mosaischen geschichten zierlich gemalet, und neben umbher mitt
gutem gold vercleibt. In gemelter kürchen nahent am thor zur
rechten handt des inngangs under anderren steinen versezt ein
Jaspis, wölcher bey 1 V» schuch lanng und ongevar eines V^ schuchs
breitt, der würt uf 5000 thaler geacht. Und als mann firgibt, haben
süe in gemelter kürchen denn leichnam sanct Marxn, wölcher
zu Alexandria in Ägipten ist gerichtet worden, wölcher der statt
patron, dannenher järlich uf disen tag ein hohes und groses vest
gehalten würdt.
Gleich neben gemelter kürchen ist das palatium, in wölchem
der regüerende herzog pflegt zu wohnen, ein gewaltig, herrlich
gros gebey, von vülen zimmer und gemachen, und ist neben an-
derm zu sehen der grosse sahl, do der ganze senat pflegt zue-
samen kommen, derer öttlich hundert sein, und würt alle sontag
nach mittag rath gehalten, do dann einer wol innkommen kahn,
do er sich zu rechter zeütt dohin verfiegt. Gemelter sahl ist sehr
hoch, lanng und breitt, mütt vülen banckhen besezt, der hemmel
wüe auch düe wenden stattlich mitt gold gezüert, neben treffen-
lichen kunstreichen gemahlten historien, gleich als were 6s leben-
dig, wüe auch oben umbher vüler ihrer gewesner herzogen und
päbsten eiSgies, wüewol solcher sahl noch nicht aller volvirt
oder zum ende gebracht. Aus gemeltem geth man gleich in
einen andern sahl , gros und weitt , neben gleichförmigen histo-
rien , aber der lennge und breitte bei weittem dem andern nicht
zu vergleichen.
Gögen ob^emeltem grosen sahl zur linckhen handt sonder-
lichenn wohl zu sehen Tarsinale d'el Duca, des herzogen zeüghaus
oder rüstkammer, sein bey 5 groser zimmerV, geth man immer
aus einem in das ander, werden vül schöner, selzamer und wun-
derbarlicher arma gesehen, welche zum streitt mögen gebraucht
werden. Neben anderm ist sehr wol zue sehen düe christallne
lucerna, wölche in sülber ingefasset, so hoch und weitt, das ein
person wol dorein kommen mag; in der hindersten camer ofan
eine, gleich neben der thür, ein verspörrt dein kästUn, dorinnen
ein kleüd, messer oder doUch neben anderm, wölches einer von
154
denn inditoischen könig, öo neilicherr zeütt herussen gewesen
und nach Rom reiseten , aldo süe such vom papst taufen liesen
und zum christlichen glauben bekehrten, der signoria pro me*
moria hünderlassen hat.
Ittem in gemeltem casten ist under anderm auch zu sehen
ein geschrauft werckh yon stahl oder eysenn gemacht, wölches
mann einer s. v. yulya kan fürschraufen, do il marito ein miß-
thrauen in sua dona stellt. Ittem auch zu sehen ein dein eyse
küstlin oderr drichle, irgend eines schuchs lanng, wölches der
conte Octayio, so der zeitt oder schon öttliche jar heer von der
herrschaft bandisirt, einem seiner gewesnen feind oder wüder-
sacher nach vergleichung oder gögen einander Vereinigung zu
freindlichem grues und bestendigem früden verehrt hat. Als er
ime denn schlissl bey einem seinem düener zuegesant, ward er
begüerig, zu erfahren undt sehen, was ime gemelter graf, sein
gewesner feindt, für ein present zuschict; alsbald er nun gemelt
küstlin uff schliest, göhn 2 röhr gögen ime loos, dovon er gleich
lunbfölt und stürbt. Solches ist listiger weis und kunstlich ge^
macht , aber dem jhenigen ein leüdüg present gewesenn. Es
werden sonsten vül wunderbarlicherr sachen gesehen von vU
undt mancherley arma und andere rüstung.
Aus gemeltem zimmerr geth mann durch einen andern salil,
in wölehem der herzog zu verordneter zeitt pflegt audientz zu
halten; neben düsem sahl ist sein des herm capella, in derselbi-
gen er mess hört, wann er nicht herunder in düe kürchen geth.
Neben vorgemeltem sahl und capella ein ander schön zimmerr,
in wölehem der herzog neben denn zöhen principaln oder für-
nemsten herm nach den herzogen, so in lanngen, rotten röckhen
angethon im rath sassen. Sonsten göhn alle, so im rath süzen,
wüe auch andere nobiles, in gleichen langen, schwarzen röckhen
mütt einem schwarzen flügl von thuech yber düe linckhe achsl.
Wasgestallt ich erzölte sachen gesehen und dohün kommen, be-
schah, das ein herzogin aus Pymont dohün gefüert wurde, drüngt
ich mich neben ihrem gesindt mitt inn.
Denn 30 und lösten tag Novembris wurde vorgemelterr
herr von Düetrichstein neben einem Spanier in denn schaz ge-
füert, inen derselbige gewisen, wölches durch sundere gratia
beschicht, dann süe zuvor rath halttenn, eh das es einer erlangt
16$
ederr zuwegen bringt, und ist gedachfter schaz in sanct Marx
kürchen, am inngang zu der rechten handt gögen dem palatio,
ein finster ort gleichsam einer cai)ella, do mann lüechter dorzn
gebrauchen mues, mütt drey eysene thüren sehr wol verwahret.
Demnach ich mich als einen seinen düner anmast, hat mich nie-
mand gerechtförtiget; ünwendig stöth ein hoher eysener casten,
mütt rügein und schloß genugsam versehen, zu solchem hat es
verordnete herrn des rats, ivölche, als es ufgeschlossen würt,
hinin göhn, dann von aussen ein schranck fnrgemacht, und würt
denn jhenigen herrn, wölchen düe cleinodien gewüsen, yedem
ein wachslüecht in düe handt gegeben, und sein düses hürnach
volgende verzeichnete stuckh:
Erstlichen wurde gezeigt ein krueg von einem stein camachi
genannt, wölcher inwendig hohl, wann mann ein liecht dorein
stöct, werden düe &rben und ädern desselbigen ganz durch-
sichtig gesehen.
Ein ander krueg von einem calzedonier, in wölchen gern
zwen angstr wein oder wasser göhn.
lEin kößl von granat, alles von einem stuckh, gros und tüef,
bey einer spann in düe runde oder weytte als ein huet umbfangen,
und so mann gemelten kößl recht sehen wüU, stöUt mann ein
liecht inwendig hinein, dodurch düe färben eigentlichen gesehm
werden.
Ein stein agata sehr schön.
Ein schissl, so ein türckhos, wehnig deiner dann ein schaln
von eines mentschen haubt, geth gern ein angstr wein dorein.
Ein brasma, düe muetter von schmarall.
Ein carfunckhlstein, eines halben pfund schwer, als düe
terordnette herrn sagtenn.
Ein saffyr, auch ein halb pfundt schwer, gröser als ein
taubenay.
Ein einküm, so rötlet und gelb durcheinander vermisciit,
und solle solches von einem mändlin sein.
Noch ein ander einkürn, so was weissers und mütt gelbem
vermengt, so von einem weible sein soll, in der lenge ongevahr
bey 1^/2 gemeiner teütscher ele; sein bede küm unden, oben
und in der mitte mütt einem verguldten reüf oder banndt in-
gefaßt.
156
Em dymant, wölchen der yezige kräig Heinricus aus Franck-
reüch , als er zu VÖnedig gewesen , der signoria verert ; solcher
ist versöztt in einen goldin faes, ongeyahr einer spann hoch,
oben mütt einer güldenen gülgen, underhalb der gülgen stöth
diser stein yersözt.
Ittem düe Corona del regno de Cipro, von dem selbigen
königreich, wölches gleich wol nicht mehr in ihrem gewaltt,
sonderm underr dem Türckhen.
Ittem düe cron vom königreich Candia.
Ittem düe vönedische cron , wölche yederzeitt einem under
inen erküsten herzog ufgesezt würt: düe zwue von clarem goldt,
rüngs umbher mütt köstlichen steinen und berliu versözt, son-
derlichen aber an des herzogen cron sein öttlich fein berlen,
einer gemeinen hasellnuß gros, und ist des herzogen cron aussen
mütt rotem carmasin samet yherzogen, nicht rondt als düe an-
dere zwo, sondern fernen her was spüzigs.
Ittem es sein auch in gemelter schazkamer 12 frauen oder
weiber brüst, von gutem gold gemacht, durchaus von ödlem ge-
stein und köstlichen berlen versezt, eines am andern, wölche
nun lange jar do sein.
Neben düsen hüevor gemelten werden noch andetiB vül
güldene geschirr, als rauchfass, kölch, böckhent und andere
derogleichen Sachen mehr gesehen , düe mann nicht herunderr
thuen pflegt.
Solchen thresor oder schätz hab ich hernach, als ich wüder
gehn Yönedig kommen, noch einmal gesehen, das ich zum an-
dern mal durch mittl undt gelegenheit dohün kommen bün.
Denn 6 tag des monats Decembris wahren öttliche Teütsche
vom adl und andere unnser bey 9 personen , wölche das arsinal
oder Zeughaus besahen ; rüngs umbher mütt einer maur innge-
fast und beschlossenn, in der grosse als ein dein stättlin, würt
under der porta, do man inngeth, wacht gehalten; do einer ein
wöhr bey sich hat, mag einer solche nicht mitt inntragen. Am
inngang des gemelten arsinals zur. rechten handt wurden wür
ani ersten in denn keller gefuert, in wölchem ein zimlicher vor-
rath wein, wöloher unns zu versuechen geben wordenn; gleich
doneben ein besonder haus, auf dem einen theil oder ort des-
selbigen düe rueder zu denn gallea, so zum vorrath do sein in
IST
groser anzal, bösser abwärts zu der linckhen handt sein öttliche
heiserr aneinander, unden aller voll mütt geschiz von grossen
und deinen siuckhen, und oben uf voller Iiackfaen, spües, helle-
barten, wöhrenn, barnisch, banzer neben vül anderer kriiegs*
rüstung; gögen gemelten beüser oben zur rechten handt würt
gesehen ein groser häuf salbeter, wölcher zu dem bulvermachen
gebraucht wüii;, bösser hünumbwärts zur rechten heben düe
heüser an, dorunder vül schif, nauen, gallion, ittem pergatin,
fusti gallea und galeazen stöhn, wölche galeazen ein möchtig
gros gebey, gleich als ein castell oderr schloß gesehen werden?
und sein derer schif und gallea sehr vül, das einer ein halbe
stundt genueg zu gölm hat, büs er solche fürbey göth oder
heromber kompt, und stöhn gemelte schif mütt dem spüz harrt
am wasser, das maus zum vall der noth nun instossen darf. Her^
nach werden noch vül gallea und schiff gesehen, wölche süe zu
der zeit der armada von den Thürckhen erobert; düe werden
nicht mehr gebraucht, sein auch nach eroberung derselbigen
niemals mehr gebraucht worden, behalten solche gleichsam zu
einem spectacl. .
Ittem under einem besondern dach zue sehen düe gallea , uf
wölcher der herzog neben der herrschaft järlichen uf denn
uffert^tag pflegt das mör zu vermählen und einen gülden rüng
dorein würft, wölches mütt grosem trionph beschicht. Gemelte
gallea ist aller rot angestrichen und mütt gold gezüert, auch in
Sonderheit dozu gemacht, nicht als andere gallea, dann düe
sclaven oder galeotten, so an denn rudern züehen , unden ver-
döct sein, das mann derer keinen sieht, und ob inen ein gebey,
doruf der hei-zog und die senatores süzen.
Als man fürter göth, ein besonder gros haus und sahl , in
wölchem, als ich eracht, ob düe 100 weyber sein, düe änderst
nichts thuen, dann düe seegl neben, wölclie zu denn schiffen und
gallea gebraucht werden. Gleich lieben disem , nabjent dem thor
zu, als mann wüder hinus göth, ein sonder gros haus, in wöl-
chem öttliche sehr lange und grosse sähl voller krüegsrüstung,
als lannge röhr, spües, wehren, harnisch und dergleichen;
es werden sonderliche rüstungen, schillt und waafenn ge-
sehen, so vor öttlich hundert jähren im krüeg gebraucht wor-
den, beede ross und mann zu armiren.
158
Ittem in gemeltem arsinal werden vilerley liandtwerckhs-
leith besoldett und stöts underhaltenn, als do seinseyler, schmüd,
zimmeiieüth , hamischmacher, wafenschmid, armbroster, schif-
macher, bulvermacher und bichsenmeister, neben andern mehr
handtwerckhs und beyelchsleithen , derer öttlich hundert sein
yon jungen und alten, haben auch ihren sondern prüester und in
gemeltem arsinal eine kürchen.
Ich biin sonsten ohne düses noch 2 mal dorinnen gewesen,
als ich das andermal gehn Yönedig kommen, das ich solches
meinem begeren nach genugsam gesehen.
Als mann nun wüderombzuruckh am hinaus göhn ist, pflegt
man öttlichen personen ein trincgelt oder Verehrung zu geben.
Am heimgöhn nach der faerrbei^ wurden wür in der herm
bachaus gefiiert, ia wölchem bei 48 Öfen und manigmal 80, mehr
und wehniger, personen dorinnen schaffen, wölches durchaus
teütscbe böckhen sein, und würt kein anderr forot do gebacben
dan pöscoten, wölches harrt und 2 mal ingelegt würt, ein groser
yorrath von brot und ganze häufen mehl gleich als düe kreiden-
berg do gesehen werden, und kompt solches brot alles uf ihre,
der herrschaft schif und gallea, düe marinari, sclaven und an-
dere, wölche doruf sein, domitt zu speisen.
Von gemeltem haus besser abwärts gögen sanct Marco
stöhn stöths öttliche gallea uf ein fürsorg, gleichsam ein guardi,
wann sich onversehener sachen was zuetrüege bey tag oder
nacht, solche gleich köndten gebraucht werden; dann solche
aller armirt und das volckh tag' und nacht doruf ist.
Auf einen andern tag' fnieh morgens füebren unnsere 5
Teütsche uf einer gundula, wölche wür gedingt, erstlichen nach
dem closter sanct Jeörgen, gleich gögen sanct Marco yber, eines
von denn schönsten und stattlichsten, so innerhalb der statt und
a^issen umbher gelegen. Düe mönch, so dorinnen, sein alle vom
adl, geleben der regel sanct Benedict!. Innwenndüg von • sehr
schönem gebey neben einem lustigen garten, und würt noch
starck dorinnen gebaut, dann düe kirch noch nicht ausbereit
poch geziert, das dach derselbigen aller mit bley bedöct, und
ist gemeltes closter rings umbher beflossen.
Nicht yber ein röhr achuß gögen über fuehren wür nach
Giocca, gleichsam auch ein besondere insul , schmal aber sehr
159
lanng, an ixrölchem ort yüI schöner, groser gärten und lusthe üser
gesehen werden.
Von de faehren wür nach Mala Bocca, werden underwegen
noch öttliche clöster, wölche im mör stöhent, gesehen , auch bey
3 forteza, nun schlecht in das mör gese2t, mütt einer maur
umbfangen und mitt erdenn ausgefillt, sonder haus, hätten noch
Wohnungen, und mues das geschiz doruf gezogen werden. Solche
sein do, denn porto zue bewahren. Mala Bocca ist ein beson-
der dein stättlin, mehr theils von fuschern bewont. Bösser
hinaufwarts dem porto zu werden gesehen düe nauen oder
grose schif, wölche grosse und tüefe halber weitt under dem
wasserr göhn, das süe neher zu der statt nicht laufen mögen,
müesen also do us und inngeladen werden, wüe auch wann
solche grose nauen mit vollerr ladung hünkommen, mues
zuTor öttlich guet usgeladen werden, eh süe in porto laufen
mögen. Von do güengen wür zu fues langest denn mör büs nach
Lyo, aldo düe alt vöstung gögen dem mör stöhent, sehr weitt
begriffen, undt gleich gögenober der statt zue düe neye vöstung,
ein gewaltig gebey, rüngs umbher beflossen, dohün wür nicht
gefahren, dann müehsam hinein zu kommen ist. Und werden
uf disem lendlin, wölches bei 5 w. meil ianng , und ein wehnig
mer dann ^/s w. meil breitt, gleichsam als ein dämm gögen dem
hohen mör, vül fruchten gezogen von mancherley salat, augu-
rien, cucombri, meloni, erdöpffell und dergleichen. Zwischen
gemelten beden vöstungen, alt und ney Lyo, ist noch ein an-
derer porto oder einfahrt, aldo düe deinen schif und gallea
pflegen inlaufen, wölche dann gahr in düe statt büs für düe
douana, wölches das zoll oder waghaus, sich lögen könden.
Wür brachten also düsen tag mütt zu und fuehren gögen abent
wüder nach der statt.
Mouran, wölches ein besonder stättlin yrgend auf ein ^/4
stund wegs von der statt, dohün ich neben andern eines tags
gefahren, aldo zu sehen das glösermachen, derer öttliche heiser;
düe, so es verlegen, sein stattliche leit, werden in ihren laden
vül schöner, wunderbarlicher und selzammer glöser gesehen.
Wür wurden in öttliche schöne gärten, bey wölchen züerliche
und stattliche sommarheiser gebaut, gefuert ; sonsten wonen in
gemeltem stättlin mehrtheils füscher, ittem zu sehen das
160
fontego oder teUtsche haus , wölcbes ein herrlich wesen von
stattlichem gebey mütt vülen zimmer und 3 genng ob einander
gleich gögen gemeltem haus, yber dem canal, denn realto alt
und uey, aldo täglichen vormittag und abents däe kaufleüt ihr
Zusammenkunft haben.
Denn 15 Decembris, dem alten stilo nach, ^völches wahr
der 25 dem neyen nach, hielten süe denn christag, sähe ich
denn herzog neben der herrschaft ans dem palatio herunder iu
sanct Marxeu kürchen zu der mess göhu, wölches herrlich und
sehr wohl zu sehen, derogleichen in der Christenheit kein repu-
blica von sovil schöner alter personen gefunden würt, neben gro-
sem pracht und trionph, so zu festzeitten gehalten wärt. Düsen
tag ward der hauptaltar des chors in sanct Marco stattlieh ge-
züert, zum theil von den cleinodien aus dem schaz, neben vül
andern köstlichen sachen, so umbher stunden, und wurde des
tags zur Vesper eine herrliche musica gehalten.
Ittem es werden uf disehohe festtag heraussen uf sanct Marx
platz au dreyen underschidlichen hohen, glatten beümen an yedens
ein gros banier, doran der herrschaft wapn gemacht, ufgezogen
büs zu oberst an denn spüz, und hanngen solche denn selbigen
ganzen tag, und bedeitten solche 3 seylen düe 3 königreich, als
Vönedig, Candiam und Cypro (wölchtjs der zeütt nicht mehr
under ihrer gewalt) jedoch an statt desselbigenn königreichs,
halten und achten süe düe Yictoriam zur zeutt der armada, so
süe gögen dem Türckhen gehabt, wol so hoch oder je stattlicher
als vorgemelt königreich. Ittem zu sehen gleich oberhalb des
bogens der liauptthür, zu wölcher mann in sanct Marxn kürchen
göth , vüer schöner , kunstreicher gegossener pferdt von metall,
alle in gleicbor gröse, aber yedes uif ein andiere manier oder
art gegossen, sehr züerlich und wol gemacht., wüe dann solche
zu Gonstantinopoli in Gralata oder Pero genant, so gleich gögen
der statt yber, do dann mehrertheils Christen wohnen , gewesen
sein, wölche düe Vönetianer aldo erobert, wüe süe dann nach-
mals von do gehn Venetia sein gefüert wordenn.
Ittem es hat zu Vönedig öttlich tausehdt deiner schiflin,
wölche mann gondula nennt, düe ein mann regieren kahn, und
nören such düe selbigen allein mitt hin und wüder iuehren
des volckhs.
161
Ittem was düe thracht der kleidung under denn nobiles
oder magnifici, als süe genannt werden , betrift , göhn solche in
gleichen langen röckhen von schwarzem thuech und wüntters
zeutt mitt fohem fueter durchfüetert, so wol düe junge , so bey
20 jharen sein, als düe alten, dessgleichen auch düe consilier.
Also ist es auch mitt denn cleiDen schifflin oder gimdela be-
schaffenn, düe dörfen änderst nicht dann mütt schwarzem thuech
bedöct sein ; dann so kein verbot noch gleichheit gehalten würt,
sollte ein yberschwenkliche köstlichkeitt, pracht und hofart
under ihnen gebraucht werdenn. Was aber düe ampassatores
als des keysers, könügs von Frankreich, Poln und von andern
orten belanngt, denselbigen herren würt hüerinnen kein ordung
gegebenn.
Düe weyber betröffendt, göhn solche wenig aus, dann uf fest
oder feirtag pflegen düe edlen frauen zu der mess und vesper in
düe kürchen gehn; und sein solche personen sehr lanng und hoch,
höher dann düe mann: düe ursach desselbigen ist, das manche
frau bantoflen tregt mehr dann ein halbe ein hoch, das süe allein
nicht wol gehn kan; haben allzeütt ein magt oder alt weih
neben inen gehn, doran süe sich halten oder düe süe füert, und
dann noch ein andere magt oder kleinen jungen, wölcher ihr
denn schwänz vom rockh nachtrögt ; under dem angesicht nicht
verdöct, wüe auch vornen aller blos, büs mehr dann halben theil
der züttsen, vornen oberhalb der stürnen das haar hoch iber-
sich gewundenn gleich als zwey hörnerr, haben sommerszeütt
düe frauen und junckfrauen grose müeh und arbeitt mütt dem
haar blaichen, wölches manche öttlich jähr oder sommerr nach-
einander threibt, do süe täglich des morgens öttlich stundt
lanng an der sonnen süzt, domütt süe ein schön weüs haar be-
komm. Was stattlicher weyber sein, pflegen am blosenn halls
ein schnurr von köstlichen feinberlen zu tragen, do etwann ein
solche schnür mehr dann 1000 costett oder wert ist, dann güldene
köttin zu tragen ist under ihnen nicht gebreichig.
Düe junckfrauen belangend, göhn düeselbigen uf der gassen
verdöct und in den kürchen döckhen süe such auch nicht uf,
haben ein zartt, rein weüs thuch, gleich als ein crepp, durch
wölches süe wol sehenn könden, dasselbige bedöckt süe büs uf
düe weiche, hünden so wol als vornen. Was aber curtisana sein,
Kieehel. 1 1
162
düe dörfen auch nicht öffentlich in düe kürchen göhn, domütt
mann aber süe könne und den underscheid sehe, so müesen düe-
selbigen ein schwarz thuech yberdöckhen.
Ittem zu Vönedüg zu sehen das wachs bleichen, das es
Bchnehweüs würt , ist ein besonder gros haus, einem edelmann
gehörig; in dem selbigen ein garten, in wölchem sonderhche do-
zu erbautte ingefassete treg von holz gemacht, dohün das
wachs an düe sonn gelegt, offtermaln umbgekört und also durch
TÜl müeh und arbeitt weüs gemacht würt. In gemeltem haus
würt auch der zuckher finirt und geleittert, und ist neben sol-
chem garten noch zwen andere , als ein lust und fruchtgarten
zu sehenn, so alles gemeltem edlqaan zustöndüg.
Als wür nun bey 4 wochen zu Vönedig wahren, und
zwischen der zeitt verküefen meine 2 geförten ihre pfert, dann
es müesam weytter hinein zu reysen ist mitt eignen pferten,
sonderlichen einem, der die sprach nicht kann , derowegen ich
mein pfert auch hüngab. Und begögnete mür ein schlemmer
schickh mütt einen Teütschen, nahent bey Strasburg seshaft,
genant Magnus Düeterlin, ein mann ob düe 50 jähr, der auch
in unnser herberg lag. Eines morgens wolt ein Franzos mein
pfert besehen, dann er müer anzeigt, were bericht worden , ich
hette ein pfert zu Mesters stöhn, so zu verkaufen, also ich mitt
gemeltem Franzosen uf einer gondula hünaus fuer und fuer
obgemelter Magnus Düeterlin auch mitt. Als wür zu Margera
ustigen und voUent nach Mesters güengen, indem redet düser
alte mitt dem Franzosen, dann er was wehnigs französisch
kondte, sagt wüder ine, das er sich mitt meinem pfert zu kaufen
nicht einliesse, noch einig boot doruf legte, dorfür er in als
einen unbekannten, gueten freind wolle gewarnet haben, dan das
pfert daug nichts, er werde es nicht fortbringen mögen, neben
andern YÜl mehr wortten, onangesehen er mein pfert niemals
gesehen. Als wir hinus kamen, lües ich dem Franzosen das
pfert fürreütten, wölches sehr frisch und muetig, dann es noch
jung und erst 5 järig ward, und beschach düs verrachten , das
eben der jhenige das pfert selber begerte zu kaufen, als auch
hernach beschehen. Nun befrömbdte mich nicht wehnig, das
mir der Franzos das pfert nicht abfeilsete, noch zu wissen be-
gerte, wüe theyer ichs acht; fuehren also wüder nach der statt.
163
Über 2 oder 3 tag hernach begert düser alte, wölcher miier
zuvor mein pfert so hoch veracht, und begert solches zu kau-
fen; indem kompt der vorgemelte Franzos für düe herrberg,
last mich zu ime herab fordern, fragt, ob ich mein pfert noch
hab, sagt ich ime, das ichs gleich in diser stund dem Teütschen
verkauft, wölcher jüngsten mütt draussen gewesen, verwundert
er sich hoch, höbt müer an zu erzölen , was er am hinausfahren
nach Mesters wüder ine gesagt und wüe er mein pfert verachtet,
als hüeoben angerögt ; doruf der Franzos sagt, er wolle diesem
mann solche reden ohnverholen selbst erzölen in beysein mei-
nerr , wüe ich ime dann hemacher solches ufrupfte, dessen er
nicht gestöndig sein wolt, und gögen einander in Uneinigkeit ge-
rathen, dann ichs ime harrt verwisen, das er als ein alter mann
dessen sich schämen sollte.
Denn 17 des monats Decembris vermeint ich von Vönedüg
zu verreisenn, aber wegen des ungewitters und sturmwindts
muest ich disen wie auch volgenden tag noch aldo verharren.
Denn 19 düs of 3 stund in tag fuer ich neben vülgemelten
meinen beden gevörten, wüe auch vüer Caputschinermönch,
öttliche alte weyberr sampt andern mehr passaschiri auf einer
barcavon Vönedig hünweg, hatten halben wund, küelt sehr frisch
uf. Als wür nun Malamocca fürbey kamen, güengen düe wellen
aus der see hereiner, das düe barca of der einen seytten aller im
wasser güeng, düe mönch sezten sich unden in düe barca, döcten
sich aller zue, dann süe nicht zusehen kondten, wüe uns dann düe
zeütt auch lanng ward, büs wür denn porto fürbey kahmen, wüe
wür dann gahr nahend in 2V2 stundt gehn Giosa gefahren sein,
wölches von Vönedüg 25 w. meil, aldo wür düsen tag verhar-
reten. Ein dein, aber vöst ort, mehr theils beflossen, vül vüscher
do wohnhaft, und ist solches under der Vönedigerr gebüet.
Denn 20 düs morgens früe reiset ich neben meinen beden
gevörten und einem Franzosen zu pfert von do hünweg , namen
düe halbe post von yedem ort zum andern , gübt underwegen
sehr vül flüesende wasser, yber wölche mann zu schiff fahren
mues, zum theil breitt, dann süe nahent von do in das mör lau-
fen, und rüten wür des tags 78 w. meil, kamen uf düe nacht in
ein dorf Primär genant, dem röhmischen stuel oder Bapst gehörig.
Denn 21 düs des morgens früeh von do hünweg, kamen
11*
164
of denn mitag gehn Ravenna, ein grose und uhralte statt, in der
Marckh gelegen, under dem Bapst, hart am mör. üf düe nacht
kamen wür in ein stättlin, Casenati genant, auch in der Marck,
lügt 38 meil von dem vorigen nachtlägerr.
Denn 22 düs morgens vor tags von do hünweg, dann wür in
der vohrstatt düe nacht gehliben, und kamen nachmittag gehn
Pesaro, ein schöne, wolerbaute, züerliche statt, sehr vöst , harrt
am mör und under dem herzog von ürbün, wölcher dozumal do
wahr, dann er sonsten sein residentz zu Urbin pflegt haben;
riten noch düsen abent gehn Senagali, gleichwol wür erst spat
dohün kamen : ein dein aber sehr vost stättlin , harrt am mör
gelegen; sein also düsen tag 60 meil gerittenn.
Denn 23 düs von do hünweg reyt mann stöts am mör büs
nahent bey Äncona, dohün wür of den mittag kamen , ein alte,
zimlich grosse und vöste statt, aldo auch feine handlung, dann
es ein porto des mors, do vül schif ankommen, so von Ragusa
und ausTürckhey dohün seglen. Düe statt ist sehr bergüg, oben
auf der höhe ein castell; düses ort ist auch noch in der Marck
und under dem Papst, do sich einerr der religion halber wol
still und ingezogen halten mag, dann sehr guete achtung uf
frembde leüth gegeben würt.
Denn 24 und 25 verharreten wür, aldo auch der Nüderlen-
der der mütt müer von Dannzig abreysete , verbliben , dann er
einen bruder do wohnhaft, wölcherr in Türckhey handelt.
Denn 26 düs uf 2 stund in tag reyset ich wüe auch der
herr Haas und vorgemelter Franzos, mütt dem procatzscho
oder ordinari hotten aus Rom von do hünweg, kamen of das
morgenessen gehn Loreto, aldo wür in die kürchen gangen, wüe
auch in düe capella, do unns das heülthomb gezeigt, doneben in
der sacristi vül schöner und köstlicher sachen unns gewisen wor-
den. Und ist dises Loretto ein deines stättlin, beschlossen aber
nicht vöst, lügt zimlich hoch und uf ein halbe stund nahent am
mör. Uf den abent kahmen wür gehn Matscheratä, ein statt
under dem Bapst gelegen, ligt von Ancona 28 meil.
Denn 27 düs am morgens früe von do hünweg, und kam
in vorgemeltr statt des abents ein romanische curtisana zu unns
in die herrberg, wölche auch neben uns mitt dem procatscho
büs gehn Rom wollt, als auch beschehen; wüe süe dann sehr wol
169
zae pfert saas, auch öttlich maln mitt unsereiaem in die wött
lief; dise rüt mitt denn beinen gleich als ein mannsperson und uf
yederseitt ein steegreif. Des mittags kamen wür in ein statt
Tolintino genant und uf die nacht gehn Seraval, ein dorf, do wür
bliben; ligt 32 meil von Matscherata.
Denn 28 düs von do hünweg, kamen uf denn mittag in ein
statt, genant Foulin, und uf denn abent in ein andere, Spoleti ;
underwegen sehr guete und fruchtbare landschaft, wüe auch
vil fliesender wasser, und sein des tags nicht mehr dann 26 meil
geritten.
Denn 29 düs von Spoleti hünweg, und ward disen tag sehr
hesslich wetter von regen und starckhem wündt, kamen ongevahr
1 stund in düe nacht in ein dorf, Borgetto genant, aldo wür
düe nacht verharrt , wölches von obgemeltem nachtläger 30 meil.
Denn 30 düs von do hünweg , und daurt das regenwetterr
immerr fort, das wür disen tag nicht mehr dann 1 6 meil rey-
seten, und uf ein stund nachmittag kamen wür in ein dorf,
Castell novo genant, aldo wür voUent denn tag und nacht ver-
harreten.
Denn 31 Decembris, als denn lotsten tag des 86 jars, des
morgenns von do hünweg, kamen noch vormittag in düe alte
weittberembte statt Rom, aldo wür unnsern innker beym
Schwert namen. Ist von dem dorf, dovon wür des morgens aus-
riten, 14 meil. Dem getreyen, üben gott seye lob und danckh
gesagt für dises vergangen jähr, das er mich so gnediglichen
behüetet, der verleihe und gebe auch kinftiges gnad und seinen
segen, amen.
Borna ist sehr gros und weütlef, aldo einer öttliche tag
zu schaffen mitt hün und wüderlaufen , düe kürchen, clösterr,
deroselbenn reliquia und heilthomben, ittem palatia, lustgart-
ten, wüe auch das castell sanct Angelo, neben öttlichen pläzen,
uffgerichte hohenn seylenn oder pfeilern, der Römer rathaus
auch sonsten vül andere alte gebey sowol inn als usserhalb der
statt zu sehen.
Underwegen zwischen Ancona und Rom kam einTeütscherr
vom adell aus Mörrherrn zu unns, wölcher von Perusa reysete
und seinen innker auch beim Schwert nam; derselbige ward
im collegio germanico und den Jesuitten sehr wol bekannt,
16«
dann er ein steiflfer catolicus. Wer also zuvor nimals zu Rom
gewesen, will ime in allweg gebürenn, in einem tag düe süben
kürchen visitiren und besuechen, als do ist sanct Petters kürch,
sanct Maria mayor, sanct Paul auf ein teütsche meil usserhalb
der statt; in derselbigen werden gesehen 3 quellende wasser-
bronnen, irgent drey schritt weyt einer vom andern, als man
flirgibt, solle sanct Paulus an derselbigen stött enthauptet sein
wordenn, und als das haupt herunder gevallen, soll es noch 3
spring gethon haben, und yedesmahl den namen Ihesus ge-
ruefen haben, dannenher dise 3 bronnenquell als baldt hernach
entsprungen sein soUenn. Was nun düe andern kürchen anlangt,
wurden unns vil reliquia und heilthomb, so unns durch drey
Jhesuiten, wölche mitt uns gingen, zu sehen zuwegen gebracht
worden, und bringt einer einen ganzenn tag domitt zue , lauft
sich einer auch wohl müed, eh er düe gedachte süben kürchen
alle visitiert, und do einer solche pro devotione besuecht, soll er
nichts essen noch trinckhen, büs er ganz heromber kompt.
Aber es wolt müer zeütt zu lanng werden , das ich underwegen
innkert und ein wenig coUation machte.
Denn 4 tag January anno 87 güeng obgemelter vom adl,
herrHaas und ich des morgens in des Papst palatium, denn ich
vernommen, das disen tag ein consistorium gehalten werden
sollte, aldo man päpstliche heiligkeüt sehen mag. Do es aber
ein consistorium secretum, als es dozumal gewesen, lest man
nimand frembder in denn sahl. Und hatten wür sonderlichen
zue geniesen des hüevor gemelten herm M. von Düetrichstein,
neben wölchem ich zu Vönedig in denn schaz kam, der dann
durch Vergünstigung in das consistorium ingelassen wurd , wölchem
wür gleich gevolgt und unns als seine düener ausgaben ; dann
gedachter herr dem Papst, als er am herunder göhn denn
banttoffl oder das weysse crucifix, so doruf gemacht, gekust,
undt sähe ich in einem grosen sahl erstlichen den papst, welcher
oben an und auf einen stuel besonder süzt, neben ime zu beden
seitten auch für ime und sonsten umbher sassen düe cardinäl,
derer ich in düe 40 dozumal gezölt, wölche mitt im rath wah-
ren, ingemein (doch nicht alle) in gleichen langen röckhen von
roter scharlackh oder anderm köstlichen lackhen oder thuech
angethon. Als wüer bey einer vüertelstund lanng dorinnen,
167
güengen wür wüderromben herusserr, und wurde unns durch
einen Teütscben gewisen, erstlichen des Papsts schlaf und stu-
diercamerr, neben derselbigen denn lanngen sah! , in wölchem
zu bedenn theilen zwischen den finstern an der wannd alle fiir-
nembste stött durch ganz Ittaliam züerlichen abgerissen und
contrafeht sein ; gleich gögen dem inngang iber des Papst capell,
in derselbigen er mess hört, so er nicht herunder in sanct Peter
göth. Sonsten ist sanct Peters kürch sonderlichen wol zu sehen :
was das neye gebey anlangt, do solches volvirt und zum ende
gebracht, würt es ein so herrlich und stattlich werckk, dero-
gleichen weitt nicht zu sehen. In gemeltterr kiirchen zu der
rechten handt zu sehen düe capell des abgestorbnen Papst Gre-
gory des 1 3 düs namens, wölche züerlich , stattlich und schön
erbauen ; was wehnigs bösser ufwarts nahent in der mitte des
chors ein sehr alte capell ganz schlecht erbauen, in derselbigen,
als fürgeben würt, das corpus sanct Petri ligen solle , gleichwol
sein haupt in der kürchen sanct Johann Lateran gezeigt und
gewisen würt neben dem haupt des apostels Pauly. In diser
capell hört ich mess süngen, wölcher päpstliche heyligkeit neben
vülen cardinäln selber beywohnete, der Papst hatte einen
langen, weysen, damastn rockh an, auf dem haupt gleichsam ein
bischofs huet, zu der rechten band sas der cardinal Farnesius,
und zu des Papsts linckhen handt sein nepot oder befreindterr,
der cardinal Montalto, noch ein junger herr von 19 oder 20
jähr. Düe mess oder das ampt wurde durch einen cardinal
celebrirt, neben zweyen büschoflfen, wölche ime zu altar düenten.
Es wurde nach ausgang des ampts eine treffentliche musica ge-
halten ; als solche ein ende hatt, lües sich der Papst durch düe
kürchen büs in das palatium tragen, wölches ein ganz gravitö-
tisch ansehen, dann es ein gebey gleichsam einer bruckhen,
zimlich hoch, uf demselbigen ein schöner stuel, doruf er sizt,
dorunder göhn öttliche personen, wölche in uf denn achslen
tragen.
Sonsten ist des Papst palatium wol zu sehen , in wölchem
vil schöner sahlzimmer und gemach, ausserhalb desselbigen sein
guardy, düe Schweizer, derer stöts bey 200 sein. Ittem für sanct
Peters kürchen uf dem plaz zu sehen düe Gulia oder schöne
hohe seyl, wölche vor diesem hinder gedachter kirchen eines
168
theils tüef in der erden gestanden, gleich gögen dem Campo
sancto ober, aldo der Teütschen kürch ist, wölche von yezigem
Papst, Sixto V düs namens, in das werckh gebracht auch züerlich
und kunstlich uf sanct Peters plaz ufgericht worden. Solche
seyl scheint in der höhe als ein gemein haus, und unden, do
BÜe am dickhesten, bey 4 clofterr, dann sie nicht rondt sondern
fueröckhent, und ufwarts sich immer zuspizt und deiner ist,
und ist sich wol zuverwundem, das gemelte seyl ein fondament
hat irgendt zweyerr mann hoch von der erden , doruf stöth süe
auf 4 metallenen kugeln , das düe 4 wund dodurch göhn , und
holt süe wöder eysene hackhen , pfeüler oder anders, sondern
süe stöth lödig und blos auf gemelte 4 kugeln; wüe dann auch
ein gleichförmige seyl zu Constantinopoli, uf dem plaz Athme-
nam ufgericht, gesehen würt.
Ittemzu sehen düe gewaltige seyl colonna historiata, wölche
vor jaren von denn Römern zu einem trionph ufgericht worden,
so innwendig alle hool, das mann büs oben auf hat göhn mögen,
ausenher von unden ahn büs oben mitt schönen züerlichen histo-
rien, wüe dannzu Constantinopoli ebenmessiger seyln gesehen würt.
Ittem zu sehen düe gewaltige hohe und grose gegossene
seylen, so am inngang der kürchen la Rotonda genant, wölche
düe ölteste in Rom sein soll, in düe ronde erbauen und oben
in der mitt nicht bedöct, gleich als der eine theül des tempels
zu Iherusalem, under wölchem das heilige grab stöth ; gemelte
kürch ist mitt bley bedöct und kann mann oben rüng umb-
her göhn.
Ittem zu sehen der Römer rathaus, ausserhalb desselbigen
vül alte gebey, so zum theil vervallen, andere so noch stöhn, als
düe porta trionphales, das vervalne keyserliche palatium Diocle-
tiani, wüe auch das gewaltige grose gebey, CoUiseo genant,
wölches gros und weyt umbfangen, auch gannz in düe ronde er-
bauen. Und ist müt Rom beschaffen , do einer ein ganzes jähr
aldo verharret, hat er täglich genug zu thuen, von einem ort zu
dem andern zu göhn, sonderlichen für einen, der geistliche
Sachen und vül heilthomb zu sehen begert; dovon dann ein be-
sonder tractetleinbeschriben würt, derowegen ichs kürze halberr
beruehen laas. Sonsten left das wasserr, düe Tüber genant, gahr
nahent mitten durch düe statt, wölcher fluß an ime selber sehr
l«9
thrieb, gleich als der Nilus in Ägipten, do aber gemelt wasser
öttlich stund lanng in einem geschirr siötb, würt es ganz elar
und lautterr, das es eben so guet zum thrinckhen als zum
kochen mag gebraucht werden. Als ich nun bey 14 tag lanng
in Rom still gelegen, reysete ich wie auch der herr Haas denn
14 düs von do hüuweg, dingten müt dem procatscho, das er
unns beritten machte und büs göhn Napoli verzört, wüe dann
bey 60 pfert in compagnia wahren, von edleitt, kaufleit and in
düe 20 münch aus Calabria und Sicilia, der mehrertail zehr-
hafte und bescheidthone brüeder; rüten also disen tag in ein
statt, 20 meil von Bom, Velletry genant, under dem Papst.
Denn 15 düs morgens früeh von do hünweg kamen des
abents auf ein einöde Casa nova genant, 21 meil von Velletry.
Denn 16 düs mütt dem tag von do hünweg, und kamen uf
das morgenessen gehn Terracina, ein alte statt und düe lotste
in des Papsts gebüet gögen dem reich Napoli, lügt nahent dem
mör. Uf das nachtlägerr kamen wür in ein stättlin, Fondt ge-
nant, im königreich Napoli gelegen, an einem lustigen und
fruchtbaren ort, 27 meil von dem vorigen nachtläger.
Denn 1 7 düs, am morgen von Fondt hinweg , hat es eilten
langenn gepflasterten weg, gleich als ein spöckh, wölcher büs
an das gebürg reicht. Underwegen kam ein so ungeheüerr
Wetter an unns von steinen gleich als ein hagel, neben einem so
ungewonlichen starckhen wündt, dero gleichen ich niemals ge-
fühlt, das ich mitt warheit schreiben mag, der wind einen un-
der der compagnia vom pfert herunder gewehet und konden
düe, so schwache pfert hatten, nicht strackh mehr fort reitten,
das süe der wund von der spöckh herunder thribe: also sich
unnser öttliche versamleten, dickh und steüff beisamen hüelten,
ettwann ein halbe stundt büs düe furia füriber ward und der
wind was nachlües. Als wür das gebürg erreichten, wahren wür
für dem wund sicher, und hatt solches wetter grosen schaden
gethan, al wür hernach zu Napoli erfahren, zum theil gesehen,
sonderlichen uf dem mör; kamen also disen abent in ein dorf
genant Gasscadt, 23 meil von Fondt. Eh wür dohün kamen,
hatten wür underwegen ein wasser zu passiren, yber wölches ein
iberfahrt. Düeweil solches so ungestüm wahr, wolte kein er der .
erste hinibert sein, sähe immer einer uf denn andern, endlichen
170
machte ich und mein gefört wäe auch der procatscho und dann
noch ihre zwen, düe unns folgten, einen anfang, springten unsere
pfert inn und fuehren hinihert, dann düe barca nicht zuvil
tragen mochte, kam also immer ein theil nach dem andern.
Denn 18 düs den tag von do hünweg, kompt mann von do
aus gleich aus dem gebürg uf schöne, ebene auch fruchtbare
und gute landschaft, bedes von korrn und weinwachs, wüe auch
andere fruchten. Disen tag umb vesperrzeütt kamen wür
gehn Napoli, wölches 32 meil von dem vorigen nachtlägerr,
aldo ich meinen einker bei dem teütschen würt zum schwarzen
Adlerr, Düeterich Breitbach genant, genommen, in wölcher herr-
berg auch vorgemeltr herr von Düetrichstein zu herberg läge,
der dann volgenden tag nach Püzol, die antiquiteten und an-
dere wunder, wölche do zu sehen, hin zu reisenn willens. Den
lüs ich und mein gefört durch den würt anröden und bitten, do
es ihr gnaden nicht zuwider wehre, ob wür umb unnser gebür
neben ime möchten hinaus komen, (dann durch einen herm
immer mehr zu sehen bekommpt, dann wann einer allein oder
selbander ist) ; derowegen er sich durch denn würt erbotten, wür
mögen wol mittfahren, seye ime nicht zuwiderr.
Denn 19 düs uf 2 stund in tag fuer gemelter herr mitt
zweyen gutschenn hinaus, nam drey Jhesuiten mitt sich , und
fuer ich, mein gefört, wüe auch unser wüert und des herrn diner
uf der andern gutschen; als wir in düe vohrstaat kamen, hüelt
der Jhesuiten einer zuvor mess in einem closter, wölches harrt
am mör lügt. Nach Vollendung derselbigen sasen wür wüder
uf düe gutschen und fuehren vollent nach Püzol, wölches von
Napoli 8 meil, aldo der würt erstlichen beim gubernator umb
licentiam anhüelte, düe ort zu besehen, wölches von ime ver-
gunt worden. Und lügt gemelt stättlin hart am mör, ist doch
nicht beschlossen noch mitt mauren umbfangen. Düeweyl aber
öttUche ort, als das warme bad, do der Ursus oder Ursprung,
düe grotta, da Sybilia weissaget, düe Cento Gamerelli und an-
ders mehr jheneseüt des arms vom mör lügen, nam der herr
2 barca und fuehren strackhs hiniber, namen einen mann ans
dem fleckhen, wölcherr der ort wol erfahren mitt unns, wüe
auch 3 dorschen oder wündliechter, umbwillen öttliche ort^
under der erden, das mann one iiecht nichts sehen kann. Als
171
wür hinibert kamen und vom land austigen, besaiten wur erst-
lichen das ort der 100 camern, so tüef under der erden, do
man ohne lüecht nichts sieht, wölches ein weytt begriffen gebey,
deine, enge, aber zimliche hohe gewölbte gemach mitt nidem
thürlin, das sich einer sehr buckhen mues. Und sein solche
in der grose, weitte nnd höhe einander durchaus gleich, göth
immer eines in das ander; als mann sagt, solle der tirann Nero
seine gefangne Christen dorinnen gehalten haben; do er ein
spasso oder kurzweil hat haben wollen, soll er öttliche heruffr
geschaft haben, wölche er mitt löwen, beeren oder andern wilr
denn thüeren hat zerreissen lassen. Do einer nun in öttliche
derer camern kompt, ime das lüecht ausleschen sollte, köndte
er wol dorinnen verderben, do er nicht einen bey sich hat, der
diser ort bericht ist, dann immer ein gemach in das ander göth,
doch nicht der lenge nach, sondern gleich sowol auf beede seifr-
ten, und hat yedes zwen in drey nüdere aus oder inngang.
Nücht ferm doron kamen wiir in ein ander gros gebey auch
tüef under der erden, gleilwol es eine stügen hinunder hat,
unden das gewölb mitt schönen starckhen pfeilem besözt und
sehr tüef von wasser; ob nun solches durch regenn oder andere
quell hinein kompt, khann ich nicht wissen, dann es oben uf
aller inngevallen.
Am hinundergöhn zum badt würdt in einer grotta nicht
yber eines manns tüef ein fein, züerlich gemach gesehen, in
wölchem düe muter des keysers Neronis solle begraben ligen;
ist innwendig frei ausbereit, rüngs umbher mitt füguren, wölche
in laim oder weyche stein gedruct sein. Gleich dobey zur rech-
ten handt gögen dem mör zimlich hoch hat es ein castell, so
zimlich vöst, dann es uf einenn fölsen erbauen und mütt span-
nischem krüegsvolckh besözt ist.
Nicht weitt füran kompt mann zu dem palatio Neronis, wie
wol solches aller zerstört, das oberhalb der erden am wehnig-
sten kein gebey mehr gesehen würt, dann öttliche fundamenta.
An gemeltem ort geth mann auch zu dem Ursprung des warmen
bads, wölcher weeg durch einen berg gegraben in der höhe als
ein gemeine halbe manslenge, und hat einer bey V* stund lanng
zu göhn, immer was wehnigs abwärts, werden windlüechter dorzu
gebraucht. Als ich nun irgend eines steinwurfs weitt hinein
178
kam, muest ich hüz halber wüder zuruckh; als ich herusser
kam, ward einer aus dem fleckhen do, der sagt, ich solle im
vplgen, mich uf das niderst buckhen, als ich immer könde, gieng
düe hüz und der dampf yber müer hinaus. Es wolte müer der
gang zu lanng sein, das ich öttlichmahln gedacht umbzukeren
umbwillen der grosen hüz, das einem der schweiß herunder lüef,
gleich als wann mann wasser yber einen abgües ; volgt also büs
zu dem Ursprung, wölches gleich als ein kössl oder ronder bronn,
und das wasserr so heüss, das ein huen gleich gebriet ist, so
maus hinein stöst; ich woltt auch erfahren, wüe warm düses
wasser seye, that düe eine band hinein, brannt mich, das ichs
öttlich tag hernach fühlet. Wür eylten wegen der grosen hüz
sehr wüder zuruckh; als wür zum ausgang kamen, dorften wür
nicht gleich an luft göhn, sondern muesten zuvor ein wenig
abküehlen, büs der schweiß ein wehnig vergüeng. Nicht fern
doYon ist das badt, wölches wür auch besehen, wölches sehr ver-
gangen, verwiest, zum theil ingevaUen, und ist das wasser, wüe
es vom berg heronder left, so warm, das es ein person erleiden
mag, dorinnen zu baden, wüe dann järUchen gögen dem sommer
vül volckhs aus der statt dohin züeht, wüe auch an andere hüe
umbligende örter, wölche bad für vül seychen und schaden heil-
sam, nuzlich und guet sein.
Nahent bey gemeltem badt würt gesehen ein alt, vervalln,
gemahlt gebey, gleichsam einer kürchen, wölches der templ
AppoUinis solle gewesen sein. Auf ein welsche meil dovon kompt
mann zu der grotta, fn wölcherr Sibillia solle geweisagt haben,
mues einer schier aller uf dem bauch hinein kriechen, dann es
von ausen her aller zervallen. So baldt mann aber uf 10 in 12
schritt hineinkompt (doch under der erden, das mann keinen
schein vom tag hat, und ohne lüechter nichts sehen kahn), hat
einen sehr lanngen ganng, in der breytte, das zwen wagen neben
einander fahren köndten, und gleichsam oben gewölbt. Als mann
nun weyt hinein kompt, hat es zu der rechten handt einen dei-
nen, sehr niedem eingang, gleich als ein deine kamer, in wöl-
eher die Sybillia solle gewesen sein, als süe ge weissagt, und
solle das volckh herausen in gemeltem langen ganng gewesen
sein, düe so ihr zuegehört; doch solle süe von keinem der zue-
hörer gesehen sein worden. Und ist noch hünder düser camer
173
ein ander gemach, für wölchem ein maur eines manns hoch,
würt gesagt, seye der Sybillia badt gewesen.
Von diser grotta giiengen wür dem mör zu, sasen in die
barca und fuehren wilder nach dem stättlin; und ist underwe-
gen zu der linkhen handt ein zimlicher berg, an wölchem ort
bey mannsgedenckhen wasser oder ein stille seh do gewesen,
und solle sich der gemelte berrg in 24 stunden uffgeworfen ha-
ben, wüe dann noch leüth in dem stättlin, wölche solches ge-
denckhen. Ittem auch zu sehen am gestad, do wür austigen,
düe gewaltige joch oder pfeiler, derer noch öttliche sein, in das
ofl&ie mör gebaut; als gesagt würt, solle es ein bruckhen von
do yber denn arm des mors büs zu jhener seytten gehabt ha-
ben, wüe das noch der augenschein mitt denn pf eilern, wölche
zu sehen und weytt in das mör hinein reichen, genugsam aus-
weisen.
Als wür nun zu Püziol einen trunckh gethun, güengen wür
nach dem schweblberg; underwegen zu der linckhen handt würt
gesehen ein alt gebey, so vor zeitten düe schuel Virgily, des
poeten, gewesen sein solle, als ünns gesagt worden.
Fortan kompt mann zu dem schweblberg, wölcher gros
und weytt begriffen, derselbige tag und nacht brennt, ein
ungeheyer, abscheilich und gevährlich ort: dann es an vilen
orten do einer geth, undenn aller ausgebrannt und hol, das
sich das erdrich oftermahln senct undt under einem innfoUt,
wüe dann erst kurz verschiner tagen des vicere trabanten
einer gebliben, wölcher 3 Teütsche vom adl hinaus gefüert,
denselbigen düe antiquiteten zu weisen; süe rütenn, und solle
gleich des tags geregnet haben , wüe es dann ohne das an
dem berrg stöts sehr hehl und schlipferig, das des gedachten
trabanten pfert mitt ihme gevallen und in ein grueben geschla-
gen, das er durch düe ongeheüre hüz und feyrflammen gleich
todt gewesen, aber das pferdt hat sich herusser gerissenn.
Von do hat es noch ein gueten theil wegs nach der vergiftn
grotta, wölche mann düe hundtsgrueben nennet; gleich dobey
ist ein dein haus, in wölchem ein armer mann wohnet, der einen
hund dorin laufen lües an einem strickh angebunden. Als nun
der hund so lanrig drinnen wahr, das einer hundert zöhlen
möchte, füel er gleich umb, ward do für todt, zog ine am strickh
174
berauser. Gleich neben der grotta hat es einen deich, wölches
wasser ein besondere natur oder eygenschaft haben mues, stöst
also denn hundt 2 in 3mal dorein, legt in hirnach am gestad
nider, ist er ein deine zeüt do für todt, gibt am wehnigsten kein
lebendüg zeichen von ime, büs iber ein weyl kompt ime von
erst der athem, nachmals thuet er düe äugen auf, ströct düe
glüderr, wendet sich hün und wilder, büs er zulötst ufston wil,
föllt er wol öttlichmal donider, dann nicht sovil craft noch
störckh in ime ist, büs er ein wehnig ruewet, dann höbt er
wilder an zue göhn. Und ist müer gesagt worden, das uf ein
zeütt einer von des königs ampassators aus Francklireich düe-
ner in gemelte grotta gerochen oder eingangen, zu erfahren,
was doch dorinnen steckhe, weyl er sich aber zu lanng dorinnen
ufgehalten, ist er umbgevallen und todt bliben, das kein baden
oder waschen mehr an ime hat helfen wollen. Ist augenschein-
lich zu sehen, das es ain sehr vergift loch sein mues, dann es
hangen tropfen dorinn gleich als wüe eyttter, in der gröse als
gemeine haselnuß. Es sein sonsten nach der statt zue noch
öttliche badt undt andere mehr sachen zue sehen, düeweil es
aber eben spath und uns düe nacht ibereilet, lüesen wür solche
ort zu sehen underwegen, sasen uf düe gutschen und fuehren
nach der statt, kamen gleichwol erst ein stund in düe nacht
zu dem thor hinein, und ist gemelt Piziol acht meil ausser der
statt Napoli.
Ittem zu sehen düe mechtige porta, durch wölche mann
züecht, so man nach Piziol züecht, aller durch einen lebendigen
fölsen gegraben und nahent einer welschen meil lanng, so breit,
das ein wagen dem andern weichen kann, an öttlichen orten
in der höhe zweyer reichspües, obenuf mitt dem fÖlsen bedöct,
hat drey lüechter, als am inngang ein innfalland liecht, sowol
auch in der mitte und ende oder ausgang desselbigen, ein
werckhe, wölches mitt merklichen costen, müeh und arbeit
erbauen, wölches durch Virgilium poeta solle angeben sein
worden, wüe dann sein epitaphium oberhalb der porta zur
linckhen handt am hinausreysen zu sehenn, aldo er auch be-
graben sein solle, wüewol öttliche wollen, sein corpos seye
von do durch practica nach Senis gebracht worden, wölches
sein vatterland ist.
176
Ittem zu sehen das gewaltige castell, sanct Deimo genannt,
innerhalb der statt hoch ufm berrg, das es düe ganze statt iber-
reicht, uf einen folsen erbauen. Am eiugehn würt gesehen, das
düe fölsen hün und wilder durchgraben, und ist düses haus mitt
spannischem krüegsvolckh besözt, mütt groben geschiz sehr woU
versehen, wüe ich dann under andern das sächsische wapen uf
einem stuckh gegossen befunden.
Ittem undenn in der statt hart am mör zu sehen das ca-
stell sanct Angello, sehr vöst und starckh, gros und weüt be-
griffen, do ich anh drey in 4 grose stuckh mitt dem sächsischen
wapen sähe; gemeltt castell ist auch mitt Spannier besözt.
Neben düsen beden ist noch ein ander dein castell, Ovo
genannt, mütt einem hohen grosen ronden thurn, so hart am
mör stöhett, gleichsam als ein insul, dann es ein bruckhen hin-
ibert, und umbher vom mör beflossenn.
Ittem zu sehen düe schöne kürchen, clöster und spütähl,
als das Curabile, fürs ander Lanontiata genannt, in welchem alle
ohnehliche und andere künder, wölche uf denn Strassen der
statt gefunden werden, derer öttlich hundert sein, ufferzogen
werden; wann süe erwachsen, thuet maus zur schneien und
handwerkhem. Undt werden in disen beden spitalen mehr dann
1 tausend von jungen und alten personen erhalten ; mann gübt
inen wein zu trinckhen, werden auch wol gespeiset, alles reioig-
lich und sauberr zuegericht; inwendig hipsche zimmer, und sein
diso heüser erbauen gleich als groserr herm palatia. Es wüll
düe noturft erfordern, das süe stattliche intrata haben, das ein
namhaftes das jar spendirt würt..
Ittem der porto oder mörhaven zue" sehen, do düe grose
schif und gallera ankommen, gleichwol nicht vül sonders grose
'schif aldo inlaufen, was nun deine schiflin als barca, frigatt
und veluc sein, düe haben ihr besondere anfahi^, derer täglich
vül aus und innfaliren.
Ittem zu sehen denn vicere; so er ausreith oder fort, geth
seine guardi für ime her, wölcher bey 50 aller teütsche tra^
bauten, in gleiche kleüdung mitt langen, ausgezognen hosen von
des vicere liberi oder färben; reitten vor und nach ime herr
vül stattlicher herren, als printzen, margraven, graven, frey-
herrn, rütterr und vül adelspersonen in groser anzal, alle uf
176
zäerlichen, costlichen und yberaus schönen pferten, doruf süe
grosen costen wenden.
Ittem zu sehen des vicere stallung , wölche ausserhalb in
der vorstatt, in welcher nahent bei 100 junger noch onabge-
richter napolitanischer pfert stöhn, von wölchen er järlichen
öttliche dem könige in Spania sendet.
Ittem zu sehen des morgens, wann der tag anbricht, uf
dem reut oder dummlplasz düe rossbereitterr , wüe auch düe-
jhenigen, wölche bey ihnen lernen reütten, und dann, wann süe
düe pfert abrichten, wölches ein lust zu sehen, do einer änderst
gern so früeh ufstöth: dann düse statt denn prüf hat mitt
abrichtung der pfert für allen andern.
Ich wahr eben zu Napoli zue zeitt des hohen fests (der
fasnacht), do dann sonderlichen vül curzweil von mancherley
selzamen mommereyen, spülen, danzen; somma ist alle fredt
vergunt und zuegelasen, sonderlichen ' under grosen herren,
rütter und adelspersonen, wölche mitt turniren, ringlerennen
und andern rittermesigen Sachen sich yeben. Do es dann uf
denn lotsten fasnachtstag kompt , würt ein mörckliche anzal
bommeranzen und eyer, wölche zum theil mitt wolriechtem
Wasser inngefillt, nicht allein auf den Strassen sondern auch
aus den heisern uf das volckh, so hin und wüder geth, geworfen ;
dann aus unserer herberg mehr dann 1000 oranien geworfen
worden, das sich schüer niemand uf der strasen diesen tag darf
finden lasen, dann hierinn kein schonen ist. Alsbald aber der
mittwoch als anfang der fastenn verbanden, ist es ganz still und
würt möniglich fromm, wüe dann durch ganz Ittaliam hoch ver-
botten, nicht allein kein fleisch, sondern auch eyer, butter
milch und käs zu essen verbotten, und ist in zeütt der fasten
nicht gut zu Napoli sein; onangesehen solche statt hart am
mör lügt, gübt es wehnig füsch.
Ittem zu sehen düe herrliche und vül wonderliche apo-
teckhen eines Napolitanischen herrn von allerlay selzamen
thüeren, beyde des mors und der erden, vül und mancherley
wurzeln, kreytter, stein undt derogleichen ongewonliche Sachen ;
under anderm ist ein stein, wölchen ich in düe handt nam , so
oft ich dennselbigen umbkehrt, mutirt er düe färb. Ich sähe
ein lamm mit zweyen köpfen, ^in basilisckhenn ay, ein stein
177
Yon einem donnerstrali], neben yülen sachen, derogleichen nicht
leichtlich an einen ort beisamen gesehen oder geftinden werden ;
und holt es gedachterr herr mehrtheils für sein plaisir
und lust.
Ittem noch in eines andern stattlichen herm haus zu sehen
vülerley Sorten alter münzen von gold, sülber und metall in
groser anzahl; neben dem delectirt er sich der antiquiteten
und kunstuckh, zum theil von holz geschnitten , andere bülder
aus stein gehauen, andere von metall gegossen, wölche Sachen
gedachter herr gleichsam für seinen schaz achtet und holt, dann
es auch wol ein namhaftes wert ist.
Sonsten ist gedachte statt Napoli an ihr selber wehnig
vost, keine wähl oder graben, sondern mehrtheils mitt einer
schlechten maur umbfangen; derowegen alles an denn castell
gelegen : haben auch in der statt kein geschüz, ausgenommen
des arsinals, in wölches mann aus dem castell sanct Angelo
gehn kahn, wölches nahent dem mör lügt, dorinnen auch düe
gallera und schif gemacht werden.
Am montag nach der herrn fasnacht dem neyen stilo nach
ward zu Napoli ein stattlich fest oder hochzeitt von einem der
fiimembsten geschlecht eins, düe Colonna genannt, wölcher
Marco Anthonio Colonna vicere in Sicilia gewesen und mitt
todt abgangen. Sein gemahl Iheronima genanntt, so der zeitt
zu Napoli wohnhaft, vermählte ein fröhlin oder dochterr des
gubemators söhn, sonsten duca de Terra nova aus dem könig-
reich Sicilien, bey wölchem feest vül stattlicher herrn graven
und ritter sich versamleten, und ist düe hochzeit in der Colonna
palatium gehalten worden ; weyl nun des vicere trabanten düe porta
oder inngang verwahrten, wurden unnsere öttliche Teütsche durch
unsem würt, der ein bevelchhaber ward, ingebracht, do doch
vül stattliche Ittalianer herussen bleiben muesten. Gemeltes
haus ist an ime selber zierlich und schön erbauen, neben einem
grosen, weytten garten geht mann ein hohe stüegen von vülen
Btapflen in demselbigen hinuf, am ende desselbigen gögen der
Strassen hat es einen sal, so lanng als der garten ist , denn er
nahent so breytt als lanng. Doselbsten wurde das panckhet
oder düe malzeüt gehaltenn, und ward ungevahr umb vesper-
zeütt, als mann zu tusch sas, und sein düe tafeln alle hart den
i78
langen weeg an einander gestosen gewesen, das ein person an
der andern gesessen, und scheinte der lange nach, als wehre
es alles ein tusch oder tafel, doran (ausgenommen der vieere,
so anstatt des königs oben an und allein sas) lautter Weibsper-
sonen sasen, derer in düe 135 zu bedenn seitten sasen, wölches
ein herrlich spectacel zu sehen ward, und wurde weitters kein
essen ufgetragen, als wüe der tusch erstmals bedöct ward , do
mann zu tusch sas, dann under dem obern essen von fiischen
und geflügel stund auch düe collation, aller stattlich zuegericht,
doch verborgen, das mans nicht sähe. Wüe mann nun das essen
sollte uffhöben, ist es sonderlichen dorzu bereitt gewesen , das
mann das tüschblatt yedes theils neben den dellem, schissein,
tüschthuch sampt allem dem, so uf dem tusch ward, mitt ein-
ander aufgehoben und hünweg genommen, dorunder dann düe
schauessen und fruchten schon aller züerlich, stattlich, ga&z
wol zuegericht do stunden, das man nicht erst (als mann pflegt
zu sagen) einen frischen tusch hat machen dörfen. Dann was das
trinckhen belangt, würt durchaus khein geschirr uf denn tusch
gesezt; do jemand lüebt zu trinckhen, wüert es gefordert, bringt
mann wein und wasserr für düe tafel, do dann yedem seinep
gevallens ingeschenct würt Under gemeltem frauenzimmerr
wahren vül herlicher, schöner creaturen mütt stattlichen cleir
nodien, berlin und costlichen kleidern geschmuct. Solche mahl-
zeitt oder panckhet wehret büs zu abent gögen lüecht; als süe
nun ufgestanden, nicht weyt doven, do süe gessen, auch in ge-
meltem garten, ward ein besonder sahl zuegericht, in wölchen
der vicere neben dem frauenzimmer sich verfüegte, aldo wurde
ein comedi gehalten neben yilen mommereien, so hün und wüder
passirten, alle stattlich angethon in guldine und sülberne stuckh,
so durchaus herrlich und wol zue sehen wahr ; verrharrete aldo
büs uf 2 stund in düe nacht, alsdann gieng ich nach der herrberrg.
Es kam ein grose compagnia in vorgemelter herrberg
zum schwarzen Adler zusamen, das unser bey 24 Teutsche an
einer laiigen tafeil sasen, drunder vül stattlicher vom adl,
öttliche malteser ritter, wüe auch ein herr Deüfl, freiherr au
Gondersdorf, das wür der fasnacht ihre recht thäten.
Als ich bey 24 tag zu Napoli verharret und underdessen
nach gelegenheüt trachtet, umb Malta zu reisen, wüe dann vül-
179
gemelter herr Haas auch mitt zöge, eines mals güeng ich hinaus
an den deinen porto oder mörhaven, erfragt ich ein frigatta, so
Yon Jhenua und nach Messina in Sicilien wolte, "wölche mütt
wahren beladen, gemelte frigatte ward von 1 6 banckh auf ye-
der seytten 8 starckher frischer junger mann , wol armirt, hatt
jeder seinrobr, rappir und dolchei;i, und dann der patron,
wölcher den timon regürt.
Ettwan 2 oder 3 tag, eh war verreiseten, kam ein trabant
von Palermo aus Sicilien, wölchen unser würt wol gekandt, gab
für, wie er einem das gleidt geben und per fortuna mütt der
nave, doruf er gewesen, zu Gayetta ankommen. Düser schif
wahren 2, so nach Spania seglen weiten, dovon das eine zu
grund gangen, und dises auch nicht änderst vermeinte. Gemel-
ter trabant wolte wüderomb nach haus in Sicilien, dann er do-
selbsten verheirat; bütt unns der würt seinethalber, wür wollen
ifane neben unns dohün reysen lasen, was wür für ine auslegen
(dann er kein gelt hatte), woU er guet dorfür sein, dessenn wür
mms bewilligten und wol content wahren, und sonderlichen,
weil er diser ort wol erfahren, wüe auch düe sprach wol kondte
hattenn wür ine desto lüeber bey unns. Als wür von ime an-
gehört, wo er zu haus, wölches nicht weytt von Heidelberg,
vermeinten wür nicht, das er papistisch were, aber er ward ein
groser catholicus und ein sehr falscher mentsch, als wür nach-
mals an ime befunden, derowegen wür unns wol fürzuseben
hatten.
Denn 11 Februarj anno 87 des morgens uf 13 stund in
tag güengen wüer bede neben dem trabanten und einem teüt-
schen Schneider aus Meyssen, wüe auch ein Griech aus der
insul Parisi im Arcipelago gelegenn (wölchen ich hernach iber
2 jähr in gemelter insul, als ich von Constantinopl nach Can-
diam seglete, angetroffen), zu schif, andere oder mehr passa-
fichieri wahren nicht doruf, das wür düe puppa auf der frigatta
innen hatten, das wür bequemlich süzen kondten. Als wür do
aussegleten, ward der wündt Tremontana Magistr, wölcher unns
ganz taugenlich, aber nachmittag legt sich diser wündt, würt
stüU, das wür uf 2 stund in düe nacht gehn sanct Andrea
kam^i, ein stättlin am mör, nicht fem von Salerno gelegen,
von Napoli 50 w. meiL
12*
180
Denn 12 dös morgens früeh vor tags hünweg hatten vento
de terra, daurt aber nicht lanng. Als wur hinaus in das mör
kamen, sahenn wöer von fern ein galiott, für wölcher wür nnns
befahrten, das wür onns dem landt zu begaben, föel der wund
umb, unns entgögen, wurd Siroco ; also due marinary an rudern
fort zogen immer nahent dem landt, aber der wündt wüert je
lenger ye störckher, das wür ein wehnig nach mittag an landt
fuehren, ein stättlin hoch uf einen berg und föken gelegen,
Groppoli genant, uf der grenz gögen Calabria, aldo wür düe
frigatta an das landt zogen, ist von sanct Andrea dohin
46 meilen.
Groppoli, ein stättlin so noch zum reich Napoli gehört,
uf ein welsche meü nahent dem mör in düe duften und
folsen erbauen, das einer in dem stättlin nicht reitten kahn
wegen der unöbnen, rauhen und engen Strassen; war muesten
wegen fortuna und ungewitterr acht tag do verharren. Unden
am mör zwey elende hütten, do mann wein verkauft, in wölchen
wür unns düe nacht ufifhüelten; weyl es in der fasten, kond-
ten wür nichts zu essen bekommen, oftermaln khein brot;
ayer wahren wol verbanden, aber wür dorftens wegen des
volckhs nicht kochen; wein hatten wür genug, guet und wol-
feil, aber do man nichts zu essen, hat einer den durst bald
gesöttigt; des tags giengen wür hinaus an düe bronnenquell,
samleten salat, domitt wür den hunger büesen muesten, (und
bekam ich under des ein gros geschwer). Nach verlaufiing
gemelter acht erzeigt sich das wetter was stillers und erhöbt
sich ein ander wündt.
Den 21 düs uf 2 stund in tag stüesen düe marinari düe
frigatta ins mör, sasen dorein und zogen an rudern fort, ött-
liehe meil, büs wür umb einen capo oder spüz kamen, als dann
unns der wündt sehr taugenUch ward, Tremontana, wölches
vento in puppa, und starck uf küelte, das wür des tags bey
90 w. meil segelten, wüe wol wir ein stuckh von der nacht dozu
namen. Kamen an ein ort in Galabria, Scalia genant, hart am
mör gelegen. Als mann sagt, solle Judas Iscariot, wölcher
Christum verrathen, aldo gewohnet haben, wuewol ichs keinem
rathen will, der es do sagte, dann es unbarmherzig bös volckh
um Calabröser. Düse nacht muesten wür uf der frigatta lügen
181
Denn 22 das fräeh vor tag von do hfinwegi hatten ein
wehnig windt vom landt, aber uf 2 stund in tag kompt ein
wand aus dem mör uns entgegen, also wür das segl streichen
und düe marinari an rudern fort züehen muesten, büs wür einen
porto erreichten ; kamen ongevahr 1 stund nach mittag an ein
ort Bellvidere genant, ein stättlin am mör gelegen, do war
disen tag verharren muesten von wegen des ungewitters ; lügtt
von Scalia 20 meil.
Denn 23 düs auf ein stund in tag von do hünweg, hat sich
der wündt was wehnigs gestillt, das wür mitt rudern fortzogen,
hüelten unns immerr nahent am landt. Uf den mittag erhöbt
sich ein wind von OstroSiroco, der unns entgögen, das wür müeh-
sam kundten fort kommen, erreichten ein ort Paulo genant;
unden hart am mör hat es ein tavema, sonsten ligt das stättlin
uf ein w. meil vom mör, zimlich hoch under einem berg an
einem sehr lustigen ort, hat ein gros feügengewächs umbher,
aldo holt oder wohnet ein margarf , muesten wegen ungewit-
ters 3 tag stilligen, huerten ein camer im stättlin ; dann in der
tavema oder würtshaus wur uf der erden ligen muesten. Aus-
serhalb dem stättlin nicht gahr ^/s w. meil ein alte kürchen und
Wohnung under einem fölsen erbauen, in wölchem ort sanct
Francisco de Paulo, wölcher in Franckhreich solle begraben
ligen, gewohnet und sich lange jähr do ufgehalten haben, ist
ein anderer orden als Franciscus, wölcher (als mann fürgibt
zeichen vom himmel empfangen) düe in grauem gecleidet ; dise
aber gehn tannetfarb gecleidet; gemelter Francisco de Paulo
solle auf ein zeütt an disem ort ufs mör gesessen und uf seinem
habit oder kutten büs in Franckhreich geseglet sein; ittem
das gedachter Francisco einesmals den fölsenu , wölcher ober-
halb dem closterr, mütt denn henden ufgehaltenn, als er in
vollem Valien ward, dann er sonsten das closteirr aller zerschmet-
tert. Andere vül mehr miracl, so ihme zuegemessen (doromben
er villeicht nichts weist) und würt in gemelter kürchen ein alter
bantoffl, alte hosen, ein hülzene kruckhen gesehen, wölche er
hünder ime gelasen; düeselbigen holt man in groser ehr und
würde, (wol dem, der solche zu küssen bekompt) und ligt ge-
melt stättlin 24 meil von Bellvidere.
Denn 27 düs erzeigte sich das wetterr was stillerrs, wüe-
18S
wöl das mör noch sehr ungestimm ; gleichwol stüesBen wfir düe
frigatta uf 2 stund in tag in das mör und kondten mütt groser
müeh auskommen, das unns düe wellen immer wüder an das
landt thriben ; onangesehen es wündtstill, thobet doch das mör
sehr wegen gewesener fortuna, und wahren unns düe wellen
entgögen, das war disen ganzen tag nicht mehr denn 18 meil
fuehren. Noch mütt groser müeh kamen gen Lamantia, ein
statt auf einem fölsen hart am mör in Calabria gelegen, aldo
der patron eh wur an land stigen , licentiam beim gubemator
des orts nemmen muest, das wür unnserre arma mütt an das
land nemmenn dörften, dann es in den tavema, wölche ge-
meiniglich ausserhalb denn stöttenn am mör allein ligen , der
panditen halber nicht sicher ist, dann süe oftermaln bey nadbt
innbrcchen, das volckh, so dorinnen, ibervallen und blindem;
büsweyln düe würt mütt anligen und Selbsten dozu helfen, dann
es in gemeltem landt Calabria sehr yül panditen gibt und un-
sicher im landt zu reysen.
Denn 28 und lösten düs mohnats muesten wür wegen
gögenwindts do verharren und kondten fürs gelt wöder brot
noch anders zu essenn bekommen, aber wein genug, starcUi
und guets kaufs.
Denn ersten marty auf ein stund in tag stiessen wür dve
frigatta in das mör, wüeWol sehr thrieb wetter verbanden, gaben
unns vom landt hünweg in das mör und golfirten, ward der
wund Ponente Magister, küelt ye lenger ye störckher, das wfir
umb vesperzeüt gen Tropia kamen, wölches von Lamantia €0
meil, ein vöst ort, hoch uf einem fölsen gelegen, mütt span-
nischen kriegs volckh besezt, aldo wür unns was wenigs ergöztea
mütt essen, dann es zwo gueter tavema hat , hart am mör, do
man pflegt auszusteügen.
Denn 2 düs auf ein stund nach mitternacht fuehren wür
von do hünweg, dann es schön dar wetter wahr. Als wür nun
für düe fölsen hünaus kommen, hatten wür wund vom mör, das
wür mitt guetem wund fort segelten; als wür aber bey 24 meil
ongevahr bey Messina kahmen, würt der wind ganz still. Wüe
nun das mör dort umbher an Öttlichen orten sehr schmal und
nicht yber acht w. meil breytt ist zwischen Calabria und Sicüia,
gübt es einen sehr starckhen corrent, das es ein weyl heraus,
183
nachmaln wüder hineinwarts left; solcher fluß ward unns dozu-
mal zuwüder und entgögen, das wür mitt müeh due Lucema
erreiehten, wölche noch 12 meil von der statt Messina, do-
selbsten wür an land fuehren und bei 2 oder dritthalb stund
ruehwetenn, aldo wür ein schif im mör stöhn sahen, so mitt
kom geladenn uf den sandt gelaufen und zu grondt gangen.
Es hat ein schlemme inn und ausfahrt, dodurch sich vil schif
verläeren, umbwillen due landt so nahent beisammen. Hatten
von der Lucema bey 3 stund noch büs zu der statt zu fahren,
wölches öttwann ein stund nach mittag ward; wie wir do an-
kamen, dorfte unser keiner noch auch düe marinari an land
steüg^i von wegen der sanita, büs der patron licentiam be-
kam, wölches sich gögen abent verzöge , als dann wfir in den
porto fuehren: buzten sich düe marinari heraus, that jeder 2
in drey schuß, umb zu sehen, das süe wol armirt seyn ; wüer
stigen an land, und gleich beim thor dingten wür ein camera
locanda, dann wür in düe 9 tag do verharreten. Düse statt
Messina lügt von Tropia 60 meil.
Düeweil ich nicht allzuwol zu pass war, lües ich einen scru*
Ficum, wölcher ein Spanier wahr, yber mich göhn, der mich
curirte und uf beden arm zu adr lues, als dann es sich wüder-
omb bosserte.
Messina ist düe fumembste gewerb und handelsstatt in
Sicilia, aldo es einen herrlichen porto oder mörhaven, sehr
tüef, gros und weytt begriffen, uf der innfahrt mitt einem castell
wol verwahrt, es kompt vül seude aus Calabria dohün, auch
düe so im königreich gezeigt wurdt, so von do abgeheilt, hün
und wüder in Ittaliam gefüert, deren öttlich gallera, frigatta
und veluca beladen werden ; dus ist ein alte, inwendig ybel er-
baute statt, und hat one das castell, so am innfart des porto,
noch dvej andere castell ; ausserhalb der statt langest dem mör
hatt es schöne clöster, lustgarten und wasserwerckh.
Der medicus, wölchen ich brauchte, rüethe müer, ich solte
fleüsch essen. Düeweil es aber schon iber müttfasten, dorft
ichs nicht wol wagen ; also schrib er einen zedl an den büschof
neben vermeldung der Ursachen, doruf es müer als bald vergunt
und licentiam geben wurde ; sante müer doneben einen gedruc-
ten brief , was ich mich kinftig zu verhalten, das costet einen
184
halben docaten, dessen wahr der teütsche traband, wölcherr
mütt unns von Napoli abkommen, ybel zu früden, sagt, wann er
fleüsch oder geflügl auf dem plaz kaufe, werde mann unns far
liutherianer halten, weyl es schon so nahent bey ostern seye,
dann es wegenn der Inquisition sehr scharpf im ganzen könig-
reich gehalten würt. Dieweil ich aber nun allein fleisch gessen,
hatte ich wenig domach zu fragen, behüelten doch denn tra-
banten zu freind, so guet wür kondten, denn er wüste wol, wo-
her, auch was religion wür wahren. Zwischen der zeütt trach-
teten wur nach gelegenheätt, weitter zu kommen ; demnach es
zuland sehr bergäg, onwegsame Strassen, auch der Foraschitten
halber sehr unsicher zu reysen, wurde unns gerathen, wür soll-
ten zu wasser fort fahren, befragten also ein veluca von Sara-
gosa, wölche a retumo wahr.
Denn 12 das, wölches ward der palmtag, auf 3 stund in tag
fuehren wir von Messina hünweg auf einer veluca, ward der
patron selbfünft, unser in 12 passaschiri, drunder ein Spanier
selbs 4, ein Malteserrüttr geistlichs Ordens, zwen Calabreser,
düe hatten manna, neben andern dreyen Sicilianem; dann war
bede wüe auch der trabant. Als wür nun für das castell hinaus
kamen, wölche gögne des mors der Pharo genennt würt, zogen
wür das thuch uf und segelten, dann wür hatten vento de
terra, zimlich frisch, allein wegen der hohen berg würt der
wund ufgehalten. Do wür aber für ein thal segleten, blües der
wündt so schnell und starckh, das öttlichmal düe barca uf der
einen seytten aller im wasser hüeng, das wür genug zu thuen
hatten das segl inzunemmen, dann uf zuesprechen des
spanischen rütters der patron nichts geben wolt, das er zulötst
erzüi:net und mitt dem deichen yber in wolt Er hües in nahent
am land fahren und gab sich der patron immer hinaus in das
möer und weytt vom landt wegg, und ist mütt disen veluca nicht
zu scherzen, als wür volgenden tag erfahren, dann es sein deine
schiflin, wölche sich bald umbstürzen (gemelter unnserr patron
wüe auch seine marinari wahren freche und verwegene leüth,
das er unns erzöhlt, wüe er und noch 2 seiner schifleüt öttlich
jar lang des Grbstürckhen sclaui gewesen und zu Constantinopoli
im arsinal geschaft, wölche mütt der gallera , so ungevahr vor
dreyen jähren, aus dem arsinal entronnen, doruf in düe 300
18»
Christen ausgerissen und entlödigt worden, undmtitt derselbigen
zu Messina ankommen, wölches der mehrertheil artisani oder
werckleüth wahren und in gedachtem arsinal geschaft). Des tags
fuehren wtir 30 meil, gehn Tabermino, ein statt in Sicilia, sehr
hoch uf einem berg gelegen, unden am mör Öttliche heiser , do-
rinn man zuckher macht, wüe auch uf 2* rohrschuß dovon ein
tavema, in wölcher wür yber nacht gelegen.
Denn 1 3 düs verharrten wür büs uf 2 stund in tag, zu sehen,
wüe sich das wetter anlassen wolte , und ward noch ein veluca
bey unns^ doruf ein sicilianisch freyherr sampt zweyen seinen
sünen und dünem, wölchen wür von erst do lüesen ab-
fahren, als dann volgten wür hernach und ward schön dar und
frisch wetter. Als mann ein wehnig hinaus kompt, sieht und
föhrt mann an den ausgebronnen fölsenhün, düe sein so schwarz,
als wüe ein kohl,wölchefolsen und berg büs an denMonschibella
oder berg Äthna reichen, der dann vor düsem gebronnen, der-
zeütt aberr einen starckhen dampf und rauch von sich gibt, auch
sommer und winter rüngs umbher mütt schneh bedöct ist. In-
dem wür bey 10 oder 12 meil dovon wür des morgens geseglet
kamen , erhöbt sich ein ohnversehene, schnelle burasca, das wür
in der eyl das sägl nicht kundten innbringen , und ward doch
nicht yber einen halben clafter weytt offen; noch blas der wund
80 starckh doreinn, das düe wellen des mors in düe barca oder
veluca schluegen, schreyen düe Spanier: terra 1 terra! ward doch
unmi^ch, an das land zu kommen, wüe denn der baron, so uf
der andern veluca ward und für unns her fuehr, seinen patron
mütt der blosenn wehr genötigt, das er an das land fuer: on-
angesehen er ime sagte, es köndte ohne nachtheil ihrer oder der
barca nicht sein, hat es doch sein müesenn. Wüe er sich an das
land nahete, wolte der baron ausspringen, vermeint einen stein
zu erreichen, aber verfehlt dessen und föUt zwischen düe fölsen
hinunderr, das in düe wellen des mors bedöcten, wölchem dann
seine sün und düenerr zusprangen und zu hülf kamen. Do das
unserr patron sähe, wolt er nicht an landt, das es anhüb, einem
ernst gleich sehenn und das lachen bey unns sehr theyer, dann
yedermann verzagt ward : der ein rueft sanct Franciscum , der
ander sanct Maria de Loreto, düe Spanier sanct Anthonium de
Padua, der vüert einen andern heüUgen an; aUein in aller noth.
ward es den CSa.labrefler nun umb ihr wahr oder mamia en
thuen, dann eüe niemand zuschrien oder anraefken, sondern das
wahren ire wort : Oi me la roba mia, la roba mia ! gedacht^i
nicht an ihr persohn noch leben, also gab unnser herr gott
(wölcher ein helfer aller helfer) zu, das wüer zwischen fölsen
und st^n klippen kahmen , stockten unns hinein büs zu einem
deinen bächlin von susem wasser, so tou dem gebürg herunder
kompt, aldo wür für den wund sicher wahren ; und ist bey der
wahrheüt änderst nicht dran gewesen, dann das wür samentlich
hetten sollen baden (doch wüder unsem willen), dann düe wellen
so sdir inschliegen, da« die veluca zimlicherr massen mütt
wacHier beladenn ; hatten genug zu thuen, das wasser immer
Wäder aus zu schöpfen. An gemeltem ort verrharreten wür
düsen tag, wüe auch düe nacht ; zu trinckhen hatten wür wol
aus dem bach, dorinnen düe veluca stunde, aber zu essen ward
nichts verbanden und hatten wür des Spaniers zuegeniesen, der
unns mütt ime zu essen geladen. (Als wür assen, erzölte düser
Spanier, wölcher sanct Anthonium angerufen, ime ein gros wax-
lüeoht verfaeissen, do er nicht so ernstlich bey ime angehalten,
wehre düe barca oder veluca gewüs zu grund gangen, dann kein
eiserliches müttlmehr verbanden wahr, wüe dann dem alsoi
und gewüsUch unser keiner änderst nicht gedacht, dann düe ve-
luca werde sich stürzen, aber an gott hat keiner nie gedacht,
vdl wehniger denn selbigenn angeruefenn.) Wüer kondten
zwischen denn ausgebronnen steinklippen und fölsen nirgend
hün göhn, zu dem auch hüeromb kein dorf, dann dise rauhe
fölsen büs an denn berg Äthna reichen, und sein wür des tags
nicht mehr dann 16 w. meil gefahren.
Denn 14 düs weite der patron früeh, wol 4 stund vor tags,
vondo hinweg fahren, dann es scheinet der mohn, ward dar
und zimlich still wetter, auch güeng der wund von landt , aber
der Spanier wolte sich nicht hinaus lassen büs es tag ward,
zanckten sich heftig mitt einander. Als es ungevahr ein stund
in tag ward, fuehren wür von do hünweg, zogen düe marinari an
rudern fort, ettwan uf 6 in 7 meil fuehren wür an landt, mach-
ten collation, dann wür sehr gueten appetit zu essenn hattenn,
hernach voUent gehn Gathanien fuehren , dohün bey 2 stund
nach mittag kamen, wökhes von den üih&a, des vorigen nachts
m^ers 14 meil, aldo verharreten vr&r düBen tag und doe halbe
Bacht. Catfaania, ein feine, alte und wol bewohnte statt, hart
am mör gelegen, aldo süe das corpus sanct Agatha haben sollen,
dovon das feyr oder brennen der fölsen gestillt oder gelescht
worden, dann gedachter Monschibella büs nahent an due statt
hinzu gebraut, und als süe fürgeben, sol mann uf ein a^titt in
der procession das corpus des gemelten heyligen hinaus dem
feyr entgögen tragen haben , dovon sich das feyr gelöscht und
büs uf denn heutigen tag nicht mehr brennen. Dttser berg Ätima
ist ein mechtig hoher berg und der höchste im königreich Si<^
ciUa, wölchen mann auch Ton ferne zu landt und wasser sühei
Es ist unns in gemelter statt von einem pitiesterr , wölcher
von den geüstlichen düser statt legationweüs an päpstliche
heiligkeit nachKom abgeförtigt, grosse freindschaft bewisen wor^
den. Der begegnete unns öttliche mal von Napoli au« under^
wegen, dann er uf einer malteser frigatta, und war uf einer
andern gen Messina segelten,, das wür fast alle abent an einem
ort anlendeten, derselbige sich ganz freindlich gegen unns er-
zeigte und alles guets anerboten. Dfieweyl er von unns ver<-
standen, wtir nach Malta weiten, imdt unns der weeg ohne das
bey ime durchtrage, sollen wür nicht underlassen, ine heimzu*-
suchen, als auch beschehen. Do wür nun in sein behausung
kamen, wölches wahr ungevahr um vesperzeutt, wahren ob düe
20 geystlicfaer personen beysamen in einem sahl versamelt, güeng
er unns enl^ögenn, füert unns mütt hinein in denn saal; düe-
weyi wür aber sahen, das süe under einander sprach hüelten,
weiten wür nicht verharren, begerten hünweg, muesten ime
doch zusagen, das wür des abents mitt ime zu nacht essen wei-
ten, dessen wür unns bedancten; sagten ime debey düe ent-
schuldigung, woromb solches nicht sein köndte, dann unnser
patron von der veluca bedacht, gleich nach mitternaoht von do
hinweg zu fahren. Sagt er,^ das solle uns nicht hindern, wolle
beim gubemator zuwegen bringen , das uns das ther solle ge-
öfnet werden, derowegen wur zu kommen uns bewilligten, und
ward sonsten niemandts anderer dann gedachterr herr und wür
drey, und wurden von ime so herrlich tractirt von füschen
neben denn herrlichsten weinen, das ich mioh verwunderte, dann
es allbereyt in der carwochen , wölche aeätt man hue ai laudt
188
gar zu fasten pflegt, und ward der guete herr so frölich matt
unns als frömbden und unbekanten, als weren wur seine bluts*
freind, wolt unns auch nach gehaltener collation nicht aus dem
haus lassen, onangesehen war sagten, würden ime um mittnacht
ein unndi machen, sagte, er hette schon bevelch geben, das
unns der patron werde fordern lassenn, wurden also in schöne,
saubere , zuegerichte bett gelegtt , wölches mäch hart ankam,
dann ^eich nach mittnacht lues unns der patron wöckhen,
das war zu schif gehn solten. Wur sein zwar ausgenommen
Messina innerhalb 4 wochen vast niemals aus den kleidem
kommen, dann es in der tavema oder würtsheiser am mör per
Galabria nicht väl bett gübt. Es stunde gedachter herr, bey
dem wur zu gast gessen und in seiner behausung geschlafen,
vom bett wuder auf, als wür hünweg weiten, macht oder schrib
noch ein recommändationbrüeflin an einen seiner verwantten
zu Syracusa, wölches brieflin er unns mütt gab, ials dann wur
von ime unnsem abschid genommen, neben freindlicher danckh-
sagung der bewisenen ehren, und ward ettwan ein stund nach
müttnacht, als wür aus seinem haus hünweg güengen; wurde
unns der statt thor geö&et, sassen uf düe veluca, dann es schön,
dar und stüll wetter wahr.
Denn 1 5 düs ettwann 3 stund vor tB^s fuehren wür von do
hünweg, zogen düe marinari an rudern fort, hüelten stöts am
land büs es tag wurde , alsdann kam ein frischer wund von
Gröco , so für unns gut, das wür das segl ufzogen, gaben unns
vom land hünweg und golfirten, und daurte düser wund, büs wür
bey 10 meil nahent gehn Syracusa kamen, füel er zu Ostro
Siroco unns recht entgegen, das düe marinari bey 3 stund zu
rudern hatten, eh wür hün kahmen, wölches war um vesperzeütt;
huerten also ein camer, in wölche wür unserm blonder thatten,
befragten unns, ob kein schif verbanden, so nach Malta wolt,
dann wür düse veluca nicht weytter dann hüeher gedüngtt, aldo
der patron zu haus. Wür kundten doch nichts erfahren, es
wahren wol 2 malteser frigatta do, aber es sein Cursari, wölche
hiniber in Barbaria streiffenn, oder wo süe wüssen, ein beütt
zu krüegen. Gemelte statt Syracusa ist vöst, dann süe mehi>
theils vom mör beschlossen, und fehlt wenig, das es nicht ein
ii^sul ist, lügt 40 meil von Catanien, do umbher der beste wein
189
wochst, so im ganzen reich Sicilia gezogen würt, wäe auch
herrlicher muscat, und ist der wein guets kaufs. Als war non
hfin und wüder durch däe statt spazüerten und öttliche kärchen
besehen, fragten wür nach des doctors haus, an wölchen wür
das schreiben von yorgemeltem prüestr von Cathanien hatten.
Alsbald wür nun zu ime in sein behausung kamen und er das
schreibenn gelesen, woU er uns nicht mehr aus dem haus las-
sen, sagt gleich, wür müesen mütt ime verlüeb nemen und düe
nacht bey ime in seiner behausung verharren, pflegten seines
raths, was wür unns verhaltenn selten, umb fort zu kommen,
ob war imns per mare oder terra begebenn sollen, wäll er unns
zu mör nicht rathen, dann er zeugt an, es seye derzeütt sehr
unsicher, wegen der Gursari oder mörrauber aus Barrbaria.
Also lehneten wür pfert büs in einen fleckhen uf 4 meil nahent
dem mör, Ziculi genant. Wür wurden Ton gemeltem doctor
erlich und wol tractirt, muesten düe nacht do schlafen.
Denn 16 das morgens früeh mütt dem tag stunden wür
auf, lüesen uns gögen dem herrn bedankhen erzeigter ehren
und freindschaft, giengen hernach gleich an das orth, do wür
des abents düe pfert bestöUt, kauften ein barilia des besten
weissen weins, welches wür mütt uns nach Malta füerten; wür
machten unnsem zeug uf düe pfert, das wür bey anderhalb
stund in tag von do hünweg raten, underwegen kahmen wür
von einander: ich und der guid, dem düe pfert zuegehörten,
bliben beysamen, mein gefört und der trabant wahren von
unns ; imderwegen keine dörfer noch heüser, uf wölche mann zu-
kompt, wür des müttags im feld bey einem fliesenden bach fiie-
terten, und ist der panditen halber düse stras sehr unsicher,
und kamen ongevahr zwo stund vor nachts in ein dein lüeder-
lich sättlin, Spacofourn genant, aller in düe folsen erbauen, vül
Wohnungen und stallung, so inwendig dern fölsen gehauen, aldo
ward ich und der guid iber nacht, und kam mein reüsgesell
sampt dem trabanten erst speth zwischen lüecht auch dohün.
Ich verwunderte mich ab den Flagellanten, düe sich selber geys-
len,der sehr vül wahren zu einem so deinen orth, und ward der
zeütt nach der donnerstag (nach dem neyen stilo) vor ostem,
und ist duses stätüin von Syracusa 36 meil.
Denn 17 düs, wölches war der karrnfreittag, reüsQten wör
190
am iQorgen früeh von do hünweg, bat underwegen ein lanng
holz oder waldt, dorinnen mehrtheik caroba, wölches wür jo-
hannesbrot nennen, stöth und wöchst, kamen also bey einer
stund vormüttags gehn Zicnli, ligt 14 meil von dem nachtläger,
do wür zu allem glükh diie malteser firigatta angetroffen, wölche
wüderomb a retoumo wahr, dessen wür sehr froh wahren. Mann
mues oftermaln 8 in 14 oder mehr tag stülligen, eh mann ge-
legenheüt, ober zue kommen. Yerharreten also disen, wüe auch
denn 18 düs büs uf denn abent zu Ziculi, als dann lueden wür
mmsem blonder uf ein pfert, dann es vom fleckhen noch 4 meil
büs an das mör; wür güengen auch hinaus, do dann die frigaUa
stunde. Uf den abent versammlete sich das volckh, bede passa-
schiri und marinari, rüsten düe frigatta zu und stüessen süe in das
mör, gemelte frigatta stöth dem orden oder der religion zu Malta
zue, doruf wahren 16 junger, starckher und beherzter schifleüt,
uf yeder seytten acht, und dann der patron, wüe auch unnser
bey 20 passaschiri, als öttliche Franzosen, wölche schon ein
mal uf acht meil nahent bey Malta gewesen, dann süe mitt einer
Teluca büs dohün kommen, von Napoli ab, under des erhöbt
sich ein fortuna, wölche süe von do wüder zurück geschlagen,
das süe sich des lebens erwegen , dann ihr patron nicht wüste,
wo er im mör ward, endlich kamen süe wüder zu Syracusa ein,
wölches bey 120 w. meil von Malta, das süe nicht mehr thrauen
wolten , sondern verliessen düe veluca und begaben sich uf düse
frigatta. Neben uns und gedachten Franzosen wahren Sicilianer,
Maltoeser und Ittalianer. Ongevahr uf 3 stund in düe nacht
fiieren wüer yon do hünweg, dann düse frigatta sich gemeinglicfa
gögen der nacht hinübert begeben, domit wüer nicht scopo-
riert wurden. Als wür auf 8 oder 9 meil vom land kahmen,
wüert der wündt Syroco, dann das mör ganz bonaza wahr, do
wüer abfüehrenn, küelt hernach ye lenger ye höftiger auf, das
wüer wüderomb zueruckh muestenn, und was die marinari in 3
stunden an rudern fort zogenn, segleten in einer stund wüder
an das landt, und verharretenn büs es tag worden, dann wüer
vermeinten, der windt solte such gögen dem tag sözenn; aber es
wardt kein enderung do, sondern nam immer mehr zue, das
wüer noch acht ganzer tag auf den windt lügenn muesten. Zogen
4üe frigatta an das landt, nam yeder seinen blonder und ver-
191
füegten tuins wäderomb nach Ziculi, aldo wüer ostem faüeltenn;
mues also gleich vermuetten, es seye ein straf Ton gott, der
nicht haben wüll, das mann zue düserr heiligen zeütt reyse.
Ziculi, ein offener fleckh in Sicilia gelegenn, an einem sehr
histigen und fruchtbaren ort, sehr wol bewohnet, solle ob düe
2 tausend heüser aldo habenn, das such zu yerMrundem, wovon
sich doch das volckh erwöhret, dann es wehnig weinwachs, wüe
auch einen geringen ackherbau, gögen dem mör düefen sandt
und gögen dem landt sehr fölsig, rauch und steinig; gübtt
schöne und fruchtbare gärtten, yül clöster, under andern eines,
zu santt Wilhelmo genanntt, aldo gemelter heylige solle begra-
ben ligen. Und wahrenn wür des tags noch zu Ziculi, als süe
das fest sanct Wülhelmi begüengenn, wölches beschach denn
4 Februari dem neyen stilo nach, wölches düe ganze zeitt oder
düe selbige nacht ober daurt, und wurde in allen heüsem lüech-
ter für düe fensterr wüe auch auf denn thürnen ausgestöcht,
düe ganze nacht iber sovil reüttens und laufens, bede auf pferten
und essein, vast alle in weissen cleidern oder hemmeter, gleich
als wehre es in der fasnacht, dann ich keinen unterscheid spüren
kondte; solches alles beschach sanct Wilhelmo zue ehrenn.
Gleich düsen abent endert sich der wendt: wurdenn nach
mittemacht gemahnet, wüer soUenn unns hinaus an das mör
verfüegen, dann düe frigatta werde abseglen, do ward weder
pfert noch esell verbanden, glaub, do einer ein daler von 1 pfert
büs an das mör geben, er bette keines haben köndenn. Muesten
also unns selber beladen, dann wüer einen hammeil, 5 caponen
und anderm, einen guetten vorrath hatten; düe baril oder wein
vässer hatten wüer auf der frigatt gelassenn. Weyl zu Malta ein
magere wäud, manch mahl fürs geld kein fleisch zue bekommen,
also saumbtenn wüer unns nicht lanng (dann wüer underdessenn
denn deütscheun trabantenn, der mitt unns von Napoli abkom^
menn, abgefertigt, wölcher seinen weeg nach haus gehn Palermo
genommenn, dem ströctenn wüer 10 daler oder ditto correnti
für, aber erlangten domit wenig danckh). Als wüer nun hinaus
an das möhr kamen, hatten wür eben zeitt, dann düe frigatta
schon im wasser und mehrtheils aller inngeladenn. Also fuehr^ui
wüer denn 26 düs dem alten stilo nach, als der tag anbrach,
von do hünweg, hatten wehnig vento de terra, stüllt such abes
i92
baldt, würdt bonazo. Als war nun auf öttlich meil hinaus in
das mör kommenn, erhöbtt such ein wündt von Greco Levante,
wölcher nicht bös für unns wahr, dann es vast halbwindt, daurt
aber auch nicht iberr 2 oder dritthalb stundt, do wendt such
der wind, das wüer das segl vallealüessenn, und düe marinari
an ruedem fort zogenn, aber nach mittag erhöbt such ein wfind
von Ponente Magister, wehret denn ganzen tag, mütt wölchem
wüer fort kamenn und etwann auf ein stundt in düe nacht für
düe insul Malta, gleichwol wür nicht mehr in denn porto laufen
dorften, dann bey nacht kein schiff noch gallera, dein oder
gros, innlaufen darf, sondern mues such heraussen halten, als
wüer dann auch gethon und legtenn unns für ancor, nahmen
düe nacht auf der frigatta verlüeb. Als wür noch von ferrn
wahrenn, schrye der soldat, so auf der santinell stund, aus
der neyen vöstung herunder, was das für ein barca seye, wölchem
als baldt der patron von unserer frigatta antwurt gab.
Denn 27 düs, als der tag anbrach, fuehren wüer voUend in
den porto, lendeten auf der seytten gögen der neuen statt züe,
kam gleich, als mann düe porta aufmacht, ein rütter herauser,
fragt, was für volckh auf der frigatta wehre, zeugt such ein yeder
an. Als wüer nun licentiam hatten, an landt zu steügenn, nah-
men wüer ein besondere deine barca, doruf wir unnsem blonder
thatten, füehren hinibert AI Bourgo, do wüer bey einer Mörin,
Louis genannt, camera locanda bekamen; noch für essens fueh-
ren wüer hinibert in düe neye statt, güengen in düe böers, do
düe herm rütter deutscher nation zue essen pflegenn, wüe wüer
dann schreübenn an öttliche hattenn, wurden ehrlich von ihnen
empfangen, muesten auch düe mittag mahlzeitt bey ihnen ver-
harren.
Malta, ein insul gögen meridies gelegen, hat in circuito
nicht mehr dann 60 w. meil, und ist in Sicilia, do wür dann
iberkammen, wölches ist der kürzest passasch gögen Malta, auch
60 meil. Onangesehen das landt aller stainig und föllsüg, hatt
düe insul doch in düe 60 dörfer und wüert mehrertheüls bom-
wolle do gezogen, wehnig körn und gahr einen geringen wein-
wachs, das süe such mehrtheils aus Sicilia proviantieren müessen,
von kom, wein, gleichfals auch mit flaüsch, ohnangesehen sye
zuvor schlechten vorrath von fleisch in Sicilia haben, dann es
193
hoch Y^rbotten, kein jung vüch, seye kalb oder stäer zue schlaob^
tenn, sondern nun das alte yäch» so nicht mehr arbeytten kahi;
und beschicht solches aus der ursach, mnbwüllenn das landt
sehr bergüg, das es durch pfert nicht mag gehauen werdemi,
also es Yül Yüch erfordert.
Malta ist in 3 undersdiädliche stott ausgeiheilt, gleichsam
ein dryangl, so nahent eine bey der andern, das mann mütt
einem dopplhackhen zuesammen schiesenn mag, und ist yede
fitatt mehr dann denn halben theil mitt dem möer umb&ngenn;
so kan mann in yede zu landt kommen, allein ist es weytt umb.
Erstliohen ist Citta no va oder dtte neye statt sampt dem
castell sanct Delmo genant; düe ander statt al Bourgo sampt
dem castell sanct Angello; däe drütt sanct Michael, wölche
auch mütt pasteyen und bollwerckhen wol yerwahrt. Däe neye
statt belangt , ist erst bey 1 7 jahrenn zu bauen angefangenn wor-
denn, seüder der Thürckh Malta belagert, hatte dann zuvor
nicht mehr dann düe vöstung oder das castell sanct Delmo do
gestanden, welches der Thürckh auch eingenommen und ibell
mütt den rütter und andern Soldaten, so er dorinnen funden,
haus gehsdtenn, hatt aber gemelte vöstung nicht lanng behaltemi;
doher dann hernach düe religion verursacht wordenn, ein stätt-
lin dohün zu bauenn, so durchaus in einen pur, lauttem föbemi
gehaura, nicht gros; dann so einer umbher gehn kondte, solte es
einer wol in einer halben stundt verrichten. So es ganz erbauen^
wüert es züerlich zue sehenn sein, dann düe Strassen oder gas-
senn aUe der schnuer nach, dessgleichen auch düe heyserr, das
keines dem andern furgeth. Wann einer einen plaz kauft, kann
einer von den steinen, wölche aus dem fundament gegraben wer-
denn, das haus dovon erbauen , bus er ein cistema und kellerr
graben last, dann süe kein sues wasser im stättlin ohne allein
das vom regen gesammlet und ufiEgehalten wüert, und werden
düe heüser mehrtheils nun eines stockhs oder gadens hoch ge-
macht, das mann nicht hoch steigen darf, und beschicht solches
niderbauen mehrtheils wegen der grosen hüz, wölche sommers*
zeütt do reguert, und sein düe stein hieromber ganz wMch, das
manns aller seget, wüe es einer begert oder seines gevallens
babenn wäll.
Gemelt stättlin ist mehrtheils mütt rüttem bewohnet, dann
KitekeL 13
194
aUe herrn oder rfitter, so in diser insul sein mäessen, ihr Woh-
nung aldo haben, wfie dann auch der grosmeister sein residentz
do hatt, wölcher ein Franzos, dessen palatium wol zne sehen, ist
zwahr noch nicht aller volvirt oder zum ende gebracht. Sonder-
lichen aber ist zu sehen an einem feir oder sonntag, wann der
grosmeisterr in due kUrchen geth, wüe ein grosse anzahl herrn
und rütter in belaittenn.
Döe principal oder hauptkürch ist sanct Johann gleich auf
der seytten des palatij am marct gelegen , ein fein gebey, inn-
wenndüg mütt schöner tapezerey behönct, dorinnen däe Tictoria
der gewesenen grosmeisterr zue ersehen, und anderer namhafter
herrn und rütterr. In wölcher kürchen süe düe handt Johannis
des teüfers (als süe furgeben) haben, und järlich auf das gemelte
fest mütt der procession umbher getragen und gewisen wüert,
wölches ihr patron , wüe süe sich denn Jobannitterherm oder
desselbigen ordenns nennen. Ittem zu sehen der rütter spüttel,
hart neben des grosmeisterrs palatio, schön und wol erbauen,
neben aller notturft wol veraehen ; sonstenn hat gemelt stättlin
starckhe maurenn und wähl, ausserhalb sehr düefe grabenn,
doch nicht von maurwerckh , sondern aller aus einem lebenn-
dügen folsenn gehauen und durchgraben, wölches ein grose ar-
beytt erfordert, und wüert solches alles durch däe gefangne
oder sclaven als Türckhen und Mohren, so auf den gallera zue
züehen nicht taugenlich, verrichtett.
