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Full text of "Die Reisen des Samuel Kiechel. Aus drei Handschriften"

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BIBLIOTHEK 


DES 


LITTERARISGHEN    VEREINS 


IN  STUTTGART. 


LXXXVI. 


STUTTGART. 

OEÜSTTOKT  Auf  KOS'IBN  DES  LITTBBABISCHEN  VEBEIKS. 

1866. 


ab*J^^  ^ 


PßOTECTOR 
DES  LITTERARISCHEN  VEREINS  IN  STUTTGART: 

SEINE  MAJESTÄT  DER  KÖNIG. 


VERWALTUNG: 


Präsident: 


Dr  1.  T.  Keller,  ordentlicher professor  m d^r  fc.  uiiiverßitä*  iaTtibingeit, 

Kassier: 
Professor  DrKommerell,  vorstand  der  realschule  in  Tübingen. 

Agent: 
Fues,  buchhändler  in  Tübingen. 


GESELLSCHAFTSAUSSCHUSS : 

Oberstudienratb  Dr  Haßler,  conservator  der  vaterländischen  kunst- 

und  alterthumsdenkmäler  in  Ulm. 
Dr  Holland,  außerordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in 

Tübingen. 
Obersthofmeister  W.  freiherr  v.  Holtz  in  Alfdorf. 
Dr  G.  V.  Karajan,  vicepräsident  der  k.  akademie  in  Wien. 
Dr  E.  V.  Kausler,   vicedirector  des  k.  haus-  und  Staatsarchivs   in 

Stuttgart. 
Dr  Klüpfel,  bibliothekar  an  der  k.  Universität  in  Tübingen. 
Dr  0.  V.  Klumpp,  director  der  k.  privatbibliothek  in  Stuttgart. 
Dr  Maurer,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  München. 
Dr  Menzel  in  Stuttgart. 

Dr  Simrock,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Bonn. 
Dr  Wackernagel,  ordentlicher  professor  an  der  Universität  in  Basel. 
Dr.  Waitz,  ordentlicher  professor  an  der  k.  Universität  in  Göttingen. 


DE  REISEN 


DES 


SAMUEL    KIECHEL 


AUS  DREI  HANDSCHRIFTEN 


HERAUSGEGEBEN 


VON 


Dr  k.  d.  haszleb. 


STUTTGART. 

OEDBüCKT  AUF  KOSTEN  BES  LITTEBABISCHEN  VEBEINS 

NACH    8ESCHLUSS   DES   AU8S0HV8SE8   TOM  MAt   1866. 

1866. 


»ftUCR   TO«   L.   r.   ^R8   IM   TÜBINOBM. 


1 


Kurzer  Bericht  unnd  Beschreibung  meiner 

SAMUEL  KIECHEL  VON  ULM  GETHONEN  KEYS  VON  23  MAY 
des  1585  jars  büs  uff  ultimo  Juny  anno  89  erstlich 
von  Ulm  u8  nach  dem  königreich  Beheim  und  dann 
fortan  in  andere  königreich,  lanndt  und  stött;  vol- 
gendts  die  reüs  von  Yönedig  aus  nach  dem  heüligen 
landt  gen  Jherusalem  durch  Samariam,  Galileam, 
durch  das  königreich  Syriam,  Halepo,  Cipro,  Ägipten, 
zu  sant  Catharina  oder  uf  denn  berrg  Synai,  ittem 
in  das  königreich  Candiam,  nach  Rhodis  neben  andern 
insuln  d(BS  Arcipelagi,  wie  auch  nach  Constantinopoli 
unnd  mer  ortenn  inn  Leyanntte,  wölche  ich,  gott  zum 
höchsten  gedanct,  glicklich  durchzogen,  verriebt  und 

zum  ende  gebracht  habe. 

An  dem  23  May  gemeltes  85  jhars,  wölches  wahr  ein  son- 
tag,  reüset  ich  von  Ulm  hinwegg  und  gab  mür  mein  bruder 
neben  andern  guten  freinden  das  gleidt  büs  gehn  Gentzburg, 
aldo  wür  müt  einander  zu  morgen  gessen  und  unns  geletzt  haben, 
als  dann  ich  auch  meinen  abschidt  von  ihnen  genommen  und 
nach  müttag  uff  einen  flos  gesessen,  wölcher  flosman  mütt 
nammen  Marte  Glonz,  der  hatte  nun  allerley  volckh  uff  dem 
selbigenn,  als  wüdertäuffer,  Jesuitten,  Martinisten  und  Papisten, 
auch  allerley  handwercksburst  und  frauen,  wüe  sich  dann  aller- 
ley gesind  versamlet,  und  fuehr  der  flos  noch  desselbigen  tags 
gehn  Dillingenn.  Ich  aber  stüge  zu  Laugingen  aus  umb  willen, 
das  meine  1.  elterm  aldo  wahren,  und  blib  denselbigen  abent 
do,  und  ist  von  Ulm  gehn  Laugingen  4  meyl,  dem  pfalzgraven 
von  Neuburg  gehörig. 

Volgenden  taag  als  denn  24  gemeltes  mohnats  des  morgens 
früeh  nam  ich  verlaubnus  von  gedachten  meinen  elterm  unndt 
rayset  nach  Hochstött,   aldo  ich  denn  flos  wüder   erreichet, 

Kiechcl.  1 


1 


fuehren  uff  das  morgenn  essenn  gefau  Thonauwerdt;  volgendts 
nach  müttag  gehn  Neuburg,  doselbst  pfallzgraf  Philips  Ludwüg 
hoof  holt;  ist  von  Laugingen  dohinn  7  meyl. 

Denn  25  düto,  welches  wahr  der  tag  ürbani,  fuehren  wür 
uff  das  morgen  essen  gehn  Inglstatt,  dem  herzog  von  Beyern  der- 
zeütt  zustöndig,  düsen  wüe  auch  volgenden  26  tag  lag  ich  aide 
stüll  in  des  Iheronimus  Satlers  herberg  und  lües  denn  äos  fah- 
ren, umb  willen  sich  allerley  selzamer  hendel  zuetrügen  müt 
schlagen  unndt  raufen.  In  gemelter  statt  hat  es  ein  universitet; 
ist  von  Neuburg  3  meyl.  Denn  27  düto  des  morgenns  früeh 
fuehr  ich  uf  einem  Regespurger  schiff  hünweg  und  kam  desselbi- 
gen  tags  gehn  Regenspurg,  wölches  ein  statt  des  reichs,  aldo 
ich  volgenden  28  stillgelegen,  büs  ich  nach  gelegenheüt  tracht, 
weitter  zu  kommen;  und  ist  von  Englstatt  gehn  Regespurg 
9  meil. 

•Denn  29  düto,  am  tag  Wilhelmi,  reüset  ich  von  Regenspurg 
hünwegg  und  nam  meinen  weeg  uff  düe  obere  pfalz,  kam  uf  düe 
nacht  gehn  Amberg,  wölches  düe  hauptstatt  in  gemelte  oberrn 
pfalz  und  under  dem  churfürsten  von  Heüdlberg;  lag  also  denn 
30,  wölches  wahr  der  heilig  pfingstag,  denn  halben  tag  do  stüll, 
aldo  ich  gottes  wort  gehört  und  noch  denn  gemelten  30  nach- 
mittag von  do  hünweg  und  kam  uf  düe  nacht  uf  ein  einöde  oder 
einzige  herberg,  zur  Schindhitlen  genant,  wölche  herberg  denn 
namen  nicht  umbsonst  hat,  denn  wehnig  do  zum  hosten  vorhan- 
den wahr.  Als  ich  nun  von  Amberg  ohngevar  ein  meil  wegs 
kahm,  traf  ich  einen  hotten  von  Praag  ahn,  so  am  hinein  züehen 
wahr,  müt  wölchem  ich  fort  ruckte;  und  eh  das  wür  uf  das 
nachtlager  kamen,  trafen  wüer  einen  mönch  an,  der  auch  unsers 
wegs  zöge,  welcher  sich  bey  Riedlingen  aus  einem  closter  her 
nennet:  also  wür  das  nachtleger  beysamen  in  gemelter  Schind- 
bitten  hatten ;  und  ist  vonn  Amberg  4  meyl. 

Denn  31  und  lotsten  düsmonatsreyseten  wür  drey  morgenns 
früeh  von  do  hünweg,  kamen  uff  das  morgen  essen  in  ein  fleckhen 
genant  Schettenbach,  hart  am  behmerwaldt  gelegen,  und  nachmit- 
tag zogenn  wür  müt  einander  durch  denn  böhmer  waldt,  wölcher 
bey  drithalb  meyl  wehret;  kahmen  uf  die  nacht  in  offnen  fleckhen 
oder  marckt,  Frauenburg  genant,  uf  der  andern  seitten  des  waldts, 
wahren  aller  müed  und  büs  uf  die  haut  nass,  dann  es  von  dem 


morgen  an  büs  zum  abendt  nicht  ufhört  zu  reegnen.  Und  ist 
von  vorgemelter  Schindhitten  büs  gehn  Frauenburg  5  meyl. 

Denn  ersten  tag  Juny  stundt  ich  des  morgens  frü^  auf, 
mich  uf  denn  weeg  zu  machen,  aber  der  münch  hatte  nicht  lust, 
düe  nassen  kleider  wüderum  anzuzüehen,  zu  dem  beclagt  er  sich, 
er  hette  nicht  gelt,  denn  würt  zue  befridigen,  also  das  ich  ihne 
verlassen  und  müt  dem  hotten  fort  zöge;  kamen  desselbigen 
tags  gehn  Pylsen,  ein  statt  im  königreich  Beheim,  und  ist  von 
Frauenburg  dohün  6  meil. 

Denn  andern  düs  verlües  ich  denn  hotten,  traf  einen  bur- 
ger von  Pilsen  an,  welcher  miit  seinen  hausfrauen  gehn  Prag 
fuehr ,  der  nam  müch  zu  sich  uf  seine  gutschen  und  fuehren  des- 
selbigen tags  gehn  Beraun,  ein  stättlen  in  Behmen,  aldo  wür 
yber  nacht  hüben;  von  Pilsen  7  meil. 

Denn  3  düs  reyseten  wür  von  do  früeh  hünweg  und  kamen 
auf  das  morgen  essen  gehn  Praag,  wölches  düe  principal  statt 
im  köhnigreich  Beheim,  aldo  auch  der  zeüt  kais.  Maiestät  hoof 
holt;  ein  alte  und  sehr  grosse  statt,  durch  wölche  ein  flüesendt 
wasser,  so  düe  deine  seytten  (auf  wölcher  ihr  Majestät  palatium) 
und  die  alte  statt  von  ein  ander  scheidet,  düe  Mult,  genannt, 
yber  wölches  wasser  ein  herliche  steinerne  bruckhen  müt  vilen 
Jochen  erbauett.  Aldo  ist  zu  sehen  der  Betschin,  das  keyserliche 
palatium,  darinnen  under  ander  anderm  ein  herlicher  groser  sahl 
von  gewaltigem  gebey  der  brcytte  und  lenge  halber,  doch  düe 
bogen  der  höche  und  weytte  nach  sich  so  ferm  einer  zu  dem 
andern  erströckt  ohne  einige  pfeyler,  so  dozwischen,  sondern 
als  breüt  der  saal  ist,  begreifft  ye  ein  bogen  den  andern. 

Ittem  düe  kürch,  in  wölcher  ihr  Majestät  pflegt  mess  zu 
hören,  so  auch  hart  am  palatio,  in  wölche  ihr  Majestät  auf  einem 
gang,  so  büs  dohin  gemacht,  gehn  khan;  aldo  ich  ihr  Majestät 
gesehenn«  Femer  ist  auch  wol  zu  sehen  der  oder  düe  stallung, 
in  wölcher  mancherley  schöne  pfert,  als  türckhische,  napölitani- 
sche,  spanische  und  andere  mehr  gesehen  werden. 

Ittem  ihr  Majestät  lust-,  wüe  auch  usserhalb  der  statt  bey 
einer  halbenn  stundt  wegs  der  thüergarten ,  wölcher  sehr  weüt 
müt  einer  mauren  umbheer  begriffen,  und  müt  vilerley  gewildt 
besezt,  drinnen  ein  holz  müt  vilen  bömen,  schöne  und  lustige 
matten,  neben  einem  deich  oder  weyer,  dovon  das  gwild  zu 

1* 


trinckhen  hat,  auch  am  inngang  desselbigen  ein  schön  lusthaus. 
Sonsten  ist  gemelte  statt  durchaus  nicht  beföstigt,  wöder  von 
mauren,  pasteyen  noch  graben,  und  würt  düe  alt  statt  mehr 
von  Juden  bewont.  Mein  herberg  hat  ich  uf  der  deinen  seytten, 
zur  zuckherbacherin  genannt,   doselbsten-  ich   stillgelegen  von 

4  bis  7  düs,  und  ist  von  Beraun  jgehn  Praag  3  meyl. 

Denn  7  düs  reyset  ich  nachmüttag  zu  gutschen  von  do  hün- 
weg  in  gesellschafft  eines  nüderlendischen  mahlers  undkochs; 
kamen  düeselbige  nacht  in  ein  stättlen  in  Behmen,  Budin  ge- 
nant; von  Prag  dohün  5  meyl. 

Denn  8  düs  des  morgens  früeh  hinweg,  kamen  uf  das  mor- 
gen essenn  in  ein  stättlen,  Aussig  genant,  an  der  Elb  gelegen, 
aldo  sehr  gute  wein  wöchst,  under  andern  Weingarten  hart  an 
der  Elb  ein  berg,  uf  wölchem  der  hoste  wein  wechst,  so  in  dem 
königreich  Beheim  gezogen  würt,  der  dan  jhärUchen  ihr  Mat. 
gehn  hoof  gefüert  würt.  Uf  düe  nacht  kamen  wür  in  ein  offnen 
fleckhen  oder  dorf ,  so  auch  noch  behmisch,  Peterswaldenn  ge- 
nant, ist  von  Budin  6  meil. 

Denn  9  düs  von  do  früeh  hünnwegg  und  kam  uff  denn  müt- 
tag  gen  Dresden,  ein  statt  im  landt  zu  Meüssen,  aldo  auch  der 
churfürst  von  Sachsenn  hoofhölt,  ein  deine  aber  sehr  veste  wol- 
erbaute,  schöne,  lustige  statt  müt  schönen  geraden  und  weytteu 
Strassen,  und  düe  heyser  in  gemein  von  steinen  erbauet.  Aldo 
leeft  ein  wasser  durch,  genant  die  Elb,  yber  wölche  ein  schöne, 
zührliche,  von  stein  erbaute  bruckhen,  wölche  beede  stött  als 
alt  und  neu  Dresden  von  ein  ander  scheidet,  dan  düe  alte  statt 
nicht  müt  in  den  rinckhmauren  begriffen;  lag  zu  der  herberg  uf 
dem  marct  zum  gülden  rüng.  Ist  solches  zeüghaus  sonderlichen 
wol  zu  sehen,  dann  es  von  denn  schönsten  und  wolgerüsten 
eines  in  Teütschlandt  ist.     Von  Peterswaiden  gehn  Dresden 

5  meil. 

Denn  10  düs  reyset  ich  in  vorgemelter  gutschen,  domüt  ich 
von  Prag  ab  kam,  nun  allein  des  morgens  früeh  von  do  hünweg 
und  kam  uf  das  morgen  essen  in  ein  stättlen ,  Meüssen  genant, 
dovon  das  land  etwan  seinen  namen  hat.  Und  auf  düe  nacht 
kam  ich  in  ein  ander  stättlen,  Oschaz  genant,  ist  von  Dresden 
dohün  7  meil. 

Denn  1 1  düs  von  do  hünweg  kam  uf  denn  müttag  in  ein 


stättlen,  Würzen  genant,  auch  im  landt  zu  Meüssen  gelegen, 
aldo  es  ein  büstumb.  Auf  dem  abendt  kam  ich  gehn  Leipzig, 
wölche  statt  auch  dem  churfürsten  von  Sachsen  gehörig,  ein 
schöne,  wol  erbaute,  lustige  statt,  aldo  auch  zimliche  handtir- 
rung,  sonderlichen  wegen  der  märet  oder  messe,  derer  es  ihm 
jhar  drey  gilbt  ,^  in  gemelter  statt  hat  es  ein  universitet;  und  ist 
Ton  Oschaz  gehn  Leipzig  6  meil. 

Denn  12  düs  reyset  ich  gehn  Hall  in  Sachsen,  ein  sehr 
schöner  und  lustiger  weeg,  in  welcher  statt  der  brenn  von  sau- 
rem wasser  zu  sehen,  dorus  mann  das  salz  seudt;  ein  Stadt  von 
sehr  altem  gebey,  lauft  ein  fliesendt  wasser  fiirbey,  heist  düe 
Saal,  düe  da  geh  zulaft  und  vil  schaden  thut;  doselbsten  holt 
der  administrator,  des  churfürsten  von  Brandenburg  herr  söhn, 
hoof ;  und  ist  von  Leipzig  gehn  Hall  5  meil. 

Denn  13  düs  von  Hall  wüderomb  zu  rückh  gen  Leipzig 
5  meyl. 

Denn  14  und  15  noch  aldo  stüllgelegen,  büs  ich  gelegenheit 
bekam,  fürter  zu  kommen. 

Denn  16  düs  reysete  ich  von  do  müt  einem  schlesischen 
hotten  hünwegg,  kamen  auf  düe  nacht  in  ein  stättlin,  Düeben 
genant,  noch  in  dem  landt  zu  Meissen  gelegen,  an  wölchem  ein 
flüessend  wasser  fiibei  leeft,  düe  Mül  genant;  es  hatte  denn 
halben  tag  ober  starckh  geregnet,  das  ich  aller  nass  war,  und 
must  müch  düe  nacht  uf  dem  stro  behelfen;  und  ist  von  Leipzig 
dohün  4  meyl. 

Denn  17  düs  lag  noch  aldo  stüU  büs  uf  denn  müttag,  dann 
es  düe  ganze  nacht  wüe  auch  des  morgens  noch  regnete.  Als 
nun  solches  wetter  ein  wehnig  fürbey  kam,  macht  ich  müch  von 
do  hinwegg,  zog  noch  des  tags  gehn  Wüttenbergs,  ein  unliebMch 
weeg,  dann  es  von  gemeltem  stättlin  auf  3  meil  wegs  wäldt  und 
hölzer  hat.  Dise  statt  ligt  im  landt  zu  Sachsen,  aldo  auch  ein 
universitet,  nachent  an  der  Elb  gelegen,  yber  wölche  ein  hilzerne 
bruckhen,  uflf  wölcher  fuesgehende  wüe  auch  reüttende  personen 
zollen  müessen;  in  diser  statt  stillgelegen,  denn  18  und  19  düs, 
und  ist  von  Düeben  hieher  4  meil. 

Denn  20  düs  nach  müttag  reüset  von  do  hünweg  und  kam 
uf  düe  nacht  gehn  Zörbst,  ein  statt,  dem  herzog  von  Anhalt 
gehörig,  ohngevehr  ein  halbe  stundt  von  der  Elb  gelegen,  aldo 


gutt  büer  gebrauen  würt;    und   ist  von  Wüttenberg   hieher 
6  meil. 

Denn  21  das  des  morgens  früeh  Ton  do  hünwegg  nnndt  kam 
uff  den  müttag  gehn  Meüdenburg,  wölcbes  ein  statt  ist  des 
reichs,  ein  sehr  veste  nnd  mechtige  statt  an  der  Elb  gelegenn, 
wölche  hart  an  der  statt  mauren  eins  theils  hünleft,  und  ist  der 
ein  theil  düe  alt,  der  ander  theil  düe  nejstatt  genant;  aldo  auch 
ein  stattlich  stifft,  bün  auch  denn  22  do  stüllgelegen,  und  als 
ich  vernommen,  wüe  D.  Jeorgius  Miller,  gewesene  superendent 
in  Augspurg,  aber  der  zeütt  vom  churfiirsten  von  Sachsen  ange* 
nommen,  denn  24  düs  monats  zu  Wüttemberg  sein  erste  predig 
thuen  solle,  zöge  ich  desswegen  zurück  wüderomb  gehn  Wüttem* 
berg;  ist  von  Zörbst  dohünn  5  meil. 

Denn  23  Juny  macht  ich  mtich  des  morgens  früeh  am  thor 
hünwegg  und  nam  einen  hotten  von  do  müt  mür  und  kam  uflF 
denn  müttag  gehn  Zörbst,  aldo  ich  denn  hotten  verlü^,  dann 
er  zimlich  alt,  das  er  müer  nicht  mehr  volgen  kondte;  nam 
einen  andern  mann  müt  mür,  das  ich  noch  desselbigen  abents 
gen  Wüttemberg  kham;  ist  wie  vor  gemeldet  von  Wüttemberg 
gehn  Maydenburg  1 1  meil. 

Denn  24  düs  lag  ich  aldo  stüll,  wölches  wahr  der  tag  Jo- 
hannis  des  täuffers,  that  gemelter  D.  Miller  des  morgens  in  der 
pferrkürchen  sein  erste  predig,  bey  welcher  sich  ein  grosse  an- 
zal  volcks  versamlete,  umbwillen  yedermann  in  der  statt  in 
böreu  wolte. 

Denn  25  düs  reyset  ich  müt  einem  fuehrmann  auf  seinen) 
wagenn  in  vermeinung  nach  Berlin.  Do  er  aber  ohngevahr  uf 
ein  halb  meil  von  der  statt  kam,  ward  der  weeg  zimlich  bös, 
weyl  es  sehr  geregnet,  schwam  der  sandt,  dass  düe  pfert  denn 
wagen  nicht  fortziehen  weiten;  also  er  wüder  zuruckh  in  düe 
statt  fuehr,  muest  also  nach  anderer  gelegenheit  trachten,  fort 
zu  kommen,  bekam  einenn  polnischen  gutscber  von  Posenn,  der 
am  zurückfahren  wahr  und  doch  nichts  deutsch  kondte,  und 
kam  desselbigen  tags  noch  in  1  stätlin,  Bremen  genant,  in  der 
marckh  gelegenn  under  dem  churfürstenn  von  Brandenburg;  ist 
von  Wüttenberg  dohünn  4  meyl. 

Denn  26  düs  am  morgen  frueh  faehr  ich  müt  gemeltem 
gutscher  von  do  hünweg  und  kam  desselbigen  tags  gehn  Berlin, 


aldo  gemelter  churfürst  von  Brandenburg  hoof  holt,  wölche  statt 
in  zwei  theil  getheilt  und  zwen  underschidliche  nammen  hat. 
Dann  ohngevar  zue  mütten  ein  wasser  durch  düe  statt  left, 
. doner  der  ein  theil,  do  das  schloss  stöhet,  Colin  an  der  Spray  ' 
genant  würt  nach  dem  wasser,  und  der  ander  theil  Berlin;  ist 
von  Brexen  dohin  8  meyl. 

Denn  27  düs  nachmüttag  umb  vesper  zeüt  reyset  ich  von 
do  hinweg  und  kam  uff  düe  nacht  in  ein  stättlin,  Spandau  ge- 
nant, aldo  der  gedachte  churfürst  eine  schöne  vöstung  gebaut, 
an  wölche  zwey  fliessende  wasser  hünlauffen:  uff  der  einen  seyt- 
ten  düe  Spray,  auf  der  andern  düe  Haagl  genant;  disen  tag 
jward  eben^jarmarct,  das  ich  wegen  vile  des  volckhs  nicht  wol 
under  kommen  mochte,  muest  müch  düe  nacht  uff  dem  stroh 
behelfen;  ist  von  Berlin  gehn  Spandau  2  meil. 

Denn  28  düs  des  morgens  früeh  traf  ich  einen  krepsman 
ahn,  so  nach  Hall  umb  salz  fahren  wolte;  der  hatte  ein  dein 
weglichen  neben  einem  pfert,  als  do  im  landt  sehr  gebreichig: 
dann  der  weeg  gut  und  eben  ist.  So  befunden  sich  auch  leütt, 
wölche  müt  schüebkärlin,  so  nun  ein  radt  haben,  hün  und 
wüder  reysen,  dorinnen  süe  salz,  körn  undt  anders  zu  füehren 
pflegen;  fuehr  also  mein  krebsman  des  tags  gehn  Brandenburg, 
ein  grosse  und  alte  statt,  wölche  sich  auch  in  zwei  theil  erströct, 
düe  alt  und  neystatt,  aldo  fleüst  ein  wasser  durch  düe  vorstatt, 
am.  hinein  züehen  von  Spandau  zur  rechten  handt,  düe  Haagl 
genannt;  und  ist  dohün  von  Spandau  G  meil;  muest  gleich  wol 
des  nachts  uff  dem  stroh  schlaffen. 

Denn  29  düs  reyset  ich  müt  gemeltem  krepsmann  von  do 
hünweg  und  kamen  auf  den  abendt  in  ein  dorf ,  Nidlig  genant, 
aldo  wür  wöder  brot  noch  anders  fürs  gelt  l>ekommen  kondten; 
gleichwol  es  in  diser  landts  art  gemein,  das  mann  in  dörfern 
nichts  zu  essen  bekompt,  wölches  ich  dozumal  noch  nicht  ge- 
wüst;  aber  büer  ward  wol  verbanden,  behalff  müch  diße  nacht 
auch  uf  dem  stroh;  ist  dohün  8  meil. 

Denn  30  und  lotsten  düs  monats  reüset  ich  früeh  hünweg 
und  traf  einen  andern  krepsmann  an,  wölcher  gleich  wol 
geladen  und  einen  wagen  müt  kreps  gehn  Bronschwig  füerte, 
müt  wölchem  ich  forttzoge,  und  kam  desselbigen  tags  gehn 
Helmstött,  ein  statt  dem  herzog  von  Bronschwig  gehörig,  do- 


8 

Selbsten  es  ein  universitet;  und  ist  von  gemeltem  dorf  dohün 
8  meil. 

Denn  ersten  tag  des  monats  July  bekam  ich  zu  Helmstött 
einen,  der  mür  denn  weeg  uf  Goßlar  weysen  solt,  dann  der 
selbige  sehr  irrig.  Und  als  wür  des  morgens  bey  guter  zeüt  us- 
zogen,  ohngevahr  bey  einer  meil  von  do  kamen,  wahren  wür 
albereyt  irr  gegangen.  Do  ich  denn  mann  als  meinen  hotten 
endtlich  fragte,  ob  er  den  weg  nicht  wüsse,  gab  er  müer  zur 
antwurt,  er  wehre  niemals  zu  Goßlar  gewesen,  also  einer  von 
unns  beeden  denn  weeg  so  wol  wüste  als  der  andere.  Und  trueg 
sich  zu,  das  ohngevahr  anderthalb  oder  2  stund  nach  müttag 
wür  in  ein  gros  lang  feldt  kamen,  wölches  müt  früchtenn  stunde 
und  sehr  hoch  ufgewachsen  wahren,  begegneten  unns  ihr  zweer 
der  eine  trueg  ein  buden,  dorinnen  er  allerley  kremerey  hatte, 
der  selbige  stundt  offen,  in  massen  als  ob  er  dem  andern  seinem 
gesellen  was  verkauffte.  Und  als  ich  ihnen  uff  dem  engen  weeg 
begögne,  zieht  der  eine  einen  Daler  heraus,  begert  ich  solle 
ihnen  denn  selbigen  wechslenn,  dessen  ich  müch  entschuldigte 
ich  hette  nicht  münz,  sagt  ihme  doneben,  das  hüer  kein  ort 
wehre,  gelt  zu  wüchslen,  draut  ihnen  doch  nicht,  zu  besorgen, 
wann  ich  allein  gewesen,  hette  müessen  denselbigen  per  fortia 
nicht  allein  wichslen,  sondern  noch  wol  denn  beuttel  müt  sampt 
dem  gelt  dohinden  lassen,  zog  müch  also  von  ihnen  ab  und  ging 
meines  wegs  fort.  Und  als  wür  bey  einer  meil  wegs  nahent  der 
statt  kamen,  kompt  ein  so  gräulich  ongeheyr  wetter  von  blizen 
und  donner  neben  einem  so  großen  regen,  das  wür  schwerlich 
fort  komen  mochten,  erreicht  noch  des  abents  gemelte  statt 
Goßlar,  eine  des  reichs,  am  Harz  gelegen,  ein  sehr  alte,  bergete 
und  yber  düe  maasen  ybel  erbaute  statt,  lügt  von  Helmstött 
7  meil,  aldo  ich  meinen  weegweiser  verlies,  gleich  wol  ich  ihne 
bestöllt,  das  er  müt  mür  büs  gehn  Bronschwig  züehen  solte; 
aber  weyl  er  denn  weeg  eben  so  welinig  wüste  als  ich,  hab  ich 
seiner  nicht  bedörft. 

Denn  2  düs  bekam  ich  einen  andern  mann,  wölchem  ich 
nicht  all  zue  wol  gedräut,  dann  er  sehr  durstig  aus  sähe,  und 
reyseten  des  morgens  früeh  von  do  hünweg,  kamen  nach  müttag 
für  Wolfebüttl,  doselbsten  der  herzog  von  Bronschwüg  hoof 
holt.    Scheint  ein  vest  schlos  zu  sein,  dann  düe  stras  hart  an 


dem  selbigen  fiirbey  geth,  hatt  ein  flüsend  wasser,  so  faemnder 
vom  Harz  kompt,  wölches  rüngs  umb  das  schlos  leeft,  leeft 
gehting  zue  und  thnet  großen  schaden,  under  dem  schloß  ein 
stättlin,  und  ist  gemelt  ort  nun  ein  meil  wegs  von  der  statt 
Bronschwig,  kam  also  uf  denn  abend  dahün;  ist  von  Goßlar 
6  meil.  Gemelte  statt,  wölches  eine  des  reichs,  ist  ein  schone, 
sehr  veste,  ein  mechtige  statt,  umb  wölche  ring  umbher  dopl 
Wasser  graben ,  auch  müt  starckhen  wählen  und  Streichwehren 
sehr  wol  versehen ;  so  hatt  es  ein  dein  wasser,  so  durch  düe 
statt  left,  düe  Aügge  genant,  so  oben  vom  Harz  herunter  kompt^ 
Denn  3  und  4  do  stüUgelegen.  Es  würt  auch  in  gemelter  statt 
vül  zeug  und  rüstungen  gemacht,  als  hämisch  und  dergleichen 
Sachen,  was  zum  krüeg  gehört,  wüe  auch  mundstuckh,  steeg- 
reif,  Stangen,  strügl,  sporn,  gürtlen;  der  handtwercker  hat  es 
in  groser  zahl. 

Denn  5  düs  macht  ich  müch  des  morgens  früeh  under  das 
thor,  aldosich  gemeinglich  fuehrleüt  befunden,  so  von  der 
lüneburger  häuden  dahün  kommen,  und  fandt  sich  neben  mür 
ein  nadler  gesell  und  eine  frau  von  Lüböckh,  so  auch  meines 
wegs  reyseten,  dingten  mütt  einander  einen  wagen  auf  4  meil, 
das  wür  ohngevahr  uf  mittag  von  Bronschwüg  füehren*  Als  wtir 
solches  ort  erreicht,  düngtenn  wür  müt  einem  andern  hauderer 
noch  uf  3  meil  wegs,  dohün  wür  erst  bey  3  stundt  in  düe  nacht 
khamen,  und  mag  düse  landtsart  billich  wol  ein  heydt  genant 
worden,  dann  under  solchen  3  meilen  khein  dorf,  wehnig  holz, 
alles  ein  blatt,  eben  landt,  gesehen  wirt.  Uf  gemelten  häuden 
züecht  mann  vül  haidl.  Das  dorf,  do  wür  düe  nacht  hünkamen, 
heist  Aüssing,  lügt  nahent  zu  mütten  uf  der  heüden,  als  wür 
nun  ein  stundt  2  rhuoeten ,  ohngevahr  zu  müttenacht  oder  was 
wehnigs  spatters,  bekamen  wür  ein  ander  hauderer,  so  ohne 
das  lehr  zurück  fahren  mueste,  müt  dem  selbigen  wür  weytters 
fuehren  (und  ist  von  Bronschwüg  büs  in  das  dorf,  so  uf  den 
häuden  lügt,  7  meil). 

Denn  6  nach  müttnacht  reyset  ich  müt  vorgemelten  von  do 
hünweg  und  wahr  gögen  tag  so  kalt  durch  düe  häuden,  das  ich 
von  wegen  des  frosts  uf  dem  wagen  nicht  bleiben  kondte,  ohn- 
angesehen  es  in  hundtstagen  muest  ich  doch  vom  wagen  ab- 
steigen und  müch  müt  gehn  erwermen.    Als  der  tag  anbrach, 


10 

wahren  wür  albereüt  in  dem  dorf »  dobün  wür  denn  fuebrmann 
gedüngt,  uns  zur  füehren,  so  jheneseüt  der  bänden,  namen  in 
dem  selbigen  ort  einen  andern  fuefarman,  der  unns  uf  3  meil 
nacbent  bey  Lüneburg  füehret,  und  als  dann  noch  voUent  einen 
in  düe  gemelte  statt,  das  ^ür  noch  desselbigen  abents  gehn 
Lüneburg  kahmen,  ein  statt  des  reichs,  dein  aber  vöst,  aldo 
Yül  weüß  salz  gemacht  würt.  Und  ist  sonderlich  wol  zu  sehen, 
das  düe  pfann,  in  wölchen  süe  das  salz  süeden,  von  bley  gegossen 
sein  und  doch  von  dem  grossen  feyr,  so  stets  dorunder,  nickt 
zergehn  oder  schmelzen,  und  daurt  manche  8,  wehniger  auch 
mehr,  tag,  eh  das  süe  abgewechselt  würt,  als  dann  süe  solche 
wüderomb  änderst  güessen.  Und  mag  zu  solchem  kein  ander 
dann  englisch  bley  gebraucht  werden,  dann  zu  öttlichen  mahlen 
das  bley,  wölches  herzog  Julius  aus  seinem  bergwerck  ahm  Harz 
bekompt,  geprobürt  worden,  aber  düeselbige  pfannen,  so  dovon 
gössen  worden,  sollen  gleich  schmelzen  und  nicht  yber  2  tag 
daüren,  dann  solches  bley  süe  vül  neher  dann  das  englische 
haben  könndten.  Es  hat  auch  am  ende  dieser  statt  ein  vöst 
schlos,  so  vor  diesem  denn  herzog  von  Lüneburg  zue  gehört, 
aber  düe  bürger  haben  solches  müt  list  inbekommen.  Es  left 
ein  wasser  durch  düe  statt,  düe  Elbenau  genant,  wölche  uf 
2  meil  dovon  in  düe  Elb  komptt,  ein  wehnig  schifreich;  und  ist 
von  dem  dorf  Aüssüng,  so  uf  der  haiden  lügt,  büs  hüeher  9  meil, 
aldo  ich  den  7  und  8  stüllag. 

Denn  9  düs  macht  ich  müch  früeh  zur  porta,  eh  solche 
offen  wahr,  dann  alle  morgen  für  dem  thor  fuehrleüt  halten, 
wölche  das  volckh,3  meil  wegs  von  do  uf  Hamburg  und  Lüböckh 
füehren,  umb  wüllen  es  täglich  ein  gros  reüsen  dohün  gübt; 
fuehr  also  in  gesellschafft  öttlicher  kauäeüt  büs  in  ein  stättlin, 
Wünser  genant,  einem  herzog  von  Lüneburg  gehörig,  aldo  ein 
vest  haus  oder  schloß,  bey  wölchem  stättlin  ich  neben  anderm 
volckh  von  frauen  und  mann  uff  das  wasser  sg-s ,  aus  wölchem 
mann  in  düe  Elb  kompt,  also  das  ich  gemelten  tag  umb  vesper 
zeütt  gehn  Hamburg  kahm;  ist  büs  dohün  von  Lüneburg 
7  meil. 

Denn  10,  11  und  12  düs  zu  Hamburg  stüUgelegen,  wölche 
^tatt  gros,  vest  und  mächtig,  sehr  poppulirt  und  eine  under 
denn  sehstötten,  aldo  der  zeüt  grosse  handlung,  umb  willen  vil 


11 

stattlicher  nüderlendischer  kaufleüt,  so  süe  do  in  kommen  las- 
sen, wohnen,  zum  theil  so  ihre  läger  aldo  haben,  so  wol  auch 
düe  lenglische  müt  den  lackhen  oder  ihrem  thuh.  Zu  dem  ist 
solche  statt  sehr  gelegen  gögen  occideht  von  wegen  der  Elb, 
gleichwol  düe  selbige  erst  18  meil  underhalb  Hamburg  in  düe 
seh  kompt,  so  künden  düe  schiflF  gahr  in  düe  statt  hünein  lau- 
fen, wann  das  wasser  hoch  ist,  dann  es  ab  undt  zu  left.  So 
hat  es  in  der  statt  öttlich  und  70  bruckhen,  das  die  Elb  hün- 
wüder  in  canal  geleütett  würdt;  neben  der  Elb  haben  süe  noch 
ein  ander  flüesendt  wasser,  düe  Allster  genant.  Wann  das  was- 
ser abgeloffen,  gübt  es  sommerzeüt  ein  bösen  geschmackh;  on- 
angesehen  aller  wuest  und  unflot  wüe  auch  düe  privet  in  das 
wasser  gericht  sein,  brauen  süe  doch  von  solchem  wasser  sehr 
guet  büer,  eins  von  dem  hosten  in  denn  sehstöttenn. 

Denn  1 3  düs  des  müttags  güeng  ich  an  düe  Elb,  wüe  dann 
sommerszeütt  alle  tag  ein  grosse  barca  oder  schiff  nach  Staden 
gehn  pflegt,  so  es  änderst  wetter  ist,  das  mann  uf  der  Elb 
fahren  kan.  Do  samlet  sich  allerley  volckhs,  das  ob  düe  50 
personen  uf  gemelter  barca  wahren,  beüde  von  frauen  und 
mann.  Wann  guter  windt  ist,  so  seglen  süe;  wann  aber  der 
windt  entgegen,  als  er  dozumal  wahr,  mues  man  müt  rudern 
fortzüehen,  müessen  ihre  2  ein  stundt  und  dann  andere  an 
ihr  statt  züehen ;  endlich  wurde  es  so  ungestüm ,  das  wür  dem 
gögen  windt  kheinen  wüderstandt  thun  kundten,  fuer  dero- 
wegen  an  landt,  von  do  wür  zu  fues  nach  Staden  gehn  mue- 
sten.  Nun  wahr  ein  Nüderlender,  der  hatte  ein  fallis,  wüe  ich 
dann  auch  ein  deines  bey  müer  hatte,  wölche  bede  wür  einem 
umb  ein  drinckgeltt  zu  tragen  ufdingten,  weyl  derselbige  ohne 
das  unsers  wegs  güeng.  Wüe  nun  des  volckhs  vül  wahr,  giien- 
gen  wür  vohran  in  meinung,  der  käme  müt  denn  fällis  hernach. 
Nun  hatte  es  zwen  weg,  also  ein  theil  volckhs  denn  andern 
weeg  güenge,  müt  wölchen  düser  mann  auch  fort  gangen,  gleich 
wol  beede  weeg  nach  Staden  gehn.  Als  wür  nun  gewar  wurden, 
das  er  nicht  hernach  kam,  füelen  unns  böse  gedanckhen  ein, 
gleich  wol  wür  nicht  zuruckh  kundten,  dann  düe  nacht  wahr 
unns  uf  dem  halls ,  also  wür  genug  zu  thuen  hatten ,  das  wür 
das  thor  erreichten,  dann  wol  eine  halbe  stundt  yber  die  zeütt 
offen  gehalten  wurdt.    Als  wür  nun  zum  thor  kamen ,  fragten, 


i2 

ob  nicht  einer  inngangen,  so  zwey  fallüs  getragen,  do  hatte 
ihn  niemandt  gesehen,  verehrten  also  dem  thorwart  ein  trinc- 
gelt,  das  er  noch  ein  weyl  offen  hüelte,  dann  noch  vül  volckhs 
dohinden  wahr,  so  unns  nicht  volgen  mocht,  (dann  wann  ich 
an  mein  fallüs  gedacht,  zog  es  mür  düe  müede  ns,  das  mür 
kein  gehn  zu  schaflFen  gab,  umb  willen  ich  ein  stattliche  zehrung 
dorinnen  hatte)  Also  kahm  noch  vül  volckhs  iun,  eh  mann 
das  thor  spörtt ,  aber  niemandt  wolt  wüssenschaft  haben  von 
dem,  der  unsere  fallis  trueg,  Zuletst  beschwert  sich  der  thor- 
wart, er  dörfe  ohne  bewilligung  des  btirgerrmeisters  nicht  len- 
ger offen  halten,  gedacht  ich,  do  ich  schon  drussen  bleibe,  weüs 
ich  ine  nicht  zu  suechen,  dann  düse  nacht  so  fünster,  das  kei- 
ner denn  andern  sehen  möcht;  wurde  also  das  thor  gespert, 
güeng  ich  müt  dem  Nüderlender  und  andern  in  düe  herrberg. 
Do  es  albereyt  bey  anderthalb  stundt  in  düe  nacht  wahr,  also 
iclTmüch  meines  fallüs  verzigen  und  genzlichen  vermeint,  der 
jhenig  seye  müt  solchem  dovon,  als  wür  nun  ein  gute  zeütt 
zu  tusch  sassen,  kompt  der  thorwart  in  düe  herberg,  sagt, 
es  wehre  einer  drausen  müt  zwey  fallis,  uf  solches  ich  müch 
gleich  zu  dem. thor  verfüegt,  und  vernam,  das  es  der  wahr, 
dessen  wür  erwarteten.  Weyl  nun  der  thorwart  nicht  mehr 
ufmachen  kondte,  dann  düe  schlissl  dem  burgermeister  yber 
anttwurt  wahren,  nun  wahr  es  müt  dem  thor  beschaffen,  das 
es  unden  bey  einer  spann  denn  boden  nicht  erreichte,  also  er 
düe  fallüs  underhalb  des  thors  hereiner  that,  er  aber  muest 
düe  nacht  drussen  bleiben;  also  befridigt  ich  ihne,  und  as 
hernacher  müt  bösserm  appetit  dann  zuvor;  und  ist  von  Ham- 
burg gehn  Staden  5  meyl.  Düses  stättlin  lügt  an  der  Elb  under 
dem  büschoff  von  Brehmenn.  Denn  14  düs  wahren  3  Nüder- 
lender und  ich,  düngten  ein  fuehr  auf  3  meil,  kamen  uf  das 
morgen  essen  in  ein  ofnen  fleckhenn,  Föertt  genant,  aldo  ein 
vöstung  dem  gedachten  bischoff  von  Brehmenn  ghörig,  auf  einer 
ebne  gelegen,  müt  einem  wasser  graben  rüng  umbhehr,  kahmen 
mütt  gemeltem  fuehrmann  y berein,  das  er  unns  nach  Brehmen 
füerte,  zogen  also  nach  dem  morgen  essen  von  do  hinweg,  wüe 
es  dann  ein  lange  heüden  und  magere  weüdt  gibt,  fuehren  also 
düe  ganze  nacht  büs  an  denn  15  düs;  als  der  tag  anbrach, 
kamen  wür  in  ein  dorf  uf  ein  meil  nahent  bey  Bremen,  aldo 


13 

wfir  friieh  stäckten  und  als  dann  vollent  nach  der  statt  fuehren ; 
und  ist  Yon  Staden  dobün  10  mejl. 

Denn  gemelten  1 5  tag  lag  ich  zu  BFehmen  stüU,  düe  statt 
zue  besahen,  wölclie  nicht  sonders  gros  aber  vöst,  des  reichs 
nnndt  ein  sehstatt,  aldo  auch  zimliche  handlung,  umbwilleu 
das  zu  der  zeütt  der  Reinstrom  underhalb  Cölhi  gesperrt,  das 
keine  gieter  uf  dem  selbigen  herauf  gehn  mögen,  sonderlichen 
Ton  victualien  als  käs,  butter,  ittem  Stockfisch,  häring,  blatteise 
oder  schlun  und  derogleichen  wahren,  wölche  der  zeüt  aller 
nach  Brehmen  kommen,  von  do  hernach  zu  landt  in  Westphalen, 
nach  Colin  unndt  andern  orten  gefuert  worden.  Süe  haben  ein 
wasser,  düe  Weeser  genant,  aus  welchem  süe  in  düe  seh  schiffen 
könnden;  es  hatt  der  büschoff  dieser  statt  sein  residentz  aldo, 
es  wohnen  auch  vil  Nüderlender  zu  Bremen,  weyl  süe  düe  re- 
ligion  frei  haben. 

Denn  16  düs  reüset  ich  in  gesellschaft  eines  westfrisischen 
edlmanns  (wölchen  auch  der  krüeg  aus  dem  landt  getriben) 
neben  seinem  düner  des  morgens  uf  2  stundt  in  tag  von  Bre- 
men hünweg,  mütt  einem  haudermann,  wüe  dann  solche-  alle 
tag  zu  bekommen  sein;  der  füert  unns  uf  5  meil.  Ein  meil 
von  der  statt  hat  es  einen  ofnen  fleckhen,  DüUmanhorst  ge- 
nant, aldo  ein  schöne  vöstung,  den  graven  von  Altenburg  ghö- 
rig,  in  welchem  haus  auch  graf  Johann  hoof  holt,  von  do  ans 
hat  es  ein  wehnig  holz,  als  dann  kompt  man  uf  ein  weytt  ebenn- 
feldt,  wölches  bey  4  stundt  wehret,  zum  theyl  heyden;  kamen 
also  nach  vesper  zeüt  gehn  Altenburg,  ein  stättlin,  denn  ge- 
melten graven  ghörig,  aldo  wür  zu  nacht  gessen  undt  gleich 
einen  andern  fuehrman  bestöllt  wüderomb  uf  5  meil  wegs;  rey- 
seten  also  gögen  abendt  von  do  hünweg,  fuehren  düe  ganze 
nacht,  aller  eben  landt,  mehrtheils  heüden,  zum  theyl  holz, 
khamen  des  andern  tags  früeh,  eh  der  tag  anbrach,  wölches 
wahr  der  17  düs,  in  ein  dorf  genant  Fronberg,  den  graven 
von  Embdenn  ghörig ,  do  wür  unns  ein  wehnig  trückhneten, 
büs  wür  einen  andern  hauderer  bekamen,  dann  es  in  der  nacht 
geregnet.  Von  do  dingten  wür  fuehr  uf  3  meil,  kamen  wür  zu 
müttag  dohin,  Aurach  genant,  auch  gemelten  graven  von  Emb- 
den  ghörig,  do  selbstn  auch  der  eine  graf  hoof  holt.  Das  stätt- 
lin ist  schlecht  von  gebey,  aber  das  schlos,  in  wölchem  der 


14 

graf  hof  holt,  ist  sehr  yöst.  Do  bemüeheten  wür  imns  sehr 
umb  düe  letste  fuehr,  dann  es  nun  noch  2  meil  gehn  Embden, 
weyl  es  aber  unsicher  und  vil  freybeitter  dort  umher  gübt, 
fürchten  düe  gueten  leüt  ihrer  pfert,  kamen  also  uff  denn  abendt 
gehn  Embden,  muesten  under  der  porta  wol  eine  halbe  stundt 
warten,  eh  das  mann  unns  innlües,  dann  süe  starkhe  guardi 
halten,  muesten  under  dem  thor  wüe  auch  dem  würt  unser 
namen  verzeichnet  geben,  auch  woher  wür  wahren.  Düs  ist 
ein  deine,  aber  wol  erbaute,  vöste  und  lustige  statt,  dem 
vorgemelten  graven  von  Einbden  zustöndig,  auch  düe  haupt* 
statt  in  Ostfrislandt,  wie  dann  auch  der  eine  graf  do  hof  holt, 
sehr  bequem  zur  handlung,  umb  willen  süe  hart  an  der  seh 
lügt  und  ein  arm  dovon  den  langen  weg  in  düe  statt  geth, 
also  düe  schif  gahr  hünein  laufen  mögen.  Aldo  lag  ich  stüU 
von  17  büs  uf  24  düs,  nicht  umb  willen  des  wündts  (sondern 
mann  mues  der  orlach  oder  krüegs-schif  erwarten,  wölche  düe 
andere  schif  convoyren  von  der  malcontenten  wegen,  düe  stets 
dort  umbher  streyfen:  dann  düe  statt  Groningen  nun  2  meil 
gögen  über,  wölche  düe  Spanier  innhaben. 

Denn  23  düs  morgens  etwan  drithalb  stundt  in  tag,  neben 
dem  und  einem  andern  niderlendischen  vom  adl,  zu  schiff,  sampt 
anderem  mehr  volckh,  so  in  dem  schif  wahr,  under  wölchen 
auch  ein  edle  junckhfrau,  so  zuvor  niehmals  zur  seh  gewesen, 
eben  so  wol  ich  auch.  Als  wüer  nun  bey  einer  meil  ohngevar 
vom  landt  tamen,  muesten  wür  der  krüegsschif  erwarten,  düe 
unns  beleiten  selten,  domüt  wür  unns  nicht  zu  blos  lüessen; 
also  bey  20  schif,  dein  und  gros,  zusammen  stüessenn,  wahr 
der  wendt  von  occident  sehr  gut  für  unns,  das  wür  denn  ganzen 
tag  für  dem  wendt  segleten,  gögen  nacht  wendt  sich  der  windt, 
das  wür  unns  under  einer  vöstung  zu  ancr  legten,  ein  meyl 
von  Dockhem ;  bliben  also  düe  nacht  im  schif  lügen. 

Denn  25  düs  wardt  düe  seh  zimlich  ungestim,  und  der 
windt  unns  entgögen,  also  das  wür  müt  dem  boot  oder  deinen 
barca  an  das  landt  fuehren ,  und  güeng  des  morgens  gehn 
Dockhem,  wölches  von  Embden  8  meil,  ein  stättlin  in  West- 
frislandt,  an  der  seh  gelegen,  aldo  ich  nicht  yber  eine  halbe 
stundt  verharret,  dann  gleich  von  do  ein  barca  nach  Löwarden 
fuehr,  in  welcher  bey  25  personen  von  frauen  unnd  mann. 


15 

dann  ein  dein  rivir  oder  arm  ohngevahr  von  1 5  schritt  breytt 
dohün  geth.  Löwarden  nicht  gros,  scheint  aber  sehr  vöst  sein; 
ich  kam  gleich  wol  nicht  hinin,  umb  willen  süe  ihr  bürgrschafft 
musterten,  wahrenn  in  der  zeüt  düe  thor  verschlossen,  das  nie- 
mandt  inn  noch  us  khundt,  düngt  also  neben  andern  3  oder  4 
personen  gleich  ein  andere  barca  uf  gemeltem  arm,  füehren 
noch  des  tags  in  ein  ander  stättlin,  Franckhe  genant,  aldo  ich 
düe  nacht  gebliben.  Und  ist  müt  den  bäch  oder  wassern  be- 
schaffen, das  süe  in  gemein  kheinen  Aus  haben:  so  der  windt 
gut,  ziehen  süe  ein  segl  auf;  ist  er  entgögen,  so  züehen  2,  drey 
oder  mehr  mann  (nach  dem  düe  barca  gros)  ftir  solchen  beer, 
züehens  am  landt  an  einem  seyl  fort.  Düses  stättlin  ist  auch 
nicht  gros,  aber  vöst  und  ist  von  Dockhem  gehn  Franckhe  4 
meil,  wölche  denn  hoch  teütschen  meiien  der  lenge  nach  nicht 
zu  vergleichen  sein. 

Denn  26  düs  des  morgens  früeh  reüset  ich  umb  Harlingen, 
so  nun  ein  meil  wegs  von  Franckhe  gelegen;  ist  düe  gröste  un- 
der  vorgemelttenn  stötten,  sehr  vöst,  auch  hart  an  offener  seh 
gelegen,  aldo  ich  verharrt  büs  uf  denn  müttag;  under  der 
porta  mues  einer  seinen  nammen  verzeichnen  lassen.  Eben  des 
tags  seglet  ein  schif  (wüe  dann  wochenlich  eins  oder  zwey  nach 
Amsterdam  von  do  abfahren),  uf  wölches  ich  müch  begäbe ;  in 
dem  selbigen  schif  wahren  ob  düe  60  personen  von  allerley 
zusammen  kommendt  volckh.  Als.wür  nun  von  do  absegleten 
und  ettwan  bey  2  meil  in  düe  seh  kamen,  lüef  der  wendt  unns 
entgögen,  wurd  Südwest,  der  unns  mehr  zuruckh  dann  für  sich 
trib;  gleich  wol  der  schiffmann  nicht  wüder  in  porto  laufen  wolt: 
dann  süe  haben  ihr  bestimpte  zeütt,  büs  wann  süe  zu  Amster- 
dam sein  sollen,  es  sey  gleich  der  windt  gut  oder  bös  für  süe; 
do  süe  nicht  uf  düe  selbige  zeütt  hün  kommen,  haben  oder 
bekommen  süe  nichts  für  düe  fart.  Also  küelt  der  wendt  gögen 
nachtt  noch  frischer,  uf  das  ich  gewolt,  ich  wehre  wüder  am 
landt;  muesten  uns  also  solche  nacht  müt  laviren  hün  und 
wüder  halten. 

Den  27  düs  regüerte  eben  noch  düser  wündt,  das  wir  denn 
tag  und  nacht  hün  wüder  lüefen  büs  uf  volgenden  28  zu  müttag, 
kämmen  wür  für  Enckhusenn,  lagen  für  ancr;  aldo  an  land 
gefahren  und  in  der  statt  zu  morgen  gesseU)  dann  ich  sehr 


16 

bangrig  war,  umbwillen  ich  nun  für  einen  stiber  brot  zu  mür 
uf  das  scbif  genommene  dann  müt  guetem  windt  seglet  mann 
in  8  oder  9  stundt  gebn  Amsterdam.  Gemelte  statt  Enckhusenn 
lügt  in  HoUandt,  zimlich  gros  und  sehr  vöst,  .auch  der  grösere 
theil  von  füschern  bewohnt,  in  wölcher  vül  groser  schif  gesehen 
werden,  so  inwendig  der  statt  im  porto  stöhn  und  nicht  ge- 
braucht werden.  Gemelten  tag  umb  vesper  zeüt  güeng  ich 
wüder  zu  schif,  war  düe  seh  aller  stüU ;  büs  uf  düe  nacht  be- 
kamen wür  ein  wenig  wUndt,  und  denn  29  düs  nach  müttag 
gehn  Amsterdam,  wölches  die  principal  statt  in  HoUandt  ist, 
kamen,  sehr  gros,  volckhreich  und  vöst,  aldo  auch  grosse  band- 
lung  von  allerley  wahren,  umb  willen  düe  sehfartt  nach  Antorf 
beschlossen;  was  deine  schif  sein,  künden  sich  gahr  in  düe 
statt  legen,  dann  ein  arm  von  der  seh  denn  langen  weg  in  düe 
statt  geth.  Volgenden  30  düs  do  stüllgelegen,  wüe  auch  denn 
andern  büs  nach  müttag,  und  ist  von  Harlingen  in  Früeslandt 
büs  gehn  Amsterdam  14  meyl. 

Denn  31  und  lotsten  gemeltes  monats  nach  müttig  güeng 
ich  under  düe  porta,  so  nach  Harlem  geth,  aldo  yeder  zeüt 
wagen  halten,  so  das  volckh  hün wüder  füehren,  düngten  also 
unser  4  einen  wagen  und  fuehren  des  selbigen  abents  gehn 
Harlem,  wölches  3  meil  von  Amsterdam,  nicht  ein  grose,  aber 
sehr  vöste  statt,  dann  süe  solche  zimlicher  massen  in  das  was- 
ser  sezen  könden,  wüe  süe  sich  auch  lang  gehalten  in  der  be- 
lägerung  des  Duca  d'Alba,  eh  das  ers  erobert;  endlich  sich 
durch  hungers  noth  muesten  ergeben ,  wüe  süe  dann  auch  sehr 
verwüestet  worden.  In  gemelter  statt  hatt  es  ein  schöne  grosse 
kürch,  von  so  hohem  gewölb,  als  mann  nicht  leichtlich  dero- 
gleiclien  höhe  des  bogenns  oder  gewelbs  halbr  fünden  würt. 

Denn  ersten  tag  des  monats  Augusti  güeng  ich  an  düe 
porta,  do  düe  fuehrleüt  halten,  do  sich  dann  gemeinglich  volckh 
versamlet,  so  des  wcgs  reysenn  wollen,  also  das  unser  1 1  per- 
sonen,  ein  jung  kündt  sampt  dem  fuehrmann  unser  13  personen 
uf  einem  wagen  fuehren;  reyseten  nach  der  predig  von  do  hün- 
weg,  ist  aller  sandig  und  eben  landt;  4  meil  davon  ligt  ein 
statt  nicht  fern  von  der  Strassen,  Leüde  genant,  aldo  ein  uni- 
versitet ;  ferners  auf  ein  meil  wegs  ein  ofner  fleckh,  in  den  Haag 
genant,  ein  gros  und  mechtig  lustig  ortt,  von  schönen  heüsern 


17 

erbaut,  aldo  auch  sehr  vil  adels  ihr  wohnung  haben,  sonder- 
lichen sommerszeütt:  dann  düser  ortt  denn  namen  nicht  umb- 
sonst,  es  gübt  rüngs  umb  disen  fleckhen  vil  gehaag,  gleichsam 
als  ein  zäun,  domüt  der  fleckh  beschlossen  \?ürt,  eben  als  ein 
maur  umb  ein  statt,  neben  schönen  gärten,  beümen  und  lust- 
häusem,  dorinnen  der  adl  sein  kürzweyl  suecht;  neben  dem 
so  hat  es  ein  schöne  landschafft  umbhehr  büs  gehn  Delft,  dohün 
ich  diesen  abendt  kam,  aldo  ich  meinen  namen  under  der  porta 
wüe  auch  in  der  herberg  mueste  verzeichnet  geben,  wüe  dann 
in  gemein  schurr  in  allen  stötten  der  zeütt  gebreichig,  und  wer- 
den beede  diie  namen,  so  under  den  thoren  wüe  auch  in  her- 
bergen,  alle  abendt  dem  gubemator  von  der  statt  yberantwort, 
dorinnen  zu  sehen,  ob  solche  namen  gegen  einander  accor- 
diren.  Delft^  eün  deine  aber  veste  sehr  wol  erbaute  lustige 
statt,  aldo  ein  schöner  plaz  oder  marct,  würt  auch  do  Selbsten 
das  beste  büer  gebrauen.  Wehnig  zeüt  zuvor  wurde  der  prin- 
cipe von  Oranien  von  einem  Spanier  erschossen,  wüe  dann  vor 
4  thoren  ein  quart  von  ihme  ufgehenct  worden  gesehen  würdt; 
und  ist  von  Amsterdam  nach  Delft  7  meiL 

Denn  andern  düs  reüset  ich  des  morgens  neben  2  kauf- 
leüten  hünweeg  und  kamen  gehn  Rotterdam,  aldo  wür  gefrü- 
stict.  Düse  statt  ist  nichtt  wol  erbaut,  mehrer  theils  von  fü- 
schem  bewohnt;  düngten  aldo  ein  barca,  dann  der  windt  gut 
wahr  für  uns,  uf  welchem  schiflin  unser  drey  sampt  einer 
frauen  und  2  junckfrauen  wahren.  Als  wür  nun  von  der  statt 
hinweg  kamen,  küelt  es  frisch  uf,  hatten  halben  windt ,  das 
das  schiäin  uf  der  einen  seytten  aller  im  wasser  güeng,  das  wür 
aller  nass  wurden ,  und  wurde  der  guten  frauen  sampt  ihren 
junckfrauen  die  zeit  sehr  lang,  ohnangesehen  wür  düe  3  meil 
in  dritthalb  stund  segleten,  und  kamen  des  abents  gehn  Dort- 
recht, ein  zimliche  grosse,  aber  ohnliebliche  statt  von  gebeüen 
und  finstem  Strassen,  gleichsam  ein  insul,  dann  süe  rüngs  umb 
herbeflossen;  dann  so  süe  einen  richten  lassen,  mues  eryber 
das  wasser  gefüert  werden,  weyl  das  gericht  jheneseyt  stöbet; 
wann  einer  fürs  thor  kompt,  mues  er  bald  wüeder  umb  kehren, 
dann  er  wassershalb  zu  fues  nicht  lanng  spaziren  mag.  Düe 
visch  sein  aldo  sehr  wolfeil,  sonderlichen  der  sallm  oder  lachs, 

Kieebel.  2 


18 

dessen  sehr  vül  dort  umbber  gefangen  würdt.  Dises  ist  düe 
lotste  statt  in  Holandt,  wölche  von  Delft  5  meyl  lügt. 

Denn  3  düs  güeng  ich  des  morgens  früeh  zu  schif,  neben 
andern  passaschiri,  deren  bey  zehen  wahren;  gleichwol  der 
windt  nicht  müt  uns  wahr,  aber  doch  zimlich  stüU  wetter, 
segleten  das  vertrunnckhenn  landt  fiirbey,  wölches  wür  zur 
rechten  handt  lügen  lüessen.  In  dem  selbigen  werden  noch  vül 
geb^y,  als  ein  vüröcter  thurn,  hohe  mauren  und  anders  mehr 
gesehen,  so  noch  yber  das  wasser  ussgehn;  segleten  also  disen 
tag  wüe  auch  düe  nacht,  und  kamen  den  vüerdtenn  düs  bey 

2  stundt  in  tag  gehn  Armyen,  wölches  von  Dortrecht  1 5  meil, 
ein  stättlin  in  Sehlandt,  hart  am  mör  oder  an  der  seh  gelegen, 
aldo  ich  us  gestügen ;  ein  dein  ort  auch  müt  schlechten  wähln 
befestiget;  blib  do  büs  nach  müttag,  als  dann  ich  zur  Föhr 
reyset  ein  meil  wegs  hüevon,  auch  nicht  gros  aber  sehr  vöst, 
auch  hart  an  oSner  seh  gelegen,  wohnen  mehren  theils  fischer 
in  gemeltem  stättlin.  Disen  abendt  reüset  ich  noch  gehn  Mittl- 
burg,  auch  1  meil  von  der  För,  wölches  düe  hauptstatt  in  Seh- 
landt, ein  meil  von  ofner  seh,  gleich  wol  uf  einem  arm  düe 
schif  sich  büs  in  düe  hinin  legen  könden.  Soll  vor  dem  krüeg 
freie  handlung  do  gehabt  haben,  denn  süe  sehr  in  Spannia 
geseglet,  wölches  inen  der  zeüt  nicht  gestatt  wirt,  do  süe  än- 
derst nicht  müt  schif  und  gut  wollen  arrestirt  werden.  Gemelte 
statt  ist  ziemlich  gros,  aber  an  öttlichen  orten  sehr  vergangen, 
vül  heüser  zerstört,  so  nicht  mehr  erbauen  worden,  ist  doch 
zimlicher  massen  volckhreich. 

Denn  5  düss  nach  müttag  reüset  ich  selbst  acht,'  dorunder 

3  frauen,  zu  wagen  gehn  Ylissing,  ein  meil  von  Müttlburg  hart 
an  offner  seh  gelegen,  davon  auch  ein  arm  gahr  in  düe  statt 
hüninn  geth,  ein  deine  statt,  aber  mechtig  vöst  nest,  aldo  der 
principe  von  Oranien  bey  seinen  lebzeütten  wol  hofgehalten, 
wüe  dann  sein  gemahl  noch  aldo  wohnet.  Und  dem  nach  düe 
seeh  ab  undt  zu  left,  könden  süe  von  dem  arm,  wölcher  in  düe 
statt  hünüm  geth,  das  ganze  ländlin  oder  insul  in  das  wasser 
sezen,  do  süe  düe  schos  gatter  oder  bruckhen  ufzüehen,  wölche 
gögen  dem  landt  hünaus  gehn.  Gemelte  insul  hat  in  circuito 
nicht  mehr  dann  12  nüderlendische  meil,  düe  einer  sommers 
zeüt  zu  pfert  in  einem  tag  wol  verrichten  kan,  hat  auch  nicht 


19 

mehr  als  vorbemerkte  4  nüStk^  als  Armyen,  zur  Föer,  Müttlburg 
und  Ylissinng,  und  dann  ein  vestuiif^  Bammigen  genant,  uf  ein 
stuudt  wegs  von  Vlissing,  dohün  ich  an  dem  25  dato  spazürte, 
wölches  haus  halb  in  der  seh,  halb  an  dem  landt  gehauen  lugt, 
do  dann  yederzeüt  Soldaten  gehalten  werdenn.  Ich  muest  zu 
Ylissing  st^ligen  von  5  August!  büs  uf  6  Septembris,  umb  wül- 
len  düe  windt  immerzu  west  oder  von  occident  lüeffen,  dann 
ich  wahr  Vorhabens,  mein  reüs  von  do  nach  Englandt  zu  nem- 
men.  Es  kamen  täglich  schif  aus  England  müt  Soldaten,  wölche 
(als  do  zumal  düe  saag)  Antorf  entsetzen  solten,  gleil  wol  es 
albereyt  zu  spatt,  dann  under  dessen  süe  sich  an  den  könig 
aus  Hispanien  ergeben.  Denn  29  dus  kam  zu  Ylissing  ein  ober- 
ster yber  das  gesante  kruegsvolckh  ahn,  müt  grossem  pracht, 
Mylardt  Oxfort  genant,  ein  graf,  und  von  dem  fümemsten  haus 
eins  US  Engelandt.  Denn  27  düs  monats  Augusti  erzeigte  sich 
der  windt,  als  wollte  er  gut  sein,  rüstet  müch  und  güeng  zu 
schiff  aber  gögen  abendt  wendt  sich  der  selbige  gleich  als  zu- 
vor, also  ich  mäch  wüderumben  in  düe  statt  verfuegt.  Hernach 
vemam  ich,  das  öttliche  Franzosen  müt  einem  capitani  von  eün 
freübeitter  schif  gedingt  hatten,  sich  nach  Cales  in  Francreich 
zu  beleitten;  muest  auch  ein  yeder  von  der  statt  oder  burger- 
meister  ein  patenta  haben;  nun  wehre  ich  auch  gern  von  do 
hünweg  gewesen,  das  mür  düe  zeüt  sehr  lang  wahr,  gieng  also 
zum  bürgermeister  und  hielt  auch  umb  ein  passport  ahn  nach 
Franckhreich ,  aber  ich  mochte  es  nichtt  erlangen,  zeugt  mür 
an,  es  wehre  ihme  von  einem  rath  nider  gelegt  worden,  keinem 
mehr  licentiam  nach  Franckreich  zu  geben,  aber  nach  Enge- 
landt woL  Also  nam  ich  ein  pass  nach  Engelandt,  und  ist 
solchs  angesehen,  wann  einer  zur.  seh  von  ihren  freybeittem 
gerechtfertigtt  würdt,  woher  er  komme  oder  hün  woU,  dann 
süe  hün  wüder  streifen ,  hat  er  solch  passport  zu  weüsen,  dann 
er  sonsten  sich  zu  besorgen,  er  werde  geblündert  Nun  wollt 
ich  much  auch  gemeltem  capitani  ufdingen,  domit  ich  von  do 
hünweg  kommie;  sagt  er,  ohne  licentiam  des  burgermeisters 
dörfe  er  nimandt  nach  Frankreich  beleitten;  also  wüs  ich  ihme 
solche  meine  feede,  wölche  nach  Engelandt  und  nicht  nach 
Franckreich  geschriben  wahr. 

Denn  31  und  lotsten  segleten  hüvor  gemelte  Franzosen  und 


20 

ich  of  dem  freybeütterschif  nach  müttag  hünweg,  ooangesehen 
der  wündt  enttgögen  und  düe  seh  sehr  ungestimm;  also  wür 
tag  nnd  nacht  segleten,  aber  aus  gögen  windt  und  ongestimme 
der  seh  muesten  wür  wüder  zuruckh,  und  waren  zu  lotst  froh, 
das  wür  den  porto  wüderumben  erreichten,  kamen  also  den 
ersten  Septembrüs  gögen  abent  mütt  greylicher  ungestimme 
wüder  gehn  Vlissing.  Also  ein  yeder  under  der  porta  sein  pass- 
port  weüsen  muest,  zu  sehen,  ob  nicht  öttliche  sonder  licen- 
tiam  haben  wollen  müt  fahren,  derowegen  mür  sehr  banng  wahr, 
dann,  wüe  Torgemelt  mein  passport  nach  Engelandt  und  nicht 
Franckreich  lauttet ;  kam  also  durch  das  ungewütter  fortt,  dann 
der  jhenige,  so  sue  sähe,  nicht  lang  gelesen,  umb  wüUen  er 
auch  am  regen  stunde,  do  ich  wehre  ergriffen  worden,  hette  ich 
nicht  mehr  mögen  in  die  statt  kommenn. 

An  dem  1  September  kam  ein  barca,  so  müt  käs,  butter 
und  harünng  geladen,  müt  5  personen  gefenclich  ingebracht, 
wölche  man  corrnträger  nennt,  düe  so  ihren  feindt  speüsen 
oder  inen  proviänt  zue  füehren.  Weiten  müt  solcher  barca  nach 
Antorf  seglen,  dovon  drey  ihrer  botsleüt  gegeislet  und  düe 
zwen  principales  gericht  worden,  und  solche  von  Vlissing  yber 
düe  seh  gefüert  und  in  Flanderm  gehenct  worden  ihren  feinden 
den  spannischen  zum  spectackhl,  dann  es  bey  leübstraf  Ter* 
hotten,  dem  feindt  proviänt  zu  zu  füehren. 

Denn  6  düs  güeng  ich  abermahln  zu  schif  neben  hüevör 
gemelte  Franzosen,  in  vermeinung,  mit  dem  vorigen  freybeiter- 
schif  nach  Franckreich  zu  seglen,  lagen  düse  nacht  im  porto, 
zu  sehen,  ob  der  windt  wolte  einen  bestandt  haben,  also  wür 
den  7  von  Ylissingen  müt  gutem  wündt  von  ost  oder  Orient  weg 
segleten,  das  einer  in  düe  60  schif  zehlen  kondte,  wölche  alle 
zumahl  us  dem  porto  zu  Vlissing  ablüefen,  dann  innerhalb 
4  Wochen  kein  schif,  wöder  nach  Engelandt,  Franckhreich, 
Schottlandt  oder  Irrlandt  seglen  mochte,  umb  wüUen  des  gö- 
gen windtes.  Als.  wür  nun  ettwan  bey  5  meil  in  düe  seh  kamen 
und  Schlüs,  wölches  ein  stättl  in  Flandern,  nahe  fürbey  seg- 
leten, wendet  sich  der  wündt  wüder  gehn  west,  derowegen  alle 
die  schif ,  dovon  hüevor  vermeldt,  wüder  zuruckh  nach  Vlis- 
sing liefen,  ausgenommen  düs  schif,  uf  wölchem  ich  gewesen, 
sampt  noch  eines  anders  freybeitter  schif,  dann  düe  selbigen 


21 

nicht  dornach  fragen ,  wo  sie  hin  seglen  oder  wüe  lang  süe  in 
der  seh  sein.  Wardt  also  gögen  der  nacht  sehr  ungestim,  das 
wür  aller  nass  wurden  von  dem  insprizen  des  wassers,  dann 
war  düe  nacht  uns  am  mast  oberhalb  dem  verdöck  halten 
muesten,  dorfte  keiner  hinunder  ins  schif,  umb  willen  der  Sol- 
daten, wölche  ihr  geliger  drunden  hatten,  ein  leichtfertig  gott- 
los gesündt,  beede  von  kräegs  Yolckh  und  schifleütten. 

Denn  8  das  sahen  wür  von  ferrn  landt,  wölches  wahr  En- 
gelanndt,  bekamen  ein  wenig  taugenlichen  windt,  das  wür  noch 
des  tags  uf  ein  meil  nahent  zu  einem  porto  kamen,  Douvers 
genant,  und  wüe  wür  unns  nach  Franckhreich  dingten,  kamen 
wür  doch  nach  Engelandt,  und  wolte  unser  patron  oder  capitani 
nicht  in  porto  laufen,  sondern  hielt  in  offener  seh  uf  1  teütsche 
meül  vom  landt.  Dort  heromber  lagen  drey  grosse  armirte  schif, 
der  königen  zustöhendt,  wölche  unser  patron  müt  dem  geschiz 
sallitirt;  nach  dem  selbigen  kam  ein  deine  barca  vom  porto 
herusser  zu  unns,  do  ich  dann  denn  capitani  befriedigte  und 
mich  ne1)en  andern  5  Franzosen  in  düe  barca  verfüegte ,  dann 
das  schiiHin  deine  halber  nicht  m^hr  tragen  mochte,  fuhren 
also  domüt  an  lajidt  und  muesten  düe  ybrigen  im  schif  ver- 
harren, büs  mann  süe  lang  hernach  auch  ushollt.  Kamen  ge- 
melten  abendt  gehn  Douvers,  ein  offen  stättlin  am  mör  gelegen, 
am  inngang  dessen  ein  castell  zur  rechten  handt  hoch  uf  einem 
berrg  gelegen,  wölches  den  porto  wüe  auch  das  stättlin  bewart. 
Als  baldt  wür  nun  in  düe  herberg  kamen,  wurden  wür  für  ött- 
liche  verordnete  herrn  gefordert,  dann  der  gebrauch  an  allenn 
innfahrten  des  landts,  düe  leüt  sich  anzeügen  müessen,  wo  süe 
her  kommen,  was  ihr  thun  seye  und  wo  süe  hün  wollen,  auch 
do  einer  brüef  an  kaufleüt  oder  irgendt  anderer  im  landt  hatj 
mues  mann  düe  selbigen  weisen,  wüe  auch  düe  hotten  alle  düe 
brüef,  80  süe  inn  und  aus  dem  königreich  fuehren,  alle  denn 
verordneten  herrn  zeugen  und  förlegen  müessen.  Do  süe  nun 
ettwan  ein  bedenckhen  yber  ein  schreiben  haben,  brechen  süe 
dasselbige  uff,  wüe  auch  müt  den  personen,  wann  süe  einen 
argwönisch  befunden,  lassen  süe  in  gefencklich  innzüehen.  Also 
durch  solch  fleüssüg  uf  sehen  vül  verratberey  geoffenbaret  würt 
und  an  tag  kompt:  düe  brüef  aber,  wölche  düse  französüsche 
kaufleüt  hatten,  gehörten  alle  nach  Franckreich,  dann  süe  wüder 


22 

ihren  wüllen  in  Engellandt  kommen.  Den  9  düs  do  stüU  ge- 
legen, büs  ich  umb  gelegenheüt  trachtet,  nach  Londra  zu  reü- 
sen,  und  würdt  von  Vlissing  nach  Douvers  in  Engellandt  bey 
40  teütsche  meyl  gerechnet 

Denn  10  das  reüset  ich  des  morgens  früeh  von  do  hünweg, 
müt  einem  hotten,  den  ich  mut  nahm,  müch  zu  beleitten,  wüe  vol 
keiner  den  andern  verstünde,  derowegen  ich  ihne  der  ort  halber 
wenig  fragen  konte ,  kamen  uf  denn  müttag  in  ein  grosse  statt, 
Gantelberg  genant,*  aldo  ich  zu  morgen  gessen,  volgendts  zu 
abent  in  ein  andern  offen  stättlin,  Sittigbom  genant,  aldo  ich 
yber  nacht  gebliben;  ist  von  Douvers  dohün  24  englische  meil, 
wölcher  bei  5  derselbigen  ein  teütsche  machen,  dann  süe  on- 
gevahr  denn  ittallianischen  mögen  verglichen  werden. 

Denn  11  des  am  morgen  do  hünweg  und  kam  uf  denn 
müttag  in  ein  offenes  stättlin  müt  nammen  Gravesin,  hart  an 
dem  arm  gelegen,  nach  Londen,  wölches  ort  20  meül  von 
Süttigbom  lügt.  Do  pflegt  man  uff  das  wasser  zu  süzen  und 
foUendt  nach  Londen  zu  fahren,  aldo  täglich  vül  barca  hün 
und  wüder  fahren,  denn  man  des  wassers  erwartet,  wüe  dann 
solches  6  stundt  ab  und  andere  6  stundt  wüderomb  zu  left. 
Muest  also  vom  müttag  büs  zum  abendt  warten,  büs  das 
wasser  zu  lief,  begab  mäch  also  des  abendts  neben  andern 
in  7  personen  uf  ein  deine  barca  müt  zwen  mann,  wölche  an 
rudern  zogen,  also  ich  umb  mütternacht  gehn  Londra,  eben 
als  ich  an  landt  stüge,  12  uhr  schlueg,  käme,  wüst  nicht  wohün 
ich  gehn  solt,  herberg  zu  haben  für  dise  nacht;  kam  also  zu 
einem  pasteten  böckher,  dann  es  eben  an  einer  samstag  nacht 
wahr,  das  sie  vül  zu  schaffen  haben  gögen  dem  sontag;  düser 
kondte  französisch,  und  mäch  gleich  gutwillig  ufgenommen  büs 
an  denn  morgen,  wölches  wahr  der  12  das,  befragt  ich  düe 
herberg  zum  weüssen  hehren,  wölcher  mann  ein  Nüderlender, 
bey  dem  vül  Teütsche  pflegen  zur  herrberg  lügen,  und  ist  von 
Gravesin  gen  Londen  20  englische  meil. 

Gemelte  statt  Londra  ist  döe  principal  und  hauptstatt  in 
Engellandt,  ein  königliche,  schöne,  grosse,  weütbegriffene  uud 
lange  statt,  aber  am  wehnigsten  nichts  beföstigett  noch  be- 
schlossen, dann  einer  so  wol  bey  nacht  als  zu  tag  zeütt  aus  und 
in  kommen  mag ,  hatt  in  derselbigenn  ein  castell  oder  vöstung 


23 

unden  uf  der  seytten  hart  am  wasser  gelegea,  ^s  hat  in  ge- 
melter  statt  auch  vül  handlung,  sonderlichen  von  lackhen  oder 
tuch,  dessen  sehr  vül  im  landt  gemacht  von  wegen  grosser 
anzahl  der  schaf ,  dovon  süe  düe  menge  woU  haben,  und  werden 
solche  thuch  onbereüt  sehr  vül  hün  vnd  wüder  verfüert. 

Denn  16  düs  monats  septembris  gäeng  ich  in  düe  kürchen, 
wölche  westmünster  genant  würt,  ein  schön,  gros  gebey,  in  der 
selbigen  werden  alle  kÖDig  und  königin  des  landts  gekrönt  und 
nach  ihrem  ableiben  dohün  begraben,  und  werden  ihre  epitaphia 
oben  im  chor  des  tempels  gesehen.  Derer  nun  öttliche  sein  zum 
theyl  von  weissen  marmor,  andere  von  alabaster  künstlich  und 
züerlich  von  ganzen  personen  gehauen;  so  würt  neben  oder 
undei*  andern  auch  gesehen  am  haupt  des  chors  zu  der  lünckhen 
handt  ein  hülzene  sarckh,  ganz  schlecht  und  geringfieg  von  un- 
gehobeltem holz,  dorinnen  ein  königin  des  landts,  wölche  un- 
verwesen  und,  als  unns  gesagt  (dann  noch  andere  mehr  mütt 
mir  drinnen  gewesen  als  ichs  gesehen),  ob  düe  200  jähr  albereyt 
aldo  lügen  solle,  und  ist  das  ober  theil  oder  brütt  der  sarckh 
nicht  verschlossen,  wölches  auch  abgehöbt  worden,  also  würs 
zum  theil  angriffen ,  ist  das  fleisch  aller  ingetrücknet  und  hart 
wie  ein  holz,  gleich  als  mommia  in  Aegipten,  nicht  als  andere 
personen,  düe  palsamirt  werden,  düe  such  müt  der  zeüt  ver- 
zehren, das  mann  keinen  luft  noch  athem  an  süe  mag  gehn 
lassen ,  umb  willen  süe  aller  staub  und  aschen.  Femer  würt  ge- 
sehenn  in  gemeltem  clior  der  cappellen  ein  stuel,  meines  er- 
achtens  von  stein,  aber  doch  geringfüeg  und  schlecht,  auf 
wölchem  gemelte  könig  von  Engelandt  gekrönt  werden.  Neben 
anderm  würt  auch  in  gemelter  cappelle  abcontrfehet  gesehen 
düe  trachten  oder  kleüdungen  deren  potentaten  als  könig  undt 
königin  des  landts,  wüe  süe  vor  alten  zeütten  gekleidet  gewesen, 
imd  doch  mehr  dann  schlecht  und  geringfüeg  gegen  unsere 
zeütten.  Dem  jhenigen ,  so  unns  düse  Sachen  gewisen  und  düe 
cappelle  ufgescblossen,  verertenn  wür  ein  trinckgeltt. 

Denn  19  düs  reüset  ich  nach  Nanschiz,  ein  schön  palatium 
oder  lusthaus,  einem  graven  ihm  landt  gehörig,  do  such  dann 
do  zumal  königl.  Majestät  hüelt,  in  vermeinung,  ich  wolte  süe  sehen 
zur  kürchen  gehn  oder  aber  spazüren  reüttenn;  aber  es  wahr 
unlustüg  wetterr,  alsoihr  Majestät  desselbigen  tags  nicht  aus  kom- 


24 

men.    Rütt  also  däsen  abend  wüder  gen  London,  wölches  hun 
und  wüder  20  meul. 

Denn  24  gemeltes  monats  wahren  öttliche  Teutsche  vom  adl 
nndt  andere  nnnser  bey  15  personen,  wölchen  das  castell  obge- 
melt  in  der  statt  am  wasser  gewäsen,  under  wölchem  starckhe 
wacht  gehalttenn  würt;  mag  auch  kein  frembder  seine  wehr  müt 
sich  intragen,  sondern  mues  solche  der  wacht  zu  verwahren 
geben,  büs  er  wüder  zuruckh  kompt;  in  gemeltem  haus  wurdt 
unns  gewisen  in  einer  camerr  yül  stattlicher  cleinodüen  von 
goldt  und  edlem  gestein  verseztt;  dessgleichen  wurden  wür  ge- 
füert  in  ein  camer,  wölche  in  dem  haus,  so  matten  in  dem  schlos 
stehett,  dorinnen  herliche  und  schöne  tapezeria,  umbhenng  und 
küssen,  alle  müt  seyden,  goldt,  vül  mütt  gueten  berlin  gestickt, 
und  seindt  diser  stuckh  nicht  öttlich,  sonder  yül  und  düe  menge, 
ganz  beugen  ob  einander  gesezt,  von  der  erden  uf  eines  manns 
hoch,  das  mann  vül  sääl  und  camern  domüt  becleüden  mag,  und 
ist  jamer  schadt,  daß  solche  nicht  gebraucht  werden.  Ittem 
noch  in  gemeltem  haus  zu  sehen  ein  rüstcamefr,  under  demselbi- 
gen  ein  Zeughaus,  in  wölchem  sehr  vül  geschüz,  sampt  andern 
dozu  gehörenden  Sachen,  oben  in  gedachter  rüstcammer  vül 
hämisch,  spües,  röhr,  wehrenn,  vül  und  mancherley  altfrenckhi- 
sehe  Sachen,  insonderheüt  ein  graussame  anzahl  päitschpfeil 
sampt  deren  dozu  gehörigen  bogenn. 

Ittem  gleich  an  gemeltem  haus  wurdt  unns  auch  gewiseim 
ein  adlerr,  ein  luchs  und  acht  lebendige  löwen,  wölche  die  köni- 
gin  underhöltt.  Ittem  jheneseütt  des  wassers  nicht  fern  oberhalb 
der  bruckhen  hatt  es  ein  haus  und  besonder  ortt,  in  wölchem 
bey  16  beeren,  2  in  250,  büs  weylen  mehr,  englische  dockhen 
oder  grosse  rüden,  ein  gahr  dein  pfertlein,  wie  auch  zwen  stüer 
erhalten  werden,  und  der  jhenige  wölcher  doriber  geordnet, 
höbt  wochenlichen  vül  gelt  uf,  danij  er  zwen  tag,  als  am  sontag 
und  donnerstag,  er  gleichsam  ein  jagen  höltt,  das  vül  volck  hinin 
kompt,  solche  kurzweil  zu  sehen.  Inwendig  des  hauses  ein  ronder 
platz,  wölcher  in  der  matte  eiüen  pfal,  doran  der  behr  an  ein 
köttin  gelegt  würt,  domut  er  nicht  ussreise,  als  dann  werden 
ettwan  zwen,  drey,  vier,  wehniger  auch  mehr  hundt  ingelassen, 
sonderlichen  junge ,  wölche  dorzue  abgericht  werden.  Aber  so 
der  behr  einen  hundt  ergreift,  gäbt  er  ime  müt  denn  fördern 


25 

pfatteD  oftermals  ein  waschen,  das  er  nicht  melir  lust  an  ihn  zu 
fallen  hat;  dessgleichen  auch  mät  dem  stüer,  wann  er  einen 
hundt  zwischen  däe  hömer  bekompt,  würfb  er  in  ^üe  höhe  und 
zu  dem  offtermals  reist  er  ime  ganze  räemen  aus  der  haut;  wue 
auch  däe  pfertlin,  wölches  mann  lödig  hinein  laufen  lest,  das 
braucht  sich  auch  sehr  müt  springen  und  schlagen. 

Am  8.  octobris  fuehren  unser  bey  10  Teutsche,  drunder 
öttliche  Tom  adl,  auff  einer  barca  zu  wasser  hinuf  gehn  Rutsch- 
mondt,  ein  fleckh  nicht  fern  vom  wasser  gelegen,  aldo  ein  könig- 
lich haus,  allt  und  von  geringem  gebey,  dohün  kön.  Majestät  hat 
kommen  sollen,  und  ist  düs  schon  düe  drütte  reis,  düe  ich  ge- 
thon,  eh  ich  sue  sähe,  dann  ich  zwischen  der  zeüt  noch  ein  mahl 
zu  Nanschiz  gewessen,  do  ich  säe  wol  von  fern  sehen  kondte, 
doch  nicht  eigentlich.  Also  kam  ihr  Majestät  den  gemelten  abent 
Ton  Nanschöz  zu  wagen  gehn  Rätschmondt  sampt  ihrem  frauen- 
zimmer  und  rhätten,  wölche  war  sahen  absteigen  und  in  das 
baus  beleitten.  Denn  10  dös,  wölches  wahr  ein  sontag,  das  due 
königin  pflegt  zu  kärchen  gehn,  und  ist  dueselbige  innerhalb  des 
schloss,  wurde  auch  alle  färsehung  gethon  und  döe  trabanten  in 
Ordnung  stunden,  einer  am  andern,  yon  ihrem  zimmer  an  bus 
zu  der  capell,  also  nicht  änderst  vermeint  wurde,  söe  soll  oder 
werde  in  däe  kärchen  kommen,  wölches  gleichwol  nicht  he- 
schehen;  ihre  trabanten  sein  englische,  alle  in  gleicher  kleidung, 
tragen  rote  wappnröck  von  scharlackh  oder  anderm  gutem 
thuch,  fernen  an  der  brüst  wue  auch  hunden  am  ruckhen  des 
rockhs  ein  gesticte  rosen  von  goldt  gemacht,  sein  alle  mät  ein- 
ander herrliche  lange  starckhe  und  grosse  mann,  eben  als  halbe 
rusen,  das  einer  ihres  gleichen  nicht  baldt  sehen  wärt. 

Gleich  eben  des  tags,  wue  war  wöder  von  do  hunweg  weiten, 
war  umb  vesper  zeut,  und  dem  wasser  zuegäengen,  in  dem  kam 
kön.  Majestät  us  dem  schloss  uf  dem  plaz  so  herausen  spazuren, 
also  war  sue  gnungsam  sahen:  dann  süe  mut  ihren  rhäten  hun 
und  wöder  gueng,  auch  audientz  gab;  und  kam  under  andern 
ein  hamburger  Schiffer,  wölchem  die  englischen  guet  oder  wahren 
zur  seeh  abgenommen,  der  that  ihr  Majestät  einen  fuesfall,  do- 
neben presensirt  ehr  ihr  ein  suplication,  wahren  wür  so  nahent 
bey  ihr,  das  wur  sue  denn  Schiffer  hörten  fragen,  ob  er  englisch, 
und  dann  uf  französisch,  ob  er  französisch  könnte;  er^aber  ver- 


26 

stunde  derer  sprachen  keine,  sondern  verschüttelt  den  köpf. 
Also  ybergab  ihr  Majestät  sein  suplication  einem  ihrer  rhät;  es 
wahr  auch  ein  grosse  menge  Yolckh  am  plaz  herumber,  bedes 
von  frauen  und  mann,  also  wo  düe  köhigin  für  iber  gäeng,  füel 
das  volckh  uf  düe  knieh  nider,  hueben  düe  hendt  uf  und  schryen 
uf  ihr  sprach:  gott  sauue  te  guene,  gött  gebe  unser  königin 
langes  leben.  Ist  sonsten  auch  gebreichüg,  wann  schon  ein 
fürstliche  person  für  süe  kompt,  müt  ihr  zue  reden,  pflegt  der 
selbige  müt  einem  fues  uf  der  erden  zu  knien.  Als  sue  nun 
wüderomben  in  das  schloß  gangen,  machten  war  unns  uf  denn 
weeg  an  das  wasser,  namen  ein  barca  und  fuehren  des  abents 
noch  gehn  Londen,  gleich  wol  wür  erst  bey  2  stundt  in  düe 
nacht  dohün  kamen. 

Denn  29  gemeltes  monats  octobrüs  sähe  ich  zu  Londen  in 
Engelandt  einen  maior  oder  burgemeister  erküsen,  wölcher  nach 
erwöhlung  den  aydenn  öttliehen  dozu  verordneten  herm  anstatt 
der  königin  in  der  kürchen  ^  als  vorgemelt  westmünster,  thun 
mues,  und  beschicht  solches  müt  volgendem  proceß  und  grossem 
Trionph ,  sovil  als  ich  gesehenn. 

Erstlichen  versamblen  gemelten  sich  des  morgens  düe  zuvor 
gewesene  maiores  in  dessen  neüerwölten  herrn  haus  ettwann 
3  stundt  in  taag,  dann  reut  gemelt  maior  neben  andern  herren, 
derer  do  zumal  21  wahren,  alle  zu  pfert  in  gleichen  langen 
röckhen  von  rottem  scharlackh,  wölche  müt  köstlichen  marder 
oder  zobl  durcbfüetert,  und  gehn  vor  ihme  her  alle  auschüß  der 
Zünften,  in  gleichen  langen  schwarzen  röckhen,  eben  als  die 
nobilis  zu  Venedig,  und  wüe  düe  selbigen  einen  flugel  von 
schwarzen  yberschlagen,  also  haben  düse  gleichsam  ein  weid- 
sackh,  wölchen  süe  iber  düe  lünckhe  achsel  schlagen,  der  ist 
halb  rot  und  halb  schwarz.  Dessgleichen  gehn  neben  und  vor 
ihme  sechs  mann  in  gleicher  kleüdung  von  schwarzem  samet, 
sampt  ihren  stattlichen  guldihen  köttin,  hatt  yeder  einen 
schwarzen  stab  in  der  handt,  räum  und  plaz  zu  machen,  domüt 
der  herr  nicht  bedringt  werde  von  der  grossen  menge  des 
volckhs.  Es  sein  auch  verordnet  trometer,  derer  bey  15  in 
dreyen  glüdern  wahren,  also  yeder  zeüt  5  zu  mahl  ufmachten; 
ferner  so  würdt  ihme  fürtragen  ein  gros  gebey,  gleichsam  ein 
sommerheüslin  eines  lustgartens,  uf  wölchem  aussen  heromb  bey 


27 

12  lebendige  kunder  uf  denn  4  orten  von  mediin  und  kneblin, 
wölche  alle  uf  das  stattlichest  gezüert  und  angethon  waren,  müt 
goldt,  stattlichen  cleinodien  umbhönct  sassen,  eben  als  in  einem 
schönen  lustgarten,  dann  solches  von  gemachtem  blomwerckh, 
rosen  und  anderm  ganz  züehrlich  gestict  und  ufgebauen  wahr, 
und  wurden  diie  jhenige,  so  es  trugen,  nicht  gesehen;  ward 
unden  büs  zu  der  erden  mütt  schönenn  umbhengen  bedöct. 
Neben  dem  wardt  vor  ihme  heergefüert  ein  gestalt  eines  camehls 
sehr  gros,  wölches  wol  geformüert,  das  einer  von  ferm  ver- 
meinte, es  wehre  lebendig,  es  werden  noch  mehr  andere  saehen 
mutt  gebraucht,  welche  ich  kürze  halber  underlasse. 

Wanij  nun  vorgemelt^r  berr  maipr  von  seinem  haus  us- 
züecht,  reut  er  durch  düe  statt  büs  an  das  wasser,  doselbsten 
ein  schön  bedöct  schif  wol  zuebereitt,  wartent,  in  wölches  er 
sampt  andern  herm  maiorn  süzt,  und  haben  düe  zünften  so  von 
ihme  her  gangen,  auch  jede  ihr  eügen  schiff,  würt  also  müt  vilen 
schiffen  und  grosenn  trionph  in  düe  kürch  westmünster  beleitett, 
aldo  er  aussteigt,  und  gehn  müt  ihme  alle  vorbenannte  herrn 
und  Zünften,  alzeüt  zwehn  in  der  Ordnung  müt  einander,  büs  in 
düe  kurchen;  als  dann  ihme  müt  sonderm  proceß  düe  articul, 
uf  wölche  er  denn  ayden  thuen  mues,  fürgehalten  werden;  doch 
beschicht  solches  nicht  in  publico,  sondern  an  einem  dozu  ver- 
ordnetenn  ende  der  kürchen.  Nach  vollendtem  oder  gethonem 
eyde  geth  er  von  der  kürchen  wüderomben  nach  dem  wasser, 
würt  von  ihme  hergetragen  ein  bloses  schwert  und  ein  vergulter 
scepter,  anzuzeigen,  das  ihme  düe  macht  gegeben,  das  ybl  zu 
straffen;  an  gemeltem  ort  süzt  er  wüderomben  in  das  vorige 
schiff  und  fehrt  an  das  ort,  do  er  zuvor  in  gesessen.  Und  wahr 
under  anderenn  schiffen  ein  dein  orfec  oder  krüegsschifflin  aller 
schön  gemahlt  und  sehr  wol  zuegerist  müt  volckh  und  munition, 
uf  wölchem  ein  gros  bulver  verschossen  wurde,  bös  der  herr 
vom  wasser  us  gestigen,  von  do  er  dann  wüderomben  müt  gleich-^ 
förmigem  trionph  nach  haus  beleitett  würt.  Vnd  würt  desselbi- 
gen  tags  in  seiner  behausung  ein  stattlich  pancket  gehalten  von 
mann,  frauen  und  junckfrauen  in  groser  an^zahl,  wüe  dann  auch 
vom  adl  und  andere  frembde  wohl  dozu  gehn  mögen,  dann  ein 
freye  tafell  gehalten  würt.  Nach  gehaltnem  panckhet,  wölches 
sich  vast  verweilet  büs  zu  vesper  zeütt,  reut  gemelter  herr  maior 


28 

nebenn  andern  herrn  und  zunften  in  massen  wue  des  morgens, 
allein  das  er  nit  uf  das  wasser  süzt,  sondern  reut  büs  zur  oftge- 
melten  kurchen,  in  wölchr  vesper  gehalten  würt,  do  mann  dann 
ein  treflFenliche  musica  höret,  wölche  dem  herrn  burgemeister 
zu  lob  und  ehren  gehalten.  Nach  Vollendung  wurt  er  wüder  nach 
haus  beleitett,  und  hat  solches  alles  ein  gewaltig  und  stattlich 
ansehen,  dann  esmüt  grossem  costenn  und  trionph  geendet  würt. 

Es  befände  sich  dozumal  eine  so  gute  compagnia  unser  bei 
10  Teutsche  vom  adl  und  andere  beysammen;  also  wür  ein  reüs 
fürnammen  und  anstöllten,  das  königreich  Schottland  und  Irr- 
landt  zu  besehen.  Als  wür  nun  der  Sachen  eins  wordenn  und 
nach  gelegenheut  trachteten ,  solche  reüs  für  düe  handt  zu  nem- 
men,  wolle  unns  in  allweg  gebüren,  einen  passbrüef  von  kön. 
Majestät  usszubringen,  domüt  mann  desto  sücherer  durch  Englandt 
und  Irrlandt  reüsen  möge,  wölchen  wür  durch  schenckbung  ött- 
licher  goldtstuckh  zu  wegen  brachten,  in  wölchen  eines  yden 
namen  under  unns  insonderheüt  vermeldet,  auch  allen  vogten 
commendirt,  unns  frey  passiren,  wüe  auch,  do  würs  begehren, 
müt  gleidt  behülflich  und  fürderlich  sein  sollen,  &c.,  hatten  auch 
yber  das  albereüt  pfertt  bestöllt  büs  an  einen  porto  des  mors, 
do  wür  vermeinten,  in  ein  schif  zu  sizenn  und  in  Irrlandt  seglen, 
und  geschah  solches  an  einen  samstag.  Als  wür  vollgenden 
montag  weiten  verreüsen ,  in  dem  kompt  des  sontags  zeüttung, 
wüe  im  königreich  Schottlandt  düe  pest  so  sehr  regiere,  das  uf 
den  frontiren  der  pass  aller  verlegt,  das  niemandt  fort  kommen 
möge;  zu  dem  so  seye  kön.  Majestät  us  Schottlandt  von  der  statt 
Edenburg  ussgezogen  und  such  uf  ein  schloss  begeben;  und 
wurde  also  greulich  gemacht,  ohnangesehen  düe  zeüttung  zuvor 
in  Engelandt  war,  das  düe  pest  in  Schottlandt  regüere,  aber 
doch  nicht  so  sehr  als  dozumahl  us  geben  wardt,  wölches  unns 
denn  mueth  der  fürgenommenen  reüs  name,  das  wehnig  mehr 
lust  dazu  hattenn;  güeng  derowegen  solche  reüs  zuruckh  und 
blüb  vermütten,  wüe  wol  ich  für  mein  person  gehrn  gesehen, 
dÄS  solche  wehre  fort  gangen,  weyln  ich  ohne  das  vül  zeüt  ver- 
gebenlichen  zu  Londen  zugebracht. 

Ein  fremder  hat  sonstenwol  kurzweil  in  Engelandt,  sonder- 
lichen zu  Londen,  dann  ausserhalb  diser  statt  ein  schlecht  thou 
oderweesen,  do  nun  einer  lust  hat,  fechten,  dannzen,  musica 


29 

oder  irgend!  auf  einem  seytenspühl  zu  lernen  bedacht,  dess- 
gleichen  auch  von  sprachen,  als  französisch,  ittalianisch,  span- 
nüsch,  nüderlendisch,  wüe  auch  des  landts  sprach  englisch,  zu 
welchem  einer  geneigt  lust  oder  lüebe ,  hat  es  seine  besondere 
schneien,  wüe  auch  kürchen  von  öttlichen  sprachen;  als  erst- 
lichen  ihre  kürchen:  und  dann  predigt  man  zu  Londen  in  nider- 
lendische,  ittalianische,  französische  sprach,  düe  alle  sondere 
kürchen  und  ihre  pastores  haben.  Ittem  es  gübt  auch  ballheüser^ 
werden  auch  täglichen  commedien  gehalten,  sonderlichen  ist 
lustig  zu  zusehen,  wann  der  königen  comedianten  agiren,  aber 
einem  frembden,  der  düe  sprach  nicht  kan,  verdrüslich,  das 
ers  nicht  verstöth;  es  hat  öttliche  sonderbare  heüser,  wölche 
dozu  gemacht  sein,  das  ettwann  drey  genug  ob  ein  ander  sein, 
dero wegen  stöts  ein  grosse  menge  volckhs  dohin  kompt,  solcher 
kurzweil  zuzusehen.  Es  begibt  sich  wol,  das  süe  uf  einmal  50  in 
•60  dalr  ufhöben;  sonderlichen  wann  süe  was  neyes  agiren,  so 
zuvor  nicht  gehalten  worden,  mues  mann  doppelt  gelt  gebenn, 
und  wehrt  solchs  vast  alle  tag  durch  düe  wochen,  onangesehen 
es  freytag  wüe  auch  samstags  zu  halten  verbotten ,  würt  es  doch 
nicht  gehalten. 

Es  haben  düe  kaufleüt  zu  Londen  ein  schön  ort,  do  süe 
täglich  zuesamen  kommen,  das  würt  genant  düe  böers,  ein 
vüeröckent  haus,  in  demselbigen  ein  schöner  plaz  oder  hof,  an 
den  4  seytten  rüng  umb  her  gewölbt,  domüt  süe  vorm  regen 
truckhen  wandlen  mögen,  oben  uf  dem  haus  verkaufft  mann 
allerley  cremerey;  was  einer  bedarf,  das  bekompt  er  zu  kaufen, 
und  haben  düe  kaufleüt  ein  brauch,  das  mann  in  gemein  erst  zu 
ein  uhre  nach  müttag  ab  der  böers  zum  essen  geth,  do  dann 
mancher  noch  ein  halbe  stundt  zu  göhn  hat,  büs  er  zu  haus 
kompt,  gleichwol  es  zue  Antorf  und  andern  orten  des  Nüder- 
landts  auch  also  gebreichig,  wüe  süe  dann  des  morgens,  eh  süe 
aus  gehn,  pflegen  früstückhen. 

Ittem  süe  haben  einen  unloblichen  brauch  in  Engelandt, 
wann  ein  ybeltheterr  zum  todt  verurtheilt  würt,  das  er  solle  müt 
dem  strängen  gerücht  werden,  haben  süe  keinen  besondern  nach- 
rücliter,  sondern  nemmen  einen  fleischhackher  oder  mezger, 
wölchen  es  befolhen  würt,  der  mueß  solches  verrichten.  Nun 
wüll  ich  wol  glauben,  das  zum  ofternmal  ein  redlich  mann  dozu 


30 

genonimeD,  dem  6s  sehr  beschwerlich  und  ein  gros  leüd  dorab 
trage,  und  würt  solches  verricht  müt  volgendem  process. 

Als  baldt  der  ybelthättr  aus  der  gefenckhnus  gefuert,  wurt 
er  auf  einenn  karch  gesezt,  müt  einem  pfert  durch  due  statt  ge- 
fuert, bües  das  er  kompt  zu  der  richtstatt,  wölche  gleich  an  der 
statt,  ein  gar  nider  gericht;  bleibt  der  ybelthätter  allweil  uf  dem 
karch  süzen,  würt  ihme  auch  der  strickh  doruf  an  halls  und 
dann  am  balckhen  vest  gemacht.  Wann  solches  verricht,  förtt 
er  müt  dem  karch  durchaus,  bleibt  der  dohünden  und  am  galgen 
hangen ;  so  er  nun  bekante  oder  verwandte  hat,  helfen  säe  ihme 
voUent  den  marter  ab,  zuehen  in  bey  den  fuessen,  domüt  er 
desto  eher  erstickhe.  Es  würt  doch  ab  denen  leütten,  due 
solches  werckh  verrichten,  khein  scheyen  getragen,  als  wol  bey 
unns  beschuht. 

Zuvor  und  eh  das  ich  aus  Engelandt  verreiset,  kam  zeüt- 
tung,  wüe  das  der  capitan  Draco  abermaln  ein  stattliche  beütt 
bekommen,  ein  gros  schif,  so  aus  India  kam  und  nach  Spannien 
wolt,  wölches  er  erobert,  und  dorinnen  bekommen  haben  solle: 

erstlichen  2  million  an  goldt  und  sülbeü  an  blatten  oder 
ongemünzt, 

^  rthlr.  an  gemünzten  realn, 

■i  heüt  oder  fehl, 

350  küsten  zuckhr, 

300  quintal  Imbör, 

150  quintal  helfhbein, 

4  küstn  müt  berlin,  yede  a  2  buschig 

ettliohe  sökhmüt  kostlichen  färben,  wölche  mann  conshenille 
nennet,  dorus  man  düe  thuch  pflegt  zu  ferbenn; 

ittem  24  spannische  vom  adl  von  stattlichen  geschlechten. 

Düses  soll  sein  der  tribut  von  anderthalb  jaren,  so  ein  theyl 
von  den  Indijs  de  Peru  dem  könig  us  Spania  zu  geben  pflegen, 
für  sein  gebür,  das  wurdt  estimirt  uf  25  donn  goldts* 

Zu  Londen  ist  auch  zu  sehen  öttlicher  grosser  herren,  wüe 
auch  der  königin  palatium,  wann  süe  in  düe  statt  kompt,  weyt 
unden  in  der  statt,  nicht  fem  von  vüibemelter  kürchen  west- 
münster,  am  wasser  gelegen,  von  altem  geringfuegem  gebey, 
und  ist  in  ihren  heüsem,  do  süe  nicht  wohnet,  wehnig  zu  sehen, 
umb  wüUen  düe  zimmer  und  sähl,  wo  süe  zu  wohnen  pflegt,  aller 


31 

durchaus  müt  schöner  tapezerei  umbhenct  wurt,  wann  sie  nun 
von  einem  haus  in  die  ander  reuset,  wüert  solches  alles  abge- 
nommen, das  nichts  als  düe  lehrenn  wandt  gesehen  werden.  Es 
gübt  auch  nach  gelegenheüt  des  landts  vul  schöner  gärten, 
gleichwol  solche  denen  in  Ittalia  nicht  zuvergleichen ,  dan  es 
in  dieser  Insul  keinen  weinwachs,  auch  hüz  halber  andern  war- 
men lendern  nicht  zuvergleichen. 

Ittem  es  gäbt  ein  holdsälig  und  von  natur  mechtig  schön 
weibsbildt,  als  ich  in  meinen  äugen  kaum  gesehen,  dann  süe  sich 
nicht  kezem,  anstreichen  oder  ferben,  als  wol  in  Ittalia  oder 
andern  ortten;  allein  das  sue  in  der  kleüdung  was  plomps  gehn, 
kleüden  sich  von  stattlichen  guten  lacken  oder  thuch,  do  dann 
manche  3  röckh  von  thuch  ob  ein  ander  soll  anhaben. 

Ittem  es  sey  ein  frembder  oder  innwohner,  wann  er  in  eines 
burgers  haus  zu  thuen  hat  oder  zu  gast  gebetten  würt,  und  er 
nun  dohün  kompt,  der  herr  des  haus,  frau  oder  junckfrau  ihne 
empfahet  oder  wüUkom  heist  sein,  als  dann  ihr  sprach  müt  sich 
bringt,  hat  er  wol  macht,  sue  an  arm  nemmen  und  zu  küssen, 
wölches  des  landts  gebrauch;  und  do  es  einer  nicht  thut,  würt 
es  ihme  für  ein  unverstaadt  und  grobheüt  geachtet  und  zuege- 
messen,  wüe  dann  solcher  gebrauch  im  Nüderlandt  auch  ist. 

Als  ich  nun  lang  genug  zu  Londen  gewessen,  trachtet  ich 
nach  gelegenheit,  wüder  aus  dem  landt  zu  kcmimen,  und  wahr 
bedacht,  meinen  weeg  nach  Antorf  zu  nemmen,  wölcher  dozu- 
mahl  sehr  gefahrlich,  das  ich  lang  nachfrag  hette  umb  gesell- 
Schaft,  aber  doch  keine  erfahren  mochte:  büs  zulötst  erfuehr 
ich  einen  Nüderländer,  so  von  Antorf  bürtüg  und  auch  seine 
eitern  do  wohnen  hatte,  also  wür  unns  verglichen,  müt  dem 
Antorfer  bott  zu  reysen,  wölches  nachmals  beschah,  und 
reysetten 

Denn  14  des  monats  novembrüs  von  Londen  zu-wasser  hün- 
weg  uff  einer  grossen  barca,  in  wölcher  ob  düe  200  personen, 
und  kamen  ettwa  bey  drey  stundt  in  düe  nacht  gen  Gravesiri, 
(aber  es  wahr  mür  ohnbewust)  dann  ich  müch  zu  Londen  müt 
öttlichen  Teütschen  gelezt,  wölche  müch  hernach  büs  in  düe 
barca  beleüttet. 

Denn  15  düs  muesten  wür  des  tags  zu  Gravesin  stüUigen, 
umb  wüllen  das  bott  müt  denn  brüefen   wüderomb  zuruckh 


32 

nach  Londen  mueBt;  kam  gleich  wol  düsen  abent  wüder  zu- 
ruckh.  Gemeltes  stättlin  lügt  hart  an  dem  arm,  aus  wölchem 
mann  in  ofene  seh  seglett,  gübt  sehr  väl  ostria,  dann  es  eben  do- 
znmahl  umb  zeütt,  das  süe  schüer  am  hosten;  sue  sein  schön 
weys  am  fleäsch,  auch  väl  grösser  als  düe  zu  Yenedug  und 
Constantinopoli,  es  i¥urt  auch  so  ein  menge  do  gefangen,  das 
mann  täglich,  wann  es  umb  zeut  ist,  ganze  barea  yoU  nach  Lon- 
den brüngt,  seindt  sehr  guts  kaufs  und  gübts  nicht  yedes  mör. 
Im  Nordwegen  werden  süe  auch  gefangen,  und  in  Dennemarckh, 
sonderlich  nach  Eoppenhagen  gefüert,  aber  due  Ostseh  gübt 
keine,  ist  von  Londa  gen  Gravesin  20  englische  meil. 

Denn  1 6  dus  nach  müttag  rütten  wür  yon  do  hünweg  und 
kamen  zum  morgen  essenn  gehn  Cantelberg,  das  ist  uff  denn  17 
düto,  und  dann  uff  denn  abendtgen  Douver,  wölches  36  englische 
meül;  wür  rütten  düe  post,  als  sue  do  im  landt  zu  gehn  pflegt, 
haben  gahr  deine,  nüderdrechtige  aber  sehr  gute  pfertlin  müt 
geringen  hölzernen  settel,  wölche  müt  thuch  yberzogen,  hün- 
den  gahrnüder,  daseiner  amreytten  leüchtlich yberaus  schleiffl; 
düe  pfert  in  gemein  ein  zeltt,  dann  einer  oftermahln  under  12 
oder  15  pfertten  nicht  eines  sehn  soll,  das  einen  trab  geth. 

Es  hatt  auch  einen  feinen  brauch  in  Engellandt  müt  denn 
herbergen  oder  wirtsheüser:  wann  ihre  3 — 4,  wehniger  oder 
mehr,  nach  gelegenheüt  in  einer  gesellschafft  reüsenn,  würt  ihnen 
gleich  ein  besonder  kamer  ingeben,  das  niemandt  frembder  zu 
ihnen  kompt ,  essen  und  schlaffen  in  der  selbigen ,  wüe  das  in 
Frankreich  auch  gebreichig,  pflegen  auch  camin  zu  haben  in  den 
kamem;  so  es  kalt  oder  nass  wetter,  kan  such  einer  baldt  ei^ 
wörm^n  und  trückhnen ;  süe  gebrauchen  such  keiner  stuben  im 
landt,  dann  es  schlechte  költe  gübt,  kompt  auch  wunder  selten, 
das  es  bey  inen  schneüt  oder  hart  gefrüert. 

Gleich  als  wür  gehn  Douver  kamen,  muest  der  bott  all  seine 
brüef  denn  verordneten  herrn  weüssenn  und  fürlegen,  besahen  süe 
einen  nach  dem  andern ;  do  süe  nun  irrgent  einen  suspect  hatten, 
düeselbigen  legten  süe  beseüts  und  truegens  müt  ihnen  hünweg; 
zum  theil  derselbigen  wurden  dem  hotten  wüder  geben,  zum 
theil  behüelten  sie  bey  banden.  Do  es  such  nun  befindt,  das  einer 
nicht  müt  rechten  Sachen  umbgöth,  ist  düe  post  bald  zu  Londa, 
und  beschicht  solches  nicht  allein  denn  bottenn,  sondern  allen,  so 


33 

US  und  in  das  landt  wollen,  seilen  gleich  englische  oder  frembde. 
Wür  düngten  zu  Douver  ein  schifläin  nach  Cales,  so  in  Frankreich 
oder  der  selbigen  cron  zuständig,  und  muesten  gleich  wol  büs  im 
vüerten  tag  do  stülligen  umb  willen  des  ungewitters  und  sturm- 
"windts,  dann  es  ein  sorglich  passasch,  hatten  ein  langweülige  zeüt, 
dann  wür  uns  immerzu  innhalten  muesten  und  nicht  in  düe  statt 
gehn  dorflften,  umb  willen  zwey  freybeytterschiff  us  Holandt  im 
porto  lagent,  für  wölchen  wüer  unns  besorgten,  das  süe  unns  uf 
denn  dünst  warten  möchten,  uns  zu  blindem,  dann  es  nimmer 
ohne  freybeitterschif  zwischen  Douver  und  Cales.  Nücht  5  oder 
sechs  tag  zuvor  hatten  süe  2  französische  schifT,  wölche  von 
Flissing  us  Sehlandt  kamen  und  nach  Diepo  in  Frankhreich  weiten, 
zu  Douver  inngebracht,  düe  güeter  derselbigen  alle  usgeladen, 
uf  der  gantt,  als  do  gebreichig,  uschreyen  lassen  und  zu  gelt  ge- 
macht. Obwohl  gedachte  Franzosen  ihre  passbrüef  nicht  allein 
von  der  statt  Flissing,  sondern  auch  von  graf  Morüzn  eigener 
handt  underschriben  hatten,  dorinnen  süe  inen  frey  sicher  gleidt 
zusagen  und  geben  nach  Frankhreich  zu  seglen,  woltenn  doch 
düse  2  capitani  nicht  daran  hebüg  sein,  muesten  herhalten  und 
ihres  willens  ihnen  volgen.  Als  ich  aber  hernach  bericht  worden, 
do  solches  denen  von  Flissing  kundt  gethon ,  schriben  süe  als- 
baldt,  mann  solte  düe  capitani  gefenglich  inzüehen,  aber  süe  merk- 
ten denn  bossen  zuvor,  gedachten  wol,  es  würde  keinen  bestandt 
haben ,  sondern  alsbaldt  das  gut  und  wahren  verkauft  und  zu 
gelt  gemacht,  rüssen  süe  aus,  machten  sich  unsichtbar. 

Denn  21  düs  güengen  wür  früeh  zu  schif ,  dann  der  wündt 
hatte  such  zum  theil  gesezt.  Nun  hat  es  denn  gebrauch  in  Engel- 
landt,  das  keiner  yber  10  thaler  aus  dem  landt  füehren  mag, 
hat  zu  solchem  ampt  einen  verordtneten  mann,  denn  heist  man 
scherschenz,  das  ist  ein  besuecher,  wölcher  mütt  an  das  mör 
geth,  mues  yeder  sein  gelt  weüsen  und  zeugen,  so  wol,  wann  ei- 
ner guldne  rüng,  köttin  oder  ein  ander  kleinot  bey  sich  hat, 
mues  ers  öffentlichen  tragen,  dann  so  er  es  verborgen  bey  sich 
holt,  und  yber  das  bei  ime  gefunden  würt,  ist  das  jhenige  con- 
fiscirt.  Wann  einer  nun  sein  gelt  gewisen  und  nicht  yber  gemelte 
summa  sich  befindet,  würt  er  befragt,  ob  er  nicht  mehr  bey  sich 
habe,  do  er  nun  mehrers,  als  er  zu  anfang  angezeigt,  und  solches 
nicht  weiset,  eh  das  er  in  das  schif  fehrt,  und  hernach  von  dem 

Kiechcl.  ^ 


34 

besucher  bey  ihme  erfunden  würt,  ist  es  verbönt;  zeugt  ers  aber 
ahn,  weyl  er  noch  am  landt  ist,  würt  es  ihme  nicht  genommen, 
doch  mag  ers  nicht  usfüehren ;  geth  doch  durch  geschanckh  vül 
zu.  Ihm  vall  aber  einer  einen  freybrüef  von  königlicher  Majestät 
hat,  würt  er  nicht  besuecht;  mues  mann  alles  das  jhenig  ihme 
Yolgen  lassen,  so  er  bey  sich  hat.  Es  mag  auch  keiner  keinen 
englischen  hundt  noch  pfert  ohne  licentiam  aus  dem  landt  füeh- 
ren,  aber  als  wür  uf  einem  nackhn  oder  barca  nach  unserm  schif 
fuehren,  wardt  düe  seh  so  ungestimm,  das  der  scherschenz  oder 
besuecher  nicht  müt  innfahren  wolt,  also  wür  unbesuecht  davon 
kämmen.  Ich  hatte  gleich  wol  einen  freybrüef,  dessen  ich  doch 
nicht  hoch  von  nöttenn  wahr.  Als  wur  nun  das  ancr  gehöbt,  das 
segl  ufgezogenn,  und  etwann  ein  meil  in  due  seh  kamen,  wardt 
der  windt  so  sehr  starckh,  dan  wür  müt  halbem  windt  segelten, 
das  wür  unterhalb  Douver  nahent  einem  castell  unns  für  ancr 
legtenn,  aldo  tag  und  nacht  lagenn. 

Denn  22  düs  morgenns  ongevar  bei  2  stundt  in  tag  legten 
wür  unns  wüder  in  due  seeh,  müt  wehnig  windt,  allein  das  döe 
seh  noch  dopte  von  dem  vergangenen  tag;  segleten  also  disen 
ganzen  tag,  und  kamen  müt  grosser  müeh  erst  bey  2  stundt  in 
düe  nacht  in  porto,  der  doch  sehr  bös  unndt  gevarlich  inzulaufen, 
do  einer  beim  tag  sorg  braucht,  umb  willen  das  düe  innfart  so 
schmal,  das  sich  einer  der  mütte  wegen  der  tüefe  befleissen 
mues ,  dann  es  zu  beeden  orten  sehr  sandig  und  sich  ein  schif 
baldt  uäegt.  Und  do  es  disenn  abendt  nicht  so  stüU  gewesen, 
hatte  unnser  schifmann  ime  nicht  draut,  inzulaufen,  wahren  also 
uf  disem  passasch  zwischen  Douver  und  Cales  2  tag  und  ein 
nacht  underwegen,  do  mann  sonstenn  inn  3  oder  4  stundt  pflegt 
hün  oder  hehr  zu  seglen,  wann  der  windt  gutt,  dann  e^  nicht  mehr 
dann  7  französische  meil,  und  so  es  claar  wetter,  sieht  mann  us 
Engelandt  in  Franckhreich.  Zu  Cales  hat  es  vor  der  statt  her- 
bergen,  aldo  wür  düe  nacht  gebliben. 

Denn  23  düs,  gleich  als  man  dasthor  ufmacht,  kam  ein  Sol- 
dat, fragt  die  wirtin ,  was  süe  düe  nacht  für  volckh  beherbergt, 
zeichnet  also  unsere  namen  uf ;  als  dann  güeng  ich  in  düe  statt ; 
wurdt  ich  under  dem  thor  auch  gefragt,  wo  ich  herköme,  dann 
süe  starckhe  wacht  haltenn.  Düse  statt  Cales  gehört  dem  könig 
aus  Franckhreich,  hat  vor  discm  zur  cron  Engellandt  gehört,  ein 


35 

dein  aber  Tost  ort,  innwendig  an  vilen  orten  sehr  vergangen ,  ein 
port  des  mors  wie  auch  ein  frontir  statt  gegen  Artoys  in  Henegau 
und  Flandern,  wue  auch  Piccardia  gögen  Franckhreich. 

Denn  24  düs  vermeint  ich  mät  vorgemeltem  hotten  und  dem 
jungen  mann  von  Antorf,  müt  wölchen  ich  von  Londen  ab  kom- 
men, von  Cales  zu  verreisen;  demnach  der  passasch  nach  Antorf 
8ehr  gevarlich,  vermeint  ich  meinen  weg  nach  Paris  zu  nemmen, 
düeweil  aber  kein  gesellschaft  dohün  zu  reüsen  verbanden ,  zu 
dem  ich  zuvor  in  due  fünf  monat  lang  aldo  gewesen,  reuset  ich 
ihm  namen  gottes  fort  nach  Antorf,  und  macht  müt  dem  hotten, 
das  er  mir  pfert  lueh  büs  dohun,  hatt  ich  müch  des  pferts  ausser 
der  zehrung  nichts  anzunemmen;  weyl  due  stras  sehr  unsicher, 
hat  ich  mich  zu  befahren,  das  pfert  möchte  mür  underwegen  von 
freybeittr  genommen  werden.  Als  wür  nun  woltenn  uf  sein, 
kompt  zeuttung  in  due  herrberg,  das  due  pfert  unnder  denn  thoren 
ufgehalten  werden,  umb  willen  ein  post  von  16  pfert  ankommen, 
80  eylendts  zum  könig  nach  Paris  sollen.  Als  der  hott  solches 
Temommen,  verbürgt  er  seine  pfert,  domüt  süe  nicht  ettwann  in 
der  herrberg  gesuecht  werden ,  also  wür  disen  tag  auch  noch  do 
verharren  muesten. 

Nun  vermeinte  der  jung  kärl,  er  wolte  es  verbössem,  nam 
khein  pfert  vom  hotten ,  sondern  bekam  von  einem  andern  ^in 
dein,  nichtig  rössle  dovon  er  nicht  sovil  bezahlt  als  ich,  yedoch 
uf  sein  gevahr. 

Denn  25  düs,  als  wür  nun  von  Cales  hünweg  rutten,  funden 
wür  den  weeg  zimlich  bös,  also  do  wür  u£  2  oder  2^/2  meil  hinaus 
kamen,  wardt  meines  mütgeverten  pfert  schon  verlegen ,  und  ist 
helder  dann  in  einer  stundt  dreymahl  müt  ihme  zu  häufen  ge* 
vallen,  das  es  zulötst  ihm  koth  lügen  blibe,  und  müt  müeh  wü- 
der  ufstundt.  Nun  wolt  der  bott  düe  zeütt  nicht  versomen,  son« 
dem  rütt  fortt,  batt  müch  der  ander,  das  ich  bey  ime  blibe,  büs 
er  zu  einem  haus  kahm,  das  er  das  pfert  wüder  zuruckh  schikte ; 
niuest  das  pfert  noch  wol  ein  halbe  stundt  an  der  handt  füehren, 
hüs  wür  zu  einem  haus  kamen,  do  er  einem  bäum  ein  trincgelt 
gab,  wölcher  es  wüder  zuruckh  nach  Cales  füert.  Ob  es  besehe* 
hen,  wüU  ich  misslich  glaubenn,  dann  es  der  zeütt  dort  umbheer 
aller  öedt  von  wegen  der  langwerenden  krüeg,  und  sich  das  baurs- 
volck  nun  müt  rauben  und  stehlen  nört.    Also  bandt  ich  sein 

3* 


36 

fallis  uf  mein  pfert  und  gueug  er  zu  fues;  endlich  kamen  wurron 
einander,  dann  er  einen  fuessteug  güeng,  wölchen  ich  nicht  reyt- 
ten  kondte,  das  mur  düe  zeütt  nicht  kurz  wahr,  dann  es  albereyt 
gögen  abendt  war,  wüst  der  weeg  nicht  und  hatt  noch  weytt  zu 
reyttenn,  auch  sehr  bösenn  weg,  als  er  vor  weynachten  gemei- 
niglich zu  sein  pflegt.  Kam  gleich  wol  abendts  2  stundt  in  düe 
nacht  ausserhalb  der  statt  Sanct  Omer  in  ein  herberg,  do  ich  denn 
hotten  fände,  aber  mein  ander  gefert  kahm  dise  nacht  nicht  hön, 
besorgt,  es  wehre  ime  was  wüderfahrenn. 

Denn  26  düs,  als  mann  das  thor  ufthett,  rutten  wur  in  düe 
gemelte  statt  Sanct  Omer,  do  dann  der  bott  zu  thuen  hatte ;  in  dem 
kompt  der  ander  gefert  zu  fues  müt  einem  bäum  hernach,  der 
ime  düe  nacht  im  feld  hün  wüder  füert;  von  do  er  denn  auch 
müt  dem  hotten  dinget,  der  ine  berütten  machte  büs  gehn  An- 
torflf.  Düse  statt  lügt  in  Artoys,  wölches  eine  von  den  sübenzöhen 
provintia  und  under  dem  könig  us  Spannia,  nicht  ein  grosse 
aber  schöne,  lustige  und  sauber  statt,  bede  von  gebeyen  wüe  auch 
schöne,  krade  Strassen ,  und  lügt  von  Cales  8  niderlendisch  meil. 

Denn  27  düs  morgens  frueh  von  Sanct  Omer  hünweg  hatten 
rauen  unndt  sehr  harten  weeg,  dann  es  düe  nacht  ober  gefroren, 
muesten  lang  reitten,  eh  wür  kondten  fuetr  für  düe  pfert  krüe- 
gen,  dann  öttliche  fleckhen,  so  gahr  ohnbewohnt,  hatten  unns 
auch  für  denn  freibeittem  zue  besorgen ,  dann  es  umb  diese  ge- 
legenheit  ein  gemein  ding ,  kamen  also  erst  in  die  nacht  für  ein 
stättlin,  Bethina  genant,  do  wür  in  der  vorstatt  ybernacht  bliben, 
ein  dein  aber  sehr  vöst  ort,  lügt  auch  in  Artoys  9  meil  von 
Sanct  Omer. 

Denn  28  von  Betina  hünweg  hat  es  mehr  theils  schöne  und 
lustige  lanndtschafift ,  rütten  düsenii  tag  sehr  starckh,  das  wür 
müt  müeh  das  thor  erreichten ,  kamen  düsen  abendt  gehn  Lille 
oder  Büssell,  wölches  düe  hauptstatt  in  Artoys,  eine  schöne, 
grosse,  lustige  und  saubere  statt,  gleichwol  düe  heüser  von 
aussen  mehr  theil  von  holzwerckh  oder  in  düe  rügl  erbauet ,  ist 
sehr  vöst,  halten  starckhe  wacht  under  den  thoren,  do  ich  meinen 
namen,  auch  woher  ich  seye,  Terzeichnen  lassen,  so  wol  auch  in 
der  herberg.  Süe  halten  keine  frembde  Soldaten ,  sondern  nun 
von  der  burgerschaft,  sein  gut  spannisch,  haben  durchaus  düe 
franzosische  sprach,  so  mann  wallen  nennet,  werden  sehr  vül 


37 

sarBch,  garn,  gestrict  stöiupf  und  derogleichen  wahrn  do  ge- 
macht. Wür  lagen  einen  halben  tag  do  stüll ,  dann  der  currier 
öttliche  brüef  zue  antworten  hatt,  und  ist  von  Bethina  hüeher 
7  meyl.  Denn  29  düs  zu  mtittig  von  Rüssl  hünweg  öbne  und 
schöne  gelegenbeüt,  aber  aller  öedt  und  düe  dörfer  zerstört, 
auch  zum  theyl  gehülz,  dorin  such  düe  freybeitter  sehr  wohl  uf- 
halten  könden,  dann  es  sich  gögen  Flandern  grenzt;  kamen  düsen 
abendt  gehn  Curtrüch,  eine  statt  in  Flandern,  sehr  alt  von  ge- 
beyen,  aber  doch  vöst,  do  mann  noch  mehrertheils  französisch 
redt,  holt  auch  für  denn  könig  und  ist  von  Rüssel  dohün  6  meiL 
Denn  30  düs  von  do  hünweg  rotten  wür  vom  morgen  an  bus  zu 
abendt  mehr  theil  holz,  sehr  wesserig  und  mosög,  kondten  des 
müttags  khein  fuetr  für  düe  pfert  bekommen,  dann  düe  dörfer 
dös  orts  durchaus  verborgt  und  verdörbt,  düe  felder  nichts  ge* 
bauen,  dann  wür  durch  2  Wol  drei  dörfer  nach  ein  ander  rotten, 
do  wür  gahr  nahent  nimandt  sahen  ,  guete  uffenthaltung  für  düe 
freybeittr ,  dann  sich  unser  bott  sehr  besorgte,  aber  wör  kamen 
gott  lob  wol  durch  und  denn  abent  gen  Gant,  wölches  düe  princi- 
pal  statt  in  Flandern,  aldo  Carolus  V,  des  jezigen  reguerenden 
könig  Philipp!  us  Spannia  herr  vatter,  geboren,  wirdt  für  düe 
gröste  statt  in  ober  und  nüder  Teütschlandt  geachtet,  und  under 
gedachtem  könig  Philippo  am  ende  der  statt  gögen  Antorf,  hat 
es  ein  groß  vöst  castell  von  Spannier  besezt,  rings  umbhehr  ei- 
nen breitten  wasser  graben,  gleich  als  ein  deüch,  ist  von  Gurtrich 
dohün  8  meil.  Unsere  pfert  wahren  des  abents  lustig  zu  essen, 
dann  wur  vom  morgen  bus  zum  abendt  gerutteun. 

Denn  ersten  tag  des  monats  Decembris  rütten  wür  früeh 
von  Gent  hinweg,  zog  ein  krügsmann  auch  müt,  wölcher  seinem 
fürgeben  nach  ein  Uetnampt  war,  und  des  abents  in  der  herberg 
zu  unns  kam,  der  bey  5  meil  unnsers  wegs  zog,  und  hernach  do- 
bünden  in  einem  dorff  sich  ufhüelt.  Und  achtet  unser  bott  in 
für  ein  freybeittr  das  ich  glaub,  es  hatte  ime  an  gesellen 
gemanglet,  unns  zu  blindem.  Do  er  von  unns  kam,  rütten 
wür  schnell  fort,  kamen  des  abents  in  ein  dorf,  Harstunc  genant, 
aldo  wür  yber  nacht  gebliben.  Als  wur  nun  unsere  pfert  in  stall 
gestöUt  und  unns^düe  stüä  uszüehen  lüessen,  kompt  düe  wurtin. 
müt  grossem  geschrey,  sagt,  seye  ihr  das  best  pfert  (wölches  erst 
einen  tag  zuvor  60  brabandter  gülden  hab  gelten  wollen)  aus 


38 

dem  stall  hünweg  geritten  worden ,  wölcbes  unserm  botten  nr- 
sach  gab,  das  er  des  stalls  desto  fleissiger  wartet,  auch  due  nacht 
dorinn  gescblaffenn ,  und  wahr  unns  düe  nacht  sehr  lang ,  dann 
döe  camer  nicht  verschlossen  unden  uf  der  erdenn ,  das  düe  fön- 
ster  eben  an  düe  stras  gäengen.  Es  dructen  unns  döe  federn 
auch  nicht  harrt ;  umbwuUen  kein  bett  im  haus  wahr ,  muesten 
wür  uf  der  banckh  verlüeb  nemmen ;  ist  von  Gennt  8  meöl. 

Denn  andern  dös  rotten  wur  frueh  bey  änderhalb  stundt 
vor  tags  do  hunweg,  und  als  wür  bey  einer  deinen  V^^  meul  na- 
hent  zu  Antorf  khamen,  luessen  wör  unsere  pfert  do  stehn,  na- 
men  ein  deine  barca,  fuehren  zu  wasser  nach  der  statt,  nicht  uf 
der  Scheide,  sondern  innerhalb,  durch  das  durchgebrochen  landt, 
so  vor  disem  schöne  wös  matten  gewessen,  und  kamen  erst  un* 
den  bey  der  statt  wöder  hunaus,  do  wör  gleich  zwerchyber 
fuehren ;  ist  von  dem  fleckhen,  do  wör  yber  nacht  gelegen,  2  meil. 

Antorf,  döe  principalstatt  in  ßrabandt,  under  könig  Phi* 
lippo  US  Spannia,  aldo  vor  zeutten  des  kruegs  nicht  grösere  ne- 
gotia  in  Europa  noch  andern  theylen  der  weit  gewessen  ^  due 
disem  ort  zu  vergleichen,  oder  aber  stattlichere  handlung  gehabt 
hette,  dann  solche  allen  landen  sehr  wol  gelegen  von  wegen  der 
seh,  so  werden  auch  von  dem  canal,  wölches  hart  an  der  statt, 
öttliche  underschidliche  arm  hunin  beleitett,  das  yede  nation 
weist,  wo  sue  sich  müt  ihren  schiffen  hönlegen  sollen,  als  eng- 
lische und  schotten  besonder,  spannische  und  portugalesische 
auch  besonder,  wue  auch  andere  nationen,  als  französische,  itta- 
lianische,  osterling  und  dergleichen,  wölche  aus  denn  sehstötten 
dohünn  kommen.,  also  genant  werden,  düe  dann  ein  besonder 
haus  von  herlichem  gebey,  wol  gezuert  und  gros,  uf  zweyer  ortten 
gögen  dem  landt  und  den  andern  zwey  ortten  hartt  am  wasserr, 
das  sich  grose  naven  bös  an  das  thor  des  haus  legen  könden, 
stöth  besonder  und  allein,  in  der  nähe  kein  haus  dobey,  dero- 
wegen  der  principe  de  Parma,  als  er  düe  statt  anno  85  im  monat 
Augusto  wüder  erobert,  eine  guardia  dorein  verordnet. 

Ittem  es  hat  am  ende  der  statt,  doch  mütt  der  stattmauern 
umbfangen,  ein  herlich  vöst  castell;  gleichwol  als  döe  staden 
solches  in  Verwaltung  gehabt ,  sein  döe  mauern  innerhalb  abge- 
brochen, das  es  nicht  beschlossen  wahr;  aber  wüe  süe  der  von 
Parma  für  denn  könig  wüder  einam ,  muest  mann  düe  mauern 


39 

desselbigen  wuder  uf bauen,  in  massen  als  säe  zuvor  gewesen, 
das  es  wüderomb  beschlossen  wardt,  als  dann  müt  spannischem 
krüegsvolckh  besezte,  dann  süe  sonstenin  der  statt,  wue  auch 
under  denn  thorenn  nun  Hochteütsche  und  Wallones  in  der 
guardi  hüelten ,  ittem  das  ganze  geschüz  der  statt  wardt  dozu- 
mal  im  castell,  aldo  ich  vil  schöner  stuckh  gesehen,  wüe  dann 
kurz  zuvor,  eh  ich  hünkommen,  däe  schifbruckh  abgelegt  wor- 
den, wölche  der  von  Parma  yber  das  canal  oder  düe  Scheldt  ge- 
macht, durch  wölchs  mittl  er  mehr  theyls  düe  statt  bezwungenn, 
dann  ihnen  zu  wasser  am  geringsten  nichts  mochte  zukommen. 

Es  hat  zu  Antorf  einen  schönen  hohen  thum ,  und  wann 
düe  uhr  schlecht,  so  spülen  düe  glockhen  alzeüt  vorher  einen 
vers  aus  dem  psalter,  das  sehr  lüeblich  anzuhörenn,  es  gäbt  vul 
schöne,  grosse ,  wol  erbaute  undt  sonderliche  hohe  heuser  umb 
denn  marct  heromben,  wue  auch  ein  schön  statt-  oder  rath- 
haus,  gleichwol  das  yezige  dem  vorigen  nicht  zue  vergleichen,  so 
vor  dem  krueg  do  gestanden. 

Ittem  es  ist  ein  gemein  düng ,  das  ein  tochter  oder  söhn  2, 
drey  oder  vüer  sprachenn  redt,  als  französisch,  ittaLianisch,  span- 
nisch und  dann  ihr  niderlendische  sprach,  dann  so  einer  uf  due 
böers,  do  due  kaufleüt  pfiegenn  zusammen  kommen,  geth,  sucht 
einer  ein  grosse  menge  volckhs  von  mancherley  nationen,  und 
täglich  zeüttung  von  mancherley  ortten.  Ittem  müt  fechtschu- 
len ,  dannzschulen ,  allerley  musicalischen  insrumenta  kan  such 
einer  täglich  exerciren ,  wozu  einer  lust  hat ,  und  ist  das  frauen 
volckh  in  Braband  vül  artiger  in  kleüdung,  auch  holdseliger 
sprachen,  dann  in  HoUandt,  Frueslandt  oder  Sehlandt.  Ich  lag 
zu  Antorf  stüU  von  2  December  bös  uf  10  des.gemelten  monats, 
dann  ich  underdessenn  nach  gelegenheüt  und  gesellschafft  trach- 
tet ,  meinen  weeg  von  do  us  nach  Aach  und  Colin  zue  nemmen ; 
weil  es  der  zeött  sehr  unsicher  dohön  zu  reysen,  lest  sich  ohne 
geferten  nicht  züehen,  sonderlichen  des  wegs  von  Antorf  aus, 
also  bekam  ich  geselischaft  und  reuset. 

Denn  10  düs  nach  muttag  von  Antorf  hünweg  mut  5  kauf-< 
leöt,  dorunder  der  acher  bott,  ein  Ittalianer,  wölcher  mut  haus 
zu  Antorf  seshaft,  einer  von  Aach,  einer  von  Colin,  und  der  fünfte 
von  Francfort  am  Meyn,  rüttenn  desselbigen  tags  noch  gehn 
Möchl,  ein  statt  in  Brabandt,  4  meil  von  Antorf  gelegenn,  aldo 


40 

wür  düe  nacht  bliben.  Als  wür  nun  uiiser  nachfrag  hatten,  ob 
düe  stras  nach  Mastrich  der  freybeüttr  halber  sücher  seye,  son- 
derlichen wegen  derer  von  Bergen  uf  dem  Soom,  wölche  immerzu 
hueromben  streifen ,  dann  gemelte  statt  nun  4  meöl  von  Möchl 
gelegen,  wurde  unns  gesagt,  das  eben  ein  tag  zuvor  vül  hössisclie 
karrn,  düe  an  allem  bey  48  pfertt  hatten ,  der  ein  eines,  der 
ander  zwey  an  einem  karrn  nach  gelegenheutt ,  wölche  kom, 
weyn  und  andere  victualien  dohun  gebracht,  due  selbügen  rnjit 
grosem  nuzen  verkaufft,  und  des  tags,  als  wür  den  abentt  gehn 
Möchl  kamen ,  wüder  lehr  hönweg  fuehren ,  und  umb  bösserer 
sichrheit  wällen  namen  sne  in  due  17  Soldaten  mut  ihnen,  due 
sue  convoyrten.  Als  süe  nun  bey  drütthalb  meöl  von  do  kamen, 
trafen  sue  in  due  60  freibeiter  an,  so  in  dem  gesteudt  verborgen 
gewesen,  und  säe  zuvor  usgspehet  hatten,  gleich  uf  sue  dar  ge- 
schossen, bliben  due  Soldaten  mehr  theils  todt,  auch  von  denn 
fuehrleitten  bey  ihre  4,  wölche  säe  zur  wöhr  stöllten ;  due  andere 
oder  fämemste  von  inen  namen  säe  gefangen  und  füertenns  nach 
Bergen.  Doromben  ieh  das  vermeldt,  beschieht,  was  unns  nach- 
volgenden  tag  bestölt  war.  Als  war  unns  nun  under  ein  ander 
beratschlagt,  was  wur  unns  verhalten  wolten,  endtlich  wahren 
war  entschlossen,  des. andern  tags  morgens  früh  fort,  und  son- 
derlichen was  des  aachr  hotten  meinung ,  weyl  duser  angrif  erst 
so  neälich  geschehen ,  säch  werden  säe  nicht  so  baldt  mehr  fän- 
den lassenn. 

Denn  1 1  das  reysetenn  war  fröeh  von  Möchl  hönweg ;  als 
wur  nun  für  das  thor  kamenn,  höelten  öttliche  zu  pfert  möt  röh- 
ren, wölche  uf  denn  gubernator  der  statt  wartetenn,  als  wur  nun 
fragten  und  vernommen ,  das  gemelter  herr  ein  tag  reös  unnsers 
wegs  zöehen ,  verzogen  wör  noch  ohngevahr  ein  stundt.  Als  er 
kam,  hatt  er  bei  25  sperreiter  und  auch  sovil  rothröckh  mut 
langen  rohrenn,  also  an  allem  bey  60  pfert  wahren,  ümb  will- 
len  der  herr  ein  Ittalianer  wahr,  und  wör  auch,  wöe  vor  ge- 
melt,  einen  Ittalian  bei  unns  hattenn,  wölcher  denn  gubernator 
ansprach  und  gebettenn,  das  er  unns  wolle  neben  ihme  fort 
kommen  lassenn ,  dessenn  er  säch  alles  guets  erbott.  Als  wör 
nun  ougefabr  nahent  zu  dem  ort  kamenn^  do  due  fuehrleät  denn 
tag  zuvor  geblendert  wordenn ,  ersöcht  der  eine  trometer,  der 
vorher  geritten,  ötlich  volckh,  stöst  in  döe  trommet,  gleich  ein 


41 

jeder  fort,  deijn  selbigen  nach  gesezt;  aber  wur  wakrenn  in  ei- 
nem sehr  töefen  &hr  weeg,  beder  seutz  bolz  und  gesteüdt,  auch 
gehr  sompfug  und  mosug,  das  due  unsem  mit  denn  pfertenn  nicht 
fort  kommen  mochtenn ,  stögen  dovon  ab ,  dann  düe  andern  zu 
fues  wabrenn;  aber  sue  kondten.  keinen  bekommen,  der  eine 
lues  denn  huet,  der  ander  düe  hülfFt  vom  röhr ,  der  drütt  sein 
proviantseckle  dohundenn,  haben  ihre  verborgne  ort  ihm  gesteüdt 
unnd  moos ,  das  mann  ihnen  jsicht  zukahn,  es  that  auch  einer  ein 
schüß  gegen  unns  zu ,  der  güeng  doch  lehr  ab.  Wann  wur  nun 
dem  acher  hotten  gevolgt ,  wüe  dann  sein  meinung  noch  starckh 
wahr,  als  wur  zu  Möchl  für  dem  thor  herusser  huelten,  allein 
fort  zäehen ,  düe  zeüt  nicht  vergebenlichen  versemen ,  büs  der 
gubemator  kam ,  wehren  wur  eben  recht  angefahrenn ,  dann  un« 
ser  wahren  sechs,  hatten  nicht  yber  3  röhr,  und  ist  duses  spühl 
allein  uf  unns  angesehen  gewesen,  dann  disen  abent  der  guber- 
nator  noch  zeüttung  bekommen,  das  derer  freybeitter  bei  24  ge- 
wesenn,  dann  der  Ittalianer,  welcher  müt  unns  rüth,  wahr  ein 
joulir,  wölcher  umb  öttlich  tausent  werth  bey  such  hatte  an 
berlin  und  edlem  gstein ,  als  er  hernach ,  wüe  w(ir  gehn  Colin 
kamen,  zum  theyl  mür  gewisen.  Es  ward  ihme  sehr  banng, 
umb  wällen  er  nichts  teütsch  verstünde  und  er  noch  fern  zu  reu- 
senn  hatte,  dann  er  nach  Ittalia  wollte,  also  rütten  wur  vom 
morgen  an  büs  anderthalb  stundt  in  düe  nacht,  kamenn  des 
abents  gehn  Düest,  wölche  statt  7  meyl  von  Möchl  lügt;  es  ward 
dem  gubemator  das  thor  ufgehalten,  dessen  wür  auch  zu  ge- 
niesen hatten,  unns  gögen  ime  des  gleudts  halber  bedanctenn. 

Nun  wurde  unns  zu  Düest  gerathenn,  wür  selten  des  andern 
tags  auch  öttliche  rotröckh  von  des  vülgemelten  gubernators 
schuzen  müt  unns  nemmen,  wölche  unns  uf  2  oder  3  meyl  con- 
voyren  sollten,  wölches  wür  in  zweüfel  stölten,  unns  büs  an  denn 
morgen  zu  bedencken:  dann  wür  sagten,  weiten  des  morgenns  so 
frueh  nicht  ufsein.  Nun  dorflftn  wür  unser  meinung  vor  dem 
würt  am  tusch  nicht  oflFnbaren,  büs  wür  in  düe  kamer  kamen, 
sagten  wür  under  ein  ander,  wür  betten  unns  mehr  zu  befahren 
für  denen,  düe  unns  beleitten  selten ,  dann  für  dem  gögentheil; 
weyl  dises  gesündt  sehr  durstüg  an  geltt,  machen  süe  gerungen 
underschüdt,  achten  eben  fremdt  als  feindt. 

Denn  12  düs  stunden  wür  des  morgens  früeh  uf,  machten 


42 

unns  mütt  unsern  pferten  zum  thor,  do  wür  mehr  dann  ein  halbe 
8tundt  warten  müessen,  eh  das  solches  ufgethan  wurde,  zu  lotst 
kam  der  würt,  bey  dem  wür  zur  herberg  gelegen,  müt  denn 
schlisseln,  mercten  wür  wol,  der  ybel  zufrüden  war,  umb  wüUen 
wür  seinem  rath  nicht  gevolgtt.  So  baldt  wür  nun  zum  thor 
hünaus  kamen,  rütten  wür  sehr  starckh  fortt,  dann  wür  befahr- 
ten  unns,  des  gubernators  volckh  möchtenn  uns  uf  denn  düenst 
wartenn ,  umb  wüUen  wür  sue  unns  zu  convoyren  nicht  müt  ge- 
nommen; rüten  also  des  tags  ongefüetert,  kamen  uf  den  abendt 
gehn  Mastrich,  wölches  von  Düest  7  meyl. 

Aldo  musten  wür  lanng  vor  dem  thor  wartenn,  eh  man  unns 
innlus ,  dan  wür  zuvor  dem  gubernator  der  statt  angezeugt  wur- 
den, auch  als  bald  wir  in  düe  herberg  kommen,  fordert  der  herr 
unns  für,  fragt,  woher  wir  kommen,  auch  einen  yeden,  wer,  auch 
woher  wür  seyen ,  und  wurden  als  dann  unsere  nammen  ufge- 
zeüchnet. 

Mastrich,  ein  sehr  vöst  gebaute  statt,  auct  uf  der  frontir 
gögen  4as  reich  under  dem  könig  us  Spania,  leeft  ein  wasser 
durch  düe  statt,  heüst  düe  Maas,  wölches  bede  theyl  von  ein  an- 
der scheüdet ,  dann  der  eine  theil  gehört  under  das  bistomb 
Lüttich  büs  an  das  wasser,  aber  yber  düe  bruckhen  gehört  es 
dem  könig. 

I>enn  13  düs  von  do  hünwegg  rütten  des  tags  nicht  weütter 
als  gehn  Aach ,  dann  wür  sehr  bösenn  weeg  hatten ,  alldo  wür 
disen  abent  verharreten.  Würt  gögen  der  kürchen  yber,  so 
hünder  dem  rathaus  erbauen,  gesehen  das  herliche,  berüempte 
warm  badt,  so  man  des  keysers  badt  pflegt  zu  nennen,  do  denn 
das  wasser  ganz  warm  us  dem  fölsen  leflft  Düs  ist  eine  von 
denn  4  stötten  des  reüchs ,  sehr  alt ,  von  unlüeblichen  gebeyen, 
und  scheint  meines  erachtens  ein  gar  langweyllüg  ort  sein.  Hat 
kein  flüessendt  wasser ,  lügt  gar  dompfen  zwüschen  bergen  und 
nichts  beföstügt. 

Denn  14  düs  nach  müttag  von  Aach  hünweg  hat  es  düe 
stras  uf  Colin  einen  langen,  gepflasterten  weeg,  rüten  des  abents 
in  ein  fleckhenn  zur  Wüeh  genant,  im  landt  zu  Gülch,  do  wür 
düe  nacht  yber  blibenn;  lügt  von  Aach  S.meil. 

Denn  15  düs  am  morgen  früeh  hünweg;  wahr  trüeb  und 
sehr  unlustig  weter,  und  ongevahr  des  müttags  rütten  wür  uf  ein 


43 

rohrschns  nahent  an  einer  vöstung  hün,  Kerben  genant,  nf  des 
reichs  boden,  dach  dem  könig  us  Spania  ghörüg,  wüe  eis  dann 
auch  müt  krüegsvolckh  besezt.  Es  schickte  der  capitan  einen 
Soldaten  herusser,  unns  zu  fragen ,  wer  wür  seyen ,  woher  wür 
kommen  und  wohün  wür  wollen;  nach  anzeügung  dessen  riitten 
wür  fort.  Wür  dorftenn  des  müttags  unsere  pfert  nicht  füettem, 
dann  es  dort  umbher  sehr  unsicher;  weyl  es  nun  schlümme 
dörfer,  besorgten  wür  unns,  möchten  ybervallen  werden ;  als  wür 
nur  bey  einer  meül  nahent  bey  Colin  kamen  (dann  ye  neher  der 
statt  ye  unsicherer)  wurde  unns  gesagt,  in  einem  fleckhen,  durch 
den  wür  rütten ,  das  desselbigen  morgen  des  Schencken  volckh, 
wölche  von  Neys  heruffer  kommen  (dann  süe  düe  selbige  statt 
der  zeütt  zum  hosten  haben)  do  durchgezogen ,  und  ob  düe  40 
starckh  gewessenn  mehrertheils  zu  pfert,  dann  süe  gahr  an  der 
statt  thor  büs  für  düe  schranckhen  streyfenn;  ab  wölcher  redt 
wür  besorgten,  möchten  inen  in  düe  Hende  kommen ;  selten  wür 
dann  düe  nacht  heraussen  bleübenn,  dörften  wür  gleichfalls 
ybervallen  werden,  dan  düe  dörfer  in  der  nehe  der  statt  Colin 
heromber  mehr  er  theils  verwüstet  und  zum  theyl  gahr  ohnbe- 
wohnet.  Welten  nicht  gebrn  erst  in  Unfall  gerathen  oder  unns 
inn  gevahr  geben,  weyl  wür  von  Antorf  büs  hüerzu  wol  durch 
passiertt ,  rütten  gleich  im  namen  gottes  fort ,  sähe  such  doch 
keiner  sehr  nach  dem  andern  umb ,  kamen  desselbigen  abents 
gehn  Colin,  wölches  ein  statt  des  reichs,  lügt  von  dem  fleckhen, 
do  wür  des  morgens  von  us  zogen,  7  meil,  wölche  wür  auch  on- 
gefiietert  reütten  muesten. 

Colin  ist  vöst  und  gros,  mehr  in  düe  lenge  dann  in  düe 
breytte  erbauen,  auch  sehr  poppulürt,  dann  der  zeüt  aus  andern 
orten  des  Nüderlandts  vül  aldo  seshafft  uiid  burger  sein,  hat  auch 
vül  handlung,  dann  süe  sehr  bequem  von  wegen  des  Reins,  wölcher 
den  langen  weg  hart  an  der  statt  hünleft.  Es  gübt  ingemein 
hohe  und  grosse  heüsser  aller  von  stein  erbauen  und  sehr 
starckhem  gemecht,  es  soll  auch  in  gemelter  statt  sovil  kürchen 
haben,  als  tag  im  jähr  sein;  ist  der  thom  aldo  zu  sehen  (aber  düe 
kürch  desselbigen  am  wehnigsten  ausgebautt),  dorinnen  als 
mann  sagt  düe  reliquia  der  heüligen  drey  könig  lügen  sollen; 
wurdt  gewüsen  im  chor  hünder  dem  hohen  altar  in  einem  son- 
dern bogen  eingefaßt  müt  einem  starckhen  eysenen  gätter  wol 


44 

verwahret,  inwendüg  ein  sarck  oder  küsten,  in  wölcher  gedachte 
bein  sein  sollen,  brennen  stöts  lampenn  dobey,  sein  auch  vül 
stattlichen  cleinoder  und  sülbergeschürr  umbher  undt  dobey 
gesezt.  Das  corpus  von  der  kürchen  ist  sehr  gros,  innwendig 
am  wehnigsten  usgebaut,  sehr  jbel  geplastert,  auch  düe  mau- 
ren  oder  wenden  nicht  verworfen  noch  geweisset,  und  mag 
solcher  tempel  wol  ein  rechte  böers  oder  handelhaus  genant 
werden,  dann  alle  tag  under  wehrender  mess  vül  hundert  per- 
sohen  drin  spazüren  gehn,  büs  es  zeütt  ist,  das  mann  uf  düe 
böers  göth. 

Bün  zu  Cöelln  stüllgelegen  9  tag,  büs  ich  nach  gelegenheüt 
und  gesellschafift  trachtet.  Dann  ich  meinen  weeg  durch  West- 
phalen  zu  nemmenn  bedacht  wahr.  Endtlich  bekam  ich  öttliche 
burgerr  von  Colin,  wölche  zum  theyl  müt  wein,  andere  müt 
käs,  butter  und  häring  handien:  dann  düser  zeüt  der  Bein 
wegen  des  eys  beschlossen  wahr,  schin  sehr  und  woU  doch  nicht 
tragen;  also  mein  gesellschäfft  zu  fues  gehn  bedacht,  umb 
wüUen  es  zu  pfert  ybel  fort  zu  kommen  wahr.  Nun  hatte  ich 
ein  pfert,  so  ich  müt  von  Antorf  gebracht,  das  verküef  ich  in 
der  eyl  müt  schlechtem  nuzen. 

Denn  25  des  monats  Dezembris  reüsten  wür  des  morgens 
früeh  von  Colin  hünweg,  fuehren  yber  Rein  nach  Dütsch,  hatten 
bösen  und  sehr  tüefen  weeg,  umb  wüUen  noch  kein  bahn  wahr, 
krüegten  auch  des  müttags  wehnig  zu  essen,  dann  düe  dörfer 
in  der  nehe  heromber  aller  usgezört,  verbergt  und  verdörbt, 
kamen  uf  düe  nacht  in  ein  fleckhenn,  Vermerskürch  genant, 
under  dem  herzog  von  Gülch  4  meül  von  Colin.  In  der  herberg 
traflfen  wür  einen  pfaffen  an  neben  seinem  söhn,  der  bath,  das 
wür  ine  neben  unns  solten  fort  kommen  lassen,  diser  wahr  in 
einem  stifft  zu  Colin. 

Denn  26  düs  von  do  hünweg  hat  es  hesslichen  unwegsamen 
weg,  auch  sehr  unsicher,  und  kamen  des  tags  in  ein  dorf  zum 
Gübelsberg  genantt,  wölches  nicht  mehr  als  3  meyl  von  dem 
ort,  do  wür  des  morgens  uszogen,  ist  auch  noch  gülchisch;  nota: 
düe  meyl  dieser  ort  sein  nicht  breyt,  aber  mechtig  lang. 

Denn  27  düs  am  morgen  von  do  hünweg  und  kamen  uf 
denn  abend  gehn  Dortmundt,  wölches  ein  statt  des  reichs,  nicht 
sehr  gros,  aldo  eben  jarmarkt  den  volgenden  tag  wahr,  und 


45 

ist  umb  düe  statt  heromber  sehr  unsicher  der  freybeütter  hal- 
ber, so  wol  von  des  churfürstenn  als  des  Schenckhen  volckh, 
und  ist  eben  fremdt  als  feindt;  von  Gilbberg  hüeher  3  meyl. 

Denn  28  düs  uf  ein  stundt  in  tag  von  do  hünweg,  nnd  als 
wür  für  das  thor  hünns  kamen,  geth  unns  ein  langer,  starckher 
mann  nach,  zimlich  gekleüdet,  wölcher  nicht  mehr  dann  einen 
Stab  trueg;  als  wür  ine  fragten,  wo  er  hün  wolt,  zeugt  er  an, 
nach  Lünen,  wölches  ein  grose  meil  unsers  wegs  wahr;  iran 
hatte  ich  ein  dein  fallüs  bey  mür,  wölches  ich  ime  umb  ein 
trincgelt  oder  kanten  büer  zu  tragen  ufgedingt,  dessen  er  wol 
zufrüden.  Als  wür  nun  uf  eine  halbe  stundt  von  der  statt 
kamen,  begögn^t  unns  ein  arme  frau,  wölche  von  dem  stättlin 
Lünen  abkommen,  do  wur  hun  weiten;  due  sagt  unns  ungefragt, 
wir  sollen  unns  wol  fürsehen,  dann  zu  nechst  bey  dem  stättlin 
haltenn  sich  bey  17  freübeitter  im  holtz,  haben  gleich  erst 
zwen  kremer,  due  nach  Dortmundt  uf  denn  marct  weiten,  ge- 
blindert, alles  genommen  und  inen  due  kleüder  abgedauscht, 
ab  wölcher  rede  wur  uns  enttsezten  und  in  bedenckhen  nam- 
men,  fort  zu  gehn;  so  sprächt  unns  der  man,  wölcher  mür  mein 
blonder  getragen,^  starckh  zu,  sollen  nun  kecklich  müt  ime  fort 
gehn,  derowegen  wur  ime  volgten  und  furter  giengen.  In  dem 
begögnet  unns  ein  ander  arm  weub,  nahe  bey  einem  krug  oder 
einig  würtshaus,  wölche  auch  von  Lünen  ab  kommen,  due  zeugt 
unns  gleichförmüg  an,  wüe  düe  zuvor,  yber  wölches  wur  nicht 
weiter  gehn  weiten,  verfliegten  unns  in  denn  krueg,  in  wölchem 
unns  gesagt,  das  gemelte  freybeütter,  in  17  starckh,  vergangne 
nacht  wol  ein  stundt  in  dem  krug  gewesen,  gessen  und  ge- 
trunckhen  und  such  früeh  vor  tags  wüder  hünweg  gemacht. 
Nun  ligt  dös  würtshaus  an  der  Strassen  und  hat  einen  fleckhen 
bey  einer  halb  vuertel  meil  nahe  dobey,  in  wölches  dorf  ihre 
zwen  oder  drey  von  unns  gungen,  denn  schultheüs  doselbsten 
umb  rath  fragten,  was  wür  unns  verhalten  möchten.  Der  gäbe 
unns  einen  mann  zu,  der  unns  einen  andern  weeg  bey  einer 
halbenn  meyl  wegs  umbfüehrt;  nun  weiten  wür  haben,  das  der 
man,  so  mit  uns  büs  hüeher  kommen,  solte  müt  unns  des  wegs 
gehn,  dessen  er  such  gewegert  und  müt  nichten  thuen  wolt, 
dann  wür  hatten  sorg,  wür  wurden  durch  ine  usgespehet,  wue 
er  dann  zu  disen  gesellen  gehört  hat  unndt  unns  eben  recht 


46 

in  das  badt  zu  füehren  vermeint;  vermochten  auch  sovil  nichts 
in  müt  unns  fort  zu  bringen,  dann  er  sich  sehr  unniz  machte, 
umb  willen  der  würt  des  krugs  und  sein  gesindt  seiner  annam- 
men  und  beystandt  thaten,  zu  lotst  müt  mustgabeln  und  schau- 
feln uns  abdancken  wolten,  das  wür  froh  wahren,  wör  müt  lüeb 
da  hünweg  kamen.  Also  füert  unns  der  wegweuser  einen  weüt- 
ten,  ongebahnten,  auch  sehr  tüefen  und  irrigen  umbweeg,  das 
war  erst  nach  muttag  gehn  Lünen  kamen,  welches  nicht  mehr 
dann  ein  meü  von  Dortmundt,  also  wir  denn  gedachten  freibeit- 
ter  nicht  begögneten;  ein  dein  stättlin,  aldo  wir  zerten,  dann 
wür  guten  appetit  hatten,  und  noch  des  tags  in  ein  ander 
stättlin,  80  2  meül  von  Lünen,  Wehren  genant,  güngen,  aldo 
wür  yber  nacht  bliben;  düs  stättlin  ist  under  dem  stifft  Münster. 
Denn  29  düs  früeh  von  do  hünweg  wahr  der  weg  zimlich 
gebaut,  aber  underwegen  kondten  wür  nichts  zu  essen  krüegen, 
kamen  uf  denn  abent  gehn  Münster  in  Westphalen,  aldo  wür 
lang  umblaufen  muesten,  eh  wür  herberg  bekamen,  ohnange- 
sehen  mein  gesellschaft  oftermaln  aldo  gewesen;  eine  deine, 
aber  sehr  veste  statt,  aldo  ein  stattlich  bistomb  oder  stift,  unnd 
ist  düe  statt  sehr  erbauen,  das  düe  heüser  unden  gewölbte 
bogen  haben,  durch  wölche  mann  göhn  kan  von  einer  strasen 
oder  gassen  zu  der  anderen,  als  Badua  und  Bolognia  in  Italia, 
auch  gleichförmig  müt  solchen  schupfen  und  durchghönden  ge- 
wölbern erbauen.  So  würt  an  dem  kürchenthurrm ,  wölche 
kürch  nahet  am  marct  stöth ,  zu  oberst  ausserhalb  des  thurns 
drey  gi'osse  eysenn  ingemauerte  getter  gesehen,  und  das  müt- 
telst  derselbigen  stöth  was  höhers,  dann  düe  andere  zwey.  In 
dem  selbigen  solle  der  corpus  des  Johan  von  Leyden,  ein  Schnei- 
der US  Hollandt,  und  such  als  für  einen  könig  ufwarf  der 
wüdertefer,  wüe  dann  gemelte  statt  iret  halbr  lange  zeüt  be- 
legert  wahr,  endlichen  durch  hungers  noth  sich  ufgeben  mue- 
sten; würt  noch  gesehen  in  gemeltem  getter  due  schalen  des 
kopfs  sampt  öttlichen  beinern.  Aber  in  den  andern  zwey  ist 
kein  bein  oder  nichts  mehr  zu  sehenn,  dann  düe  löcher  so 
weütlef,  das  es  aller  ausföllt;  düse  zwen  sollen  neben  dem  von 
Leyden  düe  principales  gewest  sein,  und  als  düe  statt  inge- 
nommen, wurden  süe  gericht,  und  zum  spectacl  dohün  gesezt; 
bün  also  denn  30  und  den  31,  das  ist  der  lotste  tag  des  moh- 


47 

nats,  auch  des  85  jahrs,  dem  loben  gott  seye  lob  und  dauckh 
gesagt,  der  much  döses  vergangen  jar  so  gnediglich  behuetet, 
der  verleihe  undt  gebe  ferner  »ein  gnad  und  segen  Amen. 

1586.  Denn  ersten  tag  des  monats  January  nam  ich  einen 
bauern  knecht  müt  mur,  wölcher  mein  fallis  trueg  (dann  ich 
kundte  kein  pfertt  fürs  gelt  bekommen);  der  solte  mür  denn 
weeg  w^eäsen ;  aber  es  wahr  eben  einer  von  unns  beden  als  der 
ander  des  wegs  halber  bericht,  das  war  ihn  beede  nicht  wüsten, 
und  gibt  vül  blinderens  und  raubens  umb  due  statt  Munster, 
dann  uf  2  meil  nahent  der  statt  zwey  finlin  Spannier  lagen, 
wölche  (als  due  sag)  den  herrn  kurförsten  von  Colin  zum  bi- 
schof  zu  Munster  inbeleitten  sollen;  zog  also  des  morgens  von 
do  hünweg.  Als  wür  uf  ein  meil  von  der  statt  kamen,  gehn 
ihre  zwen  (der  eine  einem  Soldaten,  der  ander  einem  bauren 
den  kleüdern  nach  gleich)  immer  bey  2  in  3  büchsnschuß  hän- 
der unns  her,  das  mur  nichts  guets  infuel,  volgten  uns  mer 
dann  2  stundt  nach,  aber  ich  sprach  meinem  bauren  oder 
geförten  starckh  zu,  traten  waidlich  uf  düe  fues,  büs  wür  ein 
dorf  erreichten,  aldo  ich  ingekert,  sue  verloren  und  nicht  mehr 
sehen  kondte,  trueg  doch  sorg,  süe  betten  mur  den  weg  für- 
loffen.  Als  ich  nun  ein  kanten  büer  getrunckhen,  zog  ich  wüder 
fort,  dann  es  nahent  abent  was,  kam  also  uf  den  abendt  in 
ein  dorf  Lengrüg,  den  grauen  von.  Döckhlburg  ghörüg,  ohnge- 
vahr  uf  ein  halbe  meül  von  der  Strassen  hoch  ufm  gebirg  wirdt 
gesehen,  so  man  zur  lünkhen  handt  lügen  last,  das  gemelte 
haus  oder  vestung  Döcklburg  genant,  dovon  diso  graven  sich 
schreyben,  halten  stöts  knecht  darob,  von  Munster  4  meyl,  so 
wol  auch  das  dorff  Lengrüg. 

Denn  andern  düs  morgens  früeh  hünweg  hatte  es  einen 
sehr  tiefen  schneh  ohnbant,  verfehlten  des  wegs,  güengen  irrs, 
also  wür  wol  3  stundt  in  einem  holz  hün  und  wüder  güengen, 
eh  wür  wüdr  uf  denn  weeg.  kamen,  ohnangesehen  wür  von  dem 
dorf  nicht  mer  dan  2  meyl  gehn  Osenbruckh,  kam  ich  gleich 
wol  erst  bey  2  stundt  nach  müttag  dohün,  hüelten  unns  under- 
wegen  niergendt  uf,  dero  wegen  ich  ibel  uf  meinen  weegweiser 
zu&üden  wahr.  Düse  statt  ist  gros,  von  altem,  schlechtem, 
unlustigem  gebey,  auch  nicht  vest,  gehört  zum  reich,  aldo  es 
auch  ein  stifft  oder  büstomb  hat,  hart  an  der  mauren  der  statt 


48 

left  ein  dein  wasser  für,  heist  düe  Haas;  mich  bedunct,  das 
ich  nicht  baldt  an  einem  ort  so  herlich,  leücht,  wol  gebachen 
undt  geschmackh  weüa  brott  geessen  habe,  als  do,  entgögen  in 
Westphalen  und  häeromber  in  dörfern  so  grob,  schwarz,  dickh, 
nicht  wol  gebachenn  brot  gemacht  w^ürt.  Denn  dritten  dös 
muest  ich  do  ställigen,  umb  wüUen  ein  so  tuefer  schneh  an- 
gevallen,  das  nicht  zu  kommen  w^ahr. 

Den  4  das  nach  müttag  erst  umb  2  uhr  fuehr  ich  müt 
einem,  wölcher  güeter  von  Brehmen  ab  nach  Osenbruck  gefuert, 
und  wüder  lehr  nach  haus,  fort  hünweg,  wahr  greilich  kalt, 
sehr  tuefer  schneh,  aber  durch  der  vile  des  fahrens  wahr  der 
weeg  schon  gebahnt,  kam  ettwan  bey  2  stundt  in  düe  nacht 
in  ein  stättlin,  zur  För  genant,  wölches  in  das  stüflft  Osen- 
bruckh  gehört. 

Denn  5  das  am  morgen  von  do  hünweg  höbt  es  wüder 
starck  an  zu  schneien,  düe  bahn  zu  verwehen,  das  düe  fuehrleüt 
keinen  weeg  mehr  sehen  kondten,  des  wegs  verfehlten,  weht 
denn  schneh  zu  häuf,  das  düe  pfert  an  ötlichen  ortten  büs  an 
bauch  infüehlen  und  schwerlich  mehr  fort  kondten.  Nun  fror 
es  müch  büttrybel,  noch  kondt  oder  dorft  ich  gleich  wol  vom 
wagen  nicht  absteigen,  dann  ich  zu  fues  noch  wehniger  fort 
zu  kommen  gedraute,  fueren  also  büs  mütternacht,  kamen  in 
ein  stättlin,  Wülschusen  genant,  so  zum  stifft  Munster  gehört, 
vor  wölchem  wür  noch  lang  warttenn  muesten,  eh  wür  denn 
bekamen,  der  unns  innwendig  den  rügl  vom  thor  ufmachte. 
Als  ich  nun  vom  wagen  abstüge,  ward  ich  der  massen  erstarret, 
das  ich  nicht  stöhn  kondt,  mocht  auch  kein  herberg  bekommen, 
dann  due  fuehrleüt  ein  yeder  nach  seinem  haus  fuehr,  umb 
willen  süe  doselbstenn  zu  haus  oder  doheim  wahren,  endlichen 
durch  genugsam  bütten  weist  mich  einer  für  des  burgermeisters 
haus,  wölcher  Wirtschaft  trüb,  müch  nach  hartem  klopfen  und 
bochen  innlües,  legt  ich  müch  uf  ein  banckh  zum  ofenn,  büs 
ich  wüderumb  erwärmet,  dann  ich  wahr  hart  verfroren;  düs 
stättlin  lugt  von  der  För  6  meül. 

Denn  6  düs  muest  ich  in  gemeltem  stättlin  Wülschusen 
stilligen  von  wegen  des  greulichen  ungewitters,  wendts  und 
schnehs  halber,  das  keiner  von  denn  fuehrleitten  der  erste  sein 
wolte,  bliben  eh  alle  zu  häuf  bey  einander  verharren.    Denn 


4» 

7  düs  bey  2  stund  in  tag  fuhr  ich  zu  wagen  von  do  hünweg 
mut  denn  vorigen  fuehrleitten ,  sehr  tüefeu  und  ongebahnten 
weg,  das  düe  pfert  denn  lehren  wagen  mut  möeh  erschleifen 
mochten,  und  hatten  mehr  dan  6  stundt  zu  fahren,  eh  wör 
gehn  Dilmenhorst  kamen,  wölches  nicht  mer  dann  6  meil;  her- 
nach hatten  war  ein  gebaute  stras,  dann  doselbsten  due  weeg 
zusamen  stossen;  kam  uf  denn  abent  gehn  Brehmen. 

Denn  8  dös  nachmuttag  fuehr  ich  zu  schütten  mut  zweyen 
schippern  und  einem  emdber  hotten  von  Brehmen  hänweg, 
kamen  des  abents  in  ein  dorf,  genant  Benebüttl,  zum  stift  Breh- 
men gehörig,  2  meyl  von  do.  Denn  9  düs  fuehren  wür  früeh 
von  do  hünweg,  kamen  nach  müttag  gehn  Fort,  dohün  wür  denn 
schütten  von  Brehmen  aus  gedingt,  welcher  uns  auch  nicht 
weytter  füehren  wolt;  konden  auch  kein  andere  fuehr  krüegen, 
sondern  muesten  zu  fues  hünweg,  güengen  baldt  irrs,  das  wür 
erst  bey  27^  stundt  in  düe  nacht  in  ein  krueg  oder  würtshaus 
kamen  (nahent  dobey  ein  dörflin,  Haugenau  genant),  wölche 
würtin  unns  nicht  herbergenn  wolt,  dann  süe  unns  für  krüegs-. 
leüt  ansähe.  Zu  lotst  durch  langes  bitten  und  gute  wort  wurden 
wür  inngelassen,  aber  zu  essen  kondtenn  wür  nichts  bekommen, 
wahren  sehr  hungerüg,  dann  wür  lang  und  tüef  im  schnee  hün 
und  wüder  gewatten,  endlich  bekamen  wür  ein  par  roher  häring, 
legt  ich  müch  nach  der  malzeüt  zu  dem  vüch  in  stall,  doselbsten 
ich  ein  weyl  ruehwet. 

Denn  10  düs  wahren  wür  des  morgens  früeh  uf,  vermein- 
ten, es  were  ein  stundt  oder  anderthalbe  vor  tag,  verfehlten 
des  wegs  abermahlenn,  das  wür  im  schneh  güengen  büs  zu 
halbem  knie,  dann  wür  ab  der  bahn  kamen,  und  als  wür  zu. 
Staden  für  das  thor  kamen,  schlueg  die  glochk  3  uhr.  Onan- 
gesehen  wür  ein  zimliche  meyl  albereüt  gangen,  muesten  also 
noch  wol  drey  vor  dem  thor  warten,  eh  man  solches  uffinacht, 
wahr  sehr  kalt,  zu  dem  wür  an  füessen  aller  nass,  dann  do 
wür  irr  güengen,  kamen  wür  in  pfizen  und  moos,  das  unden 
nicht  gefrohren  war;  düngten  hernach  von  Staden  aus  ein  fuehr 
uf  3  meil  bis  an  düe  Elb,  aldo  mann  das  volckh  uf  einer  barca 
hünwüder  füehrtt,  und  ist  wünters  zeüt  sehr  sorglich  umbwül-. 
len  des  eys,  und  die  Elb  aldo  gehm  V^  ii^^il  breyt  ist,  das 
mann  stöts  zu  wehren  hat,  das  es  nicht  gar  zusamen  gefrüehre. 

Kiechel.  ^ 


50 

(gleich  wol  disen  wüntter  usserrfaalb  der  statt  düe  Elb  der  mas- 
sen  zuegefroren ,  das  mann  mütt  schütten  doriber  gejagt).  Als 
ich  yber  düe  Elb  kam,  güeng  ich  noch  desselbigen  tags  gebn 
Hamburg,  welches  6  meyl  von  dem  dorf,  dovon  ich  des  morgens 
uszog;  denn  11  düs  lag  ich  aldo  stüU. 

Denn  12  düs  zu  müttag  fuehr  ich  zu  Schlitten  hünweg,  of 
wölchem  unser  neun  personen  sassen,  und  der  fuehrman  wahr 
düe  zehende,  müt  dreyen  pferten,  hatten  sehr  gut  gebahnten 
weeg,  kamen  des  abents  in  1  dorff  genant  Höldenkling,  einem 
vom  adl  ghörig,  aldo  wür  yber  nacht  bliben ;  ist  Ton  Lüböckh 
5  meyl. 

Denn  13  düs  morgens  früeh  hünweg  ward  der  weg  so  glatt 
und  hehl,  das,  wo  es  ein  wehnig  abwärts  oder  ableeg,  such 
der  Schlitten  gleich  uff  ein  seytten  begab,  das  er  unns  eher 
£^8  in  einer  stundt  zweymal  umbstürzt.  Kamen  uf  denn  müttag 
gehn  Lyböckh,  wölches  5  meil  vom  nachtleger.  Denn  14  dtts 
morgens  früeh  güeng  ich  hünaus  nach  dem  hafen,  welcher  2 
meyl  von  der  statt,  Tramin  genannt,  ein  dein  offen  stättlin, 
gemelten  herm  von  Lübeckh  gehörig;  doselbsten  ist  das  block- 
haus  wüe  auch  die  lucern  zu  sehen,  in  wölcher  düe  nachtiüehter 
gebraut  werden,  domüt  sich  düe  schiff  in  der  seh  wüssen  dar» 
nach  zu  verhalten,  es  müessen  düe  grosen  schiff,  wölche  uf  dem 
arm,  der  von  do  nach  der  statt  geth,  nicht  inlaufen  oder  weyt- 
ter  fahren  könden,  such  dahün  legen,  düe  güeter  doselbsten 
US  und  innladen.  Von  do  güng  ich  des  tags  wüder  nach  der 
statt. 

Lyböckh,  ein  mechtige,  vöste,  wolerbaute  und  eine  von 
den  4  stötteü  des  reichs,  in  wölcher  strenge  und  ernstliche 
justitia  so  wol  dem  reichen  als  den  armen  gehalten  würt,  dann 
sich  eben  dozumal  ein  handel  mütt  einem  holsteinischen  edl- 
mann,  düe  Ranzau  genant,  ohngevahr  des  stattlichsten  ge- 
schlechts  im  landt,  wölcher  einen  brauersknecht  uff  denn  todt 
gestochen,  gefencklich  eingezogen  wurde.  Do  er  nun  innerhalber 
14  tagen  und  wehnig  stunden  gestorben  wehre,  hette  er  mües- 
sen vermög  der  statt  recht  das  leben  lassen.  Gemelte  statt 
hat  auch  vül  handlung  gögen  Dcnnemarckh,  Schwödenn,  Danzüg 
und  Lüflandt,  sein  auch  sehr  mechtig  zur  seeh,  als  süe  sich  im 
krüeg  zwischen  beden  hüebey  gemelten  königen   erzegten  und 


51 

bewisen.  Es  pflegen  auch  ihre  schif  järlichen  in  Spania,  Por- 
tugal und  andern  fernen  orten  zu  seglen,  es  würt  hün  und  wüder 
an  underschidlichen  orten  sehr  yil  geschüz  in  sondern  dozu  ver* 
ordneten  heüsem  gesehen. 

Süe  halten  einen  strengen  prooess  gögen  ihren  bürgern: 
wan  einer  von  einem  frembden  schuldtforderung  halber  für  der 
obrigkeüt  verclagt  würt,  mues  er  eintwöders  in  kurzen  tagen 
bezalen,  genügsame  caution  thuen,  wo  nicht  der  müttl  eines 
vorhanden,  würt  er  dem  nachrichter,  wölchen  man  den  böttl 
nennnt,  bevolhen,  welcher  dann  alle  rathstag  uf  dem  haus  sein 
mues.  Der  beleitett  in  düe  böteley,  do  andere  dergleichen  leüth 
mehr  sein.  Nun  wärt  der  nachrichter  an  denen  orten  von 
andern  leithen  nicht  gescheit  oder  abgesondert,  als  wol  bey 
unns  beschicht,  dann  er  geth  zu  gesellschafften  und  zünften, 
süzt  neben  erlichen  leüthen  zu  tusch,  yedoch  hat  er  sein  be^ 
sonder  trinkgeschür,  und  das  noch  mehr,  wann  ettwan  ein 
gesellschaft  such  befiindt  von  bürgern  und  andern  ehrlichen 
leüthen,  gehn  süe  zu  ime  in  sein  behausung,  bey  ime  zerenn, 
dann  er  büer  zu  schenckhen  pflegt;  wölchs  bey  unns  ein  selzam 
aussehen  haben  würde,  aber  landts  art,  landts  manir.  Es  hat 
zu  Lüböckh  ein  stifiPt  oder  bistomb,  bün  aldo  in  düe  9  tag  still 
gelegen,  eh  ich  gesellschafit  bekam,  in  Dennemarckh  zu  reüsenn. 
Denn  24  düs  vormüttag  fuehr  ich  zu  gutschen  von  do  hünweg 
neben  einem  rosskamm,  einem  kaufmann  von  Hamburg  und 
einem  Dennemärker,  kamen  des  abents  in  ein  dorf  im  landt 
zu  Holstein,  genant  Rotmansdorf,  aldo  wür  düe  nacht  gebliben; 
ligt  von  Lüböckh  6  meyl. 

Denn  25  düs  des  morgens  von  do  hünweg,  kamen  nach- 
müttag  umb  vesperzeütt  zum  Kühl,  das  fumemste  ort  im  landt 
zu  Holstein,  aldo  herzog  Adolf  ein  haus  oder  schloß  hart  an  dem 
arm  der  seh  gelegen,  wölche  dozumahi  hart  yberfroreu,  das  man 
mütt  Schlitten  wüe  auch  unsr  gutscher  doriber  fuehr,  und  wahr 
eben  ihr  jarmarct,  wölchen  süe  den  umbschlag  nennen,  uf  wölche 
zeüt  ein  grosser  adl  zusamen  kompt,  mütt  grosem  pracht  und 
kostligkeüt,  dann  keiner  dem  andern  nichts  bevohr,  sendend 
immer  einer  dem  andern  vohr  und  noch  stattlicher  sein  wtill. 
Undt  beschicht  uf  gemeltem  marcttag  gros  usleühen  und  in- 
nemmen,  sonderlichen  under  denen  vom  adl,  wann  dann  einer 

4* 


52 

dem  andern  zu  ihnen  schuldig  undt  such  müt  der  bezalang 
nicht  erzeugt,  würt  uf  seinen  cosfeen  gezert,  als  bey  unns  vor 
disem  gewesen,  wann  sich  einer  vom  adl  gögen  seinem  Schuld- 
ner in  düe  leystung  gelegt.  Ich  bekam  noch  des  tags  gesell- 
schaft,  das  ich  nicht  do  yber  nacht  bleiben  dörft,  wölches  mür 
sehr  lüeb  wahr,  dann  düe  herberg  aller  voll  mütt  edelleütten 
und  reytter,  und  wann  süe  bezecht  werden,  ist  ihnen  nimandts 
lüeb,  achten  eben  den  menschen  als  ein  vüch,  als  mür  auch 
gesagt,  das  wol  einer  seinen  jungen  gögen  eines  andern  hundt 
verdauscht.  Nach  vesperzeütt  gögen  abendt  fuehr  ich  neben 
zweyen  kaufleitten  von  Flenschburg,  und  dann  düe  andern  zwen, 
mit  denen  ich  von  Lüböckh  abkommen,  fuehren  in  düe  nacht, 
kamen  speth  in  ein  fleckhen  im  landt  zu  Schleswückh,  Göttorf 
genant,  lügt  von  dem  ort,  do  wür  des  "morgens  usgereisett, 
6  meyl,  aber  vom  Kühl  nun  2  meyl. 

Denn  26  düs  früeh  vor  tag  hünweg,  und  kamen  uf  denn 
müttag  zu  einem  vogt,  do  mann  schon  dennemarckhisch  redt, 
aldo  wür  zu  morgenn  äsen.  Kamen  des  abendts  erst  bey  an- 
derthalb stundt  in  düe  nacht  gehn  Flenschburg,  düe  hauptstatt 
iin  herzogthomb  Schlöswüg,  nicht  sonders  gros,  noch  vöst;  haben 
einen  arm  hart  an  der  statt,  uf  wölchem  süe  in  düe  seh  kommen 
könden  müt  ihren  schiffen.  Denn  27  düs  lag  ich  aldo  stüll,  dann 
düe  zwehn  kaufleüth  auch  nach  Koppnhagen  reysen  wolten,  wüe 
süe  dann  auch  ihr  läger  und  handlung  do  haben,  ist  von  Göt- 
torf hüeher  8  meyl. 

Denn  28  düs  ettwann  2  stund  in  tag  fuehr  ich  in  gesell- 
schaft  vorgemeltter  zweyenn  kaufleüthen  neben  dem  Hamburger, 
müt  wölchem  ich  von  Lüböckh  abkommen,  eines  edlmanns 
jungen;  hatten  zwen  wagen,  dann  ein  fuehrmann  nicht  mehr 
als  2  pfert  und  zwen  oder  zum  meüsten  3  personen  aufnembt, 
dann  süe  pflegen  sehr  starckh  zu  fahrenn;  hatten  rauhen  weeg^ 
dann  es  kalt,  sehr  gefrohren  und  doch  kein  bahn  noch  schneh 
hatt;  kamen  uf  düe  nacht  in  ein  dorf  in  Schlöswüg,  Weybl 
genant;  ligt  von  Flenschburg  6  meyl. 

Denn  29  düs  des  morgen«  von  do  hünweg,  mües  mann 
allzeüt  auf  zwo  oder  4  meil  einen  andern  fuehrmann  haben, 
dann  süe  sich  nicht  zu  weytt  von  haus  lassen  ;^  zu  dem  werden 
ihre  pfert  sehr  müedt  von  dem  strengen  fahren.    Düser  fiiert 


iinns  3  meül  büs  an  ein  seh,  aldo  wür  drey  sampt  zweyen  jun- 
gen in  ein  ,barca  sassen  und  fuehren  yber  gemelten  seefa,  wöl- 
cher  2  mejl  breyt,  sehr  gevahrlich,  dann  es  hatte  gros  eis- 
schimel,  ward  doqh  zimlich  wündstill ;  allein  do  wür  bey  einer 
vüertl  meyl  zum  land  kamen,  mochten  wür  vorm  eys  müt  der 
barca  nicht  weytter  kommen,  muesten  aussteigen,  dann  es  so 
hart  gefrohren,  das  es  trueg.  Aus  düser  seh  seglet  mann  in 
düe  Ostseeh.  Gleich  an  gemelter  seeh  hat  es  ein  dein  stättlin, 
Assys  genant,  under  dem  könig  us  Dennemarckh;  aldo  bliben 
wür  düe  nacht. 

Denn  30  düs  reysetenn  wür  neben  den  andern  zweyen, 
wölche  einen  sondern  wagen,  vor  tags  von  do  hünweg,  dann 
wür  des  abents  zuvor  ein  fuehr  uf  4  meyl  gedingt,  dohün  er 
unnsbey  guetter  zeütt  liverte,  aldo  wür  zu  müttag  gessen  und 
einen  andern  fuehrmann  bekamen,  der  fiiert  unns  auch  4  meyl, 
gleichwol  wür  erst  bey  2  stund  in  düe  nacht  in  düe  herberg 
kamen  in  ein  stättlin,  Nüburg  genant,  hart  am  Böltt  gelegen; 
lügt  von  Assis  8  meyl. 

Denn  31  und  lotsten  tag  des  monats  Januari  do  stüll  ge- 
legen, umb  willen  düe  seh,  wölchen  mann  denn  Böltt  heüst, 
zimlich  nngestimm  wahr,  auch  der  wund  unns  entgögen,  fuehr 
gleichwohl  des  tags  ein  barca  hünibert,  aber  müch  hette  nicht 
gelust,  doruf  sein. 

Denn  ersten  tag  Februari  güengen  wür  ein  stundt  in  tag 
zu  schif,  wölche  barca  wür  in  sonderheüt  für  unns  bestöUt,  müt 
4  rümen  oder  4  mann,  düe  ruderten.  Nun  hat  es  denn  gebrauch 
im  landt,  das  düe  schifletit  keinen  dörfen  yberfüehren,  süe 
kennen  in  dann,  oder  aber  er  habe  ein  passaport  von  dem 
obersten  des  stättlins,  wölches  nun  ich  als  ein  frembder  nicht 
gewust.  Und  wo  düe  andern,  müt  denen  ich  in  gesellschaft 
wahr,  nicht  für  müch  geredt,  trag  ich  sorg,  hette  müessen  am 
land  bleiben,  als  auch  zweyen  andern  frembden  geschehen, 
wölche  schon  in  der  barca  wahren  und  wüderomb  an  das  land 
steügen  muesten.  Als  wür  nun  vom  landt  fuehren,  wardt  unns 
der  windt  entgögen,  küelt  doch  nicht  sehr,  das  süe  müt  rümenn 
wohl  mochten  fortkommen;  kamen  also  uf  halben  weeg  zu  einer 
cleinenn  insul,  Spruch  genannt,  wölche  schüer  müttenn  im 
Böltt,  bey  derselbigen  wür  an  landt  fuehren.    und  hat  gemelte 


54 

insul  bey  einer  halben  teütschen  meyl  in  düe  ronde,  würt  von 
zweyen  hollendischen  banren  bewohnt,  dtte  nehren  sich  ab  dem 
▼üch,  so  süe  haltenn,  machen  so  schön  gutt  und  wolgeschmackh 
butter  und  käs,  gleichförmüg  als  in  HoUandt,  tmegen  unns 
von  ihrem  käs  und  butter  zu  essen  für.    Als  wür  nun  ein  dein 
weyl  do  verharret,  sassen  wür  wilder  uf  düe  barca,  dann  ge- 
melter  seh  nicht  zu  thrauen,  erhöbt  sich  oft  gehlingen   6iii 
wündt.   Als  wür  noch  einer  meyl  fern  vom  landt  wahren,  kamen 
wür  zwischen  das  eys,  das  wür  anfenglich  müt  der  barca  nicht 
durchkommen  mochten,   wegen  der  grosen  eysschollen,  dero- 
wegen  2  von  denn  schifleüthen  ustigen,  dann  süe  so  dückh,  das 
süe  truegen;  theylten  dye  eysschimel  den  cluftenn  nach  müt 
eysern  hackhen  von  einander,  domüt  düe  barca  zwischen  inn 
kondt.   Solches  wehret  wol  ein  ganze  stundt,  eh  wür  hündurch 
kamen,  das  wür  in  grosser  gevahr  stunden,  dann  do  sich  ein 
starckher  gegenwündt  erhöbt,  hette  es  düe  barca  zu  stuckhen 
zerstossenn,   dann  düe  eysschollen  mehr   dann  eines  schuchs 
dückh  wahren.    Je ,  neher  wür  zum  landt  kamen,  ye  mehr  such 
das  eys  verlohr;  das  macht  der  wündt,  dann  so   derselbige 
vom  landt  kompt,  treibt  er  das  eys  in  düe  seh  und  uf  düe 
ander  seytten  gögenüber,  dann  gedachter  seeh,  wölchen  man 
denn  Böltt  nennet,  nicht  mehr  dann  4  meil  breytt.    Nun  mag 
ich  in  wahrheitt  sagen,   das  ich  nirgendt  sovil  antvogl  bey 
einander  gesehen,   als  eben  dozumal,  aller  bedöct,  als  wann 
es  ein  thuch  wehre,   das  ich  höre  süe  yberzüehens  müt  dem 
gam,  das  süe  sehr  vil  zumahl  oder  uf  einen  zug  fangen.    Als 
wür  yber  gemelte  seh  an  das  landt  kamen,  ward  es  schon  umb 
vesperzeütt,  hatt  ein  stattlin,  würd  genant  Cassir,   aldo  wür 
gössen,  dann  wür  sehr  hungerig  wahrenn,  hernach  wüderomb 
fuehr  dingten,  ye  2  und  zwen  uf  einen  wagenn,  der  fiiert  unns 
uf  2,  hernach  noch  1  meyl,  dann  mann  do  zu  landt  gen  Kopn 
penhagen  reüsen  kan.   Als  er  nun  baldt  an  das  ort  unns  lüverte, 
nicht  yber  ein  halbe  stundt  in  düe  nacht,  dann  der  weeg  sehr 
guet  und  wol  gebahnt  was,   ohnangesehen   es  jhene  seyt  der 
seeh  wehnig  schneh  hatte,  fanden  wür  düss  orts  schneh  genug. 
Wür  bekamen  in  dem  dorf,   do  unns  der  hüngefüert,   gleich 
ein  ander  fuehr,  und  nahe  dobey  fiiehren  wür  durch  ein  stattlin, 
düe   dann  mehrertheils   ohnbeschlossen   sein;   in   demselbigen 


55 

achrie  mein  gesellsobaft  bej  dem  burgermeister  an,  dann  es 
an  denen  ortten  nicht  ordiuari  herbergen  hat,  sondern  einer 
nun  bey  einem  gueten  freind  oder  bekantenn  heerberg  suecht, 
aide  wür  unns  mehr  dann  ein  stundt  ufgehaltenn  und  zimlicher 
inassen  unns  in  fünischen  mäth  verlüebten  (dann  düses  ländlin 
heist  Fünen),  wölches  ein  sehr  anmuetig,  lüeblioh  und  stärckhs 
getranckh  ist,  auch  in  vül  andere  lau  dt  gefüert  würt,  dann  ye 
elter  mann  solchen  mäth  last  werden,  ye  lenger  ye  bösser  und 
störckher  er  hemacber  ist.  Als  wür  von  do  hünweg  fuehren, 
wardt  es  ob  düe  2  stundt  in  düe  nacht,  auch  sehr  kallt,  und 
begögnete  unserm  furmann,  das  ihme  ein  radt  vom  wagen 
gueng,  wölches  er  in  der  eil  nicht  geachtet  und  mehr  dann 
eines  steinwurfs  weyt  fortgefahren,  eh  das  ers  wargenommen. 
Wür  bede  schlaften  und  wahr  der  andere  wagen  fohr  unns; 
endlich,  wüe  er  sich  umbsicht,  mangelt  ime  ein  radt,  must 
erst  wüder  zuruckh  lauffen,  solches  zu  hollen,  kamen  nach 
müttnacht  an  das  ortt,  dohün  wür  denn  fuehrmann  gedingt, 
wölches  ein  stättlin  in  Fünen,  genant  Büneschburg,  wölches 
von  Nüburg  10  meyl;  aldo  wür  bey  einem  bauren  ein  wehnig 
ruehweten  und  wüderonab  vor  tags  ein  andere  fuehr  bekamen, 
dann  es  an  denen  orthen  gewüse  leüth,  wölche  sich  mehren* 
theils  ab  dem  fahren  n ehren,  sein  willig,  frueh  und  spath  einem 
frembden  fort  zu  helfen;  allein  es  müesam  für  einen,  der  ihr 
sprach  nicht  kan.  In  gemeltem  ländlin  ist  denn  baurn  und  inn- 
wohnem  gebotten,  das  süe  allen  ihren  hunden  (usgenommen 
düe,  so  gar  dein  bleiben),  wan  solche  noch  jung  sein,  das 
gleich  am  fordern  rechten  fues  abhauen  müssen,  domüt  süe 
dem  gewild  keinen  schaden  zufüegen. 

Denn  2  düs  früeh  noch  bey  einer  stundt  vor  tags  von  do 
hünweg,  kamen  uf  denn  müttag  in  ein  offen  stättlin,  aldo  es  ein 
schöne  kürchen  von  gebey,  in  der  selbigen  düe  könig  us  Denne- 
marckh  ir  begrebnus  haben.  Nach  dem,  als  wir  zu  morgen 
gessen,  ein  andere  fuehr  gedingt,  das  wür  noch  des  abents 
gehn  Koppenhagen  kamen,  wölches  von  Reneschburg  8  meyl; 
düse  meyl  sein  der  lenge  nach  denn  teütschen  sehr  wol  zuver- 
gleichen. 

Koppenhagen  ist  düe  hauptstatt  im  königreich  Dennemarckh,' 
nicht  sonders  gros,  auch  gögen  dem  landt  wehnig  vöst,  aldo  der 


56 

könig  pflegt  hofzuhalten,  und  würt  das  schloss,  in  wölchem  er 
wohnt,  auch  für  ein  vöstung  gehalten,  es  hat  einen  sehr  tüefen 
hafen ,  dann  düe  grose ,  geladene  schif  sich  hartt  an  düe  statt 
legen  könden ;  aber  diser  zeütt  wahren  düe  schif  aller  ingefroren, 
und  lagen  dozumaln  bei  8  groser  schif  dem  könig  zustöndig  ne- 
benn  einander  gleich  als  düe  schlössen  Es  ist  in  disen  landen 
Yül  ein  grösere  költe ,  dann  bey  unns,  dann  ye  weytter  hinein,  ye 
neher  gögen  septentrione.  Als  mir  gesagt,  ist  eines  jars  düe 
see  yberfrohren ,  das  mann  zu  Schlitten  von  Koppenhagen  nach 
Heinbogen  gefahren  ist,  wölches  4  meül  yber  ein  wülde,  unge- 
stimme  seh,  das  es  grimm  kaltt  sein  mues,  eh  solche  zuegefrüert. 

Bün  zu  Koppnhagen  5  tag  stüUgelegen.  Nun  künde  ich  zur 
seh  wüntters  halber  nicht  uskommen,  und  denn  weeg  wüderomb 
zuruckh  zu  züehen,  wölchen  ich  hünein  genommen,  hatte  ich 
auch  nicht  lust;  under  der  zeütt  kommen  zwehn  lübische  kauf- 
leüth  in  das  haus,  do  ich  zur  herberg  gelegen,  wölche  ir  läger 
und  handlung  in  Schwöden  hatten  und  nach  Stockholm  reysen 
wolten.  Als  ich  nun  vernommen,  süe  gutte,  ehrliche  und  bekante 
leüth  wahren,  hatte  ich  lust,  mütt  ihnen  zu  reüsen,  dann  süe  sich 
alles  guts  gögen  mür  erbotten,  als  ich  auch  hernach  im  werckh 
erfunden;  macht  müch  kurz  uf  düe  reys  förtüg  und  zogen  vol- 
genden  (in  gottes  namen) 

Denn  8  düs  von  Koppenhagen  vorgemelte  kaufleüth  und  ich 
nach  müttag  zu  wagen  hünweg;  wahr  so  grimm  kaltt,  auch  ein 
so  scharpfer  wündt,  der  uns  gleich  under  das  gesiebt  güeng,  dann 
der  wündt  von  norden  wehet ,  das  ich  besorgte ,  düe  oren  und 
nasen  zu  verfrören ,  als  auch  vül  maln  beschicht,  dann  mür  der 
würt,  bey  wölchem  ich  zu  Koppnhagen  zu  haus  gelegen,  mit  na- 
men Hanns  Runckh  von  Hammburg  bürtüg,  angezeigt,  das  er 
von  Bergen  us  Nord  wegen  wüntters  zeütt  in  gesellschaft  ihrer  14 
personen  gereisett,  dorunder  nicht  mehr  dann  sechs  düe  oren 
wüderomb  nach  haus  gebracht  von  wegen  der  strengen  költe  und 
scharpfen  wündt.  Kamen  uf  den  abent  gehn  Höllschnhör,  ein  offen 
stättlin,  lügt  von  Koppenhagen  5  meyl,  hart  an  der  seh,  wölches 
man  den  Sonndt  nennt,  aldo  ein  königlich  haus  Cronburg  ge- 
nannt, das  hat  der  yezige  regüerende  könig  Fridericus  secundus 
ufbauen  lassen ,  mütt  geschüz  und  volckh  wol  versehen ,  und  ist 
gemeltter  Sonndt  nicht  mehr  dann  ein  teütsche  meyl  breytt,  do 


57 

alle  schiff,  so  in  und  us  dem  landt  seglen,  streichen  und  ein  ancr 
fallen  lassenn,  aldo  zollen.  So  ein  schif  mütt  körn,  salz,  häring 
oder  derogleichen  schwerer  wahren  beladep ,  gübt  der  last  einen 
halben  reichs  thaller,  und  ein  lehr  schif  so  nun  mütt  pallast,  das 
ist  stein  oder  sandt  beschwehret  und  keine  güetter  innhat, 
mues  von  yedem  last,  sovil  das  schif  tregtt,  V*  eines  reichs  tha- 
lers geben  und  bezalen,  wölches  ein  beschwehrlicher  groser  zoll, 
dann  oftermahln  mütt  gutem  wündt  50  in  60  auch  wol  mer  schif 
auf  einen  tag  uss  Holandt,  so  nach  Danzig  seglen,  do  durch- 
laufen, der  mehrer  theül  nicht  beladen,  dann  süe  aldo  korrn  la- 
den, müessen  gleichwol  düe  segl  fallen  lassen  und  zollen,  und 
scheint  glaubwürdig,  das  der  Sonndt  des  königreichs  Denne- 
marckh  gröster  intrada  seye,  dann  alle  schif,  so  nach  Schweden, 
Fünlandt,  ittem  nach  der  Narv,  Rüga,  Rövel,  Königsperg,  Dan- 
züg,  Stettin,  Stralsondt,  Grips wolden,  Rostockh,  Wüsmarr  und 
Lüböckh  laufen,  müessen  alle  durch  denn  Sonndt,  dessgleichen 
auch  jeztt  genante  orth ,  wann  süe  in  düe  Westseh  wollen ,  es 
seye  gögen  Niderlandt,  Franckhreich,  Engellandt,  Spania,  Portu- 
gal oder  andern  ortten. 

Denn  9  düs  trafen  wür  ein  sunder  glükh  an,  das  des  mor- 
genns  ein  barca  Ton  der  andern  seytten  des  Sondts  heriber  kam, 
müt  wölcher  wür  ober  kamen,  dann  wünters  zeütten  oft  einer  3 
in  4  tag  stilligen  mues,  eh  das  er  düe  einige  meil  passiert,  von 
wegen  des  eys,  so  such  hüezwischen  legt,  und  mag  doch  nicht 
zuegefrüehren:  dann  so  der  wüiidt  nach  der  seh  geth,  wehet  er 
das  eys  hinaus,  geth  der  wündt  von  der  seh,  treübt  ers  wüder- 
omb  zuruckh ,  und  ist  seltten  wündt  stüU ;  hatten  müeh  genug, 
eh  wür  hinibert  kamen,  zogen  das  segl  uf  und  ruderten,  gleich 
wol  kondten  düe  barca  müt  müeh  durch  das  eys  bringenn; 
do  unns  ein  wündt  us  der  seh  ybervallen ,  wehren  wür  bestect, 
das  wür  wöder  hinder  sich  noch  für  sich  könndt.  Jhene  seytt 
hat  es  ein  dorff  neben  einem  vösten  schloss  hoch  ufm  berg  gleich- 
sam in  einen  fölsenn  erbauen,  HoUschnburg  genantt,  respondirt 
gögen  HoUschnör,  dann  süe  zu  gleich  gögen  einander  ober  lügen, 
das  kein  schif  sunder  grosse  gevahr  durchlaufen  kan ,  dann  süe 
von  einem  schloss  uf  das  andere  schiessen  könden.  Nun  solle 
gleichwol  auf  ein  zeütt  ein  schif  müt  vollem  segell  durchgelaufen 
sein ,  aber  wüU  demselbigen  nicht  rhaten ,   das  solches  erkant 


58 

werde  und  wüderomb  in  denn  Sonndt  komme,  dann  zu  besorgen, 
würde  ihme  zu  tbeyer  fallen.  Es  sein  auch  sommerszeütt  des 
königs  schif  mütt  gescbiz  neben  anderer  dorzugehöriger  muni- 
tion  wüe  auch  müt  Soldaten  und  schifleüth  genugsam  versehen 
und  ausgerüstett,  auch  tag  und  nacht  doruf  sein  müessen,  wann 
süe  was  zuetregt,  das  säe  gleich  förtig  seyen,  nun  düe  ancr  höben 
und  düe  segl  ufzüehen  dörfen ,  also  das  inen  nicht  leüchtlich  ein 
schif  ongestrichen  oder  ungezoUtt  durch  vilgemelten  Sonnd  lau- 
fen oder  seglen  würt. 

Als  wür  früehgestuct  und  nach  fuehr  getracht,  bekamen 
wür  2  Schlitten,  an  dem  einen  zwey,  am  andern  ein  pfert,  dann 
es  sehr  tüefen  schneh  und  noch  ongebahnt  wahr,  dingten  solche 
schütten  uf  2  meyl ,  als  dann  krüegten  wür  einen  andern,  der 
umis  auch  zwo  meil  füerte,  noch  sehr  tüefern,  ongebanten  weg, 
das  an  öttlichen  ortten  düe  pfert  am  lehren  Schlitten  genugsam 
zu  züehen  hatten.  Kamen  also  uf  düe  nacht  zu  öttlichen  heü- 
sern,  Ruy  genant,  noch  denemarckisch,  wahren  bey  einem  bauren 
ybernacht,  do  wür  ein  magere  herberg  hatten,  wehnig  zu  essen 
und  trieb  wasser  zu  trinckhen,  gleichwol  wür  einen  keller  mütt 
getranckh  mütt  unns  füertten.  Als  es  nun  zum  schlafen  kam, 
machten  wüer  unserr  gelüger  uf  düe  erden,  dann  das  volckh 
wintters  zeütt  nicht  allein  mit  weyb  und  kindt  in  der  stuben  lü- 
gen, sondern  auch  usserhalb  düe  hundt  undt  kazen,  auch  das 
junge  YÜch,  als  lemmer,  kelber,  geissen,  tauben  dorinnen  halten, 
und  das  erst  das  unlustigst  ist ,  junge  ferckhen ,  wölche  einen 
starckhen  geschmackh  von  sich  geben  und  gemeinglich  ihr  ge- 
liger zu  müttelst  in  der  stuben  haben,  kommen  des  nachts, 
leckhen  ein  under  dem  gesiebt,  das  einer  beses  geschmacks  und 
gestanckhs  halber  umb  ein  gering  geltt  eher  satt  württ,  dann  von 
der  besten  malzeütt.  Was  dan  sonsten  ihr  haushalten  und  ge- 
bey  anlangt,  württ  hernacher  usfüehrlicher  vermeldett  und  au- 
gezeigt; von  Hölschnör  hüeher  ist  5  meil. 

Denn  10  düs  fuehren  wür  mütt  dem  tag  von  do  hünweg, 
hatten  wol  5  stund  an  zweyen  meyln  zu  fahren ,  ^ann  ye  weytter 
wür  in  das  land  kamen ,  ye  mehr  und  tüefer  schnee  wür  funden, 
zudem  ward  der  weeg  noch  ongebahnt,  dann  es  hüerauser  gögen 
Denemarckh  wehnig  wsgidells  gübtt.  Als  wür  nun  solche  2  meil 
erreichten,  kondten  wür  keine  andere  pfertt  bekominen,  so  wolt 


59 

uans  der  vorige  auch  nicht  weiter  fäeren,  dann  seine  pfert  kondtea 
nicht  mehr  fort.  Nun  ward  es  an  dem  ort  schon  schwedisch^ 
nnn  3  einige  heäser,  gaben  uns  für  des  königs  düener  aus,  do- 
müt  wür  desto  eher  möchten  fort  kommen,  so  hat  es  düe  gele- 
genheitt  und  Ordnung  im  königreich  Schwöden,  das  es  verordnete 
würt,  wölche  man  gastgeb  nennett,  gemeinglich  von  einer  pfarr 
zu  der  andern,  das  ist  uf  anderthalb  oder  2  meyl  wegs,  dann  dUe 
meil  düses  landts  denn  schweizer  meiln  vergleichen ,  so  soll  der 
gastgeb  einen  frembden ,  seye  ein  kaufmann  oder  ein  anderer, 
beherbergen,  essen  und  trinckhen  geben,  düe  mahlzeit  fiir  2 
rondstuckh,  unserer  münz  bey  4  kreuzer,  er  soll  ihme  auch  zu 
pfeilt  oder  Schlitten  nach  gelegenheitt  der  zeütt  fort  helfen,  büs 
zu  einem  andern  gastgeb,  soll  er  ime  von  der  meil  gleichförmig 
2  rundstuck  bezalen.  Do  aber  einer  in  des  königs  gescheften 
reyset,  pflegt  er  des  königs  wappen  mütt  zu  füehren,  wölches 
düe  bauren  baldt  können,  müesen  süe  ime  vergebens  nicht  allein 
essen  und  trinckhen  geben,  sondern  auch  bey  tag  und  nacht  mütt 
pfertten  verhelfen  sein,  domitt  er  fort  komme;  entgögen  aber, 
wann  ein  frembder  kompt,  als  uns  genugsam  begögnet,  und  es 
gern  doppelt  bezalte,  mues  es  inen  noch  wol  gelegen  sein,  eh  das 
süe  einem  fort  helfen ,  onangesehen  do  süe  schon  düe  pfert  im 
stall  haben,  dann  was  einer  mütt  gueten  wortten  nicht  zu  wegen 
bringt,  thuet  es  mütt  truzen  und  bochen  noch  wehniger.  Zu 
lotst  durch  langes  bütten  bekammen  wür  3  elende  pfert  und 
zwen  schlittenn,  spannten  düe  zwey  schwöchesten  zusamen  und 
das  drütt  allein  an  einen  besondern  schütten.  Nun  ward  es 
schon  Späth  in  tag  und  hatten  noch  2  meil  zu  fahren,  aber  wür 
kamen  uf  bössern  weeg,  als  wür  zuvor  hatten;  underwegen  an 
einem  graben  bricht  das  eys,  fallen  beyde  pfert  büs  an  den  bauch 
wüe  auch  der  schlitt  in  das  wasser,  sas  einer  von  unns  uf  dem 
Schlitten,  wölcher  neben  allem  unserem  blonder  sehr  nass  wor* 
den ;  ich  ward  gleicbwol  nicht  uf  dem  Schlitten,  sondern  güesg 
zu  fues,  hatten  vül  müeh,  büs  wür  die  pfert,  den  blonder  und 
Schlitten  wüder  herusser  brachten.  In  dem  iberfüel  unns  die 
nacht  und  hatten  noch  weyt  zu  fahren ,  eh  wür  in  ein  fleckhen 
kamen,  wölches  unserm  müttgesellen  nicht  wol  bekam ,  dann  es 
sehr  kalt  und  er  aller  nass  wahr;  kamen  spät  in  ein  doi^,  Onolz- 
böckh  genant,  in  Schmahlandt  gelegen,  wölches  düe  erste  kürch 


60 

in  Schwöden  und  abwärts  der  Strassen.  Aldo  wür  beim  pfarr- 
hem  unnser  herberg  namen,  dann  welcher  in  Schwöden  reyset 
und  nach  gelegenheit  des  landts  zu  essen  und  zu  trinckhen  ha- 
ben wüU,  der  nemme  seinen  innkehr  beim  vogt  oder  pfarherrn ; 
onangesehen  süe  nicht  herberg  halten,  schlüesen  süe  doch  einen 
erlichen  gast  nicht  aus.  Düser  pfarrherr  bewüs  unns  alle  freund- 
Schaft,  gab  unns  essen,  trinckhen  und  geliger  nach  seinem  ver- 
mögen, wüe  auch  ein  besondere  stuben,  das  wür  unsern  zeug 
wüderomb  tricknen  kondten.  Süe  sparen  das  holz  nicht,  dann 
süe  desselbigen  ein  iberfluss  haben.  Umbwillen  ich  nicht  mütt 
dem  herrn  pfarhern  reden  kondte  und  süe  mehrtheils  fast 
seich  gehßrt,  hab  ich  mein  latein,  welches  ob  düe  10  jähr  in  der 
langen  küsten  gelegen,  wüderomb  herfir  gesuecht,  das  ich  mütt 
groser  müeh  herusser  bracht.  WüU  einer  dann  diser  orth  Will- 
komm sein,  mues  er  muscaten,  negelin,  zimmettrinden ,  imbör 
oder  derogleichen  der  frauen  im  haus  verehren,  für  düe  künderr 
ein  messin  ringlin,  spüegel,  messerlin,  blaues  noster  oder  ander 
dein  füeg  narrnwerckh,  das  süe  hoch  erfreyett  und  domütt  ganz 
wüllkomm  ist.    Des  tags  sein  wür  4  meil  gereisett. 

