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Full text of "Die Religion der alten Deutschen und ihr Fortbestand in Volkssagen, Aufzügen ..."

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peuffc^e 'glationaCtefiöton. 



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leligion hx alten ietttfd)en 



unb 



l|lt fortliellßnti in Solliafögen, Jlufiugen unö f eHbröudien 
bl» |ut iegenroört. 



Iniroite, nam et hie sunt Du. 



^it hnnlgQtnUnhtt '^iVtQiotin-^ttQlnc^nnQ 



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ofclfot Dt Btpp. 



^ündjen, 1890. 

SSecIag bet 3. Sinbauccfd^en ^u(i^^anb(ung. 



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^aulu« ücrglcit^t ba« ^cibcnt^um mit bcm »üben Oleaftcr, 
bcffcn 9?ci«, in ben cblen Oclbaum bc« S^riftent^um« gcpflanj^, 
fclbcr ücrcbclt »erbe. (SRänt. XI, ,17. 24.) ffiir treten biefer bitb- 
ticken «uffoffung notier, unb fe^en üielmeör bem naturtoüt^ftgen 
©tomme ben eblen S^di eingeimpft, fo bog biefer, ber frift^en 
ffiurjel unb be« ©ofte« t^eil^aftig, ben ganjen ©oum umttjanbette 
unb frut^tbringenb machte, ©o »erfuhren al« Saumgärtner bie 
erften @(aubendboten, unb bamit ift 3((te^ unb 9{eue^ in einonber 
üerwat^fen. ©ir folgten bem 5Waturbienfte im 3a^re«lQufe unb 
lernten bie ©runbjüge ber ein^eimifc^en SReligion auö ben Äotenber- 
Segenben fennen. S)iefe finb barum no(^ feine^ttjeg« Sügenben, »ie 
ber SReformotor üon Wittenberg fie nannte, fonbem fie fc^liegen bie 
©ebonfen ber 95or»eIt unb fünftigen Seftimmung ber ©terbtic^en 
ein. ©agen finb bie ^oefie unb ba« ^erien^eüangelium ber SSötfer, 
bobei ber reic^fte ©toff für Äünftter; unfere alten ÜKeifter ftnb oor- 
»iegenb Segenbenmater, barin fpri(^t [\6) ba« ©eetenteben beö ÜWenfc^en 
aud. !Die !93otfdp^antafte ift unerfc^öpflic^, infofeme tebt ba^ Reiben- 
t^um gan) natürlich immer neu auf. 

äuguftinu« erltärt tieffinnig: „©a« wir (^rifttit^e SRetigion 
nennen, ^at üon Änfong ber 3^'*^« beftanben." & ift bie Aufgabe 
ber erften ^^itofop^en unb ©otte^gete^rten, biefe 5Watur* unb ©ett* 
retigion unb bie ©tufenfotge ber Sntn)i(ftung fennen ju temcn. 5Wie 
unb nimmer merben n^ir mit bem ftirc^enoater t)on ^i^po „bie 
Jugenben ber Reiben für gtänjenbe Safter" anfe^en, niemals auf ein 
Credo, quia absurdum unö eintaffen. 6reu}er, ÜKone, ®brre«, 
©inbif^mann unb ©otf gang SRenjet ^aben fu^ unferem ©tubium 
Eingegeben, ja ©t^etting, ber ftarte (Seift, er^ob fit^ ijuerft ^u einer 
?EiIofopt)ie ber 3Wi)tEotogie unb Offenbarung. 3n biefem ©inne ift 



VI 

mein „^etbent^um unb feine Sebeutung für bod S^riften- 
t^um" (JRegenöburg. ÜÄonj 1853. 3 »bc.) geft^rieben. ©aran f(^lie§t 
[i6) bie „@nttt)i(flung be^ ^eibent^um^ bid @^riftu^ in meinem 
Suc^e: „I^aten unb Se^ren 3efu in i^rer ttjeUgef(^i(^ttid)cn Scjie^ung." 
gnblic^ mein „aitba^erif(^cr ©agcnf^afe" (3Kün(^en. ©ta^t 1876). 
^unberte üon ©agenbüt^ern crft^cinen o^ne 3wfömmenfaffung ber 
©ettgcbanfen, o^ne burt^greifenbe 3bec: fie lieferten mißlommeneö 
üWaterial für meine Sauconftru!tion. 5Wic^t ma« ber 6infi(^t eine« 
rationafiftifc^en 3a^r^unbertd entfpric^t, ift adein giltig, fonbem bie 
Uebereinftimmung ber menft^tit^en Segriffe, unb überraft^enbe Oben- 
tität ber ©ebanlen fü^rt gur ©ettüernunft. Se^rte nit^t fc^on 
©ofrate«, ber ©o^n ber ^ebamme, ben ÜWenft^engeift ber ^B^eren 
@ebanfen aUmä^Iig ju entbinben, um bie {Bo^r^eit ju Sen^ugtfein ju 
bringen. 

{Bir (eben ^Q(b im ^titalUx ber c^riftlic^en SR^t^oIogie. 
S)ie6 ^at üor taufenb Sauren »enigften« erjbifc^of Sigobarb t)on 
8t|on au^ftubiert, unb 5Wifo(au« t)on 6ufa trug auf bem Soncil ju 
®afel fein $e^I, bag bie ^eiligen al« Reifer in oßen iWbt^en eigentlich 
bie 9ioUt ber alten ©ötter übernommen ^oben. ©ie brüdten bad 
unbefangen au^, toa^ ^eute nac^jufagen Dielen gen^ogt fc^eint. SBe^e 
bem, ber auf biefem Gebiete ein t^embling ift unb boc^ mitreben 
toiü, jumat ©otte^männer, meiere, in alteftamentli(^en 9lnf(^auungen 
üerloren, bie ®Btter ber 3lrier ober ®oim eigentlich al« leufel 
anf(^märjen! Un« finb fte moralift^e ÜKä(ftte, bie fi(^ offenbarten 
jur Srjie^ung ber ^Rationen, bi« jur grreit^ung eine« legten ^itU^. 
9ieligion«i)erglei(^ung ift barum bie Aufgabe ber näc^ften 3«= 
fünft: fte bient jur Erprobung mirflit^er Ideologen. 

Unfer berühmter Sanb^mann ÜKaf ^Äüller in Ojforb ^at in 
feinen (Sffat)« bamit ben Einfang gemacht. {Ba« Suoier in ber 
Paläontologie, O. ©(^raber in ber ©prac^oergleic^ung geleiftet, 
muß im ®ebiete beö SSblfergloubenö burc^gefefet werben. 3)ie 5rtot^* 
wenbigfeit leuchtet fo fe^t ein, bag ju unferem Srftaunen felbft in 
ber 3a^re«üerfammlung ber ®5rreögefetlf(^aft \\x HBain} 1887 ein 
entf(^iebener Äat^olif, Dombefan Dr. f)einri(^, biefer neuen emi* 
nenten SBiffenft^aft ba« ©ort rebete. ffiir liefern erft S5orarbeiten 
ba^u, aber ba« (Snbergebnig lägt ftc^ ie^t fc^on ooraudfe^en: t^ 



VII 

bcfte^t in mc^r ßmoncipotion t)om Oubcnt^um! Der ©tiftcr bc« 
neuen Sunbe^ ^at un^ dorn SRofoi^mud erI5ft, unb immer me^r 
mirb und Mar, bQ§ bic Offenbarungen unb ^eiligen JJefte im 3e^oi)a^ 
fuü »efentlit^ auf bem iWaturbienfte berufen, ba^er bie Reiben 
mit bem audertt)ä^(ten Stoffe fie don vorneherein gemeinfam Ratten. 

S)ie 3fraeliten finb eine ber jüngften iWationen unb 
^oben aM bem Some älterer SBeid^eit gefc^bpft. @eit ber Sntjif^^ 
ferung ber babt)(ontfc^aff^rif(^en $ei(infc^rtften auf ben Z^onc^Iinbem 
ber Sibliot^ef bed Saiferd ^ffurbanipal ift bie t^eologtfc^e 
gorft^ung entft^ieben in ein neue« ®tabium getreten, ©inb biefed 
bie ben ©üt^em ÜKofi« oorange^enben Urfunben t)om gngelfturj, 
ber ©eltf(^öpfung , bem ©ünbenfaü, I^urmbau unb ber ©influt^? 
Engelbert gifc^er (^eibent^. u. Op.) behält bei oieten SRet^t in ber 
Snna^me: Slbra^am ^abe biefelben Segenben aud S^albäa mitge^ 
bratet unb »ortgetreu auf ÜÄofe« oererbt. Slnbere urt^eilen, baß 
bie dfraeliten nä^er in ber babt)(onifc^en @efangenfc^aft bamit befannt 
geworben , unb bie biblift^e ®enefi« nit^t ©otted Offenbarung fei. 
3Qnbit ^ie§en in dubäa noc^ lange bie 3^nbg(äubigen, meiere eine 
boppelte (Schöpfung, burc^ ben guten unb b9fen ®eift, annahmen. 
Dagegen proteftirt ber $err bei 3faia« XLV, 7. „3(^ ft^uf ba« 
8i(^t unb bie ginfterniß, gebe griebe unb t)erurfa(^e bad Sbfe." 
ffiir fc^ttjören auf ben Sibelte^t, aber mie ereifert fid) Seremiaö 
VIII, 8. „^a9 faget i^r, ba« ®efefe 3e^ot)aö ^aben »ir für un«? 
©e^t bo(^, ber trügerift^e ®tift ber ©(^riftgele^rten ^at e« gefätft^t." 

3)ad S^riftent^um ))erliert babei ni(^td, fonbern mirb baburc^ 
t)on ber einfeitigen äuffaffung frei, auf ba§ bie SSbIferretigionen me^r 
ju S^ren fommen. 3)er §ei(anb billigt bie 3o^oöf^ift^^ Se^re oon 
ber Äuferfte^ung am britten Stage, unb bie Urftänbe im Sl^if^^. 
metc^e felbft M€ (Srebo überging, entfpric^t germanifc^em Stational- 
gloubcn. Cbenfo bie Seto^nung ber ®uten unb ©eftrafung ber 
©Öfen. 3)a« Maffifc^e ^eibent^um fottjo^t, mie ba« 3ubent^um, ^at 
feine mifberen ®efta(ten auf}umeifen, mie bie gute Sert^a, $i(be 
unb Obilie, bie @(^u(e meig nur oon ^adftl unb 9{ut^! 

©eil im ^falm XC VI, 5 fte^t: „Die ®btter ber Reiben pnb Dämo^ 
nen!" mußten mir nit^t bIo§ ©öfeenanbeter, nein! ©atanöbiener fein, 
ffiulfram erfiärte bem griefenfürften 5Rapoto auf beffen ©efragen: 



VIII 

feine SSorfQ^ren feien o^ne »eiter« in ber ^öüe — »orouf biefer bcn 
^\xi aud bem Sloufbeden }urädjog, um lieber bei feinen 93orS(tern 
ju bleiben, ©elbft ©onifo} üerat^tete bie Deutfc^en al« leufel«^ 
anbetet, unb ber 8eben«bef(^reiber ßorbiniand, Slrbeo, nennt ben 
ÜWinnebet^er mit bem ©egen^trunfe fofort leufet^felt^ ! 

^uc^ bad dubent^um fugt auf ber 9}aturreUgion, 
namentlich in Slnfe^ung ber JJefte, nur öerftanben fie benfelben eine 
nattonalgef(^i(^tlt(^e Unterlage gu geben. S)ieg gilt Dor allem Dom 
^Jaf(^a ober weltgiltigen JJrü^ling^fefte, t)on ^pngften ber 3lernte= 
feier, Don ben Saubptten ober ber IBeinlefe, tt)ie auc^ Don ber 
Sen^jelmei^e ober bem JJefte ber Siebter um SWittetointer. ^urim 
gleicht unferer i^aftnac^t, unb ^ängt urfprünglic^ mit bem @piel ber 
Entthronung unb Einrichtung be^ t^rannifc^en {Binter^ jufammen. 
5)ie 3uben lernten ben ©ab^loniem i^r ©efaffeft ab, »elt^e«, in 
$o(^aften ouf bie Befreiung Don ber ©f^t^en^errfc^oft gebeutet, baö 
9uc^ (Sft^er auf bie angebliche 92ieberlage i^rer i^einbe in ^erfien be}og. 

5Woc^ Doltjie^t ber fiebente St^eil ber ÜWenfc^^eit bieSefc^neibung, 
ol^ne babei an ©ünbenfluc^ unb ®tt^ne ju benfen. @te übten unb 
üben auc^ bie Äaffem, unb »ilben Onbiqner, unb bie ÜRefifaner 
fc^nitten ein @tüd Don ber !93or^aut )um Opfer an bie @ott^ett ab 
mit ber «itte um 5»ac^fommen. (»aftian, «iltamerif. 704. 749.) 
5)ie Deutfc^en fannten biefe Unfitte nic^t, ttjö^renb bie Hebräer fie 
für eine befonbere Offenbarung Se^oDa« ausgaben. Unb mie Diel 
^b^er [teilen toxx un« in Slnfe^ung ber (5^e, fo baß Jacitu« ®. 17 
bie ainerfennung joUt: „!Bie ®ermanen finb faft bie einjigen unter ben 
^Barbaren, welche fic^ mit (Siner f^au begnügen.'' Sei ben ^eutfc^en 
ftanben bie grauen Don je^er in ^bc^ften Sl^ren, bagegen betet ber 
3ube jeben üWorgen: „$err ber Söelt, ic^ banfe bir, bag bu mic^ 
JU feinem ffieibe gemacht ^aft," bie grau bagegen: „$err ^abe ©auf, 
ttjic bu mic^ gefc^affen ^aft." (Menacoth f. 43, 2.) gerncr tautet 
ein ®ebet: „©ebenebeit feift bu, ®ott unfer $err, ffieltregent, bag 
bu mic^ feinen ®oi »erben liegeft." (Sbenfo fpric^t im (Seifte ber 
©emiten ÜBu^ammeb Dortourfötoeife: (Sure XVI.) „ffiirb einem 
Don i^nen bie ©eburt einer Stoc^ter Dertünbet, bann färbt fic^ au« 
Äummer fein ängefic^t fc^ttjarj unb er ift tief betrübt. 3a ob ber 
üblen Äunbe, bie il^m geworben, Derbirgt er fic^ Dor ben aWenfc^en 



IX 

unb tft in 3^«'M' ö^ ^^ P« jw f^te^ ©(^Qitbe behalten, ober in 
bie (grbe oergraben fotte.'' 

Selche Sefc^ömung ^at ber ®(aube an bad ^intmelftürmenbe 
©unber Oofno'd, »ie er jnr aSernic^tnng feiner geinbe ber ©onne 
felber ©tidftanb gebietet, im ^roceg mit ®a(i(ei ober bem (Soperni- 
fanifc^en ®9ftem jenen eingetragen, n^elc^e biefen Sertc^t buc^ftäblic^ 
oerftonben »iffen »oßten! Unb boc^ nehmen ^ente no(^ eng^erjige 
©ibelfreunbe, »ie Sieoin, ber ^atäftinafü^rer, *ie fc^on einem 
§omer geläufige poetift^e ^Jjperbel für I^atfat^e. ©palatin berief 
[id) im ^.öauemfrieg" auf ba« ©eif^jiel beö ägjjptift^en 3ofep^, 
ber, um ba« SSoIf im 3öume ju galten (?), fogar ein günftel al« 
gro^ne einforberte. (3inimennann II, 5.) ftann e« aber eine ärgere 
Z^rannei geben, ald bie oom ®o^ne 3afobd geübte, mld^tt bie 
^unger^not^ be« 93o(fed benü^te, um i^m mit aQer !93oamac^t, 
»ie ®enef. XLI, 44. XLVII, 14 f. »o^lgefäüig au«fü^rt, erft 
ade^ ®elb ob}une^men, fobann ba^ !93ie^ unb ®runb unb Soben 
ftc^ anzueignen, enblic^ bie armen Untert^anen ooQenbd ju Seib^ 
eigenen )u machen! 9{oc^ ^eute fluchen bie bortigen ^^eda^in biefem 
i^rem Unterbrücfer, bem Urheber ber me^rtaufenbjä^rigen ©Itaoerci, 
meiere erft in unferen Sagen burc^ bie anglogermanifc^e 9iaffe Schritt 
für Schritt aufgehoben »irb! 

a^uramajba, mie ©ra^ma unb Sien fte^en über 3e^ot)a, foferne 
fte nic^t }um jtampf unb SIutDergiegen aufforbem. ^ie 3uben 
felbft gingen jum „$errn ber ffielten'' über. Sic^, bag »ir über bie 
Sroberung be« gelobten Sanbe« burt^ bie Äinber 3frael feine ©erit^te 
ber (Sin^eimifc^en ^aben! freiließ ift fie in ber Sibel genug gefc^ilbert 
unb ein ^ijarro mit 3ofua ju Dergleichen. 5Wo(^ in ber Äänigö- 
jeit unter 3)at)ib »erben II ©am. VIII, 2 jwei ^Drittel ber 
üKoabiter ausgerottet, unb bie Slmmoniter I S^ron. XXI, 3 mit 
©ägen, eifernen ^aden unb Jfeulen }um 2:obe gebracht, noi} 
me^r mit ©treittoagen unb lOreft^fc^litten jerquetfc^ ober in S^tQth 
Öfen gett)orfen unb oerbrannt. Eheu ! Unb mld^ eine Slbtunft ))on 
ber ©lutft^anbe 8ot'« ift ben beiben ©tämmen SWoab unb «mmon 
angebic^tet! ©(^äbelpQramiben errichtet ber fromme jtönig del^u 
oor ben Sporen 3ejreel« II ftön. X, angeblich im auftrage ®otte«, 
mie eines $i}lipu}li. ^Jßit 3uftimmung ber äln^änger ber ^ro^ 



X 

p^ctctt Iä§t bicfcr Slu^rotter bc« ©aatfuttc« bic ficbjig ®5^nc Äönig 
äc^ab« f(^Iad|tcn, unb fic legten bie ^öpfe in Äbrbc unb fonbten jte 
nac^ Scireet, mo man fic in 5n)ei Raufen ju ©eiten bc« S^ore« 
auffc^i(^tetc! — ©ie aftbibfifcfic ÜWoral ift mcber (^riftfic^ noc^ — 
germanif(^! 3a^öc erfreut fic^ Genes. VIII, 21 am £)pfergeru(^, 
ttjie ^tM. 

3ft c« feine Srnicbcrung, menn, n)ä^rcnb id) biefe« f(^rieb, nat^ 
©eri(^tcn au« ßonbon (GciPifc^ 6I)ronicte 7. «pril 1890) im f. ©c^toffe 
O^bornc tcbcnbe ©über au« bcm ®U(^e Sft^er aufgeführt mürben, 
ia eine ^rinjcffin felber in ber 9tofle ber iranif(^en Sofa SWontej 
auftrat! S« fel)It nur noc^, ß^riftu« al« ^aman barjuftcüen. ®o 
ücrfe^rt ift unferc Sräie^ung unb bic SBeltanfc^auung felbft unter 
©ebilbeten! 3)a« mu§ fic^ änbern, ober foUen wir un« baran fpiegcin? 
Sut^er ^ätte ba« ©ud) gar ju gerne au« bem ffanon entfernt, 
unb fc^reibt e^rlic^: „3Son ben 3uben unb il^ren Sügen." „O »ie 
lieb I)aben fie ba« S3uc^ Sft^er, bag fo fein ftimmet auf i^rc btut- 
bürftige, rachgierige, m5rberif(^e ©cgier unb Hoffnung! Äein btut- 
bürftigere« unb rachgierigere« ^olt ()at bie @onne je befc^ienen, al« 
bie ficfi bünfen, fie feien barumb ®otte« 35oIf, ba§ fie muffen bie 
Reiben morben unb n)ürgen. Unb ift and) ba« öomel^mfte ©tüd, 
ba§ fie üon i^rem SWeffia gemarten, er fotle bie ganje ffielt burc^ 
i^r ®c6mcrt ermorben unb umbringen, wie fie benn an un« S^riften 
noc^ gerne tljäten, mo fie fbnntcn." SBo^t gefproc^en! 

©enn ^aulu« I Äor. I, 22 fc^reibt: „!J)ie 3uben begehren 
ffiunber, bie ®riecf|cn oertangen nac^ SBei«^eit," fo gibt er offenbar 
ben (enteren ben SJorjug. 35ie pautinifc^e ®Iauben«botfc^aft ober ber 
§etleni«mu« fam ber ffiett ju gute; mit bem jubaiftifc^en ß^riften- 
t^um, fage: mit bem ßifer üTiofi« unb bem ®eifer ber ^rop^eten 
märe eine neue ©arbarei hereingebrochen, mie fotc^e in ben erften 
3a^rl|unberten auc^ broljtc. 35a« jmeiteOebot @fob. 20, 4 mußte 
fc^on ben greulichen b^jantinifc^en ©ifberfturm rechtfertigen, unb bic 
©iebcrtäufer unb ßabiner müttjcten fo greulich mie bie ®an«cutoten, 
baß bie tjcrrlic^ftcn ^unftmerfc ju ®runbe gerichtet mürben, unb c« 
in i^ren ®otte«l|äufern fo fc^aaf unb fa^I au«fie^t, mie in einer 
Oubenfc^ulc ~ 3lüe« im 5Wamen be« göttlichen Oefefee«. 

3eu« at« Sllloater ift ber Präger ber fittlic^en ffieltorbnung, 



XI 

at^cnc fie^t al« bic cmigc SBci^^cit unb SSorfe^ung i^nt jur ©titc. 
5)cr apoüinifc^c Äuft ju 3)clp^i unb bic ctcufinifc^cn SDl^flcricn l^abcn 
bic rcUgiöfcn 3bccn üon ©c^ulb unb ©ü^nc, Ucbcrminbung bcö 
?cibc« unb lobe« ausgeprägt, ba§ ^inbar unb Sicfc^^toS, noc^ üor 
©ofratc« unb ^Jlaton, mic ^rop^cten baS SBort für tiefe« ©(^utb^: 
bcmufetfcin ncl^men fonntcn. 3n«befonberc $ in bar, ber St^ebaner, ift 
ein fo retigiöfcr 5)icf|ter bc« Slltcrt^unt«. bag fein fitttic^e« ®cmüt^ 
unb ber f)id)\U «ufft^toung ber ^l^antafic i^n beut beften ^cbrä* 
ifc^cn ©c^cr an bic ©citc ftcUt. 

Der 3ube fuc^t feinen Kapporo, ober, entfprcc^enb ber lieber- 
tragung ber ©c^utb ouf ben ©ünbenbod, einen ©teüücrtrcter. Dagegen 
nähert ftc^ bic ^eibnifc^c ^ugbi«cip(in gau) ber c^riftUc^cn, iDcnn mir 
^ören: f)erallc« ^at ben 3pl)ito0 im Slnfatt üon SRaferei über bie 
ÜKauem t)on Jirtjnt^ tobt gcftürjt, unb »iß barauf bnx6) 5Wefcu« in 
¥t|Io« ftc^ üon ber Slutfc^ulb reinigen laffen. S)icfcr ftbgt il^n mit 
abfc^eu jurücf, aud) ju ©parta mirb i^m bic 8o«fpre(^ung t)orcnt* 
galten; cnbtic^ abfofoirt i^n Deip^obo« öon am^ftä. S)o(^ wirb er 
\ax ©ünbenftrafe öon einer f(^mcren Äranf^eit bcfaücn, unb »cnbet 
fi(^ nac^ 3)c(p^i, um auf ben $Rat^ ber ^tjt^ia ©enefung ju er* 
langen. Dicfe ücrtocigcrt i^m ben ©pruc^; ba nimmt er ben Drei- 
fuß ^inttjcg, errichtet ein eigene« Orafet, unb läßt fi(^ in ftampf mit 
apotto ein, bi« ^t\x^ mit bem Donncrfcil jmifc^en bic ©treitenben 
fä^rt. aiber ba« Urt^eit tautet, baß er ju breiiäl)rigcr Dienftbarfeit 
fi(^ verlaufen laffc unb ba« ^anbgelb jur ©ü^nc an ©ur^to«, bem 
3Satcr be« 3p^^to«, gebe. ®5rrc« ließ bic ©trafmunber üWofi« 
o^nc opotal^ptifc^c @r!(ärung nic^t gelten. 

ÜÄcin „^cibent^um in feiner ©ebeutung für ba« S^riftent^um" 
ücrlocftc feinen ®cringeren al« Dbüingcr, t)icr 3al|re fpäter fein 
fogenannte« „f)eibcnt^um unb 3ubcnt^um at« SSor^allc jur ©eft^it^tc 
be« 6^riftentl)um«'' bagegen ^erau«}ugebcn. (ÜÄanj 1857.) 3m 
richtigen ®efü^(e, baß bie 5ßcbcneinanberfteüung i^m nur fc^aben 
fönne, ^at er mi(^ tobtgefc^miegen. 3c^ fannte \\x gut bie ©renken feine« 
ffiiffen«. «I« fein ßlaborat erfc^ien, erflärtc ü. Saffaulj: Da« 3uben^ 
t^um mag richtig bargefteßt fein, aber üom $eüeni«mu« tjerfte^t er 
nit^t«. ^aneberg bagegen äußerte bei aß feiner angebornen ü)}i(be: 
9Som ^eibent^um miß ic^ nic^t fprec^cn, aber ber aWofai«mu« ift 



XII 

gan) unb gor mtgt)erftQnbcn. 3(^ fogte: „3^r ijabt betbe Siecht!'' 
S)te mibcnDörttg rationotifttfc^en unb ncgotben ®runbfö|c !Dö((utgerd 
üon „^ricftcrlug unb Orafcitrug" müßten, in'« ß^riftcnt^um 
übertragen, un« um allen ©(auben bringen. !Caju gehört me^r 
©tubium, aber alle fc^marjen (färben ber $a(ette ^^at ber famofe 
®ete^rte ben SSblferretigionen angeftric^en; e« fehlte foum, bog er 
i^nen SteufeWfult jufc^rieb. 

I)a« Opu« be« mir jeitleben« feinbfeligen Se^rer« ift ba« Non 
plus ultra üon jubaiftifc^er Befangenheit. !CerfeIbe ^atte nic^t eine 
(eife S^nung, bag ein @«ra, ber eigentliche 9?ebafteur ber altteftament^^ 
ticken 9ibe(gefc^i(^te, bie SR^t^en üon 3ona«, bem t^bifc^en $era!(e« 
©imfon, üon ^enot^ unb Stia« eben|o ^iftorifirt ^aben, wie @ajo 
©rommotüu« einen Balderus, Hotterus, Ollerus, ja in feinen 
93ortrögen räumte er ben beiben (e^ten, jum $imme( gefahrenen $ro- 
p^eten ein eigene« Cubiculum ein, um barin ben jüngften Sog abju* 
märten. 1>a% 6(ia« ber fananäifc^e !Connergott fei, unb ber $rop^et 
nur ouf biefem ^intergrunbe im feurigen ffiagen gemalt ift, burfte 
man i^m ebenfaU« nic^t Har fteflen. ®egen fo megwerflic^e auf= 
faffung be« $e((eni«mu« auf Soften be« 3ubent^um« ^abe ic^ in 
ber SSorrebe jum II. J^eil meine« geben« Stirifti 2. aufläge emftüc^ 
SSerwa^rung eingefegt. Qd) fämpfe alljeit mit offenem SSifir. 

1>it beutfc^e 9?eligion ^at üor allen ben S^orjug, ba« $olt fitten^ 
rein erhalten }u ^aben, fo ba§ S^acitu« bie ©ermanen ben 9{ömern 
al« aJiufter öorfteflen fonnte; mctc^ ein 3^"9tti6 ftetlt er bagegen ben 
Ouben au«! Sn feine gerechte 3lnerfennung rei^t fic^ ber Sobprei«, 
meieren Sluguftinu« bei ber @inna^me 9{om« burc^ Htaric^ ben 
gutmüt^igen ©ot^en ert^eitt, eine Scene, bie Sinbenfc^mit in feinem 
großen ®emälbe oeremigte. iDaju !ommt ba« 3^"9"i6 ?lrbeo'« im 
Seben Sorbinian«: bie Sajuoaren maren viri proceres, in caritate 
et humanitate fundati — „wa^re SReden, aber ood ®üte unb Ü)?enf(ft= 
tit^feit." !Der ©prucb in ber SSBeffobrunner ^anbfc^rift: Jöle fint 
Uual^a, fpad)e fint ^eigirä — Stulti sunt Romani, sapienti sunt 
Bajoarii! jeigt, baß biefe fic^ auc^ für gefc^eiter at« ienc Satinuli 
hielten. Satini bient un« noc^ ^eute at« Spottname für 9}öm(inge. 
@« gibt nur }u menige, bie ein Urt^eil ^aben. 3c^ bin tein f)eibe, 
gleic^wo^l fürchte ic^ mit bem ^eibenprop^eten Sileam ba« ©c^icfjal 



xni 

t^eilen }u muffen, bag mancher (Sfel mtc^ eined Sefferen toirb be« 
•le^cn »oBen. 

Sßhr ^oben allen ©runb, unferen beutfc^en 9lattona(g(Quben 
^o(^ }u galten unb jur näheren jtenntnt^ unb Sürbigung }u bringen. 
Sr t^eilt bad ®c^t(ffa( oller ^auptreltgtonen, aud ber ^eimat^ 
Derbrängt worben gu fein, ffiir fe^en ben 33ubb^i«mu^ aM 
3nbien getoit^en. Die Se^re 3oroQfter^ mit ber gorberung öon 
{Reinheit in ©ebonfen, ©orten unb ffierfen unterlag bem 3«Iom, 
unb i^re ^riefter Pesten mit ben ^eiligen Süt^em nad) ©ubfc^erat 
in $inboftan, Don U)o erft SnquetU !Cuperron ben 3^nbQDefta jurüd» 
brachte. 2)ie duben mürben burc^ bie 9tömer, bie S^riften burc^ 
bie Slraber ou« i^rer ffiiege ^atäftina ^inou^geworfcn. Die Cbba 
ober norbgermanifc^e 9(fen(e^re marb nod^ d^fonb gerettet; ein 
©ruc^ftüd ber eintieimif^en ®enefi^ blieb noc^ im ©oc^fenlanbe 
juräd, unb gelangte a(^ SSeffobrunner ®ebet auf und. 9(ber fetbft 
o^ne ^riefter unb gef^riebene Urfunben ffai bie 5Wation bie ©btter^ 
unb ^etbenfagen ftücfmeife bema^rt, ba« SSoItegebäc^tnig überliefert 
noc^ bie (Stemente ber Urtrabition, mid)t, toit bie @pra^e, bid 
öor bie SBölfergerftreuung jurüdge^t. 

„@amme(t bie Ueberbleibfel, bamit fie nic^t Dertoren 
ge^en,'' fprid)t ber ^err im Söangelium (3o^. VI, 12), unb »ieber- 
^oten »ir mit ßäfariu« Don f)eifterbac^, ber feine ©ammtung 
Don SSSunber^ unb 3<^ubergef(^i(^ten bamit einleitet. Säj biete ^nbered. 
9ßan werfe mir nic^t Dor, ed fei Unbebeutenbed mit in bie ©omm^ 
(ung }ur 9?e(igion<$Derg(ei^ung aufgenommen. Saiftner meift in 
feiner „©p^in;" ^anbgreiflic^e Ülntlänge an bie bei ^efiob unb 
f)omer, ober mie immer erhaltenen griec^ifc^en SK^t^en nac^. SSon 
Staate« bi« auf $)ege( befte^t ein ununterbrochener änfampf ber 
^^ilofop^ie gegen bie fortbauernbe SOi^t^ologie — umfonft! 
S)ie religiöfen Sagen bitten eine unDeräugerlic^e aJiitgabe, ate ob fie 
i^ren Jrägem im ®e^ime ober im ©tute ftedten. ®emütl^ unb 
"^^antafte nehmen Don Sinfang baran ^eil. SSer glaubt mit JBugge, 
ba§ bie ^riftlid)e Segenbe bie beutf^e SR^t^ologie gefc^affen? Umge- 
fe^rt! Seifpielöweife ^brte ic^ Dom ©c^mieb Don SBölunber«* ober 
^lunberdioeil, Don ftinbedbeinen an erjä^len. Der üBater ^atte bad nic^t 
aM ber ®(^ule, bie ed frii^er nic^t gab, fonbem Dom tl^n^erm, unb 



XIV 

fo ge^t bic ©tufenicitcr aßcnt^albcn bi« hi'« ^btftpe Älter bc« bcutfc^cn 
95ol!c« guriJd. anbcrwärt« ift c« bcr ©c^mieb tjon Oüterbod, weither* 
bm lob am ©tü^It^cn gefangen l^ielt. 3c^ beftc^e barauf, ma« immer 
jur fflettfage gehört, fei au(^ im entfernteren ©infel be« ?anbe« oon 
JBefong. (93g(. meine !Centn)ürbigfeiten oud bem 3farn)infe(.) 
üBolf^^elben tf)un bie Sßunber ber oüen ®ötter! ^epfjäfto« fc^idt 
ber ®bttin f)ere au« feinem SBerftede im üWeere einen gotbenen 
2:^ron mit unfit^tbaren fjeffefn. ^i^ fie ftt^ ober barauffe^t, 
fömmt fie nic^t mef|r lod, bid ber buri^ f)era'9 3^^" ^^^^ dxjinp 
geftürjte SOieifter »ieber jurüdgefü^rt ift unb bie aJiutter erlbft. 
(greller 143.) !Da«fetbe vermag unfer ©c^mieb, unb nit^t aüein 
$erafle« fämpft bei feinem f)inabfteigen in bie Untermeft 
na(^ iguripibe« (Alcestis 24, 846) mit bem J^anato« fefber, unb 
bejwingt md^ äriftartft in 31. V, 367 bei ^lo«. b. ^. unten an 
ben Pforten ber ©(^attentoett ben Job in ber ^erfon be« f)Qbe«. — 
Sie ^at botft (S^ra, ber ijmeite 9Rofe«, bie 3uben, unb al^ beren 
SWot^treter unb 5Wa^beter und für f)erafle^ ©imfon unb ä^nlit^en 
®ibe(gef(^ic^ten }u ©(äubigen gemacht! !Die noc^ immer bomoc^ 
gef(^u(te 3ugenb mug und erbarmen. S^riftud befeitigte bod aud- 
erwählte SSotf 3fraeU unb pflog natft 3ofep^u« Ant. XVIII, 33 
c^arofteriftifc^ Umgang mit f)e((enen. ©c^obe, bag mir biefe griec^ifc^en 
greunbe au« ber !De(apotiö, bie gteit^jeiügen ?^i(ofop^en au« 
©abara, ©erafa unb $^ilabe(p(|ia im @t)ange{ium nic^t genannt 
finben! ®eno§ boc^ auc^ $au(u« fofc^en Umgang. 3)er ©toifer 
at^enoboru« oon Sarfu« »ar ber 8et|rer be« ftaifer« Suguftu«, unb 
ber 9?^etor Itieoboru« au« ®abara ert^eitte bem liberiu« Unter- 
richt in ber ©erebfamfeit. ®enug! ber Urheber be« S^riftent^um« gab 
fe(ber ben Reiben ben ^orjug. ^Darunter fonnte ba« S^riftent^um 
auf feinen gefünberen ©tamm gepflanjt »erben, at« ben ber ®er* 
manen. ©ie ^aben bie unter ber Stbmer^errfc^aft abgelebten 3Sölfer 
be« äbenblanbe« mit frifc^em SBIute regenerirt. ©ie finb bic eigent= 
Uc^en SJorfämpfer ber ftirc^e geworben; ob nun Don ben Singein 
@nglanb, oon ben ^anfen ^anfreic^, oon ben !93anbalen Slnbalufien, 
oon ben Songobarben bie Sombarbei ben ^amtn fü^rt: e« ift überall 
fembeutfc^e« 95oIf, unb mo wäre bie JReligion 3efu mit ber ^ül^^ 
le^re geblieben, ^ätte fie nic^t in ben germani|c^en Sonben feft ge 



XV 

mur}e(t? !993a^re ^at^oHcttät nimmt bte ^eibenmelt mit in 
Jlnjpru(^, ni^t aHein jübif^c Offenbarungen! 

©a« wir firc^üc^ ben 3uben entnommen, finb nur ju oft 
Äpolr^pöcn. ®iner ber größten t^eologifc^cn ©clc^rten unb ebelftcn 
3Ränner unfcrer 3^'^ ^^^^f. Dr. ^anebcrg, mein greunb unb 
mitunter JRat^geber, fträubte fn^ mibcr ben burc^gängig biftorifc^en 
g^arofter ber Sucher ber 3Waffabäcr. auf (grfinbung beruht 
bie aWart^rgefc^ic^te oon ben fteben ÜWaffabäifc^en ®rübern; unb 
nac^ biefem üÄufter finb al« Ojjfer ber ß^riftentjerfotgung ber 
{)(. geficita« fieben ©ö^ne angebic^tet. Unroa^r ift bie ©ef^ic^te 
ber @ufanna unb bad ganje Segenbengemebe, melc^ed um 3)anie( 
fic^ fc^tingt. ffiir lernen öon ben J)eutfc^en, ba§ ed für Syrern 
pflit^t galt, wenn Ärieger i^re ^elbcnt^aten i^ren ^er^ogen juf^rieben: 
unb bieg gilt au^ üom Kampfe ^Daüibd mit ©otiat^, wie 
II ©omuet XXI, 19 nit^t t)erl|ef)(t. ©ie anfd|autid| ^at ber jübifc^e 
©efc^ic^tfc^reiber bie Begegnung Slte^anberd bed @ro§en mit 
bem^o^enpriefter üor ben Si:t)oren ber ^l. ©tabt, unb beffen 
aboration 9e^ot)aö gefc^ilbert, unb boc^ !am ber 3Äacebonier nie 
nac^ 3erufa(em. üRit welcher 3Sorfic^t finb barum ganje Partien 
i^rer ^(. ®üc^er aufzunehmen unb ift bie 9{etigion^gef(^ic^te bamac^ 
)u berichtigen. 

9u^ bie 3)eutf^en ^aben ein ^atriarc^enalter, unb barauf 
fommen mir jurüd, wie ber ^err im ßüangetium »ieber^olt öon 
aWofc« ober ben Hebräern abfielt, unb bafür auf bie einfache 8e^rc 
unb ÜRorat ber SSormelt ^inweift mit ben ©orten: ,,35 on ben 
35 fitem ift e«." Diefer äinweifung fotgenb rooUen wir mit me^r 
(5^rfur(^t bem retigiöfen Srbe öon unferen aitüätern ben SBIid ju* 
iDcnben. 

©ir galten grunbfä|{i(^ feft unb (egen biefem Suc^ mit fo üieten 
uniücrfeßen 5Wac^n)eifen jum Belege ber roettgiltigen J^atfac^c öor: 
„®o« im Olauben ber S5blfer rourjelt, ge^t nic^t mel^r 
unter! 3ebe jüngere {Religion übernimmt ba^ Onöentar ber 
älteren. ®o ^aben »ir tjon ben 3nbern bie Sumari ober fim=^ 
mcriftfte 3Rutter, unfere mann^meibtit^e ^ümmernig, eine fo«^ 
mogonifc^e ©eftalt. Sonrab^ meift „bie ägtiptifc^e @ötter« 
füge in ber c^rifttic^en Segenbe" nac^, unb wie Ofiri« Onup^re in 



XVI 

ben Qt. Onup^riud übergegangen. 2:a€ttu9 beglaubigt bte fd^möbifd^e 
dfid unb bamit Ste^atennia, bie meiblic^e gorm be^ ItRUgotte^ 
9{t(^o( ober 9{tfo(au$ mit bem $apierfc^iff(ein. !Cen femitifc^en 
5Wamen be« 8ogo« ber Offenbarung, üWenira, ^oben bie ^bbnifer 
bem 5Worbtanbe mitgettieitt, »o er a(« 3Wimir in ber (gbba Orafel 
ert^eilt unb Skid^eit fpenbet, u. f. xo. 

Die Äirc^e ^at biefe« ffirbe großent^eit« einget^an, unb falen- 
borifd^ oerwert^et. 9tom, bie alte f)eibin, ft^bpft i^re neuen 
3)ogmen einfach au9 ber 3J{t|t^o(ogie. !Die perftfc^e Snä^ita 
^eigt nadf gtiebri^ Sinbifc^mann buc^ftäbUc^ Immaculata, unb 
i^r (gbenbitb 5«eit^^«t^ene {)ei§t nit^t bloß üor aUen ^allo«, bie 
Sungfrau, unb i^r ^eiügt^um auf ber «tropoli« ^art^enon, fonbern 
fie ift unbefledt in ber Srnpfängniß unb mafello« in ber ©eburt bem 
Raupte be^ aSater« im f)imme(, 3^"^* ^l^ göttliche aJiineröa bem 
Supiter entfprungen. S)ie Conceptio per aurem ift oon aJiaja, 
ber üRutter ©ubb^a«, auf9Raria übertragen. Da« 1870 beantragte 
'Dogma üon SD^ariö f)imme(fa^rt erlebigt ftc^ einfa^ burc^ ben $in^ 
meid auf Slftröa ober bie ©c^ec^ina. ®ie ^eigt f)immetdfönigin 
mdf i^rem SSorbilbe ÜKelec^et f)afc^amaim, 3erem. VII, 18, ber 
fart^agif^en Virgo coelestis. !Der no^ in ber 8uft ft^wcbenbe 
©(aubendfa^ oon ber Uebertragung be« ^(. ^aufe« nac^ Soretto 
repeftirt nur bie rabinifc^e Segenbe, ber Oe^ooatempef fei in ffia^r^^ 
^eit nic^t jcrftört, fonbern bi« auf meitereö in ben $immel ocrfefet. 
(ginft fteigt aber nad) 3o^anne« Offenbarung XXI, 10 ba« ^immlift^e 
3erufa(em mieber auf bie Srbe ^erab, U)ie bie ftaaba ju SDtelfa oon 
oben ftammt. Da« f)eiligt^um Slpollo'«, oon ben SBienen au« 
©ac^« erbaut, »anbert oon Delphi ju ben ^^perboräem, »ie ber 
Tempel be« ^(. @raa( einft oon 3]tontfa(oatf(^ nac^ bem Orient 
oerfefct fcirb. 

Damit ift nid^t gefagt, bag aUer SkUglaube SD^^t^otogie fei. 
3(^ bin ein Deutfc^er, unb mill nur gegen bie bi«^erige Untunbe 
unb barau« enDac^fene Unterfc^ä^ung aUjeit jur 6^re unferer ItRation 
bie attoätertic^e Stetigion ergeben unb oerffinbigen. 