Düe bourg belangett, wölches ist der ander theil von denn
3 stötten, neben einem sehr vösten und mechtigen castell hoch
auf einen föUsenn erbauen, hart am mör gelegen, den porto be-
wahret, hat drey starckhe mauren für einander, und als es der
Thürckh belagert, solle ein starckhe eyseme köttin vom castell ,
bös jheneseitt iber das canal a sanct Michael gangen sein , das
kein schif noch gallera dozwischen hatt könden einlaufen. Ge-
melt Castell ist mutt geschüz wol versehen, wüe auch das ander,
sanct Delmo, dessgleichen düe neye statt, und lügen düe rütterr,
wölche balghendl oder ander ibels gethon, uff gedachtem castell
a sanct Angello gefangen, das mancher öttlich jähr doruf con-
temnirt wüert.
Gemelte bourg ist neben den Malteser auch vül mütt
Qrüechen bewohnet, haben düe Malteser wüe auch auf denn dör-
195
fem ein besondere sprach , redenn mörisch oder arabüschf wöl-
che mütt der ägüptüschenn und barbaryschen sprach fiberein
kompt Es werdenn sonstenn vülerley sprachen do gebraucht,
von wegenn vüle der nationen, als französüsoh, ittalianisch,
spanisch, theütsch, grüechisch und andere mehr. Gemelte statt
ist Yül mehr lanng dann braytt, wüe auch mehr dann zwey drittl
beflossenn; auf düser seytten pflegen düe gallera zu lügenn,
wann süe aldo sein, wüe süe dann dozumahl ankamen, als wür
do wahren. Pflegen jhärlich ihr vüntterläger zu Messina und
Saragosa in Sicilia zu haben , umbwillen alle victualia wölfler
und besserr zue bekommenn , dann zu Malta. Es hatt der or-
denn oder düe religion 4 gallera und der grosmeister für sich zwue,
wölche den ganzen sommer in cursus auf den raub gögen der
Thürckhey fahren, oftermals 3, 6, 7 in 8 mohnat ausbleiben , eh
süe wüder gehn Malta kommenn, und sein gemelte gallera mütt
rütter undt Soldaten wol versehen, wüe auch mitt munition und
geschüz, und hat düe capitania oder des generals gallera auf
jeder seytten 28 banck, und sein an yedem nieder 5 personen,
mehrtheils gefangne Thürckhenn und Morenn, wüewol der
Mohren wehnig, denn süe auf den gallera nicht dauren mögen,
werden mehr zu anderer arbeytt in der statt gebraucht.
Einesmahls sähe ich einen selzamen proceß. Es hatten
öttliche slaven oder gefangene Thürckhen kom gestohlenn, do-
ran süe ergriffenn wordenn. Söztt mann yeden auf ein dein
esehn, do einer in ein V^ einer stund 1 schrit fort geth , mütt
gebundnen henden und blos büs uf denn halben leib, geth
ein thrommeter vor ihnen her, so oft derselbige in düe drommed
stöst, geth ein gefangner Thürckh hinder ihnen her, gübt yedem
einen streich mitt einer corwatsch umb denn blosen leüb, so
starckh als er in füehren khan , und währet splches ein guete
weil, dann süe denn langen weeg durch düe statt gefüert wer-
den, alsdann füert maus wüder auf düe gallera, und beschicht
solche straf denn andern zum exempel ; und do nicht so strenge
institia gehaltenn würde, wehre niemand vor den sclaven
Sucher, dann es ein iberaus gottlos und verwegen volckhist.
Sanct Müchael , wölches düe drütte statt und gögen der
bürg iber lügt, nicht iber eines büchsnschuss weytt von einander,
ist das Canal dozwischen; gemelte statt ist wehnig bewohnt,
13 *
196
mehrtheils mitt vuschern und barkeroli, so des tags das rolckh
hün und wüder fuhren, besözt; unden gögen der neyen statt ein
starckhe pastey, wäe auch oben gögen dem landt ein yöst boU-
werckh, wÖlches tozd Thürckhen heftig beschossen wordenn.
Und fehlet wehnig, das gemelte statt nicht ganz beflossen, dann
wenig auf der seütten entzwischen. Und ist in allen drey stöt-
ten khein traffik oder handlung, wöder in der bürg hat es öttlich
kremer, dann düe woll, so do wext, wüert mehrtheils in Sicilia
verhandlett.
Den ersten Aprillis des morgens früeh bestölten wüer deine
eselin und rütten hinaus nach der alten statt, 8 w. meil im
landt vom mör gelegen, und rütten mütt unns zwen deutsche
rütter, der eine Hanns Sebastian von Hohanödt, under dem
margraven von Baden, dessen bruder pfleger zu Stollhoven ist,
und dann ein Schlesüer, Abraham von Homöckh, wölche unns
guete gesoUschaft leistetenn, dann kein stollz in inen. Süe er-
fahrenn auch wol, wüe einem ist, der kein gellt hat. Wüer
rütten gahr hofmannisch hinaus, dann gemelte eselin wöder sat-
tel noch zäum haben , aller blos ; do einer nicht hart reütten
wüU, mues einer denn manntl an statt des satteis gebrauchen,
und kan einer die dierlin laytten, wüe er wüU, sein genug, postüe-
ren immer mitt einem fortt. Als wüer hinaus kamen in düe statt,
WÖlches mann alt Malta nennt, düeselbige besichtigten, do dann
wehnig zue sehen, schlechtlich bewohnett, nicht gros auch nicht
vöst, mütt einer schlechten mauren umbfangen, hat keine
graben noch wähl, düe innwohnerr sein mehrtheils Grüechen
und Malteser.
Für der statt heraussen irrgendt zweyer steinwurf weytt
hat es ein kirch, in wölcher ein grotta oder hole, so thüef under
der erdenn, oben mit dem folsen bedöct, in wölcher sanct Pau-
lus solle gepredigt haben, als er düe Malteser zue Christen be-
kehrt; seuderher dann kein thüer düser insull yergufft; als ich
zwahr düsen tag selber gesehen von dem Malteser, wölchem düe
esell zuegehörtenn, due wüer rüttenn, das wüer underwegen im
feldt ein lange schwarze schlang angetroffenn, due er in due
handt nam, wuckhlett solche heromber umb den arm, undt
trögt süe ein guet weil mitt such , schmeist sue hernach wüder
ein stein, das sue zerschmettert, dorab ich mich verwundert.
197
Dannenher dem stein der grotta sanct Pauli grose crafit zu^e-
messenn wüert, wue auch den steinzungen, so mann in denn
fdlsenn, do mann fondamenta oder cistema gröbt, zwischen den
steinen f ündett, wölche für güft sollen guet sein ; do von düsem
stein oder von der zungen in ein essen oder getranckh ge-
schahen, solle keinem das güfit schadenn könden: ob dem also,
las ichs beruhen, dann ichs nicht proburt hab.
Als wüer dus gesehen, röten wuer voUend hinaus nach des
großmeösters garttenn, welcher auf ein halbe stundt we^^
zwischen zweyen bergen lugtt, unden im thal ein schöner bronn
von söesem wasser, wölcher aldo entspringt. Gemelter gartten
ist gros und weytt umbfangen und nach gelegenheitt der insul
wol mütt fruchtbam beumen bösözt von allerley welschenn ge-
wechsen, als oranien, zittronen, lemonen, granat und andern,
dessgleichen auch von weinwachs. In des gärtners haus äsen
wüer zu morgen und güengen hernach voUent hinaus zue dem
neyen haus, welches der yezige grosmeister bauen lest, in einem
f äUsen gesözt, mütt seinen streichwöhren gleichsam einer vös*"
tung, hat doch wöder mauren, graben noch wähl, ist auch noch
bey weyttem nicht ausgebaut und wüert dös haus des grosmeis-
ters nahmen nach genannt. Von do gingen wüder nach dem
gartten, sasen auf due esell und rütten nach der statt. Under-
wegen sahen wöer noch einen gartten, wölcher meines erach-
tens des grosmeisters ibertrift, gehört einem doctor zue, dann
derselbige gleichfalls söes wasser hat, wölches mann do für gros
achtet. Underwegen rotten wöer durch zwey oder drey dörfer»
von schlechtem elendem gebey, dann in der ganzen insul wehnig,
ja gahr kein holz wöxt, ausgenommen wülde ciprössstaudenui
wölche einen lüeblichen geruch geben, und werden düe öfenn,
dorinnen das brot gebachen, aller mitt ross und eselskoth ge-
heist, wölches an der sonnen gedört hemachr gehm brönnt
und grosse hüz von sich gübt; brauchens also anstatt des holz.
Gögen abent kahmen wüer wüder in düe statt.
Yolgenden nachmittag sasen wüer auf ein barca, drey
rütterrmött unns, namen ein flaschen wein mütt unns, sasen
auf ein barcka und fuehren hinaus in öttliche grotta, so am mör
in düe föllsenn gehauenn, in wölchen mann somerszeütt badett;
sein inwendug fein sauberr ausgehauen, umbher mött benckhen.
198
doch aller aus dem folsen, und left das wasser vom mör dorein ;
geth einem das wasser. bös an düe waiche, zum theil duefer auch
seycher, wue es sich am süzen gübt, und hat düser grotta drey,
doch sein düe andern nicht so reiniglich noch sauber ausge-
hauen als döse, wüewol wüer zu der drütten nicht kommenn,
denn das mör so hoch und ungestümm worden, das wür uns
dem landt zu begaben, fuehren wüderomb nach der statt.
Ausserhalb dessen, als hüevor vermeldt, ist zu Malta wehnig
zu sehen, auch geringer lust do, das einem die zeött bald lanng
wüert; hettenn nach solchem verrichtenn gehrn gelegennheitt
gehabt, wüderomb auszukommen, aber wüer muesten ob düe 20
tag do verharrenn, und kan einer nicht auskommen, wann er
wüll, das unns düe zeütt sehr lanng worden , wuewol unns düe
theütsche herm rötterr guete compagniam, auch vül ehr und
freindtschaft erzeigten und erwisen, dann wüer denn mehreren
theil bey inen äsen. Gemelte herm rütter haben wehnig kurz-
weil oder spasso, dann das yeder oder der mehrertheil sein cur-
tisana holt, bey wölchem söe ihr zeütt vertreiben, und mues
yeder rötterr fünf jaar lanng zu Malta verharren; kann doch
zwischenn der zeütt licentiam haben vom grosmeisterr, das er
nach haus reysen darf, mues doch hernach döe zeütt, düe er
aussen bleibt, wüderomb erstatten. Neben dem ist yeder rutter
obligiert, in den 5 jähren 3 carovana zue thuen, mütt des
Ordens gallera in cursus zu fahren, do süe dann öttlich monath
aussen bleüben. Do es ime hernach öffter müttzuefahren ge-
lüebtt, wüert es ime auch nicht abgeschlagen. Wann einer für
einen rütterr ufi^enommen und dorzu erkanntt wüert, beschicht
solches in sanct Johannes kürchen; nach gehaltnem ampt, vülen
cöremonien und fiirgelesenen articuln , doruf er dann geloben
und schwören mues, zuehalten (meines erachtenns) proprieta-
tem, castitatem et paupertatem. Nach gethonem eydt oder
pflicht wüert ime von der religion oder dem orden für düe erste
mahlzeütt brot, salz und wasser gegeben und fürgestöUt, der
gestallt, wann ime solches von dem orden, es seye zur zeütt der
belägerung, krüeg oder auf den gallera gegeben wüert, er such
domitt contentire und beniege.
Hüenach volgen düe namen der theütschen herm und rüttr,
wölcbe dozumahl oder meinerrzeutt zu Malta gewesen.
Augustinus freyherr zu Mörspurg und BöUfcHrt, commaur
dant zu Dorlesheim.
Matheus Leopoldus Poppel von Lobkowütz, freyherr, aus
Beheim.
Waltherr von Oersbach.
Hanns Wülhahn von Bellerschein.
Hanns Sebastian von Hohennödt.
fetter von Aschennberg,
Johann Früderich Hundt von Sahlheim.
Eberhardt von Gäelenn.
Jeörg Chrüstoffvon Weytting.
Abraham von Hornöckh.
Düeterich von Dattennberg.
ünder obgemelten rütterr ist der herr von Mörspurg böi-
ger oder capo, der dann stöts in der böers oder der nation haus
wohnet, der auch mütt im rath suzt, das dann sonderlichen woU
zu sehen, dann völ Sachen in publico gehalten werden. In des
grosmeisters palatio in einem grosen sahl sözt der grosmeisterr
oben an und allein, uf bedenn seyttenn düe räth oder due das
grose, weisse creüz fornen an der brüst tragen, wölche mehr
sein dann andere rütterr, und ist ebenmesüg, wann zu Rom ein
consistorium gehalten wüert, do der Papst neben denn cardinäln
versamlet. Wann säe einen grosmeister erküsenn, beschicht
solches durch düe meüste wähl ; dann der stemmen sein sübenn,
derer düe Franzosen 3 haben , umbwillen dreyer underschid-
licher provintia, Spannier und Portugeser haben 2 stemmen,
Ittalianer eine, und dann due Theütsche und Beheim auch eine,
das gemeiniglich ein Franzos zum grosmeisterr erwöhlet wüert,
dann do sue von den. 4 stemmenn nicht mehr dann eine auf
ihrer seytten haben, gehn süe den andern fohr.
Bey vohrgemelter Möhrin, do war düe kamer gelehnet,
wölche such nun stattlich hüelte, in ihren kleüdern von seiide-
gwandt, guldin ring, köttün und andere derogleichen sachenn
angetragen , güeng ein Maltöser do aus und ein , wölcher auch
sein lügerstatt in ihrem haus hatte , ein mann auf seine jähr,
wölcher sein eignen Mohren hatte , der auf ine wartett , güeng
sauber und reinglich in kleüder, köndte seine sprachen, als
französisch, spannisch, ittalianisch und möhrüsch , am morgen,
200
ivraim er auf stunde, gleich sein Corona oder patemoster in doe
handt genommen, betett, macht allweg vül hundertt crucifix flQr
•ich, das ich in eben ffir einen erbam und stattlichen mann
gehaltenn, wäe er müer dann auch zu verstöhn gebenn, das er
neylucher zeutt matt einem schiff aus Franckhreich kommen
seye. Do er nun von uns vemommenn, das wüer wäderomb
nach Sicilia weiten, gab er für, er hette ohne das aldo zu schaf-
fenn, wann die frigatta ibersegle, wolle er müttfahren, als auch
beschehen, entboth säch auch vfil gegen unns , sagt under an-
derm, wann wfir in Sicilia kommenn, wolle er unns durch einen
seiner gueten freindt so ein excellent gueten wein zuetrinckhen,
derogleichen wüer niemals versucht Dodurch fuel müer nichts
böses zu, dann weyl wür Theütsche wahren und öttlichmahl
bezecht von denn rüttem heimkahmen, gedachte ich, er schepfte
▼orgemelte roden doraus wegenn des gutenn weins, welchen er
unns zue geben versprochen, aberr es wahr auf ein anders
angesehen.
Denn 15 Apriliis, welches wahr ein sonntag, äsen wuer
müttvohrgemelten herm rüttem zu imbüs, als dann wüer auch
von inen unnsem abschidt nahmen, güengen zue schiff, und ett-
wann 1 stundt nach mittag fuehrenn wüer mütt der religion-
fngatta von Malta hünweg, doruff dann vül passaschieri, und
neben andern hüevor gemelterr Maltöser sampt seinem Mohren,
und ward der wenndt Syroco Levanti, wurd aber auf denn abent
gahr stüU, das süe mitt rudern fort züehen muesten und vol-
genden vohr tags am landt gögen Siciliam wahrenn, do wfir
dann ausgestügenn und mütt dem tag unns aufmachtenn, ver-
füegten unns nach ZiculL Aber der Maltöser schicte seiiien
Mohren hinein, lües ime ein pfert hoUenn, dann ime der weeg
zu gehn zu weitt wahr, und sein wüer gleich an dem ort an-
kommen, als wüer hinibert fuehren, wölches von Malta 60 w.
meil, und dann vom mör Ziculi 4 meil. Es kam mitt unns von
Malta mein landtsmann Ulrich Hommell, wölcher der teütschen
herm rütter budelier oder kellerr wahr, der zöge mitt unns bis
göhn Napoli. Als wüer nun gehn Ziculi kahmen, wahren wüer
sehr durstüg, dann es albereitt mechtig warm, machten col-
lation und thrachteten hemacherr umb gelegenheitt, dann wüer
bedacht , uimsem weeg per terra nach Palermo zu nemmenn,
20i
wölches in düe 140 w. meil und düe hauptstatt in Sicilia, aldo
der vicere residiert. Wüe wüer dann mütt einem düngtenn,
der unns dohün füehren solte, und jedem einen esell zu geben
versprochen, also verharrten wür düsenn tag zu Zicuü, küefenn
etwas zue essen, dann sonsten noch ein Theütscher vom adl mütt
unns oberkommenn , wölcherr dess hüevor gemeltenn herm von
Mörspurg düenerr, den hatt er nach Teutschland abgefortigt.
Underdessen kam der Malteser geritten, wölchen wüer auf den
imbis beruefen, mütt unns zue essen , der dann bald erschinen,
wahren lustig und fröUch , weil der vom adl noch desselbigen
tags von do verreisete, nam seinen weeg nach Messina. Under
anderm begehren wür an den Maltöser den gueten wein, wöl-
chen er unns oftermahln zu Malta zu versuechen versprochen ;
iber solches sagt er, wüer werden unns sovil dignieren und des
abents sein gast sein, dessen wüer unns bewilligtt, lües gleich-
wol auf unser begehren ein flaschen oder zwo gueten roten wein
hellen, sagt doch doneben , das düs nicht der excellent guete
trunckh seye, dovon er unns vohr disem gesagtt , sondern auf
den abent sollen wüer denselbigen trinckhen. In dem stunde
der wüert, dobei wüer zöhrten, wölches ein Jhenueser, hünder
dem thüsch und züecht das aug mütt dem finger herunder, do-
mitt thuet er unns warnen, das wüer ime nicht zuvil vertrauen,
dann er ine wuert gekaut haben , aber wüer nahmen dessen
nicht gewahr, onangesehenn ichs wol an denn wüert spüerte,
aber weyl er nach der mahlzeitt nichts dovon sagte , hatte ich
hüerüberr kein nachgedönckhen.
Auf den abent, wüe hüevor gemelter vom adl schon ver-
reiset wahr, und es umb zeütt, das mann zue nacht essenn
wolt, kompt vülgemelterr Maltöser , berueft unns zu der mahl-
»zeitt, und mues meinem landtsmann nichts guets zuegevallenn
sein, dann er wol zum dritten mahl wüder unns sagte, wüer sol-
len in der herrberg bleiben, wo wür erst hünwollen , weyl düe
nacht so kurz und wür des andern tags früeh verreisen sölltenn:
aber wüer volgten dem Maltöser , güengen alle drey mitt ime,
wüsten doch nicht, wo er sein losamenth hatte, oder wo er unns
zu gast hinfüehren wolte. Nach lanngem umbgöhn füert er unns
in eins pfaffen haus, von wölchem wür ganz freindlich empfangen
worden, und vermeinten, es wurde ein gelegenheitt haben , als
302
bey dem zu Chathania, aber es war des contrarium. Als wüer
nun lenger dann ein stundt do wahren, das mann albereytt düe
lüechterr pflegte aufzustöckhenn , do sonsten der zeütt beym
tag gessen wüert, der thüsch ward gedöct, als wür binkahmen,
aber es weite kein essen ervolgen, büs irgendt ein stundt in düe
nacht: kam noch ein Sicilianer, d^r auch do gast wahr; als
dann wurdenn wuer zu thusch gesözt und wahrenn unnser 6
personenn, als der herr pfaff, wölcher patron vom haus, der
Maltöser sampt dem Sicilianer neben unns dreyen. Wue nun
gebreichig, das mann düe thrachten zumahl pflegt auf denn
thüsch zu sözen, wurdenn also schlechtlich tractirt, do einer
trinckhen wüll, mag ers fordern, dann süe nicht im brauch, glö-
ser auf den thüsch zu sözen ; indem bevilcht der Malteser dem
duner, das er ein glas wein einschenckhe, wölches er müer zue-
GftöUt, dorein ich wasser zue thuen begerte, dann düse^ wein ohne
wasser zu trinckhen gar zu starck, sagt der Malteser, ein glas toII
ohne wasser zu trinkhen gehe wol hün, welchem ich gevolgtt. Als
ichs hatte ausgetrunckhen, lües er das glas alsbaldt wüder voll-
schenkhen und gab es meinem reisgesöUen, dem herr Haas, und
dann das dritte glas meinem landtsman. Nach gethonem
thrunckh wurdenn wür gefragt von gedachtem Maltöser,
wüe unns der wein schmöckhe, das ich wahrlieitt halber
sagenn muest, es ein herrlicher thrunckh wahr, derogleichen
ich niehmals versuechtt, wüe ich dann desselbigen weins her-
nacherr mehr begehrt, aber müer doch keiner mehr werdenn
möchte. Wüe nun hernacher der pfaff und düe andern zwehn
auch zu trinckhen begehrten, kam der düner mitt zweyen ang-
ster, in dem einen wein, in dem andern wasser, für denn thüsch,
schencte yedem seines gevallens ein sovil wein und wasser, als
yedem gelüebte, doch nicht des weüis, wölchen wüer von erst
trunckhen, sondern eines andern. Demnach nun gemelte nation
sobr und mesüg, sonderlichen was essen und trinckhen an-
langt, such holt, dordurch wüer von inen desto, wehnigerr mütt
dem trunckh beschwert oder überrladenn wurden, und stunden
bey gueterr zeütt vom thüsch auf, dann wür noch in düe herr-
berg 2^ie göhn willens wahren, wüe dann der Sicilianer, so mütt
gast wahr, gleich nach haus such verfüegte. Und wahrd ich
eben so wehnig des thrunckhs halber beladenn, als^vohr gehal-
203
tenerr mahlzeitt. Indem wiiert mein landtsmann so dremmlig,
scheint aller bezecht, das er nicht mehr stöhn kondt, legt such
derowegen den langen weeg nider in denn sahl, do wüer gessen,
höbt gleich an, zu schnarchen und zue schlafen, dorab ich mich
gröslich verwundert, dann er sonstenn einen starckhen thrunckh
yermochte, ja oftermahln fünf, sechsmahl sovil getrunckhen als
do und dannochter bey seinem verstandt gebliben. Nach düsem
trueg such zwtischenn dem pfaffen , Maltöser und unns beden
ein anderer handel zue, von wölchem ohne noth zue meldenn,
allein das mein reysgesöll dem Maltöser seinen deichen an der
seytten ausgezogen und iber in gewolt, wölches wüderomb ge-
stüllt wordenn. Indem kompt mein gueter Haas auch vom
thüsch hünweg, das er nichts mehr von such selber weist, der
doch iber düe masen ein starckher thrinckerr und den wein
wol fiiehren maag, das such düe rütterr zu Malta vülmahln ab
ime verwunderten. Nach demselbigen ist müer gleichförmiger
masenn begögnet, und ward dozumahl mein lötstes wüssen , das
mich ihre zwehn under den armen in ein camer gefüehrt, in wöl*
eher mein reysgesöll gelegen, und ist spottlich, das ich schreiben
soll, das süe müch büs uff das hemmet auszogen, legten müch
zue meinem gesöUen in das bett. Wüe es nun mütt dem wein
zuegangenn, was dorunder oder für einexcellent gueter thrunckh
gewesen, kahn ich nicht wüssen, allein wüer unns des morgenns
verwunderten, dann under unns dreyen keiner wüste, wüe ime
des abents beschehen, do wüer doch mitt guetem verstandt vom
thüsch aufgestanden.
Denn 1 7 düs morgenns fnieh vor tags kompt der mütt den
eselln, wölchen wüer gedingt, unns nach Palermo zu führenn,
waren wir noch allerr doli im köpf, das mein müttgesöU sagte,
er könde und wüsse nicht uffstöhn, es thue ime der köpf so
weh, aber er muest herrusser. Als ich mich anzüehen wolte,
fände ich meine kleüder zerströwett, das eine neben der bött-
statt, das ander hinder der thruchen, das müer gleich nichts
guets zuviel, greif gleich nach meinem beüttl, düe weil ich aber
fület, das noch gelt dorinnen wahr, that ich in nicht auf, dann
es noch dunckhel wahr, suecht hernach in den weiß leinen strim-
pfen, wölche ich an blosen füesenn pflegte zue tragenn, dorinnen
ich öttliche cronen vemet hatte. Als ich nun griffen, das noch
304
gelt dorinnen, hatte ich auch kein nachgedenckhen, eyleten sehr,
nahmen unsem abschüd vom pfaffen und Maltöeer und güengen,
nach der herrberg, do war dann dem wüert umb wein was
wehnigs schuldigs wahrenn. Als ich ine bezalt^.befunde ich, das
müer zwu cronen mangln, welches ich meinem geförtten an-
zeigte, und sagt, das müer solches düse nacht in des pfaffenn
haus herusserr kommen sejj aber doch anders zuvermeiden,
güeng ich nicht mehr in des püäffen haus, dann aus solchem
cleinfüegen wol was ergers ervolgen könden, umbwillen ich
nicht eigentlich wüssen kondte, wer solches gethon; z\ie dem
ist der pfiaff ein geüstliche persohn, wölchen mitt keinem welt-
lichen recht zu thun, derowegenn in seinem haus wehnig zue er-
langen. Sasenn also im namen Gottes auf unnsere gedüngte
esell und rütten im nahmen Gottes unsers wegs fort Als wuer
nun auf 4 oder 5 w. meil von Ziculi kommenn , gedenct müer,
was ich für gelt des vorigenn tags ausgebenn , befand ich , das
mäer zu denn 2 noch 4 badack, das ist zwen dalerr abgüengen,
gedacht ich, weyl nun das gelt in denn stempfenn nicht ausge-
trönnt, stöth es noch wol (lües in halt düe Fränzosenn habenn).
Dess müttags kamenn wüer auf ein einöde, aldo wüer fueter-
tenn , alsdatm zogenn wüer wüder fort, underwegen noch wehnig
dÖrfer noch heüser, und rütenn des tags 40 w. meil, kamen in
ein stättlin am mör gelegen Terra nova genant, dem guber-
nator zue Meyland gehörig, aldo wür eine camera gelehnet,
iber nacht zu sein. Nun hat es an denen orthen nicht ordent-
liche herbergen, do mann fürs gelt essen und thrinckhen be-
komptt; wann einer was haben wüll, mues er am einen ort brot,
am andern wein, am dritten fleüsch und anders kaufenn, selber
oder kochen lassenn.
Nun hatte ich kein gelt mehr im beüttl, wolte derowegen
was aus den stempfen thrennen. Als ichs nun aufgeschnitten,
yermeint 2 cronen herrusser zu nemmen, fände ich an statt der-
selbigen einen rechenpfenning , dorüber müer das gesucht ver-
güeng, dann müer gleich beygevallenn , das es mütt denn an-
dern auch also werde zuegangen sein ; schnit am andern stumpf
auch auf, do zuvor 3 cronen wahren, fände iöh einenn sicili-
anischen tarin, in wert eines halben spanischen regals; noch ein
anders, so ich aufgetrönnt , dorinnen 5 stuckh goldts gewesen,
20&
fände ich einen kupferin doi^ltarin , gült ssu Malta sovil als 1
spannisch real, mütt denn andern güeng es gleichförmig zue, also
das müer an allem in düe 20 cronen hinkahmen, wölche müer
durch den Maltöser mit hilf des pfaffen entfrembdt, do ich als-
dann erst recht an denn excellent gueten tninckh gedachte,
welcher unns in des pfoffen haus gegebenn wordenn, zog also
das wames auch zuegleich aus , dann ich in demselbigen noch
1 2 cron verneth hatte , umb zue sehen, ob solche auch hün
seyen, aber säe wahrenn noch verhandenn, wölches mich wäder
ein wehnüg erquict, dann mein reösgesell kein gelt mehr hatte,
und wür ob düe 600 w. meil noch bus gehn Napoli hatten , do
wfir unns dann schmal behelfenn und oft mött gueten zünen
ibel essen muesten. Alsdann erkant ich erst denn Maltöser,
wölcher in der nacht meine kleüder durchsucht, das gelt ausge-
trönntt, und anders an düe statt eingeneth, das ime sein
thrunckh unnd malzeütt freylich wol bezallt wordenn. Nun be-
dacht ich mich, ob ich wüderomb zueruckh nach Ziculi reysenn
sollte. Düeweil ich aber von dem Maltöser verstanden , das er
eben des tags von do verreisen wolte , zuedem ich es nüemandts
öffentlichen zeühen dörfte, könde es also nicht für rathsam
funden , wüderom zueruckh dohün zu züehen, nam also anstatt
des gelts die liebe patientia an düe handt und zogen unnsers
wegs fort, gedacht an mein simbolum (vertrauen, wüssen, wem).
Denn 18 düs von Terra nova des morgens frueh hünweckh,
hat es umbher zue beden seytten einen schönen kombau und
auf öttliche meil eben landt; alsdann kompt mann in das ge-
bürg, do wehnig heüser noch Wohnungen gefunden werden, rey-
seten also des tags in ein offen stättlin , wölches 30 meil von
dem vorigen nachtläger Nuschetta genant, aldo zehrten wür
woUfeül: der wein ist starckh und guets kaufs, allein zue essen
kahn einer an manchem ort fürs gelt nichts bekommen.
Denn 1 9 düs von do hünweg gleich mitt dem tag, hat an
öttlichen orten, wann es regnet, mörckhlichen thüefen weeg, das
ein pfert oder esel nicht wol auskommen kahn. Und weyl der tag
lanng, machten wür dessselbigen tags U meil, kamen in ein dorf,
Yicar genannt, aldo wür iber nacht geblibenn , hatten wein genug,
kundten aber mütt müeh das lüebe brot fürs gelt bekommenn.
Denn 20 düs von do hünweg, sehr bergäg und uneben
306
landt, büs mann an das mör und nafaent der statt kompt ; disen
tag regnet es sehr, das es allerr unlustig und tüef zu reitten
wahr. Kamen nach mittag gehn Palermo, das ist düe principal
oder hauptstatt im königreich Sicilia, aldo der vicerex pflegt
hof zu haltenn; sein also des tags 26 w. meil gerittenn.
Zu Palermo loschürten wüer bey dem trabanten , von wöl-
chem ich hüevor meidung gethon, der matt unns von Napoli
abkomenn, dann er camera locanda hüelte, rueweten also denn
21 düs, dann wur unns aller müedt auf den eseln geritten.
Denn 22 düs, wölches wahr feürtag, güenge ich und mein
gfört wüe auch der trabannt ausserhalb der statt in ein ort,
genannt Monte real, wölches 5 w. meil von Palermo, ein erz-
büstomb, dem cardinal Famesio gehörig; lügt das stättlin hoch
auf einem berg, ein schöner lustigerr weeg, nebenn vül schöner
klöstern und lustigen gärten, und als gesagt wüertt, solle in ge-
meltem stättlin düe schöneste kürchen in Europa sein, wüll ich
düe insul oder das königreich Sicilia verstanden habenn, ist wol
nichtt wehniger, das es ein schön gebeü ist, und lügenn in diser
kürchenn zwen könig begraben so von fürstlichem stammen
aus Schwaben geborenn, wüe dann Tohr der zeitt inen das
königreich Sicilia underthönig gewesen, wölches wahr ein vat-
ter und ein söhn, der vatterr hües Mal Wilhelmo, düeweil er ein
groser tirann gewesenn, lugt zue der rechten handt des chors
in einer rotten mamelsteinen sarckh, und der söhn, wölcher
Bon Wilhelme geheisen, wegen seiner threy, die er gögen seinen
underthonen getragen, lügt zu der lunckhen handt in einer
gleichförmigen sarckh von rotem marmor. Als wuer nun düe
kirch und closter besahen, güengen wüer nach der vesper noch
2 w. meil hinaus in ein münchscloster sanct Martin genant,
wölches zwischen bergen lügt, ein schön und sehr gros gebey,
doch bey weittem noch nicht volvirt, und sein ob düe 70 manch
in gemeltem closter, all vom adell und gutenn geschlechten,
das es ein gros einkommen erforderte Gemelte patres essen
das ganze jähr kein fleisch , sey dann sach, das einer kranckh
werde. Düse nacht lagen wür im closter, undt onangesehen der
prior nicht anheimisch, wurden wüer doch wol tractirt, düe
nacht in ein schöne camer und saubere bett gelegt
Denn 23 düs wurden wüer von öttlichen patres umher ge-
2or
füert, düe unns das closter, diie kürchen, stantia, ihre zellen
und gärttenn gewüsen ; hatt öttliche schöne springende bronnen
und wüert nicht baldt ein closter gesehen , das allerlay handt-
werckherr dorinnen sein, due sue bedürfen, das süe der statt
wol entrathen und empörenn könden. So haben säe ihren eig-
nen doctorem oder mödicum, wüe auch einen seruricum, bal-
bürer und bader. ünder andern gemachen wurden wüer in ein
ney zemmerr geföehrt, dorinnen stunden 3 lannge tafelln, als
mann in clöstern pflegt zu haben, düe sein von züprössholz, dess-
gleichen auch düe banckh von gemeltem holz gemacht , dessen
in düser insul sehr vül wechst, werdenn grosse* tind ducke beüm
gefiinden; das gübt einen so iberaus starckhen geruch von such,
das wann einer hinein geth, er des geschmackhs halberr nichtt
lanng dauren mag, sonderlichen der es nicht gewohnet ist.
Düe apoteckha belanget solle dergleichen in mancher statt
nichtt gefunden werdenn. Als wüer nun hün und wüder gefüert
worden, machten wüer collation, nahmen unnsern abschüdt,
güengen wuderr nach Monte real, von do mehrertheils durch
oranien, citronen, oliven, granat und anderer fruchten gärtten,
derer es umb due statt sehr vül hat von manncherley schönen
und wolgeschmackhen fröchtenn , wüe dann ingemein in diser
insul in denn gärtten kom, wein und holz gepflanzt wüert und
düe reeben an denn bäumen uffgezogen werdenn.
Palermo, ein grosse, zimlich erbautte und wol bewohnte
statt, aber mütt der handlung Messina nicht zuvergleichenn,
wohnen mehrerrtheils düe gröste herrn, rütter und adelsper-
sonen aldo, wölche in disem königreich ihre güetter haben, wüe
dann auch der vicerex aldo hof höltt, lügt an einem sehr lu-
stigen orth, dann es umb düe statt schöne gärtten, lustheüsser
und clöster hatt, und wüert nicht bald ein Strassen oder gassen
irrgend in einer statt gefunden, wölche der zuvergleichen, dann
süe gleich beim oberen thor neben dem palatio ihren anfanng
nembt, wölche porta von dem Marco Anthonio Colonna als ge-
wesnen vücere zu bauen angeschaft worden neben einem schö-
nen thurm, und hat vohrgemelte Strassen der lenge nach in düe
2500 pass oder schritt, und in der breitte, das 3 wägen neben
einander blaz zu fahren haben; düe heüser zue beden theilen
alle der schnuer nach gehauen, das keines für das ander hinaus
208
getfa , welches vilen heuserrn und palatia zu grosem nachthefl
und costen gereicht, denn düe mandat erst von vorgemeltem
vicere ausgangen, wo ein haus dem andern fürgangenn, hat es
der schnür nach müessen weichen, entgögen , do eines zu weytt
dohunden gestanden, hat es müesen herfür geruct und dem an-
dern gleich gebaut werden. Ohnangesehen das gemelte Strassen
so lang ist als düe statt, so kahn einer doch von dem obem thor
durchaussehen büs zu dem undernn thor der statt, und noch
weytterr hinaus büs an das mör.
Am hinunder gehn düser Strassen, ongCTahr auf halben
weeg, geth mann zu der rechten band durch ein gässlin auf
einen plaz, do stöth ein schöner, ronder rohrbronn, aller von
weissem marmor, von schönen ausgehauenen buldern, hat sehr
vül rehren und in düe ronde ob düe 150 pass oder schritt, ein
stattlich und schön werckh. Ittem in der principal und haupt-
kürchen zue sehenn ,due 4 begröbnus von rotem marmor, theüt-
scher herrn von fürstlichem stammen aus Schwabenn. Als mann
fürgubt, haben süe in gemelter kürchen den corpus sanct Geciliae
wölcher oben neben dem hauptaltar zu der linckhen band in
einer sülbem sarck oder cassa lugt; das fest oder den tag dess
gemelten heyligen begüngen und huelten süe , als wür noch zu
Palermo wahren. Den abent zuvor nach gehaltner vesper ver-
samelte such so ein menge volckh in gemelter kürchen von
weüb und mann, dann das ganze jähr düser corpus sampt dem
sarck eingespört, nicht gesehen wuert, dann allein auf dises fest;
wüe es dann ein yedes sehen wull , wann einer in düe kürchen
kompt, ist einem nicht wol müglich, durch das volckh herusserr
zu dringen, büs düe ceremonia vollbracht werdenn. Alsdani^
höbt mann in der kurchen ein greulich schiesen an , das solche
aller voll räch wuert, das keiner den andern wol sehen kahn,
bleübt also gemelte cassa zu nacht in der kürchen stöhn uiid
den volgenden tag versamlet sich düe ganze clerisey von manch
und pfaffen, und wüert hüevorgemelt heilthomb mütt der pro-
cession neben vül tausent personen von mann und frauen, wöl-
che derselbigen nach volgen, wuert hün und wüderr durch düe
statt getragen, und ein stattliche musica gehalten, welches vom
morgen an büs auf den abent wehrett, und ist des tags ein sehr
hoch und fümem feest. Mütt gemelter procession geth der
209
vicerex, neben allen stattlichen herm rütter und adelspersonen,
wüe auch das frauenzimmerr, von einer kürchen und Strassen in
düe andern, wüe dann gleich dess tag ir jarmarct oder mess,
wölche 14 tag wehret, ihren anfianng nembt.
Gemelte statt ist nicht sonders vöst, eines theils am mör
gelegen ; neben einem vöstenn castell, so auch hinauswarts gögen
dem mör lügt und mütt einer spannischen guardi besezt, lest
der yicere ein stattlichen porto oder mörhafen machen , wölcher
schon vor öttlichen jähren zu bauen angefangen worden , domitt
düe schiff zur zeütt der fortuna oder ungewitters halber sücher
lügen mrögen, wölches ein mörcklichen oncosten, müeh und ar-
beytt erfordert, büs sovil groser stein in das mör geworfen , das
das fiindament ausgefült und mann doruf mauren kahn, dann
es aldo öttliche clafterr tüef und ferm hinaus in das möhr
geth, domitt es dem wasser desto mehr wüderstand thuen möge,
dann der alte oder vorige porto, do düe schiff vor disem ge-
legen und düe gallera noch lügen, ein offen wesen, das solche
zu der zeütt des ungewitters, sonderlichen wann düe wellen
aus dem mör herein getrüben werden, nicht sicher lügenn.
Ittem zu sehen das palatium, wölches an einem sehr lusti-
gen ort lügt, aber innwendig von schlechtem gebey; in dem-
selbigen wohnet der vicerex, der höUt ein guardj von 40 teüt-
schen trabantten.
Dem nach wür nun in düe 12 tag lanng do verharretenn
und underdessen nach gelegenheüt trachteten, vrüderomb zu-
ruckh zu reysen, hatten wür unns wegen des theütschen traban-
ten wol fürzusehen, bey dem wür düse tag ober zur herrbei^
lagen, domitt er unns nichtt ettwann verrathe oder der religion
halberr angebe , wüe ich ime dann bössers nicht zuethrautte,
derowegen war unns des gelihnen gelts der 10 daler oder ditto,
düe wür ime von Napoli aus fürgeströct, mehrtheils entrathen
müesten; wüewol es nicht vül, wehre unns solches dozumaU
sehr wol bekommen.
Also accordirten wür mütt einem patron von einer veluca,
der hatt fünf marinari, und noch andere 4 passaschiri, düe nach
Rohm weiten; gemelter patron wahr von Palermo und solte
unns büs gehn Napoli fuehren, derowegen wol von nöthen, guet
achtung zue geben, dann such vül leichtförtiger vögl befunden,
KiecheL 14
210
welche düe passaschiri mutwilliger weise in geyahr bringen
oder den cursari in düe hend fiiehren, sonderlichen do süe
gelt von einem wissen zue erlangen, dessen wür unns nicht zu
bevahren hatten, dann ein schlechten* vorrath noch bey unns
zum hosten wahr.
Denn andern May auf 3 stund in tag fuehrenn wür von
Palermo hünweg, und hat es den brauch, als wür auf 2 w.
meil hinauskahmen , fuehr unns ein barca nach, wölche unns
besuchten, dann keinem iber 10 pfund aus dem königreich zue
fuehrenn yergunt würdt; wüewol sich wehnig besuechens bey
unns bederfte, weiten noch trinckgelt Yon unns haben, be-
kahmen doch nichts ; do säe unns aber nicht besuecht betten,
wehren wür selber der bescheidenheüt gewesen (onangesehen
wehnig ibrigs bey unns wahr). Also fiiehren wür des tags mütt
stillem wetter, kamen auf denn abent in ein statt hart am
mör gelegen, Termine genannt, 24 w. meil von Palermo.
Denn 3 düs früeh morgens von do hünweg, hatten zimlich
guten wind, das wür des tags 66 meil segleten, kamen auf düe
nacht zu einem wachtthum, bey wölchem ein tavema mütt
namen TAqua dolce, und ward gleich umb düe zeitt, als mann
düe tumina pflegt zu fanngenn, wölches ein groser vusch von
50 jar in 100 pfund schwer, derer es in diesem mör sehr väl
gübt und iezunder ihren jahrganng haben ; sein innwendig aller
roth gleich als ein salm, aber harrt und sehr undehwüg, gleich
als ein alt fleisch. Düser vusch wüert in thonna ingesalzen hün
und wüderr in andere landt gefäert.
Denn 4 das früeh morgens mütt dem tag von do hün-
weg, ward zimlich stuU auf dem mör büs uff denn halben tag,
das wür unns fem vom landt hinaus begaben und golfirten,
ward der wund von Ponente, wölches unns wol taugenlich, aber
so frösch und starckh aufkhüellt, das vriir gewolt, wür het-
tenn unns am landt gehalten; daurt doch nicht iber ein stundt,
wüerdt es wüder was stüllers, kahmen also bey 2 stundt vohr
nachts gehn.Milazo, 66 meil von dem thum, do wür des morgens
ausfiiehren.
Milazo, ein stattliche vöstung, hoch auf einem fölsen ge-
legen, gros, mittvolckh und geschüz wol versehen, unden am
mör ein bourg oder o&er fleckh, vomen hinauswarts ein pastey,
211
auf wölcher öttliche stuckh grob geschüz, den porto und düe
schiff, auch gemelte bürg domitt zu bewaren. Und hab ich nie-
mals derogleichen gehört, wüe wür unns umb ein camer oder
bett, düe nacht dorinnen zu schlafen, umbsahen, wolte uns der-
jehnige, wölcher camem und bött zu verleihen, unns zweyen
nicht ein bött allein, sondern yedem ein sondere geben, dann
solches ime verbotten, nicht 2 frömbde, sonderlichen wann süe
jung sein, in einem bött schlafenn lassen, dorus leüchtlich abzu-
nemmen, was für ein sodomittisch leben under inen getriben
wüert. Güng also zum haus hinaus; sagt dem patron vom haus,
das wür Theütsche werenn und in unnserm landt keine bont-
scheroni noch bardassi such befunden, begehren desshalber sei-
ner bött am wehnigstenn, güeng von do wüderomb nach der
tavema, do war zu nacht gessen, zert mütt müer selbstn und
schlief düeselbige nacht auf der banckh, mein gefört und landts-
mann aber beholfen such uff der veluca.
Denn 5 düs morgens auf ein stundt in tag von do hünweg;
als wür bey 12 oder H meil ongeyahr von do hünweg kamen,
sehen wür von fermn 7 thürckhische gallera, wölche auf gemelte
vöstung zufuehren, das man vom castell heftig auf süe ge-
schossen, aber süe kehrten sich nicht dorahn, sondern eyleten
unden an das landt und fölsenn , das süe vorm schüesen wol
Sucher sein. Ob süe nun hernacher volckh an landt gesözt , ist
unns onbewust, dann unsers bleübenns nicht lanng do wahr, son-
dern zogen auf das strengest, domitt wür denn gallera aus dem
gesiebt kahmen; wahrenn unserr 3 veluca, das wür unns sehr
besorgtenn, süe schickhen unns ein gallera nach. Auf denn
müttag fuehren wüer an landt gögen Sicilia, aldo es ein tavema
oder einig wüertshaus, konden aber nichts zu essen bekommen,
dann wür wollten von do iber das canal oder golfo nach Cala-
bria zufaren. Hüeromben sühet mann in düe 7 deiner onbe-
wohnter insuln, wölche wür zu der linkhen handt lügen lüesen,
drunderr düe zwo, als Strumula und Yulcana, wölche stöts tag
und nacht brennen, werfen düe bünsenstein aus , düe so leicht,
das süe auf dem wasserr schwemmenn, und hat bey der nacht
ein abscheulich ansehen, dann es am tag wehnig gespürt oder
von fem gesehen wüert, als ich wol von marinari und Soldaten
vernommen, wölche oftermahlenn fürbey, auch dort umbher zue
212
ancr gelegen, das ein greilich gediminel , springen und knellen
do gehört und gesehen werde, als wehre es düe höU.
Nach mittag erhöbt sich ein wund von Ostro Garbin, wel-
cher sehr gut für unns, und wolte under denn dreyen velucca
keine düe erste sein. Do nun unnser patron sähe, das der wund
gut wahrd, zogen wür das segell uff und fuehren von hünweg, do
dann düe ander veluca hernach kam, aber düe drütte blib do
verharrenn, und küelt der wund frisch auf, das wur des tags
bey guter zeütt in Calabria kamen, in ein stättlin, Troppia ge-
naimt, von wölchem hüevor meidung gethon worden. Und mues-
ten wür von beden veluca so wol düe marinari als passaschiri <
erst auf ein stund in düe nacht hinuf in düe vöstung für denn
gubemator^ wölcher ein Spannier wahr, göhn; do dann eines
yeden nam, auch was nation er seye, in ein buech geschriben
wordenn, auch düe persohn, ob einer dein oder gros oder do
einer ein gemörckh oderr signum am gesucht oder an hendenn,
wurde es zu eines yedem namen nottiert, und beschach solches,
wegen öttlicher pantiten, domitt düeselbige nicht heimlich aus
dem landt gefiert werdenn.
In gemeltem stättlin wohnet ein nasenmacher; do einem
düe nasenn abgehauen, das er derselbigen jähr und tag ent-
rathen müesen, kan er ime ein andere, frische oder neye nasen
von seinem selbsteignen fleisch machen und, als sich gebüert,
ihrer gestalt nach formiren, wölches er an iren vilen nicht allein
probirt, sondern auch im werckh volviert. Als ich dovon habe
sagen heren, schneüde er demjhenigen, so kein nasen, ein wun-
den in dessen arm, stümmelt ime düe nasen, büs früsch blut
hernach geth, als dann bünde er dfie nasen auf dem arm, solle
eines das ander annehmenn, wölches öttlich und zwanzig ta^
lanng wehret, büs er düe nasenn formiert, dobey abzunemmen,
was der patient für ein schmerzen und leiden düe zeütt ober
austöhn müsse. Gott bewahre yedem seine nassenn!
Denn 6 düs verharrten wür büs ongevahr ein stundt vor
mittag, güengen der patron wüe auch düe marinari in däe
mess, gleichfalls wür auch, denn es eben in pfingstfeirtagen
nach dem neyen stilo wahr, und der wündt nicht gut für unns.
Büs nach mittag endert sich das wetterr, das wür von do hün-
weg fuehren, aber düe marinari muesten mehr an rudern züe-
313
heu, dann wüer seglen kondten, kahmen auf denn abent zu
einem wacht thnrrn, Gastilon genant, 43 meil von Troppia, anf
wölchem wüer düe nacht lagenn. Mütt gemieltenn thärm hat es
düe gelegenheitt, das nicht allein durch düsJandt, sondern den
lanngen weg diserseüts des mors, wüe auch durch das reich
Napoli, ittem do der Papst, herzog von Florentz an das mör
grönzen, büs gehn Jhenua, und als ich vernommen, hat es derer
thüm büs in Spania, als uf 3 — 4 — 10 in 12 w. meil, wehniger
oder mehr; nachdem es eben landt, hat es einen vösten thum
hart an das mör gehauen , wÖlche oben nicht bedöct und eben
sovil räum oben als unnden, auf denen sonderlichen in Calabria
sein gemeiniglich in zwey stuckh gros geschüz auf rödem, so
zu Oberst auf denn thürm stöhn, wölche dann starckh erbauen;
haben keinen einganng, sondern wehr dorein will, mues an einer
hohen leitterr hinuf steügen ; düeselbige wüert des nacht aufge-
zogen, und sein gemelte thürm zimlich hoch. Düe nacht höllt
mann wacht; do nun ein velucca, barca, frigatta oder schif
gespürt fürbey föhrtt und nicht antwurt gübt, wüe sich dann
düe Thürckhen bey der nacht under düe fölsenn in düe grotta
oder holen mitt ihren schifBin stöckhen , und des morgenns der
barca, so von einem ort zum andern seglen, erwartenn, die-
selbigen berauben und das volckh mitt sich füehren, alsbald
nun was bey der nacht gespürt würt, stöct der erste, so solches
wahr nembt, zu oberst auf dem thurm ein lannge stanng aus,
auf wölcher ein büschel dürr holz, das zündt er an, das dann
sein nechster nachbaur gleich gewahr wüert, und auch ein bü-
schel holz anzündt, also fortan von einem zum andern, das es
ein kurze zeütt vül meil lanng gespürt würt; darnach sich düe
deine barca, veluca und andere schiflin, so terra terra ÜEihren,
zu rüchten und vor den cursari zue hüetten wissen. Do nun
des morgens oder am tage ein räch oder feyr gespürt, mag mann
sich wol fürsehen und dem landt zu begeben , als unns volgen-
den tag begögnet, das nicht iber ein stundt gemanglet, wur
weren dem Thürckhen in düe handt kommenn.
Denn 7 düs des morgens von do hünweg, hatten zimlichen
wund und kamen des tags gehn Belle Yidere, aldo wür iber
nacht gebliben, wölches von dem vorgemeltem wacht thum
65 meil.
214
Denn 8 düs auf 2 stund in tag von do hünweg; als wür
nun auf 5 oder 6 meil von do kahmen, hörten vriier einen schuß,
derowegen wür gleich einem thurm zueylten, und eben dem,
auf wölchem geschossen worden. Der zeigte an, es wehre jhene-
seytt Zürell, das ist auf 7 oder 8 w. meil nahent, öttliche thürck-
hische gallera vorhandenn , weyl aber düe folsen und berg so
weytt heraus in das mör göhn, kondte der uf dem thurm nicht
weitt sehen ; verharreten doselbstn büs uff denn mittag, dann
wür immer vermeinten, es solte unns ein barca der veluca ent-
gögen kommen. Als nun niemandt unns begögnet und schön
stüll wetter wahr, berathschlagten wür unns, fort zu fahren,
dann der velucca wahren 3, und wolte doch keine düe erste sein,
das wür unserm patron bevolen, er solle auch der erste nicht
sein, könden gleich so lanng do verharren als säe. In dem fueh-
ren düe andre zwo velucca vohr unns hünweg, das wür düe
lotste wahren ; als wür auf 3 meil von do umb einen capo oder
fölsenü hünomb zu fahrenn hattenn , sagt das volckh , so doruf
gewesen, ob wür düe thürckische gallera nicht sehen und muet-
williger weüß unns gefangen geben woUenn, dorus unser patron
nun des gespött thribe, vermeint und sagt, es wehren christenn
gallera, so von Napoli abkommen und hellten mastbeüm für
düejhenigen gallea, so mann in Spania, das krüegsvolckh doruf
zu füehren, so zur armada solle gebraucht werden, wüe es sich
dann dozumahl albereytt abgesponnen, das beste volckh, gros
geschüz, munition und anders aus disenn landen aller nach
Spania gefuert, dodurch düs landt entblöst, wölches düeThürck-
hen gut Wissenschaft gehabt, und desto sicherer in disem golfo
sich uffhalten mögen und do wür unnserm patron oder seinen
roden gevolgt, wehren wür den Thürckhen geradt- selber in düe
hendt gefaren; also schrien wür einhellig terra terra, eylten
starckh dem landt zu, stügenn aus, nam jeder seinen blonder,
stügen hinuf in das stättUn , wölches mechtig hoch auf einem
berg lügt, Zirell genant, nicht mehr dann 9 meil von do wür
düsenn morgen abfuehrenn.
Eh Und zuvor als süe uiins in das gemelt stättlin innlüesen,
wurden wür gefragt, wehr wür seyen, auch woher wür kehmen,
wölches wür anzeigten und hernach von inen in das rathaus
loschüert worden, do kein thüsch noch einiger bankh wahri
215
sondern muestenn unns auf der unsaubem erden behelfen, nicht
allein doraf zu ligen, sondern auch zu essen; düe Strassen oder
gassen sein zum theil so enng, auch fölsüg und unöben, das man
nicht drin reütten kahn.
Gemelter thürckhischer gallera wahren 6, dem utschelino
zustöndig, wölcherr generaloberster über das mör, ein Cala-
brös und aus diser landtsart bürtig, und sollen ob düe 1 tau-
send sclaven oder geüajigene Christen, so an rudern züehen
müesen, auf disen gallea sein, wdlche auf 3 oder 4 w. meil
nahent hart am mör oder ufer des landts lagen, das der steeg
Yon der gallera büs an das landt reichte, das süe druckhen aus
und eingehn künden. Nun hat es uff 9 meil eine schöne öbne,
das kein bom oder nichts dozwischen, doselbstenn lagen öttliche
mastböum am mör, für düe napolitanische gallea, wölche do-
hün kommen und düeselbige abheilen sollten; aber düe Thir-
ckhen kahmen inen yohr, lögten ihre alte mast ab , und thäten
düe neye, so am mör lagen, dogögen ein, zimmertenn und güengen
am landt limb, als ob süe in ihrem gebüet wehren, zu dem
zogen süe des tags wegen der sonnen düe thannta oder düe
döckhen, so mann auf denn gallera pflegt zu haben, auf, als ob
süe in ihrem süchersten porto einem legen, aber des nachts
thraueten süe nicht, gaben sich von do hünweg, lögten sich hün-
der ein deine insul oberhalb aber nahnnt des gemelten statt-
lins, wölche isola der Dimant genannt wüert, hat nicht iber 2
w. meil in circuito. Als süe, düe thirckhisch gallea, disen abent
abfueren, kamen süe nahent under dem stättlin hin; nun wahr
oben uf der pastey hinauswarts gögen dem mör ein stuckh ge-
schüz, so uff anderthalb röder stunde, und wahren auf gemel-
ter pastey ob düe lOOpersonen, gingen zue rath, ob süe auf
düe gallera schiesen weiten, düe dann allgemach füriber passir-
tenn, pravirten, körten düe gallera öttlich mahl umb , als wann
süe in ihrem landt wehren , dann düe Thürckhen gute aviso hat-
tenn, wüe es in Galabria und Sicilia beschaffen, das das beste
volckh und geschüz kurz zuvor aller nach Palermo gefüert und
auf einmal acht der grösten naue, so mitt Soldaten geschüz und
munition geladen wahren, nach Spannia abgeloffenn. Als süe nun
auf düe gallera los gebrantt, aber weytt iber aus in das mör
geschossen I kehrten düe gallera wüder zum gespött zuruckh
ai6
umb, dorunder zwo gahr sfüll hüelten, allein zu vememmen, ob
mehr dann ein stuckh gescbüz verbanden. Als süe nun wider
bulver in das stuckh thätten, wahre kein kugel verbanden, mues-
ten erst in das scbloss schickbenn, wölcbes such lanng verweilt,
und verbarreten düe gallera noch alleweil, büs düe kugl kabm,
ward alles sehr wol angeordnett ; dann einer von denn marinari
unnserer velucca archeleimeüster wahr, der das geschüz, so uff
anderbalb röder stunden , noch einmabl abgeschossen ; aber es
güeng gnedig ab, das niemand uf den gallera beschedigt wurde.
Do süe nun sahen, das süe auf der pastey nicht mehr schiesen
kondten, fiiehren düe gallera fortt, lögten such uf 2 oder 3
millia hünder ein isoletta, so mann den Dimant nenntt.
Yolgenden 9 düs kahmen gemeltte gallera mütt dem tag
wüder herfür, lögten sich an ihr alt ortt , sötzten noch öttliche
mastböm in ihre gallera, zum theil von ihren Thürckhen lüefen
auf das landt, raubten und blindertten, wo einige höf imd heü-
ser wahren, nahmen das volckh gefangenn, wüe dann under an*
dem auch ein Calabres, freyherr, uf düe gallera gebracht, wöl-
chen süe umb 1500 daller rantionirten, aber seine freind lese-
ten in nicht, sondern wurde von denn Thürckhen hinwegg ge- i
füert, und bevahrten wür unns nicht wehnig im stättlin, das
süe unns ibervallen möchten, dann wehnig volckh dorinnnen
wahr und mitt einer nidem maur versehen. Es verlöst sich |
aber das volckh auf das schloß, so an einem öckh oder ort der
statt ligt, doch mitt geschüz noch krüegsvolckh am wehnigsten
versehen, allein das das stättlin und castell sehr hoch auf einem
lebendigen fölsen lügen, das ibel dorzu zu kommen ist. Düsen
tag verbarreten vorige gallera an ihrem ort, auf den abent
aber ructenn süe wüder hinder obgemelte isoletta , aber von
der pastey aus dem stättlin uf düe gallera zu schiesen blüb es
disen abent vermitten ; acht, das kein bulver noch ander monition
mehr verhanden wahr.
Denn 10 düs morgens früeh kahme düe gallera wüderoxnb
an das vorige orth, höncten ein panier oder stendarda aus, wöl-
ches zu bedeütten, ob düe gefreindte derer, so süe hüeromber
gefangen, wüder leesen und entlödigen weiten, wölches ein an-
zeigen, das süe nicht lanng do zuverharren gedachten, und eben
des tags mabnete ein calabrier baron sampt seinem söhn , so
317
düser orth sesshaft, öttliche ihrer underihonen auf, wue dann
aus gemeltem stättlin auch in düe 40 barger oder schüzen mitt-
zogen, und weyl unns die zeit one das lanng wahr, güengen wür
auch mitt, wahren doch ausser unserer seittenwöhren nicht ar-
miert, wolten allein sehen, was mannhafte that süe begöhn wol-
tenn. Ward gleich umb mittag zeitt, als wüer vom stättlin aus-
zogen, güengen durch vül gesteüd und höckhen, irgend ein
halbe stundt wegs , büs wür zu dem baron und seinem volckh
kamen, und wurden noch mehr dann ein stund durch holz ge-
fuert, büs- das ander volckh zu unns gestosen , hüelt der baron
nnd sein söhn zu pfert bey einem alten zerrüssnen wachtthurm,
auf wölchem öttliche bauren mitt röhren gewacht, unndt wahren
in düe 170 personen, alle mitt langen röhren sehr wol bewert,
allein das öttliche, düe ich selber sähe, an feyrschloss uf denn
hanen kein stein hatten, öttliche, do ihre röhr nicht geladen wahren,
andere, düe es ladenn wollten, hatten wöder bulver noch flaschenn,
und ward in der wahrheitt ein elendt wesenn, das ich müer ge-
wenscht, ich wehre im stättlin gebliben. Es lües unns auch der ba-
ron fragenn, wehr wür wehren, wölches wüer ime anzeigten, und
als süe nun lanng under einander rathschlagtenn , wüe süe düe
Thürckhen, wölche von den gallera an das landt gestügenn, iber-
vallen wollten, dann wüer auf ein halbe stund nahentt bey ihnen
wahren, als mann nun fort ruckhen solte, wolte kheiner vomen
im anzug sein, auch nicht einer, dann düe aus dem stättlin und
fleckhen, welche nicht in des barons gebüet wahren, wolten, des ba-
rons volckh solten düe ersten sein, weyl süe ihrem herm globt und
verpäicht, entgögen süe allein aus freindt und nachbaurschafb
ihnen beystand leysten, also das ihr fümemmen gögen den
Thürckhen sonder einiges blutvergüessen vermitten blibe. Nach
langem gespräch und hadern machten süe düe vom stättlin auf,
zogen wüderomb mitt groser forcht nach haus , darf nicht sagen,
das süe geloffenn seyen, aber störckher gehn hab ich niehmals
gesehen, dann ich und mein gefört ihnen müehsam volgen kond-
ten, dann süe sich befahrten, düe Thürckhen möchten ihnen
nacheyllen. Gögen abent fahren düe gallera bösserr abwärts am
gestadt, aldo es einen fluß hatt von süesem wasser, wölcher do-
selbstn in das mör laufftt, und nachdem süe wasser gemacht
\mä ihre barillen gefUlt, fuehre^ süe alsdann underhalb des
21S
stättlin fiirbey, als düe vorige nacht anch beschehen, lögten sich
hünder vohrgemelte isoletta, aber düe herrn des stättlins lüesen
sich mitt ihrem geschüz gnädig gögen ihnen finden.
Eben disen abent, als wür neben anderm volckh auf der
pastey stunden, kam ein jung mann, ein burgerr des orts, wolt
kurzumb wissen, wehr wüer wehren, wölches wür ime öttlich
mahl güetlich ableinten, dann wür ime solches anzuzeigen nicht
schuldig; do es aber sein obrigkeit zu wissen begehre, seyen
wür dessen ohnbeschwert. Als er nicht nachlassen wolte und
mitt schörpfere wortten an unns käme, gab ime mein gefört, der
Hanns Haas, eines uf sein maul, dessen such düe andern burger
annahmenn, stöst einer gedachten meinem geverten mitt einem
röhr für düe brüst , das er zuruckh uf einen Steinhaufen fällt.
Als- es unser patron von der velucca sühet, kompt er und seine
marinari unns zu hüK, und wurde ein gros geleef ; demnach es
abr albereytt abent und zimlicher fiinster wahr , drangen wur
unns Ton dem volckh herusser, verfügten unns nach unnserm lo-
sament, wölches wahr uf dem rathaus, und stunde nicht ein
halbe stund an, kahmen bey 4 oder 5 spirri oder schergen
mütt bewöhrter band, fordern den, der ihrem burger ein maul-
dasch uf der pastey geben, für den gubernator, welcher im
schloß wohnet. Nun hat es uf gemeltem rathaus ein neben-
kämerlin, do wür unns uf der erden behalfenn, güeng hinein,
sagt gögen meinem gevörten, er solle sich sehr kranckh stöUen,
dann der gubernator schickh nach unns, das zeugt ich denn
Schergen an, füert sie auch selber in düe kahmer, do er uf der
erdenn lag, sich sehr kranckh stöllt von dem stos , so ihme der
Calabrös mitt dem röhr gebenn,also forderten süemich an seine
statt, üam ich meinen landtsmann mitt, dann ich besorgte, mann
werde unns gefenglich einzüehen. Als wür in das schlosss in
einen grosen sahl kahmen, wurden wür gefragt, wüe sich diser
handell verloffen, wölches alles uf das pappür gebracht wurde.
Nach lang gehalten examen wurden wür erst nach 10 uhr zu
nacht von gemeltenn schergen wüderr auf das rathaus beleitett,
wölche nacht wür nicht vül geschlafen, dann wür besorgtenn,
der frövuel werde unns öttliche scudi costen.
Denn 1 1 düs, als der tag anbrach, güngen wür uf düe pas-
tey, zu sehen I ob düe gallera hünweg wahren, dann der wund
219
sich för unns gut erzeügtte ; wahren gedachte 7 thürckhischen
gallera schon ferrn ihm möhr, das säe einer nicht wol mehr
sehen kondte , derowegen unnser patron bedacht, von do abzu-
fahrenn, stües düe velucca ins wasser, rüstets zu, santten war
unnsern blonder in stüll hinab nach dem mör ; wür aber güengen
in düe kürchen, domitt mann desto wehniger ein suspectuf unns
habe oder unns zu arrestiren, güengen also vohr ende der mess
aus der kürchen, nit mehr dem rathhaus zue, sondern gleich
zum stättlin hinaus den berrg hinunder, uf düe velucca gesessen
und doYon gefahren, dann es gewislich ohne straf öttlicher daler
nicht abgangen wehre, ümb gemelt stättlin Zirell wöxt sehr
guetter und starckher wein, wölchen mann dem orth nach nennt,
der wüert nach Napoli, Roma und andenj mehr orten per Ittalia
gefuert, ist sehr guts kaufs; aber zu essen ward in gemeltem stätt-
lin nichts zum besten, auch das broth umbs gelt ibel zu bekom-
men, fiiehrenn also des tags mütt stüUem wetter 40 meil , lagen
uf einem thurm iber nacht, genant Leonati; also kahmen wür
von vülgemelten orth hünweg und sahen düe gallera des tags
nicht mehr.
Denn 12 düs morgens früeh von do hünweg, aber der wund
lüef unns entgögenn, das wür des tags nicht weytt kahmen, fueh-
ren an land zu einem wacht thurrn Paul Nudo genannt, ein sehr
starckh und vöst gebey, bey dem ein dein fleecklin von ötüiche
füscher heüserr, wölche harrt am mör lügen und ward eben umb
zeütt, das mann düe sardelli füeng, ein füsch gleich als ein hal-
ber häring, wölcher ein grosse anzahl gefangen , in barill oder
fesslin inngesalzen und hün und wüder in Ittaliam gefüert wer-
den, ist ein zarter, guter füsch, wann er finisch ist , oder wüe er
aus dem mör kompt. Als es nacht worden, güengen wür hinuf
nach denn bergen, lögten uns zwischen düe fölsen, dann uf dem
wachtthum niemand frömbder behörrbergt wirt, und in denn
heüsern, so am mör lügen, ist es sehr gevährlich wegen der cur-
sari , düe vülmahlen des nachts einväll thuen ; und sein wür des
tags nicht mehr dann 24 meil gevahrenn.
Denn 13 düs früeh von do hünweg und ohngevahr bey 4
stund in tag erhobt such ein so greulich ungewütter, wüert sehr
dunckhel und höbt an, starck zue regnen, das wür nach dem
landt eyleten, bey einem thurm einfuehren, uf wölchem wür bey
220
1
2 stund verharreten, büs das wetter fürbey wahr , alsdann wür
unns wüder auf das mör begaben , wuewol es denn ganzen tag
sehr dunckhl und thrüeb wetterr wahr. Als wüer yrgend bey
13 oder 14 w. meil hinweg kahmen, erhöbt such ein so greilich
ungewitter, das wür nürrgend an landt kommen konndten, dann
es umb düse refier düe höchste und krädeste folsen hat, düe
gleichsam als hohe mauern oder thürrn aufstöhn, und lüef der
wund hün und wüder, dordurch das mör so ungestimm wurde,
das wür wöder seglen noch ruderm konndten, und füel düe ve-
lucca immer von einer seytten auf düe ander, das lötstlichen
nicht allein unns passaschiri, sondern auch den marinari, wüe
auch dem patron das herz entfüel ; wurden alle ganz cleinlautt
und hatten unns mehrtheils des todts verwegen, dann wöder
steyren noch rudern mehr helfen wolte, wölches ob düe 2 stund
lanng gewehrett. Alsdann such der wund wüder für unns er-
zeigte, das wür wüderomb seglen kondten, kahmen also hinein
zwischen düe fölsen, aldo wür nahent einem fleckhen an landt
faehrenn, do ich müer dann fürgenommenn, do ich mitt lüeb
gehn Napoli komme, mich nicht leichtlich mehr auf ein vellucca
zu begeben. Yon do führen wüer des tags noch voUent bis
gen Groppoli, von wölchem stättlin hüevor meidung beschehen;
ist 47 meyl von obgemeltem orth.
Denn 14 düs des morgens mitt dem tag von do hünweg.
Demnach aber der wund such für unns guet erzeugte, gaben wür
unns uf den golfo de Salemo ; als wür ongevahr iber denn hal-
benn theil kommen, scoprirten wüer von ferm eingaliotta, und
hatte unnser velucca ein loch bekommen , das mann genueg zu
thuen hatte mitt ausschöpfen des wassers, wölches so sehr
hinein gedrungen, muesten unns auch an das land begeben,
stügen aus und zogen düe velucca herusser; alsdann süe aus-
lehrten und das loch wüderomb zumachten, faehren hernachr
wüderomb von do hünweg, hüelten unns doch immer nahent am
landt, kamen uf denn abent in ein ofifen stättlin, hart am mör
gelegen, Sourent genannt, wölches von Groppoli 72 w. meil.
Denn 15 düs uf 2 stund in tag füehrenn wür von do hün-
weg, mütt hessUchem wetterr von regen, aber wehnig wündt,
kahmen doch noch vohr mittag in den porto de Napoli, aldo wür
bey 2 stund in der velucca verharren muesten, eh mann unns
221
licentiam gab, an lannd zu steigen. Als dann rerfuegten war
nnns nach der vorigen theütschen herberrg zum schwarzen Ad-
ler ; ist von obgemeltem stättlin hieher 24 meil.
Den 18 büs 28 gemelten mohnats May wurde alhüe zu Na-
poli das fest corporis Christi gehalten, wölches tags viü schöner,
stattlicher, costlicher aufgerichter gebeü so hün und wüder in
kürchen und uf den Strassen gesehen werden, neben der proces-
sion von der geüstlichkeitt. Under anderm wüert in einer weit-
ten Strassen ein sehr hoch von holz gemacht gebey züerlich ge-
mahlt und mütt schöner tapezerey behönct gesehen, wölches in
der höhe als ein haus ; unden ist es aller offen , hat ein schöne
hohe porta, durch wölche düe procession zu gehn pflegt,* gleich
als due porte trionphales zu Born, und stöth solches gebey ött-
liche tag, düe procession geth von einer kürchen in düe ander,
derselbigen volgt der vicere neben vülen stattlichen herren, rüt-
terr und adelspersonen, dessgleichen auch düe ganze burgrschaft,
so wol auch düe frauen und jungckfrauen in groser anzahl,
und wehret solcherr umbgang vom morgen an büs nach mittag.
Eben zu der zeütt hüelt mann ein fredenfest dem duca de
Saphoia zu ehren, wölcher einen jungen herm von seinem ge-
mahl, düe des königs aus Hispania fröhlin oder dochter ist, be-
kommen. Zu abent , ongevahr eine halbe stund in düe nacht,
wurden in dem palatio, dessgleichen in allen drey castell lüech-
ter oder lampen rüngs umbher, so weytt yedes im circkel be-
griffen, eines schuchs weitt ein lüecht von dem andern, angezind,
wüe auch uf öttliche thüm, das vül tausent lüchter zumahl brönnt-
ten, wölches lenger dann ein stund wehret. Alsdann lües mann
erstlichen in dem castell sanct Angello alles gros geschüz in düe
dreymahl losgehn, hemacher volgt mütt dem grosen geschüz das
castell auf dem berg sanct Delmo genannt, alsdann das dritte
castell Ovo, nachmals düe 4 galeazen und lötstlichen düe gallera,
derer dozumahl ob düe 30 im porto stunden, wölche alle wol ar-
miert und schon in ordine wahren, dann süe täglich nach Spania
ablaufen selten. Es wahr ein solch brastlen, züttem und ge-
demmel, das sich düe heüser in der statt aller bewogen, nicht
änderst als wolte alles zue grundt gehn, und wehret solches fre-
denschiesen und lüechterbrönnen drey nacht nach einander.
Alhüe verlües ich vülgemelten meinen reysgesöllenn, denn
282
Hannsen Haas von Nürnberg, wölcher müer das gleüdt von Posen
ab aus Poln büs nach Malta und wüder hüeher gehn Napoli
geben. Däeweyl er zuvor in dem rechten arm lam geschlagen
worden, habenn ime düe medici gerathen, düeweil es eben umb
düe beste zeitt dess jahrs, soll er sich der warmen badt a Püzol
gebrauchen, das ime ser düenlich sein werde, demselbigen volgt
er, bey ime verblib auch mein landtsmann Ulrich Hommel,
wölchen wür von Malta ab mütt unns genommen hatten.
Denn 21 düs, wölches wahr ein sonntag, reüset ich neben
einem Theütschen vom adl sampt seinem diiener und in düe 8
florentinische kaufleütt, ausser des procatscho mütt einem gui-
den von Napoli hünweg; demnach ich aber büs müttag nicht
kondte förtig werden, nam der guid das pfert, so er mir zu
leühen versprochen, mütt such, das ich erst nach einem andern
pfert umblaufen mueste; zulötst krüegt ich ein lehenpfert un-
der dem thor, das düngte ich büs gehn Gapua, und ward schon
vesperzeütt, als ich von Napoli hünweg reütt, das ich erst auf
2 stund in düe nacht in gemelte statt kahm, do ich alsdann mütt
groser müeh von dem guiden ein pfert bekommen kondte. Und
ist von Napoli gehn Capua 1 6 meil, ein sehr alte statt, auch zim-
lieh gros, lügt an einem sehr lustigen orth, umbher schöne, ohne
und fruchtbare landschaft; gemelte statt ist nicht bevöstigtt, lügt
im reich Napoli.
Denn 22 düs morgens früeh von do hünweg konde der com-
pagnia mütt müeh volgenn , dann nach mittag fiiel mein pfert
in anderthalb stund 2 mahl mütt müer zu häufen, das ich ime
nicht mer thrauen wollt, güeng gleich sovil zu faes als ich
rite. Als wür aus dem gebürrg kahmen, hat es ein lange spöckh,
90 aller gepflastert, wehret lenger als ein theütsche meil , konde
ich nicht mehr volgen, muest dohünden bleibenn; zudem über-
fiel mich düe nacht und huob an, starckh zu regnen, auch füel
das pfert mütt müer iber düe spöckh hinunderr, das ich gedacht,
es hette denn hals abgestürzt, dann es lanng nicht mehr ufstön
wollte, und ward mein glickh, das ich vomen iber das pfert hün-
aus füel, derft also nicht mehr uffsüzen, sondern zog es an der
handt büs gehn Fondt, dohün ich erst spath in düe nacht kahm,
aller matt und büs uf düe hautt nass, do ich dann ibel uf den
guiden zuefrüden war, hat doch wehnig zue gewinnen, konde
223
auch nicht sovil znewegen bringen, das er müer einander pfert
gab, ohnangesehen er noch in 4 oder 5 pfert hatte, düe mütt
roba beladen wahren, das er das pfert , wölches ich gerüttenn,
abtauschen kondte ; woll ich nun diie gesellschaft nicht verlasen,
muest ich mit vorigem pfert verlüeb nemmen, und ist von Gapua
gehn Fondt 44 meil.
Denn 23 düs uf ein stund in tag von do hünweg. Irgend
bey 3 meil endett sich das gebüet des reichs Napoli, kompt
mann zu einem pass oder clausa, aldo es ein einzechtig haus
und thor hat, bey wölchem yeder, so do durchzüecht und aus
gedachtem reich kompt, besuecht wüert, dann keinem mehr dann
25 cronen an gelt bey sich zu füehren zuegelassenn wüertt; was
weytters bei einem befanden, ist alles confiscirt. Es geth aberr
so scharpf nicht zue, wann einer dennjenigen mitt biuragio
oder schanckung begögnet, mag er leüchtlich passiren; von do
kompt mann in terra d'el Papa, auf des Papsts gebüet.
Als ich von dar ongevahr ein w. meil kahme,fölt mein pfert
abermals uf öbner erdenn mitt müer iber und iberr, das ich
nicht mehr dulden kondte, erzürnet iber den guiden und jagt in
mitt bioser wöhr im feeld umb, mocht in aber nicht ereylen, iber
wölches er müer heftüg drewett, wann ich gehn Terracina kom-
me, wölches düe erste statt in des Pabsts gebüet , dohün wür uf
das morgenessen kahmen, wolle er mich verclagen. Demnach
aber dieser orth nicht in des Pabsts , sondern noch im Napoli-
tanischen gebüet, hat kein andere herrschafk macht, zu straffenn.
Als wür dohün kahmen und zu morgen gessen, Schäften düe
Florentiner, das müer der guid ein ander pfert, von denn bela-
denen, gäbe, alsdann wir wüderomb guette freind wahren, rütten
des tags noch gehn Salamanza, ein dörflin von wehnig heüser,
wölches von Fond 34 meil lügt.
Denn 24 düs von do hünweg, und kahmen düsen tag gehn
Boma, aldo ich denn Jakob Seslin von Ulm noch gefunden , wöl-
cher müer gute compagnia leüstett. Zwischen der zeütt, als ich
vohrmahls zu Bom gewesen, wurden 4 grose, hohe vüeröcte stei-
nene colonna oder seylen, wölche sehr tüef under der erdenn
draussenn in der alten statt Roma in gärtten gefondenn, wölche
aus bevelch des Papsts Sixti quinti gesucht und ausgegrabenn
worden, düe vohr öttlich hundert jähren in der statt hün und
224
wilder ufgericht stunden, und Yohr diesem jede colonna ohne
zweivel ganz und nun von einem stuckh gewesenn, nun aber yede
in 3 stuckh zersprönngt oder vervöllt wordenn, wölche obgemel-
ter Papst Sixtus wüderomb per memoria an underschüdlichen
orthen hatt lasen ufrichten, als düe erste, so meiner zeitt, als ich
do wahr, für der kürchen sanct Maria maior ufgericht worden,
düe stuckh so züehrlich und künstlich uf einander gesöztt , das
einer vermeintt , es wehre allein von einem ganzen stuckh ge-
machtt. Und ist sich zuverwundem, wüe solche gewaltige
stuckh stein aus dem fundament oder grund, do süe so tüef un-
der der erden gestöct, haben mögen herusser gebracht werden,
dann gemelte colonna vül gröser und dickher als düe, so auch ge-
dachter Papst Sixtus uf sanct Petersplaz hatt lassen aufrichten;
sein vül schöner gärtten durchgraben, grosse und deine böm
ausgerottet, ibel zugerichtet und verwüest wordenn, büs gedachte
seülenn sein gefunden worden. An solchen stöhn vülerley sel-
zamer caractres, vögl und andere derogleichen sachen gehauen,
sein unden sehr dückh, das nahent vüer mann doran zu umb-
fangen haben, obenuf immerr zuegespüzt. Derogleichen sey-
lenn werden noch zwu in der statt Alexandria in Ägipten ge-
sehenn, dovon düe eine umbgevallen, düe ander aber noch uf-
recht stöbet, mit gleichförmigen caracter, allein das düeselbige
noch gantz und von einem stuck sein. Und solle von des Pabsts
4 seylen eine auf dem plaz für der kürchen sanct Johaim Late-
ran, düe ibrügen 2 an andern ort ufgericht werden.
Nahent der kürchen sanct Maria maior hatt yeziger Papst
Sixtus quintus seinen gartten Mont alto genant, in wölchem ein
dein aber sehr schön und wol erbauen palatium und lusthaus
stöhett, so in mitten des garttens gesehen wüert ; düeser garrt
ist gros und weytt begriffen, vülerley schöne fruchten , böm und
kreytterr.
Durch gemelten Papst ist das kunstreiche aqua ducta oder
wasserwerck, so durch düe alte Römer erbauen, aber durch
düe krüeg zerstöret und eingevallen , wüderomb zuegericht und
ins werckh gebracht worden, wölches iber 1 5 w. meil ausserhalb
der statt seinen Ursprung, mütt mörcklichen costen wüder büs
in düe statt beleittet worden; ist ein gebey von hohen steinern
pfeylem, yeder bey 2V« in 3 mann hoch, von einem pfeyler zu
325
Aem andern ein gewölbter bogen geschlossen; obenauf wiiert
das Wasser in einer rünnen fort beleittet büs in die statt , aldo
der erste auslauf bey dem gewesenen palatio oder saal des key-
sers Diocletian; do dann düe cardinäl, düe Bömer oder andere
stattliche herm zu Born wasser in ihre palatia oder lustgärtten
begeren oder gehm haben weiten, miesen süe beim Pabst an-
halten, der yerkaufts innen umb ein somma gelts, nach dem
einer vül oder wehnig begert, auch nachdem manns ferrn laytr
tenn mues ; durch solches mittel kompt der Papst seines bau-
costenns zum theil wüderomb ein.
Denn 3 Juny, wölches wahr ein sonntag, raysetich mitt
dem procatscho neben öttlichen kaufleitten, münchen und an-
dern passaschiri von Bom hünweg, und ritten des tags 40 meil
in ein statt, Yiterbo genantt, dem Pabst gehörig, ein feine, grose,
alte und wol erbautte statt, auch underwegen schöne, lustige
und £ruchtbare landtschaft.
Denn 4 düs &üeh von do hünweg, kahmen auf denn mittag
in ein dein stättlin, von do aus hatten wür besen, steinigen weg,
kahmen auf düe nacht in ein dorf, Alapaglia genant, underm
herzog von Florentz, ist von Yiterbo 34 meiL
Denn 5 düs früeh von do hünweg, und hat gleich von dem
dorf aus einen gepflasterten hohen berg oder stäüg, alsdann wü-
der so thüef hinunderr, hemacher öttlichemal durch steinige
bäch, ein sehr beser weeg, büs nachmüttag, wüe wüer dann
umb vesperzeütt gehn Syena kamen , 32 meil von dem yorigen
nachtlägecr.
Syena oder Sinis ist ein feine, zimlich grose und sehr alte
statt, lügt in Tuscana und under dem grosherzog von Florenz,
sein düe heisrr wüe auch düe Strassen oder gassen mehrtheils
von rotten oder gebrantten steinen gemacht. In gemelter statt
ist düe thomkürchen wol zu sehen, ein stattlich schön gebey, zur
linckhen band ein capella, gleichsam als ein bibloteca, in wöl-
eher oben umbher schöne und Jkünstliche stuckh sein von mahl-
werckh ; in gemelterr statt hat es ein Studium oder universitet,
wüe dann düe Thefitsche privilegirt sein , ihre arma zu thragen,
wölches sonstenn den burgern zu tragen verbotten.
Denn 6 düs morgens früeh am thor, von do hünweg hat
es sehr bergeten, mehrtheils gepflasterten weeg; sonderlichen
336
wann man der statt Florentz m nahett, stefigt mann oft hoch
nf und ab , kamen also dttsen tag bey gueter zeütt gehn Flo-
rentz, wölches von Syena 34 meil. Als wür under das thor
kamen, wurden unns öttliche articl yorgelesen, ob keiner roba
bey sich habe, das gabelia geben ; süe lüessenn mich aberr für
einen studioBum passüerean.
Florentia, düe principaJstatt in Tuscana, aldo auch der
grand duca pflegt hof zu halttenn, ein herliche, schöne, wol er-
bautte und iberaus lustige statt, doher auch gesagt wüert: Flo-
ren tia bella, als düe schönest in Ittalia; left schüer zu mitten
ein starckher zimlich breitterr fluß durch, düe Ama genanntt.
Gemelte statt hat gerade , breytte und lannge Strassen , mehr-
theils mitt gefüerten gehauenen steinen gepflastert, wölches
züehrlich und wol stöbet ; allein ist es bes und sorglich doruf
zu reittenn.
Ittem zu sehen vül schönerr kürchen und clöster, in son-
derheütt den thom, wölcherr gros , züehrlich und wol erbauen
neben einem hohen thurn.
Ittem zue sehen des herzogs palatium, so am markt lügt,
insonderheit den langen neyen ganng, in wöldiem auf beden
seytten vülerley christlicher potentaten, fürsten und herm, zum
theil todt, zum theil noch in leben, wahre abcontrfactur, neben
andern mehr züehrlichen kunststückhen. Von gemeltem palatio
faatt es einen ganng büs zu dem andern schloss, genant Byttau, so
ihneseytt des wassers auf ein halbe stund wegs, das der herzog
heimlich dohün gehn kahn und von nimandt gesehen wüertt.
Denn 9 düs rüt ich in gesoUschaft dreyer Tfaeütschen des
morgens nach Prattelino uf 5 welsche meil von der statt, aldo
des herzogs lustgartten zu sehen , wölcber sehr gros und weytt
begriffen, von schönem gebey, vülerley bömen, fruchten und
selzamer kreitter neben züehrlichem undt künstlichem wasser-
werckh; under andermin einem Sommerhaus esnechönr küehlerr
sahl, der boden, das deefer und thüsch aller von marmor, düe
brennen, so umbher sein, aussen mitt schönen corallzünckhenn,
mörschneckhen , vülerley muschlen, berlinmutter und andern
vül selzamen und unbekanntten Sachen bekleidet und iberzogen.
Nebenn anderm soll es ein orgl haben, wölche durch den thrib
des wassers gehn soll, gleich als ein ander instrument, so durch
327
ein person geschlagen wüert. Als ivür nun dasjhenige, so nnns
gewüfien worden, nach noturft gesehen, rütten wür von do einen
andern weg auch einem des grosherzogen lustgartten zue, sanct
Gastello genannt! , in wölchem neben anderm sehr vül Wasser-
kunst, sonderlichen von yerborgnen grüffen; do einer ettwan
hinein geth, düe selzame Sachen zue besichtigen, hatt es seine
griif, das einer aller nass wüert, wüe wür dann underr anderm
gleichsam als auf ein dein lust oder Sommerhaus gefiert wur-
den, hat keine stapflen noch stüegen, sondern allein mitt schönen
deinen küslsteinen erhöcht, irgend zweyer mann hoch vom bo-
den stöth oben nicht mehr dann ein deiner thüsch, als nun der-
jhenige, so unns hinuf gefiiert, öttliche grüff gethon, als wolt
er denn thüsch öffnen, sprützen vül rörren von unden und auf
der seytten herusser, so wol auch am hinunder göhn, das einer
allerr nass wüert. Von do namen wür unsern weeg wüderomb
nach der statt.
Denn 10 düs nachmittag umb vesperzeütt sähe ich denn
herzog samptt seinem gemahl (wölche beede in einem wagen
fuehrenn) in düe statt innkommen. Yohr ime güeng sein guardi
beer, derer in düe 100 trabanttenn und schüzen sein, alles
Hochtheütsche ; neben inen herren, ritter undt adelspersonen ,
so zu pfert wahren.
Denn 11 düs rütt ich neben dem ordinari hotten mor-
genns früeh ans thor, von do hünweg hatt ich ein pfert, wöl-
ches a returno göhn Luca gehörtte; als ich aber bey 5 meil
ohngevahr von der statt kommen, höbt das pfert an verligen,
kond dem hotten nicht mehr volgen, fölt lötstlich gar mütt
müer zue häuf, muest also wüder zuruckh und zog es an der
band büs wüder gehn Florentz ; und düeweil ich das reyttgelt
schon bezalt, kond ich mütt müeh von demjhenigen ein axHler
pfert bekomen; also rütt ich umb mitjbagzeitt wüder allein von
do hünweg und kam des tags noch a la Scala , ein einig haus
und l'hosteria an der stras gelegen, 20 meil von Florentz, un-
derwegen fruchtbare und gute landschafi't.
Denn 1 2 düs früeh mitt dem tag von do hünweg und nicht
ferm dovohn hat es ein iberfahrt, kahm uf denn mittag gehn Luca,
wölches von der einzechtigen herberg, dovon ich des morgens
ausrütt, 20 meil.
15*
228
Luca, ein dein aber sehr vöst stättlin, keinem herm un-
derworfenn, hat ein republica gleich als Jhenua oder Verie-
tia. Ich kahm für die dritt porta, eh mann mich einlües,
dann düe frömbden nun bey einer porta inngelassen werden,
halten under denn thoren starckhe guardi, und mag wöder
burger noch frömbder in der statt keine arma thragen. Gemelte
statt hat rüngs umbher dückhe und hohe wähl und graben,
das süe wol was ausstöhn mag; hat zu einer deinen statt, als
es ist, stattliche gewerb und handthüerung.
Denn 13 düs rütt ich neben zweyen nüderlendischen edellei-
then sampt ihrem präceptor von Luca hünweg und kamen nach
vesperzeitt gehn Pysa, wölches von gemeltter statt 10 meyl.
Pisa, ein schöne, grosse, wolerbautte, lustüge statt, in Tus-
cana gelegen undt under dem herzog von Florentz, left düe
Arna schüer zu mittenn durch düe statt, so von Florenz herun-
derr kompt, und auf 8 oder 9 meil von do in das mör föltt; un-
den an dem ende der statt hat es einen hohen ronden thurrn,
scheint, als ob er hannge, kahn mann büs zu Oberst hünuf reytten;
nebenn dem thurrn hatt es ein schöne kürchen, dorinnen der
prödügstuel oder canzl, so von marmor gemacht, wol zue sehen,
in wölchen der passion kunstlich gehauen ; gleich donebenn ein
dormitorium, wölches weytt begrüffen und in düe vüertt er-
bauen, innwendüg umbher aller schön gemahlt; soll mütt terra
sancta beschittet sein, das düejhenigen personen, wölche dorein
begraben werden, innerhalb 24 stund verwesenn. An der porta,
wölche stras nach Florentz geth, hat es ein schloss oder castell.
Ittem auch dess ordenns haus zue besehen, wölches düe
rütter aldo haben, so sich auf des grosherzogen gallera ge-
brauchen lassen. So hatt es in gemelter statt ein universitet;
gleichwol (als ich vememe) solle es wehnig studiosi aldo haben,
dann der luft nach nicht dem gesundesten, doher auch düe statt
nicht sonders poppuliert ist, onangesehen es schöne heüser und
palatia, wüe auch hüpsche lustgartten inwendüg der mauren hatt.
Denn 14 düs rüt ich hinaus nach Ligurno, denn porto oder
mörhaven zu sehen, so dem herzog von Florentz gehörig. Do-
Selbsten lügen seine gallera, deren er 4 holt , neben einem gro-
senn gallion , wölche Sommerszeit stöts in curs auf den gögeu
der Thürckhey ausfahren , dannenher er auch einen orden der
229
rütterschaft von sanct Stephan halten thuet; düe füebren ein
rot creütz, mögen sich auch ihres gevalleas verheyraten , haben
keinen so strengen als düe Malteserherrn oder rütter, und sein
derer rütter uf yeder gallera eine gewüse anzahl.
Genielt orth ist mitt einer rünckhmauren umbfangen , zürn-
lieh weytt begriffen, mütt pasteyen und streichwöhren so wol
gögen dem land als dem möhr genuegsam versehen , aber inn-
wendig derselbigen kein einig haus, aller wüest und onerbauen,
solle doromb angefangen sein, das mit der zeütt ein statt dohün
möchte gemacht werden, als ich aber vernommen, soll der luft
ganz ongesund doselbsten sein, das niemand dohün bauen wüll.
Gleich doneben hartt am mör hatt es ein vöst castell, das be*
wahrt denn porto, ist mütt Soldaten besözt; doneben auch ein
bourg von öttliche wehnig heüserr; und ist gemelt ort von Pysa
1 6 meil, underwegen vül gesteud, holz und morass, das es aller
ödt, wüest und ohnbewohnt ist. Düsen abentt rütt ich wüderr
von do nach Pisa.
Denn 15 düs morgens früeh von do hünweg lüef ein dein
jung mitt, der das pfert wüder zuruckh reytten sollt. Als ich
under das tbor kam, wurd ich uffgehalten, dann ich neben
meinem vallüs ein säcklein am Sattelbogen hanngen hatte, dorinn
wahren 2 oder 3 salzizoni , wölche ich mitt von Rom gebracht
und für ein böse herrberg mitt fäehrt; well mann mich nicht
passieren lasen , ich gebe dann gabell dovon ; kond mich auch
nichtt ausroden, ob ich schon sagt, wehre ein studiosus, mocht
nichts helfen, woll ich passieren , muest ichs verzollen. Auf 4
oder 5 meil von der statt hatt es^ ein iberfährt iber denn fluss,
düe Arna genannt, wölcher durch Pisa left, alsdann hat es 10
in 1 2 meil aller gesteudt undt holz, doch sandüg und eben landt.
Kahm düsen tag gehn Sarzana , ein frontirstättlin gögen Tus-
cana, denn Jhenuesern gehörig, dein aber sehr vöst, oben auf
einem berg noch ein castell mütt vülen heüserrn, in der grosse
schüer als das stättlin begriffen, dorinnen sein 100 hochtheüt-
sche Soldaten, wölche do in der besazung lügen und von der
herrschaft zu Jhenua besoldet werden. Gemelt stättlin lügtt von
Pisa 34 uad vom möhr nun 3 meil.
Denn 16 düs von do hünweg; auf ein meil nahent am
stättlin hat es ein ibrfahrt iber ein fluß, als dann kompt mann
230
auf bösen, rauen, steinigen und bergigen weeg. Kahm düsen
morgen gutt zeütt göhn Lerisi, ein oflFnerr fleckb und porto des
mors, bey wölchem ein stattliche vöstung auch von' theütschem
krüegsvolckh besözt, denn Jhenuesern zuestöndig. Von do ver-
meint ich per mare nach Jhenua zu fahren. Verharret also
gemelten tag aldo, demnach aber der wund contrari wahr , wolt
ich nicht lenngerr düe zetitt do verabsomen.
Denn 17 düs uf 2 stund in tag rütt ich neben einem
pfafifen von do hünweg, welcher auch des wegs nach haus wolt,
nahmen düe halbe post, rütten auf esell fort, kahmen des abents
in ein stättlin, Sestri genannt, ein porto des mors , den Jhenue-
sern zuestöndüg, lägt von Lerisi 34 meil, ein so unwegsamer,
rauch, bergüg und iberaus steinig weeg; mann mues auch vül-
mahl durch wasser, und ist der banditen halber sehr unsicher,
ein so unlustüge stras, das solcher denn wegen, düe es vül in
Schwödenreich gübt, wohl mag verglichen werden, und mues
einer schier sovil zue fues gehn, als er reütt , do einer nicht
furcht, der esell oder pfert valle mitt einem ein berg hünunder.
Werdenn underwegen wehnig fleckhen noch dörfer gesehen.
Denn 18 düs, den abent zuvor hatt ich einen esell gedingt
büs gehn Jhenua, dann der pfaflf nicht weytter mitt müer rütt,
zog also des morgenns früeh von Sestri hünweg, güeng der guid,
dem der esell zuegehörte, mütt müer. Als ich ohngevahr düe
halbe tagreüs erreicht, verlügt der esell , wüert henckhet , das
ich ihn nicht mehr fortbringen kondte, lehnett also bey der
nechsten post einen andern. Düser weeg ist auch sehr bergüg,
abr mehrtheils gepflastert; underwegen uf denn bergen schöne
fleckhenn und dörferr, unden am mör öttliche lustige stättlin,
und ward an einem sonntag als ich do durchzöge; hüelt das
junge volckh auf denn pläzen und für denn heüsern tännz, wüe
dann hüeromben vül gebreichig. Also man nahent der statt
Jhenua kompt, werden vül schöner palatia, lustheüserr und
gärtten gesehen. Und ist von Sestri göhn Jhenua 30 meil.
Jhenua, ein schöne, wolerbautte, grose statt, auch wol be-
vöstügt) hatt in gemein hoch erbautte steinene heüserr, drey in
4 gmach oder gaden iber einander. Demnach aber solche auf
der einen seytten gögen dem gebürg, aber hinauswarts hart
am mör lügt, ist solche inw^düg an vülen orthen erhöht und
231
bergüg, hatt auch in gemein sehr ennge Strassen, das mann
mütt wagen nicht dorinnen fahrenn kahn, ussgenommen ött-
licher strasen.
Gemelte statt ist keinem herrn underworfen, hat ein re-
publica, als Vonetia, halten stöts theütsches kriiegsvolckh,
düe süe under denn thoren, auf denn pläzen und mauren wüe
auch in ihren vöstungen ausserhalb der statt htin und wüderr
haben, derer öttliche 100 sein, und ist ausserhalb der Soldaten
so wol frömbden als burgern auch den adelspersonen und rütter
arma oder wöhren zue thragen verbotten, ohn allein öttliche für-
nembste patricy.
Ausserhalb so wol auch inwendüg der statt hatt es mech*
tig stattliche palatia, lustheüser und schöne gärtten , wüe auch
kunstreiche wasserwerckh, wölches alles mütt mörckhlichem
costen erbauen und underhalten wüert, sonderlichen hinaus-
warts, do düe stras nach Meyland geth, wüe dann auch der prin-
cipe Andrea Dorea sein palatium und wohnung ausserhalb der
statt nahent am mör hat, dannenher das ortb oder das theyl, so
jheneseytt der lucerna gögen dem mör am berg lügtt, eins der
sübenn delitys oder woUustn der weltt genennet wüert.
Es hatt sonsten umb düe statt ganz keinen kornbau, auch
wenig weinwachs, dann es mehrtheils rauch, steinig und föllsüg
ist, also das vül getreüd aus dem reich Napoli und Sicilia hün-
gebracht wüert; dann gemelte statt sehr poppuliert ist, hatt
auch stattliche negotia undt gewerb, wegen des mors, dann es
Spania, Franckhreich so wol als Ittaliam gelegen ist. Es hat
auch einen feinen porto oder mörhaven, könden doch nicht son-
ders vül groser schiff dorinnen stöhn, zu dem ist düe innfahrt
zümlich enng, da es bey nacht sorglich dorein zu laufeu ist, des-
wegen es jheneseytt der mola auf der höhe einen thurn, zu
Oberst desselbügen ein lucerna, in der gröse, das ein gemeiner
ronder dusch dorin stöhn kan, in wölche düe nacht vül
lampa gethon und gebraut worden, domitt sich düe schuf bey
der nacht darnach zu rüchten wüssen. Gedachte signoria holt
stötts ein ajwkhl gallera, düe süe sommerszeütt in curs laufen
lassenn, auch jährlich ein reys nach Messina in Sicilia thuen, umb
röche seüde absuholeim.
Daß theüt&ch^ krUegsvolokh, so in der statt, haben ihr
232
Bonnder wohnung im palatio, wüe auch der oberste und düe be-
velchshaber, dannacher düe signoria umb misshandluug oder
uneinigkheütt, düe sich zwüschen den knechten zuethrögt,
nichts annembt, wölches alles dem obersten bevolhen und iber-
geben; der hat macht, justitiam zu halten, und zu strafen nach
yedes beschuldenn.
Denn 27 des gemelten mohnats auf ein stund in tag rütt
ich nebenn zweyen Theütschen von Jhenua hünweg, kompt man
gleich in das gebürg, an öttlichen ortten sehr enngen weeg, das
einer dem andern zue pfert nicht wol weichen kahn, sonder-
lichen wann einem sömer oder maulthier begögnen, derer oft 60
in 70 nacheinander gehn, denen einer platz geben mues. Es ist
underwegen der pahditen halberr sehr unsichr, wie unns dann
des tags nach dem essen 3 begögneten, aber nahent einem dorf,
yederr ein lanng röhr auf der achsl und 2 fäustrohr an der
seytten, vornen an der brüst ein dein pfeiflin ; do süe unns an
einem gelegnen orth angetroffenn, trag ich sorrg, süe möchten
unns zugesprochen habenn. Als wür aus dem gebürg kahmen,
wölches düsen tag bey guter zeütt beschah, düngten wür ein
gutschen büs umb Meyland und füehrenn des tags noch gehn
Vogera, wölches von Jhenua 55 meül.
Vogera, ein feine statt, zümlich vöst an gutem und frucht-
barem ort gelegen, der alten herzogen von Lutringen zustöndig,
aldo süe residiert.
Denn 28 düs morgens bey gueter zeütt hünweg, und eh
wüer von do fuehren, kompt ein Franziscanermünch, bütt, wür
sollen in lasen mütt fahren. Düeweil unnser nun 3 uf der gut-
schen sasen, lüsen wir in uffsüzenn, kahmen vormüttag gehn
Pavia, ein schöne, grosse statt, aldo es ein universitet; hünaus-
warts gögen Meyland hatt es ein castell, wölches mütt Span-
niern bösezt, und lügt gedachte statt under dem stado de Mi-
lane, an einem sehr lustigen, fruchtbaren orth, dann hart an der
statt der herrliche fluss, düe Pao , wölches ein schifreich wassr
ist, fürlauft, dorüber es ein starckhe bruckhen hatt. Als wür
zu dem thor hünein kommen, wurden unsere sachen durchsuecht,
und befragtt, ob keiner kein buech bey sich habe ; dessgleichen
auch der münch sein bröeviarium ufweüsen müessen; solches,
als ich vemomen, beschicht aus bevelcb der inquisitatores, wann
233
geüstliche oder weltliche büecher bey einem befunden , werden
solche in düe inquisition getragen, aldo visitiert, was solche in
sich halten. Und demnach es noch zu früeh wahr, inozukehren,
fuehren wür denn strackhen weeg durchaus, derowegen ich
nichts aldo gesehen, kahmen uf denn müttag gehn Lazertosa,
eines von den schönesten und stattlichsten clöstem in Ittalia,
beedes von gebey und intrada, lügt auf einer öbne in dem thüer-
gartten, in wöichem düe schlacht zwischen Spania gögen dem
könig in Franckhreich beschehen, an einem sehr lustigen ort
gelegen, hat ein züehrliche, wolerbautte kürchen von aussen und
innwendüg ; uf der lünckhen band des chors ein kunstlicher altar
von helfnbein, dorein der ganze passion geschnitten; neben
disem ist der hauptaltar sambt andern alles sehr stattlich ge-
züehrt und wol sehenswert, oben im chor zur rechten handt
stötch des werckmeüsters epitaphium, so düsen bau gefüert und
angeben. Gemelte kürch wüe auch düe standia und zellen der
patres sein mehrtheils mitt kupfer bedöct, innwendig von schö-
nem, saubei*m gebey, hüpsche zimmer und durchaus auf das
stattlichest erbauen, derogleichen monasterium oder closter
einer nicht bald sehen wüert. Düe münch, so dorinnen, sein
alle von stattlichen geschlechten und adelspersonen und geloben
der rögl sanct ^ gehn im closter aller weüß gecleudet, säe haben
schöne, flüessende wasserbäch, lustige gärtten, als ich eracht,
wahr ihr herz begehr.
Düeweil wüer eben umb mittagzeätt gehn Lazertosa kah-
men, gedachten wür do zu mittag esi^en , aber es wurde unns
nicht mehr dann ein saurer trunck präsentiert, so wol auch dem
münch, der bey unns wahr; nahmenn also solchen trunckh auch
nicht an, sondern güengen zum closter hünaus, sassen uf düe
gutschen, fuehren in das nechste dorf, aldo wür assen, und noch
bey gutter tagzeütt gehn Meyland kahmen, wölches von Yogera
36 meül. Aldo mann unnsere fallüs under dem thor abermahln
durchsuecht, ob wir nicht t^ahren oder sachen haben, düe ga-
bella tragen.
Meylandt ist düe principalstatt in Lombardia, ein schöne,
wüert auch für die größte in Ittaliam gehaltten, wol erbautt und
• *
1 Fehlt im ariginai.
234
poppuliert, aber nicht vöst, umbher öbne, fruchtbare und guette
landschaft, hatt vül schöner kürchen, als der thom, welches em
mechiig groB und weytt begriffenn gebey, derogleichen grosse
nicht bald gefunden ; düe seylen oder pfeyler aller mütt mar-
mor yberzogen, aber bey weittem nicht volviert noch zum ende
gebracht. Wann mann in der kürchen hinuf geth, kan einer
düe statt sampt umbligenderr landtschaft nach notthurft be-
sehen, dann düse kürch gleich am marct stöhett. Ittem zu
sehen den herzog oder gubernator der statt neben dem palatio,
in dem er hof holt, wölches gleich gögen gemelterr kürchen iber,
ein sehr altt gebey; gedachter gubernator höltt 12 teütsche
trabantten.
Denn 80 und lötstenn das wurde ich vohrmüttag durch
einen trabanten in das castell gefüertt und gleich des tags nach
essens wurden düe schweüzerische gesandten von den zwölf
orthenn, so järlich alher zue kommenn pflegenn, düe nachbaur-
Schaft und freindschaft zu continuiren und confirmiren, umbwül-
len der landschaftn, welche an einander gränzenn, auch in daß ca-
stell geführt, das ich noch einmahl müttgüeng. Und eh mann hin-
ein kompt, mues mann durch drey guardj, alsdann kompt mann in
einen grosen hof, in wölchem vül Wohnungen sein für düe Sol-
daten, sein der mehrertheil Spannier und in düe 50 hochteütsche
trabanten ; gemeltt castell ist sehr gros und weütt umbfangen,
gleich als ein dein stättlin, inwendüg desselbigen ein sondere
kürchen und spüttal für düe kranckhe Soldaten; haben auch
allerley notwendige handtwerckher. In mütte dess castells hat
es ein besonder haus, so allein stöth mitt einem thüefifen graben,
wölcher rüngs umbher geth; dasselbige haus solle mitt proviant
der nottturft nach versehen sein. Auf der mauren, wölche sehr
breytt und dückh, kahn mann rüng umbhergehn; wahren dozu-
mahl in düe 80 stuckh geschüz, alle auf röder, dein und gros;
aber ausser dessen sein noch vül andere stuckh, so zum theil
yerborgen und gesehen wüert, wüe dann auch ein sehr groser
vorrath von mettall, doraus mann düe stuckh güest, verbanden.
Solle auch mitt aller nottürftiger muuition yberfiüssig versehen
sein, so mann nicht zeugt oder sehen lest; so hatt os auch
einen flüesenden bach, so mitten durch das castell left, wölcher
ein müle threiben kahn , und soll gemelt wasser nicht könden
235
abgegraben werden, dann es aldo zuem theil enttspringt. Aussen
umbher hat es sehr tbtieffe Wassergräben und einen grosen
weytten plaz, lügt auch das castell etwas höhers dann düe statt,
und ist dermasen bevöstügt, das ohne verrätherey solches mfitt
grosem gwaltt müeste erobert werden.
Oemelte statt hat schöne, gerade, breytte und lannge
strasen, wüe auch hüpsche palatia und lustheüser, dann es einen
grosen adel aldo gäbt.
Under andern ein schön spüttal , do dann den dürftigen und
kranckhen sehr wol serviert und reinglich ausgewartett wüert,
nicht allein mitt essen und thrinckhen, sondern auch mitt
sauberkeütt der böttgwandt, auch ihrer zimmer und gemach.
Denn 4 Juli yohrmittag rütt ich neben zweyen Theütschen
▼on Meyland hünweg; hat es schöne, öbne, lustige landtschaft,
kahmen auf düe nacht in ein stättlin, Martininga genantt, denn
Vönedigern ghörig, nicht ferm von Bergamo gelegen. Und ist
von Meyland hüeher 35 meyl.