Denn  1 1  düs  morgens  von  do  hünweg ,  aller  wüest  und  ber- 
gend landt  do  einer  dorf  sihett,  etwan  hün  wüder  einen  bauren 
hof ,  der  sizt  in  einer  wüldnus  oder  duften ,  das  ein  ganzes  jar 
nicht  vil  frembdt  volckh ,  vül  wehniger  betler  ime  für  düe  thür 
kommen.  Disen  tag  kamen  wür  uf  3  posten ,  und  do  wür  düe 
lotste  pfert  nemen,  sante  der  baur  nun  2  deine  jungen  von  7 
oder  8  jaren  mütt  unns,  so  düe  pfert  wider  zuruckh  füerten. 
In  dem  yberfellt  unns  düe  nacht,  verfehlenn  des  wegs,  fahren 
wol  2  stundt  in  düe  nacht,  eh  wür  zu  leüthen  kamenn;  zulötzt 
kamen  wür  zu  einer  mühlen,  bey  wölcher  es  3  oder  4  baumhöf, 
dorunder  ein  gastgeb,  der  unser  sehr  unwillig  wahr,  das  wür  so 
Späth  kamen ,  das  uns  eben  so  wehnig  lüeb  wahr.  Bliben  bey 
ime  yber  nacht,  heist  das  orth  Abüe,  7  meil  von  der  pfarr,  do 
wür  des  morgens  von  reyseten. 

Denn  12  düs  früeh  vor  tag  hünweg  und  kamen  denselbigen 
uf  5  posten,  dann  der  weg  zimlich  gebahnt,  und  sich  düe  stille 
seh  im  landt,  so  von  süesen  wasser,  anfahen,  wölche  winters 
zeütt  aller  zu  gefrohren,  das  meisteils  düe  bahn  doriber  göth. 
An  dem  orth,  do  wür  düe  lotste  pfert  genommen,  ward  es  schon 


61 

abent  und  hatten  noch  3  grosör  meil  zu  fahrenn,  über  sehr 
grosse  hohe  berg,  dann  umb  düe  selbige  gogne  lagenn  düe 
Schwöden,  wüe  düe  Dennen  in  das  landt  zogen,  werden  noch  ge- 
sehen düe  grösten  dannebom,  wölche  düe  Schwöden  dozumal  ab- 
gehauen, denn  Dennen  denn  pass  verlegt,  sich  mütt  röhren  und 
andern  wafen  gleichsam  dorhinder  verschanzt.  Wann  es  nun 
kompt,  das  einer  bergab  fort,  vergeth  einem  das  gesiebt  von  dem 
schnellen  laufFen,  dann  es  vast  holweg  gübt,  das  ein  pfert  nicht 
ussreißen  noch  uf  düe  seytten  laufen  kan.  Und  gleich  umb  müt-< 
ternacht  kamen  wür  in  ein  stättlin  in  Schmahlandt ,  Ihenn  Eöpn 
genannt;  dort  umbher  ward  düe  bahn  aller  abgevallen,  tüef 
und  der  weeg  ufgangen ;  lagen  ybemacht  in  des  bürgermeisters 
behausung  und  sein  des  tags  1 1  groser  meil  gefahren. 

Denn  13  düs  lagen  wür  do  stüU  büs  uf  denn  müttag,  dann 
es  eben  sonntag  wardt  und  umb  düe  zeütt  des  heyligen  fests  der 
fasnacht,  van  wölchem  süe  auch  vül  halten,  und  würt  uf  einmal 
so  vil  essen  gekocht  von  sülzen,  schunnkhen,  schweinköpf,  Zun- 
gen ,  gereecht  fleisch ,  speckh  undt  derogleichen ,  was  lang  blei- 
ben mag,  das  wann  einer  eines  monats,  wol  6  wochen  hernach 
kompt,  ime  von  demselbigen  fleisch  für  und  ufgetragen  würdt, 
wüe  dann  underwegen  unns  dergleichen  fleisch  ufgesezt,  das  uf 
weynachten  gekocht  worden  ist.  Als  wür  nun  bey  gemeltem 
Burgemeister  zu  morgen  gessen,  zimlich  gezehrt,  dann  wür  einen 
keller  mütt  9  glösern  flaschen  bey  unns  füehrten,  der  unns  dann 
nicht  ybel  bekam ,  dann  an  vilen  orten  weder  wein  noch  büer, 
allein  schlimm  wasser  zue  bekommen  ist.  Nach  dem  essen  rey- 
seten  wür  von  do  hünweg,  ohnangesehen  düe  ban  umb  dans  stätt- 
lin aller  ab ,  dann  es  in  einem  thal  lügt ,  kamen  wüer  gleich  wü- 
der  in  das  gebürg,  do  es  noch  schneh  genueg  hatte,  düngtenu 
Schlitten  uf  2  meil,  fort  mann  zur  linckhen  handt  an  einer  seeh 
hün,  wölche  1  meil  breitt  und  18  lang  ist,  von  süesem  wasser. 
Als  wüer  düse  pfert  zuruckh  schickten,  andere  namen,  hatte  ich 
ein  dein,  muetig  und  geruewet  pfertlin;  eins  mals  verhindert  ich 
müch,  blib  dohündenn,  eyllt  mein  pfert  denn  andern  nach,  höbt 
an,  zu  laufen,  das  ich  in  nitt  mer  halten  mocht,  in  dem  stöst  der 
schlitt  an  ein  stein,  föllt  uf  ein  seytt,  vall  ich  herusser,  lauft  das 
pfert  immer  schnell  fort,  nun  füert  ich  denn  vorgemelten  keller 
uf  meinem  schütten,  der  w^ahr  mütt  einem  strückh  angebunden. 


62 

solchen  er  immer  hernach  schleift,  büs  zu  lötst,  das  der  strickh 
bricht,  springt  das  schloss  dovon,  yallen  3  volle  flaschen  heraus, 
zerbrachen,  das  alles  zu  unüz  hängueng,  das  unns  sehr  ybel  be- 
kam. So  baldt  das  pfert  zu  denn  andern  kam,  begert  es  selber 
mcht  weytterr;  kamen  also  bey  einer  stund  in  düe  nacht  in  ei- 
nen fleckhen,  Gremm  genannt,  ligt  von  IhenKöpn  4  meil,  aide 
wür  ein  magere  fasnaeht  hatten. 

Denn  14  düs  reyseten  wür  früeh  vor  tags  hünweg  und  hat- 
ten zur  linckhen  band  noch  vorbemelte  lange  see^  sehr  kaltt  und 
sehneh  genug,  dann  es  aller  zwüschen  dem  gebürg;  kamen  uf 
das  morgenessen  zu  einem  stattlichen  pfarrherm,  w&lcber  noch 
andere  prüester  zu  gast  und  dem  hohen  fest  auch  seine  recht 
thatten ,  dessen  wür  mütt  zu  geniesen  hatten  und  nach  gelegeti- 
heüt  düs  landts  ehrlich  und  wol  tractirt  wurden,  das  wüer  unns 
hernach  der  költe  wol  erwöhrten.  Aber  gögen  abendt  kamen 
wür  ab  dem  rechten  weeg,  trafen  ein  flüesendt  wasser  an,  yber 
wölches  wir  düe  bruckhen  nicht  fänden,  auch  mütt  denn  pferten 
und  Schlitten  nicht  durchsezen  dörften,  dann  es  schon  dunckhl 
wahr;  hörten  gleich  wol  jhenrseüt  des  w assers  hundt  bellen, 
wölches  ein  anzeügen,  das  irgend  ein  haus  oder  dorf  nahend  do 
sein  mues.  Nach  langem  hünwüder  fahrenn,  wölches  sich  bei 
3  stund  in  düe  nacht  verzogen,  dann  es  sehr  fünster,  kamen  wür 
lötstlich  zur  bruckhen;  nicht  fern  dovon  hat  es  ein  fleckhUn,  in 
wölchem  wür  bey  einem  bauren  ybernacht  bliben ;  wür  fuehren 
US  der  Strassen  und  bey  einer  meil  wegs  zu  weitt  uf  düe  rechten 
handt.  Es  ist  müesam  für  einen  frembden,  der  denn  weeg 
nicht  weist,  ob  er  schon  düe  sprach  kan,  dann  gar  selten  ein 
baur  selber  oder  seinen  knecht  mütt  schict,  sondern  gemeinglich 
ein  jungen  oder  dein  kindt,  wölche  ybel  bekleüdet,  das  müch 
wunder  genommen ,  solche  nicht  verfrüeren  von  der  greulichen 
költe;  wür  sein  des  tags  9  meil  wegs  gefahren,  heist  das  ort 
Onsdau. 

Denn  15  düs  des  morgens  früeh  hünweg,  füert  ich  an  mei- 
nem schlittenn  ein  schnell,  fraydig  pfert;  als  wür  nun  einen 
gehen  hohl  weg  abfahren,  geth  der  schlitt  dem  pfert  hünden  an 
düe  füssel,  das  er  in  vollem  lauf  denn  berg  hünunder  rennt, 
mür  das  gesiebt  dariber  vergüeng,  dann  ich  nicht  vom  Schlitten 
kondt.    Unden  am  berg  hatt  es  ein  see ,  doruf  ich  ine  genugsam 


63 

Terlaufen  lües.  Nicht  yber  ein  vüertel  meil  fürter  begögnet  es 
müer  abermahl  in  einem  krommen  weeg,  der  einer  bruckhen  zu- 
gtteng,  das  mür  nicht  mehr  wurdt,  dann  das  ich  däe  jag  lehr 
gohn  lües  und  vom  schütten  füel ,  dann  ich  besorgte ,  wann  ich 
doruf  gebliben,  er  wehre  müt  mir  in  das  wasser  gelaufen.  Also 
rennt  das  pfert  müt  dem  schütten  durchaus,  zerschlecht  und 
yerschleift  in  zu  stuckhen,  das  ich  in  nicht  mehr  brauchen  kondt, 
und  wahr  gut,  das  ich  den  keller  nicht  uf  meinem  schütten  hatte, 
besorg,  wür  wehren  gar  umb  unsern  wein  kommen.  Nicht 
iber  ein  stundt  in  tag  kamen  wür  in  ein  stättlin ,  Lünköppn  ge* 
nant,  nicht  mehr  dann  ein  meil  von  dem  ort,  do  wür  des  mor- 
gens ausreyseten.  Do  wür  dann  des  vorigen  tags  nichts  abwegs 
gereiset,  wehren  wür  uf  düe  nacht  hünkommen.  Also  füehren 
wür  des  tags  noch  5  meil ,  kamen  des  abents  bey  guter  zeütt  in 
einem  ofnen  fleckhen  oder  stättlin,  Suurköpn  genant;  haben  ei- 
nenn  arm  von  der  Ostsee,  wüe  süe  dann  von  do  wol  körn  nach 
Lübeckh  pflegen  füehren. 

Onangesehen  düs  landt  sehr  kallt,  rauch,  wüest,  berget  und 
föllsig  ist,  auch  mehr  theils  holz  hat,  züehen  süe  gleichwol  sovil 
fruchten,  das  süe  es  im  landt  nicht  aller  gebrauchen,  järlichen 
ein  groser  häufen  zur  seh  hünweg  gefüert,  und  ist  sonderlich 
gaet  körn,  vül  daurhafter,  dann  polnisch  und  lüttauisch,  und 
wüert  auch  höher  verkauft,  daugt  bösser  ufzueschitten,  auch  in 
düe  weytte  zur  seh  zu  füehren. 

Denn  16  wüe  auch  denn  17  büsnach  müttag  do  stüllgele^gen 
umbwillen  mein  gesellschaft  zu  schaffen  hatte ;  füehren  umb  ves^ 
per  zeütt  do  hünwegg  nicht  mehr  dann  ein  meil  wegs  in  ein  an- 
der stättUn,  80  gleich  wol  aus  der  Strassen,  Nornköppn  genant, 
doselbsten  wür  bey  einem  ihrer  bekanten  ibernacht  wahren. 
Hat  aldo  einen  herlichen  salmen-  oder  lachsfang,  dann  es  hart 
am  stättlin  ein  stille  seh  (im  landt)  von  süesem  wasser,  wölche 
sich  der  lenge  nach  28  schwödische  meil  erströct,  an  öttlichen 
orten  2  in  3  meil  breytt,  hatt  bey  gemeltem  stättlin  ihren  uslauf 
und  föUt  das  wasser  zimlich  hoch  herunder,  das  öttliche  mühlin 
dodurch  getriben  werden,  dringt  durch  düe  fölsen,  das  es  sampt 
andern  bächün  ein  feinen  Aus  macht,  der  dann  zu  lotst  in  düe 
Ostseh  kompt,  aus  der  such  der  lachs  begibt  und  immer  gögen 
den  Strom  des  süesen  wassers  steigt,  büs  er  gar  under  das  gevell 


64 

kompt  Do  das  wasser  us  dem  seh  herunder  leeft,  rüchten  süe 
denü  salinen,  das  süe  sich  selber  fangen;  als  mar  gesagt,  des 
jors  öttlich  hundert  Zentner  von  do  an  andere  ort  gefüert  werden. 

Denn  18  düs  ettwan  ein  stund  in  tag  von  do  hünweg;  als 
vrüi  nun  uf  ein  halbe  meil  hinauskamen,  macht  sich  der  eine 
mann,  wölchem  der  eine  schlitt  und  1  pfert  zugehört,  so  unniz, 
wür  fahren  zu  starckh;  nun  hat  es  einen  bauren  hof,  do  wür 
dann  vermeinten,  andere  pfert  zu  bekommen ,  wölche  doch  nicht 
zu  bekommen  wahren,  und  wolten  unns  diso  auch  nicht  weütter 
füehren,  understunden  süe  zu  nöthen,  aber  der  baur  von  düsem 
hof  that  inen  ein  beystandt,  das  wür  baldt  ein  ander  geschlagen 
betten,  muesten  also  von  freyen  stuckhen  wüderomb  zuruckh 
nach  Norköpn  fahren,  andere  pfert  und  Schlitten  dingen.  Eh 
das  unns  dise  zwehn  wolten  weytter  füehren,  füerten  süe  unns 
vergebens  wüderomb  zuruckh,  dann  wür  ihnen  nichts  gaben, 
kamen  also  desselbigen  tags  mit  müeh  8  meil  in  ein  derflin  Bir- 
lingstau  genant. 

Denn  19  düs  vor  tags  von  do  hünweg  fert  mann  mehr  theils 
yber  seh;  uf  2  meil  hat  es  ein  kupfer  bergwerckh,  herzog  Carl 
zustöndig;  kamen  uf  denn  müttag  gehn  Nyköpn,  alldo  höUt  ge- 
melter  herzog  hoof.  Der  ist  des  königs  us  Schwöden  bruder, 
gögen  einer  pfalzgrävin  von  Heydelberg  vermehlet.  Das  haus, 
in  wölchem  er  wohnet,  ward  dozumahln  nicht  usgebauen,  aussen 
anzusehen  ein  schlecht  wesen,  sonsten  ist  das  stättlin  ein  offen 
werckh,  eben  als  andere  stött  ingemein  in  disem  land  onbe- 
schlössen  sein,  und  ligt  bey  der  warheitt  an  einem  unlustigenn 
ortt;  wüU  wol  glauben,  das  nicht  vil  fürsten  oder  frembder  herrn 
in  heimsuechen  werden.  Haben  einen  arm  von  der  Ostsee, 
wölcher  büs  zum  stättlin  göth,  das  düe  schif  uf  dem  selbigen 
sommerszeütt  hün  und  wüder  seglenn  könden. 

Nach  müttag  oder  essenns  fuehren  wür  von  do  hünweg;  do 
wüer  düe  erste  pfert  lüessen,  verzog  es  sich  lang,  eh  wür  andere  be- 
kamen, dan  wir  nicht  der  landstras  volgten,  das  wür  hernacher  in 
düe  nacht  fahren  muesten.  Kamen  also  erst  bey  3  stund  in  düe 
nacht  zu  einem  bauren,  wölches  ort  4  meiln  von  Nyköppn,  Onders- 
daw  genant,  wölcher  baur  unser  sehr  froh  war,  umb  willen  wür  denn 
guten  herrn  aus  seinerr  rueh  erwöcten;  und  ist  an  disen  orten 
beschaffen ,  wann  einer  in  einem  bett  ligen  wüU ,  ist  noth ,  er 


65 

habe  es  bey  sich,  fiiere  es  müt  oder  stöckh  die  federn  uf 
denn  huet. 

Denn  20  düs  des  morgens  früeh  hünweg,  fuehren  des  halben 
tags  mehrtheils  uf  oder  ober  düe  gefrorne  seh ,  kamen  des  miit- 
tags  gen  Stregnes  4  meil  von  dem  dorf ,  dovon  wür  des  morgens 
usreysetten,  ein  offen  stättlin,  aldo  es  ein  erzbistomb ,  und  eben 
jahrmarct  war,  wölchen  mann  uf  der  seeh  pflegt  zu  halten,  und 
eben  herzog  Carle ,  4em  das  ort  dann  zuegehörig,  selber  do  ge- 
wesen, wüe  ich  ine  des  volgenden  tags  sähe  zu  schütten  hünweg 
fahren.  Nun  güeng  gemelter  herzog  ob  dem  plaz,  do  düe  kre- 
mer feil  hatten,  umbher,  sprach  dem  volckh  zu,  das  süe  in  kau- 
fen und  verkaufen  ufrecht  müt  einander  handeln.  In  dem  geth 
ime  ein  alter  baur  nach,  wüe  man  dann  woU  leüt  von  100  jähren 
und  driber  fündet,  derselbige  baur  tregt  2  schöne  marder, 
wölche  er  dem  herzog  verehrtt,  düe  nam  er  von  ime  an;  nach 
demselbigen  volgt  er  dem  gedachten  herrn  noch  immerzu  nach. 
Endlich  fregt  in  einer  seines  gesindts,  woromb  er  nicht  seinen 
weeg  fort  gehe,  trüt  er  nochmahln  für  den  herzog,  repetirt  düe 
vorige  Verehrung  der  zwen  marder,  bütt,  ihr  fürstliche  gnaden 
wolle  ime  für  solche  ein  pfert  verehren,  dessen  der  herzog  lachet, 
sagt  ime,  er  soll  irrgend  einmal  gehn  hof  kommen;  wölches  ich 
nun  nicht  verstanden,  dann  er  schwödisch  müt  ime  redet,  aber 
mür  durch  einen  andern  in  teütsch  gesagt.  Vilgedachter  herzog 
achtet  sich  keiner  hofart  im  landt,  dann  ich  gehört,  er  oftermahln 
einen  halben  tag  bey  einem  altenn  bauren,  der  düe  breich  des 
landts  wol  weist,  in  seiner  behausung  sein  darff,  umb  beschehe- 
ner  Sachen  müt  ime  besprechen. 

Denn  21  und  22  do  stüUgelegen,  dann  mein  gesellschafffc 
do  zu  thuen  hatt,  umbwüUen  allerley  krehmer,  sonderlichen  vül 
von  Stockholm  dohün  kommen ,  werden  auch  vül  pfert  zu  ver- 
kaufen dohün  gebracht,  dann  es  sehr  hardte  und  daurhafte 
pfert  gübt,  werden  wehnig  geritten,  dann  sommerszeütt  ybel 
zu  pfert  fortkommen  ist  umb  willen  des  tüefen  wegs,  pfizen 
oder  moos  und  der  tüefen  wasser,  als  ich  nacher  am  herusser- 
reysen  wol  erfahren.  Mann  fündt  wol  pfert  von  8,  neun  jahrenn, 
wölche  niemals  keinen  sattl  ufgehabt,  dann  süe  mehr  theils 
nun  im  schütten  gebraucht,  und  wenn  düse  pfert  uf  ihre  9  und 
10  jar  kommen,  sein  düeselbigen  erst  am  besten,  umbwüllen 

KiecheU  ^ 


66 

süe  büs  in  das  funffte  jähr  alt  werden,  eh  man  süe  braucht, 
das  ihnen  düe  glüder  wol  erstarken  und  hernach  kein  reüs 
lelchtlich  zu  thuen  gübt. 

Denn  23  düs  bey  einer  stund  in  tag  fuehr  ich  neben  dem 
einen  kaufinann,  müt  dem  ich  von  Koppnhagen  ab  kommen,  wiir 
bede  uf  einem  schütten  von  do  hinweg,  neben  andern  in  5  schüt- 
ten, hatten  tüefen,  ongebahnten  weeg,  dann  es  düe  nacht  ge- 
schnien.  Das  pfert  und  schütten  gehörte  einem  von  Stockholm, 
der  wolte  es  verkaufen ,  gabs  unns  zu  probüren  uf  ein  tagreüs, 
jagt  mann  aller  yber  seeh;  ich  achte,  das  wiir  disen  ganzen  tag 
nicht  yber  ein  halbe  meil  ufm  landt  gefahren;  kamen  uf  den 
abent  gehn  Stockholm,  wölches  von  Strengnes  7  meil. 

Düs  ist  düe  hauptstatt  im  königreich  Schwöden,  aldo  auch 
königliche  Majestät  pflegt  hofhalten,  ist  gleichsam  ein  insul, 
dann  süe  rüngs  umbher  beflossen ,  hat  zwey  thor  undt  yber  das 
wasser  ein  bruckh  gögenn  dem  landt.  Düe  heüser,  wölche  unden 
am  wasser  stöhn,  sein  aller  auf  pfehl  gesezt,  es  hat  auch  einen 
sehr  tüefen  hafen,  das  sich  grose  geladene  schif  hart  an  düe  statt 
legen  könden.  Süe  haben  bey  18  meil  zwischen  den  klippen 
oder  bergen,  das  düe  seh  nicht  yber  ein  meyl  breitt  ist,  zu  se- 
glen,  eh  süe  in  düe  ofne  seh  kommen.  Düse  statt  ist  nicht  gros, 
auch  nicht  vöst,  keine  wähl,  nun  schlechte  mauren  umbher,  wüe 
auch  das  schloß  uf  der  seytten  gegen  der  statt  müt  einem  gra-> 
ben  auswärts  hart  an  der  seh  lügt ,  und  mütt  geschüz  wol  ver- 
sehen. Es  hat  auch  ein  closter,  wölches  auch  ein  sondere  insul 
undt  rüngs  umbher  beflossen,  Menckhollm  genant;  doch  geth 
mann  von  der  statt  yber  ein  bruckh  dorein;  ist  vor  disem 
ein  bistomb  gewesen;  der  zeüt  werden  Stipendiaten  dorinnen 
erhalten. 

Ittem  süe  pflegen  das  vüch,  als  ross,  küeh,  schwein  und  der- 
gleichen aller  usserhalb  der  statt  zu  halten,  dann  es  vor  beden 
thoren  vorstätt.  Neben  dem  ist  es  sehr  beschwerlich,  das  es  in  heü- 
sem  (reverenter  zu  melden)  keine  secret  hatt,  mues  einer  zwi- 
schen düe  thor  und  andern  dozu  gemachten  orten  gehn,  wüe 
dann  solche  stantia  gögen  einander  yber  erbauen,  für  manns- 
personen  besonder  so  wohl  auch  für  düe  weybsbilderr,  wüe  ich 
dann  uf  ein  zeüt  von  einem  alten  weib  sehr  ybel  verschmecht 
worden  (wölches  ich  zwar  nicht  verstanden)  der  ursach ,  das  ich 


in  der  weüber  secret  gangen,  wölches  ich  als  ein  frembder  nicht 
gewust. 

Es  ist  sonsten  wünters  zeüt  schlechte  knrzweil  umb  düe 
statt,  dann  düe  see  aller  zue  und  düe  schif  ingefroren.  Es  wer- 
den noch  öttliche  sehr  grosse,  wölche  mann  orlac  schif  nennt, 
gesehen,  düe  der  könig  gögen  Dennemarckh  gebraucht,  als  beede 
könig  müt  einander  kriegten,  ünder  oder  neben  andern  ist 
eines,  der  grosse  drackh  geuantt,  das  größte,  ein  mechtig  starckh 
und  vöst  schif,  wölches  öttliche  bodenn  ob  einander,  und,  als 
mür  gesagt,  soll  es  zwischen  den  zweyen  düUen  oder  wänden, 
mütt  osmundt  (das  ist  erz,  wüe  es  aus  den  bergen  kompt)  usge- 
fillt  sein,  das  süchs  geschüz  dorahn  abstöst,  nicht  leichtlichen 
durchgeth  oder  schaden  empfahet. 

So  hat  es  yber  dem  canal  oder  jheneseüt  des  wassers  ei- 
nen thüergarten,  in  wölchem  vilerley  art  gewildt  gesehen  würdt, 
alsdannhürsch  mütt  sehr  breytten  hörnern,  weysse  hürsch,  ellendt, 
rhenen,  wölches  thüer  aus  Lapplandt  kompt ,  noch  andere  in  ge- 
stalt  eines  hürsch  sein,  aber  nicht  so  gros,  düe  hautt  aller  ge- 
sprengelt;  so  gübt  ed  im  landt  sehr  vül  luchs,  wüe  auch  schwarze 
füchs,  wölches  fueter  yil  höher,  als  luchs  oderzobl  geachtet  würt; 
es  gübt  auch  yüU  eilend,  wölche  umb  düe  zeütt  gefangen  wer- 
den, wann  der  schneh  anhöbt  schmelzen,  zu  wölchem  jagen  des 
königs  bruder,  herzog  Carolus,  grosen  lust  hat;  mann  ist  das 
fleisch  dovon,  ist  aber  sehr  hart  und  ohndehwig. 

Es  ist  sonsten  hüezulandt  wolfeil  und  guets  kaufs  zu  zehren; 
aber  es  hat  nicht  ordentliche  herbergen  oder  würtsheüser ,  son- 
dern es  mus  sich  einer  bey  einem  burgerr  inlassen,  kan  einer 
düe  Wochen  für  einenn  reichsthaler  oder  5  ort  gut  essen,  trinckhen 
und  geliger  haben,  seiner  notturft  nach  zimlicher  massen  trac- 
tirt,  auch  wol  rebhöner  oder  ander  gefligell  uf  denn  tusch  kombt; 
gleichwol  mann  einem  nicht  wein  sondern  büer  zu  trinckhen 
gübt;  dann  dozumal,  als  der  wein  in  unsern  landen  vüerthalben 
in  4  kreüzer  düe  maß  goltenn,  gült  drinnen  sovil  der  maas  nach 
V*  eines  reichs  tbalers ;  haben  mehr  theils  reinwein ,  sorg  aber, 
es  komm  underwegen  yüI  wassers  drein.  Es  würt  im  land  zim- 
lieh  guet  büer  gebrauen ,  neben  demselbigen  hat  mann  uslen- 
dische  oder  frembde  büer,  als  lübisch,  rostockhr,  danntzger 
und  andere  mer,  des  gleichen  auch  fünischen  und  lüttauischen 


68 

meth  (wölchen  düe  schwödische  weüber  gern  trinckhen);  alle 
frembde  getranckh  sein  sehr  theüer  umbwüUen  der  grossen 
zöU. 

Ich  bün  bey  einem  von  Lüböckh,  wölcher  zum  HoIIm  wohnet 
und  aldo  verheirat,  zur  herberg  gelegen,  mütt  namen  Jacob  Loor- 
man,  zalt  ich  düe  wochen  5  ort  reichsdalers  für  essen,  trinckhen 
und  gelüger,  doromben  ich  ehrlicher  und  mehr  als  der  noturft 
nach  tractirt,  wüe  auch  müt  gutem  geliger  versehen  worden. 
Süe  haben  auch  einen  brauch ,  wo  einer  bey  zechen  oder  irgend 
einem  geloch  ist,  trinct  mann  gemeinglich  im  reyen  heromber, 
das  einer  seinem  nechsten  nachbaurn  zutrinct,  und  wann  er  ime 
das  geschürr,  seye  ein  kannt  oder  glas,  gübt,  büet  er  ime  düe 
handt,  gesegnetts  im,  dessgleichen,  wann  einer  nun  vom  tusch  uf 
stöth,  nur  für  düe  thür  hinaus  geth,  als  baldt  er  wüder  an  tusch 
süzt,  beütt  ime  ein  yeder  düe  handt,  heist  in  wüllkommen  sein, 
welches  nicht  allein  in  Schwöden,  sondern  in  Dennemarckh,  in 
seestötten  zum  theyl,  wüe  auch  in  Lüttauen  und  Lüflandt  gebrei- 
chig,  solle  denn  verstandt  haben :  wann  ehr  ime  düe  handt  büet, 
trage  er  keinen  neid  noch  hass  zu  ime. 

Ittem  mann  lüset  in  schwödischen  cronica,  das  düe  Schwei- 
zer iren  Ursprung  von  den  Schwöden  haben  sollen;  es  seye  dem, 
wüe  im  woU,  so  vergleicht  sich  nicht  allein  das  landt,  sondern 
auch  das  volckh :  dann  was  erstlichen  das  königreich  Schwöden 
anlangt ,  ist  solches  an  ime  selber  sehr  vöst  mütt  vülen  bergen, 
stüUe  see  wie  auch  steinklippen  beschlossen  und  wol  verwahret, 
rauch  und  unwegsam  dorinnen  zu  reysen,  hat  zwischen  denn 
bergen  mehr  theils  wasser  und  grose  see,  doch  alle  von  süessem 
wasser.  Das  volckh  betreffendt  gübt  es  starckhe  arbetsame  und 
grobe  leüth,  wölche  raucher,  gesunden  natur  (nicht  baldt  einen 
medicum  gebrauchen),  kommen  uf  ein  hoch  alter,  schlecht  und 
altfrenckisch  in  kleüdern ,  sonderlichen  düe  bauren  müt  ihren 
gevaltnen  röckhen,  in  stötten  aber  usgezogne  kleüderr,  haben  ein 
rauhe  sprach,  sein  sehr  truzig  uff  ihrer  müste,  halten  vül  vüchs, 
machen  mechtig  grose  käs,  do  etwann  einer  vül  pfundt  wügt;  in 
denn  vorgemelten  see  vül  vüsch,  aber  keine  karpfen  gübt  es  im 
ganzen  landt,  müessen  nun  von  anderenn  orthen  dohün  gebracht 
werden ,  aber  düe  vüle  der  höcht ,  das  süe  düe  selbigen  dörren 
und  in  groser  anzahl  an  andere  ort  gefüert  werdenn,  und,  als  mür 


69 

vül  mahlen  gesagt  aber  doch  nicht  gesehen,  werden  käs  gemacht, 
do  ihre  zwen  zimlicher  massen  doran  zu  tragen  haben :  beschicht, 
wann  einer  vom  adl  im  landt  hochzeiit  höllt,  wüU  er  dordurch 
sein  reüchtomb  beweysen ,  wüevil  er  bauren  under  such  habe, 
dann  uf  solches  ihres  junckhers  feest  müesen  alle  seine  hinder- 
sessen  düe  mülch,  so  uf  einmal  von  allen  ihren  küehen  ge- 
molckhen,  zu  samen  getragen  und  ein  käs  davon  gemacht;  doran 
erzeugt  er  seine  pracht  und  macht. 

Es  hat  der  könig  us  Schweden  noch  andere  landt,  als 
Fünlandt,  wölches  sich  müt  SchwÖdenreich  grenzt  gögen 
mütternacht,  einfürstenthomb,  auch  sondere  sprach,  und  andas- 
selbige  grenzt  Lapplandt,  wölches  mehr  theils  mütt  wüldem 
volckh  bewohnet  und  dreyen  herrn  tribut  geben,  als  dem  könig  us 
Dennemarckh,  Moscovitten  und  dem  könig  us  Schwöden;  yedoch 
solle  der  Schwöd  3  theyl,  du  düe  andere  zwen  nun  einen  haben; 
und  weyst  düses  landts  kein  ende,  haben  auch  ein  sondere  sprach 
und  ein  thüer  im  landt,  deiner  dann  ein  hürsch,  wölche  mann 
rhen  nennt,  mütt  wölchen  süe  wünters  zeüt  im  schütten  fahren, 
derer  wol  in  Schwöden  gesehen  werden,  sonderlichen  im  thüer- 
garten  zu  Stockholm,  sein  fleckhentt  von  underschidlichen  färben, 
als  düe  kelber,  lauffen  mechtig  schnell ;  es  würt  von  der  haut  der 
rhenen  in  Schwöden  stifel,  handtschuh  undt  andere  schuch,  so 
mann  lappschuch  nennt,  gemacht,  treffen tlich  gut  für  düe  költe. 
Do  einer  wegen  der  greylichen  köUte  manigmal  4  oder  fünf  par 
stempf  yber  einander  anhat,  soll  es  einen  im  feldt  noch  wol 
früeren,  do  einer  aber  nun  1  par  anhat  und  düe  lappschuch 
doriber  anthut,  so  früert  in  nicht  an  düe  fües;  ye  költer  es  ist, 
ye  mehr  werme  düse  haut  von  sich  gübt ,  wann  er  nun  solche 
nicht  nass  macht ,  noch  domit  inn  das  wasser  geth ,  dann  solches 
gleich  durchdringt;  und  mues  das  rauch  oder  haarüg  aussen  und 
das  glatt  inwendig  sein.  Sonsten  sollen  die  wildea  Lappen  mehr- 
theils  Zauberer  sein,  hab  von  glaubwürdigen  leüthen  vül  von 
ihnen  erzehln  hören,  weyl  ichs  aber  von  heren  sagen  undt  selber 
nicht  gesehen,  las  ichs  zu  schreiben  underwegen. 

Ich  bün  von  23  Februarj  büs  uf  7  Martij^  und  uf  dato  reüset 
ich  beneben  einer  nüderlendischen  frauen,  deren  mann  ein  goldt- 
schmid,  zu  Schlitten  hünweg,  und  ist  einem  ungewöhnlich  zu 
sehen,  wann  mann  düe  weyber  hüezulandt  wüntterszeüt  yber 


70 

landt  fort,  dann  düe  schütten  insonderheüt  dorzu  gemacht  sein, 
das  süe  denn  langen  weeg  dorinnen  lügen  aller  hedöct  (ohne  das 
angesicht).  Sonsten  ist  der  Schlitten  mütt  döppich  yherzogen, 
zugebunden  und  ingefetscht,  gleich  als  ein  künd,  das  in  der  wüe- 
genlüegt;  es  vall  der  schlittumb,  oder  das  ein  pflert  laufendt 
•würdt,  kan  süe  ir  selber  nichts  verhülflich  sein,  dann  düe  hend 
auch  mütt  ingebunden  sein;  öttliche  verdöckhen  auch  das  ge- 
siebt, haben  ein  dein  glesere  fünster,  domüt  süe  sich  vor  der  gro- 
sen  költe  genugsam  verwahren.  Es  hat  auch  yeder  frauen  oder 
weiberschlitt  einen  sondern  mann  oder  knecht,  der  das  pfert 
leytet  imd  hünden  ufstöth ;  also  fuehren  wür  des  tags  5  meil, 
wahren  düe  nacht  bey  einem  vogt,  iber  denn  selbigen  fleckhen, 
so  Rüsburg  heüst,  er  düe  Verwaltung  hat,  der  tractirt  unns  sehr 
wol  müt  essen  und  gutem  büer. 

Denn  8  düs  am  morgen  ein  stund  in  tag  hünweg,  und  faehr 
düe  frau  noch  ein  meil  meines  wegs,  aber  einen  ohngebahnten, 
sehr  tüefen  weg  von  schneh,  das  an  öttlichen  orten  düe  pfert  bÜ8 
an  denn  bauch  innfüehlen;  kamen  zu  einem  andern  vogt,  da  ge- 
melte  frau  auch  zu  thun  hatte  und  do  verblibe.  Nach  dem  ich 
aber  gefrüehstüct,  mein  pfert  gefiiettert,  fuehr  ich  allein  von  do 
hünweg,  hat  noch  ein  meil  gehn  Opsal,  do  ich  wol  dritthalb 
stundt  müt  zuegebracht,  umbwillen  des  tüefen  schnehs  und 
ohngebahnten  wegs ,  das  ich  erst  umb  vesperzeüt  dohün  kam, 
wölches  nicht  mehr  dann  2  meil  von  dem  dorf ,  do  ich  des  mor- 
gens von  usgevahren.  Ich  kam  in  öttliche  weg,  das  mein 
pfert  müt  müeh  sich  herusser  reissen  möcht,  wegen  das  der 
schneh  solche  verwehet;  wann  ich  ein  faul  pfert  gehabt,  trag  ich 
sorrg,  es  wehre  im  schneh  steckhen  bliben. 

Opsal,  ein  offen  stättUn  gleich  wüe  vast  alle  im  königreich 
Schwöden,  und  hat  zimliche  ebne  landschafft  umbher,  das  doch 
düs  ländts  nicht  vül  gesehen  würt,  dann  einer  nicht  bal dt  ein 
halbe  meil  reyset  zu  landt ,  das  er  nicht  einen  berg  ab  oder  uf 
mues.  Es  hat  aldo  ein  königlich  haus,  würt  für  ein  vöstung  ge^ 
halten,  ist  aber  mehr  zum  lust  erbauen,  lügt  zimlich  hoch  uf  einem 
berg,  in  der  rinckmauer  sehr  weytt  umbfangen,  und  soll  albe-^ 
reytt  ob  düe  24  jähr  lang  doran  sein  gehauen  worden,  dannochter 
noch  bey  weyttem  (nicht)  volvirt  oder  zu  ende  gebracht,  wehni- 
ger  ists  nicht,  das  ein  grose  arbeyt  dorahn  gewendt  ist,  werden 


71 

schöne,  künstliche  zimmer  gesehen,  welche  sehr  hoch,  durchaus 
gewölht,  mütt  schönen  fiiguren  und  kunstuckhen  züehrlich  und 
mitt  grossen  costen  gemacht,  mütt  färben  stattlich  illuminirt, 
will  doch  am  wehnigsten  keinen  bestandt  haben,  dann  büs  das 
eine  zimmer  oder  gemach  gar  ausgemacht,  klüebt  das  ander  wü- 
deromb  uf  und  thüt  such  sehr  wey tt  von  ein  ander ,  das  es  ein 
ewiger  bau  und  immerzu  dorahn  geflict  werden  mues.  Ich 
achte ,  solches  komm  von  der  yberaus  grosen  köllte :  dann  eben, 
als  ich  do  ward,  bauet  mann  an  der  schlosskürchen,  wölche 
schon  müt  dem  tach  beschlossen  und  düe  fensterr  vermacht 
wahren,  dorin  täglichen  ein  gros  holz  verbrant  würdt,  domit  der 
maurzeüg  nicht  gefrüere ,  und  das  volckh  ihr  arbeyt  volbringen 
möge  mütt  mauren  und  anderm.  Es  hat  auch  in  gemeltem  stätt- 
lin  ein  ertzbistomb ,  aldo  nach  art  des  landts  ein  schöne  thom- 
kürchen,  wölche  ich  diser  orth  zu  sehen  nicht  vermeint;  doselb- 
sten  haben  düe  könig  und  königin  von  Schwödenreich  ihr  be- 
grebnus,  und  ist  under  andern  oben  ihm  chor  ein  sonderlich 
schön  epitaphium  des  königs  Gustavij,  von  weüssem  albastr, 
gros  usgehauen  in  ganzer  persohn,  gleich  neben  gemeltem  epi- 
taphio  zu  der  lünckhen  handt  ein  grose  sülberne  küsten ,  in  der 
selbigen  sollen  düe  reliquia  sanct  Erichs  lügen,  als  mür  gesagt, 
solle  düe  küst  vor  düsem  in  gleicher  grosse  von  gutem  goldt  ge- 
wesen sein ,  aber  zur  zeütt  des  krüegs  verschmelzt  und  sich  in 
Silber  verwandelt,  wüll  wol  glauben:  wann  das  volckh  nicht  so- 
vil  von  sanct  Erich  hüelte  (dann  er  gemelte  kürchen  solle  ha- 
ben bauen  lassen  und  ein  erzbistomb  dohün  gestiflft),  möchte 
solche  küst  vor  disem  schon  zue  holtz  worden  sein.  Denn  9  düs 
bün  ich  do  stüUgelegen,  dann  ich  den  tag  müt  zuegebracht,  düe 
kürchen  und  schloss  zu  besehen,  und  ist  der  baumeister  des 
schloß  ein  Schlesier,  wölcher  mir  alle  freindschafft  erzeigt,  dann 
ich  in  seiner  behausung  gezehret. 

Denn  10  düs  müt  dem  tag  fuehr  ich  von  Opsal  neben  einem 
anderrn  Teütschen,  wölcher  müt  mür  uf  meinem  Schlitten  fuehr, 
wüder  zurück  nach  Stockholm,  dohün  des  abents  kamen,  wölches 
7  meyl,  onangesehen  es  zu  beden  theilen  sehr  bergett,  hat  es  do- 
zwischen  mehr  theils  stüUe  see ,  yber  wölche  man  zu  Schlitten 
jagt,  dann  solche  wüntterszeütt  alle  hart  zugefrohren,  und  ist 
den  bauren  lustig  zuzusehen,  wann  süe  disör  zeütt  under  dem 


72 

eys  füschen,  hauen  ein  rondt  loch  oder  der  selbigen  öttliche, 
nicht  gröser  dann  das  süe  das  gahm  mögen  hünein  bringen, 
rüchten  dasselbige  von  einem  loch  zu  dem  andern,  so  lanng  sich 
das  gahm  erströckt;  wann  nun  solches  lanng  genug  im  wasserr, 
das  süe  denn  zug  volbringen  wollen,  helfen  süe  einander  das 
ettwan  in  düe  40 — 50  wol  mehr  personen  such  versamlen,  thuen 
einen  starkhen  zug  und  fangen  tüI  vüsch ,  zu  mahl  ein  vüsch,  so 
mann  Strömling  nennet,  mehr  dann  halb  so  gros  als  ein  häring ; 
düeselbigen  dörren  süe  und  essens  hernach  roch. 

Nun  ward  ich  noch  in  4  tag  zum  Holm  und  trachtet  nach 
gelegenheüt,  wider  us  dem  landt  zu  kommen,  dann  ich  dessen  al- 
bereyt  satt,  umbwüllen  geringe  kurtzweil  do  zu  suchen.  Wüe 
es  nun  sommers  zeütt  beschaiFen,  ist  mür  unbewust,  aber  allem 
ansehen  nach  würt  einer  nicht  weytt  für  ein  oder  das  ander  thor 
spazüren ,  er  wolle  dann  zwischen  berg  undt  klüppen  gehn.  Ich 
küef  ein  pfert,  wölches  mür  zur  prob  nach  Opsal  geben  worden, 
umb  9  reüchs  dallr ,  traf  einen  Dennemärckher  an ,  wölcher  zu 
der  Narva  schulden  halber  usgerissen  (gleich  wol  ichs  dozumahi 
nicht  gewußt),  der  ward  willens,  in  sein  heimet  zu  reysen.  Wöl- 
cher nun  bey  der  wüntterbahn  nicht  us  dem  landt  kompt,  kan 
er  zu  dem  des  eys  halber  vor  pfingsten  nicht  vüU  do  wegg  kom- 
men; demnach  düe  bahn  anhüeb  abgehn,  hatte  ich  nicht  zu  feü- 
ren,  verglichen  unns  mütt  einander  (dann  ime  ein  lübischer  kauf- 
man  ein  pfert ,  Schlitten  sampt  aller  zugehör  uf  borrg  verkauft 
aber  nicht  vül  dorfür  wirdt  krüegt  haben) ,  und  reyseten  denn 
12  düs  monats  Martij  ohngefahr  2  stund  nach  mittag  zu  Schlitten 
von  Stockholm  hünweg,  hatte  yeder  sein  eygen  pfertt  und  schKt- 
ten,  kamen  nicht  yber  ein  halbe  meil  von  der  statt,  fueren  wür 
gleich  irrs,  begaben  unns  zu  weyt  uf  düe  lüncken  handt,  dann 
düe  bahn  sehr  abgefallen ,  das  es  wol  ein  ansehen  hatte ,  wür 
nicht  weyt  zu  Schlitten  fahren  würden,  wüe  dann  auch  beschehen, 
fuehren  also  lang  in  düe  nacht,  büs  wür  zu  leüthen  kamen,  end- 
lich kommen  wür  in  ein  dorff,  aldo  wür  beim  pfarrherrn  umb 
herrberg  ansuechten,  wölcher  uns  lang  nicht  haben  wolt,  zu- 
lötstt  last  er  unns  düe  pfert  in  stall  züehen  (es  sähe  mein  gevert 
so  durstig  aus,  das  ich  ime  selber  nicht  zu  wol  gedrauet)  und  ge- 
dacht bey  müer  selber,  wann  unns  das  so  nahet  bey  der  statt 
widerfehrt,  das  mann  unns  nicht  herbergen  wüU,  wüe  sollen  wür 


73 

dann  us  dem  landt  kommen ,  do  wür  allerdings  bey  80  oder  90 
meyl  zu  reysen,  macht  mier  düeselbige  nacht  gedanckhen,  das 
ich  vermeint  des  andern  tags  wüder  nach  der  statt  zu  fahren, 
dann  düs  dorf  nicht  mehr  als  2  meyl  dovon,  Büsskürch  ge- 
nannt. 

Denn  16  düs  fuehreir  wür  früeh  vor  tags  uf  und  hünweg, 
dann  wür  uns  nicht  zu  säumen,  wüe  dann  der  schneh  uf  dem 
landt  aller  oder  mehrtheils  durch  denn  regen  schon  abgangen, 
und  uf  denn  seh  das  wasser  an  öttlichen  orten  yber  düe  kue- 
chen  am  Schlitten  güeug;  aber  es  hat  so  baldt  kein  gevahr, 
das  das  eys  so  baldt  breche,  dann  gemelte  see  ettwann  einer 
ein  tüef  gefroren,  also  wann  es  schon  acht  tag  ufgeth  und 
regen wetter  anfollt,  bricht  es  doch  so  baldt  nicht.  Geschieht 
zwahr  vül  schaden,  wann  sich  das  volckh  ettwan  so  spath  im 
jähr  dorüber  lest,  das  eys  müt  ihnen  bricht,  ross  und  mann 
versauffenn,  wüe  auch  herbstzeüt,  wann  sich  düe  leüt  zu  früeh 
yber  oder  uf  düe  seh  wagen,  eh  solche  noch  hart  zugefrohren 
sein.  Also  füehren  wür  fort,  kamen  uf  denn  müttag  zu  einem 
gästgeb,  bey  wölchem  wür  gefüetert  und  gleich  wüder  hünweg 
füehren,  verfehlten  abermahlen  des  wegs,  das  wür  büs  uf  denn 
abendt  und  lang  in  düe  nacht  gefahrenn,  eh  wür  wüder  uf  ein 
gebahnten  weg  kamen;  es  ward  so  fünsterr,  das  einer  denn 
andern  nicht  sähe,  zulötst  sähe  ich  einen  schein  von  1  Hecht, 
wölchem  wür  zufuehren  uf  einem  berglin,  gleichwol  abwärts 
der  Strassen,  ein  schlechts  hüttlin,  in  wölchem  ein  armer  baur 
wohnete,  wölchen  wir  vom  schlaf  ufwöcten,  baten  in,  er  wolle 
nnns  herbergen,  wölches  nach  langen  bütten  beschehen.  Nun 
hatt  er  nicht  mehr  dann  ein  dein  ställin,  dorinn  er  bey  4 
oder  5  haupt  vüch,  müt  einer  nidern  thür,  das  meines  gesellen 
pfert  nicht  in  stall  kondte;  aber  das  mein  war  ein  dein  thüer- 
lin,  dessen  es  sich  zue  geniesen,  aber  meines  geverten  pfert 
muest  düe  nacht  im  hoofe  stöhn.  Bekamen  müt  müeh  ein 
wehnig  gersten  für  düe  pfert,  für  uns  aber,  ob  wür  wol  gueten 
appetit  zu  essen  hatten,  mochten  wür  doch  weder  brot  noch 
anders  umbs  gelt  von  ime  bekommen  (mag  sein,  er  habe  selber 
nicht  vül  im  haus  gehabt),  kondten  auch  weder  wasser,  noch 
milch  zu  trinckheii  bekommen,  und  eh  ich  das  schnehwasser 
trinckhen  wolt,   legt  ich  müch  dorfür  schlafen  uf  düe  erden, 


74 

schlüf  für  denn  hunger  und  durst;  düses  ort  heist*  Löstring; 
7  meil  dovon  wür  des  morgens  usgefahrenn. 

Denn  17  düs  verwachten  wür  bey  gueter  zeütt,  machten 
unns  früeh  von  do  hünweg,  dann  der  hunger  unns  thrib,  und 
hatten  uf  dem  see  tüef  wasser  und  uf  dem  landt  ausserhalb 
der  hölzer  kein  sehne  mer,  das  wür  mehr  zu  fues  güengen  dann 
gefahren;  ich  gedacht  ein  weyl,  denn  schütten  zu  verlassen 
und  vermeint  zu  reütten,  lües  ich  dennselbigen  nicht  gehm 
dohinden,  zu  dem  hatte  ich  keinen  sattl,  kamen  also  nach 
langem  scbleiffen  uf  denn  mittag  gehn  Nyköpn,  dovon  zuvor 
meidung  beschehen,  do  wür  unns  dann  wüderomb  ergötzen, 
dann  wir  aller  matt.  Nun  wurde  meinem  gesellen  sein  pfert 
hinckhet,  das  er  bedacht,  do  zu  verharren  und  seinen  Schlitten 
und  zeug  gögen  einem  sattl  zu  verdommlen,  wölches  auch  be- 
schehexi;  nun  wolt  ich  do  nicht  bleiben,  dann  ich  gehm  zu 
Suurköppn,  wölches  noch  6  meil  dovon  gewesen,  umbwillen 
der  eine  kaufmann,  mitt  wölchem  ich  von  Koppnhagenn  nach 
Stockholm  gereisett,  noch  aldo  wahr.  Domitt  ich  bey  vertraut- 
ten  leüthen  wehre,  macht  müch  nach  dem  essen  von  do  hün- 
weg (verlüs  den  geferten,  dann  er  ohne  das  wenig  mein  zeichen 
hatte),  ohnangesehen  ich  nicht  allein  denn  weg  nicht  wüste, 
sondern  auch  am  wehnigsten  düe  sprach  kondte,  jagtt  also 
starckh  fort,  wann  ich  uf  einer  seh  war,  domitt  ich  mich  nicht 
verspätete;  ab.er  underwegen  kam  ich  zu  einer  deinen  see,  das 
mein  pfertlin  gleich  am  hüninsezen  büs  zum  bauch  hinin  füehl, 
das  mür  das  wasser  in  Schlitten  lüef,  konde  allso  wüder  zuruckh 
kommen,  und  umbfuehr  gemelte  seeh,  durch  rauhen,  stockhech- 
ten weeg;  nun  kam  ich  ettwan  umb  vesper  zeütt  züe  dem  arm, 
durch  wölchen  düe  schiiff  sommerszeütt,  so  von  und  auch*  nach 
Suurköppn  wollen,  seglen  müessen,  dann  es  ein  theil  von  der 
Ostsee,  des  rechten  wülden  mors,  ist  ein  starckhe  halbe  meil 
breitt,  demnach  düe  bahn  schlims  dariber  geth,  das  ich  nicht 
gehrn  doriber  fuehr,  dann  das  wasser  gehm  eines  halbenn  knies 
tüef  ob  dem  eys  lüef,  neben  vil  löchern,  so  von  füschern  ge- 
macht, wölche  düe  Strömling  fangen,  dovon  zuvor  vermeldett. 
Also  sezt  ich  uf  düse  seh  und  jagt  im  namen  gottes  doriber, 
aber  gewislich  mür  sehr  wahrm  wurde,  umbwillen  es  an  ött- 
Jichenn  orten  grosen  cluft  oder  klub  im  eys  hatte,  das  ein  pfert 


75 

wol  mitt  dem  fues  dorin  tretten  möcht;  kam  also  mütt  dem 
abentt  zue  einem  bauren,  bey  wölchem  ich  neben  meiner  ge- 
sellschafft am  hüneinreiisen  auch  iber  nacht  herbergte,  der 
mich  dann  noch  gekanntt  und  vül  mitt  miir  reden  wolte,  das 
ich  doch  nicht  verstünde,  vil  wehniger  ime  antwurt  zu  geben 
wüste,  heist  das  ortt  Büerling,  3  meil  von  Nüköppn,  und  6  do- 
von  ich  des  morgens  usreisett. 

Es  gab  mür  düser  guete  mann  essen  und  trinckhen  seinem 
vermögen  nach,  wüe  auch  fueter  für  mein  pfert,  und  nicht 
haben  wolte,  das  ich  uf  der  erden  schlief,  sondern  thatt  mür 
ein  ehr  an  und  lües  müch  auf  der  banckh  schlafen,  er  sezt 
mür  auch  einen  starckhen  silberrn  löffl  uf  denn  tusch,  domitt 
ich  düe  milch  oder  suppen  as;  mues  ich  nun  melden,  das  es 
ein  gemeiner  brauch  in  Schwödenreich,  einer  zu  einem  schlech- 
ten bauren  kompt,  derselbüge  doch  seine  silberne  löffl  hett,  uf 
das  wehnigste  für  sich  und  sein  gemahl,  do  er  schon  kein  bett 
im  haus;  und  was  vermögliche  und  stattliche  bäum,  soll  man- 
cher 50,  mehr  auch  wehniger,  starckhe,  döllpische  sülbeme 
löffel  beysamen  haben,  dann  süe  solche  für  ihren  schaz  achtenn 
(ich  glaub,  das  süe  inen  nicht  thrauen,  wo  süe  geltt  yberkom- 
men,  desselbügen  nicht  mechtig  seyen).  Wann  einer  sovil  geltt 
zu  der  handt  bringtt,  das  er  entrathen  kan,  last  er  ime  einen 
silbern  löffl  nicht  auf  denn  kauff,  sondern  dückh  genug  machen, 
das  einer  ettwann  3  in  4  reichsthaler  weügtt.  und  als  mür 
gesagt,  das  vor  zeütt  des  krüegs,  wüe  denn  das  volckh  vil  rei- 
cher gewessen,  die  bauren  hünwüder  in  denn  berckwerckhen 
mütt  angelegen,  das  sich  baurenn  funden,  düe.  ein  halbe  donn 
voll  sülbere  löffl  beysamen  gehabt.  So  hatt  mür  dös  königs 
münzmeister  gesagtt  (wölcher  ein  Niderlender),  er  könne  noch 
derzeütt  einen  bauren,  der  habe  ein  halbe  donn  voll  sülbern 
löffl  beyeinander,  wüewols  ihnen  der  krüeg  zimlicher  massen 
geschmelzt;  doch  was  wehnig  eines  Vermögens  haben,  derer 
noch,  das  süe  unns  underwegen  an  vilen  orten  uf  denn  tusch 
gelegtt  wurden,  domitt  zu  essen,  wüe  dann  düe  bauren  dessen 
ein  hofart  habenn. 

Denn  18  düs  befrüdigte  ich  denn  baurn,  macht  müch  bey 
guter  zeütt  von  do  hünweg;  ye  weitter  ich  kam,  ye  wehniger 
schneh  und  tüeferr  wasser  ich  hatte.    Uf  2  meil  wegs  kam  ich 


76 

zu  einem  Aussenden  bach  oder  graben,  yber  wölchen  ich  setzte, 
und  als  ich  uf  die  mitte  kam,  bricht  das  eys  under  meinem 
pfert,  föltt  büs  an  düe  brüst  hinein  und  der  schlitt  hernach; 
ich  sprang  aus,  bricht  mitt  mir  gleichförmig,  das  ich  büs  uf 
denn  halben  theil  im  wasser  stunde.  Nun  woltt  ich  düe  leütseil 
am  Schlitten  nicht  verlassen,  hatte  sorg,  mein  pfert  möchte 
usreissen,  wattet  also  demselbigen  nach,  büs  ich  voUendt  durch 
kam.  Eben  hart  an  dem  baach  stöhn  zwey  radt,  sein  ihr  2 
do  gericht  worden,  haben  einen  mordt  gethan.  Von  do  hatte 
ich  noch  ein  grosse  meil  zu  fahren  büs  gehn  Suurköppn,  do 
ich  dan  mehrtheils  zu  fues  geloffen,  noch  gleichwol  mich  der 
költe  nicht  erwehren  mögen,  umbwillen  ich  allerdings  büs  an 
düe  weiche  aller  nass.  Kam  also  noch  vor  dem  morgenesseu 
an  das  ort;  ist  von  dem  nachtleger  3  meyl. 

Düsen  tag  wüe  auch  volgenden  19  lag  ich  do  stüU,  das 
ich  mein  blonderr  wüderomb  trückhnete,  müch  erwermett  und 
mein  pfert  auch  wüder  ausrastett. 

Denn  20  düs,  wölches  wahr  der  sonntag  Judica,  bütt  mich 
der  vilgemelte  kaufmann  von  Lüböckh,  mütt  wölchem  ich  in  düs 
landt  gereiset  und  aldo  wüderomben  angetroffen,  ich  solle  ihme 
gesellschafft  leisten  uf  ein  schloss,  wölches  2  meil  dohin  ist, 
wahr  ihme  der  vogtt  desselbigen  haus  zu  thuen,  sas  er  sampt 
seinem  düener  in  1  Schlitten,  wüe  das  ich  allein  auch  mitt  mei- 
nem pfert  und  schütten  müttfuer,  onangesehen  düe  bahn  uf 
dem  landt  aller  abgevallen;  hat  es  einen  arm  von  der  Ostseh, 
durch  wölchen  düe  schiff,  so  von  Suurköppn  kommen,  seglen, 
stöth  das  haus  mütten  in  gemeltem  arm  uf  einen  föllsenn,  rüngs 
umbher  beflossen,  do  dann  alle  schiff,  so  uss  und  inn  wollen, 
zollen  müessen.  Wür  hatten  sehr  sorglich  doriber  zue  fahrenn, 
dann  es  vüU  wasser  uf  dem  eyss  und  an  vilen  ortten  sehr  uf- 
gecloben  wahr  und  albereytt  bey  acht  tag  düe  weywittre  ge- 
wehrett;  zu  dem  wahr  es  der  zeütt  nach  nun  14  tag  vor  ostern. 
Als  wür  hün  kamen,  assen  wür  mütt  dem  vogtt,  so  einer  vom 
adl,  zu  morgen  (heyst  düses  schloss  Stockhburg,  uff  wölchem 
yezt  regüerennder  könig  Johannes  geboren),  und  stöth  aller 
uf  einem  fölsenn.  Nach  gehaltener  mahlzeütt  füertt  er  unns 
umbherr,  under  anderm  auch  in  denn  stall,  seine  pfert  zu  be- 
sehen, von  welchen  ihme  der  kaufmann  einen  abhandeltt;  her- 


77 

nach  nnsern  abschidt  namen,  fahren  mitt  unsern  schütten 
wüderomb  herusser  nach  der  seh,  und  reytt  des  kaufmans 
düener  das  pfertt  hernach.  Als  er  uf  ettliche  schritt  unns  zu 
nachett,  bricht  das  eyss  mitt  seinem  pfertt,  würt  ihme  nicht 
mehr,  dann  das  er  uflf  ein  seytten  föUt,  sinct  das  pfert  hinein, 
das  es  sich  mitt  grosser  müeh  mitt  denn  fordern  füessen  ob 
dem  eys  erhüelte,  ab  wölches  wür  sehr  erschrockhen ;  dorften 
gleichwol  das  pfert  nicht  mitt  macht  herusser  züehen,  dann 
wür  besorgte,  es  breche  noch  weytterr  inn,  und  reist  sich  das 
pfert  nach  langem  zabeln  wüder  herusser.  Wür  füeren  her- 
nacher  weytt  von  einander,  wüe  auch  der  mitt  dem  pfert  wolte 
nicht  mehr  reitten,  sondern  zöge  es  an  der  handt;  es  war  mür 
bang,  eh  wir  doriber  kamen,  dann  gedachte  seh  bey  zwu  stundt 
wegs  lanng,  das  eys  an  vilen  ortten  sehr  weytt  von  einander 
ufgekloben,  das  ich  freilich  nicht  des  edelmanns  bestes  pfertt 
vergebens  wolte  genommen  haben,  das  ich  solte  wüderomb  zu- 
ruckh  uf  das  schloss  gefahren  sein.  Kamen  also  des  abents 
wüder  gehn  Suurköppn,  und  war  dises  düe  lotste  schlittenfartt 
desselbigen  jahrs. 

Gemeltes  stättlin  Suurköppn  ist  das  fürnembste  ortt  in 
Ostyettlandt.  Hartt  an  demselbigen  hatt  es  einen  sehr  hohen 
fölsen  oder  steinTtlüppen  so  gerade  auf,  als  wehre  es  ein  maur, 
wölchen  man  den  Bamsberg  nennt;  wechst  am  geringsten  nicht 
dorahn,  doruf,  noch  umbhehr. 

Denn  21  und  22  düs  noch  aldo  stillgelegen,  büs  ich  mein 
schütten  undt  zeug  zu  einem  sattl  machte,  und  kondte  in  dem 
ganzen  stattUn  keinen  sattl  bekommen;  zulötst  hat  sich  der 
würt  meiner  erbarmett,  mür  für  schütten,  auch  was  dozu  ge- 
hörig, ein  hilze  sätteün,  wölche  man  klippsattl  nennet,  son- 
der leder,  gurt  noch  Stegreif  (doch  zu  grosem  danckh)  dorfür 
gebenn. 

Denn  23  düs  kompt  von  Stockholm  ab  des  königs  münz- 
meister  neben  einen  andern  Niderlender,  mütt  wölchen  auch 
vorgemelter  mein  gewesener  gefört,  den  ich  zu  Nüköppn  gelassen, 
käme;  düe  wolten  nach Gallmar  reisen,  wodozumal  kön.  Majestät 
wahr.  Ohnangesehen  es  wegs  halber  weütt  umb,  ich  aber  nicht 
gelegenheit  noch  geselschafft  gehabt,  denn  strackhen  weeg  us 
dem  landt  zu  kommen,  reiset  ich  mitt  gemelter  compagnie  fortt, 


78 

rütten  des  tags  umb  vesperzeiitt  von  do  hünweg,  ward  mein 
pfert  des  satteis  nndt  reyttens  gahr  ongewohnet,  woll  mehr 
hinder  sich  dann  für  sich  gehn,  vermeint  von  erst,  wurde  es 
nicht  könden  fortbringen;  also  rütten  wür  denn  abent  nun  ein 
meil  wegs,  kamen  in  ein  dorf  Hella  genanntt. 

Den  24  düs  bey  gutter  zeütt  des  morgens  hünweg,  war  der 
weg  unbillich  tüef ,  dann  es  nicht  Strassen  oder  weeg  gübt,  umb- 
willen  es  usserhalb  der  wüntterbahn  wehnig  zu  landt  reysen 
gübtt;  rütten  also  denn  ganzen  tag  nicht  mehr  dann  3  meil  in 
ein  dorf,  Degree  genannt,  aldo  wür  düe  nacht  gebliben. 

Denn  25  düs  des  morgens  von  do  hünnweg,  funden  an  ött- 
lichen  prten  tüeffe  wasser,  so  vom  schneh  angelaufen,  zwischen 
bergen,  wölche  gehlingen  zu  baldt  wüderombt  ablaufen,  und 
schict  sich  mein  pfert  immer  besser  zum  reitten,  bekam  auch 
steegreif,  und  verdauscht  das  strohsäcklin,  wölches  ich  uf  dem 
sattl  lügen,  an  ein  küsse,  das  ich  was  sefters  rite,  (ich  sagte 
doch  dem  bauren  nicht  vil  dovon,  bey  wölchem  ich  es  abwechslte) 
kamen  düsen  abent  in  1  dorff,  Nügart  genant,  4  meil  von  dem 
vorigen  nachtlägr. 

Denn  26  düs  früeh  von  do  hünweg  und  reyseten  des  tags 
5  meil  in  ein  dorf,  Wy  genant,  do  wür  düe  nacht  bliben. 

Denn  27  von  do  hünweg,  ritten  des  tags  ""auch  5  meil  zu 
einem  wirt  oder  gastgeb,  das  ort  heist  Auaby. 

Denn  28  düs  des  morgens  früeh  von  do  hünweg,  und  kamen 
uff  denn  abent  in  ein  dorf,  Gadry  genantt,  ist  5  meil,  aldo  wür 
beim  vogt  ybernacht  gewesen,  wölcher  unns  seinem  vermögen 
nach  ziemlicher  massen  tractirte. 

Denn  29  düs  mütt  dem  tag  vondowegg,  hatten  sehr  tüefen, 
bösenn  weg,  auch  vil  wassers,  underwegen  einen  steinigen 
schnellauffenden  baach,  wölcher  fluß  mein  pfertlin  allerdings 
umbrüs,  dann  das  wasser  ime  büs  oberhalb  des  bauchs  güenge; 
kamen  uf  den  abent  in  ein  dorf,  Abwy  genant,  6  meil. 

Denn  30  düs  do  wegg;  hatten  nicht  mehr  dann  noch  2  meil 
gehn  Calmar,  aber  wür  brachten  in  düe  6  stundt  donütt  zu, 
dann  es  düe  nacht  über  gefrohren  und  doch  nicht  tragen,  das 
düe  pfert  immer  tüef  innfuelen.  Stüg  einer  vom  pfert,  kondte 
er  auch  nicht  fortt  kommen,  das  unnsere  pfert  an  diser  halben 
tagreüs  mehr  schadett,  dann  vorige  ganze  acht  tagreysen.    Und 


79 

wahr  eben  vesperzeiilt,  als  wür  gehn  Calmar  kahmen,  do  ich 
düe  stifl  ein  mahl  usgezogen,  dann  ichs  verlofne  8  tag  iber  denn 
faes  gespannt.  Nun  kondte  ich  kein  stallung  für  mein  pfert 
krüegen,  blib  das  arme  pfert  büs  zum  abent  an  der  gassen  stöhn, 
das  ihme  der  koth  aller  augefrohr;  zulötst  bekam  ich  für  mein 
und  noch  für  ein  anders  pfert  ein  küche  in  eines  maurers  haus, 
wölche  unden  ufm  boden;  dorein  stellten  wür  unsere  pfert. 

Düses  stättlin  Callmar  ist  das  fürnembste  ort  in  Schmah- 
landt,  cleiö  aber  vöst,  wüe  es  dann  leichtlich  sehr  starckh  und 
wehrhaft  könde  gemacht  werden,  umbwillen  es  uf  einer  ohne, 
und  nf  der  andern  seitten  hart  an  der  seh  lügtt.  Aldo  auch  ein 
königlich  haus,  schöne  TÖstung  neben  einem  starckhen  wähl 
umbher  mütt  geschütz  wol  versehen;  ob  wol  uf  der  einen  seytten 
düe  seh ,  geth  doch  der  wähl  rüngs  umbher. 

Ich  bün  das  heilige  fe.st  do  stillgelegen  und  wahr  eben  der 
ostertag  uf  den  3  Aprillis,  güeng  ich  des  morgens  in  das  schloß, 
aldo  ich  der  predig  zuehört,  wölche  in  einem  grossen  sah!  be- 
Bchehen,  in  schwödischer  sprach,  aber  kön.  Majestät  wüe  auch 
sein  gemahl  uüd  das  frehlin  die  wahren  in  einem  sondern  ge- 
mach oder  zinotmer,  das  mann  süe  nicht  sehen  kondte.  Und 
gleich  gögen  gemeltem  sahl  über  ein  ander  gros  zimmer,  in 
wölchem  der  jung  herr  herzog  Sügüsmundus  lües  mess  halten. 
Wüe  ich  denn  nach  mittag  zur  vesper  dohün  gangen,  dann  man 
sehr  wol  musicirte,  und  holt  gedachter  herzog  in  6  Ihesuiten, 
wölche  mehrtheils  umb  in  sein.  Denn  4  düs  wurde  ich  durch 
einen  vom  adl,  an  wölchen  ich  ein  recomendationbrüeflin 
hatte,  in  denn  sahl  ingelassen,  aldo  ich  kön.  Majestät  an  der 
taffei  süzen  sähe,  essen.  Und  sas  gedachter  könig  oben  an 
einem  langen  tusch,  zur  linckhen  handt  düe  königün,  sein 
gemahl,  und  zur  rechten  handt  herzog  Sigismundus,  sein  söhn; 
neben  ihme  des  frehlin,  des  königs  tochter,  wüe  auch  herzog 
Magnus  sein  gemahl,  wölche  de&  königs  schwöster,  und  ein 
schöner  junger  herr,  des  gemelten  herzog  Magnus  söhn,  ohn- 
gevahr  von  12  oder  13  jaren;  neben  der  königin  sassen  düe 
2  ohnverheiraten  freiin ,  ihre  der  königin  Schwestern ,  alle  drey 
mechtige  schöne  creaturen,  wie  dan  der  könig  süe  ihrer  schöne 
wegen  gethraut,  dann  ihrem  stammen  nach  süe  eine  vom  adl 
oder  eines  rütters  tochter  ihm  landt  ist. 


80 

Yülgemelter  könig  hatt  einen  schönen,  gülbten,  langen  hart, 
bis  auf  dtie  brüst,  als  ich  nicht  bald  an  einer  parsohn  hoch 
oderr  niderstandts  gesehen,  derselbige  ine  auch  mechtig  wol 
züertt  Gleich  gegen  Calmar  yber  lügt  ein  dein  ländlin,  so 
riings  nmb  her  von  der  Ostsee  beflossen,  sol  ein  halbe  meil 
breit  und  in  düe  18  lang  sein,  Ehlandt  genant,  hatt  vül  dörfer 
wüe  auch  öttliche  pfarren  doruf ,  werden  vül  pfert  do  gezogenen 
so  hünwüder  verfüert  werden,  dein  aber  sehr  daurhafft  undt 
gutes  kaufs. 

Underdessen  trachtett  ich  nach  gelegenheitt,  voUend  aus 
dem  landt  zu  kommen,  wüewol  ich  noch  40  meil  von  do  gen 
Koppenhagen  hatte,  und  zur  seh  us  zu  kommen  hette  ich  noch 
wol  einen  mohnat  müessen  stülligen,  eh  sich  das  eys  aller  ver- 
zert;  derowegen  ich  wüe  auch  mein  voriger  gefört,  mitt  wölchem 
ich  von  Stockholm  gen  Nyköppn  kam, 

denn  5  düs  zu  müttag  von  Callmar  hünweg  und  rütten  des- 
selbügen  abents  noch  4  meyl,  sehr  tüefen  und  wässrigen  weg, 
dann  es  zimlich  eben  landt  umbher,  das  sich  das  wasser  weytt 
austheilt,  kamen  uf  den  abent  zu  einem  pfarrherrn,  bey  wölchem 
wür  yber  nachtt  herbergten,  heist  das  orth  Süderackher. 

Denn  6  düs  früeh  mitt  dem  tag  von  do  hünweg,  kamen  uf 
das  morgenessen  in  ein  stättlin.  Oberschär  genant,  3  meü  vom 
nachtläger;  aldo  grenzen  sich  beede  königreich,  als  Schwöden 
und  Dennemarckh,  und  ist  düses  stättlinn  albereitt  denniscb; 
heist  düse  landtschafft  Blöckhen;  hat  von  Callmar  hüeher  zim- 
liche  ohne  landtschaft  i;nd  düe  Ostseh  zur  linckhen  handt.  Nach 
mittag  wüder  von  do  hünweg,  hat  es  ein  ibraus  rauch,  steinig 
und  unwegsam  gebürg;  kamen  des  abents  in  ein  dorf  auf  4  meil 
von  dem  stättlin,  do  wür  zu  morgen  assen,  heist  das  selbige 
iJetterby. 

Denn  17  düs  früeh  von  do  hünweg,  einen  unrichtigen,  un- 
gebahnten, sehr  bergeten  weg,  kamen  des  mittags  in  ein  offen 
stättlin,  Benneby  genanntt,  wölches  das  fümembste  orth  im 
landt  Blöckhen,  do  wür  zu  morgenzeit  2  meil  vom  nachtläger. 

Nach  essens  von  do  hünweg  iber  rauhe,  steinige  berg  und 
f Olsen,  ahn  öttlichen  orten  so  blatt  und  eben,  gleichsam  als 
wann  es  gegossen  oder  mütt  ganzem  fleüs  also  gemacht,  und  ist 
sorglich  doruf  zu  reiten.   Kamen  wür  beede  underwegen  von  ein- 


81 

ander,  das  wür  erst  uff  ein  meil  wegs  wüder  zusammen  stüessen; 
rüt^i  hernach  irrs  und  lang  in  düe  nacht,  eh  wür  zu  leüthen 
kamen.  Lötstiich  erreichten  wir  ein  pfarr,  baten  den  herm,  er 
wolle  unns  umbs  geltt  beherbergen,  aber  mochten  nichts  er- 
langen; begehrten  zulötst,  er  wolle  allein  unsere  pfert  stöllen, 
wür  wollen  unns  wol  bey  denn  selbigen  behelfen,  mocht  auch 
nicht  sein,  muesten  abzüehen.  Und  nicht  weütt  dovon  kommen 
wir  zu  einem  alten  teütschen  krüegsmann,  der  schlefte  unns  mitt 
sampt  denn  pferten  under;  aber  zu  essen  hatt  der  gut  mann 
nichts  ybriges,  auch  kein  fueter  für  düe  pfert,  muesten  düe 
arme  thüer  mütt  dem  hew  vorlüeb  nemmen,  (dem  pfaffen  aber 
wünschten  wür  die  sickh.)  dann  diser  kriegsmann  unns  sagte,  er 
seyoein  reicher,  vermögenlicher,  aber  sehr  geiziger  mann;  und 
heüst  das  ortt  Hestory,  3  meil  von  oben  vermeltem  stättlin. 

Zuvor  und  eh  ich  nun  aus  dem  landt  komme,  mues  ich 
ein  wehnig  von  den  beeden  provinzen,  als  Schmahlandt  (wölches 
disen  namen  nicht  umbsonst  tregtt)  under  dem  könig  us  Schwö- 
den,  und  dise  landschaffib  Blöckhen,  so  under  der  cron  Denne- 
marckh,  ihrem  gebey,  ihrer  haushaltung,  sütten  und  breich 
vermelden. 

Erstlichen  sein  ihre  heüser  von  ungezimmerten  dannebem 
in  einander  geschlossen,  gemeinglich  gefiert  erbauen,  von  der 
erden  nicht  mehr  dan  eines  gadens  oder  stockhs  hoch,  das  dach 
gleichförmig  mitt  blöckh  zugedöct.  Düe  stuben  belanget,  ist 
süe  änderst  nicht  gedefert  und  zwüschen  den  bäumen  oder 
balckhen  mütt  laim  oder  küekoth  verstrichen.  Ihre  daach  an 
den  heüsern  sein  aussen  ingemein  mütt  graswazen  bedöckt, 
dorauf  sommerszeütt  schaf  und  geüssenn  sich  zum  theyl  nehren 
von  dem  gras,  so  doruf  wechst,  und  ist  düe  büne  oder  das 
obertheil  von  der  stuben  das  daach.  In  derselbigen  pflegenn  süe 
nicht  mehr  dann  ein  dein  fensterlin  oder  lüecht  irgendt  einer 
V»  eleu  breytt  und  lanng  zu  habenn;  das  ist  oben  im  dach  mütt 
pürgement  oder  glas  yberzogen,  mehr  lüechter  oder  fenster 
brauchen  süe  nicht.  Düe  stubenthüren  sein  sehr  nider,  das 
sich  einer  hart  buckhen  mues;  entgögen  der  schwoll  so  hoch, 
das  in  einer  nicht  wol  yberschreitten  mag,  gleich  als  wenn  einerr 
zu  einem  ladenn  innsteügt.  Solches  beschicht  des  jungen  vüchs 
halber  (dovon  hüenachen  vermeldet  württ). 

Kiechel.  6 


82 

Ittem  in  den  stuben  haben  süe  einen  tusch,  der  ist  gemein- 
glich  so  lang  als  düe  stuben  breytt;  düe  kuche,  kamer,  geliger 
sampt  der  ganzen  haushaltung  ist  wüntterszeütt  alles  in  der 
stuben,  und  an  statt  des  ofens  brauchen  süe  denn  bachofenn; 
in  denn  selbigen  würt  des  morgens  früeh  ettwann  3  stundt  vor 
tags  ein  gros  feür  gemacht,  dovon  gemelte  stuben  denn  ganzen 
tag  so  warm,  das  düe  frau  vom  haus  wüe  auch  künder  und  ge- 
sündt,  wölche  an  der  költe  nicht  zu  thuen,  denn  ganzen  wüntter 
nun  im  hemmet  göhn,  ohnangesehen  es  drausen  so  kaltt,  das 
das  junge  vüch  in  stallen  verfrure. 

Was  düe  lügerstatt  anlangt,  hatt  yedes  sein  sonder  orth, 
als  gemeinglich  neben  dem  tusch  ein  bettstatt  wehnig  mütt  bett 
versehen,  mehr  theils  mütt  stroh  usgefüllt.  Düeselbige  ist  für 
denn  baurenn  sampt  seinem  gemahl.  Umb  denn  bachofenn,  do 
es  fein  warm,  lügen  düe  künder,  wölche  süe  noch  in  der  wüegen 
uffen  halten,  pflegen  süe  in  ein  küstlin,  so  von  einem  stuckh  ge- 
macht, legen;  das  ist  ein  ründt  von  einem  bäum,  hanget  an 
einem  strickh,  so  oben  an  einem  balckhen  angebunden  und  en- 
ge vahr  einer  ein  hoch  von  der  erden  empor  schwebt;  das  gaut- 
schet  mann  hünwüder.  Uff  denn  benckhen,  wölche  mütt  stroh 
usgefüllt,  schleft  das  gesündt,  als  knecht  undt  mägt;  frembde 
gest  uff  der  erdenn,  süe  wollen  dann  einem  ein  ehr  anthon,  lassen 
süe  in  uf  dem  tusch  schlaffenn. 

Das  junge  vüch  betreffendt,  usgenommen  hundt,  kazenn, 
höner  oder  dauben,  so  nicht  zu  bedeütten,  halten  süe  auch 
neben  demselbügen  in  der  stuben:  kölber,  lämmer,  geysenn 
und  dann  junge  ferrckhenn,  düe  gemeinglich  in  mütten  der 
stuben  ihr  gelügerr,  und  wol  nächtlicher  weyl,  wann  einer 
schleft,  einen  under  dem  gesiebt  löckhenn.  Wüert  also  mentschen 
und  vüch  alles  beysamen  in  einem  zimmerr  gehalten,  dobey 
leüchtlich  abzunemmen,  was  für  ein  anmüetig  geruch  do  sein 
mues,  do  der  geschmack  niergendt  uß  khan,  mann  thue  dann 
düe  thür  uff,  dovon  ein  frembder  umb  ein  gering,  schlecht  geltt 
des  schlemmen  geruchs  vül  satter  und  voller  würt,  dann  von 
der  bestenn  mahlzeütt. 

Ittem  der  herr  im  haus  pflegt  allezeütt  der  erste  am  tusch 
zu  sein,  und  obenan  zu  süzen,  sein  gemahl  neben  ime,  und 
darf  er  in  voller  malzeütt  einen  starckhen  grölzer,  derselbigen 


83 

wol  öttliche  uf  einander  thuen ,  dessgleichen  auch  das  weyb  und 
düe  künder.  Ich  gedenckh,  seye  an  statt  des  zusprechens,  einen 
frembden  gast  domütt  frölich  zu  machen;  und  do  einer  soviel  zu 
essen  und  zu  trinckhen  bey  such  hat,  das  süe  mütt  ime  essen, 
ist  er  wüllkomm;  desgleichen  wüssen  süe  von  einem  zu  begerenn 
muscaten,  canell,  negelin,  imbör  und  derogleichen  Sachen;  aber 
von  inen  noch  umbs  geltt  was  zu  bekommen,  mag  einem  oflftr- 
malen  nicht  wüderfahrenn.  Ir  trincgeschirr,  so  süe  uff  den 
tusch  sezen,  ist  gemeinglich  ein  grosse,  weitte,  hülzene  schüssl 
oder  kübell,  doran  einer  mütt  beeden  henden  zu  höben. 

Das  frauenbüldt  betreffendt,  sein  süe  von  natur  schön, 
zart  undt  weüss,  halten  such  reinglich,  sauber  und  adelich  in 
kleidern;.  ich  wüll  glauben,  soll  eine  offt  eines  vüertel  jars  lanng 
ein  hemmett  am  halls  tragen.  Sonsten  angebomer  sütten,  tugen- 
denn  und  schöne  denn  Zügeinern  nicht  ongemäs.  Düses  verstet 
sich  uf  das  baur  volckh,  so  hün  und  wüder  in  denn  wölden  und 
uf  denn  einöden  wohnen  und  nirgend  hün  kommen;  ist  sonst 
nicht  ohn,  dass  es  in  stötten  wol  schöne  weüber  gübt. 

An  holz  haben  vorgemelte  beede  provinzen  keinen  mangel, 
berrg  und  stein  klippen  voUuff ;  wüntters  zeütt  schneh  und  eys 
genug,  das  such  einer  zu  verwundern,  von  was  sich  das  volckh 
erneret,  als  mann  auch  sieht,  das  es  eben  lüeblos  umb  süe  zu- 
geth;  dovon  seye  nun  genug  gesagtt. 

Domütt  ich  nun  wüderomb  uf  mein  reüs  komme,  zog  ich 
denn  8  tag  des  monats  Aprills  früeh  mitt  dem  tag  von  Hestorp 
hünwegg  und  rütten  des  tags  einen  mechtigen,  weitten  weg  uff 
das  ich  vollent  US  disem  landt  komme.  Underwegen  that  mein 
pfert  einen  hesslichen  vall  mütt  mür,  doch  ohne  verlezung  der 
glüder;  kamen  des  abents  in  ein  stättlin  onbeschlossen,  aber 
gögen  andern  fein  erbaut,  Ahusen  genant,  ein  sonderbare  landt- 
schafft,  wölche  Sehnen  heist,  vül  ein  öbner,  nicht  allein  besser 
erbautt,  auch  fruchtbarer  landtschafft;  sonderlichen  seüberer  in 
kleüdung,  im  haushaltenn,  und  albereit  reinglicher  volckh.  Sein 
also  disen  tag  9  meil  gereisett,  lügt  das  stättlin  an  einem  arm 
nahent  der  Ostseeh. 

Denn  9  düs  des  morgens  mütt  dem  tag  von  do  hünweg 
hattenn  zimlichen  weeg,  auch  wol  erbauen  landt,  kamen  zu 
mittag  uf  ein  pfarr,  bey  wölchem  wür  zu  morgen  gessen,  aldo 

6* 


84 

ich  abennalenn  mein  Latin  gebrauchen  und  das  zuvor  restircndc 
noch  herfir  suchen  muest,  dann  der  guet  herr  vil  von  mür  zu 
v^üssen  begert.  Als  ivür  von  do  hünweg  rütten,  hatten  wür 
underwegen  einenn  sehr  breitten  fürt,  das  wür  lang  im  wasser 
rüten,  ehe  wür  dodurch  kamen,  an  öttlichen  orten  tüef.  Als 
wür  nun  auf  ein  halbe  stund  nahent  zu  einem  fleckhen  kamen, 
do  wür  dann  hernach  iber  nacht  gebliben,  begögnet  unns  ein 
baur,  kahm  vom  marct,  wolt  nach  haus  fahren,  der  hatte  2  pfert 
an  einem  lehren  wagen,  under  wölchen  das  ein  jung,  schön,  in 
der  gröse  und  färb  dem  meinigen,  wölches  ich  rite,  ganz  gemäs; 
lües  den  bauer  durch  meinen  geförten  ansprechen,  ob  ime  das 
pfert  feil  seye;  sagt  er  gleich,  wann  ime  einer  13  reichsthaler 
dorftir  geben  woU,  seye  es  feil.  Verglich  mich  also  mütt  ime  uff 
bösser  besehen,  er  solle  mütt  uns  uf  das  nachtläger  ettwan  bey 
einer  halben  stund  wüder  zurück  fahren,  wölches  beschehen, 
und  küef  dem  baurn  das  pfert  ab  umb  12  reichsthaler,  mitt  der 
gedüng,  das  er  des  morgens  uff  2  meil  mütt  unns  reytt  in  ein 
stättlin  Londen,  aldo  ich  ihne  bezahlt.  Dann  ich  gedacht,  das 
pfert  zu  probiren;  weyl  es  aber  kein  sattel  uff  hat,  lües  ichs 
denn  baurn  reitten,  sähe  in  doch  des  morgens  nicht  uffsüzen. 
Der  fleckh,  do  wür  düe  nacht  gelegen,  heist  Wehre,  in  dem 
landt  Sehnen  gelegen,  7  meil  von  Ahusen. 

Denn  19  düs  des  morgens  von  do  hünweg  rite  der  gemelte 
baur  auch  mitt  büs  in  gemelt  stättlin  Londa,  aldo  ich  ime  sein 
pfert  bezalt  und  zu  meinen  banden  genommen.  Nach  mittag 
rütten  wür  von  do  hünweg,  hatten  noch  2  meil  wegs  uf  das 
nachtläger.  So  bald  wür  bey  einer  halben  stundt  für  das  thor 
kamen,  füert  ich  das  pfert  an  der  handt;  in  dem  reist  es  sich 
von  mür,  lauft  ibers  feldt  hinein,  nun  mocht  ich  ime  mitt  meinem 
pfert  nicht  volgen,  dann  es  zu  müed  wahr;  gedacht,  ich  wurde 
das  pfert  albereüt  zum  lotsten  mal  gesehen  haben.  Nach  langem 
umbreütten  kompt  ein  wagenn  eines  andern  wegs  gefahren, 
wölcher  sich  uf  unser  stras  begab,  bey  wölchen  pferten  auch 
das  meinig  lödig  neben  her  lüef,  konde~es  auch  nicht  zu  fangen 
krüegen,  dann  es  noch  zum  andern  mal  usgerißen,  doch  von 
ime  selber  wüder  hernach  volgte,  büs  wür  under  das  thor  zu 
Einbogen  kahmen;  do  ereilt  ichs  und  fliert  es  an  der  band  büs 
in  düe  herberg.  Ist  4  meil  von  dem  vorigen  nachtläger» 


8& 

Einbogen  ist  düe  haübtstatt  im  land  Sehnen,  ein  deine 
aber  doch  zimlich  vöste  statt,  hart  an  der  seh  gelegen,  hat  vor 
disem  wol  handlnng  gehabt,  umbwüUen  der  häringfanng,  wölcher 
der  zeütt  zu  Mastrand  in  Nordwögen  ist,  aldo  gewesen,  wüe  das 
noch  was  wehnigs  do  gefangen  würt ;  aber  doch  nicht  vil  zu  be- 
deütten  gögen  der  vorigen  zeütt,  wölches  ein  sondere  straf  von 
gott,  das  such  der  häring  also  verlohren.  Ich  muest  aldo  in 
3  tag  lanng  stülligen,  umbwüUen  der  wündt  zugögen,  dann 
mann  von  do  zur  see  4  meyl  gehn  Koppnhagen  hätt  Demnach 
ich  nichts  zu  thuen,  wolt  ich  mein  ney  oder  jung  pfert  probirenn 
vermeint  es  ins  feld  zu  reütten,  nam  bey  meinem  wirt  einen 
musterzaum,  dann  er  ohne  das  ein  halber  rosskamm  war.  Als 
icbs  nun  gezeimpt  aus  dem  stall  gefüert,  und  ufsizen  wollt, 
wölches  ich  allein  nicht  kondte  zu  wegen  bringenn,  sondern  es 
mueste  mür  einer  uflFhelfen;  eh  ich  nun  recht  doruf  sas,  höbt 
das  pfert  an,  mütt  mür  zu  laufen,  das  ich  es  nicht  mehr  erhalten 
mocht,  kompt  uf  einen  hauffen  müst,  fölt  mütt  mür  iber  und 
iber,  stürzt  ich  uf  das  gnückh  herunder,  das  ichs  wol  öttliche 
tag  fület;  war  mein  glückh,  das  es  so  weich  war.  Also  hatt  ich 
des  pferts  schon  genug,  und  ward  das  erste  und  lotste  mal,  das 
ich  doruf  kommen,  dann  es  ward  noch  aller  wüld  und  ongeh- 
zeimbt,  wüe  süe  dann  in  Dennemarckh  zu  sein  pflegen;  wardt 
doch  ein  sehr  schön  miister  von  einem  pfertt. 

Denn  13  düs  wardt  der  wündt  gut,  das  öttliche  barckhen 
absegletenn,  imbarckirten  ich  und  mein  gefert  unsere  pfert,  und 
weil  ich  vom  schif  nach  dem  zoll  haus  güeng,  umbwillen  mann 
von  denn  pferten  zoll  geben  mues,  büs  ich  wüder  an  denn  hafenn 
kam,  ward  das  schif  abgesegelt,  und  als  ich  zuvor  vermeint,  do 
sich  das  eine  pfert  im  feldt  von  mür  gerissen ,  doromb  zu  kom- 
men, so  gedachte  ich  eben  do,  bede  zu  verlieren,  dann  gemelter 
mein  gef ort  kein  geltt  mehr  hatte ,  das  ich  ihme  albereit  in  düe 
5  reichsthaler  fürgeströct.  Zu  dem  wardt  es  ein  verlofener 
bueb,  doch  hüelt  er  sich  hüerinnen  ehrlicher,  dann  ich  ime  sel- 
ber zugedraut.  Also  sas  ich  uf  ein  andere  barcke,  in  wölcher 
bey  30  personen  von  frauen  und  mann  wahren,  hatten  sehr 
guten  wündt,  das  wür  eher  dann  in  dreyen  stunden  gehn  Koppn- 
hagen kamen,  wölches  von  Einbogen  4  meil. 

Nun  hatt  ich  lang  zu  suchen,  eh  ich  den  müt  den  pferten 


86 

erfragte,  dann  er  düe  pfert  schon  ansbarckirt  und  in  eines 
Schusters  behausung  in  ein  stall  gefiiert.  Wüe  ich  ine  dann 
lötstlich  erfragte,  hab  ich  gleich  meine  pfert  feylgethon,  kriegt 
des  andern  tags  einen  kaufmann,  war  der  schloßvogt  von 
Hölsehnör,  der  begert  ein  gleich  par  klepper  in  ein  dein  wegelin. 
ufs  jagen  zu  gebrauchen,  darzu  süe  dann  wol  taugenlich,  kam. 
also  nach  langem  marctenn  mütt  ime  des  kaufs  halber  yberein, 
und  gab  mür  für  beede  pfertt  24  reichs  thaler;  also  ichs  gleich 
wol  ohne  schaden  ohnworden,  dann  süe  müch  nicht  mehr  dann 
21  thaler  cost  haben,  und  hab  das  eine  in  düe  120  meil  gerütten 
und  zu  Schlitten  gefüert. 

Nach  düsem  trachtet  ich  nach  gelegenhetit,  umb  Teutsch- 
land zu  reysen.  Weül  ich  zuvor  per  terra  hüeher  kommen,  hab 
ich  yezunder  zur  seeh  ausgewölt  und  nach  vei-fliesung  5  tag,  düe' 
ich  noch  stillgelegen,  dann  der  wündt  zugögen,  fuer  ich  den  18 
düs  nach  müttag  umb  vesperzeüt  in  einem  schiff,  so  von  der 
Wüsmar,  wölche  mann  sehnten  nennet,  dorinn  süe  mehl  und 
büer  in  düs  landt  fiieren,  aller  offen,  haben  kein  verdöct,  zur 
zeütt  des  ungewütters  sehr  gevahrlicb,  doruf  zu  seglen,  dann  so 
das  wasser  innschlecht,  kahn  es  nicht  mehr  uß;  bliben  also  düse 
nacht  im  hafen  ligen. 

Denn  19  düs  erzeugt  such  der  wündt  gut  für  unns  zu  sein, 
das  wür  unns  förtig  machten,  und  gleich  desselbigen  morgens 
segleten  dr^y  von  des  königs  schif  von  do  hünweg,  dann  ihr 
Majestät  des  reichs  canzler  nach  Engelandt  abförtigt,  und  heist 
da.s  schiff,  doruf  der  gedachte  herr  canzler  fuer,  der  Gedeon, 
wölches  des  königs  leibschiff  und  mütt  schnellem  seglen  vülen 
andern  fürlaufen  soll.  Als  süe  nun  düe  segl  ufgezogen,  lüesen 
süe  das  geschüz  los,  thaten  öttliche  fredennschüz;  nun  lag 
unser  schiff,  doruff  ich  war,  bey  einer  */4  stundt  nahe  bey  denn 
gemelten  schiffen,  also  das  ein  kugl  göltt  und  nicht  eines  manns 
hoch  yber  unns  hünfört,  das  würs  sahen  und  hörten  füriber 
rauschen.  Düse  des  königs  schiff  wahrenn  stattlich  imd  wol  aus- 
geristett ,  das  es  ein  lust  zu  sehen  ward. 

Nachdem  nun  gemelte  schiff  abgesegelt,  hueb  unser  schiffer 
den  9,ncr,  zog  das  segl  uff,  segelten  mütt  schlechtem  wündt  büs 
in  düe  nacht,  würt  der  windt  was  frischers,  das  wür  denn  20sten 
landt  sahen  uff  der  bommerischen  seytten,   do  wür  dann  wol 


87 

hetten  mögen  in  ein  hafen  laufen ;  aber  unser  Schiffer  vermeinte 
bösser  hinauf  zu  kommen  gögen  Wüamar  zu,  gilbt  süh  wüder  in 
die  seeh,  fueren  den  21  und  22,  füel  der  wündt  wüder  zu  Süd- 
west unns  entgögen,  das  wür  wüder  gögen  Dennemarckh  segel- 
ten, und  bey  12  meil  nahent  Koppnhagen  under  einen  kreuden- 
berg,  an  dem  ein  grosser  stein  oder  fölls,  so  mann  denn  Keyserstul 
nennt.  Düeselbige  landtschafft  heüst  Münen,  aldo  wür  sicher 
vorm  wind  lagen,  und  ward  albereüt  der  vüerdte  tag,  das  wür 
uff  der  seh  waren.  Nun  hatte  ich  nicht  mehr  proviant  zu  mür 
genomenn  dann  umb^inen  Schilling  brott,  ongevahr  zwen  creüzer, 
domitt  ich  mich  düse  zeütt  beholfen;  als  nun  kein  bösserung  des 
winds  such  erzeügtt,  bütt  ich  neben  andern  denn  schiffer,  er 
wolle  das  boöt  oder  dein  schifflen  uswerfen,  unns  an  das  land 
füren ,  domütt  wür  was  zu  essen  kauffen  mögen. 

Denn  23  düs  ohngevar  jimb  vesperzeütt  lües  unns  der 
Schiffer  an  das  landt  füehren,  mueste  ich  einen  so  hochen,  san- 
digen berg  ufsteügen,  das  ich  aller  matt  worden,  dann  ich  in 
dreyen  tagen  3  nacht  und  3  stundt  nichts  getrunkhen  hatte.  Als 
wür  nun  solchen  berg  hinuf  kamen ,  hatten  wür  noch  eine  halbe 
stund  zu  göhn,  eh  wür  in  einen  fleckhen  kamen,  in  wölchem  wür 
mütt  müeh  und  groser  bütt  fürs  geltt  brott  bekommen  mochten; 
aber  ayer,  spekh,  schunckhen,  butter  und  mülch  genug.  Küefen 
alle  ingemein,  zalt  hernach  ein  yeder  seyn  theyl;  ich  erlustigt 
mich  zimlicher  massen  an  der  milch.  Nach  solchem  machten 
wür  unns  wüder  dem  schiff  zu.  Als  wir  an  das  ufer  kommen, 
sehen  wir,  das  unser  schiffer  fort  segeltt,  dann  underdessen 
der  wündt  umbgevallen,  das  er  mütt  dem  schiff  nicht  mehr  an 
disem  ort  wündts  halber  lügen  kondte,  hatte  aber  nicht  mehr 
dann  das  deine  segl  am  fordern  mast  aufgezogen.  Wüer  alle 
eylen  dem  boot  oder  deinen  schiflin  zu;  nun  hatte  ich  meinen 
huet  voller  eyer;  als  ich  sähe,  das  ein  yeder  eilett,  wolt  ich 
auch  der  lotste  nicht  sein,  warf  die  ayer  mitt  dem  huet  in  das 
schiflin,  das  wüer  noch  iber  düe  knie  ins  wasser  waten  musten, 
und  küelt  der  wund  stark,  uf  das  wür  wol  ein  halbe  stundt  zu 
rudern  hatten,  eh  wür  das  schiff  erreichten.  Als  wür  mütt  gutem 
wund  ettwann  3  meil  in  düe  seh  kommen,  fölt  der  wund  wider 
zu  Südwest,  so  unns  zugegen,  mitt  einem  fliegenden  stürm; 
wahren  froh,  das  wür  wüder  under  das  vorige  ort  unns  legen 


88 

kondten:  dann  es  düe  nacKt  ein  greulich  wetter  von  schneien, 
hagehi  und  regen  gab,  das  ich  mich  derkölte  ybel  verwehren 
kondte,  vermeint,  düe  fües  zu  verfriehren;  dann  ich  aller  nass 
und  noch  düe  ganze  nacht  unverdöct  im  schiff  am  wetter  sein 
mueß,  onangesehen  es  der  zeutt  nach  schon  3  wochen  nach 
ostem.  Und  kondte  ich  des  andern  morgens,  wölches  wahr  der 
24  düs,  in  düe  34  dein  und  gemeine  schiff  zelen,  wölche  mehren- 
theils  düe  nacht  such  under  gemelten  berg  gelegt;  neben  andern 
auch  ein  schiff,  wölches  us  Nordwögen  kam,  mütt  häring  be- 
laden, und  nach  Danzig  wolte;  das  lüef  mütt  vollem  segl  an  das 
landt,  das  sich  das  schiff  zu  tremmem  zerstossen,  aber  das 
volkh  hat  sich  aller  saluirt.  Der  steurman  gedachte  nicht,  so 
nahent  am  landt  zu  sein,  dann  es  aller  stockhfinster  wahr. 

Düe  passaschiri  oder  geverten,  so  auch  neben  mir  uff  dem 
schiff  wahren,  ein  glasergesell,  ein  reutersjung  oder  schmozbub, 
ein  deiner  handtwerckhsbub,  so  von  seinem  meister  entloffen, 
ein  Schneider  mütt  einem  pfert,  und  dann  ein  rosshendler  mütt 
4  pferten,  feine  compagnia;  die  pfert  wurden  sehr  höllig  und 
matt,  dann  süe  in  ettlich  tagen  kein  süesses  wasser  getrunckhen. 

Als  wür  noch  den  25  do  gelegen  und  das  essen,  wölches 
wür  zuvor  gekaufft,  verzehret  hatten,  sprach  ich  den  schipper 
an,  er  wolle  mür  brot  umbs  gelt  wüderfahren  lassen.  Sagte,  er 
hette  selber  nicht  iber  3  tag  noch  vorrath,  onangesehen  nun  er 
und  ein  botsman,  dann  ein  jung^  wölcher  gleich  sovil  verstandt 
zum  seglen  hatte  als  ich.  Nun  trib  müch  der  hunger  und  sähe 
kein  enderung  des  wündts,  begert,  er  soll  mich  lasen  an  das 
landt  füehren,  als  auch  beschehen,  dann  ich  ohne  das  nicht 
lenger  lust  hatte,  uf  disem  schiff  zu  bleiben,  umbwillen  der 
schippr  ein  so  gottlos  mann  mütt  fluechen  und  schwören;  wo  er 
ein  ander  schiff  sähe  segeln,  wünscht  er,  das  er  disen  und  jhenen 
holle ,  umbwüllen  er  nicht  fort  kommen  kondte. 

Also  habe  ich  acht  tag  und  nacht  auf  gemeltem  schiff  zue- 
gebracht  und  fuer  denn  26  düs  des  morgens  früe  an  landt,  und 
mitt  mür  der  Schneider,  wölcher  sein  pfert  dem  rossdeüschler 
umb  3  reichs  thaler  verküef,  der  konde  des  landts  sprach;  nam 
unser  yeder  seinen  blonder  uf  süh,  zogen  also  mütt  einander 
fort,  hatten  bey  einer  stund  zu  göhn,  büs  wür  in  ein  dorf  kamen, 
do  wir  was  zu  essen  bekamen,  wölches  ort  heist  Bissen;  aldo 


89 

wiier  einen  bäum  dingten;  der  füerte  unns  uS  düe  recht  stras^ 
kamen  des  abents  in  ein  stättlin,  Stöckhen  genant,  auff  2  meil 
von  dem  orth,  do  wür  des  morgens  usstügen,  und  lügt  das  stätt- 
lin hart  an  der  seh  in  dem  ländlin  Münen.  Aldo  lagen  wür  bey 
einem  fischer  oder  häringfanger  iber  nacht;  der  fischete  düe- 
selbige  nacht,  füeng  vil  häring,  under  solchen  ein  grosser  ge- 
wesen, denn  wür  am  morgen  zum  früehstuck  gössen,  dessen 
gröse  ich  nicht  wol  melden  darf. 

Denn  27  düs  zu  müttag  fuer  ich,  der  Schneider  sampt 
zweyen  schotten,  wölche  kremer  wahren,  (derer  Schottlender  in 
Dennemarckh,  wüe  auch  Bomem,  Preüssen  und  Lüttauen  gleich 
sovil  sein,  düe  hün  und  wüder  züehen  und  hausiren,  als  bey  unns 
die  Saffoier)  von  vorgemeltem  stättlin  auf  einer  deinen  barckha 
oder  boot  hinweg,  auf  einem  arm  von  der  seh,  do  mann  in  ein 
ander  stättlin  2  meil  wegs  dovon  fahren  kahn,  Stubenköcken  ge- 
nant, aldo  wür  des  abents  hün  kahmen;  heist  dasselbige  ländlin 
Fallster,  stunden  underwegen  in  groser  gevahr,  dann  düe  zwen 
Schotten  und  der,  wölchem  düe  barca  zugehört,  aller  trunckhen 
wahren,  wüe  süe  dann  der  lufft  erst  noch  doller  machte.  Wür 
segelten  und  hatten  keinen  tymon,  steyrte  einer  mütt  dem  rüder, 
ward  der  wündt  zimlich  frisch,  und  das  schifflin  nicht  zweyer 
mann  lang,  das  es  sehr  beladen,  dann  düe  Schotten  ein  ballen 
gwandt  dorinn  hatten,  küelt  zimlich  frisch  uff,  das  der,  so  das 
rüder  hüelt,  öttlich  mal  gehn  lües  und  düe  barca  sich  so  uf  ein 
seütten  begab ,  das  das  wasser  innlüef.  Und  ist  diser  arm  zum 
theil  ein  sonderlich  bös  orth,  wölches  mann  denn  Grünsondt 
nennet;  solle  an  öttlichen  orten  kein  grund  künden  gefunden 
werden. 

Denn  28  düs  von  Stubenköcken  mütt  vorgemeltem  Schneider 
hünweg,  kamen  uf  denn  müttag  in  ein  stättlin,  Neüburg  genant, 
aldo  wür  zu  morgen  gessen;  hat  es  düe  gelegenheüt:  wehr  des 
wegs  aus  dem  land  wüU,  seye  innwohner  oder  frembder,  mues 
zu  Koppnhagen  ein  passport  nemmen,  mann  lest  in  sonsten  zu 
Gezarr  (aldo  ist  düe  iberfart  gögen  Teutschland)  nicht  im- 
barckhiren.  Düeweil  ich  aber  zur  seh  von  Koppnhagen  hünweg 
fuehr,  hatte  ichs  nicht  von  nöthen,  güeng  also  zum  junckher 
oder  vogt  im  stättlin,  zeugt  ime  an,  wüe  es  müer  ergangen,  das 
ich  hungers  halb  mueste  an  land  steügen,  scbaft  er  durch  seinen 


90 

Schreiber,  mür  ein  urkund  zu  geben,  das  mann  milch  passiren 
lües,  kamen  also  des  abents  gehn  Gezar,  ein  fleckh  oder  dorf 
hart  an  ofner  seh  gelegen. 

Denn  29  düs  muest  ich  zu  Gözar  stüUigen,  umbwillen  der 
vrind  entgögen,  und  ist  von  hüe  aus  der  kürzeste  passasch  und 
iberfahrt  gögen  Teutschlands 

Denn  30  und  lotsten  düs  monats  güengen  wür  mütt  dem  tag 
zu  schiff,  dann  der  wündt  nicht  bös  für  unns ,  allein  hatten  wür 
müeh  büs  wür  us  dem  haven,  und  wahren  uf  gemelter  schütten 
der  vorgemelt  Schneider,  ein  hott,  ein  student  und  ein  rosskamm, 
der  hatte  9  pfert  uf  dem  schifflin  neben  beeden  schippern,  und  hat- 
ten büs  uff  halbenn  weeg  zimlichcn  wund ,  aber  uff  denn  müttag 
legt  sich  der  wündt,  würt  aller  stüll,  zogen  an  zweyen  ruedem 
allweg  unserr  zwen  ein  stundt,  wölches  doch  nicht  vül  nachgab, 
und  thriben  solches  büs  mütten  in  düe  nacht.  Gleich  wüe  wür 
gehn  Warmünn  kamen  (wölches  jheneseüt  Dennemarct  gelegen, 
der  statt  Rostockh  gehörig),  schlüeg  düe  glockh  12.  Nun  wahren 
wür  sehr  hungerig,  dann  wür  des  tags  nicht  gessen  und  sehr  ge- 
schaft  hatten ,  und  wolle  unns  der  wüert  lanng  nicht  innlassen, 
lötstlich  macht  mann  unns  auf  und  gab  unns  durch  grose  bütt 
brot  und  büer;  nun  pflegen  düe  füscher  früeh  nach  Rostockh 
zu  fahren,  das  süe  gemeinglich,  eh  das  thor  ufgethon  würt, 
do  sein. 

Denn  ersten  tag  May  fuer  ich  uff  einer  füscherbarca  uf  dem 
arm,  wölcher  2  meil  von  Rostockh,  und  kam  noch  ein  stundt  vor 
ufmachung  des  thors  für  düe  statt ;  do  selbsten  ich  beim  Niclas 
Bergmann  uf  dem  marct  wohpend  zu  herberg  lag,  aldo  verlies 
ich  denn  Schneider,  der  nam  seinen  weg  weütter. 

Düses  ist  ein  seestatt,  zimlichgros,  aber  nicht  allzu  vöst, 
im  landt  Mechelburg  gelegen,  haben  denn  selbigen  herzog  zum 
schuzherrenn,  würt  in  gemelter  statt  gut  büer  gebrauen ,  aldo  es 
auch  ein  universitet,  wüe  denn  öttliche  vom  adl,  so  aldo  studi- 
rent,  in  meiner  herberg  zu  tusch  güengen.  Und  trueg  sich  zu, 
weyl  ich  do  wahr,  das  andere  vom  adl  dise  heimsuechten,  hatten 
2  tag  lanng  ein  kurzweilige  zeütt  in  essen ,  trinckhen ,  dannzen, 
und  was  der  brüef  innhöllt.  Des  einen  tags  vor  dem  morgenes- 
Ben  stunden  öttliche  professores  uf  dem  marct,  namen  gedachte 
vom  adl  öttb'che  von  des  würts  büecher,  so  in  der  stuben  waren, 


91 

warfen  süe  2um  fenster  hinaus  auf  düe  Strassen,  dann  das  würts- 
baus  gleich  am  marct  stöth,  das  es  mäniglichen  sähe.  Düe  yer- 
muetung,  seye  denn  professoribus  zue  ehren  beschehenn. 

Bün  zu  Rostockh  3  tag  stüllgelegen,  denn  ich  mich  wüder 
erhoUet  und  ausgeruehwet;  reiset  denn  5  düs  ettwann  2  stundt 
in  tag  uf  einer  gutschen  von  do  hünweg  in  gesellschafift  dreyer 
kaufleütt  von  Hamburg  und  einer  lübischen  frauen,  kamen  des 
abents  in  ein  dorf,  Carimi  genant,  aldo  es  bommerisch,  lügt 
von  Kosstockh  6  meil. 

Denn  6  düs  früeh,  morgens  do  hünweg,  kamen  uf  den  mit- 
tag gegen  Stralsondt,  ein  sehstatt,  under  denn  herzog  von  Bom- 
mern,  wüe  denn  Ernestus  Ludwüg,  wölcher  zu  Wolgast  sein 
hofhaltung  hat,  ir  schuzherr  ist.  Ein  grose  statt,  were  auch 
wol  zu  bevöstigen,  dann  süe  sehr  wasserreich,  umbher  ein 
schöne  lustige  landtschafft,  sein  die  vüsch  sehr  guets  kaufs, 
kau  einer  einen  höcht  dreyer  pfunt  schwer  umb  einen  lübischen, 
so  unnserer  münz  wehnig  mehr  dann  2  kreuzer,  kaufen;  ist  auch 
usser  des  weins  wolfeii  do  zu  zÖren,  dann  ich  6  tag  lanng  do 
stüllgelegen,  wol  traotirt  worden,  nicht  naehr  dann  einen  reichs- 
thaler  verthon. 

Nahent  an  der  statt  hat  es  einen  schönen  waldt  von  aich 
und  andern  grosen  bömen ;  in  demselbigen  sein  sehr  vül  tusch, 
dobün  sommerszeütt  das  volckh  von  frauen  und  mann,  junge 
gesellen  und  junckfrauen  täglich  spazüert,  draussen  essen  und 
allerley  kurzweil  haben,  mütt  dannzen  und  anderem  woUust; 
hat  auch  ongevahr  in  mitten  des  holz  ein  schön  gros  haus,  in 
demselbigen  verkauft  mann  büer. 

Denn  11  düs  uff  denn  abendt  nach  dem  nachtessen  vom 
sund  hünweg  mütt  einem  hopfenmann  aus  der  Marckh,  der 
hatte  einen  wagen  mütt  einem  elenden  pfert,  fuer  lehr,,  kamenn 
düe  nacht  uf  ein  meil  von  der  statt  in  ein  krueg  oder  einige 
berrberg,  Dessenhag  genant. 

Denn  12  düs  früeh  mitt  dem  tag  hünweg,  kam  uf  denn 
mittag  in  ein  stättlin,  Gripswoldt  genant,  in  Bommern  gelegen, 
haben  einen  arm  von  der  Ostsee,  aldo  ich  nach  essens  in  die 
küreh  gangen,  dann  es  ebenn  feiertag  wahr.  Und  kam  mür 
ihr  tracht,  fürnemlich  der  Weüber,  selzam  für,  wüe  sie  zur 
kürchen  gen,  tragen  lange  mantel  oder  husackeli  von  gewandt. 


92 

düe  eine  halb  grün,  halb  blau,  düe  ander  halb  rot,  halb  gelb, 
düe  dritt  von  andern  hohen  vertheilten  färben,  yederzeüt  zwo 
underschidliche  hohe  färben,  wölches  bey  inen  wol  stöth  undt 
süe  gedunct,  schön  sein,  sein  zertheilt  gleich  als  bey  unns  düe 
Schergen  oder  büttl.  Nachmüttag  reysete  ich  von  do  hünweg, 
hat  hüerommer  sehr  schöne  landtschafft;  kam  uff  denn  abent 
in  ein  ander  stättlin  in  Bommern,  Anclau  genant,  aldo  ich  iber- 
nacht  gebliben,  und  ist  7  meil,  dovon  ich  dess  morgens  usszoge. 

Denn  13  düs  des  morgens  hünweg,  und  fuer  der  hopfen- 
mann nun  ein  meil  wegs,  do  muest  er  fliettern,  dann  sein  pfert 
aller  matt,  und  nach  müttag  wurde  es  so  müedt,  das  er  in 
einem  ungeheiren  holz  oder  waldt  das  pfert  ausgespannt,  sol- 
ches ein  weyl  grasen  lassen;  kamen  des  tags  nicht  weytter  als 
4  meil,  in  ein  dorf,  Manntelberg  genantt. 

Denn  14  düs  früeh  von  do  hünweg;  hat  es  einen  waldt  bey 
4  meil  wegs  lanng,  und  als  wür  bei  dritthalb  meil  nahentt  zu 
Stöttin  kamen,  wüll  sein  pfert  abermalen  nicht  fort,  sezt  es 
vom  wagen  uss,  füert  es  in  waldt  hünein,  lües  mich  allein  beim 
wagen.  Als  er  nun  zimlich  lanng  verharret,  ruef  unndt  schreye 
ich,  kondte  doch  kein  antwort  vernemmen,  ward  mir  düe  zeütt 
lanng  (dann  es  ein  gelegen  ort,  einem  das  seinig  zu  nemmenn), 
wüe  es  dann  vor  disem  hüeromben  oft  beschehen  sein  solle. 
Zulötst  nemme  ich  meinen  blonder,  verlües  denn  wagen  und 
güenng  büs  in  das  nechste  dorf,  so  vor  dem  waldt  auf  eine 
halbe  meil  wegs  lag,  aldo  ich  einen  fuermann  düngt,  der  mich 
voUendt  in  düe  statt  füerte.  Kam  des  abents  gehn  Stöttin, 
wölches  vom  vorigen  nachtläger  6  meil. 

Stöttin  ist  düe  haubtstatt  im  landt  zu  Bommern,  aldo  auch 
der  ölteste  herr  herzog  Johann  Früderich  hof  höUt,  nicht  son- 
ders gros,  aber  zimlich  vöst,  lauft  ein  wasser  schüer  zu  mitten 
durch,  heist  düe  Aderr,  wölche  uf  17  meil  underhalb  in  düe 
Ostseh  kompt,  gleichwol  düe  schif  büs  an  düe  bruckhen  laufen 
könden.  Ist  sonsten  ein  lustig,  wol  erbauen  orth,  auch  wolfeile 
zerun^;  bin  aldo  4  tag  stillgelegen,  büs  ich  gesellschafft  umb 
Dannzig  bekommen. 

Denn  19  düs  fuer  ich  zu  gutschen  von  do  hünweg  neben 
einem  pastor,  der  ward  selbander,  aus  Preissen;  dann  ein 
Cöllher  und  noch  ein  andererr  Nüderländer,  unsere  fünf.    Hat 


93 

gleich  von  der  statt  aus  ein  spöckh  oder  gepflasterten  weg, 
der  ist  ein  ganze  meil  wegs  lang,  dann  es  zu  beden  seitten 
mosüg  und  wässerig,  fuehren  des  tags  8  meyl  in  ein  dorf,  Küdorf 
genant,  do  wür  düe  nacht  verbliben.  Kahm  unns  wol  zu  guet, 
das  wür  unns  zu  Stettin  mütt  proviant  versehen,  dann  in  ge- 
melter  herberg  nicht  vül  zum  hosten  wahr. 

Denn  20  düs  morgens  früeh  hünweg,  eben  weg  und  schöne 
landschafft,  kamen  des  tags  in  ein  stättlin,  Kolberg  genant, 
in  Bommern,  hart  an  der  seh  gelegen,  aldo  wür  iber  nacht 
bliben,  und  ist  8  meil,  dovon  wür  des  morgens  reüsetten. 

Denn  21  düs  früeh  von  do  hünweg,  kahmen  nach  mittag 
in  1  stättlin,  Gasslin  genant,  aldo  holt  herzog  Gasimirus  aus 
Bommern  hoof  an  einem  unlustigen  ort.  Gleich  für  dem  stättlin 
hat  es  einen  hohen  berg,  wölchen  mann  von  ferrn  in  der  see 
sieht;  sollen  such  vor  disem  vül  mörderr  und  rauber  dort  umb- 
her  gehalten  habenn,  dann  es  vül  gesteüd,  holz  und  hohlweg 
gübt.  Hat  zu  oberst  uff  dem  berg  ein  kürch,  aller  zerstört; 
vor  disem  järlich  ein  marct  zu  bestimpter  zeütt  droben  gehalten 
worden.  Kamen  uff  denn  abent  in  ein  dorf,  genant  Malckhau, 
wölches  8  meil  von  Kolberg. 

Denn  22  düs,  wölches  war  der  heilige  pfingstag,  reiseten 
wür  von  do  hünweg,  kamen  uf  denn  mittag  in  ein  stättlin  in 
Bommern,  zur  Stolpe  genant,  aldo  wür  zu  morgen  gessen,  und 
düe  prödig  göttliches  worts  gehört  haben.  An  gemeltem  stättlin 
ein  deiner  fluß  von  süesem  wasser,  uf  wölchem  mann  in  düe 
Ostseh  kommen  kahn ,  aldo  sähe  ich  einen  burger  des  orts  ,2 
frische  sallmenn,  wüe  süe  erst  gefangen  worden,  umb  einen 
halben  reichsthaler  kaufen,  das  doch  mehr  dann  wolfeil  ist. 

Nach  gehaltener  malzeüt  und  gehörter  prödig  fueren  wür 
von  do  hünweg  noch  4  meil,  kamen  des  abents  in  ein  dorf,  zum 
Büzekrug  genannt,  in  Gassuben  gelegen,  aldo  wür  düe  nacht 
bliben,  sein  des  tags  auch  8  meil  gereisett. 

Denn  23  düs  morgens  früeh  hünweg,  und  kamen  vormittag 
in  ein  stättlin,  zur  Lawenburg  genannt,  ein  alt  unlustig  wesen, 
düe  hauptstatt  in  Gassuben,  ein  sondere  sprach,  bös  volckh, 
vil  holz  undt  wehnig  erbauen  landt,  gübt  vül  adels,  aber  arm, 
soll  wol  ein  edlmann  dem  pflüg  nachgehn.  Und  ist  nicht  am 
sichersten  hüeromber,  werden,  vül  steinene  creüz  und  stein- 


94 

häufen  mütt  holz  bedöct  gesehen,  wölches  ein  mörckhzeichen 
der  ermördten  und  umbgebrachten  personen:  dann  düse  gogne 
taugenlich  zum  rauben  und  stehlen,  umbwüUen  es  vil  wäldt. 
Kamen  des  abents  in  ein  dorf,  Gostantin  genant,  in  Preüssen 
gelegen,  under  dem  könig  us  Poln;  8  meil  vom  andern  nacht- 
läger. 

Denn  24  düs  des  morgens  friieh  Ton  do  hünweg,  noch 
mehrtheil  holz,  und  so  mann  uf  1  meil  wegs  nahent  gehn  Dan- 
zig  kompt,  hat  es  ein  schön  closter  nicht  fern  von  der  Strassen 
zur  linkhen  handt  lügenn,  zur  Ollif  genant,  von  schönem  und 
lustiger  landtschafft  umbher,  neben  stattlichem  intrada,  dann 
es  ein  gefürst  closter.  Kamen  des  tags  bey  gueter  zeütt  gehn 
Danzüg,  6  meil  vom  andern  nachtläger. 

Danzüg  ist  düe  principalstatt  im  landt  zu  Preüssen,  haben 
denn  könig  us  Poln  zum  schuzherrn,  sommerszeütt  ein  kurz- 
weilig lustig  orth  wegen  des  wassers,  auch  ein  sehr  vöste  statt, 
onangesehen  2  hohe  berg  nahent  darfor  nicht  eines  büchsnschus 
weytt,  uf  wölchen  mann  gainz  bereitt  in  düe  statt  sehen  n^ag. 
Würt  der  eine  Hagelsberg,  der  ander  Büschofsberg  genant, 
uf  wölchem  könig  Stephan  in  Poln  mütt  seinem  krüegsvolckh 
gelegen,  als  er  düe  statt  Dannzüg  belagerte;  kondte  doch  mütt 
schiessen  ihnen  am  wehnigsten  keinen  abbruch  thuen,  dann 
düe  kugeln  eintwöders  iber  düe  statt  oder  aber  in  düe  wähl 
güengen,  das  ich  wol  meldenn  mag,  an  keinem  ort  derogleichen 
wähl  gesehen  habe,  von  höhe,  gröse  und  dickhe  gleich  als  düe 
berg,  und  sein  solche  wähl  gögen  obgemelten  zweyen  bergen 
erbauen.  Uf  der  andern  seytten  der  statt  kan  maus  in  das 
wasser  sezen,  dann  süe  ein  wasser,  so  durch  düe  statt  laufft, 
düe  Mottlau  genant,  und  dann  noch  ein  anders,  hart  an  der 
statt,  düe  Weichs].  Ein  stattlicher  Aus,  kompt  aus  Poln,  und 
lauft  düe  Motlau  gleich  vor  der  statt  in  düe  Weichsl,  aldo  süe 
denn  namen  verliert,  und  die  Weichsl  uf  ein  stundt  von  der 
statt  in  düe  Ostseh  kompt.  Hart  an  der  rechten  handt,  do 
mann  in  düe  seh  kompt,  hat  es  ein  dein  haus  mitt  kriegsvolckh 
beseztt,  und  ist  solches  in  die  ronde  erbauen,  der  statt  Dannzig 
gehörig,  wölches  denn  hafen  oder  infart  us  der  seh  in  die  Weich- 
sel verwacht  oder  beschizt,  wüe  sich  dann  obgemelter  könig 
aus  Poln  sehr  umb  düs  haus  bemieth,  aber  doch  nichts  dorfür 


95 

nsrichten  möchte:  zu  besorgen,  do  ers  bekommen,  es  wurde 
der  statt  zu  grosem  nachtheil  geraten  sein.  Oemelte  statt 
hat  grosse  handlung  mitt  kom,  derogleichen  nicht  bald  ein 
statt  gefunden  würt,  do  mehr  getreydt  hin  kompt,  mehrtheils. 
uf  der  Weichsl  aus  dem  königreich  Poln  hingebracht.  Es 
begibt  sich  auch  wol,  dass  eines  tags  50  in  60,  wehniger  wol 
mehr  schif  zumal  us  Hollandt  mitt  gutem  wind  do  ankommen, 
wölche  alle  getreüdt  do  laden.  Nun  hat  es  düe  gelegenheit,  das 
kein  schiflfer  noch  anderer  frembder  macht  hat,  einig  kom  von 
einem  Poln  zu  kaufen,  sondern  der  Polac  mues  es  zuvor  einem 
burger  verkaufen,  welches  der  burger  zuvor  und  eh  ers  wider 
einem  frembden  verkaufen  darf,  uf  die  büne  oder  scheirinn 
tragen  und  schitten  mues  lassen,  wtie  es  dann  uf  der  einen 
seytten  hart  über  dem  wasser  der  Mottlau  den  langen  weeg 
lautter  Speicher  oder  kornheiser  hat,  do  manich  haus  7  bis  8  in 
9  bünen  ob  einander  hatt,  uf  wölchen  mörcklich  vtil  getreidt 
ligtt;  und  köndten  sich  düe  schiff  ganz  in  die  statt  hinein  legen, 
hart  für  düe  Speicher.  Was  aber  wenig  grosse  schiff  sein,  könden 
nicht  vöUiglichen  laden  von  wegen  seiche  des  wassers;  müessen 
erst  in  der  seh  vollend  laden,  sonderlichen  düe  schiff,  so  nach 
Spania  undt  Portugal  segeln. 

Es  würt  alhüe  gut  büer  gebrauen  und  under  denn  sehstötti- 
schen  für  das  höchste  und  böste  geacht.    Man  fündt  alt  hier 
von  öttlich  jaren  her,  wölches  so  dickh,  das  es  aller  clebt,  das 
heist  mann  preüssen.    Es  hat  aldo  ein  feine  bruderschafb  oder 
zusamenkunfft,  wölches  der  hoof  genant  würt,   ein  schönerr 
groser  sahl  neben  dem  marct  gelegen,  do  sich  täglich  so  wol  von 
frembden  als  von  burgern,  wölche  düe  bruderschafft  erkaufft, 
versammeln  und  zusamen  kommen;  wüe  dann  gemelt  ort  seine 
underschidliche  und  sonderbare  benamsete  banckh  hat,  als  düe 
libische  banckh,  düe  hamburger  banckh,  und  wüe  süe  ire  namen 
haben.  Gemelte  bruderschaft  kan,  er  sye  burger  oder  frembder, 
mann  oder  jung  gesell,  wann  er  erlichs  herkommens  ist,  umb 
einen  gülden  erkaufen,  als  dann  er  zu  einem  bruder  ufgenommen, 
AB  und  ingeschriben  würt;  zu  wölcher  banckh  oder  ort  ime  ge- 
liebt, mag  er  sich  hernach  täglich  dohün  verfüegen,  dann  umb 
^  Tihr  nach  mittag  zu  trinckhen  ufgetragen  württ  büs  gögen 
abent  zu  6  ühr,  und  nach  dem  na<;htessen  von  achtt  büs  zehen 


1 


96 

uhr  wüderomb  zu  trinckhen  geben  würt;  mag  einer  sovil  bier 
trinckhen,  als  er  kan,  gübt  er  zwen  polnische  groschen,  unser 
ininz  4  kreuzer.  So  dann  einer  yon  gedachter  bruderschaft  mitt 
todt  abgeth  und  er  das  vermögen  nicht  hat,  der  gebür  nach  sich 
zu  der  erden  bestatten,  ist  dtie  bruderschafft  verpflicht,  in  erlich 
za  begraben  lasen,  als  auch  beschicht.  Sonsten  ist  gemelte  statt 
zimlich  gros  in  der  rincmaur  begriffen,  hat  drey  underschidliche 
vorstött,  düe  ein  gögen  Königsperg,  wölche  hart  an  der  statt, 
düe  andere  zwo  aber  uff  ein  büchsnschuß  weytt  dovon :  due  eine, 
Schottlandt  genant,  wölche  ganz  ney  erbaut,  dann  süe  der  könig 
US  Poln  im  krüeg  aller  verborgt  undt  abgebrandt,  lauft  zu  mitten 
ein  fliesender  bach  durch  nach  der  statt  zue,  mehrtheils  mit 
haudtwerkhsleitten  bewohnet,  sonderlichen  vil  niderlendisch 
schuchmacher,  wüe  dann  auch  in  der  statt  vil  Niderlender, 
wölche  aldo  sesshaft  und  burger  sein.  Düe  dritte  vorstatt  wüert 
genant  düe  Schidliz,  auch  mehrtheils  mitt  niderlendisehem 
volckh  bewohnet,  hat  zu  beden  theilen  schöne  gärten  und  hipsche 
lustheiser,  so  denn  burgern  gehörig,  solches  alles  ist  erst  nach 
dem  krüeg  wider  erbauen  worden,  dann  es  gleichförmig  all  ver- 
wüest  und  verdörbt  gewesen. 

Es  ist  sonsten  hüeromber  ein  kurzweilig  ort,  schöne  land- 
schafit,  usser  der  statt  lustige  heyser  und  ligende  gtietter,  in 
der  statt  dapfere  mannschafft,  und  gehn  düe  weyber  sehr  züer- 
lich  in  der  kleüdung,  wüe  süe  sich  dann  wol  iü  düe  hofart  richten 
und  schicken  könden.  Und  weyl  sommerszeüt  täglich  schiff  do 
an  kommen,  hört  mann  immerzu  was  neyes;  es  hat  auch  ein 
schön  werckh  einer  orgl,  so  eben,  als  ich  do  wahr,  zum  ende 
gebracht  und  zum  ersten  mal  geschlagen  wurde.  Strackhs  gögen 
gemelter  kürchen  ober  hatte  ich  mein  herberg,  bey  einem 
Niderlender,  von  Denen ter  bürtig,  der  zeütt  burger  und  seshaft 
aldo,  mütt  namen  Johannes  de  Rad,  ein  ehrliebender  mann, 
bey  wölchem  ich  wol  tractirtt,  rein  und  seüberlich  gekocht  und 
mür  für  mein  gelt  alles  liebs  und  guets  wüderfahren,  wüewol  er 
ein  kaufmann  und  nicht  ein  o&e  herberg  höllt,  dann  allein 
für  guete  bekanten,  wie  ich  dann  mitt  zweyen  Niderlendem 
von  Stöttin  ab  reysendt  dohün  kommen.  Es  würt  sommers- 
zeüt vül  und  mancherley  büer  do  gefunden,  so  von  uslendi- 
schen  orthen  dohün  gebracht  wüert;  wüe  ich  von  gedachtem 


97 

meinem  wüert  verstandenn ,  solle  ob  düe  20erley  büer  zu 
bekommen  sein. 

Bün  zu  Danzig  12  tag  stüllgelegen  und  verreyset  von  do 
den  6  tag  des  monats  Juny  zu  gutschen  hünweg,  neben  zweyen 
Englischen ;  hat  es  auf  3  meil  von  der  statt  ein  yberfahrtt  yber 
den  Aus,  düe  Weichsl  genant.  Als  wür  nun  nahent  zu  dem  nacht- 
läger  reichten,  würft  oder  follt  düe  gutschen  iber  düe  Spöckh 
hünunder  (doromb  eylen  nicht  allzeüt  fördert).  Solches  beschahe 
durch  schnelles  fahren,  do  wür  hernach  noch  sovil  zeütt  ver- 
sompten,  als  do  er  gleich  gemach  gefahrenn.  Kamen  des  abents 
gehnMelbing,  einstättlin  inPreüssenn  under  dem  könig  us  Poln, 
hart  an  der  seh  gelegen,  dein  doch  wol  beföstigt,  wohnen  vil 
englische  kaufleüt  do,  wölche  ihr  handlung  mütt  thuch  gehn 
Dannzig,  in  Poln  und  andern  orten  haben,  und  ist  gemelt  stättKn 
10  meil  wegs  von  Danzig. 

Melbing,  ein  stättlin  inPreyssen  under  dem  könig  ausPolu, 
hartt  an  der  seh  gelegen,  dein  aber  vöst,  wüe  ich  dann  denn 
7  do  stüll  gelegen,  denn  8  düs  auf  einer  gutschen  von  do  hün- 
weg, neben  einem  Preüssen  und  zweyen  Schlösiern,  und  kamen 
des  müttags  in  ein  stättlin,  Braunsperg  genant,  auch  in  Preüssen 
und  under  der  cron  Poln.  Uf  denn  abent  kamen  wür  in  ein 
dorf ,  Brandenburg  genannt,  unter  dem  mar^raven  von  Branden- 
burg oder  Anspach,  wölches  11  meil  von  Melbing,  hat  hüe- 
romben  eben  weg,  schöne  und  lustige  landtschaÖt. 

Denn  9  düs  früeh  von  do  hünweg,  kamen  düsen  morgen 
bey  guter  zeüt  gehn  Köngsperg,  3  meil  vom  nachtläger,  ein 
grose  aber  am  wehnigsten  beföstigte  statt,  und  ist  solche  in 
drey  underschüdliche  theil  oder  statt  abgesondert:  als  düe  eine 
wüert  genant  die  alte  statt;  düe  ander  der  Kneiphof;  düe  dritte 
Löbenit;  hat  yede  einen  sondern  rath  und  besonder  halsgericht. 
Zu  Köngsperg  ist  zu  sehen  des  margraven  schloß,  wölches  gros 
und  weütt  begriffen ,  von  altem  gebey ,  do  selbstn  yezigerr  zeüt 
margraf  Jeörg  Früderich  von  Anspach  hof  holt.  Nebenn  andern 
wurde  ein  gros  gebey  in  gemeltem  schloß  angefangen,  so  albereit 
zimlich  hoch  ufgebauen,  und  soll  unden  uf  der  erden,  das  ist 
zu  gleichem  boden,  ein  zeüghaus,  in  der  mitten  ein  kirch  gebey, 
alber eyt  zum  andern  mahl  ingevallen:  villeicht,  das  es  nicht  in 
ein  corpus  wöU  begriffen  sein. 

Kiechel.  7 


98 

Es  hat  ein  wasser  hart  an  der  statt,  wölchs  auch  öttlich- 
mal  durch  düe  statt  left,  düeBregl  genannt,  kompt  usLittauenn, 
uf  wölchem  fluß  auch  vil  körn  dohün  gebracht  würt,  iedoch  der 
statt  Dtonzüg  wegen  der  kornhandlung  am  wehnigsten  zu  ver- 
gleichen, und  könden  düe  schif  sich  gar  in  düe  statt  legen;  was 
nicht  grose  schif  sein,  könd«n  do  laden;  und  kompt  düs  wasser 
wehnig  meil  von  der  statt  in  düe  Ostseh. 

Umb  gemelte  gögne  auf  öttUch  meil  wegs  langst  der  Ostsee 
fündet  mann  denn  börnstein,  wölchen  wür  augstein  nennen; 
denn  würft  das  möhr  an  das  gestadt  oder  ufer.  Solcherr  kompt 
dem  margraven  zue,  dorus  järlich  gros  gelt  erlöst  wüert,  dann 
er  hün  wüder  gefüert  und  dessen  vil  in  düe  Türckhey  kompt: 
so  ist  es  bey  leibstraf  verbotten,  das  usserhalb  derer  verord- 
neten leütten  niemandt  aufhöben  noch  denselbigen  samlen  mag. 

Bün  zu  Köngsperg  11  tag  stillgelegen,  umbwillen  eben  ir 
jahrmarct  gewesen,  und  ich  kein  gelegenheüt  oder  gesellschaft 
kriegen  mochte  büs  zu  ausgang  desselbigen,  wüe  ich  dann  gennz- 
liehen  änderst  nicht  vermeint,  ich  hette  das  füeber  am  halls, 
umbwillen  mich  in  einem  gehen  ein  frost,  költe  und  Unwillen 
anstiesse,  das  ich  mich  zu  bött  legen  mueste;  aber  gott  gedanct 
bessert  es  sich  gleich  des  andern  tags.  Ich  lag  zu  herberg  zur 
güldine  cron,  wölches  ein  unlustig  haushalten,  garstig  und  un- 
rein gekocht  worden ,  dovon  ich  einen  Unwillen  bekäme. 

In  der  thumkürchen  ist  zu  sehen  das  epitaphium  marg- 
graven  Albrechts  löblicher  gedächtnus,  wüe  auch  des  yezigen 
herren  margrauen  Jeörg  Friderich,  bede  stattlich  und  züerlich. 

Denn  21  Juny  reüset  ich  mitt  einem  Lüttauer  von  Grodnau, 
des  name  ist  Hanns  Hülcowüz,  ein  kaufmann  und  würt,  auf 
seiner  gutschen  hünweg;  der  hatte  seinen  eignen  gutseher  undt 
pferdt.  Sasen  nun  wür  bede  uf  der  gutschen,  gleich wol  er 
öttlich  thuch  und  andere  wahren,  so  er  inkauft,  mittfüert; 
kamen  des  abents  in  ein  dorf,  Lagarben  genant,  noch  in 
Preüssenn  und  under  dem  margraven  gelegen ,  aber  mann  redt 
nicht  mer  theütsch,  sondern  lüttauisch  doselbst,  ist  von  Königs- 
perg  9  meil. 

Denn  22  düs  des  morgens  früeh  von  do  hünweg,  hatten 
gueten  weeg,  dann  es  aller  blatt  landt,'  truckhen  wetter  und 
sehr  warm  wahr,  das  ich  mich  der  hüz  halber  verwundert,  un- 


99 

angesehen  es  mehr  theils  wäld  und  holz  hat,  daß  mann  wehnig 
an  düe  sonnen  kompt.  Fuehren  des  tags  10  meil,  kamen  in  ein 
dorf  Schilaschach  genant,  aldo  es  lüttauisch,  wölches  ein  be- 
sondere sprach,  under  dem  königreich  Poln. 

Denn  23  düs  früeh  mitt  dem  tag  hünweg,  fuehren  etwan 
büs  9  uhren  vor  mittags,  eh  düe  hüz  herbey  kam,  aldo  wir  in 
einem  fleckhen  ausspanten  und  büs  uf  denn  abent  ohngevar  zu 
7  uhr  do  verbliben ;  dann  des  vorigen  tags  düe  pfei*t  offtermalen 
nicht  mehr  fort  weiten ,  das  süe  von  der  grossen  hüz  aller  matt 
wurden;  zu  dem  bisen  süe  düe  grosen  brömen  oder  flüegen  sehr 
hart  Des  abents,  als  düe  hüz  füriber,  fuehren  wür  von  do 
hünweg  und  reüseten  düe  ganze  nacht,  weil  der  weg  gut  und 
eben  landt  hat,  kamen  denn  24  ettwann  bey  4  stund  in  tag  in 
ein  offen  stättlin  in  Lüttauen,  Augusto  genant,  wölches  11  meil, 
dovon  wür  den  23  dito  des  morgens  verreiset.  Aldo  ruehweten 
wür  und  äsen  alsdann  zu  mittag,  bliben  büs  uf  denn  abent, 
gögen  der  nacht  zogen  wür  von  do  hünweg,  fuehren  düe  ganze 
nacht,  hat  es  einenn  waldt  6  meil  lanng,  doz wischen  kein  haus 
noch  herberg;  aber  gleich  für  dem  wald  draussen  hat  es  einen 
kmeg  oder  einzechtig  würtshaus,  dohün  wür  ettwan  bey  2  stund 
in  tag  kamen  und  düe  pferd  füeterten;  von  do  hatten  wüer  noch 
4  meil  zu  fahren.  Saumbten  unns  nicht  lanng,  dann  es  wahr 
nichts  zu  essen  vorhanden ,  und  geschach  denn  pferten  hüz  hal- 
berr  weh,  dann  es  tüefen  sandt;  kamen  also  denn  25  düs  bey 
guter  zeütt  gehn  Grodnau,  ein  ofne  statt,  sonder  mauren,  left 
hart  ein  wasser  fürbey,  die  Memel  genant,  geth  nach  Caun,  ein 
statt  in  Lüttauen,  mag  mann  uf  gemeltem  wasser  umb  Köngs- 
perg  komen.  Es  hat  kön.  Majestät  us  Poln  ein  haus  in  gemeltem 
stättlin  Grodnau,  so  er  von  neyem  hat  lassen  bauen,  wüe  es 
dann  noch  nicht  zum  ende  gebracht  war,  und  holt  sich  der  könig 
vü  aldo,  umbwillen  es  ein  sehr  schöne  gelegenheit  zum  jagen, 
zu  dem  ir  Majestät  sonderlich  geneigt  grosen  lust  und  willen 
haben,  das  er  manigmal  innerhalb  acht  tagen  nicht  in  düe  statt 
kompt. 

Denn  26  düs,  wölches  wahr  ein  sonntag,  sähe  ich  kön,  Ma- 
jestät Stephanus  aus  Poln  zu  Grodna  vom  schloß  büs  zu  der 
kürchen  reitten,  wölches  ein  ansehenlicher  herr  von  person, 
&uch  lanng  und  starckh,  das  mann  under  vülen  seines  gleichen 

7* 


100 

nicht  fänden  noch  sehen  solle,  in  der  kleidung  des  landts  ge- 
brauch nach  gezieret,  neben  einem  deinen  polnischen  hüetlin, 
uf  wölchem  er  einen  dickhen  federbusch  von  schwarzen  reigem; 
wann  er  nun  reut,  beschicht  es  mitt  grosem  trionph,  herligkeut 
und  pracht,  reitten  vor  und  nach  ime  vil  stattlicher  herm,  ritter 
und  adelspersonen,  neben  seinen  guardi,  wölche  uf  beden 
seitten  der  Strassen  vom  schloß  an  büs  zu  der  kürchen  ein  mann 
an  dem  andern  stunde.  Das  sein  husar  und  heuducken,  mechtig 
bös  volckh;  es  werden  vil  schöner,  subtiler  und  züerlicher  pfert 
gesehen,  mütt  köstlichem  zeug  und  geschmuckh,  wüe  dann  düe 
Polackhen  grosen  pracht  und  costen  doruf  wenden.  Ich  kam  in 
düe  kürchen ,  in  wölcher  mann  kön.  Majestät  predigte  in  launi- 
scher sprach,  ein  ganze  stund  lanng,  und  als  der  könig  wüder  nach 
dem  schloss  ritte,  sähe  ich,  das  der  Scotus,  der  künstler,  wölcher 
dozumal  aldo  gewesen  und  hün  und  wider  zimlicher  massen  v\rol  be- 
kant,  in  dem  andern  (glied)  vor  ihr  Majestät  herritte,  wölches  ein 
anzeigung,  das  er  in  grossen  gnaden  bey  dem  könig  sein  mues. 
Denn  27  düs^  des  morgens  früeh  zöge  der  könig  von  Grodna 
hünweg  uf  das  jagen ,  dann  er  gemeinglich  nun  denn  sontag  aldo 
verharret,  wölchen  tag  er  audientz  gübt,  nach  dem  dann  düe 
partheyen  sein,  und  erhueb  sich  gemelten  tag  umb  vesperzeit 
ein  brunst  oder  feyr  in  dessen  obgemelten  Scoti  losament,  das 
dann  hart  am  schloß  herausser  oder  im  vorhof  war,  das  mann 
stürm  begeth  zu  leüthen,  gübt  ein  gros  gelef,  das  mann  erst- 
liehen  nicht  weüst,  was  es  zue  bedeütten.  Wüe  ich  dann  auch 
neben  anderm  volckh  dem  schloß  zuegeloffen,  sühe  ich,  das  es 
brinnt  und  das  feyr  albereüt  durch  das  dach  auschlechtt,  das 
wegen  der  hüz,  raach  und  dampf  niemand  dobey  dauren  mag. 
Als  es  nun  in  vollem  brennen,  steigt  der  Scotus  durch  dach 
hinuf,  als  bald  ist  das  feur  gelöscht  und  gedempft,  sonder  wasser 
oder  einiges  handanlegen,  dorab  sich  möniglich  verwundert: 
dann  als  der  raach  was  wehnigs  fürbey  kam,  sähe  mann  denn 
vilgemelten  Scotus  oben  im  dach.  Do  dann  solches  feür  durch 
denn  wündt  solte  in  düe  statt  kommen  sein,  hette  dordurch  wol 
düe  statt  könden  abbrönnen,  dann  virehnig  steinerne  heyser, 
aller  nun  von  holz  erbauen,  düe  tach  gleichförmig  durchaus 
mitt  schindlin  bedöckt,  wüe  auch  das  dach  von  der  grossen 
kürchen ,  wüe  wol  sonsten  kein  kirch  do  gesehen. 


101 

Denn  28  düsf  zu  abent  nach  dem  nachtessen  von  Grodna 
hünweg  mütt  einem  Tarter,  der  hatte  ein  elend  pfert  an  einer 
coless.  Diser  Datter  oder  Tartarn  hat  er  sehr  vil  im  landt  woh- 
nen, wölche  denn  mehrern  theil  fuerleüt  sein,  so  düe  leitt  wüe 
auch  düe  güetter  mitt  geringem  costen  hünwüder  füehren.  Zu- 
vor und  eh  ich  weitter  schreitte,  mues  ich  ein  wenig  meidung 
thuen,  was  düse  coless  für  wägen  seyen,  auch  von  der  rüstung, 
wölche  süe  zu  ihren  pferten  gebrauchen.  Ein  coless  ist  ein 
klein,  enng  wegelin,  doran  nicht  mehr  dann  ein  pfert  gespannt 
würt,  nemmen  auch  nicht  mehr  dann  ein  person  uf  yede  coless. 
Und  sein  düse  wägen  nicht  iber  einen  mann  lanng  ongefahr  in 
die  7  schuch,  das  sich  einer  düe  nacht  doruf  legen  und  ströckhen 
kann,  hatt  4  röder,  yedes  nun  von  einem  gleich  gemacht,  das 
ist  ein  starcke  wüd  von  einem  zechen  holz,  das  sich  in  düe  ronde 
büegen  lest,  und  gehn  düe  reder  bey  einer  zwerchhandt  nicht 
zusammen ,  und  ist  an  der  ganzen  coless  oder  wagen,  wüe  auch 
des  pferts  zäum  undt  seiner  rüstung  durchaus  kein  nagel  noch 
eyse,  auch  nichts  von  seyl  noch  leder,  sondern  der  wagen  von 
holz,  des  pferts  zeug  aber  oder  rüstung  ist  von  hast  geflochten, 
wüe  es  dann  sonderlichen  vil  bom  gübt  in  disem  landt  von 
zechem  holz,  das  ein  Littau  sich  uf  einen  bom  sezt,  macht  ime 
selber  uf  dem  bom  ein  par  schuch  und  ein  ganze  rüstung,  dorahn 
das  pfert  pflegt  zu  züehen.  Solches  alles  wüert  von  hast  ge- 
macht und  zusammen  geflochten.  Domitt  ich  wider  zu  meiner 
reys  schreitte,  kamen  wüer  b^y  3  stundt  in  düe  nacht  in  ein 
dorff,  Ostscha  genanntt,  wölches  von  Grodna  2  meil. 

Denn  29  düs  früeh  mütt  dem  tag  hünweg,  wüe  dann  gemelte 
Tartaren  des  mittags  nicht  füetern,  derowegen  von  nöthen  sein 
will,  es  habe  einer  proviant  bey  sich;  do  süe  ettwan  in  ein  holz 
oder  uf  einen  grünenen  plaz  kommen,  spannen. süe  das  pfert  aus 
und  lasen  es  grasen,  wüe  auch  sommers  zeütt  düe  nacht,  das 
süe  vilmahln  zu  feldt  lügen:  wann  es  nun  truckhen  wetter,  lügt 
einer  uf  die  coless  oder  wagen;  ist  es  regen  wetter,  legt  sich 
einen  under  den  wagen,  oder  wüe  er  sich  sonsten  am  besten 
behelfen  kahn.  Nun  kundte  ich  mitt  meinem  Tartar  nicht  reden, 
und  war  sonsten  noch  ein  andere  coless,  doruf  ein  polnischer 
Studiosus  fuehr,  gögcn  wölchem  ich  abermahln  mein  latin  ge- 
brauchen mueste,  und  kamen  disen  abent  in  ein  ofl^en  stattlin. 


102 

Meretsch  genant,  10  meil  von  dem  dorf,  dovon  wür  des  morgens 
reyseten.  Kondten  aldo  düe  nacht  nirgendt  underkomen,  dan 
der  krug  oder  das  würtshaus  aller  voll  volckh  und  poUuischer 
edelleütt  w^ahr,  v^üe  ich  dann  auch  dise  nacht  im  hof  verlüeb 
genommen  und  uQgessen  schlafen  göhn  mueste. 

Denn  30  und  lotsten  düs  monats  reyseten  wüer  früh  mor- 
gens do  hünweg,  und  als  wür  ein  meil  ohngevahr  in  das  feldt 
kahmen,  fort  der  herr  des  gemelten  stättlin  uf  einer  gutschenn 
gögen  unns,  an  vv^ölcher  er  6  pfett  züehen  hatte,  und  doneben  in 
düe  20  reysiger  pfert,  der  jagte  im  feldt  mitt  öttlichen  hunden, 
und  wne  er  zu  unns  kam,  hües  er  unns  stillhalten,  fregt  mich 
uf  polnisch,  verehr  und  woher  ich  seye,  auch  wohin  ich  züehen 
wolle,  wölches  ich  dann  am  wehnigsten  verstünde;  in  dem  rueft 
er  einem  seiner  düener,  der  kundte  guet  teülsch,  wölchem  ich 
nun  guet  antwort  gab,  doruf  er  unna  lies  fortfahren.  Als  wüer 
uf  2  oder  3  rohrschiß  fortkahmen,  rennt  vorgemelter  düener 
schnell  zu  unns,  sagt  wüder  mich,  was  düs  für  ein  unverstandene 
weüs  seye,  mitt  einem  so  grosen  herrn  zu  reden  und  nicht  vom 
wagen  herunder  steign,  wölches  denn  herrn  verschmacht;  sagt 
dobey,  er  habe  bevelch  von  seinem  herren,  er  solle  mich  von 
der  coless  herabschlagen;  iber  wölche  reden  ich  als  bald  selber 
herunder  gestigen,  bathe  denn  diener  hoch  umb  Verzeihung,  ich 
habe  nicht  gewust,  das  es  gebreichig,  wann  einer  einem  im  feldt 
begögnet,  das  er  deß wegen  absteige,  redet  mich  also  uf  das 
füeglichst  aus,  so  ich  kondte,  gäbe  dem  diener  die  beste  wort, 
dann  ich  fürchtet  meiner  haut,  zog  demietiglichen  neben  dem 
wagen  beer,  büs  er  von  mür  kam.  Dann  düe  polackhen  ohne 
das  ein  stolz,  hoch  und  ibermietig  volckh,  sonderlichen  uf  dem 
ihren  oder  wo  süe  zu  gebüeten  haben.  Ob  nun  der  düener  solches 
für  sich  selb  oder  aus  seines  herrn  bevelch  gethon,  kan  ich 
nicht  wissen,  düe  zeütt  war  müer  sehr  lanng,  eh  ich  süe  fürbey 
kam.  üf  den  abent  legerten  wür  unns  bey  einem  bach,  und 
liesen  düe  fuehrleüt  ihre  pfert  weiden  und  düe  ganze  nacht  im 
gras  laufenn;  wüer  aber  machten  ein  gut  feür  und  legerten  unns 
dobey. 

Früeh  morgens  reyseten  wür  von  do  hünweg  und  so  mann 
bey  3  stund  nahent  der  statt  Vilna  oder  Wülde  kompt,  hat  es 
einen  hesslichen  wald  und  ein  sehr  hohe  steüg  hinunder;  als- 


103 

dann  mann  in  ein  langes  thal  kompt,  in  wölchem  vil  fleckhen 
und  dörfer,  derer  es  düe  30  sein  sollen,  durchaus  von  Tartaren 
bewohnet;  düe  sein  in  des  königs  aus  Poln  besoldung,  wan  er  ir 
bedarf  oder  begert,  miessen  sich  in  krieg  gebrauchen  lassen. 

Gemelte  nation  ist  ein  hart,  grob  und  daurhafft  volckh,  das 
sich  ringfüeg  erneret.  Wann  süe  ein  alt  pfert  haben,  das  nicht 
mehr  zue  gebrauchen  oder  schaffen  mag,  reit  es  einer  1  stund 
oder  2,  büs  es  erwärmet,  oder  so  sehr  schwizt,  das  ime  der 
feim  ausgöth;  als  dann  steckhen  süe  ime  die  gurgl  ab,  schlach- 
tens  und  essens,  gleichsam  sowol  dorob  leben,  als  wür  ob  einem 
ochsen  oder  irgend  einem  andern  thüre;  si  leben  halt  ganz 
elendiglüchen. 

Von  gemeltem  dörfern  ist  noch  2  meil  in  düe  statt,  dohün 
ich  an  dem  primo  July  bey  gueter  zeütt  käme;  ist  von  dem 
stättlin  Meretsch  büs  hüeher  in  die  statt  Vilna  oder  Wülde  14 
meil.  Düses  ist  due  principal  und  hauptstatt  in  Littauen,  wölchs 
landt  ein  groöherzogthomb  genant  würt,  wüe  es  dann  auch  son- 
derbare herzog  hat,  ist  doch  das  landt  under  dem  schuz  der 
cron  Poln,  ein  sehr  grose,  weütlefige,  ibelerbaute  unndt  am 
wehnigsten  beföstigte  statt,  wüe  dann  einer  bey  nacht  wol  aus 
der  statt  kommen  kann.  Düe  heyser  sein  ingemein  aller  von 
holz  erbauen  und  mitt  brittem  bedöct,  usgenommenen  2  düe 
füröembsten  Strassen  oder  gassen,  in  wölchen  mehrertheils 
Teütsche.als  kaufleüt  und  andere  wohnen,  wüe  sie  dann  auch  ir 
sondere  kürchen  und  pastorem,  wölchen  süe  under  einander 
besolden,  haben.  Neben  denn  Martinisten  hat  es  noch  vilerley 
religionen  und  secten,  wölche  alle  ihre  kürchen  und  öffentliche 
exercitia  haben,  als  Papisten,  Calvinisten,  Jesuitten,  Reüssen 
oder  Moscowitter,  Wüdertaufer,  Zwinglianer  und  Juden,  wölche 
auch  ir  sinagog  und  Zusammenkunft  haben;  dann  sein  auch  düe 
heüden  oder  Tartarn,  wüe  dann  alle  religionen,  rotten  und  secten 
hbertatem  conscientiae  haben,  dorahn  niemandt  verhündert  würt. 

Es  ist  wolfeil  und  guts  kaufs  do  zu  leben,  was  das  essen 
undt  büer  zu  trinckhen  anlangtt,  sonderlichen  federwildbreth 
gibt  es  sehr  vil,  rebhöner  wehnig,  aber  haselhöner  gült  eines 
ein  polnischen  groschen,  bey  2  kreuzer  unserer  münz;  ein  haas 
in  5  kreuzer,  ein  aur  oder  berghan  bey  9  in  .10  kreuzer.  Als 
mür  aber  mein  wärt  anzeügt,  das  winters  zeüt  düe  vile  gefangen 


104 

wuert,  ofteimaln  eio  reb  oder  haslhon  nun  ein  pelicz,  das  ist 
1  kreuzer  giltt,  ein  haas  3Vs  in  ^  kreozer  galt;  beschicht 
auch  wünters  zeütt,  wann  es  kalt  wetter,  das  düe  vile  gefangen 
wurt,  düe  reb  oder  haslhöner  wüe  auch  aur  und  berghanen  bäs 
gen  Eönigsperg  und  Dannzig  gefuert  werden.  Und  sein  düe 
hasen  alhüe  wüe  auch  in  Schwöden  und  andern  mehr  orten 
wünterszeüt  ganz  weüs.  Ittem  ein  huen  gilt  anderthalb  in  2  kreu- 
zer, ein  alt  huen  4  in  5  kreuzer;  was  fleisch;  als  runder,  kölber, 
schaf  und  derogleichen  anlangt,  ist  alles  düe  menge  vorhanden, 
wüe  auch  das  getreid  oder  körn  auch  guets  kaufs  ist;  von  visch 
gibt  es  wehnig,  dan  es  ein  dein  fliesennd  wasser,  wölches  in  der 
statt  gleich  hart  an  dem  schloß  hinlauft,  düe  Yilna  genant,  wärt 
der  statt  nach  benamset. 

Das  schloß  ist  gros  und  weytt  begriffen  von  altem  gebeye; 
in  dem  selbigen  ein  schöne,  große  kürchen,  an  gemeltem  schloß 
noch  ein  ney  gebey,  wölches  ich  nicht  änderst  dann  von  aussen 
gesehen;  solle  inwendig  schön  sein,  wüe  es  dann  wol  scheint, 
dann  es  sonsten  ingemein  schlechte  gebey  gibt. 

Das  getranckh  betreffend,  gübt  es  schlimm  wasser,  schlecht 
und  gering  büer,  so  im  landt  gebrauen,  aber  sehr  gueten  mäth, 
wölcher  weyt  an  andere  ort  hünwüder  gefuert  wüertt;  mann 
bekombt  auch  reinisch  und  ungarische  wein,  aber  sehr  theyer, 
dann  süe  mütt  grosem  costen  dohün  gebracht  werden. 

Es  gübt  ein  grose  bereittung  des  sehmischen  läders  von 
bockhs  und  elents  heütt,  wölche  aus  Lüfiand,  der  Moscau  und 
andern  orten  düe  vile  dohün  gebracht  werden;  und  sein  aller 
teütsche  meister,  due  süe  zuerichten  und  bereitten,  denn 
mereren  theil  Schlösier,  halten  steif  uf  ihre  alte  freyheitten, 
dann  derer  meister  keiner  macht  hat,  einen  Poln  oder  Littauen 
das  handtwerckh  zu  lernen,  domitt  es  inen  nicht  entzogen 
werde;  gesellen  und  jungen,  düe  süe  haben,  müessen  alle  Teüt- 
sche sein.  Es  gibt  sonsten  nicht  sonders  grosse  handlung,  wüert 
vil  und  mechtig  schönerr  flachs  bei  inen  gezogen,  wüe  dann  vil 
gahrn  von  do  umb  Nürnberg  versant  würt. 

Ich  bün  zu  Vilna  oder  zur  Wülde  1 1  tag  stüUgelegen  bey 
einem  Teütschen,  der  ein  würt  oder  gastgeb,  mütt  namen  Anthoni 
von  Leipzüg.  Zwischen  der  zeütt  trachtet  ich  nach  gelegenheüt, 
in  Lüeflandt  zu  reüsenn,  und  bekam  einen  teütschen  kaufmann. 


105 

60  ein  Westphäling,  wölcher  sehmisch  läder  do  inkauft  und 
seinen  weeg  nach  Riga  nemmen  wolte,  accordirten  also  matt 

2  Tartaren,  unns  dohun  zu  füehren.  Umb  willen  inen  dann  nicht 
allzuvil  zu  vertrauen,  muesten  süe  unns  bürgschafiPt  thuen,  als 
dann  bey  inen  gebreichig  umb  mehrer  sicherheüt  willen,  onan- 
gesehenn  nicht  baldt  erhört  würt,  das  süe  iemandt  schaden  zue- 
fiaegenn,  und  füehrenn  einen  ein  fernen  weeg  umb  ein  gering 
gelt:  dann  ich  von  der  Wülde  nach  Räga,  wölches  ob  düe  40  in 
42  teütscher  meil  sein,  vüer  gülden  bezalt,  doromb  ich  mein 
sondere  coless  oder  wagen  hatte,  das  niemand  bey  müer  fuehr, 
und  mues  der  fuermann  das  pfert  und  sich  selber  verzören;  was 
ime  einer  aus  guetem  willen  giibt  oder  mitheilt,  hat  er  ime  dor- 
für  zu  danckhen.  Also  reyseten  war  denn  13  düs  gögen  abent 
vmb  Vesper  zeitt  von  der  Wölde  hönweg,  hatt  ich,  wue  auch 
mein  gefert,  wölcher  due  sprach  und  mütt  den  Tartarn  reden 
kondt,  yeder  sein  eigne  coless  oder  wagen,  an  iedem  1  pfert,  ist 
aller  sandig  und  eben  landt;  wann  es  schon  etwas  wehnigs  berg- 
uf  geth,  stöth  der  Tartar  an  ein  radt,  schiebt  gleich  sovil,  als 
sein  pfert  zieht,  fahren  gleichwol  des  tags  8,  9  in  10  meil. 
Disen  abent  oder  uf  die  nacht  kamen  wür  in  ein  dörflin,  wölches 

3  meil  von  der  Wülde,  Picquel  genant,  hatte  unser  ieder  sein 
ligerstatt  uf  der  coless  oder  wagen;  es  ist  hüezuland  beschaffen, 
wann  einer  reiset,  auch  essenn  und  trinckhen  haben  wüll,  der 
fuere  es  mitt  sich,  ist  von  nöthen,  er  proviantir  sich  von  einer 
statt  zu  der  andern,  dann  er  sonstenn  nntt  guten  zinen  oft  wehnig 
oder  ybel  essen  mues ,  dann  underwegen  nicht  vil  zum.  besten 
vorhanden. 

Denn  14  düs  des  morgens  früeh  von  do  hünweg,  hat  under- 
weger  vil  holz,  aber  mehrtheil  sandigen  weeg;  des  mittags 
fieterten  wür  an  einem  grienen  blaz,  do  dann  düe  pfert  zu 
grasenn  hatten;  uf  denn  abent  kamen  wür  in  ein  dorf,  do  wür 
die  nacht  gebliben,  noch  in  Littau  gelegen,  heist  Annantsch, 
ist  8  meil,  dovon  wür  des  morgens  auszogen. 

Denn  15  düs  morgens  bey  guter  zeütt  hünweg,  durchaus 
gueter  weeg,  spannten  zu  mittag  im  holz  aus,  fuehren  hernach 
büs  uf  denn  abent,  kamen  wür  in  ein  dorf,  do  wür  unns  dorfür 
drausen  im  feld  legerten  bey  einer  grienen  awen,  do  dann  die 
pfert  zu  weüden  hatten,  und  lagen  wür  uf  dem  gras,  dann  es 


106 

eben  in  bundtstagen  und  warm  war.    Disen  tag  sein  wir  9  meil 
gefahren. 

Denn  16  düs  mütt  dem  tag  von  do  bünweg,  imd  fü ehren 
des  tages  wüderomb  bey  9  meil  und  legerten  unns  des  abents 
im  feld,  hatten  wehnig  mehr  zum  besten,  das  es  gleich  zeut  war, 
dofflitt  wür  ein  ort  erreichten,  do  wür  was  zu  essen  kriegten, 
dann  der  korb  lehr  ward. 

Denn  17  düs  früeh  morgens  hünweg,  dann  wür  nicht  mehr 
als  3  meil  in  ein  stättlin  zu  fahren  hatten,  dohün  wür  vor  mittags 
bey  guter  zeütt  kamen,  Bautschburg  genant,  ein  dein  offen 
wesenn,  dem  herzog  us  Curlandt  ghörig,  aldo  ein  haus  oder 
schlechte  vöstung,  wölches  für  einen  anlauf,  und  ht)lt  gemelter 
herzog  uf  siben  meil  von  do  hof  in  einem  stättlin,  zur  Mittau 
genant,  das  ligt  nicht  an  der  Strassen,  das  ich  nicht  dohün 
kommen  bün,  und  ist  der  yezige  herzog  einer  vom  adl  aus  West- 
phaln  vom  geschlechtt  oder  stammen  ein  Köttlerr,  das  er  nicht 
ein  geborner  fürst  oder  herzog.  Düs  land  hat  ein  sondere  sprach, 
wölche  düe  Littauen  durchaus  nicht  verstöhn. 

Wur  verharreten  do  büs  uf  denn  mittag,  dann  es  eben  Sonn- 
tag wahr,  krüegten  zu  essen  und  hier  zu  trinckhen  und  ver- 
sahen unns  noch  uf  ein  tag  mitt  essen,  wölches  unns  düe  würtin 
umbs  gelt  mittheilte;  nach  mittag  fuehren  wür  von  do  hünweg, 
hat  es  umbher  ebne,  auch  schöne,  lustige  und  fruchtbare  landt- 
schaft,  aber  wehnig  bewohnet;  fuehren  also  büs  uf  denn  abeut 
noch  bey  5  meil  und  legerten  unns  zu  nacht  abermaln  im  feldt, 
ward  unlustig  weiter,  dann  es  zimlicher  massen  regnete,  das  ich 
mich  under  der  colesh  oder  wagen  behelfen  mueste. 

Denn  18  düs,  ein  wehnig  vor  tag  hünweg,  dann  unns  der 
regen  bey  gueter  zeütt  erwöct,  wüe  dann  solch  Wetter  disen 
ganzen  tag  wehrete,  das  ich  aller  bluttnass  worden.  Wir  kamen 
disen  tag  bey  einer  stundt  vor  vesperzeütt  nahent  der  statt 
Eü^a.,  aldo  ich  und  mein  gefert  von  der  coless  oder  ieder  von 
seinem  wagen  abstige,  dann  es  einen  sehr  breitten  fluß,  iber 
wölchen  mann  zu  schiff  fahren  mues,  wüe  dann  düe  fuerleit  ihre 
ros^  und  wagen  diserseüt  stöhn  lassen:  dann  was  von  güetern 
des  wegs  nach  derWülde  oder  andern  orthen  in  Littauen  gehört, 
mues  alles  gleich  von  der  statt  hüeriber  gefiert  wetden.  Als  ich 
nun  nahent  in  die  mitte  des  fluß  kam,  dann  er  schier  ^A  meil 


107 

breitt,  wüert  es  nngestimm,  hobenn  an  so  hohe  wellen  gehn, 
das  mäer  banng  ward,  dann  duses  ist  nun  ein  deine  heüose 
barca  gewesen,  doruf  süe  das  volckh  hün  nnd  wüder  füeren; 
also  kam  ich  disen  abent  gen  Riga,  wölches  5  meil  yon  dem 
nachtlägerr. 

Düses  ist  das  prinoipalort  in  Liflandt,  nicht  sonders  gros, 
aber  wolerbaute,  schöne  und  lustige  statt,  auch  wol  befestigt, 
lugt  uf  der  einen  seitten  hart  an  dem  herrlichen  fluß,  die  Theen 
genant,  ein  stattlicher  und  breitterer  fluß  als  der  Rein  zu  Colin, 
kompt  aus  Reyssen  herunder  und  left  uf  zwo  meil  underhalb 
der  statt  in  düe  Ostseh,  wäe  dann  die  schiff  büs  harrt  an  düe 
statt  laufen  könden,  doselbstn  uss  und  innladen,  wäe  dann  ein 
gros  guet  aus  Reyslandt  uf  dem  fluß  herunder  kompt,  dann 
mann  gleich  sowol  gögen  als  mütt  dem  fluß  seglet.  So  ist 
gemelte  statt  uf  der  andern  seütten  gögen  dem  landt  ganz  wol 
beföstigt,  mütt  schöneü,  hohen  wählen  sehr  wol  versehen,  haben 
denn  könig  aus  Poln  zu  einem  schuzherrn;  derselbige  hat  das 
schloß  inn,  wölches  haus  halb  in  der  statt  und  des  andern 
theils  gögen  dem  landt  und  dem  wasser,  der  Thüen,  hinaus 
geth;  ist  doch  nichts  vöst.  Es  hat  auch  ein  bistumb,  wölcher 
bischoff  der  ist  einer  von  den  herzogen  aus  Littau  vom  stammea 
Raschuuil,  den  hat  der  jezige  pabst  Sixtus  V  eben  derzeüt  zu 
einem  cardinal  erwöhlet,  von  dannen  er  nach  Rom  gereiset, 
den  huet  und  gradum  zu  empfahen. 

Wehnig  zeütt  zuvor  und  eh  ich  gen  Riga  kam,  trueg  sich 
ein  casus  zu  des  neyen  almanac  oder  calenders  halber,  denn 
düe  Jesuiten  auch  bey  inen  eingewurzelt,  wölche  einen  pact  und 
contract  mütt  öttlichen  in  6  der  fürnembsten  personen  des  raths, 
als  düe  drey  burgermcister,  der  statt  sindicus,  der  statt  vogtt, 
wüe  denn  auch  ihr  superendent  und  der  rector  der  schuelenn 
auch  einen  verstand  mütt  inen  gehabt.  Düse  gemelte  personen 
verküefen  und  verhandelten,  versprechen  auch  hinderruckh 
wissen  noch  willen  eines  ganzen  raths,  noch  gemeiner  burger- 
Schaft  gedachten  Jesuiten  düe  thumkürchen  der  statt  gögen 
liverung  ^  thaler  inhendig  zu  machen,  und  inen  frey,  lödig  und 
los  übergeben.  Villeicht  aus  sonderbarer  Schickung  gottes,  der 
es  nicht  hat  wollen  haben,  kompt  solches  durch  den  rectoren 
der  schneien  an  tag,  wüert  gleich  nach  dem  einen  burger- 


108 

meister,  mit  dem  zunammen  Berg,  gegriffen  und  gefenglich  ein- 
gezogen, wüe  auch  obgomelter  sindicus,  wölcher  ein  herr  mit 
nammen  N.  Wellius,  und  der  stattvogtt,  dessen  nam  N.  Das- 
sius;  aber  die  2  andere  burgermeister  mörcten  düe  sach,  rissen 
aus,  darunter  der  eine  N.  Öckhen  lieist,  wölcher  sich  alsbald 
zum  konig  aus  Poln  verfüegte,  gemeiner  statt  unndt  burger- 
scbaft  düe  Sachen  sehr  scherpfte.  Der  rector  machte  sich  aus 
der  statt,  aber  der  superendent  verbarg  sich  lanng  in  seiner 
behausung;  lötstlich  wurde  er  in  einem  bachofen  gefunden, 
denn  mann  ime  in  das  haus  gevallen,  wüe  er  am  hineinkrüe- 
chen  in  der  eyl  einen  bantoffel  verzött.  Der  wurde  von  dem 
volckh  herussergezogen,  dann  gleichsam  ein  uflauflF  von  dem 
gemeinen  mann  ervolgt,  wüert  also  gemelter  superendent  bis 
uf  den  marct  geschlöpt,  aber  underwegen  dermassen  tractirt 
und  zugericht  worden,  das  ime  der  todt  nüzer  gewesen  (dann 
süe  rueften  alle:  creizige  in!);  bitt  uff  das  höchste  und  umb 
gottes  willen,  das  süe  ine  nicht  gar  umbbringen,  er  wolle  wil- 
liglichen alles  bekönnen,  wüe  es  mitt  der  kürchen  zugangen  sey, 
liesen  in  also  beim  leben  und  zogen  in  gefenglich  ein. 

Yber  das  machte  die  bürgerschafft  einen  auschuß  von  zweyen 
iren  müttburgern,  des  einen  name  ist  N.  Dening,  der  andere 
N.  Wis,  schickhen  süe  auf  das  statthaus,  einem  rath  anzuzeigen, 
das  der  burgerschafft  begeren,  will  und  meinung  seye,  ein  rath 
woU  sich  düser  sachen  nichts  underfangen  noch  beladen,  auch 
ohne  vohrwüssen  der  burgerschafft  am  wehnigsten  nichts  schlies- 
sen,  dann  weil  öttlich  hundert  burger  am  marct  oder  plaz,  so 
vor  dem  rathhaus  ist,  stunden,  würt  denen  uf  dem  haus  J3ang 
worden  sein.  Als  nun  düe  gefangne  des  beschuldens  nicht  pein- 
lich, sondern  güetiglichen  sein  gefragt  worden,  bekannten  süe 
gleich  alles,  iber  wölches  süe  erstlichen  von  der  burgerschafft, 
und  dann  erst  vom  rath  zum  todt  verurtheilt  worden.  Also 
wurden  düse  beede,  als  der  statt  sindicus  wüe  auch  der  statt- 
vogtt,  von  dem  rathhaus  uf  den  marct  oder  plaz  gefüert  und 
in  publico  inen  düe  köpf  abgeschlagen;  aber  des  superendenten 
halber  wurde  seines  hohen  alters  verschont  und  bey  dem  leben 
zu  lassen  einbetten  worden.  Was  aber  den  gefangnen  burger- 
meister, Beerg  genant,  anlangt,  derselbige  hatte  eine  sondere 
grosse  freindschafft  und  schüer  düe  fürnemsten  der  statt,  das 


109 

er  noch  gefangen  lag,  als  ich  do  gewesen.  Ward  ein  selzam 
regiment  in  der  statt,  dann  ein  burger  oder  qachbaur  wüder 
denn  andern  sagte,  ich  weüs  nicht,  was  ich  mich  gögen  düer 
zu  versehen  habe,  dann  derer  noch  vil  wahren ,  wölche  es  mit 
dem  gefangnen  burgermeister  hüelten;  allein  do  sue  sahen,  das 
ihre  Sachen  nicht  den  geraden  weeg  fort  guengen,  dörften  säe 
sich  am  wenigsten  nicht  merckhen  lassenn^  dann  düe  andern 
burger  hüessen  sie  fuchsfresser.  Wüe  nun,  solche  Sachen  entlich 
einen  ussgang  genommen,  kann  ich  nicht  wissenn,  dann  düe  sag, 
der  könig  uss  Poln,  wölcher  ir  schuzherr,  werde  solches  nicht 
guet  heissenn,  daromben  auch  den  burgerrn  ufferlegt  worden, 
das  süe  sich  mitt  körn  nicht  entblösen,  umbwillenn  ein  gros 
korrn  von  do  zu  wasser  hünweg  gefiert  wüert.  Es  wurde  auch 
von  denn  burgern  so  wol  uflf  den  wähl,  als  under  denn  thoren 
starckhe  wacht  gehaltenn.  Ich  bün  zu  Buga  in  finften  tag  still 
gelegen  und  zwischen  der  zeitt  erfragt  ich  einen  kaufmann, 
solcher  sein  lägerr  zur  Plescau  hatte;  der  wardt  gleichwol 
ein  HolsteinCir  von  Hölligenhaven.  Do  ich  nun  höret,  was  sein 
thun  ward,  auch  das  er  döe  gelegenheitt  des  landts  wüe  auch 
düe  sprach  wol  wüste  und  kondte,  hatte  ich  lust,  weytter  in 
düse  landt  zu  reisenn,  dingten  also  mitt  einem  liflendischen 
fuermann,  der  hatte  ein  starckhe  coless,  doran  spannte  er  2 
pfert,  das  wür  beede  doruf  sassenn,  der  füertte  unns  büs  gehn 
Dörpt,  uff  40  meil  von  Rüga.  . 

Denn  23  düs  nachmittag,  als  wür  unns  förtig  gemacht,  mitt 
proviant  und  getranckh  der  notturfft  nach  versehen,  reyseten 
wür  mitt  gemeltem  fuerman  von  do  hünweg,  wüe  es  dann^  von 
der  gemelten  statt  Rüga  aus  tüefen  sandigen  weeg  hat,  kamen 
des  abents  zu  einem  bauren,  das  ortt  heist  Subur,  ligt  von  der 
statt  3  meil. 

Denn  24  düs  früeh  morgens  hünweg,  und  auf  1  stund  wegs 
kamen  wür  zu  einem  fliesenden  wasserr,  iber  wölches  wir  uns 
Hessen  in  einer  barca  oder  schiff  füeren,  und  uf  den  mittag 
kamen  wür  zu  einem  baurenn,  aldo  wür  fiietertten,  und  füehren 
hernach  büs  gögen  abent,  als  dann  wür  unns  im  feldt  lagerten, 
dann  es  hüeromber  wehnig  dörfer,  zu  dem  ist  denn  baurenn 
nicht  wol  zu  thrauen;  also  wür  disenn  tag  bey  9  meil  wegs 
gefahren  sein. . 


110 

Denn  25  das  bey  gueter  zeütt  hünweg,  des  mittags  füetert- 
tenn  wur  im  feldt,  und  hatte  gedachter  mein  gefört  von  einem  vom 
adl,  wölcher  hüerömben  wohnet,  bey  einer  stundt  nahent  oder 
abwegs  der  strassenn  (zu  thun).  ünderwegen  fuehren  wür  durch 
ein  langes  holz  und  zu  mittelst  desselbigen  wardt  ein  baur,  der 
hatte  ein  thonn  büer  in  freyem  feldt  stöhn,  wölche  er  der  mas 
nach  uszapffet,  wölches  mir  selzam  für  kam,  dann  es  kein  dorff, 
fleckhen  noch  haus  uff  V/i  stundt  nahendt,  wüe  auch  diser 
baur  weytt  hüevon  sein  wohnung  hatte.  Als  ich  nun  meinen 
geförten  fragte,  was  diser  baur  mitt  dem  büer  do  machte,  umb- 
willen  ich  niemandt  sähe  des  wegs,  wölchen  wür  fuehren,  wurdt 
mier  angezeigt,  es  seye  ein  Jahrmarkt  in  einem  stättlin  uf  ein 
meil  wegs  hüevon,  und  wann  das  volckh  zuruckh  nach  haus 
reiset,  thuen  süe  einen  trunckh  bey  dem  im  waldt;  aber  es 
gedachte  mich  ein  magere  herberg  sein,  do  kein  haus,  hütten, 
noch  einige  wohnung  ist. 

Also  kamen  wür  des  abents  für  des  edlmanns  haus,  wölches 
mitt  erden  umbher  erhöcht,  das  es  sich  für  einen  anlauf  wehren 
kahn,  mitt  einer  schnellbruckhen  versehen.  Eh  wür  dorinn 
gelasen  wurden,  begerte  düe  frau  düe  brief,  und  als  dann  theth 
mann  das  thor  uff;  wahren  wür  im  schloss  iber  nacht,  wurde 
unns  ein  kamer  inngeben,  in  wölcher  wol  ein  bettstatt,  doch 
sonder  bett  noch  stroh,  das  wür  solche  nichtt  verwürrten,  son- 
dern uff  der  erdenn  verlieb  namen;  zu  essen  wardt  auch  wehnig 
zum  hosten,  fuehren  also  des  tags  9  meil,  heüst  düses  haus 
Neüenhof ,  und  der  junckher  desselbigen  Mölchior  von  Höfen, 
wölcher  ein  krüegsmann  und  in  des  königs  us  Poln  besoldung. 

Unangesehen  dises  haus  wehnig  bevestigt,  dann  es  nun 
einen  schlechtenn  wähl  von  koth  uffgeschitt,  soll  es  doch  zur 
zeüt  des  kriegs  der  Moscowiter  niemals  haben  einnemmen  kön- 
den:  dann  öttliche  dörfer,  so  in  der  nähe  umbher,  ihr  güeter 
dohün  geflönet  und  sich  dorein  verfliegt,  das  es  mitt  volckh, 
geschiz  und  monition  genuegsam  versehen  gewesen.  (Dem  an- 
sehen nach  ist  zu  erachten',  er  habe  niemals  keinen  ernst 
angelegtt.) 

Denn  26  düs  uf  ein  stundt  in  tag  von  do  hüüweg,  fuehren 
ünderwegen  durch  dörfer,  wölche  onbewohnt,  zum  theil  aller 
verbergt  und  zu  der  zeüt  des  krüegs  vom  Moscovitter  aller  ab- 


111 

gebrandt.  Des  mittags  füeterten  wür  im  feldt,  aber  uf  denn 
abent  kamen  wür  in  ein  dorf,  Dünne  genannt,  aldo  wür  bey 
einem  banern  herberg  hatten;  ist  ein  besondere  sprach,  wölche 
wür  undeitsch  nennen ;  solche  sprach  kompt  mitt  der  in  Läpp-» 
landt  iberein,  wüe  auch  düs  ein  sondere  provintz  ist,  Öslin 
genant,  doch  auch  in  Liflandt  gelegen,  und  verstöth  ein  Lif- 
lender  kein  wort  dovon.  Also  reyseten  wür  des  tags  auch 
9  meiL 

Denn  27  düs  morgens  do  hünweg,  hatten  denn  halben  tag 
mehrentheils  holz,  aber  sehr  guete  weidt,  aller  ödt  und  on- 
bewohnt,  do  einer  wenig  volckh,  vich  noch  dörfer  sieht.  Nach 
mittag  kamen  wir  uff  schöne,  ohne,  auch  guete  und  fruchtbare 
landschafft,  allein  nit  vich  noch  volckh,  noch  genuegsam  volckhs 
vorhanden,  das  feldt  zue  underhalten  und  bauen.  So  habe  ich 
nicht  so  schönen  flachs  gesehen,  als  hüeromben,  onangesehen 
es  in  Littauen  auch  langen  flachs  gibt,  dann  ich  in  an  öttlichen 
orten  gemessen,  das  mir  die  stengl  büs  under  düe  weiche  gien- 
gen.  Als  mir  mein  gefert,  mitt  dem  ich  reisete,  gesagt,  seye 
noch  nicht  3  jähr  vergangen,  habe  er  selbr  gesehen,  das  aus 
mangl  des  vichs  das  volckh  geackhert,  das  feldt  gehauen  und 
ettwan  3  in  4  weiber  an  einem  pflueg  gezogenn,  domitt  süe 
fruchten  haben  mögen  zu  ihrer  underhaltung  und  tägliche 
nahrung.  Also  fuehren  wür  des  tags  abrmaln  9  meil,  wahrenn 
in  einem  fleckhen  ibernacht  bey  einem  bauren,  wölches  dorff 
heüst  Dennys. 

Denn  28  düs  von  do  früeh  hünweg,  kahmen  für  düe  statt 
Dorpt,  eh  das  thor  uffgethun  wurde,  dann  süe  erst  bey  einer 
stundt  in  tag  ufschliessen ,  halten  under  dem  thor  starckhe 
guardi,  wüe  dann  nicht  mehr  dann  1  thor  in  der  statt  geöffnet 
wirt,  bey  wölchem  jedermann  hinwider  wandlen  mues.  Und 
eh  mann  unns  in  düe  statt  lües,  muest  zuvor  der  würt  herussen 
under  das  thor  gehn,  sich  für  unns  gögen  der  guardi  guet  sein 
versprechen.  Dorpt  ist  ein  frontirstatt  gögen  des  Moscowiters 
landt,  nicht  sonders  gros,  auch  nicht  vöst,  soll  vor  zeitten  des 
kriegs  ein  vermögenlich,  reich  volckh  do  gehabt  haben,  auch 
schöne  gebey  von  heiser,  wüe  es  dann  ein  stattlich  erzbistonib 
do,  ist  düe  kirch  desselbigen  noch  wol  zu  seien,  aber  derzeüt 
ibel  verherrgt  undt  diie  heüser  schlecht  bewohnet,  wüe  dann 


112 

wenig  ganzer  heüser  in  der  statt  gesehen  werden.  Es  hat  auch 
ein  schloß  dorinnen  von  einem  polnischen  herrn  bewohnet,  wöl- 
eher  yber  düe  statt  zue  gebüeten,  und  ist  düe  guardi  under 
dem  thor  auch  mitt  PoUackhen  besezt,  von  besem,  argem  und 
listigem  volckh. 

Bün  disen  tag  wüe  auch  volgenden  29  büs  uflf  denn  abent 
do  still  gelegen.  Zwischen  der  zeüt  kamen  zwen  englische  kauf- 
leüt  von  Revel,  so  auch  unnsers  wegs  wolten,  dingten  also  ein 
barca  oder  dein  sehifflin  büs  zu  der  Plescau.  Als  war  unns 
mütt  essen  und  trinckhen  versehen,  güengen  wür  umb  vesper- 
zeit  zu  schiff,  der  schifman,  welcher  ein  Moscowiter  ward,  selb 
dritt,  onangesehen  wür  das  sehifflin  allein  uf  unns  4  und  nie- 
mandt  anderer  uffzunemmen  verdingt,  wölches  er  doch  nicht 
hielte,  sondern  nam  noch  3  personen  wüder  unsern  willen  ein, 
das  wür  erst  zu  abentt  umb  7  uhm  von  Dorpt  hinweg  fuehren. 
Hat  ein  dein,  aber  sehr  tief  wasser,  düe  Emböckh  genant,  left 
uf  6  meil  von  der  statt  in  ein  seh,  der  Beybas  genannt,  fuehren 
disen  abent  nicht  iber  1  meil,  dann  es  gögen  abent  sehr  finster 
wurde,  machten  das  schiflin  am  lanndt  vöst,  und  zehrten  an 
dem  gestadt  h^russerr,  dann  das  schiflin  gahr  zu  dein  und  kein 
räum  dorinnen,  wahren  lustig,  zehrten  gut  dinng,  das  wür  gahr 
nahent  unnser  proviant  uff  assen,  dann  wür  gedachten  baldt 
ober  zu  kommen  und  gueten  windt  haben,  das  doch  nicht  be- 
schehen.  Haben  düse  nacht  am  gestadt  geschlaffen  und  hüeltt 
einer  nach  dem  andern  düe  santinella,  wüe  wür  dann  wol  bewert 
wahren  und  unnser  jeder  ein  lanng  röhr  hatte:  wüe  dann  disem 
volckh  nicht  mehr  zu  thrauen,  dann  einer  mitt  äugen  sieht; 
wüert  mancher  verzuct,  das  nimandt  erfehrt,  wohin  der  kom- 
menn  ist.. 

Denn  30  düs  früeh  von  do  hünweg,  segelten,  hatten  doch 
wenig  windt,  so^  unns  taugenlich,  ist  zu  beden  theilen  des  Was- 
sers sehr  mosüg,  hat  grosse  weitte  matten,  das  das  gras  einem 
bis  iber  düe  knie  geth,  wölches  mann  nicht  braucht  noch  mehet, 
sondern  gan?  verdorret  und  verdirbt.  Düsen  tag  umb  vesper- 
zeüt  kamen  wür  büs  an  denn  Beybas,  5  meil  dovon  wür  des 
morgenns  ussgevarenn,  muesten  unns  diso  nacht  uff  der  barca 
behelfenn,  weyl  es  uf  bedenn  seitten  gögen  dem  landt  sehr  wäs- 
serig undt  mosüg. 


113 

Denn  31  und  lotsten  July  erzeigt  sich  der  windt  guet  für 
unns  sein,  derowegen  wür  bey  2  stundt  in  tag  das  segl  ufizogen, 
undt  begaben  unns  in  düe  seh ,  und  haben  die  Moscowiter  ein 
selzame  art  oder  manir  zue  segehi,  wölches  an  andern  orthen 
nicht  also  gebreichig:  dann  das  segl  zuforderst  am  Spüz  der 
barca  an  öttliche  stangen  gebunden.  Als  wür  nun  bey  2  meil 
in  due  seh  kamen,  wendet  sich  der  wündt  unns  entgögen,  das 
wür  unns  zur  rechten  band  dem  landt  zue  begaben,  wurd  der 
windt  so  starckh ,  das  wür  an  das  landt  fuehren  zu  einem  ein- 
zechtigen  vischerhaus,  do  wür  dann  bey  finf  stundt  lanng  ver- 
bliben,  aber  nichts  zu  essen  bekommen  mochten,  dann  allein 
gedörrte  fischlin,  und  hatten  wür  dess  vorigen  tags  vast  aller 
ausgezört;  also  gedacht  ich  zuruckh,  das  war  denn  ersten  abentt 
düe  vile,  entgögen  yezunden  mangl  hatten  an  essen;  aber  büer 
bekamen  wür  genuegsam. 

Es  gübt  hüeromber  sehr  vül  raiger  und  antvögl,  das  ich 
wol  ein  stundt  spazüerte  mütt  meinem'  röhr,  in  meinung  ettwas 
zue  bürsten  oder  zue  schiessen;  aber  ich  kondte  nicht  zurecht- 
kommen, und  begögnete  müer,  als  wüder  zuruckh  nach  unserer 
barca  güeng  und  insteigen  wollt,  füel  ich  denn  lanngen  weeg 
mütt  sampt  dem  röhr  und  bulverflaschen  ins  wasser,  dann 
unnser  schifflin  stunde  was  wehnigs  vom  landt,  das  zwen  rümen 
oder  rüder  gelegt  wahren,  düe  raichten  büs  in  düe  barca.  Als 
ich  nun  eingehn  wolt,  weicht  das  eine  nieder  hünder  sich,  fall 
ich  herunder,  das  das  wasser  ob  müer  zusammen  schlüeg. 

Ungeyahr  uff  2  uhr  nach  müttag  hatt  sich  der  wandt  wüder 
etwas  gestillt,  das  wür  von  do  hünweg  fuehren,  ward  doch  der 
wündt  gegen  unns,  muesten  rudern,  gaben  unns  doch  nicht  vom 
landt,  das  wür  büs  zum  abent  ongevahr  noch  in  3  meil  faeren, 
dowür  dann  für  dem  wündt  sicher  ligen  mochten.  Bliben  die 
nacht  alle  beysamen  uf  der  barca,  dann  wür  wassers  halber 
nicht  ans  landt  steigen  kondten,  derowegen  wür  unns  mütt  dem 
essen  gahr  zäm  und  genau  behelffen  muestenn. 

Denn  ersten  tag  des  monats  Augusti,  als  es  anhüeb  lüecht 
werden,  wüewol  der  wündt  sich  nicht  gut  für  unns  erzeigte, 
naachten  wir  unns  von  do  hünweg  und  ruederten,  uff  yeder  seyt- 
ten  ihrer  zwen,  1  stundt  lanng:  dann  wür  hatten  gar  nahendt 
l^ein  Proviant  mehr,  zu  dem  hat  es  diser  ort  keine  fleckhen  noch 


114 

dörfer,  sondern  aller  holz  und  wüsmatten,  das  wür  disen  ganzen 
tag  mitt  groser  müeh  und  arbeytt  nicht  iber  5  meil  fahren 
möchten,  aus  ursach  des  unstötten  wetters  wür  unns  nicht  vom 
ländt  geben  dörften.  Derowegen  es  sieh  lanng  verweilt,  dann 
do  mann  gleich  strackh  züefahren  darf  oder  kahn;  wur  wahren 
sehr,  hungerig,  hatten  doch  nichts  mehr  zum  hosten,  dann  ein 
wehnig  brott,  wölches  wür  under  einander  austheilten,  und  an 
statt  unns  satt  zu  essen,  sähe  ye  einer  denn  andern  an,  das 
ich  glaub,  ein  yeder  under  unns  werde  der  ersten  nacht,  als 
wür  von  der  statt  Dorpt  auszogen,  ingedenckh  gewest  sein.  Also 
muesten  wür  uns  duse  nacht  noch  auf  der  barca  behelfen,  aus 
wölcherr  flöhüge  leys  nicht  manckirten  (oder  lausige  flöh). 

Denn  2  düs,  wölchen  tag  sich  noch  kein  bösserung  des 
windts  ervolgete  und  wür  hungers  halber  ah  disem  ort  lenger 
nicht  bleiben  kondten,  ruderten  wür  bey  einer  stundt  ongevahr 
in  tag  von  do  hünweg,  wehselt  immer  ein  parthey  düe  ander 
ab,  domitt  wür  fortkommen  mochten,  und  ettwan  uff  den  mitr- 
tag  erreichten  wüer  denn  fluß,  wölcher  von  der  Plescau  her- 
ufider  lefft  und  aldo  in  den  Beibas  kompt;  von  do  wur  nicht 
mehr  dann  2  meil  nach  der  statt  hattenn. 

und  gleich  neben  der  seh,  hart  an  dem  fluß  neben  der 
innfart  zur  rechten  handt  hat  es  einän  vösten  thurrn,  dem  Mos- 
cowitter  gehörig,  mitt  krüegsvolckh  besezt,  hat  stöts  ein  guardi 
aldo,  und  so  yemandt  uss  oder  inn  will  (dann  es  eben  uff  der 
frontir),  kompt  ein  mann  heraus,  fragt  denn  6chiffmann,  was 
für  volckh  er  füere;  do  sich  dann  yeder  personlich  erzeügenn 
mueg.  Alsdann  begert  derjhenige  Moscowittr  ein  trinckhgelt 
von  unns,  wölches  wür  ime  gaben,  und  also  fort  passirten.  Als 
wür  nun  in  gedachten  fluß  kamen,  erzeigt  sich  der  windt  guet 
für  unns,  das  wür  mitt  dem  segl  wüder  denn  ström  segeltenn, 
werden  zii  beden  theilen  des  wassers  vil  fleckhen  undt  dörfer 
gesehen,  wüe  auch  öttliche  clöster,  nach  gelegenheitt  ihrer  art 
fein  erbauen,  kamen  also  disen  taag  umb  vesperzeütt  zur  Ples- 
cau. Haben  düe  Österling  oder  Teütsche,  aus  den  Hansestötten, 
aber  mehren  theils  libische  kaufleitt,  inläger  und  handlung  aldo, 
wüe  süe  dann  usser  der  statt  hart  an  dem  fluß  ein  sonder  dorzu 
erbauen  haus,  dorinnen  sie  alle  wohnen,  auch  yeder  sein  kamer 
und  hilze  gewolb  hat,  nach  art  und  gewonheitt  des  landts,  wüe 


115 

dann  düe  statt  gleich  gögen  dem  wasserr  ober  ligtt,  und  mag 
ausser  der  englischen  neben  denn  Teütschen  kein  andere  nation 
do  handien,  kaufen  noch  yerkauffen. 

Alsbaldt  wür  nun  aus  der  barca  oder  schifflin  ans  landt 
stügenn»  ist  es  gebreichig,  gleich  für  denen  dozü  verordneten 
Moscowitter  zu  erscheinen  und  sich  anzuzeigen;  würt  jeder  ge- 
fragt, woher  er  komme,  wer  er  seye  und  was  für  wahren  einer 
inns  lanndt  bringe,  oder  ob  er  begehre,  wahr  aldo  in  zu  kauffen, 
oder  was  sonsten  sein  thuen  seye:  dann  süe  sehr  müssthrey 
undt  inen  ibel  fürchten,  umbwillen  es  aller  ein  offen  landt. 
Neben  d6m  so  würt  von  denn  gedachten  Moscowittem  eines 
jeden  nam,  wüe  auch  düe  wahr,  so  er  anzeigt  oder  mütt  sich 
ins  landt  bringt,  aller  schriftlich  uffgezeichnet,  und  geschieht 
düss  eins  theils  des  zoUs  wüe  auch  verratherey  halber. 

Nun  wüste  diser  kaufmann,  mütt  wölchem  ich  von  Ruga 
alher  gereiset,  wol,  das  ich  änderst  nicht  in  düe  landt  kommen, 
dann  allein  solches  zue  sehen.  Als  süe  mich  fragten  meines 
thuens  halberr,  gab  gedachter  kaufmann  für  mich  antwort  und 
liies  uf  meinen  namen  öttUch  stuckh  damast  inschreiben,  wölche 
doch  ime  zustöndig,  dann  er  *müer  zuvor  anzeigte,  do  ich  für- 
gebe (wüe  dann  an  ime  selbr  wahr),  ich  für  mein  lust  alher 
kommen,  möchte  müer  solches  zum  schaden  rdichen,  und  von 
inen  für  einen  spion  oder  landtsverräther  angezogen  werden, 
dann  es  so  ein  grob^  unverstöndig,  auch  unge wandert  volckh, 
das  nicht  vil  aus  irem  landt  kompt,  und  nicht  haben  noch  glau- 
ben wollen,  das  andere  nationen  zu  inen  kommen,  wölche  ihre 
Bjtten,  artt  und  landt  begehren  zu  sehen  und  zu  erkundigenn. 

Düe  Plescau  ist  düe  erste  statt  in  des  Mosco witters  oder 
grosfürsten  in  Keüssen  lanndt,  auf  der  frontir  gögen  Liflandt 
und  ohne  düe  Moscau,  in  wölcher  er  pflegt  hof  zu  haltenn,  soll 
dise  düe  fömembste,  auch .  für  düe  vösteste  under  allen  seinen 
stötten  gehalten  werden,  dann  düe  statt  Moscau  gahr  nicht  vöst 
sein  solle ,  wüe  dann  gemelte  statt  auch  nichts  bevöstigt,  das 
süe  gögen  dem  landt  nicht  mehr  dann  ein  einige  maur,  sonder 
einige  wähl  noch  wasser  graben,  und  gögen  der  anderrn  sejtten 
batt  süe  das  fiiesendt  wasserr.  Nun  solle  könig  Stephanus  aus 
Poln,  als  er  belegert  gehabt,  wol  ^  starckh  derfor  gelegep, 
kondte  doch  wehnig  dorvor  ussrichten,  dann  dises  volckh  dem 

8* 


116 

feindt  in  vöstungen  und  statten  yü  mehr  wüderstandt  ihnen 
soll,  dann  im  feldt.  Sein  ^rbetsam,  behelfen  such  gar  gemach 
nnd  gübt  inen  der  hnnger  nnd  durst  nicht  so  baldt  zu  ihnen 
als  ettwann  andern  nationen,  dann  süe  ohne  das  gahr  schlechi 
leben  in  essen  und  trinckhen.  Gedachte  statt  ist  gros  unndi 
sehr  weitt  in  der  rinckhmaur  begriflfen,  sonder  eynige  vorstött, 
lügt  uflf  freyem,  öbnem  landt,  sonder  eynigen  berrg  umbher, 
däe  heüser  in  der  statt  von  schlechtem  gebey,  usgenommen 
ihre  kürchen  und  stattmauren,  sein  ingemein  alle  gebey  von 
hollz  gemacht  und  düe  heüser  mütt  brettern  bedöct,  wüe  dann 
dess  grosfursten  gleichförmig  nun  von  holz  (sein  palatium  oder 
schloß)  solle  erbauen  und  gemacht  sein,  wüe  ich  dann  gehört, 
was  reiche  leüth,  herren  oder  adelspersonen  sein,  düe  wohnen 
in  keinem  haus,  so  von  steinen  erbauen,  geben  für,  seyn  sehr 
ungesundt,  wüe  dann  mancher  stattlicher  reicher  mann,  der 
bey  inen  für  einen  vom  adl  geachtett  in  kleidimg  sich  sehr  stati- 
lich  höUt,  ein  haus  hatt,  in  dem  er  wohnet,  wölches  in  nichi 
15  oder,  do  es  stättlich,  20  reichsthaler  costett,  und  solle  ge- 
dachte statt  bey  mannsgedönckhen  ohne  düe  kürchen,  thüm 
und  stattmauren  aller  abgebrandt  sein,  wüe  dann  wol  zu  glau- 
ben und  augenscheinlich  zue  sehen,  wann  sich  ein  brunst  er- 
höbt, kein  rotten  mehr  do  sein  würt. 

Was  sonsten  düe  statt  betrifft,  hat  kein  Teütscher  oder 
anderer  frembder,  noch  düe  stöts  do  wohnen,  ihr  läger  und 
handthierung  aldo  haben,  macht  noch  gwallt,  in  düe  statt  zue 
gehn,  bey  hoher  straaf  (wüe  dann  zwischen  der  statt  und  der 
Teütschen  haus  das  wasser,  so  fürbey  left,  underschidei,  yber 
wölches  ein  angehöncte  bruckhen,  doruf  süe  wol  mögen  spa- 
züeren  gehn,  aber  nicht  gahr  dorüber):  es  sey  dann  sach,  das 
einer  femer  ins  landt  oder  nach  der  statt  Moscau  reüsen  wolle, 
dessen  er  zuvor  licentiam  vom  gubemator  der  statt  haben 
mues,  dann  er  sonsten  nicht  durch  das  landt  kommen  mag,  mues 
er  der  stras  und  seines  wegs  halber  durch  düe  statt  passiren, 
wüe  ich  dann  albereitt  bedacht  gewessenn,  mütt  denn  zweyen 
englischen  kaufleithen,  mitt  wölchen  ich  von  Dorpt  alher  kom- 
men, und  mitt  inen  nach  der  Moscau  zu  reisen.  Weyl  ich  aber 
vernommen,  das  es  so  ybl  wüderomb  herusserr  zue  kommen 
ist,  dann  ich  lanng  in  denn  wüntter  hette  ligen  müessen,  wurde 


117 

müer  solches  wuderrathen,  wue  dann  mein  beitl  dozumal  auch 
zu  schwach  möchte  gewesen  sein,  ohnangesehen  däe  zehrung 
wollfeil,  dann  das  ordinari  in  der  Teutschen  haus  wochenlich 
ein  gülden  für  denn  truckhnen  tusch  bezalt  wüertt;  was  einer 
trinct,  bezalt  er  in  sonderheitt,  und  vergeth  sich  düe  tractation 
gannz  wol,  wüe  dann  sonderHchen  das  gefligl  guets  kaufs  ist 

Demnach  dann  Ton  der  Plescau  nach  der  statt  Moscau 
noch  150  teütsche  meil,  dozwischen  nichts  zu  sehen  sein  solle, 
wüe  man  dan  nur  durch  ein  statt  passirt,  als  Naugarten,  son- 
sten  mehrertheils  ödt  und  wüest  landt,  dessen  ich  albereytt  büs 
doher  mehr  dann  genug  gesehen,  stöllt  ich  solche  reys  ein. 

Was  sonsten  ihre  gebey  belangt,  sein  ihre  kürchen  von 
steinen  aufgehauen,  hüpsch  und  auf  ihr  art  zäerlich,  durchaus 
mütt  ronden  thürnen  a  la  mosaica ,  oder  wüe  es  düe  Grüechen 
haben,  undt  werden  solche  von  ihnen  ganz  rein  und  sauber 
underhalttenn,  mag  auch  kein  frembder  oder  usleudischer,  der 
nicht  ihrer  religion  ist,  dorein  gähn.  Gemeltte  kürchen  sein 
ausserhalb,  ^ann  süe  ihr  ampt  lesen,  stöts  beschlossenn,  hal- 
tenn  sich  in  ceremonien,  messlesenn ,  süngen ,  sacramentreichen 
aller  denn  Grüechen  gemäs,  wüe  süe  dann  auch  vil  feest  oder 
feyertag,  wüe  auch  sehr  vül  vasttag  und  des  jars  3  fasten  haben, 
halten  sich  in  der  reUgion  under  einander  einig,  haben  nicht 
secten  noch  rotten,  sonder  im  ganzen  landt  ein  glauben  und 
ein  münz,  wölche  nicht  aus  dem  landt  gefüert  würt.  Onange- 
sehen  solche  von  fein  sülbr,  würt  süe  doch  was  rüngs  gemacht, 
das  süe  mütt  nuzen  nicht  kan  verfüert  werden.  Ihre  pfaffen 
betreffendt,  düe  freyen,  pflegen  sich  zu  verheyraten  und  nemmen 
ehliche  weyberr,  aber  so  das  erste  weyb  mütt  todt  abgeth  und 
er  sein  ampt  oder  pfarr  behalten  wüU,  mues  er  fürohin  des 
ehstandts  sich  enthalten;  dann  so  baldt  er  in  düe  anderr  eh 
trütt,  ist  er  des  ampts  beraubt  und  kein  priester  mehr;  mues 
sich  also  einer  handthirung  oder  gewerbs  sich  nehren  und 
gebrauchen,  wie  mir  dann  derselbigen  gezeigt  und  gewisen 
worden. 

Wann  ein  person  mütt  todt  abgeth  von  frauen  oder  manns- 
personen,  so  von  gemeinem  volckh  oder  bövel  ist,  düe  das  ver- 
mögen nicht  haben,  such  in  düe  kürchen  bestatten  oder  be- 
graben lassen,  wölches  vül  costett,  dessen  düe  pfaffen  am  mei- 


118 

sten  zue  geniesen ,  halt  es  von  der  statt  yber  dem  wasser  auf 
^/4  stundt  wegs  einem  gemeinen  kirchhof,  domf  mann  ein  grosse 
weitte  gruben  sehr  tüef  grebt,  dorein  öttlich  tausent  personen 
gelegt  werden.  Einesmals  güeng  ich  uflf  vorgemelter  bruckhen 
spazüren,  indem  füert  mann  ein  todte  person  us  der  statt  auf 
einem  schütten,  doran  ein  pfert  zog,  und  uff  dem  schütten  ein 
lenge,  unbedöcte  kosten,  in  derselbigen  läge  der  todte  leich- 
nam  und  dobey  ein  dein  lebendig  kindt,  so  uff  dem  todten 
cörper  saß,  wüe  mir  dann  solche  schlittenfart  selzam  fürkam 
düser  zeüt  des  jars,  do  es  sehr  wahrm  und  in  hundtstagen  wahr; 
der  pfaff  geth  vor  dem  todten,  in  seinem  messgewandt,  werden 
vor  im  hergetragen  brennende  lüechter  und  ein  rauchvass,  sün- 
gen  uff  ihr  sprach,  volgtt  und  geth  das  volckh  hernach,  beleitten 
denn  leichnam  büs  uf  denn  kurchhof,  wölcher  als  dann  an  einem 
strickh  in  ein  grueben  gelassen  und  uff  andere  todten  gelegt 
würt,  wölche  zuvor  in  der  gruben  ruhen.  Und  ist  der  corpus 
einer  todten  person  in  weüsse  leynwath  inngeneth,  düe  grüeben 
ist  oben  mütt  einem  hülzen  dach  bedöct,  domitt  die  wassr  vom 
regen  nicht  dorein  lauffen.  Wann  dann  gemeltte  grueben  voll 
ist,  in  wölche  mehr  dann  ein  tausent  personen  gelegt  werden, 
würt  süe  mütt  erden  bedöct,  das  dach  dovon  abgebrochen,  und 
gleich  doneben  ein  andere  grueben  gemacht,  und  gibt  sommers- 
zeütt  einen  hesslichen  geschmackh,  wölchen  mann  dem  wündt 
nach  von  ferrn  rüecht.  Eines  mals  güeng  ich  mütt  einem  Teüt- 
schen  hinaus  auf  gedachten  kürchof,  schenct  dem  mann,  der 
denn  bevelch  doriber  hat,  ein  trinckgeltt,  der  macht  müer  das 
thürlin  an  der  gruebenn  auf,  das  ich  hinin  güeng  und  müch 
nach  notturfft  von  oben  ab  unisehen  kondte;  aber  ich  vermeint 
zue  erstickhen  von  dem  greylichen  starckhen  geschmackh,  ohn- 
angesehn  ich  düe  nasen  genuegsam  und  wol  verbunden  hatte. 

Das  volckh  duses  orts  betreffendt  ist  es  ein  hart,  grob  und 
ongezogen  gesindl,  düe  ander  wehnig  i'everentia  oder  ehr  er- 
zeigen, wüe  darunder  nicht  gebreichig,  das  einer,  seye  nid  er 
oder  hohes  standts,  für  dem  andern  denn  huet  abzüecht.  In 
kleidung  haltten  süe  such  reinglich  und  sauberr,  tragen  lannge 
röckh  und  mentel,  den  Armenier  nicht  ungleich  und  gemeinglich 
von  guetem  thuech;  ist  auch  zwischen  der  mann  und  wey- 
her  kleidung  schlechter  underschüdt,  so  wol  als  under  denn 


119 

Türckhen,  pflegen  stöts  mann  und  weybspersonen  stifl  zue 
tragen,  wölche  unden  mütt  eysenn  beschlagen  sein,  und  geth 
das  weybsbildt  auf  der  gassen  ganz  verdöct,  das  inen  nicht 
mehr  dann  düe  äugen  gesehen  werden:  dann  säe  es  bey  inen 
für  ein  schmach  achten,  wann  sich  eine  under  dem  gesiebt 
sehen  lest,  so  wol  inn  als  ausserhalbs  haus,  dann  so  einer  schon 
in  ein  haus  geth,  hatt  das  frauenzimmer  ir  sonder  gemach, 
leben  ganz  schlecht  in  essen  und  trinckhen,  haben  keine  fruch- 
ten als  öpfl,  bürrn  und  de.rogleichen,  als  bey  unns  undt  an 
andere  orth,  züehen  an  statt  derselbigen  düe  mennge  undt  Tüle 
agurien,  wölches  ein  frucht,  düe  yber  düe  massen  sehr  küelt; 
noch  dannochter  hab  ich  gesehen,  das  mancherr  sechs,  süben, 
acht  derselbigen  ongeschelt  hinein  gefressen,  gleich  als  einer 
bey  unns  bürrn  oder  andere  fruchten  roch  zu  essen  pflegtt,  und 
trinckhen  nichts  dann  wasser  dozue.  Von  andern  früchtenn  hab 
ich  keine  gesehen. 

Wann  ein  Moscowittr  bey  einem  zue  gast  isst,  seye  bey  tag 
oder  nacht,  und  nicht  vor,  oder  so  mann  zu  tusch  süzt,  gleich 
brantwein  vorhanden  ist,  höUt  er  düeselbige  malzeütt  füer  nichts, 
er  werde  gleich  tractirt,  so  stattlich  es  immer  sein  mag:  dann 
ihr  speys  ist  nun  halb  gebachen  brott,  so  noch  aller  deügüg, 
ittem  zwibl,  sehr  vül  knoblach,  salath  und  derogleichen  starckhe 
und  grobe  speyssen,  wölche  den  brannttwein  ganz  wol  erfor- 
dern, und  solle  mancher  wol  denn  yüertn  part  einer  mass  auf 
einen  trunckh  austrinckhen. 

Düe  wahren  betreffendt,  wölche  aus  ihrem  landt  gefüert 
werden,  sein  erstlichen  allerley  rauchwerck,  als  marder,  zobl, 
luchs,  wöUf,  füchs,  sehr  vül  fehe  futr  und  dergleichen,  wüe  auch 
andere  groben  wahren,  als  wachs,  flachs,  hannf,  unschlitt, 
heütt,  als  oxn,  bockh,  ehlendt  und  dergleichen,  entgögen  füeh- 
renn  düe  Teütschen  oder  Österling  vül  thueoh,  seüdegewandt, 
wüe  auch  allerley  kremerey  dohün,  und  wann  ein  Teütscher 
einen  kauf  mütt  einem  Moscowittr  beschleist  oder  mütt  wahren 
sich  gögen  ime  vergleicht,  wüert  solcher  kauf  incontinent  von 
öttlichen  dozu  verordneten  Moscowitern,  wölche  den  zoll  in- 
nemmen,  ordennlicher  weüs  uffgeschriben,  und  beschicht  solches 
fürnemlich,  das  der  Moscovittr  oder  Reyss  dem  Teütschen  nicht 
zuruckh  göhe  oder  aus  äem  streych  weyche,  wüe  auch  zum 


120 

theil  wegen  des  zolls,  Bün  also  zur  Plescau  in  diie  acht  tag 
gewesen,  dessen  ich  albereitt  satt  und  genueg  hatt,  dann  wehnig 
do  zu  sehen,  trachtett  also  nach  gelegenheitt,  wilder  von  do 
hünweg  zu  kommen.  Nun  mag  kein  frembder  ohne  passport 
aus  dem  land  kommen,  also  hat  mür  ein  Teütscher  eines  zue 
wegen  gebracht.  Dieweil  ich  nun  weytter  in  düss  landt  nicht 
kommen,  auch  wehnig  zeitt  aldo  verharrett,  las  ich  mehrers 
dovon  zu  schreibenn  underwegenn. 