31 n ft fl 1 1 



Seite 
iöottoort V— XVI 

1. i)et (Sottedftiebe in bet botbUblid^en äBeil^naii^t .... i 

2. 2)te ata)ölf Sßetl^nftd^te unb bad 9lad^tma]^( 5 

8. 2)er 9Bet:^nQd6t3ttfd6 an ber Sttiit ..... 9 

4. 3)ie @dnnad§t unb baS SSeil^naii^ttinb 11 

5. 2)ie SBei^nad^tdmeffe ber Unterivbifd^en 14 

6. %n 9Beiina(^tdbQum 20 

7. SSßei^nad^tdbefd^eetung in Seb!ud^en unb iSBitnbtob ... 22 

8. 2)et ®te|)^andumtitt ... 24 

9. @t. 3o^Qnnd 6egen, bet altbeutfc^e SRinnehan! ... 27 

10. Unfd^ulbtg Itinbettag. (Berntanifd^e Geetenlel^re .... 32 

11. 3)te 5lIöpfeUn&d^te : . . 35 

12. 2)q3 Huffinbeln ober ^ijftln am ^feffertag .... 89 

13. Heiligung ber Sll^üre mit brei 9tunen auf <Sro§neujal^r 42 

14. 2:ie ffiaunt ober Soodnftd^te 44 

15. £te magifd^en 9iamtn ita9pax, ^etii^tor, iSSalt^afar ... 46 

16. i)te fRaud^n&d^te mit ber @alj|toet^e ... . . 47 

17. ^ie 6temftnger auf 2)reifönig. Hl^nenfutt .... 49 

18. Sid^tmeg 51 

19. 2)er SSagen ber Sftü^Cingdgdttin 52 

20. ^er Garnetat mit bem Sd^ifftoagen carrus navalis ... 54 

21. gf<^fd^ing. (Il^arit)ari unb Sarifari 56 

22. 2:er unftnnige $finf}ag. 9lanengerid^t 58 

23. 2)er gfailnac^tfd^immel 61 

24. 2)er gfaflnad^tlönig unb ber ^fingflbua 64 

25. Sobtenfonntag. Sobaudtragen unb gfrül^UngSeinsug . . • 67 

26. «fdfeermitttoodi . 69 

27. 3n ben 9ipx\l fd^idfen 70 

28. 2)te urtoeltlid^e 2)rad§entegenbe 71 

29. S)er (Beorgiritt 75 

30. 2)er 2)rad^enflid§ au 3furt^ 76 

31. 9(egenbittgdnge unb 9liefenfal^nen 78 

32. $efl« unb Seid^enf|)iele ' . 81 

83. Ser Sd^Afflertan) unb feine iBerbreitung 85 

84. Siertaufenbia^rige ^elobie ber (Brebl in ber Sutten ... 89 

85. 2)er attgermanifd^e 6d^tOfrttana 91 

86. ^rentana t>or l!aifem unb il5nigen 97 

87. ^er fRe^er«8runnenf|)rung unb bie attifd^en Supl^onien 99 
38. S)al 6d^embarttottfen in 9lümberg, ber 9lomenftabt ... 104 

U 



XVIII 

6fite 

89. Sätote unb bei toeige Sonntag. 9Utoeibet gfoflnad^t ... 108 

40. ^et $aImbQum unb bie gfelbettoetl^e 110 

41. 2)ie ^axtooä^t. föoxd^xWiäit tftonfaflen 111 

42. (S^tflnbonneYflag 113 

48. ^ie Sfu6tOQfd§ung. ^atrtatd^alifd^e llöntgdfttte . . .114 

44. i^Qtfteitag unb bte (Silöfung t>on ^tn\ unb Setb . .118 

46. äBelttrouet. (Slodenteifen unb Sobtengloden .... 120 

46. Untetfeeifii^ed (Slodengel&uie au f^o%tn gfeflaeiten .... 123 

47. 2)a$ gf^fl bet gfeueretflnbung. $tometl^eud 125 

48. i^atfamflag unb bie Sf^uetemeuetung 181 

49. 2)a3 Ofletet 185 

50. ^qS $Qfd^abrob mit i^inbetblut 140 

51. 2)a8 Ofletlamm ald intemationaleö Sf^WingSof^fet ... 142 

52. ^te äad^enau mit bem ^odop^tt unb hem ^odbin . .144 
58. ^Qd Ofletmal^l bet alten i)eutfd§en 148 

54. <S)eT (Bobenttfd^ 151 

55. Oeflertid^ed SaUfii^tagen 158 

56. 2)ie Bäfbn* unb bte Gt&rfe trinfen 154 

57. 3)a8 Äegelfpiel 156 

58. 2)eY ^eimgarten unb llofel. Serg^oc^jeiten .... 160 

59. 2)et aWaigraf 164 

60. ^ar^a, bie ^aüönigin unb bte ^aile^en ouf äBalpurgiS . . 167 

61. ^ex ÜRatbaum 170 

62. Der ayia^en unb bo3 3Kaiffien 172 

68. 3)et gjpngfttitt. Sfeflfprui bet ^ßftngflbuben .... 175 

64. 2)et !Pfinöft!önig 178 

65. 3)ad Od^jenbtaten am Ätönungöfefte 180 

66. <£)et ^finöfilümmcl 182 

67. S)ct fjaflnad^t« unb $fingftiadfc( 184 

68. 3)a« 3adelf(^u^en bet ©cftlofiet 186 

69. 2)ie ^fingflbtaut obet bet SBaffettJogel 188 

70. 2)ie 2)ubel unb i^te attett^ümlid^en 33otbilbet .... 190 

71. gflutumtttt am Sc^auetftettag unb ®ten3bef(i^au am ®d^nabgang 198 

72. SBoband!a|)enen mit bem toet^ungetten Sd^immel ... 196 
78. ^ie Unter^betget ^eetgefetten unb i^te lütten .... 198 

74. 3?a« SOßunfd^pfetb unb feine JReitet 199 

75. ©tabttoal^taeidjen. 2)et ©d^immelbieb . . . . . .202 

76. ^ad @iegedf(4toett itaxU bed otogen 203 

77. 2:et Bpm* unb SBeiltoutf. 6an!t SBolfgang .... 204 

78. SBalberäbtunn unb anbete 9lo6^ufquetten 206 

79. Uttetbotn obet Ultid^S« unb anbetet ^eiligen»OueIIen ... 208 

80. ^oban au $tlatud unb ^etobed etniebtigt. ^olba ^^atailbid 

aU ^etobiüd 21 1 



XIX 

©eite 

81. Aöntg SBa^mann aU to)tlbet 3&get unb bei Mmqji]tt . . 214 

82. 2)te iDtIbe 3agb burd^ bie ^^enne 215 

83. ^ie (Suren bon ^aag. (Sebietdertoetb unb (SIrenalauf . . 217 

84. 2)ad 3o^anntdfeuet 219 

85. SBtanbopfet 221 

86. 9ergfeierlid^!eit 222 

87. 2)et Sonnentaus 224 

88. S)ad Sonnentab» ober Sd^etbenf^Iogen 226 

89. (B(o(fenfagen auf ^o^anni 229 

90. 2)te Sonneniungfrau unb i^r ^rlöfer 230 

91. 2)ie golbene Sßiege 232 

92. ©rfiatfeuex 236 

93. SJa« Sid^t» unb Sebcndf^ifflein 238 

94. Gttomfegnung unb bad ^immelbcobfd^u^en ju Soufen . . 239 

95. Sd^iffecfted^en unb gftfd§eTf|)tele 240 

96. I^rdutertoeil^e am Stebftauentage 242 

97. gflad^Särnte unb ^ad^iop^ntapiVitn 243 

98. ®et S)icnflbotenmat!t 245 

99. Cdtoalbr bet ^etr ber ©djnittet unb 3W&t|bct . . . .249 

100. 2Ja« ^abetfclbtreiben 251 

101. 2Boban$ 2)iener im llampfe h)tbeY bie 9leu(e^te unb gefeßfd^aft* 

lic^e Stäben 254 

102. (Sermanifd^e 9lügegettd)te 256 

103. SBoban SBartolb aU ^rtfllid^er ^artolomä .... 259 

104. 1)et 9log!opf unb bie 9leibflange 263 

105. gottbauer bet ^logopfet 265 

106. 9lo6> unb SRtnbertögeln toibec ben ^ie^fd^elm .... 268 

107. Äulftopfer aur Slbtoe^t bet ©euc^e 270 

108. 2)te ^a|enmuttet gfte^a unb bet ©tur^tegen .... 274 

109. 2)ad SBodf^eiligen obet bet ©ünbenbotf im Slbenblonbe . . 275 

110. 3^et Sd^neibetbod 277 

111. ^ie ©au aufgeben obet baS St^toein aU ^etnteopfet . . 279 

112. 2Jad SBStenaufbinben, Socf unb ^abetgaig .... 282 

113. 2)et «Ite obet bie 5Woc!el unb Cmnbdfut 284 

114. £ie 6(^h)eine bed ^l. gftanaidfud unb ^ntoniud ... 286 

115. f)et ©aat^a^n unb ^al^nentana 288 

116. 2)et ^a^n aum (S^eldbnig unb Sobtenopfet .... 289 

117. CueOopfet 293 

118. aWid^aeUfcft. ^immlifd^e 3Hitfheitet im Stampf ... 295 

119. Det ©dftlangenbann . .299 

120. 2)ie gfelbmaud aii $eflfQmbol unb 9lUato|)fet .... 303 

121. 2)ie 993eltfage t)om SHattenfdnget. $atallele au ben SBunbetn ^oftd 305 

122. ^n SRauStl^utm unb Wäufeftag 308 



XX 

Seite 

128. 3)et fd^toorae Sob unb boS toeiffogeitbe Setamftnnlein . 314 

124. 2)ie $efl unb bad Hugurtum 316 

125. 6t. Uhtd^ bet ^audpotton 319 

126. ^ttl^tbub im 9benbtanbe. 2)te fliege unb baS Bd^ladii^ani . 821 

127. 6t. ÜRognuS, 6((u|pQtYon toiber alled Ungeatefer ... 824 

128. ilotoinottIa|)eIIen. (Beft^tdumen aud bet IteUenjett . . 327 

129. 2)et 6onnentoagen unb fein gfü^rer 830 

130. Seonl^Qtb bet altbo^etifii^e ^ettgott 882 

131. ßeon^otbifQ^tten 884 

182. $ottt)bUbet t>on Gifen unb SBac^^ 837 

183. ^a% ^ufetfen atS ^^oliSman. SBo^taetd^en bet ^togttappe . 340 

184. 6t. Stettin mit bem 6d^immet 843 

135. 9{i!olaud bet 6d^iffd|)Qtton aU 9{t(gott 845 

186. 9lt!o(QUd bet ilinbetfteunb unb 6ttaftid§tet .... 347 

137. IRimtt unb 3{tS Jtt^aUxmia. ^untfd^et 9te(igionSetnfIug . 850 

138. Umaug bet Setc^t obet (üfenbett^a 352 

139. j^at^atina unb i^t (&xab am femttifd^en Pitl^äton . 354 

140. 2^ie üotd^tifttic^e Sotbata 355 

141. %ie manntoeiblid^e SBeltmuttet 358 

142. 2)te l^eitige j^fimmetnig 364 

143. 9lnfeinbung bet ilümmetntgbitbet 368 

144. ^tei Setge, Sutgen unb j^itd^en 871 

145. ^ie btei SBtunnen bet (Sbba unb i^te 9lad^bilbet 874 

146. 2^et ftotnenbaum unb ^nbetbtunnen 875 

147. ^a« fieinetne 9lotncnbtlb Don Höfling 879 

148. Sßtlbutg, ^i(gunb unb ObiUe au SBeffobtunn. 3^te (ibenbilbet 

au Stiegen unb Snbed^d 888 

149. Sie btei ^ungftouen in Sllbeutfd^lanb unb bei ben Blat)tn im 
9lationolIult 888 

150. 2)ie btei e^ictfaUtöd^tet im 9Beltg(ouben .... 391 

151. SBubbl^iflifd^e Snflänge t)on bet 6ee(ento)anbetung . . 894 

152. Stme 6eelen aU tttlien 897 

153. UnfietbU(iIeit bet Ptöten 899 

154. ^obonfagen im d^eifletteici^e 402 

155. 2^et ®eifletbon( ffit bie Seibedbeftattung 404 

156. 2)et (Stabenget unb bie Slobtenpein 406 

157. 6eelenbögel 407 

158. 6d^ulb, 6ttafe unb i^Iöfung bet atmen 6eeten . . 409 

159. 2)ad fegeEofe 3:obtenf(4iff 411 

160. 2:ad %ohttn%ttx obet SBoband tt)tlbe 3agb , . .412 

161. OueEettoecfungen, bad li^ieblingdto)unbet aUet 3(tisn . . 415 



1. 3)er ®otte8friebe in ber liorIii(bIt^eit SBeil^ita^t. 

3Bic bic 6n9cl im guangeUum bei bcr ®cburt bc« ©ci^nac^t^ 
finbc^ gricbe bm 5Kcn|(^cn tjcrfünbcn, mläft guten ®it(en« finb, 
^ertfc^tc bie treuga Dei fc^on bei ben alten I)eutf(^en. 3n ber 
SQ3interjonnentt)enbe , wenn ba« (euc^tcnbe Jagc^geftirn »ieber am 
^immet cmporfteigt, erjc^ienen bie ©btter unter ben aWenfc^en, üor 
allen grö, ber ®ott be« gricben^ unb gro^fmn«, ©penber ber 
I^-rurfitbarfeit unb aßer guten ®aben, baju ©ert^a, bie ©eclenmutter, 
Dann l)örte aller ftrieg unb §aber auf, man gab \iij ben 5rieben^=^ 
fuß unb jünbete Siebter unb greubenfeuer an. 5Wo(^ bieten in ©ng- 
lanb beibe ©efc^Iec^ter naij !Druibenbrau(^ unter ber SWiftet, »oju 
ber ©aame öom §immel fäüt, fi^ ben ffug ber Siebe unb 3Serfö^nung. 

Die ©fanbinaüier begingen bie jmbff 3ultage mit lautem 3ubcl; 
man trän! ®otte^ SDiinne, bef(^en!te fic^ mit Oulbroben unb fc^tac^tete 
ben Oulebcr. Die 5Worbü5(fer Ratten iäl)rlic^ eine viermalige grieben^- 
jeit, welche ben oier Opferfeften in ben f)auptia^rjeiten entf prägen. 
Sinifial ben 3oIfribr, meieren ^erotbe eigen« öerfünbeten ; bann 
ben SJorfribr um Oftern, ben ebenfo gefefeUdien 2Kitfummar«== 
fribr, auc^ aJiitfummar« ^etgi ober ^eilige 3^'^ genannt, im 
©ommerfotftij, enbtic^ äirnfribr ober bie äeniteru^e. @d mar 
©otte^friebe, bei ben Slngcln garbefreab, wenn §ert^a i^ren Umjug 
im ganjen Sanbe ^ielt. i^vttfx ober ^xö ift ber Wott be« gol^ 
benen Sütalttx^, wo greubc unb grei^eit unter ben aWenfi^en 
^errfc^en foU. Der JJro^bi'« gricbe ift im ganjen 3Htert^um berühmt; 
biefer ®ott fbrbert &IM unb ©ei^^eit, ©ic^er^eit unb ©erec^tigfcit. 
®ne ^eilige geier unb ©obbat^ftiUe ge^t burc^ bie ganje 9latur. 

Stpp, titüt\äft Keligion. 1 



2 1. 5ttx <Slottedf riebe in ber botbilbttd^en äBei^nad^t. 

Ungcfäct trugen in grotibi'« Jagen bie Sledter üon felber unb 
bte Zäunte beluben ftc^ jmetmal mit t^c^ten. 9(b(er fc^rieen auf 
unb ^eilige SBaffcr goffen t)on ben §immct^bergen. 5)ie jmblf 
©Otter jogen ju 9io^ unb SQSagen um, ftraften aber g(eic^n)o^( bcn 
aSorwi^igen, ber fie fc^aucn moUte: „'Deine äugen fmb mein," mit 
©(inb^eit. 5ltebann läuten bie @(oden in ber ©ectiefe unb fönnen 
ertbft werben, »ie ju 3o^annt um 3Kittefommcr, mo früher aud) 
brei aWeffen um aWitterno^t gclefen würben (SKabiüon liturg. 158). 
5)ie Sürc^e na^m nämüc^ bie Slaturreligion jur Unter- 
lage i^rer Oa^re^fefte; liegt bo(^ in ber Slatur not^menbig bie 
innerfte ©ejie^ung ju i^rem ®(^5pfer. 

3n ber S^riftnac^t ^ä(t eine ©cifterfdiaar Umjug, man vernimmt 
®cfänge au« ber SurgfapeUe unb crbüdt einen Sobtentanj (©c^bppner 
Sh. 1017). Die ßrbe bffnet i^ren ©dioog unb gibt i^re ©c^ä^c 
^erau«, e« fc^tägt bie ©tunbe ber grlbfung. Ser in ber ffiei^nac^t 
in« aWauerloc^, eine gelfen^b^Ie ju 5Wauern bei 5Weuburg, ^inein= 
fommt, fiet|t überirbift^e ^rac^t unb lann oon ben aufgehäuften 
®d)äfeen nehmen, fo üiel er miß. 5lber e« mug wä^renb be« (Süam 
geliurn« gcfc^e^cn, barnac^ fc^ücgt fic^ ber ®ang; ein §irtenbub oon 
ßttenbrunn mußte ba« ganjc 3a^r barin bleiben (S35^aimb). 

3n ber e^riftna^t t^ut fi^ ju Oftrij im SlugenbUd ber ©anb^^ 
(ung ber geen«männelberg auf, unb man fie^t aWännIcin bei ©otb* 
Raufen fifecn, bie rufen: „®rcif ein ®riff unb ftreti^ ein ©tric^ 
unb pade bic^". (^reu«fer I, 42). greitic^! c« folgt ja ber golbene 
Jag im 3a^rc, unb biefe« 5Waturfeft beging alle 3Be(t. S)ie minter^ 
üc^e ©onncnnac^t ^eißt bei ^lutart^ (Is. 35) bie Soünac^t, weit 
in i^r ba« attc 3a^r fic^ üoUenbet, ba« neue anbricht. 5D?obrancc^t, 
aWutternac^t nannten fie bie Slngetfac^fen, weil in i^r ber junge 
3eitgott jur ©e(t fommt. 

Sllle« geben in ber Slatur fte^t auf einer ^ö^eren ©tufe. 3m 
ffieinberg ju Sngabbi btütien bie Strauben. S)ie Slpfetbäume fc^Iagen 
au«, ja ju 8o^r l^at man bie 5)räutlein«äpfer( im ©c^nec licgcnb 
gcfunben , genannt ju i^tjvm ber ^(. ®ertrub (©c^öppner 5Wr. 969). 
3n ber ®eburt«[tunbe be« 3a^re« fcfet man bie 5Rofe r>on 3eri(^o 
in« ©affer unb fie Bffnet if)ren ©c^oog wie jur neuen ©lüt^c. 
aBcit)na(^trofe ^elßt [\t in ©raubünbten (f)erjog I, 111). 3lu(^ ba 



1. Set @ottedfYtebe in bet borbiCblti^en äBet^^nad^t. 3 

fc^cint ein bcutft^cr ©raud) öoraudjugc^cn. 3tuf 53arboratag 
ft^ncibet bcr ^au^tjatcr üon jcbcm Obftbaum im ©arten JReifer mit 
Iragfnofpcn ab unb ftcttt fic in ein ®Iaö am Ofen, ba« täglich 
frift^e« SBaffer erhält. Sefonberö gern wirb al«bann ber Sirfc^jmeig 
abgcf(^nitten. Die ^ofpcn fc^weüen unb treiben, unb burc^fc^nittüc^ 
bricht am SEßei^nac^t^tag baraud bie ttebüc^e meige ^(üt^e, um an bie 
9?ojen }u erinnern, bie an biefem Jage an^ ber SBurjel Oeffe ent? 
fprungen. (gr. 333. (Srimm, ba^ ©auertanb.) 3n ber 3a^re«nac^t 
wirb bie 5Watur unter bem®(^nec grün, t)on ba an befommen 
bie SRoffc unb afle Spiere frifc^e ^aft. 9lac^ bui^arifc^er <Sagc 
(^ojt^aufen, 9tugl. II, 258) gebar ÜWaria unter einem ©aume, tief 
im ©inter: Da fc^Iug ber ganje ©alb au«, bie JRofen trieben 
Jhtofpen, alle 3S5geI ermac^ten au« bem ©interfc^taf unb jmitfc^erten 
ein goblieb jum §immel, baneben entfprang eine Queüe. — §icr 
ift bie iDunberuoße Slaturmljt^e diriftüc^ öerKärt. 3n ber S^riftnac^t 
werben aße ffiaffer ©ein, alle 53äume 9ioömarein. Darum ift 
fird)(ic^ auc^ bie ^oc^^eit Don ^ana auf biefe ^alenberjeit verlegt. 
3u ädo bei Jrun« in ©alli« ift eine folc^e jeitroeife ©einquelle. 

3u ©ein^eim läuft in ber ef)riftnad)t um jwölf U^r ©ein 
au« bem ©runnen. Dicfer ®Iaube ^errfi^t an ber 9ÄofeI, nament- 
lich erfolgt ba« ©unber am JJlorineborn ju 9temü«, ebenfo beim 
©einbrunncn in ©c^watbac^*). Die 9tatur fammelt neue ffräfte. Der 
J^rofer glaubt an ba« 3KirafeI com ©unbermein menigften« mä^renb 
ber 1)1. ©anbtung beim mitternäc^tüdjen ®otte«bienfte. Da« SBaben 
}u ©ei^nac^ten toiber ^affnm\i unb gieber wirb at« 9lberg(aube in 
©apem 1611 oerboten (^an5er II, 283); ©affer, am 3Sorabenb tjon 
Dreißnig gen)eit)t, I)ä(t ftd) ba« gan^e 3a()r. Der @belba^ bei (Sidiftätt 
fliegt nur um ©ei^nac^ten. Die ^euc^ftätter in ©ürtemberg t^eilen 
auf ©ei^nac^t bei ©affermangel i^ren 92a(^barn unb ^erraanbteu 
in Reinen gäffem mit. 

9ll«bann fc^weigt bie ganje Statur, atte 9lrbeit ru^t, tcin 
©pinnrab bre^t fu^ in ben 3^ü8ff*cn, fein gkc^« ift am Siodeu, 
fein 3äger befud)t bie ©ilbba^n, ber §irt treibt nic^t jur Jränfe, 
ber 3Sie^ftaU bleibt in ber gan3en 3^'^ unau«geräumt. 3n ben 



1) äBolf 3. I, 238. 243. ^. ^oober S3o(fdf. aüi f&ahtn 309. 

1» 



4 1. 2)et (Bottedfttebe in ber botbtlblid^en äBet^nod^t. 

fficil^näc^tcn fpinnt, n)ä|c^t unb ^acft man nic^t. 3n I^rol jeijt 
man bcn Äinbcm bcn aJionb, wo ein 3D?ann in einem fort Sajen 
^out jur ©träfe bafür, ba§ er am 33orobenb be^ ^eiligen Jog« 
}u SSei^nac^ten Stannenäfte für 3$ie^ftreu Kein l^a(fte. (Sbenfo ffat 
ber aJiann im aJionb, ber f)o(i auf bem Siüden trägt, ben ©abbat^ 
gefc^änbet. 9u^ bie @übf(at)en fcnnen bte @age Dom $olj()auer 
ober ber Spinnerin im 3Wonbc megen ©abbat^fc^änbung (firaufe II, 
9lr. 44. 48). ^adelberg ober ber Ouljäger ift oerbammt, meil er 
in ber Ouljeit einen §irf(^ gefcfioffen, auf bcffen ©eweil^ ein Ärucifij 
fic^ jeigtc (Äu^n 3«. ®. 5>h:. 17). ÜDer Jollenfee friert ju SBei^= 
nackten nic^t, meil einmal gifc^er am 6i« in ber ^I. 3^'* ci««" Sö"Ö 
machen wollten. @in ffiaffermann fc^alt wegen Entweihung unb feit^ 
bem befte^t ba« SBa^rjcic^en (©artf(^ 401). 

auf ffieit)nac^t fteüt man bem üBie^ gutter cor bie Zijäxt, ja 
füttert ju 9l(pac^ am ß^riftabenb fclbft bie ßtemente unb ftreut 
Wlttjl in ben SBinb, in« SBaffer, ijeuer unb bie (Srbe (3inger(c 
®. u. ®. 868). 

®ert)afiud 1, 12 weiß, baß man bcn 338g e(n in Britannien in ber 
ffiei^nac^t ©cfäße üoü §aber unb ®erfte auffteöte. 3n ©fanbinoDien 
fefete man in ber Oulnac^t ben Sperlingen Sombüft^ef in« t^reie. 
!©oc^ wa« fagen wir: auc^ am perfifc^en Sleuru^fcftc , i^rcm 9^cu^ 
ja^r, würbe bcn SSögcln ©peifc au«gcfefet (^ric^arbt 2leg^pt. WltjÜ). 
83). 5)cr Oberpfälzer nagelt brci Sichren über bie ^au«tf)iirc. Der 
«aucr im 3farwinfc( fcfet einen gic^tenfoppen auf bie (^a!terfäutc 
unb ftreut (^rünfuttcr im grcic (C)Bf(er 83). Ungcbrojc^enc 3le^ren 
Don üerfc^iebenem betreibe ftedt man jur 2Beil)nac^t bei un«, wie in 
5yiorwegen am 3u(abenb, auf ben ©artenjaun, unb bi« auf ben 
heutigen lag ergebt bie 3)Ja^nung: oergcßt bie SJögel nic^t! 

ÜKißt man in ber ß^riftnac^t ba« betreibe, fo fie^t man au« bev 
3u* ober 2(bnal^me, ob bie grut^t im fommenben 3a^rc fteigen ober 
fallen wirb, ©elbft bie Ü^icre rebcn SSSatirfagungcn unb befommcn in 
ber ffieifinac^t Serftanb unb Sprache. !Da« ffiifb oon j^üh unb iBalb 
tommt gum ga^men 33ic^ im ©tall ^erbci unb ^ä(t oertrauüc^ 3^^'^- 
fprac^e, unb bie aSögel offenbaren i^r ©eetcnleben. Darüber weiß ic^ 
eine rü^renbe ®ef(^ic^te uom ginfenbaucrn^Übc^terlein am Meinen 
Slurborfer 53erg am 3nn. 3n ber Sa3cil)nad)t um jwblf U^r 



2. Sie atoölf 2Bei^nS(^te unb bad 3laäitma% 5 

liegt o((c^ aSic^ in bcn ©tättcn auf bcn Äniecn, ift grie^ 
bingcr ©agc (ÜWeicr 462); ja in ©ic^cl, ic^ öcrrat^e nic^t, in »ctc^cm 
3)orfc biefc« 5Wamcn«, wagt ftt^ noc^ feine iDime in bcn ©tatt, weit 
ba« 85ie^ ©eftc^te unb Sprache ^ot. 

%m ^, «benb öor ffiei^nac^ten , Oftem unb ^pngften pflegte 
man bo« geuer mit bem 55^uerbrobe ju füttern. I)er ©teurer füttert 
bie ©inbe mit ÜWe^I unb Jrüditen, biefer Srau^ ift aI|o 'dä)t 
baiut)arifc^, aber gleic^mo^l uralt. !Die Seltenen errichteten befonbere 
^eiligt^ümer ber ©inbe, fo gu Jitane bei ©if^on unb ju 9Äega^ 
lopoti«; man befSnftigte fie in ber beftimmten 3o^re«nac^t burc^ 
ba« Opfer üon ^(^en. 3Eenop^on «nab. IV, 5, 4 opfert bem SÖo- 
reo« ouf perfifc^em «oben, SSirgil »en. II, 116, IH, 103 läßt 
günftigen S^fit)xtn ein »eige« ?amm barbringen, «ejie^t fi^ bo« 
beutfc^e ©inbopfer auf bie mittetointerlic^e SRu^ejeit? Stäft ber 
&$inb in ber SSei^nac^t, fo geröt^ ba« Obft gut, unb berfetbe SBinb 
^at bad 3a^r über bad 93orre(^t. 

aber ba« S^riftentl^um nimmt noc^ me^r ©eiffagung com 
beutfc^en ^eibenalter in Slnfpruc^. ©ei Eröffnung be« neuen Sa^reö 
ermac^t bie 9latur au« i^rem ©c^tummer unb (ebt neu auf. !X)ie 
Sntf^eibung ber 3"^nf^ fäß^- ^^^ SBeltfriebe ift eingetreten unter 
Saifer Sluguftu«, aber ©ajo ®rommatifu« melbet be« toeitern: 3n 
Sönig gruotod S^agen ift S^riftu« geboren. !Da« ift ber 
gro^bi'« griebe! üKontanu« melbet (ajcutfc^e 3So(f«fefte ©. 17) 
ben Srouc^, bie ©^(oefterna^t mit grjä^Ien tjon ©agen unb 
Wäifxd^tn Einzubringen, unb man befteUte funbige Seute für bie 
@r}äE(ung«nä(Ete. 

2. 3)te jttolf aBri^nidlte uttti bal ftadjtma^I. 

Jacitu« ®. 11 fc^reibt: „S^re SSerfammlungen Ratten bie 
©ermanen bei ^Weulit^t ober SSoümonb, rechnen aber nic^t nac^ lagen, 
wie tt)ir, fonbern nac^ Släc^ten." ©iep folgte au« bem ÜRonbia^rc, 
babei ^ä^Üen fie ;n)b(f ©ei^ nackte, älc^t 3:age t)or unb na^ 
aWittewintcrtag tiaben bie alctjonifc^enSi^übget i^rc «rüte^eit 
im aWeerc, ein fc^on üon ben 3l(tcn gebrauchte« Sifb be« fo bc= 
greujten SWaturfrieben«, »o aüe ©türme fc^weigen. 3n ber tointer- 
liefen SBenbejeit manbert ber $immel«f5nig mit ben jroblf (Söttern 



4 1. 2)et ^ottedfttebe in ber tiotbtlblid^en äBei^nod^t. 

©ci^näc^tcn fpinnt, toäft^t unb l^acft man nic^t. 3n I^rol jcigt 
man bcn Äinbcm bcn ÜWonb, wo ein üHann in einem fort loj^n 
^aut jur ©träfe bafür, ba§ er am SSorobenb be« ^eiligen Jag« 
ju ©ei^noc^ten Sanncnäfte für SJie^ftrcu flein l^acfte. Cbenfo ^at 
ber aJiann im ÜWonb, ber f)o(i auf bem Siüden trägt, ben ©abbat^ 
gefc^änbet. ?luc^ bie ©übftaöen fcnnen bic ©age üom ^oljfiouer 
ober ber Spinnerin im üKonbc megen ©abbat^fc^änbung (firau§ II, 
5Wr. 44. 48). ^adelberg ober ber Ouljäger ift »erbammt, meil er 
in ber Outjeit einen ^irfc^ gef(f|offen, auf beffen ®ett)ei^ ein Ärucipf 
fic^ jeigte (^f)n 5W. ®. 'ifh. 17). ÜDer Joüenfee friert gu 3Bei^^ 
nai^ten niijt, xotU einmal t^ifc^er am 6i« in ber Ijl. ^tit einen t^ang 
machen moüten. Sin ©affermann fc^alt toegen ßntmei^ung unb feit^ 
bem befte^t ba« SBa^rjcic^cn (©artfi^ 401). 

auf ©ei^nac^t fteüt man bem 93ic^ iJutter uor bie J^ürc, ja 
füttert JU 2ltpa(^ am S^riftabenb fetbft bic (Elemente unb ftreut 
äWe^t in ben ©inb, in« ©affer, iJeuer unb bie Srbe (3inger(e 
®. u. ®. 868). 

©erüafiu« 1, 12 meiß, bag man bcn 9S5getn in 53ritannicn in ber 
©ei^uac^t ©cfä^c üoU §aber unb ®erftc auffteöte. 3n ©fanbinoDicn 
fefete man in ber 3ulnac^t ben ©pcrlingcn Sornbüfc^el in« gTcic. 
!Do(^ toa« fagen wir: auc^ am perpfc^en 5Weuru^feftc, it|rcm 9ieu^ 
ja^r, würbe ben aSögeln ©peifc au«gcfefet (^ric^arbt 3leg^pt. üJMiit^. 
83). üDcr Obcrpfötjer nagelt brci Sichren über bic f)au«tpre. Der 
©auer im 3farn)infe( fefet einen gi^tcnfoppen auf bie (Salterfäulc 
unb ftreut ©rünfutter in« greie ($bfler 83). Ungebro|c^ene 9lef)rcn 
Don ücrfc^icbcncm betreibe ftedt man jur ©eit)na(^t bei un«, wie in 
5Wormcgen am 3u(abenb, auf ben ©artenjaun, unb bi« auf ben 
heutigen Jag ergebt bie ÜWa^nung: ocrgcßt bie SSöget nic^t! 

aWigt man in ber Sf)riftnac^t ba« ©etreibe, fo fic^t man au« ber 
3U' ober 3(bna^me, ob bie JJruc^t im fommenben 3a^re fteigen ober 
fallen wirb, ©clbft bie liiere reben ©al^rfagungcn unb befommen in 
ber ©ci^nad)t Serftanb unb ©prac^c. Da« ©ilb oon gelb unb ©alb 
fommt jum ja^men 3?icl) im ®iaii ^erbei unb ^ält oertrautic^ 3^'^ 
fprac^e, unb bie aSögcl offenbaren i^r ©celenleben. ^Darüber wci§ ic^ 
eine rü^renbe ©cfc^ic^tc üom ginfenbaucrn=^2:8c^ter(ein am Hcinen 
Slurborfcr 53erg am 3nn. 3n ber ©ei^nac^t um jwblf U^r 



2. i^ie atoölf aBei^nfi^te unb ha% ^tad^imal^t. 5 

liegt otlc« 3Sic^ in bcn ©tällen auf bcn Äniccn, ift gric= 
binger ©agc (ÜÄcicr 462); ja in ©ic^cl, ic^ öcrrat^e nic^t, in »dement 
Dorfc bicfc« Slamen«, »agt fic^ noc^ feine !Dirnc in ben ©tatt, »eif 
ba« 35ie^ ®efi(^te unb ©prat^c ^at. 

«m ^I. «benb öor ffiei^nac^ten, Oftern unb ^ngften pflegte 
man bad gcuer mit bem ijeucrbrobe ju füttern. 33er ©teurer füttert 
bie ffiinbe mit SDie^I unb Jrüditen, biefer SBrauc^ ift a(fo ädit 
bajuDarifc^, aber gleic^mo^t uratt. !Cie $e(lenen errichteten befonbere 
^eiügt^ümer ber SBinbe, fo ju SEitane bei ©if^on unb ju ÜÄega- 
lopoti«; man beffinftigte fie in ber beftimmten 3a^re«nad)t burc^ 
bo« Opfer öon Suchen. lenop^on Slnab. IV, 5, 4 opfert bem SBo^ 
reo« auf perfifc^em «oben, SJirgil 2len. II, 116, III, 103 (ägt 
günftigen Stpf}t)xtn ein »eige« 8amm barbringen. SBejie^t fic^ ba« 
beutfc^e ffiinbopfer auf bie mittewinterlic^e Stu^ejeit? SBWft ber 
föinb in ber SBei^nac^t, fo gerSt^ ba« Obft gut, unb berfetbe Sßinb 
^at bo« 3a^r über ba« SJorrec^t. 

aber ba« ß^riftent^um nimmt noc^ me^r SBeiffagung oom 
beutfc^en |)eibenalter in Slnfpruc^. SBei Srbffnung be« neuen Oa^re« 
ermac^t bie 92atur aM i^rem ©(^(ummer unb tebt neu auf. 3)ie 
Sntfc^eibung ber 3"^^"?* fällt. J)er 335eltfriebe ift eingetreten unter 
Äaifer äuguftu«, aber ©ajo ©rammatifu« melbet be« »eitern: 3n 
Äönig gruoto« Jagen ift S^riftu« geboren. J)a« ift ber 
gro^bi^« griebe! üKontanu« melbet (!Deutf(^e 35off«fefte @. 17) 
ben ©rauc^, bie ©ijloefternac^t mit Srjä^Ien oon ©agen unb 
Ü)Jfi^rc^en ^injubringen, unb man beftetite funbige Seute für bie 
@r)ä^(ungdn&(^te. 

2. 3)te stQiff SBei^nS^tc ttttb bal 9tüi^tmü%l 

locitu« ®. 11 f(^reibt: „S^re SJerfammlungen galten bie 
©ermanen bei 5WeuIic^t ober 35oßmonb, rechnen aber nic^t na(^ lagen, 
n)ic »ir, fonbern nad) 5Wäc^ten." 1)ie§ folgte au« bem SKonbja^re, 
babei jaulten fie 5w5tf SÖei^näc^te. Slc^t Jage oor unb nac^ 
ÜWittemintertag ^aben bie a(cljonifc^en@i«oögel i^rc ©rüte^eit 
im 3»eere, ein ftfton oon ben 5llten gebrauchte« SBilb be« fo be^ 
grenjten Slaturfrieben«, »o alle ©türme fc^meigen. 3n ber winter- 
lichen ©enbejeit »onbert ber §imme(«!önig mit ben jmbtf ®5ttern 



6 2. 3)ic atoölf 2Bei^näd^te uub baS ^lad^tmal^l. 

fübtoört« jum immcrgcbccften ©onncntlfcfi bcr glü(ffcligcn9lct^i=^ 
optn, unb ^omcr fingt Ob. I, 423: 

{)in aum Cleonod ging, au beit löMtd^en fletl^iop&etn 

®e{lem 3eud au bem Tla^l, unb ed folgten bie fammtltd^en (Söttet. 

9lad^ a^öU ^agen auxüd evfl lenft et aum l^ol^en Dl^mpod. 

?lfö aSöIfin frcift Satona in bcn atoölf Släcfitcn (Slrift. h. a. V.) unb 
bringt bann 2lpoflo unb iDiana, bic Sic^tgott^citcn bc^ neuen 3a^re«, 
5ur Seit. !Die Ueberirbifdicn wanbeln in ber gülle ber ^üt auf Srben 
unb »erben oon ben aWenfc^en ju @afte gelaben; bie SUfatiljeit ift i^nen 
gemeint, bantit fie ben 3a^re^fegen jurücffaffen. Die jroblf Jage bilben 
ba« fleinc 3a^r, in melcf)em fu^ bie 3Wonate fpiegeln. ÜDobefa^emeron 
Reißen fie noc^ bei ben ©riechen; an i^nen foU ni(^t gefaftet werben, 
bamit man im fommenben 3a^rc öotl unb genug ^at. ®ie laufen 
üon 2öci^na(^t bi« ©rogneuja^r, in SBaijern üom I^oma^tag bi« 
Sleujal^r, in aWedtlenburg öom jweiten bi« brei^c^nten 3anuar. §ier 
tauft man in ben 3^ Elften bie Jl^iere im ©tatlc um, al« gelte 
e« bem Umfte^en ober oorbeftimmten 35ic^faü für'« fommenbe 3a^r 
5U wehren, ©uätfi l^eigen ruffif(^ bie jmölf Statute, »o SKäbtften 
bie 3"^""f* erforfc^en, benn in i^nen concentrirt fic^ ba« ^dtUbm, 
Snjmifc^en lenft bie <Sonne öom tiefften ©üben »ieber jurücf. 

35a« ©onnenja^r ^ie| 6 d-eov iviovrog, magnus annus; 
bicfem ®ottc«ja^r ging ba^aKonbja^r öoran, »etrfie«, um jiüölf Jage 
fürjer, ben ^eiligen 3citraum einfc^tießt. 5Wott, bie 5Wa(!^t war ben 
©ennancn 2Rutter be« Jage« (Säfar b. ®. VI. 18), wie auc^ be« 
3a^re«; ber |)irt unb Säger nimmt bie 5Wa(^t, ber Slcferbauer ben Jag 
5um 2lnfang. Sie ÜDcutfc^en allein ließen fic^ bie Benennungen 
il)rer alten Seftäciten, SBei^nac^ten, Oftern, Slntlaß ni(^t nehmen. 
ÜDie SBei^nac^t würbe fc^on in ber ^eibenjeit gefeiert unb öon ben 
alten ©cutfc^en rü^rt ber 2lu«bru(f ^er. ©it^ib ^cißt agf. biefe 
2Bei^}eit. 3^ SBinnac^tcn, wi^en nagten, wi^en netten ift ein 
*?(ura(; „ber ^eilige Jag ju SBei^nac^ten" fagt foöiel al« in 
ben jwblf 5Wäe^ten. 3n ©erün Ratten bie tinber noc^ ouf bie 
^wblftägige ÜDauer ber ffiei^nac^ten , ber $aupttag ^eigt im 33otf«^ 
munb ba« JJeft mit SSorjug. 3luf ben Jannenbäumen flammen 
bie 2Bac^«Iic^ter, aber barunter öoßfü^ren bie kleinen mit Jrommeln 
unb Jrompctcn, knarren uub ©albteufelu einen ^eibnifc^en ?ärm. 



2. 1)te ah)ö(f 2Bet^nad^te unb hai ^aä^imal^L 7 

©CT bic geicr ber f)l 3^'* i^^ ^^" 3^<*ff^^ übertritt, gic^t ffrbtcn 
unb grbfcöe in'« $au«, bic ate amic ©eclcn im ©cfolgc bcr Scrt^a 
unb ^olba ge^en. 

3)ad iD7Q^( um 3Rittemac^t ober noc^ ber Sßeil^nac^tdmette 
ift nic^t c^riftlic^e ürteuerung, fonbcm altbeutf(^er ©rauc^. Die 
ffiei^nac^t^fuc^en tourben unter freiem $imme( gebadten. 3n ber 
Serc^tennoc^t becfte man in ganj Deutfc^Ianb ber SWutter SBerc^ta 
unb ben ©c^rätlein ben Zx\^, unb fefete jugleic^ ben Sergmänn^ 
tein ©peife Dor, näm(id) 3Ri(c^ unb ^onig, nac^bem man 
am ^I. äbenb bie SBrofamen au« ollen ©infein gefe^rt ^atte — 
»ie bie Ouben am aWifttag oor Oftem traten, bamit ber alte ©auer^ 
teig aufgefegt »arb. $ra $otbent^ei( tennt man fogar noc^ in 
ben ungorifc^en Sergftäbten, »o^in Cuifemann bie Urfifee ber ©ai== 
Daren »erlegt; ba ift bie aWo^nfpeife in ber ©Düffel, bie man in ben 
9{au^nä(^ten Dor ber 3Rette nac^ ^eibnifc^er Ueberlieferung für bie 
umgie^enbe ©eelenmutter ate ©peifeopfer fte^en (äßt. 2lm J)rei^ 
fönigdtag, ber auc^ $o((enabenb, g(eic^ Serc^tentag ^eigt, bitbet 
nac^ bcm Sauterbac^er ffiei^t^um ber ©olbferd) ba^ (Opfer-) ®eric^t, 
»ie man am S^riftabenb bad gotbene t$^te(, ein ^bbi(b bed (Sberd, 
©uüinburfti barbrac^te. ®e^t bod) auc^ 33erf mit bem ©eer in ber 
ß^riftnac^t um: e^ ift ber 3 u leb er. 

3n ber 9ulnac^t mußten bie ^au^mütter auf 3«lanb alle 
©infel bei brennenbem 8icl|t auffegen unb rein teuren, auc^ 
bie Spüren öffnen, bamit bie (Slfen am ^eiligen äbenb i^ren Sinjug 
l|ielten: man lub fie ju Jifti^e unb fpeifte fie au« mie bie armen 
©eeten. !©ie Sappen opfern bem Oulfot! ober milbem §eere, 
inbem fie öon allen ©peifen etn)a« in ein fleine« ©c^iff au« S5irfen=^ 
rinbe legen unb biefe« öor il|rem ^tltt aufhängen. (ÜMann^. ®. 50?. 96). 
Oöe lomfon f einreibt, bafe ber norbifcf)e Sauer in ben jiüblf 5rtäc^ten, 
»0 bie §immlif(^en i^ren Umgang galten, bie©peifen am 
lifc^e fielen läßt unb eine Oefe SBier baju fe^t für bic (Sinfe^r 
ne^menben Sfen, ben ©dibpfbrunncn aber juberft, bamit feiner l^incin* 
falle, ©c^rocincflcift^ nimmt feine SBci^c an. 2Jom 3uleber jum 
Cpfermal)l ^eißt in Sliebcrfac^fcn SUfett (engl, mead, gleifc^) nod) ba« 
mitternächtliche gefteffen mit ber aKcfeclfuppc, unferer üKcttcnwurft, 
womit man ba« neue 3a^r eröffnet. 3m $annot)erf(!^en igt man beim 



8 2. 2)ie )to5(f ^eil^nd^te unb bod 9lad^ima]^l. 

ft^cibcnbcn 3a^rc bic ©tuttcnfuppc au« ©cigbrobiüürfcln unb 
©(^tDcin^rippc mit ©rü^c öom @c^tt)chi«fopf übergoffcn. J)ic§ 
Originalcffcn micbcrf|ott fic^ in bcr gamitic o^nc Unterschieb ber 
Sonfcffion auf SDrcifönig mit bcm ©icrtrunf. Die üKogb fotl bem 
SWif am 3u(obenb 9ia^mfrü|e öorfefeen, bomit er bafür bie ^ferbe 
ftrigcit. !©a^ ©c^wcin ift ein alte« Opfer für gro^bi, ber auf bem 
Gbcr mit golbcnen ©orften ein^erfä^rt. 3Bie man in ber Ucfermarf 
auf ß^riftmeß ©(^»ein^fopf mit grünem ^o^l ißt, fo fömmt bic 
»ol^Igemäftete 3Wettenfau in 9?ieberbaljem in ber ß^riftnjocf)e unter 
ba« üKeffer, ba« Äalenberbilb jeigt bieg; öon Dorf ju !Dorf tagt 
fie i^ren ©c^wanengefang oerne^men. ®ie frifdimeg ^u entführen 
gilt für ein erlaubte« aWeifterftücf. iDietmor Don ÜKerfeburg mctbet, 
baß bie bortigen Reiben am 3a]^re«feftc jufammenfämcn unb }ur 
3eit bcr I^eop^anic ba« aKcbmintrcblot, mediae brumae sacrificium 
barbrä(^ten. SBie läßt fic^ bicfc« SKcttcn mit ber ^umpermette in 
ber Sartt)0(^e au« ber (iturgifc^en ÜMatutin crflären? ®a« lacitu« 
oon ©roben in ©berform fc^reibt, gilt oom Oulfcft. 