Denn 5 düs morgens früeh von do hünweg, gübt des wegs
vül gesteüd, wüsmatten und wasserbächlin, das düe banditen
hüeromber guette gelegenheütt, sich uffzuhalten, haben, wüe
wüer dann des tags bey einer bruckhen von ihre ftinf angesprengt
wurden, dae 3 mütt langen röhren, düe andere 2 mütt spües;
umbringten unns, das wür ihnen nicht entreitten kondten, muest
yeder sein vallis aufmachen in freyem feeldt. Düses wahren
nicht banditen, sagten süe seyen von Bergamo: do einer was
bey sich füehre, so gabella thrage, mües ers aJdo verzollen. Düe
zwen Theütscbe, mitt denen ich rütte, battenn wüchslbrüef und
vül handschriften bey sich, dann der eine, der Botmundt von
sanct Gallen düner, der ander, des Clammers düner von Kömpten
wahr, das süe sich hart beschwerten, sagten, sollen mittgehn
in das nechste dorf , wollen süe alles gehm öfinen und ihnen
noch ein vererung thuen; aber es woU nichts erfangen. Als wür
nun düe fallis ausgelert und süe nichts funden, so gabella trüeg,
begehrten süe noch ein trinckhgeltt, aber wüer gaben ihnen
nichts, macht yeder sein fallis wüder zu, sassen uf düe pfert
und rütten dovon, dessen süe ibel zuMden, das wür inen nichts
geben wolten. Kamen uf 2 stundt nach mittag gehn Presaa,
lügtt von Mioüninga 25 meil.
236
Pressa, ein schöne, grosse und sehr vöste statt, neben
einem starckhen castell, so oben auf der höhe am berrg lügt,
gübt gut früsch bronnenwasser, dann der bronn, so im palatio,
ist so kallt, das ich düe höndt nicht kondte dorin halten, onan«
gesehen es düserr zeütt des Jahres am heisesten ist. Solche
quell kommen gleich vom gebürg herunder, wüe dann gedachte
«tatt auf der einen seytt^n hart an bergen, aber hinaus warts
gögen schöner und lustüger landtschaft gelegen. Den 6 düs ver*
harret ich aldo.
Den 7 düs auf drey stund in tag von do hünweg, kahmen
nachmittag in ein stättlin, harrt am Gardtsee gelegen, und uf
den abent kahmen wür gehn Pisigera, ein dein stättlin, aber
ser starcke YÖstung, den Vönedigern gehörig, wüert guette
guardj imder den thoren gehalten, ist rüngs umbher beflossen,
dann süe denn laco d' Gard hart dobey haben , dovon ein arm
hinein geleittet wüert. Und lügt von Pressa 24 meül; rütten
also düsen abent noch 2 meil weütter auf ein herrberg, Caba-
casse genant, aldo wür iber nacht bliben.
Denn 8 düs morgens früeh von do hünweg kompt mann
gleich auf ein sehr weitte heüden, so öttlich meil lanng, hatt
underwegen kein haus, werden auch wehnig böm gesehen, ein
gelegen ort für düe banditen, dann einr nicht bald entreitten
kahn. Düsen morgen kahmen wür bey gueter zeitt gehn Verona,
12 meil von dem nachtläger.
Verona, oder, wüe wüers nennen, Düethrichs Beem, ist
ein schöne, sehr grosse, sehr bequeme und wol gelegne statt,
umbwüUen der fluss, düe Ötsch genannt, schüer zu mitten durch
düe statt leeft. In derselbigen sein 3 castell oder Schlösser, als
ioben auf der höhe, sanct Foelix genantt; das ander sanct Jetter,
und dann das alte schloß. So hatt es ein colliseo, so in der
grosse und runde dem zu Rom sich vergleicht, aber nicht so
sehr vervallen, stöth besonder oder allein, das mann rüngs
umbher gehn kahn.
Ittem zue sehen das palatium, in wölchem der gubemator,
80 von denn Vönetianer hüngeordnet, wohnet, dann gemelte
statt ihnen zuestöndüg ist. Eben, als ich do wahr, wurden 10
banditen ohne köpf hüngebradit, düe wurden uff dem marct alle
nach einander an den galgen, yederr an einen fues gehönct und
3ä7
blfiben Tom morgen büs zu nacht hanngen; ihre hänpter oder
kopff wurden auf den dozü verordneten stein am platz gestollt.
Under solchenn wahren zwehn gebrüeder vom adell und eines
fiirnemmen gescblechts von Vönetia, auf welche öttlich tau^
send ducaten geschlagen, düe Flamminy genannt, wölche viü
ibels gethon und denn leüthen hün und wüder grosen schaden
zuegefuegt; diso sein des conte Octavio, wölcher auch von denn
Vönetianer pandisiert, gröste feündt gewesen, haben auch stöts
uf einander gestreifett.
Denn 1 1 düs nachmittag rütt ich von do hünweg, kahm uf
den abent gehn Mantua; underwegen sehr schöne ohne, frucht-
bare und guette landschaffl, und ist von Verona gehn Mantua
24 meil.
Ein schöne, grose, sehr wol erbautte, lustige statt, aldo
auch gedachter herzog von Mantua resediert. Sein palatium,
wölches ein stattlich gros gebey, ist wol zu sehen. Gemelte statt
ist wegen des wassers wol bevöstigt, dann süe nahent rüngs
umbher beflossenn, von sehr breytten wassern, haben uff der
einen seiitten düe Pao, dovon ein fluss in düe statt hinein geth.
Denn 13 düs verharrtte ich aldo und rütt denn 14
morgens firüeh von do hünweg, kahm uf das morgenessen in
ein dein stättlin Lastala genant, dem principe Dorea von Jhenua
gehölig, hatt ein schöne, breytte, gerade Strassen von einem
thor zum andern, das mann schüer durchaus sühett, sein düe
heüser zue beden theilen schön gemahlet; ausser gemelte stras
ists nichts , allein das es underwegen am hüeherreütten wegen
vüle des gesteüdts guete gelegenheüt hat für düe banditen. Ist
von Mantua 22 meilen.
Nachmittag von do hünweg, kam uf denn abent gehn Par-
ma, 18 meil von gemelten stättlin, also rayset ich disen tag
durch vüerer förstenn landtschaft: als Mantua, hernach vorge-
melt stättlin Lastala, dem principe Dorea gehörig, underwegen
zog ich herrt an einer vöstung hün nahent an der Pao gelegen,
dem herzogen von Ferara gehörig; das 4. ist Parma, aldo
der principe d'Parma, dessenn herr vatter gubemator in den
Nüderlanden ist, hof höltt; der hatt eine theütsche guardj von
12 trabant. Düs ist ein schöne, wolerbautte und sehr lustige
statt, nicht sonders gros, auch nicht vöst, lügt uf öbnem
S86
laodt, umbher fruchtbare kmdtochafft, auch gutteu weinwax^
und mag wol sagen, das ich an keinem ort durch ganz Ittaliam
so wol tractiert sei worden, dann eben in gemeltter statt, dann
ich den 1 5 und 1 6 do stüU lag in der herbeig AI. Capello zum
Gardinabbuet, nicht allein von tractation, sondern auch sehr
guten weinen.
Dozumahl kam ein fran^sösischer herr gehn Parma, monsieur
d'Jojeiis, welcher dem köiiig ans Franckreich befreündt, der
zog nach Rom, einen roten huet zu hoUen, dann ihne der Pabst
zu einem cardinal creirt; dem erzeigte der printz dTarma
grose ehr, wüe er dann büs am sonntag nach vesperzeütt do
verharrete; als dann gab ime der principe sampt seinem adel
das gleüd für düe statt.
Denn 1 7 düs morgens uf 2 stund in tag zu gutschen von do
hünweg, kam uf denn mittag gehn Reschi, ein dein, aber vöstes
stättlin, lügt von Parma 1 5 meil, dem herzog von Ferara ghörig.
Auf den abent kam ich gehn Modena, lügt von Regi 17 meil,
ein grosse altte und weyttlefige statt, auch dem herzog von
Ferara zustöndüg; underwegen sehr fruchtbare, guete und
lustüge landtschaft, auch guter weg und oben landt.
Denn 18 düs morgens früeh mütt einer gutschen neben
4 Ittalianer von do hünweg, kahmen auf 1 stund nach mittag
gehn Bolognia, 20 meil von Modena. Bologna, ein schone,
grose statt, lügt in Lombardia, under dem Pabst, wüe dann
stöts ein legatus, wölcher ein cardinal, dem düe statt zu guber-
nieren ibergeben, im palatio resediert; der holt ein schweizeri-
sche guardj von hundertt mann.
Gemelte statt lügt an einem thre£fenliphen , schönen orth,
wol orbauen, aber nicht sehr poppuliert, hat sehr vül groser
heüser und palatia von allttem gebey, in dehnen ein fürstlicher
räum und plaz genueg hette, hofzuhalten, und sein düe heüser
ingemein durch düe gangbarsten Strassen auf beeden seytten
erbauen, das mann dorunder kahn durch gehn, mütt gewölben,
bogen und pfeilern, als zum theil zu Münsterr in Westphalen.
Ausserhalb so wol auch innwendüg der statt sein stattliche
reiche clöster, als do ist sancto Dominioo, sancto Michael in
pusca, und andere mehr; so hatt es auch ein Studium oder uni-
versitet, derselbigen coUegium wol zu sehen ist, hat auch inn-
280
wendüg so wol als aussen schöne grose hist und fruchttgartten^
bün aldo verharret büs in den söchsten tag.
Denn 24 diis uf 2 stund in tag zu gutschen von do hünweg,
neben andern passaschiry, drunder auch 2 Theütsche von Nürn-
berg, drunder der eine rüt und ein eigen pfert hatt. Kahmen
des tags bey guter zeütt gehn Ferara, so 30 meül von Bolognia,
aldo der gedachte herzog hof höUt, sein palatium und der gart*
ten zu sehen, höUt ein guardj von 50 trabantten, halb Hoch-
theütsche und halb halb theil Schweüzerr; das ist ein allte, un*
liebliche statt, gros und nicht wol erbauen, auch nicht so wol
als andere stött in Ittalia poppuliert oder bewohnet, es left das
wasser, düe Pao, harrt an der statt hün. Es wüert einer hüer-
omben der föede halber sehr tribuliert, dann von nöthen, es
hette einer von yeder statt und nachtläger zu dem andern ein
besondere föede.
Denn 125 düs nach mittag reyset ich von do htinweg , dann
weil gleich disen tag der herzog spazüeren ausreisete, ist hün
und wtider in der statt nichtt vül zu sehen ; rütt disen tag gehn
Rovvigo, gleichwol erst in düe nacht, dann es was onwegsatn;
ein dein stättlin denn Yönedigem ghörig.
Denn 26 dös morgens früeh von do hünweg, neben büevor-
gemelt^n zweyen Nürnbergem, düe iberrödten mich, das ich
mitt inen umb Yizenza rütt; weyl ich zuvor niehmalsdo gewesen,
wahr es müer nichts umb, ist von Bovvigo 48, wüewol wür nicht
der nähe nach rütten. Gemelte statt Yicenza ist nicht gros, und
under der Yönediger gebüet.
Denn 27 düs nahmen gedc^hte 2 Theütsdie ihren weeg nafch
Verona, ich aber nach Padua, so von Vic^za 18 meil.
Düs ist ein sehr grose, alte statt, hat nicht vül wehniger
begriff in sich, dann Vönetia, wäe süe auch under ihrem gebüet
ist, süe auch einen potesta oder gubematorem stöts do halten,
hatt vül groser bläz , palatia , kstgärten , clöster und kürchen.
Düse statt ist wehnig bewohnet, gübt vül heüser mütt schupfen
oder gegwölbteii bogen, imder denen mann truckhen göhn kahn,
als zu BoUognia; sonsten ist es ein vöste statt, hatt wehnig
narung, auch ganz kein handthierung, behelfen sich düe gemei-
nen burgerr mehrtheils der studiosi, dann es ein universitet und
vül Scolari gübt von adelspersonen und andern öttliche nationes;
sofiderlich tüI Theätsche, daim es iluieii wol gelegen. Es ge^
dunct mich ein sehr langweilig ort sein, fruchtbare landtschaft
umbher.
Denn 28 düs des morgens nf der ordinari barckha hünweg,
irue dann alle tag eine nach Yönetia föhrt, doruf süe vüler-
lay Yoickh Yon frauenzimmer, münch und andere mehr passaschiri
versammlen, gleich als von Menz umb Franckfurtt am Myn.
Mann süzt gleich hart vor der statt uf das vrasser, düe Brennta
genanntt, wölches von Padua 20 meil büs an das mor, aldo
mann düe barca iber das thruckhen landt büs in das mör züecht,
dann es der ursach halber underscheüden, domitt das gesalzne
oder das möhr wasser nicht under das süesse komme. Es wer-
den zu beden seytten düses fluss vül schöner heüser, palatia und
lustgärtten, so harrt an das wasser erbauen, gesehen, mehrtheüs
den vönedüschen edelleüthen gehörüg; sommerszeütt ein kurz*
weülig und sehr lustüg ortt und weeg zu reysen. Zu Luza Fousina
sas ich in 1 gondula und fuehr vollent gen Yönetia, dohün
ich umb vesperzeütt kahm und meinen innkehr in voriger ge-
habter herrberg a sancto Jeorgio beim Pongratz Hochgesanng
genommen, do ich dann vormals auch loschiert wahr. Unnd ist
von Padua umb Vönedüg 25 meyl.
Demnach ich nun bey 14 tag zu Vönedig verharrett, und
in der zeütt vernommen, das in kurz ein naue nach Trippoli
d^Suria abseglen sollte, hatte ich mein nachfrag, ob nicht pili-
grini oder andere passaschieri müttreysen, so nach dem heiligen
landt zu züehen begehren, dann ich lust und begfirde, nieht
allein dohün, sondern auch andere orth der Türckbey zu besehen.
Wüe ich dann m erfahrung gebracht, das ein ittalianischer graf
aus Pimont mütt oder uf oben angerögter naue in Levante seglen
wolte und vohrhabens wahr, nach Jherusalem zu reysen, wölchen
ich durch dinenn meinerr bekanntten aaröden lües, ob ich neben
ime (yedoch umb meinen rappen) möchte hünkommen ; doruf er
sich alles guets gögen müer erbotten , das idi kurz resolviert,
mich in gottes nahmen auf düe reüs zu begeben, wüe ich mich
dann mütt geltt, proviant, neben anderm, so düe notturft er-
fordertte, versähe und gefast machte, dann düse naue für gwüs
in dem mohnat Augusto abseglen sollte.
Gemelter graaf hatte bey such 2 düner, wölcbe er mütt ime
241
zu nemmen bedacht, und wahr sonsten ein geüstlicher auoh aus
Pimont, der mütt dem grafen gehn Vönedüg kommen, der uf sein
spesa oder costen hinein reysen woltte, wölcher sich zu müer
yerfiiegte, gab müer seine meinung zu verstöhn, das ich mich in
compagnia mitt ime begäbe, düe proviant und den wein auf
gleichen costen innküefen, war anfangs ein gut düng, dann er
sich mütt worttten vül gögen müer vexnemmen lüesse, aber her-
nacher im werck yü änderst befunden, wüe wür bede dann
wehnig zeütt uf der naue beysammen blühen und mütt einander
bürstetten, sondern theilt mich von ime ab und hatt das meinig
allein. Als ich vemommenn, solle düser pfaff von denen pfarren,
so er zu verwalten, järlich in düe 500 cronen innkommens haben
und derft ime dobey nicht genueg essen oder einen guten
thrunckh thun.
Indem ich mich auf düe gedachte fürhabende reüs rüstett
und forttig machte, kam ichinerfahrung, das mitt vohrgemelterr
naue ein ney familia, düe andern patres, so zu Jherusalem, zu
entsözen und abzwexlenn: dann alle 3 jähr von dem Pabst an-
dere dohün gesantt wer denn; derer wahren in düe 36 patres
bahrfuesserordens, dorunder in düe 18, düe mess haltten und
prüester sein, düe andere sein alle laici, das ich mitt solcher
compagnia nicht vül lust zu reysen hatte, und do es so weytt
nicht kommen wehre, hette ich düse reüs leichtlich eingestölt
Einsmahls güeng ich mitt dem pfaflfen, wölcher mittraysen
woltt, in das closterr a sancto Franzisco, zu dem patre gardian,
der das haubtt von den patres, so nach Jherusalem selten, be-
suechten in, erclert mich doneben, wüe auch bedacht seye, in
terra sancta zu reysen ; iber wölches er mir zur anttwurtt gab,
ich seye noch jung, derowegen er müer nicht rathen wolle, mich
under das barbarische volckh in Thürckey zu begeben, yedoch
woU er müers heimgestöllt haben, und in allweeg, das ich ein
patenta von dem cardinal oder des Papsts legaten, so zu Vönedüg
ist, nemme, dann ich ohne sein licentiam in dem heiligen landt
nichts sehen werde. Wüe dann beschehen und müer durch denn
theütschen pfafifen, mester Lorentz genanntt, ein patenta von
gedachtem legaten zuewegen gebracht worden.
Demnach nun vorgemelter graf bedacht, pilgrams weüs
hinein züehen, wüe das er sich und seine zwen düner gleich klei*-
KiecheL 16
242
den lües , auch ich und der pfaff unns gleichförmig bekleidten,
von schlechtem, grauem fuetterthuech, lange röckh, cassac,
hosen und huet aller grau. .
Demnach ich mich allerdüngs auf düe reüs fortig machte,
mütt proviant und getranckh der notturft nach versehen, und
täglich uf düe naue zu fahren bedacht, mein cassa, baril sampt
anderm blonder zu imbarckiren; so verzog such düe reüs iber
vohrgemelten mohnat Augusto büs zu ende des volgenden moh-
nats September, eh düe naue aus dem porto seglete, wölches
mich sehr unlustig machte, so lannge zeütt vergeblich zu ver-
harren, das, wo es so weytt nicht kommen, ich solche reüs inn-
gestölt und verbleiben lassen: dann ich in düe 2 mohnat lanng
zu Vönedig verharrette, aber als ichs zum theil zuvor, aber vül
mehr erst auf diser reys erfahren, wann ein patron eines schifs
von 8 tagen sagt, das er wegseglenn wolle, mues einer für
solche ein mohnat versthön und für 1 tag acht.
Denn 25 September fuer ich und mein pfaff auf düe naue,
domit wir auch ein orth bekommen möchten, unnsere cassa und
andern blonder zu stöUen, dann es versamlete sich vül volckhs,
umbwillen düeses düe lotste naue, so für düses jähr in Levante
seglen woltte, und fuehr ich zwischen der zeütt noch öttlich-
mahl gehn Vönetia, doch muest der pfaff im schüff verharren,
unnserer beeder Sachen zu verwahren.
Eurtzer bericht meiner reys, so ich von Vönedäg aus
alls von ultimo Septembris anno 1587 bfis uff 10 Juny
anno 89 inn das heylig^e lanndt, als nach Jberusalem, durch
Syrien , Aegipten , zu sancta Catharina oderr uff den berrg
Synai , in die königreich Cipro und Candia , w«e auch Con-
stantinopoli, vilen insuln sampt andern mehr orten in Levante,
Gott zum höchsten gedanct, glicklich und wol verriebt
Denn 29 obgemelts mohnats Septembris ohngevahr auf drey
stund in düe nacht, wüe sich dann den tag ober der wund gut
für unns erzeügtte neben clarem stüllem wetter, kompt der
admiral mütt öttlichen barca, derer bey 18 wahren, dann ohne
den gedachten admiral khein naue aus dem porto seglen darf,
und zogen gemeltte barca, unnser schuf, mütt namejQ Nana e.
243
Ronzina, dessen patron wahr ein Grüech von Napoli d'Malvasia,
aus dem porto d'Malabocca hünaus büs auf das hohe mör, als-
dann düe barca wüderomb zurück fuehren; wür lagen für ancr,
büs nach mittemacht, dann noch öttliche barca mütt sandt um-
geladen wurden, so unden in das schif kahmen, dann solches
wenüg beladen wahr.
Denn 30 und lotsten gemeltes monats gögen tag zogen düe
schifleut die segl auf, segleten im nahmen Gottes mütt stüllem
wund und schönem hellem wetter fort, ward der wund Ponente
sehr gut und vento in buppa, das solcher wund von datto an
bis auf den 5 Octobris ungevahr zu resperzeütt verkehrt sich
der wund, lauft zu Syroco, wölcher unns ganz zuwider. Auf
gemeltter naue wahr ein grose anzal volckh, bey 200 personen,
one den patron und düe marinari, von vülen und mancherlay
nationen. Der graf , neben dem ich hinein reüset, hües Anthoniö
Scarampo d'Casa Criveli aus dem Pimont, der hatte 2 dünerr
bey such; des yolckhs vom schüff, als der patron, beüelchs-
leüth sampt denn marinari wahren bey 60 personen, der Juden
bey 50, der Francisanermünch bey 36, und dann ein büschof
aus Candia, so aus des gemelten ordenns, der ward selb vüert.
Ittem Ittalianer, Franzosen, Spannier, Grüechen, Armenier,
Indianer, Behmen, Polackh^n, Moscowitter, Thürckhen und
Moren, sampt öttlichen weübern, Grüechin, Ittalianerin und
Jüdin neben öttlichen iren kindem, zum theil junckhjfrauen ;
auch zwen blinde, der eine wahr ein Jud, der ander ein Armenier,
und ich ward allein ein Theütscher auf gedachterr naue, das es
vülerley zusamen gesamlet gesündt gab, das einer unlusts halber
oft einen appetit hette bekommen sollen.
Denn 5 Octobris, als oben verraeldt, würdt der wund ye
lenger ye störckher von Syroco, das er unns zuruckh thribe und
sich düe nacht ein fortuna erhöbt, das wür ob düe 100 w. meil
zuruckh lüefen; segleten den 6 düs in ein ofiiien porto in Albania?
mütt namen sanct Johann, auf 2 meül dovon ein castell, sambt
einem fleckhen, Läschi genant. Düe innwoner sein des Thürckhen
tributary, haben ein sondere sprach, wölche mütt der ungrischen
such vergleichen und iberein kommen solle.
In gemeltem porto verharreten wür 4 tag von wegen des un-
gewitterrs und gögenwündts, kahmen düe Albanesi oder inn-
16*
244
woner des landts, wölche Christen sein wollen, an das ufer des
mors, fuehren auch auf das schuf , mit hüeiier, gayssen, schaf,
junge feerckhen und stür, derer süe vül an das mör drüben, do
dann einer von denn unnsem alte kleüder, sey hüet, rockh,
stömpf oder anders hatte, dessgleichen auch von messern, wören,
deichen, so nicht vül daugte, kondte er eyer, hönnen, ein geüs
oder schaf darfir bekommen; dann ob unnsereiner schon was
umb gelt kaufen wolte, nemmen süe kein ander gelt dann
thürckhische münz, als asper, seye, und derogleichen. Es
kaufte der patron von der naue in düe 14 junger stür, gab für
yedenn ein daler in gold oder zech., do doch an manchem ort düe
hautt sovil güUt; öttliche stüer lües der patron schlachten und
das fleüsch innsalzen, düe ibrügen füert er lebendüg mitt. Dess-
gleichen kauften auch düe passaschiri von gefügl, geysen und
schaf, das wür keinen mangl an frischem fleüsch uff der naue
hatten.
Düe landtschaft hüeromben, so weütt wür sehen mochtenn,
wahren sehr hohe, f ölsügte, onfruchtbare, auch onbewonte berrg,
das wehnig brot bey inen verhannden, nehren sich mehrtheils
des vüchs, wüe süe dann vül schöner, daurhafte pfert züehen;
düe sein woUfeül und sehr guets kaufs.
Denn 10 düs erzeugt such das wetter was stüllers, gleich
als ob sich der wund endern wolte, also düe marinari wasser
machten und lupften das eine ancr.
Denn 1 1 ongevahr 4 stund vor tags zogen süe düe andere
2 ancr und liesen düe segel vallen; ward der wund magister
Tremontana, zu theütsch west nordwest. Als es tag wurd und
wür albereytt weytt vom landt wahren, erhöbt sich der wund
immerr ye störckher und blües gögen abent so schnell strönng,
das sich der patron besorgte, der wind möchte ime düe segl
zerreissenn, gab bevelch, das mann alle segl vallen oder streichen
muest büs an das trincket am fordern mast; es schnit dermasenn
forrt, das einem das gesicht vergüeng, dann wür vast halben
wind hatten. Wehret düsem tag und nacht büs uf volgenden
12 düs zu mittag wüert es wüderomb was wehnig stüllers, das
wür noch düsen abentt bede isolen Zephalonia und Zantte von
ferrn sahen.
Denn 1 3 düs lagen wür zwüschen gemelten zweyen insulen
245
und nahent der statt Zephalonia, wölche also genannt und oben
am berrg lügt, ist mitt Soldaten besözt, gehört düe insul und
statt denn Yönedigem zu. Aldo stügen öttliche passaschiri von
der naue aus und lüesen sich an land fiiehren. Hüer erhöbt sich
das hohe mör oder mare mediterraneum; es ward dozuemahl
ganz stüU wetter, das wür in 4 tag lanng hün und wilder lavirten
und oftermaln so nahent der isola d'el Zante kamen, das einer
mit einem röhr hette hün schüesen könden. Gleich wol mochten
wür den porto nicht erreichen, sondern was sich düe marinari
des tags bemüeten, mitt dem segl umbzuwenden, auch das schif
mitt der barca oder dem anhanug forrt zogen, kam alzeütt auf
den abennt ein wünnd von Siroco und Levante, der unns wüder
zuruckh thribe, wölches unns sehr verdrossen und düe zeütt
lanng machte, das wür der isola so nahent und nicht vollent in
das porto kommen mochtenn.
Den 17 düs kahmen wür des morgens ungevahr 4 uhr
vor tags al Zante, ein isola, den Vönedigern gehörüg, lügt von
Vönetia 900 w. meül, ein deine, aber sehr fruchtbare und
lustige insul, sonderlichen grosse abondantia von wein, so mann
romania pflegt zu nennen, ein herrlich gut und starckh getranck,
auch wolfeil; dannenher es ein grose anfart gübt von den
schiffen, wölche inn und aus Levante und Ponente seglen, dann
solcher wein hün und wüder weytt gefiiert wüert. Mer hat es
ein gros gewächs von uva passa oder der deinen weinbör, derer
düe englischen öttlich 100 ctr. jhärlich von do hünweg fiiehren,
dann so es umb zeütt ist, fündet mann unden am mör öttlich
scheuren voll geschütt, gleich als das korm; von anderen früch-
tenn, als oranien, citronen, lemonen, granatöpfel und der-
gleichen werden sehr schön gefunden.
Gemeltte isola solle in circuito nicht mehr dann 80 w. meül
haben; am mör lanngest dem porto ist düe bürg, so ein o&er
fleckh , ol)en sehr hoch uff dem berrg ein castell gleich als ein
stättlin umbfanngen, mütt heüsem wol besözt, in solchem castell
wohnet der gubemator düser insul, wölcherr ein nobilis von
Vönetia; mehr vöstungen oder stättlin hat es nicht, aber inn-
wendüg im lannd vül dörffer und baumhöf, und gebrauchen such
düe innwohner der grüechischenn sprach; das volckh aber, so in
der bürg wohnett, könden inehrtheils ittalianisch, wüe es dann
t4S
unden in der bürg ein dein monasterium hat, in wölchem 3 in 4
Franciscanermünch sein; oben im castell hat es einen büschpff.
Inn gemelter innsul gübt es vül groser erdbüdem, dodurch
sich die heüser bewögen und das erdrich sich aufthut, dannenher
säe schlecht bauen und ihre heüser nun eines gadens oder stockhs
hoch machen und mehrertheüls auf der erden wohnen.
Wür verharreten in düser insul in düe 7 tag, dann vülJuden
do ausstügen, so ihren zeug lüesen ausfüeren, neben anderer
wahr, so aus dem schiff, in düe insul gehörig, gefüert wurd. Es
versähe sich ein yeder nach gelegenheüt genugsam mütt wein;
was essen belangt, ausgenommen des fleüsches, so aus Morea
herüber kompt, ist es ein magerr ort, dann ich sähe das korrn
aus Engellandt dohün gebracht, wölches süe ihrem anzeügen
nach mütt guttem proffit verkauften.
Denn 24 Octobrüs nach mittag hueben düe marinari düe
ancr undt zogen düe segl auf, ward der wund Ponente Garbin,
küelt gögen abent zimlich frisch; aber den 25 gögen tag endert
sich der wündt unns entgögen und wüert Siroco, das wür disen
wüe auch volgenden 26 lavirten, unns immer im hohen mör
hüelten, dann der patron verhofte, der wund solle sich wüder-
omb gut für unns erzeügenn; aber er wurde immer ye lennger
ye störckher, das wür uf denn 27 düs des morgens in ein
porto in Morea oder Gräecia mütt nahmen Fattica innliefen,
wölcher auf der einen seyten gögen Tremontana aller offen,
das ganz unsicher dorinnen zu ligen. Über dem berg lügt ein
statt, Napoli d^Malvasia in Graecia, und under dem Türckhen.
Von gedachter statt ward unnser patron von der naue bürtüg,
sonsten in Vönetia seshaft; lügt in terra ferma, das maiin
von do zu landt gen Constantinopoli oder Vönedüg reysen kahn.
Auf wehnig meil hüevon lügt ein insul, Zerigo genannt, den
Vönedigerm gehörüg; gleichwol düe statt und das castell jhene-
seytt gögen dem mör lügen , in wölcher ein garnison von ittalia-
nischem krüegsvolckb gehaltten. Als mann sagt, solle in ge-
meltter isola düe schöne Hoelena, von wölcherrwegen düe statt
Troya zerstert worden, begraben ligen.
Wür verharreten von wegen des gegenwündts büs uf 30 düs,
und beschah, das den 29 am morgen, als düe barca an lanndt
fuer, wasGfer zu machen, und zum tbeil düe marinari auch nicht
347
im schuf wahren, reust sich die gommena oder das seyl, doran
das ancr gemacht, entzwey, wüe dann nicht mehr dann düses
ancr inngeworfen wahr, das das schuf algemach dem land zulief.
Do es der patron nicht so bald gewar worden und behend noch
ein ander ancr vallen lües, wehre das schif auf den gronnd oder
seiche des landts gelauffen sein, wölches ohne mercklichen
costen nicht mehr von do hette könden oder mögen gebracht
werden, do dann schif und gut dem Thürckhen heimgevallen
und düe passaschiri betten mögen zu sclaven gemacht werden,
sonderlichen ich und mein hauff, dorfür unns gott wol behüetett,
das solches nicht bey der nacht beschehen; sondern dp es fün-
sterr gewesen, hette mann es so baldt nicht gespürtt.
Denn 30 düs ungeyahr 4 stund vor tags segleten wür aus
disem porto hünweg, dann er ganz offen, das mann denn lanngen
weg durchseglen kahn; ward der wind Graeco Tremontana, das
wür den 31 und lotsten düs monats gögen taag düe insul Candia
erreichten, solche den lanngen weeg fürbey segleten und zur
lincken hanndt lügen lüessen. Als wür ohugevalir in düe mitte
düser insul kamen, würdt das mör ganz bonaza und so stüll, das
mann keinen wund fühlen kundte.
Von primo Noiembris büs uf 4 düs, das wür bey 15 oder
18 w. meül nahent an land kahmen, das sich der patron für dem
Ostro oder müttagwünd besorgte, dann düe isola Candia auf der
seytten keinen porto hat, dobey mann innlaufen kahn, sondern
den langen weeg, düe höchste berg und strackheste folsen.
Denn 4 düs in der nacht erhöbt sich ein wund von Garbin
zümlich früsch, das wür ein gutheil wegs fort lüefen, daurt aber
nun büs uf denn 5 düs gögen nacht; als dann lüef der wund zu
Siroco Levante, oder sudost, wölcher unns ganz entgögen, das
wür denn 6 und 7 hünwüder lavirten. Den 8 düs umb den
müttag erhöbt sich ein flüegende fortuna oder sturmwünd von
gedachtem wund Siroco Levante, und würt gögen abent so ein
greulich wetter, das sich der patron hefftüg besorgte, ursach
weyl wür nahent am landt wahrenn, wüewol wir düe insul Candia
schon fürbey geseglet. Und wahr düß terra forma, wölchs lanndt
mann Natolia nennt, dem Thürckhen zustöndig; hatten nichtt
ferm in einen portto zu lauffen, allein wöder der piloto noch
patron eügentlich wüsten, wo süe im mör wahren, wegen des
248
drüben und nübligten wetters. Ihre bedenckhen, do innzulatifen,
wahren, das umb gemelte revier vül stein undt fölsen under dem
Wasser verborgen lügen hat, das es gar sorglich; fürs ander
mögen süe der Thürckhen halber, so dortumbher wohnen, nicht
sicher ligen; fürs drütt seye müehsam, wüder ans disem porto
zu kommen, ümb gemeltter Ursachen wüllen hüelten wür unns
im mör und thrib unns düe fortuna bey 200 w. meül zurück,
das wür denn 11 düs, als es tag ward, für der insul und uf 7 in
8 w. meil nahent der statt Bhodis wahren, lögtt sich der wund,
wüert das mör bonaza. Der scrivan oder Schreiber von der naue
wolte nicht haben, das mann voUent in porto laufen solte, noch
das schuf für ancr zu lögen , dann es im ob düe 40 do. in goldt
cost hette, so er dem obersten und bevelchshabem an seüde,
gewand und andern wahren hette präsentiren müessen, als ge-
breichig. Also lavirten wür undt lüesen düe segl nicht nider,
büs wür wüderomb eines theils in das mör und düe insul fürbey
kamen, dann hüeromben das mör sehr enng, das such düe ma-
rinari den ganzen tag sehr abschafften mütt voltiren und hün
und wüderkehren der segl.
Denn 12 düs in der nacht erhöbt such wüder ein wund von
Garbin, das wüer von der insul Rhodis hünweg kahmen, küehlt
ye lennger, ye hefftüger, das volgenden 13 gögen der nacht ein
heftüge fortuna sich erhöbt von vohrgemeltem wündt, der-
gleichen wür von Vönedüg ab nicht gehabt, unnd würd düse
gögen des mors golfo de Settalia genantt, wölcher vül unge-
stemmer sein solle als sonsten das mör. Wüe mann sagt, solle
ein nagl, mitt denen Christus an das creüz genaglet worden, in
düsem golfo lügen.
Denn 14 düs, wölches wahr der tag Clementis, unnserm
alten wüe auch der Grüechen stilo nach, uf wölchen tag sich düe
Grüechen sonderlichen befahren und ihr achtimg geben, als süe
sagen , sich gemeiniglich uf disen tag gros ungewütter im mör
seye, als wür dann genugsam erfahren, unangesehen wir den
wund mütt unns, haben doch düe marinari düse nacht düe segl
ia das fünfte mahl aufgezogen: dann unversehner sachen ein so
schnelle burasca doher kam, das süe mitt groser macht düe
segl inzüehen muesten. Des tags scoprirten wür düe isola Cipro,
umbwüllen aber alle segel nüder gelassen, kamen wür nicht
249
iveytt forrt, und wehret solche fortuna büs uff 16 düs gogen tag,
als dann mutiert sich der wündt, wärt magister Tremontana, der
unns nicht zuwüder und mehr dann halber wund für uns war,
das wür gedachter insul naheten und eines theils fürbey lüefen,
das wür noch disen tag umb vesperzeütt in ein porto in Cipro
innlüeffenn, mütt nameh Salini; lügt d^ Tisola d'el Zante 1200
w. meül.
Salini solle vor düsem ein schön und wolbewohnt stättlin,
als noch an vülen gebeüen zu sehen, gewesen sein; nach dem
es aber der Thürckh eingenommen, ist solches aller ruinirt und
zerstört worden; lügt einer w. meil nahet dem mör uf öbnem
landt. Als der Thürckh düses königreich eroberte, solle er aldo
sein Tolckh an landt gesezt haben; wüe dann Nicosia, wölches
düe principalstatt im königreich Cipro, nun 30 w. meil von hüer
lügt gögen das landt, und Famagusta auch nun 30 meil hüevon,
wölche statt hart am mör lügt, und hat solch königreich düser
zeütt nicht mehr als bemeltte zwo beschlossne stött.
Auf ein halbe stund nahent dem stättlin gögen dem mör
hatt es salzberg, dovon vül salz nach Yönetia gefüert wüert,
wüe auch anderer ortt der Thürckhey: dann solch salz von dem
berg gleich als stein gehauen wüert.
Nücht ferrn vom mör, irgendt eines rohrsschuss weytt von
der douana oder Zollhaus, ein sehr alte zum theül zerstörte oder
vervallene kürch, so düe Grüechen düser zeütt noch innhaben,
sanct Lazaro genanntt; in derselbügen solle der arme Lazarus
begraben lügen ; ist düe begröbnus zu sehen inwöndig der kürchen
tmder dem hohen altar; mues einer mitt einem lüecht hinunder
steügen , dann solches under der erden.
Was nun düser zeütt düs stättlin oder fleckhen anlangt, ist
solches alles verwüest und zerstört, das nahent kein ganzes haus
mehr gesehen, wehnig bewohnt, und sein mehr Grüechen dann
Thürckhen do seshaft. Was eösennde speüs betrüft, ist es so
ein magerr ortt, das ich vülmahl kein brot fürs geltt hab be*
kommen könden, wüe wür dann in düe 20 tag aldo verharreten
von wegen des greilichen ungewütters. Den tag ward ich am
land, uf den abent fiier ich wüder nach dem schuf, dann es ge-
varlich im stättlin zu bleiben nicht allein von wegen der
Thürckhen, sondern auch der innwohner halber, so doch Grüe-
250
eben und Christen sein wollen, wölchen gleich so wehnig zu
thrauen, sonderlichen dem düe sprach unwüssendt, leüchtlich
von inen uflfgehöbtt, hünweg gefüert und anderswo verkaufift
wüertt. Alhüe sein vül passaschiri von der naue verhüben,
wölche in düser insul wohnhaft; es ist auch vül gut von thuch
und andern waren ausgeladen worden, das unnser patron in düe
6 tag lanng do zu thuen gehabt, düe andere zeüt oder 14 tag
lanng nun uf den wund nach Trippoli zu seglen verharret.
Denn 24 düs uf 2 uhr nachmittag erhöbt sich ein flüegend
stürm von Gräco Tramontana und wehret büs uf 27 düs in düe
nacht, das düe barca oder der anhanng von unnserm schüff nicht
an das landt fahren kondte.
Denn 28 düs ward das mör wüder bonaza, büs uf den 29
nachmüttag erhöbt such ein unversehene burasca von Siroco,
das düe wellen aus dem mör herein göhn. Dann es ein weytt
offen porto ist, küelt und wehet der wund so starckh , das es
ein gommena oder ancrseyl abreüst , dovon das ancr im grund
steckhen blüh, und daurt düser wund nicht iber 3 stund.
Denn 30 und lotsten Novembrüs, unangesehen es fiüsch
wetterr, wüe es dann nahent bey weyenachten, hat sich einer
von denn marinari in das mör gelassen mütt einem strickh umb
düe weiche, doran er das ancr, so vorigen tag unden im grund
des mors steckhen hüben, angebunden oder vest gemachtt, vom
grund aufgehoben und wüderomb in das schif gezogen worden,
wüe auch zuvor im porto d'Fatica, wölches ancr süe auch vrüder-
omb höbtenn und aufzogen. Allein hatt ich mich zu verwundern,
wüe der schüfknechtt bey so kaltem wetter so lanng hatt könden
under dem wasser verharren.
Den ersten Decembrüs ongevahr ein stund vohr nachts er-
höbt sich wüderomben ein unversehene burasca von Siroco Le-
vante, weret aber nicht iber 1 stundt.
Denn 2 und drütten düs ward es fein stüll wetter, büs
auf halbe nacht erhöbt such ein ander starckh wund von Gräco
Levante, der unns entgögen undt recht in den wündt, wehret
büs uf denn 4 düs gögen abent, alsdann es den 5 undt 6ten wüder
was stüllers ward, doch war der wund unns immer entgögen
von Siroco oder Levante, das ist ost oder Ostsüdost.
Denn 7 düs erzeugte sich das wetter mütt unns zu sein und
351
lüef der wündt zu Garbin, wölcher zwüschen mittag und nider-
gang her wehet, hueben die ancr und lüessen düe segl vallen,
fuehren aus gedachtem porto, in welchem wir in düe 20 tag
lanng gelegen, und daurt solcher wund nicht iber mittnacht, als-
dann er Tolgenden 8 düs ein weül zu Levante , darnach Gräco
und einstheüls Sirco wahr, wölche wund unns alle entgögen und
zuwüder wahrenn; entgögen unns der andern 5 wund wol ge-
brauchen kondten, muesten unns derowegen mütt layiren hün-
wüder im mör halten. Bus uf 10 düs left der wund zu Ostro
Garbin oder Südwest, das wür düsen abent nahent der porto
d!Trippoli kahmen ; demnach aber düe nacht herzunahete , und
es ohne das sorglich innzulaufen, wegen der stein und fölsen,
80 under dem wasser verborgen lügen, das wür unns düe nacht
für ancr lögten, blüh alles volckh uf der naue, ausgenommen der
scrivan oder Schreiber, so von wegen vüler brüef und anderer
gescheft halber noch disen abent an landt fuehr.
Denn 11 düs zogen düe marinari das schuf mütt stüllem
Wetter voUent in den porto, lüesen unns an landt fäehren, wur-
den von zweyen janitscharen oder thürckhischen Soldaten vom
mör büs in düe statt begleütett, dann solche bey 2 w. meil vom
porto lügt, dem gebürg zu.
Es hatte unnser einzug oder ankunft in düe statt Trippoli
ein stattlich ansehen, mahnet mich an das evangelium, do
«rhesus von Betphage nach Jhenisalem einrütt : dann büs in düe
36 patres dlordine sanct Francisco, alle in gleicher kleüdung,
dorunder der guardian, vicariüs und noch ein pater auf deinen
eselln rütten, und dann der graf neben zweyen düenerm, wüe
auch ich neben andern zweyen bülgem alle in gleicher grauer
kleüdung. Es güengen auch mütt alle andere passaschiri von
der naue, als Ittalianer, Grüechen, Juden, Armenier und der-
gleichen, und namen düe münch ihren innkehr samentlich in
dem clösterlin, so süe in der statt haben, dorünn stets in 3 par
tres ihres ordens wonen, wölche aldo cölebriren.
Der graf aber sambt seinen zweyen dünem nam seinen
innkehr bey einem vönedüschen factor, ich und ein Franzos vom
adl namen oder güngen al fondego d'Francia in des französüsche
haus, aldo wür denn viceconsul umb herberg gebetten , auf wöl-
ches er unns förgehalten, das düs haus kein berrberg, sondern
252
ein uffenthaltnng der kaufleüt seye ; do wüer aber gute Christenn
seyen, wolle er unns nicht ausgeschlossen haben, verschafte durch
seinen maistre domo, das unns ein camer gegeben worden.
Düse statt wüert von Ittalianem Trippoli d'Suria genantt,
in der landschaft Siria Phöenicie gelegen, ist von dem porto
d'Salini in Cipro in düe 150 w. meül, und wüert denn ge-
strackhen weeg von Vönedig hüeher 2100 w. meül gerechnet. An
solchenn haben wür 71 tag underwegen zuegebracht, das doch
mehr dann zu lanng, sonderlichen herwärz, ist zwar eben umb
düe herrbeste zeütt des jahres gewesen, wegen fortuna und un-
gewütters, das nicht bald ein naue im mohnat Octobris von Vöne-
dig abseglett.
Denn 31 und lotsten tag düs jahres sähe ichfranzösüsch schuf,
so man seyatia nennt, zu Trippoli ankommen, wölches von Marsilia
ab in 12 tag und 1 1 nacht dohün geseglett, ist w. meül in düe 2700
oder frz. meil 900, das ist der lengste passasch auf düsem mör.
So mann vom porto an lannd steügt, hatt es ein Zollhaus
oderr douana genant neben öttlichen grosen mogasin oder gewöl-
bem, als für düe Franzosen, Vönetianer und Ennglische, so do-
hün traffigiren, domitt ihre wahren, so zu wasser und landt
hüngebracht, verwahrt lügen mögen. Und zur deflfension solcher
heüser sein am ufer des mors in düe 5 wol erbautter, starckher,
vöster thürrn, einer nahent bey dem andern mütt geschüz wol
versehen und mütt öttlichen janitscharen verwacht werden, do-
mütt düe schüff, so im porto lügen, so wol auch düe wahren am
ufer des mors von den cursari oder mörrauber keinen schaden
empfahen oder nächtlicher weül hünweg gefüert werden. Der
neueste oder lötsterbautte under gemelten thürn, so am mör
stöhn, hat ein Vönetianer bauen lassen, umbwüllen er bey einer
Thürckhen ergrüflfen worden; das leben zu verhalten, hat er
solchen thurm auf seinen costen müessen bauen lassen, wölcher
aller von gehauen steinen in düe vierung zümlich hoch und vöst,
ist d'Casa Malatesta.
Wür lagen zu Trippoli in düe 24 tag stüll, umbwüllen wür
vernommen, es zu Jherusalem an der pestis heftüg gestorben, do-
her dann auch das neye familia, düe münch, so mütt von Vönedüg
abkommen, noch nicht hünwolten, büs süe bessere aviso bekom-
men. In dem arrivieren 4 Theütsche, so von Jherusalem alher
253
gelangt und irenn innker in dem französüschen haus zu haben
begerten; düeweiil aber dem consul wol bewust, wüe es zu Jhe*
rusalem der besen kranckheüt halber beschaffen, wolte er süe
nicht loschiren; vül wehniger der yönetianische consul, das düe
gute leüth vül müeh hatten underzukommen. Entlich behalfen
süe such bey einem theütschenn apotecker, der gab inen seine
camerr ein.
Düser Teütschen nam ward : Chrüstof Simon von Heüdorf,
einer vom adel aus Tirol sampt einem diner, so ein Trientiner,
vor zeütten ein münch gewesen; ittem ein schlösüscher edel-
man, Hanns Eokors von Gamentz, und dann Johaim Kattüch
von der StoUp aus dem landt zu Bommern, sehr gutte gesöllen,
mitt denen ich mehrtheüls düe zeütt vertrübe. Süe hatten wegen
des ungewitters und stetten regens alle düe roth ruehr am halls,
doYon dessen von Heüdorfs düner auf denn todt kranckh lag;
ob er nach meinem verreüsen gestorben, ist müer onbewust.
Düe statt betreffendt ist solche zimlich gros und in düe
lennge erbautt, durchaus nichts bevestügt, dann düe heüser
zum theül auf düe stattmaur gesöztt , hat keinen graben noch
einigen wähl, das mann an yülen orten bey nacht wol aus der
statt kommen kahn; innwendüg derselbügen am berg ein altt
schloß, so auch nichts bevöstügt, mütt wehnig janitscharen be-
sözt; sonsten ist düe statt volckhreich und namhaft von wegen
der nüderlag vüler waren, so zu wasser und landt hünge-
bracht werden.
So lügt gedachte statt an einem sehr lustigen ort, an vohr-
bergen des hohen gebürgs Libani, umbher vül schöner frucht-
barer und lustiger gäxtten, gögen dem mör zu ein öbne, umbher
vül böm von mancherlay gutten und geschmackhen fruchten.
Alhüe zu Trippoli hüelten und begünngen wür das fest
nativitatis Christi, oder weyenachten , wüe dann düe patres in
dem clösterlin cölebrierten , doch ohne glockhen noch einiges
leüthen, wüe süe such dann der glockhen in ganz Thürckhey
enthalten müessen, und kein nation solche öffentlich 'zu leüthen
gebrauchen mag. £s ist sich zu Verwendern, das zu düser zeütt
des Jahrs allerley schöne, wol rüechende blomen gefunden, wüe
unns dann an gemeltem fest öttliche Wüsche rosen für den
thüsch zu verkaufen getragen worden. Ittem das umb düse zeütt
254
das feldt und düe wüsmatt^n so schön und lanng von gras und
blomen, als es in unserer landtsart umb pfingsten offfc nicht
gesehen wüert, das ich oftrmahi mütt vohrgemelten Theütschen
hinaus auf das feldt ganngen, aldo wur unns lustshalber uf das
grüne niderlögtten. Von fruchten, als oranien, citronen, lemoni,
granat, dattul und derogleichen hat es genu6g,und maulber-
böm düe vüle wegen der seüdewürm, wüe dann derselbigen
seüde vül do gemacht und umb Vönedüg gfefüehrt wirt. So be-
kompt mann auch zu der zeütt früsche rättich, rüeben, krauts-
köpf, grüen krautt, salat und andere dergleichen erdgewächs,
als bey unns in mütte des sommers.
Es hatte der französüsche viceconsul 4 oranienböm in
seinem hof stöhn , an dem müer an einem under denselbigen
fruchten von 3 underschüdlichen jähren gezeugt und gewüsen,
als von ano 86, 87 und 88, wüe dann am bom gezeichnett , und
düe fruchten underschüdlich zu sehen sein.
Gögen Levante oder Orient lügt der berrg Libanus , under
wölchem gedachte statt lügt ; auf solchen der graf neben zweyen
Vönetianern in das closter, wölches oben am berrg erbauen , ge-
zogen, wüert von Marioniti bewohnett, ist ein besondere sect,
derer es vül tausent düser religion umb gedachtem berg wohnen
hat ; haben under inen ein patriarchen, dem süe obediren* Dem-
nach ich aber nicht wohl zu pass wahr, dorft ich müer nicht
thrauen, hünuf zu steügen, dann einer ein tag domitt zu thuen
hat, derowegen ichs für mein person einstöUen mueste.
Es wext an gedachtem berg Libano ausbündiger, treffen-
licher, gutter wein, so von gedachten Marioniti gepflanzt und ge-
hauen wüert, bedes rot und weüß, wölchen süe vom gebürg
herunder in düe statt zu verkauffen bringen, dann süe düe ganze
statt domitt versehen. Onangesehen der wein vermög des alco-
rans oder Mahomets gesötz den Thürckhen zu trincken verbot-
ten, wüert es doch von inen nicht gehalten , in sonderheüt düe
janitschar oder andere, so des Grosthürckhen besoldung haben,
such manügmahl so doli voll ansaufen, das süe wöder stöhn
noch gehn könden, das inen niemand macht hat einzurödenn ; do
es aber ein armer tropf oder gemeine person ist, so nicht des
keysers besoldung hat, wüert er harrt gestraft und ibel geplagt.
Düser Libanus ist oben an der höhe sommer und wüntter
255
mütt 8chneh bedöct, als ich dann von meiner gesellschaft ver-
nommen, das süe an öttlichen ortten büs zu halbem knie watten
müssen, als süe düe cödemböm besichtigett, wölches an dem
gewäx und der frucht den dannen nicht ungemäs, als ich an
denen nästen, so süe mütt herunder brachten, gesehen.
Es ist düses closter der Marioniti für andere sonderlichen
privilegiert, dann süe ihre glockhen noch wüe von alters her
haben, und zu volbrüngung ihres gottsdünsts oder kürchenampts
offentUch leüthen lasen, das sonsten an keinem ort der Thür-
ckhey zuegelassen oder gehört, das süe einüge glockhen leüthen
oder gebrauchen mögen. Was sonsten vül guttes gewechs von
fruchten und nuzlichen kreüttem langest düsem gebürg gefun-
den werden , erfört mann von den medici oder düe such mitt
den simpUtia delectiren.
Under dem als ich zu Trippoli stüllgelegen , sähe ich eines-
mals ein carovana von ochsen ankommen , do yeder einen sattl
und zu beden seytten ein ball schamlott auf sich hatten, werden
beladen als düe camel, esell oder somross, wölches mich wun-
der nam, wüe solche thüer mitt solcher last iberr düe berg kom-
men könden, do doch ein ox an ime selbr schwer und zu tragen
ohngewohnt; solche kamen des wegs von Angora ab, aldo man
vül schamlot macht, so ungeferbt nach Vönedüg gefliert werden.
Demnach wüer vernommen, das noch kein besserung der
peest halber sich in Jherusalem erzeugte , auch wöder der graf
noch düe münch hinzuraisen wüUens , entschlos sich der graf,
underdessen nach der königlichen statt Halepo zu reüsen,
wölche in düe 7 tag reüs von hüe und abwegs der stras nach
Jherusalem lügt, wüe dann gleich ein carovana von 150 camel,
so düe wahren, wölche zum theül unnser naue müttgebracht, uff*
geladenn und dohün gefüert haben, mütt wölcher auch öttliche
Vönetianer gezogen , so zum theil auf der naue mütt von Vöne-
dig kommen; andere, so do wohnhaft.
Macht such derowegen yeder förtüg, entlehneten pfert und
esell bis dohin zu reütten umb lohn; also ich der lotste auch
nicht sein wolt, dieweül ich aber erfahren, das mann von einem
pfert oder esell in 10 do. correnti, das ist bey 4V« zechinen oder do.
in goldt gübt, und das thüer noch dorzu mütt essen versehen
mues, wölches zwar nicht vül zu bedeutten, wurd ich v^nirsacht.
256
ein eügen pfert zu halten, kauft derowegen von einem muccaro,
das sein Mohren, wölche stets in denn fondego sein und der
kaufleüthen und andern pferd und esell leihen, an das mör oder
nach dem porto hün und wüderr zu reiitten, ein dein cipriottüsch
pfertlin, an der färb musentreft, so schon alt, wölches mich mitt
aller rüstung oder zuegehört in 7 do. in gold costett, doran ich
wehnig zuverlüeren hatte, do es nun düe reüs volbringt, in an-
sehung es mich in düe 36 tagreysen getragen, gar bis gehn
Jherusalem und wilder gen Trippoli.
Demnach düses vergangne jähr als 87 zum ende geloffen,
wölches ich (Gott zum höchsten gedanct) mütt gesondem leüb
zuegebracht, aber zum theül nicht ohne sondere müeh, arbeytt
und gevahr, so wol auf der reüs nach Malta, als hüeher; der
getreye vatter im hemmel gebe und verleühe uf düser meiner
fürhabenden und albereytt ins werckh gebrachte reüs, ieziges an-
gehendes jähr ferner sein gnad, heüligen geüst unndt göttlichen
segen, domitt ich gedachte meine reüs mütt gesondem leüb auch
glickhlich und wol verrichten und zum ende bringen möge.
Amen.
Denn 5 Januari anno 88 vormittags zog düe carovana von
Trippoli aus, demnach ich mich mütt proviant, wein, auch
fueter für mein pfert uf 4 tag lanng versehen, solches alles auf
mein pfert geladen, und noch dozu ein dein feleyse und ein
döppich (wölchen ich für ein bött gebraucht), nam ich vom vice-
consul meinen abschüd und rütt von Trippoli neben andern hün-
weg. Eh das ich zu der statt hinaus kommen, begögnet müer
ein Thürckh, wölcher mir denn huet vom köpf hünweg schlecht;
do nicht einer von denn vorgemelten Teütschen, wölcher müer
das gleidt geben, gewesen wehre, hett ich solchen miesen do-
hünden lassen. Ich gedacht gleich, es werde bösser angehn,
wann ich hinaus uf düe stras komme, rüten also des tags nicht
femer dann büs zum ersten champ oder carovatschari, so ein
einig haus und nahent am mör lügt, ohngevahr bey 4 stund
wegs von Trippoli, aldo sich düe carovana legerte und wüer
neben andern düe nacht ober verharreten.
Denn 6 düs des morgenns vohr tags von do hünweg, und
haben düe cameldreiber den brauch, das süe des morgens, so
mann sich solle förtüg machen, einen von inen auf der trommen
257
umbschlagen lasen, domitt es möniglich höre und wüsse. Also
zogen wür fast denn halben tag langest dem mör, so wür zur
linckhen handt lügen hatten, von do wendeten wür unns gögen
dem gebürg und legerten unns düsenn abent im feldt, do yeder
under unns, so zu pfert wahr, einen pfähl in düe erden sehlaeg,
doran er düe halfter des pferts vest machte, solche ohnabge-
sattelt düe nacht do stöhn lües. Es wahr düse nacht sehr kallt,
das es starckh zugefror, dero wegen an vülen orthen feyr au%e-
macht, dobey wür unns legertten.
Denn 7 düs mitt dem tag von do hünweg, und ward düsen
ganzen tag regenwetterr, wüe dann auch zuvor, eh wür von
Trippoli verreisetten , dodurch düe wasser und bäch sehr an-
lüefen, das wür besen und tüefenn weg hatten; wüe wür dann
den tag zuvor einen schnellen fluss durchpassüeren muesten,
wüe dann öttliche von iren pfertten abstügen und pben uiF düe
camel, wölche vül höher dann düe pfert, sasen; ich aber kam
mitt meinem pfertlinwol hündurch, muestzumtheil schwömmen,
dann es das cleinest düerlin under dem häufen wahr. Düse
nacht lagerten wür unns wüder im feldt an einem lustigen thal,
do vül früscher bronnquell umbher sein; zu der lünckhen band
irgendt ein halbe stund wegs hoch uf einem borg ein castell oder
schloß, wölches von Ittalianern Castell französi genant wüert,
wüertt von Thürckhen bewohnt. Düse nacht kondte ich költe
halber nicht schlafen, muest uffstöhn und mich mitt umbher-
gehn erwörmen, wüe ich wehnig gezeüg hatte mich zu bedecken.
Denn 8 düs früeh morgens von do hünweg, dort umbher
ein schön oben feldt von wüsmatten und früschen wasserbäch,
alsdann erhöbt sich rauher, böser, unöbnerr weeg, do wür unns
nicht wenig der Arabier halber befahrten, dann als müer gesagt,
seye düe carovana öttlichmahl hieromber angriffen worden. Und
wehret solcher rauher, steiniger weeg ongevar bey drey stund
lanng, alsdann wür uf ein gut fruchtbar und oben land kamen,
und uf denn abent in ein offen fleckhen, auf mörisch Telia d'an
genau tt, lügt uf einem deinen berglin an sehr lustügem ortt,
wüert mehrtheüls von Arabier und weüssen Mohren bewohnett,
aldo wür hennenayer und fugazi, das sein ronde, gebachne
kuechen von wasser und deüg gemacht, so süe^ an statt des brots
gebrauchen, fürs gelt zu kaufen bekamen; kein wein a.berwahr
Kiechel. 1 7
258
zu bekommen. Öttliche französische kaufleüth rütten mütt,
wölcbe in eines Arabiers bebausung underkamen; ich neben
inen, aldo wür unns auf der erden beholfen; düe pfert aber
muesten düe nacht in einen hof uf dem pflasterr stöhn, und muest
such mein pfertlin von dem fuetterr, so ich mütt von Trippoli
gefüert, büs hüeher behelfen, dann underwegen nichts von- füet-
t^rung zue bekommen, wüert wehnig haberr, an vilen orten gar
keinr, mehrtheüls gersten gezogen, wüe dann düe pfert doran
gewehnet sein.
Denn 9 düs auf 2 stund in tag reyseteh wür von do hünweg;
nich ferrn hatten wür durch einen flüesenden bach zu reütten,
wüe dann lanng keiner wolt der erste sein. Indem ich nun hin-
einsözt, ward es geh und schlipferüg, dann es düB nacht ober
geregnet, schlipft mein pfertlin und föUt mütt mür in denn bach,
das ich uf der einen seytten den lanngen weeg nass worden, doruf
mich harrt fror, muest düe stüfel auszüehen, dann solche voll
Wassers wahren; ob ich schon gern ettwas truckenns angezogen,
ward es nicht verbanden. Umb düse gögne oder landschaft,
wölche wür des tags durchreyseten, ist so ein oben und frucht-
bar landt von korrn und woUwaxen, das einer an manchem ort
auf öttlich vil meil wegs in die ronde keinen einigen bom sehen
kondte, sondern wol erbauen, blatt, eben landt.
Düsen abent kamen wür in ein statt, genantt Damandt,
gros und von altem geringfuegem gebey, lügt an einem sehr
lustigen und fruchtbam ortt, in einem thal zwüschen bergen,
düe mann nicht eh sieht, bis einer nahent hünzu kompt. Düe
hdüserder statt sein zu beden seytten der berrg erbauen; unden
im thal lauft ein schön flüessend wasser durch die statt. Als
wür do innzogen, lüefen unns düe bueben nach, schrien iber
unns, warfen zum theil mitt koth zu, sonderlichen uf düe münch,
derer wür drey mitt unns hatten; unangesehen wür 3 janitschar
zue unnserer deffension mütt namen, kondten süe doch nicht
genug wören.
Denn 10 düs bey 2 stund in tag von do hünweg, hat es auch
diser seytt der statt noch bey 6 w. meül oben landt und grosen
kormbau, alsdann kompt mann uf düe höhe durch ein holz,
und fortan büs zu dem nachtlägerr in ein champ oder carvat-
scheri, das ist ein einig haus.
259
Denn 11 düs mitt dem tag von do hünweg; underwegen
rauhe, steünige, ongeschlachte, onfruohtbare und wehnig be-
wohnte landtschaft, umb wölche gögne düe carovana vülmaln
Yon den Arabier angrififen undt geblündert wüert. Gögen abent
kamen wür wüder> auf gesehlacht, fruchtbar und gut landt; uf
düe nacht kamen wür in ein champ, do anders nichts dann
gersten für düe pfert zue bekommen wahr.
Denn 12 düs früeh morgens von do hünweg hat es büs uf
2 oder drütthalb stund nahent der statt Haleppo schöne, frucht-
bare und öbne landtschaft, dannerher hüeromb, wüe auch umb
düe statt Damandt vül bomwoU wext und gezogen wüert. Von
do kamen wür wüder auf rauhen, föllsigen weeg, büs gahr
Dahent der statt, dohün wür disen tag bey guetter zeütt kamen,
durch düe statt büs nach dem fondego rütten, do sonsten düe
Thürckhen nicht haben wollen, das düe Christen inn oder durch
düe statt reütten, sonderlichen frömbde, so nicht stets do woh-
nen. Als wür nun gehn Haleppo kahmen, nam der graf sampt
einem düner denn innkehr bey dem vönetianischen consul, ich
neben des graven ander dünerr bey dem französüschen consul,
neben andern französischen kaufleithen, so mütt von Trippoli
abkamen ; also haben wür in düe acht tag mit düser reüs zuege-
bracht wegen des regenwetters, besen wegs und kurzer tag.
Nota. Underwegen am hüeher reysen, sonderlichen umb Da-
mandt undt der selbigen schöne gögne, wahren düe bauren auf dem
felldt in voller arbeütt mütt sehen und pflanzen, doher süe dann, als
ich vernommenn, im Aprill und Maio das körn einsamein und ihr
erndt haben, wüe süe dann mehrertheil körn und gersten bauen,
ich keine rockhen hüe^uland gesehen, auch nicht, das süe höw
machen, sondern zu end des Febniar, do dann das gras am
längsten bei inen ist, schlagen düe grose herrn und janitschar
ihre pfert auf düe wüsmatten oder weüd, lasens tag und nacht
drausen, büs solches abgefrözt wüert; ob mann es schon lenger
wollte stönlassen, wüert es doch durch düe grose hüz verbrönnt
und abgedorrett.
Haleppo, der zeütt düe principal und fürnembste handlstatt
im königreich Siria, wölche den umblügenden ländern sehr ge-^
legen, sonderlich gögen India Orientale von wegen des herrlichen
fluß Eüphrates, zu dem mann in zwey tag von hüe aus reüsen
17 *
260
kahn, und do zu wasser dem fiuß nach büs gehn Pagadet, altt
Babilonia, Balsara, Ormous und voUent büs in India kommen
kahn.
Es sein zu Haleppo nicht mehr dann 3 nationes aus Ponente,
wölche oflfenttlich do traffigiren, handln und wandlen mögen,
als: Franzosen, Ennglische und Vönetianer, derer am meüsten
auch düe gröste und stattlichste negotia aldo verrichten. Was
andere nationes und örtter in Ittalia betrüft, als Jhenueser, Flo-
rentiner, Napolitaner, Sicilianer und dergleichen kaufleüt, haben
nicht macht, dohün zu handeln, noch ihre läger do zu lialten.
Zu dem mag kein Vönetianer, seye herr oder factor, aus andern
ortten in Ittalia dienerr halten, müessen alle von Vönedög sein.
Von gedachten kaufleüth und factorn seiner öttlich, düe weüber
und kinder haben. Düe meüste und gröste wahr, so aus Ponente
oder von Vönetia dohün gebracht wüert, ist thuch, düe wahren
aber, so aus Nattolia, Armönia, Ägipten, Persia und India
dohün kommenn, seiner vül und mancherley Sorten von edlem
gestein, als rubin, sophür, thircos in grosser anzal, düe dann
meüsttheils aus Persia gebracht werden; düespecerey, als canell,
imbör, langer pfeffer, negeli, rauscatten undt muscatblüe, wer-
den mütt vül camel dohün gebracht, neben aller sort drogen,
insonderheüt wann düe grose carovana von Mecha zuruckh, do-
von meiner zeütt mehr dann 1 tausend camel alle mitt wahren
beladen zu Haleppo ankamen ; düe brachten gros gut mitt sich
von allerley wahren, sonderlichen vül inndich ballen. Was due
bomwoUe, sowol auch düe gesponne woU anlangt, düe wirt mütt
häufen und düe vüle hüeromber gepflanzt, und von hüe zue landt
büs gehn Trippoli gefüert. Düe statt betrefifendt ist solche neben
der ganzen umblügenden landschaft allerr under dem Thürckhen,
dero wegen ein verordneter gleichsam als vicerex, so mann
bascha nennt, zur regüerung gesötzt wüert: der höUt sich sehr
brächtig und stattlich; wenn er ausreütt, hat er vül pfert und
dinerr, und sein noch under ime vül andere stattliche Thürckhen
und bevelchsleüth.
Gemelte statt ist gros und vül umb ein mehrers umbfangen
dann Trippoli, aber nichts bevöstügt, dann düe heüser zum theil
auf düe maur von der statt erbauen, aussen umbher an vilen
ortten hatt es keine graben, düe thor auch wehnig verwahrt,
261
verlassen sich derowegen aller auf das schloß oder castell, so
nahent in motte der statt erbauen, wölches gros und weüt umb-
fangen und in däe runde gesözt ist. Ohnangesehen düe statt
aller blatt und öben^ lugt doch das castell zimlich hoch uf einem
berrg, rüngs umbher mütt einem schönen Wassergraben, in wöl-
chem vülerley gefügel ihr uffenthalt und nahrung haben, dann
solche zu schiesen hoch verbotten; gedacht wasser solle seinen
Ursprung do haben , das mann es nicht abgraben oder nemmen
kahn. Zu vülgemelttem castell oder garnison derselbigen solle
in düe 500 janitschar bestöUt und verordnet sein. Düe geben
düser statt betreflfendt sein derer wehnig mütt stein, in gemein
von laim und kott erbauen, niderträchtüg, und gemeinglich nur
eines gadens hoch, düe dach sein oben aller blatt und oben; so
weytt und breytt das haus unden begriflfen, so lanng und breytt
ist auch das dach, mütt einem östrich besözt, domitt das wasser
oder sehne , dessen es selten mehr dann einen des jahrs föUt,
nicht durchdringe. Sommerszeütt kan mann auf solchenn dach
spazuren gehn und aus einem haus leichtlich stetigen büs zum
andern. Es solle der luft so gut und gesundt sein, das sommers-
zeütt, was wehnigs fürnemer ist, sowol Christen, Juden als
Thürckhen , öttlich mohnat lang ihre bött auf düe dach tragen
lassen und doruf schlafen. Onangesehen es diserr zeütt wüntter
wahrd, sähe ich doch auf vilen dachen vermachte bötstatt stöhn,
in denen sommerszeütt düe Thürckhen und ihre weüber schlafen,
beschicht mehrtheüls wegen der strenngen hüz, das einer in den
gemach oder camem nicht so wol mewen kahn , dann als müer
gesagt, süe manig jähr 9 monat lanng keinen regen haben. Ohn-
angesehen es sonsten an vilen ortten der Thürckei bösen luft
gäbt, solle doch bey mannsgedenckhen düe pestis zu Halepo
niemals geregüert haben.
Düe innwohnerr betreffend sein neben den Thürckhen, derer
ausser der bevelchsleüth und janitschar wenig sein, vül weüsser
Mohren und Arabier, düe grose gewerb und kaufmannschaft
threiben; neben inen mancherlay Christen, als Grüechen, Ar-
menier, Georgianer, Sirianer und anderer secten mehr, do yede
ihre sondere kürchen und öffentliche exercitia haltten und
habenn. Was nun düe 3 andere nationes, als Franzosen , Vö-
netianer und Ennglische, derer wehnig sein und kein kürch
262
haben, anlangt, düe mann alle Franci zu nennen pflegt, haben
düe Vönetianer ein dein kürchlin, wue säe dann stets in 3 Fran-
cisanermünch underhalten. So hat der französische consul auch
ein cappella im haus, und einen pater oder caplan bey sich, den
er underhöUt.
Düe consules, so do sein, ist der vönetianische ein nobilis
und gemeinglich eines fümemmen geschlechts, von gedachter
signoria dohün geordnett und nicht überr 3 jähr lanng do woh-
nett; alsdann ein anderer dohün gesantt wüert. Und hatt ein
consul seiner nation zu commendiren und zu schaffen in allem,
das sich gebüert, auch jedem mütt rath verhülflich sein, und do
einem kaufmann, factor oder düener in handelssachen was be-
gögnett, seye gleich von Thürckhen, Mohren, Arabier oder
Juden, hat er macht, solches für den bassa zu brüngen, sich
anstatt und wegen dessen zue beclagen. Dannenher alle wahr,
so aus dem landt geth, so düser nation zustöndüg, dem consul
2 in 2V2 procento geben mues, wüe ime dann vul aufgeth, dann
er stets in 4 janitschar besoldet, wölche tag und nacht in seinem
haus sein. Düe gebraucht er in seinen gescheften: wann er aus-
geth oder reytt, gehn solche für ime her, yeder mütt seiner
cron, wölches ein hoher weysser huet von füUz gemacht; iber
den ruckhen hanngt ime ein lannger züpfel, gleichförmüg als
düe scheperon, so düe weüber in Frankhreich tragen, vomen
oberhalb der stümen ein hoch vergult blatt mütt schlechten
steünen versözt, doran mann sein officium und dünnst erkönnett.
Es underhöUt auch der consul stets 2 dracomanni oder doU-
metsch, düe viler sprachen erfahren, sein gemeinglich Juden. .
Düe kleüdung des consuls betreffend, geth solcher in ganz
roth von carmosin attlas oder damast, aller auf sirisch oder
grüechisch in langer kleüdung, do ime solche büs uf düe erdenn
hanngen. Dessgleichen auch düe vönetianische kaufleüth und
factor, allein das solche nicht in gefärbten, sondern mehrertheil
schwarz gekleüdett göhn. Es sein alle färben den Christen zue
tragen verguntt, büs allein grüen, düe ist so wol den innwohner
als auslendüschen Christen zu trägen oder das geringste von
düser färb an ihren kleüder^l zu haben hoch verbotten, ohn
allein kaiserlicher Majestät ampassator zu Constantinopel, wüe
auch seine edelleüth, von denen ich gesehenn, das solche ganz
263
gekleüdt güengen, ^üe auch der herr ampassator selber; düses
gebott reüchtt von ihrem Mahomet heer, wölcher düe Christen
nicht für so würdig geacht, das süe solche färb tragen sollen.
Was nun den französischen consul betrüft, holt sich solcher
nicht so stattlich mütt dünem, pracht und derogleichen, hat
aber sowol seine janitschar, dracomanni als der vönötianische,
wüert auch in gleicher autoritet gehaltten, der seiner nation so-
wol schuz und schürm höltt; dannenher alle wahr, so düe Fran-
zosen drinnen einkaufen, sovil procento geben müessen zu Unter-
haltung des consuls. Der so meiner zeütt aldo, ward keiner
vom adl, genantt Jhan Eennier, ein Marsilianer, und bat mitt
denen consuls keine solche gelegenheüt, als wüe mütt dem von
Yönetia, das er nun 2 oder drey jähr do wohne, dannenher auch
dessen vatter consul zu Haleppo gewesen. Wann ein caroTana,
seye aus Persia, Armenia, Ägipten, Constantinopoli oder andern
ortten der Thürckey mütt wahren ankompt, haben düeselbige
ihre sondere heüser, so mann camp oder carvatscharas nenntt,
in denen süe sich sampt ihren camel, esell und ross behelfen
könden ; mögen inen selber innkaufen und ires gevallens kochen.
Düe örtter aber, do düe wahren verkauft werden, sein auch
sondere erbautte heüser, wölche mann bazaras nenntt, die sein
nun schlecht von holz erbauen, aber gros und weytt umbher
begrüffen, oben aller zuegedöct, auf beden seytten laden, mütt
Tülen Strassen, das das volckh hün und wüder wandlen kahn;
werden des abents nicht allein düe laden, sondern auch das
ganze haus gespörtt, schüer ein gelegenheütt, als im Bömer zu
Franckfnrtt am Mein, dann des nachts öttliche verordnet, düe
vohr den thüren wachen. Und hat sich einer umb mittagzeütt
zu verwundem wegen vüle des volckhs, so dorünnen wandlen und
umbgehn, von kefer und verkefer, aldo einer vül und mancher-
ley sort waliren, so von fernen orthen dohün gebracht, zu kaufen
bekompt, wüe dann vast yede wahr ihr sonder ortt und gassen
innhat, sowol auch do mann düe sclaven oder Mohren verkauft,
dem nach aber düse statt fem vom mör lügt, hatt es mütt sol-
chem gögen Constantinopel oder andern ortten, so am mör
stöhn, wehnig zue bedeütten.
In den gemelten bazarn oder kaufheüser haben sowol düe
Christen, wölche im landt wohnen, als do sein Armenier, Sirier,
264
Georgianer und dergleichen, sowol auch düe Juden neben den
Thürckhen und Mohren ihre wahren feyl, one einiges der
Thürckhen verhündernus; was aber düe Christen, so mann
Franci nenntt, betrift, so nun ihre lägr do haben, als Vöne-
tianer, Franzosen und Ennglüsche, düe haben ihre wahren in
besondem heüsern und gewölbern, in denen süe wohnen und
stetts sein.
Es hatt auch in gedachter statt seine besondere ortt, als
bey unns düe gardküch sein, do einer allerley gekochte speys,
so schon zuegericht, umb ein gering gelt zue kaufen bekommen
kahn, wüe dann vül stattlicher Thürckhen und Mohren in ihren
heüsern nicht kochen, sondern sich allein der gardküchen be-
helfen, mittags und abentt düe speys in ihre heüser hoUen
lassen.
Wann Thürckhen , Moren oder Arabier zuosammen kom-
men, seye das süe zechen, arbeytten , kurzweiln oder schreiben,
beschicht solches alles auf der erden, hockhen oder süzen auf
gebognen knien neben einander umbher ; do es in eines herrn
haus, ist gemeinglich der soler von marmor mütt vilerley färben
gepflastert und bedöct, noch dorzu mütt schönen teppüchen
überlögt*, an dem ort, do süe zu süzen pflegen, das ist irgend
eines schuchs hoch von der erden erhöbt ; beschicht auch wol,
das süe eben an dem ort, do süe essen, auch ligen und zu nachtt
do schlafen. Eh einer in ihre gemach oder sahl inngeth , züeht
er düe schuch aus, lests heraussen stöhn, dessgleichen auch,
wann süe ihr gebet thuen, stöUt yeder seine schuch für düe thür
der kürchen, cum reverentia zu melden, wann einer das wasser
entblöst, hockhet er gleichförmüg also nider, so wol auch die
Christen, düe im landt wohnen; dann do süe einen Christen
sehen, der solches aufrechtt verrucht, schmehen süe einen ibel,
heüssen in gaver, das heüst ein Chrüst, domütt vermeinen süe
einem grosen wüderdrus zu thuen, heüsen in ein hundt und an-
dern schmehliche wortt, wölches müer oflftermal begögnet. Due-
weil ichs aber nicht verstanden und es ohne streich oder schlög
abgangen, habe ichs wol gedulden mögen. Alhüe ist das holz
sehrtheuer, wext auch wehnig umb due statt, dannenher das
gemeine volckh den camel, ross und eselskoth aufsamlen, den-
selbügenn an der sonnen dörren und an statt der kolen nuzen
265
und gebrauchen. Wann solche wol erwarmen , geben süe mehr
und grösere hüz von säch, daurt auch lengerr als kohlfeür.
Gemeltt koth gebrauchen säe auch an statt des stroh den pfert-
ten underzuströen; ob es schon nass ist, wüert es des tags
wüder gedörrt, das solches lanng kan gebraucht werden.
Innwendug der statt gäbt es vul gefugl, als amseln, staren
dürdldaubenn, auch rebhönerr, wölche sich auf düe dach von
denn heüsern sötzen, wie ich dann von dem französischen consul
gesehen, das er derer uf seinem dach geschossen.
Ausserhalb der statt irgendt eines rohrsschuss dovon hatt
es öttliche hohe und weytte grotta under der erden, wölche
thüef und in due lenge such ferrn erströckhen ; in denselbugen
flachen däe seyler ihre struckh;von gedachtten grotta solle eine
nahentt bäs zum castell under der erden verborgen gehn, das
doch zimlich weytt dovon in der statt stöth.
Hueromber züehen und pflanzen däe Christen gutten wein,
wölcher starckh und läeblichs thrunckhs, und kan einer das
ganze jähr neuen wein oder most thrinckhen , ursach , das säe
grose yrdene krueg haben; wann due thrauben abgelöst, sue
solche dorein thon und also verdöct beusamen lasen; haben
keine pressen als in unnsern landen gebreichig, sondern haben
einen bestölten mann, durch wölchen düe drauben in einem
hülzemen trog getretten und geknozett werden, wölches eben
lüederlich und langsam zuegeth. Zu dem habenn süe keine
vass, sondern halten denn wein nun in grose yrdene krüeg, auch
zimlich thüef under der erden, das wehnig lüecht noch luft dozu
kommen kahn. Von fleüsch essen düe Thürckhen, Mohren und
Arabier wehnig von kallb, rund noch oxnfleüsch, sondern den
mehrertheül hamml; düe sein hüezuelandt so fett, das einer
kein fleüsch an inen sehen kahn, wann schon düe hautt dovon
gezogen ist, gleichsam als wehren süe aufgeblasen, matt sehr
fettenn und breytten schwänzen, das doch ein gmein schwänz
derer schaf 4, 5 auch wol mehr rottolo am gewicht höltt, do
yedes rottolo 6 vönedüsche pfund zu 12 once macht, und be-
fündet sich mancher hamelschwanz, der am gewücht sovil höltt,
wölches ich selber gesehen, aber nicht melden mag, dann ich
sorg, möchte von unverstöndigen oder spöttern desswegen ge-
dadeltt werdenn.
266
Düe böckh und geyssenn sein dein, niderträchtig und in-
gemein hüeromber nicht so hoch, als in unnserer landsart; an
der färb vast röttlecht ; ire ohren sein einer guten spann oder
gemeiner halber ein lanng, wölche innen weytt iber denn köpf
heronder hangen; wann süe uf der weüd sein oder grasen, schlöp-
pen süe solche weytt auf der erden nach.
Von gebey ist nicht allein alhüe, sondern auch anderer
ortt der Thürckhey, was durch süe gemacht und aufgericht
wüert, ganz schlecht und geringfüeg, usgenommen ihre bäder
und kürchen oder moschea, wölche züerlich gemacht und reing-
lich und saubr gehalten werden, yede mütt einem hohen, ron-
den, sehr enugen thurm, mütt einer spüz, und oben auf mütt
einem kränz, so rungs umbher geth, auf wölchem düe dozu ver-
ordnete mann oder wachter des morgens den tag, wüe auch zu
mittag, hernacher vesper und abend ausruefen. Buefen mütt
hellerr stumm, so starckh süe schreyen könden, dodurch das
volckh zum gebeth ermahnet wüert; solches beschicht, düeweül
durch ganz Thürckhey, auch under Moren und Arabier kein
glockh gebraucht noch gesehenn wüertt, auch den innwohnen-
den Christen im landt (ausser den Marioniti auf dem Libano)
nicht verguntt noch zuegelasen wüert. Der deinen schlagen-
den uhren, so aus Theütschland gebracht, haben süe wol, do aber
aussen bülder doruf gegraben, leüdens düe Thürcken auch nicht,
sondern lasens ausradieren, und blomwerckh darfür an düe
statt machen.
Der Thürckhen mosckea oder kürchen betreffend darf kein
Christ oder Jud ohne sondere grose gevahr inngehn , dann so er
begriffen, mag es ime denn halls costen oder lassen thürckhen
oder durch fürbütt sich mitt vül gelt abkaufen, wüe süe dann
sonderlichen hüezulandt steüf und strenng darob haltten, das
doch zu Constantinopoli nicht ist, dann doselbst einer mütt ge-
legenheüt ohne einige gevahr in düe Sophia Soldan SoHman und
andere fümeme moskea wol kommen kahn. Gedachte gebey sein
nicht sonders hoch, ingemein gwölbt, von schönen gehauenen
steinen erbauen, das pflasterr gahr züehrlich und gemeinglich
von inngelögtem geferbtem marmor, deßgleichen auch düe pfey-
1er und seülen so wol ausserhalb als innwöndig der kürchen
und, was fürnem ist, mütt bley bedöct> haltten keine gemahlte
267
bülder noch gözen, sondern innwendüg ganz weüß, und an wen-
den auf ihr sprach mütt grosenn buchstaben umbher geschriben,
neben sehr vül lampen, so hün und wüderr in iren kürchen
hanngen. Und ist durchaus das chor oder haubt derselbigen
gögen meridies gerichtet, als in der christenhetitt das chor gögen
Orient zu stöhn pflegt, und sovil ich neben Mohren, Thürckhen
und Arabier gereiset bin, zu wasser undt landt, hab ich alzeitt
gesehen, wann solche ihr gebeth thuen, süe das angesicht gögen
müttag wenden. Ausser der kürchen hatt es gemeinglich bron«
nen von frischem wasser, und eh süe hinein gehn, waschen süe
sich an henden, füesen, denn cazo und culo, und zum lotsten
auch under dem angesicht.
In denn stötten hün und wüder sein verordnete leüth,
wölche in denn straßen oder gassen früsch wasser in rochen
boxheytten uf dem ruckhen umbher tragen, und yedem, der ime
begögnett, so wol denn Christen und Juden, als denn Thürckhen
und Mohren zu thrinckhen geben, aus reinen , säubern schalen
von möss oder anderm möttall, wölches gemeinglich doher
reicht: weyl es sommerszeütt mechtüg heyß, sonderUch dem
volckh, so hün und wider wandlen, und düe bronnen ettwan
weytt entlegen; beschicht es, das ^ttwan ein reicher Thürckh
oder Mohr einen bronnen auf seinen' costen machen lest und zu
solchem seines gevallens ein, zwen pder mehr mann verordnet
und besoldett, düe das ganze jähr anders nichts thuen, dann
auf den fürnemsten strasen das wasser umbher tragen und dem
volckh zu trincken geben ; er schafiett auch sovil innkommens,
das solches nach seinem ableüben gleich sowol underhaltteq und
als bey seinen lebzeütten exequiert wüertt.
Ausserdössen sein ihre bäder, wölche vast alle ihre gebey,
ohne die kirchen, mütt züehrlichem gebey und schöne übertref-
fen, derowegen solche zue sehen wol wertt sein ; dann gemeing-
lich das pflaster oder fuesbodenn, aller mütt schönem marmor
von deinen stücklin in einander versözt von manchrley färben;
deßgleichen sein auch düe wenden, wüe auch düe trog und düe
bänckh, doruf mann süzt, von marmor oder andern schönen
steinen. Demnach düe Thürckhen ihrem gesaz nach vül und oft
baden, werden düe bäder taglich gewermett, wüe süe sich dann
wuchenlich nicht allein uf dem haupt mütt einem scharsach
268
scheren lasen, sondern auch an keinem ortt ihres leübs düe haar
waxen lasen, ausser der bärtt, düe süe lanng und schön ziehen.
So thuen auch düe weüberr ausserhalb des haupts durchaus
kein har dulden, dannenher süe ein salben gebrauchen, mütt
denen süe düe harigen ortt bestreichen und dovon gleich hün-
weg gehn, vül seüberer, als wann es mütt einem scharpfen mes-
serr oder scharsach geschoren wehre. Und sein die bäder in-
gemein nicht allein für Thürckhen , Mohren und Arabier oder
düe ihres glaubens genossene sein, sondern so wol auch für düe
Christen, so mütt und neben den Thürckhen dorinnen baden
mögen; allein ist hüe zu mörckhen, domütt er nicht in ein bad
gange, wann weüber dorinnen sein, wölches einem zu nachtheil
reichen wurde; domitt nun ein frömbder oder innwohnerr sol-
ches wüsse, wüert ausserhalb des bads am inngang ein blau
leine thuech yber düe thür gehönct, wölches zue bedeütten , das
weüber in demselbigen bad sein.
Düe thür und thor ihrer heüser, wüe auch ihre camern und
gemach oder zümmer ingemein sein mütt hülzenen schlos ver-
rügeltt, dozu süe auch hülzene schlüssell gebrauchen ; inwendig
der schloß sein verborgne drätlin oder eysene negelin; so mann
den schlissl herusser züeht, vallen düeselbige in düe dozu ge-
machte löchlin herunderr; zum uffschliesen müesen düeselbige
mütt dem schlissl, wölcher ganz hülze, ibersich gedruct werden.
Ihre als der Thürckhen kleüdung betrefifendt , thragen süe
in gemein lange rockh, so mann mennte nenntt, noch under
demselbigen einen andern langen gaban oder rockh, und in ge-
mein von herrlichem gutem thuech, und grellen färben, sonder-
lichen vül roth, grüen und blau. Düe schuch , so süe thragen,
sein ingemein gelb, rott und blau, fornen spüzüg mütt nögl
beschlagen und das hünder theül mütt einem krommen eyse, do-
mütt süe desto lennger weeren. Düe weüberr betreffendt gehn
solche hüezulandt mehrtheils weüß gekleidet, sein aller ver-
döct, haben iber das angesicht ein rein, schwarzseüden düechlin,
das man inen am geringstenn wöder an äugen, henden, den
halls noch irgend was blos sühett, haben iber den köpf weüsse
thuech von zartter lünwath, düe bedöckhen ihnen düe arm, han-
gen hinunder büs uf düe weiche ; hünden haben süe vom haupt
an büs under die waiche ein schöne seydene bünden irgend einer
269
2werren handt brejtt von schöner färb» undeu mütt einem ge-
flochtnen von gold gemachten fasen, anstatt als in unsern lan-
den düe weubsbulder zöpf tragen.
Sovil nun ihre sutten und thugenden anlangt , las ich der
zeütt zue schreüben underwegen, dann ich derer zum anfang
noch wehnig gesehen , bus ich femer in due landt komme und
derselbigen mehr durchrayse.
Domutt ich wüderomben zu meiner reyss gi*euffe, weyl wuer
so lanng zu Haleppo stull gelegen und ob due 30 tag lanng aldo
verharrett, umb zu vernemmen, ob der sterbend zu Jherusalem
nachläse, ist zwüschen der zeitt der graf neben Öttlichen Vöne-
tianern nach der altten und namhaften statt Antiochia, wölche
nun 2 deiner tag reysen von hue, gezogen. Düeweil muer aber
mein pfertlin am hüeher reysen hünckhend worden und noch
nicht wüderomb gerad ward, zu dem hatt ich niemand, dem ichs
zwüschen der zeütt in verwa^hrung geben kondte, mueste ich
solche reüs wider meinen wüUen underlasen, dann in dem stall,
wölcher im fondego , wahren allerley pfertt, esell und camel den
janitschar, Mohren und andern gehörüg. Do ich also nicht
woltte, das meinem pfertlin das fuetter aus dem sackh genom-
men wurde, muest ich mehrmahln dobey stöhn, büs das es das
fuettr gessen, wüe dann düe camelthrefiber alle im stall geschlaf-
fen. Und thrueg sich ein unmentschlicher casus zu mütt einem
Mohren, wölcher der pfertt oder esell warttet, gögen eines Fran-
zosen pfertt, so ein cavala, wölches ich doch nicht glauben
kondte, do ichs nicht von einem goldschmüd, so ein Franzos
und im haus wohnhaft, der es selber mütt äugen gesehen, mür
gesagt hatte; dovon weytters oder yerstöndlichers zu melden
ohnnottwendüg.
Demnach wür nun vohrgemeltte zeütt in Haleppo zuege-
bracht, befanden sich underdessen zwen vönetianische kauf-
leüth, düe ihr läger aldo haben, wölche bedach tt, mütt umb
Jherusalem zu züehen; derowegen unnser reüs sich desto lenger
verweilte der gesellschaft halben, domitt wür desto störckher
sein möchten, ündt düeweil düe Christen, so im landt wohnen,
macht haben in der kleüdung, ausgenommen weüsse bündt und
nichts grünns zu tragen, denn Thürckhen gleich gehn, hatt es
süe für gutt angesehen, bey dem bassa anzuhaltten, als ob wüer
270
alle vönetianische kaufieüth wehren, domutt wur desto besser
und sicherer durch das land kommen mochten ; also bekamen
wür durch fürbitt des consuls de Vönetia ein passport, dorinnen
alle unnsere nahmen und yedes insonderheitt geschriben worden.
Dessen muesten acht fiirneme kaufieüth zeügnus geben, das wür
alle kaufieüth seyen , düe im land wohnen , und costett solcher
brüefi* in düe 25 ducaten correnti. Als wür solches erlangt, log-
ten wür unsere graue bülgerskleuderr von unns, kleüdeten unna
uf armönisch, macht sich der graf sampt seinen zwen duener
beritten, wüe auch due 2' Yönetianer, das yeder sein eügen pfert
hatte. Als wur nun allerdings auf düe reys ausgerüstet und
förttug wahren, wurde auf unnserer büttlich ersuechen durch
denn vönetischen consul beim bassa zwen seiner janitschar ver-
guntt und uf unnsern costen mütt zu nemmen bewilligt, wüe
dann underdössen schreibenn aus Trippoli kommen, wüe es
sich zu Jherusalem mütt der kranckheutt verhaltten, das solche
zum theil uachgelasen, wüewol das familia oder due manch noch
alle in Trippoli verharreten, und nicht bedacht noch, der zeütt
sich nach Jherusalem zu begeben , als wur unns mütt proviant,
wein und anderm der noturft nach versehen, unns nun mehr uf
due reüs begeben weiten, und mütt zweyen muccri accordirten,
düe von Damasco und wüder de retourno nach haus wahren,
dem graven und den Yönetianern ihren blonder büs dohün zu
fuehren, wüe dann düse herren gern commodo reüsen woltten,
gleich als ob süe in Ittalia oder anderrn ortten der Christen-
beütt wehren, wüe süe dann vül onnötügs zeügs mitt sich füehrt^
ten, dessen einer hüezuland wol entrathen kahn; dann ye
schlechter und geringfiieger sich einer höltt, ye bösserr einer
durch düse land kombtt.
Verzeichnus derer nahmen, mütt wölchen ich von Haleppo
ab durch Syriam umb Damasco, Galileam, Samariam und Ju-
deam volgents mütt gemelter compagnia von Jherusalem par
terra wüderomb büs gehn Tripoli de Suria gereuset bun:
Anthonio Scarampo d'Casa Crivelli conto .sampt zweyen
dunem.
Pietro Guerini sampt einem dünerr,
Bernhardino Corneretto sampt Idiner, bede von Yönetia.
Cäsaro Grandonio d' Vönetia.
271
Bernardino Nilli Cipriotto, wohnhaft in Halepo.
Und dann ich neben einem armen piligrino , wölcher mött
ton Yönedug abkommen ; mehr hatten wur einen renigaten , so
ein Cipriott wahr, der kondte däe sprach und versah inen
ihre pfertt, das wür in allem in due 17 personen wahren.
Als war den 12 Jannari gehn Halepo kommen, sein wur uf den
1 2 Februar des morgens bei 2 stund in tag von do verruct, wfie
ich dann vor .meinem verreisen denn abscbäd von dem franzö-
sischen consul genommen, welcher muer einen von seinen janit-
schar mfitt gab, der mich durch due statt begleitett. Domitt
ich aber desto wehniger gerechtförtigt wurde, fuert ich mein
pfert an der handt und gueng zu fues bus under das thor, wue
dann mein gesellschaffc schon vorhün draussen wahr, wölebe
von dem vönetianischen consul neben mehrerm theil dersolbigen
kaufleut bus uf 1 w. meil für due statt ganz stattlich beleittet
wurden.
Nach gehaltener coUation zogen wüer im nahmen Gottes
unnsers wegs fortt und kamen des abents erst bey 2 stund in
düe nacht in ein campagne , wölcher aller voll von camel, dann
ein grose carovana, due mutt woU beladen wahren, nach Trip-
poli guenge. Und begögnet muer eben düsen abent, als ich mein
pfertlin för dem haus in due thrinckhe fuertte, hatt ich ime
denn kozen oder döckhe, so icli für mein bött braucht, iberdöct,
umbwillen es hart Bchwizt; do ich nun wuder in stall kahm,
wahr due döckhe nicht mehr am pfertt, muest also sollcher ent-
rathen und verloren sein lasen, wölches muer gleich zum anfang
duser reus nicht wol bekam , dann es due nacht noch ziemlich
kalltt wahr und ich nichts hatte, mich zu bedöcken.
Denn 13 dus hoch in tag von do hünweg, kahmen nach-
mittag vor vesperzeit in einen camp, Amar genanntt, in wöl-
chem wuer von wegen des regenwetters due nacht iber gebliben.
Eh ich nun weütter fort fahre , mues ich ein webnig mei-
dung thuen, was es* für ein gelegenheütt habe mütt dem carvat-
scharas oder camp, wüe süe dann genennet werden, so wqI auf
dem landt als in denn statten, an denn gengesten Strassen. Do
an manchem ort uf ein halbe oder ganze tagretis kein fleckh
oder dorf gefonden wüert, werden solche heüser hüngemacht zu
aufenthaltung derer hün und wüder züebenden carovana, und
272
sein das iDgemein grose, weytte, väeröcte gebey, mehrtheila
von gehauenen steinen auf einander gemacht, unobher mutt einer
mauren verwahrt, sehr nider, haben nicht mehr, dann einen
inn und usgang, v^erden doch von niemandts bewohnett. Inn-
wendüg ist ein gefüertter, weütter hof, in der mütte gemeing-
lich ein ronde mosckea oder thürckische kürch, neben dersel-
bigen ein brenn von früschem wasser, doch nicht bey allen , auf
den vöel* seytten umbher gewölbte bogen gögen dem hof offen,
dorinnen düe leüth und düe thier vor dem ungewütter sicher sein
mögen, wüe sich dann mentschen und vüh beysamen behelfen,
wtie dann gleich neben dem stand der ross, camel oder esell
steinene lugerstatt sein, das einer düe fües gögen des pferta
köpf kehrt. Solche camp oder carvatscharas werden zum theil
aus bevelch des thürckischen keysers, zum theil aber von den
bascha oder andern stattlichen herrn im land erbauen, dodurch
ime einer einen nahmen oder gedechtnus macht. In oftgemel-
ten heüsem mögen so wol düe Christen und Juden als düe Thür-
ckhen und Mohren loschiren und innkehren. Dorunder findet
mann, düe mütt grosem costen stattlich erbauen worden, als
eben duser camp zu Amar einer von den fümembsten und
schönsten ist, als ich nachmaln nicht vül derogleichen gesehen,
schüer als ein vöstung, mit riegel und starckhen thoren wol ver-
wart, wüert auch nächtlicher weil beschlossen, das dach rungs
umbher mütt bley bedöct, wüert sauber und rein gehalten, inn-
wendüg feine gemach mütt camin, das mann ein feyr ufmachen,
sich wintters^eitt wermen und dobey kochen kahn. Wüert auch
jedem, seye Christ, Jud oder Thürckh, so dohün kombt und es
begert, ein gemies irgend von gekochtem reüs, erbes, lünsen
oder körn , und zwen gebachne ronde küechen dorzu gegeben,
wölche in der gröse als ein gemein deller und irgend eines
fingers dückh, werden fugazi genannt. Düser orth solle vor
disem ettwan ein fürnemme statt gewesen sein, als nocli zum
theil an vilen alten vestigiis zu sehen; aber düser zeütt, ein
schlechter und wehnig bewohnter fleckh, auch an einem steinigen,
rauhen undt ungeschlachten orth gelegen.
Denn 14 düs morgens frueh vor tag von do hünweg; kah-
men düsen abend vohr dem thor schliessen gehn Damand , aldo
es auch einen schönen, wolgebautten camp aller mitt bley be-
473
Aoct, in det mitte ein mosckea, doran ist ein bronn von gutem
frischem wasser; am inngang under dem thor düses haus be-
kommbtt mann ayer, feugen, zübeben und derogleichen Sachen
2üe kaufen. Als wir dohin kahmen, ward döserr camp aller
voll camel und volckh von der grossen carovana, düe von Mecha
kahmen. Es regnete düsen tag sehr, das ich aller auf düe hautt
nass ward; derowegen wür unns düse nacht müehsam behelfen
und in den nassen kleüdern schlafen muesten.
Denn 15 düs auf ein stund in tag von do hünweg lest
mann düe stras, so nach Trippoli geth, zue der rechten band
ligen, und reüseten immer strackhs nach meridies oder gögen
fnittag. Auf ein stund nach mittag, ongevahr irgendt eines
bO^mschus weütt von der strasen zur linckhen band, kamen wür
zu einem flecken von öttlichen schlecht erbautten heüsern, do-
bey ein schöner ronder berg, nicht sonders hoch, auf wölchem
ein caistell, so der zeütt ganz zerstört; aldo solle der prophet
Jopp gewohnt haben, werden noch vül vestigia von altem gebey,
under anderm ein sehr hoher geschlossner bogen , so noch auf-
recht, mehr dann halb steth, gleichsam einer porta oder gewes-
nen thors, und solle alle düe landtschaft, welche auf gedach-
tem berglin mit äugen gesehen wüert, ime, Jopp, zuegehört ha-
ben, dannenher düse gögne noch terra d'Jopp genant wüert,
Wölches ein weütt, eben, sehr geschlacht, fruchtbar und gut
kornlandt ist. Kamen düsen abent in ein statt Hammos ge-
naniitt, ein alte, auch zimlich grose statt in Siria gelegen , an
mechtigem, schönem und lustigem orth. In derselbigen wohnen
völ Nasserani, als Christiani de la cinctura und andere mehr
nationes, wolche Christen isein wollen. Am hinäuszüehen gögen
Dainasco hat es ein castell.
Denn 16 düs morgens früeh von do hünweg begögneten
unns underwegen öttlich hundert camel von der carovana, düe
voll Mecha kahmen ; düe hatten vül bragoni, düe noch zum theil
so blutt und blos, das süe allerdings keine bar am leüb hatten :
das sein äffen mitt langen schwänzen, wölche aus Gemmia, so
jheneseytt Mecha iber dem mör gögen India lügt , hergebracht
worden. Düsen ganzen tag reyseten wür iber ein ohne heüden,
da^ kein dorf noch haus, auch allerdings kein bom gesehen
wüert, fcfthmeii ohngevähr umb vesperzeütt in ein camp , gleieh-
Kieehel. 1 8
274
sam als ein castell erbauen, so besonder und nun allein an der
stras lügt ; aldo blüben wüer düe nacht. In gedachtem haus
wohnen öttliche Moren und Thürckhen, düe nehren und erhal-
ten sich mehrtheils ab dem vüch, dann wüer milch und ayerr
zue kaufen bekamen.
Denn 17 düs, als der tag anbrach, do wegg; und reüseten
desselbügen ganzen tags noch in schöner landtschaft, kahmen
umb vesperzeütt in ein offen stättlin, aldo wüer sehr guten wein
zue kaufen krüegten, derowegen ich mich zimlichermasen er-
gözt: dann wür von Haleppo ab büs doher keinen wein bekom-
men kondten. Von do rütten wür voUent fort büs uf das nacht-
läger, kamen in einenn offnen fleckhen, mütt nahmen Haburut,
mehrtheils mütt Christen bewohnt, wüe dann düeselbige inn-
wohnerr noch ein kürchen innhaben und bewonen, so von key-
ser Constantino erbauen worden, aber vor 300 jähren zerstört,
aber wüder mütt einem dachstuel zuegemacht; innwendüg wer-
den an den enden noch vil alter mosaischer gemalter historia
gesehen. Am inngang diser kürchen hatt es noch ein finstere
cappell, in wölcher düe Nosserani oder Christen ihr ampt
cöelebrieren.
Denn 18 düs bey guetterr zeütt von do hünweg höbt sich
an steiniger, böserr weeg, dann wür büs doher nicht allein gue-
ten weeg, sondern auch von Damandt aus mehrtheils in schöner,
öbner, fruchtbarer und guetter landtschaft reüseten. Ongevahr
umb mittagzeütt kamen wür an ein sehr hoch gebürg, do düe
föUsen so gerad vor einem uffstöhn, als düe mauren, das ich ge-
dachte, wüer kondten nicht fernerr kommen, wüe es dann zwü-
schen denn klüppen oder föUsen einen so enngen weeg hat , das
unnser ein somroß, wölches düe proviantkörb thrueg, sich ött-
lichmaln bestöct, das es nicht mehr fort kondt, muestens ab-
laden und einen korb nach dem andern hündurch tragen; und
wehrett solcher ennger weeg zimlich lanng. Oben gehn düe
f Olsen oder berg so nahent zusammen, das einer von einem
fölsen zum andern springen kahn; ein sehr abscheulich passasch
oder durchzug. So mann durchkompt, hatt es zu der rechten
liandt in denn fölsen öttliche heüser, düe steckhen hün und
wüder in duften, das mich befrembt, wüe das volckh uf und
abkombt Als wüer nun einen zimlichen hohen berrg aufge-
275
stügeu, kahmen wüer wäder auf steinige , erbaatte kornfelder
und auf das naohtlägerr; gleichwol wiier bey hoher tagzeütt sol-
ches erreichten, kamen in ein offen fleckhen, Sardinaia genantt.
Düses dorf lügt zimlich hoch und an dem berg Seyr, oben ein
closter, so aller in einen lebendügen fölsen erbauen, sehr hoch,
wölches öttlich hundert jähr von grüechischen münchen, so mann
Caloyros nenntt, bewohnt, wüe dann düses ganzen fleckhen inn-
wohnerr alle Christen, so düe Moren Nosserani nennen, sein;
haben nicht mehr dann einen janitschar, der innen schuz und
schirm halten soll, auch wann sich was zuetrögt im fleckhen, er
solchs dem nechstenn cadi oder rüchter clagt und anzeügt. Es
pflanzen die Christen düses orts treffenlichen und iber düe mas-
sen sehr guetten wein, wölcherr mehrtheils roth, dückh von
färb und starckh am trunnckh, das nicht baldt bösserer mag ge-
funden werden, wüe ich mich dann als zu angehönder fasnacht
nach dem neyen stilo zimlichermassen verlüebt, dann solcher
sehr wollfeül und guets kaufs ist. Hüener, ayer, brott und dero-
gleichen bekamenn wüer auch der noturft nach zu kaufen. Wüer
lagen bey einem Caloiro oder grüechischen münch zu herberg,
der loschierte unns in einer vohrcapelle, demnach wür bey guet-
ter tagzeütt dohün kahmen , stügen wüer hinuf in das closter,
ihre stantia, kürchen und heülthomb zu besichtigen. Als wür
inn düe kürchen gefüert wurden, wölche auf ihr manier zimlich
gezüert, hat es hünder dem hohen altar in der mauren ein
Mariabüldt, geben düe arme patres für, es flüese oleum sanc-
tum von solchem büldt, dannenher ein sehr alt weüb dorzu ver-
ordnett, wölche unns yedem innsonderheütt ein federle in das
oel duncte und düe äugen mitt bestriche ; zu was oder worfür
es nuzen oder düeneu soll, hab ich nicht vernemen könden, ist
meines erachtens allein wegen des lieben gelts angesehen, do-
mitt mann inen was opfere und schenckhe. Als wüer wüder am
zuruckhgehn wahren, gaben süe unns excellent gueten weüssen
wein zu versuechen.
Nach solchem füerten süe unns im closter umbher, zeugten
uns ihre stantia und Wohnungen, wölche ganz schlecht und von
armem gebey, zum theül in düe fölsen erbauen, andere düe ihre
gemach in grotta haben, also das düse Caloire einen strengen
orden und eingezogen leben füehren, essen durch das ganze jähr
18*
876
kein ftefisch. Dem wein ^Item sile nicht in den kellern, sondern
in grotta nnder der erden, liaben auch keine vass, sondern große
yrdene krüeg, do m einen in däe 100 oder mehr maas gebn, ^üe
stets in den grotta rerbleiben.
Denn 19 düs hoch in tag von do hünweg; als war nun bey
2 stund lanng rotten, mehrtiieils durch gebautte f eider, kamen
wüer an ein ser rauhe, steinige und böse steüg. So m^nn uf düe
höhe derselbügen kombtt, sühett mann das herrliche und frucht-
bare thal, in wölchem düe firtreffliche statt Damascus lügt; von
oben herab düser steüg ein so schlemmer weeg, das sich ein
pfert ibel erhalten kahn. Bald nach mittag kamen wir gehn
Damasco, wölches ein fürtreffenliche, sehr alte, schöne und lu-
stüge statt ist, nicht von gebey oder züerde der heüserr, son-
dern vülmehr düe gelegennheütt des orts auch umbligender
fruchtbarer und gutter landtschaft halber, wüe auch abondan-
tia des früschen wassers und äüesender bäch; an der gögne ge-
legen, do Gain seinen bruderr Abell solle erschlagen haben, und
mag wol paradisum terrestre lusts und fruchtbarkeitt hal-
ber genennett werdenn, wüe dann düe Thürckhen fürgeben, das
auf ein zeütt ihr Mahomet solle hüeher gereüsett sein, und als
er uf düe höhe des gebürgs Seyr kommenn, der gemeltten statt
und umligender landtschaft ansichtig worden, solle er gesa^
haben, das düses das rechte yrdische paradis seye, dannenhero
noch ein deine capell oder mosckea an dem berg zu sehen, wöl-
che ime Mahomet zue ehren solle erbauen sein.
Düse statt ist sehr gros, aber nicht vöst; innwendüg der-
selbügen ein castell, so gros und weütt umbfangen, mütt janit-
scharen besötztt, umbher sehr hohe und starckhe mauren, auch
thüeffe und breütte graben, doch sonder wasser, werden in
dennselbügen vilerley fruchten gezogen. Das warzeichen wüertt
am castell gesehen ; an der mauren derselbigen hangen öttliche
grose gleich, gleichsam einer köttin, von stein ausgehauen , düe
mauren sein rüngs umbher von schönen gehauenen steinen,
dimandts weüs, ufgericht und erbauen. Was düe gebeü der
statt anlangt, sein düe heüser ingemein nun von laim und koth
aufgehauen, schlecht und mitt geringfüegem costen gemacht, sein
doch innwendüg, sovil ich gesehen hab, sehr lustüg, und was
wehnigs ein fümem haus ist, hat sein sonder wasser.