Denn  9  tag  des  monats  Augusti,  ongevahr  2  stundt  in  tag, 
fuer  ich  von  do  zue  wasserr  auf  einer  schütten,  wüe  mans  aldo 
pflegtt  haben,  doruf  mann  düe  güetter  hünwüder  füertt,  hün- 
weg, wölche  auch  sehr  beladen  wahr,  und  ward  der  Reyss  oder 
schifmann  selb  vüert,  und  dann  zwen  lybische  kaufieütt,  denen 
due  güetter  der  schütten  zuegehörtten.  Als  wur  nun  auf  2  meil 
underhalb  der  statt  zu  der  hievor  gemelten  vöstung  kamen,  do 
dann  diser  fluß  in  den  seeh  oder  Beibas  genant  kompt,  mues- 
ten  wür  aldo  unsere  passport  weysenn;  alsdann  zogen  wür  das 
segl  in  düe  höhe  und  füehren  in  dem  namen  gottes  mütt  guetem. 
wünndt  yber  denn  gemelten  Beybas. 

Domütt  ich  nun  zuverstöhn  gebe  diser  seh  halber,  wölcher 
der  Beybas  genant  württ,  ist  ein  stillstöhende  seh  von  süessenn 
Wasser,  im  landt  lügende,  wölche  ob  düe  72  inhlaufflüs  oder 
bächlin,  so  dorein  kommen,  haben  solle,  und  hat  nicht  mehr 
dann  einen  auslauf,  dovon  hernach  gemeltett  würt,  und  erströct 
such  gemelte  seh  der  lennge  nach  in  düe  40  teütsche,  und  do 
süe  am  breittesten  12  meil,  grönzt  gögen  dreyen  herren,  under 
denen  yeder  was  doruf  zue  gebüetten,  als  erstlichen  der  Mosco- 
witer  oder  grosfurst  in  Reussenn,  der  könig  aus  Poln,  wüe  auch 
der  könig  aus  Schwöden,  und  müessen  alle  due  güetterr,  wölche 
von  der  Plescau  herauswarts  nachTeütschlandt  gefuert  werdenn, 
gemeltten  dreyen  herm  ?oll  geben,  und  das  doch  am  beschwer- 
lichsten, müessen  alle  schiEF,  so  nach  der  Narva  wollen,  zuvor 
büs  für  düe  statt  Dorrpt  fahren,  do  selbsten  süe  denn  zoll  von 
denn  ingeladnen  güettern  geben  müessen;  also  wann  süe  schon 
yber  düe  seh  sein,  haben  süe  noch  6  meyl  uff  einem  arm  gögen 
dem  fluß,  der  Emböckh  genannt,  zu  segeln,  und  eben  so  weytt 
wüderomb  herunder  oder  zuruckh,  büs  süe  wüderomb  in  düe 
seh  kommen,  also  manchmal  ein  schiff  in  14  tag  wol  3  wachen 


121 

zuebringen  mues,  do  es  sonsten  mitt  guetem  wöndt,  do  Bä6 
gleich  strackh  dörften  zuesegeln,  in  zweyen  tagen  oder  noch 
eher  zur  Narva  sein  kondten. 

Ongevahr  ein  stundt  in  due  nacht  kamen  wnr  aus  der  seh 
in  due  Emböckh,  wölches  von  der  Plescau  14  meil,  dann  düe 
seh  doselbstn  12  meil  breytt;  verbliben  due  nacht  uff  dem  schiff 
und  gögen  tag  füel  der  wandt  umb,  unns  entgögen. 

Denn  10  dus  wahren  war  frueh  uff,  muest  das  volckh  das 
schif  ans  lanndt  fortzuehen,  due  weyl  aber  solcher  fluß  kromm 
hin  und  wuder  geth,  bekam  unns  der  wündt  an  öttlichen  ortteu 
zu  guet,  das  der  schifman  seglen  kondte.  Als  wur  nun  auf  ein 
meil  nahent  der  statt  kamen,  stugen  due  zwen  kaufleüt  und  ich 
an  das  landt,  guengen  zue  fues  hunein,  dann  so  wur  uff  dem 
schiff  gebUben  wehren,  war  verspert  worden;  kamen  also  disen 
abent  gehn  Dorpt. 

Aldo  wür  auch  denn  11  stall  gelegen,  büs  düe  kaufleüth 
denn  zoll  verförtigttn,  wölcher  zoll  dem  könig  aus  Poln  zue- 
stöndig. 

Denn  12  düs  vormittag  von  Dorpt  hünweg,  hatten  unns 
mitt  essen  und  trinckhen  der  notturfft  nach  versehen;  dann 
underwegen  durchaus  nichts  zue  bekommen  ist;  so  mues  mann 
oft  öttUche  tag  uff  den  wündt  lügen,  eh  mann  kan  yber  düe  seh 
kommen;  füehren  des  tags  4  meil,  aldo  es  einen  hof  oder  süz 
hart  an  dem  arm  oder  fluß  hatt,  Sassenn  genant,  doselbsten 
wür  uf  der  schütten  oder  schiff  ybernacht  blibenn. 

Denn  13  düs  des  morgens  von  do  hünweg  und  fuehren  des 
tags  2  meil  büs  an  düe  seh,  aldo  wür  uf  den  wündt  lügen  mues- 
ten,  wüe  wür  dann  auch  denn  14  do  verharreten,  umb  willen 
unns  der  wind  entgögen.  Düse  seh  gibt  sehr  vül  vüsch  und  guets 
kaufs,  do  nun  die  gelegenheitt  zue  kochen  verbanden  wehre: 
dann  auf  disen  schütten  kein  feyr  gemacht,  und  an  das  landt  zu 
steügen  kan  man  wassers  und  mos  halber  auch  nicht,  dann  es 
aller  mütt  benzen  verwachsen,  und  ist  immer  scbadt,  das  sovil 
guets  gras  verderben  und  unnüz  hüngehn  solle,  do  ettwan 
manche  matten  und  wüsen  einer  stundt  wegs  lanng  sein  soll 
und  ist. 

Denn  15  düs  nach  müttag  erzeigtt  sich  der  wündt  guet  für 
unns  zu  ^ein,  das  wür  gleich  mütt  dem  tag  das  segl  uffzogen, 


122 

undt  als  wür  in  düe  seh  kamen,  wurde  der  wündt  sehr  frisch 
und  starckh,  das  wur  nun  mütt  halbem  wündt  segelten,  dann 
zue  zeütt  des  ungewitters  es  vül  gevarlicher  ist  uf  diser  seh, 
dann  uf  dem  mör,  umb willen  es  an  öttlichen  ortten  gahr  seich, 
das  es  das  sanndt  auf  einander  wurft,  und  müessen  duse  schif 
sonderlichen  dornach  gehauen  sein,  aller  in  due  breytte,  sein 
oben  nicht  bedöckt,  das  säe  nicht  yber  V^  ein  tüef  under  dem 
wasserr  gehn,  onangesehen  solche  schütten  oder  schif  in  düe 
600  centner  tragen.  Solche  sein  von  sonderer  kunst  und  arbeytt, 
zusamen  in  einander  gemacht,  das  an  öttlichen  keine  nögel 
noch  hackhen  (ausgenommen  der  ancr  und  was  sonsten  oben  im 
schif  ist,  doran  man  düe  sayler  zum  theil  vast  machtt);  sonsten 
durchaus  kein  eysen  dorzue  gebraucht  würdt.  Solche  werdenn 
mütt  hast  und  anderm  zehem  zeug  an  ein  ander  gebunden  und 
vast  gemacht.  Also  kamen  wür  düsen  tag  umb  vesperzeütt  yber 
gemeltten  Beybas,  wölches  12  meyl  von  der  spüzen,  do  düe 
Emböckh  in  düse  seh  left,  aldo  höbt  es  an,  schmöler  werden  und 
nimbt  iren  ausgang  oder  uslauf ,  und  würt  düser  arm  düe  narui- 
sche  Bach  genanntt,  und  ist  solcher  theil  derzeütt  under  dem 
könig  aus  Schwöden,  und  braucht  grossen  fleis,.eh  mann  aus 
der  seh  in  düe  Bach  kompt,  umbwüUen  des  seichen  wassers: 
dann  vülmahln  düe  schif  uf  denn  grundt  oder  sandt  kommen, 
das  süe  mütt  groser  müeh  wüderomb  do  wegggebracht  werden, 
wüe  unns  dann  zum  theil  auch  begögnet,  das  unnser  schif  be- 
gehnt,  uffzustöhn,  das  düe  schiff knecht  muesten  in  das  wasser 
steügen,  büs  süe  es  mütt  binglen  wüderomb  fort  schuhen.  Her- 
nach segleten  wür  auf  disem  arm  abwärts  büs  gögen  abendt. 

Denn  16  düs  dingten  wür  2  deine  nackhen,  do  yeder  nur 
von  einem  stückh  holz  oder  bäum  ausgehauen  gemacht  ist,  dann 
düe  schiff  müesam  auf  disem  wasser  fort  könden,  umbwiUen  es 
an  yilen  ortten  mehr  dann  halbe  verlegt,  der  füsch  halber,  son- 
derlichen aber  wegen  der  ääl,  derer  düe  mennge  do  gefangen 
werden,  auch  sehr  gros  und  ingemein  eines  arms  dückh,  der- 
gleichen ich  an  keinem  (ort)  so  gros  gesehen.  Also  sas  ich  neben 
dem  einen  kaufman  auf  dem  einen,  und  der  ander  kaufmann  uf 
denn  andern  nackhen,  füehren  früeh  vom  schif  hünweg,  und  gübt 
diser  ania  an  öttlichen  orten  einen  starckhen  fluß  oder  strudl, 
wüe  auch  an  öttlichen  orthen  ein  zümliche  breytte,  und  als  wür 


123 

bey  einer  meil  nahent  zur  statt  kamenn,  erhöbt  sich  ein  starckher 
wündt,  das  ich  lüeber  za  fues  gangen,  dann  gefahren  wehre; 
allein  ward  kein  gelegenheitt,  an  landt  zu  steigen.  Kamen  also 
bey  güetter  tagzeütt  zu  einem  fleckhen,  wölcher  ein  halbe  stundt 
nahendt  der  statt  lügtt,  dann  düe  schif  nicht  weätter  könden, 
wüe  dann  alle  düe  güetter,  so  zu  wasser  dohün  gebracht,  do- 
Selbsten  ußgeladen  müessen  werden,  und  von  do  zu  landt  biis 
wüderr  für  düe  statt  Narva  gefüert,  dann  vülgemelte  «ee  ihren 
uslauf  do  hatt,  und  yber  einen  sehr  hohen  und  starckhen  fölsenn 
herundr  föUt  mütt  hellem  rauschen  und  grosen  gedemmel,  wöl- 
ches  mann  von  ferrn  ganz  kreitt  hörtt.  Als  wür  nun  für  das 
stättlin  Narua  kamen,  muesten  wür  noch  gahr  nahent  ein  stundt 
verzüehen,  ee  das  wür  innkamen,  dann  starckhe  wacht  von  denn 
Schwödenn  gehaltenn  würt;  lötstlichen  kompt  der  wüertt,  wöl- 
cher für  unns  guettsein  versprochen,  dessen  ich  auch  züe  ge- 
messen und  mitt  hinein  kahm.  Düses  stättlin,  düe  Narva  genantt, 
ist  dein,  aber  derzeütt,  weil  es  under  dem  könig  aus  Schwöden, 
ist  es  sehr  beföstigt  worden,  und  ist  vor  disem  düe  ganze  hand- 
lung,  so  yezunder  zur  Plescau  ist,  aldo  gewesen,  dann  es  em 
sehr  bequemer  ort  wegen  des  wassers,  dann  düe  schiff  büs  eines 
rohrsschuß  nahent  zur  statt  laufen  mögen,  dann  do  vorg^melte 
seh,  der  Beybas,  seinen  auslauf  iber  denn  f Olsen  herunder 
nembt,  macht  er  einen  andern  bach,  wölcher  hartt  an  gemelttem 
stättlin  hünlaufk,  und  kompt  auf  2  meil  underhalb  gemeltes 
orts  in  düe  Ostsee.  Nun  scheidett  diser  bach  düe  zwen  theil  als 
Eyropam  und  Asiam  von  einander,  dann  düses  stättlin  noch  in 
Europa  gelegen  und  würt  düe  teütsche  Narva  genant,  hatt  in- 
wendig desselbigen  gleich  gögen  dem  wassr  hinaus  ein  schloß, 
und  jheneseitt  des  wassers,  eines  dopplhackhen  schuß  weitt,  ein 
ander  sehr  vöst  haus  Iwanigro  oder  reüsische  Narva  genaht. 
Dasselbige  lügtt  in  Asia,  und  hatt  solches  der  könig  aus  Schwö- 
den dem  Moscowittr  auch  ingenommen,  wüe  ime  dann  an  solchem 
haus  sehr  vil  gelegen,  dann  do  er  düse  vöstung  nicht  hatte, 
möchte  er  das  stättlin  mütt  rueh  auch  nicht  besizen,  dann  es 
gar  zu  nahent  gögen  der  statt  gelegen  und  zimlich  hoch,  das 
mann  aus  solchem  das  stättlin  ganz  wol  beschiessen  möchte,  und 
hatt  gemelte  vöstung  gögen  dem  stättlin  drey  starckher  mauren 
für  einander,  ist  auch  mütt  volckh,  geschüz  und  munition  (als 


124 

ich  gehört)  genugsam  versehen,  das  es  der  Moscowitr  nicht 
leichtlich  mehr  bekommen  württ. 

Sonsten  ist  gemeltes  stättlin  innwendig  ybl  erbauen  und 
sehr  verwiest  als  es  von  erstem  vom  Moscowittr  ingenommen 
worden ;  es  würt  doch  vül  von  Teütschen  bewohnet,  wüe  dann  uf 
bede  sprachen  als  teütsch  und  schwödisch  do  geprödigtt  werden. 

Es  hatt  für  dem  stättlin  auf  ein  halbe  stundt  wegs  einen 
herrlichen  lachs  oder  sallmenfanng,  der  ist  under  dem  folsen, 
do  das  wasser  von  dem  Beybas  herunter  fällt;  kompt  der  sallm 
aus  der  Ostseh  undt  steügt  gögen  dem  süessen  wasser,  büs  er 
sich  gahr  under  den  fölsen  legt,  do  dann  das  frisch  oder  sües 
wasser  herunder  left;  und  sein  düe  füscher,  wölche  mehrtheils 
Moscowitter  (aber  doch  under  dem  könig  aus  Schwöden  wohnen) 
doruf  abgericht,  das  siie  ihnen  riichten,  dodurch  sich  der  sallm 
selber  fahett,  das  mancher  uf  einen  morgen  4 — 5  oder  6  be- 
kompt,  das  siie  sehr  guets  kaufs  sein,  dann  mann  einen  ganzen 
fisch  von  20,  weniger  auch  wol  mehr  %,  umb  einen  halben 
gülden  oder  einen  halben  reichsthalr  ufs  höchst  bekommen 
kahn.  Man  bekommpt  auch  der  truckhuen  lachs,  wölche  im 
rauch  gedörrt  werden  und  also  roch  guet  zu  essen  sein,  wüe  ich 
dann  §inen  kaufft,  wölcher  mier  uff  der  reys  sehr  wol  bekommen, 
und  noch  ein  theil  dovon  büs  umb  Wüen  gebrachtt.  Ittem  auch 
mütt  deu  neünaugen ;  düe  werden  haufenweüs  do  gefangen,  sehr 
gros,  lanng  und  dickh,  gleich  als  bey  unns  düe  deinen  aal,  wölche 
in  sondere  fesslin  in  essich  und  gwürz  ingebeist  und  hün  und 
wüder  an  andere  ort  gefiertt  werden,  wüe  dann  solche  büs  gehn 
Nürnberg  gebracht  werden. 

Ich  bün  zu  der  Narva  6  tag  stüUgelegen  und  trachtet  nach 
gelegenheitt,  umb  Rövel  zu  reüsen,  solches  stättlin  auch  zu- 
besehen; in  dem  wurde  ein  Schwöd  mütt  brüefen  dohün  abge- 
förtigt,  derselbige  mich  umb  ein  trincgelt  versprochen  mütt- 
zunemmen,  dann  ime  düe  bauem  bey  tag  und  nacht  mütt  pfert- 
ten  müessen  verholfen  sein,  umb  willen  das  er  in  des  königs 
geschefften  reyssett. 

Denn  23  düs  nach  mittag  rütt  ich  mütt  gemeltem  Schwöden 
von  der  Narva  hünweg,  und  als  wür  2  meil  gerütten,  namen 
wür  frische  pfert  und  rütten  düe  ganze  nacht,  das  wür  ob  düe 
fünfmal  düe  pfert  abgedauscht  und  den  volgenden  tag,  wölches 


125 

ward  der  25,  wahren  wür  bey  3  stund  vor  müttag  schon  bey  der 
YÖstung  und  fieckhen,  Wesenberg  genantt,  so  derzeütt  dem 
könig  aus  Schwöden  gehörtt.  Düs  schloß  ist  sehr  verschossen 
und  an  öttlichen  ortten  aller  ingefallen;  aldo  muest  sich  der 
Schwödt,  mütt  dem  ich  rütt,  bey  dem  vogt  im  schloß  anmelden, 
wölches  eiii  schwödischer  edlmann,  und  bey  ime  umb  andere 
pfert  anhalten.  Als  er  nun  2  pfert  begerte,  wolte  der  vogt 
wüssen,  wenn  er  bey  sich  bette,  gab  er  für,  einen  Teutschen; 
förtigtt  in  also  bald  mütt  einem  pfert  hünweg,  ich  aber  blib  all- 
weil herunder  im  fleckhen  wartent,  in  meinung,  er  solte  wüder 
kommen,  do  er  schon  langest  hünweg  gewesen;  blib  ich  also  do 
süzen,  köndte  wöder  des  landts  sprach,  wölche  mann  unteütsch 
nennet,  noch  auch  düe  schwödische  spraach,  güeng  also  selber 
hünauf  ins  schloß  und  sprach  denn  junckher  an,  bittend,  er 
wollte  *müer  umbs  gelt  ein  pfert  wüderfahrn  lassen,  domitt  ich 
fort  kommen  möge,  dann  ich  ime  zuverstöhn  gab,  ich  seye  eines 
kaufmanns  düener  von  Lüböckh,  das  meinem  herm  sehr  vül 
doran  gelegen  seye.  Iber  solches  alles  gübt  er  müer  einen  kurzen 
bescheid,  sagt,  wüe  ich  dörfte  so  keckh  sein  und  mich  dem  an- 
höngig  machen,  der  mütt  briefen  postweüs  in  ihrer  Majestät 
geschefften  abgeförtigett  seye,  soll  auch  doneben  wissen,  das  er 
nicht  auf  mich  noch  uf  kaufleitt  bestöUt  seye,  den  selbigen  fort- 
zuhelfen, sondern  uf  ihr  Majestät  und  wer  in  dero  geschefften 
reyse,  neben  andern  mehr  scharrpfenn  wortten,  das  ich  fro 
wahr,  das  ich  mütt  lieb  wüder  aus  dem  schloß  kam  (gemelt 
schloß,  wölches  gros  und  weytt  umbfangen,  lügtt  gleich  halben 
weg,  als  15  meil  von  der  Narva,  15  von  ßövel  und  15  von  der 
statt  Dorpt).  Also  güeng  ich  herunder,  trachtet  nach  einem,  der 
teütsch  kondte,  der  güeng  mitt  müer  im  fleckhen  hün  und  wüder, 
umb  ein  pfert  zu  entlehnen ,  aber  ich  kond  keins  zuewegen  brin- 
gen, versombt  also  den  tag.  Bus  zu  vesperzeitt  kam  ich  in  eines 
teutschen  büchsnmachers  haus,  der  ward  ein  trommeter,  aldo 
ich  zehrte,  bey  wölchem  ein  lüflendischer  edlmann  wahr,  so 
auch  bey  mir  zechte ;  also  er  von  mür  vernommen,  wüe  das  ich 
nicht  fortkommen  mochte,  versprach  er  mür,  mich  uf  seiner 
gutschen  mütt  ime  büs  uf  sein  guet  zu  füehren,  wölches  drey 
meil  von  do  undt  wehnig  ab  meiner  Strassen ,  als  dann  woU  er 
mich  wol  fort  schaffen.    Nun  thrauet  ich  nicht  allzu  wol^  dann 


126 

es  seyder  des  krüegs  noch  vül  leichtförtig  gesindt  im  landt  gübt; 
eh  ich  aber  an  disem  ort  verharren  wolte,  macht  ich  mich  mütt 
dem  edlmann  uf  seine  gutschen.  (Es  gübt  hiieromber  sehr  vül 
kranich,  oftmaln  30  bis  40,  wol  mer  beysamen  gesehen  werden, 
halten  sich  an  heimlichen  orthen,  do  nicht  vül  wandeis  ist,  auch 
do  es  holz  und  wasser  oder  moos  pflegt  haben,  und  seind  solche 
bös  zu  sehiessen,  dann  gemeinglich  einer  vornen  an  stöth  gleich 
als  der  düe  santinell  oder  wacht  höUt;  so  bald  der  ufstöt,  sein 
düe  andern  gleich  hemacL)  Also  fuehren  wür  ob  düe  2  stund 
in  düe  nacht,  eh  wür  uf  des  edelmanns  guet  kamen,  mehrtheils 
holz;  auch  sehr  tüefen  und  wässrigen  weeg;  zu  dem  regnete  es 
sehr  starckh,  das  ich  aller  nass  wurde. 

Als  wür  nun  uf  düe  nacht  in  sein  haus  kamen  und  es  zim- 
lieh  spath,  das  sein  volckh  mehrtheils  schlafen  gangen,  hatte 
der  edlmann  nicht  mehr  dann  ein  einzig  bett,  wölches  in  der 
Stuben  stunde,  in  demselbigen  lag  seiner  befreindten  einer  auch 
vom  adl,  welcher  zue  ime  kommen,  in  heimzuesuechen,  derselbige 
stunde  wüder  vom  bett  auf  und  machte  dem  junckher  oder  herm 
im  haus  räum,  zog  seine  kleider  wüder  an  und  legte  sich  her- 
nach in  einem  nebenkemerlin  zu  mößr  uf  das  stroh.  So  stattlich 
und  reich  der  adl  vor  zeütt  des  kruegs  gewessen,  so  schlecht  und 
arm  sein  sue  derzeutt,  dann  das  landt  aller  verborgt,  verwuest 
und  verderbt,  dörfer,  fleckhen  und  Schlösser  vom  Moscowittr 
aller  abgebranndt,  dessen  sue  sich  noch  täglich  besorgen,  das 
keiner  nichts  bauen  wüll,  dann  zu  täglicher  narung  und  under- 
haltung  desleibs,  bus  es  zu  einem  stäthen  fruden  tractirt  württ. 
Es  trueg  sich  dise  nacht  zu,  das  dem  edelmann  sechs  schaf  von 
denn  wölfen  aus  dem  hoof  hönweg  gefüert  wurden,  und  wehnig  • 
tag  zuvor  auch  sübene,  das  er  gedacht,  süe  weren  ime  sonsten 
hinweg  kommen  oder  gestolen  worden,  oder  vileicht  durch  hexen 
oder  Zauberer,  derer  es  dann  im  landt  sehr  vil  gäbt,  hinweg 
gefüert  worden,  dann  sich  leuth  fünden,.  wölche  in  wolfsgestalt 
laufen;  düe  selbige  nennt  mann  wahrwöK,  düe  thun  großen 
schaden.  Also  santte  der  edlmann  des  moi^ens  seinen  jungen 
hinus  in  das  hollz,  das  er  do  hün  und  wüder  gehe,  ob  er  ettwan 
blut  spiren  möchte,  in  dem  kompt  der  jung  vormüttags  wüder 
anheim,  brungt-  einen  schafkopf,  wüe  auch  mehr  dann  denn 
halben  theil  von  einem  föel,  sagt  er  habe  vül  raben  sehen  flüegen 


127 

und  ongevalir  dem  selbigen  geschrey  nach  gangen,  bus  er  lötsi- 
lich  dozu  kommen.  Nun  koüdte  niann.im  hoof  nicht  spüren  noch 
irrgend  ein  loch  funden,  dobey  säe  wehren  ans  und  ein  kommen, 
doromb  doe  vermuetung,  sue  seyen  yon  den  wahrwölfen  ge* 
nommen  worden. 

Denn  25  düs  fuert  mich  der  junckher  (dessen  nam  ist  Jeörg 
von  Bergen,  und  heist  sein  guet  Sagett)  hinaus  uf  das  feldt,  zeugt 
mür  Yül  äckher,  wüsen  und  holz,  wölche  gueter  seinem  anzeigen 
nach  alle  ime  zuegehören,  das  müer  dann  wehnig  fredt  machte, 
dann  ich  lueber  meines  wegs  fort  wehre  gewesen,  muest  noch 
bey  ime  verharren  bös  uf  essens  zeitt.  Zwischen  der  zeutt  kam 
eben  ein  teutscher  hofmann  auch  zu  disem  junckherr,  wölcher 
meines  wegs  bey  12  meil  zu  reösen  hatte,  der  kondtedie  sprach, 
mött  demselbigen  reüset  ich  nach  essens  von  do  hunweg  und 
schaffte  muer  der  edlmann  durch  seiner  bauren  einen  1  pfert 
büs  in  den  nechsten  fleckhen.  Ohngevahr  ein  stundt  von  do  fan- 
den war  ein  pfert  vorm  haus  stöhn,  wölches  schon  aller  zuege* 
ristet,  das  eben  der  baur  desselbigen  ausreutten  wolte;  nun 
wüste  diser  hofman  denn  brauch  hiezulandt  sehr  wol,  macht 
denn  bauren  an,  ich  seye  mütt  briefen  an  die  königlichen  com- 
missary  nach  Bövel  abgeförtigett,  das  ich  eylent  fort  miesse, 
nam  ime  das  pfert  mütt  gewalt,  hües  mich  der  hofman  doruf 
suzen,  rütt  mitt  dovon;  wolte  er  es  wüder  haben,  mueste  er 
yemanndt  hernach  schickhen,  der  es  zuruckh  füerte.  Gleichwöl 
ich  solches  nun  ein  meil  wegs  rütte,  aldo  wfir  zu  einem  milier 
kamen,  wölcher  such  lanng  gesprissen  und  kein  pfert  geben 
wolte;  indem  that  der  hofmann,  als  wolte  er  denn  milier 
schlagen,  zog  sein  röhr  herusser;  do  er  denn  ernst  sähe,  lües 
er  ein  pfert  sattlen;  es  wahr  mür  zwar  banng,  aber  diser  sagte, 
er  wisse  ihren  brauch  wol,  auch  zimlicher  massenn  mütt  inen 
umbzugehn,  dann  mütt  güette  erlange  keiner  nichts  bey  inen. 
Also  rütten  wür  von  do  hünweg,  wahr  schon  gögen  abentt  und 
rutt  solches  pfert  2  meil;  uf  düe  nacht  kamen  wür  in  einen 
fieckhen,  aldo  stügen  wür  ab,  güengen  in  ein  haus,  rueften 
lanng,  aber  niemandt,  der  unns  antwort  gab,  onangesehen  noch 
feyr  am  hert  ward,  züntten  wür  ein  liecht  an,  güengen  in  düe 
Stuben,  aber  fanden  niemandt  dorinnen,  kondten  auch  niemandt 
erschreyen,  das  wür  wüder  doraus  güengen.    und  gleich  für  ge^ 


128 

meltem  haus  halt  es  eine  mattenn  oder  wysen,  uf  wölcher  ötÜiche 
pfert  weiden  guengen.  Von  den  selbigen  füeng  der  hofmann 
eines  auf  und  gleich  den  sattl  von  des  andern  pfert  genommen 
und  uf  das  gelegt,  denn  zäum  auch  angethon  undt  fortgeritten, 
luessen  dogögen  des  miliers  ross  stöhn.  Indem  kompt  der  baur, 
dem  düe  pfert  zuegehörten,  fragt,  was  mür  mitt  dem  pfert  machen 
wollen,  sagt  der  hofman,  ich  mues  eylent  fortt  in  des  königs  ge- 
schefften,  wölches  der  guet  man  one  einige  wider  rödt  strackhs 
glaubt.  Nun  befahrt  ich  mich,  der  baur  höbe  yrgend  ein  ge- 
schrey  an,  als  ob  war  ime  das  pfert  stehlen  wollen,  wölches 
unns  beden  nicht  zum  besten  bekommen  sein  wurde.  Als  wir 
nun  uf  ein  halbe  stundt  von  dem  fleckhen  hinaus  kommen  in  ein 
holz,  kamen  yberzwerch  des  wegs  drey  brone  oder  schwarze 
pfert,  das  ichs  finstere  halber  an  der  färb  nicht  können  mocht, 
ganz  schnell  zu  unns  her  gelaufen,  dueselbigen  volgen  unns 
lenger,  dann  ein  starckhe  stundt,  immer  nach.  Onangesehen 
wür  säe  öttlichmal  von  unns  jagten  und  zuruckh  trüben,  wahren 
süe  gleich  wuderomb  hinder  unns.  Indem  begögnen  unns  zwen 
reytter,  wölche,  so  baldt  süe  für  unns  kamen,  due  pfert  unns 
verliessen ,  das  wur  süe  hernach  nimmer  sahen.  Es  wahr  schon 
spath  und  tüef  in  due  nacht,  und  reut  ich  dises  pfert  3  meil,  das 
war  erst  nach  mittnacht  in  ein  flecken  kamen,  wölcher  7  meil 
von  des  vorgemelten  edimanns  säz;  do  wüer  due  pfert  uf  düe 
weudt  gehn  lüesenn,  ihnen  due  fordere  fües  zusammen  bunden, 
domütt  süe  nicht  weytt  gehn  mochten;  wüer  aber  legten  unns 
für  eines  bäum  haus  under  ein  schupfen  uf  einen  langen  blockh, 
aldo  wur  ruehweten  bus  an  tag. 

Denn  26  düs,  als  ich  des  morgens  ufstunde  (wüe  auch  der 
teütsche  hofmann,  wölcher  müer  den  abent  zuvor  sagte,  er  were 
von  Speyr  geboren,  habe  doch  öttlich  jähr  lanng  in  disem  landt 
gewohnett,  auch  für  einen  kriegsmann  sich  gebrauchen  lassen, 
(er  sähe  zwahr  einem  nassen  brueder  gleich),  und  hunaus  guen- 
gen, unnsere  pfert  zu  suechen,  kondten  wür  lanng  wöder  eines 
noch  das  andere  finden;  zulötst  bekam  der  hofmann  sein  pfert 
im  holz,  aber  das  ander,  wölches  ich  hüeher  geritten,  kondte 
ich  nicht  mehr  bekommen.  Ob  nun  der  baur,  dem  es  zuegehört, 
solches  in  der  nacht  geholt  oder  wohun  es  kommen,  kann  ich 
nicht  wissen,  dann  ichs  hernach  nicht  mehr  gesehen. 


129 

Von  do  hatte  ich  noch  fünf  meil  gehn  ßövel,  aber  der  boaö 
weite  nicht  mehr  angehn,  voriger  gestallt  fort  zu  kommen,  dann 
such  kein  baur  nicht  bereden  wolt  lassen;  bekam  doch  1  pfert 
umbs  geltt,  und  rüt  gedachter  hofmann  von  do  aus  noch  iber 
2  meil  meines  wegs.  Underwegen  begögneten  unns  des  königs 
commissary,  denn  es  wahr  ein  tagsazung  angestöUt  zwischen 
dem  Moscowittr  und  könig  aus  Schwöden,  umb  ein  fruden  zu 
tractiren ,  wölche  zusamenkunft  beschicht  auf  ein  halbe  stundt 
von  der  Narva  in  freyemfeldt;  schlecht  yeder  theil  seine  gezelt 
uff,  dann  süe  einander  nicht  allzuwol  thrauen.  Gemeltte  herm 
commissary  redeten  uns  an,  fragten,  wo  wür  her  kommen.  Wann 
ich  nun  dozumal  wüderomben  ein  ross  geritten,  als  düe  vorigen 
gewesen,  dovon  ich  nichts  bezaltt,  und  der  baur  hernach  ge- 
loffen, wehr  ich  gleich  recht  in  das  badt  kommen.  Eh  wür  beede 
nun  von  einander  rütten,  kehrten  wür  ein,  aldo  ich  dasfrüeh- 
mal  für  vilgedachten  hofmann  bezalte,  dann  er  kein  Verehrung 
haben  wolte;  als  dann  nam  ^r  von  do  seinen  weeg  nach  der 
Bernau,  ein  statt  in  Lüflandt,  ich  aber  nam  meinen  weg  voUent 
nach  ßövel,  dohün  ich  disen  tag  bey  guetter  zeütt  kam,  wüe  ich 
mich  dann  selber  zu  verwundern,  wüe  ich  also  ongerechtförtigt 
bün  fortkommen. 

Eövel  ist  ein  deine,  aber  mechtige,  vöste,  lustige  und  wol 
erbautte  statt,  wüe  auch  sehr  freindlich  volckh,  lügt  eines  stein- 
wurfs  weytt  von  ofner  see,  das  düe  schif  mitt  voller  ladung  büs 
zue  der  bruckhen,  wölche  in  sonderheitt  dorzu  gemacht  ist, 
laufen  könden ,  wüe  dann  vor  zeütt  des  krüegs  stattliche  hand- 
lung  do  gewesen,  von  do  süe  zur  Narva,  hernach  zur  Plescau, 
do  süe  noch  ist,  kommen.  Dozumal  haben  düe  Moscowittr  alle 
ihre  wahren  büs  dohün  füeren  müessen,  ist  vül  bösser  mitt 
ihneim  zu  handeln  gewesen,  dann  yezunder,  aber  zur  zeütt  des 
krüegs  ist  es  alles  zertrennt  worden,  und  hatt  such  gemeltes 
stättlin  mannlich  gögen  dem  Moscowittr  gehalten,  dann  Basilius, 
der  grosfürst  in  der  Moskau,  selber  dorfor  gelegen,  solche  statt 
zweymal  belagert,  wüe  er  dann  das.  eine  mal  ob  düe  50  tausend 
starckh  solle  gewesen  sein,  wüe  er  sich  dann  auch  hatt  vernemmen 
lassen,  er  woU  gemelt  stättlin  erobern  und  nicht  dovon  abzüehen, 
do  es  schon  an  einer  köttin  sollte  am  himl  hangen,  wölches  ime 
dochmisslungen  oder  gefäelt,  dessen  sich  höchlich  zu  verwundern, 

Kiechel.  *^ 


130 

dann  nicht  yber  500  burger  dorinnen  gewesen,  ohne  eyniges 
frembdes  volckh,  (ob  woln  due  von  Lyböckh  zwey  schiff  mitt 
kruegs  Tolckh,  munition  und  proviant  ihnen  zue  hilf  gesantt, 
wölche  mehr  dann  einen  ganzen  monat  in  der  seh  gewesen,  aber 
wegen  ungewitters  und  gögenwindts  sie  nicht  fortkommen  moch- 
ten, sondern  muesten  wuder  zuruckh,  ohne  einig  verrichten, 
wölches  sonderer  willen  gottes  gewesen,  der  nicht  hatt  wollen 
haben,  das  inen  frembdt  volckh  zuekomme  oder  beystand  thüe, 
seuden  hero  haben  süe  such  under  den  könig  aus  Schwödenn 
begeben,  ihn  für  ihren  schuzherrn  auf  und  angenommen).  Es 
hat  in  gemeltem  stättlin  ein  sehr  vöst  schloß,  wölches  auch  vil 
höher  dann  düe  statt  lügt,  und  ist  der  Moscowittr  so  nahent  an 
der  statt  verschanzt  gelegen,  das  er  mitt  einem  gemeinen  röhr 
hat  könden  in  düe  statt  schiesen.  Uf  ein  zeütt  solle  er  einen 
mitt  brüefen  an  denn  rath  doselbsten  abgeförtigt  haben,  inen 
zu  entbotten,  im  vall  sue  sich  uf  gnaden  ergeben,  wolle  er  sue 
auch  bedenckhen,  dogleichen  er  keiner  statt  gethon  habe;  wo 
aber  nicht,  das  er  solche  mitt  gwalt  erobere  (wüe  er  dann  ein- 
mal nicht  dovon  ablasse)^  sollen  suewüssen,  das  das  kindt  im 
muetterleüb  nicht  sicher  sein  werde.  Yber  gemeltes  schreiben 
sue  sich  beratschlagt  und  entschlossen  worden,  ime  seinen  be- 
gehren nach  ein  antwurt  in  das  legerr  zu  senden,  wölches  von 
inen  beschehen.  Zwischen  der  zeutt  wurde  im  schloß  bevelch 
gegeben,  das  das  gros  geschüz  aller  uf  des  Moscowittrs  schanzen 
zuegericht  wurden,  indem  süe  nun  denn  trometr  mutt  einem 
brief,  wölcher  mitt  der  statt  secret  verförtigett,  abgesant,  uf 
due  iberschrift  seinen  gebärenden  tittel  gegeben,  aber  innwendig 
ward  es  carta  blanca,  also  kein  antwort  auch  ein  anttwort  sein 
soll;  als  nun  diser  in  das  läger  kommen,  denn  brief  geantwort 
(sich  alsbald  wuderomb  nach  der  statt  verfüegt),  do  versamm- 
leten  sich  alsbald  alle  fumeme  herren,  wüe  auch  das  gemein 
pövel,  umb  zu  vememmen,  ob  sich  due  in  der  statt  ergeben 
weiten,  desselbigen  due  im  schlose  guet  achtung  nanien.  Als 
nun  der  brief  dem  grosfürsten  yberantwurt  wurt,  und  ein  grose 
menge  volckhs  beysamen  im  läger  "wahr,  do  lassen  düe  im  schloß 
öttliche  cartonen  zuemal  los  gehn,  wölche  inen  due  schanzen 
zerrissen  undt  ein  grosse  anzal  volckhs  hüngenommen,  zum 
theil  getödtet,  andere  sonst  hart  beschödigt,  yber  wölches  der 


131 

grosfurst  noch  melir  vergrimmett  sein  solle,  inen  tag  und  nacht 
kein  rueh  gelassen,  sonderlichen  mitt  feürwerfen  und  feurige 
kugeln  in  due  statt  zu  schiessen.  Es  sein  zwar  dü6  heyser  der 
statt  ingeniein  alle  von  stein  aufgehauen,  das  sue  dem  feyr 
desto  eher  hahen  steören  und  wehren  könden;  zu  dem  soll  auch 
in  allenn  fümemmen  heusem  so  wol  düe  mägt  als  düe  knecht 
sein  verordnet  gewesen,  domitt  wann  feyr  ingeworfen,  solches 
gleich  durch  möst  gedempft  und  erstöct,  oder  durch  wasser  ge* 
lescht  worden.  Onangesehen  er  vül  mittel  versuecht  und  wider 
söe  furgenommen,  hatt  er  doch  wehnig  ausgericht  und  sonder 
einig  verrichten  dovon  ahzäehen  müessen.  Als  ich  gehört,  hat 
er  geschäz  dorfor  gehabt,  doran  500  personen  gezogen  haben 
allein  an  einem  stuckh,  dann  er  nicht  vüch  sondern  mentschen 
dozu  gebraucht,  wölche  er  dem  vich  gleich  geachtet,  wue  es  such 
dann  augenscheinlich  in  disem  landt  genugsam  befunden,  in  denn 
Stätten,  fleckhen  und  dörfer,  wölche  er  ingenommen  und  er- 
bärmlich mitt  denn  leithen  umbgangen. 

Sonsten  hat  es  in  gemeltem  stättlin  noch  ein  schöne  thom- 
kürchen,  wölches  sonder  zweifei  vor  jaren  ein  stattlich  bistomb 
gewesen,  gübt  oder  hat  auch  ein  gleichförmige  bruderschafft,  als 
zuDanzig  oder  zu  Rüga,  in  wölchem  haus  täglich  burger  und 
frembde  zusamen  kommen. 

Es  ist  alhue  wolfeil  leben,  was  das  essen  anlangt,  beede 
fusch  undt  fleisch,  wüe  auch  geflugl;  und  federwüldbret,  als 
rebhöner,  aurhanen,  berghanen  und  haslhöner  gübt  es  sehr  vul; 
was  aber  das  getranckh  anlangt,  ist  das  buer,  wölches  im  landt 
gebrauen  wird,  schlecht  und  denn  seestöttischen  nicht  zuver- 
gleichen;  der  wein  ist  sehr  theyer,  dann  es  mehrtheils  reinischen 
wein  gibt,  iber  wölchen  grosser  accis  und  oncosten  geth. 

Ich  bün  zu  Rövel  von  26  August  büs  uf  denn  3  September 
stillgelegen  und  kondte  kein  andere  gelegenheitt  bekommen, 
wüderr  aus  disem  landt  zu  reusen,  dann  zu  wasser,  das  ist  uf 
der  Ostsee  nach  Lüböckh  zu  seglen,  dann  zu  landt  wüder  nach 
Buga  zu  reusen  geliebte  muer  nicht,  wue  es  dann  eben  spath 
im  jar,  und  eben  düe  lotste  schif  abseglen  weiten.  In  dem  gueng 
ich  an  dem  3  ditto  des  morgens  früeh  uf  den  marct  und  hört, 
^üe  das  ein  holendüsch  schif  nach  Danzig  laufen  wolte;  wüe  es 
dann  albereyt  anhüeb  die  ancr  höben,  güeng  ich  hinaus  zu  dem 

9* 


132 

schif,  sprach  denn  schippr  an,  ob  er  mich  woU  mittnemmen, 
sagt  er,  ich  mües  gleich  förtug  sein,  dann  er  gleich  abseglen 
werde,  also  eylet  ich  nach  mein err  herberg,  versähe  mich  mitt 
wehnig  essen  und  trinckhen,  befridigt  denn  wörtt,  macht  mich 
gleich  hinaus  für  das  thor,  ward  das  schif  schon  abgeseglet,  nam 
ich  ein  dein  boot  oder  schifflin  und  lües  mich  hernach  füehren. 
In  dem  nun  der  schifman  sähe,  das  düe  barckh  dem  schif  zue 
begehrt,  lües  er  düe  segl  in  wind  streichen,  büs  ich  das  schif 
erreicht,  wölche  gelegenheitt  mir  sehr  wol  bekam,  umb willen 
ich  meinen  weeg  durch  Poln,  Schlösien  und  Östrreich  zu  nemmen 
bedacht,  wölches  müer  von  Lüböckh  aus  ein  weiter  umbweeg 
gewest  were.  Also  segelt  ich  am  3  September  ongevar  bey  drey 
stundt  in  tag  von  Rövel  hünweg,  auf  vorgemeltes  holendisches 
schif,  wölcher  schifmann  von  Enckhusen  wahr,  und  ist  das  schiff 
mitt  salz  beladen  gewesen,  weyl  aber  dem  herrn,  dem  das  salz 
zuestöndig,  nicht  seinem  gevallen  nach  gelten  woltte,  vermeinte 
er  nach  Danzüg  zu  segeln,  aldo  er  seinen  nuzen  besser  schaffen 
möcht;  aber  er  that  ein  fart  ins  haus,  dann  er  hernach  zue 
Danzig  yeden  last  salz  (derer  42  im  schiff  wahren)  bey  3  reichs- 
thaler  naher,  als  es  ime  zu  ßövel  gelten  wolt,  und  noch  düe 
zeitt,  düe  er  domitt  zuegebracht,  wüe  auch  der  oncosten,  so 
ime  büs  dohün  ufgangen,  ist  gleich  ein  casus,  als  wolte  einer 
aus  Schwaben  salz  in  das  Beyerlandt  füehren,  dann  Danzig  mehr 
dann  100  meil  neher  gögen  Nüderlandt  ligt  dann  Rövel. 

Als  wür  nun  in  düe  see  kamen ,  küelt  es  zimlich  frisch  auf, 
wardt  der  wündt  nordest,  wölcher  unns  wol  taugenlich,  das  wür 
des  andern  abents  uf  denn  rügischen  bodenn  kamen,  wölches 
ort  oder  gelegenheitt  des  mors  man  also  nennt,  ein  sehr  gevahr- 
lich  ortt  zur  zeütt  des  ungewitter  und  sturmwindts. 

Denn  4  düs  ongevahr  zu  mittemacht  wendt  sich  der  wind 
unns  entgögen,  und  left  zu  Südwest,  das  wür  in  der  seh  hünwider 
laviren  muesten,  triben  solches  öttlich  tag  als  büs  uf  11  düs 
nach  mittag  umb  vesperr  zeütt,  do  sahen  wür  landt,  wölches 
war  uf  der  seitten  gögen  Eönigsperg.  Nun  wolte  der,  dem  das 
sallz  zuegehörte,  der  steyrman  solte  sich  dem  landt  zue  begeben, 
aldo  innseglen.  Düeweyl  unns  aber  der  abent  und  düe  nacht  ob 
dem  halls  imd  der  wund  immer  ye  frischer  und  störckherr,  ge- 
draute  ime  unnser  pilot  oder  steurmann  bey  der  nacht  nicht,  do 


133 

inzulauffen ,  umb willen  es  ein  schlemme  innfahrt,  wölches  man 
die  Närung  nennt,  do  einer  des  tags  allen  fleüs  braucht  Zudem 
sagte  der  steyrmann,  er  seye  in  14  jähren  nicht  do  ingeloflfen, 
hueben  such  an  zu  zweyn  und  under  einander  zu  zanckhen, 
wurd  auch  der  wind  ye  lenger  ye  störckher,  das  wür  uf  denn 
abent  einen  flüegenden  stürm  hatten.  Gleichwol  sich  der  wund 
verkert,  das  wür  halben  wind  hatten,  kondten  unns  lenger  do 
nicht  halten;  also  seglet  wür  des  abents  von  do  hünweg,  und 
des  andern  morgens,  wölches  wahr  der  12  düs,  mütt  dem  tag 
wahren  wür  für  der  Münn,  das  ist  ein  meil  wegs  von  Dannzig, 
wölches  bey  24  meil,  aber  es  kielt  der  massen,  das  es  das  eine 
segl  zu  stuckhen  zerrüs  und  das  schif  uf  der  einen  seitten  immer 
im  wasser  güeng,  das  ich  gewolt  oder  begert  hette,  am  landt 
zu  sein.  Aber  düse  Nation  wüe  dann  auch  düe  Englischen  sein 
vor  andern  völckher  zur  see  vül  beherzter,  geschicterr,  do  ein 
mann  mehr  nuzt,  dann  wol  uf  andern  schiffen  zwen  oder  drey. 

Ich  bün  uf  diser  reys  ongetrunckhen  gewesen  vom  andern 
Septembr  zu  9  uhr  gögen  der  nacht,  wölches  wahr  an  einem 
freytag,  als  ich  volgenden  3  dütto  zu  schif  gangen,  büs  uf  7  düs 
zu  mittag  umb  12  uhr,  wölches  wahr  am  mittwoch,  das  ist  3 
stund,  4  tag  und  fünf  nacht;  in  allem  111  stundt,  doch  nicht 
aus  mangel  des  getranckhs,  sondern  das  ich  keinen  durst  gehabt; 
mitt  dem  essen  hab  ich  mich  auch  genau  beholfen:  onangesehen 
ich  wol  zu  leben  hatte,  machte  mür  doch  das  mör  einen  Unwillen, 
das  ich  nicht  lust  zu  essen  hatte. 

Denn  12  düs  als  wüer  früh  morgens  für  düe  Münn  kamen, 
legten  wür  unns. für  ancr,  dann  der  kauiBmann  des  salz  nicht 
haben  wolte,  das  der  schifman  inlaufen  solte.  Ohnangesehen 
der  wündt  sehr  guet,  hatte  er  doch  immer  neügung  nach  Königs- 
perg,  zu  dem  ward  es  so  ungestimm,  das  er  mich  mitt  dem  boot 
oder  deinen  angehöocten  nebenschifflin  nicht  getrautte  an  das 
landt  zu  füehrenn,  muest  also  vom  morgen  an  büs  zu  abend  uf 
dem  schif  bleibenn  und  sähe  ich  des  tags  ob  düe  30  nüderlendi- 
schif  in  gemelten  hafen  inlaufen.  Es  wahr  müer  diser  tag  sehr 
lanng,  dann  do  sieh  der  wündt  umbgewendet  und  guet  nach 
Königsperg  zu  segeln  worden  wehre,  hette  gemelter  kaufixiann 
mütt  seinem  sallz  dohün  seglen  wollen ,  hette  ich  wüder  meinen 
willen  müessen  uf  dem  schif  bleiben,  aber  diser  wund  blib  be- 


134 

stöndig  und  wurde  gögen  abent  was  mülters,  das  mich  der  pätron 
mitt  dem  deinen  schifiin  lües  an  landt  fuehren,  von  do  ich  ein 
andere  barca  gedingt,  düe  mich  voUent  nach  der  statt  füerte, 
dann  ich  zeitt  hatte,  inn  zu  kommen.  Also  kam  ich  noch  ge- 
melten  abent  gehn  Danzig,  wölches  zu  wasser  oder  seh  von 
Rövel  140  teütsche  meil. 

Zu  Danzig  verharret  ich  in  düe  3  wochen,  dann  ich  von 
einem  Nüderlender  ufgehalten  (so  sich  aldo  verheirat  oder  mitt 
haus  sas)  und  vertröstet  worden  von  tag  zu  tag,  mitt  müer  zue 
reysen,  wüe  dann  auch  lötstlich  beschehen,  dann  er  mitt  mir 
von  do  aus  büs  nach  Ancona  in  Ittalia  raysete.  Zwischen  der 
zeitt  sähe  ich  ausser  der  statt  in  der  vohrstatt,  Schoftlandt  ge- 
nanntt,  einen  ibelthäter  rüchten,  welcher  an  der  tortur  bekant, 
wüe  das  er  in  der  Marckh  in  einem  stättlin,  Wollenberg  genannt, 
einem  burger  doselbst  feyr  in  sein  haus  gelegt  wegen  einer  ganz 
schlechten  und  geringen  ursach,  doraus  ein  grosse  brunst  ent- 
standen, das  ob  düe  100  heüser  verbrennen,  wölches,  als  leicht- 
lieh  zu  erachten,  vil  betriebter  leüth  würdt  gemacht  haben. 
Düser  wurde  seiner  missethat  halber  an  dem  22  düs  geschmitt 
und  von  ferner  verbrantt,  das  er  lang  lebte,  eh  ine  das  feyr 
verstöct.  Und  hatt  gemelte  vohrstatt  ihr  sonder  gericht  und 
recht,  domitt  düe  statt  nichts  zu  schaffen  noch  zu  thuen  hatt. 
Yohrgemelter  Nüderlender  und  ich  verglichen  unns  mit  ein  ander, 
machten  unns  uf  düe  reys  förtig,  dingten  ein  gutschen  büs  umb 
Posenn,  versahenn  unns  mütt  essen  und  trinckhen  und  reyseten 
denn  4  Octobris  ongevahr  2  uhr  nach  müttag  von  Danzig  hün- 
weg,  kamen  uf  düe  nacht  in  ein  dorf,  Drompky  genanntt,  ligt 
von  der  statt  3  meil,  in  Cassuben,  do  dann  nichts  zu  essen  ver- 
banden, dann  so  einer  wol  essen,  trinckhen  oder  liegen  will, 
ist  von  nöthen,  er  füehre  es  mitt;  aber  stroh,  doruf  zu  schlaffen, 
bekompt  einer  wol. 

Denn  5  düs  am  morgen  mütt  dem  tag  von  do  hünweg,  gübt 
es  underrwegen  mehrentheil  holz  und  wäldt,  aber  aller  blatt 
und  eben  lanndt,  auch  mehrtheils  sandigen  weeg.  Des  müttags 
fuetertenn  wür  in  einem  krueg  oder  einzech tigen  herberg;  uf 
denn  abendt  kahmen  wür  zu  einem  cassubischen  edlmann,  bey 
wölchem  wür  die  nacht  herbergten;  und  sein  dise  junckher  wol 
mütt  einem  frembden  gast  zufriden,  so  er  essen  und  trinckhen, 


135 

sonderKchen  wann  er  wein  mütt  bringtt,  das  er  und  sein  gemahl 
auch  mag  gesöttigtt  werden.  Dises  ort  beyst  Woythal,  an  einem 
lustigen  fliesenden  bach  gelegen,  sein  sonsten  noch  3  oder  4 
heüser  umbher;  disenn  tag  sein  wür  7  meil  gefahren  und  nahmen 
düe  nacht  bey  gemeltem  edlmann  uf  dem  stroh  verlieb. 

Denn  6  düs  des  morgens  früeh  yon  do  hünweg  ist  allent- 
halben des  orts  gueter  weeg  und  oben  lanndt,  fuehren  des  tags 

8  meil,  kahmen  uf  denn  abent  in  ein  dorf ,  Macowitzgen  genannt, 
in  Poln  gelegen,  doselbsten  wür  über  nacht  bliben. 

Denn  7  düs  früeh  von  do  hünweg,  füeterten  des  mittags  im 
feld  und  kamen  uf  düe  nacht  in  ein  dorf,  Scheschof  genannt, 

9  meil  von  dem  vergangnen  nachtlägerr. 

Denn  8  düs  früeh  vor  tags  von  do  hüuweg,  und  kamen  bey 
gueter  tagzeitt  gehn  Posenn,  wölches  von  vohrgemeltem  dorf 
auch  9  meil;  ein  statt  im  landt  zu  Poln,  zimlich  gros  aber  nicht 
vöst,  uf  dem  marct  feine  erbautte  und  mehrtheils  gemalte  heüser, 
habenn  ein  wasser,  wölches  durch  düe  statt  laufft,  düe  Warrt 
genannt. 

Denn  9  düs,  wölches  wahr  ein  sonntag,  lagen  wür  aldo 
stüll  und  trachteten  nach  gelegenheitt,  umb  Preslau  zu  reisen. 
Nun  ward  einer  von  Nürnberg  in  der  herrberg,  wölcher  sein 
läger  pflegt  do  zu  haben,  mütt  n^men  Hanns  Haas  der  jünger, 
der  wahr  auch  willens  in  düe  Schlesien  zu  reysen,  umbwillen 
die  pest  alhüe  zu  Posen  regierte  und  albereitt  ob  düe  50  heyserr 
von  der  obrigkeit  gesperrt  wurden,  derowegen  es  nicht  kurz- 
weülig  do  wahr,  lanng  zu  verherren,  dann  es  ein  armer  jaumer 
und  ohnbarmherzig  volckh;  wann  ein  haus  beschlossen  und  das 
volckh,  so  dorinnen  ist,  nicht  zu  leben  hat,  könden  süe  fürs 
gelt  nichts  bekommen,  dann  do  ist  nimand,  der  sich  des  andern 
annembt,  noch  handreichung  thuet,  das  düe  jhenigen,  wölchen 
düe  heisser  gespörrtt,  manichmaln  hunger  leiden  müessen.  Es 
lües  sich  obgemelter  Hanns  Haas  vernemmen,  do  wür  ime  einem 
oder  anderthalb  tag  zue  gevallen  warten  weiten,  wöU  er  unns 
uff  seiner  gutschen  mütt  umb  Preslau  füehren,  dann  er  unns  an- 
zeigte, wüe  wür  müesam  werden  fortkommen,  umbwillen  unserr 
keiner  düe  sprach  kondte ;  zu  dem  las  mann  uns  in  kein  dorrf, 
dann  solche  aller  verschanzt  undt  vergraben,  das  der  weeg  neben- 
hün  geth,  also  wür  unns  uf  dem  feldt  behelfen  müesten.    Indem 


136 

beAvilligten  wür  unns  zu  warten,  und  hatte  gleich  der  keller  oder 
hausknecht  in  der  herberg  des  volgenden  tags  hochzeitt,  zu 
wölchr  wür  auch  beruefen,  domitt  unns  düe  zeitt  desto  kürzer 
und  desto  wehniger  nachgedenckhen  hatten,  des  bösen  lufts 
halber;  verharreten  also  iber  des  jhenigen  begehren  noch  einen 
halben  tag,  das  wir  denn  1 1  düs  also  gebliben,  büs  gemelter  von 
Nürnberg  allerdings  förtig  ward. 

Denn  12  düs  vormittags  reyseten  wür  3  von  Posen  hünweg, 
und  gleich  als  wür  üf  düe  gutschen  süzen  weiten,  werdenn  die 
pfertt  vor  der  herrberg  laufendt,  springen  uf  einen  müsthaufen 
und  stürzen  düe  gutschen  umb.  Du«  pfert  wahren  sehr  frisch 
und  muetig  undt  hatten  zuvor  niemals  in  keiner  gutschen  ge- 
zogen, das  ich  gleich  gedacht,  wür  wurden  ein  selzame  farth 
habenn.  Wür  suechten  den  zeug  wüder  zusamen,  lüeden  den- 
selbigen  uf  düe  gutschen  undt  güengen  zu  fues  büs  für  das 
thor,  und  sas  der  knecht  uf  das  eine  pfert,  büs  süe  ein  wehnig 
gewohneten.  Als  wür  uf  ein  meil  wegs  oder  nicht  so  weytt 
hinaus  kamen,  laufen  düe  pfeiii  uf  ein  seitten  und  stürzen  düe 
gutschen  abermaln  umb;  aber  es  ist  noch  wol  gerathen.  Als 
wür  nun  wüderomb  uflfsassen  und  nicht  iber  ein  -halbe  stund 
wegs  gefahren,  kommen  wür  in  einen  hohlweeg,  das  der  gutscher 
düe  pfert  nicht  halten  kahn,  werden  laufendt,  indem  spring 
ich  herunder  von  der  gutschen  und  im  schnellen  laufen  geth 
müer  das  hünder  radt  yber  denn  rechten  schenckhl,  das  ich 
vermeint,  neben  denn  weeg  zu  springen,  weicht  müer  der  eine 
fues,  das  ich  zwischen  bede  röder  kommen,  das  ich  gedacht, 
ich  hette  ein  bese  fart  gethon,  dann  gern  10  centner  schwer 
uf  der  gutschen  wahr.  Kondte  disen  abent  denn  fues  nicht  mehr 
gebrauchen  noch  doruff  treten,  meine  geförten  sezten  mich 
wüder  uf  düe  gutschen  undt  hatten  wür  noch  4  meil  zu  fahren 
büs  uf  das  nachtlägerr,  wüe  wür  dann  erst  spath  in  düe  nacht 
für  ein  stättlin  kamen  undt  usserhalb  desselbigen  hatte  es  ött- 
liehe  scheiren,  von  wölchen  wir  eine  aufgebrochen,  düe  gutschen 
und  pfert  dorein  gestöUt,  die  pfert  gefüetert  und  für  unns  ein 
gute  ligerstatt  von  stroh  machten.  Düse  nacht  hatte  ich  grossen 
schmerzen  am  schenckhl,  kondte  doch  nichts  dorfür  gebrauchen, 
dann  wür  kein  feyr  hatten,  und  ist  düs  ort  von  Posen  7  meil. 

Denn  13  düs  stunden  wür  früeh  auf,  machten  unns  vor 


137 

tag,  eh  das  stättlin  geöffnet  wnrde,  von  do  hünweg,  ilann  do 
unns  derjehnig,  wölchem  däe  scheim  zuegehört,  ergriffen,  möchte 
er  unns  der  herberg  halber  abgedanct  haben,  das  unns  kein  lueb 
dozu  geschehen  wehre.  Zu  mittag  fueterten  wür  im  feldt,  dann 
düe  bauren  düe  weeg  oder  Strassen,  welche  durch  düe  dörfer 
gehn,  aller  verlegt  und  vergraben,  das  mann  neben  hün  fahren 
mues,  und  niemandt  frembder  ingelassen  würt.  Auf  denn  abent 
kalimen  wir  in  ein  teütsch  dorf  in  Schlösien ,  aldo  wur  herberg 
bekamen;  solcher  fleckh  gehört  dem  herm  von  Eurzbach.  Dü- 
sen abent  sähe  ich  zue  meinem  schenckl,  befand,  das  er  ge- 
schwollen und  blau  wahr;  dieweil  ich  aber  keinen  sondern 
schmerzen  hatte,  wolte  ich  auch  nichts  gebrauchen.  Und  ist 
von  dem  andern  nachtlager  hueher  8  meil. 

Denn  14  düs  frueh  vor  tags  von  do  hünweg,  gäbt  under- 
wegen  sehr  vil  wasser  und  umb  düe  statt  oder  in  der  nähe  der 
statt  Presslau  schöne  fleckhen  und  dörferr,  kamen  bey  gueter 
zeütt  in  gemelte  statt.  Als  wür  nun  under  das  thor  kamen, 
wurden  wür  lanng  aufgehalten  und  gerechtf örtigt ,  woher  wür 
kommen.  Wür  hatten  gleichwol  ein  föede  von  der  statt  Danzig, 
wölche  zwar  nicht  vül  helfen  wolte,  onangesehen  das  wür  für- 
gaben, wehren  nicht^uf  Posen  zue  kommen,  weiten  süe  es 
doch  nicht  glauben.  Nach  langem  zanckhen.  und  hadern  wahrd 
es  halt  umb  ein  trincgelt  zu  thuen,  als  dann  lüessen  süe  unns 
passüeren.  Düsen  tag  sein  wür  7  meil  gefahren.  Preslau  ist 
ein  schöne,  lustige,  wolerbaute  und  vöste  statt,  auch  gros  und 
das  haupt  in  Schlösien,  haben  denn  keyser  zum  schuzherrn; 
hat  einen  züehrlichen,  grosen  und  schönen  marct,  derogleichen 
in  Teütschandt  nicht  bald  ersehen  würt,  rüngs  umher  mütt 
wolerbauten,  höhen,  von  stein  aufgebatitten  heysern,  wüe  es 
dann  sonsten  ingemein  feine  gebey  von  heyserr  gübt,  auch 
lustige  breytte  und  lange  Strassen. 

Den  18  düs  wurde  ich  durch  einen  burgerr  doselbstn,  Bar- 
thollneh  Ebn  genannt,  neben  meiner  gesellschafft  in  das  zeüg- 
haus  gefüertt,  wölches  gleilwol  wüder  mein  begehren  beschehen, 
wüe  süe  dann  zwey  underschidliche  heüserr  haben,  düe  dann 
ein  guet  stuckh  wegs  von  einander  lügen.  -  In  denn  selbigen  wiirt 
gesehen  ein  stattliche  anzahl  geschiz,  wölche  auf  rödern  stöhn, 
dessgleichen  hackhennrohr,  ittem  hämisch,  spües,  wöhren  und 


i38 

dergleichen  rüstungeD,  was  zum  krüeg  gehört,  und  sollen  ge- 
melte  zeügheiserr  erst  innerhalb  10  oder  zwölf  jähren  also  zue- 
gericht  sein  wordenn,  dann  ihr  Majestät  der  keyser  als  ihr 
schuzherr  nicht  hat  zugeben  wollen,  das  siie  eigne  krüegs- 
rüstungen  haben,  das  volck  bewert  zu  machen,  umbwillen  aber 
düe  cron  Poln  so  nahent  uf  süe  grenzt,  sein  düe  herren  der 
statt  verursacht  worden,  bey  kayserlicher  Majestät  des  orts 
anzuhalten,  welches  inen  auch  gnedig  vergunt  und  zuegelassen 
worden.  Bus  wür  nun  bede  gemelte  zeügheiser  gesehenn  (dann 
süe  neben  dennselbigen  grosse  komschitten  und  ein  grosen 
vorrath  von  getreidt  haben)  verlüef  sich  düe  zeütt  büs  zur 
•vesper. 

Es  hat  auch  in  gemelter  statt  ein  stattlich  büstomb  oder 
thuem,  wie  dann  derselbige  noch  von  den  geistlichen  bewoh- 
net würt. 

^Das  büer,  wölches  in  gedachter  statt  gebrauen  wärt,  ge- 
nanntt  der  scheps,  ist  ein  starckh  getranckh;  do  einer  dessel- 
bigen  vil  trinct,  würt  er  vül  doller  und  voUerr  als  vom  wein. 

Demnach  ich  nun  büs  in  finften  tag  do  stüUgelegen  und 
hüezwischenn  mich  nach  gelegenheitt  umbsahe,  gehn  Cracau 
zu  reisen,  aber  kein  gesellschaflfb  erfahren  mochte.  Zu  dem 
wolte  der  Nüderlendr,  mütt  wölchem  ich  von  Danzug  abreysete, 
auch  nicht  doruf  zuezüehen,  und  sagte  unnser  dritter  gefört, 
der  von  Nürnberg,  wann  ich  meinen  weg  gleich  strackh  nach 
Venedig  nemen  wollte,  möchte  er  villeicht  einen  geförten  geben. 
Als  ich  nun  kein  gelegenheitt  nach  Cracau  erfahren  kondte, 
blib  solche  reys  vermuten  und  verglichen  wür  drey  unns  mitt- 
einander,  zu  guttschenn  büs  gehn  Wüen  zue  fahren,  und  kauft 
der  Nüderlender  von  dem  von  Nürnberg  sein  ein  pfert  und 
behüelt  er  das  ander  für  sich ;  ich  aber  verglich  mich  fuerlons 
halber  mitt  inen  büs  umb  Wüen,  dann  ich  nichts  mütt  den 
pferten  wolte  zu  thuen  haben.  Wür  dingten  einen  gutschen- 
knecht,  der.  uns  füehren  solte,  der  meinung,  er  wisse  denn  weeg 
gleichwol,  dann  der  von  Nürnberg  sante  seinen  gutscher  (wöl- 
cher  ein  Polack)  wüder  zurück  gen  Posen,  dann  der  gedachte 
Hanns  Haas  am  wehnigsten  willens  hatte,  als  er  zue  Posen  aus 
reiset,  weitter  dann  umb  Preslau  zu  fahrenn;  aber  es  wurde 
hernach  ein  weytter  spazüerweg  doraus. 


139 

Denn  19  düs  nach  müttag,  gleich  als  wür  yor  der  herberg 
uf  die  gutschen  süzen  wolten,  wahren  dtie  pfert  geruehwet,  und 
wüste  der  gutschenknecht  ihren  gebrauch  nicht.  In  dem  hue- 
ben  süe  an  zu  laufen,  und  düe  stras  durchab,  büs  düe  gutsch 
an  ein  öckhstein  kompt,  das  süe  nichtt  weitter  kahn;  güengen 
also  zue  fues  hinaus,  büs  wür  iber  den  marct  kamen;  als  dann 
sasen  wür  auf  und  der  knecht  sas  uf  das  eine  pfert,  büs  süe 
in  ganng  kamen.  Als  wür  nun  bey  einer  halben  meil  für  düe 
statt  kommen,  würt  der  gutscher  erst  doli  durch  denn  wund, 
das  ime  der  scheps  erst  in  köpf  kam,  kondte  mütt  müeh  uf 
dem  pfert  süzen,  in  dem  höben  düe  pfert  an  zu  laufen  neben 
dem  weg  hinaus,  werfen  düe  gutschen  in  ein  gräblin,  das  wür 
müeh  hatten,  büs  wür  süe  wüder  herusser  brachten,  fuQhren 
also  disen  abentjiit  mehr,  dann  ein  meil  wegs  in  ein  dorf,  zum 
Schönenbronn  genant,  einem  burger  von  Presslau  zuestöndig, 
und  hat  hüeromben  so  wol,  als  auf  diser  seitten  schöne  und 
lustige  güetter,  wölche  mertheils  in  düe  statt  gehören. 

Denn  20  düs  am  morgen  früeh  vor  tag  hünweg,  namen 
einen  bauren  mütt,  der  unns  denn  weeg  wüse,  büs  es  tag  wor- 
den, dann  unserr  gutschenknecht  des  wegs  gleich  sovil  bericht 
wahr,  als  wür.  Und  gübt  des  orts  einen  schönen  feldbau  und 
guet  landt ;  kamenn  auf  denn  müttag  gehn  Hirschau ,  aldo  es 
ein  fürstlich  closter,  wölches  an  einem  sehr  lustigen  ort  ge- 
legen, neben  vilen  grosen  deich  oderr  füschwassern  und  schönen 
gärtten. 

Nachmüttag  füehren  wür  von  do  hünweg,  kamen  auf  dem 
abentt  uf  eines  edlmanns  süz,  bey  welchem  der  von  Nürnberg 
bekannt  war,  und  kam  ein  Haas  zu  dem  andern,  wüe  dann 
diser  edelman  aus  Hanns  Haas  heist,  gleich  als  mein  gefört, 
wahren  also  in  seinem  haus  ybernacht,  ist  von  dem  andern 
nachtläger  8  meil  wegs,  heist  das  ort  Clambach. 

Denn  21  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg,  kamen  mehr 
dann  ein  stundt  vor  mittags  zur  Neys,  wölches  2  meil  von  des 
gemelten  edlmans  süz,  nicht  sonders  gros  noch  vöst,  aber  wol 
erbauen,  von  feinenn  heüsern.  Dise  statt  lügt  in  Schlesien,  aldo 
es  ein  büstomb,  wüe  dann  derselbige  bischof  sein  residentz 
pflegt  do  zu  haben.  Disen  tag  verharreten  wür  do  von  wegen 
des  hesslichen  wetters,  auch  domit  düe  pfert  nicht  ibertriben 


140 

wurden ;  das  wasser ,  so  durch  gemeltte  statt  lauft ,  heist 
düe  Nys. 

Denn  22  düs  uf  ein  stundt  in  tag  von  do  hiinweg  hat  es 
gleich  bösen,  rauhen  und  steinigen  weg,  auch  zimlich  berget, 
kamen  uf  das  morgenessen  in  ein  stättlin,  zum  Zuckhmanntl 
genannt,  dem  büschof  von  der  Neys  gehörig,  lügt  3  meil  von 
gemelter  statt;  aldo  wür  noch  zwey  pfert  zu  denn  unnsem  an- 
spannten, dann  es  sehr  hohe  berg  und  bese  weeg  hat,  wüe  dann 
das  gesenckh  do  anhöbt,  wölches  vor  disem  ein  sehr  unsicher 
orth  gewesen,  wüe  dann  noch  vül  mord  doruf  beschehen,  dann 
düe  gelegenheit  sehr  bequem  zu  rauben  und  morden,  weyl  uf 
3  starckhe  meil  kein  dorf  noch  fleckhen,  sondern  mehrtheils 
holz  und  ungeheyere  dickhe  wald,  auch  vül  holweg,  do  an  ött- 
lichen  orten  ein  wagen  dem  andern  nicht  weychen  kan.  ünder- 
wegen  kompt  mann  zu  einem  bergwerckh,  do  öttliche  hütten 
oder  elende  heyser  stöhn,  es  hat  auch  underwegen  auf  öttlich 
schritt  neben  der  Strassen  einen  brennen;  do  ich  allein  wehre, 
müeste  mich  harrt  dürsten,  das  ich  dorus  trinckhen  wolt,  dann 
sich  einer  dozu  buckhen  oder  legen  mues.  Es  begögneten  unns 
der  bergknappen,  wölche  sehr  durstig  aussahen;  unnser  yeder 
hatt  ein  lanng  röhr,  fuehren  also  ob  düe  2  stundt  in  düe  nacht, 
eh  wür  iber  das  gesennckh  kamen,  in  ein  fleckhen  oder  offen 
stättlin,  noch  in  Schlösien  gelegenn,  Engelberg  genannt,  aldo 
wür  ibernacht  gebliben;  wölches"  ort  von  der  Neüs  6  meil. 

Denn  23  düs  früeh  vor  tags  von  do  hünweg  mehrertheil 
holz,  tüefen  und  sehr  bösen  weeg,  füehren  ob  düe  7  stundt,  eh 
wüer  anspannten,  kamen  erst  nach  müttag  in  ein  stättlin,  Stem- 
berg  gnant,  dem  herrn  von  Eölz  gehörig,  yber  dem  gebürg 
gelegen  im  land  zu  Mehrern,  von  do  aus  es  ein  schön  thal, 
fruchtbar  und  guet  landt  hat.  Kamen  düsenn  abent  noch  gehn 
Ulmetz,  wölches  düe  hauptstatt  in  Merhern,  6  meil  von  dem 
vorigen  nachtläger  (aldo  es  auch  ein  bischof),  ein  deine,  aber 
wol  erbaute,  schöne  und  lustige  statt;  uf  dem  marct  ein  fein 
kunstreich  uhrwerckh,  rüngs  umbher  gemalte  heüserr,  wüe  es 
dann  an  imme  selber  ein  lustiger,  groser  blaz  ist,  (düse  land- 
schaft  hat  ein  sonder  sprach);  das  waßser,  so  do  fürbey  left, 
würt  genant  düe  Morava. 

Denn  24  des  gemelten  monats  Octobris  lagen  wür  zu  ül- 


141 

metz  still,  das  düe  pfert  was  wehniges  ausruebweten,  dann  wür 
bösen  weeg  büs  dober  gehabt;  denn  25  des  morgens  uf  2  stund 
in  tag  von  do  bünweg,  batten  sebr  tüefen  weeg,  dann  es  mebr 
theils  baufeldt,  und  füebren  des  tags  4  meil  in  ein  stettlin, 
Wüscba  genant,  in  Merberrn,  aldo  wür  düe  nacbt  gebliben. 

Denn  26  düs  früeb  mütt  dem  tag  von  do  bünweg  ist  düs 
landt  sebr  wol  erbauen,  aucb  frucbtbar  und  genuegsam  be- 
wohnet, kamen  düsenn  abent  in  ein  ander  stättlin,  Wöstemiz 
genant,  6  meil  von  do  wüer  des  morgens  auszogen,  aucb  in 
Merhern  gelegen. 

Denn  27  düs  früeb  mitt  dem  tag  do  bünweg  lüessen  wüer 
zu  der  linckben  bandt  ongevabr  eines  robrsscbuß  von  der  Stras- 
sen lügen  ein  sebr  schön,  wol  erbauen  schloß,  Niclasburg  ge- 
nant, dem  berrn  von  Düetrichstein  gbörig,  zimlich  hoch  uf  einen 
barg  erbaut,  rüngs  umbber  mütt  beüsern  besezt:  dann  es  unden 
am  berg  einen  schönen  fleckhen,  wüe  aucb  lustige  und  gute 
landscbafft,  dann  es  bieromber  zimlich  vil  weinwachs.  Wür 
saumpten  unns,  das  wür  lanng  in  düe  nacbt  fahren  muesten, 
kamen  spatb  in  ein  stättlin  oder  marct,  Gamersdorf  genant, 
6  meül  von  Westerniz  in  Östrreich  gelegen. 

Denn  28  düs  früeb  von  do  bünweg  und  mebr  dann  2  meil 
wegs  bolz,  durch  wölcbes  es  nicht  nach  dem  sichersten;  als 
dann  wider  schöne  landtscbaft  büs  gehn  Wüen ,  dobün  wür  uf 
denn  müttag  kahmen,  wölcbes  4  meil  von  obgemeltem  marct. 

Wien  ist  düe  principal  und  bauptstatt  in  Österreich,  nicht 
sonders  gros,  aber  sehr  vöst  und  wol  erbauen,  hat  ausserhalb 
schöne  garten  und  grose  vohrstött;  der  fluß,  düeTbonau  genant, 
lauft  hart  an  der  statt  für.  Düse  statt  ist  under  dem  keyser, 
aldo  ihr  Majestät  bruder,  erzberzog  Ernst,  hof  böllt,  ist  das- 
ßelbige  schloß  oder  bürg  wüe  auch  der  herzog  zu  sehen,  wüe 
man  dann  ihr  erlaucht  wol  sehen  kann,  wann  er  zu  tusch  süzt 
oder  isset. 

Denn  29  düs  fuer  ich  mitt  einem  kaufmann  uf  seiner  gut- 
schen  nach  Pressburg,  dann  ich  willens  wahr,  ein  pfert  zu 
kaufen,  do  ich  dann  besser  vermeinte  zu  zukommen  dann  zu 
Wüen.  ünder  dess  verharrten  meine  2  geverten  zu  Wüen.  Wüer 
kamen  des  abents  in  ein  stättlin,  Homburg  genant,  8  meil  von 
Wüen  gelegen,  aldo  wüer  iber  nacht  gebliben;  funden  in  der 


142 

herberg  ein  sondere  gesellschaft  von  schlotfeger  und  kessler, 
wölche  mütt  einander  spülten,  hueben  sich  hernach  an  zu  zweyen. 
An  gemeltem  stättlin  ein  sehr  vöst  haus  hoch  uf  einem  berrg 
oder  fölsen  gelegen. 

Nicht  fem  von  disem  ort,  doch  jheneseitt  der  Thonau,  ein 
ander  vöst  schloß  auf  einen  fölsen  gebaut,  Düben  genannt,  dem 
Batory,  wölcherr  von  des  jezigen  königs  stammen  aus  Poln,  zue- 
gehörig,  und  lügt  dis  haus  auf  der  frontir  gögen  Ungern,  ist 
mehr  dann  ein  halbe  isola,  dann  uf  der  einen  seitten  düe  March 
fürbey  left,  aldo  süe  ihren  namenn  verlüert  und  in  düe  Thonau 
kompt,  wölche  uf  der  andern  seitten  des  schloß  denn  langen 
weeg  fürbey  left  und  ihren  namen  behölt. 

Denn  30  düs  mütt  dem  tag  von  do  hünweg,  kamen  des 
morgens  zwischen  der  prödig  (dann  es  eben  sonntag  wahr)  gehn 
Pressburg,  wölches  2  meil  von  dem  stättlin,  do  wür  iber  nacht 
gelegen,  und  lügt  gemelte  statt  jheneseitt  der  Thonau,  wölche 
uf  V*  stundt  nahent  fürbey  left. 

Gemelte  statt  ist  nicht  gros,  aber  fein  erbauen,  wohnen 
Teütsche  undt  ünngerr  under  einander;  an  der  statt  uf  einem 
hohen  berrg  lügtt  ein  vöst  schloß,  das  bewohnt  ein  ungerischer 
herr,  wölcher  oberster  yber  Gomorra,  herr  Ballfy  genannt,  son- 
sten  ist  düe  statt  nichts  sonders  vöst,  halten  düe  burger  under 
inen  wacht  under  den  thoren.  Ich  vermeinte  ein  pfert  zu  kaufen, 
kondt  aber  keines  bekommenn,  das  müer  düenlich  wahr;  blib 
also  vermitten  und  reysett  den  31  und  lotsten  gemeltes  monats 
wüderomb  zu  gutschen  von  do  hünweg  neben  einem  doctor, 
öbner  und  gueter  weeg,  wüe  auch  schöne  und  lustige  landschaft. 
Onangesehen  wür  erst  hoch  in  tag  do  ausgefahren,  kahmen 
wür  gleichwol  noch  desselbigen  abents  gehn  Wüen ;  das  ist  von 
Pressburg  10  meil. 

Düe  statt  Wüen  lügt  sehr  bequem  von  wegen  des  wassers, 
aldo  such  vül  volckh  aufholt,  düe  so  an  andern  orthen  pandi- 
siert,  das  landt  verwisen  oder  sonsten  schulden  halber  flüehen 
müessen. 

Denn  4  November  wurden  meine  geverten  und  ich  durch 
einen  burger  doselbsten  in  das  zeighaus  gefüert,  wölches  dann 
wol  sehennswert.  Aldo  vül  schöner,  groser  stuckh  und  geschiz 
neben  anderer  kriegs  rüstung  gesehen  werden  in  groser  anzahl. 


143 

Noch  besser  abwärts  an  gemeltem  zeüghaus,  dem  wasser 
zu,  wurde  unns  das  arsinal  gewisen;  in  dem  selbigen  stöhn  ött- 
Uche  gallea,  so  zur  zeütt  des  krüegs  auf  der  Thonau  wüderr 
den  Türckhen  sein  gebraucht  worden,  dorab  ich  mich  verwun- 
dert, das  uf  so  deinem  wasser  so  grose  schif  haben  könden 
geregiert  werden;  dann  süe  meines  erachtens  gleich  so  gros 
und  von  sovil  banckhen,  als  ichs  hernach  zu  Yönedüg  oder 
andern  orten  gesehen:  düser  gallea  seiner  öttlich,  als  müer  noch 
ingedenckh  bey  12. 

Denn  5  düs  güeng  ich  hinaus  uf  denn  rossmarct,  ein  pfert 
zu  kaufen,  sähe  aber  nichts  daugenlichs  für  mich.  Indem  kompt 
einer  zu  mir,  sagtt,  er  wisse  ein  schön  jung  pfert  bey  einem 
fuermann,  wölches  besser  zu  reütten  dann  zum  züehen  tauge, 
gib  ich  dem  jhenigen  bevelch,  das  er  solches  uf  denn  mittag  in  * 
mein  herberg  brinng,  als  auch  beschehen.  Das  wahr  ein  rot- 
Bchemmel,  nicht  gros,  wol  bey  leib,  und  ein  fein  muster  von 
finf  jähr;  kauft  also  gemelt  pfert  umb  22  reichsdaler;  solches 
hat  sich  wol  mitt  müer  gehalten  auf  der  reys  gen  Yönedig. 

Denn  6  düs  nach  essens  rütten  meine  geverten  und  ich 
hinaus  spazüren,  das  ney  gebey  oder  den  keyserlichen  garten 
zu  besehen,  wölches  nahent  einer  meil  von  der  statt,  und  scheint 
von  fem  gleichsam  als  ein  dein  stättlin  mütt  sehr  vül  thürn,  und 
ist  in  der  rinckmaur  sehr  weitt  begriffen,  dann  solcher  in  düe 
fiiere  erbauen,  wölches  mütt  grosem  oncosten  mues  erbauen 
sein  worden;  ist  doch  am  wenigsten  noch  nicht  zum  ende  ge- 
bracht, dann  das  wasser  büs  uf  2  meil  dohün  geleittet  und 
durchgraben  worden.  Umbwillen  es  aber  schon  so  spat  im  jaar, 
düe  fruchten  aller  inngethon,  düe  blomen  von  den  stocken  aller 
abgevallen  und  düe  kreitter  verwelckhet,  das  nicht  vül  doran 
zue  sehen  war,  dann  düe  Wasserkunst,  die  thürn,  wölche  in- 
wendüg  züerlich  gehauen  und  mütt  schönen  kunstuckhen  ge- 
mahlt, dessgleichen  ihr  Majestät  lusthaus,  wölches  doch  auch 
nicht  Yolvirt;  ittem  noch  weitter  abwartz  ist  der  thüergarten 
zu  sehen,  dohün  wür  kürze  der  zeütt  halberr  nicht  kommen, 
mechtig  gros  und  weit  umbfangen;  left  düe  Thonau  dozwischen 
durch,  dann  derselbige  garten  so  wol  jheneseitt  des  wassers  als 
heriben  umbfangen,  dorinnen  vül  und  mancherley  gewüld  sein 
soll,  rüten  also  düsen  abent  wüderomb  nach  der  statt. 


144 

Nun  glaub  ich,  das  mann  nirgend  leichtlich  so  tüefe  keller 
fänden  werde,  so  denen  zu  Wüen  zu  vergleichen,  dann  ettwann 
2,  auch  3  keller  ob  einander  sein.  Und  haben  einen  hesslichen 
gebrauch,  das  mann  bey  tagzeütt  einem  so  vilmaln  durch  sein 
haus  hün  und  wüder  lefl,  gleich  als  wann  ein  gemeine  Strassen 
dodurch  gange;  es  sein  zwar  düe  heüser  domach  gehauen,  wöl- 
ches  gleichwol  beschwerlich. 

Denn  7  düs  machten  wür  unns  allerdings  förtig,  lüessen 
uns  von  der  statt  oder  in  der  canzley  ein  föede  machen,  wegen 
der  sanita,  dann  wür  bedacht,  unsern  weeg  nach  Ittaliam  zu 
nemen,  onangesehen  (als  umis  gesagt  worden)  das  es  in  auf 
Jahren  so  rein  der  bösen  kranckheit  halber  in  Wüen  nicht  ge- 
wesen als  düs  jähr.  Gleichwol  mochte  gemelte  föede  weitter 
nicht  dann  durch  Teütschlandt  passiren,  umbwillen  es  was 
wehnigs  in  Augspurg  gestorben ,  hatten  wüer  dessen  auch  zue 
entgelten. 

Denn  8  düs  bey  2  stundt  nachmüttag  rütten  meine  zwen 
vohrgemelte  geverten,  als  der  herr  Haas  und  der  Nüderlender, 
mit  dem  ich  von  Danzig  abgereiset,  neben  einem  ittalianischen 
reütter  von  Syena,  der  ward  selbander;  kamen  des  abents  in 
ein  dorf,  2  meil  von  Wüen,  Neüdorf  genannt,  aldo  wür  düe 
nacht  verharrtenn. 

Denn  9  düs  mütt  dem  tag  von  do  hünweg  hat  es  schöne, 
lustige  und  ohne  landschaft,  rütten  onabgestigen  oder  onge- 
füetert  zur  Neystatt,  dohün  wür  umb  vesperzeütt  kamen,  wöl- 
ches  6  deiner  meil  von  dem  dorf,  do  wür  die  vergangne  nacht 
gelegen,  ein  dein  ort,  aber  an  einem  sehr  lustigen  und  ebnen 
landt  lügt,  under  dem  keyser.  In  gemelter  statt  hat  es  ein 
schloß,  zimlich  vöst,  in  wölchem  der  verstricte  churfürst  Johann 
Früderich  von  Sachsen  wohnet.  Wür  wurden  hinein  gefüert, 
aber  in  demselbigen  nichts  sonderlichs  zue  sehen,  dann  es  alte, 
dunckhele  und  finstere  zimmerr  hat.  An  gemeltem  schloß  gleich- 
wol an  der  statt  ist  ein  schöner  grosser  thüergarten,  in  wölchem 
vül  gewildt  gehalten,  und  do  ihr  churfürstliche  gnaden  lust  hat, 
kan  süe  uf  einem  ganng  im  schloß  gögen  dem  thüergarten  hin- 
aus wol  ein  stuckh  gewildt  föUen  oder  schiessen. 

Denn  10  düs  des  morgens  mütt  dem  tag  von  do  hünweg, 
riten  uf  das  morgenessen  in  ein  stättlin,  hart  am  Spreyer  ge- 


i45 

legen,  yber  wölchen  wür  nach  mittag  riten,  eben  ein  so  ge* 
Schlacht  ort  als  yber  das  gesenckh  uf  dem  weeg  von  der  Keys 
Bach  Ulmez,  dovon  hüevor  meidung  beschehen.  Dann  wür  büs 
doher  noch  sommerweeg  gehabt,  aber  uf  gemeltem  Spreyer 
fanden  wür  vül  schneh,  eys,  und  wardt  so  harrt  gefrohren,  das 
unsere  pfert  immer  vaUen  wolteu,  weyl  süe  nicht  gespizt  wahren, 
das  wür  mehr  zue  fues  güengen,  dann  rütten.  Verspäteten  unns, 
das  wür  erst  bey  2  stundt  in  die  nacht  in  düe  herrberg  kamen, 
in  ein  dorf  in  Steynnarckt,  zum  Spüttal  genant,  6  meil  von  der 
Neüstatt,  under  erzherzog  Carole ;  doselbst  sähe  ich,  das  mann 
düe  ochsen  beschlecht  und  spüzt  gleich  als  die  pfert,  yedoch 
nun  mütt  halben  eysenn  oder  düe  auserst  clauen,  und  beschicht 
solches,  düeweyl  düe  gfietter  mehr  theils  durch  ochsenn  her- 
iber,  das  ist  yber  den  Spreyer  gefuert  werden,  dann  es  ein  rauch 
und  unöben  gebürrg  ist.    ' 

Denn  11  düs  früeh  morgens  von  do  hünweg  rütten  wür 
immerr  zwischenn  dem  gebürg;  gübt  doch  dörfer,  fleckhen  und 
herbergen  genueg,  dann  es  ein  w^ame  und  gangbare  stras, 
do  einer  derselbigen  nicht  wol  irren  oder  ausweichen  kan. 
Kamen  disen  abent  gehn  Bruckh  an  der  Mur,  dann  das  wasser, 
so  aldo  fürbey  left,  würt  düe  Mur  genant,  wölches  nach  Graz 
seinen  flußnembt;  ein  feine  statt,  nichts  vöst,  dann  solche 
zwischen  dem  gebirrg  ligt,  auch  in  Steurmarct  und  under  vor- 
gemeltem  ertzherzog  Carolo.  Grfitz,  aldo  ihr  Durchlaucht  pflegt 
hof  zu  halten,  lügt  6  meil  dovon,  wüe  wür  dann  auch  bedacht, 
unnsern  weg  doruff  zu  nemmen;  umbwillen  aber  düe  pest  do 
regüert,  Hessen  wür  es  underwegen,  dann  wür  hernach  noch 
müesamer  wehren  fortkommen,  umbwillen  wür  alle  abent  an 
dem  ort,  so  es  änderst  ein  stättlin  oder  fleckh  gewesen,  unser 
föede,  wölche  wür  mütt  von  Wüen  ausgefüert ,  underschreiben 
lüessen,  wüe  dann  sühne  auch  beschehen,  und  ist  vom  Spittal 
büs  gehn  Bruckh  7  meil. 

Denn  1 2  düs  früeh  vor  tags  von  da  hünweg,  dann  das  thor 
bey  guter  zeütt  geöfnet  wurde,  und  geth  der  weeg  oder  düe 
stras  immer  neben  gemeltem  wasser  der  Mur  hün.  Düeweyl 
nun  der  tag  so  kurtz  und  der  weg  sehr  rauh  und  ongebahnt, 
muesten  wür  düe  nacht  dorahn  ströckhen  und  riten  bey  2  stundt 
in  düe  nacht,  kamen  in  ein  stättlin,  genant  Knittlfeldt,  lügt 

Ki«chel.  10 


146 

auch  in  Steyrmarci  Es  haben  düe  wüert  hüezuland  im  gebrauch, 
das  süe  an  fasttagen,  als  freitag  und  samstag,  neben  den  fiL^chen 
auch  fleisch  speysenn;  nun  wardt  der  Ittalianer  ein  groser  cato- 
Ucus,  wölchem  ich  dozumal  nicht  so  weitt  nachgedacht,  und 
beschach  düs  an  einem  samstag ,  das  ich  neben  andern  speysen 
auch  fleisch  gessenn,  wölches  gedachter  Ittalianer  uf  mich  ach- 
tung  genommen  und  müer  hernach,  als  wür  uf  das  yönedische 
gebiet  kamen,  schier  zu  grosem  nachteil  und  schadenn  gereicht. 
Weyl  diser  unnser  sprach  nicht  kondte,  ward  er  durch  Teutsch- 
land aller  wol  zufriden,  was  wür  thaten;  als  bald  er  aber  Pontabel 
erreicht,  wölches  düe  frontir  gögen  Friol  oder  der  Vönediger 
gebüet,  gab  er  unns  zumal  kein  guet  wort  mehr;  onangesehen 
wüer  ime  alle  freindschaft  (wüe  es  dann  uf  der  reys  pflegt  zu- 
zugehn),  erzeigten  und  bewisen,  ward  es  doch  aller  nichts,  dero- 
wegen  unnser  yeder  ein  aug  mueste  zu  thun  und  ime  seinen  wil- 
len lassen.   Gemelt  stättlin  lügt  von  Bruckh  6  meil. 

Denn  13  düs  am  morgen  &üeh  von  do  hünweg,  hatten  sehr 
rauhen  undt  bösen  weeg,  auch  an  vülen  orten  tüefe  lachen,  do 
wür  das  eys  brechen  muesten.  Kamen  uf  den  mittag  in  ein 
marct  oder  stättlin,  Judennburg  genannt,  aber  nachmittag  hat- 
ten wür  noch  weitt  zu  reitten,  dessen  unnser  Ittalianer  ibel  zu- 
früden;  rüten  ob  düe  3  stund  in  düe  nacht,  eh  wür  in  düe 
herberg  kamen,  und  erreichten  ein  stättlin,  Neyemarct  genant, 
in  Obersteyrmarct  gelegen;  wurde  unns  das  thor  geöfnet,  dann 
süe  gleich  ihren  j,armarct  hatten,  das  düe  herbergen  allen  voll 
volckhs  wahren,  derowegen  wür  in  der  herrberg,  do  wür  inn- 
kehrten,  auch  nicht  wiUkomm  wahren.  Und  sein  wüer  des  tags 
8  meil  gerittenn. 

Denn  14  düs  ettwas  uf  1  stund  in  tag  von  do  hünweg,  dann 
ich  ob  3  maln  in  des  rathsschreibers  haus  gewesen,  eh  ich  zu- 
wegen  gebracht,  das  er  unnser  föede  underschriben^  Von  do 
aus  hatten  wür  sehr  vül  wasser,  wölche  gefroren  und  wür  aller 
brechen  muesten,  das  unnser  keiner  der  erst  sein  wolte  oder 
voran  zu  reytten.  Kamen  disen  abentt  in  Cärndten  in  ein  stätt- 
lin sanct  Veytt  genant,  6  meil  von  Neuenmarct. 

Denn  1 5  düs  des  morgens  von  do  hünweg ,  reyset  man  im- 
mer zwischen  dem  gebürg ,  wüewol  es  underwegen  vül  fleckhen, 
dörfer  und  einige  heyserr  gübjb,  das  sich  einer  zu  vervnmdem, 


447 

woTOn  das  volckh  ihr  saruBg  habe.  Es  hatt  hüeromben  sehr 
vül  berckhwerck,  dann  von  eysse  und  stahl  ein  grose  somma 
im  landt  geschmitt,  wölches  hernach  an  andere  ort  sowol  in 
Ittaliam  als  in  Teütschlandt  gefiiert  würt.  Düsenn  abent  kah- 
men  wüer  gen  Villach,  wtiewol  wür  starckh  umb  das  thor  rüt- 
ten,  dann  wüer  grosse  zeütt  hatten,  inn  zue  kommen ;  als  wtir 
nun  under  das  thor  kamen,  weiten  unns  düejhenigen,  so  dorun- 
der  wachten,  nicht  innlassen,  begehrten  unser  föede,  wölche 
von  einem  burger  von  der  wacht  nach  des  burgermeisters  haus 
getragen  worden,  umb  zu  vememmen,  ob  süe  unns  selten  inn- 
lassen, wölches  sich  auch  noch  bey  einer  halben  stundt  erloffen, 
büs  wür  lötstlich  inngelassen  wurden. 

Villach,  ein  dein,  aber  wol  erbauen,  sehr  lustig  stättlin, 
auch  zümlich  vöst,  lügt  in  Cärndten  under  dem  büschoff  von 
Bamberg,  6  meil  von  sanct  Veytt  gelegen,  aldo  es  ein  nüderlag 
von  güettem,  wölche  inn  und  aus  Ittaliam  kommen,  nach  Wüen 
und  andern  orthen  gehn,  der  rönnval  ist  doselbstn  guets  kaufs. 

Denn  16  düs  lagen  wüer  denn  halben  tag  do  stüll,  güengen 
unser  zwehn  zu  dem  burgermeister,  pflegten  seines  raths,  was 
wür  unns  zu  verhalten  betten  unnserer  föede  halber,  ob  solche 
förtter  passiren  möchte;  doruf  er  burgermeister  unns  denn  ent- 
scheidt  gäbe,  das  düse  unnsere  föede  bey  inen  wol  passiere, 
dann  süe  genugsam  bericht  seyen  und  guette  Wissenschaft  ha- 
ben, das  es  innerhalb  10  oder  11  jähr  so  rein  in  Wüen  nicht 
gewesen  beser  lufts  halber,  dann  yezunder;  aber  das  wüsse 
er  wol,  das  kurz  verschiner  zeitt  auch  öttliche  kaufleitt,  wölche 
von  Wüen  abkomn^en,  neben  einer  föde,  so  gleichförmig  under- 
wegen  auf  allen  nachtlägern  imderschriben  worden,  zu  Pontabel, 
das  ist,  do  sich  der  Vönedigerr  gebüet  anfahet,  nicht  passiren 
mögen,  derowegen  düejhenigen  öttlich  tag  aldo  verharren  mües- 
sen,  eh  süe  fortpassirten.  Do  wür  also  seinem  (des  burgermei- 
sters) rath  volgen  wollen,  äehe  in  für  rathsam  an,  wüer  thüen 
düe  föede  von  Wüen  hünweg  oderr  zerreissen  düe  selbige,  do- 
mitt  solche  bey  unns  nicht  gefunden  wurde,  alsdann  wollte  er 
unns  durch  den  stattschreiber  ein  andere  föede  machen  lassen, 
als  wann  wür  von  Salzburg  kemen,  und  so  wür  der  föede  von 
Salzburg  halber  angeredt  wurden,  sollen  wür  fürgeben,  als  bet- 
ten wür  solche  zu  Vüllach  gelassen.  Wür  liesen  unns  des  burgr- 

10* 


148 

meisters  meinung  lüeben,  und  machte  der  stattschreiber  ein 
föde  auf  unns  drey  und  dann  für  denn  Ittalianer  und  seinen 
düener  aucli  ein  sondere,  bede  in  latin,  dovon  wür  den  statt- 
schreiber befridügten  und  unns  gögen  dem  burgrmeister  dinst- 
lieh  bedancten  seines  gegebnen  raths.  Onangesehen  gemelte 
statt  under  dem  büschof  von  Bamberg,  haben  süe  doch  bede 
religion,  sowol  düe  Augspui'ger  confession  als  düe  catholische, 
und  ist  sich  zu  verwundern,  das  gemelter  büschof  so  vreytt  und 
ferrn  von  ime  zue  gebüetten. 

Yorgemelten  16  düs,  als  wür  zu  morgen  gessen  und  nach 
gelegenheitt  sehr  wol  tractirt  worden  umb  ein  geringfiieg  gelt, 
rittenn  wür  von  do  hünweg,  hatten  sehr  tüefen  scbneh  und 
ungebahnten  weeg,  underwegen  ein  stras  an  einem  fölsen  ab- 
gehauen, aldo  zu  der  linckhen  handt  desselbigen  ein  tafel  in 
stein  gehauen,  dorinnen  vermeldet  würt,  wer  gemdten  fölsen 
hat  abgraben  und  hauenn  lassen,  wüe  denn  des  bäschofs  von 
Bambergs  wappen  dorein  gehauen.  Ruten  also  düsen  abent 
nicht  mehr  dann  2  meil,  kamen  in  ein  dorf,  do  wür  düe  nacht 
gebliben,  Uhelestein  genannt,  in  Winddischen  gelegen,  haben 
ein  sondere  sprach,  aldo  hat  es  ein  closterr  mitten  auf  einen 
fölsen  erbauen,  hatten  disen  abent  ein  schlemme  herrberg,  dann 
wür  schier  wöder  essen  noch  trinckhen  für  gelt  bekommen 
kondten. 

Denn  17  düs  des  morgenns  früeh  von  do  hünweg,  under- 
wegen sehr  tüefer  schneh  und  ungebahnten  weeg,  neben  vülen 
wassern,  durch  wölche  wüer  reitten  muesten,  und  ward  disen 
tag  sehr  kalt,  das  wür  wegen  kürze  des  tags  zu  mittag  nicht 
füetei-ten.  Kamen  ungevahr  umb  vesperzeitt  gehn  Pontabl, 
wölches  ein  uffner  fleckh  oder  stättlin  uf  der  fro^tir  gegen  Itta- 
liam,  lauft  ein  fliesend  wasser  do  durch,  so  düe  landt  von  ein- 
ander scheidet,  dann  düser  seitt  des  wassers  ist  es  noch  erz- 
herziges, hat  auch  gedachter  herr  Carolus  düe  obrigkeit  und 
zoll  aldo;  aber  jhene  seitt  der  bruckhen  gehört  derselbige  theil 
den  Yönedigem,  do  sich  dann  ihr  gebüet  anhöbt,  wüe  daim  düe 
sprachen  vermischet  und  bede,  als  teütsch  und  welsch,  under 
einander  gebraucht  werden. 

Als  wür  nun  gemelten  abent  dohün  kamen  und  düaer  seytt 
bey  einem  teütschen  würt  loschirten,  von  dem  wür  alsbald 


149 

gefragtt  worden,  woher  wiir  kernen,  wüe  er  sich  dann  gleich 
anerbotien,  im  vall  war  Ton  einem  pandisirten  ort  her  kommen, 
wolle  er  seinen  besten  vleis  furwenden,  unns  fortzuhelfen  (id 
est,  unns  zu  verhindern  und  ufzuhalten,  als  er  zuvor  andern  auch 
gethon,  wölche  öttlich  tag  lanng  bey  ime  verharren  müessen), 
dess  wurden  wür  alsbald  gewahr,  das  wür  ime  am  wehnigsten 
thrautten,  dann  er  ein  schlemmer  vogl,  der  unns  mehr  zue  hin- 
dern, dann  zu  befördern  begerte.  Indem  kompt  der  Ittalianer, 
wölcher  von  den  Vönediger  dohiin  geordnet,  düe  föede  zue  be* 
sehen,  wölcher  auch  macht,  solche  firmieren  und  underschrei- 
ben.  Als  wür  nun  gefragt  wurden,  woher  wür  kommen,  sagten 
wüer,  von  Salzburg,  begerte  der  jhenige  nebenn  unserer  föede, 
düe  wür  une  fürlegten,  auch  düe  föede  von  Salzburg,  düe  doch 
nicht  verbanden  (dann  wür  nicht  von  do  kamen);  gaben  ime  zur 
antwort,  wür  betten  solche  zu  Yillach  gelassen,  umbwüUen 
gemelte  statt  unns  ein  andere  föede  mittheilte,  vermeinten  wir 
nitt,  von  nötten  sein,  solche  weitter  mitt  zu  fiiehren,  und  mitt 
anderrn  mehr  umbständen,  wölches  alles  in  beysein  des  würts 
beschehen. 

In  dem  störcte  der  würt  den  visitatorem,  gab  ime  zu  vor* 
stöhn,  er  soll  unns  besser  oder  ernstlicher  fragen,  dann  wür 
für  gewüs  eines  andern  wegs  herkommen,  wölches  wür  nun  wol 
mörcten,  wüe  der  saehenn  möchte  zu  thuen  sein.  Als  es  an- 
hüeb  finster  werden,  begert  der  Ittalianer,  wölcher  mitt  unns 
von  Wüen  abgereiset,  wür  sollen  im  unsr  föede  geben,  geth  zu 
dem  jhenigen,  verert  ime  ein  par  cronen,  dovon  der  würt  nichts 
gewust,  als  dann  er  unnsere  föede  fürmiertt  und  underschreibt. 
Als  wür  zu  tüpch  sasen,  kompt  der  würt,  sagt,  wir  betten  un- 
recht gethon,  das  wür  im  anfangs  düe  sach  nicht  verthraut,  er 
wolte  unns  in  einem  oder  uf  das  lengste  in  zweyen  tagen  von 
do  weggeholfen  haben,  also  werden  wür  wol  1 4  tag  do  verharren 
müessen,  yber  solches  ime  unnser  keiner  kein  antwurt  gab,  dann 
er  nicht  wüste,  das  unnsere  föede  albereit  underschribenn.  Wür 
wahren  lustig  und  guter  ding,  dessen  sich  der  würt  ganz  ver- 
wundertte. 

Denn  18  düs  stunden  wür  des  morgenns  früeh  auf,  machten 
unsere  pfert  förtig,  bezalten  denn  würt,  wölches  er  nicht  ver- 
stöhn kondte^  wo  wür  hin  wolten,  do  doch  unnsere  föede  nicht 


iSO 

firmirt.  Nun  gefiel  dem  würt  meia  pfert,  das  er  begerte,  mitt 
mür  zu  tauschen,  domitt  er  unns  gedachte  uffzahalten,  ob  er 
noch  vermeinte,  was  anzuestiften,  domitt  ime  unnsere  pfert  in 
baren  springen ;  aber  der  boss  wolt  ime  nicht  angehn,  dann  ich 
sas  uf  mein  pfert,  rüt  dovohn.  Als  wür  uf  ein  meil  wegs  von 
do  kamen,  hat  es  zwischen  dem  gebürrg  und  dem  wasser  eine 
clausa,  durch  wölche  düe  stras  geth,  aldo  es  eine  guardia  von 
vönedischer  herrschaft  hüngeordnet,  do  wür  unnsere  föede  aber- 
maln  underschreiben  lassen;  wue  dann  von  do  aus  alle  nacht- 
läger  büs  unib  Yönedig,  onangesehen  es  von  do  aus  durchaus 
in  ihrem  landt  und  gebüett. 

Der  Ittalianer,  so  mitt  unns  von  Wüen  abkommen,  hatte 
zwey  kurze  und  dann  ein  lanng  röhr;  dasselbige  lies  mann  ime 
passiren,  aber  düe  2  kurze  röhr  muest  er  wüder  zuruckh  nach 
Pontabel  schickhenn.  So  hatt  ich  auch  ein  kurz  bürrstrohr, 
wölches  gleich  düe  mesura  hatte,  dann  under  3  palm  oder  spann 
mag  es  nicht  passiren;  süe  sagten  müer,  ich  werde  solches  on- 
angefochten  nicht  forttbringen,  dann  süe  gern  gesehen,  ichs  do 
gelasen  hatte,  schrauft  das  schloß  und  röhr  aus,  gab  meiner 
geverten  einem  das  röhr,  dem  andern  das  schloß,  und  füert  ich 
den  lehren  schaft  in  der  hulft,  domitt  ich  nicht  gerechtförtigt 
wurde.  Aldo  endet  sich  das  gebürg  und  kompt  mann  in  düe 
grafschaft  Fryol.  Düsen  abent  kamen  wür  in  ein  stättlin,  Ven- 
zon  genant,  den  Yönedigern  gehörig,  wölches  24  ittalianische 
meil  von  Pontabl,  wölcher  ipeil  5  für  ein  Teütsche  gerechnet 
werden. 

Denn  19  düs  von  do  hünweg,  und  kamen  vormittag  in  ein 
stättlin,  sanct  Daniel  genannt,  auf  einem  berg  gelegen,  dein 
aber  sehr  lustüg  neben  fruchtbarer,  gueter  und  schöner  land- 
schafft umbher.  Nachmitttag  verspäteten  wür  unns,  dann  es 
under  wegen  ein  flüesend  wasserr,  yber  wölches  ein  yberfahrt; 
do  wür  lanng  hüelten,  eh  das  schif  heriber  kam,  yberfiel  unns 
düe  nacht,  vervelten  der  Strassen,  das  wür  erst  bey  2  stund  in 
düe  nacht  in  ein  stättlin  kamen,  Valvison,  auch  vönedisch,  lügt 
bei  24  wegs  meil  von  Venzon. 

Denn  20  düs  mütt  dem  tag  von  do  hünweg,  hat  under- 
wegen  schöne  possessiones  und  lustheüser  den  vönedischen  edel- 
leitten  gehörig,  eben,  fruchtbar  und  guet  land.  Kamen  des  ta^a 


451 

umb  yesperzeütt  in  ein  Btättlin,  a  la  Mott  genant,  aldo  wür  iber- 
nacht  gebliben,  24  welsche  meil  von  dem  vorigenn  naxshtläger,  ein 
sehr  lustig  ort,  von  schönen  heüsem  erbautt,  neben  einem 
starckhen  fliesenden  wasser,  so  aldo  harrt  fürbey  left. 

Denn  21  düs  uf  ein  stund  in  tag  von  do  hünweg,  kamen  uf 
denn  mittag  uf  ein  einige  herrberg,  a  la  Foschetta,  hart  an  einem 
arm  gelegen,  uf  wölchem  mann  pflegt  nach  Yönedig  zue  fahren, 
dann  sich  immerzu  barca  oder  gondula  befunden,  wölche  hün 
und  wüder  fahren.  Und  ist  von  do  noch  1 5  w.  meil  büs  in  düe 
statt. 

Es  hatt  sonsten  wol  einen  nehern  weeg  gen  Yönedig,  uf 
Teruis  und  Mesters,  aber  wüer  besorgten  unns,  möchten  ufge- 
halten  werden,  dann  nicht  iber  acht  ta^  zuvor  kam  herr  Maxi- 
milian von  Duechrichstein ,  wölcherr  ein  walfahrt  nach  Loreto 
zu  thuen  fürhabens,  und  gleich  disenn  weeg,  wölchen  wür,  von 
Wüen  aus  genommen.  Als  er  nun  gehn  Mesters  kam,  lögte  er 
sein  foede  auf  von  allen  ortten  underschriben,  wo  er  durch  ein 
stättlin  zogen  oder  düe  nacht  herbergte;  zu  dem  hatte  er  statt- 
liche firschriften  an  düe  Yönetianer  von  ihrem  ampassator,  zu- 
forderst aber  von  kais.  Majestät,  wölches  alles  doch  nicht  helfen 
weit,  sondern  er  mueste  mütt  sampt  seinen  düenern,  derer  er 
bey  10  hatte,  a  Lazareta,  aldo  er  in  düe  9  tag  gelegen,  als 
dann  ime  gnad  bewüsen  und  licentiam,  nach  der  statt  zue  fahren, 
gegeben  worden. 

Weyl  nun  solches  einem  herrn  wüderfahren,  hatten  wür 
weislich  gethon,  was  wehnigs  umbzureysen,  dann  zu  erachten, 
weil  gemelter  herr  9  tag  im  Lazareta  verharren  müessen,  wür 
hetten  4  mal  9  oder  düe  bestimmpte  zeütt  der  40  tag,  iniigen 
müessen:  onangesehen,  das  unnsere  föede  von  Salzburg  und 
Yüllach  lautett,  wölche  auch  hernach  an  öttlichen  orten  under- 
schriben worden,  hette  doch  solches  alles  nicht  mögen  passiren. 

Als  wür  nun  a  la  Foschetta  dem  jhenigen,  wölcher  do  zu  ver- 
ordnet, unserr  föede  wüsen,  hatte  er  kein  bedenckhen,  aber 
düe  foede  muesten  wür  do  lassen.  So  lüesen  wür  unsere  pfert 
auch  do  stöhn,  düngten  ein  gondula  und  füehren  nach  der  statt, 
das  wüer  bey  einer  stund  in  düe  nacht  gehn  Yönedig  kamen, 
wölches  von  dem  stättlin,  do  wür  des  morgens  ußriten,  30  w. 
meil,  und  füerte  unns  der  ittalianische  cavalier  in  ein  haus,  do 


152 

mann  camera  locanda  pflet  halten,  aldo  wür  düe  nacht  wüe 
auch  y olgenden  22  dtts  verbliben  und  zwischen  der  zeütt  amb 
ein  andere  herrberg  unns  umbsahen,  dann  dtises  ort  nicht  für 
unns  wahr,  sonderlichen  weil  wiir  düe  sprach  nicht  kondten,  zu 
dem  vül  und  mancherlay  volckh  im  haus  wahr,  zalten,  was  wür 
yerthon.  Demnach  unnsere  pfert  noch  draussen  a  la  Foschetta 
und  nicht  wol  versehen  wurden,  wahren  wür  bedacht,  solche 
nach  Mesters  zu  reitten,  das  dann  neher  bey  der  statt,  auch  ein 
bequemmer  ort,  solche  zu  verkauffen.  Also  namen  wür  eine  foede 
a  sanct  Marco,  düngten  ein  barca  und  fueren  denn  23  fiiieh  bey 
3  stund  vor  tags  meine  zwen  gevertten,  ich  (aber  der  Ittalianer 
verharrete)  in  gemelter  barca  hünaus  a  la  Foschetta,  bezalten, 
was  unnsere  pfert  verthon  hattenn,  und  rüten  von  do  hünweg, 
kamen  des  tags  gehn  Teruis,  ein  feine,  wolerbautte  und  vöste 
statt,  denn  Vönedigem  gehörig,  mütt  vülem  wasser  umbgeben, 
aldo  süe  unns  lanng  nicht  weiten  innlassen,  onangesehen  wür 
ein  foede  von  der  statt  gehabt  vom  22  düs,  wölche  nun  einen  tag 
alt,  süe  vermeinten,  wüer  fiiehrten  nicht  rechte  sach.  Der 
Nüderlender,  wölcher  düe  sprach  kondte,  gäbe  inen  schlech- 
ten bescheidt,  denn  süe  unns  ufdüe  foede  wol  passiren  lassen 
muesten,  sonsten  were  es  irer  eignen  herschaft  vercleiner- 
lich,  sein  also  düse  nacht  do  verharret,  wölches  tags  wir  30 
meil  gereiset. 

Denn  24  düs  des  morgens  uf  1  stund  in  tag  von  do  hünweg 
und  rütten  gen  Mesters,  aldo  wür  unnsere  pfert  stöhn  lüesen, 
dann  es  ein  teütscher  würt,  do  der  pfert  wol  gewart  würt;  nach 
dem  morgenessen  fiieren  wür  wüder  nach  Vönedig  und  namen 
unsern  innker  zu  der  Flöetta  oder  sanct  Jeorgio  genant,  wölches 
ein  teütsche  herberg. 

Vönedig,  ein  weytt  berüempt,  wol  erbauen,  mechtig  und 
gewaltig  ortt,  wunderbahrlicher  weüs  ins  mör  gesezt,  dero- 
gleichen  mann  wehnig  in  der  weit  fünden  würt ,  aldo  erstlichen 
zue  sehen  sanct  Marx  blatz,  wüe  auch  derselbige  thurn,  wölcher 
gehauen,  das  mann  büs  oben  uf  reytten  kahn;  uf  gemeltem 
thurrn  kan  einer  düe  ganze  statt  wol  und  eigentlichen  ersehen, 
wüe  auch  düe  umbherligende  clöster,  ney  und  alt  Lyo,  Malmoc, 
Muran  und  andere  vül  mehr  schöne  örther,  sonderlichen  bey 
clarem  und  heitterm  weiter. 


iS3 

Unden  am  blaz  sanct  Marx  kürchen,  ztterlich  und  stattlich 
erbauen,  inwendig  dtie  mauren,  pfeiler  wüe  auch  das  pflaster 
aller  von  schönem  marmor,  oben  das  gewelb  -mtitt  schönen  alten 
mosaischen  geschichten  zierlich  gemalet,  und  neben  umbher  mitt 
gutem  gold  vercleibt.  In  gemelter  kürchen  nahent  am  thor  zur 
rechten  handt  des  inngangs  under  anderren  steinen  versezt  ein 
Jaspis,  wölcher  bey  1 V»  schuch  lanng  und  ongevar  eines  V^  schuchs 
breitt,  der  würt  uf  5000  thaler  geacht.  Und  als  mann  firgibt,  haben 
süe  in  gemelter  kürchen  denn  leichnam  sanct  Marxn,  wölcher 
zu  Alexandria  in  Ägipten  ist  gerichtet  worden,  wölcher  der  statt 
patron,  dannenher  järlich  uf  disen  tag  ein  hohes  und  groses  vest 
gehalten  würdt. 

Gleich  neben  gemelter  kürchen  ist  das  palatium,  in  wölchem 
der  regüerende  herzog  pflegt  zu  wohnen,  ein  gewaltig,  herrlich 
gros  gebey,  von  vülen  zimmer  und  gemachen,  und  ist  neben  an- 
derm  zu  sehen  der  grosse  sahl,  do  der  ganze  senat  pflegt  zue- 
samen  kommen,  derer  öttlich  hundert  sein,  und  würt  alle  sontag 
nach  mittag  rath  gehalten,  do  dann  einer  wol  innkommen  kahn, 
do  er  sich  zu  rechter  zeütt  dohin  verfiegt.  Gemelter  sahl  ist  sehr 
hoch,  lanng  und  breitt,  mütt  vülen  banckhen  besezt,  der  hemmel 
wüe  auch  düe  wenden  stattlich  mitt  gold  gezüert,  neben  treffen- 
lichen kunstreichen  gemahlten  historien,  gleich  als  were  6s  leben- 
dig, wüe  auch  oben  umbher  vüler  ihrer  gewesner  herzogen  und 
päbsten  eiSgies,  wüewol  solcher  sahl  noch  nicht  aller  volvirt 
oder  zum  ende  gebracht.  Aus  gemeltem  geth  man  gleich  in 
einen  andern  sahl ,  gros  und  weitt ,  neben  gleichförmigen  histo- 
rien ,  aber  der  lennge  und  breitte  bei  weittem  dem  andern  nicht 
zu  vergleichen. 

Gögen  ob^emeltem  grosen  sahl  zur  linckhen  handt  sonder- 
lichenn  wohl  zu  sehen  Tarsinale  d'el  Duca,  des  herzogen  zeüghaus 
oder  rüstkammer,  sein  bey  5  groser  zimmerV,  geth  man  immer 
aus  einem  in  das  ander,  werden  vül  schöner,  selzamer  und  wun- 
derbarlicher  arma  gesehen,  welche  zum  streitt  mögen  gebraucht 
werden.  Neben  anderm  ist  sehr  wol  zue  sehen  düe  christallne 
lucerna,  wölche  in  sülber  ingefasset,  so  hoch  und  weitt,  das  ein 
person  wol  dorein  kommen  mag;  in  der  hindersten  camer  ofan 
eine,  gleich  neben  der  thür,  ein  verspörrt  dein  kästUn,  dorinnen 
ein  kleüd,  messer  oder  doUch  neben  anderm,  wölches  einer  von 


154 

denn  inditoischen  könig,  öo  neilicherr  zeütt  herussen  gewesen 
und  nach  Rom  reiseten ,  aldo  süe  such  vom  papst  taufen  liesen 
und  zum  christlichen  glauben  bekehrten,  der  signoria  pro  me* 
moria  hünderlassen  hat. 

Ittem  in  gemeltem  casten  ist  under  anderm  auch  zu  sehen 
ein  geschrauft  werckh  yon  stahl  oder  eysenn  gemacht,  wölches 
mann  einer  s.  v.  yulya  kan  fürschraufen,  do  il  marito  ein  miß- 
thrauen  in  sua  dona  stellt.  Ittem  auch  zu  sehen  ein  dein  eyse 
küstlin  oderr  drichle,  irgend  eines  schuchs  lanng,  wölches  der 
conte  Octayio,  so  der  zeitt  oder  schon  öttliche  jar  heer  von  der 
herrschaft  bandisirt,  einem  seiner  gewesnen  feind  oder  wüder- 
sacher  nach  vergleichung  oder  gögen  einander  Vereinigung  zu 
freindlichem  grues  und  bestendigem  früden  verehrt  hat.  Als  er 
ime  denn  schlissl  bey  einem  seinem  düener  zuegesant,  ward  er 
begüerig,  zu  erfahren  undt  sehen,  was  ime  gemelter  graf,  sein 
gewesner  feindt,  für  ein  present  zuschict;  alsbald  er  nun  gemelt 
küstlin  uff  schliest,  göhn  2  röhr  gögen  ime  loos,  dovon  er  gleich 
lunbfölt  und  stürbt.  Solches  ist  listiger  weis  und  kunstlich  ge^ 
macht ,  aber  dem  jhenigen  ein  leüdüg  present  gewesenn.  Es 
werden  sonsten  vül  wunderbarlicherr  sachen  gesehen  von  vU 
undt  mancherley  arma  und  andere  rüstung. 

Aus  gemeltem  zimmerr  geth  mann  durch  einen  andern  salil, 
in  wölehem  der  herzog  zu  verordneter  zeitt  pflegt  audientz  zu 
halten;  neben  düsem  sahl  ist  sein  des  herm  capella,  in  derselbi- 
gen  er  mess  hört,  wann  er  nicht  herunder  in  düe  kürchen  geth. 
Neben  vorgemeltem  sahl  und  capella  ein  ander  schön  zimmerr, 
in  wölehem  der  herzog  neben  denn  zöhen  principaln  oder  für- 
nemsten  herm  nach  den  herzogen,  so  in  lanngen,  rotten  röckhen 
angethon  im  rath  sassen.  Sonsten  göhn  alle,  so  im  rath  süzen, 
wüe  auch  andere  nobiles,  in  gleichen  langen,  schwarzen  röckhen 
mütt  einem  schwarzen  flügl  von  thuech  yber  düe  linckhe  achsl. 
Wasgestallt  ich  erzölte  sachen  gesehen  und  dohün  kommen,  be- 
schah,  das  ein  herzogin  aus  Pymont  dohün  gefüert  wurde,  drüngt 
ich  mich  neben  ihrem  gesindt  mitt  inn. 

Denn  30  und  lösten  tag  Novembris  wurde  vorgemelterr 
herr  von  Düetrichstein  neben  einem  Spanier  in  denn  schaz  ge- 
füert, inen  derselbige  gewisen,  wölches  durch  sundere  gratia 
beschicht,  dann  süe  zuvor  rath  halttenn,  eh  das  es  einer  erlangt 


16$ 

ederr  zuwegen  bringt,  und  ist  gedachfter  schaz  in  sanct  Marx 
kürchen,  am  inngang  zu  der  rechten  handt  gögen  dem  palatio, 
ein  finster  ort  gleichsam  einer  cai)ella,  do  mann  lüechter  dorzn 
gebrauchen  mues,  mütt  drey  eysene  thüren  sehr  wol  verwahret. 
Demnach  ich  mich  als  einen  seinen  düner  anmast,  hat  mich  nie- 
mand gerechtförtiget;  ünwendig  stöth  ein  hoher  eysener  casten, 
mütt  rügein  und  schloß  genugsam  versehen,  zu  solchem  hat  es 
verordnete  herrn  des  rats,  ivölche,  als  es  ufgeschlossen  würt, 
hinin  göhn,  dann  von  aussen  ein  schranck  fnrgemacht,  und  würt 
denn  jhenigen  herrn,  wölchen  düe  cleinodien  gewüsen,  yedem 
ein  wachslüecht  in  düe  handt  gegeben,  und  sein  düses  hürnach 
volgende  verzeichnete  stuckh: 

Erstlichen  wurde  gezeigt  ein  krueg  von  einem  stein  camachi 
genannt,  wölcher  inwendig  hohl,  wann  mann  ein  liecht  dorein 
stöct,  werden  düe  &rben  und  ädern  desselbigen  ganz  durch- 
sichtig gesehen. 

Ein  ander  krueg  von  einem  calzedonier,  in  wölchen  gern 
zwen  angstr  wein  oder  wasser  göhn. 

lEin  kößl  von  granat,  alles  von  einem  stuckh,  gros  und  tüef, 
bey  einer  spann  in  düe  runde  oder  weytte  als  ein  huet  umbfangen, 
und  so  mann  gemelten  kößl  recht  sehen  wüU,  stöUt  mann  ein 
liecht  inwendig  hinein,  dodurch  düe  färben  eigentlichen  gesehm 
werden. 

Ein  stein  agata  sehr  schön. 

Ein  schissl,  so  ein  türckhos,  wehnig  deiner  dann  ein  schaln 
von  eines  mentschen  haubt,  geth  gern  ein  angstr  wein  dorein. 

Ein  brasma,  düe  muetter  von  schmarall. 

Ein  carfunckhlstein,  eines  halben  pfund  schwer,  als  düe 
terordnette  herrn  sagtenn. 

Ein  saffyr,  auch  ein  halb  pfundt  schwer,  gröser  als  ein 
taubenay. 

Ein  einküm,  so  rötlet  und  gelb  durcheinander  vermisciit, 
und  solle  solches  von  einem  mändlin  sein. 

Noch  ein  ander  einkürn,  so  was  weissers  und  mütt  gelbem 
vermengt,  so  von  einem  weible  sein  soll,  in  der  lenge  ongevahr 
bey  1^/2  gemeiner  teütscher  ele;  sein  bede  küm  unden,  oben 
und  in  der  mitte  mütt  einem  verguldten  reüf  oder  banndt  in- 
gefaßt. 


156 

Em  dymant,  wölchen  der  yezige  kräig  Heinricus  aus  Franck- 
reüch ,  als  er  zu  VÖnedig  gewesen ,  der  signoria  verert ;  solcher 
ist  versöztt  in  einen  goldin  faes,  ongeyahr  einer  spann  hoch, 
oben  mütt  einer  güldenen  gülgen,  underhalb  der  gülgen  stöth 
diser  stein  yersözt. 

Ittem  düe  Corona  del  regno  de  Cipro,  von  dem  selbigen 
königreich,  wölches  gleich  wol  nicht  mehr  in  ihrem  gewaltt, 
sonderm  underr  dem  Türckhen. 

Ittem  düe  cron  vom  königreich  Candia. 

Ittem  düe  vönedische  cron ,  wölche  yederzeitt  einem  under 
inen  erküsten  herzog  ufgesezt  würt:  düe  zwue  von  clarem  goldt, 
rüngs  umbher  mütt  köstlichen  steinen  und  berliu  versözt,  son- 
derlichen aber  an  des  herzogen  cron  sein  öttlich  fein  berlen, 
einer  gemeinen  hasellnuß  gros,  und  ist  des  herzogen  cron  aussen 
mütt  rotem  carmasin  samet  yherzogen,  nicht  rondt  als  düe  an- 
dere zwo,  sondern  fernen  her  was  spüzigs. 

Ittem  es  sein  auch  in  gemelter  schazkamer  12  frauen  oder 
weiber  brüst,  von  gutem  gold  gemacht,  durchaus  von  ödlem  ge- 
stein  und  köstlichen  berlen  versezt,  eines  am  andern,  wölche 
nun  lange  jar  do  sein. 

Neben  düsen  hüevor  gemelten  werden  noch  andetiB  vül 
güldene  geschirr,  als  rauchfass,  kölch,  böckhent  und  andere 
derogleichen  Sachen  mehr  gesehen ,  düe  mann  nicht  herunderr 
thuen  pflegt. 

Solchen  thresor  oder  schätz  hab  ich  hernach,  als  ich  wüder 
gehn  Yönedig  kommen,  noch  einmal  gesehen,  das  ich  zum  an- 
dern mal  durch  mittl  undt  gelegenheit  dohün  kommen  bün. 

Denn  6  tag  des  monats  Decembris  wahren  öttliche  Teütsche 
vom  adl  und  andere  unnser  bey  9  personen ,  wölche  das  arsinal 
oder  Zeughaus  besahen ;  rüngs  umbher  mütt  einer  maur  innge- 
fast  und  beschlossenn,  in  der  grosse  als  ein  dein  stättlin,  würt 
under  der  porta,  do  man  inngeth,  wacht  gehalten;  do  einer  ein 
wöhr  bey  sich  hat,  mag  einer  solche  nicht  mitt  inntragen.  Am 
inngang  des  gemelten  arsinals  zur.  rechten  handt  wurden  wür 
ani  ersten  in  denn  keller  gefuert,  in  wölchem  ein  zimlicher  vor- 
rath  wein,  wöloher  unns  zu  versuechen  geben  wordenn;  gleich 
doneben  ein  besonder  haus,  auf  dem  einen  theil  oder  ort  des- 
selbigen  düe  rueder  zu  denn  gallea,  so  zum  vorrath  do  sein  in 


IST 

groser  anzal,  bösser  abwärts  zu  der  linckhen  handt  sein  öttliche 
heiserr  aneinander,  unden  aller  voll  mütt  geschiz  von  grossen 
und  deinen  siuckhen,  und  oben  uf  voller  Iiackfaen,  spües,  helle- 
barten,  wöhrenn,  barnisch,  banzer  neben  vül  anderer  kriiegs* 
rüstung;  gögen  gemelten  beüser  oben  zur  rechten  handt  würt 
gesehen  ein  groser  häuf  salbeter,  wölcher  zu  dem  bulvermachen 
gebraucht  wüii;,  bösser  hünumbwärts  zur  rechten  heben  düe 
heüser  an,  dorunder  vül  schif,  nauen,  gallion,  ittem  pergatin, 
fusti  gallea  und  galeazen  stöhn,  wölche  galeazen  ein  möchtig 
gros  gebey,  gleich  als  ein  castell  oderr  schloß  gesehen  werden? 
und  sein  derer  schif  und  gallea  sehr  vül,  das  einer  ein  halbe 
stundt  genueg  zu  gölm  hat,  büs  er  solche  fürbey  göth  oder 
heromber  kompt,  und  stöhn  gemelte  schif  mütt  dem  spüz  harrt 
am  wasser,  das  maus  zum  vall  der  noth  nun  instossen  darf.  Her^ 
nach  werden  noch  vül  gallea  und  schiff  gesehen,  wölche  süe  zu 
der  zeit  der  armada  von  den  Thürckhen  erobert;  düe  werden 
nicht  mehr  gebraucht,  sein  auch  nach  eroberung  derselbigen 
niemals  mehr  gebraucht  worden,  behalten  solche  gleichsam  zu 
einem  spectacl.  . 

Ittem  under  einem  besondern  dach  zue  sehen  düe  gallea ,  uf 
wölcher  der  herzog  neben  der  herrschaft  järlichen  uf  denn 
uffert^tag  pflegt  das  mör  zu  vermählen  und  einen  gülden  rüng 
dorein  würft,  wölches  mütt  grosem  trionph  beschicht.  Gemelte 
gallea  ist  aller  rot  angestrichen  und  mütt  gold  gezüert,  auch  in 
Sonderheit  dozu  gemacht,  nicht  als  andere  gallea,  dann  düe 
sclaven  oder  galeotten,  so  an  denn  rudern  züehen ,  unden  ver- 
döct  sein,  das  mann  derer  keinen  sieht,  und  ob  inen  ein  gebey, 
doruf  der  hei-zog  und  die  senatores  süzen. 

Als  man  fürter  göth,  ein  besonder  gros  haus  und  sahl ,  in 
wölchem,  als  ich  eracht,  ob  düe  100  weyber  sein,  düe  änderst 
nichts  thuen,  dann  düe  seegl  neben,  wölclie  zu  denn  schiffen  und 
gallea  gebraucht  werden.  Gleich  lieben  disem ,  nabjent  dem  thor 
zu,  als  mann  wüder  hinus  göth,  ein  sonder  gros  haus,  in  wöl- 
chem öttliche  sehr  lange  und  grosse  sähl  voller  krüegsrüstung, 
als  lannge  röhr,  spües,  wehren,  harnisch  und  dergleichen; 
es  werden  sonderliche  rüstungen,  schillt  und  waafenn  ge- 
sehen, so  vor  öttlich  hundert  jähren  im  krüeg  gebraucht  wor- 
den, beede  ross  und  mann  zu  armiren. 


158 

Ittem  in  gemeltem  arsinal  werden  vilerley  liandtwerckhs- 
leith  besoldett  und  stöts  underhaltenn,  als  do  seinseyler,  schmüd, 
zimmeiieüth ,  hamischmacher,  wafenschmid,  armbroster,  schif- 
macher,  bulvermacher  und  bichsenmeister,  neben  andern  mehr 
handtwerckhs  und  beyelchsleithen ,  derer  öttlich  hundert  sein 
yon  jungen  und  alten,  haben  auch  ihren  sondern  prüester  und  in 
gemeltem  arsinal  eine  kürchen. 

Ich  biin  sonsten  ohne  düses  noch  2  mal  dorinnen  gewesen, 
als  ich  das  andermal  gehn  Yönedig  kommen,  das  ich  solches 
meinem  begeren  nach  genugsam  gesehen. 

Als  mann  nun  wüderombzuruckh  am  hinaus  göhn  ist,  pflegt 
man  öttlichen  personen  ein  trincgelt  oder  Verehrung  zu  geben. 
Am  heimgöhn  nach  der  faerrbei^  wurden  wür  in  der  herm 
bachaus  gefiiert,  ia  wölchem  bei  48  Öfen  und  manigmal  80,  mehr 
und  wehniger,  personen  dorinnen  schaffen,  wölches  durchaus 
teütscbe  böckhen  sein,  und  würt  kein  anderr  forot  do  gebacben 
dan  pöscoten,  wölches  harrt  und  2  mal  ingelegt  würt,  ein  groser 
yorrath  von  brot  und  ganze  häufen  mehl  gleich  als  düe  kreiden- 
berg  do  gesehen  werden,  und  kompt  solches  brot  alles  uf  ihre, 
der  herrschaft  schif  und  gallea,  düe  marinari,  sclaven  und  an- 
dere, wölche  doruf  sein,  domitt  zu  speisen. 

Von  gemeltem  haus  besser  abwärts  gögen  sanct  Marco 
stöhn  stöths  öttliche  gallea  uf  ein  fürsorg,  gleichsam  ein  guardi, 
wann  sich  onversehener  sachen  was  zuetrüege  bey  tag  oder 
nacht,  solche  gleich  köndten  gebraucht  werden;  dann  solche 
aller  armirt  und  das  volckh  tag'  und  nacht  doruf  ist. 

Auf  einen  andern  tag' fnieh  morgens  füebren  unnsere  5 
Teütsche  uf  einer  gundula,  wölche  wür  gedingt,  erstlichen  nach 
dem  closter  sanct  Jeörgen,  gleich  gögen  sanct  Marco  yber,  eines 
von  denn  schönsten  und  stattlichsten,  so  innerhalb  der  statt  und 
a^issen  umbher  gelegen.  Düe  mönch,  so  dorinnen,  sein  alle  vom 
adl,  geleben  der  regel  sanct  Benedict!.  Innwenndüg  von  •  sehr 
schönem  gebey  neben  einem  lustigen  garten,  und  würt  noch 
starck  dorinnen  gebaut,  dann  düe  kirch  noch  nicht  ausbereit 
poch  geziert,  das  dach  derselbigen  aller  mit  bley  bedöct,  und 
ist  gemeltes  closter  rings  umbher  beflossen. 

Nicht  yber  ein  röhr  achuß  gögen  über  fuehren  wür  nach 
Giocca,  gleichsam  auch  ein  besondere  insul ,  schmal  aber  sehr 


159 

lanng,  an  ixrölchem  ort  yüI  schöner,  groser  gärten  und  lusthe  üser 
gesehen  werden. 

Von  de  faehren  wür  nach  Mala  Bocca,  werden  underwegen 
noch  öttliche  clöster,  wölche  im  mör  stöhent,  gesehen ,  auch  bey 
3  forteza,  nun  schlecht  in  das  mör  gese2t,  mütt  einer  maur 
umbfangen  und  mitt  erdenn  ausgefillt,  sonder  haus,  hätten  noch 
Wohnungen,  und  mues  das  geschiz  doruf  gezogen  werden.  Solche 
sein  do,  denn  porto  zue  bewahren.  Mala  Bocca  ist  ein  beson- 
der dein  stättlin,  mehr  theils  von  fuschern  bewont.  Bösser 
hinaufwarts  dem  porto  zu  werden  gesehen  düe  nauen  oder 
grose  schif,  wölche  grosse  und  tüefe  halber  weitt  under  dem 
wasserr  göhn,  das  süe  neher  zu  der  statt  nicht  laufen  mögen, 
müesen  also  do  us  und  inngeladen  werden,  wüe  auch  wann 
solche  grose  nauen  mit  vollerr  ladung  hünkommen,  mues 
zuTor  öttlich  guet  usgeladen  werden,  eh  süe  in  porto  laufen 
mögen.  Von  do  güengen  wür  zu  fues  langest  denn  mör  büs  nach 
Lyo,  aldo  düe  alt  vöstung  gögen  dem  mör  stöhent,  sehr  weitt 
begriffen,  undt  gleich  gögenober  der  statt  zue  düe  neye  vöstung, 
ein  gewaltig  gebey,  rüngs  umbher  beflossen,  dohün  wür  nicht 
gefahren,  dann  müehsam  hinein  zu  kommen  ist.  Und  werden 
uf  disem  lendlin,  wölches  bei  5  w.  meil  ianng ,  und  ein  wehnig 
mer  dann  ^/s  w.  meil  breitt,  gleichsam  als  ein  dämm  gögen  dem 
hohen  mör,  vül  fruchten  gezogen  von  mancherley  salat,  augu- 
rien,  cucombri,  meloni,  erdöpffell  und  dergleichen.  Zwischen 
gemelten  beden  vöstungen,  alt  und  ney  Lyo,  ist  noch  ein  an- 
derer porto  oder  einfahrt,  aldo  düe  deinen  schif  und  gallea 
pflegen  inlaufen,  wölche  dann  gahr  in  düe  statt  büs  für  düe 
douana,  wölches  das  zoll  oder  waghaus,  sich  lögen  könden. 
Wür  brachten  also  düsen  tag  mütt  zu  und  fuehren  gögen  abent 
wüder  nach  der  statt. 

Mouran,  wölches  ein  besonder  stättlin  yrgend  auf  ein  ^/4 
stund  wegs  von  der  statt,  dohün  ich  neben  andern  eines  tags 
gefahren,  aldo  zu  sehen  das  glösermachen,  derer  öttliche  heiser; 
düe,  so  es  verlegen,  sein  stattliche  leit,  werden  in  ihren  laden 
vül  schöner,  wunderbarlicher  und  selzammer  glöser  gesehen. 
Wür  wurden  in  öttliche  schöne  gärten,  bey  wölchen  züerliche 
und  stattliche  sommarheiser  gebaut,  gefuert ;  sonsten  wonen  in 
gemeltem    stättlin    mehrtheils    füscher,   ittem    zu  sehen  das 


160 

fontego  oder  teUtsche  haus ,  wölcbes  ein  herrlich  wesen  von 
stattlichem  gebey  mütt  vülen  zimmer  und  3  genng  ob  einander 
gleich  gögen  gemeltem  haus,  yber  dem  canal,  denn  realto  alt 
und  uey,  aldo  täglichen  vormittag  und  abents  däe  kaufleüt  ihr 
Zusammenkunft  haben. 

Denn  15  Decembris,  dem  alten  stilo  nach,  ^völches  wahr 
der  25  dem  neyen  nach,  hielten  süe  denn  christag,  sähe  ich 
denn  herzog  neben  der  herrschaft  ans  dem  palatio  herunder  iu 
sanct  Marxeu  kürchen  zu  der  mess  göhu,  wölches  herrlich  und 
sehr  wohl  zu  sehen,  derogleichen  in  der  Christenheit  kein  repu- 
blica  von  sovil  schöner  alter  personen  gefunden  würt,  neben  gro- 
sem  pracht  und  trionph,  so  zu  festzeitten  gehalten  wärt.  Düsen 
tag  ward  der  hauptaltar  des  chors  in  sanct  Marco  stattlieh  ge- 
züert,  zum  theil  von  den  cleinodien  aus  dem  schaz,  neben  vül 
andern  köstlichen  sachen,  so  umbher  stunden,  und  wurde  des 
tags  zur  Vesper  eine  herrliche  musica  gehalten. 

Ittem  es  werden  uf  disehohe  festtag  heraussen  uf  sanct  Marx 
platz  au  dreyen  underschidlichen  hohen,  glatten  beümen  an  yedens 
ein  gros  banier,  doran  der  herrschaft  wapn  gemacht,  ufgezogen 
büs  zu  oberst  an  denn  spüz,  und  hanngen  solche  denn  selbigen 
ganzen  tag,  und  bedeitten  solche  3  seylen  düe  3  königreich,  als 
Vönedig,  Candiam  und  Cypro  (wölchtjs  der  zeütt  nicht  mehr 
under  ihrer  gewalt)  jedoch  an  statt  desselbigenn  königreichs, 
halten  und  achten  süe  düe  Yictoriam  zur  zeutt  der  armada,  so 
süe  gögen  dem  Türckhen  gehabt,  wol  so  hoch  oder  je  stattlicher 
als  vorgemelt  königreich.  Ittem  zu  sehen  gleich  oberhalb  des 
bogens  der  liauptthür,  zu  wölcher  mann  in  sanct  Marxn  kürchen 
göth ,  vüer  schöner ,  kunstreicher  gegossener  pferdt  von  metall, 
alle  in  gleicbor  gröse,  aber  yedes  uif  ein  andiere  manier  oder 
art  gegossen,  sehr  züerlich  und  wol  gemacht.,  wüe  dann  solche 
zu  Gonstantinopoli  in  Gralata  oder  Pero  genant,  so  gleich  gögen 
der  statt  yber,  do  dann  mehrertheils  Christen  wohnen ,  gewesen 
sein,  wölche  düe  Vönetianer  aldo  erobert,  wüe  süe  dann  nach- 
mals von  do  gehn  Venetia  sein  gefüert  wordenn. 

Ittem  es  hat  zu  Vönedig  öttlich  tausehdt  deiner  schiflin, 
wölche  mann  gondula  nennt,  düe  ein  mann  regieren  kahn,  und 
nören  such  düe  selbigen  allein  mitt  hin  und  wüder  iuehren 
des  volckhs. 


161 

Ittem  was  düe  thracht  der  kleidung  under  denn  nobiles 
oder  magnifici,  als  süe  genannt  werden ,  betrift ,  göhn  solche  in 
gleichen  langen  röckhen  von  schwarzem  thuech  und  wüntters 
zeutt  mitt  fohem  fueter  durchfüetert,  so  wol  düe  junge ,  so  bey 
20  jharen  sein,  als  düe  alten,  dessgleichen  auch  düe  consilier. 
Also  ist  es  auch  mitt  denn  cleiDen  schifflin  oder  gimdela  be- 
schaffenn,  düe  dörfen  änderst  nicht  dann  mütt  schwarzem  thuech 
bedöct  sein ;  dann  so  kein  verbot  noch  gleichheit  gehalten  würt, 
sollte  ein  yberschwenkliche  köstlichkeitt,  pracht  und  hofart 
under  ihnen  gebraucht  werdenn.  Was  aber  düe  ampassatores 
als  des  keysers,  könügs  von  Frankreich,  Poln  und  von  andern 
orten  belanngt,  denselbigen  herren  würt  hüerinnen  kein  ordung 
gegebenn. 

Düe  weyber  betröffendt,  göhn  solche  wenig  aus,  dann  uf  fest 
oder  feirtag  pflegen  düe  edlen  frauen  zu  der  mess  und  vesper  in 
düe  kürchen  gehn;  und  sein  solche  personen  sehr  lanng  und  hoch, 
höher  dann  düe  mann:  düe  ursach  desselbigen  ist,  das  manche 
frau  bantoflen  tregt  mehr  dann  ein  halbe  ein  hoch,  das  süe  allein 
nicht  wol  gehn  kan;  haben  allzeütt  ein  magt  oder  alt  weih 
neben  inen  gehn,  doran  süe  sich  halten  oder  düe  süe  füert,  und 
dann  noch  ein  andere  magt  oder  kleinen  jungen,  wölcher  ihr 
denn  schwänz  vom  rockh  nachtrögt ;  under  dem  angesicht  nicht 
verdöct,  wüe  auch  vornen  aller  blos,  büs  mehr  dann  halben  theil 
der  züttsen,  vornen  oberhalb  der  stürnen  das  haar  hoch  iber- 
sich  gewundenn  gleich  als  zwey  hörnerr,  haben  sommerszeütt 
düe  frauen  und  junckfrauen  grose  müeh  und  arbeitt  mütt  dem 
haar  blaichen,  wölches  manche  öttlich  jähr  oder  sommerr  nach- 
einander threibt,  do  süe  täglich  des  morgens  öttlich  stundt 
lanng  an  der  sonnen  süzt,  domütt  süe  ein  schön  weüs  haar  be- 
komm. Was  stattlicher  weyber  sein,  pflegen  am  blosenn  halls 
ein  schnurr  von  köstlichen  feinberlen  zu  tragen,  do  etwann  ein 
solche  schnür  mehr  dann  1000  costett  oder  wert  ist,  dann  güldene 
köttin  zu  tragen  ist  under  ihnen  nicht  gebreichig. 

Düe  junckfrauen  belangend,  göhn  düeselbigen  uf  der  gassen 
verdöct  und  in  den  kürchen  döckhen  süe  such  auch  nicht  uf, 
haben  ein  zartt,  rein  weüs  thuch,  gleich  als  ein  crepp,  durch 
wölches  süe  wol  sehenn  könden,  dasselbige  bedöckt  süe  büs  uf 
düe  weiche,  hünden  so  wol  als  vornen.  Was  aber  curtisana  sein, 

Kieehel.  1 1 


162 

düe  dörfen  auch  nicht  öffentlich  in  düe  kürchen  göhn,  domütt 
mann  aber  süe  könne  und  den  underscheid  sehe,  so  müesen  düe- 
selbigen  ein  schwarz  thuech  yberdöckhen. 

Ittem  zu  Vönedüg  zu  sehen  das  wachs  bleichen,  das  es 
Bchnehweüs  würt ,  ist  ein  besonder  gros  haus,  einem  edelmann 
gehörig;  in  dem  selbigen  ein  garten,  in  wölchem  sonderhche  do- 
zu  erbautte  ingefassete  treg  von  holz  gemacht,  dohün  das 
wachs  an  düe  sonn  gelegt,  offtermaln  umbgekört  und  also  durch 
TÜl  müeh  und  arbeitt  weüs  gemacht  würt.  In  gemeltem  haus 
würt  auch  der  zuckher  finirt  und  geleittert,  und  ist  neben  sol- 
chem garten  noch  zwen  andere ,  als  ein  lust  und  fruchtgarten 
zu  sehenn,  so  alles  gemeltem  edlqaan  zustöndüg. 

Als  wür  nun  bey  4  wochen  zu  Vönedig  wahren,  und 
zwischen  der  zeitt  verküefen  meine  2  geförten  ihre  pfert,  dann 
es  müesam  weytter  hinein  zu  reysen  ist  mitt  eignen  pferten, 
sonderlichen  einem,  der  die  sprach  nicht  kann ,  derowegen  ich 
mein  pfert  auch  hüngab.  Und  begögnete  mür  ein  schlemmer 
schickh  mütt  einen  Teütschen,  nahent  bey  Strasburg  seshaft, 
genant  Magnus  Düeterlin,  ein  mann  ob  düe  50  jähr,  der  auch 
in  unnser  herberg  lag.  Eines  morgens  wolt  ein  Franzos  mein 
pfert  besehen,  dann  er  müer  anzeigt,  were  bericht  worden ,  ich 
hette  ein  pfert  zu  Mesters  stöhn,  so  zu  verkaufen,  also  ich  mitt 
gemeltem  Franzosen  uf  einer  gondula  hünaus  fuer  und  fuer 
obgemelter  Magnus  Düeterlin  auch  mitt.  Als  wür  zu  Margera 
ustigen  und  voUent  nach  Mesters  güengen,  indem  redet  düser 
alte  mitt  dem  Franzosen,  dann  er  was  wehnigs  französisch 
kondte,  sagt  wüder  ine,  das  er  sich  mitt  meinem  pfert  zu  kaufen 
nicht  einliesse,  noch  einig  boot  doruf  legte,  dorfür  er  in  als 
einen  unbekannten,  gueten  freind  wolle  gewarnet  haben,  dan  das 
pfert  daug  nichts,  er  werde  es  nicht  fortbringen  mögen,  neben 
andern  YÜl  mehr  wortten,  onangesehen  er  mein  pfert  niemals 
gesehen.  Als  wir  hinus  kamen,  lües  ich  dem  Franzosen  das 
pfert  fürreütten,  wölches  sehr  frisch  und  muetig,  dann  es  noch 
jung  und  erst  5  järig  ward,  und  beschach  düs  verrachten ,  das 
eben  der  jhenige  das  pfert  selber  begerte  zu  kaufen,  als  auch 
hernach  beschehen.  Nun  befrömbdte  mich  nicht  wehnig,  das 
mir  der  Franzos  das  pfert  nicht  abfeilsete,  noch  zu  wissen  be- 
gerte, wüe  theyer  ichs  acht;  fuehren  also  wüder  nach  der  statt. 


163 

Über  2  oder  3  tag  hernach  begert  düser  alte,  wölcher  miier 
zuvor  mein  pfert  so  hoch  veracht,  und  begert  solches  zu  kau- 
fen; indem  kompt  der  vorgemelte  Franzos  für  düe  herrberg, 
last  mich  zu  ime  herab  fordern,  fragt,  ob  ich  mein  pfert  noch 
hab,  sagt  ich  ime,  das  ichs  gleich  in  diser  stund  dem  Teütschen 
verkauft,  wölcher  jüngsten  mütt  draussen  gewesen,  verwundert 
er  sich  hoch,  höbt  müer  an  zu  erzölen ,  was  er  am  hinausfahren 
nach  Mesters  wüder  ine  gesagt  und  wüe  er  mein  pfert  verachtet, 
als  hüeoben  angerögt ;  doruf  der  Franzos  sagt,  er  wolle  diesem 
mann  solche  reden  ohnverholen  selbst  erzölen  in  beysein  mei- 
nerr ,  wüe  ich  ime  dann  hemacher  solches  ufrupfte,  dessen  er 
nicht  gestöndig  sein  wolt,  und  gögen  einander  in  Uneinigkeit  ge- 
rathen,  dann  ichs  ime  harrt  verwisen,  das  er  als  ein  alter  mann 
dessen  sich  schämen  sollte. 

Denn  17  des  monats  Decembris  vermeint  ich  von  Vönedüg 
zu  verreisenn,  aber  wegen  des  ungewitters  und  sturmwindts 
muest  ich  disen  wie  auch  volgenden  tag  noch  aldo  verharren. 

Denn  19  düs  of  3  stund  in  tag  fuer  ich  neben  vülgemelten 
meinen  beden  gevörten,  wüe  auch  vüer  Caputschinermönch, 
öttliche  alte  weyberr  sampt  andern  mehr  passaschiri  auf  einer 
barcavon  Vönedig  hünweg,  hatten  halben  wund,  küelt  sehr  frisch 
uf.  Als  wür  nun  Malamocca  fürbey  kamen,  güengen  düe  wellen 
aus  der  see  hereiner,  das  düe  barca  of  der  einen  seytten  aller  im 
wasser  güeng,  düe  mönch  sezten  sich  unden  in  düe  barca,  döcten 
sich  aller  zue,  dann  süe  nicht  zusehen  kondten,  wüe  uns  dann  düe 
zeütt  auch  lanng  ward,  büs  wür  denn  porto  fürbey  kahmen,  wüe 
wür  dann  gahr  nahend  in  2V2  stundt  gehn  Giosa  gefahren  sein, 
wölches  von  Vönedüg  25  w.  meil,  aldo  wür  düsen  tag  verhar- 
reten.  Ein  dein,  aber  vöst  ort,  mehr  theils  beflossen,  vül  vüscher 
do  wohnhaft,  und  ist  solches  under  der  Vönedigerr  gebüet. 

Denn  20  düs  morgens  früe  reiset  ich  neben  meinen  beden 
gevörten  und  einem  Franzosen  zu  pfert  von  do  hünweg ,  namen 
düe  halbe  post  von  yedem  ort  zum  andern ,  gübt  underwegen 
sehr  vül  flüesende  wasser,  yber  wölche  mann  zu  schiff  fahren 
mues,  zum  theil  breitt,  dann  süe  nahent  von  do  in  das  mör  lau- 
fen, und  rüten  wür  des  tags  78  w.  meil,  kamen  uf  düe  nacht  in 
ein  dorf  Primär  genant,  dem  röhmischen  stuel  oder  Bapst  gehörig. 

Denn  21   düs  des  morgens  früeh  von  do  hünweg,  kamen 

11* 


164 

of  denn  mitag  gehn  Ravenna,  ein  grose  und  uhralte  statt,  in  der 
Marckh  gelegen,  under  dem  Bapst,  hart  am  mör.  üf  düe  nacht 
kamen  wür  in  ein  stättlin,  Casenati  genant,  auch  in  der  Marck, 
lügt  38  meil  von  dem  vorigen  nachtlägerr. 

Denn  22  düs  morgens  vor  tags  von  do  hünweg,  dann  wür  in 
der  vohrstatt  düe  nacht  gehliben,  und  kamen  nachmittag  gehn 
Pesaro,  ein  schöne,  wolerbaute,  züerliche  statt,  sehr  vöst ,  harrt 
am  mör  und  under  dem  herzog  von  ürbün,  wölcher  dozumal  do 
wahr,  dann  er  sonsten  sein  residentz  zu  Urbin  pflegt  haben; 
riten  noch  düsen  abent  gehn  Senagali,  gleichwol  wür  erst  spat 
dohün  kamen :  ein  dein  aber  sehr  vost  stättlin ,  harrt  am  mör 
gelegen;  sein  also  düsen  tag  60  meil  gerittenn. 

Denn  23  düs  von  do  hünweg  reyt  mann  stöts  am  mör  büs 
nahent  bey  Äncona,  dohün  wür  of  den  mittag  kamen ,  ein  alte, 
zimlich  grosse  und  vöste  statt,  aldo  auch  feine  handlung,  dann 
es  ein  porto  des  mors,  do  vül  schif  ankommen,  so  von  Ragusa 
und  ausTürckhey  dohün  seglen.  Düe  statt  ist  sehr  bergüg,  oben 
auf  der  höhe  ein  castell;  düses  ort  ist  auch  noch  in  der  Marck 
und  under  dem  Papst,  do  sich  einerr  der  religion  halber  wol 
still  und  ingezogen  halten  mag,  dann  sehr  guete  achtung  uf 
frembde  leüth  gegeben  würt. 

Denn  24  und  25  verharreten  wür,  aldo  auch  der  Nüderlen- 
der  der  mütt  müer  von  Dannzig  abreysete ,  verbliben ,  dann  er 
einen  bruder  do  wohnhaft,  wölcherr  in  Türckhey  handelt. 

Denn  26  düs  uf  2  stund  in  tag  reyset  ich  wüe  auch  der 
herr  Haas  und  vorgemelter  Franzos,  mütt  dem  procatzscho 
oder  ordinari  hotten  aus  Rom  von  do  hünweg,  kamen  of  das 
morgenessen  gehn  Loreto,  aldo  wür  in  die  kürchen  gangen,  wüe 
auch  in  düe  capella,  do  unns  das  heülthomb  gezeigt,  doneben  in 
der  sacristi  vül  schöner  und  köstlicher  sachen  unns  gewisen  wor- 
den. Und  ist  dises  Loretto  ein  deines  stättlin,  beschlossen  aber 
nicht  vöst,  lügt  zimlich  hoch  und  uf  ein  halbe  stund  nahent  am 
mör.  Uf  den  abent  kahmen  wür  gehn  Matscheratä,  ein  statt 
under  dem  Bapst  gelegen,  ligt  von  Ancona  28  meil. 

Denn  27  düs  am  morgens  früe  von  do  hünweg,  und  kam 
in  vorgemeltr  statt  des  abents  ein  romanische  curtisana  zu  unns 
in  die  herrberg,  wölche  auch  neben  uns  mitt  dem  procatscho 
büs  gehn  Rom  wollt,  als  auch  beschehen;  wüe  süe  dann  sehr  wol 


169 

zae  pfert  saas,  auch  öttlich  maln  mitt  unsereiaem  in  die  wött 
lief;  dise  rüt  mitt  denn  beinen  gleich  als  ein  mannsperson  und  uf 
yederseitt  ein  steegreif.  Des  mittags  kamen  wür  in  ein  statt 
Tolintino  genant  und  uf  die  nacht  gehn  Seraval,  ein  dorf,  do  wür 
bliben;  ligt  32  meil  von  Matscherata. 

Denn  28  düs  von  do  hünweg,  kamen  uf  denn  mittag  in  ein 
statt,  genant  Foulin,  und  uf  denn  abent  in  ein  andere,  Spoleti ; 
underwegen  sehr  guete  und  fruchtbare  landschaft,  wüe  auch 
vil  fliesender  wasser,  und  sein  des  tags  nicht  mehr  dann  26  meil 
geritten. 

Denn  29  düs  von  Spoleti  hünweg,  und  ward  disen  tag  sehr 
hesslich  wetter  von  regen  und  starckhem  wündt,  kamen  ongevahr 
1  stund  in  düe  nacht  in  ein  dorf,  Borgetto  genant,  aldo  wür 
düe  nacht  verharrt ,  wölches  von  obgemeltem  nachtläger  30  meil. 

Denn  30  düs  von  do  hünweg ,  und  daurt  das  regenwetterr 
immerr  fort,  das  wür  disen  tag  nicht  mehr  dann  1 6  meil  rey- 
seten,  und  uf  ein  stund  nachmittag  kamen  wür  in  ein  dorf, 
Castell  novo  genant,  aldo  wür  voUent  denn  tag  und  nacht  ver- 
harreten. 

Denn  31  Decembris,  als  denn  lotsten  tag  des  86  jars,  des 
morgenns  von  do  hünweg,  kamen  noch  vormittag  in  düe  alte 
weittberembte  statt  Rom,  aldo  wür  unnsern  innker  beym 
Schwert  namen.  Ist  von  dem  dorf,  dovon  wür  des  morgens  aus- 
riten,  14  meil.  Dem  getreyen,  üben  gott  seye  lob  und  danckh 
gesagt  für  dises  vergangen  jähr,  das  er  mich  so  gnediglichen 
behüetet,  der  verleihe  und  gebe  auch  kinftiges  gnad  und  seinen 
segen,  amen. 

Borna  ist  sehr  gros  und  weütlef,  aldo  einer  öttliche  tag 
zu  schaffen  mitt  hün  und  wüderlaufen ,  düe  kürchen,  clösterr, 
deroselbenn  reliquia  und  heilthomben,  ittem  palatia,  lustgart- 
ten,  wüe  auch  das  castell  sanct  Angelo,  neben  öttlichen  pläzen, 
uffgerichte  hohenn  seylenn  oder  pfeilern,  der  Römer  rathaus 
auch  sonsten  vül  andere  alte  gebey  sowol  inn  als  usserhalb  der 
statt  zu  sehen. 

Underwegen  zwischen  Ancona  und  Rom  kam  einTeütscherr 
vom  adell  aus  Mörrherrn  zu  unns,  wölcher  von  Perusa  reysete 
und  seinen  innker  auch  beim  Schwert  nam;  derselbige  ward 
im  collegio  germanico  und  den  Jesuitten  sehr  wol  bekannt, 


16« 

dann  er  ein  steiflfer  catolicus.  Wer  also  zuvor  nimals  zu  Rom 
gewesen,  will  ime  in  allweg  gebürenn,  in  einem  tag  düe  süben 
kürchen  visitiren  und  besuechen,  als  do  ist  sanct  Petters  kürch, 
sanct  Maria  mayor,  sanct  Paul  auf  ein  teütsche  meil  usserhalb 
der  statt;  in  derselbigen  werden  gesehen  3  quellende  wasser- 
bronnen,  irgent  drey  schritt  weyt  einer  vom  andern,  als  man 
flirgibt,  solle  sanct  Paulus  an  derselbigen  stött  enthauptet  sein 
wordenn,  und  als  das  haupt  herunder  gevallen,  soll  es  noch  3 
spring  gethon  haben,  und  yedesmahl  den  namen  Ihesus  ge- 
ruefen  haben,  dannenher  dise  3  bronnenquell  als  baldt  hernach 
entsprungen  sein  soUenn.  Was  nun  düe  andern  kürchen  anlangt, 
wurden  unns  vil  reliquia  und  heilthomb,  so  unns  durch  drey 
Jhesuiten,  wölche  mitt  uns  gingen,  zu  sehen  zuwegen  gebracht 
worden,  und  bringt  einer  einen  ganzenn  tag  domitt  zue ,  lauft 
sich  einer  auch  wohl  müed,  eh  er  düe  gedachte  süben  kürchen 
alle  visitiert,  und  do  einer  solche  pro  devotione  besuecht,  soll  er 
nichts  essen  noch  trinckhen,  büs  er  ganz  heromber  kompt. 
Aber  es  wolt  müer  zeütt  zu  lanng  werden ,  das  ich  underwegen 
innkert  und  ein  wenig  coUation  machte. 

Denn  4  tag  January  anno  87  güeng  obgemelter  vom  adl, 
herrHaas  und  ich  des  morgens  in  des  Papst  palatium,  denn  ich 
vernommen,  das  disen  tag  ein  consistorium  gehalten  werden 
sollte,  aldo  man  päpstliche  heiligkeüt  sehen  mag.  Do  es  aber 
ein  consistorium  secretum,  als  es  dozumal  gewesen,  lest  man 
nimand  frembder  in  denn  sahl.  Und  hatten  wür  sonderlichen 
zue  geniesen  des  hüevor  gemelten  herm  M.  von  Düetrichstein, 
neben  wölchem  ich  zu  Vönedig  in  denn  schaz  kam,  der  dann 
durch  Vergünstigung  in  das  consistorium  ingelassen  wurd ,  wölchem 
wür  gleich  gevolgt  und  unns  als  seine  düener  ausgaben ;  dann 
gedachter  herr  dem  Papst,  als  er  am  herunder  göhn  denn 
banttoffl  oder  das  weysse  crucifix,  so  doruf  gemacht,  gekust, 
undt  sähe  ich  in  einem  grosen  sahl  erstlichen  den  papst,  welcher 
oben  an  und  auf  einen  stuel  besonder  süzt,  neben  ime  zu  beden 
seitten  auch  für  ime  und  sonsten  umbher  sassen  düe  cardinäl, 
derer  ich  in  düe  40  dozumal  gezölt,  wölche  mitt  im  rath  wah- 
ren, ingemein  (doch  nicht  alle)  in  gleichen  langen  röckhen  von 
roter  scharlackh  oder  anderm  köstlichen  lackhen  oder  thuech 
angethon.    Als  wüer  bey  einer  vüertelstund  lanng  dorinnen, 


167 

güengen  wür  wüderromben  herusserr,  und  wurde  unns  durch 
einen  Teütscben  gewisen,  erstlichen  des  Papsts  schlaf  und  stu- 
diercamerr,  neben  derselbigen  denn  lanngen  sah! ,  in  wölchem 
zu  bedenn  theilen  zwischen  den  finstern  an  der  wannd  alle  fiir- 
nembste  stött  durch  ganz  Ittaliam  züerlichen  abgerissen  und 
contrafeht  sein ;  gleich  gögen  dem  inngang  iber  des  Papst  capell, 
in  derselbigen  er  mess  hört,  so  er  nicht  herunder  in  sanct  Peter 
göth.  Sonsten  ist  sanct  Peters  kürch  sonderlichen  wol  zu  sehen : 
was  das  neye  gebey  anlangt,  do  solches  volvirt  und  zum  ende 
gebracht,  würt  es  ein  so  herrlich  und  stattlich  werckk,  dero- 
gleichen  weitt  nicht  zu  sehen.  In  gemeltterr  kiirchen  zu  der 
rechten  handt  zu  sehen  düe  capell  des  abgestorbnen  Papst  Gre- 
gory des  1 3  düs  namens,  wölche  züerlich ,  stattlich  und  schön 
erbauen ;  was  wehnigs  bösser  ufwarts  nahent  in  der  mitte  des 
chors  ein  sehr  alte  capell  ganz  schlecht  erbauen,  in  derselbigen, 
als  fürgeben  würt,  das  corpus  sanct  Petri  ligen  solle ,  gleichwol 
sein  haupt  in  der  kürchen  sanct  Johann  Lateran  gezeigt  und 
gewisen  würt  neben  dem  haupt  des  apostels  Pauly.  In  diser 
capell  hört  ich  mess  süngen,  wölcher  päpstliche  heyligkeit  neben 
vülen  cardinäln  selber  beywohnete,  der  Papst  hatte  einen 
langen,  weysen,  damastn  rockh  an,  auf  dem  haupt  gleichsam  ein 
bischofs  huet,  zu  der  rechten  band  sas  der  cardinal  Farnesius, 
und  zu  des  Papsts  linckhen  handt  sein  nepot  oder  befreindterr, 
der  cardinal  Montalto,  noch  ein  junger  herr  von  19  oder  20 
jähr.  Düe  mess  oder  das  ampt  wurde  durch  einen  cardinal 
celebrirt,  neben  zweyen  büschoflfen,  wölche  ime  zu  altar  düenten. 
Es  wurde  nach  ausgang  des  ampts  eine  treffentliche  musica  ge- 
halten ;  als  solche  ein  ende  hatt,  lües  sich  der  Papst  durch  düe 
kürchen  büs  in  das  palatium  tragen,  wölches  ein  ganz  gravitö- 
tisch  ansehen,  dann  es  ein  gebey  gleichsam  einer  bruckhen, 
zimlich  hoch,  uf  demselbigen  ein  schöner  stuel,  doruf  er  sizt, 
dorunder  göhn  öttliche  personen,  wölche  in   uf  denn  achslen 

tragen. 

Sonsten  ist  des  Papst  palatium  wol  zu  sehen ,  in  wölchem 
vil  schöner  sahlzimmer  und  gemach,  ausserhalb  desselbigen  sein 
guardy,  düe  Schweizer,  derer  stöts  bey  200  sein.  Ittem  für  sanct 
Peters  kürchen  uf  dem  plaz  zu  sehen  düe  Gulia  oder  schöne 
hohe  seyl,  wölche  vor  diesem  hinder  gedachter  kirchen  eines 


168 

theils  tüef  in  der  erden  gestanden,  gleich  gögen  dem  Campo 
sancto  ober,  aldo  der  Teütschen  kürch  ist,  wölche  von  yezigem 
Papst,  Sixto  V  düs  namens,  in  das  werckh  gebracht  auch  züerlich 
und  kunstlich  uf  sanct  Peters  plaz  ufgericht  worden.  Solche 
seyl  scheint  in  der  höhe  als  ein  gemein  haus,  und  unden,  do 
BÜe  am  dickhesten,  bey  4  clofterr,  dann  sie  nicht  rondt  sondern 
fueröckhent,  und  ufwarts  sich  immer  zuspizt  und  deiner  ist, 
und  ist  sich  wol  zuverwundem,  das  gemelte  seyl  ein  fondament 
hat  irgendt  zweyerr  mann  hoch  von  der  erden ,  doruf  stöth  süe 
auf  4  metallenen  kugeln  ,  das  düe  4  wund  dodurch  göhn ,  und 
holt  süe  wöder  eysene  hackhen ,  pfeüler  oder  anders,  sondern 
süe  stöth  lödig  und  blos  auf  gemelte  4  kugeln;  wüe  dann  auch 
ein  gleichförmige  seyl  zu  Constantinopoli,  uf  dem  plaz  Athme- 
nam  ufgericht,  gesehen  würt. 

Ittemzu  sehen  düe  gewaltige  seyl  colonna  historiata,  wölche 
vor  jaren  von  denn  Römern  zu  einem  trionph  ufgericht  worden, 
so  innwendig  alle  hool,  das  mann  büs  oben  auf  hat  göhn  mögen, 
ausenher  von  unden  ahn  büs  oben  mitt  schönen  züerlichen  histo- 
rien,  wüe  dannzu  Constantinopoli  ebenmessiger  seyln  gesehen  würt. 

Ittem  zu  sehen  düe  gewaltige  hohe  und  grose  gegossene 
seylen,  so  am  inngang  der  kürchen  la  Rotonda  genant,  wölche 
düe  ölteste  in  Rom  sein  soll,  in  düe  ronde  erbauen  und  oben 
in  der  mitt  nicht  bedöct,  gleich  als  der  eine  theül  des  tempels 
zu  Iherusalem,  under  wölchem  das  heilige  grab  stöth ;  gemelte 
kürch  ist  mitt  bley  bedöct  und  kann  mann  oben  rüng  umb- 
her  göhn. 

Ittem  zu  sehen  der  Römer  rathaus,  ausserhalb  desselbigen 
vül  alte  gebey,  so  zum  theil  vervallen,  andere  so  noch  stöhn,  als 
düe  porta  trionphales,  das  vervalne  keyserliche  palatium  Diocle- 
tiani,  wüe  auch  das  gewaltige  grose  gebey,  CoUiseo  genant, 
wölches  gros  und  weyt  umbfangen,  auch  gannz  in  düe  ronde  er- 
bauen. Und  ist  müt  Rom  beschaffen ,  do  einer  ein  ganzes  jähr 
aldo  verharret,  hat  er  täglich  genug  zu  thuen,  von  einem  ort  zu 
dem  andern  zu  göhn,  sonderlichen  für  einen,  der  geistliche 
Sachen  und  vül  heilthomb  zu  sehen  begert;  dovon  dann  ein  be- 
sonder tractetleinbeschriben  würt,  derowegen  ichs  kürze  halberr 
beruehen  laas.  Sonsten  left  das  wasserr,  düe  Tüber  genant,  gahr 
nahent  mitten  durch  düe  statt,  wölcher  fluß  an  ime  selber  sehr 


l«9 

thrieb,  gleich  als  der  Nilus  in  Ägipten,  do  aber  gemelt  wasser 
öttlich  stund  lanng  in  einem  geschirr  siötb,  würt  es  ganz  elar 
und  lautterr,  das  es  eben  so  guet  zum  thrinckhen  als  zum 
kochen  mag  gebraucht  werden.  Als  ich  nun  bey  14  tag  lanng 
in  Rom  still  gelegen,  reysete  ich  wie  auch  der  herr  Haas  denn 
14  düs  von  do  hüuweg,  dingten  müt  dem  procatscho,  das  er 
unns  beritten  machte  und  büs  göhn  Napoli  verzört,  wüe  dann 
bey  60  pfert  in  compagnia  wahren,  von  edleitt,  kaufleit  and  in 
düe  20  münch  aus  Calabria  und  Sicilia,  der  mehrertail  zehr- 
hafte und  bescheidthone  brüeder;  rüten  also  disen  tag  in  ein 
statt,  20  meil  von  Bom,  Velletry  genant,  under  dem  Papst. 

Denn  15  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg  kamen  des 
abents  auf  ein  einöde  Casa  nova  genant,  21  meil  von  Velletry. 

Denn  16  düs  mütt  dem  tag  von  do  hünweg,  und  kamen  uf 
das  morgenessen  gehn  Terracina,  ein  alte  statt  und  düe  lotste 
in  des  Papsts  gebüet  gögen  dem  reich  Napoli,  lügt  nahent  dem 
mör.  Uf  das  nachtlägerr  kamen  wür  in  ein  stättlin,  Fondt  ge- 
nant, im  königreich  Napoli  gelegen,  an  einem  lustigen  und 
fruchtbaren  ort,  27  meil  von  dem  vorigen  nachtläger. 

Denn  1 7  düs,  am  morgen  von  Fondt  hinweg ,  hat  es  eilten 
langenn  gepflasterten  weg,  gleich  als  ein  spöckh,  wölcher  büs 
an  das  gebürg  reicht.  Underwegen  kam  ein  so  ungeheüerr 
Wetter  an  unns  von  steinen  gleich  als  ein  hagel,  neben  einem  so 
ungewonlichen  starckhen  wündt,  dero  gleichen  ich  niemals  ge- 
fühlt, das  ich  mitt  warheit  schreiben  mag,  der  wind  einen  un- 
der der  compagnia  vom  pfert  herunder  gewehet  und  konden 
düe,  so  schwache  pfert  hatten,  nicht  strackh  mehr  fort  reitten, 
das  süe  der  wund  von  der  spöckh  herunder  thribe:  also  sich 
unnser  öttliche  versamleten,  dickh  und  steüff  beisamen  hüelten, 
ettwann  ein  halbe  stundt  büs  düe  furia  füriber  ward  und  der 
wind  was  nachlües.  Als  wür  das  gebürg  erreichten,  wahren  wür 
für  dem  wund  sicher,  und  hatt  solches  wetter  grosen  schaden 
gethan,  al  wür  hernach  zu  Napoli  erfahren,  zum  theil  gesehen, 
sonderlichen  uf  dem  mör;  kamen  also  disen  abent  in  ein  dorf 
genant  Gasscadt,  23  meil  von  Fondt.  Eh  wür  dohün  kamen, 
hatten  wür  underwegen  ein  wasser  zu  passiren,  yber  wölches  ein 
iberfahrt.  Düeweil  solches  so  ungestüm  wahr,  wolte  kein  er  der . 
erste  hinibert  sein,  sähe  immer  einer  uf  denn  andern,  endlichen 


170 

machte  ich  und  mein  gefört  wäe  auch  der  procatscho  und  dann 
noch  ihre  zwen,  düe  unns  folgten,  einen  anfang,  springten  unsere 
pfert  inn  und  fuehren  hinihert,  dann  düe  barca  nicht  zuvil 
tragen  mochte,  kam  also  immer  ein  theil  nach  dem  andern. 

Denn  18  düs  den  tag  von  do  hünweg,  kompt  mann  von  do 
aus  gleich  aus  dem  gebürg  uf  schöne,  ebene  auch  fruchtbare 
und  gute  landschaft,  bedes  von  korrn  und  weinwachs,  wüe  auch 
andere  fruchten.  Disen  tag  umb  vesperrzeütt  kamen  wür 
gehn  Napoli,  wölches  32  meil  von  dem  vorigen  nachtlägerr, 
aldo  ich  meinen  einker  bei  dem  teütschen  würt  zum  schwarzen 
Adlerr,  Düeterich  Breitbach  genant,  genommen,  in  wölcher  herr- 
berg  auch  vorgemeltr  herr  von  Düetrichstein  zu  herberg  läge, 
der  dann  volgenden  tag  nach  Püzol,  die  antiquiteten  und  an- 
dere wunder,  wölche  do  zu  sehen,  hin  zu  reisenn  willens.  Den 
lüs  ich  und  mein  gefört  durch  den  würt  anröden  und  bitten,  do 
es  ihr  gnaden  nicht  zuwider  wehre,  ob  wür  umb  unnser  gebür 
neben  ime  möchten  hinaus  komen,  (dann  durch  einen  herm 
immer  mehr  zu  sehen  bekommpt,  dann  wann  einer  allein  oder 
selbander  ist) ;  derowegen  er  sich  durch  denn  würt  erbotten,  wür 
mögen  wol  mittfahren,  seye  ime  nicht  zuwiderr. 

Denn  19  düs  uf  2  stund  in  tag  fuer  gemelter  herr  mitt 
zweyen  gutschenn  hinaus,  nam  drey  Jhesuiten  mitt  sich ,  und 
fuer  ich,  mein  gefört,  wüe  auch  unser  wüert  und  des  herrn  diner 
uf  der  andern  gutschen;  als  wir  in  düe  vohrstaat  kamen,  hüelt 
der  Jhesuiten  einer  zuvor  mess  in  einem  closter,  wölches  harrt 
am  mör  lügt.  Nach  Vollendung  derselbigen  sasen  wür  wüder 
uf  düe  gutschen  und  fuehren  vollent  nach  Püzol,  wölches  von 
Napoli  8  meil,  aldo  der  würt  erstlichen  beim  gubernator  umb 
licentiam  anhüelte,  düe  ort  zu  besehen,  wölches  von  ime  ver- 
gunt  worden.  Und  lügt  gemelt  stättlin  hart  am  mör,  ist  doch 
nicht  beschlossen  noch  mitt  mauren  umbfangen.  Düeweyl  aber 
öttUche  ort,  als  das  warme  bad,  do  der  Ursus  oder  Ursprung, 
düe  grotta,  da  Sybilia  weissaget,  düe  Cento  Gamerelli  und  an- 
ders mehr  jheneseüt  des  arms  vom  mör  lügen,  nam  der  herr 
2  barca  und  fuehren  strackhs  hiniber,  namen  einen  mann  ans 
dem  fleckhen,  wölcherr  der  ort  wol  erfahren  mitt  unns,  wüe 
auch  3  dorschen  oder  wündliechter,  umbwillen  öttliche  ort^ 
under  der  erden,  das  mann  one  iiecht  nichts  sehen  kann.    Als 


171 

wür  hinibert  kamen  und  vom  land  austigen,  besaiten  wur  erst- 
lichen  das  ort  der  100  camern,  so  tüef  under  der  erden,  do 
man  ohne  lüecht  nichts  sieht,  wölches  ein  weytt  begriffen  gebey, 
deine,  enge,  aber  zimliche  hohe  gewölbte  gemach  mitt  nidem 
thürlin,  das  sich  einer  sehr  buckhen  mues.  Und  sein  solche 
in  der  grose,  weitte  nnd  höhe  einander  durchaus  gleich,  göth 
immer  eines  in  das  ander;  als  mann  sagt,  solle  der  tirann  Nero 
seine  gefangne  Christen  dorinnen  gehalten  haben;  do  er  ein 
spasso  oder  kurzweil  hat  haben  wollen,  soll  er  öttliche  heruffr 
geschaft  haben,  wölche  er  mitt  löwen,  beeren  oder  andern  wilr 
denn  thüeren  hat  zerreissen  lassen.  Do  einer  nun  in  öttliche 
derer  camern  kompt,  ime  das  lüecht  ausleschen  sollte,  köndte 
er  wol  dorinnen  verderben,  do  er  nicht  einen  bey  sich  hat,  der 
diser  ort  bericht  ist,  dann  immer  ein  gemach  in  das  ander  göth, 
doch  nicht  der  lenge  nach,  sondern  gleich  sowol  auf  beede  seifr- 
ten,  und  hat  yedes  zwen  in  drey  nüdere  aus  oder  inngang. 
Nücht  ferm  doron  kamen  wiir  in  ein  ander  gros  gebey  auch 
tüef  under  der  erden,  gleilwol  es  eine  stügen  hinunder  hat, 
unden  das  gewölb  mitt  schönen  starckhen  pfeilem  besözt  und 
sehr  tüef  von  wasser;  ob  nun  solches  durch  regenn  oder  andere 
quell  hinein  kompt,  khann  ich  nicht  wissen,  dann  es  oben  uf 
aller  inngevallen. 

Am  hinundergöhn  zum  badt  würdt  in  einer  grotta  nicht 
yber  eines  manns  tüef  ein  fein,  züerlich  gemach  gesehen,  in 
wölchem  düe  muter  des  keysers  Neronis  solle  begraben  ligen; 
ist  innwendig  frei  ausbereit,  rüngs  umbher  mitt  füguren,  wölche 
in  laim  oder  weyche  stein  gedruct  sein.  Gleich  dobey  zur  rech- 
ten handt  gögen  dem  mör  zimlich  hoch  hat  es  ein  castell,  so 
zimlich  vöst,  dann  es  uf  einenn  fölsen  erbauen  und  mütt  span- 
nischem krüegsvolckh  besözt  ist. 

Nicht  weitt  füran  kompt  mann  zu  dem  palatio  Neronis,  wie 
wol  solches  aller  zerstört,  das  oberhalb  der  erden  am  wehnig- 
sten  kein  gebey  mehr  gesehen  würt,  dann  öttliche  fundamenta. 
An  gemeltem  ort  geth  mann  auch  zu  dem  Ursprung  des  warmen 
bads,  wölcher  weeg  durch  einen  berg  gegraben  in  der  höhe  als 
ein  gemeine  halbe  manslenge,  und  hat  einer  bey  V*  stund  lanng 
zu  göhn,  immer  was  wehnigs  abwärts,  werden  windlüechter  dorzu 
gebraucht.    Als  ich  nun  irgend  eines  steinwurfs  weitt  hinein 


178 

kam,  muest  ich  hüz  halber  wüder  zuruckh;  als  ich  herusser 
kam,  ward  einer  aus  dem  fleckhen  do,  der  sagt,  ich  solle  im 
vplgen,  mich  uf  das  niderst  buckhen,  als  ich  immer  könde,  gieng 
düe  hüz  und  der  dampf  yber  müer  hinaus.  Es  wolte  müer  der 
gang  zu  lanng  sein,  das  ich  öttlichmahln  gedacht  umbzukeren 
umbwillen  der  grosen  hüz,  das  einem  der  schweiß  herunder  lüef, 
gleich  als  wann  mann  wasser  yber  einen  abgües ;  volgt  also  büs 
zu  dem  Ursprung,  wölches  gleich  als  ein  kössl  oder  ronder  bronn, 
und  das  wasserr  so  heüss,  das  ein  huen  gleich  gebriet  ist,  so 
maus  hinein  stöst;  ich  woltt  auch  erfahren,  wüe  warm  düses 
wasser  seye,  that  düe  eine  band  hinein,  brannt  mich,  das  ichs 
öttlich  tag  hernach  fühlet.  Wür  eylten  wegen  der  grosen  hüz 
sehr  wüder  zuruckh;  als  wür  zum  ausgang  kamen,  dorften  wür 
nicht  gleich  an  luft  göhn,  sondern  muesten  zuvor  ein  wenig 
abküehlen,  büs  der  schweiß  ein  wehnig  vergüeng.  Nicht  fern 
doYon  ist  das  badt,  wölches  wür  auch  besehen,  wölches  sehr  ver- 
gangen, verwiest,  zum  theil  ingevaUen,  und  ist  das  wasser,  wüe 
es  vom  berg  heronder  left,  so  warm,  das  es  ein  person  erleiden 
mag,  dorinnen  zu  baden,  wüe  dann  järUchen  gögen  dem  sommer 
vül  volckhs  aus  der  statt  dohin  züeht,  wüe  auch  an  andere  hüe 
umbligende  örter,  wölche  bad  für  vül  seychen  und  schaden  heil- 
sam, nuzlich  und  guet  sein. 

Nahent  bey  gemeltem  badt  würt  gesehen  ein  alt,  vervalln, 
gemahlt  gebey,  gleichsam  einer  kürchen,  wölches  der  templ 
AppoUinis  solle  gewesen  sein.  Auf  ein  welsche  meil  dovon  kompt 
mann  zu  der  grotta,  fn  wölcherr  Sibillia  solle  geweisagt  haben, 
mues  einer  schier  aller  uf  dem  bauch  hinein  kriechen,  dann  es 
von  ausen  her  aller  zervallen.  So  baldt  mann  aber  uf  10  in  12 
schritt  hineinkompt  (doch  under  der  erden,  das  mann  keinen 
schein  vom  tag  hat,  und  ohne  lüechter  nichts  sehen  kahn),  hat 
einen  sehr  lanngen  ganng,  in  der  breytte,  das  zwen  wagen  neben 
einander  fahren  köndten,  und  gleichsam  oben  gewölbt.  Als  mann 
nun  weyt  hinein  kompt,  hat  es  zu  der  rechten  handt  einen  dei- 
nen, sehr  niedem  eingang,  gleich  als  ein  deine  kamer,  in  wöl- 
eher  die  Sybillia  solle  gewesen  sein,  als  süe  ge weissagt,  und 
solle  das  volckh  herausen  in  gemeltem  langen  ganng  gewesen 
sein,  düe  so  ihr  zuegehört;  doch  solle  süe  von  keinem  der  zue- 
hörer  gesehen  sein  worden.    Und  ist  noch  hünder  düser  camer 


173 

ein  ander  gemach,  für  wölchem  ein  maur  eines  manns  hoch, 
würt  gesagt,  seye  der  Sybillia  badt  gewesen. 

Von  diser  grotta  giiengen  wür  dem  mör  zu,  sasen  in  die 
barca  und  fuehren  wilder  nach  dem  stättlin;  und  ist  underwe- 
gen  zu  der  linkhen  handt  ein  zimlicher  berg,  an  wölchem  ort 
bey  mannsgedenckhen  wasser  oder  ein  stille  seh  do  gewesen, 
und  solle  sich  der  gemelte  berrg  in  24  stunden  uffgeworfen  ha- 
ben, wüe  dann  noch  leüth  in  dem  stättlin,  wölche  solches  ge- 
denckhen.  Ittem  auch  zu  sehen  am  gestad,  do  wür  austigen, 
düe  gewaltige  joch  oder  pfeiler,  derer  noch  öttliche  sein,  in  das 
ofl&ie  mör  gebaut;  als  gesagt  würt,  solle  es  ein  bruckhen  von 
do  yber  denn  arm  des  mors  büs  zu  jhener  seytten  gehabt  ha- 
ben, wüe  das  noch  der  augenschein  mitt  denn  pf eilern,  wölche 
zu  sehen  und  weytt  in  das  mör  hinein  reichen,  genugsam  aus- 
weisen. 

Als  wür  nun  zu  Püziol  einen  trunckh  gethun,  güengen  wür 
nach  dem  schweblberg;  underwegen  zu  der  linckhen  handt  würt 
gesehen  ein  alt  gebey,  so  vor  zeitten  düe  schuel  Virgily,  des 
poeten,  gewesen  sein  solle,  als  ünns  gesagt  worden. 

Fortan  kompt  mann  zu  dem  schweblberg,  wölcher  gros 
und  weytt  begriffen,  derselbige  tag  und  nacht  brennt,  ein 
ungeheyer,  abscheilich  und  gevährlich  ort:  dann  es  an  vilen 
orten  do  einer  geth,  undenn  aller  ausgebrannt  und  hol,  das 
sich  das  erdrich  oftermahln  senct  undt  under  einem  innfoUt, 
wüe  dann  erst  kurz  verschiner  tagen  des  vicere  trabanten 
einer  gebliben,  wölcher  3  Teütsche  vom  adl  hinaus  gefüert, 
denselbigen  düe  antiquiteten  zu  weisen;  süe  rütenn,  und  solle 
gleich  des  tags  geregnet  haben ,  wüe  es  dann  ohne  das  an 
dem  berrg  stöts  sehr  hehl  und  schlipferig,  das  des  gedachten 
trabanten  pfert  mitt  ihme  gevallen  und  in  ein  grueben  geschla- 
gen, das  er  durch  düe  ongeheüre  hüz  und  feyrflammen  gleich 
todt  gewesen,  aber  das  pferdt  hat  sich  herusser  gerissenn. 

Von  do  hat  es  noch  ein  gueten  theil  wegs  nach  der  vergiftn 
grotta,  wölche  mann  düe  hundtsgrueben  nennet;  gleich  dobey 
ist  ein  dein  haus,  in  wölchem  ein  armer  mann  wohnet,  der  einen 
hund  dorin  laufen  lües  an  einem  strickh  angebunden.  Als  nun 
der  hund  so  lanrig  drinnen  wahr,  das  einer  hundert  zöhlen 
möchte,  füel  er  gleich  umb,  ward  do  für  todt,  zog  ine  am  strickh 


174 

berauser.  Gleich  neben  der  grotta  hat  es  einen  deich,  wölches 
wasser  ein  besondere  natur  oder  eygenschaft  haben  mues,  stöst 
also  denn  hundt  2  in  3mal  dorein,  legt  in  hirnach  am  gestad 
nider,  ist  er  ein  deine  zeüt  do  für  todt,  gibt  am  wehnigsten  kein 
lebendüg  zeichen  von  ime,  büs  iber  ein  weyl  kompt  ime  von 
erst  der  athem,  nachmals  thuet  er  düe  äugen  auf,  ströct  düe 
glüderr,  wendet  sich  hün  und  wilder,  büs  er  zulötst  ufston  wil, 
föllt  er  wol  öttlichmal  donider,  dann  nicht  sovil  craft  noch 
störckh  in  ime  ist,  büs  er  ein  wehnig  ruewet,  dann  höbt  er 
wilder  an  zue  göhn.  Und  ist  müer  gesagt  worden,  das  uf  ein 
zeütt  einer  von  des  königs  ampassators  aus  Francklireich  düe- 
ner  in  gemelte  grotta  gerochen  oder  eingangen,  zu  erfahren, 
was  doch  dorinnen  steckhe,  weyl  er  sich  aber  zu  lanng  dorinnen 
ufgehalten,  ist  er  umbgevallen  und  todt  bliben,  das  kein  baden 
oder  waschen  mehr  an  ime  hat  helfen  wollen.  Ist  augenschein- 
lich zu  sehen,  das  es  ain  sehr  vergift  loch  sein  mues,  dann  es 
hangen  tropfen  dorinn  gleich  als  wüe  eyttter,  in  der  gröse  als 
gemeine  haselnuß.  Es  sein  sonsten  nach  der  statt  zue  noch 
öttliche  badt  undt  andere  mehr  sachen  zue  sehen,  düeweil  es 
aber  eben  spath  und  uns  düe  nacht  ibereilet,  lüesen  wür  solche 
ort  zu  sehen  underwegen,  sasen  uf  düe  gutschen  und  fuehren 
nach  der  statt,  kamen  gleichwol  erst  ein  stund  in  düe  nacht 
zu  dem  thor  hinein,  und  ist  gemelt  Piziol  acht  meil  ausser  der 
statt  Napoli. 

Ittem  zu  sehen  düe  mechtige  porta,  durch  wölche  mann 
züecht,  so  man  nach  Piziol  züecht,  aller  durch  einen  lebendigen 
fölsen  gegraben  und  nahent  einer  welschen  meil  lanng,  so  breit, 
das  ein  wagen  dem  andern  weichen  kann,  an  öttlichen  orten 
in  der  höhe  zweyer  reichspües,  obenuf  mitt  dem  fÖlsen  bedöct, 
hat  drey  lüechter,  als  am  inngang  ein  innfalland  liecht,  sowol 
auch  in  der  mitte  und  ende  oder  ausgang  desselbigen,  ein 
werckhe,  wölches  mitt  merklichen  costen,  müeh  und  arbeit 
erbauen,  wölches  durch  Virgilium  poeta  solle  angeben  sein 
worden,  wüe  dann  sein  epitaphium  oberhalb  der  porta  zur 
linckhen  handt  am  hinausreysen  zu  sehenn,  aldo  er  auch  be- 
graben sein  solle,  wüewol  öttliche  wollen,  sein  corpos  seye 
von  do  durch  practica  nach  Senis  gebracht  worden,  wölches 
sein  vatterland  ist. 


176 

Ittem  zu  sehen  das  gewaltige  castell,  sanct  Deimo  genannt, 
innerhalb  der  statt  hoch  ufm  berrg,  das  es  düe  ganze  statt  iber- 
reicht,  uf  einen  folsen  erbauen.  Am  eiugehn  würt  gesehen,  das 
düe  fölsen  hün  und  wilder  durchgraben,  und  ist  düses  haus  mitt 
spannischem  krüegsvolckh  besözt,  mütt  groben  geschiz  sehr  woU 
versehen,  wüe  ich  dann  under  andern  das  sächsische  wapen  uf 
einem  stuckh  gegossen  befunden. 

Ittem  undenn  in  der  statt  hart  am  mör  zu  sehen  das  ca- 
stell sanct  Angello,  sehr  vöst  und  starckh,  gros  und  weüt  be- 
griffen, do  ich  anh  drey  in  4  grose  stuckh  mitt  dem  sächsischen 
wapen  sähe;  gemeltt  castell  ist  auch  mitt  Spannier  besözt. 

Neben  düsen  beden  ist  noch  ein  ander  dein  castell,  Ovo 
genannt,  mütt  einem  hohen  grosen  ronden  thurn,  so  hart  am 
mör  stöhett,  gleichsam  als  ein  insul,  dann  es  ein  bruckhen  hin- 
ibert,  und  umbher  vom  mör  beflossenn. 

Ittem  zu  sehen  düe  schöne  kürchen,  clöster  und  spütähl, 
als  das  Curabile,  fürs  ander  Lanontiata  genannt,  in  welchem  alle 
ohnehliche  und  andere  künder,  wölche  uf  denn  Strassen  der 
statt  gefunden  werden,  derer  öttlich  hundert  sein,  ufferzogen 
werden;  wann  süe  erwachsen,  thuet  maus  zur  schneien  und 
handwerkhem.  Undt  werden  in  disen  beden  spitalen  mehr  dann 
1  tausend  von  jungen  und  alten  personen  erhalten ;  mann  gübt 
inen  wein  zu  trinckhen,  werden  auch  wol  gespeiset,  alles  reioig- 
lich  und  sauberr  zuegericht;  inwendig  hipsche  zimmer,  und  sein 
diso  heüser  erbauen  gleich  als  groserr  herm  palatia.  Es  wüll 
düe  noturft  erfordern,  das  süe  stattliche  intrata  haben,  das  ein 
namhaftes  das  jar  spendirt  würt.. 

Ittem  der  porto  oder  mörhaven  zue"  sehen,  do  düe  grose 

schif  und  gallera  ankommen,  gleichwol  nicht  vül  sonders  grose 

'schif  aldo  inlaufen,  was  nun  deine  schiflin  als  barca,  frigatt 

und  veluc  sein,  düe  haben  ihr  besondere  anfahi^,  derer  täglich 

vül  aus  und  innfaliren. 

Ittem  zu  sehen  denn  vicere;  so  er  ausreith  oder  fort,  geth 
seine  guardi  für  ime  her,  wölcher  bey  50  aller  teütsche  tra^ 
bauten,  in  gleiche  kleüdung  mitt  langen,  ausgezognen  hosen  von 
des  vicere  liberi  oder  färben;  reitten  vor  und  nach  ime  herr 
vül  stattlicher  herren,  als  printzen,  margraven,  graven,  frey- 
herrn,  rütterr  und  vül  adelspersonen  in  groser  anzal,  alle  uf 


176 

zäerlichen,  costlichen  und  yberaus  schönen  pferten,  doruf  süe 
grosen  costen  wenden. 

Ittem  zu  sehen  des  vicere  stallung ,  wölche  ausserhalb  in 
der  vorstatt,  in  welcher  nahent  bei  100  junger  noch  onabge- 
richter  napolitanischer  pfert  stöhn,  von  wölchen  er  järlichen 
öttliche  dem  könige  in  Spania  sendet. 

Ittem  zu  sehen  des  morgens,  wann  der  tag  anbricht,  uf 
dem  reut  oder  dummlplasz  düe  rossbereitterr ,  wüe  auch  düe- 
jhenigen,  wölche  bey  ihnen  lernen  reütten,  und  dann,  wann  süe 
düe  pfert  abrichten,  wölches  ein  lust  zu  sehen,  do  einer  änderst 
gern  so  früeh  ufstöth:  dann  düse  statt  denn  prüf  hat  mitt 
abrichtung  der  pfert  für  allen  andern. 

Ich  wahr  eben  zu  Napoli  zue  zeitt  des  hohen  fests  (der 
fasnacht),  do  dann  sonderlichen  vül  curzweil  von  mancherley 
selzamen  mommereyen,  spülen,  danzen;  somma  ist  alle  fredt 
vergunt  und  zuegelasen,  sonderlichen  '  under  grosen  herren, 
rütter  und  adelspersonen,  wölche  mitt  turniren,  ringlerennen 
und  andern  rittermesigen  Sachen  sich  yeben.  Do  es  dann  uf 
denn  lotsten  fasnachtstag  kompt ,  würt  ein  mörckliche  anzal 
bommeranzen  und  eyer,  wölche  zum  theil  mitt  wolriechtem 
Wasser  inngefillt,  nicht  allein  auf  den  Strassen  sondern  auch 
aus  den  heisern  uf  das  volckh,  so  hin  und  wüder  geth,  geworfen ; 
dann  aus  unserer  herberg  mehr  dann  1000  oranien  geworfen 
worden,  das  sich  schüer  niemand  uf  der  strasen  diesen  tag  darf 
finden  lasen,  dann  hierinn  kein  schonen  ist.  Alsbald  aber  der 
mittwoch  als  anfang  der  fastenn  verbanden,  ist  es  ganz  still  und 
würt  möniglich  fromm,  wüe  dann  durch  ganz  Ittaliam  hoch  ver- 
botten,  nicht  allein  kein  fleisch,  sondern  auch  eyer,  butter 
milch  und  käs  zu  essen  verbotten,  und  ist  in  zeütt  der  fasten 
nicht  gut  zu  Napoli  sein;  onangesehen  solche  statt  hart  am 
mör  lügt,  gübt  es  wehnig  füsch. 

Ittem  zu  sehen  düe  herrliche  und  vül  wonderliche  apo- 
teckhen  eines  Napolitanischen  herrn  von  allerlay  selzamen 
thüeren,  beyde  des  mors  und  der  erden,  vül  und  mancherley 
wurzeln,  kreytter,  stein  undt  derogleichen  ongewonliche  Sachen ; 
under  anderm  ist  ein  stein,  wölchen  ich  in  düe  handt  nam ,  so 
oft  ich  dennselbigen  umbkehrt,  mutirt  er  düe  färb.  Ich  sähe 
ein  lamm  mit  zweyen  köpfen,  ^in  basilisckhenn  ay,  ein  stein 


177 

Yon  einem  donnerstrali],  neben  yülen  sachen,  derogleichen  nicht 
leichtlich  an  einen  ort  beisamen  gesehen  oder  geftinden  werden ; 
und  holt  es  gedachterr  herr  mehrtheils  für  sein  plaisir 
und  lust. 

Ittem  noch  in  eines  andern  stattlichen  herm  haus  zu  sehen 
vülerley  Sorten  alter  münzen  von  gold,  sülber  und  metall  in 
groser  anzahl;  neben  dem  delectirt  er  sich  der  antiquiteten 
und  kunstuckh,  zum  theil  von  holz  geschnitten ,  andere  bülder 
aus  stein  gehauen,  andere  von  metall  gegossen,  wölche  Sachen 
gedachter  herr  gleichsam  für  seinen  schaz  achtet  und  holt,  dann 
es  auch  wol  ein  namhaftes  wert  ist. 

Sonsten  ist  gedachte  statt  Napoli  an  ihr  selber  wehnig 
vost,  keine  wähl  oder  graben,  sondern  mehrtheils  mitt  einer 
schlechten  maur  umbfangen;  derowegen  alles  an  denn  castell 
gelegen :  haben  auch  in  der  statt  kein  geschüz,  ausgenommen 
des  arsinals,  in  wölches  mann  aus  dem  castell  sanct  Angelo 
gehn  kahn,  wölches  nahent  dem  mör  lügt,  dorinnen  auch  düe 
gallera  und  schif  gemacht  werden. 

Am  montag  nach  der  herrn  fasnacht  dem  neyen  stilo  nach 
ward  zu  Napoli  ein  stattlich  fest  oder  hochzeitt  von  einem  der 
fiimembsten  geschlecht  eins,  düe  Colonna  genannt,  wölcher 
Marco  Anthonio  Colonna  vicere  in  Sicilia  gewesen  und  mitt 
todt  abgangen.  Sein  gemahl  Iheronima  genanntt,  so  der  zeitt 
zu  Napoli  wohnhaft,  vermählte  ein  fröhlin  oder  dochterr  des 
gubemators  söhn,  sonsten  duca  de  Terra  nova  aus  dem  könig- 
reich  Sicilien,  bey  wölchem  feest  vül  stattlicher  herrn  graven 
und  ritter  sich  versamleten,  und  ist  düe  hochzeit  in  der  Colonna 
palatium  gehalten  worden ;  weyl  nun  des  vicere  trabanten  düe  porta 
oder  inngang  verwahrten,  wurden  unnsere  öttliche  Teütsche  durch 
unsem  würt,  der  ein  bevelchhaber  ward,  ingebracht,  do  doch 
vül  stattliche  Ittalianer  herussen  bleiben  muesten.  Gemeltes 
haus  ist  an  ime  selber  zierlich  und  schön  erbauen,  neben  einem 
grosen,  weytten  garten  geht  mann  ein  hohe  stüegen  von  vülen 
Btapflen  in  demselbigen  hinuf,  am  ende  desselbigen  gögen  der 
Strassen  hat  es  einen  sal,  so  lanng  als  der  garten  ist ,  denn  er 
nahent  so  breytt  als  lanng.  Doselbsten  wurde  das  panckhet 
oder  düe  malzeüt  gehaltenn,  und  ward  ungevahr  umb  vesper- 
zeütt,  als  mann  zu  tusch  sas,  und  sein  düe  tafeln  alle  hart  den 


i78 

langen  weeg  an  einander  gestosen  gewesen,  das  ein  person  an 
der  andern  gesessen,  und  scheinte  der  lange  nach,  als  wehre 
es  alles  ein  tusch  oder  tafel,  doran  (ausgenommen  der  vieere, 
so  anstatt  des  königs  oben  an  und  allein  sas)  lautter  Weibsper- 
sonen sasen,  derer  in  düe  135  zu  bedenn  seitten  sasen,  wölches 
ein  herrlich  spectacel  zu  sehen  ward,  und  wurde  weitters  kein 
essen  ufgetragen,  als  wüe  der  tusch  erstmals  bedöct  ward ,  do 
mann  zu  tusch  sas,  dann  under  dem  obern  essen  von  fiischen 
und  geflügel  stund  auch  düe  collation,  aller  stattlich  zuegericht, 
doch  verborgen,  das  mans  nicht  sähe.  Wüe  mann  nun  das  essen 
sollte  uffhöben,  ist  es  sonderlichen  dorzu  bereitt  gewesen ,  das 
mann  das  tüschblatt  yedes  theils  neben  den  dellem,  schissein, 
tüschthuch  sampt  allem  dem,  so  uf  dem  tusch  ward,  mitt  ein- 
ander aufgehoben  und  hünweg  genommen,  dorunder  dann  düe 
schauessen  und  fruchten  schon  aller  züerlich,  stattlich,  ga&z 
wol  zuegericht  do  stunden,  das  man  nicht  erst  (als  mann  pflegt 
zu  sagen)  einen  frischen  tusch  hat  machen  dörfen.  Dann  was  das 
trinckhen  belangt,  würt  durchaus  khein  geschirr  uf  denn  tusch 
gesezt;  do  jemand  lüebt  zu  trinckhen,  wüert  es  gefordert,  bringt 
mann  wein  und  wasserr  für  düe  tafel,  do  dann  yedem  seinep 
gevallens  ingeschenct  würt  Under  gemeltem  frauenzimmerr 
wahren  vül  herlicher,  schöner  creaturen  mütt  stattlichen  cleir 
nodien,  berlin  und  costlichen  kleidern  geschmuct.  Solche  mahl- 
zeitt  oder  panckhet  wehret  büs  zu  abent  gögen  lüecht;  als  süe 
nun  ufgestanden,  nicht  weyt  doven,  do  süe  gessen,  auch  in  ge- 
meltem garten,  ward  ein  besonder  sahl  zuegericht,  in  wölchen 
der  vicere  neben  dem  frauenzimmer  sich  verfüegte,  aldo  wurde 
ein  comedi  gehalten  neben  yilen  mommereien,  so  hün  und  wüder 
passirten,  alle  stattlich  angethon  in  guldine  und  sülberne  stuckh, 
so  durchaus  herrlich  und  wol  zue  sehen  wahr ;  verrharrete  aldo 
büs  uf  2  stund  in  düe  nacht,  alsdann  gieng  ich  nach  der  herrberrg. 

Es  kam  ein  grose  compagnia  in  vorgemelter  herrberg 
zum  schwarzen  Adler  zusamen,  das  unser  bey  24  Teutsche  an 
einer  laiigen  tafeil  sasen,  drunder  vül  stattlicher  vom  adl, 
öttliche  malteser  ritter,  wüe  auch  ein  herr  Deüfl,  freiherr  au 
Gondersdorf,  das  wür  der  fasnacht  ihre  recht  thäten. 

Als  ich  bey  24  tag  zu  Napoli  verharret  und  underdessen 
nach  gelegenheüt  trachtet,  umb  Malta  zu  reisen,  wüe  dann  vül- 


179 

gemelter  herr  Haas  auch  mitt  zöge,  eines  mals  güeng  ich  hinaus 
an  den  deinen  porto  oder  mörhaven,  erfragt  ich  ein  frigatta,  so 
Yon  Jhenua  und  nach  Messina  in  Sicilien  wolte,  "wölche  mütt 
wahren  beladen,  gemelte  frigatte  ward  von  1 6  banckh  auf  ye- 
der  seytten  8  starckher  frischer  junger  mann ,  wol  armirt,  hatt 
jeder  seinrobr,  rappir  und  dolchei;i,  und  dann  der  patron, 
wölcher  den  timon  regürt. 

Ettwan  2  oder  3  tag,  eh  war  verreiseten,  kam  ein  trabant 
von  Palermo  aus  Sicilien,  wölchen  unser  würt  wol  gekandt,  gab 
für,  wie  er  einem  das  gleidt  geben  und  per  fortuna  mütt  der 
nave,  doruf  er  gewesen,  zu  Gayetta  ankommen.  Düser  schif 
wahren  2,  so  nach  Spania  seglen  weiten,  dovon  das  eine  zu 
grund  gangen,  und  dises  auch  nicht  änderst  vermeinte.  Gemel- 
ter trabant  wolte  wüderomb  nach  haus  in  Sicilien,  dann  er  do- 
selbsten  verheirat;  bütt  unns  der  würt  seinethalber,  wür  wollen 
ifane  neben  unns  dohün  reysen  lasen,  was  wür  für  ine  auslegen 
(dann  er  kein  gelt  hatte),  woU  er  guet  dorfür  sein,  dessenn  wür 
mms  bewilligten  und  wol  content  wahren,  und  sonderlichen, 
weil  er  diser  ort  wol  erfahren,  wüe  auch  düe  sprach  wol  kondte 
hattenn  wür  ine  desto  lüeber  bey  unns.  Als  wür  von  ime  an- 
gehört, wo  er  zu  haus,  wölches  nicht  weytt  von  Heidelberg, 
vermeinten  wür  nicht,  das  er  papistisch  were,  aber  er  ward  ein 
groser  catholicus  und  ein  sehr  falscher  mentsch,  als  wür  nach- 
mals an  ime  befunden,  derowegen  wür  unns  wol  fürzuseben 
hatten. 

Denn  11  Februarj  anno  87  des  morgens  uf  13  stund  in 
tag  güengen  wüer  bede  neben  dem  trabanten  und  einem  teüt- 
schen  Schneider  aus  Meyssen,  wüe  auch  ein  Griech  aus  der 
insul  Parisi  im  Arcipelago  gelegenn  (wölchen  ich  hernach  iber 
2  jähr  in  gemelter  insul,  als  ich  von  Constantinopl  nach  Can- 
diam  seglete,  angetroffen),  zu  schif,  andere  oder  mehr  passa- 
fichieri  wahren  nicht  doruf,  das  wür  düe  puppa  auf  der  frigatta 
innen  hatten,  das  wür  bequemlich  süzen  kondten.  Als  wür  do 
aussegleten,  ward  der  wündt  Tremontana  Magistr,  wölcher  unns 
ganz  taugenlich,  aber  nachmittag  legt  sich  diser  wündt,  würt 
stüU,  das  wür  uf  2  stund  in  düe  nacht  gehn  sanct  Andrea 
kam^i,  ein  stättlin  am  mör,  nicht  fem  von  Salerno  gelegen, 
von  Napoli  50  w.  meiL 

12* 


180 

Denn  12  dös  morgens  früeh  vor  tags  hünweg  hatten  vento 
de  terra,  daurt  aber  nicht  lanng.  Als  wur  hinaus  in  das  mör 
kamen,  sahenn  wöer  von  fern  ein  galiott,  für  wölcher  wür  nnns 
befahrten,  das  wür  onns  dem  landt  zu  begaben,  föel  der  wund 
umb,  unns  entgögen,  wurd  Siroco ;  also  due  marinary  an  rudern 
fort  zogen  immer  nahent  dem  landt,  aber  der  wündt  wüert  je 
lenger  ye  störckher,  das  wür  ein  wehnig  nach  mittag  an  landt 
fuehren,  ein  stättlin  hoch  uf  einen  berg  und  föken  gelegen, 
Groppoli  genant,  uf  der  grenz  gögen  Calabria,  aldo  wür  düe 
frigatta  an  das  landt  zogen,  ist  von  sanct  Andrea  dohin 
46  meilen. 

Groppoli,  ein  stättlin  so  noch  zum  reich  Napoli  gehört, 
uf  ein  welsche  meü  nahent  dem  mör  in  düe  duften  und 
folsen  erbauen,  das  einer  in  dem  stättlin  nicht  reitten  kahn 
wegen  der  unöbnen,  rauhen  und  engen  Strassen;  war  muesten 
wegen  fortuna  und  ungewitterr  acht  tag  do  verharren.  Unden 
am  mör  zwey  elende  hütten,  do  mann  wein  verkauft,  in  wölchen 
wür  unns  düe  nacht  ufifhüelten;  weyl  es  in  der  fasten,  kond- 
ten  wür  nichts  zu  essen  bekommen,  oftermaln  khein  brot; 
ayer  wahren  wol  verbanden,  aber  wür  dorftens  wegen  des 
volckhs  nicht  kochen;  wein  hatten  wür  genug,  guet  und  wol- 
feil, aber  do  man  nichts  zu  essen,  hat  einer  den  durst  bald 
gesöttigt;  des  tags  giengen  wür  hinaus  an  düe  bronnenquell, 
samleten  salat,  domitt  wür  den  hunger  büesen  muesten,  (und 
bekam  ich  under  des  ein  gros  geschwer).  Nach  verlaufiing 
gemelter  acht  erzeigt  sich  das  wetter  was  stillers  und  erhöbt 
sich  ein  ander  wündt. 