3ul, ba« SRab, gibt bem Oulfeft auf ©ei^nati^t ben SWamen; 
in ben jwölf iWäc^ten bi« ©erc^tentag bre^t fic^ ber ©onnenmagen. 
ÜDie 3rlänber t^eilten ba« Oa^r in oier SRat^a« unb au« ber 9latur= 
retigion erhielten fic^ bie ffiei^nac^t«^ Ofter^, SKittefommer* unb 
|)erbftfeucr, »ie mir im „^cibent^um unb bcffen Sebeutung für ba« 
e^riftent^um" l § 46—52 II, 92 bart^un. 'iDcr 3eitabf(^nitt ber ©ot 
ftitien unb 3lequinoftien fotite auf biefe SBcife einteuc^tenb oer^errüc^et 
werben. Die ©eif|na(^t«feuer würben- erft 1806 abgeftcUt. Die 
Älofter^irten oon ^tanfftetten roä^lten baju ben Äaloariberg unb 
bie geuer brannten in ber ®eburt«ftunbe be« ^crrn. 

Die Särmenier begeben bie 2Beiöna(^t nod^ in aller gorm 
eine« üKit^ra«opfer« ; fie führen ©tiere unb ffälber in bie Äirt^e, 
beren ^brner [it befränjen unb mit Siebtem bcftecfen unb ft^lac^ten 
fie. ©eging bie gan^c SJfömermclt ben oorjulianifdien ©olftijtag, 
ben 25. Dezember al« ba« geft bcr ®cburt be« ©onnenfinbe«, Sol 
novus, "Hhog dvixTjzog ober Dens Mithras invictus, fo maren 
bie Natales, in« geiftige (Mcbiet übertragen, für bie ©eftimmung be« 
®eburt«tage« ß^rifti mit cntfc^cibcnb, ber bei 3o^annc« VIII, 12 öon 
fic^ felber fpra^: Sd) bin ba« 8i(^t ber 3Belt. Der Unterfc^icb 



8. 2)eY SQßei^na^tdtifd^ an hn Stüit. 9 

war nur, bag bic oricntaIif(^c ^ixdft in ben crften oier Sa^r^unbertcn 
bic ©pip^aniQ ober ©rfc^cinung bc^ neuen §immc{«Ii(^te^ falcnbarifc^ 
qxariafiogy illuminatio, dies luminarium, am ©c^Iuffc ber geiertagc 
ober om 6. Oanuar beging. 

3. 3)er 8Bri^nad|t9tif4 an ber Arttc. 

3)ie alten pflegten in öffentlichen iJibt^en i^re ©ötterbilber ju 
feffcin, auc^ gebührte mi) Gicero nat. d. III, 34 i^nen in allen 
Sempein ein gotbener Jifc^, vorauf gefc^rieben ftanb: „33er guten 
®5tter Sigent^um". S35ie man bie ®otte«ftabt mit einer Sette um^ 
geben backte unb ba« §eiügt^um auf biefelbe ®cifc in bie §anb 
be« Patron« gab (©agenfcf). S»r. 26), würbe aucf| ber 338ei^nac^t«tif(^ 
ben ^immüjc^en zugeeignet. ®ie »erfte^en wir bie ^falmfteße 
LXIX, 23 „3^r SEifd^ möge i^nen jur geffet werben, jum 8of)n 
unb }um gatte?" SBa« fagen mir noc^ me^r üon bev ©emeinfantfeit 
ber SRetigion^gebräudie feit bem ^öc^ften Slltert^um, ba felbft9lugu= 
ftinu«, ber ©if(^of im afrifanifc^en §ippo, bic SWa(f|ricf)t bietet: 
bie Sonbleute fteüen in ber Stacht be« erften 3anuar SEifc^t^cn 
mit allerlei ©gmaaren auf in bem ©tauben: wie an biefem Sage 
möge ba« ^aM ba^ ganje 3a^r ^inbur(^ fi(^ bcfinben. — Da« 
S3rob me^rt [\i) burcf) ben ÜWitgenug ber Unterirbifc^en , wie ba« 
©icr, oon bem bie Unl)olben gctrunfen; nur barf man baöon nic^t 
fprec^en. (©imrocf 423. 595.) ©robteig am Slbenb üor Spip^anie 
bereitet fbmmt o^ne Sauerteig in ©ä^rung. 

3n ber Oac^enau ftellte bie SBäuerin in ben brei SRauc^näc^ten 
(oor ©ei^nac^t, Sleuja^r unb 5Drei!5nig) Slepfet unb Sirnfc^niöe, 
3wetf(^gen unb Äraut, in«befonbere aber „SRauc^waijen" in ber aWilcli 
gefoc^t auf ben Jifc^, na^m öon allem etwa« in bie ©ei^rauc^- 
Pfanne, ging bamit breimal um'« ^au«, unb {ebermann ag jule^t 
oon allem; beileibe aber fam ni(^t gleifc^ no(^5WubeI auf ben SEift^. 
6« fc^mecfte nic^t gut, aber man fa^ ungeme, ba§ einer nic^t mit== 
gegeffen l|ätte. 3lllmälig ift auc^ biefer nic^t mc^r öerftanbene ©rauc^ 
in 3lbgang gefommen, obwohl er öerbiente fortzuleben, benn er er= 
innert ben Stntt)ropoIogen an bie Urjeit, wo ber üWenfc^ einfach Don 
3)em lebte, wa« bie Statur Don fclber bot. ©rjeniawa 3"^^fl^ö*^i^i 
erjä^lt „über ©itten unb ©cbräuc^e ber polnifc^en Sanbbcoblferung 



10 3. %tx SBei^nad^idtifc^ an ber j^ette. 

in bcr Ufrainc'' : 9luf ©ci^nae^t bcrfc man bcn Zi^i) mit ^cu unb 
ftcllc ein SBüfc^cI betreibe in bcn Sintcl. S« ift Safttag bei tccrcr 
©uppc bi« Slbcnb^ 6 U[)r, bann wirb eine Oblate unter allen 33er^ 
manbten üert^eilt, Srob unb ©alj ftiften ©aftfreunbfc^aft, man reicht 
fid) bie §änbe unb bcr SSerfö^nung^fuß wirb felbft bcm gcinbc 
geboten. 3eber genießt bann 9iei«{uppe in Sßanbelmilc^ (ben fußen 
fflrei ber Scrt^a), SÖai^engrütje mit ^onig. 5)ic Oblaten fc^icft man 
fogar in weite Sntfernung, c« ift eine ^eibnif(^e 3lgape. Da« ge- 
weifte Srob ftiftet 33erföl)nung unb wirb auc^ bei ^oc^jeiten ücr= 
ttieilt, feiner ol^ne Stänfung übergangen. 

2lm S3ucf)berg bei Jölj legte ber Sauer in ber ^l. 5Wac^t 
ben (Sßtifc^ an eine |)olifettc üom Sagen, womit man in« ^olj 
fä^rt, fdiob ben SDJcttenblorf (norbifd) 3ulflofe) in ben Ofen unb 
ftellte ©dieiter wie ätunenftäbe nacf) ber 3«t)l ber $au«bewo^ner auf. 
ffieffen §oU bi« jur ^eimfe^r öom nächtlichen ®otte«bicnft umfiel, 
ber mußte im fommenben 3a^re fterben; ja al« ein Änec^t au« a)?ut^- 
willen ba« ®c^eit ber SBäuerin umlegte, ^ärmte biefe fid) wirflic^ ^u 
tobt. Die alte 5Ricfc^enbäuerin geftanb ben früheren öraucf) noc^ }u, 
al« ob fie fic^ ju fcf)ämen ^abe; aber wegen nachbarlicher iJiecfereien 
gaben bie treulier^igen ; erjbraöen ©udjberger i^n gar auf. 

®ie ©ei^nacf|tfpeife in Särnt^en bilbet Älefeenbrob. 9lm 
SBei^nac^tabenb unb J^oma«tag folgen bie SRäuc^erungen in $au« 
unb ©tallung, bie« finb bie 9?au(^näd)te, Spccf unb 3öeil)rauc!) liegen 
in ber (^Hutt)pfannc. 35a« §au« wirb rein gejc^euert. ©ei ben 
öerglern im 8aüanttt)ale wirb ba«|)au«gerät^e: ®efc^irr unb Pfannen, 
Stü^rfübcl unb §äfcn, unter ben 9Kal)l5cittiJc^ geftcllt, mit einer 
Äettc umjogen, bamit bie Slernte im fommenben 3a^rc gut au«^ 
fade unb bie Säucrin ®lüct in bcr SBirt^fc^aft l)abe (ffiai^er, Kultur- 
bilber au« ilärnt()en 71. 73). 3n ©tcpermarf fe^t man nac^ 
SDJuc^ar am gcfte ber altbeutfd}en a?JciI}nad)t«gi)ttin öert^a 
ben Snccf)tcn bei geJd)loncncn J^ürcn bie fog. Sedjtelmilc!) 
üor. 2lm 9Bei^nac^t«fcft um aWitternacl)t betft man ben lifc^ für 
bie SBorfa^rcn ; am ^crc^tcntog Je^t man ber 3J^nmutter ©ert^a Sffen 
unb Jrinfcn Dor. Um 53)?ü^lborf ftcUt man auf 35reifbnig für grau 
«ertt)a mdjtl auf ben 2ifc^ (^an^er ^ftr. 278) — e« ift in ber 
^eiligen ^cit, 3n ©öljmcn genießt man am 35orabenb oon ^erc^tem 



4. ^te &bnm6)t unb hafi aBeil^nad^tünb. 11 

tag }U ©reifönig Älbße ober fügen Sövti, toobei bie brei^e^n Sefjel 
fic^ auf bie Üa^re^monate bcjie^en. 3m ©pital ju 3^9 fo^*^ "^^n 
i^n om SSorabenbe ber öier ^auptfcfte; in 6^am ^brte bie ©itte 
1798 ouf. an ^etri ffettcnfeicr legt man bad ^ü^ner- 
futter an bie flette unb lägt bie Rennen fo freffen, bann ver- 
lieren fie fic^ nidit au« bem $aufe. 3ni Obenwalb foc^t man auf 
gaftna(^t für bie lieben Sngelein ba« SBefte, fctjt e« auf bcn lifc^ 
unb öffnet i^nen bie ^Jcnfter; atöbann gef|t man fc^Iafen (aßann^. 
9. iUe. 96. 226. 720. 724). 

3m ©amianb (egt man wä^renb ber3^b(ften bie 3öumc 
ber ^ferbe unter ben Zi^d), bann galten [it fic^ im grü^ja^r 
»ä^renb be« ©eibegange« jufammen — fo lautet bie Srflärung 
(3ä^n I, 296). Der ä^wm ging »o^I für bie §oIjfette ^in, »ie ber 
Xifc^ für ben Slltar, unb einen angefetteten Öpferftcin nebft bem 
©(^loffe fiaben lüir in |)ugelfing gefunben (©agcnfc^. 98). ©c^abe, 
bag biefe ein^eimifdicn Seftifternien abgefommen, roo ber aWenjd) 
bie unfic^tbar roanbelnben ©ötter bemirt^cn moUte. 5)iefc unüorbent= 
ü(f|en ®ebräu(^e zeugen oon ber $Rc(igiöfität unfcrer 3l(toorbern fc^on 
in ber aftatifc^en Ur^eimat^. 

4. 3)ie ®inna4t unb bal SBri^tta^tfmb. 

!Die 5Wac^t galt ben 5Worbt)ö(fcrn für bie SDlutter be« läge«, 
bie (ängfte ober Oa^re^nacbt ^attc ba« neue 3a^r jum ®o^ne. G« 
gibt im ®runbe ^roblf ®önnäc^te oon SBei^naditabenb bi« C^rog- 
neuja^r, aber bie Icfete ift bie eigentliche. 'Die !Deutung ift unfic^er; 
©tubac^ rät^ auf ®in, einen JSBeinamen ber gret)a 5Wiorn. ®in 
9?egin feigen bie unteren ®ötter, Upregin bie oberen. (Sennac^t 
märe bie 5Wa(^t ber ©iebergeburt , Winfa[)rt ^cißt ©eifterfa^rt, bem= 
nac^ ^ie§e fo bie ®eiftema(f|t.^) ©ännae^t fefet eine SWutter Wanna 
oorau«, bie »ir nur im 5Wamen ber ^rieftcrin fcnnen. (35io LXXVII, 
10); fie fäme mit grü ®aue, ber (Srbmutter überein, unb gleicht 
ber milben freunblic^en öert^a. Sie fiinbcr ()altcn i^ren Umgang 
oon $au« }U $au« unb fingen: 

1) (^eniennad^t erfldrt fit Stubac^ UueC. 118. 121. 123. 125. 132. 
144. Ibi, f. 162. f. 167. 



12 4. ^ie (^bnnadii unb bnd lEBei^nad^ifinb. 

(S^önnad^i unb *i 9leuial^r, (Sl^ttflfinb im ct'flraugten ^aar; 
^efunbl^ctt unb ein langet Seben SoQ unfet ^nx Dom ^immet geben, 
Unb toai fid^ $ert unb Sftau jelbet toünft^en mögen. 

3n aKtttcniüQlb lautet bcr ©pruc^: 

Gönnad^t tfl a ]^eiltge«9la4t, 3fi unfted ^crtn ^ifd^lenad^t, 
2)a Ttd^t't man ben £ifd^, ba bodt man ben gfifti^, 
2)a fc^enü man ben 2Bein 3n unf'ted ^eun iBed^etlein. 
SBoajcl, a bi«le 3elten, IWöfl* enf'ö ©ott betgelten. 

3u 3Wün(^cn unb SöI} u. f. m. gc^cn bic 8c^rburf(!^cn in bcr 
Sröpfcl^nac^t am (c^tcn Donncrdtag Dor 335ci^nac^t, bic flinbcr auf 
C^önna(^t um. J)cr Itjrolcr läßt bic ©ömnac^tprec^tct umjic^cn. 
(2l(penburg ®. 63 f.). 

Sluc^ in bcr ®(!^öpfung )px\ö)t fic^ ®ottc« Offenbarung au«, 
bcr ßult bcr 9laturrcIigion erhielt fic^ im 2lnfcl|(u§ an bic Oa^rc«- 
}citcn fort, nur mürben bic ©^mbote aUmälig Jrägcr bcr ^bc^ften 
3becn. SKafrobiu«^) mac^t unö bic merfmürbige aWitt^citung : 
„Der Inbegriff bcr 3citcn fpricfit fic^ im ©onncnicbcri au«, fo jtpar, 
baß fic im ©intcrfolftij al« Snäbicin crf(^cint, »ic benn bic äg^p= 
tif(^cn ^rieftcr am beftimmten Sage folc^ eine Sigur au« bcm heilig- 
t^um ^crüortragen ; bcr fürjeftc Üag ift glci(!^fam al« Sinb unb 
Änabc angefc^cn." 3)cr aleyanbrinifc^c fianon fefet ben fürjcftcn 
Jag auf 25. Dezember an, unb bcr gelehrte ^{)iIo{ogc bcftätigt nur 
al« ßaic, ma« bic Oftcrc^ronif*) mdbct. „©i« jur ©tunbc öcr- 
göttlichen bic 9lcgijpticr bic 5Wicbcrfunft einer Jungfrau 
unb ftetten i^ren @o^n in bcr Grippe ben ?lnbäd)tigen jur 
^d^an au«." 311« Sönig ^tolcmäu« um bic Urfac^c fragte, 
empfing er bic Slntroort: 5Da« fei ein aW^ftcrium, meiere« ein 
^eiliger ^rop^ct it)rcn 35ätern anöcrtrautc, unb meiere« fic 
fo meiter überüefcrten. 



1) Satumal. T, 18: Hae aatem aetatum universitates ad Solem 
referuntur, ut parvulus videatiir hiemali solstitio, qualem Aegyptii pro- 
feiunt ex adyto die certo, quod tunc brevissimua dies veluti psurvus et 
infans videatur. 

2) Chron. Paschale. "Eco? vvv Alyvjizioi ^sojtoiovoiv TlaQ'&evov lo^ov, 
Kai ßoiqyog iv (pdivf] rt&svTFg jiqooxvvovoiv. Kai UtoXefidiq) T<p ßaoiXet xffv 
ahlav 7ivr&avofi€vq> sleyov, ort jiaQadoTÖv iou fAvaxriQiov vno öalov Jtgotpi^totf 
ToTg :iazgdotr vfiöjv nagaSo^Ev. 



4. 2)te ®5nnad^t unb baS ^et^nad^tfinb. 13 

§orud auf bcn 3lrmcn bcr (Sottc^gcbärcrm Sfi^, toic er im 
8i(b»erl fo häufig crfc^cint, ftctlt fc^cinbar ba« ^oc^^ciligc ^tif)^ 
nac^t^ticb bc« SWIIanbc« öor. ^icr aber fann nur bic jungfräu= 
üc^e ®öttin Slcit^^ät^cnc gemeint fein, bie unbeftedt 
felbft in i^rer ®eburt au« bcm Raupte be« göttlichen 3Jater« 
entfprungen, unb beren Jcmpelinfcfirift ju @ai«, ber ©tätte be« 
älteften 5WabonnenfuItu«, lautete : „Steinen ©c^Ieier ^at niemanb ge= 
lüftet, unb bie ^ruc^t, bie ic^ geboren, ift ©onne ge^eigen." Da« 
Sinb in bcr Ärippe, ba« bie altäg^ptifc^en ^riefter hinter bem Slltare 
^eröortrugen, ift eben ber neugeb orne 3a^rgott, @o^n ber 
Sonne. Sein Söunber, wenn ber breimal abgefegte unb oertricbene 
(Srjbifc^of Sltbanafiu« oon 3lleyanbria ben ®o^n ®otte«, xoit bie 
3ubcn ben aWeffia« benannten, 325 ju 9licäa, unb fein 9lad)foIgcr 
(Sijrillu« bic ®ottc«geb8rcrin in 35ogma unb ffult jur SBa^r^cit 
machten, e« ift ber orpbifclic ®ott ßifnite«, J)ion^fo« aU 
JBiegenfinb, ben am cleufinifcf)en Scf^ eine ^riefterin al« 5Weu= 
gebomen in ber mljftifc^en ©anne geigte (^rottu« in Tim. II SJirgil 
Georg. I, 166). 3n ber 3cit ber SBintcrfonncnwcubc jogeu bic ehr- 
baren attifc^en grauen in iBaUfa{)rt nac^ 'Delphi unb auf bcn 
'Parnaß, bag bie ©emänbcr im ©(^neefturm bretfteif froren, e« mar 
bie ®eburt«jcit bc« aüerfüßcftcn ®5ttcrtinbc« — 1)ionljfo«. 

5Da6 unfcr bcutfc^e« 9Sol! einer ä^nüdien ^orftcüung ^utbigtc, 
ftcf)t faum in grage. 3n®(^lcjicn 5ic^t ba« CSl)riftfinbIein 
um unb fingt*) ober fpric^t in ben Käufern bei bcr Scfc^ccrung: 

i,(Be^ ^tnaud au meinem Slog unb 2Bogen, 

Unb ^ol l^etein bie (Sottedgaben, 

äBit l^aben btaugen fielen ein fd^dnen 2Bagen, 

2)et i^ mit ®olb unb Sitbei b'f dalagen." 
G« ift ber §immet«roagen bcr alten ©ott^cit, bie ben Äinbern alle 
guten ®aben mitbringt. 

3m 0«nabrü(fif(l|en, im ^cife Serfenbrüd, reitet ba« ef)rift= 
finbd)en auf bem ©c^immet oon $au« ]n |)au« unb bringt 
ben Äleinen bie ffiei^nac^t^gabcn. 3n ber l^aufife manbclt eine 
al« aWutter @otte« gefleibete grau mit bcn CSfirift- 



1) SBein^olb SBei^nad^Ufprüd^e 86. 38. 40. 9io(^^. a. O. 215. $anaet 
II, 381. 



12 4. ^ie (^bnnaäii unb bad äBei^nad^tCinb. 

(SJönnad^t unb 'd ^euia^r, (Sl^tifHinb im g*fltau6tcn ^aat; 
^efunb^cit unb ein langet Kleben Boü unfet $eit Dom ^immel geben, 
Unb toai fld^ $ert unb fjftau fetber toünfd^en mögen. 

3n aWittcnmalb lautet bcr ©pruc^: 

©önnadjt ifl a ^eilige.S'lad^t, 3fl unfteS $cun %\\diltnaäii, 
2)a Tid^t't man ben £if4, ba badft man ben gfifd^, 
^a fd^enft mau ben äBetn 3n unf'ted ^erxn iBed^etlein. 
^aafet, a bidle Selten, fTtög' en!'d %oit bctgelten. 

3u SWünc^cn unb ZU] u. f. m. gc^cn bic 8cf)rburf(^cn in bcr 
firöpfctenac^t am legten Donnerstag öor ©ei^nac^t, bie flinber auf 
Wbnnae^t um. !Dcr It)roIer läßt bie ®bmnac^tprec^te( umjie^cn. 
(9l(pcnburg ®. 63 f.). 

Sluc^ in ber Schöpfung fpric^t fid) ®otte« Offenbarung au«, 
ber ßult ber 5WaturreUgion erhielt fic^ im Slnfc^Iuß an bic Sa^re«- 
jeitcn fort, nur mürben bic ©^mbolc allmälig Jräger ber ^bc^ftcn 
3becn. üKafrobiu«^) mac^t un« bie merfroürbige 2Ritt^eitung : 
„Der 3nbegriff ber 3«tcn fpric^t fic^ im ©onncnlebcn au«, fo jroar, 
baß fie im ©uttcrfolftij at« Änäblein erf(^eint, tük benn bie äg^p= 
tif(^en ^rieftcr am beftimmten Jage folcfi eine gigur au« bem |)ciUg* 
t^um ^eroortragen ; ber fürjeftc lag ift glcic^fam at« ^inb unb 
Änabe angefel)cn." Der afcfanbrinifc^e Sanon fefet ben fürjeften 
Jag auf 25. Dejember an, unb bcr gelel)rte ^^ilologe beftätigt nur 
af« ßaie, »a« bie Ofterc^ronif*) metbet. „©i« jur ©tunbe ücr- 
göttlichen bic 2lcgt)ptier bie 5Wieberfunft einer Jungfrau 
unb ftedcn i^ren ®o^n in bcr ffrippe ben 2lnbäcf|tigen jur 
®c^au au^/' Sil« tönig ^tolcmäu« um bic Urfac^c fragte, 
empfing er bic Slntroort: Da« fei ein ÜÄ^ftcrium, welche« ein 
^eiliger ^ropl^ct i^ren 33ätcrn anöcrtrautc, unb »clc^c« fie 
fo meiter überlieferten. 



1) Satumal. I, 18: Uae aotem aetatum universitates ad Solem 
referuntur, ut parvulus videatur hiemali solstitio, qualem Aegyptii pro- 
ferunt ex adyto die certo, quod tunc brevissimua dies veluti parvus et 
infans videatur. 

2) Chron. Paschale. *'E(og vvv Alyvjtnoi ^eojioiovoiv UaQ'&ivov Xo^ov, 
xai ßQe<pos sv (pdxvfi ri^evteg :iQoaxvvovoiv. Kai IlToXsfAdicp t(^ ßaoiXeV xijv 
alrlav stvv&avo^ihc^ iXsyoVf ort TiagdöOTÖv iozi fjivoxriQiov vno öoiov jtQoq>^xov 
ToTg JiaiQaoiv v^(bv JtagaSo&h'. 



4. 2)te (S(5itnad^t unb bad ^eil^nad^tfinb. 13 

^oru« auf bcn armen bcr (Sottc^gcbärcrin 3fi^, toic er im 
SWbiDerl fo l^äufig erfc^eint, ftetit fc^einbar ba« ^oc^^eitige ©ei^* 
nac^t^üeb be« Slillanbe« öor. ^icr aber fann nur bie Jungfrau^ 
U(^e ®5ttin 5Weit^*at^ene gemeint jein, bie unbefledt 
fetbft in i^rer ®eburt au« bem Raupte be« göttlichen SJater« 
entfprungen, unb bereu lempelinfc^rift ju ©ai«, ber ©tätte be« 
älteften SWabonnenfuttu«, lautete : „ÜÄeinen ©c^Ieier ^at niemanb ge* 
lüftet, unb bie (Jruc^t, bie i(^ geboren, ift @onne geheißen." J)a« 
Äinb in ber Ärippe, ba« bie altägljptifc^en ^ricfter hinter bem Slltare 
^croortrugen, ift eben ber neugeborne Oa^rgott, ©o^n ber 
©onne. Sein SEBunber, menn ber breimal abgefegte unb vertriebene 
erjbifc^of at^anafiu« öon Slleyanbria ben ©o^n ®otte«, toit bie 
3ubcn ben SWeffia« benannten, 325 ju 5Wicäa, unb fein 5Wa(^foIgcr 
gijrillu« bie ®otte«gebärerin in ©ogma unb Sult jur aBa^rl)cit 
macf)ten. 6« ift bcr orpf|ifcl|e Oott ßifnite«, *5Dionl)fo« aU 
Siegen f in b, ben am cleurmif(^en geft eine ^riefterin al« 9leu^ 
gebomen in ber mt)ftifc^en 3Bannc geigte (^rof(u«.in Tim. II SJirgit 
Georg. I, 166). 3n ber 3^1^ ber SBinterfonucnwenbe jogen bie cl)r=^ 
baren ottifd)en grauen in ffiallfa^rt nac^ 35c(p^i unb auf ben 
^arna§, bag bie ©emänber im ©c^neefturm bretfteif froren, c« war 
bie ®eburt«jcit bc« aüerfüfecften ©öttcrfinbe« — 'Bionljfo«. 

5Da6 unfcr bcutfc^e« 2Jolf einer ä^nüc^en 93orftcl{ung ^ulbigtc, 
ftef|t faum in grage. 3n ©c^Ieficn jie^t ba« (S^riftfinbtein 
um unb fingt*) ober fprit^t in ben Käufern bei ber Sefc^cerung: 

gi&ti) ^inauS 3U meinem Siog unb äBagen, 

Unb ^ol ^etetn bie (SJottedgaben, 

2Btt l^aben btaugen fle!)n ein fd^dnen äBagen, 

2)et i\k mit ®olb unb Silbet b'fd^Iagen." 
g« ift ber Himmelswagen ber alten ®ottt)eit, bie bcn Äinbcru alle 
guten ®aben mitbringt. 

3m OSnabrücfifdien, im ^cifc öcrfcnbrücf, reitet ba« iSijXi\U 
finbc^en auf bem ©(^immel t)on §au« ju §au« unb bringt 
ben steinen bie ffici^nac^tSgabcn. 3u ber Saufife wanbclt eine 
al« aWutter ®otte« geficibete grau mit bcn ßb^ift^ 



1) aSßein^olb SBei^na^tefpcü^e 36. 38. 40. 9lod^^. a. O. 215. $anset 
II, 381. 



14 5. 2^te äßetl^nad^tdmeffe bei Unierirbifd^en. 

finbcfn ober ®ottcöfinbcvn in bcr ^eiligen 3?acl|t iim^cr 
(«auf. üKagaj. XU, 87). ^icr ift bcutfit^ «crt^a, bie 3a^rmuttcr 
mit bcn noc^ ungcborcncn Steinen, inö ß^rift(i(^e ubcrfcfet. 

3n Särnt^en, njelc^e« Dor ntct)r afö taujcnb Sauren oon 
SJaijcrn auö folonifirt mürbe unb feine ®ultur empfing, fingt ha^ 
SJoIf: ®(ü(ffc(ig« neue« 3a^r, ßliriftfinbl mit frouften §aar 
(ffiaijer 77 f.). 3lltbat)crifc^ ^eißt c« „im geftraußtcn,'' oberpfätjifc^ 
„im fran^ctten," b. i. ftra^Ienben |)aar. Der Sittbatjer feiert 
bie SBeiI)nac^t^trippe, al« märe ba^ 6f)riftfinb inmitte bc« SSoIfe« jur 
3BeIt gefomraen. 9lm aBci^nad)tabenb fc^aufelten Sßäbc^cn in Sirenen 
©djmaben^ eine golbcne ober filberne Siege ber 5Wornen mit bem 
-- ßl)riftfinb, ba« an bie ©tefle eine^ erwarteten JJamiUenfprögfingö 
getreten. 

aWaria fü()rt bie unfc^ulbigen Sinber in^ ^orabie^ ein nnb bei 
I)immlif(^en ^rojeffionen an, mie greia an ber ®pifee bcr Kleinen 
um biefelbe 3^^* umjie^t, bie ungetauften be^errf(!^cnb. 5Wo(!^ fe^en 
wir bie ©otte^mutter in Sirdienbilbern bie tieben fiteinen, mie auc^ 
?cute au^ aßen ©tänbcn, mie fie fiinber unter i^ren ÜWantet ^ält unb 
in ifjren ®c^u^ nimmt. a)Janc^e fiat^cbrale unb altbeutfc^e ®a(lerie 
I)at fotc^ ein Silbniß aufjumeifen. 2luc^ al« SBerggöttin mürbe bie 
355ei^nac^i«mutter oere^rt, ba^er ba« SinberUeb: 

2)a btoben am iBetge, ba toe^ct bei äßtnb, 

2)a fi^et gftü $o(be unb toteget i^t ^tnb. 

§ier bemä()rt fic^ fo xcd)t ber tieffinnige äu^fpruc^ eine« 
Sluguftinu«: „ffia« mir c^riftlie^e SReügion nennen, ^at Don ä[n= 
fang ber 3citen beftanben." 

ö. !Stc 8Bet^naii|i8mrffr ber nntrrtrbtfi|rti. 

ßine ocrmunfc^ene *?rin}effm fäfjrt in ber ßfjriftnadjt in einer 
gläfernen fiutfc^e mit fed)^ fopflofen 9Jappen um, i^r änblid ift tobt= 
bringenb. (5^ ift ^e( ober bie (iJöttin bcr milben 3agb, meiere in 
ber SBci^nac^tjcit mit bcn Sobtcn bc^ abfterbenben 3a()rc6 i^ren 
Umjug I)ä(t. ©o tauten „Sagen üon ber mittteren ffierra" (SBude 1, 
75. II 76). 3n ber Zeitigen 5Jla(^t jicl)en bie Untcr^berger jur gotte«^ 
bienftti(^en ^feier na(^ ben jm5tf ^eifigt^ümern, mctti^e bei ber Sin^ 
manberung ber 9lttbat)ern ben I)immtifc^en 3lfen }uget^eilt mürben. 



5. ^te SBet^nad^tdineffe bei Untetitbifd^en. 15 

Die urfprüngtic^c ®cf|a(tpcriobc, mctc^c ba« aWonbcn* 
ia^r öon Söi^SEagen mit bcm ©onncnjatir üon 365 ou^glcic^t, bilbct 
bic gütle bc« 3Qf)re^, rtXiJQiü^a xov x^oVoi;. §icr begegnen \\i) 
SSergangen^eit unb 3"*""!*' ^^^ ^l^^ii ®5tter fte^cn mieber auf unb 
fommen jur geicr, bie SSJoban^fopellen, häufig auf ben 5Wamen ©or- 
totomfi (©art^olb) ober ©alontor (wie bic Slümerniß) getauft, crtietlen 
fic^ näc^tlic^. 3"^ 3cit bcr (ängften 9lac^t fc^eint ba^ ©diattenreic^ 
ben ®ieg baoon getragen ?u ^aben, ba« Unterfte fommt ^u oberft 
unb bie ©eifter regieren. ^t\i unb Ort mec^feln, 25ergangcnl)cit unb 
3ufunft begegnen fic^. 35ie ®(o(fen läuten auö ber Jiefc unb auf 
i?reujtt)cgen mag man 335af|rfagung ^ofen, ba« ^Regiment ift bei ben 
2obten. ajieg ift, mit (^riftlicf)cn ©rauchen öerquicft, bcr 3nf|a(t 
immer gleicher <Sagen. 

S)ie Unterirbifc^en roanbern au^ ©obbin bei Srafoip auö üor 
bem eoangelium (®artfc^ Sir. 89). ÜDa« SJoIfögemüt^ lägt aber 
auc^ il)re S3efel)rung ju. 3lm üWauerncr öerg, einer 3urat)b^e, fuib 
abenteuerliche 5c(^gebi(be, auc^ ^mci |)ö^ten; bie eine verengt fid} 
;u einem ®ang, in »eichen einft Wirten eine ®anö laufen (icßeu, 
worauf fie burc^ ba« 8od) am öurgfclfcn ju § ü 1 1 i n g [)crau6tam. 
3n ber ^eiligen Siac^t öffnet fic^ jä^rlid) eine SJeföt^ürc, fo lang 
bad (5t)angelium gcfungcn mirb; man erblicft bann bie foftbarftcn 
©c^äfee öon C^3oIb, ©über unb gbelftein, bag ber ^irt oon 3fof)r= 
ba(^ öertcgen mar, mo er zugreifen foüe — ba ^atte er fanm nod) 
3eit ^erau^jufommen — mit leeren ^änbcn. 3n ben bunflen 
©eroblben ber bortigen SSefte hütete einft ein feucrfpeienber ^unb 
mit glü^enben äugen unermeßliche ®(!^äfee. ©nblic^ ftieg ein ücr- 
roegener §irtenbub hinein, fam aber nac^ brei ©tunben burc^ bic 
Oeffnung jurüd, ftürjte jufammen, beutete nur nod) burc^ ®ebcrbcn 
bie gehabten Srfc^einungen an unb ftarb am britten Jage. 

3n ber Äiri^c ®t. ©atöator bei ^rien fie^t fcfbft ber Uu^ 
gläubigfte näc^tüclie Beleuchtung unb ^ört ®cbetmurmcln öom (Motte«= 
bienftc bcr Untcr^berger — üon (^rcintjarting ^cr iiet)t burc^ bie 
$e(fd)Iuc^t bie roilbe 3agb. Ginmat ipolltc eine 5Wäf)erin in bie 
SJei^nac^tmeffc gc^en; at^ fic an ®t. ©alüator üorüberfömmt, 
fie^t fie bie ganje Sirene beleuchtet. 3n ber aßeinung, bag ^ier 
ebenfaOd bie üßette abgehalten mcrbe, ge()t fte hinein, gewahrt aber 



16 5. ^ie SGBeil^nad^tdmeffe bet Unietitbifd^ett. 

}u i^rer Scrtounbcrung lauter unbcfanntc.Seutc, tt)cl(^cn Meine Ärcujc 
über bem Sopfe fdiiDebten. enbtic^ tritt einer ber fremben ©eter 
auf fie ju, minft bie Äirc^e ju öertaffcn unb fdiliegt bie 2:^ürc 
hinter i^r ob. 9hin erft merlt fie mit ©c^recfen, bag bieg bie 
Unterdberger gemefen, unb (auft doU Slngft, mad fte laufen fann, 
na(^ ?rien. 

!©er mitternächtige ©otte^bienft ge^t in ber ©altjatorfirc^e 
}u $all in Jljrol mit ÜWufif unl) (Sefang t)or fic^; fo feigen ober 
me^rfac^ bie Äirt^en ber Unter^berger. ©cl|(og jwbtf U^r öer- 
ftummt ®cfong unb Orgel unb crlöfc^en bie Siebter »ie öom SBinbfto§. 
(Sine )^ou }u$eibe(berg moQte in bie @^riftmette, tam ober fc^on 
um e(f U^r in bie 3efuiten!irc^e, fa^ J»ölf (SJeiftfic^e im ßf|or, 
ober fonft niemonb. ^o morb il)r un^eimtic^, fte eilt ^inoud; beim 
Sei^mofferteffel fpric^t Siner: „Do« mar bcin (5Hücf, bog bu noc^ 
einmal ffiei^woffer genommen ^aft." 23or ber Äirt^t^ür fööt fie in 
O^nmo(!^t. — ^ier ftogen un« bie ju^ölf 3lfcn ouf. ^u 335i(bcrnau 
im ^orj ging eine ^rou jur ß^riftmette, e« »or nod) nic^t SOtitter^ 
noc^t. ®ie trof om greit^of bie Sixö)t erleuchtet, nod) niemonb 
untermeg«. ©c^Iog elf U^r füllen [id^ bie ©änfe, ober mit Seuten 
ou« ben Gräbern, 23ern)anbten u. 81. 35ie ^obcn ben Jobtengefong on. 
ÜDcr feit ein poor Oo^ren tobte ^rebiger ge^t ouf bie Äonjcf, ®ct|Iag 
12 U^r beim Slmen oerfc^minbct 3lüed. 35ic grou erjo^It bo^cim 
oüe« unb ftirbt fofort. ((vp 208). 'Die iDiogb be« ©tobttirc^ncr« 
ju ©eimor wiü in ber (5()riftna(^t in bie crleucf)tetc Jtirc^c, ficljt 
ober louter etten^o^e SDiönc^e. ®ic lücrfcn if|r eine golbcne Sugel 
noc^ unb om neunten Üogc ftirbt fie. Mad) if)rer Slu^trcibung in 
ber JReformotion^jcit f ollen fie burc^ einen unterirbifcfien ®ong 
i^re ®d)äfec abgef)oIt ^oben, unb bofür jä^rüc^ eine Stunbe t)or 
ber S^riftmette unter Gepränge umgeben muffen (SBifefc^ct 288). 

®rimm (D. ©. 221) erjäl)lt nod) 3)obcnc(f II, 99 ben SSorfoü 
Dom 9of)re 1516, \x>o eine onbödjtige grau in'« trngetomt gcl)en njoüte: 
fie fie^t einen unbcfonntcn Pfaffen bie 'J)ieffe lefen, in ben ©tü^Icn 
fifeen SSerftorbene, einige of)nc Äopf, bo§ i^r bie ^oor \n öcrgc 
ftef)en. 5)o tritt i^re üor brci 3Bod)cn »erftorbcnc Wcootterin ^eröor, 
gupft fte om ÜÄontel unb fpric^t: „S3el)üt Wott, mie fommt 3^r ^ie^cr? 
Senn ber ^ricfter wonbclt, tauft \d)ntti, of)nc ümjufc^cn, fonft foftct 



5. t)te SBetl^nad^Umeffe bet Untentbtfd^en. 17 

e« Cuci) ba« Scbcn." ©ic folgt, f)M aber ^intcr ftc^ ein gcmaltige« 
Raffeln, a(d ob bie Sirene einfiele, ein ©efpenft eitt it)r über ben 
Äirc^^of nac^ unb reißt i^r bie „^rfen" öon ber ©c^ulter. ®ie 
finbet bad ©tabtt^or oerfc^Ioffen unb ©(^»eine, »ie jum Slu^trieb, 
baDor; e« finb fcibige Üeufel, bie bei Stage^grauen uerfc^minben. 
3tt>ei SEogc liegt fie oor ©c^recfen franf ; ote fic jum gricbf)of fc^irft, 
liegen bie gefeen i^re« ^Regenmantel« ouf bie ©räber oert^eitt, bag 
alle Seute fic^ öerwunbern. 33ie ©ac^e ift altbefannt, nur ^ei§t e«, 
am ailerfeelentag ^abe fic^ ba« begeben. 

3« C^ageno» in ÜWecflenburg galten in ber 335ei^na(^t (Seifter 
i^ren ®ottc«bienft. Sine grau ^5rte ben ®efang unb ging hinüber, 
loorb ober öon ber oerftorbenen 5Wac^barin gemafjnt, bie tirc^e ju 
Derloffen unb fa^ lauter SEobtengefic^ter. ©o ging ju Sarlftabt 
in Unterfranfen eine 3Wogb in bie Sapujinerfirc^e gum 9Jorate unb 
^atte biefelbe ©egegnung, roie bie ®eifterfüc^tigcn an unferer Sfar. 
„i^ouet §immel ben ©erec^ten, Srbe fproße i^n ^eruor" lautet ba« 
SRorategebet, bem ^falm entnommen in ben gngclämtem Dor ©ei^nac^t. 

Slm ^auptplafee ju ©aljburg erbliche bie ©c^ilbmac^e in ber 
a)Jittemac^tftunbe einen 3w9 fc^toarjer SKönc^e, bie nac^ bem 5)om 
jogen. üWit einmal mar biefer erleuchtet, Orgelflang unb (S^or- 
gefang ertönte; nad) einer ©tunbe warb aUe« finfter unb fie jogen 
o^ne olle« ®eräufc^ mieber ab. SBie feltfam, baß gerabe im Sc* 
reiche ber untergegangenen 5R5merftabt fic^ biefelben ©efic^te mieber» 
^olen! @« ift, al« ob bie 255gel e« Don ben ÜDäc^ern ^mitfeierten, 
unb boc^ fte^en fo oiele Slugenjeugcn auf. Scben bie lobten unter 
und fort? greifauff 63 f. erjälilt meiter: (Sin gräulein mill frü^ 
in bie JRorate^ÜÄeffe in ber Slboentjeit. So ift monb^elle 5Wa(!^t; 
noc^ finbet fie SWiemanb auf ber ©trage, ^ört aber öon mcitem 
bie 2öne ber 9?iefenorgel, unb fie^t am Dompla^e angcfommen bie 
genfter erleucf|tet. !Die J^üre ift ju, eben oemimmt fie ben ©c^lu6== 
gefang be« ^oi^amM, ba fdjlägt e« Sin U^r: bie SBcrgmänntcin 
gingen ab, ba« (bitter fc^loß fiel), 2llle« Derfdimanb im 'Dunfel, — 
ba« moren bie Unter«berger, bie burd) einen unterirbifdien (^ang, 
mie in ©eefirc^en, jum (^otte«bienfte fommen, [a fie manbern 
unter bem Ä5nig«fee burc^ nac^ ©t. ©artclmä, anberfeit« nac^ 
JReic^en^oll, gelbfirc^ unb Jraunftein. 3n ©artelmä ^5rt man 

^tpp, ^Deutfi^ 9l(IioUm. 2 



18 5. Die Sßei^nad^Umeffe bec Untetitbifd^en. 

SWac^t« oft ®c[ang mit Orgcffpict. 3)cr a(tc Sc^rcr ©öttfricb liefe 
c« fic^ nit^t nehmen, bag er iWot^t« bfter« Jrommelfc^lQg oernommen 
oom äuöjug bcr ®uomen. 