2T»
Es werden schöne bäder toü hüpticheui Marmor erbauen,
wüe auch stattliche gebeü von mosckea gesehea; insoüderheütt
düe groae kürch oder mosckea, so von der Hoelena, keüser Con-
stantini Ma. nuietter solle erbauen sein worden, ein tre£fen-
lich gebey von gewaltigen manuarsteinem pfeülerm und andern
stattlichen seülen, wüe dann noch in den thoren däser kürchen,
wölcher achtung doruf gübt, das solche aller mitt gegossnem
möss yberzogen, under anderm auch kökh gesehen werden.
Sonderlichen aber ist wol zu sehen der furneme stattliche camp
oder carvatscharas, so soldan Soliman erbauen lasen, gleich ah
ein gewaltig palatium, gros und weytt begriffen, inwendfig im
hof ein schöne mosckea, neben vülen stantia, kamern und an-
derer gemach umbher mitt lustigen gärtten, alles denn frömb-
den pilgern zum hosten erbauen, düe dohün kommen und der
grosen carovana, so jährlich nach Mecha geth, erwartten, wölche
alle von der stifftung mitt essen underhalten und der notturft
nach gespeüsett werden; und mues düs gebey ein mörckliche
somma gelts costett haben, dami alle düe gemach oder das
ganze dach rüngs umbher mütt bley bedöct ist.
Gemelte statt, wölches düe principal und haubtstatt ist im
könjgreich Siria, lügt auf 3 tagteüs vom mare medtterraneo, in
wölcher noch bey wenig jaren alle negotia, gewerb und hand-
limg, so düser zeütt zu Halepo sein, doselbsten gewesen; dan-
nenher sehr vül camp und kaufheüser, dorein düe wahrenn sein
getögt worden, gesehen werden, und hatt vast yedes handt-
werckh, krömer und kaufleüth, düe mitt einerley wahr hand-
tieren und umbgöhn, ihre sondere gassen und örtter, do süe ihre
wahren feül haben und verhandlen, und obwohl düser zeütt
wehfiig handthirung oder grose negotia do verrichtett werden,
hatt es gleich wol ein so grose mönge volckh aldo, das umb mit-
tagzeütt auf denn bazarn oder märcten einer dem andäm nicht
wol weichen kahn, do bekombt einer alles, daa ime lüebt zu
kaufen; es wüert ful seüdegewürckh do gemadit, dann vül
seüedewürm do gezogen werden; es befiindenn sich auch in
einer grosen hall oder under einem daach ob düe 200 gold oder
sülberschmid, so täglich do arbeitten und ihr handthierung trei-
ben. Von Thürokheu, Moren und Christen, der mehr^rtheil
aber sein Juden, hatt yeder sein blaz und sondere werckstatt,
278
das keiner den andern impediert oder hündertt; es hatt auch
seine sondere bazaras oder märet, auf wölchen allerlay essende
und gekochte, gesottene und gebratne speüs, so schon aller zue-
gericht, fürs geltt zue bekommen ist. Bej oder nahe dennsel-
bigen hatt es auch sonderbare hetiser, in denen mann getranckh
verkauft, nicht von wein oder büer, sondern von anderm ge-
tranckhy wölches süe scherbet nennen, ist sehr sües, küelt vast
und wüert aus weinbeer oder uva passa gemacht. Noch ein an-
der getranck haben süe, das ist säur als ein schlemm büer, gar
dückh und unlustüg zu trincken, zu wölchem getranckh auoh
mehl gebraucht wüert, nennen es bösen, das trinct mehrtheils
das gemeine volckh, dann es wölfler ist dann der scherbet.
Unnsern innkehr nahmen wüer zu Damasco bey einem
Yönetianer, so aldo sesshaft, mütt nahmen Bernharde Ravaziol,
bey wölchem wüer fasnacht hüeltten , wölche wahr den lotsten
. Februarj dem neyeü stilo nach, der tractiertte unns sehr wol
von essen und trinckhen.
Weül wür do stüllagen, wurden unns von ottlichen Chri-
sten, so do wohnhafFt und Ghristiani de la cinctura genanntt wer-
den, nachvolgende ortt gewüsenn.
Erstlicben weütt unden in der statt wurde unns in einem
haus, so der zeütt von einem Christen, der gemelter religion ist,
bewonet wüert, öttliche stapfein under der erden gleichsam in
einem keller gewüsen das ort, do Christus der herr durch ein
fenstermütt dem propheten Anania solle gerödt habenn, wöl-
ches orth wüe auch düe behausung ime propheten solle zuege-
hört haben.
Nücht ferm dovon wurde unns gewüsen (so der zeütt auch
von einem derer Christen bewohnett) das haus Zachariae, Johanni
Baptista vatter. Von do güengen wür hinaus für düe statt: so
einer achtung doruff gübtt , sucht mann- an der stattmauren
nicht fern von der porta am hinusgehn, do düe stras gehn Jhe-
rusalem geth, zu der rechten handt.das französüsche wapen, als
düe 3 lülien, undt so mann fürtter am stattgraben hinombwarts
geth, auf einen büchsnschuß hüevon, oben an der stattmaur
wurd unns gewüsen, do der apostel Paulus gefangen gelegen und
in. einem korb iber düe maur herunder gelasen worden. Von do
güengen wür fürtter hünaus, do düe Christen ihren gottsackher
279
oderr begrebnus haben, aldo wurde unns ein grotta under der
erden gewüsen; düser zeütt aber ist der eingang mütt einem
grosen stein verlögt, in derselbügen solle der apostel Paulus ge-
prödügt haben.
Von do wurden wüer, als wüer wüderomb nach der statt
zue güengen, gefriert und uns der stein gewüsen, auf wölchem der
rütter sanct Jeörg solle uf sein pfertt gesessen sein ; wüe er her-
nacher bei oder nahentt der statt Barutti den drachen erlögt
und umbgebracht; ist ein groser gefüertter stein, mitt einem
hülzenen dach bedöct, in der mütte was wenigs hool, halten
die Christen ein lampa dorinnen, wölche süe auf sonderliche
festabendt anzündenn zu ehrenn und gedächtnus des gemelten
rütters.
Düses verrichteten wür vormittags, das wüer denn halben
tag mütt zugebracht; büs es zeütt zu essen wahr, verfäegten
wüer unns nach haus undt nach dem essenn verfliegten wüer
unns nach denn bazarn oder märet, do dann umb düse zeütt des
tags sich am meüsten volckh versammlet. Nicht ferrn von vohr-
gemelter grosen mosckea an der strasen eines bazars wurde
unns ein bronn gewüsen, so an einer wand und nicht under
freyem hemmel steth, von altem schlechtem gebeü, aus wölchem
wasser der apostl Paulus solle getauft sein worden.
Von fruchten, nuzlichen und fruchtbaren gärtten, auch düe
gelegenheitt der statt gefeltt es müer sonderlichen und iber düe
masen wol, dann solche in einem nuzlichen, guten thal lügt, hat
zwey flüesende wasser, das eine so von dem gebürg herunder
föUtt, wüert genannt Barata; das ander Farfar. Düeselbüge
werden hün und wüder, nicht allein in der statt, sondern auch
usserrhalb derselbügen durch vül gärtten gefüert und geleitett,
müer auch gezeugt worden, was fürnemmen leüth sein, inen
deine heüslin oder gemach über das wasserr bauen und machen
lassen, in wölchen süe sommerszeütt sampt ihren weübern schla-
fen, von wegen der grossen hüz , dann inen das wasser under
dem bött irrgend einer ein hoch durchleft, dann süe mehrtheils
auf der erden lügen, und gübt das wasser ein küehle von sich.
Düe gärtten belangend sein solche iber düe masen von gewexn
der fruchten iberflüssig, und so schöne fruchten, das nicht bald
derogleichen mögen gefunden werden, wüU nicht sagen von züer-
lichkeütt, das ihre beüm der ordnting nach stphn oder das me
grosen costen doruf wenden, als in Ittalia oder andern orten der
christenheütt, wtie dann düses volckh ohnarbetsam, wenden süe
wehnig fleüs, vül wehniger müeh und arbeütt doruflf; sondern
was kombt, das lasen süe wachsen, was nicht gerathen wülP,
pflanzen süe femer auch nicht, und wext inen das ihrig, als
mann pflegt zu sagen : dem faulen wext das seinig under denn
füessen.
Demnach wür nun an der fasnacht zu Damasco wahren
und volgents am zuruckzüehen es schon mittfasten wahr, fuu-
den und sahen wüer noch allerley herrliche, früsche, geschmacke
und gutte fruchten : als weinthrauben so ganz volkommen und
früsch, als güengen süe erst vom stockh , zum theil düe bör so
gros als gemeine, so wür welsche nuss nennen ; von öpfel und
büern, wölches doch sonsten in düsen landen nicht so ein ge-
mein gewex, als wol oranien, citronen, lemonen, granat und der-
gleichen ist, werden doch solche sehr schön gesehen , wüe auch
mandl, pistaci, grose pförsich und züböben, derer gahr vül ge-
macht, in sondere schachteln gepact und in andere land hün
und wüder gefüert werden; dannenher düses orth wol das yr*
dusche paradis mag genenntt werden, in sonderheitt, do solche
statt in der Christen band unnd von inen solte habetiert und
bewohnet werden. Ittem, das umb düse zeütt des jars aller-
lay schöne blohmen gefunden , auch düe böm zum theül schon
blüehen.
Wehnig tag zuvor, eh wüer gehn Damasco kamen , wahren
3 französische münch von Jherusalem, so den sterbent geflohen,
dohün kommen, von denen der eine kranck worden und des drit-
ten tags gestorben. Düe andere zwen verructen voUent gen Trip-
poli: alsbald klagt sich der eine, wüert kranckh, stürbt auch;
dess Ravaziols diner, dobey wür zu haus wahren, hatte denn
patres beügewohnet, von und zu inen gangen, wüert auch kranck
und stürbt des dritten tags nach unserm verreisen : wölches den
graven wüe auch düe Vönetianer erschrökte , dann süe ohne das
sich sehr firchteteten und gedachten, das noch schlechte bösse-
rung zu Jherusalem sein werde.
Dem bascha zu Damasco verertten wüer öttliche zuckher-
hüet, vül schöner grosser wachslüechter sampt anderm mehr;
8&i
doftir bejr düe 60 ducaten ci^rrenti Terreobaett worden, völches
unns gleich sovil genuzt, als wann war das geltt betten ins wasr
ser geworflfen.
Demnach wüer unns in due vuer tag lang aldo verläebt,
machten wüer unns wuder auf due reüs förtug, accordirten mitt
andern muckeri, düe den pagaschie oder blonder und proviaqt
fueren solten, büs umb Jherusalem; wüe dami der graf wüe
auch düe Yönetianer yüI schöne sacben inngekauft , das süe al-
ler müttfüerm weiten, dann süe bedacht» ihren weeg am zurück-
züehen nach Jafifet oder Joppe und von do per nmre wöder nach
Tripppli zu reisen.
Denn 23 Februari nach gehaltner coUation irgend 3 stimd
in tag, als düe pfert förtug gen^acbt» der blonder aufgebunden,
derer sex geladner maulösel waren, und, indem wüer unser n;
abschüd nahmen, neben unnsern beden janitscharen auf düe.
pfert sasen, in meinung fortt zu reütten, kombt der suba^chi,,
ein officier gleich als ein gassenvogt, der war zu pfert und hatte
ob düe 50 janitschar, wölche alle zu fues wahren, bey sich,
umbringten das haus und den hof, dorinn wür wahren, das unn-
ser keiner draus kommen mochte, ab dem wür sehr erschrock-
hen, begert der subaschi, die Sachen ^u sehen, wölche in den.
ballen gebunden, domitt düe esell beladen sein, lües alles ab-
laden und vom cleinsten büs uf das schlechteete alles eröffi»enn.
Nun hatte der graf zwen stattlicher zimiterra oder sebl do kauft,
wölche zue allem, glickh nicht gefunden worden, d^jm solche
zwüschen einer coverta oder docke steckten , weül nun düeßet
böge aus den land zu füehren hoch verbotten; zu dem ist daa
alles ein anstiftung eines Juden gewesen, das der graf umb ein
nahmhafts wurde gestraft sein worden; aber süe funden nichts,
dorwüder der subaschi zu roden hatte. Dobey ist abzunemmen,
was düe Verehrung, so wüer dem bascha gethon, genuzt habe,
und weil unns düs begögnet , hat der graf und düe Yönetianer
alle ihre gekaufte Sachen nicht mittgefüert, sondern aldo ge-
lasen: düeweül es vül schlemmer passasch nach Jberusalem
göbt, beyahrten süe, sich möchte inen der bossen mehr be-
gegnen.
Nach solchem reüsetten wüer im uahmen Gottes fprtt, und
erströckhen such düe schöne^ fruchtbare gärtten weytt für düe
282
statt hinaus einen langen weg. linder anderm am herauser-
retrsen sabe ich öttliche sehr grose geüssen, in der gröse als düe
deine milleresell oder starckhe kölber, mütt sehr langen oren,
düe geben gahr vül mülch. Als'wüer irgend bei anderthalb
stnnd geritten, wurde unns durch einen Christen, den wüer aus
der statt mittnahmen, das ort gewüsen, do düe conversion Pauli
beschehen, nicht iber eines büxnsehuß weytt von der Strassen
zu der rechten band, do dann vohr jähren ein kürch solle ge-
standen Sein von der Hoelena erbautt; wüert aber derzeütt
wehnig mehr dovon gesehen, dann öttliche fondamenta eines
alten gebey, wüe dann hüeromben mehrtheils äckherr und bau-
felder sein.
Von do rütten wür unnsers wegs fort, wüe es nahent hüe-
bey was bergügs, alsdann kompt mann auf ein weütt feldt, do
es vül beser graben und tüefen weeg hat, kamen düsen abent
in ein camp oder carvatsar, genantt Sasa, an einem sehr lustigen
ort gelegen, fleüst ein frischer bach hart dabey für. Solches
haus lest der bascha von Damasco bauen, wüert ein statt-
lich wesen, dann es nicht volviert oder zue ende gebracht ist,
hat feine Stallungen und gemach, muest unnser yeder 4 mö-
din bezalen, wölches gleichsam ein gabell oder zoll iber düe
Christen.
Denn 24 düs des morgens mütt dem tag von do hünweg;
alsbald mann hinauskombt, höbt ein iberaus beser weeg an,
nicht bergüg, sondern von steinen so rauch und spüzüg, das sich
ein pfert auf dennselbügen nicht erhalten, und an vülen ortten
niht sovil räum, das süe zwischen inntretten könden, derowegen
es thüefe löcher gübt, düe mehrtheils mitt wasser ausglBfüUt
sein: mütt wenig wortten ein so schlemmer weeg zu reütten,
als weütt und breytt nicht mag gefunden werden, und daurt
solcher düsen tag iber, das am einen ort wenig besser war, dann
am andern ; derowegen wür ein schlechte, aber wegshalber desto
ergere tagreüs hatten. Kamen bey hoher tagzeütt gehn Conetra,
ein camp, dobey auch ein castell, so für einen anlauf erbauen,
dann es sonder wähl noch graben, allein mitt einer mauren
umbfangen, als ein closter. Aldo verharrten wüer düe nacht,
dann unnsere pfert müeder von düser einigen tagreüs, als Soli-
sten in dreyen nicht beschehen. Wüer bevahrten unns auch
für den Arabier, dann ohngevahr auf halben weeg hat es ein
dörfle, so aller mitt Arabier bewobnett, düe nehren sich mei»-
teils (als mann unns sagt) vom rauben und stehlenn, dann ich
mich yerwundert, worab sich doch das volckh rerhalten thett;
es kan inen einer nicht leüchtlich entreitten , wüll düsen weeg
eher und geschwünderr fortt kommen zu Aies, dann zu pfertt.
Ich mues ein wehnig meidung thuen , was müer in düsem
camp begögnet , wölcher sampt dem doran gebautten castell
dem bascha von Damaso zuestöndüg. Als wür ohngevahr ein
stund lanng do gewesen, füert ich mein pfertlin an der halfter
herusser an den baach, so hartt an dem castell furlaufb, wolt es
trinckhen lasen; indem kombt ein post wol mütt 15 pfert, wölche
von Constantinopoli kam und nach Alcairo in Ägüpten wolte, rütt
einer von dennselbügen Thürckhen schnell zu müer und nembt
mäer mein pfertlin, zueht es hinein in den hoof zue andern
ihren pfertten. So bald es mein gesöUschaft und unnsere zwen
janitschar gesehenn, verborgten süe ihre pfert an due finsterste
ort, düe in den stallen wahren, alsdann geth einer von unnsem
janitscharn zu dem Thürckhen, wölcher müer mein pfertlin ge-
nommen, bath ine, das er müers wüderomb volgen läse, wölches
beschehen, nem ichs beim zügl und fuer es dem stall zue ; in-
dem begögnet müer ein anderer Thürck, auch von düser gesell-
schaft, reust müer das pfert mütt gewalt aus der handt, do ichs
ime nicht gleich woltte volgen lasen, nam er den busican oder
eysenkolben, den er am sattlbogen hangen hatte (wölche wöhr
under inen zu pfert ganz gemein gefuert wüert), wolt nach mür
schlagen, das ich ime mein pfertlin mueste volgen lassen, wöl-
ches er in einen andern hof, do süe frische pfert zuesamen
suechten, fiiertt. Nach solchem güengen unnsere beede janit-
schar zu dem principal von disen Thürckhen, bütten in, das
mann müer mein pfertlin wüder geben wolle, sagten, es wehre
sehr dein, aller müed und harrt gedruct, werde nicht volgen
könden; aber dises alles mochte nichts erschüessen, vül wehni-
ger mein pfert wüder zuruckhgeben. Als süe bey einer stund
lang do verharreten, sasen süe wüder uf ihre pfert und rittenn
forrt. Do nun derjhenig, der mein pfertlin genommen, uf süzen
woltte und mütt der einen hand hünden an denn sattl grüf,
gleich an dem ortt, do es gedruct wahr, schlecht das pfertlin
ImAßu und fornen imd tbuett ein streich in andetn, das der-
jhenig nicht dorof kommen kondte» Indem ers ein guette weül
treibt und seine gesöUschaft imn^r fortt reütt, stest er mein
pfertUn für denn köpf und entlast es^ süzt uf das ander pfertt,
wölches er lehr an der haand füertt, dann säe in 4 lehrer oder
lödiger pfertt müttfüehrten, domitt wann inen imderwegen eins
Yerlügt, süe ein anders an due statt haben. Gübt keine ordi-
oariposten als in der ehristenheütt, mues ctft ein pfertt einen
ganzen tag, auch noch lenger und so lanng es dauren mag, gebn,
büs es verliigt, auch vülmahln gahr umbfölltt Also bekam ich
mein pfertlin wüderomb ; do es fortt geritten worden, wehre es
mir ibel zu pass kommen, dann eh ich ime nachgesantt, hette
ichs Yül lüeber dohinden oder fahren lasen, ohnangesehen ich
kein anders an düe statt hette bekommen könden.
Domütt mann verstön möge, was das für leüth seyen, wölche
vom thürckhischen keyser legations oder bottscbaftweüs , so
mann bolacki nenntt, abgeförtigt werden, das sein gemeiniglich
tschauschi, furnemme heün Thürckhen ^jxsehenliche und wol
vertraute leüth, derowegen inen geheime Sachen , doran ettwan
vül gelegen, anbevolhen werden, dann so- der Thürckh ii^md
eixLßn bascha oder vicekönig wüU strangulieren lassen, wüert es
durch einen tschausch verriebt. Als müer gesagtt worden, so.
präsentiert er ime einen brüef von seinem prinoipal als von dem
thürckischen keüser^ in wölchem ime das leben aMLändigt wüert ;
alsdann er in einen sessl gesözt, ime der gemeltte tschausch
einen seüdin strickh an den hab lögt, wendt denselbjgen mitt
einem stab umb, büs derjhenige verdrosselt oder tod isit. Sol-
ches hab ich selber nicht gesehen, aber von theütschen janit-
scharen, wölche zu renigaten oder mamelucken wordan, gehört,
wüe auch von andern mehr.
Und haben düse tsch9.uschen sovil gewalt, sonderlichen do
süe postweüs ausgesantt werden, wo süe in ein statt, fleckhen
oder dorf kommen, auch do inen yemandt auf dem feldt zu
pfertt begögnet, seyen gleich Christen, Juden oder Thürckhen,
hoch oder nider Stands, do ers als der tschausch begertt,
mues der von seinem pfertt absteügen, ime solches ohne
alle wüderröd volgen lasen, wölches einen frömbdea reüsen-
den sehr beschwerlich, süe aber solches wehnig achten;
88S
beschicht auch düser Ursachen, däeweil es häeznland keine
ordinariposten, sondern vilmaln auf halbe oder ganze tagreüs
kein fieckh noch dorf gefunden wüertt.
Denn 25 düs morgens ftüh von do hünweg. Oleich vor dem
camp sehen irür ire zwen an pfSlen gestöct, wölche den tag zu-
vor wahren gesptist worden. Als dann kombt mann in ein holz,
das mann immer zu ben^ ab reütt, wölchcs doch bösserer weg,
dami denn tag zuvor. Ongevahr umb oder noch vor müttagzeütt
kamen wür an den Jordan, bey wölchem es düser seytten dess
Wassers einen camp hatt, aide wuer collation machten, und left
diser fluß herunder von dem see Jenezaret, so ongevahr in 10
w. meil dovon. Düses gemeltte wasser ist nicht, breytt mag
einer ganz ringfüeg mütt einem stein doriber werfen, geth auch
ein starckhe steinene bruckhen doriber, wölche il ponte sanct
Jacobe genanntt wüertt. Alsbald wür hinibert kahmen , wölchs
der einganng in Galileam, kombt ein Arabier oderMor, der hatte
nicht mehr dann einen steckhen oder stab in der hannd, begertt
von jedem Christen capara oder ins landt 1 2 medin. Düeweil
wör nun nicht wüsten, was gebreichig wahr, wegerten wör unns
lanng, weiten ime nichts geben ; endlich lest er such vememmen,
do müer ime solches geltt nicht mitt lueb geben wollen , sollen
wüer in kurze öttliche Arabier oder Moren zu pfertt bey unns
haben , dfie werden solchen zoll von unns abfordern, das unns
kein lüeb dorzu geschehen soll ; dorüber unns düe zwen janit-
schar gerathen, das ime unnser yeder due begertte 1 2 medin gebe
(ein medin ist theütscher münz bey 1 ^]t kreuzer) , wölches be-
schehen, und domitt wur von andern Arabier und Moren so unns
in Ga.lilea begögnen möchten und unns rechtförtügen Wollen,
sicher und unverhündertt passieren mögen, gab er unns ein
weüsse gezwümete schnür, düe hatte sovil knöpf als Christen
under unns wahren, dann von dem renigaten wüe auch von unn-
sem zwen janitschar begehrte er nichts. Von gedachter bruck-
hen an hatt es einen zimlich hohen berg, alsdann höbt sich gut,
gesehlacht landt ahn, do das feldt besehett und wol erbauen ist.
Als wüer nahent bey 3 stund lanng gerütten, kamen wüer zu
der zistema oder brennen, in wölchen Joseph von seinen brüe-
dem solle glasen sein worden , als von denn innwohnem hüer-
omber unns gewesen und angezeügt worden. Düser brennen
986
hatt noch derzeütt zimlich gutt wasser zu tiinckheD. Gleich
dobey ist eine deine mosckea erbauen, derowegen solcher brenn
auch Ton den Moren und Arabier in ehren gehalten wüert.
Gleich doneben hat es auch einen camp oder carvatscharas,
welcher innwendüg so wüest, das niemand dorinnen beleüben
kahn, gestaucks halber. Zur rechten band lügt der berrgBethu-
liaj umb welchen unden her vül derfer und fleckhen gesehen
werden. Von do hatten wüer bey einer stund bergeten und
steinigen weeg, büs wüer uf das nachtläger kahmen in einen
camp, bey wölcheni ein dein dörflin von öttlichen wehnig heü-
serrn, Moenia genantt.
Als wüer bey 2 stund vohr abents oder nachts hünkamen,
fanden wür den bascha von Damasco, wölcher einen tag vor
unns von do ausgezogen, in meinung als woltte er nach Jheru-
rusalem reüsenn. Düev^eil er aber vernommen, das düe pest
aldo noch nicht gahr nachgelassen, nam er von do seinen weeg
nach dem berg Tabor, ^Ido er ein castell bauen lest, und dann
abwärts dem mör zu, nach Baruthi und Trippoli. Gemeltter ba-
scha legerrtte such mitt seinem volckh und pferten in freyem
feldt, dann es hüezulannd albereytt vül wörmerr dann jhenesey tt
Damasco, der hatte ob düe 100 gezellt uffgeachlagen, dorunder
sich sein volckh hüeltte, sein zelltt aber wahr gruen angestri-
chen; düe pfert stunden hün und wüder im feldt angebenden,
yedes an einem pfalil, so it^ düe erden geschlagen; derer wahrenn
öttlich hundertt, wüe auch vül camel, wölche den pagaschi und
die gezeltt truegen. Es wahr ganz lustüg zu sehen, dann es ein
ansehen gleich als ein läger, wüe es auch an einem schönen,
iberaus lebendigen ort ist, dann es ein gutt, fruchtbar und. eben
thal, an dreyen enden mütt hohen bergen eingefast, auf der
einen seytten den langen weeg den see Jenezaret, mare Tiberiadis
oder galiesche mör, wüe es mag genenuet werden, auf wölcher
see Christus der herr mütt seinen Jüngern gewesen, als such düe
fortuna erhöbt, evangel. Matliei am 8. herr büllf unns, wüer
verderben. Hüeromber sollen auch düe apostl und jüngerr Chri-
sti, als Simon Petrus und Andreas gebrüeder, gewöhnet haben,
als süe noch füscher wahren und in gedachter see düe gannze
nacht gefüsqht und nichts iuengen, Lucae am 5. Düsen abend
als wüer dohün kahmen, wurden vül vüsch gefangen, aber es
887
mochte mchts an unns reichen , umbwitleix der bascha sehr
vUl Yoickhs bey sich hatte. Düses mör oder see Jenezaret er-
8tröct such, als öttliche wollen, in düe 30 w, meil, aber in döe
breitte meines errachtens nicht iberr 8 meül.
Alsbald wur in gemelten camp arrivierten, santte der ba-
scha zu unns, lies fragen, wer wüer wehren, thet auch zwen von
unns zu sich beruefen , güeng der eine Vönetianer neben dem
Grüechen, wölche beede düe sprach wol kondten, sprach sue an,
wer wuer seyen, auch wo unnser reüs hungehe. Als säe in nun
erinnerten, das es düe compagnia seye, wölche verschine tag
zu Damasco gewesen, lües er unnsere zwen geförtten wüderomb
nach dem camp bleitten. Ohngevahr umb mitternacht hüeb
mann an umbzuschlagen, machte sich der bascha neben seinen
officiern und diner auf den weeg und zog bey der küehle fortt,
dann es des tags warm wahr.
Denn 26 düs auf 2 stund in tag von do hünweg reütt mann
lanng an dem vohrgemelten seh hün, wölchen mann zu der rech«
ten band lügen lest, alsdann muesten wüer hoch gi^en berg uiF-
steügen. Als wüer uf düe höhe kahmenn, sahen wür von ferrn
zur. rechten band noch vül höher lügen düe allte statt und
schloss Japhet, wölche der zeütt mehrtheils mütt Juden bösezt
und bewohnett ist, wüe süe dann von fernen landen doliün ziie-
hen, pänitentiam zu thuen, mancher zwey, drey oder mehr jähr
do verharrett, zum theil ihr leben do verzeren, haben gleichsam
ihr wallfiart dohün, als düe Thürckhen nach Mecha. Von do rät-
ten wüer iber weytte und lannge baufelderr, zwüschen öttlicheu
hügeln oder bühel; umb däesclbige gogne solle düe hodixeuti
zu Cana in Galilea gewesen sein, als Christus mütt fünf gersten-
brott und zweyen füschen in düe 5 tausend personen geset-
tugtt, Johannis am 6 ; wüer kondten aber wehnig anzeügung eines
fleckhenns do sehen, dann es aller mütt gras yerwa3c;en ; zu dem
wüste es derjhenig, so unns dohün füertt, auch nicht eygentlich.
Auf müttagzeütt kahmen wüer zu dem berrg Tabor, aldo
sich der vorgemelte bascha von Damasco abermals mütt seinem
volckh gelägertt und düe gezeeltt hün und wüder im feldt auf-r
geschlagen, wüe wür dann zumittelst durch däe oder hartt an
den zeltt hün reitten muesten, doch ohne einige beleidigung dess
baschavolckh. An der Strassen gögen den berrg hatt es einen
im
Bofaönen, aller neügebautten camp oder carvatäCharaB , so auch
durch gemelten bascha erbauen worden, und gleich gögenober
zur rechten hand an der strasen lest er ein castell bauen auf
ihr manier, wölches allein für döe Arabier oder rauber gemacht,
als däe kein geschüz gebrauchen , derowegen es nun mitt einer
schlechten mauren umbfangen. Wfier kehrten in dem camp
nicht ein, dann sehr vül tolckh dorinnen wahr , sondern zogen
strackhs durchaus und legerten unns abseytts besonder im feldt
neben einer lachen, domitt wtir den wein, so wüer bey unns hat-
ten, wölcher sehr staf ckh, mitt wasser temperiren könden. "Nach
gelmltener-collation zogen wüer fol-tt; gübt es des wegs zimlich
holz, kahmen nach mittag bey hoher tagzeiitt jheneseitt des
berrgs Tabori aldo wür unns im feldt doch hartt under gedach-
tem berrg lägertten, wfie es dann nahentt dobey ein dein fteck-
Jin hatt mitt Arabier bewohnett, Tabur genanntt, für wölchen
wiier gewarnett wurden, derowegen wüer des nachts gute
wacht hüelten.
Demnach wüer bey so guetter tagzeütt dohün kamen , wa-
ren wüer bedachtt, »ff den berrgTabor zu stetigen; weüles aber
nicht allzu sicher, aueh sonsten der weg jheneseytt, do äev
baseha gelegen, hünuff geth, namen wüer in 4 Arabier aus ob-
gemeltem flecklin mütt unns, yeder mütt seinem bogen, und
dann der eine von unnsern janitschar mütt seinem röhr. Düe-
weil es auf diteer seütten keinen weeg, dobey mann hinuf steügt,
dann es sehr geh undt gerad hinuf geth, fiertten süe unns durch
höckhen, standen und iber folsen, das wüer aller matt Und
nlüed wurden, umbwillen es albereitt heüß war. Düser berg
Tabor lügt allein, ist rondt, gros und weytt begrüffen, oben uf
immer zuegespüzt und höher dann andere umbligende und an-
stoßende berg. Zu oberst werden noch vül gebey eines closters
jmd kürchen gesehen ^ aber aller vervallen und zerstertt, wfie
wüer dann in öttliche zellen, wölche inhwendüg noch gantz und
nicht zervallen sein, gestügen, öttliche, so iimbher, geinahlett
matt büldem und hietorien , düeweil aber solche sonder einige
belle noch liecht, schluegen wür ein feyr, zündten waxüechter
an und krochen aus einem gemach in das ander; sein enng uiid
sehr nider erbauen, mütt einem gwölb bedöet, kan einer nicht
wol aufrecht dorinnen stöhn, scmderlichen ab der graf, Wölcher
289
ein sehr lannge person , den kahm das hün und wüdersteügen
undt krüechen sehr hartt an; ohngevahr zu mitten, do der berrg
am höchsten, hat es ein zistema tüef under der erden von guet-
tem früschem und mechtig kiehlem wasser, stüg einer von den
Arabier hinunder, dann es einen dürm bom, welcher bus uf
dem grund hinunder geth, an dem er an denn nästen des boms
gleich als an einer leütter hinab stüg, büs er das wasser er-
reichen kundte; alsdann erquicten wüer unns, dann wüer ein
buratscha wein mütt unns hinuff getragen.
Auf der höhe des gemelten bergs oben am spütz solle vor
jähren ein stattlich closter gestanden sein, als noch düe gelegen-
heitt und alte fondamenta ausweüsen. An dem ortt ist Christus
der herr verclertt worden, do sein angesicht für Petro, Johanne
und Jacobe als düe sonn geleichtett; do seind auch erschinen
und mitt dem herm Christo gerödt Moyses und Helias. Ittem,
do der apostel Petrus sagt : hüer ist gutt wohnen, las unns drey
hütten bauen, als dem herr Christo eine , Moyse eine und Helia
eine. Sonsten lügt düser berg an einem sehr lustigen ortt, umb-
willen solcher auf zimlicher öbne auch yüU höher dann alle an-
dere umbligende berg, wüert doruf weytt unnd ferrn , wüe auch
düe schöne gögne des landts Galilea gesehen, wölches ein frucht-
bare, sehr guette und lustige landtscbaft. Als wür uns zim-
lichermassen hün und wüder ersehen und in düe zwo stund mitt
uff und absteügen zuegebracht, begaben wüer unns wüderomb
abwärts, verfüegten unns nach dem nachüäger. Demnach es aber
in wehrender fasten, das nicht allein fleüsch, sondern auch käs
und eyer zu essen verbotten, war wehnig zum besten verbanden.
Denn 27 düs machten wür unns früeh morgenns uff den
weeg, domitt wür, eh der bascha do füriber zöge , fortt kahmen
(wüewol wüer hernacher vernommen, das er lenger under dem
berrg Tabor stüll gelegen), reüsetenn allso des tags inmechtiger,
schöner, mehrtheils öbner, auch fruchtbarerr und guetter landt-
scbaft, kahmen irrgend bey 2 stund nach mittag in einen camp,
dobey ein castell neben einem schönen, grosen fleckhen Tscheniu
genanntt, noch in Galilea gelegen, alldo wür des tags wüe auch
düe nacht verharreten , mueste yeder under unns Christen 45
medin bezaleu, aldo bekahmen rättich, salatt und ander krautt
zu kaufenn.
Kieehcl. 1 9
290
Denn 28 und lotsten düs mohnats reüseten irür ein weh-
nig vohr tag von do hünweg, tind irgend anf ein stund wegs
von disem fieckhen kombt man aus Galilea in Samaria, höbt
sich gleich ein beserer weeg, nicht so fruchtbar, auch onge-
schlachter landt an, das zimlich bergüg, auch nicht so wol er-
bauen ist, hatt underwegen tüI hoUz. Als wür immer fortt-
zogen, kahmen wüer bey 2 stund nach mütttag an das ortt oder
nahent der statt Sebasten, wölches bey einer halben w. meül
nahent der Strassen am hünreüsen zu der - rechten hannd,
wölche vohr zeütten Samaria geheüsen, als düe principal und
hauptstatt, dannenher düs landt ettwan seinen nahmen bekom-
men, derzetitt aber aller yerwüest, zehrstört und eingerissen,
wüe dann noch wehnig heüser aldo gesehen wordenn, wölche
von Arabier, zum theil mütt Christen, bewohnett, dannenher
noch ein kürch von züehrlichem gebeü, so von Christen erbauen
worden, wüe das solche derzeütt abgetheült und underschiden
ist. Den coor sambt dem halben theil der kürchen haben düe
Christenn, und das ander theil düe Moren und Arabier. Neben
einer deinen moschea, so am inngang gemelter kürchen zur
rechten hannd gahr «chlechtlich erbauen, aldo solle das ortt, an
wölchem Johannes Baptista enthauptet worden, gesehen werden,
so under der erdenn bey 50 stapflen thüef. Düeweil aber der
innganng zu der stüegen an demselbigen ortt in der Mohren
oder Arabier kürchen ist, mag kein Christ hünein göhn; düe-
weil ichs aber nicht wüste, das düs ein mosckea wahr, umb-
wüUen solche offen stunde und schlechtlich von der christen-
kürchen abgetheilt oder underschiden, vermeintte ich, es were
ein kürch, düeweil es alles in einem corpus begriffen und gehörte
samentlich denn Christen zu; also güeng ich hinein, alsbald ich
aber düe dorinn erbautte mosckea gesehen, eylett ich alsbald
wüderr zuruckh und hatte mich zu allem glick keiner von denn
Moren noch Arabier gesehen, dann wüer alle dordurch hettenn
in noth kommen mögen. Wüer hüelten bey öttlichen Arabier
an, wölche in disem fleckhen wohneten, lüessen süe bütten, ver-
hüesen inen auch ein guett Verehrung zu thuen, do süe unns
vergönnen weiten, an das ort under der erden zu gen, do vor-
gemelter Johannes Baptista solle enthauptet sein worden. Ött-
liche under inen hettens wol gehrn gethon, andere aber, kan
291
gedenckhen, seyen düe prinzipales, woltens nicht zuelassen, wüe
süe unns dann lötstlich enttbotten, wo wüer unns nicht bald
werden von do hünweg machen, solle unser keiner mütt dem
leben doTon kommen, yber wölche röd wür alsbald auf unsere
pfert sassen und rüten denn berg hinunder, dann düse kürch
zimlich hoch ligt ; ructen starckh fortt, büs wüer wüderomb zur
stras kahmen.
Es gebens noch zum theil düe vestigia und Wahrzeichen
viler gewaltiger antiquiteten und herrlicher gebey, dorus wol
abzunemen, was fumemer kirchen, palatia und heüser do ge-
standen sejen , auch was für ein treffenliche statt düs gewesen.
Am fiirreüsen oberhalb der strasen zur rechten hannd zimlich
hoch werden noch düe marmorsteinern seylen oder pfeüler, doruf
düe könügHche palatia, lustheüserr und andere gebey gestanden,
gesehen, wüe dann noch weytt umb den berg, wölcher der zeütt
gebautt und mütt kom besehet wüert, noch sehr vül hoher ge-
waltiger seylen von schönem marmor in der erden ufrecht
stöhnd gesehen werden; do solche in der christenheütt wehren,
wurden süe hoch estimiert, derer mann do wehnig achtett. Unid
stöhn solche alle der schnür oder Ordnung nach, ye eine so weytt
von der andern, das dorus abzunemmen, von einem pfeiler zu
dem andern ein bogen werde geschlossen gewesen sein. Umb
düse gögne kahn mann büs in das mör, do Joppe lügt, sehen;
ahnangesehen es hüeromber zimlich bergüg, hatt es doch ge-
schlachte thäl, auch guette und früsche wasserbäch. Von do
hatten wür noch eine starckhe stund büs uf das nachtläger;
kamen wür gehn Napolosa.
Düse statt Napolosa, so der schrift nach Sichar geheüssen,
ist der zeütt das haubtt in Samaria, ein allte zeryallne, ibel er-
bautte und wehnig bewohntte statt, ligt zwüschen bergen, das
mann dodurch mues; aldo muesten wür par testa capara be-
zalen 54 medin ; weül wür nun wehnig im vorrath zu essen hat-
ten, dürften wür nicht uf den bazar oder marct gehn, ettwas
innzukaufen , dann wüer für den innwonern düs orts sonder-
lichen gewarnet wurden, wüe dann düe Arabier und Mohren von
eines geringen, nichtigen dings wegen ein avania erdenckhen
möchten. Derowegen wüer unns mütt dem wehnigen, was wir
bey unns hatten, beholfen und nicht aus dem camp kahmen,
19*
292
wüer hatten gleichwol vül iberlaufs von janitschar und andern
halunckhen, düe wein und essen von unns begehrtten , do wür
doch selber nichts im vorrath hatten und mitt wehnig oder ge-
ringfuegem unns behelfen muesten.
Denn ersten Martii früeh bey anderhalb stund vohr tag von
do hünweg. Gleich für der porta, wölche nach Jherusalem geth,
an der Strassen zue sehen der brenn Jacob, bey wölchem der
berr Christus von dem samaritanischen weübe solle zu trinckeu
begertt haben. Gemelter bronn ist fein eingefasset, reinglich
erhalten unnd wol erbauen. Gleich dobey werden gesehen zwen
marckstein, so uf einer wüsen oder matten inngegraben aufrecht
stehn, wölche meiner schuh 39 von einem zum andern; solle ein
rosssprung sein, so Soliman, gewesner bascha zu Damasco, mütt
einem seiner pfertt gethon hat; sein gleichförmige marck auf-
gericht als uf ein meil wegs nahent bey Franckfurtt am Mein,
wölches ein hürschsprung sein soll. Wüer wurden bericht, das
einer von des fürsten oder gubernators zu Jherusalem bevelchs-
habern zu Napolosa wahr, welcher düsen tag auch dohün reut-
ten solle ; derowegen wüer mehr dann ein stund bey obengemel-
tem brennen für der statt uff ine gewartett. Als er kam und
6 pfertt bey sich hatte, lüessen wüer in ansprechen und bütten,
das er unns neben ime wolle lasen müttreütten, dann es der
Arabier halber nicht allzu sicher, wüe süe dann guette gelegen-
heütt hüeromber zue raubenn haben, umbwüUen es vül holz
auch zimlich bergüg, underwegen wenig dörfer noch heüser ge-
sehen werden. Wüer verbrachten des tags ein starckhe tagreys,
kahmen des abents bey gutter tagzeütt in düe heilige statt Jhe*
rusalem, wölche düe principal und das haupt in Judäa. Als
wür nun für düe porta kahmen , lüesen wüer unns a sanct Sal-
vator anmelden, kahmen zwen patres und ein janitschar herus-
ser, wölche unns hinein beleiteten, aldo wüer unnsem innkeer
in gedachtem closter bey denn franciskanermünchen nahmen.
Alsbald wüer arrivierten , wurden wüer von ihnen ehrlich und
fireindlich empfangen, gaben unns düe zwey gemach ein, wölche
für düe piligrini gestuft und erbautt sein, wüe dann lanng nie
niemand zu inenn kommen wahr, wegen der sterbenden leef,
wüe dann von gedachten patres in düe elef an der besen kranck-
heütt gestorben. Und eben des tags, nicht yber drey stund , eh
293
wüer hünkainen, hatten süe einen von gedachten patres, so auch
an diser krankheütt gestorben, zue der erden bestattet, dorab
mein gesellschaft, als süe es erfahren , sehr erschrackhen, wüe
dann düe Ittalianer ein sonder gros entsözen ab düser kranck-
heütt haben; für mein person hatt ich ganz kein daulen. Wüer
machten coUation, wölches schlecht zuegüeng, dann es in der
fasten und düe füsch ibel zue bekommen sein ; mues mann an
statt derselbügen mütt feügen, mandl, züböbn und derogleichen
fruchten verlüeb nemmen; guten wein haben süe, mehrtheils
weüß, ganz grüen und lautter von färb, wüe auch an thrunckh
starckh ; der wüert mehrtheils von den Christen umb Bethle-
hem gepflanzt. Den andern Martii morgens früeh güengen wür
hinuf in düe kürch, wölche in dem gemelten closter a sanct
Salvator, hörten meß, nach volbrachtem ampt berueft unns der
Präsident zue sich in sein zell oder kamer; düser regüertt der-
zeütt an statt des gardians ; fragt von erst, wölche under unns
wehren von Vönedüg abgesegeltt, düe sollen do verharren; düe
andere aber, so im lanndt sesshaft, das wahren düe zwen vöne-
tianische kaufleütt sambt dreyen düenem unnd einem Grüechen,
wölche ihr läger zu Halepo hatten, düe mögen wol abtretten.
Indem höbt gemelter präsident an, ein sermon zu thun, onge-
var des innhalts, demnach er von ihr heyligkeytt, dem Papst,
bevelch habe, allen bilgern und andern, so aus der christn-
heütt kommen, was orts süe herzüehen, fürzuhalten und süe be-
fragen , ob süe licentiam eintwöders von gedachtem Papst oder
irgend einem cardinal, in das heilige land zu züehen macht
haben, das ohne sein consens keiner gehn Jherusalem kommen
soll, sonderlichen düe, so denn strackhen weeg aus der chri-
stenheütt hinzüehen; uf wölches ermanen der graf gleich sein
patenta herfür züecht, wölche uf ihne sampt zweyenn seiner
düner lauttet. Als nun düe frag an mich kam , wüs ich auch
meine patenta, wölche ich von dem legaten oder cardinal zu
Vönedig durch magister Lorentz, theütschcn pfaffen aldo, zu-
wegen gebracht; domitt ward der präsident ganz wol beniegt
imd hatte durchaus keinen suspect der religion halber auf mich,
und ist solches fümemlichen doromben angesehen, wann frembde
billger oder andere hinkommen, düe kein licentiam vom Papst
oder yrgendt einem cardinal haben, argumiert der gardian, süe
294
sejen luteriasi; derowegen er gleich an sAe begert, eh das
inen einig heilig orth gewüsen wüert, süe dch als gutte Chri-
sten erzeigen, sollen zuvor confessiren und communiciren.
Weyl wüer aber, wüe gemeltt, unnsere patenta hatten, zudem
sie wol wüsten, das der graaf ein eyfriger catholicus wahr, blüb
solches begehren vermütten, büs war gehn Bethlehem und in
denn templ des heiligen ^ahs kahmen. Zudem weil zu Jherusa-
lem und Bethlehem in döe eilf oder zwölf patres gestorben und
wahren due principales, als gardian und vicanus, auch hün-
weggezogen: dann sich neulich oder kurz verschiner zeutt hatt
zugetragen, das der gubemator, ditto sandiaco, an gemelten
gardian in düe 5 tausend ducaten oder zeckini begert, wüe auch
von den Armenier, wölcher oberster geästliches ordens, ein pat-
riarch und sehr arm, derowegen er auf sein des sandiaco begeh-
ren kein gelt darströckhen kondte, ist er erzürnet, denselbigen
fanngen und innzüehen lassen und alsbald ohne urtheil noch
recht gespüst worden. Do solches obgemeltterr gardian ge-
sehen, hatt er sich von do aufgemacht und nach Halepo ge-
reust, mitt hinterlasnem bevelch, er wolle mitt erstem, so sein
kondte, mütt gelt do wideromb ankommen ; aber er verstund es
unrecht, kam gehn Trippoli, saz auf ein naue und seglete nach
Vönedüg, dannenher düe ihrige patres, derer an allem an den
dreien orthen, als im closter a sanct Salvator, im templ des
heiligen grabs und zu Bethlehem nicht mehr denn 11 patres, drun-
der fünf sacerdotes und 6 laici wahren^ das süe es der religion
halber wol bey dem nechsten haben bleüben lasen undt nicht so
strenng wahren, als süe wol sonsten zu sein pflegten, do das
gannze familia in düe 24 minch an denen gemelten dreyen or-
then sein. Obgemelte händlung ist hemacher für den Gros-
thürckhen gehn Constantinopoli kommen; dorüber gemelter san-
diaco oder gubernator zu Jherusalem seines ampts enttsöztt
worden , und uf ein tagreüs von do in ein statt Napolosa, olim
Sichem geheüssen, wölches in Samaria, und gleich ein passasch
so.mann per terra nach Jherusalem reüset, zu einem obersten
gesözt worden, wölcher düe billger und andere Christen, so do
durchreüsen, heftüg beschwert; dann düser ein geborner Itta-
lianer, das er wol weüst, was es für ein gelegenheütt hatt mütt
dennjhenigen Christen, wölche an düse ortt reüsen.
905
Gemeltten audem tag Martii nach dem morgenes^en
güexigen wür aus dem closter sanct Salvator und mütt unns
zwen patres, der eine diser zeütt gardian zu Bethlehem^ der
ander ein predicator, düe heülige stött und örther, so wol us-
serhalb als innwendüg der statt zu weüsen, und füerten unns
erstlichen vom closter aus in ein gassen, la Strada Dolorosa ge-
namitt. Wurde uns erstlichen am innganng derselbügen gewü-
sen, do Christo dem herrn das creüz zu thragen ist ufgeladen
worden; furtan in gemeltter Strassen geth mann durch einen
hohen geschlossnen steinern bogen, oben in der mütte dessel-
bügen würt ein ronde steinene seül irgend eines manns hoch ge-
sehen, an wölcher Christus der herr solle gegeüseltt und ibel
zugericht sein worden. Ecce Homo.
Gleich harrtt an gemeltem bogen das haus oder palatium
Pilati zu der rechten handt der Strassen, in wölchen der zeütt
der gubernator der statt, ditto sandiaco, wohnett; gögeniber zu
der hnckhen handt das haus Caiphä, des hohenn prüesters, ein
schlechte wohnung und zervallen gebey.
Furthan yrgend eines rohrs schuß zur linckhen handt ab-
warta düser Strassen wurden wür in ein kürchen gefüehrt, so
derzeütt ein mosckea, aber gleich am inngang derselbügen hatt
es noch ein andere thür, geth mann in einen gartten, in wöl-
ohem ein Mohr wohnett, dem muest unnser yeder einen medin
zahlen, derselbüge verguntt unns, hinunder in ein grotta zu
ateügen, wölche öttlich stapäen tüef under der erden, ganz fün-
st^rr, das wüer'lüechter anzünden muesten; aldo ist zu sehen
das orth und wohnung sanct Anna und Joachimi, do unser
lüebe frau solle geboren sein: an wölchem ort der eine pater
ein oration that, wie dann bey allen heiligen örtter beschehen.
In gemelter grotta wüert noch ein schlechter altaar gesehen, auf
wölchem düe patres des closters a sanct Salvator ein mahl im
jähr coelebriren und meß haltten.
Am herfür von gemelterr mosckea kompt mann wüder in
vorige Strassen, wirt zur rechten band gesehen, yedoch nun von
aussen, dann kein Christ am wehnigsten hinein gehn m^^g , der
tempel Salomonis, ein herrlich schön gros blaz, nichtt gar zu
mittelst ein züehrliche ronde mosckea, aussen mehrtheils grüeti
gferbt, und erströct sich der blaz büs an düe stattmaur. Harrt
296
an der stattportta zwüschen den thoren zu der rechten handt,
wüert gesehen piscina, so mann Bethsaida nenntt, derzeütt
aller ausgednicknet und ohne wasser.
Wehnig furtter kombt mann zu der statt thor, genanntt
porta sant Stephan! , zu wölcher er solle sein ausgefüert wor-
den, wüe dann nicht ferm dovon am hinausgehn in das yalle
Josaphat zur rechten hand das ort und der stein gewüsen wüert,
do gemelter Stephanus gemartert und versteinigt worden. Es
wüert auch in der stattmaur ein renovierte, zuegemaurte porta,
wölche in den vohrhof des tempels Salomonis geth, gesehen,
aldo düe porta aurea, bey wölcher Christus der herr am palm-
tag auf einem esell inngeritten, gewüsen wüert. Von do abwärts
kombt mann gleich in das thal Josaphat gegen Levante, wurden
wüer in ein kürchen gefüert, muest yeder öttliche medin bezaln,
geth mann mit lüechtem hinein und in düe 40 stapflen thüef
under der erden, dann es ein schöne, bfeytte, steinene stüegen
hinunder hatt; ungevahr auf halben theil derselbügen zur rech-
ten handt in düe mauren gehauen wüert gesehen das grab Joa-
chimi, gleich gögen ober zur linken rechten handt noch ein an-
dere sepultura, sanct Josephi. So mann gahr hinunder kombt
werden öttliche underschüdliche altar gesehen, wüe auch zur
rechten handt unser Heben frauen begröbnus von weyssem mar-
mor gemacht; wehnig kürzer dann das heilige grab umbher mitt
einer maur eingefassett.
Am heruffergöhn von gemeltter kürchen nicht iber zwölf
oder fiinfzöhenn schrütt geth mann in ein grotta, wehnig tüef
under der erden, bedarff mann keiner lüechter, dann es hell
genueg; in derselbügen solle Christus der herr gebetett haben:
vatter ist es müglich, so nemm düsen köUch von müer, wölches
beschehen, eh das er von Juden gefangen worden, und bluet-
tügen schweüs geschwüzt, wüe dann gemeltte grotta noch der
zeütt immerzu feucht, wüe auch düe stein derselbügen nass zu
sein scheinen und schwere tropfenn von sich geben, so herunder
auf die erden vallen.
Von do wüder was wehnigs zuruckh gögen Ostro im thal
Josaphat wurde unns gewüsen das ort, do sanct Thomas der
apostl düe gürttl von unser lieben frauen genommen.
Nicht weytt fürt an das ortt, do gemeltte unnser liebe frau
297
salle geruhet haben, wann süe düe heylige ort besuecht, auch
wüe mann Stephanum steinigte. Das orth, bey oder an wölchem
düe vüer apostl gebetett, als düe Juden Christus den herm an-
daschten und fangen wolten.
Fürtan neben der Strassen zu der lünckhen handt gögen
Levante das ort und der gartten , in wölchem düe Juden Chri-
stum dem herrn gefanngen. Fürtan in vorgemeltem thal das
ort, de Christus der herr acht apostel gelassen, als er gelitten ;
solle Yohr jähren ein fleckh oder dorf do gestanden sein, Gethse-
manni genannt, aber derzeütt aller wüest.
Ittem das ort, do Petrus Malcho, des hohen prüesters
knecht, das ohr soHe abgehauen haben.
In vülgemeltem thal zur linckhen handt wüert ein dein,
aber züerlich und von gehauenen steinen wol erbautte piram-
mide gesehen. Als öttliche wollen, solle es das grab Absolonis,
des könig David söhn, sein; andere aber geben undt halten dor-
für, es seye des königs Josaphat begröbnus, dannenher auch
das thal seinen Ursprung und nahmen bekommen.
Der bach Coedron, \jölcher durch das thal Josaphat geth,
aber derzeüt aller druckhen, wölcher mehrtheils von starckhem
regen und andern wassern, so von bergen herunder vallen ge-
mehrt und gemacht wüert.
Fürtan zu der linckhen handt wurd unns gewüsen in einer
steinernen grotta, do mann innkrüchen mues, das grab sanct
Zachariä, wüe auch des apostels Jacobi Minoris, sampt anderer
mehr heyligen begröbnus.
Fürtter im thal gögen der statt unden am berg, geth mann
bey 18 stapfein thüef, under der erden ein brenn von gutem,
clarem wasser, aus wölchem wasser unser lieben frau dem kind-
lin Jhesu düe wündlin solle gewaschen haben ; gemelter bronn
solle niemals versügen sein oder ohne wasser gefunden werden,
als wol andere bronnen, wölche von der grosen hüz ausdrückh-
nen. Bösser hünwarts gögen der statt wüert gesehen ein alter
olivenbom, an wölchem ort der prophet Esaias solle sein ge-
segett worden ; stöhn zwen oder mehr stein do, von Thürckhen
hüngesöztt, wölches ein anzeügenoder bedeutniis einer mosckea;
derowegen kein Christ hinzugöhn darf, beschehe dann heimlich.
Purtan wüert gesehen ein grotta under einem fölsen, aide
vtfO
der mehrer tbeil von den aposteln sollen iiüageflohen sein
und aus furcht sich verborgen, als düe Juden Christum den
herrn gefangen.
Oberhalb des vül und oftgemelten thals Josaphat gögen
Ostro ist der blut oder des döpfers ackher, wölchen mann für
düe dreyssüg sülberling, doromben Judas Christum denn herrn
verrathen, erkauft; wüert noch heüttigs tags gebraucht zur be-
gröbnus der pilger und anderer frömbden, so zu Jherusalem
sterben. Es ist ein weütte, grosse und sehr thüeffe grotta, oben
zuegedöct, kann mann durch düe löcher hinunder sehen, dann
es zimlich lücht, dorinnen vil dodter cörper einer uf dem andern
lügen gesehen werden. Wann einer stirbt, würt der leiohnam
an einem seyl hinunder gelassen , und gübt solche grotta einen
starckhen und sehr unlieblichen geruch und geschmack von sich.
Von do wurden wür gefüert auf denn berg Syon, so düser
zeütt auch ausserhalb der statt und ongevahr eines starckhen
steinwurfs weytt von der porta : füert mann unns erstlichen in
ein haus, wölches Caipha, dem hohen prüester^ zuestöndüg ge-
wesen., solches haben und bewohnen derzeüttt düe Armenier ;
an derselbügen orth haben düe Juden Christum den herrn
fälschlichen angeclagt undt zum todt verurtheiltt.
An gemeltem haus ist ein feine küerchen erbauen, in wöl-
cher düe gedachte nation der Armenier ihr ampt zoeleWiren ;
in derselbügen wüert gewüsen der stein, wölcher für des hey-
ligen grabes thür gewesen sein soUe, als Maria Magdalena, Ja-
cobe und Salome des drütten morgen kahmen: wer wölz^tt uns
den stein von döss grabes thür ? solcher stein ist oben iber denn
altar des chors bedöct. In gemelter kürchen zur rechten handt
wüert gesehen düe gefengnus, in wölche düe Juden denn herrn
Christum, als süe in füengen, düe nacht ober verwahrten und
aldo hüelten, büs der tag herzu nahette.
Am herussergöhn von gemelter kürchen zu der linckhen
handt harrt an derselbigen thür wüert gesehen ein stein, bey
wölcbem der apostl Petrus Christum denn herrn zum drütten
mahl solle verleugnet haben, wüe dann hernacher auch der
haan krehete. Oben uf gemeltem haus wüert gesehen yrgend
eines steinwurfs weytt eine kürch, so auch uf dem berrg Syen,
wölche vohr düsem düe patres dlordine sauet Francisci innenge-
209
habt, und dosribsten gewöhnet, bey mannsgedenckhen aber von
den Thürckhenn inngenommen worden und zu einer mosckea
gemacht; dannenher kein Chrüst bey hoher straf nahent hünzu
Tül wehniger hineiugehn darf. An gemeltem orth sein vül herr-
licher thatten beschehen: dann doselbsten hat Christus der herr
das abentmal gessen mütt seinen jungem.
Am heyligen pfingstag als der heilige geüst vom Iremmel
herunder steügt.
Ittem, do Christus der herr denn Jüngern düe fües waschet
Ittem, wüe der herr Christus denn apostlen und seinen
Jüngern nach seiner uffstöhung erscheint, als süe bey einander ver-
samlettt, und unversehener weüß zur beschlossnen thür iuugetb.
Ittem, do das los auf Mathia föUt, das er under düe apo-
stel gezölt würt anstatt Judae des verräthers uns^rs herrn Christi
Ittem düe wonung unnser lieben frauen nach der aufersteh»
ung Christi, samptt derselbügen capell neben andern vül mehr
heyligen örther, so aldo zu sehen, neben denn herrlichen wun-
derwerckh, so sich aldo verloffen und zuegetragen. Als wir nun
unnser gebet volbracht, wurde unns von denn Armenier, so in
dem haus wohnen, ein thrunckh präsentirt, wüer ine ein Ver-
ehrung thatten.
Aus gemeltem haus Caiphä füegten wür unns wüderomb
nach der statt undt inwendüg derselbügen wurde unns gewüsen
das haus Anne pontifice, aldo ein kürchen von Christen bewohnet,
der vorgedachten nation der Armenier. An gemeltem orth solle
der herr Christus von den Juden der lein halber sein gefragt
worden. £h man in düe kürchen kompt, zur lünckhen handt,
wüert ein sehr alter olivenbom gesehen, an wölchem Christus
der herr solle gebunden und gegeyselt worden sein ; den
halten düe Armenier in grosser würde, bronnen auch zu under-
schüdlichen zeütten des jarsein lampa doselbst, aldo soll Petrus
Christum denn herrn anfenglich haben zuverleügnen.
Von do güengen vnir fürtter der patres closter zu, wurden
underwegen in ein andere kürch geführt auch von den Armenier
bewohnet, auf ir manir stattlich und schön gezüert; in derseK
bUgen wüert gesehen am ingang derselbügen zur linckhen band
under einem deinen altar ein rund loch, an wölcher stött Jacobus
Maior zur zeütt des königs Herodis solle sein enthauptet wordeu.
300
Fürtter am heimgöhn wurde unns gewüsen das haus Thomä
apostoli, so nun von aussen gesehen wüert, dann solches zu
einer mosckea gemacht worden.
Alsdann wurde unns das orth gewüsenn, do der apostel
Petrus solle hingeflohen sein, als düe Juden Christum denn
herrn gefangen.
Von do verfliegten wüer unns nach dem closter a sanct Sal-
vator, dann es albereytt abent und wür einen zimlichen weeg
hin und wüder geloffen wahren, machten collation, wahren
lustüg und lögten unns alsdann zu rueh: wüe dann einer under
unns, wölcher denn Vönetianer düner , süe ine für einen koch
gebrauchten, in der nacht kranck worden, das er volgenden tag
nicht mehr mittgehn kondte , sondern immer ye lenger schwö-
cher worden, das sein eigner herr müer und andern hoch ver-
both, das unnser keiner zu ime in das gemach gehn soll, vül
wehniger ime beywohnen, dann er sein herr besorgte , er hatte
etwas von der besen krankheütt geerbt. Dobey abzunemen,
wüe gros öntsözen süe haben , verlüessen also denjhenigen , wüe
wür von Jherusalem wüder zuruckh zogen, also kranckh im
closter lügen, das unnser keiner zu im kommen, der in zuege-
sprechen oder inngesegnet hette.
Denn 3 gemeltes monats Martii morgens früeh auf ein
stund in tag machten wür unns uf denn weg, güengen vorge-
dachte zwen patres sampt unnsem beeden janitschar, namen
denn weeg nach Bethania, geth mann zu der porta sanct Ste-
phani hinaus, zwerch durch das thal Josaphat, als dann es uff-
warts undt ettwas wehnigs bergügs ist, lügt ausser der statt
bey 3 w. meil gögen Levante, aldo der zeütt ein schlecht dörflin
von öttlichen heüseri\. mütt wehnig Mohren bewohnet.
Wür wurden erstlich gefüert in das haus Simonis laeprosi,
in welchem Maria Magdalena Christum denn herrn mütt köst-
lichen unquent gesalbet; derzcütt für einen vüchstall gehalten;
furtan bey zwen büchsnscbuß wüert gesehen das palatium oder
haus Lazari, so derzeütt aller rouiniert, werden nicht mehr
dann noch öttliche fundamenta gesehen, gleich doran fiiert man
uns in das grab des gemelten Lazari, under der erden bey ött-
lich und zwanzüg stapflen thüef, sehr enng, das nun einer zu-
mahl hinunder steügen kahn, ist fünster, das mann lüechter ge-
301
braueben mues. Underdessen bliben unsere janitzar heraussen,
verwarend düe thür; zu underst noch ein feine saubere zell, in
welcher ein grab gleich als ein altar gesehen würt, doruf halt-
ten düe patres d' st. Francisco einmahl im jähr meß, und soll düs
das orth sein, do Christus der herr Lazarum von todten aufer-
wöct. Johan am 11. Nücht weytt vohr gemeltem fleckhen be-
seüts wurd unns gewüsen der plaz, do das haus Marie Magda-
lena gestanden, derzeütt aller zerstörtt.
Nahentt bey solchem auf hartem, onfruchtbarem feldt
württ unns ein stein gewüsen gleich als ein groser küsell, so
halb in der erden und eines knies tüef heraussen ; auf dem-
selbigen stein solle Christus der herr gesessenn sein, als Marta
zu ime sagt: domine si fuisses hie, und ihr der herr geantwurtt:
ego sum resureetio et vita.
Nahent dobey wurd unns gewüsen düe stöll der behausung
Marthe, ist aber am wehnigsten zu sehen, das ein haus do ge-
standen, sey dann solches auf den grund zerstört, wüest und
verwaxen.
Von do wandten wür unns zur lünkhen handt gögen den
Ölberg; wurd unns gewüsen das ortt, do Betphage solle gestan-
den sein, als Christus der herr seine jünger am palmtag hüa-
santt, düe eslin und füllin zu hellen. Ist aber kein einig haus
mehr do zu sehen und lügt düs ort oder gelegenheütt zwüschen
Bethania und dem Ölberg.
Von Bethphage güengen wür noch mehr uffwarts gögen der
spüzen dös Ölberrgs und wüderomb der statt zu ; auf der höhe
düses bergs kann mann ganz wol in düe statt sehen, und son-
derlichen düe weytte und grosse des tempels Salomonis, als der-
selbüge bqgrüffen und umbfangen. Es wurde auch gögen Le-
vante ganz clarlich das todte mör, do Sodoma und Gomorra ge-
standen, gesehen, aldo wurde unns gewüsen viri galilee; an ge-
meltem berrg wüertt gesehen ein deine ronde erbautte eapella,
so derzeütt zu einer mosckea gemacht und von Mohren bewoh-
net, gleichwol wür durch Verehrung öttlicher medin denjhenigen
Moren wol betten hinein kommen könden, dorften wür gleichwol
nicht thrauen, sonderlichen düeweil imnser sovil wahren, zudem,
weyl unnsere janitschar bey uns wahren, besorgten, süe möch-
ten unns verrathen oder gögen dem sandiaeo verclagen; dero-
302
wegen wür mm tod aussen hinein sahen. An gemettem ort solle
das bans gestanden sein, do Christus der herr für seinen jungem
gen beminel gefahren, wüe dann noch zum Wahrzeichen ein
weüsserr marmor gesehen, dorinnen der fuesstapfen eines rech-
ten fues.
Ittem das ortt, do der erzenngel Gabriel unnser lieben
firauen mütt dem pallmen begögnet. Am herunder göhn vom
ölberg gögen der statt worden gesehen öttliche rudera allter
vervallner gebey; aldo solle das ortt sein, do der herr Christus
Tor seinem leüden den Jüngern das ende der weltt verkündügt,
eh süe sich zertheilten, hün und wüder zu prödigen. Gleich
dogögen ober wüert gewüsen das orth, do düe apostl das sym-
bolum sollen componiert haben ; gleich dobey das orth, do Chri-
stus seine jünger solle instituirt haben, do süe in fragten: do-
mine, doce nos orare.
Abwarts am berg wüert gezeugt das ort, do Christus der
herr yber düe statt Jherusalem weinett. Aldo rueweteü wür
und thatten einen thrunck, dann es albereyt iber müttag wahr;
alsdann güengen voUent hinunder nach der statt und verfüegten
unns in das.closter a sanct Salvator, wüe wüer dann hemacher
erst collation machten und düsen tag nicht mehr us dem closter
kahmen, sondern präparation thatten, pfert und esell zubestöl-
len, dann wür Tolgenden tag nach der wüeste Johannis und an-
derer ortt zu reysen bedacht wahren.
Denn 4 Martii am morgen früeh rütten wür auf pferten
und eseln so gutt, als es zu bekommen wahr, aus den! closter
durch düe statt nach der portta del castello und mütt unns düe
zwen vorgemelte patres wie auch unnsere bede janitschar. Ir-
gend bey 2 itta: meül ausserhalb der statt rütten wür in ein
closter sanct Cruce genantt, ein sehr vöst und starckh gebey, das
mann durch öttliche thüren innmues; solches bewohnen düe
nation der Georgianer, als ihre geüstüche oder ordensleüth.
Innerhalb desselbigen closters ein feine kürchen, zimlich gros;
hünder dem hohen altar gleich wurd unns gewüsen ein gefüert
loch, in wölchem die wurzl noch sein soll, doran der bom und
stamm gewachsen, aus dem das heilige creütz solle gemacht
sein worden, wüewol düe patres düses closters selber fürgeben,
das creütz Christi seye von vüer underschüdlichen böm und
hölzern g^naclit worden ^ als cöedem, cyprös , oliven und pall-
men , und dasselbüge aus rolgenden Ursachen : erstlichen solle
der lannge, aufgeriohte balckh oder bom von der erden auf aus
cyprössholz gewesen sein, unnd der fues, dorinnen solcher balck
gestanden, solle von cöedem gemacht sein worden , domitt das
theül, so im boden stöth, düe erden nicht blos anrüehre und
desto weniger faule ; der iberzwerch balck deß creüzes, an wöl-
chem jreder arm besonder genaglett, solle Ton palmenholz ge-
wesen sein, und düe thafel, so oberhalb des haupts yberzwerch
an d^s creüz geschlagen, doran der tittl auf hebräischer, grtie
chischer und latinischer sprach geschriben : Jhesus Nazarenus
Rex Judaorum, solle yqu olivenbomhoUz gewesen sein.
Obgemelte 4 hölzer werden Tolgender gestallt ausgelögt:
das düe Juden das creüz Christi allein aus lautterer bosheütt
von vüelerley holz gemachtt, als von coedern, wölches niemals
faultt, domütt der fues oder daß fondament desto lenger haltte ;
dann düe Juden vermeintten, Christus der herr werde am creüz
hanngen bleüben, so lanng sein leüb wehrete; das das corpus
durch langwirigkeütt des hanngens möchte stinckhen, machten
süe denn ufgerichten balckhen von cyproß, wölches einen star-
ckhen lüeblichen gefuch von such gübt , denn andern besen ge*
schmackh zu vertheilen, domitt das volck desto neher zum creüz
göhn möge, ine, den herm Christum, anzuschauen; denn
zwerchbalken, doran düe arm Christi genaglet, sollen süe doss-
wegen von palmen genommen haben, düeweül düe Juden nicht
änderst vermeintten, süe hatten Christum den herm ganz iber-
wunden; dodurch sein süe verursacht worden, düe tafell, doran
der tüttl geschriben wahr, von öelbomhoUz zu nemmen, wöl-
ches früd und einigkeütt bedeüttet, weül süe nunmehr ihren
feind vermeinten gedempft haben, werde gute rueh ervolgen;
wie dann düe daub, wölche Noe zur zeütt der sündflutt aus der
arche sandte, auch ein zweüg von einem öelbom sandte oder
müttbracht, anzuzeügen, das sich der zorn Gottes gögen dem
mentschliohen geschlecht nunmehr gesenett habe. Hüerus mag
ein yeder sohlüessen, was ime gelüebtt.
Von hüevorgemeltem closter bey 2 w. meül gögen Ponente
kamen wir in ein dorf , von Moren bewohnet , in welchem noch
eingrose kürch, so von Christen erbauen, gesehen wüert; auf
304
der linekhen band oben im cbor in einer wüe^ten cappell bey
fünf oder 6 stapflen thüef ander der erden das ortb, an wöl-
cbm Johannes Baptista solle geboren sein worden. Solchen
tempel gebrauchen die innwoner des fleckens an statt einer
stallung y allerley vüch dorein zue thun, dann solcher zimlich
gros; muest unser jeder ein medin bezalen.
Ungevahr uff ein w. meül dovon kamen wüer in ein ander
dein flecklin, auch mehrtheils mütt Mohren bewohnett, aldo
unus gewüsen wurde do Zacharius, Johanni Baptista vatter,
solle gewonet haben: öttwan vohr jähren ein schöne kürch ge-
wesen, der zeütt aber vast aller inngevallen, büs an das chor,
80 noch zum theül zu sehen, oben bedöct und mütt dem gewölb
beschlossen. Nahe dobey wurden wür gefüehrt gleich als in ein
grotta, wölche ein Mohr für einen stall gebraucht, dem muest
unnser yeder ein mödin geben, das er uns innlües; aber der
wolgeschmackh thrüb einen bald wüderomb zurakh. An ge-
meltem orth solle düe muetter Christi Elisabetham, ihr be-
freindte, heimgesuecht haben. Luca am 1. Von do ungevahr bey
5 w. meül gögen Ponente kamen wür zu der wüesten Johannis
Baptista, wölches wol ein deserta mag genennt werden, denn es
ein steinig, unfruchtbar,^rauch und ungeschlacht orth; so weytt
einer im thal und beder seyts der berrg sehen mag^ nicht allein
kein haus noch wohnung, sondern auch nicht ein einiger bom
oder irrgend was fruchtbars gesehen wirt. Uff der linekhen
band des berrgs ist düe grotta in föUsen gehauen, gleich als ein
dein gemach, in wölcher gemelter Johannis Baptista bues ge-
thon und in sübenn jähr lanng dorinn solle gewohnet haben.
Es ist sehr müehsam zu diser grotta zu kommen, dann einer am
föllsen klettern mues ; gleich dobey ein bronnenquell von gutem
küehlem wasser, so aus dem fölsen entspringt, bey wölchem wür
rueweten, machten coUation von demjhenigen, so müer an brott
und wein mitt unns aus dem closter genommen.
Nachdem wür nun dasjhenig verzört, was unns Gott be-
scheret, sassenn wür wüderomb uf düe maulthüer, rütten nach
Bethlehem, ongevahr bey 4 w. meül abwärts der Straßen gögen
Ponente, wüei*t gesehen ein brennen von gutem früschem was-
ser, dobey ein lannger steinener trog, laufft ^sls wasser oben
von der höhe herunderr, und wüert solcher der bronn Philippi
305
genanntt, dann an gemeltem ortt solle Philippus den Eünu-
chum, der königin aus Ätbiopia kämerer, getaufft und zum
christlichen glauben bekertt haben. Actorum am 8.
Von do rütten wür iber öttliche berg und thal, yedoch
fruchtbare landschaft und mehrtheils weingartten, so von den
Christen, wölche zu Bethlehem wohnen , gepflanzt und gezogen
werden. Ungevahr 5 w. meül von dem brennen Philipp! ligt
Bethlehem, dohün wür umb vesperzeütt kamen.
Bethlehem, vohr düsem ein fürnemme und nahmhafte statt,
als Mathias am andern : und du Bethlehem büst mütt uichten
düe geringste under den stötten Juda; diiser zeütt aber ein
offiier fleckh oder schlechtes dorf, mehrtheils mütt Christen be-
wohnett, ist yüI zerstört, das düe heüser weütlef von einander-
stöhn. Als wür nun für düe kürchen des closters kamen, stigen
wür von unnsern maulthüeren und pfertten, wurden von den
patres einbeleittet erstlichen durch ein nüdere ennge porta in
den grosen templ von sanct Hölena, keyser Constantini muet-
ter, erbauen; aus derselbigen füerten süe unns durch einen
langen creüzganng, kamen hernach uf einen schönen grosen
plaz, mütt gevierten steinen gepflastertt. Dort umbher haben
düe patres ihre zell oder camern, gleich dobey ein feiner gart-
ten von fruchten und anderm erdgewächs, und ist solch closter
und kürch mehrtheils auf einen fölsen gesözt, lügt sehr hoch,
das mann weytt umbher sehen kahn, starckh und vöst von mau-
ren. Solches haben düe patres sanct Francisciordenns in Ver-
waltung, wölche von dem gardian des closters a sanct Salvator
zu Jherusalem dohin ordinirt w^erden, und wahren dozumal
nicht mehr dann drey patres , als ein sacerdos und zwen laici
do ; sonsten in düe ailf patres do zu sein pflegen. Als wür nun
ein wehnig geruhet und unns abkielt hatten, dann es schon iber
vesperzeütt wahr, als wür hinkamen, wurden unns nachvolgeude
ortt gewüsen.
Erstlichen füehrten unns düe patres in eine schöne, grose
cappella, sanct Catarine genanntt, in wölcher süe täglich cöle-
brieren, umb willen solche nahent bey ihren stantiis; in der-
selbigen wurden wür von den patres empfangen, und als ge-
breichig yeder bülger für einen halben ducaten in gold wachs-
lüechter bezalt, wurde yedem von solchen ein brennend lüecht
Kiechel. 20
1
306
in düe band gegeben, und güengen in der procession von ge-
melier cappella ein stüegen hinunder bey 22 stafflen thüef dordi
ein hole oder grotta; alsdann wür in ein schöne wolgezüehrte
cappell kahmen, aller in einen föUsen gehauen, das päaster, düe
wandt, wüe auch das obertheil oder düe büne durchaus mitt
schönem marmor züerlich besözt und iberzogen, dorein wöder
sonn noch mon scheintt; in gemelter cappelle ein deiner altar,
bey wölchem der pater ein prödüg geihon, alsdann unnser ye-
der hüngüeng und küsset den orth, an dem unnser heüiand
Christus geboren , wölches ist under gemeltem altar ein ronndt
ausgehauen loch, in einem marmor, in der gröse eines zimlichen
ronden tellers, yrgend bey drey zwerchfinger thüef.
Uff zwen oder drey schritt zur rechten handt geth mann in
drey stapfflen hinunder, hat es ein besondere grotta, gleichsam
eines deinen stalls, in wölcher das presepium, dorinnen Christus
der herr solle gelegen sein, gewisen wüert, wölches auch gleich-
förmüg unden und oben mitt schönem weüssem polirtem mar-
mor bekleüdet.
Am zuruckhgehn aus gemelter cappella auf öttlich schritt
zur rechten hanndt ein altar, under wölchem ein hole, dorinnen
Tül reliquia von den unschuldigen kindlein , als , Mathäi am 2,
zur zeütt der gehurt Christi von Hörode sein umbgebracht
worden, lügen sollen. Furtan uff öttliche paß geth mann in ein
andere grotta, wurde unns ein begröbnus gewüsen, in wölcher
sanct Jheronimus begraben ligen solle, wölcher düe biblia aus
höbraischer und grüechischer sprach in latin vertiert solle
haben, er auch dises closterr lannge zeütt bewohnett. Gleich do-
bey noch ein andere sepultura, einer edlen Romanerin, Paulina
genanntt; noch in gemelter grotta ein andere begröbnus, in
wölcher sanct Eysebius lügen soll; yber yede derer begröbnus
ein altar von marmor. Aus düser grotta güengen wür wideromb
herfür zu der stüegen und kamen in vorgemelte cappella, aldo
ein yeder sein wachslüecht wüder von sich lögte. In düser
cappella hat es einen sehr thüef gegrabnen brennen von gut^n
früschem wasser. Düsen abent sahen wür weytter nichts, dann
das wür hün und wüder düe stantia des dosters besichtigten,
alsdann wür hinuf zum nachtessen beruefen. Eh wür nun von ge-
dachter coUation uffstunden, sagte einer under denn patres,
307
das wir uns prepariren, noch düsen abentt oder aber volgenden
früeh, eh das wir meß hörtten, zu confessiren. Wüe dann mein
gesellschafb noch alle deß abents bey lüecht in der cappella
sanct Catharina confessirten; ich aber verfliegte mich in düe
kamer, in wölcher öttliche madraza aufgespreytett, ich mich
uff eine lögte, wölche in einem besondern kämerlin uf einer
steinern böttstatt lag, und als mann mür volgenden tag anzeigte,
ist erst vohr dreyen tagen einer von den patres uf gemeltem
bött an der besen kranckheütt gestorben.
Denn 5 Martii morgens früeh vohr tags stunden wür auf,
verfügten uns hinab in düe cappella, aldo ein pater hüelt auf
dem altar, an wölcher stott der herr Christus solle geboren
sein ; nach vollendtem ampt verfüegte sich all tnein gesöUschaft
für denn gedachten altar , derer zehen wahren ; ich aber blüb
mütt meinem wachslüecht allein dohinden stöhn. Solche alle
commonicirten under einerley gestallt.
Als nun solches volbracht, güengen wür wüderomb her-
uffer, und wurden uuns von zweyen patres ausserhalb des
closters nachvolgende ortt gewüsen. üff zwo w. meül unge-
vahr vom closterr wurde unns gewüsen das ort, an wölchera
der engl den hüertten solle begögnet sein : Ich verkindige eich
grose freid.
Nahe dobey gögen Bethlehem ein fleckh, bey wölchem ein
bronn, aus dem unnser liebe frauen zu thrinckhen pflegtte.
Nahentt dobey an einem bergle solle gestanden sein das
haus Josephi, unser lieben frau vertrautter.
Yrgend eines büchsnschuß weytt vom closterr wurden wür
in ein thüefe grotta under der erden gefüertt, hatt einen ver-
vallnen einganng, finster, das mann sich der lüechter gebrau-
chen mues; unden steth noch ein uffgerichter altar, dohün solle
düe muetter Christi mütt dem kindle Jhesu, als süe in Ägipten
flüehen woltt, sich verborgen haben für der furia Hörodis.
Der stein von gemelter grotta solle den weübern sehr gutt sein,
wölche keine mülch haben; wann solcher in ein tranck gescha-
hen wüert, bekommen süe dovon vil milch, wüe dann düe Moh-
ren und andere heüden , so umbher wohnen, von solchem stein
ihrem vüch eingeben, domitt solche desto mehr milch tragen.
Dössgleichen wann under denn Mohren einer das füeber hatt,
20*
308
gebrauchen süe disen stein im getranckh, halten dorfir, das
füeber das ferlas süe desto eher.
Am heru£fergöhn aus gemeltter grott^ ohngevahr halben
weeg württ zur lincken handt ein ronde starcke steinerne sänl
gesehen, wölche stets für und für schwüzt, gleichsam als schwere
tropfen doran hanngen, onangesehen düe grotta an ihr selber
sehr trucken, wölches für ein wunder zu achten.
Von do güengen wür wüderomb nach dem closter und be-
sahen den grosen templ von der Höelena erbauen, dorinnen aus
bewilligung des gardians zu Jherusalem düe Grüechen cöle-
briren und ihre gottesdüenst verrichten. Weyl solche kirch
weytt entlegen von der patres stantiis, gebrauchen süe düe nicht.
In gemelter kürchen wurde unns gewüsen neben dem haubt-
altar zur rechten handt des chors ein besonder oder nebenaltar,
aldo das ortt sein soll, do das kindlin Jhesu ist beschnitten wor-
den ; gögeniber zur linckhen handt deß chors ein ander altar,
an wölchem ortt das kindlin Jhesu von denn weüsen aus Mor-
genlandt ist angebettet worden. Düser tempel ist sehr gros,
hoch und weytt umbfangen, noch aller gannz, durchaus umbher
mütt alten mosaischen historien gemahlett, auch mütt goldt ver-
kleübt, sehr schön gezüertt, als düe kürch zu sanct Marco a
Vönetia, mütt vüer zeül schöner, hoher, groser, röttlichter mar-
morsteinern seiln oder pfleyler, derer auf yeder seytten aylf
nach einander stöhn, das pflaster noch zum theil von geferbtem,
iongelögtem marmor, ¥nie dann vil schöner stein aus gemelter
kürchen an andere orth der Thürckey gefüert worden.
Underdössen, als wür obgemelte ortt ausser döß closters
visitirten , nam mich, der dozumal gardian zu Bethlehem wahr,
uff ein ortt, spricht mich an, das von meiner gesöUschaft seye
angerödt worden, mich zu rödt stöllen, woromb ich nicht neben
inen, als einer so stattlichen, compagnia, mütt wölchen ich zum
theil büs von Yönedig glücklich und wol hüeher kommen seye,
confessirt und commoniciert habe, solle doneben wüssen, wover
ich mich im tempel deß heiligen grabs nicht so wol als düe än-
dern werde erzeugen, wüe dann einem guttem Christen gebürt,
wollen süe mich nicht mehr mütt oder bey inen dulden, vül
wehniger neben inen wüder zuruckhkommen lasen; bracht es
also sehr scharpf für, das ich in eyl schier nicht wüste, was ich
309
ime soUtt zur antwurtt geben ; allein ward mein entschuldigung :
umbwillen der zeitt kein pater, wölcher meiner noch auch der
französischen sprach erfahren, ich auch wehnig Ittalianisch
könde, das wöder er, noch düe andern patres mich verstön.
Dorüber er mür zur antwurt gab , so er mich was fragte , ob ich
in nicht verstöhe; wol sagt ich: iber wölches er mich ermahnet,
solle mich gefast machen, domitt ich neben andern im heiligen
grab im templ döß heiligen grabs commonicire, weyl müer jb
gott düe gnad geben, das ich an das heilige ortt kommenn seye,
soll ich ja gedöncken, woromb ich do erscheine, mich billich als
ein guter Christ erzeuge: neben andern vül mehr wortten.
Als wür nun wüderomb in das closter kommen, ward es
albereyt mittagzeütt , wurden wür hinuf beruefen, collation zu
machen, und sähe müch mein gesöllschaft mechtig säur an, wöl-
ches alles ich gedulden must; wie sich dann auch der graaf ver-
nommen lües, do ich nicht commonicieren werde, woll er selber do-
ran sein, das ich nicht in tempel dös heiligen grabs komme, dann
er müeste ime selber ein gewüssen doromb machen. Solche röjden
that er in meiner presentia, nicht ein stundt zuvor, eh wür in den
tempel gelassen wurden, dorüber ich ime kurz zur anttwurt gab,
ich hette mich schon gögen dem gardian d'Bethlehem erclärtt.
Nach gehaltner collation nahmen wür unnsern abschüd,
sasen uf die pfertt und maulthüer, rütten den gestrackhen weeg
wüderomb nach Jherusalem, wölches bey fünf w. meil, wurden
uns onderwegen volgende ort gezeugt.
Ohngevahr einer halben w. meil vom closter, was wehnigs
von der straßen zur rechten band, wurd unns gewisen die ci-
stema oder bronn Davids.
Furtan gögen der statt an der Strassen zur rechten handt
hatt es ein kirch, so düe Grüechen bewonen, aldo solle der pro-
phet Elias geboren sein. Noch neher der statt zu wüert zur
rechten band der Strassen ein groser alter boom gewüsen von
terebinto, bey wölchem unnser liebe frau oftermahlen pflegte zu
ruewen, als süe von Bethlehem nach Jherusalem güenge.
Gleich an der statt zur linckhen band der Strassen der
bronn Bersabä. Von do rütten wür nach der schlossporta und
wüder nach dem closter sanct Salvator» Als bald wür arrivier-
ten und nicht iber ein stund im closter wahren, wurden wür in
310
denn t^npel deß heiligen grabs zu göbn beruefen, dann es albe-
reyt begond abent werden ; demnach aber gebreichig, alle und
yede billger, ausgenommen düe münch, neun duqaten in gold
bezalen müessen, düejhenigen Christen aber, so in des Thircken
landt wohnen oder sesshafft, nicht mehr dann halb sovll per
testa bezalen. Weyl nun unnser paßbrüef , wölchen wür von
dem bassa zu Halepo bekommen, dergestalt lautett, das wür
kaufleüth und innwohner des landts seyen, passierten wir auch
dafür und bezalten nicht mehr dann vüer und ein halben duca-
ten in gold für unnser yeden. Als wür nun für gedachten templ
kahmen, wurde düe thür von einem Thirckhen oder Mohren,
döß sandiaco oder gubemators düner, uflfgemacht, einer nach
dem andern inngelasenn unnd alle fleissig gezöhlt; als nun düe
patres auch innkahmen, wurde düe thür von gemeltem Thürcken
wüderomb zugespörrt, wurden von erst in düe sacristey gefüert,
aldo wür von dem pater, wölcher ein prödicator und dozumahl
im tempel wahr, empfangen, alsdann wür unns in düe proces-
sion schicten, allweg zwen mitteinander güengen, der gemelte
pater prödicator vomen an, neben ime uff yeder seytten ein pa-
ter, unnser yeder ein brönnend wachslüecht in der einen handt,
dann gebreichig yeder bülger ein ducaten in gold für ein rottolo
wachslüechter dem monte Syon bezaltt.
Erstlichen güengen wür aus gemelter sacristey herusser in
den tempel, hueben an, düe letania zu singen , wurden auch bey
yedem ort öttliche lateinische vers recetiert, hernach thuett der
gedachte pater eine kurze prödüg und ermahnung, erclert in
ittalianischer sprach, was yedes ortt cappell und altar für ein
bedeüttung habe, auch was an yedem Christus der herr für das
mentschliche geschlecht gelitten und ausgestanden, wölches
einem sehr zu herzen geth, das öttlicheu under unns düe äugen
ybergüengen. Von gemelter sacristey bey dreissig paß zur
linckhen hanndt gögen Levante vom chor ein deine capell, sehr
dunckl, das ohn ein brennendt lüecht wehnig dorinnen gesehen
würt, wüewol stets ein oder zwo lampa dorinnen brennen , und
soll düß düe gefengnus unnsers herm Christi sein, in wölcher
ine düe Juden hüelten, büs süe in creüzigen wolten. Aldo thatt
der pater ein oration, neben vermeldung, wüevil jähr einer par-
donanz habe, so düese stött besuecht.
Stl
Von do gäengen wür weütter, und hinder dem hohen altar
dös chors ein andere cappell neben einem altar, aldo das ortt
sein soll, do düe krüegsknechtt düe kletider Christi getheilt und
das los umb seinen rockh geworfen haiben. Bey solcher der
pater gleichförmüg ein oration gethan, neben anzeigung der par-
donantz. Gleich dobey wurden wür in ein thüefe grotta oder
hole bey vüerzüg stapften tief under der erden, alle von schö-
nem marmor gemacht, gefüert; an gemeltem ort soll das hei-
lige creüz sein gefunden worden durch sanct Höelena im jähr
Christi 307. Als unns der pater erzölett, sollen sowol beder
schecher als das creüz Christi beysammen gefunden und alle
drey in einer grosse gewesen sein, das mann nicht wüste , wöt
ches under den dreyen das creüz Christi wahr; aus anschaffung
Hölena solle mann einen todten cörper genommmen haben,
solchen ufif düe creüz gelegt ; alsbald er das rechte under den
dreyen berüehrt, seye der todte alsbald wider lebendüg worden,
dobey mann wüste und erköndte, das dasselbüge das creüz Chri-
sti sein mues, und vermeldte der pater an düsem ortt sehr grose
pardonantz, indulgentia plöenaria.
Am heruffer göhn aus gemeltter grotta oder dem ortt der
erfindung des creüz bey 12 stapflen hoch zur rechten handt düo
cappella sanct Hölena, bey wölcher auch öttlich jähr pardo-
nantz vermeld wüert. So mann nun düe stüegen und stapflen
Inideromb heruffer geth, ist gleich zur linckhen band wüder ein
andere capell, aussen mütt einem grossen eysengetter verspört
und umbmacht: in derselbügen ist zu sehen ein dückhe
marmorsteinene säul, welche mann collonna imperii nennett;
auf derselbigen solle der herr Christus gesessen sein, als in düe
Juden mütt einer dörnnin krön gekrönett. Düse capell haben
düe Habessini in Verwaltung, gübt yeder ein almusen nach
seinem vermögen. Fürtan bey'14 pass zur linckhen handt, ist
der berrg Calvariä oder Golgata, geth mann ein stüegen hinauf
von weüssem mamor bey 18 stapflen hoch, am hinufgehn der
stüegen ein feysene handhöben, oben ein schöne, wolgezüehrte
cappella, das pflaster mütt schönem, geferbtem, ingelegten mar-
mor kunstlich gemacht, in der mütte ein starckhe marmorstei-
nene saul, wölche das gewölb trögtt , so dorüberr geschlossen,
oben mütt schönem mosaischen hüstorüen gemahlett. Zu hin-
312
derst der cappella sein zwen altar, so düe patres d'sanct Fran-
cisco in Verwaltung haben : bey dem einen altar wüert das ortt
gewüsen, do Christus der herr soll sein an das creüz genaglet
worden; nicht iber drey pass dovon wüert gezeugt das ortt, do
er ist gecreüzigtt worden, und endlich den geüst uffgeben. Do
das creüz soll gestandenn sein, hatt ein rondt loch yrgend eines
arms thüef, unden ufif dem grund ein rond sülbeme blatten,
doruf das büldnus unnserrs herrn Christi, wüe er am creüz
hanngt, geschmölzt ist. Düsen theil haben in Verwaltung düe
Georgianer, aldo auch ein yeder seines gevallens ein almusenn
reichtt, unns auch indulgentia ploenaria vermeld und ange-
zeigt worden.
Under der gedachten cappella , so mann düe stüegen wü-
deromb herunder geth, hatt es noch ein andere cappell, in
wölcher der rüß durchscheidftilich von oben an dös föUsens
büs tüef in düe erden, eine duften so weyt, das einer denn
köpf köndte hinein stocken.
In gedachter cappella werden gesehen zwo sepultura , düe
eine Godofredi, herzogs von BouUion, düe andere Balduini, seines
bruders, als gewesene christliche könig zu Jherusalem, dobey
auch öttliche in stein gegrabene latinische vers.
Von do nicht iber zehen pass gögen der porta oder dem
inngang des tempels wüert gesehen ein lannger stein von weüs-
sem marmor in der gröse als ein grabstein , lügt den lanngen
weeg uf dem boden, ist bey süben schuech lanng und in düe
drey breytt, umbher mütt einem glender verwahrt, yrgend einer
guten halben ele hoch, dorüber hanngen öttliche lampa; am ge-
melten ortt solln düe drey Marie den herrn Christum gesalbet
haben. Von do bey 20 pass ong^vahr güengen wür stracks
nach der capell deß heiligen grabs, wölche mehrtheils rond, be-
sonder und allein stött, das mann rüngumbher göhn mag, hatt
es uf der seütten ein geringfüege schlechte cappell, dorinn düe
Coffti ihre gottesdüenst volbringen.
Erstlichen kpmpt mann in ein vohrcappell, in wölcher für
der thür deß heiligen grabs ein vüeröcter stein zweyer schuch
hoch und auch vast oder was wenigs breitters. Auf demselbigen
solle der enngl gesessen sein, als düe weüber kahmen: wer
wölzett unns den stein von dös grabes thür. Als wür nun
313
herausser in der vohrcapell wahren, gtieng der pater hinein,
that ein oration neben einer kurzen prödüg ; nach Vollendung
derselbügen güeng uunser yeder nach und nach hinein , bliben
so lanng, als einer ein vatterunnser bethen mochtt; weül aber
ein 80 nider thürlin , güeng yeder under unns uf denn knüenn
hinein. Solch grab ist gleich in düe vüerung gericht, süben ge-
meiner schuech lanng und auch so breytt , unden und oben wfie
auch rüngsumbher mitt schönem wetissem marmor bekleüdett,
mütt vülen crucifix, so umbher in düe stein gegraben ; an dem
thürle zur rechten, do dann das heylige grab sein soll, hatt der-
selbige theil gedachte halbe cappell inn, mütt einem weißen
marmor bedöct, drey schuch hoch und vüerthalbe breytt, gleich
als ein altar, das mann doruf meß höUt, oben mütt yülen lampa
hin und widr hanngend, derer ob düe dreissüg, wölche tag und
nacht brönnen , das solche ein rechtte werme von sich geben,
dann gemelte cappell kein fünster noch luftloch hatt, ausser deß
thürhns, wölches in düe vohrcappell geth, das nicht kahn zuge-
thon werden. Düe vohrcappell hat ein thür, düe wol kan be-
schlossen werden, steth aber den mehrern theil offen.
Am herussergöhn gedachter capella gögen der sacristei,
dovon wür erstlich mitt der processi^n ausgüengen , auf öttlich
pass ein ronder stein von weüssem marmor in der gröse als ein
gemeiner ronder thüsch, nahe dobey noch ein anderer stein von
weüssem marmor gleicher gestallt und gröse , soll das ortt be-
deütten, do Chi*istus nach seiner uiFerstöhung Maria Magdalena
erschinen, und der ander stein soll sein, do gedachte Maria ge-
standen, als ihr unser herr Christus erschinen.
Von do geth man öttliche stapflen hinuf wüder in vorige
cappell, dovon wür von erst ausgangen, in der mütte dersel-
bigen ein ebenmesüg ronnder stein von weüssem marmor gleich
für dem altar, so in der mitten steth; wüert gesagt, das düe
Hölena das creüz Christi doselbstn probiert habe.
Auf der linckhen seütten under denen dreyen altar wurd
uns gewüsen ein stuckh einer starcken steinern säul, von rottem
marmor, an wölcher unnser herr Christus solle sein gegeüslet
worden ; ist mütt starcken eysenngätter wol verwart.
Uif der rechten handt dös altars ein ander loch, gleich-
formig mit einem starcken eysem gütter verspörrt, in wöl-
314
chem noch ein stuckb holz von dem heäligen creüz verwartt
lügen soll.
Nach YoUendung dösselbügen lögte unnser yeder sein wacbs-
lüecht von such, ftiehrten unns düe patres in ihr losament, so
hart an gemalter cappell ; aldo wür eollation gemachtt, dann es
albereytt bey zwo stund in düe nacht war. Nachdem wür nun
gezört, mochten düejhenigen, wölche schlafen wollten, in ein
kamer, dorünn öttliche madrazen lagen, gehn; do einer lust hatte
in das heilige grab oder anderer ortt döß tempels zu göhn,
stund es yedem frey, dann es zu nacht zimlich lüecht ist von
den lampa, wölche dorinnen an Tülen underschüdlichen ort-
ten brönnen.
Denn 6 Martii uff zwo stund in tag wurden in düe drey
iness innerhalb der cappell döss heiligen grabs gesungen. Nach
Vollendung derselbügen, wüe dann wür bülger in der vohrcap-
pell dem ampt bey wohnetten , hatte mein ganze gesöllschaft,
mich ausgenommen , alle commoniciert ; ich aber güeng heraus
in den tempel, spazüertte düe zeütt in der kürchen hün und wü-
der. Als es umb den müttag und zeütt wahr>, eollation zu
inachen, sözt ich mich uff den berrg Calvariä und güeng nicht
zum essen, dann ich gedacht, es wurde ohne schmachwort nicht
abgöhn. Nachmüttag wurden düe ortt, wölche zuvor ver-
schlossen, aufjgemacht, lües yeder seine crucifix, Corona und an-
der heülthomb, so wüer do und zu Bethlehem kauft, düe hei
Üige ortt dockiren, wölchem ich auch nachvolgte. Als solches
voUendett, güengen wür samentlich wüderomb in der proces-
sion von einem ortt zu dem andern, gleichförmüg als den vori-
gen abentt; nachdem ward es abent, rueft mann unns eollation
zu machen, güeng ich auch mütt, dann ich gueten appetit
hatte. Weül es aber fastenzeütt wahr , speyset mann schlecht,
wüe dann wehnig füsch aldo zu bekomimen. Nach gehaltnei*
eollation am herussergöhn in den t^npel kompt, der dozumal
gardian zu Bethlehem wahr, wüder an mich, sagt, ich solle uf
den berrg Calvariä göhn, aldo seiner erwartten, wölches ich ge-
thon. Als ich hinuff kahm, nembt er mich mitt ime, sözt sich
dohinden neben dem altar in ein stuol, sagtt wüder mich, ich
soll ime beichten, gab imezur antwurt, ich künde es in ittalie-
nischer sprach nicht thun, sagt er, ich solle es uf mein sprach
Mb
recetiren , dovoB er kein einig wort verstöhn kundte. Endlich
höbt er mich an zu fragen, ob ich kein trunkenbolg, buehler und
dergleichen »eye, auch ob ich gögen niemand feindschaft habe,
iber wölches ich ime stracks begögnet, düs seye fümemlich düe
ursach, doromben ich von haus gezogen, nämlich feindschaft
halber, dovon wür nun ein langes gespräch hatten. Wann ich
meinen feinden, sagtt der pater, an düsem heiligen, ja seligsten
ortt des erdbodens nicht vergeben wolle, wo dann solches be-
schehen soll? dorüber ich ime antwort, wehre düser zeitt zu
weytt von inen, do müer aber der liebe gott wüderomb zu haus
hellffe, woU ich dovon ablasen; endlich sagt er, ob ich meinen
feinden gahr nicht vergeben und mich als mein gesellschaft
mütt der commonication nicht versehen wolle; weüset ich ime
in meinem ojficio oder broeviario, wölches ich bey mir hatte,
lectio 9: itaque quicunque manducaverit panem et biberit
caHcem domini indigne, reus erit corporis et sanguinis Christi.
Was sich nun weütter, von wort zu wortt were zu melden vül
zu lanng, allein verharette ich steüf uf meiner meinung; end-
lich sprach er mür gleichwol düe absolution, verert ich ime
einen halben ducaten, und scheideten also von einander ; güeng
ich hinuf in düe kamer und lögt mich zu rueh.
Denn 7 Martii, morgens früeh wurde abermaln in dem hei-
ligen grab mess gehaltten, nach Vollendung derselbügen com-
monicierte mein gesöUschaft abermahln einhelliglich, usgenom-
men mich, der ich underdöß im tempel hün undt wüder güeng.
Und yrgend bey vüer stund in tag kam der Thürck, macbtte
düe portta döss tempels wüderr auf, nam yeder vpo dem patre
prödicator, wölcher do^umal im templ wahr, seinen abscbid,,
gab ihme yeder seines gevallens ein Verehrung. Als wür herusr
ser für den plaz oder vohrhof der kirchen wahren, füert mann,
unns zur linken handt öttlicb vül stapflen hinuff ; aldo wüert ge^
wüsen das ortt, do Abraham seinen söhn Isac hat wollen uff-
opfem, aldo ein schöne züehrliche cappella, der fuesboden mitt
geferbtem marmor kunstlich inngelögt. Von do güengen wür
denn gestrackhen weeg nach dem closter a sanct Salvator.
Hüer ist zu wüssen, das gemelter tempel dös heiligen grabs
von sanct Hölena, keyser Ccnstantini Magni mutter, erbaueft
worden, w<>lcber gros und weitt begriffen , das nicht allein der
316
berrg Calvariä, sondern auch alle hüevor erzölte ortt dorinnen
begriffen sein, ist oben mütt zweyen dinnen bedöct, dovon der
eine, so oberhalb der cappell des heiligen grabs , unbedöct und
ronndt ist, umbher aller mitt bley iberzogen, gleichformüg wüe
dtie rotunda zu Rom, das es uf düe cappell des heiligen grabs
regnet, düe cappell aber ist wol verwart, aussen düe wenden
mütt schönem weissem marmor ibet^zogen, oben uf dem hemell
ein rond gebey von öttlichen marmorsteinem seüln umbher mütt
kupfer bedöct, der ander thurn aber ist ganz mütt gehauenen
zuegedöct, auch gleichformüg in düe runde erbauen.
In gemeltem tempel wohnen stäts sübnerley nationen, wöl-
che alle Christen sein wollen, als Frandscanermünch, Grüechen,
Georgianer, Armenier, Syrianer, Coffti und Habessini oder
Äthiopi, düe aus prüester Johann landt, und hat ydde nation ihr
besondere wohnung, das keine der ander ibertragen thuet,
auch hat yede nachvolgende ortt döss tempels in Verwaltung.
Under gedachten nationes haben düe patres de sanct Fran-
cisco zu gouverniren erstlichen das heilige grab sampt der vohr-
cappell, in wölcher süe täglich cöelebriren ; uf dem berg Calva-
riä oder Golgata das ort und cappell, do Christus ist an das creiz
geschlagen worden.
Ittem das ortt, do der herr Christus seiner lüeben mutter
erscheintt nach seiner ufferstöhung. Umb wiillen nun düse cap-
pelle zimlich gros, auch hart neben ihrer wonung, gebrauchen
süe solche zur sacristei.
Ittem das ortt, do Christus der herr ist gesalbett worden.
Ittem das stuckh von der säul, an wölcher Christus solle
gegeüslet worden sein. So haben süe denn mehrern theil in Ver-
waltung, do das heilige creuz erfunden worden; zum lotsten
haben süe das ort in Verwaltung, do der herr Christus nach
seiner ufferstöhung Maria Magdalena erschinen.
Düe andere nation sein düe Grüechen, haben allein in Ver-
waltung den mittlem theil döss tempels, wölcher gros und schön
gezüert, aldo das ortt sein soll, do der herr Christus sagt ; Hie
est medium mundi; an demselbigen ortt cöelebriert der Grüe-
chen Patriarch; neben dem haben süe auch einen theil an der
cappell der erfindung dess creüzes.
Düe drütte nation sein düe Georgianer, haben in verwal-
317
tung das ort uf dem berrg Cahariä , do Christas der herr ist
gecreüzigt worden, haben auch das ortt under gemeltem berg,
do der rüs im fölsen und düe 2 könig begraben lügen.
Düe viiertte nation sein Armenier, haben in Verwaltung
das ortt, do unnser lüeben frau gestanden , als düe Juden Chri-
stum denn herm creüzigten.
Ittem düe cappelle sanct Hölena, wue auch das ort, do
Büe düe kleüder Christi theilten.
Düe fünfte nation sein Syrianer, haben das ort in Ver-
waltung, do Joseph von Arimathia begraben lügt, sampt andern
mehr heüligen. Düe sechst nation, Coffti, haben düe cappelle,
so an der wand des heiligen grabs erbauen.
Düe Bübende und lotste nation, als düe Äthiopi oder In-
diani, haben in Verwaltung düe cappell, dorinnen düe säul, auf
wölcher der herr Christus solle gekrönt worden sein.
Düse nationes, wüe hüevor vermeld, sein alle geüstliche
personen und ordensleüth^ bleübt yeder ein vüertl, wol ettwan
ein halb jähr aneinander drinnen, nach yeder nation gardian
oder patriarclien gevallen und gutachten.
Gedachter tempel, so düserzeütt weytt in der statt, als
solche yezunder umbfangen, vohr düsem soll düs ortt ausser-
halb derselbügen gewesen sein, in einem schlechten gartten , als
unns düe schrift solches clerlich zu verstöhn gübt.
Düe statt Jherusalem betreffend ist solche derzeütt nicht
sonders gros noch weytt umbfangen; ein starckhe maur rings
umbher, doch ohne einige wähl noch Wassergraben; an der
porta, do der weeg nach Bethlehem geth, ein altt castell, so
nicht vül zu bedeütten ; düe statt innwendüg von geringfiegen,
schlechten und übel erbautten heüsern, den mehrerntheil mütt
Christen bewohnt, wehnig Moren, noch vül wehniger Thürcken,
ausgenommen denn sandiaco oder gubernator sampt seinm volckh.
Als wür nun, wüe hüevor gemelt, in das closter a sanct
Salvator wüderomb kommen, wurde yedem under unns von
dem Präsidenten, so zur zeütt an statt döss gardians do wahr,
öttliche agnus dei, wüe auch ein dein stücklin yrgend einer
gemeinen erbes gros, so von dem stein döss heiligen grabs sein
soll, presentiert, doneben wurde yedem ein patenta oder ur-
kuud, uf bergament in latein geschriben, gegeben, mütt dös con-
31S
vents secröt unden uffgedruct, dorinn wärt vermeldt, das er
düe heilige ortt inn und usserhalb der statt Jherusalem visitiert
habe. Düeweül ich aber nicht commoniciert hatte, wurde müer
keine gegeben; demnach ich durch den pater, so dozumal
canzler und düe patenta selber gesehribenn hatte, erfahren, das
er für mich auch eine gemacht, solche gleichförmüg mütt döss
convents secret vervörtügt, güeng selber zum Presidenten in
sein zimmer, bütendt, er wolle müer solche volgen lassen, liatt
auch albereytt einen zeckin in der band , dann yeder einen du-
cateh in gold für düe patenta bezalen mueß; thuet er sich
gögen müer entschuldügen , lögt müer auch brüef für von ihr
heiligkeit, dem Papst, dorinnen ime bey hoher straf verbotten
und ufferlögt worden , keinem kein patenta zu geben, er hette
dann commoniciert. So ver ich aber solches noch thuen wolle
vohr meinem verreisen, soll müer ebenmössig als den andern
ein patenta gegeben werden. Lues es aber in gottes namen ver-
bleüben, und macht mich neben andern meinen gef&rtten aller-
dings uff düe reüs förttüg. Solches beschach umb mittagzeütt,
das wür hemacher in ihr conventstuben oder zimmer, dorinnen
düe patres ordinariter zu essen pflegen, berufen wurden, colla-
tion zu machen. Nach volbringung derselbügen presentiert oder
gübt yeder seinem vermögen oder gevallens dem gotthaus ein
almusen , nahmen hernach unnsem abschüd , sasen uf unnsere
pfert und rütten gemelten 7 Martii ohngevahr umb vesperzeitt
von Jherusalem (wölche statt düe Moren Coutz nennen) hün-
weg, sein also nicht lennger, dann von primo Martii büs 7 dütto,
aldo verharret, wüe es dann unnser keinem lüebte, lennger do
zu bleüben, umbwüllen düe pest noch an öttlichen ortten der
statt regüerte. Do schon solches nicht, ist es doch ipehr dann
lanngweilig, von wegen düe statt sehr ybel erbauen, hessliche
heüser und schlechtlich bewohnet. Wür wahren auch wüUens,
nach dem Jordan, a la Quarantana, Jericho, Höbron und der-
gleichen ortt zu reüsen, wölches in zweyen tagen hün und wüder
kan verriebt werden, aber es wurde unns heftüg wüderathen
wegen unsicherheütt der Arabier, so doselbst umbher wohnen;
blib also vermitten.