Den  21  düs  uf  2  stund  in  tag  stüesen  düe  marinari  düe 
frigatta  ins  mör,  sasen  dorein  und  zogen  an  rudern  fort,  ött- 
liehe  meil,  büs  wür  umb  einen  capo  oder  spüz  kamen,  als  dann 
unns  der  wündt  sehr  taugenUch  ward,  Tremontana,  wölches 
vento  in  puppa,  und  starck  uf  küelte,  das  wür  des  tags  bey 
90  w.  meil  segelten,  wüe  wol  wir  ein  stuckh  von  der  nacht  dozu 
namen.  Kamen  an  ein  ort  in  Galabria,  Scalia  genant,  hart  am 
mör  gelegen.  Als  mann  sagt,  solle  Judas  Iscariot,  wölcher 
Christum  verrathen,  aldo  gewohnet  haben,  wuewol  ichs  keinem 
rathen  will,  der  es  do  sagte,  dann  es  unbarmherzig  bös  volckh 
um  Calabröser.  Düse  nacht  muesten  wür  uf  der  frigatta  lügen 


181 

Denn  22  das  fräeh  vor  tag  von  do  hfinwegi  hatten  ein 
wehnig  windt  vom  landt,  aber  uf  2  stund  in  tag  kompt  ein 
wand  aus  dem  mör  uns  entgegen,  also  wür  das  segl  streichen 
und  düe  marinari  an  rudern  fort  züehen  muesten,  büs  wür  einen 
porto  erreichten ;  kamen  ongevahr  1  stund  nach  mittag  an  ein 
ort  Bellvidere  genant,  ein  stättlin  am  mör  gelegen,  do  war 
disen  tag  verharren  muesten  von  wegen  des  ungewitters ;  lügtt 
von  Scalia  20  meil. 

Denn  23  düs  auf  ein  stund  in  tag  von  do  hünweg,  hat  sich 
der  wündt  was  wehnigs  gestillt,  das  wür  mitt  rudern  fortzogen, 
hüelten  unns  immerr  nahent  am  landt.  Uf  den  mittag  erhöbt 
sich  ein  wind  von  OstroSiroco,  der  unns  entgögen,  das  wür  müeh- 
sam  kundten  fort  kommen,  erreichten  ein  ort  Paulo  genant; 
unden  hart  am  mör  hat  es  ein  tavema,  sonsten  ligt  das  stättlin 
uf  ein  w.  meil  vom  mör,  zimlich  hoch  under  einem  berg  an 
einem  sehr  lustigen  ort,  hat  ein  gros  feügengewächs  umbher, 
aldo  holt  oder  wohnet  ein  margarf ,  muesten  wegen  ungewit- 
ters 3  tag  stilligen,  huerten  ein  camer  im  stättlin ;  dann  in  der 
tavema  oder  würtshaus  wur  uf  der  erden  ligen  muesten.  Aus- 
serhalb dem  stättlin  nicht  gahr  ^/s  w.  meil  ein  alte  kürchen  und 
Wohnung  under  einem  fölsen  erbauen,  in  wölchem  ort  sanct 
Francisco  de  Paulo,  wölcher  in  Franckhreich  solle  begraben 
ligen,  gewohnet  und  sich  lange  jähr  do  ufgehalten  haben,  ist 
ein  anderer  orden  als  Franciscus,  wölcher  (als  mann  fürgibt 
zeichen  vom  himmel  empfangen)  düe  in  grauem  gecleidet ;  dise 
aber  gehn  tannetfarb  gecleidet;  gemelter  Francisco  de  Paulo 
solle  auf  ein  zeütt  an  disem  ort  ufs  mör  gesessen  und  uf  seinem 
habit  oder  kutten  büs  in  Franckhreich  geseglet  sein;  ittem 
das  gedachter  Francisco  einesmals  den  fölsenu ,  wölcher  ober- 
halb dem  closterr,  mütt  denn  henden  ufgehaltenn,  als  er  in 
vollem  Valien  ward,  dann  er  sonsten  das  closteirr  aller  zerschmet- 
tert. Andere  vül  mehr  miracl,  so  ihme  zuegemessen  (doromben 
er  villeicht  nichts  weist)  und  würt  in  gemelter  kürchen  ein  alter 
bantoffl,  alte  hosen,  ein  hülzene  kruckhen  gesehen,  wölche  er 
hünder  ime  gelasen;  düeselbigen  holt  man  in  groser  ehr  und 
würde,  (wol  dem,  der  solche  zu  küssen  bekompt)  und  ligt  ge- 
melt  stättlin  24  meil  von  Bellvidere. 

Denn  27  düs  erzeigte  sich  das  wetterr  was  stillerrs,  wüe- 


18S 

wöl  das  mör  noch  sehr  ungestimm ;  gleichwol  stüesBen  wfir  düe 
frigatta  uf  2  stund  in  tag  in  das  mör  und  kondten  mütt  groser 
müeh  auskommen,  das  unns  düe  wellen  immer  wüder  an  das 
landt  thriben ;  onangesehen  es  wündtstill,  thobet  doch  das  mör 
sehr  wegen  gewesener  fortuna,  und  wahren  unns  düe  wellen 
entgögen,  das  war  disen  ganzen  tag  nicht  mehr  denn  18  meil 
fuehren.  Noch  mütt  groser  müeh  kamen  gen  Lamantia,  ein 
statt  auf  einem  fölsen  hart  am  mör  in  Calabria  gelegen,  aldo 
der  patron  eh  wur  an  land  stigen ,  licentiam  beim  gubemator 
des  orts  nemmen  muest,  das  wür  unnserre  arma  mütt  an  das 
land  nemmenn  dörften,  dann  es  in  den  tavema,  wölche  ge- 
meiniglich ausserhalb  denn  stöttenn  am  mör  allein  ligen ,  der 
panditen  halber  nicht  sicher  ist,  dann  süe  oftermaln  bey  nadbt 
innbrcchen,  das  volckh,  so  dorinnen,  ibervallen  und  blindem; 
büsweyln  düe  würt  mütt  anligen  und  Selbsten  dozu  helfen,  dann 
es  in  gemeltem  landt  Calabria  sehr  yül  panditen  gibt  und  un- 
sicher im  landt  zu  reysen. 

Denn  28  und  lösten  düs  mohnats  muesten  wür  wegen 
gögenwindts  do  verharren  und  kondten  fürs  gelt  wöder  brot 
noch  anders  zu  essenn  bekommen,  aber  wein  genug,  starcUi 
und  guets  kaufs. 

Denn  ersten  marty  auf  ein  stund  in  tag  stiessen  wür  dve 
frigatta  in  das  mör,  wüeWol  sehr  thrieb  wetter  verbanden,  gaben 
unns  vom  landt  hünweg  in  das  mör  und  golfirten,  ward  der 
wund  Ponente  Magister,  küelt  ye  lenger  ye  störckher,  das  wfir 
umb  vesperzeüt  gen  Tropia  kamen,  wölches  von  Lamantia  €0 
meil,  ein  vöst  ort,  hoch  uf  einem  fölsen  gelegen,  mütt  span- 
nischen kriegs volckh  besezt,  aldo  wür  unns  was  wenigs  ergöztea 
mütt  essen,  dann  es  zwo  gueter  tavema  hat ,  hart  am  mör,  do 
man  pflegt  auszusteügen. 

Denn  2  düs  auf  ein  stund  nach  mitternacht  fuehren  wür 
von  do  hünweg,  dann  es  schön  dar  wetter  wahr.  Als  wür  nun 
für  düe  fölsen  hünaus  kommen,  hatten  wür  wund  vom  mör,  das 
wür  mitt  guetem  wund  fort  segelten;  als  wür  aber  bey  24  meil 
ongevahr  bey  Messina  kahmen,  würt  der  wind  ganz  still.  Wüe 
nun  das  mör  dort  umbher  an  Öttlichen  orten  sehr  schmal  und 
nicht  yber  acht  w.  meil  breytt  ist  zwischen  Calabria  und  Sicüia, 
gübt  es  einen  sehr  starckhen  corrent,  das  es  ein  weyl  heraus, 


183 

nachmaln  wüder  hineinwarts  left;  solcher  fluß  ward  unns  dozu- 
mal  zuwüder  und  entgögen,  das  wür  mitt  müeh  due  Lucema 
erreiehten,  wölche  noch  12  meil  von  der  statt  Messina,  do- 
selbsten  wür  an  land  fuehren  und  bei  2  oder  dritthalb  stund 
ruehwetenn,  aldo  wür  ein  schif  im  mör  stöhn  sahen,  so  mitt 
kom  geladenn  uf  den  sandt  gelaufen  und  zu  grondt  gangen. 
Es  hat  ein  schlemme  inn  und  ausfahrt,  dodurch  sich  vil  schif 
verläeren,  umbwillen  due  landt  so  nahent  beisammen.  Hatten 
von  der  Lucema  bey  3  stund  noch  büs  zu  der  statt  zu  fahren, 
wölches  öttwann  ein  stund  nach  mittag  ward;  wie  wir  do  an- 
kamen, dorfte  unser  keiner  noch  auch  düe  marinari  an  land 
steüg^i  von  wegen  der  sanita,  büs  der  patron  licentiam  be- 
kam, wölches  sich  gögen  abent  verzöge ,  als  dann  wfir  in  den 
porto  fuehren:  buzten  sich  düe  marinari  heraus,  that  jeder  2 
in  drey  schuß,  umb  zu  sehen,  das  süe  wol  armirt  seyn ;  wüer 
stigen  an  land,  und  gleich  beim  thor  dingten  wür  ein  camera 
locanda,  dann  wür  in  düe  9  tag  do  verharreten.  Düse  statt 
Messina  lügt  von  Tropia  60  meil. 

Düeweil  ich  nicht  allzuwol  zu  pass  war,  lües  ich  einen  scru* 
Ficum,  wölcher  ein  Spanier  wahr,  yber  mich  göhn,  der  mich 
curirte  und  uf  beden  arm  zu  adr  lues,  als  dann  es  sich  wüder- 
omb  bosserte. 

Messina  ist  düe  fumembste  gewerb  und  handelsstatt  in 
Sicilia,  aldo  es  einen  herrlichen  porto  oder  mörhaven,  sehr 
tüef,  gros  und  weytt  begriffen,  uf  der  innfahrt  mitt  einem  castell 
wol  verwahrt,  es  kompt  vül  seude  aus  Calabria  dohün,  auch 
düe  so  im  königreich  gezeigt  wurdt,  so  von  do  abgeheilt,  hün 
und  wüder  in  Ittaliam  gefüert,  deren  öttlich  gallera,  frigatta 
und  veluca  beladen  werden ;  dus  ist  ein  alte,  inwendig  ybel  er- 
baute statt,  und  hat  one  das  castell,  so  am  innfart  des  porto, 
noch  dvej  andere  castell ;  ausserhalb  der  statt  langest  dem  mör 
hatt  es  schöne  clöster,  lustgarten  und  wasserwerckh. 

Der  medicus,  wölchen  ich  brauchte,  rüethe  müer,  ich  solte 
fleüsch  essen.  Düeweil  es  aber  schon  iber  müttfasten,  dorft 
ichs  nicht  wol  wagen ;  also  schrib  er  einen  zedl  an  den  büschof 
neben  vermeldung  der  Ursachen,  doruf  es  müer  als  bald  vergunt 
und  licentiam  geben  wurde ;  sante  müer  doneben  einen  gedruc- 
ten  brief ,  was  ich  mich  kinftig  zu  verhalten,  das  costet  einen 


184 

halben  docaten,  dessen  wahr  der  teütsche  traband,  wölcherr 
mütt  unns  von  Napoli  abkommen,  ybel  zu  früden,  sagt,  wann  er 
fleüsch  oder  geflügl  auf  dem  plaz  kaufe,  werde  mann  unns  far 
liutherianer  halten,  weyl  es  schon  so  nahent  bey  ostern  seye, 
dann  es  wegenn  der  Inquisition  sehr  scharpf  im  ganzen  könig- 
reich  gehalten  würt.  Dieweil  ich  aber  nun  allein  fleisch  gessen, 
hatte  ich  wenig  domach  zu  fragen,  behüelten  doch  denn  tra- 
banten  zu  freind,  so  guet  wür  kondten,  denn  er  wüste  wol,  wo- 
her, auch  was  religion  wür  wahren.  Zwischen  der  zeütt  trach- 
teten wur  nach  gelegenheätt,  weitter  zu  kommen ;  demnach  es 
zuland  sehr  bergäg,  onwegsame  Strassen,  auch  der  Foraschitten 
halber  sehr  unsicher  zu  reysen,  wurde  unns  gerathen,  wür  soll- 
ten zu  wasser  fort  fahren,  befragten  also  ein  veluca  von  Sara- 
gosa,  wölche  a  retumo  wahr. 

Denn  12  das,  wölches  ward  der  palmtag,  auf  3  stund  in  tag 
fuehren  wir  von  Messina  hünweg  auf  einer  veluca,  ward  der 
patron  selbfünft,  unser  in  12  passaschiri,  drunder  ein  Spanier 
selbs  4,  ein  Malteserrüttr  geistlichs  Ordens,  zwen  Calabreser, 
düe  hatten  manna,  neben  andern  dreyen  Sicilianem;  dann  war 
bede  wüe  auch  der  trabant.  Als  wür  nun  für  das  castell  hinaus 
kamen,  wölche  gögne  des  mors  der  Pharo  genennt  würt,  zogen 
wür  das  thuch  uf  und  segelten,  dann  wür  hatten  vento  de 
terra,  zimlich  frisch,  allein  wegen  der  hohen  berg  würt  der 
wund  ufgehalten.  Do  wür  aber  für  ein  thal  segleten,  blües  der 
wündt  so  schnell  und  starckh,  das  öttlichmal  düe  barca  uf  der 
einen  seytten  aller  im  wasser  hüeng,  das  wür  genug  zu  thuen 
hatten  das  segl  inzunemmen,  dann  uf  zuesprechen  des 
spanischen  rütters  der  patron  nichts  geben  wolt,  das  er  zulötst 
erzüi:net  und  mitt  dem  deichen  yber  in  wolt  Er  hües  in  nahent 
am  land  fahren  und  gab  sich  der  patron  immer  hinaus  in  das 
möer  und  weytt  vom  landt  wegg,  und  ist  mütt  disen  veluca  nicht 
zu  scherzen,  als  wür  volgenden  tag  erfahren,  dann  es  sein  deine 
schiflin,  wölche  sich  bald  umbstürzen  (gemelter  unnserr  patron 
wüe  auch  seine  marinari  wahren  freche  und  verwegene  leüth, 
das  er  unns  erzöhlt,  wüe  er  und  noch  2  seiner  schifleüt  öttlich 
jar  lang  des  Grbstürckhen  sclaui  gewesen  und  zu  Constantinopoli 
im  arsinal  geschaft,  wölche  mütt  der  gallera ,  so  ungevahr  vor 
dreyen  jähren,  aus  dem  arsinal  entronnen,  doruf  in  düe  300 


18» 

Christen  ausgerissen  und  entlödigt  worden,  undmtitt  derselbigen 
zu  Messina  ankommen,  wölches  der  mehrertheil  artisani  oder 
werckleüth  wahren  und  in  gedachtem  arsinal  geschaft).  Des  tags 
fuehren  wtir  30  meil,  gehn  Tabermino,  ein  statt  in  Sicilia,  sehr 
hoch  uf  einem  berg  gelegen,  unden  am  mör  Öttliche  heiser ,  do- 
rinn  man  zuckher  macht,  wüe  auch  uf  2*  rohrschuß  dovon  ein 
tavema,  in  wölcher  wür  yber  nacht  gelegen. 

Denn  1 3  düs  verharrten  wür  büs  uf  2  stund  in  tag,  zu  sehen, 
wüe  sich  das  wetter  anlassen  wolte ,  und  ward  noch  ein  veluca 
bey  unns^  doruf  ein  sicilianisch  freyherr  sampt  zweyen  seinen 
sünen  und  dünem,  wölchen  wür  von  erst  do  lüesen  ab- 
fahren, als  dann  volgten  wür  hernach  und  ward  schön  dar  und 
frisch  wetter.  Als  mann  ein  wehnig  hinaus  kompt,  sieht  und 
föhrt  mann  an  den  ausgebronnen  fölsenhün,  düe  sein  so  schwarz, 
als  wüe  ein  kohl,wölchefolsen  und  berg  büs  an  denMonschibella 
oder  berg  Äthna  reichen,  der  dann  vor  düsem  gebronnen,  der- 
zeütt  aberr  einen  starckhen  dampf  und  rauch  von  sich  gibt,  auch 
sommer  und  winter  rüngs  umbher  mütt  schneh  bedöct  ist.  In- 
dem wür  bey  10  oder  12  meil  dovon  wür  des  morgens  geseglet 
kamen ,  erhöbt  sich  ein  ohnversehene,  schnelle  burasca,  das  wür 
in  der  eyl  das  sägl  nicht  kundten  innbringen ,  und  ward  doch 
nicht  yber  einen  halben  clafter  weytt  offen;  noch  blas  der  wund 
80  starckh  doreinn,  das  düe  wellen  des  mors  in  düe  barca  oder 
veluca  schluegen,  schreyen  düe  Spanier:  terra  1  terra!  ward  doch 
unmi^ch,  an  das  land  zu  kommen,  wüe  denn  der  baron,  so  uf 
der  andern  veluca  ward  und  für  unns  her  fuehr,  seinen  patron 
mütt  der  blosenn  wehr  genötigt,  das  er  an  das  land  fuer:  on- 
angesehen  er  ime  sagte,  es  köndte  ohne  nachtheil  ihrer  oder  der 
barca  nicht  sein,  hat  es  doch  sein  müesenn.  Wüe  er  sich  an  das 
land  nahete,  wolte  der  baron  ausspringen,  vermeint  einen  stein 
zu  erreichen,  aber  verfehlt  dessen  und  föUt  zwischen  düe  fölsen 
hinunderr,  das  in  düe  wellen  des  mors  bedöcten,  wölchem  dann 
seine  sün  und  düenerr  zusprangen  und  zu  hülf  kamen.  Do  das 
unserr  patron  sähe,  wolt  er  nicht  an  landt,  das  es  anhüb,  einem 
ernst  gleich  sehenn  und  das  lachen  bey  unns  sehr  theyer,  dann 
yedermann  verzagt  ward :  der  ein  rueft  sanct  Franciscum ,  der 
ander  sanct  Maria  de  Loreto,  düe  Spanier  sanct  Anthonium  de 
Padua,  der  vüert  einen  andern  heüUgen  an;  aUein  in  aller  noth. 


ward  es  den  CSa.labrefler  nun  umb  ihr  wahr  oder  mamia  en 
thuen,  dann  eüe  niemand  zuschrien  oder  anraefken,  sondern  das 
wahren  ire  wort :  Oi  me  la  roba  mia,  la  roba  mia !  gedacht^i 
nicht  an  ihr  persohn  noch  leben,  also  gab  unnser  herr  gott 
(wölcher  ein  helfer  aller  helfer)  zu,  das  wüer  zwischen  fölsen 
und  st^n  klippen  kahmen ,  stockten  unns  hinein  büs  zu  einem 
deinen  bächlin  von  susem  wasser,  so  tou  dem  gebürg  herunder 
kompt,  aldo  wür  für  den  wund  sicher  wahren ;  und  ist  bey  der 
wahrheüt  änderst  nicht  dran  gewesen,  dann  das  wür  samentlich 
hetten  sollen  baden  (doch  wüder  unsem  willen),  dann  düe  wellen 
so  sdir  inschliegen,  da«  die  veluca  zimlicherr  massen  mütt 
wacHier  beladenn ;  hatten  genug  zu  thuen,  das  wasser  immer 
Wäder  aus  zu  schöpfen.  An  gemeltem  ort  verrharreten  wür 
düsen  tag,  wüe  auch  düe  nacht ;  zu  trinckhen  hatten  wür  wol 
aus  dem  bach,  dorinnen  düe  veluca  stunde,  aber  zu  essen  ward 
nichts  verbanden  und  hatten  wür  des  Spaniers  zuegeniesen,  der 
unns  mütt  ime  zu  essen  geladen.  (Als  wür  assen,  erzölte  düser 
Spanier,  wölcher  sanct  Anthonium  angerufen,  ime  ein  gros  wax- 
lüeoht  verfaeissen,  do  er  nicht  so  ernstlich  bey  ime  angehalten, 
wehre  düe  barca  oder  veluca  gewüs  zu  grund  gangen,  dann  kein 
eiserliches  müttlmehr  verbanden  wahr,  wüe  dann  dem  alsoi 
und  gewüsUch  unser  keiner  änderst  nicht  gedacht,  dann  düe  ve- 
luca werde  sich  stürzen,  aber  an  gott  hat  keiner  nie  gedacht, 
vdl  wehniger  denn  selbigenn  angeruefenn.)  Wüer  kondten 
zwischen  denn  ausgebronnen  steinklippen  und  fölsen  nirgend 
hün  göhn,  zu  dem  auch  hüeromb  kein  dorf,  dann  dise  rauhe 
fölsen  büs  an  denn  berg  Äthna  reichen,  und  sein  wür  des  tags 
nicht  mehr  dann  16  w.  meil  gefahren. 

Denn  14  düs  weite  der  patron  früeh,  wol  4  stund  vor  tags, 
vondo  hinweg  fahren,  dann  es  scheinet  der  mohn,  ward  dar 
und  zimlich  still  wetter,  auch  güeng  der  wund  von  landt ,  aber 
der  Spanier  wolte  sich  nicht  hinaus  lassen  büs  es  tag  ward, 
zanckten  sich  heftig  mitt  einander.  Als  es  ungevahr  ein  stund 
in  tag  ward,  fuehren  wür  von  do  hünweg,  zogen  düe  marinari  an 
rudern  fort,  ettwan  uf  6  in  7  meil  fuehren  wür  an  landt,  mach- 
ten collation,  dann  wür  sehr  gueten  appetit  zu  essenn  hattenn, 
hernach  voUent  gehn  Gathanien  fuehren ,  dohün  bey  2  stund 
nach  mittag  kamen,  wökhes  von  den  üih&a,  des  vorigen  nachts 


m^ers  14  meil,  aldo  verharreten  vr&r  düBen  tag  und  doe  halbe 
Bacht.  Catfaania,  ein  feine,  alte  und  wol  bewohnte  statt,  hart 
am  mör  gelegen,  aldo  süe  das  corpus  sanct  Agatha  haben  sollen, 
dovon  das  feyr  oder  brennen  der  fölsen  gestillt  oder  gelescht 
worden,  dann  gedachter  Monschibella  büs  nahent  an  due  statt 
hinzu  gebraut,  und  als  süe  fürgeben,  sol  mann  uf  ein  a^titt  in 
der  procession  das  corpus  des  gemelten  heyligen  hinaus  dem 
feyr  entgögen  tragen  haben ,  dovon  sich  das  feyr  gelöscht  und 
büs  uf  denn  heutigen  tag  nicht  mehr  brennen.  Dttser  berg  Ätima 
ist  ein  mechtig  hoher  berg  und  der  höchste  im  königreich  Si<^ 
ciUa,  wölchen  mann  auch  Ton  ferne  zu  landt  und  wasser  sühei 

Es  ist  unns  in  gemelter  statt  von  einem  pitiesterr ,  wölcher 
von  den  geüstlichen  düser  statt  legationweüs  an  päpstliche 
heiligkeit  nachKom  abgeförtigt,  grosse  freindschaft  bewisen  wor^ 
den.  Der  begegnete  unns  öttliche  mal  von  Napoli  au«  under^ 
wegen,  dann  er  uf  einer  malteser  frigatta,  und  war  uf  einer 
andern  gen  Messina  segelten,,  das  wür  fast  alle  abent  an  einem 
ort  anlendeten,  derselbige  sich  ganz  freindlich  gegen  unns  er- 
zeigte und  alles  guets  anerboten.  Dfieweyl  er  von  unns  ver<- 
standen,  wtir  nach  Malta  weiten,  imdt  unns  der  weeg  ohne  das 
bey  ime  durchtrage,  sollen  wür  nicht  underlassen,  ine  heimzu*- 
suchen,  als  auch  beschehen.  Do  wür  nun  in  sein  behausung 
kamen,  wölches  wahr  ungevahr  um  vesperzeutt,  wahren  ob  düe 
20  geystlicfaer  personen  beysamen  in  einem  sahl  versamelt,  güeng 
er  unns  enl^ögenn,  füert  unns  mütt  hinein  in  denn  saal;  düe- 
weyi  wür  aber  sahen,  das  süe  under  einander  sprach  hüelten, 
weiten  wür  nicht  verharren,  begerten  hünweg,  muesten  ime 
doch  zusagen,  das  wür  des  abents  mitt  ime  zu  nacht  essen  wei- 
ten, dessen  wür  unns  bedancten;  sagten  ime  debey  düe  ent- 
schuldigung,  woromb  solches  nicht  sein  köndte,  dann  unnser 
patron  von  der  veluca  bedacht,  gleich  nach  mitternaoht  von  do 
hinweg  zu  fahren.  Sagt  er,^  das  solle  uns  nicht  hindern,  wolle 
beim  gubemator  zuwegen  bringen ,  das  uns  das  ther  solle  ge- 
öfnet  werden,  derowegen  wur  zu  kommen  uns  bewilligten,  und 
ward  sonsten  niemandts  anderer  dann  gedachterr  herr  und  wür 
drey,  und  wurden  von  ime  so  herrlich  tractirt  von  füschen 
neben  denn  herrlichsten  weinen,  das  ich  mioh  verwunderte,  dann 
es  allbereyt  in  der  carwochen ,  wölche  aeätt  man  hue  ai  laudt 


188 

gar  zu  fasten  pflegt,  und  ward  der  guete  herr  so  frölich  matt 
unns  als  frömbden  und  unbekanten,  als  weren  wur  seine  bluts* 
freind,  wolt  unns  auch  nach  gehaltener  collation  nicht  aus  dem 
haus  lassen,  onangesehen  war  sagten,  würden  ime  um  mittnacht 
ein  unndi  machen,  sagte,  er  hette  schon  bevelch  geben,  das 
unns  der  patron  werde  fordern  lassenn,  wurden  also  in  schöne, 
saubere ,  zuegerichte  bett  gelegtt ,  wölches  mäch  hart  ankam, 
dann  ^eich  nach  mittnacht  lues  unns  der  patron  wöckhen, 
das  war  zu  schif  gehn  solten.  Wur  sein  zwar  ausgenommen 
Messina  innerhalb  4  wochen  vast  niemals  aus  den  kleidem 
kommen,  dann  es  in  der  tavema  oder  würtsheiser  am  mör  per 
Galabria  nicht  väl  bett  gübt.  Es  stunde  gedachter  herr,  bey 
dem  wur  zu  gast  gessen  und  in  seiner  behausung  geschlafen, 
vom  bett  wuder  auf,  als  wür  hünweg  weiten,  macht  oder  schrib 
noch  ein  recommändationbrüeflin  an  einen  seiner  verwantten 
zu  Syracusa,  wölches  brieflin  er  unns  mütt  gab,  ials  dann  wur 
von  ime  unnsem  abschid  genommen,  neben  freindlicher  danckh- 
sagung  der  bewisenen  ehren,  und  ward  ettwan  ein  stund  nach 
müttnacht,  als  wür  aus  seinem  haus  hünweg  güengen;  wurde 
unns  der  statt  thor  geö&et,  sassen  uf  düe  veluca,  dann  es  schön, 
dar  und  stüll  wetter  wahr. 

Denn  1 5  düs  ettwann  3  stund  vor  tB^s  fuehren  wür  von  do 
hünweg,  zogen  düe  marinari  an  rudern  fort,  hüelten  stöts  am 
land  büs  es  tag  wurde ,  alsdann  kam  ein  frischer  wund  von 
Gröco ,  so  für  unns  gut,  das  wür  das  segl  ufzogen,  gaben  unns 
vom  land  hünweg  und  golfirten,  und  daurte  düser  wund,  büs  wür 
bey  10  meil  nahent  gehn  Syracusa  kamen,  füel  er  zu  Ostro 
Siroco  unns  recht  entgegen,  das  düe  marinari  bey  3  stund  zu 
rudern  hatten,  eh  wür  hün  kahmen,  wölches  war  um  vesperzeütt; 
huerten  also  ein  camer,  in  wölche  wür  unserm  blonder  thatten, 
befragten  unns,  ob  kein  schif  verbanden,  so  nach  Malta  wolt, 
dann  wür  düse  veluca  nicht  weytter  dann  hüeher  gedüngtt,  aldo 
der  patron  zu  haus.  Wür  kundten  doch  nichts  erfahren,  es 
wahren  wol  2  malteser  frigatta  do,  aber  es  sein  Cursari,  wölche 
hiniber  in  Barbaria  streiffenn,  oder  wo  süe  wüssen,  ein  beütt 
zu  krüegen.  Gemelte  statt  Syracusa  ist  vöst,  dann  süe  mehi> 
theils  vom  mör  beschlossen,  und  fehlt  wenig,  das  es  nicht  ein 
ii^sul  ist,  lügt  40  meil  von  Catanien,  do  umbher  der  beste  wein 


189 

wochst,  so  im  ganzen  reich  Sicilia  gezogen  würt,  wäe  auch 
herrlicher  muscat,  und  ist  der  wein  guets  kaufs.  Als  war  non 
hfin  und  wüder  durch  däe  statt  spazüerten  und  öttliche  kärchen 
besehen,  fragten  wür  nach  des  doctors  haus,  an  wölchen  wür 
das  schreiben  von  yorgemeltem  prüestr  von  Cathanien  hatten. 
Alsbald  wür  nun  zu  ime  in  sein  behausung  kamen  und  er  das 
schreibenn  gelesen,  woU  er  uns  nicht  mehr  aus  dem  haus  las- 
sen, sagt  gleich,  wür  müesen  mütt  ime  verlüeb  nemen  und  düe 
nacht  bey  ime  in  seiner  behausung  verharren,  pflegten  seines 
raths,  was  wür  unns  verhaltenn  selten,  umb  fort  zu  kommen, 
ob  war  imns  per  mare  oder  terra  begebenn  sollen,  wäll  er  unns 
zu  mör  nicht  rathen,  dann  er  zeugt  an,  es  seye  derzeütt  sehr 
unsicher,  wegen  der  Gursari  oder  mörrauber  aus  Barrbaria. 
Also  lehneten  wür  pfert  büs  in  einen  fleckhen  uf  4  meil  nahent 
dem  mör,  Ziculi  genant.  Wür  wurden  Ton  gemeltem  doctor 
erlich  und  wol  tractirt,  muesten  düe  nacht  do  schlafen. 

Denn  16  das  morgens  früeh  mütt  dem  tag  stunden  wür 
auf,  lüesen  uns  gögen  dem  herrn  bedankhen  erzeigter  ehren 
und  freindschaft,  giengen  hernach  gleich  an  das  orth,  do  wür 
des  abents  düe  pfert  bestöUt,  kauften  ein  barilia  des  besten 
weissen  weins,  welches  wür  mütt  uns  nach  Malta  füerten;  wür 
machten  unnsem  zeug  uf  düe  pfert,  das  wür  bey  anderhalb 
stund  in  tag  von  do  hünweg  raten,  underwegen  kahmen  wür 
von  einander:  ich  und  der  guid,  dem  düe  pfert  zuegehörten, 
bliben  beysamen,  mein  gefört  und  der  trabant  wahren  von 
unns ;  imderwegen  keine  dörfer  noch  heüser,  uf  wölche  mann  zu- 
kompt,  wür  des  müttags  im  feld  bey  einem  fliesenden  bach  fiie- 
terten,  und  ist  der  panditen  halber  düse  stras  sehr  unsicher, 
und  kamen  ongevahr  zwo  stund  vor  nachts  in  ein  dein  lüeder- 
lich  sättlin,  Spacofourn  genant,  aller  in  düe  folsen  erbauen,  vül 
Wohnungen  und  stallung,  so  inwendig  dern  fölsen  gehauen,  aldo 
ward  ich  und  der  guid  iber  nacht,  und  kam  mein  reüsgesell 
sampt  dem  trabanten  erst  speth  zwischen  lüecht  auch  dohün. 
Ich  verwunderte  mich  ab  den  Flagellanten,  düe  sich  selber  geys- 
len,der  sehr  vül  wahren  zu  einem  so  deinen  orth,  und  ward  der 
zeütt  nach  der  donnerstag  (nach  dem  neyen  stilo)  vor  ostem, 
und  ist  duses  stätüin  von  Syracusa  36  meil. 

Denn  17  düs,  wölches  war  der  karrnfreittag,  reüsQten  wör 


190 

am  iQorgen  früeh  von  do  hünweg,  bat  underwegen  ein  lanng 
holz  oder  waldt,  dorinnen  mehrtheik  caroba,  wölches  wür  jo- 
hannesbrot  nennen,  stöth  und  wöchst,  kamen  also  bey  einer 
stund  vormüttags  gehn  Zicnli,  ligt  14  meil  von  dem  nachtläger, 
do  wür  zu  allem  glükh  diie  malteser  firigatta  angetroffen,  wölche 
wüderomb  a  retoumo  wahr,  dessen  wür  sehr  froh  wahren.  Mann 
mues  oftermaln  8  in  14  oder  mehr  tag  stülligen,  eh  mann  ge- 
legenheüt,  ober  zue  kommen.  Yerharreten  also  disen,  wüe  auch 
denn  18  düs  büs  uf  denn  abent  zu  Ziculi,  als  dann  lueden  wür 
mmsem  blonder  uf  ein  pfert,  dann  es  vom  fleckhen  noch  4  meil 
büs  an  das  mör;  wür  güengen  auch  hinaus,  do  dann  die  frigaUa 
stunde.  Uf  den  abent  versammlete  sich  das  volckh,  bede  passa- 
schiri  und  marinari,  rüsten  düe  frigatta  zu  und  stüessen  süe  in  das 
mör,  gemelte  frigatta  stöth  dem  orden  oder  der  religion  zu  Malta 
zue,  doruf  wahren  16  junger,  starckher  und  beherzter  schifleüt, 
uf  yeder  seytten  acht,  und  dann  der  patron,  wüe  auch  unnser 
bey  20  passaschiri,  als  öttliche  Franzosen,  wölche  schon  ein 
mal  uf  acht  meil  nahent  bey  Malta  gewesen,  dann  süe  mitt  einer 
Teluca  büs  dohün  kommen,  von  Napoli  ab,  under  des  erhöbt 
sich  ein  fortuna,  wölche  süe  von  do  wüder  zurück  geschlagen, 
das  süe  sich  des  lebens  erwegen ,  dann  ihr  patron  nicht  wüste, 
wo  er  im  mör  ward,  endlich  kamen  süe  wüder  zu  Syracusa  ein, 
wölches  bey  120  w.  meil  von  Malta,  das  süe  nicht  mehr  thrauen 
wolten ,  sondern  verliessen  düe  veluca  und  begaben  sich  uf  düse 
frigatta.  Neben  uns  und  gedachten  Franzosen  wahren  Sicilianer, 
Maltoeser  und  Ittalianer.  Ongevahr  uf  3  stund  in  düe  nacht 
fiieren  wüer  yon  do  hünweg,  dann  düse  frigatta  sich  gemeinglicfa 
gögen  der  nacht  hinübert  begeben,  domit  wüer  nicht  scopo- 
riert  wurden.  Als  wür  auf  8  oder  9  meil  vom  land  kahmen, 
wüert  der  wündt  Syroco,  dann  das  mör  ganz  bonaza  wahr,  do 
wüer  abfüehrenn,  küelt  hernach  ye  lenger  ye  höftiger  auf,  das 
wüer  wüderomb  zueruckh  muestenn,  und  was  die  marinari  in  3 
stunden  an  rudern  fort  zogenn,  segleten  in  einer  stund  wüder 
an  das  landt,  und  verharretenn  büs  es  tag  worden,  dann  wüer 
vermeinten,  der  windt  solte  such  gögen  dem  tag  sözenn;  aber  es 
wardt  kein  enderung  do,  sondern  nam  immer  mehr  zue,  das 
wüer  noch  acht  ganzer  tag  auf  den  windt  lügenn  muesten.  Zogen 
4üe  frigatta  an  das  landt,  nam  yeder  seinen  blonder  und  ver- 


191 

füegten  tuins  wäderomb  nach  Ziculi,  aldo  wüer  ostem  faüeltenn; 
mues  also  gleich  vermuetten,  es  seye  ein  straf  Ton  gott,  der 
nicht  haben  wüll,  das  mann  zue  düserr  heiligen  zeütt  reyse. 

Ziculi,  ein  offener  fleckh  in  Sicilia  gelegenn,  an  einem  sehr 
histigen  und  fruchtbaren  ort,  sehr  wol  bewohnet,  solle  ob  düe 
2  tausend  heüser  aldo  habenn,  das  such  zu  yerMrundem,  wovon 
sich  doch  das  volckh  erwöhret,  dann  es  wehnig  weinwachs,  wüe 
auch  einen  geringen  ackherbau,  gögen  dem  mör  düefen  sandt 
und  gögen  dem  landt  sehr  fölsig,  rauch  und  steinig;  gübtt 
schöne  und  fruchtbare  gärtten,  yül  clöster,  under  andern  eines, 
zu  santt  Wilhelmo  genanntt,  aldo  gemelter  heylige  solle  begra- 
ben ligen.  Und  wahrenn  wür  des  tags  noch  zu  Ziculi,  als  süe 
das  fest  sanct  Wülhelmi  begüengenn,  wölches  beschach  denn 
4  Februari  dem  neyen  stilo  nach,  wölches  düe  ganze  zeitt  oder 
düe  selbige  nacht  ober  daurt,  und  wurde  in  allen  heüsem  lüech- 
ter  für  düe  fensterr  wüe  auch  auf  denn  thürnen  ausgestöcht, 
düe  ganze  nacht  iber  sovil  reüttens  und  laufens,  bede  auf  pferten 
und  essein,  vast  alle  in  weissen  cleidern  oder  hemmeter,  gleich 
als  wehre  es  in  der  fasnacht,  dann  ich  keinen  unterscheid  spüren 
kondte;  solches  alles  beschach  sanct  Wilhelmo  zue  ehrenn. 

Gleich  düsen  abent  endert  sich  der  wendt:  wurdenn  nach 
mittemacht  gemahnet,  wüer  soUenn  unns  hinaus  an  das  mör 
verfüegen,  dann  düe  frigatta  werde  abseglen,  do  ward  weder 
pfert  noch  esell  verbanden,  glaub,  do  einer  ein  daler  von  1  pfert 
büs  an  das  mör  geben,  er  bette  keines  haben  köndenn.  Muesten 
also  unns  selber  beladen,  dann  wüer  einen  hammeil,  5  caponen 
und  anderm,  einen  guetten  vorrath  hatten;  düe  baril  oder  wein 
vässer  hatten  wüer  auf  der  frigatt  gelassenn.  Weyl  zu  Malta  ein 
magere  wäud,  manch  mahl  fürs  geld  kein  fleisch  zue  bekommen, 
also  saumbtenn  wüer  unns  nicht  lanng  (dann  wüer  underdessenn 
denn  deütscheun  trabantenn,  der  mitt  unns  von  Napoli  abkom^ 
menn,  abgefertigt,  wölcher  seinen  weeg  nach  haus  gehn  Palermo 
genommenn,  dem  ströctenn  wüer  10  daler  oder  ditto  correnti 
für,  aber  erlangten  domit  wenig  danckh).  Als  wüer  nun  hinaus 
an  das  möhr  kamen,  hatten  wür  eben  zeitt,  dann  düe  frigatta 
schon  im  wasser  und  mehrtheils  aller  inngeladenn.  Also  fuehr^ui 
wüer  denn  26  düs  dem  alten  stilo  nach,  als  der  tag  anbrach, 
von  do  hünweg,  hatten  wehnig  vento  de  terra,  stüllt  such  abes 


i92 

baldt,  würdt  bonazo.  Als  war  nun  auf  öttlich  meil  hinaus  in 
das  mör  kommenn,  erhöbtt  such  ein  wündt  von  Greco  Levante, 
wölcher  nicht  bös  für  unns  wahr,  dann  es  vast  halbwindt,  daurt 
aber  auch  nicht  iberr  2  oder  dritthalb  stundt,  do  wendt  such 
der  wind,  das  wüer  das  segl  vallealüessenn,  und  düe  marinari 
an  ruedem  fort  zogenn,  aber  nach  mittag  erhöbt  such  ein  wfind 
von  Ponente  Magister,  wehret  denn  ganzen  tag,  mütt  wölchem 
wüer  fort  kamenn  und  etwann  auf  ein  stundt  in  düe  nacht  für 
düe  insul  Malta,  gleichwol  wür  nicht  mehr  in  denn  porto  laufen 
dorften,  dann  bey  nacht  kein  schiff  noch  gallera,  dein  oder 
gros,  innlaufen  darf,  sondern  mues  such  heraussen  halten,  als 
wüer  dann  auch  gethon  und  legtenn  unns  für  ancor,  nahmen 
düe  nacht  auf  der  frigatta  verlüeb.  Als  wür  noch  von  ferrn 
wahrenn,  schrye  der  soldat,  so  auf  der  santinell  stund,  aus 
der  neyen  vöstung  herunder,  was  das  für  ein  barca  seye,  wölchem 
als  baldt  der  patron  von  unserer  frigatta  antwurt  gab. 

Denn  27  düs,  als  der  tag  anbrach,  fuehren  wüer  voUend  in 
den  porto,  lendeten  auf  der  seytten  gögen  der  neuen  statt  züe, 
kam  gleich,  als  mann  düe  porta  aufmacht,  ein  rütter  herauser, 
fragt,  was  für  volckh  auf  der  frigatta  wehre,  zeugt  such  ein  yeder 
an.  Als  wüer  nun  licentiam  hatten,  an  landt  zu  steügenn,  nah- 
men wüer  ein  besondere  deine  barca,  doruf  wir  unnsem  blonder 
thatten,  füehren  hinibert  AI  Bourgo,  do  wüer  bey  einer  Mörin, 
Louis  genannt,  camera  locanda  bekamen;  noch  für  essens  fueh- 
ren wüer  hinibert  in  düe  neye  statt,  güengen  in  düe  böers,  do 
düe  herm  rütter  deutscher  nation  zue  essen  pflegenn,  wüe  wüer 
dann  schreübenn  an  öttliche  hattenn,  wurden  ehrlich  von  ihnen 
empfangen,  muesten  auch  düe  mittag  mahlzeitt  bey  ihnen  ver- 
harren. 

Malta,  ein  insul  gögen  meridies  gelegen,  hat  in  circuito 
nicht  mehr  dann  60  w.  meil,  und  ist  in  Sicilia,  do  wür  dann 
iberkammen,  wölches  ist  der  kürzest  passasch  gögen  Malta,  auch 
60  meil.  Onangesehen  das  landt  aller  stainig  und  föllsüg,  hatt 
düe  insul  doch  in  düe  60  dörfer  und  wüert  mehrertheüls  bom- 
wolle  do  gezogen,  wehnig  körn  und  gahr  einen  geringen  wein- 
wachs, das  süe  such  mehrtheils  aus  Sicilia  proviantieren  müessen, 
von  kom,  wein,  gleichfals  auch  mit  flaüsch,  ohnangesehen  sye 
zuvor  schlechten  vorrath  von  fleisch  in  Sicilia  haben,  dann  es 


193 

hoch  Y^rbotten,  kein  jung  vüch,  seye  kalb  oder  stäer  zue  schlaob^ 
tenn,  sondern  nun  das  alte  yäch»  so  nicht  mehr  arbeytten  kahi; 
und  beschicht  solches  aus  der  ursach,  mnbwüllenn  das  landt 
sehr  bergüg,  das  es  durch  pfert  nicht  mag  gehauen  werdemi, 
also  es  Yül  Yüch  erfordert. 

Malta  ist  in  3  undersdiädliche  stott  ausgeiheilt,  gleichsam 
ein  dryangl,  so  nahent  eine  bey  der  andern,  das  mann  mütt 
einem  dopplhackhen  zuesammen  schiesenn  mag,  und  ist  yede 
fitatt  mehr  dann  denn  halben  theil  mitt  dem  möer  umb&ngenn; 
so  kan  mann  in  yede  zu  landt  kommen,  allein  ist  es  weytt  umb. 

Erstliohen  ist  Citta  no va  oder  dtte  neye  statt  sampt  dem 
castell  sanct  Delmo  genant;  düe  ander  statt  al  Bourgo  sampt 
dem  castell  sanct  Angello;  däe  drütt  sanct  Michael,  wölche 
auch  mütt  pasteyen  und  bollwerckhen  wol  yerwahrt.  Däe  neye 
statt  belangt ,  ist  erst  bey  1 7  jahrenn  zu  bauen  angefangenn  wor- 
denn,  seüder  der  Thürckh  Malta  belagert,  hatte  dann  zuvor 
nicht  mehr  dann  düe  vöstung  oder  das  castell  sanct  Delmo  do 
gestanden,  welches  der  Thürckh  auch  eingenommen  und  ibell 
mütt  den  rütter  und  andern  Soldaten,  so  er  dorinnen  funden, 
haus  gehsdtenn,  hatt  aber  gemelte  vöstung  nicht  lanng  behaltemi; 
doher  dann  hernach  düe  religion  verursacht  wordenn,  ein  stätt- 
lin  dohün  zu  bauenn,  so  durchaus  in  einen  pur,  lauttem  föbemi 
gehaura,  nicht  gros;  dann  so  einer  umbher  gehn  kondte,  solte  es 
einer  wol  in  einer  halben  stundt  verrichten.  So  es  ganz  erbauen^ 
wüert  es  züerlich  zue  sehenn  sein,  dann  düe  Strassen  oder  gas- 
senn  aUe  der  schnuer  nach,  dessgleichen  auch  düe  heyserr,  das 
keines  dem  andern  furgeth.  Wann  einer  einen  plaz  kauft,  kann 
einer  von  den  steinen,  wölche  aus  dem  fundament  gegraben  wer- 
denn,  das  haus  dovon  erbauen ,  bus  er  ein  cistema  und  kellerr 
graben  last,  dann  süe  kein  sues  wasser  im  stättlin  ohne  allein 
das  vom  regen  gesammlet  und  ufiEgehalten  wüert,  und  werden 
düe  heüser  mehrtheils  nun  eines  stockhs  oder  gadens  hoch  ge- 
macht, das  mann  nicht  hoch  steigen  darf,  und  beschicht  solches 
niderbauen  mehrtheils  wegen  der  grosen  hüz,  wölche  sommers* 
zeütt  do  reguert,  und  sein  düe  stein  hieromber  ganz  wMch,  das 
manns  aller  seget,  wüe  es  einer  begert  oder  seines  gevallens 
babenn  wäll. 

Gemelt  stättlin  ist  mehrtheils  mütt  rüttem  bewohnet,  dann 

KitekeL  13 


194 

aUe  herrn  oder  rfitter,  so  in  diser  insul  sein  mäessen,  ihr  Woh- 
nung aldo  haben,  wfie  dann  auch  der  grosmeister  sein  residentz 
do  hatt,  wölcher  ein  Franzos,  dessen  palatium  wol  zne  sehen,  ist 
zwahr  noch  nicht  aller  volvirt  oder  zum  ende  gebracht.  Sonder- 
lichen aber  ist  zu  sehen  an  einem  feir  oder  sonntag,  wann  der 
grosmeisterr  in  due  kUrchen  geth,  wüe  ein  grosse  anzahl  herrn 
und  rütter  in  belaittenn. 

Döe  principal  oder  hauptkürch  ist  sanct  Johann  gleich  auf 
der  seytten  des  palatij  am  marct  gelegen ,  ein  fein  gebey,  inn- 
wenndüg  mütt  schöner  tapezerey  behönct,  dorinnen  däe  Tictoria 
der  gewesenen  grosmeisterr  zue  ersehen,  und  anderer  namhafter 
herrn  und  rütterr.  In  wölcher  kürchen  süe  düe  handt  Johannis 
des  teüfers  (als  süe  furgeben)  haben,  und  järlich  auf  das  gemelte 
fest  mütt  der  procession  umbher  getragen  und  gewisen  wüert, 
wölches  ihr  patron ,  wüe  süe  sich  denn  Jobannitterherm  oder 
desselbigen  ordenns  nennen.  Ittem  zu  sehen  der  rütter  spüttel, 
hart  neben  des  grosmeisterrs  palatio,  schön  und  wol  erbauen, 
neben  aller  notturft  wol  veraehen ;  sonstenn  hat  gemelt  stättlin 
starckhe  maurenn  und  wähl,  ausserhalb  sehr  düefe  grabenn, 
doch  nicht  von  maurwerckh ,  sondern  aller  aus  einem  lebenn- 
dügen  folsenn  gehauen  und  durchgraben,  wölches  ein  grose  ar- 
beytt  erfordert,  und  wüert  solches  alles  durch  däe  gefangne 
oder  sclaven  als  Türckhen  und  Mohren,  so  auf  den  gallera  zue 
züehen  nicht  taugenlich,  verrichtett. 

Düe  bourg  belangett,  wölches  ist  der  ander  theil  von  denn 
3  stötten,  neben  einem  sehr  vösten  und  mechtigen  castell  hoch 
auf  einen  föUsenn  erbauen,  hart  am  mör  gelegen,  den  porto  be- 
wahret, hat  drey  starckhe  mauren  für  einander,  und  als  es  der 
Thürckh  belagert,  solle  ein  starckhe  eyseme  köttin  vom  castell , 
bös  jheneseitt  iber  das  canal  a  sanct  Michael  gangen  sein ,  das 
kein  schif  noch  gallera  dozwischen  hatt  könden  einlaufen.  Ge- 
melt Castell  ist  mutt  geschüz  wol  versehen,  wüe  auch  das  ander, 
sanct  Delmo,  dessgleichen  düe  neye  statt,  und  lügen  düe  rütterr, 
wölche  balghendl  oder  ander  ibels  gethon,  uff  gedachtem  castell 
a  sanct  Angello  gefangen,  das  mancher  öttlich  jähr  doruf  con- 
temnirt  wüert. 

Gemelte  bourg  ist  neben  den  Malteser  auch  vül  mütt 
Qrüechen  bewohnet,  haben  düe  Malteser  wüe  auch  auf  denn  dör- 


195 

fem  ein  besondere  sprach ,  redenn  mörisch  oder  arabüschf  wöl- 
che  mütt  der  ägüptüschenn  und  barbaryschen  sprach  fiberein 
kompt  Es  werdenn  sonstenn  vülerley  sprachen  do  gebraucht, 
von  wegenn  vüle  der  nationen,  als  französüsoh,  ittalianisch, 
spanisch,  theütsch,  grüechisch  und  andere  mehr.  Gemelte  statt 
ist  Yül  mehr  lanng  dann  braytt,  wüe  auch  mehr  dann  zwey  drittl 
beflossenn;  auf  düser  seytten  pflegen  düe  gallera  zu  lügenn, 
wann  süe  aldo  sein,  wüe  süe  dann  dozumahl  ankamen,  als  wür 
do  wahren.  Pflegen  jhärlich  ihr  vüntterläger  zu  Messina  und 
Saragosa  in  Sicilia  zu  haben ,  umbwillen  alle  victualia  wölfler 
und  besserr  zue  bekommenn ,  dann  zu  Malta.  Es  hatt  der  or- 
denn  oder  düe  religion  4  gallera  und  der  grosmeister  für  sich  zwue, 
wölche  den  ganzen  sommer  in  cursus  auf  den  raub  gögen  der 
Thürckhey  fahren,  oftermals  3,  6,  7  in  8  mohnat  ausbleiben ,  eh 
süe  wüder  gehn  Malta  kommenn,  und  sein  gemelte  gallera  mütt 
rütter  undt  Soldaten  wol  versehen,  wüe  auch  mitt  munition  und 
geschüz,  und  hat  düe  capitania  oder  des  generals  gallera  auf 
jeder  seytten  28  banck,  und  sein  an  yedem  nieder  5  personen, 
mehrtheils  gefangne  Thürckhenn  und  Morenn,  wüewol  der 
Mohren  wehnig,  denn  süe  auf  den  gallera  nicht  dauren  mögen, 
werden  mehr  zu  anderer  arbeytt  in  der  statt  gebraucht. 

Einesmahls  sähe  ich  einen  selzamen  proceß.  Es  hatten 
öttliche  slaven  oder  gefangene  Thürckhen  kom  gestohlenn,  do- 
ran  süe  ergriffenn  wordenn.  Söztt  mann  yeden  auf  ein  dein 
esehn,  do  einer  in  ein  V^  einer  stund  1  schrit  fort  geth ,  mütt 
gebundnen  henden  und  blos  büs  uf  denn  halben  leib,  geth 
ein  thrommeter  vor  ihnen  her,  so  oft  derselbige  in  düe  drommed 
stöst,  geth  ein  gefangner  Thürckh  hinder  ihnen  her,  gübt  yedem 
einen  streich  mitt  einer  corwatsch  umb  denn  blosen  leüb,  so 
starckh  als  er  in  füehren  khan ,  und  währet  splches  ein  guete 
weil,  dann  süe  denn  langen  weeg  durch  düe  statt  gefüert  wer- 
den, alsdann  füert  maus  wüder  auf  düe  gallera,  und  beschicht 
solche  straf  denn  andern  zum  exempel ;  und  do  nicht  so  strenge 
institia  gehaltenn  würde,  wehre  niemand  vor  den  sclaven 
Sucher,  dann  es  ein  iberaus  gottlos  und  verwegen  volckhist. 

Sanct  Müchael ,  wölches  düe  drütte  statt  und  gögen  der 
bürg  iber  lügt,  nicht  iber  eines  büchsnschuss  weytt  von  einander, 
ist  das  Canal  dozwischen;  gemelte  statt  ist  wehnig  bewohnt, 

13  * 


196 

mehrtheils  mitt  vuschern  und  barkeroli,  so  des  tags  das  rolckh 
hün  und  wüder  fuhren,  besözt;  unden  gögen  der  neyen  statt  ein 
starckhe  pastey,  wäe  auch  oben  gögen  dem  landt  ein  yöst  boU- 
werckh,  wÖlches  tozd  Thürckhen  heftig  beschossen  wordenn. 
Und  fehlet  wehnig,  das  gemelte  statt  nicht  ganz  beflossen,  dann 
wenig  auf  der  seütten  entzwischen.  Und  ist  in  allen  drey  stöt- 
ten  khein  traffik  oder  handlung,  wöder  in  der  bürg  hat  es  öttlich 
kremer,  dann  düe  woll,  so  do  wext,  wüert  mehrtheils  in  Sicilia 
verhandlett. 

Den  ersten  Aprillis  des  morgens  früeh  bestölten  wüer  deine 
eselin  und  rütten  hinaus  nach  der  alten  statt,  8  w.  meil  im 
landt  vom  mör  gelegen,  und  rütten  mütt  unns  zwen  deutsche 
rütter,  der  eine  Hanns  Sebastian  von  Hohanödt,  under  dem 
margraven  von  Baden,  dessen  bruder  pfleger  zu  Stollhoven  ist, 
und  dann  ein  Schlesüer,  Abraham  von  Homöckh,  wölche  unns 
guete  gesoUschaft  leistetenn,  dann  kein  stollz  in  inen.  Süe  er- 
fahrenn  auch  wol,  wüe  einem  ist,  der  kein  gellt  hat.  Wüer 
rütten  gahr  hofmannisch  hinaus,  dann  gemelte  eselin  wöder  sat- 
tel  noch  zäum  haben ,  aller  blos ;  do  einer  nicht  hart  reütten 
wüU,  mues  einer  denn  manntl  an  statt  des  satteis  gebrauchen, 
und  kan  einer  die  dierlin  laytten,  wüe  er  wüU,  sein  genug,  postüe- 
ren  immer  mitt  einem  fortt.  Als  wüer  hinaus  kamen  in  düe  statt, 
WÖlches  mann  alt  Malta  nennt,  düeselbige  besichtigten,  do  dann 
wehnig  zue  sehen,  schlechtlich  bewohnett,  nicht  gros  auch  nicht 
vöst,  mütt  einer  schlechten  mauren  umbfangen,  hat  keine 
graben  noch  wähl,  düe  innwohnerr  sein  mehrtheils  Grüechen 
und  Malteser. 

Für  der  statt  heraussen  irrgendt  zweyer  steinwurf  weytt 
hat  es  ein  kirch,  in  wölcher  ein  grotta  oder  hole,  so  thüef  under 
der  erdenn,  oben  mit  dem  folsen  bedöct,  in  wölcher  sanct  Pau- 
lus solle  gepredigt  haben,  als  er  düe  Malteser  zue  Christen  be- 
kehrt; seuderher  dann  kein  thüer  düser  insull  yergufft;  als  ich 
zwahr  düsen  tag  selber  gesehen  von  dem  Malteser,  wölchem  düe 
esell  zuegehörtenn,  due  wüer  rüttenn,  das  wüer  underwegen  im 
feldt  ein  lange  schwarze  schlang  angetroffenn,  due  er  in  due 
handt  nam,  wuckhlett  solche  heromber  umb  den  arm,  undt 
trögt  süe  ein  guet  weil  mitt  such ,  schmeist  sue  hernach  wüder 
ein  stein,  das  sue  zerschmettert,  dorab  ich  mich  verwundert. 


197 

Dannenher  dem  stein  der  grotta  sanct  Pauli  grose  crafit  zu^e- 
messenn  wüert,  wue  auch  den  steinzungen,  so  mann  in  denn 
fdlsenn,  do  mann  fondamenta  oder  cistema  gröbt,  zwischen  den 
steinen  f ündett,  wölche  für  güft  sollen  guet  sein ;  do  von  düsem 
stein  oder  von  der  zungen  in  ein  essen  oder  getranckh  ge- 
schahen, solle  keinem  das  güfit  schadenn  könden:  ob  dem  also, 
las  ichs  beruhen,  dann  ichs  nicht  proburt  hab. 

Als  wüer  dus  gesehen,  röten  wuer  voUend  hinaus  nach  des 
großmeösters  garttenn,  welcher  auf  ein  halbe  stundt  we^^ 
zwischen  zweyen  bergen  lugtt,  unden  im  thal  ein  schöner  bronn 
von  söesem  wasser,  wölcher  aldo  entspringt.  Gemelter  gartten 
ist  gros  und  weytt  umbfangen  und  nach  gelegenheitt  der  insul 
wol  mütt  fruchtbam  beumen  bösözt  von  allerley  welschenn  ge- 
wechsen,  als  oranien,  zittronen,  lemonen,  granat  und  andern, 
dessgleichen  auch  von  weinwachs.  In  des  gärtners  haus  äsen 
wüer  zu  morgen  und  güengen  hernach  voUent  hinaus  zue  dem 
neyen  haus,  welches  der  yezige  grosmeister  bauen  lest,  in  einem 
f äUsen  gesözt,  mütt  seinen  streichwöhren  gleichsam  einer  vös*" 
tung,  hat  doch  wöder  mauren,  graben  noch  wähl,  ist  auch  noch 
bey  weyttem  nicht  ausgebaut  und  wüert  dös  haus  des  grosmeis- 
ters  nahmen  nach  genannt.  Von  do  gingen  wüder  nach  dem 
gartten,  sasen  auf  due  esell  und  rütten  nach  der  statt.  Under- 
wegen  sahen  wöer  noch  einen  gartten,  wölcher  meines  erach- 
tens  des  grosmeisters  ibertrift,  gehört  einem  doctor  zue,  dann 
derselbige  gleichfalls  söes  wasser  hat,  wölches  mann  do  für  gros 
achtet.  Underwegen  rotten  wöer  durch  zwey  oder  drey  dörfer» 
von  schlechtem  elendem  gebey,  dann  in  der  ganzen  insul  wehnig, 
ja  gahr  kein  holz  wöxt,  ausgenommen  wülde  ciprössstaudenui 
wölche  einen  lüeblichen  geruch  geben,  und  werden  düe  öfenn, 
dorinnen  das  brot  gebachen,  aller  mitt  ross  und  eselskoth  ge- 
heist, wölches  an  der  sonnen  gedört  hemachr  gehm  brönnt 
und  grosse  hüz  von  sich  gübt;  brauchens  also  anstatt  des  holz. 
Gögen  abent  kahmen  wüer  wüder  in  düe  statt. 

Yolgenden  nachmittag  sasen  wüer  auf  ein  barca,  drey 
rütterrmött  unns,  namen  ein  flaschen  wein  mütt  unns,  sasen 
auf  ein  barcka  und  fuehren  hinaus  in  öttliche  grotta,  so  am  mör 
in  düe  föllsenn  gehauenn,  in  wölchen  mann  somerszeütt  badett; 
sein  inwendug  fein  sauberr  ausgehauen,  umbher  mött  benckhen. 


198 

doch  aller  aus  dem  folsen,  und  left  das  wasser  vom  mör  dorein ; 
geth  einem  das  wasser.  bös  an  düe  waiche,  zum  theil  duefer  auch 
seycher,  wue  es  sich  am  süzen  gübt,  und  hat  düser  grotta  drey, 
doch  sein  düe  andern  nicht  so  reiniglich  noch  sauber  ausge- 
hauen als  döse,  wüewol  wüer  zu  der  drütten  nicht  kommenn, 
denn  das  mör  so  hoch  und  ungestümm  worden,  das  wür  uns 
dem  landt  zu  begaben,  fuehren  wüderomb  nach  der  statt. 
Ausserhalb  dessen,  als  hüevor  vermeldt,  ist  zu  Malta  wehnig 
zu  sehen,  auch  geringer  lust  do,  das  einem  die  zeött  bald  lanng 
wüert;  hettenn  nach  solchem  verrichtenn  gehrn  gelegennheitt 
gehabt,  wüderomb  auszukommen,  aber  wüer  muesten  ob  düe  20 
tag  do  verharrenn,  und  kan  einer  nicht  auskommen,  wann  er 
wüll,  das  unns  düe  zeütt  sehr  lanng  worden ,  wuewol  unns  düe 
theütsche  herm  rötterr  guete  compagniam,  auch  vül  ehr  und 
freindtschaft  erzeigten  und  erwisen,  dann  wüer  denn  mehreren 
theil  bey  inen  äsen.  Gemelte  herm  rütter  haben  wehnig  kurz- 
weil  oder  spasso,  dann  das  yeder  oder  der  mehrertheil  sein  cur- 
tisana  holt,  bey  wölchem  söe  ihr  zeütt  vertreiben,  und  mues 
yeder  rötterr  fünf  jaar  lanng  zu  Malta  verharren;  kann  doch 
zwischenn  der  zeütt  licentiam  haben  vom  grosmeisterr,  das  er 
nach  haus  reysen  darf,  mues  doch  hernach  döe  zeütt,  düe  er 
aussen  bleibt,  wüderomb  erstatten.  Neben  dem  ist  yeder  rutter 
obligiert,  in  den  5  jähren  3  carovana  zue  thuen,  mütt  des 
Ordens  gallera  in  cursus  zu  fahren,  do  süe  dann  öttlich  monath 
aussen  bleüben.  Do  es  ime  hernach  öffter  müttzuefahren  ge- 
lüebtt,  wüert  es  ime  auch  nicht  abgeschlagen.  Wann  einer  für 
einen  rütterr  ufi^enommen  und  dorzu  erkanntt  wüert,  beschicht 
solches  in  sanct  Johannes  kürchen;  nach  gehaltnem  ampt,  vülen 
cöremonien  und  fiirgelesenen  articuln ,  doruf  er  dann  geloben 
und  schwören  mues,  zuehalten  (meines  erachtenns)  proprieta- 
tem,  castitatem  et  paupertatem.  Nach  gethonem  eydt  oder 
pflicht  wüert  ime  von  der  religion  oder  dem  orden  für  düe  erste 
mahlzeütt  brot,  salz  und  wasser  gegeben  und  fürgestöUt,  der 
gestallt,  wann  ime  solches  von  dem  orden,  es  seye  zur  zeütt  der 
belägerung,  krüeg  oder  auf  den  gallera  gegeben  wüert,  er  such 
domitt  contentire  und  beniege. 

Hüenach  volgen  düe  namen  der  theütschen  herm  und  rüttr, 
wölcbe  dozumahl  oder  meinerrzeutt  zu  Malta  gewesen. 


Augustinus  freyherr  zu  Mörspurg  und  BöUfcHrt,  commaur 
dant  zu  Dorlesheim. 

Matheus  Leopoldus  Poppel  von  Lobkowütz,  freyherr,  aus 
Beheim. 

Waltherr  von  Oersbach. 

Hanns  Wülhahn  von  Bellerschein. 

Hanns  Sebastian  von  Hohennödt. 

fetter  von  Aschennberg, 

Johann  Früderich  Hundt  von  Sahlheim. 

Eberhardt  von  Gäelenn. 

Jeörg  Chrüstoffvon  Weytting. 

Abraham  von  Hornöckh. 

Düeterich  von  Dattennberg. 

ünder  obgemelten  rütterr  ist  der  herr  von  Mörspurg  böi- 
ger oder  capo,  der  dann  stöts  in  der  böers  oder  der  nation  haus 
wohnet,  der  auch  mütt  im  rath  suzt,  das  dann  sonderlichen  woU 
zu  sehen,  dann  völ  Sachen  in  publico  gehalten  werden.  In  des 
grosmeisters  palatio  in  einem  grosen  sahl  sözt  der  grosmeisterr 
oben  an  und  allein,  uf  bedenn  seyttenn  düe  räth  oder  due  das 
grose,  weisse  creüz  fornen  an  der  brüst  tragen,  wölche  mehr 
sein  dann  andere  rütterr,  und  ist  ebenmesüg,  wann  zu  Rom  ein 
consistorium  gehalten  wüert,  do  der  Papst  neben  denn  cardinäln 
versamlet.  Wann  säe  einen  grosmeister  erküsenn,  beschicht 
solches  durch  düe  meüste  wähl ;  dann  der  stemmen  sein  sübenn, 
derer  düe  Franzosen  3  haben ,  umbwillen  dreyer  underschid- 
licher  provintia,  Spannier  und  Portugeser  haben  2  stemmen, 
Ittalianer  eine,  und  dann  due  Theütsche  und  Beheim  auch  eine, 
das  gemeiniglich  ein  Franzos  zum  grosmeisterr  erwöhlet  wüert, 
dann  do  sue  von  den.  4  stemmenn  nicht  mehr  dann  eine  auf 
ihrer  seytten  haben,  gehn  süe  den  andern  fohr. 

Bey  vohrgemelter  Möhrin,  do  war  düe  kamer  gelehnet, 
wölche  such  nun  stattlich  hüelte,  in  ihren  kleüdern  von  seiide- 
gwandt,  guldin  ring,  köttün  und  andere  derogleichen  sachenn 
angetragen ,  güeng  ein  Maltöser  do  aus  und  ein ,  wölcher  auch 
sein  lügerstatt  in  ihrem  haus  hatte ,  ein  mann  auf  seine  jähr, 
wölcher  sein  eignen  Mohren  hatte ,  der  auf  ine  wartett ,  güeng 
sauber  und  reinglich  in  kleüder,  köndte  seine  sprachen,  als 
französisch,  spannisch,  ittalianisch  und  möhrüsch ,  am  morgen, 


200 

ivraim  er  auf  stunde,  gleich  sein  Corona  oder  patemoster  in  doe 
handt  genommen,  betett,  macht  allweg  vül  hundertt  crucifix  flQr 
•ich,  das  ich  in  eben  ffir  einen  erbam  und  stattlichen  mann 
gehaltenn,  wäe  er  müer  dann  auch  zu  verstöhn  gebenn,  das  er 
neylucher  zeutt  matt  einem  schiff  aus  Franckhreich  kommen 
seye.  Do  er  nun  von  uns  vemommenn,  das  wüer  wäderomb 
nach  Sicilia  weiten,  gab  er  für,  er  hette  ohne  das  aldo  zu  schaf- 
fenn,  wann  die  frigatta  ibersegle,  wolle  er  müttfahren,  als  auch 
beschehen,  entboth  säch  auch  vfil  gegen  unns ,  sagt  under  an- 
derm,  wann  wfir  in  Sicilia  kommenn,  wolle  er  unns  durch  einen 
seiner  gueten  freindt  so  ein  excellent  gueten  wein  zuetrinckhen, 
derogleichen  wüer  niemals  versucht  Dodurch  fuel  müer  nichts 
böses  zu,  dann  weyl  wür  Theütsche  wahren  und  öttlichmahl 
bezecht  von  denn  rüttem  heimkahmen,  gedachte  ich,  er  schepfte 
▼orgemelte  roden  doraus  wegenn  des  gutenn  weins,  welchen  er 
unns  zue  geben  versprochen,  aberr  es  wahr  auf  ein  anders 
angesehen. 

Denn  15  Apriliis,  welches  wahr  ein  sonntag,  äsen  wuer 
müttvohrgemelten  herm  rüttem  zu  imbüs,  als  dann  wüer  auch 
von  inen  unnsem  abschidt  nahmen,  güengen  zue  schiff,  und  ett- 
wann  1  stundt  nach  mittag  fuehrenn  wüer  mütt  der  religion- 
fngatta  von  Malta  hünweg,  doruff  dann  vül  passaschieri,  und 
neben  andern  hüevor  gemelterr  Maltöser  sampt  seinem  Mohren, 
und  ward  der  wenndt  Syroco  Levanti,  wurd  aber  auf  denn  abent 
gahr  stüU,  das  süe  mitt  rudern  fort  züehen  muesten  und  vol- 
genden  vohr  tags  am  landt  gögen  Siciliam  wahrenn,  do  wfir 
dann  ausgestügenn  und  mütt  dem  tag  unns  aufmachtenn,  ver- 
füegten  unns  nach  ZiculL  Aber  der  Maltöser  schicte  seiiien 
Mohren  hinein,  lües  ime  ein  pfert  hoUenn,  dann  ime  der  weeg 
zu  gehn  zu  weitt  wahr,  und  sein  wüer  gleich  an  dem  ort  an- 
kommen, als  wüer  hinibert  fuehren,  wölches  von  Malta  60  w. 
meil,  und  dann  vom  mör  Ziculi  4  meil.  Es  kam  mitt  unns  von 
Malta  mein  landtsmann  Ulrich  Hommell,  wölcher  der  teütschen 
herm  rütter  budelier  oder  kellerr  wahr,  der  zöge  mitt  unns  bis 
göhn  Napoli.  Als  wüer  nun  gehn  Ziculi  kahmen,  wahren  wüer 
sehr  durstüg,  dann  es  albereitt  mechtig  warm,  machten  col- 
lation  und  thrachteten  hemacherr  umb  gelegenheitt,  dann  wüer 
bedacht ,  uimsem  weeg  per  terra  nach  Palermo  zu  nemmenn, 


20i 

wölches  in  düe  140  w.  meil  und  düe  hauptstatt  in  Sicilia,  aldo 
der  vicere  residiert.  Wüe  wüer  dann  mütt  einem  düngtenn, 
der  unns  dohün  füehren  solte,  und  jedem  einen  esell  zu  geben 
versprochen,  also  verharrten  wür  düsenn  tag  zu  Zicuü,  küefenn 
etwas  zue  essen,  dann  sonsten  noch  ein  Theütscher  vom  adl  mütt 
unns  oberkommenn ,  wölcherr  dess  hüevor  gemeltenn  herm  von 
Mörspurg  düenerr,  den  hatt  er  nach  Teutschland  abgefortigt. 
Underdessen  kam  der  Malteser  geritten,  wölchen  wüer  auf  den 
imbis  beruefen,  mütt  unns  zue  essen ,  der  dann  bald  erschinen, 
wahren  lustig  und  fröUch ,  weil  der  vom  adl  noch  desselbigen 
tags  von  do  verreisete,  nam  seinen  weeg  nach  Messina.  Under 
anderm  begehren  wür  an  den  Maltöser  den  gueten  wein,  wöl- 
chen er  unns  oftermahln  zu  Malta  zu  versuechen  versprochen ; 
iber  solches  sagt  er,  wüer  werden  unns  sovil  dignieren  und  des 
abents  sein  gast  sein,  dessen  wüer  unns  bewilligtt,  lües  gleich- 
wol  auf  unser  begehren  ein  flaschen  oder  zwo  gueten  roten  wein 
hellen,  sagt  doch  doneben ,  das  düs  nicht  der  excellent  guete 
trunckh  seye,  dovon  er  unns  vohr  disem  gesagtt ,  sondern  auf 
den  abent  sollen  wüer  denselbigen  trinckhen.  In  dem  stunde 
der  wüert,  dobei  wüer  zöhrten,  wölches  ein  Jhenueser,  hünder 
dem  thüsch  und  züecht  das  aug  mütt  dem  finger  herunder,  do- 
mitt  thuet  er  unns  warnen,  das  wüer  ime  nicht  zuvil  vertrauen, 
dann  er  ine  wuert  gekaut  haben ,  aber  wüer  nahmen  dessen 
nicht  gewahr,  onangesehenn  ichs  wol  an  denn  wüert  spüerte, 
aber  weyl  er  nach  der  mahlzeitt  nichts  dovon  sagte ,  hatte  ich 
hüerüberr  kein  nachgedönckhen. 

Auf  den  abent,  wüe  hüevor  gemelter  vom  adl  schon  ver- 
reiset wahr,  und  es  umb  zeütt,  das  mann  zue  nacht  essenn 
wolt,  kompt  vülgemelterr  Maltöser ,  berueft  unns  zu  der  mahl- 
»zeitt,  und  mues  meinem  landtsmann  nichts  guets  zuegevallenn 
sein,  dann  er  wol  zum  dritten  mahl  wüder  unns  sagte,  wüer  sol- 
len in  der  herrberg  bleiben,  wo  wür  erst  hünwollen ,  weyl  düe 
nacht  so  kurz  und  wür  des  andern  tags  früeh  verreisen  sölltenn: 
aber  wüer  volgten  dem  Maltöser ,  güengen  alle  drey  mitt  ime, 
wüsten  doch  nicht,  wo  er  sein  losamenth  hatte,  oder  wo  er  unns 
zu  gast  hinfüehren  wolte.  Nach  lanngem  umbgöhn  füert  er  unns 
in  eins  pfaffen  haus,  von  wölchem  wür  ganz  freindlich  empfangen 
worden,  und  vermeinten,  es  wurde  ein  gelegenheitt  haben ,  als 


302 

bey  dem  zu  Chathania,  aber  es  war  des  contrarium.  Als  wüer 
nun  lenger  dann  ein  stundt  do  wahren,  das  mann  albereytt  düe 
lüechterr  pflegte  aufzustöckhenn ,  do  sonsten  der  zeütt  beym 
tag  gessen  wüert,  der  thüsch  ward  gedöct,  als  wür  binkahmen, 
aber  es  weite  kein  essen  ervolgen,  büs  irgendt  ein  stundt  in  düe 
nacht:  kam  noch  ein  Sicilianer,  d^r  auch  do  gast  wahr;  als 
dann  wurdenn  wuer  zu  thusch  gesözt  und  wahrenn  unnser  6 
personenn,  als  der  herr  pfaff,  wölcher  patron  vom  haus,  der 
Maltöser  sampt  dem  Sicilianer  neben  unns  dreyen.  Wue  nun 
gebreichig,  das  mann  düe  thrachten  zumahl  pflegt  auf  denn 
thüsch  zu  sözen,  wurdenn  also  schlechtlich  tractirt,  do  einer 
trinckhen  wüll,  mag  ers  fordern,  dann  süe  nicht  im  brauch,  glö- 
ser  auf  den  thüsch  zu  sözen ;  indem  bevilcht  der  Malteser  dem 
duner,  das  er  ein  glas  wein  einschenckhe,  wölches  er  müer  zue- 
GftöUt,  dorein  ich  wasser  zue  thuen  begerte,  dann  düse^  wein  ohne 
wasser  zu  trinckhen  gar  zu  starck,  sagt  der  Malteser,  ein  glas  toII 
ohne  wasser  zu  trinkhen  gehe  wol  hün,  welchem  ich  gevolgtt.  Als 
ichs  hatte  ausgetrunckhen,  lües  er  das  glas  alsbaldt  wüder  voll- 
schenkhen  und  gab  es  meinem  reisgesöUen,  dem  herr  Haas,  und 
dann  das  dritte  glas  meinem  landtsman.  Nach  gethonem 
thrunckh  wurdenn  wür  gefragt  von  gedachtem  Maltöser, 
wüe  unns  der  wein  schmöckhe,  das  ich  wahrlieitt  halber 
sagenn  muest,  es  ein  herrlicher  thrunckh  wahr,  derogleichen 
ich  niehmals  versuechtt,  wüe  ich  dann  desselbigen  weins  her- 
nacherr  mehr  begehrt,  aber  müer  doch  keiner  mehr  werdenn 
möchte.  Wüe  nun  hernacher  der  pfaff  und  düe  andern  zwehn 
auch  zu  trinckhen  begehrten,  kam  der  düner  mitt  zweyen  ang- 
ster, in  dem  einen  wein,  in  dem  andern  wasser,  für  denn  thüsch, 
schencte  yedem  seines  gevallens  ein  sovil  wein  und  wasser,  als 
yedem  gelüebte,  doch  nicht  des  weüis,  wölchen  wüer  von  erst 
trunckhen,  sondern  eines  andern.  Demnach  nun  gemelte  nation 
sobr  und  mesüg,  sonderlichen  was  essen  und  trinckhen  an- 
langt, such  holt,  dordurch  wüer  von  inen  desto,  wehnigerr  mütt 
dem  trunckh  beschwert  oder  überrladenn  wurden,  und  stunden 
bey  gueterr  zeütt  vom  thüsch  auf,  dann  wür  noch  in  düe  herr- 
berg  2^ie  göhn  willens  wahren,  wüe  dann  der  Sicilianer,  so  mütt 
gast  wahr,  gleich  nach  haus  such  verfüegte.  Und  wahrd  ich 
eben  so  wehnig  des  thrunckhs  halber  beladenn,  als^vohr  gehal- 


203 

tenerr  mahlzeitt.  Indem  wiiert  mein  landtsmann  so  dremmlig, 
scheint  aller  bezecht,  das  er  nicht  mehr  stöhn  kondt,  legt  such 
derowegen  den  langen  weeg  nider  in  denn  sahl,  do  wüer  gessen, 
höbt  gleich  an,  zu  schnarchen  und  zue  schlafen,  dorab  ich  mich 
gröslich  verwundert,  dann  er  sonstenn  einen  starckhen  thrunckh 
yermochte,  ja  oftermahln  fünf,  sechsmahl  sovil  getrunckhen  als 
do  und  dannochter  bey  seinem  verstandt  gebliben.  Nach  düsem 
trueg  such  zwtischenn  dem  pfaffen ,  Maltöser  und  unns  beden 
ein  anderer  handel  zue,  von  wölchem  ohne  noth  zue  meldenn, 
allein  das  mein  reysgesöll  dem  Maltöser  seinen  deichen  an  der 
seytten  ausgezogen  und  iber  in  gewolt,  wölches  wüderomb  ge- 
stüllt  wordenn.  Indem  kompt  mein  gueter  Haas  auch  vom 
thüsch  hünweg,  das  er  nichts  mehr  von  such  selber  weist,  der 
doch  iber  düe  masen  ein  starckher  thrinckerr  und  den  wein 
wol  fiiehren  maag,  das  such  düe  rütterr  zu  Malta  vülmahln  ab 
ime  verwunderten.  Nach  demselbigen  ist  müer  gleichförmiger 
masenn  begögnet,  und  ward  dozumahl  mein  lötstes  wüssen ,  das 
mich  ihre  zwehn  under  den  armen  in  ein  camer  gefüehrt,  in  wöl* 
eher  mein  reysgesöll  gelegen,  und  ist  spottlich,  das  ich  schreiben 
soll,  das  süe  müch  büs  uff  das  hemmet  auszogen,  legten  müch 
zue  meinem  gesöUen  in  das  bett.  Wüe  es  nun  mütt  dem  wein 
zuegangenn,  was  dorunder  oder  für  einexcellent  gueter  thrunckh 
gewesen,  kahn  ich  nicht  wüssen,  allein  wüer  unns  des  morgenns 
verwunderten,  dann  under  unns  dreyen  keiner  wüste,  wüe  ime 
des  abents  beschehen,  do  wüer  doch  mitt  guetem  verstandt  vom 
thüsch  aufgestanden. 

Denn  1 7  düs  morgenns  fnieh  vor  tags  kompt  der  mütt  den 
eselln,  wölchen  wüer  gedingt,  unns  nach  Palermo  zu  führenn, 
waren  wir  noch  allerr  doli  im  köpf,  das  mein  müttgesöU  sagte, 
er  könde  und  wüsse  nicht  uffstöhn,  es  thue  ime  der  köpf  so 
weh,  aber  er  muest  herrusser.  Als  ich  mich  anzüehen  wolte, 
fände  ich  meine  kleüder  zerströwett,  das  eine  neben  der  bött- 
statt,  das  ander  hinder  der  thruchen,  das  müer  gleich  nichts 
guets  zuviel,  greif  gleich  nach  meinem  beüttl,  düe  weil  ich  aber 
fület,  das  noch  gelt  dorinnen  wahr,  that  ich  in  nicht  auf,  dann 
es  noch  dunckhel  wahr,  suecht  hernach  in  den  weiß  leinen  strim- 
pfen,  wölche  ich  an  blosen  füesenn  pflegte  zue  tragenn,  dorinnen 
ich  öttliche  cronen  vemet  hatte.    Als  ich  nun  griffen,  das  noch 


304 

gelt  dorinnen,  hatte  ich  auch  kein  nachgedenckhen,  eyleten  sehr, 
nahmen  unsem  abschüd  vom  pfaffen  und  Maltöeer  und  güengen, 
nach  der  herrberg,  do  war  dann  dem  wüert  umb  wein  was 
wehnigs  schuldigs  wahrenn.  Als  ich  ine  bezalt^.befunde  ich,  das 
müer  zwu  cronen  mangln,  welches  ich  meinem  geförtten  an- 
zeigte, und  sagt,  das  müer  solches  düse  nacht  in  des  pfaffenn 
haus  herusserr  kommen  sejj  aber  doch  anders  zuvermeiden, 
güeng  ich  nicht  mehr  in  des  püäffen  haus,  dann  aus  solchem 
cleinfüegen  wol  was  ergers  ervolgen  könden,  umbwillen  ich 
nicht  eigentlich  wüssen  kondte,  wer  solches  gethon;  z\ie  dem 
ist  der  pfiaff  ein  geüstliche  persohn,  wölchen  mitt  keinem  welt- 
lichen recht  zu  thun,  derowegenn  in  seinem  haus  wehnig  zue  er- 
langen. Sasenn  also  im  namen  Gottes  auf  unnsere  gedüngte 
esell  und  rütten  im  nahmen  Gottes  unsers  wegs  fort  Als  wuer 
nun  auf  4  oder  5  w.  meil  von  Ziculi  kommenn ,  gedenct  müer, 
was  ich  für  gelt  des  vorigenn  tags  ausgebenn ,  befand  ich ,  das 
mäer  zu  denn  2  noch  4  badack,  das  ist  zwen  dalerr  abgüengen, 
gedacht  ich,  weyl  nun  das  gelt  in  denn  stempfenn  nicht  ausge- 
trönnt,  stöth  es  noch  wol  (lües  in  halt  düe  Fränzosenn  habenn). 
Dess  müttags  kamenn  wüer  auf  ein  einöde,  aldo  wüer  fueter- 
tenn ,  alsdatm  zogenn  wüer  wüder  fort,  underwegen  noch  wehnig 
dÖrfer  noch  heüser,  und  rütenn  des  tags  40  w.  meil,  kamen  in 
ein  stättlin  am  mör  gelegen  Terra  nova  genant,  dem  guber- 
nator  zue  Meyland  gehörig,  aldo  wür  eine  camera  gelehnet, 
iber  nacht  zu  sein.  Nun  hat  es  an  denen  orthen  nicht  ordent- 
liche herbergen,  do  mann  fürs  gelt  essen  und  thrinckhen  be- 
komptt;  wann  einer  was  haben  wüll,  mues  er  am  einen  ort  brot, 
am  andern  wein,  am  dritten  fleüsch  und  anders  kaufenn,  selber 
oder  kochen  lassenn. 

Nun  hatte  ich  kein  gelt  mehr  im  beüttl,  wolte  derowegen 
was  aus  den  stempfen  thrennen.  Als  ichs  nun  aufgeschnitten, 
yermeint  2  cronen  herrusser  zu  nemmen,  fände  ich  an  statt  der- 
selbigen  einen  rechenpfenning ,  dorüber  müer  das  gesucht  ver- 
güeng,  dann  müer  gleich  beygevallenn ,  das  es  mütt  denn  an- 
dern auch  also  werde  zuegangen  sein ;  schnit  am  andern  stumpf 
auch  auf,  do  zuvor  3  cronen  wahren,  fände  iöh  einenn  sicili- 
anischen  tarin,  in  wert  eines  halben  spanischen  regals;  noch  ein 
anders,  so  ich  aufgetrönnt ,  dorinnen  5  stuckh  goldts  gewesen, 


20& 

fände  ich  einen  kupferin  doi^ltarin ,  gült  ssu  Malta  sovil  als  1 
spannisch  real,  mütt  denn  andern  güeng  es  gleichförmig  zue,  also 
das  müer  an  allem  in  düe  20  cronen  hinkahmen,  wölche  müer 
durch  den  Maltöser  mit  hilf  des  pfaffen  entfrembdt,  do  ich  als- 
dann erst  recht  an  denn  excellent  gueten  tninckh  gedachte, 
welcher  unns  in  des  pfoffen  haus  gegebenn  wordenn,  zog  also 
das  wames  auch  zuegleich  aus ,  dann  ich  in  demselbigen  noch 
1 2  cron  verneth  hatte ,  umb  zue  sehen,  ob  solche  auch  hün 
seyen,  aber  säe  wahrenn  noch  verhandenn,  wölches  mich  wäder 
ein  wehnüg  erquict,  dann  mein  reösgesell  kein  gelt  mehr  hatte, 
und  wür  ob  düe  600  w.  meil  noch  bus  gehn  Napoli  hatten ,  do 
wfir  unns  dann  schmal  behelfenn  und  oft  mött  gueten  zünen 
ibel  essen  muesten.  Alsdann  erkant  ich  erst  denn  Maltöser, 
wölcher  in  der  nacht  meine  kleüder  durchsucht,  das  gelt  ausge- 
trönntt,  und  anders  an  düe  statt  eingeneth,  das  ime  sein 
thrunckh  unnd  malzeütt  freylich  wol  bezallt  wordenn.  Nun  be- 
dacht ich  mich,  ob  ich  wüderomb  zueruckh  nach  Ziculi  reysenn 
sollte.  Düeweil  ich  aber  von  dem  Maltöser  verstanden ,  das  er 
eben  des  tags  von  do  verreisen  wolte ,  zuedem  ich  es  nüemandts 
öffentlichen  zeühen  dörfte,  könde  es  also  nicht  für  rathsam 
funden ,  wüderom  zueruckh  dohün  zu  züehen,  nam  also  anstatt 
des  gelts  die  liebe  patientia  an  düe  handt  und  zogen  unnsers 
wegs  fort,  gedacht  an  mein  simbolum  (vertrauen,  wüssen,  wem). 

Denn  18  düs  von  Terra  nova  des  morgens  frueh  hünweckh, 
hat  es  umbher  zue  beden  seytten  einen  schönen  kombau  und 
auf  öttliche  meil  eben  landt;  alsdann  kompt  mann  in  das  ge- 
bürg, do  wehnig  heüser  noch  Wohnungen  gefunden  werden,  rey- 
seten  also  des  tags  in  ein  offen  stättlin ,  wölches  30  meil  von 
dem  vorigen  nachtläger  Nuschetta  genant,  aldo  zehrten  wür 
woUfeül:  der  wein  ist  starckh  und  guets  kaufs,  allein  zue  essen 
kahn  einer  an  manchem  ort  fürs  gelt  nichts  bekommen. 

Denn  1 9  düs  von  do  hünweg  gleich  mitt  dem  tag,  hat  an 
öttlichen orten,  wann  es  regnet,  mörckhlichen  thüefen  weeg,  das 
ein  pfert  oder  esel  nicht  wol  auskommen  kahn.  Und  weyl  der  tag 
lanng,  machten  wür  dessselbigen  tags  U  meil,  kamen  in  ein  dorf, 
Yicar  genannt,  aldo  wür  iber  nacht  geblibenn ,  hatten  wein  genug, 
kundten  aber  mütt  müeh  das  lüebe  brot  fürs  gelt  bekommenn. 

Denn  20  düs  von  do  hünweg,  sehr  bergäg  und  uneben 


306 

landt,  büs  mann  an  das  mör  und  nafaent  der  statt  kompt ;  disen 
tag  regnet  es  sehr,  das  es  allerr  unlustig  und  tüef  zu  reitten 
wahr.  Kamen  nach  mittag  gehn  Palermo,  das  ist  düe  principal 
oder  hauptstatt  im  königreich  Sicilia,  aldo  der  vicerex  pflegt 
hof  zu  haltenn;  sein  also  des  tags  26  w.  meil  gerittenn. 

Zu  Palermo  loschürten  wüer  bey  dem  trabanten ,  von  wöl- 
chem  ich  hüevor  meidung  gethon,  der  matt  unns  von  Napoli 
abkomenn,  dann  er  camera  locanda  hüelte,  rueweten  also  denn 
21  düs,  dann  wur  unns  aller  müedt  auf  den  eseln  geritten. 

Denn  22  düs,  wölches  wahr  feürtag,  güenge  ich  und  mein 
gfört  wüe  auch  der  trabannt  ausserhalb  der  statt  in  ein  ort, 
genannt  Monte  real,  wölches  5  w.  meil  von  Palermo,  ein  erz- 
büstomb,  dem  cardinal  Famesio  gehörig;  lügt  das  stättlin  hoch 
auf  einem  berg,  ein  schöner  lustigerr  weeg,  nebenn  vül  schöner 
klöstern  und  lustigen  gärten,  und  als  gesagt  wüertt,  solle  in  ge- 
meltem  stättlin  düe  schöneste  kürchen  in  Europa  sein,  wüll  ich 
düe  insul  oder  das  königreich  Sicilia  verstanden  habenn,  ist  wol 
nichtt  wehniger,  das  es  ein  schön  gebeü  ist,  und  lügenn  in  diser 
kürchenn  zwen  könig  begraben  so  von  fürstlichem  stammen 
aus  Schwaben  geborenn,  wüe  dann  Tohr  der  zeitt  inen  das 
königreich  Sicilia  underthönig  gewesen,  wölches  wahr  ein  vat- 
ter  und  ein  söhn,  der  vatterr  hües  Mal  Wilhelmo,  düeweil  er  ein 
groser  tirann  gewesenn,  lugt  zue  der  rechten  handt  des  chors 
in  einer  rotten  mamelsteinen  sarckh,  und  der  söhn,  wölcher 
Bon  Wilhelme  geheisen,  wegen  seiner  threy,  die  er  gögen  seinen 
underthonen  getragen,  lügt  zu  der  lunckhen  handt  in  einer 
gleichförmigen  sarckh  von  rotem  marmor.  Als  wuer  nun  düe 
kirch  und  closter  besahen,  güengen  wüer  nach  der  vesper  noch 
2  w.  meil  hinaus  in  ein  münchscloster  sanct  Martin  genant, 
wölches  zwischen  bergen  lügt,  ein  schön  und  sehr  gros  gebey, 
doch  bey  weittem  noch  nicht  volvirt,  und  sein  ob  düe  70  manch 
in  gemeltem  closter,  all  vom  adell  und  gutenn  geschlechten, 
das  es  ein  gros  einkommen  erforderte  Gemelte  patres  essen 
das  ganze  jähr  kein  fleisch ,  sey  dann  sach,  das  einer  kranckh 
werde.  Düse  nacht  lagen  wür  im  closter,  undt  onangesehen  der 
prior  nicht  anheimisch,  wurden  wüer  doch  wol  tractirt,  düe 
nacht  in  ein  schöne  camer  und  saubere  bett  gelegt 

Denn  23  düs  wurden  wüer  von  öttlichen  patres  umher  ge- 


2or 

füert,  düe  unns  das  closter,  diie  kürchen,  stantia,  ihre  zellen 
und  gärttenn  gewüsen ;  hatt  öttliche  schöne  springende  bronnen 
und  wüert  nicht  baldt  ein  closter  gesehen ,  das  allerlay  handt- 
werckherr  dorinnen  sein,  due  sue  bedürfen,  das  süe  der  statt 
wol  entrathen  und  empörenn  könden.  So  haben  säe  ihren  eig- 
nen doctorem  oder  mödicum,  wüe  auch  einen  seruricum,  bal- 
bürer  und  bader.  ünder  andern  gemachen  wurden  wüer  in  ein 
ney  zemmerr  geföehrt,  dorinnen  stunden  3  lannge  tafelln,  als 
mann  in  clöstern  pflegt  zu  haben,  düe  sein  von  züprössholz,  dess- 
gleichen  auch  düe  banckh  von  gemeltem  holz  gemacht ,  dessen 
in  düser  insul  sehr  vül  wechst,  werdenn  grosse*  tind  ducke  beüm 
gefiinden;  das  gübt  einen  so  iberaus  starckhen  geruch  von  such, 
das  wann  einer  hinein  geth,  er  des  geschmackhs  halberr  nichtt 
lanng  dauren  mag,  sonderlichen  der  es  nicht  gewohnet  ist. 

Düe  apoteckha  belanget  solle  dergleichen  in  mancher  statt 
nichtt  gefunden  werdenn.  Als  wüer  nun  hün  und  wüder  gefüert 
worden,  machten  wüer  collation,  nahmen  unnsern  abschüdt, 
güengen  wuderr  nach  Monte  real,  von  do  mehrertheils  durch 
oranien,  citronen,  oliven,  granat  und  anderer  fruchten  gärtten, 
derer  es  umb  due  statt  sehr  vül  hat  von  manncherley  schönen 
und  wolgeschmackhen  fröchtenn ,  wüe  dann  ingemein  in  diser 
insul  in  denn  gärtten  kom,  wein  und  holz  gepflanzt  wüert  und 
düe  reeben  an  denn  bäumen  uffgezogen  werdenn. 

Palermo,  ein  grosse,  zimlich  erbautte  und  wol  bewohnte 
statt,  aber  mütt  der  handlung  Messina  nicht  zuvergleichenn, 
wohnen  mehrerrtheils  düe  gröste  herrn,  rütter  und  adelsper- 
sonen  aldo,  wölche  in  disem  königreich  ihre  güetter  haben,  wüe 
dann  auch  der  vicerex  aldo  hof  höltt,  lügt  an  einem  sehr  lu- 
stigen orth,  dann  es  umb  düe  statt  schöne  gärtten,  lustheüsser 
und  clöster  hatt,  und  wüert  nicht  bald  ein  Strassen  oder  gassen 
irrgend  in  einer  statt  gefunden,  wölche  der  zuvergleichen,  dann 
süe  gleich  beim  oberen  thor  neben  dem  palatio  ihren  anfanng 
nembt,  wölche  porta  von  dem  Marco  Anthonio  Colonna  als  ge- 
wesnen  vücere  zu  bauen  angeschaft  worden  neben  einem  schö- 
nen thurm,  und  hat  vohrgemelte  Strassen  der  lenge  nach  in  düe 
2500  pass  oder  schritt,  und  in  der  breitte,  das  3  wägen  neben 
einander  blaz  zu  fahren  haben;  düe  heüser  zue  beden  theilen 
alle  der  schnuer  nach  gehauen,  das  keines  für  das  ander  hinaus 


208 

getfa ,  welches  vilen  heuserrn  und  palatia  zu  grosem  nachthefl 
und  costen  gereicht,  denn  düe  mandat  erst  von  vorgemeltem 
vicere  ausgangen,  wo  ein  haus  dem  andern  fürgangenn,  hat  es 
der  schnür  nach  müessen  weichen,  entgögen ,  do  eines  zu  weytt 
dohunden  gestanden,  hat  es  müesen  herfür  geruct  und  dem  an- 
dern gleich  gebaut  werden.  Ohnangesehen  das  gemelte  Strassen 
so  lang  ist  als  düe  statt,  so  kahn  einer  doch  von  dem  obem  thor 
durchaussehen  büs  zu  dem  undernn  thor  der  statt,  und  noch 
weytterr  hinaus  büs  an  das  mör. 

Am  hinunder  gehn  düser  Strassen,  ongCTahr  auf  halben 
weeg,  geth  mann  zu  der  rechten  band  durch  ein  gässlin  auf 
einen  plaz,  do  stöth  ein  schöner,  ronder  rohrbronn,  aller  von 
weissem  marmor,  von  schönen  ausgehauenen  buldern,  hat  sehr 
vül  rehren  und  in  düe  ronde  ob  düe  150  pass  oder  schritt,  ein 
stattlich  und  schön  werckh.  Ittem  in  der  principal  und  haupt- 
kürchen  zue  sehenn  ,due  4  begröbnus  von  rotem  marmor,  theüt- 
scher  herrn  von  fürstlichem  stammen  aus  Schwabenn.  Als  mann 
fürgubt,  haben  süe  in  gemelter  kürchen  den  corpus  sanct  Geciliae 
wölcher  oben  neben  dem  hauptaltar  zu  der  linckhen  band  in 
einer  sülbem  sarck  oder  cassa  lugt;  das  fest  oder  den  tag  dess 
gemelten  heyligen  begüngen  und  huelten  süe ,  als  wür  noch  zu 
Palermo  wahren.  Den  abent  zuvor  nach  gehaltner  vesper  ver- 
samelte  such  so  ein  menge  volckh  in  gemelter  kürchen  von 
weüb  und  mann,  dann  das  ganze  jähr  düser  corpus  sampt  dem 
sarck  eingespört,  nicht  gesehen  wuert,  dann  allein  auf  dises  fest; 
wüe  es  dann  ein  yedes  sehen  wull ,  wann  einer  in  düe  kürchen 
kompt,  ist  einem  nicht  wol  müglich,  durch  das  volckh  herusserr 
zu  dringen,  büs  düe  ceremonia  vollbracht  werdenn.  Alsdani^ 
höbt  mann  in  der  kurchen  ein  greulich  schiesen  an ,  das  solche 
aller  voll  räch  wuert,  das  keiner  den  andern  wol  sehen  kahn, 
bleübt  also  gemelte  cassa  zu  nacht  in  der  kürchen  stöhn  uiid 
den  volgenden  tag  versamlet  sich  düe  ganze  clerisey  von  manch 
und  pfaffen,  und  wüert  hüevorgemelt  heilthomb  mütt  der  pro- 
cession  neben  vül  tausent  personen  von  mann  und  frauen,  wöl- 
che  derselbigen  nach  volgen,  wuert  hün  und  wüderr  durch  düe 
statt  getragen,  und  ein  stattliche  musica  gehalten,  welches  vom 
morgen  an  büs  auf  den  abent  wehrett,  und  ist  des  tags  ein  sehr 
hoch  und  fümem  feest.    Mütt   gemelter  procession  geth  der 


209 

vicerex,  neben  allen  stattlichen  herm  rütter  und  adelspersonen, 
wüe  auch  das  frauenzimmerr,  von  einer  kürchen  und  Strassen  in 
düe  andern,  wüe  dann  gleich  dess  tag  ir  jarmarct  oder  mess, 
wölche  14  tag  wehret,  ihren  anfianng  nembt. 

Gemelte  statt  ist  nicht  sonders  vöst,  eines  theils  am  mör 
gelegen ;  neben  einem  vöstenn  castell,  so  auch  hinauswarts  gögen 
dem  mör  lügt  und  mütt  einer  spannischen  guardi  besezt,  lest 
der  yicere  ein  stattlichen  porto  oder  mörhafen  machen ,  wölcher 
schon  vor  öttlichen  jähren  zu  bauen  angefangen  worden ,  domitt 
düe  schiff  zur  zeütt  der  fortuna  oder  ungewitters  halber  sücher 
lügen  mrögen,  wölches  ein  mörcklichen  oncosten,  müeh  und  ar- 
beytt  erfordert,  büs  sovil  groser  stein  in  das  mör  geworfen ,  das 
das  fiindament  ausgefült  und  mann  doruf  mauren  kahn,  dann 
es  aldo  öttliche  clafterr  tüef  und  ferm  hinaus  in  das  möhr 
geth,  domitt  es  dem  wasser  desto  mehr  wüderstand  thuen  möge, 
dann  der  alte  oder  vorige  porto,  do  düe  schiff  vor  disem  ge- 
legen und  düe  gallera  noch  lügen,  ein  offen  wesen,  das  solche 
zu  der  zeütt  des  ungewitters,  sonderlichen  wann  düe  wellen 
aus  dem  mör  herein  getrüben  werden,  nicht  sicher  lügenn. 

Ittem  zu  sehen  das  palatium,  wölches  an  einem  sehr  lusti- 
gen ort  lügt,  aber  innwendig  von  schlechtem  gebey;  in  dem- 
selbigen  wohnet  der  vicerex,  der  höUt  ein  guardj  von  40  teüt- 
schen  trabantten. 

Dem  nach  wür  nun  in  düe  12  tag  lanng  do  verharretenn 
und  underdessen  nach  gelegenheüt  trachteten,  vrüderomb  zu- 
ruckh  zu  reysen,  hatten  wür  unns  wegen  des  theütschen  traban- 
ten  wol  fürzusehen,  bey  dem  wür  düse  tag  ober  zur  herrbei^ 
lagen,  domitt  er  unns  nichtt  ettwann  verrathe  oder  der  religion 
halberr  angebe ,  wüe  ich  ime  dann  bössers  nicht  zuethrautte, 
derowegen  war  unns  des  gelihnen  gelts  der  10  daler  oder  ditto, 
düe  wür  ime  von  Napoli  aus  fürgeströct,  mehrtheils  entrathen 
müesten;  wüewol  es  nicht  vül,  wehre  unns  solches  dozumaU 
sehr  wol  bekommen. 

Also  accordirten  wür  mütt  einem  patron  von  einer  veluca, 
der  hatt  fünf  marinari,  und  noch  andere  4  passaschiri,  düe  nach 
Rohm  weiten;  gemelter  patron  wahr  von  Palermo  und  solte 
unns  büs  gehn  Napoli  fuehren,  derowegen  wol  von  nöthen,  guet 
achtung  zue  geben,  dann  such  vül  leichtförtiger  vögl  befunden, 

KiecheL  14 


210 

welche  düe  passaschiri  mutwilliger  weise  in  geyahr  bringen 
oder  den  cursari  in  düe  hend  fiiehren,  sonderlichen  do  süe 
gelt  von  einem  wissen  zue  erlangen,  dessen  wür  unns  nicht  zu 
bevahren  hatten,  dann  ein  schlechten*  vorrath  noch  bey  unns 
zum  hosten  wahr. 

Denn  andern  May  auf  3  stund  in  tag  fuehrenn  wür  von 
Palermo  hünweg,  und  hat  es  den  brauch,  als  wür  auf  2  w. 
meil  hinauskahmen ,  fuehr  unns  ein  barca  nach,  wölche  unns 
besuchten,  dann  keinem  iber  10  pfund  aus  dem  königreich  zue 
fuehrenn  yergunt  würdt;  wüewol  sich  wehnig  besuechens  bey 
unns  bederfte,  weiten  noch  trinckgelt  Yon  unns  haben,  be- 
kahmen  doch  nichts ;  do  säe  unns  aber  nicht  besuecht  betten, 
wehren  wür  selber  der  bescheidenheüt  gewesen  (onangesehen 
wehnig  ibrigs  bey  unns  wahr).  Also  fiiehren  wür  des  tags  mütt 
stillem  wetter,  kamen  auf  denn  abent  in  ein  statt  hart  am 
mör  gelegen,  Termine  genannt,  24  w.  meil  von  Palermo. 

Denn  3  düs  früeh  morgens  von  do  hünweg,  hatten  zimlich 
guten  wind,  das  wür  des  tags  66  meil  segleten,  kamen  auf  düe 
nacht  zu  einem  wachtthum,  bey  wölchem  ein  tavema  mütt 
namen  TAqua  dolce,  und  ward  gleich  umb  düe  zeitt,  als  mann 
düe  tumina  pflegt  zu  fanngenn,  wölches  ein  groser  vusch  von 
50  jar  in  100  pfund  schwer,  derer  es  in  diesem  mör  sehr  väl 
gübt  und  iezunder  ihren  jahrganng  haben ;  sein  innwendig  aller 
roth  gleich  als  ein  salm,  aber  harrt  und  sehr  undehwüg,  gleich 
als  ein  alt  fleisch.  Düser  vusch  wüert  in  thonna  ingesalzen  hün 
und  wüderr  in  andere  landt  gefäert. 

Denn  4  das  früeh  morgens  mütt  dem  tag  von  do  hün- 
weg, ward  zimlich  stuU  auf  dem  mör  büs  uff  denn  halben  tag, 
das  wür  unns  fem  vom  landt  hinaus  begaben  und  golfirten, 
ward  der  wund  von  Ponente,  wölches  unns  wol  taugenlich,  aber 
so  frösch  und  starckh  aufkhüellt,  das  vriir  gewolt,  wür  het- 
tenn  unns  am  landt  gehalten;  daurt  doch  nicht  iber  ein  stundt, 
wüerdt  es  wüder  was  stüllers,  kahmen  also  bey  2  stundt  vohr 
nachts  gehn.Milazo,  66  meil  von  dem  thum,  do  wür  des  morgens 
ausfiiehren. 

Milazo,  ein  stattliche  vöstung,  hoch  auf  einem  fölsen  ge- 
legen, gros,  mittvolckh  und  geschüz  wol  versehen,  unden  am 
mör  ein  bourg  oder  o&er  fleckh,  vomen  hinauswarts  ein  pastey, 


211 

auf  wölcher  öttliche  stuckh  grob  geschüz,  den  porto  und  düe 
schiff,  auch  gemelte  bürg  domitt  zu  bewaren.  Und  hab  ich  nie- 
mals derogleichen  gehört,  wüe  wür  unns  umb  ein  camer  oder 
bett,  düe  nacht  dorinnen  zu  schlafen,  umbsahen,  wolte  uns  der- 
jehnige,  wölcher  camem  und  bött  zu  verleihen,  unns  zweyen 
nicht  ein  bött  allein,  sondern  yedem  ein  sondere  geben,  dann 
solches  ime  verbotten,  nicht  2  frömbde,  sonderlichen  wann  süe 
jung  sein,  in  einem  bött  schlafenn  lassen,  dorus  leüchtlich  abzu- 
nemmen,  was  für  ein  sodomittisch  leben  under  inen  getriben 
wüert.  Güng  also  zum  haus  hinaus;  sagt  dem  patron  vom  haus, 
das  wür  Theütsche  werenn  und  in  unnserm  landt  keine  bont- 
scheroni  noch  bardassi  such  befunden,  begehren  desshalber  sei- 
ner bött  am  wehnigstenn,  güeng  von  do  wüderomb  nach  der 
tavema,  do  war  zu  nacht  gessen,  zert  mütt  müer  selbstn  und 
schlief  düeselbige  nacht  auf  der  banckh,  mein  gefört  und  landts- 
mann  aber  beholfen  such  uff  der  veluca. 

Denn  5  düs  morgens  auf  ein  stundt  in  tag  von  do  hünweg; 
als  wür  bey  12  oder  H  meil  ongeyahr  von  do  hünweg  kamen, 
sehen  wür  von  fermn  7  thürckhische  gallera,  wölche  auf  gemelte 
vöstung  zufuehren,  das  man  vom  castell  heftig  auf  süe  ge- 
schossen, aber  süe  kehrten  sich  nicht  dorahn,  sondern  eyleten 
unden  an  das  landt  und  fölsenn ,  das  süe  vorm  schüesen  wol 
Sucher  sein.  Ob  süe  nun  hernacher  volckh  an  landt  gesözt ,  ist 
unns  onbewust,  dann  unsers  bleübenns  nicht  lanng  do  wahr,  son- 
dern zogen  auf  das  strengest,  domitt  wür  denn  gallera  aus  dem 
gesiebt  kahmen;  wahrenn  unserr  3  veluca,  das  wür  unns  sehr 
besorgtenn,  süe  schickhen  unns  ein  gallera  nach.  Auf  denn 
müttag  fuehren  wüer  an  landt  gögen  Sicilia,  aldo  es  ein  tavema 
oder  einig  wüertshaus,  konden  aber  nichts  zu  essen  bekommen, 
dann  wür  wollten  von  do  iber  das  canal  oder  golfo  nach  Cala- 
bria  zufaren.  Hüeromben  sühet  mann  in  düe  7  deiner  onbe- 
wohnter  insuln,  wölche  wür  zu  der  linkhen  handt  lügen  lüesen, 
drunderr  düe  zwo,  als  Strumula  und  Yulcana,  wölche  stöts  tag 
und  nacht  brennen,  werfen  düe  bünsenstein  aus ,  düe  so  leicht, 
das  süe  auf  dem  wasserr  schwemmenn,  und  hat  bey  der  nacht 
ein  abscheulich  ansehen,  dann  es  am  tag  wehnig  gespürt  oder 
von  fem  gesehen  wüert,  als  ich  wol  von  marinari  und  Soldaten 
vernommen,  wölche  oftermahlenn  fürbey,  auch  dort  umbher  zue 


212 

ancr  gelegen,  das  ein  greilich  gediminel ,  springen  und  knellen 
do  gehört  und  gesehen  werde,  als  wehre  es  düe  höU. 

Nach  mittag  erhöbt  sich  ein  wund  von  Ostro  Garbin,  wel- 
cher sehr  gut  für  unns,  und  wolte  under  denn  dreyen  velucca 
keine  düe  erste  sein.  Do  nun  unnser  patron  sähe,  das  der  wund 
gut  wahrd,  zogen  wür  das  segell  uff  und  fuehren  von  hünweg,  do 
dann  düe  ander  veluca  hernach  kam,  aber  düe  drütte  blib  do 
verharrenn,  und  küelt  der  wund  frisch  auf,  das  wur  des  tags 
bey  guter  zeütt  in  Calabria  kamen,  in  ein  stättlin,  Troppia  ge- 
naimt,  von  wölchem  hüevor  meidung  gethon  worden.  Und  mues- 
ten  wür  von  beden  veluca  so  wol  düe  marinari  als  passaschiri  < 
erst  auf  ein  stund  in  düe  nacht  hinuf  in  düe  vöstung  für  denn 
gubemator^  wölcher  ein  Spannier  wahr,  göhn;  do  dann  eines 
yeden  nam,  auch  was  nation  er  seye,  in  ein  buech  geschriben 
wordenn,  auch  düe  persohn,  ob  einer  dein  oder  gros  oder  do 
einer  ein  gemörckh  oderr  signum  am  gesucht  oder  an  hendenn, 
wurde  es  zu  eines  yedem  namen  nottiert,  und  beschach  solches, 
wegen  öttlicher  pantiten,  domitt  düeselbige  nicht  heimlich  aus 
dem  landt  gefiert  werdenn. 

In  gemeltem  stättlin  wohnet  ein  nasenmacher;  do  einem 
düe  nasenn  abgehauen,  das  er  derselbigen  jähr  und  tag  ent- 
rathen  müesen,  kan  er  ime  ein  andere,  frische  oder  neye  nasen 
von  seinem  selbsteignen  fleisch  machen  und,  als  sich  gebüert, 
ihrer  gestalt  nach  formiren,  wölches  er  an  iren  vilen  nicht  allein 
probirt,  sondern  auch  im  werckh  volviert.  Als  ich  dovon  habe 
sagen  heren,  schneüde  er  demjhenigen,  so  kein  nasen,  ein  wun- 
den in  dessen  arm,  stümmelt  ime  düe  nasen,  büs  früsch  blut 
hernach  geth,  als  dann  bünde  er  dfie  nasen  auf  dem  arm,  solle 
eines  das  ander  annehmenn,  wölches  öttlich  und  zwanzig  ta^ 
lanng  wehret,  büs  er  düe  nasenn  formiert,  dobey  abzunemmen, 
was  der  patient  für  ein  schmerzen  und  leiden  düe  zeütt  ober 
austöhn  müsse.  Gott  bewahre  yedem  seine  nassenn! 

Denn  6  düs  verharrten  wür  büs  ongevahr  ein  stundt  vor 
mittag,  güengen  der  patron  wüe  auch  düe  marinari  in  däe 
mess,  gleichfalls  wür  auch,  denn  es  eben  in  pfingstfeirtagen 
nach  dem  neyen  stilo  wahr,  und  der  wündt  nicht  gut  für  unns. 
Büs  nach  mittag  endert  sich  das  wetterr,  das  wür  von  do  hün- 
weg fuehren,  aber  düe  marinari  muesten  mehr  an  rudern  züe- 


313 

heu,  dann  wüer  seglen  kondten,  kahmen  auf  denn  abent  zu 
einem  wacht  thnrrn,  Gastilon  genant,  43  meil  von  Troppia,  anf 
wölchem  wüer  düe  nacht  lagenn.  Mütt  gemieltenn  thärm  hat  es 
düe  gelegenheitt,  das  nicht  allein  durch  düsJandt,  sondern  den 
lanngen  weg  diserseüts  des  mors,  wüe  auch  durch  das  reich 
Napoli,  ittem  do  der  Papst,  herzog  von  Florentz  an  das  mör 
grönzen,  büs  gehn  Jhenua,  und  als  ich  vernommen,  hat  es  derer 
thüm  büs  in  Spania,  als  uf  3  —  4  — 10  in  12  w.  meil,  wehniger 
oder  mehr;  nachdem  es  eben  landt,  hat  es  einen  vösten  thum 
hart  an  das  mör  gehauen ,  wÖlche  oben  nicht  bedöct  und  eben 
sovil  räum  oben  als  unnden,  auf  denen  sonderlichen  in  Calabria 
sein  gemeiniglich  in  zwey  stuckh  gros  geschüz  auf  rödem,  so 
zu  Oberst  auf  denn  thürm  stöhn,  wölche  dann  starckh  erbauen; 
haben  keinen  einganng,  sondern  wehr  dorein  will,  mues  an  einer 
hohen  leitterr  hinuf  steügen ;  düeselbige  wüert  des  nacht  aufge- 
zogen, und  sein  gemelte  thürm  zimlich  hoch.  Düe  nacht  höllt 
mann  wacht;  do  nun  ein  velucca,  barca,  frigatta  oder  schif 
gespürt  fürbey  föhrtt  und  nicht  antwurt  gübt,  wüe  sich  dann 
düe  Thürckhen  bey  der  nacht  under  düe  fölsenn  in  düe  grotta 
oder  holen  mitt  ihren  schifBin  stöckhen ,  und  des  morgenns  der 
barca,  so  von  einem  ort  zum  andern  seglen,  erwartenn,  die- 
selbigen  berauben  und  das  volckh  mitt  sich  füehren,  alsbald 
nun  was  bey  der  nacht  gespürt  würt,  stöct  der  erste,  so  solches 
wahr  nembt,  zu  oberst  auf  dem  thurm  ein  lannge  stanng  aus, 
auf  wölcher  ein  büschel  dürr  holz,  das  zündt  er  an,  das  dann 
sein  nechster  nachbaur  gleich  gewahr  wüert,  und  auch  ein  bü- 
schel holz  anzündt,  also  fortan  von  einem  zum  andern,  das  es 
ein  kurze  zeütt  vül  meil  lanng  gespürt  würt;  darnach  sich  düe 
deine  barca,  veluca  und  andere  schiflin,  so  terra  terra  ÜEihren, 
zu  rüchten  und  vor  den  cursari  zue  hüetten  wissen.  Do  nun 
des  morgens  oder  am  tage  ein  räch  oder  feyr  gespürt,  mag  mann 
sich  wol  fürsehen  und  dem  landt  zu  begeben ,  als  unns  volgen- 
den  tag  begögnet,  das  nicht  iber  ein  stundt  gemanglet,  wur 
weren  dem  Thürckhen  in  düe  handt  kommenn. 

Denn  7  düs  des  morgens  von  do  hünweg,  hatten  zimlichen 
wund  und  kamen  des  tags  gehn  Belle  Yidere,  aldo  wür  iber 
nacht  gebliben,  wölches  von  dem  vorgemeltem  wacht  thum 
65  meil. 


214 

Denn  8  düs  auf  2  stund  in  tag  von  do  hünweg;  als  wür 
nun  auf  5  oder  6  meil  von  do  kahmen,  hörten  vriier  einen  schuß, 
derowegen  wür  gleich  einem  thurm  zueylten,  und  eben  dem, 
auf  wölchem  geschossen  worden.  Der  zeigte  an,  es  wehre  jhene- 
seytt  Zürell,  das  ist  auf  7  oder  8  w.  meil  nahent,  öttliche  thürck- 
hische  gallera  vorhandenn ,  weyl  aber  düe  folsen  und  berg  so 
weytt  heraus  in  das  mör  göhn,  kondte  der  uf  dem  thurm  nicht 
weitt  sehen ;  verharreten  doselbstn  büs  uff  denn  mittag,  dann 
wür  immer  vermeinten,  es  solte  unns  ein  barca  der  veluca  ent- 
gögen  kommen.  Als  nun  niemandt  unns  begögnet  und  schön 
stüll  wetter  wahr,  berathschlagten  wür  unns,  fort  zu  fahren, 
dann  der  velucca  wahren  3,  und  wolte  doch  keine  düe  erste  sein, 
das  wür  unserm  patron  bevolen,  er  solle  auch  der  erste  nicht 
sein,  könden  gleich  so  lanng  do  verharren  als  säe.  In  dem  fueh- 
ren  düe  andre  zwo  velucca  vohr  unns  hünweg,  das  wür  düe 
lotste  wahren ;  als  wür  auf  3  meil  von  do  umb  einen  capo  oder 
fölsenü  hünomb  zu  fahrenn  hattenn ,  sagt  das  volckh ,  so  doruf 
gewesen,  ob  wür  düe  thürckische  gallera  nicht  sehen  und  muet- 
williger  weüß  unns  gefangen  geben  woUenn,  dorus  unser  patron 
nun  des  gespött  thribe,  vermeint  und  sagt,  es  wehren  christenn 
gallera,  so  von  Napoli  abkommen  und  hellten  mastbeüm  für 
düejhenigen  gallea,  so  mann  in  Spania,  das  krüegsvolckh  doruf 
zu  füehren,  so  zur  armada  solle  gebraucht  werden,  wüe  es  sich 
dann  dozumahl  albereytt  abgesponnen,  das  beste  volckh,  gros 
geschüz,  munition  und  anders  aus  disenn  landen  aller  nach 
Spania  gefuert,  dodurch  düs  landt  entblöst,  wölches  düeThürck- 
hen  gut  Wissenschaft  gehabt,  und  desto  sicherer  in  disem  golfo 
sich  uffhalten  mögen  und  do  wür  unnserm  patron  oder  seinen 
roden  gevolgt,  wehren  wür  den  Thürckhen  geradt-  selber  in  düe 
hendt  gefaren;  also  schrien  wür  einhellig  terra  terra,  eylten 
starckh  dem  landt  zu,  stügenn  aus,  nam  jeder  seinen  blonder, 
stügen  hinuf  in  das  stättUn ,  wölches  mechtig  hoch  auf  einem 
berg  lügt,  Zirell  genant,  nicht  mehr  dann  9  meil  von  do  wür 
düsenn  morgen  abfuehrenn. 

Eh  Und  zuvor  als  süe  uiins  in  das  gemelt  stättlin  innlüesen, 
wurden  wür  gefragt,  wehr  wür  seyen,  auch  woher  wür  kehmen, 
wölches  wür  anzeigten  und  hernach  von  inen  in  das  rathaus 
loschüert  worden,  do  kein  thüsch  noch  einiger  bankh  wahri 


215 

sondern  muestenn  unns  auf  der  unsaubem  erden  behelfen,  nicht 
allein  doraf  zu  ligen,  sondern  auch  zu  essen;  düe  Strassen  oder 
gassen  sein  zum  theil  so  enng,  auch  fölsüg  und  unöben,  das  man 
nicht  drin  reütten  kahn. 

Gemelter  thürckhischer  gallera  wahren  6,  dem  utschelino 
zustöndig,  wölcherr  generaloberster  über  das  mör,  ein  Cala- 
brös  und  aus  diser  landtsart  bürtig,  und  sollen  ob  düe  1  tau- 
send sclaven  oder  geüajigene  Christen,  so  an  rudern  züehen 
müesen,  auf  disen  gallea  sein,  wdlche  auf  3  oder  4  w.  meil 
nahent  hart  am  mör  oder  ufer  des  landts  lagen,  das  der  steeg 
Yon  der  gallera  büs  an  das  landt  reichte,  das  süe  druckhen  aus 
und  eingehn  künden.  Nun  hat  es  uff  9  meil  eine  schöne  öbne, 
das  kein  bom  oder  nichts  dozwischen,  doselbstenn  lagen  öttliche 
mastböum  am  mör,  für  düe  napolitanische  gallea,  wölche  do- 
hün  kommen  und  düeselbige  abheilen  sollten;  aber  düe  Thir- 
ckhen  kahmen  inen  yohr,  lögten  ihre  alte  mast  ab ,  und  thäten 
düe  neye,  so  am  mör  lagen,  dogögen  ein,  zimmertenn  und  güengen 
am  landt  limb,  als  ob  süe  in  ihrem  gebüet  wehren,  zu  dem 
zogen  süe  des  tags  wegen  der  sonnen  düe  thannta  oder  düe 
döckhen,  so  mann  auf  denn  gallera  pflegt  zu  haben,  auf,  als  ob 
süe  in  ihrem  süchersten  porto  einem  legen,  aber  des  nachts 
thraueten  süe  nicht,  gaben  sich  von  do  hünweg,  lögten  sich  hün- 
der  ein  deine  insul  oberhalb  aber  nahnnt  des  gemelten  statt- 
lins,  wölche  isola  der  Dimant  genannt  wüert,  hat  nicht  iber  2 
w.  meil  in  circuito.  Als  süe,  düe  thirckhisch  gallea,  disen  abent 
abfueren,  kamen  süe  nahent  under  dem  stättlin  hin;  nun  wahr 
oben  uf  der  pastey  hinauswarts  gögen  dem  mör  ein  stuckh  ge- 
schüz,  so  uff  anderthalb  röder  stunde,  und  wahren  auf  gemel- 
ter pastey  ob  düe  lOOpersonen,  gingen  zue  rath,  ob  süe  auf 
düe  gallera  schiesen  weiten,  düe  dann  allgemach  füriber  passir- 
tenn,  pravirten,  körten  düe  gallera  öttlich  mahl  umb ,  als  wann 
süe  in  ihrem  landt  wehren ,  dann  düe  Thürckhen  gute  aviso  hat- 
tenn,  wüe  es  in  Galabria  und  Sicilia  beschaffen,  das  das  beste 
volckh  und  geschüz  kurz  zuvor  aller  nach  Palermo  gefüert  und 
auf  einmal  acht  der  grösten  naue,  so  mitt  Soldaten  geschüz  und 
munition  geladen  wahren,  nach  Spannia  abgeloffenn.  Als  süe  nun 
auf  düe  gallera  los  gebrantt,  aber  weytt  iber  aus  in  das  mör 
geschossen  I  kehrten  düe  gallera  wüder  zum  gespött  zuruckh 


ai6 

umb,  dorunder  zwo  gahr  sfüll  hüelten,  allein  zu  vememmen,  ob 
mehr  dann  ein  stuckh  gescbüz  verbanden.  Als  süe  nun  wider 
bulver  in  das  stuckh  thätten,  wahre  kein  kugel  verbanden,  mues- 
ten  erst  in  das  scbloss  schickbenn,  wölcbes  such  lanng  verweilt, 
und  verbarreten  düe  gallera  noch  alleweil,  büs  düe  kugl  kabm, 
ward  alles  sehr  wol  angeordnett ;  dann  einer  von  denn  marinari 
unnserer  velucca  archeleimeüster  wahr,  der  das  geschüz,  so  uff 
anderbalb  röder  stunden ,  noch  einmabl  abgeschossen ;  aber  es 
güeng  gnedig  ab,  das  niemand  uf  den  gallera  beschedigt  wurde. 
Do  süe  nun  sahen,  das  süe  auf  der  pastey  nicht  mehr  schiesen 
kondten,  fiiehren  düe  gallera  fortt,  lögten  such  uf  2  oder  3 
millia  hünder  ein  isoletta,  so  mann  den  Dimant  nenntt. 

Yolgenden  9  düs  kahmen  gemeltte  gallera  mütt  dem  tag 
wüder  herfür,  lögten  sich  an  ihr  alt  ortt ,  sötzten  noch  öttliche 
mastböm  in  ihre  gallera,  zum  theil  von  ihren  Thürckhen  lüefen 
auf  das  landt,  raubten  und  blindertten,  wo  einige  höf  imd  heü- 
ser  wahren,  nahmen  das  volckh  gefangenn,  wüe  dann  under  an* 
dem  auch  ein  Calabres,  freyherr,  uf  düe  gallera  gebracht,  wöl- 
chen  süe  umb  1500  daller  rantionirten,  aber  seine  freind  lese- 
ten   in  nicht,  sondern  wurde  von  denn  Thürckhen  hinwegg  ge-  i 

füert,  und  bevahrten  wür  unns  nicht  wehnig  im  stättlin,  das 
süe  unns  ibervallen  möchten,  dann  wehnig  volckh  dorinnnen 
wahr  und  mitt  einer  nidem  maur  versehen.    Es  verlöst  sich  | 

aber  das  volckh  auf  das  schloß,  so  an  einem  öckh  oder  ort  der 
statt  ligt,  doch  mitt  geschüz  noch  krüegsvolckh  am  wehnigsten 
versehen,  allein  das  das  stättlin  und  castell  sehr  hoch  auf  einem 
lebendigen  fölsen  lügen,  das  ibel  dorzu  zu  kommen  ist.  Düsen 
tag  verbarreten  vorige  gallera  an  ihrem  ort,  auf  den  abent 
aber  ructenn  süe  wüder  hinder  obgemelte  isoletta ,  aber  von 
der  pastey  aus  dem  stättlin  uf  düe  gallera  zu  schiesen  blüb  es 
disen  abent  vermitten ;  acht,  das  kein  bulver  noch  ander  monition 
mehr  verhanden  wahr. 

Denn  10  düs  morgens  früeh  kahme  düe  gallera  wüderoxnb 
an  das  vorige  orth,  höncten  ein  panier  oder  stendarda  aus,  wöl- 
ches  zu  bedeütten,  ob  düe  gefreindte  derer,  so  süe  hüeromber 
gefangen,  wüder  leesen  und  entlödigen  weiten,  wölches  ein  an- 
zeigen, das  süe  nicht  lanng  do  zuverharren  gedachten,  und  eben 
des  tags  mabnete  ein  calabrier  baron  sampt  seinem  söhn ,  so 


317 

düser  orth  sesshaft,  öttliche  ihrer  underihonen  auf,  wue  dann 
aus  gemeltem  stättlin  auch  in  düe  40  barger  oder  schüzen  mitt- 
zogen,  und  weyl  unns  die  zeit  one  das  lanng  wahr,  güengen  wür 
auch  mitt,  wahren  doch  ausser  unserer  seittenwöhren  nicht  ar- 
miert, wolten  allein  sehen,  was  mannhafte  that  süe  begöhn  wol- 
tenn.  Ward  gleich  umb  mittag  zeitt,  als  wüer  vom  stättlin  aus- 
zogen, güengen  durch  vül  gesteüd  und  höckhen,  irgend  ein 
halbe  stundt  wegs ,  büs  wür  zu  dem  baron  und  seinem  volckh 
kamen,  und  wurden  noch  mehr  dann  ein  stund  durch  holz  ge- 
fuert,  büs-  das  ander  volckh  zu  unns  gestosen ,  hüelt  der  baron 
nnd  sein  söhn  zu  pfert  bey  einem  alten  zerrüssnen  wachtthurm, 
auf  wölchem  öttliche  bauren  mitt  röhren  gewacht,  unndt  wahren 
in  düe  170  personen,  alle  mitt  langen  röhren  sehr  wol  bewert, 
allein  das  öttliche,  düe  ich  selber  sähe,  an  feyrschloss  uf  denn 
hanen  kein  stein  hatten,  öttliche,  do  ihre  röhr  nicht  geladen  wahren, 
andere,  düe  es  ladenn  wollten,  hatten  wöder  bulver  noch  flaschenn, 
und  ward  in  der  wahrheitt  ein  elendt  wesenn,  das  ich  müer  ge- 
wenscht,  ich  wehre  im  stättlin  gebliben.  Es  lües  unns  auch  der  ba- 
ron fragenn,  wehr  wür  wehren,  wölches  wüer  ime  anzeigten,  und 
als  süe  nun  lanng  under  einander  rathschlagtenn ,  wüe  süe  düe 
Thürckhen,  wölche  von  den  gallera  an  das  landt  gestügenn,  iber- 
vallen  wollten,  dann  wüer  auf  ein  halbe  stund  nahentt  bey  ihnen 
wahren,  als  mann  nun  fort  ruckhen  solte,  wolte  kheiner  vomen 
im  anzug  sein,  auch  nicht  einer,  dann  düe  aus  dem  stättlin  und 
fleckhen,  welche  nicht  in  des  barons  gebüet  wahren,  wolten,  des  ba- 
rons  volckh  solten  düe  ersten  sein,  weyl  süe  ihrem  herm  globt  und 
verpäicht,  entgögen  süe  allein  aus  freindt  und  nachbaurschafb 
ihnen  beystand  leysten,  also  das  ihr  fümemmen  gögen  den 
Thürckhen  sonder  einiges  blutvergüessen  vermitten  blibe.  Nach 
langem  gespräch  und  hadern  machten  süe  düe  vom  stättlin  auf, 
zogen  wüderomb  mitt  groser  forcht  nach  haus ,  darf  nicht  sagen, 
das  süe  geloffenn  seyen,  aber  störckher  gehn  hab  ich  niehmals 
gesehen,  dann  ich  und  mein  gefört  ihnen  müehsam  volgen  kond- 
ten,  dann  süe  sich  befahrten,  düe  Thürckhen  möchten  ihnen 
nacheyllen.  Gögen  abent  fahren  düe  gallera  bösserr  abwärts  am 
gestadt,  aldo  es  einen  fluß  hatt  von  süesem  wasser,  wölcher  do- 
selbstn  in  das  mör  laufftt,  und  nachdem  süe  wasser  gemacht 
\mä  ihre  barillen  gefUlt,  fuehre^  süe  alsdann  underhalb  des 


21S 

stättlin  fiirbey,  als  düe  vorige  nacht  anch  beschehen,  lögten  sich 
hünder  vohrgemelte  isoletta,  aber  düe  herrn  des  stättlins  lüesen 
sich  mitt  ihrem  geschüz  gnädig  gögen  ihnen  finden. 

Eben  disen  abent,  als  wür  neben  anderm  volckh  auf  der 
pastey  stunden,  kam  ein  jung  mann,  ein  burgerr  des  orts,  wolt 
kurzumb  wissen,  wehr  wüer  wehren,  wölches  wür  ime  öttlich 
mahl  güetlich  ableinten,  dann  wür  ime  solches  anzuzeigen  nicht 
schuldig;  do  es  aber  sein  obrigkeit  zu  wissen  begehre,  seyen 
wür  dessen  ohnbeschwert.  Als  er  nicht  nachlassen  wolte  und 
mitt  schörpfere  wortten  an  unns  käme,  gab  ime  mein  gefört,  der 
Hanns  Haas,  eines  uf  sein  maul,  dessen  such  düe  andern  burger 
annahmenn,  stöst  einer  gedachten  meinem  geverten  mitt  einem 
röhr  für  düe  brüst ,  das  er  zuruckh  uf  einen  Steinhaufen  fällt. 
Als-  es  unser  patron  von  der  velucca  sühet,  kompt  er  und  seine 
marinari  unns  zu  hüK,  und  wurde  ein  gros  geleef ;  demnach  es 
abr  albereytt  abent  und  zimlicher  fiinster  wahr ,  drangen  wur 
unns  Ton  dem  volckh  herusser,  verfügten  unns  nach  unnserm  lo- 
sament,  wölches  wahr  uf  dem  rathaus,  und  stunde  nicht  ein 
halbe  stund  an,  kahmen  bey  4  oder  5  spirri  oder  schergen 
mütt  bewöhrter  band,  fordern  den,  der  ihrem  burger  ein  maul- 
dasch  uf  der  pastey  geben,  für  den  gubernator,  welcher  im 
schloß  wohnet.  Nun  hat  es  uf  gemeltem  rathaus  ein  neben- 
kämerlin,  do  wür  unns  uf  der  erden  behalfenn,  güeng  hinein, 
sagt  gögen  meinem  gevörten,  er  solle  sich  sehr  kranckh  stöUen, 
dann  der  gubernator  schickh  nach  unns,  das  zeugt  ich  denn 
Schergen  an,  füert  sie  auch  selber  in  düe  kahmer,  do  er  uf  der 
erdenn  lag,  sich  sehr  kranckh  stöllt  von  dem  stos ,  so  ihme  der 
Calabrös  mitt  dem  röhr  gebenn,also  forderten  süemich  an  seine 
statt,  üam  ich  meinen  landtsmann  mitt,  dann  ich  besorgte,  mann 
werde  unns  gefenglich  einzüehen.  Als  wür  in  das  schlosss  in 
einen  grosen  sahl  kahmen,  wurden  wür  gefragt,  wüe  sich  diser 
handell  verloffen,  wölches  alles  uf  das  pappür  gebracht  wurde. 
Nach  lang  gehalten  examen  wurden  wür  erst  nach  10  uhr  zu 
nacht  von  gemeltenn  schergen  wüderr  auf  das  rathaus  beleitett, 
wölche  nacht  wür  nicht  vül  geschlafen,  dann  wür  besorgtenn, 
der  frövuel  werde  unns  öttliche  scudi  costen. 

Denn  1 1  düs,  als  der  tag  anbrach,  güngen  wür  uf  düe  pas- 
tey, zu  sehen I  ob  düe  gallera  hünweg  wahren,  dann  der  wund 


219 

sich  för  unns  gut  erzeügtte ;  wahren  gedachte  7  thürckhischen 
gallera  schon  ferrn  ihm  möhr,  das  säe  einer  nicht  wol  mehr 
sehen  kondte ,  derowegen  unnser  patron  bedacht,  von  do  abzu- 
fahrenn,  stües  düe  velucca  ins  wasser,  rüstets  zu,  santten  war 
unnsern  blonder  in  stüll  hinab  nach  dem  mör ;  wür  aber  güengen 
in  düe  kürchen,  domitt  mann  desto  wehniger  ein  suspectuf  unns 
habe  oder  unns  zu  arrestiren,  güengen  also  vohr  ende  der  mess 
aus  der  kürchen,  nit  mehr  dem  rathhaus  zue,  sondern  gleich 
zum  stättlin  hinaus  den  berrg  hinunder,  uf  düe  velucca  gesessen 
und  doYon  gefahren,  dann  es  gewislich  ohne  straf  öttlicher  daler 
nicht  abgangen  wehre,  ümb  gemelt  stättlin  Zirell  wöxt  sehr 
guetter  und  starckher  wein,  wölchen  mann  dem  orth  nach  nennt, 
der  wüert  nach  Napoli,  Roma  und  andenj  mehr  orten  per  Ittalia 
gefuert,  ist  sehr  guts  kaufs;  aber  zu  essen  ward  in  gemeltem  stätt- 
lin nichts  zum  besten,  auch  das  broth  umbs  gelt  ibel  zu  bekom- 
men, fiiehrenn  also  des  tags  mütt  stüUem  wetter  40  meil ,  lagen 
uf  einem  thurm  iber  nacht,  genant  Leonati;  also  kahmen  wür 
von  vülgemelten  orth  hünweg  und  sahen  düe  gallera  des  tags 
nicht  mehr. 

Denn  12  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg,  aber  der  wund 
lüef  unns  entgögenn,  das  wür  des  tags  nicht  weytt  kahmen,  fueh- 
ren  an  land  zu  einem  wacht  thurrn  Paul  Nudo  genannt,  ein  sehr 
starckh  und  vöst  gebey,  bey  dem  ein  dein  fleecklin  von  ötüiche 
füscher  heüserr,  wölche  harrt  am  mör  lügen  und  ward  eben  umb 
zeütt,  das  mann  düe  sardelli  füeng,  ein  füsch  gleich  als  ein  hal- 
ber häring,  wölcher  ein  grosse  anzahl  gefangen ,  in  barill  oder 
fesslin  inngesalzen  und  hün  und  wüder  in  Ittaliam  gefüert  wer- 
den, ist  ein  zarter,  guter  füsch,  wann  er  finisch  ist ,  oder  wüe  er 
aus  dem  mör  kompt.  Als  es  nacht  worden,  güengen  wür  hinuf 
nach  denn  bergen,  lögten  uns  zwischen  düe  fölsen,  dann  uf  dem 
wachtthum  niemand  frömbder  behörrbergt  wirt,  und  in  denn 
heüsern,  so  am  mör  lügen,  ist  es  sehr  gevährlich  wegen  der  cur- 
sari ,  düe  vülmahlen  des  nachts  einväll  thuen ;  und  sein  wür  des 
tags  nicht  mehr  dann  24  meil  gevahrenn. 

Denn  13  düs  früeh  von  do  hünweg  und  ohngevahr  bey  4 
stund  in  tag  erhobt  such  ein  so  greulich  ungewütter,  wüert  sehr 
dunckhel  und  höbt  an,  starck  zue  regnen,  das  wür  nach  dem 
landt  eyleten,  bey  einem  thurm  einfuehren,  uf  wölchem  wür  bey 


220 

1 

2  stund  verharreten,  büs  das  wetter  fürbey  wahr ,  alsdann  wür 
unns  wüder  auf  das  mör  begaben ,  wuewol  es  denn  ganzen  tag 
sehr  dunckhl  und  thrüeb  wetterr  wahr.  Als  wüer  yrgend  bey 
13  oder  14  w.  meil  hinweg  kahmen,  erhöbt  such  ein  so  greilich 
ungewitter,  das  wür  nürrgend  an  landt  kommen  konndten,  dann 
es  umb  düse  refier  düe  höchste  und  krädeste  folsen  hat,  düe 
gleichsam  als  hohe  mauern  oder  thürrn  aufstöhn,  und  lüef  der 
wund  hün  und  wüder,  dordurch  das  mör  so  ungestimm  wurde, 
das  wür  wöder  seglen  noch  ruderm  konndten,  und  füel  düe  ve- 
lucca  immer  von  einer  seytten  auf  düe  ander,  das  lötstlichen 
nicht  allein  unns  passaschiri,  sondern  auch  den  marinari,  wüe 
auch  dem  patron  das  herz  entfüel ;  wurden  alle  ganz  cleinlautt 
und  hatten  unns  mehrtheils  des  todts  verwegen,  dann  wöder 
steyren  noch  rudern  mehr  helfen  wolte,  wölches  ob  düe  2  stund 
lanng  gewehrett.  Alsdann  such  der  wund  wüder  für  unns  er- 
zeigte, das  wür  wüderomb  seglen  kondten,  kahmen  also  hinein 
zwischen  düe  fölsen,  aldo  wür  nahent  einem  fleckhen  an  landt 
faehrenn,  do  ich  müer  dann  fürgenommenn,  do  ich  mitt  lüeb 
gehn  Napoli  komme,  mich  nicht  leichtlich  mehr  auf  ein  vellucca 
zu  begeben.  Yon  do  führen  wüer  des  tags  noch  voUent  bis 
gen  Groppoli,  von  wölchem  stättlin  hüevor  meidung  beschehen; 
ist  47  meyl  von  obgemeltem  orth. 

Denn  14  düs  des  morgens  mitt  dem  tag  von  do  hünweg. 
Demnach  aber  der  wund  such  für  unns  guet  erzeugte,  gaben  wür 
unns  uf  den  golfo  de  Salemo ;  als  wür  ongevahr  iber  denn  hal- 
benn  theil  kommen,  scoprirten  wüer  von  ferm  eingaliotta,  und 
hatte  unnser  velucca  ein  loch  bekommen ,  das  mann  genueg  zu 
thuen  hatte  mitt  ausschöpfen  des  wassers,  wölches  so  sehr 
hinein  gedrungen,  muesten  unns  auch  an  das  land  begeben, 
stügen  aus  und  zogen  düe  velucca  herusser;  alsdann  süe  aus- 
lehrten und  das  loch  wüderomb  zumachten,  faehren  hernachr 
wüderomb  von  do  hünweg,  hüelten  unns  doch  immer  nahent  am 
landt,  kamen  uf  denn  abent  in  ein  ofifen  stättlin,  hart  am  mör 
gelegen,  Sourent  genannt,  wölches  von  Groppoli  72  w.  meil. 

Denn  15  düs  uf  2  stund  in  tag  füehrenn  wür  von  do  hün- 
weg, mütt  hessUchem  wetterr  von  regen,  aber  wehnig  wündt, 
kahmen  doch  noch  vohr  mittag  in  den  porto  de  Napoli,  aldo  wür 
bey  2  stund  in  der  velucca  verharren  muesten,  eh  mann  unns 


221 

licentiam  gab,  an  lannd  zu  steigen.  Als  dann  rerfuegten  war 
nnns  nach  der  vorigen  theütschen  herberrg  zum  schwarzen  Ad- 
ler ;  ist  von  obgemeltem  stättlin  hieher  24  meil. 

Den  18  büs  28  gemelten  mohnats  May  wurde  alhüe  zu  Na- 
poli  das  fest  corporis  Christi  gehalten,  wölches  tags  viü  schöner, 
stattlicher,  costlicher  aufgerichter  gebeü  so  hün  und  wüder  in 
kürchen  und  uf  den  Strassen  gesehen  werden,  neben  der  proces- 
sion  von  der  geüstlichkeitt.  Under  anderm  wüert  in  einer  weit- 
ten  Strassen  ein  sehr  hoch  von  holz  gemacht  gebey  züerlich  ge- 
mahlt und  mütt  schöner  tapezerey  behönct  gesehen,  wölches  in 
der  höhe  als  ein  haus ;  unden  ist  es  aller  offen ,  hat  ein  schöne 
hohe  porta,  durch  wölche  düe  procession  zu  gehn  pflegt,*  gleich 
als  due  porte  trionphales  zu  Born,  und  stöth  solches  gebey  ött- 
liche  tag,  düe  procession  geth  von  einer  kürchen  in  düe  ander, 
derselbigen  volgt  der  vicere  neben  vülen  stattlichen  herren,  rüt- 
terr  und  adelspersonen,  dessgleichen  auch  düe  ganze  burgrschaft, 
so  wol  auch  düe  frauen  und  jungckfrauen  in  groser  anzahl, 
und  wehret  solcherr  umbgang  vom  morgen  an  büs  nach  mittag. 

Eben  zu  der  zeütt  hüelt  mann  ein  fredenfest  dem  duca  de 
Saphoia  zu  ehren,  wölcher  einen  jungen  herm  von  seinem  ge- 
mahl,  düe  des  königs  aus  Hispania  fröhlin  oder  dochter  ist,  be- 
kommen. Zu  abent ,  ongevahr  eine  halbe  stund  in  düe  nacht, 
wurden  in  dem  palatio,  dessgleichen  in  allen  drey  castell  lüech- 
ter  oder  lampen  rüngs  umbher,  so  weytt  yedes  im  circkel  be- 
griffen, eines  schuchs  weitt  ein  lüecht  von  dem  andern,  angezind, 
wüe  auch  uf  öttliche  thüm,  das  vül  tausent  lüchter  zumahl  brönnt- 
ten,  wölches  lenger  dann  ein  stund  wehret.  Alsdann  lües  mann 
erstlichen  in  dem  castell  sanct  Angello  alles  gros  geschüz  in  düe 
dreymahl  losgehn,  hemacher  volgt  mütt  dem  grosen  geschüz  das 
castell  auf  dem  berg  sanct  Delmo  genannt,  alsdann  das  dritte 
castell  Ovo,  nachmals  düe  4  galeazen  und  lötstlichen  düe  gallera, 
derer  dozumahl  ob  düe  30  im  porto  stunden,  wölche  alle  wol  ar- 
miert und  schon  in  ordine  wahren,  dann  süe  täglich  nach  Spania 
ablaufen  selten.  Es  wahr  ein  solch  brastlen,  züttem  und  ge- 
demmel,  das  sich  düe  heüser  in  der  statt  aller  bewogen,  nicht 
änderst  als  wolte  alles  zue  grundt  gehn,  und  wehret  solches  fre- 
denschiesen  und  lüechterbrönnen  drey  nacht  nach  einander. 

Alhüe  verlües  ich  vülgemelten  meinen  reysgesöllenn,  denn 


282 

Hannsen  Haas  von  Nürnberg,  wölcher  müer  das  gleüdt  von  Posen 
ab  aus  Poln  büs  nach  Malta  und  wüder  hüeher  gehn  Napoli 
geben.  Däeweyl  er  zuvor  in  dem  rechten  arm  lam  geschlagen 
worden,  habenn  ime  düe  medici  gerathen,  düeweil  es  eben  umb 
düe  beste  zeitt  dess  jahrs,  soll  er  sich  der  warmen  badt  a  Püzol 
gebrauchen,  das  ime  ser  düenlich  sein  werde,  demselbigen  volgt 
er,  bey  ime  verblib  auch  mein  landtsmann  Ulrich  Hommel, 
wölchen  wür  von  Malta  ab  mütt  unns  genommen  hatten. 

Denn  21  düs,  wölches  wahr  ein  sonntag,  reüset  ich  neben 
einem  Theütschen  vom  adl  sampt  seinem  diiener  und  in  düe  8 
florentinische  kaufleütt,  ausser  des  procatscho  mütt  einem  gui- 
den  von  Napoli  hünweg;  demnach  ich  aber  büs  müttag  nicht 
kondte  förtig  werden,  nam  der  guid  das  pfert,  so  er  mir  zu 
leühen  versprochen,  mütt  such,  das  ich  erst  nach  einem  andern 
pfert  umblaufen  mueste;  zulötst  krüegt  ich  ein  lehenpfert  un- 
der  dem  thor,  das  düngte  ich  büs  gehn  Gapua,  und  ward  schon 
vesperzeütt,  als  ich  von  Napoli  hünweg  reütt,  das  ich  erst  auf 
2  stund  in  düe  nacht  in  gemelte  statt  kahm,  do  ich  alsdann  mütt 
groser  müeh  von  dem  guiden  ein  pfert  bekommen  kondte.  Und 
ist  von  Napoli  gehn  Capua  1 6  meil,  ein  sehr  alte  statt,  auch  zim- 
lieh  gros,  lügt  an  einem  sehr  lustigen  orth,  umbher  schöne,  ohne 
und  fruchtbare  landschaft;  gemelte  statt  ist  nicht  bevöstigtt,  lügt 
im  reich  Napoli. 

Denn  22  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg  konde  der  com- 
pagnia  mütt  müeh  volgenn ,  dann  nach  mittag  fiiel  mein  pfert 
in  anderthalb  stund  2  mahl  mütt  müer  zu  häufen,  das  ich  ime 
nicht  mer  thrauen  wollt,  güeng  gleich  sovil  zu  faes  als  ich 
rite.  Als  wür  aus  dem  gebürrg  kahmen,  hat  es  ein  lange  spöckh, 
90  aller  gepflastert,  wehret  lenger  als  ein  theütsche  meil ,  konde 
ich  nicht  mehr  volgen,  muest  dohünden  bleibenn;  zudem  über- 
fiel mich  düe  nacht  und  huob  an,  starckh  zu  regnen,  auch  füel 
das  pfert  mütt  müer  iber  düe  spöckh  hinunderr,  das  ich  gedacht, 
es  hette  denn  hals  abgestürzt,  dann  es  lanng  nicht  mehr  ufstön 
wollte,  und  ward  mein  glickh,  das  ich  vomen  iber  das  pfert  hün- 
aus  füel,  derft  also  nicht  mehr  uffsüzen,  sondern  zog  es  an  der 
handt  büs  gehn  Fondt,  dohün  ich  erst  spath  in  düe  nacht  kahm, 
aller  matt  und  büs  uf  düe  hautt  nass,  do  ich  dann  ibel  uf  den 
guiden  zuefrüden  war,  hat  doch  wehnig  zue  gewinnen,  konde 


223 

auch  nicht  sovil  znewegen  bringen,  das  er  müer  einander  pfert 
gab,  ohnangesehen  er  noch  in  4  oder  5  pfert  hatte,  düe  mütt 
roba  beladen  wahren,  das  er  das  pfert ,  wölches  ich  gerüttenn, 
abtauschen  kondte ;  woll  ich  nun  diie  gesellschaft  nicht  verlasen, 
muest  ich  mit  vorigem  pfert  verlüeb  nemmen,  und  ist  von  Gapua 
gehn  Fondt  44  meil. 

Denn  23  düs  uf  ein  stund  in  tag  von  do  hünweg.  Irgend 
bey  3  meil  endett  sich  das  gebüet  des  reichs  Napoli,  kompt 
mann  zu  einem  pass  oder  clausa,  aldo  es  ein  einzechtig  haus 
und  thor  hat,  bey  wölchem  yeder,  so  do  durchzüecht  und  aus 
gedachtem  reich  kompt,  besuecht  wüert,  dann  keinem  mehr  dann 
25  cronen  an  gelt  bey  sich  zu  füehren  zuegelassenn  wüertt;  was 
weytters  bei  einem  befanden,  ist  alles  confiscirt.  Es  geth  aberr 
so  scharpf  nicht  zue,  wann  einer  dennjenigen  mitt  biuragio 
oder  schanckung  begögnet,  mag  er  leüchtlich  passiren;  von  do 
kompt  mann  in  terra  d'el  Papa,  auf  des  Papsts  gebüet. 

Als  ich  von  dar  ongevahr  ein  w.  meil  kahme,fölt  mein  pfert 
abermals  uf  öbner  erdenn  mitt  müer  iber  und  iberr,  das  ich 
nicht  mehr  dulden  kondte,  erzürnet  iber  den  guiden  und  jagt  in 
mitt  bioser  wöhr  im  feeld  umb,  mocht  in  aber  nicht  ereylen,  iber 
wölches  er  müer  heftüg  drewett,  wann  ich  gehn  Terracina  kom- 
me, wölches  düe  erste  statt  in  des  Pabsts  gebüet ,  dohün  wür  uf 
das  morgenessen  kahmen,  wolle  er  mich  verclagen.  Demnach 
aber  dieser  orth  nicht  in  des  Pabsts ,  sondern  noch  im  Napoli- 
tanischen  gebüet,  hat  kein  andere  herrschafk  macht,  zu  straffenn. 
Als  wür  dohün  kahmen  und  zu  morgen  gessen,  Schäften  düe 
Florentiner,  das  müer  der  guid  ein  ander  pfert,  von  denn  bela- 
denen,  gäbe,  alsdann  wir  wüderomb  guette  freind wahren,  rütten 
des  tags  noch  gehn  Salamanza,  ein  dörflin  von  wehnig  heüser, 
wölches  von  Fond  34  meil  lügt. 

Denn  24  düs  von  do  hünweg,  und  kahmen  düsen  tag  gehn 
Boma,  aldo  ich  denn  Jakob  Seslin  von  Ulm  noch  gefunden ,  wöl- 
cher  müer  gute  compagnia  leüstett.  Zwischen  der  zeütt,  als  ich 
vohrmahls  zu  Bom  gewesen,  wurden  4  grose,  hohe  vüeröcte  stei- 
nene  colonna  oder  seylen,  wölche  sehr  tüef  under  der  erdenn 
draussenn  in  der  alten  statt  Roma  in  gärtten  gefondenn,  wölche 
aus  bevelch  des  Papsts  Sixti  quinti  gesucht  und  ausgegrabenn 
worden,  düe  vohr  öttlich  hundert  jähren  in  der  statt  hün  und 


224 

wilder  ufgericht  stunden,  und  Yohr  diesem  jede  colonna  ohne 
zweivel  ganz  und  nun  von  einem  stuckh  gewesenn,  nun  aber  yede 
in  3  stuckh  zersprönngt  oder  vervöllt  wordenn,  wölche  obgemel- 
ter  Papst  Sixtus  wüderomb  per  memoria  an  underschüdlichen 
orthen  hatt  lasen  ufrichten,  als  düe  erste,  so  meiner  zeitt,  als  ich 
do  wahr,  für  der  kürchen  sanct  Maria  maior  ufgericht  worden, 
düe  stuckh  so  züehrlich  und  künstlich  uf  einander  gesöztt ,  das 
einer  vermeintt ,  es  wehre  allein  von  einem  ganzen  stuckh  ge- 
machtt.  Und  ist  sich  zuverwundem,  wüe  solche  gewaltige 
stuckh  stein  aus  dem  fundament  oder  grund,  do  süe  so  tüef  un- 
der  der  erden  gestöct,  haben  mögen  herusser  gebracht  werden, 
dann  gemelte  colonna  vül  gröser  und  dickher  als  düe,  so  auch  ge- 
dachter Papst  Sixtus  uf  sanct  Petersplaz  hatt  lassen  aufrichten; 
sein  vül  schöner  gärtten  durchgraben,  grosse  und  deine  böm 
ausgerottet,  ibel  zugerichtet  und  verwüest  wordenn,  büs  gedachte 
seülenn  sein  gefunden  worden.  An  solchen  stöhn  vülerley  sel- 
zamer  caractres,  vögl  und  andere  derogleichen  sachen  gehauen, 
sein  unden  sehr  dückh,  das  nahent  vüer  mann  doran  zu  umb- 
fangen  haben,  obenuf  immerr  zuegespüzt.  Derogleichen  sey- 
lenn  werden  noch  zwu  in  der  statt  Alexandria  in  Ägipten  ge- 
sehenn,  dovon  düe  eine  umbgevallen,  düe  ander  aber  noch  uf- 
recht  stöbet,  mit  gleichförmigen  caracter,  allein  das  düeselbige 
noch  gantz  und  von  einem  stuck  sein.  Und  solle  von  des  Pabsts 
4  seylen  eine  auf  dem  plaz  für  der  kürchen  sanct  Johaim  Late- 
ran, düe  ibrügen  2  an  andern  ort  ufgericht  werden. 

Nahent  der  kürchen  sanct  Maria  maior  hatt  yeziger  Papst 
Sixtus  quintus  seinen  gartten  Mont  alto  genant,  in  wölchem  ein 
dein  aber  sehr  schön  und  wol  erbauen  palatium  und  lusthaus 
stöhett,  so  in  mitten  des  garttens  gesehen  wüert ;  düeser  garrt 
ist  gros  und  weytt  begriffen,  vülerley  schöne  fruchten ,  böm  und 
kreytterr. 

Durch  gemelten  Papst  ist  das  kunstreiche  aqua  ducta  oder 
wasserwerck,  so  durch  düe  alte  Römer  erbauen,  aber  durch 
düe  krüeg  zerstöret  und  eingevallen ,  wüderomb  zuegericht  und 
ins  werckh  gebracht  worden,  wölches  iber  1 5  w.  meil  ausserhalb 
der  statt  seinen  Ursprung,  mütt  mörcklichen  costen  wüder  büs 
in  düe  statt  beleittet  worden;  ist  ein  gebey  von  hohen  steinern 
pfeylem,  yeder  bey  2V«  in  3  mann  hoch,  von  einem  pfeyler  zu 


325 

Aem  andern  ein  gewölbter  bogen  geschlossen;  obenauf  wiiert 
das  Wasser  in  einer  rünnen  fort  beleittet  büs  in  die  statt ,  aldo 
der  erste  auslauf  bey  dem  gewesenen  palatio  oder  saal  des  key- 
sers  Diocletian;  do  dann  düe  cardinäl,  düe  Bömer  oder  andere 
stattliche  herm  zu  Born  wasser  in  ihre  palatia  oder  lustgärtten 
begeren  oder  gehm  haben  weiten,  miesen  süe  beim  Pabst  an- 
halten, der  yerkaufts  innen  umb  ein  somma  gelts,  nach  dem 
einer  vül  oder  wehnig  begert,  auch  nachdem  manns  ferrn  laytr 
tenn  mues ;  durch  solches  mittel  kompt  der  Papst  seines  bau- 
costenns  zum  theil  wüderomb  ein. 

Denn  3  Juny,  wölches  wahr  ein  sonntag,  raysetich  mitt 
dem  procatscho  neben  öttlichen  kaufleitten,  münchen  und  an- 
dern passaschiri  von  Bom  hünweg,  und  ritten  des  tags  40  meil 
in  ein  statt,  Yiterbo  genantt,  dem  Pabst  gehörig,  ein  feine,  grose, 
alte  und  wol  erbautte  statt,  auch  underwegen  schöne,  lustige 
und  £ruchtbare  landtschaft. 

Denn  4  düs  &üeh  von  do  hünweg,  kahmen  auf  denn  mittag 
in  ein  dein  stättlin,  von  do  aus  hatten  wür  besen,  steinigen  weg, 
kahmen  auf  düe  nacht  in  ein  dorf,  Alapaglia  genant,  underm 
herzog  von  Florentz,  ist  von  Yiterbo  34  meiL 

Denn  5  düs  früeh  von  do  hünweg,  und  hat  gleich  von  dem 
dorf  aus  einen  gepflasterten  hohen  berg  oder  stäüg,  alsdann  wü- 
der  so  thüef  hinunderr,  hemacher  öttlichemal  durch  steinige 
bäch,  ein  sehr  beser  weeg,  büs  nachmüttag,  wüe  wüer  dann 
umb  vesperzeütt  gehn  Syena  kamen ,  32  meil  von  dem  yorigen 
nachtlägecr. 

Syena  oder  Sinis  ist  ein  feine,  zimlich  grose  und  sehr  alte 
statt,  lügt  in  Tuscana  und  under  dem  grosherzog  von  Florenz, 
sein  düe  heisrr  wüe  auch  düe  Strassen  oder  gassen  mehrtheils 
von  rotten  oder  gebrantten  steinen  gemacht.  In  gemelter  statt 
ist  düe  thomkürchen  wol  zu  sehen,  ein  stattlich  schön  gebey,  zur 
linckhen  band  ein  capella,  gleichsam  als  ein  bibloteca,  in  wöl- 
eher  oben  umbher  schöne  und  Jkünstliche  stuckh  sein  von  mahl- 
werckh ;  in  gemelterr  statt  hat  es  ein  Studium  oder  universitet, 
wüe  dann  düe  Thefitsche  privilegirt  sein ,  ihre  arma  zu  thragen, 
wölches  sonstenn  den  burgern  zu  tragen  verbotten. 

Denn  6  düs  morgens  früeh  am  thor,  von  do  hünweg  hat 
es  sehr  bergeten,  mehrtheils  gepflasterten  weeg;  sonderlichen 


336 

wann  man  der  statt  Florentz  m  nahett,  stefigt  mann  oft  hoch 
nf  und  ab ,  kamen  also  dttsen  tag  bey  gueter  zeütt  gehn  Flo- 
rentz,  wölches  von  Syena  34  meil.  Als  wür  under  das  thor 
kamen,  wurden  unns  öttliche  articl  yorgelesen,  ob  keiner  roba 
bey  sich  habe,  das  gabelia  geben ;  süe  lüessenn  mich  aberr  für 
einen  studioBum  passüerean. 

Florentia,  düe  principaJstatt  in  Tuscana,  aldo  auch  der 
grand  duca  pflegt  hof  zu  halttenn,  ein  herliche,  schöne,  wol  er- 
bautte  und  iberaus  lustige  statt,  doher  auch  gesagt  wüert:  Flo- 
ren tia  bella,  als  düe  schönest  in  Ittalia;  left  schüer  zu  mitten 
ein  starckher  zimlich  breitterr  fluß  durch,  düe  Ama  genanntt. 
Gemelte  statt  hat  gerade ,  breytte  und  lannge  Strassen ,  mehr- 
theils  mitt  gefüerten  gehauenen  steinen  gepflastert,  wölches 
züehrlich  und  wol  stöbet ;  allein  ist  es  bes  und  sorglich  doruf 
zu  reittenn. 

Ittem  zu  sehen  vül  schönerr  kürchen  und  clöster,  in  son- 
derheütt  den  thom,  wölcherr  gros ,  züehrlich  und  wol  erbauen 
neben  einem  hohen  thurn. 

Ittem  zue  sehen  des  herzogs  palatium,  so  am  markt  lügt, 
insonderheit  den  langen  neyen  ganng,  in  wöldiem  auf  beden 
seytten  vülerley  christlicher  potentaten,  fürsten  und  herm,  zum 
theil  todt,  zum  theil  noch  in  leben,  wahre  abcontrfactur,  neben 
andern  mehr  züehrlichen  kunststückhen.  Von  gemeltem  palatio 
faatt  es  einen  ganng  büs  zu  dem  andern  schloss,  genant  Byttau,  so 
ihneseytt  des  wassers  auf  ein  halbe  stund  wegs,  das  der  herzog 
heimlich  dohün  gehn  kahn  und  von  nimandt  gesehen  wüertt. 

Denn  9  düs  rüt  ich  in  gesoUschaft  dreyer  Tfaeütschen  des 
morgens  nach  Prattelino  uf  5  welsche  meil  von  der  statt,  aldo 
des  herzogs  lustgartten  zu  sehen ,  wölcber  sehr  gros  und  weytt 
begriffen,  von  schönem  gebey,  vülerley  bömen,  fruchten  und 
selzamer  kreitter  neben  züehrlichem  undt  künstlichem  wasser- 
werckh;  under  andermin  einem  Sommerhaus  esnechönr  küehlerr 
sahl,  der  boden,  das  deefer  und  thüsch  aller  von  marmor,  düe 
brennen,  so  umbher  sein,  aussen  mitt  schönen  corallzünckhenn, 
mörschneckhen ,  vülerley  muschlen,  berlinmutter  und  andern 
vül  selzamen  und  unbekanntten  Sachen  bekleidet  und  iberzogen. 
Nebenn  anderm  soll  es  ein  orgl  haben,  wölche  durch  den  thrib 
des  wassers  gehn  soll,  gleich  als  ein  ander  instrument,  so  durch 


327 

ein  person  geschlagen  wüert.  Als  ivür  nun  dasjhenige,  so  nnns 
gewüfien  worden,  nach  noturft  gesehen,  rütten  wür  von  do  einen 
andern  weg  auch  einem  des  grosherzogen  lustgartten  zue,  sanct 
Gastello  genannt! ,  in  wölchem  neben  anderm  sehr  vül  Wasser- 
kunst, sonderlichen  von  yerborgnen  grüffen;  do  einer  ettwan 
hinein  geth,  düe  selzame  Sachen  zue  besichtigen,  hatt  es  seine 
griif,  das  einer  aller  nass  wüert,  wüe  wür  dann  underr  anderm 
gleichsam  als  auf  ein  dein  lust  oder  Sommerhaus  gefiert  wur- 
den, hat  keine  stapflen  noch  stüegen,  sondern  allein  mitt  schönen 
deinen  küslsteinen  erhöcht,  irgend  zweyer  mann  hoch  vom  bo- 
den  stöth  oben  nicht  mehr  dann  ein  deiner  thüsch,  als  nun  der- 
jhenige,  so  unns  hinuf  gefiiert,  öttliche  grüff  gethon,  als  wolt 
er  denn  thüsch  öffnen,  sprützen  vül  rörren  von  unden  und  auf 
der  seytten  herusser,  so  wol  auch  am  hinunder  göhn,  das  einer 
allerr  nass  wüert.  Von  do  namen  wür  unsern  weeg  wüderomb 
nach  der  statt. 

Denn  10  düs  nachmittag  umb  vesperzeütt  sähe  ich  denn 
herzog  samptt  seinem  gemahl  (wölche  beede  in  einem  wagen 
fuehrenn)  in  düe  statt  innkommen.  Yohr  ime  güeng  sein  guardi 
beer,  derer  in  düe  100  trabanttenn  und  schüzen  sein,  alles 
Hochtheütsche ;  neben  inen  herren,  ritter  undt  adelspersonen , 
so  zu  pfert  wahren. 

Denn  11  düs  rütt  ich  neben  dem  ordinari  hotten  mor- 
genns  früeh  ans  thor,  von  do  hünweg  hatt  ich  ein  pfert,  wöl- 
ches  a  returno  göhn  Luca  gehörtte;  als  ich  aber  bey  5  meil 
ohngevahr  von  der  statt  kommen,  höbt  das  pfert  an  verligen, 
kond  dem  hotten  nicht  mehr  volgen,  fölt  lötstlich  gar  mütt 
müer  zue  häuf,  muest  also  wüder  zuruckh  und  zog  es  an  der 
band  büs  wüder  gehn  Florentz ;  und  düeweil  ich  das  reyttgelt 
schon  bezalt,  kond  ich  mütt  müeh  von  demjhenigen  ein  axHler 
pfert  bekomen;  also  rütt  ich  umb  mitjbagzeitt  wüder  allein  von 
do  hünweg  und  kam  des  tags  noch  a  la  Scala ,  ein  einig  haus 
und  l'hosteria  an  der  stras  gelegen,  20  meil  von  Florentz,  un- 
derwegen  fruchtbare  und  gute  landschafi't. 

Denn  1 2  düs  früeh  mitt  dem  tag  von  do  hünweg  und  nicht 

ferm  dovohn  hat  es  ein  iberfahrt,  kahm  uf  denn  mittag  gehn  Luca, 

wölches  von  der  einzechtigen  herberg,  dovon  ich  des  morgens 

ausrütt,  20  meil. 

15* 


228 

Luca,  ein  dein  aber  sehr  vöst  stättlin,  keinem  herm  un- 
derworfenn,  hat  ein  republica  gleich  als  Jhenua  oder  Verie- 
tia.  Ich  kahm  für  die  dritt  porta,  eh  mann  mich  einlües, 
dann  düe  frömbden  nun  bey  einer  porta  inngelassen  werden, 
halten  under  denn  thoren  starckhe  guardi,  und  mag  wöder 
burger  noch  frömbder  in  der  statt  keine  arma  thragen.  Gemelte 
statt  hat  rüngs  umbher  dückhe  und  hohe  wähl  und  graben, 
das  süe  wol  was  ausstöhn  mag;  hat  zu  einer  deinen  statt,  als 
es  ist,  stattliche  gewerb  und  handthüerung. 

Denn  13  düs  rütt  ich  neben  zweyen  nüderlendischen  edellei- 
then  sampt  ihrem  präceptor  von  Luca  hünweg  und  kamen  nach 
vesperzeitt  gehn  Pysa,  wölches  von  gemeltter  statt  10  meyl. 

Pisa,  ein  schöne,  grosse,  wolerbautte,  lustüge  statt,  in  Tus- 
cana  gelegen  undt  under  dem  herzog  von  Florentz,  left  düe 
Arna  schüer  zu  mittenn  durch  düe  statt,  so  von  Florenz  herun- 
derr  kompt,  und  auf  8  oder  9  meil  von  do  in  das  mör  föltt;  un- 
den  an  dem  ende  der  statt  hat  es  einen  hohen  ronden  thurrn, 
scheint,  als  ob  er  hannge,  kahn  mann  büs  zu  Oberst  hünuf  reytten; 
nebenn  dem  thurrn  hatt  es  ein  schöne  kürchen,  dorinnen  der 
prödügstuel  oder  canzl,  so  von  marmor  gemacht,  wol  zue  sehen, 
in  wölchen  der  passion  kunstlich  gehauen ;  gleich  donebenn  ein 
dormitorium,  wölches  weytt  begrüffen  und  in  düe  vüertt  er- 
bauen, innwendüg  umbher  aller  schön  gemahlt;  soll  mütt  terra 
sancta  beschittet  sein,  das  düejhenigen  personen,  wölche  dorein 
begraben  werden,  innerhalb  24  stund  verwesenn.  An  der  porta, 
wölche  stras  nach  Florentz  geth,  hat  es  ein  schloss  oder  castell. 

Ittem  auch  dess  ordenns  haus  zue  besehen,  wölches  düe 
rütter  aldo  haben,  so  sich  auf  des  grosherzogen  gallera  ge- 
brauchen lassen.  So  hatt  es  in  gemelter  statt  ein  universitet; 
gleichwol  (als  ich  vememe)  solle  es  wehnig  studiosi  aldo  haben, 
dann  der  luft  nach  nicht  dem  gesundesten,  doher  auch  düe  statt 
nicht  sonders  poppuliert  ist,  onangesehen  es  schöne  heüser  und 
palatia,  wüe  auch  hüpsche  lustgartten  inwendüg  der  mauren  hatt. 

Denn  14  düs  rüt  ich  hinaus  nach  Ligurno,  denn  porto  oder 
mörhaven  zu  sehen,  so  dem  herzog  von  Florentz  gehörig.  Do- 
Selbsten  lügen  seine  gallera,  deren  er  4  holt ,  neben  einem  gro- 
senn  gallion ,  wölche  Sommerszeit  stöts  in  curs  auf  den  gögeu 
der  Thürckhey  ausfahren ,  dannenher  er  auch  einen  orden  der 


229 

rütterschaft  von  sanct  Stephan  halten  thuet;  düe  füebren  ein 
rot  creütz,  mögen  sich  auch  ihres  gevalleas  verheyraten ,  haben 
keinen  so  strengen  als  düe  Malteserherrn  oder  rütter,  und  sein 
derer  rütter  uf  yeder  gallera  eine  gewüse  anzahl. 

Genielt  orth  ist  mitt  einer  rünckhmauren  umbfangen ,  zürn- 
lieh  weytt  begriffen,  mütt  pasteyen  und  streichwöhren  so  wol 
gögen  dem  land  als  dem  möhr  genuegsam  versehen ,  aber  inn- 
wendig  derselbigen  kein  einig  haus,  aller  wüest  und  onerbauen, 
solle  doromb  angefangen  sein,  das  mit  der  zeütt  ein  statt  dohün 
möchte  gemacht  werden,  als  ich  aber  vernommen,  soll  der  luft 
ganz  ongesund  doselbsten  sein,  das  niemand  dohün  bauen  wüll. 
Gleich  doneben  hartt  am  mör  hatt  es  ein  vöst  castell,  das  be* 
wahrt  denn  porto,  ist  mütt  Soldaten  besözt;  doneben  auch  ein 
bourg  von  öttliche  wehnig  heüserr;  und  ist  gemelt  ort  von  Pysa 
1 6  meil,  underwegen  vül  gesteud,  holz  und  morass,  das  es  aller 
ödt,  wüest  und  ohnbewohnt  ist.  Düsen  abentt  rütt  ich  wüderr 
von  do  nach  Pisa. 

Denn  15  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg  lüef  ein  dein 
jung  mitt,  der  das  pfert  wüder  zuruckh  reytten  sollt.  Als  ich 
under  das  tbor  kam,  wurd  ich  uffgehalten,  dann  ich  neben 
meinem  vallüs  ein  säcklein  am  Sattelbogen  hanngen  hatte,  dorinn 
wahren  2  oder  3  salzizoni ,  wölche  ich  mitt  von  Rom  gebracht 
und  für  ein  böse  herrberg  mitt  fäehrt;  well  mann  mich  nicht 
passieren  lasen ,  ich  gebe  dann  gabell  dovon ;  kond  mich  auch 
nichtt  ausroden,  ob  ich  schon  sagt,  wehre  ein  studiosus,  mocht 
nichts  helfen,  woll  ich  passieren ,  muest  ichs  verzollen.  Auf  4 
oder  5  meil  von  der  statt  hatt  es^  ein  iberfährt  iber  denn  fluss, 
düe  Arna  genannt,  wölcher  durch  Pisa  left,  alsdann  hat  es  10 
in  1 2  meil  aller  gesteudt  undt  holz,  doch  sandüg  und  eben  landt. 
Kahm  düsen  tag  gehn  Sarzana ,  ein  frontirstättlin  gögen  Tus- 
cana,  denn  Jhenuesern  gehörig,  dein  aber  sehr  vöst,  oben  auf 
einem  berg  noch  ein  castell  mütt  vülen  heüserrn,  in  der  grosse 
schüer  als  das  stättlin  begriffen,  dorinnen  sein  100  hochtheüt- 
sche  Soldaten,  wölche  do  in  der  besazung  lügen  und  von  der 
herrschaft  zu  Jhenua  besoldet  werden.  Gemelt  stättlin  lügtt  von 
Pisa  34  uad  vom  möhr  nun  3  meil. 

Denn  16  düs  von  do  hünweg;  auf  ein  meil  nahent  am 
stättlin  hat  es  ein  ibrfahrt  iber  ein  fluß,  als  dann  kompt  mann 


230 

auf  bösen,  rauen,  steinigen  und  bergigen  weeg.  Kahm  düsen 
morgen  gutt  zeütt  göhn  Lerisi,  ein  oflFnerr  fleckb  und  porto  des 
mors,  bey  wölchem  ein  stattliche  vöstung  auch  von' theütschem 
krüegsvolckh  besözt,  denn  Jhenuesern  zuestöndig.  Von  do  ver- 
meint ich  per  mare  nach  Jhenua  zu  fahren.  Verharret  also 
gemelten  tag  aldo,  demnach  aber  der  wund  contrari  wahr ,  wolt 
ich  nicht  lenngerr  düe  zetitt  do  verabsomen. 

Denn  17  düs  uf  2  stund  in  tag  rütt  ich  neben  einem 
pfafifen  von  do  hünweg,  welcher  auch  des  wegs  nach  haus  wolt, 
nahmen  düe  halbe  post,  rütten  auf  esell  fort,  kahmen  des  abents 
in  ein  stättlin,  Sestri  genannt,  ein  porto  des  mors ,  den  Jhenue- 
sern zuestöndüg,  lägt  von  Lerisi  34  meil,  ein  so  unwegsamer, 
rauch,  bergüg  und  iberaus  steinig  weeg;  mann  mues  auch  vül- 
mahl  durch  wasser,  und  ist  der  banditen  halber  sehr  unsicher, 
ein  so  unlustüge  stras,  das  solcher  denn  wegen,  düe  es  vül  in 
Schwödenreich  gübt,  wohl  mag  verglichen  werden,  und  mues 
einer  schier  sovil  zue  fues  gehn,  als  er  reütt ,  do  einer  nicht 
furcht,  der  esell  oder  pfert  valle  mitt  einem  ein  berg  hünunder. 
Werdenn  underwegen  wehnig  fleckhen  noch  dörfer  gesehen. 

Denn  18  düs,  den  abent  zuvor  hatt  ich  einen  esell  gedingt 
büs  gehn  Jhenua,  dann  der  pfaflf  nicht  weytter  mitt  müer  rütt, 
zog  also  des  morgenns  früeh  von  Sestri  hünweg,  güeng  der  guid, 
dem  der  esell  zuegehörte,  mütt  müer.  Als  ich  ohngevahr  düe 
halbe  tagreüs  erreicht,  verlügt  der  esell ,  wüert  henckhet ,  das 
ich  ihn  nicht  mehr  fortbringen  kondte,  lehnett  also  bey  der 
nechsten  post  einen  andern.  Düser  weeg  ist  auch  sehr  bergüg, 
abr  mehrtheils  gepflastert;  underwegen  uf  denn  bergen  schöne 
fleckhenn  und  dörferr,  unden  am  mör  öttliche  lustige  stättlin, 
und  ward  an  einem  sonntag  als  ich  do  durchzöge;  hüelt  das 
junge  volckh  auf  denn  pläzen  und  für  denn  heüsern  tännz,  wüe 
dann  hüeromben  vül  gebreichig.  Also  man  nahent  der  statt 
Jhenua  kompt,  werden  vül  schöner  palatia,  lustheüserr  und 
gärtten  gesehen.  Und  ist  von  Sestri  göhn  Jhenua  30  meil. 

Jhenua,  ein  schöne,  wolerbautte,  grose  statt,  auch  wol  be- 
vöstügt)  hatt  in  gemein  hoch  erbautte  steinene  heüserr,  drey  in 
4  gmach  oder  gaden  iber  einander.  Demnach  aber  solche  auf 
der  einen  seytten  gögen  dem  gebürg,  aber  hinauswarts  hart 
am  mör  lügt,  ist  solche  inw^düg  an  vülen  orthen  erhöht  und 


231 

bergüg,  hatt  auch  in  gemein  sehr  ennge  Strassen,  das  mann 
mütt  wagen  nicht  dorinnen  fahrenn  kahn,  ussgenommen  ött- 
licher  strasen. 

Gemelte  statt  ist  keinem  herrn  underworfen,  hat  ein  re- 
publica,  als  Vonetia,  halten  stöts  theütsches  kriiegsvolckh, 
düe  süe  under  denn  thoren,  auf  denn  pläzen  und  mauren  wüe 
auch  in  ihren  vöstungen  ausserhalb  der  statt  htin  und  wüderr 
haben,  derer  öttliche  100  sein,  und  ist  ausserhalb  der  Soldaten 
so  wol  frömbden  als  burgern  auch  den  adelspersonen  und  rütter 
arma  oder  wöhren  zue  thragen  verbotten,  ohn  allein  öttliche  für- 
nembste  patricy. 

Ausserhalb  so  wol  auch  inwendüg  der  statt  hatt  es  mech* 
tig  stattliche  palatia,  lustheüser  und  schöne  gärtten ,  wüe  auch 
kunstreiche  wasserwerckh,  wölches  alles  mütt  mörckhlichem 
costen  erbauen  und  underhalten  wüert,  sonderlichen  hinaus- 
warts,  do  düe  stras  nach  Meyland  geth,  wüe  dann  auch  der  prin- 
cipe  Andrea  Dorea  sein  palatium  und  wohnung  ausserhalb  der 
statt  nahent  am  mör  hat,  dannenher  das  ortb  oder  das  theyl,  so 
jheneseytt  der  lucerna  gögen  dem  mör  am  berg  lügtt,  eins  der 
sübenn  delitys  oder  woUustn  der  weltt  genennet  wüert. 

Es  hatt  sonsten  umb  düe  statt  ganz  keinen  kornbau,  auch 
wenig  weinwachs,  dann  es  mehrtheils  rauch,  steinig  und  föllsüg 
ist,  also  das  vül  getreüd  aus  dem  reich  Napoli  und  Sicilia  hün- 
gebracht  wüert;  dann  gemelte  statt  sehr  poppuliert  ist,  hatt 
auch  stattliche  negotia  undt  gewerb,  wegen  des  mors,  dann  es 
Spania,  Franckhreich  so  wol  als  Ittaliam  gelegen  ist.  Es  hat 
auch  einen  feinen  porto  oder  mörhaven,  könden  doch  nicht  son- 
ders vül  groser  schiff  dorinnen  stöhn,  zu  dem  ist  düe  innfahrt 
zümlich  enng,  da  es  bey  nacht  sorglich  dorein  zu  laufeu  ist,  des- 
wegen es  jheneseytt  der  mola  auf  der  höhe  einen  thurn,  zu 
Oberst  desselbügen  ein  lucerna,  in  der  gröse,  das  ein  gemeiner 
ronder  dusch  dorin  stöhn  kan,  in  wölche  düe  nacht  vül 
lampa  gethon  und  gebraut  worden,  domitt  sich  düe  schuf  bey 
der  nacht  darnach  zu  rüchten  wüssen.  Gedachte  signoria  holt 
stötts  ein  ajwkhl  gallera,  düe  süe  sommerszeütt  in  curs  laufen 
lassenn,  auch  jährlich  ein  reys  nach  Messina  in  Sicilia  thuen,  umb 
röche  seüde  absuholeim. 

Daß  theüt&ch^  krUegsvolokh,  so  in  der  statt,  haben  ihr 


232 

Bonnder  wohnung  im  palatio,  wüe  auch  der  oberste  und  düe  be- 
velchshaber,  dannacher  düe  signoria  umb  misshandluug  oder 
uneinigkheütt,  düe  sich  zwüschen  den  knechten  zuethrögt, 
nichts  annembt,  wölches  alles  dem  obersten  bevolhen  und  iber- 
geben;  der  hat  macht,  justitiam  zu  halten,  und  zu  strafen  nach 
yedes  beschuldenn. 

Denn  27  des  gemelten  mohnats  auf  ein  stund  in  tag  rütt 
ich  nebenn  zweyen  Theütschen  von  Jhenua  hünweg,  kompt  man 
gleich  in  das  gebürg,  an  öttlichen  ortten  sehr  enngen  weeg,  das 
einer  dem  andern  zue  pfert  nicht  wol  weichen  kahn,  sonder- 
lichen wann  einem  sömer  oder  maulthier  begögnen,  derer  oft  60 
in  70  nacheinander  gehn,  denen  einer  platz  geben  mues.  Es  ist 
underwegen  der  pahditen  halberr  sehr  unsichr,  wie  unns  dann 
des  tags  nach  dem  essen  3  begögneten,  aber  nahent  einem  dorf, 
yederr  ein  lanng  röhr  auf  der  achsl  und  2  fäustrohr  an  der 
seytten,  vornen  an  der  brüst  ein  dein  pfeiflin ;  do  süe  unns  an 
einem  gelegnen  orth  angetroffenn,  trag  ich  sorrg,  süe  möchten 
unns  zugesprochen  habenn.  Als  wür  aus  dem  gebürg  kahmen, 
wölches  düsen  tag  bey  guter  zeütt  beschah,  düngten  wür  ein 
gutschen  büs  umb  Meyland  und  füehrenn  des  tags  noch  gehn 
Vogera,  wölches  von  Jhenua  55  meül. 

Vogera,  ein  feine  statt,  zümlich  vöst  an  gutem  und  frucht- 
barem ort  gelegen,  der  alten  herzogen  von  Lutringen  zustöndig, 
aldo  süe  residiert. 

Denn  28  düs  morgens  bey  gueter  zeütt  hünweg,  und  eh 
wüer  von  do  fuehren,  kompt  ein  Franziscanermünch,  bütt,  wür 
sollen  in  lasen  mütt  fahren.  Düeweil  unnser  nun  3  uf  der  gut- 
schen sasen,  lüsen  wir  in  uffsüzenn,  kahmen  vormüttag  gehn 
Pavia,  ein  schöne,  grosse  statt,  aldo  es  ein  universitet;  hünaus- 
warts  gögen  Meyland  hatt  es  ein  castell,  wölches  mütt  Span- 
niern  bösezt,  und  lügt  gedachte  statt  under  dem  stado  de  Mi- 
lane, an  einem  sehr  lustigen,  fruchtbaren  orth,  dann  hart  an  der 
statt  der  herrliche  fluss,  düe  Pao ,  wölches  ein  schifreich  wassr 
ist,  fürlauft,  dorüber  es  ein  starckhe  bruckhen  hatt.  Als  wür 
zu  dem  thor  hünein  kommen,  wurden  unsere  sachen  durchsuecht, 
und  befragtt,  ob  keiner  kein  buech  bey  sich  habe ;  dessgleichen 
auch  der  münch  sein  bröeviarium  ufweüsen  müessen;  solches, 
als  ich  vemomen,  beschicht  aus  bevelcb  der  inquisitatores,  wann 


233 

geüstliche  oder  weltliche  büecher  bey  einem  befunden ,  werden 
solche  in  düe  inquisition  getragen,  aldo  visitiert,  was  solche  in 
sich  halten.  Und  demnach  es  noch  zu  früeh  wahr,  inozukehren, 
fuehren  wür  denn  strackhen  weeg  durchaus,  derowegen  ich 
nichts  aldo  gesehen,  kahmen  uf  denn  müttag  gehn  Lazertosa, 
eines  von  den  schönesten  und  stattlichsten  clöstem  in  Ittalia, 
beedes  von  gebey  und  intrada,  lügt  auf  einer  öbne  in  dem  thüer- 
gartten,  in  wöichem  düe  schlacht  zwischen  Spania  gögen  dem 
könig  in  Franckhreich  beschehen,  an  einem  sehr  lustigen  ort 
gelegen,  hat  ein  züehrliche,  wolerbautte  kürchen  von  aussen  und 
innwendüg ;  uf  der  lünckhen  band  des  chors  ein  kunstlicher  altar 
von  helfnbein,  dorein  der  ganze  passion  geschnitten;  neben 
disem  ist  der  hauptaltar  sambt  andern  alles  sehr  stattlich  ge- 
züehrt  und  wol  sehenswert,  oben  im  chor  zur  rechten  handt 
stötch  des  werckmeüsters  epitaphium,  so  düsen  bau  gefüert  und 
angeben.  Gemelte  kürch  wüe  auch  düe  standia  und  zellen  der 
patres  sein  mehrtheils  mitt  kupfer  bedöct,  innwendig  von  schö- 
nem, saubei*m  gebey,  hüpsche  zimmer  und  durchaus  auf  das 
stattlichest  erbauen,  derogleichen  monasterium  oder  closter 
einer  nicht  bald  sehen  wüert.  Düe  münch,  so  dorinnen,  sein 
alle  von  stattlichen  geschlechten  und  adelspersonen  und  geloben 
der  rögl  sanct  ^  gehn  im  closter  aller  weüß  gecleudet,  säe  haben 
schöne,  flüessende  wasserbäch,  lustige  gärtten,  als  ich  eracht, 
wahr  ihr  herz  begehr. 

Düeweil  wüer  eben  umb  mittagzeätt  gehn  Lazertosa  kah- 
men, gedachten  wür  do  zu  mittag  esi^en ,  aber  es  wurde  unns 
nicht  mehr  dann  ein  saurer  trunck  präsentiert,  so  wol  auch  dem 
münch,  der  bey  unns  wahr;  nahmenn  also  solchen  trunckh  auch 
nicht  an,  sondern  güengen  zum  closter  hünaus,  sassen  uf  düe 
gutschen,  fuehren  in  das  nechste  dorf,  aldo  wür  assen,  und  noch 
bey  gutter  tagzeütt  gehn  Meyland  kahmen,  wölches  von  Yogera 
36  meül.  Aldo  mann  unnsere  fallüs  under  dem  thor  abermahln 
durchsuecht,  ob  wir  nicht  t^ahren  oder  sachen  haben,  düe  ga- 
bella  tragen. 

Meylandt  ist  düe  principalstatt  in  Lombardia,  ein  schöne, 
wüert  auch  für  die  größte  in  Ittaliam  gehaltten,  wol  erbautt  und 

•  * 

1  Fehlt  im  ariginai. 


234 

poppuliert,  aber  nicht  vöst,  umbher  öbne,  fruchtbare  und  guette 
landschaft,  hatt  vül  schöner  kürchen,  als  der  thom,  welches  em 
mechiig  groB  und  weytt  begriffenn  gebey,  derogleichen  grosse 
nicht  bald  gefunden ;  düe  seylen  oder  pfeyler  aller  mütt  mar- 
mor  yberzogen,  aber  bey  weittem  nicht  volviert  noch  zum  ende 
gebracht.  Wann  mann  in  der  kürchen  hinuf  geth,  kan  einer 
düe  statt  sampt  umbligenderr  landtschaft  nach  notthurft  be- 
sehen, dann  düse  kürch  gleich  am  marct  stöhett.  Ittem  zu 
sehen  den  herzog  oder  gubernator  der  statt  neben  dem  palatio, 
in  dem  er  hof  holt,  wölches  gleich  gögen  gemelterr  kürchen  iber, 
ein  sehr  altt  gebey;  gedachter  gubernator  höltt  12  teütsche 
trabantten. 

Denn  80  und  lötstenn  das  wurde  ich  vohrmüttag  durch 
einen  trabanten  in  das  castell  gefüertt  und  gleich  des  tags  nach 
essens  wurden  düe  schweüzerische  gesandten  von  den  zwölf 
orthenn,  so  järlich  alher  zue  kommenn  pflegenn,  düe  nachbaur- 
Schaft  und  freindschaft  zu  continuiren  und  confirmiren,  umbwül- 
len  der  landschaftn,  welche  an  einander  gränzenn,  auch  in  daß  ca- 
stell geführt,  das  ich  noch  einmahl  müttgüeng.  Und  eh  mann  hin- 
ein kompt,  mues  mann  durch  drey  guardj,  alsdann  kompt  mann  in 
einen  grosen  hof,  in  wölchem  vül  Wohnungen  sein  für  düe  Sol- 
daten, sein  der  mehrertheil  Spannier  und  in  düe  50  hochteütsche 
trabanten ;  gemeltt  castell  ist  sehr  gros  und  weütt  umbfangen, 
gleich  als  ein  dein  stättlin,  inwendüg  desselbigen  ein  sondere 
kürchen  und  spüttal  für  düe  kranckhe  Soldaten;  haben  auch 
allerley  notwendige  handtwerckher.  In  mütte  dess  castells  hat 
es  ein  besonder  haus,  so  allein  stöth  mitt  einem  thüefifen  graben, 
wölcher  rüngs  umbher  geth;  dasselbige  haus  solle  mitt  proviant 
der  nottturft  nach  versehen  sein.  Auf  der  mauren,  wölche  sehr 
breytt  und  dückh,  kahn  mann  rüng  umbhergehn;  wahren  dozu- 
mahl  in  düe  80  stuckh  geschüz,  alle  auf  röder,  dein  und  gros; 
aber  ausser  dessen  sein  noch  vül  andere  stuckh,  so  zum  theil 
yerborgen  und  gesehen  wüert,  wüe  dann  auch  ein  sehr  groser 
vorrath  von  mettall,  doraus  mann  düe  stuckh  güest,  verbanden. 
Solle  auch  mitt  aller  nottürftiger  muuition  yberfiüssig  versehen 
sein,  so  mann  nicht  zeugt  oder  sehen  lest;  so  hatt  os  auch 
einen  flüesenden  bach,  so  mitten  durch  das  castell  left,  wölcher 
ein  müle  threiben  kahn ,  und  soll  gemelt  wasser  nicht  könden 


235 

abgegraben  werden,  dann  es  aldo  zuem  theil  enttspringt.  Aussen 
umbher  hat  es  sehr  tbtieffe  Wassergräben  und  einen  grosen 
weytten  plaz,  lügt  auch  das  castell  etwas  höhers  dann  düe  statt, 
und  ist  dermasen  bevöstügt,  das  ohne  verrätherey  solches  mfitt 
grosem  gwaltt  müeste  erobert  werden. 

Oemelte  statt  hat  schöne,  gerade,  breytte  und  lannge 
strasen,  wüe  auch  hüpsche  palatia  und  lustheüser,  dann  es  einen 
grosen  adel  aldo  gäbt. 

Under  andern  ein  schön  spüttal ,  do  dann  den  dürftigen  und 
kranckhen  sehr  wol  serviert  und  reinglich  ausgewartett  wüert, 
nicht  allein  mitt  essen  und  thrinckhen,  sondern  auch  mitt 
sauberkeütt  der  böttgwandt,  auch  ihrer  zimmer  und  gemach. 

Denn  4  Juli  yohrmittag  rütt  ich  neben  zweyen  Theütschen 
▼on  Meyland  hünweg;  hat  es  schöne,  öbne,  lustige  landtschaft, 
kahmen  auf  düe  nacht  in  ein  stättlin,  Martininga  genantt,  denn 
Vönedigern  ghörig,  nicht  ferm  von  Bergamo  gelegen.  Und  ist 
von  Meyland  hüeher  35  meyl. 

Denn  5  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg,  gübt  des  wegs 
vül  gesteüd,  wüsmatten  und  wasserbächlin,  das  düe  banditen 
hüeromber  guette  gelegenheütt,  sich  uffzuhalten,  haben,  wüe 
wüer  dann  des  tags  bey  einer  bruckhen  von  ihre  ftinf  angesprengt 
wurden,  dae  3  mütt  langen  röhren,  düe  andere  2  mütt  spües; 
umbringten  unns,  das  wür  ihnen  nicht  entreitten  kondten,  muest 
yeder  sein  vallis  aufmachen  in  freyem  feeldt.  Düses  wahren 
nicht  banditen,  sagten  süe  seyen  von  Bergamo:  do  einer  was 
bey  sich  füehre,  so  gabella  thrage,  mües  ers  aJdo  verzollen.  Düe 
zwen  Theütscbe,  mitt  denen  ich  rütte,  battenn  wüchslbrüef  und 
vül  handschriften  bey  sich,  dann  der  eine,  der  Botmundt  von 
sanct  Gallen  düner,  der  ander,  des  Clammers  düner  von  Kömpten 
wahr,  das  süe  sich  hart  beschwerten,  sagten,  sollen  mittgehn 
in  das  nechste  dorf ,  wollen  süe  alles  gehm  öfinen  und  ihnen 
noch  ein  vererung  thuen;  aber  es  woU  nichts  erfangen.  Als  wür 
nun  düe  fallis  ausgelert  und  süe  nichts  funden,  so  gabella  trüeg, 
begehrten  süe  noch  ein  trinckhgeltt,  aber  wüer  gaben  ihnen 
nichts,  macht  yeder  sein  fallis  wüder  zu,  sassen  uf  düe  pfert 
und  rütten  dovon,  dessen  süe  ibel  zuMden,  das  wür  inen  nichts 
geben  wolten.  Kamen  uf  2  stundt  nach  mittag  gehn  Presaa, 
lügtt  von  Mioüninga  25  meil. 


236 

Pressa,  ein  schöne,  grosse  und  sehr  vöste  statt,  neben 
einem  starckhen  castell,  so  oben  auf  der  höhe  am  berrg  lügt, 
gübt  gut  früsch  bronnenwasser,  dann  der  bronn,  so  im  palatio, 
ist  so  kallt,  das  ich  düe  höndt  nicht  kondte  dorin  halten,  onan« 
gesehen  es  düserr  zeütt  des  Jahres  am  heisesten  ist.  Solche 
quell  kommen  gleich  vom  gebürg  herunder,  wüe  dann  gedachte 
«tatt  auf  der  einen  seytt^n  hart  an  bergen,  aber  hinaus warts 
gögen  schöner  und  lustüger  landtschaft  gelegen.  Den  6  düs  ver* 
harret  ich  aldo. 

Den  7  düs  auf  drey  stund  in  tag  von  do  hünweg,  kahmen 
nachmittag  in  ein  stättlin,  harrt  am  Gardtsee  gelegen,  und  uf 
den  abent  kahmen  wür  gehn  Pisigera,  ein  dein  stättlin,  aber 
ser  starcke  YÖstung,  den  Vönedigern  gehörig,  wüert  guette 
guardj  imder  den  thoren  gehalten,  ist  rüngs  umbher  beflossen, 
dann  süe  denn  laco  d'  Gard  hart  dobey  haben ,  dovon  ein  arm 
hinein  geleittet  wüert.  Und  lügt  von  Pressa  24  meül;  rütten 
also  düsen  abent  noch  2  meil  weütter  auf  ein  herrberg,  Caba- 
casse  genant,  aldo  wür  iber  nacht  bliben. 

Denn  8  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg  kompt  mann 
gleich  auf  ein  sehr  weitte  heüden,  so  öttlich  meil  lanng,  hatt 
underwegen  kein  haus,  werden  auch  wehnig  böm  gesehen,  ein 
gelegen  ort  für  düe  banditen,  dann  einr  nicht  bald  entreitten 
kahn.  Düsen  morgen  kahmen  wür  bey  gueter  zeitt  gehn  Verona, 
12  meil  von  dem  nachtläger. 

Verona,  oder,  wüe  wüers  nennen,  Düethrichs  Beem,  ist 
ein  schöne,  sehr  grosse,  sehr  bequeme  und  wol  gelegne  statt, 
umbwüUen  der  fluss,  düe  Ötsch  genannt,  schüer  zu  mitten  durch 
düe  statt  leeft.  In  derselbigen  sein  3  castell  oder  Schlösser,  als 
ioben  auf  der  höhe,  sanct  Foelix  genantt;  das  ander  sanct  Jetter, 
und  dann  das  alte  schloß.  So  hatt  es  ein  colliseo,  so  in  der 
grosse  und  runde  dem  zu  Rom  sich  vergleicht,  aber  nicht  so 
sehr  vervallen,  stöth  besonder  oder  allein,  das  mann  rüngs 
umbher  gehn  kahn. 

Ittem  zue  sehen  das  palatium,  in  wölchem  der  gubemator, 
80  von  denn  Vönetianer  hüngeordnet,  wohnet,  dann  gemelte 
statt  ihnen  zuestöndüg  ist.  Eben,  als  ich  do  wahr,  wurden  10 
banditen  ohne  köpf  hüngebradit,  düe  wurden  uff  dem  marct  alle 
nach  einander  an  den  galgen,  yederr  an  einen  fues  gehönct  und 


3ä7 

blfiben  Tom  morgen  büs  zu  nacht  hanngen;  ihre  hänpter  oder 
kopff  wurden  auf  den  dozü  verordneten  stein  am  platz  gestollt. 
Under  solchenn  wahren  zwehn  gebrüeder  vom  adell  und  eines 
fiirnemmen  gescblechts  von  Vönetia,  auf  welche  öttlich  tau^ 
send  ducaten  geschlagen,  düe  Flamminy  genannt,  wölche  viü 
ibels  gethon  und  denn  leüthen  hün  und  wüder  grosen  schaden 
zuegefuegt;  diso  sein  des  conte  Octavio,  wölcher  auch  von  denn 
Vönetianer  pandisiert,  gröste  feündt  gewesen,  haben  auch  stöts 
uf  einander  gestreifett. 

Denn  1 1  düs  nachmittag  rütt  ich  von  do  hünweg,  kahm  uf 
den  abent  gehn  Mantua;  underwegen  sehr  schöne  ohne,  frucht- 
bare und  guette  landschaffl,  und  ist  von  Verona  gehn  Mantua 
24  meil. 

Ein  schöne,  grose,  sehr  wol  erbautte,  lustige  statt,  aldo 
auch  gedachter  herzog  von  Mantua  resediert.  Sein  palatium, 
wölches  ein  stattlich  gros  gebey,  ist  wol  zu  sehen.  Gemelte  statt 
ist  wegen  des  wassers  wol  bevöstigt,  dann  süe  nahent  rüngs 
umbher  beflossenn,  von  sehr  breytten  wassern,  haben  uff  der 
einen  seiitten  düe  Pao,  dovon  ein  fluss  in  düe  statt  hinein  geth. 

Denn  13  düs  verharrtte  ich  aldo  und  rütt  denn  14 
morgens  firüeh  von  do  hünweg,  kahm  uf  das  morgenessen  in 
ein  dein  stättlin  Lastala  genant,  dem  principe  Dorea  von  Jhenua 
gehölig,  hatt  ein  schöne,  breytte,  gerade  Strassen  von  einem 
thor  zum  andern,  das  mann  schüer  durchaus  sühett,  sein  düe 
heüser  zue  beden  theilen  schön  gemahlet;  ausser  gemelte  stras 
ists  nichts ,  allein  das  es  underwegen  am  hüeherreütten  wegen 
vüle  des  gesteüdts  guete  gelegenheüt  hat  für  düe  banditen.  Ist 
von  Mantua  22  meilen. 

Nachmittag  von  do  hünweg,  kam  uf  denn  abent  gehn  Par- 
ma, 18  meil  von  gemelten  stättlin,  also  rayset  ich  disen  tag 
durch  vüerer  förstenn  landtschaft:  als  Mantua,  hernach  vorge- 
melt  stättlin  Lastala,  dem  principe  Dorea  gehörig,  underwegen 
zog  ich  herrt  an  einer  vöstung  hün  nahent  an  der  Pao  gelegen, 
dem  herzogen  von  Ferara  gehörig;  das  4.  ist  Parma,  aldo 
der  principe  d'Parma,  dessenn  herr  vatter  gubemator  in  den 
Nüderlanden  ist,  hof  höltt;  der  hatt  eine  theütsche  guardj  von 
12  trabant.  Düs  ist  ein  schöne,  wolerbautte  und  sehr  lustige 
statt,   nicht  sonders  gros,   auch  nicht  vöst,  lügt  uf  öbnem 


S86 

laodt,  umbher  fruchtbare  kmdtochafft,  auch  gutteu  weinwax^ 
und  mag  wol  sagen,  das  ich  an  keinem  ort  durch  ganz  Ittaliam 
so  wol  tractiert  sei  worden,  dann  eben  in  gemeltter  statt,  dann 
ich  den  1 5  und  1 6  do  stüU  lag  in  der  herbeig  AI.  Capello  zum 
Gardinabbuet,  nicht  allein  von  tractation,  sondern  auch  sehr 
guten  weinen. 

Dozumahl  kam  ein  fran^sösischer  herr  gehn  Parma,  monsieur 
d'Jojeiis,  welcher  dem  köiiig  ans  Franckreich  befreündt,  der 
zog  nach  Rom,  einen  roten  huet  zu  hoUen,  dann  ihne  der  Pabst 
zu  einem  cardinal  creirt;  dem  erzeigte  der  printz  dTarma 
grose  ehr,  wüe  er  dann  büs  am  sonntag  nach  vesperzeütt  do 
verharrete;  als  dann  gab  ime  der  principe  sampt  seinem  adel 
das  gleüd  für  düe  statt. 

Denn  1 7  düs  morgens  uf  2  stund  in  tag  zu  gutschen  von  do 
hünweg,  kam  uf  denn  mittag  gehn  Reschi,  ein  dein,  aber  vöstes 
stättlin,  lügt  von  Parma  1 5  meil,  dem  herzog  von  Ferara  ghörig. 
Auf  den  abent  kam  ich  gehn  Modena,  lügt  von  Regi  17  meil, 
ein  grosse  altte  und  weyttlefige  statt,  auch  dem  herzog  von 
Ferara  zustöndüg;  underwegen  sehr  fruchtbare,  guete  und 
lustüge  landtschaft,  auch  guter  weg  und  oben  landt. 

Denn  18  düs  morgens  früeh  mütt  einer  gutschen  neben 
4  Ittalianer  von  do  hünweg,  kahmen  auf  1  stund  nach  mittag 
gehn  Bolognia,  20  meil  von  Modena.  Bologna,  ein  schone, 
grose  statt,  lügt  in  Lombardia,  under  dem  Pabst,  wüe  dann 
stöts  ein  legatus,  wölcher  ein  cardinal,  dem  düe  statt  zu  guber- 
nieren  ibergeben,  im  palatio  resediert;  der  holt  ein  schweizeri- 
sche guardj  von  hundertt  mann. 

Gemelte  statt  lügt  an  einem  thre£fenliphen ,  schönen  orth, 
wol  orbauen,  aber  nicht  sehr  poppuliert,  hat  sehr  vül  groser 
heüser  und  palatia  von  allttem  gebey,  in  dehnen  ein  fürstlicher 
räum  und  plaz  genueg  hette,  hofzuhalten,  und  sein  düe  heüser 
ingemein  durch  düe  gangbarsten  Strassen  auf  beeden  seytten 
erbauen,  das  mann  dorunder  kahn  durch  gehn,  mütt  gewölben, 
bogen  und  pfeilern,  als  zum  theil  zu  Münsterr  in  Westphalen. 

Ausserhalb  so  wol  auch  innwendüg  der  statt  sein  stattliche 
reiche  clöster,  als  do  ist  sancto  Dominioo,  sancto  Michael  in 
pusca,  und  andere  mehr;  so  hatt  es  auch  ein  Studium  oder  uni- 
versitet,  derselbigen  coUegium  wol  zu  sehen  ist,  hat  auch  inn- 


280 

wendüg  so  wol  als  aussen  schöne  grose  hist  und  fruchttgartten^ 
bün  aldo  verharret  büs  in  den  söchsten  tag. 

Denn  24  diis  uf  2  stund  in  tag  zu  gutschen  von  do  hünweg, 
neben  andern  passaschiry,  drunder  auch  2  Theütsche  von  Nürn- 
berg, drunder  der  eine  rüt  und  ein  eigen  pfert  hatt.  Kahmen 
des  tags  bey  guter  zeütt  gehn  Ferara,  so  30  meül  von  Bolognia, 
aldo  der  gedachte  herzog  hof  höUt,  sein  palatium  und  der  gart* 
ten  zu  sehen,  höUt  ein  guardj  von  50  trabantten,  halb  Hoch- 
theütsche  und  halb  halb  theil  Schweüzerr;  das  ist  ein  allte,  un* 
liebliche  statt,  gros  und  nicht  wol  erbauen,  auch  nicht  so  wol 
als  andere  stött  in  Ittalia  poppuliert  oder  bewohnet,  es  left  das 
wasser,  düe  Pao,  harrt  an  der  statt  hün.  Es  wüert  einer  hüer- 
omben  der  föede  halber  sehr  tribuliert,  dann  von  nöthen,  es 
hette  einer  von  yeder  statt  und  nachtläger  zu  dem  andern  ein 
besondere  föede. 

Denn  125  düs  nach  mittag  reyset  ich  von  do  htinweg ,  dann 
weil  gleich  disen  tag  der  herzog  spazüeren  ausreisete,  ist  hün 
und  wtider  in  der  statt  nichtt  vül  zu  sehen ;  rütt  disen  tag  gehn 
Rovvigo,  gleichwol  erst  in  düe  nacht,  dann  es  was  onwegsatn; 
ein  dein  stättlin  denn  Yönedigem  ghörig. 

Denn  26  dös  morgens  früeh  von  do  hünweg,  neben  büevor- 
gemelt^n  zweyen  Nürnbergem,  düe  iberrödten  mich,  das  ich 
mitt  inen  umb  Yizenza  rütt;  weyl  ich  zuvor  niehmalsdo  gewesen, 
wahr  es  müer  nichts  umb,  ist  von  Bovvigo  48,  wüewol  wür  nicht 
der  nähe  nach  rütten.  Gemelte  statt  Yicenza  ist  nicht  gros,  und 
under  der  Yönediger  gebüet. 

Denn  27  düs  nahmen  gedc^hte  2  Theütsdie  ihren  weeg  nafch 
Verona,  ich  aber  nach  Padua,  so  von  Vic^za  18  meil. 

Düs  ist  ein  sehr  grose,  alte  statt,  hat  nicht  vül  wehniger 
begriff  in  sich,  dann  Vönetia,  wäe  süe  auch  under  ihrem  gebüet 
ist,  süe  auch  einen  potesta  oder  gubematorem  stöts  do  halten, 
hatt  vül  groser  bläz ,  palatia ,  kstgärten ,  clöster  und  kürchen. 
Düse  statt  ist  wehnig  bewohnet,  gübt  vül  heüser  mütt  schupfen 
oder  gegwölbteii  bogen,  imder  denen  mann  truckhen  göhn  kahn, 
als  zu  BoUognia;  sonsten  ist  es  ein  vöste  statt,  hatt  wehnig 
narung,  auch  ganz  kein  handthierung,  behelfen  sich  düe  gemei- 
nen burgerr  mehrtheils  der  studiosi,  dann  es  ein  universitet  und 
vül  Scolari  gübt  von  adelspersonen  und  andern  öttliche  nationes; 


sofiderlich  tüI  Theätsche,  daim  es  iluieii  wol  gelegen.  Es  ge^ 
dunct  mich  ein  sehr  langweilig  ort  sein,  fruchtbare  landtschaft 
umbher. 

Denn  28  düs  des  morgens  nf  der  ordinari  barckha  hünweg, 
irue  dann  alle  tag  eine  nach  Yönetia  föhrt,  doruf  süe  vüler- 
lay  Yoickh  Yon  frauenzimmer,  münch  und  andere  mehr  passaschiri 
versammlen,  gleich  als  von  Menz  umb  Franckfurtt  am  Myn. 
Mann  süzt  gleich  hart  vor  der  statt  uf  das  vrasser,  düe  Brennta 
genanntt,  wölches  von  Padua  20  meil  büs  an  das  mor,  aldo 
mann  düe  barca  iber  das  thruckhen  landt  büs  in  das  mör  züecht, 
dann  es  der  ursach  halber  underscheüden,  domitt  das  gesalzne 
oder  das  möhr  wasser  nicht  under  das  süesse  komme.  Es  wer- 
den zu  beden  seytten  düses  fluss  vül  schöner  heüser,  palatia  und 
lustgärtten,  so  harrt  an  das  wasser  erbauen,  gesehen,  mehrtheüs 
den  vönedüschen  edelleüthen  gehörüg;  sommerszeütt  ein  kurz* 
weülig  und  sehr  lustüg  ortt  und  weeg  zu  reysen.  Zu  Luza  Fousina 
sas  ich  in  1  gondula  und  fuehr  vollent  gen  Yönetia,  dohün 
ich  umb  vesperzeütt  kahm  und  meinen  innkehr  in  voriger  ge- 
habter herrberg  a  sancto  Jeorgio  beim  Pongratz  Hochgesanng 
genommen,  do  ich  dann  vormals  auch  loschiert  wahr.  Unnd  ist 
von  Padua  umb  Vönedüg  25  meyl. 