@in ©atjburger 3iniinertnQnn ging t)on einer $o(^}eit in ^aOein 
I)eim; in SWiebera(m ^ört er Orgelf pie( unb fie^t bie ^efle Sixd^c 
toU 3Wännlein. Sr ftetlt fic^ neben einen Keinen 3iwini^w^ottn unb 
ipirb na(^ bcr SWeffe beim 9tü(fmarf(^ ber Heinen ärmee nad) bem 
Unter^berge mitgenommen. 3)ort »eift man i^m ein toufenbjiä^rige« 
S3uc^ mit ^rop^ejeiungen , bie t^eitweife fc^on in ©rfüüung gc^^ 
gongen; er lieft: „^Darauf »irb ein ft^redtit^er Stieg Quöbrec^cn, 
bog ein ©Quer oom Slder mit bcr "^flugfc^arr , bie ©äuerin mit 
ber Sü(^e(fpife in'« ®efec^t rennen. ®er fliegt, loirb einen einjigen 
Sroblaib mitnehmen.*' ^Ibfeüc^ tönt Jrompetenftofe, er ftedt ba« 
S5\xd} ein, iiat aber ba^eim ©pinnioeben in ber Jaft^e (SJreifauff 65). 
©ie Unterdbergcr jiel)en ÜÄittemot^t« burt^ ba« ^tft^erjimmer jum 
genfter ^inau« in bie ^tnotixd^t bei 9ieic^en^aü ®. 67. !Dcr 
öanbarjt oon Singer fu^r bei ftem^eller SWat^t oon einem firanfcn' 
befuc^ in ©rofegmoin vorüber, ba ftanb ba« ^fcrb, er binbet e« an 
einen ©aum unb nähert \x6) unerfc^roden über Orgelton unb (Slocten* 
tlang bcr Sirc^enpforte. ©ie mar oerft^loffen, er flettert jum genfter 
empor unb fie^t im 3nnem ^unberte oon Siebtem unb am f)oc^altar 
üoll ©lumen brei ®eiftli(^e, bie ©etftü^le aber oon SWännern unb 
©eibem in lounberlit^en ©eioänbem befefet. 3n grauenc^iemfee 
ift oft jum nächtlichen (Sotte^bienft bie ganje Äirc^e beleuchtet, unb 
man ^5rt bie aWeffe. Sin SWeugieriger ftieg einft bie Leiter ^inau 
unb fa^ burc^'« SJenfter bie ©eftalten jur ^eiligen geier auf unb 
ab wanbeln. Die ©btin oon ^erfam ging 1815 oor 3Bei^ 
nac^t nac^ Straubing in bcr SWeinung, e« ge^e f(^on gegen 
Jag. 21U fie an ber greit^offirc^e ift. fie^t fie bie genfter ^ell be= 
leuchtet unb ^Brt bie Orgel. ®ie tritt ein, um beim ßngelamt ein 
35aterunfer ju beten, unb fniet im lefeten ©tu^l. 311« ber §err 
fic^ jum Ite missa est umioenbet, erfennt fie im jä^en ©c^recf 
ben ücrftorbcnen Pfarrer, jugleic^ flopft i^re SWac^barin, bie oor 
40 3a^rcn ocrftorbcne @obel, fie auf bie Steffel unb flüftert: @e^ 
gleich fort, loenn bir bein Seben lieb ift! unb alle ©efannten, bie 
ba unb bort il)r minfen, finb längft S:obte. 311« fie äugen ift, fc^lägt 



6. 2)te SBft^nad^tdmfffe bei Untetitbifd^en. 19 

bic I^ürc frac^cnb in« ©t^tog. !Dic Orgct ift öerftummt unb «öeö 
ftodfinfter. Um 3 U^r frü^ fommt fic not^ ©traubing, um 8 U^r 
ge^t fte jum Sanbgmc^t unb gibt i^r (Srtebnig }u ^rotofoQ; ber 
Sttt mug ft(^ no(^ in ber 9{egiftratur finben, mo i^n mein 93ater 
oft gefe^en, ft^rctbt ^olijeirat^ JRegnier. !Die ^erfamer trauen fic^ 
oor ®ebet(äuten in ber grü^ nit^t on ber Äirt^c oorüber unb bie 
9?o6e fotten fc^euen. 

(Sin ©ärger üon (Slfterberg im 9Sotgtlanb ging öor 200 3o^ren 
in ber ß^riftnot^t an ber Jobtenfirt^e öorüber unb fanb fie fc^on 
um 10 U^r erleuchtet, äl« er eintrat, \ai) er eine ÜÄengc 3}er== 
ftorbener, bie eben ba« Sieb fangen : §err 3efu ß^rift magrer aWenfd) 
unb ©Ott. Unter ben hohläugigen bleichen ©eftalten bemerfte er 
auc^ feinen ©eoatter, fe^te fic^ ju i^m unb fang mit. ^lad) einer 
©eile »infte i^m biefer, fn^ ju entfernen; aber wie fic^ bie 21)üre 
hinter i^m fc^to§, erfolgte ein gemaltiger ^aö unb aöe? mar üer^ 
{t^tt)unben unb ftorffinfter. (Rödler 530.) ©benfo ift eine ®eifter^ 
hxd)t ®t. Sorenj am lobtenacfer ju $of. Sine alte gtau »ollte 
um 1516 in bie @ngelmeffe ge^en unb fommt nac^ i^rer 992einung 
um üWitternac^t üor ba« obere J^or, baö aut^ offen fte^t ; ©c^meine 
ftanben baüor. ®ie gelangt in bie Äirt^e, ein unbetannter Pfarrer 
fingt aWeffe, oiele 8eute fifeen ju beiben ©eiten in ben ©tü^len, einige 
o^ne Äöpfe. Die f)aare fte^en i^r gu ©erge , ba tritt i^re üor brei 
©ot^en oerftorbene ®et)atterin auf fie ju, jupft fie beim diod unb 
^eigt fie re(^tjeitig gc^en. Sine Sllte ju ©tolberg »iö in bie 
(S^riftmette unb glaubt Derfc^lafen ju ^aben, plö^lic^ fte^t fte, bag 
fte unter lauter ®eiftem fiftt. Die I^üre faßt ein ©tüd öon i^rem 
STOantel, ba« abgerigen »irb; anbern 3Worgen« liegt e« am Slltare. 
{^rö^le 42. 70. 96. 363.) 

9loc^ im ffrieg^ja^r 1815 fie^t eine grau ju ßroßen in ber 
Siiebertaufift (laut mtti). für «nt^rop. 1888 ©. 259) am ©ei^na^t^^^ 
fefte bie ftirc^e erleuchtet, eilt ÜKittemac^t« ba^in, bie Orgel fpielt, 
alle ©tü^le fmb befefet, ba« ©uc^ jeigt eine anbere ©c^rift, 5Wiemanb 
gibt i^r Änttoort: fte erfennt nur 3Serftorbene unb balb folgt ein 
große« ©terben im Orte, ©o »irft ber ©laube au« ber alttirc^^ 
ticken mie t)orct)riftli(^en 3^^^ n^^- 

©(^on ®regor oon Jour« de gloria confessorum melbet 



20 6. 2)et SBei^nad^Ubaum. 

oon ber ®tcp^anöfir(^c ont gricb^of ju 3tutun: jwci ©ürgcr 
bcft^Ioffcn, SWat^t« bic f)l ©tättc ju bcfut^cn, »o^er oft ^falntgcfang 
brang, trafen bic ^irc^c öoü unbcfanntcr Scutc, ^cü unb boc^ burc^ 
feine Äerje erleuchtet, al« einer au« ber SJerfammtung i^nen bie 
9tu^cftörun9 öermie«. ©er eine lief baüon, ber anbere blieb, ftarb 
aber balb. 

6. 3)et aBei|na4|iSliaum. 

35om Prüften SWorben bi« jum fernen ©üben ^at ba« 3lbbilb 
ber @f(^e 9)ö9brafi( mit allem, »a« baran (ebt, ber ®ei^nac^«baum 
bie 2BeIt erobert. Der Saum mit golbenen äiepfeln prangt fc^on 
in 2loaßon, bem fefigen 6i(anb ber ©ruiben, loie Obuna fie au« 
ffiben bringt, ©o bffnet fic^ mit bem neuen Oa^re ber f)immel«== 
garten oor ben Singen ber Keinen unb großen Äinber. S)er 2Bei^ 
nac^t«baum mit feinen 8rü(^ten üeranfc^aufic^t bie ©efriebigung afler 
SBünft^e unb ift für bic alten 35eutfc^en, befonber« bic Slorblänbcr 
al« SBatbbeloo^ncr diaraftcriftift^. 2l(« ß^riftbaum fam er erft unter 
ber ffönigin ÄaroUne ju Slnfang bc« 3a^r^unbert« nac^ ©a^em, ift 
in ber neueren ^dt md) in ijrantrcit^ unb SWorbamerifa, in^bcfonbcrc 
an aßen $öfen eingeführt, unb loirb üom Slorb^ bi« ©übpol fetbft 
auf ben ©(Riffen in aßen SWceren angejünbct. 

Sluf 3«(anb ^eißt ber SSogribcerftamm ber Seifige ©aum 
unb trägt bie ©age, er fei au« bem Slute jiocier ©eft^ioifter, eine« 
Jüngling« unb einer Oungfrau, crioac^fen. SKan bcftecft in ber 
SBci^nac^t i^n mit brcnnenben Siebtem (ÜÄaurer 3. 33. 177); ^icju 
fbmmt ein §irf(^ (3toö(fenbcr) a(« ©innbitb be« 3a^rlaufc«. 3n 
ber Statut Dom 23. auf 24. Dcjembcr, am 1. unb 6. Oanuar 
pflegen bie 3l(banefcn Sirfc^baumjrocigc anjubrennen unb mit ber 
3tf(^e in bie SBcinbcrgc ju werfen; nac^ bem britten ©ranbe galten 
bie Änaben Umjügc. @ie beginnen i^r 3a^r gleit^roo^t mit l. aWärj 
unb ber 12. ^eißt S^curu«, mie bei ben Werfern „ba« neue Sic^t''. 
3n ber Sifet ftreut man wä^renb ber 3^8'^*^" ^^^ 3lfc^^ ^^^ 
3öei^na(^t«fIofe auf bic gelber (ÜÄann^. «. 224 f.); ba« a(te 3a^r 
»irb fo gteic^fam Derbrannt. 3n Sot^ringen fc^neibet jcber ein 
©tücf üom ücrfo^Itcn 3uI-S3Iocf unb I)ängt e« über fein 53ett, bamit 
ber S3(ife im nädiften 3a^r nidit cinfcl|(ägt. an bic Oulfcucr 



6. 2)et SBeil^nad^tSBaum. 21 

crmnert noc^ bcr ©rouc^ am SBci^nac^Wobcnb am 5Wtcbcrr^ctn, fomic 
gu ©(^tt)cina in J^ürinflen, boß bic Ougcnb mit ^Jarfcln gu einer 
am ©bngeteberg auö gefbfteinen errichteten ^^ramibe auöjie^t unb 
unter ©ei^nac^t^Iiebem aße ju einem ©(Weiterlaufen »irft (©uft^, 
$). 35. IT. Slufl. 29). 

S« beutet auf ben erhofften ©cgen im SHeuja^r, »enn aöe 
erbenHic^en ®aben unb ©üßigfeiten bem ©äumt^en angehängt finb, 
»omit 3ung unb 3l(t fic^ befdienft. 35er Apfelbaum btä^t in ber 
ß^riftnac^t, fo ^eißt eö um ®era; ju S^rtbur trägt er fogar grüt^te. 
(«et^ftein, 2). ©. 483, SRo^I). 21. ®. 82.) ÜDie »eftern »iffen bieg 
ben ^inbem fc^on burc^ mirfUc^e @aben glaubhaft gu machen. 3n 
^ilbed^eim fe^te man gu da^redanfang einen reic^üergierten, mit 
©c^etlen unb ®(b(f(ein Derfe^enen 2:annenbaum mit bem 9i(be 
ber in bie ©tabtfarben, rot^ unb gelb, geffeibeten Sungfer ^^ain, 
unb befcftigte i^n mitten auf bem ÜKarfte an einem Stein mit 
einem eifemen 9ting, ber not^ im XVII. Oa^r^unbert gu fe^en »ar. 
©iefc ©äumc »urben im meiten Umhei« mit ber Safetrunbe um= 
fteUt, unb in ©emälben unb 35er{en bie SWiPräut^e ber ©tabt 
geft^itbert (üRüöer 3. Beitft^. I, 54). 

!X)er fog. älbamdbaum in ©au(gau ift mit 9lepfe(n 

unb S^ipaaren gcfpidft unb »irb burc^ bie ©tabt getragen, breimal 

um ieben ©runnen, bann unter bie 3ugenb geworfen. Dabei fingt 

man: äibam ^atte fieben ®^nt (©irlinger 2S. II, 50). ©o tief= 

religio« »ar ber S^iaturmenft^. Um gürftenfelbbrud ge^en gu SBei^- 

nac^t gmei ^aben mit einem S^annenbäumc^en Doli Slepfel 

unb 5Wüffe unb Sänberjier üon ^aM gu $auö unb fingen: 

„9llbe, ^Ibe, 9llbeti mein, 
•2)cr ©ommet bet ig fein.* 

!J)er ben ©inter üorftellt, ^at eine iDrifc^l unb fpric^t: 

.S^ftttelft 2)u munter, fo llaub t(( auf, 
9Ra^ meinet (&xtil gut Alexen b'taud. 
£} Sommer fei nit gar fo ftolg, 
3^ bou a SBrutfen unb broud^ fein ^ola.* 

!J)arauf balgt ber ©ommer ben SBinter gur St^ür ^inauö. ©ie be= 

fommen Srob unb SWe^l gefc^enft. 

!Dcr ©ei^nad^töbaum, mit allerlei grüc^ten ober reidilic^ mit 

Sdadtottt bedangen, ift feine (^riftlic^e (ginfü^rung. 5Wo(W ^errft^t 



22 7. äßei^nod^tSbefd^eetung in Sebfud^en unb ^irnbtob. 

in bcr ©diiDeij bcr ©rauc^, qU' bic Oabcn, »dc^c ©aniflau« 
a(^ üermummtc ^erfon briitgt, an cm mit glittcrgolb flcjiertc«, mit 
ffiac^^Iic^tcrc^cn beftcrftc« ©äumc^cn ju Rängen. (®ta(ber II, 299.) 
$)icr ftc^t bcr ^t. ©anm unmittelbar mit bcm auftreten bcr a(t= 
bcutfc^en ®ott^cit in 3ufömm^an9. 

7. flßei|na4lti6tfi^emtng in Sebtui^en nitb Oirnirob. 

SWac^ Sl^coborct ipurbcn bic Opferfuc^en bcr ^immel«- 
fön ig in bei 3cremia« VII, 18 mit JRofincn unb ^iniennüffen gc^^ 
tt)ürjt. ®ic ^ci§t 3f. LXV, 11 au^ aWonb^errin, SWeni. SDcr 
„@c^i(ffa(ög5ttin" ju S^rcn fmb bieß bic erftermä^ntcn fügen ©robe, 
unb bamit öcrglcit^bar bic bcr ßt|bc(e, fpäter bcr SWaria gemeinten 
Meinen Äuc^cn (xoUvQideg), »etc^c ben SJerc^rern ben 5Wamen ßoll^ 
ribianem eintrugen. 3n bcr rbmifc^cn SBclt befc^enftc man fic^ auf 
5Wcuia^r mit fjcigcn, JRofinen, !Datte(n unb STOanbcIn unb bud fie 
in ben 3onua( ober SWcuia^r^fuc^en. Der 3totiener bereitet ba« 
©ci^nac^t^brob üon S^beben unb obenauf aWanbcln, baß c« fc^roärj^ 
li(^ audftc^t, unter bcm 5Wamen pane forte; auf Äorfu ^eißt e« 
XQiOToxpcjfta^ pane di Christo. 

2Ba« Äern ^at, beutet auf ©cgcn unb ©cbci^cn, 
SBad&^t^um unb JJruc^tbarfcit; baö Sffen üom gruc^tbrobe 
in ben Soo^tagen gibt Slu^fic^t auf ben na(^fo(gcnbcn ä3oOgcnug. 
Der 3w^od|« bc« Stage« üon SOSci^nac^t bi« 5Wcuia^r Reifet in ält* 
baljcrn wie auc^ in SWä^ren ^a^nfc^rat: sliepice krok. SSon 
©ei^nac^t biö ©rcifönig ift nat^ beutfdiem ©pric^roort ein f)irf(^em 
fprung, unb bcr $irf(^ bilbct in ?ebtu(^enform mit SWanbcIfcrnen 
juglcid^ eine SBci^nac^t^fpcnbc. 3n ©te^ermarf bärft man $irf(^Iein, 
fomic bic fc^tt)öbif(^en @pringcr(en. 2luc^ SRbgÄ fteüen bic jeitgemä§en 
Scbjcttcn t)or. 3n ©enebiftbeucrn Reißen fie ®bn taten, ein SBort, 
ba« mir ©dimcUer m6)t ju beuten mußte; oicüclc^t ^ängt e« mit 
©Bnnac^t jufammen. 

3n ben brei ^auptrauc^näc^ten ju SBci^nat^t, 9?euia^r unb 
Drcifbnig »irb üorne^müc^ Sirnbrob ober ©robjeUen gebactcn. 
Dicfc« mit bürren ©irnen, ?5cigcn, aWanbeln unb ßpbeben auöge= 
ftopfte arob fd|(ießt glcic^fam bic güllc bc« 3a^re«fcgen« 
ein, bcm man entgegenftc^t. Da^fclbc bcfi^t }ugteid| bic Sigenfc^aft, 



7. Sßetl^nai^tdbff^eetung in Sebfud^en unb ^itnbtob. 23 

ba§ e« int garten ©intcr nid&t gefriert, bo^cr eö bie $o(jarbciter in 
bie ©ergc ntüne^nten. 3m äfgäu gibt ber Sinbbbauer eö ben Äinbern 
in bie ®(^u(e mit. !Der ©imtaib auf ©ei^nac^ten »irb in ber 
Umgegenb oon Senebiftbeucrn unb äuborf öon ber Siebften 
bem Siebften jum günftigen Hnjeit^en gegeben. 3m ©erben- 
f elf ertaub ^at jebe« Sripat^fene auf SÖei^nac^t einen ©irnfaib, 
unb totidftn ©urft^en ba« 3ÄäbeI cintabet, ba« ftle^enbrob anju* 
fc^neiben, bem gibt fie ben 93or}ug, menn ni(^t, fo fagt fte i^m bad 
nät^fte 3a^r ab; barüber gibt e« oft SRauf Raubet unb geinbfdiaft. 
Huc^ in "^ongau fc^enft bie !^ime i^rem Slu^ermö^tten ben 
ftfe^enfc^erj. 

3n Sonbon folgt auf ß^riftma« ber ©ofing Da^ ober ©efc^enf^ 
tag, in 9)?e(flenburg ber 3uI!Iapp«tag, loo ®efinbe unb SBerffeute bie 
f)anb nac^ @aben au^ftrecfen. 9lm 9t^ein unb in ©c^lefien fontmt 
ber SBo^nenfu(^en auf ben Sift^, ein (Sebäd, loorin eine ©o^ne 
gebaden ift ; »er fle bei ber 9Sert^eiIung in feinem ©tüd e ermt, ^eigt 
ber So^nentönig. 3n Raufen mirb berfe(be t)on 9J2e^( unb 
$onig bereitet unb ®clb barein gelegt; wer baö ®(ü(f ^at, fü^rt 
bie SBraut ^eim. an 9t^ein unb aWofef t^eifen bie iungen Seute 
3SiclIiebc^en, »o jioei 3Wanbe(feme in einer ©t^aate ftecten, unb 
»er ba« babei gegebene Srfcnnung^wort vergißt, mug ein ©efdienf 
bieten. ®o gewann mein ©(^loager feine grau, ©agegen wirft 
man im Jraunfteinifc^en [id) Sirfc^ferne ober Srbfen ju unb 

fprit^t: 

Gpi^Ient. Spaltern, 

2Benn id^ bi^ triff, mugt mein Gd^o^ toetn. 

3)ie Segerfelber baden auf ©erditentag ju g^ren ber 3a^re«mutter, 
welche in ben 3ttJ'ö(^en umgebt, ein groge« Sierringbrob, ein 
©i(b be« 3a^rjeitringe«, wie @t. Slifolau« im befolge ber brei 
3ungfrauen brei ©robe in ber $)anb ^ä(t, wo^I auf bie brei 3a^re«= 
jeiten bejüglic^, weil bie 5)eutf(^en ein grü^ja^r nidit fannten. 3n ber 
Äl5pfctena(^t, ber lefeten oon ben jwötf ©ei^näditen, empfingen noc^ 
Anfang« be« XIX. 3a^r^unbert« bie aWägbe, welche bie Ginfäufe 
}ur $au«^altung beforgten, bei 5Wefegern, ©ädern unb ©räuern ein 
©imbrob ober ®elbgefcl|enf. 



24 8. 2)et Stepl^aiteumtitt. 

8. 3>tt 6tr)i(anlttiiiriti. 

3m S^orbcn an ben Orcnjcn bcr iWatur, fo gütg bcr 35oIf«= 
gtaubc bei ben ©uionen ober beutfc^en ©eeanmo^nern, fc^c man bie 
SRoffe unb ba^ ©tra^ten^aupt ber @onnc. (Jacit. ®. 45.) ©anj 
bcrfetben Slnfc^auung ift bie Sugcnb in ben Sltpen unb ergebt fi(^ 
bei einer ©ergfa^rt früher öon ber ©treu, mie ic^ au^ Srf abrang 
weiß, um biefen 3lnb(i(f ju gemärtigen. ^Jiac^ altfc^mebift^em 35otfß^ 
glauben fpannt bie ©onne in ben jmbff iWöc^ten i^re ^ferbe au«, 
(äp fie auf ber ©eibe unb ru^t fetbft oon i^rem 3a^re«tauf in 
einer $5^(e an^. (2B. üJienjel 3Jor(^rift(. Unftcrbt. 28.) 3n 5)eutf(^= 
(anb ^ieg ber 26. Dejember ber groge ^ferbetag ober bie §afertt)ci^e 
(ffiolf ©eitr. 120. 125), jumal in ©c^njaben ge^t ba« 2lu«reiten unb 
bie amKidie SWufterung ber 9Ioffe oor fic^, auc^ ftetit man ba unb 
am 5Wieberr^ein eine 2lrt SBettrennen an unb nagelt Sfoßeifen gegen 
SBcrjauberung an bie ©taüt^üren (Sufc^ SSoItögl. 32). ®t. ©tcp^an 
tommt jum $Wo6 unb Umritt, nur »eil er ®a(ber« ©teße öertritt. 
!t)en 5Riejenfci|imme( ju Sauingen jotl ein (am guge?) üerfrüp^ 
peIterÄnec^t@tep^an geritten ^aben. SHan fabelt Don einem 
beutfc^cn ©tuffo, benn loa« ^at ber biblifc^e ^eilige mit ^ferben 
ju tf)un? ffienigften« SBinfrieb bannt ben SErinfgott ©tuffo am 
Stuffenberg jttjifc^en $ei(igenftabt unb Sfc^mege in'« ©tauffen(ocl|. 
©eltfam ^errfdit an einigen Orten ber S3rauc^, am @tep^an«tag fic^ 
5U betrinten, bamit bie Mf)t rinbern unb glüdlic^ falben. 8lm 
^euberg fommen bie 3Dfann«== unb 3Beib«perfonen jufammen, bie 
oon ber ^oc^ftuben ober Äunfcl fid) fennen unb trinfen bie ßeftt, 
b. ^. 3aJ)re«abfc^ieb. !Den ^ferben lägt man jur aber. Slu« bem 
9?ott^al erl^ob fidi 1883 bie Älage über ba« Steffeln, bag 
am Sag nadi ffiei^nac^t bie Ort«ben)o^ner burdi ben öärm ber 
©urfc^en au« bem ®d)lafe gemecft mürben unb ma« nic^t niet= unb 
nagelfeft fei, oerfa^ren ober oerftedt, fei e« nac^ langem ©uc^en im 
Sot^e fänben. 

3n ben 2Bci^nä(^ten fällt mo^lt^ätiger 5t^au oom §immel unb 
ma6)t fruchtbar, ebcnfo ju ^fingften ((Seroafiu« I, 12). 3)ie Stoffe 
ber SBalftiren fd)ütteln i^n oon i^ren SKä^nen (®rimm ÜK. 393). 
2luf ©tep^ani reicht man ba« am gefte gemeinte $eu ben SRoffen 



8. Set Steti'^anduinrttt. 25 

jum guttcr. Obin« ©tcipnir gc^t in bcn }ip5If 5Wä(^tcn um, »o 
bte ttjitbc Oogb lo« ift, i^m bleibt ja anä) bic ^abcrgorbc am 3l(fcr 
fte^en. 3^ Sabu^n in ^intcrpommcrn roax c« ©ittc, bag in bcr 
ß^riftnat^t ein 3Wann auf bcm ©trimmet bcn Umjug burdi« 
!Dorf ^ictt. ©ci( c« aber babei fpuftc unb ber 5Reiter am brittcn 
läge wegen ber Begegnung mit einem anbern ftarb, fom baö ab] in 
anbcm Orten befte!)t ber Sdxawä) not^. 3n ©ebel unb fonftigen 
©örfem tourbe frül^er ftatt bc« ©c^immete ein ©torc^ aufgepu^t 
unb am i)l. Sbenb umgeftt^rt : fe^t ift beibed auger Uebung. (^oop 
52. 177.) $)ufeifen hranfer SRoge nagelte man an bie Äirt^enpforte, 
»enn fie geseilt toaren, ober ließ ganj Heine machen unb f|eftete fie 
an bic ©taütprc. @o ju ®t. ©tep^an in 9ficbeö^eim bei 
iReuburg, mo früher am ©tep^an^tag $eu geopfert unb nac^ 
bem ®otte«bienft üerfauft »urbe; ber (Srlö^ fief ber Sirene unb bem 
ÜWetner ju. 3wni ^ferberennen fammetten fic^ bie ©urfc^e nac^ 
ber Sirene auf freiem ^la^, aüe 9töffer iparen am ffopf unb ©c^meif 
mit ©änbem unb S3(umen gejiert unb ber 9tei^e nac^ aufgefteüt. 
2uf ein gegebene^ 3^^^^" begann ba« SRennen, ber erfte »arb 
mit Oubet begrüßt, ber le^te tüditig au«gelad|t. (Sb^aimb.) 3^ 
@t. ©tep^an im Rrapffelb in ffämtJ)en galten bie ©urfdEie am 
Jage einen 9tunbritt um bie Äirc^e, geben ben ^f erben getoei^te« 
©alj unb ©rob, unb trinfcn ®t. Sodann« ©egen, um burc^« 
ganje 3a^r gefunb ju bleiben. 3eber 53auer fteßt feinem ©efinbe 
eine glaft^e ©ein auf ben Jift^ mit bem ©pruclje: 

„(d'feg'n (&oii ben ^ol^anndfegen.' 
"Sfliäft nur liegen ©ei^mic^el unb SBei^enftep^an jnjift^en Sanb«- 
^ut unb 9lot^enburg, fonbern fc^on Don ber ©tep^and« jur Wid)atl^ 
firt^c galt in äntioc^ia, ber f^rifdien SDietropole unfic^tbar eine 
eifeme ftette gejogen, auf ber fic^ bie ^eiligen befuc^ten. 2lm 
©tep^andtag ritten ju ÜKünc^en früher bei 200 behäbige JReiter, 
©öder unb giafer auf ftattlit^en Stoßen »ä^renb be« ®otte«bienfteö 
bei beleuchteten i^enftem um bie ftirdie, breimal mit abgejogenem 
$ute, unb ^mar bei bem Eingang am (ütjov {)inein, beim anbern 
^inau«. !Die ^ferbe trugen fc^bne ©(^abraten unb »aren mit 
färbigen «änbem aufgepufet. Srft feit 1876 ^at ber ^ot^meJfe 
üWagiftrat ein 35erbot eingelegt mit ber Srflärung, man e^re jipar 



26 8. 2)ft Stcpl^ondumtitt. 

alte ©räu(^c, bcrcn anbcnfen 9cfd)i(^t(td| fei, ftimme ober gegen bcn 
gortbeftonb, tomn fic ben Slbcrfllaubcn förbern (!?!) — Dieß ift 
ein ©iberfprut^ in fic^, benn alV unfere 9JoIföbräuc^e berufen auf 
Slberglauben, b. fj. fie erhielten fic^ regelmäßig ou^ ber bcutfc^en 
aSorjeit. (5« fragt [\6), ob SJoff^bräuc^e nic^t ^ö^ere ©ere(^tigung 
^aben, al« ^ott^eiöerorbnungcn. 9lm ©tep^anötag opfert man in 
ber giUate Slmper bei SWooöburg neben ben gemö^nUdien 'Pfennigen 
neun 9lepfet, bic mit oerfc^iebenen '^fennigftüden (5 bi^ 10 unb 
20 Pfennig) beftedt finb. @tcp^an«grofd)en gab e« fc^on im 
VI. 3a^rJ)unbert, unb ©tep^an^gulben waren im XVI. in ©atjern 
in Umlauf. (^red)t(, 3nfofen @. 90.) 

ätle Seiten ftep^ an bei ^i^eifing unb Sanböberg »ie an ber 
Saber, ber oltc Dom, nun bie ®tep^an«tapclle ju 9?egen«burg, ber 
®tep^an«münfter }u *?Jaffau unb in 2Bien, wie bie berühmte Äat^e^ 
brate ju Slorroic^, ®t. (Sticnne unb ©eauüai^, baju unfere ja^l- 
reichen borfIid)en ©tep^anöfirc^en unb S3erge oerrat^en altbeutfc^e 
ßu(tu«ftätten. Sind) ba« ß^or^ermftift !t)teffen fte^t an einem 
®t. Stephan geweiften ^(a^e, roo bie alte Älofterfirc^e mit biefem 
Patron 1317 abgebrannt ift, bie burdi ®räfin Sunigunbe ju Anfang 
be« XII. Ga^r^unbert« gcftiftet war. G« trifft fi(^, bag ©tep^an^ 
tirc^en mit jwei anberen üerbunben ein fiirc^fpief bilbcn. ©tep^an^^ 
berg^am ift ein Äird|Iein näc^ft ©cifen^aufen an ber Sanbftraße 
nac^ SJitöbiburg, aüwo bic ffieiber am ®tep^on«tage in einer gro§= 
mächtigen f)ü]^nerfteige i^re fc^bnfteu §ü^ner üor bem ©otte^bienfte 
üon älter« ^er jum Opfer bringen. SWa(^ bemfetben oerfteigert 
felbe ber Sird^propft jum 3Sort^ei( be« Äir(^(ein«, unb bie Dar- 
bringerinnen erwerben fie in ber 5Rege( roieber jurüd. ©tepljan ift 
^ferbepatron, jo ^erjog 9)kfimilian I. üerpönte IGU ben Aber- 
glauben am felben läge i^nen jur aber ju (äffen, wä^renb man 
in J^rot a(«bann §aber unb @erfte, ba« eble *?Jferbefutter mei^t. 
Der Oberpfäljcr pffegt am (S^riftabenb bem 85ie^ nac^ ber Slbfüttcrung 
ben e^riftfinben)aber \\x geben, um bamit (Slüd ju ^aben, 
toä^renb in Oefterrci(^ ba« iDJcttenfieu üblid) ift. (Qui^mann 92.) 
^icr tommcn wir au« bem ffiobau^bicnftc nic^t ^inau«. 



9. ®t. 3o^onit« Segen, bcr altbeutfd^ IWinitetronf. 27 

9. 6t 30|annS Crgeit, brr altbrutfi^e Dtinnetranf. 

3n 9lrbco*« 8cben«bcfci|rcibutig bcö 1)1. (5 in er am Icfen mir öon 
Sajuaricn: „3)a« ?anb mar reic^ uub anmut^ifl, unb ^oq fcfbft 
©ein; bo^ 95o(f mar fc^tanfcn unb fräfttgen SBuc^fe«, fe^r mo^t 
mottcnb unb mcnfc^tic^, aber nodi ber Abgötterei ergeben, inbem man 
me^rent^cite ouö (Siucm Äetc^c ba« S(ut S^riftt unb bcn 
^etbntfc^en Opfertranf genoß." 

©c^on ^au(u« fc^rcibt I Äor. X 20 f.: „$)ic Reiben opfern bem 
2cufet, galtet ni^t ®emeinf(^aft mit i^ncn, i^r fbnnt nic^t jugteid^ 
ben Äclc^ bc« f)errn unb ben bc« Seufet« trinfen, nic^t am Sifc^c 
be« §crm unb bc« Jeufelö t^ei(nel)men." Obige ©c^eltmorte finb 
oon bo entnommen. 3l(« granjofc üon ©eburt unb ©itten, bcr megen 
feiner Unfunbe ber ßanbeöfpradie fic^ eine« !Dolmetf(^erö bebicnen 
mußte, ücrftanb fic^ @meram auf bcn fromm religibfcn ®thxan6) 
be« beutfc^en SWinnctranfe« fo menig, mic STOabilton bei feinem 
Sefuc^c bcr ©c^meij 1683, ber fein Srftaunen äußert, baß man beim 
äufbruc^ au« jebem 2Birt^«^aufc be« ÜWorgen« i^m ®t. 3oJ)ann« 
Segen jur glücflic^en ©citcrrcifc aufnbt^igtc. 3m 2lugenb(i(f ber 
abreife trinft man noc^ bic ®efunb^eit ^\x, üon ©t. Oo^anniö megen, 
^eißt c«. (Iter German. 12—41.) 9Son biefer ©otteö ÜWinnc ift 
gtcic^roo^l fc^on im öcbcn ©cocrin'« c. 22. 23 ju (efcn, unb bie 
fromme ©ittc befte^t ni(l)t bloß auf 3o^anni«tag in ÜWittc SBinter« 
jum glüdtic^cn 3a^rc«angang. 

Umfonft verbot Äar( ber ®roßc bcn ©at^fcn ba« SWinnc- 
trinfen. $attc er üicücic^t aud) bie S3ibc( öor fic^, mo bcr ^falmift 
bic ©Otter ber f)eiben Dämonen fc^mä^t unb i^ren Dienft für 
tcuflift^ crKärt, um ju fo graufamcn 9)iißüerftänbniß ber öäterfic^cn 
9?c(igion ju gelangen? Sil« in bcr golgc Äbnig Otto I. fic^ \n 
®t. Smeram in 9tcgcnöburg fclbcr ^,u ®aftc gelabcn, fditoß er ba« 
SWo^t mit bem fäc^fifdien Spruch : „©cffen S3rob ic^ eß, bcffcn Sieb 
ic^ fing. Der ^eilige ^at un« anbeut mo^l gcfpcift unb gcträntt, 
fo gebunft mic^ billig, baß mir bicfc SDia^tjcit in bcr Siebe 
©t. Smcran üoHcnbcn." ©cfa^l barauf einanber bcn grieben^fuß 
ju geben unb au« bem öcrorbneten ®cfunbf|cit«bcc^cr bic Siebe bc« 
ÜWart^rer« ju trinfen. (©c^bppner 9ir. 1287.) 3n ©ürjburg ^icß e« 
„JU ß^ren Silian« trinfen", baju genoffen bie Domherrn ®t. aWartin«^ 



28 9 6t. 3ö^ann8 ©egcn, ber altbeutfd^e Winnctranf. 

tpcln. 3n bcu Urlantoncn würbe @t. ©tcp^an« ÜKinnc gctrunfcn: 
in Sujcrn galt bafür bcr 3lu^brucf: „®t. ©tcffc« aWcntcU ^otc" 
(Sfitolf 105) — man empfahl fic^ ^icmit näm(i(^ fernem ©c^ufee. 
ß. ©e^ner fc^relbt in feinem 'S^itxbnö)^: „$)erfu(i^ Jrunf, b. i. 
mie pe fagen, ®t. Oo^onni^montet." 3m XIII. 3a^r^unbert gab 
man ben Sfeifenben auc^ bcn SEobia^fcgcn auf bie Steife mit 
(©te^nifefdi 238), unb ber ®prui| babei (outete: 

€t. €dtoalb bfinet Steid pfleg, 

6t. (S^ertrub bit gut ^etbcTg geb, 

9lun g'fegen bid^ (Sott ^üt 

ma «beU 6egen (Botted ttüt, 

gfür 6t. Urband ^tag (bem Sipperlein) bid§ öott bc^t. 

3m 5)om ju greifing lieft man auf einer Jafel im oberen 

®ang neben einem §ufeifen: 

»^ättft bu 3o^annid 6egen ntt t)exaä^i, 
$&tt bit ber (Raul ben ®ataud nic^t gemod^t.' 

@in 9Jeiter (benn früher gab e^ feine ©tragen für gu^rmerfe) ^atte 

beim 9luf leger eingcfc^rt unb lüoüte eben ju 3Io§ fteigen, att ber 

ffiirt^ i^n an ®t. 3o^ann« ©egen mahnte. 5)iefer fpottete barüber, 

man foße i^n feinem Stoß geben. 2H« er gen SWoo^burg an ben 

S3erg fam, ftürjte ba^ S^ier Ijinab unb er jerfc^metterte fic^ bie 

$irnf(^aale. an @t. 3oI)ann« ©egen ift äl(e« gelegen, ^ei§t 

e^ in Oberfdimaben. 3m 5Regen«burgif(l&en ift übtic^, bag i^n 

fogar ba« ^inb in ber fflicge befbmmt, be^gleit^en S^et^te unb 

aWägbe bi« jum §üterbuben. (®irl. SS. II, 110 f.) & toirb 

allenthalben in ber ^irt^e geweift ~ fo wenig ift me^r üon Jeufel^- 

tranf bie JRebe. 3Sie(me^r warb jur Pilgerfahrt nat^ bem ge- 

lobten Sanbe ©t. Oo^annö ©egen getrunfen. Um Solingen 

bringt am 27. iDejember jebe« ®emeinbeglieb eine SWaß SÖein jur 

SBei^e in bie ^r^e, unb trinft i^n bann ju $)aufe gegen jeben 

©d^aben. Sejjetrunf ^eigt in ©paic^ingen ber ©egen^roein auf 

^Weuja^r. Sbuarb 3)ul(er fmgt im „grcunb $ein": 

Unb e« füttt bet SQÖirtb bie Äanncn, 

SBextl^er (Bafl, t^x stellt t)on bannen, 

iünen toüften SBeg l^inauS, 

3)rum 3obonntSfegen 

äBa^t* eud^ attettoegen 

fßox bet SBanbetung 6tutm unb @taud! 



9. €t. 3o(ann3 Gegen, bet aUbeutfd^e ^innetran!. 29 

3m ffanbinaoifc^cn Sterben tronl man bic ©ottcöminnc in bcr 
3ulna(^t, wo auc^ ffiaffcr in ©ein ]\d) njanbctt. 9Kan foftctc bcn 
gcfcgncten SBcin beim Oa^rc^ongong tok beim antritt einer Steife, 
ja beim 3Iud)ug in Jhrieg nnb ®(i)ia6)t, nnb nid|t minber beim 
Sn^gang ou« bem Seben. Die ^elgolänber ge^en paarmeife jur 
Äird^e unb trinten an^ einer ®lo(fe einanber gu ouf glücfüc^e 3^'^' 
fpäteften« om britten Sage fteüt fi(^ bonn Oftminb ein. (SWüßen^. 
125. 596.) ÜDa« ift ber ffinnfdiipinb jur frö^tic^en äuöfa^rt. 
©enn bie ^o^enauer mit bem ©olijug auf ber Donau üon ^affau 
bie Sa^rt nat^ JRegen^burg antraten, brachte ber ©eilträger Jebem 
ber 9io6(eutc au« einem §enfelfruge ju trinfen ben ®t. 3o^ann« 
©cgen. (^anjer U, 231.) 

©ei 8anb^o(l&5eiten, jumal im ba^erifdien ®ebirge, mirb baö 
Bräutpaar jum antritt einer glüddc^en e^e in ber Äir(^e mit 
®t. 3o^annö Segen geehrt, aber auc^ bie ®äfte nehmen baran S^eit. 
©ei ber §ocl|}eit meine« SJerroalter« Dornac^ in ffiegobrunn am 
1. S^bruar 1875 bin id) toxan um bcn 9lltar jum ÜÄinnetranf 
gegangen, unb feierlicher §örnerf(ang erp^tc bcn ßrnft ber §anblung. 
ajorbem bot ber fftofterpatcr i^n au« ®t. ©albo'« ffiunbergla«, 
worin ber ^(. 2lbt taut bcr Segenbe SBaffer in SBein üermanbefte. 
©er ®egen«tt)ein würbe gereicht jugüß^n ber gefreujigten Summer- 
ni§ ober mannweibtic^en ffiettmutter, welche felber mit bem.ffelt^ am 
3ütar abgebitbet ift. ©ieg fü^rt un« in unüorbenftic^e« Sllter jurüd: 
fte ift |a juglcic^ (S^egöttin. 3n ©ernau am (S^iemfee wirb bie 
©raut üom Brautführer beim f)ocl|jeitamt breimal um ben ättar 
geleitet unb trinft iebe«mal ®t. 3o^anni«wein. Slnberwärt«. wie in 
^rutting, aSJe^obrunn, gürftenfclbbruct, bleibt bie ©raut 
fte^en unb trinft breimal abwe(t)fe(nb mit bem ©räutigam, bie anbern 
$0(^jeit«gäfte nur einmal. 

äluc^ um aalen in ©ürtcmbcrg ift ablief, bag wö^renb auf 
ber ©orbü^ne bie SKufifanten einen Sanj auffpielen, bie ^od&jeit^ 
leute ^um aitar ge^en unb üom 'IJriefter geweiften SÖein befommen. 
oben ba« gefc^ie^t in granfcn ju Oeb^eim, Offenau u. f. w. Die 
(Su(tu«äbung au« ber beutfd)en 92ationa(rc(igion ^at bie Stefor- 
mation iiberbauert. ©elbft ©cintrinfcn bei 8i(^t am ^oc^jeit- 
morgen fbmmt tjor. (©ir(. ©. II, 387. 437.) ffiä^renb be« ^od)- 



30 9. ©t. 30^011113 ©eßcn, ber altbeutfd&c 8WmnetrQn!. 

jcitma^fc« gab unb gibt c« noc^ ^ic unb ba bei 35cutf(^cn unb 
SBenbcn für jcbcn (^oft ein 85ffclc^en öoü ^ouigmuß, oft audi JRot^- 
»ein au« einem ^ügel: ba« Reifet man „bie ©raut Dertrinfen". 
(9ioc^^. «. ®. II, LI.) !Die $)oc^jeit eröffnet eine neue 8eben«^ 
reife, ba^cr ift ber 8icbe«tranf Dorjüglidi am ^lafce. 

3tud) bie ^üt ber fommcrücl)en ©onnenwenbe, mo ber 3a^re«= 
lauf abwärt« ge^t, bringt ben §ei(«bec()er au«na^m«roeife mit 
ft4. 3n 9?ot^cnburg a/5W. tranf man am 3lbcnb be« 24. 3uni 
3ot)anni«fegcn , 3ot)anni«trunf , ebenfo in f)ei(bronn. Sflai^ 
barn, bie ba« gan^e 3at)r fic^ angcfeinbet, mußten mittrinfen. 3n 
Uebertingcn war ba5u gcmeinfame« 3iiwMfc"- (3D?eier 427 f.) 
üBenigften« einmot im 3a^re ober bei fcftlic^er (äelegenl)eit fottte 
man bie greunbfc^aft ober 33erfö^nung fic^ sutrinten unb ben 8BiH' 
fomm einanbcr reichen. 3n a)iünc^en bemal)rten bie ©c^u^mai^a* 
ben 3nnung«tranf noc^ am jä^rlid)en 3""M^f^ irxUm fie eine 
je^nmäßige tanne in'« 'IJredbpterium gaben, unb nad) bem ^ot^amt 
unb ber priefterlid)en ffici^e ber ©edier unter ben 3unftmeiftern I)er* 
umging. (Qui^m. 251.) 