Es wüll einem, der nicht catholisch ist oder under einer
gestalt nicht commonicieren wüll, nach Jherusalem zu reüsen
319
sehr beschwerlich sdn: denn costen, müeh und arbeytt, wüe
auch düe geyahr und wagnus, so einer zu wasser und landt aus-
stöhn mues, aller bündan gesözt, ist das gröste der religion
halber, dorüber einerr wol leübsgevahr auszustöhn hatt, nicht
der Inquisition halber, dann dieselbüge an düsen ortten nicht
ist, sondern anderer sachen halber, dovon alhie zu melden ohn
noth. Also rütten wür dess vorgemelten tags von Jherusalem
hünweg, und gab uns der president das gleidt büs für düe statt,
wahrenn unnser 10 und mitt unns zwen patres neben beden
janitschar und muckeri ; der ailfte aber , wölcherr döss einen
Vönetianers düner wahr, denn hinderliessen wür kranck.
Als wür ahngevahr ein stund geritten, manckiren wür dess
einen janitschars, dann er sich in Jherusalem voll angesoffen,
das er nicht uf dem pfert süzen kundte. Als wür nun bey 10
w. meil ongevahr von der. statt zu einem dorff, Byri genanntt,
kahmen, wölches mehrtheils zerstört, noch öttliche heüser, so
von Nosserani oder Christen deß landts bewohnet, aldo lagerten
wür uns in einem alten camp, in vermeinung, unnser mann solte
hernach kommen; als unns aber der Grüech, wölcher ein reni-
gat wahr, der inen düe pfert versähe , anzeügte , soll er gleich
für der statt einen balghandel angefangen haben mütt einem
dess gubemators dünerr, das wür düse nacht do verharreten,
dann unnser anderer jenitschar nicht hünweg wolt , büs er zu
unns komme.
Denn 8 düs bey zwo stund vor tags santten wür gemelten
renigaten wüd^r zuruckh nach Jherusalem, sich zu erkundigen,
wüe es umb denn vollen hund beschaffen, auch ob er noch do,
oder wann er aldo weg geritten. Als w^ir mütt grosem verlangen
büs uf denn müttag gewartt, kam der renigat sampt dem janit-
schar, der rütt uf einem esell, ist also aus einem pfert ein esell
worden, gübt für, sein pfen*t sey ime dess vorügen abents, als er
voll gewesen, neben all seinem geltt, bey 50 daler, genommen
worden, ist derentwegen sein begehrn, das wür ime solches
guthüen, wölches nicht ein unbillich anmueten oder begehren
von ime wahr, do unns doch der hundt zu einem geleütsmann,
unns zu beschizen, müttgeben wahr. Als wür unns nun under ein-
ander berödt, was wür unns verhalten wolten, ob wür döss tags fer-
nerr reüsen oder aber vollend do bleüben wollen, dann es ein star-
320
cke iagreüs nach Napolosa, underwegen nun ein schlemmer camp,
an einem ungelegnen unsichem ortt, zudem ist düe stras ohne das
sehr gevahrlich der Arabier oder rauber halber , umbwüllen es
bergüg, zimlich rauch und vül holz underwegen; underdössen
kompt ein anderer jenitschar mütt unnsers jenitschars pfert,
das vomen von der brüst an füesen durchab voller bluet wahr,
anzuzeigen, als wehre solches von raubem beschehen: wölches
alles uf ein betrug, unns dodurch ein forcht und schrecken in-
zustöcken, angesehen wahr. Also muesten wür düsen tag auch
aldo verharren und hatten vül zu thun, büs wir den hund, unn-
sern janitschar, wüderomb zurecht brachten, dann es an einem
ortt wahr, do nicht vül, ja ganz kein recht zu suechen, zudem
nam sich der ander janitschar, wölcher unnserm hund sein
pfert bracht, dessen heftig an, dem wür auch ein Verehrung
geben muesten.
Denn 9 düs mütt dem tag von do hünweg; wüe es dann
steinigen, bergigen und rauhen weeg, auch zimlich holz hatt,
das es sich nicht eylen lest, kamen uf denn abent bey gutter
zeütt gehn Napolosa, aldo wüer düe nacht verblühen. Gemelte
statt lügt in Samaria, dovon ich zuvor anzeigung gethon ; allein
mues ich ein wehnig meidung thun, was unns düsen abent von
dös sandiaco oder gubernators volckh begögnet ist, dann er zu
allem glickh selber nicht anheimisch, sondern, als wür am hin-
reisen under dem berrg Tabor ybernacht lagen, rütt er mütt
vülen pfertten bey unus firiber, dann er von dem bascha zue
Damasco beruefen worden, wölcher jheneseytt dös gedachten
berrgs gelegen. Als wür nun in gemelter statt düe gabell be-
zalten, für unser yeden 48 mödin , sonsten ist das ordinari am
hin und wüderreüsen nicht mehr dann ein halberr ducaten in
gold, in dem wür also demüettig im champ oder carvatscharas
waren büs zu abent , das es anhub nacht werden, kamen un-
derdössen öttliche hundt, das sein janitschar, pravirten und
wollen per fortia wein von unns haben. Indem wür unns ge-
wägert und inen nichts geben wollen, dann wür denselbigen
noch selber zue gebrauchen, weül büs gelm Damasco kein wein
wöder für noch ohne geltt zu bekommen, dorüber süe im zorn
hünweg güengen, und stund nicht iberr ein halbe stund an, kom-
men zwen andere janitschar, begehren; wür sollen alle zugleich
321
für denn subaschi, wölcher den gubernator verwesen thut, kom-
menn; gehu also zwen der unnsem der Grüech und der eine
Vönetianer, wölche beede der mörischen oder arabischen
sprach wol erfahren. Indem süe für gemeltten subaschi kah-
men, höbt er an, fragt, ob wür nicht düe seyen , wölche uff den
und den tag aldo durchzogen, zeugen süe ime am , es sey eben
düeselbüge compagnia, sagt er, am hinreysen haben wür für
ailf personen gabell bezalt, nun aber bezalen wür nicht mehr
dann für zehen ; wo der ailfte geblieben. Als ine düe unnsern
bericht, wüe das er zu Jherusalem krank undt schwach worden,
derowegen er wüder seinen wüUen do verbleiben müessenn, wöl-
chen roden er am wehnigsten glauben geben wolt, gab für, wir
haben in underwegenn umbgebracht, geblindertt und das seinüg
iroe abgenommen, iber wölches düe unnsem düe bede jenit-
schar, so unns zugeben worden, zum subaschi füerten, kund-
schaft und zeügnus zu geben, das süe dennjhenigen noch des
tags, als wür verreiseten, leben düg gesehen haben, wüll er
solche zeügnus auch nicht geltten lasen, do sonsten eines Thür-
ckhen wort bösser ist dann hundert Christen zeügnus, verharret
also der subaschi starckh uf seiner oppinion und fürnemmen,
begert derowegen 3 tausend ducaten correnti das ist 2 tau-
send reichsdaler, vermelt dobey, wovor wür unns nicht in kurz
resolvirten, wolle er unns samentlich in Verhaftung nemmen
lassen. Domitt fortügt er düe zwen ab, mütt bevelch, das süe
solches unns anzeigen; indem süe nun solches nach löngs er-
zölten, güengen düe zwen von unserer compagnia wüderomb
hün für den subaschi, zeugten ime denn passbrüef, wölchen wür
von dem baschä von Haleppo hatten, doran er auch nicht contento
sein wolt, wahren wür bedacht, einen uf unnsern costen nach
Jherusalem zu spedieren, urkund vom sandiaco, wüe auch
vom gardian oder Präsidenten deß closters a sanct Salvator , do
dann der krank lügt, müttzubringen. Do er dasselbig vernom-
men, ward er nicht mehr so wüld, allein wolten wür an der
reüs nicht verhündert oder uffgehalten werden, muesten wüer
ime ein Verehrung thun, wölches bey 15 ducaten correnti ge-
stünde, so wür gedachtem subaschi sampt seinen düenem ver-
ehren muesten. Wür bevahrten unns am meisten, der sandiaco
oder fürst döss orts möchte underdössen heim komen, wölcher
322
ein teüfelisch mann und eben derjhenige,. so zu Jherusalem der
Armenier patriarch hatt splissen lassen, dovon hüevor vermeid,
dösswegen er aldo abgesözt und gehn Napolosa kommen. Sol-
cher ist ein renigat und gebomer Ittalianer, das er wol weüst,
wüe es mitt den Christen, so düser ort züehen, beschaffen , wüe
er sich dann offtermaln hat vernemmen lasen, düe bülger, wölche
nach Jherusalem reüsen, seyen mütt geltt beladen, wüe ein
camel mütt wahr: do er erst gesehen, dsus mein compagnia in
sechs geladner maulthier hatten, doruf süe ihren pagaschie
fuertten, wölches vul zu stattlich, dann leichtlich dorus zu Yer-
mueten und abzunemmen, das wür nicht sdilecfaie oder arme bil-
ger seyen, das er unns für gewüs umb ein namhaftes wurde ge-
ströct haben , dann ich von andern bülger vernommen, wölche
dodurch gereisett, wann einr nun einen gutten rockh anhabe,
ströct er in umb öttlich ducaten.
Also machten wür unns den 10 Martii früeh, alsbald das
thor geöffnet, von do hünweg und rütten den tag in ein flecken
und castell, in wölchem wüer düe nacht verharreten, Tscbenin
genanntt, in Galilea gelegen, dovon ich hüevor meidung gethon,
muesten wür abermalen gabella bezalen, 54 medin par .testa,
do sonsten das ordinari nicht mehr dann süben medin sein soll.
Düeweil wür abr müttt sovil blonders und geladner maulesel
dohün kahmen, hatten wür dössen zue geniesen. Gleichwol am
hünreysen eben an düsem ortt von yedem fünf ducaten begert
worden, do süe sich mitt 45 medin abthädügen lüessen«
Wür wahren bedacht, von do aus unnsem weeg nach Na-
zaret zu nemmen, dann es nicht iber 3 stund abwegs der stra-
sen gelegen; düeweil aber solche straß nichtt allein bergüg. und
unwegsam , sondern auch der rauber und Arabier halber sehr
unsicher, wahren wür bedacht, ein convoy müttzunemmeBi hiiel-
ten beim castellano umb zehn janitzar zu ross ahn, wüe dann
in gemeltem schloss stöts bey 40 pfert gehalten worden« dös-
sen er sich bewilligt. Accordirten einem yeden einen zeckin
oder ducaten in gold zu geben, dann es von do aus nicht iber ein
halbe starckhe tagi*eüs büs gehn Nazaret, und wurde dem capa
der jenitzar gleich am abentt vüer zeckini uf düe band ^ben.
Den 1 1 düs machten wür unns früeh mütt dem tag uff und
ward der capitano auch früeh zu pfertt sampt einem jenitzar
< •
32S
uBd eleinen juQgen ongevahr von 12 jaliren, wölcher seinem
b^rrn düe lanzen vorfuert. Als wür der andern warteten , frag-
ten, wo süe blühen, sagt er, körnen gleich hernach; wüe wür
irgend ein w. meül in das feldt kommen, wolten wür der andern
erwai*tten, gab er zu der antwurtt, es kerne keiner mehr her-
nach, er und sein jenitzar wollens mitt unns wagen , seye gleich
sovil, als wann er selbzöhent wehre, dann ime sein leüb gleich
80 lüeb seye als unns unnser leben; lüesen ime anzeigen, wir
hettea nicht nun für zwen, sondern für ihre zehen unns zu cou-
Yoyren accor^rt, doruf er auch des abents zuror vüer duca-
ten empfangen; indem erzürnet er utid würft solche 4 zeckin
VOR sieh an düe erd, last sich mütt besen wortten vemenmien,
wür namen das geltt und vererten ime gleich wol einen ducaten
undt lüessen wüder zuruckh reytten. Also verblib düe reüs
nach Nazaret, wölches wür zur lincken band lügen lüesen und
unden am berrg Tabor, so zur rechten hannd, den gestracken
weeg fort rütten, und sagten hernach unnsere jenitzar, das es
ein angelögt düng under hüevorgemelten janitzar gewesen,
wann wir schier bey Nazaret zwüschen düe berrg und das ge-
hülz kommen wehren, betten süe unns selber helfen spuliereü
und blindem.
Ungevahr umb müttagzeütt zogen wür für dem berrg Tabor
hün, kahmen öttliche Arabier mütt bogen und lanzen geloffen,
begeren von yedem öttlicb medin capara; wolten wür änderst
fort, muesten wür inen düeselbüge geben, kahmen uff denn
abendt an das galileisch mör, dovon zuvor meidung beschehen,
aldo wir vül füsch, so in gemeltem seh Jhenezaret gefangeil
worden, für ein gering gelt kauften, ye das rottolo umb fünf
medin. Es wurd düse nacht in dem camp, do wür lagen,
dem Grüechen, so ein renigat und düe pfert versähe, sein sebl,
einem andern, so ein camelthreiber, in düe fünfzig ducaten an
geltt entwend, dann es kahm uff dem abent zuvor ein carovana
hün mütt öttlichen camel, düe mütt züböben geladen wahren,
wölche von Damasco kahmen und nach Gayro in Ägipten wol-
ten, Derowegen wol von nöthen, einer gut achtung uf das seinig
gebe und es nahe beysammen haltt, sonderlichen bey disen
frömbden göstenn, als bey denn Arabiern, wölche von natur ein
veihstoien g^ind ist.
21 *
324
Denn 12 düs uff ein stund in tag da hünweg, und kahmen
uff denn abent göhn Conetra champ und castell, dovon am hüa-
reysen hüvor vermeldt.
Denn 13 düs von do göhn Sasa, muest unnser 4 media ca-
para bezalen.
Denn 14 kahmen wfir bey gutter zeütt wüderomb gehn
Damasco und vermeinten unnsern innkehr in vorigem losament
bey dem signore Francesco zu haben als am hünreüsen , aber er
veoUte unns nicht in das haus lassen, dann er der besen kranck-
heitt halber ein abscheüen ab unns hatte, weyl wüer von Jberu-
salem kahmen ; do wür vülmehr ein abschetten ab seinem haus soll-
ten getragen haben^ dann zwischen der zeütt, als v^ür von do vveg
wahren, ist ime ein diner an der pestis gestorben. Also loscbir-
ten wür stracks gögen seinem haus ober, wölches ortt für düe
frömbde Nosserani oder Christen gemacht, dovon wür des tags
aus yedem gemach oder kamer öttlidi medin bezalen muesten.
Den 15 und 16 verharreten wür aldo, güengen in der statt und
in gärtten hin und wüder spazüeren und war dozumahl eben
ein iberaus schöner lust in den gärtten zu sehen, von wegen vül
und mancherley blüeh, lüeblichen und ahnmüetigen geruchs, so
düe böm von sich gaben , derogleich nicht bald zu finden , ich
auch mitt äugen niemals gesehen.
Denn 17 düs ungevahr bey 3 stund in tag reüseten wür Yon
Damasso hünweg, und nicht iber ein stund wegs von der statt
höbt sich gleich das gebürrg an , gögen berg unlustigen, besen
weeg; kahmen döss tags in ein dorrf genanntt Dymas , aldo wür
iber nacht lagen , bekahmen eyer zu kaufen , dann ich mich
büs anhero sehr mager beholfen, wegen es in der fasten wahr.
Denn 18 mütt dem tag von do hünweg, kahmen aus dem
gebürg in ein schön, fruchtbar thal, zwüschen bergen gelegen,
sonderlichen ein gut, geschlacht komfeldt, mütt gutem früschem
wasser genugsam versehen. Dort unibher in einer deinen revier
oder gögne werden vül fleckhen und dörfer gesehen und woh-
net ein sondere nation in düsem thal, wölche mann Truscos nen-
nett, wollen Christen sein; ihrem anzeügen nach kommlBU süe
von den Franzosen her, als zur zeütt Godefredus herr von Boui-
llon düse land erobertte und regüertte, ist ein beherzt und sehr
geschwind volckh, düe mütt röhren oder büchsen wol umbgehn
325
könden, auch bandbogen zu scbüesen ganz gewüs sein. Der
religion halber halten süe es mütt den Marioniten , derer sich
vül tausentt am gebürg Libani haltten, düe hün und her wohnen,
wüe sich dann solch gebtirg weytt erströct; derowegen süe dem
Thürckhen schlechte obedientiam prestiren, kan süe auch jrbl
zwingen, dann sich in einer kürze ein grose menge volcs rersam-
let. Lagen dise nacht in einem flecken iber oder nahent einem
fliesenden bach, heist das dorf Böerleas.
Denn 19 düs von do hünweg hatten wür bey 2 stund iber
sehr tüefe, wasserige baufelder zu reütten, alsdann kamen wiLr
an ein sehr hohe steüg des gebirgs Libani, rauher und steiniger
weg, wüe dann solcher vast den ganzen tag gewehrett, immerzu
berrg uff, kahmen dess abents in einen magern champ , dobey
wöder dorf noch heüser wahren, aldo ich wüder meinen willen
fasten muest und nicht sovil räum drinnen wahr, das sich einer
koth und wueste halber düe nacht uff düe errd lögen kondt
würt^ düs haus genannt Hosani.
Denn 20 düs wahren wür früeh auf; als wür nun bey 3
stund gerütten, kahmen wür aus dem gebürg an das mör, aldo
langest vül rudera groser gebey unndt mächtiger statt gesehen
werden, als düe alte fürnemme handelsstatt Acon, wüe auch
Tyrus , Sydon und Baruthus, dohün wür umb müttagzeütt kah-
men, wölche statt noch zimlich erbauen und bewohnet sein soll.
Ist einporto döss mors; aber wür weiten nicht hinein, sondern zo-
gen fürbey , lüessens zur linckhenn handt lügen, umbwüUen es
ein so gottlos bös volck do haben soll, das wür unns yergend
einer avania bevahrten ; lagerten unns dess müttägs am mör
bey einem deinen bächlin von süesem wasser, aldo wür coUa-
tion machten, wüewol bey müer nicht vül im korb oder zum
besten wahr; hett gewolt, das düe vasten ein ende hette; zogen
nach mittag immer den langen weeg am mör, kahmen a^if den
abendt zu einem einzechtigen grosen hof , wölcher von einem
Nosseran oder Christen bewohnet würdt, nahend am mör lü-
gend. Aldo lagerten wür unns herussen vohr dem haus, ver-
mochten nicht sovil an den Christen, auch wüe sehr wür in
bathen, das er unns einen salat, dessen er doch genueg in einem
gärtlin nahent dem haus waxen hatte, fürs geltt wüderfahren
lües; muest ich mütt dem wehnigen, so müer gott bescherett,
99«
verlüeb nemmen, und heüst das orti oder düse einede K»t
habrain.
Denn 21 düs wahren wür mehr dann 2 stund Tohr tags auf,
dann sich mehr Thürcken do versamleten, düe auch unnsers
wegs weiten, und blühen düe geladne maulthüer, welche döss
graven und der Vönetianer pagaschie trüegen , dohünden ; wüe
wür dann döss tags gehn Trippoli weiten. Vor müttag kahmen
wür an einen unbillichen, hohen bei^, das ich mich hoch ver-
wundert, wie doch ein geladen thüer solchen berg uff und ab-
kommen kahn, dann es an öttlichen ortten ein pur lautter falls,
so glatt als ein wand, und so geh, das ich genug zu thun hatte,
solchen uffzuklettem, und dann wüder so geh bünunder, als-
dann man bald wüder zum mör kompt. Arrivirten also dess
tags bey guter zeütt wüderomben gehn Trippoli, aldo ipann
mich im fondego de Francia, do ich zuvor mein wohnung hatte,
nicht loschiren woltte, umbwüUen ich von Jherusalem kahm
und düe pest noch dortt regüertte. Zöge also mütt den zwen
patres, wölche mütt unns hünkahmen, in dem clösterlin inn, aldo
ich mich bey dem teütschen apotecker, welcher sein laden und
losamentt im closter hatte, behollfen.
Nun wollten gedachte 2 patres mütt der nave Nana et Ru-
zina, wölche albereytt zu Salin! in Cipro wahr, umb Yönetia
söglen; weyl süe aber im clösterlin ihren innkehr namen, weite
der graf wüe auch däe zwen vönedüsche kauffleütt nicht zue-
geben, das süe neben ihnen uff gedachte naue kommen sollten,
weil vohr öttlichen tagen ein pater drinnen gestorben.
Ich mues ein wehnig meidung thun, was es hüezuland für
guter daurhafter pfertt gübt: als ich an einem pfertlin, wel-
ches doch sehr dein und schwach wahr, erfaren, das es nicht
allein mich, oftermaln sein und mein proviant und geti^anckh
mütt such getragen, und ichs hün und wüder in düe 36 tagreü-
sen geritten, umb düe zeütt, do der weeg am tüfesten, dann wür
umb das ney jähr von do ausgezogen ; es last sich hür nicht von
meülen schreüben, dann es oftermaln weytt von einem dprff
oder flecken zum andern ist. Als nun gebreichig, das mann
döss mittags nicht füettert , sondern ingemein vom morgen an
büs uf das nachtlägerr unabgestigen reätt, döss abents kompt
mann in ein dorrf , champ oder das mann sich im feldt lägertf
327
flll^s nach gelegenheütt der tagretisen, schlecht einer ein pfähl
in düe erdenn, bündet das pfert dorahn , ist das gemeine fdetter
geraten und zerrüben stroh, dann hüezulandt kein hey, an vülen
ortteit auch kein haber gepflanzt wirtt, fiiert einer allzeütt denn
barn mütt sich, das ist ein schwarz herenei^ sackh , denn henct
er dem pfert an denn halls mütt gersten und zermalen stroh
ausgefüllt, lest dem thüer dennselbügen düe ganze nacht an;
es ist auch nicht der brauch, das mann düe pfertt dess nachts
absattelt, wüeich dann mein pfertle von Trippoli büs gehn Ha-
lepo, das ist 8 tag reüsen, niemals abgesattelt, und hemacher
von Halepo büs gehn Damasco, wölches süben tagreüsen, auch
onabgesatteltt geritten habe; allein hab ich öttlichmaln zum
sattl gesehen, domitt ichs nichtt drucke, wüewol ichs under-
wegen hesslich zuegericht und uff dem ruckgratt übel gedruct,
das mein gesellschaftt sagte, es wehre unmüglich, das müch
solches pfertt umb Jherusalem tragen werde. Aber ich heylet
es mütt einem verbrannten schnech, wölchen ich zu bulver zeri-
ben, das es mich fein knapp fortttrueg. Gemelt pfertlin ver-
küef ich zu Trippoli wüderomb per 6 reüchsdaler, doran ich bey
fünf daler nachzug; entgögen profitiert es mich am nolo, an
statt, do ich hette müessen lehenpfertt nemmen , ob düe 24 da-
ler. Es ist hüezuland einem Christen sehr müehsam und unbe-
quem, mütt eügnen pfertten zu reüsen, sonderlichen wann einer
düe sprach nicht kahn, oder aber, do einer ein bolaco tschausch
oder thürcksche post antrüft, mues er ohne einige wüderröd, do
es derselbüg begerett, absteügen und dasselbüge sein engen
pferrt verlassen.
Indem wür nun zu Trippoli noch öttliche tag stüllgelegen
und ein rechnung ausgezogen wurde, was yedem under unns
pro rato parte dess ausgelögten oncostens halber gebüre, dann
unns düe zwen heudt, düe jenitschar, innerhalb 36 tag ob düe
300 ducaten correnti cost haben, und vnirden aus unnser 10
oder 11 nicht mehr dann 4 capi gemacht, als der graf, bede
Vönetianer^ und mich namen süe für den vüertten, do doch der
graf zwen düner, düe Yönetianer 3 düner mütt sich hatten, ent-
gögen ich nun allein wahr; derowegen ich mich dössen wegertt
und nicht mehr zu geben bewilligt, dann was mein gebür be-
trüftt, wüe ich mich dann dösshalben heftüg mütt d6m gräfeu
328
gezweyett, auch nicht mehr bezalt, dann was roör pro rato ge-
bürt hatt: dorüber mich der graf für einen Lutherian ausge-
Bchrien, darnach ich wehnig fragte, dann es nunmehr nicht ¥äl
zu bedeütten hatte, auch lües er sich vernemmen, ich solle auf
düe naue nicht kommen, uf wölcher er wilder zuruckseglen woll,
das doch onedas mein begem nicht wahr, dann ich in Ägipten
zu seglen bedacht. Also verlües ich düse compagnia und fuebr
der graf noch vohr meinem verreüsenn mütt einer barca, so er
neben dem einen Y önetianer a posta genommen , nach Salini in
Cipro, aldo er düe naue Nana et Buzina, mütt wölcher wür von
Yönedig abgeseglet, noch angetroffen. Als er nun gehn Vöne"
düg kommen, bracht er mich gleichwol in absentia meiner umb
20 ducaten in gold, wölches ich mueste zu meiner dohünkunftt
beschehen lasen, und ist villeicht bösser, solche 20 zeckini
seyen in malora, dann das er müch zu Vönetia für einen Luthe-
rian accusiert hette.
Zwüschen der z^ütt, als ich zu Trippoli stüUag, purgiert
ich mich und lües müer ein ader stechen , wüe es dann einen
erfahrnen medicum do hatt, wölcher gleichwol ein Jud. ünder-
dössen befragt ich mich umb passaschir nach Damiata oder
Alexandria. Das familia oder düe patres, derer in düe 36
wahren, so mitt der naue neben unns von Vönetia abkommen,
erst einen tag vohr unnserer aldo wüderankunft nach Trippoli
göhn Zaffo oder Joppe verreüsett und per barca abgesegeltt,
das süe den ganzen wüntter in Trippoli verharreten^ wegen dess
bösen lufts, so in Jherusalem regierte. Umb düse zeüttt döss
Jahrs ist gutter passaschie nach Marsilia in Franckreich, wüe
auch nach Vönetia, allein das sich solche lanng verweilen. Aber
n^ch Cipro, Candia, Rhodys, Tisola d'el Scio, Constantinopolj,
Damiata und Alexandria, wüe auch vüler insulen döss Arcipe-
lagi gäbt es yeziger zeutt immerzu schiff, darf einer nun der
zeütt undt döss guten wetters erwartten; insonderheutt gehn
sehr vul schiff nach Constantinopoli, wölche alle mutt sayfen be-
laden, so zu Trippoli gemacht ; düe ist vül bösser dann düe vöne-
dusche oder ander sayfen, so hün und wüder in der christen-
heütt gemacht wuertt.
Ich lag^u Trippoli stüU von ^1 Martii bus uff 30 dütto;
underdöBsen düngt ich mich auf ein thürckuscb carmosal, so
8f9
«
dem köaig oder bassa Ton Tuni« in Barbaria gebörög, dÖBsen
patron ein Christ wahr und der natien ein GHiech. Gremeht
schiff wahre wölleos, nach Alexandria Ägipti zu seglen. Und^r-
dÖssen bedachten söcb vorgemelte zwen patres, wölche matt
von Jherusalem abkommen und begaben sach auch auf da«
schaff, das ich gesellschaft bekahm, dann es sonderlichen kurz-
weülig uff d^u mör ist, mutt muneh und pfaffen zu rejsen. Yer-
steth sich das contrarium.
Denn 30 dos gögen abendt imbarckiert ich und ungerahr
umb mfitternachtt segleten wör von do ab , dann es sey gleich
der wund im mör, wue er woU, hätt mann döss nachts yeder-
zeutt vento de terra vom berg Libano. Als wir nun auf öttlicb
meil in das mör kommen , wendt sich der wönd , lavierten hün
und wdder, aber der wund wurd so frusch, das war den 31 und
lotsten Martii wuderomb in portto de Trippoli laufen muestenn.
Denn ersten tag ApriUis auf 2 stund in döe nacht segleten
wör zum andermal aus dem porto hunweg, hatten wehnig vento
de terra und wurde das mör gögen tag ganz bonaza, das wör
Dicht fem ins mör kahmen. Bus uf 3 das gögen tag wuert der
wund Greco Tremontana, kuehlt doch nicht starck, das wöer uf
denn 4 dös morgens bey 2 stund vohr tags in Gypro kahmen , in
ein ort genanntt Limmisso , aldo unnser patron öttlich vass wein
zu laden hatte und bey vuer tag zu thun. Indem erhöbt sich
den 8 dös ein fröscher wund von Garbin, wölcher unns gannz
öntgögen, und daurtt solcher acht tag lanng. Allweg gögen
dem abentt und dann döe nacht ober ward es stöU, aber gögen
tag hueb es wider an, frösch auf zu kuehlen , also das wör das
heilige fest der ostem aldo hueltten , wölches dem alten stilo
nach denn 8 Apriliis wahr und nach dem neyen den 18 , das es
auf einen t£^ zugleich gehalten wurde, daim döe Gröechen den
neyen stUum nuemals annemmen wollen, sondern verharren und
bleöben, als es von alters hero gewesenn.
Döe zwen patres^ dovon höevor vermeld, und ich lagen bey
einem Gröechen, wölcher gleichwol a la Francosich hölltt; der .
gab unns ein camer ein. An dem heiligen ostrtag huelten döe.
patres mess in dös9 französischen consuls haus , wölcher gleich-
wol ein gebomer Gröech, aber nicht ihrem gesaz nach lebtt;
also verzerten wör disen tag bey ime , dium er unns morgens
SSO
and abents za gast baeltti wie auch vodgenden knbus. Es stuade
den beeden patres ein unvearsefaen glöck zn, das gteioh ein ge-
ladne naue in den porto kafam, wölche nun auf den wind wart-
tot und umb Yönetta seglen wollte , doruff söe sich akbaM be-
gaben. Also ich düseT gesellschaft auch beraubtt wurde, das
ich nachmals allein do verharren mueste.
Lynüsso, vohr dusem eines v(m den firnembsten örtter
döss königreichs Cipro gewesen, derzeätt lAier ein offner und
geringfue^er, auch wdbnig bewohnter fleck^ so hartt am mör
mid sehr lustögen ortt gelegen, wegen schöner gärtten und
fröchten, dann es umbher auf öttlich meöl büs an das geburg
guth und ebea landt hatt, wie auch dnen grossen weinwachs,
wölcher sehr woUfeul, dann eine gousa, das ist ein groser irde-
ner krueg, nicht mehr daxk 10 asper, unnserer mnnz nidit 10
kreusser costett Und ist gedachter wein sehr lüeblich und a»-
muettig, auch säes zu tarincken^ doch doneben sehr starckb,
undt ye öltter solcher wüertt, ye störcker er ist Demnach der
wein in Ägtpten sehr theyer, kuef ich fär mich 4 baril oder
deine fessUn.zum Torrath, fuertt solche matt müer, wüe auch
in due 2ft'cipriottische käs und in 5 schuncken, wölches alles mter
gannz wol bekahm, sonderlichen do ich nach d^n berrg Sinai
raysett. Es werden deine aber gutte käs do gemacht) gtitt
einer 3 in 4 asper. Was dnsen portto zu Lymisso belangt, ist es
ein offen wesen und mehrtheils nun ein anfiethrtt wegen der
wolle, dössen väl do inngeladen wuertt, dössgleichen auch mit
dem wein, der von välen ortten däser isola dohün gebracht
wuertt.
Under der zeutt , als ich do wahr , trueg es sich zu mütt
einem Gipriotto von Famagusta, wölcher ein zeüttlanng koeh al
fontego di Frantia in Trippoli wahr und matt unns iber kahm:
nun ist gebreichig, was einer an das landt trögtt oder aus dem
schiff fieren lest, an der douana denen dorzu rorordnetten
Thnrcken alles zeugen und weusen mues, und hatte ddser eine
kästen, in wölcher öttliche roba, so er in Trippoli innkauftt.
Als ers nun an das landt gebracht und dasjhenig, so do-
rinnen, taxieren lues, ime auch anzeugt wurde, was er dovon
capara oder zoll bezaln muest, zieht er den beuttl herusser , in
welchem er für öttlioh daler medin, wölcher sortten münz gang*
83t
bar in Soria, iA meinujig, denn soll absulögen. Denmach es Aber
verbotten, keine medin oder derogleicfaen Sorten rnöns kiCipm sa
fuehren, dueveil in duser isola duser media 50 und in Saria
aber 60 fOr einen reichsdaler au&^ben worden, hatt einer uff
jeden daler 10 medin zum bösten ; derowegen mann nicht haben
wuU, das solche hungeföertt werden, wöertt also gemeltter koch
gefangen genommen, schlagen in in dfle eyse, wüU er der ge»
fencknus los sein, mues er umb 100 reichsdaler caution thuen.
Ittem noch ein anderer armer tropf, auch ein Grdech, als wdr
ans landt kahmen, aus grosem hunger, den er hatte, wolltte er
brott kaufen; indem er sein beüttell herusser nembt, dorinnen
er öttlich medin hatte, das brott zue bezalen , stetii ein Thirck
hunder im, nempt ime den beuttel aus der handt, füert in für
denn cadi oder ruchter, fragt ine, wo er due medin herbringe,
s^tt er von Trippoli ; uff solches schaft ine der rächter j^eicfa
in das gefencknus, wuU er derselbägen los sein, mues er 10
daler bezaln ; doromben sich ein ürömbder und sonderiieben, der
döe sprach nicht kan, sehr wol furzusehen hatt: dann weil sol-
ches düsen wnderförtt, wölche im land doheimbt, was und wAe«
vil mehr scrfl einem uslendtiachen begögnen, wie muer dann
auch wfiderfahren. Dess morgens, als ich imbarckiren w<dtt,
muest ich capara von dem wein, so ich kauft bezaln , do dn an-
derer zwen gab, muest ich drey geben. Eh ich nun in döe barca
tratt, do komptt ein huDd, ein janitschar, vasset mich bey der
gurttl, wujl mich nicht imbarddren lasen, ich geb^ dann ein
curtesia; sagt, ich hatte kein münz (dann err k<»mdte was weh-
nigs ittalianisch), Do er mich nicht entlassen wollt, gab ich
dem M. Anea, dobey ich düe zeutt zu herrberg gelegen, einen
rquchsdaler, er soll muer in lassen wuchslen; als es nun der
hundt gesehen, sagt er gögen einem andern jenitschar, ich habe
wol geltt, wollen in für den cadi oder rfichter föehren, in exa-
miniren und umb öttlich duoaten helfen ströcken, wölches alles
vorgedachter mein wöert anze%fee, dann er döe wortt, so sue
mutt einander gerödt, alle hertte^ gab ime einen halben daler,
und rerspricht mich der wöert gögen den hunden, ich seye ein
armer piligrin, ein Franzos, mütt zweyen mönchen von Jherusar
lem ab dohön komen ; doruf er mich gehn lues. Ich habe mich
hu^zuland, wo ich bey Türken, Moren und Arabier gewesen, alle-
332
zeütt fär einen Franzosen ausgeben, wüe ich dann anch ein
passport von dem ambassator de Francia hatte, wölcher zu Vöne-
tia sich hölltt, dann so yorgrnieltte hund, düe jenitschär, ge-
wust betten, das ich ein Theütscher were, hett es mich für ge-
was öttlich ducaten gestanden, dann es were ihr furgeben ge-
west, ich wehre in düe innsul kommen als ein aüsspeher und
kondtschafter, wüe sich dann einer avania halber in Cipro mehr
dann an andern ortten fürznsehen hatt, wegen dess losen volkhs,
wüe süe dann düe arme innwoner düser insal, den Griechen,
das marck aus den beinen saugen, wüewol es under inen ein
gottlos args und büs volckh und für düe ergesten under der
grüechischen nation gehalten wirt. Süe trincken starck und be-
weraen sich so sehr, das süe wöder stöhn noch gehn könden,
als sich an unserm patron döss schüfs genugsam bescheintte,
das ichs in wahrheitt melden mag, düe ganze zeütt, do wür
doch in düe 11 tag do stüllgelegen, ine niemaln nüchter ge-
sehen, derowegen düe Grüechen trinckenshalber wol mütt unns
Teütscben accordiren. Es ist von Trippoli gen Limisso in Cipro
180 ittaliänische meyl.
Den 16 Aprillis irgend bey 4 stund in tag segleten wür von
do fatinweg, ward der wund Syroco, küelt zimlich früsch auf^
das wür bald nach vesperzeutt gehn Baffö kahmen , ein gleich-
förmüg offen portto, lügt von Limisso 50 w. meül , derzeütt ein
geringfüeg, schlecht onbewart weesen; als aber düe rudera
vuler alter gebey, so noch verbanden, gesehen worden , gübt es
gwugsame anzeugung, das dises vohr jähren ein fümemme statt
mues gewesen sein, dann süe an einem sehr lustigen ortt, auch
nahent dem mör lügt, und ist uf düser seütten der isola Cipro
der capo oder spüz. Aldo werden sehr vül kürps, dein und
gros, kromm und gerad, auf vül und selzamerley manir gezogen,
düe sein innwendüg gebucht; gebraucht mann anstatt anderer
trincgeschürr, werden hün und wüder an vül ortt verfüertt und
findett man derer so gros, das manche zucca in düe 12 mas vas-
sett. Wür muestenn aldo verharren büs in den vüertten tag
wegen döss gögenwündts, aber ich mochtte nicht an lahdt fah-
ren, dann ich besorgte irgend einer avania, so müer begögnen
möcht, als an vorigem ortt a Limisso beschehen; derowegen ich
mich uff d6m schüff hüeltt Der patron sainptt seinem volck,
3SS
derer in däe 11 personen, wahren alle Grfiecfaen^ es ^'i^iren
sonsten ob düe 50 passaschieri von Thürcken und Moreu im
schaff, welche mütt umb Aiexandria woltten, das wehnig pla2
noch räum doruf wahr.
Denn 20 Apriliis ongevahr in 3 stund vohr tag hueben
wür das ancr und segle ten im namen Gottes fortt, ward der
wund Siroco, küelt aber nicht sehr und daurtt denn 21 wie
auch büs uf 22 zu müttag; wendet er sich und wüert Greco und
Greco Tremontana, küelt zimlich früsch auf, und war unns dü-
ser wund wol taugenlich, das wür denn 23 gögen abentt, als
düe sonn undergüeng, terram scoporierten. Denn 24 ward noch
der gemeltte wund frÜQch und starck, das wir nahend bey landt
kamen, yermeintte also unnser patron, es were Alexandria. In-
dem unns düe nacht iberfüel, lavirten wür düeselbüge, domilt
wür nicht zu nahent an das land kommen; büs das es tag
wurde, sähe der patron und kantte sich, das düs altt Alexan-
dria wahr, welches bey 40 w. meül von dem andern gögen Bar-
baria zu lügtt; derowegen wür genug zu thun hatten, mütt dem
früschen wund uff zu seglen; also kamen wür den 25 düs nach
müttag in den portto d' Aiexandria Ägipti, in wölchen gefahr-
lich zu seglen, umbwillen öttliche scoy und föUsen under dem
Wasser verborgen lügen. Gemelter portto ist enng und hatt
zwey castell, so gögen einander respondiren, das mann rüewüg
von einem zum andern schüesen kahn; düselbige, sonderlichen
das zu der rechten band der innfartt, ist mütt geschüz und volck
wol versehen, denn portto zu verwaren.
Als ich nun aus der nebenbarca aus dem schüff an das
land fuehr, besuechtte müch ein Jud an der douana, greüft müer
allenthalben in kleüdern, dann mann vom gelltt in das land
einen ;prozento geben mueß , aber erfände nichtt vül ibrügs.
Und ist von der douana noch ein w. meil büs zu der statt porta,
under wölcher ein Mor, ein Jud und ein Nosseran oder Ghrüst,
so von wegen döss zoUs dorunder süzen ; düe besuechten mich
erst nach schörpfer, aber bekamen doch nichts. Endtlich güeng
ich vollent in düe statt und nachdem fontego di Francia, aldo ich
den consul derselbügen nattion gebetten, mich zu loschiren, dös-
sen er sich. ganz willig anerbotten, müet auch durch den mai-
atre de casa ein cammerr innzugeben iberschaffte) dorein ich
334
meibe cassa, barU und atMiero blonder thate, und neben denn
französischen kaufleütten do zu thüscb güeng; bezaltt ich dös
tags acht medin. Hüer ist zu wüssen, das ein medm hüezuland
sovil gültt als der surianischen medin 2, unoserer münz nahentt
3 creizer, wölches ein schwere und hohe münz, wüe dann sol-
ches düe geringste ist von sülber, derer machen 40 einen aeddn
oder ducaten in goldt; düe andere deine münz ist von kupfer
gemacht.
Alexandria ein uhralte statt, denn solche 320 jähr vohr
d^ geburtt Christi durch Alexandrum Magnum (doher süe
auch den nahmen) fondirt und erbauen wordien, wirt von den
innwohnern Scandria genanntt Solche ist zimlich gros, rüng»-
umbher mütt starcken mauern auch vösten thürnen wol verwart
und erbauen; düe weil aber dieselbüge nicht underhalten« föllt
es an vülen orthen ein. Düe heüser neben andern gebeuen, so
innwendüg der statt, sein mehrtheils wüest, öedt, zerraUen
und wehnig bewohnt, zum theil von Christen , so mann Christi-
ani de la cinctura nennett, wue auch Mohren und Arabüer, so
sich in der statt aufhalten. Der fürst oder sandiaco w&e auch
düe Thureken und Juden wonen alle f&r der statt draussen am
mör heromber, haben nidere schlechte erbautte heuser; und
wohnet vul mehr volck ausserhalb dann innwendüg der statt.
Duses ist derzeutt der fumemste portto dös königreichs
Ägipti, wuertt mehr zu Affrica dann zu Asia gezöltt, es werden
völ wahren dohün gebracht, sonderlichen von pfeffer und an-
derer spezerey, so uf dem Nilus von Cairo herunder gebrachtt
werden, und mögen sowol döss Thürcken feind als freind hue-
her handien, dann es scala libera ist, nicht als in Suria^ Con-
stantinopel oder andere ortt der Thtirckey, do auser den 3 na-
tionen, als Franzosen, Vönetianer und InngUsche ni^nands aus
d^ chxistenheutt dohun handien darrf. Es kommen hüeher
ragjoseer, sicilianische, napolitanische, von Ligoumo, Jhenua und
amdem mehrortten der christenheütt schuf, neben den franzö-
sischen, vönetianischen und innglischen schiff, wölche aQe libra«^
m^ite und öffentlich tr&ffigieren, so süe denn oonsules, under
denen süe sein , ihr consulat, sovil inen prozento geburtt , r»-
ch^n und geben, höltt er denselbügen so wol als seiner nation
sobuz und; schirm, und haben düe Vönetiaaer zwey heüserr, •&
335
mann fontego nennett ; doriBuen seia kameni und gewölber, düe
wahren dorein zu thun, obenuff zimmer und gemach für düe
kaufleüttf das süe dorinnen wohnen. Ittem düe Franzosen, Rar
gttse^, Jhenueser haben ebenmesüg ihre besondere fontego, düe
sein alle innwendüg der statt, und weül solche mehr lehr stöhn
dann bewohnt werden, ist dobey wol abznnemmen, das vor
disem vül mehr negotia und handlung do gewesen sein wtiertt.
Düe consules betreffend , was ihr officium und Terwaltung
seye, hab ich hüehyor angemeldett; derer sein alhfie nicht
mehr dann zwen, ein Franzos und Vönetianer ; die wohnen mehr-
theiüs zu Cairo, haben ihre anwäldt, so mann viceconsnles
nennet; dann was düe Jhenueser, Napolitaner, ^cilianer h^
langt, sein solche mehrtheils under dem schtiz döss £ranzösi«
sehen eonsuls. Der dozumal von gedachter nation dp wahr,
heüst Ghristophero Yento, ein stattlicher vom adl und von denn
füraemsten geschlechtem einer in Marsilia; düser wahr dozu-
mal in Franckreioh abgefordertt, und sein locus ten^as oder
viceconsul wahr smn naher vötter, auch seines stammens , An*
gelo Vento genannte. Von denselbügen empfueng ich vül cur-
teaia, freindschaft und guthatten , sonderlichen als ich am au*
ruckzüehen das lieber alda bekam«
Hüer ist zu wüssen , das nicht allein innwendüg der statt
so wol auch aussen umbher ohne den Aus Nilus weder bronnen
noch ander äüesend sües waasser zu bekommen; weyl aber der
Nilius seinen lauf nicht büs gehn Alexandria batt, sondern uff
ein tagreiis (fevon in das mör laufftt, von wölohem hünach mel^
düng gethon würt, so ist uff vül meül wegs ein sonderer grab»,
der sommarszeütt allweg thruckhen, durch wölchen graben, so
d^ NiluB aualeft, das wasser büs in düe statt beleitett wüert
Dannenher mann sagt, gemelte statt seye oben sovil under der
erden) so mann nicht sieht, als oberhalb derselbügen erbauen,
wüe süe sieh dann im monat Augusto uf ein ganzes jähr mütt
wasser versehen , dann kein haus so gering oder schlecht , das^
nicht eine, wo nicht zwo cisterna habe. Als ich under öttli^en-
unbewonten, zervalnen gebeüen gesehen, sein solche cist(^na
iber düe massen kunstlich , saubr und wol gemaelit ; dorun«fer
befunden, das vül pfeiler, doruf das gwölb beschloss^i« vojib*
schönem niarmor gemacht sein , dobey abznnemmen, das der-
336
selbüge stein ebeu so gemein gewesen, als bey unns andere
muche stein, wüe dann noch innwöndüg der statt in vülen alten
ketiseru das pflaster und der fuesboden von schönem, geferb-
ti^in, inngelögtem marmor, sterrn oder zügweüs , künstlich und
süehrlich gemacht und besezt ist, do doch in Tülen faeüsern nun
arme Mojren und Arabier wohnen , wölch volck am webnigsten
nichts bauen noch bessern. Do ein haus so sehr vervölt, das
s$e nicht mehr dorinn wohnen könden, suechen süe ein ander
wobnungy dann onbewdinter heüser eben yfil in der statt sein.
Als ich einesmäls in der statt spazüeren güeng und mütt
müer einer, der mich umbher füehrit und düe sprach kondte,
sagt ich wüder in, seye schad, das mann alles von gebeüen so
Zfergehn lasse, welches er in arabischer sprach gögen einem
Moren sagte; gab er ime zur imtwurtt, gott bette nicht gebot-
ien, ein altt haus wüder ney zu machen.
Gemelte statt ist vülmehr lanng als breytt, und witert in
iier gröse ungevar Napoli in Ittalia verglichen. In derselbtigen
ist von heälthom zu sehen : in einem deinen clösterlin , sanct
Saba genannt, in wölchem öttliche Caloiri oder grfiechische
manch wohnend, hatt es am eingang der kärchen zur Kncken
handt einen stein von weüssem marmor, auf wölchem sanct Ca-
tharina solle sein gemartertt worden.
Nücht fem do von noch ein andere kürch, so düe Ethiopi
oder Christen von der gurtel innhaben. In derselbägen
wuertt gesehen das grab döss evangelisten Marens, in ivölcherr
sein corpus, so derzeutt in sanct Marens kdrchen in Yönetia
ligen solle. Innwendug der statt in einer creäzstrasen gleich zu
mittleden steth ein ronder stein von marmor, doch nicht höher
dann sonsten der fuesboden, do mann geth ; wüe dann däe statt
oder gassen nicht gepfiasteil; sein. Uf demselbögen stein solle
huevohr gemelter sanct Marcus enthauptet sein worden. Nucht
fem dovon in einer andern gassen wurde mur gewisen ein dein
kercker von kot und laim erbau^i; solle due gefencknus der
Jungfrauen Catarinä gewesen sein. Gleich dogögen iber zwo
hoher steinenn seälen von rothem marmor, als mann sagtt,
habe sollen das corpus gedachter junckfrauen Catharinä ge-
iögt werden.
Oben an der stattmaur, binuswarts gögen dem mör, wer-
337
den gesehen zwo schöner, yüeröcter seülen, düe eine umbgeyal-
len, düe ander aber noch ganz und nfrecht steht ; sein obenuf
immer zuegespüzt, öttlicher clafter hoch, unden in düe vüerung
bey vüer clafter duck, mütt sonderbam caracter, vögl und
thüer, so dorein gegraben , alt mosaisch oder ägüptüsch werck,
wüe dann ein gleichförmige zu Constantinopel gesehen würt, und
vergleicht such düe, so papst Sixtus quintus vor sanct Peters kür-
chen am plaz hatt lasen uflWchten, allein das in düeselbüge nichts
gegraben, sondern glatt, und unden uff einem hohen fues steth.
Für der statt draussen gögen Levante yrgend ein w. meül
wüert noch ein andere seül, wölche mann colonna Pompei nen-
nett, gesehen, düe steth was wehnigs hoch an einem deinen
berglin in freyem feld besonder und allein. Düeselbüge ist
rondt, von unden büs oben in gleicher gröse, steth uf einem
stareken losanvent, do der fues bey zweyer mann hoch iber düe
erden ausgeth, oben mütt einem steinern cranz oder ro-
sen bedöct, sehr duck und so hoch, das einer von freyer
hand mütt einem stein genueg dorüber zu werfen hatt, ist ein
iberaus gros stuck von einem stein, derogleichen ich an
keinem ortt gesehen, das sich wol zu verwundem, woher sol-
cher stein seye gebracht worden. Öttliche wollen, seye ge-
gossen, ist mütt rötlichten und weüsen steinen vermengt; ge-
melte saul oder coUonna solle von Julio Cesare, als er den
Pompeium geschlagen, zur memoria und anzeugung der victo-
ria sein uffgericht worden. Es werden in der statt nicht mehr
danoi drey porta oder thor geöfnett, düe zwu gögen dem land
und eine gögen dem mör. Döss freittags, wölchen süe für ihren
feür oder sabattag halten, gleichwol nichts desto wehniger do-
ran schaffen undt arbeütten, allein das süe umb müttagzeütt ihr
gebett thun in allen mosckea oder türckischen kürchen ,*wölches
ongevahr ein stund lanng werett; düeselbüge weil machen süe
düe Stattthor wüe auch düe thor an allen fontego zu, büs das
süe ihr oration volbracht haben. Sonsten werden düe fontego
alle nacht durch einen Moren von aussen beschlossen und döss
morgens wüderomb durch in aufgemacht, das wöder der con-
sul noch düe kaufleütt herusser könden.
Ebenmesüg ist es beschaffen mütt denn bazam oder märc-
ten, do dann allerhand wahren verkauft und düe krömer ihre
Ki«cti«l. 22
338
laden haben. Das ist eingefassett wüe ein lannge gassen , sein
beüderseyts laden, oben bedöct, das es nicht in düe stras reg-
net; aldo bekompt einer mancherley wahren zu kaufen, der ge-
melte marct wüertt dös nachts durch einen verordneten Moren
unden und oben beschlossen. Innwendüg der statt sein zwen
underschüdliche berg, doch nicht sonders hoch: uf dem einen
ein dein thum, in wölchem tag und nacht ein guardi, düeweil
man do ferr in das mör sehen kahn, alsbald derjhenige ein schif
oder gallera scoprirt, stöct er einen fanen zum thurn heraus,
und soYÜ schiff oder galle, sovil fahnen.
Der andere berg aber, als müer gesagt worden, solle allein
von dem unrat oder gnischtt, so mann aus den heüsem kert,
gemacht und zusamengetragen sein worden; wehniger ists nicht,
wüe dann underschüdlich gesehen wüertt, das es anders nichts
dann gnischt ist, wüe dann täglich cleinfüege Sachen, so in heü-
sem mütt ausgekert, werden gefunden. Ob nun düser berrg do-
her kompt, las ich beruhen.
Innwendüg so wol auch umb düe statt sein yül schöner
gärtten von citron, lemonen, oranien, granat, datteln , derer es
in Ägipten sehr yül gübt , neben mehr andern fruchten. Dem-
nach aber solche an sandechtem ort wachsen, do es wehnig reg-
net undt sommerszeütt gahr nicht, sein düe fruchten nicht so
geschmack, als an andern ortten, und nicht allein düe fruchten,
sondern auch das vüch und gefügl, weil solche so gahr kein
weüd haben.
Düe lemoni sein wolfeil; kauft einer für einen medin 50 in
60. So wachsen umb düe statt sehr vül capem, derer vül gro-
ser yass inngesalzen nach Yönetia unnd andern ortten der chri-
stenheütt gefüert werden ; sein deine standen irgendt eines hal-
ben manns hoch yon der erden, der stamm yrgend eines arms
duck, theiltt such in yül näst oder zweig aus, wachsen hün und
her im sand, als bey unns düe dornschlehen ; düse warn eben
zeittüg, das maus abropft. Es wüertt auch sehr yül cassis do
gezogen, so auf den beymen in sehr lanngen röhren weehst.
Wüe ich gebn Alexandria kahm , sähe ich yül schuf im porto,
under anderrn auch döss Grosthürcken galleon, derer 7 wahren,
und yeder ob düe 30 tausend centner tragen solle; düe kom-
menjährlich zwey mahl dohün yon Constantinopoli, umb aller-
S39
band wahren innzuladen , denn mehrerntheil aber essende speys,
was tl^lich für düe hofhaltung gebraucht wüert ; dös seind ge-
waltüge, stattliche , grose schuf. Es derfen sich der Christen
schiff nicht zu den türkischen schiffen, welche nahend dem
castell herromber, lögen, sondern müessen sich bösser ufiWarts
gögen der statt zu ancr lögen ; was aber gallea sein , derer es
vüer stets hatt und dann der fürst eine für sich selber höHt,
düe lügen jheneseytt an einem besondem ortt, so mann den
altenn porto heisett, bey wölchem auch ein castell, aber schlecht
und den andern zweyen nicht zuvergleichen. Sonderlichen ist
das eine schloß, so zur lincken band der ausfart, wol bevöstügt,
dann es aller uff einen folsen erbauen und dem mehreren theil
umbher vom mör beflossen.
Under dem, als ich zu Alexandria stüllgelegen, hab ich
den h*ionph der beschneidung der jungen gesehen, doch nun
im färzug.
Erstlichen gehn vor inen her in 20, 30 Türeken, wehniger
auch mehr, allzumal armiert und wol gebuzt, nachdem es was
stattlichs ist. Alsdann volgen inen düe künder, so beschnitten
sollen werden, derer sein ettwan 2, 3 , 6 oder wol mehr zumal,
reitten alle auf stattliche schöne pfertt, von seüdegwand züehr-
lieh angethon und mitt cleinödüen hehönct; reütt jedes künd
besonder und allein. Inen volgen nach mancherley seytten-
spühl, als trommen, trommeten, hertrommen, schalmeyen und
dergleichen, als dannunnder inen gebreichig düe pfeifen und
trommetten auf allen straßen. Dann zuvor unnd eh süe be-
schnitten werden, füert mann süe hün und wüder in der statt
umbher und yolgents wüderomb nach haus, alsdann werden süe
beschnitten. Zae solchem werck haben süe keinen gewüsen tag
noch zeütt, noch auch das altter der personen, dann manch
künd Ton zwey, andere von 10, wehniger auch mehr jähren be-
schnitten werden; und sonderlichen wann es christenkünder
sein , und Türeken gemacht werden , haben solche gemeiniglich
öltli^e jähr uff sich.
Aus Cipro als Ton Baffo ab, wölches der capo d' lisola,
rechnet mann 450 w. meil gön Alexandria. Zwüschen der z^ütt,
als ich do stüllag, befragt ich mich umb gesellschaft nach AI*
cairo, dann sich in düsen landen ohne compagnia, sonderlichen
22*
340
der düe sprach nicht kan, nicht reüsen lest. Also erfuehr ich,
das der yiceconsul de Vönetia nach Cairo willens wahr, wölchen
ich angesprochen und gebetten , er wolle mich neben ime hin-
reisen lasen, dessen er sich gutwillig erbotten. Underdössen
macht ich mich uf die reis förttüg, gab meine cassa neben an-
derm blonderr dem maistre d' casa al fontego d' französi in
Verwahrung.
Am 8 May gögen abentt, als düe sonn undergüeng, sassen
wür in der Vönetianer fontego auf unnsere enthlenete maul-
thüer, ausgenommen der yiceconsul, der hatt ein pfertt. Hüe
ist zu wüssen, das zu Alexandria und Alcairo keinem Christenn,
ußgenommen den consules uf pfertten zu reiitten, sondern nun
uf eseln, wölchs allein hüezuland den Christen yerbotten : dann
zu Constantinopel, in Suria und andern ortten der Thürckey macht
mann kein underschüd, mag einer reiitten, was er zum besten hatt.
Also rütten wüer düe ganze nacht, und beschach solches wegen der
greulichen unns ungewonlichen hüz, auch wegen döss grossen
staubs, wüe es dann aller sandüg und wüest ist, underwegen
voller dattelböm, gleich als bey unns die dannen. Also kahmen
wür denn 9 düs bey 3 stund ungevahr yohr mittag gehn Ros-
setto, aldo wür im fonte'go innkehrten und düe thüer abladen
lüessen, wüe wier unns von do auf den Nilus begaben, und
möchte von Alexandria hüeher in düe 40 w. meül sein, sehr bös
zu reütten wegen tüeffe döss sandts. Bossetto, ein alte und
grosse statt, yül mehr lanng dann breytt, lügt hartt am Nilus,
sein düe heüser mehrtheils von gebrantten steinen erbauen , von
Christen, Moren und Arabier bewohnett, aldo es ein grose nider-
lag, dann düe barca, so düe wahren, wölche von Cairo herunder
kommen, mütt bringen, sein dein undt schwach gehauen, das
sich solche nicht uf das mör begeben und waagen dprfen , wüe
dann gleich underhalb düser statt der Nilus in das mör lauftt:
also werden zu Rossetto düe wahren aus düsen barca in grosere
und störckere, wölche süe tschurma nennen, geladen, düe geben
sich uf das mör und fahren immer nahendt bey. landt büs göhn
Alexandria, derowegen stets vil barcca do gesehen werden. Also
düngte der viceconsul ein barcca büs umb Cairo, der wardt selb-
vüert unndt hatte zwen jenitschar, und ich; hatt yeder under
unns ein langes röhr, wüe es dann uf dem Nilus dös nachts der
341
Arabier halber sehr unsicher, und erst vor 3 wuchen ein yöne-
tianischer kaufmann, wölcher zwen jenitschar bey sich hatte
und umb Cairo woUtt, uf dem Nilus hüngericht worden, als er,
bede jenitschar, der patron von der barcca sampt seinen knech-
ten, das mann nicht wüste, wo einer öder der ander noch auch
das schifflein oder barcca hünkommen wahr.
Also fuehren wür noch düsen abent von Rossetto hüüweg,
ward der wund Tremontana, küehltfrüsch auf, das wür noch dü-
sen abendt ein gutten weeg segleten ; weyl es aber gögen dem
Aus, geth es nicht so schnell hünuf als herunder mütt dem fluss,
unndt vergleicht sich döss Nilus breytte zu Rossetto als der
Rein zu Colin sein möcht. Also lendeten wür düe nacht nahe
bey einem flecken, aber es stüg unnser keiner an land und
häelt ye einer umb den andern döss nachts düe santinell.
Denn 10 düs machten wür unns mütt dem tag uff, ward
stüll wetter, das süe düe barcca immer am landt fortzogen, geth
es gahr gemach ; uf den mittag erhöbtt such ein sehr warmer
wund von Siroco, das wür an das land fuehren, dann gögen den
fluß und wund müehsam fortzukommen ist. Underdössen,
als wür do lagen, badet ich mich und schwum iber den Nilus,
wüe auch wüderomb heriberr; aber baldt nach müttag wurd es
wüderomb stüll, das wür allgemach forttzogen.
Denn 11 und 12 düs hatten wür zim liehen guten wund,
allein das sich offtermahlen durch düe grelle hüz ein wihds-
brausen im sandt erhueb, das mann eylend undt schnell zu
thuen hatt, das segl zu streichen und innzuzüehen und sich an
das land zu begeben; vriie dann vül barcca dordurch zu gruiid
gehn und düe leütt vertrincken, durch düe ohnsorg, das düe
schiffleütt nicht achtung doruf geben, wüe dann düe Arabier und
Moren ein unerfahren, nichtig volck zu wasser ist. Es werden
zu beeden theilen düses Aus ein dorf und flecken an andern,
wüe auch vil schöne gärtten und felder gesehen, do süe dann
allerley erdengewächs pflanzen, wölche süe alle aus gemeltem
fluß wässern müessen. Haben auch für süe und ihr vüh kein
ander wasser zu trincken, dannenher lengest dem fluß zu beeden
theilen schöpfbronnen gemächt werden, do stets tag und nacht
einer oder zwen ochsen an einem radt züehen und das süese
wasser heruffer schöpfen ; düe wechslen süe uff gewüse zeütt ab,
1(49
wüe dann mancher 4 , 5 in 6 par ochsen hatt , nachdem einer
yil zu bauen hatt Das wasser, so das vüch schöpft , leitten süa
alsdann auf düe felder, gärtten und heüser, und ist zu beden
theilen düses fluß ein iberaus schöneir lust, das ich vermeine,
do es von Christen bewohnet were^ sollte es ein so kurzweiliger,
lustüger passasch sein, als wol von Badua gehn Luza Fu^ina
gögen Yönedüg zu. Und ist beederseütts das landt nicht iber
w. meil hineinwarts gehauen, von do es dann aller sandüg^ ödt
und wüest lügt, dann es gahr zu dürr und zu di*ucken; zudem
könden süe alle es so thüef in das lannd nicht wässern.
Am 13 düs uf den müttag kahmen wür gehn Bolaco, ein
groser theil der statt, hart am Nilus und bey zwo w. meil büs
yoUent in düe statt Cairo. Dozwischen lügen felder, äcker und
gärtten, zum theil mütt vülen dattlbömen besöztt, aldo düe
güetter aus und inngeladen werden, wüe auch düe douana oder
Zollhaus zu Bolaco ist, aldo wür ustügen. Mues jeder Ghrüst,
der Tohr niemals zu Cairo gewesen oder aber, do er tou do in
düe christenheitt, seye an was ortt es wolle, gereisett, einen
reichsdaler oder für solchen 26 medin bezaJn; Juden, Moren
und Arabier zaln nichts ; von do namen wür deine eselin, rüten
Yollend in düe statt, aldo ich meinen innkehr bey zweyen gold-
schmiden nam: der eine ein Luttringer, Nicola Monnart von
Barledüc; der ander ein Franzos, Joachim Tou^char von Paris,
dann sie ein besonder haus hatten , dorinn süe arbeitteten und
ein züns dorus zalten.
Cairo, wölches vohr vülen jähren Memphis genantt worden,
von öttlichen ney Babilonia und von denn innwohner, Moren
und Arabier Messier, von den Ittalianer aber Alcairo geheißen
und genenntt würt, ist düe principal und hauptstatt dös könig-
reichs Ägipti, ein mechtüg grose, weittbegrüfne, sehr poppu-
lierte statt, derogleichen wür in der christenheitt nicht haben ;
wüewol Paris in Franckreich auch sehr gros ist, wüe auch
Gänntt in Flandern, mögen süe doch grosse halber Cairo nicht
verglichen werden, wüewol in gemelttr statt vül grose und
weütte pläz. Zu dem so ist süe in öttliche ortt ausgetheilt, als
Messier, wölcher theil düser zeütt der fürnembste und meüst-
bewohnte ortt ist, dorinnen auch das castell oder schloß be-
griffen, nachnialn ist düe alte statt Cairo, in wölcher vül einge-
343
▼allner, zörstörter auch ohnbewohnter heüser ; alsdann ist Bo-
laco, doYon vermeldt, welcher theil hart an dem Nilus lügt, und
begreift ye ein theil den andern, und ist düe statt onbeschlos-
sen, das mann bey tag und nacht wol mag inn und uskommen;
allein werden dös nachts düe straßen oder gassen an under-
schidlichen ortten durch dorzu yerordnete Mohrenn beschlossen,
gleichfalls auch düe bazar oder märet, auf welchen allerhand
wahren und gekochte speüsen verkauft werden.
Das castell oder vöstung belangend, in wölchem der bascha,
könig oder vicere, wüe er mag genanntt werden, hof hölltt , lügt
am ende der statt gögen Levante, zimlich hoch, das mann düe
ganze statt gahr geraitt ibersehen kahn. Solchs ist gros und
weütt begrüffen, als wol manich stättlin, umbhero mütt einer
starcken maur und vülen thürmen wol bevöstügt , das es wüder
einen anlauf bestöhn mag , dann es auf einen föUsen gebautt ;
und gleich gögenyber ausserhalb der statt ein ander berg, vül
höher dann düser, in wölchem ein schöner Steinbruch, so der
statt sehr nuzlich und düenlich zu erbauung ihrer heüser und
andern gebeyen, wüewol süe ausser ihrer mosckea wöhnig von
gehauenen steinen bauen. Gedachter berg ist zur zeütt der
belägerung dem castell und der statt ganz schödlich.
Was ich nun düe zeütt, als ich zu Cairo gewesen, gesehen,
dasselbüge württ hemacher zu meiner wüderankunft von dem
berg Sinai kurzlich vermeldt, dann ich müer düe reüs nach
sanct Gatharina heftüg hab lasen angelegen sein solche zu vol-
bringen, dann mancher 3, wol 4 mohnat do stülligen soll, eh
das ein carovana oder compagnia von piligrimm hünzüecht. Weül
ich nun allein wahr, hatte ich desto fleissiger mein nachfrag,
und traf mich gleich ein sonder glick an, das der erzbüschoff
der Grüechen, so zu Cairo wohnett, ein carovana von neünzüg
geladner camel mütt allerley nottürftügen victualia nach dem
closter sanct Gatharina sendett, derowegen ich mich mütt pro*
viant hün und wüder zu reuten in die 20 oder 24 tag lanng ver-
sehen, sowol auch mitt früschem wasser auf 3 tag lanng , dann
underwegen auf öttlich tagreüsen kein haus gesehen noch sües
wasser gefunden wirt.
Denn 29 May, altem stilo nach , uf den abendt zog ich mitt
meinem blonder nach der Grüechen ihrem closter, wölches süe
344
zu Cairo bewohnen, und erwartet, büe däe carovana aufbrechen
wollt, wüe ich dann düese nacht im closter geblüben und do-
rinnen geschlafen.
Denn 30 düs uf drey stund in tag zog ich neben zwen Ca-
. loiri, das sein grüechische mönch , düe mütt der caroYana ge-
santt wurden, dorunder der eine ettwas wehnigs ittalianisch
kundte, aus dem closter für düe statt hinaus, irgend einer stund
wegs, do dann düe carovana mütt ihren camein sich gelägertt,
aldo müer zu sampt meinem blonder auch ein besonder camel,
doruf zu reütten, gegeben wurde, von wölchem ich nach dem
berrg Sinai, wüe auch wüderomb zurück nach Alcairo, süben
zeckini oder ducaten in gold bezaltte, wölches gelt ich dem scri-
vano im closter gab. Der bezalt meinetwegen dem capo d'
Arabi , wölcher der fümembste under der carovana, der dann
den camel, zu dem auch denen, so süe threiben, zu commen-
diren hatt, drey ducaten vor ein, den andern theül am zurück-
kommen. Irgend bey zwo stund vohr müttag lueden süe ihre
camel, derer, wüe hüevor vermeld, bey 90 wahren, düe dann
mütt aller sort proviant, kom, meel, käs, zwübl, öel, össich,
wein, und was süe zu täglicher underhaltung im closter notwen-
düg gebrauchen, dann gedachte patres oder grüechische münch
düe zeütt ihres lebens kein fleisch essen, alsbald einer ihren Or-
den annembt und sich in das closter begübtt.
Also zogen wür im nahmen Gottes allgemach fortt; ist hüer-
omben sehr tüef von sandt und iber düe massen greilich heüß,
kahmen döss tags nicht weytt, sondern lägertten unns bey hoher
tagzeütt im feld, nicht fern vom Nilus, aldo sich yeder mütt
Wasser versähe, wi^e dann von do aus uf 3 tagreüs kein wasser
gefunden württ. Also füllt ich mein boxhautt, wölche mann
utres nennt, so ich zu Cairo uf düse reüs gekaufett , mütt frü-
sohem wasser aus dem Nilus voll ein. Döss abents machten düe
zwen Galloiri und ich collation, darf nicht von malzeütten
schreüben , dann ich innerhalb 2 oder 23 tagen schüer kein
warme oder früsch gekochte speys versuecht hab ; hatten Aea
capo d^ Arabi iber das, so unuEf Gott beschertt, zu gast; alsdann
sich yeder uf das sandt zu seinem blonder schlafen lögte , wüe
dann einer das seinig wol bewahren mag, weül düe Arabier ein
sehr verstolen, geschwindt und ausgehungertt volck ist.
945
Dea 31 und lotsten May auf ein stand in tag brach dtie
carrana aaf , zogen algemach fortt und irgend uf 2 stund v:egR
Btfies noch ein starcke carovana wol von 800 cammel zu unns,
wölcbe alle matt getreüd beladen wahren, und nach Tor, wel-
ches ein porto am rothen mör gelegen, güengen; aldo solche
camel mütt spezerey, doch den mehremtheil pfeffer, wfideromb
zurück geladen werden , wüe dknn in gemeltem porto vül schif
aus Gemmia und andern landen, so gögen den Indiis ligen, hin-
kommen. Gleich döss morgens kahmen wür in düe wüesten, do
dann kein haus noch wobnung, auch kein holz noch bom ge-
sehen wiiertt, sondern alles öd und wüest, anders nichts dann
berg und thal, zwüschen denen ein der weeg wunderbarlich
durchtrögtt, das mann allerdings kein berg zu steügen hatt.
Also lagerten war unns döss abents in das sandt und theülte
sich düe grose carovana an undrschudliche ortt aus , wöe dann
dusen abent öttliche mahl Arabier auf pfertten gerutten zu
muer kamen und gelltt von müer begertten: Nosseran ente Aus,
das ist: Christ gab unns geltt. Und sein düse auf pfertten reüt-
ten capo de Arabi, gleichsam als hauptleütt und oberste under
den Arabier, wölche meüsttheüls rauben und kein bleibende
statt haben, sondern hün und wüder in der wieste wohnen.
Aber mein beleütshauptmann, wölcher auch ein capo d' Arabi,
mitt namen Suelim, der versprach und rettet mich allenthalben
Tohr dem losen volck und handelt getreulich an müer, das ich
sagen mag, düser als ein heüd gutherzüg gesinnet wahrd, wüe
ich in dann am hün und wüderreüsen änderst nicht befunden.
Also rueweten wüer düse nacht im feldt, und muest ich das
meinig nun heimlich und yerborgen essen für den gedachten
Arabier, wölche sich ungebetner weüs hatten zu gast geladen,
das müer nicht bevohr oder ibrigs bliben wehre, dann es ein
iberaus hungrüg volck ist.
Den ersten tag Junii döss morgens in aller früeh zogen wür
in der wüesten immer fortt und vollbrachten döss tags ein
starcke tagreüs. Auf den abend lagerten wür unns im feldt,
bey nahent einer wötte oder pfüzen von gesalznem wasser, do-
von düe mouckeri ihre camel trincken. Düsen abend wahrd ich
ibel zu pass wegen der ungewonlichen grellen hüz, wüe auch von
dem harten reütten der camel. Düe schottein einen döss gan«
zen tags- darmasset», das er freylich düe speys, so er leset , wol
irerdewen solle.
Den 2 düfi auf 2 stund in tag von dö hünweg lagerten war
nnm Tofar mittags nabet dem portto unnd stättlin Sues, am
rothen mör gelegen, von wöldiem am zuruckzüehen vermeldet
württ^ dann ich zwu nacht dorinnen gelegen; weül wür unns
abr vohr müttag lagerten, (gleich umb düe revier, do mann das
rotte mör in das mture mediterraneum leütten woltt) bescbach
fürnemlich düser ursach halber, dieweül ein bassa von dem
könig zu Cairo nach Gemmia abgevörtügt worden , welche nun
ein tagreüs vohr unns ausgezogen, und gleich düse nacht Sues
gelegen, der dann ob düe acditzüg pfertt bey sich hatte, be-
förchten sich düe Galoiri, wür möchten underwegen zu inen
stossen. Weül nun der münch camel nichts anders dann aller-
ley victualia füerten und es in der wüeste so ein mager ortt,
das wöder umb noch one gelltt zu bekommen , wehren süe un-
angespröngt von den Thürckhen nicht bliben, betten inen wein,
öel, essich und dergleichen sachen geben müessen ; derowegenn
säe döss tags immer einen vohrhün schicten, zu erkundügen,
ob süe weitt vor unns. seyen. Wüe wür unns dann bey hoher
tagzeütt bey den zwölf brennen Moyse lagerten, so bey einer
w« meül nahent dem rothen mör und eben umb düe gögne , do
künder von Israel durch das gedachte rothe mör sollen ge-
gangen sein , wüe inen der könig Pharao nacheylet und mütt
seinem ganzen beer dorinn versoffen, als im andern buech Moyse
am 14 cap., und ist gemelt mör aldo nicht iber 6 w. meil
breytt von einem lannd zum andern ; jheneseytt hatt es hohes,
ennges gebürg.
Gemelter brennen sein zwölf, so hün und wüder zerströwet,
yeder eines steinwurfs weütt von dem andern; düe quellen wun-
derbahrlicher weüs im sandt auf, dann es hüeromber sehr tue-
fen sandt hat ; under solchen sein 6 , wölche zimlich vil wasser
geben, düe andere 6 aber wehnig, drunder einer ganz trucken
und versigen, und ist das wasser under allen was wehnigs ge-
salzen, das stets zu trincken erfordert. Also vülleten wür unn-
sere utres und versahen unns wüder mitt wassr, dann von do
anderthalb tagreüs kein wasser gefunden wüertt.
Denn 3 dus wahren war döss morgens früeh matt dem tag
auff zogen imenm laangert dem rothen mSr, wölches wör zur
rechten handt lugen luesen, undt vollbrachten döss tag« einen
zimlichen wegB, lagerten unna döss abents im feldt oder wtatÜ
zwüschen dem gebürg.
Den 4 dö8 brachen wur w&der fröeh auf und renseten bös
ungevahr zu mittagzeutt, liierten wur uans bey einem cldnen
wasserbächlin von süesem wasser, doch an vülen orthen nicht
iber ein zwerchhandt thöef, wfie es dann nun bronnenquell sein,
und gleich dobey in das rothe mör laufen* Also verhüben wur
dösen halben tag doselbst , luessen ihre camel ettwas ruehvren,
dann solche muedt wahren, nicht allein wegen döss töefen
sandts, sondern auch wegen der grellen hüz, wuewol es in det
wöeste stets ta^ und nacht luft gubt. Der luft, welcher des
meüsten thdl in dösen landen sommerszeutt regaert, wöert in it-
talienischer sprach Magistrale genanntt, wehett zwischenoccideot
und septendrio her^ der käelt yederzeütt frösch auf, das er denn
mentschen gleichsam erquict, es wehre sonsten zum theil ubt
möglich, sonderlichen unnsem einem, due wur tremontani sein,
solche greyliche , ongewonliche , grelle huz auszustöhn. Dös»
abents fölleten wur unnsere utrea und versahen unfis abemahi
mutt früschem wasser; alsdann begab ich mich zur rueh auf
das sandt
Den 5 dös brach due carovana fröeh vor tags auf, und un«
gevahr. bey 3 stundt weegs soheildetea wur unns von einander,
dann due grose carovanai so underwegen zu unns g^toßen,
ward mutt getreud beladen, gongen stracks noch imer langest
dem rothen mör, wuer aber gaben unns zuc lincken band gögen
Levanti, zwüschen das geburg, und umb. den muttag lagerten
wur unns under einem sehr hohen berg, rasteten ein wehnig,
und wöderfuehr muer ein freyer boss. Als due camelthreöber
ein feör ufmachten und , als gebreichig , nun öttlich camelkoth
zuesamen gescharret, wölches gleich als kolen .branntt , sue als-
dann einen kuchen bey solchem feör brachten, als wur nun auch
callation machten und ich meinem blonder den rucken kehrtt,
jagt der wönd einen funcken vom feör auf meinen langen rockh,
wölche döe Thürcken tschamberluc nennen, wölchen ich iber^
meinen blonder gedöct hatte, domutt müer nichts genommen
wurde; solch funck vom feyr höbtt an mnb sich 2sa brönneui das^
348
gedaehter mein rock mehrtheils zu nichten worden , und do ich
nicht 80 heftüg gewört, wehr das feyr iber die söck, dorinn ich
mein proviant hatte, auch kommen, wüe dann kein wasser, do-
mitt zu löschen, yerhanden wahr.
Indem war ohngevahr ein stund lanng do verharreten, bra-
chen wür wider auf und zogen allgemach zwüschem dem gebürg
immer fortt, büs an den abend , do wir abermaln im sandt la-
gerten, doruf einer dös nachts fein küehl schleft; darff einer
nicht förchten, das er fleh oder lejs auf dem geliiger finde,
wann süe einer nun nicht in kleüdem bey sich hatt.
Denn 6 düs uf ein stund in tag do hünweg, uod zogen in
Gottes nahmen immer allgemach fortt, hatten zu beden seilt-
ten hohes gebürg, lagerten unns döss abents in einem thal, do
dann abermaln kein wasser wahr, wöder was ein yeder bey sich
füehrtte; lagen also dtise nacht wüder auf dem sandt.
Denn 7 düs früeh mütt dem tag hünweg; wüe wür dann uf
denn müttag in i*auhe, ettwas bergüge stras kahmen, dero-
gleichen wür von Gairo ab nicht gehabt, dovon düe camel sehr
abgetrüben wurden , und lagerten unns uf den abent an einer
lustigen gögne noch düser seyts des gebürgs Synn, wölches ge-
stracks vohr unns laag, sehr mechtige iberaus hohe berrg, düe
so gerad und stracks aufgehn, gleichsam ein maur und einem
dorfür grauett, wann einer von unden hinuf sieht. Umb düse
gögne hatt es yüI beüm, dorahn das manna wöchst, gleich do*
zumal zeittüg wahr und von den bömeu abfüel, als in den 2
mohnaten, im Maio unndt Junio. Und als ich von denn mün-
chen döss closters gehörtt, solch manna ettwan in 4 oder fünf
Jahren nicht einmahl krath, es wext an den bemen, als wür son-
sten in der schrift haben, das es den kindern Israel vom hüm-
mel herunder gavallen sey. Düe beüm betreffend, stehn solche
duck in einanderr mütt sehr vülen nästen behönct, wölche büs
uf düe erden herunder gehn, sein den füchten oder weissen dan-
nen nicht ungleich, yedoch vül zärtter und geschlechter, haben
auch nicht so stechend spiz; zu dem sein solche auch nicht
so hoch; düe frucht, so dorahn wechst, sein langlechte, ronde
reüslin, gleich als düe lanngen zukererbüs, düe vallen umb
düse zeütt dös jahrs dös morgens mütt dem thau herunder auf
düe erden, kommen düe Arabier mit weib und kinder, raspeln
34»
und samlen es zusamen, und düeweil es sehr kleebüg, hönct
sich der sannd und wuest matt dorahn. Alsdann thun süe ed
ia ein geschirr, sözen es an die sonn, züecht sich das guette
durch düe hüz herunderr und schmihst in ein ander geschfirr;
der sannd und das koth aber bleübt oben besonder und allein;
alsdann süe es zusamen an ein zellten oder kugl machen, und
essens hemacher die Arabier aus mangel und an statt dös
brots. Solches ist eines süesens geschmaks gleich als hönig,
auch an der färb nicht ungldch, aber so zech als beech.
Den 8 düs brachen wiir früeh vohr tag auf, schüer umb
halbe nacht, und zogen zwüschen dem gebürg, kombt mann
durch ein clufb oder hole , zu beüden theilen so greiliche hohe
und gerade, glatte berg, düe sein an öttlichen ortten oben so
enng, das mann nicht dozwüschen durchsehen kahn, gleich als
wehren düe berg oben zusammengeschlossen. Wann einer lautt
redet oder schreitt, gübt es einen grellen wüderhall, gleich als
in einer kürchen. Als wür dodurch, kahmen wür in ein weütt
und breytt thal, so das feld zum theil erbauen und von dem
Arabier mütt kom angesehet wahr, wüe wür dann doselbsten
dös heüligen bergs Sinai oder Horeb ansichtüg wurden, und uf
zwo stund hernach in das closter, so unden an dem berg ge*
legen, sanct Catharina genannt, kahmen, aldo ich neben beüden
patres meinen einkehr genommenn. Es ward eben grose freed
im closter, das, als süe der carovana ansichtig wurden, in 4
deiner mörser abschussen, wüe süe dann innerhalb sechs moh-
nat kein zuefuhr gehabt, derowegen an victualia groser mangl
im closter erschinen.
Als ich in das closterr kommen,, wurde ich von dem patre
vicario empfangen und müer ein camer, in welcher ein starcke,
steinene lügerstatt wahr, inngegeben worden , dohin ich meinen
blonder getragen und aus müede büs uf den müttag dorinnen
ruehewette, alsdannn süe mich hinunder in den sahl , dorinnen
düe patres zu essen pflegen, beruefen, collation zu machen.
Wetil nun gemelte Galoiri , wölche der rögl sanct Blasü nach-
' leben, und alsbald einer den orden annembt, sein lebenlang kein
fldsch mehr essen darf, behelfen sich dier tractation halber
ganz schlecht und lum, füehren auch einen strengen orden, ha-
ben döss Jahrs drey faxten, ohne die.vigilia unndt andere ver-
ordnet fastiäg; als ich gehört^ haben stie mehr fasttäg dann
andere unverbottne tag der speueen im jähr, wölche süe ^anz
eyT<MPÜg halten. Gemeltt closter, wölches erstlichen vom keyser
Justioiano fundiert und vor jaren oben uf bem b^rg Sinai oder
Hdreb gehauen gewesen, aber aus mangl dös wassers, auch
wegen der iberraus grosen höhe, durch müeh und unbequem-
Uchkeütt dös uf und abstetigens , muesten söe den berg verlas-
sen und das yezig closter herunden im ihal zwäschen dreyen
bergen erbaueii, wölches däe Orüeohen schon ob die 1 tausend
JÄhr habitieren und bewohnen. Es lögt der berg Sinai vom clo-
ster gögen Ponente; der berg Moyse, doruf er seines schwers
schaf hdettet, gögen Ostro, und dann der dritte berg, wöl-
o^r sehr hoch, WMert genentt Pistima, lügt gögen Levante.
So maun nun vom closter herfür geth, mehr datin ein w.
meäl, noch ein ander dein berglin, so mann denn berrg
Aaronis neniiiBtt, lugt gögen Tremontana. Das closter ist in däe
vüerung gehauen, rüngs umbher mutt sehr hohen,, stärken und
ducichen mauren verwahret, hat nicht mehr dann einen öffent-
lich inn und ufisganng, geth mann wol durch drey dürn hinein,
wölches alles düe nötturft wol erfordertt, das es verwart sey
wegen välvaltigen iberlaufs der Arabier, wölche süe täglich in
groser anzahl vohr dem closterr erzeugen und den patres grose
beschwerd und iberdranng anthun, das ihr keiner manichmal
herusser darf, sondern sich zue beförchten haben, dö es inen
änderst so gut würde, säe das closterr beraubten und blinder-
ten; dero wegen süe dusem hungerigen volck gros almusen dar-
reichen. Domitt süe aber dös yberlaufs für der portta döss elo-
sters yberhoben seyen, haben süe ein besonder ortt, do süe das
almusen iber däe mauren in einem grosen korb am zug herun-
der lassen.
Gemelten nachmittag wurde ieh durch einen pater des
closters, Agnatio genant, in düe kürchen sanct Oatharina ge-
füert, ifi welcher ihre reliquia lägen, vaxAt ist sokbe küreh nsdk
gelegenheutt dös orts wol erbauen, und das daach a»ller Bsätt
bley bedöet, steth das chor gögen Ostro oder möitag, gleich als
düe törckisehe mosckea zu stöhn pflegen, do doch in^asei^ unn-
sere kttfdien-4as cdior gögen liCifoitte stStb. Waoi^ mMn in
getteite kiu»&hen=göha «uU, gsth nann öMiiche stapflen hteim-
351
der, ist das pfläster oder der fuesboden aller vcm -sohönem mar-
mor ingelögt, wüe auch düe wänden nmbher »am theil mütt
weissem mannor bekleidett. In solcher kärchen ist müer von
obgemeltem pater gewüsen worden, wüe voIgt :
Hünder dem hohen altar döss chors in einer sonderbarn,
sehr wohl gezüehrten cappell steth ein deiner altar gögen Ostro,
nnder demselbügen ein stein von schönem, weüssem marmor,
in wölchen ein rondt loch gehauen, aldo solle das ortt sein , do
der enngl döss herm Moyse erschinen in einem feürügen flam-
men aus dem busoh, wölcher gebronnen und sich durchs feyr
doch nicht verzörett, wüe ime dann Grott aus dem husch rüefett:
Moyse drüth nicht herzu, züech düe schuech aus, dann der ort,
doruf du stehest, ist ein heülig landt, als im 2 buch Mos. am 3
cap.; dannenher ein yeder, so in gemelte cappell geth, so wol
düe patres als andere, düe schuch zuvor auszüehen, wüe dann
der fuesboden aller mütt schönen töppüchen iberlögtt ist , oben
rüngs umbher düe geschieht Moyse abgemahlett
Gleich bey solcher noch ein andere cappell, in wölcher bey
düe 40 patres gebeün lügen schien, wölche alle Ton den Arabier
gemartertt worden^
In der kürcben werden ges^en zwölf hoher seülen, in
wölchen vüler marterer gebein lügen sollen. An gedachten
pf eilern wüe audi unden in der kirchen werden Yüler theüt-
schen herm und adelspersonen wapen gemahlt gesehen. Oleich
gögen gemelter kürchen iber, so nach innwendüg dös closters,
haben düe Araber, derer süe vül im closter underhalten,
wölche miehrtheils erkaufte sclaven sein, wölche zu allerhandt
arbeütt gebraucht werden, ihre sondere mosdcea oder kürchen
mütt sampt einen Ümm, aldo süe ihr gebeth volbringen. Und
ist gemeltte den mehrem theil dohün gemacht, weül järHchen
vül stattlicher Tbürcken nach Mecha reüsen und ihren weg
nach dem porto Tor zu nemmen, wölches nun zwo tagreüsen Yon
hüe, besuechen süe vülmaln das closter und steügen uf denn
berg Sinai, dann süe in ihrem alcoran und gesaz vül von Moyse
halten, ihn als einen grosen propheten achten. Und do düe
Tütcken kein sondere mosckea betten , wurden süe verursacht,
ihr oration in der Ghrüsten kirchen zu volbringen , dodoreh süe
entweicht, und durch, solch mittl büs anhero ibexiioben gewesen.
ssa
Neben der grosen kürchen zur Hocken bandt ein bronn von sehr
galem frischem wasser, wölchen mann den bronnen Moyse
nennett ; oberhalb dösselben an einem föUsen ein alter granat*
bom, wüert gesagt, daß solcher seüder Moise zeüt do stände.
Sonsten sein noch inwendüg dös closters, wüe dann solches
weütt begrüffen nnd umbfangen , bey achtzöhen cappella : eine
ist geweihett in der ehr Johannis Baptista, ittem sanct Maria,
sanct Apostolo, sanct Anthonio, sanct Demetrio, sanct Stepliano,
sanct Michael, und wüe düeselbüge alle nahmen haben mögen.
Gleich hinder der kahroer^ wölche den büUger inngeben wüert,
ein ander cleinn capella, sanct Gatharina genanntt, in wölcher
vüler teütscher und anderer bülger nahmen verzeichnet sein.
Also verzöhret ich düsen tag im closter und nach gehalt-
nor coUation sprach ich den viccarium dös closters an umb
Vergünstigung, das ich volgenden tag mütt einem pater aus dem
closter möge auf den heüligen berg steügen, dössen er sich gut-
willig erbotten, alsdann begab ich mich zur rueh.
Denn 9 Junii morgens früeh mütt dem tag aus dem closter
y^^gg güeng mit mier vohrgemelter pater Agnatio, wölcher
müer düe heiligen ortt hün und wüder weüsen und zeugen
sollt, nahmen mütt unns einen Arabier, so ein sclave, der unns
das essen und trincken trüeg, dann wür e^st döss andern
abents wüder in das closter kahmen. Alsbald mann vom clo-
ster herusser geth , höbt man gleich am berg Sinai an aufzu-
steigen, wue dann ein steinerne stapfei an der andern. So
mann ein wenig hinuf kompt, wüert zur rechten handt in einem
fölsen ein bronn von guetem frischem wasser geftinden, bey
wölchem ich mich zimlich erlustigt, dann ich dermasen einen
so grosen durst gehabt, das ich all morgen trüek niechter
muste getruncken haben. Als wür nun fürther und weütter auf-
stügen, wüert zur lincken handt ein capella gesehen, sanct
Maria genantt, in wölcher vüler büUger nahmen geschrüben
stöhn; wenig höher uffwärts geth mann durch ein thor, dorüber
ein steinern bogen geschlossen , bey wölchem gleichformüg ein
guardia gewesen, das ohne licentia dös erzbüschofs oder loco-
tenente keiner uf gedachten berg hatt göhn dörfen; wehnig bösser
hinuf noch ein ander thor, dorüber auch ein bogea geschlossen,
und so mann noch ein wehnig ufPwarts kombt, hatt es ein öbne,
353
dann doselbsten der berg was ablege und ein absatz hat. Aldo
ist ein cistema von gutem früschem wasser, bey wölcher wür
collation machten von demjhenigen, was unns aus dem closter
miittgeben wurde; dann ich ongetruncken nicht gahr hinuf-
steügen kundte. Uf gemelter öbne wüert gesehen ein kürch,
. wölche in drey cappella underrschüden, doch alle 3 mitt einem
gwölb beschlossen, krüecht mann zu einem nüderrn loch hinein,
wüert düe erste cappelle sanct Catharina, düe müttl sanct
Arena, die diitt sanct Helia genanntt, in wölcher auch er, Helia,
40 jähr gewohnet und pöenitentiam gethon. Ausserhalb solcher
kürchen sein noch öttliche stantia von altem vervallnem gebey.
Von do höbt mann ahn, geh uffzusteügen, und schmelert sich
der berg immer zu ; underwegen zur lincken handt wüertt ge-
sehen ein loch in denn fölsen gehauen, so gros, das einer denn
köpf dobey instöckhen kahn, das wüertt von denn patres in gro-
sen ehren gehalten. Sagt müer der Caloirus, das uf ein zeütt.
aus mangl der proviant düe münch das closter beschlüesen wei-
ten, und samentlich nach Cairo zu reysen bedacht; zuvor undt
eh Büe do wegzogen, güengen süe uf den berg, ein oration zu
thon; in dem süe wüderomb herunder stügen, ward under inen
ein sehr alter pater, der den andern münchen nicht volgen
kondte und aus müede an dem ortt, do düses gemelte loch ist,
ruewete. In dem solle ime ein spiritus erschinen sein , der zu
ime gesagt, süe sollen mitt nichten das closter verlassenn, es
werde in einer kurzen zeütt ein carovana mütt allerley victua-
lia von Cairo ab 2u inen komen; wölches, als der pater herun-
der kam, den andern eröffnet, derowegen süe sich noch lenger
uf das genauest, so müglich, beholfen, büs drey tag hernach dös
alten paters röd wahr worden und inen proviant zukommen.
So mann nun höher zu döss berges spüzen aufsteügt,
wüert zu der rechten handt gesehen ein zerspaltner fÖUs, sagt
mür der Caloirus, das der prophet Helia uf ein zeütt auff düe
spützen des heiligen bergs gehn wollt, ein oration zu thun, seye
ime ein enngl erschinen, der düsen föllsen zerspalten, dorus
Helia erkandte, das er düe zeütt seiner poenitentia noch nicht
voUströct habC) derowegen er nicht fürtter kommen.
Von do stüg ich vollent hinuf , und ünder der kirchen , so
oben am spütz^ dös bergs zu der linckhen handt, würt noch un-
Kiechel. 23
354
derschidlichen gesehen im fSUsen düe proportion uBd gestallt
einer sehr grosen person, gleich als were es dorein gegrabes
oder gehauenn, als do ist düe form eines kopfs, bede arm, achs-
len, schultern und dergleichen; am gedachtem ort solle Moyses
vom herrn das gesöz empfangen haben.
Gleich oberhalb düses ortsist düe kirch erbauen, an wölchem
ort sich die göttliche Majestät hingethon und von dem hemmel
herunder gelasen, den kindern Israel durch Moyse seinen düner
düe zwo steinern tafelln, dorinnen düe zöhen gebott döss Herrn
gegraben wahren , gegeben, als im 20 cap. dös 2 buecbs Moyse.
Sollches ist ein dein, schlecht erbauen kirchlin, hatt zur lincken
handt ein nebencapell, fir düe francki, in wölcher Ittalianer,
Franzosen, Teüttsche und anderer nationen prüester cöelebriren.
Dann so ein andere nation under den Christen, auch wölche düe
sey, uf ihrem altar das ampt volbringt, achten und halten süe
dorfür, das solcher entweihet seye, und öh das ein grüechischer
prüester mess doruf höllt, weühett er solchen wüderomb. Ge-
melte kürch ist an den wänden rings umbherr mitt rüler na-
tionen nahmen iberschriben.
Nachdem ich mein gebett volbracht, güeng ich wüderomb
heraus : bey 7 oder acht pass oder schritt hatt es ein mosckea
für die Arabier, Moren und Thürcken; düse ist durch einen
grosen erdbüdem, ohngevahr vohr fünf mohnatt geschehen , der
dann an yülen ortten schaden gethon, aller eingerissen worden;
wüe auch an der Christen kurchen das dach aller eingerissen,
unden im closter düe maur, wölche doch sehr duck, aller zer-
spalten. Gedachte mosckea bauen düe patres wüederomb ein
wehnig auf, dann süe sich besorgen, wann Thürcken hinuf kom-
men unnd kein mosckea fünden, möchten süe ihr kürchen ent-
weihen. Und ist sich zu^verwunderti, das Oberst dös bergs ein
cisterna, in wölcher vphr düsem gut früsch wasser soll gewesen
sein, aber durch gemelten erdbüdem dermasen zerklebt wer-
den, das das wasser aller ausgelaufen, dero wegen düe pa-
tres mütt ufbauung der gedachten mosckea zu rueh stöhn
müessen.
Als ich müch hün und wüder genügsamer massen ersehen,
stügen wür einen andern weeg vom heiligen berrg herunder,
wölcher vül geher und föUsiger ist, dann der ander stetig, so
355
gleich vom closter hinuf geth und ein stapfei an der andern
hat, derer in düe 12 tausend sein sollen. Öttliche sagen, seyen
noch mehr; düeweül ich süe aber selbr nicht gezölett, wüll ichs
nicht für gewüs beschriben haben. Nach lanng hinabsteigen
kamen wür in ein thal , zwischen beeden bergen als Sinai und
Catharina, in gemeltem thal sein öttliche gärtten , in wölchen
vül Oliven , maulbör und mandlböm neben andern mehr fruch-
ten gepflanzt und gezogen werden, hat auch in denselbügen gut
friisch wasser, dobey ich mich dann wüderomb abküehlt. Weil
es nahent mittag wahr, machten wür in dem gartten eine col-
lation; nach solcher lögten wür unns schlafen und rueweten büs
nach vesperzeütt , alsdann düe gröste hüz füriber wahr; dann
müer underwegen am herundersteügen so warm worden, das
ich mich büs uf das hemmet auszug von wegen der iber-
schwencklichen, ohngewonlichen, grellen hüz. Als ich nun zim-
lichermassen wüderomb erquict wahr, güeng ich mitt dem pater
durch düe gärtten im thal büs zu dem berg Catharina; der Ara-
bier oder sclave verblüh im garten, unnser proviant und kleü-
der zu verwahren, wüewol sich einer keines düebs zubefahren
bat, dann wür ja dös tags kein mentsch sahen. Also stügen wür
beede in Gottes nahmen auf den gemeltenn berg Catharina, der
dann vil höher, geher und beser zu steügen ist, als der berg
Sinai, hat durchaus kein weeg, vül wehniger stapflen, wüe dann
solcher nicht von vülen persohnen gesuecht oder visitiert württ.
Als mann ein wehnig hünuf komptt zu der rechten band , sein
düe stein, so am weeg lügen, wüe auch an dem follsen mütt
schönem laubwerck und blomen gezüehrtt, gleich als ob es
künstlich dorein gearbeitt were, und so einer ein stuck zer-
schlecht, ist es innwendüg wüe von aussen, dann es durch geth.
Von do stügen wür immer weütter hinuf: ungevhar uf halben
weeg dös bergs zur lincken handt hatt es einen brennen von
sehr gutem kalltem wasser, aldo ich mein lüdem flaschen ge-
villt und mütt hünuf genommenn , dann ich ungetruncken nicht
furtter hette kommen mögen. Von do an erhöbt sich ein sehr
beser weeg, vül erger dann von unden auf, wüe dann einer im-
mer von einem föUsen zum andern klettern mues; derowegen
es sehr gevahrlich, und eyltt der pater immer fort , dann er be-
sorgte, düe nacht würde uons ibervallen, als auch beschehen.
23*
356
Ich stüg und volgtt dem pater immer nach , büs uf die spizen
dös gemelten bergs, do es zu aller Oberst ein deine nüdere cap-
pella hatt, in der höhe, das einer mütt müeh uffrecht dorinn
stöhn kahn ; hatt in düe vüerung uf yeder seütten bey süben
oder acht schueh, ist ganz schlecht bedöct unnd die stein umb-
her nicht gemaurt, sondern nun uf einander gesözt, dann sich
nicht yül maurzeüg dohün bringen lest. Inwendüg der cappella
im fölsen wüert gesehen ein figur eines todten frauenbülds,
gleich als wehre es dorein gehauen, es ist aber solcher föUs so
hartt, das mann mitt einem hammerr nicht leichtlich was do-
Yon schlagen kahn. An gemelt ortt solle der corpus der junck-
frauenn Catharina, nachdem süe zu Alexandria gemarttertt
worden, von zweyen engein sein getragen worden und in düe
360 jähr an dem ortt, do yeztt düe cappella ist, gelegen sein,
wüe dann bey dem haubt und unden bey den fuesen beeder-
seytts ein grueb, do beede enngl (als müer der Galoirus sagte)
gesessen sein sollen; und steth das haubt düser figur wüe auch
der inngang gögen Ostro. Als solches offenbahr worden, ist der
corpus von disem borg hinunder in das closter getragen worden,
aldo ihre reliquia noch ligen und gesehen werden. Obwoln der
berg Sinai oder Horeb hoch ist, scheintt er doch auf dem
berg Catharina gar uider zu sein , dann solcher iberschwenck-
lieh hoch und ja Yül höher, dann alle andere berg, so umbher
gesehen werden, derer doch yüI und ein grose anzal imd ja son-
sten nichts dann berg und thal gesehen wüertt, das einem dor-
Yor grauett. So es dar und heitter wetter ist, sihet mann
denn porto Tor am rothen mör gelegen, wüe auch das gedachte
mör ganz kreitt, und noch zwey andere castell, das mann noch
fem iber das rote mör hinaus sihett. Indem ich mich genugsam
umbgesehen, klettert und stügen wür beede wüderomb heran-
der ; als wür ein wehnig iber düe helft kahmen, fuehl düe nacht
herbey, zu dem hatt ich meine schuech alier durchgetretten,
das mich düe stein heftüg brantten und in düe seien gestocfaeD,
das ich sehr müehsam herunder kahm , dann es ye lenger fün-
sterer worden. Als wür in das thal kahmen, güengen wür nach
dem gartten, Yon dem wür zuYor ausgangen, in wölchem ein
haus und dein kürchlin, so mann zu den 40 Martterer nenntt,
aldo wür ibemaoht blühen. Obwoln ich vermeint, es seye bös,
357
von dem berg Sinai den weeg, so mich der Caloirus gefiiert,
herrunder zu steügen, hatt es doch aller nicht zue bedeuten
gögen dem berg Catharinä, wölcher noch vül beser, ennger und
geyahrlicher uff und abzusteigen ist.
Denn 10 Juny morgens uff zwo stund in tag güengen wür
aus gemeltem haus der 40 Marterer zwüschen bergen im thal
durch den gartten herunder, wölchr zimlich lanng, aber nicht
breitt. Ausserhalb dösselbügen werden vül stein und fölsen
gesehen, dorinn höbraische schrift gegraben, noch Ton der
fiseütt Moyse her ; yrgendt einer w. meül von düsem gartten zur
rechten handt, unden am berg Horeb, neben dem weeg, wüertt
gesehen der stein oder föUs, an welchem Moyse mütt seinem
Stab, domitt er das rothe mör theillt, schlueg und wasser her-
russer lüef, als düe kinder von Israel aus der wüesten Sina
sich in Raphidim lägertten und mütt Moyse zanckten , umb-
willen süe kein wasser zu trincken hatten, wüe dann solcher
stein der schrift nach, als im 2 buech Moyse am 17 cappitel
vermeldt wiiertt, Massa unnd Meriba genanntt worden von
wegen döss zancks und der yersuechung. Solcher föUs gilbt
der zeütt kein wasser, aber es werden noch underst^hidlich düe
löcher in demselbügen gesehen, bey wölchen das wasser herus-
ser geloffen; derer sein zwölf, yedes so weütt, das einer ein
hannd dobey mag innschüeben, in der zwerch yedes ongevahr
einer halben ein breitt. Von do yrgend einer w. meül kahmen
wür in einen andern gartten, was wehnigs von der Strassen
zur linken hannd, zu den Aposteln genantt, in wölchem auch
ein dein haus, so von einem Caloiro oder patr dös closters som-
merszeütt habitiert und bewohnett wüertt, wölcher den gartten
pflanzt und underhöltt. Der ist nicht sonders gros, aber frucht-
bar von vilerley gewex und nach gelegenheütt dös orts ein fein
wesen, auch der schönste under den gartten, so ich umb das
closter her gesehen hab ; in dennselbügen ein quellender brenn
von sehr gutem und gesundem wasser, wölches oftermaln ge-
probüert, und dem gewicht nach sich justamente mütt dem
wasser aus dem Nilus vergleichen solle, und erzölte müer der
Caloirus, so in disem gartten wohnett, patre Daniel genanntt,
wölcher sehr gut ittalianisch rödett, volgende liistori: das uf
ein zeütt ein stattlicher Thürck mütt seinen weübern, kindt und
358
gesündt von Cairo ab ia düe wüesten kommen, den gemelten
gartten sampt dem haus , so dorinnen , öttlich mohnatt bewoh*
nettf bis es wiideremb rein zu Cairo wahr, dann er sterben-
der leef halber dohün geflohen, solle ime das ortt, das ws^ser
wüe auch der gute luftt sonderlichen wol gelüebt haben, das er
ein mosckea dohün bauen wollen. Indem es aber düe Cakuri
dös closters mütt niobten zuegeben wollen, rejsett er nach
Cairo und nembtt drey der fürnembsten und öltesten Arabier
aus der wüeste mitt sich, und zeicht von do neben seinen
sünen umb Constantinopel, privilegia auszubringen, domit er
seines gevallens ein mosckea an vorgemelt ortt bauen möge,
wölches ime der Grosthürck bewilligt und zuegelassen soll ha-
ben. Indem süe von do wüder absegletten und nach haus woll-
teü, solle das schiff, doruff der Thürckh sampt denn seinigen
gewesen, durch fortuna ganngen sein, süe alle ersoffen und in
malora kommen, domitt solle es büs datto mitt erbauuug der
mosckea verbliben und eingestöllt sein worden. Ausserhalb
düses garttens sein noch andere, als sanct Maria, sanct An-
thonio, in wölchem auch ein hau^, aber ohnbewohnt; nicht
fem dovon im thal zur rechten handt der Strassen wüertt
geseen das ortt, do Aaron das guldine halb hatt hün gegossen
und dem volck Israel andere götter, doran süe glauben sollten,
aufgerichtett, wüe Moyse so lanng beim Herrn uf dem berrg
wahr, als in seinem andern buech dös 32. cappittel; es wüert
noch underschidlichen gesehen der stein in der erden, wölcher
formirt gleichsam eines grosen ochsenkopfs.
Nicht weütt dovon das ortt, do sich das ertrich uffgethon
gögen dem volckh, so wüder Moyse murreten, Dathan und Aby-
ram sampt 250 personen verschlunge.
Nücht ferrn dovon wüertt gesehen das ortt und der stein,
doruf Moyses düe örene schlangen gelögt und erhöht, wöl-
ches noch unnderschüdlichen gesehen wüertt, wüe solche doruf
gelegen.
Wehnig fürtter gögen dem closter ein deiner ronder berg,
wüert genantt der berrg Aaronis, auf wölchem er solle gewohnet
haben. Vohr jähren ein cappella daruff gestanden, der zeütt
aller ruiniert und vervallen.
Nahend dobey eines rohrsschus weütt von der Strassen
359
wüertt gesehen ein stein, in \7ölchen ottliche bucfastaben ge-
graben, so von Moyse selber gemacht worden. Von do güeng
ich den stracken weeg wüderomb nach dem closter, wüe dann
für demselbügen hinauswarts gegen meridies der berg, uf wöl-
chem Moyses seines schwers letbro schaaf gehüetett; der ist
noch heittigs tag ettwas wehnigs grüen, und düe erden ist
schwarz^ gleich als were das gras abgebrantt, und ist doch
mütt grüenem undermiscbt. Sonsten sein alle andere umbli-
gende berg rötlecht, so wol die stein als der sandt, so unden
umbher, und wachst am wehnigsten kein gras, kreitter, holz
noch gesteüd hüeromber, sondern sein mehrtheils grose und
hohe berg.