Demnach  ich  nun  bey  14  tag  zu  Vönedig  verharrett,  und 
in  der  zeütt  vernommen,  das  in  kurz  ein  naue  nach  Trippoli 
d^Suria  abseglen  sollte,  hatte  ich  mein  nachfrag,  ob  nicht  pili- 
grini  oder  andere  passaschieri  müttreysen,  so  nach  dem  heiligen 
landt  zu  züehen  begehren,  dann  ich  lust  und  begfirde,  nieht 
allein  dohün,  sondern  auch  andere  orth  der  Türckbey  zu  besehen. 
Wüe  ich  dann  m  erfahrung  gebracht,  das  ein  ittalianischer  graf 
aus  Pimont  mütt  oder  uf  oben  angerögter  naue  in  Levante  seglen 
wolte  und  vohrhabens  wahr,  nach  Jherusalem  zu  reysen,  wölchen 
ich  durch  dinenn  meinerr  bekanntten  aaröden  lües,  ob  ich  neben 
ime  (yedoch  umb  meinen  rappen)  möchte  hünkommen ;  doruf  er 
sich  alles  guets  gögen  müer  erbotten ,  das  idi  kurz  resolviert, 
mich  in  gottes  nahmen  auf  düe  reüs  zu  begeben,  wüe  ich  mich 
dann  mütt  geltt,  proviant,  neben  anderm,  so  düe  notturft  er- 
fordertte,  versähe  und  gefast  machte,  dann  düse  naue  für  gwüs 
in  dem  mohnat  Augusto  abseglen  sollte. 

Gemelter  graaf  hatte  bey  such  2  düner,  wölcbe  er  mütt  ime 


241 

zu  nemmen  bedacht,  und  wahr  sonsten  ein  geüstlicher  auoh  aus 
Pimont,  der  mütt  dem  grafen  gehn  Vönedüg  kommen,  der  uf  sein 
spesa  oder  costen  hinein  reysen  woltte,  wölcher  sich  zu  müer 
yerfiiegte,  gab  müer  seine  meinung  zu  verstöhn,  das  ich  mich  in 
compagnia  mitt  ime  begäbe,  düe  proviant  und  den  wein  auf 
gleichen  costen  innküefen,  war  anfangs  ein  gut  düng,  dann  er 
sich  mütt  worttten  vül  gögen  müer  vexnemmen  lüesse,  aber  her- 
nacher  im  werck  yü  änderst  befunden,  wüe  wür  bede  dann 
wehnig  zeütt  uf  der  naue  beysammen  blühen  und  mütt  einander 
bürstetten,  sondern  theilt  mich  von  ime  ab  und  hatt  das  meinig 
allein.  Als  ich  vemommenn,  solle  düser  pfaff  von  denen  pfarren, 
so  er  zu  verwalten,  järlich  in  düe  500  cronen  innkommens  haben 
und  derft  ime  dobey  nicht  genueg  essen  oder  einen  guten 
thrunckh  thun. 

Indem  ich  mich  auf  düe  gedachte  fürhabende  reüs  rüstett 
und  forttig  machte,  kam  ichinerfahrung,  das  mitt  vohrgemelterr 
naue  ein  ney  familia,  düe  andern  patres,  so  zu  Jherusalem,  zu 
entsözen  und  abzwexlenn:  dann  alle  3  jähr  von  dem  Pabst  an- 
dere dohün  gesantt  wer  denn;  derer  wahren  in  düe  36  patres 
bahrfuesserordens,  dorunder  in  düe  18,  düe  mess  haltten  und 
prüester  sein,  düe  andere  sein  alle  laici,  das  ich  mitt  solcher 
compagnia  nicht  vül  lust  zu  reysen  hatte,  und  do  es  so  weytt 
nicht  kommen  wehre,  hette  ich  düse  reüs  leichtlich  eingestölt 

Einsmahls  güeng  ich  mitt  dem  pfaflfen,  wölcher  mittraysen 
woltt,  in  das  closterr  a  sancto  Franzisco,  zu  dem  patre  gardian, 
der  das  haubtt  von  den  patres,  so  nach  Jherusalem  selten,  be- 
suechten  in,  erclert  mich  doneben,  wüe  auch  bedacht  seye,  in 
terra  sancta  zu  reysen ;  iber  wölches  er  mir  zur  anttwurtt  gab, 
ich  seye  noch  jung,  derowegen  er  müer  nicht  rathen  wolle,  mich 
under  das  barbarische  volckh  in  Thürckey  zu  begeben,  yedoch 
woU  er  müers  heimgestöllt  haben,  und  in  allweeg,  das  ich  ein 
patenta  von  dem  cardinal  oder  des  Papsts  legaten,  so  zu  Vönedüg 
ist,  nemme,  dann  ich  ohne  sein  licentiam  in  dem  heiligen  landt 
nichts  sehen  werde.  Wüe  dann  beschehen  und  müer  durch  denn 
theütschen  pfafifen,  mester  Lorentz  genanntt,  ein  patenta  von 
gedachtem  legaten  zuewegen  gebracht  worden. 

Demnach  nun  vorgemelter  graf  bedacht,  pilgrams  weüs 
hinein  züehen,  wüe  das  er  sich  und  seine  zwen  düner  gleich  klei*- 

KiecheL  16 


242 

den  lües ,  auch  ich  und  der  pfaff  unns  gleichförmig  bekleidten, 
von  schlechtem,  grauem  fuetterthuech,  lange  röckh,  cassac, 
hosen  und  huet  aller  grau. . 

Demnach  ich  mich  allerdüngs  auf  düe  reüs  fortig  machte, 
mütt  proviant  und  getranckh  der  notturft  nach  versehen,  und 
täglich  uf  düe  naue  zu  fahren  bedacht,  mein  cassa,  baril  sampt 
anderm  blonder  zu  imbarckiren;  so  verzog  such  düe  reüs  iber 
vohrgemelten  mohnat  Augusto  büs  zu  ende  des  volgenden  moh- 
nats  September,  eh  düe  naue  aus  dem  porto  seglete,  wölches 
mich  sehr  unlustig  machte,  so  lannge  zeütt  vergeblich  zu  ver- 
harren, das,  wo  es  so  weytt  nicht  kommen,  ich  solche  reüs  inn- 
gestölt  und  verbleiben  lassen:  dann  ich  in  düe  2  mohnat  lanng 
zu  Vönedig  verharrette,  aber  als  ichs  zum  theil  zuvor,  aber  vül 
mehr  erst  auf  diser  reys  erfahren,  wann  ein  patron  eines  schifs 
von  8  tagen  sagt,  das  er  wegseglenn  wolle,  mues  einer  für 
solche  ein  mohnat  versthön  und  für  1  tag  acht. 

Denn  25  September  fuer  ich  und  mein  pfaff  auf  düe  naue, 
domit  wir  auch  ein  orth  bekommen  möchten,  unnsere  cassa  und 
andern  blonder  zu  stöUen,  dann  es  versamlete  sich  vül  volckhs, 
umbwillen  düeses  düe  lotste  naue,  so  für  düses  jähr  in  Levante 
seglen  woltte,  und  fuehr  ich  zwischen  der  zeütt  noch  öttlich- 
mahl  gehn  Vönetia,  doch  muest  der  pfaff  im  schüff  verharren, 
unnserer  beeder  Sachen  zu  verwahren. 

Eurtzer  bericht  meiner  reys,  so  ich  von  Vönedäg  aus 
alls  von  ultimo  Septembris  anno  1587  bfis  uff  10  Juny 
anno  89  inn  das  heylig^e  lanndt,  als  nach  Jberusalem,  durch 
Syrien ,  Aegipten ,  zu  sancta  Catharina  oderr  uff  den  berrg 
Synai ,  in  die  königreich  Cipro  und  Candia ,  w«e  auch  Con- 
stantinopoli,  vilen  insuln  sampt  andern  mehr  orten  in  Levante, 
Gott  zum  höchsten  gedanct,  glicklich  und  wol  verriebt 

Denn  29  obgemelts  mohnats  Septembris  ohngevahr  auf  drey 
stund  in  düe  nacht,  wüe  sich  dann  den  tag  ober  der  wund  gut 
für  unns  erzeügtte  neben  clarem  stüllem  wetter,  kompt  der 
admiral  mütt  öttlichen  barca,  derer  bey  18  wahren,  dann  ohne 
den  gedachten  admiral  khein  naue  aus  dem  porto  seglen  darf, 
und  zogen  gemeltte  barca,  unnser  schuf,  mütt  namejQ  Nana  e. 


243 

Ronzina,  dessen  patron  wahr  ein  Grüech  von  Napoli  d'Malvasia, 
aus  dem  porto  d'Malabocca  hünaus  büs  auf  das  hohe  mör,  als- 
dann düe  barca  wüderomb  zurück  fuehren;  wür  lagen  für  ancr, 
büs  nach  mittemacht,  dann  noch  öttliche  barca  mütt  sandt  um- 
geladen wurden,  so  unden  in  das  schif  kahmen,  dann  solches 
wenüg  beladen  wahr. 

Denn  30  und  lotsten  gemeltes  monats  gögen  tag  zogen  düe 
schifleut  die  segl  auf,  segleten  im  nahmen  Gottes  mütt  stüllem 
wund  und  schönem  hellem  wetter  fort,  ward  der  wund  Ponente 
sehr  gut  und  vento  in  buppa,  das  solcher  wund  von  datto  an 
bis  auf  den  5  Octobris  ungevahr  zu  resperzeütt  verkehrt  sich 
der  wund,  lauft  zu  Syroco,  wölcher  unns  ganz  zuwider.  Auf 
gemeltter  naue  wahr  ein  grose  anzal  volckh,  bey  200  personen, 
one  den  patron  und  düe  marinari,  von  vülen  und  mancherlay 
nationen.  Der  graf ,  neben  dem  ich  hinein  reüset,  hües  Anthoniö 
Scarampo  d'Casa  Criveli  aus  dem  Pimont,  der  hatte  2  dünerr 
bey  such;  des  yolckhs  vom  schüff,  als  der  patron,  beüelchs- 
leüth  sampt  denn  marinari  wahren  bey  60  personen,  der  Juden 
bey  50,  der  Francisanermünch  bey  36,  und  dann  ein  büschof 
aus  Candia,  so  aus  des  gemelten  ordenns,  der  ward  selb  vüert. 

Ittem  Ittalianer,  Franzosen,  Spannier,  Grüechen,  Armenier, 
Indianer,  Behmen,  Polackh^n,  Moscowitter,  Thürckhen  und 
Moren,  sampt  öttlichen  weübern,  Grüechin,  Ittalianerin  und 
Jüdin  neben  öttlichen  iren  kindem,  zum  theil  junckhjfrauen ; 
auch  zwen  blinde,  der  eine  wahr  ein  Jud,  der  ander  ein  Armenier, 
und  ich  ward  allein  ein  Theütscher  auf  gedachterr  naue,  das  es 
vülerley  zusamen  gesamlet  gesündt  gab,  das  einer  unlusts  halber 
oft  einen  appetit  hette  bekommen  sollen. 

Denn  5  Octobris,  als  oben  verraeldt,  würdt  der  wund  ye 
lenger  ye  störckher  von  Syroco,  das  er  unns  zuruckh  thribe  und 
sich  düe  nacht  ein  fortuna  erhöbt,  das  wür  ob  düe  100  w.  meil 
zuruckh  lüefen;  segleten  den  6  düs  in  ein  ofiiien  porto  in  Albania? 
mütt  namen  sanct  Johann,  auf  2  meül  dovon  ein  castell,  sambt 
einem  fleckhen,  Läschi  genant.  Düe  innwoner  sein  des  Thürckhen 
tributary,  haben  ein  sondere  sprach,  wölche  mütt  der  ungrischen 
such  vergleichen  und  iberein  kommen  solle. 

In  gemeltem  porto  verharreten  wür  4  tag  von  wegen  des  un- 
gewitterrs  und  gögenwündts,  kahmen  düe  Albanesi  oder  inn- 

16* 


244 

woner  des  landts,  wölche  Christen  sein  wollen,  an  das  ufer  des 
mors,  fuehren  auch  auf  das  schuf ,  mit  hüeiier,  gayssen,  schaf, 
junge  feerckhen  und  stür,  derer  süe  vül  an  das  mör  drüben,  do 
dann  einer  von  denn  unnsem  alte  kleüder,  sey  hüet,  rockh, 
stömpf  oder  anders  hatte,  dessgleichen  auch  von  messern,  wören, 
deichen,  so  nicht  vül  daugte,  kondte  er  eyer,  hönnen,  ein  geüs 
oder  schaf  darfir  bekommen;  dann  ob  unnsereiner  schon  was 
umb  gelt  kaufen  wolte,  nemmen  süe  kein  ander  gelt  dann 
thürckhische  münz,  als  asper,  seye,  und  derogleichen.  Es 
kaufte  der  patron  von  der  naue  in  düe  14  junger  stür,  gab  für 
yedenn  ein  daler  in  gold  oder  zech.,  do  doch  an  manchem  ort  düe 
hautt  sovil  güUt;  öttliche  stüer  lües  der  patron  schlachten  und 
das  fleüsch  innsalzen,  düe  ibrügen  füert  er  lebendüg  mitt.  Dess- 
gleichen kauften  auch  düe  passaschiri  von  gefügl,  geysen  und 
schaf,  das  wür  keinen  mangl  an  frischem  fleüsch  uff  der  naue 
hatten. 

Düe  landtschaft  hüeromben,  so  weütt  wür  sehen  mochtenn, 
wahren  sehr  hohe,  f ölsügte,  onfruchtbare,  auch  onbewonte  berrg, 
das  wehnig  brot  bey  inen  verhannden,  nehren  sich  mehrtheils 
des  vüchs,  wüe  süe  dann  vül  schöner,  daurhafte  pfert  züehen; 
düe  sein  woUfeül  und  sehr  guets  kaufs. 

Denn  10  düs  erzeugt  such  das  wetter  was  stüllers,  gleich 
als  ob  sich  der  wund  endern  wolte,  also  düe  marinari  wasser 
machten  und  lupften  das  eine  ancr. 

Denn  1 1  ongevahr  4  stund  vor  tags  zogen  süe  düe  andere 
2  ancr  und  liesen  düe  segel  vallen;  ward  der  wund  magister 
Tremontana,  zu  theütsch  west  nordwest.  Als  es  tag  wurd  und 
wür  albereytt  weytt  vom  landt  wahren,  erhöbt  sich  der  wund 
immerr  ye  störckher  und  blües  gögen  abent  so  schnell  strönng, 
das  sich  der  patron  besorgte,  der  wind  möchte  ime  düe  segl 
zerreissenn,  gab  bevelch,  das  mann  alle  segl  vallen  oder  streichen 
muest  büs  an  das  trincket  am  fordern  mast;  es  schnit  dermasenn 
forrt,  das  einem  das  gesicht  vergüeng,  dann  wür  vast  halben 
wind  hatten.  Wehret  düsem  tag  und  nacht  büs  uf  volgenden 
12  düs  zu  mittag  wüert  es  wüderomb  was  wehnig  stüllers,  das 
wür  noch  düsen  abentt  bede  isolen  Zephalonia  und  Zantte  von 
ferrn  sahen. 

Denn  1 3  düs  lagen  wür  zwüschen  gemelten  zweyen  insulen 


245 

und  nahent  der  statt  Zephalonia,  wölche  also  genannt  und  oben 
am  berrg  lügt,  ist  mitt  Soldaten  besözt,  gehört  düe  insul  und 
statt  denn  Yönedigem  zu.  Aldo  stügen  öttliche  passaschiri  von 
der  naue  aus  und  lüesen  sich  an  land  fiiehren.  Hüer  erhöbt  sich 
das  hohe  mör  oder  mare  mediterraneum;  es  ward  dozuemahl 
ganz  stüU  wetter,  das  wür  in  4  tag  lanng  hün  und  wilder  lavirten 
und  oftermaln  so  nahent  der  isola  d'el  Zante  kamen,  das  einer 
mit  einem  röhr  hette  hün  schüesen  könden.  Gleich  wol  mochten 
wür  den  porto  nicht  erreichen,  sondern  was  sich  düe  marinari 
des  tags  bemüeten,  mitt  dem  segl  umbzuwenden,  auch  das  schif 
mitt  der  barca  oder  dem  anhanug  forrt  zogen,  kam  alzeütt  auf 
den  abennt  ein  wünnd  von  Siroco  und  Levante,  der  unns  wüder 
zuruckh  thribe,  wölches  unns  sehr  verdrossen  und  düe  zeütt 
lanng  machte,  das  wür  der  isola  so  nahent  und  nicht  vollent  in 
das  porto  kommen  mochtenn. 

Den  17  düs  kahmen  wür  des  morgens  ungevahr  4  uhr 
vor  tags  al  Zante,  ein  isola,  den  Vönedigern  gehörüg,  lügt  von 
Vönetia  900  w.  meül,  ein  deine,  aber  sehr  fruchtbare  und 
lustige  insul,  sonderlichen  grosse  abondantia  von  wein,  so  mann 
romania  pflegt  zu  nennen,  ein  herrlich  gut  und  starckh  getranck, 
auch  wolfeil;  dannenher  es  ein  grose  anfart  gübt  von  den 
schiffen,  wölche  inn  und  aus  Levante  und  Ponente  seglen,  dann 
solcher  wein  hün  und  wüder  weytt  gefiiert  wüert.  Mer  hat  es 
ein  gros  gewächs  von  uva  passa  oder  der  deinen  weinbör,  derer 
düe  englischen  öttlich  100  ctr.  jhärlich  von  do  hünweg  fiiehren, 
dann  so  es  umb  zeütt  ist,  fündet  mann  unden  am  mör  öttlich 
scheuren  voll  geschütt,  gleich  als  das  korm;  von  anderen  früch- 
tenn,  als  oranien,  citronen,  lemonen,  granatöpfel  und  der- 
gleichen werden  sehr  schön  gefunden. 

Gemeltte  isola  solle  in  circuito  nicht  mehr  dann  80  w.  meül 
haben;  am  mör  lanngest  dem  porto  ist  düe  bürg,  so  ein  o&er 
fleckh ,  ol)en  sehr  hoch  uff  dem  berrg  ein  castell  gleich  als  ein 
stättlin  umbfanngen,  mütt  heüsem  wol  besözt,  in  solchem  castell 
wohnet  der  gubemator  düser  insul,  wölcherr  ein  nobilis  von 
Vönetia;  mehr  vöstungen  oder  stättlin  hat  es  nicht,  aber  inn- 
wendüg  im  lannd  vül  dörffer  und  baumhöf,  und  gebrauchen  such 
düe  innwohner  der  grüechischenn  sprach;  das  volckh  aber,  so  in 
der  bürg  wohnett,  könden  inehrtheils  ittalianisch,  wüe  es  dann 


t4S 

unden  in  der  bürg  ein  dein  monasterium  hat,  in  wölchem  3  in  4 
Franciscanermünch  sein;  oben  im  castell  hat  es  einen  büschpff. 

Inn  gemelter  innsul  gübt  es  vül  groser  erdbüdem,  dodurch 
sich  die  heüser  bewögen  und  das  erdrich  sich  aufthut,  dannenher 
säe  schlecht  bauen  und  ihre  heüser  nun  eines  gadens  oder  stockhs 
hoch  machen  und  mehrertheüls  auf  der  erden  wohnen. 

Wür  verharreten  in  düser  insul  in  düe  7  tag,  dann  vülJuden 
do  ausstügen,  so  ihren  zeug  lüesen  ausfüeren,  neben  anderer 
wahr,  so  aus  dem  schiff,  in  düe  insul  gehörig,  gefüert  wurd.  Es 
versähe  sich  ein  yeder  nach  gelegenheüt  genugsam  mütt  wein; 
was  essen  belangt,  ausgenommen  des  fleüsches,  so  aus  Morea 
herüber  kompt,  ist  es  ein  magerr  ort,  dann  ich  sähe  das  korrn 
aus  Engellandt  dohün  gebracht,  wölches  süe  ihrem  anzeügen 
nach  mütt  guttem  proffit  verkauften. 

Denn  24  Octobrüs  nach  mittag  hueben  düe  marinari  düe 
ancr  undt  zogen  düe  segl  auf,  ward  der  wund  Ponente  Garbin, 
küelt  gögen  abent  zimlich  frisch;  aber  den  25  gögen  tag  endert 
sich  der  wündt  unns  entgögen  und  wüert  Siroco,  das  wür  disen 
wüe  auch  volgenden  26  lavirten,  unns  immer  im  hohen  mör 
hüelten,  dann  der  patron  verhofte,  der  wund  solle  sich  wüder- 
omb  gut  für  unns  erzeügenn;  aber  er  wurde  immer  ye  lennger 
ye  störckher,  das  wür  uf  denn  27  düs  des  morgens  in  ein 
porto  in  Morea  oder  Gräecia  mütt  nahmen  Fattica  innliefen, 
wölcher  auf  der  einen  seyten  gögen  Tremontana  aller  offen, 
das  ganz  unsicher  dorinnen  zu  ligen.  Über  dem  berg  lügt  ein 
statt,  Napoli  d^Malvasia  in  Graecia,  und  under  dem  Türckhen. 
Von  gedachter  statt  ward  unnser  patron  von  der  naue  bürtüg, 
sonsten  in  Vönetia  seshaft;  lügt  in  terra  ferma,  das  maiin 
von  do  zu  landt  gen  Constantinopoli  oder  Vönedüg  reysen  kahn. 

Auf  wehnig  meil  hüevon  lügt  ein  insul,  Zerigo  genannt,  den 
Vönedigerm  gehörüg;  gleichwol  düe  statt  und  das  castell  jhene- 
seytt  gögen  dem  mör  lügen ,  in  wölcher  ein  garnison  von  ittalia- 
nischem  krüegsvolckb  gehaltten.  Als  mann  sagt,  solle  in  ge- 
meltter  isola  düe  schöne  Hoelena,  von  wölcherrwegen  düe  statt 
Troya  zerstert  worden,  begraben  ligen. 

Wür  verharreten  von  wegen  des  gegenwündts  büs  uf  30  düs, 
und  beschah,  das  den  29  am  morgen,  als  düe  barca  an  lanndt 
fuer,  wasGfer  zu  machen,  und  zum  tbeil  düe  marinari  auch  nicht 


347 

im  schuf  wahren,  reust  sich  die  gommena  oder  das  seyl,  doran 
das  ancr  gemacht,  entzwey,  wüe  dann  nicht  mehr  dann  düses 
ancr  inngeworfen  wahr,  das  das  schuf  algemach  dem  land  zulief. 
Do  es  der  patron  nicht  so  bald  gewar  worden  und  behend  noch 
ein  ander  ancr  vallen  lües,  wehre  das  schif  auf  den  gronnd  oder 
seiche  des  landts  gelauffen  sein,  wölches  ohne  mercklichen 
costen  nicht  mehr  von  do  hette  könden  oder  mögen  gebracht 
werden,  do  dann  schif  und  gut  dem  Thürckhen  heimgevallen 
und  düe  passaschiri  betten  mögen  zu  sclaven  gemacht  werden, 
sonderlichen  ich  und  mein  hauff,  dorfür  unns  gott  wol  behüetett, 
das  solches  nicht  bey  der  nacht  beschehen;  sondern  dp  es  fün- 
sterr  gewesen,  hette  mann  es  so  baldt  nicht  gespürtt. 

Denn  30  düs  ungeyahr  4  stund  vor  tags  segleten  wür  aus 
disem  porto  hünweg,  dann  er  ganz  offen,  das  mann  denn  lanngen 
weg  durchseglen  kahn;  ward  der  wind  Graeco  Tremontana,  das 
wür  den  31  und  lotsten  düs  monats  gögen  taag  düe  insul  Candia 
erreichten,  solche  den  lanngen  weeg  fürbey  segleten  und  zur 
lincken  hanndt  lügen  lüessen.  Als  wür  ohugevalir  in  düe  mitte 
düser  insul  kamen,  würdt  das  mör  ganz  bonaza  und  so  stüll,  das 
mann  keinen  wund  fühlen  kundte. 

Von  primo  Noiembris  büs  uf  4  düs,  das  wür  bey  15  oder 
18  w.  meül  nahent  an  land  kahmen,  das  sich  der  patron  für  dem 
Ostro  oder  müttagwünd  besorgte,  dann  düe  isola  Candia  auf  der 
seytten  keinen  porto  hat,  dobey  mann  innlaufen  kahn,  sondern 
den  langen  weeg,  düe  höchste  berg  und  strackheste  folsen. 

Denn  4  düs  in  der  nacht  erhöbt  sich  ein  wund  von  Garbin 
zümlich  früsch,  das  wür  ein  gutheil  wegs  fort  lüefen,  daurt  aber 
nun  büs  uf  denn  5  düs  gögen  nacht;  als  dann  lüef  der  wund  zu 
Siroco  Levante,  oder  sudost,  wölcher  unns  ganz  entgögen,  das 
wür  denn  6  und  7  hünwüder  lavirten.  Den  8  düs  umb  den 
müttag  erhöbt  sich  ein  flüegende  fortuna  oder  sturmwünd  von 
gedachtem  wund  Siroco  Levante,  und  würt  gögen  abent  so  ein 
greulich  wetter,  das  sich  der  patron  hefftüg  besorgte,  ursach 
weyl  wür  nahent  am  landt  wahrenn,  wüewol  wir  düe  insul  Candia 
schon  fürbey  geseglet.  Und  wahr  düß  terra  forma,  wölchs  lanndt 
mann  Natolia  nennt,  dem  Thürckhen  zustöndig;  hatten  nichtt 
ferm  in  einen  portto  zu  lauffen,  allein  wöder  der  piloto  noch 
patron  eügentlich  wüsten,  wo  süe  im  mör  wahren,  wegen  des 


248 

drüben  und  nübligten  wetters.  Ihre  bedenckhen,  do  innzulatifen, 
wahren,  das  umb  gemelte  revier  vül  stein  undt  fölsen  under  dem 
Wasser  verborgen  lügen  hat,  das  es  gar  sorglich;  fürs  ander 
mögen  süe  der  Thürckhen  halber,  so  dortumbher  wohnen,  nicht 
sicher  ligen;  fürs  drütt  seye  müehsam,  wüder  ans  disem  porto 
zu  kommen,  ümb  gemeltter  Ursachen  wüllen  hüelten  wür  unns 
im  mör  und  thrib  unns  düe  fortuna  bey  200  w.  meül  zurück, 
das  wür  denn  11  düs,  als  es  tag  ward,  für  der  insul  und  uf  7  in 
8  w.  meil  nahent  der  statt  Bhodis  wahren,  lögtt  sich  der  wund, 
wüert  das  mör  bonaza.  Der  scrivan  oder  Schreiber  von  der  naue 
wolte  nicht  haben,  das  mann  voUent  in  porto  laufen  solte,  noch 
das  schuf  für  ancr  zu  lögen ,  dann  es  im  ob  düe  40  do.  in  goldt 
cost  hette,  so  er  dem  obersten  und  bevelchshabem  an  seüde, 
gewand  und  andern  wahren  hette  präsentiren  müessen,  als  ge- 
breichig.  Also  lavirten  wür  undt  lüesen  düe  segl  nicht  nider, 
büs  wür  wüderomb  eines  theils  in  das  mör  und  düe  insul  fürbey 
kamen,  dann  hüeromben  das  mör  sehr  enng,  das  such  düe  ma- 
rinari  den  ganzen  tag  sehr  abschafften  mütt  voltiren  und  hün 
und  wüderkehren  der  segl. 

Denn  12  düs  in  der  nacht  erhöbt  such  wüder  ein  wund  von 
Garbin,  das  wüer  von  der  insul  Rhodis  hünweg  kahmen,  küehlt 
ye  lennger,  ye  hefftüger,  das  volgenden  13  gögen  der  nacht  ein 
heftüge  fortuna  sich  erhöbt  von  vohrgemeltem  wündt,  der- 
gleichen wür  von  Vönedüg  ab  nicht  gehabt,  unnd  würd  düse 
gögen  des  mors  golfo  de  Settalia  genantt,  wölcher  vül  unge- 
stemmer  sein  solle  als  sonsten  das  mör.  Wüe  mann  sagt,  solle 
ein  nagl,  mitt  denen  Christus  an  das  creüz  genaglet  worden,  in 
düsem  golfo  lügen. 

Denn  14  düs,  wölches  wahr  der  tag  Clementis,  unnserm 
alten  wüe  auch  der  Grüechen  stilo  nach,  uf  wölchen  tag  sich  düe 
Grüechen  sonderlichen  befahren  und  ihr  achtimg  geben,  als  süe 
sagen ,  sich  gemeiniglich  uf  disen  tag  gros  ungewütter  im  mör 
seye,  als  wür  dann  genugsam  erfahren,  unangesehen  wir  den 
wund  mütt  unns,  haben  doch  düe  marinari  düse  nacht  düe  segl 
ia  das  fünfte  mahl  aufgezogen:  dann  unversehner  sachen  ein  so 
schnelle  burasca  doher  kam,  das  süe  mitt  groser  macht  düe 
segl  inzüehen  muesten.  Des  tags  scoprirten  wür  düe  isola  Cipro, 
umbwüllen  aber  alle  segel  nüder  gelassen,  kamen  wür  nicht 


249 

iveytt  forrt,  und  wehret  solche  fortuna  büs  uff  16  düs  gogen  tag, 
als  dann  mutiert  sich  der  wündt,  wärt  magister  Tremontana,  der 
unns  nicht  zuwüder  und  mehr  dann  halber  wund  für  uns  war, 
das  wür  gedachter  insul  naheten  und  eines  theils  fürbey  lüefen, 
das  wür  noch  disen  tag  umb  vesperzeütt  in  ein  porto  in  Cipro 
innlüeffenn,  mütt  nameh  Salini;  lügt  d^  Tisola  d'el  Zante  1200 
w.  meül. 

Salini  solle  vor  düsem  ein  schön  und  wolbewohnt  stättlin, 
als  noch  an  vülen  gebeüen  zu  sehen,  gewesen  sein;  nach  dem 
es  aber  der  Thürckh  eingenommen,  ist  solches  aller  ruinirt  und 
zerstört  worden;  lügt  einer  w.  meil  nahet  dem  mör  uf  öbnem 
landt.  Als  der  Thürckh  düses  königreich  eroberte,  solle  er  aldo 
sein  Tolckh  an  landt  gesezt  haben;  wüe  dann  Nicosia,  wölches 
düe  principalstatt  im  königreich  Cipro,  nun  30  w.  meil  von  hüer 
lügt  gögen  das  landt,  und  Famagusta  auch  nun  30  meil  hüevon, 
wölche  statt  hart  am  mör  lügt,  und  hat  solch  königreich  düser 
zeütt  nicht  mehr  als  bemeltte  zwo  beschlossne  stött. 

Auf  ein  halbe  stund  nahent  dem  stättlin  gögen  dem  mör 
hatt  es  salzberg,  dovon  vül  salz  nach  Yönetia  gefüert  wüert, 
wüe  auch  anderer  ortt  der  Thürckhey:  dann  solch  salz  von  dem 
berg  gleich  als  stein  gehauen  wüert. 

Nücht  ferrn  vom  mör,  irgendt  eines  rohrsschuss  weytt  von 
der  douana  oder  Zollhaus,  ein  sehr  alte  zum  theül  zerstörte  oder 
vervallene  kürch,  so  düe  Grüechen  düser  zeütt  noch  innhaben, 
sanct  Lazaro  genanntt;  in  derselbügen  solle  der  arme  Lazarus 
begraben  lügen ;  ist  düe  begröbnus  zu  sehen  inwöndig  der  kürchen 
tmder  dem  hohen  altar;  mues  einer  mitt  einem  lüecht  hinunder 
steügen ,  dann  solches  under  der  erden. 

Was  nun  düser  zeütt  düs  stättlin  oder  fleckhen  anlangt,  ist 
solches  alles  verwüest  und  zerstört,  das  nahent  kein  ganzes  haus 
mehr  gesehen,  wehnig  bewohnt,  und  sein  mehr  Grüechen  dann 
Thürckhen  do  seshaft.  Was  eösennde  speüs  betrüft,  ist  es  so 
ein  magerr  ortt,  das  ich  vülmahl  kein  brot  fürs  geltt  hab  be* 
kommen  könden,  wüe  wür  dann  in  düe  20  tag  aldo  verharreten 
von  wegen  des  greilichen  ungewütters.  Den  tag  ward  ich  am 
land,  uf  den  abent  fiier  ich  wüder  nach  dem  schuf,  dann  es  ge- 
varlich  im  stättlin  zu  bleiben  nicht  allein  von  wegen  der 
Thürckhen,  sondern  auch  der  innwohner  halber,  so  doch  Grüe- 


250 

eben  und  Christen  sein  wollen,  wölchen  gleich  so  wehnig  zu 
thrauen,  sonderlichen  dem  düe  sprach  unwüssendt,  leüchtlich 
von  inen  uflfgehöbtt,  hünweg  gefüert  und  anderswo  verkaufift 
wüertt.  Alhüe  sein  vül  passaschiri  von  der  naue  verhüben, 
wölche  in  düser  insul  wohnhaft;  es  ist  auch  vül  gut  von  thuch 
und  andern  waren  ausgeladen  worden,  das  unnser  patron  in  düe 
6  tag  lanng  do  zu  thuen  gehabt,  düe  andere  zeüt  oder  14  tag 
lanng  nun  uf  den  wund  nach  Trippoli  zu  seglen  verharret. 

Denn  24  düs  uf  2  uhr  nachmittag  erhöbt  sich  ein  flüegend 
stürm  von  Gräco  Tramontana  und  wehret  büs  uf  27  düs  in  düe 
nacht,  das  düe  barca  oder  der  anhanng  von  unnserm  schüff  nicht 
an  das  landt  fahren  kondte. 

Denn  28  düs  ward  das  mör  wüder  bonaza,  büs  uf  den  29 
nachmüttag  erhöbt  such  ein  unversehene  burasca  von  Siroco, 
das  düe  wellen  aus  dem  mör  herein  göhn.  Dann  es  ein  weytt 
offen  porto  ist,  küelt  und  wehet  der  wund  so  starckh ,  das  es 
ein  gommena  oder  ancrseyl  abreüst ,  dovon  das  ancr  im  grund 
steckhen  blüh,  und  daurt  düser  wund  nicht  iber  3  stund. 

Denn  30  und  lotsten  Novembrüs,  unangesehen  es  fiüsch 
wetterr,  wüe  es  dann  nahent  bey  weyenachten,  hat  sich  einer 
von  denn  marinari  in  das  mör  gelassen  mütt  einem  strickh  umb 
düe  weiche,  doran  er  das  ancr,  so  vorigen  tag  unden  im  grund 
des  mors  steckhen  hüben,  angebunden  oder  vest  gemachtt,  vom 
grund  aufgehoben  und  wüderomb  in  das  schif  gezogen  worden, 
wüe  auch  zuvor  im  porto  d'Fatica,  wölches  ancr  süe  auch  vrüder- 
omb  höbtenn  und  aufzogen.  Allein  hatt  ich  mich  zu  verwundern, 
wüe  der  schüfknechtt  bey  so  kaltem  wetter  so  lanng  hatt  könden 
under  dem  wasser  verharren. 

Den  ersten  Decembrüs  ongevahr  ein  stund  vohr  nachts  er- 
höbt sich  wüderomben  ein  unversehene  burasca  von  Siroco  Le- 
vante, weret  aber  nicht  iber  1  stundt. 

Denn  2  und  drütten  düs  ward  es  fein  stüll  wetter,  büs 
auf  halbe  nacht  erhöbt  such  ein  ander  starckh  wund  von  Gräco 
Levante,  der  unns  entgögen  undt  recht  in  den  wündt,  wehret 
büs  uf  denn  4  düs  gögen  abent,  alsdann  es  den  5  undt  6ten  wüder 
was  stüllers  ward,  doch  war  der  wund  unns  immer  entgögen 
von  Siroco  oder  Levante,  das  ist  ost  oder  Ostsüdost. 

Denn  7  düs  erzeugte  sich  das  wetter  mütt  unns  zu  sein  und 


351 

lüef  der  wündt  zu  Garbin,  wölcher  zwüschen  mittag  und  nider- 
gang  her  wehet,  hueben  die  ancr  und  lüessen  düe  segl  vallen, 
fuehren  aus  gedachtem  porto,  in  welchem  wir  in  düe  20  tag 
lanng  gelegen,  und  daurt  solcher  wund  nicht  iber  mittnacht,  als- 
dann er  Tolgenden  8  düs  ein  weül  zu  Levante ,  darnach  Gräco 
und  einstheüls  Sirco  wahr,  wölche  wund  unns  alle  entgögen  und 
zuwüder  wahrenn;  entgögen  unns  der  andern  5  wund  wol  ge- 
brauchen kondten,  muesten  unns  derowegen  mütt  layiren  hün- 
wüder  im  mör  halten.  Bus  uf  10  düs  left  der  wund  zu  Ostro 
Garbin  oder  Südwest,  das  wür  düsen  abent  nahent  der  porto 
d!Trippoli  kahmen ;  demnach  aber  düe  nacht  herzunahete ,  und 
es  ohne  das  sorglich  innzulaufen,  wegen  der  stein  und  fölsen, 
80  under  dem  wasser  verborgen  lügen,  das  wür  unns  düe  nacht 
für  ancr  lögten,  blüh  alles  volckh  uf  der  naue,  ausgenommen  der 
scrivan  oder  Schreiber,  so  von  wegen  vüler  brüef  und  anderer 
gescheft  halber  noch  disen  abent  an  landt  fuehr. 

Denn  11  düs  zogen  düe  marinari  das  schuf  mütt  stüllem 
Wetter  voUent  in  den  porto,  lüesen  unns  an  landt  fäehren,  wur- 
den von  zweyen  janitscharen  oder  thürckhischen  Soldaten  vom 
mör  büs  in  düe  statt  begleütett,  dann  solche  bey  2  w.  meil  vom 
porto  lügt,  dem  gebürg  zu. 

Es  hatte  unnser  einzug  oder  ankunft  in  düe  statt  Trippoli 
ein  stattlich  ansehen,  mahnet  mich  an  das  evangelium,  do 
«rhesus  von  Betphage  nach  Jhenisalem  einrütt :  dann  büs  in  düe 
36  patres  dlordine  sanct  Francisco,  alle  in  gleicher  kleüdung, 
dorunder  der  guardian,  vicariüs  und  noch  ein  pater  auf  deinen 
eselln  rütten,  und  dann  der  graf  neben  zweyen  düenerm,  wüe 
auch  ich  neben  andern  zweyen  bülgem  alle  in  gleicher  grauer 
kleüdung.  Es  güengen  auch  mütt  alle  andere  passaschiri  von 
der  naue,  als  Ittalianer,  Grüechen,  Juden,  Armenier  und  der- 
gleichen, und  namen  düe  münch  ihren  innkehr  samentlich  in 
dem  clösterlin,  so  süe  in  der  statt  haben,  dorünn  stets  in  3  par 
tres  ihres  ordens  wonen,  wölche  aldo  cölebriren. 

Der  graf  aber  sambt  seinen  zweyen  dünem  nam  seinen 
innkehr  bey  einem  vönedüschen  factor,  ich  und  ein  Franzos  vom 
adl  namen  oder  güngen  al  fondego  d'Francia  in  des  französüsche 
haus,  aldo  wür  denn  viceconsul  umb  herberg  gebetten ,  auf  wöl- 
ches  er  unns  förgehalten,  das  düs  haus  kein  berrberg,  sondern 


252 

ein  uffenthaltnng  der  kaufleüt  seye ;  do  wüer  aber  gute  Christenn 
seyen,  wolle  er  unns  nicht  ausgeschlossen  haben,  verschafte  durch 
seinen  maistre  domo,  das  unns  ein  camer  gegeben  worden. 

Düse  statt  wüert  von  Ittalianem  Trippoli  d'Suria  genantt, 
in  der  landschaft  Siria  Phöenicie  gelegen,  ist  von  dem  porto 
d'Salini  in  Cipro  in  düe  150  w.  meül,  und  wüert  denn  ge- 
strackhen  weeg  von  Vönedig  hüeher  2100  w.  meül  gerechnet.  An 
solchenn  haben  wür  71  tag  underwegen  zuegebracht,  das  doch 
mehr  dann  zu  lanng,  sonderlichen  herwärz,  ist  zwar  eben  umb 
düe  herrbeste  zeütt  des  jahres  gewesen,  wegen  fortuna  und  un- 
gewütters,  das  nicht  bald  ein  naue  im  mohnat  Octobris  von  Vöne- 
dig abseglett. 

Denn  31  und  lotsten  tag  düs  jahres  sähe  ichfranzösüsch  schuf, 
so  man  seyatia  nennt,  zu  Trippoli  ankommen,  wölches  von  Marsilia 
ab  in  12  tag  und  1 1  nacht  dohün  geseglett,  ist  w.  meül  in  düe  2700 
oder  frz.  meil  900,  das  ist  der  lengste  passasch  auf  düsem  mör. 

So  mann  vom  porto  an  lannd  steügt,  hatt  es  ein  Zollhaus 
oderr  douana  genant  neben  öttlichen  grosen  mogasin  oder  gewöl- 
bem,  als  für  düe  Franzosen,  Vönetianer  und  Ennglische,  so  do- 
hün traffigiren,  domitt  ihre  wahren,  so  zu  wasser  und  landt 
hüngebracht,  verwahrt  lügen  mögen.  Und  zur  deflfension  solcher 
heüser  sein  am  ufer  des  mors  in  düe  5  wol  erbautter,  starckher, 
vöster  thürrn,  einer  nahent  bey  dem  andern  mütt  geschüz  wol 
versehen  und  mütt  öttlichen  janitscharen  verwacht  werden,  do- 
mütt  düe  schüff,  so  im  porto  lügen,  so  wol  auch  düe  wahren  am 
ufer  des  mors  von  den  cursari  oder  mörrauber  keinen  schaden 
empfahen  oder  nächtlicher  weül  hünweg  gefüert  werden.  Der 
neueste  oder  lötsterbautte  under  gemelten  thürn,  so  am  mör 
stöhn,  hat  ein  Vönetianer  bauen  lassen,  umbwüllen  er  bey  einer 
Thürckhen  ergrüflfen  worden;  das  leben  zu  verhalten,  hat  er 
solchen  thurm  auf  seinen  costen  müessen  bauen  lassen,  wölcher 
aller  von  gehauen  steinen  in  düe  vierung  zümlich  hoch  und  vöst, 
ist  d'Casa  Malatesta. 

Wür  lagen  zu  Trippoli  in  düe  24  tag  stüll,  umbwüllen  wür 
vernommen,  es  zu  Jherusalem  an  der  pestis  heftüg  gestorben,  do- 
her  dann  auch  das  neye  familia,  düe  münch,  so  mütt  von  Vönedüg 
abkommen,  noch  nicht  hünwolten,  büs  süe  bessere  aviso  bekom- 
men.  In  dem  arrivieren  4  Theütsche,  so  von  Jherusalem  alher 


253 

gelangt  und  irenn  innker  in  dem  französüschen  haus  zu  haben 
begerten;  düeweiil  aber  dem  consul  wol  bewust,  wüe  es  zu  Jhe* 
rusalem  der  besen  kranckheüt  halber  beschaffen,  wolte  er  süe 
nicht  loschiren;  vül  wehniger  der  yönetianische  consul,  das  düe 
gute  leüth  vül  müeh  hatten  underzukommen.  Entlich  behalfen 
süe  such  bey  einem  theütschenn  apotecker,  der  gab  inen  seine 
camerr  ein. 

Düser  Teütschen  nam  ward :  Chrüstof  Simon  von  Heüdorf, 
einer  vom  adel  aus  Tirol  sampt  einem  diner,  so  ein  Trientiner, 
vor  zeütten  ein  münch  gewesen;  ittem  ein  schlösüscher  edel- 
man,  Hanns  Eokors  von  Gamentz,  und  dann  Johaim  Kattüch 
von  der  StoUp  aus  dem  landt  zu  Bommern,  sehr  gutte  gesöllen, 
mitt  denen  ich  mehrtheüls  düe  zeütt  vertrübe.  Süe  hatten  wegen 
des  ungewitters  und  stetten  regens  alle  düe  roth  ruehr  am  halls, 
doYon  dessen  von  Heüdorfs  düner  auf  denn  todt  kranckh  lag; 
ob  er  nach  meinem  verreüsen  gestorben,  ist  müer  onbewust. 

Düe  statt  betreffendt  ist  solche  zimlich  gros  und  in  düe 
lennge  erbautt,  durchaus  nichts  bevestügt,  dann  düe  heüser 
zum  theül  auf  düe  stattmaur  gesöztt ,  hat  keinen  graben  noch 
einigen  wähl,  das  mann  an  yülen  orten  bey  nacht  wol  aus  der 
statt  kommen  kahn;  innwendüg  derselbügen  am  berg  ein  altt 
schloß,  so  auch  nichts  bevöstügt,  mütt  wehnig  janitscharen  be- 
sözt;  sonsten  ist  düe  statt  volckhreich  und  namhaft  von  wegen 
der  nüderlag  vüler  waren,  so  zu  wasser  und  landt  hünge- 
bracht  werden. 

So  lügt  gedachte  statt  an  einem  sehr  lustigen  ort,  an  vohr- 
bergen  des  hohen  gebürgs  Libani,  umbher  vül  schöner  frucht- 
barer und  lustiger  gäxtten,  gögen  dem  mör  zu  ein  öbne,  umbher 
vül  böm  von  mancherlay  gutten  und  geschmackhen  fruchten. 

Alhüe  zu  Trippoli  hüelten  und  begünngen  wür  das  fest 
nativitatis  Christi,  oder  weyenachten ,  wüe  dann  düe  patres  in 
dem  clösterlin  cölebrierten ,  doch  ohne  glockhen  noch  einiges 
leüthen,  wüe  süe  such  dann  der  glockhen  in  ganz  Thürckhey 
enthalten  müessen,  und  kein  nation  solche  öffentlich 'zu  leüthen 
gebrauchen  mag.  £s  ist  sich  zu  Verwendern,  das  zu  düser  zeütt 
des  Jahrs  allerley  schöne,  wol  rüechende  blomen  gefunden,  wüe 
unns  dann  an  gemeltem  fest  öttliche  Wüsche  rosen  für  den 
thüsch  zu  verkaufen  getragen  worden.  Ittem  das  umb  düse  zeütt 


254 

das  feldt  und  düe  wüsmatt^n  so  schön  und  lanng  von  gras  und 
blomen,  als  es  in  unserer  landtsart  umb  pfingsten  offfc  nicht 
gesehen  wüert,  das  ich  oftrmahi  mütt  vohrgemelten  Theütschen 
hinaus  auf  das  feldt  ganngen,  aldo  wur  unns  lustshalber  uf  das 
grüne  niderlögtten.  Von  fruchten,  als  oranien,  citronen,  lemoni, 
granat,  dattul  und  derogleichen  hat  es  genu6g,und  maulber- 
böm  düe  vüle  wegen  der  seüdewürm,  wüe  dann  derselbigen 
seüde  vül  do  gemacht  und  umb  Vönedüg  gfefüehrt  wirt.  So  be- 
kompt  mann  auch  zu  der  zeütt  früsche  rättich,  rüeben,  krauts- 
köpf,  grüen  krautt,  salat  und  andere  dergleichen  erdgewächs, 
als  bey  unns  in  mütte  des  sommers. 

Es  hatte  der  französüsche  viceconsul  4  oranienböm  in 
seinem  hof  stöhn ,  an  dem  müer  an  einem  under  denselbigen 
fruchten  von  3  underschüdlichen  jähren  gezeugt  und  gewüsen, 
als  von  ano  86,  87  und  88,  wüe  dann  am  bom  gezeichnett ,  und 
düe  fruchten  underschüdlich  zu  sehen  sein. 

Gögen  Levante  oder  Orient  lügt  der  berrg  Libanus ,  under 
wölchem  gedachte  statt  lügt ;  auf  solchen  der  graf  neben  zweyen 
Vönetianern  in  das  closter,  wölches  oben  am  berrg  erbauen ,  ge- 
zogen, wüert  von  Marioniti  bewohnett,  ist  ein  besondere  sect, 
derer  es  vül  tausent  düser  religion  umb  gedachtem  berg  wohnen 
hat ;  haben  under  inen  ein  patriarchen,  dem  süe  obediren*  Dem- 
nach ich  aber  nicht  wohl  zu  pass  wahr,  dorft  ich  müer  nicht 
thrauen,  hünuf  zu  steügen,  dann  einer  ein  tag  domitt  zu  thuen 
hat,  derowegen  ichs  für  mein  person  einstöUen  mueste. 

Es  wext  an  gedachtem  berg  Libano  ausbündiger,  treffen- 
licher, gutter  wein,  so  von  gedachten  Marioniti  gepflanzt  und  ge- 
hauen wüert,  bedes  rot  und  weüß,  wölchen  süe  vom  gebürg 
herunder  in  düe  statt  zu  verkauffen  bringen,  dann  süe  düe  ganze 
statt  domitt  versehen.  Onangesehen  der  wein  vermög  des  alco- 
rans  oder  Mahomets  gesötz  den  Thürckhen  zu  trincken  verbot- 
ten,  wüert  es  doch  von  inen  nicht  gehalten ,  in  sonderheüt  düe 
janitschar  oder  andere,  so  des  Grosthürckhen  besoldung  haben, 
such  manügmahl  so  doli  voll  ansaufen,  das  süe  wöder  stöhn 
noch  gehn  könden,  das  inen  niemand  macht  hat  einzurödenn ;  do 
es  aber  ein  armer  tropf  oder  gemeine  person  ist,  so  nicht  des 
keysers  besoldung  hat,  wüert  er  harrt  gestraft  und  ibel  geplagt. 

Düser  Libanus  ist  oben  an  der  höhe  sommer  und  wüntter 


255 

mütt  8chneh  bedöct,  als  ich  dann  von  meiner  gesellschaft  ver- 
nommen, das  süe  an  öttlichen  ortten  büs  zu  halbem  knie  watten 
müssen,  als  süe  düe  cödemböm  besichtigett,  wölches  an  dem 
gewäx  und  der  frucht  den  dannen  nicht  ungemäs,  als  ich  an 
denen  nästen,  so  süe  mütt  herunder  brachten,  gesehen. 

Es  ist  düses  closter  der  Marioniti  für  andere  sonderlichen 
privilegiert,  dann  süe  ihre  glockhen  noch  wüe  von  alters  her 
haben,  und  zu  volbrüngung  ihres  gottsdünsts  oder  kürchenampts 
offentUch  leüthen  lasen,  das  sonsten  an  keinem  ort  der  Thür- 
ckhey  zuegelassen  oder  gehört,  das  süe  einüge  glockhen  leüthen 
oder  gebrauchen  mögen.  Was  sonsten  vül  guttes  gewechs  von 
fruchten  und  nuzlichen  kreüttem  langest  düsem  gebürg  gefun- 
den werden ,  erfört  mann  von  den  medici  oder  düe  such  mitt 
den  simpUtia  delectiren. 

Under  dem  als  ich  zu  Trippoli  stüllgelegen ,  sähe  ich  eines- 
mals  ein  carovana  von  ochsen  ankommen ,  do  yeder  einen  sattl 
und  zu  beden  seytten  ein  ball  schamlott  auf  sich  hatten,  werden 
beladen  als  düe  camel,  esell  oder  somross,  wölches  mich  wun- 
der nam,  wüe  solche  thüer  mitt  solcher  last  iberr  düe  berg  kom- 
men könden,  do  doch  ein  ox  an  ime  selbr  schwer  und  zu  tragen 
ohngewohnt;  solche  kamen  des  wegs  von  Angora  ab,  aldo  man 
vül  schamlot  macht,  so  ungeferbt  nach  Vönedüg  gefliert  werden. 

Demnach  wüer  vernommen,  das  noch  kein  besserung  der 
peest  halber  sich  in  Jherusalem  erzeugte ,  auch  wöder  der  graf 
noch  düe  münch  hinzuraisen  wüUens ,  entschlos  sich  der  graf, 
underdessen  nach  der  königlichen  statt  Halepo  zu  reüsen, 
wölche  in  düe  7  tag  reüs  von  hüe  und  abwegs  der  stras  nach 
Jherusalem  lügt,  wüe  dann  gleich  ein  carovana  von  150  camel, 
so  düe  wahren,  wölche  zum  theül  unnser  naue  müttgebracht,  uff* 
geladenn  und  dohün  gefüert  haben,  mütt  wölcher  auch  öttliche 
Vönetianer  gezogen ,  so  zum  theil  auf  der  naue  mütt  von  Vöne- 
dig  kommen;  andere,  so  do  wohnhaft. 

Macht  such  derowegen  yeder  förtüg,  entlehneten  pfert  und 
esell  bis  dohin  zu  reütten  umb  lohn;  also  ich  der  lotste  auch 
nicht  sein  wolt,  dieweül  ich  aber  erfahren,  das  mann  von  einem 
pfert  oder  esell  in  10  do.  correnti,  das  ist  bey  4V«  zechinen  oder  do. 
in  goldt  gübt,  und  das  thüer  noch  dorzu  mütt  essen  versehen 
mues,  wölches  zwar  nicht  vül  zu  bedeutten,  wurd  ich  v^nirsacht. 


256 

ein  eügen  pfert  zu  halten,  kauft  derowegen  von  einem  muccaro, 
das  sein  Mohren,  wölche  stets  in  denn  fondego  sein  und  der 
kaufleüthen  und  andern  pferd  und  esell  leihen,  an  das  mör  oder 
nach  dem  porto  hün  und  wüderr  zu  reiitten,  ein  dein  cipriottüsch 
pfertlin,  an  der  färb  musentreft,  so  schon  alt,  wölches  mich  mitt 
aller  rüstung  oder  zuegehört  in  7  do.  in  gold  costett,  doran  ich 
wehnig  zuverlüeren  hatte,  do  es  nun  düe  reüs  volbringt,  in  an- 
sehung  es  mich  in  düe  36  tagreysen  getragen,  gar  bis  gehn 
Jherusalem  und  wilder  gen  Trippoli. 

Demnach  düses  vergangne  jähr  als  87  zum  ende  geloffen, 
wölches  ich  (Gott  zum  höchsten  gedanct)  mütt  gesondem  leüb 
zuegebracht,  aber  zum  theül  nicht  ohne  sondere  müeh,  arbeytt 
und  gevahr,  so  wol  auf  der  reüs  nach  Malta,  als  hüeher;  der 
getreye  vatter  im  hemmel  gebe  und  verleühe  uf  düser  meiner 
fürhabenden  und  albereytt  ins  werckh  gebrachte  reüs,  ieziges  an- 
gehendes jähr  ferner  sein  gnad,  heüligen  geüst  unndt  göttlichen 
segen,  domitt  ich  gedachte  meine  reüs  mütt  gesondem  leüb  auch 
glickhlich  und  wol  verrichten  und  zum  ende  bringen  möge. 
Amen. 

Denn  5  Januari  anno  88  vormittags  zog  düe  carovana  von 
Trippoli  aus,  demnach  ich  mich  mütt  proviant,  wein,  auch 
fueter  für  mein  pfert  uf  4  tag  lanng  versehen,  solches  alles  auf 
mein  pfert  geladen,  und  noch  dozu  ein  dein  feleyse  und  ein 
döppich  (wölchen  ich  für  ein  bött  gebraucht),  nam  ich  vom  vice- 
consul  meinen  abschüd  und  rütt  von  Trippoli  neben  andern  hün- 
weg.  Eh  das  ich  zu  der  statt  hinaus  kommen,  begögnet  müer 
ein  Thürckh,  wölcher  mir  denn  huet  vom  köpf  hünweg  schlecht; 
do  nicht  einer  von  denn  vorgemelten  Teütschen,  wölcher  müer 
das  gleidt  geben,  gewesen  wehre,  hett  ich  solchen  miesen  do- 
hünden  lassen.  Ich  gedacht  gleich,  es  werde  bösser  angehn, 
wann  ich  hinaus  uf  düe  stras  komme,  rüten  also  des  tags  nicht 
femer  dann  büs  zum  ersten  champ  oder  carovatschari,  so  ein 
einig  haus  und  nahent  am  mör  lügt,  ohngevahr  bey  4  stund 
wegs  von  Trippoli,  aldo  sich  düe  carovana  legerte  und  wüer 
neben  andern  düe  nacht  ober  verharreten. 

Denn  6  düs  des  morgenns  vohr  tags  von  do  hünweg,  und 
haben  düe  cameldreiber  den  brauch,  das  süe  des  morgens,  so 
mann  sich  solle  förtüg  machen,  einen  von  inen  auf  der  trommen 


257 

umbschlagen  lasen,  domitt  es  möniglich  höre  und  wüsse.  Also 
zogen  wür  fast  denn  halben  tag  langest  dem  mör,  so  wür  zur 
linckhen  handt  lügen  hatten,  von  do  wendeten  wür  unns  gögen 
dem  gebürg  und  legerten  unns  düsenn  abent  im  feldt,  do  yeder 
under  unns,  so  zu  pfert  wahr,  einen  pfähl  in  düe  erden  sehlaeg, 
doran  er  düe  halfter  des  pferts  vest  machte,  solche  ohnabge- 
sattelt  düe  nacht  do  stöhn  lües.  Es  wahr  düse  nacht  sehr  kallt, 
das  es  starckh  zugefror,  dero wegen  an  vülen  orthen  feyr  au%e- 
macht,  dobey  wür  unns  legertten. 

Denn  7  düs  mitt  dem  tag  von  do  hünweg,  und  ward  düsen 
ganzen  tag  regenwetterr,  wüe  dann  auch  zuvor,  eh  wür  von 
Trippoli  verreisetten ,  dodurch  düe  wasser  und  bäch  sehr  an- 
lüefen,  das  wür  besen  und  tüefenn  weg  hatten;  wüe  wür  dann 
den  tag  zuvor  einen  schnellen  fluss  durchpassüeren  muesten, 
wüe  dann  öttliche  von  iren  pfertten  abstügen  und  pben  uiF  düe 
camel,  wölche  vül  höher  dann  düe  pfert,  sasen;  ich  aber  kam 
mitt  meinem  pfertlinwol  hündurch,  muestzumtheil  schwömmen, 
dann  es  das  cleinest  düerlin  under  dem  häufen  wahr.  Düse 
nacht  lagerten  wür  unns  wüder  im  feldt  an  einem  lustigen  thal, 
do  vül  früscher  bronnquell  umbher  sein;  zu  der  lünckhen  band 
irgendt  ein  halbe  stund  wegs  hoch  uf  einem  borg  ein  castell  oder 
schloß,  wölches  von  Ittalianern  Castell  französi  genant  wüert, 
wüertt  von  Thürckhen  bewohnt.  Düse  nacht  kondte  ich  költe 
halber  nicht  schlafen,  muest  uffstöhn  und  mich  mitt  umbher- 
gehn  erwörmen,  wüe  ich  wehnig  gezeüg  hatte  mich  zu  bedecken. 

Denn  8  düs  früeh  morgens  von  do  hünweg,  dort  umbher 
ein  schön  oben  feldt  von  wüsmatten  und  früschen  wasserbäch, 
alsdann  erhöbt  sich  rauher,  böser,  unöbnerr  weeg,  do  wür  unns 
nicht  wenig  der  Arabier  halber  befahrten,  dann  als  müer  gesagt, 
seye  düe  carovana  öttlichmahl  hieromber  angriffen  worden.  Und 
wehret  solcher  rauher,  steiniger  weeg  ongevar  bey  drey  stund 
lanng,  alsdann  wür  uf  ein  gut  fruchtbar  und  oben  land  kamen, 
und  uf  denn  abent  in  ein  offen  fleckhen,  auf  mörisch  Telia  d'an 
genau tt,  lügt  uf  einem  deinen  berglin  an  sehr  lustügem  ortt, 
wüert  mehrtheüls  von  Arabier  und  weüssen  Mohren  bewohnett, 
aldo  wür  hennenayer  und  fugazi,  das  sein  ronde,  gebachne 
kuechen  von  wasser  und  deüg  gemacht,  so  süe^  an  statt  des  brots 
gebrauchen,  fürs  gelt  zu  kaufen  bekamen;  kein  wein  a.berwahr 

Kiechel.  1 7 


258 

zu  bekommen.  Öttliche  französische  kaufleüth  rütten  mütt, 
wölcbe  in  eines  Arabiers  bebausung  underkamen;  ich  neben 
inen,  aldo  wür  unns  auf  der  erden  beholfen;  düe  pfert  aber 
muesten  düe  nacht  in  einen  hof  uf  dem  pflasterr  stöhn,  und  muest 
such  mein  pfertlin  von  dem  fuetterr,  so  ich  mütt  von  Trippoli 
gefüert,  büs  hüeher  behelfen,  dann  underwegen  nichts  von-  füet- 
t^rung  zue  bekommen,  wüert  wehnig  haberr,  an  vilen  orten  gar 
keinr,  mehrtheüls  gersten  gezogen,  wüe  dann  düe  pfert  doran 
gewehnet  sein. 

Denn  9  düs  auf  2  stund  in  tag  reyseteh  wür  von  do  hünweg; 
nich  ferrn  hatten  wür  durch  einen  flüesenden  bach  zu  reütten, 
wüe  dann  lanng  keiner  wolt  der  erste  sein.  Indem  ich  nun  hin- 
einsözt,  ward  es  geh  und  schlipferüg,  dann  es  düB  nacht  ober 
geregnet,  schlipft  mein  pfertlin  und  föUt  mütt  mür  in  denn  bach, 
das  ich  uf  der  einen  seytten  den  lanngen  weeg  nass  worden,  doruf 
mich  harrt  fror,  muest  düe  stüfel  auszüehen,  dann  solche  voll 
Wassers  wahren;  ob  ich  schon  gern  ettwas  truckenns  angezogen, 
ward  es  nicht  verbanden.  Umb  düse  gögne  oder  landschaft, 
wölche  wür  des  tags  durchreyseten,  ist  so  ein  oben  und  frucht- 
bar landt  von  korrn  und  woUwaxen,  das  einer  an  manchem  ort 
auf  öttlich  vil  meil  wegs  in  die  ronde  keinen  einigen  bom  sehen 
kondte,  sondern  wol  erbauen,  blatt,  eben  landt. 

Düsen  abent  kamen  wür  in  ein  statt,  genantt  Damandt, 
gros  und  von  altem  geringfuegem  gebey,  lügt  an  einem  sehr 
lustigen  und  fruchtbam  ortt,  in  einem  thal  zwüschen  bergen, 
düe  mann  nicht  eh  sieht,  bis  einer  nahent  hünzu  kompt.  Düe 
hdüserder  statt  sein  zu  beden  seytten  der  berrg  erbauen;  unden 
im  thal  lauft  ein  schön  flüessend  wasser  durch  die  statt.  Als 
wür  do  innzogen,  lüefen  unns  düe  bueben  nach,  schrien  iber 
unns,  warfen  zum  theil  mitt  koth  zu,  sonderlichen  uf  düe  münch, 
derer  wür  drey  mitt  unns  hatten;  unangesehen  wür  3  janitschar 
zue  unnserer  deffension  mütt  namen,  kondten  süe  doch  nicht 
genug  wören. 

Denn  10  düs  bey  2  stund  in  tag  von  do  hünweg,  hat  es  auch 
diser  seytt  der  statt  noch  bey  6  w.  meül  oben  landt  und  grosen 
kormbau,  alsdann  kompt  mann  uf  düe  höhe  durch  ein  holz, 
und  fortan  büs  zu  dem  nachtlägerr  in  ein  champ  oder  carvat- 
scheri,  das  ist  ein  einig  haus. 


259 

Denn  11  düs  mitt  dem  tag  von  do  hünweg;  underwegen 
rauhe,  steünige,  ongeschlachte,  onfruohtbare  und  wehnig  be- 
wohnte landtschaft,  umb  wölche  gögne  düe  carovana  vülmaln 
Yon  den  Arabier  angrififen  undt  geblündert  wüert.  Gögen  abent 
kamen  wür  wüder>  auf  gesehlacht,  fruchtbar  und  gut  landt;  uf 
düe  nacht  kamen  wür  in  ein  champ,  do  anders  nichts  dann 
gersten  für  düe  pfert  zue  bekommen  wahr. 

Denn  12  düs  früeh  morgens  von  do  hünweg  hat  es  büs  uf 
2  oder  drütthalb  stund  nahent  der  statt  Haleppo  schöne,  frucht- 
bare und  öbne  landtschaft,  dannerher  hüeromb,  wüe  auch  umb 
düe  statt  Damandt  vül  bomwoU  wext  und  gezogen  wüert.  Von 
do  kamen  wür  wüder  auf  rauhen,  föllsigen  weeg,  büs  gahr 
Dahent  der  statt,  dohün  wür  disen  tag  bey  guetter  zeütt  kamen, 
durch  düe  statt  büs  nach  dem  fondego  rütten,  do  sonsten  düe 
Thürckhen  nicht  haben  wollen,  das  düe  Christen  inn  oder  durch 
düe  statt  reütten,  sonderlichen  frömbde,  so  nicht  stets  do  woh- 
nen. Als  wür  nun  gehn  Haleppo  kahmen,  nam  der  graf  sampt 
einem  düner  denn  innkehr  bey  dem  vönetianischen  consul,  ich 
neben  des  graven  ander  dünerr  bey  dem  französüschen  consul, 
neben  andern  französischen  kaufleithen,  so  mütt  von  Trippoli 
abkamen ;  also  haben  wür  in  düe  acht  tag  mit  düser  reüs  zuege- 
bracht  wegen  des  regenwetters,  besen  wegs  und  kurzer  tag. 

Nota.  Underwegen  am  hüeher  reysen,  sonderlichen  umb  Da- 
mandt undt  der  selbigen  schöne  gögne,  wahren  düe  bauren  auf  dem 
felldt  in  voller  arbeütt  mütt  sehen  und  pflanzen,  doher  süe  dann,  als 
ich  vernommenn,  im  Aprill  und  Maio  das  körn  einsamein  und  ihr 
erndt  haben,  wüe  süe  dann  mehrertheil  körn  und  gersten  bauen, 
ich  keine  rockhen  hüe^uland  gesehen,  auch  nicht,  das  süe  höw 
machen,  sondern  zu  end  des  Febniar,  do  dann  das  gras  am 
längsten  bei  inen  ist,  schlagen  düe  grose  herrn  und  janitschar 
ihre  pfert  auf  düe  wüsmatten  oder  weüd,  lasens  tag  und  nacht 
drausen,  büs  solches  abgefrözt  wüert;  ob  mann  es  schon  lenger 
wollte  stönlassen,  wüert  es  doch  durch  düe  grose  hüz  verbrönnt 
und  abgedorrett. 

Haleppo,  der  zeütt  düe  principal  und  fürnembste  handlstatt 
im  königreich  Siria,  wölche  den  umblügenden  ländern  sehr  ge-^ 
legen,  sonderlich  gögen  India  Orientale  von  wegen  des  herrlichen 
fluß  Eüphrates,  zu  dem  mann  in  zwey  tag  von  hüe  aus  reüsen 

17  * 


260 

kahn,  und  do  zu  wasser  dem  fiuß  nach  büs  gehn  Pagadet,  altt 
Babilonia,  Balsara,  Ormous  und  voUent  büs  in  India  kommen 
kahn. 

Es  sein  zu  Haleppo  nicht  mehr  dann  3  nationes  aus  Ponente, 
wölche  oflfenttlich  do  traffigiren,  handln  und  wandlen  mögen, 
als:  Franzosen,  Ennglische  und  Vönetianer,  derer  am  meüsten 
auch  düe  gröste  und  stattlichste  negotia  aldo  verrichten.  Was 
andere  nationes  und  örtter  in  Ittalia  betrüft,  als  Jhenueser,  Flo- 
rentiner, Napolitaner,  Sicilianer  und  dergleichen  kaufleüt,  haben 
nicht  macht,  dohün  zu  handeln,  noch  ihre  läger  do  zu  lialten. 
Zu  dem  mag  kein  Vönetianer,  seye  herr  oder  factor,  aus  andern 
ortten  in  Ittalia  dienerr  halten,  müessen  alle  von  Vönedög  sein. 
Von  gedachten  kaufleüth  und  factorn  seiner  öttlich,  düe  weüber 
und  kinder  haben.  Düe  meüste  und  gröste  wahr,  so  aus  Ponente 
oder  von  Vönetia  dohün  gebracht  wüert,  ist  thuch,  düe  wahren 
aber,  so  aus  Nattolia,  Armönia,  Ägipten,  Persia  und  India 
dohün  kommenn,  seiner  vül  und  mancherley  Sorten  von  edlem 
gestein,  als  rubin,  sophür,  thircos  in  grosser  anzal,  düe  dann 
meüsttheils  aus  Persia  gebracht  werden;  düespecerey,  als  canell, 
imbör,  langer  pfeffer,  negeli,  rauscatten  undt  muscatblüe,  wer- 
den mütt  vül  camel  dohün  gebracht,  neben  aller  sort  drogen, 
insonderheüt  wann  düe  grose  carovana  von  Mecha  zuruckh,  do- 
von  meiner  zeütt  mehr  dann  1  tausend  camel  alle  mitt  wahren 
beladen  zu  Haleppo  ankamen ;  düe  brachten  gros  gut  mitt  sich 
von  allerley  wahren,  sonderlichen  vül  inndich  ballen.  Was  due 
bomwoUe,  sowol  auch  düe  gesponne  woU  anlangt,  düe  wirt  mütt 
häufen  und  düe  vüle  hüeromber  gepflanzt,  und  von  hüe  zue  landt 
büs  gehn  Trippoli  gefüert.  Düe  statt  betrefifendt  ist  solche  neben 
der  ganzen  umblügenden  landschaft  allerr  under  dem  Thürckhen, 
dero wegen  ein  verordneter  gleichsam  als  vicerex,  so  mann 
bascha  nennt,  zur  regüerung  gesötzt  wüert:  der  höUt  sich  sehr 
brächtig  und  stattlich;  wenn  er  ausreütt,  hat  er  vül  pfert  und 
dinerr,  und  sein  noch  under  ime  vül  andere  stattliche  Thürckhen 
und  bevelchsleüth. 

Gemelte  statt  ist  gros  und  vül  umb  ein  mehrers  umbfangen 
dann  Trippoli,  aber  nichts  bevöstügt,  dann  düe  heüser  zum  theil 
auf  düe  maur  von  der  statt  erbauen,  aussen  umbher  an  vilen 
ortten  hatt  es  keine  graben,   düe  thor  auch  wehnig  verwahrt, 


261 

verlassen  sich  derowegen  aller  auf  das  schloß  oder  castell,  so 
nahent  in  motte  der  statt  erbauen,  wölches  gros  und  weüt  umb- 
fangen  und  in  däe  runde  gesözt  ist.  Ohnangesehen  düe  statt 
aller  blatt  und  öben^  lugt  doch  das  castell  zimlich  hoch  uf  einem 
berrg,  rüngs  umbher  mütt  einem  schönen  Wassergraben,  in  wöl- 
chem  vülerley  gefügel  ihr  uffenthalt  und  nahrung  haben,  dann 
solche  zu  schiesen  hoch  verbotten;  gedacht  wasser  solle  seinen 
Ursprung  do  haben ,  das  mann  es  nicht  abgraben  oder  nemmen 
kahn.  Zu  vülgemelttem  castell  oder  garnison  derselbigen  solle 
in  düe  500  janitschar  bestöUt  und  verordnet  sein.  Düe  geben 
düser  statt  betreflfendt  sein  derer  wehnig  mütt  stein,  in  gemein 
von  laim  und  kott  erbauen,  niderträchtüg,  und  gemeinglich  nur 
eines  gadens  hoch,  düe  dach  sein  oben  aller  blatt  und  oben;  so 
weytt  und  breytt  das  haus  unden  begriflfen,  so  lanng  und  breytt 
ist  auch  das  dach,  mütt  einem  östrich  besözt,  domitt  das  wasser 
oder  sehne ,  dessen  es  selten  mehr  dann  einen  des  jahrs  föUt, 
nicht  durchdringe.  Sommerszeütt  kan  mann  auf  solchenn  dach 
spazuren  gehn  und  aus  einem  haus  leichtlich  stetigen  büs  zum 
andern.  Es  solle  der  luft  so  gut  und  gesundt  sein,  das  sommers- 
zeütt, was  wehnigs  fürnemer  ist,  sowol  Christen,  Juden  als 
Thürckhen ,  öttlich  mohnat  lang  ihre  bött  auf  düe  dach  tragen 
lassen  und  doruf  schlafen.  Onangesehen  es  diserr  zeütt  wüntter 
wahrd,  sähe  ich  doch  auf  vilen  dachen  vermachte  bötstatt  stöhn, 
in  denen  sommerszeütt  düe  Thürckhen  und  ihre  weüber  schlafen, 
beschicht  mehrtheüls  wegen  der  strenngen  hüz,  das  einer  in  den 
gemach  oder  camem  nicht  so  wol  mewen  kahn ,  dann  als  müer 
gesagt,  süe  manig  jähr  9  monat  lanng  keinen  regen  haben.  Ohn- 
angesehen es  sonsten  an  vilen  ortten  der  Thürckei  bösen  luft 
gäbt,  solle  doch  bey  mannsgedenckhen  düe  pestis  zu  Halepo 
niemals  geregüert  haben. 

Düe  innwohnerr  betreffend  sein  neben  den  Thürckhen,  derer 
ausser  der  bevelchsleüth  und  janitschar  wenig  sein,  vül  weüsser 
Mohren  und  Arabier,  düe  grose  gewerb  und  kaufmannschaft 
threiben;  neben  inen  mancherlay  Christen,  als  Grüechen,  Ar- 
menier, Georgianer,  Sirianer  und  anderer  secten  mehr,  do  yede 
ihre  sondere  kürchen  und  öffentliche  exercitia  haltten  und 
habenn.  Was  nun  düe  3  andere  nationes,  als  Franzosen ,  Vö- 
netianer  und  Ennglische,   derer  wehnig  sein  und  kein  kürch 


262 

haben,  anlangt,  düe  mann  alle  Franci  zu  nennen  pflegt,  haben 
düe  Vönetianer  ein  dein  kürchlin,  wue  säe  dann  stets  in  3  Fran- 
cisanermünch  underhalten.  So  hat  der  französische  consul  auch 
ein  cappella  im  haus,  und  einen  pater  oder  caplan  bey  sich,  den 
er  underhöUt. 

Düe  consules,  so  do  sein,  ist  der  vönetianische  ein  nobilis 
und  gemeinglich  eines  fümemmen  geschlechts,  von  gedachter 
signoria  dohün  geordnett  und  nicht  überr  3  jähr  lanng  do  woh- 
nett;  alsdann  ein  anderer  dohün  gesantt  wüert.  Und  hatt  ein 
consul  seiner  nation  zu  commendiren  und  zu  schaffen  in  allem, 
das  sich  gebüert,  auch  jedem  mütt  rath  verhülflich  sein,  und  do 
einem  kaufmann,  factor  oder  düener  in  handelssachen  was  be- 
gögnett,  seye  gleich  von  Thürckhen,  Mohren,  Arabier  oder 
Juden,  hat  er  macht,  solches  für  den  bassa  zu  brüngen,  sich 
anstatt  und  wegen  dessen  zue  beclagen.  Dannenher  alle  wahr, 
so  aus  dem  landt  geth,  so  düser  nation  zustöndüg,  dem  consul 
2  in  2V2  procento  geben  mues,  wüe  ime  dann  vul  aufgeth,  dann 
er  stets  in  4  janitschar  besoldet,  wölche  tag  und  nacht  in  seinem 
haus  sein.  Düe  gebraucht  er  in  seinen  gescheften:  wann  er  aus- 
geth  oder  reytt,  gehn  solche  für  ime  her,  yeder  mütt  seiner 
cron,  wölches  ein  hoher  weysser  huet  von  füUz  gemacht;  iber 
den  ruckhen  hanngt  ime  ein  lannger  züpfel,  gleichförmüg  als 
düe  scheperon,  so  düe  weüber  in  Frankhreich  tragen,  vomen 
oberhalb  der  stümen  ein  hoch  vergult  blatt  mütt  schlechten 
steünen  versözt,  doran  mann  sein  officium  und  dünnst  erkönnett. 
Es  underhöUt  auch  der  consul  stets  2  dracomanni  oder  doU- 
metsch,  düe  viler  sprachen  erfahren,  sein  gemeinglich  Juden.    . 

Düe  kleüdung  des  consuls  betreffend,  geth  solcher  in  ganz 
roth  von  carmosin  attlas  oder  damast,  aller  auf  sirisch  oder 
grüechisch  in  langer  kleüdung,  do  ime  solche  büs  uf  düe  erdenn 
hanngen.  Dessgleichen  auch  düe  vönetianische  kaufleüth  und 
factor,  allein  das  solche  nicht  in  gefärbten,  sondern  mehrertheil 
schwarz  gekleüdett  göhn.  Es  sein  alle  färben  den  Christen  zue 
tragen  verguntt,  büs  allein  grüen,  düe  ist  so  wol  den  innwohner 
als  auslendüschen  Christen  zu  trägen  oder  das  geringste  von 
düser  färb  an  ihren  kleüder^l  zu  haben  hoch  verbotten,  ohn 
allein  kaiserlicher  Majestät  ampassator  zu  Constantinopel,  wüe 
auch  seine  edelleüth,  von  denen  ich  gesehenn,  das  solche  ganz 


263 

gekleüdt  güengen,  ^üe  auch  der  herr  ampassator  selber;  düses 
gebott  reüchtt  von  ihrem  Mahomet  heer,  wölcher  düe  Christen 
nicht  für  so  würdig  geacht,  das  süe  solche  färb  tragen  sollen. 

Was  nun  den  französischen  consul  betrüft,  holt  sich  solcher 
nicht  so  stattlich  mütt  dünem,  pracht  und  derogleichen,  hat 
aber  sowol  seine  janitschar,  dracomanni  als  der  vönötianische, 
wüert  auch  in  gleicher  autoritet  gehaltten,  der  seiner  nation  so- 
wol schuz  und  schürm  höltt;  dannenher  alle  wahr,  so  düe  Fran- 
zosen drinnen  einkaufen,  sovil  procento  geben  müessen  zu  Unter- 
haltung des  consuls.  Der  so  meiner  zeütt  aldo,  ward  keiner 
vom  adl,  genantt  Jhan  Eennier,  ein  Marsilianer,  und  bat  mitt 
denen  consuls  keine  solche  gelegenheüt,  als  wüe  mütt  dem  von 
Yönetia,  das  er  nun  2  oder  drey  jähr  do  wohne,  dannenher  auch 
dessen  vatter  consul  zu  Haleppo  gewesen.  Wann  ein  caroTana, 
seye  aus  Persia,  Armenia,  Ägipten,  Constantinopoli  oder  andern 
ortten  der  Thürckey  mütt  wahren  ankompt,  haben  düeselbige 
ihre  sondere  heüser,  so  mann  camp  oder  carvatscharas  nenntt, 
in  denen  süe  sich  sampt  ihren  camel,  esell  und  ross  behelfen 
könden ;  mögen  inen  selber  innkaufen  und  ires  gevallens  kochen. 
Düe  örtter  aber,  do  düe  wahren  verkauft  werden,  sein  auch 
sondere  erbautte  heüser,  wölche  mann  bazaras  nenntt,  die  sein 
nun  schlecht  von  holz  erbauen,  aber  gros  und  weytt  umbher 
begrüffen,  oben  aller  zuegedöct,  auf  beden  seytten  laden,  mütt 
Tülen  Strassen,  das  das  volckh  hün  und  wüder  wandlen  kahn; 
werden  des  abents  nicht  allein  düe  laden,  sondern  auch  das 
ganze  haus  gespörtt,  schüer  ein  gelegenheütt,  als  im  Bömer  zu 
Franckfnrtt  am  Mein,  dann  des  nachts  öttliche  verordnet,  düe 
vohr  den  thüren  wachen.  Und  hat  sich  einer  umb  mittagzeütt 
zu  verwundem  wegen  vüle  des  volckhs,  so  dorünnen  wandlen  und 
umbgehn,  von  kefer  und  verkefer,  aldo  einer  vül  und  mancher- 
ley  sort  waliren,  so  von  fernen  orthen  dohün  gebracht,  zu  kaufen 
bekompt,  wüe  dann  vast  yede  wahr  ihr  sonder  ortt  und  gassen 
innhat,  sowol  auch  do  mann  düe  sclaven  oder  Mohren  verkauft, 
dem  nach  aber  düse  statt  fem  vom  mör  lügt,  hatt  es  mütt  sol- 
chem gögen  Constantinopel  oder  andern  ortten,  so  am  mör 
stöhn,  wehnig  zue  bedeütten. 

In  den  gemelten  bazarn  oder  kaufheüser  haben  sowol  düe 
Christen,  wölche  im  landt  wohnen,  als  do  sein  Armenier,  Sirier, 


264 

Georgianer  und  dergleichen,  sowol  auch  düe  Juden  neben  den 
Thürckhen  und  Mohren  ihre  wahren  feyl,  one  einiges  der 
Thürckhen  verhündernus;  was  aber  düe  Christen,  so  mann 
Franci  nenntt,  betrift,  so  nun  ihre  lägr  do  haben,  als  Vöne- 
tianer,  Franzosen  und  Ennglüsche,  düe  haben  ihre  wahren  in 
besondem  heüsern  und  gewölbern,  in  denen  süe  wohnen  und 
stetts  sein. 

Es  hatt  auch  in  gedachter  statt  seine  besondere  ortt,  als 
bey  unns  düe  gardküch  sein,  do  einer  allerley  gekochte  speys, 
so  schon  zuegericht,  umb  ein  gering  gelt  zue  kaufen  bekommen 
kahn,  wüe  dann  vül  stattlicher  Thürckhen  und  Mohren  in  ihren 
heüsern  nicht  kochen,  sondern  sich  allein  der  gardküchen  be- 
helfen,  mittags  und  abentt  düe  speys  in  ihre  heüser  hoUen 
lassen. 

Wann  Thürckhen ,  Moren  oder  Arabier  zuosammen  kom- 
men, seye  das  süe  zechen,  arbeytten ,  kurzweiln  oder  schreiben, 
beschicht  solches  alles  auf  der  erden,  hockhen  oder  süzen  auf 
gebognen  knien  neben  einander  umbher ;  do  es  in  eines  herrn 
haus,  ist  gemeinglich  der  soler  von  marmor  mütt  vilerley  färben 
gepflastert  und  bedöct,  noch  dorzu  mütt  schönen  teppüchen 
überlögt*,  an  dem  ort,  do  süe  zu  süzen  pflegen,  das  ist  irgend 
eines  schuchs  hoch  von  der  erden  erhöbt ;  beschicht  auch  wol, 
das  süe  eben  an  dem  ort,  do  süe  essen,  auch  ligen  und  zu  nachtt 
do  schlafen.  Eh  einer  in  ihre  gemach  oder  sahl  inngeth ,  züeht 
er  düe  schuch  aus,  lests  heraussen  stöhn,  dessgleichen  auch, 
wann  süe  ihr  gebet  thuen,  stöUt  yeder  seine  schuch  für  düe  thür 
der  kürchen,  cum  reverentia  zu  melden,  wann  einer  das  wasser 
entblöst,  hockhet  er  gleichförmüg  also  nider,  so  wol  auch  die 
Christen,  düe  im  landt  wohnen;  dann  do  süe  einen  Christen 
sehen,  der  solches  aufrechtt  verrucht,  schmehen  süe  einen  ibel, 
heüssen  in  gaver,  das  heüst  ein  Chrüst,  domütt  vermeinen  süe 
einem  grosen  wüderdrus  zu  thuen,  heüsen  in  ein  hundt  und  an- 
dern schmehliche  wortt,  wölches  müer  oflftermal  begögnet.  Due- 
weil  ichs  aber  nicht  verstanden  und  es  ohne  streich  oder  schlög 
abgangen,  habe  ichs  wol  gedulden  mögen.  Alhüe  ist  das  holz 
sehrtheuer,  wext  auch  wehnig  umb  due  statt,  dannenher  das 
gemeine  volckh  den  camel,  ross  und  eselskoth  aufsamlen,  den- 
selbügenn  an  der  sonnen  dörren  und  an  statt  der  kolen  nuzen 


265 

und  gebrauchen.  Wann  solche  wol  erwarmen ,  geben  süe  mehr 
und  grösere  hüz  von  säch,  daurt  auch  lengerr  als  kohlfeür. 
Gemeltt  koth  gebrauchen  säe  auch  an  statt  des  stroh  den  pfert- 
ten  underzuströen;  ob  es  schon  nass  ist,  wüert  es  des  tags 
wüder  gedörrt,  das  solches  lanng  kan  gebraucht  werden. 

Innwendug  der  statt  gäbt  es  vul  gefugl,  als  amseln,  staren 
dürdldaubenn,  auch  rebhönerr,  wölche  sich  auf  düe  dach  von 
denn  heüsern  sötzen,  wie  ich  dann  von  dem  französischen  consul 
gesehen,  das  er  derer  uf  seinem  dach  geschossen. 

Ausserhalb  der  statt  irgendt  eines  rohrsschuss  dovon  hatt 
es  öttliche  hohe  und  weytte  grotta  under  der  erden,  wölche 
thüef  und  in  due  lenge  such  ferrn  erströckhen ;  in  denselbugen 
flachen  däe  seyler  ihre  struckh;von  gedachtten  grotta  solle  eine 
nahentt  bäs  zum  castell  under  der  erden  verborgen  gehn,  das 
doch  zimlich  weytt  dovon  in  der  statt  stöth. 

Hueromber  züehen  und  pflanzen  däe  Christen  gutten  wein, 
wölcher  starckh  und  läeblichs  thrunckhs,  und  kan  einer  das 
ganze  jähr  neuen  wein  oder  most  thrinckhen ,  ursach ,  das  säe 
grose  yrdene  krueg  haben;  wann  due  thrauben  abgelöst,  sue 
solche  dorein  thon  und  also  verdöct  beusamen  lasen;  haben 
keine  pressen  als  in  unnsern  landen  gebreichig,  sondern  haben 
einen  bestölten  mann,  durch  wölchen  düe  drauben  in  einem 
hülzemen  trog  getretten  und  geknozett  werden,  wölches  eben 
lüederlich  und  langsam  zuegeth.  Zu  dem  habenn  süe  keine 
vass,  sondern  halten  denn  wein  nun  in  grose  yrdene  krüeg,  auch 
zimlich  thüef  under  der  erden,  das  wehnig  lüecht  noch  luft  dozu 
kommen  kahn.  Von  fleüsch  essen  düe  Thürckhen,  Mohren  und 
Arabier  wehnig  von  kallb,  rund  noch  oxnfleüsch,  sondern  den 
mehrertheül  hamml;  düe  sein  hüezuelandt  so  fett,  das  einer 
kein  fleüsch  an  inen  sehen  kahn,  wann  schon  düe  hautt  dovon 
gezogen  ist,  gleichsam  als  wehren  süe  aufgeblasen,  matt  sehr 
fettenn  und  breytten  schwänzen,  das  doch  ein  gmein  schwänz 
derer  schaf  4,  5  auch  wol  mehr  rottolo  am  gewicht  höltt,  do 
yedes  rottolo  6  vönedüsche  pfund  zu  12  once  macht,  und  be- 
fündet  sich  mancher  hamelschwanz,  der  am  gewücht  sovil  höltt, 
wölches  ich  selber  gesehen,  aber  nicht  melden  mag,  dann  ich 
sorg,  möchte  von  unverstöndigen  oder  spöttern  desswegen  ge- 
dadeltt  werdenn. 


266 

Düe  böckh  und  geyssenn  sein  dein,  niderträchtig  und  in- 
gemein hüeromber  nicht  so  hoch,  als  in  unnserer  landsart;  an 
der  färb  vast  röttlecht ;  ire  ohren  sein  einer  guten  spann  oder 
gemeiner  halber  ein  lanng,  wölche  innen  weytt  iber  denn  köpf 
heronder  hangen;  wann  süe  uf  der  weüd  sein  oder  grasen,  schlöp- 
pen  süe  solche  weytt  auf  der  erden  nach. 

Von  gebey  ist  nicht  allein  alhüe,  sondern  auch  anderer 
ortt  der  Thürckhey,  was  durch  süe  gemacht  und  aufgericht 
wüert,  ganz  schlecht  und  geringfüeg,  usgenommen  ihre  bäder 
und  kürchen  oder  moschea,  wölche  züerlich  gemacht  und  reing- 
lich und  saubr  gehalten  werden,  yede  mütt  einem  hohen,  ron- 
den,  sehr  enugen  thurm,  mütt  einer  spüz,  und  oben  auf  mütt 
einem  kränz,  so  rungs  umbher  geth,  auf  wölchem  düe  dozu  ver- 
ordnete mann  oder  wachter  des  morgens  den  tag,  wüe  auch  zu 
mittag,  hernacher  vesper  und  abend  ausruefen.  Buefen  mütt 
hellerr  stumm,  so  starckh  süe  schreyen  könden,  dodurch  das 
volckh  zum  gebeth  ermahnet  wüert;  solches  beschicht,  düeweül 
durch  ganz  Thürckhey,  auch  under  Moren  und  Arabier  kein 
glockh  gebraucht  noch  gesehenn  wüertt,  auch  den  innwohnen- 
den  Christen  im  landt  (ausser  den  Marioniti  auf  dem  Libano) 
nicht  verguntt  noch  zuegelasen  wüert.  Der  deinen  schlagen- 
den uhren,  so  aus  Theütschland  gebracht,  haben  süe  wol,  do  aber 
aussen  bülder  doruf  gegraben,  leüdens  düe  Thürcken  auch  nicht, 
sondern  lasens  ausradieren,  und  blomwerckh  darfür  an  düe 
statt  machen. 

Der  Thürckhen  mosckea  oder  kürchen  betreffend  darf  kein 
Christ  oder  Jud  ohne  sondere  grose  gevahr  inngehn ,  dann  so  er 
begriffen,  mag  es  ime  denn  halls  costen  oder  lassen  thürckhen 
oder  durch  fürbütt  sich  mitt  vül  gelt  abkaufen,  wüe  süe  dann 
sonderlichen  hüezulandt  steüf  und  strenng  darob  haltten,  das 
doch  zu  Constantinopoli  nicht  ist,  dann  doselbst  einer  mütt  ge- 
legenheüt  ohne  einige  gevahr  in  düe  Sophia  Soldan  SoHman  und 
andere  fümeme  moskea  wol  kommen  kahn.  Gedachte  gebey  sein 
nicht  sonders  hoch,  ingemein  gwölbt,  von  schönen  gehauenen 
steinen  erbauen,  das  pflasterr  gahr  züehrlich  und  gemeinglich 
von  inngelögtem  geferbtem  marmor,  deßgleichen  auch  düe  pfey- 
1er  und  seülen  so  wol  ausserhalb  als  innwöndig  der  kürchen 
und,  was  fürnem  ist,  mütt  bley  bedöct>  haltten  keine  gemahlte 


267 

bülder  noch  gözen,  sondern  innwendüg  ganz  weüß,  und  an  wen- 
den auf  ihr  sprach  mütt  grosenn  buchstaben  umbher  geschriben, 
neben  sehr  vül  lampen,  so  hün  und  wüderr  in  iren  kürchen 
hanngen.  Und  ist  durchaus  das  chor  oder  haubt  derselbigen 
gögen  meridies  gerichtet,  als  in  der  christenhetitt  das  chor  gögen 
Orient  zu  stöhn  pflegt,  und  sovil  ich  neben  Mohren,  Thürckhen 
und  Arabier  gereiset  bin,  zu  wasser  undt  landt,  hab  ich  alzeitt 
gesehen,  wann  solche  ihr  gebeth  thuen,  süe  das  angesicht  gögen 
müttag  wenden.  Ausser  der  kürchen  hatt  es  gemeinglich  bron« 
nen  von  frischem  wasser,  und  eh  süe  hinein  gehn,  waschen  süe 
sich  an  henden,  füesen,  denn  cazo  und  culo,  und  zum  lotsten 
auch  under  dem  angesicht. 

In  denn  stötten  hün  und  wüder  sein  verordnete  leüth, 
wölche  in  denn  straßen  oder  gassen  früsch  wasser  in  rochen 
boxheytten  uf  dem  ruckhen  umbher  tragen,  und  yedem,  der  ime 
begögnett,  so  wol  denn  Christen  und  Juden,  als  denn  Thürckhen 
und  Mohren  zu  thrinckhen  geben,  aus  reinen ,  säubern  schalen 
von  möss  oder  anderm  möttall,  wölches  gemeinglich  doher 
reicht:  weyl  es  sommerszeütt  mechtüg  heyß,  sonderUch  dem 
volckh,  so  hün  und  wider  wandlen,  und  düe  bronnen  ettwan 
weytt  entlegen;  beschicht  es,  das ^ttwan  ein  reicher  Thürckh 
oder  Mohr  einen  bronnen  auf  seinen'  costen  machen  lest  und  zu 
solchem  seines  gevallens  ein,  zwen  pder  mehr  mann  verordnet 
und  besoldett,  düe  das  ganze  jähr  anders  nichts  thuen,  dann 
auf  den  fürnemsten  strasen  das  wasser  umbher  tragen  und  dem 
volckh  zu  trincken  geben ;  er  schafiett  auch  sovil  innkommens, 
das  solches  nach  seinem  ableüben  gleich  sowol  underhaltteq  und 
als  bey  seinen  lebzeütten  exequiert  wüertt. 

Ausserdössen  sein  ihre  bäder,  wölche  vast  alle  ihre  gebey, 
ohne  die  kirchen,  mütt  züehrlichem  gebey  und  schöne  übertref- 
fen, derowegen  solche  zue  sehen  wol  wertt  sein ;  dann  gemeing- 
lich das  pflaster  oder  fuesbodenn,  aller  mütt  schönem  marmor 
von  deinen  stücklin  in  einander  versözt  von  manchrley  färben; 
deßgleichen  sein  auch  düe  wenden,  wüe  auch  düe  trog  und  düe 
bänckh,  doruf  mann  süzt,  von  marmor  oder  andern  schönen 
steinen.  Demnach  düe  Thürckhen  ihrem  gesaz  nach  vül  und  oft 
baden,  werden  düe  bäder  taglich  gewermett,  wüe  süe  sich  dann 
wuchenlich  nicht  allein  uf  dem  haupt  mütt  einem  scharsach 


268 

scheren  lasen,  sondern  auch  an  keinem  ortt  ihres  leübs  düe  haar 
waxen  lasen,  ausser  der  bärtt,  düe  süe  lanng  und  schön  ziehen. 
So  thuen  auch  düe  weüberr  ausserhalb  des  haupts  durchaus 
kein  har  dulden,  dannenher  süe  ein  salben  gebrauchen,  mütt 
denen  süe  düe  harigen  ortt  bestreichen  und  dovon  gleich  hün- 
weg  gehn,  vül  seüberer,  als  wann  es  mütt  einem  scharpfen  mes- 
serr  oder  scharsach  geschoren  wehre.  Und  sein  die  bäder  in- 
gemein nicht  allein  für  Thürckhen ,  Mohren  und  Arabier  oder 
düe  ihres  glaubens  genossene  sein,  sondern  so  wol  auch  für  düe 
Christen,  so  mütt  und  neben  den  Thürckhen  dorinnen  baden 
mögen;  allein  ist  hüe  zu  mörckhen,  domütt  er  nicht  in  ein  bad 
gange,  wann  weüber  dorinnen  sein,  wölches  einem  zu  nachtheil 
reichen  wurde;  domitt  nun  ein  frömbder  oder  innwohnerr  sol- 
ches wüsse,  wüert  ausserhalb  des  bads  am  inngang  ein  blau 
leine  thuech  yber  düe  thür  gehönct,  wölches  zue  bedeütten ,  das 
weüber  in  demselbigen  bad  sein. 

Düe  thür  und  thor  ihrer  heüser,  wüe  auch  ihre  camern  und 
gemach  oder  zümmer  ingemein  sein  mütt  hülzenen  schlos  ver- 
rügeltt,  dozu  süe  auch  hülzene  schlüssell  gebrauchen ;  inwendig 
der  schloß  sein  verborgne  drätlin  oder  eysene  negelin;  so  mann 
den  schlissl  herusser  züeht,  vallen  düeselbige  in  düe  dozu  ge- 
machte löchlin  herunderr;  zum  uffschliesen  müesen  düeselbige 
mütt  dem  schlissl,  wölcher  ganz  hülze,  ibersich  gedruct  werden. 

Ihre  als  der  Thürckhen  kleüdung  betrefifendt ,  thragen  süe 
in  gemein  lange  rockh,  so  mann  mennte  nenntt,  noch  under 
demselbigen  einen  andern  langen  gaban  oder  rockh,  und  in  ge- 
mein von  herrlichem  gutem  thuech,  und  grellen  färben,  sonder- 
lichen vül  roth,  grüen  und  blau.  Düe  schuch ,  so  süe  thragen, 
sein  ingemein  gelb,  rott  und  blau,  fornen  spüzüg  mütt  nögl 
beschlagen  und  das  hünder  theül  mütt  einem  krommen  eyse,  do- 
mütt süe  desto  lennger  weeren.  Düe  weüberr  betreffendt  gehn 
solche  hüezulandt  mehrtheils  weüß  gekleidet,  sein  aller  ver- 
döct,  haben  iber  das  angesicht  ein  rein,  schwarzseüden  düechlin, 
das  man  inen  am  geringstenn  wöder  an  äugen,  henden,  den 
halls  noch  irgend  was  blos  sühett,  haben  iber  den  köpf  weüsse 
thuech  von  zartter  lünwath,  düe  bedöckhen  ihnen  düe  arm,  han- 
gen hinunder  büs  uf  düe  weiche ;  hünden  haben  süe  vom  haupt 
an  büs  under  die  waiche  ein  schöne  seydene  bünden  irgend  einer 


269 

2werren  handt  brejtt  von  schöner  färb»  undeu  mütt  einem  ge- 
flochtnen  von  gold  gemachten  fasen,  anstatt  als  in  unsern  lan- 
den düe  weubsbulder  zöpf  tragen. 

Sovil  nun  ihre  sutten  und  thugenden  anlangt ,  las  ich  der 
zeütt  zue  schreüben  underwegen,  dann  ich  derer  zum  anfang 
noch  wehnig  gesehen ,  bus  ich  femer  in  due  landt  komme  und 
derselbigen  mehr  durchrayse. 

Domutt  ich  wüderomben  zu  meiner  reyss  gi*euffe,  weyl  wuer 
so  lanng  zu  Haleppo  stull  gelegen  und  ob  due  30  tag  lanng  aldo 
verharrett,  umb  zu  vernemmen,  ob  der  sterbend  zu  Jherusalem 
nachläse,  ist  zwüschen  der  zeitt  der  graf  neben  Öttlichen  Vöne- 
tianern  nach  der  altten  und  namhaften  statt  Antiochia,  wölche 
nun  2  deiner  tag  reysen  von  hue,  gezogen.  Düeweil  muer  aber 
mein  pfertlin  am  hüeher  reysen  hünckhend  worden  und  noch 
nicht  wüderomb  gerad  ward,  zu  dem  hatt  ich  niemand,  dem  ichs 
zwüschen  der  zeütt  in  verwa^hrung  geben  kondte,  mueste  ich 
solche  reüs  wider  meinen  wüUen  underlasen,  dann  in  dem  stall, 
wölcher  im  fondego ,  wahren  allerley  pfertt,  esell  und  camel  den 
janitschar,  Mohren  und  andern  gehörüg.  Do  ich  also  nicht 
woltte,  das  meinem  pfertlin  das  fuetter  aus  dem  sackh  genom- 
men wurde,  muest  ich  mehrmahln  dobey  stöhn,  büs  das  es  das 
fuettr  gessen,  wüe  dann  düe  camelthrefiber  alle  im  stall  geschlaf- 
fen. Und  thrueg  sich  ein  unmentschlicher  casus  zu  mütt  einem 
Mohren,  wölcher  der  pfertt  oder  esell  warttet,  gögen  eines  Fran- 
zosen pfertt,  so  ein  cavala,  wölches  ich  doch  nicht  glauben 
kondte,  do  ichs  nicht  von  einem  goldschmüd,  so  ein  Franzos 
und  im  haus  wohnhaft,  der  es  selber  mütt  äugen  gesehen,  mür 
gesagt  hatte;  dovon  weytters  oder  yerstöndlichers  zu  melden 
ohnnottwendüg. 

Demnach  wür  nun  vohrgemeltte  zeütt  in  Haleppo  zuege- 
bracht,  befanden  sich  underdessen  zwen  vönetianische  kauf- 
leüth,  düe  ihr  läger  aldo  haben,  wölche  bedach tt,  mütt  umb 
Jherusalem  zu  züehen;  derowegen  unnser  reüs  sich  desto  lenger 
verweilte  der  gesellschaft  halben,  domitt  wür  desto  störckher 
sein  möchten,  ündt  düeweil  düe  Christen,  so  im  landt  wohnen, 
macht  haben  in  der  kleüdung,  ausgenommen  weüsse  bündt  und 
nichts  grünns  zu  tragen,  denn  Thürckhen  gleich  gehn,  hatt  es 
süe  für  gutt  angesehen,  bey  dem  bassa  anzuhaltten,  als  ob  wüer 


270 

alle  vönetianische  kaufieüth  wehren,  domutt  wur  desto  besser 
und  sicherer  durch  das  land  kommen  mochten ;  also  bekamen 
wür  durch  fürbitt  des  consuls  de  Vönetia  ein  passport,  dorinnen 
alle  unnsere  nahmen  und  yedes  insonderheitt  geschriben  worden. 
Dessen  muesten  acht  fiirneme  kaufieüth  zeügnus  geben,  das  wür 
alle  kaufieüth  seyen ,  düe  im  land  wohnen ,  und  costett  solcher 
brüefi*  in  düe  25  ducaten  correnti.  Als  wür  solches  erlangt,  log- 
ten  wür  unsere  graue  bülgerskleuderr  von  unns,  kleüdeten  unna 
uf  armönisch,  macht  sich  der  graf  sampt  seinen  zwen  duener 
beritten,  wüe  auch  due  2'  Yönetianer,  das  yeder  sein  eügen  pfert 
hatte.  Als  wur  nun  allerdings  auf  düe  reys  ausgerüstet  und 
förttug  wahren,  wurde  auf  unnserer  büttlich  ersuechen  durch 
denn  vönetischen  consul  beim  bassa  zwen  seiner  janitschar  ver- 
guntt  und  uf  unnsern  costen  mütt  zu  nemmen  bewilligt,  wüe 
dann  underdössen  schreibenn  aus  Trippoli  kommen,  wüe  es 
sich  zu  Jherusalem  mütt  der  kranckheutt  verhaltten,  das  solche 
zum  theil  uachgelasen,  wüewol  das  familia  oder  due  manch  noch 
alle  in  Trippoli  verharreten,  und  nicht  bedacht  noch,  der  zeütt 
sich  nach  Jherusalem  zu  begeben ,  als  wur  unns  mütt  proviant, 
wein  und  anderm  der  noturft  nach  versehen,  unns  nun  mehr  uf 
due  reüs  begeben  weiten,  und  mütt  zweyen  muccri  accordirten, 
düe  von  Damasco  und  wüder  de  retourno  nach  haus  wahren, 
dem  graven  und  den  Yönetianern  ihren  blonder  büs  dohün  zu 
fuehren,  wüe  dann  düse  herren  gern  commodo  reüsen  woltten, 
gleich  als  ob  süe  in  Ittalia  oder  anderrn  ortten  der  Christen- 
beütt  wehren,  wüe  süe  dann  vül  onnötügs  zeügs  mitt  sich  füehrt^ 
ten,  dessen  einer  hüezuland  wol  entrathen  kahn;  dann  ye 
schlechter  und  geringfiieger  sich  einer  höltt,  ye  bösserr  einer 
durch  düse  land  kombtt. 

Verzeichnus  derer  nahmen,  mütt  wölchen  ich  von  Haleppo 
ab  durch  Syriam  umb  Damasco,  Galileam,  Samariam  und  Ju- 
deam  volgents  mütt  gemelter  compagnia  von  Jherusalem  par 
terra  wüderomb  büs  gehn  Tripoli  de  Suria  gereuset  bun: 

Anthonio  Scarampo  d'Casa  Crivelli  conto  .sampt  zweyen 
dunem. 

Pietro  Guerini  sampt  einem  dünerr, 

Bernhardino  Corneretto  sampt  Idiner,  bede  von  Yönetia. 

Cäsaro  Grandonio  d' Vönetia. 


271 

Bernardino  Nilli  Cipriotto,  wohnhaft  in  Halepo. 

Und  dann  ich  neben  einem  armen  piligrino ,  wölcher  mött 
ton  Yönedug  abkommen ;  mehr  hatten  wur  einen  renigaten ,  so 
ein  Cipriott  wahr,  der  kondte  däe  sprach  und  versah  inen 
ihre  pfertt,  das  wür  in  allem  in  due  17  personen  wahren. 

Als  war  den  12  Jannari  gehn  Halepo  kommen,  sein  wur  uf  den 
1 2  Februar  des  morgens  bei  2  stund  in  tag  von  do  verruct,  wfie 
ich  dann  vor  .meinem  verreisen  denn  abscbäd  von  dem  franzö- 
sischen consul  genommen,  welcher  muer  einen  von  seinen  janit- 
schar  mfitt  gab,  der  mich  durch  due  statt  begleitett.  Domitt 
ich  aber  desto  wehniger  gerechtförtigt  wurde,  fuert  ich  mein 
pfert  an  der  handt  und  gueng  zu  fues  bus  under  das  thor,  wue 
dann  mein  gesellschaffc  schon  vorhün  draussen  wahr,  wölebe 
von  dem  vönetianischen  consul  neben  mehrerm  theil  dersolbigen 
kaufleut  bus  uf  1  w.  meil  für  due  statt  ganz  stattlich  beleittet 
wurden. 

Nach  gehaltener  coUation  zogen  wüer  im  nahmen  Gottes 
unnsers  wegs  fortt  und  kamen  des  abents  erst  bey  2  stund  in 
düe  nacht  in  ein  campagne ,  wölcher  aller  voll  von  camel,  dann 
ein  grose  carovana,  due  mutt  woU  beladen  wahren,  nach  Trip- 
poli  guenge.  Und  begögnet  muer  eben  düsen  abent,  als  ich  mein 
pfertlin  för  dem  haus  in  due  thrinckhe  fuertte,  hatt  ich  ime 
denn  kozen  oder  döckhe,  so  icli  für  mein  bött  braucht,  iberdöct, 
umbwillen  es  hart  Bchwizt;  do  ich  nun  wuder  in  stall  kahm, 
wahr  due  döckhe  nicht  mehr  am  pfertt,  muest  also  sollcher  ent- 
rathen  und  verloren  sein  lasen,  wölches  muer  gleich  zum  anfang 
duser  reus  nicht  wol  bekam ,  dann  es  due  nacht  noch  ziemlich 
kalltt  wahr  und  ich  nichts  hatte,  mich  zu  bedöcken. 

Denn  13  dus  hoch  in  tag  von  do  hünweg,  kahmen  nach- 
mittag vor  vesperzeit  in  einen  camp,  Amar  genanntt,  in  wöl- 
chem  wuer  von  wegen  des  regenwetters  due  nacht  iber  gebliben. 

Eh  ich  nun  weütter  fort  fahre ,  mues  ich  ein  webnig  mei- 
dung thuen,  was  es* für  ein  gelegenheütt  habe  mütt  dem  carvat- 
scharas  oder  camp,  wüe  süe  dann  genennet  werden,  so  wqI  auf 
dem  landt  als  in  denn  statten,  an  denn  gengesten  Strassen.  Do 
an  manchem  ort  uf  ein  halbe  oder  ganze  tagretis  kein  fleckh 
oder  dorf  gefonden  wüert,  werden  solche  heüser  hüngemacht  zu 
aufenthaltung  derer  hün  und  wüder  züebenden  carovana,  und 


272 

sein  das  iDgemein  grose,  weytte,  väeröcte  gebey,  mehrtheila 
von  gehauenen  steinen  auf  einander  gemacht,  unobher  mutt  einer 
mauren  verwahrt,  sehr  nider,  haben  nicht  mehr,  dann  einen 
inn  und  usgang,  v^erden  doch  von  niemandts  bewohnett.  Inn- 
wendüg  ist  ein  gefüertter,  weütter  hof,  in  der  mütte  gemeing- 
lich ein  ronde  mosckea  oder  thürckische  kürch,  neben  dersel- 
bigen  ein  brenn  von  früschem  wasser,  doch  nicht  bey  allen ,  auf 
den  vöel*  seytten  umbher  gewölbte  bogen  gögen  dem  hof  offen, 
dorinnen  düe  leüth  und  düe  thier  vor  dem  ungewütter  sicher  sein 
mögen,  wüe  sich  dann  mentschen  und  vüh  beysamen  behelfen, 
wtie  dann  gleich  neben  dem  stand  der  ross,  camel  oder  esell 
steinene  lugerstatt  sein,  das  einer  düe  fües  gögen  des  pferta 
köpf  kehrt.  Solche  camp  oder  carvatscharas  werden  zum  theil 
aus  bevelch  des  thürckischen  keysers,  zum  theil  aber  von  den 
bascha  oder  andern  stattlichen  herrn  im  land  erbauen,  dodurch 
ime  einer  einen  nahmen  oder  gedechtnus  macht.  In  oftgemel- 
ten  heüsem  mögen  so  wol  düe  Christen  und  Juden  als  düe  Thür- 
ckhen  und  Mohren  loschiren  und  innkehren.  Dorunder  findet 
mann,  düe  mütt  grosem  costen  stattlich  erbauen  worden,  als 
eben  duser  camp  zu  Amar  einer  von  den  fümembsten  und 
schönsten  ist,  als  ich  nachmaln  nicht  vül  derogleichen  gesehen, 
schüer  als  ein  vöstung,  mit  riegel  und  starckhen  thoren  wol  ver- 
wart, wüert  auch  nächtlicher  weil  beschlossen,  das  dach  rungs 
umbher  mütt  bley  bedöct,  wüert  sauber  und  rein  gehalten,  inn- 
wendüg  feine  gemach  mütt  camin,  das  mann  ein  feyr  ufmachen, 
sich  wintters^eitt  wermen  und  dobey  kochen  kahn.  Wüert  auch 
jedem,  seye  Christ,  Jud  oder  Thürckh,  so  dohün  kombt  und  es 
begert,  ein  gemies  irgend  von  gekochtem  reüs,  erbes,  lünsen 
oder  körn ,  und  zwen  gebachne  ronde  küechen  dorzu  gegeben, 
wölche  in  der  gröse  als  ein  gemein  deller  und  irgend  eines 
fingers  dückh,  werden  fugazi  genannt.  Düser  orth  solle  vor 
disem  ettwan  ein  fürnemme  statt  gewesen  sein,  als  nocli  zum 
theil  an  vilen  alten  vestigiis  zu  sehen;  aber  düser  zeütt,  ein 
schlechter  und  wehnig  bewohnter  fleckh,  auch  an  einem  steinigen, 
rauhen  undt  ungeschlachten  orth  gelegen. 

Denn  14  düs  morgens  frueh  vor  tag  von  do  hünweg;  kah- 
men  düsen  abend  vohr  dem  thor  schliessen  gehn  Damand ,  aldo 
es  auch  einen  schönen,  wolgebautten  camp  aller  mitt  bley  be- 


473 

Aoct,  in  det  mitte  ein  mosckea,  doran  ist  ein  bronn  von  gutem 
frischem  wasser;  am  inngang  under  dem  thor  düses  haus  be- 
kommbtt  mann  ayer,  feugen,  zübeben  und  derogleichen  Sachen 
2üe  kaufen.  Als  wir  dohin  kahmen,  ward  döserr  camp  aller 
voll  camel  und  volckh  von  der  grossen  carovana,  düe  von  Mecha 
kahmen.  Es  regnete  düsen  tag  sehr,  das  ich  aller  auf  düe  hautt 
nass  ward;  derowegen  wür  unns  düse  nacht  müehsam  behelfen 
und  in  den  nassen  kleüdern  schlafen  muesten. 

Denn  15  düs  auf  ein  stund  in  tag  von  do  hünweg  lest 
mann  düe  stras,  so  nach  Trippoli  geth,  zue  der  rechten  band 
ligen,  und  reüseten  immer  strackhs  nach  meridies  oder  gögen 
fnittag.  Auf  ein  stund  nach  mittag,  ongevahr  irgendt  eines 
bO^mschus  weütt  von  der  strasen  zur  linckhen  band,  kamen  wür 
zu  einem  flecken  von  öttlichen  schlecht  erbautten  heüsern,  do- 
bey  ein  schöner  ronder  berg,  nicht  sonders  hoch,  auf  wölchem 
ein  caistell,  so  der  zeütt  ganz  zerstört;  aldo  solle  der  prophet 
Jopp  gewohnt  haben,  werden  noch  vül  vestigia  von  altem  gebey, 
under  anderm  ein  sehr  hoher  geschlossner  bogen ,  so  noch  auf- 
recht, mehr  dann  halb  steth,  gleichsam  einer  porta  oder  gewes- 
nen  thors,  und  solle  alle  düe  landtschaft,  welche  auf  gedach- 
tem berglin  mit  äugen  gesehen  wüert,  ime,  Jopp,  zuegehört  ha- 
ben, dannenher  düse  gögne  noch  terra  d'Jopp  genant  wüert, 
Wölches  ein  weütt,  eben,  sehr  geschlacht,  fruchtbar  und  gut 
kornlandt  ist.  Kamen  düsen  abent  in  ein  statt  Hammos  ge- 
naniitt,  ein  alte,  auch  zimlich  grose  statt  in  Siria  gelegen ,  an 
mechtigem,  schönem  und  lustigem  orth.  In  derselbigen  wohnen 
völ  Nasserani,  als  Christiani  de  la  cinctura  und  andere  mehr 
nationes,  wolche  Christen  isein  wollen.  Am  hinäuszüehen  gögen 
Dainasco  hat  es  ein  castell. 

Denn  16  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg  begögneten 
unns  underwegen  öttlich  hundert  camel  von  der  carovana,  düe 
voll  Mecha  kahmen ;  düe  hatten  vül  bragoni,  düe  noch  zum  theil 
so  blutt  und  blos,  das  süe  allerdings  keine  bar  am  leüb  hatten : 
das  sein  äffen  mitt  langen  schwänzen,  wölche  aus  Gemmia,  so 
jheneseytt  Mecha  iber  dem  mör  gögen  India  lügt ,  hergebracht 
worden.  Düsen  ganzen  tag  reyseten  wür  iber  ein  ohne  heüden, 
da^  kein  dorf  noch  haus,  auch  allerdings  kein  bom  gesehen 
wüert,  fcfthmeii  ohngevähr  umb  vesperzeütt  in  ein  camp ,  gleieh- 

Kieehel.  1 8 


274 

sam  als  ein  castell  erbauen,  so  besonder  und  nun  allein  an  der 
stras  lügt ;  aldo  blüben  wüer  düe  nacht.  In  gedachtem  haus 
wohnen  öttliche  Moren  und  Thürckhen,  düe  nehren  und  erhal- 
ten sich  mehrtheils  ab  dem  vüch,  dann  wüer  milch  und  ayerr 
zue  kaufen  bekamen. 

Denn  17  düs,  als  der  tag  anbrach,  do  wegg;  und  reüseten 
desselbügen  ganzen  tags  noch  in  schöner  landtschaft,  kahmen 
umb  vesperzeütt  in  ein  offen  stättlin,  aldo  wüer  sehr  guten  wein 
zue  kaufen  krüegten,  derowegen  ich  mich  zimlichermasen  er- 
gözt:  dann  wür  von  Haleppo  ab  büs  doher  keinen  wein  bekom- 
men kondten.  Von  do  rütten  wür  voUent  fort  büs  uf  das  nacht- 
läger,  kamen  in  einenn  offnen  fleckhen,  mütt  nahmen  Haburut, 
mehrtheils  mütt  Christen  bewohnt,  wüe  dann  düeselbige  inn- 
wohnerr  noch  ein  kürchen  innhaben  und  bewonen,  so  von  key- 
ser  Constantino  erbauen  worden,  aber  vor  300  jähren  zerstört, 
aber  wüder  mütt  einem  dachstuel  zuegemacht;  innwendüg  wer- 
den an  den  enden  noch  vil  alter  mosaischer  gemalter  historia 
gesehen.  Am  inngang  diser  kürchen  hatt  es  noch  ein  finstere 
cappell,  in  wölcher  düe  Nosserani  oder  Christen  ihr  ampt 
cöelebrieren. 

Denn  18  düs  bey  guetterr  zeütt  von  do  hünweg  höbt  sich 
an  steiniger,  böserr  weeg,  dann  wür  büs  doher  nicht  allein  gue- 
ten  weeg,  sondern  auch  von  Damandt  aus  mehrtheils  in  schöner, 
öbner,  fruchtbarer  und  guetter  landtschaft  reüseten.  Ongevahr 
umb  mittagzeütt  kamen  wür  an  ein  sehr  hoch  gebürg,  do  düe 
föUsen  so  gerad  vor  einem  uffstöhn,  als  düe  mauren,  das  ich  ge- 
dachte, wüer  kondten  nicht  fernerr  kommen,  wüe  es  dann  zwü- 
schen  denn  klüppen  oder  föUsen  einen  so  enngen  weeg  hat ,  das 
unnser  ein  somroß,  wölches  düe  proviantkörb  thrueg,  sich  ött- 
lichmaln  bestöct,  das  es  nicht  mehr  fort  kondt,  muestens  ab- 
laden und  einen  korb  nach  dem  andern  hündurch  tragen;  und 
wehrett  solcher  ennger  weeg  zimlich  lanng.  Oben  gehn  düe 
f Olsen  oder  berg  so  nahent  zusammen,  das  einer  von  einem 
fölsen  zum  andern  springen  kahn;  ein  sehr  abscheulich  passasch 
oder  durchzug.  So  mann  durchkompt,  hatt  es  zu  der  rechten 
liandt  in  denn  fölsen  öttliche  heüser,  düe  steckhen  hün  und 
wüder  in  duften,  das  mich  befrembt,  wüe  das  volckh  uf  und 
abkombt     Als  wüer  nun  einen  zimlichen  hohen  berrg  aufge- 


275 

stügeu,  kahmen  wüer  wäder  auf  steinige ,  erbaatte  kornfelder 
und  auf  das  naohtlägerr;  gleichwol  wiier  bey  hoher  tagzeütt  sol- 
ches erreichten,  kamen  in  ein  offen  fleckhen,  Sardinaia  genantt. 
Düses  dorf  lügt  zimlich  hoch  und  an  dem  berg  Seyr,  oben  ein 
closter,  so  aller  in  einen  lebendügen  fölsen  erbauen,  sehr  hoch, 
wölches  öttlich  hundert  jähr  von  grüechischen  münchen,  so  mann 
Caloyros  nenntt,  bewohnt,  wüe  dann  düses  ganzen  fleckhen  inn- 
wohnerr  alle  Christen,  so  düe  Moren  Nosserani  nennen,  sein; 
haben  nicht  mehr  dann  einen  janitschar,  der  innen  schuz  und 
schirm  halten  soll,  auch  wann  sich  was  zuetrögt  im  fleckhen,  er 
solchs  dem  nechstenn  cadi  oder  rüchter  clagt  und  anzeügt.  Es 
pflanzen  die  Christen  düses  orts  treffenlichen  und  iber  düe  mas- 
sen  sehr  guetten  wein,  wölcherr  mehrtheils  roth,  dückh  von 
färb  und  starckh  am  trunnckh,  das  nicht  baldt  bösserer  mag  ge- 
funden werden,  wüe  ich  mich  dann  als  zu  angehönder  fasnacht 
nach  dem  neyen  stilo  zimlichermassen  verlüebt,  dann  solcher 
sehr  wollfeül  und  guets  kaufs  ist.  Hüener,  ayer,  brott  und  dero- 
gleichen  bekamenn  wüer  auch  der  noturft  nach  zu  kaufen.  Wüer 
lagen  bey  einem  Caloiro  oder  grüechischen  münch  zu  herberg, 
der  loschierte  unns  in  einer  vohrcapelle,  demnach  wür  bey  guet- 
ter  tagzeütt  dohün  kahmen ,  stügen  wüer  hinuf  in  das  closter, 
ihre  stantia,  kürchen  und  heülthomb  zu  besichtigen.  Als  wür 
inn  düe  kürchen  gefüert  wurden,  wölche  auf  ihr  manier  zimlich 
gezüert,  hat  es  hünder  dem  hohen  altar  in  der  mauren  ein 
Mariabüldt,  geben  düe  arme  patres  für,  es  flüese  oleum  sanc- 
tum  von  solchem  büldt,  dannenher  ein  sehr  alt  weüb  dorzu  ver- 
ordnett,  wölche  unns  yedem  innsonderheütt  ein  federle  in  das 
oel  duncte  und  düe  äugen  mitt  bestriche ;  zu  was  oder  worfür 
es  nuzen  oder  düeneu  soll,  hab  ich  nicht  vernemen  könden,  ist 
meines  erachtens  allein  wegen  des  lieben  gelts  angesehen,  do- 
mitt  mann  inen  was  opfere  und  schenckhe.  Als  wüer  wüder  am 
zuruckhgehn  wahren,  gaben  süe  unns  excellent  gueten  weüssen 
wein  zu  versuechen. 

Nach  solchem  füerten  süe  unns  im  closter  umbher,  zeugten 
uns  ihre  stantia  und  Wohnungen,  wölche  ganz  schlecht  und  von 
armem  gebey,  zum  theül  in  düe  fölsen  erbauen,  andere  düe  ihre 
gemach  in  grotta  haben,  also  das  düse  Caloire  einen  strengen 
orden  und  eingezogen  leben  füehren,  essen  durch  das  ganze  jähr 

18* 


876 

kein  ftefisch.  Dem  wein  ^Item  sile  nicht  in  den  kellern,  sondern 
in  grotta  nnder  der  erden,  liaben  auch  keine  vass,  sondern  große 
yrdene  krüeg,  do  m  einen  in  däe  100  oder  mehr  maas  gebn,  ^üe 
stets  in  den  grotta  rerbleiben. 

Denn  19  düs  hoch  in  tag  von  do  hünweg;  als  war  nun  bey 
2  stund  lanng  rotten,  mehrtiieils  durch  gebautte  f eider,  kamen 
wüer  an  ein  ser  rauhe,  steinige  und  böse  steüg.  So  m^nn  uf  düe 
höhe  derselbügen  kombtt,  sühett  mann  das  herrliche  und  frucht- 
bare thal,  in  wölchem  düe  firtreffliche  statt  Damascus  lügt;  von 
oben  herab  düser  steüg  ein  so  schlemmer  weeg,  das  sich  ein 
pfert  ibel  erhalten  kahn.  Bald  nach  mittag  kamen  wir  gehn 
Damasco,  wölches  ein  fürtreffenliche,  sehr  alte,  schöne  und  lu- 
stüge  statt  ist,  nicht  von  gebey  oder  züerde  der  heüserr,  son- 
dern vülmehr  düe  gelegennheütt  des  orts  auch  umbligender 
fruchtbarer  und  gutter  landtschaft  halber,  wüe  auch  abondan- 
tia  des  früschen  wassers  und  äüesender  bäch;  an  der  gögne  ge- 
legen, do  Gain  seinen  bruderr  Abell  solle  erschlagen  haben,  und 
mag  wol  paradisum  terrestre  lusts  und  fruchtbarkeitt  hal- 
ber genennett  werdenn,  wüe  dann  düe  Thürckhen  fürgeben,  das 
auf  ein  zeütt  ihr  Mahomet  solle  hüeher  gereüsett  sein,  und  als 
er  uf  düe  höhe  des  gebürgs  Seyr  kommenn,  der  gemeltten  statt 
und  umligender  landtschaft  ansichtig  worden,  solle  er  gesa^ 
haben,  das  düses  das  rechte  yrdische  paradis  seye,  dannenhero 
noch  ein  deine  capell  oder  mosckea  an  dem  berg  zu  sehen,  wöl- 
che  ime  Mahomet  zue  ehren  solle  erbauen  sein. 

Düse  statt  ist  sehr  gros,  aber  nicht  vöst;  innwendüg  der- 
selbügen ein  castell,  so  gros  und  weütt  umbfangen,  mütt  janit- 
scharen  besötztt,  umbher  sehr  hohe  und  starckhe  mauren,  auch 
thüeffe  und  breütte  graben,  doch  sonder  wasser,  werden  in 
dennselbügen  vilerley  fruchten  gezogen.  Das  warzeichen  wüertt 
am  castell  gesehen ;  an  der  mauren  derselbigen  hangen  öttliche 
grose  gleich,  gleichsam  einer  köttin,  von  stein  ausgehauen ,  düe 
mauren  sein  rüngs  umbher  von  schönen  gehauenen  steinen, 
dimandts  weüs,  ufgericht  und  erbauen.  Was  düe  gebeü  der 
statt  anlangt,  sein  düe  heüser  ingemein  nun  von  laim  und  koth 
aufgehauen,  schlecht  und  mitt  geringfüegem  costen  gemacht,  sein 
doch  innwendüg,  sovil  ich  gesehen  hab,  sehr  lustüg,  und  was 
wehnigs  ein  fümem  haus  ist,  hat  sein  sonder  wasser. 


2T» 

Es  werden  schöne  bäder  toü  hüpticheui  Marmor  erbauen, 
wüe  auch  stattliche  gebeü  von  mosckea  gesehea;  insoüderheütt 
düe  groae  kürch  oder  mosckea,  so  von  der  Hoelena,  keüser  Con- 
stantini  Ma.  nuietter  solle  erbauen  sein  worden,  ein  tre£fen- 
lich  gebey  von  gewaltigen  manuarsteinem  pfeülerm  und  andern 
stattlichen  seülen,  wüe  dann  noch  in  den  thoren  däser  kürchen, 
wölcher  achtung  doruf  gübt,  das  solche  aller  mitt  gegossnem 
möss  yberzogen,  under  anderm  auch  kökh  gesehen  werden. 
Sonderlichen  aber  ist  wol  zu  sehen  der  furneme  stattliche  camp 
oder  carvatscharas,  so  soldan  Soliman  erbauen  lasen,  gleich  ah 
ein  gewaltig  palatium,  gros  und  weytt  begriffen,  inwendfig  im 
hof  ein  schöne  mosckea,  neben  vülen  stantia,  kamern  und  an- 
derer gemach  umbher  mitt  lustigen  gärtten,  alles  denn  frömb- 
den  pilgern  zum  hosten  erbauen,  düe  dohün  kommen  und  der 
grosen  carovana,  so  jährlich  nach  Mecha  geth,  erwartten,  wölche 
alle  von  der  stifftung  mitt  essen  underhalten  und  der  notturft 
nach  gespeüsett  werden;  und  mues  düs  gebey  ein  mörckliche 
somma  gelts  costett  haben,  dami  alle  düe  gemach  oder  das 
ganze  dach  rüngs  umbher  mütt  bley  bedöct  ist. 

Gemelte  statt,  wölches  düe  principal  und  haubtstatt  ist  im 
könjgreich  Siria,  lügt  auf  3  tagteüs  vom  mare  medtterraneo,  in 
wölcher  noch  bey  wenig  jaren  alle  negotia,  gewerb  und  hand- 
limg,  so  düser  zeütt  zu  Halepo  sein,  doselbsten  gewesen;  dan- 
nenher  sehr  vül  camp  und  kaufheüser,  dorein  düe  wahrenn  sein 
getögt  worden,  gesehen  werden,  und  hatt  vast  yedes  handt- 
werckh,  krömer  und  kaufleüth,  düe  mitt  einerley  wahr  hand- 
tieren  und  umbgöhn,  ihre  sondere  gassen  und  örtter,  do  süe  ihre 
wahren  feül  haben  und  verhandlen,  und  obwohl  düser  zeütt 
wehfiig  handthirung  oder  grose  negotia  do  verrichtett  werden, 
hatt  es  gleich  wol  ein  so  grose  mönge  volckh  aldo,  das  umb  mit- 
tagzeütt  auf  denn  bazarn  oder  märcten  einer  dem  andäm  nicht 
wol  weichen  kahn,  do  bekombt  einer  alles,  daa  ime  lüebt  zu 
kaufen;  es  wüert  ful  seüdegewürckh  do  gemadit,  dann  vül 
seüedewürm  do  gezogen  werden;  es  befiindenn  sich  auch  in 
einer  grosen  hall  oder  under  einem  daach  ob  düe  200  gold  oder 
sülberschmid,  so  täglich  do  arbeitten  und  ihr  handthierung  trei- 
ben. Von  Thürokheu,  Moren  und  Christen,  der  mehr^rtheil 
aber  sein  Juden,  hatt  yeder  sein  blaz  und  sondere  werckstatt, 


278 

das  keiner  den  andern  impediert  oder  hündertt;  es  hatt  auch 
seine  sondere  bazaras  oder  märet,  auf  wölchen  allerlay  essende 
und  gekochte,  gesottene  und  gebratne  speüs,  so  schon  aller  zue- 
gericht,  fürs  geltt  zue  bekommen  ist.  Bej  oder  nahe  dennsel- 
bigen  hatt  es  auch  sonderbare  hetiser,  in  denen  mann  getranckh 
verkauft,  nicht  von  wein  oder  büer,  sondern  von  anderm  ge- 
tranckhy  wölches  süe  scherbet  nennen,  ist  sehr  sües,  küelt  vast 
und  wüert  aus  weinbeer  oder  uva  passa  gemacht.  Noch  ein  an- 
der getranck  haben  süe,  das  ist  säur  als  ein  schlemm  büer,  gar 
dückh  und  unlustüg  zu  trincken,  zu  wölchem  getranckh  auoh 
mehl  gebraucht  wüert,  nennen  es  bösen,  das  trinct  mehrtheils 
das  gemeine  volckh,  dann  es  wölfler  ist  dann  der  scherbet. 

Unnsern  innkehr  nahmen  wüer   zu  Damasco  bey  einem 

Yönetianer,  so  aldo  sesshaft,  mütt  nahmen  Bernharde  Ravaziol, 

bey  wölchem  wüer  fasnacht  hüeltten ,  wölche  wahr  den  lotsten 

.  Februarj  dem  neyeü  stilo  nach,  der  tractiertte  unns  sehr  wol 

von  essen  und  trinckhen. 

Weül  wür  do  stüllagen,  wurden  unns  von  ottlichen  Chri- 
sten, so  do  wohnhafFt  und  Ghristiani  de  la  cinctura  genanntt  wer- 
den, nachvolgende  ortt  gewüsenn. 

Erstlicben  weütt  unden  in  der  statt  wurde  unns  in  einem 
haus,  so  der  zeütt  von  einem  Christen,  der  gemelter  religion  ist, 
bewonet  wüert,  öttliche  stapfein  under  der  erden  gleichsam  in 
einem  keller  gewüsen  das  ort,  do  Christus  der  herr  durch  ein 
fenstermütt  dem  propheten  Anania  solle  gerödt  habenn,  wöl- 
ches orth  wüe  auch  düe  behausung  ime  propheten  solle  zuege- 
hört  haben. 

Nücht  ferm  dovon  wurde  unns  gewüsen  (so  der  zeütt  auch 
von  einem  derer  Christen  bewohnett)  das  haus  Zachariae,  Johanni 
Baptista  vatter.  Von  do  güengen  wür  hinaus  für  düe  statt:  so 
einer  achtung  doruff  gübtt ,  sucht  mann-  an  der  stattmauren 
nicht  fern  von  der  porta  am  hinusgehn,  do  düe  stras  gehn  Jhe- 
rusalem  geth,  zu  der  rechten  handt.das  französüsche  wapen,  als 
düe  3  lülien,  undt  so  mann  fürtter  am  stattgraben  hinombwarts 
geth,  auf  einen  büchsnschuß  hüevon,  oben  an  der  stattmaur 
wurd  unns  gewüsen,  do  der  apostel  Paulus  gefangen  gelegen  und 
in.  einem  korb  iber  düe  maur  herunder  gelasen  worden.  Von  do 
güengen  wür  fürtter  hünaus,  do  düe  Christen  ihren  gottsackher 


279 

oderr  begrebnus  haben,  aldo  wurde  unns  ein  grotta  under  der 
erden  gewüsen;  düser  zeütt  aber  ist  der  eingang  mütt  einem 
grosen  stein  verlögt,  in  derselbügen  solle  der  apostel  Paulus  ge- 
prödügt  haben. 

Von  do  wurden  wüer,  als  wüer  wüderomb  nach  der  statt 
zue  güengen,  gefriert  und  uns  der  stein  gewüsen,  auf  wölchem  der 
rütter  sanct  Jeörg  solle  uf  sein  pfertt  gesessen  sein ;  wüe  er  her- 
nacher  bei  oder  nahentt  der  statt  Barutti  den  drachen  erlögt 
und  umbgebracht;  ist  ein  groser  gefüertter  stein,  mitt  einem 
hülzenen  dach  bedöct,  in  der  mütte  was  wenigs  hool,  halten 
die  Christen  ein  lampa  dorinnen,  wölche  süe  auf  sonderliche 
festabendt  anzündenn  zu  ehrenn  und  gedächtnus  des  gemelten 
rütters. 

Düses  verrichteten  wür  vormittags,  das  wüer  denn  halben 
tag  mütt  zugebracht;  büs  es  zeütt  zu  essen  wahr,  verfäegten 
wüer  unns  nach  haus  undt  nach  dem  essenn  verfliegten  wüer 
unns  nach  denn  bazarn  oder  märet,  do  dann  umb  düse  zeütt  des 
tags  sich  am  meüsten  volckh  versammlet.  Nicht  ferrn  von  vohr- 
gemelter  grosen  mosckea  an  der  strasen  eines  bazars  wurde 
unns  ein  bronn  gewüsen,  so  an  einer  wand  und  nicht  under 
freyem  hemmel  steth,  von  altem  schlechtem  gebeü,  aus  wölchem 
wasser  der  apostl  Paulus  solle  getauft  sein  worden. 

Von  fruchten,  nuzlichen  und  fruchtbaren  gärtten,  auch  düe 
gelegenheitt  der  statt  gefeltt  es  müer  sonderlichen  und  iber  düe 
masen  wol,  dann  solche  in  einem  nuzlichen,  guten  thal  lügt,  hat 
zwey  flüesende  wasser,  das  eine  so  von  dem  gebürg  herunder 
föUtt,  wüert  genannt  Barata;  das  ander  Farfar.  Düeselbüge 
werden  hün  und  wüder,  nicht  allein  in  der  statt,  sondern  auch 
usserrhalb  derselbügen  durch  vül  gärtten  gefüert  und  geleitett, 
müer  auch  gezeugt  worden,  was  fürnemmen  leüth  sein,  inen 
deine  heüslin  oder  gemach  über  das  wasserr  bauen  und  machen 
lassen,  in  wölchen  süe  sommerszeütt  sampt  ihren  weübern  schla- 
fen, von  wegen  der  grossen  hüz ,  dann  inen  das  wasser  under 
dem  bött  irrgend  einer  ein  hoch  durchleft,  dann  süe  mehrtheils 
auf  der  erden  lügen,  und  gübt  das  wasser  ein  küehle  von  sich. 
Düe  gärtten  belangend  sein  solche  iber  düe  masen  von  gewexn 
der  fruchten  iberflüssig,  und  so  schöne  fruchten,  das  nicht  bald 
derogleichen  mögen  gefunden  werden,  wüU  nicht  sagen  von  züer- 


lichkeütt,  das  ihre  beüm  der  ordnting  nach  stphn  oder  das  me 
grosen  costen  doruf  wenden,  als  in  Ittalia  oder  andern  orten  der 
christenheütt,  wtie  dann  düses  volckh  ohnarbetsam,  wenden  süe 
wehnig  fleüs,  vül  wehniger  müeh  und  arbeütt  doruflf;  sondern 
was  kombt,  das  lasen  süe  wachsen,  was  nicht  gerathen  wülP, 
pflanzen  süe  femer  auch  nicht,  und  wext  inen  das  ihrig,  als 
mann  pflegt  zu  sagen :  dem  faulen  wext  das  seinig  under  denn 
füessen. 

Demnach  wür  nun  an  der  fasnacht  zu  Damasco  wahren 
und  volgents  am  zuruckzüehen  es  schon  mittfasten  wahr,  fuu- 
den  und  sahen  wüer  noch  allerley  herrliche,  früsche,  geschmacke 
und  gutte  fruchten :  als  weinthrauben  so  ganz  volkommen  und 
früsch,  als  güengen  süe  erst  vom  stockh ,  zum  theil  düe  bör  so 
gros  als  gemeine,  so  wür  welsche  nuss  nennen ;  von  öpfel  und 
büern,  wölches  doch  sonsten  in  düsen  landen  nicht  so  ein  ge- 
mein gewex,  als  wol  oranien,  citronen,  lemonen,  granat  und  der- 
gleichen ist,  werden  doch  solche  sehr  schön  gesehen ,  wüe  auch 
mandl,  pistaci,  grose  pförsich  und  züböben,  derer  gahr  vül  ge- 
macht, in  sondere  schachteln  gepact  und  in  andere  land  hün 
und  wüder  gefüert  werden;  dannenher  düses  orth  wol  das  yr* 
dusche  paradis  mag  genenntt  werden,  in  sonderheitt,  do  solche 
statt  in  der  Christen  band  unnd  von  inen  solte  habetiert  und 
bewohnet  werden.  Ittem,  das  umb  düse  zeütt  des  jars  aller- 
lay  schöne  blohmen  gefunden ,  auch  düe  böm  zum  theül  schon 
blüehen. 

Wehnig  tag  zuvor,  eh  wüer  gehn  Damasco  kamen ,  wahren 
3  französische  münch  von  Jherusalem,  so  den  sterbent  geflohen, 
dohün  kommen,  von  denen  der  eine  kranck  worden  und  des  drit- 
ten tags  gestorben.  Düe  andere  zwen  verructen  voUent  gen  Trip- 
poli:  alsbald  klagt  sich  der  eine,  wüert  kranckh,  stürbt  auch; 
dess  Ravaziols  diner,  dobey  wür  zu  haus  wahren,  hatte  denn 
patres  beügewohnet,  von  und  zu  inen  gangen,  wüert  auch  kranck 
und  stürbt  des  dritten  tags  nach  unserm  verreisen :  wölches  den 
graven  wüe  auch  düe  Vönetianer  erschrökte ,  dann  süe  ohne  das 
sich  sehr  firchteteten  und  gedachten,  das  noch  schlechte  bösse- 
rung  zu  Jherusalem  sein  werde. 

Dem  bascha  zu  Damasco  verertten  wüer  öttliche  zuckher- 
hüet,  vül  schöner  grosser  wachslüechter  sampt  anderm  mehr; 


8&i 

doftir  bejr  düe  60  ducaten  ci^rrenti  Terreobaett  worden,  völches 
unns  gleich  sovil  genuzt,  als  wann  war  das  geltt  betten  ins  wasr 
ser  geworflfen. 

Demnach  wüer  unns  in  due  vuer  tag  lang  aldo  verläebt, 
machten  wüer  unns  wuder  auf  due  reüs  förtug,  accordirten  mitt 
andern  muckeri,  düe  den  pagaschie  oder  blonder  und  proviaqt 
fueren  solten,  büs  umb  Jherusalem;  wüe  dami  der  graf  wüe 
auch  düe  Yönetianer  yüI  schöne  sacben  inngekauft ,  das  süe  al- 
ler müttfüerm  weiten,  dann  süe  bedacht»  ihren  weeg  am  zurück- 
züehen  nach  Jafifet  oder  Joppe  und  von  do  per  nmre  wöder  nach 
Tripppli  zu  reisen. 

Denn  23  Februari  nach  gehaltner  coUation  irgend  3  stimd 
in  tag,  als  düe  pfert  förtug  gen^acbt»  der  blonder  aufgebunden, 
derer  sex  geladner  maulösel  waren,  und,  indem  wüer  unser n; 
abschüd  nahmen,  neben  unnsern  beden  janitscharen  auf  düe. 
pfert  sasen,  in  meinung  fortt  zu  reütten,  kombt  der  suba^chi,, 
ein  officier  gleich  als  ein  gassenvogt,  der  war  zu  pfert  und  hatte 
ob  düe  50  janitschar,  wölche  alle  zu  fues  wahren,  bey  sich, 
umbringten  das  haus  und  den  hof,  dorinn  wür  wahren,  das  unn- 
ser  keiner  draus  kommen  mochte,  ab  dem  wür  sehr  erschrock- 
hen,  begert  der  subaschi,  die  Sachen  ^u  sehen,  wölche  in  den. 
ballen  gebunden,  domitt  düe  esell  beladen  sein,  lües  alles  ab- 
laden und  vom  cleinsten  büs  uf  das  schlechteete  alles  eröffi»enn. 
Nun  hatte  der  graf  zwen  stattlicher  zimiterra  oder  sebl  do  kauft, 
wölche  zue  allem,  glickh  nicht  gefunden  worden,  d^jm  solche 
zwüschen  einer  coverta  oder  docke  steckten ,  weül  nun  düeßet 
böge  aus  den  land  zu  füehren  hoch  verbotten;  zu  dem  ist  daa 
alles  ein  anstiftung  eines  Juden  gewesen,  das  der  graf  umb  ein 
nahmhafts  wurde  gestraft  sein  worden;  aber  süe  funden  nichts, 
dorwüder  der  subaschi  zu  roden  hatte.  Dobey  ist  abzunemmen, 
was  düe  Verehrung,  so  wüer  dem  bascha  gethon,  genuzt  habe, 
und  weil  unns  düs  begögnet ,  hat  der  graf  und  düe  Yönetianer 
alle  ihre  gekaufte  Sachen  nicht  mittgefüert,  sondern  aldo  ge- 
lasen: düeweül  es  vül  schlemmer  passasch  nach  Jberusalem 
göbt,  beyahrten  süe,  sich  möchte  inen  der  bossen  mehr  be- 
gegnen. 

Nach  solchem  reüsetten  wüer  im  uahmen  Gottes  fprtt,  und 
erströckhen  such  düe  schöne^  fruchtbare  gärtten  weytt  für  düe 


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statt  hinaus  einen  langen  weg.  linder  anderm  am  herauser- 
retrsen  sabe  ich  öttliche  sehr  grose  geüssen,  in  der  gröse  als  düe 
deine  milleresell  oder  starckhe  kölber,  mütt  sehr  langen  oren, 
düe  geben  gahr  vül  mülch.  Als'wüer  irgend  bei  anderthalb 
stnnd  geritten,  wurde  unns  durch  einen  Christen,  den  wüer  aus 
der  statt  mittnahmen,  das  ort  gewüsen,  do  düe  conversion  Pauli 
beschehen,  nicht  iber  eines  büxnsehuß  weytt  von  der  Strassen 
zu  der  rechten  band,  do  dann  vohr  jähren  ein  kürch  solle  ge- 
standen Sein  von  der  Hoelena  erbautt;  wüert  aber  derzeütt 
wehnig  mehr  dovon  gesehen,  dann  öttliche  fondamenta  eines 
alten  gebey,  wüe  dann  hüeromben  mehrtheils  äckherr  und  bau- 
felder  sein. 

Von  do  rütten  wür  unnsers  wegs  fort,  wüe  es  nahent  hüe- 
bey  was  bergügs,  alsdann  kompt  mann  auf  ein  weütt  feldt,  do 
es  vül  beser  graben  und  tüefen  weeg  hat,  kamen  düsen  abent 
in  ein  camp  oder  carvatsar,  genantt  Sasa,  an  einem  sehr  lustigen 
ort  gelegen,  fleüst  ein  frischer  bach  hart  dabey  für.  Solches 
haus  lest  der  bascha  von  Damasco  bauen,  wüert  ein  statt- 
lich wesen,  dann  es  nicht  volviert  oder  zue  ende  gebracht  ist, 
hat  feine  Stallungen  und  gemach,  muest  unnser  yeder  4  mö- 
din  bezalen,  wölches  gleichsam  ein  gabell  oder  zoll  iber  düe 
Christen. 

Denn  24  düs  des  morgens  mütt  dem  tag  von  do  hünweg; 
alsbald  mann  hinauskombt,  höbt  ein  iberaus  beser  weeg  an, 
nicht  bergüg,  sondern  von  steinen  so  rauch  und  spüzüg,  das  sich 
ein  pfert  auf  dennselbügen  nicht  erhalten,  und  an  vülen  ortten 
niht  sovil  räum,  das  süe  zwischen  inntretten  könden,  derowegen 
es  thüefe  löcher  gübt,  düe  mehrtheils  mitt  wasser  ausglBfüUt 
sein:  mütt  wenig  wortten  ein  so  schlemmer  weeg  zu  reütten, 
als  weütt  und  breytt  nicht  mag  gefunden  werden,  und  daurt 
solcher  düsen  tag  iber,  das  am  einen  ort  wenig  besser  war,  dann 
am  andern ;  derowegen  wür  ein  schlechte,  aber  wegshalber  desto 
ergere  tagreüs  hatten.  Kamen  bey  hoher  tagzeütt  gehn  Conetra, 
ein  camp,  dobey  auch  ein  castell,  so  für  einen  anlauf  erbauen, 
dann  es  sonder  wähl  noch  graben,  allein  mitt  einer  mauren 
umbfangen,  als  ein  closter.  Aldo  verharrten  wüer  düe  nacht, 
dann  unnsere  pfert  müeder  von  düser  einigen  tagreüs,  als  Soli- 
sten in  dreyen   nicht  beschehen.    Wüer  bevahrten  unns  auch 


für  den  Arabier,  dann  ohngevahr  auf  halben  weeg  hat  es  ein 
dörfle,  so  aller  mitt  Arabier  bewobnett,  düe  nehren  sich  mei»- 
teils  (als  mann  unns  sagt)  vom  rauben  und  stehlenn,  dann  ich 
mich  yerwundert,  worab  sich  doch  das  volckh  rerhalten  thett; 
es  kan  inen  einer  nicht  leüchtlich  entreitten ,  wüll  düsen  weeg 
eher  und  geschwünderr  fortt  kommen  zu  Aies,  dann  zu  pfertt. 
Ich  mues  ein  wehnig  meidung  thuen ,  was  müer  in  düsem 
camp  begögnet ,  wölcher  sampt  dem  doran  gebautten  castell 
dem  bascha  von  Damaso  zuestöndüg.  Als  wür  ohngevahr  ein 
stund  lanng  do  gewesen,  füert  ich  mein  pfertlin  an  der  halfter 
herusser  an  den  baach,  so  hartt  an  dem  castell  furlaufb,  wolt  es 
trinckhen  lasen;  indem  kombt  ein  post  wol  mütt  15  pfert,  wölche 
von  Constantinopoli  kam  und  nach  Alcairo  in  Ägüpten  wolte,  rütt 
einer  von  dennselbügen  Thürckhen  schnell  zu  müer  und  nembt 
mäer  mein  pfertlin,  zueht  es  hinein  in  den  hoof  zue  andern 
ihren  pfertten.  So  bald  es  mein  gesöUschaft  und  unnsere  zwen 
janitschar  gesehenn,  verborgten  süe  ihre  pfert  an  due  finsterste 
ort,  düe  in  den  stallen  wahren,  alsdann  geth  einer  von  unnsem 
janitscharn  zu  dem  Thürckhen,  wölcher  müer  mein  pfertlin  ge- 
nommen, bath  ine,  das  er  müers  wüderomb  volgen  läse,  wölches 
beschehen,  nem  ichs  beim  zügl  und  fuer  es  dem  stall  zue ;  in- 
dem begögnet  müer  ein  anderer  Thürck,  auch  von  düser  gesell- 
schaft,  reust  müer  das  pfert  mütt  gewalt  aus  der  handt,  do  ichs 
ime  nicht  gleich  woltte  volgen  lasen,  nam  er  den  busican  oder 
eysenkolben,  den  er  am  sattlbogen  hangen  hatte  (wölche  wöhr 
under  inen  zu  pfert  ganz  gemein  gefuert  wüert),  wolt  nach  mür 
schlagen,  das  ich  ime  mein  pfertlin  mueste  volgen  lassen,  wöl- 
ches er  in  einen  andern  hof,  do  süe  frische  pfert  zuesamen 
suechten,  fiiertt.  Nach  solchem  güengen  unnsere  beede  janit- 
schar zu  dem  principal  von  disen  Thürckhen,  bütten  in,  das 
mann  müer  mein  pfertlin  wüder  geben  wolle,  sagten,  es  wehre 
sehr  dein,  aller  müed  und  harrt  gedruct,  werde  nicht  volgen 
könden;  aber  dises  alles  mochte  nichts  erschüessen,  vül  wehni- 
ger  mein  pfert  wüder  zuruckhgeben.  Als  süe  bey  einer  stund 
lang  do  verharreten,  sasen  süe  wüder  uf  ihre  pfert  und  rittenn 
forrt.  Do  nun  derjhenig,  der  mein  pfertlin  genommen,  uf  süzen 
woltte  und  mütt  der  einen  hand  hünden  an  denn  sattl  grüf, 
gleich  an  dem  ortt,  do  es  gedruct  wahr,  schlecht  das  pfertlin 


ImAßu  und  fornen  imd  tbuett  ein  streich  in  andetn,  das  der- 
jhenig  nicht  dorof  kommen  kondte»  Indem  ers  ein  guette  weül 
treibt  und  seine  gesöUschaft  imn^r  fortt  reütt,  stest  er  mein 
pfertUn  für  denn  köpf  und  entlast  es^  süzt  uf  das  ander  pfertt, 
wölches  er  lehr  an  der  haand  füertt,  dann  säe  in  4  lehrer  oder 
lödiger  pfertt  müttfüehrten,  domitt  wann  inen  imderwegen  eins 
Yerlügt,  süe  ein  anders  an  due  statt  haben.  Gübt  keine  ordi- 
oariposten  als  in  der  ehristenheütt,  mues  ctft  ein  pfertt  einen 
ganzen  tag,  auch  noch  lenger  und  so  lanng  es  dauren  mag,  gebn, 
büs  es  verliigt,  auch  vülmahln  gahr  umbfölltt  Also  bekam  ich 
mein  pfertlin  wüderomb ;  do  es  fortt  geritten  worden,  wehre  es 
mir  ibel  zu  pass  kommen,  dann  eh  ich  ime  nachgesantt,  hette 
ichs  Yül  lüeber  dohinden  oder  fahren  lasen,  ohnangesehen  ich 
kein  anders  an  düe  statt  hette  bekommen  könden. 

Domütt  mann  verstön  möge,  was  das  für  leüth  seyen,  wölche 
vom  thürckhischen  keyser  legations  oder  bottscbaftweüs ,  so 
mann  bolacki  nenntt,  abgeförtigt  werden,  das  sein  gemeiniglich 
tschauschi,  furnemme  heün  Thürckhen  ^jxsehenliche  und  wol 
vertraute  leüth,  derowegen  inen  geheime  Sachen ,  doran  ettwan 
vül  gelegen,  anbevolhen  werden,  dann  so-  der  Thürckh  ii^md 
eixLßn  bascha  oder  vicekönig  wüU  strangulieren  lassen,  wüert  es 
durch  einen  tschausch  verriebt.  Als  müer  gesagtt  worden,  so. 
präsentiert  er  ime  einen  brüef  von  seinem  prinoipal  als  von  dem 
thürckischen  keüser^  in  wölchem  ime  das  leben  aMLändigt  wüert ; 
alsdann  er  in  einen  sessl  gesözt,  ime  der  gemeltte  tschausch 
einen  seüdin  strickh  an  den  hab  lögt,  wendt  denselbjgen  mitt 
einem  stab  umb,  büs  derjhenige  verdrosselt  oder  tod  isit.  Sol- 
ches hab  ich  selber  nicht  gesehen,  aber  von  theütschen  janit- 
scharen,  wölche  zu  renigaten  oder  mamelucken  wordan,  gehört, 
wüe  auch  von  andern  mehr. 

Und  haben  düse  tsch9.uschen  sovil  gewalt,  sonderlichen  do 
süe  postweüs  ausgesantt  werden,  wo  süe  in  ein  statt,  fleckhen 
oder  dorf  kommen,  auch  do  inen  yemandt  auf  dem  feldt  zu 
pfertt  begögnet,  seyen  gleich  Christen,  Juden  oder  Thürckhen, 
hoch  oder  nider  Stands,  do  ers  als  der  tschausch  begertt, 
mues  der  von  seinem  pfertt  absteügen,  ime  solches  ohne 
alle  wüderröd  volgen  lasen,  wölches  einen  frömbdea  reüsen- 
den  sehr    beschwerlich,    süe  aber    solches   wehnig  achten; 


88S 

beschicht  auch  düser  Ursachen,  däeweil  es  häeznland  keine 
ordinariposten,  sondern  vilmaln  auf  halbe  oder  ganze  tagreüs 
kein  fieckh  noch  dorf  gefunden  wüertt. 

Denn  25  düs  morgens  ftüh  von  do  hünweg.  Oleich  vor  dem 
camp  sehen  irür  ire  zwen  an  pfSlen  gestöct,  wölche  den  tag  zu- 
vor wahren  gesptist  worden.  Als  dann  kombt  mann  in  ein  holz, 
das  mann  immer  zu  ben^  ab  reütt,  wölchcs  doch  bösserer  weg, 
dami  denn  tag  zuvor.  Ongevahr  umb  oder  noch  vor  müttagzeütt 
kamen  wür  an  den  Jordan,  bey  wölchem  es  düser  seytten  dess 
Wassers  einen  camp  hatt,  aide  wuer  collation  machten,  und  left 
diser  fluß  herunder  von  dem  see  Jenezaret,  so  ongevahr  in  10 
w.  meil  dovon.  Düses  gemeltte  wasser  ist  nicht,  breytt  mag 
einer  ganz  ringfüeg  mütt  einem  stein  doriber  werfen,  geth  auch 
ein  starckhe  steinene  bruckhen  doriber,  wölche  il  ponte  sanct 
Jacobe  genanntt  wüertt.  Alsbald  wür  hinibert  kahmen ,  wölchs 
der  einganng  in  Galileam,  kombt  ein  Arabier  oderMor,  der  hatte 
nicht  mehr  dann  einen  steckhen  oder  stab  in  der  hannd,  begertt 
von  jedem  Christen  capara  oder  ins  landt  1 2  medin.  Düeweil 
wör  nun  nicht  wüsten,  was  gebreichig  wahr,  wegerten  wör  unns 
lanng,  weiten  ime  nichts  geben ;  endlich  lest  er  such  vememmen, 
do  müer  ime  solches  geltt  nicht  mitt  lueb  geben  wollen ,  sollen 
wüer  in  kurze  öttliche  Arabier  oder  Moren  zu  pfertt  bey  unns 
haben ,  dfie  werden  solchen  zoll  von  unns  abfordern,  das  unns 
kein  lüeb  dorzu  geschehen  soll ;  dorüber  unns  düe  zwen  janit- 
schar  gerathen,  das  ime  unnser  yeder  due  begertte  1 2  medin  gebe 
(ein  medin  ist  theütscher  münz  bey  1  ^]t  kreuzer) ,  wölches  be- 
schehen,  und  domitt  wur  von  andern  Arabier  und  Moren  so  unns 
in  Ga.lilea  begögnen  möchten  und  unns  rechtförtügen  Wollen, 
sicher  und  unverhündertt  passieren  mögen,  gab  er  unns  ein 
weüsse  gezwümete  schnür,  düe  hatte  sovil  knöpf  als  Christen 
under  unns  wahren,  dann  von  dem  renigaten  wüe  auch  von  unn- 
sem  zwen  janitschar  begehrte  er  nichts.  Von  gedachter  bruck- 
hen an  hatt  es  einen  zimlich  hohen  berg,  alsdann  höbt  sich  gut, 
gesehlacht  landt  ahn,  do  das  feldt  besehett  und  wol  erbauen  ist. 
Als  wüer  nahent  bey  3  stund  lanng  gerütten,  kamen  wüer  zu 
der  zistema  oder  brennen,  in  wölchen  Joseph  von  seinen  brüe- 
dem  solle  glasen  sein  worden ,  als  von  denn  innwohnem  hüer- 
omber  unns  gewesen  und  angezeügt  worden.    Düser  brennen 


986 

hatt  noch  derzeütt  zimlich  gutt  wasser  zu  tiinckheD.  Gleich 
dobey  ist  eine  deine  mosckea  erbauen,  derowegen  solcher  brenn 
auch  Ton  den  Moren  und  Arabier  in  ehren  gehalten  wüert. 
Gleich  doneben  hat  es  auch  einen  camp  oder  carvatscharas, 
welcher  innwendüg  so  wüest,  das  niemand  dorinnen  beleüben 
kahn,  gestaucks  halber.  Zur  rechten  band  lügt  der  berrgBethu- 
liaj  umb  welchen  unden  her  vül  derfer  und  fleckhen  gesehen 
werden.  Von  do  hatten  wüer  bey  einer  stund  bergeten  und 
steinigen  weeg,  büs  wüer  uf  das  nachtläger  kahmen  in  einen 
camp,  bey  wölcheni  ein  dein  dörflin  von  öttlichen  wehnig  heü- 
serrn,  Moenia  genantt. 

Als  wüer  bey  2  stund  vohr  abents  oder  nachts  hünkamen, 
fanden  wür  den  bascha  von  Damasco,  wölcher  einen  tag  vor 
unns  von  do  ausgezogen,  in  meinung  als  woltte  er  nach  Jheru- 
rusalem  reüsenn.  Düev^eil  er  aber  vernommen,  das  düe  pest 
aldo  noch  nicht  gahr  nachgelassen,  nam  er  von  do  seinen  weeg 
nach  dem  berg  Tabor,  ^Ido  er  ein  castell  bauen  lest,  und  dann 
abwärts  dem  mör  zu,  nach  Baruthi  und  Trippoli.  Gemeltter  ba- 
scha legerrtte  such  mitt  seinem  volckh  und  pferten  in  freyem 
feldt,  dann  es  hüezulannd  albereytt  vül  wörmerr  dann  jhenesey tt 
Damasco,  der  hatte  ob  düe  100  gezellt  uffgeachlagen,  dorunder 
sich  sein  volckh  hüeltte,  sein  zelltt  aber  wahr  gruen  angestri- 
chen; düe  pfert  stunden  hün  und  wüder  im  feldt  angebenden, 
yedes  an  einem  pfalil,  so  it^  düe  erden  geschlagen;  derer  wahrenn 
öttlich  hundertt,  wüe  auch  vül  camel,  wölche  den  pagaschi  und 
die  gezeltt  truegen.  Es  wahr  ganz  lustüg  zu  sehen,  dann  es  ein 
ansehen  gleich  als  ein  läger,  wüe  es  auch  an  einem  schönen, 
iberaus  lebendigen  ort  ist,  dann  es  ein  gutt,  fruchtbar  und.  eben 
thal,  an  dreyen  enden  mütt  hohen  bergen  eingefast,  auf  der 
einen  seytten  den  langen  weeg  den  see  Jenezaret,  mare  Tiberiadis 
oder  galiesche  mör,  wüe  es  mag  genenuet  werden,  auf  wölcher 
see  Christus  der  herr  mütt  seinen  Jüngern  gewesen,  als  such  düe 
fortuna  erhöbt,  evangel.  Matliei  am  8.  herr  büllf  unns,  wüer 
verderben.  Hüeromber  sollen  auch  düe  apostl  und  jüngerr  Chri- 
sti, als  Simon  Petrus  und  Andreas  gebrüeder,  gewöhnet  haben, 
als  süe  noch  füscher  wahren  und  in  gedachter  see  düe  gannze 
nacht  gefüsqht  und  nichts  iuengen,  Lucae  am  5.  Düsen  abend 
als  wüer  dohün  kahmen,  wurden  vül  vüsch  gefangen,  aber  es 


887 

mochte  mchts  an  unns  reichen ,  umbwitleix  der  bascha  sehr 
vUl  Yoickhs  bey  sich  hatte.  Düses  mör  oder  see  Jenezaret  er- 
8tröct  such,  als  öttliche  wollen,  in  düe  30  w,  meil,  aber  in  döe 
breitte  meines  errachtens  nicht  iberr  8  meül. 

Alsbald  wur  in  gemelten  camp  arrivierten,  santte  der  ba- 
scha zu  unns,  lies  fragen,  wer  wüer  wehren,  thet  auch  zwen  von 
unns  zu  sich  beruefen ,  güeng  der  eine  Vönetianer  neben  dem 
Grüechen,  wölche  beede  düe  sprach  wol  kondten,  sprach  sue  an, 
wer  wuer  seyen,  auch  wo  unnser  reüs  hungehe.  Als  säe  in  nun 
erinnerten,  das  es  düe  compagnia  seye,  wölche  verschine  tag 
zu  Damasco  gewesen,  lües  er  unnsere  zwen  geförtten  wüderomb 
nach  dem  camp  bleitten.  Ohngevahr  umb  mitternacht  hüeb 
mann  an  umbzuschlagen,  machte  sich  der  bascha  neben  seinen 
officiern  und  diner  auf  den  weeg  und  zog  bey  der  küehle  fortt, 
dann  es  des  tags  warm  wahr. 

Denn  26  düs  auf  2  stund  in  tag  von  do  hünweg  reütt  mann 
lanng  an  dem  vohrgemelten  seh  hün,  wölchen  mann  zu  der  rech« 
ten  band  lügen  lest,  alsdann  muesten  wüer  hoch  gi^en  berg  uiF- 
steügen.  Als  wüer  uf  düe  höhe  kahmenn,  sahen  wür  von  ferrn 
zur.  rechten  band  noch  vül  höher  lügen  düe  allte  statt  und 
schloss  Japhet,  wölche  der  zeütt  mehrtheils  mütt  Juden  bösezt 
und  bewohnett  ist,  wüe  süe  dann  von  fernen  landen  doliün  ziie- 
hen,  pänitentiam  zu  thuen,  mancher  zwey,  drey  oder  mehr  jähr 
do  verharrett,  zum  theil  ihr  leben  do  verzeren,  haben  gleichsam 
ihr  wallfiart  dohün,  als  düe  Thürckhen  nach  Mecha.  Von  do  rät- 
ten  wüer  iber  weytte  und  lannge  baufelderr,  zwüschen  öttlicheu 
hügeln  oder  bühel;  umb  däesclbige  gogne  solle  düe  hodixeuti 
zu  Cana  in  Galilea  gewesen  sein,  als  Christus  mütt  fünf  gersten- 
brott  und  zweyen  füschen  in  düe  5  tausend  personen  geset- 
tugtt,  Johannis  am  6 ;  wüer  kondten  aber  wehnig  anzeügung  eines 
fleckhenns  do  sehen,  dann  es  aller  mütt  gras  yerwa3c;en ;  zu  dem 
wüste  es  derjhenig,  so  unns  dohün  füertt,  auch  nicht  eygentlich. 

Auf  müttagzeütt  kahmen  wüer  zu  dem  berrg  Tabor,  aldo 
sich  der  vorgemelte  bascha  von  Damasco  abermals  mütt  seinem 
volckh  gelägertt  und  düe  gezeeltt  hün  und  wüder  im  feldt  auf-r 
geschlagen,  wüe  wür  dann  zumittelst  durch  däe  oder  hartt  an 
den  zeltt  hün  reitten  muesten,  doch  ohne  einige  beleidigung  dess 
baschavolckh.    An  der  Strassen  gögen  den  berrg  hatt  es  einen 


im 

Bofaönen,  aller  neügebautten  camp  oder  carvatäCharaB ,  so  auch 
durch  gemelten  bascha  erbauen  worden,  und  gleich  gögenober 
zur  rechten  hand  an  der  strasen  lest  er  ein  castell  bauen  auf 
ihr  manier,  wölches  allein  für  döe  Arabier  oder  rauber  gemacht, 
als  däe  kein  geschüz  gebrauchen ,  derowegen  es  nun  mitt  einer 
schlechten  mauren  umbfangen.  Wfier  kehrten  in  dem  camp 
nicht  ein,  dann  sehr  vül  tolckh  dorinnen  wahr ,  sondern  zogen 
strackhs  durchaus  und  legerten  unns  abseytts  besonder  im  feldt 
neben  einer  lachen,  domitt  wtir  den  wein,  so  wüer  bey  unns  hat- 
ten, wölcher  sehr  staf  ckh,  mitt  wasser  temperiren  könden.  "Nach 
gelmltener-collation  zogen  wüer  fol-tt;  gübt  es  des  wegs  zimlich 
holz,  kahmen  nach  mittag  bey  hoher  tagzeiitt  jheneseitt  des 
berrgs  Tabori  aldo  wür  unns  im  feldt  doch  hartt  under  gedach- 
tem berrg  lägertten,  wfie  es  dann  nahentt  dobey  ein  dein  fteck- 
Jin  hatt  mitt  Arabier  bewohnett,  Tabur  genanntt,  für  wölchen 
wiier  gewarnett  wurden,  derowegen  wüer  des  nachts  gute 
wacht  hüelten. 

Demnach  wüer  bey  so  guetter  tagzeütt  dohün  kamen ,  wa- 
ren wüer  bedachtt,  »ff  den  berrgTabor  zu  stetigen;  weüles  aber 
nicht  allzu  sicher,  aueh  sonsten  der  weg  jheneseytt,  do  äev 
baseha  gelegen,  hünuff  geth,  namen  wüer  in  4  Arabier  aus  ob- 
gemeltem  flecklin  mütt  unns,  yeder  mütt  seinem  bogen,  und 
dann  der  eine  von  unnsern  janitschar  mütt  seinem  röhr.  Düe- 
weil  es  auf  diteer  seütten  keinen  weeg,  dobey  mann  hinuf  steügt, 
dann  es  sehr  geh  undt  gerad  hinuf  geth,  fiertten  süe  unns  durch 
höckhen,  standen  und  iber  folsen,  das  wüer  aller  matt  Und 
nlüed  wurden,  umbwillen  es  albereitt  heüß  war.  Düser  berg 
Tabor  lügt  allein,  ist  rondt,  gros  und  weytt  begrüffen,  oben  uf 
immer  zuegespüzt  und  höher  dann  andere  umbligende  und  an- 
stoßende berg.  Zu  oberst  werden  noch  vül  gebey  eines  closters 
jmd  kürchen  gesehen  ^  aber  aller  vervallen  und  zerstertt,  wfie 
wüer  dann  in  öttliche  zellen,  wölche  inhwendüg  noch  gantz  und 
nicht  zervallen  sein,  gestügen,  öttliche,  so  iimbher,  geinahlett 
matt  büldem  und  hietorien ,  düeweil  aber  solche  sonder  einige 
belle  noch  liecht,  schluegen  wür  ein  feyr,  zündten  waxüechter 
an  und  krochen  aus  einem  gemach  in  das  ander;  sein  enng  uiid 
sehr  nider  erbauen,  mütt  einem  gwölb  bedöet,  kan  einer  nicht 
wol  aufrecht  dorinnen  stöhn,  scmderlichen  ab  der  graf,  Wölcher 


289 

ein  sehr  lannge  person ,  den  kahm  das  hün  und  wüdersteügen 
undt  krüechen  sehr  hartt  an;  ohngevahr  zu  mitten,  do  der  berrg 
am  höchsten,  hat  es  ein  zistema  tüef  under  der  erden  von  guet- 
tem  früschem  und  mechtig  kiehlem  wasser,  stüg  einer  von  den 
Arabier  hinunder,  dann  es  einen  dürm  bom,  welcher  bus  uf 
dem  grund  hinunder  geth,  an  dem  er  an  denn  nästen  des  boms 
gleich  als  an  einer  leütter  hinab  stüg,  büs  er  das  wasser  er- 
reichen kundte;  alsdann  erquicten  wüer  unns,  dann  wüer  ein 
buratscha  wein  mütt  unns  hinuff  getragen. 

Auf  der  höhe  des  gemelten  bergs  oben  am  spütz  solle  vor 
jähren  ein  stattlich  closter  gestanden  sein,  als  noch  düe  gelegen- 
heitt  und  alte  fondamenta  ausweüsen.  An  dem  ortt  ist  Christus 
der  herr  verclertt  worden,  do  sein  angesicht  für  Petro,  Johanne 
und  Jacobe  als  düe  sonn  geleichtett;  do  seind  auch  erschinen 
und  mitt  dem  herm  Christo  gerödt  Moyses  und  Helias.  Ittem, 
do  der  apostel  Petrus  sagt :  hüer  ist  gutt  wohnen,  las  unns  drey 
hütten  bauen,  als  dem  herr  Christo  eine ,  Moyse  eine  und  Helia 
eine.  Sonsten  lügt  düser  berg  an  einem  sehr  lustigen  ortt,  umb- 
willen  solcher  auf  zimlicher  öbne  auch  yüU  höher  dann  alle  an- 
dere umbligende  berg,  wüert  doruf  weytt  unnd  ferrn ,  wüe  auch 
düe  schöne  gögne  des  landts  Galilea  gesehen,  wölches  ein  frucht- 
bare, sehr  guette  und  lustige  landtscbaft.  Als  wür  uns  zim- 
lichermassen  hün  und  wüder  ersehen  und  in  düe  zwo  stund  mitt 
uff  und  absteügen  zuegebracht,  begaben  wüer  unns  wüderomb 
abwärts,  verfüegten  unns  nach  dem  nachüäger.  Demnach  es  aber 
in  wehrender  fasten,  das  nicht  allein  fleüsch,  sondern  auch  käs 
und  eyer  zu  essen  verbotten,  war  wehnig  zum  besten  verbanden. 

Denn  27  düs  machten  wür  unns  früeh  morgenns  uff  den 
weeg,  domitt  wür,  eh  der  bascha  do  füriber  zöge ,  fortt  kahmen 
(wüewol  wüer  hernacher  vernommen,  das  er  lenger  under  dem 
berrg  Tabor  stüll  gelegen),  reüsetenn  allso  des  tags  inmechtiger, 
schöner,  mehrtheils  öbner,  auch  fruchtbarerr  und  guetter  landt- 
scbaft, kahmen  irrgend  bey  2  stund  nach  mittag  in  einen  camp, 
dobey  ein  castell  neben  einem  schönen,  grosen  fleckhen  Tscheniu 
genanntt,  noch  in  Galilea  gelegen,  alldo  wür  des  tags  wüe  auch 
düe  nacht  verharreten ,  mueste  yeder  under  unns  Christen  45 
medin  bezaleu,  aldo  bekahmen  rättich,  salatt  und  ander  krautt 
zu  kaufenn. 

Kieehcl.  1 9 


290 

Denn  28  und  lotsten  düs  mohnats  reüseten  irür  ein  weh- 
nig  vohr  tag  von  do  hünweg,  tind  irgend  anf  ein  stund  wegs 
von  disem  fieckhen  kombt  man  aus  Galilea  in  Samaria,  höbt 
sich  gleich  ein  beserer  weeg,  nicht  so  fruchtbar,  auch  onge- 
schlachter  landt  an,  das  zimlich  bergüg,  auch  nicht  so  wol  er- 
bauen ist,  hatt  underwegen  tüI  hoUz.  Als  wür  immer  fortt- 
zogen,  kahmen  wüer  bey  2  stund  nach  mütttag  an  das  ortt  oder 
nahent  der  statt  Sebasten,  wölches  bey  einer  halben  w.  meül 
nahent  der  Strassen  am  hünreüsen  zu  der  -  rechten  hannd, 
wölche  vohr  zeütten  Samaria  geheüsen,  als  düe  principal  und 
hauptstatt,  dannenher  düs  landt  ettwan  seinen  nahmen  bekom- 
men, derzetitt  aber  aller  yerwüest,  zehrstört  und  eingerissen, 
wüe  dann  noch  wehnig  heüser  aldo  gesehen  wordenn,  wölche 
von  Arabier,  zum  theil  mütt  Christen,  bewohnett,  dannenher 
noch  ein  kürch  von  züehrlichem  gebeü,  so  von  Christen  erbauen 
worden,  wüe  das  solche  derzeütt  abgetheült  und  underschiden 
ist.  Den  coor  sambt  dem  halben  theil  der  kürchen  haben  düe 
Christenn,  und  das  ander  theil  düe  Moren  und  Arabier.  Neben 
einer  deinen  moschea,  so  am  inngang  gemelter  kürchen  zur 
rechten  hannd  gahr  «chlechtlich  erbauen,  aldo  solle  das  ortt,  an 
wölchem  Johannes  Baptista  enthauptet  worden,  gesehen  werden, 
so  under  der  erdenn  bey  50  stapflen  thüef.  Düeweil  aber  der 
innganng  zu  der  stüegen  an  demselbigen  ortt  in  der  Mohren 
oder  Arabier  kürchen  ist,  mag  kein  Christ  hünein  göhn;  düe- 
weil ichs  aber  nicht  wüste,  das  düs  ein  mosckea  wahr,  umb- 
wüUen  solche  offen  stunde  und  schlechtlich  von  der  christen- 
kürchen  abgetheilt  oder  underschiden,  vermeintte  ich,  es  were 
ein  kürch,  düeweil  es  alles  in  einem  corpus  begriffen  und  gehörte 
samentlich  denn  Christen  zu;  also  güeng  ich  hinein,  alsbald  ich 
aber  düe  dorinn  erbautte  mosckea  gesehen,  eylett  ich  alsbald 
wüderr  zuruckh  und  hatte  mich  zu  allem  glick  keiner  von  denn 
Moren  noch  Arabier  gesehen,  dann  wüer  alle  dordurch  hettenn 
in  noth  kommen  mögen.  Wüer  hüelten  bey  öttlichen  Arabier 
an,  wölche  in  disem  fleckhen  wohneten,  lüessen  süe  bütten,  ver- 
hüesen  inen  auch  ein  guett  Verehrung  zu  thuen,  do  süe  unns 
vergönnen  weiten,  an  das  ort  under  der  erden  zu  gen,  do  vor- 
gemelter  Johannes  Baptista  solle  enthauptet  sein  worden.  Ött- 
liche  under  inen  hettens  wol  gehrn  gethon,  andere  aber,  kan 


291 

gedenckhen,  seyen  düe  prinzipales,  woltens  nicht  zuelassen,  wüe 
süe  unns  dann  lötstlich  enttbotten,  wo  wüer  unns  nicht  bald 
werden  von  do  hünweg  machen,  solle  unser  keiner  mütt  dem 
leben  doTon  kommen,  yber  wölche  röd  wür  alsbald  auf  unsere 
pfert  sassen  und  rüten  denn  berg  hinunder,  dann  düse  kürch 
zimlich  hoch  ligt ;  ructen  starckh  fortt,  büs  wüer  wüderomb  zur 
stras  kahmen. 

Es  gebens  noch  zum  theil  düe  vestigia  und  Wahrzeichen 
viler  gewaltiger  antiquiteten  und  herrlicher  gebey,  dorus  wol 
abzunemen,  was  fumemer  kirchen,  palatia  und  heüser  do  ge- 
standen sejen ,  auch  was  für  ein  treffenliche  statt  düs  gewesen. 
Am  fiirreüsen  oberhalb  der  strasen  zur  rechten  hannd  zimlich 
hoch  werden  noch  düe  marmorsteinern  seylen  oder  pfeüler,  doruf 
düe  könügHche  palatia,  lustheüserr  und  andere  gebey  gestanden, 
gesehen,  wüe  dann  noch  weytt  umb  den  berg,  wölcher  der  zeütt 
gebautt  und  mütt  kom  besehet  wüert,  noch  sehr  vül  hoher  ge- 
waltiger seylen  von  schönem  marmor  in  der  erden  ufrecht 
stöhnd  gesehen  werden;  do  solche  in  der  christenheütt  wehren, 
wurden  süe  hoch  estimiert,  derer  mann  do  wehnig  achtett.  Unid 
stöhn  solche  alle  der  schnür  oder  Ordnung  nach,  ye  eine  so  weytt 
von  der  andern,  das  dorus  abzunemmen,  von  einem  pfeiler  zu 
dem  andern  ein  bogen  werde  geschlossen  gewesen  sein.  Umb 
düse  gögne  kahn  mann  büs  in  das  mör,  do  Joppe  lügt,  sehen; 
ahnangesehen  es  hüeromber  zimlich  bergüg,  hatt  es  doch  ge- 
schlachte thäl,  auch  guette  und  früsche  wasserbäch.  Von  do 
hatten  wür  noch  eine  starckhe  stund  büs  uf  das  nachtläger; 
kamen  wür  gehn  Napolosa. 

Düse  statt  Napolosa,  so  der  schrift  nach  Sichar  geheüssen, 
ist  der  zeütt  das  haubtt  in  Samaria,  ein  allte  zeryallne,  ibel  er- 
bautte  und  wehnig  bewohntte  statt,  ligt  zwüschen  bergen,  das 
mann  dodurch  mues;  aldo  muesten  wür  par  testa  capara  be- 
zalen  54  medin ;  weül  wür  nun  wehnig  im  vorrath  zu  essen  hat- 
ten, dürften  wür  nicht  uf  den  bazar  oder  marct  gehn,  ettwas 
innzukaufen ,  dann  wüer  für  den  innwonern  düs  orts  sonder- 
lichen gewarnet  wurden,  wüe  dann  düe  Arabier  und  Mohren  von 
eines  geringen,  nichtigen  dings  wegen  ein  avania  erdenckhen 
möchten.  Derowegen  wüer  unns  mütt  dem  wehnigen,  was  wir 
bey  unns  hatten,  beholfen  und  nicht  aus  dem  camp  kahmen, 

19* 


292 

wüer  hatten  gleichwol  vül  iberlaufs  von  janitschar  und  andern 
halunckhen,  düe  wein  und  essen  von  unns  begehrtten ,  do  wür 
doch  selber  nichts  im  vorrath  hatten  und  mitt  wehnig  oder  ge- 
ringfuegem  unns  behelfen  muesten. 

Denn  ersten  Martii  früeh  bey  anderhalb  stund  vohr  tag  von 
do  hünweg.  Gleich  für  der  porta,  wölche  nach  Jherusalem  geth, 
an  der  Strassen  zue  sehen  der  brenn  Jacob,  bey  wölchem  der 
berr  Christus  von  dem  samaritanischen  weübe  solle  zu  trinckeu 
begertt  haben.  Gemelter  bronn  ist  fein  eingefasset,  reinglich 
erhalten  unnd  wol  erbauen.  Gleich  dobey  werden  gesehen  zwen 
marckstein,  so  uf  einer  wüsen  oder  matten  inngegraben  aufrecht 
stehn,  wölche  meiner  schuh  39  von  einem  zum  andern;  solle  ein 
rosssprung  sein,  so  Soliman,  gewesner  bascha  zu  Damasco,  mütt 
einem  seiner  pfertt  gethon  hat;  sein  gleichförmige  marck  auf- 
gericht  als  uf  ein  meil  wegs  nahent  bey  Franckfurtt  am  Mein, 
wölches  ein  hürschsprung  sein  soll.  Wüer  wurden  bericht,  das 
einer  von  des  fürsten  oder  gubernators  zu  Jherusalem  bevelchs- 
habern  zu  Napolosa  wahr,  welcher  düsen  tag  auch  dohün  reut- 
ten  solle ;  derowegen  wüer  mehr  dann  ein  stund  bey  obengemel- 
tem  brennen  für  der  statt  uff  ine  gewartett.  Als  er  kam  und 
6  pfertt  bey  sich  hatte,  lüessen  wüer  in  ansprechen  und  bütten, 
das  er  unns  neben  ime  wolle  lasen  müttreütten,  dann  es  der 
Arabier  halber  nicht  allzu  sicher,  wüe  süe  dann  guette  gelegen- 
heütt  hüeromber  zue  raubenn  haben,  umbwüUen  es  vül  holz 
auch  zimlich  bergüg,  underwegen  wenig  dörfer  noch  heüser  ge- 
sehen werden.  Wüer  verbrachten  des  tags  ein  starckhe  tagreys, 
kahmen  des  abents  bey  gutter  tagzeütt  in  düe  heilige  statt  Jhe* 
rusalem,  wölche  düe  principal  und  das  haupt  in  Judäa.  Als 
wür  nun  für  düe  porta  kahmen ,  lüesen  wüer  unns  a  sanct  Sal- 
vator  anmelden,  kahmen  zwen  patres  und  ein  janitschar  herus- 
ser,  wölche  unns  hinein  beleiteten,  aldo  wüer  unnsem  innkeer 
in  gedachtem  closter  bey  denn  franciskanermünchen  nahmen. 
Alsbald  wüer  arrivierten ,  wurden  wüer  von  ihnen  ehrlich  und 
fireindlich  empfangen,  gaben  unns  düe  zwey  gemach  ein,  wölche 
für  düe  piligrini  gestuft  und  erbautt  sein,  wüe  dann  lanng  nie 
niemand  zu  inenn  kommen  wahr,  wegen  der  sterbenden  leef, 
wüe  dann  von  gedachten  patres  in  düe  elef  an  der  besen  kranck- 
heütt  gestorben.    Und  eben  des  tags,  nicht  yber  drey  stund ,  eh 


293 

wüer  hünkainen,  hatten  süe  einen  von  gedachten  patres,  so  auch 
an  diser  krankheütt  gestorben,  zue  der  erden  bestattet,  dorab 
mein  gesellschaft,  als  süe  es  erfahren ,  sehr  erschrackhen,  wüe 
dann  düe  Ittalianer  ein  sonder  gros  entsözen  ab  düser  kranck- 
heütt  haben;  für  mein  person  hatt  ich  ganz  kein  daulen.  Wüer 
machten  coUation,  wölches  schlecht  zuegüeng,  dann  es  in  der 
fasten  und  düe  füsch  ibel  zue  bekommen  sein ;  mues  mann  an 
statt  derselbügen  mütt  feügen,  mandl,  züböbn  und  derogleichen 
fruchten  verlüeb  nemmen;  guten  wein  haben  süe,  mehrtheils 
weüß,  ganz  grüen  und  lautter  von  färb,  wüe  auch  an  thrunckh 
starckh ;  der  wüert  mehrtheils  von  den  Christen  umb  Bethle- 
hem gepflanzt.  Den  andern  Martii  morgens  früeh  güengen  wür 
hinuf  in  düe  kürch,  wölche  in  dem  gemelten  closter  a  sanct 
Salvator,  hörten  meß,  nach  volbrachtem  ampt  berueft  unns  der 
Präsident  zue  sich  in  sein  zell  oder  kamer;  düser  regüertt  der- 
zeütt  an  statt  des  gardians ;  fragt  von  erst,  wölche  under  unns 
wehren  von  Vönedüg  abgesegeltt,  düe  sollen  do  verharren;  düe 
andere  aber,  so  im  lanndt  sesshaft,  das  wahren  düe  zwen  vöne- 
tianische  kaufleütt  sambt  dreyen  düenem  unnd  einem  Grüechen, 
wölche  ihr  läger  zu  Halepo  hatten,  düe  mögen  wol  abtretten. 
Indem  höbt  gemelter  präsident  an,  ein  sermon  zu  thun,  onge- 
var  des  innhalts,  demnach  er  von  ihr  heyligkeytt,  dem  Papst, 
bevelch  habe,  allen  bilgern  und  andern,  so  aus  der  christn- 
heütt  kommen,  was  orts  süe  herzüehen,  fürzuhalten  und  süe  be- 
fragen ,  ob  süe  licentiam  eintwöders  von  gedachtem  Papst  oder 
irgend  einem  cardinal,  in  das  heilige  land  zu  züehen  macht 
haben,  das  ohne  sein  consens  keiner  gehn  Jherusalem  kommen 
soll,  sonderlichen  düe,  so  denn  strackhen  weeg  aus  der  chri- 
stenheütt  hinzüehen;  uf  wölches  ermanen  der  graf  gleich  sein 
patenta  herfür  züecht,  wölche  uf  ihne  sampt  zweyenn  seiner 
düner  lauttet.  Als  nun  düe  frag  an  mich  kam ,  wüs  ich  auch 
meine  patenta,  wölche  ich  von  dem  legaten  oder  cardinal  zu 
Vönedig  durch  magister  Lorentz,  theütschcn  pfaffen  aldo,  zu- 
wegen  gebracht;  domitt  ward  der  präsident  ganz  wol  beniegt 
imd  hatte  durchaus  keinen  suspect  der  religion  halber  auf  mich, 
und  ist  solches  fümemlichen  doromben  angesehen,  wann  frembde 
billger  oder  andere  hinkommen,  düe  kein  licentiam  vom  Papst 
oder  yrgendt  einem  cardinal  haben,  argumiert  der  gardian,  süe 


294 

sejen  luteriasi;  derowegen  er  gleich  an  sAe  begert,  eh  das 
inen  einig  heilig  orth  gewüsen  wüert,  süe  dch  als  gutte  Chri- 
sten   erzeigen,    sollen    zuvor  confessiren   und  communiciren. 
Weyl  wüer  aber,  wüe  gemeltt,  unnsere  patenta  hatten,  zudem 
sie  wol  wüsten,  das  der  graaf  ein  eyfriger  catholicus  wahr,  blüb 
solches  begehren  vermütten,  büs  war  gehn  Bethlehem  und  in 
denn  templ  des  heiligen  ^ahs  kahmen.    Zudem  weil  zu  Jherusa- 
lem  und  Bethlehem  in  döe  eilf  oder  zwölf  patres  gestorben  und 
wahren  due  principales,  als  gardian  und  vicanus,  auch   hün- 
weggezogen:  dann  sich  neulich  oder  kurz  verschiner  zeutt  hatt 
zugetragen,  das  der  gubemator,  ditto  sandiaco,  an  gemelten 
gardian  in  düe  5  tausend  ducaten  oder  zeckini  begert,  wüe  auch 
von  den  Armenier,  wölcher  oberster  geästliches  ordens,  ein  pat- 
riarch  und  sehr  arm,  derowegen  er  auf  sein  des  sandiaco  begeh- 
ren kein  gelt  darströckhen  kondte,  ist  er  erzürnet,  denselbigen 
fanngen  und  innzüehen  lassen  und  alsbald  ohne  urtheil   noch 
recht  gespüst  worden.    Do  solches  obgemeltterr  gardian  ge- 
sehen, hatt  er  sich  von  do  aufgemacht  und  nach  Halepo  ge- 
reust, mitt  hinterlasnem  bevelch,  er  wolle  mitt  erstem,  so  sein 
kondte,  mütt  gelt  do  wideromb  ankommen ;  aber  er  verstund  es 
unrecht,  kam  gehn  Trippoli,  saz  auf  ein  naue  und  seglete  nach 
Vönedüg,  dannenher  düe  ihrige  patres,  derer  an  allem  an  den 
dreien  orthen,  als  im  closter  a  sanct  Salvator,  im  templ  des 
heiligen  grabs  und  zu  Bethlehem  nicht  mehr  denn  11  patres,  drun- 
der  fünf  sacerdotes  und  6  laici  wahren^  das  süe  es  der  religion 
halber  wol  bey  dem  nechsten  haben  bleüben  lasen  undt  nicht  so 
strenng  wahren,  als  süe  wol  sonsten  zu  sein  pflegten,  do  das 
gannze  familia  in  düe  24  minch  an  denen  gemelten  dreyen  or- 
then sein.    Obgemelte  händlung  ist  hemacher  für  den  Gros- 
thürckhen  gehn  Constantinopoli  kommen;  dorüber  gemelter  san- 
diaco oder  gubernator  zu  Jherusalem  seines  ampts  enttsöztt 
worden ,  und  uf  ein  tagreüs  von  do  in  ein  statt  Napolosa,  olim 
Sichem  geheüssen,  wölches  in  Samaria,  und  gleich  ein  passasch 
so.mann  per  terra  nach  Jherusalem  reüset,  zu  einem  obersten 
gesözt  worden,  wölcher  düe  billger  und  andere  Christen,  so  do 
durchreüsen,  heftüg  beschwert;  dann  düser  ein  geborner  Itta- 
lianer,  das  er  wol  weüst,  was  es  für  ein  gelegenheütt  hatt  mütt 
dennjhenigen  Christen,  wölche  an  düse  ortt  reüsen. 


905 

Gemeltten  audem  tag  Martii  nach  dem  morgenes^en 
güexigen  wür  aus  dem  closter  sanct  Salvator  und  mütt  unns 
zwen  patres,  der  eine  diser  zeütt  gardian  zu  Bethlehem^  der 
ander  ein  predicator,  düe  heülige  stött  und  örther,  so  wol  us- 
serhalb  als  innwendüg  der  statt  zu  weüsen,  und  füerten  unns 
erstlichen  vom  closter  aus  in  ein  gassen,  la  Strada  Dolorosa  ge- 
namitt.  Wurde  uns  erstlichen  am  innganng  derselbügen  gewü- 
sen,  do  Christo  dem  herrn  das  creüz  zu  thragen  ist  ufgeladen 
worden;  furtan  in  gemeltter  Strassen  geth  mann  durch  einen 
hohen  geschlossnen  steinern  bogen,  oben  in  der  mütte  dessel- 
bügen  würt  ein  ronde  steinene  seül  irgend  eines  manns  hoch  ge- 
sehen, an  wölcher  Christus  der  herr  solle  gegeüseltt  und  ibel 
zugericht  sein  worden.    Ecce  Homo. 

Gleich  harrtt  an  gemeltem  bogen  das  haus  oder  palatium 
Pilati  zu  der  rechten  handt  der  Strassen,  in  wölchen  der  zeütt 
der  gubernator  der  statt,  ditto  sandiaco,  wohnett;  gögeniber  zu 
der  hnckhen  handt  das  haus  Caiphä,  des  hohenn  prüesters,  ein 
schlechte  wohnung  und  zervallen  gebey. 

Furthan  yrgend  eines  rohrs  schuß  zur  linckhen  handt  ab- 
warta  düser  Strassen  wurden  wür  in  ein  kürchen  gefüehrt,  so 
derzeütt  ein  mosckea,  aber  gleich  am  inngang  derselbügen  hatt 
es  noch  ein  andere  thür,  geth  mann  in  einen  gartten,  in  wöl- 
ohem  ein  Mohr  wohnett,  dem  muest  unnser  yeder  einen  medin 
zahlen,  derselbüge  verguntt  unns,  hinunder  in  ein  grotta  zu 
ateügen,  wölche  öttlich  stapäen  tüef  under  der  erden,  ganz  fün- 
st^rr,  das  wüer'lüechter  anzünden  muesten;  aldo  ist  zu  sehen 
das  orth  und  wohnung  sanct  Anna  und  Joachimi,  do  unser 
lüebe  frau  solle  geboren  sein:  an  wölchem  ort  der  eine  pater 
ein  oration  that,  wie  dann  bey  allen  heiligen  örtter  beschehen. 
In  gemelter  grotta  wüert  noch  ein  schlechter  altaar  gesehen,  auf 
wölchem  düe  patres  des  closters  a  sanct  Salvator  ein  mahl  im 
jähr  coelebriren  und  meß  haltten. 

Am  herfür  von  gemelterr  mosckea  kompt  mann  wüder  in 
vorige  Strassen,  wirt  zur  rechten  band  gesehen,  yedoch  nun  von 
aussen,  dann  kein  Christ  am  wehnigsten  hinein  gehn  m^^g ,  der 
tempel  Salomonis,  ein  herrlich  schön  gros  blaz,  nichtt  gar  zu 
mittelst  ein  züehrliche  ronde  mosckea,  aussen  mehrtheils  grüeti 
gferbt,  und  erströct  sich  der  blaz  büs  an  düe  stattmaur.    Harrt 


296 

an  der  stattportta  zwüschen  den  thoren  zu  der  rechten  handt, 
wüert  gesehen  piscina,  so  mann  Bethsaida  nenntt,  derzeütt 
aller  ausgednicknet  und  ohne  wasser. 

Wehnig  furtter  kombt  mann  zu  der  statt  thor,  genanntt 
porta  sant  Stephan! ,  zu  wölcher  er  solle  sein  ausgefüert  wor- 
den, wüe  dann  nicht  ferm  dovon  am  hinausgehn  in  das  yalle 
Josaphat  zur  rechten  hand  das  ort  und  der  stein  gewüsen  wüert, 
do  gemelter  Stephanus  gemartert  und  versteinigt  worden.  Es 
wüert  auch  in  der  stattmaur  ein  renovierte,  zuegemaurte  porta, 
wölche  in  den  vohrhof  des  tempels  Salomonis  geth,  gesehen, 
aldo  düe  porta  aurea,  bey  wölcher  Christus  der  herr  am  palm- 
tag auf  einem  esell  inngeritten,  gewüsen  wüert.  Von  do  abwärts 
kombt  mann  gleich  in  das  thal  Josaphat  gegen  Levante,  wurden 
wüer  in  ein  kürchen  gefüert,  muest  yeder  öttliche  medin  bezaln, 
geth  mann  mit  lüechtem  hinein  und  in  düe  40  stapflen  thüef 
under  der  erden,  dann  es  ein  schöne,  bfeytte,  steinene  stüegen 
hinunder  hatt;  ungevahr  auf  halben  theil  derselbügen  zur  rech- 
ten handt  in  düe  mauren  gehauen  wüert  gesehen  das  grab  Joa- 
chimi,  gleich  gögen  ober  zur  linken  rechten  handt  noch  ein  an- 
dere  sepultura,  sanct  Josephi.  So  mann  gahr  hinunder  kombt 
werden  öttliche  underschüdliche  altar  gesehen,  wüe  auch  zur 
rechten  handt  unser  Heben  frauen  begröbnus  von  weyssem  mar- 
mor  gemacht;  wehnig  kürzer  dann  das  heilige  grab  umbher  mitt 
einer  maur  eingefassett. 

Am  heruffergöhn  von  gemeltter  kürchen  nicht  iber  zwölf 
oder  fiinfzöhenn  schrütt  geth  mann  in  ein  grotta,  wehnig  tüef 
under  der  erden,  bedarff  mann  keiner  lüechter,  dann  es  hell 
genueg;  in  derselbügen  solle  Christus  der  herr  gebetett  haben: 
vatter  ist  es  müglich,  so  nemm  düsen  köUch  von  müer,  wölches 
beschehen,  eh  das  er  von  Juden  gefangen  worden,  und  bluet- 
tügen  schweüs  geschwüzt,  wüe  dann  gemeltte  grotta  noch  der 
zeütt  immerzu  feucht,  wüe  auch  düe  stein  derselbügen  nass  zu 
sein  scheinen  und  schwere  tropfenn  von  sich  geben,  so  herunder 
auf  die  erden  vallen. 

Von  do  wüder  was  wehnigs  zuruckh  gögen  Ostro  im  thal 
Josaphat  wurde  unns  gewüsen  das  ort,  do  sanct  Thomas  der 
apostl  düe  gürttl  von  unser  lieben  frauen  genommen. 

Nicht  weytt  fürt  an  das  ortt,  do  gemeltte  unnser  liebe  frau 


297 

salle  geruhet  haben,  wann  süe  düe  heylige  ort  besuecht,  auch 
wüe  mann  Stephanum  steinigte.  Das  orth,  bey  oder  an  wölchem 
düe  vüer  apostl  gebetett,  als  düe  Juden  Christus  den  herm  an- 
daschten  und  fangen  wolten. 

Fürtan  neben  der  Strassen  zu  der  lünckhen  handt  gögen 
Levante  das  ort  und  der  gartten ,  in  wölchem  düe  Juden  Chri- 
stum dem  herrn  gefanngen.  Fürtan  in  vorgemeltem  thal  das 
ort,  de  Christus  der  herr  acht  apostel  gelassen,  als  er  gelitten ; 
solle  Yohr  jähren  ein  fleckh  oder  dorf  do  gestanden  sein,  Gethse- 
manni  genannt,  aber  derzeütt  aller  wüest. 

Ittem  das  ort,  do  Petrus  Malcho,  des  hohen  prüesters 
knecht,  das  ohr  soHe  abgehauen  haben. 

In  vülgemeltem  thal  zur  linckhen  handt  wüert  ein  dein, 
aber  züerlich  und  von  gehauenen  steinen  wol  erbautte  piram- 
mide  gesehen.  Als  öttliche  wollen,  solle  es  das  grab  Absolonis, 
des  könig  David  söhn,  sein;  andere  aber  geben  undt  halten  dor- 
für,  es  seye  des  königs  Josaphat  begröbnus,  dannenher  auch 
das  thal  seinen  Ursprung  und  nahmen  bekommen. 

Der  bach  Coedron,  \jölcher  durch  das  thal  Josaphat  geth, 
aber  derzeüt  aller  druckhen,  wölcher  mehrtheils  von  starckhem 
regen  und  andern  wassern,  so  von  bergen  herunder  vallen  ge- 
mehrt und  gemacht  wüert. 

Fürtan  zu  der  linckhen  handt  wurd  unns  gewüsen  in  einer 
steinernen  grotta,  do  mann  innkrüchen  mues,  das  grab  sanct 
Zachariä,  wüe  auch  des  apostels  Jacobi  Minoris,  sampt  anderer 
mehr  heyligen  begröbnus. 

Fürtter  im  thal  gögen  der  statt  unden  am  berg,  geth  mann 
bey  18  stapfein  thüef,  under  der  erden  ein  brenn  von  gutem, 
clarem  wasser,  aus  wölchem  wasser  unser  lieben  frau  dem  kind- 
lin  Jhesu  düe  wündlin  solle  gewaschen  haben ;  gemelter  bronn 
solle  niemals  versügen  sein  oder  ohne  wasser  gefunden  werden, 
als  wol  andere  bronnen,  wölche  von  der  grosen  hüz  ausdrückh- 
nen.  Bösser  hünwarts  gögen  der  statt  wüert  gesehen  ein  alter 
olivenbom,  an  wölchem  ort  der  prophet  Esaias  solle  sein  ge- 
segett  worden ;  stöhn  zwen  oder  mehr  stein  do,  von  Thürckhen 
hüngesöztt,  wölches  ein  anzeügenoder  bedeutniis  einer  mosckea; 
derowegen  kein  Christ  hinzugöhn  darf,  beschehe  dann  heimlich. 

Purtan  wüert  gesehen  ein  grotta  under  einem  fölsen,  aide 


vtfO 

der  mehrer  tbeil  von  den  aposteln  sollen  iiüageflohen  sein 
und  aus  furcht  sich  verborgen,  als  düe  Juden  Christum  den 
herrn  gefangen. 

Oberhalb  des  vül  und  oftgemelten  thals  Josaphat  gögen 
Ostro  ist  der  blut  oder  des  döpfers  ackher,  wölchen  mann  für 
düe  dreyssüg  sülberling,  doromben  Judas  Christum  denn  herrn 
verrathen,  erkauft;  wüert  noch  heüttigs  tags  gebraucht  zur  be- 
gröbnus  der  pilger  und  anderer  frömbden,  so  zu  Jherusalem 
sterben.  Es  ist  ein  weütte,  grosse  und  sehr  thüeffe  grotta,  oben 
zuegedöct,  kann  mann  durch  düe  löcher  hinunder  sehen,  dann 
es  zimlich  lücht,  dorinnen  vil  dodter  cörper  einer  uf  dem  andern 
lügen  gesehen  werden.  Wann  einer  stirbt,  würt  der  leiohnam 
an  einem  seyl  hinunder  gelassen ,  und  gübt  solche  grotta  einen 
starckhen  und  sehr  unlieblichen  geruch  und  geschmack  von  sich. 

Von  do  wurden  wür  gefüert  auf  denn  berg  Syon,  so  düser 
zeütt  auch  ausserhalb  der  statt  und  ongevahr  eines  starckhen 
steinwurfs  weytt  von  der  porta :  füert  mann  unns  erstlichen  in 
ein  haus,  wölches  Caipha,  dem  hohen  prüester^  zuestöndüg  ge- 
wesen., solches  haben  und  bewohnen  derzeüttt  düe  Armenier ; 
an  derselbügen  orth  haben  düe  Juden  Christum  den  herrn 
fälschlichen  angeclagt  undt  zum  todt  verurtheiltt. 

An  gemeltem  haus  ist  ein  feine  küerchen  erbauen,  in  wöl- 
cher  düe  gedachte  nation  der  Armenier  ihr  ampt  zoeleWiren ; 
in  derselbügen  wüert  gewüsen  der  stein,  wölcher  für  des  hey- 
ligen  grabes  thür  gewesen  sein  soUe,  als  Maria  Magdalena,  Ja- 
cobe und  Salome  des  drütten  morgen  kahmen:  wer  wölz^tt  uns 
den  stein  von  döss  grabes  thür  ?  solcher  stein  ist  oben  iber  denn 
altar  des  chors  bedöct.  In  gemelter  kürchen  zur  rechten  handt 
wüert  gesehen  düe  gefengnus,  in  wölche  düe  Juden  denn  herrn 
Christum,  als  süe  in  füengen,  düe  nacht  ober  verwahrten  und 
aldo  hüelten,  büs  der  tag  herzu  nahette. 

Am  herussergöhn  von  gemelter  kürchen  zu  der  linckhen 
handt  harrt  an  derselbigen  thür  wüert  gesehen  ein  stein,  bey 
wölcbem  der  apostl  Petrus  Christum  denn  herrn  zum  drütten 
mahl  solle  verleugnet  haben,  wüe  dann  hernacher  auch  der 
haan  krehete.  Oben  uf  gemeltem  haus  wüert  gesehen  yrgend 
eines  steinwurfs  weytt  eine  kürch,  so  auch  uf  dem  berrg  Syen, 
wölche  vohr  düsem  düe  patres  dlordine  sauet  Francisci  innenge- 


209 

habt,  und  dosribsten  gewöhnet,  bey  mannsgedenckhen  aber  von 
den  Thürckhenn  inngenommen  worden  und  zu  einer  mosckea 
gemacht;  dannenher  kein  Chrüst  bey  hoher  straf  nahent  hünzu 
Tül  wehniger  hineiugehn  darf.  An  gemeltem  orth  sein  vül  herr- 
licher thatten  beschehen:  dann  doselbsten  hat  Christus  der  herr 
das  abentmal  gessen  mütt  seinen  jungem. 

Am  heyligen  pfingstag  als  der  heilige  geüst  vom  Iremmel 
herunder  steügt. 

Ittem,  do  Christus  der  herr  denn  Jüngern  düe  fües  waschet 

Ittem,  wüe  der  herr  Christus  denn  apostlen  und  seinen 
Jüngern  nach  seiner  uffstöhung  erscheint,  als  süe  bey  einander  ver- 
samlettt,  und  unversehener  weüß  zur  beschlossnen  thür  iuugetb. 

Ittem,  do  das  los  auf  Mathia  föUt,  das  er  under  düe  apo- 
stel  gezölt  würt  anstatt  Judae  des  verräthers  uns^rs  herrn  Christi 

Ittem  düe  wonung  unnser  lieben  frauen  nach  der  aufersteh» 
ung  Christi,  samptt  derselbügen  capell  neben  andern  vül  mehr 
heyligen  örther,  so  aldo  zu  sehen,  neben  denn  herrlichen  wun- 
derwerckh,  so  sich  aldo  verloffen  und  zuegetragen.  Als  wir  nun 
unnser  gebet  volbracht,  wurde  unns  von  denn  Armenier,  so  in 
dem  haus  wohnen,  ein  thrunckh  präsentirt,  wüer  ine  ein  Ver- 
ehrung thatten. 

Aus  gemeltem  haus  Caiphä  füegten  wür  unns  wüderomb 
nach  der  statt  undt  inwendüg  derselbügen  wurde  unns  gewüsen 
das  haus  Anne  pontifice,  aldo  ein  kürchen  von  Christen  bewohnet, 
der  vorgedachten  nation  der  Armenier.  An  gemeltem  orth  solle 
der  herr  Christus  von  den  Juden  der  lein  halber  sein  gefragt 
worden.  £h  man  in  düe  kürchen  kompt,  zur  lünckhen  handt, 
wüert  ein  sehr  alter  olivenbom  gesehen,  an  wölchem  Christus 
der  herr  solle  gebunden  und  gegeyselt  worden  sein ;  den 
halten  düe  Armenier  in  grosser  würde,  bronnen  auch  zu  under- 
schüdlichen  zeütten  des  jarsein  lampa  doselbst,  aldo  soll  Petrus 
Christum  denn  herrn  anfenglich  haben  zuverleügnen. 

Von  do  güengen  vnir  fürtter  der  patres  closter  zu,  wurden 
underwegen  in  ein  andere  kürch  geführt  auch  von  den  Armenier 
bewohnet,  auf  ir  manir  stattlich  und  schön  gezüert;  in  derseK 
bUgen  wüert  gesehen  am  ingang  derselbügen  zur  linckhen  band 
under  einem  deinen  altar  ein  rund  loch,  an  wölcher  stött  Jacobus 
Maior  zur  zeütt  des  königs  Herodis  solle  sein  enthauptet  wordeu. 


300 

Fürtter  am  heimgöhn  wurde  unns  gewüsen  das  haus  Thomä 
apostoli,  so  nun  von  aussen  gesehen  wüert,  dann  solches  zu 
einer  mosckea  gemacht  worden. 

Alsdann  wurde  unns  das  orth  gewüsenn,  do  der  apostel 
Petrus  solle  hingeflohen  sein,  als  düe  Juden  Christum  denn 
herrn  gefangen. 

Von  do  verfliegten  wüer  unns  nach  dem  closter  a  sanct  Sal- 
vator,  dann  es  albereytt  abent  und  wür  einen  zimlichen  weeg 
hin  und  wüder  geloffen  wahren,  machten  collation,  wahren 
lustüg  und  lögten  unns  alsdann  zu  rueh:  wüe  dann  einer  under 
unns,  wölcher  denn  Vönetianer  düner ,  süe  ine  für  einen  koch 
gebrauchten,  in  der  nacht  kranck  worden,  das  er  volgenden  tag 
nicht  mehr  mittgehn  kondte ,  sondern  immer  ye  lenger  schwö- 
cher  worden,  das  sein  eigner  herr  müer  und  andern  hoch  ver- 
both,  das  unnser  keiner  zu  ime  in  das  gemach  gehn  soll,  vül 
wehniger  ime  beywohnen,  dann  er  sein  herr  besorgte ,  er  hatte 
etwas  von  der  besen  krankheütt  geerbt.  Dobey  abzunemen, 
wüe  gros  öntsözen  süe  haben ,  verlüessen  also  denjhenigen ,  wüe 
wür  von  Jherusalem  wüder  zuruckh  zogen,  also  kranckh  im 
closter  lügen,  das  unnser  keiner  zu  im  kommen,  der  in  zuege- 
sprechen  oder  inngesegnet  hette. 

Denn  3  gemeltes  monats  Martii  morgens  früeh  auf  ein 
stund  in  tag  machten  wür  unns  uf  denn  weg,  güengen  vorge- 
dachte zwen  patres  sampt  unnsem  beeden  janitschar,  namen 
denn  weeg  nach  Bethania,  geth  mann  zu  der  porta  sanct  Ste- 
phani  hinaus,  zwerch  durch  das  thal  Josaphat,  als  dann  es  uff- 
warts  undt  ettwas  wehnigs  bergügs  ist,  lügt  ausser  der  statt 
bey  3  w.  meil  gögen  Levante,  aldo  der  zeütt  ein  schlecht  dörflin 
von  öttlichen  heüseri\.  mütt  wehnig  Mohren  bewohnet. 

Wür  wurden  erstlich  gefüert  in  das  haus  Simonis  laeprosi, 
in  welchem  Maria  Magdalena  Christum  denn  herrn  mütt  köst- 
lichen unquent  gesalbet;  derzcütt  für  einen  vüchstall  gehalten; 
furtan  bey  zwen  büchsnscbuß  wüert  gesehen  das  palatium  oder 
haus  Lazari,  so  derzeütt  aller  rouiniert,  werden  nicht  mehr 
dann  noch  öttliche  fundamenta  gesehen,  gleich  doran  fiiert  man 
uns  in  das  grab  des  gemelten  Lazari,  under  der  erden  bey  ött- 
lich  und  zwanzüg  stapflen  thüef,  sehr  enng,  das  nun  einer  zu- 
mahl  hinunder  steügen  kahn,  ist  fünster,  das  mann  lüechter  ge- 


301 

braueben  mues.  Underdessen  bliben  unsere  janitzar  heraussen, 
verwarend  düe  thür;  zu  underst  noch  ein  feine  saubere  zell,  in 
welcher  ein  grab  gleich  als  ein  altar  gesehen  würt,  doruf  halt- 
ten düe  patres  d'  st.  Francisco  einmahl  im  jähr  meß,  und  soll  düs 
das  orth  sein,  do  Christus  der  herr  Lazarum  von  todten  aufer- 
wöct.  Johan  am  11.  Nücht  weytt  vohr  gemeltem  fleckhen  be- 
seüts  wurd  unns  gewüsen  der  plaz,  do  das  haus  Marie  Magda- 
lena gestanden,  derzeütt  aller  zerstörtt. 