S3eim 9lu«jug in ben ilrieg unb beim Slbfc^ieb Dom 
8 eben burfte ber DJünnebec^cr nic^t festen. 3)ie 9tegen«burger jogen 
am 13. 3u(i 1431 gegen bie §uffiten, nac^bem fie erft ®t. Oo^anne« 
Sein getruntcn. ©ei ben bi« in'« XV. 3a^rl)unbert in ©a^eni fort^ 
baucrnben Orbatien unb Juniicrtämpfen erlieft jeber ber ©treitenben 
juoor ben ÜKinncti*ant. 3m (efetcn 2lugenb(id üor ber Enthauptung 
reichte man bem ritter(id)en ^ienjenaucr ju ^opfftcin noc^ @t 3o^anni«' 
wein. Unb wie follen wir e« anber« faffen, baß man im äiltert^um 
ben ^injuridjtenbcn ©ein anbot ! ®ewürjten ober a)ii)rrt)enwein na^m 
felbft ber ^eilanb unter bem Ärcuje. 2Warf XV, 23. Der £e((^, 
ben ®t. 0«walb auf ©itbcrwcrfen in ber §anb fü^rt, ift eben 
Obin« a)?inuebed}er, fclbft fein fprac^funbiger 5Rabe foftet 3o^anne«^ 
lieb ober <St Ool)ann« Segen. (3inger(e 73.) ©« ift bie ßom* 
munion ber alten 3)eutfc^cn, welche lange genug fogar au« 
!Jobtenfd)äbc(n gereicht würbe, althergebracht wirb in ganj JJi*anfen, 
3umal iu Sür^burg, ©amberg unb 5Würnbcrg ben Jfat^olifen bei 
ber Kommunion noc^ geweifter Sßein au«gett)eilt, wie bie ©riechen 
nac^ ber ©onntag«nieffe ol)uc (Sonfefration geweit}te ©robe o^ne 



9. 6t, 3o^onn3 Segen, bet altbeutfd^e ^Minnettonf. 31 

Untcrft^icb ber ^erfon empfangen. 5)tc Stetigion bcr alten 5)entfc^en 
^otte mc^r fittlic^cn 3Bert^. aU bie ©offenen fic^ träumen (tegen. 
Der Sttld) ß^rifti ift oon 9tom ben Saien üorent^atten, 
ben alten ^eibenfelc^ i)at \\d) aber ba9 93o(f ntd|t 
nehmen laH^n. 

Stranf ba^ 9$olf urfprüngUd) bad ©ebäc^tniB be^ 2:^or unb 
SBoban, ber gre^a unb ®erbr, fo terftanb man in ber cftriftüc^en 
3eitüWt(^eU unb ÜWartin«, SDJaria'ö unb ©ertruben« SWinne 
(oon melc^er itoc^ ber S^egernfeer Wind) ^oumunb im 9}uob(ieb fingt). 
ja unterftcUte ©t. Stephan, gmeram, Siüan, unb brachte bie Sibation 
bem ®cbä(^tniffe ber ©lutjeugen. ®etruben« ÜÄinne warb au« gläfernen 
Schiff d)cn getoftet, in Grinuerung an ba« Schiff ber 9le^a(ennia, 
fo ju SWiDelle«, ju ©onn; fie ift Patronin ber @d}iffcr, über^ 
^aupt ber JReifenbcn. (SBoIf 35. I, 151.) ®elbft foldjc, bie fonft 
t>Ci^ gan^e 3a^r nur, fo ju fagen, unter ber Äirc^tl)ür bem ©otte«- 
bicnfte beiioo^nen, ge^en ;jum 3o!)anni«n)eiu an'« ©peifegitter üor, 
unb bie mit ben 9?ogbieben am (e^ten ©onntage beichten, bleiben 
nic^t jurüd. 3u ber ijamitie (ä§t mau eigen« einen ^auöioein 
meif^en. 3Ran trinft bem Stange nad| bi« jum 5!inb in ber Siege. 

SBir bürfen biefen ererbten ßultu« tiefer faffen. Seim ^af(^a= 
ma^le tranfen bie Hebräer ben Seid) be« §eile« öiermat jum 
Änbenfen an bie oier ©ettatter unb ben fünftigen ü)feffia«. iDeß^alb 
trägt e^riflu« bei ber Sinfefeung be« neuen 53unbe«fel(^e« ben 
©einen auf: 3)ie§ tfjut ju meinem ©cbäc^tnijj! Unfer beutfc^er ÜKinne^ 
bec^ ift nur bie gortfeftung be« 9)?5fterienbrauc^e«; benn nac^ 
!J)ionijfif(^er 8eJ)re ^at bie 9)?enfc^l)eit jwei Selche ju trinfen: bni 
©ünbenbed)er ober Jaumelteld) be« irbifc^en Seben«, 
metc^er oorbilbtid) gmifi^en bem ©ternbitb be« Stebfe« unb Sbrnen 
am girmamcnte fte^t. Jrinfenb t)on biefcm itelc^c finft bie ©cele 
oon ifjrer ^imm(ifd|en §5^e in bie ©e(t ber geudjte ^erab unb 
nimmt bie finnü(^e 5Watur an; bi« nac^ aü' ben ©c^icffal«prüfungen, 
fei e« nac^ taufcnbiä^riger Söanberung, fie ben Äelc^ be« ^eilc« 
in ben SW^fterien erfaßt, ben ber S^elc^ bc« 3lbenbmal)(c« vertritt, 
um nac^ ber Srtöfung üon biefer 3citn)elt jur $errlid)fcit be« $imme(« 
^eim}ufe^ren. 

Die jioeiSec^er ücrtl)ei(en fic^ auf beibe ©olftitien, mo ba« 



32 10. Uitfc^ulbig ihnbettag. (Bermanifd^e GeeCenle^te. 

Safjx ju* ober abnimmt. !Dic ffirt^c !nüpft bic rcligiöfc ©cgc^ung 
an bte beiben 3o^annc9, moDon ber @t)ange(tft ba^ ^uj über 
ben Sttld) mat^t, bag bie ©iftfc^tange au«fä^rt; ber Jäufer aber, 
in ber $)o(^jcit be« 3a^re« ober um aWittefommer enthauptet, feine 
$irnfc^aa(e an me^rfac^en SBaUfa^rt^orten felbcr jur @penbe ber 
©ottedminne barreic^t. 

10. Unf4iu(big fttnliertag. (Brrmanifi^e Seelenle^re. 

SBoban« unb ©erc^ta« ^errft^aft in ben 9Bei^nä(^ten roax gc 
fürchtet, unb »ie ipurben fic jum Äinberfc^recfen ^crabgemürbigt! 
5«oc^ ^eißt e« im Slug«b. Satcnbcr 1764: & ift boc^ ein ft^änbtic^ 
fpotten, ba§ be« ß^riftfinbleinß SJorboten Sert^t unb 9tuprec^t muffen 
fe^n." ©ert^a, bie beutfdie ©ectenmutter. ^ä(t um bie Äalenberjeit 
mit ben ^eimc^en ober Sinberfeelen i^ren Um}ug, bie DoO ®e^nfu(^t 
nac^ bem ßcbeu im neuen 3a^re jur 3Be(t fommen foUen. grau 
^erc^ta fömmt um Sinterdmitte an ber @pi^e ber Ungeborenen 
be« neuen 3a^re«, n)ä!)rcnb ba« milbe $)eer bie lobten be« oer» 
gangenen ba!)infü^rt. 3m Orlagau in ©at^fen nimmt aber bie 
gütige TOutter mit ben (Srbmänntcin ben Slb^^ug über bie ©aale, 
aW ein gf^mber fam unb fie fränfte. (^rcuffer I, 58.) Der ©t^iffcr 
tt)irb bei ber Ueberfu^r mit Spänen belohnt, bie fn^ in ®otb oer- 
manbetn. (SRic^ter IV, 42.) Cht ber Slorbfc^roeij ge^t ber@(aube: 
©ie^t man am 28. Dcjembcr üicie ©offen am ^immcf, bonn fte^en 
im fommeuben 3a^rc oiel fc^mere ©eburten beöor. (©ufc^ 85off«gI. 34.) 
3m ba^erift^en 3Ba(b (®d)ticl|t 36) lautet ber 5»euia^r^ 
munfc^ ber Äinber für ©auernfamitien: 

2Bit toünjc^en ber grau ein SBiegevl \)0x4 fbtti, 

S^amit fie ba gteid^ i^t iliitbevt tteintegt. 

äßad toünfd^t man bem itinbetU ein golbenen SBageii, 

^amit bog c% fann tnd ^tmmetreic^ fahren. 

!t)ie lieben steinen mclben fu^ in ber Ä{bpfcföna(^t an. unb ber 
®lücfrounf(^ be^iet)t fic^ offenbar auf gamilienfcgen. auf ba« Sm 
Hopfen foü oon 3nnen ^erau« eine Slntiüort unb Oiabcix oon Sad* 
merf folgen. ®o fingt man in Obcrfd)maben: 

2)te 9lofen toac^fen am €tengel, 

^et ^etx ifi lieb, bie gftau tfl fc^öii, 

2)ad l^inb ifi toie ein Sngel. 



10. Unfd^ulbig Äinbettag. (Betmanifd^e 6ee(enlel^te. 33 

3n Oftprcußcn crfc^cint fc^on auf ©ci^nat^tabcnb bcr ©d^immcl, 
ein au^flcftopfter •popanj mit SBcrflfopf unb glac^^fc^iucif, tilc^cr^ 
bedangen, bcr in einem fort auffprtngt unb au«fc^Iägt, mit einer 
ftlingel. (8emte 29 f.) An bie ©ebeutung ber ffilöpfeWnac^t erinnert 
babei ber ©efang: 

fSSix toünfd^en ber gfrau einen golbenen 9ltng 
Unb übetd ^o^r ein fleined i)tng. 
SBix toünfd^en bem ^ettn einen golbenen ^ifd^, 
9[n aQen Diet Scfeit ein' btotenen Sfif^*!^ 
Unb in ber ^itV eine ^onne DoE äBetn, 
i)a6 ^ext unb Qxau fönnen luftig fein. 
2Bit iDünfd^en bem iungen ©ettn ein $fetb, 
Unb an ber @eite ein fd^arfed Sd^toett. 

am Unf(^ulbigfinbertag gc^en bie ^nbcr im Siefertl^ot in 
Äörnt^en mit Sonnenäftt^en, ^ti§en, fo nennt man bie JJö^mnabeln. 
3!)er ®Iü(fn)unf(^ enbet: „Sang leben, gefunb bleiben, (einanber) 
gern f)aben." grau ^ert^t jie^t in SJ:t)rot mit ben ungctauften 
Äinbern über ©erg unb Zijal, unb toftet oon ben ©peifen, bie 
i^r }u lieb am Sif(^e fielen bleiben, äte 3at)re«mutter ^ält fie im 
J^roler ÜKörc^en mit ber ©c^aar ber Ungeborenen, alle iünbleiu 
in »eigen |)emben, über gelb unb |)ügel ^infc^webenb i^rcn Umjug. 
(Sltpbg. 65.) !Die ©eelen fommen (auf ber SWilc^ftrage) öom ^immel, 
unb fe^ren au« bem 33erbannung«juftanb üon ber ßrbe »iebcr ba^in 
iurüd. 3!)agegen fü^rt ba« toilbc |)eer bie Sobten bc« üernjic^enen 
3al|re« ba^in. !Oie ungetauft oerftorbenen fileinen fommen in ben 
Unfc^ulbigfinber=greitl|of. Die Sit^telfen fifeen mit Unfer Sieben 
grau auf ber ßngeltreppe. S3or allem tritt ber ©runbgebanfe ^er- 
üor, meieren auc^ ber ©ubb^i^mu« (fibppen 299) fcft^ält: bie menfc^« 
liefen ©eelen ejiftiren üon je^er. 

3n bcr Sa^re^nat^t ftieg nac^ altrbmift^em ©tauben äcca 
Sarentia, bie Sarenmutter, mit ben ®eiftern ber Slbgefc^iebenen au« 
ber ©(^attenwelt herauf unb machte i^re 9hinbe, bamit fie neuerbing« 
ftbrper annäf)men. ©o aber fc^reibt ber Salmub Chagiga f. 5,1: 
„& ift eine ©c^afefammer unter bem J^rone ®otte«, meiere ®uo 
Reifet; barin fmb alle ©eelen, welche im 3lnfang gejc^affen mürben 
unb in^fünftige geboren werben, Derfefet." Avoda sara f. 5,1: „S)er 
©o^n !Daoib« mirb nic^t tommen, bi« alle ©eelen im ®uü er^ 

Stpp, Demfc^r Keligipn. 3 



34 10. Unfd^ulbtg IHnbertag. (Bettnanifd^e Geelenle^xe. 

• 
fc^öpft ftnb.'' ©icfctt ®Iaubcn an bic oorflefc^affcnen @cclcn 

beftätigt $^i(o de gigant. nö^er: „!Cie Sßefen, meiere bei ben '^^tlo^ 
foppen ©ämoncn Reißen, nennt SDiofc« Gen. VI ©ö^nc ber dloijm. 
S« finb bie ©celcn, toctc^e in bcr 8uft fc^ttjeben. ®aüon fteigen 
bic Sinen in Seiber lierob, roä^renb bic änbem mit ber Srbe nit^t 
oerfe^ren, fonbem Zeitig unb rein bleiben.'' ^(ato erfennt bie 
gottgef(^affene @eele neben ber fterblic^cn. 3)em ^oc^retigibfen ©tauben, 
bag unfer geiftige« ©efen oom ^imntel entftammc unb bem Sörper 
erft einoerteibt »erbe, ^utbigten auc^ bie alten 35eutfc^en. |)oIba— 
©erc^ta ift bic ©eelenfrau, bie ^eibnifc^c ®otte«mutter, 
welche erft bie c^riftlic^e 3^^^ fü^ ^ine Un^olbc erflärte. ®ie jie^t 
mit ben Äinberfeelc^en um jur äinfrage bei bem f)errn, bem feinen, 
unb ber grau, bie nur ju gern tl|ut greinen, ob fie für ba« 
fommenbe 3a^r feinem oon i^nen Unterfunft gemä^ren motten. 6« 
ift nic^t mbgüc^, noc^ naioer unb jarter ben ©lüdmunft^ au^ju^ 
brürfen. 

35a« geft ber unft^ulbigen Sinber jc^reibt fic^ fomit fc^on 
au« bem altbeutfc^en Satenber ^er unb galt ben noc^ ungeborenen 
Äleinen, »etc^e jur SBelt fommen ioöten. tein ©unber übrigen«, 
menn bie Sirene e« auf bie bet^Ie^emitifc^en Äinber bejog. SBenn 
bamat« äuguftu« fpottenb fagte: e« märe leichter ^erobe« @(^mein, 
at« ^erobe« ®o^n }u fein, nämtic^ meil bie 3uben fein ©c^mein 
fc^lac^teten — fo ift beim beutfc^en geftjug an SDiorbopfer gar nic^t 
JU benfen. 

©ottte ba« SBefen, meiere« emig fortjuteben beftimmt ift, nic^t 
auc^ präefiftirt ^aben? ©c^on ber 2lu«brucf „jur 8Be(t fommen" 
ft^liegt ben ®Iauben an bie ^erabfunft au« ^b^ercn ©paaren ein. 
aJierfmürbig oerfc^Ueßt bic beutjc^e 5WationaIreIigion fi(^ gegen bie 
orientalifc^c ße^rc oon ber ©iebergeburt. (93oIu«pa 20.) ®o fdireibt 
ber Sammler ber 6bba jum gmeiten Siebe oon |)elgi: „35a« mar 
®Iaube im Slltert^um, bag ajienjdien miebergeboren mürben, aber 
ba« t)ei6t nun alter SBeibcr 2Ba^n. SJon |)elgi ^unbing«töter unb- 
©igrun wirb gefagt, bag fie miebergeboren mären; er ^ieg ba |)elgi 
|)abingta«fabi, fie aber itara, ^alfban« Soc^ter, mie im Äaraüeb 
er}ät)(t mirb." — 3)ie (Saoinna im ©üben oon Sujfo entftanben au« 
einem ©umpf, mo^in bie ©eeleu iurürffe^rten, um bie Äörper SWcu=^ 



11. 2)ie mspfeldn&d^te. 35 

Qcborner ju beleben. Der ©laube an bie ^erfunft au« ^eiüflen ®een 
»ttt in (Sübamerifa toeitüerbrcitet. (©aftian, atltam. ßutturl. I. 493.) 
S)ie Ofraetiten, meieren bie §eibcn nic^t für ebenbürtifle 
ÜKenft^en galten, oerfefeten nur i^rc au^ernjö^Iten ©eelen alö Dor* 
flef(^affen in ben ©eelenbct^er ®ud unter ben Sl^ron ®otte«, unb 
gaben bie 3^^^ berfe(ben fo grog an, mie bie ^inber 3frae(d burc^ 
ba« rot^e 5IKeer gejogen, unb nac^ ^aulu« SBort 1. ftor. 10 im 
ffiaffer unb ber ffiolfe getauft würben. (9SgI. mein ^eibent^. II, 
460 f.) ^aulu« fptic^t öon ©elftem in ber 8uft, unb •p^ilo nimmt 
mit '^Jlato an, baß bie jarten Äinberfeelc^en in ben reinen Süften 
»o^nten; erft menn bie ®Iut unb ©el^nfut^t ber Sftern fie anjiel^e, 
trage ein günftiger ©inb fie ba^er, bi« im rechten Slugenblirf bie 
ÜRutter ba« ©eiftc^en einat^me. ©amot^rafe war eine bem attbc^^ 
frut^tenben ©orea« au^gefefete 3nfel ; ba^in pilgerten bie grauen, um 
ig^efcgen ju erflehen, unb ^ogen Dom ge^eimnißöoKen ^eitigt^um ber 
ftabiren nic^t o^ne |)offnung fort. Sluf Sirc^enbilbern ft^auen mir 
l^äufig bie SKabonna mit ^nbern unter i^rem SDiantel aW beutfc^e 
©ertl^a aufgefaßt. 

11. Sie ltlS|ifel9naii|te. 

Unfere iWationalreligion ^at an Rumänen 3^9^ \^ ^^^f ^^^ 
anberen oorau«, j. ©. bie Älbpfelönäc^te , unb fragt man ©eutfc^^ 
fanb auf unb ab, fo weiß 5Wiemanb me^r, »a« fie bebeuten. On 
©igmaringen ^errfc^t am SSorabenb oon 2lnbrä bie ganjen ac^t 
Jage bi« Slifotau« ba« „5WibeIn". !Die ^inber werfen nat^ ©et^ 
läuten ßrbfen an bie genfter, manchmal auc^ ©teinc^en, um an bie 
na^e ©rfc^einung be« ^l. 5Wifolau« ju erinnern. 35ie ©ärfer oer^^ 
taufen ba« Älaufenmännle , ein ©rob in gorm eine« tanjenben 
ÜKanne«; ber ©rauc^ ift faft abgefommen. (©c^neü, ®t. 5Wifolau« 
16 f.) 3n ben l|l. Slöpfel«näc^ten toirft man in Oberfc^maben 
mit Crbfen, Sinfen unb ®erfte in bie fjenfter, wa« auf 5)onnerfteine 
jielt. 8lu(l^ bie ja^lreic^en firc^lic^en 1)onnerftagfefte im 3a^re er^ 
inncm nod^ an bie SBoc^enfeier be« altbeutjc^en 3)onar. Änbpften 
^eißt man in ffiurmlingen unb JRottenburg biefe« ©erfen mit 
(grbfen an ben brei !Donnerftagen oor ffiei^nac^t. 6« foll 
oon ber ^eftjeit ^erfommen, roo man an bie geufter warf, ob 

3* 



36 11. 2)te StlhpUUnm^^ 

nod) Ocmonb lebe, unb bann rief: SJergelt« ®ott! !Dic erfte Älöpfcl«^ 
nat^t.ift bie 9lnbrea«na(^t, too ble SKMter Köpfen unb ju Oaben 
mahnen. SSon biefent Umgang Reifet e«: Saufft wie ein Slopfer. 

Srbfen finb iDonar^ ^I. ©peife, man foc^t fte im §oc^fommer 
am 3o^anni«feuer. (üKann^. S^\t!\6)x, 104 f.) SBer aber in ben jwblf 
5Wäc^ten Srbfen foc^t, befommt Ungejiefer ober Sluöfafe. Sediere« ift 
mo^I nur aufgebracht jur aSerbäc^tigung be« oorc^riftlic^cn ©rauche«. 
3n öielen ®egcnben büben (Srbfen no(^ bie 3)onnerftagfpei{e. !©onar 
ift ber S^egott unb bie f)ütfenfruc^t ©innbilb be« materiellen ?eibe«, 
ba^er ^t)t^agorad, welcher juerft aud bem Orient ba^ ^JO?önc^t^um 
im Slbenbtanb einführte, ben ®enu§ oon ^ülfenfrüc^ten feinen 3üngem 
Derfagte. Seim Srft^einen eine« neuen SBeltbürger« ftreut man in 
2legt)pten geröftete ßrbfen unter bie Sinber auf bie Strafe. 35a«felbe 
t^ut bie ^cbamme bei ben grie^ift^-albanefifc^cn 3nfaffen in Untere 
italien Dor ber Zijüxt unb man fragt bilblit^: mann gibt c« grbfen, 
b. l). fommt bie JJrau balb jur entbinbung?'(^Ioi 2)a« Äinb 75 f.) 
auf @^Io6 8anb«berg unterhalb SWeiningen, tt)o ein umgeftürjter 
I^urm am ©oben liegt, ge^t bie ®age üon ber ^afefurter 3ungfrau, 
welche alle 50 ober 100 3a^re burc^ erbfenwerfen fic^ anfünbet. 
3!)iefe werben ju lauter ®oIb, aber man muß bie ©c^Iüffelbtume 
^aben, um felbe ju fe^en. 

3n ber ©^toefter- unb $)reifönig«nac^t bringt man im f)an^ 
nooer'fc^en mit S^üttctjt^tägen an bie Spüren ben SWeuja^röiüunfc^. 
3n Springen nennt man ben oierten SBeipac^t^tag (Unfc^ulbige 
Äinber) ben tüngettag uom Stopfen unb ®l5cfe(n, jU ©eiben im 
ffieimar'fc^cn gelten bie ffinber bann mit Slann^meigen ^erum. ©ie 
(Slödlerbuben jiel^en fd|on an ben brei 5)onnerftagen au« unb 
t)ei6en auc^ Jbagerfmgcr. 5Wa(^ äWone (Slnj. 1835 @. 310) feigen 
in SBürttemberg Snöpflentage bie brei geiertagc oor ©eipad^t, mit 
man an ipen Änöpflein foc^t, wie in Sofien am ^erc^tentag 
Älöfe. ©ir laffen ben S(^maben il)re ^bpfle unb faffen ben ©rauc^ 
be« Slntlopfen« in'« Singe, loeßl^alb S^oma«, SWenja^r unb 1)reit5nig 
auc^ 5RumpeInäc^te Reißen. Stbpfefönat^t ift feine Dor Slnbrö, 
feine nac^ Nomine. 92euial)r mürbe im XV. 3a^rt)unbert unb noc^ 
fpäter häufig um ffieipac^t begangen. 2)cr „S'lopfan" (©c^abe 19. 
51. 63) blieb }u SBeipac^t mie auf (äroßncuja^r oor ben I^ren mit 



11. 2)ie ÄlöpfeUnftd^te. 37 

@Ifi(frofinf(^cn ftc^cnbc gigur. !Da«. „in bcn JWbpfle'« 5nä(^tcnIoufcn'\ 
um ciitiufingen unb gcbjcitcn cin3uftrcicl)cn", bringt cinSlug^burgcr 
Aufruf oon 1538 ^mn SScrbotc. gigentpmlid) erinnert an bie 
f^on unö S?inbern befonnte SW^t^e Don ®t)gc« ber ^nq, ber ©Ibcfter 
fei au« einem tobten JRog gefi^toffen. $Ro^ toie. ^irfc^ finn= 
bilben ben 3a^r(auf. 3n Sßeftp^a(en flopfen ©c^aaren Don Suben 
auf ^etri ©tu^tfeier (22. gebruar) mit |)ämmern an ber f)au«t^üre; 
®t. '^Jeter trat aber an 35onar« ©tctte. 3n @cl)Ie«n)ig jie^en bie 
Änaben auf ©eifinai^t mit bem Stummelpott um^er. 

3n ber Oberftnac^t (6. Sanuar) flopften iu5rtürnberg junge 
geutc mit |)ämmern, ©(flegeln unb prügeln an f)au«t^üren unb 
Säben unb liefen bann baoon. ^(opfen t)eigt bei |)an«go(} unb 
9?ofenplüet ba« neue 3a^r anttjünfdien; e« ift eine SBei^e ber 
|)au«t^üre mit Iljor« Jammer, (in Ufebom auf ber 3nfet gleichen 
Flamen« jog in ber SBei^nac^tjeit ber ©c^immelreiter, baju ein 
in ßrbfenftro^ geljüllter ü)hnn (ber ^efjmarte) unb ber Sräger eine« 
fttapperborfe« in ben 355rfem um^cr, ber mit einer ©c^nur bie 
Äinnlaben jufammcnf(^Iagen tiefe. (SKan^. ®. 331 237.) g« ift 
ber 3ulbo(f, unb mie 3nbra golbene ^innbarfen ^t, bie ben 
!7)onner oerurfac^en, fo bebeutet au(^ bieg t(appern ba« bie @rbe 
aufroedenbe !DonnergepoUer. ©löctler-Slbcnb fagen bie ^ärnt^ner 
ftatt Älöpfel^na^t, unb bie ©inger unb kodier an genfterft^eiben 
unb f)au«tl|ürcn beglücfmünfc^en Sleltern, Äinber unb S^et)alten. 

äuffaUenb ^aben biejelben ©rauche bei ben ©preetoenben 
fi(^ erhalten. 3^iW^" SBei^nac^t unb 35reifbnig rührte man früher 
fein ©pinnrab an. $)arnac^ famen junge ©urf(^e au« Sottbu« u. a. 
mä) bem ©preemalb unb fangen: 

SBit loünfd^en bem äBtrtl^ einen golbenen %i\ä), 

^n oQen toiet dcfen einen bratenen gftfd^ 

SBir tofinfd^en ber äBtttl^in einen jungen 6ol^n . . . 

Unoerfennbar lautet fo ber ©lücfwunft^ auf S^efegen im neuen 3a^r 
in ben ©orten au«gebrücft, mau ruft überlaut: gromm ift ber 
Bräutigam, fc^bn ift bie ©raut, nun lagt un« fro^ unb frb^Hc^ fein; 
»0 bleibt ber üWet^, ttjo bleibt ber ©ein? 3u Jblj im ©a^er^^ 
oberlanbe ftreiten fic^ bie 9WöbeI um ba« 5Re(^t be« Umgänge« unb 
lautet ber ©pruc^: 



38 11. Die m5)>feUitfid^te. 

3äi flopf m, id^ flopf an, 
3^ic grau f^ai ein' fd^ön' 3Jlann, 
6in* lieben unb ein' fein, 
"91x11 tbut er aütoeil grein. 

3n Sfc^enlo^ pflegte man oon 5llter« Ijer auf ®rei Jfönig«= 
abenb ^u beraten, b. ^. um ®cfc^enfe onjuHopfen. 1)enfelbcn 
Srauc^ ^eigt man in ßlfa§ beerten, unb ba man in ben jwblf 
SWäc^ten ®aben bctbmmt, leitet ba^er ba« iJec^ten ber ^anbmert^ 
burjc^en ftc^ ab. Um 3;ittmontng gingen bie Sauemfitec^te noc^ 
bi« jur aWitte unferö 3a^r^unbert« an ben brei ^pnftagen üor 33}ei^= 
nac^t mit ^a(brunben Stollen, b. ij. @(^ellen mit einer ^gel oon 
f)au« ^u $au«, gaben SRätl)fcI auf unb nal^mcn bafür einen ®irn= 
laib ober ^le^en. ^ie ^andiente gaben anbere 9?öt^fel ^erau«, unb 
man fuc^te fte gegenseitig ju löfen. 

3n ber Sauf i 6 ^ei§t bcr ©egleiter ber S^riftfinbel ober ©ottc«- 
finbcr, bie in ber SBcil^nac^t umjiel^en (^aupt XLI, 87), 5Ruprec^t, 
ber SRu^mglänjenbe, nac^ bem ©einamen SBoban«; ber 9tüpcl jeigt 
ben erniebrigten ^eibengott.*) 311« fiitet^t ober roilber ÜWann 
ging er örtlich auc^ mit einer al« 9Jiutter ®otte« gcfleibcten 
grau in ben §äufern uml^er unb fc^recfte bie bbfen Äinber, toogegen 
fie bie brauen belohnte, (©(^melier I, 195.) 2ll«bann ge^t ber ®efang 
Don ^au« }u $au«: 

3c^ flopf an, ic^ flopf an, 

D'grau fiai an fd^ön ^Jann, 

<^ib mir b'gftau ein ihic^el jum So^n, 

SBeil i4d ^errle g'lobt ^an. 

äBiQ mir b'grau fein ihld^cl geben, 

Wxü id^i {)Qud auf b'Seiten legen, 

^'^enna toitt ic^ aE' berfc^lag'n — 

Unb an (Siocfel ,)um $of naudj[agen. 

ßigentlic^ bürfen nur umjiefienbc üßägblein bie Rlöpfel«nac^t bcgelien. 
ÜDie ^c^el finb »o^l Opferfuc^en. 3n ^irtelbac^ bei alt- 
münfter rufen bie tinber, bie fid) ba« gan^e 3al^r barauf fieuen: 

3 flopf an, gebtd i^lej^en tau^, 
(Slücf unb @egen in bod ^aud. 

1) 38. ^enael Siteratutbl. 1857 9lr. 93. Sepp Sagenfd6a| 6. 646. 
gfteifauff 491. 497. aWann^atbi (8. 9W. 292. 587. Seitfd^. f. b. 3W. ill, 123. 



12. 2)a3 9ufftitbeln obet Sft|eln am $feffextag. 39 

Dicfc« eigentliche Äinberfeft [ift fo jart unb läßt fxä) fo tocnifl in 
3ufammen^ang mit fremben 9{e(igion^gebräuc^en bringen, bog bie 
ßrtlärung au^ t^riftlic^em Urfprung gerabeju mißlingen mußte, ^an 
l^öre ben SSerfuc^: 

®t. ©unb^itb Derorbnete im Sterben, man fofle il^ren 
8ei(^nom auf einen SBagen legen unb jttjci SRinber Dorfpannen, biefe 
am erften unb jmeiten Ort, tt)o fie hielten, forttreiben, am britten 
aber fie begraben unb einen lempel barübcr bauen. 35on i^r rü^rt 
ber (Btbxand), baß bie ?eute auf tlboent^jeit herumlaufen, mit 
jammern an Il^ür unb genfter flopfen unb rufen: Out f)eil! be- 
fonber« an ben legten brei 35onnerftagen unb jwar in ben aSormit^ 
tagftunben. 3"öi ©c^tuß gingen auc^ angefel^ene Seute mit ^bljernen 
jammern mit (in Sangenalt^eim) unb fangen: 

.(8ut ^till 

(Bebt mit ein Z1)til, 

©d^ettling (?) taud!' 
35afür reichte man Sßwaaren l^erau«. 35ie 35ruiben gießen bie Sitten- 
miftel ®ut $eil. (Äe^ßler.) 

12. 3)a9 «iiftinbeln ober ^ii^rln am ^feffertag. 

2lm Unfc^ulbig ^nbertag »erben in ©a^ern unb Oefterrei^ 
bie aßöbc^en oon ben ©urfdien gepfet ober gepfeffert, b. \). mit 2Ba(^ 
^olberrutlien gefi^tagen, ttjofür fie mit ^fefferfut^en fic^ Ibfen. (©im- 
rod S). a». 1869 @. 526.) 3n SBeffobrunn Dor anbem fc^tagen 
bie ©üben i^re üHäbet mit (Serten ober ©efenreifem um bie güße, 
unb biefe bulben c« toie eine Sl^re unb jal^ten geipi mit ©ranntwein 
ober «epfeln unb 5Rüffen. @onft muffen bie SBeib^teute an ben 
ajJarfttagen unb ^oljciten {ijl ^cittn) ben üWann^bilbern unb Jänjern 
beim Ärämer etwa« faufen. 35er ^afelnußjttjeig gilt al« SBünft^elrutl^e, 
bamit f(^lagen, ^eißt nuffen, bie SWuß aber bcjeic^net bie toeibtic^e 
©c^am. |)ie unb ba bringt ein ©erbot ben ©rauc^ in Slbgang. 
auffinbeln nennt man in SWainburg am Unfc^ulbig Äinbertag 
bie Seute mit bem ©torf au« ben ©etten treiben; roer juerft auf- 
toetft, bem muffen bie änbem ©ier galten. §ier ift ber ©raud^ 
fc^on nidit me^r oerftänblic^. 



40 12. tag «ufütibfln obet gi^eln am ?Jffffffrtafl. 

3n ber ganjen Obcrpfolj gc^t ba« «uffinbcln ober pfeffern 
$anb in §anb mit bcr ©ittc, bic ©c^önc unb ©törfc ju trinfcn, 
inbcm bic ©urfc^e bic 9WäbcI, unb umgcfc^rt, mit Sfut^cn au« bem 
©cttc werfen, gügc unb ^önbc pritfc^en unb rufen: ffiie fc^medt ber 
Pfeffer? 35afür ge^t e« jum 3D?et^ auf Oo^anni, ©tep^ani ober 
SWeuja^r äbenb, ju ®eiben auf Dreifönig, amei Jage nac^ cinanber 
ober üDiorgen« unb 2lbenb«, too bie ©efc^Iec^ter abmec^felnb jaulen, 
»er eben aufgeftopft ^at, auc^ fommen ^feffernüffc a(« 3?eijmitte( 
baju. $ier föüt ba« f)erfommen mit bem aWinnetranf in ben 
3wölften jufammen. 3lm ^feffertag fc^tagen fetbft fiinber bie ©r* 
toac^fenen mit 5Rut^en. (SB. SWenjet ©^mb. II, 538.) «ei 8i(^tcn- 
f eU pflegt man auf Unf^ulbig Sinbertag bie SRäbc^en mit $Ro«marin== 
ftengeln ju pfeffern, b. ij. an bie SBaben ju fc^Iagcn, auf Steuja^r 
t^un bic 3Käbc^en ba^fetbc bcn Änaben mit ben ©orten: ©c^merft'« 
Stcuja^r gut! ©uc^öbaum, Sorbeer unb anbere 9?üt^c^en bienen baju. 
^icg ^eigt man fifecln, aber a\i6) auffinbe(n. 

3n ber ©raffc^aft SWarf unb bei SBcrt in SBcftp^atcn beigen 
am gaftnac^tmontag Knetete unb aWögbc ftc^ gegenseitig in bie ^tl^tn, 
unb befc^enfen fic^ bann mit ffieißbrob unb geiftigem ÖJetränf. On 
Scipjig n)erben noc^ am ^fc^ermittmoc^ bie Sangfc^Iäfcr mit 9iut^en 
abgefe^rt. Slnbcrwört« ftiepen bie aWägbe cinanber mit ©irfenrut^cn 
unb befc^enfen fic^ bann mit gicrn. (öufc^ 42. 49.) 35a«jctbc t^un 
noc^ bic Äinber im ®ubcncr ^cife unb laufen in bic Käufer, ba« 
gegen jcben ju »ieber^oten, fclbft ben 9le(tcm legte man eine ©irfenrut^c 
mit rott)em «anbe auf« öctt. (SWitt^. b. 5«iebcrlauf. 1888 ®. 276.) 
9lm Oftermontag fc^fagen tinber unb ^ec^tc bie Sangfc^Iäfcr mit neun* 
fac^ geflochtenen SBcibcn au« bem ©ettc. 35icfc« ©c^medoftern 
lägt fic^ bi« aWä^ren, ©b^men, Saufift, 35oigt(anb bi« Ober^cffen 
ocrfolgcn, im ®laubcn ®cfunb^cit unb 8cbcn«fraft ju tocdcn. !Dcn 
9BciI)nac^t«baum fennt ba« Sanböolt in Sömt^en nic^t. »m Un^ 
fc^ulbig Äinbertag gctjcn bie Steinen bort mit Sfutl^cm ober gierten* 
smeigen im 5)orfc um^er unb f^appcn (fc^tagen) bamit bic ffirmac^fcncn, 
fprcc^cnb: grifc^ unb gefunb, freubenreit^, lang leben, gern geben. 
3n Oberungam werben bie SWäbc^en am Oftermontag üon ben 
Surfc^en mit ffiaffcr übergoffen, am ©ienftag aber fifecln bic fo 
®ctauften it)re ätufrocrfcr mit 9iut^cn. 



12. 5)0« «uffinbeln ober ^x^tln am Sfeffettog. 41 

3in ©c^Quntburgifc^en gcljört ba« gucn ober gutcin jum 
gafhta(^t«brau(^ unb mag too^I „ut bcn olcn Reiben tincn ab= 
pommcn". 3!)ie immergrüne ©tec^cic^c ober SBac^^Iauber liefert bie 
©tQc^elblätter ju f^u^träuc^en gebunbcn, unb bie ©urf^e fc^Iogen 
bie SBcib«leute bamit bi« auf« Slut. 3)afür muffen biefe noc^ ©rannt=^ 
»ein geben, ^aben aber am jweiten gaftua^ttage ba« 5Re(^t, ben 
üWännem e« l^eimjugeben. 3n aKe §äufer, felbfl bie ^farr^öfe, ift 
bie ®itte ober Unfittc eingebrungen. 3n Süneburgifc^en, um gafler«== 
leben u. f. to. fuen maöfirte öurfc^e unb fc^Iagen (futuo) mo möglich 
bie gut ober guft (vulva).*) !©a« güfeeln ober göfeeln ift eine 
abgef(^»ä(^te erotifc^c f)eibenfitte unb oon berfelben ©ebeutung, 
»ic wenn faunartige 3ünglinge bie i^ncn in ben SSJeg fommenben 
ü)iatronen mit 3i^9^fcflriemen jc^Iugen, »a« biefe nic^t ungern 
Ratten. 

gaunu« erglühte für feine eigene Soc^ter gauna, bie bona Dea, 
in Siebe unb ^flc^tigte fie mit bem SÖt^rt^enjJoeige, ba fte feinem 
anliegen toiberftanb. gnbfic^ beraujcf)te er fie unb na^te i^r at« 
gc^lange. 9Wa!rob. I, 12. 24. 8lm gefte ber gebrua würbe ba« 
Silb ber Göttin mit üW^rt^enrut^en gejc^tagen, fie war »efentüc^ 
nur ®bttin ber grauen. 3^^^ läge, nac^ bem ^irtenfefte ber gau* 
nalien, jä^rtit^ am 15. gcbruar, begingen bie au« 9lrfabien ftam* 
menben ^an«pricfter am ^alatin bie 8uperfatien, mit bem Opfer 
oon ^k^m unb jungen ^unben, worauf beren geüe in 5WefteI ober 
aJiemen geft^nitten würben unb ba« 9tennen begann. Slacft bi« auf 
bie ©(^amoer^üUung mit jottigen Sappen liefen bie Superci jur ^ö^le 
ber ©olf«brüber 3?omulu« unb SRemu« am ^alatin, wo neben bem 
^t. geigenbaum (caprificus) im geweiften ^alne gaunu« ßuperfu« 
in ®ai«fel(e oerfleibet ftanb. 2luc^ Sreppi, Söcfe, Riegen biefe ©pringer 
in i^rem äufjug unb 8auf burd) SRom« ©äffen, wobei fie bie 
grauen mitSRiemen fc^lugen, welche baju willig bie $anb boten. 
ÜWan nannte ba« hircus init, unb bie fo am dies februatus oon 
ben in'« gell (februum) eingefleibeten ©bden betroffenen hofften 

1) ß^nfet 2S6. 5Wan^atbt SB. 261 f. 256. 265. 268. 281. 291. guben, 
fdben ^eigt muliebri a yirga contingere, fufel tfl tl^eintfd^, fafel nieberb. 
penis. 



42 18. Heiligung ber Sl^fite mit btct 9tüntn auf (S^togneuja^t. 

feiner 3ett leicht ju entbinben. (Oüib Fasti II, 441.) a5ie ^ttiaU 
priefter trugen mäf iJeftu« i^rcn 5rtamen a feriendo, oom ©(^tagen, 
o^ne bog bic ©ejie^ung Hör mirb. 

ffia« ^erobot II, 46 Dom beftia(if(^en 3nceft unb üon '^Jrüget 
jcenen bei ägtjptifc^en geftcn fc^reibt, beruht auf üWi§Derftänbni§ unb 
böfen 5Wac^rcben, üiclmc^r fc^eint unfer äuffinbetn ju paffen, ©ei ben 
Saffern feften ü)?öbcöen im Sltter üon 14 3a^ren banbenmeife mit 
©eigeln au« ©orn^weigen gleic^aften Oüngüngen nac^ unb ft^tagen fie 
bi« auf« Sdint; gleiche SDii^^anblung erfahren biefelben in ©enegambien 
beim ^roceffionöfefte ber mannbaren Jbc^ter. (^Io§, 35. St. 309.) 
SWic^t weniger toerben beim ßrmac^en ber aWannbarfeit bie ©üb* 
amerifanerinnen gepeinigt. 3(m tiefte ber @öttin be« ©reifenalter« 
liefen bie mej ifanifc^en priefter burc^ bie ©tragen unb fc^Iugen bie i^nen 
©egegnenben n)eib(i(^en ®efc^(ec^t« mit ^eubünbeln. (©afttan 91. @. II, 
661. 749.) 

13. §fUigiing ber Zl^itrt mit brri Wiinrn auf @riigiteiifal^r. 

©inuDoü nannte ber $Römer bie I^üre janua, nac^ bem Saijx^ 
gott 3anu«, welcher bie Seinamen ^atufciu« unb Stufiu«, Oeffner 
unb ©c^Iieger, trug unb am erften Jage ba« januale, befte^enb in 
Äut^en, ©aljme^f, SBei^rauc^ unb SBein geopfert erl)ielt. !J)em 
SJater ber ^tit mit bem 35oppe(gefK^t waren jmölf SItäre geweift, 
nac^ 3Ka6gabe ber SKonate, wie aSarro meint, oieltcic^t auc^ be^üglicfi 
ber 3wötften. Sei un« werben 5ur ^au«- unb ©tatträuc^erung 
auf ©reifbnig, ob ^^riefter ober 8aie fie üomimmt, an jebe Iprc 
bie brei SRunen C. M. B. ;;TOifc^en trennen angefcl)rieben nebft ber 
3a^rja^I. üKan beutet fie al« 3nitialen ber 5namen ber brei Könige, 
wooon ba« Süangetium nii^t« weig, ja bieg ift au« me^rfac^en 
©rünben nicbt richtig. üDie firc^Uc^e Ueberticftrung bei äuguftinu« 
unb (5^rl)foftomu«, 3afob öon Sbeffa u. 21. nimmt jwblf SWagier 
an, bereu feltfame 5Wamen ©arba^Iut ber ©ijrcr aupJ)rt; erft •papft 
8co ber ©roge unb Seba ber (51}rn)ürbige beginnen im 3lnfc^Iu§ on 
bie brei 2Beit)egaben bereu brei feftjufteüen.^) 

1) 9)gl. hai ®u|enb fünftUd^et 9lamen aui $^be hist. relig. vet. Pers. 
c. XXXI p. 377 f. in meinem ßeben (E^rifli I. ?lufl. I 6. 44. 



18. Heiligung bet Z^üxt mit btei 9lunen auf (Brogneuja^t. 43 

©ic St^firc ttjar im olten {Reiche gcfricbct unb trug ^eilige 
3ei(^en, jur. äb^altung bc^ 3^wbcr«, alte 9tunen, an bcrcn ©tcflc 
im C^riftcnt^um feine anberen traten, am SSorabenbe be^ großen 
Steuja^r«, am 5. 3äner, fc^reibt ber ©auer mit gemeinter Äreibc an 
fämmtüc^e (Singönge bed ^aufeö bie brei ©uc^ftaben bur(^ ^eu)e 
öerbunben. „®lcic^e« gefc^ie^t bem ©tubcnbalten, I)ier aber in 35cr- 
binbung mit einer 9lune, bem mit 9iötl)et gezeichneten 1)rubenfu6." 
(©c^önmert^, ©pric^w. XXXIX.) ®rub man boc^ auc^ Opfer unb 
bie gegen ^ejen unb SCruben erbenflic^ l^eiügen ®acl)en unter bie 
©(^roeüe. Ürubenfreuje jeic^nct man über bie ^ammert^üre, an bie 
Settfabc ober Siege: e« fmb fünf ober fec^« gefpi^te ©terne. (tllpbg.) 