Als ich nun wüderomb in das closter kommen, ward es
umb zeütt, coUation zu machen, wurde ich von denn patres be-
rufen mitt oder neben inen collation oder zu nacht essen, weil
es an einem sonntag wahr, dann süe sonsten besonder und
allein zu essen . pflegen. Als solches fUriber, fiiertt mich der
vicarius mitt sich in sein kahmer, aldo wür einen schlaftrunck
gethon, dann düe guten patres lanng nie kein wein getruncken
hatten, weil süe in öttlich mohuat kein carovana ghabt. Als
ich genug getruncken, nam ich ein gut nacht und lögt mich
zu rueh«
Denn 11 düs stund ich dös morgens mütt dem tag auf,
villett mein utres oder schlauch mütt früschem wasser aus dem
brennen, so inwendüg dös closter s, und macht mich allerdings
auf düe reüs föcttüg, dann der capo d' Arabi all düe zeütt ober
uf mich wartett. Dös morgens wurde ich voLr meinem abschüd
in die kirchen dös olosters gefüertt, in wölcher neben dem
hohen altar am inngang zur rechten hannd ein deine sarc von
schönem weissem laboriertem marmor , yrgend ^A gemeiner ein
lanng, und nicht iber ein V« ein breitt; in derselbügen lügen
die reliquia sanct Gatharinä, düe werden mütt sonderlichen
coeremonien gewisen, wölche der vicarius neben öttlichen
Caloiri höltt; düe singen auf grüechisch, haben umbher vül
brennende lüechter, alsdann stöct der vicarius öttlich deine
lüecbtlin von weissem wachs uf den döckel gedachter sepultura,
alsdann wirtt solche geö&iett, dann auf yeder seytten dos
döckels ein scbloss vohr ist, und wüert das obertheil nun halb
36a
eröfnett, alsdann der vicarius am ersten hinzugeth und küssett
mitt groser reverentz das haubtt von gedachtter sanct Catha-
rina, ime volgen diie Caloiri, so zugögen, und dann düe fore-
stiri, von wöIcLer wegen es angesehen. Als es ein jeder geküssett,
steth ein sülbem bockend, neben der sarc, lögtt yeder seines
gevallens oder Vermögens nach dorein; alsdann presentiert der
vicarius yedem ein brennend lüechtlin von weissem wachs, so uf
dem sarc gestöct gwesen, unden umbher mitt einem wehnig
bom wolle eingewickelt, so er aus dem sarc dorinn der corpus
sanct Catharina lügt, nembt; nach Verrichtung dössen be-
schleust mann düe sepultura und löscht düe lüechter wüderomb
ab. Hüer ist zu wüssen, das gemeltr corpus nicht gannz, sonn-
dern düe reliquia dösselbügen gesehen werden, als das haubt,
der linckhe arm sampt der handt unnd ein bein von einem
schenckel, neben andern mehr cleinfüegen glüdem. Nach
solchem allem güeng ich zu dem patre vicario, meinen abschüd
zu nemen, hüelt bey ime als gebreichig umb ein patenta ahn,
gab er müer zur antwurtt, weil der erzbischoff derzeitt zu
Gairo s^ye, werde er müer zu meiner wüderkunftt eine machen
lasen, als auch beschehen. Nach solchem trueg ich meinen
blonder herusser für das closter, macht in dös Arabiers knecht
zusamen, band in uf das camel, wölches ich reütten sollt. Nach
genommenem abschüd sas ich uf das camel, wölches müer ge-
geben wurde, neben dem capo d^ Arabi sampt einem seiner
knecht, den er bey sich behalten, nicht mehr als selb drütt,
hatt yeder ein camel ; dann alsbald düe carovana im closter ab-
geladen, sein düe camel alle gleich nach Tor geschict worden,
umb specerey aldo uffzuladen. Zogen also in Gottes nahmen in
der wüesten fort und fuehrt mich der capo d' Arabi ein andern
weeg, als do wür hün reiseten, so was neher sein soll, doch erger
und steiniger; riten ongevahr büs mitten in düe nacht, dann
düe nacht zuvor ein Caloirus von dem vicario nach Cairo abge-
vörtigt wjpden, den vermeinte mein Arabier noch zu ereylen;
also rueweten wür ein wehnig uf dem sanndt.
Den 12 Junii wüderomb vohr tags hünweg zogen immer
stracks fortt, dann die camel geruhet und nichts beladen wah-
ren; und ist düsen tag ein unleidenliche hüz gewesen, das ich
müehsam uf dem camel bleüben kondte , und uf den abenntt
36t
erejrlten wür obgemelten Caloirum, das inrür unns zusamen la-
gerten. Der hatt auch drey camel bey sich : eins für sich, und
dann der Arabier, so in fiiert, sampt seinem jungen hatt yeder
eins. Ich war froh, das ich gesellschafb bekommen, wüewol die
conTersation zwüschen unns meisttheils per silentiam be-
schabe, in ansehung der Arabier moerisch, der Galoinis grüe-
chisch, das ich von düsen keinen verstünde. Sonsten kundte
der pater düe arabisch sprach wol, also lagen wür düe nacht in
duofem sandt in einer weitten gögne sonder wasser.
Denn 13 düs morgens früeh uff, zogen immer zwischen
dem gebürg durch die wiesten, lägertten unns dös nachts im
feld oder sannd sonder wasser.
Denn 14 düs mütt dem tag do hünweg; kahmen also noch
Tohr mittags an das rote mör, aldo wür von den camein ge-
stügen, solche abgeladen. Nam mich mein Arabier bey der
hannd, wüst nicht, was es bedeittet oder wohün er mich füeh-
ren woltt, dann er mich abwärts der Straßen dem rothen mör
zu füehrt, wüe es dann gleich neben gedachtem mör, nicht
iber acht oder zöhen schritt dovon, ein hoch gebürg hat; stüg
der gedachte Arabier was wehnigs an einem föllsen hinuf, in
welchem ein fünstere grotta oder hole, dorinnen ein warm bad,
wölches düe Moren und Arabier das baad Moyse nennen. In-
dem kam der Caloirus sampt seinem Arabier auch zu unns,
zogen wür unns alle nackend aus, und stügen beede Arabier
tüef hinunder, wüe auch der Caloirus ; ich aber hüelt mich wel
heroben, dann es in dem föllsen so finster, das keiner denn an-
dern sehen kondte. Zudem so güeng ein so greilicher dampf
und hüz herusser, das ich nicht iber ein vüerttl stund dorinn
dauren kondte, ohnangesehen ich zu aller Oberst und nun vorm
loch, do mann innsteügt imd noch lüecht ist, sas, do es unden
noch vül wörmer und heisser sein mues, wegen dös Ursprungs,
das ich midi verwunderte, wüe düe beede Arabier so lanng
künden drinnen bleiben: dann der eine bey der warheitt nahent
ein stund lanng drinnen wahr. Als ich herusser kahm, dorft
ich nicht gleich an den lufb gehn, sondern lögt mich in ein an-
dere grotta oder hole, so gleich doneben, do es nun ein wehnig
warm ist; döct mich mitt meinem blonder zu, büs ich ein weh-
nig erkühlett. Von solchem schweisbad halten düe Arabier
362
sehr vül : das wasser dringt unden durch den föUsen herusser
und left gleich in das rothe mör, welches harrt dobey; es
wfiertt durchscheidenlich gesdben, das das wasser, so von
disem bad herusser leeftt, mitt schwebell vermischt ist. Nach-
dem wür ein gute zeütt db geruwett, sassen wür widerr auf
unnsere camel und zogen allgemach forrt. Irgend umb vesper-
zeütt kamen wür zu einem deinen bächlin von süsem wasser,
doselbsten wür unnsere camel trincken lüessen, dann solche
vom closter aus büs doher nicht mehr dann einmal getruncken ;
alsdann zogen wür immer langest am rothen mör fortt, lägert-
ten unns auch dös abents an gedaditem mör.
Denn 15 düs morgens früeh auf, und reüseten denn gan-
zen tag neben dem roten mör; wür unns auch dös abents
nahend doian lagerten, one früsch wassert
Denn 16 düs brachen wür früeh auf; nach mittag kabmen
wür gehu Sues, ein stättlin und portto zu anfanng dös vülge-
melten rothen mors. Hüer ist zu wissen, das düses wasser
nicht roth, sondern andeim mör gleich ist, allein das an vilen
ortten der sannd was rötlechts scheint. Düses stättlin steth
mehr dann den halben theil am mör, mehr nicht dann für einen
anlauf bevöstügt, hatt auch ein schlecht castell, in wölchem der
gubernator dös orts wohnet.
Es werden vül gallera und schuf in gemeltem~ stättlin ge-
macht, so in Gemmia undt nach den Indiis gesantt werden,
dann in denselbigen ortten wehnig holz verbanden sein soU.
Es werden auch wol barcca gemacht, so gögen Mecha seglen,
doran ganz kein eyse oder nögl sein. Derogleichen bletta wer-
den zu Plescau in der Moscau auch gefunden , wölche uf dem
■Beibas hün und wüder säglen: als mann müer sagt, beschicht
solches meistheils hüezuland diser Ursachen halber, weil umb
düe gögne dös möers vül folsen, dorahn sich der magnet halten
soll, wölcher dem eyse gevahr und dasselbüge an sich züecfat;
mochten dise barca, wölche geringfüeg zusamen gemacht, wovor
eyse dobey wehr, sich verlieren und zu grund gen.
In gedachtem stättlin fände ich vül gefahgner Christen
oder sclaven, sonderlichen vil Ittalianer, wölche im arsinal ar-
beitten müesen, schif und gallera machen, dan das grob volck,
als düe Arabier und Moren, nicht so suptile oder geschict der-
363
zu sein. AOe victualia, so süe zu tägUcher nnderhaltttug ge-
brauchen, das haben süe alles tob Cairo, dann es hüeromber
ein sandüg, wüest und unfruchtbar land ist, do kein obs, frucht
noch was nuzlichs gepäanzt oder gezogen wüertt ; invendüg dös
stättlins kein siies wasser; irgend uf ein halbe stund doyon dn
bronn, do mann das wasser auf camel und ösell hoUett und
solches zu verkaufen hünfiiert, wölches doch auch gesalzen.
So einer sües wasser haben wüU, mues era bey den zwölf bren-
nen Moyse, wölchß jheneseitt dös rothen mors, hoUen lasen,
das doch auch ein wehnig gesalzen, aber nicht so sehr, als das
von dem brennen, so usserhalb dös stättlin. Das grobe volck
ist solches wasser gewohnett, achtens auch nicht.
Denn 1 7 düs muest ich noch den ganzen tag do verliarren,
denn es kam zeitung, wüe am vergangnen ein Mor nicht fem
von Sues were umbgebracht worden, derowegen sich mein Ara-
bier bevahrte und nicht hinaus wolte, büs er geselschaft her-
kam; also muest ich noch volgenden 18 düs büs zu vesperzeütt
do verharren. Ich hüelt mich bey dem capo d^ Arabi, der
stellte seine camel neben dem thor auf freyer strasen, domitt
es nichts coste, dann süe mechtig ongern gelt ausgeben. Noch
dös abents kam ein carovana von 250 camel vom gebüi^ herun-
der, wölche harrt an disem stättlin liirbey zogen und nach
Cairo woltten , mit denen wür unns ufmachten und fortzogen ;
kahmen düsen abent noch einen zimlichen weeg, lagerten unns
düe nacht im feld, und ist von Sues oder denn 12 brennen Moyse,
bis mann zu dem Nilus kombt, kein sües wasser zu bekommen.
Denn 19 düs morgens früeh auf, zogen immer starck forrt,
dann düe camel von gedachter carovana nicht beladen wahren.
Underwegen in der wüeste werden noch vil stock oder starcke
stammen eines halben maus hoch, drunden und drüber, auch
vül stuck, so hün und wüder lügen, geseheUf wölche vohr der
sUndäuth hülze gewesen, und sich seüderhero in stein verwan-
delt haben, als noch underschüdlichen zue sehen: dann ötlich
stammen noch näst haben und aussen düe rund noch doran ist,
und sein solche vül härtter, dann ein küsel oder pflasterstein.
Es werden auch hün und- wüder in der wüesten vül rosen von
Jericho, vrölche im sand und küs ufwachsen, gefunden, düe sein
immer dürr, das derer nicht geachtet wüertt.
364
Denn 20 düs wahren wür dös morgens ohngevahr ein
stund Tobr tags uf , ritenn dös gannzen tags ongefüetertt und
ongeruewet bös uf ein stund in düe nacht, das wür bey 18 stund
lanng immer ströngs fortzogen, ohnangesehen der grellenn,
iberschwenglichen hüz, lagerten unns dös nachts für Cairo
berusser, nabent einem dorff Materea genantt, do dann yül bun-
dertt camel sich dort umbber lagerten.
Den 21 düs macht sieb der Caloirus morgens fiüeh nach
der statt, bey wölcbem ich mein blonder mitt in das closter
sautte, ich aber nam den capo de Arabi, güeng mitt ime nach
Matherea, wölches nicht iber 2 w. meil von unserm nacbtiäger,
ein sehr schöner, fruchtbarer fleckh, auch an einem lustigen
ortt gelegen , das es ein recht yrrdisch paradis mag genenntt
werden. In gemeltem dorf wirt gesehen der bronn und das ortt,
do düe mutter Christi mütt ihrem kindlün solle hüngeflohen sein
für Hoerode ; weil nun kein wasser verbanden gewesen, das süe
dem kindlein Jhesu düe windlin iiette waschen kinden , hatt süe
es von Gott gewenscht, und soll alsbald ein bronn aufgequelit
sein, so noch heittiges tags aldo gesehen wüert, wüe dann son-
sten im ganzen königreich Ägipten kein bronn von süesem was-
ser gefunden wüertt. Und ist düses ein treffenliches, gesundes,
guetts wasserr, der bronn fein eingefassett, und mitt einem
gwölb oben yberrdöct, gleichsam einer cappella gemacht, ist
doch kein mosckea doselbsten, das Christen söwol als düe
Thürcken dorein gehn mögen; der bronn in düe vüerung uf
der erden inngefassett, umbber mütt schönem weissem marmor
besözt und becleidet. Der Arabier und ich zogen unns aller
nackent aus, badeten in solchem, güeng müer das wasser büs
iber düe weiche. Uf ß schritt ohngevahr von dem brennen bat es
^in geviert loch in düe wand gehauen, wölches ein starekken
geruch von baisam von sich gübt, hangt ein lampa dorvohr,
und wüert solches ortt so wol von den Arabier, Moren und
Thürcken als von den Christen in ehren gehalten; düe Christen
sagen, die mutter Christi habe düe windlin dohün zu trücknen
gelögt.
Ausserhalb dössen wüert gesehen der balsamgarrt, aber
es wechst düser zeitt kein baisam mehr doselbsten; werden
nicht mehr dann noch zwey deiner bömlin gesehen, wöl-
385
che yast aller dürr, dann däe blettlin meiistheils dovon geris-
sen worden.
Von do güeng ich mütt dem Arabier nach der statt, wöl-
ches ohngevahr bey 5 w. meül, und kahmen eben umb mittag-
zeutt in der Gräechen closter zu Cairo, wüe ich dann den imbüs
bey dem erzbüschoif verbliben und mitt ime an seiner tafeil
gessen; alsdann umb ein patenta bey ime anhüelt, wölche erst
nach öttlichen tagen ervolgt. Hab also meinen blonder uf
einen esel geladen und rüth yollent nach meinem vorigen losa-
ment zu dem frantzösischen goldschmid: hab mütt solcher reüs
von Cairo ab nach dem berg Sinai 22 tag zuegebracht und,
Gott zum höchsten gedanct, glicklieh und wol verricht.
Zuvor und eh das ich ferner sehreitte, mues ich was weh-
nigs meidung thun von der Arabier Wohnungen, sütten, klei-
dung, nahrung und gebrauch, sovil ich dtie zeitt am hün und
*wiiderreüsen von inen gesehen. Sovil erstlichen dfie wüeste
betrüfkt, dovon zuvor was wehnigs meidung beschehen, wüert
diser theil gögen Mecha Arabia deserta genantt; das volck
aber, so dorinnen wonen, sein durchaus Arabier, so mann
Baeduini nenntt; das sein rechte Zyginer, halten sich haufen-
weus in der wüesten, oftt 100, wol 1 tausend und mehr zue-
mal beysamen, haben keine stött, dörfer noch Wohnungen, son-
dern lagern sieh g^meinglich, do süe süeses wasser haben
mögen, pflegen an einem ortt ein, zwen auch mehr mohnat zu
sein, haben keine heüser noch hütten, dorinn süe wohnen, son-
dern lagern sich zwischen dem gebürg im sandt, wüe süe dann
stets ihre heüser mitt allem ihrem geret mitt sich fiiehren,
machen ein gezelt auf, wölcher von rossham oder grober lin-
wat gemacht und yrgend eines halben maus hoch von der er-
den, dorunder süe sich mitt weüb und künd halten. Solches
beschicht nicht ungewitters noch regens halber, als mür düe
Caloiri im closter sähet Catharina sagten, das es das ganze
jähr in der wüeste und umb denn berg Sinai nicht iber drey
mahl regne; gemelte Arabier bedöcken sich auch nicht der
hüz halber, dann sie ire kinder von Jugend auf, so bald süe gen
könden, aller blos und nackend den ganzen tag im sand umb-
walzen lassen, dovon düe hautt so hart und tüef in das fleüsch
hinein schwarz werden sollen. Und das süe sich döckhen, be-
366
Schicht fumemlich wegen des thaues^ der des morgens so
starckh anföllt, als oh es geredet hette, wie ichs dann dne
Äeitt ober selber erfahren: wann ich dos morgens erwachte,
wahren meine kleider aller nass.
Ihr nahrung betreffend schaffen süe wehnig, stehlen und
rauben sehr vül , ernehren, underhalten sieh mertheils ab dem
vüch und von den camein, derer süe vül haben, fuehren mitt
soldien den kaufleüten düe wahren von einem ort an das ander,
als in unserer landtsartt düe fuehrleitt mütt pferten und wagen
zu thun pflegen, dann hüezuland kein wagen gebraucht wüert;
neben den camein halten süe auch deine esel, doruf süe ihre
kinder, gezelt und ander gereth fort schlöppen, haltten auch
vül Zügen oder geissen, mitt wölcher milch sie ire kinder
uMehen.
Ihr proviant wüe auch tägliche speys belangett , füehren
süe anders nicht mit inen, dann mel; das wasser haben süe
gemeinglicb an dem ort, do süe sich lägern, wüe ichs auch von
denjheni^en gehörtt, so a.la Mecha reüsen, dohün süe von
Gäiro ab einen mohnat zu züehen haben. Alsbald süe sich mitt
ihren camein lagern, seye mittags oder abents, scherret und
raspelt einer ein heüflin camelkoth zuesammenn, weül solches
gleich, wüe kohlen brönntt, schlecht ein lücht, wüe dann keiner
so arm, der nicht ein feürzeüglin bey sich habe, macht also
ein feür uf , zwischen d^m macht ein anderer den teüg an.
wölchen er in einem lüdern trog knetet, dann süe wenig haus-
rath gebrauchen, macht den teüg zu einem ronden kuechen,
yrgend zweyer finger dick. So nun. das gluende koth den sannd
wqI erwörmett, drecben süe dü^ kohl an ein ortt, lögen denn
kuechen uf den heissen sannd, streben oben noch mehr sand
doriber und dann düe kool doruf, und lasen den kucfaen nicht
mehr dann halb bachen ; alsdann nemmcn süe in herusser,
lögen in uf ein rond, lüdem thüschduch, welches zuvor zum
tßig an statt dös trogs gebraucht worden, sözen sich auf düe
erden umbher;, reist yeder ein stucU dovon , haben also düe
erst und lotste gericht beysam^n. Wann sue aber bancket hal-
ten und stattlich leben, nanmen ^ue den gebachnen kuechen
so warm als er vom feur kompt, zerbrechen in zu deinen
stucken, göessen noch mehr wassei» zu, das es wöder ein laut-
3er
ter teüg wüert. Gab ich ineli ottiicinnahln öl, döss 6üe hoch
achten, güessen solches neben dem wa^er under den zerbrooh-
nen kuchen, wölches süe alsdann für ein stättlich essen achten
und halten. Do einer etwan unlustüg öder kein appetit hatt,
sollte er dem volck nun zusehen, wan süe essen, dann yeder
mitt alle finfe in düe schissl fohi't (düe ist von leder), nembt ein
ganze hannd voll herusaer, walzet es zusaraen an ein kugl und
fort dann, dem bauch mitt zu, schöpft sich satt an, büs nichts
mehr in der schissl bleübt, trinken dobej gahr wehnig. So grelle
und unnser einem ungewöhnliche hüz sommerszeütt an disen
orten ist, erhizigen süe sich doch nicht, als ich selber achtung
doruf geben: mancher, der denn ganzen tag im. tüefen sannd
den camein nachgewatten, solle gleich wol desö tags nicht iber .
zwey mahl trincken, das solch volck ein iberaus sturcke
natur hatt.
Was ihr kleidung betriftt, do es ettwas wehnig« stattlichs,
haben süe zwey hemmeter iber ein ander an uf dem blosen leüb,
eines von blauer linwatt, und ein weisses dorüber, beede von
grobem starckem zwilch. Düe örmel sein lanng und weytt, das
Büe inen büs uf denn boden hanngen und sich einer von einem
örmel nahent gannz bedecken kahn. Solche beede hemmater
gürtett er in der weiche mitt einem breittenn gurtt, üls ein
zwerch hannd, wiie ein rossgurrt, und ist keiner so schlecht,
der nicht ein dein dölehlin in der gürttl stecken habe. Ausser
beder hemmater trögt er wöder stömpf, hosen noch wammes;
vül, düe gahr keine, achuech tragen; ingemein aber tragen süe
moysesscbuch, düe haben kein ibergschirr, binden solche oben
mitt zwey oder drey rüemlin. üf dem köpf tragen süe Maho-
mets zeichen, das ist ein weisser bund, das ist von den statt-
lichen gerödt; was gmein bövel, knecht, cameltreiber und der
gleichen ist, düe haben gahr kein hemmet an, sondern nun ein
arabisch röcklin,. das geth ime büs iber knie , ohne örmel , ist
gestreiftt weüßs und schwarz, von ross oder andern rauhen
haaren gewirct, wölches yül haftüger sticht als düe leüs beüsseq
mögen, aber ihr hautt ist so duck, das süe es night achten, an-»
dere aber wickeln nun ein grob grau gewirct thuech als ein lei-«
lach umb sich, das kein nath hatt, vergleichen sieh dem rock
Christi. Der weüber kleiduiig oder dracht ist vast gleiehförmig
368
\rüe der mantis, haben gemeingUch zwey blaue hominetter iber-
einander an, aueh mitt grosen weitten örmeln und einem breit-
ten gurtt oder gürttl, uf dem haüpt trögt süe ein blau leine
thuech. Das gesiebt aber, domitt mann ihr düe schöne nicht
absehe, bedöct süe mitt einem schwarzen oder weissen düech-
lin; in demselbigen sein zwey löcher für düe äugen, das süe
dobey durchsieht, dann es uuder inen für ein grose schand ge-
achtett wüertt, wann sich ein weib under dem gesiebt sehen
lest, und do süe schon neben ihrem mann issett und ein an-
derer Arabier oder sonsten ein frömbder dobey süzt, döct süe
sich nicht auff, sondern sehüebt das essen under der masca
oder düechlin ein, und soll, reverenter zu melden, eine sich
¥ül eher binden und fernen uffdöcken, dann under dem gesiebt.
Ingemein haben süe an obren rüng hanngen vom möss oder an-
detm metall, sein zum theil so weütt, das einer ein band der-
durch schüeben möcht; was stattlich ist, habens von sülber;
öttliche weiber haben rinngy düe gehn inen durch düe naas-
löcher und hanngen inen büs uf das leftz faerunder, welches un-
der inen stattlich unnd wol stetL Süe machen inen blaue lef-
tzen, wüe auch an den backen, stürmen^ arm und bänden reia-
sen oder schneiden süe in^i selzame -zeichen und züg; wann es
heul wiert^ ist es aller blau, das es von keinem waschen mehr
vergeth, steth under inen züerlich und schön. Umb den halls,
an ,ann und fües haben süe auch rüng hanngen, sowol auch düe
junge kinder ; wann süe nun reisen mütt weüb, kind, vüch und
allem hausrath, stocken süe zwey oder drey kinder zusammen
in ein sackh ganz nackhend, das inen nun düe köpf herusser
göhn, schlöptt süe also uff einem camel oder esell fortt, wohin
er dann züehen will.
Ihr hausrath oder geschirr, so süe mütt inen fuehren, hab
ich anders nichts gesehenn dann ein rönd läder , so gros, das
einer ein dein düsehlin mitt bedöcken möcht. Solches dienett
inen zu vilen Sachen, dann weil süe kein tbusch gebraucheni
sondern nun uf dem boden oder der erden essen, ist das leder
sein dusch thüch; hernacher dienet es im^e für ein schüssl, dann
8£^ch leder rings umbber einen rüemen hatt, so mann solchen
zusamen ziecht, wüert es wüe ein lidem eymer; zum dritten
düenett es ime anstatt eines trogs, dannxr ein teüg dorin an-
369
macht; zum vüerten düent es ime für ein eymer, dami er seinen
camein dorus zu trincken gübt; zum fünften ist es auch sein
trinckgeschirr, wüewol er neben solchem noch ein andr trinck-
gescbirr hat, das ist ein hülzin messlin , in wölchem er seinen
camel das fueter misset. Sonsten sein säe sehr dinstbahr, son-
derlichen wann einer issett, warten süe fleissüg uf ; auch sein
süe anderleitt kleider sehr gevehr, so bald einer was von sich
lögt, züecht es ein anderer an , wüe müer dann selber wüder-
fahren. Ich hatte einen langen rock oder gaban von schlech-
tem grauem fuetterthuech, wölchen ich dös nachts anstatt dös
bötts, dorinn zu schlafen, gebrauchte, domitt ich dös morgens
wegen dös thaues nicht so nass wurde. Einesmals am zuruck-
züehen vom berrg Sinai bekam ine der capo de Arabi, der mitt
müer zöge, lögt dennselbügen alsbald nicht iberr seine kleider
oder düe zwey hemmetter, sondern uf denn blosen leüb an,
solcher erwarmett dermassen an ime, das ich in nicht mehr
kondte zuwegen bringen. Als wür gehn Cairo kahmen, hatt
ich ime solchen verert, zweivelt müer nicht, er werde mitt
vilen Soldaten, so mann pedoci nennett, besözt gewesen sein.
Ihr natur belangend, sein düe Arabier rauhe , grobe imd
gesunde leütt, düe such keine medici gebrauchen, haben auch
nicht leichtlich einen daulen oder wüderwillenn ab yrgend einer
speys, es seye dann came de porco, schweinfleüsch , wölches
inen ihrem gesaz nach zu essen verbotten. Am hünreison sähe
ich, das einer in der wüeste ein thüer fände, in der grosse als
ein geüß, so mann gaselli nennett, wölches von andern thieren
nahend halb gefressen wahr; vermeinte, er bette einen grosen
fund gethon, lögtt es uf ein camel und fiiert es mitt büs uf das
nachtläger, wölches inen ein arabisch weüb gekocht, doriber
süe stattlich bancketiert, derogleichen am hin und wüderreisen
nicht beschehen. Aber wann kein gebachner kuechen , als zu-
vor angemeldet, dorbey ist, halten süe es für nichts, dann der
capo de Arabi, wölchen ich mitt müer hatte, den mehrern theil
mitt müer gessen von demjhenigen, so müer von Gott bescheret
wahr ; gleichwol as er noch allzeütt von dem kuiBchen , das ich
ine einmal fragen lües, ob er sich bey müer nicht satt essen
könde; gab er zur antwurtt, er esse gleich, was er woU, wann
er dös kuechens nicht doneben habe^ acht er nicht, das er wol
KiechsL 24
370
gelebtt habe , noch auch gesöttigt seye , gleich als wür Schwarz
ben, wann wür nicht alle taag suppen e^sen. Sovil von disem.
Düe statt Cairo betreflfend, dovon ich hüevor was wehnigs
vermeldett, weül solche gros und weütt von einem ortt zum an-
dern ist, pflegen düe Moren und Arabier in denn gangbaren
Strassen deine ösel zu halten , das volck in der statt hin und
wider zu fiiehren. Solche thüerlin gehn sehr wol und sein
mehrtheils zellter; ist lustig zu sehen; wann düe weiber reütten.
So es was stattlichs ist, haben süe ihre eygne pfertt oder ösell,
düe zum theil mitt kostlichen döckin, auch wol mitt guldin und
sülbem stucken bedöct; das gemeine volckh von weibsbilder,
so mann uf der gassen gehn und reitten sihett, sein mehrtheils
buttani, dann under inen nicht gebreichig, wann einer ein fromm
weüb haben will, das er süe vil usslaufen las. Es reitten ge-
meinglich zwo Weibspersonen uf einem ösell oder pfertt, süzt
düe frau im sattl, und düe düern oder magt hinder ihr, reütten
beede grüttlingen, als düe mann, doch sein süe vermommet,
das mann durchaus nichts blos an inen sihett.
In gemeltter statt Cairo werden öttlich tausentt mosckea
oder türckische kürchen gesehen, drunder vül, düe nicht in
bau erhalten worden und aller zergöhn. Als ich gehört, solle
es vor jähren ein so mechtüg reich volckh gehabt haben , das es
mancher für ein schmach oder spott geachtett, wann er in ein
kürch usserhalb seines haus hette göhn sollen, das es ein gmein
ding gewesen, einer ime ein kürch vohr oder in sein behausung,
bauen lasen; dorunder noch vül gesehen werden, davon
wölche stattlich und mütt schönem thürmen aufgehauen sein.
In der alten statt Cairo werden noch düe Speicher oder kom-
pläz gesehen, wölche von Josephe, könig Pharaonis hofineister,
sollen erbauen sein worden. Düe mauren derselbügen sein sehr
alt und durchaus von gebrantten steinen, aber mann sichtt
wol, das solche sein renoviert worden und mitt andern pfeilern
besözti Düe Speicher lügen der zeütt noch aller voll getreüd.
Hüer mues mann verstöhn, das düses nicht heüser oder kom-
schütt sein als in unnsern landen , do es öttliche böden ob ein-
ander, düse haben nicht mehr dann uff allen vüer ortten ein
hohe und ducke maur umbher, lügt das körn innwendüg onver-
döct under freyem hemmel, dann es alhüe zu Cairo nicht reg-
371
nett; ob es wol winterszeüt trieb wettet gübt, rüselt es doch
nun, als bey nnns der thau zu thun pflegt. Zu Alexandria, wöl-
ches auch in Ägipto, regnet es, wölches ich gesehen als ich
aldo gewesen, dossgleichen es auch zu Rosseto und Damiata
regnen soll. In der alten statt Cairo ist zu sehen düe Wasser-
kunst, wölches durch einen aquaedüctum aus dem Nilo von
alt Cairo büs hinuf in das schloss, wölches gehrn drey w. meil,
geleittet wüertt, durch ochsen verriebt, düe tag und nacht an
einem rad züehen und zu underschüdlichen mahlen abgewechs-
lett werden, von do das wasser in einer gemaurten rinnen,
wölche von einem pfeiler, do yeder bey drey mann hoch, zum
andern reichett, wölches mitt grosem costen erbauen; in glei-
cher gestalt als zu Constantinopel, wüe auch zu Rom, wölches
durch Papst Sixtum quintum wüderomb in das werck ist ge-
richt worden.
Indem ich zu Cairo stüU lag und müer gleich selzam für-
kam, als mir von denn hiinnern gesagt worden, wölche ohne
bruethennen durch düe hüz in bachöfen düe eyer sich selber
ausbrüeten, bin ich verursacht worden , solche zu sehen. Eins-
mals füehrt mich ein renigat oder Mameluc, wölcher ein Teüt-
scher unnd aus dem Beyerlannd sich hemennett, der eines
reichen herrn diner wahr, wölcher diser Öfen jahrlich zu ver-
leihen hatte. Also rütten wür hinus, er zu pfert und ich uff
einem ösell, dann solches ortt vast zu ende der statt ist. Als
wür nun hinauskamen, wurde müer düe thür uffgemacht, güeng
ich hinein und besähe alles nach notturftt, dann süe ettwan
zwen tag zuvor mitt denn hüener fortüg worden, das dozumal
kein feyr noch eyer dorinn wahren; solcher Öfen wahren zehn,
yederseütts fünf, dozwischen ein ganng bey drey schuech breytt,
und ye ein ofen gögen dem andern iber, von laim und koth ganz
schlecht gemacht, in der form als düe bachöfen in derfem ssu
sein pflegen, allein das süe in der mitte zweifach besözt sein,
in dem tnittlem fach hatt es ein gefüert loch, oben rund und
gewölbt und zu Oberst ein dein rond loch, dobey der dampf
und rauch hinaus könde. Wann nun die eyer eingelögt werden,
derer zumal öttlich tausentt sein , batt mann verordnete leitt,
wölche ganz nackend göhn, düe such doruf verstöhn, dann es
fleüs braucht, domitt düe Öfen in gleicher hüz erhalten werden,
24*
372
und will zu solchem werk kein holz noch kohlfeyr gebraucht
sein, sondern camel, esell und rosskoth, wölches genügsame
hüz dorzu gübtt. Von ersten werden düe ayer in den undem
theil dös ofenns gelögt ; wann solche erwarmen, bey drey tag
lanng dorinnen sein, thun süe solche wüderomb herusser, be-
sichtigens, wölche bös oder guett sein; düe süe nicht für gut
achten, werfen süe hünweg, düe andere eyer aber lögen süe als-
dann in das müttlfach dös ofens, wartten inen mitt suptiler
hüz fleissüg ab, rüerens zum oftemmahl, das düe undem oben,
düe Obern unden kommen, wölches in 3 wochen oder 22 tag
lanng wehrett. Nach verflüesung solcher zeütt werden düe scha-
len gannz leüs geöfnet, thun sich düe jungen hüener herfür;
weil süe aber noch aller blutt sein, darf mann süe nicht gleich
in luftt lasen, sondern werden in dem ganng zwischen den Öfen
in zwen tag lanng gehalten, alsdann kombt das volck von den
dörfern, kaufen solche. Weül nun derer düe menge und ein
grose anzal sein, werden solche nicht der zahl sondern dem
mees nach ussgemessen und verkaufftt. Als müer der teütsche
renigat sagt, hatt sein herr aus solchen Öfen jährlich in düe
200 ducaten in gold intrada, ist also ein iberaus nuzlich dinng,
dann es mehr dann cento procente trögt; wüe ich vememme,
kaufft mann uf denn dörfern in düe 30 ayer für einen medin,
düe aber so düe hüener dem mees nach kaufen, krüegen ohnge-
vahr sechse für 1 medin; do süe solche öttlich tag lanng im
gras laufen lasen oder sonsten uffzüehen, füehren süe alsdann
zu marct, gültt ein guth'^hÜTon 1 medin, und wehrett solches
ausbrüeten vom Apprill büs uf den September fünf mohnat
lanng.
Es gübt zu Gairo wöchentlich zwen marcttag, do dann
einer an den verordneten bazarn oder pläz als montags und
donnerstags von wahren und andern selzamenn sachen fürs geltt
bekommen und zuwegen bringen kahn, was einer begert und
haben wüll, als vül und mancherley gemachte kleüder, für
mann und weüb, von seüde, samett, guldin und sülbem stucken,
von allerley wafen, als schöne sebl, deichen, röhr und was düe
Thürcken mehr gebrauchen, von stattlichen rosszeüg und köst-
lichen döckin, wölche süe uf düe pfert lögen, wann süe reütten,
vül und mancherley selzame stein, berla und ödelgestein,
373
wölche aus India gebracht werden, vül schöner zartter linwat,
80 auch doselbsten herusser kombt, dorus die Tircken ihre
bünd machen, vül und mancherley thäer : als fabian, mörkazen,
selzame bock, ittem straussen, sittich und andere selzame vogl
bekommbt einer alle marcttag zu kaufen. Was nun kleüder
und derogleichen Sachen betrifftt, wiert solches aUes durch
dorzu Yerordnette leütt uf dem plaz oder marct umbhergetragen
und öffentlich ausgerufen; wölcher dann am meisten dorffir
gübt, der bekombt es. Es versamlet sich ein so grose menge
Yolck umb marctzeütt, das eins dem andern nicht weichen
kahn, wüe auch sonsten ingemein in denn gangbarn strasen, ein
groses hin und wüderwandlen ist, bedes zu ross und fues, das
einer wol förzusehen, domitt mann in nicht umbstos und dor-
nider reütte. Düeweil nun düe straßen diser statt nicht ge-
pflastert und es nimmer regnet, gübtt es ein iberaus grosen
staub; obwoln verordnete leütt sein, wölche zum theil gassen
mütt wasser gesprönzen, ist es doch gleich wüder hän.
Ittem neben gemelten bazam hatt es auch einen sondern
blaz, dpruf mann die sciaven, als düe gefangne Christen und
Moren verkauftt; weil aber gemelte statt nicht am mör lügtt,
gübt es derer wehnig; allein werden jahrlich im Augusto, wann
der Nilus hoch ist, sehr tüI Moren, dein und gros, weüb mann
unnd kinder, gehn Cairo gebracht, wölche aldo von denn Thür-
cken aufgekauft und von do nach Constantinopel, Natolia, Ca-
rammania und andern ort wüder zu verkaufen hingefiiert wer-
den, und also ihr kauffmannschaft mütt den armen leüthen
haben und treiben. Solche Moren kommen herunder aus Äthio-
pia oder prüester Johann lannd.
Und demnach düe statt dös nachts onverspört, dann es
keine mauern, graben noch wähl hatt, werden doch düe strasen
dös nachts zu beeden theilen, wann der Mohr uf dem thurm
schreitt, durch verordnete leütt gespörrt und zuegeschlossen,
alsdann sich keiner uf denn bläzen oder andern ortten der gas-
sen, seye Thirck, Mohr, Jud oder Christ, mehr darf finden lasen,
er seye dann ein jenitschar, oder das er sonsten in dös Gros-
thürcken düenst seye, wüe dann dös nachts an vilen under-
schidlichen ortten guardia gehalten wüertt.
Den 2 July wurde ich von einem alten Theütschen, so ein
374
renigat unnd jenitachar und ab düe dreissig jähr im lannd wahr^
in sein losamentt gefü^rtt, dohüii noch drey andere teütsche
renigaten kahmen ; thaten einen tranck mitt einander, wahren
lustüg und guter ding, und ist einem Christen von nöthen, das
er achtung uff sich gebe, wüe dann denen gesellen nicht allzu-
wol zu trauen, ünder anderm wurdei\, wür zu röd, das ich
gern düe pyramides sehen wollt, weil es aber der Arabier hal-
ber sehr gevahrlich, lest es sich ohnbewörtt oder ohne com-
pagnia dohün nicht reisen, und daulte mich der oncosten, das
ich drey oder 4 jeuitschar uf mein spesa mitt nemmen sollte,
dann dös gellts nicht vül mehr in der cassa wahr. Also sagte
einer von den gedachten teütschen renigaten, so ein gold-
schmid, Michl Miller von Strasburg genannt, der erst bey drey
Jahren zum Thircken worden, und ein Grüechin, so ein
Christin, zu einem weih hatt, der both sich an, er wolle allein
mitt mücr hinaus, ohnangesehen er vohrmahln mitt öttlichen
Teütschen vom adl und aiidern draussen gewesen, wölche voii
den Arabier angegriffen, er für sein person aller nackendt ussge-
zogen, der alte jenitschar, . bey wölchem wür zechten, harrt
verwundt, undt in dem einen arm laam geschlagen worden,
einen Mohren, wolcher auch mitt inen wahr, nahend ganz
durchstochen, also das der alte jenitschar nicht mehr hinaus
wolte; aber er bestöUt unüs einen mucker mitt zwen ösell» und
verblib ich dös nachts in dös gemelten jenitschars haus.
Denn 3 düs, wü| es dann umb düse zeütt dös jahrs früeh
tag, macht ich und der teütsche renigat unns uf den weeg,
zog yeder ein altt zerrissen hemmett und hosen an, und einen
alten nichtigen rock dorüber; der theütsche Thürck aber an-
statt seines bundts sezte ein grau spizig heiblin uf, wahren, an-
gethon als arme Nosserani oder Christen dös landts, domitt es
derjhenig, dem düe ösell gehörten, auch nicht mörcte. Also
rütten wür von der alten statt Cairo büs an den Nilus, aldo wür
uns yberfi^ehren lüesen; alsdann wür gleich stracks zureütten
kundten, dann der Nilus noch nicht sonders hoch gestügen
wahr, dann so er ussgelaufen ist, mus mann weitt>umb und iber
vül brücken reütten. Als wür bey einer stund lanng allgemach
forrtzogen, und nicht ferrn von den pyramides kahmen, wölche
bey 6 w. meil von der statt sein, sahen wür ottlich Arabier in
375
einem * zuckrackerr oder gartten , wölche noch ein gut stuck
weegs von unns; wincket einer von dennselbügen, derer ohnge-
vahr in dtie 18 bejsameh waren, nabenten wür unns alsbald
gögen inen, güeng unns einej öntgögen, fragt, wo wür hünwol-
len, wüsenn wür mitt denn fingern und zeugten uf düe pyram-
mides, dann solche nahent für unns wahr. Der Theütsch konde
wol thürcldsch, aber nicht arabisch, allein wüe unns hernach
der, dem ösell zuegehörten, durch ein dollmetsch bericht, sagt
er, wür kündenn nicht hün, es wehre voller rauber, und dorfte
sich mein geverrt am wehnigsten mörcken lasen, das er ein Thürck
seye, dann er ohne allemittl wehre umbs leben kommen, wüe
süe dann der Thürcken gröste feind sein. Ich gab dem Arabier
brott, wölches er nicht nemmen wollt, befahrt ich mich, er
möchte anhöben, umbsucben, wüewol ich an gelt nicht mehr als
10 medin hatte, dovonich zwen iber dennNilus zufahren geben,
allein weil wür neben broth und fleisch ein starckh stuckh von
einem schuncken oder Schweinen hammen bey unns hatten»
wölches inerin zu essen hoch verbotten, möchten wür dösswegen
Bchlög krüegen. Indem begert er: en te Aus, wölches ich wol
verstünde, das er geltt haben wolte, gab ich ime gleich zwen
medin in düe hand, doran er nicht hebüg sein wollt, muest ime
noch zwen geben. Alsdann rueft er noch zweien Arabier , düe
kamen, hatt yeder ein lanza oder laugen spües, düe convoyrten
unns büs zu den pyrammides; uf dem weeg blüb ich ein wenig
dobinden, nam das seüflekch und scharret es under den sandt.
Eh wür nun in gedachte pyrammides stügen , gaben wür düsen
dreyen Arabier alls, das wir zu essen für unns mittgenommen
hatten. Von den pyrammides zu melden, derer hüeromber im
sandt auf zwo stund wegs vül gesehen werden, yedoch under
solchen allen ist düse düe höchste, gröste unnd fürnemste , wüe
dann solche der süben wunderwerck eins der wellt ist, dannen-
her öttliche wollen, süe seye durch die Juden erbauen worden
und zum grab dös königs Pharaonis geordnet. Weül er aber
im roten mör ersoffen, als im 2 buch Moyse dös 14 cappittel
vermeldt würdt, ist sein corpus nicht dohün gelögt worden, und
ist solche ongevahr volgender weüs formiert
Erstlichen ist süe in düe vüerung erbauen, gleich so breitt
als lanng, dovon ich ein theil gemessen und von einem öck zu
376
dem andern 330 meiner pasa befunden; las ich 300 guter
schritt sein, dorus abzunemmen, was solche für einen plaz in-
nen hab, und was für ein gewaltüg gebey ¥on mentschenhannd
gemacht es sein mües, solche ist von unden an büs oben immer
was cleiners und spiu£igers als ein dymant, und picht voü maur-
zei^, eyse, dämmen, haaeken noch mit bley ingegossen in ein-
ander gemacht, sondern von gehauenen steinen aus freyer kunst
uf einander gesözt, und ist sich zu verwundern, demnach Ägipto
ein sandüg, oben land ist, wo doch düse menge stein scyen her-
gebracht worden, dann es von ferne einem hohen berg sich ver-
gleicht; zudem so sein es so unbilliche grose stuck stein^, als
ich derogleichen an keinem bau niemals gesehen, noch erfunden
werden, wüe solche sein dohüu geschleift und gebracht worden.
Und stöth gedachte pyrammid ettwas wehnigs uf einem büfaell,
kalm doch nicht sagen, das es ein folls seye, dann es rüngs
umbheer sehr tüefen sandt hatt. Zwischen dem öck, wölches
gögen Tremontana und d^s ander gögen Ponente steth, hatt es
zu müttlede einen deinen innganng gögen Magistrale. Als wür
öttlich schritt hinein kahmen-, schliegeu wür ein feyr, zündeten
düe lüechter au, wölche mür mitt unns genommen, und güeugen
fort; mues sich eiüer hartt hucken, verharreten düe Arabier
allweil für dem inngang. Als n^ann ein wenig abwärts geth, hat
es zu der rechten haud ein ander finster loch , wölches was uf-
wiirts geth; mu«s sich einer noch mehr hucken; in solchen
waren vül groser fledermeüs, düe müer iber denn köpf flügen.
In gemeltem ganug soll es. ein stein von marmor haben, bey wöl-
chem mann in ein andern ganng steügt, aldann es gut büs oben
uff zu steügen sein soll. Umbwillen wür aber das loch nicht
wuesten noch sahen, wü,e ich mich dann uf den , der mitt müer
wahr, verlües, dann er mier zuverstöhn gab, er were zuvor
einmahl drinnen gewesenn, das doch nicht wahr, wurd ich ver-
füert, güengen den ganng wüderomb zurück herfür, stügen in
dem geraden ganng immerzu abwärts, wölcher unnden so voller
stein imd dermassen yervallen wahr, das wür ein gut theil wegs
uf dem bauch krüechen muesten. Nach langem absteügen
kamen wür zur rechten band zu einem engen loch, bey wölchem
wür innkrochen, dann der ander ganng noch vül thüefer hinun-
der geth, aber mit steinen, sandt und staub dermassen ausge-
377
ffillt, das man nicht fürtterr kommenn kahn. Düses loch, do
wür ünstügen, ward inwendig so enng, das wür bede miesam
drinnen stöhn künden. Von do hüeben wür an ufzusteügen,
gleich als in einem camin, dann solches stracks wüe ein maur
ufgeth, in vüeröckend, und scheintt, als ob solcher camin in
einen foUsen gehauen seye; hat von einem trütt zu dem andern
deine gehauene löcher, das einer nun mitt denn zehen kahn
anspreissen. Wüer zogen uns büs an das hömmet aus, dann in
cleider und schuech onmiglich ufifzusteügen, zu dem es an zweyen
ortten so enng, das ich mich allerdings mitt dem leüb bestöcte
und ein gut weyl wöder hindersich noch fiirsich kondte. Son-
sten ist es durchauf in einer gleichen gröse: weil einer mitt
dem einen fues hi ein ander loch greiftt, mues er sich mitt dem
rucken und hindern anspreissen und hernach schucken, dann
er sich an nürgend halten kahn. Und beschicht solches nicht
allein durch sehr grose müeh und arbeytt, weil es ohne das
diser zeütt sehr heüß, sondern weil kein luft noch lüecht dohün
kahn, vergeth einem aller düe craftt, dann es ein ungesund
ortt ist; zudem ist düser camin aller voll staub, sannd und
wuest, dann gewißlich in vül jähren kein mentsch in düs loch
nicht kommen ist. Do dem, so am ersten hinaufsteügt, ein
fues entschlief, scLlüeg er alle düe, so under ijne sein, herni-
der, das süe all^ herunder vallen muesten. Als weütt wür vom
innganng herunder gestügen, also hoch muesten wür im engen
loch ufsteügen, und ist erst am miesamsten, das einer in der
einen band ein brönnend lüecht mitt sich tragen mues. So
mann gar hinuf kompt, stügen wür zu einem deinen loch ein,
Alsdann kahmen wür zu einem langen ganng, wölchem wüer
völgten und in ein gros fdnster gemach gleichsam einer kamerr
kahmen, wölche durchaus mitt schönem rotem marmor beclei-
tett und iberzogeu wahr. In derselbigen wahren sehr vül
iledermeüs, und so ein wüderspönstüger geschmack, das ich
nicht dorinne;n kondte. Als wür wüderomb herfür güengen, hat
es zu beden seitten düses gangs schmale stüegen, düe stapflen
nicht zweyer schuech lanng, alles von rotem marmor ; in düe-
selbügen sein deine treppen gehauen, bey wölchen stüegen
mann noch hoch hinuf steügt. Alsdann so kompt mann erst zu
dem gemäch, in wölchem das grab Pharaonis sein soll. Dem-
3T8
nach wür aber den weeg nicht wüsten, zudem es ril andere
gäng und löcher, dorinnen sieh einer rerirren kahn, das er
drinnen sterben utid verderben muest, sonderlichen wann ime
das lüecht auslöscht oder abranndt, demnach ich nun selbander
wahr, und ich hörte, das düe Arabier, wölche draussen wahren,
ein hesslich geschrey hatten, kam mich dermasen ein forcht und
öntsözen an, das ich nicht femer wollt, und das grab oder se-
pultura Pharapnis nicht sähe. Ich verlües mich uff denn teut-
schen Thürckeu und vermeint, er wüste alle gelegenheitt, das
doch durchaus nicht war; allein wüe mich bemach berichteten,
düe solches gesehen haben, ist es ein schön gemach, durchaus
mitt rotegi poliertem marmor becleidett; in derselbügen camer
steth ein kunstlich ausgehauen stein von einem stuck, auch von
poliertem marmor, so subttil, sauber und rein gearbeitt, als
were es gegossen, düe form und gestallt einer sepultura, in
neüli guter scbuech lanng, vüerthalben breitt und eines mans
hoch: wölches grab, als man sagt, dem könig Pharao bey seinen
lebzeitten durch der Juden sclavitet und düenstbarkeytt hab
erbauen und machen lassen; und mag von düser pyramide und
miraculum mundi so eügentlicben nicht geschriben werden, so
gewaltüg als es ist, und durch mentschenhand gemacht und er-
bauen worden.
Obwoln wür durch grose arbeitt sehr müesam durch düses
hüevor gemelte loch hinauf kommen sein, hatten wür noch vül
grösere gevahr, wüder herunder zu steigen, das ich nahend ganz
verzagte, und wolt der erste nicht sein, bevahrtte mich sonder-
lichen durch düe ennge zu kommen, do ich mich am hinufsteü-
gen bestöct. Also stüg der teütsche Thürck vohr und ich her-
nach und kamen , Gott gedanct, wol wüderomb herunder, wüe-
wol müer mein lüecht zum andern mahl ausgelöschtt. Als wür
ein wehnig gerastett, stügen wür hinus in den enngen ganng iindt
krochen wüderomb uffwärts, wölches mich erst hart ankahm,
dann düe stein mich an den knien und arm aller ufiicten, das
ich mich dermassen abgemörgelt, das ich nicht mehr kondte,
und vermeint durch düe greiliche hüz, düeweil kein luft noch
lüecht dorein kahn, zu versticken.
Als wür nun wüderomb uf denn guten weeg kamen, do der
ganng was weitters ist, unnd gleich, do ich wüderomb herusserr
879
steügen wolt, wahren in dlie fünf Arabier inwendüg dös ganng
mütt ihren lanzen oder langen spüesen, schrien alle: Aus, Aus,
gellt, gellt her; düe trüben müer erst den rechten schweüs aus,
gab inen zu antwurtt: halla mavis Aus, ich schwere bey gott,
das ich kein Aus oder gelt habe. Das wahr all mein arabisch,
so ich wüste. Nach lanngem geschrey stügen süe wüder hinaus,
Voigt ich inen nach, wahr fro, das ich luft hatte, zue besorgen,
wann ich lenger hette müesen drinnen bleiben, ich wehre
verstict.
ZuYor und eh ich do hünweg kam, wollt ich von aussen
auch uffsteügen, düe höhe düser pyramide zu besehen, aber
mein teütscher Thürck ward so matt undt müed, das er nicht
mehr kundte, verharrete bey den Arabier und dem, so düe ösel
zuegehörten. Hüer ist zu wüssen, das an den vüer ortten nun
eines ist, dobey mann hinufsteügen kabn, das stöth gögen Tre-
montana, dann düe andere durch langwirigkeitt, ungewitter
unnd wind zum theil vervallen sein. Es stüg mier ein junger
Arabier vohr, der vül bölder droben wahr, dann ich. Ongevahr
in der mütte hatt es einen deinen absaz, wölclies düe helft be-
deuten soll, von do ich den andern theil auch voUend hinufstüge
aber imderwegen öttlichmal rastete ^ und obwoln es herunden
wegen groser höhe ein ansehen, als wehre es oben ganz spüzig,
so hatt es doqh einen geviertten plaz, das noch in düe fünfzüg
personen neben einander doruf stöhn könden. Es sein düe stein
an solchem gemedht immer staAenweüs abgesözt; aber so mech-
tig hoch, das einer manchen stein oder stapfei müehaam er-
schreitten mag, und düe minste oder niderste einer gemeinen
ein hoch sein. Derer sollen in 230 sein, gleichwol ichs selber
nicht gezölt. Wann einer zu Oberst steth, und herunder sihett,
grau6t einem für solcher höhe, es wüertt düe statt ganz kreitt
gesehen, aber am wehnigsten kein thurn, der düser pyrammide
höhe halbr sich vergleiche, und so hoch gedachte pyramide ober
der erden, also thüef soll süe auch under der erden erbauen
sein, wüe dann zum theil inwendüge gäng genugsam ausweisen^
sonderlichen, wann einer dem volgtt, der vom inngang gleich
stracks hinabgeth. Glei neben solcher hatt es noch ein ander
pyrammis, yedoch nicht so hoch, aussen aller glatt, das mann
glicht hinufsteügen kahn, und oben gannz zuegespüzt, wüert
/
380
aucli kein tbür noch inngang doran gesehen; sagt mann, solle
dös vorgemelten könig Pharaonis gemahl in derselbügen begra-
ben lügen, also auch, wann gemelter könig eines rechten todts
in seinem palatio, statt oder ortt gestorben wehre, sein corpus
dohün hatt sollen gelögtt werden und hernach der innganng zu^
gemacht, das niemand hatt sollen wissen, wo derselbüge gewest
ist: wölches Gott nicht hatt haben wollen, sondern ine im
rothen mör erseift. Es werden oben uf der höhe noch TÜl deine
und grose pyrammiden gesehen, doch under allen keine so gros,
als düse. Als iich mich genugsamermasen ersehen, stüg ich all-
gemach wüder herunder und verwunderte mich ab dem Arabier,
wüe er so bald doniden wahr und immer von einer stapfei oder
stein zum andern so frevenlich sprang, do müer doch herunder
zu steügen grauett.
Als ich herunder kahm, war der, dem düe esell zugehörten,
sehr unwillig, das ich so lanng auswahr, dann er sich seiner
thüer halber bevahrte; güengen von dem bühel herunder. Als
wür uf das feld kamen, begert einer Ton dem Arabier aber-
mahln tius, gelitt; gab ime mein gevört ein alt nichtig fazolet,
dorin er zwen medin hatt; dann als unns der mitt den öseln
hernacher durch einen dracomanno oder doUmetsch sagte, ha-
ben ine düe Arabier öttlichmahl gefragtt, weil wüer noch innwön-
dig der pyrammis gewesen, ob er nicht wisse, was wür für leütt
seyen, und ob wür nicht geltt bey unns haben, er aber sagtt,
habe unns entschuldigt, wür seüen arme Nosserani oder Chri-
sten, haben nichts, wüe dann augenscheinlich an unnsem klei-
dern zu sehen. Also güengen süe mitt unns büs wüderomb au
das ortt, do der einer Arabier uns am ersten geruefen, alsdauu
süe unns verlüessen und wüder dem zuckeracker ihren andern
gesöUen zuegiengen; sasen wür uf düe ösel und rüten fort. Als
wür ougevahr ein vüertlstund geritten, streichen zwen Arabier
starck iber das feld uf unns zu (will wol glauben, seyen vou
denen schelmen gewest, wölche wür im zuckeracker sahen) : der
eine hatt ein lanz; der ander einen starcken lanngen büugl.
Als süe nahent' zu unns kahmen, theilten süe sich, geth der
mitt der lanz uf meinen gevörten, der ander uf mich zu, ver-
döcten das gesiebt yeder mitt einem örmel vom hemmett, heis-
sen unns von den öseln herunder steügen, sözt der eine meinem
38t
gevorten denn spües an dfie brüst und begert Aus, gelltt;
nahend er hinzu und kust im die handt, denn sobald mann
derer scheknen einem düe band küsset, schlagen süe einen leichi-
lich nicht, züecht hernach den rock an und wirft ime densel-
bügen dar. Der wahr so gut, das er in nicht haben wolt, do süe
doch sonsten nicht bald etwas verachten ; muest ime noch derzu
das hemmet und düe hosen auch weisen , dorin er suecht, ob
kein gelt do yerneth seye. An sand, staub, schweüs, koth und
nnflath fände er einen zimlichen vorrath. Do er nun an allen
seinen kleidern nicht funde, das im daugte, dann ein blau leine
thuech, wölches mein gevörtt an statt einer gürtl umb sich ge-
bunden hatte, nam er dasselbüge; kombt alsdann zu müer, do
er dann einen gleichförmigen schaz von staub und wuest fände:
dann sobald ich mich fornen am rock uffmachte, ward das hem-
met, so ich anhatte, dermassen zerrissen, das er nicht weitter
zu suechen begertte; allein hatt ich zwey fazolet an einander
gebunden, düe ich anstatt einer girtl gebrauchte, vermeinte er,
es wjpre gelt in dem knöpf, muest in derowegen uffmachen : do
er aber nichts fände, nam er das hoste fazolet, das nichtige
lües er müer. Do er nichts weitters fiinden, so ime daugenlich,
sagte er: ru, ru, das ist: fort, und güeng gleichwol one streich
ab. Obwoln wür beede wöder messer noch ander waffen bey
unns hatten, gedrauten wür doch, ihrer wol meister zu sein;
allein wür unns vor den andern Arabier bevahrten, do dann
unser kein bein dovonkommen were. Düeweil wür wenig oder
gahr nichts zu verlüeren gehabt, lüessen wür inen ihr kurzweil.
Als wür nun wüderomb uf düe ösell gesessen und eines rohrs-
schuß weitt von do kamen, laufen gemelte zwen Arabier unns
nach, heissen unns wider absteigen und nembt der ein das ser-
viet, wölches er zuvor nicht gewolt, alsdann liesen süe unns
fortzüehen. Als wür zu dem Nilus kamen, seüberten und wasch-
ten wür unns, und hatten gleich noch zwen medin bevohr, das
wür düe yberfahrt bezaln kundten; rüten also wüderomb nach
der statt in dessen hüevorgemelten jenitschars losamentt, aldo
ich den, so düe ösell gehörten, befrüdigte und meine zerrisne
kleider ablögte und andere anzöge. Alsdann füert ich mein ge-
vorten, den teütschen renigaten, wölcher mitt müer draussen
gewesen, in der goldschmid behausung, do ich mein uffent-
382
haltung hatte, und erquicten unns wüderomb; verwunderten
sich düe zwen goldschtnid, das ich mich allein dohin gewagt und
begeben hatte.
Von vülgemelten pyrammis hatt mann nicht weitt zu den
mommia, weül mann aber derer tägliich bey den Arabier, wölche
Äüe göhn Cairo uf denn bazar zu verkaufen bringen, genug
sihett, wolt ich nicht hinreisen, dann es sehr gevarlich; zudem
werden düe löcher, dobey mann innsteigt, mitt sand hisirtt ver-
wehett. Düse mommia sein todte cörper, düe öttlich hundert
und mehr dann ein tausentt jähr im sand gelegen, doch an allen
glüdem ganz und unverwesen, das fleisch sehr hart und ber-
schwarz; sein in linwat kunstlich inngewickelt und wol balsa-
mirt; das solche nicht faulen^ auch am wehnigsten ibel schmö-
cken. Düe cörper sein aller ausgeweidet und werden in den
leibern, in dem einen ein thirlin, in dem andern ein vogl, im
dritten ein bildiin gefimden, das ein von silber, das ander von
möss, kupfer, eyse, zum theil von gold und anderm metall ge-
macht, gefunden. Weil düse personen heüden gewesen, vül
und mancherley abgötter gehabt, württ gesagt, an.wölches
thüer, vogl oder büld es glaubt, dasselbig hab mann ime nach
seinem absterben und ausweidmen in den leüb gestöct unndalso
in den sannd verschartt, und trögt sich zu, das mann zu Cairo
ganze personen zue kaufen krüegt.
Am hinauszüehen nach den pyramiden, als wür iber denn
Nilus kamen, hat es gleich einen flecken zur rechten band. Vor
solchem heraussen wüs- müer der teütsche Türckh ein dein
berglin, uf wölchem jährlich am heiligen freittag vohr ostem
todte uflferstön. Ob ich. solches von andern mehr gehört, hab
ichs doch lasen ein röd sein ; allein seinem schwören nach muest
ich ime glauben geben, das ers gesehen habe: als er sagt,
seye under andern ein alter mann mitt einem langen barrt
herfür kommen, wölcher sich büs an düe weiche herfiir gethon
und ein gutheil zeitt von möniglicher gesehen worden: wölches
alles ich uff ime selber beruhen las unnd es selber nicht glau-
ben kän. und sovil von den pyrammis.
Es werden zu Cairo vül schöne, züerliche und wol abge-
richte pfert gesehen, derogleichen in Thürckey nicht bald ge-
funden werden, wüe dann jährlich dem Grostüreken öttliche
383
nach Gonstantinopel gesant, und ist sonderlichen wol zu sehen,
wann der bassa oder vicerex ausreitt, mütt was.pracht nnd
trionph solches beschicht; habe ofFtermaln gehört, seye statt-
licher zu sehen, dann wann der türckisch Keyser selbsten spa-
zieren züehe. Hab düsen nun einmal gesehen, das er einem an-
dern bassa das gleid für düe statt herusser gab, er in düe 2
tausend pfert mitt sich gehabt; düser ist ein gebomer Thürck:
es mag sonsten nicht bald einer ein bassa werden, er sey dann
eines Christen künd geboren und zu einem Türeken gemacht
worden^
Demnach kein iberflus an wasser in gedachter statt Cairo,
finden sich gleichwol vül leitt, sonderlichen in der reichen herm
heüser, düe bauen ein schenen, ronden ercker, von allerley
färben marmor inngelögt und züehrHch gemacht, dorein rich-
ten süe ein Wasserwerk gleichsam als ein brenn , oder aber
sözen ein schönen, ausgehaueneik marmorstein dohin, wölchen
mann umb mittagzeütt, do es dann sehr warm und am meisten
volckh bün und wüder wandelt, voll frisches wasser schöpft; do-
bey stöhn öttliche deine krüeglin oder scherblin, iriag yeder,
der fiirgetfa oder reütt, sey Thürck, Christ oder Jud dorus
trincken. Es ist offt so enng bey solchen brennen, das mann
sich umb das wasser reist.
ümb vülgemelte statt Cairo wüert eiii sondere erden,
wölche schwarz ist, gefunden, dovon macht mann dein und
gros krüeg, dorus zu trincken, demnach das wasser vom Nilus
thrüeb, matt und warm. Sonderlichen diser zeütt dös jars ha-
ben düe krüeg, wölche von düser erden gemacht, ein sondere
natur und eigenschaft. Wann wasser dorein gethon wüertt und
der krueg bey einer halben stund im luft hangett, so gros
und grell auch düe hüz sei^ wüert doch das wasser vom luft so
frisch als bey unns ein wein im küehlwasser erfrischet wiert;
das hab ich vülmaln probüert, dann ich zwen groser krüeg
mütt miier nach dem berrg Sinai gefüert, wölche müer sehr
wol gedüentt.
Zuvor und eh ich fürtter schreitte, mues ich ein wehnig
meidung thun von dem aus Nilus, wölches eines von den vüer
wassern, so ihren Ursprung us dem paradis nemmen, sein soll,
wüewol ich niemals gehört, das yemandt bey dem Ursprung
384
düses fluss gewesen sey. Solcher kompt von mittag aus Äthi-
opia, prüester Johann lannd heninder, ist immerzu trüeb,
gleich als düe Tiber zu Rom. Weil nun hüezuland wehnig hoUz,
vül wefaniger vass gemacht werden, hat mann grose yrrdine topf,
do mancher ein in anderthalb aymer höllt, dorin süe das wasser
thim. Do solches öttlich stund lang drinn stöth, wüert es so
dar, als ein gold, oder do mann öttlich mandl dorein würft,
leittert es sidi selber. Düses wasser ist sehr lüeblich, wol-
geschmack und gesund; sovil auch einer dössen trinct, thuet
es einem nicht weh, vül wehniger yemandt dovon kranck werde,
wüe ichs dann selber genugsam probiert: dös nachts, wann
ich zu bött güeng, nam ich allzeitt ein krüeglin mitt wasser zu
müer, stöUt es neben dem bött, das ich oftermaln umb mit-
ternacht oder dös morg^is, eh ich uffstund, getruncken hatte
und mich allzeütt wol dobey befunden. Es ist diser landtsart
der luftt sehr ungleich und an einem ort bösser, dann am an-
dern, sonderlichen alhüe gögen Alexandria, dann der nacht
luft alhüe nicht ungesund, das einer düe finster oder düe thüer
wol mag ofifen lassen oAet aber under freyem hemmel schlafen.
Gemelter Aus Nilus hatt düe art und eigenschaft an sich, das
er vüer monat wechst, 4 stüU steth und 4 wüderomb abnembt,
wüe er dann von dem monat Mayo büs ufF den Augusto inmier
stets zuenembt; dannenher es verordnete leitt hatt, düe alle
tag in der statt umbher göhn, schreyen unnd ruefifenn aus, umb
wüevil finger der Nilus seüder dös andern tags gewachsen, düe
ihr gewüs absehen in alt Gairo haben, do mann den Nilus in
die statt leitet. Düse Moren göhn von einer strasen, vast von
einem haus zum andern, dordurch süe vül gellt zu wegen
bringen. Wann nun düe zeütt dös waxens fUrbey komptt,
nembt mann dobey ab, ob kinftüg ein fruchtbar jähr werde, dann
so der Nilus hoch steügt, begeist er das lannd desto mehr und
theilt sich das wasser desto weütter aus , dann wo dasselbüge
hinreicht, befeichtet und dünget es das laiidt dermassen, das
es hemacher vülvaltige frucht bringtt, sonderlichen von so herr-
lichem getreüd, derogleichen nicht bald gefunden wüert, wüe süe
dann ihr erend zu ende dös mohnats Martii haben, das ich acht,
do süe es am wasser haben könden, und düe müeh und arbeitt
doruf wöndten, süe in einem jar zweymaln emd haben köndten.
385
Wann es kompt uff 18 oder 20 Augusti, umb wölche zeütt
ich zu Alexandria wahr unnd gern wüderomb zurück hüeher
gezogen were, solchen trionph zu sehen, dann ich one das noch
einen ganzen monat do verharren müessen von wegen döa
gögenwindts, hatte ich sehr gute gelegenheitt mitt dem vicecon-
sul de Frantia, wölcher gleich zu der zeütt von Alexandria nach
Cairo reüsett. Dueweil ich aber das fiieber am halls, dorft
ich mich schwacheit halbr nicht wagen, und beschicht sokh
feest zu Cairo: wann maQ:n den Nilu« uffschneidet und in due
statt leittet, reütt der könig oder bassa neben seinen fiirsten,
derer er in düe 24 under sich hat, ganz stattlich unnd müt grosem
trionph und bracht hinaus in düe alte statt Cairo, do dann
Yül tausend personen von mann und weiber sich versameln; als-
dann ein besonderer arm uffgethon würt, das wasser aus dem
Nilus mitt gewalt eindringt, alsdann vül barca oder deine
schiflin, dorinn janitschar und alles volck, so last dozu hatt,
mitt spilleitten und vilerley seittenspül dorein süzen, mitt gro-
sem jubilieren unnd frolocken in düe statt fahren, das ich ge-
hörtt, allmaln öttlich personen ufm blaz bleiben unnd vertrin-
cken. Von gemeltem wasser füllen süe ihre cisterna und ver-
sehen sich uff ein ganzes jähr und wüertt düser arm oder Aus
den langen weeg in einem canal oder graben durch düe statt ge-
leittet. Dieser grab ward, als ich zu Cairo gewesen, aller
truckhen, das mann allerley spühl unnd kurzweil dorinnen hatt.
Solches fredenfest unnd jubiUeren beschicht Gott zu ehren,
das er süe abermahln begäbet unnd das lannd so reichlich
gesegnet, wüe dann inen nicht wehnig an düsem wasser ge-
legen; do es ein oder zwey Jahr nicht wachsen soUte, würde
dermassen ein theürung im landt entstöhn, das mann solches
öd und unbewpnt müeste stön lassen. Gemelter Aus gübt sehr
vül vüsch, düe mann in ittalianischer sprach zebel nennett, do-
von mann düe butarga machtt; es hat auch in dem Nilus vül
crocodill, düe mentschen unnd denn vüschen grosen schaden
zufüegen.
Umb düse zeütt dös jars werden sehr vül Moren jung unnd
altt aus-Äthiopia uf dem Nilus herunder zu verkaufen gebracht;
düe bringen vül mörkazen, süttich, straussen, schöne feder und
vül selzame thier und vogl mitt sich.
K'.*?cV<M.
25
386
Es werdeil unnder den Moren, sonderlichen zu Cairo, vül
gefunden, düe ihrem gesaz nach ein erbar, inngezogen unnd
gottsfurchtig leben füehren, auch grose spend unnd almusen
raichen. Mancher, wann er ein kranckheitt iberstanden, lest
er öttliche schaaf schlachten, theiltt solche unnder düe armen;
^in andern findet mann, der speisett yül hundt, düe ufi* denn
gassen umbherlaufen, düe schlemmsten, gründigsten unnd hess-
lichsten Schelmen; als ich dergleichen an keinem ort gesehen.
Düse Moren thun keinem thüer nichts, achtens und haltens fir
ein sind, wann einer ein thüer schlecht, aber wann einer einen
gauer, das ist §in Christen, ibel tractiert und tribuliert, halten
süe es nicht für unrecht. Zu ennde dös monats Augusti reüsett
jährEch düe grose carovana, wölche nach Mecha geth, von hüe
ab, wüe solche erst underwegen zusammen stossen, wüe dann
aus vül unnd fernen orthen der Thürckey yon mann weüb undt
kinder dohün züehen unnd niemaln unnder 50 tausend camel
starck sein solle; auch wol störcker aber nicht schwecher
mögen süe züehen, wölches in unsem landen für unglaublich
möchte gehalten werden.
Nachdem ich das andermahl von 23 Juny büs uf 8 July zu
Cairo verharret und mich hin unnd wüder zimlichermassen er-
sehen und erlustigtt, habe ich wüderomb nach gelegenheitt
unnd compagnia getrachtet, von do hünweg zu kommen, wüe
ich daxm mitt einem französischen kaufmann von Marsilia nach
Scandria von hüe aus reüsen wolte.
Denn gemelten 8 July nach dem morgenessen, als ich mich
mitt denn goldttscbmidenn, bey wölchen ich zu herrberg ge-
legen, gelötzt, süe befrüdigt und meinen abschüd genommen,
entlehnet ich 3 esell für mich, meinen blonder unnd dann einen
für den teütschen Türeken von Strasburg, wölcher müer das
gleid gab büs göhn Bolaco: dann ich hatte ein fabian, ein mör-
kai9, süttich uimd anders mehr kaufift, wölches alles ich uff düe
ösell geladen unnd fort zog. Als ich nun gehn Bolaco kam,
wahr der Franzos, mit wölchem ich gedachte nach Alezandria
zu reüsen, schon fort, lües ich den teütschen Türeken bey mei-
nem zeug unnd lüef ich lanng am Nilus hinunder, aber ich
kundte in nicht mehr sehen, da^n er ein ckine barcca a poata
genommen. Also muest ich düsen tag do verharren unnd nach
38T
anderer gelegenheütt trachten. Obwoln täglich yüI harca nach
BoBsetto göhn , ist doch nicht allen zu trauen ; also vierharrete
der teütsche Ttirck bey müer däsen abend und gab ich meinen
blonder einem teütschen Juden, der am* zoll saas, in Verwah-
rung, und domitt ich düsen halben tag voUend düe zeütt rer-
trüb, fliert mich der Thirrck spazüeren in düe heüser, do
mann den zucker seüdtt. Wüe ich wüderomb zurück kam, sagt
müer der Jud, er wüsse einen vertrautten barckerol, wölcher in
der nacht wegfahren werde, der habe einen tschausch zu fiieh-
ren. Gab ich mich alsbald doruf unnd that all meinen blonder
dorein, macht coUation und verfiegt sich der teütsche Thürck
wüderomb nach der statt, wölche ^r mitt müer verlasen, in
kürze hernach zu kommen unnd mitt müer nach Constantinopel
zu retisen, als beschehen.
Denn 9 dös bey zwo stund vohr tags fuehren wür von Bo-
laco hünweg. Ohnangesehen es eine deine barca, ward doch
vul volcks uff, als der patron selbfünft, der tschausch selb-
vöert, bey acht Juden, zwen Grüechen, zwey weüber unnd ich,
das düe barca aller gestöct voll wahr, unnd hatten wür den
wind stetts zuwüder, das wüer wehnig seglen kundten, muesten
sich mehrtheil dös rudern gebrauchen ; weil es aber mitt dem
fluß, geth es auch desto lüeber. Ich mue'st mich mitt meinem
vich an einem schmalen örttlin behelfen: was nun zu beden
seutten düses aus für ein lust gesehen wüertt, sampt den flecken
unnd dörfer, hab ich vohrmals am hünreüsen ein wehnig mei-
dung thaun, kamen also denn 12 dus morgens frueh, eh düe sonn
uffgüeng, gehn Rossetto, aldo ich mein blonder ussgeladen, in
ein fontego in veryrahrung gestöUt und dös tags aHo verharrett,
wüe ich dann öttliche französische kaufleitt aldo angetroffen,
due mitt spözerey unnd andern wahren, so süe innkauft, von
Cairo faerunder kommen und von do per terra nach Alexan-
dria weiten. Demnach es dös tags zu reüsen gahr zue heus,
rütten wür von Rosseto hünweg, als due sonn zu genaden güeng,
röten düe ganze nacht, unnderwegen kein haus noch hütt, son-
dern thüef von sand, mit vulen dattlbömen besözt, kahmen döi
morgens, wölches wahr der 13 July, eh die porttä zu Alezan-
dria offen wahr, für düe statt, aldo ich meinen innkefar wttder
im französischen haus genommen.
25 *
388
Demnach düe Thürcken, Moren unnd Arabier jährlich eine
vasten haben, wölche von dem neyen lücht büs zu dem andern,
das ist einen ganzen mohnat lanngwehrett, hatt gemelte vast
düses jähr den 16 July angefangen unnd den 15 Augusto sich
geendet. Solche vasten halten süe drey jähr lanng uff ein be-
stempte, gewise zeütt einmahl wüe das ander; nach verflüesung
solcher 3 jähr gehn süe umb einen mohnat zurück, als do süe im
JuUo gewesen, ist süe hemacherr im Junio. Solche halten süe
mütt grosem eyver unnd ströngen Tasten, das bede, weüb unnd
mann, kind unnd gesindt vom morgen an, alsbald der tag an-
bricht, durchaus nichts essen noch trincken büs zu abent nach
der sonnen unndergang unnd düe sterrn am hemmel stöhn,
neben dem ist inen düe ganze vastenzeütt, den reichen unnd
armen, wein zu trincken bey leübsstraf verbotten. Alsbald es
aber nacht ist, sein alle fressläden unnd gardkuchen offen, krüegt
einer von essenden speysen unnd fruchten alles so wol als son-
sten beim tag zu kaufen, unnd wehret solch banketieren unnd ju-
bilieren düe ganze nacht büs wüder am tag, das es für düe rei-
chen nun ein faule vasten ist, machen also aus der nacht ein
tag unnd aus dem tag düe nacht, dann der das seinig nicht mitt
der hanndarbeitt gewinnen mues unnd sonsten zu leben hat,
der lögt sich gögen tag schlafen büs uf den mittag, alsdann spa-
züert er büs an abent, das der faul madensack wüder lustüg
wüertt. Für arme leitt aber, wölche harrt schalen müesen, ist
es ein beschwerlich ding, als ich zu der zeitt im fontego d'
Frantia von öttlichen Arabier gesehen, wölche holz abgeseget
und verscheitett haben, das sie vom morgen, an büs gögen
nacht ohngessen unnd ungetrunken dös ganzen tags harrt ge-
arbeitett in der greilichen imd grellen hüz, dann es eben in
hundtstagen, do es müer beschwerlich wahr, umb mittagzeütt
iber ein gassen zu göhp; dobey ist abzunemmen, was düs für
ein harrt volck sein müesse.
Es werden auch in der zeütt in ihren mosckea oder kür-
chen ohnzalbar vül lampa düe nacht ober gebrantt, das es im-
mer schad für düe mönge dös herrlichen bomöls, so zu unnuzen
verdörbt und verbranntt wüertt.
Als solche zeütt der vasten furiber, halten süe drey ganzer
tag fest und feürtaag, wölches bey inen das höchste fest ist.
389
gleich als under den Chiristenn der ostertag; sein bazar, märet
nnnd laden aller beschlossen, schaft niemand nichts, wart je-
dermann dem fressen unnd saufen aus, unnd was süe zuvor in
den vüer wochen verabsombt unnd erspart, wollen süe i^ denn
drey tagen wüderdmb hereiner bringen unndt verthon, wüe
sonsten under inen kein feest oder tag für den andern gehal-
ten würt.
Ohne düse gemelte vasten haben süe noch ein andere , wöl-
ches süe denn deinen feirtag nennen^ ist aber kein gebottne
fast, sonndem nun für fromme unnd alte leütt, düe per devotione
solche halten wollen; derer sein wehnig. Das fest nach verflie-
sting der zeütt halten süe auch drey tag lanng, wölches düs jähr
gehalten worden den 21 Octobrüs, zu wölcher zeütt ich in der
insul Scio wahrd, unnd ist solches feest in allem dem andern
nicht zuvergleichen.
Denn 31 unnd lotsten July gleich umb müttagzeütt yber-
füel mich das dritägig füeber, demnach ich mich aber nicht
lögen wolt, sonndern noch büs in finften tag umbgüeng, alsdann
es mich dermasen angriffen unnd heimgesucht, das ich mich zu
bött lögen muest, lües derowegen alsbald den mödicum, wöl-
chen süe zu Alexandria haben, so ein Jud, unnd gleich sovil
als ich möchte studiert habenn , dann solcher vohr düsem ein
Christ unnd föndrich in Portugal gewesen, zu mür in das fon-
tego beruefen. Der lüeis müer gleich ein aader öffnen, wölches
beschach denn 5 Augusti, das ein zimliche noturft bluett von
müer kahm ; nach solchem er müer syrop, crister, mödicin
unnd dergleichen, was müer zur gefeundheit wüder raicheii unnd
düenen soUtt, verordnet: dann so einer nicht bey zeütt rath
sucht, ist er in kurzen tagen spediert, dann düses rechte pe-
stilentialische füeber sein. Er verboth mür auch, den wein zu
trincken, noch auch von fleüsch ettwas zu essen, unndt hatte
ich einen ibeirschwenklichen grosen durst neben vülen hüzen düe
nacht sowol als den tag; wüe dann umb düse zeütt ein iber-
schwenckliche, unleüdenliche hüz wahr, muest ich mich doch
dös nachtlufts enhalten, dörft am wehnigsten kein fenster offen
lassen, wüe dann der luft hüezuland dös ganzen jahrs nimmer
vergüfter unnd ungesunderr ist, als im Augusto unnd Septembr.
Dann unlb solche zeütt muttiert sich gemeiniglich der wund,
390
wüe dann im Janio büs uff den Septembr kein anderer wandt
regüert, dann Magistrale, wölcher immer früsch aufküehlt, das
in der zeütt nicht vül schiff aus dem porto la,uffen. Alsdann en-
dem sich düe wÜQd, werden Ostro unnd Syroco, wölches matte
und ungesunde lüft sein, sonderlichen einem frembden, der sol-
cher ohngewohnet, wüe dann dise statt an ime selber ungesunden
luft hatt, unnd lagen zu der zeütt im fontego unnser acht am
föeber kranck, dovon einer das gloch zaln muest, der starb«
Mein getranck ward cisternawasser , wölches ich süeden lües,
mütt unndermischuDg öttlicher gerstenkemlin ; wann solches
kallt worden, vermischt ich es mitt julep, der durst ward aber
bey müer so gros, das es gannz nichts hatten mocht. HaJbe
also in 19 tagen kein wein getruncken noch irgend was Ton
fleüsch versuechtt, alsdann es sich büs uff 25 Augusti (Gott
gedanct) fein gebössertt, das ich allgemach wüder auhüeb zu
essen, verguntt mür auch der medicus den wein mitt wasser zu
yermüschen, aber das fleisch woU müer ein ganzen mohnat nicht
schmöcken, der durst aber ward so gros, das ich solchen mitt
trincken nicht löschen mocht, und geschah müer weh, das ich
nichts saurs, dorzu ich lust hatte, bekommen kundte. Ist also
wol zu erbarmen, an düsen ortten krank sein, dann weül einer
gelt hat, weehret düe hüUf ; hatt das geltt ein end, ist düe hüllf
auch aus, wüewol der viceconsul de Francia alle hülf und freund*
Schaft müer erzeugt unnd bewiesen, mütt böttgwand, leülacher
und anderm versehen lasen, mich auch selberr öttlichmaln visi-
tiert, doneben zuegesprochen, wann mür was mangle , soll ichs
melden, sowol, als were ich in patria, wölches müer sehr wqI
bekam, ich solches auch für ein sondere freindschaft erkantte,
unnd mich dössen zu rüemen hab, das müer in disen landen nicht
allein alhüe, sondern auch zu Cairo, Trippoli, Halepo, wüe auch in
Cypro von den Franzosen vül guthat und freindschaft wüderfahren.
iBs hat sich ein frembder sonderlichen zu hüetten für dea
neyen fruchten, als meloni, angury, cucumbri, unnd was der-
gleichen erdenfrüchten sein, wüe dann einer gahr bald ein fie-
ber dovon krüegt, wüe auch vom neyen wasser , wie dann gro-
ser differentia zwischen hüesigem wasser unnd dem zu Alcairo,
dann der Nilus durch einen sondern arm uff öttlich meil in due
statt Alexandria geleitet württ, wölches canal oder graben
391
sommerszeätt aUer drucken, in wölchem sich vül anzäfer uff*
hölltt, ftn öttlichen ortban soll das erdtrich kalch habeiin. Also
diises wasser in 2 mobnat lanng in den cistorn sein wüU, bus es
fiich purgiert, das es gut zu trincken ist, wüewol düe Moren
und Arabier solches nicht achten, trincken es gleich also thrüeb,
wüe es doher fliiest, essen dozu allerley kalte früphten, wehnig
gekochte noch warme speys.
Zwüschen der zeütt kam der teütsche Thürck von Stras-
burg gebn Alexandria, von wölchem hüevor meidung beschehen,
denn er willens wahr, mitt mür nach Constantinopel zu reüsen,
aber wegen dös gögenwindts, weül solcher noch immer Magi-
strale wahr, muest ich noch einen ganzen monat aldo verharren.
Zu der zeütt dös jahrs, als im Augusto und Septembre, ist
der strich mütt den vogl, beede dein unnd gros, wüe auch mitt
den wachtein, wölche haufenweüss iber mör herflüegen. Düe
fangen düe Moren und Arabier mütt den deinen fälcklin, das
einer dös tags 50 büs in 100, ;nrehniger auch mehr, wachtein
fahett. Solcher achten düe Thürcken unnd Moren nicht hoch, es-
sen lüeber hammelfleüsch, ein gut duck reüs oder andere fuehrige
speys; also tragen düe Moren düe wachtein, wüe auch andere
vogl, mehrtheils in düe fontego zu verkaufen, machen 5 in 6
susammen, düe sein beropftt unnd aller ber^itt, kauft einer 5
in 6 wachtein für einen mödin, das gögen unnserer münz zu
rechnen 2 vogl für 1 kreuzer kommen. Düe sein so feett, das
aüe dner nicht wol essen kahn; do aber solche in össich intige-
beist unnd öttlich tag dorinnen lügen, werden süe sehr gut, wüe
ich dann derer mütt büs umb Constantinopel gefüert; bün lötst-
lich der wachtein zu essen ganz matt unnd iberdrüssig worden.
Der deinen vogl aberr , wölche süe an den klebruetten , so
süe an dattl unnd andere böm stocken, fangen süe in sehr gro-
0err anzahl, das ich ötÜichmahln gesehen 4^ süe solche uf
deine ösell laden und in der statt umbher füehren, düe vögl
zu verkaufen, derer man in düe 60 aller beropfft für einen
QLÖdin gübtt.
Indem nun düe zeütt füriberr, der wund sich anhueb zu
wenden, das sich düe schiff zum theil in düe see begaben^
pfl egen süe gemdnglich dös morgens früeh, eh düe porta der
statt offen ist, abzusegeln, wegen mann vento de terra batt;
392
alfio ich mer dann ein schuf versempt, wnrd derowegen vemr-
gacht, <em cammer am möör neben der douana zu huren oder
entlehnen, pact also meinen blonder zusammen, nam im fon-
tego meinen abschüd, verfliegt mich hinus für düe statt, aldo
ich samptt dem theütschen Thürcken noch in düe acht tag ver-
harren müessen, vom 7 September büs uf 14 dös gemelten
mohnats. Zwiischen der zeütt kamen dös Grosthürken schiff
in den portto, derer wahren süben groser gallion, uf wölchen
ein grose anzal volck müttkahm, von Christen unnd Juden, son-
derlichen aber vül Thürcken unndt Mohren, so' mitt der grosen
carovana nach Mecha reüsen. Es käme auch mitt uf einem
derer gallion zwen theütsche herren mütt einem düner , als Jo-
hann Christof Theüfel, freyherr zu Gundersdorf , unnd dann Jo-
hann oder Jöorg Christof Fornberger von Öggenberg, dös ye-
zigen kayserlichen ampassators zu Constantinopel secretarius, die
wahren wüllens ihren weeg nach dem berg Sinai unnd Jheru-
salem zu thuen; nahmen ihren innköhr im fontego de Vönetia,
bey wölchen ich vohr meinem verreisen zu gast gössen, süe
müer auch brüef an gedachten herrn ampassator mitt umb
Constantinopel gaben.
Domütt ich meinen blonder nicht aller mütt umbher fäeh-
ren dürfe, gab ich solchen zum theil neben einem fabion und
einer mörkazen einem patron der naue mütt , umb Vönetia zu
fiiehren, dann solch schif albereytt geladen unnd allein uf denn
wündt wartett. Als ich lanng hernach unnd erst im andern
jähr limb Vünedig kahm und nach meiner wahr- fragt, sagt der
patron, düe thüer wehren ime unnderwegenn uf dem mör ge-
storben, dann er denn ganzen wüntter in düe fünf mohnat mitt
solcher reüs zuegebracht; muest ime noch den nolo oder düe
fracht dorzu bezalen.
Den 14 Septembris morgens früeh tiiat ich sampt oftge-
meltem teütschen Thürckhenn meinen blonder in eifi barca
unnd fuehren' nach dem schüff, mutt wölchem ich wuUens- war
sm seglen, wue es sich dann schon aus dem porto gezogen undt
abseglen wolte. Duses schüff wahr ein carmosal, derer mann
in Thärckey vül gebraucht; sein nicht gros, gehn aber thüef im
wasser, haben keinen meers, fueren auch kein doppl segl, sein
fomen nider, haben bänden ein sehr hohe buppa. Daseibüge
393
schuf ißt mitt wahren sehr heladen gewesen ; zudem wahren
von weüb, kinder, passaschieri und marinari in düe 100 per-
sonen doruf, welche sich alle oben uff dem verdöckten behelfen
muesten: dorunder nicht mehr dann fünf Grüechen, und ich
allein ein Franc, wüe süe düe uslöndische imland nennen, wahr:
der rest alle Thürcken, öttliche janitschar, vül gefangne Moh-
ren, bede büeblin und madlin, wüe auch junge kinder, ein
erbare compagnia, bey wölcher ich mich vül hab leüden mües-
sen. Als wir uf öttlich meil in düe seh kahmen , geth unns der
wund entgögen, das der patron wüderomb zurück in den
porto leüft, do wür dann düsenn tag samentlich uf dem
schif verharreten in meinung, der windt sollte sich in der
nacht endem.
Denn 15 düs wahr oben noch derselbüge windt, das öttlich
volck aus dem schiff an das land füehr ; weil mür früsch brott,
össich und anders manckierte, faehr ich auch mitt zu landt,
aber der theütsche renigat blüb ob dem schiff, mein gerett zii
verwahren. Als ich nun in düe statt kahm, traf ich volirge-
melte beede theütsche herrn an, due namen mich mütt inen,
dann sue zu einem ittalianischen pfaffen zu gast gebeten wor-
den. Dueweil ich nun wüste, das bej tag kein schiff leicht-
lich aus dem porto seglett, güeng ich gleich mitt, wüe ich dann
solchen tag bey gedachten herrn verzörte unnd dös abents bey
ihnen im fontego zu nacht essen mich verspatett, das, wue ich
zu der statt hinaus an das möhr güeng, kein barca mehr bekom-
men kondte, wölche mich uf dasschüff(füerte); muest derowegen
due nacht am land bleiben, kundte mütt niemandt roden, wüste
auch nicht, wo ich düe nacht sicher lügen sollte. Indem sprach
ich eipen köeffer an, wölcher ein Grüech wahr, der zum theil
verstanden, was mein meinung oder begehren wahr; lües mich
also dös nachts uf der banck in seiner Werkstatt lügen, was ich
aber düe nacht geschlafen, weüs ich am hosten: dann ich immer-
zu besorgett, das schiff seegle vohr tags hünweg, derowegen ich
dös morgens früeh am mör hin und wüder spazierte und ach-
tunguf das schuf gab, büs endlich ein barca kahm, wölchem
barcarol oder Mohren ich doppelt gelltt geben muest, das er
mich uf das schiff füert. Unnd gleich, als ich gemelt schif er-
reicht, lüesen süe düe segl fallen, derowegen der patron wüe
394
$XLch öttliche pasaaBchüeri sehr unlustfig uf mich ivahren« wie
dann ein janitscbar mich schlagen wolt; do nun der theutsche
Thürck nicht so heftig für mich gebetten^ wehre das schiff in
der nacht abgesegelt, do ich dann umb all mein blonder
kommen wehre und mir düe gehabte malzeitt theüer genug
worden.
Also segleten. war den 16 dus in Gottes namen fortt aus
gemeltemporto.de Alexandria, hatten wehnig vento de terra
und ward der wund Syroco, wehret aber ^ nun büs zu halbem
tag, alsdann er unns entgegen lüef, wurd Tremontana, das war
orsa segleten, trüb unns der wund gögen Cipro und daurt sol-
cher büs uf 19 düs, das wür immer lavierten und den wund,
sotU mughch war, usshüelten. Den 20 und 21 wahr das mör
bonaza, erzeugt sich der wund ein wehnig für unns, segleten
doch bey solchem wehnig fort, derowegen der patron vom schif
ausrufen lues, do jemand was bey sich habe, das nicht uf das
möhr dauge, solle mann es herfür geben; funden sich zwen
derer Tbürcken, wölche in Ägüpten düe Mohren kaufen, hatten
in einem düechUn ein rothe erden, düe gaben sie herfür, wölche
der patron in das mör werfen lües. Solche erden solle für Al-
cayro bey den pyrammiden^ do ein heilige junckfrau begraben
lugen soll, gefunden werden, von wölcher düe Thürcken vül hal-
ten, und soll gedachte erden nicht könden iber mör geführt
werden, wüe würs dann eben dozumahl erfahren unnd in zwm
tagen nahent gahr nichts fort ^esegeltt.
Den 22 düs lüef der wund zu Syroco, der gut für unjia
wahr, also segleten wir den stracken weeg fortt; uf den abent
störet sich der wandt, küehlt sehr uf, fanngt an zu blizen unnd
zu donnern ; büs ohngevahr uf halbe nacht erhöbt sich ein on-
versehenliche, schnelle burasca mütt einem greUichen regen,
das mann düe seegl nicht kundte herunder bringen, indem der
wund mitt grosem gewaltt in düe seegl blest, das es düe magi-
fftra, das ist, das hauptsegl am mütüem mast in der mütte von
einander reust, unnd ward so fünster durch das hefftüge regnen,
das einer den andern nicht sähe. Indem erhöbt sich noch ein
ander wetter von Ponente, das zwey wetter gögen einander lue-
fen, wölche das mör iberaus ungestimm machten; .also flug der
pine theil dös seegels uf düe ein, das ander theul uf düe an-
395
cUr seutten, zerrüs endtlich solch segl in vil stuckk, das «de
endlich den seeglbom heruuder brachten. Kun güei^; das schaff
uff der einen seutten aller im wasser, unnd hatten war zirey
sandal oder deine schufflin ob dem grosen schiff, mütt wölehen
mann an landt fort, wurd das eine von den wellen, due hineiii
schlugen, aller bedöct unnd voll wassers, das sich das schiff noch
mehr neigett, dodurch dem patron das herz ganz entföehl;. wue
nun düses volck zu mör unerfahren und verzagte leuth oder
bestia sein, wahren düe Mohren sampt derer künder und weüber
noch yül forchtsamer, erhub sich ein greulich geschrey unnder
Thürcken unnd Mohren, als säe zu thuen pflegen: halla hallahaila
bilila, rueft jedes zu Gott, jung unnd altt, dössgleichen auch
ich, dann es gewüslich ein ansehen hatt^, als ob wür sament-
lich baden muestenn, wue dann nicht änderst dorahn wahr,
dann das geschuz aller uff ein seütten wollt, due ein barca auch
aller voll wasser, wölches nicht mehr uslauffen kondte, do^
durch das schiff hart beschwert unnd aller uff düe seytten
hüeng, das es einem rechten ernst gleich sähe. Dann, weil
ich spürtte, das der patron so verzagt, das er selber nicht wuftt
zu commendiren , wahr das facit bey müer schon gemacht. In-
dem sprang der calvat. vom schuf, wölcher ein Grüech war,
herfur unnd hauett mitt einer axt 2 oder 3 löcher in düe barca
oder in das deine schiflin, so neben uf dem verdöct voll wasser
wahr, dodurch das schiff geringert unnd sich wader ein wehnig
uffgericht. Düe forcht unnd der schreck wahr gleich so gre«
unnder den marinari als passaschüeri, das süe nicht wuBten, wafi
süe thäthen, hueben an, düe barill unnd andere sachen, was
umb den weg lag, in das mör werfen, wüe mür dann auch zwiey
lehre vüsslin hinausgeworfen wurden. Nun hatte ich noch ein
volles, wölches ich verstöct gehabt, mocht doch nicht bellen,
sondern muest es herfür geben, warfens auch hinaus in das
mör. Indem kahm der jüngste von den marinari, der doch noii
ein bueb, schlecht mich zum köpf, das müer der huet herunder
fudbl, wölches ich alles gedultüg annahm. Gott weüst, wann d^
theütsche Thürck nicht gewesen, wüe es mür ergangen wahi»,
daoui öttliche sagten (als mür der Theütsche hernach anzeügte),
der gauer, als ich, der ich ein Chrüst bün, seye an düser |(U-
tona schuldüg, komme furnemUch durch das wein trincken heier,
396
wöe mann derer thürckischen patron vul fundt, düe keinem,
seye Thurck, Jnd oder Chrüst, zulasen, wein zu trincken, wüe
ich in dann auch heimlicher weus, nicht umbwuUen des pa-
trons, sondern anderer Turcken und Mohren halber hab trin-
cken dÄrfen, sonderlichenn wegen derer, so umb mich her sasen.
Dde spüen iber mich aus, sagten: der gauer, das ist: der
Christ stinct nach wein. Allweil ich inen auch zu trincken
gab, clagten sie nicht, dann es, sasen 3 Thärcken, lose lecker,
nahend bey müer; däe begehrten alle abent, wann es feinster
wahr und sich das volck mehrtheils gelögt, ein krueg mitt wein,
wölchen ich inen umb bössers früden wollen gab, so lanng düe
erst baril oder vässlin wehrett. Do solches ai^swahr, that ich
dergleichen nicht, das ich mehr wein hatte, aber due hundt
güengen umbher schmacken, funden noch ein vässlin; de ich
nicht mehr wein geben wolt, thaten sue mur allen wüderdrües,
wue sich dann einer von obgemelten dreyen vernemmen lües,
wann ich ime nicht wein gebe, soll mär düe nacht das väss-
lin in das mör geworfen werden, wölches wahi* worden, dann
gleich dueselbüge nachtt sich hüevorerzölte fortuna erhuebe.
Neben dem vässlin wein kahm noch vül anders hunweg: ein
flaschen mitt össich und noch ein andere flaschen, häfen, schiss-
lin, glöser, servietten, unnd wurd müer das wasser auch aller
ausgesoffen, das ich nachmals wöder wein noch wasser zu trin-
cken hatte. Notta : des morgens nach verloflher fortuna vmrde
mäer durch den theütschen renigaten gesagt, was für roden under
den Thurcken meinetwegen beschehen, sonderlichen von derer
lecker einem, wölchem ich von erst immer wein gab, wölchr ein
Ömer wahr. Düe pflegen grüene bündt uf dem haupt zu tra-
gen, weil sie von Mahomets geschlecht, als säe fürgeben, her-
kommen und mehr dann andere Türcken privilegiert sein,
dann sein wort und zeügnus sovil ist als süben anderer Thircken
oder Mohren zeügnus. Als nun gemelte fortuna fürbey wahr,
sagt der Ömer gögen andern Thärcken, wür haben unrecht
gethon, das wür dem gauer, nämlich mich, nicht haben zum
monsulmann, das ist zu einem Thärcken gemacht, sagt do-
neben, als düe noth und forcht' so gros wahr, hette ich mich dös-
sen nicht gewägert, sagt auch, woU mich helfen iberzeigen, ich
seye zum Thurcken worden, dohün doch meine gedancken nieh-
397
mals gestanden. Noch wahr ein alter Thürck mitt einem
langen, grauen bartt unnder inen, der sagte, sover es mitt der
wahrheitt zu bezeigen und mein wüU und meinung auch dobey
seye, woU er auch dorzu helfen, aber zu der lugen und ungrund
mitt nichten. Solche und dergleichen roden thaten süe under
einander, wölches alles durch den losen hund, den ömer an-
gestüfft worden, der ursach halber, weül ich ime kein wein
mehr geben wolte. Hüevohr gemelte burasca wehrett nicht
iber ein stund, alsdann es wüder was stüllers worden; allein
das mör hernach sehr dobett und wüetett. Als es taag worden,
sahen wür landt, wölches wahrNatolia; also flicten düe marinari
das hoste vom seegl zusammen, das wür wüderomb ein wehnig
seglen kundten, büs wür einen porto erreichten. Kahmen also
den 23 düs nach müttag z wüschen ein deine insul und Natolia,
wölches ein sonder lannd und terra firma ist, aldo wür in ein
porto lüefen, und wahr hohe und grose notturft, dann kein frü-
sches wasser mehr im schiff wahr. Dobey ist abzunemmen, was
für nichtig und undaugenlich yolck das seye , do wür erst acht
tag lanng uf dem mör gewesen, und schon mangl wahr an sue-
sem wasser. Als wür in porto kahmen, thathen süe den seegl-
bom wüe auch düe zerrisne segl an das landt, machten
unnd rüsteten düeselbügen wüderomb uf das böst süe
kundten.
Den 24 düs verharreten wür, noch in gemeltem porto,
fuehr ich sampt dem teütschen Thürckhen uf einer füscher-
barca nach einer isola Müest, genantt al franco al castell rosso,
hatt einen flecken am berg, wölcher aller mütt Grüechen be-
wohntt, hoch oben uff dem f Olsen ein castell, in wölchem sein
öttliche Thürcken; ausser dös fleckens hat düse insul sonsten
kein dorf noch heüser, wüe süe dann nicht mehr dann 12 w.
meül in oircuito haben soll. Unden am mör hatt es fruchtbare
gärten und weinwachs, aber durchaus kein kombau , mues das-
selbige von andern orthen dohün gefüert werden. Ihr meüste
nahrung ist, das süe vom mörwasser salz machen , das fuehren
süe an andere ortt. Ich und der theütsche renigat erquioten
unns wüderomb, nachdem ich mich abgemergelt und von Alezan-
dria aus nichts warmes gessen ; es sein düe höner und capponen in
diser insul guets kaufs, das broth aber deyer und fürs gellt
398
nicht wo} zu bekommen. Ich fult mir ein grose zucca oder
kürps mitt gutem wein, wölche ich heimlich mütt uf das schuf
nam, dann es aller abent, als ich wüder hinfuehr, und domitt
ich nicht mehr under den hunden im schiff süzen dörfe, ent-
lehnet ich vornen in der prora oder am spüz dös schifs ein
dein cämerlin, dorin ich mein sach in Verwahrung that, ich
auch zum nothfall dorinn hocken kundte, wölches ich für ein
deine zetitt, als iohs innhatt, wol bezaln muest.
Denn 25 düs erzeigt sich fein wetter, das wür mitt stillem
Wetter aus dem porto segleten. Alsbald wür aber in das offen
mör kahmen, ward der wündt Tramontana, wölcher unns zu-
wüder, das wür disen porto nicht mehr erreichen konten; lue-
fea also nicht ferm dovon in einen andern porto, Cacabo
gehantt, das ist in Natolia, aldo wür düsen tag yerharetten, ein
ortt, do man für alle wündt sicher lügt, dann uf drey ortt land
unnd berg umbher sein, wüe dann noch vül alt gebey gesehen
wüertt, als kürehen, Wohnungen, vül begröbnussen, so in düe
fölsen gehauen sein, neben einem bronnen von herrlichem, gu-
tem, süesem wasser, wölcher nahend dem mör lügt. Zu sol-
chem mues man in düe 40 stapften thüeff mütt lüechtem hünun-
der göhn, sein düe stapften noch ganz von stein, sauber und al-
ler in düe runde gemacht, wüert vohr zeütten ein closter do ge-
wesen sein, oder es werden patriarchen und altvätter do ge-
wohnet haben.
Den 26 düs morgens uf.2 stund in tag segleten wür aus
düsem porto weeckh; den 27 und 28 hatten wür allein ein wehnig
vento de terra, mütt wölchem wür allgemach fort ruckten und
kahmen denn 29 früeh morgens für die insul und in porto zu
Bhodis, eh düe statt geö&et wurde, aldo wür düsenn tag ver-
barreten unnd -an land stügen. Demnach mich das fieber in
der nacht, als wür so ein greiliche burasca gehabt, wüderomb
starck heimgesuecht, wüe es von ersten tertiana wahr, wurde
es yezunder quotidiana, unnd ward der theütsche Thürck auch
sehr kranck, gedachten unns ein wehnig zu ergözen, kahiQen zu
eiiiem theütschen Juden, wölcher aldo wohnhaft, der kochte unns
von hüenem unnd fleüscb, was wür begerten, wüe ich dann
att^b dös nachts in seinem haus lag.
{Ibodys ist ein wolerbautte, fruchtbare und gute insul, soll
399
in cireuito 180. w. meül haben, in derselbigen ein schöne und
sehr vöste statt, wölche auch Rhodys heüst. Gemelte insul und
statt haben vohr düsem düe rütter sanct Johann ordenns zu yer-
waltenn gehabt, inen aber von Solimanno, dem thürckischen
keyser, im jähr 1522 abgenommen worden, dannenher solche
insul und statt noch büs uf düse zeütt dem Thürcken gehörtt.
Düe statt ist mütt starcken mauern und thüefen graben wol be-
vöstügt, wüe auch gleichförmüg gögen dem mör, riings umbher
mntt hohen unnd vösten thürmen, den porto gögen dem mör
zuTerwaren, wäe dan an geschüz und grosen stucken kein mangl
ist, werden auch in öttlichen straßenn hun unnd wüder tüI
groser steinern kugeln gesehen. Düe statt ist an ihr selber
nach gelegenheitt dös orts zäerlich erbauen, dann dne heüser
den mehremtheilmätt gehauenen steinen a la Ittaliana gemacht,
wue dann noch dös grosmeisters unnd anderer herrn dös gro-
sen oreuz ihre palatia unnd heüser gesehen werden; zudem
auch oberhalb denn dürn noch an yülen heösem dös ordens,
wue auch der herrn wapen in stein gehauen, unnd haben duser
zeütt düe Juden düe schönste heüser unnd Strassen der statt
inn, wüe dann vül reiche Juden aldo wohnhaft sein. Düe
flecken unnd dörfer werden mehrtheils von Gruechen bewohnt,
aber in der statt mag oder darf kein Chrost wohnen: obschon
derer vul sein, wölche ihr gewerb und ofiiie laden drinnen ha-
ben, müeßen sue doch alle nacht herussen schlafen. Ausser-
halb der statt am porttp, do due gallera pflegen lügen, derer
stets Yüer do gehalten werden, hatt es ein dein aber sehr vöst
castell in düe ronde erbauen, in wölchem öttliche thürckische
Soldaten sein. Gemelt castell hat sich noch nach eroberung
düser statt unnd insul durch öttliche cavalieri, so dorinnen
gelegen, drey mohnatt lanng wüder den Thürcken gehalten,
lötstlich aber aus mangel proviant nflgeben müessen, unnd ist
immer schad, das solche gewaltige vöstung denn Chrüsten ab-^
genommen unnd dem erbfeind, dem Thürcken, zum theil soll
worden sein, sonderlichen weul solche allen ortiien düses mors
sehr bequemlich und wol gelegen, als gögen Constantinopoli,
NataUa, sogleich g^eioiber Cipro, Tripolj de Souria, Alexan-
dria, Candia, geigen dem Arcipelago unnd andern mehr orten
und insuln, unnd ist aus düsem porto büs in terra flnoa niel^
400
iber 15 w. meil, das aldo vül volck von unneenu schuf aus-
stiigen, sonderlichen öttliche von denen marcatant, wölche Mo-
ren in Ägipto inngekauft, so süe doselbsten heromber wüder
verkaufen, derowegen aüe sich in Natoüa füehren lüessen.