Nahentt  bey  solchem  auf  hartem,  onfruchtbarem  feldt 
württ  unns  ein  stein  gewüsen  gleich  als  ein  groser  küsell,  so 
halb  in  der  erden  und  eines  knies  tüef  heraussen ;  auf  dem- 
selbigen  stein  solle  Christus  der  herr  gesessenn  sein,  als  Marta 
zu  ime  sagt:  domine  si  fuisses  hie,  und  ihr  der  herr  geantwurtt: 
ego  sum  resureetio  et  vita. 

Nahent  dobey  wurd  unns  gewüsen  düe  stöll  der  behausung 
Marthe,  ist  aber  am  wehnigsten  zu  sehen,  das  ein  haus  do  ge- 
standen, sey  dann  solches  auf  den  grund  zerstört,  wüest  und 
verwaxen. 

Von  do  wandten  wür  unns  zur  lünkhen  handt  gögen  den 
Ölberg;  wurd  unns  gewüsen  das  ortt,  do  Betphage  solle  gestan- 
den sein,  als  Christus  der  herr  seine  jünger  am  palmtag  hüa- 
santt,  düe  eslin  und  füllin  zu  hellen.  Ist  aber  kein  einig  haus 
mehr  do  zu  sehen  und  lügt  düs  ort  oder  gelegenheütt  zwüschen 
Bethania  und  dem  Ölberg. 

Von  Bethphage  güengen  wür  noch  mehr  uffwarts  gögen  der 
spüzen  dös  Ölberrgs  und  wüderomb  der  statt  zu ;  auf  der  höhe 
düses  bergs  kann  mann  ganz  wol  in  düe  statt  sehen,  und  son- 
derlichen düe  weytte  und  grosse  des  tempels  Salomonis,  als  der- 
selbüge  bqgrüffen  und  umbfangen.  Es  wurde  auch  gögen  Le- 
vante ganz  clarlich  das  todte  mör,  do  Sodoma  und  Gomorra  ge- 
standen, gesehen,  aldo  wurde  unns  gewüsen  viri  galilee;  an  ge- 
meltem berrg  wüertt  gesehen  ein  deine  ronde  erbautte  eapella, 
so  derzeütt  zu  einer  mosckea  gemacht  und  von  Mohren  bewoh- 
net, gleichwol  wür  durch  Verehrung  öttlicher  medin  denjhenigen 
Moren  wol  betten  hinein  kommen  könden,  dorften  wür  gleichwol 
nicht  thrauen,  sonderlichen  düeweil  imnser  sovil  wahren,  zudem, 
weyl  unnsere  janitschar  bey  uns  wahren,  besorgten,  süe  möch- 
ten unns  verrathen  oder  gögen  dem  sandiaeo  verclagen;  dero- 


302 

wegen  wür  mm  tod  aussen  hinein  sahen.  An  gemettem  ort  solle 
das  bans  gestanden  sein,  do  Christus  der  herr  für  seinen  jungem 
gen  beminel  gefahren,  wüe  dann  noch  zum  Wahrzeichen  ein 
weüsserr  marmor  gesehen,  dorinnen  der  fuesstapfen  eines  rech- 
ten fues. 

Ittem  das  ortt,  do  der  erzenngel  Gabriel  unnser  lieben 
firauen  mütt  dem  pallmen  begögnet.  Am  herunder  göhn  vom 
ölberg  gögen  der  statt  worden  gesehen  öttliche  rudera  allter 
vervallner  gebey;  aldo  solle  das  ortt  sein,  do  der  herr  Christus 
Tor  seinem  leüden  den  Jüngern  das  ende  der  weltt  verkündügt, 
eh  süe  sich  zertheilten,  hün  und  wüder  zu  prödigen.  Gleich 
dogögen  ober  wüert  gewüsen  das  orth,  do  düe  apostl  das  sym- 
bolum  sollen  componiert  haben ;  gleich  dobey  das  orth,  do  Chri- 
stus seine  jünger  solle  instituirt  haben,  do  süe  in  fragten:  do- 
mine,  doce  nos  orare. 

Abwarts  am  berg  wüert  gezeugt  das  ort,  do  Christus  der 
herr  yber  düe  statt  Jherusalem  weinett.  Aldo  rueweteü  wür 
und  thatten  einen  thrunck,  dann  es  albereyt  iber  müttag  wahr; 
alsdann  güengen  voUent  hinunder  nach  der  statt  und  verfüegten 
unns  in  das.closter  a  sanct  Salvator,  wüe  wüer  dann  hemacher 
erst  collation  machten  und  düsen  tag  nicht  mehr  us  dem  closter 
kahmen,  sondern  präparation  thatten,  pfert  und  esell  zubestöl- 
len,  dann  wür  Tolgenden  tag  nach  der  wüeste  Johannis  und  an- 
derer ortt  zu  reysen  bedacht  wahren. 

Denn  4  Martii  am  morgen  früeh  rütten  wür  auf  pferten 
und  eseln  so  gutt,  als  es  zu  bekommen  wahr,  aus  den!  closter 
durch  düe  statt  nach  der  portta  del  castello  und  mütt  unns  düe 
zwen  vorgemelte  patres  wie  auch  unnsere  bede  janitschar.  Ir- 
gend bey  2  itta:  meül  ausserhalb  der  statt  rütten  wür  in  ein 
closter  sanct  Cruce  genantt,  ein  sehr  vöst  und  starckh  gebey,  das 
mann  durch  öttliche  thüren  innmues;  solches  bewohnen  düe 
nation  der  Georgianer,  als  ihre  geüstüche  oder  ordensleüth. 
Innerhalb  desselbigen  closters  ein  feine  kürchen,  zimlich  gros; 
hünder  dem  hohen  altar  gleich  wurd  unns  gewüsen  ein  gefüert 
loch,  in  wölchem  die  wurzl  noch  sein  soll,  doran  der  bom  und 
stamm  gewachsen,  aus  dem  das  heilige  creütz  solle  gemacht 
sein  worden,  wüewol  düe  patres  düses  closters  selber  fürgeben, 
das  creütz  Christi  seye  von  vüer  underschüdlichen  böm  und 


hölzern  g^naclit  worden  ^  als  cöedem,  cyprös ,  oliven  und  pall- 
men ,  und  dasselbüge  aus  rolgenden  Ursachen :  erstlichen  solle 
der  lannge,  aufgeriohte  balckh  oder  bom  von  der  erden  auf  aus 
cyprössholz  gewesen  sein,  unnd  der  fues,  dorinnen  solcher  balck 
gestanden,  solle  von  cöedem  gemacht  sein  worden ,  domitt  das 
theül,  so  im  boden  stöth,  düe  erden  nicht  blos  anrüehre  und 
desto  weniger  faule ;  der  iberzwerch  balck  deß  creüzes,  an  wöl- 
chem  jreder  arm  besonder  genaglett,  solle  Ton  palmenholz  ge- 
wesen sein,  und  düe  thafel,  so  oberhalb  des  haupts  yberzwerch 
an  d^s  creüz  geschlagen,  doran  der  tittl  auf  hebräischer,  grtie 
chischer  und  latinischer  sprach  geschriben :  Jhesus  Nazarenus 
Rex  Judaorum,  solle  yqu  olivenbomhoUz  gewesen  sein. 

Obgemelte  4  hölzer  werden  Tolgender  gestallt  ausgelögt: 
das  düe  Juden  das  creüz  Christi  allein  aus  lautterer  bosheütt 
von  vüelerley  holz  gemachtt,  als  von  coedern,  wölches  niemals 
faultt,  domütt  der  fues  oder  daß  fondament  desto  lenger  haltte ; 
dann  düe  Juden  vermeintten,  Christus  der  herr  werde  am  creüz 
hanngen  bleüben,  so  lanng  sein  leüb  wehrete;  das  das  corpus 
durch  langwirigkeütt  des  hanngens  möchte  stinckhen,  machten 
süe  denn  ufgerichten  balckhen  von  cyproß,  wölches  einen  star- 
ckhen  lüeblichen  gefuch  von  such  gübt ,  denn  andern  besen  ge* 
schmackh  zu  vertheilen,  domitt  das  volck  desto  neher  zum  creüz 
göhn  möge,  ine,  den  herm  Christum,  anzuschauen;  denn 
zwerchbalken,  doran  düe  arm  Christi  genaglet,  sollen  süe  doss- 
wegen  von  palmen  genommen  haben,  düeweül  düe  Juden  nicht 
änderst  vermeintten,  süe  hatten  Christum  den  herm  ganz  iber- 
wunden;  dodurch  sein  süe  verursacht  worden,  düe  tafell,  doran 
der  tüttl  geschriben  wahr,  von  öelbomhoUz  zu  nemmen,  wöl- 
ches früd  und  einigkeütt  bedeüttet,  weül  süe  nunmehr  ihren 
feind  vermeinten  gedempft  haben,  werde  gute  rueh  ervolgen; 
wie  dann  düe  daub,  wölche  Noe  zur  zeütt  der  sündflutt  aus  der 
arche  sandte,  auch  ein  zweüg  von  einem  öelbom  sandte  oder 
müttbracht,  anzuzeügen,  das  sich  der  zorn  Gottes  gögen  dem 
mentschliohen  geschlecht  nunmehr  gesenett  habe.  Hüerus  mag 
ein  yeder  sohlüessen,  was  ime  gelüebtt. 

Von  hüevorgemeltem  closter  bey  2  w.  meül  gögen  Ponente 
kamen  wir  in  ein  dorf ,  von  Moren  bewohnet ,  in  welchem  noch 
eingrose  kürch,  so  von  Christen  erbauen,  gesehen  wüert;  auf 


304 

der  linekhen  band  oben  im  cbor  in  einer  wüe^ten  cappell  bey 
fünf  oder  6  stapflen  thüef  ander  der  erden  das  ortb,  an  wöl- 
cbm  Johannes  Baptista  solle  geboren  sein  worden.  Solchen 
tempel  gebrauchen  die  innwoner  des  fleckens  an  statt  einer 
stallung  y  allerley  vüch  dorein  zue  thun,  dann  solcher  zimlich 
gros;  muest  unser  jeder  ein  medin  bezalen. 

Ungevahr  uff  ein  w.  meül  dovon  kamen  wüer  in  ein  ander 
dein  flecklin,  auch  mehrtheils  mütt  Mohren  bewohnett,  aldo 
unus  gewüsen  wurde  do  Zacharius,  Johanni  Baptista  vatter, 
solle  gewonet  haben:  öttwan  vohr  jähren  ein  schöne  kürch  ge- 
wesen, der  zeütt  aber  vast  aller  inngevallen,  büs  an  das  chor, 
80  noch  zum  theül  zu  sehen,  oben  bedöct  und  mütt  dem  gewölb 
beschlossen.  Nahe  dobey  wurden  wür  gefüehrt  gleich  als  in  ein 
grotta,  wölche  ein  Mohr  für  einen  stall  gebraucht,  dem  muest 
unnser  yeder  ein  mödin  geben,  das  er  uns  innlües;  aber  der 
wolgeschmackh  thrüb  einen  bald  wüderomb  zurakh.  An  ge- 
meltem  orth  solle  düe  muetter  Christi  Elisabetham,  ihr  be- 
freindte,  heimgesuecht  haben.  Luca  am  1.  Von  do  ungevahr  bey 
5  w.  meül  gögen  Ponente  kamen  wür  zu  der  wüesten  Johannis 
Baptista,  wölches  wol  ein  deserta  mag  genennt  werden,  denn  es 
ein  steinig,  unfruchtbar,^rauch  und  ungeschlacht  orth;  so  weytt 
einer  im  thal  und  beder  seyts  der  berrg  sehen  mag^  nicht  allein 
kein  haus  noch  wohnung,  sondern  auch  nicht  ein  einiger  bom 
oder  irrgend  was  fruchtbars  gesehen  wirt.  Uff  der  linekhen 
band  des  berrgs  ist  düe  grotta  in  föUsen  gehauen,  gleich  als  ein 
dein  gemach,  in  wölcher  gemelter  Johannis  Baptista  bues  ge- 
thon  und  in  sübenn  jähr  lanng  dorinn  solle  gewohnet  haben. 
Es  ist  sehr  müehsam  zu  diser  grotta  zu  kommen,  dann  einer  am 
föllsen  klettern  mues ;  gleich  dobey  ein  bronnenquell  von  gutem 
küehlem  wasser,  so  aus  dem  fölsen  entspringt,  bey  wölchem  wür 
rueweten,  machten  coUation  von  demjhenigen,  so  müer  an  brott 
und  wein  mitt  unns  aus  dem  closter  genommen. 

Nachdem  wür  nun  dasjhenig  verzört,  was  unns  Gott  be- 
scheret, sassenn  wür  wüderomb  uf  düe  maulthüer,  rütten  nach 
Bethlehem,  ongevahr  bey  4  w.  meül  abwärts  der  Straßen  gögen 
Ponente,  wüei*t  gesehen  ein  brennen  von  gutem  früschem  was- 
ser, dobey  ein  lannger  steinener  trog,  laufft  ^sls  wasser  oben 
von  der  höhe  herunderr,  und  wüert  solcher  der  bronn  Philippi 


305 

genanntt,  dann  an  gemeltem  ortt  solle  Philippus  den  Eünu- 
chum,  der  königin  aus  Ätbiopia  kämerer,  getaufft  und  zum 
christlichen  glauben  bekertt  haben.    Actorum  am  8. 

Von  do  rütten  wür  iber  öttliche  berg  und  thal,  yedoch 
fruchtbare  landschaft  und  mehrtheils  weingartten,  so  von  den 
Christen,  wölche  zu  Bethlehem  wohnen ,  gepflanzt  und  gezogen 
werden.  Ungevahr  5  w.  meül  von  dem  brennen  Philipp!  ligt 
Bethlehem,  dohün  wür  umb  vesperzeütt  kamen. 

Bethlehem,  vohr  düsem  ein  fürnemme  und  nahmhafte  statt, 
als  Mathias  am  andern :  und  du  Bethlehem  büst  mütt  uichten 
düe  geringste  under  den  stötten  Juda;  diiser  zeütt  aber  ein 
offiier  fleckh  oder  schlechtes  dorf,  mehrtheils  mütt  Christen  be- 
wohnett,  ist  yüI  zerstört,  das  düe  heüser  weütlef  von  einander- 
stöhn.  Als  wür  nun  für  düe  kürchen  des  closters  kamen,  stigen 
wür  von  unnsern  maulthüeren  und  pfertten,  wurden  von  den 
patres  einbeleittet  erstlichen  durch  ein  nüdere  ennge  porta  in 
den  grosen  templ  von  sanct  Hölena,  keyser  Constantini  muet- 
ter,  erbauen;  aus  derselbigen  füerten  süe  unns  durch  einen 
langen  creüzganng,  kamen  hernach  uf  einen  schönen  grosen 
plaz,  mütt  gevierten  steinen  gepflastertt.  Dort  umbher  haben 
düe  patres  ihre  zell  oder  camern,  gleich  dobey  ein  feiner  gart- 
ten  von  fruchten  und  anderm  erdgewächs,  und  ist  solch  closter 
und  kürch  mehrtheils  auf  einen  fölsen  gesözt,  lügt  sehr  hoch, 
das  mann  weytt  umbher  sehen  kahn,  starckh  und  vöst  von  mau- 
ren.  Solches  haben  düe  patres  sanct  Francisciordenns  in  Ver- 
waltung, wölche  von  dem  gardian  des  closters  a  sanct  Salvator 
zu  Jherusalem  dohin  ordinirt  w^erden,  und  wahren  dozumal 
nicht  mehr  dann  drey  patres ,  als  ein  sacerdos  und  zwen  laici 
do ;  sonsten  in  düe  ailf  patres  do  zu  sein  pflegen.  Als  wür  nun 
ein  wehnig  geruhet  und  unns  abkielt  hatten,  dann  es  schon  iber 
vesperzeütt  wahr,  als  wür  hinkamen,  wurden  unns  nachvolgeude 
ortt  gewüsen. 

Erstlichen  füehrten  unns  düe  patres  in  eine  schöne,  grose 
cappella,  sanct  Catarine  genanntt,  in  wölcher  süe  täglich  cöle- 
brieren,  umb  willen  solche  nahent  bey  ihren  stantiis;  in  der- 
selbigen wurden  wür  von  den  patres  empfangen,  und  als  ge- 
breichig  yeder  bülger  für  einen  halben  ducaten  in  gold  wachs- 
lüechter  bezalt,  wurde  yedem  von  solchen  ein  brennend  lüecht 

Kiechel.  20 


1 


306 

in  düe  band  gegeben,  und  güengen  in  der  procession  von  ge- 
melier  cappella  ein  stüegen  hinunder  bey  22  stafflen  thüef  dordi 
ein  hole  oder  grotta;  alsdann  wür  in  ein  schöne  wolgezüehrte 
cappell  kahmen,  aller  in  einen  föUsen  gehauen,  das  päaster,  düe 
wandt,  wüe  auch  das  obertheil  oder  düe  büne  durchaus  mitt 
schönem  marmor  züerlich  besözt  und  iberzogen,  dorein  wöder 
sonn  noch  mon  scheintt;  in  gemelter  cappelle  ein  deiner  altar, 
bey  wölchem  der  pater  ein  prödüg  geihon,  alsdann  unnser  ye- 
der  hüngüeng  und  küsset  den  orth,  an  dem  unnser  heüiand 
Christus  geboren ,  wölches  ist  under  gemeltem  altar  ein  ronndt 
ausgehauen  loch,  in  einem  marmor,  in  der  gröse  eines  zimlichen 
ronden  tellers,  yrgend  bey  drey  zwerchfinger  thüef. 

Uff  zwen  oder  drey  schritt  zur  rechten  handt  geth  mann  in 
drey  stapfflen  hinunder,  hat  es  ein  besondere  grotta,  gleichsam 
eines  deinen  stalls,  in  wölcher  das  presepium,  dorinnen  Christus 
der  herr  solle  gelegen  sein,  gewisen  wüert,  wölches  auch  gleich- 
förmüg  unden  und  oben  mitt  schönem  weüssem  polirtem  mar- 
mor bekleüdet. 

Am  zuruckhgehn  aus  gemelter  cappella  auf  öttlich  schritt 
zur  rechten  hanndt  ein  altar,  under  wölchem  ein  hole,  dorinnen 
Tül  reliquia  von  den  unschuldigen  kindlein ,  als ,  Mathäi  am  2, 
zur  zeütt  der  gehurt  Christi  von  Hörode  sein  umbgebracht 
worden,  lügen  sollen.  Furtan  uff  öttliche  paß  geth  mann  in  ein 
andere  grotta,  wurde  unns  ein  begröbnus  gewüsen,  in  wölcher 
sanct  Jheronimus  begraben  ligen  solle,  wölcher  düe  biblia  aus 
höbraischer  und  grüechischer  sprach  in  latin  vertiert  solle 
haben,  er  auch  dises  closterr  lannge  zeütt  bewohnett.  Gleich  do- 
bey  noch  ein  andere  sepultura,  einer  edlen  Romanerin,  Paulina 
genanntt;  noch  in  gemelter  grotta  ein  andere  begröbnus,  in 
wölcher  sanct  Eysebius  lügen  soll;  yber  yede  derer  begröbnus 
ein  altar  von  marmor.  Aus  düser  grotta  güengen  wür  wideromb 
herfür  zu  der  stüegen  und  kamen  in  vorgemelte  cappella,  aldo 
ein  yeder  sein  wachslüecht  wüder  von  sich  lögte.  In  düser 
cappella  hat  es  einen  sehr  thüef  gegrabnen  brennen  von  gut^n 
früschem  wasser.  Düsen  abent  sahen  wür  weytter  nichts,  dann 
das  wür  hün  und  wüder  düe  stantia  des  dosters  besichtigten, 
alsdann  wür  hinuf  zum  nachtessen  beruefen.  Eh  wür  nun  von  ge- 
dachter coUation  uffstunden,  sagte  einer  under  denn  patres, 


307 

das  wir  uns  prepariren,  noch  düsen  abentt  oder  aber  volgenden 
früeh,  eh  das  wir  meß  hörtten,  zu  confessiren.  Wüe  dann  mein 
gesellschafb  noch  alle  deß  abents  bey  lüecht  in  der  cappella 
sanct  Catharina  confessirten;  ich  aber  verfliegte  mich  in  düe 
kamer,  in  wölcher  öttliche  madraza  aufgespreytett,  ich  mich 
uff  eine  lögte,  wölche  in  einem  besondern  kämerlin  uf  einer 
steinern  böttstatt  lag,  und  als  mann  mür  volgenden  tag  anzeigte, 
ist  erst  vohr  dreyen  tagen  einer  von  den  patres  uf  gemeltem 
bött  an  der  besen  kranckheütt  gestorben. 

Denn  5  Martii  morgens  früeh  vohr  tags  stunden  wür  auf, 
verfügten  uns  hinab  in  düe  cappella,  aldo  ein  pater  hüelt  auf 
dem  altar,  an  wölcher  stott  der  herr  Christus  solle  geboren 
sein ;  nach  vollendtem  ampt  verfüegte  sich  all  tnein  gesöUschaft 
für  denn  gedachten  altar ,  derer  zehen  wahren ;  ich  aber  blüb 
mütt  meinem  wachslüecht  allein  dohinden  stöhn.  Solche  alle 
commonicirten  under  einerley  gestallt. 

Als  nun  solches  volbracht,  güengen  wür  wüderomb  her- 
uffer,  und  wurden  uuns  von  zweyen  patres  ausserhalb  des 
closters  nachvolgende  ortt  gewüsen.  üff  zwo  w.  meül  unge- 
vahr  vom  closterr  wurde  unns  gewüsen  das  ort,  an  wölchera 
der  engl  den  hüertten  solle  begögnet  sein :  Ich  verkindige  eich 
grose  freid. 

Nahe  dobey  gögen  Bethlehem  ein  fleckh,  bey  wölchem  ein 
bronn,  aus  dem  unnser  liebe  frauen  zu  thrinckhen  pflegtte. 

Nahentt  dobey  an  einem  bergle  solle  gestanden  sein  das 
haus  Josephi,  unser  lieben  frau  vertrautter. 

Yrgend  eines  büchsnschuß  weytt  vom  closterr  wurden  wür 
in  ein  thüefe  grotta  under  der  erden  gefüertt,  hatt  einen  ver- 
vallnen  einganng,  finster,  das  mann  sich  der  lüechter  gebrau- 
chen mues;  unden  steth  noch  ein  uffgerichter  altar,  dohün  solle 
düe  muetter  Christi  mütt  dem  kindle  Jhesu,  als  süe  in  Ägipten 
flüehen  woltt,  sich  verborgen  haben  für  der  furia  Hörodis. 
Der  stein  von  gemelter  grotta  solle  den  weübern  sehr  gutt  sein, 
wölche  keine  mülch  haben;  wann  solcher  in  ein  tranck  gescha- 
hen wüert,  bekommen  süe  dovon  vil  milch,  wüe  dann  düe  Moh- 
ren und  andere  heüden ,  so  umbher  wohnen,  von  solchem  stein 
ihrem  vüch  eingeben,  domitt  solche  desto  mehr  milch  tragen. 
Dössgleichen  wann  under  denn  Mohren  einer  das  füeber  hatt, 

20* 


308 

gebrauchen  süe  disen  stein  im  getranckh,  halten  dorfir,  das 
füeber  das  ferlas  süe  desto  eher. 

Am  heru£fergöhn  aus  gemeltter  grott^  ohngevahr  halben 
weeg  württ  zur  lincken  handt  ein  ronde  starcke  steinerne  sänl 
gesehen,  wölche  stets  für  und  für  schwüzt,  gleichsam  als  schwere 
tropfen  doran  hanngen,  onangesehen  düe  grotta  an  ihr  selber 
sehr  trucken,  wölches  für  ein  wunder  zu  achten. 

Von  do  güengen  wür  wüderomb  nach  dem  closter  und  be- 
sahen den  grosen  templ  von  der  Höelena  erbauen,  dorinnen  aus 
bewilligung  des  gardians  zu  Jherusalem  düe  Grüechen  cöle- 
briren  und  ihre  gottesdüenst  verrichten.  Weyl  solche  kirch 
weytt  entlegen  von  der  patres  stantiis,  gebrauchen  süe  düe  nicht. 

In  gemelter  kürchen  wurde  unns  gewüsen  neben  dem  haubt- 
altar  zur  rechten  handt  des  chors  ein  besonder  oder  nebenaltar, 
aldo  das  ortt  sein  soll,  do  das  kindlin  Jhesu  ist  beschnitten  wor- 
den ;  gögeniber  zur  linckhen  handt  deß  chors  ein  ander  altar, 
an  wölchem  ortt  das  kindlin  Jhesu  von  denn  weüsen  aus  Mor- 
genlandt  ist  angebettet  worden.  Düser  tempel  ist  sehr  gros, 
hoch  und  weytt  umbfangen,  noch  aller  gannz,  durchaus  umbher 
mütt  alten  mosaischen  historien  gemahlett,  auch  mütt  goldt  ver- 
kleübt,  sehr  schön  gezüertt,  als  düe  kürch  zu  sanct  Marco  a 
Vönetia,  mütt  vüer  zeül  schöner,  hoher,  groser,  röttlichter  mar- 
morsteinern seiln  oder  pfleyler,  derer  auf  yeder  seytten  aylf 
nach  einander  stöhn,  das  pflaster  noch  zum  theil  von  geferbtem, 
iongelögtem  marmor,  ¥nie  dann  vil  schöner  stein  aus  gemelter 
kürchen  an  andere  orth  der  Thürckey  gefüert  worden. 

Underdössen,  als  wür  obgemelte  ortt  ausser  döß  closters 
visitirten ,  nam  mich,  der  dozumal  gardian  zu  Bethlehem  wahr, 
uff  ein  ortt,  spricht  mich  an,  das  von  meiner  gesöUschaft  seye 
angerödt  worden,  mich  zu  rödt  stöllen,  woromb  ich  nicht  neben 
inen,  als  einer  so  stattlichen,  compagnia,  mütt  wölchen  ich  zum 
theil  büs  von  Yönedig  glücklich  und  wol  hüeher  kommen  seye, 
confessirt  und  commoniciert  habe,  solle  doneben  wüssen,  wover 
ich  mich  im  tempel  deß  heiligen  grabs  nicht  so  wol  als  düe  än- 
dern werde  erzeugen,  wüe  dann  einem  guttem  Christen  gebürt, 
wollen  süe  mich  nicht  mehr  mütt  oder  bey  inen  dulden,  vül 
wehniger  neben  inen  wüder  zuruckhkommen  lasen;  bracht  es 
also  sehr  scharpf  für,  das  ich  in  eyl  schier  nicht  wüste,  was  ich 


309 

ime  soUtt  zur  antwurtt  geben ;  allein  ward  mein  entschuldigung : 
umbwillen  der  zeitt  kein  pater,  wölcher  meiner  noch  auch  der 
französischen  sprach  erfahren,  ich  auch  wehnig  Ittalianisch 
könde,  das  wöder  er,  noch  düe  andern  patres  mich  verstön. 
Dorüber  er  mür  zur  antwurt  gab ,  so  er  mich  was  fragte ,  ob  ich 
in  nicht  verstöhe;  wol  sagt  ich:  iber  wölches  er  mich  ermahnet, 
solle  mich  gefast  machen,  domitt  ich  neben  andern  im  heiligen 
grab  im  templ  döß  heiligen  grabs  commonicire,  weyl  müer  jb 
gott  düe  gnad  geben,  das  ich  an  das  heilige  ortt  kommenn  seye, 
soll  ich  ja  gedöncken,  woromb  ich  do  erscheine,  mich  billich  als 
ein  guter  Christ  erzeuge:  neben  andern  vül  mehr  wortten. 

Als  wür  nun  wüderomb  in  das  closter  kommen,  ward  es 
albereyt  mittagzeütt ,  wurden  wür  hinuf  beruefen,  collation  zu 
machen,  und  sähe  müch  mein  gesöllschaft  mechtig  säur  an,  wöl- 
ches alles  ich  gedulden  must;  wie  sich  dann  auch  der  graaf  ver- 
nommen lües,  do  ich  nicht  commonicieren  werde,  woll  er  selber  do- 
ran  sein,  das  ich  nicht  in  tempel  dös  heiligen  grabs  komme,  dann 
er  müeste  ime  selber  ein  gewüssen  doromb  machen.  Solche  röjden 
that  er  in  meiner  presentia,  nicht  ein  stundt  zuvor,  eh  wür  in  den 
tempel  gelassen  wurden,  dorüber  ich  ime  kurz  zur  anttwurt  gab, 
ich  hette  mich  schon  gögen  dem  gardian  d'Bethlehem  erclärtt. 

Nach  gehaltner  collation  nahmen  wür  unnsern  abschüd, 
sasen  uf  die  pfertt  und  maulthüer,  rütten  den  gestrackhen  weeg 
wüderomb  nach  Jherusalem,  wölches  bey  fünf  w.  meil,  wurden 
uns  onderwegen  volgende  ort  gezeugt. 

Ohngevahr  einer  halben  w.  meil  vom  closter,  was  wehnigs 
von  der  straßen  zur  rechten  band,  wurd  unns  gewisen  die  ci- 
stema  oder  bronn  Davids. 

Furtan  gögen  der  statt  an  der  Strassen  zur  rechten  handt 
hatt  es  ein  kirch,  so  düe  Grüechen  bewonen,  aldo  solle  der  pro- 
phet  Elias  geboren  sein.  Noch  neher  der  statt  zu  wüert  zur 
rechten  band  der  Strassen  ein  groser  alter  boom  gewüsen  von 
terebinto,  bey  wölchem  unnser  liebe  frau  oftermahlen  pflegte  zu 
ruewen,  als  süe  von  Bethlehem  nach  Jherusalem  güenge. 

Gleich  an  der  statt  zur  linckhen  band  der  Strassen  der 
bronn  Bersabä.  Von  do  rütten  wür  nach  der  schlossporta  und 
wüder  nach  dem  closter  sanct  Salvator»  Als  bald  wür  arrivier- 
ten und  nicht  iber  ein  stund  im  closter  wahren,  wurden  wür  in 


310 

denn  t^npel  deß  heiligen  grabs  zu  göbn  beruefen,  dann  es  albe- 
reyt  begond  abent  werden ;  demnach  aber  gebreichig,  alle  und 
yede  billger,  ausgenommen  düe  münch,  neun  duqaten  in  gold 
bezalen  müessen,  düejhenigen  Christen  aber,  so  in  des  Thircken 
landt  wohnen  oder  sesshafft,  nicht  mehr  dann  halb  sovll  per 
testa  bezalen.  Weyl  nun  unnser  paßbrüef ,  wölchen  wür  von 
dem  bassa  zu  Halepo  bekommen,  dergestalt  lautett,  das  wür 
kaufleüth  und  innwohner  des  landts  seyen,  passierten  wir  auch 
dafür  und  bezalten  nicht  mehr  dann  vüer  und  ein  halben  duca- 
ten  in  gold  für  unnser  yeden.  Als  wür  nun  für  gedachten  templ 
kahmen,  wurde  düe  thür  von  einem  Thirckhen  oder  Mohren, 
döß  sandiaco  oder  gubemators  düner,  uflfgemacht,  einer  nach 
dem  andern  inngelasenn  unnd  alle  fleissig  gezöhlt;  als  nun  düe 
patres  auch  innkahmen,  wurde  düe  thür  von  gemeltem  Thürcken 
wüderomb  zugespörrt,  wurden  von  erst  in  düe  sacristey  gefüert, 
aldo  wür  von  dem  pater,  wölcher  ein  prödicator  und  dozumahl 
im  tempel  wahr,  empfangen,  alsdann  wür  unns  in  düe  proces- 
sion  schicten,  allweg  zwen  mitteinander  güengen,  der  gemelte 
pater  prödicator  vomen  an,  neben  ime  uff  yeder  seytten  ein  pa- 
ter, unnser  yeder  ein  brönnend  wachslüecht  in  der  einen  handt, 
dann  gebreichig  yeder  bülger  ein  ducaten  in  gold  für  ein  rottolo 
wachslüechter  dem  monte  Syon  bezaltt. 

Erstlichen  güengen  wür  aus  gemelter  sacristey  herusser  in 
den  tempel,  hueben  an,  düe  letania  zu  singen ,  wurden  auch  bey 
yedem  ort  öttliche  lateinische  vers  recetiert,  hernach  thuett  der 
gedachte  pater  eine  kurze  prödüg  und  ermahnung,  erclert  in 
ittalianischer  sprach,  was  yedes  ortt  cappell  und  altar  für  ein 
bedeüttung  habe,  auch  was  an  yedem  Christus  der  herr  für  das 
mentschliche  geschlecht  gelitten  und  ausgestanden,  wölches 
einem  sehr  zu  herzen  geth,  das  öttlicheu  under  unns  düe  äugen 
ybergüengen.  Von  gemelter  sacristey  bey  dreissig  paß  zur 
linckhen  hanndt  gögen  Levante  vom  chor  ein  deine  capell,  sehr 
dunckl,  das  ohn  ein  brennendt  lüecht  wehnig  dorinnen  gesehen 
würt,  wüewol  stets  ein  oder  zwo  lampa  dorinnen  brennen ,  und 
soll  düß  düe  gefengnus  unnsers  herm  Christi  sein,  in  wölcher 
ine  düe  Juden  hüelten,  büs  süe  in  creüzigen  wolten.  Aldo  thatt 
der  pater  ein  oration,  neben  vermeldung,  wüevil  jähr  einer  par- 
donanz  habe,  so  düese  stött  besuecht. 


Stl 

Von  do  gäengen  wür  weütter,  und  hinder  dem  hohen  altar 
dös  chors  ein  andere  cappell  neben  einem  altar,  aldo  das  ortt 
sein  soll,  do  düe  krüegsknechtt  düe  kletider  Christi  getheilt  und 
das  los  umb  seinen  rockh  geworfen  haiben.  Bey  solcher  der 
pater  gleichförmüg  ein  oration  gethan,  neben  anzeigung  der  par- 
donantz.  Gleich  dobey  wurden  wür  in  ein  thüefe  grotta  oder 
hole  bey  vüerzüg  stapften  tief  under  der  erden,  alle  von  schö- 
nem marmor  gemacht,  gefüert;  an  gemeltem  ort  soll  das  hei- 
lige creüz  sein  gefunden  worden  durch  sanct  Höelena  im  jähr 
Christi  307.  Als  unns  der  pater  erzölett,  sollen  sowol  beder 
schecher  als  das  creüz  Christi  beysammen  gefunden  und  alle 
drey  in  einer  grosse  gewesen  sein,  das  mann  nicht  wüste ,  wöt 
ches  under  den  dreyen  das  creüz  Christi  wahr;  aus  anschaffung 
Hölena  solle  mann  einen  todten  cörper  genommmen  haben, 
solchen  ufif  düe  creüz  gelegt ;  alsbald  er  das  rechte  under  den 
dreyen  berüehrt,  seye  der  todte  alsbald  wider  lebendüg  worden, 
dobey  mann  wüste  und  erköndte,  das  dasselbüge  das  creüz  Chri- 
sti sein  mues,  und  vermeldte  der  pater  an  düsem  ortt  sehr  grose 
pardonantz,  indulgentia  plöenaria. 

Am  heruffer  göhn  aus  gemeltter  grotta  oder  dem  ortt  der 
erfindung  des  creüz  bey  12  stapflen  hoch  zur  rechten  handt  düo 
cappella  sanct  Hölena,  bey  wölcher  auch  öttlich  jähr  pardo- 
nantz vermeld  wüert.  So  mann  nun  düe  stüegen  und  stapflen 
Inideromb  heruffer  geth,  ist  gleich  zur  linckhen  band  wüder  ein 
andere  capell,  aussen  mütt  einem  grossen  eysengetter  verspört 
und  umbmacht:  in  derselbügen  ist  zu  sehen  ein  dückhe 
marmorsteinene  säul,  welche  mann  collonna  imperii  nennett; 
auf  derselbigen  solle  der  herr  Christus  gesessen  sein,  als  in  düe 
Juden  mütt  einer  dörnnin  krön  gekrönett.  Düse  capell  haben 
düe  Habessini  in  Verwaltung,  gübt  yeder  ein  almusen  nach 
seinem  vermögen.  Fürtan  bey'14  pass  zur  linckhen  handt,  ist 
der  berrg  Calvariä  oder  Golgata,  geth  mann  ein  stüegen  hinauf 
von  weüssem  mamor  bey  18  stapflen  hoch,  am  hinufgehn  der 
stüegen  ein  feysene  handhöben,  oben  ein  schöne,  wolgezüehrte 
cappella,  das  pflaster  mütt  schönem,  geferbtem,  ingelegten  mar- 
mor kunstlich  gemacht,  in  der  mütte  ein  starckhe  marmorstei- 
nene saul,  wölche  das  gewölb  trögtt ,  so  dorüberr  geschlossen, 
oben  mütt  schönem  mosaischen  hüstorüen  gemahlett.     Zu  hin- 


312 

derst  der  cappella  sein  zwen  altar,  so  düe  patres  d'sanct  Fran- 
cisco in  Verwaltung  haben :  bey  dem  einen  altar  wüert  das  ortt 
gewüsen,  do  Christus  der  herr  soll  sein  an  das  creüz  genaglet 
worden;  nicht  iber  drey  pass  dovon  wüert  gezeugt  das  ortt,  do 
er  ist  gecreüzigtt  worden,  und  endlich  den  geüst  uffgeben.  Do 
das  creüz  soll  gestandenn  sein,  hatt  ein  rondt  loch  yrgend  eines 
arms  thüef,  unden  ufif  dem  grund  ein  rond  sülbeme  blatten, 
doruf  das  büldnus  unnserrs  herrn  Christi,  wüe  er  am  creüz 
hanngt,  geschmölzt  ist.  Düsen  theil  haben  in  Verwaltung  düe 
Georgianer,  aldo  auch  ein  yeder  seines  gevallens  ein  almusenn 
reichtt,  unns  auch  indulgentia  ploenaria  vermeld  und  ange- 
zeigt worden. 

Under  der  gedachten  cappella ,  so  mann  düe  stüegen  wü- 
deromb  herunder  geth,  hatt  es  noch  ein  andere  cappell,  in 
wölcher  der  rüß  durchscheidftilich  von  oben  an  dös  föUsens 
büs  tüef  in  düe  erden,  eine  duften  so  weyt,  das  einer  denn 
köpf  köndte  hinein  stocken. 

In  gedachter  cappella  werden  gesehen  zwo  sepultura ,  düe 
eine  Godofredi,  herzogs  von  BouUion,  düe  andere  Balduini,  seines 
bruders,  als  gewesene  christliche  könig  zu  Jherusalem,  dobey 
auch  öttliche  in  stein  gegrabene  latinische  vers. 

Von  do  nicht  iber  zehen  pass  gögen  der  porta  oder  dem 
inngang  des  tempels  wüert  gesehen  ein  lannger  stein  von  weüs- 
sem  marmor  in  der  gröse  als  ein  grabstein ,  lügt  den  lanngen 
weeg  uf  dem  boden,  ist  bey  süben  schuech  lanng  und  in  düe 
drey  breytt,  umbher  mütt  einem  glender  verwahrt,  yrgend  einer 
guten  halben  ele  hoch,  dorüber  hanngen  öttliche  lampa;  am  ge- 
melten  ortt  solln  düe  drey  Marie  den  herrn  Christum  gesalbet 
haben.  Von  do  bey  20  pass  ong^vahr  güengen  wür  stracks 
nach  der  capell  deß  heiligen  grabs,  wölche  mehrtheils  rond,  be- 
sonder und  allein  stött,  das  mann  rüngumbher  göhn  mag,  hatt 
es  uf  der  seütten  ein  geringfüege  schlechte  cappell,  dorinn  düe 
Coffti  ihre  gottesdüenst  volbringen. 

Erstlichen  kpmpt  mann  in  ein  vohrcappell,  in  wölcher  für 
der  thür  deß  heiligen  grabs  ein  vüeröcter  stein  zweyer  schuch 
hoch  und  auch  vast  oder  was  wenigs  breitters.  Auf  demselbigen 
solle  der  enngl  gesessen  sein,  als  düe  weüber  kahmen:  wer 
wölzett  unns  den  stein  von   dös  grabes  thür.     Als  wür  nun 


313 

herausser  in  der  vohrcapell  wahren,  gtieng  der  pater  hinein, 
that  ein  oration  neben  einer  kurzen  prödüg ;  nach  Vollendung 
derselbügen  güeng  uunser  yeder  nach  und  nach  hinein ,  bliben 
so  lanng,  als  einer  ein  vatterunnser  bethen  mochtt;  weül  aber 
ein  80  nider  thürlin ,  güeng  yeder  under  unns  uf  denn  knüenn 
hinein.  Solch  grab  ist  gleich  in  düe  vüerung  gericht,  süben  ge- 
meiner schuech  lanng  und  auch  so  breytt ,  unden  und  oben  wfie 
auch  rüngsumbher  mitt  schönem  wetissem  marmor  bekleüdett, 
mütt  vülen  crucifix,  so  umbher  in  düe  stein  gegraben ;  an  dem 
thürle  zur  rechten,  do  dann  das  heylige  grab  sein  soll,  hatt  der- 
selbige  theil  gedachte  halbe  cappell  inn,  mütt  einem  weißen 
marmor  bedöct,  drey  schuch  hoch  und  vüerthalbe  breytt,  gleich 
als  ein  altar,  das  mann  doruf  meß  höUt,  oben  mütt  yülen  lampa 
hin  und  widr  hanngend,  derer  ob  düe  dreissüg,  wölche  tag  und 
nacht  brönnen ,  das  solche  ein  rechtte  werme  von  sich  geben, 
dann  gemelte  cappell  kein  fünster  noch  luftloch  hatt,  ausser  deß 
thürhns,  wölches  in  düe  vohrcappell  geth,  das  nicht  kahn  zuge- 
thon  werden.  Düe  vohrcappell  hat  ein  thür,  düe  wol  kan  be- 
schlossen werden,  steth  aber  den  mehrern  theil  offen. 

Am  herussergöhn  gedachter  capella  gögen  der  sacristei, 
dovon  wür  erstlich  mitt  der  processi^n  ausgüengen ,  auf  öttlich 
pass  ein  ronder  stein  von  weüssem  marmor  in  der  gröse  als  ein 
gemeiner  ronder  thüsch,  nahe  dobey  noch  ein  anderer  stein  von 
weüssem  marmor  gleicher  gestallt  und  gröse ,  soll  das  ortt  be- 
deütten,  do  Chi*istus  nach  seiner  uiFerstöhung  Maria  Magdalena 
erschinen,  und  der  ander  stein  soll  sein,  do  gedachte  Maria  ge- 
standen, als  ihr  unser  herr  Christus  erschinen. 

Von  do  geth  man  öttliche  stapflen  hinuf  wüder  in  vorige 
cappell,  dovon  wür  von  erst  ausgangen,  in  der  mütte  dersel- 
bigen  ein  ebenmesüg  ronnder  stein  von  weüssem  marmor  gleich 
für  dem  altar,  so  in  der  mitten  steth;  wüert  gesagt,  das  düe 
Hölena  das  creüz  Christi  doselbstn  probiert  habe. 

Auf  der  linckhen  seütten  under  denen  dreyen  altar  wurd 
uns  gewüsen  ein  stuckh  einer  starcken  steinern  säul,  von  rottem 
marmor,  an  wölcher  unnser  herr  Christus  solle  sein  gegeüslet 
worden ;  ist  mütt  starcken  eysenngätter  wol  verwart. 

Uif  der  rechten  handt  dös  altars  ein  ander  loch,  gleich- 
formig  mit  einem  starcken  eysem  gütter  verspörrt,  in  wöl- 


314 

chem  noch  ein  stuckb  holz  von  dem  heäligen  creüz  verwartt 
lügen  soll. 

Nach  YoUendung  dösselbügen  lögte  unnser  yeder  sein  wacbs- 
lüecht  von  such,  ftiehrten  unns  düe  patres  in  ihr  losament,  so 
hart  an  gemalter  cappell ;  aldo  wür  eollation  gemachtt,  dann  es 
albereytt  bey  zwo  stund  in  düe  nacht  war.  Nachdem  wür  nun 
gezört,  mochten  düejhenigen,  wölche  schlafen  wollten,  in  ein 
kamer,  dorünn  öttliche  madrazen  lagen,  gehn;  do  einer  lust  hatte 
in  das  heilige  grab  oder  anderer  ortt  döß  tempels  zu  göhn, 
stund  es  yedem  frey,  dann  es  zu  nacht  zimlich  lüecht  ist  von 
den  lampa,  wölche  dorinnen  an  Tülen  underschüdlichen  ort- 
ten  brönnen. 

Denn  6  Martii  uff  zwo  stund  in  tag  wurden  in  düe  drey 
iness  innerhalb  der  cappell  döss  heiligen  grabs  gesungen.  Nach 
Vollendung  derselbügen,  wüe  dann  wür  bülger  in  der  vohrcap- 
pell  dem  ampt  bey wohnetten ,  hatte  mein  ganze  gesöllschaft, 
mich  ausgenommen ,  alle  commoniciert ;  ich  aber  güeng  heraus 
in  den  tempel,  spazüertte  düe  zeütt  in  der  kürchen  hün  und  wü- 
der.  Als  es  umb  den  müttag  und  zeütt  wahr>,  eollation  zu 
inachen,  sözt  ich  mich  uff  den  berrg  Calvariä  und  güeng  nicht 
zum  essen,  dann  ich  gedacht,  es  wurde  ohne  schmachwort  nicht 
abgöhn.  Nachmüttag  wurden  düe  ortt,  wölche  zuvor  ver- 
schlossen, aufjgemacht,  lües  yeder  seine  crucifix,  Corona  und  an- 
der heülthomb,  so  wüer  do  und  zu  Bethlehem  kauft,  düe  hei 
Üige  ortt  dockiren,  wölchem  ich  auch  nachvolgte.  Als  solches 
voUendett,  güengen  wür  samentlich  wüderomb  in  der  proces- 
sion  von  einem  ortt  zu  dem  andern,  gleichförmüg  als  den  vori- 
gen abentt;  nachdem  ward  es  abent,  rueft  mann  unns  eollation 
zu  machen,  güeng  ich  auch  mütt,  dann  ich  gueten  appetit 
hatte.  Weül  es  aber  fastenzeütt  wahr ,  speyset  mann  schlecht, 
wüe  dann  wehnig  füsch  aldo  zu  bekomimen.  Nach  gehaltnei* 
eollation  am  herussergöhn  in  den  t^npel  kompt,  der  dozumal 
gardian  zu  Bethlehem  wahr,  wüder  an  mich,  sagt,  ich  solle  uf 
den  berrg  Calvariä  göhn,  aldo  seiner  erwartten,  wölches  ich  ge- 
thon.  Als  ich  hinuff  kahm,  nembt  er  mich  mitt  ime,  sözt  sich 
dohinden  neben  dem  altar  in  ein  stuol,  sagtt  wüder  mich,  ich 
soll  ime  beichten,  gab  imezur  antwurt,  ich  künde  es  in  ittalie- 
nischer  sprach  nicht  thun,  sagt  er,  ich  solle  es  uf  mein  sprach 


Mb 

recetiren ,  dovoB  er  kein  einig  wort  verstöhn  kundte.  Endlich 
höbt  er  mich  an  zu  fragen,  ob  ich  kein  trunkenbolg,  buehler  und 
dergleichen  »eye,  auch  ob  ich  gögen  niemand  feindschaft  habe, 
iber  wölches  ich  ime  stracks  begögnet,  düs  seye  fümemlich  düe 
ursach,  doromben  ich  von  haus  gezogen,  nämlich  feindschaft 
halber,  dovon  wür  nun  ein  langes  gespräch  hatten.  Wann  ich 
meinen  feinden,  sagtt  der  pater,  an  düsem  heiligen,  ja  seligsten 
ortt  des  erdbodens  nicht  vergeben  wolle,  wo  dann  solches  be- 
schehen  soll?  dorüber  ich  ime  antwort,  wehre  düser  zeitt  zu 
weytt  von  inen,  do  müer  aber  der  liebe  gott  wüderomb  zu  haus 
hellffe,  woU  ich  dovon  ablasen;  endlich  sagt  er,  ob  ich  meinen 
feinden  gahr  nicht  vergeben  und  mich  als  mein  gesellschaft 
mütt  der  commonication  nicht  versehen  wolle;  weüset  ich  ime 
in  meinem  ojficio  oder  broeviario,  wölches  ich  bey  mir  hatte, 
lectio  9:  itaque  quicunque  manducaverit  panem  et  biberit 
caHcem  domini  indigne,  reus  erit  corporis  et  sanguinis  Christi. 
Was  sich  nun  weütter,  von  wort  zu  wortt  were  zu  melden  vül 
zu  lanng,  allein  verharette  ich  steüf  uf  meiner  meinung;  end- 
lich sprach  er  mür  gleichwol  düe  absolution,  verert  ich  ime 
einen  halben  ducaten,  und  scheideten  also  von  einander ;  güeng 
ich  hinuf  in  düe  kamer  und  lögt  mich  zu  rueh. 

Denn  7  Martii,  morgens  früeh  wurde  abermaln  in  dem  hei- 
ligen grab  mess  gehaltten,  nach  Vollendung  derselbügen  com- 
monicierte  mein  gesöUschaft  abermahln  einhelliglich,  usgenom- 
men  mich,  der  ich  underdöß  im  tempel  hün  undt  wüder  güeng. 
Und  yrgend  bey  vüer  stund  in  tag  kam  der  Thürck,  macbtte 
düe  portta  döss  tempels  wüderr  auf,  nam  yeder  vpo  dem  patre 
prödicator,  wölcher  do^umal  im  templ  wahr,  seinen  abscbid,, 
gab  ihme  yeder  seines  gevallens  ein  Verehrung.  Als  wür  herusr 
ser  für  den  plaz  oder  vohrhof  der  kirchen  wahren,  füert  mann, 
unns  zur  linken  handt  öttlicb  vül  stapflen  hinuff ;  aldo  wüert  ge^ 
wüsen  das  ortt,  do  Abraham  seinen  söhn  Isac  hat  wollen  uff- 
opfem,  aldo  ein  schöne  züehrliche  cappella,  der  fuesboden  mitt 
geferbtem  marmor  kunstlich  inngelögt.  Von  do  güengen  wür 
denn  gestrackhen  weeg  nach  dem  closter  a  sanct  Salvator. 

Hüer  ist  zu  wüssen,  das  gemelter  tempel  dös  heiligen  grabs 
von  sanct  Hölena,  keyser  Ccnstantini  Magni  mutter,  erbaueft 
worden,  w<>lcber  gros  und  weitt  begriffen ,  das  nicht  allein  der 


316 

berrg  Calvariä,  sondern  auch  alle  hüevor  erzölte  ortt  dorinnen 
begriffen  sein,  ist  oben  mütt  zweyen  dinnen  bedöct,  dovon  der 
eine,  so  oberhalb  der  cappell  des  heiligen  grabs ,  unbedöct  und 
ronndt  ist,  umbher  aller  mitt  bley  iberzogen,  gleichformüg  wüe 
dtie  rotunda  zu  Rom,  das  es  uf  düe  cappell  des  heiligen  grabs 
regnet,  düe  cappell  aber  ist  wol  verwart,  aussen  düe  wenden 
mütt  schönem  weissem  marmor  ibet^zogen,  oben  uf  dem  hemell 
ein  rond  gebey  von  öttlichen  marmorsteinem  seüln  umbher  mütt 
kupfer  bedöct,  der  ander  thurn  aber  ist  ganz  mütt  gehauenen 
zuegedöct,  auch  gleichformüg  in  düe  runde  erbauen. 

In  gemeltem  tempel  wohnen  stäts  sübnerley  nationen,  wöl- 
che  alle  Christen  sein  wollen,  als  Frandscanermünch,  Grüechen, 
Georgianer,  Armenier,  Syrianer,  Coffti  und  Habessini  oder 
Äthiopi,  düe  aus  prüester  Johann  landt,  und  hat  ydde  nation  ihr 
besondere  wohnung,  das  keine  der  ander  ibertragen  thuet, 
auch  hat  yede  nachvolgende  ortt  döss  tempels  in  Verwaltung. 

Under  gedachten  nationes  haben  düe  patres  de  sanct  Fran- 
cisco zu  gouverniren  erstlichen  das  heilige  grab  sampt  der  vohr- 
cappell,  in  wölcher  süe  täglich  cöelebriren ;  uf  dem  berg  Calva- 
riä oder  Golgata  das  ort  und  cappell,  do  Christus  ist  an  das  creiz 
geschlagen  worden. 

Ittem  das  ortt,  do  der  herr  Christus  seiner  lüeben  mutter 
erscheintt  nach  seiner  ufferstöhung.  Umb  wiillen  nun  düse  cap- 
pelle  zimlich  gros,  auch  hart  neben  ihrer  wonung,  gebrauchen 
süe  solche  zur  sacristei. 

Ittem  das  ortt,  do  Christus  der  herr  ist  gesalbett  worden. 

Ittem  das  stuckh  von  der  säul,  an  wölcher  Christus  solle 
gegeüslet  worden  sein.  So  haben  süe  denn  mehrern  theil  in  Ver- 
waltung, do  das  heilige  creuz  erfunden  worden;  zum  lotsten 
haben  süe  das  ort  in  Verwaltung,  do  der  herr  Christus  nach 
seiner  ufferstöhung  Maria  Magdalena  erschinen. 

Düe  andere  nation  sein  düe  Grüechen,  haben  allein  in  Ver- 
waltung den  mittlem  theil  döss  tempels,  wölcher  gros  und  schön 
gezüert,  aldo  das  ortt  sein  soll,  do  der  herr  Christus  sagt ;  Hie 
est  medium  mundi;  an  demselbigen  ortt  cöelebriert  der  Grüe- 
chen Patriarch;  neben  dem  haben  süe  auch  einen  theil  an  der 
cappell  der  erfindung  dess  creüzes. 

Düe  drütte  nation  sein  düe  Georgianer,  haben  in  verwal- 


317 

tung  das  ort  uf  dem  berrg  Cahariä ,  do  Christas  der  herr  ist 
gecreüzigt  worden,  haben  auch  das  ortt  under  gemeltem  berg, 
do  der  rüs  im  fölsen  und  düe  2  könig  begraben  lügen. 

Düe  viiertte  nation  sein  Armenier,  haben  in  Verwaltung 
das  ortt,  do  unnser  lüeben  frau  gestanden ,  als  düe  Juden  Chri- 
stum denn  herm  creüzigten. 

Ittem  düe  cappelle  sanct  Hölena,  wue  auch  das  ort,  do 
Büe  düe  kleüder  Christi  theilten. 

Düe  fünfte  nation  sein  Syrianer,  haben  das  ort  in  Ver- 
waltung, do  Joseph  von  Arimathia  begraben  lügt,  sampt  andern 
mehr  heüligen.  Düe  sechst  nation,  Coffti,  haben  düe  cappelle, 
so  an  der  wand  des  heiligen  grabs  erbauen. 

Düe  Bübende  und  lotste  nation,  als  düe  Äthiopi  oder  In- 
diani,  haben  in  Verwaltung  düe  cappell,  dorinnen  düe  säul,  auf 
wölcher  der  herr  Christus  solle  gekrönt  worden  sein. 

Düse  nationes,  wüe  hüevor  vermeld,  sein  alle  geüstliche 
personen  und  ordensleüth^  bleübt  yeder  ein  vüertl,  wol  ettwan 
ein  halb  jähr  aneinander  drinnen,  nach  yeder  nation  gardian 
oder  patriarclien  gevallen  und  gutachten. 

Gedachter  tempel,  so  düserzeütt  weytt  in  der  statt,  als 
solche  yezunder  umbfangen,  vohr  düsem  soll  düs  ortt  ausser- 
halb derselbügen  gewesen  sein,  in  einem  schlechten  gartten ,  als 
unns  düe  schrift  solches  clerlich  zu  verstöhn  gübt. 

Düe  statt  Jherusalem  betreffend  ist  solche  derzeütt  nicht 
sonders  gros  noch  weytt  umbfangen;  ein  starckhe  maur  rings 
umbher,  doch  ohne  einige  wähl  noch  Wassergraben;  an  der 
porta,  do  der  weeg  nach  Bethlehem  geth,  ein  altt  castell,  so 
nicht  vül  zu  bedeütten ;  düe  statt  innwendüg  von  geringfiegen, 
schlechten  und  übel  erbautten  heüsern,  den  mehrerntheil  mütt 
Christen  bewohnt,  wehnig  Moren,  noch  vül  wehniger  Thürcken, 
ausgenommen  denn  sandiaco  oder  gubernator  sampt  seinm  volckh. 

Als  wür  nun,  wüe  hüevor  gemelt,  in  das  closter  a  sanct 
Salvator  wüderomb  kommen,  wurde  yedem  under  unns  von 
dem  Präsidenten,  so  zur  zeütt  an  statt  döss  gardians  do  wahr, 
öttliche  agnus  dei,  wüe  auch  ein  dein  stücklin  yrgend  einer 
gemeinen  erbes  gros,  so  von  dem  stein  döss  heiligen  grabs  sein 
soll,  presentiert,  doneben  wurde  yedem  ein  patenta  oder  ur- 
kuud,  uf  bergament  in  latein  geschriben,  gegeben,  mütt  dös  con- 


31S 

vents  secröt  unden  uffgedruct,  dorinn  wärt  vermeldt,  das  er 
düe  heilige  ortt  inn  und  usserhalb  der  statt  Jherusalem  visitiert 
habe.  Düeweül  ich  aber  nicht  commoniciert  hatte,  wurde  müer 
keine  gegeben;  demnach  ich  durch  den  pater,  so  dozumal 
canzler  und  düe  patenta  selber  gesehribenn  hatte,  erfahren,  das 
er  für  mich  auch  eine  gemacht,  solche  gleichförmüg  mütt  döss 
convents  secret  vervörtügt,  güeng  selber  zum  Presidenten  in 
sein  zimmer,  bütendt,  er  wolle  müer  solche  volgen  lassen,  liatt 
auch  albereytt  einen  zeckin  in  der  band ,  dann  yeder  einen  du- 
cateh  in  gold  für  düe  patenta  bezalen  mueß;  thuet  er  sich 
gögen  müer  entschuldügen ,  lögt  müer  auch  brüef  für  von  ihr 
heiligkeit,  dem  Papst,  dorinnen  ime  bey  hoher  straf  verbotten 
und  ufferlögt  worden ,  keinem  kein  patenta  zu  geben,  er  hette 
dann  commoniciert.  So  ver  ich  aber  solches  noch  thuen  wolle 
vohr  meinem  verreisen,  soll  müer  ebenmössig  als  den  andern 
ein  patenta  gegeben  werden.  Lues  es  aber  in  gottes  namen  ver- 
bleüben,  und  macht  mich  neben  andern  meinen  gef&rtten  aller- 
dings uff  düe  reüs  förttüg.  Solches  beschach  umb  mittagzeütt, 
das  wür  hemacher  in  ihr  conventstuben  oder  zimmer,  dorinnen 
düe  patres  ordinariter  zu  essen  pflegen,  berufen  wurden,  colla- 
tion  zu  machen.  Nach  volbringung  derselbügen  presentiert  oder 
gübt  yeder  seinem  vermögen  oder  gevallens  dem  gotthaus  ein 
almusen ,  nahmen  hernach  unnsem  abschüd ,  sasen  uf  unnsere 
pfert  und  rütten  gemelten  7  Martii  ohngevahr  umb  vesperzeitt 
von  Jherusalem  (wölche  statt  düe  Moren  Coutz  nennen)  hün- 
weg,  sein  also  nicht  lennger,  dann  von  primo  Martii  büs  7  dütto, 
aldo  verharret,  wüe  es  dann  unnser  keinem  lüebte,  lennger  do 
zu  bleüben,  umbwüllen  düe  pest  noch  an  öttlichen  ortten  der 
statt  regüerte.  Do  schon  solches  nicht,  ist  es  doch  ipehr  dann 
lanngweilig,  von  wegen  düe  statt  sehr  ybel  erbauen,  hessliche 
heüser  und  schlechtlich  bewohnet.  Wür  wahren  auch  wüUens, 
nach  dem  Jordan,  a  la  Quarantana,  Jericho,  Höbron  und  der- 
gleichen ortt  zu  reüsen,  wölches  in  zweyen  tagen  hün  und  wüder 
kan  verriebt  werden,  aber  es  wurde  unns  heftüg  wüderathen 
wegen  unsicherheütt  der  Arabier,  so  doselbst  umbher  wohnen; 
blib  also  vermitten. 

Es  wüll  einem,  der  nicht  catholisch  ist  oder  under  einer 
gestalt  nicht  commonicieren  wüll,  nach  Jherusalem  zu  reüsen 


319 

sehr  beschwerlich  sdn:  denn  costen,  müeh  und  arbeytt,  wüe 
auch  düe  geyahr  und  wagnus,  so  einer  zu  wasser  und  landt  aus- 
stöhn mues,  aller  bündan  gesözt,  ist  das  gröste  der  religion 
halber,  dorüber  einerr  wol  leübsgevahr  auszustöhn  hatt,  nicht 
der  Inquisition  halber,  dann  dieselbüge  an  düsen  ortten  nicht 
ist,  sondern  anderer  sachen  halber,  dovon  alhie  zu  melden  ohn 
noth.  Also  rütten  wür  dess  vorgemelten  tags  von  Jherusalem 
hünweg,  und  gab  uns  der  president  das  gleidt  büs  für  düe  statt, 
wahrenn  unnser  10  und  mitt  unns  zwen  patres  neben  beden 
janitschar  und  muckeri ;  der  ailfte  aber ,  wölcherr  döss  einen 
Vönetianers  düner  wahr,  denn  hinderliessen  wür  kranck. 

Als  wür  ahngevahr  ein  stund  geritten,  manckiren  wür  dess 
einen  janitschars,  dann  er  sich  in  Jherusalem  voll  angesoffen, 
das  er  nicht  uf  dem  pfert  süzen  kundte.  Als  wür  nun  bey  10 
w.  meil  ongevahr  von  der.  statt  zu  einem  dorff,  Byri  genanntt, 
kahmen,  wölches  mehrtheils  zerstört,  noch  öttliche  heüser,  so 
von  Nosserani  oder  Christen  deß  landts  bewohnet,  aldo  lagerten 
wür  uns  in  einem  alten  camp,  in  vermeinung,  unnser  mann  solte 
hernach  kommen;  als  unns  aber  der  Grüech,  wölcher  ein  reni- 
gat  wahr,  der  inen  düe  pfert  versähe ,  anzeügte ,  soll  er  gleich 
für  der  statt  einen  balghandel  angefangen  haben  mütt  einem 
dess  gubemators  dünerr,  das  wür  düse  nacht  do  verharreten, 
dann  unnser  anderer  jenitschar  nicht  hünweg  wolt ,  büs  er  zu 
unns  komme. 

Denn  8  düs  bey  zwo  stund  vor  tags  santten  wür  gemelten 
renigaten  wüd^r  zuruckh  nach  Jherusalem,  sich  zu  erkundigen, 
wüe  es  umb  denn  vollen  hund  beschaffen,  auch  ob  er  noch  do, 
oder  wann  er  aldo  weg  geritten.  Als  w^ir  mütt  grosem  verlangen 
büs  uf  denn  müttag  gewartt,  kam  der  renigat  sampt  dem  janit- 
schar, der  rütt  uf  einem  esell,  ist  also  aus  einem  pfert  ein  esell 
worden,  gübt  für,  sein  pfen*t  sey  ime  dess  vorügen  abents,  als  er 
voll  gewesen,  neben  all  seinem  geltt,  bey  50  daler,  genommen 
worden,  ist  derentwegen  sein  begehrn,  das  wür  ime  solches 
guthüen,  wölches  nicht  ein  unbillich  anmueten  oder  begehren 
von  ime  wahr,  do  unns  doch  der  hundt  zu  einem  geleütsmann, 
unns  zu  beschizen,  müttgeben  wahr.  Als  wür  unns  nun  under  ein- 
ander berödt,  was  wür  unns  verhalten  wolten,  ob  wür  döss  tags  fer- 
nerr  reüsen  oder  aber  vollend  do  bleüben  wollen,  dann  es  ein  star- 


320 

cke  iagreüs  nach  Napolosa,  underwegen  nun  ein  schlemmer  camp, 
an  einem  ungelegnen  unsichem  ortt,  zudem  ist  düe  stras  ohne  das 
sehr  gevahrlich  der  Arabier  oder  rauber  halber ,  umbwüllen  es 
bergüg,  zimlich  rauch  und  vül  holz  underwegen;  underdössen 
kompt  ein  anderer  jenitschar  mütt  unnsers  jenitschars  pfert, 
das  vomen  von  der  brüst  an  füesen  durchab  voller  bluet  wahr, 
anzuzeigen,  als  wehre  solches  von  raubem  beschehen:  wölches 
alles  uf  ein  betrug,  unns  dodurch  ein  forcht  und  schrecken  in- 
zustöcken,  angesehen  wahr.  Also  muesten  wür  düsen  tag  auch 
aldo  verharren  und  hatten  vül  zu  thun,  büs  wir  den  hund,  unn- 
sern  janitschar,  wüderomb  zurecht  brachten,  dann  es  an  einem 
ortt  wahr,  do  nicht  vül,  ja  ganz  kein  recht  zu  suechen,  zudem 
nam  sich  der  ander  janitschar,  wölcher  unnserm  hund  sein 
pfert  bracht,  dessen  heftig  an,  dem  wür  auch  ein  Verehrung 
geben  muesten. 

Denn  9  düs  mütt  dem  tag  von  do  hünweg;  wüe  es  dann 
steinigen,  bergigen  und  rauhen  weeg,  auch  zimlich  holz  hatt, 
das  es  sich  nicht  eylen  lest,  kamen  uf  denn  abent  bey  gutter 
zeütt  gehn  Napolosa,  aldo  wüer  düe  nacht  verblühen.  Gemelte 
statt  lügt  in  Samaria,  dovon  ich  zuvor  anzeigung  gethon  ;  allein 
mues  ich  ein  wehnig  meidung  thun,  was  unns  düsen  abent  von 
dös  sandiaco  oder  gubernators  volckh  begögnet  ist,  dann  er  zu 
allem  glickh  selber  nicht  anheimisch,  sondern,  als  wür  am  hin- 
reisen under  dem  berrg  Tabor  ybernacht  lagen,  rütt  er  mütt 
vülen  pfertten  bey  unus  firiber,  dann  er  von  dem  bascha  zue 
Damasco  beruefen  worden,  wölcher  jheneseytt  dös  gedachten 
berrgs  gelegen.  Als  wür  nun  in  gemelter  statt  düe  gabell  be- 
zalten,  für  unser  yeden  48  mödin ,  sonsten  ist  das  ordinari  am 
hin  und  wüderreüsen  nicht  mehr  dann  ein  halberr  ducaten  in 
gold,  in  dem  wür  also  demüettig  im  champ  oder  carvatscharas 
waren  büs  zu  abent ,  das  es  anhub  nacht  werden,  kamen  un- 
derdössen öttliche  hundt,  das  sein  janitschar,  pravirten  und 
wollen  per  fortia  wein  von  unns  haben.  Indem  wür  unns  ge- 
wägert  und  inen  nichts  geben  wollen,  dann  wür  denselbigen 
noch  selber  zue  gebrauchen,  weül  büs  gelm  Damasco  kein  wein 
wöder  für  noch  ohne  geltt  zu  bekommen,  dorüber  süe  im  zorn 
hünweg  güengen,  und  stund  nicht  iberr  ein  halbe  stund  an,  kom- 
men zwen  andere  janitschar,  begehren;  wür  sollen  alle  zugleich 


321 

für  denn  subaschi,  wölcher  den  gubernator  verwesen  thut,  kom- 
menn;  gehu  also  zwen  der  unnsem  der  Grüech  und  der  eine 
Vönetianer,  wölche  beede  der  mörischen  oder  arabischen 
sprach  wol  erfahren.  Indem  süe  für  gemeltten  subaschi  kah- 
men,  höbt  er  an,  fragt,  ob  wür  nicht  düe  seyen ,  wölche  uff  den 
und  den  tag  aldo  durchzogen,  zeugen  süe  ime  am ,  es  sey  eben 
düeselbüge  compagnia,  sagt  er,  am  hinreysen  haben  wür  für 
ailf  personen  gabell  bezalt,  nun  aber  bezalen  wür  nicht  mehr 
dann  für  zehen ;  wo  der  ailfte  geblieben.  Als  ine  düe  unnsern 
bericht,  wüe  das  er  zu  Jherusalem  krank  undt  schwach  worden, 
derowegen  er  wüder  seinen  wüUen  do  verbleiben  müessenn,  wöl- 
chen  roden  er  am  wehnigsten  glauben  geben  wolt,  gab  für,  wir 
haben  in  underwegenn  umbgebracht,  geblindertt  und  das  seinüg 
iroe  abgenommen,  iber  wölches  düe  unnsem  düe  bede  jenit- 
schar,  so  unns  zugeben  worden,  zum  subaschi  füerten,  kund- 
schaft  und  zeügnus  zu  geben,  das  süe  dennjhenigen  noch  des 
tags,  als  wür  verreiseten,  leben düg  gesehen  haben,  wüll  er 
solche  zeügnus  auch  nicht  geltten  lasen,  do  sonsten  eines  Thür- 
ckhen  wort  bösser  ist  dann  hundert  Christen  zeügnus,  verharret 
also  der  subaschi  starckh  uf  seiner  oppinion  und  fürnemmen, 
begert  derowegen  3  tausend  ducaten  correnti  das  ist  2  tau- 
send reichsdaler,  vermelt  dobey,  wovor  wür  unns  nicht  in  kurz 
resolvirten,  wolle  er  unns  samentlich  in  Verhaftung  nemmen 
lassen.  Domitt  fortügt  er  düe  zwen  ab,  mütt  bevelch,  das  süe 
solches  unns  anzeigen;  indem  süe  nun  solches  nach  löngs  er- 
zölten, güengen  düe  zwen  von  unserer  compagnia  wüderomb 
hün  für  den  subaschi,  zeugten  ime  denn  passbrüef,  wölchen  wür 
von  dem  baschä  von  Haleppo  hatten,  doran  er  auch  nicht  contento 
sein  wolt,  wahren  wür  bedacht,  einen  uf  unnsern  costen  nach 
Jherusalem  zu  spedieren,  urkund  vom  sandiaco,  wüe  auch 
vom  gardian  oder  Präsidenten  deß  closters  a  sanct  Salvator ,  do 
dann  der  krank  lügt,  müttzubringen.  Do  er  dasselbig  vernom- 
men, ward  er  nicht  mehr  so  wüld,  allein  wolten  wür  an  der 
reüs  nicht  verhündert  oder  uffgehalten  werden,  muesten  wüer 
ime  ein  Verehrung  thun,  wölches  bey  15  ducaten  correnti  ge- 
stünde, so  wür  gedachtem  subaschi  sampt  seinen  düenem  ver- 
ehren muesten.  Wür  bevahrten  unns  am  meisten,  der  sandiaco 
oder  fürst  döss  orts  möchte  underdössen  heim  komen,  wölcher 


322 

ein  teüfelisch  mann  und  eben  derjhenige,.  so  zu  Jherusalem  der 
Armenier  patriarch  hatt  splissen  lassen,  dovon  hüevor  vermeid, 
dösswegen  er  aldo  abgesözt  und  gehn  Napolosa  kommen.  Sol- 
cher ist  ein  renigat  und  gebomer  Ittalianer,  das  er  wol  weüst, 
wüe  es  mitt  den  Christen,  so  düser  ort  züehen,  beschaffen ,  wüe 
er  sich  dann  offtermaln  hat  vernemmen  lasen,  düe  bülger,  wölche 
nach  Jherusalem  reüsen,  seyen  mütt  geltt  beladen,  wüe  ein 
camel  mütt  wahr:  do  er  erst  gesehen,  dsus  mein  compagnia  in 
sechs  geladner  maulthier  hatten,  doruf  süe  ihren  pagaschie 
fuertten,  wölches  vul  zu  stattlich,  dann  leichtlich  dorus  zu  Yer- 
mueten  und  abzunemmen,  das  wür  nicht  sdilecfaie  oder  arme  bil- 
ger  seyen,  das  er  unns  für  gewüs  umb  ein  namhaftes  wurde  ge- 
ströct  haben ,  dann  ich  von  andern  bülger  vernommen,  wölche 
dodurch  gereisett,  wann  einr  nun  einen  gutten  rockh  anhabe, 
ströct  er  in  umb  öttlich  ducaten. 

Also  machten  wür  unns  den  10  Martii  früeh,  alsbald  das 
thor  geöffnet,  von  do  hünweg  und  rütten  den  tag  in  ein  flecken 
und  castell,  in  wölchem  wüer  düe  nacht  verharreten,  Tscbenin 
genanntt,  in  Galilea  gelegen,  dovon  ich  hüevor  meidung  gethon, 
muesten  wür  abermalen  gabella  bezalen,  54  medin  par  .testa, 
do  sonsten  das  ordinari  nicht  mehr  dann  süben  medin  sein  soll. 
Düeweil  wür  abr  müttt  sovil  blonders  und  geladner  maulesel 
dohün  kahmen,  hatten  wür  dössen  zue  geniesen.  Gleichwol  am 
hünreysen  eben  an  düsem  ortt  von  yedem  fünf  ducaten  begert 
worden,  do  süe  sich  mitt  45  medin  abthädügen  lüessen« 

Wür  wahren  bedacht,  von  do  aus  unnsem  weeg  nach  Na- 
zaret  zu  nemmen,  dann  es  nicht  iber  3  stund  abwegs  der  stra- 
sen  gelegen;  düeweil  aber  solche  straß  nichtt  allein  bergüg.  und 
unwegsam ,  sondern  auch  der  rauber  und  Arabier  halber  sehr 
unsicher,  wahren  wür  bedacht,  ein  convoy  müttzunemmeBi  hiiel- 
ten  beim  castellano  umb  zehn  janitzar  zu  ross  ahn,  wüe  dann 
in  gemeltem  schloss  stöts  bey  40  pfert  gehalten  worden«  dös- 
sen er  sich  bewilligt.  Accordirten  einem  yeden  einen  zeckin 
oder  ducaten  in  gold  zu  geben,  dann  es  von  do  aus  nicht  iber  ein 
halbe  starckhe  tagi*eüs  büs  gehn  Nazaret,  und  wurde  dem  capa 
der  jenitzar  gleich  am  abentt  vüer  zeckini  uf  düe  band  ^ben. 

Den  1 1  düs  machten  wür  unns  früeh  mütt  dem  tag  uff  und 
ward  der  capitano  auch  früeh  zu  pfertt  sampt  einem  jenitzar 


<  • 


32S 

uBd  eleinen  juQgen  ongevahr  von  12  jaliren,  wölcher  seinem 
b^rrn  düe  lanzen  vorfuert.  Als  wür  der  andern  warteten ,  frag- 
ten, wo  süe  blühen,  sagt  er,  körnen  gleich  hernach;  wüe  wür 
irgend  ein  w.  meül  in  das  feldt  kommen,  wolten  wür  der  andern 
erwai*tten,  gab  er  zu  der  antwurtt,  es  kerne  keiner  mehr  her- 
nach, er  und  sein  jenitzar  wollens  mitt  unns  wagen ,  seye  gleich 
sovil,  als  wann  er  selbzöhent  wehre,  dann  ime  sein  leüb  gleich 
80  lüeb  seye  als  unns  unnser  leben;  lüesen  ime  anzeigen,  wir 
hettea  nicht  nun  für  zwen,  sondern  für  ihre  zehen  unns  zu  cou- 
Yoyren  accor^rt,  doruf  er  auch  des  abents  zuror  vüer  duca- 
ten  empfangen;  indem  erzürnet  er  utid  würft  solche  4  zeckin 
VOR  sieh  an  düe  erd,  last  sich  mütt  besen  wortten  vemenmien, 
wür  namen  das  geltt  und  vererten  ime  gleich  wol  einen  ducaten 
undt  lüessen  wüder  zuruckh  reytten.  Also  verblib  düe  reüs 
nach  Nazaret,  wölches  wür  zur  lincken  band  lügen  lüesen  und 
unden  am  berrg  Tabor,  so  zur  rechten  hannd,  den  gestracken 
weeg  fort  rütten,  und  sagten  hernach  unnsere  jenitzar,  das  es 
ein  angelögt  düng  under  hüevorgemelten  janitzar  gewesen, 
wann  wir  schier  bey  Nazaret  zwüschen  düe  berrg  und  das  ge- 
hülz  kommen  wehren,  betten  süe  unns  selber  helfen  spuliereü 
und  blindem. 

Ungevahr  umb  müttagzeütt  zogen  wür  für  dem  berrg  Tabor 
hün,  kahmen  öttliche  Arabier  mütt  bogen  und  lanzen  geloffen, 
begeren  von  yedem  öttlicb  medin  capara;  wolten  wür  änderst 
fort,  muesten  wür  inen  düeselbüge  geben,  kahmen  uff  denn 
abendt  an  das  galileisch  mör,  dovon  zuvor  meidung  beschehen, 
aldo  wir  vül  füsch,  so  in  gemeltem  seh  Jhenezaret  gefangeil 
worden,  für  ein  gering  gelt  kauften,  ye  das  rottolo  umb  fünf 
medin.  Es  wurd  düse  nacht  in  dem  camp,  do  wür  lagen, 
dem  Grüechen,  so  ein  renigat  und  düe  pfert  versähe,  sein  sebl, 
einem  andern,  so  ein  camelthreiber,  in  düe  fünfzig  ducaten  an 
geltt  entwend,  dann  es  kahm  uff  dem  abent  zuvor  ein  carovana 
hün  mütt  öttlichen  camel,  düe  mütt  züböben  geladen  wahren, 
wölche  von  Damasco  kahmen  und  nach  Gayro  in  Ägipten  wol- 
ten, Derowegen  wol  von  nöthen,  einer  gut  achtung  uf  das  seinig 
gebe  und  es  nahe  beysammen  haltt,  sonderlichen  bey  disen 
frömbden  göstenn,  als  bey  denn  Arabiern,  wölche  von  natur  ein 
veihstoien  g^ind  ist. 

21  * 


324 

Denn  12  düs  uff  ein  stund  in  tag  da  hünweg,  und  kahmen 
uff  denn  abent  göhn  Conetra  champ  und  castell,  dovon  am  hüa- 
reysen  hüvor  vermeldt. 

Denn  13  düs  von  do  göhn  Sasa,  muest  unnser  4  media  ca- 
para  bezalen. 

Denn  14  kahmen  wfir  bey  gutter  zeütt  wüderomb  gehn 
Damasco  und  vermeinten  unnsern  innkehr  in  vorigem  losament 
bey  dem  signore  Francesco  zu  haben  als  am  hünreüsen ,  aber  er 
veoUte  unns  nicht  in  das  haus  lassen,  dann  er  der  besen  kranck- 
heitt  halber  ein  abscheüen  ab  unns  hatte,  weyl  wüer  von  Jberu- 
salem  kahmen ;  do  wür  vülmehr  ein  abschetten  ab  seinem  haus  soll- 
ten getragen  haben^  dann  zwischen  der  zeütt,  als  v^ür  von  do  vveg 
wahren,  ist  ime  ein  diner  an  der  pestis  gestorben.  Also  loscbir- 
ten  wür  stracks  gögen  seinem  haus  ober,  wölches  ortt  für  düe 
frömbde  Nosserani  oder  Christen  gemacht,  dovon  wür  des  tags 
aus  yedem  gemach  oder  kamer  öttlidi  medin  bezalen  muesten. 
Den  15  und  16  verharreten  wür  aldo,  güengen  in  der  statt  und 
in  gärtten  hin  und  wüder  spazüeren  und  war  dozumahl  eben 
ein  iberaus  schöner  lust  in  den  gärtten  zu  sehen,  von  wegen  vül 
und  mancherley  blüeh,  lüeblichen  und  ahnmüetigen  geruchs,  so 
düe  böm  von  sich  gaben ,  derogleich  nicht  bald  zu  finden ,  ich 
auch  mitt  äugen  niemals  gesehen. 

Denn  17  düs  ungevahr  bey  3  stund  in  tag  reüseten  wür  Yon 
Damasso  hünweg,  und  nicht  iber  ein  stund  wegs  von  der  statt 
höbt  sich  gleich  das  gebürrg  an ,  gögen  berg  unlustigen,  besen 
weeg;  kahmen  döss  tags  in  ein  dorrf  genanntt  Dymas ,  aldo  wür 
iber  nacht  lagen ,  bekahmen  eyer  zu  kaufen ,  dann  ich  mich 
büs  anhero  sehr  mager  beholfen,  wegen  es  in  der  fasten  wahr. 

Denn  18  mütt  dem  tag  von  do  hünweg,  kahmen  aus  dem 
gebürg  in  ein  schön,  fruchtbar  thal,  zwüschen  bergen  gelegen, 
sonderlichen  ein  gut,  geschlacht  komfeldt,  mütt  gutem  früschem 
wasser  genugsam  versehen.  Dort  unibher  in  einer  deinen  revier 
oder  gögne  werden  vül  fleckhen  und  dörfer  gesehen  und  woh- 
net ein  sondere  nation  in  düsem  thal,  wölche  mann  Truscos  nen- 
nett,  wollen  Christen  sein;  ihrem  anzeügen  nach  kommlBU  süe 
von  den  Franzosen  her,  als  zur  zeütt  Godefredus  herr  von  Boui- 
llon düse  land  erobertte  und  regüertte,  ist  ein  beherzt  und  sehr 
geschwind  volckh,  düe  mütt  röhren  oder  büchsen  wol  umbgehn 


325 

könden,  auch  bandbogen  zu  scbüesen  ganz  gewüs  sein.  Der 
religion  halber  halten  süe  es  mütt  den  Marioniten ,  derer  sich 
vül  tausentt  am  gebürg  Libani  haltten,  düe  hün  und  her  wohnen, 
wüe  sich  dann  solch  gebtirg  weytt  erströct;  derowegen  süe  dem 
Thürckhen  schlechte  obedientiam  prestiren,  kan  süe  auch  jrbl 
zwingen,  dann  sich  in  einer  kürze  ein  grose  menge  volcs  rersam- 
let.  Lagen  dise  nacht  in  einem  flecken  iber  oder  nahent  einem 
fliesenden  bach,  heist  das  dorf  Böerleas. 

Denn  19  düs  von  do  hünweg  hatten  wür  bey  2  stund  iber 
sehr  tüefe,  wasserige  baufelder  zu  reütten,  alsdann  kamen  wiLr 
an  ein  sehr  hohe  steüg  des  gebirgs  Libani,  rauher  und  steiniger 
weg,  wüe  dann  solcher  vast  den  ganzen  tag  gewehrett,  immerzu 
berrg  uff,  kahmen  dess  abents  in  einen  magern  champ ,  dobey 
wöder  dorf  noch  heüser  wahren,  aldo  ich  wüder  meinen  willen 
fasten  muest  und  nicht  sovil  räum  drinnen  wahr,  das  sich  einer 
koth  und  wueste  halber  düe  nacht  uff  düe  errd  lögen  kondt 
würt^  düs  haus  genannt  Hosani. 

Denn  20  düs  wahren  wür  früeh  auf;  als  wür  nun  bey  3 
stund  gerütten,  kahmen  wür  aus  dem  gebürg  an  das  mör,  aldo 
langest  vül  rudera  groser  gebey  unndt  mächtiger  statt  gesehen 
werden,  als  düe  alte  fürnemme  handelsstatt  Acon,  wüe  auch 
Tyrus ,  Sydon  und  Baruthus,  dohün  wür  umb  müttagzeütt  kah- 
men, wölche  statt  noch  zimlich  erbauen  und  bewohnet  sein  soll. 
Ist  einporto  döss  mors;  aber  wür  weiten  nicht  hinein,  sondern  zo- 
gen fürbey ,  lüessens  zur  linckhenn  handt  lügen,  umbwüUen  es 
ein  so  gottlos  bös  volck  do  haben  soll,  das  wür  unns  yergend 
einer  avania  bevahrten ;  lagerten  unns  dess  müttägs  am  mör 
bey  einem  deinen  bächlin  von  süesem  wasser,  aldo  wür  coUa- 
tion  machten,  wüewol  bey  müer  nicht  vül  im  korb  oder  zum 
besten  wahr;  hett  gewolt,  das  düe  vasten  ein  ende  hette;  zogen 
nach  mittag  immer  den  langen  weeg  am  mör,  kahmen  a^if  den 
abendt  zu  einem  einzechtigen  grosen  hof ,  wölcher  von  einem 
Nosseran  oder  Christen  bewohnet  würdt,  nahend  am  mör  lü- 
gend. Aldo  lagerten  wür  unns  herussen  vohr  dem  haus,  ver- 
mochten nicht  sovil  an  den  Christen,  auch  wüe  sehr  wür  in 
bathen,  das  er  unns  einen  salat,  dessen  er  doch  genueg  in  einem 
gärtlin  nahent  dem  haus  waxen  hatte,  fürs  geltt  wüderfahren 
lües;  muest  ich  mütt  dem  wehnigen,  so  müer  gott  bescherett, 


99« 

verlüeb  nemmen,  und  heüst  das  orti  oder  düse  einede  K»t 

habrain. 

Denn  21  düs  wahren  wür  mehr  dann  2  stund  Tohr  tags  auf, 
dann  sich  mehr  Thürcken  do  versamleten,  düe  auch  unnsers 
wegs  weiten,  und  blühen  düe  geladne  maulthüer,  welche  döss 
graven  und  der  Vönetianer  pagaschie  trüegen ,  dohünden ;  wüe 
wür  dann  döss  tags  gehn  Trippoli  weiten.  Vor  müttag  kahmen 
wür  an  einen  unbillichen,  hohen  bei^,  das  ich  mich  hoch  ver- 
wundert, wie  doch  ein  geladen  thüer  solchen  berg  uff  und  ab- 
kommen kahn,  dann  es  an  öttlichen  ortten  ein  pur  lautter  falls, 
so  glatt  als  ein  wand,  und  so  geh,  das  ich  genug  zu  thun  hatte, 
solchen  uffzuklettem,  und  dann  wüder  so  geh  bünunder,  als- 
dann man  bald  wüder  zum  mör  kompt.  Arrivirten  also  dess 
tags  bey  guter  zeütt  wüderomben  gehn  Trippoli,  aldo  ipann 
mich  im  fondego  de  Francia,  do  ich  zuvor  mein  wohnung  hatte, 
nicht  loschiren  woltte,  umbwüUen  ich  von  Jherusalem  kahm 
und  düe  pest  noch  dortt  regüertte.  Zöge  also  mütt  den  zwen 
patres,  wölche  mütt  unns  hünkahmen,  in  dem  clösterlin  inn,  aldo 
ich  mich  bey  dem  teütschen  apotecker,  welcher  sein  laden  und 
losamentt  im  closter  hatte,  behollfen. 

Nun  wollten  gedachte  2  patres  mütt  der  nave  Nana  et  Ru- 
zina,  wölche  albereytt  zu  Salin!  in  Cipro  wahr,  umb  Yönetia 
söglen;  weyl  süe  aber  im  clösterlin  ihren  innkehr  namen,  weite 
der  graf  wüe  auch  däe  zwen  vönedüsche  kauffleütt  nicht  zue- 
geben,  das  süe  neben  ihnen  uff  gedachte  naue  kommen  sollten, 
weil  vohr  öttlichen  tagen  ein  pater  drinnen  gestorben. 

Ich  mues  ein  wehnig  meidung  thun,  was  es  hüezuland  für 
guter  daurhafter  pfertt  gübt:  als  ich  an  einem  pfertlin,  wel- 
ches doch  sehr  dein  und  schwach  wahr,  erfaren,  das  es  nicht 
allein  mich,  oftermaln  sein  und  mein  proviant  und  geti^anckh 
mütt  such  getragen,  und  ichs  hün  und  wüder  in  düe  36  tagreü- 
sen  geritten,  umb  düe  zeütt,  do  der  weeg  am  tüfesten,  dann  wür 
umb  das  ney  jähr  von  do  ausgezogen ;  es  last  sich  hür  nicht  von 
meülen  schreüben,  dann  es  oftermaln  weytt  von  einem  dprff 
oder  flecken  zum  andern  ist.  Als  nun  gebreichig,  das  mann 
döss  mittags  nicht  füettert ,  sondern  ingemein  vom  morgen  an 
büs  uf  das  nachtlägerr  unabgestigen  reätt,  döss  abents  kompt 
mann  in  ein  dorrf ,  champ  oder  das  mann  sich  im  feldt  lägertf 


327 

flll^s  nach  gelegenheütt  der  tagretisen,  schlecht  einer  ein  pfähl 
in  düe  erdenn,  bündet  das  pfert  dorahn ,  ist  das  gemeine  fdetter 
geraten  und  zerrüben  stroh,  dann  hüezulandt  kein  hey,  an  vülen 
ortteit  auch  kein  haber  gepflanzt  wirtt,  fiiert  einer  allzeütt  denn 
barn  mütt  sich,  das  ist  ein  schwarz  herenei^  sackh ,  denn  henct 
er  dem  pfert  an  denn  halls  mütt  gersten  und  zermalen  stroh 
ausgefüllt,  lest  dem  thüer  dennselbügen  düe  ganze  nacht  an; 
es  ist  auch  nicht  der  brauch,  das  mann  düe  pfertt  dess  nachts 
absattelt,  wüeich  dann  mein  pfertle  von  Trippoli  büs  gehn  Ha- 
lepo,  das  ist  8  tag  reüsen,  niemals  abgesattelt,  und  hemacher 
von  Halepo  büs  gehn  Damasco,  wölches  süben  tagreüsen,  auch 
onabgesatteltt  geritten  habe;  allein  hab  ich  öttlichmaln  zum 
sattl  gesehen,  domitt  ichs  nichtt  drucke,  wüewol  ichs  under- 
wegen  hesslich  zuegericht  und  uff  dem  ruckgratt  übel  gedruct, 
das  mein  gesellschaftt  sagte,  es  wehre  unmüglich,  das  müch 
solches  pfertt  umb  Jherusalem  tragen  werde.  Aber  ich  heylet 
es  mütt  einem  verbrannten  schnech,  wölchen  ich  zu  bulver  zeri- 
ben,  das  es  mich  fein  knapp  fortttrueg.  Gemelt  pfertlin  ver- 
küef  ich  zu  Trippoli  wüderomb  per  6  reüchsdaler,  doran  ich  bey 
fünf  daler  nachzug;  entgögen  profitiert  es  mich  am  nolo,  an 
statt,  do  ich  hette  müessen  lehenpfertt  nemmen ,  ob  düe  24  da- 
ler. Es  ist  hüezuland  einem  Christen  sehr  müehsam  und  unbe- 
quem, mütt  eügnen  pfertten  zu  reüsen,  sonderlichen  wann  einer 
düe  sprach  nicht  kahn,  oder  aber,  do  einer  ein  bolaco  tschausch 
oder  thürcksche  post  antrüft,  mues  er  ohne  einige  wüderröd,  do 
es  derselbüg  begerett,  absteügen  und  dasselbüge  sein  engen 
pferrt  verlassen. 

Indem  wür  nun  zu  Trippoli  noch  öttliche  tag  stüllgelegen 
und  ein  rechnung  ausgezogen  wurde,  was  yedem  under  unns 
pro  rato  parte  dess  ausgelögten  oncostens  halber  gebüre,  dann 
unns  düe  zwen  heudt,  düe  jenitschar,  innerhalb  36  tag  ob  düe 
300  ducaten  correnti  cost  haben,  und  vnirden  aus  unnser  10 
oder  11  nicht  mehr  dann  4  capi  gemacht,  als  der  graf,  bede 
Vönetianer^  und  mich  namen  süe  für  den  vüertten,  do  doch  der 
graf  zwen  düner,  düe  Yönetianer  3  düner  mütt  sich  hatten,  ent- 
gögen ich  nun  allein  wahr;  derowegen  ich  mich  dössen  wegertt 
und  nicht  mehr  zu  geben  bewilligt,  dann  was  mein  gebür  be- 
trüftt,  wüe  ich  mich  dann  dösshalben  heftüg  mütt  d6m  gräfeu 


328 

gezweyett,  auch  nicht  mehr  bezalt,  dann  was  roör  pro  rato  ge- 
bürt  hatt:  dorüber  mich  der  graf  für  einen  Lutherian  ausge- 
Bchrien,  darnach  ich  wehnig  fragte,  dann  es  nunmehr  nicht  ¥äl 
zu  bedeütten  hatte,  auch  lües  er  sich  vernemmen,  ich  solle  auf 
düe  naue  nicht  kommen,  uf  wölcher  er  wilder  zuruckseglen  woll, 
das  doch  onedas  mein  begem  nicht  wahr,  dann  ich  in  Ägipten 
zu  seglen  bedacht.  Also  verlües  ich  düse  compagnia  und  fuebr 
der  graf  noch  vohr  meinem  verreüsenn  mütt  einer  barca,  so  er 
neben  dem  einen  Y önetianer  a  posta  genommen ,  nach  Salini  in 
Cipro,  aldo  er  düe  naue  Nana  et  Buzina,  mütt  wölcher  wür  von 
Yönedig  abgeseglet,  noch  angetroffen.  Als  er  nun  gehn  Vöne" 
düg  kommen,  bracht  er  mich  gleichwol  in  absentia  meiner  umb 
20  ducaten  in  gold,  wölches  ich  mueste  zu  meiner  dohünkunftt 
beschehen  lasen,  und  ist  villeicht  bösser,  solche  20  zeckini 
seyen  in  malora,  dann  das  er  müch  zu  Vönetia  für  einen  Luthe- 
rian accusiert  hette. 

Zwüschen  der  z^ütt,  als  ich  zu  Trippoli  stüUag,  purgiert 
ich  mich  und  lües  müer  ein  ader  stechen ,  wüe  es  dann  einen 
erfahrnen  medicum  do  hatt,  wölcher  gleichwol  ein  Jud.  ünder- 
dössen  befragt  ich  mich  umb  passaschir  nach  Damiata  oder 
Alexandria.  Das  familia  oder  düe  patres,  derer  in  düe  36 
wahren,  so  mitt  der  naue  neben  unns  von  Vönetia  abkommen, 
erst  einen  tag  vohr  unnserer  aldo  wüderankunft  nach  Trippoli 
göhn  Zaffo  oder  Joppe  verreüsett  und  per  barca  abgesegeltt, 
das  süe  den  ganzen  wüntter  in  Trippoli  verharreten^  wegen  dess 
bösen  lufts,  so  in  Jherusalem  regierte.  Umb  düse  zeüttt  döss 
Jahrs  ist  gutter  passaschie  nach  Marsilia  in  Franckreich,  wüe 
auch  nach  Vönetia,  allein  das  sich  solche  lanng  verweilen.  Aber 
n^ch  Cipro,  Candia,  Rhodys,  Tisola  d'el  Scio,  Constantinopolj, 
Damiata  und  Alexandria,  wüe  auch  vüler  insulen  döss  Arcipe- 
lagi  gäbt  es  yeziger  zeutt  immerzu  schiff,  darf  einer  nun  der 
zeütt  undt  döss  guten  wetters  erwartten;  insonderheutt  gehn 
sehr  vul  schiff  nach  Constantinopoli,  wölche  alle  mutt  sayfen  be- 
laden, so  zu  Trippoli  gemacht ;  düe  ist  vül  bösser  dann  düe  vöne- 
dusche  oder  ander  sayfen,  so  hün  und  wüder  in  der  christen- 
heütt  gemacht  wuertt. 

Ich  lag^u  Trippoli  stüU  von  ^1  Martii  bus  uff  30  dütto; 
underdöBsen  düngt  ich  mich  auf  ein  thürckuscb  carmosal,  so 


8f9 

« 

dem  köaig  oder  bassa  Ton  Tuni«  in  Barbaria  gebörög,  dÖBsen 
patron  ein  Christ  wahr  und  der  natien  ein  GHiech.  Gremeht 
schiff  wahre  wölleos,  nach  Alexandria  Ägipti  zu  seglen.  Und^r- 
dÖssen  bedachten  söcb  vorgemelte  zwen  patres,  wölche  matt 
von  Jherusalem  abkommen  und  begaben  sach  auch  auf  da« 
schaff,  das  ich  gesellschaft  bekahm,  dann  es  sonderlichen  kurz- 
weülig  uff  d^u  mör  ist,  mutt  muneh  und  pfaffen  zu  rejsen.  Yer- 
steth  sich  das  contrarium. 

Denn  30  dos  gögen  abendt  imbarckiert  ich  und  ungerahr 
umb  mfitternachtt  segleten  wör  von  do  ab ,  dann  es  sey  gleich 
der  wund  im  mör,  wue  er  woU,  hätt  mann  döss  nachts  yeder- 
zeutt  vento  de  terra  vom  berg  Libano.  Als  wir  nun  auf  öttlicb 
meil  in  das  mör  kommen ,  wendt  sich  der  wönd ,  lavierten  hün 
und  wdder,  aber  der  wund  wurd  so  frusch,  das  war  den  31  und 
lotsten  Martii  wuderomb  in  portto  de  Trippoli  laufen  muestenn. 

Denn  ersten  tag  ApriUis  auf  2  stund  in  döe  nacht  segleten 
wör  zum  andermal  aus  dem  porto  hunweg,  hatten  wehnig  vento 
de  terra  und  wurde  das  mör  gögen  tag  ganz  bonaza,  das  wör 
Dicht  fem  ins  mör  kahmen.  Bus  uf  3  das  gögen  tag  wuert  der 
wund  Greco  Tremontana,  kuehlt  doch  nicht  starck,  das  wöer  uf 
denn  4  dös  morgens  bey  2  stund  vohr  tags  in  Gypro  kahmen ,  in 
ein  ort  genanntt  Limmisso ,  aldo  unnser  patron  öttlich  vass  wein 
zu  laden  hatte  und  bey  vuer  tag  zu  thun.  Indem  erhöbt  sich 
den  8  dös  ein  fröscher  wund  von  Garbin,  wölcher  unns  gannz 
öntgögen,  und  daurtt  solcher  acht  tag  lanng.  Allweg  gögen 
dem  abentt  und  dann  döe  nacht  ober  ward  es  stöU,  aber  gögen 
tag  hueb  es  wider  an,  frösch  auf  zu  kuehlen ,  also  das  wör  das 
heilige  fest  der  ostem  aldo  hueltten ,  wölches  dem  alten  stilo 
nach  denn  8  Apriliis  wahr  und  nach  dem  neyen  den  18 ,  das  es 
auf  einen  t£^  zugleich  gehalten  wurde,  daim  döe  Gröechen  den 
neyen  stUum  nuemals  annemmen  wollen,  sondern  verharren  und 
bleöben,  als  es  von  alters  hero  gewesenn. 

Döe  zwen  patres^  dovon  höevor  vermeld,  und  ich  lagen  bey 
einem  Gröechen,  wölcher  gleichwol  a  la  Francosich  hölltt;  der  . 
gab  unns  ein  camer  ein.  An  dem  heiligen  ostrtag  huelten  döe. 
patres  mess  in  dös9  französischen  consuls  haus ,  wölcher  gleich- 
wol ein  gebomer  Gröech,  aber  nicht  ihrem  gesaz  nach  lebtt; 
also  verzerten  wör  disen  tag  bey  ime ,  dium  er  unns  morgens 


SSO 

and  abents  za  gast  baeltti  wie  auch  vodgenden  knbus.  Es  stuade 
den  beeden  patres  ein  unvearsefaen  glöck  zn,  das  gteioh  ein  ge- 
ladne  naue  in  den  porto  kafam,  wölche  nun  auf  den  wind  wart- 
tot und  umb  Yönetta  seglen  wollte ,  doruff  söe  sich  akbaM  be- 
gaben. Also  ich  düseT  gesellschaft  auch  beraubtt  wurde,  das 
ich  nachmals  allein  do  verharren  mueste. 

Lynüsso,  vohr  dusem  eines  v(m  den  firnembsten  örtter 
döss  königreichs  Cipro  gewesen,  derzeätt  lAier  ein  offner  und 
geringfue^er,  auch  wdbnig  bewohnter  fleck^  so  hartt  am  mör 
mid  sehr  lustögen  ortt  gelegen,  wegen  schöner  gärtten  und 
fröchten,  dann  es  umbher  auf  öttlich  meöl  büs  an  das  geburg 
guth  und  ebea  landt  hatt,  wie  auch  dnen  grossen  weinwachs, 
wölcher  sehr  woUfeul,  dann  eine  gousa,  das  ist  ein  groser  irde- 
ner krueg,  nicht  mehr  daxk  10  asper,  unnserer  mnnz  nidit  10 
kreusser  costett  Und  ist  gedachter  wein  sehr  lüeblich  und  a»- 
muettig,  auch  säes  zu  tarincken^  doch  doneben  sehr  starckb, 
undt  ye  öltter  solcher  wüertt,  ye  störcker  er  ist  Demnach  der 
wein  in  Ägtpten  sehr  theyer,  kuef  ich  fär  mich  4  baril  oder 
deine  fessUn.zum  Torrath,  fuertt  solche  matt  müer,  wüe  auch 
in  due  2ft'cipriottische  käs  und  in  5  schuncken,  wölches  alles  mter 
gannz  wol  bekahm,  sonderlichen  do  ich  nach  d^n  berrg  Sinai 
raysett.  Es  werden  deine  aber  gutte  käs  do  gemacht)  gtitt 
einer  3  in  4  asper.  Was  dnsen  portto  zu  Lymisso  belangt,  ist  es 
ein  offen  wesen  und  mehrtheils  nun  ein  anfiethrtt  wegen  der 
wolle,  dössen  väl  do  inngeladen  wuertt,  dössgleichen  auch  mit 
dem  wein,  der  von  välen  ortten  däser  isola  dohün  gebracht 
wuertt. 

Under  der  zeutt ,  als  ich  do  wahr ,  trueg  es  sich  zu  mütt 
einem  Gipriotto  von  Famagusta,  wölcher  ein  zeüttlanng  koeh  al 
fontego  di  Frantia  in  Trippoli  wahr  und  matt  unns  iber  kahm: 
nun  ist  gebreichig,  was  einer  an  das  landt  trögtt  oder  aus  dem 
schiff  fieren  lest,  an  der  douana  denen  dorzu  rorordnetten 
Thnrcken  alles  zeugen  und  weusen  mues,  und  hatte  ddser  eine 
kästen,  in  wölcher  öttliche  roba,  so  er  in  Trippoli  innkauftt. 
Als  ers  nun  an  das  landt  gebracht  und  dasjhenig,  so  do- 
rinnen,  taxieren  lues,  ime  auch  anzeugt  wurde,  was  er  dovon 
capara  oder  zoll  bezaln  muest,  zieht  er  den  beuttl  herusser ,  in 
welchem  er  für  öttlioh  daler  medin,  wölcher  sortten  münz  gang* 


83t 

bar  in  Soria,  iA  meinujig,  denn  soll  absulögen.  Denmach  es  Aber 
verbotten,  keine  medin  oder  derogleicfaen  Sorten  rnöns  kiCipm  sa 
fuehren,  dueveil  in  duser  isola  duser  media  50  und  in  Saria 
aber  60  fOr  einen  reichsdaler  au&^ben  worden,  hatt  einer  uff 
jeden  daler  10  medin  zum  bösten ;  derowegen  mann  nicht  haben 
wuU,  das  solche  hungeföertt  werden,  wöertt  also  gemeltter  koch 
gefangen  genommen,  schlagen  in  in  dfle  eyse,  wüU  er  der  ge» 
fencknus  los  sein,  mues  er  umb  100  reichsdaler  caution  thuen. 
Ittem  noch  ein  anderer  armer  tropf,  auch  ein  Grdech,  als  wdr 
ans  landt  kahmen,  aus  grosem  hunger,  den  er  hatte,  wolltte  er 
brott  kaufen;  indem  er  sein  beüttell  herusser  nembt,  dorinnen 
er  öttlich  medin  hatte,  das  brott  zue  bezalen ,  stetii  ein  Thirck 
hunder  im,  nempt  ime  den  beuttel  aus  der  handt,  füert  in  für 
denn  cadi  oder  ruchter,  fragt  ine,  wo  er  due  medin  herbringe, 
s^tt  er  von  Trippoli ;  uff  solches  schaft  ine  der  rächter  j^eicfa 
in  das  gefencknus,  wuU  er  derselbägen  los  sein,  mues  er  10 
daler  bezaln ;  doromben  sich  ein  ürömbder  und  sonderiieben,  der 
döe  sprach  nicht  kan,  sehr  wol  furzusehen  hatt:  dann  weil  sol- 
ches düsen  wnderförtt,  wölche  im  land  doheimbt,  was  und  wAe« 
vil  mehr  scrfl  einem  uslendtiachen  begögnen,  wie  muer  dann 
auch  wfiderfahren.  Dess  morgens,  als  ich  imbarckiren  w<dtt, 
muest  ich  capara  von  dem  wein,  so  ich  kauft  bezaln ,  do  dn  an- 
derer zwen  gab,  muest  ich  drey  geben.  Eh  ich  nun  in  döe  barca 
tratt,  do  komptt  ein  huDd,  ein  janitschar,  vasset  mich  bey  der 
gurttl,  wujl  mich  nicht  imbarddren  lasen,  ich  geb^  dann  ein 
curtesia;  sagt,  ich  hatte  kein  münz  (dann  err  k<»mdte  was  weh- 
nigs  ittalianisch),  Do  er  mich  nicht  entlassen  wollt,  gab  ich 
dem  M.  Anea,  dobey  ich  düe  zeutt  zu  herrberg  gelegen,  einen 
rquchsdaler,  er  soll  muer  in  lassen  wuchslen;  als  es  nun  der 
hundt  gesehen,  sagt  er  gögen  einem  andern  jenitschar,  ich  habe 
wol  geltt,  wollen  in  für  den  cadi  oder  rfichter  föehren,  in  exa- 
miniren  und  umb  öttlich  duoaten  helfen  ströcken,  wölches  alles 
vorgedachter  mein  wöert  anze%fee,  dann  er  döe  wortt,  so  sue 
mutt  einander  gerödt,  alle  hertte^  gab  ime  einen  halben  daler, 
und  rerspricht  mich  der  wöert  gögen  den  hunden,  ich  seye  ein 
armer  piligrin,  ein  Franzos,  mütt  zweyen  mönchen  von  Jherusar 
lem  ab  dohön  komen ;  doruf  er  mich  gehn  lues.  Ich  habe  mich 
hu^zuland,  wo  ich  bey  Türken,  Moren  und  Arabier  gewesen,  alle- 


332 

zeütt  fär  einen  Franzosen  ausgeben,  wüe  ich  dann  anch  ein 
passport  von  dem  ambassator  de  Francia  hatte,  wölcher  zu  Vöne- 
tia  sich  hölltt,  dann  so  yorgrnieltte  hund,  düe  jenitschär,  ge- 
wust  betten,  das  ich  ein  Theütscher  were,  hett  es  mich  für  ge- 
was  öttlich  ducaten  gestanden,  dann  es  were  ihr  furgeben  ge- 
west,  ich  wehre  in  düe  innsul  kommen  als  ein  aüsspeher  und 
kondtschafter,  wüe  sich  dann  einer  avania  halber  in  Cipro  mehr 
dann  an  andern  ortten  fürznsehen  hatt,  wegen  dess  losen  volkhs, 
wüe  süe  dann  düe  arme  innwoner  düser  insal,  den  Griechen, 
das  marck  aus  den  beinen  saugen,  wüewol  es  under  inen  ein 
gottlos  args  und  büs  volckh  und  für  düe  ergesten  under  der 
grüechischen  nation  gehalten  wirt.  Süe  trincken  starck  und  be- 
weraen  sich  so  sehr,  das  süe  wöder  stöhn  noch  gehn  könden, 
als  sich  an  unserm  patron  döss  schüfs  genugsam  bescheintte, 
das  ichs  in  wahrheitt  melden  mag,  düe  ganze  zeütt,  do  wür 
doch  in  düe  11  tag  do  stüllgelegen,  ine  niemaln  nüchter  ge- 
sehen, derowegen  düe  Grüechen  trinckenshalber  wol  mütt  unns 
Teütscben  accordiren.  Es  ist  von  Trippoli  gen  Limisso  in  Cipro 
180  ittaliänische  meyl. 

Den  16  Aprillis  irgend  bey  4  stund  in  tag  segleten  wür  von 
do  fatinweg,  ward  der  wund  Syroco,  küelt  zimlich  früsch  auf^ 
das  wür  bald  nach  vesperzeutt  gehn  Baffö  kahmen ,  ein  gleich- 
förmüg  offen  portto,  lügt  von  Limisso  50  w.  meül ,  derzeütt  ein 
geringfüeg,  schlecht  onbewart  weesen;  als  aber  düe  rudera 
vuler  alter  gebey,  so  noch  verbanden,  gesehen  worden ,  gübt  es 
gwugsame  anzeugung,  das  dises  vohr  jähren  ein  fümemme  statt 
mues  gewesen  sein,  dann  süe  an  einem  sehr  lustigen  ortt,  auch 
nahent  dem  mör  lügt,  und  ist  uf  düser  seütten  der  isola  Cipro 
der  capo  oder  spüz.  Aldo  werden  sehr  vül  kürps,  dein  und 
gros,  kromm  und  gerad,  auf  vül  und  selzamerley  manir  gezogen, 
düe  sein  innwendüg  gebucht;  gebraucht  mann  anstatt  anderer 
trincgeschürr,  werden  hün  und  wüder  an  vül  ortt  verfüertt  und 
findett  man  derer  so  gros,  das  manche  zucca  in  düe  12  mas  vas- 
sett.  Wür  muestenn  aldo  verharren  büs  in  den  vüertten  tag 
wegen  döss  gögenwündts,  aber  ich  mochtte  nicht  an  lahdt  fah- 
ren, dann  ich  besorgte  irgend  einer  avania,  so  müer  begögnen 
möcht,  als  an  vorigem  ortt  a  Limisso  beschehen;  derowegen  ich 
mich  uff  d6m  schüff  hüeltt    Der  patron  sainptt  seinem  volck, 


3SS 

derer  in  däe  11  personen,  wahren  alle  Grfiecfaen^  es  ^'i^iren 
sonsten  ob  düe  50  passaschieri  von  Thürcken  und  Moreu  im 
schaff,  welche  mütt  umb  Aiexandria  woltten,  das  wehnig  pla2 
noch  räum  doruf  wahr. 

Denn  20  Apriliis  ongevahr  in  3  stund  vohr  tag  hueben 
wür  das  ancr  und  segle ten  im  namen  Gottes  fortt,  ward  der 
wund  Siroco,  küelt  aber  nicht  sehr  und  daurtt  denn  21  wie 
auch  büs  uf  22  zu  müttag;  wendet  er  sich  und  wüert  Greco  und 
Greco  Tremontana,  küelt  zimlich  früsch  auf,  und  war  unns  dü- 
ser wund  wol  taugenlich,  das  wür  denn  23  gögen  abentt,  als 
düe  sonn  undergüeng,  terram  scoporierten.  Denn  24  ward  noch 
der  gemeltte  wund  frÜQch  und  starck,  das  wir  nahend  bey  landt 
kamen,  yermeintte  also  unnser  patron,  es  were  Alexandria.  In- 
dem unns  düe  nacht  iberfüel,  lavirten  wür  düeselbüge,  domilt 
wür  nicht  zu  nahent  an  das  land  kommen;  büs  das  es  tag 
wurde,  sähe  der  patron  und  kantte  sich,  das  düs  altt  Alexan- 
dria wahr,  welches  bey  40  w.  meül  von  dem  andern  gögen  Bar- 
baria  zu  lügtt;  derowegen  wür  genug  zu  thun  hatten,  mütt  dem 
früschen  wund  uff  zu  seglen;  also  kamen  wür  den  25  düs  nach 
müttag  in  den  portto  d'  Aiexandria  Ägipti,  in  wölchen  gefahr- 
lich zu  seglen,  umbwillen  öttliche  scoy  und  föUsen  under  dem 
Wasser  verborgen  lügen.  Gemelter  portto  ist  enng  und  hatt 
zwey  castell,  so  gögen  einander  respondiren,  das  mann  rüewüg 
von  einem  zum  andern  schüesen  kahn;  düselbige,  sonderlichen 
das  zu  der  rechten  band  der  innfartt,  ist  mütt  geschüz  und  volck 
wol  versehen,  denn  portto  zu  verwaren. 

Als  ich  nun  aus  der  nebenbarca  aus  dem  schüff  an  das 
land  fuehr,  besuechtte  müch  ein  Jud  an  der  douana,  greüft  müer 
allenthalben  in  kleüdern,  dann  mann  vom  gelltt  in  das  land 
einen  ;prozento  geben  mueß ,  aber  erfände  nichtt  vül  ibrügs. 
Und  ist  von  der  douana  noch  ein  w.  meil  büs  zu  der  statt  porta, 
under  wölcher  ein  Mor,  ein  Jud  und  ein  Nosseran  oder  Ghrüst, 
so  von  wegen  döss  zoUs  dorunder  süzen ;  düe  besuechten  mich 
erst  nach  schörpfer,  aber  bekamen  doch  nichts.  Endtlich  güeng 
ich  vollent  in  düe  statt  und  nachdem  fontego  di  Francia,  aldo  ich 
den  consul  derselbügen  nattion  gebetten,  mich  zu  loschiren,  dös- 
sen  er  sich. ganz  willig  anerbotten,  müet  auch  durch  den  mai- 
atre  de  casa  ein  cammerr  innzugeben  iberschaffte)  dorein  ich 


334 

meibe  cassa,  barU  und  atMiero  blonder  thate,  und  neben  denn 
französischen  kaufleütten  do  zu  thüscb  güeng;  bezaltt  ich  dös 
tags  acht  medin.  Hüer  ist  zu  wüssen,  das  ein  medm  hüezuland 
sovil  gültt  als  der  surianischen  medin  2,  unoserer  münz  nahentt 
3  creizer,  wölches  ein  schwere  und  hohe  münz,  wüe  dann  sol- 
ches düe  geringste  ist  von  sülber,  derer  machen  40  einen  aeddn 
oder  ducaten  in  goldt;  düe  andere  deine  münz  ist  von  kupfer 
gemacht. 

Alexandria  ein  uhralte  statt,  denn  solche  320  jähr  vohr 
d^  geburtt  Christi  durch  Alexandrum  Magnum  (doher  süe 
auch  den  nahmen)  fondirt  und  erbauen  wordien,  wirt  von  den 
innwohnern  Scandria  genanntt  Solche  ist  zimlich  gros,  rüng»- 
umbher  mütt  starcken  mauern  auch  vösten  thürnen  wol  verwart 
und  erbauen;  düe  weil  aber  dieselbüge  nicht  underhalten«  föllt 
es  an  vülen  orthen  ein.  Düe  heüser  neben  andern  gebeuen,  so 
innwendüg  der  statt,  sein  mehrtheils  wüest,  öedt,  zerraUen 
und  wehnig  bewohnt,  zum  theil  von  Christen ,  so  mann  Christi- 
ani  de  la  cinctura  nennett,  wue  auch  Mohren  und  Arabüer,  so 
sich  in  der  statt  aufhalten.  Der  fürst  oder  sandiaco  w&e  auch 
düe  Thureken  und  Juden  wonen  alle  f&r  der  statt  draussen  am 
mör  heromber,  haben  nidere  schlechte  erbautte  heuser;  und 
wohnet  vul  mehr  volck  ausserhalb  dann  innwendüg  der  statt. 

Duses  ist  derzeutt  der  fumemste  portto  dös  königreichs 
Ägipti,  wuertt  mehr  zu  Affrica  dann  zu  Asia  gezöltt,  es  werden 
völ  wahren  dohün  gebracht,  sonderlichen  von  pfeffer  und  an- 
derer spezerey,  so  uf  dem  Nilus  von  Cairo  herunder  gebrachtt 
werden,  und  mögen  sowol  döss  Thürcken  feind  als  freind  hue- 
her  handien,  dann  es  scala  libera  ist,  nicht  als  in  Suria^  Con- 
stantinopel  oder  andere  ortt  der  Thtirckey,  do  auser  den  3  na- 
tionen,  als  Franzosen,  Vönetianer  und  InngUsche  ni^nands  aus 
d^  chxistenheutt  dohun  handien  darrf.  Es  kommen  hüeher 
ragjoseer,  sicilianische,  napolitanische,  von  Ligoumo,  Jhenua  und 
amdem  mehrortten  der  christenheütt  schuf,  neben  den  franzö- 
sischen, vönetianischen  und  innglischen  schiff,  wölche  aQe  libra«^ 
m^ite  und  öffentlich  tr&ffigieren,  so  süe  denn  oonsules,  under 
denen  süe  sein ,  ihr  consulat,  sovil  inen  prozento  geburtt ,  r»- 
ch^n  und  geben,  höltt  er  denselbügen  so  wol  als  seiner  nation 
sobuz  und;  schirm,  und  haben  düe  Vönetiaaer  zwey  heüserr,  •& 


335 

mann  fontego  nennett ;  doriBuen  seia  kameni  und  gewölber,  düe 
wahren  dorein  zu  thun,  obenuff  zimmer  und  gemach  für  düe 
kaufleüttf  das  süe  dorinnen  wohnen.  Ittem  düe  Franzosen,  Rar 
gttse^,  Jhenueser  haben  ebenmesüg  ihre  besondere  fontego,  düe 
sein  alle  innwendüg  der  statt,  und  weül  solche  mehr  lehr  stöhn 
dann  bewohnt  werden,  ist  dobey  wol  abznnemmen,  das  vor 
disem  vül  mehr  negotia  und  handlung  do  gewesen  sein  wtiertt. 

Düe  consules  betreffend ,  was  ihr  officium  und  Terwaltung 
seye,  hab  ich  hüehyor  angemeldett;  derer  sein  alhfie  nicht 
mehr  dann  zwen,  ein  Franzos  und  Vönetianer ;  die  wohnen  mehr- 
theiüs  zu  Cairo,  haben  ihre  anwäldt,  so  mann  viceconsnles 
nennet;  dann  was  düe  Jhenueser,  Napolitaner,  ^cilianer  h^ 
langt,  sein  solche  mehrtheils  under  dem  schtiz  döss  £ranzösi« 
sehen  eonsuls.  Der  dozumal  von  gedachter  nation  dp  wahr, 
heüst  Ghristophero  Yento,  ein  stattlicher  vom  adl  und  von  denn 
füraemsten  geschlechtem  einer  in  Marsilia;  düser  wahr  dozu- 
mal in  Franckreioh  abgefordertt,  und  sein  locus  ten^as  oder 
viceconsul  wahr  smn  naher  vötter,  auch  seines  stammens ,  An* 
gelo  Vento  genannte.  Von  denselbügen  empfueng  ich  vül  cur- 
teaia,  freindschaft  und  guthatten ,  sonderlichen  als  ich  am  au* 
ruckzüehen  das  lieber  alda  bekam« 

Hüer  ist  zu  wüssen ,  das  nicht  allein  innwendüg  der  statt 
so  wol  auch  aussen  umbher  ohne  den  Aus  Nilus  weder  bronnen 
noch  ander  äüesend  sües  waasser  zu  bekommen;  weyl  aber  der 
Nilius  seinen  lauf  nicht  büs  gehn  Alexandria  batt,  sondern  uff 
ein  tagreiis  (fevon  in  das  mör  laufftt,  von  wölohem  hünach  mel^ 
düng  gethon  würt,  so  ist  uff  vül  meül  wegs  ein  sonderer  grab», 
der  sommarszeütt  allweg  thruckhen,  durch  wölchen  graben,  so 
d^  NiluB  aualeft,  das  wasser  büs  in  düe  statt  beleitett  wüert 
Dannenher  mann  sagt,  gemelte  statt  seye  oben  sovil  under  der 
erden)  so  mann  nicht  sieht,  als  oberhalb  derselbügen  erbauen, 
wüe  süe  sieh  dann  im  monat  Augusto  uf  ein  ganzes  jähr  mütt 
wasser  versehen ,  dann  kein  haus  so  gering  oder  schlecht ,  das^ 
nicht  eine,  wo  nicht  zwo  cisterna  habe.  Als  ich  under  öttli^en- 
unbewonten,  zervalnen  gebeüen  gesehen,  sein  solche  cist(^na 
iber  düe  massen  kunstlich ,  saubr  und  wol  gemaelit ;  dorun«fer 
befunden,  das  vül  pfeiler,  doruf  das  gwölb  beschloss^i«  vojib* 
schönem  niarmor  gemacht  sein ,  dobey  abznnemmen,  das  der- 


336 

selbüge  stein  ebeu  so  gemein  gewesen,  als  bey  unns  andere 
muche  stein,  wüe  dann  noch  innwöndüg  der  statt  in  vülen  alten 
ketiseru  das  pflaster  und  der  fuesboden  von  schönem,  geferb- 
ti^in,  inngelögtem  marmor,  sterrn  oder  zügweüs ,  künstlich  und 
süehrlich  gemacht  und  besezt  ist,  do  doch  in  Tülen  faeüsern  nun 
arme  Mojren  und  Arabier  wohnen ,  wölch  volck  am  webnigsten 
nichts  bauen  noch  bessern.  Do  ein  haus  so  sehr  vervölt,  das 
s$e  nicht  mehr  dorinn  wohnen  könden,  suechen  süe  ein  ander 
wobnungy  dann  onbewdinter  heüser  eben  yfil  in  der  statt  sein. 

Als  ich  einesmäls  in  der  statt  spazüeren  güeng  und  mütt 
müer  einer,  der  mich  umbher  füehrit  und  düe  sprach  kondte, 
sagt  ich  wüder  in,  seye  schad,  das  mann  alles  von  gebeüen  so 
Zfergehn  lasse,  welches  er  in  arabischer  sprach  gögen  einem 
Moren  sagte;  gab  er  ime  zur  imtwurtt,  gott  bette  nicht  gebot- 
ien,  ein  altt  haus  wüder  ney  zu  machen. 

Gemelte  statt  ist  vülmehr  lanng  als  breytt,  und  witert  in 
iier  gröse  ungevar  Napoli  in  Ittalia  verglichen.  In  derselbtigen 
ist  von  heälthom  zu  sehen :  in  einem  deinen  clösterlin ,  sanct 
Saba  genannt,  in  wölchem  öttliche  Caloiri  oder  grfiechische 
manch  wohnend,  hatt  es  am  eingang  der  kärchen  zur  Kncken 
handt  einen  stein  von  weüssem  marmor,  auf  wölchem  sanct  Ca- 
tharina  solle  sein  gemartertt  worden. 

Nücht  fem  do  von  noch  ein  andere  kürch,  so  düe  Ethiopi 
oder  Christen  von  der  gurtel  innhaben.  In  derselbägen 
wuertt  gesehen  das  grab  döss  evangelisten  Marens,  in  ivölcherr 
sein  corpus,  so  derzeutt  in  sanct  Marens  kdrchen  in  Yönetia 
ligen  solle.  Innwendug  der  statt  in  einer  creäzstrasen  gleich  zu 
mittleden  steth  ein  ronder  stein  von  marmor,  doch  nicht  höher 
dann  sonsten  der  fuesboden,  do  mann  geth ;  wüe  dann  däe  statt 
oder  gassen  nicht  gepfiasteil;  sein.  Uf  demselbögen  stein  solle 
huevohr  gemelter  sanct  Marcus  enthauptet  sein  worden.  Nucht 
fem  dovon  in  einer  andern  gassen  wurde  mur  gewisen  ein  dein 
kercker  von  kot  und  laim  erbau^i;  solle  due  gefencknus  der 
Jungfrauen  Catarinä  gewesen  sein.  Gleich  dogögen  iber  zwo 
hoher  steinenn  seälen  von  rothem  marmor,  als  mann  sagtt, 
habe  sollen  das  corpus  gedachter  junckfrauen  Catharinä  ge- 
iögt  werden. 

Oben  an  der  stattmaur,  binuswarts  gögen  dem  mör,  wer- 


337 

den  gesehen  zwo  schöner,  yüeröcter  seülen,  düe  eine  umbgeyal- 
len,  düe  ander  aber  noch  ganz  und  nfrecht  steht ;  sein  obenuf 
immer  zuegespüzt,  öttlicher  clafter  hoch,  unden  in  düe  vüerung 
bey  vüer  clafter  duck,  mütt  sonderbam  caracter,  vögl  und 
thüer,  so  dorein  gegraben ,  alt  mosaisch  oder  ägüptüsch  werck, 
wüe  dann  ein  gleichförmige  zu  Constantinopel  gesehen  würt,  und 
vergleicht  such  düe,  so  papst  Sixtus  quintus  vor  sanct  Peters  kür- 
chen am  plaz  hatt  lasen  uflWchten,  allein  das  in  düeselbüge  nichts 
gegraben,  sondern  glatt,  und  unden  uff  einem  hohen  fues  steth. 

Für  der  statt  draussen  gögen  Levante  yrgend  ein  w.  meül 
wüert  noch  ein  andere  seül,  wölche  mann  colonna  Pompei  nen- 
nett,  gesehen,  düe  steth  was  wehnigs  hoch  an  einem  deinen 
berglin  in  freyem  feld  besonder  und  allein.  Düeselbüge  ist 
rondt,  von  unden  büs  oben  in  gleicher  gröse,  steth  uf  einem 
stareken  losanvent,  do  der  fues  bey  zweyer  mann  hoch  iber  düe 
erden  ausgeth,  oben  mütt  einem  steinern  cranz  oder  ro- 
sen  bedöct,  sehr  duck  und  so  hoch,  das  einer  von  freyer 
hand  mütt  einem  stein  genueg  dorüber  zu  werfen  hatt,  ist  ein 
iberaus  gros  stuck  von  einem  stein,  derogleichen  ich  an 
keinem  ortt  gesehen,  das  sich  wol  zu  verwundem,  woher  sol- 
cher stein  seye  gebracht  worden.  Öttliche  wollen,  seye  ge- 
gossen, ist  mütt  rötlichten  und  weüsen  steinen  vermengt;  ge- 
melte  saul  oder  coUonna  solle  von  Julio  Cesare,  als  er  den 
Pompeium  geschlagen,  zur  memoria  und  anzeugung  der  victo- 
ria  sein  uffgericht  worden.  Es  werden  in  der  statt  nicht  mehr 
danoi  drey  porta  oder  thor  geöfnett,  düe  zwu  gögen  dem  land 
und  eine  gögen  dem  mör.  Döss  freittags,  wölchen  süe  für  ihren 
feür  oder  sabattag  halten,  gleichwol  nichts  desto  wehniger  do- 
ran  schaffen  undt  arbeütten,  allein  das  süe  umb  müttagzeütt  ihr 
gebett  thun  in  allen  mosckea  oder  türckischen  kürchen  ,*wölches 
ongevahr  ein  stund  lanng  werett;  düeselbüge  weil  machen  süe 
düe  Stattthor  wüe  auch  düe  thor  an  allen  fontego  zu,  büs  das 
süe  ihr  oration  volbracht  haben.  Sonsten  werden  düe  fontego 
alle  nacht  durch  einen  Moren  von  aussen  beschlossen  und  döss 
morgens  wüderomb  durch  in  aufgemacht,  das  wöder  der  con- 
sul  noch  düe  kaufleütt  herusser  könden. 

Ebenmesüg  ist  es  beschaffen  mütt  denn  bazam  oder  märc- 
ten,  do  dann  allerhand  wahren  verkauft  und  düe  krömer  ihre 

Ki«cti«l.  22 


338 

laden  haben.  Das  ist  eingefassett  wüe  ein  lannge  gassen ,  sein 
beüderseyts  laden,  oben  bedöct,  das  es  nicht  in  düe  stras  reg- 
net; aldo  bekompt  einer  mancherley  wahren  zu  kaufen,  der  ge- 
melte  marct  wüertt  dös  nachts  durch  einen  verordneten  Moren 
unden  und  oben  beschlossen.  Innwendüg  der  statt  sein  zwen 
underschüdliche  berg,  doch  nicht  sonders  hoch:  uf  dem  einen 
ein  dein  thum,  in  wölchem  tag  und  nacht  ein  guardi,  düeweil 
man  do  ferr  in  das  mör  sehen  kahn,  alsbald  derjhenige  ein  schif 
oder  gallera  scoprirt,  stöct  er  einen  fanen  zum  thurn  heraus, 
und  soYÜ  schiff  oder  galle,  sovil  fahnen. 

Der  andere  berg  aber,  als  müer  gesagt  worden,  solle  allein 
von  dem  unrat  oder  gnischtt,  so  mann  aus  den  heüsem  kert, 
gemacht  und  zusamengetragen  sein  worden;  wehniger  ists  nicht, 
wüe  dann  underschüdlich  gesehen  wüertt,  das  es  anders  nichts 
dann  gnischt  ist,  wüe  dann  täglich  cleinfüege  Sachen,  so  in  heü- 
sem mütt  ausgekert,  werden  gefunden.  Ob  nun  düser  berrg  do- 
her  kompt,  las  ich  beruhen. 

Innwendüg  so  wol  auch  umb  düe  statt  sein  yül  schöner 
gärtten  von  citron,  lemonen,  oranien,  granat,  datteln ,  derer  es 
in  Ägipten  sehr  yül  gübt ,  neben  mehr  andern  fruchten.  Dem- 
nach aber  solche  an  sandechtem  ort  wachsen,  do  es  wehnig  reg- 
net undt  sommerszeütt  gahr  nicht,  sein  düe  fruchten  nicht  so 
geschmack,  als  an  andern  ortten,  und  nicht  allein  düe  fruchten, 
sondern  auch  das  vüch  und  gefügl,  weil  solche  so  gahr  kein 
weüd  haben. 

Düe  lemoni  sein  wolfeil;  kauft  einer  für  einen  medin  50  in 
60.  So  wachsen  umb  düe  statt  sehr  vül  capem,  derer  vül  gro- 
ser yass  inngesalzen  nach  Yönetia  unnd  andern  ortten  der  chri- 
stenheütt  gefüert  werden ;  sein  deine  standen  irgendt  eines  hal- 
ben manns  hoch  yon  der  erden,  der  stamm  yrgend  eines  arms 
duck,  theiltt  such  in  yül  näst  oder  zweig  aus,  wachsen  hün  und 
her  im  sand,  als  bey  unns  düe  dornschlehen ;  düse  warn  eben 
zeittüg,  das  maus  abropft.  Es  wüertt  auch  sehr  yül  cassis  do 
gezogen,  so  auf  den  beymen  in  sehr  lanngen  röhren  weehst. 
Wüe  ich  gebn  Alexandria  kahm ,  sähe  ich  yül  schuf  im  porto, 
under  anderrn  auch  döss  Grosthürcken  galleon,  derer  7  wahren, 
und  yeder  ob  düe  30  tausend  centner  tragen  solle;  düe  kom- 
menjährlich zwey  mahl  dohün  yon  Constantinopoli,  umb  aller- 


S39 

band  wahren  innzuladen ,  denn  mehrerntheil  aber  essende  speys, 
was  tl^lich  für  düe  hofhaltung  gebraucht  wüert ;  dös  seind  ge- 
waltüge,  stattliche ,  grose  schuf.  Es  derfen  sich  der  Christen 
schiff  nicht  zu  den  türkischen  schiffen,  welche  nahend  dem 
castell  herromber,  lögen,  sondern  müessen  sich  bösser  ufiWarts 
gögen  der  statt  zu  ancr  lögen ;  was  aber  gallea  sein ,  derer  es 
vüer  stets  hatt  und  dann  der  fürst  eine  für  sich  selber  höHt, 
düe  lügen  jheneseytt  an  einem  besondem  ortt,  so  mann  den 
altenn  porto  heisett,  bey  wölchem  auch  ein  castell,  aber  schlecht 
und  den  andern  zweyen  nicht  zuvergleichen.  Sonderlichen  ist 
das  eine  schloß,  so  zur  lincken  band  der  ausfart,  wol  bevöstügt, 
dann  es  aller  uff  einen  folsen  erbauen  und  dem  mehreren  theil 
umbher  vom  mör  beflossen. 

Under  dem,  als  ich  zu  Alexandria  stüllgelegen,  hab  ich 
den  h*ionph  der  beschneidung  der  jungen  gesehen,  doch  nun 
im  färzug. 

Erstlichen  gehn  vor  inen  her  in  20,  30  Türeken,  wehniger 
auch  mehr,  allzumal  armiert  und  wol  gebuzt,  nachdem  es  was 
stattlichs  ist.  Alsdann  volgen  inen  düe  künder,  so  beschnitten 
sollen  werden,  derer  sein  ettwan  2,  3 ,  6  oder  wol  mehr  zumal, 
reitten  alle  auf  stattliche  schöne  pfertt,  von  seüdegwand  züehr- 
lieh  angethon  und  mitt  cleinödüen  hehönct;  reütt  jedes  künd 
besonder  und  allein.  Inen  volgen  nach  mancherley  seytten- 
spühl,  als  trommen,  trommeten,  hertrommen,  schalmeyen  und 
dergleichen,  als  dannunnder  inen  gebreichig  düe  pfeifen  und 
trommetten  auf  allen  straßen.  Dann  zuvor  unnd  eh  süe  be- 
schnitten werden,  füert  mann  süe  hün  und  wüder  in  der  statt 
umbher  und  yolgents  wüderomb  nach  haus,  alsdann  werden  süe 
beschnitten.  Zae  solchem  werck  haben  süe  keinen  gewüsen  tag 
noch  zeütt,  noch  auch  das  altter  der  personen,  dann  manch 
künd  Ton  zwey,  andere  von  10,  wehniger  auch  mehr  jähren  be- 
schnitten werden;  und  sonderlichen  wann  es  christenkünder 
sein ,  und  Türeken  gemacht  werden ,  haben  solche  gemeiniglich 
öltli^e  jähr  uff  sich. 

Aus  Cipro  als  Ton  Baffo  ab,  wölches  der  capo  d'  lisola, 
rechnet  mann  450  w.  meil  gön  Alexandria.  Zwüschen  der  z^ütt, 
als  ich  do  stüllag,  befragt  ich  mich  umb  gesellschaft  nach  AI* 
cairo,  dann  sich  in  düsen  landen  ohne  compagnia,  sonderlichen 

22* 


340 

der  düe  sprach  nicht  kan,  nicht  reüsen  lest.  Also  erfuehr  ich, 
das  der  yiceconsul  de  Vönetia  nach  Cairo  willens  wahr,  wölchen 
ich  angesprochen  und  gebetten ,  er  wolle  mich  neben  ime  hin- 
reisen lasen,  dessen  er  sich  gutwillig  erbotten.  Underdössen 
macht  ich  mich  uf  die  reis  förttüg,  gab  meine  cassa  neben  an- 
derm  blonderr  dem  maistre  d'  casa  al  fontego  d'  französi  in 
Verwahrung. 

Am  8  May  gögen  abentt,  als  düe  sonn  undergüeng,  sassen 
wür  in  der  Vönetianer  fontego  auf  unnsere  enthlenete  maul- 
thüer,  ausgenommen  der  yiceconsul,  der  hatt  ein  pfertt.  Hüe 
ist  zu  wüssen,  das  zu  Alexandria  und  Alcairo  keinem  Christenn, 
ußgenommen  den  consules  uf  pfertten  zu  reiitten,  sondern  nun 
uf  eseln,  wölchs  allein  hüezuland  den  Christen  yerbotten :  dann 
zu  Constantinopel,  in  Suria  und  andern  ortten  der  Thürckey  macht 
mann  kein  underschüd,  mag  einer  reiitten,  was  er  zum  besten  hatt. 
Also  rütten  wüer  düe  ganze  nacht,  und  beschach  solches  wegen  der 
greulichen  unns  ungewonlichen  hüz,  auch  wegen  döss  grossen 
staubs,  wüe  es  dann  aller  sandüg  und  wüest  ist,  underwegen 
voller  dattelböm,  gleich  als  bey  unns  die  dannen.  Also  kahmen 
wür  denn  9  düs  bey  3  stund  ungevahr  yohr  mittag  gehn  Ros- 
setto,  aldo  wür  im  fonte'go  innkehrten  und  düe  thüer  abladen 
lüessen,  wüe  wier  unns  von  do  auf  den  Nilus  begaben,  und 
möchte  von  Alexandria  hüeher  in  düe  40  w.  meül  sein,  sehr  bös 
zu  reütten  wegen  tüeffe  döss  sandts.  Bossetto,  ein  alte  und 
grosse  statt,  yül  mehr  lanng  dann  breytt,  lügt  hartt  am  Nilus, 
sein  düe  heüser  mehrtheils  von  gebrantten  steinen  erbauen ,  von 
Christen,  Moren  und  Arabier  bewohnett,  aldo  es  ein  grose  nider- 
lag, dann  düe  barca,  so  düe  wahren,  wölche  von  Cairo  herunder 
kommen,  mütt  bringen,  sein  dein  undt  schwach  gehauen,  das 
sich  solche  nicht  uf  das  mör  begeben  und  waagen  dprfen ,  wüe 
dann  gleich  underhalb  düser  statt  der  Nilus  in  das  mör  lauftt: 
also  werden  zu  Rossetto  düe  wahren  aus  düsen  barca  in  grosere 
und  störckere,  wölche  süe  tschurma  nennen,  geladen,  düe  geben 
sich  uf  das  mör  und  fahren  immer  nahendt  bey.  landt  büs  göhn 
Alexandria,  derowegen  stets  vil  barcca  do  gesehen  werden.  Also 
düngte  der  viceconsul  ein  barcca  büs  umb  Cairo,  der  wardt  selb- 
vüert  unndt  hatte  zwen  jenitschar,  und  ich;  hatt  yeder  under 
unns  ein  langes  röhr,  wüe  es  dann  uf  dem  Nilus  dös  nachts  der 


341 

Arabier  halber  sehr  unsicher,  und  erst  vor  3  wuchen  ein  yöne- 
tianischer  kaufmann,  wölcher  zwen  jenitschar  bey  sich  hatte 
und  umb  Cairo  woUtt,  uf  dem  Nilus  hüngericht  worden,  als  er, 
bede  jenitschar,  der  patron  von  der  barcca  sampt  seinen  knech- 
ten, das  mann  nicht  wüste,  wo  einer  öder  der  ander  noch  auch 
das  schifflein  oder  barcca  hünkommen  wahr. 

Also  fuehren  wür  noch  düsen  abent  von  Rossetto  hüüweg, 
ward  der  wund  Tremontana,  küehltfrüsch  auf,  das  wür  noch  dü- 
sen abendt  ein  gutten  weeg  segleten ;  weyl  es  aber  gögen  dem 
Aus,  geth  es  nicht  so  schnell  hünuf  als  herunder  mütt  dem  fluss, 
unndt  vergleicht  sich  döss  Nilus  breytte  zu  Rossetto  als  der 
Rein  zu  Colin  sein  möcht.  Also  lendeten  wür  düe  nacht  nahe 
bey  einem  flecken,  aber  es  stüg  unnser  keiner  an  land  und 
häelt  ye  einer  umb  den  andern  döss  nachts  düe  santinell. 

Denn  10  düs  machten  wür  unns  mütt  dem  tag  uff,  ward 
stüll  wetter,  das  süe  düe  barcca  immer  am  landt  fortzogen,  geth 
es  gahr  gemach ;  uf  den  mittag  erhöbtt  such  ein  sehr  warmer 
wund  von  Siroco,  das  wür  an  das  land  fuehren,  dann  gögen  den 
fluß  und  wund  müehsam  fortzukommen  ist.  Underdössen, 
als  wür  do  lagen,  badet  ich  mich  und  schwum  iber  den  Nilus, 
wüe  auch  wüderomb  heriberr;  aber  baldt  nach  müttag  wurd  es 
wüderomb  stüll,  das  wür  allgemach  forttzogen. 

Denn  11  und  12  düs  hatten  wür  zim  liehen  guten  wund, 
allein  das  sich  offtermahlen  durch  düe  grelle  hüz  ein  wihds- 
brausen  im  sandt  erhueb,  das  mann  eylend  undt  schnell  zu 
thuen  hatt,  das  segl  zu  streichen  und  innzuzüehen  und  sich  an 
das  land  zu  begeben;  vriie  dann  vül  barcca  dordurch  zu  gruiid 
gehn  und  düe  leütt  vertrincken,  durch  düe  ohnsorg,  das  düe 
schiffleütt  nicht  achtung  doruf  geben,  wüe  dann  düe  Arabier  und 
Moren  ein  unerfahren,  nichtig  volck  zu  wasser  ist.  Es  werden 
zu  beeden  theilen  düses  Aus  ein  dorf  und  flecken  an  andern, 
wüe  auch  vil  schöne  gärtten  und  felder  gesehen,  do  süe  dann 
allerley  erdengewächs  pflanzen,  wölche  süe  alle  aus  gemeltem 
fluß  wässern  müessen.  Haben  auch  für  süe  und  ihr  vüh  kein 
ander  wasser  zu  trincken,  dannenher  lengest  dem  fluß  zu  beeden 
theilen  schöpfbronnen  gemächt  werden,  do  stets  tag  und  nacht 
einer  oder  zwen  ochsen  an  einem  radt  züehen  und  das  süese 
wasser  heruffer  schöpfen ;  düe  wechslen  süe  uff  gewüse  zeütt  ab, 


1(49 

wüe  dann  mancher  4 ,  5  in  6  par  ochsen  hatt ,  nachdem  einer 
yil  zu  bauen  hatt  Das  wasser,  so  das  vüch  schöpft ,  leitten  süa 
alsdann  auf  düe  felder,  gärtten  und  heüser,  und  ist  zu  beden 
theilen  düses  fluß  ein  iberaus  schöneir  lust,  das  ich  vermeine, 
do  es  von  Christen  bewohnet  were^  sollte  es  ein  so  kurzweiliger, 
lustüger  passasch  sein,  als  wol  von  Badua  gehn  Luza  Fu^ina 
gögen  Yönedüg  zu.  Und  ist  beederseütts  das  landt  nicht  iber 
w.  meil  hineinwarts  gehauen,  von  do  es  dann  aller  sandüg^  ödt 
und  wüest  lügt,  dann  es  gahr  zu  dürr  und  zu  di*ucken;  zudem 
könden  süe  alle  es  so  thüef  in  das  lannd  nicht  wässern. 

Am  13  düs  uf  den  müttag  kahmen  wür  gehn  Bolaco,  ein 
groser  theil  der  statt,  hart  am  Nilus  und  bey  zwo  w.  meil  büs 
yoUent  in  düe  statt  Cairo.  Dozwischen  lügen  felder,  äcker  und 
gärtten,  zum  theil  mütt  vülen  dattlbömen  besöztt,  aldo  düe 
güetter  aus  und  inngeladen  werden,  wüe  auch  düe  douana  oder 
Zollhaus  zu  Bolaco  ist,  aldo  wür  ustügen.  Mues  jeder  Ghrüst, 
der  Tohr  niemals  zu  Cairo  gewesen  oder  aber,  do  er  tou  do  in 
düe  christenheitt,  seye  an  was  ortt  es  wolle,  gereisett,  einen 
reichsdaler  oder  für  solchen  26  medin  bezaJn;  Juden,  Moren 
und  Arabier  zaln  nichts ;  von  do  namen  wür  deine  eselin,  rüten 
Yollend  in  düe  statt,  aldo  ich  meinen  innkehr  bey  zweyen  gold- 
schmiden  nam:  der  eine  ein  Luttringer,  Nicola  Monnart  von 
Barledüc;  der  ander  ein  Franzos,  Joachim  Tou^char  von  Paris, 
dann  sie  ein  besonder  haus  hatten ,  dorinn  süe  arbeitteten  und 
ein  züns  dorus  zalten. 

Cairo,  wölches  vohr  vülen  jähren  Memphis  genantt  worden, 
von  öttlichen  ney  Babilonia  und  von  denn  innwohner,  Moren 
und  Arabier  Messier,  von  den  Ittalianer  aber  Alcairo  geheißen 
und  genenntt  würt,  ist  düe  principal  und  hauptstatt  dös  könig- 
reichs  Ägipti,  ein  mechtüg  grose,  weittbegrüfne,  sehr  poppu- 
lierte  statt,  derogleichen  wür  in  der  christenheitt  nicht  haben ; 
wüewol  Paris  in  Franckreich  auch  sehr  gros  ist,  wüe  auch 
Gänntt  in  Flandern,  mögen  süe  doch  grosse  halber  Cairo  nicht 
verglichen  werden,  wüewol  in  gemelttr  statt  vül  grose  und 
weütte  pläz.  Zu  dem  so  ist  süe  in  öttliche  ortt  ausgetheilt,  als 
Messier,  wölcher  theil  düser  zeütt  der  fürnembste  und  meüst- 
bewohnte  ortt  ist,  dorinnen  auch  das  castell  oder  schloß  be- 
griffen, nachnialn  ist  düe  alte  statt  Cairo,  in  wölcher  vül  einge- 


343 

▼allner,  zörstörter  auch  ohnbewohnter  heüser ;  alsdann  ist  Bo- 
laco,  doYon  vermeldt,  welcher  theil  hart  an  dem  Nilus  lügt,  und 
begreift  ye  ein  theil  den  andern,  und  ist  düe  statt  onbeschlos- 
sen,  das  mann  bey  tag  und  nacht  wol  mag  inn  und  uskommen; 
allein  werden  dös  nachts  düe  straßen  oder  gassen  an  under- 
schidlichen  ortten  durch  dorzu  yerordnete  Mohrenn  beschlossen, 
gleichfalls  auch  düe  bazar  oder  märet,  auf  welchen  allerhand 
wahren  und  gekochte  speüsen  verkauft  werden. 

Das  castell  oder  vöstung  belangend,  in  wölchem  der  bascha, 
könig  oder  vicere,  wüe  er  mag  genanntt  werden,  hof  hölltt ,  lügt 
am  ende  der  statt  gögen  Levante,  zimlich  hoch,  das  mann  düe 
ganze  statt  gahr  geraitt  ibersehen  kahn.  Solchs  ist  gros  und 
weütt  begrüffen,  als  wol  manich  stättlin,  umbhero  mütt  einer 
starcken  maur  und  vülen  thürmen  wol  bevöstügt ,  das  es  wüder 
einen  anlauf  bestöhn  mag ,  dann  es  auf  einen  föUsen  gebautt ; 
und  gleich  gögenyber  ausserhalb  der  statt  ein  ander  berg,  vül 
höher  dann  düser,  in  wölchem  ein  schöner  Steinbruch,  so  der 
statt  sehr  nuzlich  und  düenlich  zu  erbauung  ihrer  heüser  und 
andern  gebeyen,  wüewol  süe  ausser  ihrer  mosckea  wöhnig  von 
gehauenen  steinen  bauen.  Gedachter  berg  ist  zur  zeütt  der 
belägerung  dem  castell  und  der  statt  ganz  schödlich. 

Was  ich  nun  düe  zeütt,  als  ich  zu  Cairo  gewesen,  gesehen, 
dasselbüge  württ  hemacher  zu  meiner  wüderankunft  von  dem 
berg  Sinai  kurzlich  vermeldt,  dann  ich  müer  düe  reüs  nach 
sanct  Gatharina  heftüg  hab  lasen  angelegen  sein  solche  zu  vol- 
bringen,  dann  mancher  3,  wol  4  mohnat  do  stülligen  soll,  eh 
das  ein  carovana  oder  compagnia  von  piligrimm  hünzüecht.  Weül 
ich  nun  allein  wahr,  hatte  ich  desto  fleissiger  mein  nachfrag, 
und  traf  mich  gleich  ein  sonder  glick  an,  das  der  erzbüschoff 
der  Grüechen,  so  zu  Cairo  wohnett,  ein  carovana  von  neünzüg 
geladner  camel  mütt  allerley  nottürftügen  victualia  nach  dem 
closter  sanct  Gatharina  sendett,  derowegen  ich  mich  mütt  pro* 
viant  hün  und  wüder  zu  reuten  in  die  20  oder  24  tag  lanng  ver- 
sehen, sowol  auch  mitt  früschem  wasser  auf  3  tag  lanng ,  dann 
underwegen  auf  öttlich  tagreüsen  kein  haus  gesehen  noch  sües 
wasser  gefunden  wirt. 

Denn  29  May,  altem  stilo  nach ,  uf  den  abendt  zog  ich  mitt 
meinem  blonder  nach  der  Grüechen  ihrem  closter,  wölches  süe 


344 

zu  Cairo  bewohnen,  und  erwartet,  büe  däe  carovana  aufbrechen 
wollt,  wüe  ich  dann  düese  nacht  im  closter  geblüben  und  do- 
rinnen  geschlafen. 

Denn  30  düs  uf  drey  stund  in  tag  zog  ich  neben  zwen  Ca- 
.  loiri,  das  sein  grüechische  mönch ,  düe  mütt  der  caroYana  ge- 
santt  wurden,  dorunder  der  eine  ettwas  wehnigs  ittalianisch 
kundte,  aus  dem  closter  für  düe  statt  hinaus,  irgend  einer  stund 
wegs,  do  dann  düe  carovana  mütt  ihren  camein  sich  gelägertt, 
aldo  müer  zu  sampt  meinem  blonder  auch  ein  besonder  camel, 
doruf  zu  reütten,  gegeben  wurde,  von  wölchem  ich  nach  dem 
berrg  Sinai,  wüe  auch  wüderomb  zurück  nach  Alcairo,  süben 
zeckini  oder  ducaten  in  gold  bezaltte,  wölches  gelt  ich  dem  scri- 
vano  im  closter  gab.  Der  bezalt  meinetwegen  dem  capo  d' 
Arabi ,  wölcher  der  fümembste  under  der  carovana,  der  dann 
den  camel,  zu  dem  auch  denen,  so  süe  threiben,  zu  commen- 
diren  hatt,  drey  ducaten  vor  ein,  den  andern  theül  am  zurück- 
kommen. Irgend  bey  zwo  stund  vohr  müttag  lueden  süe  ihre 
camel,  derer,  wüe  hüevor  vermeld,  bey  90  wahren,  düe  dann 
mütt  aller  sort  proviant,  kom,  meel,  käs,  zwübl,  öel,  össich, 
wein,  und  was  süe  zu  täglicher  underhaltung  im  closter  notwen- 
düg  gebrauchen,  dann  gedachte  patres  oder  grüechische  münch 
düe  zeütt  ihres  lebens  kein  fleisch  essen,  alsbald  einer  ihren  Or- 
den annembt  und  sich  in  das  closter  begübtt. 

Also  zogen  wür  im  nahmen  Gottes  allgemach  fortt;  ist  hüer- 
omben  sehr  tüef  von  sandt  und  iber  düe  massen  greilich  heüß, 
kahmen  döss  tags  nicht  weytt,  sondern  lägertten  unns  bey  hoher 
tagzeütt  im  feld,  nicht  fern  vom  Nilus,  aldo  sich  yeder  mütt 
Wasser  versähe,  wi^e  dann  von  do  aus  uf  3  tagreüs  kein  wasser 
gefunden  württ.  Also  füllt  ich  mein  boxhautt,  wölche  mann 
utres  nennt,  so  ich  zu  Cairo  uf  düse  reüs  gekaufett ,  mütt  frü- 
sohem  wasser  aus  dem  Nilus  voll  ein.  Döss  abents  machten  düe 
zwen  Galloiri  und  ich  collation,  darf  nicht  von  malzeütten 
schreüben ,  dann  ich  innerhalb  2  oder  23  tagen  schüer  kein 
warme  oder  früsch  gekochte  speys  versuecht  hab ;  hatten  Aea 
capo  d^  Arabi  iber  das,  so  unuEf  Gott  beschertt,  zu  gast;  alsdann 
sich  yeder  uf  das  sandt  zu  seinem  blonder  schlafen  lögte ,  wüe 
dann  einer  das  seinig  wol  bewahren  mag,  weül  düe  Arabier  ein 
sehr  verstolen,  geschwindt  und  ausgehungertt  volck  ist. 


945 

Dea  31  und  lotsten  May  auf  ein  stand  in  tag  brach  dtie 
carrana  aaf ,  zogen  algemach  fortt  und  irgend  uf  2  stund  v:egR 
Btfies  noch  ein  starcke  carovana  wol  von  800  cammel  zu  unns, 
wölcbe  alle  matt  getreüd  beladen  wahren,  und  nach  Tor,  wel- 
ches ein  porto  am  rothen  mör  gelegen,  güengen;  aldo  solche 
camel  mütt  spezerey,  doch  den  mehremtheil  pfeffer,  wfideromb 
zurück  geladen  werden ,  wüe  dknn  in  gemeltem  porto  vül  schif 
aus  Gemmia  und  andern  landen,  so  gögen  den  Indiis  ligen,  hin- 
kommen. Gleich  döss  morgens  kahmen  wür  in  düe  wüesten,  do 
dann  kein  haus  noch  wobnung,  auch  kein  holz  noch  bom  ge- 
sehen wiiertt,  sondern  alles  öd  und  wüest,  anders  nichts  dann 
berg  und  thal,  zwüschen  denen  ein  der  weeg  wunderbarlich 
durchtrögtt,  das  mann  allerdings  kein  berg  zu  steügen  hatt. 
Also  lagerten  war  unns  döss  abents  in  das  sandt  und  theülte 
sich  düe  grose  carovana  an  undrschudliche  ortt  aus ,  wöe  dann 
dusen  abent  öttliche  mahl  Arabier  auf  pfertten  gerutten  zu 
muer  kamen  und  gelltt  von  müer  begertten:  Nosseran  ente  Aus, 
das  ist:  Christ  gab  unns  geltt.  Und  sein  düse  auf  pfertten  reüt- 
ten  capo  de  Arabi,  gleichsam  als  hauptleütt  und  oberste  under 
den  Arabier,  wölche  meüsttheüls  rauben  und  kein  bleibende 
statt  haben,  sondern  hün  und  wüder  in  der  wieste  wohnen. 
Aber  mein  beleütshauptmann,  wölcher  auch  ein  capo  d'  Arabi, 
mitt  namen  Suelim,  der  versprach  und  rettet  mich  allenthalben 
Tohr  dem  losen  volck  und  handelt  getreulich  an  müer,  das  ich 
sagen  mag,  düser  als  ein  heüd  gutherzüg  gesinnet  wahrd,  wüe 
ich  in  dann  am  hün  und  wüderreüsen  änderst  nicht  befunden. 
Also  rueweten  wüer  düse  nacht  im  feldt,  und  muest  ich  das 
meinig  nun  heimlich  und  yerborgen  essen  für  den  gedachten 
Arabier,  wölche  sich  ungebetner  weüs  hatten  zu  gast  geladen, 
das  müer  nicht  bevohr  oder  ibrigs  bliben  wehre,  dann  es  ein 
iberaus  hungrüg  volck  ist. 

Den  ersten  tag  Junii  döss  morgens  in  aller  früeh  zogen  wür 
in  der  wüesten  immer  fortt  und  vollbrachten  döss  tags  ein 
starcke  tagreüs.  Auf  den  abend  lagerten  wür  unns  im  feldt, 
bey  nahent  einer  wötte  oder  pfüzen  von  gesalznem  wasser,  do- 
von  düe  mouckeri  ihre  camel  trincken.  Düsen  abend  wahrd  ich 
ibel  zu  pass  wegen  der  ungewonlichen  grellen  hüz,  wüe  auch  von 
dem  harten  reütten  der  camel.    Düe  schottein  einen  döss  gan« 


zen  tags- darmasset»,  das  er  freylich  düe  speys,  so  er  leset ,  wol 
irerdewen  solle. 

Den  2  düfi  auf  2  stund  in  tag  von  dö  hünweg  lagerten  war 
nnm  Tofar  mittags  nabet  dem  portto  unnd  stättlin  Sues,  am 
rothen  mör  gelegen,  von  wöldiem  am  zuruckzüehen  vermeldet 
württ^  dann  ich  zwu  nacht  dorinnen  gelegen;  weül  wür  unns 
abr  vohr  müttag  lagerten,  (gleich  umb  düe  revier,  do  mann  das 
rotte  mör  in  das  mture  mediterraneum  leütten  woltt)  bescbach 
fürnemlich  düser  ursach  halber,  dieweül  ein  bassa  von  dem 
könig  zu  Cairo  nach  Gemmia  abgevörtügt  worden ,  welche  nun 
ein  tagreüs  vohr  unns  ausgezogen,  und  gleich  düse  nacht  Sues 
gelegen,  der  dann  ob  düe  acditzüg  pfertt  bey  sich  hatte,  be- 
förchten  sich  düe  Galoiri,  wür  möchten  underwegen  zu  inen 
stossen.  Weül  nun  der  münch  camel  nichts  anders  dann  aller- 
ley  victualia  füerten  und  es  in  der  wüeste  so  ein  mager  ortt, 
das  wöder  umb  noch  one  gelltt  zu  bekommen ,  wehren  süe  un- 
angespröngt  von  den  Thürckhen  nicht  bliben,  betten  inen  wein, 
öel,  essich  und  dergleichen  sachen  geben  müessen ;  derowegenn 
säe  döss  tags  immer  einen  vohrhün  schicten,  zu  erkundügen, 
ob  süe  weitt  vor  unns.  seyen.  Wüe  wür  unns  dann  bey  hoher 
tagzeütt  bey  den  zwölf  brennen  Moyse  lagerten,  so  bey  einer 
w«  meül  nahent  dem  rothen  mör  und  eben  umb  düe  gögne ,  do 
künder  von  Israel  durch  das  gedachte  rothe  mör  sollen  ge- 
gangen sein ,  wüe  inen  der  könig  Pharao  nacheylet  und  mütt 
seinem  ganzen  beer  dorinn  versoffen,  als  im  andern  buech  Moyse 
am  14  cap.,  und  ist  gemelt  mör  aldo  nicht  iber  6  w.  meil 
breytt  von  einem  lannd  zum  andern ;  jheneseytt  hatt  es  hohes, 
ennges  gebürg. 

Gemelter  brennen  sein  zwölf,  so  hün  und  wüder  zerströwet, 
yeder  eines  steinwurfs  weütt  von  dem  andern;  düe  quellen  wun- 
derbahrlicher  weüs  im  sandt  auf,  dann  es  hüeromber  sehr  tue- 
fen  sandt  hat ;  under  solchen  sein  6 ,  wölche  zimlich  vil  wasser 
geben,  düe  andere  6  aber  wehnig,  drunder  einer  ganz  trucken 
und  versigen,  und  ist  das  wasser  under  allen  was  wehnigs  ge- 
salzen, das  stets  zu  trincken  erfordert.  Also  vülleten  wür  unn- 
sere  utres  und  versahen  unns  wüder  mitt  wassr,  dann  von  do 
anderthalb  tagreüs  kein  wasser  gefunden  wüertt. 

Denn  3  dus  wahren  war  döss  morgens  früeh  matt  dem  tag 


auff  zogen  imenm  laangert  dem  rothen  mSr,  wölches  wör  zur 
rechten  handt  lugen  luesen,  undt  vollbrachten  döss  tag«  einen 
zimlichen  wegB,  lagerten  unna  döss  abents  im  feldt  oder  wtatÜ 
zwüschen  dem  gebürg. 

Den  4  dö8  brachen  wur  w&der  fröeh  auf  und  renseten  bös 
ungevahr  zu  mittagzeutt,  liierten  wur  uans  bey  einem  cldnen 
wasserbächlin  von  süesem  wasser,  doch  an  vülen  orthen  nicht 
iber  ein  zwerchhandt  thöef,  wfie  es  dann  nun  bronnenquell  sein, 
und  gleich  dobey  in  das  rothe  mör  laufen*  Also  verhüben  wur 
dösen  halben  tag  doselbst ,  luessen  ihre  camel  ettwas  ruehvren, 
dann  solche  muedt  wahren,  nicht  allein  wegen  döss  töefen 
sandts,  sondern  auch  wegen  der  grellen  hüz,  wuewol  es  in  det 
wöeste  stets  ta^  und  nacht  luft  gubt.  Der  luft,  welcher  des 
meüsten  thdl  in  dösen  landen  sommerszeutt  regaert,  wöert  in  it- 
talienischer  sprach  Magistrale  genanntt,  wehett  zwischenoccideot 
und  septendrio  her^  der  käelt  yederzeütt  frösch  auf,  das  er  denn 
mentschen  gleichsam  erquict,  es  wehre  sonsten  zum  theil  ubt 
möglich,  sonderlichen  unnsem  einem,  due  wur  tremontani  sein, 
solche  greyliche ,  ongewonliche ,  grelle  huz  auszustöhn.  Dös» 
abents  fölleten  wur  unnsere  utrea  und  versahen  unfis  abemahi 
mutt  früschem  wasser;  alsdann  begab  ich  mich  zur  rueh  auf 
das  sandt 

Den  5  dös  brach  due  carovana  fröeh  vor  tags  auf,  und  un« 
gevahr.  bey  3  stundt  weegs  soheildetea  wur  unns  von  einander, 
dann  due  grose  carovanai  so  underwegen  zu  unns  g^toßen, 
ward  mutt  getreud  beladen,  gongen  stracks  noch  imer  langest 
dem  rothen  mör,  wuer  aber  gaben  unns  zuc  lincken  band  gögen 
Levanti,  zwüschen  das  geburg,  und  umb.  den  muttag  lagerten 
wur  unns  under  einem  sehr  hohen  berg,  rasteten  ein  wehnig, 
und  wöderfuehr  muer  ein  freyer  boss.  Als  due  camelthreöber 
ein  feör  ufmachten  und ,  als  gebreichig ,  nun  öttlich  camelkoth 
zuesamen  gescharret,  wölches  gleich  als  kolen  .branntt ,  sue  als- 
dann einen  kuchen  bey  solchem  feör  brachten,  als  wur  nun  auch 
callation  machten  und  ich  meinem  blonder  den  rucken  kehrtt, 
jagt  der  wönd  einen  funcken  vom  feör  auf  meinen  langen  rockh, 
wölche  döe  Thürcken  tschamberluc  nennen,  wölchen  ich  iber^ 
meinen  blonder  gedöct  hatte,  domutt  müer  nichts  genommen 
wurde;  solch  funck  vom  feyr  höbtt  an  mnb  sich  2sa  brönneui  das^ 


348 

gedaehter  mein  rock  mehrtheils  zu  nichten  worden ,  und  do  ich 
nicht  80  heftüg  gewört,  wehr  das  feyr  iber  die  söck,  dorinn  ich 
mein  proviant  hatte,  auch  kommen,  wüe  dann  kein  wasser,  do- 
mitt  zu  löschen,  yerhanden  wahr. 

Indem  war  ohngevahr  ein  stund  lanng  do  verharreten,  bra- 
chen wür  wider  auf  und  zogen  allgemach  zwüschem  dem  gebürg 
immer  fortt,  büs  an  den  abend ,  do  wir  abermaln  im  sandt  la- 
gerten, doruf  einer  dös  nachts  fein  küehl  schleft;  darff  einer 
nicht  förchten,  das  er  fleh  oder  lejs  auf  dem  geliiger  finde, 
wann  süe  einer  nun  nicht  in  kleüdem  bey  sich  hatt. 

Denn  6  düs  uf  ein  stund  in  tag  do  hünweg,  uod  zogen  in 
Gottes  nahmen  immer  allgemach  fortt,  hatten  zu  beden  seilt- 
ten  hohes  gebürg,  lagerten  unns  döss  abents  in  einem  thal,  do 
dann  abermaln  kein  wasser  wahr,  wöder  was  ein  yeder  bey  sich 
füehrtte;  lagen  also  dtise  nacht  wüder  auf  dem  sandt. 

Denn  7  düs  früeh  mütt  dem  tag  hünweg;  wüe  wür  dann  uf 
denn  müttag  in  i*auhe,  ettwas  bergüge  stras  kahmen,  dero- 
gleichen  wür  von  Gairo  ab  nicht  gehabt,  dovon  düe  camel  sehr 
abgetrüben  wurden ,  und  lagerten  unns  uf  den  abent  an  einer 
lustigen  gögne  noch  düser  seyts  des  gebürgs  Synn,  wölches  ge- 
stracks  vohr  unns  laag,  sehr  mechtige  iberaus  hohe  berrg,  düe 
so  gerad  und  stracks  aufgehn,  gleichsam  ein  maur  und  einem 
dorfür  grauett,  wann  einer  von  unden  hinuf  sieht.  Umb  düse 
gögne  hatt  es  yüI  beüm,  dorahn  das  manna  wöchst,  gleich  do* 
zumal  zeittüg  wahr  und  von  den  bömeu  abfüel,  als  in  den  2 
mohnaten,  im  Maio  unndt  Junio.  Und  als  ich  von  denn  mün- 
chen  döss  closters  gehörtt,  solch  manna  ettwan  in  4  oder  fünf 
Jahren  nicht  einmahl  krath,  es  wext  an  den  bemen,  als  wür  son- 
sten  in  der  schrift  haben,  das  es  den  kindern  Israel  vom  hüm- 
mel  herunder  gavallen  sey.  Düe  beüm  betreffend,  stehn  solche 
duck  in  einanderr  mütt  sehr  vülen  nästen  behönct,  wölche  büs 
uf  düe  erden  herunder  gehn,  sein  den  füchten  oder  weissen  dan- 
nen  nicht  ungleich,  yedoch  vül  zärtter  und  geschlechter,  haben 
auch  nicht  so  stechend  spiz;  zu  dem  sein  solche  auch  nicht 
so  hoch;  düe  frucht,  so  dorahn  wechst,  sein  langlechte,  ronde 
reüslin,  gleich  als  düe  lanngen  zukererbüs,  düe  vallen  umb 
düse  zeütt  dös  jahrs  dös  morgens  mütt  dem  thau  herunder  auf 
düe  erden,  kommen  düe  Arabier  mit  weib  und  kinder,  raspeln 


34» 

und  samlen  es  zusamen,  und  düeweil  es  sehr  kleebüg,  hönct 
sich  der  sannd  und  wuest  matt  dorahn.  Alsdann  thun  süe  ed 
ia  ein  geschirr,  sözen  es  an  die  sonn,  züecht  sich  das  guette 
durch  düe  hüz  herunderr  und  schmihst  in  ein  ander  geschfirr; 
der  sannd  und  das  koth  aber  bleübt  oben  besonder  und  allein; 
alsdann  süe  es  zusamen  an  ein  zellten  oder  kugl  machen,  und 
essens  hemacher  die  Arabier  aus  mangel  und  an  statt  dös 
brots.  Solches  ist  eines  süesens  geschmaks  gleich  als  hönig, 
auch  an  der  färb  nicht  ungldch,  aber  so  zech  als  beech. 

Den  8  düs  brachen  wiir  früeh  vohr  tag  auf,  schüer  umb 
halbe  nacht,  und  zogen  zwüschen  dem  gebürg,  kombt  mann 
durch  ein  clufb  oder  hole ,  zu  beüden  theilen  so  greiliche  hohe 
und  gerade,  glatte  berg,  düe  sein  an  öttlichen  ortten  oben  so 
enng,  das  mann  nicht  dozwüschen  durchsehen  kahn,  gleich  als 
wehren  düe  berg  oben  zusammengeschlossen.  Wann  einer  lautt 
redet  oder  schreitt,  gübt  es  einen  grellen  wüderhall,  gleich  als 
in  einer  kürchen.  Als  wür  dodurch,  kahmen  wür  in  ein  weütt 
und  breytt  thal,  so  das  feld  zum  theil  erbauen  und  von  dem 
Arabier  mütt  kom  angesehet  wahr,  wüe  wür  dann  doselbsten 
dös  heüligen  bergs  Sinai  oder  Horeb  ansichtüg  wurden,  und  uf 
zwo  stund  hernach  in  das  closter,  so  unden  an  dem  berg  ge* 
legen,  sanct  Catharina  genannt,  kahmen,  aldo  ich  neben  beüden 
patres  meinen  einkehr  genommenn.  Es  ward  eben  grose  freed 
im  closter,  das,  als  süe  der  carovana  ansichtig  wurden,  in  4 
deiner  mörser  abschussen,  wüe  süe  dann  innerhalb  sechs  moh- 
nat  kein  zuefuhr  gehabt,  derowegen  an  victualia  groser  mangl 
im  closter  erschinen. 

Als  ich  in  das  closterr  kommen,,  wurde  ich  von  dem  patre 
vicario  empfangen  und  müer  ein  camer,  in  welcher  ein  starcke, 
steinene  lügerstatt  wahr,  inngegeben  worden ,  dohin  ich  meinen 
blonder  getragen  und  aus  müede  büs  uf  den  müttag  dorinnen 
ruehewette,  alsdannn  süe  mich  hinunder  in  den  sahl ,  dorinnen 
düe  patres  zu  essen  pflegen,  beruefen,  collation  zu  machen. 
Wetil  nun  gemelte  Galoiri ,  wölche  der  rögl  sanct  Blasü  nach- 
'  leben,  und  alsbald  einer  den  orden  annembt,  sein  lebenlang  kein 
fldsch  mehr  essen  darf,  behelfen  sich  dier  tractation  halber 
ganz  schlecht  und  lum,  füehren  auch  einen  strengen  orden,  ha- 
ben döss  Jahrs  drey  faxten,  ohne  die.vigilia  unndt  andere  ver- 


ordnet  fastiäg;  als  ich  gehört^  haben  stie  mehr  fasttäg  dann 
andere  unverbottne  tag  der  speueen  im  jähr,  wölche  süe  ^anz 
eyT<MPÜg  halten.  Gemeltt  closter,  wölches  erstlichen  vom  keyser 
Justioiano  fundiert  und  vor  jaren  oben  uf  bem  b^rg  Sinai  oder 
Hdreb  gehauen  gewesen,  aber  aus  mangl  dös  wassers,  auch 
wegen  der  iberraus  grosen  höhe,  durch  müeh  und  unbequem- 
Uchkeütt  dös  uf  und  abstetigens ,  muesten  söe  den  berg  verlas- 
sen und  das  yezig  closter  herunden  im  ihal  zwäschen  dreyen 
bergen  erbaueii,  wölches  däe  Orüeohen  schon  ob  die  1  tausend 
JÄhr  habitieren  und  bewohnen.  Es  lögt  der  berg  Sinai  vom  clo- 
ster gögen  Ponente;  der  berg  Moyse,  doruf  er  seines  schwers 
schaf  hdettet,  gögen  Ostro,  und  dann  der  dritte  berg,  wöl- 
o^r  sehr  hoch,  WMert  genentt  Pistima,  lügt  gögen  Levante. 
So  maun  nun  vom  closter  herfür  geth,  mehr  datin  ein  w. 
meäl,  noch  ein  ander  dein  berglin,  so  mann  denn  berrg 
Aaronis  neniiiBtt,  lugt  gögen  Tremontana.  Das  closter  ist  in  däe 
vüerung  gehauen,  rüngs  umbher  mutt  sehr  hohen,,  stärken  und 
ducichen  mauren  verwahret,  hat  nicht  mehr  dann  einen  öffent- 
lich inn  und  ufisganng,  geth  mann  wol  durch  drey  dürn  hinein, 
wölches  alles  düe  nötturft  wol  erfordertt,  das  es  verwart  sey 
wegen  välvaltigen  iberlaufs  der  Arabier,  wölche  süe  täglich  in 
groser  anzahl  vohr  dem  closterr  erzeugen  und  den  patres  grose 
beschwerd  und  iberdranng  anthun,  das  ihr  keiner  manichmal 
herusser  darf,  sondern  sich  zue  beförchten  haben,  dö  es  inen 
änderst  so  gut  würde,  säe  das  closterr  beraubten  und  blinder- 
ten;  dero wegen  süe  dusem  hungerigen  volck  gros  almusen  dar- 
reichen. Domitt  süe  aber  dös  yberlaufs  für  der  portta  döss  elo- 
sters  yberhoben  seyen,  haben  süe  ein  besonder  ortt,  do  süe  das 
almusen  iber  däe  mauren  in  einem  grosen  korb  am  zug  herun- 
der  lassen. 

Gemelten  nachmittag  wurde  ieh  durch  einen  pater  des 
closters,  Agnatio  genant,  in  düe  kürchen  sanct  Oatharina  ge- 
füert,  ifi  welcher  ihre  reliquia  lägen,  vaxAt  ist  sokbe  küreh  nsdk 
gelegenheutt  dös  orts  wol  erbauen,  und  das  daach  a»ller  Bsätt 
bley  bedöet,  steth  das  chor  gögen  Ostro  oder  möitag,  gleich  als 
düe  törckisehe  mosckea  zu  stöhn  pflegen,  do  doch  in^asei^  unn- 
sere  kttfdien-4as  cdior  gögen  liCifoitte  stStb.  Waoi^  mMn  in 
getteite  kiu»&hen=göha  «uU,  gsth  nann  öMiiche  stapflen  hteim- 


351 

der,  ist  das  pfläster  oder  der  fuesboden  aller  vcm  -sohönem  mar- 
mor  ingelögt,  wüe  auch  düe  wänden  nmbher  »am  theil  mütt 
weissem  mannor  bekleidett.  In  solcher  kärchen  ist  müer  von 
obgemeltem  pater  gewüsen  worden,  wüe  voIgt : 

Hünder  dem  hohen  altar  döss  chors  in  einer  sonderbarn, 
sehr  wohl  gezüehrten  cappell  steth  ein  deiner  altar  gögen  Ostro, 
nnder  demselbügen  ein  stein  von  schönem,  weüssem  marmor, 
in  wölchen  ein  rondt  loch  gehauen,  aldo  solle  das  ortt  sein ,  do 
der  enngl  döss  herm  Moyse  erschinen  in  einem  feürügen  flam- 
men aus  dem  busoh,  wölcher  gebronnen  und  sich  durchs  feyr 
doch  nicht  verzörett,  wüe  ime  dann  Grott  aus  dem  husch  rüefett: 
Moyse  drüth  nicht  herzu,  züech  düe  schuech  aus,  dann  der  ort, 
doruf  du  stehest,  ist  ein  heülig  landt,  als  im  2  buch  Mos.  am  3 
cap.;  dannenher  ein  yeder,  so  in  gemelte  cappell  geth,  so  wol 
düe  patres  als  andere,  düe  schuch  zuvor  auszüehen,  wüe  dann 
der  fuesboden  aller  mütt  schönen  töppüchen  iberlögtt  ist ,  oben 
rüngs  umbher  düe  geschieht  Moyse  abgemahlett 

Gleich  bey  solcher  noch  ein  andere  cappell,  in  wölcher  bey 
düe  40  patres  gebeün  lügen  schien,  wölche  alle  Ton  den  Arabier 
gemartertt  worden^ 

In  der  kürcben  werden  ges^en  zwölf  hoher  seülen,  in 
wölchen  vüler  marterer  gebein  lügen  sollen.  An  gedachten 
pf eilern  wüe  audi  unden  in  der  kirchen  werden  Yüler  theüt- 
schen  herm  und  adelspersonen  wapen  gemahlt  gesehen.  Oleich 
gögen  gemelter  kürchen  iber,  so  nach  innwendüg  dös  closters, 
haben  düe  Araber,  derer  süe  vül  im  closter  underhalten, 
wölche  miehrtheils  erkaufte  sclaven  sein,  wölche  zu  allerhandt 
arbeütt  gebraucht  werden,  ihre  sondere  mosdcea  oder  kürchen 
mütt  sampt  einen  Ümm,  aldo  süe  ihr  gebeth  volbringen.  Und 
ist  gemeltte  den  mehrem  theil  dohün  gemacht,  weül  järHchen 
vül  stattlicher  Tbürcken  nach  Mecha  reüsen  und  ihren  weg 
nach  dem  porto  Tor  zu  nemmen,  wölches  nun  zwo  tagreüsen  Yon 
hüe,  besuechen  süe  vülmaln  das  closter  und  steügen  uf  denn 
berg  Sinai,  dann  süe  in  ihrem  alcoran  und  gesaz  vül  von  Moyse 
halten,  ihn  als  einen  grosen  propheten  achten.  Und  do  düe 
Tütcken  kein  sondere  mosckea  betten ,  wurden  süe  verursacht, 
ihr  oration  in  der  Ghrüsten  kirchen  zu  volbringen ,  dodoreh  süe 
entweicht,  und  durch,  solch  mittl  büs  anhero  ibexiioben  gewesen. 


ssa 

Neben  der  grosen  kürchen  zur  Hocken  bandt  ein  bronn  von  sehr 
galem  frischem  wasser,  wölchen  mann  den  bronnen  Moyse 
nennett ;  oberhalb  dösselben  an  einem  föUsen  ein  alter  granat* 
bom,  wüert  gesagt,  daß  solcher  seüder  Moise  zeüt  do  stände. 

Sonsten  sein  noch  inwendüg  dös  closters,  wüe  dann  solches 
weütt  begrüffen  nnd  umbfangen ,  bey  achtzöhen  cappella :  eine 
ist  geweihett  in  der  ehr  Johannis  Baptista,  ittem  sanct  Maria, 
sanct  Apostolo,  sanct  Anthonio,  sanct  Demetrio,  sanct  Stepliano, 
sanct  Michael,  und  wüe  düeselbüge  alle  nahmen  haben  mögen. 
Gleich  hinder  der  kahroer^  wölche  den  büUger  inngeben  wüert, 
ein  ander  cleinn  capella,  sanct  Gatharina  genanntt,  in  wölcher 
vüler  teütscher  und  anderer  bülger  nahmen  verzeichnet  sein. 

Also  verzöhret  ich  düsen  tag  im  closter  und  nach  gehalt- 
nor  coUation  sprach  ich  den  viccarium  dös  closters  an  umb 
Vergünstigung,  das  ich  volgenden  tag  mütt  einem  pater  aus  dem 
closter  möge  auf  den  heüligen  berg  steügen,  dössen  er  sich  gut- 
willig erbotten,  alsdann  begab  ich  mich  zur  rueh. 

Denn  9  Junii  morgens  früeh  mütt  dem  tag  aus  dem  closter 
y^^gg  güeng  mit  mier  vohrgemelter  pater  Agnatio,  wölcher 
müer  düe  heiligen  ortt  hün  und  wüder  weüsen  und  zeugen 
sollt,  nahmen  mütt  unns  einen  Arabier,  so  ein  sclave,  der  unns 
das  essen  und  trincken  trüeg,  dann  wür  e^st  döss  andern 
abents  wüder  in  das  closter  kahmen.  Alsbald  mann  vom  clo- 
ster herusser  geth ,  höbt  man  gleich  am  berg  Sinai  an  aufzu- 
steigen, wue  dann  ein  steinerne  stapfei  an  der  andern.  So 
mann  ein  wenig  hinuf  kompt,  wüert  zur  rechten  handt  in  einem 
fölsen  ein  bronn  von  guetem  frischem  wasser  geftinden,  bey 
wölchem  ich  mich  zimlich  erlustigt,  dann  ich  dermasen  einen 
so  grosen  durst  gehabt,  das  ich  all  morgen  trüek  niechter 
muste  getruncken  haben.  Als  wür  nun  fürther  und  weütter  auf- 
stügen,  wüert  zur  lincken  handt  ein  capella  gesehen,  sanct 
Maria  genantt,  in  wölcher  vüler  büUger  nahmen  geschrüben 
stöhn;  wenig  höher  uffwärts  geth  mann  durch  ein  thor,  dorüber 
ein  steinern  bogen  geschlossen ,  bey  wölchem  gleichformüg  ein 
guardia  gewesen,  das  ohne  licentia  dös  erzbüschofs  oder  loco- 
tenente  keiner  uf  gedachten  berg  hatt  göhn  dörfen;  wehnig  bösser 
hinuf  noch  ein  ander  thor,  dorüber  auch  ein  bogea  geschlossen, 
und  so  mann  noch  ein  wehnig  ufPwarts  kombt,  hatt  es  ein  öbne, 


353 

dann  doselbsten  der  berg  was  ablege  und  ein  absatz  hat.    Aldo 
ist  ein  cistema  von  gutem  früschem  wasser,  bey  wölcher  wür 
collation  machten  von  demjhenigen,  was  unns  aus  dem  closter 
miittgeben  wurde;  dann  ich   ongetruncken  nicht  gahr  hinuf- 
steügen  kundte.    Uf  gemelter  öbne  wüert  gesehen  ein  kürch, 
.  wölche  in  drey  cappella  underrschüden,  doch  alle  3  mitt  einem 
gwölb  beschlossen,  krüecht  mann  zu  einem  nüderrn  loch  hinein, 
wüert  düe  erste  cappelle  sanct  Catharina,  düe  müttl  sanct 
Arena,  die  diitt  sanct  Helia  genanntt,  in  wölcher  auch  er,  Helia, 
40  jähr  gewohnet  und  pöenitentiam  gethon.    Ausserhalb  solcher 
kürchen  sein  noch  öttliche  stantia  von  altem  vervallnem  gebey. 
Von  do  höbt  mann  ahn,  geh  uffzusteügen,  und  schmelert  sich 
der  berg  immer  zu ;  underwegen  zur  lincken  handt  wüertt  ge- 
sehen ein  loch  in  denn  fölsen  gehauen,  so  gros,  das  einer  denn 
köpf  dobey  instöckhen  kahn,  das  wüertt  von  denn  patres  in  gro- 
sen  ehren  gehalten.    Sagt  müer  der  Caloirus,  das  uf  ein  zeütt. 
aus  mangl  der  proviant  düe  münch  das  closter  beschlüesen  wei- 
ten, und  samentlich  nach  Cairo  zu  reysen  bedacht;  zuvor  undt 
eh  Büe  do  wegzogen,  güengen  süe  uf  den  berg,  ein  oration  zu 
thon;  in  dem  süe  wüderomb  herunder  stügen,  ward  under  inen 
ein  sehr  alter  pater,  der  den  andern  münchen  nicht  volgen 
kondte  und  aus  müede  an  dem  ortt,  do  düses  gemelte  loch  ist, 
ruewete.    In  dem  solle  ime  ein  spiritus  erschinen  sein ,  der  zu 
ime  gesagt,  süe  sollen  mitt  nichten  das  closter  verlassenn,  es 
werde  in  einer  kurzen  zeütt  ein  carovana  mütt  allerley  victua- 
lia  von  Cairo  ab  2u  inen  komen;  wölches,  als  der  pater  herun- 
der kam,  den  andern  eröffnet,  derowegen  süe  sich  noch  lenger 
uf  das  genauest,  so  müglich,  beholfen,  büs  drey  tag  hernach  dös 
alten  paters  röd  wahr  worden  und  inen  proviant  zukommen. 

So  mann  nun  höher  zu  döss  berges  spüzen  aufsteügt, 
wüert  zu  der  rechten  handt  gesehen  ein  zerspaltner  fÖUs,  sagt 
mür  der  Caloirus,  das  der  prophet  Helia  uf  ein  zeütt  auff  düe 
spützen  des  heiligen  bergs  gehn  wollt,  ein  oration  zu  thun,  seye 
ime  ein  enngl  erschinen,  der  düsen  föllsen  zerspalten,  dorus 
Helia  erkandte,  das  er  düe  zeütt  seiner  poenitentia  noch  nicht 
voUströct  habC)  derowegen  er  nicht  fürtter  kommen. 

Von  do  stüg  ich  vollent  hinuf ,  und  ünder  der  kirchen ,  so 
oben  am  spütz^  dös  bergs  zu  der  linckhen  handt,  würt  noch  un- 

Kiechel.  23 


354 

derschidlichen  gesehen  im  fSUsen  düe  proportion  uBd  gestallt 
einer  sehr  grosen  person,  gleich  als  were  es  dorein  gegrabes 
oder  gehauenn,  als  do  ist  düe  form  eines  kopfs,  bede  arm,  achs- 
len,  schultern  und  dergleichen;  am  gedachtem  ort  solle  Moyses 
vom  herrn  das  gesöz  empfangen  haben. 

Gleich  oberhalb  düses  ortsist  düe  kirch  erbauen,  an  wölchem 
ort  sich  die  göttliche  Majestät  hingethon  und  von  dem  hemmel 
herunder  gelasen,  den  kindern  Israel  durch  Moyse  seinen  düner 
düe  zwo  steinern  tafelln,  dorinnen  düe  zöhen  gebott  döss  Herrn 
gegraben  wahren ,  gegeben,  als  im  20  cap.  dös  2  buecbs  Moyse. 
Sollches  ist  ein  dein,  schlecht  erbauen  kirchlin,  hatt  zur  lincken 
handt  ein  nebencapell,  fir  düe  francki,  in  wölcher  Ittalianer, 
Franzosen,  Teüttsche  und  anderer  nationen  prüester  cöelebriren. 
Dann  so  ein  andere  nation  under  den  Christen,  auch  wölche  düe 
sey,  uf  ihrem  altar  das  ampt  volbringt,  achten  und  halten  süe 
dorfür,  das  solcher  entweihet  seye,  und  öh  das  ein  grüechischer 
prüester  mess  doruf  höllt,  weühett  er  solchen  wüderomb.  Ge- 
melte  kürch  ist  an  den  wänden  rings  umbherr  mitt  rüler  na- 
tionen nahmen  iberschriben. 

Nachdem  ich  mein  gebett  volbracht,  güeng  ich  wüderomb 
heraus :  bey  7  oder  acht  pass  oder  schritt  hatt  es  ein  mosckea 
für  die  Arabier,  Moren  und  Thürcken;  düse  ist  durch  einen 
grosen  erdbüdem,  ohngevahr  vohr  fünf  mohnatt  geschehen ,  der 
dann  an  yülen  ortten  schaden  gethon,  aller  eingerissen  worden; 
wüe  auch  an  der  Christen  kurchen  das  dach  aller  eingerissen, 
unden  im  closter  düe  maur,  wölche  doch  sehr  duck,  aller  zer- 
spalten. Gedachte  mosckea  bauen  düe  patres  wüederomb  ein 
wehnig  auf,  dann  süe  sich  besorgen,  wann  Thürcken  hinuf  kom- 
men  unnd  kein  mosckea  fünden,  möchten  süe  ihr  kürchen  ent- 
weihen. Und  ist  sich  zu^verwunderti,  das  Oberst  dös  bergs  ein 
cisterna,  in  wölcher  vphr  düsem  gut  früsch  wasser  soll  gewesen 
sein,  aber  durch  gemelten  erdbüdem  dermasen  zerklebt  wer- 
den, das  das  wasser  aller  ausgelaufen,  dero wegen  düe  pa- 
tres mütt  ufbauung  der  gedachten  mosckea  zu  rueh  stöhn 
müessen. 

Als  ich  müch  hün  und  wüder  genügsamer  massen  ersehen, 
stügen  wür  einen  andern  weeg  vom  heiligen  berrg  herunder, 
wölcher  vül  geher  und  föUsiger  ist,  dann  der  ander  stetig,  so 


355 

gleich  vom  closter  hinuf  geth  und  ein  stapfei  an  der  andern 
hat,  derer  in  düe  12  tausend  sein  sollen.    Öttliche  sagen,  seyen 
noch  mehr;  düeweül  ich  süe  aber  selbr  nicht  gezölett,  wüll  ichs 
nicht   für  gewüs  beschriben  haben.    Nach  lanng  hinabsteigen 
kamen  wür  in  ein  thal ,  zwischen  beeden  bergen  als  Sinai  und 
Catharina,  in  gemeltem  thal  sein  öttliche  gärtten ,  in  wölchen 
vül  Oliven ,  maulbör  und  mandlböm  neben  andern  mehr  fruch- 
ten gepflanzt  und  gezogen  werden,  hat  auch  in  denselbügen  gut 
friisch  wasser,  dobey  ich  mich  dann  wüderomb  abküehlt.    Weil 
es  nahent  mittag  wahr,  machten  wür  in  dem   gartten  eine  col- 
lation;  nach  solcher  lögten  wür  unns  schlafen  und  rueweten  büs 
nach  vesperzeütt ,  alsdann  düe  gröste  hüz  füriber  wahr;  dann 
müer  underwegen  am  herundersteügen  so  warm  worden,  das 
ich  mich   büs   uf  das  hemmet  auszug  von  wegen  der  iber- 
schwencklichen,  ohngewonlichen,  grellen  hüz.    Als  ich  nun  zim- 
lichermassen  wüderomb  erquict  wahr,  güeng  ich  mitt  dem  pater 
durch  düe  gärtten  im  thal  büs  zu  dem  berg  Catharina;  der  Ara- 
bier  oder  sclave  verblüh  im  garten,  unnser  proviant  und  kleü- 
der  zu  verwahren,  wüewol  sich  einer  keines  düebs  zubefahren 
bat,  dann  wür  ja  dös  tags  kein  mentsch  sahen.    Also  stügen  wür 
beede  in  Gottes  nahmen  auf  den  gemeltenn  berg  Catharina,  der 
dann  vil  höher,  geher  und  beser  zu  steügen  ist,  als  der  berg 
Sinai,  hat  durchaus  kein  weeg,  vül  wehniger  stapflen,  wüe  dann 
solcher  nicht  von  vülen  persohnen  gesuecht  oder  visitiert  württ. 
Als  mann  ein  wehnig  hünuf  komptt  zu  der  rechten  band ,  sein 
düe  stein,  so  am  weeg  lügen,  wüe  auch  an  dem  follsen  mütt 
schönem  laubwerck  und  blomen   gezüehrtt,   gleich  als  ob  es 
künstlich  dorein  gearbeitt  were,  und  so  einer  ein  stuck  zer- 
schlecht, ist  es  innwendüg  wüe  von  aussen,  dann  es  durch  geth. 
Von  do  stügen  wür  immer  weütter  hinuf:  ungevhar  uf  halben 
weeg  dös  bergs  zur  lincken  handt  hatt  es  einen  brennen  von 
sehr  gutem  kalltem  wasser,  aldo  ich  mein  lüdem  flaschen  ge- 
villt  und  mütt  hünuf  genommenn ,  dann  ich  ungetruncken  nicht 
furtter  hette  kommen  mögen.    Von  do  an  erhöbt  sich  ein  sehr 
beser  weeg,  vül  erger  dann  von  unden  auf,  wüe  dann  einer  im- 
mer von  einem  föUsen  zum  andern  klettern  mues;  derowegen 
es  sehr  gevahrlich,  und  eyltt  der  pater  immer  fort ,  dann  er  be- 
sorgte, düe  nacht  würde  uons  ibervallen,  als  auch  beschehen. 

23* 


356 

Ich  stüg  und  volgtt  dem  pater  immer  nach ,  büs  uf  die  spizen 
dös  gemelten  bergs,  do  es  zu  aller  Oberst  ein  deine  nüdere  cap- 
pella hatt,  in  der  höhe,  das  einer  mütt  müeh  uffrecht  dorinn 
stöhn  kahn ;  hatt  in  düe  vüerung  uf  yeder  seütten  bey  süben 
oder  acht  schueh,  ist  ganz  schlecht  bedöct  unnd  die  stein  umb- 
her  nicht  gemaurt,  sondern  nun  uf  einander  gesözt,  dann  sich 
nicht  yül  maurzeüg  dohün  bringen  lest.    Inwendüg  der  cappella 
im  fölsen  wüert  gesehen  ein  figur  eines  todten  frauenbülds, 
gleich  als  wehre  es  dorein  gehauen,  es  ist  aber  solcher  föUs  so 
hartt,  das  mann  mitt  einem  hammerr  nicht  leichtlich  was  do- 
Yon  schlagen  kahn.    An  gemelt  ortt  solle  der  corpus  der  junck- 
frauenn  Catharina,  nachdem   süe  zu   Alexandria  gemarttertt 
worden,  von  zweyen  engein  sein  getragen  worden  und  in  düe 
360  jähr   an  dem  ortt,  do  yeztt  düe  cappella  ist,  gelegen  sein, 
wüe  dann  bey  dem  haubt  und  unden  bey  den  fuesen  beeder- 
seytts  ein  grueb,  do  beede  enngl  (als  müer  der  Galoirus  sagte) 
gesessen  sein  sollen;  und  steth  das  haubt  düser  figur  wüe  auch 
der  inngang  gögen  Ostro.    Als  solches  offenbahr  worden,  ist  der 
corpus  von  disem  borg  hinunder  in  das  closter  getragen  worden, 
aldo  ihre  reliquia  noch  ligen  und  gesehen  werden.     Obwoln  der 
berg  Sinai  oder  Horeb  hoch  ist,  scheintt  er   doch  auf  dem 
berg  Catharina  gar  uider  zu  sein ,  dann  solcher  iberschwenck- 
lieh  hoch  und  ja  Yül  höher,  dann  alle  andere  berg,  so  umbher 
gesehen  werden,  derer  doch  yüI  und  ein  grose  anzal  imd  ja  son- 
sten  nichts  dann  berg  und  thal  gesehen  wüertt,  das  einem  dor- 
Yor    grauett.     So  es  dar  und  heitter  wetter  ist,  sihet  mann 
denn  porto  Tor  am  rothen  mör  gelegen,  wüe  auch  das  gedachte 
mör  ganz  kreitt,  und  noch  zwey  andere  castell,  das  mann  noch 
fem  iber  das  rote  mör  hinaus  sihett.    Indem  ich  mich  genugsam 
umbgesehen,  klettert  und  stügen  wür  beede  wüderomb  heran- 
der ;  als  wür  ein  wehnig  iber  düe  helft  kahmen,  fuehl  düe  nacht 
herbey,  zu  dem  hatt  ich  meine  schuech  alier   durchgetretten, 
das  mich  düe  stein  heftüg  brantten  und  in  düe  seien  gestocfaeD, 
das  ich  sehr  müehsam  herunder  kahm ,  dann  es  ye  lenger  fün- 
sterer  worden.    Als  wür  in  das  thal  kahmen,  güengen  wür  nach 
dem  gartten,  Yon  dem  wür  zuYor  ausgangen,  in  wölchem  ein 
haus  und  dein  kürchlin,  so  mann  zu  den  40  Martterer  nenntt, 
aldo  wür  ibemaoht  blühen.    Obwoln  ich  vermeint,  es  seye  bös, 


357 

von  dem  berg  Sinai  den  weeg,  so  mich  der  Caloirus  gefiiert, 
herrunder  zu  steügen,  hatt  es  doch  aller  nicht  zue  bedeuten 
gögen  dem  berg  Catharinä,  wölcher  noch  vül  beser,  ennger  und 
geyahrlicher  uff  und  abzusteigen  ist. 

Denn  10  Juny  morgens  uff  zwo  stund  in  tag  güengen  wür 
aus  gemeltem  haus  der  40  Marterer  zwüschen  bergen  im  thal 
durch  den  gartten  herunder,  wölchr  zimlich  lanng,  aber  nicht 
breitt.  Ausserhalb  dösselbügen  werden  vül  stein  und  fölsen 
gesehen,  dorinn  höbraische  schrift  gegraben,  noch  Ton  der 
fiseütt  Moyse  her ;  yrgendt  einer  w.  meül  von  düsem  gartten  zur 
rechten  handt,  unden  am  berg  Horeb,  neben  dem  weeg,  wüertt 
gesehen  der  stein  oder  föUs,  an  welchem  Moyse  mütt  seinem 
Stab,  domitt  er  das  rothe  mör  theillt,  schlueg  und  wasser  her- 
russer  lüef,  als  düe  kinder  von  Israel  aus  der  wüesten  Sina 
sich  in  Raphidim  lägertten  und  mütt  Moyse  zanckten ,  umb- 
willen  süe  kein  wasser  zu  trincken  hatten,  wüe  dann  solcher 
stein  der  schrift  nach,  als  im  2  buech  Moyse  am  17  cappitel 
vermeldt  wiiertt,  Massa  unnd  Meriba  genanntt  worden  von 
wegen  döss  zancks  und  der  yersuechung.  Solcher  föUs  gilbt 
der  zeütt  kein  wasser,  aber  es  werden  noch  underst^hidlich  düe 
löcher  in  demselbügen  gesehen,  bey  wölchen  das  wasser  herus- 
ser  geloffen;  derer  sein  zwölf,  yedes  so  weütt,  das  einer  ein 
hannd  dobey  mag  innschüeben,  in  der  zwerch  yedes  ongevahr 
einer  halben  ein  breitt.  Von  do  yrgend  einer  w.  meül  kahmen 
wür  in  einen  andern  gartten,  was  wehnigs  von  der  Strassen 
zur  linken  hannd,  zu  den  Aposteln  genantt,  in  wölchem  auch 
ein  dein  haus,  so  von  einem  Caloiro  oder  patr  dös  closters  som- 
merszeütt  habitiert  und  bewohnett  wüertt,  wölcher  den  gartten 
pflanzt  und  underhöltt.  Der  ist  nicht  sonders  gros,  aber  frucht- 
bar von  vilerley  gewex  und  nach  gelegenheütt  dös  orts  ein  fein 
wesen,  auch  der  schönste  under  den  gartten,  so  ich  umb  das 
closter  her  gesehen  hab ;  in  dennselbügen  ein  quellender  brenn 
von  sehr  gutem  und  gesundem  wasser,  wölches  oftermaln  ge- 
probüert,  und  dem  gewicht  nach  sich  justamente  mütt  dem 
wasser  aus  dem  Nilus  vergleichen  solle,  und  erzölte  müer  der 
Caloirus,  so  in  disem  gartten  wohnett,  patre  Daniel  genanntt, 
wölcher  sehr  gut  ittalianisch  rödett,  volgende  liistori:  das  uf 
ein  zeütt  ein  stattlicher  Thürck  mütt  seinen  weübern,  kindt  und 


358 

gesündt  von  Cairo  ab  ia  düe  wüesten  kommen,  den  gemelten 
gartten  sampt  dem  haus ,  so  dorinnen ,  öttlich  mohnatt  bewoh* 
nettf  bis  es  wiideremb  rein  zu  Cairo  wahr,  dann  er  sterben- 
der leef  halber  dohün  geflohen,  solle  ime  das  ortt,  das  ws^ser 
wüe  auch  der  gute  luftt  sonderlichen  wol  gelüebt  haben,  das  er 
ein  mosckea  dohün  bauen  wollen.  Indem  es  aber  düe  Cakuri 
dös  closters  mütt  niobten  zuegeben  wollen,  rejsett  er  nach 
Cairo  und  nembtt  drey  der  fürnembsten  und  öltesten  Arabier 
aus  der  wüeste  mitt  sich,  und  zeicht  von  do  neben  seinen 
sünen  umb  Constantinopel,  privilegia  auszubringen,  domit  er 
seines  gevallens  ein  mosckea  an  vorgemelt  ortt  bauen  möge, 
wölches  ime  der  Grosthürck  bewilligt  und  zuegelassen  soll  ha- 
ben. Indem  süe  von  do  wüder  absegletten  und  nach  haus  woll- 
teü,  solle  das  schiff,  doruff  der  Thürckh  sampt  denn  seinigen 
gewesen,  durch  fortuna  ganngen  sein,  süe  alle  ersoffen  und  in 
malora  kommen,  domitt  solle  es  büs  datto  mitt  erbauuug  der 
mosckea  verbliben  und  eingestöllt  sein  worden.  Ausserhalb 
düses  garttens  sein  noch  andere,  als  sanct  Maria,  sanct  An- 
thonio,  in  wölchem  auch  ein  hau^,  aber  ohnbewohnt;  nicht 
fem  dovon  im  thal  zur  rechten  handt  der  Strassen  wüertt 
geseen  das  ortt,  do  Aaron  das  guldine  halb  hatt  hün  gegossen 
und  dem  volck  Israel  andere  götter,  doran  süe  glauben  sollten, 
aufgerichtett,  wüe  Moyse  so  lanng  beim  Herrn  uf  dem  berrg 
wahr,  als  in  seinem  andern  buech  dös  32.  cappittel;  es  wüert 
noch  underschidlichen  gesehen  der  stein  in  der  erden,  wölcher 
formirt  gleichsam  eines  grosen  ochsenkopfs. 

Nicht  weütt  dovon  das  ortt,  do  sich  das  ertrich  uffgethon 
gögen  dem  volckh,  so  wüder  Moyse  murreten,  Dathan  und  Aby- 
ram  sampt  250  personen  verschlunge. 

Nücht  ferrn  dovon  wüertt  gesehen  das  ortt  und  der  stein, 
doruf  Moyses  düe  örene  schlangen  gelögt  und  erhöht,  wöl- 
ches noch  unnderschüdlichen  gesehen  wüertt,  wüe  solche  doruf 
gelegen. 

Wehnig  fürtter  gögen  dem  closter  ein  deiner  ronder  berg, 
wüert  genantt  der  berrg  Aaronis,  auf  wölchem  er  solle  gewohnet 
haben.  Vohr  jähren  ein  cappella  daruff  gestanden,  der  zeütt 
aller  ruiniert  und  vervallen. 

Nahend  dobey  eines  rohrsschus  weütt  von  der  Strassen 


359 

wüertt  gesehen  ein  stein,  in  \7ölchen  ottliche  bucfastaben  ge- 
graben, so  von  Moyse  selber  gemacht  worden.  Von  do  güeng 
ich  den  stracken  weeg  wüderomb  nach  dem  closter,  wüe  dann 
für  demselbügen  hinauswarts  gegen  meridies  der  berg,  uf  wöl- 
chem  Moyses  seines  schwers  letbro  schaaf  gehüetett;  der  ist 
noch  heittigs  tag  ettwas  wehnigs  grüen,  und  düe  erden  ist 
schwarz^  gleich  als  were  das  gras  abgebrantt,  und  ist  doch 
mütt  grüenem  undermiscbt.  Sonsten  sein  alle  andere  umbli- 
gende  berg  rötlecht,  so  wol  die  stein  als  der  sandt,  so  unden 
umbher,  und  wachst  am  wehnigsten  kein  gras,  kreitter,  holz 
noch  gesteüd  hüeromber,  sondern  sein  mehrtheils  grose  und 
hohe  berg. 

Als  ich  nun  wüderomb  in  das  closter  kommen,  ward  es 
umb  zeütt,  coUation  zu  machen,  wurde  ich  von  denn  patres  be- 
rufen mitt  oder  neben  inen  collation  oder  zu  nacht  essen,  weil 
es  an  einem  sonntag  wahr,  dann  süe  sonsten  besonder  und 
allein  zu  essen .  pflegen.  Als  solches  fUriber,  fiiertt  mich  der 
vicarius  mitt  sich  in  sein  kahmer,  aldo  wür  einen  schlaftrunck 
gethon,  dann  düe  guten  patres  lanng  nie  kein  wein  getruncken 
hatten,  weil  süe  in  öttlich  mohuat  kein  carovana  ghabt.  Als 
ich  genug  getruncken,  nam  ich  ein  gut  nacht  und  lögt  mich 
zu  rueh« 

Denn  11  düs  stund  ich  dös  morgens  mütt  dem  tag  auf, 
villett  mein  utres  oder  schlauch  mütt  früschem  wasser  aus  dem 
brennen,  so  inwendüg  dös  closter s,  und  macht  mich  allerdings 
auf  düe  reüs  föcttüg,  dann  der  capo  d'  Arabi  all  düe  zeütt  ober 
uf  mich  wartett.  Dös  morgens  wurde  ich  voLr  meinem  abschüd 
in  die  kirchen  dös  olosters  gefüertt,  in  wölcher  neben  dem 
hohen  altar  am  inngang  zur  rechten  hannd  ein  deine  sarc  von 
schönem  weissem  laboriertem  marmor ,  yrgend  ^A  gemeiner  ein 
lanng,  und  nicht  iber  ein  V«  ein  breitt;  in  derselbügen  lügen 
die  reliquia  sanct  Gatharinä,  düe  werden  mütt  sonderlichen 
coeremonien  gewisen,  wölche  der  vicarius  neben  öttlichen 
Caloiri  höltt;  düe  singen  auf  grüechisch,  haben  umbher  vül 
brennende  lüechter,  alsdann  stöct  der  vicarius  öttlich  deine 
lüecbtlin  von  weissem  wachs  uf  den  döckel  gedachter  sepultura, 
alsdann  wirtt  solche  geö&iett,  dann  auf  yeder  seytten  dos 
döckels  ein  scbloss  vohr  ist,  und  wüert  das  obertheil  nun  halb 


36a 

eröfnett,  alsdann  der  vicarius  am  ersten  hinzugeth  und  küssett 
mitt  groser  reverentz  das  haubtt  von  gedachtter  sanct  Catha- 
rina,  ime  volgen  diie  Caloiri,  so  zugögen,  und  dann  düe  fore- 
stiri,  von  wöIcLer  wegen  es  angesehen.  Als  es  ein  jeder  geküssett, 
steth  ein  sülbem  bockend,  neben  der  sarc,  lögtt  yeder  seines 
gevallens  oder  Vermögens  nach  dorein;  alsdann  presentiert  der 
vicarius  yedem  ein  brennend  lüechtlin  von  weissem  wachs,  so  uf 
dem  sarc  gestöct  gwesen,  unden  umbher  mitt  einem  wehnig 
bom wolle  eingewickelt,  so  er  aus  dem  sarc  dorinn  der  corpus 
sanct  Catharina  lügt,  nembt;  nach  Verrichtung  dössen  be- 
schleust mann  düe  sepultura  und  löscht  düe  lüechter  wüderomb 
ab.  Hüer  ist  zu  wüssen,  das  gemeltr  corpus  nicht  gannz,  sonn- 
dern  düe  reliquia  dösselbügen  gesehen  werden,  als  das  haubt, 
der  linckhe  arm  sampt  der  handt  unnd  ein  bein  von  einem 
schenckel,  neben  andern  mehr  cleinfüegen  glüdem.  Nach 
solchem  allem  güeng  ich  zu  dem  patre  vicario,  meinen  abschüd 
zu  nemen,  hüelt  bey  ime  als  gebreichig  umb  ein  patenta  ahn, 
gab  er  müer  zur  antwurtt,  weil  der  erzbischoff  derzeitt  zu 
Gairo  s^ye,  werde  er  müer  zu  meiner  wüderkunftt  eine  machen 
lasen,  als  auch  beschehen.  Nach  solchem  trueg  ich  meinen 
blonder  herusser  für  das  closter,  macht  in  dös  Arabiers  knecht 
zusamen,  band  in  uf  das  camel,  wölches  ich  reütten  sollt.  Nach 
genommenem  abschüd  sas  ich  uf  das  camel,  wölches  müer  ge- 
geben wurde,  neben  dem  capo  d^  Arabi  sampt  einem  seiner 
knecht,  den  er  bey  sich  behalten,  nicht  mehr  als  selb  drütt, 
hatt  yeder  ein  camel ;  dann  alsbald  düe  carovana  im  closter  ab- 
geladen, sein  düe  camel  alle  gleich  nach  Tor  geschict  worden, 
umb  specerey  aldo  uffzuladen.  Zogen  also  in  Gottes  nahmen  in 
der  wüesten  fort  und  fuehrt  mich  der  capo  d'  Arabi  ein  andern 
weeg,  als  do  wür  hün  reiseten,  so  was  neher  sein  soll,  doch  erger 
und  steiniger;  riten  ongevahr  büs  mitten  in  düe  nacht,  dann 
düe  nacht  zuvor  ein  Caloirus  von  dem  vicario  nach  Cairo  abge- 
vörtigt  wjpden,  den  vermeinte  mein  Arabier  noch  zu  ereylen; 
also  rueweten  wür  ein  wehnig  uf  dem  sanndt. 

Den  12  Junii  wüderomb  vohr  tags  hünweg  zogen  immer 
stracks  fortt,  dann  die  camel  geruhet  und  nichts  beladen  wah- 
ren; und  ist  düsen  tag  ein  unleidenliche  hüz  gewesen,  das  ich 
müehsam  uf  dem  camel  bleüben  kondte ,  und  uf  den  abenntt 


36t 

erejrlten  wür  obgemelten  Caloirum,  das  inrür  unns  zusamen  la- 
gerten. Der  hatt  auch  drey  camel  bey  sich :  eins  für  sich,  und 
dann  der  Arabier,  so  in  fiiert,  sampt  seinem  jungen  hatt  yeder 
eins.  Ich  war  froh,  das  ich  gesellschafb  bekommen,  wüewol  die 
conTersation  zwüschen  unns  meisttheils  per  silentiam  be- 
schabe,  in  ansehung  der  Arabier  moerisch,  der  Galoinis  grüe- 
chisch,  das  ich  von  düsen  keinen  verstünde.  Sonsten  kundte 
der  pater  düe  arabisch  sprach  wol,  also  lagen  wür  düe  nacht  in 
duofem  sandt  in  einer  weitten  gögne  sonder  wasser. 