3u ®t. SSeit im SRott^ale wirb Dor allen bie Äirc^t^üre mit 
ben brei ^ergebra^ten 92oten bezeichnet unb gemeint. !Dag ber ©ra«c^ 
ein urbeutfc^er ift, ergiebt fi^ barou«, weil man anberwärt« am 
5RifIa«tag ben Flamen be« ^eiligen, ber ben alten ®ott vertritt, 
an bie 4)au«t^üre f^reibt. ($R^ein«berg, geftfal. 540.) $ie unb ba 
werben am Karfreitag brei 5WägcI in bie ©taüt^üre gcfc^Iagen, um 
ba« SSie^ oor ©cuc^e ju behüten. „Septe ®ott!" jum äbfc^iebe 
ift ein äc^t altbeutfc^cr ©pruc^. SEali^mane brachte man femer 
an ©tabtt^oren, namentlich in ber ©c^wcij, baju an ©cl)lo§pf orten 
an. (Oberb. tlrc^. XII, 228.) auf SBalpurgiö fc^reibt man in ber 
Sßieberlaufife mit ber Rreibc brei Äreuje an ©tatt= unb ^au^tpren, 
umjie^t auc^ roo^I jebe« ^euj mit einem ^eife. Da« ^euj gilt 
für ©onar« Jammer. (5«ieberl. SWitt^. 1888 ©. 282.) 3u ^totten- 
bürg a/2:. mac^t ber ©rautfü^rcr mit gezogenem ©c^ werte brei 
Rreujc auf bie I^ürjc^wetle an ber üßann«jeite. 3tm.©taffelfee 
l^aut man fie in'« ^olj, bag feine ^ejc fic^ auf ben ©aumftumpf 
fefte. SRoc^ trifft man ^in unb wieber in ben ©ergwätbern bie brei 
ftreujc in ben ©tocf eine« umgefc^tagenen ©aume« genauen, 
boc^ wiffen bie Seute nic^t me^r bie ©ebeutung, bag nämlic^ an 
einem folc^en Ort bie ©aumfeele, bie 3!)rt)abe, beren ©(ut juwcilen 
beim erften aijt^iebe fliegt, ober ba« f)oIiweibIein Dor ber SSerfotgung 
be« wilbcn 3äger« 5Ru^e pnbe. 3m ©aljburgifc^en ftecft man auf 
©alpurgi« jwei $9Ijer in bie ©taCt^re über« Jheuj, bann fommt 
Weber bie •pert^ herein noc^ tritt ber SSiel^fc^etm auf. (^reifauff.) !©a« 
ftreu} auf bem ©robtaib ift gleic^faU« eine 9{une. 



44 14. ^ie Äaun» ober SooSnÄd^te. 

14. 3)it Vlauns ober Siiii8niii|tr. 

@« finb bic Dcr^ängnißöoüen jmötf Sößelnäc^tc, an »etc^cn 
ba^ 8oo« für bic ^wbtf ajfonatc bc« folgcnben 3al|rc« fällt, üon 
ÄIcin* bi« ©rog^SWcuja^r ober oon ^üU bi« Obcrfttag, b. i. 5)rct 
fbnig — eine fortlaufenbe geftjcit. JRune ^eißt ©e^cimniß; e« gob 
Sinnen mit berÄraft ju binben, anbere ju Ibfen, man fegnete 
bamit bie ©äffen. „®peer jermatme!" fte^t auf einem ßanjeneifen, 
„3Jiit gutem ©efc^icf fei beine ga^rt erfaßt, " auf einer gibula. 
„©c^Iafe" ftonb ouf bem iöec^er, ben Sl^riem^ilbe Don i^rer SÖiutter 
erliielt. («aer, 2J. ÜW. 412.) ©c^bnmert^ II, 259 fragt barum, ob 
nic^t ebenjo gut SJaunnäc^te ju öerfte^en feien, öon raunen, 
runen, roeil man SBeiffagung in bicfer ^eiligen ^üi na^m, unb burc^ 
aßertei ^tii^tn fic^ gegen üble Begegnung im fommcnben 3a^re ^u 
fc^üfeen fut^te. 

Stoffe unb ^i^e befommen in ber l^eitigen 5Wac^t bie ©prat^e. 
(ffiolf, ©citr. 126.) 5)ie Oc^fen roeiffagen, unb ber ffiirt^ ober 
Sauer, ber fie belaufest, ^brt feiert, ba^ fie im fommenben Saläre 
if)rcn ^errn }u ®rabc fahren werben, ©ieg gilt für fo gemift, bag 
bie 35irnen in ©ic^l bei ©enebiftbeuern in ber SBei^nac^t unb ben 
brei folgenben S^Sc^tcn fogar in ber ®tube 5Wac^tlager nehmen. J)ic 
nal^e Ütobtcnfulire nac^ altbeutfc^er ©eife raunen bie, Oc^fen and) in 
Sb^men (®ro^mann 309); in ber ©c^meij gilt bie§ öon ber 9leu= 
ja^rönac^t. (3a^n 455.) 3" SKerc^ing bei 3lug«burg ^orc^te ein 
©auer in ber l)eiligcn iWac^t unter bem ©arren, ba rebeten bie Oc^fen: 
3Korgen muffen wir unferen §errn in bie Äirc^e jie^en, ^eute 5rtac^t 
ftirbt er. 3n SWormegen (^u SJatber«) muß ba« S5iel| am SBei^ 
nac^t^abenb bic ^at^flammcr anbehalten unb au« einem ®efä§ 
trinfcn, an beffen ©oben ein ©ilberring an einer ©c^cere befeftigt 
lag. (Sicbrec^t, 23. 312. 320. 321.) (Sifen ^t fcinblic^e Saia6)i 
ab. an ben meiften @el)bftcn l)ängt man am ^l. äbcnb eine Sljt 
über bic 2;t)üre ober befeftigt ein 3Keffcr innerhalb ber 2Jiel^= unb 
^ferbeftaßung. 

3u 3J?bblingen in 9iieberbfterrei(^ ftcßte man am ßl^riftabenb 
jwblf 3^icbelfc^aalen auf ben 2:if(^, fußte fie mit ®alj unb legte 
bie 3Jionat«namen auf ^apierftreifen bei. Sin ber größeren Seudjtigfeit 



14. S)te 9laun« ober SooSn&d^te. 45 

be^ @a(}e9 in ber einen ober onberen ©c^oale erfannte man, ob 
ein ilÄonat nag ober trorfen ou^faßcn »erbe. üWad^t man in ber 
SReujal^rönac^t im Ofen JJeuer oon neunerlei ^otj, unb fc^aut 
jtoifc^en ben ©einen in bie ®Iut, fo fie^t man bie ^erfon, bie man 
heiraten wirb. (3a^n 354.) 2lm ß^riftabenb fott man bie 24 ©uc^ 
ftabcn unter ba« f)auptfiffen (cgcn unb um aWitternac^t jieften. J)icg ift 
of[enbor ein Ueberbfeibjet öom eJicmaligen 9?unenmerfen um biefetbe ^üt. 

Surc^arb üon ffiorm« X, 16 f. miberfagt bem |)eibenbrauc^ 
in ben Salenben be« 3anuar unb fragt im ©eii^tfpiegel: „§aft bu 
ben SJleujo^r^tag me^r al« einen anberen gefeiert, inbcm bu ben 
lifc^ mit 8icl)tern unb ©peifcn befteütcft, auf ©äffen unb ^läfeen 
gefungen unb getankt, mit bem @äbe( umgürtet bic^ auf'^ ^ac^ 
ober auf eine Oc^fen^aut an ben ©c^eibenjeg gefefet, auc^ tt)ot)I ©rob 
in ber iWat^t gebaden, um beim Slufge^en beöfetben bein ®Iücf für'^ 
fommenbe 3a^r ju erforfdien? 5)ic Ungläubigen, njeldie garfein an* 
jünben, Säume, Queßen ober ©teinc öere^ren unb ju biefen toie 
}u Altären ttjattfa^rten, fottcn t)on ber ©emeinfc^aft auögefc^Ioffen 
werben, ©ift bu be« ©tauben«, ba§ bie bem ^öbel befannten 
^arjen mirfli^ beftc^en unb ba« ©t^irffal beö 5Weugeborncn beftimmen? 
^aft bu, mie me^rfat^ SBciber tf)un, ju gewiffen 3^^^^" ^^n Stifc^ 
mit ©pei« unb Iran! nebft brei aWeffern i^ubereitet, bamit, menn 
jene brei ©c^meftern, bie ^arjen, fommen, fie fid) baran laben?" 
— ©orbetomagu« mar eben bie ^auptcuttu^ftätte ber 5Wornen. 

35rei Äreuje jwifc^en ben brei Sinnen finb alö ©t^ufemittel 
gegen böfe ©eifter beftimmt, bamit fie nic^t in'« $au« bringen, 
©eitbem ber SDienfc^ mittel« gefreujler, übereinanbcrgcriebcner 
f)ö(5er ba« mo^ttptige geuer crjeugte, galt ba« treuj at« 
©qmbol ber Äraft unb ffiei^e, a(« Sali«man auc^ im Orna- 
mente. 35ie jttjifc^engefteüten ©reuje finb nic^t« anber« al« S^or« 
f)ammer}eic^en, momit bie altbeutfd)en "^rieftcr (mie bie äg^ptift^en 
mit bem Stitfc^IügeO bie ©ei^e ooma^men, unb nit^t blo« ben ©egen 
ber $au«tpre, fonbern auc^ ber ^au«fiau, ben ©rautfegen fpenbeten. 
©ot(t)e Äreuje finb auc^ bei ben 9)iarf)äu(en hergebracht unb finben 
fic^ auf ©teinfelfen, fowie an jammern unb Äugeln ber 93orjeit.^) 

1) $rcuUct %al I 9U. 36. fugtet, 2>cutfd^. Altert^. VI, 107. 



46 15. 2)ie magtfd^en Jlamtn ^a\pat, ^tlä^iox, SSaltl^afat. 

!©ic Hebräer im S^illanbc jcic^nctcn tooljl bicfcfbe giflur an 
i^rc 3^0* ^^^ St^ürpfoftcn mit bcm ©lut bc« Oftcriammc«, auf 
bag ber SSSürgcngct bic ©t^tocüe ni(^t übcrfc^rcite. 

15. Sir magifi|rn Kamen Aaf|iar^ SRe(i|iiir^ 8a(tl^afar. 

!©ie Sfömcr fc^ricben an ben Eingang bcr Stempel bic ©ei^e^ 
formet D. 0. M., „®ott bem ©eften unb ©rösten" bic g^re gebenb. 

35er bcutfc^e 2)reif6nig«brauc^ erinnert an bic jübift^en 2We{= 
fnffen, jene ©tec^fapfeln an bcn S^ürpfoften, »elc^c ba« ifraclitift^c 
©laubcn^bcfcnntnig enthalten: „|)bre 3fraet, bein ®ott ift ein einiger 
(Sott" — mä^renb auf bcr 9tü(ffeite bie SBorte Cuso, Bemuchsas, 
Cuso ftel^cn, ovofAaia ßaqßaqa, bie bei bcr Station, met(^& nic^t 
einmal Oel^oüa au^^ujprec^en roagte, baburt^ gebitbet finb, ba§ in ber 
Schreibung be« ^eiligen 92amcn« 3e^oüa, Slo^cnu, Oc^oua, üermbge 
Semura ober '^ermutation immer ber näc^ftfotgenbc ©uc^ftabe im 
l^ebräifdien ätpl)abet getoä^tt ift. 

35er Snber fefet al« Sompicment aller ©egnungen ober SHp^a unb 
Omega fein mijftifc^eö AUM ober OM, toorau« Slmen entftanben. 
©a« unoerftänbtic^e Äoy§ of^nai, gefprot^en bei (Sntlaffung ber 
Singettjci^ten am ©c^Iußfeft ber SIeuftnien, erflärt fic^ au« bem 
inbifc^cn ©cbetfpruc^e Cancscha Om Pacscha. Sancfc^a Reifet SBunfc^ 
ober Erfüllung. Om bilbct bie feierliche ©ejal^ung ber ©ra^manen 
(anbere üWenjc^en jagen tata), unb ftet)t in ben Opfern unb gotteö- 
bienftlic^en Zeremonien getDö^nüc^ öorau«. ^^acfc^a'bejeic^net in bcn 
3Seba« bic meifee unb fc^warjc aJionb^älfte, überhaupt bie ©cite, ben 
gtügel, j. ©. eine« 33oget«. 

©ercit« in aßen 9ieIigionen bienen brei magif^c SBorte jum 
Slmulet. aWan fcbnitt bie jur ©ünft^elrut^e au^crtDä^Itc ^afel auf 
35reitönig unb taufte fic fiafpar, menn fie auf ®otb, 5IKetc^ior, toenn 
fie auf eine SBaffcrqueÜc, unb ©att^ajar mnn fie auf ©über an= 
jc^tagen follte.*) 2)ie brei 5Wamen fommen im jübifc^en Sali^man 
gegen ba« gicber Dor, angebracht an ber ©teflc bcr Jep^ittim ober 

1) ^oBeQ, Vflanaenfagen 14. Tltläixox tfl ^ebtftifd^ füt Sid^t* obet 
@olbf5ittg, liBalt^afax ali Sc^a^^err gebeutet, unb üafperl Begetd^nete bid 
iüngft eine 9}icrtel!ronc 



16. 2)te Slaud^nAd^te mit ber Galatoet^e. 47 

©cbct^riemen, tauchen aber cbcnfo in SBoc^enftubcn auf.^) 3a«par, 
ÜKcIc^ior, ©olt^ofar, fmb jaubcrfräftige 5Womcn ber SBettcr^erm unb 
barum auc^ an ©tocfcn angcbroc^t,*) j. ©. in ObcrHccn 1150. 
ffiiber bic ^infaUcnbc ftronf^cit bicncn gcfc^ricbcn unb gcfproc^cn bic 
brei Flamen: 

Melchior, Balthasar portans haec nomiiia, Caspar, 
Solyitiir a morbo Domini pietate caduco, 
Perpetret et temas defunctis psallere missas, 
Barachum, Barachagiin, destrue, Subalgat. 

(^afliait, 2)et Titn^i^ II, 286.) 

©er fran^öfifc^c Aberglaube verlangt in ber 35reifönig«nac^t bie brei 
magift^en 5Wamen mit Stut auf bie ©tirne ju fc^reiben. (©tubac^, 
Urrel. 162.) 

ftafpar ift in feiner ©prac^e ein Derftänblit^e^ ©ort unb \>itU 
mtffx eine |)ofu^potu«benennung für ben böfen geinb. !Der leufel 
^eißt {(^»arjer Äafpar. (öirtinger, Sltem. IX, 88.) 3lüe brei 5Wamen 
fmb au^ einer (^albäifc^en 3^"'^^^^f<^^^^f ^^^ öu^ ben Slmuteten 
roanbernber ©efc^mörer in ben c^riftlic^en Äatenber gefommen. ©cit 
bie Seifen aud bem ^JO?orgen(anbe mit i^ren brei ©oben 9J2agier 
^ei^en, ^at man bie !Dreiföntge ben magtfc^en 3^^^^^ ^^ ^^^^ 
alten beutfc^en ®ötter unterfteßt. 

16. Sic Waiii|nai|tr mit ber Sal)tofil|r. 

S)ie 9iauc^näc^te ^ben DermeintUc^ i^ren ildamen üon ber 
Ausräucherung ber f)äufer unb ©tölte ju ©eginn bcS 5Weu- 
ja^r«, nac^ S^riftenbrauc^ mit bem ÜKci^rauc^, ber in ber aSigilie 
ber ()(. !&reif5nige gen)ei^t unb n)0}u noc^ ©ei^waffer gefprengt 
»irb, bie bbfen ©eifter ju vertreiben. 2lnberö verhält c« fic^ mit 
ben altjübifcben Siauc^näc^ten, t)ielme^r ber Sempelbeleuc^tung 
unb ben gacfclaufjügen am ßaub^üttcnfeft in i^rem 5Weujal^r«monate 
2:^idrt, mobei aus bem auffteigenben 9taud|e ergiebige Siegen für baS 
fommenbe 3a^r prop^e^eit würben. 9iauc^näcl)te nennen bie S^e= 
galten im Untertanbe bie fcc^S ^auptma^tjeiten im 3a^re, tt)o ber 

1) ®Ta|, (&t]äi. unb äBiffenfd^. b. 3ubentl^. Seipaig ^ai 1876. etein« 
{d^neibet, S^x pfeubobiogtop^. Sitetat. S. 18. 

2) Duaft u. Ott; e^tiftt. ^rd^&ol. 1858. II, 134. 



48 16. 2)ie Sloud^nAd^te mit bet ealjtoei^e. 

^ofbauer DoU unb genug auftafe(n mu§, auf @onnenmenbe }u 
Öo^anni gtcic^ neunerlei ©peifen. 3e gotbener ba« SWe^gemanb am 
attare, befto größer auc^ ba^ ^offeft. 3^1^^^ fommt bie öerbedte 
©c^üffel, bie ber Oberfnec^t ju öffnen ^at, ber On^alt foü über* 
rafc^en. 

Wlan kDirft in ben dtauc^n&c^ten ba9 gekoei^te SRaria 
^immetfa^rt^Iraut in ben ©lutl^afen unb räuchert mit bem 
fegenfräftigen 3)uft §au« unb Statt. üDiefer 9tauc^ ift bem Rotten- 
fürften jutt)iber. S)ie Sönigöferje mit i^ren narfotifc^en ©ottblümlein 
am gelben Solben jagt aßäufe unb SRatten au« ÄeUer unb 
Speicher in bie gluckt, ^ei§t auc^ ÜWuttergotte^Ierje unb »ar 
ficöer ber beutfc^en ffiei^nac^i^göttin ©ert^a ^eilig. S)er ©albrian 
trägt bon ®ott Salber ben 3iamen, il^n nä^t bie ^audfrau in ben 
®ürtel. 3)iefe ^cilppanjen ^ängt man in 9?inglein über S^ür unb 
2:^ortt)eg unb an« genftcr. ^au«tt)urj ift oor attem ^eilfam unb 
^eigt auc^ 3)onnermel)r, benn fie fc^üfet ba« ^au« tjor bem Sftfe. 

üDer ^ammerftreic^ bei ber ©runbfteinlegung bejeic^net S)onar« 
©egen unb Sefräftigung. ®o heiligte ber Slife be« 3upiter ben 
Ort be« Sibental. 3Äit 3)onner tt)irb aber auc^ geflucht. 3)ic 
Srbfe gleicht bem ^agelforn unb ift bar um bem Donnergott tieitig. 
®ie bilbet ba« ©onnerftag-Sffcn in ber 3)?arf unb bie ©peife be« 
3tüergi)oIf« , ber ÜDicnerfc^aft be« ®otte«. 8gub bon ber 8inbe ber 
^t. Sbigna, welcher äBunbcrbaum einft oon Od floß, ftccfen bie 
Jöattfa^rer auf ben $ut unb räuchern bamit an brei Bonner«- 
tagen $au« unb ©tatt au«. ©« finb bie gefttage be« alten I^or, 
worauf auc^ bie Slöpfel«nö(^te faßen, wie nic^t minber lirt^tic^c 
^auptfefte, fo 6l)rifti Himmelfahrt unb gro^nleidinam. ^it ffirmeß 
beginnt ort«meife in 5Worbbeutf(^Ianb am !©onnerftag unb enbet 
am iWontag. (eoI«^orn, ®efc^. Sibl. 1, 176.) ^ ©c^weben 
tauft, begräbt unb fopulirt man am 3ultage. 3lm SSorabenb öon 
Dreifönig läßt ber 3äger ba« '^Juloer meinen, bann ge^t fein 
©c^uß fe^t. 

©c^on bie göttlichen SSenennungcn gemeinter ©lumen unb Äräuter 
beiocifen, baß ifjre 9Bci^c ber fjcibnifc^cn Himmel«mutter galt. ©oU 
e« nic^t eine ßrinnerung an ben erftcn (äebrauc^ be« ©atje« 
fein, baß man auf Dreitönig folc^e« geweift unb in einer ©c^üffcl 



17. ^ie Stemflnget auf 2)iei{öntg. 9l^nenfult. 49 

mit S^^famtüaffcr aufgctöft ju ©aljftcin bcrfruftcn Iic§, um tjon ^tit 
ju ^tit oon bcr ©atjft^cibc abjubrcc^cn. 3)ie Tbxtttx ^attc immer 
eine ba^eim unb warf bat)on bei (Semittcr ncbft ^almfäftc^en in^« 
t^ner, man gibt e^ aber auc^ bei 93ie^franf{)eiten ein. 

17. Sie Sternfinget auf SreitSnig. X^nenfult. 

9Son ©ei^nac^t bi« ^erc^tonac^t ober ©rcifönig ge^en 
no(^ in ©teiermarl bic ©aucrn t)on einjetnen Orten jum S^euja^r- 
onfmgen um. (^ainj 313.) %m legten 9lbenb tobt ba^ wiiht 
©eiaib burc^ bie ©ätber, bie ^erc^to ©obo bifitirt ben ©pinnroden 
unb bie ©temfinger gießen in ßobenmtfnteln, ^irten unb iCreilönig- 
lieber fingenb, oon I^re ju J^üre — ber Oo^re^mec^fet bringt 
beibe^ mit ftc^. 

dn ber (e^ten 9^c^t be9 alten 3a^red n)urbe in Oberammergau 
ein ©tern herumgetragen. (Oberb. 3lrc^. XX, 195.) 3n ©a^erifc^ 
3eü wirb ba« (S^riftfinb angefagt unb in einer 8abe bon ^aM ju 
^auö getragen, auc^ einSSortrag gehalten; fpäter lommen bie ^irtcn* 
fangen man ^ält fie mit ©(^nap« unb $WubcIn frei. 

3n Otterfing gingen jtoblf ber^cirattietc ÜWänner in 
SDtänteln bie ganje 9{ac^t burc^, ben ^(. 3)reifönig^gefang Dor ben 
Käufern an;juftimmen ; bie mitgetragenen ©temc mürben in ber 
ftirc^e aufgefteüt. 3n ber SWenja^rönac^t fmgcn bic ^artcnfirc^encr 
Surfc^en nac^ ©c^lag 12 U^r bad 92euia^roor ben Käufern an unb 
empfangen eine Heine ®abc; am ÜWorgcn lommen bie Äinber. 3n 
üWittenmalb gingen bie ©ternfmgcr am Jage ber Unfc^ulbigcn 
ftinber au«. (Saaber, 3». 66.) gbenfo »anberten brei ^u ^ilbe«^ 
^eim in ben Dörfern um^er. 3lm JR^eine, bcfonber« in bcr 9it)ein= 
pfalj gießen brei ©urfc^e mit i^ren §cmben über bem ©am« unb 
einem ©tern a(« bie brei ©eifen auf 3)reifbnig um, ober al« SSertreter 
ber brei alten 3a^re«jeiten : ber milbe barunter ift ber ©inter, »ä^renb 
obige jmölf bie aßonate oertrcten. !Drci aJiänner im alten ©e- 
manb gingen bi« gule^t in ber ©c^meig auf 92ifla, ©Qloefter unb 
Dreifonigdoorabenb beerten, b. ^. mit Äcttc, ®(^ürl)afcn unb Sefen 
t)on ^au« \\x $au«, loa« für ©anafla« unb bie ^löpfetönac^t Einging. 

Unfere 5ßeuia^r«boten erinnern on bic jioölf äroalbrübcr, 
bie ©ö^ne ber äcca Sarentia, meieren 3Jomulu« al« ÜJJilc^brubcr 

Sepp, 9rtttf(4e Krligion. 4 



50 17. f)tc ©tcmpnget ouf Dtcüönig. 9[l^n*en!ult. 

P(^ bcigcfcötc: c« ift ba« Soßeg bcr Slderpricftcr, bic ba« geft bcr 
Sarcntatien o^ne ^rieftcrui begingen. JRemu« jä^It nic^t, ba er bei 
ber ©rünbung {Romö umlömmt. auc^ SBoIf !©ietric^ f^at jto5If 
Slboptiübrüber , »ie Sicca bem ^eraKe« beigefeüt tobch. SSom De= 
jember »ar i^r geft auc^ auf ben 3lpril bcrfcgt, ic nac^ bem »er- 
fc^iebenen Oa^rbeginn. — 3tt>ölf SWänner fi|en an ber lafel im 
gelfenfc^Ioffe ^oc^bcrg in ©ürtemberg. a5ie jiDötf apoftcl, »elc^e 
am Karfreitag unb ©amfta^ in ©tobten unb ^JJ^örften um^ie^en 
unb am Ofterfonntag audgefpeift merben, ^aben ebenfo i^r atter- 
tpmlic^e« SSorbilb, roie bie brei Äbnige au« ÜRorgenlanb. 3)ürfen 
tt)ir an ben ä^nenfutt ber brei Uroäter benfen? 

3m ©at)erif(I|en S33atb jiel^en bie brei Äbnige aU ftnaben mit 
©tab unb fic^ bre^cnbem ^tttnt, auf ben Köpfen rot^e ^apierfronen 
mit ^albmonb, Kreuj unb üi^ttn Oacfen um, unb fingen im Sln^ 
fc^Iug an ältere Sieber: 

9Btt ^it^tn ^txtin, gat fd^nell ^rein, 
SSoU fetten, (&olb unb (Sbelfletn. 
SS^ix stellen l^inaud jum obetflen Zi^ox, 
2)et V^iic^te Stern fle^t aud^ boDOT. 
ttx l^eültd^te Stern gibt üoten Sd^ein, 
^et leud^tft und hii naä^ Köln om ^%tin. 
2)ie ^eiCgen 2)Teiföntg mit i^xem Stexn 
^ie effen unb txtnfen unb ^a^Ien nid^t gern. 

5Wac^bem fie gehörig beft^enlt ober bewirt^et finb, gilt e« bem $erm 
unb ber grau be« §aufc«: 

2Bad iDünfd^eu n)ir bem ^errn jum neuen Sal^r? 

Unb tood U)it i^m toünfd^en bod mirb fein toa^r. 

9Bix n)ünf4en il^m gleid^ einen golbenen %\\di, 

Unb on tebem 6(f einen bratenen gifd^, 

Unb brin in bex Witte ein ^anbel t>oU SBein, 

^it ^eiligen 2)reilönig f^enfen mol^l ein. 

SBod tDünf^en mix bex gfrau jum neuen 3a^x? 

fS&ai n)ix il^x n)ünf(^en bod toixb fein toa^x. 

2Bix tooflen i^x toünfd^en ein aOBiegexl t)ox*d SBett, 

2)omit ba bie gftau glei(^ il^x Kinbexl nein legt. 

ilBad mfinfd^en toix bem ^tnbexl ,ium neuen 3a^x? 

Unb toad toix i^m toünf^en hai toixb fein loa^x, 

2Bix iDoQen il^m iDünfd^en einen golbenen äOogen, 

SBomit bad Ainbexl in ^immel tann fa^xen. 



18. ßt^tmci 51 

Der innere 3iifötnmen^anfl biefer ßicber mit bcn jtt)ötf ©oten 
be« neuen 3a^reö offenbart ben »eltgiltigen '^intergrunb. 3)er 
©unfc^ eine« ©iegenfmbe« gibt bem Siufjug ber ©tcmfinger eine 
Sebeutung, bie nic^t au« ber bibUfc^en ©efc^ic^te ge^oU ift. 

3n ftärntfien treten bie ©temfinger mit i^rem ©tern auf 
(onger ©tange in gobenmäntcin , fctbft auf riefigen ©ergfteigen, in 
iebe« $au9 unb fmb n)i((fommen. Seim ^ortge^en jeic^net @iner 
C. M. B. an bie ©tubent^üre. 3n Sommern gc^en bie ^eilc^riften 
am ^Eßei^nac^t^abenb Don ^aM ju ^aud unb bitten mit i^ren 
©prfic^en um ßinlaß. 3^rer fmb fünf ober fieben, ooran ber ©auer 
in ßrbfenftro^ mit Sifc^enfad, bann ©abriet ober 9Ric^aeI, Sucifer, 
©eljebub, ber ©c^immel unb ©c^napperbocf : erfterer t^eilt äepfet unb 
SÜiffe au«, «ut^ ^olt ber ^eild^rift böfe tinber. (3a^n 297.) 

XsXidoviofAaTa, $Wa(^tigatlenlieber nennt man in ^eßenifc^en 
Orten bie 5Jieuia^r«gcfänge, mld^t griet^ifc^e Änabcn auf 5rteuia^r 
Dor unb in ben ^öufem anftimmen. 

18. Sid|tme§. 

SJerfcfeen »ir un« im ®eifte in bcn Soften $Worben, an ben 
äufeerfien bewohnten "^Junft Suropa«, wo bie ©onnc oom 24. iflo^ 
oember bi« 21. 3äner nic^t ftc^tbar ift — welche ©e^nfuc^t txxoaä)t 
in ber (angen SBintemaci)t nad) bem neuen ^immel^Iic^t! Slm 
35. Stage mirb ein Sote nac^ bem ^öc^ften Serggipfel abgefanbt, 
ob bie ©onne nic^t batb micberfc^re, unb fc^on ^rolopiuö erjä^It 
oon bem unermegtic^en 3ubel ber ©fanbinaöicr, womit fie ba« geft 
ber froren ©otfc^aft begingen. 

3n ben aSoltebräuc^en , bie mit bem geuer unb SBafferbienft 
}ufammen^&ngen , bauert noc^ ber !Druibif(^e t^eftfatenber mit 
feinen Oa^re^öicrtetn fort. !©a« gaftnac^tfeucr, ©ranbon, jünbet 
im Äanton greiburg ber iüngft SSermä^lte üor bem üDorfe an. iCie 
Äeg^pter begingen im gebruar ba« Sampenfcft ber 5ßeit^ ju ©ai« 
(^erobot II, 62), unb bie JRbmerinen bie Suftration ju (S^ren ber 
3uno gebrua (9uno Sucina), in bereu Jempet am ^alatin man ämulete 
toiber allerlei Uebel meiste. 3)ie Cuinquennalicn brachten am 1. ge^ 
bruar ba« gadelfcft in Erinnerung, wie 6erc« bie '^Jroferpina fuc^te. 
am 1. gebruar feierten bie ^t)perboräer ba« geft ber ©rig^t, ber 



52 19. i)er SS^agen brt gfrül^UngSgöttm. 

8cu(I|tcnben (S3erc^t*8ucia). 3)ie irifc^ fc^otttfc^e Srigitta ^at eine 
tJIamme über bem Raupte. SBrigitte ftiftet „bie ^tüt jur Sic^e" in 
titbarn ate ättefte« ^rauenftoftcr in 3rlanb; über i^rem (Srabc 
brennt ba9 emtge Sic^t. 

3lni äbenbe be« erften gaftenfonntag« fie^t man t)on ^eiffen=^ 
berg au« am 8ec^ l)in unb in*« ©c^wäbifc^e ^inau« fübroärt« oon 
aWinbel^eim unb aWcmmingen bi« öinbau, roie nic^t minber in 3:i)rol, 
auf aüen §öl)en geuer auflobem, rooju bie 3ungen in ber SBoc^c 
§oIj unb JRcifig tjon ben Käufern fammeln. S« ift ein 3ubel unb 
©eelenocrgnügen; bafür fennt man in ber ®cgenb leine 3o^anni^ 
feuer. 2luf gic^tmeg trägt bie ^au«frau ober größere Soc^ter bie 
^auölerjen 5ur SJei^e, jcbe ?Beib«perfon befomml i^r buntgefärbtc^ 
©a(l|«ftb(fel, bie im Saften prangen, feine üDirne ge^t leer auö; bie 
©üben nehmen mit bem '^fenniglic^t üorlieb. ^JJiitunter bringt e^ 
bie Sauerntoc^ter bi« ju i^rer ^oc^jeit auf 25 ^funb Öic^tmeßroac^^. 
3n ffießobrunn brennt in ber Sirene |ebe ^erfon i^r Sic^t. 3)er 
2Bac^«ftocf an neun Sic^tmeßfonntagen geweift l^at fo biet auf f^c^, 
baß man mit bcffen ßic^t ben böfen geinb Dom ©terbebett vertreiben 
lann. 2lm Sic^tmcßabenb fterftc man in meiner 3ugcnb auf einen 
runben ^otjteücr 3Bac^«Uc^ter im ^eife unb betete babei ben ^faltet, 
nac^ jebem ©cfäfeel »urbe ein 8icl|t gelbfc^t. '^Japft ©ergiu« beftätigt 
ben ©rauc^ ju (S^rcn beß Opfergange« ber SDZutter bc« ^erm, S3ebo 
beutet il)n auf bie Hugen Jungfrauen, 3afob de Voragine auf ba^ 
Sic^t be« Glauben«, dJupert oon Sieufe auf bie ^ropfiejie ©imeon«, 
b. ij. auf 3efu« „35a« Sic^t jur Srlcuc^tung ber Reiben." 8uf. II, 32. 

19. 3)er SBagen ber ^ru^IingSgitttn. 

3)a« grü^Ung«feft ber Gabele ift im attrbmifdien gcftfalenber 
am 22. SÖiärj mit Arbor intrat bejcic^net. 3m ^inien^ain ber 
®bttin würbe ein fc^bncr Saum au«crn)ä^tt, mit wollenen Sinben 
ummidelt, bie Sleftc mit ßuItu«f5mboIen geft^mücft unb bie gigur 
eine« 3üng(ing«, be« entmannten unb in eine gierte Dermanbetten 
Slttt)« baran gebunben. ^aä) ber g-äüung mürbe ber ®tamm feierlich 
in'« 3lUcrf|ciügfte (Adyton, sacrarium) ber ÜKuttcr ®otte« gebracht. 
S)rei Sage bauerte gaftcn unb Jraucr unter bem 5Wamen xaTQ- 
ßaoig; am 25. SÖJärj folgte ba« greubenfcft (hilaria), Sltt^« lebte 



19. ^et Söagen ber grül^Cing^ööttin. 53 

»icbcr auf; bcr 26. war lag ber 9hi^c (quietis), bcr 27. ber 
SBafc^ung (dies lavationis) marb mit feierlidier '?5roce{fton begangen 
unb ia§ Silb ber ®öttermutter ouf einem t)on JRinbern 
gezogenen S$agen burc^ bie ©tabt nac^ ber 3RUnbung be^ S^uge^ 
2lImo bic^t t)or ber porta Capena, nun ©an ©ebaftiano, in bie 
über gefahren unb ^ier gebabet. üDa« §aupt beftanb au« einem 
fc^roorjen ecfigen ©tein. SKaffen SSoIf« umbrängten ben SBagen jum 
J^cif maflirt unter ©efängen bejügUc^ auf ©eneration. ©agen 
unb ^MQttjitxt würben mit Slumen beftreut, "^Jriefter unb *^riefterin 
pl)rpgifcl|er 3lb!unft Rieften unter glbtenfpiel unb '^aufenfc^Iag unb bem 
abfingen ^eiliger Sieber }u ®l)ren ber ®bttin t)on einem ©tabtüiertel 
jum anbern einen Umgang unb burftcn öon ^au« ju ^auö ®aben 
einfammeln: e« mar bie einjige in SRom erlaubte religiöfe ßoüecte 
(stips). auguftin fpottet über ba« SBafc^en ber ^immel^göttin ju 
Äart^ago, ma« and) ber Äartfiagifc^en ®öttermutter gefc^a^. 

®regor t)on Jourö (de gloria confessor c. 55) fc^ilbert einen 
3ug öon ber Umgegenb öon 9lutun. „3n biefer ©tabt foü ein 
$eiligt^um ber ©erec^ntt|ia gewefen fein, bie nac^ traurigem ^eiben^ 
brauch im ®agen }um ®ebei^en ber (gelber unb SBeinberge mit 
Siinbern ^erumjog." 3)ie6 erinnert an SEacitu« Germ. 40 öom 
Sagen ber 5rtert^uö, bie au« bem castum nemus au«jog, einem 
Silanb na^e bem 8anbe ber fieben ©tämme. !Der näc^ft bem 
Eiligen §ain feß^afte ©tamm ^ie§ JReubigner, got^ifc^ riud iggai, 
(Siübiger!) bie (S^rmürbigen, aefivoL ffiie bei ber oon Sü^en ge= 
jogenen Sunbe^Iabe burfte nur ein ^riefter ben ^t. Sagen ober 
ba« simulacrum ber ©rbmutter berüt|ren. Die Änec^te würben 
in'« ffiaffer geworfen. (33gl. ©agenfc^. 375.) ©er ein göttliche« 
ober geifter^afte« ©efen anfc^aut, ftirbt nac^ 2lnfi(^t be« Slttert^um«. 
!©ie ©ott^eit warb at« lieber ®aft empfangen, bie Orte fc^mürftcn 
fu^ jum gefte, ba« mehrere Jage bauerte. ©a« wir ^ier oom oer* 
pilten (Jö^rjeug ber 5Wä^rmutter Srbe (vehiculum veste conteotum) 
lefen, pnbet noc^ Slnwenbung bei ben Slbewenben, inbem man einen 
mit Oc^fen befpannten SBagen mit ben $R5(fen ber ^au«wirt^e bc* 
becfte, fo baß er nic^t ju fe^en war, unb al« SRaibaum aufrichtete. 



54 20. 2)er (S^meDal mit bem G^ifftoagen, carros navalis. 

20. Ser etmeHal mit beut Sf^ifftttgett, carras naTalis. 

3m 3Batbe öon 3nba am SWebcrr^efai tourbe t)on attcr 3^^^ 
^er jä^rücli ein ®(^iff gejimmcrt; fo eine« erfc^ien plöfelicli 1133, 
Don einem ^Suerlein in Sornetimttnfter gebaut, koarb auf 9}aber 
gefegt unb unter SSorfpann oon aWenfi^en nac^ äac^en, SKaftric^t 
unb bi« gen S5men gebogen, äberad mit (^euben aufgenommen 
unb bi« in bie tiefe 5«a(^t umtanjt. (®rimm, 2W. 236 f. 242. 1144.) 
!©ie SBeber mußten ba« ©eit liefern unb mitjie^en. ©ürger polten 
e« unter ©ejauc^je ein unb führten e« in bie ©tabt, toie bie Irofancr 
ba« ^öljeme ¥ferb. 

Srauc^ unb Benennung ftammen au9 ber SRömerjeit, benn t)on 
carrus navalis, „©cliiff^toagen", rü^rt ber befeligenbe Slame Samet)a(, 
roa« ganj oergeffen ift. lacitu« Germ. 9 urt^eilt mit 9iec^t oom 
©c^iffe ber ^fi^^ bei ben ©ueüen, „bieg beute auf eine au« ber 
grembe eingeführte 9ieIigion.'' 3m römifc^en ©auemfalenber 
^ieß ber 5. SKär} Isidis navigium ujegen Sröffnung ber ©c^iffa^rt. 
Die griefen fannten bafür SRe^atennia mit ber terrea navis, bie 
eben bom femitifc^en nachal, nichol ben SRamen fü^rt, wie ber 
©(^iffpatron 5WicoIau«. — 3m Sujemburgerlanbe gibt e« eine 2Wenge 
SWe^alennia. ©ie ^at ^ifluren bon J^on noc^ au« fpäter ^tit (®Iäfer), 
auc^ al« anbere 3rt« ben ^unb neben ftc^. 

3n Seipjig jogen 1499 nac^ alter ©emo^n^eit oermummte 
^urfc^e mit einem $flug burc^ ©tabt unb 3>orf, unb ^mangen bie 
lebigen Jbc^ter ober ÜWägbe mitjujie^en jur ©träfe, ha^ pe nic^t 
in'« S^ejot^ fn^ fpannen ließen. Sle^nlic^ in ©c^leften. ©egen 
(giferfüc^teleicn üerbot ber 9tat^ oon Ulm 1530 ba« ^erumfa^en 
be« Pfluge« unb ber ©c^iffc. — ©eb. ©rant na^m baöon Snlaß ju 
ferner ©c^ilberung be« 5rtarrcnfc^iff« unb fc^reibt ©. 51, a feine« 
©eltbuc^e« : „3ln bem 9?^ein, ^ranlenlanb unb etlichen anbern Orten 
fammlen bie jungen ©efelten alt 3)anyun(ffraucn unb feften ft) in 
ain ^ug, unb jic^en ^^ren ©pilman, ber auff bem $flug fiftt 
unb pfeifft, in ba« ffiaffcr. 8ln anbern Orten jie^en fp ein feurinen 
^flug mit einem meifterlic^en barauff gemachten i^^ur angejünbet, 
biß er ju Irümem feit." Snoc^ SGBibemann« S^ronif melbet t)on 
$of: „gaftnac^t führten böfc ©üben einen ?flug ^erum unb fpannten 



20. ^ex (SameDal mit bem Gd^ifftoa^cn, camis navalis. 55 

9R&gb(em ein, midft ftc^ nic^t mit@e(b (ßften; anbete folgten nac^, 
fSeten ^äderting unb <Sägefpöne/' 

dm ftatfert^at bei !3)efereggen jog ba9 9$olf noc^ um bie 
STOitte unfere« XIX. Sa^r^unbert« mit bem 'iJfluge um, boran ein 
9iitter, ^intennac^ ein ©är — ba no^m fic^ ber Pfarrer ^erau«, 
e^ a(d abergtäubifc^en Unfug ju oerbieten! !Z)ad $f(ugfeft ju 
$a((ftabt n)urbe ade fiebenda^re begangen, unb am an^äng^ 
(ic^ften bei ben @(^n)aben ber a(tbeutfc^e Srauc^ beibehalten. 

& toax ein t$aftnaci)tauf jug , auc^ ^acc^udfeft ge{c^o(ten, unb 
würbe im Slot^faü ba« ©c^iff auf ©chatten gefefet. (2Weier 374.) 
Dag man filbeme ©c^iffe at« S33ei^gef(^enfe ober ex voto auffing, 
ia fUbeme pflüge im SWittelalter fogar an Äirt^en abliefern mußte, 
betrachtet ®rimm mit {Rec^t at« JReft uralten Sulte^d. 

©a« geft ^ing mit ber erften Offenbarung be« frifc^en Seben« 
in ber Slatur jufammen, roenn ber ^l. ©aum ergrünte, getoiffe 
©lumen ftnofpen trieben, g. ©. ^tittlba^i, a\x6) ^l. Ääfer juerft 
fc^winten unb ft^toärmten. ^tx ^^roagen ber 5Wert^u« glic^ bem 
(gmtemagen, bad laufen ber Srbmuttcr nac^ bem fricblic^cn, fröfy' 
liefen Umjug ^at ©ejie^ung auf ben 3a^re«regen. 

3)er ursprüngliche SBagen beftanb in einem auf ben 
9iäberfarren gefegten ©c^iff, »ie ber Urlauber i^n noc^ ^eute 
^anb^abt. !©aö mit frö^lic^em Umjug begangene JJeft galt ber ffiieber^ 
eröffnung ber ©(^iffa^rt unb be« Slderbaue« nac^ SSerfluß 
bc« ©inter«. «ucli J^ro'« ©c^iff fegelt }u ©affer unb ju 
8anb; menn man ed au« ber Safere nimmt unb ftc^ ^ineinfe^t, fann 
man fic^ allermärt« bamit ^inwünft^en. 3)a«felbe ©ort ftXolovy meiere« 
ber ©rieche für ©c^iff gebraucht, bcjcic^net in beutft^er ©prac^e ben 
Wufl-^) 5^^^ w"t> 5tel)la finb agrarifc^e ©ott^eiten, ffinber 5rtiöbr'«, 
btr fruchtbaren (Srbe. 3)ie ©hjt^en oere^rtcn einen oom ^immel 
gefallenen golbenen ¥flug (5)erob. IV, 5.) — 3lu(^ liegt ein golbener 
^ug unb (Jrauenwagen mit bcrfunfcnem ©c^log ju ©anbau bei 
8anb«berg im ©ee. C^Jan^er 52.) 3n ©ifc^elburg bei ©traubing 
UHiren bie Semo^ner fo reic^, bag fie mit einem golbenen $flug bie 
Srbe umbrachen. 



1) $flug (eigt foQQt bet Sonnentoagen. Sc^meHer ®. 9B. III, 258. 
IV, 41. ^anti^ibt «. 174. 182. 559. 584. 



56 21. gfofd^ing, S^artDari unb Sanfori. 

am fünfjährigen gcftc bcr '^Janot^enäcn würbe ber mit ©tiefereien 
au« bcm ®ötter^ unb ^etbenfreife gefclimürfte ^eplo« ber flöttlic^en 
^aüa^ Don üorne^men Sungfrauen, (egyaotivai, textrices Minervae) 
alfo ©eberinen genannt, auf einem im Äerameifo« erbauten 
9?o(If(^iffe mit ©egeln fortgejogen, bann bon @c^iff(euten }ur 
neuen ©efleibung be« au« Oelbaum^olj gefc^nigten uralten St^enc^ 
bilbe« nac^ ber Sfropoü« getragen. 