Den 30 und lotsten düs umb vesperzeütt güengen wür zu
seegl, ward der wund Tremontana, wölcher unns zuwüder, dero-
wegen wür lavierten unnd wehnig fortt kahmen, aber volgenden
tag, wölches wahr primus October, ersieigt sich der vrind von
Ostro Siroco, der unns ganz daugenlich, das wür den andern
tag für ein iusul kamen, Ustancki genantt, aldo der patron ein
ancr valleu lües, und müt der barca an land fuehr, wüe er
dann öttlich guett hatt, so dohiu gehörtte. In gemeltterr insul
wüertt hartt am mör ein dein stättlin unnd castell gesehen und
langest dem mör sehr schöne gärtten, wüe es dann von fruch-
ten ein sehr fruchtbare insul sein soll. Als ich am zurückfah-
ren bey den Thürcken, wölche am landt gewesen, gesehen, das
süe düe schönesten erdepfel, granat, möeloni, wüe auch iberaus
sehr grose weinthrauben mütt uff das schuf gebracht, ich hab
auch wollen an landt fahren, woll mich der patron nicht us dem
schif lasen, domitt düe zeitt wüe auch der gute wund nicht
verabsembt werde; verharreten wür nicht iber zwo atund, hue-
ben das ancr und segelten fortt, hatten düe ganze nacht so
stattlichen, stetten und guten wund, das wür uf 3 düs bey 2
stund vohr abents für düe isola Scio kahmen, aldo wür in porto
lüefen, dann der wund anhueb, Tramontana werden. Weül
nun düses schuf nicht galir gehn Constantinopel, sondern in Na-
tolia laufen wolt, fuehr ich an landt, nam ein camera locanda,
dorein ich meinen blonder thatt, contentiert den patron und
ward, froh, das ich von dem losen volck kahm. Gedachte isola
lügt von Rhodis 300, von Alexandria aber 800 w. meül.
Scio, ein insul im Arcipelago gelegen, dem Grosthürcken
zustöndüg, hat ein grose bourg oder offen fleken langest dem
mör, neben einem grosen castell, gleich als ein stättlin, in wöl-
ehem sowol Chrüsten wüe auch Juden (derer doch wehnig) ak
Thürcken wohnen, düe bourg aber ist nahent durchaus mütt
Christen bewohnett Düe gemein sprach , so aldo gerödt würt,
ist grüechisch, gübt zimlich gewerb und handthüerung do, dann
es vom porto nun 15 w. meil iber das mör in Nattolia ist, dan-
401
ttenher düe Türcken täglich vül wahren iberbringen. Es
kommen schif von Vönetia, Ancona, Messiöa unnd Marsilia do-
hün, wölche solche wahren do abhoUen, wüe dann düe Fran-
zosen einen consul do haben.
Gemelte isola solle in circuit. 90 w. metil haben, von
erdengewächs sehr fruchtbar, dann sich vül leüth allein ab
ihren gärtten nehren, als von oranien und lemon; derer werden
düser zeütt dös jahrs vül schuf voll nach Constantinopel ge-
füert. So hatt es auch feinen weinwachs, starck und lüeblichis
truncks, wüewol der weüsse wein nichtt so starck ist als der
rotiie, lügt auch nicht lanng, derowegen derselbige Sommers-
zeit getruncken württ. Von kom wüert wehnig gehauen, dann
es in diser insul sehr hohe berg unnd folsen hatt, und kombt
nicht allein getreüdt, sondern adch' alles vüch, wüe auch düe
gemeine fruchten, als öpfl, büem, nuß, castanien und derglei-
chen aus Natolia herüber.
In gedachter insul vnirtt der mastix gezogen, dovon der
Grosthürck jahrlich 25 tausend ducaten intrada hatt, unnd ist
bej leübstraf verbotten, das kein innwohner kein mastüx kaufen
noch verkaufen darf, domitt solcher dem Thurcken aller zukomme ;
solcher wüertt meästheils nach Franckreich und Ittalia gefuertt.
Es wext auch köstlicher unnd sehr guter terbintin, wölcher für
andern^ so in disen landen wext, gelobt unnd gebrusen wüertt.
So wüertt so treffenlich gut honig do gefaacht, wölches wol
einem gemeinem zucker furzüecht, dössen düe Türeken vül
verschlecken.
Es werden' in gedachter insul s^hr vül rebhöner gezogen,
wüe dann uf den detfem mancher bau); vüer, fünf, mehr auch
wehniger, hundert röbhönef haben soll; düe züehen junge aus,
sein so heimisch als bey unns düe gänns, dös morgens dreibtt
Büe ein büeblin oder mädlin hinus in das feeldt, alsdann ers
durchs geschrey uffdreibt, das süe dovonSüegen unnd dös tags
ober ihr nahrung suechen; gögen dem abendt geth das kündt
wüder hinaus, solche zu suechen ; wann süe das geschrey hören,
flüegen süe solchem nach, sözen sich und volgen dem jungen
büs in das dorf unnd haus, dovon er süe dös morgens usge-
füertt. Dannenher düe rebhöner in disen dörfern. guts kaufe
s^n, cost eines nicht iber 3 oder 4 asper, unserer *münz 3 in 4
Kiachel. 26
402
kreuzer, in der statt aber gelten süe 6, 7 , in 8 . asper, nachdem
es umb zeütt ist, dann es furkeäffer hatt, welche sich domf lö-
gen. Solche reebhönerr sein gros unnd vül gröser dann düe, so
wür in nnnsern landen haben; ingemein durchaus haben süe
rothe schnöbl und rothe fiies.
Düe heüser im castell sowol auch in der bourg sein alle
uf ittälianisch erbauen, mehrtheils von gehauenen steinen unnd
nun eines gadens oder gemachs hoch; ist schier kein haus, das
nicht einen schönen weinstock, so für düe fenster herunder
hangett, habe. Weül nun wehnig Thürcken do wohnen, ist es
noch ein so frey und lebendüg ortt, als were es in Ittalia, wüe
es dann ein iberaus schön unnd freindlich frauenbüld do hatt;
gehn uf den Strassen wüe auch in den kürchen unverdöct, mchi
als an andern orthen der Thürckey, sondern sein am geedcht
ganz offen unnd blos , sehr stattlich und kostlich in kleüdem,
allein haben süe ein unzierliche dracht von röckcin, wölche
inen allerdings gahr unde^ düe weche gehn, dodurch düe weü-
ber seheinen, als hätten süe einen hover oder buckeL Wann
einer an einem feür oder sonntag spazüeren geth, sieht er hun
und wuder in den gassen öttlich weäber beysamen für den heö-
sem süzen, gleich als zu Jhenua oder andern ortten zu Ittalia;
sonsten aber in Turckey solches nicht der brauch, hab es auch
an keinem ortt duser landen so liber und frey gesehenn.
Gedachte insul hatt der Thürck erst nach eroberung dös
königreichs Cipro den Christen abgenommen, ist volgender weus
(als es mür erzölt worden) zuegangen: als der capitan bassa
per mare aus Zfipro geseglett, ist er mütt öttlichen g^llera
gehn Scio kommen, sich aldo in den portto gelögt, doch än-
derst nicht als ein freindt, wüe dann vohr ddsem mehr be-
scheben, hatt derowegen düe principales duser insul, derer es
zwölf gehabt, düe mann gleich als forsten gehalten, stattliche an-
sehnliche undt vermögenUche leütt, zu sich uff due gallera zu
gast gebetten, von wölchen die eilf erschinen, in stattlicher
kleidung mutt vilem gesehmuck und cleinodüen behöngt, ver-
meinten ein stattlich panckett zu halten. Der zwölfte aber, wöl-
dter vuileicht mehr gewust, dann düe andere 11, solle gesagt
haben, er trag einenn schwarzen huet uf dem köpf, der Thürck
aber einen weissen bundt, derohalben ime nicht gebure, bey
403
ime xa gast esseD; demnftch er einen gartten, nahent am mör
gelegen, gehabt, 0OII er alsbald ein dein carmosal dohin ver-
ordnen lassen, dohin er das beste und lüebste, so er in der eil
hat haben könden, dorein geladen, sich mütt weüh qnnd kind
doruf gemacht unod in Gpttes namen dös nachts davon gesegelt,
wüe er dann sampt den seinigen glieklich und wol.in Sicilia an-
kommen sein solle.
Düe andere oder vofargemelte eilf aber, sobald süa in düe
gallera kahmen, lües süe der bassa in düe ej^sen schlagen, unnd
gleich öttlich hundert jenitschar an landt gesöztti wölohe als-
bald dem castell zuegeeilltt, düe thor dösselbügen eingenom-
men und thürckische fahnen oben iber düe mauren ausgestöct,
das der mehrerth^il dös volcks im castell, wüe aiich in der
bourg, nicht wüsten, was das zu bedeitten hatte, büs es düe
bürger döss castells sahen, was süö al improvisto für gast be-
kommen hatten , brachten süe alsbald dem bassa düe schliissell.
Also ist gedachte insul ohne verlözung einiger person noeh ver-
wüestung der heüser eingenommen worden. Düe obersten aber
oder düe 11 herren, wölche der bassa uf die gallera zh gast
gebetten, muesten alle ihre cleinodüen unnd gellt dohün bringen
lassen, eh er süe lödüg lües, alsdann sezt er «üe von ihren
emptem ab, undt verordnete der Thürck einen sandiaco
oder gubemator dohün und besezte das castell mütt jenit-
schar, da9 vülgemelte herm nichts mehr zue regieren oder
zu verwalten haben^ sondern alles durch düe Thürcken ver-
riebt wüertt
Ich mueste in gedachter insul Scio düsen ganzen mohnat
verharren, daim der wind immerzu Tremontana wahr, wölcher
von Constantinopel herusser geth, und ich gern dohün gewesen
were, unnd hajbt sich diser wind nicht mehr dann ein tag and
nacht geendertt) mitt welchem wind ein gros ney carmosal von
Trippoli de Barbaria, so nach Natolia s^len wolt, dohün
kahm, uf welchem ob düe 200 mehrtheils junger Mohren sollen
gewest sein. Als nun düs schif gögen abent aus dem porto de
Scio weeg seglete, ward düeselbige nacht ein greiliche for-
tunaj wie dann dös apdem tags zeüttung kahm, das düses schif
an einen fölsen gefahren, alles zet'dremmert, das schüer niemand
mitt dem leben dovon kommen seye.
26*
404
•
Indem ich bey acht tag in einer eamera locanda sampt
dem theitschen Türeken wahr, bekam- und stües mich das
täglich fieber immerzu heftüger an, wüe ich dann mehrmäln büs
nach vesperzeütt nichts hab derfen essen noch trinckhenn; zu-
dem wurd der teütsche renigat auch ye lennger ye schwecher,
dozu uns düsa cammer gute befürderung gab, dann säe wöder
gepflastert noch besözt wahr, düe mauren von altem gebey, und
muesten wür uf der erden schlafen uf dem gewand, so ich bey
mür hatte, das mich düe feed^m nicht hartt dructen. Wann
ich dös morgens uffstund, ward düe erden oder der boden , do-
ruf ich laag, so feicht unnd nass, als ob mann gesprinzt tind
mitt .wasseiT begossen hett, und bevahrte ich mich mehr döss .
theütschen Thürcken halber, dann meiner person^ dann «so er
gestorben were, mocht ich sein angedagt worden;. als hett er
vül gellt bey sich gehabt, dös ich ime entwendt, wüe dana düss
lose gesündt uf alle lüst, falsch Unnd betrug abgericht und
zu aller sehelmerey geneigt sein, wüe- dann mür unnd meiner
"compaghia am zuruckzüehen von Jherusälem zu NlBi^polosa oder
Sichern begögnet, als hüvor angezeügt. In denn acht tagen, als
ich düse camei; innhatte, kähmen Thürcken aus Nattolia, wöl-
che vich zu verkaufeti heriber brachten unndt gleich an dem
ort wohnen, wo dö:£i8 theitschen reuigsten weüb wahr; düe
kantt^n in wol; also rüeih ich ime, weil er so schwach:) soll er
sich nicht mitt müer uff das mör nach Constantinoper sondern
nach hauGi begeben. Also sprach er die Tircken an, das süe in
mitt ober nahmen; also kahmen. wür mitt lüeb von einander.
Als ich nachmals nun allein in der camer, war mür düe zeütt
noch lennger; indem kahm ein nüd^rlendischer münch öttlich-
mahl zu müer, wölcher wahr gardian dös clösterlins zu sanct
Anthonio, in wölchem nicht niehr dann vüer patres dozumal
wahren; gab müer ein zdll oder camerr ein iq gemeltem closter,
das müer düe zeütt auch desto kürzer wahr. Gedachter gar-
dian kundt6 nichts teütsches«, dann er ein Wallen aus Artoys
in Hönnegen, der erzeigt und bewüs mür vül freindschaft, so
wahren due andere drey patres auch gute zerbrüeder, gele-
ben der rögl Francisci; Yohrgemelter pater ist us Gandia zu
einem gardian alher gehn Scio gesantt 'worden, dann due
münch dermaaßen gehausett, das nichts mehr zu essen
405
noch zu trincken Torhanden, ja kein döfichthuech oder, als
mann pflegt zu sagen, kein löffl im korb mekr do vrahr.
In der zeütt, als ich do wahr, kahtn dö^ sandiaco oder
forsten von Alexandria gallera wegen dös ungewitters und for-
tuna alher in porto ünnd blüb acht taag do ligen. Mütt ge-
meltter gallera seglette ich, hernach umb Constantinopolj.
Denn 31 unüd lotsten Octobris, als ich meinen abschüd
von vohrgemelten patres«" genommen, verfliegt ich mich mitt
meinem blonder nach der gallera, also segleten wür mitt sanf-
tem, stüUera würid von SyroCo us dem porto de Scio hün, hat-
ten yast düe ganze nacht 'wündt, kahmen uf primo Novemb.
in ein insul, Midelin genantt, hundertt w. metil voh Scio, ist
ein nuzliche, gute isola, soll in circuit. 1 50 w. meül haben, von
granat, feügen, oranien, citronen, lemonen sehr fruchtbar, wöxt
auch treffenlicher guter muscat, wölcher sehr wolfeül, cost- ein
groser krueg von öttlich maas, wölchen süe ein metrie nennen,
nicht mehr dafin 25 asper. Den andern Novemb. mtiesten due
sclaven mehrtheils züehen, dann der wind night daugenlich für
unns wahr, kahmen uff den ahent bey nähendt den zwey ca^
stelli, aldo sich das mör ganz zuspüzt und nicht iber zwey w.
meül breütt Ton einem landt an das ander, uff yeder seütten
ein vöstung hart an das mör erbauen, mitt grobem geschütz
unnd volck wol versehen. Da? zu der rechten band der inn-
fahrtt heüst Abydus, lügt in Natolia und wüert dem theil Asiae
zuegetheiltt; das ander zur lincken handt heüst Sestus, wüert
zu Europa gezölt, ist nicht so vöst, als das ander, respondiert
ye eines gögen dem andern unnd müesen alle schüff, dein
unnd gros, sowol auch düe gallera, alles, was von Constan*
tinopoli herusser seglett, sich vohr dem einen schloss'Abidus für
ancc legen und sich do anmelden, dovon hüenach, als ich zu-
rück gefahren, weütter vermeldt württ.
Denn 3 düs segelten wür mitt früschem wündt von Ostro
Garbiri fortt. Sobald mann düse beede castell fürbey kompt,
theiltt sich das mör wüder^ ist gögen^ der lincken hanndt so
breütt, das mann an öttlichen brtten kein iahdt sühett, sonsten
werden hün und wüder sehr vül insuln gesehen. Do wür firbey
segelten düse^ tag, wurde mür gezeügtt düe gelegenheitt in
Natolia, do düe gewaltüge, mechtüge unnd fürtreffenliche statt
40«
Troya dolle gestaüden sein, werden noch vül rtidefa alter ge-
bey von femeti gesehto; wökhelr solch ortt nach nothdurft
sehen wolte^ der müöstfe sieh an landt füehren lasen. Umb
vesperzeüt kamen wür in ein porto, bey wölchem ein grose statt,
Galippoli genanntt.
Demnach der saüdiaco odei' fürst von Alexandria Ter-
üommen, das der capitan bässa dös mors nicht 2u Coastan-
tinopoli seye, lües er sich yernemmen, er wollte mitt seiner
gailera wüderomb zurück nach Soio fahren, dann es düe ge^
legenheitt hatt, so groser herr einer in Thirckey ist, seye gleich
ein bassa, wölcher ein ganz königreich under im hatt, ein
fürst oder anderer stattlicher Thürck^ wüe es daim ein nahmen
haben mag, darf derselbüge ohne bewilliguug dös capitan bassa
d^el mare zu Constantinopel nicht in porto laufen, sondern
müed mitt seinen gailera, seye eine oder mehr, heraus bey
denn süben thürn lügen bleüben. Dösswegen stügen alle passa-
schüeri, so uf diser gallea wahren, an landt. Unnder anndem
ward uf gemelter gallea dös französischen consuk von Alexan-
dria secretarius, wölchen ich kandte, der dann auch umb.Stam-
bour wollte, bey wölchem ich düe nacht im einem haus oder
earyatschar verharrete. Dös andern dingten wür ein perma
oder dein sohiflin mitt 4 ruderr^ und der patron wahr der
fünfte, unns nach Constantinopel zu füehren, dohin noch bey
200 W. meüL
Denn 4 düs uf 3 stund in tag, (nachdem wür collation ge-
macht, denn es. sehr guete füsch unnd treffenlichen wein do
gübt) unnsere Sachen imbarckierten, uff düe barca sassen unnd
l«mgest der statt hinbey fuehrien, indem sagt der patron , das
schiflin wehre zu sehr beladen, wüe dann waar^ dann der ge-
melte secretarj hatte einen jenitschar, wüe auch einen Juden
der sein dracoman wahr, bey sich unnd dann dös jenitschars
jung, ein scrinani von einem raguseer schiff und ich. Dieweül
ich öttlich blonder bey mür hatte, traf das loos mich, muest
derowegen an landt steügen, that meine sachen aus dem schif-
lin, nam zwen Thürcken, wölche mür halfen tragen, und güeng
wüderomb nach dem haus, do ich die vohrüge nacht geschlar
fen hatte, ward sehr unmuetig, dann in solchem haus sich vül
looses volck uffhüelt von Thürcken unnd Moren, kund auch
407
mitt niematidt rödenn, wüste eben nicht, wüe ich sollte fort-
kommen, sözt mich also uf den unmuth in der camer uf düe
erden und tranck mür selber ein herz von dem gutten wein,
der do wöxt. Nach solchem güeng ich hinunder in den bazar,
brot zu kanfen, bekompt mür ein Jud, wölcher uf der gallea
von Alexandria dohin kommen, sagt mir, düe Tohrgemelte gal-
lera werde nach Constantinopel fahren, eylt ich alsbald dem
haus zu, meinen blonder zu hoUen. Indem föhrt düe gallea
schon herunder, aber süe lögte sich bey einer halben stund
unnder halb der statt für ancr, aldo süe büs mütternacht ver-
harret, dann süe früsch wasser machten. Do ichs erfahren,
aam ich einen Mohren mitt einem pfertt, doruf ich all mein
sach geladen, zog hüuab, do düe gallera lag, wolten mich düe
hund lanng nicht uffnemmen, muest dero wegen büs lanng in
düe nacht am gestad oder land bleüben, das niemand dann
noch zwen Thürcken, wölche achtung uff düe sclaven geben,
herusser wahren, denen ich einen ducaten in gold zu geben
versprochen; also füehrten süe mich mitt inen, kahmen gahr
Späth uff düe gallera.
Betreffend düe vohrgemelte statt Galippoli, ist solche gros,
ohnbeschlossen, auch sonder einige mauren, von schlechten, ibel
erbauenen heüsern, doselbsten neben den Thürcken auch vül
Juden, aber wehnig Christen wohnen.
Den 5 düs bey 3 stund vohr tags hünweeg; wahr fein
stüll Wetter, das wür immerr terra terra fort kahmen, werden
im mör umbher vül insuln, wüe auch gögen dem land Natolia
vül schöner flecken und dörfer gesehen, lögten unns düe nacht
für ancr, zwüschen einer ohnbewohnten insul, und zu der rech-
ten handt das vül bemelte landt Natolia.
Den 6 düs früeh von do hünweeg ward unns der wund
gögen tag zuwüder, demnach es aber einen sehr stocken cor-
rent, wölcher von Constantinopel herusser lauft, unnd vom
schwarzen mör herkomptt, ist sehr müehsam inn zukommen,
derowegen düe sclaven dös ganzen tags heftüg züehen mues-
ten. Kamen dös abents zu einer deinen isola, Corbu ge-
nantt, do nicht mehr dann öttliche einzech tüge heüser am
mör stöhn.
Den 7 düs kahmen wür früeh uf 2 stund in tag für düe
408
statt Constantinopoli; demnach aber, wüe vohrgemelt, kein
bassa noch bega oder fürst ohne licentia dös capitan bassa mütt
einer oder mehr gallea in porto laufen darf, lögt er sich für
ancr oberhalb der statt bey den süben thürn, do ich neben' an-
dern passaschieri an landt fuehr. Demnach es nun mechtüg
weütt ist, durch düe statt zu göhn, unnd ich meinen blonder
nicht tragen kondte, nam ich neben einem Juden, wölchr mütt
uf der gallera abkommen, ein perma oder dein schüäin, fueh-
ren uf dem mör hinunder büs in Galata. Als nun der Jud an
land gestügen, hatt ich noch weitt zu fahren, do düe Chrüsten
wohnen, kondte mitt dem, der mich füert, nicht rödenn. Als er
mich weütt oben an landt setze, that ich meine Sachen zusamen,
unndt wartett am ufer, büs ein Chrüst oder Jud furgüeng,
mütt dem ich roden kundte, das ich nach dem fragte, bey wöl-
chem ich loschüeren wolte, wüe ich dann noch lang umblaufen
muest, büs ich das haus erfragte. Also kahm/ich, gottgedanct,
glüklich gehn Constantinopel oder Galata, wölches ein beson-
dere statt unnd.gögen dem canal ober lügtt, wüert von Itta-
lianem Pero genanntt. c
Constan tinopol, sonstenn von innwohnerr unnd Thürcken
Stambour genantt, düe principal unnd hauptstatt in Gratia,
(aldo der soldan sein residentz und hofhaltung hatt, der dozu-
mal regüerte, heüst soultan Mourat Chan, der drütte dös nah-
mens und 14. thürckische keüser Osmanier geschlecht) ein
mechtige grose volkreiche statte wölche in der rinkmaur 18 jv.
meil begreift, ist mehr gögen dem mör dann gögen dem lannd
erbauen. In Galata, so gögen Constantinopel iber lügt, bün
ich verharrett 45 tag, und ist mür gleich beschehen, wüe mann
pflegt zu sagen, einer, der gehn Rom kompt und den Papst nicht
sihet, also auch ich zwüschen der zeütt den thüirckiscben key-
ser nichtt gesehen, dann er niehmaln in düe mosckea oder kür-
chen, als er sonsten gemeinglich alle 14 tag einmahl aus dem
serayo oder palatio in sainct Sophia, so gleich vohr dem pa-
latio ober, f eütten pflegte , und ist gedachter souldan in der
zeütt, als ich do gewesen (sovil müer bewust) nicht mehr dann
ein einigmahl ausgeritten , bin ich umb ein yüertl stund zu
spath kommen, unnd ist düe saag, weil er so wenig usskomme,
seye düs düe ursach, das ime sein öltester söhn sehr nach dem
409
leben stöUen lasse, domitt der söhn an seines ?attern statt in
das regiment komme.'
Ausser der statt Constantinopel hatt es nocb andere stött,
als stracks do gögeniber Galatta oder Pero von Ittalianefn ge-
uantt, mues mann zu wasser iber das canal oder iber den porto
seeglen oder uf einer perma, das ist ein dein schifflin, dohin
fahren, wölche statt auch mitt einer sondern mauren umb-.
fangen unnd alle nacbt sowol gögen dem mör als gögen dem
landt gesporrt ¥nirt, yedoch schlechtlich genug; hat aber aus-
serhalb der maur langest dem mör wol sovil heüser als inn-
wendüg derselbügen, ist auch vül mehr lanng dann breiitt, er-
ströct sich in düe lenge, büs an das schwarze mör, das einer
von oben an langest dem wasser zwu grosser stund genug zu
göhn hatt. In solcher statt wohnen mehr Christen dann Thür-
cken, der mehrertheil Grüechen und Armenier, wüe auch düe am-
passatores, als dös königs aus Franckreich, Enngelland, Booluj
der Yönetianer, Raguseer und anderer mehr herrn und poten-
taten bottschaftn, usserhalb keyserl. Majestät ampassator, der
trohnet innwendüg der statt Constantinopel. Uff vohrgedach-
ter seütten noch ein aiidere neu erbautte, ohnbeschlossne statt,
auch hart afn mör gelegen, wölche durch einen bassa bey weh«-
nig Jahren angefangen worden zu bauen, und seinem namen nach
Cassan bassa genenntt worden; die ist schon gros unnd mitt
TÜlen heüsem besöztt.
Gögen dem serayo oder dös Grosthürcken palatio, iber das
mör hinibertt noch ein andere, doch onbeschlossne , auch bey
wehnig jähren erweitterte und zimlich gros erbautte statt,
wölche durch dös yezigen souldans mutter anschaffen und be-
Tclch sehr gemehrett unnd noch täglich mitt heüsem erweitertt
wüert; solche statt lügt uf der seitten dös landts Natolia unnd
wüert zu Asia gezölt, wie dann das möer düe beede theil Eu-
ropa unnd Asia von einander scheüdet.
In der statt Constantinopel wohnen Yülerley nationen, von
mancherley seckten unnd rotten, wölche alle öffentliche kür-
chen unnd zusamenkunft haben, fürnemlich aber werden vül
stattliche gebeü von mosckea oder thürckischen kirchen ge-
sehen, von züehrlichem, schönem pflaster besözt, mütt gewal-
tigen marmorsteinern seülen, dorüber düe bogen unnd gewölb
4(0
beschlossen sein, alsdo ist souldan Soeliman, wölcfaes ist dfie
fürnembste mosckea, alsdann sanct Sophia, wölche Ton den
Christen griiechischer nation erbauen unnd lannge jähr von
inen bewontt worden, derogleichen gröse der kirchen, als süe
anfencklich gewesen, nicht gefunden wüert, wüewol solche noch
zur zeitt sehr gros unnd weütt begriffen, diser zeütt nicht mehr
in der Christen, sondern in der Thürcken handt und zu einer
mosckea gemacht worden, und weil süe gahr nahend dem se-
rayo oder palatio lügt, pflegt der Grosthürck ordinariter dorein
zu reitten, verrichtett sein gebett gemeinglich döss andern
freittags. Und ist alhüe beschaffen, das einer nicht allein in
dise kürch, sondern auch mitt gelegenheitt neben einem jenü-
schar in alle fürnemme mosckea kommen kahn. Das beschicht
durch sehanckung und Verehrung, do es doch an andern ortten
der Tfaürckey in ihre kürchen zu göhn den Chrüsten, was na-
tion düe seyen, bey hoher sti-af verbotten.
Für gedachter kürchen Sophia heraussen am kürchhof ist
ein ronndt erbaute cappelle, durchaus von schönem weissem
marmor sowol von aussen als innwendig iberzogen, düe stuck
so kunstlich uf einander gesöztt, das mann zwischen den stei-
nen düe duften oder absäz nicht sehen mag, und ist sowol das
dach als der bogen mütt gleichförmigem weissem marmor be-
dect. In derselbigen zu sehen döss yezigen thürckischen keü-
sers brüeder sepultura oder begröbnus, wölcher fünf sein, steth
yede besonder, von schönem weissem poliertem marmor ge-
macht, unnd uf yederr ein weüsser thürckischer bundt, wölches
das Signum ihrer Mahomet sect, und ist uf yedem bund ein schöner
feederbusch von schwarzen reügers feedem, yeder uf drütthalb
in 300 federn. Düe thür von gemelter capella steth dös gan-
zen tags aller offen; ob ich wol nicht hinein göhn dörft, sähe
ichs genugsam von aussen. Demnach der thürckische keyser
nicht eine noch öttlich, sondern vül weiber und junckfrauen zu
halten pflegt, wüe dann das alte serayo oder schloss solches
genugsam ussweiset, dorinn in düe 500 sein sollen, wölche
mehrtheüs chnstenkinder und von christlichem geblüet her-
kommen, das leichtlich zu erachten, khein ungeschaffen mentsch,
sondern ja düe schönesten creaturen, so in seinen landen bin
und wüder zu bekommen sein , dohin gethon und geordnet wer-
4ii
den, von obgemelteti alten soll er doch nicht mehr dann väerziig
beschlafen dörfen, wöiohe under disen ime am besten gelüeben;
bey solchen (als leichtlich zu erachten) er vül erben bekombt,
d<^rowegen das reich und regiment allein uff den ersten undt
dlltesten söhn fölltt nach seines Vaters absterben, düe andere
söhn aber, sovil derer sein, werden nach döss alten todt, als«
bald der älteste keüser wüertt, alle stranguliert: als ich gehört,
I^gt mann inen einen seüdenstrückh umb den halls, wendt den-
Belbigen umb mitt einem hoUz, so lanng büs er verstict; soril
seiner brfieder sein, beschicht yedem also, das einer dann der
öltest, wölcher succediert, im leben bleübt, und solches fiir^
nemlich doromb, domitt düe jungen, wann süe gros werden und
zu ihren jähren kommen, inen einen anhanng machten, sich
wider den regüerenden keüser, ihren brüder, uffleinen möchten,
dodurch gros krüeg, zwitracht und uneinigkheitt entstünde und
ihr reich zerstört würde. Was nun denn öltesten söhn anlangt^
wölcher nach seines vattem todt regierender keyser sein soll,
alsbald er beschnitten wüertt, wölches beschicht, do er schon
öttlich jähr allt ist, mütt grosem trionph, pracht unnd herrlich-
keitt, wirt er alsdann von Gonstantinopel hünweg gefüehrt unnd
ein besondere hofhaltung hatt, uff fünf tagreisen vondo, in
einer statt in Natolia, Mansia genanntt, unnd sieht solcher söhn
düe zeitt seines lebens seinen vattem nicht mehr lebendüg, wüe
er dann nicht mehr, dann büs zu döss alten absterben wüder*
omb gehn Stambur kombtt, alsdann er das reich besiztt. Inn-
wöndig der statt Gonstantinopel ist zu sehen gleich oben düe
süben thürn, in wölchen der tresor oder schaz dös reichs, näm-
lichen düe bahrschaft verwahrt lügen soll; solche thürn sein
starck und vöst erbauen, gleichsam in düe ronde, steth yed^r
besonder unnd allein. Ausserhalb solcher thürn werden an
unnderschidlichen prtten düser statt gewaltige uffgerichte hohe
collonna gesehen: als für der behausung kayserlicher Majestät
ampassatar steth ein alte^ sehr hohe seüU, doch nicht von einem
eonndern von vülen stucken uff einander gesötzt, in düe rönnde
mitt starcken eysem reiff oderr bandt eingefasset. Hinufwarts
gögen denn süben thürn wüertt ein andere sehr hohe saul ge-
sehen, wölche mann uf ittalianisch collonna historiaJba nen-
nett: solche ist round, sehr hoch von unden büs oben in glei-
412
eher gröse, innwöndüg aller hol, das mann in einem Schnecken
büs oben uff göhn kahn, aussen mitt sondern gemachten steinen
becleidet und iberzogen, dorahn sehr schöne biblische historien
in dfie stein gedruct sein, von Moyse unnd dem konig Pharao,
was er an den kindem Israel geüebt unnd furgenommen hat,
wie dann ein gleichförmige coUonna zu Rohm uffgericht ge-
sehen wiirtt.
Uff einem andern ortt oder blaz, wölchen mann Atmenam
nennett, werden auQh zwue uffgerichte seülen gesehen. Düe
eine ist in düe vüerung von 'gehauenenn steinen stuckweüs
schlecht uff einander gesötztt, hoch unnd in einer gleichen große
von.unnden büs oben, düe solle in wehnig stunden sein uffge-
richt worden; uf öttlich schritt dovon ein andere uffgerichte co-
lonna auch guaderiert, wölche unden ein sehr starck fonda-
ment bey 2 mann hoch iber düe erden hatt, uf solchem fon-
dament vüer metalle kugeln, als uf yeder seüttenoder öck
eine, doruf ist ein hohe saul gesöztt, unnden didk unnd oben
immer zuegespüztt, vergleicht sich in der höhe unnd gröse der
collonna oder gulia, wölche yeziger Bapst Sixtns quintus zu Bom
für sanct Peters kürchen hatt lassen uffrichten, allein das düe-
selbüge ganz glatt, düse aber selzame caracU*e8 alter mosai-
scher Schriften, so dorein gegraben sein. Sonsten stehett solche
seül frey, lödüg unnd los, besonder nun allein uf gemelten vüer
kugeln, -das alle wund dodurch göhn; unnden am fondament
sein öttliche carmina gegraben in grUechischer sprach. Zwü-
sehen oder nahend den gemelten zwo colonna wüert gesehen ein
schön kunstuck, das ist ein gegossiie schlaimg von metall, bey
anderthalb mann hoch von der erden, in der ducke zweyer
spann weütt, ist gewunden, scheint eügentlich, als wehren es
drey schlangen, oben nicht mehr dann einen köpf, das einer
nicht eigentlich sehen mag, uf wölchem deil der köpf stehett.
In gemelter statt Gonstantinopel hatt es seine sondere
bazam, bläz und märet, do einer vül unnd mancherley Sachen
bekombt zu kaufen, von allerley wahren, wüe auch rauch und
fuettrwerck, so schon aller bereitt unnd zuesamengeneth , das
es nun darf iberzogen werden: als zobl, lux, marder, wollf^
fax und dergleichen, wölche in grosser anzahl aus der Mosekau
und Tartaria hüi^ebracht werden ; ittem von gemachten kleü-
4t3
dem uff thürckische manier bekombt einer so stattlich , als er
8üe haben wüU. So hatt mann sehr im brauch, das mann die
beraitte schaf oder lamsfehl aus seüdefarb ferbe von mancher-
iay färben, alls carmosin, blau, grüen, gelb und andere der-
gleichen jfarben, wölcbes sehr wol fehrt oder scheint, denn däe
haar glanzüg werden wüe samett.
Von essender speys bekombt einer täglich morgens unnd
abents, so wol gekocht als ungekocht, an sonderlichen ortten
oder freßmärct, als do ist gesotten und j^braten fleüsch, krautt,
allerley ^emües, salat, gebachne küechlin, pasteten unnd der-
gleichen ; bey den gemelten gardküchen unnd freßmärct hat es
auch sonderbare thrünckheüser, do maim scberbet unnd boisen,
beedes sües unnd säur getranck, verkauftt, aber keinen wein.
Von allerley schönen fruchten hat es auch besondere prtti
do solche verkauft werden, als do sein: granat, zitron, oranien,
lemon, ittem trauben, öpfel, büem, nuß, castanien unnd der-
gleichen, alles so früsch unnd lüeblich anzuschauen (onange-
sehen es nahend bey weynachten wahr), scheinten doch düe
frichtej) so lüeblich, als kehmen Büe erst ab den hörnen; von
erdenge wachs, als: krautt, rättich, rueben, zwübl, salat unnd
anders so früsch, als bey unns im sommeri».
Den portto zu Constantinopel betreffend wüert dößgleiohen
weytt unnd breitt nicht gefunden, das, wüe mann sagen maag,
düe schuf mitt den spüzen am lannd stöhn unnd einer den einen
fues am land, den andern in das schif sözen kahn , so hatt düse
porto durchab. gleich hart vom lannd ab ein so schnelle tüeffe,
das alle naue.o^er schüff, so gros süe dohin kommen, mitt gan-
zer 'ladung. aus und innseeglen, sich auch har^ an das gestad
lögen könden, so wol auch döß Grosthürckhenn gallion, das
doch stattliche, grose schif sein. Iqh sähe derer süben ankom-
men, das süe sich mitt voller ladüng, wüe süe aus Ägipto kah-
men, sich hart an das lanndt lögten. Solches canal oder porto
ist liicht iber ein halbe w. meül breütt, es hat vül dausentperma
oder deine schifflin, doruf mann das volckh hün und wüder
füehrt, gleich als zu Vönedüg die gondula.
In gemeltem canal oder porto werden mörcklich vül vüsch
gefangen, dann süe das inngeweüd unnd allen wuest von den
thüeren dorein werfen, dovon die füsch gute -niahrung haben;
414
solche werden zu underschüdlicher zetttt dioa jabrs gefangeiif
als do sein nf unnsere sprach schwertfdsch, vergleichen sich
dem sallmen oder frischen lax, ist inwöndüg schön roth, hat
vomen ein lanngen stachel bey drey zwercfafinger breütt
gleich wüe ein schwertt, doher er dann den nahm^i faatt
Düser zeütt dös jahrs, als umb weyenachten, wüert eiu
vüsch in groser anzahl gefangen, wölchen mann scombri nennet,
vergleicht sich jast dem häring, allein das solcher was suptiler
nnnd zärtter ist, mag auch nicht so lanng dauren. Diser /viisch
ivüert gleichförmig als der häring inngesalzen in grose vaß ge-
macht, derer vül schuf voll in Gandia , Scio unnd andern insub
im Arcipelago gefiiert werden. Weil düe Griiechen sovil vasttftg
haben, essen süe mehr vüsch dann fleüsch ; wann nun die zeütt
der scombri fiiriber, fanngt mann andere, wölche mann pala-
mide nennet, sein ingemein eines pfundts schwär, finden sich
auch, düe drey in vüer pfund wegen, die werden gleichförmig
inngesalzen, auch geraucht, und an andere ortt gefiiert Neben
solchen gübt es noch vül andere vüsch, znancherley sortt, wüe
auch früsche schollen oder blatteißlin, ittem oustria^muschlen)
capi longi, tondi, santi und dergleichen.
Indem ich nun lanng zu Constantinopel stüU gelegen, WBsi
ich öttlich maln in döß herrn ampassators haus zu gast, wüe er
dann stets ein freye tafell höUt, das alle tag^ yedpch pnn ^uia
imbüs sich göst finden, seyen gleich Thürcken, GrüecheD, Fran-
zosen oderr Ittalianer. Es wahr dozumal ein stattliche com-
pagnia teütsche herren von Vönedüg ab dohün komitien, wölche
düe reüs nach Jherusalem thun wollten: dorunder ward eb
graf von Harrdöck sampt seinem präceptor, ein freyherr von
Thun, einer von Sebach, einer von Crelzheim, ein Fuch$,
beede fränckische vom adl, einer von Bernico, Uhlfeldt^ uood
dann noch ein Dennemärckr, Bartholo, unnd Jacob Schach-
männ von Dannzüg. Gedachte herrn, derer bey 11 wahren,
hatten einen Theütsohen bey sich, wölcher vohrmaln düse reüs
auch gethon, mütt nah«ii^ Bartholo Rößlin; düse herrn rei-
eeten samentlich uff '^«^"-thürckischen gallera von Constan-
tinopel ab nach TrippoH dfe Suria,
Mütt dem lotsten gallion, der aus Ägipto k€iim, wnrd dem
Orosthüreken ein frembd animal müttgebracht, das ward in
415
dem palatio CoimtaDtini bey dem höivanten; da es der herr
ampassator besähe, güeng ich neben seinem hofgesindt mitt
dohün, hat mann von döß herm haas ab zwu guter stund zu
göhn büs zu vohrgemeltem palatio Gonstantini, welches zu
ennd der statt unnd hart an der mauren lügtt; werden noch
Tül alte, doch mehrtheils zervallne gebey gesehen, unnden in
einem hoof ein stallung, in wölchem der Thürck einen hölvan-
ten holt, dozu ein sonder mann oder Mof* bestellt ist, der ime
ab und auswart. So mann den begert zu sehen, fiert in der
Mor herusser in den hof; demnach es ein ungebracht^ gros
unnd heßlich thüer ist, gübt es umb den Mohren, dann so er
ime uff den rucken sizen will, lögt er sich vohr ime nider, so
er ime ein minz fürwürft, als einen asper, wölches doch ein
dein ding, höbt ers mitt dem schnabl auf unnd gilbt es dem
Moren, dösgleichen so er ime einen stecken oder stab fürwürft,
höbt er den auch müti dem schnabl uff uund trögt in dem maam
nach, neben anderm mehr.
In einem andern stall gleich neben dnsem wurde gedach-
tem herm ampassator düe frömbde thüer, so aus India ge-
bracht worden, gewisen. Das wahr ein Renozerus, wölchs thüer
mitt dem hehant streitten soll; solches ist an der gestallt,
gröse unndt färb einem büffl sehr gleich; weil dises aber noch
gahr jung, soll es noch vül gröser werden. Solches hatt uff der
nasen ein kurzes dückes, aber nicht spitziges hom, oberhalb
dösselbigen bey einer zwerchhandt, noch ein ander, doch vül
lennger unnd spüziger hörn, wölche sein wöhr und wafen, do-
mitt es dem helvanten höftüg zusözen thuet. Düse beede hör-
nerr stöhn nicht als andern thüem oben am küm, auch nicht
neben einander, sondern von der nasen uff eines höher ak dais
ander bey einer zwerren handt.
In einem besondern haus uf dem plaz Athmenam wer-
den noch vül und mancherley selzame, wülde unnd heimische
thüer gesehen.
Ittem zu sehen beede patriarchat, das alte unnd neye,
wölches zu der Griechen zeit, als Constantinus unnd andere kay*
serr geregüert, ein gewaltig werck unnd Btattlich gebey gewe-
sen, als noch zum theil zu sehen, derzeütt aber mehrtheils
rouiniert, unnd hat noch büs doher der grüechische patriarch
416
sein residentz do gehabtt. Demnach es aber an einem sehr
gelegenen ort unnd uff einer höhe lügt, das mann weitt durcli
diie statt sehen kahn, ist der Grosthürck verursacht worden,
soUche kürchen sampt dem heüser unnd blaz innzunemen, in
willens, ime seinem nahmen nach ein mosckea dohün zu bauen,
wüe dann albereitt ein starck fondament rüngs umbher ange-.
fangen'unnd gelögt worden, wüe dann düe thirckische kürchenn
in Constantinopel zum nothvall wol für einen anlauf bestölin
unnd halten mögen.
Demnach aber kein keyser düe macht oder denn gewalt
hatt, ein mosckea seinem namen nach oder ime zu ehren in ge-
melter statt zu erbauen, es sey dann, das er in eügner person
in krüeg gezogen unnd ein statt, lannd oder königreich hab
helfen erobem und einnehmen , demnach unnd düeweil yeziger
thürckischer keyserr niehmals in keiner Schlacht gewesen noch
auch zu feld gelegen, soll ime solch angefangen gebey durch
düe YÜer oberste bassa, wölche mann fisier bassa nenntt, ge-
sperrt unnd nicht femet*r zu bauen zuegelassen sein worden;
wüe dana dem suldan solches durch seinen obersten pfaffen,
wölchen süe mufiFti nennen , der unnder inen in geysüichen
Sachen so hoch geacht und gehalten württ als bey den papisten
der Bapst, unnd dem thürckischen keyser zu gebüetten hatt,
solle wüdersprochen sein worden, es gebüre keinem keyser in
gemelter statt ein mosckea oder kürchen seinem nahmen n^b zu
bauen, er habe dann ein schlecht gögen seinen feinden gewon-
nen, dobey er selber gewesenn unnd sovil erobert, das düe
pfaffen derselbigen kürchen von dem intrada* dös^n eroberten
lanndts oder statt mögen erhalten werden unnd ir nahrung
dovon haben.
Was das neye patriarchat, wölches der.«uldan den Grüe-
chen unnd. ihrem patriärchen anstatt dös andern eingegeben,
betrüfft, ist wol ein groses, doch aller zerstört, unlustüg unnd
wüestes wesen, wüewol düe Grüechen an gedachtem ortt starcl:
angefangen, zu bauen; sein noch so hochmüetig, das süe sich
nicht ia:geringem, schlechtem stand oder Wohnungen behelfen,
do süe doch durchaus keinen gewalt unnd mitten under den.
Thürcken wohnen. Wann süe nun an disem ort auch grosen
costen uffwenden, und das fürgenommene gebey volviren unnd
417
jsum ende bringen, haben süe nachmahln anders nicht gewartten,
dann das inen der Grosthürck solches auch einnembtt, bautt
ein mosckea oder was anders seines gevallens dohün.
In Yül gemelter statt an einem sondern bazar oder marct,
welchen mann boedesten nennett, do allerley waren verkauft
werden, sowol auch düe sclaven beederley weüß unnd schwarz,
von Chrüsten unnd Moren, jung unnd allt, weübs unndt manns-
personen, in zimHcher anzahl auf gewise marctäg verhandelt
unnd verkauftt werden, von besondem leütten, wölche Sich do-
mittnören,umbher gefüehrt, sonnderlichen von kindem unnd
Weibspersonen kupplet einer drey, vüer an einander, an düe
ander hannd auch sovil, schlöptt süe also hün unnd wüder von
einem laden zum andern. So nun einer derer wahr begert zu
kaufen, schaut er süe unnder dem angesicht, wüe dann düe
weübspersohnen alle masca vohr haben; wann er nun vermeint
das süe ime taugenlich seyn, füert süe der mackler an ein be-
sonnder ortt in ein gemach, do süe sich ganz nackend auszüehen
mues, beschauett süe derjhenige^ welcher süe kaufen will nach
notturft, ob es bona roba seye , ob süe keinen mangl am leib
oder irgend einem glüd habe. Wann süe im geföUt unnd er
willens ist, süe zu kaufen, lögt er ein both doruf , was er dann
vermeint dorumb zu geben, wüe er mitt dem verkaufer kahn
ibereinkommen, unnd mag ein Crist sowol als ein Thirck ein
Christin kaufen; wann sie sich aber für ein Thürckin erclärt,
mag süe kein Christ kaufen. Wann ein weibspersohn zu einer
Thürcken gemacht wüertt, darf süe nicht mehr dann einen
finger ufifhöben unnd öttlich wortt sprechen; wann ein Christ
ein gefangne Christin kauft, wüertt ime von ihrem principal als
von dem, der süe verkaufen lest, ein brüef doromb gegeben,
dbmitt der, so süe erkauft, nicht gerechtförtigtt werde oder
ein anderer ein Zuspruch zti ihr sueche; wüe es sich dann
vül zutrögt, das manche, wann süe harrt gehalten württ, uss-
reist unnd von ihrem herm entlauftt oder hünweg gefüertt
wüertt unnd an ein ander ort kombt. Müeßen gemeinglich
hart arbeütten, haben wehnig zu fressen unnd werden vül ge-
schlagen; dreiben undt schlöppen das arme volckh umbher
als mann bey unns das vich zu verkaufen pflegt; also beschicht
es auch mitt denn mannspersonen: wann einer einen sclaven
KiMheL 27
418
hatt, der nicht seines gevallens ist, verkauftt oder verdauscht er
in wideromb.
DÖß Grosthürcken palatium oder das serayo ist sehr gros
unnd weitt begriffen als. ein gemein stättlin, uff der einen seil^
ten hartt gögen dem mör gelegen, gögen der statt mitt einer
starcken unnd hohen mauren umbfangen, wüe dapn nicht fem
dovon das haus, in wölchem keyserlicher Majestät ampassator
wohnett: der meinerr zeiitt do wahr, heist herr Bartholomeus
Bötius, welcher der thürckischen sprach wol erfahren, dann er
in düe 12 jähr lanng im lannd gewesen. Demselbigen wüertt
Yom Grosthürcken ein besonder haus inngeben, gleichsam ein
champ oder carvatscharas von altem, starckem gemeiir in düe
vüerung erbauen, hat nicht mehr dann einen uss unnd innganng,
mütt vüer jenitschar unnd einem tshausch wol verwahrett, wöl-
che tag und nacht do sein, dem herrn ampassator abwartten
unnd uff in bestölt sein: dann so gedachter herr ausreütt oder
geth, so göhn düe jenitschar vor ime her, machen blaz, domitt
ime von andern Thircken nicht begögne. Vohrgemelte behau-
sung ist nicht mehr dann eines gemachs hoch, hatt an all vüer
ortt einen ganng innwendüg umbher, uff der seytten vül ca-
mern unnd gemach, wüe dann .der herr dozumal ob düe 30 per-
sonen, zum theil stattliche vom adl und andere düner bey sich
hatte, wölch alle unngerisch bekleüdett unnd gemeinglich in
gleicher färb, das es züehrlich zu sehen. Wann der herr am-
passator irgend zu einem bassa oder zum obersten visier bassa
reütt, geth all sein volckh für ime beer, ye zwen unnd zwen, be-
gleitten in büs in das haus, dohin er reütt; er höUt acht in 9
schöner thürckischer pfert, hatt gleichsam ein deine hofhaltung,
do mechtig vil uffgeth, dann er täglich vül iberlauf hatt von
Thürcken unnd Christen, wölche sich umb mittagzeütt dohin
verfliegen, wüe dann an tractation unnd getranckh kein manngl
erscheint, sondern idermann im haus genug unnd düe vile hatt,
sonderlichen sehr guette unnd gesunde wein, wölche bey 100
w. meil aus Natolia herkommen. Den nennen düe Ittalianer
vino de Palerno, ein statt in gemeltem land gelegen, der ist
mehrtheils weüs unnd lüeblichs thruncks. Sonsten werden vül
unnd mancherley sortt von rothen unnd weüssen weinen , wüe
auch malvasia unnd muscatell dohin gebracht, doch nicht in
419
Gonstantinopel, sondern in Galata oder Pero, do die Ghristenn
wohnen, dann düe Thürcken unnd Moren -nicht mitt wein han-
deln, vül wehniger denselbigen bauen oder pflanzen.
Demnach düe statt Gonstantinopel sehr gros unnd volkreich,
in wölcher sehr vül Juden Wohnen , samptt mancherley nationen
Christen, hatt einer genugsam umbher zu laufen, hün unnd wüder
zu spazieren, das einer wol müed dovon wüertt, in ansehung das
düe statt unöben, an vileli ortten bergüg, das mann uff unnd
absteigen mues; ob einer s6hon jähr unnd tag do ist, soll er
dannocher nicht alles nach noturft ersehen.
G^^lata oder Pero betreffend, wölche statt stra,cks gögen
Gonstantinopel yber lügt, haben in derselbigen düe Grüechen
unnd Franzosen ihre sondern kürchen, düe Jttalianer aber zwey
nnderschidliche closter, als zu sanct Franzisco, in wölchem
stets zöhen in zwölf patres gemelten ordens sein, göhn in ihrem
habit unnd kleidung gleich als in der Ghristenheitt, so wol
durch düe statt uf den Strassen als im monasterio, werden von
niemandt molestiert; gedacht closter ist von feinem, altem ge-
bey, haben ein schöne grose kürchen, wölche noch aller mütt
bleybedöct, in derselbügen coelebriren gedachte patres, hall-
ten täglich öffentlich meß. Weül sich aber neylicher zeütt ein
spahn zwüschen keyserlichen Majestät ampassator unnd döss
königs aus Frankreich ampassator zuegetragen hatt, ist gemeltte
kürch aus bevelch döß suldans gespörrt, und düe dum oder
thor mütt brettern vernagelt worden, düe ursach döß spahns
zwüschenn gedachten zweyen herrn war der session halberr in
der kürchen; weil der keyserliche ampassator, wölcher vohr
dem yezigen do gewesen, vom stammen ein herr von Eyzing,
evangelisch wahr, hatte er seinen eignen pfarherrn im haus, das
ex nicht h^riber in die kirchen kahm, also sözte sich döß
königs uß Franckreich ampassator in den obersten stuhl; als
nun yeziger ampassator, herr Bötius , wölcher catholisch unnd
düe meß besuecht, düe session wegen keyserlicher Majestät als
seines principals begerte unnd haben wolte, der ander solte
ime weichen, wölches des königs aus Franckreich ampassator
harrt verdrossen, dordurch süe in so grose feindschaft gewach-
sen, das uf ein zeütt der kenigisch ampassator sein volck mütt
verborgnen röhren, wöhren unnd deichen für düe kürchenÖiür
27*
420
gestöllt, und döß keyserlichen ampassator erwartten lassen,
wölches ime kiindt gethaun wurde, das er dozumal nicht hini-
berttkahm. Alsbald es der Grosthürok erfahren, hatt er als-
bald düe kürchen gahx zuspörren lassen, das wöder der eine
noch der ander mehr innkommen kahn. Gedachte patres ha-
ben gleich wol noch ein ander dein kürchlin oder cappella, der-
inn süe meß halten, wüe auch nahend dobey noch ein ander
closterlin zu sanct Peter, düe patres geleben der rögl Benedicts
In gedachter statt Galata oder Pero hatt es einen hohen, gro-
sen unnd vöstenn thurrn in düe runde erbauen, in demselbigen
ligen düe sclaven, so nicht uff den gallera, sondern in der statt,
do mann bauett, schaffen unnd arbeitten, derer öttlich hundert
sein, wölche döß nachts sich in disem thum behelfen müessen,
wüert inen nichts dann brott unnd wasser gegeben, unnd dös-
sen nicht genug; an meüs, razen, leüs unnd ander unziferr
haben süe keinen mangl, sondern dössen ein iberfiuß.
Underhalb Galata, gleichsam in der vohrstatt, gögen dem
mör ist zu sehen düe kürch oder mosckea, wölche Utschelin, ge-
wesner capitan bassa iber das mör, sonsten aus Calabria bürt-
tüg unnd ein groser Christen feinde ime zur gedächtnus hatt
bauenn lassen, ist stattlich unnd schön gemacht.
Gleich für gedachter kürchen harrt am mör werden öttlich
hundert stuk grob geschüz gesehen, wölche gleich als block
oder hollz do lügen uff der erden sonder einige rüstung noch
röder, das mann derer nicht acht, werden auch zu nichts ge-
braucht unnd sein mehrtheils aus der christenheitt, so düe
Thürcken auf der Christen gallera, naue unnd zum theil in den
forteza unnd vöstungen erobert unnd inen abgenommen haben,
wüe dann solches düe waapen unnd schiltt, so aussen doruff
sein, genugsam erweisen unnd darthun, wüe ich dann selber
unnderr anderrn das Säxische, Saphoische, wüe auch anderer
herrn wapen gefunden unnd gesehen hab. Under gemeltem ge-
schütz sein vül herrlicher unnd schöner cannon, wölche mehr-
theils per despecto, höhn unnd spott der Christen dolügen.
Von gemeltem ortt an, do das geschüz lügt, wölches schon
ein guettheil wegs für Galata abwärts, lanngest dem wasser,
bey anderthalb stund weegs ist es noch aller bewohnett unnd
ein haus am andern, büs hinaus an das schwarze mör.
421
Das schwarze mör betreifend ist solches wasser an der ge-
stallt unnd färb dem weiissen oder mare mediterraneo gleich,
allein ist solches vül wtilder und ungestimmer, verlüehren sich
vül schiff, so durch fortuna zu grund göhn, derowegen mann
mütt gallera nicht döruf fohrt. ümb düse revier kommen beed«
mör zuesammen, nämlich das schwarze in das weüsse, dannen-
her es einen so starckeü corrent oder fluß hinuswarts gögen
dem mare mediterraneo gübt.
Nahend bey der neüerbautten statt Scudret hatt es einen
TÖstn thum, so uff einem föUsen erbauen unnd rings umbher
mütt dem mör beflossen, mütt grobem geschütz wol versehen,
unnd von öttlichen jenitschar wol verwart.
Das arsinal, do düe gallea unnd schiff gebaueti werden, ist
auch uff der seitten wie Galata steth^ doch usserhalb unnd uff-
warts am mör, gros unnd weitt begriffen, gögen dem lannd mitt
einer maur eingfassett, lanngest dem mör aber ist es offen,
unnd ein scheir an der andern erbauen, do unnder yedes dach
ein gallera kahn gestöUt werden, domitt süe vohr dem regen
unnd ungewitter sicher und drucken stöhn mögen, ünnd kön-'
den solche mitt schlechter unnd geringer müeh in das mör ge-
stosen werden, wüe dann das wasser büs an düe gemelte heüser
hinzu geth. In dem arsinal schaffen täglich vül hundert per-
sonen, der mehrer theil sclaven oder gefangne Christen, dann
düe Thürcken unnd Moren nicht so geschict, das süe ein rechte
gallera oder naue bauen könden.
Nicht weütt von gedachtem arsinal wehnig bösser uffwarts
nahend der statt Cassan bassa hatt der keyser einen gartten, in
wölchem vül unnd mancherley gewüUd gehalten württ. Solcher
gartten ist so duck mitt züprößböm besözt, als bey uns an man-
chem ortt oder hollz düe dannen stöhn; solche bäum waxen
schön gerad uff, sein schüer alle in gleicher gröse.
In vülgemelter statt Galata hatt ich meinen innker unnd
losamentt bey einem theütschen goldschmid, mütt nahmen Jo-
hann Rattich, von der StoUp us dem landt zu Bommern büvt-
tüg, welchen ich hüevor zu Trippöli in Sirien angetroffen, aldo
ich kundschaft zu ime gemacht, dann er fortuna unnd gögen-
windts halber in düe drey wochen do stülligen muest, wahren
wür täglich beysamen. Diser ist ein guett, rödlich gesöU, wöl-
422
eher müer in seiner behausung vül freindschaft unnd allen gu-
ten willen erzeigt und bewüsen, ist lodüg stanndts unnd albe-
reitt ob düe zwöllf jähr zu Constantinopel oder Galata. Weül
er so. ein freyer arbeitter oder künstler, hatt er bey den Thür-
cken wol was erobertt unnd gewonnen, innsonderheitt von dem
souldan oder Grosthürcken. Demnach es alhiie keine sondere
Thosteria oder herrbergen , sondern einer bey einem bekannt-
ten durch recommandation seine uffenthaltung suechen mues,
bekam mür düse gelegenheitt sehr wol.
Zwischen der zeütt, als ich zu Stambour stüU gelegen,
drachtet ich nach gelegenheütt, wüderomb aus dem tennd zu
kommen, vermeint per terra durch Unngern nach Wüen zu reü-
sen; weil es aber wintter, fände ich keine commodita noch com-
pagnia, muest mich dößhalben wideromb uff das mör begeben.
Nun lagen zwo vönetianisch naue im porto, wölche in kürze
abseilen sollten, vermeint, uf die erste, düe allerrdings ganz
förttig, zukommen. Indem wahr einer vom adl aus Böhem,
mütt namen Heinrich Gendrofsky von Boutschin, wölcher döß
herrn ampassators mahlerr wahr, so auch umb Vönetia wollt.
Derowegen wür unns in compagnia begaben uQnd uff gleiche
spesa mütt einander anlagen. Als wür uf düe erste naue, Sil-
vestra genanntt, vermeinten imbarckieren, entschuldigt sich
der patron, wüe auch der scrivan, süe könden keine passa-
schier ufihemmen, seye durchaus kein räum noch blaz ob dem
schiff, mütt vülen breitten wortten : doriber der herr ampassa-
tor zum andernmahl eiiien seiner dracommann zu dem scrivain
von gedachter naue santte und je unnserthalben lües anspre-
chen; aber er wollt unns nicht ufl&ienjmen. Muesten also uff
düe andere naue, so nicht iber halb cargiert, verharren, aber
doch gleich sobald als düe ander von do abseglen wolte.
Indem ich aber vernommen, das solche in Natolia noch wol
einen mohnat zu verharren fiirhaben, umb ganze ladung zu
machen, vermeint ich, uff der schon geladen eher fortzukom-
men ; weil es aber nicht sein wollt, muest ich patientia haben.
Denn 14 tag dös mohnats Dezembris imbarckiert ich unnd
dös herrn ampassators mahler, füerten unnser proviant unnd
getranck mütt uff düe andere Vönedische naue, Sylvania ge-
nanntt, ein schön gros schif von 1 tausend vaß, indem sich
423
dise und vohrangerögte naue heninder uf der seütten, wüe Ga-
lata steth, lögten an das gebirliche ortt, do alle schiff, eh süe
ußlaufen wollen, hinfahren und öttlich tag do lügen müessen,
so man a la circa heüst, alsdann düe dozu verordnete Thirken
unnd Juden dohin fahren, so den zoll innemmen, sehen, ob
nicht verbottne wahren, alls do ist wax unnd andere mehr wah-
ren, so aus dem lannd in düe christenheitt zue fueren nicht ver-
gunt noch zugelasen wüert, ob dem schiff seyen, auch ob alleß
guet ordenlich seye verzollt worden, zu wölchem offitio düe Ju-
den sehr wol dangen unnd vül mehr als düe Tircken practi-
ciert sein, wüe süe dann uff alle wahrn guten verstannd haben,
zum kaufen und verhandlen auch vil gebraucht werden.
Als ich nun täglich erwarttet, wann gedachte naue abseg-
len wollte, in dem wurden gemelte beede naue arrestiert, an-
geklagt, als haben süe roba prohibita uf ihren schiffen, dero-
wegen solche beede von dem ort, do süe lagen, wideromben
zurück unnd weütt uffwarts oberhalb Galata nahend der statt
Cassan bassa sich lögen muesten, ward düe sag, das alle beede
schiff düe ganze wahr, so süe innen hatten, wüderomb an lannd
füehren müesten, umb zu sehen, ob dem also seye, domitt mann
öttlich thag zubringen mues. Wüe süe dann uff der einen naue
anhueben ußzuladen unnd düe güetter an lannd zu füehren,
wölches ein grose müeh und arbeitt erfordert, dero wegen ich
solcher zeütt nicht erwarten woUtt, sonndern nach anderer ge-
legenheitt drachtet, fortzukommen, wüe ich dann ein candiöt-
tisch carmosal, wölches nach Eettimo wolte seglen, erfragte,
mit wölchem patron ich bald accordierte, dann er nun uff den
wind oder gut wetter wartett. Als ich nun mein und meines
mittgesöllen proviant unnd andere Sachen, so wür uff vohrge-
melte vönetianische naue gefüert, wüderomb abforderten unnd
haben wollten, güeng es ganz müehsam zu, wüe dann schiff
unnd gut alles arrestirt wahr; derowegen wür erst am abent,
als wür döß andern tags gedachten abzuseglen, unnsere Sachen
ab dem schif krüegten unnd von do gleich uf das candiottisch
carmosal füehren lassen.
Nachdem ich allerdings förttüg, nam ich meinen abschid
vom herrn ampassator, wie ich dann alle guthaten von dem
herrn unnd den seinigen empfangen, lözt mich auch mütt dem
424
Teütschen, bey wölchem ich düe zeütt ober zu haus gelegen
unnd gieng denn 23 Dezembiis gögen abendt gleich vohr dem
thorschliessen zu 8chif, segleten also denn 24 düs morgens
früeh mitt angehendem tag aus dem porto von Constantinopel
hünweg unnd logten unns umb mittagzeütt für ancr 9 w. meil
von gedachter porto sanct Stephano genau tt, ein dein fleckh
oder derflin in terra ferma auf der seitten, wüe Stambur
ligt, aldo mür dös tags verrharrten, dann wür noch den scri-
vain verwarteten, wölcher noch nicht uff dem schiff wahr.
Denn 25 düs segleten wür in Gottes namen fortt, kah-
men aber nicht mehr dann andere 9 w. meil, lüef der wind
zu Syroco; also wür unns wideromb für ancr lögten, zu einer
deinen isola, Gorbu genanntt, unnd demnach düe Grüechen
im ganzen lannd denn alten stilum begehn unnd halten, unnd
uf datto der heilige weyenachttag war, hüelt unnser patron
sampt seinem volck das gedachte fest, unnd verharreten do-
selbsten.
Denn 26 düs ward der wind Tremontana, wölcher ganz
gut für unns, segletten dös morgens von gemelter isola hünweg
unnd kamen uf düe nacht in ein portto in Gratia, aldo ein fleck-
lin, so harrt am mör, Araclea genanntt.
Denn 27 düs muesten wür denn ganzen tag unnd nacht
aldo verharren, onangesehen der wind gut für unns wahr; weil
es aber so niblig, dunckel wetter, besorgten wir einer fortuna,
alsdann auch beschehen: dann disen tag ein gros ungestimme
im mör war, von regen unnd schnell, das einer nicht eines bich-
senschuß weütt sehen mocht.
Denn 28 düs hatten wür wideromb guten wind, derowegen
wir vohr tags absegleten, unnd weil mann ohne das düe cor-
rent zum besten hat, lauft es sehr schnell fort. Dieweil es
disen ganzen tag fein stüU wetter 'wahr, bliben wür düe nacht
uff dem mör; wüewol sich der wind endert unnd unns zu gögen
lüef, namen wür gleichwol keinen porto, sondern lavierten büs
an den andern morgen, wölches war der 39 düs, störet sich
der wund ye lennger ye mehr, ward Syroco, wölcher unn-
gannz entgögen, das wir gemelten morgen uf zwo stund in tag
in ein porto lüefen, bey einer unbewohnten isola, do wür we-
gen dös gögenWindts verharreten.
425
Denn 30 düs lüefen wür mitt gutem wund von düser insul
hinweg, solcher wehrett aber nun bUs uff halben tag , allsdann
das mör ganz bonaza wahr, das wür nichts forrt kabmen;
sahen düe statt Galipoli zu der rechten hannd gahr bereütt
lügen. Uff den abendt stund unns der wund entgögen, das wür
solchen porto nicht erreichen mochten, trüb unns der wund zur
lincken handt, muesten zurück laufen, büs wür einen porto er-
reichten, do wür dann düe nacht zwüschen follsen imd stein-
klüppen lagen, büs es tag worden.
Denn 31 Dezembris, wölches ist der lotste tag döß 1588
Jahrs, hatten wür sehr gueten unnd früschen wund, das wür
uitib vesperzeütt zu denn zwey castelli, von wölchen am hün-
reüsen meidung beschehen, kahmen, do dann alle schiff unnd
gallera, clein unndt gros, wüe düe namen haben mögen, so wol
thürckschen als chrüstenschif, alles, was von Gonstantinopel
kombt, düe seegl streichen unnd sich zu ancr lögen miesen,
unnd solches nicht allein wegen der wahren, so süe innhaben,
dodurch vülmalen der zoll, düe mautt abgetragen, sondern
auch, das mütt der Chrüstenn schuf vül sclaven heimlicher weüs
aus dem lannd gefüert worden, wüe wir dann auch einen Teüt-
schen, so döß Grosthürcken gefangner, uff unnserm schüff hat-
ten unnd durch practica mütt forrt kahm.
Wann ein thirckisch schuf hinkomptt, spedieren süe sol-
ches baldt, dann solche nichtt aus dem lannd göhn, der Chrü-
sten schüff aber derfen süe wol einen ganzen tag oder noch
lennger uff halten, wüe unns auch beschehen, dann öttliche
Tircken, so aus dem castell dozu verordnett, hinaus uff das
schuf fahren, die wahren unnd andere, so dorinn, visitieren
unnd besuechen, an allen enden unnd ortten, sowol auch in den
küsten unnd druchen; also do der patron nicht vül wüll gefrött
sein oder lanng uffgezogen werden, mues er inen ein Verehrung
thun, dann düse gesöUen in all weg wollen geschmirbt sein. Es
lögen sich alle schuf für düß castell, so in Asia lügtt, Abydus
genanntt, umbwüllen süe wegen döß wündts ettwas sichers
lügen könden.
Indem nun obgemelte Thürcken uff unnsei'm schuf wahren,
muest alles volck, so darob wahr, uff das verdöct inen unnder
äugen stöhn; wann süe einen suspect uff yemandt haben, fragen
426
süe in, was nation unnd wer er seye, finden süe einen arg-
wönisch, halten süe in uff. Vohrgedachter sclave aber ward
nicht heroben uff dem schöf, sondern verborg sich hinder ein
küsten, do er dann nicht gesuecht worden. Demnach aber ött-
liche Juden uff dem schuf wahren, befahrt ich mich döß sclaven
halber, süe möchten in verrathen, aber er kahm mitt hün-
durch; do er sollte sein verwüscht worden, wehren wür seinett-
halber in grosser gevahr gestanden, ursach, düeweil er ein
Teütscher, mütt namen Conrat Meckle von sanct Gall, us
dem Schweüzerlandt, betten düe Thürcken gleich argumiert,
weül er unnserer nation seye, begeren wür bede, ine, scla-
ven, hünweg zu füeren, wfeül sonsten kein Teütscher uff dem
schuf wahr. Als wür für gedachte 2 castell hinuskamen, na-
men wür unns seiner an, wüe er dann hernach nahend
ein halb jähr lanng sich bey unns uffhüeltt, büs wür in Istria
kahmen, wölchs nahend Vönedig unnd düe nechste provintz do-
bey ist.
Es war düse zeütt sehr kaltt unnd gefroren, hatt auch am
lannd zimlich vil schnee, wölches mich gleich selzam zu sein ge-
duncte. In dem flecken bey vohrgemeltem castell Abydus ward
kein wein für geltt zu bekommen, aber branntwein voluff, wöl-
cher sehr guts kaufs unnd gerinng gemacht würt, derottwegen
ich ein lägelin vüllen lües, solchen an statt döß andern weins
gebrauchte, büs wür an ein ortt kamen, do wein zu kaufen ver-
banden wahr. Dem allmechtigen ewigen Gott seye äbermahln
für düses jähr lob unnd grosen dannck gesagtt, das er mich so
gnediglich beleütett, vohr mancher gevahr vätterlichen beschüzett
unnd beschirmett, derselbüge verleühe unnd gebe noch weütter
sein gnad unnd seegen, mein reüs noch voUent gücklich und wol
vollenden und zum ende bringen. Amen.
Adi primo Januari ao. 1 589 verzog es sich mütt dem visi-
tieren ob unnserm schuf bey votrgemeltem castell büs umb
vesperzeütt, das wür einen ganzen tag do versomen muesten,
ohnangesehen der wund sehr gutt für unns wahr. Alsbald nun
die Thürcken ab dem schuf kamen, zogen wir die ancr unnd
lüesen düe seegl vallen, ward der wund Tremontana, küehltt
früsch auf, das wür büs in düe nacht einen guten theü wegs
segleten.
427
Den andern düs gögen tag endert &iclx der wund unns ent-
gögen, wiiert Syroco, das wiir döss tags lavirten unnd in keinen
porto lüefen; uff den abend hatten wür wüderomb guten wind
von Tremontana, wüe auch denn dritten düs.
Den 4 düs uf ein stund in tag lüefen wür von wegen döß
gögen windts in einen porto, bey wölchem uf 4 w. meil ohnge-
vahr ein flecken unnd castell hart an dem mör gelegen, Micona
genantt, dem Thürcken gehörüg. Gleich gögen gemelter insul
iber noch ein andere isola, Teno genannt, denn Vönedigern ge-
hörüg, hatt zu oberst uf einem, iberaus hohen berg ein vöst
castell, aller in einenn föllsen erbauen, ist mitt ittalianischem
krüegsvolck besözjtt, wölche aus Candia dohin gesantt worden ;
düses ist das eysserste ortt, so düe Vönetianer haben, dovon
süe wehnig intrada haben, wüe dann gedachte isola nicht mehr
dann einen flecken unnden am berg lügen hatt, wölcher von
Grüechen bewohnett württ, do süe dann von allerley fruchten,
ußgenommen körn, wölches inen von andern ortten mues zu-
kommen, genugsam haben, machen vül bomöl, haben auch
weinwax unnd halten düse insul düe Vönetianer mehrtheils
doromb: weil das castell so mechtig hoch lügt, kahn mann mütt
heitterm wetter büs zu denn zwey castell sehen, wölche 200 w.
meül dovon, unnd von der insul unnd königreich Candia 300 w.
meil lügt, unnd mues düses ein sehr vöst ortt sein, das zur zeütt
der armada der Thürck mütt seiner ganzen macht dorvor ge-
wesen sein soll, mochte doch nichts ußrichten noch solches er-
obern: dann so bald das volck unnden in der bourg oder flecken
was vernommen, flüehen süe hinuff in das castell, lassen düe
heüser ohnbewohntt, wüe er dann gedachten flecken dozumal in
branntt gestöct unnd onverrichter sachen fortzüehen müessen.
Der berrg und föllsen, doruf das schloß erbauen, ist uff den
seütten so geh unnd geradt uff, das mann es nicht ersteügen
mag, wüe dann herunden wehnig von gebey oder vom castell
gesehen wüertt. Indem wür nun zwischen gemelten insuln für
ancr lagen, der wind und das wetter unns entgögen wahr, fuehr
unnser patron vom schuf samptt anderrn drey oder vüer Grüe-
chen mütt der barca oder nebenschiflin nach der insul Micona,
dann solche auch mehrtheils mütt Grüechen bewohnt; wüe dann
der mehrer theil der isola im Arcipelago, obwoln süe unnder
428
dem Thürcken, sein säe doch yast von Christen als Grüechen
bewohnt, geben dem Thircken järlich ein genanntes für ihren
tribut. Weil nun der wund büs in den dritten tag sich nicht
enderte, sonndern unns immer öntgögen nnnd zuwüder wahr,
blüb unnser schöner patron allweil am lannd unnd kahm in
drejren tagen niehmals uf das schiff, dobey abznnemen, ime düe
gesöUschaft , wüe auch fressen unnd saufen, als under denn
Grüechen ganz gemein, yüI lüeber gewesen, dann sein schiff
sampt den güettem unnd volck, so doruf wahr, do es gedachtem
patron billich zu gemüet sollte ganngen sein, weül ime erst Ter-
gangnen sommer ein schiflin in dem schwarzen mör zu grund
gangen, doruf fünf marinari ersoffen, er nun im hemett durch
schwömmen dovon kommen; zu dem so hatte diser patron so
schlömmes, untaugenlich volck von schifknechten, das unnder&ll
seinem gesündt nicht iber ein rechter marinar do wahr.
Denn 6 düs gögen abend, weül es fein stüU wetter wahr,
der hoffnung, es solte sich gutt wetter unnd wund für unns er-
zeugen, zogen also das schif herfir zwischen zwen scoi oder ohn-
bewohnten insuln, domitt süe hemacher desto leichter uskommen
mögen, dann düse bede scoi nun eines bichsnschuß weitt von
emander sein.
Denn 7 düs, weül das mör bonaza unnd stüU wahr, fuer düe
barca bey 2 stund vor tag nach dem flecken Micono, do unnser
patron Wahr, in abzufordern und uf das schif zu füehren, wüe
wür dann vermeinten abzuseglen. Aber er kam nicht, bis erst
umb vesperzeütt) düsen morgen irgend bey drey stund in tag
erhöbt sich unversehener weüs ein sehr starcker wund, wölcher
düe wellen greilich us dem mör herein jagte, gleich dös wegs,
dohün wür seglen selten, küelt ye lenger ye heftiger, das das
mör zwischen den beden insuln, do wür lagen, mechtig hoch
und ungestümmer wurde, dovon sich das schif sehr bewegt, unnd
hatten nicht mehr dann ein deines unnd groses ancr im mör
lügen. Weül nun düe barca nicht verbanden , künden süe das
drütte ancr nicht werfen, demnach wür recht gögen den wellen
lagen. Do der wund hergüeng, bewögt es das schiff dermassen,
das düe ancr nicht steif hielten, sonndern allgemach nach-
lüesen unnd immer dem lannd zuruckten; wüste keiner, wie der
Sachen zu thun were, dann düe marinari sowol als düe passa-
429
schiri aller verzagt, unnd weil düe barca nicht verhanden, wolte
sich keiner us dem schif in das mör begeben. Zulötst, weil wür
alle sahen, das kein bösserung vorhanden, und die barca auch
nicht kommen wolt, das schif immer ye neher dem lannd sich
zunahete und nicht iber anderthalb clafter thüef wasser hatte,
wüe dann das schif am hinwiderspringen den boden zum ofter-
maln erreicht, zog sich einer von den marinari unnd zwen
Grüechen nackend aus, that jeder ein starck sayl umb den halls
oder leüb, wölohes vom schif an büs uf düe ander seytten dös
landts reichet, dodurch säe vermeinten, das seyl vest zumachen,
domütt das schif nicht näher an das lannd komme unnd sich gar
uf den grund söze. Aber ihr müeh unnd arbeit war umbsonst
unnd vergebens, dann das mör vül zu sehr wüetett und so un-
gestümm wahr, das, wüe süe wüder zurück nach dem schif
schwumen, süe von denn wellen so weütt herunder getrüben
wurden, das süe das schif nicht mehr erreichen kondten, wür
unns besorgten, süe werden versaufen müesenn. Lötstiich er-
reichten süe düe ander insul, bey welcher das schif so nahend
am lannd wahr, von do süe dann erst voUend dem schif zu-
schwömmen müesten. Demnach ob düe 40 personen uff vülge-
meltem carmosal wahren, drunder 3 in 4 weibsbilder, hueben
düe an, sehr zu schreyen unnd weinen, öttliche heftig uff den
patron zu fluechen, das sich der lose mann nicht solle uff das
schuf verfüegen, do wür änderst nicht sahen, dann das solchs
uff düe seiche oder grund kommen wollt, do es sich durch das
hin unnd widerwerfen zerstossen unnd zerdremmert hette, wür
zum theil ersoffen, düe an das land kommen, verfroren weren,
dann es der zeütt nach umb das neye jähr war, und ist dises
ortt oder stück landts ein lauterer fölls, ohnbewont unnd rüngs
umbher mütt dem mör beflossen, do einer hungers halb sterben
unnd verderben müest, wie dann düe drey vohrgemelte, wölche
sich in das wasser begaben, dermassen verfrohren, das wür
vermeinten, düe zwen Grüechen werden doruf göhn.
Der getreue Gott, wölcher yederzeütt aus allen nöthen
hülftt denen, so in anruefen, santte unns auch dozumal ein
gnedig mittl, dann der wind sich verkehrte unnd zu Ponente
lüef, der dann von der einen insul herkam, dozwischenn
wür lagen, das es nicht grose wellen geben koudte; weül
430
das mör zwüschen beeden insuln so enng wahr, halt es keinen
gewaltt.
Uff denn abent kompt der patron mütt seinen freßbrüdem
uff der barca gefahren, welchen sie zum theil mütt dem teüfel
empfiengen, das der lose mann ime sein schif, yolk unnd guet
nicht solte mehr lasen angelegen sein, dann das er vom vüerten
büs siben dütto nicht uf das schif kommen, do wir nicht allein
fortuna halber, sondern auch wegen der cursari oder raubschiif,
derer es sonderlichen sommerszeütt vül gibt, in groser pericul
oder gevahr stunden. Also zogen süe das schiff vom lannd gögen
dem mör zu, wüe es dann dieselbüge nacht ein greiliche fortuna
gab; doch ward der wind allweil Ponente, dorfür wür sicher
lagen, dann solcher unnserm schif nicht zukundte. Es waren
zwen krancke Grüechen uf gedachtem carmosal, von denen der
eine am 9 Januar dös morgens ohngevahr drey stund in tag im
schiff todts verschiden, wölchen düe marinari alsbaldt uf düe
barca gelögtt an düe eine isoletta füehrten, aide ine zwüschen
düe föUsen begrueben, mütt wehnig erdtrich, so süe uff in döcten
unnd allso ruehen lüesen. Gemelter Grüech hatte sein weüb
mitt ob dem schüff , wölche so cleinmietig wurde, das süe gannz
verzagen wollte; der ander krancke aber genas unnd wurd wider
bösser mütt ime.
Nachdem ich, als hüevor angemeld, er^tlichen zu Alexandria
in Egypten das drytägüg, hernacher uf dem mör, als ich nach
Constantinopel segle tte, das täglich ff eher ankahm, zu zeitten
aber mich solches entlassen, also bekam ich dozumal das vüer-
tägige fieber (wölches ich für ein sonnders cleinot mütt nach
haus bracht), verharret dermassen dorinn, das ichs gleichsam
nicht achte tt; allein wann es mich ankam, konde ich mich döß
lügens unnd ruehens nicht enthalten, wöder uff dem mör noch
am lanndt.
Noch dößelbigen tags, wüe der verstorbene Grüech us dem
schif kommen, lögt sich düe fortuna unnd wüert was stillers,
das wür Qoch uf 9 düs aus gemeltem porto segleten; ward der
wund Tremontana, kamen umb vesperzeütt fir ein isola im Arci-
pelago, Barisi genantt, do wür unns für ancr lögtten, dann
unnserr patron doselbsten zue thun hatte.
Gemelte insul ist gros unnd weütt umbfangen, haben aller-
431
ley schöne frichten, wüe auch kom xnxni weinwax, halt auch
öttliche flecken unnd derfer, welche alle von Grüechen bewohnt,
halten unnder inen selber gericht unnd recht; ob säe wol unnder
dem Thürcken, sein süe ime nicht mehr obedientiam zu leüsten
schuldig, dann das süe ime jährlich 4 tausend denare oder
zeckini contribuiren müesen , wölches gelt süe zu gewiser unnd
bestempter zeütt umb Constantinopel livern müeßen.
Es gübt früsch unnd gesund volck do, sonnderlichen aber
schöne weübspersonen, dann solche nicht anderswo hinreisen,
nüsten unnder einander zusammen wie düe vögl, haben ein
selzame tracht in der kleüdung, dann denn weübern düe rock
nun büs uf das knie göhn; sein aller gevalten, dodurch süe gar
dick scheinen.
Den 10 unnd 11 ward das mör ganz stüU, aber den 12
düs erhueb sich ein wund von Tremontana, wölcher denn gan-
zen tag früsch ufküelt, das wir einen weütten weg weiten ge-
segelt haben, ward der patron abermahln nicht förttig, kundte
vohr fressen unnd saufen nicht ußkommen ; wölches unns her-
nach umb acht tag zeütt schadett. Den 13 unnd 14 muesten
wür döß ungewitters halbr noch in gemeltem porto verhar-
ren; ohnangesehen der wund gut für unns, ward er gahr zu
starck; zudem hetten wür mitt solchem nicht aus dem porto
könndt.
Den 15 düs ward es was wehnig stüUer, lüfen wür uf drey
stund in tag aus düsem porto Barisi hinweg, mütt vohrgemel-
tem wind von Tremontana , wölchr disen tag unnd büs in düe
nacht wehrett, alsdann das mör gannz bonaza oder stüU wurde,
das wür unns düe nacht im mör hüelten, unnd den 16 morgens
irgend uf ein stund in tag in einen enngen porto lüefen, dann
sich der patron einer fortuna bevahrte, als auch ervolgtt. ünnd
wurd der wund Ostro, der unns gannz entgögen und wüderomb
weütt zurück getrüben hette. Düe insul, dohün wür unns lög-
ten, heüst Tschemula, do wür für allen wunden frey unnd sicherr
waren, dann wür uflf dreyen seütten grose berg gleich als
hohe mauren für unns lügen hatten, düe unns vohr dem wund
beschüzten.
Gemelte isola lügt auch im Arcipelago , unnder dem Thür-
cken, soll doch nicht mehr dann einen flecken, wölcher mütt
432
Grüechen bewohnt, haben. Derselbüge lügt nicht am mör son-
dern ufif öttiich meül im lannd. Nicht weütt von dem porto,
in wölchem wür lagen, hatte es einen vüchhoof , do mann son-
derlichen vül geyssen höUt ; bekahm einer für broth unnd ge-
salzn'e vüsch früsche käs oder ein geüß ; sonsten ist düses allem
ansehen nach ein arme, magere iusul, pflanzen kein wein, kund
auch keinen fürs gellt bekommen, das ich nahend bey acht tag
on wein sein muest, unndt ward das wasser auch nicht gut,
wölches mür desto mehr befürderung zum fieber gab. Uf 6 w.
meil ohngevahr hatt es ein andere insul, wölche zu der linckhen
hannd gögen der ober lügt, Milo genanntt, auch unnder dem
Thürcken, düe solle ser wol bewohnt sein, hat an wein, brott
unnd andern fruchten keinen manngel; weül es aber so unge-
stimm im mör wahr, dorft der patron nicht hinschicken oder
sich uf der barca waagen, wein und anders do abzuheilen.
Den 16 und 17 lüef der wund hin unnd wüder, ward gar
unsteth wetter, ein weül Syroco, hernach Ponente. Bus uf 18
düs erhöbt sich ein greiliche fortuna von Tremontana, füeng an
zu regnen, füelen deine stein unnd ward sehr kalt, das sich
einer ob dem verdöct döß schifs nicht hallten kundte, hatten auch
vil n^ieh, das feür zu unndei*halten, ettwas dobey zu kochen,
das unns düe zeütt sehr lanng ward von 15 büs 22 düs, dann
ob ich schon an lannd fuhr, wüe wür dann zu beeden seütten
nicht iber eines steinwurfs weütt dovon lagen , konde ich doch
niergend hüngöhn, dann es bergüg, rauch und lauter foUsen hatt.
Den 21 düs in der nacht stüUt sich der wund ein wehnig,
wüert fein dar wetter, das wür den 22sten ijaütt dem tag do
hinweg lüefen, ward das mör noch hoch, wüe auch der wund
zimlich früsch, aber mütt unns, dann der wund Tremontana
wahr, das wür düsen tag bey gutter zeütt göhn Suda kahmen,
ein porto unndt castell im königreich Gandia, von do wür noch
24 w. meül bösser uffwarts sollten, do der patron zu haus unnd
das schif hinsolte. Weül aber das mör so hoch unnd der wündt
früsch unnd starck, gedrautte unnser patron ohne gevahr wegen
döß besen porto, so doselbsten, nicht innzulaufen. Suda ein
herrlicher porto, in wölchem öttiich hundert ja tausend schuf
unnd gallera stöhn mögen, dann sich solcher weütt in das lannd
hinein ströct; dohün haben düe Yönetianer ein gewaltige tö-
433
•
stungy so aller uff einen föUsen erbaut, machen lassen; wp
solche nicht gahr mütt dem mör beflossen, fehlt es doch wenig.
Solche forteza ist mütt krüegSYolck besözt, mütt munition unnd
geschüz wol versehen. Als wür unns in gedachtem porto für
ancr gelögt, fuehr unnser patron mitt der barca nach dem ca-
stell, dem gubemator doselbsten sein patenta, wölche er vom
bailo d' Yönetia, der zu Constantinopel wohnet, hatte, zu weü-
sen, wölche sporco unnd der sanita halber nicht rein lautett;
zudem muest er gemeltem gubemator anzeigen, das einer unn^
derwegen in seiiiiem schif gestorben seye, uf wölches der ca-
stellan dem patron unnd allem ^volck , so er in seinem schif
hatte, au lannd zu steügen verbotten a pöena del forco, das
ist: bey höncken; also wür wöder brott, wein noch wasser be-
kommen mochten, dero wegen unnsers bleübens nicht lanng do
sein woltt.
Den 23 düs nach müttag ward das mör zimlich stüU, zogen
düe ancr und begaben unns allgemach hinus in das mör, hatten
wenig yento de terra, wahren die wellen noch sehr hoch, das
inen der geringe wund keinen wüderstand thun kundte uüdt
wür gahr nahend dem lannd uund den föllsen zuegetrüben wur-
den, ruckten gleichwol allgemaqh fort büs uf acht w. meül nah*
end der statt Bettimo, dohün wür bcgerten. Indem iberfüel
unns düe nacht unnd lüef der windt zu Syroco , 4^s wür gemeltt
ortt nicht erraichen mochten, äonndern müesten wüderomb zu-
rück in Yorügen porto laufen, doselbsten wür unns wüderomb
für ancr lögten.
Den 24 düs ward das mör ganz stüU, das wür den tag da
yerharreten. Demnach wür aber nicht allein mangl an wein,
sondern öttliche im schiff wöder brott noch anders mehr zu es-
sen hatten, derowegen unnser patron noch einmahl uf der barca
nach dem castell Suda fuehr, suecht und höUt büttiich an,
mann wolle unns doch fürs gellt ettwas von wein unnd brot zu-
kommen lassen, wölches beschehen, do(^ dörfte unnser keiner
aa lannd fahren, sondern es kam ein barca für unnser schif,
nam eines yedenn geschirr sampt dem gellt, fuehr domit an
lanndt, kauft yedem seinem begeren nach unnd bracht es als-
dann üf das schif. Weül ich düe zeütt her vom wasser aller
matt worden , dann es schlömm , zum theil gesalzen wasser
Klechel. . 28
434
gübtt, erquict ieh mich hernach zimlichermasen im candiot-
tischen wein.
Den 25 düs faehren wttr wüderomb mütt sttiUem weiter
tinnd schlechtem wündt von gemeltem porto herusser, kahmen
bey 5 oder 6 w. meül nahend Rettimo; indem erhöbt sich ein
wund von Ostro, küelt friisch uff, das wür von lanndt ver-
trüben unnd hinus in das mör kamen, das wür nicht allein
Bettimo, sondern mütt groser müeh den vülgemelten vorügen
porto wüderomb erreichten. Es ging der wund so starck vom
lannd, das wür fern in das mör kahmen, unnd hat gahr wehnig
gefehlt, das unns der wund wüderomb nach Milo oder Tschemnlo,
do wür dann vohrhün schon acht tag gelegen, getrüben hette.
Den 26 düs segleten wür zum drüttenmahl aus oftermel-
tem porto und war das mör gannz stüU, das wür mütt schlech-
tem wund immer allgemach fort ructen, unnd abermaln uf 7
oder acht w. meil nahend der statt Rettimo kahmen. Indem
erhöbtt sich wüder ein wund von Ostro, küelt früsch auf unnd
güeng solcher strack vom lannd umis entgegen, das wür unns
änderst nicht verwegen, dann das wür noch einmahl zurücklau-
fen müesen. Indem schict unnser Herrgott einen andern wund
von Garbin, mütt wölchem wir den porto- erreichten; stund
nicht ein halb uhr an, als wür unns für ancr gelögt, lauft der
wund zu Syroco unns entgögen, das wür grose müeh hatten, das
schuf voUent in den porto zu züehen , wölcher durchaus nicht
verwart, das ein geladen schuf zu zeütt der fortuna mütt gro-
ser gevahr dosteth, sonderlichen wann der wind unnd dtie wel-
len gÖgen dem lannd getrüben werden. Also kahmen wür, Gott
gedanct, gemelten tag gehn Rettimo, wahren von Constantino-
pel büs hüeher in düe 34 tag unnderwegen , mütt langweüiger
zeütt und groser gevar, wegen döß wüderwertigen wetters, do
mann sensten mütt gutem wündt ettwan in 5 oder 6 tagen
hün segelt.
Nun dorfte unnser keiner, noch patron oder passaschieri,
aus dem schif an lanndt steügen^ sondern döß patrons patenta
wurde uff einer barca gehellt. AUsballd süe der gubernator
hörte lesen, schict er denn Wachtmeister von der guardi an düe
mola, der oommendiert, das unnser keiner bey hoher straf ans
dem schaff sich an das lannd begebe büs uff weüttere bevalcb,
43S
wue dann gleich drey Soldaten, der eine zu unns uf das schiff
düe andere zwen am lannd zur guardia verordnet wurden. Weiü
der meüste theül passaschüri unnd marinari doselbsten do»
heimbt, drautten süe inen vül wehniger als frömbden. Noch
döß tags wurden von dem obersten diser statt düe schreüben
oder brüef, so hün und wüder an kauäeütt unnd andere herrn
stunden, begertt; düe wurdenn von einem jungen in ein düechlin
gethan unnd alsdann für den obersten an das lannd getragen.
Wölche brüef mütt hartem oder weichem wax oder mitt drath
zuegemacht wahren, lüese^ süe passieren; düe andere aber,
wölche mit brüeffaden durchstochen unnd umbbunden wahren,
lües der gubernator alle in das mör werfen, solche durch
das wasser zu reinigen, unnd nach solchem wüder herrusser
thun, tricknen unnd dann, wohin solche gehören, antwurtten»
Also verharreten wür düsen tag unnd nacht beüsamen im schuf,
unnd erhueb sich gleich, als wür unns für ancr lögten, ein greu-
liche fortuna, wölche acht ganzer tag wehrett; sonnderlichen
Yon 26 büs uf ultimo düs stüUt es sich niemals.
Den 27 düs wurde unns ein alt, zerstört gebey inngeben,
gleich neben der mola) so vohr düsem das arsinal gewesen sein soll,
das ist rings umbher mütt dem mör beflossen , das unnser kei<*
ner an das lannd, noch auch in düe statt kommen kundte, do-
gelbsten wür fünf tag lanng verharren muesten ; hüelten upns
in einer allten zervallnen cappella, do einer vohr dem regen
unnd dem wasser, wölches düe wellen iber düe mauren us dem
mör herein schluegen, wöder trucken süzen noch stöhn, vül
wehniger ruehen noch lügen kundte. Demnach ich unndt mein
reüsgesöU als frömbde, onbekandte, auch der grüechisohen
sprach onerfaren niemand hatten, der unns ein guthat erzeugt,
das ich in öttlich tag nichts warms versuecht, dodurch mür das
füeber immer heftüger zusözte, das ich eben ybel zu paß ward,
wüewol ich solches, sovil mür immer müglich, verborgen, dann
mir düe Grüechen, wölche mütt uf^dem schif wahren, sagten,
wann mann am wehnigsten spürte, das einer unnder unns
kranck wehre, müesten.wür allzumal in düe 40 tag do verharr
ren, dann süe gleich argumierten, es were die bese krankheütt.
Weül nun der mehrertheil von denen, so uf dem schif ge*«
wesen, burger unnd inwohner döß orts wahren, wurde inen zue*
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gelassen, essen unnd tnncken herüber zu bringen, doch mueste
der, so es bracht, dqrch das wasser, das ist ein arm vom mör
watten unnd sözte das geschürr oder was er bey sich hatt zu
eysserst an das lannd, unnd sich gleich wüderomb zurück macht.
Indem erfuehr ich, das ein Tetitscher do wohnhaft, wölcher ein
Bommer wahr, den lües ich an das mör beruefen, bath in, er
wolle so wol thun, mür und meinem müttgesöUen essen unnd
trincken fürs gellt zu kommen lassen (wüewol wür an wein kei-
nen mangl hatten, dann hürromber vast der beste malvasia
wöchst), welches er gethon, gögen gebürender bezalung unns
allen guten willen erzeugt, büs wür von do lödüg wurden unnd
in düe statt kahmen.
Adi primo Februari wurde öttlichen unnder unns verguntt,
an das land und in düe statt zu kommen , yedoch muesten süe
sich zuvor im mör baden, do es einem büs aI^halls güeng, wöl-
ches öttliche kaufleütt thaten, domitt süe zu irer haushaltung
unnd weübem kommen, wüe dann inen alsbald andere kleüder
an das mör gebracht wurden; ich aber lües das both, dann ich
one das immer verfrüehren unnd vohr köllte nicht bleüben
kundte döß füebers unnd rauhen lufts halber, will geschweigen,
dise zeitt dös jars zu baden.
Den 2 düs füerten sie unns uf einer barca an das lanndt in
ein andere cappell, auch harrt am mör gelegen, sanct Jeörg ge-
nannt, in wölcher wüer noch tag unnd nacht verharren mues-
ten ; alsdann wurde unns liberta gegeben, in düe statt zu göhn ;
sahen unnd befragten wür unns alsbaldt nach einem losament,
bekamen ein haus, dorinn^wir düe ihrige zeütt verharreten,
dann wür disen ganzen monat do verblühen.
Es slagteti unns düe burger unnd kaufleütt, wölche mütt
uf dem schif wahren, wür betten irer genossen, dann drey oder
vüer dorunder, so was fürnemes, dann weül düe patenta vom
Bailo de Gonstantinopel nicht netto, zu dem einer underwegen
im schuf gestorben wahr, betten wür für gewüs noch öttlich tag
sizen miesen, unn do wür so wol in der statt Gandia ankommen
wehren, betten wür on alle müttell 40 tag im lazareta lügen
müesen. Indem wür in vohrgemelter cappella am mör waren,
kahmen öttliche herrn der statt samptt einem doctor vom ca-
stell herunder, fragten, was nation wür weren unnd woher wür
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kehinen. Als ich süe in ittalienischer sprach bericht, lüesen süe
unns wüllkommen sein in düe insul, eotbüeten sich doneben, wann
würwasnotürftüg, domütt süe unns verhülflich sein könden, sollen
wür es anmelden, dössgleichen schict auch der providitor us dem
castell herunderr, entbüett unns gleichförmüg, do wür an essen,
trincken oder wohnung mangl haben, sollen wür es anzeügen,
woll er schaffen, das unns geholfen werde. Demnach es umb zeütt
der fasnacht, wurde unns von den burgern düser statt vül ehr undt
Feindschaft erzeugt unnd bewisen, wüe unns dann öttliche zu gast
gehabt, andere mütt wein, dauben, cabretti, gevigl unnd meh-
rerm unns verehrten, dössen wür unns als forestiri am wehnig-
sten versehen, noch vül wehniger soUche freindschaftn unnd
guthaten beschulden oder vergleichen wüsten.
In gemelter insul unnd königreich hatt es nicht mehr dann
drei stött, als Candia, Canea und Rettimo. Gemelte statt
Boettimo lügtt am mör, innwartts gögen dem lannd mütt hohem
gebürg umbgeben; umb düe statt her vül schöner fruchtbarer
gärtten, mues vohr düsem ein kurzweilig lustüg ort gewesen
sein, wüe es düe anzeügung- an vülen ortten noch zu erkönnen
gübt; aber der Thürck hatt es umb die zeütt, als er Cipro
wüderomb erobert, hesslich heimgesucht, zum theül zerstört,
düe mauren inngerissen unnd düe fürnembste lieüser in brand
gestöct, dannenher gemelte statt büs uf düse zeütt nicht mehr
beschlossen, noch mütt mauren umbfangen, sonndern es haben
düe Vönetianer seyderhero gögen dem mör zimlich hoch uff
einen föUsen ein castell oder vöstung erbauen unnd erst bey
wehnig jähren machen lassen , wüe dann solche noch nicht al-
ler volviert oder zum ennde gebracht. Solche ist mütt geschüz,
munition und volck wol versehen; düe Soldaten, so dorinn, sein
mehrtheils Ittalianer, unnd hatt der providitor oderr guberna-
tor der statt, so ein Vönetianer, sein wohnung auch in gemel-
tem castell. Düe statt oder stättlin ist nicht sonnders gros,
mehr lanng dann breütt, wüe sich dann düe heüser weytt dem
mör nach erströcken; ihr gröste handthüerung ist mitt wein,
dann der meüste unnd beste malvasia hüeromben wöxt unnd
gepflanzt wirt. Demnach es aber ein so rauch unnd dem an-
sehen nach ein ungeschlacht gebürg, ist sich zuverwundern, das
so treffenlicher wein do wachsen ' soll. Wüe liun der malvasia
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naturale unnd an im selber vom stock oder reben kombt, ist es
ein so starck widerspönstüg getranck, das einem gleich dorfiir
grauett, unnd ohne wasser zu thrincken schüer unmöglich; unn«
ser einer, der sich nicht ge wohn et, zündet sich gleich domit an;
die Grüechen aber, sonnderlichen grobe, arbeütsame leütt, be«
finden sich wol dobey, ist inen nicht zu starck. Demnach der
malvasia in unnsern lannden, wann er hinusgebracht, sües unnd
am trunck lüeblich, ist düe ursach döß conzirens, dann er son-
sten nicht so lanng gut blüh, yüI wehniger sich iber mör füeh-
ren lües; dößgleichen auch der muscat. Wüe nun hüeromben,
umb düse statt, mehrtheils malvasia wächst, also wüert umb
düe statt Candia mehrtheils muscat gezogen, unnd umb düe
statt Ganea ein ander, treffenlich getranck, wölches störcker
dann düse beede, so mann leattico nenntt; ist roth von färb,
hat also jedes ortt sein sonnder gewächs.
Es gübt hüeromben gut früsch wasser unnd yüI gesundern
lufft dann an an andern ortten düser insul, dann so ein herr in
Candia oder Canea, wölches sonnderlichen ein ungesund ortt
sein soll, kranck wüertt, last er sich, sover ers störcke bal-
ber vermag, hüeher fiiehren, sich vül bösser aldo dann dort-
ten befinden.
Demnach wür düsen ganzen mohnat do verharret unnd es
düe zeütt ober mertheils ungewütter unnd sturmwünd gab, das
wür unns niehmals dörften uff das mör begeben, dann süe nun
mitt deinen, ibel verwahrten fuscher barca nach Candia fah-
ren; also vermeinten wür, es werde umb zeütt sein, unns do-
hün zu verfuegen, ob ettwann ein schüff verbanden, so umb Ve-
nedig seglen wollte.
Adi ultimo Februari, yrgend bey drey stund in tag, seg-
leten wür uff einer cleinenn f üscherbarca, in wölcher der patron
selb vüert, unnser drey, in allem siben personen, von gedach-
ter statt Rettimo hünweg, ward der wund Magistrale fein stüll,
gutt wetter für unns büs nach müttag, erhöbt sich ein wund
vom mör, macht hohe wellen, unnd künden wür nürgend an
lannd kommen, wegen der geraden hohen berg, follsen unnd
steinklüppen. Es wurd das mör so ungestümm, das wir das
segl gahr streichen muesten; düe drey marinar oder fiischer,
welchen es gleich so banng wahr, als unils, an rudern fbrrt*
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zögen ^ wölohea nicht vül beschiesen mochtt^ dapit düe weUen
derxnassen in dtie barca oder schüöin geschlagen, dag SQe ge-i
Bog uBzuschöpfen hatten. Ohnangesehen es wehnig waren, drüb
esunns doch den schweüs aus, dann es Tülmahlen das ansehen
halt, als wolten: düe wellen düe barca bedöcken, wüs es dann
gahr ein lüderlich, cleiu, curz unnd schmal schiflin wahr, als
die füacher düser ortt zu gebrauchen, pflegen. Indem gab Gott
zu, das es was stüUeres wurde, das wür allgemach mütt rudern
fortkahmen in ein offen porto, a 1^ Fresckia genanntt, do wür.
düe nacht ober verharreten, wölches von Bettimo in düe 38 w.
meül, dann mann per mare nach Candia 50 rechnet. Was weh-
nig grose schuf sein, könden in porto de Candia mütt voller la-
düng nicht inn noch ußlaufen, sonndernmüesenher^aussen, wölches
1 2 w. meül von der statt, sicli lögen. Düser porto ist ein offen
wesen^ sehr thüef unnd uf denu seytten mütt sehr hohen bergen
umbringt, das inen nicht bald ein wund schaden thun kahn.
Adi primo Marty vohr tag von do hünweg, dann es schön, dar
unnd stüU wetterr wahr, kahnien, noch eh düe porto offen wahr,
für düe statt Candia, do wür an lanndt stügen unnd verhar-
reten, büs es voUend tag worden, alsdann wür unns umb ein
losament umbsahen, unnd gleich am mör, do mann düe grose
schuf bauet, ein kamer hurten, wüe wür dann iber den vorigen
mohnat^ so wür zu Rettimo zugebracht^ noch gahr nahend zwen
ganzer mohnat do verharren müessen, eh wir passaschür umb
Yönetia krüegten, do dann der vohrgemelte sclave , der zu Con-
stantinopel ußgerüssen, allweül bey unns verblühe , ward unn-
ser koch, unnd verriebt alle arbeit gannz wülliglichen, was^ ich
unnd mein gevört ime bevolhen.
Was belangt düse isola oder königreich Candia, soll süe in
circuito 700 w. meül haben, gleich als Cipro unnd Sicilia, wölche
drey insuln unnd königreich in ein^ gleichen gröse geacht unnd
gehalten werden. In düser isola ist Candia die principal unnd
hauptstatt, zimlich gros unnd vöst, wüe süe dann erst bey wehr
nig jähren bevöstügt unnd gern umb den halben theil erweitert
worden, mütt starcken wählen, jmauren und boUwercken, aus-
sen umbher mütt thüefen, yedoch nun drucknen graben umb-
fangen; düe &tatt mehrtheils von schlechtem gebey, an öttlichen
ortten ganz öd unnd vül heüser ohnbewohut, dann es schlechte
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nahrung, wehnig negotia noch handlang do gäbt, nehren sicfa
meistheiis ab dem \^eiil und mnscat, dössen sehr yäl hüeromben
wäxt, hün nnnd wüder in düe Chrüstenheütt, so wol auch in
Thtirckey gefiiert württ.
Der duca düses königreichs, wölcher von der signoria de
Yönetia dohtin gesantt wtirt, wie auch der general oder oberste
iber alles krüegsvolck düser insul haben ir residentz unnd hof-
haltung alhüe, halten sich brächtig unnd stattlich, unnd hat
gemelter duca das gouvernament drey jähr lanng, alsdann ein
anderer mago oder edelmann von Vonedüg hüngesantt wäertt.
Solcher duca hatt düe ganze Verwaltung nicht allein iber düe
stött, sondern iber alle flecken unnd derfer zu regüeren, aus-
genommen düe castell unnd vöstungen nembt er sich nicht an,
noch auch döß krüegsvolckhs, wölches der general zu guber-
niren in bevelch hatt. Es werden in gemelter stat Candia neun
comp.agnia krüegsvolck gebalten, mehrtheils Ittalianer, öttliche,
doch wehnig Theütsche, wüe auch Franzosen unnd Ennglische,
unnd sein düe fahnen nicht iber 150 mann starck; düe werden
von sanct Marco, als der herrschaft von Vönedig besoldett, hatt
yeder döß monats 16 vönedische pfund, das ist zwo cronen in gelt,
werden allzeitt einen monat vohr einbezalt, haben düe wohnung
oder losamentt zum besten, das yede compagnia ihr sonnder
quardier hatt. Ihr wacht ist vohr düsem gewesen vüer tag in
guardia unnd dann acht tag frey; seüder aber ein oberster hin-
kommen, Johann Baptista de Monte genantt, wölchen düe
herrschaft von Yönetia hüngesant, düe stött unnd vöstungen zu
visitieren, das krüegsvolck probieren unnd mustern, und was
sonsten hün unnd wüder zu verbössern sein möcht, hat er ge-
macht, das süe düe soUdaten nun zwen tag wachen- unnd ent-
gögen nun vüer tag frey sein sollen. Ausser dössen haben süe
kein beschwerd, allein das kein soldat ohne licentia döß guber-
nators für düe statt hinaus göhn mag, seye gleich nahend oder
weütt, unnd solches meüsteüls wegen der fruchten in gärtten,
wüe auch döß gefügeis unnder den bauren, das vohr inen nicht
kundte erröttet werden.
Aussen gögen dem mör ein dein, aber mechtüg vöst ca-
stell, uflf drey theül vom mör beflosseri, so den porto verwahrt,
hatt einen sonndern gubemator, ist mütt ittalienischen solda-
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ten besözt, mütt grobem geschüz sehr wol versehen ; den porto
betrefend ist solches ein dein enng weesen, seich von wasser:
was wehnig grosse schüff sein, müessen sich a 1^ Fresckia lögen,
aldo ttß unnd innladen.