Denn  13  düs  morgens  früeh  uff,  zogen  immer  zwischen 
dem  gebürg  durch  die  wiesten,  lägertten  unns  dös  nachts  im 
feld  oder  sannd  sonder  wasser. 

Denn  14  düs  mütt  dem  tag  do  hünweg;  kahmen  also  noch 
Tohr  mittags  an  das  rote  mör,  aldo  wür  von  den  camein  ge- 
stügen,  solche  abgeladen.  Nam  mich  mein  Arabier  bey  der 
hannd,  wüst  nicht,  was  es  bedeittet  oder  wohün  er  mich  füeh- 
ren  woltt,  dann  er  mich  abwärts  der  Straßen  dem  rothen  mör 
zu  füehrt,  wüe  es  dann  gleich  neben  gedachtem  mör,  nicht 
iber  acht  oder  zöhen  schritt  dovon,  ein  hoch  gebürg  hat;  stüg 
der  gedachte  Arabier  was  wehnigs  an  einem  föllsen  hinuf,  in 
welchem  ein  fünstere  grotta  oder  hole,  dorinnen  ein  warm  bad, 
wölches  düe  Moren  und  Arabier  das  baad  Moyse  nennen.  In- 
dem kam  der  Caloirus  sampt  seinem  Arabier  auch  zu  unns, 
zogen  wür  unns  alle  nackend  aus,  und  stügen  beede  Arabier 
tüef  hinunder,  wüe  auch  der  Caloirus ;  ich  aber  hüelt  mich  wel 
heroben,  dann  es  in  dem  föllsen  so  finster,  das  keiner  denn  an- 
dern sehen  kondte.  Zudem  so  güeng  ein  so  greilicher  dampf 
und  hüz  herusser,  das  ich  nicht  iber  ein  vüerttl  stund  dorinn 
dauren  kondte,  ohnangesehen  ich  zu  aller  Oberst  und  nun  vorm 
loch,  do  mann  innsteügt  imd  noch  lüecht  ist,  sas,  do  es  unden 
noch  vül  wörmer  und  heisser  sein  mues,  wegen  dös  Ursprungs, 
das  ich  midi  verwunderte,  wüe  düe  beede  Arabier  so  lanng 
künden  drinnen  bleiben:  dann  der  eine  bey  der  warheitt  nahent 
ein  stund  lanng  drinnen  wahr.  Als  ich  herusser  kahm,  dorft 
ich  nicht  gleich  an  den  lufb  gehn,  sondern  lögt  mich  in  ein  an- 
dere grotta  oder  hole,  so  gleich  doneben,  do  es  nun  ein  wehnig 
warm  ist;  döct  mich  mitt  meinem  blonder  zu,  büs  ich  ein  weh- 
nig erkühlett.     Von  solchem  schweisbad  halten  düe  Arabier 


362 

sehr  vül :  das  wasser  dringt  unden  durch  den  föUsen  herusser 
und  left  gleich  in  das  rothe  mör,  welches  harrt  dobey;  es 
wfiertt  durchscheidenlich  gesdben,  das  das  wasser,  so  von 
disem  bad  herusser  leeftt,  mitt  schwebell  vermischt  ist.  Nach- 
dem wür  ein  gute  zeütt  db  geruwett,  sassen  wür  widerr  auf 
unnsere  camel  und  zogen  allgemach  forrt.  Irgend  umb  vesper- 
zeütt  kamen  wür  zu  einem  deinen  bächlin  von  süsem  wasser, 
doselbsten  wür  unnsere  camel  trincken  lüessen,  dann  solche 
vom  closter  aus  büs  doher  nicht  mehr  dann  einmal  getruncken ; 
alsdann  zogen  wür  immer  langest  am  rothen  mör  fortt,  lägert- 
ten  unns  auch  dös  abents  an  gedaditem  mör. 

Denn  15  düs  morgens  früeh  auf,  und  reüseten  denn  gan- 
zen tag  neben  dem  roten  mör;  wür  unns  auch  dös  abents 
nahend  doian  lagerten,  one  früsch  wassert 

Denn  16  düs  brachen  wür  früeh  auf;  nach  mittag  kabmen 
wür  gehu  Sues,  ein  stättlin  und  portto  zu  anfanng  dös  vülge- 
melten  rothen  mors.  Hüer  ist  zu  wissen,  das  düses  wasser 
nicht  roth,  sondern  andeim  mör  gleich  ist,  allein  das  an  vilen 
ortten  der  sannd  was  rötlechts  scheint.  Düses  stättlin  steth 
mehr  dann  den  halben  theil  am  mör,  mehr  nicht  dann  für  einen 
anlauf  bevöstügt,  hatt  auch  ein  schlecht  castell,  in  wölchem  der 
gubernator  dös  orts  wohnet. 

Es  werden  vül  gallera  und  schuf  in  gemeltem~  stättlin  ge- 
macht, so  in  Gemmia  undt  nach  den  Indiis  gesantt  werden, 
dann  in  denselbigen  ortten  wehnig  holz  verbanden  sein  soU. 
Es  werden  auch  wol  barcca  gemacht,  so  gögen  Mecha  seglen, 
doran  ganz  kein  eyse  oder  nögl  sein.  Derogleichen  bletta  wer- 
den zu  Plescau  in  der  Moscau  auch  gefunden ,  wölche  uf  dem 
■Beibas  hün  und  wüder  säglen:  als  mann  müer  sagt,  beschicht 
solches  meistheils  hüezuland  diser  Ursachen  halber,  weil  umb 
düe  gögne  dös  möers  vül  folsen,  dorahn  sich  der  magnet  halten 
soll,  wölcher  dem  eyse  gevahr  und  dasselbüge  an  sich  züecfat; 
mochten  dise  barca,  wölche  geringfüeg  zusamen  gemacht,  wovor 
eyse  dobey  wehr,  sich  verlieren  und  zu  grund  gen. 

In  gedachtem  stättlin  fände  ich  vül  gefahgner  Christen 
oder  sclaven,  sonderlichen  vil  Ittalianer,  wölche  im  arsinal  ar- 
beitten müesen,  schif  und  gallera  machen,  dan  das  grob  volck, 
als  düe  Arabier  und  Moren,  nicht  so  suptile  oder  geschict  der- 


363 

zu  sein.  AOe  victualia,  so  süe  zu  tägUcher  nnderhaltttug  ge- 
brauchen, das  haben  süe  alles  tob  Cairo,  dann  es  hüeromber 
ein  sandüg,  wüest  und  unfruchtbar  land  ist,  do  kein  obs,  frucht 
noch  was  nuzlichs  gepäanzt  oder  gezogen  wüertt ;  invendüg  dös 
stättlins  kein  siies  wasser;  irgend  uf  ein  halbe  stund  doyon  dn 
bronn,  do  mann  das  wasser  auf  camel  und  ösell  hoUett  und 
solches  zu  verkaufen  hünfiiert,  wölches  doch  auch  gesalzen. 
So  einer  sües  wasser  haben  wüU,  mues  era  bey  den  zwölf  bren- 
nen Moyse,  wölchß  jheneseitt  dös  rothen  mors,  hoUen  lasen, 
das  doch  auch  ein  wehnig  gesalzen,  aber  nicht  so  sehr,  als  das 
von  dem  brennen,  so  usserhalb  dös  stättlin.  Das  grobe  volck 
ist  solches  wasser  gewohnett,  achtens  auch  nicht. 

Denn  1 7  düs  muest  ich  noch  den  ganzen  tag  do  verliarren, 
denn  es  kam  zeitung,  wüe  am  vergangnen  ein  Mor  nicht  fem 
von  Sues  were  umbgebracht  worden,  derowegen  sich  mein  Ara- 
bier  bevahrte  und  nicht  hinaus  wolte,  büs  er  geselschaft  her- 
kam; also  muest  ich  noch  volgenden  18  düs  büs  zu  vesperzeütt 
do  verharren.  Ich  hüelt  mich  bey  dem  capo  d^  Arabi,  der 
stellte  seine  camel  neben  dem  thor  auf  freyer  strasen,  domitt 
es  nichts  coste,  dann  süe  mechtig  ongern  gelt  ausgeben.  Noch 
dös  abents  kam  ein  carovana  von  250  camel  vom  gebüi^  herun- 
der,  wölche  harrt  an  disem  stättlin  liirbey  zogen  und  nach 
Cairo  woltten ,  mit  denen  wür  unns  ufmachten  und  fortzogen ; 
kahmen  düsen  abent  noch  einen  zimlichen  weeg,  lagerten  unns 
düe  nacht  im  feld,  und  ist  von  Sues  oder  denn  12  brennen  Moyse, 
bis  mann  zu  dem  Nilus  kombt,  kein  sües  wasser  zu  bekommen. 

Denn  19  düs  morgens  früeh  auf,  zogen  immer  starck  forrt, 
dann  düe  camel  von  gedachter  carovana  nicht  beladen  wahren. 
Underwegen  in  der  wüeste  werden  noch  vil  stock  oder  starcke 
stammen  eines  halben  maus  hoch,  drunden  und  drüber,  auch 
vül  stuck,  so  hün  und  wüder  lügen,  geseheUf  wölche  vohr  der 
sUndäuth  hülze  gewesen,  und  sich  seüderhero  in  stein  verwan- 
delt haben,  als  noch  underschüdlichen  zue  sehen:  dann  ötlich 
stammen  noch  näst  haben  und  aussen  düe  rund  noch  doran  ist, 
und  sein  solche  vül  härtter,  dann  ein  küsel  oder  pflasterstein. 
Es  werden  auch  hün  und-  wüder  in  der  wüesten  vül  rosen  von 
Jericho,  vrölche  im  sand  und  küs  ufwachsen,  gefunden,  düe  sein 
immer  dürr,  das  derer  nicht  geachtet  wüertt. 


364 

Denn  20  düs  wahren  wür  dös  morgens  ohngevahr  ein 
stund  Tobr  tags  uf ,  ritenn  dös  gannzen  tags  ongefüetertt  und 
ongeruewet  bös  uf  ein  stund  in  düe  nacht,  das  wür  bey  18  stund 
lanng  immer  ströngs  fortzogen,  ohnangesehen  der  grellenn, 
iberschwenglichen  hüz,  lagerten  unns  dös  nachts  für  Cairo 
berusser,  nabent  einem  dorff  Materea  genantt,  do  dann  yül  bun- 
dertt  camel  sich  dort  umbber  lagerten. 

Den  21  düs  macht  sieb  der  Caloirus  morgens  fiüeh  nach 
der  statt,  bey  wölcbem  ich  mein  blonder  mitt  in  das  closter 
sautte,  ich  aber  nam  den  capo  de  Arabi,  güeng  mitt  ime  nach 
Matherea,  wölches  nicht  iber  2  w.  meil  von  unserm  nacbtiäger, 
ein  sehr  schöner,  fruchtbarer  fleckh,  auch  an  einem  lustigen 
ortt  gelegen ,  das  es  ein  recht  yrrdisch  paradis  mag  genenntt 
werden.  In  gemeltem  dorf  wirt  gesehen  der  bronn  und  das  ortt, 
do  düe  mutter  Christi  mütt  ihrem  kindlün  solle  hüngeflohen  sein 
für  Hoerode ;  weil  nun  kein  wasser  verbanden  gewesen,  das  süe 
dem  kindlein  Jhesu  düe  windlin  iiette  waschen  kinden ,  hatt  süe 
es  von  Gott  gewenscht,  und  soll  alsbald  ein  bronn  aufgequelit 
sein,  so  noch  heittiges  tags  aldo  gesehen  wüert,  wüe  dann  son- 
sten  im  ganzen  königreich  Ägipten  kein  bronn  von  süesem  was- 
ser gefunden  wüertt.  Und  ist  düses  ein  treffenliches,  gesundes, 
guetts  wasserr,  der  bronn  fein  eingefassett,  und  mitt  einem 
gwölb  oben  yberrdöct,  gleichsam  einer  cappella  gemacht,  ist 
doch  kein  mosckea  doselbsten,  das  Christen  söwol  als  düe 
Thürcken  dorein  gehn  mögen;  der  bronn  in  düe  vüerung  uf 
der  erden  inngefassett,  umbber  mütt  schönem  weissem  marmor 
besözt  und  becleidet.  Der  Arabier  und  ich  zogen  unns  aller 
nackent  aus,  badeten  in  solchem,  güeng  müer  das  wasser  büs 
iber  düe  weiche.  Uf  ß  schritt  ohngevahr  von  dem  brennen  bat  es 
^in  geviert  loch  in  düe  wand  gehauen,  wölches  ein  starekken 
geruch  von  baisam  von  sich  gübt,  hangt  ein  lampa  dorvohr, 
und  wüert  solches  ortt  so  wol  von  den  Arabier,  Moren  und 
Thürcken  als  von  den  Christen  in  ehren  gehalten;  düe  Christen 
sagen,  die  mutter  Christi  habe  düe  windlin  dohün  zu  trücknen 
gelögt. 

Ausserhalb  dössen  wüert  gesehen  der  balsamgarrt,  aber 
es  wechst  düser  zeitt  kein  baisam  mehr  doselbsten;  werden 
nicht   mehr    dann   noch    zwey    deiner   bömlin   gesehen,  wöl- 


385 

che  yast  aller  dürr,  dann  däe  blettlin  meiistheils  dovon  geris- 
sen worden. 

Von  do  güeng  ich  mütt  dem  Arabier  nach  der  statt,  wöl- 
ches  ohngevahr  bey  5  w.  meül,  und  kahmen  eben  umb  mittag- 
zeutt  in  der  Gräechen  closter  zu  Cairo,  wüe  ich  dann  den  imbüs 
bey  dem  erzbüschoif  verbliben  und  mitt  ime  an  seiner  tafeil 
gessen;  alsdann  umb  ein  patenta  bey  ime  anhüelt,  wölche  erst 
nach  öttlichen  tagen  ervolgt.  Hab  also  meinen  blonder  uf 
einen  esel  geladen  und  rüth  yollent  nach  meinem  vorigen  losa- 
ment  zu  dem  frantzösischen  goldschmid:  hab  mütt  solcher  reüs 
von  Cairo  ab  nach  dem  berg  Sinai  22  tag  zuegebracht  und, 
Gott  zum  höchsten  gedanct,  glicklieh  und  wol  verricht. 

Zuvor  und  eh  das  ich  ferner  sehreitte,  mues  ich  was  weh- 
nigs  meidung  thun  von  der  Arabier  Wohnungen,  sütten,  klei- 
dung,  nahrung  und  gebrauch,  sovil  ich  dtie  zeitt  am  hün  und 
*wiiderreüsen  von  inen   gesehen.     Sovil  erstlichen  dfie  wüeste 
betrüfkt,  dovon  zuvor  was  wehnigs  meidung  beschehen,  wüert 
diser  theil    gögen  Mecha  Arabia  deserta  genantt;   das  volck 
aber,  so  dorinnen  wonen,   sein  durchaus  Arabier,  so  mann 
Baeduini  nenntt;  das  sein  rechte  Zyginer,  halten  sich  haufen- 
weus  in  der  wüesten,  oftt  100,  wol  1  tausend  und  mehr  zue- 
mal  beysamen,  haben  keine  stött,  dörfer  noch  Wohnungen,  son- 
dern lagern   sieh    g^meinglich,  do  süe  süeses  wasser  haben 
mögen,  pflegen  an  einem  ortt  ein,  zwen  auch  mehr  mohnat  zu 
sein,  haben  keine  heüser  noch  hütten,  dorinn  süe  wohnen,  son- 
dern lagern  sich  zwischen  dem  gebürg  im  sandt,  wüe  süe  dann 
stets  ihre  heüser  mitt  allem  ihrem  geret  mitt  sich  fiiehren, 
machen  ein  gezelt  auf,  wölcher  von  rossham  oder  grober  lin- 
wat  gemacht  und  yrgend  eines  halben  maus  hoch  von  der  er- 
den, dorunder  süe  sich  mitt  weüb  und  künd  halten.    Solches 
beschicht  nicht  ungewitters  noch  regens  halber,   als  mür  düe 
Caloiri  im  closter  sähet  Catharina  sagten,  das  es  das  ganze 
jähr  in  der  wüeste  und  umb  denn  berg  Sinai  nicht  iber  drey 
mahl  regne;    gemelte  Arabier  bedöcken  sich  auch  nicht  der 
hüz  halber,  dann  sie  ire  kinder  von  Jugend  auf,  so  bald  süe  gen 
könden,  aller  blos  und  nackend  den  ganzen  tag  im  sand  umb- 
walzen  lassen,  dovon  düe  hautt  so  hart  und  tüef  in  das  fleüsch 
hinein  schwarz  werden  sollen.    Und  das  süe  sich  döckhen,  be- 


366 

Schicht  fumemlich  wegen  des  thaues^  der  des  morgens  so 
starckh  anföllt,  als  oh  es  geredet  hette,  wie  ichs  dann  dne 
Äeitt  ober  selber  erfahren:  wann  ich  dos  morgens  erwachte, 
wahren  meine  kleider  aller  nass. 

Ihr  nahrung  betreffend  schaffen  süe  wehnig,  stehlen  und 
rauben  sehr  vül ,  ernehren,  underhalten  sieh  mertheils  ab  dem 
vüch  und  von  den  camein,  derer  süe  vül  haben,  fuehren  mitt 
soldien  den  kaufleüten  düe  wahren  von  einem  ort  an  das  ander, 
als  in  unserer  landtsartt  düe  fuehrleitt  mütt  pferten  und  wagen 
zu  thun  pflegen,  dann  hüezuland  kein  wagen  gebraucht  wüert; 
neben  den  camein  halten  süe  auch  deine  esel,  doruf  süe  ihre 
kinder,  gezelt  und  ander  gereth  fort  schlöppen,  haltten  auch 
vül  Zügen  oder  geissen,  mitt  wölcher  milch  sie  ire  kinder 
uMehen. 

Ihr  proviant  wüe  auch  tägliche  speys  belangett ,  füehren 
süe  anders  nicht  mit  inen,  dann  mel;  das  wasser  haben  süe 
gemeinglicb  an  dem  ort,  do  süe  sich  lägern,  wüe  ichs  auch  von 
denjheni^en  gehörtt,  so  a.la  Mecha  reüsen,  dohün  süe  von 
Gäiro  ab  einen  mohnat  zu  züehen  haben.  Alsbald  süe  sich  mitt 
ihren  camein  lagern,  seye  mittags  oder  abents,  scherret  und 
raspelt  einer  ein  heüflin  camelkoth  zuesammenn,  weül  solches 
gleich,  wüe  kohlen  brönntt,  schlecht  ein  lücht,  wüe  dann  keiner 
so  arm,  der  nicht  ein  feürzeüglin  bey  sich  habe,  macht  also 
ein  feür  uf ,  zwischen  d^m  macht  ein  anderer  den  teüg  an. 
wölchen  er  in  einem  lüdern  trog  knetet,  dann  süe  wenig  haus- 
rath  gebrauchen,  macht  den  teüg  zu  einem  ronden  kuechen, 
yrgend  zweyer  finger  dick.  So  nun.  das  gluende  koth  den  sannd 
wqI  erwörmett,  drecben  süe  dü^  kohl  an  ein  ortt,  lögen  denn 
kuechen  uf  den  heissen  sannd,  streben  oben  noch  mehr  sand 
doriber  und  dann  düe  kool  doruf,  und  lasen  den  kucfaen  nicht 
mehr  dann  halb  bachen ;  alsdann  nemmcn  süe  in  herusser, 
lögen  in  uf  ein  rond,  lüdem  thüschduch,  welches  zuvor  zum 
tßig  an  statt  dös  trogs  gebraucht  worden,  sözen  sich  auf  düe 
erden  umbher;,  reist  yeder  ein  stucU  dovon ,  haben  also  düe 
erst  und  lotste  gericht  beysam^n.  Wann  sue  aber  bancket  hal- 
ten und  stattlich  leben,  nanmen  ^ue  den  gebachnen  kuechen 
so  warm  als  er  vom  feur  kompt,  zerbrechen  in  zu  deinen 
stucken,  göessen  noch  mehr  wassei»  zu,  das  es  wöder  ein  laut- 


3er 

ter  teüg  wüert.  Gab  ich  ineli  ottiicinnahln  öl,  döss  6üe  hoch 
achten,  güessen  solches  neben  dem  wa^er  under  den  zerbrooh- 
nen  kuchen,  wölches  süe  alsdann  für  ein  stättlich  essen  achten 
und  halten.  Do  einer  etwan  unlustüg  öder  kein  appetit  hatt, 
sollte  er  dem  volck  nun  zusehen,  wan  süe  essen,  dann  yeder 
mitt  alle  finfe  in  düe  schissl  fohi't  (düe  ist  von  leder),  nembt  ein 
ganze  hannd  voll  herusaer,  walzet  es  zusaraen  an  ein  kugl  und 
fort  dann,  dem  bauch  mitt  zu,  schöpft  sich  satt  an,  büs  nichts 
mehr  in  der  schissl  bleübt,  trinken  dobej  gahr  wehnig.  So  grelle 
und  unnser  einem  ungewöhnliche  hüz  sommerszeütt  an  disen 
orten  ist,  erhizigen  süe  sich  doch  nicht,  als  ich  selber  achtung 
doruf  geben:  mancher,  der  denn  ganzen  tag  im.  tüefen  sannd 
den  camein  nachgewatten,  solle  gleich wol  desö  tags  nicht  iber . 
zwey  mahl  trincken,  das  solch  volck  ein  iberaus  sturcke 
natur  hatt. 

Was  ihr  kleidung  betriftt,  do  es  ettwas  wehnig«  stattlichs, 
haben  süe  zwey  hemmeter  iber  ein  ander  an  uf  dem  blosen  leüb, 
eines  von  blauer  linwatt,  und  ein  weisses  dorüber,  beede  von 
grobem  starckem  zwilch.    Düe  örmel  sein  lanng  und  weytt,  das 
Büe  inen  büs  uf  denn  boden  hanngen  und  sich  einer  von  einem 
örmel  nahent  gannz  bedecken  kahn.     Solche  beede  hemmater 
gürtett  er  in  der  weiche  mitt  einem  breittenn  gurtt,  üls  ein 
zwerch  hannd,  wiie  ein  rossgurrt,  und  ist  keiner  so  schlecht, 
der  nicht  ein  dein  dölehlin  in  der  gürttl  stecken  habe.    Ausser 
beder  hemmater  trögt  er  wöder  stömpf,  hosen  noch  wammes; 
vül,  düe  gahr  keine,  achuech  tragen;  ingemein  aber  tragen  süe 
moysesscbuch,  düe  haben  kein  ibergschirr,  binden  solche  oben 
mitt  zwey  oder  drey  rüemlin.    üf  dem  köpf  tragen  süe  Maho- 
mets  zeichen,  das  ist  ein  weisser  bund,  das  ist  von  den  statt- 
lichen gerödt;  was  gmein  bövel,  knecht,  cameltreiber  und  der 
gleichen  ist,  düe  haben  gahr  kein  hemmet  an,  sondern  nun  ein 
arabisch  röcklin,.  das  geth  ime  büs  iber  knie ,  ohne  örmel ,  ist 
gestreiftt  weüßs  und  schwarz,  von  ross  oder  andern  rauhen 
haaren  gewirct,  wölches  yül  haftüger  sticht  als  düe  leüs  beüsseq 
mögen,  aber  ihr  hautt  ist  so  duck,  das  süe  es  night  achten,  an-» 
dere  aber  wickeln  nun  ein  grob  grau  gewirct  thuech  als  ein  lei-« 
lach  umb  sich,  das  kein  nath  hatt,  vergleichen  sieh  dem  rock 
Christi.    Der  weüber  kleiduiig  oder  dracht  ist  vast  gleiehförmig 


368 

\rüe  der  mantis,  haben  gemeingUch  zwey  blaue  hominetter  iber- 
einander  an,  aueh  mitt  grosen  weitten  örmeln  und  einem  breit- 
ten  gurtt  oder  gürttl,  uf  dem  haüpt  trögt  süe  ein  blau  leine 
thuech.    Das  gesiebt  aber,  domitt  mann  ihr  düe  schöne  nicht 
absehe,  bedöct  süe  mitt  einem  schwarzen  oder  weissen  düech- 
lin;  in  demselbigen  sein  zwey  löcher  für  düe  äugen,  das  süe 
dobey  durchsieht,  dann  es  uuder  inen  für  ein  grose  schand  ge- 
achtett  wüertt,  wann  sich  ein  weib  under  dem  gesiebt  sehen 
lest,  und  do  süe  schon  neben  ihrem  mann  issett  und  ein  an- 
derer Arabier  oder  sonsten  ein  frömbder  dobey  süzt,  döct  süe 
sich  nicht  auff,   sondern  sehüebt  das  essen  under  der  masca 
oder  düechlin  ein,  und  soll,  reverenter  zu  melden,  eine  sich 
¥ül  eher  binden  und  fernen  uffdöcken,  dann  under  dem  gesiebt. 
Ingemein  haben  süe  an  obren  rüng  hanngen  vom  möss  oder  an- 
detm  metall,  sein  zum  theil  so  weütt,  das  einer  ein  band  der- 
durch  schüeben  möcht;   was  stattlich  ist,  habens  von  sülber; 
öttliche  weiber  haben  rinngy  düe  gehn  inen  durch  düe  naas- 
löcher  und  hanngen  inen  büs  uf  das  leftz  faerunder,  welches  un- 
der inen  stattlich  unnd  wol  stetL     Süe  machen  inen  blaue  lef- 
tzen,  wüe  auch  an  den  backen,  stürmen^  arm  und  bänden  reia- 
sen  oder  schneiden  süe  in^i  selzame  -zeichen  und  züg;  wann  es 
heul  wiert^  ist  es  aller  blau,  das  es  von  keinem  waschen  mehr 
vergeth,  steth  under  inen  züerlich  und  schön.    Umb  den  halls, 
an  ,ann  und  fües  haben  süe  auch  rüng  hanngen,  sowol  auch  düe 
junge  kinder ;  wann  süe  nun  reisen  mütt  weüb,  kind,  vüch  und 
allem  hausrath,  stocken  süe  zwey  oder  drey  kinder  zusammen 
in  ein  sackh  ganz  nackhend,  das  inen  nun  düe  köpf  herusser 
göhn,  schlöptt  süe  also  uff  einem  camel  oder  esell  fortt,  wohin 
er  dann  züehen  will. 

Ihr  hausrath  oder  geschirr,  so  süe  mütt  inen  fuehren,  hab 
ich  anders  nichts  gesehenn  dann  ein  rönd  läder ,  so  gros,  das 
einer  ein  dein  düsehlin  mitt  bedöcken  möcht.  Solches  dienett 
inen  zu  vilen  Sachen,  dann  weil  süe  kein  tbusch  gebraucheni 
sondern  nun  uf  dem  boden  oder  der  erden  essen,  ist  das  leder 
sein  dusch  thüch;  hernacher  dienet  es  im^e  für  ein  schüssl,  dann 
8£^ch  leder  rings  umbber  einen  rüemen  hatt,  so  mann  solchen 
zusamen  ziecht,  wüert  es  wüe  ein  lidem  eymer;  zum  dritten 
düenett  es  ime  anstatt  eines  trogs,  dannxr  ein  teüg  dorin  an- 


369 

macht;  zum  vüerten  düent  es  ime  für  ein  eymer,  dami  er  seinen 
camein  dorus  zu  trincken  gübt;  zum  fünften  ist  es  auch  sein 
trinckgeschirr,  wüewol  er  neben  solchem  noch  ein  andr  trinck- 
gescbirr  hat,  das  ist  ein  hülzin  messlin ,  in  wölchem  er  seinen 
camel  das  fueter  misset.  Sonsten  sein  säe  sehr  dinstbahr,  son- 
derlichen wann  einer  issett,  warten  süe  fleissüg  uf ;  auch  sein 
süe  anderleitt  kleider  sehr  gevehr,  so  bald  einer  was  von  sich 
lögt,  züecht  es  ein  anderer  an ,  wüe  müer  dann  selber  wüder- 
fahren.  Ich  hatte  einen  langen  rock  oder  gaban  von  schlech- 
tem grauem  fuetterthuech,  wölchen  ich  dös  nachts  anstatt  dös 
bötts,  dorinn  zu  schlafen,  gebrauchte,  domitt  ich  dös  morgens 
wegen  dös  thaues  nicht  so  nass  wurde.  Einesmals  am  zuruck- 
züehen  vom  berrg  Sinai  bekam  ine  der  capo  de  Arabi,  der  mitt 
müer  zöge,  lögt  dennselbügen  alsbald  nicht  iberr  seine  kleider 
oder  düe  zwey  hemmetter,  sondern  uf  denn  blosen  leüb  an, 
solcher  erwarmett  dermassen  an  ime,  das  ich  in  nicht  mehr 
kondte  zuwegen  bringen.  Als  wür  gehn  Cairo  kahmen,  hatt 
ich  ime  solchen  verert,  zweivelt  müer  nicht,  er  werde  mitt 
vilen  Soldaten,  so  mann  pedoci  nennett,  besözt  gewesen  sein. 

Ihr  natur  belangend,  sein  düe  Arabier  rauhe ,  grobe  imd 
gesunde  leütt,  düe  such  keine  medici  gebrauchen,  haben  auch 
nicht  leichtlich  einen  daulen  oder  wüderwillenn  ab  yrgend  einer 
speys,  es  seye  dann  came  de  porco,  schweinfleüsch ,  wölches 
inen  ihrem  gesaz  nach  zu  essen  verbotten.  Am  hünreison  sähe 
ich,  das  einer  in  der  wüeste  ein  thüer  fände,  in  der  grosse  als 
ein  geüß,  so  mann  gaselli  nennett,  wölches  von  andern  thieren 
nahend  halb  gefressen  wahr;  vermeinte,  er  bette  einen  grosen 
fund  gethon,  lögtt  es  uf  ein  camel  und  fiiert  es  mitt  büs  uf  das 
nachtläger,  wölches  inen  ein  arabisch  weüb  gekocht,  doriber 
süe  stattlich  bancketiert,  derogleichen  am  hin  und  wüderreisen 
nicht  beschehen.  Aber  wann  kein  gebachner  kuechen ,  als  zu- 
vor angemeldet,  dorbey  ist,  halten  süe  es  für  nichts,  dann  der 
capo  de  Arabi,  wölchen  ich  mitt  müer  hatte,  den  mehrern  theil 
mitt  müer  gessen  von  demjhenigen,  so  müer  von  Gott  bescheret 
wahr ;  gleichwol  as  er  noch  allzeütt  von  dem  kuiBchen ,  das  ich 
ine  einmal  fragen  lües,  ob  er  sich  bey  müer  nicht  satt  essen 
könde;  gab  er  zur  antwurtt,  er  esse  gleich,  was  er  woU,  wann 
er  dös  kuechens  nicht  doneben  habe^  acht  er  nicht,  das  er  wol 

KiechsL  24 


370 

gelebtt  habe ,  noch  auch  gesöttigt  seye ,  gleich  als  wür  Schwarz 
ben,  wann  wür  nicht  alle  taag  suppen  e^sen.    Sovil  von  disem. 

Düe  statt  Cairo  betreflfend,  dovon  ich  hüevor  was  wehnigs 
vermeldett,  weül  solche  gros  und  weütt  von  einem  ortt  zum  an- 
dern ist,  pflegen  düe  Moren  und  Arabier  in  denn  gangbaren 
Strassen  deine  ösel  zu  halten ,  das  volck  in  der  statt  hin  und 
wider  zu  fiiehren.  Solche  thüerlin  gehn  sehr  wol  und  sein 
mehrtheils  zellter;  ist  lustig  zu  sehen;  wann  düe  weiber  reütten. 
So  es  was  stattlichs  ist,  haben  süe  ihre  eygne  pfertt  oder  ösell, 
düe  zum  theil  mitt  kostlichen  döckin,  auch  wol  mitt  guldin  und 
sülbem  stucken  bedöct;  das  gemeine  volckh  von  weibsbilder, 
so  mann  uf  der  gassen  gehn  und  reitten  sihett,  sein  mehrtheils 
buttani,  dann  under  inen  nicht  gebreichig,  wann  einer  ein  fromm 
weüb  haben  will,  das  er  süe  vil  usslaufen  las.  Es  reitten  ge- 
meinglich zwo  Weibspersonen  uf  einem  ösell  oder  pfertt,  süzt 
düe  frau  im  sattl,  und  düe  düern  oder  magt  hinder  ihr,  reütten 
beede  grüttlingen,  als  düe  mann,  doch  sein  süe  vermommet, 
das  mann  durchaus  nichts  blos  an  inen  sihett. 

In  gemeltter  statt  Cairo  werden  öttlich  tausentt  mosckea 
oder  türckische  kürchen  gesehen,  drunder  vül,  düe  nicht  in 
bau  erhalten  worden  und  aller  zergöhn.  Als  ich  gehört,  solle 
es  vor  jähren  ein  so  mechtüg  reich  volckh  gehabt  haben ,  das  es 
mancher  für  ein  schmach  oder  spott  geachtett,  wann  er  in  ein 
kürch  usserhalb  seines  haus  hette  göhn  sollen,  das  es  ein  gmein 
ding  gewesen,  einer  ime  ein  kürch  vohr  oder  in  sein  behausung, 
bauen  lasen;  dorunder  noch  vül  gesehen  werden,  davon 
wölche  stattlich  und  mütt  schönem  thürmen  aufgehauen  sein. 

In  der  alten  statt  Cairo  werden  noch  düe  Speicher  oder  kom- 
pläz  gesehen,  wölche  von  Josephe,  könig  Pharaonis  hofineister, 
sollen  erbauen  sein  worden.  Düe  mauren  derselbügen  sein  sehr 
alt  und  durchaus  von  gebrantten  steinen,  aber  mann  sichtt 
wol,  das  solche  sein  renoviert  worden  und  mitt  andern  pfeilern 
besözti  Düe  Speicher  lügen  der  zeütt  noch  aller  voll  getreüd. 
Hüer  mues  mann  verstöhn,  das  düses  nicht  heüser  oder  kom- 
schütt  sein  als  in  unnsern  landen ,  do  es  öttliche  böden  ob  ein- 
ander, düse  haben  nicht  mehr  dann  uff  allen  vüer  ortten  ein 
hohe  und  ducke  maur  umbher,  lügt  das  körn  innwendüg  onver- 
döct  under  freyem  hemmel,  dann  es  alhüe  zu  Cairo  nicht  reg- 


371 

nett;  ob  es  wol  winterszeüt  trieb  wettet  gübt,  rüselt  es  doch 
nun,  als  bey  nnns  der  thau  zu  thun  pflegt.  Zu  Alexandria,  wöl- 
ches  auch  in  Ägipto,  regnet  es,  wölches  ich  gesehen  als  ich 
aldo  gewesen,  dossgleichen  es  auch  zu  Rosseto  und  Damiata 
regnen  soll.  In  der  alten  statt  Cairo  ist  zu  sehen  düe  Wasser- 
kunst, wölches  durch  einen  aquaedüctum  aus  dem  Nilo  von 
alt  Cairo  büs  hinuf  in  das  schloss,  wölches  gehrn  drey  w.  meil, 
geleittet  wüertt,  durch  ochsen  verriebt,  düe  tag  und  nacht  an 
einem  rad  züehen  und  zu  underschüdlichen  mahlen  abgewechs- 
lett  werden,  von  do  das  wasser  in  einer  gemaurten  rinnen, 
wölche  von  einem  pfeiler,  do  yeder  bey  drey  mann  hoch,  zum 
andern  reichett,  wölches  mitt  grosem  costen  erbauen;  in  glei- 
cher gestalt  als  zu  Constantinopel,  wüe  auch  zu  Rom,  wölches 
durch  Papst  Sixtum  quintum  wüderomb  in  das  werck  ist  ge- 
richt  worden. 

Indem  ich  zu  Cairo  stüU  lag  und  müer  gleich  selzam  für- 
kam,  als  mir  von  denn  hiinnern  gesagt  worden,  wölche  ohne 
bruethennen  durch  düe  hüz  in  bachöfen  düe  eyer  sich  selber 
ausbrüeten,  bin  ich  verursacht  worden ,  solche  zu  sehen.  Eins- 
mals füehrt  mich  ein  renigat  oder  Mameluc,  wölcher  ein  Teüt- 
scher  unnd  aus  dem  Beyerlannd  sich  hemennett,  der  eines 
reichen  herrn  diner  wahr,  wölcher  diser  Öfen  jahrlich  zu  ver- 
leihen hatte.  Also  rütten  wür  hinus,  er  zu  pfert  und  ich  uff 
einem  ösell,  dann  solches  ortt  vast  zu  ende  der  statt  ist.  Als 
wür  nun  hinauskamen,  wurde  müer  düe  thür  uffgemacht,  güeng 
ich  hinein  und  besähe  alles  nach  notturftt,  dann  süe  ettwan 
zwen  tag  zuvor  mitt  denn  hüener  fortüg  worden,  das  dozumal 
kein  feyr  noch  eyer  dorinn  wahren;  solcher  Öfen  wahren  zehn, 
yederseütts  fünf,  dozwischen  ein  ganng  bey  drey  schuech  breytt, 
und  ye  ein  ofen  gögen  dem  andern  iber,  von  laim  und  koth  ganz 
schlecht  gemacht,  in  der  form  als  düe  bachöfen  in  derfem  ssu 
sein  pflegen,  allein  das  süe  in  der  mitte  zweifach  besözt  sein, 
in  dem  tnittlem  fach  hatt  es  ein  gefüert  loch,  oben  rund  und 
gewölbt  und  zu  Oberst  ein  dein  rond  loch,  dobey  der  dampf 
und  rauch  hinaus  könde.  Wann  nun  die  eyer  eingelögt  werden, 
derer  zumal  öttlich  tausentt  sein ,  batt  mann  verordnete  leitt, 
wölche  ganz  nackend  göhn,  düe  such  doruf  verstöhn,  dann  es 
fleüs  braucht,  domitt  düe  Öfen  in  gleicher  hüz  erhalten  werden, 

24* 


372 

und  will  zu  solchem  werk  kein  holz  noch  kohlfeyr  gebraucht 
sein,  sondern   camel,  esell  und  rosskoth,  wölches  genügsame 
hüz  dorzu  gübtt.    Von  ersten  werden  düe  ayer  in  den  undem 
theil  dös  ofenns  gelögt ;   wann  solche  erwarmen,   bey  drey  tag 
lanng  dorinnen  sein,  thun  süe  solche  wüderomb  herusser,  be- 
sichtigens,  wölche  bös  oder  guett  sein;  düe  süe  nicht  für  gut 
achten,  werfen  süe  hünweg,  düe  andere  eyer  aber  lögen  süe  als- 
dann in  das  müttlfach  dös  ofens,  wartten  inen  mitt  suptiler 
hüz  fleissüg  ab,  rüerens  zum  oftemmahl,  das  düe  undem  oben, 
düe  Obern  unden  kommen,  wölches  in  3  wochen  oder  22  tag 
lanng  wehrett.  Nach  verflüesung  solcher  zeütt  werden  düe  scha- 
len gannz  leüs  geöfnet,  thun  sich  düe  jungen  hüener  herfür; 
weil  süe  aber  noch  aller  blutt  sein,  darf  mann  süe  nicht  gleich 
in  luftt  lasen,  sondern  werden  in  dem  ganng  zwischen  den  Öfen 
in  zwen  tag  lanng  gehalten,  alsdann  kombt  das  volck  von  den 
dörfern,  kaufen  solche.     Weül  nun  derer  düe  menge  und  ein 
grose  anzal   sein,  werden  solche  nicht  der  zahl  sondern  dem 
mees  nach  ussgemessen  und  verkaufftt.    Als  müer  der  teütsche 
renigat  sagt,  hatt  sein  herr  aus  solchen  Öfen  jährlich  in  düe 
200  ducaten  in  gold  intrada,  ist  also  ein  iberaus  nuzlich  dinng, 
dann  es  mehr  dann  cento  procente  trögt;  wüe  ich  vememme, 
kaufft  mann  uf  denn  dörfern  in  düe  30  ayer  für  einen  medin, 
düe  aber  so  düe  hüener  dem  mees  nach  kaufen,  krüegen  ohnge- 
vahr  sechse  für  1  medin;    do  süe  solche  öttlich  tag  lanng  im 
gras  laufen  lasen  oder  sonsten  uffzüehen,  füehren  süe  alsdann 
zu  marct,  gültt  ein  guth'^hÜTon   1  medin,  und  wehrett  solches 
ausbrüeten  vom  Apprill  büs  uf  den  September  fünf  mohnat 
lanng. 

Es  gübt  zu  Gairo  wöchentlich  zwen  marcttag,  do  dann 
einer  an  den  verordneten  bazarn  oder  pläz  als  montags  und 
donnerstags  von  wahren  und  andern  selzamenn  sachen  fürs  geltt 
bekommen  und  zuwegen  bringen  kahn,  was  einer  begert  und 
haben  wüll,  als  vül  und  mancherley  gemachte  kleüder,  für 
mann  und  weüb,  von  seüde,  samett,  guldin  und  sülbem  stucken, 
von  allerley  wafen,  als  schöne  sebl,  deichen,  röhr  und  was  düe 
Thürcken  mehr  gebrauchen,  von  stattlichen  rosszeüg  und  köst- 
lichen döckin,  wölche  süe  uf  düe  pfert  lögen,  wann  süe  reütten, 
vül  und  mancherley   selzame   stein,    berla   und  ödelgestein, 


373 

wölche  aus  India  gebracht  werden,  vül  schöner  zartter  linwat, 
80  auch  doselbsten  herusser  kombt,  dorus  die  Tircken  ihre 
bünd  machen,  vül  und  mancherley  thäer :  als  fabian,  mörkazen, 
selzame  bock,  ittem  straussen,  sittich  und  andere  selzame  vogl 
bekommbt  einer  alle  marcttag  zu  kaufen.  Was  nun  kleüder 
und  derogleichen  Sachen  betrifftt,  wiert  solches  aUes  durch 
dorzu  Yerordnette  leütt  uf  dem  plaz  oder  marct  umbhergetragen 
und  öffentlich  ausgerufen;  wölcher  dann  am  meisten  dorffir 
gübt,  der  bekombt  es.  Es  versamlet  sich  ein  so  grose  menge 
Yolck  umb  marctzeütt,  das  eins  dem  andern  nicht  weichen 
kahn,  wüe  auch  sonsten  ingemein  in  denn  gangbarn  strasen,  ein 
groses  hin  und  wüderwandlen  ist,  bedes  zu  ross  und  fues,  das 
einer  wol  förzusehen,  domitt  mann  in  nicht  umbstos  und  dor- 
nider  reütte.  Düeweil  nun  düe  straßen  diser  statt  nicht  ge- 
pflastert und  es  nimmer  regnet,  gübtt  es  ein  iberaus  grosen 
staub;  obwoln  verordnete  leütt  sein,  wölche  zum  theil  gassen 
mütt  wasser  gesprönzen,  ist  es  doch  gleich  wüder  hän. 

Ittem  neben  gemelten  bazam  hatt  es  auch  einen  sondern 
blaz,  dpruf  mann  die  sciaven,  als  düe  gefangne  Christen  und 
Moren  verkauftt;  weil  aber  gemelte  statt  nicht  am  mör  lügtt, 
gübt  es  derer  wehnig;  allein  werden  jahrlich  im  Augusto,  wann 
der  Nilus  hoch  ist,  sehr  tüI  Moren,  dein  und  gros,  weüb  mann 
unnd  kinder,  gehn  Cairo  gebracht,  wölche  aldo  von  denn  Thür- 
cken  aufgekauft  und  von  do  nach  Constantinopel,  Natolia,  Ca- 
rammania  und  andern  ort  wüder  zu  verkaufen  hingefiiert  wer- 
den, und  also  ihr  kauffmannschaft  mütt  den  armen  leüthen 
haben  und  treiben.  Solche  Moren  kommen  herunder  aus  Äthio- 
pia  oder  prüester  Johann  lannd. 

Und  demnach  düe  statt  dös  nachts  onverspört,  dann  es 
keine  mauern,  graben  noch  wähl  hatt,  werden  doch  düe  strasen 
dös  nachts  zu  beeden  theilen,  wann  der  Mohr  uf  dem  thurm 
schreitt,  durch  verordnete  leütt  gespörrt  und  zuegeschlossen, 
alsdann  sich  keiner  uf  denn  bläzen  oder  andern  ortten  der  gas- 
sen, seye  Thirck,  Mohr,  Jud  oder  Christ,  mehr  darf  finden  lasen, 
er  seye  dann  ein  jenitschar,  oder  das  er  sonsten  in  dös  Gros- 
thürcken  düenst  seye,  wüe  dann  dös  nachts  an  vilen  under- 
schidlichen  ortten  guardia  gehalten  wüertt. 

Den  2  July  wurde  ich  von  einem  alten  Theütschen,  so  ein 


374 

renigat  unnd  jenitachar  und  ab  düe  dreissig  jähr  im  lannd  wahr^ 
in  sein  losamentt  gefü^rtt,  dohüii  noch  drey  andere  teütsche 
renigaten  kahmen ;  thaten  einen  tranck  mitt  einander,  wahren 
lustüg  und  guter  ding,  und  ist  einem  Christen  von  nöthen,  das 
er  achtung  uff  sich  gebe,  wüe  dann  denen  gesellen  nicht  allzu- 
wol  zu  trauen,  ünder  anderm  wurdei\,  wür  zu  röd,  das  ich 
gern  düe  pyramides  sehen  wollt,  weil  es  aber  der  Arabier  hal- 
ber sehr  gevahrlich,  lest  es  sich  ohnbewörtt  oder  ohne  com- 
pagnia  dohün  nicht  reisen,  und  daulte  mich  der  oncosten,  das 
ich  drey  oder  4  jeuitschar  uf  mein  spesa  mitt  nemmen  sollte, 
dann  dös  gellts  nicht  vül  mehr  in  der  cassa  wahr.  Also  sagte 
einer  von  den  gedachten  teütschen  renigaten,  so  ein  gold- 
schmid,  Michl  Miller  von  Strasburg  genannt,  der  erst  bey  drey 
Jahren  zum  Thircken  worden,  und  ein  Grüechin,  so  ein 
Christin,  zu  einem  weih  hatt,  der  both  sich  an,  er  wolle  allein 
mitt  mücr  hinaus,  ohnangesehen  er  vohrmahln  mitt  öttlichen 
Teütschen  vom  adl  und  aiidern  draussen  gewesen,  wölche  voii 
den  Arabier  angegriffen,  er  für  sein  person  aller  nackendt  ussge- 
zogen,  der  alte  jenitschar, .  bey  wölchem  wür  zechten,  harrt 
verwundt,  undt  in  dem  einen  arm  laam  geschlagen  worden, 
einen  Mohren,  wolcher  auch  mitt  inen  wahr,  nahend  ganz 
durchstochen,  also  das  der  alte  jenitschar  nicht  mehr  hinaus 
wolte;  aber  er  bestöUt  unüs  einen  mucker  mitt  zwen  ösell»  und 
verblib  ich  dös  nachts  in  dös  gemelten  jenitschars  haus. 

Denn  3  düs,  wü|  es  dann  umb  düse  zeütt  dös  jahrs  früeh 
tag,  macht  ich  und  der  teütsche  renigat  unns  uf  den  weeg, 
zog  yeder  ein  altt  zerrissen  hemmett  und  hosen  an,  und  einen 
alten  nichtigen  rock  dorüber;  der  theütsche  Thürck  aber  an- 
statt seines  bundts  sezte  ein  grau  spizig  heiblin  uf,  wahren,  an- 
gethon  als  arme  Nosserani  oder  Christen  dös  landts,  domitt  es 
derjhenig,  dem  düe  ösell  gehörten,  auch  nicht  mörcte.  Also 
rütten  wür  von  der  alten  statt  Cairo  büs  an  den  Nilus,  aldo  wür 
uns  yberfi^ehren  lüesen;  alsdann  wür  gleich  stracks  zureütten 
kundten,  dann  der  Nilus  noch  nicht  sonders  hoch  gestügen 
wahr,  dann  so  er  ussgelaufen  ist,  mus  mann  weitt>umb  und  iber 
vül  brücken  reütten.  Als  wür  bey  einer  stund  lanng  allgemach 
forrtzogen,  und  nicht  ferrn  von  den  pyramides  kahmen,  wölche 
bey  6  w.  meil  von  der  statt  sein,  sahen  wür  ottlich  Arabier  in 


375 

einem  *  zuckrackerr  oder  gartten ,  wölche  noch  ein  gut  stuck 
weegs  von  unns;  wincket  einer  von  dennselbügen,  derer  ohnge- 
vahr  in  dtie  18  bejsameh  waren,  nabenten  wür  unns  alsbald 
gögen  inen,  güeng  unns  einej  öntgögen,  fragt,  wo  wür  hünwol- 
len, wüsenn  wür  mitt  denn  fingern  und  zeugten  uf  düe  pyram- 
mides,  dann  solche  nahent  für  unns  wahr.  Der  Theütsch  konde 
wol  thürcldsch,  aber  nicht  arabisch,  allein  wüe  unns  hernach 
der,  dem  ösell  zuegehörten,  durch  ein  dollmetsch  bericht,  sagt 
er,  wür  kündenn  nicht  hün,  es  wehre  voller  rauber,  und  dorfte 
sich  mein  geverrt  am  wehnigsten  mörcken  lasen,  das  er  ein  Thürck 
seye,  dann  er  ohne  allemittl  wehre  umbs  leben  kommen,  wüe 
süe  dann  der  Thürcken  gröste  feind  sein.  Ich  gab  dem  Arabier 
brott,  wölches  er  nicht  nemmen  wollt,  befahrt  ich  mich,  er 
möchte  anhöben,  umbsucben,  wüewol  ich  an  gelt  nicht  mehr  als 
10  medin  hatte,  dovonich  zwen  iber  dennNilus  zufahren  geben, 
allein  weil  wür  neben  broth  und  fleisch  ein  starckh  stuckh  von 
einem  schuncken  oder  Schweinen  hammen  bey  unns  hatten» 
wölches  inerin  zu  essen  hoch  verbotten,  möchten  wür  dösswegen 
Bchlög  krüegen.  Indem  begert  er:  en  te  Aus,  wölches  ich  wol 
verstünde,  das  er  geltt  haben  wolte,  gab  ich  ime  gleich  zwen 
medin  in  düe  hand,  doran  er  nicht  hebüg  sein  wollt,  muest  ime 
noch  zwen  geben.  Alsdann  rueft  er  noch  zweien  Arabier ,  düe 
kamen,  hatt  yeder  ein  lanza  oder  laugen  spües,  düe  convoyrten 
unns  büs  zu  den  pyrammides;  uf  dem  weeg  blüb  ich  ein  wenig 
dobinden,  nam  das  seüflekch  und  scharret  es  under  den  sandt. 
Eh  wür  nun  in  gedachte  pyrammides  stügen ,  gaben  wür  düsen 
dreyen  Arabier  alls,  das  wir  zu  essen  für  unns  mittgenommen 
hatten.  Von  den  pyrammides  zu  melden,  derer  hüeromber  im 
sandt  auf  zwo  stund  wegs  vül  gesehen  werden,  yedoch  under 
solchen  allen  ist  düse  düe  höchste,  gröste  unnd  fürnemste ,  wüe 
dann  solche  der  süben  wunderwerck  eins  der  wellt  ist,  dannen- 
her  öttliche  wollen,  süe  seye  durch  die  Juden  erbauen  worden 
und  zum  grab  dös  königs  Pharaonis  geordnet.  Weül  er  aber 
im  roten  mör  ersoffen,  als  im  2  buch  Moyse  dös  14  cappittel 
vermeldt  würdt,  ist  sein  corpus  nicht  dohün  gelögt  worden,  und 
ist  solche  ongevahr  volgender  weüs  formiert 

Erstlichen  ist  süe  in  düe  vüerung  erbauen,  gleich  so  breitt 
als  lanng,  dovon  ich  ein  theil  gemessen  und  von  einem  öck  zu 


376 

dem  andern   330  meiner  pasa  befunden;    las  ich    300  guter 
schritt  sein,  dorus  abzunemmen,  was  solche  für  einen  plaz  in- 
nen hab,  und  was  für  ein  gewaltüg  gebey  ¥on  mentschenhannd 
gemacht  es  sein  mües,  solche  ist  von  unden  an  büs  oben  immer 
was  cleiners  und  spiu£igers  als  ein  dymant,  und  picht  voü  maur- 
zei^,  eyse,  dämmen,  haaeken  noch  mit  bley  ingegossen  in  ein- 
ander gemacht,  sondern  von  gehauenen  steinen  aus  freyer  kunst 
uf  einander  gesözt,  und  ist  sich  zu  verwundern,  demnach  Ägipto 
ein  sandüg,  oben  land  ist,  wo  doch  düse  menge  stein  scyen  her- 
gebracht worden,  dann  es  von  ferne  einem  hohen  berg  sich  ver- 
gleicht;  zudem  so  sein  es  so  unbilliche  grose  stuck  stein^,  als 
ich  derogleichen  an  keinem  bau  niemals  gesehen,  noch  erfunden 
werden,  wüe  solche  sein  dohüu  geschleift  und  gebracht  worden. 
Und  stöth  gedachte  pyrammid  ettwas  wehnigs  uf  einem  büfaell, 
kalm  doch  nicht  sagen,  das  es  ein  folls  seye,   dann  es  rüngs 
umbheer  sehr  tüefen  sandt  hatt.    Zwischen  dem  öck,  wölches 
gögen  Tremontana  und  d^s  ander  gögen  Ponente  steth,  hatt  es 
zu  müttlede  einen  deinen  innganng  gögen  Magistrale.     Als  wür 
öttlich  schritt  hinein  kahmen-,  schliegeu  wür  ein  feyr,  zündeten 
düe  lüechter  au,  wölche  mür  mitt  unns  genommen,  und  güeugen 
fort;  mues   sich  eiüer  hartt  hucken,  verharreten  düe  Arabier 
allweil  für  dem  inngang.    Als  n^ann  ein  wenig  abwärts  geth,  hat 
es  zu  der  rechten  haud  ein  ander  finster  loch ,  wölches  was  uf- 
wiirts  geth;  mu«s  sich  einer  noch  mehr  hucken;  in  solchen 
waren  vül  groser  fledermeüs,  düe  müer  iber  denn  köpf  flügen. 
In  gemeltem  ganug  soll  es. ein  stein  von  marmor  haben,  bey  wöl- 
chem  mann  in  ein  andern  ganng  steügt,  aldann  es  gut  büs  oben 
uff  zu  steügen  sein  soll.    Umbwillen  wür  aber  das  loch  nicht 
wuesten  noch  sahen,  wü,e  ich  mich  dann  uf  den ,  der  mitt  müer 
wahr,  verlües,  dann  er  mier  zuverstöhn  gab,  er  were   zuvor 
einmahl  drinnen  gewesenn,  das  doch  nicht  wahr,  wurd  ich  ver- 
füert,  güengen  den  ganng  wüderomb  zurück  herfür,  stügen  in 
dem  geraden  ganng  immerzu  abwärts,  wölcher  unnden  so  voller 
stein  imd  dermassen  yervallen  wahr,  das  wür  ein  gut  theil  wegs 
uf  dem  bauch   krüechen  muesten.     Nach  langem  absteügen 
kamen  wür  zur  rechten  band  zu  einem  engen  loch,  bey  wölchem 
wür  innkrochen,  dann  der  ander  ganng  noch  vül  thüefer  hinun- 
der  geth,  aber  mit  steinen,  sandt  und  staub  dermassen  ausge- 


377 

ffillt,  das  man  nicht  fürtterr  kommenn  kahn.    Düses  loch,  do 

wür  ünstügen,  ward  inwendig  so  enng,  das  wür  bede  miesam 

drinnen  stöhn   künden.    Von  do  hüeben  wür  an  ufzusteügen, 

gleich  als  in  einem  camin,  dann  solches  stracks  wüe  ein  maur 

ufgeth,  in  vüeröckend,  und  scheintt,  als  ob  solcher  camin  in 

einen  foUsen  gehauen  seye;  hat  von  einem  trütt  zu  dem  andern 

deine  gehauene  löcher,  das  einer  nun  mitt  denn  zehen  kahn 

anspreissen.    Wüer  zogen  uns  büs  an  das  hömmet  aus,  dann  in 

cleider  und  schuech  onmiglich  ufifzusteügen,  zu  dem  es  an  zweyen 

ortten  so  enng,  das  ich  mich  allerdings  mitt  dem  leüb  bestöcte 

und  ein  gut  weyl  wöder  hindersich  noch  fiirsich  kondte.    Son- 

sten  ist  es  durchauf  in  einer  gleichen  gröse:  weil  einer  mitt 

dem  einen  fues  hi  ein  ander  loch  greiftt,  mues  er  sich  mitt  dem 

rucken  und  hindern  anspreissen  und  hernach  schucken,  dann 

er  sich  an  nürgend  halten  kahn.    Und  beschicht  solches  nicht 

allein  durch  sehr  grose  müeh  und  arbeytt,  weil  es  ohne  das 

diser  zeütt  sehr  heüß,  sondern  weil  kein  luft  noch  lüecht  dohün 

kahn,  vergeth  einem  aller  düe  craftt,  dann  es  ein  ungesund 

ortt  ist;  zudem  ist  düser  camin  aller  voll  staub,  sannd  und 

wuest,  dann  gewißlich  in  vül  jähren  kein  mentsch  in  düs  loch 

nicht  kommen  ist.    Do  dem,  so  am  ersten  hinaufsteügt,  ein 

fues  entschlief,  scLlüeg  er  alle  düe,  so  under  ijne  sein,  herni- 

der,  das  süe  all^  herunder  vallen  muesten.    Als  weütt  wür  vom 

innganng  herunder  gestügen,  also  hoch  muesten  wür  im  engen 

loch  ufsteügen,  und  ist  erst  am  miesamsten,  das  einer  in  der 

einen  band  ein  brönnend  lüecht  mitt  sich  tragen  mues.     So 

mann  gar  hinuf  kompt,  stügen  wür  zu  einem  deinen  loch  ein, 

Alsdann  kahmen  wür  zu  einem  langen  ganng,  wölchem  wüer 

völgten  und  in  ein  gros  fdnster  gemach  gleichsam  einer  kamerr 

kahmen,  wölche  durchaus  mitt  schönem  rotem  marmor  beclei- 

tett  und  iberzogeu   wahr.     In  derselbigen    wahren    sehr   vül 

iledermeüs,  und  so  ein  wüderspönstüger  geschmack,   das  ich 

nicht  dorinne;n  kondte.    Als  wür  wüderomb  herfür  güengen,  hat 

es  zu  beden  seitten  düses  gangs  schmale  stüegen,  düe  stapflen 

nicht  zweyer  schuech  lanng,  alles  von  rotem  marmor ;  in  düe- 

selbügen  sein  deine   treppen   gehauen,   bey  wölchen  stüegen 

mann  noch  hoch  hinuf  steügt.    Alsdann  so  kompt  mann  erst  zu 

dem  gemäch,  in  wölchem  das  grab  Pharaonis  sein  soll.    Dem- 


3T8 

nach  wür  aber  den  weeg  nicht  wüsten,  zudem  es  ril  andere 
gäng  und  löcher,  dorinnen  sieh  einer  rerirren  kahn,  das  er 
drinnen  sterben  utid  verderben  muest,  sonderlichen  wann  ime 
das  lüecht  auslöscht  oder  abranndt,  demnach  ich  nun  selbander 
wahr,  und  ich  hörte,  das  düe  Arabier,  wölche  draussen  wahren, 
ein  hesslich  geschrey  hatten,  kam  mich  dermasen  ein  forcht  und 
öntsözen  an,  das  ich  nicht  femer  wollt,  und  das  grab  oder  se- 
pultura  Pharapnis  nicht  sähe.  Ich  verlües  mich  uff  denn  teut- 
schen  Thürckeu  und  vermeint,  er  wüste  alle  gelegenheitt,  das 
doch  durchaus  nicht  war;  allein  wüe  mich  bemach  berichteten, 
düe  solches  gesehen  haben,  ist  es  ein  schön  gemach,  durchaus 
mitt  rotegi  poliertem  marmor  becleidett;  in  derselbügen  camer 
steth  ein  kunstlich  ausgehauen  stein  von  einem  stuck,  auch  von 
poliertem  marmor,  so  subttil,  sauber  und  rein  gearbeitt,  als 
were  es  gegossen,  düe  form  und  gestallt  einer  sepultura,  in 
neüli  guter  scbuech  lanng,  vüerthalben  breitt  und  eines  mans 
hoch:  wölches  grab,  als  man  sagt,  dem  könig  Pharao  bey  seinen 
lebzeitten  durch  der  Juden  sclavitet  und  düenstbarkeytt  hab 
erbauen  und  machen  lassen;  und  mag  von  düser  pyramide  und 
miraculum  mundi  so  eügentlicben  nicht  geschriben  werden,  so 
gewaltüg  als  es  ist,  und  durch  mentschenhand  gemacht  und  er- 
bauen worden. 

Obwoln  wür  durch  grose  arbeitt  sehr  müesam  durch  düses 
hüevor  gemelte  loch  hinauf  kommen  sein,  hatten  wür  noch  vül 
grösere  gevahr,  wüder  herunder  zu  steigen,  das  ich  nahend  ganz 
verzagte,  und  wolt  der  erste  nicht  sein,  bevahrtte  mich  sonder- 
lichen durch  düe  ennge  zu  kommen,  do  ich  mich  am  hinufsteü- 
gen  bestöct.  Also  stüg  der  teütsche  Thürck  vohr  und  ich  her- 
nach und  kamen ,  Gott  gedanct,  wol  wüderomb  herunder,  wüe- 
wol  müer  mein  lüecht  zum  andern  mahl  ausgelöschtt.  Als  wür 
ein  wehnig  gerastett,  stügen  wür  hinus  in  den  enngen  ganng  iindt 
krochen  wüderomb  uffwärts,  wölches  mich  erst  hart  ankahm, 
dann  düe  stein  mich  an  den  knien  und  arm  aller  ufiicten,  das 
ich  mich  dermassen  abgemörgelt,  das  ich  nicht  mehr  kondte, 
und  vermeint  durch  düe  greiliche  hüz,  düeweil  kein  luft  noch 
lüecht  dorein  kahn,  zu  versticken. 

Als  wür  nun  wüderomb  uf  denn  guten  weeg  kamen,  do  der 
ganng  was  weitters  ist,  unnd  gleich,  do  ich  wüderomb  herusserr 


879 

steügen  wolt,  wahren  in  dlie  fünf  Arabier  inwendüg  dös  ganng 
mütt  ihren  lanzen  oder  langen  spüesen,  schrien  alle:  Aus,  Aus, 
gellt,  gellt  her;  düe  trüben  müer  erst  den  rechten  schweüs  aus, 
gab  inen  zu  antwurtt:  halla  mavis  Aus,  ich  schwere  bey  gott, 
das  ich  kein  Aus  oder  gelt  habe.  Das  wahr  all  mein  arabisch, 
so  ich  wüste.  Nach  lanngem  geschrey  stügen  süe  wüder  hinaus, 
Voigt  ich  inen  nach,  wahr  fro,  das  ich  luft  hatte,  zue  besorgen, 
wann  ich  lenger  hette  müesen  drinnen  bleiben,  ich  wehre 
verstict. 

ZuYor  und  eh  ich  do  hünweg  kam,  wollt  ich  von  aussen 
auch  uffsteügen,  düe  höhe  düser  pyramide  zu  besehen,  aber 
mein  teütscher  Thürck  ward  so  matt  undt  müed,  das  er  nicht 
mehr  kundte,  verharrete  bey  den  Arabier  und  dem,  so  düe  ösel 
zuegehörten.  Hüer  ist  zu  wüssen,  das  an  den  vüer  ortten  nun 
eines  ist,  dobey  mann  hinufsteügen  kabn,  das  stöth  gögen  Tre- 
montana,  dann  düe  andere  durch  langwirigkeitt,  ungewitter 
unnd  wind  zum  theil  vervallen  sein.  Es  stüg  mier  ein  junger 
Arabier  vohr,  der  vül  bölder  droben  wahr,  dann  ich.  Ongevahr 
in  der  mütte  hatt  es  einen  deinen  absaz,  wölclies  düe  helft  be- 
deuten soll,  von  do  ich  den  andern  theil  auch  voUend  hinufstüge 
aber  imderwegen  öttlichmal  rastete  ^  und  obwoln  es  herunden 
wegen  groser  höhe  ein  ansehen,  als  wehre  es  oben  ganz  spüzig, 
so  hatt  es  doqh  einen  geviertten  plaz,  das  noch  in  düe  fünfzüg 
personen  neben  einander  doruf  stöhn  könden.  Es  sein  düe  stein 
an  solchem  gemedht  immer  staAenweüs  abgesözt;  aber  so  mech- 
tig  hoch,  das  einer  manchen  stein  oder  stapfei  müehaam  er- 
schreitten  mag,  und  düe  minste  oder  niderste  einer  gemeinen 
ein  hoch  sein.  Derer  sollen  in  230  sein,  gleichwol  ichs  selber 
nicht  gezölt.  Wann  einer  zu  Oberst  steth,  und  herunder  sihett, 
grau6t  einem  für  solcher  höhe,  es  wüertt  düe  statt  ganz  kreitt 
gesehen,  aber  am  wehnigsten  kein  thurn,  der  düser  pyrammide 
höhe  halbr  sich  vergleiche,  und  so  hoch  gedachte  pyramide  ober 
der  erden,  also  thüef  soll  süe  auch  under  der  erden  erbauen 
sein,  wüe  dann  zum  theil  inwendüge  gäng  genugsam  ausweisen^ 
sonderlichen,  wann  einer  dem  volgtt,  der  vom  inngang  gleich 
stracks  hinabgeth.  Glei  neben  solcher  hatt  es  noch  ein  ander 
pyrammis,  yedoch  nicht  so  hoch,  aussen  aller  glatt,  das  mann 
glicht  hinufsteügen  kahn,  und  oben  gannz  zuegespüzt,  wüert 


/ 


380 


aucli  kein  tbür  noch  inngang  doran  gesehen;  sagt  mann,  solle 
dös  vorgemelten  könig  Pharaonis  gemahl  in  derselbügen  begra- 
ben lügen,  also  auch,  wann  gemelter  könig  eines  rechten  todts 
in  seinem  palatio,  statt  oder  ortt  gestorben  wehre,  sein  corpus 
dohün  hatt  sollen  gelögtt  werden  und  hernach  der  innganng  zu^ 
gemacht,  das  niemand  hatt  sollen  wissen,  wo  derselbüge  gewest 
ist:  wölches  Gott  nicht  hatt  haben  wollen,  sondern  ine  im 
rothen  mör  erseift.  Es  werden  oben  uf  der  höhe  noch  TÜl  deine 
und  grose  pyrammiden  gesehen,  doch  under  allen  keine  so  gros, 
als  düse.  Als  iich  mich  genugsamermasen  ersehen,  stüg  ich  all- 
gemach wüder  herunder  und  verwunderte  mich  ab  dem  Arabier, 
wüe  er  so  bald  doniden  wahr  und  immer  von  einer  stapfei  oder 
stein  zum  andern  so  frevenlich  sprang,  do  müer  doch  herunder 
zu  steügen  grauett. 

Als  ich  herunder  kahm,  war  der,  dem  düe  esell  zugehörten, 
sehr  unwillig,  das  ich  so  lanng  auswahr,  dann  er  sich  seiner 
thüer  halber  bevahrte;  güengen  von  dem  bühel  herunder.  Als 
wür  uf  das  feld  kamen,  begert  einer  Ton  dem  Arabier  aber- 
mahln  tius,  gelitt;  gab  ime  mein  gevört  ein  alt  nichtig  fazolet, 
dorin  er  zwen  medin  hatt;  dann  als  unns  der  mitt  den  öseln 
hernacher  durch  einen  dracomanno  oder  doUmetsch  sagte,  ha- 
ben ine  düe  Arabier  öttlichmahl  gefragtt,  weil  wüer  noch  innwön- 
dig  der  pyrammis  gewesen,  ob  er  nicht  wisse,  was  wür  für  leütt 
seyen,  und  ob  wür  nicht  geltt  bey  unns  haben,  er  aber  sagtt, 
habe  unns  entschuldigt,  wür  seüen  arme  Nosserani  oder  Chri- 
sten, haben  nichts,  wüe  dann  augenscheinlich  an  unnsem  klei- 
dern  zu  sehen.  Also  güengen  süe  mitt  unns  büs  wüderomb  au 
das  ortt,  do  der  einer  Arabier  uns  am  ersten  geruefen,  alsdauu 
süe  unns  verlüessen  und  wüder  dem  zuckeracker  ihren  andern 
gesöUen  zuegiengen;  sasen  wür  uf  düe  ösel  und  rüten  fort.  Als 
wür  ougevahr  ein  vüertlstund  geritten,  streichen  zwen  Arabier 
starck  iber  das  feld  uf  unns  zu  (will  wol  glauben,  seyen  vou 
denen  schelmen  gewest,  wölche  wür  im  zuckeracker  sahen) :  der 
eine  hatt  ein  lanz;  der  ander  einen  starcken  lanngen  büugl. 
Als  süe  nahent'  zu  unns  kahmen,  theilten  süe  sich,  geth  der 
mitt  der  lanz  uf  meinen  gevörten,  der  ander  uf  mich  zu,  ver- 
döcten  das  gesiebt  yeder  mitt  einem  örmel  vom  hemmett,  heis- 
sen  unns  von  den  öseln  herunder  steügen,  sözt  der  eine  meinem 


38t 

gevorten  denn  spües  an  dfie  brüst  und  begert  Aus,  gelltt; 
nahend  er  hinzu  und  kust  im  die  handt,  denn  sobald  mann 
derer  scheknen  einem  düe  band  küsset,  schlagen  süe  einen  leichi- 
lich  nicht,  züecht  hernach  den  rock  an  und  wirft  ime  densel- 
bügen  dar.    Der  wahr  so  gut,  das  er  in  nicht  haben  wolt,  do  süe 
doch  sonsten  nicht  bald  etwas  verachten ;  muest  ime  noch  derzu 
das  hemmet  und  düe  hosen  auch  weisen ,  dorin  er  suecht,  ob 
kein  gelt  do  yerneth  seye.    An  sand,  staub,  schweüs,  koth  und 
nnflath  fände  er  einen  zimlichen  vorrath.    Do  er  nun  an  allen 
seinen  kleidern  nicht  funde,  das  im  daugte,  dann  ein  blau  leine 
thuech,  wölches  mein  gevörtt  an  statt  einer  gürtl  umb  sich  ge- 
bunden hatte,  nam  er  dasselbüge;  kombt  alsdann  zu  müer,  do 
er  dann  einen  gleichförmigen  schaz  von  staub  und  wuest  fände: 
dann  sobald  ich  mich  fornen  am  rock  uffmachte,  ward  das  hem- 
met, so  ich  anhatte,  dermassen  zerrissen,  das  er  nicht  weitter 
zu  suechen  begertte;  allein  hatt  ich  zwey  fazolet  an  einander 
gebunden,  düe  ich  anstatt  einer  girtl  gebrauchte,  vermeinte  er, 
es  wjpre  gelt  in  dem  knöpf,  muest  in  derowegen  uffmachen :   do 
er  aber  nichts  fände,  nam  er  das  hoste  fazolet,  das  nichtige 
lües  er  müer.    Do  er  nichts  weitters  fiinden,  so  ime  daugenlich, 
sagte  er:  ru,  ru,  das  ist:  fort,  und  güeng  gleichwol  one  streich 
ab.    Obwoln  wür  beede  wöder  messer  noch  ander  waffen  bey 
unns  hatten,  gedrauten  wür  doch,  ihrer  wol  meister  zu  sein; 
allein  wür  unns  vor  den  andern  Arabier  bevahrten,  do  dann 
unser  kein  bein  dovonkommen  were.    Düeweil  wür  wenig  oder 
gahr  nichts  zu  verlüeren  gehabt,  lüessen  wür  inen  ihr  kurzweil. 
Als  wür  nun  wüderomb  uf  düe  ösell  gesessen  und  eines  rohrs- 
schuß  weitt  von  do  kamen,  laufen  gemelte  zwen  Arabier  unns 
nach,  heissen  unns  wider  absteigen  und  nembt  der  ein  das  ser- 
viet,  wölches  er  zuvor  nicht  gewolt,  alsdann  liesen  süe  unns 
fortzüehen.  Als  wür  zu  dem  Nilus  kamen,  seüberten  und  wasch- 
ten wür  unns,  und  hatten  gleich  noch  zwen  medin  bevohr,  das 
wür  düe  yberfahrt  bezaln  kundten;  rüten  also  wüderomb  nach 
der  statt  in  dessen  hüevorgemelten  jenitschars  losamentt,  aldo 
ich  den,  so  düe  ösell  gehörten,  befrüdigte  und  meine  zerrisne 
kleider  ablögte  und  andere  anzöge.    Alsdann  füert  ich  mein  ge- 
vorten, den  teütschen  renigaten,  wölcher  mitt  müer  draussen 
gewesen,  in  der  goldschmid  behausung,  do  ich  mein  uffent- 


382 

haltung  hatte,  und  erquicten  unns  wüderomb;  verwunderten 
sich  düe  zwen  goldschtnid,  das  ich  mich  allein  dohin  gewagt  und 
begeben  hatte. 

Von  vülgemelten  pyrammis  hatt  mann  nicht  weitt  zu  den 
mommia,  weül  mann  aber  derer  tägliich  bey  den  Arabier,  wölche 
Äüe  göhn  Cairo  uf  denn  bazar  zu  verkaufen  bringen,  genug 
sihett,  wolt  ich  nicht  hinreisen,  dann  es  sehr  gevarlich;  zudem 
werden  düe  löcher,  dobey  mann  innsteigt,  mitt  sand  hisirtt  ver- 
wehett.  Düse  mommia  sein  todte  cörper,  düe  öttlich  hundert 
und  mehr  dann  ein  tausentt  jähr  im  sand  gelegen,  doch  an  allen 
glüdem  ganz  und  unverwesen,  das  fleisch  sehr  hart  und  ber- 
schwarz;  sein  in  linwat  kunstlich  inngewickelt  und  wol  balsa- 
mirt;  das  solche  nicht  faulen^  auch  am  wehnigsten  ibel  schmö- 
cken.  Düe  cörper  sein  aller  ausgeweidet  und  werden  in  den 
leibern,  in  dem  einen  ein  thirlin,  in  dem  andern  ein  vogl,  im 
dritten  ein  bildiin  gefimden,  das  ein  von  silber,  das  ander  von 
möss,  kupfer,  eyse,  zum  theil  von  gold  und  anderm  metall  ge- 
macht, gefunden.  Weil  düse  personen  heüden  gewesen,  vül 
und  mancherley  abgötter  gehabt,  württ  gesagt,  an.wölches 
thüer,  vogl  oder  büld  es  glaubt,  dasselbig  hab  mann  ime  nach 
seinem  absterben  und  ausweidmen  in  den  leüb  gestöct  unndalso 
in  den  sannd  verschartt,  und  trögt  sich  zu,  das  mann  zu  Cairo 
ganze  personen  zue  kaufen  krüegt. 

Am  hinauszüehen  nach  den  pyramiden,  als  wür  iber  denn 
Nilus  kamen,  hat  es  gleich  einen  flecken  zur  rechten  band.  Vor 
solchem  heraussen  wüs-  müer  der  teütsche  Türckh  ein  dein 
berglin,  uf  wölchem  jährlich  am  heiligen  freittag  vohr  ostem 
todte  uflferstön.  Ob  ich. solches  von  andern  mehr  gehört,  hab 
ichs  doch  lasen  ein  röd  sein ;  allein  seinem  schwören  nach  muest 
ich  ime  glauben  geben,  das  ers  gesehen  habe:  als  er  sagt, 
seye  under  andern  ein  alter  mann  mitt  einem  langen  barrt 
herfür  kommen,  wölcher  sich  büs  an  düe  weiche  herfiir  gethon 
und  ein  gutheil  zeitt  von  möniglicher  gesehen  worden:  wölches 
alles  ich  uff  ime  selber  beruhen  las  unnd  es  selber  nicht  glau- 
ben kän.    und  sovil  von  den  pyrammis. 

Es  werden  zu  Cairo  vül  schöne,  züerliche  und  wol  abge- 
richte  pfert  gesehen,  derogleichen  in  Thürckey  nicht  bald  ge- 
funden werden,  wüe  dann  jährlich  dem  Grostüreken  öttliche 


383 

nach  Gonstantinopel  gesant,  und  ist  sonderlichen  wol  zu  sehen, 
wann  der  bassa  oder  vicerex  ausreitt,  mütt  was.pracht  nnd 
trionph  solches  beschicht;  habe  ofFtermaln  gehört,  seye  statt- 
licher zu  sehen,  dann  wann  der  türckisch  Keyser  selbsten  spa- 
zieren züehe.  Hab  düsen  nun  einmal  gesehen,  das  er  einem  an- 
dern bassa  das  gleid  für  düe  statt  herusser  gab,  er  in  düe  2 
tausend  pfert  mitt  sich  gehabt;  düser  ist  ein  gebomer  Thürck: 
es  mag  sonsten  nicht  bald  einer  ein  bassa  werden,  er  sey  dann 
eines  Christen  künd  geboren  und  zu  einem  Türeken  gemacht 
worden^ 

Demnach  kein  iberflus  an  wasser  in  gedachter  statt  Cairo, 
finden  sich  gleichwol  vül  leitt,  sonderlichen  in  der  reichen  herm 
heüser,  düe  bauen  ein  schenen,  ronden  ercker,  von  allerley 
färben  marmor  inngelögt  und  züehrHch  gemacht,  dorein  rich- 
ten süe  ein  Wasserwerk  gleichsam  als  ein  brenn ,  oder  aber 
sözen  ein  schönen,  ausgehaueneik  marmorstein  dohin,  wölchen 
mann  umb  mittagzeütt,  do  es  dann  sehr  warm  und  am  meisten 
volckh  bün  und  wüder  wandelt,  voll  frisches  wasser  schöpft;  do- 
bey  stöhn  öttliche  deine  krüeglin  oder  scherblin,  iriag  yeder, 
der  fiirgetfa  oder  reütt,  sey  Thürck,  Christ  oder  Jud  dorus 
trincken.  Es  ist  offt  so  enng  bey  solchen  brennen,  das  mann 
sich  umb  das  wasser  reist. 

ümb  vülgemelte  statt  Cairo  wüert  eiii  sondere  erden, 
wölche  schwarz  ist,  gefunden,  dovon  macht  mann  dein  und 
gros  krüeg,  dorus  zu  trincken,  demnach  das  wasser  vom  Nilus 
thrüeb,  matt  und  warm.  Sonderlichen  diser  zeütt  dös  jars  ha- 
ben düe  krüeg,  wölche  von  düser  erden  gemacht,  ein  sondere 
natur  und  eigenschaft.  Wann  wasser  dorein  gethon  wüertt  und 
der  krueg  bey  einer  halben  stund  im  luft  hangett,  so  gros 
und  grell  auch  düe  hüz  sei^  wüert  doch  das  wasser  vom  luft  so 
frisch  als  bey  unns  ein  wein  im  küehlwasser  erfrischet  wiert; 
das  hab  ich  vülmaln  probüert,  dann  ich  zwen  groser  krüeg 
mütt  miier  nach  dem  berrg  Sinai  gefüert,  wölche  müer  sehr 
wol  gedüentt. 

Zuvor  und  eh  ich  fürtter  schreitte,  mues  ich  ein  wehnig 
meidung  thun  von  dem  aus  Nilus,  wölches  eines  von  den  vüer 
wassern,  so  ihren  Ursprung  us  dem  paradis  nemmen,  sein  soll, 
wüewol  ich  niemals  gehört,  das  yemandt  bey  dem  Ursprung 


384 

düses  fluss  gewesen  sey.    Solcher  kompt  von  mittag  aus  Äthi- 
opia,    prüester  Johann    lannd    heninder,   ist  immerzu  trüeb, 
gleich  als  düe  Tiber  zu  Rom.  Weil  nun  hüezuland  wehnig  hoUz, 
vül  wefaniger  vass  gemacht  werden,  hat  mann  grose  yrrdine  topf, 
do  mancher  ein  in  anderthalb  aymer  höllt,  dorin  süe  das  wasser 
thim.    Do  solches  öttlich  stund  lang  drinn  stöth,  wüert  es  so 
dar,  als  ein  gold,  oder  do  mann  öttlich  mandl  dorein  würft, 
leittert  es  sidi  selber.    Düses  wasser  ist   sehr  lüeblich,  wol- 
geschmack  und  gesund;  sovil  auch  einer  dössen  trinct,  thuet 
es  einem  nicht  weh,  vül  wehniger  yemandt  dovon  kranck  werde, 
wüe   ichs  dann  selber  genugsam  probiert:   dös  nachts,  wann 
ich  zu  bött  güeng,  nam  ich  allzeitt  ein  krüeglin  mitt  wasser  zu 
müer,  stöUt  es  neben  dem  bött,   das  ich  oftermaln  umb  mit- 
ternacht  oder  dös  morg^is,  eh  ich  uffstund,  getruncken  hatte 
und  mich  allzeütt  wol  dobey  befunden.    Es  ist  diser  landtsart 
der  luftt  sehr  ungleich  und  an  einem  ort  bösser,  dann  am  an- 
dern, sonderlichen  alhüe  gögen  Alexandria,  dann  der  nacht 
luft  alhüe  nicht  ungesund,  das  einer  düe  finster  oder  düe  thüer 
wol  mag  ofifen  lassen  oAet  aber  under  freyem  hemmel  schlafen. 
Gemelter  Aus  Nilus  hatt  düe  art  und  eigenschaft  an  sich,  das 
er  vüer  monat  wechst,  4  stüU  steth  und  4  wüderomb  abnembt, 
wüe  er  dann  von  dem  monat  Mayo  büs  ufF  den  Augusto  inmier 
stets  zuenembt;   dannenher  es  verordnete  leitt  hatt,  düe  alle 
tag  in  der  statt  umbher  göhn,  schreyen  unnd  ruefifenn  aus,  umb 
wüevil  finger  der  Nilus  seüder  dös  andern  tags  gewachsen,  düe 
ihr  gewüs  absehen  in  alt  Gairo  haben,  do  mann  den  Nilus  in 
die  statt  leitet.    Düse  Moren  göhn  von  einer  strasen,  vast  von 
einem  haus   zum    andern,    dordurch  süe    vül   gellt  zu  wegen 
bringen.     Wann  nun   düe  zeütt  dös  waxens   fUrbey  komptt, 
nembt  mann  dobey  ab,  ob  kinftüg  ein  fruchtbar  jähr  werde,  dann 
so  der  Nilus  hoch  steügt,  begeist  er  das  lannd  desto  mehr  und 
theilt  sich  das  wasser  desto  weütter  aus ,  dann  wo  dasselbüge 
hinreicht,  befeichtet  und  dünget  es  das  laiidt  dermassen,  das 
es  hemacher  vülvaltige  frucht  bringtt,  sonderlichen  von  so  herr- 
lichem getreüd,  derogleichen  nicht  bald  gefunden  wüert,  wüe  süe 
dann  ihr  erend  zu  ende  dös  mohnats  Martii  haben,  das  ich  acht, 
do  süe  es  am  wasser  haben  könden,  und  düe  müeh  und  arbeitt 
doruf  wöndten,  süe  in  einem  jar  zweymaln  emd  haben  köndten. 


385 

Wann  es  kompt  uff  18  oder  20  Augusti,  umb  wölche  zeütt 
ich  zu  Alexandria  wahr  unnd  gern  wüderomb  zurück  hüeher 
gezogen  were,  solchen  trionph  zu  sehen,  dann  ich  one  das  noch 
einen  ganzen  monat  do  verharren  müessen  von    wegen   döa 
gögenwindts,  hatte  ich  sehr  gute  gelegenheitt  mitt  dem  vicecon- 
sul  de  Frantia,  wölcher  gleich  zu  der  zeütt  von  Alexandria  nach 
Cairo  reüsett.     Dueweil  ich  aber  das  fiieber  am  halls,  dorft 
ich  mich  schwacheit  halbr  nicht  wagen,  und  beschicht  sokh 
feest  zu  Cairo:  wann  maQ:n  den  Nilu«  uffschneidet  und  in  due 
statt  leittet,  reütt  der  könig  oder  bassa  neben  seinen  fiirsten, 
derer  er  in  düe  24  under  sich  hat,  ganz  stattlich  unnd  müt  grosem 
trionph  und   bracht  hinaus  in  düe  alte  statt  Cairo,  do  dann 
Yül  tausend  personen  von  mann  und  weiber  sich  versameln;  als- 
dann ein  besonderer  arm  uffgethon  würt,  das  wasser  aus  dem 
Nilus  mitt  gewalt  eindringt,   alsdann  vül  barca  oder  deine 
schiflin,  dorinn  janitschar  und  alles  volck,  so  last  dozu  hatt, 
mitt  spilleitten  und  vilerley  seittenspül  dorein  süzen,  mitt  gro- 
sem jubilieren  unnd  frolocken  in  düe  statt  fahren,  das  ich  ge- 
hörtt,  allmaln  öttlich  personen  ufm  blaz  bleiben  unnd  vertrin- 
cken.    Von  gemeltem  wasser  füllen  süe  ihre  cisterna  und  ver- 
sehen sich  uff  ein  ganzes  jähr  und  wüertt  düser  arm  oder   Aus 
den  langen  weeg  in  einem  canal  oder  graben  durch  düe  statt  ge- 
leittet.     Dieser  grab  ward,  als  ich  zu  Cairo  gewesen,  aller 
truckhen,  das  mann  allerley  spühl  unnd  kurzweil  dorinnen  hatt. 
Solches  fredenfest  unnd  jubiUeren  beschicht  Gott  zu   ehren, 
das  er  süe  abermahln  begäbet  unnd  das  lannd   so   reichlich 
gesegnet,  wüe  dann  inen  nicht  wehnig  an  düsem  wasser  ge- 
legen;  do  es  ein  oder  zwey  Jahr  nicht  wachsen  soUte,  würde 
dermassen  ein  theürung  im  landt  entstöhn,  das  mann  solches 
öd  und  unbewpnt  müeste  stön  lassen.    Gemelter  Aus  gübt  sehr 
vül  vüsch,  düe  mann  in  ittalianischer  sprach  zebel  nennett,  do- 
von  mann  düe  butarga  machtt;  es  hat  auch  in  dem  Nilus  vül 
crocodill,  düe  mentschen  unnd  denn  vüschen  grosen  schaden 
zufüegen. 

Umb  düse  zeütt  dös  jars  werden  sehr  vül  Moren  jung  unnd 
altt  aus-Äthiopia  uf  dem  Nilus  herunder  zu  verkaufen  gebracht; 
düe  bringen  vül  mörkazen,  süttich,  straussen,  schöne  feder  und 
vül  selzame  thier  und  vogl  mitt  sich. 


K'.*?cV<M. 


25 


386 

Es  werdeil  unnder  den  Moren,  sonderlichen  zu  Cairo,  vül 
gefunden,  düe  ihrem  gesaz  nach  ein  erbar,  inngezogen  unnd 
gottsfurchtig  leben  füehren,  auch  grose  spend  unnd  almusen 
raichen.  Mancher,  wann  er  ein  kranckheitt  iberstanden,  lest 
er  öttliche  schaaf  schlachten,  theiltt  solche  unnder  düe  armen; 
^in  andern  findet  mann,  der  speisett  yül  hundt,  düe  ufi*  denn 
gassen  umbherlaufen,  düe  schlemmsten,  gründigsten  unnd  hess- 
lichsten Schelmen;  als  ich  dergleichen  an  keinem  ort  gesehen. 
Düse  Moren  thun  keinem  thüer  nichts,  achtens  und  haltens  fir 
ein  sind,  wann  einer  ein  thüer  schlecht,  aber  wann  einer  einen 
gauer,  das  ist  §in  Christen,  ibel  tractiert  und  tribuliert,  halten 
süe  es  nicht  für  unrecht.  Zu  ennde  dös  monats  Augusti  reüsett 
jährEch  düe  grose  carovana,  wölche  nach  Mecha  geth,  von  hüe 
ab,  wüe  solche  erst  underwegen  zusammen  stossen,  wüe  dann 
aus  vül  unnd  fernen  orthen  der  Thürckey  yon  mann  weüb  undt 
kinder  dohün  züehen  unnd  niemaln  unnder  50  tausend  camel 
starck  sein  solle;  auch  wol  störcker  aber  nicht  schwecher 
mögen  süe  züehen,  wölches  in  unsem  landen  für  unglaublich 
möchte  gehalten  werden. 

Nachdem  ich  das  andermahl  von  23  Juny  büs  uf  8  July  zu 
Cairo  verharret  und  mich  hin  unnd  wüder  zimlichermassen  er- 
sehen und  erlustigtt,  habe  ich  wüderomb  nach  gelegenheitt 
unnd  compagnia  getrachtet,  von  do  hünweg  zu  kommen,  wüe 
ich  daxm  mitt  einem  französischen  kaufmann  von  Marsilia  nach 
Scandria  von  hüe  aus  reüsen  wolte. 

Denn  gemelten  8  July  nach  dem  morgenessen,  als  ich  mich 
mitt  denn  goldttscbmidenn,  bey  wölchen  ich  zu  herrberg  ge- 
legen, gelötzt,  süe  befrüdigt  und  meinen  abschüd  genommen, 
entlehnet  ich  3  esell  für  mich,  meinen  blonder  unnd  dann  einen 
für  den  teütschen  Türeken  von  Strasburg,  wölcher  müer  das 
gleid  gab  büs  göhn  Bolaco:  dann  ich  hatte  ein  fabian,  ein  mör- 
kai9,  süttich  uimd  anders  mehr  kaufift,  wölches  alles  ich  uff  düe 
ösell  geladen  unnd  fort  zog.  Als  ich  nun  gehn  Bolaco  kam, 
wahr  der  Franzos,  mit  wölchem  ich  gedachte  nach  Alezandria 
zu  reüsen,  schon  fort,  lües  ich  den  teütschen  Türeken  bey  mei- 
nem zeug  unnd  lüef  ich  lanng  am  Nilus  hinunder,  aber  ich 
kundte  in  nicht  mehr  sehen,  da^n  er  ein  ckine  barcca  a  poata 
genommen.    Also  muest  ich  düsen  tag  do  verharren  unnd  nach 


38T 

anderer  gelegenheütt  trachten.  Obwoln  täglich  yüI  harca  nach 
BoBsetto  göhn ,  ist  doch  nicht  allen  zu  trauen ;  also  vierharrete 
der  teütsche  Ttirck  bey  müer  däsen  abend  und  gab  ich  meinen 
blonder  einem  teütschen  Juden,  der  am*  zoll  saas,  in  Verwah- 
rung, und  domitt  ich  düsen  halben  tag  voUend  düe  zeütt  rer- 
trüb,  fliert  mich  der  Thirrck  spazüeren  in  düe  heüser,  do 
mann  den  zucker  seüdtt.  Wüe  ich  wüderomb  zurück  kam,  sagt 
müer  der  Jud,  er  wüsse  einen  vertrautten  barckerol,  wölcher  in 
der  nacht  wegfahren  werde,  der  habe  einen  tschausch  zu  fiieh- 
ren.  Gab  ich  mich  alsbald  doruf  unnd  that  all  meinen  blonder 
dorein,  macht  coUation  und  verfiegt  sich  der  teütsche  Thürck 
wüderomb  nach  der  statt,  wölche  ^r  mitt  müer  verlasen,  in 
kürze  hernach  zu  kommen  unnd  mitt  müer  nach  Constantinopel 
zu  retisen,  als  beschehen. 

Denn  9  dös  bey  zwo  stund  vohr  tags  fuehren  wür  von  Bo- 
laco  hünweg.  Ohnangesehen  es  eine  deine  barca,  ward  doch 
vul  volcks  uff,  als  der  patron  selbfünft,  der  tschausch  selb- 
vöert,  bey  acht  Juden,  zwen  Grüechen,  zwey  weüber  unnd  ich, 
das  düe  barca  aller  gestöct  voll  wahr,  unnd  hatten  wür  den 
wind  stetts  zuwüder,  das  wüer  wehnig  seglen  kundten,  muesten 
sich  mehrtheil  dös  rudern  gebrauchen ;  weil  es  aber  mitt  dem 
fluß,  geth  es  auch  desto  lüeber.  Ich  mue'st  mich  mitt  meinem 
vich  an  einem  schmalen  örttlin  behelfen:  was  nun  zu  beden 
seutten  düses  aus  für  ein  lust  gesehen  wüertt,  sampt  den  flecken 
unnd  dörfer,  hab  ich  vohrmals  am  hünreüsen  ein  wehnig  mei- 
dung thaun,  kamen  also  denn  12  dus  morgens  frueh,  eh  düe  sonn 
uffgüeng,  gehn  Rossetto,  aldo  ich  mein  blonder  ussgeladen,  in 
ein  fontego  in  veryrahrung  gestöUt  und  dös  tags  aHo  verharrett, 
wüe  ich  dann  öttliche  französische  kaufleitt  aldo  angetroffen, 
due  mitt  spözerey  unnd  andern  wahren,  so  süe  innkauft,  von 
Cairo  faerunder  kommen  und  von  do  per  terra  nach  Alexan- 
dria weiten.  Demnach  es  dös  tags  zu  reüsen  gahr  zue  heus, 
rütten  wür  von  Rosseto  hünweg,  als  due  sonn  zu  genaden  güeng, 
röten  düe  ganze  nacht,  unnderwegen  kein  haus  noch  hütt,  son- 
dern thüef  von  sand,  mit  vulen  dattlbömen  besözt,  kahmen  döi 
morgens,  wölches  wahr  der  13  July,  eh  die  porttä  zu  Alezan- 
dria  offen  wahr,  für  düe  statt,  aldo  ich  meinen  innkefar  wttder 
im  französischen  haus  genommen. 

25  * 


388 

Demnach  düe  Thürcken,  Moren  unnd  Arabier  jährlich  eine 
vasten  haben,  wölche  von  dem  neyen  lücht  büs  zu  dem  andern, 
das  ist  einen  ganzen  mohnat  lanngwehrett,  hatt  gemelte  vast 
düses  jähr  den  16  July  angefangen  unnd  den  15  Augusto  sich 
geendet.  Solche  vasten  halten  süe  drey  jähr  lanng  uff  ein  be- 
stempte,  gewise  zeütt  einmahl  wüe  das  ander;  nach  verflüesung 
solcher  3  jähr  gehn  süe  umb  einen  mohnat  zurück,  als  do  süe  im 
JuUo  gewesen,  ist  süe  hemacherr  im  Junio.  Solche  halten  süe 
mütt  grosem  eyver  unnd  ströngen  Tasten,  das  bede,  weüb  unnd 
mann,  kind  unnd  gesindt  vom  morgen  an,  alsbald  der  tag  an- 
bricht, durchaus  nichts  essen  noch  trincken  büs  zu  abent  nach 
der  sonnen  unndergang  unnd  düe  sterrn  am  hemmel  stöhn, 
neben  dem  ist  inen  düe  ganze  vastenzeütt,  den  reichen  unnd 
armen,  wein  zu  trincken  bey  leübsstraf  verbotten.  Alsbald  es 
aber  nacht  ist,  sein  alle  fressläden  unnd  gardkuchen  offen,  krüegt 
einer  von  essenden  speysen  unnd  fruchten  alles  so  wol  als  son- 
sten  beim  tag  zu  kaufen,  unnd  wehret  solch  banketieren  unnd  ju- 
bilieren düe  ganze  nacht  büs  wüder  am  tag,  das  es  für  düe  rei- 
chen nun  ein  faule  vasten  ist,  machen  also  aus  der  nacht  ein 
tag  unnd  aus  dem  tag  düe  nacht,  dann  der  das  seinig  nicht  mitt 
der  hanndarbeitt  gewinnen  mues  unnd  sonsten  zu  leben  hat, 
der  lögt  sich  gögen  tag  schlafen  büs  uf  den  mittag,  alsdann  spa- 
züert  er  büs  an  abent,  das  der  faul  madensack  wüder  lustüg 
wüertt.  Für  arme  leitt  aber,  wölche  harrt  schalen  müesen,  ist 
es  ein  beschwerlich  ding,  als  ich  zu  der  zeitt  im  fontego  d' 
Frantia  von  öttlichen  Arabier  gesehen,  wölche  holz  abgeseget 
und  verscheitett  haben,  das  sie  vom  morgen,  an  büs  gögen 
nacht  ohngessen  unnd  ungetrunken  dös  ganzen  tags  harrt  ge- 
arbeitett  in  der  greilichen  imd  grellen  hüz,  dann  es  eben  in 
hundtstagen,  do  es  müer  beschwerlich  wahr,  umb  mittagzeütt 
iber  ein  gassen  zu  göhp;  dobey  ist  abzunemmen,  was  düs  für 
ein  harrt  volck  sein  müesse. 

Es  werden  auch  in  der  zeütt  in  ihren  mosckea  oder  kür- 
chen ohnzalbar  vül  lampa  düe  nacht  ober  gebrantt,  das  es  im- 
mer schad  für  düe  mönge  dös  herrlichen  bomöls,  so  zu  unnuzen 
verdörbt  und  verbranntt  wüertt. 

Als  solche  zeütt  der  vasten  furiber,  halten  süe  drey  ganzer 
tag  fest  und  feürtaag,  wölches  bey  inen  das  höchste  fest  ist. 


389 

gleich  als  under  den  Chiristenn  der  ostertag;  sein  bazar,  märet 
nnnd  laden  aller  beschlossen,  schaft  niemand  nichts,  wart  je- 
dermann dem  fressen  unnd  saufen  aus,  unnd  was  süe  zuvor  in 
den  vüer  wochen  verabsombt  unnd  erspart,  wollen  süe  i^  denn 
drey  tagen  wüderdmb  hereiner  bringen  unndt  verthon,  wüe 
sonsten  under  inen  kein  feest  oder  tag  für  den  andern  gehal- 
ten würt. 

Ohne  düse  gemelte  vasten  haben  süe  noch  ein  andere ,  wöl- 
ches  süe  denn  deinen  feirtag  nennen^  ist  aber  kein  gebottne 
fast,  sonndem  nun  für  fromme  unnd  alte  leütt,  düe  per  devotione 
solche  halten  wollen;  derer  sein  wehnig.  Das  fest  nach  verflie- 
sting  der  zeütt  halten  süe  auch  drey  tag  lanng,  wölches  düs  jähr 
gehalten  worden  den  21  Octobrüs,  zu  wölcher  zeütt  ich  in  der 
insul  Scio  wahrd,  unnd  ist  solches  feest  in  allem  dem  andern 
nicht  zuvergleichen. 

Denn  31  unnd  lotsten  July  gleich  umb  müttagzeütt  yber- 
füel  mich  das  dritägig  füeber,  demnach  ich  mich  aber  nicht 
lögen  wolt,  sonndern  noch  büs  in  finften  tag  umbgüeng,  alsdann 
es  mich  dermasen  angriffen  unnd  heimgesucht,  das  ich  mich  zu 
bött  lögen  muest,  lües  derowegen  alsbald  den  mödicum,  wöl- 
chen  süe  zu  Alexandria  haben,  so  ein  Jud,  unnd  gleich  sovil 
als  ich  möchte  studiert  habenn ,  dann  solcher  vohr  düsem  ein 
Christ  unnd  föndrich  in  Portugal  gewesen,  zu  mür  in  das  fon- 
tego  beruefen.  Der  lüeis  müer  gleich  ein  aader  öffnen,  wölches 
beschach  denn  5  Augusti,  das  ein  zimliche  noturft  bluett  von 
müer  kahm ;  nach  solchem  er  müer  syrop,  crister,  mödicin 
unnd  dergleichen,  was  müer  zur  gefeundheit  wüder  raicheii  unnd 
düenen  soUtt,  verordnet:  dann  so  einer  nicht  bey  zeütt  rath 
sucht,  ist  er  in  kurzen  tagen  spediert,  dann  düses  rechte  pe- 
stilentialische  füeber  sein.  Er  verboth  mür  auch,  den  wein  zu 
trincken,  noch  auch  von  fleüsch  ettwas  zu  essen,  unndt  hatte 
ich  einen  ibeirschwenklichen  grosen  durst  neben  vülen  hüzen  düe 
nacht  sowol  als  den  tag;  wüe  dann  umb  düse  zeütt  ein  iber- 
schwenckliche,  unleüdenliche  hüz  wahr,  muest  ich  mich  doch 
dös  nachtlufts  enhalten,  dörft  am  wehnigsten  kein  fenster  offen 
lassen,  wüe  dann  der  luft  hüezuland  dös  ganzen  jahrs  nimmer 
vergüfter  unnd  ungesunderr  ist,  als  im  Augusto  unnd  Septembr. 
Dann   unlb  solche  zeütt  muttiert  sich  gemeiniglich  der  wund, 


390 

wüe  dann  im  Janio  büs  uff  den  Septembr  kein  anderer  wandt 
regüert,  dann  Magistrale,  wölcher  immer  früsch  aufküehlt,  das 
in  der  zeütt  nicht  vül  schiff  aus  dem  porto  la,uffen.  Alsdann  en- 
dem  sich  düe  wÜQd,  werden  Ostro  unnd  Syroco,  wölches  matte 
und  ungesunde  lüft  sein,  sonderlichen  einem  frembden,  der  sol- 
cher ohngewohnet,  wüe  dann  dise  statt  an  ime  selber  ungesunden 
luft  hatt,  unnd  lagen  zu  der  zeütt  im  fontego  unnser  acht  am 
föeber  kranck,  dovon  einer  das  gloch  zaln  muest,  der  starb« 
Mein  getranck  ward  cisternawasser ,  wölches  ich  süeden  lües, 
mütt  unndermischuDg  öttlicher  gerstenkemlin ;  wann  solches 
kallt  worden,  vermischt  ich  es  mitt  julep,  der  durst  ward  aber 
bey  müer  so  gros,  das  es  gannz  nichts  hatten  mocht.  HaJbe 
also  in  19  tagen  kein  wein  getruncken  noch  irgend  was  Ton 
fleüsch  versuechtt,  alsdann  es  sich  büs  uff  25  Augusti  (Gott 
gedanct)  fein  gebössertt,  das  ich  allgemach  wüder  auhüeb  zu 
essen,  verguntt  mür  auch  der  medicus  den  wein  mitt  wasser  zu 
yermüschen,  aber  das  fleisch  woU  müer  ein  ganzen  mohnat  nicht 
schmöcken,  der  durst  aber  ward  so  gros,  das  ich  solchen  mitt 
trincken  nicht  löschen  mocht,  und  geschah  müer  weh,  das  ich 
nichts  saurs,  dorzu  ich  lust  hatte,  bekommen  kundte.  Ist  also 
wol  zu  erbarmen,  an  düsen  ortten  krank  sein,  dann  weül  einer 
gelt  hat,  weehret  düe  hüUf ;  hatt  das  geltt  ein  end,  ist  düe  hüllf 
auch  aus,  wüewol  der  viceconsul  de  Francia  alle  hülf  und  freund* 
Schaft  müer  erzeugt  unnd  bewiesen,  mütt  böttgwand,  leülacher 
und  anderm  versehen  lasen,  mich  auch  selberr  öttlichmaln  visi- 
tiert,  doneben  zuegesprochen,  wann  mür  was  mangle ,  soll  ichs 
melden,  sowol,  als  were  ich  in  patria,  wölches  müer  sehr  wqI 
bekam,  ich  solches  auch  für  ein  sondere  freindschaft  erkantte, 
unnd  mich  dössen  zu  rüemen  hab,  das  müer  in  disen  landen  nicht 
allein  alhüe,  sondern  auch  zu  Cairo,  Trippoli,  Halepo,  wüe  auch  in 
Cypro  von  den  Franzosen  vül  guthat  und  freindschaft  wüderfahren. 
iBs  hat  sich  ein  frembder  sonderlichen  zu  hüetten  für  dea 
neyen  fruchten,  als  meloni,  angury,  cucumbri,  unnd  was  der- 
gleichen erdenfrüchten  sein,  wüe  dann  einer  gahr  bald  ein  fie- 
ber  dovon  krüegt,  wüe  auch  vom  neyen  wasser ,  wie  dann  gro- 
ser differentia  zwischen  hüesigem  wasser  unnd  dem  zu  Alcairo, 
dann  der  Nilus  durch  einen  sondern  arm  uff  öttlich  meil  in  due 
statt  Alexandria  geleitet  württ,    wölches   canal  oder  graben 


391 

sommerszeätt  aUer  drucken,  in  wölchem  sich  vül  anzäfer  uff* 
hölltt,  ftn  öttlichen  ortban  soll  das  erdtrich  kalch  habeiin.  Also 
diises  wasser  in  2  mobnat  lanng  in  den  cistorn  sein  wüU,  bus  es 
fiich  purgiert,  das  es  gut  zu  trincken  ist,  wüewol  düe  Moren 
und  Arabier  solches  nicht  achten,  trincken  es  gleich  also  thrüeb, 
wüe  es  doher  fliiest,  essen  dozu  allerley  kalte  früphten,  wehnig 
gekochte  noch  warme  speys. 

Zwüschen  der  zeütt  kam  der  teütsche  Thürck  von  Stras- 
burg gebn  Alexandria,  von  wölchem  hüevor  meidung  beschehen, 
denn  er  willens  wahr,  mitt  mür  nach  Constantinopel  zu  reüsen, 
aber  wegen  dös  gögenwindts,  weül  solcher  noch  immer  Magi- 
strale wahr,  muest  ich  noch  einen  ganzen  monat  aldo  verharren. 

Zu  der  zeütt  dös  jahrs,  als  im  Augusto  und  Septembre,  ist 
der  strich  mütt  den  vogl,  beede  dein  unnd  gros,  wüe  auch  mitt 
den  wachtein,  wölche  haufenweüss  iber  mör  herflüegen.  Düe 
fangen  düe  Moren  und  Arabier  mütt  den  deinen  fälcklin,  das 
einer  dös  tags  50  büs  in  100,  ;nrehniger  auch  mehr,  wachtein 
fahett.  Solcher  achten  düe  Thürcken  unnd  Moren  nicht  hoch,  es- 
sen lüeber  hammelfleüsch,  ein  gut  duck  reüs  oder  andere  fuehrige 
speys;  also  tragen  düe  Moren  düe  wachtein,  wüe  auch  andere 
vogl,  mehrtheils  in  düe  fontego  zu  verkaufen,  machen  5  in  6 
susammen,  düe  sein  beropftt  unnd  aller  ber^itt,  kauft  einer  5 
in  6  wachtein  für  einen  mödin,  das  gögen  unnserer  münz  zu 
rechnen  2  vogl  für  1  kreuzer  kommen.  Düe  sein  so  feett,  das 
aüe  dner  nicht  wol  essen  kahn;  do  aber  solche  in  össich  intige- 
beist  unnd  öttlich  tag  dorinnen  lügen,  werden  süe  sehr  gut,  wüe 
ich  dann  derer  mütt  büs  umb  Constantinopel  gefüert;  bün  lötst- 
lich  der  wachtein  zu  essen  ganz  matt  unnd  iberdrüssig  worden. 
Der  deinen  vogl  aberr ,  wölche  süe  an  den  klebruetten ,  so 
süe  an  dattl  unnd  andere  böm  stocken,  fangen  süe  in  sehr  gro- 
0err  anzahl,  das  ich  ötÜichmahln  gesehen  4^  süe  solche  uf 
deine  ösell  laden  und  in  der  statt  umbher  füehren,  düe  vögl 
zu  verkaufen,  derer  man  in  düe  60  aller  beropfft  für  einen 
QLÖdin  gübtt. 

Indem  nun  düe  zeütt  füriberr,  der  wund  sich  anhueb  zu 
wenden,  das  sich  düe  schiff  zum  theil  in  düe  see  begaben^ 
pfl  egen  süe  gemdnglich  dös  morgens  früeh,  eh  düe  porta  der 
statt  offen  ist,  abzusegeln,  wegen  mann  vento  de  terra  batt; 


392 

alfio  ich  mer  dann  ein  schuf  versempt,  wnrd  derowegen  vemr- 
gacht,  <em  cammer  am  möör  neben  der  douana  zu  huren  oder 
entlehnen,  pact  also  meinen  blonder  zusammen,  nam  im  fon- 
tego  meinen  abschüd,  verfliegt  mich  hinus  für  düe  statt,  aldo 
ich  samptt  dem  theütschen  Thürcken  noch  in  düe  acht  tag  ver- 
harren müessen,  vom  7  September  büs  uf  14  dös  gemelten 
mohnats.  Zwiischen  der  zeütt  kamen  dös  Grosthürken  schiff 
in  den  portto,  derer  wahren  süben  groser  gallion,  uf  wölchen 
ein  grose  anzal  volck  müttkahm,  von  Christen  unnd  Juden,  son- 
derlichen aber  vül  Thürcken  unndt  Mohren,  so'  mitt  der  grosen 
carovana  nach  Mecha  reüsen.  Es  käme  auch  mitt  uf  einem 
derer  gallion  zwen  theütsche  herren  mütt  einem  düner ,  als  Jo- 
hann Christof  Theüfel,  freyherr  zu  Gundersdorf ,  unnd  dann  Jo- 
hann oder  Jöorg  Christof  Fornberger  von  Öggenberg,  dös  ye- 
zigen  kayserlichen  ampassators  zu  Constantinopel  secretarius,  die 
wahren  wüllens  ihren  weeg  nach  dem  berg  Sinai  unnd  Jheru- 
salem  zu  thuen;  nahmen  ihren  innköhr  im  fontego  de  Vönetia, 
bey  wölchen  ich  vohr  meinem  verreisen  zu  gast  gössen,  süe 
müer  auch  brüef  an  gedachten  herrn  ampassator  mitt  umb 
Constantinopel  gaben. 

Domütt  ich  meinen  blonder  nicht  aller  mütt  umbher  fäeh- 
ren  dürfe,  gab  ich  solchen  zum  theil  neben  einem  fabion  und 
einer  mörkazen  einem  patron  der  naue  mütt ,  umb  Vönetia  zu 
fiiehren,  dann  solch  schif  albereytt  geladen  unnd  allein  uf  denn 
wündt  wartett.  Als  ich  lanng  hernach  unnd  erst  im  andern 
jähr  limb  Vünedig  kahm  und  nach  meiner  wahr- fragt,  sagt  der 
patron,  düe  thüer  wehren  ime  unnderwegenn  uf  dem  mör  ge- 
storben, dann  er  denn  ganzen  wüntter  in  düe  fünf  mohnat  mitt 
solcher  reüs  zuegebracht;  muest  ime  noch  den  nolo  oder  düe 
fracht  dorzu  bezalen. 

Den  14  Septembris  morgens  früeh  tiiat  ich  sampt  oftge- 
meltem  teütschen  Thürckhenn  meinen  blonder  in  eifi  barca 
unnd  fuehren'  nach  dem  schüff,  mutt  wölchem  ich  wuUens-  war 
sm  seglen,  wue  es  sich  dann  schon  aus  dem  porto  gezogen  undt 
abseglen  wolte.  Duses  schüff  wahr  ein  carmosal,  derer  mann 
in  Thärckey  vül  gebraucht;  sein  nicht  gros,  gehn  aber  thüef  im 
wasser,  haben  keinen  meers,  fueren  auch  kein  doppl  segl,  sein 
fomen  nider,  haben  bänden  ein  sehr  hohe  buppa.    Daseibüge 


393 

schuf  ißt  mitt  wahren  sehr  heladen  gewesen ;  zudem  wahren 
von  weüb,  kinder,  passaschieri  und  marinari  in  düe  100  per- 
sonen  doruf,  welche  sich  alle  oben  uff  dem  verdöckten  behelfen 
muesten:  dorunder  nicht  mehr  dann  fünf  Grüechen,  und  ich 
allein  ein  Franc,  wüe  süe  düe  uslöndische  imland  nennen,  wahr: 
der  rest  alle  Thürcken,  öttliche  janitschar,  vül  gefangne  Moh- 
ren, bede  büeblin  und  madlin,  wüe  auch  junge  kinder,  ein 
erbare  compagnia,  bey  wölcher  ich  mich  vül  hab  leüden  mües- 
sen.  Als  wir  uf  öttlich  meil  in  düe  seh  kahmen ,  geth  unns  der 
wund  entgögen,  das  der  patron  wüderomb  zurück  in  den 
porto  leüft,  do  wür  dann  düsenn  tag  samentlich  uf  dem 
schif  verharreten  in  meinung,  der  windt  sollte  sich  in  der 
nacht  endem. 

Denn  15  düs  wahr  oben  noch  derselbüge  windt,  das  öttlich 
volck  aus  dem  schiff  an  das  land  füehr ;  weil  mür  früsch  brott, 
össich  und  anders  manckierte,  faehr  ich  auch  mitt  zu  landt, 
aber  der  theütsche  renigat  blüb  ob  dem  schiff,  mein  gerett  zii 
verwahren.  Als  ich  nun  in  düe  statt  kahm,  traf  ich  volirge- 
melte  beede  theütsche  herrn  an,  due  namen  mich  mütt  inen, 
dann  sue  zu  einem  ittalianischen  pfaffen  zu  gast  gebeten  wor- 
den. Dueweil  ich  nun  wüste,  das  bej  tag  kein  schiff  leicht- 
lich  aus  dem  porto  seglett,  güeng  ich  gleich  mitt,  wüe  ich  dann 
solchen  tag  bey  gedachten  herrn  verzörte  unnd  dös  abents  bey 
ihnen  im  fontego  zu  nacht  essen  mich  verspatett,  das,  wue  ich 
zu  der  statt  hinaus  an  das  möhr  güeng,  kein  barca  mehr  bekom- 
men kondte,  wölche  mich  uf  dasschüff(füerte);  muest  derowegen 
due  nacht  am  land  bleiben,  kundte  mütt  niemandt  roden,  wüste 
auch  nicht,  wo  ich  düe  nacht  sicher  lügen  sollte.  Indem  sprach 
ich  eipen  köeffer  an,  wölcher  ein  Grüech  wahr,  der  zum  theil 
verstanden,  was  mein  meinung  oder  begehren  wahr;  lües  mich 
also  dös  nachts  uf  der  banck  in  seiner  Werkstatt  lügen,  was  ich 
aber  düe  nacht  geschlafen,  weüs  ich  am  hosten:  dann  ich  immer- 
zu besorgett,  das  schiff  seegle  vohr  tags  hünweg,  derowegen  ich 
dös  morgens  früeh  am  mör  hin  und  wüder  spazierte  und  ach- 
tunguf  das  schuf  gab,  büs  endlich  ein  barca  kahm,  wölchem 
barcarol  oder  Mohren  ich  doppelt  gelltt  geben  muest,  das  er 
mich  uf  das  schiff  füert.  Unnd  gleich,  als  ich  gemelt  schif  er- 
reicht, lüesen  süe  düe  segl  fallen,  derowegen  der  patron  wüe 


394 

$XLch  öttliche  pasaaBchüeri  sehr  unlustfig  uf  mich  ivahren«  wie 
dann  ein  janitscbar  mich  schlagen  wolt;  do  nun  der  theutsche 
Thürck  nicht  so  heftig  für  mich  gebetten^  wehre  das  schiff  in 
der  nacht  abgesegelt,  do  ich  dann  umb  all  mein  blonder 
kommen  wehre  und  mir  düe  gehabte  malzeitt  theüer  genug 
worden. 

Also  segleten.  war  den  16  dus  in  Gottes  namen  fortt  aus 
gemeltemporto.de  Alexandria,  hatten  wehnig  vento  de  terra 
und  ward  der  wund  Syroco,  wehret  aber  ^  nun  büs  zu  halbem 
tag,  alsdann  er  unns  entgegen  lüef,  wurd  Tremontana,  das  war 
orsa  segleten,  trüb  unns  der  wund  gögen  Cipro  und  daurt  sol- 
cher büs  uf  19  düs,  das  wür  immer  lavierten  und  den  wund, 
sotU  mughch  war,  usshüelten.  Den  20  und  21  wahr  das  mör 
bonaza,  erzeugt  sich  der  wund  ein  wehnig  für  unns,  segleten 
doch  bey  solchem  wehnig  fort,  derowegen  der  patron  vom  schif 
ausrufen  lues,  do  jemand  was  bey  sich  habe,  das  nicht  uf  das 
möhr  dauge,  solle  mann  es  herfür  geben;  funden  sich  zwen 
derer  Tbürcken,  wölche  in  Ägüpten  düe  Mohren  kaufen,  hatten 
in  einem  düechUn  ein  rothe  erden,  düe  gaben  sie  herfür,  wölche 
der  patron  in  das  mör  werfen  lües.  Solche  erden  solle  für  Al- 
cayro  bey  den  pyrammiden^  do  ein  heilige  junckfrau  begraben 
lugen  soll,  gefunden  werden,  von  wölcher  düe  Thürcken  vül  hal- 
ten, und  soll  gedachte  erden  nicht  könden  iber  mör  geführt 
werden,  wüe  würs  dann  eben  dozumahl  erfahren  unnd  in  zwm 
tagen  nahent  gahr  nichts  fort  ^esegeltt. 

Den  22  düs  lüef  der  wund  zu  Syroco,  der  gut  für  unjia 
wahr,  also  segleten  wir  den  stracken  weeg  fortt;  uf  den  abent 
störet  sich  der  wandt,  küehlt  sehr  uf,  fanngt  an  zu  blizen  unnd 
zu  donnern ;  büs  ohngevahr  uf  halbe  nacht  erhöbt  sich  ein  on- 
versehenliche,  schnelle  burasca  mütt  einem  greUichen  regen, 
das  mann  düe  seegl  nicht  kundte  herunder  bringen,  indem  der 
wund  mitt  grosem  gewaltt  in  düe  seegl  blest,  das  es  düe  magi- 
fftra,  das  ist,  das  hauptsegl  am  mütüem  mast  in  der  mütte  von 
einander  reust,  unnd  ward  so  fünster  durch  das  hefftüge  regnen, 
das  einer  den  andern  nicht  sähe.  Indem  erhöbt  sich  noch  ein 
ander  wetter  von  Ponente,  das  zwey  wetter  gögen  einander  lue- 
fen,  wölche  das  mör  iberaus  ungestimm  machten;  .also  flug  der 
pine  theil  dös  seegels  uf  düe  ein,  das  ander  theul  uf  düe  an- 


395 

cUr  seutten,  zerrüs  endtlich  solch  segl  in  vil  stuckk,  das  «de 
endlich  den  seeglbom  heruuder  brachten.  Kun  güei^;  das  schaff 
uff  der  einen  seutten  aller  im  wasser,  unnd  hatten  war  zirey 
sandal  oder  deine  schufflin  ob  dem  grosen  schiff,  mütt  wölehen 
mann  an  landt  fort,  wurd  das  eine  von  den  wellen,  due  hineiii 
schlugen,  aller  bedöct  unnd  voll  wassers,  das  sich  das  schiff  noch 
mehr  neigett,  dodurch  dem  patron  das  herz  ganz  entföehl;.  wue 
nun  düses  volck  zu  mör  unerfahren  und  verzagte  leuth  oder 
bestia  sein,  wahren  düe  Mohren  sampt  derer  künder  und  weüber 
noch  yül  forchtsamer,  erhub  sich  ein  greulich  geschrey  unnder 
Thürcken  unnd  Mohren,  als  säe  zu  thuen  pflegen:  halla  hallahaila 
bilila,  rueft  jedes  zu  Gott,  jung  unnd  altt,  dössgleichen  auch 
ich,  dann  es  gewüslich  ein  ansehen  hatt^,  als  ob  wür  sament- 
lich  baden  muestenn,  wue  dann  nicht  änderst  dorahn  wahr, 
dann  das  geschuz  aller  uff  ein  seütten  wollt,  due  ein  barca  auch 
aller  voll  wasser,  wölches  nicht  mehr  uslauffen  kondte,  do^ 
durch  das  schiff  hart  beschwert  unnd  aller  uff  düe  seytten 
hüeng,  das  es  einem  rechten  ernst  gleich  sähe.  Dann,  weil 
ich  spürtte,  das  der  patron  so  verzagt,  das  er  selber  nicht  wuftt 
zu  commendiren ,  wahr  das  facit  bey  müer  schon  gemacht.  In- 
dem sprang  der  calvat.  vom  schuf,  wölcher  ein  Grüech  war, 
herfur  unnd  hauett  mitt  einer  axt  2  oder  3  löcher  in  düe  barca 
oder  in  das  deine  schiflin,  so  neben  uf  dem  verdöct  voll  wasser 
wahr,  dodurch  das  schiff  geringert  unnd  sich  wader  ein  wehnig 
uffgericht.  Düe  forcht  unnd  der  schreck  wahr  gleich  so  gre« 
unnder  den  marinari  als  passaschüeri,  das  süe  nicht  wuBten,  wafi 
süe  thäthen,  hueben  an,  düe  barill  unnd  andere  sachen,  was 
umb  den  weg  lag,  in  das  mör  werfen,  wüe  mür  dann  auch  zwiey 
lehre  vüsslin  hinausgeworfen  wurden.  Nun  hatte  ich  noch  ein 
volles,  wölches  ich  verstöct  gehabt,  mocht  doch  nicht  bellen, 
sondern  muest  es  herfür  geben,  warfens  auch  hinaus  in  das 
mör.  Indem  kahm  der  jüngste  von  den  marinari,  der  doch  noii 
ein  bueb,  schlecht  mich  zum  köpf,  das  müer  der  huet  herunder 
fudbl,  wölches  ich  alles  gedultüg  annahm.  Gott  weüst,  wann  d^ 
theütsche  Thürck  nicht  gewesen,  wüe  es  mür  ergangen  wahi», 
daoui  öttliche  sagten  (als  mür  der  Theütsche  hernach  anzeügte), 
der  gauer,  als  ich,  der  ich  ein  Chrüst  bün,  seye  an  düser  |(U- 
tona  schuldüg,  komme  furnemUch  durch  das  wein  trincken  heier, 


396 

wöe  mann  derer  thürckischen  patron  vul  fundt,  düe  keinem, 
seye  Thurck,  Jnd  oder  Chrüst,  zulasen,  wein  zu  trincken,  wüe 
ich  in  dann  auch  heimlicher  weus,  nicht  umbwuUen  des  pa- 
trons,  sondern  anderer  Turcken  und  Mohren  halber  hab  trin- 
cken dÄrfen,  sonderlichenn  wegen  derer,  so  umb  mich  her  sasen. 
Dde  spüen  iber  mich  aus,  sagten:  der  gauer,  das  ist:  der 
Christ  stinct  nach  wein.  Allweil  ich  inen  auch  zu  trincken 
gab,  clagten  sie  nicht,  dann  es,  sasen  3  Thärcken,  lose  lecker, 
nahend  bey  müer;  däe  begehrten  alle  abent,  wann  es  feinster 
wahr  und  sich  das  volck  mehrtheils  gelögt,  ein  krueg  mitt  wein, 
wölchen  ich  inen  umb  bössers  früden  wollen  gab,  so  lanng  düe 
erst  baril  oder  vässlin  wehrett.  Do  solches  ai^swahr,  that  ich 
dergleichen  nicht,  das  ich  mehr  wein  hatte,  aber  due  hundt 
güengen  umbher  schmacken,  funden  noch  ein  vässlin;  de  ich 
nicht  mehr  wein  geben  wolt,  thaten  sue  mur  allen  wüderdrües, 
wue  sich  dann  einer  von  obgemelten  dreyen  vernemmen  lües, 
wann  ich  ime  nicht  wein  gebe,  soll  mär  düe  nacht  das  väss- 
lin in  das  mör  geworfen  werden,  wölches  wahi*  worden,  dann 
gleich  dueselbüge  nachtt  sich  hüevorerzölte  fortuna  erhuebe. 
Neben  dem  vässlin  wein  kahm  noch  vül  anders  hunweg:  ein 
flaschen  mitt  össich  und  noch  ein  andere  flaschen,  häfen,  schiss- 
lin,  glöser,  servietten,  unnd  wurd  müer  das  wasser  auch  aller 
ausgesoffen,  das  ich  nachmals  wöder  wein  noch  wasser  zu  trin- 
cken hatte.  Notta :  des  morgens  nach  verloflher  fortuna  vmrde 
mäer  durch  den  theütschen  renigaten  gesagt,  was  für  roden  under 
den  Thurcken  meinetwegen  beschehen,  sonderlichen  von  derer 
lecker  einem,  wölchem  ich  von  erst  immer  wein  gab,  wölchr  ein 
Ömer  wahr.  Düe  pflegen  grüene  bündt  uf  dem  haupt  zu  tra- 
gen, weil  sie  von  Mahomets  geschlecht,  als  säe  fürgeben,  her- 
kommen und  mehr  dann  andere  Türcken  privilegiert  sein, 
dann  sein  wort  und  zeügnus  sovil  ist  als  süben  anderer  Thircken 
oder  Mohren  zeügnus.  Als  nun  gemelte  fortuna  fürbey  wahr, 
sagt  der  Ömer  gögen  andern  Thärcken,  wür  haben  unrecht 
gethon,  das  wür  dem  gauer,  nämlich  mich,  nicht  haben  zum 
monsulmann,  das  ist  zu  einem  Thärcken  gemacht,  sagt  do- 
neben, als  düe  noth  und  forcht'  so  gros  wahr,  hette  ich  mich  dös- 
sen  nicht  gewägert,  sagt  auch,  woU  mich  helfen  iberzeigen,  ich 
seye  zum  Thurcken  worden,  dohün  doch  meine  gedancken  nieh- 


397 

mals  gestanden.  Noch  wahr  ein  alter  Thürck  mitt  einem 
langen,  grauen  bartt  unnder  inen,  der  sagte,  sover  es  mitt  der 
wahrheitt  zu  bezeigen  und  mein  wüU  und  meinung  auch  dobey 
seye,  woU  er  auch  dorzu  helfen,  aber  zu  der  lugen  und  ungrund 
mitt  nichten.  Solche  und  dergleichen  roden  thaten  süe  under 
einander,  wölches  alles  durch  den  losen  hund,  den  ömer  an- 
gestüfft  worden,  der  ursach  halber,  weül  ich  ime  kein  wein 
mehr  geben  wolte.  Hüevohr  gemelte  burasca  wehrett  nicht 
iber  ein  stund,  alsdann  es  wüder  was  stüllers  worden;  allein 
das  mör  hernach  sehr  dobett  und  wüetett.  Als  es  taag  worden, 
sahen  wür  landt,  wölches  wahrNatolia;  also  flicten  düe  marinari 
das  hoste  vom  seegl  zusammen,  das  wür  wüderomb  ein  wehnig 
seglen  kundten,  büs  wür  einen  porto  erreichten.  Kahmen  also 
den  23  düs  nach  müttag  z wüschen  ein  deine  insul  und  Natolia, 
wölches  ein  sonder  lannd  und  terra  firma  ist,  aldo  wür  in  ein 
porto  lüefen,  und  wahr  hohe  und  grose  notturft,  dann  kein  frü- 
sches  wasser  mehr  im  schiff  wahr.  Dobey  ist  abzunemmen,  was 
für  nichtig  und  undaugenlich  yolck  das  seye ,  do  wür  erst  acht 
tag  lanng  uf  dem  mör  gewesen,  und  schon  mangl  wahr  an  sue- 
sem  wasser.  Als  wür  in  porto  kahmen,  thathen  süe  den  seegl- 
bom  wüe  auch  düe  zerrisne  segl  an  das  landt,  machten 
unnd  rüsteten  düeselbügen  wüderomb  uf  das  böst  süe 
kundten. 

Den  24  düs  verharreten  wür, noch  in  gemeltem  porto, 
fuehr  ich  sampt  dem  teütschen  Thürckhen  uf  einer  füscher- 
barca  nach  einer  isola  Müest,  genantt  al  franco  al  castell  rosso, 
hatt  einen  flecken  am  berg,  wölcher  aller  mütt  Grüechen  be- 
wohntt,  hoch  oben  uff  dem  f Olsen  ein  castell,  in  wölchem  sein 
öttliche  Thürcken;  ausser  dös  fleckens  hat  düse  insul  sonsten 
kein  dorf  noch  heüser,  wüe  süe  dann  nicht  mehr  dann  12  w. 
meül  in  oircuito  haben  soll.  Unden  am  mör  hatt  es  fruchtbare 
gärten  und  weinwachs,  aber  durchaus  kein  kombau ,  mues  das- 
selbige  von  andern  orthen  dohün  gefüert  werden.  Ihr  meüste 
nahrung  ist,  das  süe  vom  mörwasser  salz  machen ,  das  fuehren 
süe  an  andere  ortt.  Ich  und  der  theütsche  renigat  erquioten 
unns  wüderomb,  nachdem  ich  mich  abgemergelt  und  von  Alezan- 
dria  aus  nichts  warmes  gessen ;  es  sein  düe  höner  und  capponen  in 
diser  insul   guets  kaufs,  das  broth  aber  deyer  und  fürs  gellt 


398 

nicht  wo}  zu  bekommen.  Ich  fult  mir  ein  grose  zucca  oder 
kürps  mitt  gutem  wein,  wölche  ich  heimlich  mütt  uf  das  schuf 
nam,  dann  es  aller  abent,  als  ich  wüder  hinfuehr,  und  domitt 
ich  nicht  mehr  under  den  hunden  im  schiff  süzen  dörfe,  ent- 
lehnet ich  vornen  in  der  prora  oder  am  spüz  dös  schifs  ein 
dein  cämerlin,  dorin  ich  mein  sach  in  Verwahrung  that,  ich 
auch  zum  nothfall  dorinn  hocken  kundte,  wölches  ich  für  ein 
deine  zetitt,  als  iohs  innhatt,  wol  bezaln  muest. 

Denn  25  düs  erzeigt  sich  fein  wetter,  das  wür  mitt  stillem 
Wetter  aus  dem  porto  segleten.  Alsbald  wür  aber  in  das  offen 
mör  kahmen,  ward  der  wündt  Tramontana,  wölcher  unns  zu- 
wüder,  das  wür  disen  porto  nicht  mehr  erreichen  konten;  lue- 
fea  also  nicht  ferm  dovon  in  einen  andern  porto,  Cacabo 
gehantt,  das  ist  in  Natolia,  aldo  wür  düsen  tag  yerharetten,  ein 
ortt,  do  man  für  alle  wündt  sicher  lügt,  dann  uf  drey  ortt  land 
unnd  berg  umbher  sein,  wüe  dann  noch  vül  alt  gebey  gesehen 
wüertt,  als  kürehen,  Wohnungen,  vül  begröbnussen,  so  in  düe 
fölsen  gehauen  sein,  neben  einem  bronnen  von  herrlichem,  gu- 
tem, süesem  wasser,  wölcher  nahend  dem  mör  lügt.  Zu  sol- 
chem mues  man  in  düe  40  stapften  thüeff  mütt  lüechtem  hünun- 
der  göhn,  sein  düe  stapften  noch  ganz  von  stein,  sauber  und  al- 
ler in  düe  runde  gemacht,  wüert  vohr  zeütten  ein  closter  do  ge- 
wesen sein,  oder  es  werden  patriarchen  und  altvätter  do  ge- 
wohnet haben. 

Den  26  düs  morgens  uf.2  stund  in  tag  segleten  wür  aus 
düsem  porto  weeckh;  den  27  und  28  hatten  wür  allein  ein  wehnig 
vento  de  terra,  mütt  wölchem  wür  allgemach  fort  ruckten  und 
kahmen  denn  29  früeh  morgens  für  die  insul  und  in  porto  zu 
Bhodis,  eh  düe  statt  geö&et  wurde,  aldo  wür  düsenn  tag  ver- 
barreten  unnd -an  land  stügen.  Demnach  mich  das  fieber  in 
der  nacht,  als  wür  so  ein  greiliche  burasca  gehabt,  wüderomb 
starck  heimgesuecht,  wüe  es  von  ersten  tertiana  wahr,  wurde 
es  yezunder  quotidiana,  unnd  ward  der  theütsche  Thürck  auch 
sehr  kranck,  gedachten  unns  ein  wehnig  zu  ergözen,  kahiQen  zu 
eiiiem  theütschen  Juden,  wölcher  aldo  wohnhaft,  der  kochte  unns 
von  hüenem  unnd  fleüscb,  was  wür  begerten,  wüe  ich  dann 
att^b  dös  nachts  in  seinem  haus  lag. 

{Ibodys  ist  ein  wolerbautte,  fruchtbare  und  gute  insul,  soll 


399 

in  cireuito  180.  w.  meül  haben,  in  derselbigen  ein  schöne  und 
sehr  vöste  statt,  wölche  auch  Rhodys  heüst.  Gemelte  insul  und 
statt  haben  vohr  düsem  düe  rütter  sanct  Johann  ordenns  zu  yer- 
waltenn  gehabt,  inen  aber  von  Solimanno,  dem  thürckischen 
keyser,  im  jähr  1522  abgenommen  worden,  dannenher  solche 
insul  und  statt  noch  büs  uf  düse  zeütt  dem  Thürcken  gehörtt. 
Düe  statt  ist  mütt  starcken  mauern  und  thüefen  graben  wol  be- 
vöstügt,  wüe  auch  gleichförmüg  gögen  dem  mör,  riings  umbher 
mntt  hohen  unnd  vösten  thürmen,  den  porto  gögen  dem  mör 
zuTerwaren,  wäe  dan  an  geschüz  und  grosen  stucken  kein  mangl 
ist,  werden  auch  in  öttlichen  straßenn  hun  unnd  wüder  tüI 
groser  steinern  kugeln  gesehen.  Düe  statt  ist  an  ihr  selber 
nach  gelegenheitt  dös  orts  zäerlich  erbauen,  dann  dne  heüser 
den  mehremtheilmätt  gehauenen  steinen  a  la  Ittaliana  gemacht, 
wue  dann  noch  dös  grosmeisters  unnd  anderer  herrn  dös  gro- 
sen oreuz  ihre  palatia  unnd  heüser  gesehen  werden;  zudem 
auch  oberhalb  denn  dürn  noch  an  yülen  heösem  dös  ordens, 
wue  auch  der  herrn  wapen  in  stein  gehauen,  unnd  haben  duser 
zeütt  düe  Juden  düe  schönste  heüser  unnd  Strassen  der  statt 
inn,  wüe  dann  vül  reiche  Juden  aldo  wohnhaft  sein.  Düe 
flecken  unnd  dörfer  werden  mehrtheils  von  Gruechen  bewohnt, 
aber  in  der  statt  mag  oder  darf  kein  Chrost  wohnen:  obschon 
derer  vul  sein,  wölche  ihr  gewerb  und  ofiiie  laden  drinnen  ha- 
ben,  müeßen  sue  doch  alle  nacht  herussen  schlafen.  Ausser- 
halb der  statt  am  porttp,  do  due  gallera  pflegen  lügen,  derer 
stets  Yüer  do  gehalten  werden,  hatt  es  ein  dein  aber  sehr  vöst 
castell  in  düe  ronde  erbauen,  in  wölchem  öttliche  thürckische 
Soldaten  sein.  Gemelt  castell  hat  sich  noch  nach  eroberung 
düser  statt  unnd  insul  durch  öttliche  cavalieri,  so  dorinnen 
gelegen,  drey  mohnatt  lanng  wüder  den  Thürcken  gehalten, 
lötstlich  aber  aus  mangel  proviant  nflgeben  müessen,  unnd  ist 
immer  schad,  das  solche  gewaltige  vöstung  denn  Chrüsten  ab-^ 
genommen  unnd  dem  erbfeind,  dem  Thürcken,  zum  theil  soll 
worden  sein,  sonderlichen  weul  solche  allen  ortiien  düses  mors 
sehr  bequemlich  und  wol  gelegen,  als  gögen  Constantinopoli, 
NataUa,  sogleich  g^eioiber  Cipro,  Tripolj  de  Souria,  Alexan- 
dria,  Candia,  geigen  dem  Arcipelago  unnd  andern  mehr  orten 
und  insuln,  unnd  ist  aus  düsem  porto  büs  in  terra  flnoa  niel^ 


400 

iber  15  w.  meil,  das  aldo  vül  volck  von  unneenu  schuf  aus- 
stiigen,  sonderlichen  öttliche  von  denen  marcatant,  wölche  Mo- 
ren  in  Ägipto  inngekauft,  so  süe  doselbsten  heromber  wüder 
verkaufen,  derowegen  aüe  sich  in  Natoüa  füehren  lüessen. 

Den  30  und  lotsten  düs  umb  vesperzeütt  güengen  wür  zu 
seegl,  ward  der  wund  Tremontana,  wölcher  unns  zuwüder,  dero- 
wegen wür  lavierten  unnd  wehnig  fortt  kahmen,  aber  volgenden 
tag,  wölches  wahr  primus  October,  ersieigt  sich  der  vrind  von 
Ostro  Siroco,  der  unns  ganz  daugenlich,  das  wür  den  andern 
tag  für  ein  iusul  kamen,  Ustancki  genantt,  aldo  der  patron  ein 
ancr  valleu  lües,  und  müt  der  barca  an  land  fuehr,  wüe  er 
dann  öttlich  guett  hatt,  so  dohiu  gehörtte.  In  gemeltterr  insul 
wüertt  hartt  am  mör  ein  dein  stättlin  unnd  castell  gesehen  und 
langest  dem  mör  sehr  schöne  gärtten,  wüe  es  dann  von  fruch- 
ten ein  sehr  fruchtbare  insul  sein  soll.  Als  ich  am  zurückfah- 
ren bey  den  Thürcken,  wölche  am  landt  gewesen,  gesehen,  das 
süe  düe  schönesten  erdepfel,  granat,  möeloni,  wüe  auch  iberaus 
sehr  grose  weinthrauben  mütt  uff  das  schuf  gebracht,  ich  hab 
auch  wollen  an  landt  fahren,  woll  mich  der  patron  nicht  us  dem 
schif  lasen,  domitt  düe  zeitt  wüe  auch  der  gute  wund  nicht 
verabsembt  werde;  verharreten  wür  nicht  iber  zwo  atund,  hue- 
ben  das  ancr  und  segelten  fortt,  hatten  düe  ganze  nacht  so 
stattlichen,  stetten  und  guten  wund,  das  wür  uf  3  düs  bey  2 
stund  vohr  abents  für  düe  isola  Scio  kahmen,  aldo  wür  in  porto 
lüefen,  dann  der  wund  anhueb,  Tramontana  werden.  Weül 
nun  düses  schuf  nicht  galir  gehn  Constantinopel,  sondern  in  Na- 
tolia  laufen  wolt,  fuehr  ich  an  landt,  nam  ein  camera  locanda, 
dorein  ich  meinen  blonder  thatt,  contentiert  den  patron  und 
ward, froh,  das  ich  von  dem  losen  volck  kahm.  Gedachte  isola 
lügt  von  Rhodis  300,  von  Alexandria  aber  800  w.  meül. 

Scio,  ein  insul  im  Arcipelago  gelegen,  dem  Grosthürcken 
zustöndüg,  hat  ein  grose  bourg  oder  offen  fleken  langest  dem 
mör,  neben  einem  grosen  castell,  gleich  als  ein  stättlin,  in  wöl- 
ehem  sowol  Chrüsten  wüe  auch  Juden  (derer  doch  wehnig)  ak 
Thürcken  wohnen,  düe  bourg  aber  ist  nahent  durchaus  mütt 
Christen  bewohnett  Düe  gemein  sprach ,  so  aldo  gerödt  würt, 
ist  grüechisch,  gübt  zimlich  gewerb  und  handthüerung  do,  dann 
es  vom  porto  nun  15  w.  meil  iber  das  mör  in  Nattolia  ist,  dan- 


401 

ttenher  düe  Türcken  täglich  vül  wahren  iberbringen.  Es 
kommen  schif  von  Vönetia,  Ancona,  Messiöa  unnd  Marsilia  do- 
hün,  wölche  solche  wahren  do  abhoUen,  wüe  dann  düe  Fran- 
zosen einen  consul  do  haben. 

Gemelte  isola  solle  in  circuit.  90  w.  metil  haben,  von 
erdengewächs  sehr  fruchtbar,  dann  sich  vül  leüth  allein  ab 
ihren  gärtten  nehren,  als  von  oranien  und  lemon;  derer  werden 
düser  zeütt  dös  jahrs  vül  schuf  voll  nach  Constantinopel  ge- 
füert.  So  hatt  es  auch  feinen  weinwachs,  starck  und  lüeblichis 
truncks,  wüewol  der  weüsse  wein  nichtt  so  starck  ist  als  der 
rotiie,  lügt  auch  nicht  lanng,  derowegen  derselbige  Sommers- 
zeit getruncken  württ.  Von  kom  wüert  wehnig  gehauen,  dann 
es  in  diser  insul  sehr  hohe  berg  unnd  folsen  hatt,  und  kombt 
nicht  allein  getreüdt,  sondern  adch' alles  vüch,  wüe  auch  düe 
gemeine  fruchten,  als  öpfl,  büem,  nuß,  castanien  und  derglei- 
chen aus  Natolia  herüber. 

In  gedachter  insul  vnirtt  der  mastix  gezogen,  dovon  der 
Grosthürck  jahrlich  25  tausend  ducaten  intrada  hatt,  unnd  ist 
bej  leübstraf  verbotten,  das  kein  innwohner  kein  mastüx  kaufen 
noch  verkaufen  darf,  domitt  solcher  dem  Thurcken  aller  zukomme ; 
solcher  wüertt  meästheils  nach  Franckreich  und  Ittalia  gefuertt. 
Es  wext  auch  köstlicher  unnd  sehr  guter  terbintin,  wölcher  für 
andern^  so  in  disen  landen  wext,  gelobt  unnd  gebrusen  wüertt. 

So  wüertt  so  treffenlich  gut  honig  do  gefaacht,  wölches  wol 
einem  gemeinem  zucker  furzüecht,  dössen  düe  Türeken  vül 
verschlecken. 

Es  werden'  in  gedachter  insul  s^hr  vül  rebhöner  gezogen, 
wüe  dann  uf  den  detfem  mancher  bau);  vüer,  fünf,  mehr  auch 
wehniger,  hundert  röbhönef  haben  soll;  düe  züehen  junge  aus, 
sein  so  heimisch  als  bey  unns  düe  gänns,  dös  morgens  dreibtt 
Büe  ein  büeblin  oder  mädlin  hinus  in  das  feeldt,  alsdann  ers 
durchs  geschrey  uffdreibt,  das  süe  dovonSüegen  unnd  dös  tags 
ober  ihr  nahrung  suechen;  gögen  dem  abendt  geth  das  kündt 
wüder  hinaus,  solche  zu  suechen ;  wann  süe  das  geschrey  hören, 
flüegen  süe  solchem  nach,  sözen  sich  und  volgen  dem  jungen 
büs  in  das  dorf  unnd  haus,  dovon  er  süe  dös  morgens  usge- 
füertt.  Dannenher  düe  rebhöner  in  disen  dörfern.  guts  kaufe 
s^n,  cost  eines  nicht  iber  3  oder  4  asper,  unserer *münz  3  in  4 

Kiachel.  26 


402 

kreuzer,  in  der  statt  aber  gelten  süe  6,  7 ,  in  8 .  asper,  nachdem 
es  umb  zeütt  ist,  dann  es  furkeäffer  hatt,  welche  sich  domf  lö- 
gen. Solche  reebhönerr  sein  gros  unnd  vül  gröser  dann  düe,  so 
wür  in  nnnsern  landen  haben;  ingemein  durchaus  haben  süe 
rothe  schnöbl  und  rothe  fiies. 

Düe  heüser  im  castell  sowol  auch  in  der  bourg  sein  alle 
uf  ittälianisch  erbauen,  mehrtheils  von  gehauenen  steinen  unnd 
nun  eines  gadens  oder  gemachs  hoch;  ist  schier  kein  haus,  das 
nicht  einen  schönen  weinstock,  so  für  düe  fenster  herunder 
hangett,  habe.  Weül  nun  wehnig  Thürcken  do  wohnen,  ist  es 
noch  ein  so  frey  und  lebendüg  ortt,  als  were  es  in  Ittalia,  wüe 
es  dann  ein  iberaus  schön  unnd  freindlich  frauenbüld  do  hatt; 
gehn  uf  den  Strassen  wüe  auch  in  den  kürchen  unverdöct,  mchi 
als  an  andern  orthen  der  Thürckey,  sondern  sein  am  geedcht 
ganz  offen  unnd  blos ,  sehr  stattlich  und  kostlich  in  kleüdem, 
allein  haben  süe  ein  unzierliche  dracht  von  röckcin,  wölche 
inen  allerdings  gahr  unde^  düe  weche  gehn,  dodurch  düe  weü- 
ber  seheinen,  als  hätten  süe  einen  hover  oder  buckeL  Wann 
einer  an  einem  feür  oder  sonntag  spazüeren  geth,  sieht  er  hun 
und  wuder  in  den  gassen  öttlich  weäber  beysamen  für  den  heö- 
sem  süzen,  gleich  als  zu  Jhenua  oder  andern  ortten  zu  Ittalia; 
sonsten  aber  in  Turckey  solches  nicht  der  brauch,  hab  es  auch 
an  keinem  ortt  duser  landen  so  liber  und  frey  gesehenn. 

Gedachte  insul  hatt  der  Thürck  erst  nach  eroberung  dös 
königreichs  Cipro  den  Christen  abgenommen,  ist  volgender  weus 
(als  es  mür  erzölt  worden)  zuegangen:  als  der  capitan  bassa 
per  mare  aus  Zfipro  geseglett,  ist  er  mütt  öttlichen  g^llera 
gehn  Scio  kommen,  sich  aldo  in  den  portto  gelögt,  doch  än- 
derst nicht  als  ein  freindt,  wüe  dann  vohr  ddsem  mehr  be- 
scheben,  hatt  derowegen  düe  principales  duser  insul,  derer  es 
zwölf  gehabt,  düe  mann  gleich  als  forsten  gehalten,  stattliche  an- 
sehnliche undt  vermögenUche  leütt,  zu  sich  uff  due  gallera  zu 
gast  gebetten,  von  wölchen  die  eilf  erschinen,  in  stattlicher 
kleidung  mutt  vilem  gesehmuck  und  cleinodüen  behöngt,  ver- 
meinten ein  stattlich  panckett  zu  halten.  Der  zwölfte  aber,  wöl- 
dter  vuileicht  mehr  gewust,  dann  düe  andere  11,  solle  gesagt 
haben,  er  trag  einenn  schwarzen  huet  uf  dem  köpf,  der  Thürck 
aber  einen  weissen  bundt,  derohalben  ime  nicht  gebure,  bey 


403 

ime  xa  gast  esseD;  demnftch  er  einen  gartten,  nahent  am  mör 
gelegen,  gehabt,  0OII  er  alsbald  ein  dein  carmosal  dohin  ver- 
ordnen lassen,  dohin  er  das  beste  und  lüebste,  so  er  in  der  eil 
hat  haben  könden,  dorein  geladen,  sich  mütt  weüh  qnnd  kind 
doruf  gemacht  unod  in  Gpttes  namen  dös  nachts  davon  gesegelt, 
wüe  er  dann  sampt  den  seinigen  glieklich  und  wol.in  Sicilia  an- 
kommen sein  solle. 

Düe  andere  oder  vofargemelte  eilf  aber,  sobald  süa  in  düe 
gallera  kahmen,  lües  süe  der  bassa  in  düe  ej^sen  schlagen,  unnd 
gleich  öttlich  hundert  jenitschar  an  landt  gesöztti  wölohe  als- 
bald dem  castell  zuegeeilltt,  düe  thor  dösselbügen  eingenom- 
men und  thürckische  fahnen  oben  iber  düe  mauren  ausgestöct, 
das  der  mehrerth^il  dös  volcks  im  castell,  wüe  aiich  in  der 
bourg,  nicht  wüsten,  was  das  zu  bedeitten  hatte,  büs  es  düe 
bürger  döss  castells  sahen,  was  süö  al  improvisto  für  gast  be- 
kommen hatten ,  brachten  süe  alsbald  dem  bassa  düe  schliissell. 
Also  ist  gedachte  insul  ohne  verlözung  einiger  person  noeh  ver- 
wüestung  der  heüser  eingenommen  worden.  Düe  obersten  aber 
oder  düe  11  herren,  wölche  der  bassa  uf  die  gallera  zh  gast 
gebetten,  muesten  alle  ihre  cleinodüen  unnd  gellt  dohün  bringen 
lassen,  eh  er  süe  lödüg  lües,  alsdann  sezt  er  «üe  von  ihren 
emptem  ab,  undt  verordnete  der  Thürck  einen  sandiaco 
oder  gubemator  dohün  und  besezte  das  castell  mütt  jenit- 
schar, da9  vülgemelte  herm  nichts  mehr  zue  regieren  oder 
zu  verwalten  haben^  sondern  alles  durch  düe  Thürcken  ver- 
riebt wüertt 

Ich  mueste  in  gedachter  insul  Scio  düsen  ganzen  mohnat 
verharren,  daim  der  wind  immerzu  Tremontana  wahr,  wölcher 
von  Constantinopel  herusser  geth,  und  ich  gern  dohün  gewesen 
were,  unnd  hajbt  sich  diser  wind  nicht  mehr  dann  ein  tag  and 
nacht  geendertt)  mitt  welchem  wind  ein  gros  ney  carmosal  von 
Trippoli  de  Barbaria,  so  nach  Natolia  s^len  wolt,  dohün 
kahm,  uf  welchem  ob  düe  200  mehrtheils  junger  Mohren  sollen 
gewest  sein.  Als  nun  düs  schif  gögen  abent  aus  dem  porto  de 
Scio  weeg  seglete,  ward  düeselbige  nacht  ein  greiliche  for- 
tunaj  wie  dann  dös  apdem  tags  zeüttung  kahm,  das  düses  schif 
an  einen  fölsen  gefahren,  alles  zet'dremmert,  das  schüer  niemand 
mitt  dem  leben  dovon  kommen  seye. 

26* 


404 

• 

Indem  ich  bey  acht  tag  in  einer  eamera  locanda  sampt 
dem  theitschen  Türeken  wahr,  bekam- und  stües  mich  das 
täglich  fieber  immerzu  heftüger  an,  wüe  ich  dann  mehrmäln  büs 
nach  vesperzeütt  nichts  hab  derfen  essen  noch  trinckhenn;  zu- 
dem wurd  der  teütsche  renigat  auch  ye  lennger  ye  schwecher, 
dozu  uns  düsa  cammer  gute  befürderung  gab,  dann  säe  wöder 
gepflastert  noch  besözt  wahr,  düe  mauren  von  altem  gebey,  und 
muesten  wür  uf  der  erden  schlafen  uf  dem  gewand,  so  ich  bey 
mür  hatte,  das  mich  düe  feed^m  nicht  hartt  dructen.  Wann 
ich  dös  morgens  uffstund,  ward  düe  erden  oder  der  boden ,  do- 
ruf  ich  laag,  so  feicht  unnd  nass,  als  ob  mann  gesprinzt  tind 
mitt  .wasseiT  begossen  hett,  und  bevahrte  ich  mich  mehr  döss  . 
theütschen  Thürcken  halber,  dann  meiner  person^  dann  «so  er 
gestorben  were,  mocht  ich  sein  angedagt  worden;. als  hett  er 
vül  gellt  bey  sich  gehabt,  dös  ich  ime  entwendt,  wüe  dana  düss 
lose  gesündt  uf  alle  lüst,  falsch  Unnd  betrug  abgericht  und 
zu  aller  sehelmerey  geneigt  sein,  wüe-  dann  mür  unnd  meiner 
"compaghia  am  zuruckzüehen  von  Jherusälem  zu  NlBi^polosa  oder 
Sichern  begögnet,  als  hüvor  angezeügt.  In  denn  acht  tagen,  als 
ich  düse  camei;  innhatte,  kähmen  Thürcken  aus  Nattolia,  wöl- 
che  vich  zu  verkaufeti  heriber  brachten  unndt  gleich  an  dem 
ort  wohnen,  wo  dö:£i8  theitschen  reuigsten  weüb  wahr;  düe 
kantt^n  in  wol;  also  rüeih  ich  ime,  weil  er  so  schwach:)  soll  er 
sich  nicht  mitt  müer  uff  das  mör  nach  Constantinoper  sondern 
nach  hauGi  begeben.  Also  sprach  er  die  Tircken  an,  das  süe  in 
mitt  ober  nahmen;  also  kahmen.  wür  mitt  lüeb  von  einander. 
Als  ich  nachmals  nun  allein  in  der  camer,  war  mür  düe  zeütt 
noch  lennger;  indem  kahm  ein  nüd^rlendischer  münch  öttlich- 
mahl  zu  müer,  wölcher  wahr  gardian  dös  clösterlins  zu  sanct 
Anthonio,  in  wölchem  nicht  niehr  dann  vüer  patres  dozumal 
wahren;  gab  müer  ein  zdll  oder  camerr  ein  iq  gemeltem  closter, 
das  müer  düe  zeütt  auch  desto  kürzer  wahr.  Gedachter  gar- 
dian kundt6  nichts  teütsches«,  dann  er  ein  Wallen  aus  Artoys 
in  Hönnegen,  der  erzeigt  und  bewüs  mür  vül  freindschaft,  so 
wahren  due  andere  drey  patres  auch  gute  zerbrüeder,  gele- 
ben der  rögl  Francisci;  Yohrgemelter  pater  ist  us  Gandia  zu 
einem  gardian  alher  gehn  Scio  gesantt  'worden,  dann  due 
münch    dermaaßen    gehausett,    das    nichts    mehr    zu    essen 


405 

noch  zu  trincken  Torhanden,  ja  kein  döfichthuech  oder,  als 
mann  pflegt  zu  sagen,  kein  löffl  im  korb  mekr  do  vrahr. 

In  der  zeütt,  als  ich  do  wahr,  kahtn  dö^  sandiaco  oder 
forsten  von  Alexandria  gallera  wegen  dös  ungewitters  und  for- 
tuna  alher  in  porto  ünnd  blüb  acht  taag  do  ligen.  Mütt  ge- 
meltter  gallera  seglette  ich, hernach  umb  Constantinopolj. 

Denn  31  unüd  lotsten  Octobris,  als  ich  meinen  abschüd 
von  vohrgemelten  patres«" genommen,  verfliegt  ich  mich  mitt 
meinem  blonder  nach  der  gallera,  also  segleten  wür  mitt  sanf- 
tem, stüUera  würid  von  SyroCo  us  dem  porto  de  Scio  hün,  hat- 
ten yast  düe  ganze  nacht 'wündt,  kahmen  uf  primo  Novemb. 
in  ein  insul,  Midelin  genantt,  hundertt  w.  metil  voh  Scio,  ist 
ein  nuzliche,  gute  isola,  soll  in  circuit.  1 50  w.  meül  haben,  von 
granat,  feügen,  oranien,  citronen,  lemonen  sehr  fruchtbar,  wöxt 
auch  treffenlicher  guter  muscat,  wölcher  sehr  wolfeül,  cost-  ein 
groser  krueg  von  öttlich  maas,  wölchen  süe  ein  metrie  nennen, 
nicht  mehr  dafin  25  asper.  Den  andern  Novemb.  mtiesten  due 
sclaven  mehrtheils  züehen,  dann  der  wind  night  daugenlich  für 
unns  wahr,  kahmen  uff  den  ahent  bey  nähendt  den  zwey  ca^ 
stelli,  aldo  sich  das  mör  ganz  zuspüzt  und  nicht  iber  zwey  w. 
meül  breütt  Ton  einem  landt  an  das  ander,  uff  yeder  seütten 
ein  vöstung  hart  an  das  mör  erbauen,  mitt  grobem  geschütz 
unnd  volck  wol  versehen.  Da?  zu  der  rechten  band  der  inn- 
fahrtt  heüst  Abydus,  lügt  in  Natolia  und  wüert  dem  theil  Asiae 
zuegetheiltt;  das  ander  zur  lincken  handt  heüst  Sestus,  wüert 
zu  Europa  gezölt,  ist  nicht  so  vöst,  als  das  ander,  respondiert 
ye  eines  gögen  dem  andern  unnd  müesen  alle  schüff,  dein 
unnd  gros,  sowol  auch  düe  gallera,  alles,  was  von  Constan* 
tinopoli  herusser  seglett,  sich  vohr  dem  einen  schloss'Abidus  für 
ancc  legen  und  sich  do  anmelden,  dovon  hüenach,  als  ich  zu- 
rück gefahren,  weütter  vermeldt  württ. 

Denn  3  düs  segelten  wür  mitt  früschem  wündt  von  Ostro 
Garbiri  fortt.  Sobald  mann  düse  beede  castell  fürbey  kompt, 
theiltt  sich  das  mör  wüder^  ist  gögen^  der  lincken  hanndt  so 
breütt,  das  mann  an  öttlichen  brtten  kein  iahdt  sühett,  sonsten 
werden  hün  und  wüder  sehr  vül  insuln  gesehen.  Do  wür  firbey 
segelten  düse^  tag,  wurde  mür  gezeügtt  düe  gelegenheitt  in 
Natolia,  do  düe  gewaltüge,  mechtüge  unnd  fürtreffenliche  statt 


40« 

Troya  dolle  gestaüden  sein,  werden  noch  vül  rtidefa  alter  ge- 
bey  von  femeti  gesehto;  wökhelr  solch  ortt  nach  nothdurft 
sehen  wolte^  der  müöstfe  sieh  an  landt  füehren  lasen.  Umb 
vesperzeüt  kamen  wür  in  ein  porto,  bey  wölchem  ein  grose  statt, 
Galippoli  genanntt. 

Demnach  der  saüdiaco  odei'  fürst  von  Alexandria  Ter- 
üommen,  das  der  capitan  bässa  dös  mors  nicht  2u  Coastan- 
tinopoli  seye,  lües  er  sich  yernemmen,  er  wollte  mitt  seiner 
gailera  wüderomb  zurück  nach  Soio  fahren,  dann  es  düe  ge^ 
legenheitt  hatt,  so  groser  herr  einer  in  Thirckey  ist,  seye  gleich 
ein  bassa,  wölcher  ein  ganz  königreich  under  im  hatt,  ein 
fürst  oder  anderer  stattlicher  Thürck^  wüe  es  daim  ein  nahmen 
haben  mag,  darf  derselbüge  ohne  bewilliguug  dös  capitan  bassa 
d^el  mare  zu  Constantinopel  nicht  in  porto  laufen,  sondern 
müed  mitt  seinen  gailera,  seye  eine  oder  mehr,  heraus  bey 
denn  süben  thürn  lügen  bleüben.  Dösswegen  stügen  alle  passa- 
schüeri,  so  uf  diser  gallea  wahren,  an  landt.  Unnder  anndem 
ward  uf  gemelter  gallea  dös  französischen  consuk  von  Alexan- 
dria secretarius,  wölchen  ich  kandte,  der  dann  auch  umb.Stam- 
bour  wollte,  bey  wölchem  ich  düe  nacht  im  einem  haus  oder 
earyatschar  verharrete.  Dös  andern  dingten  wür  ein  perma 
oder  dein  sohiflin  mitt  4  ruderr^  und  der  patron  wahr  der 
fünfte,  unns  nach  Constantinopel  zu  füehren,  dohin  noch  bey 
200  W.  meüL 

Denn  4  düs  uf  3  stund  in  tag,  (nachdem  wür  collation  ge- 
macht, denn  es. sehr  guete  füsch  unnd  treffenlichen  wein  do 
gübt)  unnsere  Sachen  imbarckierten,  uff  düe  barca  sassen  unnd 
l«mgest  der  statt  hinbey  fuehrien,  indem  sagt  der  patron ,  das 
schiflin  wehre  zu  sehr  beladen,  wüe  dann  waar^  dann  der  ge- 
melte  secretarj  hatte  einen  jenitschar,  wüe  auch  einen  Juden 
der  sein  dracoman  wahr,  bey  sich  unnd  dann  dös  jenitschars 
jung,  ein  scrinani  von  einem  raguseer  schiff  und  ich.  Dieweül 
ich  öttlich  blonder  bey  mür  hatte,  traf  das  loos  mich,  muest 
derowegen  an  landt  steügen,  that  meine  sachen  aus  dem  schif- 
lin, nam  zwen  Thürcken,  wölche  mür  halfen  tragen,  und  güeng 
wüderomb  nach  dem  haus,  do  ich  die  vohrüge  nacht  geschlar 
fen  hatte,  ward  sehr  unmuetig,  dann  in  solchem  haus  sich  vül 
looses  volck  uffhüelt  von  Thürcken  unnd   Moren,  kund  auch 


407 

mitt  niematidt  rödenn,  wüste  eben  nicht,  wüe  ich  sollte  fort- 
kommen, sözt  mich  also  uf  den  unmuth  in  der  camer  uf  düe 
erden  und  tranck  mür  selber  ein  herz  von  dem  gutten  wein, 
der  do  wöxt.  Nach  solchem  güeng  ich  hinunder  in  den  bazar, 
brot  zu  kanfen,  bekompt  mür  ein  Jud,  wölcher  uf  der  gallea 
von  Alexandria  dohin  kommen,  sagt  mir,  düe  Tohrgemelte  gal- 
lera  werde  nach  Constantinopel  fahren,  eylt  ich  alsbald  dem 
haus  zu,  meinen  blonder  zu  hoUen.  Indem  föhrt  düe  gallea 
schon  herunder,  aber  süe  lögte  sich  bey  einer  halben  stund 
unnder  halb  der  statt  für  ancr,  aldo  süe  büs  mütternacht  ver- 
harret, dann  süe  früsch  wasser  machten.  Do  ichs  erfahren, 
aam  ich  einen  Mohren  mitt  einem  pfertt,  doruf  ich  all  mein 
sach  geladen,  zog  hüuab,  do  düe  gallera  lag,  wolten  mich  düe 
hund  lanng  nicht  uffnemmen,  muest  dero wegen  büs  lanng  in 
düe  nacht  am  gestad  oder  land  bleüben,  das  niemand  dann 
noch  zwen  Thürcken,  wölche  achtung  uff  düe  sclaven  geben, 
herusser  wahren,  denen  ich  einen  ducaten  in  gold  zu  geben 
versprochen;  also  füehrten  süe  mich  mitt  inen,  kahmen  gahr 
Späth  uff  düe  gallera. 

Betreffend  düe  vohrgemelte  statt  Galippoli,  ist  solche  gros, 
ohnbeschlossen,  auch  sonder  einige  mauren,  von  schlechten,  ibel 
erbauenen  heüsern,  doselbsten  neben  den  Thürcken  auch  vül 
Juden,  aber  wehnig  Christen  wohnen. 

Den  5  düs  bey  3  stund  vohr  tags  hünweeg;  wahr  fein 
stüll  Wetter,  das  wür  immerr  terra  terra  fort  kahmen,  werden 
im  mör  umbher  vül  insuln,  wüe  auch  gögen  dem  land  Natolia 
vül  schöner  flecken  und  dörfer  gesehen,  lögten  unns  düe  nacht 
für  ancr,  zwüschen  einer  ohnbewohnten  insul,  und  zu  der  rech- 
ten handt  das  vül  bemelte  landt  Natolia. 

Den  6  düs  früeh  von  do  hünweeg  ward  unns  der  wund 
gögen  tag  zuwüder,  demnach  es  aber  einen  sehr  stocken  cor- 
rent,  wölcher  von  Constantinopel  herusser  lauft,  unnd  vom 
schwarzen  mör  herkomptt,  ist  sehr  müehsam  inn  zukommen, 
derowegen  düe  sclaven  dös  ganzen  tags  heftüg  züehen  mues- 
ten.  Kamen  dös  abents  zu  einer  deinen  isola,  Corbu  ge- 
nantt,  do  nicht  mehr  dann  öttliche  einzech tüge  heüser  am 
mör  stöhn. 

Den  7  düs  kahmen  wür  früeh  uf  2  stund  in  tag  für  düe 


408 

statt  Constantinopoli;  demnach  aber,  wüe  vohrgemelt,  kein 
bassa  noch  bega  oder  fürst  ohne  licentia  dös  capitan  bassa  mütt 
einer  oder  mehr  gallea  in  porto  laufen  darf,  lögt  er  sich  für 
ancr  oberhalb  der  statt  bey  den  süben  thürn,  do  ich  neben'  an- 
dern passaschieri  an  landt  fuehr.  Demnach  es  nun  mechtüg 
weütt  ist,  durch  düe  statt  zu  göhn,  unnd  ich  meinen  blonder 
nicht  tragen  kondte,  nam  ich  neben  einem  Juden,  wölchr  mütt 
uf  der  gallera  abkommen,  ein  perma  oder  dein  schüäin,  fueh- 
ren  uf  dem  mör  hinunder  büs  in  Galata.  Als  nun  der  Jud  an 
land  gestügen,  hatt  ich  noch  weitt  zu  fahren,  do  düe  Chrüsten 
wohnen,  kondte  mitt  dem,  der  mich  füert,  nicht  rödenn.  Als  er 
mich  weütt  oben  an  landt  setze,  that  ich  meine  Sachen  zusamen, 
unndt  wartett  am  ufer,  büs  ein  Chrüst  oder  Jud  furgüeng, 
mütt  dem  ich  roden  kundte,  das  ich  nach  dem  fragte,  bey  wöl- 
chem  ich  loschüeren  wolte,  wüe  ich  dann  noch  lang  umblaufen 
muest,  büs  ich  das  haus  erfragte.  Also  kahm/ich,  gottgedanct, 
glüklich  gehn  Constantinopel  oder  Galata,  wölches  ein  beson- 
dere statt  unnd.gögen  dem  canal  ober  lügtt,  wüert  von  Itta- 
lianem  Pero  genanntt.  c 

Constan tinopol,  sonstenn  von  innwohnerr  unnd  Thürcken 
Stambour  genantt,  düe  principal  unnd  hauptstatt  in  Gratia, 
(aldo  der  soldan  sein  residentz  und  hofhaltung  hatt,  der  dozu- 
mal  regüerte,  heüst  soultan  Mourat  Chan,  der  drütte  dös  nah- 
mens  und  14.  thürckische  keüser  Osmanier  geschlecht)  ein 
mechtige  grose  volkreiche  statte  wölche  in  der  rinkmaur  18  jv. 
meil  begreift,  ist  mehr  gögen  dem  mör  dann  gögen  dem  lannd 
erbauen.  In  Galata,  so  gögen  Constantinopel  iber  lügt,  bün 
ich  verharrett  45  tag,  und  ist  mür  gleich  beschehen,  wüe  mann 
pflegt  zu  sagen,  einer,  der  gehn  Rom  kompt  und  den  Papst  nicht 
sihet,  also  auch  ich  zwüschen  der  zeütt  den  thüirckiscben  key- 
ser  nichtt  gesehen,  dann  er  niehmaln  in  düe  mosckea  oder  kür- 
chen, als  er  sonsten  gemeinglich  alle  14  tag  einmahl  aus  dem 
serayo  oder  palatio  in  sainct  Sophia,  so  gleich  vohr  dem  pa- 
latio  ober,  f  eütten  pflegte ,  und  ist  gedachter  souldan  in  der 
zeütt,  als  ich  do  gewesen  (sovil  müer  bewust)  nicht  mehr  dann 
ein  einigmahl  ausgeritten ,  bin  ich  umb  ein  yüertl  stund  zu 
spath  kommen,  unnd  ist  düe  saag,  weil  er  so  wenig  usskomme, 
seye  düs  düe  ursach,  das  ime  sein  öltester  söhn  sehr  nach  dem 


409 

leben  stöUen  lasse,  domitt  der  söhn  an  seines  ?attern  statt  in 
das  regiment  komme.' 

Ausser  der  statt  Constantinopel  hatt  es  nocb  andere  stött, 
als  stracks  do  gögeniber  Galatta  oder  Pero  von  Ittalianefn  ge- 
uantt,  mues  mann  zu  wasser  iber  das  canal  oder  iber  den  porto 
seeglen  oder  uf  einer  perma,  das  ist  ein  dein  schifflin,  dohin 
fahren,  wölche  statt  auch  mitt  einer  sondern  mauren  umb-. 
fangen  unnd  alle  nacbt  sowol  gögen  dem  mör  als  gögen  dem 
landt  gesporrt  ¥nirt,  yedoch  schlechtlich  genug;  hat  aber  aus- 
serhalb der  maur  langest  dem  mör  wol  sovil  heüser  als  inn- 
wendüg  derselbügen,  ist  auch  vül  mehr  lanng  dann  breiitt,  er- 
ströct  sich  in  düe  lenge,  büs  an  das  schwarze  mör,  das  einer 
von  oben  an  langest  dem  wasser  zwu  grosser  stund  genug  zu 
göhn  hatt.  In  solcher  statt  wohnen  mehr  Christen  dann  Thür- 
cken,  der  mehrertheil  Grüechen  und  Armenier,  wüe  auch  düe  am- 
passatores,  als  dös  königs  aus  Franckreich,  Enngelland,  Booluj 
der  Yönetianer,  Raguseer  und  anderer  mehr  herrn  und  poten- 
taten  bottschaftn,  usserhalb  keyserl.  Majestät  ampassator,  der 
trohnet  innwendüg  der  statt  Constantinopel.  Uff  vohrgedach- 
ter  seütten  noch  ein  aiidere  neu  erbautte,  ohnbeschlossne  statt, 
auch  hart  afn  mör  gelegen,  wölche  durch  einen  bassa  bey  weh«- 
nig  Jahren  angefangen  worden  zu  bauen,  und  seinem  namen  nach 
Cassan  bassa  genenntt  worden;  die  ist  schon  gros  unnd  mitt 
TÜlen  heüsem  besöztt. 

Gögen  dem  serayo  oder  dös  Grosthürcken  palatio,  iber  das 
mör  hinibertt  noch  ein  andere,  doch  onbeschlossne ,  auch  bey 
wehnig  jähren  erweitterte  und  zimlich  gros  erbautte  statt, 
wölche  durch  dös  yezigen  souldans  mutter  anschaffen  und  be- 
Tclch  sehr  gemehrett  unnd  noch  täglich  mitt  heüsem  erweitertt 
wüert;  solche  statt  lügt  uf  der  seitten  dös  landts  Natolia  unnd 
wüert  zu  Asia  gezölt,  wie  dann  das  möer  düe  beede  theil  Eu- 
ropa unnd  Asia  von  einander  scheüdet. 

In  der  statt  Constantinopel  wohnen  Yülerley  nationen,  von 
mancherley  seckten  unnd  rotten,  wölche  alle  öffentliche  kür- 
chen unnd  zusamenkunft  haben,  fürnemlich  aber  werden  vül 
stattliche  gebeü  von  mosckea  oder  thürckischen  kirchen  ge- 
sehen, von  züehrlichem,  schönem  pflaster  besözt,  mütt  gewal- 
tigen marmorsteinern  seülen,  dorüber  düe  bogen  unnd  gewölb 


4(0 

beschlossen  sein,  alsdo  ist  souldan  Soeliman,  wölcfaes  ist  dfie 
fürnembste  mosckea,  alsdann  sanct  Sophia,  wölche  Ton  den 
Christen  griiechischer  nation  erbauen  unnd  lannge  jähr  von 
inen  bewontt  worden,  derogleichen  gröse  der  kirchen,  als  süe 
anfencklich  gewesen,  nicht  gefunden  wüert,  wüewol  solche  noch 
zur  zeitt  sehr  gros  unnd  weütt  begriffen,  diser  zeütt  nicht  mehr 
in  der  Christen,  sondern  in  der  Thürcken  handt  und  zu  einer 
mosckea  gemacht  worden,  und  weil  süe  gahr  nahend  dem  se- 
rayo  oder  palatio  lügt,  pflegt  der  Grosthürck  ordinariter  dorein 
zu  reitten,  verrichtett  sein  gebett  gemeinglich  döss  andern 
freittags.  Und  ist  alhüe  beschaffen,  das  einer  nicht  allein  in 
dise  kürch,  sondern  auch  mitt  gelegenheitt  neben  einem  jenü- 
schar  in  alle  fürnemme  mosckea  kommen  kahn.  Das  beschicht 
durch  sehanckung  und  Verehrung,  do  es  doch  an  andern  ortten 
der  Tfaürckey  in  ihre  kürchen  zu  göhn  den  Chrüsten,  was  na- 
tion düe  seyen,  bey  hoher  sti-af  verbotten. 

Für  gedachter  kürchen  Sophia  heraussen  am  kürchhof  ist 
ein  ronndt  erbaute  cappelle,  durchaus  von  schönem  weissem 
marmor  sowol  von  aussen  als  innwendig  iberzogen,  düe  stuck 
so  kunstlich  uf  einander  gesöztt,  das  mann  zwischen  den  stei- 
nen düe  duften  oder  absäz  nicht  sehen  mag,  und  ist  sowol  das 
dach  als  der  bogen  mütt  gleichförmigem  weissem  marmor  be- 
dect.  In  derselbigen  zu  sehen  döss  yezigen  thürckischen  keü- 
sers  brüeder  sepultura  oder  begröbnus,  wölcher  fünf  sein,  steth 
yede  besonder,  von  schönem  weissem  poliertem  marmor  ge- 
macht, unnd  uf  yederr  ein  weüsser  thürckischer  bundt,  wölches 
das  Signum  ihrer  Mahomet  sect,  und  ist  uf  yedem  bund  ein  schöner 
feederbusch  von  schwarzen  reügers  feedem,  yeder  uf  drütthalb 
in  300  federn.  Düe  thür  von  gemelter  capella  steth  dös  gan- 
zen tags  aller  offen;  ob  ich  wol  nicht  hinein  göhn  dörft,  sähe 
ichs  genugsam  von  aussen.  Demnach  der  thürckische  keyser 
nicht  eine  noch  öttlich,  sondern  vül  weiber  und  junckfrauen  zu 
halten  pflegt,  wüe  dann  das  alte  serayo  oder  schloss  solches 
genugsam  ussweiset,  dorinn  in  düe  500  sein  sollen,  wölche 
mehrtheüs  chnstenkinder  und  von  christlichem  geblüet  her- 
kommen, das  leichtlich  zu  erachten,  khein  ungeschaffen  mentsch, 
sondern  ja  düe  schönesten  creaturen,  so  in  seinen  landen  bin 
und  wüder  zu  bekommen  sein ,  dohin  gethon  und  geordnet  wer- 


4ii 

den,  von  obgemelteti  alten  soll  er  doch  nicht  mehr  dann  väerziig 
beschlafen  dörfen,  wöiohe  under  disen  ime  am  besten  gelüeben; 
bey  solchen  (als  leichtlich  zu  erachten)  er  vül  erben  bekombt, 
d<^rowegen  das  reich  und  regiment  allein  uff  den  ersten  undt 
dlltesten  söhn  fölltt  nach  seines  Vaters  absterben,  düe  andere 
söhn  aber,  sovil  derer  sein,  werden  nach  döss  alten  todt,  als« 
bald  der  älteste  keüser  wüertt,  alle  stranguliert:  als  ich  gehört, 
I^gt  mann  inen  einen  seüdenstrückh  umb  den  halls,  wendt  den- 
Belbigen  umb  mitt  einem  hoUz,  so  lanng  büs  er  verstict;  soril 
seiner  brfieder  sein,  beschicht  yedem  also,  das  einer  dann  der 
öltest,  wölcher  succediert,  im  leben  bleübt,  und  solches  fiir^ 
nemlich  doromb,  domitt  düe  jungen,  wann  süe  gros  werden  und 
zu  ihren  jähren  kommen,  inen  einen  anhanng  machten,  sich 
wider  den  regüerenden  keüser,  ihren  brüder,  uffleinen  möchten, 
dodurch  gros  krüeg,  zwitracht  und  uneinigkheitt  entstünde  und 
ihr  reich  zerstört  würde.  Was  nun  denn  öltesten  söhn  anlangt^ 
wölcher  nach  seines  vattem  todt  regierender  keyser  sein  soll, 
alsbald  er  beschnitten  wüertt,  wölches  beschicht,  do  er  schon 
öttlich  jähr  allt  ist,  mütt  grosem  trionph,  pracht  unnd  herrlich- 
keitt,  wirt  er  alsdann  von  Gonstantinopel  hünweg  gefüehrt  unnd 
ein  besondere  hofhaltung  hatt,  uff  fünf  tagreisen  vondo,  in 
einer  statt  in  Natolia,  Mansia  genanntt,  unnd  sieht  solcher  söhn 
düe  zeitt  seines  lebens  seinen  vattem  nicht  mehr  lebendüg,  wüe 
er  dann  nicht  mehr,  dann  büs  zu  döss  alten  absterben  wüder* 
omb  gehn  Stambur  kombtt,  alsdann  er  das  reich  besiztt.  Inn- 
wöndig  der  statt  Gonstantinopel  ist  zu  sehen  gleich  oben  düe 
süben  thürn,  in  wölchen  der  tresor  oder  schaz  dös  reichs,  näm- 
lichen düe  bahrschaft  verwahrt  lügen  soll;  solche  thürn  sein 
starck  und  vöst  erbauen,  gleichsam  in  düe  ronde,  steth  yed^r 
besonder  unnd  allein.  Ausserhalb  solcher  thürn  werden  an 
unnderschidlichen  prtten  düser  statt  gewaltige  uffgerichte  hohe 
collonna  gesehen:  als  für  der  behausung  kayserlicher  Majestät 
ampassatar  steth  ein  alte^  sehr  hohe  seüU,  doch  nicht  von  einem 
eonndern  von  vülen  stucken  uff  einander  gesötzt,  in  düe  rönnde 
mitt  starcken  eysem  reiff  oderr  bandt  eingefasset.  Hinufwarts 
gögen  denn  süben  thürn  wüertt  ein  andere  sehr  hohe  saul  ge- 
sehen, wölche  mann  uf  ittalianisch  collonna  historiaJba  nen- 
nett:  solche  ist  round,  sehr  hoch  von  unden  büs  oben  in  glei- 


412 

eher  gröse,  innwöndüg  aller  hol,  das  mann  in  einem  Schnecken 
büs  oben  uff  göhn  kahn,  aussen  mitt  sondern  gemachten  steinen 
becleidet  und  iberzogen,  dorahn  sehr  schöne  biblische  historien 
in  dfie  stein  gedruct  sein,  von  Moyse  unnd  dem  konig  Pharao, 
was  er  an  den  kindem  Israel  geüebt  unnd  furgenommen  hat, 
wie  dann  ein  gleichförmige  coUonna  zu  Rohm  uffgericht  ge- 
sehen  wiirtt. 

Uff  einem  andern  ortt  oder  blaz,  wölchen  mann  Atmenam 
nennett,  werden  auQh  zwue  uffgerichte  seülen  gesehen.  Düe 
eine  ist  in  düe  vüerung  von  'gehauenenn  steinen  stuckweüs 
schlecht  uff  einander  gesötztt,  hoch  unnd  in  einer  gleichen  große 
von.unnden  büs  oben,  düe  solle  in  wehnig  stunden  sein  uffge- 
richt worden;  uf  öttlich  schritt  dovon  ein  andere  uffgerichte  co- 
lonna  auch  guaderiert,  wölche  unden  ein  sehr  starck  fonda- 
ment  bey  2  mann  hoch  iber  düe  erden  hatt,  uf  solchem  fon- 
dament  vüer  metalle  kugeln,  als  uf  yeder  seüttenoder  öck 
eine,  doruf  ist  ein  hohe  saul  gesöztt,  unnden  didk  unnd  oben 
immer  zuegespüztt,  vergleicht  sich  in  der  höhe  unnd  gröse  der 
collonna  oder  gulia,  wölche  yeziger  Bapst  Sixtns  quintus  zu  Bom 
für  sanct  Peters  kürchen  hatt  lassen  uffrichten,  allein  das  düe- 
selbüge  ganz  glatt,  düse  aber  selzame  caracU*e8  alter  mosai- 
scher Schriften,  so  dorein  gegraben  sein.  Sonsten  stehett  solche 
seül  frey,  lödüg  unnd  los,  besonder  nun  allein  uf  gemelten  vüer 
kugeln,  -das  alle  wund  dodurch  göhn;  unnden  am  fondament 
sein  öttliche  carmina  gegraben  in  grUechischer  sprach.  Zwü- 
sehen  oder  nahend  den  gemelten  zwo  colonna  wüert  gesehen  ein 
schön  kunstuck,  das  ist  ein  gegossiie  schlaimg  von  metall,  bey 
anderthalb  mann  hoch  von  der  erden,  in  der  ducke  zweyer 
spann  weütt,  ist  gewunden,  scheint  eügentlich,  als  wehren  es 
drey  schlangen,  oben  nicht  mehr  dann  einen  köpf,  das  einer 
nicht  eigentlich  sehen  mag,  uf  wölchem  deil  der  köpf  stehett. 

In  gemelter  statt  Gonstantinopel  hatt  es  seine  sondere 
bazam,  bläz  und  märet,  do  einer  vül  unnd  mancherley  Sachen 
bekombt  zu  kaufen,  von  allerley  wahren,  wüe  auch  rauch  und 
fuettrwerck,  so  schon  aller  bereitt  unnd  zuesamengeneth ,  das 
es  nun  darf  iberzogen  werden:  als  zobl,  lux,  marder,  wollf^ 
fax  und  dergleichen,  wölche  in  grosser  anzahl  aus  der  Mosekau 
und  Tartaria  hüi^ebracht  werden ;  ittem  von  gemachten  kleü- 


4t3 

dem  uff  thürckische  manier  bekombt  einer  so  stattlich ,  als  er 
8üe  haben  wüU.  So  hatt  mann  sehr  im  brauch,  das  mann  die 
beraitte  schaf  oder  lamsfehl  aus  seüdefarb  ferbe  von  mancher- 
iay  färben,  alls  carmosin,  blau,  grüen,  gelb  und  andere  der- 
gleichen jfarben,  wölcbes  sehr  wol  fehrt  oder  scheint,  denn  däe 
haar  glanzüg  werden  wüe  samett. 

Von  essender  speys  bekombt  einer  täglich  morgens  unnd 
abents,  so  wol  gekocht  als  ungekocht,  an  sonderlichen  ortten 
oder  freßmärct,  als  do  ist  gesotten  und  j^braten  fleüsch,  krautt, 
allerley  ^emües,  salat,  gebachne  küechlin,  pasteten  unnd  der- 
gleichen ;  bey  den  gemelten  gardküchen  unnd  freßmärct  hat  es 
auch  sonderbare  thrünckheüser,  do  maim  scberbet  unnd  boisen, 
beedes  sües  unnd  säur  getranck,  verkauftt,  aber  keinen  wein. 

Von  allerley  schönen  fruchten  hat  es  auch  besondere  prtti 
do  solche  verkauft  werden,  als  do  sein:  granat,  zitron,  oranien, 
lemon,  ittem  trauben,  öpfel,  büem,  nuß,  castanien  unnd  der- 
gleichen, alles  so  früsch  unnd  lüeblich  anzuschauen  (onange- 
sehen  es  nahend  bey  weynachten  wahr),  scheinten  doch  düe 
frichtej)  so  lüeblich,  als  kehmen  Büe  erst  ab  den  hörnen;  von 
erdenge  wachs,  als:  krautt,  rättich,  rueben,  zwübl,  salat  unnd 
anders  so  früsch,  als  bey  unns  im  sommeri». 

Den  portto  zu  Constantinopel  betreffend  wüert  dößgleiohen 
weytt  unnd  breitt  nicht  gefunden,  das,  wüe  mann  sagen  maag, 
düe  schuf  mitt  den  spüzen  am  lannd  stöhn  unnd  einer  den  einen 
fues  am  land,  den  andern  in  das  schif  sözen  kahn ,  so  hatt  düse 
porto  durchab. gleich  hart  vom  lannd  ab  ein  so  schnelle  tüeffe, 
das  alle  naue.o^er  schüff,  so  gros  süe  dohin  kommen,  mitt  gan- 
zer 'ladung.  aus  und  innseeglen,  sich  auch  har^  an  das  gestad 
lögen  könden,  so  wol  auch  döß  Grosthürckhenn  gallion,  das 
doch  stattliche,  grose  schif  sein.  Iqh  sähe  derer  süben  ankom- 
men, das  süe  sich  mitt  voller  ladüng,  wüe  süe  aus  Ägipto  kah- 
men,  sich  hart  an  das  lanndt  lögten.  Solches  canal  oder  porto 
ist  liicht  iber  ein  halbe  w.  meül  breütt,  es  hat  vül  dausentperma 
oder  deine  schifflin,  doruf  mann  das  volckh  hün  und  wüder 
füehrt,  gleich  als  zu  Vönedüg  die  gondula. 

In  gemeltem  canal  oder  porto  werden  mörcklich  vül  vüsch 
gefangen,  dann  süe  das  inngeweüd  unnd  allen  wuest  von  den 
thüeren  dorein  werfen,  dovon  die  füsch  gute -niahrung  haben; 


414 

solche  werden  zu  underschüdlicher  zetttt  dioa  jabrs  gefangeiif 
als  do  sein  nf  unnsere  sprach  schwertfdsch,  vergleichen  sich 
dem  sallmen  oder  frischen  lax,  ist  inwöndüg  schön  roth,  hat 
vomen  ein  lanngen  stachel  bey  drey  zwercfafinger  breütt 
gleich  wüe  ein  schwertt,  doher  er  dann  den  nahm^i  faatt 

Düser  zeütt  dös  jahrs,  als  umb  weyenachten,  wüert  eiu 
vüsch  in  groser  anzahl  gefangen,  wölchen  mann  scombri  nennet, 
vergleicht  sich  jast  dem  häring,  allein  das  solcher  was  suptiler 
nnnd  zärtter  ist,  mag  auch  nicht  so  lanng  dauren.  Diser /viisch 
ivüert  gleichförmig  als  der  häring  inngesalzen  in  grose  vaß  ge- 
macht, derer  vül  schuf  voll  in  Gandia ,  Scio  unnd  andern  insub 
im  Arcipelago  gefiiert  werden.  Weil  düe  Griiechen  sovil  vasttftg 
haben,  essen  süe  mehr  vüsch  dann  fleüsch ;  wann  nun  die  zeütt 
der  scombri  fiiriber,  fanngt  mann  andere,  wölche  mann  pala- 
mide  nennet,  sein  ingemein  eines  pfundts  schwär,  finden  sich 
auch,  düe  drey  in  vüer  pfund  wegen,  die  werden  gleichförmig 
inngesalzen,  auch  geraucht,  und  an  andere  ortt  gefiiert  Neben 
solchen  gübt  es  noch  vül  andere  vüsch,  znancherley  sortt,  wüe 
auch  früsche  schollen  oder  blatteißlin,  ittem  oustria^muschlen) 
capi  longi,  tondi,  santi  und  dergleichen. 

Indem  ich  nun  lanng  zu  Constantinopel  stüU  gelegen,  WBsi 
ich  öttlich  maln  in  döß  herrn  ampassators  haus  zu  gast,  wüe  er 
dann  stets  ein  freye  tafell  höUt,  das  alle  tag^  yedpch  pnn  ^uia 
imbüs  sich  göst  finden,  seyen  gleich  Thürcken,  GrüecheD,  Fran- 
zosen oderr  Ittalianer.  Es  wahr  dozumal  ein  stattliche  com- 
pagnia  teütsche  herren  von  Vönedüg  ab  dohün  komitien,  wölche 
düe  reüs  nach  Jherusalem  thun  wollten:  dorunder  ward  eb 
graf  von  Harrdöck  sampt  seinem  präceptor,  ein  freyherr  von 
Thun,  einer  von  Sebach,  einer  von  Crelzheim,  ein  Fuch$, 
beede  fränckische  vom  adl,  einer  von  Bernico,  Uhlfeldt^  uood 
dann  noch  ein  Dennemärckr,  Bartholo,  unnd  Jacob  Schach- 
männ  von  Dannzüg.  Gedachte  herrn,  derer  bey  11  wahren, 
hatten  einen  Theütsohen  bey  sich,  wölcher  vohrmaln  düse  reüs 
auch  gethon,  mütt  nah«ii^  Bartholo  Rößlin;  düse  herrn  rei- 
eeten  samentlich  uff '^«^"-thürckischen  gallera  von  Constan- 
tinopel ab  nach  TrippoH  dfe  Suria, 

Mütt  dem  lotsten  gallion,  der  aus  Ägipto  k€iim,  wnrd  dem 
Orosthüreken   ein  frembd  animal  müttgebracht,  das  ward  in 


415 

dem  palatio  CoimtaDtini  bey  dem  höivanten;  da  es  der  herr 
ampassator  besähe,  güeng  ich  neben  seinem  hofgesindt  mitt 
dohün,  hat  mann  von  döß  herm  haas  ab  zwu  guter  stund  zu 
göhn  büs  zu  vohrgemeltem  palatio  Gonstantini,  welches  zu 
ennd  der  statt  unnd  hart  an  der  mauren  lügtt;  werden  noch 
Tül  alte,  doch  mehrtheils  zervallne  gebey  gesehen,  unnden  in 
einem  hoof  ein  stallung,  in  wölchem  der  Thürck  einen  hölvan- 
ten  holt,  dozu  ein  sonder  mann  oder  Mof*  bestellt  ist,  der  ime 
ab  und  auswart.  So  mann  den  begert  zu  sehen,  fiert  in  der 
Mor  herusser  in  den  hof;  demnach  es  ein  ungebracht^  gros 
unnd  heßlich  thüer  ist,  gübt  es  umb  den  Mohren,  dann  so  er 
ime  uff  den  rucken  sizen  will,  lögt  er  sich  vohr  ime  nider,  so 
er  ime  ein  minz  fürwürft,  als  einen  asper,  wölches  doch  ein 
dein  ding,  höbt  ers  mitt  dem  schnabl  auf  unnd  gilbt  es  dem 
Moren,  dösgleichen  so  er  ime  einen  stecken  oder  stab  fürwürft, 
höbt  er  den  auch  müti  dem  schnabl  uff  uund  trögt  in  dem  maam 
nach,  neben  anderm  mehr. 

In  einem  andern  stall  gleich  neben  dnsem  wurde  gedach- 
tem herm  ampassator  düe  frömbde  thüer,  so  aus  India  ge- 
bracht worden,  gewisen.  Das  wahr  ein  Renozerus,  wölchs  thüer 
mitt  dem  hehant  streitten  soll;  solches  ist  an  der  gestallt, 
gröse  unndt  färb  einem  büffl  sehr  gleich;  weil  dises  aber  noch 
gahr  jung,  soll  es  noch  vül  gröser  werden.  Solches  hatt  uff  der 
nasen  ein  kurzes  dückes,  aber  nicht  spitziges  hom,  oberhalb 
dösselbigen  bey  einer  zwerchhandt,  noch  ein  ander,  doch  vül 
lennger  unnd  spüziger  hörn,  wölche  sein  wöhr  und  wafen,  do- 
mitt  es  dem  helvanten  höftüg  zusözen  thuet.  Düse  beede  hör- 
nerr  stöhn  nicht  als  andern  thüem  oben  am  küm,  auch  nicht 
neben  einander,  sondern  von  der  nasen  uff  eines  höher  ak  dais 
ander  bey  einer  zwerren  handt. 

In  einem  besondern  haus  uf  dem  plaz  Athmenam  wer- 
den noch  vül  und  mancherley  selzame,  wülde  unnd  heimische 
thüer  gesehen. 

Ittem  zu  sehen  beede  patriarchat,  das  alte  unnd  neye, 
wölches  zu  der  Griechen  zeit,  als  Constantinus  unnd  andere  kay* 
serr  geregüert,  ein  gewaltig  werck  unnd  Btattlich  gebey  gewe- 
sen,  als  noch  zum  theil  zu  sehen,  derzeütt  aber  mehrtheils 
rouiniert,  unnd  hat  noch  büs  doher  der  grüechische  patriarch 


416 

sein  residentz  do  gehabtt.  Demnach  es  aber  an  einem  sehr 
gelegenen  ort  unnd  uff  einer  höhe  lügt,  das  mann  weitt  durcli 
diie  statt  sehen  kahn,  ist  der  Grosthürck  verursacht  worden, 
soUche  kürchen  sampt  dem  heüser  unnd  blaz  innzunemen,  in 
willens,  ime  seinem  nahmen  nach  ein  mosckea  dohün  zu  bauen, 
wüe  dann  albereitt  ein  starck  fondament  rüngs  umbher  ange-. 
fangen'unnd  gelögt  worden,  wüe  dann  düe  thirckische  kürchenn 
in  Constantinopel  zum  nothvall  wol  für  einen  anlauf  bestölin 
unnd  halten  mögen. 

Demnach  aber  kein  keyser  düe  macht  oder  denn  gewalt 
hatt,  ein  mosckea  seinem  namen  nach  oder  ime  zu  ehren  in  ge- 
melter  statt  zu  erbauen,  es  sey  dann,  das  er  in  eügner  person 
in  krüeg  gezogen  unnd  ein  statt,  lannd  oder  königreich  hab 
helfen  erobem  und  einnehmen ,  demnach  unnd  düeweil  yeziger 
thürckischer  keyserr  niehmals  in  keiner  Schlacht  gewesen  noch 
auch  zu  feld  gelegen,  soll  ime  solch  angefangen  gebey  durch 
düe  YÜer  oberste  bassa,  wölche  mann  fisier  bassa  nenntt,  ge- 
sperrt unnd  nicht  femet*r  zu  bauen  zuegelassen  sein  worden; 
wüe  dana  dem  suldan  solches  durch  seinen  obersten  pfaffen, 
wölchen  süe  mufiFti  nennen ,  der  unnder  inen  in  geysüichen 
Sachen  so  hoch  geacht  und  gehalten  württ  als  bey  den  papisten 
der  Bapst,  unnd  dem  thürckischen  keyser  zu  gebüetten  hatt, 
solle  wüdersprochen  sein  worden,  es  gebüre  keinem  keyser  in 
gemelter  statt  ein  mosckea  oder  kürchen  seinem  nahmen  n^b  zu 
bauen,  er  habe  dann  ein  schlecht  gögen  seinen  feinden  gewon- 
nen, dobey  er  selber  gewesenn  unnd  sovil  erobert,  das  düe 
pfaffen  derselbigen  kürchen  von  dem  intrada*  dös^n  eroberten 
lanndts  oder  statt  mögen  erhalten  werden  unnd  ir  nahrung 
dovon  haben. 

Was  das  neye  patriarchat,  wölches  der.«uldan  den  Grüe- 
chen  unnd. ihrem  patriärchen  anstatt  dös  andern  eingegeben, 
betrüfft,  ist  wol  ein  groses,  doch  aller  zerstört,  unlustüg  unnd 
wüestes  wesen,  wüewol  düe  Grüechen  an  gedachtem  ortt  starcl: 
angefangen, zu  bauen;  sein  noch  so  hochmüetig,  das  süe  sich 
nicht  ia:geringem,  schlechtem  stand  oder  Wohnungen  behelfen, 
do  süe  doch  durchaus  keinen  gewalt  unnd  mitten  under  den. 
Thürcken  wohnen.  Wann  süe  nun  an  disem  ort  auch  grosen 
costen  uffwenden,  und  das  fürgenommene  gebey  volviren  unnd 


417 

jsum  ende  bringen,  haben  süe  nachmahln  anders  nicht  gewartten, 
dann  das  inen  der  Grosthürck  solches  auch  einnembtt,  bautt 
ein  mosckea  oder  was  anders  seines  gevallens  dohün. 

In  Yül  gemelter  statt  an  einem  sondern  bazar  oder  marct, 
welchen  mann  boedesten  nennett,  do  allerley  waren  verkauft 
werden,  sowol  auch  düe  sclaven  beederley  weüß  unnd  schwarz, 
von  Chrüsten  unnd  Moren,  jung  unnd  allt,  weübs  unndt  manns- 
personen,  in  zimHcher  anzahl  auf  gewise  marctäg  verhandelt 
unnd  verkauftt  werden,  von  besondem  leütten,  wölche  Sich  do- 
mittnören,umbher  gefüehrt,  sonnderlichen  von  kindem  unnd 
Weibspersonen  kupplet  einer  drey,  vüer  an  einander,  an  düe 
ander  hannd  auch  sovil,  schlöptt  süe  also  hün  unnd  wüder  von 
einem  laden  zum  andern.  So  nun  einer  derer  wahr  begert  zu 
kaufen,  schaut  er  süe  unnder  dem  angesicht,  wüe  dann  düe 
weübspersohnen  alle  masca  vohr  haben;  wann  er  nun  vermeint 
das  süe  ime  taugenlich  seyn,  füert  süe  der  mackler  an  ein  be- 
sonnder  ortt  in  ein  gemach,  do  süe  sich  ganz  nackend  auszüehen 
mues,  beschauett  süe  derjhenige^  welcher  süe  kaufen  will  nach 
notturft,  ob  es  bona  roba  seye ,  ob  süe  keinen  mangl  am  leib 
oder  irgend  einem  glüd  habe.  Wann  süe  im  geföUt  unnd  er 
willens  ist,  süe  zu  kaufen,  lögt  er  ein  both  doruf ,  was  er  dann 
vermeint  dorumb  zu  geben,  wüe  er  mitt  dem  verkaufer  kahn 
ibereinkommen,  unnd  mag  ein  Crist  sowol  als  ein  Thirck  ein 
Christin  kaufen;  wann  sie  sich  aber  für  ein  Thürckin  erclärt, 
mag  süe  kein  Christ  kaufen.  Wann  ein  weibspersohn  zu  einer 
Thürcken  gemacht  wüertt,  darf  süe  nicht  mehr  dann  einen 
finger  ufifhöben  unnd  öttlich  wortt  sprechen;  wann  ein  Christ 
ein  gefangne  Christin  kauft,  wüertt  ime  von  ihrem  principal  als 
von  dem,  der  süe  verkaufen  lest,  ein  brüef  doromb  gegeben, 
dbmitt  der,  so  süe  erkauft,  nicht  gerechtförtigtt  werde  oder 
ein  anderer  ein  Zuspruch  zti  ihr  sueche;  wüe  es  sich  dann 
vül  zutrögt,  das  manche,  wann  süe  harrt  gehalten  württ,  uss- 
reist  unnd  von  ihrem  herm  entlauftt  oder  hünweg  gefüertt 
wüertt  unnd  an  ein  ander  ort  kombt.  Müeßen  gemeinglich 
hart  arbeütten,  haben  wehnig  zu  fressen  unnd  werden  vül  ge- 
schlagen; dreiben  undt  schlöppen  das  arme  volckh  umbher 
als  mann  bey  unns  das  vich  zu  verkaufen  pflegt;  also  beschicht 
es  auch  mitt  denn  mannspersonen:   wann  einer  einen  sclaven 

KiMheL  27 


418 

hatt,  der  nicht  seines  gevallens  ist,  verkauftt  oder  verdauscht  er 
in  wideromb. 

DÖß  Grosthürcken  palatium  oder  das  serayo  ist  sehr  gros 
unnd  weitt  begriffen  als.  ein  gemein  stättlin,  uff  der  einen  seil^ 
ten  hartt  gögen  dem  mör  gelegen,  gögen  der  statt  mitt  einer 
starcken  unnd  hohen  mauren  umbfangen,  wüe  dapn  nicht  fem 
dovon  das  haus,  in  wölchem  keyserlicher  Majestät  ampassator 
wohnett:  der  meinerr  zeiitt  do  wahr,  heist  herr  Bartholomeus 
Bötius,  welcher  der  thürckischen  sprach  wol  erfahren,  dann  er 
in  düe  12  jähr  lanng  im  lannd  gewesen.  Demselbigen  wüertt 
Yom  Grosthürcken  ein  besonder  haus  inngeben,  gleichsam  ein 
champ  oder  carvatscharas  von  altem,  starckem  gemeiir  in  düe 
vüerung  erbauen,  hat  nicht  mehr  dann  einen  uss  unnd  innganng, 
mütt  vüer  jenitschar  unnd  einem  tshausch  wol  verwahrett,  wöl- 
che  tag  und  nacht  do  sein,  dem  herrn  ampassator  abwartten 
unnd  uff  in  bestölt  sein:  dann  so  gedachter  herr  ausreütt  oder 
geth,  so  göhn  düe  jenitschar  vor  ime  her,  machen  blaz,  domitt 
ime  von  andern  Thircken  nicht  begögne.  Vohrgemelte  behau- 
sung  ist  nicht  mehr  dann  eines  gemachs  hoch,  hatt  an  all  vüer 
ortt  einen  ganng  innwendüg  umbher,  uff  der  seytten  vül  ca- 
mern unnd  gemach,  wüe  dann  .der  herr  dozumal  ob  düe  30  per- 
sonen,  zum  theil  stattliche  vom  adl  und  andere  düner  bey  sich 
hatte,  wölch  alle  unngerisch  bekleüdett  unnd  gemeinglich  in 
gleicher  färb,  das  es  züehrlich  zu  sehen.  Wann  der  herr  am- 
passator irgend  zu  einem  bassa  oder  zum  obersten  visier  bassa 
reütt,  geth  all  sein  volckh  für  ime  beer,  ye  zwen  unnd  zwen,  be- 
gleitten  in  büs  in  das  haus,  dohin  er  reütt;  er  höUt  acht  in  9 
schöner  thürckischer  pfert,  hatt  gleichsam  ein  deine  hofhaltung, 
do  mechtig  vil  uffgeth,  dann  er  täglich  vül  iberlauf  hatt  von 
Thürcken  unnd  Christen,  wölche  sich  umb  mittagzeütt  dohin 
verfliegen,  wüe  dann  an  tractation  unnd  getranckh  kein  manngl 
erscheint,  sondern  idermann  im  haus  genug  unnd  düe  vile  hatt, 
sonderlichen  sehr  guette  unnd  gesunde  wein,  wölche  bey  100 
w.  meil  aus  Natolia  herkommen.  Den  nennen  düe  Ittalianer 
vino  de  Palerno,  ein  statt  in  gemeltem  land  gelegen,  der  ist 
mehrtheils  weüs  unnd  lüeblichs  thruncks.  Sonsten  werden  vül 
unnd  mancherley  sortt  von  rothen  unnd  weüssen  weinen ,  wüe 
auch  malvasia  unnd  muscatell  dohin  gebracht,  doch  nicht  in 


419 

Gonstantinopel,  sondern  in  Galata  oder  Pero,  do  die  Ghristenn 
wohnen,  dann  düe  Thürcken  unnd  Moren  -nicht  mitt  wein  han- 
deln, vül  wehniger  denselbigen  bauen  oder  pflanzen. 

Demnach  düe  statt  Gonstantinopel  sehr  gros  unnd  volkreich, 
in  wölcher  sehr  vül  Juden  Wohnen ,  samptt  mancherley  nationen 
Christen,  hatt  einer  genugsam  umbher  zu  laufen,  hün  unnd  wüder 
zu  spazieren,  das  einer  wol  müed  dovon  wüertt,  in  ansehung  das 
düe  statt  unöben,  an  vileli  ortten  bergüg,  das  mann  uff  unnd 
absteigen  mues;  ob  einer  s6hon  jähr  unnd  tag  do  ist,  soll  er 
dannocher  nicht  alles  nach  noturft  ersehen. 

G^^lata  oder  Pero  betreffend,  wölche  statt  stra,cks  gögen 
Gonstantinopel  yber  lügt,  haben  in  derselbigen  düe  Grüechen 
unnd  Franzosen  ihre  sondern  kürchen,  düe  Jttalianer  aber  zwey 
nnderschidliche  closter,  als  zu  sanct  Franzisco,  in  wölchem 
stets  zöhen  in  zwölf  patres  gemelten  ordens  sein,  göhn  in  ihrem 
habit  unnd  kleidung  gleich  als  in  der  Ghristenheitt,  so  wol 
durch  düe  statt  uf  den  Strassen  als  im  monasterio,  werden  von 
niemandt  molestiert;  gedacht  closter  ist  von  feinem,  altem  ge- 
bey,  haben  ein  schöne  grose  kürchen,  wölche  noch  aller  mütt 
bleybedöct,  in  derselbügen  coelebriren  gedachte  patres,  hall- 
ten täglich  öffentlich  meß.  Weül  sich  aber  neylicher  zeütt  ein 
spahn  zwüschen  keyserlichen  Majestät  ampassator  unnd  döss 
königs  aus  Frankreich  ampassator  zuegetragen  hatt,  ist  gemeltte 
kürch  aus  bevelch  döß  suldans  gespörrt,  und  düe  dum  oder 
thor  mütt  brettern  vernagelt  worden,  düe  ursach  döß  spahns 
zwüschenn  gedachten  zweyen  herrn  war  der  session  halberr  in 
der  kürchen;  weil  der  keyserliche  ampassator,  wölcher  vohr 
dem  yezigen  do  gewesen,  vom  stammen  ein  herr  von  Eyzing, 
evangelisch  wahr,  hatte  er  seinen  eignen  pfarherrn  im  haus,  das 
ex  nicht  h^riber  in  die  kirchen  kahm,  also  sözte  sich  döß 
königs  uß  Franckreich  ampassator  in  den  obersten  stuhl;  als 
nun  yeziger  ampassator,  herr  Bötius ,  wölcher  catholisch  unnd 
düe  meß  besuecht,  düe  session  wegen  keyserlicher  Majestät  als 
seines  principals  begerte  unnd  haben  wolte,  der  ander  solte 
ime  weichen,  wölches  des  königs  aus  Franckreich  ampassator 
harrt  verdrossen,  dordurch  süe  in  so  grose  feindschaft  gewach- 
sen, das  uf  ein  zeütt  der  kenigisch  ampassator  sein  volck  mütt 
verborgnen  röhren,  wöhren  unnd  deichen  für  düe  kürchenÖiür 

27* 


420 

gestöllt,  und  döß  keyserlichen  ampassator  erwartten  lassen, 
wölches  ime  kiindt  gethaun  wurde,  das  er  dozumal  nicht  hini- 
berttkahm.  Alsbald  es  der  Grosthürok  erfahren,  hatt  er  als- 
bald düe  kürchen  gahx  zuspörren  lassen,  das  wöder  der  eine 
noch  der  ander  mehr  innkommen  kahn.  Gedachte  patres  ha- 
ben gleich  wol  noch  ein  ander  dein  kürchlin  oder  cappella,  der- 
inn  süe  meß  halten,  wüe  auch  nahend  dobey  noch  ein  ander 
closterlin  zu  sanct  Peter,  düe  patres  geleben  der  rögl  Benedicts 
In  gedachter  statt  Galata  oder  Pero  hatt  es  einen  hohen,  gro- 
sen  unnd  vöstenn  thurrn  in  düe  runde  erbauen,  in  demselbigen 
ligen  düe  sclaven,  so  nicht  uff  den  gallera,  sondern  in  der  statt, 
do  mann  bauett,  schaffen  unnd  arbeitten,  derer  öttlich  hundert 
sein,  wölche  döß  nachts  sich  in  disem  thum  behelfen  müessen, 
wüert  inen  nichts  dann  brott  unnd  wasser  gegeben,  unnd  dös- 
sen  nicht  genug;  an  meüs,  razen,  leüs  unnd  ander  unziferr 
haben  süe  keinen  mangl,  sondern  dössen  ein  iberfiuß. 

Underhalb  Galata,  gleichsam  in  der  vohrstatt,  gögen  dem 
mör  ist  zu  sehen  düe  kürch  oder  mosckea,  wölche  Utschelin,  ge- 
wesner  capitan  bassa  iber  das  mör,  sonsten  aus  Calabria  bürt- 
tüg  unnd  ein  groser  Christen  feinde  ime  zur  gedächtnus  hatt 
bauenn  lassen,  ist  stattlich  unnd  schön  gemacht. 