21. ^afi^ing, e:^artliar{ unb Sarifari. 

3)er gafc^ing ift ein hergebrachte« geft ber grei^eit unb ®Iei(^^ 
^eit, wobei §od) unb 5Wieber fic^ bufeen barf. 3)er 5rtame ift nit^t 
beutfcli unb man muß bie äu«ge(affen^eit mit bem bilbüc^en fascinum 
im üWorgenlanbe gefct)en ^aben, um eine 35orfteüung Dom altrbmifc^en 
aWut^miüen ju befommen. S« barf an ben Deus fascinus ober bie 
am ©eiramfefte nac^ bem gaftenmonat SRamaban übliclien Slufjug bc« 
Äara ®b« erinnern. 5)ie ©pottöerfe unb ^tilgen ber im oerroic^enen 
3a^re in ber ©emeinbe oorgefommenen ©(I|tt)äc^en ftimmen iju ben 
fescennini versus; nad) ßatuU fanb fescennina locutio nebft Srtüffe- 
ftreuen auc^ beim rbmifc^en ^oc^jeit^juge ftatt. (Jbenfo jie^en gut 
gaftnac^t auf ben griec^ifdjen Onfeln bie ^inber um^er unb fmgen 
©c^erjfieber auf bie lächerlichen Vorgänge feit 3a^r unb Jag. 

gaftnac^t ^at nic^t mitgafte ex post ba« SBort gemein. ®er 
Sujemburger fpric^t goifenb, unb goifen«bo(f ^ei§t ber ÜKa«firte, 
©odemaul bie aKa«fe, wa« an ben ©ac^u«bod erinnert, ©at^re 
^ängt mit ©at^ren ünb ben ©aturnalien jufammen, unb ©piet unb 
©c^erj fcljeinen um fo mel^r am ^lafee, ba nac^ bem traurigen 
©inter neue« geben in bie Statur unb aJienfc^^eit lömmt. S)ie 
fat^rifc^en Versus Fescennini Ratten nac§ bcr galifcerftabt ge«cen* 
nium ben SRamen, unb beftanben im SBec^felgefang jum ffiettftreit, 
mie unfere ©c^naberl)üpfel. Äaifer Sluguftu« fc^rieb folc^e an ben 
befannten '^Jifo; biefer antwortete, er »erbe fic^ ^üten Oemanb ju er* 
wibern, ber nic^t bloß scribere, fonbern auc^ proscribere fbnne. 

!©ie aÄa«fenauf}üge bebeuten, wer möchte e« glauben? urfprüngtic^ 
©efpenfter ober bie SKetamorp^ofe ber ©eelen in ber Körper- 
weit. 5Weben bem 2:obe«geniu« ber Sitten fie^t man oft eine SD?a«te, 
anjubeuten, baß ba« Scben eine Jlomöbie unb bie 9toüe wec^fle ober 



21. ^ofd^ing, G^ontiari unb SoTtfoit. 57 

^u (5nbc fei; benn folt^cr Sarben bcbicnten flcli bie §iftrionen. 
garifoti ober bie garöarien geben ben Jobtenauf^ug funb, »eß^atb 
btr Janj unb SWummenfc^an? aud) auf Äirc^^bfen üor fic^ ging. 

Uebereinftimmenb be^eic^net (S^arioari. t)on cara variare, eine 
Äopf== ober ®efic^t«nta^Ie oome^men. S)ie SWummerei gefc^a^, um 
unetfannt gerabe im SarneDal in ©c^erj unb <Spott bie ©c^möc^en 
einjelner öffentlich burc^^u^ec^eln , fei e« eine neuoermä^tte ©ittroe, 
ober fofl« ein ÜRann fic^ ^örner auffegen lieg, wenn nic^t fonft einen 
fittüc^cn 9Serfto§ ju rügen mar. üDabei würbe f|äufig mit ©c^üffctn 
unb "^ifannen, Äeffeln unb ©loden, ©t^ürcifen unb Feuerzangen 
Särm gef erlagen ober ß rat) all gemacht — fclbft ©eiftlic^e bet^eiügten 
fic^ an bem Aufzug, unb fomnien noc^ mit in bie ^ec^el. — 3m 
ßungau nennt man berglcic^en „Auftreiben", t)on ben gebrauchten 
ffu^fc^ellen, anberfeit« „2eutau«fpielen." 3n 3lnbatufien finb biefc 
(St)arioari am ©ei^nac^t^abenb fogar in Äirc^en üblic^, inbem eine 
aWengc üHänner unb grauen mit SSBatbteufefn , Schnarren, pfeifen, 
©clieUenttappern , alten Äeffeln unb tafferolen oor ben J^üren, 
roä^renb ber mitternächtliche ©otteöbienft bor fic^ ge^t, ju einem in- 
fernalen Orc^efter fiel) oerfammett, um nac^ bem Sinbringen fclbft bie 
Orgel ju übertönen. 

Üßan oerfleibete fic^ in ben ßalenben be« Sanuar in ^irfc^-, 
ffu^ ober Äalb^feße, wa^ in ©^nobatafteu cervulum, vitulum facere 
Reifet.*) ©oflen mir ^ier nic^t ba« ffiitbmännlifpiet ju Oberftorf 
im aigäu anführen, wobei man an tan^enbc gaunen, ©atoantfc^ 
(sylvani) unb S)ialen erinnert wirb? 3n Schweben oermummte unter 
Olao ÜKagnu^ jeber fic^ nac^ feinem ©tanbe. !Dic SKefeger aber 
festen Oc^fenf|äupter unb Si^itnUp\t auf unb machten ba« 
@ebrüü unb (Semecfer bicfer liiere nac^. S)ie Jrinfgefäge beftanben 
in §irfc^^ömem, unb bie äufwärter rücften im wunberüc^en geftjug 
bamit jur Jafel. ©uU, ^irfc^ unb SSocf pguriren ebenfo ate 

1) $^i((ip^, UTfpTung ber i^a^enmuftfen. gfAlfd^Ud^, toie Gaxnetoal t)on 
Game vale, nrflÄrt Bd^mtVitx 6^arit)an öon XaTge-vtHe, b. ^. (5Jtü§ ®ott, 
9'^fit (Bott! S)ie Sfotm e^ant^otti führte ^ut 2)eutung caprivellus, ^odi* 
f tif6f C^obetfeQ, caprimaritus aber gilt bem gehörnten Gemahl. Calvaricum 
facere ^eigt in ben €^nobaIa!ten t)on ^üignon 1337 nidlt blog tumultutren, 
fonbern Aalfatteiei treiben. 



58 22. 2)ex unfinitige $fitiflaQ. 9laTtengeTtd^t. 

ÜRa^fcn in Cnglanb, unb }»ar in bcn nicblicliftcn Äbbitbungcn aue 
ber 3cit ebuarb« III., 1344. SRoc^ 1856 unb 1857 liefen bic 
^urfc^en ju gürftenfetbbrud in ^irfc^^äuten mit ®emei^ ^erunt. 
SBir fagen nic^t }u Diel, menn mir in biefent Umjug ber Saren 
in a((en möglichen 2:^ierfornien bie te|te <Spur Dom inbo- 
germanischen @(auben an bie ©eelenmanberung erblicfen. 

22. ^er itnfinnite ^finfltg. nitrengerii^t. 

!Die brei testen Jage Dor gaftnac^t feigen ber unfinnige 
^finftag;^) an i^m ftnb bie ßngel Dom ^immel geftürjt, — ber 
ruhige (Freitag, an bem man jö^Ungd einen ®trici) mit '^fannenrug 
in*« ©eftc^t befömmt, unb ber geft^mafjene ©amftag, roo bic 
5WubeI auf beiben Seiten in ©c^malj brobeln muß. 3n Württemberg 
nennt man, wie mardi gras, f elften SKontag, ben Dor Stfc^ermittrooc^. 

3m © a u I g a u ^eißt ber unfmnige ^^finftag ber gumpige, auc^ 
lumpige !©onnerftag ; i^m folgt ber brummige Jreitag unb fc^mal^igc 
©amftag, Dor ber Mtnatftt. (©irl. 33. II, 21 f. 30.) (Sbenfo ^^u 
9lltborf bei Weingarten, Don gumpen = fpringen, in fjriebingen Reifet 
ber fc^mo^ige @amftag baoon, meil man gen)ö^nli(^ ©c^meine fc^lac^tetc 
(Sc^mofe = ©c^meer). ®ailer Don Äaiferöberg fennt ben rufeigen 
(Freitag Don anruffen, )do bie Seute in 2:^iergeftalt fic^ )u ^Dämonen 
Derfleibeten, Don $au« ju §au« unb felbft in Sirenen einbrängcn, 
um grauen anjuft^tDär^en. 

3n Sockel bagegen jie^cn jur gaftnac^t bie Äinber ma^firt 
al« Sifc^of ober ^erjog, afö ©aljgraf Don ©inbeteborf u. f. U). 
um^er unb laffen fic^ Don ben alten 3ungfern trahiren. ©a^r= 
fc^einlic^ rül^ren bie ^w^ö"^^" ®^^l ^^iH, Äbnig, Äaifer, ©ifc^of, 
$apft Don folt^en 3luf}ügen ^er. S)urc^ pöpftlic^e« 9iefcript foüte 
im XIII. Sa^r^unbert ba« ©ifc^of «fpiel aufgehoben werben, bei 
bem bie jungen Älerifer Derlarot unb bewaffnet in 9tegen«burg unb 
ber Umgcgenb um^erjogen unb in ben Älbftern, befonber« ju ^rüfening 
bie toüften Streiche begingen. (Mon. Boica XIII, 214.) S)ie 
„Jrommelgejellen" juaJiunberfingen, gaftnat^tburft^e, jie^en mit 

1) 8lat)if(i^ ber fünfte Züq, für 2)onnerfiag, bo ed galt, ben beutfd^en 
Q^oii 2)onax in ^etgeffen^eit ^u bringen. 



22. Der unfinntge ^finftag. ^latrengeTid^t. 59 

Jrommel unb pfeifen unb ©äbclgcraffcl 5Wa(^t« an bcn §äufem 
vorüber. »oDor eine Saternc Rängen mu§. 3eber ijat fein Irommen- 
mäb(e. !Dte Softüme ftetten oKe ©tänbe unb Stationen bar. 
auf 3lfc^ermittTOoc^ toixi mit Äot^Iöffetn auf Scdcn getrommelt unb 
^wei ©efeüen jum ©runnenfprung ertoä^It, bie fic^ in »eiße $ofen 
unb @penfer Reiben, rot^e Slappen auffegen unb eine @(^ärpe tragen. 
9Son Sräufnecliten wirb SBaffer in bcn SWarftbrunnen gefc^üttet, ber 
erfte Springer tanjt unb ^opft ju Jrommet unb pfeife breimal am 
©runnenranb ^erum, ^&It eine 9?ebe, bringt ^oc^ bem Könige u. f. U). 
au«, wirft fein SBeingIa« in bie ^b^e unb fpringt hinein. 3^^* 
9urf(^e jie^en i^n ^erau«, pubelnag läuft er unter ba« 9$o(f unb 
fügt bie Snäbc^en. !X>ann f5mmt ber jmeite jum Sanj unb SJaffer^ 
fprung. 

3n J^rol jie^en bie jungen ©urfc^e einige Sage öor bem um 
finnigen ^pnftag in bie ®emeinbett)albung, ^auen ben fc^5nften ©aum 
um, äften ii)n ab unb jie^en i^n auf ben ^irc^pla^ ober boc^ in 
bie 92ä^e beis !Z)orfe«. 3lm unfinnigen S)onnerftag n)irb ber mit 
©turnen, Äränjen unb ©änbern gefc^mürftc ©tamm auf einen 
Schütten gelegt, unb Don ©urfc^en, paarmeife in f(^n)ar}(ebernen fur;en 
^ofen mit grünen ^ofenträgern unb »eigen ©trumpfen o^nc 3oppe, 
burc^« 3)orf gejogen Der ättefte 3unggefeüe geftt an ber ©pifee; ber 
^erolb, ein ©clialf^narr läuft auf bem ©tode auf unb ab, ruft 
iebem ©egegnenben einen ©piftreim ju, unb ^ec^ett in ftnitteföerfen 
alle i&äittiutftn SSorfommniffe ber legten 3^tt burc^, befonber« bleiben 
üMöbt^en nidfi leicht ungenedt. Surfe unb Sürlin, ©ternguder unb 
3igeuner treiben ben SWummenfc^anj mit, §cjen unb Rüttler reiten 
auf ©efen, fo in ^all. ©oüenb« fommen bc« 3lbenb« bie 5Wem 
gierigen, ba« gafferrbgel ju fe^en; e« ift oon §0(5, barauf fc^mingt 
fi(^ ein ©inbergefeü, ring« umtobt Don peitfd)enfnaüenbem ©efolgc. 

©enn in Oberbfterreic^ bie ©töre ober gafc^ing^frapfen gebadcn 
werben, wirft man ©rofamen jur Sribfung ber armen ©eelen in 
bie ®Iut (fo noc^ 1862). 2lm aufcligen (b. i. unfeüge ober um 
fmnige) 5)onnerftag oor gaftnac^t ift ju Srtingen üblic^ ber ©(^ür^^ 
weden. (Sr wirb au« erbettelten unb gefto^tenen Siem unb ©c^mal; 
)u einem ^fanntuc^en gebaden. t>xt f$aftnaci)t«narren )ie^en in 
ffieiberfleibern auf, ooran ber ©odreiter in ©renabiertrac^t. !©ie 



60 22 f)cx unfinnifie ^flnflaQ. ^larxcngctici^t. 

5)ejen tragen eine ^ontpabour^oubc , reiten auf ber ftu^engabcl 
(©c^ürofengabel) ober einem ©cfcn, unb ^aben Pfannen, bie 3wfd|öuer 
anjurnffen, anbere mit ^eitfc^en ju fnaUen. 3^* 3KeI^ in Slfag 
üeranftaltct man nac^ ber SBcinlefe eine Srntefeft, ben ^erbftfonntag, 
bei weltfern ein Biaxin fic^ al« ffieiböbilb, ein ffieib fic^ al^ 3Kann 
Derfleibet. !Dem ÜWunbertingerbrauc^e ftat fc^on inj ben breigigcr 
3a^rcn ber *^farrer ein ffinbe gemacht. 

3n ber ®egenb üon $Reifen«burg näc^ft ©ünjburg (beim ©eo- 
grapsen bon JRaüenno IV. 24 SRijini^) bringt ber gaftnac^t^brauc^ 
üon ^tit ju 3fit mit ]xij, bag bie jungen ßcute in fc^roar^em ©ein^ 
fleib mit weißen Strümpfen, grauenfc^urj unb Sappen am äfclier* 
mittmoc^ einen Umritt Ratten, ba« ganje 3a^r barauf fparen unb fic^ 
freuen, ju ben belränjten SBagcn, Sierfäffern unb aWufifanten, 
a\x6) bie 3Käbe[ ^erbeil)oIen, welche ^c^el au^t^eilen, enblic^ unter 
ber Dorflinbe "^lafe nef)men, um bie gaftnac^t ju begraben, ^ier 
»urbc einft ®eric^t gehalten, ba^er noc^ ber ©(o(f. Die ®eigc 
jur ©träfe ber ffieiber ift in'« S^Iog gebracht; auc^ bie ©emeinben 
fanben ba ftatt. 2luf biefe Sinbe nun fteflt fic^ ein Saienprebiger 
unb f)ec^e(t aüe ®c^mäc^en ber 92ac^barfc^aft burc^, worauf ein ©urfc^e 
in ben ©c^wein^trog gelegt, einer für alle, öon bem ©traf» 
prebiger mit SBaffer übergofjen ober unter allgemeinem ®etä(I|ter 
getauft mirb. 5Worn^eim mit einem ©ei^er liegt Vi ©tunbc ab, 
auc^ fü^rt Dom ®c^(o6 ein unterirbifc^er @ang nac^ Öanbtroft. 
JRiefenftämme oon Sieben füüten bi« jüngft noc^ ben ©runb. 

^rb^le'ö Sinber- unb 3SoIt«märcl|en (5«r. 76) üom „Schiff, ba« 
auf trocfnem Sanbe gc^t*" unb jwar über Serg unb J^al, enthält 
ben 3u9» i^öß t>on jroei ff önig« Jörnen ber eine einen ©adtrog, ber 
anbere ben ©c^meintrog ftatt eine« ©c^iffe« befbmmt, — beibe 
finb Seigaben ber ©rbgöttin. 3)er §cibcn(ärm üon ben lärmenben 
gefttic^fciten ber Reiben ift ebenjo fpric^wbrtlit^ geworben wie bie 
3ubcnfc^ule. 

3u Siottweit l^errfc^t ju gaftnadit ba« 9?arrengeric^t, wo 
ber 5Warr bie ©af)rf)cit fagen barf, unb wer fic^ im 3a^r etwa« ju 
©c^ulben fommen ließ, burc^ge^ec^elt wirb, bat|er mancher gerne 
weg bleibt. 3n ffiurmlingen gefc^ie^f« in gorm einer ^rebigt. 
(«irl. SB. II, 35. 40.) ©erü^mt ift ba« ©todac^er SWarren- 



23. Dtx Sfaftnod^tfd^immel. 61 

geritzt, ju bcm Sltlc« ftrömtc, - bie {Regierung ft^offte e« ab. !©a« 
Slarrengcrit^t ju ©rogelfingcn in ^o^enjoßcrn ging bi« t)or 30 3a^ren 
am 3)onnerftag öor gaftnac^t bor fic^; c« rü^rt au« ber ^eftjeit, 
wo bie $errn oon ^uben^ofen uac^ S3enebig geflüchtet, unb bei ber 
^eimfe^r, um ba« ÜBotf gefunb ju erweitern, ba« SSenetianifc^c ober 
9larrengeri(^t ftifteten mit 54 fl. für @eet uitb Sobamt. 1858 »arb 
e« unter großen ^nlau\ erneuert, bem 3u9 öoran ge^t ber 5Warrent)ogt. 
Der 95orgetabene wirb mit SWannfc^aft begleitet, bie SSerurt^eifung fteigt 
nominell oon 1 bi« 1000 S^aler. üDer ©ommerüogel bilbet ben 
©c^lufe be« gefteö. 3ln ber.Srüde ift eine laube auf ber ©tange, 
fie wirb oon JRäubern geraubt, bie ©ufeen unb §an«wurfte rufen: 
„©er ©ommeroogel ift gefto^len — Je^t wirb'« nimmer ©ommer." 
2)ie Stäuber finb oerfofgt, werben eingebracht unb follen ben Saffertob 
fterben, baö 2!obe«urtf)eil wirb öerlünbet unb ber ©tab gebrochen. 3)a« 
©affer ift mit brennenben ©tro^wifc^ gewärmt; gewb^nlic^ wirft 
man ;wei hinein, biefe gießen bann ©affer auf ba« 33olf. Snblic^ 
wirb ber ©ommerüogel fliegen gelaffen. 

23. 3)er ^afhtai^tfi^immel. 

(Sinen $aftnaci)tfc^immel machen ober abgeben ift im ^aper^ 
obertanbe fo Diel, ate rec^t oerfe^rt aufgeftufet unb aufgepufet fein. 
©0 ^eißt ein Äufjug, ber früher burc^ ganj J)eutfc^lanb ging, unb 
ber SSergleic^ \tiQt, baß e« fic^ um ein ^eitere« ©oban«feft ^anbelt, 
wobei ber ac^tbeinige ©c^immcl ©teipnir mit einem ^opfe üorne unb 
einem rücfwärt« bie Hauptrolle fpieltc. Ueber ben ©rauc^ unb bie 
©prüc^e im 3farwinfel ^anbeln meine 35enfwürbigfeiten. ^mi ftarfe 
8urfcl|e lehnten fic^ unter einer Dede rüdling« an einanber, gnappten 
oome unb hinten mit einem auögeftopften Äopfe, wieherten allenfalls 
unb fc^lugen )ur allgemeinen Seluftigung allfeitig mit ben ^ßen 
au«. Sin dteiter fc^wang fic^ oben auf, beflamirte ober la« feine 
©prüc^e ab, warf bann bürre Simen ober auc^ ©c^neeballen unter 
bie 3wfc^üuer, unb rief fein „^i ©c^immel, ^otti füri wiftafia!" bamacft 
ging e« nac^ bem ©irtf)«^auje, wo gctanjt, auc^ wo^l eine Säuern- 
^oc^jeit aufgeführt würbe. S« gejc^ie^t, bamit e« in bem 3a^re 
gut wöc^ft. 

Ueber bieiDkifuc^ ^inau« unb um ©eefelb lautet ber ©pruc^: 



62 23. ^er gfofhiad^tfd^iininel. 

3d^ reit ba^ft |o fefl, 

®xü6 ben dauern unb feine ®&fl. 

®xü6 i ben ein, ben onbern nit, 

äBdt'd bet Ted^t Hbenteurex (?) nit. 

Hbenteuret ifl l^od^gebotn, 

3n unfetm IBonb koAd^fl äBein unb Stoxn, 

äBein unb Aoxn unb xot^ed ®olb, 

äBeigt too bex Sottet ben ^ofl fi4 ^olt? 

2Bein unb Aoxn ifl nod^ nit g'nuQ, 

Sd^öne ^dbet getören bo3ua. 

3e^t 93Autin mu6 id^ bix toad fogen, 

34 unb mein Sd^immel ^aben leete ^agen: 

SBaisenmel^I ift nod^ nid^t genua, 

(Sin AnoHen S^mal^ g'^öxt aud^ ba^ua. 

<5in AnoHen Sd^mal^ ip nod^ nid^t genuo, 

^unbext ^iex geböten bapo. 

(Bib mix ein 6tfl(f gf^eifc^ üon bex Stua, 

Da fxieg id^ unb mein Sd^immel g'nua. 

(Bib mix ein Gtüd gfleifd^ üom Gdfttoein, 

2)Qd pod id^ fax mid^ unb mein Gd^immet ein. 

(Bib mix ein Gtüd t)on einem ^ofen, 

Xod fte^t mix unb bem Sd^immel füx b' 9lofen 

2)al ftecf id^ in mein 9lonaen 

Unb (o§ mein 6d^immel fogleid^ tan;|en. 

S9 tarn ben a(ten üDeutfc^en bei S^ftjügen barauf an, bad geben 
her ®ötter unb SKenfc^en iuecnanbergreifenb jur SJorfteüung ju 
bringen. 3n Oefterreic^ reitet ber ©tro^bartl. 3""^ ^^^^ ^^^^ 
ber gaftnac^treiter mit SUie^t, «utter, Srob, ©c^mal^, eiern, Obft 
u. bgl. befc^enft. (S« ift JBoban ©artolb, ber auc^ im lötjifcften 
©arttüDoü »ieberfüngt. 5inein ^laifbar, It). ©onberer, ^atte »enigften« 
noc^ ein Q6)o be« 5Wamend im O^r begatten. 

3u ©üc^l bei Tübingen fußt man einen ®a(f mit §eu unb 
Ipädtfel, breitet barübcr ein weige« Coden unb formt einen aufge- 
jäumten "^ferbefopf mit langen O^ren. 3^^* ©urfc^e net)men i^n 
auf ble ©c^ulter unb marfc^iren öoran, ein britter feftt fic^ auf ben 
Schimmel unb fo ge^t c« burc^'« Dorf l^erum. §ier fu(^t er feinen 
©d)immel ju ücr^anbeln unb lobt feine lugenben; babei fc^tägt biefer 
Dorn unb rücfwärt« jum allgemeinen ®d&6)ttx au«. (SKeier 372.) 

©eim ^fingftlrennen im ©Btimermalb, ^at ber ©efpa^mac^er feinen 
^engft umgefe^rt aufgejäumt unb einen ©tro^fopf am ©c^mcif 



28. 2)et gfalhta^tf^immel. 63 

angebracht (JRanf 82.) 3n SDlä^rcn »irb bcr fjaftnac^tfc^immd 
mit ©cttbcdcn au^gcflaltct. (3ä^n I, 298 f.) ©cim ©^immcl^ 
ritt jum ©rcc^clfcft in ffärnt^cn »irb ein ^ferbefopf mit 8ein- 
tflc^em ,)u einem 9iog }ufammengeftope(t, morauf ber 9?itter mit 
©tentorfiimme ruft: 

^aäiti auf %%üx unb S^ot, 

2)et SreiJ^elbtaut Slitter tfl baüot. 

S^utd toeg enfere etül^I unb l^Ant 

2)et ^tecJ^elfclbimmel fommt gu enf. 

3(j^ teit ^etetn butd^ flau unb lau, 

i^rüg auetfl ben ^aud^ettn unb feine gftau. 

3(j^ teit V^etn aum iSted^etfeft, 

(Brfil bte ^ted^elbtautmuttet unb il^te (BAfi. 

Uebet neun 9[Im teit id( ^etein. 

Uebet tiefe i^tAben unb l^o^e 3&an. 

X)er ©c^mieb miQ ben ®d|imme( befc^Iagen, biefer fc^Iögt aber aud. 
3um ©c^IuS tanjt ber 9iitter nac^ oielen ©tic^elreben mit ber ©raut 
unb ben ©pinnerinen. (granci«ci 51. 74.) 

!Der ©c^immelreiter fpielt in 9Iorbbeutfc^(anb unb ©c^Iefien bei 
Äirmeffen einen ©auemfpa§. 3n ©c^Iefien fteüen ben ©d^immet 
mehrere ©urfc^e bar, bereu jeber bie Srrne auf bie ©c^ulter be« 
SSorbermann^ legt. üRan ^ängt über fie ein wei^e« Xnd), ber fiopf 
ift nac^ Dome, aM SRunb unb Slugenlbc^ern leuchten glü^enbe Sohlen. 
9le^nü(^ in Lüneburg, unb nun ge^t e^ unter ^eitfc^enfnaQ t)or 
bie Käufer um Surfte, ©ped unb Obft. 3n ber ©pinnftube er- 
t^eilt ber ©c^immel Orafel. (JRoc^^. a. ©. 201.) grüner war 
bad tfoftnac^t^pferb auc^ in ^interpommern übüc^; jmei ©urfc^e 
fteütcn e« Dor, ber britte machte ben gü^rer. ©o ging e« dou 
Ätefc^inj jum Slac^barborfe. 211« aber einmal ein fc^roarjer ^unb 
mit ®Ifif)augen ftc^ auffefete, unb auf bcm aüirfmeg ber ©c^toarjc 
felbft bie Saft öerftärftc, ba§ bie JRogbarfteller öor au^geftanbencr 
Ängp 14 läge ju ©ett lagen, gab man e« auf. (Änoop 61.) ■ 

Den gaftnac^tfc^immet fennt auc^ bie 5WieberIaufife. Den ©c^immcl 
reiter üeranfc^aulic^t ein Surfc^e, ber t)or unb hinter fic^ ©iebränber 
befeftigt, bie mit ©ettlinnen bebecft werben; a(« Kopf unb $)ate bient 
ein au«gcftopfter ©trumpf, ber ©c^meif ift au« ©erg ober ©tro^. 
©0 läuft er burc^'« Dorf bcu Jlinbern nac^. Daju gefeüt f«^ al« 



64 24. t>n Sfüfinai^tfdniQ unb bei ^ftngftbua. 

©ör ein üßann in Srbfcnftro^, bcr an bcr ^ttc geführt tanjt unb 
brummt. (5WieberI. SD^it. 1888 ®. 272 f.) Die ftinber ge^cn babei 
üon ^au« ju $au« jcmpern, b. t). ©oben cinfammeln. am üJhimmen- 
fc^anj bet^eiUgcn fic^ üerfleibete ©olbaten, ^oüjeibiener, Stattcnfaüen- 
^änbtcr, alle in ^^antaficuniform. 3n X^üringcn mürbe früher noc^ 
ein ffiagenrab auf ber ^ot^fc^Ieifc umgebogen, morauf jmei gaft^ 
nacf)t«narren im ^eife fic^ breiten. 

24. 3)et t^afinai^tfSnig unb ber ^ftngfliu). 

I^ronfturj unb Enthauptung be« Sßintert^rannen. 
55ic 33o(f«fage erweitert fic^, je mef(r man fie fennt unb oergleic^t, 
j^ur SBeltfage, unb bie ©itte jum allgemeinen ©rauche ber SJorjeit. 
a)iufelmann unb 3)?ofeI Rängen nic^t jufammen, aber bie 3)il)t^e ift 
bcm ©lüt^enfamen gleid). ben ein SSogel über bie Sänber Einträgt, 
unb mancf)e Äerne au« orientalifc^er gerne finb in unfern SSorbergen 
aufgegangen. — 35ie ©ab^lonier begingen jä^rlidi if)r ©aa- ober 
©efaffeft, eine Slrt gaftnac^t unb üerbanben bamit noc^ ba« @e= 
bäc^tnift an ben ©turj ber fufcf)itifc^en fincc^tfc^aft 3o^at'« ober I^rannei 
bc« 5Wimrob, fo ba§ ein ®tlat)e al« fi^önig unter bcm 5Wamen ^aian, 
©c^af(in ober ©a^gun, b. i. ©tclloertreter gefrönt, bann aber be« 
Purpur« entfleibct, gegeißelt unb ücrbrannt mürbe. !Die ^erfer 
festen in Erinnerung an ba« Enbe ber @afen= ober ©fijt^enberrfcf)aft 
am ©afäenfeft einen tobc«mürbigen äJcrbrec^er auf ben 2:f(ron, um 
barauf^in i^m ben fbniglic^en ©c^muct t|erab^ureigen unb i^n )um 
Jobe ju führen. Ürfprünglic^ [teilte er mo^l ben entthronten 
Sinter oor, fpäter unterftellte man ba« ^iftorifc^e Sreigniß ber 
Vertreibung be* ©f^tbenfbnig«. 

Die Hebräer öcrftanben e« Dor Slllen, i^ren mit ben anbcm 
Stationen gemeinfamen, ja Don biefcn l)erübergenommenen 5Waturfeften 
gcfc^id)tlic^e ©ebeutung unterzulegen. ®ie begingen an i^rer gaft* 
not^t, bem ^urimfcft, bie $inricf)tung i^rc« gcinbe« ^aman, 
inbem fie i^n al« ©tellüertreter ber SWaturfeier beigefcUten unb unter 
SJerfluc^ung beöfelben barauf lo^^ämmerten; ja mir tonnen bie SJor- 
ftcllung be« großen SKac^eattc« fogar nur al« frommen ®unfc^ 
gelten laffen: bie ©ejc^ic^te ift üielme^r au« bem Wolter abenb 
abgeleitet. 



24. 2)et Sfafhtad^tldmg unb ^ftttgfibua. 65 

3n Sonbon tobch noc^ alter ©etoo^n^eit immer am Slarfrettag 
bie fjigur eine« SWanne« in 8eben«gr5§e unb üßatrofentrac^t ^erum* 
getragen, bie um atten SSertoec^^Iungen oorjubeugen, bie Onfc^rift auf 
ber ©ruft trägt: „SDiefe« ift 3uba« 3«(^ariot". Derfelbe njirb njie 
^aman bei 2:age«anbruc^ am 9)}afte aufgehängt, nac^ einiger 3eit ^erab^ 
gelaffen, unter bem ©eläute ber ©c^iff^glode breimal auf bem Serbed 
herumgetragen, enbüc^ unter allgemeinem 3ubel folange mit Sau- 
enben u. f. tt). bearbeitet, bi« bie Äleiber in gefeen t)on bem ^bljemen 
Seibe fliegen, ißac^bem biefer noc^ gehörig mit ^ugtritten bebac^t 
ift, mhrb er in ®t&dt jerfc^nitten unb bem ®c^iff«fo(^ jum S5er* 
brennen übergeben, ba bie ^afenorbnung ba« öffentliche SSerbrennen 
»erbietet. 

Denfetben geftaft fnüpfte man in SKä^ren an bie Vertreibung 
ber iI72ongo(en, in ißaumburg an bie $)uffiten an, bie nie 
bie ©tobt belagerten. Huf fie bejog man ba« ^ufiau«^ unb Sin* 
läuten am gefttermin. Die SRorbnac^t t)on 3^ fingen, 16. SWo- 
oember unb ber Dermeintlicf)e Ueberfaü ber Oefterreicf)er, mobei man 
mit gadefn bie ©tabt burc^jog, finb ebenfo ungefc^ic^tlic^. 

3n ber gaftnac^t »Otiten bie oon ©ü^I bei Tübingen 1846 
ben ßönig t)on ©rbnianb, einen @tro{)mann ober ^aft* 
nac^tdbären, ber be« Sobtfc^tag« angeHagt, oerurt^eilt unb ge^ 
ßpft warb, »obei jmei mit SSM gefüüte Olafen fic^ entleerten, at«- 
bann fanb ba« öegröbni^ ftatt. — 3n SBurmlingen wirb ber 
'iJfingftbui geföpft. (üWeier 372.) Die Äöpfung be« ^fingft* 
limmel« ober ^fingftfönig« njirb in 3in^Jn^m al« Äampf 
jmifc^en Damb unb ®o(tat^ aufgelegt, in 9iufp(ingen auf ben 
Sranjofenfönig ober ©uttan bejogen. 3n JRottnjeil mirb ber 
3Ro^renfürft abgetf)an unb macf)t einer befferen ^errfcf)aft ^fafc. 
3n 9io(fingen bei ^nviad) mirb am 9lfc^ermittn)oc^ unter einjagen 
be« Seic^enbegängniffe« ber ©antli (ein ®trof)mann) begraben, jnjei 
9ioffe ^ie^en ben ©agen; feine grau folgt untrbftlic^ über ben 3Ser= 
luft, ba« ®anje fc^Uegt mit einer fomifc^en Seic^enrebc. (^erjog 219.) 
3n Snxxd) toirb ber SBinter bem geuer überliefert unb mit bem 
©et^feWuten öon ben 3önf*^n ^^^^ ©ec^er ©injug be« f)oIben 
^^(ing« bejubelt. 

93on 9ienart«bofen ober 9?og(ing (bei SRon^eim) fommen 

€>tpp, XentSdit Keligion. 5 



66 24. 35ct Saflnad^tfönifl unb ^fiitöflBui^. 

um gQftnacf)t jä^rlic^ jwci ©üben t)or bic §au«t^äre, bcr eine mit 
^elj^aube unb ^onbfc^u^en, ber anbete mit Slumen auf bem ®trot)= 
^ut unb einem $)eurecf)en in ber ^anb, unb fangen mit f)clfer Stimme 
einen ffiettftreit an. 3eber prcift im SBec^felgefang feine guten (gigen^ 
fc^aften, bi« bie ©atgerei beginnt unb ber SBinter prallt : 

1,0 ©ommet fei nid^t gat fo fiola, 

3d^ hau ein Studen unb btaud^ fein ^olj" — 

bi^ er fc^tieSIic^ bem ©ommer unterliegt unb fingt: 

»O mein liebet 6umma, je^t gib xdi bit 9led^t, 
S)o§ bu mein ^ett bifl unb id^ bin bein Äned^t." 

@e^t« 'rein, ber ©ommer unb ber SBinter ift ba — fo ruft man 
bie Seute in bie ©tube, unb gibt ifjnen bann örob, einen 8lpfel 
ober Ä'reujer. 

3n üMünc^en unb Dielen Orten war nod) Dor brei, öier Sa^r- 
,^e^nten ein ©ommer- unb 9BinterfpieI üblic^, wobei ber Sine 
im ®cf)afpelj mit ber 3)rifc^I, ber anbere ein 3(pfelbäumc^en in ber 
^anb im SBec^fetgefpräc^ i^re 9Sorjüge rühmten, bi« ber ffiinter oor 
bie 2^üre gefegt war. 

3u So bem an ber SKofel ^ält man auf gaftnac^t^bienftag 
öffentliche« ®ericf)t; SRic^ter unb ®cf)öffcn fifeen auf ©tüfjlen am 
äfJarfte unb ein al« ©pi^bube au«geftopfter Strohmann wirb Dorge^ 
fü^rt, bem ein (gtaat^prohirator aüt, feit einem 3a^re oorgefommenen 
Diebereien unb ©(Reimereien mit üerftänbticRen ©eiten^ieben Dor^ält. 
ein Anwalt füRrt bie 35ertl)cibigung , bann wirb ba« Urt^eit ge== 
fprocRen, ba« iebe«mal auf lob lautet. §enfer«fnccRte fcf)Ieppen ben 
SSerbrecRer öor'« !Dorf Rinau«, wo er unbarm^erjig erfcRoffen wirb. 
35arauf (egt man bie ©troRfigur auf ben ©cf)eiterRaufen jum SJcr^ 
brennen, tanjt um ba« geuer unb bie 3üngftt)ermäRIte mu§ nod) 
baju barüber fpringen: e« ift ein §auptgregori. (©c^nife 20 f.) 
SBieber am gaftna(Rt«bienftag fanb eine 2lrt ^aberfelbtreiben in 
^erret«Rofen bei ©aben^aufen ftatt; ein 2)iann a(« ffieib üertleibet 
würbe a(« ^eje Rerumgefüf(rt, al« ob fic bie oon ben beuten ring«um 
au«geübten ©treidje i^nen anget^an f(abe. 6« Riefe in bie Butten 
tommen (puttana), jur ©träfe würbe fie Eingerichtet unb biefe mittelft 
einet ölutwurft üeranfcRauIicRt. (©uljb. Sal 1855.) äucR beim Jaft- 
nacRtfpiel ju ©rogetfingen in ©igmaringen finbct ein SRuggericRt ftatt. 



25. ^ei Sobtenfonntag. jtobaudttagen unb f^tül^ling^ein^ug. 67 

25. Sabtenfanntag. ZobauStragen unb ^tul^IingSeinjug. 

Da« lobau^tragcn ift f(at)tfc^c ©ittc, bagcgen ffiei^noc^t^s 
Cfter- unb 3o^annc«feucr, Oftcrnjoffcr unb -Sicr, ^pnaftuntritt gut 
beutfc^. SBo ©laoen in Sägern njo^nen, murbc am ©amftag oor 
3ubica, bcm jmciten ©onntag öor Oftern eine ^uppe aM Steiber- 
fe|en, wefc^e ben Stob oorftcüte, üor'« Dorf gefc^afft unb im SBalb 
unter SJtood ober an einem ^verborgenen ^(a^e begraben, auc^ in'« 
SBaffer gemorfen, unb jmar in aller ©tiüe, bamit 5Wiemanb ben lob 
«»ieber ^ole. 5htaben ober ÜBäbc^en traten ba« je nac^ bem ©efc^lec^te 
be« ?efetocrftorbenen. ©onntag frü^ jogen bann bie Äinber oon 
$au« 5U $au« mit ber ©otfc^aft, ber 2ob fei fort, ©a« Sieb 

lautet: 

^et Sobtenfunntag ift fummo, 

^te SSeigeln ^an mit fl'funna, 

J)rci SBcigeln, pn btci fRddla bron 

a^'^üt eud^ (Bott bot g&^em %ob\ 

:: 2)et S^ob id naud, bet lob id nauS! :,: 

^ötl met ben lob nit nauättag'n, 

$ött man und fd^on lang begtabcn. 

^ammet'n getragen bid übet ^el&nner, 

: : S'^üt eud^ ®ott i^t O^ötouet a)t&nncT. : : 

^ammet'n gettagen btd übctn äBeil^et, 

: : ^'W eud( Q^oit i^t (Sötauet SBetbct. : 

^omntet'n getragen U% übet'd (SJmanla, 

: : 93'^üt eud^ (S)ott i^t &bxamx mabla, : 

^ommet'n getrogen bid übet bie 6tuben, 

: : ^'^üt eud^ (»oti i^t Götauet ^uben. : : 

^ammet'n gettagen bid übet'd ^t^i, 

:,: 8'^üt eud^ @ott i^t (^ötauet Aned^t. : : 

^amtnet'n gettagen bU übet bie ^ab, 

:: S'^üt eud^ ®ott i^tct ® Stauet Vlab. :,: 

(Jbcnfo lautet e« brei ©tunben t)on ®örau (fl. gora, ©erg) 8anb^ 
gerieft« Sic^tenfcl«, in 3^"^f'fe* ^^n batirt ben Srauc^ au« bem 
SOiä^rigen Ärieg, wo 1634 bie Umgegenb SBeigmain« fürchterlich 
an ber W titt unb 9Bonfe« (SBonfig, 2öuotan«fit) ganj au^ftarb. 
Seim 2obtenma^I fpric^t ber ^au^oatcr: SIeibt gejunb mit ®ott 
\f)x ©eclen, ermattet un« Sebenben ben ©egen unb gebt 9tu^ biefem 
$)au«. 3)ie fmgenben Äinber werben nacf) ber Äopfja^t im $au« 
mit (Siem befc^enft. 



68 25. Der ^obtenfonntog. t:obaudttagfn unb Sftü^ling^etnjuQ. 

S!)a^ Sobau^tragen fttntmt ju ben straminei quirites, bte man 
in SRom iä^rlic^ im grü^Iing öon ber ^öfjcntcn fubtitifc^cn ©rüde 
in bielibcr marf. S^ ifl juglcic^ ein Opfer — ba^er in Äronac^ 
bie ^eft au^bric^t, Itjie bie ©itte abfbmmt unb mit beren SBieber- 
einfüfirung erlifc^t. (^anjer II, 73. 79.) 3n ber Umgegenb öon 
Srbing, greifing unb 3lben«berg verbrennt man md) ber Huf* 
erflef)ung ben ftro^ernen Oftermann mit ber genjei^ten Äcrje, unb 
ftrcut am Oftermontag bie 5lj(^e auf bie gelber, um biefe gegen 
©c^auer ju fc^ü^en. 9lu(^ am S^obtenfonntag ift bie $uppe au^ 
®tro^ unb Summen. 

Die nac^ bem SBinter jum Zob beftimmte Strohpuppe ^ei§t 
in Oberbatjem ^an^I unb Orebl. 5Woc^ poetifc^er geftaltete fic^ 
bad grü^ting^feftfpiet in ben Slbenblänbem bi^ ©c^ottlanb. ÜBan 
^olte frifc^ grüne 3^^^9^ ^"^ ^^^ SBatbe, beftimmte bie SBinterburg 
auf chateau d'amour, tt)o 2)amen mit 9?ofen marfen, fic^ Dert^eibigtcn, 
unb enblic^ ben S5erföf)nung^fu6 gaben. 3)a^ „®ib bic^ gefangen, 
ber grüne SOSalb fbmmt gegangen!" im 3)iafbet ^ängt bamit ju- 
fammen. ®anje ®emeinben füfjrten .gegen einanber einen ©c^einfrieg, 
ber überwunbene S^eil jog fic^ jurücf, aber in'« 933irt^«^au«. 
2)arau« fc^uf man ^iftorifc^e Sreigniffe. (Stoc^^olj, lett unb 
©egler § 1. 18.) 3n SOSintert^ur ging e« unter Irommefn unb 
pfeifen nac^ ber alten Opferftätte am ßimberg unb mit SBac^^oIber* 
fträucf)en jurüd, bie man ba« 3a^r {)inburc^ jum diöuc^ern braud|te. 
3n Süreuf polten Sapläne unb ß^orfnaben fc^on im XII. 3af)r* 
^unbert am 1. 9Kai bie 3^eige im S33a(b. üßit bem lobau^treiben 
^ängt bie 3wrü(Ibringung eine« buntgefcf)mücften Weinen ©aume« 
alö gTÜ^Iing^jeic^en jufammen, »ie ^ilfc^er nod) 1690 fc^reibt. 

©er Äampf be« J^rafer-^önig« 8t)furgo« mit bem ©eingott 
3)iont)fo« fteüt ben ©treit ätt)i}cf)en SBinter unb ©ommer, 
auc^ wenn man tpiü jwifc^en öier unb SBein, bar, wie im SSotl«- 
fpiele. 3)ie ©runbfage ber 3)ic^tung bilbet ber 8icf)tgott, ber im 
©egen ber ©arme bie 9Jatur burc^waltet, im ©treit mit ber pnfteren 
©intemac^t fic^ jurücfjie^t, aber im grü^ting wieberfe^rt, um t)on 
feiner ^errfc^aft Sefi^ gu ergreifen, ©ie bejeic^nenb war bie ©e^ 
nennung be« bb^mifc^cn ©interfbnigd, eine 3lnfpietung auf bie 
jä^rlic^e SC^ronentfe^ung be« Sinter«! 