Olinangesehen düe statt gros unnd weütt begrüffen in der
rinlanaur, hatt süe doch nicht mehr dann drey thor gögen dem
lannd unnd eine gögen dem castell unnd porto. Essen unnd
thrinken belangett ist düse insul an victualien sehr mager^
nicht allein zu vastenzeütt, sonndern zur zeütt, wann mann
fleisch isset, hatt es sehr elend mager vüch von oxn unnd ham-
mel, dann kein jung thüer, als stüer, vil wehniger kölber, ge-
schlacht mögen werden. UmbwüUen das lannd sehr rauch
undt bergüg, mues mann das felld aller mütt oxn bauen unnd
pflügen, und sover das Jungs vüch sollte geschlachtett werden,
würde manngl an bauen der äckher erscheinen; wann dann ein
ox so allt, das er nicht mehr zu gebrauchen, wüert er gemötz-*
gett, ist das fleüsch so zäch als läder.
Anvüschen, was früsche vüsch anlangt, sein in gemelter
statt Candia auch wehnig zue bekommen, nicht allein in der
vasten, do mann solche umbs gellt nicht haben kahn, sonndern
auch nach ostern ; ohnan gesehen das mör hart an der statt, sein
süe doch sehr theyer, kombt auch kein lebendüger vüsch uff
denn marct, sonndern alle todt, dannenher vül gesalzne vüsch
von Gonstantinopel, Älexandria, Damiata unnd andern insuln
döß Arcipelagi hüngebracht, wölche düe Grüechen meisteils
nun roch essen, gleich wüe düe häring; röche schuncken, salat
sonnder öl noch össich ist auch ir speys, doruf süe dann düe
starcke wein thrincken ohne wasser, wölche dise harte speysen
im magen kochen unnd verzören.
Den wein belangend, ist solcher guts kaufs, auch dössen
fürs gellt genugsam zu bekommen, unnd ist der muscat bös-
sers kaufs, dann der ander wein. Weil dössen sovil hüeromben
wäxt unnd gepflanzt wüert, acht sich nicht yedermann zu trin-
cken: ich hab öttlich maln gesehen in den kellern, das süe wein
mütt salz und ayer conziren unnd kezern, nemmen zu einem
vaß voll sovil salz, als einer in der hannd fassen kahn, unnd
dozu neun in 10 ayer mütt schalen unnd alkm, thun solches iü
ein kühl, güesen wein dorahn, rüehren es mütt einem gestomp-
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ten beesem wol durch einanderr, schütten es alsdatm mütt einan-
der ins volle vaß, dovon der wein lautter unnd ein schöne färb
bekommen soll, als man mir zu verstöhn gab, do ich fragte.
Düe fruchten unnd erdengewächs dtiser insul sein sehr ge-
schmack unnd guet; gübt sonnderlichen sehr vül zitronen, le-
monen, oranien, granat unnd dergleichen, wie dann jährlich yül
vaß unnd schuf voll mütt lemonenwasser nach Constantinopel
gefüehrt werden, wölches düe Thürcken zum kochen döß fleüsch
unnd anderer speysen gebrauchen, dovon das essen gahr ge-
schmack wüertt. Von andern fruchten, als epfel, büern, pfer-
sich, nuß unnd dergleichen gübt es auch, aber wehnig, unnd
wüert solches obs fül höher geacht, dann düe obgemelte früch>
ten. Es stöhn ihre gärtten so duck von bömen, wüe ein waldt,
warten unndt pflanzen düeselbüge nicht; was kompt, haben
gleichwol vül frücht, wüe ich dann in öttliche grose gärtten us-
serhalb der statt bey sechs in acht w. meil dovon bün gefüertt
worden, wölches wol ein lust zu sehen wahr, dann in dennsel-
bügen mehrtheüls zitronen unnd lemonen stunden. Solche gärt-
ten erströcken sich öttlich w. meül durch ein dahl, wölche süe
wässern könden, dann sommerszeütt, sonderlichen wann der
müttagwünd geth, ein so grelle hüz sein soll, das solcher alles
ausbrenntt; am meüsten aber, wann düe fruchten in der
blüeh sein.
Neben erzölten fruchten wüert auch sehr vül bomöl ge-
macht, öttlich tausend vaß; doch mag ohne licentia döß duca kei-
nes uß dem lannd gefüert werden; wirt am meüsten umb Vöne-
düg gefüert; solches öl wüert für. das beste, so in gannz Le-
vante wözt, geacht unnd gehalten.
Unnder andern fruchten unnd gewäx hab ich öpfelbömlin
gesehen, an wölchen zum theül der stamm nicht zwen zwerch
fünger duck ist; düe tragen zum theil öpfl einer faust gros, unnd
sein düe nestlin nicht iber ein hannd hoch von. der erden, das
düe öpfl, so dorahn, uff der erden lügen, unnd ist düses ein
sonuder gewex: obwoln solche bömlin alt werden, sollen süe
doch ufs höchst nicht iber eines manns hoch wachsen.
Hün unnd wüder uf dem lannd düser insul werden noch
vül antiquiteten gesehen, wölche von gewesnen königin gemacht
unnd uffgericht worden, als a la Berenta, wölches 25 w. meül
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von diBr statt Candia, do ein könig, welcher halb ox halb
mentsch solle gewesen sein, gewohnt haben, werden grotta ge-*
sehen, düe gen öttlich meil wegs lanng unnder der erden, weül
aber in denselbügen sehr beser unnd ungesunder lufft, als ich
von öttlichen, so dorinnen gewesen, vernommen, sein soll, das
säe zum theül krank wüder herusser kommen, dörft ich mür
nicht dräuen, dohün zu züehen, weül ich ohne das das vüertagüg
fieber noch starck am halls hatt.
Yohr gemelter statt Gandia yrgend bey fünf oder 6 w. meül
hatt es einen sehr hohen berg, wölchen mann den Jovisberrg
nennet, dem fürgefoen nach soll gemelter abgott gewohnet haben.
Uff der andern seütten, nicht fern vom mör, bey neun in
10 w. meül von der statt ein ander iberaus sehr hoher berg,
der wüertt genantt sanct Paulusberg, wüe dann zu aller Oberst
noch ein cappella ime, Paulo, zu ehren erbauen stöhn soll, do-
hün järlich uff ein gewüse zeütt ein grose wallfart dohün geth
von Grüechen unnd Ittalianem.
Es werden auch hün unnd wüder noch' vül schäz gefunden
von gülden unnd silbern münz, wüe dann neülicher zeütt durch
einen bauren ein hafen voll goldstuck uff einem acker gefunden
worden, do yedes dem wert nach in düe anderhalb ducaten in
gold gewixlet württ.
Zuvor unnd eh ich aus vülgemelter insul komme, mues ich
zum theil der in wohner, wölche alle Grüechen sein, ein wehnig
meidung thun, sovil ich innerhalb drey molmat, so ich. in ge-
dachter statt Candia unnd Rettimo stüUgelegen, zum theil er-
fahren, selber gesehen unnd auch gehört hab.
Den mehrerntheül unnder den Grüechen ist er nicht lierr,
sondern süe mann; derowegen süe ihren weübem vül anhön-
eken. Ob schon der mann schlecht unnd kein andere nahrung
hatt, weder was er täglich mütt seiner band verdientt oder er-
obertt, wül das weüb sich doch in stattlicher kleüdung sehen
lasen, das es gemein ist, das düe hanndtwercksweüber in sen-
den unnd samett gekleüdet göhn: woher solches komme oder
wüe es ettwan zugehe, ist leüchtlich zu erachten unnd abzu-
nemmen, ohn noth deüttlicher zu melden. Neben der kleü-
dung württ auch erfordertt schöne armbannd, rüng an düe
fünger unnd andern geschmuck umb denn halls unnd due
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vaiche, das alles müfct grosem costen dem weüb zum bracht
mues angehönct sein, sonsten hatt er bey ihr kein huUd; dann
so er 8üe schlecht oder sonsten hart höUt, lauft süe ime us dem
haus, gilbt sich anderswo hin und gerath in leüchtförtügkeütt
(wo süe nicht zuvor ein butana, volgt es alsdann). Als mür ge-
sagt worden, scheüden sich unnder inen vül ehleütt umb einerr
geringen, nichtigen ursach von einander; das geben unnd las-
sen ihre geystliche undt pfaffen zu: wölches nicht iber einen
halben daler cost, derowegen fromme unnd gevellige frauen wol
uffzuhöben unnd in grosen ehren zu halten sein. Entgögen
aber wüert unnder den mann grosse sodomitteri getrüeben,
wölches under inen so gemein, das es schüer für kein laster
noch sünd gehalten wüertt.
Was ihr leehr betrüft, haben süe pfaffen unnd münch,
unnd was unnder inen geystlich unnd gelert ist, das trögt al-
les lannge bahr, schneüden es nimmer ab, das süe inen zum
theül büs yber düe achseln herunder hanngen. Düe pfaffen
freyen unnd nemmen ehliche weüber, wann aber das erste weüb
stürbt, mag er nücht mehr freyen, oder so er in düe ander ehe
sich begübt, württ er für einen leichtförtügen mann gehalten.
So mögen düe pfaffen under inen nicht beicht hören.
Düe Caloiri oder münch halten alle einen orden, leben
nach der rögl sanct Blasy, halten ein ströngen inngezognen
wandl, essen düe zeütt ihres lebenns kein fleüsch, lügen uff
keinem bett, tragen auch keine hemmeter am leüb, behelfen
sich in essen ganz schlecht, haben döß jahrs drey fasten, als
düe grose vasten, welche büs ostem wehrett, düe dann inge-
mein unnder den Ghrüsten gehalten wuertt; unnd dann om-
nium sanctorum, von allheüligen büs weyenachten; düe drutte
von Phillippi und Jacobi bös Pfungsten. Solche drey fasten
halten nicht allein ihre geustliche, als münch unnd pfaffen,
sonndem alle Gruechen ingemein von weüb unnd mann, dein
unnd gros, so steuf, das, obwoln einer kranck, ime durch einen
medicum fleusch zue essen verordnet, ime auch von denn
prüestr fleusch unnd annder gefügl zuegelasen unnd licentiam
gegeben, werden derer vil gefunden, düe es nicht essen. So ha-
ben süe ohne düe vigilia unnd andere verbotne vast, doran süe
kein fleüsch essen, mehr als der andern, halten wochenlich
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zwen fasttag, als den freöttag unnd müttwoch; den samstag es-
sen säe fleüsch, in den Tasten aber essen säe nicht allein kein
butter, käs, ayer, milch oder was dovon gekocht ist, sonndern
auch Yul mehr keine väsch, due bluet haben , aber däe butargi
oder rogen unnd caviard essen sue. Gleichförmäg ich in Sicilia
unnd CaJabria von denn Spanniem, so hänwäder in guardia
sein, gesehen, das sue den samstag das inngeweäd von dem vich,
als lung unnd leber, magen undt kuttelfleck, due fues, den
köpf unnd was döß blonders ist, gessen haben. Solches alles
achten säe für kein fleusch ; do aber ich oder ein anderer an ge^
melten ortten, were freittag oder samstag, solches essen sollt,
wurde er fär einen hoereticum oder kezer geacht, möcht dor-
über in düe inquisition kommen. Zwäschen der zeätt, als ich
in Candia stullgelegen, besuchten mich vul teätsche Soldaten, so
dpselbsten in guardi lägen, das sich derer in düe 1 50 Teätsche
allein in der statt Candia befunden, wölche für Soldaten däenen;
sein zertheilt unnder jedem fahnen öttlichcy mehrtheuls gute^
zechbrueder, väl due sich zu todt trincken, wollen die starckei
wein ohne wasser trincken, dovon sue düe breine bekommeu
unnd schnell dohän göhn; wäe ich daan der breine halber an
mur selber genugsam zu wehren hatte wegen düser candiottischeQ
wein, wölche grosen zusaz von kalch haben.
Was an andern ortten verdrüben , auch todsschlag halber
US der Chrästenheit weichen unnd fluchtigen fues sözen mues,
kombt alles in Candia, do kein solcher gescheihett oder für
unrödlich geacht oder gehalten würt, unnd do er schon begert
unnderzustöUen, fordert mann kein passport von ime. Es ist
döß nachts gut zu haus bleüben unndt der gassen müesüg göhn,
dann selten zwo nacht fürüber göhn , das nicht einer erstochen
werde; derer casus sich öttliche haben zuegetragen, weül ich do
war, do dann kein han nach krehet, ohnangesehen düe nacht unnd
dentagnicht allein bey den thoren, sonndern auch uff den maurei^
unnd fürnembstenbläzen der statt starcke guardi gehalten württ.
Indem ich unnd mein müttgevört unns uff düe fartt nach
Vönetia gerüstett, mütt. proviant unnd wein der notturft
nach versehen, unnd von tag zu tag von do vermeinten ab-
zuseglen, verzog es sich noch lanng, wüe dann drey schuf im
porto lagen, so nach Yönedüg weiten. Als wür unns uff da^
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beste schuf unnder den drejen gethon unnd albereütt mütt dem
patron gedingt, ward solches das lotste, so von do abseglett,
derowegen wür nnns uf das erste schuf, so aus dem porto lüef,
begaben, weil wür ohne das wüder unnsern wüUen lanng do stüll
lügen müessen.
Den 25 Apprillis güeng ich, mein müttgesöll unnd der
Teütsche, wölcher von Constantinopel entwichen unnd usgerüs-
sen, zu schüff, segleten in Gottes nahmen düsen morgen uff drey
stund in tag aus dem porto de Candia mütt stüUem wetter hün-
weg. Als wür bey süben oder acht w. meül in das mör kahmen,
erhöbt sich ein wund von Garbin, küehlt sehr früsch uff, das
wür düsen tag wüder in porto de Gandia lüefen, doselbsten
wür düe nacht verharreten, fuehr an land, kauft früsch brott,
oranien unnd anders, was wür noch notürftüg wahren.
Döß andern tags, wölehes wahr der 26, segleten wür zum an-
dern mal aus vorgemeltem porto, ward der wund S3rroco, wöl-
cher uns taugenlich. Als wir a la Fresckia kahmen , segleten
zwu barca dem schuf zu, wölche mütt grosen candiotischen käs
beladen wahren, düeselbige im freyen mÖr aus ihren barca in
ünnser schuf geladen, unnd solches der ursach halber, domütt
der kaufmann, der säe us detn lanndt fuehrt, kein gabell oder
zoll dovon bezalen dörfe. Durch solches uß und ijiladenn Ter-
sombten wür mehr dann drey stund, alsdann gögen abendt lüef
der wund zu Magistrale unns entgögen, lögten unns a la Fres-
ckia für ancr und yerharreten düe nacht aldo, weül es aldo gut
früsch Wasser, so aus den bergen unnd föUsen entspringt; füllt
yeder sein geschürr.
Den 27 dus ward es sehr dunckl unnd nüblüg wetter, der
wund Syroco gutt für unns, aber stall, hueben düe ancr unnd
lüesen düe seegl Valien, gaben unns vom lannd hinuß in das
mör, wüe es dann sorglich zu seglen ist, büs mann due insul
fürbey komptt, dann so der wund von Ostro oder müttag her-
wehet, wölcher sonnderlichen sommerszeütt mütt großer funa
unnd ungestemmigkeitt komptt, das düe schuf vülmahhi dem
Arcipelago gögen Thürcey zu getrüben werden, wann dann der
wund Tremontana ist, jagt er die wellen aus dem hohen mör gö^
gen den bergen unnd föUsen; wann also ein schuf so nahendt
an das lannd getrüben, ist es in groser pericul, unnd ye näher
447
hey lanndt, ye mehr gevar, wüe es dann järlich mehr dann ein
schuf hüeromber costett.
Denn 28, 29 unnd 30 oder lotsten düs mohnats ward im-
mer fein stüU wetter, das mör bonaza unnd stüU, das wür all*
gemach forrt ructen, wüe dann dös morgens gemeinglich der
wund vom lannd wehett, das wür vülgemeltte insol Candiam für^
bey kahmen.
Adi primo May kahmen wür zu der insul Zerigo, wölche
wür zur rechten hannd lügen lüesen, aber nahent dobey füriber
segleten, lügt ein TÖst castell oben uff dem berg; in demsel*
bügen zwo compagnia ittalianisch kruegsvolckh, wölche von der
Yönediger general, so in Candia ist, dohün geordnet werden.
Ich hette wol leüden mögen, das wür in porto geloffen wehren,
nicht allein das castell zu besehen, sonndern auch das ortt unnd
sepultura der scheuen Hoelena, umb wölcher wüUen düe gewal««
tüge statt Troya zerstört worden, düe dann in gemelter isola
solle begraben lügen. Düse insul gehört den Yönetianern, lügt
Ton Candia 200 w. meül, ist laungest dem mör fruchtbar.
Den andern düs ward das mör gannz bonaza, das wür düe
gemelte isola immerzu für äugen sahen unnd wehnig furbey
kahmen.
Den 3 düs lüef der wund zu Ponente Magister, wölcher
früsch uffküelt unnd unns entgögen ward; stüesen döß tags zwo
groBe barca zu unns, wölche aus Morea kahmen, wahren mütt
körn beladen, weiten auch unnsers wegs nach Zäunte; nah'*
men keinen porto, sonndern hüelten unns nahend am lan4^ ver*
boften, döß morgens guten wund zu haben. Ohngevahr umb
halbe nacht kompt ein schifBin vom lannd, gleichsam einer
fusti; weül es zimlich fünster, kundte mann es. nicht wol
sehen, allein fuhr solches umb unnser schuf öttlich mahl von
fern herromber, das unnser patron inen büs in das sechstemahl
zuschrüe, eh süe anttwurt gaben. Endlich sagten süe, wehren
aus Galabria, weiten nach Constantinopel, wölches nichtt lau*
tett, dann aus Calabriä kein schuf dohün seglen darf, weyl süe
unnder dem könig aus Spania sein, zudem, do süe betten be^
gern, fort zu seglen, war der wund gahr gut für süe: also argu-
mierte unnser patron, es were ein spia, die einen hinderhalt
von gallera oder galiotta im uechsten porto haben werde; wüe
44^
ßich dann solch schifflin verloren, unnd wür es, alls es tag wor-
den, nicht mehr sehen noch von fern im mör spüren kundten.
Den 4 düs ward es zimlich stüll wetter, gaben unns vom
lannd hünweg, dann wür unns bevahrten, es möchten gallera
sich dort nmbher nffhalten. Yohr müttag erhöbt sich ein frü-
scher wund von Magistrale, das wür mehr zurück, dann unsem
weeg fort fuehren; endtlichen in einen porto, wölchen mann
Sapientia nennt, laufen wollten, wölches ein ohnbewohnte isola,
dobey wür von fem drey gallera scoperiten, düe sich nahend am
lannd hüelten, das wür unns wüder hinus in das mör begaben,
düsen tag unnd nacht lavierten unnd dem wund, sovil müglich
war, aushüelten. Bus uf 5 düs nahmen wür deß morgens porto,
wölchen mann Stolimim nennett, .oben am berg ein fleck Yitulo
genantt, mütt Grüechen bewohnt, unnder dem Türeken, Düe
landtschaft heüst Morea, wölches terra flrma; Das volck, so
do wonhaft, unangesehen düe unnder dem Thürcken, leüsten
sie ime durchaus keine obedientia, unnd ist ye ein fleck oder
das volck, so dorinnen wohnen, döß andern feind; wo sfie ein-
ander ergreiffen, schlagen süe sich, fangen einander, verkaufen
düe gefangne den Thürcken, also thun süe auch den frömbden;
wo sie einerr am lannd verspatett, füschen süe in auf, züehen
in aus, nemmen ime, was er hat, werfen in eintwöders in das
mör oder füehren in mütt sich. Demnach wür von 5 büs uf
denn 9 düs ungewütters halber in gemeltem porto verharren^
müessen, brachte das baursvolck von den derfern herunder an
das mör allerley vüch und gefiigel, als hönnen unnd hüener,
lemmer, geyssen, schaf, stüer, junge fercken, ittem ayer, käs
unnd dergleichen essende speis, allein wehnig brot haben süe,
soll mancher ein ganzes jähr kein brot versuchen; das gevigl
unnd vich ist sehr wollfeil, ein starcken, fetten stüer kaufte unn-
ser patron umb 12 livres vönedisch, das ist zwen reichsda-
1er, ein lamm für ^/u von einem daler, ein henn für 6 asper, unn-
serer münz sovil kreuzer. Wann einer alte kleüder, als ein
huet, hosen, oder rüstung, als wöhr, messer, dolch, hammer
unnd dergleichen schlechte sachen, hatt, geben süe einem vich,
hönner, ayer unnd andere essende wahr dorfür, wölches innen
vül angenemmer ist als das gelt. Es lag sonsten in gemeltem
porto noch ein andere naue aus Candia, Vitäla genantt, uff
449
wölcher auch ob düe 100 personen wahren, das yedermanD döß
tags am lannd gesotten unnd gebrathen, dann es einen bronnen
von früschem wasser hart an dem mör hatte, püses voick hüer-
omber haben grose abondantia an vüchzucht, ziehen auch
schöne, rane unnd leichte pfertt, bauen kißin andere frucht alls
gersten, dovon düe, was stattlich unnd furnem ist, brot bachen;
ist ein mechtüg starckh, grob Tolck, lanng von person, wol
bewert, wüssen mütt deichen, wehren,, bogen, hacken unnd
büchsen wol umbzugöhn.
Demnach von gemelter nation vül uf unnser schuf kahmen,
lües ich einen ansprechen unnd fragen, ob siie der Chrüsten
feind seyen, weiil siie doch auch Christen sein wollen. Sagt er,
nein, wehren nicht ihre feind, allein trag es sich offt zu, das
per fortuna ein barca oder dein schiflin mütt wehnig personen
do innlauf, auch ettwan den cursari unnd raubschiffen entflüehe,
acht er für bösser, solche leüth unnd gut komme inen, dann den
Thürcken in due hannd, oder das solch schiflin zu grund gange
unnd das volck versaufen mües; wann.sue also einen Chrustenn
bekommen unnd auffüschen, verkaufen sue in den Thürcken,
entgögen aber, wann säe einen Thürcken bekommen, verkaufen
8ue in den Chrüsten, wölche domit handien gleich als mütt
anderer wahr, füehren süe an ortt, do säe wüder verkauft wer*
den, ist also düß ein leichtförtüg, gottlos, bös volck, das
wöder Gott noch den seinigen nachfragt, wollen doch Chrü-
sten sein. %
Den 9 düs segleten wür neben der naue Yitala aus gemeU
tem porto hünweckh, aber das mör ward bus uff den müttag so
stüll, das wür nicht fern vom lannd kommen mochten. Alsdann
wurde der wund Magistrale, wölcher uns zuwider; muesten büs
uf den abend lavieren, alsdann es wuder stöU wurde.
Den 10 düs ward, der wünJ wüder Magistrale unnd gögen
abend stüll, also auch den 11, 12 uund 13, das wür immer
vohr gemeltem porto gleich wahren unnd eben nichts forrt kah-
men; unnd wolte unnser patron nicht mehr in disen porto lau-
fen, weül so müehsam ußzukommen ist. *
Den 14 düs ructen wür ein wehnig fort, sahen zu der rech-
ten band ein statt am mör lugen, Coron genantt, unnd solle
gahr müehsam do füriber zu kommen sein: wo ein schuf nicht
Kiech«l. 29
450
guten frtischen wund hatt, treübt es der corrent mer zurück
dann fiirsich. Ohngevahr bey 15 w. meül bösser uffwarts dem
mör nach wüert noch ein andere statt gesehen, Modon genäntt,
bey welcher ein starcker, vöster thurn, wölcher deiin porto ver-
wahrt, dann es doselbsten kein diefe, das sich naue als grose
schuf, sonndern allein barca unnd gallera, düe nichtt thüef unn-
der dem wasser göhn, dohün lögen könnden. Noch bösser uff-
wartts, ungevahr bey zöhen w. meül, auch hart am mör, wüert
noch ein andere statt gesehen, dobey zwey groser castell ge-
sehen, eines unnden am mör, das andere oben am berg, wöl-
ches das neye Navarin genanntt württ: dann gemeltes castell erst
seüder der armada von ütschelino, als gewesenen thürkischen
obersten iber das mör, erbauen worden; yrgend bey fünf w.
meül dovon noch ein ander castell zimlich hoch uff einem berg,
wölches mann alt Navarin nennet, und solle sich düser porto
vom ussern , obgemelten castell innwarts gögen das lannd büs
unnder das ander schloß erströcken. Weül das ein castell an
der innfart oder bucco döß porto, das ander oben an dem berrg
erbauen, mögen di^ schif vohr den cursari oder mörrauber wol
sicher lügen, dann süe von beden castell deffendiert werden; es
geth ein starcke maur von dem unnderh büs zum obern castell.
Gemelte stött, als Coron, Modon, Navarin, wüe auch das alt
schlosß ligen alle in terra firma , in der lanndschafl Morea, an
sehr lüstüger gögne, mit körn, weinwax und schönen fruchten
wol gepflanzt unnd erbauen. Onangesehen solche stött düser
zeütt unnder dem Thürcken, wohnen doch mehrtheils Chrüsten,
als Grüechen, doselbsten; vohr disem habens düe Vönetianer
zu gounerniren gehabt, aber durch krüeg wüderomb verlohren;
scheinen, als seyen es dem gebey noch sehr lustüge stott, lügen
bequem von wegen döß mors.
Ob oder hüevorgemelten tag gögen abendt erhöbt sich ein
heßlich Wetter von donner, blüz unnd einem starcken reegen.
Weül es nun so nüblüg unnd dunckel wahr, vermeinten wür,
der wund sollte zu Syroco laufen, aber das wetter leüttert sich
gahr bald, kombt ein schneller wund von Ponente Magister,
wölcher unns ganz zuwüder unnd entgögen, das wür wüderomb
weütt zueruck getrüben worden, unnd wollte der patron in
derer porto bey vohrgemelten stött nicht innlaüfen; bevahrte
45 t
sich, mochte ime von den Thürcken ein avania begognen, weül
8üe an denen ortten sehr hungerüg. AIlso nahmen wür den 15
düs porto unnderhalb der statt Modon unnd der isola Sapientia,
wölches ein pffen wesen, do wüntterszeütt düe schuf fortuna-
halber gevahrlich lügen, dann es an dreyen ortten gögen dem.
mör offen, muesten wegen döß ungewütters unnd gogenwündts
büs uff 19 düs do verharren unnd für ancr lügen; alsdann wür
düsen morgen mütt stillem wetter herusser kahmen, aber noch
vobr müttag wurd der wund wüder Magistral, das war tag unnd
nacht lavierten unnd nichts fortkommen mochten.
Den 20 düs hatten wür ein wehnig vento de terra, alsdann
er zu Syrocco Levante lüef ^ der dann gut für unns unnd fein
früsch aufküeblt; büs uf den abend wurd es wüderomb stüll,
yrgend uf halbe nacht höbt es an, früsch ufzublasen, das wür
volgenden 21 ohngevahr umb müttag düe insul Zante erreich-
ten. Doselbsten nahmen wür porto, sein also von Gandia hüe-
her in düe 4 wochen unnderwegen gewesen, wölches nicht iber
düe 600 w. meül, düe man sonsten mütt gutem wund in dreyen
tagen gahr rüewüg seglen kahn.
Von gemelter isola Zante, wölche denn Yönetianem zu-
gehört, hab ich hüevor am hineinreüsen in Levante was wehnigs
meldung gethon.
Zuvor unnd eh ich weütter kommen, mues ich anzeügen,
nicht allein döß patron unnd seiner ohnerfahmen marinar unnd
schüfknecht, sonndem auch der p^issascbiri unnd Soldaten hal-
ber, so mütt doruf wahren.
Gemelt schuf gehört einem burger in Candia, ist ein gal-
lion, wüert genanntt der Correntheo, drögt bey 360 vaß, wüe
es dann aller mütt malvasia beladen, ein alt schuf, nicht allein
mütt nichtigenn segl, sonndern auch mütt gommena sampt den
mastbömen ybel verwart, wüe dann der eine mast unden aller
faul, das mann kein seegl mehr dorahn uffzüehen dörfte. Der
parceneuole, dem das schuf zuegehört, ward nicht selber dorbey;
der patron dös schüfs ward ein Grüech, aus der statt Candia
bürttüg, sein volck wahren alle Grüechenn; ohnangesehen in
düe 25 Personen von marinari samptt dem patron uf dem schüff,
ward es doch so schlemm, nichtüg unnd zu moer unerfiEthren
volck, als ich nimals gesehen; sein öttlich dorunder gewesen,
" 29*
452
düe in Candia uff dem marct umbher gangen, wann einer fleüseh,
brott oder andere victualia kauft hat, süe ime daselbige heim-
tragen haben, das solche gesöUen niemals uff schüffn gewesen,
vil weniger für marinari gedtient, derowegen wür durch ihre
varlessigkfeütt öttlichmal in groser gevahr unnd pericl stunden,
ünnd ward der patron selbsten auch ein gutter freßbruder
ünnd versoffner Grüech, sähe doch sein volck nicht gern essen.
Süe, düe Grüechen, hüelten umb düse zeütt düe pfingstvastn,
wolche in düe 30 tag wehrett, sähe nicht, das er seinem volck
annders dann piscotenbrot, yedem ein stuck gesalzen käs unnd
irgend ein sardelen , das ist ein füschlein, derer drey noch sovil
nicht thun als ein häring, döß müttags unnd abents zu essen
gab, wie das ettwan zu vüer in fünf tagen ein feyr uffgemacht
worden, do ers inen wol gebotten, hat mann inen lünsen wüe
auch reüs von wasser gekocht, oben uf ein wehnig öhl dorabn
gethon, unnd dösselbügen noch nicht genug uf denn thüsch ge-
tragen; oder aber gab mann inen grose, ongeschölte bohnen,
düe nun schlecht im wasser gesotten; wann wür im mor wah-
ren, wurde yedem nicht mehr dann ein thrunck zu mittag unnd
dann döß abents nach gehaltner mahlzeütt wüder ein trunck
von ibelschmöckendem, stinckendem wasser müttgetheilt unnd
gegeben, das vülmaln würm mütt aus dem vaß geloffen. Was
das schlagen anlangt, empfiengenn süe druckne streich volauf
unnd mehr, dann inen lüeb wahr, das süe schüer so sannfb uff
gallera gezogen, dann das sich düe arme gesöUen sovil uff disem
schüff leüden muesten.
Düe ursach, doromb das wasser so klemm wahr, ist dose,
das in düe 36 Soldaten mütt uf dem schuf wahren, wölche licen-
tiam vom general bekommen; dann es vohr düsem gewesen,
wann ein soldat in das königreich Candia konunen, doselbsten
in guardia gestöllt, hat er nicht wüder auskommen könden,
wann er gewoltt, sondern ettwan fünf, acht, 10 in 12 jähr
lanng doselbsten verharren müessen; seüder aber vohrgemeltw
oberster Johann Baptista de Monte, wölcher düe stött und ca-
stell visitiert, auch das krüegs volck mustertt, hünkonunen, hat
er denjenigen Soldaten, wölche aus dem lannd begehrt, nicht
allein licentiam .gegeben, sondern auch freyen passasch büs
göhii Yönetien verschaft unnd dann noch yedem 40 pfund pis-
453
cotenbrott unnd halbe paga, das ist halben mohnat zoll, noch
uf die reys mittgeben.
Es wahren der schuf drey, wölche aus Candia umb Vönetia
segleten, wurden uf yedes in 36 Soldaten gethon, so ein auser-
lesen volck, derogleichen ich in den Niderlanden oder andern
ortten, do stetüg krüeg ist, nicht gesehen, düe so griindig, rüzüg
undt schöbüg, das süe, reverenter zu melden, düe leüs unnd
das unzüfer allerdings gefressen; wahren so ibel gekleüdett, das
der mehrertheil unnder inen kein hemmet am halls hatten, zum
theül wöder hosen noch wammes, sonndern nun ein kozen umb
sich gegürt, domütt süe nicht ganz nackend güengen; wüll irer
arma oder rüstung, als haacken, bulvertiasch, sturmhuet unnd
derogleichen geschweigen, unnd hatt unnder zöhen nicht iber
einer wöhr oder dolchen bey sich gehabt. Düe aber, so noch
wol gebuzt unnd zimlich gekleüd uf das schuf kameu, kundten
nicht wol wartten, büs mann düe seegl vallen lües unnd wür
recht aus deni porto kamen, sonndern hueben von stunden an
zu spüleu, wahren nicht karrten genueg verhannden, büs süe
zum theül nicht allein das gellt unnd halben monat soldt, so
mann inen uff düe reüs verert, verspült unnd quitt wahren, son-
dern, als ich döß allerersten tags von einem unnder gemelteii
Soldaten gesehen, als derselbüge das gellt verspült, greift er
den manntl an, hernach düe hosen, undt zulötst düe schuech
von den füesen auch aus, wölches alles, wüe erzölt, er ver-
späte: das wames ward so gut, das ime keiner nichts doruf
sözen wollt, denn wann sovil zeckini als pedoci dorinn ge-
wesen, hette er noch einen grosen schaz unwissend bey sich
gehabt.
Als wür nun von Candia aus bey acht tag im mör wahren,
hatte der mehrtheil unnder inen nichts, dann das letzte piscot
zu essen, unnd wurde yedem Soldaten dösß tags nicht mehr dann
zweymal zu trincken gegeben; düse gesöUen gedachten nichtt,
das neben dem schlemmen wasser ettwan ein trunck wein wol-
thät, oder aber bey dem harrten brott ein stuck käs , demnach
wür in düe 28 tag von Candia aus ab Zannte unnderwegen wah-
ren, hatt der mehrtheül Soldaten kein brot mehr. Eh wür nun
von gedachter insul absegleten, hüelt unnser patron vom schuf
ein musterung unnder inen, muest ime yeder sein proviant oder
454
brott weüsen, befände sich nicht der halbe theül, 8o noch einen
Torrath hatten, schafiPte derer rül aus, das nicht iber 18 im
schuf blühen, düe andere muesten an lannd fahren, dann nie-
mand wüssen kundte, wüe lanng wür noch nf dem mör büs Vö-
netia zu seglen hatten. Es ist das brott in düser insul Zäunte
sehr theyer; so gros als einer zwichen füngern kundte durch-
schüeben, gült ein casset, wölches unnserer münz mer dann
1 kreuzer. Süe haben wehuig körn noch ackerbau, pflanzen
mehrtheüls deine weinbörr, also das meüste körn aus Thürokey
von der landschaftt Morea herüber kombtt.
Von passaschüeri ausser der gemelten Soldaten wahren in
düe 40, das in allem ob düe hundert personen uff dem schuf
wahren, als wür us Candia absegleten: drunder wahren in düe
14 Caloiri oder grüechische müiich, wölche süe al Zäunte von
dem grüechischen büschoff wollten weühen lassen , domütt süe
derfen coelebriren unnd meß halten. Düses wahren grobe, un-
gezogne soty; femerr ward auch uff gemeltem schuf ein pfert,
ein hürsch, ein indianischer hammel, wölcher mechtig gros mütt
einem lanngeu schwänz, der ime uff der erden nachgüeng; dü-
ses schaf oder haml ward so starck, das wann sich einer nicht
wahmam, stües er ine zu boden, insonnderheütt ward er den
weübern unnd jungen sehr gevar. Es muest sich alles volck
oben uf dem verdöck halten, dann das schuf sehr beladen wahr,
zu dem noch in düe 30 vaß malvasia, uff yeder seütten 15, auch
uf gemeltem verdöck lagen, das einer nicht sovil räum hatte,
döß nachts sicher zu ligen, sonnderlich wann es harrt wehett
oder regnet. Zudem kund ich und mein gevört unnser pro-
viant unnd getranck vohr den Soldaten unnd schüfknechten
nicht genugsam errötten unnd bewahren, hatten also ein lang-
weilige zeütt, das wüer nicht allein fortuna unnd ungewütter,
sonndern auch der Soldaten halber in pericul unnd gevahr stun-
den; dann durch der Soldaten spülen mütt andern passaschiren,
SO uf dem schuf wahren, gab es immer händl, wüe süe sich dann
öttlichmaln gezweüet unnd dorüber gebalgt. Einmahl wurf ein
Soldat ein stein einem Grüechen an köpf, das er lanng für tod
do lag, dorus dermasen ein hanndl entstanden, dann düe Sol-
daten iber düe schüfknecht wolten. Do der patron, wölcher ein
behertzer mann, wüe auch tvür passaschüeri nicht so hefftüg
455
gewert, wehre es ybel zuganngen; dorüber der soldat, wölcber
den Grüecbeu also geworfen, allsbald unnd in continenti in düe
eysen geschlagen worden. Unnd sovil seye von der fart von
Gandia aus büs umb Zante gerödt; was sich ferner von do
ans umb Yönedug verloffen, wüert hunach vermeid unnd
angezeugt
Deu abend, als wür den 21 May in gedachte insul kah-
men, ward der wundt von Ostro unnd ye lennger ye störcker.
Als ich, mein gevört neben öttlichenn andern passaschüed gö-
gen abend uf das schuf f uehren , doruf düe nacht zu schlafen,
erhueb sich nach der sonnen unndergang ein iberaus greilicher,
sehr warmer wund, wölcher, wüe gemelt, von Ostro oder müt-
tag her wehet; der kam mitt einer solchen furia, das wür düe
seeglbem nicht kundten herundr bringen. Nun wahr das jneüste
volck wüe auch düe barca samptt den marinari am lannd, das
der patron nun selbsechst, düe di-ey kuchejungen unnd ött-
liche wehnig passaschüeri ob dem schuf wahren. Indem der
Sturm ye lennger ye hefftüger ward, unnd düe seeglböm, düe
büs zu halbem mast, aber doch nicht voUend kundten herunder
gezogen werden, hueb sich das eine seegl an ufifzuethun, das
düe schiffleüth genug zu schaffen , solches wüederomb innzubin*
den, dann so der wund das segl recht ergrüffen unnd vöUüg uff-
geiagt hette, wehre jammer unnd noth worden, dann es eben
düe magistra, bey wölcherr öttlich hundert ein lünwat, das
unmiglich gewesen, solche wüderomb innzukrüegen, unnd hüelt
das schif nicht mehr, dann an ejnem ancr, das der patron vohr
forcht nicht wüst, was er thätt, büs wür endtlich düe seglbom
voUend herunder brachten unnd noch zwey ancr innwurfen
unnd Valien lüessen, allsdann es kein noth mehr hatte. Solche
burasca oder greilicher wund wehret nicht iber drey stund, als-
dann es wüder was stüUers w^orden , das düe barca döß nachts
noch zum schuf kahm, unnd pÜegt düser wund sonnderlichen
sommerszeütt gemeinglich mütt so schnellerr furia unnd unge-
stemmigkeütt zu kommen wegen der grellen hüz.
Demnach wür von 21 büs uf 24 düs bey gemelter isola für
ancr lagen und uns mütt früschem wasser unnd wein, wölchen
mann romania nenntt, wüe auch mütt fieüsch unnd anderm der
notturftt nach versehen, wüe ich dann fiir mich unnd meinen
456
gevertten auch in due 18 pfund fleüsch kauftt, solches in ein
dein vässlin inngesalzen, in meinung, das nach unnd nach zue
gebrauchen, in dem es nun bey öttlich tag dorinn wahr, wurd
es voll wurm unnd maden, das wür solches nicht geniesen kund-
ten, nam also das väßlin, mütt einander in das mör.
Gedachten 24 May nach müttag segleten wur von vül ge-
melter insul hfinweck, gtieng der wund unns zuwüder, ward
Magistrat, küelt zimlich frusch auf, das wür unns ufif düe seüt-
ten in das mör hinein begaben; gögen der nacht wuert es bo-
naza. Volgenden 25 düs lüef der wund zu Syroco, wölcher unns
daugenlich, das wür düe insul Zephalonia, wölche wür zu der
rechten hannd lögen läesen, fürbey segleten; gemelte isola ge-
hört den Vönetianer, von wölcher am hineinreösen was weh-
nigs meidung beschiehen. Gedachter wund daürt büs uff den
abend, alsdann es gögen abend wüder stüU wurde.
Den 26 düs lauft der wund zu Magistrale unns entgögen,
wüert sehr früsch uimd starck, weret auch den 27, das wür bey 40
w. meül zurück getrüben wurden, wüewol wür mitt lavieren, so-
vil immer müglich, d^m wund aushüelten. Solcher wehret auch
den 28 unnd 29 büs zu müttag, kompt ein anderer wund von
Ostro Syroco, derselbige daugte für unns, das wür düsen abendt
düe insul Corfu sahen, wölche den Vönetianer zugehörtt, do
zwey castell in zwen hohe foUsen erbauen, in denen stets Sol-
daten gehalteti werden. Düses ist von den stattlichsten vöstun-
gen eine, so düe Vönediger in ihrem gewalt haben.
Den 30 düs kahmen wür gedachte insul Corfu uff öttlich meül
fürbey, doselbsten sich der golfo de Vönetia anhöbt; ist das
mör hinibertwärts gögen Apulia nicht iber 60 w. meül breütt,
und zur rechten hannd der insul Corfu büs in terra firma gögen
der landschaft Abelona 18 w. meül.
«
Den 31 unnd letsten gedachts mohnats ward der wund
noch Syroco von' müttag an büs zu müttnacht, das wür zum
theül das lannd Abelona, wölches terra firma unnd dem Thür-
cken gehörüg, fiirbey lüefen. Hüeromben sich sommerszeütt
vül cursari hallten, so mütt fusti, galiotten, frigatta unnd per-
gatin aus Barbaria herüber kommen, das es sehr gevahr-
lich, ohnangesehen der providitor oder oberste der insul
Corfu aus bcvelch der herrschaft zu Vönedüg stets in zöhen
457
gallera im mor hatt, d6n goUfö domütt zu yerwahren unnd
sicher zu hallten.
Adi primo Juny gögen tag wüert der wund Magistrale,
daurt aber nicht yber vüer stund ; alsdann lauft er zu Syroco,
das wür mütt sanftem wündt düe lanndschaft Abelona fürbey
segleten. Alsdann höbt sich Albania ahn, welches auch terra
firma unnd mehrtheils unnder dem Thürcken ; das lüefeil wür
döß tags zum theül fürbey, dann der wund gut war büs zu der
sonnen underganng, alsdann sich onversehner sach, gleich als
der patron mütt seinem volckh zu thüsch saas ünnd eben alle
seegl uffgezogen wahren, erhöbt sich onversehens ein greuliche
burasca von Garbin, das meniglichen im schuf geholffen unnd
mütt groser müeh unnd arbeütt düe seegl herunder bringen
mochten. Solcher wund continuirt büs umb müttemacht, do-
von das mör so hoch und ungestimm wurde, das wür alle seegl
herunder gethoti unnd wol zwu stund lanng ohne einig seegl im
mör hüelten, wo unns der wund hindrüb, das der wund das
schuf von einer seütten zu der andern wurf , das yedermanti ge-
nug mütt denn malvasia vaß, so oben uf dem verdöct lagen, wüe
auch mütt dem geschüz gar vül zu schaffen unnd zu thun hatte,
domütt solche nicht lödüg werden unnd alle uff ein seütten Val-
ien. Was Yon küsten undt andern cleinfüegen Sachen, so oben
uf dem schuf lag unnd nicht angebunden wahr, warf es alles
von einem ort zum andern, das einer nirgend sicher stöhn noch
süzen mocht unnd ward so stückfinster, das keiner den andern
ohne lüecht sehen kundte. Weül wür zimlich nahend am lannd
wahrehn, bevahrte sich der patron , er möchte ufflauffen, wüst
auch kein porto zu erreichen^ sonndern muesten es Gott wal-
ten lasen, unnd düe nacht unns im mör hallten. Den andern
düs, gögen tag, endert sich der wund gehlingen, würt Magi-
stral, unnd wert nicht iber zwo stund in tag, alsdann würt der
hömml ganz drieb unnd dunckel, höbt an starck zue regnen
nnnd ist dorzu so kallt, als wann es wüntterszeütt were. Gö-
gen müttag wüert es wüder dar, das der patron düe segl ufi-
züehen lües, unnd gaben unns vom lannd hinein in das mör;
ward der wund Garbin, mütt wölchem wür ein tbeil dös landts
Sola venia fürbey segleten, wölches auch terra firma, zum theii
dem Thircken, zum theül den Chrüsten gehörüg, in wölcher
458
lanndschaft düe statt JEli^sa das haubt unnd düe fiirnembste
ist, von ChrüsteD bewohnett, hat ein republica gleich wüe Vö-
netia oder Jhenua, doch nicht so potente, geben dem Thür-
ckhen tribut, wüe dann der mehrertheil döß lanndts dem Thür-
cken zuegehörtt; lügt von Vönedüg 380 w. meül.
Gögen abend dös Torgemelten andern tags left der wund
hin unndt wüderr mütt reegen unnd unstettem wetter, ward ein
weül Syroco, hernacher Magistrale , wüe dann dise nacht das
erste vüertl dös mons ward.
Den 3 düs erhöbt sich ein ander früsch wund von Tremon-
tana; derselbüge daurtt büs zu vesperzeütt, hernach wurd der
wund Magistrale, erhueb sich gögen abendt ein starcke fortuna
von gemeltem wund, der unns gannz zuwüder: weil unns der-
selbüge vom lannd bünaus in das mör drübe, kundten wür in
kein porto laufen, sonndem muesten unns düe nacht im mör
halten, unnd ward so früsch, das sich voickh vohr köllte
beclagte.
Den 4 düs uff 2 stund in tag stüUt sich der wund wüeder-
omb, lüesen die segl herunder, solche zu bössern, dann süe von
der störqke dös wündts an vülenn ortten aller zerrüssen, unnd
ward düsen tag ober der wund noch Magistrale; gleichwol zim-
lich stüll, ward fein lautter unnd claar wetter, das wüer zue
beeden seütten lannd sahen: zu der rechten hannd Sclavonia
unnd zu der linqken Apulia, wölche landschaft zum theil dem
könig aus Spannia, zum theil dem Bapst gehört.
Denn 5 düs lauft der wund zu Sjroco Levante, wölcher
gannz daugenlich für unns, küelt früsch uff, das wür düe lannd-
schafft Sclavonia fürbey segleten, und umb vesperzeütt lüefen
wür in ein porto in Dalmatia, lögten unns für anncr nahennd
einem stättlin unnd castell, Leschina genannt, aldo öttliche
candiottische kaufleutt an lannd stügen. Weül sich düses volck
ipehrtheüls ab dem vüschfanng ernehrett, facht mann eben umb
düse zeütt döß jahrs die sardelle, ist ein deiner füsch, wüertt
in groser anzahl dort umbher gefangen, inngesalzen, hernacher
in Thürckey, umb Vönedüg unnd andere mehr ort geüert. Dü-
ses ortt gehört denn Vönedigern, roden grabatüsch, unnd hat
der Thürck auch einen theül an düser provintz; lügt in terra
firma, hatt ein deine isola gleich gögen gemeltem porto iber,
459
Lüß genantt, gehört auch den Yönedügem. Wür verblühen
nicht iber drey stund in gemeltem porto, dann weül der wund
gut, wollten wür nicht zeütt verlüeren, demnach es aber sehr
fünster, segleten wür mütt dem trincket, das ist das deine segl
am fordern mast, allgemach forjt büs umb müttnacht, das wür
vom land wegg kahmen.
Den 6 düs gögen tag lüesen wür düe magistra oder das
hauptsegl auch rallen, dann der wund noch allweil Syroco , gut
für unns wahr.
Den 7 düs gögen tag kombt ein gehe burasca von Tremon-
tana, so starck, das süe alle seegl inbunden ; daurt aber nicht
iber anderhalb stund, stüUtt es sich wuderomb, wurd der wund
Ostro Garbin, unnd uff due nacht lüef der wund zu Syroco, das
wür vento in buppa hatten unnd mütt solchem Qalmatia fürbey
segleten. Kahmen uff 8 düs in Istria, nahmen porto zu Bovigno,
ein dein stättlin, welches hart dobey am mör lügt. Düse pro-
vintia gehört aller den Yönedigem, gebrauchen düe ittalianische
sprach, eine deine, aber sehr fruchtbare, schöne unnd lustuge
lanndschaft, wol erbauen; werden öttliche feine stättlin lanngest
dem mör gesehen, wüe auch vül flecken unnd derfer. ümbwuUen
wür do porto namen, ist due ursach, das alle naue oder schüff,
so aus Levantte unnd Ponente komen, in Istria innlaufen muesr
sen, do selbstenn einen piloto oder steürmann uff yedes schüff
nemmen, der es voUent für den porto de Malmocca steürt unnd
beleittet. Weül nun das mör ab und zulauft, zudem es umb
düe revier an vülen ortten seich von wässer, haben due giosse
schüff von do aus gevahrlich hinzuseglen, derowegen aus bevelch
der signoria de Vönetia öttlich unnd zwanzüg derer erfahrnen
piloti sich stets in Istria hallten, due anders nicht zu verrichten
haben, dann düe schüff von do umb Vönedug zu beleitten, do*
von süe wol besoldet werden, dann yedes schiff dem piloto ein
bestemptes gellt, das ist öttlich daller geben mues.
Demnach es düsen tag sehr drub unnd ungewütter im mör
wahr, verhareten wür in gemeltem porto, unnd eben düsen
abend starb einer von dennen, ein Grüech us Candia, wölcher
vohrher öttlich tag ohnbesinntt unnd seines verstandts be*
raubt gewesen, dorob meniglich ob dem schüff erschrocken,
dann wür unns für dem lazaretho zu Yönedüg bevahrten. Alfi-
460
bald aber düser todts Terschüden, lues in der patron durch ei-
nen doctor oder medicum visitiereun, wölcher erkanndte, das er
nicht von der bestilentz gestorben, noch yrgend was von sol-
cher kranckheött an sich gehabt, dessen unnser patron als-
bald ein schein unnd schriftliche urkund nahm, alsdann der
todte aus dem schöff an das lannd gefüertt unnd an gemeltem
ort begraben worden.
Den 9 dus segleten wur döß tags bej frueher zeutt hünweg,
dann weill das mör ab unnd zulauft, hat der piloto oder steur-
mann von dem gemeltenn ortt sein uffinörcken, wann das mör
zu unnd umb Vönedug lauft, allsdann er sich hinus begubt;
ward der wund Syroco, aber so stall, das mann allerdung schüer
keinen wand ffilett, das unns düe corrent mehr dann der wund
fort drube, bus wür vom lannd hinus in das mör kahmen , unnd
erreichten gleichwol düsen tag bey oder büs uff 40 w. meul
nahend das lannd, wüe dann mütt der sonnen nüderganng
oben im mastkorb das lannd gesehen wurde. Es wahr sehr un-
stet Wetter, luefen due wand hin unnd wüder, wüe sich gögen
der nacht ein groser regen tinnd starckes bluzen erhöhte,
das der pilot selber sich bevahrte, er möchte zu nahend an
lannd kommen, lües derowegen alle segl streichen unnd zumahl
herunder thun büs nach mütternacht.
Denn 10 düs, gögen tag, zogen süe düe seegl wüder in düe
hoch, segleten allgemach forrt, das wür mütt dem tag bey 18
m. nahend dem porto de Malmocco lagen, unnd ward so düster
wetter von regen unnd neebl, das einer das lannd miesam sehen
kundte. Bückten immer fort büs uff 6 w. meül nahend,
aldo sÜQ zwen ancr vallen lüessen, dann unnser patron nicht in
denn porto de Malmocco, sonhdern bey der neyen vöstung a Lyo
innseglen wollt. Weül aber solcher kein sondere düeffe, muest
er ob düe hundert malvasia vaß zuvor ausladen, dau das schüff
zwölf schuech tüef unnder dem wasser güeng. Als wüi* ohnge-
vahr bey 3 stund aldo für ancr lagen, kahm ein füscher barca,
wölche nach Vönedüg fuehr, auf dieselbüge thaten wür unnseru
blonderr unnd befrüdigten den patron döß schiffs der fracht
halber von Candia umb Yönedüg, nämlichen einer zeckin oder
ducaten in gelldt per testa; sasseu neben öttlichen Soldaten uff
gemelte barca, wölche dermassen beladen worden, zudem das
4M
mör sehr hoch unnd ungestimin ward, das mir durch das seglen
düe haar göhn berg gfiengen, dann süe hatten zwey deine seegl
ufgespannt, wölches dennassen fort schnit, das einem das ge-
sicht vergieng und wür in einer halben stund nahend büs gehn
Lyo kahmen, alsdann vollent büs für saßet Marco fuehren, do
iinnser keiner an lannd stetigen dorfte, eh wir unns der sanita
halber anzeügten unnd liberierten.
Nach solchem lögten wür unnsere sachen in eia gondul;
nam ich unnd mein geförrt, wölcher mütt von Constantinopel
abkommen, ein camera locanda^ der Schweüzer aber von sanct
Gallen, der zu Stambur in düe süben jähr gefangen unnd us-
gerissen mütt unns fortt kahm, von wökhem faüevor meidung
1)eschehen, der stig zu Bpvigno in Istria an lannd, von do ei:
seinen weeg nach Graz nemmen wolte; dem gab ich öttlich weh^
nig gellt uflF düe reüs, wüewol ichs schüer selber bösser bedürft
hette; zalt auch düe fracht für in, unnd förcten wür bede, so
gut wür kundten, ine von unns ab.
Es ist düse zeütt ober, als wür den 25 May von der insul
Zante absegleten, so heßlich unsteth unnd kallt wetter gewesen,
das sich einer sonnderlichen bey der nacht keines bölzes hat
schömen dürfen, dessen mann in disen landen ohngewohnt, inen
auch sehr ybel bekombt; weül das getreüd unnd andere fruch-
ten zeüttüg, haben süe nicht wetter, solche innzusamlen. Also
hab ich düe zeütt in düsen lannden zuegebracht von ultimo Sep-
tembre ano 87, das wahr, wüe ich von Vönedüg ab in Levante
seglete, unnd hernach den 10 Juny 89 wüderomb glüklich unnd
wol zu Vönetia ankommen; allein hab ich einen gast, das war
das vüertägüge fieber, wölches ich den lotsten July anno 88 in
Ägüpto bekommen, unnd solches von erst tertiana, hernach
quotidiana unnd dann quartana worden, mütt nach haus ge-
bracht, dasselbüge noch in düe eilf mohnat lanng am halls ge-
habt, eh ich dessen ganz los worden.
Dem aimechtigen ewigen Gott unnserm getreyen lieben
vatter im himmel, seye lob, breüs, ehr unnd danck gesagt, der
mich so genediglich, auch vohr manigfaltüger leübsgevahr sicher
behüetet unnd mütt lüeb hüevor erzölte reüs hatt lassen verrich*
ten, derselbüge gebe unnd verleihe noch fernerr, so lanng es sei-
ner göttlichen Majestät lübt, gnad, gli<$h, heul unnd seegen, amen.
462
Als ich wüderomb gehn Vönedüg kam, güeag ich döß aim<-
dern tags in döß Albrecfat Armbrosters befaausung, wölchem ich
vobr meinem verreisen öttliche kleüder unnd anndere Sachen in
▼erwabrung gelassen, solche von ime abzufordern, wüe ich dann
huevor erzölte lannd in Levante sounder wöhr, röhr noch einige
arma, so ich.bey müer gehabt, durchgereüsett, vülmahln wol
kein brotmesser, derowegen als ich wüderomb gehn Yönetia
kahm, schambt ich mich, in den zerrüssnea kleüdem ußzugöhn,
büs ich meine Sachen bekam.
Demnach ich für duses, wölches ist das driitte mahl, das
ich gehn Yönetia kahm, in düe acht tag lanng do verharrete,
mich nff düe reüs nach haus forttüg machte, befandt ich unnder
anderm, als ich mütt döß vohrgemelten Armbrosters söhn, Da-
niel genannt, am hineinzüehen in Suria einen wechsl umb sovil
ducaten beschlossen, ime auch solch gellt hinderlassen, wölches
wür durch seinen bruder Friderico, so in Halepo wohnhaft,
wüderomb hat sollen gut gemacht unnd bezalt werden, dem-
nach aber gedachter, als ich gehn Halepo kahm, nicht mehr
do wahr, sonderrn bey einem mohnat zuvor, von do nach Yö-
netia abgereisett, ich meines gelts entraten niueste; weül aber
Tohrgemelter Graf, neben dem ich nach Jherusalem reüste,
auch ein wächslbrüef an gedachten Friedrich. Armpruster umb
Halepo hatte, er auch wol wüste, das ich seinem brudern Daniel
in Yönetia gellt hinterlassen.
Indem wür unns zu Trippoli in Syrüen der beziUung halr
ber, wüe auch döß oncostens, wölcher iber düe zwen jenitschar,
so wür von Halepo mütt unns nach Jherusalem unnd gen Trip-
poli genommen, vergleichen wollten, unnd ich nicht mehr, dann
was mir pro rata parte gebürt, bezalt, hatt er, wiie er dann
öttlicfa mohnatt vohr müer gehn Yönedüg kommen, das gelt, so
ich bey dem obgemelten Daniel Armbroster lügen gehabt, arre-
stiren lassen unnd in meinem abwesen sovil zu wegen gebracht,
das ime der Armbrosterr in düe 30 ducaten correnti bezahlt, do
ich ime doch das geringste nicht zu geben schuldüg gewesen.
Woher sich aber der spaan habe zugetragen, ist hüevor ver-
meldt, als wür von Halepo reüseten, obgemelte zwen jhanit-
sofaar innehalb 36 tag sampt demjhenigen, so hün unnd wüder
ist verehrt worden, ob düe 300 ducaten correnti gecostett; als es
463
zu der bezalung kahm, hatte der graaf zwen düner mütt sich,
düe zwen vönedüsche kaufleütt drey düner, für wölche süe
nichts bezalen wolten, dössen ich nicht zufrüden wahr: dann an
den erzölten ortten wüert. der herr nicht vohr dem knecht re-
spectiert, sondern werden gleich geacht, dann sich an denen
orten nicht vül bracht dreüben lest, unnd so mann weist, das
einer ein herr ist unnd düener hatt, komptt es ime desto eher
zu nachtheil. Woher aber er, graf , yorgenam9te ducaten von
dem Armbroster gebracht, ist düs die ursach, weül der Arm-
broster dem graven uff sein feüs in düe 1 500 daller uff guido
kötten unnd andere cleinödüen gelihen unnd furgeströct, dovon
er ime an der wüdererlögung derselbügen in düe hundert duca-
ten, als mür Armbruster anzeügt, innbehalten, ünnd ist wol so
gut, ich seye selber nicht do gewesen, dann er mür mütt recht
und büUigkeütt nichts hatte abnemmen mögen; wüewol ich mich
von döß geringenn gellts wegen ein mehrera zue bfevahren ge-
habt, ürsach weül er mich zu Trippoli für einen Lutherian acu-
siert unnd usgeschrien, er möchte mich zu Vönedüg gar in düe
inquisition gebracht haben; ist also wol so gut, düse ducaten
seyen in malora, dann das was argers dorus entsprungen unnd
ervolgt wehre (allein vexirt und verdrüest einen düe unbüS-
ligkheütt).
Unnder hüevor genanntter zeütt accordiert ich mütt ei-
nem ordinaribotten von Augspurg, Thobüas Agster genanntt,
mich büs dohün zu verzören unnd berütten machen, dovon iüh
ime achzöhen cronen zu süben vönetische pfund bezalte.
Den 18 Juny gög^n abendt nam ich ein gondula, fuehr
nach Margera, do ich all meine sachen öffnen unnd besehen
lassen müeste, sonnsten woU mann müer keine bolita geben; in-
dem ich mich lanng verhadert, wurd 6s nacht, das ich kein
barca mehr bekommen kundte, muest erst umblaufen, büs ich
zwen mann bekam, wÖlche mür meine sachen vollend büs göhn
Maisters trugen.
Den 19 dös verharreten wür aldo büs uf denn müttag,
denn der bott noch öttliche brüef verwartett; also ritten wür
nach essens von do hünweg mütt dem gedachten hotten, wüe
dann unnser öttlich in compagnia wahren, als N. Nötteil
VOÄ Nürnberg, Caspar Krön, Petter Bemer, Anthoni Plaz, alle
464
drey von. Augspurg unnd dann zwen junge Ittalianer, wolcbe
düe sprach in Teutschland lernen sollen ; rütten döß tags göhn
castell Franco, aldo war ibernacht blühen, ein schön lustüg
stättlin, umbher fruchtbare unnd gute lanndschaft, von wein-
wax, kombau und vülerley schönen fruchten, wüe auch statt-
liche ppssessiones, flecken unnd dörfferr, so hüeromben gesehen
werden, mehrtheüls vönedischen edelieüthen gehörüg, wie
dann das gemelte stättlin sampt dem schloß auch den Yöne-
digern zustöndüg ist.
Den 20 düs morgens fräeh Tohr tags von do hünweg hatt
es noch schöne ohne fruchtbare unnd lustüge lanndschaft, büs
uff drey stund wegs, alsdann höbt sich das gebürg an, kah-
men uff das morgenessen in ein dorf Carpones genannt, lügt
im gebürg, gehört den Vönedigern. Nach mittag rütten wür
fort, wie sich dann hernacher bald ertzherzogen Ferdinand
von Österreich lannd anhöbtt, als der Kohl, so schon öster-
reichisch, wölche vöstung aller in einen foUsen erbauen: wann
einer hinuff wüll, züecht miann in an einem haspl hinuf, süzt
er grüttlingen uff einen drömel oder brügl. In gemelten ca-
stell sein stöts öttliche theütsche Soldaten, wüe es dann unn-
den an der straßen auch ein guardi hatt. Ruten des abents
noch al Bourgo, ein stättlin so schon österreichisch, aldo
wür ibernacht geblüben unnd so herrlichen, nicht starcken,
sonndern früschen uffrechten thrunok bekahmen von rottem
wein, als ich in lannger weül dößgleichen nicht versuecht,
so racente unnd so scharpf, als bey unns düe neckarwein,
das ich genzlich vermeinte, müer das fieber ab dem halls
zu trincken: wüe ichs dann eben disen tag gehabt, wölches
mich so matt unnd laß gemacht, das ich wegen der hiz miesam
volgen kundte unnd vermeint, werde düe gesellschaft verlas-
sen müessen.
Den 21 düs morgens mütt dem tag von do hünweg kah-
men uff das morgenessen göhn Triend, yber wölche statt
der Cardinal von Madrutz patron ist, ein feine deine statt,
lauft düe Ötsch hart fürbey, verharreten aldo büs zue ves-
perzeütt, da^s düe gröst hüz füriber ward, darnach wür noch
ein meil bey der küele nieten in ein stattlm Nöevis genanntt,
aldo wir iber nacht blühen.
465
Den 22 das von do hfinweg, kahmen uff das morgenes-
sen gehn Neyemarck, ein dein stättlin, aldo es ein nüderlag,
unnd uff den abent bey hoher tagzefit gehn Bozen, ein feine
statt, dem ertzherzogen Ferdinand gehörüg, lügt zwüschen
dem gebürg.
Den 23 düs nf ein stund in tag von do hünweg; kahmen
uf den mittag in ein stättlin zur Clausen genanntt, unnd uff düe
nacht zum Sack, ein einige herrberg.
Den 24 düs morgens mütt dem tag Ton do hünweg; kah«
men uff das morgenessen zum Lueg genant, auch ein ein-»
zechtige herrberg neben einem Zollhaus; uf düe nacht gehn
Inspruck, aldo ertzherzog Ferdinand von Österreich hof höllt.
Den 25 düs von do am thor hünweg; wüert ausserhalb
zu der rechtenn band an einem follsen ein crucifix gesehen,
do sich kayser Maximilianus nach den gömsen solle verstü*
gen haben; bösser uffwarts wüert auch ein fahn gesehen in
wölchem der österreichische schüllt von zweyen färben roth
und weüß gemacht; aber es mues einer ein scharpf gesiebt
haben unnd gut achtung geben, der solchen in das gesiebt
vassen wüll. Wer gemelten fahnen dohün gesezt, ist sich
dorob zu verwundem, dann er an einem grausamen föUsen
stect. Gleich doselbsten steügt mann ein hohe steüg hinuff,
kahmen uff den müttag uff das Sehfelld, hatt nicht mehr als
drey oder vüer heüser, dobey ein kürch und grose wallfart,
zum beüligen bluet genannt, von do rütten wür uff die nacht
gen Bartenkürch, ein ofiner fleck dem herm von Bayern
gehörüg.
Den 26 düs morgens früeh von do hünweg; namen einen
mann zu pfertt roitt unns, dann durch das stethe regen wet»
ter düe wasser sehr angeloffen, das an zweyen ortten düe
brücken weg genommen, unnd wür an den bergen umbher klet-
tern muesten, mehr im wasser dann uff trucknem lannd di-
sen halben taag gerütten, das der ein Ittalianer, wölcher
mütt unns rütt, sagte, do er solches gewust, sollt ine kein
mentscb in düs lannd gebracht haben, solche gevahr uszu-
stöhn ; aber er muest mütt fort. Kahmen uf den müttag göhn
Amberga, ein schöner groser fleck, bey wölchem ein wasser
förlauft, wölcfaes so hoch gestügen, das wür gahr nahend zu
Kieeli«U 30
466
der brücken schwemmen muesten, unnd von der brück noch
wol ein vÄertl stund im wasser rütten, das es dem pfert
immer büs zu dem bauch güeng, büs wür düe höhe erreich-
ten. Alsdann unns kein wasser mehr hunderte; kahmen disen
abendt göhn Schongau, ein fein lustig stättlin, ist beyerisch,
lauft der Leech harrt dorahn hün.
Den 27 düs früeh am thor hün weg, hat es schönen lu-
stügen weeg, mehrtheül holz, kahmen uff den müttag gehn
Lanndsperg, ein stättlin an sehr lustigem ort auch harrt am
Leech gelegen, usserhalb ein sondern hof und herrberg, Spöt-
tingen genant, aldo wür zu morgen gössen. Gemelt stättlin
ist auch bayerisch, hat uf dem marct ein springenden bren-
nen, do das wasser iber düe massen hoch iber sich sprüngt.
Von do rütten wür iber das Lechfeldt, wölches ein schöne
ohne lanndschafft; kahmen ümb vesperzeütt gehn Augspurg.
Gemelte statt Augspurg, ist eine von den vüer stött im
reich; doselbstn ich den 28 düs verblühe unnd meines fiebers
halber stüll läge.
Den 29 düs, wölches wahr ein sonntag, rütt ich mütt dem
Stoffl Beyer, Ulmer hotten, neben Jacob Bollinger von Ulm
unnd döß Johann Erazers düner von Augspurg hünweg unnd
kahmen uff den abent gehn Zusmarhausen, ein marctfleck
dem büschoff von Augspurg zustöndig, aldo wir ibemacht
blühen.
Den 30 unnd lotsten tag döß verloffhen mohnats Juny
anno 89 kahmen wür uff das morgenessen gehn Gönzburg, ein
stättlin in der margraffschaft Burgau; von do kahm ich döß
tags voUent nach haus.
Gott unnserm getreyenn lüeben vatter im hemmel seye
yederzeütt lob, breüs, ehr unnd danck gesagt für düse büs an-
hero mür vül und manigvaltüg erzeugte unnd bewüsene wol
unnd guthaten, das er mich so genädüg unnd vätterlichen be-
hüetett, auch vohr mancher leübsgevahr wüderomb glicklich
unnd wol nach haus beleittet hatt; derselbüge Gott gebe und
verleühe noch ferner, so lanng sein göttlicher wüll ist, gnad
unnd seinen sogen. Amen, Amen, Amen.
467
BEILAGE
ZU SEITE 360 UND 366.
opouc StvaC.
A73^07r0t0G[XSV TOtC TTOCdt WS 6 7Cap(j!)V TtjJLtciTaTO; ap5^ü)v xtipio^
OfJLSTipa? TcaTptSoc toO dXOstv et; toc avaTO^ixa [jLepot X^ptv 7cpo<;xuv75-
dsco; jcal EdTopta«; twv ay'^^ '^^^ (yeßa(T|j!.{(j)v toutwv tottwv öeoii Se
ßoYiOeiqc YiXöev xal wpö? '^^iJ^ac, £v t<^ ayto) scal GsoßaSwTü) opei tö
SufJLEOv, dv ü) ö (ASY*'^ ^^^ öeoTunris 7rpo(p7^r)r); Mwocff«; toc; 6soYpa(pou;
TrXax-a; tou v6(xou s^e^aTO, ev w zal to (Asya toO ©sou Xoyou Trpo-
STUTToOct |JLu<iT7iptov SV Tc3 axaTa<pXe)CTO ßocTO, £v ü) jcal tö t/IC [Lf^oCko-
[xapTupo; xal Travffocpou ÄtxaTsptvTi; öetov xal tepöv xaTaxstTS Xet-
vl^avov • ev w jcal SXkx izoXko^ TepdcGTta zal 6eo<J75u.eta '^z'^ovoLaiv, —
Trpocxuvififfa; Se 6 avo) etpyiiJLevos apj^cov x,al laTopiocas aTravTa; tou;
aytou; 5tai (jeßa<i|jLiou(; totuou; (/-st* euj^aptcTSta;, [leToc Se TaOTa atxii-
<ya; xal Tuap' t^I^öv to Tuapöv ^i^iAeTepov Ypöt[J^(^a, otö xal ^s$c^xa[/.ev
auTÖ ei; TctCToitv xal ttJ; a^TjÖeta; ßsßatoctv Tupö; airavTa; auT^ ev-
TuyX'^^^^'^^v Nicht mehr zn entziffernde zeichen, ohne zweifei des jahrs
und tags.
Kalligraphisch verzierte Unterschrift
des erzhischofs.
j Q Miniaturbild der
^' ^* h. Katharina.
ÜBERSETZUNG.
Anastasios Erzbischof des heiligen und gottbetretenen
Berges Sinai.
"Wir thun kund allen, daß der gegenwärtige sehr geehrte ^dle
herr Samuel Eichel aus Ulm in Alemannien von heiligem eifer ge-
30*
468
trieben aas euerm vaterlande zn kommen in die östlichen theile, um
zu yerebren nnd zn erforschen diese heiligen und verehmngswttrdigen
orte, mit gottes hülfe auch gekommen ist zu uns auf dem heiligen
und gottbetretenen berge Sinai, auf welchem der große und gott-
schauende prophet Moses die gottgeschriebenen gesetzestafeln em-
pfieng, auf welchem auch das große mysterium des göttlichen wortes
in dem unverbrennbaren husche vorgebildet wurde, auf welchem auch
die göttliche und heilige reliquie der großmärtyrerin und allweisen
Katharina niedergelegt ist, auf welchem auch viele andere wunderbare
gotteszeichen geschehen sind. — Nachdem aber der oben genannte edle
verehrt und erforscht alle die heiligen und verehrungswürdigen orte
mit danksagendem gebet, und hierauf auch von uns begehrt hat diese
unsere gegenwärtige schrift: so haben wir sie ihm dann gegeben zur
beglaubigung und zur bekräftigung der Wahrheit gegenüber von allen,
die ihm begegnen.
Die Urkunde ist mit kräftiger und gefälliger, aber freilich
wegen vieler abkürzungen und kalligraphischer schnörkeleien
schwer zu lesender band geschrieben. Dazu kommt, daß der
Schreiber des hochwürdigsten erzbischofs weit mehr kalligraph
als orthograph war. Denn nicht blos verstoße, welche sich aus
Verwechslungen des neugriechischen itacismus erklären, wie:
?^etXco statt ^Ti^w, xY)V7i9e(c statt xtvTiOeC^, [Jiepot statt (/.epri, 7rposTU7r66ei
statt wpoeTUTuciOTi u. s. f. kommen vor, sondern auch Schreib-
fehler anderer art, wie: xaTa)cstTS statt xxTdbceiTai, xC(yTo<Ttv und
ßeß9cio(nv statt TrtaToxnv und ßeßaCcixrtv und am unbegreiflichsten:
Tö Sujjieov statt tö SivaC. — Eine besondere eigenthümlichkeit
ist auch das wörtchen vts, ich vermuthe dem lateinischen oder
vielmehr romanischen de in der bedeutung: aus, von entspre-
chend, und die Schreibung AtxaTeptvYi?, wo die vorscblagsylbe
At dem russisch griechischen £ in z. b. Ekatherinoslaw statt
Katherinoslaw entsprechen wird.
Hr.
469
ORTSREGISTER.
(S bedeutet statt, F fleckhen, D dorf, C castel oder schloß, P pallatium
oder lusthauß, H herberg oder camp, I insul, W wachthurn, Cl closter.)
Aach S 42.
Aaronis Mona 350.
Abjr D 60. 78.
Abydus C 405.
Äthna Mons 185.
Ahuys S 8a.
Ala Paglia D 225.
Ala Scala H 227.
Alepo S 25^.
Alexandria S 333. 387.
Altenburg 8 13.
Amar H 271.
Amberg S 2.
Amberga F 465.
Amsterdam 8 16.
Ancklaw S 92.
Ancona S 164.
Sanct Andre S 179.
Antorff S 38.
Aqua dolce W 210.
Araclea F 424.
Armantscb D 105.
Armuyden S 18.
Assens S 53.
Auaby H 78.
Augustavr S 99.
Augspurg S 466.
Aurach 8 13.
Aussig 8 4.
Anssing D 9.
Baffa F 332.
Balsamgarten 364.
Barlsi I 430.
Bartenkirch F 465.
Bautskburg D 106.
Belvidere 8 181. 213.
Benebüttel D 49.
Beraw 8 3.
Berenta G 442.
'Berithus 8 325.
Berlin 8 6.
Bersabäbronn 309.
Betbania D 300.
Bethlehem 8 304.
Bethuna 8 36.
Betphage F 301.
Birlingstaw D 75.
Bissen D 88.
Bittaw C 226.
BoSrleas D 325.
Bolaco 8 342. 386.
Bologna 8 238.
Borgetto D 165.
Bonrgo 8 464.
Bozen F 465.
Brandenburg 8 7. 97.
Braunschweig 8 9.
Braunsperg 8 97.
Bremen 8 13. 49.
Bremervörde C 12. 49.
Brescia 8 236.
Brexen 8 6.
Brück 8 6.
Brück an der Mur 145.
470
Badin S 4.
Bnßkirch D 73.
Byri D 819.
Cabacasse. H 236«
Cacabo Port 398.
Cadry D 78.
Cairo S 342. 865. 379.
Cales S 34.
Calmar 8 79.
Gamerino S 165.
Gandia S 247. 439.
Gantalberg S 22. 32.
Gapua S 222.
Garini D 91.
Garpones D 464.
Gasa nova H 169.
Gascat D 169.
Gassan Bassa S 409.
Gastel Franco S 464.
Gastel Franzosi G 257.
Gastello P 227.
Gastel Nuovo D 165.
Gastel Rosso G 397.
Gastilon W 213.
Gatania S 186.
Sanct Gatharina Gl 349.
Gatbarina mons 355.
Gepbalonia I 244. 456.
Gerigo I 246. 447.
Gesena S 164.
Ghioggio S 158. 163.
Glambacb G 139.
Glausa G 150.
Glausen S 465.
Gobel G 464.
Golberg S 93.
Göln S 43.
Gonetra G 282. 324.
Gonstantinopel S 408.
Gorbu I 424.
Gorfu I 456.
Goron S 449.
Gortrick 8 37.
Goslin 8 93.
Gronenburg C 56.
Sanct Gruce Gl 302.
Cyprus I 248. 329.
Golonna Pompei 337.
Damant S 258. 272.
Damascus 8 276. 324.
Sanct Daniel 8 150.
Dantzig 8 94. 134.
Dardanelli 425.
Davidsbronn 309.
Degree D 78.
Delft 8 17.
Delmenborst G 18« 49.
Derpt 8 111. 121.
Deutsch F 44.
Diamanta I 215.
Diest 8 41.
Dockam 8 14.
Dortmund 8 44.
Dortrecht 8 17.
Douvers G 21. 32.
Dresden 8 4.
Drompky D 184.
Dyeben 8 5.
Dünne D 111.
Dymas D 324.
Elbing 8 97.
Elenbogen 8 85.
Embden 8 14.
Enckbuysen 8 15«
Engelsberg 8 140.
Fattica Port 246.
Ferara 8 239.
Flensburg 8 52.
Florentia 8 226.
Fondi 8 169. 222.
Foschetta H 151.
Foulin 8 165.
Franecker 8 15.
Fraschia Port 439.
Fronberg D 13.
Frauwenburg F 2.
Galata 8 409. 419.
Galipoli 8 406. 425.
Gamersdorff 8 141.
Gent 8 37.
471
Genaa S 230.
Qethsemane F 297.
Getzar F 89.
Golfo de Satalia 248.
Goslar 8 8.
Gostantin D 94.
Gottorf F 52.
Gravesand 8 22. 31.
Grenna F 62.
Gripswald 8 91.
Grodnow S 99.
Groppoli S 180. 220.
Gübelsberg D 44.
Güntzburg 8 1. 466.
Haag F 16.
Haburut F 274.
Haimburg 8 141.
Hall 8 5.
Hamburg 8 10. 50.
Hammos 8 273.
Harlem S 16.
Harliogen 8 15.
Harstunck D 37.
Hangenaw D 49.
Hella D 78.
HelmsUtt 8 7.
Helsinburg C 57.
Helsingör F 56.
Hestory D 81.
Hirscbaw Cl 139.
Höchstatt 8 1.
Holdenkling D 50.
Hosani H 325.
Jacobs Bronn 292.
Japbet 8 287.
Jerusalem 8 292.
Ihennkoping 8 61.
Ingelstatt 8 2.
Inspruck 8 465.
Sanct Jobann Port 243.
Josepbs Bronn 285.
Jovis Mons 443.
Judenburg 8 146.
Iwanogrod C 123.
Kerpen C 43.
Kiel 8 51.
Knittelfeld 8 145;
Königsberg 8 97.
Körsör 8 54.
Koppenbagen 8 55. 85.
Kydorff D 93.
Läscbi F 243.
Lagarben D i98.
Landsperg 8 466.
La 8tala 8 237.
Lauwingen 8 1.
Lazertosa Cl 233.
Leiden 8 16.
Leipzig 8. 5.
Lengrüg D 47.
Leonati W 219.
Lerisi F 230.
Lescbina 8 458.
Leuwarden 8 14.
Libanus Mons 254. 325.
Lille 8 36.
Limisso F 329.
Linkoping 8 63.
Lissa I 459.
Livomo 8 228.
Loestring H 74.
Loreto 8 164.
Lowenburg 8 93.
Lübeck 8 50.
Luca 8 227.
Lueg H 465.
Lünen 8 46«
Lünenburg 8 10.
Lunden in Anglia 8 22.
Lunden in 8chonen 8 84.
Luza fonsina F 240.
Lyo Cl 159.
Macerata 8 164.
Macowitzgen D 135.
Madon 8 450.
Mästriebt 8 42.
Magdenburg 8 6.
Magera F 463.
Malckaw D 93.
Malmo 8 85.
472
Ifalmocc« 8 159. 163«
Malta 8 192.
Mantelberg D 92.
Manthia 8 182.
Mantaa 8 237«
Mariae Bronn 364«
Sanct Martin Cl 206«
Martininga 8 235.
Materea D 364.
Mechelen 8 39.
Meissen 8 4.
Merees 8 102.
Messina 8 188.
Mestre 8 152. 463.
Meun I 87.
Micona G 427.
Middelburg 8 18.
Milano 8 233.
Milazo G 210.
Milo I 432.
Mitelino I. 405.
Modina 8 238.
Mönia D 286.
Monte Real 8 206.
Motta 8 151.
Moysis Bad 861.
Moysis Xll. Bronnen 346«
Mnest I 397.
Mänster 8 46.
Marano 8 159.
Nanschiz P 23.
Napoli d' MaWasia 8 246.
Napolosa 8 291. 320.
Karhabram H 326.
Narva 8 123.
Navarin 8 450.
Neapoli 8 170. 220.
Nedling D 7.
Neuburg 8 2.
Neudorff D 144.
Neumarck 8 146.
Neustatt 8 144.
Neuwenhof G. 110.
Neyemark 8 465.
Neysae 8. 189.
Nitslansbnrg G 141«
Norkoping 8 63.
Notneby D 80.
Kaschetta 8 205.
Nybnrg 8 53.
Nygart D 78.
Nykoping 8 64. 74. 89«
Oberscbär 8 80.
Olief Gl 94.
Olraitz 8 140.
8anct Omar 8 36.
Ondersdaw D 62.
Onoltzböck D 59.
Oschatz 8 4.
Osnabrugk 8 47.
Ostooha D 101.
Padua 8 239.
Paglia D 225.
Palermo 8 206. 207.
Parma 8 237.
Patrolino P 226.
Payia 8 232.
Paulo 8 181.
8anct Pauli Mona 443«
Paul nudo W 219.
Pesaro 8 164.
Peschera 8 236.
Peterswalda D 4.
Picgael D 105«
Pilsen 8 3.
Pisa 8 228. 229.
Pleskaw 8 114.
Ponte basso 8 148.
Posen 8 135.
Praag 8 3.
Pressburg 8 142.
Preslaw 8 137.
Primär D 163.
pQzuoli 8 170.
Pyramides 875.
Kagasa 8 458.
Rammecken C 19.
Ravenna 8 164.
Regenspnrg 8 2.
Renneby 8 80.
473
Retimo 8 434.
Revel S 129.
Rhodis S 248 398.
Riga 8 106.
Roggio 8 238.
Roma 8 165. 223.
Rovigo 8 239.
Rosetto 8 840 887.
Rostock 8 90.
Rotbmansdorff D Öl.
Rotterdam 8 17.
Royigno 8 459.
Runesberg 8 65.
Rassel 8 36.
Rutscbmund F 25.
Rutsenkrug D 93.
Ryu H 58.
Rysburg F 70.
8ackh H 465.
Saget € 127.
8alamanza D 223.
Salini Port 249.
Samaria 8 290.
8apientia I 448.
8ardinaia F 275.
8arzana 8 229.
8a8a n 282. 324.
8assen H 121.
8cala U 227.
8calea D 180.
Scbescbof D 135.
Schetteobach F 2.
8chilaschaoh P 99.
8cbindhatteii H 2
8cble8wigweibel D 52.
8chönebrono D 139.
6cbongaw 8 466.
8cio I 400.
8cudret 8 421.
8cutari F 409
Sebaste 8 290.
8ebfeld H 465.
Seneglia 8 164.
8eravalle D 165.
8estri 8 230.
8e8tas C 405. .
8icbem 8 291.
Sicilia I 182.
8iena 8 225.
Sinai Mona 350. 352.
8ittigbom 8 22.
Sliiys 8 20.
Soderkoping 8 63. 76. 77.
Sorrento 8 220.
Bpacofoum 8 189.
Spandaw 8 7.
Spital D 145.
Spoleto 8 165.
Spro I 53.
Stade 8 11. 49.
Stala 8 237.
Stege 8 89.
Stegeberg C 76. .
Sterenberg 8 140.
Stettin 8 92.
Stockholm 8 66. 71.
StoHmini Port 448.
Stolpen 8 92.
Stralsund 8 91.
Strengnes 8 65.
Stromboli I 211.
Stubbekoping 8 89.
Subur H 109.
Suda C 432.
Suderaoker D 80.
8aes 8 346. 362.
Syracnsa 8 188.
Tabor Mona 287. 323.
Tabur F 288.
Taormia 8 185.
Teben C 142.
Tecklenburg C 47.
Telia d'au F 257.
Tennis D 111.
Teno I 427.
Termini 8 210.
Terracina 8 169. 223.
Terra nova 8 204.
Teschenhag H 91.
Thonawehrt 8 2.
474
Tolnitino S 165.
Tramünde ä 50.
TreviBO S 152.
Trient S 464.
Trippoli 8 251. 326.
Troja 8 406.
Tropia 8 182. 212.
Tscbemula I 431.
Tschenin C 289. 322.
Valvason 8 160.
Vcer 8 18.
Sanct Veit 8 146.
Velletri 8 169.
Venedig 8 152. 240.
Venzono 8 150.
Verona 8 236.
Vhelenstein D 148.
Vicar D 205.
Villach 8 147.
Vilna 8 103.
Vizenza 8 239.
Viterbo 8 225.
Vitulo F 448.
Vlissingen 8 18.
VoSrden 8 48.
Vogera 8 232.
Voythal C 135.
Vpsal 8 70. -
Vstancki 1 400.
Valcano 1 211.
Warmund D 90.
Webre F 84.
Wehrnen 8 46.
Weichselmünde C 94. 133.
Weissenbnrg C 125.
Wemmerskirch F 44.
Wen D 78.
Wien 8 141.
Wilshnsen 8 48.
Woesternitz 8 141.
Wol£fenbüttel 8 8.
Würzen 8 5.
Wülde 8 103.
Wünser 8 10.
Wüscha 8 141.
Wüttenberg 8 5.
Wych F 42.
Zante I 245. 451.
Zerbst 8 5.
Ziculi P 191. 200.
Zirel 8 214.
Zackmantel 8 140.
Zusmarhausen F 466.
475
SCHLüSZWOßT DES HERAUSGEBERS.
Als ich vor fünf jähren die reisen des Hans Ulrich Krafft
(im LXI hande der bihliothek des litterarischen Vereins) heraus-
gab, geschah es mit aller Zuversicht, daß dieses wie ein roman
klingende, aber den tiefsten ernst eines reichen lebens enthal-
tende werk seinen leserkreis finden werde. Der erfolg hat meine
hoffnung noch weit übertroffen. Ja, es ist ihm nur ein jähr
später die ehre widerfahren, aus dem schwäbischen ins buch-
deutsche in gelungener weise übersetzt zu werden ^). Ob es wohl
dem vorliegenden reisewerke eines Zeitgenossen Kraffts ebenso
gut ergehen wird? Ich zweifle keinen augenblick, wenigstens in
in der hauptsache, wenn ihm auch eine ähnliche modernisierung
im sinn und für den geschmack des größerü publikums nicht zu
theil werden wird. Denn wenn der träger dieser reiseerfahrungen
auch nicht das große persönliche Interesse erregen kann, welches
dem vielgeprüften, tiefinnigen Krafft sich zuwandte, so bietet
das vorliegende werk durch seinen inhalt ein um so umfassen-
deres, in der that unglaublich reiches, sachliches interesse dar.
Es kann selbstverständlich nicht meine absieht sein, hier
auf diesen Inhalt näher einzugehen. Der leser wird sich, wenn
er nur einmal über die kurze und etwas langweilige Schilderung
der reise innerhalb Deutschlands hinweg ist, unwiderstehlich
gefesselt und zum weiter und immer weiter lesen hingerissen
finden, wenn er den wißbegierigen, muthigen jungen mann nach
England begleitet hat in der zeit der großen Elisabeth, Shake-
speres und Franz Drakes, wenn er ihm dann folgt auf den Kieler
Umschlag, in Schweden ihn das erste panzerschiff beschreiben,
und den schwedischen Ursprung der Schweizer besprechen, und
1) Unter dem Titel: Ein deutscher Kaufmann des sechszehnten
Jahrhunderts. Hans Ulrich Kraffts Denkwürdigkeiten, hearheitet von Adolf
Cohn. Göttingen 1862. 8.
476
ihn in Polen die geschichten von dem zauberer und feuer-
beschwörer Scotus zu Grodno, in Rußland die einwohner von
Beval durch den die Stadt belagernden großfürsten Basilius ge-
nau mit denselben worten bedrohen hört, vrelche 200 jähre
später unser Schiller seinem Wallenstein vor Stralsund in den
mund legt. Aber immer weiter und weiter treibt es den unauf-
haltsam vorwärts strebenden, über Wien nach Italien, zunächst
Venedig, Rom, Neapel, jedoch auch alle andern bedeutenden
Städte mit ihren merkwürdigkeiten, unter denen er auch des
nasenmachers in Troppia gedenkt, sodann nach Sicilien, Malta,
Syrien, über Aleppo und Damask, wo er mit großer Vorliebe
verweilt und noch die christlichen kelche an den pforten der
großen moschee gesehen hat, ins heilige land nach Jerusalem
und von da nach Ägypten, nach der arabischen halbinsel auf
den Sinai und von da wieder nach Ägypten, wo er in Kairo von
d§m erzbischofe Anastasios die beglaubigung seiner frommen
und wißbegierigen pilgerfarth zu den heiligen orten erhält, die
große Pyramide besteigt und mit einer genauigkeit beschreibt,
wie es vor ihm durch keinen andern und nach ihm nur von
wenigen und erst seit dem Schlüsse des vorigen und dem anfang
des gegenwärtigen Jahrhunderts geschehen ist. Endlich zieht es
unsem reisenden auch wieder nach hause, doch wohl hauptsäch-
lich nur, weil ihn das böse fieber gepackt hat; aber, weil er
gerade so in der nähe ist, muss er doch auch noch Gonstantino-
pel besuchen und sich auf den inseln des Archipels, besonders
Candia, aufhalten, dessen geschicke, damals schon vorbereitet,
in unsem tagen aufs neue die theilnahme des christlichen Occi-
dents hervorrufen. Dann erst kehrte er am 30 Junius 1589 in
seine Vaterstadt Ulm zurück, nachdem er sie seit dem 23 Mai
1585 verlassen, also mehr als 4 jähre ohne Unterbrechung mit
reisen zugebracht hatte.
Begreiflich wird ein solcher reisender auch des persönlichen
Interesses nicht entbehren, welches seine Wißbegierde, sein guter
muth, seine ausdauer, sein humor, seine Offenheit und sein sitt-
licher sinn wohl verdienen, wenn wir auch weit entfernt sind,
seine manchmal bis zur selbstironie eingestandene verliebe fürs
trinken, namentlich starker weine, den vorgenannten eigen-
schaften beizuzählen, obwohl sie vielleicht bei billig denkenden
477
landsleuten in dem bekannten alemannischen durst erklärung
und einige entschnidigung finden dürfte und er einmal (in Sicilien)
schwer genug dafür büßen musste.
Was die weiteren persönlichen Verhältnisse unseres reisen-
den betriflft, so gehört er der ulmischen familie der Kiechel
an. Es ist dieß jedoch keine altulmische familie im engem
sinne, sondern sie kommen erst im dritten jahrzehend des
16ten Jahrhunderts als ulmische bürger vor. Die Kiechel
von Kiechelsberg sind ursprünglich im Breisgau begütert
und, wie es scheint, in folge der religionswirren dort aus- und
hier eingewandert, wie dieß nachweisbar noch bei andern familien
der fall war, während umgekehrt wieder andere, namentlich
ganze linien der alten patriciergeschlechter in folge jener ereig-
nisse auswanderten. Die familie, vielfach im reichsstädtischen
magistrat und gelehrtenstand thätig, ist in männlicher nach-
komm enschaft erst im vorigen decennium mit Matthias Kie-
chel, Stadtpfarrer in Altenstaig, einem Jugendfreund des heraus-
gebers, ausgestorben. Unser reisender, Samuel Kiechel,
war geboren 1563 und starb 1619. Er scheint, durch glückliche
Vermögensverhältnisse ganz unabhängig gestellt, keinen be-
stimmten lebensberuf gewählt zu haben und von einem unver-
kennbaren Wissensdrang schon sehr früh zum reisen getrieben
worden zu sein. Wenigstens hatte er schon einige jähre vor der
vorliegenden großen reise eine reise nach Frankreich gemacht'
und namentlich Paris gesehen. Was sein äußeres betriflft, so
zeigt ihn sein noch vorhandenes bildnis als einen schönen, statt-
lichen jungen mann von 27 jähren. Gelehrte bildung besaß er
nicht; wenigstens sein latein kann nicht weit her gewesen sein,
und er selbst spricht mit rühmlicher bescheidenheit von seiner
seichen (seichten) gelehrsamkeit. Aber bei seinen glücklichen
naturanlagen und seiner sehr gesunden beobachtungsgabe ist er
zum reisen wie gemacht und weiß lebendig darzustellen. Frei-
lich gilt von seiner Orthographie und seinem styl so ziemlich
alles, was in dieser beziehung über Kr äfft bemerkt werden
musste. Was namentlich den styl betriflft, so sind anacolutha,
constructiones ad sensum und andere Wunderlichkeiten, beson-
ders unvollständige , übrigens meist leicht zu ergänzende sätze
etwas sehr häufig vorkommendes. Manches derartige mag auf
478
die eile der aufzeichnung in der fast tagbuchmäßig gehaltenen
beschreibung zurückzuführen sein. Man kommt jedoch über
diese mängel nach einiger Übung leicht hinweg. Wenigstens mir
ist es so gegangen. Denn als ich, ohne zweifei in folge der ver-
öflfentlichungen über Kiechels reisen im morgenblatte des Jahres
1819, vor 20 Jahren durch hohe auctorität aus Rußland veran-
lasst worden war, mir das originalmanuscript der reise von der
damaligen Verwaltung der Kiechelstiftung zu erbitten, um von
allen auf Rußland bezüglichen stellen abschrift zu nehmen,
fesselte mich die lesung derselben in dem grade, dass ich damals
schon eine fast vollständige abschrift nahm. In der hauptsache
nun ist es eben diese handschrift (A) von 545 folioseiten, ohne
zweifei das autographon des Verfassers, von der jetzigen Ver-
waltung mir freundlich wieder mitgetheilt, welche der gegen-
wärtigen Veröffentlichung zu gründe liegt. Es ist damit aber
weiter verglichen worden eine früher auf der hiesigen stadt-
bibliothek, nun auf der königlichen hof- und Staatsbibliothek zu
München als Cod. germ. 1272 befindliche und mir von dort be-
reitwilligst mitgetheilte handschrift (B) von 441 folioseiten,
welche, im jähr 1659 geschrieben, zwar in der Orthographie
schon vielfach modernisiert ist, aber für richtige lesung des oft
schwer zu lesenden und namentlich bei eigennamen und fremd-
wörtern fast nicht zu entziffernden Originals sehr dienlich war.
Außerdem aber hat diese handschrift (B) noch ein sehr genaues
alphabetisches verzeichniss aller in der reisebeschreibung vor-
kommenden Ortsnamen, welches eine gewiss willkommene bei-
gäbe des Werkes bildet und zu diesem zwecke von mir nur in
betreff der Seitenzahlen abgeändert werden musste. Eine dritte,
hier im Privatbesitz befindliche handschrift (C) von 431 folio-
seiten gewährte nur in einigen wenigen fällen eine ausbeute und
hat sich viele abkürzungen, Umschreibungen und dergleichen
erlaubt.
Der dialekt des Verfassers ist durchaus der schwäbische oder
vielmehr specifisch ulmische, wie bei Krafft, ja in gewisser be-
ziehung in noch höherem grade, so dass er z. b. nicht blqß das
wörtchen „nun" auch im sinne von „nur" gebraucht, wie dieß
aus der gleichen ausspräche der beiden wörtchen bei dem ülmer
ganz erklärlich, sondern auch „sue" nicht bloß für „sie" sondern
479
auch für ^sich" schreibt. Überhaupt erinnert er in der von ihm
beliebten anwendung des ü statt i häufig an den bekannten
Zwückauer des Kladderadatsch. Auch an eigenthümlichen Wort-
bildungen und eigenthümlichen Verwendungen gewöhnlicher worte
ist er nicht arm. Zu den letztern dürften als euphemismen na-
mentlich „sich verhindern" (s. 61) und „sich beweinen" (s. 332)
zu rechnen sein. Unter den suevismen sind aber mitunter so
starke, selbst im schwäbischen und ulmischen volke jetzt nicht
mehr verständliche , dass ich dem leser glaubte im nachfolgen-
den einigermaßen nachhelfen zu sollen. Alle hierauf bezüglichen
erläuterungen haben keine weitere bezeichnung, während bei
fremdwörtem immer die quelle, aus welcher sie stammen, an-
gegeben ist. Die häufige anwendung von fremdwörtem aber er-
klärt sich bei unserm Verfasser nicht allein aus der zu jener zeit
in Deutschland schon sehr um sich greifenden sprachmengerei
im allgemeinen, sondern ins besondere noch aus seinem lang-
jährigen aufenthalt in fremden ländem, und sichtlich geht bei
ihm art und maaß der Verwendung fremden Sprachmaterials
band in band mit seinem jeweiligen aufenthalte in dem einen oder
andern lande. Fremdwörter, welchen der Verfasser die bedeutung
im texte selbst sofort beifügt, oder welche man sonst als ziem-
lich allgemein bekannt annehmen darf, glaubte ich in den nach-
folgenden erläuterungen in der regel nicht behandeln zu sollen;
doch bescheide ich mich gerne, in dieser beziehung sowohl, als
auch in der aufnähme der suevismen je nach dem subjectiven
maaßstabe des einzelnen bald zu viel, bald zu wenig gethan,
auch manches vielleicht übersehen oder nicht ganz richtig er-
klärt zu haben.
S. 1 und lOSMartinisten. Ich habe vergeblich in kirchen-
historischen werken nach der bedeutung des wertes gesucht; nach den
Zusammenhang können aber nur Lutheraner gemeint sein.
S. 13 schlun; B hat schollen (eine art von fischen).
S. 19 feede, wohl = fede, ital., pass, ausweis, im sinne von
beglaubigung.
S. 24 pflitschpfeil, aus dem französischen fleche, pfeil.
S. 32 ein zeit, jetzt der zelter,passgänger, vom holländischen tel.
S. 37 sarsch, wollenzeug mit leinen oder sei de vermischt, aus
dem lateinischen sericum.
480
S. 53 ramen = rader, im niedersächsischen reem, das mder
(remus).
S. 63 jag, schwedisch jaga, ein leichtes, schnelUanfendes ge-
förth, wie Jacht, ein schnellhiafendes schiff.
S. 73 kuechen, die hacken am schütten.
S. 76 weywittre, von wehen, also weh = windwetter = than-
wetter.
S. 81 die sikk (das wort ist ahgekflrzt geschriehen) wohl die
senche, sucht, von siech = krank.
S. 88 höllig = haellig und hellig, so viel als lechzend, matt.
S. 91 husacken so viel als mantel; gehört zu häs.
S. 93 spoekh hedentet gepflasterter weg.
S. 101 coless = kalesche.
S. 103 feim = faum = schäum.
S. 110 geflönet = geflüchtet.
S. 123. 343. 356 und öfter kreitt, gerait, kreidt bedeutet
gerade, genau.
S. 126 wahrwölf, wehrwölfe, von dem altdeutsch, war =
mann, also mann« oder menschenwölfe.
S. 157 pergatin und fustigallea. Beides arten oder theile
von schiffen: das erste ist bergan tino, ital. = jagd- oder raubschiff,
jetzt: brigantine; das andere entweder = fusta, raubschiff, oder
Yon fusto, stamm, schaft, also = schiffsrumpf.
S. 161 föhem = veh, feines pelzwerk.
S. 170 dorschen, fackeln, vom ital. torcia, fackel.
S. 181 huerten, nach J. Grimm und Pfeiffer (im LH band,
l.heft s. 67 der Sitzungsberichte der kaiserlichen akademie der Wissen-
schaften) von dem althochdeutschen hinran locare, leihen, verleihen,
miethen.
S. 183 scruricnm und 207 seruricum ist offenbar chirur-
gum.
S. 184 foraschiten, nach dem zusammenhange wahrscheinlich:
rauher: wohl von foraggiare, furaschiren.
S. 185 burasca = borasca, ital. Sturmwind.
S. 190 caroba v^A^charub, arab. der johannisbrodbaum.
S. 190 scoporirt und s. 220 scoprirten von scoprire, ital.
entdecken.
48t
S. 195 corwatsch, schwedisch karbas, lederne peitsche,
jetzt: karbatsche.
S. 196 genng, ungeschliffen, widerspenstig.
S. 204 badakh = patacca oder pattacone, ital. der name des
spanischen thalers.
S. 261 bontscheroni und bardassi: das erstere = bucarone,
sodomit; das andere bardaissa, puer corporis copiam faciens, ist sicher-
lich aus 7ratSspa<7T7ic entstanden = päderast.
S. 215 Uts.chelino, der eigenname des calabresischen renega-
ten, welcher 1586 als türkischer admiral starb.
S. 215 pravirten und wieder s. 320 braver, franz. trotzen,
tibermüthig behandeln.
S. 229 salzizoni = salsiccione, ital. = brat- oder knackwurst.
S. 242cassac = casacca, ital. leibrock.
S. 244trincket = trinchetto, das vordersegel.
S. 251 gommena = gomona, ital. ankertau.
S. 256 musentreft, mit flecken bedeckt.
S. 256 carowatschari (^f^ ü^^/^ carvanserai.
S. 257 fugazi = fugaccia, ital., ein dünner kuchen.
S. 264 gaver ilS^kafir, ungläubigeij,
S. 265 geknozet, gequetscht.
S. 267 cazo und culo. Obscön; der sinn = vorne und hinten.
S. 267 scharsach, scheermesser.
S. 268 mennte wahrscheinlich turcisirung des ital. manto, mantel.
S. 268 galmn (j\jlä3 kaftan, türk. staatsrock.
S. 269 muccri (CaVSCo mukari, säum- und reitthiervermiether.
S. 269 fasen, borten, einfassung.
S. 275 Caloyros, KaT-oyTipo;, der allgemeine name griechischer
mönche im mittelalter, besonders älterer.
.. '^ *
S. 278 scherbet, unser sorbet, arab. äv3 J*;, mit eis abge-
kühlte und mit ziicker versüßte fruchtsäfte, dann getränk überhaupt;
unser syrup ist durch Vermittlung des ital. sciroppi daraus entstanden.
f y f y
S. 278 bösen aus »Ao busa oder U^, eine art weißbier, aus
hirse oder mais.
Kiechel. 3 1
482
S. 281 SQbaschi ^^\j^ eigentlich cantonschef, türkisch and
persisch.
c c
./. /
S. 281 zimiterra, türk. und pers. u^Cx^jÜjj schimschir, ital. sci-
mitarra, degen, schwert.
S. 283 büsikan {^^^J^ basdoghan türkisch und ungarisch,
Streitaxt.
S. 284 bolacki tschauschi /jjuLaI^ ^^^ ^^^ ^^^^ eine
schaar gesetzte tschausch , hofmarschall, türkisch , oder vielleicht aus
dem türkischen ^«srujlj
S. 285 capara S.j\jb kefaret, lösegeld, arabisch, oder aus
BjVÄ^chafara, geleitsgeld an die regierung oder irgend einen stamm-
häuptling für Sicherheit der Straßen.
S. 289 buratscha = boraccia, ital. lederne reiseflasche.
S. 293 argnmiert vom italienischen argomentare, schließen.
/ c /
S. 294 sandiaco OtsriAAM türkischer regierungsdistrikt und
dann der gouverneur eines solchen.
S. 314dockiren vom italienischen toccare, franz. toucher, be-
rühren.
S. 315 ru, ru der imperativ des vulgärarabischen j^fj, räch,
weggehen, also: hinweg, fort!
S. 318 coutz, (jjjl\5, kods, die heilige (stadt) = Jerusalem,
arabisch.
S. 324 truscos, die Drusen.
S. 327 nolo, italienisch miethgeld, fracht.
S. 328 malora, italienisch unglück, Verlust.
S. 328 carmosal adj. rel. von Camusa = Famagusta, daher
nach Famagusta gehörig.
S. 332 zucca, italienisch flasche.
S. 333 scoy, italienisch scogli, klippen.
S. 340 tschurma, arab. -»^ tscharm, plural. e*^^ tschu-
rum, die größern nilschiffe, noch heute so genannt.
S. 347 tschamberluc aus dem persisch - türkischen ^j.^^
483
ein am die stirn gewundenes kopftach, das bis zu den fußen herab-
reicht.
//
S. 345 gemmia, ^^^^J Jemen, Arabia felix.
S. 360 forest iri, forestiöre, der fremde.
S. 362bletta, platte fahrzeuge, schiffe.
S. 370 buttani, italienisch puttana, hure.
yy o/
S. 375 ente flus, (jjjAs vJ>^i ^^^ fulus, arab. = du (gib)
geld her! oder aus /vwJli >»rT ati fulus, gib geld her.
S. 379 halla mavis flus (v^Jii /jm» ^Sj^ Lc ^Ol3 billah
ma fihi schal fulus, neuarabisch: bei Gott, nicht ist hier irgend
geld.
S. 380 fazolet, ital. fazzoletto, schnupftuch.
S. 385 butarga, ital. buttagra, der am rauch oder wind ge-
dörrte rogen eines fisches.
S. 390 gloch, die zeche; eigentlich das gelage.
S. 392 meers, hoUänd. mars, mastkorb.
S. 394 orsa, ital. orzare, segeln.
S. 395 halla halla haila hilila, arab. ^)Jf Sf 2Jjf ^ la ila
illa allah, es ist kein Gott, außer Allah (der anfang des muhammeda-
nischen glaubensbekenntnisses).
S. 395 calvat, ital. calfattore, der schiffsflicker.
S. 396 monsulman, Am^jq moslim, der gläubige (Muhamme-
daner); aus dem plural raoslimin wurde das französische musulman,
daraus das deutsche: Muselman.
S. 402 weche, die weichen, lenden.
S. 406 Stambour, Stambul, Istambul (aus dem griechischen:
ei; Tocv tüoXiv) , Constantinopel.
S. 406 perma, türk. 25^^ > pereme, gondel.
S. 406 scrinani, ital. scribano, Schreiber.
S. 412 Schnecken, Wendeltreppe.
S. 412 atmenam, arab. türk. yfOoyo Of atmeidan, der hip-
podrom , der gröste öffentliche platz Constantinopels.
S. 416 fisier, arab. türk. ^ Aä wezir, der großvezier.
484
S. 417 bödesten, ^\XuuüO bedestan, forum reginm, großer
öffentlicher (markt-) platz.
S. 417 bona roba, ital. buona roba, gnte waare.
S. 423 a la circa, aus der lingua franca alla cerca, zur
durchsehung, nämlich nach verbotenen ausfuhrartikeln.
S. 433 sporco, ital. unsauber.
S. 433 forco, ital. gabel und galgen.
S. 437 cabretti, ital. capretti, junge ziegen.
S. 438 conziren, ital. conzare, beräuchern.
S. 440 mago abgekürzt, entweder aus magistrato oder magnifico.
S. 442 a la berenta ist das labyrinth.
S. 447 spia, ital. ein spion.
S. 451 parceneuole wahrscheinlich verdorben ans barcaruolo
oder barcaiuolo, der schiffer.
S. 453 paga, ital. sold.
S. 453 pedoci, ital. pidocchio, laus.
S. 454 soty, wohl zusammenhängend mit dem französischen sot,
thor, einfaltspinsel.
S. 463 bolita, ital. bolletta, zettel (als obrigkeitlicher ausweis).
Ulm, November 1866.
K. D. Haßler.