Gleich  für  gedachter  kürchen  harrt  am  mör  werden  öttlich 
hundert  stuk  grob  geschüz  gesehen,  wölche  gleich  als  block 
oder  hollz  do  lügen  uff  der  erden  sonder  einige  rüstung  noch 
röder,  das  mann  derer  nicht  acht,  werden  auch  zu  nichts  ge- 
braucht unnd  sein  mehrtheils  aus  der  christenheitt,  so  düe 
Thürcken  auf  der  Christen  gallera,  naue  unnd  zum  theil  in  den 
forteza  unnd  vöstungen  erobert  unnd  inen  abgenommen  haben, 
wüe  dann  solches  düe  waapen  unnd  schiltt,  so  aussen  doruff 
sein,  genugsam  erweisen  unnd  darthun,  wüe  ich  dann  selber 
unnderr  anderrn  das  Säxische,  Saphoische,  wüe  auch  anderer 
herrn  wapen  gefunden  unnd  gesehen  hab.  Under  gemeltem  ge- 
schütz  sein  vül  herrlicher  unnd  schöner  cannon,  wölche  mehr- 
theils per  despecto,  höhn  unnd  spott  der  Christen  dolügen. 

Von  gemeltem  ortt  an,  do  das  geschüz  lügt,  wölches  schon 
ein  guettheil  wegs  für  Galata  abwärts,  lanngest  dem  wasser, 
bey  anderthalb  stund  weegs  ist  es  noch  aller  bewohnett  unnd 
ein  haus  am  andern,  büs  hinaus  an  das  schwarze  mör. 


421 

Das  schwarze  mör  betreifend  ist  solches  wasser  an  der  ge- 
stallt unnd  färb  dem  weiissen  oder  mare  mediterraneo  gleich, 
allein  ist  solches  vül  wtilder  und  ungestimmer,  verlüehren  sich 
vül  schiff,  so  durch  fortuna  zu  grund  göhn,  derowegen  mann 
mütt  gallera  nicht  döruf  fohrt.  ümb  düse  revier  kommen  beed« 
mör  zuesammen,  nämlich  das  schwarze  in  das  weüsse,  dannen- 
her  es  einen  so  starckeü  corrent  oder  fluß  hinuswarts  gögen 
dem  mare  mediterraneo  gübt. 

Nahend  bey  der  neüerbautten  statt  Scudret  hatt  es  einen 
TÖstn  thum,  so  uff  einem  föUsen  erbauen  unnd  rings  umbher 
mütt  dem  mör  beflossen,  mütt  grobem  geschütz  wol  versehen, 
unnd  von  öttlichen  jenitschar  wol  verwart. 

Das  arsinal,  do  düe  gallea  unnd  schiff  gebaueti  werden,  ist 
auch  uff  der  seitten  wie  Galata  steth^  doch  usserhalb  unnd  uff- 
warts  am  mör,  gros  unnd  weitt  begriffen,  gögen  dem  lannd  mitt 
einer  maur  eingfassett,  lanngest  dem  mör  aber  ist  es  offen, 
unnd  ein  scheir  an  der  andern  erbauen,  do  unnder  yedes  dach 
ein  gallera  kahn  gestöUt  werden,  domitt  süe  vohr  dem  regen 
unnd  ungewitter  sicher  und  drucken  stöhn  mögen,  ünnd  kön-' 
den  solche  mitt  schlechter  unnd  geringer  müeh  in  das  mör  ge- 
stosen  werden,  wüe  dann  das  wasser  büs  an  düe  gemelte  heüser 
hinzu  geth.  In  dem  arsinal  schaffen  täglich  vül  hundert  per- 
sonen,  der  mehrer  theil  sclaven  oder  gefangne  Christen,  dann 
düe  Thürcken  unnd  Moren  nicht  so  geschict,  das  süe  ein  rechte 
gallera  oder  naue  bauen  könden. 

Nicht  weütt  von  gedachtem  arsinal  wehnig  bösser  uffwarts 
nahend  der  statt  Cassan  bassa  hatt  der  keyser  einen  gartten,  in 
wölchem  vül  unnd  mancherley  gewüUd  gehalten  württ.  Solcher 
gartten  ist  so  duck  mitt  züprößböm  besözt,  als  bey  uns  an  man- 
chem ortt  oder  hollz  düe  dannen  stöhn;  solche  bäum  waxen 
schön  gerad  uff,  sein  schüer  alle  in  gleicher  gröse. 

In  vülgemelter  statt  Galata  hatt  ich  meinen  innker  unnd 
losamentt  bey  einem  theütschen  goldschmid,  mütt  nahmen  Jo- 
hann Rattich,  von  der  StoUp  us  dem  landt  zu  Bommern  büvt- 
tüg,  welchen  ich  hüevor  zu  Trippöli  in  Sirien  angetroffen,  aldo 
ich  kundschaft  zu  ime  gemacht,  dann  er  fortuna  unnd  gögen- 
windts  halber  in  düe  drey  wochen  do  stülligen  muest,  wahren 
wür  täglich  beysamen.    Diser  ist  ein  guett,  rödlich  gesöU,   wöl- 


422 

eher  müer  in  seiner  behausung  vül  freindschaft  unnd  allen  gu- 
ten willen  erzeigt  und  bewüsen,  ist  lodüg  stanndts  unnd  albe- 
reitt  ob  düe  zwöllf  jähr  zu  Constantinopel  oder  Galata.  Weül 
er  so.  ein  freyer  arbeitter  oder  künstler,  hatt  er  bey  den  Thür- 
cken  wol  was  erobertt  unnd  gewonnen,  innsonderheitt  von  dem 
souldan  oder  Grosthürcken.  Demnach  es  alhiie  keine  sondere 
Thosteria  oder  herrbergen ,  sondern  einer  bey  einem  bekannt- 
ten  durch  recommandation  seine  uffenthaltung  suechen  mues, 
bekam  mür  düse  gelegenheitt  sehr  wol. 

Zwischen  der  zeütt,  als  ich  zu  Stambour  stüU  gelegen, 
drachtet  ich  nach  gelegenheütt,  wüderomb  aus  dem  tennd  zu 
kommen,  vermeint  per  terra  durch  Unngern  nach  Wüen  zu  reü- 
sen;  weil  es  aber  wintter,  fände  ich  keine  commodita  noch  com- 
pagnia,  muest  mich  dößhalben  wideromb  uff  das  mör  begeben. 
Nun  lagen  zwo  vönetianisch  naue  im  porto,  wölche  in  kürze 
abseilen  sollten,  vermeint,  uf  die  erste,  düe  allerrdings  ganz 
förttig,  zukommen.  Indem  wahr  einer  vom  adl  aus  Böhem, 
mütt  namen  Heinrich  Gendrofsky  von  Boutschin,  wölcher  döß 
herrn  ampassators  mahlerr  wahr,  so  auch  umb  Vönetia  wollt. 
Derowegen  wür  unns  in  compagnia  begaben  uQnd  uff  gleiche 
spesa  mütt  einander  anlagen.  Als  wür  uf  düe  erste  naue,  Sil- 
vestra  genanntt,  vermeinten  imbarckieren,  entschuldigt  sich 
der  patron,  wüe  auch  der  scrivan,  süe  könden  keine  passa- 
schier  ufihemmen,  seye  durchaus  kein  räum  noch  blaz  ob  dem 
schiff,  mütt  vülen  breitten  wortten :  doriber  der  herr  ampassa- 
tor  zum  andernmahl  eiiien  seiner  dracommann  zu  dem  scrivain 
von  gedachter  naue  santte  und  je  unnserthalben  lües  anspre- 
chen; aber  er  wollt  unns  nicht  ufl&ienjmen.  Muesten  also  uff 
düe  andere  naue,  so  nicht  iber  halb  cargiert,  verharren,  aber 
doch  gleich  sobald  als  düe  ander  von  do  abseglen  wolte. 
Indem  ich  aber  vernommen,  das  solche  in  Natolia  noch  wol 
einen  mohnat  zu  verharren  fiirhaben,  umb  ganze  ladung  zu 
machen,  vermeint  ich,  uff  der  schon  geladen  eher  fortzukom- 
men ;  weil  es  aber  nicht  sein  wollt,  muest  ich  patientia  haben. 

Denn  14  tag  dös  mohnats  Dezembris  imbarckiert  ich  unnd 
dös  herrn  ampassators  mahler,  füerten  unnser  proviant  unnd 
getranck  mütt  uff  düe  andere  Vönedische  naue,  Sylvania  ge- 
nanntt, ein  schön  gros  schif  von  1  tausend  vaß,  indem   sich 


423 

dise  und  vohrangerögte  naue  heninder  uf  der  seütten,  wüe  Ga- 
lata  steth,  lögten  an  das  gebirliche  ortt,  do  alle  schiff,  eh  süe 
ußlaufen  wollen,  hinfahren  und  öttlich  tag  do  lügen  müessen, 
so  man  a  la  circa  heüst,  alsdann  düe  dozu  verordnete  Thirken 
unnd  Juden  dohin  fahren,  so  den  zoll  innemmen,  sehen,  ob 
nicht  verbottne  wahren,  alls  do  ist  wax  unnd  andere  mehr  wah- 
ren, so  aus  dem  lannd  in  düe  christenheitt  zue  fueren  nicht  ver- 
gunt  noch  zugelasen  wüert,  ob  dem  schiff  seyen,  auch  ob  alleß 
guet  ordenlich  seye  verzollt  worden,  zu  wölchem  offitio  düe  Ju- 
den sehr  wol  dangen  unnd  vül  mehr  als  düe  Tircken  practi- 
ciert  sein,  wüe  süe  dann  uff  alle  wahrn  guten  verstannd  haben, 
zum  kaufen  und  verhandlen  auch  vil  gebraucht  werden. 

Als  ich  nun  täglich  erwarttet,  wann  gedachte  naue  abseg- 
len  wollte,  in  dem  wurden  gemelte  beede  naue  arrestiert,  an- 
geklagt, als  haben  süe  roba  prohibita  uf  ihren  schiffen,  dero- 
wegen  solche  beede  von  dem  ort,  do  süe  lagen,  wideromben 
zurück  unnd  weütt  uffwarts  oberhalb  Galata  nahend  der  statt 
Cassan  bassa  sich  lögen  muesten,  ward  düe  sag,  das  alle  beede 
schiff  düe  ganze  wahr,  so  süe  innen  hatten,  wüderomb  an  lannd 
füehren  müesten,  umb  zu  sehen,  ob  dem  also  seye,  domitt  mann 
öttlich  thag  zubringen  mues.  Wüe  süe  dann  uff  der  einen  naue 
anhueben  ußzuladen  unnd  düe  güetter  an  lannd  zu  füehren, 
wölches  ein  grose  müeh  und  arbeitt  erfordert,  dero wegen  ich 
solcher  zeütt  nicht  erwarten  woUtt,  sonndern  nach  anderer  ge- 
legenheitt  drachtet,  fortzukommen,  wüe  ich  dann  ein  candiöt- 
tisch  carmosal,  wölches  nach  Eettimo  wolte  seglen,  erfragte, 
mit  wölchem  patron  ich  bald  accordierte,  dann  er  nun  uff  den 
wind  oder  gut  wetter  wartett.  Als  ich  nun  mein  und  meines 
mittgesöllen  proviant  unnd  andere  Sachen,  so  wür  uff  vohrge- 
melte  vönetianische  naue  gefüert,  wüderomb  abforderten  unnd 
haben  wollten,  güeng  es  ganz  müehsam  zu,  wüe  dann  schiff 
unnd  gut  alles  arrestirt  wahr;  derowegen  wür  erst  am  abent, 
als  wür  döß  andern  tags  gedachten  abzuseglen,  unnsere  Sachen 
ab  dem  schif  krüegten  unnd  von  do  gleich  uf  das  candiottisch 
carmosal  füehren  lassen. 

Nachdem  ich  allerdings  förttüg,  nam  ich  meinen  abschid 
vom  herrn  ampassator,  wie  ich  dann  alle  guthaten  von  dem 
herrn  unnd  den  seinigen  empfangen,  lözt  mich  auch  mütt  dem 


424 

Teütschen,  bey  wölchem  ich  düe  zeütt  ober  zu  haus  gelegen 
unnd  gieng  denn  23  Dezembiis  gögen  abendt  gleich  vohr  dem 
thorschliessen  zu  8chif,  segleten  also  denn  24  düs  morgens 
früeh  mitt  angehendem  tag  aus  dem  porto  von  Constantinopel 
hünweg  unnd  logten  unns  umb  mittagzeütt  für  ancr  9  w.  meil 
von  gedachter  porto  sanct  Stephano  genau tt,  ein  dein  fleckh 
oder  derflin  in  terra  ferma  auf  der  seitten,  wüe  Stambur 
ligt,  aldo  mür  dös  tags  verrharrten,  dann  wür  noch  den  scri- 
vain  verwarteten,  wölcher  noch  nicht  uff  dem  schiff  wahr. 

Denn  25  düs  segleten  wür  in  Gottes  namen  fortt,  kah- 
men  aber  nicht  mehr  dann  andere  9  w.  meil,  lüef  der  wind 
zu  Syroco;  also  wür  unns  wideromb  für  ancr  lögten,  zu  einer 
deinen  isola,  Gorbu  genanntt,  unnd  demnach  düe  Grüechen 
im  ganzen  lannd  denn  alten  stilum  begehn  unnd  halten,  unnd 
uf  datto  der  heilige  weyenachttag  war,  hüelt  unnser  patron 
sampt  seinem  volck  das  gedachte  fest,  unnd  verharreten  do- 
selbsten. 

Denn  26  düs  ward  der  wind  Tremontana,  wölcher  ganz 
gut  für  unns,  segletten  dös  morgens  von  gemelter  isola  hünweg 
unnd  kamen  uf  düe  nacht  in  ein  portto  in  Gratia,  aldo  ein  fleck- 
lin,  so  harrt  am  mör,  Araclea  genanntt. 

Denn  27  düs  muesten  wür  denn  ganzen  tag  unnd  nacht 
aldo  verharren,  onangesehen  der  wind  gut  für  unns  wahr;  weil 
es  aber  so  niblig,  dunckel  wetter,  besorgten  wir  einer  fortuna, 
alsdann  auch  beschehen:  dann  disen  tag  ein  gros  ungestimme 
im  mör  war,  von  regen  unnd  schnell,  das  einer  nicht  eines  bich- 
senschuß  weütt  sehen  mocht. 

Denn  28  düs  hatten  wür  wideromb  guten  wind,  derowegen 
wir  vohr  tags  absegleten,  unnd  weil  mann  ohne  das  düe  cor- 
rent  zum  besten  hat,  lauft  es  sehr  schnell  fort.  Dieweil  es 
disen  ganzen  tag  fein  stüU  wetter  'wahr,  bliben  wür  düe  nacht 
uff  dem  mör;  wüewol  sich  der  wind  endert  unnd  unns  zu  gögen 
lüef,  namen  wür  gleichwol  keinen  porto,  sondern  lavierten  büs 
an  den  andern  morgen,  wölches  war  der  39  düs,  störet  sich 
der  wund  ye  lennger  ye  mehr,  ward  Syroco,  wölcher  unn- 
gannz  entgögen,  das  wir  gemelten  morgen  uf  zwo  stund  in  tag 
in  ein  porto  lüefen,  bey  einer  unbewohnten  isola,  do  wür  we- 
gen dös  gögenWindts  verharreten. 


425 

Denn  30  düs  lüefen  wür  mitt  gutem  wund  von  düser  insul 
hinweg,  solcher  wehrett  aber  nun  bUs  uff  halben  tag ,  allsdann 
das  mör  ganz  bonaza  wahr,  das  wür  nichts  forrt  kabmen; 
sahen  düe  statt  Galipoli  zu  der  rechten  hannd  gahr  bereütt 
lügen.  Uff  den  abendt  stund  unns  der  wund  entgögen,  das  wür 
solchen  porto  nicht  erreichen  mochten,  trüb  unns  der  wund  zur 
lincken  handt,  muesten  zurück  laufen,  büs  wür  einen  porto  er- 
reichten, do  wür  dann  düe  nacht  zwüschen  follsen  imd  stein- 
klüppen  lagen,  büs  es  tag  worden. 

Denn  31  Dezembris,  wölches  ist  der  lotste  tag  döß  1588 
Jahrs,  hatten  wür  sehr  gueten  unnd  früschen  wund,  das  wür 
uitib  vesperzeütt  zu  denn  zwey  castelli,  von  wölchen  am  hün- 
reüsen  meidung  beschehen,  kahmen,  do  dann  alle  schiff  unnd 
gallera,  clein  unndt  gros,  wüe  düe  namen  haben  mögen,  so  wol 
thürckschen  als  chrüstenschif,  alles,  was  von  Gonstantinopel 
kombt,  düe  seegl  streichen  unnd  sich  zu  ancr  lögen  miesen, 
unnd  solches  nicht  allein  wegen  der  wahren,  so  süe  innhaben, 
dodurch  vülmalen  der  zoll,  düe  mautt  abgetragen,  sondern 
auch,  das  mütt  der  Chrüstenn  schuf  vül  sclaven  heimlicher  weüs 
aus  dem  lannd  gefüert  worden,  wüe  wir  dann  auch  einen  Teüt- 
schen,  so  döß  Grosthürcken  gefangner,  uff  unnserm  schüff  hat- 
ten unnd  durch  practica  mütt  forrt  kahm. 

Wann  ein  thirckisch  schuf  hinkomptt,  spedieren  süe  sol- 
ches baldt,  dann  solche  nichtt  aus  dem  lannd  göhn,  der  Chrü- 
sten  schüff  aber  derfen  süe  wol  einen  ganzen  tag  oder  noch 
lennger  uff  halten,  wüe  unns  auch  beschehen,  dann  öttliche 
Tircken,  so  aus  dem  castell  dozu  verordnett,  hinaus  uff  das 
schuf  fahren,  die  wahren  unnd  andere,  so  dorinn,  visitieren 
unnd  besuechen,  an  allen  enden  unnd  ortten,  sowol  auch  in  den 
küsten  unnd  druchen;  also  do  der  patron  nicht  vül  wüll  gefrött 
sein  oder  lanng  uffgezogen  werden,  mues  er  inen  ein  Verehrung 
thun,  dann  düse  gesöUen  in  all  weg  wollen  geschmirbt  sein.  Es 
lögen  sich  alle  schuf  für  düß  castell,  so  in  Asia  lügtt,  Abydus 
genanntt,  umbwüllen  süe  wegen  döß  wündts  ettwas  sichers 
lügen  könden. 

Indem  nun  obgemelte  Thürcken  uff  unnsei'm  schuf  wahren, 
muest  alles  volck,  so  darob  wahr,  uff  das  verdöct  inen  unnder 
äugen  stöhn;  wann  süe  einen  suspect  uff  yemandt  haben,  fragen 


426 

süe  in,  was  nation  unnd  wer  er  seye,  finden  süe  einen  arg- 
wönisch,  halten  süe  in  uff.  Vohrgedachter  sclave  aber  ward 
nicht  heroben  uff  dem  schöf,  sondern  verborg  sich  hinder  ein 
küsten,  do  er  dann  nicht  gesuecht  worden.  Demnach  aber  ött- 
liche  Juden  uff  dem  schuf  wahren,  befahrt  ich  mich  döß  sclaven 
halber,  süe  möchten  in  verrathen,  aber  er  kahm  mitt  hün- 
durch;  do  er  sollte  sein  verwüscht  worden,  wehren  wür  seinett- 
halber  in  grosser  gevahr  gestanden,  ursach,  düeweil  er  ein 
Teütscher,  mütt  namen  Conrat  Meckle  von  sanct  Gall,  us 
dem  Schweüzerlandt,  betten  düe  Thürcken  gleich  argumiert, 
weül  er  unnserer  nation  seye,  begeren  wür  bede,  ine,  scla- 
ven, hünweg  zu  füeren,  wfeül  sonsten  kein  Teütscher  uff  dem 
schuf  wahr.  Als  wür  für  gedachte  2  castell  hinuskamen,  na- 
men wür  unns  seiner  an,  wüe  er  dann  hernach  nahend 
ein  halb  jähr  lanng  sich  bey  unns  uffhüeltt,  büs  wür  in  Istria 
kahmen,  wölchs  nahend  Vönedig  unnd  düe  nechste  provintz  do- 
bey  ist. 

Es  war  düse  zeütt  sehr  kaltt  unnd  gefroren,  hatt  auch  am 
lannd  zimlich  vil  schnee,  wölches  mich  gleich  selzam  zu  sein  ge- 
duncte.  In  dem  flecken  bey  vohrgemeltem  castell  Abydus  ward 
kein  wein  für  geltt  zu  bekommen,  aber  branntwein  voluff,  wöl- 
cher  sehr  guts  kaufs  unnd  gerinng  gemacht  würt,  derottwegen 
ich  ein  lägelin  vüllen  lües,  solchen  an  statt  döß  andern  weins 
gebrauchte,  büs  wür  an  ein  ortt  kamen,  do  wein  zu  kaufen  ver- 
banden wahr.  Dem  allmechtigen  ewigen  Gott  seye  äbermahln 
für  düses  jähr  lob  unnd  grosen  dannck  gesagtt,  das  er  mich  so 
gnediglich  beleütett,  vohr  mancher  gevahr  vätterlichen  beschüzett 
unnd  beschirmett,  derselbüge  verleühe  unnd  gebe  noch  weütter 
sein  gnad  unnd  seegen,  mein  reüs  noch  voUent  gücklich  und  wol 
vollenden  und  zum  ende  bringen.    Amen. 

Adi  primo  Januari  ao.  1 589  verzog  es  sich  mütt  dem  visi- 
tieren ob  unnserm  schuf  bey  votrgemeltem  castell  büs  umb 
vesperzeütt,  das  wür  einen  ganzen  tag  do  versomen  muesten, 
ohnangesehen  der  wund  sehr  gutt  für  unns  wahr.  Alsbald  nun 
die  Thürcken  ab  dem  schuf  kamen,  zogen  wir  die  ancr  unnd 
lüesen  düe  seegl  vallen,  ward  der  wund  Tremontana,  küehltt 
früsch  auf,  das  wür  büs  in  düe  nacht  einen  guten  theü  wegs 
segleten. 


427 

Den  andern  düs  gögen  tag  endert  &iclx  der  wund  unns  ent- 
gögen,  wiiert  Syroco,  das  wiir  döss  tags  lavirten  unnd  in  keinen 
porto  lüefen;  uff  den  abend  hatten  wür  wüderomb  guten  wind 
von  Tremontana,  wüe  auch  denn  dritten  düs. 

Den  4  düs  uf  ein  stund  in  tag  lüefen  wür  von  wegen  döß 
gögen windts  in  einen  porto,  bey  wölchem  uf  4  w.  meil  ohnge- 
vahr  ein  flecken  unnd  castell  hart  an  dem  mör  gelegen,  Micona 
genantt,  dem  Thürcken  gehörüg.    Gleich  gögen  gemelter  insul 
iber  noch  ein  andere  isola,  Teno  genannt,  denn  Vönedigern  ge- 
hörüg, hatt  zu  oberst  uf  einem,  iberaus  hohen  berg  ein  vöst 
castell,  aller  in  einenn  föllsen  erbauen,  ist  mitt  ittalianischem 
krüegsvolck  besözjtt,  wölche  aus  Candia  dohin  gesantt  worden ; 
düses  ist  das  eysserste  ortt,  so  düe  Vönetianer  haben,  dovon 
süe  wehnig  intrada  haben,  wüe  dann  gedachte  isola  nicht  mehr 
dann  einen  flecken  unnden  am  berg  lügen  hatt,   wölcher  von 
Grüechen  bewohnett  württ,  do  süe  dann  von  allerley  fruchten, 
ußgenommen  körn,  wölches  inen  von  andern  ortten  mues  zu- 
kommen,  genugsam  haben,   machen  vül   bomöl,   haben  auch 
weinwax  unnd   halten   düse  insul  düe  Vönetianer  mehrtheils 
doromb:  weil  das  castell  so  mechtig  hoch  lügt,  kahn  mann  mütt 
heitterm  wetter  büs  zu  denn  zwey  castell  sehen,  wölche  200  w. 
meül  dovon,  unnd  von  der  insul  unnd  königreich  Candia  300  w. 
meil  lügt,  unnd  mues  düses  ein  sehr  vöst  ortt  sein,  das  zur  zeütt 
der  armada  der  Thürck  mütt  seiner  ganzen  macht  dorvor  ge- 
wesen sein  soll,  mochte  doch  nichts  ußrichten  noch  solches  er- 
obern: dann  so  bald  das  volck  unnden  in  der  bourg  oder  flecken 
was  vernommen,  flüehen  süe  hinuff  in  das  castell,  lassen  düe 
heüser  ohnbewohntt,  wüe  er  dann  gedachten  flecken  dozumal  in 
branntt  gestöct  unnd  onverrichter  sachen  fortzüehen  müessen. 
Der  berrg  und  föllsen,  doruf  das  schloß  erbauen,  ist  uff  den 
seütten  so  geh  unnd  geradt  uff,   das  mann  es  nicht  ersteügen 
mag,  wüe  dann  herunden  wehnig  von  gebey  oder  vom  castell 
gesehen  wüertt.     Indem  wür  nun  zwischen  gemelten  insuln  für 
ancr  lagen,  der  wind  und  das  wetter  unns  entgögen  wahr,  fuehr 
unnser  patron  vom  schuf  samptt  anderrn  drey  oder  vüer  Grüe- 
chen mütt  der  barca  oder  nebenschiflin  nach  der  insul  Micona, 
dann  solche  auch  mehrtheils  mütt  Grüechen  bewohnt;  wüe  dann 
der  mehrer  theil  der  isola  im  Arcipelago,  obwoln  süe  unnder 


428 

dem  Thürcken,  sein  säe  doch  yast  von  Christen  als  Grüechen 
bewohnt,  geben  dem  Thircken  järlich  ein  genanntes  für  ihren 
tribut.  Weil  nun  der  wund  büs  in  den  dritten  tag  sich  nicht 
enderte,  sonndern  unns  immer  öntgögen  nnnd  zuwüder  wahr, 
blüb  unnser  schöner  patron  allweil  am  lannd  unnd  kahm  in 
drejren  tagen  niehmals  uf  das  schiff,  dobey  abznnemen,  ime  düe 
gesöUschaft ,  wüe  auch  fressen  unnd  saufen,  als  under  denn 
Grüechen  ganz  gemein,  yüI  lüeber  gewesen,  dann  sein  schiff 
sampt  den  güettem  unnd  volck,  so  doruf  wahr,  do  es  gedachtem 
patron  billich  zu  gemüet  sollte  ganngen  sein,  weül  ime  erst  Ter- 
gangnen  sommer  ein  schiflin  in  dem  schwarzen  mör  zu  grund 
gangen,  doruf  fünf  marinari  ersoffen,  er  nun  im  hemett  durch 
schwömmen  dovon  kommen;  zu  dem  so  hatte  diser  patron  so 
schlömmes,  untaugenlich  volck  von  schifknechten,  das  unnder&ll 
seinem  gesündt  nicht  iber  ein  rechter  marinar  do  wahr. 

Denn  6  düs  gögen  abend,  weül  es  fein  stüU  wetter  wahr, 
der  hoffnung,  es  solte  sich  gutt  wetter  unnd  wund  für  unns  er- 
zeugen, zogen  also  das  schif  herfir  zwischen  zwen  scoi  oder  ohn- 
bewohnten  insuln,  domitt  süe  hemacher  desto  leichter  uskommen 
mögen,  dann  düse  bede  scoi  nun  eines  bichsnschuß  weitt  von 
emander  sein. 

Denn  7  düs,  weül  das  mör  bonaza  unnd  stüU  wahr,  fuer  düe 
barca  bey  2  stund  vor  tag  nach  dem  flecken  Micono,  do  unnser 
patron  Wahr,  in  abzufordern  und  uf  das  schif  zu  füehren,  wüe 
wür  dann  vermeinten  abzuseglen.  Aber  er  kam  nicht,  bis  erst 
umb  vesperzeütt)  düsen  morgen  irgend  bey  drey  stund  in  tag 
erhöbt  sich  unversehener  weüs  ein  sehr  starcker  wund,  wölcher 
düe  wellen  greilich  us  dem  mör  herein  jagte,  gleich  dös  wegs, 
dohün  wür  seglen  selten,  küelt  ye  lenger  ye  heftiger,  das  das 
mör  zwischen  den  beden  insuln,  do  wür  lagen,  mechtig  hoch 
und  ungestümmer  wurde,  dovon  sich  das  schif  sehr  bewegt,  unnd 
hatten  nicht  mehr  dann  ein  deines  unnd  groses  ancr  im  mör 
lügen.  Weül  nun  düe  barca  nicht  verbanden ,  künden  süe  das 
drütte  ancr  nicht  werfen,  demnach  wür  recht  gögen  den  wellen 
lagen.  Do  der  wund  hergüeng,  bewögt  es  das  schiff  dermassen, 
das  düe  ancr  nicht  steif  hielten,  sonndern  allgemach  nach- 
lüesen  unnd  immer  dem  lannd  zuruckten;  wüste  keiner,  wie  der 
Sachen  zu  thun  were,  dann  düe  marinari  sowol  als  düe  passa- 


429 

schiri  aller  verzagt,  unnd  weil  düe  barca  nicht  verhanden,  wolte 
sich  keiner  us  dem  schif  in  das  mör  begeben.  Zulötst,  weil  wür 
alle  sahen,  das  kein  bösserung  vorhanden,  und  die  barca  auch 
nicht  kommen  wolt,  das  schif  immer  ye  neher  dem  lannd  sich 
zunahete  und  nicht  iber  anderthalb  clafter  thüef  wasser  hatte, 
wüe  dann  das  schif  am  hinwiderspringen  den  boden  zum  ofter- 
maln  erreicht,  zog  sich  einer  von  den  marinari  unnd  zwen 
Grüechen  nackend  aus,  that  jeder  ein  starck  sayl  umb  den  halls 
oder  leüb,  wölohes  vom  schif  an  büs  uf  düe  ander  seytten  dös 
landts  reichet,  dodurch  säe  vermeinten,  das  seyl  vest  zumachen, 
domütt  das  schif  nicht  näher  an  das  lannd  komme  unnd  sich  gar 
uf  den  grund  söze.  Aber  ihr  müeh  unnd  arbeit  war  umbsonst 
unnd  vergebens,  dann  das  mör  vül  zu  sehr  wüetett  und  so  un- 
gestümm  wahr,  das,  wüe  süe  wüder  zurück  nach  dem  schif 
schwumen,  süe  von  denn  wellen  so  weütt  herunder  getrüben 
wurden,  das  süe  das  schif  nicht  mehr  erreichen  kondten,  wür 
unns  besorgten,  süe  werden  versaufen  müesenn.  Lötstiich  er- 
reichten süe  düe  ander  insul,  bey  welcher  das  schif  so  nahend 
am  lannd  wahr,  von  do  süe  dann  erst  voUend  dem  schif  zu- 
schwömmen müesten.  Demnach  ob  düe  40  personen  uff  vülge- 
meltem  carmosal  wahren,  drunder  3  in  4  weibsbilder,  hueben 
düe  an,  sehr  zu  schreyen  unnd  weinen,  öttliche  heftig  uff  den 
patron  zu  fluechen,  das  sich  der  lose  mann  nicht  solle  uff  das 
schuf  verfüegen,  do  wür  änderst  nicht  sahen,  dann  das  solchs 
uff  düe  seiche  oder  grund  kommen  wollt,  do  es  sich  durch  das 
hin  unnd  widerwerfen  zerstossen  unnd  zerdremmert  hette,  wür 
zum  theil  ersoffen,  düe  an  das  land  kommen,  verfroren  weren, 
dann  es  der  zeütt  nach  umb  das  neye  jähr  war,  und  ist  dises 
ortt  oder  stück  landts  ein  lauterer  fölls,  ohnbewont  unnd  rüngs 
umbher  mütt  dem  mör  beflossen,  do  einer  hungers  halb  sterben 
unnd  verderben  müest,  wie  dann  düe  drey  vohrgemelte,  wölche 
sich  in  das  wasser  begaben,  dermassen  verfrohren,  das  wür 
vermeinten,  düe  zwen  Grüechen  werden  doruf  göhn. 

Der  getreue  Gott,  wölcher  yederzeütt  aus  allen  nöthen 
hülftt  denen,  so  in  anruefen,  santte  unns  auch  dozumal  ein 
gnedig  mittl,  dann  der  wind  sich  verkehrte  unnd  zu  Ponente 
lüef,  der  dann  von  der  einen  insul  herkam,  dozwischenn 
wür   lagen,    das   es   nicht   grose   wellen   geben  koudte;  weül 


430 

das  mör  zwüschen  beeden  insuln  so  enng  wahr,  halt  es  keinen 
gewaltt. 

Uff  denn  abent  kompt  der  patron  mütt  seinen  freßbrüdem 
uff  der  barca  gefahren,  welchen  sie  zum  theil  mütt  dem  teüfel 
empfiengen,  das  der  lose  mann  ime  sein  schif,  yolk  unnd  guet 
nicht  solte  mehr  lasen  angelegen  sein,  dann  das  er  vom  vüerten 
büs  siben  dütto  nicht  uf  das  schif  kommen,  do  wir  nicht  allein 
fortuna  halber,  sondern  auch  wegen  der  cursari  oder  raubschiif, 
derer  es  sonderlichen  sommerszeütt  vül  gibt,  in  groser  pericul 
oder  gevahr  stunden.  Also  zogen  süe  das  schiff  vom  lannd  gögen 
dem  mör  zu,  wüe  es  dann  dieselbüge  nacht  ein  greiliche  fortuna 
gab;  doch  ward  der  wind  allweil  Ponente,  dorfür  wür  sicher 
lagen,  dann  solcher  unnserm  schif  nicht  zukundte.  Es  waren 
zwen  krancke  Grüechen  uf  gedachtem  carmosal,  von  denen  der 
eine  am  9  Januar  dös  morgens  ohngevahr  drey  stund  in  tag  im 
schiff  todts  verschiden,  wölchen  düe  marinari  alsbaldt  uf  düe 
barca  gelögtt  an  düe  eine  isoletta  füehrten,  aide  ine  zwüschen 
düe  föUsen  begrueben,  mütt  wehnig  erdtrich,  so  süe  uff  in  döcten 
unnd  allso  ruehen  lüesen.  Gemelter  Grüech  hatte  sein  weüb 
mitt  ob  dem  schüff ,  wölche  so  cleinmietig  wurde,  das  süe  gannz 
verzagen  wollte;  der  ander  krancke  aber  genas  unnd  wurd  wider 
bösser  mütt  ime. 

Nachdem  ich,  als  hüevor  angemeld,  er^tlichen  zu  Alexandria 
in  Egypten  das  drytägüg,  hernacher  uf  dem  mör,  als  ich  nach 
Constantinopel  segle  tte,  das  täglich  ff  eher  ankahm,  zu  zeitten 
aber  mich  solches  entlassen,  also  bekam  ich  dozumal  das  vüer- 
tägige  fieber  (wölches  ich  für  ein  sonnders  cleinot  mütt  nach 
haus  bracht),  verharret  dermassen  dorinn,  das  ichs  gleichsam 
nicht  achte tt;  allein  wann  es  mich  ankam,  konde  ich  mich  döß 
lügens  unnd  ruehens  nicht  enthalten,  wöder  uff  dem  mör  noch 
am  lanndt. 

Noch  dößelbigen  tags,  wüe  der  verstorbene  Grüech  us  dem 
schif  kommen,  lögt  sich  düe  fortuna  unnd  wüert  was  stillers, 
das  wür  Qoch  uf  9  düs  aus  gemeltem  porto  segleten;  ward  der 
wund  Tremontana,  kamen  umb  vesperzeütt  fir  ein  isola  im  Arci- 
pelago,  Barisi  genantt,  do  wür  unns  für  ancr  lögtten,  dann 
unnserr  patron  doselbsten  zue  thun  hatte. 

Gemelte  insul  ist  gros  unnd  weütt  umbfangen,  haben  aller- 


431 

ley  schöne  frichten,  wüe  auch  kom  xnxni  weinwax,  halt  auch 
öttliche  flecken  unnd  derfer,  welche  alle  von  Grüechen  bewohnt, 
halten  unnder  inen  selber  gericht  unnd  recht;  ob  säe  wol  unnder 
dem  Thürcken,  sein  süe  ime  nicht  mehr  obedientiam  zu  leüsten 
schuldig,  dann  das  süe  ime  jährlich  4  tausend  denare  oder 
zeckini  contribuiren  müesen ,  wölches  gelt  süe  zu  gewiser  unnd 
bestempter  zeütt  umb  Constantinopel  livern  müeßen. 

Es  gübt  früsch  unnd  gesund  volck  do,  sonnderlichen  aber 
schöne  weübspersonen,  dann  solche  nicht  anderswo  hinreisen, 
nüsten  unnder  einander  zusammen  wie  düe  vögl,  haben  ein 
selzame  tracht  in  der  kleüdung,  dann  denn  weübern  düe  rock 
nun  büs  uf  das  knie  göhn;  sein  aller  gevalten,  dodurch  süe  gar 
dick  scheinen. 

Den  10  unnd  11  ward  das  mör  ganz  stüU,  aber  den  12 
düs  erhueb  sich  ein  wund  von  Tremontana,  wölcher  denn  gan- 
zen tag  früsch  ufküelt,  das  wir  einen  weütten  weg  weiten  ge- 
segelt haben,  ward  der  patron  abermahln  nicht  förttig,  kundte 
vohr  fressen  unnd  saufen  nicht  ußkommen ;  wölches  unns  her- 
nach umb  acht  tag  zeütt  schadett.  Den  13  unnd  14  muesten 
wür  döß  ungewitters  halbr  noch  in  gemeltem  porto  verhar- 
ren; ohnangesehen  der  wund  gut  für  unns,  ward  er  gahr  zu 
starck;  zudem  hetten  wür  mitt  solchem  nicht  aus  dem  porto 
könndt. 

Den  15  düs  ward  es  was  wehnig  stüUer,  lüfen  wür  uf  drey 
stund  in  tag  aus  düsem  porto  Barisi  hinweg,  mütt  vohrgemel- 
tem  wind  von  Tremontana ,  wölchr  disen  tag  unnd  büs  in  düe 
nacht  wehrett,  alsdann  das  mör  gannz  bonaza  oder  stüU  wurde, 
das  wür  unns  düe  nacht  im  mör  hüelten,  unnd  den  16  morgens 
irgend  uf  ein  stund  in  tag  in  einen  enngen  porto  lüefen,  dann 
sich  der  patron  einer  fortuna  bevahrte,  als  auch  ervolgtt.  ünnd 
wurd  der  wund  Ostro,  der  unns  gannz  entgögen  und  wüderomb 
weütt  zurück  getrüben  hette.  Düe  insul,  dohün  wür  unns  lög- 
ten,  heüst  Tschemula,  do  wür  für  allen  wunden  frey  unnd  sicherr 
waren,  dann  wür  uflf  dreyen  seütten  grose  berg  gleich  als 
hohe  mauren  für  unns  lügen  hatten,  düe  unns  vohr  dem  wund 
beschüzten. 

Gemelte  isola  lügt  auch  im  Arcipelago ,  unnder  dem  Thür- 
cken, soll  doch  nicht  mehr  dann  einen  flecken,  wölcher  mütt 


432 

Grüechen  bewohnt,  haben.  Derselbüge  lügt  nicht  am  mör  son- 
dern ufif  öttiich  meül  im  lannd.  Nicht  weütt  von  dem  porto, 
in  wölchem  wür  lagen,  hatte  es  einen  vüchhoof ,  do  mann  son- 
derlichen vül  geyssen  höUt ;  bekahm  einer  für  broth  unnd  ge- 
salzn'e  vüsch  früsche  käs  oder  ein  geüß ;  sonsten  ist  düses  allem 
ansehen  nach  ein  arme,  magere  iusul,  pflanzen  kein  wein,  kund 
auch  keinen  fürs  gellt  bekommen,  das  ich  nahend  bey  acht  tag 
on  wein  sein  muest,  unndt  ward  das  wasser  auch  nicht  gut, 
wölches  mür  desto  mehr  befürderung  zum  fieber  gab.  Uf  6  w. 
meil  ohngevahr  hatt  es  ein  andere  insul,  wölche  zu  der  linckhen 
hannd  gögen  der  ober  lügt,  Milo  genanntt,  auch  unnder  dem 
Thürcken,  düe  solle  ser  wol  bewohnt  sein,  hat  an  wein,  brott 
unnd  andern  fruchten  keinen  manngel;  weül  es  aber  so  unge- 
stimm  im  mör  wahr,  dorft  der  patron  nicht  hinschicken  oder 
sich  uf  der  barca  waagen,  wein  und  anders  do  abzuheilen. 

Den  16  und  17  lüef  der  wund  hin  unnd  wüder,  ward  gar 
unsteth  wetter,  ein  weül  Syroco,  hernach  Ponente.  Bus  uf  18 
düs  erhöbt  sich  ein  greiliche  fortuna  von  Tremontana,  füeng  an 
zu  regnen,  füelen  deine  stein  unnd  ward  sehr  kalt,  das  sich 
einer  ob  dem  verdöct  döß  schifs  nicht  hallten  kundte,  hatten  auch 
vil  n^ieh,  das  feür  zu  unndei*halten,  ettwas  dobey  zu  kochen, 
das  unns  düe  zeütt  sehr  lanng  ward  von  15  büs  22  düs,  dann 
ob  ich  schon  an  lannd  fuhr,  wüe  wür  dann  zu  beeden  seütten 
nicht  iber  eines  steinwurfs  weütt  dovon  lagen ,  konde  ich  doch 
niergend  hüngöhn,  dann  es  bergüg,  rauch  und  lauter  foUsen  hatt. 

Den  21  düs  in  der  nacht  stüUt  sich  der  wund  ein  wehnig, 
wüert  fein  dar  wetter,  das  wür  den  22sten  ijaütt  dem  tag  do 
hinweg  lüefen,  ward  das  mör  noch  hoch,  wüe  auch  der  wund 
zimlich  früsch,  aber  mütt  unns,  dann  der  wund  Tremontana 
wahr,  das  wür  düsen  tag  bey  gutter  zeütt  göhn  Suda  kahmen, 
ein  porto  unndt  castell  im  königreich  Gandia,  von  do  wür  noch 
24  w.  meül  bösser  uffwarts  sollten,  do  der  patron  zu  haus  unnd 
das  schif  hinsolte.  Weül  aber  das  mör  so  hoch  unnd  der  wündt 
früsch  unnd  starck,  gedrautte  unnser  patron  ohne  gevahr  wegen 
döß  besen  porto,  so  doselbsten,  nicht  innzulaufen.  Suda  ein 
herrlicher  porto,  in  wölchem  öttiich  hundert  ja  tausend  schuf 
unnd  gallera  stöhn  mögen,  dann  sich  solcher  weütt  in  das  lannd 
hinein  ströct;   dohün  haben  düe  Yönetianer  ein  gewaltige  tö- 


433 

• 

stungy  so  aller  uff  einen  föUsen  erbaut,  machen  lassen;  wp 
solche  nicht  gahr  mütt  dem  mör  beflossen,  fehlt  es  doch  wenig. 
Solche  forteza  ist  mütt  krüegSYolck  besözt,  mütt  munition  unnd 
geschüz  wol  versehen.  Als  wür  unns  in  gedachtem  porto  für 
ancr  gelögt,  fuehr  unnser  patron  mitt  der  barca  nach  dem  ca- 
stell,  dem  gubemator  doselbsten  sein  patenta,  wölche  er  vom 
bailo  d'  Yönetia,  der  zu  Constantinopel  wohnet,  hatte,  zu  weü- 
sen,  wölche  sporco  unnd  der  sanita  halber  nicht  rein  lautett; 
zudem  muest  er  gemeltem  gubemator  anzeigen,  das  einer  unn^ 
derwegen  in  seiiiiem  schif  gestorben  seye,  uf  wölches  der  ca- 
stellan  dem  patron  unnd  allem  ^volck ,  so  er  in  seinem  schif 
hatte,  au  lannd  zu  steügen  verbotten  a  pöena  del  forco,  das 
ist:  bey  höncken;  also  wür  wöder  brott,  wein  noch  wasser  be- 
kommen mochten,  dero wegen  unnsers  bleübens  nicht  lanng  do 
sein  woltt. 

Den  23  düs  nach  müttag  ward  das  mör  zimlich  stüU,  zogen 
düe  ancr  und  begaben  unns  allgemach  hinus  in  das  mör,  hatten 
wenig  yento  de  terra,  wahren  die  wellen  noch  sehr  hoch,  das 
inen  der  geringe  wund  keinen  wüderstand  thun  kundte  uüdt 
wür  gahr  nahend  dem  lannd  uund  den  föllsen  zuegetrüben  wur- 
den, ruckten  gleichwol  allgemaqh  fort  büs  uf  acht  w.  meül  nah* 
end  der  statt  Bettimo,  dohün  wür  bcgerten.  Indem  iberfüel 
unns  düe  nacht  unnd  lüef  der  windt  zu  Syroco ,  4^s  wür  gemeltt 
ortt  nicht  erraichen  mochten,  äonndern  müesten  wüderomb  zu- 
rück in  Yorügen  porto  laufen,  doselbsten  wür  unns  wüderomb 
für  ancr  lögten. 

Den  24  düs  ward  das  mör  ganz  stüU,  das  wür  den  tag  da 
yerharreten.  Demnach  wür  aber  nicht  allein  mangl  an  wein, 
sondern  öttliche  im  schiff  wöder  brott  noch  anders  mehr  zu  es- 
sen hatten,  derowegen  unnser  patron  noch  einmahl  uf  der  barca 
nach  dem  castell  Suda  fuehr,  suecht  und  höUt  büttiich  an, 
mann  wolle  unns  doch  fürs  gellt  ettwas  von  wein  unnd  brot  zu- 
kommen lassen,  wölches  beschehen,  do(^  dörfte  unnser  keiner 
aa  lannd  fahren,  sondern  es  kam  ein  barca  für  unnser  schif, 
nam  eines  yedenn  geschirr  sampt  dem  gellt,  fuehr  domit  an 
lanndt,  kauft  yedem  seinem  begeren  nach  unnd  bracht  es  als- 
dann üf  das  schif.  Weül  ich  düe  zeütt  her  vom  wasser  aller 
matt  worden ,  dann  es  schlömm ,  zum  theil  gesalzen  wasser 

Klechel.  .  28 


434 

gübtt,  erquict  ieh  mich  hernach  zimlichermasen  im  candiot- 
tischen  wein. 

Den  25  düs  faehren  wttr  wüderomb  mütt  sttiUem  weiter 
tinnd  schlechtem  wündt  von  gemeltem  porto  herusser,  kahmen 
bey  5  oder  6  w.  meül  nahend  Rettimo;  indem  erhöbt  sich  ein 
wund  von  Ostro,  küelt  friisch  uff,  das  wür  von  lanndt  ver- 
trüben unnd  hinus  in  das  mör  kamen,  das  wür  nicht  allein 
Bettimo,  sondern  mütt  groser  müeh  den  vülgemelten  vorügen 
porto  wüderomb  erreichten.  Es  ging  der  wund  so  starck  vom 
lannd,  das  wür  fern  in  das  mör  kahmen,  unnd  hat  gahr  wehnig 
gefehlt,  das  unns  der  wund  wüderomb  nach  Milo  oder  Tschemnlo, 
do  wür  dann  vohrhün  schon  acht  tag  gelegen,  getrüben  hette. 

Den  26  düs  segleten  wür  zum  drüttenmahl  aus  oftermel- 
tem  porto  und  war  das  mör  gannz  stüU,  das  wür  mütt  schlech- 
tem wund  immer  allgemach  fort  ructen,  unnd  abermaln  uf  7 
oder  acht  w.  meil  nahend  der  statt  Rettimo  kahmen.  Indem 
erhöbtt  sich  wüder  ein  wund  von  Ostro,  küelt  früsch  auf  unnd 
güeng  solcher  strack  vom  lannd  umis  entgegen,  das  wür  unns 
änderst  nicht  verwegen,  dann  das  wür  noch  einmahl  zurücklau- 
fen müesen.  Indem  schict  unnser  Herrgott  einen  andern  wund 
von  Garbin,  mütt  wölchem  wir  den  porto-  erreichten;  stund 
nicht  ein  halb  uhr  an,  als  wür  unns  für  ancr  gelögt,  lauft  der 
wund  zu  Syroco  unns  entgögen,  das  wür  grose  müeh  hatten,  das 
schuf  voUent  in  den  porto  zu  züehen ,  wölcher  durchaus  nicht 
verwart,  das  ein  geladen  schuf  zu  zeütt  der  fortuna  mütt  gro- 
ser gevahr  dosteth,  sonderlichen  wann  der  wind  unnd  dtie  wel- 
len gÖgen  dem  lannd  getrüben  werden.  Also  kahmen  wür,  Gott 
gedanct,  gemelten  tag  gehn  Rettimo,  wahren  von  Constantino- 
pel  büs  hüeher  in  düe  34  tag  unnderwegen ,  mütt  langweüiger 
zeütt  und  groser  gevar,  wegen  döß  wüderwertigen  wetters,  do 
mann  sensten  mütt  gutem  wündt  ettwan  in  5  oder  6  tagen 
hün  segelt. 

Nun  dorfte  unnser  keiner,  noch  patron  oder  passaschieri, 
aus  dem  schif  an  lanndt  steügen^  sondern  döß  patrons  patenta 
wurde  uff  einer  barca  gehellt.  AUsballd  süe  der  gubernator 
hörte  lesen,  schict  er  denn  Wachtmeister  von  der  guardi  an  düe 
mola,  der  oommendiert,  das  unnser  keiner  bey  hoher  straf  ans 
dem  schaff  sich  an  das  lannd  begebe  büs  uff  weüttere  bevalcb, 


43S 

wue  dann  gleich  drey  Soldaten,  der  eine  zu  unns  uf  das  schiff 
düe  andere  zwen  am  lannd  zur  guardia  verordnet  wurden.  Weiü 
der  meüste  theül  passaschüri  unnd  marinari  doselbsten  do» 
heimbt,  drautten  süe  inen  vül  wehniger  als  frömbden.  Noch 
döß  tags  wurden  von  dem  obersten  diser  statt  düe  schreüben 
oder  brüef,  so  hün  und  wüder  an  kauäeütt  unnd  andere  herrn 
stunden,  begertt;  düe  wurdenn  von  einem  jungen  in  ein  düechlin 
gethan  unnd  alsdann  für  den  obersten  an  das  lannd  getragen. 
Wölche  brüef  mütt  hartem  oder  weichem  wax  oder  mitt  drath 
zuegemacht  wahren,  lüese^  süe  passieren;  düe  andere  aber, 
wölche  mit  brüeffaden  durchstochen  unnd  umbbunden  wahren, 
lües  der  gubernator  alle  in  das  mör  werfen,  solche  durch 
das  wasser  zu  reinigen,  unnd  nach  solchem  wüder  herrusser 
thun,  tricknen  unnd  dann,  wohin  solche  gehören,  antwurtten» 
Also  verharreten  wür  düsen  tag  unnd  nacht  beüsamen  im  schuf, 
unnd  erhueb  sich  gleich,  als  wür  unns  für  ancr  lögten,  ein  greu- 
liche fortuna,  wölche  acht  ganzer  tag  wehrett;  sonnderlichen 
Yon  26  büs  uf  ultimo  düs  stüUt  es  sich  niemals. 

Den  27  düs  wurde  unns  ein  alt,  zerstört  gebey  inngeben, 
gleich  neben  der  mola)  so  vohr  düsem  das  arsinal  gewesen  sein  soll, 
das  ist  rings  umbher  mütt  dem  mör  beflossen ,  das  unnser  kei<* 
ner  an  das  lannd,  noch  auch  in  düe  statt  kommen  kundte,  do- 
gelbsten  wür  fünf  tag  lanng  verharren  muesten ;  hüelten  upns 
in  einer  allten  zervallnen  cappella,  do  einer  vohr  dem  regen 
unnd  dem  wasser,  wölches  düe  wellen  iber  düe  mauren  us  dem 
mör  herein  schluegen,  wöder  trucken  süzen  noch  stöhn,  vül 
wehniger  ruehen  noch  lügen  kundte.  Demnach  ich  unndt  mein 
reüsgesöU  als  frömbde,  onbekandte,  auch  der  grüechisohen 
sprach  onerfaren  niemand  hatten,  der  unns  ein  guthat  erzeugt, 
das  ich  in  öttlich  tag  nichts  warms  versuecht,  dodurch  mür  das 
füeber  immer  heftüger  zusözte,  das  ich  eben  ybel  zu  paß  ward, 
wüewol  ich  solches,  sovil  mür  immer  müglich,  verborgen,  dann 
mir  düe  Grüechen,  wölche  mütt  uf^dem  schif  wahren,  sagten, 
wann  mann  am  wehnigsten  spürte,  das  einer  unnder  unns 
kranck  wehre,  müesten.wür  allzumal  in  düe  40  tag  do  verharr 
ren,  dann  süe  gleich  argumierten,  es  were  die  bese  krankheütt. 

Weül  nun  der  mehrertheil  von  denen,  so  uf  dem  schif  ge*« 
wesen,  burger  unnd  inwohner  döß  orts  wahren,  wurde  inen  zue* 

28* 


436 

gelassen,  essen  unnd  tnncken  herüber  zu  bringen,  doch  mueste 
der,  so  es  bracht,  dqrch  das  wasser,  das  ist  ein  arm  vom  mör 
watten  unnd  sözte  das  geschürr  oder  was  er  bey  sich  hatt  zu 
eysserst  an  das  lannd,  unnd  sich  gleich  wüderomb  zurück  macht. 
Indem  erfuehr  ich,  das  ein  Tetitscher  do  wohnhaft,  wölcher  ein 
Bommer  wahr,  den  lües  ich  an  das  mör  beruefen,  bath  in,  er 
wolle  so  wol  thun,  mür  und  meinem  müttgesöUen  essen  unnd 
trincken  fürs  gellt  zu  kommen  lassen  (wüewol  wür  an  wein  kei- 
nen mangl  hatten,  dann  hürromber  vast  der  beste  malvasia 
wöchst),  welches  er  gethon,  gögen  gebürender  bezalung  unns 
allen  guten  willen  erzeugt,  büs  wür  von  do  lödüg  wurden  unnd 
in  düe  statt  kahmen. 

Adi  primo  Februari  wurde  öttlichen  unnder  unns  verguntt, 
an  das  land  und  in  düe  statt  zu  kommen ,  yedoch  muesten  süe 
sich  zuvor  im  mör  baden,  do  es  einem  büs  aI^halls  güeng,  wöl- 
ches  öttliche  kaufleütt  thaten,  domitt  süe  zu  irer  haushaltung 
unnd  weübem  kommen,  wüe  dann  inen  alsbald  andere  kleüder 
an  das  mör  gebracht  wurden;  ich  aber  lües  das  both,  dann  ich 
one  das  immer  verfrüehren  unnd  vohr  köllte  nicht  bleüben 
kundte  döß  füebers  unnd  rauhen  lufts  halber,  will  geschweigen, 
dise  zeitt  dös  jars  zu  baden. 

Den  2  düs  füerten  sie  unns  uf  einer  barca  an  das  lanndt  in 
ein  andere  cappell,  auch  harrt  am  mör  gelegen,  sanct  Jeörg  ge- 
nannt, in  wölcher  wüer  noch  tag  unnd  nacht  verharren  mues- 
ten ;  alsdann  wurde  unns  liberta  gegeben,  in  düe  statt  zu  göhn ; 
sahen  unnd  befragten  wür  unns  alsbaldt  nach  einem  losament, 
bekamen  ein  haus,  dorinn^wir  düe  ihrige  zeütt  verharreten, 
dann  wür  disen  ganzen  monat  do  verblühen. 

Es  slagteti  unns  düe  burger  unnd  kaufleütt,  wölche  mütt 
uf  dem  schif  wahren,  wür  betten  irer  genossen,  dann  drey  oder 
vüer  dorunder,  so  was  fürnemes,  dann  weül  düe  patenta  vom 
Bailo  de  Gonstantinopel  nicht  netto,  zu  dem  einer  underwegen 
im  schuf  gestorben  wahr,  betten  wür  für  gewüs  noch  öttlich  tag 
sizen  miesen,  unn  do  wür  so  wol  in  der  statt  Gandia  ankommen 
wehren,  betten  wür  on  alle  müttell  40  tag  im  lazareta  lügen 
müesen.  Indem  wür  in  vohrgemelter  cappella  am  mör  waren, 
kahmen  öttliche  herrn  der  statt  samptt  einem  doctor  vom  ca- 
stell  herunder,  fragten,  was  nation  wür  weren  unnd  woher  wür 


437 

kehinen.  Als  ich  süe  in  ittalienischer  sprach  bericht,  lüesen  süe 
unns  wüllkommen  sein  in  düe  insul,  eotbüeten  sich  doneben,  wann 
würwasnotürftüg,  domütt  süe  unns  verhülflich  sein  könden,  sollen 
wür  es  anmelden,  dössgleichen  schict  auch  der  providitor  us  dem 
castell  herunderr,  entbüett  unns  gleichförmüg,  do  wür  an  essen, 
trincken  oder  wohnung  mangl  haben,  sollen  wür  es  anzeügen, 
woll  er  schaffen,  das  unns  geholfen  werde.  Demnach  es  umb  zeütt 
der  fasnacht,  wurde  unns  von  den  burgern  düser  statt  vül  ehr  undt 
Feindschaft  erzeugt  unnd  bewisen,  wüe  unns  dann  öttliche  zu  gast 
gehabt,  andere  mütt  wein,  dauben,  cabretti,  gevigl  unnd  meh- 
rerm  unns  verehrten,  dössen  wür  unns  als  forestiri  am  wehnig- 
sten  versehen,  noch  vül  wehniger  soUche  freindschaftn  unnd 
guthaten  beschulden  oder  vergleichen  wüsten. 

In  gemelter  insul  unnd  königreich  hatt  es  nicht  mehr  dann 
drei  stött,  als  Candia,  Canea  und  Rettimo.  Gemelte  statt 
Boettimo  lügtt  am  mör,  innwartts  gögen  dem  lannd  mütt  hohem 
gebürg  umbgeben;  umb  düe  statt  her  vül  schöner  fruchtbarer 
gärtten,  mues  vohr  düsem  ein  kurzweilig  lustüg  ort  gewesen 
sein,  wüe  es  düe  anzeügung-  an  vülen  ortten  noch  zu  erkönnen 
gübt;  aber  der  Thürck  hatt  es  umb  die  zeütt,  als  er  Cipro 
wüderomb  erobert,  hesslich  heimgesucht,  zum  theül  zerstört, 
düe  mauren  inngerissen  unnd  düe  fürnembste  lieüser  in  brand 
gestöct,  dannenher  gemelte  statt  büs  uf  düse  zeütt  nicht  mehr 
beschlossen,  noch  mütt  mauren  umbfangen,  sonndern  es  haben 
düe  Vönetianer  seyderhero  gögen  dem  mör  zimlich  hoch  uff 
einen  föUsen  ein  castell  oder  vöstung  erbauen  unnd  erst  bey 
wehnig  jähren  machen  lassen ,  wüe  dann  solche  noch  nicht  al- 
ler volviert  oder  zum  ennde  gebracht.  Solche  ist  mütt  geschüz, 
munition  und  volck  wol  versehen;  düe  Soldaten,  so  dorinn,  sein 
mehrtheils  Ittalianer,  unnd  hatt  der  providitor  oderr  guberna- 
tor  der  statt,  so  ein  Vönetianer,  sein  wohnung  auch  in  gemel- 
tem  castell.  Düe  statt  oder  stättlin  ist  nicht  sonnders  gros, 
mehr  lanng  dann  breütt,  wüe  sich  dann  düe  heüser  weytt  dem 
mör  nach  erströcken;  ihr  gröste  handthüerung  ist  mitt  wein, 
dann  der  meüste  unnd  beste  malvasia  hüeromben  wöxt  unnd 
gepflanzt  wirt.  Demnach  es  aber  ein  so  rauch  unnd  dem  an- 
sehen nach  ein  ungeschlacht  gebürg,  ist  sich  zuverwundern,  das 
so  treffenlicher  wein  do  wachsen '  soll.    Wüe  liun  der  malvasia 


438 

naturale  unnd  an  im  selber  vom  stock  oder  reben  kombt,  ist  es 
ein  so  starck  widerspönstüg  getranck,  das  einem  gleich  dorfiir 
grauett,  unnd  ohne  wasser  zu  thrincken  schüer  unmöglich;  unn« 
ser  einer,  der  sich  nicht  ge  wohn  et,  zündet  sich  gleich  domit  an; 
die  Grüechen  aber,  sonnderlichen  grobe,  arbeütsame  leütt,  be« 
finden  sich  wol  dobey,  ist  inen  nicht  zu  starck.  Demnach  der 
malvasia  in  unnsern  lannden,  wann  er  hinusgebracht,  sües  unnd 
am  trunck  lüeblich,  ist  düe  ursach  döß  conzirens,  dann  er  son- 
sten  nicht  so  lanng  gut  blüh,  yüI  wehniger  sich  iber  mör  füeh- 
ren  lües;  dößgleichen  auch  der  muscat.  Wüe  nun  hüeromben, 
umb  düse  statt,  mehrtheils  malvasia  wächst,  also  wüert  umb 
düe  statt  Candia  mehrtheils  muscat  gezogen,  unnd  umb  düe 
statt  Ganea  ein  ander,  treffenlich  getranck,  wölches  störcker 
dann  düse  beede,  so  mann  leattico  nenntt;  ist  roth  von  färb, 
hat  also  jedes  ortt  sein  sonnder  gewächs. 

Es  gübt  hüeromben  gut  früsch  wasser  unnd  yüI  gesundern 
lufft  dann  an  an  andern  ortten  düser  insul,  dann  so  ein  herr  in 
Candia  oder  Canea,  wölches  sonnderlichen  ein  ungesund  ortt 
sein  soll,  kranck  wüertt,  last  er  sich,  sover  ers  störcke  bal- 
ber  vermag,  hüeher  fiiehren,  sich  vül  bösser  aldo  dann  dort- 
ten  befinden. 

Demnach  wür  düsen  ganzen  mohnat  do  verharret  unnd  es 
düe  zeütt  ober  mertheils  ungewütter  unnd  sturmwünd  gab,  das 
wür  unns  niehmals  dörften  uff  das  mör  begeben,  dann  süe  nun 
mitt  deinen,  ibel  verwahrten  fuscher  barca  nach  Candia  fah- 
ren; also  vermeinten  wür,  es  werde  umb  zeütt  sein,  unns  do- 
hün  zu  verfuegen,  ob  ettwann  ein  schüff  verbanden,  so  umb  Ve- 
nedig seglen  wollte. 

Adi  ultimo  Februari,  yrgend  bey  drey  stund  in  tag,  seg- 
leten  wür  uff  einer  cleinenn  f üscherbarca,  in  wölcher  der  patron 
selb  vüert,  unnser  drey,  in  allem  siben  personen,  von  gedach- 
ter statt  Rettimo  hünweg,  ward  der  wund  Magistrale  fein  stüll, 
gutt  wetter  für  unns  büs  nach  müttag,  erhöbt  sich  ein  wund 
vom  mör,  macht  hohe  wellen,  unnd  künden  wür  nürgend  an 
lannd  kommen,  wegen  der  geraden  hohen  berg,  follsen  unnd 
steinklüppen.  Es  wurd  das  mör  so  ungestümm,  das  wir  das 
segl  gahr  streichen  muesten;  düe  drey  marinar  oder  fiischer, 
welchen  es  gleich  so  banng  wahr,  als  unils,  an  rudern  fbrrt* 


439 

zögen  ^  wölohea  nicht  vül  beschiesen  mochtt^  dapit  düe  weUen 
derxnassen  in  dtie  barca  oder  schüöin  geschlagen,  dag  SQe  ge-i 
Bog  uBzuschöpfen  hatten.  Ohnangesehen  es  wehnig  waren,  drüb 
esunns  doch  den  schweüs  aus,  dann  es  Tülmahlen  das  ansehen 
halt,  als  wolten:  düe  wellen  düe  barca  bedöcken,  wüs  es  dann 
gahr  ein  lüderlich,  cleiu,  curz  unnd  schmal  schiflin  wahr,  als 
die  füacher  düser  ortt  zu  gebrauchen,  pflegen.  Indem  gab  Gott 
zu,  das  es  was  stüUeres  wurde,  das  wür  allgemach  mütt  rudern 
fortkahmen  in  ein  offen  porto,  a  1^  Fresckia  genanntt,  do  wür. 
düe  nacht  ober  verharreten,  wölches  von  Bettimo  in  düe  38  w. 
meül,  dann  mann  per  mare  nach  Candia  50  rechnet.  Was  weh- 
nig grose  schuf  sein,  könden  in  porto  de  Candia  mütt  voller  la- 
düng  nicht  inn  noch  ußlaufen,  sonndernmüesenher^aussen,  wölches 
1 2  w.  meül  von  der  statt,  sicli  lögen.  Düser  porto  ist  ein  offen 
wesen^  sehr  thüef  unnd  uf  denu  seytten  mütt  sehr  hohen  bergen 
umbringt,  das  inen  nicht  bald  ein  wund  schaden  thun  kahn. 
Adi  primo  Marty  vohr  tag  von  do  hünweg,  dann  es  schön,  dar 
unnd  stüU  wetterr  wahr,  kahnien,  noch  eh  düe  porto  offen  wahr, 
für  düe  statt  Candia,  do  wür  an  lanndt  stügen  unnd  verhar- 
reten, büs  es  voUend  tag  worden,  alsdann  wür  unns  umb  ein 
losament  umbsahen,  unnd  gleich  am  mör,  do  mann  düe  grose 
schuf  bauet,  ein  kamer  hurten,  wüe  wür  dann  iber  den  vorigen 
mohnat^  so  wür  zu  Rettimo  zugebracht^  noch  gahr  nahend  zwen 
ganzer  mohnat  do  verharren  müessen,  eh  wir  passaschür  umb 
Yönetia  krüegten,  do  dann  der  vohrgemelte  sclave ,  der  zu  Con- 
stantinopel  ußgerüssen,  allweül  bey  unns  verblühe ,  ward  unn- 
ser  koch,  unnd  verriebt  alle  arbeit  gannz  wülliglichen,  was^  ich 
unnd  mein  gevört  ime  bevolhen. 

Was  belangt  düse  isola  oder  königreich  Candia,  soll  süe  in 
circuito  700  w.  meül  haben,  gleich  als  Cipro  unnd  Sicilia,  wölche 
drey  insuln  unnd  königreich  in  ein^  gleichen  gröse  geacht  unnd 
gehalten  werden.  In  düser  isola  ist  Candia  die  principal  unnd 
hauptstatt,  zimlich  gros  unnd  vöst,  wüe  süe  dann  erst  bey  wehr 
nig  jähren  bevöstügt  unnd  gern  umb  den  halben  theil  erweitert 
worden,  mütt  starcken  wählen,  jmauren  und  boUwercken,  aus- 
sen umbher  mütt  thüefen,  yedoch  nun  drucknen  graben  umb- 
fangen;  düe  &tatt  mehrtheils  von  schlechtem  gebey,  an  öttlichen 
ortten  ganz  öd  unnd  vül  heüser  ohnbewohut,  dann  es  schlechte 


440 

nahrung,  wehnig  negotia  noch  handlang  do  gäbt,  nehren  sicfa 
meistheiis  ab  dem  \^eiil  und  mnscat,  dössen  sehr  yäl  hüeromben 
wäxt,  hün  nnnd  wüder  in  düe  Chrüstenheütt,  so  wol  auch  in 
Thtirckey  gefiiert  württ. 

Der  duca  düses  königreichs,  wölcher  von  der  signoria  de 
Yönetia  dohtin  gesantt  wtirt,  wie  auch  der  general  oder  oberste 
iber  alles  krüegsvolck  düser  insul  haben  ir  residentz  unnd  hof- 
haltung  alhüe,  halten  sich  brächtig  unnd  stattlich,  unnd  hat 
gemelter  duca  das  gouvernament  drey  jähr  lanng,  alsdann  ein 
anderer  mago  oder  edelmann  von  Vonedüg  hüngesantt  wäertt. 
Solcher  duca  hatt  düe  ganze  Verwaltung  nicht  allein  iber  düe 
stött,  sondern  iber  alle  flecken  unnd  derfer  zu  regüeren,  aus- 
genommen düe  castell  unnd  vöstungen  nembt  er  sich  nicht  an, 
noch  auch  döß  krüegsvolckhs,  wölches  der  general  zu  guber- 
niren  in  bevelch  hatt.  Es  werden  in  gemelter  stat  Candia  neun 
comp.agnia  krüegsvolck  gebalten,  mehrtheils  Ittalianer,  öttliche, 
doch  wehnig  Theütsche,  wüe  auch  Franzosen  unnd  Ennglische, 
unnd  sein  düe  fahnen  nicht  iber  150  mann  starck;  düe  werden 
von  sanct  Marco,  als  der  herrschaft  von  Vönedig  besoldett,  hatt 
yeder  döß  monats  16  vönedische  pfund,  das  ist  zwo  cronen  in  gelt, 
werden  allzeitt  einen  monat  vohr  einbezalt,  haben  düe  wohnung 
oder  losamentt  zum  besten,  das  yede  compagnia  ihr  sonnder 
quardier  hatt.  Ihr  wacht  ist  vohr  düsem  gewesen  vüer  tag  in 
guardia  unnd  dann  acht  tag  frey;  seüder  aber  ein  oberster  hin- 
kommen, Johann  Baptista  de  Monte  genantt,  wölchen  düe 
herrschaft  von  Yönetia  hüngesant,  düe  stött  unnd  vöstungen  zu 
visitieren,  das  krüegsvolck  probieren  unnd  mustern,  und  was 
sonsten  hün  unnd  wüder  zu  verbössern  sein  möcht,  hat  er  ge- 
macht, das  süe  düe  soUdaten  nun  zwen  tag  wachen-  unnd  ent- 
gögen  nun  vüer  tag  frey  sein  sollen.  Ausser  dössen  haben  süe 
kein  beschwerd,  allein  das  kein  soldat  ohne  licentia  döß  guber- 
nators  für  düe  statt  hinaus  göhn  mag,  seye  gleich  nahend  oder 
weütt,  unnd  solches  meüsteüls  wegen  der  fruchten  in  gärtten, 
wüe  auch  döß  gefügeis  unnder  den  bauren,  das  vohr  inen  nicht 
kundte  erröttet  werden. 

Aussen  gögen  dem  mör  ein  dein,  aber  mechtüg  vöst  ca- 
stell, uflf  drey  theül  vom  mör  beflosseri,  so  den  porto  verwahrt, 
hatt  einen  sonndern  gubemator,  ist  mütt  ittalienischen  solda- 


441 

ten  besözt,  mütt  grobem  geschüz  sehr  wol  versehen ;  den  porto 
betrefend  ist  solches  ein  dein  enng  weesen,  seich  von  wasser: 
was  wehnig  grosse  schüff  sein,  müessen  sich  a  1^  Fresckia  lögen, 
aldo  ttß  unnd  innladen. 

Olinangesehen  düe  statt  gros  unnd  weütt  begrüffen  in  der 
rinlanaur,  hatt  süe  doch  nicht  mehr  dann  drey  thor  gögen  dem 
lannd  unnd  eine  gögen  dem  castell  unnd  porto.  Essen  unnd 
thrinken  belangett  ist  düse  insul  an  victualien  sehr  mager^ 
nicht  allein  zu  vastenzeütt,  sonndern  zur  zeütt,  wann  mann 
fleisch  isset,  hatt  es  sehr  elend  mager  vüch  von  oxn  unnd  ham- 
mel,  dann  kein  jung  thüer,  als  stüer,  vil  wehniger  kölber,  ge- 
schlacht  mögen  werden.  UmbwüUen  das  lannd  sehr  rauch 
undt  bergüg,  mues  mann  das  felld  aller  mütt  oxn  bauen  unnd 
pflügen,  und  sover  das  Jungs  vüch  sollte  geschlachtett  werden, 
würde  manngl  an  bauen  der  äckher  erscheinen;  wann  dann  ein 
ox  so  allt,  das  er  nicht  mehr  zu  gebrauchen,  wüert  er  gemötz-* 
gett,  ist  das  fleüsch  so  zäch  als  läder. 

Anvüschen,  was  früsche  vüsch  anlangt,  sein  in  gemelter 
statt  Candia  auch  wehnig  zue  bekommen,  nicht  allein  in  der 
vasten,  do  mann  solche  umbs  gellt  nicht  haben  kahn,  sonndern 
auch  nach  ostern ;  ohnan  gesehen  das  mör  hart  an  der  statt,  sein 
süe  doch  sehr  theyer,  kombt  auch  kein  lebendüger  vüsch  uff 
denn  marct,  sonndern  alle  todt,  dannenher  vül  gesalzne  vüsch 
von  Gonstantinopel,  Älexandria,  Damiata  unnd  andern  insuln 
döß  Arcipelagi  hüngebracht,  wölche  düe  Grüechen  meisteils 
nun  roch  essen,  gleich  wüe  düe  häring;  röche  schuncken,  salat 
sonnder  öl  noch  össich  ist  auch  ir  speys,  doruf  süe  dann  düe 
starcke  wein  thrincken  ohne  wasser,  wölche  dise  harte  speysen 
im  magen  kochen  unnd  verzören. 

Den  wein  belangend,  ist  solcher  guts  kaufs,  auch  dössen 
fürs  gellt  genugsam  zu  bekommen,  unnd  ist  der  muscat  bös- 
sers  kaufs,  dann  der  ander  wein.  Weil  dössen  sovil  hüeromben 
wäxt  unnd  gepflanzt  wüert,  acht  sich  nicht  yedermann  zu  trin- 
cken:  ich  hab  öttlich  maln  gesehen  in  den  kellern,  das  süe  wein 
mütt  salz  und  ayer  conziren  unnd  kezern,  nemmen  zu  einem 
vaß  voll  sovil  salz,  als  einer  in  der  hannd  fassen  kahn,  unnd 
dozu  neun  in  10  ayer  mütt  schalen  unnd  alkm,  thun  solches  iü 
ein  kühl,  güesen  wein  dorahn,  rüehren  es  mütt  einem  gestomp- 


442 

ten  beesem  wol  durch  einanderr,  schütten  es  alsdatm  mütt  einan- 
der ins  volle  vaß,  dovon  der  wein  lautter  unnd  ein  schöne  färb 
bekommen  soll,  als  man  mir  zu  verstöhn  gab,  do  ich  fragte. 
Düe  fruchten  unnd  erdengewächs  dtiser  insul  sein  sehr  ge- 
schmack  unnd  guet;  gübt  sonnderlichen  sehr  vül  zitronen,  le- 
monen,  oranien,  granat  unnd  dergleichen,  wie  dann  jährlich  yül 
vaß  unnd  schuf  voll  mütt  lemonenwasser  nach  Constantinopel 
gefüehrt  werden,  wölches  düe  Thürcken  zum  kochen  döß  fleüsch 
unnd  anderer  speysen  gebrauchen,  dovon  das  essen  gahr  ge- 
schmack  wüertt.  Von  andern  fruchten,  als  epfel,  büern,  pfer- 
sich,  nuß  unnd  dergleichen  gübt  es  auch,  aber  wehnig,  unnd 
wüert  solches  obs  fül  höher  geacht,  dann  düe  obgemelte  früch> 
ten.  Es  stöhn  ihre  gärtten  so  duck  von  bömen,  wüe  ein  waldt, 
warten  unndt  pflanzen  düeselbüge  nicht;  was  kompt,  haben 
gleichwol  vül  frücht,  wüe  ich  dann  in  öttliche  grose  gärtten  us- 
serhalb  der  statt  bey  sechs  in  acht  w.  meil  dovon  bün  gefüertt 
worden,  wölches  wol  ein  lust  zu  sehen  wahr,  dann  in  dennsel- 
bügen  mehrtheüls  zitronen  unnd  lemonen  stunden.  Solche  gärt- 
ten erströcken  sich  öttlich  w.  meül  durch  ein  dahl,  wölche  süe 
wässern  könden,  dann  sommerszeütt,  sonderlichen  wann  der 
müttagwünd  geth,  ein  so  grelle  hüz  sein  soll,  das  solcher  alles 
ausbrenntt;  am  meüsten  aber,  wann  düe  fruchten  in  der 
blüeh  sein. 

Neben  erzölten  fruchten  wüert  auch  sehr  vül  bomöl  ge- 
macht, öttlich  tausend  vaß;  doch  mag  ohne  licentia  döß  duca  kei- 
nes uß  dem  lannd  gefüert  werden;  wirt  am  meüsten  umb  Vöne- 
düg  gefüert;  solches  öl  wüert  für. das  beste,  so  in  gannz  Le- 
vante wözt,  geacht  unnd  gehalten. 

Unnder  andern  fruchten  unnd  gewäx  hab  ich  öpfelbömlin 
gesehen,  an  wölchen  zum  theül  der  stamm  nicht  zwen  zwerch 
fünger  duck  ist;  düe  tragen  zum  theil  öpfl  einer  faust  gros,  unnd 
sein  düe  nestlin  nicht  iber  ein  hannd  hoch  von.  der  erden,  das 
düe  öpfl,  so  dorahn,  uff  der  erden  lügen,  unnd  ist  düses  ein 
sonuder  gewex:  obwoln  solche  bömlin  alt  werden,  sollen  süe 
doch  ufs  höchst  nicht  iber  eines  manns  hoch  wachsen. 

Hün  unnd  wüder  uf  dem  lannd  düser  insul  werden  noch 
vül  antiquiteten  gesehen,  wölche  von  gewesnen  königin  gemacht 
unnd  uffgericht  worden,  als  a  la  Berenta,  wölches  25  w.  meül 


443 

von  diBr  statt  Candia,  do  ein  könig,  welcher  halb  ox  halb 
mentsch  solle  gewesen  sein,  gewohnt  haben,  werden  grotta  ge-* 
sehen,  düe  gen  öttlich  meil  wegs  lanng  unnder  der  erden,  weül 
aber  in  denselbügen  sehr  beser  unnd  ungesunder  lufft,  als  ich 
von  öttlichen,  so  dorinnen  gewesen,  vernommen,  sein  soll,  das 
säe  zum  theül  krank  wüder  herusser  kommen,  dörft  ich  mür 
nicht  dräuen,  dohün  zu  züehen,  weül  ich  ohne  das  das  vüertagüg 
fieber  noch  starck  am  halls  hatt. 

Yohr  gemelter  statt  Gandia  yrgend  bey  fünf  oder  6  w.  meül 
hatt  es  einen  sehr  hohen  berg,  wölchen  mann  den  Jovisberrg 
nennet,  dem  fürgefoen  nach  soll  gemelter  abgott  gewohnet  haben. 

Uff  der  andern  seütten,  nicht  fern  vom  mör,  bey  neun  in 
10  w.  meül  von  der  statt  ein  ander  iberaus  sehr  hoher  berg, 
der  wüertt  genantt  sanct  Paulusberg,  wüe  dann  zu  aller  Oberst 
noch  ein  cappella  ime,  Paulo,  zu  ehren  erbauen  stöhn  soll,  do- 
hün järlich  uff  ein  gewüse  zeütt  ein  grose  wallfart  dohün  geth 
von  Grüechen  unnd  Ittalianem. 

Es  werden  auch  hün  unnd  wüder  noch'  vül  schäz  gefunden 
von  gülden  unnd  silbern  münz,  wüe  dann  neülicher  zeütt  durch 
einen  bauren  ein  hafen  voll  goldstuck  uff  einem  acker  gefunden 
worden,  do  yedes  dem  wert  nach  in  düe  anderhalb  ducaten  in 
gold  gewixlet  württ. 

Zuvor  unnd  eh  ich  aus  vülgemelter  insul  komme,  mues  ich 
zum  theil  der  in  wohner,  wölche  alle  Grüechen  sein,  ein  wehnig 
meidung  thun,  sovil  ich  innerhalb  drey  molmat,  so  ich.  in  ge- 
dachter statt  Candia  unnd  Rettimo  stüUgelegen,  zum  theil  er- 
fahren, selber  gesehen  unnd  auch  gehört  hab. 

Den  mehrerntheül  unnder  den  Grüechen  ist  er  nicht  lierr, 
sondern  süe  mann;  derowegen  süe  ihren  weübem  vül  anhön- 
eken.  Ob  schon  der  mann  schlecht  unnd  kein  andere  nahrung 
hatt,  weder  was  er  täglich  mütt  seiner  band  verdientt  oder  er- 
obertt,  wül  das  weüb  sich  doch  in  stattlicher  kleüdung  sehen 
lasen,  das  es  gemein  ist,  das  düe  hanndtwercksweüber  in  sen- 
den unnd  samett  gekleüdet  göhn:  woher  solches  komme  oder 
wüe  es  ettwan  zugehe,  ist  leüchtlich  zu  erachten  unnd  abzu- 
nemmen,  ohn  noth  deüttlicher  zu  melden.  Neben  der  kleü- 
dung württ  auch  erfordertt  schöne  armbannd,  rüng  an  düe 
fünger  unnd   andern   geschmuck  umb  denn  halls  unnd   due 


444 

vaiche,  das  alles  müfct  grosem  costen  dem  weüb  zum  bracht 
mues  angehönct  sein,  sonsten  hatt  er  bey  ihr  kein  huUd;  dann 
so  er  8üe  schlecht  oder  sonsten  hart  höUt,  lauft  süe  ime  us  dem 
haus,  gilbt  sich  anderswo  hin  und  gerath  in  leüchtförtügkeütt 
(wo  süe  nicht  zuvor  ein  butana,  volgt  es  alsdann).  Als  mür  ge- 
sagt worden,  scheüden  sich  unnder  inen  vül  ehleütt  umb  einerr 
geringen,  nichtigen  ursach  von  einander;  das  geben  unnd  las- 
sen ihre  geystliche  undt  pfaffen  zu:  wölches  nicht  iber  einen 
halben  daler  cost,  derowegen  fromme  unnd  gevellige  frauen  wol 
uffzuhöben  unnd  in  grosen  ehren  zu  halten  sein.  Entgögen 
aber  wüert  unnder  den  mann  grosse  sodomitteri  getrüeben, 
wölches  under  inen  so  gemein,  das  es  schüer  für  kein  laster 
noch  sünd  gehalten  wüertt. 

Was  ihr  leehr  betrüft,  haben  süe  pfaffen  unnd  münch, 
unnd  was  unnder  inen  geystlich  unnd  gelert  ist,  das  trögt  al- 
les lannge  bahr,  schneüden  es  nimmer  ab,  das  süe  inen  zum 
theül  büs  yber  düe  achseln  herunder  hanngen.  Düe  pfaffen 
freyen  unnd  nemmen  ehliche  weüber,  wann  aber  das  erste  weüb 
stürbt,  mag  er  nücht  mehr  freyen,  oder  so  er  in  düe  ander  ehe 
sich  begübt,  württ  er  für  einen  leichtförtügen  mann  gehalten. 
So  mögen  düe  pfaffen  under  inen  nicht  beicht  hören. 

Düe  Caloiri  oder  münch  halten  alle  einen  orden,  leben 
nach  der  rögl  sanct  Blasy,  halten  ein  ströngen  inngezognen 
wandl,  essen  düe  zeütt  ihres  lebenns  kein  fleüsch,  lügen  uff 
keinem  bett,  tragen  auch  keine  hemmeter  am  leüb,  behelfen 
sich  in  essen  ganz  schlecht,  haben  döß  jahrs  drey  fasten,  als 
düe  grose  vasten,  welche  büs  ostem  wehrett,  düe  dann  inge- 
mein unnder  den  Ghrüsten  gehalten  wuertt;  unnd  dann  om- 
nium  sanctorum,  von  allheüligen  büs  weyenachten;  düe  drutte 
von  Phillippi  und  Jacobi  bös  Pfungsten.  Solche  drey  fasten 
halten  nicht  allein  ihre  geustliche,  als  münch  unnd  pfaffen, 
sonndem  alle  Gruechen  ingemein  von  weüb  unnd  mann,  dein 
unnd  gros,  so  steuf,  das,  obwoln  einer  kranck,  ime  durch  einen 
medicum  fleusch  zue  essen  verordnet,  ime  auch  von  denn 
prüestr  fleusch  unnd  annder  gefügl  zuegelasen  unnd  licentiam 
gegeben,  werden  derer  vil  gefunden,  düe  es  nicht  essen.  So  ha- 
ben süe  ohne  düe  vigilia  unnd  andere  verbotne  vast,  doran  süe 
kein  fleüsch   essen,   mehr  als  der  andern,   halten  wochenlich 


445 

zwen  fasttag,  als  den  freöttag  unnd  müttwoch;  den  samstag  es- 
sen säe  fleüsch,  in  den  Tasten  aber  essen  säe  nicht  allein  kein 
butter,  käs,  ayer,  milch  oder  was  dovon  gekocht  ist,  sonndern 
auch  Yul  mehr  keine  väsch,  due  bluet  haben ,  aber  däe  butargi 
oder  rogen  unnd  caviard  essen  sue.  Gleichförmäg  ich  in  Sicilia 
unnd  CaJabria  von  denn  Spanniem,  so  hänwäder  in  guardia 
sein,  gesehen,  das  sue  den  samstag  das  inngeweäd  von  dem  vich, 
als  lung  unnd  leber,  magen  undt  kuttelfleck,  due  fues,  den 
köpf  unnd  was  döß  blonders  ist,  gessen  haben.  Solches  alles 
achten  säe  für  kein  fleusch ;  do  aber  ich  oder  ein  anderer  an  ge^ 
melten  ortten,  were  freittag  oder  samstag,  solches  essen  sollt, 
wurde  er  fär  einen  hoereticum  oder  kezer  geacht,  möcht  dor- 
über  in  düe  inquisition  kommen.  Zwäschen  der  zeätt,  als  ich 
in  Candia  stullgelegen,  besuchten  mich  vul  teätsche  Soldaten,  so 
dpselbsten  in  guardi  lägen,  das  sich  derer  in  düe  1 50  Teätsche 
allein  in  der  statt  Candia  befunden,  wölche  für  Soldaten  däenen; 
sein  zertheilt  unnder  jedem  fahnen  öttlichcy  mehrtheuls  gute^ 
zechbrueder,  väl  due  sich  zu  todt  trincken,  wollen  die  starckei 
wein  ohne  wasser  trincken,  dovon  sue  düe  breine  bekommeu 
unnd  schnell  dohän  göhn;  wäe  ich  daan  der  breine  halber  an 
mur  selber  genugsam  zu  wehren  hatte  wegen  düser  candiottischeQ 
wein,  wölche  grosen  zusaz  von  kalch  haben. 

Was  an  andern  ortten  verdrüben ,  auch  todsschlag  halber 
US  der  Chrästenheit  weichen  unnd  fluchtigen  fues  sözen  mues, 
kombt  alles  in  Candia,  do  kein  solcher  gescheihett  oder  für 
unrödlich  geacht  oder  gehalten  würt,  unnd  do  er  schon  begert 
unnderzustöUen,  fordert  mann  kein  passport  von  ime.  Es  ist 
döß  nachts  gut  zu  haus  bleüben  unndt  der  gassen  müesüg  göhn, 
dann  selten  zwo  nacht  fürüber  göhn ,  das  nicht  einer  erstochen 
werde;  derer  casus  sich  öttliche  haben  zuegetragen,  weül  ich  do 
war,  do  dann  kein  han  nach  krehet,  ohnangesehen  düe  nacht  unnd 
dentagnicht  allein  bey  den  thoren,  sonndern  auch  uff  den  maurei^ 
unnd  fürnembstenbläzen  der  statt  starcke  guardi  gehalten  württ. 

Indem  ich  unnd  mein  müttgevört  unns  uff  düe  fartt  nach 
Vönetia  gerüstett,  mütt.  proviant  unnd  wein  der  notturft 
nach  versehen,  unnd  von  tag  zu  tag  von  do  vermeinten  ab- 
zuseglen,  verzog  es  sich  noch  lanng,  wüe  dann  drey  schuf  im 
porto  lagen,  so  nach  Yönedüg  weiten.     Als  wür  unns  uff  da^ 


446 

beste  schuf  unnder  den  drejen  gethon  unnd  albereütt  mütt  dem 
patron  gedingt,  ward  solches  das  lotste,  so  von  do  abseglett, 
derowegen  wür  nnns  uf  das  erste  schuf,  so  aus  dem  porto  lüef, 
begaben,  weil  wür  ohne  das  wüder  unnsern  wüUen  lanng  do  stüll 
lügen  müessen. 

Den  25  Apprillis  güeng  ich,  mein  müttgesöll  unnd  der 
Teütsche,  wölcher  von  Constantinopel  entwichen  unnd  usgerüs- 
sen,  zu  schüff,  segleten  in  Gottes  nahmen  düsen  morgen  uff  drey 
stund  in  tag  aus  dem  porto  de  Candia  mütt  stüUem  wetter  hün- 
weg.  Als  wür  bey  süben  oder  acht  w.  meül  in  das  mör  kahmen, 
erhöbt  sich  ein  wund  von  Garbin,  küehlt  sehr  früsch  uff,  das 
wür  düsen  tag  wüder  in  porto  de  Gandia  lüefen,  doselbsten 
wür  düe  nacht  verharreten,  fuehr  an  land,  kauft  früsch  brott, 
oranien  unnd  anders,  was  wür  noch  notürftüg  wahren. 

Döß  andern  tags,  wölehes  wahr  der  26,  segleten  wür  zum  an- 
dern mal  aus  vorgemeltem  porto,  ward  der  wund  S3rroco,  wöl- 
cher uns  taugenlich.  Als  wir  a  la  Fresckia  kahmen ,  segleten 
zwu  barca  dem  schuf  zu,  wölche  mütt  grosen  candiotischen  käs 
beladen  wahren,  düeselbige  im  freyen  mÖr  aus  ihren  barca  in 
ünnser  schuf  geladen,  unnd  solches  der  ursach  halber,  domütt 
der  kaufmann,  der  säe  us  detn  lanndt  fuehrt,  kein  gabell  oder 
zoll  dovon  bezalen  dörfe.  Durch  solches  uß  und  ijiladenn  Ter- 
sombten  wür  mehr  dann  drey  stund,  alsdann  gögen  abendt  lüef 
der  wund  zu  Magistrale  unns  entgögen,  lögten  unns  a  la  Fres- 
ckia für  ancr  und  yerharreten  düe  nacht  aldo,  weül  es  aldo  gut 
früsch  Wasser,  so  aus  den  bergen  unnd  föUsen  entspringt;  füllt 
yeder  sein  geschürr. 

Den  27  dus  ward  es  sehr  dunckl  unnd  nüblüg  wetter,  der 
wund  Syroco  gutt  für  unns,  aber  stall,  hueben  düe  ancr  unnd 
lüesen  düe  seegl  Valien,  gaben  unns  vom  lannd  hinuß  in  das 
mör,  wüe  es  dann  sorglich  zu  seglen  ist,  büs  mann  due  insul 
fürbey  komptt,  dann  so  der  wund  von  Ostro  oder  müttag  her- 
wehet, wölcher  sonnderlichen  sommerszeütt  mütt  großer  funa 
unnd  ungestemmigkeitt  komptt,  das  düe  schuf  vülmahhi  dem 
Arcipelago  gögen  Thürcey  zu  getrüben  werden,  wann  dann  der 
wund  Tremontana  ist,  jagt  er  die  wellen  aus  dem  hohen  mör  gö^ 
gen  den  bergen  unnd  föUsen;  wann  also  ein  schuf  so  nahendt 
an  das  lannd  getrüben,  ist  es  in  groser  pericul,  unnd  ye  näher 


447 

hey  lanndt,  ye  mehr  gevar,  wüe  es  dann  järlich  mehr  dann  ein 
schuf  hüeromber  costett. 

Denn  28,  29  unnd  30  oder  lotsten  düs  mohnats  ward  im- 
mer fein  stüU  wetter,  das  mör  bonaza  unnd  stüU,  das  wür  all* 
gemach  forrt  ructen,  wüe  dann  dös  morgens  gemeinglich  der 
wund  vom  lannd  wehett,  das  wür  vülgemeltte  insol  Candiam  für^ 
bey  kahmen. 

Adi  primo  May  kahmen  wür  zu  der  insul  Zerigo,  wölche 
wür  zur  rechten  hannd  lügen  lüesen,  aber  nahent  dobey  füriber 
segleten,  lügt  ein  TÖst  castell  oben  uff  dem  berg;  in  demsel* 
bügen  zwo  compagnia  ittalianisch  kruegsvolckh,  wölche  von  der 
Yönediger  general,  so  in  Candia  ist,  dohün  geordnet  werden. 
Ich  hette  wol  leüden  mögen,  das  wür  in  porto  geloffen  wehren, 
nicht  allein  das  castell  zu  besehen,  sonndern  auch  das  ortt  unnd 
sepultura  der  scheuen  Hoelena,  umb  wölcher  wüUen  düe  gewal«« 
tüge  statt  Troya  zerstört  worden,  düe  dann  in  gemelter  isola 
solle  begraben  lügen.  Düse  insul  gehört  den  Yönetianern,  lügt 
Ton  Candia  200  w.  meül,  ist  laungest  dem  mör  fruchtbar. 

Den  andern  düs  ward  das  mör  gannz  bonaza,  das  wür  düe 
gemelte  isola  immerzu  für  äugen  sahen  unnd  wehnig  furbey 
kahmen. 

Den  3  düs  lüef  der  wund  zu  Ponente  Magister,  wölcher 
früsch  uffküelt  unnd  unns  entgögen  ward;  stüesen  döß  tags  zwo 
groBe  barca  zu  unns,  wölche  aus  Morea  kahmen,  wahren  mütt 
körn  beladen,  weiten  auch  unnsers  wegs  nach  Zäunte;  nah'* 
men  keinen  porto,  sonndern  hüelten  unns  nahend  am  lan4^  ver* 
boften,  döß  morgens  guten  wund  zu  haben.  Ohngevahr  umb 
halbe  nacht  kompt  ein  schifBin  vom  lannd,  gleichsam  einer 
fusti;  weül  es  zimlich  fünster,  kundte  mann  es.  nicht  wol 
sehen,  allein  fuhr  solches  umb  unnser  schuf  öttlich  mahl  von 
fern  herromber,  das  unnser  patron  inen  büs  in  das  sechstemahl 
zuschrüe,  eh  süe  anttwurt  gaben.  Endlich  sagten  süe,  wehren 
aus  Galabria,  weiten  nach  Constantinopel,  wölches  nichtt  lau* 
tett,  dann  aus  Calabriä  kein  schuf  dohün  seglen  darf,  weyl  süe 
unnder  dem  könig  aus  Spania  sein,  zudem,  do  süe  betten  be^ 
gern,  fort  zu  seglen,  war  der  wund  gahr  gut  für  süe:  also  argu- 
mierte  unnser  patron,  es  were  ein  spia,  die  einen  hinderhalt 
von  gallera  oder  galiotta  im  uechsten  porto  haben  werde;  wüe 


44^ 

ßich  dann  solch  schifflin  verloren,  unnd  wür  es,  alls  es  tag  wor- 
den, nicht  mehr  sehen  noch  von  fern  im  mör  spüren  kundten. 

Den  4  düs  ward  es  zimlich  stüll  wetter,  gaben  unns  vom 
lannd  hünweg,  dann  wür  unns  bevahrten,  es  möchten  gallera 
sich  dort  nmbher  nffhalten.  Yohr  müttag  erhöbt  sich  ein  frü- 
scher  wund  von  Magistrale,  das  wür  mehr  zurück,  dann  unsem 
weeg  fort  fuehren;  endtlichen  in  einen  porto,  wölchen  mann 
Sapientia  nennt,  laufen  wollten,  wölches  ein  ohnbewohnte  isola, 
dobey  wür  von  fem  drey  gallera  scoperiten,  düe  sich  nahend  am 
lannd  hüelten,  das  wür  unns  wüder  hinus  in  das  mör  begaben, 
düsen  tag  unnd  nacht  lavierten  unnd  dem  wund,  sovil  müglich 
war,  aushüelten.  Bus  uf  5  düs  nahmen  wür  deß  morgens  porto, 
wölchen  mann  Stolimim  nennett,  .oben  am  berg  ein  fleck  Yitulo 
genantt,  mütt  Grüechen  bewohnt,  unnder  dem  Türeken,  Düe 
landtschaft  heüst  Morea,  wölches  terra  flrma;  Das  volck,  so 
do  wonhaft,  unangesehen  düe  unnder  dem  Thürcken,  leüsten 
sie  ime  durchaus  keine  obedientia,  unnd  ist  ye  ein  fleck  oder 
das  volck,  so  dorinnen  wohnen,  döß  andern  feind;  wo  sfie  ein- 
ander ergreiffen,  schlagen  süe  sich,  fangen  einander,  verkaufen 
düe  gefangne  den  Thürcken,  also  thun  süe  auch  den  frömbden; 
wo  sie  einerr  am  lannd  verspatett,  füschen  süe  in  auf,  züehen 
in  aus,  nemmen  ime,  was  er  hat,  werfen  in  eintwöders  in  das 
mör  oder  füehren  in  mütt  sich.  Demnach  wür  von  5  büs  uf 
denn  9  düs  ungewütters  halber  in  gemeltem  porto  verharren^ 
müessen,  brachte  das  baursvolck  von  den  derfern  herunder  an 
das  mör  allerley  vüch  und  gefiigel,  als  hönnen  unnd  hüener, 
lemmer,  geyssen,  schaf,  stüer,  junge  fercken,  ittem  ayer,  käs 
unnd  dergleichen  essende  speis,  allein  wehnig  brot  haben  süe, 
soll  mancher  ein  ganzes  jähr  kein  brot  versuchen;  das  gevigl 
unnd  vich  ist  sehr  wollfeil,  ein  starcken,  fetten  stüer  kaufte  unn- 
ser  patron  umb  12  livres  vönedisch,  das  ist  zwen  reichsda- 
1er,  ein  lamm  für  ^/u  von  einem  daler,  ein  henn  für  6  asper,  unn- 
serer  münz  sovil  kreuzer.  Wann  einer  alte  kleüder,  als  ein 
huet,  hosen,  oder  rüstung,  als  wöhr,  messer,  dolch,  hammer 
unnd  dergleichen  schlechte  sachen,  hatt,  geben  süe  einem  vich, 
hönner,  ayer  unnd  andere  essende  wahr  dorfür,  wölches  innen 
vül  angenemmer  ist  als  das  gelt.  Es  lag  sonsten  in  gemeltem 
porto   noch   ein  andere  naue  aus  Candia,  Vitäla  genantt,  uff 


449 

wölcher  auch  ob  düe  100  personen  wahren,  das  yedermanD  döß 
tags  am  lannd  gesotten  unnd  gebrathen,  dann  es  einen  bronnen 
von  früschem  wasser  hart  an  dem  mör  hatte,  püses  voick  hüer- 
omber  haben  grose  abondantia  an  vüchzucht,  ziehen  auch 
schöne,  rane  unnd  leichte  pfertt,  bauen  kißin  andere  frucht  alls 
gersten,  dovon  düe,  was  stattlich  unnd  furnem  ist,  brot  bachen; 
ist  ein  mechtüg  starckh,  grob  Tolck,  lanng  von  person,  wol 
bewert,  wüssen  mütt  deichen,  wehren,,  bogen,  hacken  unnd 
büchsen  wol  umbzugöhn. 

Demnach  von  gemelter  nation  vül  uf  unnser  schuf  kahmen, 
lües  ich  einen  ansprechen  unnd  fragen,  ob  siie  der  Chrüsten 
feind  seyen,  weiil  siie  doch  auch  Christen  sein  wollen.  Sagt  er, 
nein,  wehren  nicht  ihre  feind,  allein  trag  es  sich  offt  zu,  das 
per  fortuna  ein  barca  oder  dein  schiflin  mütt  wehnig  personen 
do  innlauf,  auch  ettwan  den  cursari  unnd  raubschiffen  entflüehe, 
acht  er  für  bösser,  solche  leüth  unnd  gut  komme  inen,  dann  den 
Thürcken  in  due  hannd,  oder  das  solch  schiflin  zu  grund  gange 
unnd  das  volck  versaufen  mües;  wann.sue  also  einen  Chrustenn 
bekommen  unnd  auffüschen,  verkaufen  sue  in  den  Thürcken, 
entgögen  aber,  wann  säe  einen  Thürcken  bekommen,  verkaufen 
8ue  in  den  Chrüsten,  wölche  domit  handien  gleich  als  mütt 
anderer  wahr,  füehren  süe  an  ortt,  do  säe  wüder  verkauft  wer* 
den,  ist  also  düß  ein  leichtförtüg,  gottlos,  bös  volck,  das 
wöder  Gott  noch  den  seinigen  nachfragt,  wollen  doch  Chrü- 
sten sein.  % 

Den  9  düs  segleten  wür  neben  der  naue  Yitala  aus  gemeU 
tem  porto  hünweckh,  aber  das  mör  ward  bus  uff  den  müttag  so 
stüll,  das  wür  nicht  fern  vom  lannd  kommen  mochten.  Alsdann 
wurde  der  wund  Magistrale,  wölcher  uns  zuwider;  muesten  büs 
uf  den  abend  lavieren,  alsdann  es  wuder  stöU  wurde. 

Den  10  düs  ward,  der  wünJ  wüder  Magistrale  unnd  gögen 
abend  stüll,  also  auch  den  11,  12  uund  13,  das  wür  immer 
vohr  gemeltem  porto  gleich  wahren  unnd  eben  nichts  forrt  kah- 
men; unnd  wolte  unnser  patron  nicht  mehr  in  disen  porto  lau- 
fen, weül  so  müehsam  ußzukommen  ist.    * 

Den  14  düs  ructen  wür  ein  wehnig  fort,  sahen  zu  der  rech- 
ten band  ein  statt  am  mör  lugen,  Coron  genantt,  unnd  solle 
gahr  müehsam  do  füriber  zu  kommen  sein:  wo  ein  schuf  nicht 

Kiech«l.  29 


450 

guten  frtischen  wund  hatt,  treübt  es  der  corrent  mer  zurück 
dann  fiirsich.  Ohngevahr  bey  15  w.  meül  bösser  uffwarts  dem 
mör  nach  wüert  noch  ein  andere  statt  gesehen,  Modon  genäntt, 
bey  welcher  ein  starcker,  vöster  thurn,  wölcher  deiin  porto  ver- 
wahrt, dann  es  doselbsten  kein  diefe,  das  sich  naue  als  grose 
schuf,  sonndern  allein  barca  unnd  gallera,  düe  nichtt  thüef  unn- 
der  dem  wasser  göhn,  dohün  lögen  könnden.  Noch  bösser  uff- 
wartts,  ungevahr  bey  zöhen  w.  meül,  auch  hart  am  mör,  wüert 
noch  ein  andere  statt  gesehen,  dobey  zwey  groser  castell  ge- 
sehen, eines  unnden  am  mör,  das  andere  oben  am  berg,  wöl- 
ches  das  neye  Navarin  genanntt  württ:  dann  gemeltes  castell  erst 
seüder  der  armada  von  ütschelino,  als  gewesenen  thürkischen 
obersten  iber  das  mör,  erbauen  worden;  yrgend  bey  fünf  w. 
meül  dovon  noch  ein  ander  castell  zimlich  hoch  uff  einem  berg, 
wölches  mann  alt  Navarin  nennet,  und  solle  sich  düser  porto 
vom  ussern ,  obgemelten  castell  innwarts  gögen  das  lannd  büs 
unnder  das  ander  schloß  erströcken.  Weül  das  ein  castell  an 
der  innfart  oder  bucco  döß  porto,  das  ander  oben  an  dem  berrg 
erbauen,  mögen  di^  schif  vohr  den  cursari  oder  mörrauber  wol 
sicher  lügen,  dann  süe  von  beden  castell  deffendiert  werden;  es 
geth  ein  starcke  maur  von  dem  unnderh  büs  zum  obern  castell. 
Gemelte  stött,  als  Coron,  Modon,  Navarin,  wüe  auch  das  alt 
schlosß  ligen  alle  in  terra  firma ,  in  der  lanndschafl  Morea,  an 
sehr  lüstüger  gögne,  mit  körn,  weinwax  und  schönen  fruchten 
wol  gepflanzt  unnd  erbauen.  Onangesehen  solche  stött  düser 
zeütt  unnder  dem  Thürcken,  wohnen  doch  mehrtheils  Chrüsten, 
als  Grüechen,  doselbsten;  vohr  disem  habens  düe  Vönetianer 
zu  gounerniren  gehabt,  aber  durch  krüeg  wüderomb  verlohren; 
scheinen,  als  seyen  es  dem  gebey  noch  sehr  lustüge  stott,  lügen 
bequem  von  wegen  döß  mors. 

Ob  oder  hüevorgemelten  tag  gögen  abendt  erhöbt  sich  ein 
heßlich  Wetter  von  donner,  blüz  unnd  einem  starcken  reegen. 
Weül  es  nun  so  nüblüg  unnd  dunckel  wahr,  vermeinten  wür, 
der  wund  sollte  zu  Syroco  laufen,  aber  das  wetter  leüttert  sich 
gahr  bald,  kombt  ein  schneller  wund  von  Ponente  Magister, 
wölcher  unns  ganz  zuwüder  unnd  entgögen,  das  wür  wüderomb 
weütt  zueruck  getrüben  worden,  unnd  wollte  der  patron  in 
derer  porto  bey  vohrgemelten  stött  nicht  innlaüfen;  bevahrte 


45  t 

sich,  mochte  ime  von  den  Thürcken  ein  avania  begognen,  weül 
8üe  an  denen  ortten  sehr  hungerüg.  AIlso  nahmen  wür  den  15 
düs  porto  unnderhalb  der  statt  Modon  unnd  der  isola  Sapientia, 
wölches  ein  pffen  wesen,  do  wüntterszeütt  düe  schuf  fortuna- 
halber  gevahrlich  lügen,  dann  es  an  dreyen  ortten  gögen  dem. 
mör  offen,  muesten  wegen  döß  ungewütters  unnd  gogenwündts 
büs  uff  19  düs  do  verharren  unnd  für  ancr  lügen;  alsdann  wür 
düsen  morgen  mütt  stillem  wetter  herusser  kahmen,  aber  noch 
vobr  müttag  wurd  der  wund  wüder  Magistral,  das  war  tag  unnd 
nacht  lavierten  unnd  nichts  fortkommen  mochten. 

Den  20  düs  hatten  wür  ein  wehnig  vento  de  terra,  alsdann 
er  zu  Syrocco  Levante  lüef  ^  der  dann  gut  für  unns  unnd  fein 
früsch  aufküeblt;  büs  uf  den  abend  wurd  es  wüderomb  stüll, 
yrgend  uf  halbe  nacht  höbt  es  an,  früsch  ufzublasen,  das  wür 
volgenden  21  ohngevahr  umb  müttag  düe  insul  Zante  erreich- 
ten. Doselbsten  nahmen  wür  porto,  sein  also  von  Gandia  hüe- 
her  in  düe  4  wochen  unnderwegen  gewesen,  wölches  nicht  iber 
düe  600  w.  meül,  düe  man  sonsten  mütt  gutem  wund  in  dreyen 
tagen  gahr  rüewüg  seglen  kahn. 

Von  gemelter  isola  Zante,  wölche  denn  Yönetianem  zu- 
gehört, hab  ich  hüevor  am  hineinreüsen  in  Levante  was  wehnigs 
meldung  gethon. 

Zuvor  unnd  eh  ich  weütter  kommen,  mues  ich  anzeügen, 
nicht  allein  döß  patron  unnd  seiner  ohnerfahmen  marinar  unnd 
schüfknecht,  sonndem  auch  der  p^issascbiri  unnd  Soldaten  hal- 
ber, so  mütt  doruf  wahren. 

Gemelt  schuf  gehört  einem  burger  in  Candia,  ist  ein  gal- 
lion,  wüert  genanntt  der  Correntheo,  drögt  bey  360  vaß,  wüe 
es  dann  aller  mütt  malvasia  beladen,  ein  alt  schuf,  nicht  allein 
mütt  nichtigenn  segl,  sonndern  auch  mütt  gommena  sampt  den 
mastbömen  ybel  verwart,  wüe  dann  der  eine  mast  unden  aller 
faul,  das  mann  kein  seegl  mehr  dorahn  uffzüehen  dörfte.  Der 
parceneuole,  dem  das  schuf  zuegehört,  ward  nicht  selber  dorbey; 
der  patron  dös  schüfs  ward  ein  Grüech,  aus  der  statt  Candia 
bürttüg,  sein  volck  wahren  alle  Grüechenn;  ohnangesehen  in 
düe  25  Personen  von  marinari  samptt  dem  patron  uf  dem  schüff, 
ward  es  doch  so  schlemm,  nichtüg  unnd  zu  moer  unerfiEthren 
volck,  als  ich  nimals  gesehen;  sein  öttlich  dorunder  gewesen, 

"  29* 


452 

düe  in  Candia  uff  dem  marct  umbher  gangen,  wann  einer  fleüseh, 
brott  oder  andere  victualia  kauft  hat,  süe  ime  daselbige  heim- 
tragen haben,  das  solche  gesöUen  niemals  uff  schüffn  gewesen, 
vil  weniger  für  marinari  gedtient,  derowegen  wür  durch  ihre 
varlessigkfeütt  öttlichmal  in  groser  gevahr  unnd  pericl  stunden, 
ünnd  ward  der  patron  selbsten  auch  ein  gutter  freßbruder 
ünnd  versoffner  Grüech,  sähe  doch  sein  volck  nicht  gern  essen. 
Süe,  düe  Grüechen,  hüelten  umb  düse  zeütt  düe  pfingstvastn, 
wolche  in  düe  30  tag  wehrett,  sähe  nicht,  das  er  seinem  volck 
annders  dann  piscotenbrot,  yedem  ein  stuck  gesalzen  käs  unnd 
irgend  ein  sardelen ,  das  ist  ein  füschlein,  derer  drey  noch  sovil 
nicht  thun  als  ein  häring,  döß  müttags  unnd  abents  zu  essen 
gab,  wie  das  ettwan  zu  vüer  in  fünf  tagen  ein  feyr  uffgemacht 
worden,  do  ers  inen  wol  gebotten,  hat  mann  inen  lünsen  wüe 
auch  reüs  von  wasser  gekocht,  oben  uf  ein  wehnig  öhl  dorabn 
gethon,  unnd  dösselbügen  noch  nicht  genug  uf  denn  thüsch  ge- 
tragen;  oder  aber  gab  mann  inen  grose,  ongeschölte  bohnen, 
düe  nun  schlecht  im  wasser  gesotten;  wann  wür  im  mor  wah- 
ren, wurde  yedem  nicht  mehr  dann  ein  thrunck  zu  mittag  unnd 
dann  döß  abents  nach  gehaltner  mahlzeütt  wüder  ein  trunck 
von  ibelschmöckendem,  stinckendem  wasser  müttgetheilt  unnd 
gegeben,  das  vülmaln  würm  mütt  aus  dem  vaß  geloffen.  Was 
das  schlagen  anlangt,  empfiengenn  süe  druckne  streich  volauf 
unnd  mehr,  dann  inen  lüeb  wahr,  das  süe  schüer  so  sannfb  uff 
gallera  gezogen,  dann  das  sich  düe  arme  gesöUen  sovil  uff  disem 
schüff  leüden  muesten. 

Düe  ursach,  doromb  das  wasser  so  klemm  wahr,  ist  dose, 
das  in  düe  36  Soldaten  mütt  uf  dem  schuf  wahren,  wölche  licen- 
tiam  vom  general  bekommen;  dann  es  vohr  düsem  gewesen, 
wann  ein  soldat  in  das  königreich  Candia  konunen,  doselbsten 
in  guardia  gestöllt,  hat  er  nicht  wüder  auskommen  könden, 
wann  er  gewoltt,  sondern  ettwan  fünf,  acht,  10  in  12  jähr 
lanng  doselbsten  verharren  müessen;  seüder  aber  vohrgemeltw 
oberster  Johann  Baptista  de  Monte,  wölcher  düe  stött  und  ca- 
stell  visitiert,  auch  das  krüegs volck  mustertt,  hünkonunen,  hat 
er  denjenigen  Soldaten,  wölche  aus  dem  lannd  begehrt,  nicht 
allein  licentiam  .gegeben,  sondern  auch  freyen  passasch  büs 
göhii  Yönetien  verschaft  unnd  dann  noch  yedem  40  pfund  pis- 


453 

cotenbrott  unnd  halbe  paga,  das  ist  halben  mohnat  zoll,  noch 
uf  die  reys  mittgeben. 

Es  wahren  der  schuf  drey,  wölche  aus  Candia  umb  Vönetia 
segleten,  wurden  uf  yedes  in  36  Soldaten  gethon,  so  ein  auser- 
lesen volck,  derogleichen  ich  in  den  Niderlanden  oder  andern 
ortten,  do  stetüg  krüeg  ist,  nicht  gesehen,  düe  so  griindig,  rüzüg 
undt  schöbüg,  das  süe,  reverenter  zu  melden,  düe  leüs  unnd 
das  unzüfer  allerdings  gefressen;  wahren  so  ibel  gekleüdett,  das 
der  mehrertheil  unnder  inen  kein  hemmet  am  halls  hatten,  zum 
theül  wöder  hosen  noch  wammes,  sonndern  nun  ein  kozen  umb 
sich  gegürt,  domütt  süe  nicht  ganz  nackend  güengen;  wüll  irer 
arma  oder  rüstung,  als  haacken,  bulvertiasch,  sturmhuet  unnd 
derogleichen  geschweigen,  unnd  hatt  unnder  zöhen  nicht  iber 
einer  wöhr  oder  dolchen  bey  sich  gehabt.  Düe  aber,  so  noch 
wol  gebuzt  unnd  zimlich  gekleüd  uf  das  schuf  kameu,  kundten 
nicht  wol  wartten,  büs  mann  düe  seegl  vallen  lües  unnd  wür 
recht  aus  deni  porto  kamen,  sonndern  hueben  von  stunden  an 
zu  spüleu,  wahren  nicht  karrten  genueg  verhannden,  büs  süe 
zum  theül  nicht  allein  das  gellt  unnd  halben  monat  soldt,  so 
mann  inen  uff  düe  reüs  verert,  verspült  unnd  quitt  wahren,  son- 
dern, als  ich  döß  allerersten  tags  von  einem  unnder  gemelteii 
Soldaten  gesehen,  als  derselbüge  das  gellt  verspült,  greift  er 
den  manntl  an,  hernach  düe  hosen,  undt  zulötst  düe  schuech 
von  den  füesen  auch  aus,  wölches  alles,  wüe  erzölt,  er  ver- 
späte: das  wames  ward  so  gut,  das  ime  keiner  nichts  doruf 
sözen  wollt,  denn  wann  sovil  zeckini  als  pedoci  dorinn  ge- 
wesen, hette  er  noch  einen  grosen  schaz  unwissend  bey  sich 
gehabt. 

Als  wür  nun  von  Candia  aus  bey  acht  tag  im  mör  wahren, 
hatte  der  mehrtheil  unnder  inen  nichts,  dann  das  letzte  piscot 
zu  essen,  unnd  wurde  yedem  Soldaten  dösß  tags  nicht  mehr  dann 
zweymal  zu  trincken  gegeben;  düse  gesöUen  gedachten  nichtt, 
das  neben  dem  schlemmen  wasser  ettwan  ein  trunck  wein  wol- 
thät,  oder  aber  bey  dem  harrten  brott  ein  stuck  käs ,  demnach 
wür  in  düe  28  tag  von  Candia  aus  ab  Zannte  unnderwegen  wah- 
ren, hatt  der  mehrtheül  Soldaten  kein  brot  mehr.  Eh  wür  nun 
von  gedachter  insul  absegleten,  hüelt  unnser  patron  vom  schuf 
ein  musterung  unnder  inen,  muest  ime  yeder  sein  proviant  oder 


454 

brott  weüsen,  befände  sich  nicht  der  halbe  theül,  8o  noch  einen 
Torrath  hatten,  schafiPte  derer  rül  aus,  das  nicht  iber  18  im 
schuf  blühen,  düe  andere  muesten  an  lannd  fahren,  dann  nie- 
mand wüssen  kundte,  wüe  lanng  wür  noch  nf  dem  mör  büs  Vö- 
netia  zu  seglen  hatten.  Es  ist  das  brott  in  düser  insul  Zäunte 
sehr  theyer;  so  gros  als  einer  zwichen  füngern  kundte  durch- 
schüeben,  gült  ein  casset,  wölches  unnserer  münz  mer  dann 
1  kreuzer.  Süe  haben  wehuig  körn  noch  ackerbau,  pflanzen 
mehrtheüls  deine  weinbörr,  also  das  meüste  körn  aus  Thürokey 
von  der  landschaftt  Morea  herüber  kombtt. 

Von  passaschüeri  ausser  der  gemelten  Soldaten  wahren  in 
düe  40,  das  in  allem  ob  düe  hundert  personen  uff  dem  schuf 
wahren,  als  wür  us  Candia  absegleten:  drunder  wahren  in  düe 
14  Caloiri  oder  grüechische  müiich,  wölche  süe  al  Zäunte  von 
dem  grüechischen  büschoff  wollten  weühen  lassen ,  domütt  süe 
derfen  coelebriren  unnd  meß  halten.  Düses  wahren  grobe,  un- 
gezogne soty;  femerr  ward  auch  uff  gemeltem  schuf  ein  pfert, 
ein  hürsch,  ein  indianischer  hammel,  wölcher  mechtig  gros  mütt 
einem  lanngeu  schwänz,  der  ime  uff  der  erden  nachgüeng;  dü- 
ses schaf  oder  haml  ward  so  starck,  das  wann  sich  einer  nicht 
wahmam,  stües  er  ine  zu  boden,  insonnderheütt  ward  er  den 
weübern  unnd  jungen  sehr  gevar.  Es  muest  sich  alles  volck 
oben  uf  dem  verdöck  halten,  dann  das  schuf  sehr  beladen  wahr, 
zu  dem  noch  in  düe  30  vaß  malvasia,  uff  yeder  seütten  15,  auch 
uf  gemeltem  verdöck  lagen,  das  einer  nicht  sovil  räum  hatte, 
döß  nachts  sicher  zu  ligen,  sonnderlich  wann  es  harrt  wehett 
oder  regnet.  Zudem  kund  ich  und  mein  gevört  unnser  pro- 
viant  unnd  getranck  vohr  den  Soldaten  unnd  schüfknechten 
nicht  genugsam  errötten  unnd  bewahren,  hatten  also  ein  lang- 
weilige zeütt,  das  wüer  nicht  allein  fortuna  unnd  ungewütter, 
sonndern  auch  der  Soldaten  halber  in  pericul  unnd  gevahr  stun- 
den; dann  durch  der  Soldaten  spülen  mütt  andern  passaschiren, 
SO  uf  dem  schuf  wahren,  gab  es  immer  händl,  wüe  süe  sich  dann 
öttlichmaln  gezweüet  unnd  dorüber  gebalgt.  Einmahl  wurf  ein 
Soldat  ein  stein  einem  Grüechen  an  köpf,  das  er  lanng  für  tod 
do  lag,  dorus  dermasen  ein  hanndl  entstanden,  dann  düe  Sol- 
daten iber  düe  schüfknecht  wolten.  Do  der  patron,  wölcher  ein 
behertzer  mann,   wüe  auch  tvür  passaschüeri  nicht  so  hefftüg 


455 

gewert,  wehre  es  ybel  zuganngen;  dorüber  der  soldat,  wölcber 
den  Grüecbeu  also  geworfen,  allsbald  unnd  in  continenti  in  düe 
eysen  geschlagen  worden.  Unnd  sovil  seye  von  der  fart  von 
Gandia  aus  büs  umb  Zante  gerödt;  was  sich  ferner  von  do 
ans  umb  Yönedug  verloffen,  wüert  hunach  vermeid  unnd 
angezeugt 

Deu  abend,  als  wür  den  21  May  in  gedachte  insul  kah- 
men,  ward  der  wundt  von  Ostro  unnd  ye  lennger  ye  störcker. 
Als  ich,  mein  gevört  neben  öttlichenn  andern  passaschüed  gö- 
gen  abend  uf  das  schuf  f uehren ,  doruf  düe  nacht  zu  schlafen, 
erhueb  sich  nach  der  sonnen  unndergang  ein  iberaus  greilicher, 
sehr  warmer  wund,  wölcher,  wüe  gemelt,  von  Ostro  oder  müt- 
tag  her  wehet;  der  kam  mitt  einer  solchen  furia,  das  wür  düe 
seeglbem  nicht  kundten  herundr  bringen.  Nun  wahr  das  jneüste 
volck  wüe  auch  düe  barca  samptt  den  marinari  am  lannd,  das 
der  patron  nun  selbsechst,  düe  di-ey  kuchejungen  unnd  ött- 
liche  wehnig  passaschüeri  ob  dem  schuf  wahren.  Indem  der 
Sturm  ye  lennger  ye  hefftüger  ward,  unnd  düe  seeglböm,  düe 
büs  zu  halbem  mast,  aber  doch  nicht  voUend  kundten  herunder 
gezogen  werden,  hueb  sich  das  eine  seegl  an  ufifzuethun,  das 
düe  schiffleüth  genug  zu  schaffen ,  solches  wüederomb  innzubin* 
den,  dann  so  der  wund  das  segl  recht  ergrüffen  unnd  vöUüg  uff- 
geiagt  hette,  wehre  jammer  unnd  noth  worden,  dann  es  eben 
düe  magistra,  bey  wölcherr  öttlich  hundert  ein  lünwat,  das 
unmiglich  gewesen,  solche  wüderomb  innzukrüegen,  unnd  hüelt 
das  schif  nicht  mehr,  dann  an  ejnem  ancr,  das  der  patron  vohr 
forcht  nicht  wüst,  was  er  thätt,  büs  wür  endtlich  düe  seglbom 
voUend  herunder  brachten  unnd  noch  zwey  ancr  innwurfen 
unnd  Valien  lüessen,  allsdann  es  kein  noth  mehr  hatte.  Solche 
burasca  oder  greilicher  wund  wehret  nicht  iber  drey  stund,  als- 
dann es  wüder  was  stüUers  w^orden ,  das  düe  barca  döß  nachts 
noch  zum  schuf  kahm,  unnd  pÜegt  düser  wund  sonnderlichen 
sommerszeütt  gemeinglich  mütt  so  schnellerr  furia  unnd  unge- 
stemmigkeütt  zu  kommen  wegen  der  grellen  hüz. 

Demnach  wür  von  21  büs  uf  24  düs  bey  gemelter  isola  für 
ancr  lagen  und  uns  mütt  früschem  wasser  unnd  wein,  wölchen 
mann  romania  nenntt,  wüe  auch  mütt  fieüsch  unnd  anderm  der 
notturftt  nach  versehen,  wüe  ich  dann  fiir  mich  unnd  meinen 


456 

gevertten  auch  in  due  18  pfund  fleüsch  kauftt,  solches  in  ein 
dein  vässlin  inngesalzen,  in  meinung,  das  nach  unnd  nach  zue 
gebrauchen,  in  dem  es  nun  bey  öttlich  tag  dorinn  wahr,  wurd 
es  voll  wurm  unnd  maden,  das  wür  solches  nicht  geniesen  kund- 
ten,  nam  also  das  väßlin,  mütt  einander  in  das  mör. 

Gedachten  24  May  nach  müttag  segleten  wur  von  vül  ge- 
melter  insul  hfinweck,  gtieng  der  wund  unns  zuwüder,  ward 
Magistrat,  küelt  zimlich  frusch  auf,  das  wür  unns  ufif  düe  seüt- 
ten  in  das  mör  hinein  begaben;  gögen  der  nacht  wuert  es  bo- 
naza.  Volgenden  25  düs  lüef  der  wund  zu  Syroco,  wölcher  unns 
daugenlich,  das  wür  düe  insul  Zephalonia,  wölche  wür  zu  der 
rechten  hannd  lögen  läesen,  fürbey  segleten;  gemelte  isola  ge- 
hört den  Vönetianer,  von  wölcher  am  hineinreösen  was  weh- 
nigs  meidung  beschiehen.  Gedachter  wund  daürt  büs  uff  den 
abend,  alsdann  es  gögen  abend  wüder  stüU  wurde. 

Den  26  düs  lauft  der  wund  zu  Magistrale  unns  entgögen, 
wüert  sehr  früsch  uimd  starck,  weret  auch  den  27,  das  wür  bey  40 
w.  meül  zurück  getrüben  wurden,  wüewol  wür  mitt  lavieren,  so- 
vil  immer  müglich,  d^m  wund  aushüelten.  Solcher  wehret  auch 
den  28  unnd  29  büs  zu  müttag,  kompt  ein  anderer  wund  von 
Ostro  Syroco,  derselbige  daugte  für  unns,  das  wür  düsen  abendt 
düe  insul  Corfu  sahen,  wölche  den  Vönetianer  zugehörtt,  do 
zwey  castell  in  zwen  hohe  foUsen  erbauen,  in  denen  stets  Sol- 
daten gehalteti  werden.  Düses  ist  von  den  stattlichsten  vöstun- 
gen  eine,  so  düe  Vönediger  in  ihrem  gewalt  haben. 

Den  30  düs  kahmen  wür  gedachte  insul  Corfu  uff  öttlich  meül 
fürbey,  doselbsten  sich  der  golfo  de  Vönetia  anhöbt;  ist  das 
mör  hinibertwärts  gögen  Apulia  nicht  iber  60  w.  meül  breütt, 
und  zur  rechten  hannd  der  insul  Corfu  büs  in  terra  firma  gögen 
der  landschaft  Abelona  18  w.  meül. 

« 

Den  31  unnd  letsten  gedachts  mohnats  ward  der  wund 
noch  Syroco  von' müttag  an  büs  zu  müttnacht,  das  wür  zum 
theül  das  lannd  Abelona,  wölches  terra  firma  unnd  dem  Thür- 
cken  gehörüg,  fiirbey  lüefen.  Hüeromben  sich  sommerszeütt 
vül  cursari  hallten,  so  mütt  fusti,  galiotten,  frigatta  unnd  per- 
gatin  aus  Barbaria  herüber  kommen,  das  es  sehr  gevahr- 
lich,  ohnangesehen  der  providitor  oder  oberste  der  insul 
Corfu  aus  bcvelch  der  herrschaft  zu  Vönedüg  stets  in  zöhen 


457 

gallera  im  mor  hatt,  d6n  goUfö  domütt  zu  yerwahren  unnd 
sicher  zu  hallten. 

Adi  primo  Juny  gögen  tag  wüert  der  wund  Magistrale, 
daurt  aber  nicht  yber  vüer  stund ;  alsdann  lauft  er  zu  Syroco, 
das  wür  mütt  sanftem  wündt  düe  lanndschaft  Abelona  fürbey 
segleten.  Alsdann  höbt  sich  Albania  ahn,  welches  auch  terra 
firma  unnd  mehrtheils  unnder  dem  Thürcken ;  das  lüefeil  wür 
döß  tags  zum  theül  fürbey,  dann  der  wund  gut  war  büs  zu  der 
sonnen  underganng,  alsdann  sich  onversehner  sach,  gleich  als 
der  patron  mütt  seinem  volckh  zu  thüsch  saas  ünnd  eben  alle 
seegl  uffgezogen  wahren,  erhöbt  sich  onversehens  ein  greuliche 
burasca  von  Garbin,  das  meniglichen  im  schuf  geholffen  unnd 
mütt  groser  müeh  unnd  arbeütt  düe  seegl  herunder  bringen 
mochten.  Solcher  wund  continuirt  büs  umb  müttemacht,  do- 
von  das  mör  so  hoch  und  ungestimm  wurde,  das  wür  alle  seegl 
herunder  gethoti  unnd  wol  zwu  stund  lanng  ohne  einig  seegl  im 
mör  hüelten,  wo  unns  der  wund  hindrüb,  das  der  wund  das 
schuf  von  einer  seütten  zu  der  andern  wurf ,  das  yedermanti  ge- 
nug mütt  denn  malvasia  vaß,  so  oben  uf  dem  verdöct  lagen,  wüe 
auch  mütt  dem  geschüz  gar  vül  zu  schaffen  unnd  zu  thun  hatte, 
domütt  solche  nicht  lödüg  werden  unnd  alle  uff  ein  seütten  Val- 
ien. Was  Yon  küsten  undt  andern  cleinfüegen  Sachen,  so  oben 
uf  dem  schuf  lag  unnd  nicht  angebunden  wahr,  warf  es  alles 
von  einem  ort  zum  andern,  das  einer  nirgend  sicher  stöhn  noch 
süzen  mocht  unnd  ward  so  stückfinster,  das  keiner  den  andern 
ohne  lüecht  sehen  kundte.  Weül  wür  zimlich  nahend  am  lannd 
wahrehn,  bevahrte  sich  der  patron ,  er  möchte  ufflauffen,  wüst 
auch  kein  porto  zu  erreichen^  sonndern  muesten  es  Gott  wal- 
ten lasen,  unnd  düe  nacht  unns  im  mör  hallten.  Den  andern 
düs,  gögen  tag,  endert  sich  der  wund  gehlingen,  würt  Magi- 
stral,  unnd  wert  nicht  iber  zwo  stund  in  tag,  alsdann  würt  der 
hömml  ganz  drieb  unnd  dunckel,  höbt  an  starck  zue  regnen 
nnnd  ist  dorzu  so  kallt,  als  wann  es  wüntterszeütt  were.  Gö- 
gen müttag  wüert  es  wüder  dar,  das  der  patron  düe  segl  ufi- 
züehen  lües,  unnd  gaben  unns  vom  lannd  hinein  in  das  mör; 
ward  der  wund  Garbin,  mütt  wölchem  wür  ein  tbeil  dös  landts 
Sola  venia  fürbey  segleten,  wölches  auch  terra  firma,  zum  theii 
dem  Thircken,   zum  theül  den  Chrüsten  gehörüg,  in  wölcher 


458 

lanndschaft  düe  statt  JEli^sa  das  haubt  unnd  düe  fiirnembste 
ist,  von  ChrüsteD  bewohnett,  hat  ein  republica  gleich  wüe  Vö- 
netia  oder  Jhenua,  doch  nicht  so  potente,  geben  dem  Thür- 
ckhen  tribut,  wüe  dann  der  mehrertheil  döß  lanndts  dem  Thür- 
cken  zuegehörtt;  lügt  von  Vönedüg  380  w.  meül. 

Gögen  abend  dös  Torgemelten  andern  tags  left  der  wund 
hin  unndt  wüderr  mütt  reegen  unnd  unstettem  wetter,  ward  ein 
weül  Syroco,  hernacher  Magistrale ,  wüe  dann  dise  nacht  das 
erste  vüertl  dös  mons  ward. 

Den  3  düs  erhöbt  sich  ein  ander  früsch  wund  von  Tremon- 
tana;  derselbüge  daurtt  büs  zu  vesperzeütt,  hernach  wurd  der 
wund  Magistrale,  erhueb  sich  gögen  abendt  ein  starcke  fortuna 
von  gemeltem  wund,  der  unns  gannz  zuwüder:  weil  unns  der- 
selbüge vom  lannd  bünaus  in  das  mör  drübe,  kundten  wür  in 
kein  porto  laufen,  sonndem  muesten  unns  düe  nacht  im  mör 
halten,  unnd  ward  so  früsch,  das  sich  voickh  vohr  köllte 
beclagte. 

Den  4  düs  uff  2  stund  in  tag  stüUt  sich  der  wund  wüeder- 
omb,  lüesen  die  segl  herunder,  solche  zu  bössern,  dann  süe  von 
der  störqke  dös  wündts  an  vülenn  ortten  aller  zerrüssen,  unnd 
ward  düsen  tag  ober  der  wund  noch  Magistrale;  gleichwol  zim- 
lich  stüll,  ward  fein  lautter  unnd  claar  wetter,  das  wüer  zue 
beeden  seütten  lannd  sahen:  zu  der  rechten  hannd  Sclavonia 
unnd  zu  der  linqken  Apulia,  wölche  landschaft  zum  theil  dem 
könig  aus  Spannia,  zum  theil  dem  Bapst  gehört. 

Denn  5  düs  lauft  der  wund  zu  Sjroco  Levante,  wölcher 
gannz  daugenlich  für  unns,  küelt  früsch  uff,  das  wür  düe  lannd- 
schafft  Sclavonia  fürbey  segleten,  und  umb  vesperzeütt  lüefen 
wür  in  ein  porto  in  Dalmatia,  lögten  unns  für  anncr  nahennd 
einem  stättlin  unnd  castell,  Leschina  genannt,  aldo  öttliche 
candiottische  kaufleutt  an  lannd  stügen.  Weül  sich  düses  volck 
ipehrtheüls  ab  dem  vüschfanng  ernehrett,  facht  mann  eben  umb 
düse  zeütt  döß  jahrs  die  sardelle,  ist  ein  deiner  füsch,  wüertt 
in  groser  anzahl  dort  umbher  gefangen,  inngesalzen,  hernacher 
in  Thürckey,  umb  Vönedüg  unnd  andere  mehr  ort  geüert.  Dü- 
ses ortt  gehört  denn  Vönedigern,  roden  grabatüsch,  unnd  hat 
der  Thürck  auch  einen  theül  an  düser  provintz;  lügt  in  terra 
firma,  hatt  ein  deine  isola  gleich  gögen  gemeltem  porto  iber, 


459 

Lüß  genantt,  gehört  auch  den  Yönedügem.  Wür  verblühen 
nicht  iber  drey  stund  in  gemeltem  porto,  dann  weül  der  wund 
gut,  wollten  wür  nicht  zeütt  verlüeren,  demnach  es  aber  sehr 
fünster,  segleten  wür  mütt  dem  trincket,  das  ist  das  deine  segl 
am  fordern  mast,  allgemach  forjt  büs  umb  müttnacht,  das  wür 
vom  land  wegg  kahmen. 

Den  6  düs  gögen  tag  lüesen  wür  düe  magistra  oder  das 
hauptsegl  auch  rallen,  dann  der  wund  noch  allweil  Syroco ,  gut 
für  unns  wahr. 

Den  7  düs  gögen  tag  kombt  ein  gehe  burasca  von  Tremon- 

tana,  so  starck,  das  süe  alle  seegl  inbunden ;   daurt  aber  nicht 

iber  anderhalb  stund,  stüUtt  es  sich  wuderomb,  wurd  der  wund 

Ostro  Garbin,  unnd  uff  due  nacht  lüef  der  wund  zu  Syroco,  das 

wür  vento  in  buppa  hatten  unnd  mütt  solchem  Qalmatia  fürbey 

segleten.  Kahmen  uff  8  düs  in  Istria,  nahmen  porto  zu  Bovigno, 

ein  dein  stättlin,  welches  hart  dobey  am  mör  lügt.    Düse  pro- 

vintia  gehört  aller  den  Yönedigem,  gebrauchen  düe  ittalianische 

sprach,  eine  deine,  aber  sehr  fruchtbare,  schöne  unnd  lustuge 

lanndschaft,  wol  erbauen;  werden  öttliche  feine  stättlin  lanngest 

dem  mör  gesehen,  wüe  auch  vül  flecken  unnd  derfer.    ümbwuUen 

wür  do  porto  namen,  ist  due  ursach,  das  alle  naue  oder  schüff, 

so  aus  Levantte  unnd  Ponente  komen,  in  Istria  innlaufen  muesr 

sen,  do  selbstenn  einen  piloto  oder  steürmann  uff  yedes  schüff 

nemmen,  der  es  voUent  für  den  porto  de  Malmocca  steürt  unnd 

beleittet.    Weül  nun  das  mör  ab  und  zulauft,  zudem  es  umb 

düe  revier  an  vülen  ortten  seich  von  wässer,  haben  due  giosse 

schüff  von  do  aus  gevahrlich  hinzuseglen,  derowegen  aus  bevelch 

der  signoria  de  Vönetia  öttlich  unnd  zwanzüg  derer  erfahrnen 

piloti  sich  stets  in  Istria  hallten,  due  anders  nicht  zu  verrichten 

haben,  dann  düe  schüff  von  do  umb  Vönedug  zu  beleitten,  do* 

von  süe  wol  besoldet  werden,  dann  yedes  schiff  dem  piloto  ein 

bestemptes  gellt,  das  ist  öttlich  daller  geben  mues. 

Demnach  es  düsen  tag  sehr  drub  unnd  ungewütter  im  mör 
wahr,  verhareten  wür  in  gemeltem  porto,  unnd  eben  düsen 
abend  starb  einer  von  dennen,  ein  Grüech  us  Candia,  wölcher 
vohrher  öttlich  tag  ohnbesinntt  unnd  seines  verstandts  be* 
raubt  gewesen,  dorob  meniglich  ob  dem  schüff  erschrocken, 
dann  wür  unns  für  dem  lazaretho  zu  Yönedüg  bevahrten.     Alfi- 


460 

bald  aber  düser  todts  Terschüden,  lues  in  der  patron  durch  ei- 
nen doctor  oder  medicum  visitiereun,  wölcher  erkanndte,  das  er 
nicht  von  der  bestilentz  gestorben,  noch  yrgend  was  von  sol- 
cher kranckheött  an  sich  gehabt,  dessen  unnser  patron  als- 
bald ein  schein  unnd  schriftliche  urkund  nahm,  alsdann  der 
todte  aus  dem  schöff  an  das  lannd  gefüertt  unnd  an  gemeltem 
ort  begraben  worden. 

Den  9  dus  segleten  wur  döß  tags  bej  frueher  zeutt  hünweg, 
dann  weill  das  mör  ab  unnd  zulauft,  hat  der  piloto  oder  steur- 
mann  von  dem  gemeltenn  ortt  sein  uffinörcken,  wann  das  mör 
zu  unnd  umb  Vönedug  lauft,  allsdann  er  sich  hinus  begubt; 
ward  der  wund  Syroco,  aber  so  stall,  das  mann  allerdung  schüer 
keinen  wand  ffilett,  das  unns  düe  corrent  mehr  dann  der  wund 
fort  drube,  bus  wür  vom  lannd  hinus  in  das  mör  kahmen ,  unnd 
erreichten  gleichwol  düsen  tag  bey  oder  büs  uff  40  w.  meul 
nahend  das  lannd,  wüe  dann  mütt  der  sonnen  nüderganng 
oben  im  mastkorb  das  lannd  gesehen  wurde.  Es  wahr  sehr  un- 
stet Wetter,  luefen  due  wand  hin  unnd  wüder,  wüe  sich  gögen 
der  nacht  ein  groser  regen  tinnd  starckes  bluzen  erhöhte, 
das  der  pilot  selber  sich  bevahrte,  er  möchte  zu  nahend  an 
lannd  kommen,  lües  derowegen  alle  segl  streichen  unnd  zumahl 
herunder  thun  büs  nach  mütternacht. 

Denn  10  düs,  gögen  tag,  zogen  süe  düe  seegl  wüder  in  düe 
hoch,  segleten  allgemach  forrt,  das  wür  mütt  dem  tag  bey  18 
m.  nahend  dem  porto  de  Malmocco  lagen,  unnd  ward  so  düster 
wetter  von  regen  unnd  neebl,  das  einer  das  lannd  miesam  sehen 
kundte.  Bückten  immer  fort  büs  uff  6  w.  meül  nahend, 
aldo  sÜQ  zwen  ancr  vallen  lüessen,  dann  unnser  patron  nicht  in 
denn  porto  de  Malmocco,  sonhdern  bey  der  neyen  vöstung  a  Lyo 
innseglen  wollt.  Weül  aber  solcher  kein  sondere  düeffe,  muest 
er  ob  düe  hundert  malvasia  vaß  zuvor  ausladen,  dau  das  schüff 
zwölf  schuech  tüef  unnder  dem  wasser  güeng.  Als  wüi*  ohnge- 
vahr  bey  3  stund  aldo  für  ancr  lagen,  kahm  ein  füscher  barca, 
wölche  nach  Vönedüg  fuehr,  auf  dieselbüge  thaten  wür  unnseru 
blonderr  unnd  befrüdigten  den  patron  döß  schiffs  der  fracht 
halber  von  Candia  umb  Yönedüg,  nämlichen  einer  zeckin  oder 
ducaten  in  gelldt  per  testa;  sasseu  neben  öttlichen  Soldaten  uff 
gemelte  barca,   wölche  dermassen  beladen  worden,  zudem  das 


4M 

mör  sehr  hoch  unnd  ungestimin  ward,  das  mir  durch  das  seglen 
düe  haar  göhn  berg  gfiengen,  dann  süe  hatten  zwey  deine  seegl 
ufgespannt,  wölches  dennassen  fort  schnit,  das  einem  das  ge- 
sicht  vergieng  und  wür  in  einer  halben  stund  nahend  büs  gehn 
Lyo  kahmen,  alsdann  vollent  büs  für  saßet  Marco  fuehren,  do 
iinnser  keiner  an  lannd  stetigen  dorfte,  eh  wir  unns  der  sanita 
halber  anzeügten  unnd  liberierten. 

Nach  solchem  lögten  wür  unnsere  sachen  in  eia  gondul; 
nam  ich  unnd  mein  geförrt,  wölcher  mütt  von  Constantinopel 
abkommen,  ein  camera  locanda^  der  Schweüzer  aber  von  sanct 
Gallen,  der  zu  Stambur  in  düe  süben  jähr  gefangen  unnd  us- 
gerissen  mütt  unns  fortt  kahm,  von  wökhem  faüevor  meidung 
1)eschehen,  der  stig  zu  Bpvigno  in  Istria  an  lannd,  von  do  ei: 
seinen  weeg  nach  Graz  nemmen  wolte;  dem  gab  ich  öttlich  weh^ 
nig  gellt  uflF  düe  reüs,  wüewol  ichs  schüer  selber  bösser  bedürft 
hette;  zalt  auch  düe  fracht  für  in,  unnd  förcten  wür  bede,  so 
gut  wür  kundten,  ine  von  unns  ab. 

Es  ist  düse  zeütt  ober,  als  wür  den  25  May  von  der  insul 
Zante  absegleten,  so  heßlich  unsteth  unnd  kallt  wetter  gewesen, 
das  sich  einer  sonnderlichen  bey  der  nacht  keines  bölzes  hat 
schömen  dürfen,  dessen  mann  in  disen  landen  ohngewohnt,  inen 
auch  sehr  ybel  bekombt;  weül  das  getreüd  unnd  andere  fruch- 
ten zeüttüg,  haben  süe  nicht  wetter,  solche  innzusamlen.  Also 
hab  ich  düe  zeütt  in  düsen  lannden  zuegebracht  von  ultimo  Sep- 
tembre  ano  87,  das  wahr,  wüe  ich  von  Vönedüg  ab  in  Levante 
seglete,  unnd  hernach  den  10  Juny  89  wüderomb  glüklich  unnd 
wol  zu  Vönetia  ankommen;  allein  hab  ich  einen  gast,  das  war 
das  vüertägüge  fieber,  wölches  ich  den  lotsten  July  anno  88  in 
Ägüpto  bekommen,  unnd  solches  von  erst  tertiana,  hernach 
quotidiana  unnd  dann  quartana  worden,  mütt  nach  haus  ge- 
bracht, dasselbüge  noch  in  düe  eilf  mohnat  lanng  am  halls  ge- 
habt, eh  ich  dessen  ganz  los  worden. 

Dem  aimechtigen  ewigen  Gott  unnserm  getreyen  lieben 
vatter  im  himmel,  seye  lob,  breüs,  ehr  unnd  danck  gesagt,  der 
mich  so  genediglich,  auch  vohr  manigfaltüger  leübsgevahr  sicher 
behüetet  unnd  mütt  lüeb  hüevor  erzölte  reüs  hatt  lassen  verrich* 
ten,  derselbüge  gebe  unnd  verleihe  noch  fernerr,  so  lanng  es  sei- 
ner göttlichen  Majestät  lübt,  gnad,  gli<$h,  heul  unnd  seegen,  amen. 


462 

Als  ich  wüderomb  gehn  Vönedüg  kam,  güeag  ich  döß  aim<- 
dern  tags  in  döß  Albrecfat  Armbrosters  befaausung,  wölchem  ich 
vobr  meinem  verreisen  öttliche  kleüder  unnd  anndere  Sachen  in 
▼erwabrung  gelassen,  solche  von  ime  abzufordern,  wüe  ich  dann 
huevor  erzölte  lannd  in  Levante  sounder  wöhr,  röhr  noch  einige 
arma,  so  ich.bey  müer  gehabt,  durchgereüsett,  vülmahln  wol 
kein  brotmesser,  derowegen  als  ich  wüderomb  gehn  Yönetia 
kahm,  schambt  ich  mich,  in  den  zerrüssnea  kleüdem  ußzugöhn, 
büs  ich  meine  Sachen  bekam. 

Demnach  ich  für  duses,  wölches  ist  das  driitte  mahl,  das 
ich  gehn  Yönetia  kahm,  in  düe  acht  tag  lanng  do  verharrete, 
mich  nff  düe  reüs  nach  haus  forttüg  machte,  befandt  ich  unnder 
anderm,  als  ich  mütt  döß  vohrgemelten  Armbrosters  söhn,  Da- 
niel genannt,  am  hineinzüehen  in  Suria  einen  wechsl  umb  sovil 
ducaten  beschlossen,  ime  auch  solch  gellt  hinderlassen,  wölches 
wür  durch  seinen  bruder  Friderico,  so  in  Halepo  wohnhaft, 
wüderomb  hat  sollen  gut  gemacht  unnd  bezalt  werden,  dem- 
nach aber  gedachter,  als  ich  gehn  Halepo  kahm,  nicht  mehr 
do  wahr,  sonderrn  bey  einem  mohnat  zuvor,  von  do  nach  Yö- 
netia abgereisett,  ich  meines  gelts  entraten  niueste;  weül  aber 
Tohrgemelter  Graf,  neben  dem  ich  nach  Jherusalem  reüste, 
auch  ein  wächslbrüef  an  gedachten  Friedrich. Armpruster  umb 
Halepo  hatte,  er  auch  wol  wüste,  das  ich  seinem  brudern  Daniel 
in  Yönetia  gellt  hinterlassen. 

Indem  wür  unns  zu  Trippoli  in  Syrüen  der  beziUung  halr 
ber,  wüe  auch  döß  oncostens,  wölcher  iber  düe  zwen  jenitschar, 
so  wür  von  Halepo  mütt  unns  nach  Jherusalem  unnd  gen  Trip- 
poli genommen,  vergleichen  wollten,  unnd  ich  nicht  mehr,  dann 
was  mir  pro  rata  parte  gebürt,  bezalt,  hatt  er,  wiie  er  dann 
öttlicfa  mohnatt  vohr  müer  gehn  Yönedüg  kommen,  das  gelt,  so 
ich  bey  dem  obgemelten  Daniel  Armbroster  lügen  gehabt,  arre- 
stiren  lassen  unnd  in  meinem  abwesen  sovil  zu  wegen  gebracht, 
das  ime  der  Armbrosterr  in  düe  30  ducaten  correnti  bezahlt,  do 
ich  ime  doch  das  geringste  nicht  zu  geben  schuldüg  gewesen. 
Woher  sich  aber  der  spaan  habe  zugetragen,  ist  hüevor  ver- 
meldt, als  wür  von  Halepo  reüseten,  obgemelte  zwen  jhanit- 
sofaar  innehalb  36  tag  sampt  demjhenigen,  so  hün  unnd  wüder 
ist  verehrt  worden,  ob  düe  300  ducaten  correnti  gecostett;  als  es 


463 

zu  der  bezalung  kahm,  hatte  der  graaf  zwen  düner  mütt  sich, 
düe  zwen  vönedüsche  kaufleütt  drey  düner,  für  wölche  süe 
nichts  bezalen  wolten,  dössen  ich  nicht  zufrüden  wahr:  dann  an 
den  erzölten  ortten  wüert.  der  herr  nicht  vohr  dem  knecht  re- 
spectiert,  sondern  werden  gleich  geacht,  dann  sich  an  denen 
orten  nicht  vül  bracht  dreüben  lest,  unnd  so  mann  weist,  das 
einer  ein  herr  ist  unnd  düener  hatt,  komptt  es  ime  desto  eher 
zu  nachtheil.  Woher  aber  er,  graf ,  yorgenam9te  ducaten  von 
dem  Armbroster  gebracht,  ist  düs  die  ursach,  weül  der  Arm- 
broster  dem  graven  uff  sein  feüs  in  düe  1 500  daller  uff  guido 
kötten  unnd  andere  cleinödüen  gelihen  unnd  furgeströct,  dovon 
er  ime  an  der  wüdererlögung  derselbügen  in  düe  hundert  duca- 
ten, als  mür  Armbruster  anzeügt,  innbehalten,  ünnd  ist  wol  so 
gut,  ich  seye  selber  nicht  do  gewesen,  dann  er  mür  mütt  recht 
und  büUigkeütt  nichts  hatte  abnemmen  mögen;  wüewol  ich  mich 
von  döß  geringenn  gellts  wegen  ein  mehrera  zue  bfevahren  ge- 
habt, ürsach  weül  er  mich  zu  Trippoli  für  einen  Lutherian  acu- 
siert  unnd  usgeschrien,  er  möchte  mich  zu  Vönedüg  gar  in  düe 
inquisition  gebracht  haben;  ist  also  wol  so  gut,  düse  ducaten 
seyen  in  malora,  dann  das  was  argers  dorus  entsprungen  unnd 
ervolgt  wehre  (allein  vexirt  und  verdrüest  einen  düe  unbüS- 
ligkheütt). 

Unnder  hüevor  genanntter  zeütt  accordiert  ich  mütt  ei- 
nem ordinaribotten  von  Augspurg,  Thobüas  Agster  genanntt, 
mich  büs  dohün  zu  verzören  unnd  berütten  machen,  dovon  iüh 
ime  achzöhen  cronen  zu  süben  vönetische  pfund  bezalte. 

Den  18  Juny  gög^n  abendt  nam  ich  ein  gondula,  fuehr 
nach  Margera,  do  ich  all  meine  sachen  öffnen  unnd  besehen 
lassen  müeste,  sonnsten  woU  mann  müer  keine  bolita  geben;  in- 
dem ich  mich  lanng  verhadert,  wurd  6s  nacht,  das  ich  kein 
barca  mehr  bekommen  kundte,  muest  erst  umblaufen,  büs  ich 
zwen  mann  bekam,  wÖlche  mür  meine  sachen  vollend  büs  göhn 
Maisters  trugen. 

Den  19  dös  verharreten  wür  aldo  büs  uf  denn  müttag, 
denn  der  bott  noch  öttliche  brüef  verwartett;  also  ritten  wür 
nach  essens  von  do  hünweg  mütt  dem  gedachten  hotten,  wüe 
dann  unnser  öttlich  in  compagnia  wahren,  als  N.  Nötteil 
VOÄ  Nürnberg,  Caspar  Krön,  Petter  Bemer,  Anthoni  Plaz,  alle 


464 

drey  von.  Augspurg  unnd  dann  zwen  junge  Ittalianer,  wolcbe 
düe  sprach  in  Teutschland  lernen  sollen ;  rütten  döß  tags  göhn 
castell  Franco,  aldo  war  ibernacht  blühen,  ein  schön  lustüg 
stättlin,  umbher  fruchtbare  unnd  gute  lanndschaft,  von  wein- 
wax,  kombau  und  vülerley  schönen  fruchten,  wüe  auch  statt- 
liche ppssessiones,  flecken  unnd  dörfferr,  so  hüeromben  gesehen 
werden,  mehrtheüls  vönedischen  edelieüthen  gehörüg,  wie 
dann  das  gemelte  stättlin  sampt  dem  schloß  auch  den  Yöne- 
digern  zustöndüg  ist. 

Den  20  düs  morgens  fräeh  Tohr  tags  von  do  hünweg  hatt 
es  noch  schöne  ohne  fruchtbare  unnd  lustüge  lanndschaft,  büs 
uff  drey  stund  wegs,  alsdann  höbt  sich  das  gebürg  an,  kah- 
men  uff  das  morgenessen  in  ein  dorf  Carpones  genannt,  lügt 
im  gebürg,  gehört  den  Vönedigern.  Nach  mittag  rütten  wür 
fort,  wie  sich  dann  hernacher  bald  ertzherzogen  Ferdinand 
von  Österreich  lannd  anhöbtt,  als  der  Kohl,  so  schon  öster- 
reichisch, wölche  vöstung  aller  in  einen  foUsen  erbauen:  wann 
einer  hinuff  wüll,  züecht  miann  in  an  einem  haspl  hinuf,  süzt 
er  grüttlingen  uff  einen  drömel  oder  brügl.  In  gemelten  ca- 
stell sein  stöts  öttliche  theütsche  Soldaten,  wüe  es  dann  unn- 
den  an  der  straßen  auch  ein  guardi  hatt.  Ruten  des  abents 
noch  al  Bourgo,  ein  stättlin  so  schon  österreichisch,  aldo 
wür  ibernacht  geblüben  unnd  so  herrlichen,  nicht  starcken, 
sonndern  früschen  uffrechten  thrunok  bekahmen  von  rottem 
wein,  als  ich  in  lannger  weül  dößgleichen  nicht  versuecht, 
so  racente  unnd  so  scharpf,  als  bey  unns  düe  neckarwein, 
das  ich  genzlich  vermeinte,  müer  das  fieber  ab  dem  halls 
zu  trincken:  wüe  ichs  dann  eben  disen  tag  gehabt,  wölches 
mich  so  matt  unnd  laß  gemacht,  das  ich  wegen  der  hiz  miesam 
volgen  kundte  unnd  vermeint,  werde  düe  gesellschaft  verlas- 
sen müessen. 

Den  21  düs  morgens  mütt  dem  tag  von  do  hünweg  kah- 
men  uff  das  morgenessen  göhn  Triend,  yber  wölche  statt 
der  Cardinal  von  Madrutz  patron  ist,  ein  feine  deine  statt, 
lauft  düe  Ötsch  hart  fürbey,  verharreten  aldo  büs  zue  ves- 
perzeütt,  da^s  düe  gröst  hüz  füriber  ward,  darnach  wür  noch 
ein  meil  bey  der  küele  nieten  in  ein  stattlm  Nöevis  genanntt, 
aldo  wir  iber  nacht  blühen. 


465 

Den  22  das  von  do  hfinweg,  kahmen  uff  das  morgenes- 
sen gehn  Neyemarck,  ein  dein  stättlin,  aldo  es  ein  nüderlag, 
unnd  uff  den  abent  bey  hoher  tagzefit  gehn  Bozen,  ein  feine 
statt,  dem  ertzherzogen  Ferdinand  gehörüg,  lügt  zwüschen 
dem  gebürg. 

Den  23  düs  nf  ein  stund  in  tag  von  do  hünweg;  kahmen 
uf  den  mittag  in  ein  stättlin  zur  Clausen  genanntt,  unnd  uff  düe 
nacht  zum  Sack,  ein  einige  herrberg. 

Den  24  düs  morgens  mütt  dem  tag  Ton  do  hünweg;  kah« 
men  uff  das  morgenessen  zum  Lueg  genant,  auch  ein  ein-» 
zechtige  herrberg  neben  einem  Zollhaus;  uf  düe  nacht  gehn 
Inspruck,  aldo  ertzherzog  Ferdinand  von  Österreich  hof  höllt. 
Den  25  düs  von  do  am  thor  hünweg;  wüert  ausserhalb 
zu  der  rechtenn  band  an  einem  follsen  ein  crucifix  gesehen, 
do  sich  kayser  Maximilianus  nach  den  gömsen  solle  verstü* 
gen  haben;  bösser  uffwarts  wüert  auch  ein  fahn  gesehen  in 
wölchem  der  österreichische  schüllt  von  zweyen  färben  roth 
und  weüß  gemacht;  aber  es  mues  einer  ein  scharpf  gesiebt 
haben  unnd  gut  achtung  geben,  der  solchen  in  das  gesiebt 
vassen  wüll.  Wer  gemelten  fahnen  dohün  gesezt,  ist  sich 
dorob  zu  verwundem,  dann  er  an  einem  grausamen  föUsen 
stect.  Gleich  doselbsten  steügt  mann  ein  hohe  steüg  hinuff, 
kahmen  uff  den  müttag  uff  das  Sehfelld,  hatt  nicht  mehr  als 
drey  oder  vüer  heüser,  dobey  ein  kürch  und  grose  wallfart, 
zum  beüligen  bluet  genannt,  von  do  rütten  wür  uff  die  nacht 
gen  Bartenkürch,  ein  ofiner  fleck  dem  herm  von  Bayern 
gehörüg. 

Den  26  düs  morgens  früeh  von  do  hünweg;  namen  einen 
mann  zu  pfertt  roitt  unns,  dann  durch  das  stethe  regen wet» 
ter  düe  wasser  sehr  angeloffen,  das  an  zweyen  ortten  düe 
brücken  weg  genommen,  unnd  wür  an  den  bergen  umbher  klet- 
tern muesten,  mehr  im  wasser  dann  uff  trucknem  lannd  di- 
sen  halben  taag  gerütten,  das  der  ein  Ittalianer,  wölcher 
mütt  unns  rütt,  sagte,  do  er  solches  gewust,  sollt  ine  kein 
mentscb  in  düs  lannd  gebracht  haben,  solche  gevahr  uszu- 
stöhn ;  aber  er  muest  mütt  fort.  Kahmen  uf  den  müttag  göhn 
Amberga,  ein  schöner  groser  fleck,  bey  wölchem  ein  wasser 
förlauft,  wölcfaes  so  hoch  gestügen,  das  wür  gahr  nahend  zu 

Kieeli«U  30 


466 

der  brücken  schwemmen  muesten,  unnd  von  der  brück  noch 
wol  ein  vÄertl  stund  im  wasser  rütten,  das  es  dem  pfert 
immer  büs  zu  dem  bauch  güeng,  büs  wür  düe  höhe  erreich- 
ten. Alsdann  unns  kein  wasser  mehr  hunderte;  kahmen  disen 
abendt  göhn  Schongau,  ein  fein  lustig  stättlin,  ist  beyerisch, 
lauft  der  Leech  harrt  dorahn  hün. 

Den  27  düs  früeh  am  thor  hün  weg,  hat  es  schönen  lu- 
stügen  weeg,  mehrtheül  holz,  kahmen  uff  den  müttag  gehn 
Lanndsperg,  ein  stättlin  an  sehr  lustigem  ort  auch  harrt  am 
Leech  gelegen,  usserhalb  ein  sondern  hof  und  herrberg,  Spöt- 
tingen genant,  aldo  wür  zu  morgen  gössen.  Gemelt  stättlin 
ist  auch  bayerisch,  hat  uf  dem  marct  ein  springenden  bren- 
nen, do  das  wasser  iber  düe  massen  hoch  iber  sich  sprüngt. 
Von  do  rütten  wür  iber  das  Lechfeldt,  wölches  ein  schöne 
ohne  lanndschafft;  kahmen  ümb  vesperzeütt  gehn  Augspurg. 

Gemelte  statt  Augspurg,  ist  eine  von  den  vüer  stött  im 
reich;  doselbstn  ich  den  28  düs  verblühe  unnd  meines  fiebers 
halber  stüll  läge. 

Den  29  düs,  wölches  wahr  ein  sonntag,  rütt  ich  mütt  dem 
Stoffl  Beyer,  Ulmer  hotten,  neben  Jacob  Bollinger  von  Ulm 
unnd  döß  Johann  Erazers  düner  von  Augspurg  hünweg  unnd 
kahmen  uff  den  abent  gehn  Zusmarhausen,  ein  marctfleck 
dem  büschoff  von  Augspurg  zustöndig,  aldo  wir  ibemacht 
blühen. 

Den  30  unnd  lotsten  tag  döß  verloffhen  mohnats  Juny 
anno  89  kahmen  wür  uff  das  morgenessen  gehn  Gönzburg,  ein 
stättlin  in  der  margraffschaft  Burgau;  von  do  kahm  ich  döß 
tags  voUent  nach  haus. 

Gott  unnserm  getreyenn  lüeben  vatter  im  hemmel  seye 
yederzeütt  lob,  breüs,  ehr  unnd  danck  gesagt  für  düse  büs  an- 
hero  mür  vül  und  manigvaltüg  erzeugte  unnd  bewüsene  wol 
unnd  guthaten,  das  er  mich  so  genädüg  unnd  vätterlichen  be- 
hüetett,  auch  vohr  mancher  leübsgevahr  wüderomb  glicklich 
unnd  wol  nach  haus  beleittet  hatt;  derselbüge  Gott  gebe  und 
verleühe  noch  ferner,  so  lanng  sein  göttlicher  wüll  ist,  gnad 
unnd  seinen  sogen.    Amen,  Amen,  Amen. 


467 


BEILAGE 

ZU  SEITE  360  UND  366. 

opouc  StvaC. 

A73^07r0t0G[XSV    TOtC   TTOCdt    WS  6  7Cap(j!)V  TtjJLtciTaTO;   ap5^ü)v    xtipio^ 

OfJLSTipa?  TcaTptSoc  toO  dXOstv  et;  toc  avaTO^ixa  [jLepot  X^ptv  7cpo<;xuv75- 

dsco;  jcal  EdTopta«;  twv  ay'^^  '^^^  (yeßa(T|j!.{(j)v  toutwv  tottwv  öeoii  Se 

ßoYiOeiqc  YiXöev  xal  wpö?  '^^iJ^ac,  £v  t<^  ayto)  scal  GsoßaSwTü)  opei  tö 

SufJLEOv,  dv  ü)  ö  (ASY*'^  ^^^  öeoTunris  7rpo(p7^r)r);  Mwocff«;  toc;  6soYpa(pou; 

TrXax-a;  tou  v6(xou  s^e^aTO,  ev  w  zal  to  (Asya  toO  ©sou  Xoyou  Trpo- 

STUTToOct  |JLu<iT7iptov  SV  Tc3  axaTa<pXe)CTO  ßocTO,  £v  ü)  jcal  tö  t/IC  [Lf^oCko- 

[xapTupo;  xal  Travffocpou  ÄtxaTsptvTi;  öetov  xal   tepöv  xaTaxstTS  Xet- 

vl^avov  •  ev  w  jcal  SXkx  izoXko^  TepdcGTta  zal  6eo<J75u.eta  '^z'^ovoLaiv,  — 

Trpocxuvififfa;  Se  6  avo)  etpyiiJLevos  apj^cov  x,al  laTopiocas  aTravTa;  tou; 

aytou;  5tai  (jeßa<i|jLiou(;  totuou;  (/-st*  euj^aptcTSta;,  [leToc  Se  TaOTa  atxii- 

<ya;  xal  Tuap'  t^I^öv  to  Tuapöv  ^i^iAeTepov  Ypöt[J^(^a,  otö  xal  ^s$c^xa[/.ev 

auTÖ  ei;  TctCToitv  xal  ttJ;  a^TjÖeta;  ßsßatoctv  Tupö;  airavTa;  auT^  ev- 

TuyX'^^^^'^^v    Nicht  mehr  zn  entziffernde  zeichen,   ohne   zweifei  des  jahrs 

und  tags. 

Kalligraphisch  verzierte  Unterschrift 

des  erzhischofs. 
j     Q  Miniaturbild  der 

^'  ^*  h.  Katharina. 

ÜBERSETZUNG. 

Anastasios  Erzbischof  des  heiligen  und  gottbetretenen 

Berges  Sinai. 

"Wir  thun  kund  allen,  daß  der  gegenwärtige  sehr  geehrte  ^dle 
herr  Samuel  Eichel  aus  Ulm  in  Alemannien  von  heiligem  eifer  ge- 

30* 


468 

trieben  aas  euerm  vaterlande  zn  kommen  in  die  östlichen  theile,  um 
zu  yerebren  nnd  zn  erforschen  diese  heiligen  und  verehmngswttrdigen 
orte,  mit  gottes  hülfe  auch  gekommen  ist  zu  uns  auf  dem  heiligen 
und  gottbetretenen  berge  Sinai,  auf  welchem  der  große  und  gott- 
schauende prophet  Moses  die  gottgeschriebenen  gesetzestafeln  em- 
pfieng,  auf  welchem  auch  das  große  mysterium  des  göttlichen  wortes 
in  dem  unverbrennbaren  husche  vorgebildet  wurde,  auf  welchem  auch 
die  göttliche  und  heilige  reliquie  der  großmärtyrerin  und  allweisen 
Katharina  niedergelegt  ist,  auf  welchem  auch  viele  andere  wunderbare 
gotteszeichen  geschehen  sind.  —  Nachdem  aber  der  oben  genannte  edle 
verehrt  und  erforscht  alle  die  heiligen  und  verehrungswürdigen  orte 
mit  danksagendem  gebet,  und  hierauf  auch  von  uns  begehrt  hat  diese 
unsere  gegenwärtige  schrift:  so  haben  wir  sie  ihm  dann  gegeben  zur 
beglaubigung  und  zur  bekräftigung  der  Wahrheit  gegenüber  von  allen, 
die  ihm  begegnen. 

Die  Urkunde  ist  mit  kräftiger  und  gefälliger,  aber  freilich 
wegen  vieler  abkürzungen  und  kalligraphischer  schnörkeleien 
schwer  zu  lesender  band  geschrieben.  Dazu  kommt,  daß  der 
Schreiber  des  hochwürdigsten  erzbischofs  weit  mehr  kalligraph 
als  orthograph  war.  Denn  nicht  blos  verstoße,  welche  sich  aus 
Verwechslungen  des  neugriechischen  itacismus  erklären,  wie: 
?^etXco  statt  ^Ti^w,  xY)V7i9e(c  statt  xtvTiOeC^,  [Jiepot  statt  (/.epri,  7rposTU7r66ei 
statt  wpoeTUTuciOTi  u.  s.  f.  kommen  vor,  sondern  auch  Schreib- 
fehler anderer  art,  wie:  xaTa)cstTS  statt  xxTdbceiTai,  xC(yTo<Ttv  und 
ßeß9cio(nv  statt  TrtaToxnv  und  ßeßaCcixrtv  und  am  unbegreiflichsten: 
Tö  Sujjieov  statt  tö  SivaC.  —  Eine  besondere  eigenthümlichkeit 
ist  auch  das  wörtchen  vts,  ich  vermuthe  dem  lateinischen  oder 
vielmehr  romanischen  de  in  der  bedeutung:  aus,  von  entspre- 
chend, und  die  Schreibung  AtxaTeptvYi?,  wo  die  vorscblagsylbe 
At  dem  russisch  griechischen  £  in  z.  b.  Ekatherinoslaw  statt 

Katherinoslaw  entsprechen  wird. 

Hr. 


469 


ORTSREGISTER. 


(S  bedeutet  statt,   F  fleckhen,  D  dorf,   C  castel  oder  schloß,   P  pallatium 
oder  lusthauß,  H  herberg  oder  camp,   I  insul,   W  wachthurn,   Cl  closter.) 


Aach  S  42. 
Aaronis  Mona  350. 
Abjr  D  60.  78. 
Abydus  C  405. 
Äthna  Mons  185. 
Ahuys  S  8a. 
Ala  Paglia  D  225. 
Ala  Scala  H  227. 
Alepo  S  25^. 
Alexandria  S  333.  387. 
Altenburg  8  13. 
Amar  H  271. 
Amberg  S  2. 
Amberga  F  465. 
Amsterdam  8  16. 
Ancklaw  S  92. 
Ancona  S  164. 
Sanct  Andre  S  179. 
Antorff  S  38. 
Aqua  dolce  W  210. 
Araclea  F  424. 
Armantscb  D   105. 
Armuyden  S  18. 
Assens  S  53. 
Auaby  H  78. 
Augustavr  S  99. 
Augspurg  S  466. 
Aurach  8  13. 
Aussig  8  4. 
Anssing  D  9. 
Baffa  F  332. 
Balsamgarten  364. 


Barlsi  I  430. 
Bartenkirch  F  465. 
Bautskburg  D  106. 
Belvidere  8  181.  213. 
Benebüttel  D  49. 
Beraw  8  3. 
Berenta  G  442. 
'Berithus  8  325. 
Berlin  8  6. 
Bersabäbronn  309. 
Betbania  D  300. 
Bethlehem  8  304. 
Bethuna  8  36. 
Betphage  F  301. 
Birlingstaw  D  75. 
Bissen  D  88. 
Bittaw  C  226. 
BoSrleas  D  325. 
Bolaco  8  342.  386. 
Bologna  8  238. 
Borgetto  D  165. 
Bonrgo  8  464. 
Bozen  F  465. 
Brandenburg  8  7.  97. 
Braunschweig  8  9. 
Braunsperg  8  97. 
Bremen  8  13.  49. 
Bremervörde  C   12.  49. 
Brescia  8   236. 
Brexen  8  6. 
Brück  8  6. 
Brück  an  der  Mur  145. 


470 


Badin  S  4. 
Bnßkirch  D  73. 
Byri  D  819. 
Cabacasse.  H  236« 
Cacabo  Port  398. 
Cadry  D  78. 
Cairo  S  342.  865.  379. 
Cales  S  34. 
Calmar  8  79. 
Gamerino  S  165. 
Gandia  S  247.  439. 
Gantalberg  S  22.  32. 
Gapua  S  222. 
Garini  D  91. 
Garpones  D  464. 
Gasa  nova  H  169. 
Gascat  D  169. 
Gassan  Bassa  S  409. 
Gastel  Franco  S  464. 
Gastel  Franzosi  G  257. 
Gastello  P  227. 
Gastel  Nuovo  D  165. 
Gastel  Rosso  G  397. 
Gastilon  W  213. 
Gatania  S  186. 
Sanct  Gatharina  Gl  349. 
Gatbarina  mons  355. 
Gepbalonia  I  244.  456. 
Gerigo  I  246.  447. 
Gesena  S  164. 
Ghioggio  S  158.  163. 
Glambacb  G  139. 
Glausa  G  150. 
Glausen  S  465. 
Gobel  G  464. 
Golberg  S  93. 
Göln  S  43. 
Gonetra  G  282.  324. 
Gonstantinopel  S  408. 
Gorbu  I  424. 
Gorfu  I  456. 
Goron  S  449. 
Gortrick  8  37. 
Goslin  8  93. 
Gronenburg  C  56. 


Sanct  Gruce  Gl  302. 
Cyprus  I  248.  329. 
Golonna  Pompei  337. 
Damant  S  258.  272. 
Damascus  8  276.  324. 
Sanct  Daniel  8  150. 
Dantzig  8  94.  134. 
Dardanelli  425. 
Davidsbronn  309. 
Degree  D  78. 
Delft  8  17. 

Delmenborst  G  18«  49. 
Derpt  8  111.  121. 
Deutsch  F  44. 
Diamanta  I  215. 
Diest  8  41. 
Dockam  8  14. 
Dortmund  8  44. 
Dortrecht  8  17. 
Douvers  G  21.  32. 
Dresden  8  4. 
Drompky  D  184. 
Dyeben  8  5. 
Dünne  D  111. 
Dymas  D  324. 
Elbing  8  97. 
Elenbogen  8  85. 
Embden  8   14. 
Enckbuysen  8  15« 
Engelsberg  8  140. 
Fattica  Port  246. 
Ferara  8  239. 
Flensburg  8  52. 
Florentia  8  226. 
Fondi  8  169.  222. 
Foschetta  H  151. 
Foulin  8  165. 
Franecker  8  15. 
Fraschia  Port  439. 
Fronberg  D  13. 
Frauwenburg  F  2. 
Galata  8  409.  419. 
Galipoli  8  406.  425. 
Gamersdorff  8  141. 
Gent  8  37. 


471 


Genaa  S  230. 
Qethsemane  F  297. 
Getzar  F  89. 
Golfo  de  Satalia  248. 
Goslar  8  8. 
Gostantin  D  94. 
Gottorf  F  52. 
Gravesand  8  22.  31. 
Grenna  F  62. 
Gripswald  8  91. 
Grodnow  S  99. 
Groppoli  S  180.  220. 
Gübelsberg  D  44. 
Güntzburg  8  1.  466. 
Haag  F  16. 
Haburut  F  274. 
Haimburg  8  141. 
Hall  8  5. 

Hamburg  8  10.  50. 
Hammos  8  273. 
Harlem  S  16. 
Harliogen  8  15. 
Harstunck  D  37. 
Hangenaw  D  49. 
Hella  D  78. 
HelmsUtt  8  7. 
Helsinburg  C  57. 
Helsingör  F  56. 
Hestory  D  81. 
Hirscbaw  Cl  139. 
Höchstatt  8  1. 
Holdenkling  D  50. 
Hosani  H  325. 
Jacobs  Bronn  292. 
Japbet  8  287. 
Jerusalem  8  292. 
Ihennkoping  8  61. 
Ingelstatt  8  2. 
Inspruck  8  465. 
Sanct  Jobann  Port  243. 
Josepbs  Bronn  285. 
Jovis  Mons  443. 
Judenburg  8  146. 
Iwanogrod  C  123. 
Kerpen  C  43. 


Kiel  8  51. 
Knittelfeld  8  145; 
Königsberg  8  97. 
Körsör  8  54. 
Koppenbagen  8  55.  85. 
Kydorff  D  93. 
Läscbi  F  243. 
Lagarben  D  i98. 
Landsperg  8  466. 
La  8tala  8  237. 
Lauwingen  8  1. 
Lazertosa  Cl  233. 
Leiden  8  16. 
Leipzig  8.  5. 
Lengrüg  D  47. 
Leonati  W  219. 
Lerisi  F   230. 
Lescbina  8  458. 
Leuwarden  8  14. 
Libanus  Mons  254.  325. 
Lille  8  36. 
Limisso  F  329. 
Linkoping  8  63. 
Lissa  I  459. 
Livomo  8  228. 
Loestring  H  74. 
Loreto  8  164. 
Lowenburg  8  93. 
Lübeck  8  50. 
Luca  8   227. 
Lueg  H  465. 
Lünen  8  46« 
Lünenburg  8  10. 
Lunden  in  Anglia  8  22. 
Lunden  in  8chonen  8  84. 
Luza  fonsina  F  240. 
Lyo  Cl  159. 
Macerata  8  164. 
Macowitzgen  D  135. 
Madon  8  450. 
Mästriebt  8  42. 
Magdenburg  8  6. 
Magera  F  463. 
Malckaw  D  93. 
Malmo  8  85. 


472 


Ifalmocc«  8  159.  163« 
Malta  8  192. 
Mantelberg  D  92. 
Manthia  8  182. 

Mantaa  8  237« 

Mariae  Bronn  364« 

Sanct  Martin  Cl  206« 

Martininga  8  235. 

Materea  D  364. 

Mechelen  8  39. 

Meissen  8  4. 

Merees  8  102. 

Messina  8  188. 

Mestre  8  152.  463. 

Meun  I  87. 

Micona  G  427. 

Middelburg  8  18. 

Milano  8  233. 

Milazo  G  210. 

Milo  I  432. 

Mitelino  I.  405. 

Modina  8  238. 

Mönia  D  286. 

Monte  Real  8  206. 

Motta  8  151. 

Moysis  Bad  861. 

Moysis  Xll.  Bronnen  346« 

Mnest  I  397. 

Mänster  8  46. 

Marano  8  159. 
Nanschiz  P  23. 
Napoli  d'  MaWasia  8  246. 
Napolosa  8  291.  320. 
Karhabram  H  326. 
Narva  8  123. 
Navarin  8  450. 
Neapoli  8  170.  220. 
Nedling  D  7. 
Neuburg  8  2. 
Neudorff  D  144. 
Neumarck  8  146. 
Neustatt  8  144. 
Neuwenhof  G.  110. 
Neyemark  8  465. 
Neysae  8.  189. 


Nitslansbnrg  G  141« 

Norkoping  8  63. 

Notneby  D  80. 

Kaschetta  8  205. 

Nybnrg  8  53. 

Nygart  D  78. 

Nykoping  8  64.  74.  89« 

Oberscbär  8  80. 

Olief  Gl  94. 

Olraitz  8  140. 

8anct  Omar  8  36. 

Ondersdaw  D  62. 

Onoltzböck  D  59. 

Oschatz  8  4. 
Osnabrugk  8  47. 
Ostooha  D  101. 
Padua  8  239. 
Paglia  D  225. 
Palermo  8  206.  207. 
Parma  8  237. 
Patrolino  P  226. 
Payia  8  232. 
Paulo  8  181. 
8anct  Pauli  Mona  443« 
Paul  nudo  W  219. 
Pesaro  8  164. 
Peschera  8  236. 
Peterswalda  D  4. 
Picgael  D  105« 
Pilsen  8  3. 
Pisa  8  228.  229. 
Pleskaw  8   114. 
Ponte  basso  8  148. 
Posen  8  135. 
Praag  8  3. 
Pressburg  8  142. 
Preslaw  8  137. 
Primär  D  163. 
pQzuoli  8  170. 
Pyramides  875. 
Kagasa  8  458. 
Rammecken  C  19. 
Ravenna  8  164. 
Regenspnrg  8  2. 
Renneby  8  80. 


473 


Retimo  8  434. 
Revel  S  129. 
Rhodis  S  248  398. 
Riga  8  106. 
Roggio  8  238. 
Roma  8  165.  223. 
Rovigo  8  239. 
Rosetto  8  840  887. 
Rostock  8  90. 
Rotbmansdorff  D  Öl. 
Rotterdam  8  17. 
Royigno  8  459. 
Runesberg  8  65. 
Rassel  8  36. 
Rutscbmund  F  25. 
Rutsenkrug  D  93. 
Ryu  H  58. 
Rysburg  F  70. 
8ackh  H  465. 
Saget  €  127. 
8alamanza  D  223. 
Salini  Port  249. 
Samaria  8  290. 
8apientia  I  448. 
8ardinaia  F  275. 
8arzana  8  229. 
8a8a  n  282.  324. 
8assen  H  121. 
8cala  U  227. 
8calea  D  180. 
Scbescbof  D  135. 
Schetteobach  F  2. 
8chilaschaoh  P  99. 
8cbindhatteii  H  2 
8cble8wigweibel  D  52. 
8chönebrono  D  139. 
6cbongaw  8  466. 
8cio  I  400. 
8cudret  8  421. 
8cutari  F  409 
Sebaste  8  290. 
8ebfeld  H  465. 
Seneglia  8  164. 
8eravalle  D  165. 
8estri  8  230. 


8e8tas  C  405.    . 
8icbem  8  291. 
Sicilia  I  182. 
8iena  8  225. 
Sinai  Mona  350.  352. 
8ittigbom  8  22. 
Sliiys  8  20. 

Soderkoping  8  63.  76.  77. 
Sorrento  8  220. 
Bpacofoum  8  189. 
Spandaw  8  7. 
Spital  D  145. 
Spoleto  8  165. 
Spro  I  53. 
Stade  8  11.  49. 
Stala  8  237. 
Stege  8  89. 
Stegeberg  C  76.  . 
Sterenberg  8  140. 
Stettin  8  92. 
Stockholm  8  66.  71. 
StoHmini  Port  448. 
Stolpen  8  92. 
Stralsund  8  91. 
Strengnes  8  65. 
Stromboli  I  211. 
Stubbekoping  8  89. 
Subur  H  109. 
Suda  C  432. 
Suderaoker  D  80. 
8aes  8  346.  362. 
Syracnsa  8  188. 
Tabor  Mona  287.  323. 
Tabur  F  288. 
Taormia  8  185. 
Teben  C  142. 
Tecklenburg  C  47. 
Telia  d'au  F  257. 
Tennis  D  111. 
Teno  I  427. 
Termini  8  210. 
Terracina  8  169.  223. 
Terra  nova  8  204. 
Teschenhag  H  91. 
Thonawehrt  8  2. 


474 


Tolnitino  S  165. 
Tramünde  ä  50. 
TreviBO  S  152. 
Trient  S  464. 
Trippoli  8  251.  326. 
Troja  8  406. 
Tropia  8  182.  212. 
Tscbemula  I  431. 
Tschenin  C  289.  322. 
Valvason  8  160. 
Vcer  8  18. 
Sanct  Veit  8  146. 
Velletri  8  169. 
Venedig  8  152.  240. 
Venzono  8  150. 
Verona  8  236. 
Vhelenstein  D  148. 
Vicar  D  205. 
Villach  8  147. 
Vilna  8  103. 
Vizenza  8  239. 
Viterbo  8  225. 
Vitulo  F  448. 
Vlissingen  8  18. 
VoSrden  8  48. 
Vogera  8  232. 
Voythal  C  135. 


Vpsal  8  70.    - 
Vstancki  1  400. 
Valcano  1   211. 
Warmund  D  90. 
Webre  F  84. 
Wehrnen  8  46. 
Weichselmünde  C  94.  133. 
Weissenbnrg  C   125. 
Wemmerskirch  F  44. 
Wen  D  78. 
Wien  8   141. 
Wilshnsen  8  48. 
Woesternitz  8  141. 
Wol£fenbüttel  8  8. 
Würzen  8  5. 
Wülde  8  103. 
Wünser  8  10. 
Wüscha  8  141. 
Wüttenberg  8  5. 
Wych  F  42. 
Zante  I  245.  451. 
Zerbst  8  5. 
Ziculi  P  191.  200. 
Zirel  8  214. 
Zackmantel  8  140. 
Zusmarhausen  F  466. 


475 


SCHLüSZWOßT  DES  HERAUSGEBERS. 


Als  ich  vor  fünf  jähren  die  reisen  des  Hans  Ulrich  Krafft 
(im  LXI  hande  der  bihliothek  des  litterarischen  Vereins)  heraus- 
gab, geschah  es  mit  aller  Zuversicht,  daß  dieses  wie  ein  roman 
klingende,  aber  den  tiefsten  ernst  eines  reichen  lebens  enthal- 
tende werk  seinen  leserkreis  finden  werde.  Der  erfolg  hat  meine 
hoffnung  noch  weit  übertroffen.  Ja,  es  ist  ihm  nur  ein  jähr 
später  die  ehre  widerfahren,  aus  dem  schwäbischen  ins  buch- 
deutsche in  gelungener  weise  übersetzt  zu  werden  ^).  Ob  es  wohl 
dem  vorliegenden  reisewerke  eines  Zeitgenossen  Kraffts  ebenso 
gut  ergehen  wird?  Ich  zweifle  keinen  augenblick,  wenigstens  in 
in  der  hauptsache,  wenn  ihm  auch  eine  ähnliche  modernisierung 
im  sinn  und  für  den  geschmack  des  größerü  publikums  nicht  zu 
theil  werden  wird.  Denn  wenn  der  träger  dieser  reiseerfahrungen 
auch  nicht  das  große  persönliche  Interesse  erregen  kann,  welches 
dem  vielgeprüften,  tiefinnigen  Krafft  sich  zuwandte,  so  bietet 
das  vorliegende  werk  durch  seinen  inhalt  ein  um  so  umfassen- 
deres, in  der  that  unglaublich  reiches,  sachliches  interesse  dar. 

Es  kann  selbstverständlich  nicht  meine  absieht  sein,  hier 
auf  diesen  Inhalt  näher  einzugehen.  Der  leser  wird  sich,  wenn 
er  nur  einmal  über  die  kurze  und  etwas  langweilige  Schilderung 
der  reise  innerhalb  Deutschlands  hinweg  ist,  unwiderstehlich 
gefesselt  und  zum  weiter  und  immer  weiter  lesen  hingerissen 
finden,  wenn  er  den  wißbegierigen,  muthigen  jungen  mann  nach 
England  begleitet  hat  in  der  zeit  der  großen  Elisabeth,  Shake- 
speres  und  Franz  Drakes,  wenn  er  ihm  dann  folgt  auf  den  Kieler 
Umschlag,  in  Schweden  ihn  das  erste  panzerschiff  beschreiben, 
und  den  schwedischen  Ursprung  der  Schweizer  besprechen,  und 


1)  Unter  dem  Titel:  Ein  deutscher  Kaufmann  des  sechszehnten 
Jahrhunderts.  Hans  Ulrich  Kraffts  Denkwürdigkeiten,  hearheitet  von  Adolf 
Cohn.    Göttingen  1862.   8. 


476 

ihn  in  Polen  die  geschichten  von  dem  zauberer  und  feuer- 
beschwörer  Scotus  zu  Grodno,  in  Rußland  die  einwohner  von 
Beval  durch  den  die  Stadt  belagernden  großfürsten  Basilius  ge- 
nau mit  denselben  worten  bedrohen  hört,  vrelche  200  jähre 
später  unser  Schiller  seinem  Wallenstein  vor  Stralsund  in  den 
mund  legt.  Aber  immer  weiter  und  weiter  treibt  es  den  unauf- 
haltsam vorwärts  strebenden,  über  Wien  nach  Italien,  zunächst 
Venedig,  Rom,  Neapel,  jedoch  auch  alle  andern  bedeutenden 
Städte  mit  ihren  merkwürdigkeiten,  unter  denen  er  auch  des 
nasenmachers  in  Troppia  gedenkt,  sodann  nach  Sicilien,  Malta, 
Syrien,  über  Aleppo  und  Damask,  wo  er  mit  großer  Vorliebe 
verweilt  und  noch  die  christlichen  kelche  an  den  pforten  der 
großen  moschee  gesehen  hat,  ins  heilige  land  nach  Jerusalem 
und  von  da  nach  Ägypten,  nach  der  arabischen  halbinsel  auf 
den  Sinai  und  von  da  wieder  nach  Ägypten,  wo  er  in  Kairo  von 
d§m  erzbischofe  Anastasios  die  beglaubigung  seiner  frommen 
und  wißbegierigen  pilgerfarth  zu  den  heiligen  orten  erhält,  die 
große  Pyramide  besteigt  und  mit  einer  genauigkeit  beschreibt, 
wie  es  vor  ihm  durch  keinen  andern  und  nach  ihm  nur  von 
wenigen  und  erst  seit  dem  Schlüsse  des  vorigen  und  dem  anfang 
des  gegenwärtigen  Jahrhunderts  geschehen  ist.  Endlich  zieht  es 
unsem  reisenden  auch  wieder  nach  hause,  doch  wohl  hauptsäch- 
lich nur,  weil  ihn  das  böse  fieber  gepackt  hat;  aber,  weil  er 
gerade  so  in  der  nähe  ist,  muss  er  doch  auch  noch  Gonstantino- 
pel  besuchen  und  sich  auf  den  inseln  des  Archipels,  besonders 
Candia,  aufhalten,  dessen  geschicke,  damals  schon  vorbereitet, 
in  unsem  tagen  aufs  neue  die  theilnahme  des  christlichen  Occi- 
dents  hervorrufen.  Dann  erst  kehrte  er  am  30  Junius  1589  in 
seine  Vaterstadt  Ulm  zurück,  nachdem  er  sie  seit  dem  23  Mai 
1585  verlassen,  also  mehr  als  4  jähre  ohne  Unterbrechung  mit 
reisen  zugebracht  hatte. 

Begreiflich  wird  ein  solcher  reisender  auch  des  persönlichen 
Interesses  nicht  entbehren,  welches  seine  Wißbegierde,  sein  guter 
muth,  seine  ausdauer,  sein  humor,  seine  Offenheit  und  sein  sitt- 
licher sinn  wohl  verdienen,  wenn  wir  auch  weit  entfernt  sind, 
seine  manchmal  bis  zur  selbstironie  eingestandene  verliebe  fürs 
trinken,  namentlich  starker  weine,  den  vorgenannten  eigen- 
schaften  beizuzählen,  obwohl  sie  vielleicht  bei  billig  denkenden 


477 

landsleuten  in  dem  bekannten  alemannischen  durst  erklärung 
und  einige  entschnidigung  finden  dürfte  und  er  einmal  (in  Sicilien) 
schwer  genug  dafür  büßen  musste. 

Was  die  weiteren  persönlichen  Verhältnisse  unseres  reisen- 
den betriflft,  so  gehört  er  der  ulmischen  familie  der  Kiechel 
an.  Es  ist  dieß  jedoch  keine  altulmische  familie  im  engem 
sinne,  sondern  sie  kommen  erst  im  dritten  jahrzehend  des 
16ten  Jahrhunderts  als  ulmische  bürger  vor.  Die  Kiechel 
von  Kiechelsberg  sind  ursprünglich  im  Breisgau  begütert 
und,  wie  es  scheint,  in  folge  der  religionswirren  dort  aus-  und 
hier  eingewandert,  wie  dieß  nachweisbar  noch  bei  andern  familien 
der  fall  war,  während  umgekehrt  wieder  andere,  namentlich 
ganze  linien  der  alten  patriciergeschlechter  in  folge  jener  ereig- 
nisse  auswanderten.  Die  familie,  vielfach  im  reichsstädtischen 
magistrat  und  gelehrtenstand  thätig,  ist  in  männlicher  nach- 
komm enschaft  erst  im  vorigen  decennium  mit  Matthias  Kie- 
chel, Stadtpfarrer  in  Altenstaig,  einem  Jugendfreund  des  heraus- 
gebers,  ausgestorben.  Unser  reisender,  Samuel  Kiechel, 
war  geboren  1563  und  starb  1619.  Er  scheint,  durch  glückliche 
Vermögensverhältnisse  ganz  unabhängig  gestellt,  keinen  be- 
stimmten lebensberuf  gewählt  zu  haben  und  von  einem  unver- 
kennbaren Wissensdrang  schon  sehr  früh  zum  reisen  getrieben 
worden  zu  sein.  Wenigstens  hatte  er  schon  einige  jähre  vor  der 
vorliegenden  großen  reise  eine  reise  nach  Frankreich  gemacht' 
und  namentlich  Paris  gesehen.  Was  sein  äußeres  betriflft,  so 
zeigt  ihn  sein  noch  vorhandenes  bildnis  als  einen  schönen,  statt- 
lichen jungen  mann  von  27  jähren.  Gelehrte  bildung  besaß  er 
nicht;  wenigstens  sein  latein  kann  nicht  weit  her  gewesen  sein, 
und  er  selbst  spricht  mit  rühmlicher  bescheidenheit  von  seiner 
seichen  (seichten)  gelehrsamkeit.  Aber  bei  seinen  glücklichen 
naturanlagen  und  seiner  sehr  gesunden  beobachtungsgabe  ist  er 
zum  reisen  wie  gemacht  und  weiß  lebendig  darzustellen.  Frei- 
lich gilt  von  seiner  Orthographie  und  seinem  styl  so  ziemlich 
alles,  was  in  dieser  beziehung  über  Kr  äfft  bemerkt  werden 
musste.  Was  namentlich  den  styl  betriflft,  so  sind  anacolutha, 
constructiones  ad  sensum  und  andere  Wunderlichkeiten,  beson- 
ders unvollständige ,  übrigens  meist  leicht  zu  ergänzende  sätze 
etwas  sehr  häufig  vorkommendes.    Manches  derartige  mag  auf 


478 

die  eile  der  aufzeichnung  in  der  fast  tagbuchmäßig  gehaltenen 
beschreibung  zurückzuführen  sein.  Man  kommt  jedoch  über 
diese  mängel  nach  einiger  Übung  leicht  hinweg.  Wenigstens  mir 
ist  es  so  gegangen.  Denn  als  ich,  ohne  zweifei  in  folge  der  ver- 
öflfentlichungen  über  Kiechels  reisen  im  morgenblatte  des  Jahres 
1819,  vor  20  Jahren  durch  hohe  auctorität  aus  Rußland  veran- 
lasst worden  war,  mir  das  originalmanuscript  der  reise  von  der 
damaligen  Verwaltung  der  Kiechelstiftung  zu  erbitten,  um  von 
allen  auf  Rußland  bezüglichen  stellen  abschrift  zu  nehmen, 
fesselte  mich  die  lesung  derselben  in  dem  grade,  dass  ich  damals 
schon  eine  fast  vollständige  abschrift  nahm.  In  der  hauptsache 
nun  ist  es  eben  diese  handschrift  (A)  von  545  folioseiten,  ohne 
zweifei  das  autographon  des  Verfassers,  von  der  jetzigen  Ver- 
waltung mir  freundlich  wieder  mitgetheilt,  welche  der  gegen- 
wärtigen Veröffentlichung  zu  gründe  liegt.  Es  ist  damit  aber 
weiter  verglichen  worden  eine  früher  auf  der  hiesigen  stadt- 
bibliothek,  nun  auf  der  königlichen  hof-  und  Staatsbibliothek  zu 
München  als  Cod.  germ.  1272  befindliche  und  mir  von  dort  be- 
reitwilligst mitgetheilte  handschrift  (B)  von  441  folioseiten, 
welche,  im  jähr  1659  geschrieben,  zwar  in  der  Orthographie 
schon  vielfach  modernisiert  ist,  aber  für  richtige  lesung  des  oft 
schwer  zu  lesenden  und  namentlich  bei  eigennamen  und  fremd- 
wörtern  fast  nicht  zu  entziffernden  Originals  sehr  dienlich  war. 
Außerdem  aber  hat  diese  handschrift  (B)  noch  ein  sehr  genaues 
alphabetisches  verzeichniss  aller  in  der  reisebeschreibung  vor- 
kommenden Ortsnamen,  welches  eine  gewiss  willkommene  bei- 
gäbe des  Werkes  bildet  und  zu  diesem  zwecke  von  mir  nur  in 
betreff  der  Seitenzahlen  abgeändert  werden  musste.  Eine  dritte, 
hier  im  Privatbesitz  befindliche  handschrift  (C)  von  431  folio- 
seiten gewährte  nur  in  einigen  wenigen  fällen  eine  ausbeute  und 
hat  sich  viele  abkürzungen,  Umschreibungen  und  dergleichen 
erlaubt. 

Der  dialekt  des  Verfassers  ist  durchaus  der  schwäbische  oder 
vielmehr  specifisch  ulmische,  wie  bei  Krafft,  ja  in  gewisser  be- 
ziehung  in  noch  höherem  grade,  so  dass  er  z.  b.  nicht  blqß  das 
wörtchen  „nun"  auch  im  sinne  von  „nur"  gebraucht,  wie  dieß 
aus  der  gleichen  ausspräche  der  beiden  wörtchen  bei  dem  ülmer 
ganz  erklärlich,  sondern  auch  „sue"  nicht  bloß  für  „sie"  sondern 


479 

auch  für  ^sich"  schreibt.    Überhaupt  erinnert  er  in  der  von  ihm 
beliebten  anwendung  des  ü  statt  i  häufig  an  den  bekannten 
Zwückauer  des  Kladderadatsch.  Auch  an  eigenthümlichen  Wort- 
bildungen und  eigenthümlichen  Verwendungen  gewöhnlicher  worte 
ist  er  nicht  arm.    Zu  den  letztern  dürften  als  euphemismen  na- 
mentlich „sich  verhindern"  (s.  61)  und  „sich  beweinen"  (s.  332) 
zu  rechnen  sein.    Unter  den  suevismen  sind  aber  mitunter  so 
starke,  selbst  im  schwäbischen  und  ulmischen  volke  jetzt  nicht 
mehr  verständliche ,  dass  ich  dem  leser  glaubte  im  nachfolgen- 
den einigermaßen  nachhelfen  zu  sollen.  Alle  hierauf  bezüglichen 
erläuterungen  haben  keine  weitere  bezeichnung,   während  bei 
fremdwörtem  immer  die  quelle,  aus  welcher  sie  stammen,  an- 
gegeben ist.    Die  häufige  anwendung  von  fremdwörtem  aber  er- 
klärt sich  bei  unserm  Verfasser  nicht  allein  aus  der  zu  jener  zeit 
in  Deutschland  schon  sehr  um  sich  greifenden  sprachmengerei 
im  allgemeinen,  sondern  ins  besondere  noch  aus  seinem  lang- 
jährigen aufenthalt  in  fremden  ländem,  und  sichtlich  geht  bei 
ihm  art  und  maaß  der  Verwendung  fremden   Sprachmaterials 
band  in  band  mit  seinem  jeweiligen  aufenthalte  in  dem  einen  oder 
andern  lande.  Fremdwörter,  welchen  der  Verfasser  die  bedeutung 
im  texte  selbst  sofort  beifügt,  oder  welche  man  sonst  als  ziem- 
lich allgemein  bekannt  annehmen  darf,  glaubte  ich  in  den  nach- 
folgenden erläuterungen  in  der  regel  nicht  behandeln  zu  sollen; 
doch  bescheide  ich  mich  gerne,  in  dieser  beziehung  sowohl,  als 
auch  in  der  aufnähme  der  suevismen  je  nach  dem  subjectiven 
maaßstabe  des  einzelnen  bald  zu  viel,  bald  zu  wenig  gethan, 
auch  manches  vielleicht  übersehen  oder  nicht  ganz  richtig  er- 
klärt zu  haben. 

S.  1  und  lOSMartinisten.  Ich  habe  vergeblich  in  kirchen- 
historischen werken  nach  der  bedeutung  des  wertes  gesucht;  nach  den 
Zusammenhang  können  aber  nur  Lutheraner  gemeint  sein. 

S.  13  schlun;  B  hat  schollen  (eine  art  von  fischen). 

S.  19  feede,  wohl  =  fede,  ital.,  pass,  ausweis,  im  sinne  von 
beglaubigung. 

S.  24  pflitschpfeil,  aus  dem  französischen  fleche,  pfeil. 

S.  32  ein  zeit,  jetzt  der  zelter,passgänger,  vom  holländischen  tel. 

S.  37  sarsch,  wollenzeug  mit  leinen  oder  sei  de  vermischt,  aus 
dem  lateinischen  sericum. 


480 

S.  53  ramen  =  rader,  im  niedersächsischen  reem,  das  mder 
(remus). 

S.  63  jag,  schwedisch  jaga,  ein  leichtes,  schnelUanfendes  ge- 
förth,  wie  Jacht,  ein  schnellhiafendes  schiff. 

S.  73  kuechen,  die  hacken  am  schütten. 

S.  76  weywittre,  von  wehen,  also  weh  =  windwetter  =  than- 
wetter. 

S.  81  die  sikk  (das  wort  ist  ahgekflrzt  geschriehen)  wohl  die 
senche,  sucht,  von  siech  =  krank. 

S.  88  höllig  =  haellig  und  hellig,  so  viel  als  lechzend,  matt. 

S.  91  husacken  so  viel  als  mantel;  gehört  zu  häs. 

S.  93  spoekh  hedentet  gepflasterter  weg. 

S.  101  coless  =  kalesche. 

S.  103  feim  =  faum  =  schäum. 

S.  110  geflönet  =  geflüchtet. 

S.  123.  343.  356  und  öfter  kreitt,  gerait,  kreidt  bedeutet 
gerade,  genau. 

S.  126  wahrwölf,  wehrwölfe,  von  dem  altdeutsch,  war  = 
mann,  also  mann«  oder  menschenwölfe. 

S.  157  pergatin  und  fustigallea.  Beides  arten  oder  theile 
von  schiffen:  das  erste  ist  bergan tino,  ital.  =  jagd-  oder  raubschiff, 
jetzt:  brigantine;  das  andere  entweder  =  fusta,  raubschiff,  oder 
Yon  fusto,  stamm,  schaft,  also  =  schiffsrumpf. 

S.  161  föhem  =  veh,  feines  pelzwerk. 

S.  170  dorschen,  fackeln,  vom  ital.  torcia,  fackel. 

S.  181  huerten,  nach  J.  Grimm  und  Pfeiffer  (im  LH  band, 
l.heft  s.  67  der  Sitzungsberichte  der  kaiserlichen  akademie  der  Wissen- 
schaften) von  dem  althochdeutschen  hinran  locare,  leihen,  verleihen, 
miethen. 

S.  183  scruricnm  und  207  seruricum  ist  offenbar  chirur- 
gum. 

S.  184  foraschiten,  nach  dem  zusammenhange  wahrscheinlich: 
rauher:  wohl  von  foraggiare,  furaschiren. 

S.  185  burasca  =  borasca,  ital.  Sturmwind. 

S.  190  caroba  v^A^charub,  arab.  der  johannisbrodbaum. 

S.  190  scoporirt  und  s.  220  scoprirten  von  scoprire,  ital. 
entdecken. 


48t 

S.  195  corwatsch,  schwedisch  karbas,  lederne  peitsche, 
jetzt:  karbatsche. 

S.  196  genng,  ungeschliffen,  widerspenstig. 

S.  204  badakh  =  patacca  oder  pattacone,  ital.  der  name  des 
spanischen  thalers. 

S.  261  bontscheroni  und  bardassi:  das  erstere  =  bucarone, 
sodomit;  das  andere  bardaissa,  puer  corporis  copiam  faciens,  ist  sicher- 
lich aus  7ratSspa<7T7ic  entstanden  =  päderast. 

S.  215  Uts.chelino,  der  eigenname  des  calabresischen  renega- 
ten,  welcher  1586  als  türkischer  admiral  starb. 

S.  215  pravirten  und  wieder  s.  320  braver,  franz.  trotzen, 
tibermüthig  behandeln. 

S.  229  salzizoni  =  salsiccione,  ital.  =  brat-  oder  knackwurst. 

S.  242cassac  =  casacca,  ital.  leibrock. 

S.  244trincket  =  trinchetto,  das  vordersegel. 

S.  251  gommena  =  gomona,  ital.  ankertau. 

S.  256  musentreft,  mit  flecken  bedeckt. 

S.  256  carowatschari  (^f^  ü^^/^  carvanserai. 

S.  257  fugazi  =  fugaccia,  ital.,  ein  dünner  kuchen. 

S.  264  gaver    ilS^kafir,  ungläubigeij, 

S.  265  geknozet,  gequetscht. 

S.  267  cazo  und  culo.    Obscön;  der  sinn  =  vorne  und  hinten. 

S.  267  scharsach,  scheermesser. 

S.  268  mennte  wahrscheinlich  turcisirung  des  ital.  manto,  mantel. 

S.  268  galmn  (j\jlä3  kaftan,  türk.  staatsrock. 

S.  269  muccri  (CaVSCo  mukari,  säum-  und  reitthiervermiether. 

S.  269  fasen,  borten,  einfassung. 

S.  275  Caloyros,  KaT-oyTipo;,  der  allgemeine  name  griechischer 

mönche  im  mittelalter,  besonders  älterer. 

..  '^  * 
S.  278  scherbet,  unser  sorbet,  arab.  äv3 J*;,    mit  eis  abge- 
kühlte und  mit  ziicker  versüßte  fruchtsäfte,  dann  getränk  überhaupt; 

unser  syrup  ist  durch  Vermittlung  des  ital.  sciroppi  daraus  entstanden. 

f  y  f   y 

S.  278  bösen  aus  »Ao  busa  oder  U^,  eine  art  weißbier,  aus 

hirse  oder  mais. 

Kiechel.  3 1 


482 


S.  281  SQbaschi  ^^\j^  eigentlich  cantonschef,  türkisch  and 
persisch. 


c       c 


./.  / 


S.  281  zimiterra,  türk.  und  pers.  u^Cx^jÜjj  schimschir,  ital.  sci- 

mitarra,  degen,  schwert. 

S.  283  büsikan  {^^^J^  basdoghan  türkisch  und  ungarisch, 
Streitaxt. 

S.  284  bolacki  tschauschi  /jjuLaI^  ^^^  ^^^  ^^^^  eine 
schaar  gesetzte  tschausch ,  hofmarschall,  türkisch ,  oder  vielleicht  aus 
dem  türkischen  ^«srujlj 

S.  285  capara  S.j\jb    kefaret,  lösegeld,  arabisch,  oder  aus 

BjVÄ^chafara,  geleitsgeld  an  die  regierung  oder  irgend  einen  stamm- 
häuptling  für  Sicherheit  der  Straßen. 

S.  289  buratscha  =  boraccia,  ital.  lederne  reiseflasche. 

S.  293  argnmiert  vom  italienischen  argomentare,  schließen. 

/     c  / 

S.  294  sandiaco  OtsriAAM  türkischer  regierungsdistrikt  und 
dann  der  gouverneur  eines  solchen. 

S.  314dockiren  vom  italienischen  toccare,  franz.  toucher,  be- 
rühren. 

S.  315  ru,  ru  der  imperativ  des  vulgärarabischen  j^fj,  räch, 
weggehen,  also:  hinweg,  fort! 

S.  318  coutz,  (jjjl\5,  kods,  die  heilige  (stadt)  =  Jerusalem, 
arabisch. 

S.  324  truscos,  die  Drusen. 

S.  327  nolo,  italienisch  miethgeld,  fracht. 

S.  328  malora,  italienisch  unglück,  Verlust. 

S.  328  carmosal  adj.  rel.  von  Camusa  =  Famagusta,  daher 
nach  Famagusta  gehörig. 

S.  332  zucca,  italienisch  flasche. 

S.  333  scoy,  italienisch  scogli,  klippen. 

S.  340  tschurma,  arab.  -»^  tscharm,  plural.  e*^^  tschu- 

rum,  die  größern  nilschiffe,  noch  heute  so  genannt. 

S.    347   tschamberluc  aus  dem  persisch  -  türkischen    ^j.^^ 


483 

ein  am  die  stirn  gewundenes  kopftach,  das  bis  zu  den  fußen  herab- 
reicht. 

// 
S.  345  gemmia,  ^^^^J  Jemen,  Arabia  felix. 

S.  360  forest iri,  forestiöre,  der  fremde. 

S.  362bletta,  platte  fahrzeuge,  schiffe. 

S.  370  buttani,  italienisch  puttana,  hure. 

yy         o/ 

S.  375  ente  flus,  (jjjAs  vJ>^i  ^^^  fulus,  arab.  =  du  (gib) 
geld  her!  oder  aus  /vwJli  >»rT  ati  fulus,  gib  geld  her. 

S.  379  halla  mavis  flus  (v^Jii  /jm»  ^Sj^  Lc  ^Ol3  billah 

ma  fihi  schal  fulus,  neuarabisch:  bei  Gott,  nicht  ist  hier  irgend 
geld. 

S.  380  fazolet,  ital.  fazzoletto,  schnupftuch. 

S.  385  butarga,  ital.  buttagra,  der  am  rauch  oder  wind  ge- 
dörrte rogen  eines  fisches. 

S.  390  gloch,  die  zeche;  eigentlich  das  gelage. 

S.  392  meers,  hoUänd.  mars,  mastkorb. 

S.  394  orsa,  ital.  orzare,  segeln. 

S.  395  halla  halla  haila  hilila,  arab.  ^)Jf  Sf  2Jjf  ^  la  ila 

illa  allah,  es  ist  kein  Gott,  außer  Allah  (der  anfang  des  muhammeda- 
nischen  glaubensbekenntnisses). 

S.  395  calvat,  ital.  calfattore,  der  schiffsflicker. 

S.  396  monsulman,  Am^jq  moslim,  der  gläubige  (Muhamme- 
daner);  aus  dem  plural  raoslimin  wurde  das  französische  musulman, 
daraus  das  deutsche:  Muselman. 

S.  402  weche,  die  weichen,  lenden. 

S.  406  Stambour,  Stambul,  Istambul  (aus  dem  griechischen: 
ei;  Tocv  tüoXiv)  ,  Constantinopel. 

S.  406  perma,  türk.  25^^ >  pereme,  gondel. 

S.  406  scrinani,  ital.  scribano,  Schreiber. 
S.  412  Schnecken,  Wendeltreppe. 

S.  412  atmenam,  arab.  türk.  yfOoyo  Of  atmeidan,  der  hip- 
podrom ,  der  gröste  öffentliche  platz  Constantinopels. 

S.  416  fisier,  arab.  türk.  ^  Aä  wezir,  der  großvezier. 


484 

S.  417  bödesten,  ^\XuuüO  bedestan,  forum  reginm,  großer 
öffentlicher  (markt-)  platz. 

S.  417  bona  roba,  ital.  buona  roba,  gnte  waare. 

S.  423  a  la  circa,  aus  der  lingua  franca  alla  cerca,  zur 
durchsehung,  nämlich  nach  verbotenen  ausfuhrartikeln. 

S.  433  sporco,  ital.  unsauber. 

S.  433  forco,  ital.  gabel  und  galgen. 

S.  437  cabretti,  ital.  capretti,  junge  ziegen. 

S.  438  conziren,  ital.  conzare,  beräuchern. 

S.  440  mago  abgekürzt,  entweder  aus  magistrato  oder  magnifico. 

S.  442  a  la  berenta  ist  das  labyrinth. 

S.  447  spia,  ital.  ein  spion. 

S.  451  parceneuole  wahrscheinlich  verdorben  ans  barcaruolo 
oder  barcaiuolo,  der  schiffer. 

S.  453  paga,  ital.  sold. 

S.  453  pedoci,  ital.  pidocchio,  laus. 

S.  454  soty,  wohl  zusammenhängend  mit  dem  französischen  sot, 
thor,  einfaltspinsel. 

S.  463  bolita,  ital.  bolletta,  zettel  (als  obrigkeitlicher  ausweis). 

Ulm,  November  1866. 

K.  D.  Haßler.