26. ^If^etniitttood^. 69 

26. «f^enttttitoii^« 

Der Slfcf)crmittmoc^ gefit auf ein oltc^, im grü^ja^r g^- 
feierte« ©ü^nfeft jurüd. ÜBan ftreute bie Slfc^e öom Sltar, um 
an bem Opfer 9[nt^ei( }u ^aben, ftc^ auf« $)ctupt, aber auc^ auf 
bie gelber, bamit e« i^nen jur größeren gruc^tbarfeit gebei^e. aWan 
enoäge tDo\)l, bag bie 3a^re«bräuc^e ftc^ t)erf(^teben, je nac^bem ba« 
9Ronb^ ober ©onnenja^r einem S$o(te im Slltert^um ju ©runbe (ag. 
9ia(^ bem ©tauben ber SSorjeit foll bie ©elt burc^ eine all^ 
gemeine i^Iut^ ober burc^ i^euer ju ®runbe ge^en. 
Son beiben Strafgerichten faufte man ftc^ (o« ober na^m fte ftym- 
bolifc^ auf fic^ unb beugte i^rem $)ereinbruc^e oor, inbem man bie 
Saufe (altbeutfc^ vatni auga) unb bie 9[f(^e auf fic^ na{)m. Se^tere« 
t^at ber Snber im üßonat aWörj, um jugleic^ bem aften ®efen ab- 
jufterben. ©(^öpfung^-, Srlöfung«^ S^obe«* unb Weltuntergang^ 
gebauten liegen urfprttnglic^ jeber 97e(igion, auc^ ber m^t^ologifc^en, 
JU ©runbe. ®ott SSifc^nu ^eißt ffalli, ber 3Serbrenner, »eil er bie 
Srbe einft in ?lfd|e aufibft. 3)ie Sra^manen erhielten öon je^er 
bie Äonfirmation, inbem i^nen nac^ t)orf)ergöngiger laufe im ®ange« 
mit ber ^eiligen äfc^e ber Auf) ein 3^^^^" ^uf bie ©tirne 
gemacht »irb. läglic^ nehmen biefe SSerric^tung t^re Sü^er unb 
$)eifigen, bie ?)ogi'« unb ©antjafi'« auf ftc^. 

Die Werfer kbienen fic^ ber Slfc^e öom 53ef)ram«feuer. 
©ei ben Ouben ^eiftt ber öormärjlic^e ÜBonat 21 bar, »örtlich ber 
93erbrenner. am S5erf5^nung«fefte ober in ber ^erbftnac^tgleic^e 
fc^reibt ba« ©efefe ÜKofi« (iWum. 19) bie Verbrennung ber rotten 
Äu^ oor jum ^rotät, baß bie Slfc^e oon ben Ucbeltptem jur SSer- 
fb^ung mit ®ott unb bem S5o(fc getrunfen werbe. ^\xm 3"^^" 
be« ©c^merje« unb ber Iraner ftreut ber Sleg^pter noc^ f)eute 
©taub unb afc^e 5uf fein §aupt. 3m aWittetafter fbmmt berici 
aSoma^me mit ber Äfc^e großer SSerbrec^er oor, jur Suftration ober 
gleic^fam jum ©efenntniffc, baß SKanc^er ba^felbe ©trafurt^eil Der- 
bient ^Stte. 

2)ie Äfc^e üon verbrannten Opfert^ieren galt für ein befon« 
bere« 9feinigung«mittel. 3n 9?om njar ber gebruar ber eigentliche, 
©ü^n- unb SReinigung«monat, unb fü^rt oon februo fogar ben 



70 27. 3n ben «ptil ^icfcii. 

5Waincn, weil ba« 33otf im testen alten 3a^re«monbc t)on ©ünbc 
unb ©c^utb gereinigt würbe. 3^9^^^^ f^nb bie lobtenfeier ftatt 
unb ber untern)elt(icf)c ®ott ^ie^ Deus Februus. 3Son 3uno, ber 
Dea Pebrualis erbte bo« geft fic^ auf 3Kariä Steinigung fort, 
wetc^e^ junt !J)ognta ber Immaculata nic^t ntc^r pagt, ba^er fc^on 
früf)er im Jejrt 8uf. II, 22 avTrjg in avTcuv oerbeffert mürbe, an 
ben (Jorbicibien fobann, ben 15. äpril, mürbe jum gefte ber Jeflu« 
ober ber ©rbmutter eine trächtige Äu^, ba« ®^mboI ber gruc^tbarfeit 
t)om ^ontifej für bie ßurien geopfert unb bod Salb Don ber ätteften 
SSeftalin verbrannt. 2ln ben barauffolgenben ^afifien, ben 21. Slprif, 
a(^ bem ®rünbungdtage 9?omd, mürbe bie ^\ijc oon ben ^orbicibten 
au« bem ^eiligt^um ber 95efta, ber ®ott^eit be« ßrbfeuer^, geholt 
unb bod 9So(f rieb fic^ bamit jum ^tii^cn ber Seu^^^täuter- 
ung unb SBiebergeburt bie ©tirne ein. Sljc^e unb So{)(en 
t)om ^alilienfcuer trug man jubem auf bie gelber, bamit fie oud| 
ben gturen unb beerben jum ®egen gereichten. Die beutfc^e $)auö= 
frau in fat^olifc^en ®egenben bemal)rt Slfc^e mit @a(j jufommen= 
gebacfen jur 3lbme^r t)on Uebeln aller Slrt ba^eim unb mirft booon 
bei ©emittern in'« geuer. — ffein SBort mirb ^eutjutage me^r miß- 
braurf|t, al« ber 3lu«brucf fat^olifc^, b. ^, allgemein. 3lber bartn 
befte^t eben ba« ffiefen be« Sat^olici«mu« , baß bie Sirene ba« 9ie== 
ligionöleben aller 9S5lfer unb 3^^^^"/ ^^^ immer, überall unb öon 
allen geglaubt mürbe, menigften« mit bem Segriffe einer ^ö^eren 
3bee feft^ielt unb ba« Scbeutfame al« bleibenb fic^ aneignete. ®o 
ift benn ber Sljc^ermittmoc^ cingefe^t, um bem (grbenfo^ne einsuprägeu: 
©taub unb Sljc^e finb unb merben mir, ober mie e« bei ber Sin^ 
Öfdierung ^eißt: Memento homo, quia pulvis es et in pulverem 
reverteris. 

27. 3n ben «prü fi^itfen.. 

3emanb jum SJprilnarren machen, berul)t auf einer Üäufc^ung, 
bie fic^ üon 3nbien bi« in'« 2lbenblanb »erfolgen lägt, unb t)iclleicf)t 
ba« trügerijd)e, mettermenbifc^c SBcfen biefe« 5Konat« jum 2lu«brucf 
bringt. 35er 5Wame ^ängt mit aperio, eröffnen, jufammen, mcil mit 
i^m ba« attrömifc^e 3a^r begann. 3)er Italiener fpric^t t)on Sprit 
fifc^, pesce d'aprile, ebcnfo ber granjofe, poisson d'Avril, ma« an 



28. 2)ie uttoeltttd^e Xxaä^tnU^tnht. 71 

äp^robitc sub pisce latens erinnert, mctc^er bei ©eginn be« Scnj 
bie 3lpaturien, ba^ Säufc^cfcft ju (S^ren galt. !Dcr ©ritte ^at nur 
making him an April fool, „ben Stprifnarren motten" im üWunbe. 
am $)u(fefte gibt ber ^inbu Slufträge ou^juricf)tcn, bie nur fc^erj^aft 
gemeint finb unb mit ®elä(^tcr enbcn. 5Worf erinnert jugteic^ an 
ba« Oftergeläc^ter. 

Da« Curiosum bifben roieber bie äu^fegungen, welche ber 
n)unberlicf)e ©rauc^ gefunben ^at. ^Qent^alben h)irb ein gefc^ic^t- 
lieber anfa^ gcfuc^t, \o ein gelegentlich be« 9?eic^«tage« ju 2lug«burg 
au^gefc^riebener üWünjtag jur Steform ber ©elbwä^rung, »obei bie 
?eic^tg(äubigen am 1. Slpril i^rc läufc^ung erfuhren. Siieß jefet 
ober ben närrifc^en örauc^ fc^on Dorau«. 3)ie §ottänber fefeen ben 
Urfprung auf ben 1. Slpril 1572, wo bie SBaffergeufen bie ©eeoefte 
Sriel »egnafimen unb bem ^erjog SHba jum fpbttifc^en (Srjafe eine 
«ritte fc^idten. 

3n JRuStanb ift ber 3lpri(fpott wegen ber ro^en ©pä^e be« 
Gjar *?kter, jene« großartigen ©arbaren, befannt. ffiir aber bcftagen, 
ba§ Dor (auter ©trafgefe^en unb (S^renproceffen man leinen ©c^er; 
mef)r oerfte^t, unb manche« SJoItet^ümllc^e au« früherer unbefangener 
3cit in Abgang fommen mufi. 

28. Sie urmeÜKi^e 2)tai|en(egenbr. 

2)ie ÜW^t^e Dom 3)rac^en!ampf ging in atte ^Religionen o^ne 
Unterfc^ieb über, unb ba« 3)racf)cnbi(b am tJirmamente ift bie njo^I 
oerftänbtic^e $ierogIt)p^e oom ©treit ber 6(emente in ber ®cf)öpfung, 
ber ft(^ in ber iWatur fort unb fort erneuert, wie oon ben et^ifc^en 
©egenfäftwt jroifc^en gut unb bU. Onbra erlegt mit bem «tifee bie 
„©erlange'" 9^i ober 97a^u, meiere ben 3ßonb ju t)erfc^(ingen bro^t; 
i^r@ebrütt ifl ber Donner. Durga (SKargareta) ftbßt bem Drachen 
üWa^afafur ben ©pieß in'« ^erj. Ofiri« befämpft bie ©erlange 
SIpcpi, fein ©o^n ^oru«, bie Urgeftaft be« ^erafle«, ben frofobit 
artigen Zxipfion, unb }er^aut jubem ba« Ungetüm, meiere« bie 
J^ueri« oerfolgt, nacf)bem biefc oon Ztfp^oM Partei ju i^m über* 
gegangen. Die ^^önijier ftetten $abmu«, ben erftgefc^affenen Sbam 
Äabmon al« Drac^entämpfer auf, unb ber ©treit fefet fic^ in unb 
um Curopa fort; ja bie ©aat ber Drac^enjä^ne bejeic^net ben fort- 



72 28. 2)ie uttoeltUd^e DtaiJ^enCegenbe. 

gefegten ^teg. !Die Jtananäer tptefen auf (S(iad, e( S^abr, ben 
ädmäc^ttgen, ber noc^ baju m ber ^\aä)t am SBeltenbe faUen foll. 
3^n fcnnt ber Äaufofu^, »ic bie ®xitä)tn bcn Donnerer 3cu« ®ieu«. 

©enn ber ^I. 3fia^ bie Siroc^en nic^t erft^Iüge, Ratten mir 
tein (Setreibe, fagen bie Bulgaren. Sr ifl ber Donnergott unb fä^rt 
im gefpenftifc^en Sagen. 3n ^orajbiott)i| fliegt ©t. I^onta^ im 
feurigen SBagen ba^in unb ttrotit bie 2:obten, meiere feinen iRamen 
tragen, (©ro^mann 97 f.) 

Der afft)rifc^ c^albäifc^e ®ott 3jbf)ubar, »etc^en toir erft 
au« ben fumerifc^en fteitinfc^riften fennen lernen, Reifet ber „Sänbiger 
ber Ungefieuer". 3n girbufi'« ffbnig^buc^ öon 3ran befte^t 3«= 
fenbiar ben Äampf mit bem Drachen unb anbem Ungeheuern, 
geribun enblic^ ^at ben ^of^ad (3(jbe^af) erfc^tagen, toelc^em jtoei 
©erlangen au« ber ©c^ulter gemac^fen. @r ift ber iranifc^e Wer- 
fen«, welcher ^inwieber in bie 9?otte be« üWit^ra« eingetreten. ®o 
wirb bie üß^t^e attentf)alben in bie ®efc^icf)te ^erabgejogen. 35or 
aüen fannten bie öab^Ionicr ben ©c^Iangentreter (®enef. III, 15), 
fonft wäre bie Sage nid^t auf Daniel XIV, 22 f. übergegangen. 5Wo(^ 
me^r ! Der ^falmift LXXIII, 13 ruft nic^t umfonft: „3erfc^mettert ^aft 
bu, ßlo^im, bie Drac^en^öu^jter in ben ©affem." 5Wa(^ mudlimifc^er 
Segcnbc fott 3^efu«, ber ®o^n 3Kariä, ju S^bba am Cuecffilbcr^ 
brunnen öor bem I^ore ben Dagal mit brci ©teinroürfen nieber== 
ftrecfcn. Die ^erfeu«m^t^e ift fo auf ben ÜBeffia« felbft übcr^ 
tragen. Diefer töft in berfelben ©egenb ben ^tn^ ©eorgio« ab, 
ber ÜBeerbrarfie aber wirb jum Seöiat^an am SScItenbe. 

Der ^cücnifc^e ^eralle« beWmpft jur ©rl'öfung ber ^efionc 
ba« ©ceunge^euer am Irojanifc^en Ufer, mirb aber t)on i^m ocr- 
fcf)Iungen, wie 3ona« unb Oafon, unb erft nac^ brei Jagen mieber 
an« 8anb geworfen. SBic 3nbra ben brac^engeftaltigen SSritro, be= 
fiegt ber griec^ifc^e ^albgott ben gleichnamigen ^ößen^unb Ort^ro«. 
SBieber erlegt er bie ^ijbra, aber fie tobtet i^n mit i^rem ®ift im 
5Wcffu«^emb. (S« ift iran. udra, altn. otr, munbartlic^ Otr für 
glatter, ©elbft ®btter büßen bie Jöbtung. Die «nbromeba^aW^t^e 
fe^rt im neugricc^ifc^en SKärc^en »ieber, meiere mit einer gotbenen 
geffel bem Drad^en an ber Quelle au«gefetjt mar. ($af)n 170.) 
®eorgio« ift ber adergott, ber bie Unfultur überminbet, anberfeit« 



28. 2)te uttoeltUd^e 2>Ya(i^enIeQenbe. 73 

ifl c« bcr ©onncn^ctr apollo, »dc^cr mit bcm ©lutpfcilc ben 
^ftbroc^en niebcrftrccft. ffiicber ift c« ^^orfa«, bcr ©o^n bc« 
2:^cffalier^ Sapit^cd, mclc^cm in ber Urjcit bcrfelbc ©icg jugcf^ricben 
wirb, auf SR^obu^ ift an bic ©teile be«* früheren ©c^Iangenüber^ 
»inber« ber ©ro^meifter 3)ieu 3)onne getreten, ju beffen ^tit bie 
©rac^enfage auf ber Onfel Äo^ fpieltc. ©an ©turgiu tämpft bei 
ben SJumänen mit ben ©trige ober bbfen (Seiftem. 

2)ie beutfc^e 5Wationafm^t^e ift nic^t minber reic^ an 3Sor^ unb 
Slac^bUbem. J^or ober 3)onar fämpft bei ber ©ötterbömmerung, 
b. ^. bem ©ettuntergang mit ber erbumgilrtenben SKeerfc^Iange 35r* 
munganbr, mirb aber baoon oerfc^Iungen. ®ott 3a(br erlegt mit 
golbcner Sanjc ben ffiinterbrac^en unb befreit bie fc^mac^tenbe 5Wanna 
aud i^ren Sanben. 

IDer ®otte«^eIb Ormin fef)rt ate altbatjerifc^er ^irmon lieber, 
ber jugleic^ im ©türme burc^ bie Süfte raft. Sluf ber §irmon«- 
tt)iefe näc^ft ber ^irmon^burg ^at ber 3)rac^enfampf ftattgefunben unb 
äJ'htmau baoon ba^ 9ßappenbi(b. ©c^Uegüd) aber ^at ©t. SRagnud 
JU 9famfac^ njie an ber Sec^fc^fuc^t ben ©treit beftanben. 

Sei Srbac^ im Obenmalb fliegt unfeme bem Sinbenpta^e, mo 
i&^xlxd) auf dalobi unter Saumfc^atten ein breitägige^ 93o(f^feft mit 
3a^rmarft ftatt^at, ber 3)rac^enbrunnen. gafnir, ber ^üter 
bed 9tibe(ungen^ort^, Raufte in ^ö^Ienrain im benachbarten ^ügel 
unb lieg ftc^ bad ©affer öon ben Umtoo^nern ablaufen, bi« ©ieg* 
fricb i^n mit einem gelfen erfc^lug. !Diefer f)eigt noc^ bie platte, 
bo(^ finb ©teine baöon abgetrümmert. Sine ©trede oom 3)rac^en^ 
brunnen fliegt ber Srbad), auc^ @rbbac^ genannt, meit er, mie ic^ 
am 5. Siuguft 1883 mit anfa^, nac^bem ober{)a(b fein SBaffer ge^ 
ftaut ifl, in Srblöc^er ftc^ ergiegt. SBeiter unten fbmmt er aU 
ftarter iDHi^Ibac^ mieber jum Üßorfc^ein unb münbet in ben 9J2üm(ing- 
flug. 2)ie $)äufer be« ©täbtdien« fmb me^rfac^ mit $)oI}fc^inbeIn 
oerKeibet, bie in ^ufeifenform enben, gleich afö foüte an Salbr« 
5Rog erinnert unb ber ffio^nfife einem ©otte genjei^t fein. J)a« na^e 
SDWc^elftabt gemannt noc^ an ben alten ST^or mit bem öeinamcn 
ÜÄic^I, „ber ®roge," »etd^er nur burc^ ben ^ebräifc^cn ©treitengel 
"SfÜd^atl mit bem 3)ra(^en t)erbrängt mürbe. !X)afe(bft ftanb eine 
©onnereic^e ober Sfc^c am breifac^en ©runnen (ber 9Jomen). Unter- 



74 28. 2)ic urtocltüt^c ^tod^enlcgenbe. 

f)alb bc^ Dorfes SRoPad) fliegen noc^ brei CueÜen, an ber mittleren 
liegen bie 5Ruinen bc« ©ruber^aufc« mit einem often 3afobuö Äirc^:^ 
(ein. §ier foden ©c^ä^e ücrgraben fein, bie ein feuriger ^unb 
benjac^t, auc^ ^5rt man ^fötenfpief. 3n ber ©tabt fließt ein einjiger 
Sorn, t)on ben alten Seuten ber ©artel^brunn, je^t Sabcrbrunn 
geheißen, unmittelbar in ben üKümling ober glug be« üWimir. Die 
Sirene ift ®t. ©artelmä geweift, unb au« bem ©orne fommcn bie 
.^leinen; and) quillt ein $)ollerbrunn im S^ate nac^ Sulbac^ ju. 

Dem beutfi^en 3Solfe mar noc^ in Slüentin« lagen ber Drac^cn^ 
fampf Ortnit« am ©artenfee unb bie ^elbent^aten SBolfbietric^« 
fo befannt, mie nun bie flaffifc^en SKufter. Sde'« golbene JRüftung 
ift in Dradjenblut gef(ärtet, gleich Ortnit« ^anjer, meieren Dietrich 
üon ©ern burrfi Scfe'« lob ermirbt. 

On Sifrol ift e« ber gifc^crfo^n, ber ben fiebenfbpfigen Drachen 
erlegt unb, nac^bem ein anberer bie Drac^enföpfe öorgejeigt, mit ber 
auögefrfinittenen B^^Ö^ ^'^ Sieger erfannt wirb unb bie $)anb ber 
befreiten Sönig6torf|tcr ermirbt. (3ingerle I, 148 f. 216.) 

Da« Grfc^cinen be« Dramen oerfünbet bie Wr i"^ Sommer^ 
folftij vergiftet er bie örunnen. Die ©erlange 5Weib^auer lagert 
an ber Ouelle ^üergelmir. ©« gibt eine 2Kenge Drac^enbrunnen, 
felbft einen in 3erufalem. (9le^. II, 13), griec^ifc^ Drafonero. 

3ln ben leibhaften Drachen glaubt man noc^ an ber ©aale 
unb Unftrut; er frißt betreibe unb berftet. (5«ieberlauf. 3»itt^. 1888 
©. 260.) ^n Cfterft^mang ober ©ont^ofen erlegt ein SSenebiger^ 
männd)en ben Drad)en unb reitet auf if|m am gellen 3Wittag baton. 
3n ber fumpfigcn 9Jieberung oon Slagenfurt Raufte einft ein 
Drache, beffen ©ebrüll bie ^irten erfd^rccfte. 6in tapferer unternahm 
ba« SSSageftüd unb erlegte ba« Unget^üm. Sie er e« in bie ©tabt 
gefc^leppt, bringt noc^ ein ©tein in Erinnerung. 3n ber Urfc^mci^ 
ift ©rfiru tan 9B in feirieb au« ©tan« in Unterwalben an bie ©teile 
bc« ml)t^ifc^en §ero« getreten. Sr, ber 8el)en«mann SRubolf« Don 
>5ab«burg, erlegt 1250 ba« Unt^ier, ftirbt aber am ®ifte, meiere« 
au« beffen Seibe trieft. 3n ©ünbten wirb ber ©ieger burc^ jmci 
(Sefellen um bie erlbfte Jungfrau betrogen, aber bei ber ^oc^jeit 
oerbingt er fu^ in bie Süc^e, bie ©raut finbet im ffuc^en ben gül= 
benen 9iing unb wirb bie falfc^en greier lo«. 



29 ^cr (Seotöiritt. 75 

äuc^ bic ^arjtttärc^en fcnncn bcn Drac^cnfampf , worauf bcr 
Sieger bic Äbnig^toc^ter ernjirbt. ((SX). ©piegcl unb ©c^wcrt 196.) 
Sei Hpotba tjat ein 9?itter mit ©onifatiu«' ©diwert bic ßinbnjürmcr 
erlegt, »elc^e bic Umgegenb Dcrmüftcten. ®o ^at ber flampf feine 
gortfefeung unter Angabe immer neuer gelben unb Slbentcuer in 
allen Sanben. 

29. 3)et ©eotgititt. 

®t. @eorg, SÖiartin, SWifoIau^ u. a. finb nur baburrfi fo glor^ 
reiche Zeitige, weil fie in ben urweltlic^en üR^t^enfrci« eingetreten 
unb mit all bem ©tra^Ienfranj früherer ®ötter umgeben finb. Seine 
atcligion o^nc ä^nlic^e Segenben; mir leben im S^it^Iter bcr c^rift^ 
liefen aWt)t{|oIogie. 3" S^bba, wo 3cu« ®eorgo«, ber Patron ber 
aderbauem feinen lempel f)attc, er^ob fic^ bafür bic ®corg^fircf)e. 
S)a lernten i^n bic Sreujritter fennen, unb erhoben i^n gum SSor- 
fämpfer gegen bic Ungläubigen. ®o entftanb ber öorne^mfte ^Ritter- 
orben junäc^ft für (ängtanb, unb ®t. ®eorg bilbetc ben $Ruf in 
Sc^lac^tcn, wie bic !J)eutfcf)en miber bic Ungarn auf bem Sec^fclbc 
bic iJa^nc be« Srjenget« üKic^ael entfalteten, worunta* urfprünglic^ 
3Mic^eI ber Donnergott gemeint war. Den 9Kuf)amebanern t^ut et 
e^abr benfetben Dienft. 3n ^ifpanien ift e« ®t. 3afob, welcher ben 
Seinen fic^tbar at^ SJorftreiter erfc^eint. 

Die c^riftüc^en ^ciligen^ unb gefttage bürgerten fic^ im änfc^tuft 
an bic gutbeutfc^cn bei un« ein; ber alte $)eibe ift bal^cr unüer- 
tenntlic^. So ift St. @eorg aU ber c^riftianifirte ?erfeu6 ju 
un« gcfommen. an ber f^rifdjcn Äüfte f)at ber Drac^cnfampf be« 
„5Kittcr« mit bem weisen JRoge" ftattgefunben ; baüon ^at 
bic ®corg«^53a^ näc^ft Beirut i^ren 5Wamen. ^u 8^bba bei Soppe, 
wo ber Sonnen^elb bic Slnbromcba bem üKeerbracf)en ent* 
riffen, befuc^tc ic^ fein ®rab, üon ba ift ber abenblänbifc^e ©corgi- 
9?itterorben ausgegangen. Darum fü^rt er auf ©cmälbcn unb in 
äufjügcn bic ertöfte Jungfrau mit bem Drachen mit fid). Da« 
St. @corgen^emb fc^ü^t gegen ffiunben, wie Sicgfrieb« Srüne un^ 
übcrwinbtidi mac^t. 

üRüncf)en fa^ früher nac^ ber SJorfc^rift be« C^erjog« 2Bi(^e(m V. 
öon 1580 ben Sufjug beS ^t. SRitter«, ber t)on 3eit ju 3cit ben 



74 28. Die uttoeltlit^c Dtad^enlcflenbc. 

^alb bc« !J)orfe^ JHopac^ flicken noc^ brci Cucücn, an bcr mittleren 
Hegen bie 9?uinen bc^ örubcr^aufcö mit einem oftcn 3ofobu« Äii-rf)- 
lein. §ier foHen ©djä^e Dergraben fein, bie ein feuriger §unb 
bmad)i, and) ^brt man l^fötenfpiel. 3n ber ©tabt fließt ein einjiger 
©om, t)on ben alten Seuten ber öarteldbrunn, jefet Sabcrbrunn 
gefeiten, unmittelbar in ben üKümling ober ging be« üWimir. ÜDie 
Sirene ift @t. ©artetmä geweift, unb au« bem ©ome fommen bie 
.Q(einen; auc^ quillt ein ^otlerbrunn im 2:^a(e nac^ (^(bac^ }u. 

Dem beutfi^en 33oIte war norfi in Slöentin« Sagen ber Dracf)en= 
fampf Ortnit« am ©artenfee unb bie ^elbent^aten ©olfbictrit^« 
fo befannt, wie nun bie ftaffifc^en 2)fufter. ßde'« golbenc SJüftung 
ift in 35ra(^enblut gehärtet, glei(^ Ortnit« ^anjer, »eldjen Dietrich 
Don S3ern burc^ 6cfe'« lob ermirbt. 

3n 2l)roI ift e« ber J^ifc^ctfo^n, ber ben fiebenfbpfigcn 35rac^cn 
erfegt unb, nac^bem ein anberer bie !J)rarf|enf5pfe oorgejeigt, mit bcr 
au^gefc^nittenen ^nxiQt al« ©ieger erfannt njirb unb bie ^anb ber 
befreiten Sbnig«tod)ter ermirbt. (3inger(e I, 148 f. 216.) 

!Ca« Grfc^cinen bc« Drachen uerfünbet bie ^eft, im Sommer=^ 
folftij üergiftet er bie örunnen. Die ®rf|fange iWeib^auer fagert 
an ber Ouetle ^üergetmir. S« gibt eine ÜKenge Drac^enbrunnen, 
fetbft einen in Oerufalem. (9ie^. II, 13), griec^ifc^ Drafonero. 

2tn ben leibhaften Dracf)cn glaubt man noc^ an ber ®aa(e 
unb Unftrut; er frißt betreibe unb berftct. (5«ieberlauf. SWitt^. 1888 
®. 260.) 3w Cfterfc^mang ober ©ont^ofen erfegt ein SSenebiger^ 
männc^en ben Drad)cn unb reitet auf if|m am Reffen 3Wittag baoon. 
3u ber fumpfigen SWieberung oon fifagenfurt Raufte einft ein 
Dradje, beffen (Sebrüfl bie ^irten erfrfirectte. (5in tapferer unternahm 
ba« SBageftücf unb erfegte ba« Ungetpm. Sie er e« in bie ©tabt 
gcfcf)feppt, bringt noc^ ein ®tein in (Erinnerung. 3n ber Urfc^mei^ 
ift Sc^rutan Sßinfefricb au« Stan« in Unterwafben an bie ©tctfc 
be« ml)t^ifrf|en ^ero« getreten. Sr, ber 8e^en«mann 9tuboff« Don 
.•paböburg, erfegt 1250 ba« Untfjier, ftirbt aber am ®ifte, wcfc^e« 
au« beffen Seibe trieft. 3n Sünbten wirb ber ©ieger burc^ jmci 
®efeffen um bie ertbfte Oungfrau betrogen, aber bei ber C^^^J^^^ 
üerbingt er fic^ in bie Süc^e, bie ©raut finbet im Äuc^en ben güf- 
benen $King unb mirb bie faffd)en freier fo«. 



29 ^et ©corQitttt. 75 

3luc^ bic §ar}märcf)en fcnncn ben IDrac^cnfampf , worauf bcr 
Sieger bie Äbnig^toc^ter erwirbt. (&). Spiegel unb Schwert 196.) 
Sei ?lpo(ba ijat ein 9?itter mit ©onifatiu«' ©c^wert bic ßinbnjürmer 
erlegt, »elc^e bie Umgcgenb öertrüfteten. ®o fjat ber Äampf feine 
gortfeftung unter 3lngabe immer neuer gelben unb Slbenteuer in 
aßen Sanben. 

29. 3)er ®eiitgititt. 

®t. @eorg, aJiortin, 5Wi!o(auö u. a. finb nur baburc^ fo gIor== 
reiche ^eilige, weil fie in ben urn)eltlicf)en üK^t^enfrei« eingetreten 
unb mit all bem ©tra^Ienfranj früherer ©btter umgeben finb. Seine 
aieligion o^ne ä^ntic^e Segenben; mir [eben im 3citalter ber c^rift^ 
liefen a)it)t{|oIogic. 3" Stjbba, wo 3^"^ ®eorgo«, ber Patron ber 
aderbauem feinen Jempet f)atte, er^ob fic^ bafür bie @eorg«fircf)e. 
35a lernten i^n bie Sreujritter fennen, unb erhoben i^n jum SSor- 
fämpfer gegen bie Ungläubigen. ®o entftanb ber öornel^mfte 5Ritter= 
orben junäc^ft für ßngtanb, unb ®t. Oeorg bilbete ben 9fuf in 
Sc^Iac^tcn, wie bie ©eutfc^en wiber bie Ungarn auf bem Sec^felbe 
bie iJa^ne be« (Srjengel^ üKic^ael entfalteten, worunter urfprüngtic^ 
!äWi(^el ber Donnergott gemeint war. Den 9Kuf)amcbanern t^ut et 
e^abr benfelben Dienft. 3n ^ifpanien ift e« ®t. 3afob, welcher ben 
Seinen fic^tbar al^ SJorftreiter erfc^eint. 

Die c^riftlic^cn ^eiligen- unb gefttage bürgerten fic^ im 2lnfc^Iuft 
an bie gutbeutfc^en bei un« ein; ber alte §eibe ift bal^er unüer- 
fenntlic^. So ift @t. @eorg aU ber c^riftianifirte ^erfeu^ }u 
un^ gefommen. 2ln ber f^rifcf)en Äüfte ^at ber Drac^enfampf be« 
„5Kitter« mit bem weisen JRoge" ftattgefunben ; baoon ^at 
bic ®eorg«^öa^ näc^ft Beirut i^ren iWamcn. 3^ ^^^^^ bei 3oppe, 
wo ber ©onncn^elb bie 3lnbromcba bem 5IWcerbrac^en ent=^ 
riffen, befuc^tc ic^ fein ®rab, üon ba ift bcr abenblänbifc^e ©corgi- 
3?itterorben ausgegangen. Darum fü^rt er auf ©cmälben unb in 
äufjügen bie erlöftc Jungfrau mit bem Drachen mit fic^. DaS 
®t. ©eorgen^cmb fc^ü^t gegen ©unbcn, wie ©iegfrieb« Srüne un^ 
überwinblic^ macf)t. 

aWünc^en fa^ früher nac^ bcr SSorfc^rift be« ^erjog« SBil^clm V. 
t)on 1580 ben Slufjug be« ^l. SRitter«, ber oon 3cit ju 3eit ben 



76 30. 2)et 2)TQd^cnPid^ au Surtl^. 

SinbtDurm mit bcm ©pic^c „ftarl unb richtig burc^bo^ren mugtc/' 
\o bag bad 9(ut audfprt|te. 9{atär(t(^ fehlte auc^ SRargaret^a nu^t- 

©tain an bcr Jraun ift eine uralte SSurg mit at^t bi« jel^n 
©cmäc^cm ganj in geffen genauen unb mit fagen^aften ^rf^gängcn, 
tDcfc^e bi« Jengfing unb Sroftberg führen foüen. ^ier beftc^t eine 
uralte ©corgi-öruberfc^aft unb ber berühmte ®corgiritt öom 
^farr^ofc weg auf btr alten SfiSmcrftraße, ^/i ©tunben ©ege« bi« 
jur ©eorgifinbc, meft^e bi« gegen 1860 ber §auptfc^aupfafe »ar 
unb breimaf umritten würbe. Oeber ^of ber Umgegenb fc^icft baju 
feine ^ferbe, unb noä) 1883 lamen 63 ^aare gufammen, früher 
au(^ fc^on ^unbert. 5)er ©auer ober fein ©ol^n muß felber mitreiten, 
bcr ^ec^t tummelt ba« anbere SRo§. Sfitter ©eorg im rotten ÜWantcI 
mit ga^ne trägt einen §elm au« bem XII. Oa^rl^unbert , früher 
auc^ ^anjer unb Schwert. 9lu(^ ber ©urgfapfan reitet mit fec^« 
Sngeln mit, alle auf ©c^immcfn mit weißrot^en ©uferen unb ©eden. 
9lm 3icte erwartet fie ber Pfarrer mit ber ÜKonftranj unb fegnct 
jeben einjelnen mit feinem Spiere. Slac^ bem ©otte^bienfte ift 
^ferbcmarft, fonft gleicht bie förmliche SReiterprocefpon mit bem 
maferifc^en Umritt faft bem Seon^arböaufjug. ®eim ©eorgiritt am 
Oftermontag, 2. SIprif 1888, bct^eiligten [x6) trofe be« ©c^neegeftöber« 
in ßttenborf bei 2raunftein fec^iig ^ferbebefi^er. 

^n ©aJjerifc^ 3^If bt^ttift am greitag nac^ ß^rifti §immel= 
fa^rt öon ber ^farrfirc^e au« ba« fog. Sreujreiten bi« ®eitau, 
roo in ber uralten Kapelle ber ®otte«bienft ift; ber Pfarrer unb 
a)ie5ner muffen gteic^faü« auf« 9?o6. 5)ie Patrone be« SRitterftanbe« 
©t. äWartin, 3Kic^aeI unb ®eorg finben [id) a(« bie |)eifigen ber 
Sirene auf bem 2luerberg jufammen, barunter finb jwei 5)rat^en' 
tbbter. 

30. ^cr 3)rail|enfiti| ju $urt^. 

(äanj altcrt^ümlic^ l)at fic^ ju gurt^ im ba^crift^en SBalbe 
bcr 5)ra(^cnftic^ ermatten. Slm 2lntfa§fonntag jie^t ein |)eroIb 
mit bem ©tabtwappen üorau«, i^m folgt ber junge 8tittcr ^o(^ ju 
9?og mit @c^tt)ert unb ^anjer, ©peer unb ©t^itb, unb einem ®e^ 
folge üon l^unbert ^crfonen. ©a finb Wappen ju %n^ ober- 5Ro|, 
®ogenfd)üfeen , ©d)ilb^alter , ©tanbarten^^ unb ^feitträger. S)ie 



30. 3)ct S)rQ4cnfti(i^ au gfutU. 77 

JRitterin fä^rt mit Sf|rcnbamcn im S^riump^ruagcn ; bcn ©c^tu^ bcr 
^roccffion mac^t ber blaugrünc ©rac^e, welchen jroci ÜKann im 
3nnern »ic Icbenbig bctDcgcn. ©ofort gc^t bcr Äampf üor fic^, eine 
SRci^e ®e^arnif(^ter mit bem SBiergefpann unb bcn Sbclfrauen bc* 
rocflt fic^ nac^ ber Seatu^^ö^fe , eine ungcjä^tte ÜBenge öon na^ 
unb fem brängt fic^ burc^ bic Surggaffe nacfi bem ©tabtpfafee, be« 
<£(^aufpiel« getoärtig. ÜDa fprengt ber 3üngfing ^eran unb ftb^t 
ben <Speer in ben 9iac^en be« gräulichen ßinbmurm, ba§ ba« ®Iut 
Qu^fpri^t. 

tiefer üaterlänbifc^e Sßxauö) erfuhr 1878 bie erfte Störung 
burc^ bie jüngeren ©eiftfic^en, welche nic^t beutfcfi »erfte^en, inbem 
fie »iber ben änf(^Iu| eiferten, tt)eif ber SRitter ni(^t ®t. ®eorg unb bfe 
9tittcrin ÜWargaret^a ^ie§e, unb boc^ mit bem gro^nfeic^nam«==Umgang 
in bie Stxxä)t einfenften. 3H« ob biefe Salenber^eiligen, welchen wir 
ein lange« geben wünfc^en, nic^t mijt^otogifc^e giguren wären unb 
^elb ©iegfrieb bem fl)rif(^cn gic^tlämpfer ebenbürtig baftünbe, benn 
ber ÜDrac^e finnbilbet bie ginftemig. §at e« etwa me^r aU ft)m^ 
bolifc^e ©ebeutung, wenn bie ©ibel bie 2lpofrt)pl^e öom ©rac^en^ 
fampfe ÜDaniel« XIV, 25 aufnahm, wie er ^ec^, 55^tt unb §aare 
jufammenfoc^te unb ben Äuc^en bem ©eetbrac^en in'« ÜKauI warf, 
baoon er jcrbarft. ^iftorifcfi gefaßt ^aben all berlei ©eric^te feinen 
fflert^. ©ie beanfpruc^en, wie fo üicie« in bcr ©c^rift, nur m^t^ift^e 
©cltung. ©ofc^e SSoftefefte, wie bie 8eon^arb«fa^rt, beftanben übcr^ 
^aupt üon lirc^Uc^er ©afeung unab^ngig öon je^cr. 

üDer !Bra(^enfti(^ ju gurtf| ^ängt mit ber ©age öon einer ^eft 
jufammen, welche bie Äinber üon ac^t biö jc^n 3a^ren wegraffte. 
ÜDie 3tupf|rung ift fo berechtigt unb für un« ÜDcutjcfic fo bebeutfam, 
wie ba« ^ellenifc^e geftfpiel im J^alc Sempe. 3ebe« 
acf|tc 3a^r nac^ alter 3^i^ci^t^^^Iw"fl ^jurbe ber Äampf an ber 
CueÜe Saflirr^oe bargeftcHt, wobei ein ffnabe ben Slpotto machte, 
ber beim ©treit mit bem ^cftbrac^en ^t)t^on anä) noc^ ein ^nb 
wor. !©ie ^ütte mit bem !Dra(l)en würbe oon gfammcn ücrjcfirt, 
worouf ber junge §elb ben geftjug nat^ bem Jf^alc Jempe antrat, 
um unter bemfelben Sorbeerbaum, wie ber ®ott, entfü^nt ju werben 
unb einen ^totii jurüdjubringen. S)ie Ueberwinbung be« üDrac^en- 
fürften S^ffdl, welchem jwei ©(^fangen au« bem Sladcn wuc^fen, 



78 31. Äegenbittgöttflc unb Ültcfeitfa^ncn. 

bic täglich ÜWenfc^cn^irn jur Sia^rung »erlangten, burt^ iJ^ibun 
lüirb in ^erfien iäfirlic^ burt^ eingeft ber 5WattcrnüertiIgun9 
am 31. äuguft gefeiert. 

31. Wrgrftliittgangc nnh Wtefettfa^nrtt 

,,®cr JRegcn fommt üom Opfer," fagt bcr 3nber, unb ba^ 
ganjc Slltert^um \aii bcn Opferrauch ^offnung^üoü gen §imme( fteigcn. 
3n gleichem ©inne fpricf)t ba« 95oIf in ©teierntarf: 3ebeö 2Jer= 
gelt« ®ott, ha^ man für ein 3l(mofen cr^äft, tragen bie (Sngel jum 
§inintef hinauf, unb e« fommt afö frucf|tbarer Stegen unb ®onnen= 
[d)ein wieber ^^ur Srbe.^) ®cf)ütteft ber mongofift^c 30^^^^^^^ f^i" 
3icgenfeü, fo bitbet ber Stegen a(«balb einen See. ©ei längerer 
3)ürre nef)men bie 3KufIimcn in Serien jmei BtMt freujiüeife, jie^en 
barüber bie tfeiber eine« Sinbe«, unb taffen bie ^uppe ©cf)ofc^batIi 
üon einem ©ermifc^ burt^ ben Ort tragen. J)ie Sugenb folgt mit 
bem Stufe ^interbrein: „«Sc^ofcfibaüi, ©c^ofcf|baüi, mir ge^en nic^t 
meg, bi« mir naß geworben finb." — 5)reimatige« Umppgen eine^ 
*3Bel^ ober |)eiligengrabe« burcfi einen SKoUa unter abfingen geift= 
licfier öiebcr ^at biefetbe SOBirfung. 3Bcnn bie 3obifim (®ere(^ten) 
reifen, gibt e« Stegen, ift fd|on altl^ebräifcfie« ©prit^mort. ÜDcr 
Sife liegt aber in ber 2lu«fprac^e, 3ö^i9i"^ ^^^6^ ^^^ ©tbrc^c. 
3)a6 bie geifttid)en Ferren Stegen bringen, ift auc^ bei un« ©pric^^ 
mort, alfo feit alter 3cit meltgiltig. 

SBoban« meife Stäben ober ber funbige Stabe in ber 0«malb= 
Icgenbe, ber i^m au(^ 9^a^rung juträgt (3ingerle 85), ^aben im 
Stäben be« (S(iaö unb SlpoIIo i^r (Segenbitb. 5)er Stabe fünbet 
burd) feinen glug unb l)eiferen Stuf ba« na^enbe (Semitter an. ©er 
'IJrop^et, metcf)er mit oier feurigen Stoffen jum $imme( fä^rt, ^at 
bcn gteicfinamigen fananäifcfien ^Donnergott jum ^intergrunbe; 
cbcnfo bringt SBoban mit bem ©turnifjut auf bem SBettermantcl 
burc^ bie SBolfen. ßtia« ift ber Siegenjpenber (Jupiter pluvius), 
auf Jein &cbtt oerjdjtießt fid) bcr ^immcl oiert^alb 3al}rc. (8uf. IV, 25. 
3alob. V, 17.) - ÜDie Offeten im Sautaju« errric^ten ^o^c ©taugen 

1) 9fiofeflQct, 93olfdl. in ©teicrmatf. — 3lbcla in bet Sfitf^ä^ic. bc^ 
beutfc^en $aldflinasS3eTeind VU, 94. 



31. SleQcnbittöÄiiQc unb Ütiefenfal^nen. 79 

mit ft^toaricn ^itqmitütn, baß er bcn ^agcl abhalte: ber ©odf ift 
alfo fein Opfert^ier. ebcnfo opfern bic Jfc^erfcffcn am ©liadtaflc 
3ie9en unb fpannen ba« gcü, bie Slcgi«, unter ®ebet an einer 
©tange auf. 6« ift bie ^immeKonge ©etterftange, bie bei un« wie 
ein iWcbelftec^er mit bcm jo^igen ga^ncnbtatt bei ^roceffionen getragen 
»irb. — Um Siegen flel^ten bie ®manbfcf)en auf ben fanarifd)en 
Onfeln in ^Bittgängen jum ©eeufer unb fcl)fugen bann ba« SBaffer 
mit ^rotiitn, ba§ e« ju ben SBotfen fid) ergebe unb ba^ 8anb be- 
fruchte. Urtoelttic^ muß atfo ber ©rauc^ fein. 

S3aftra ^eißt bie ©tabt ber r)ol)en gähnen. Sie galten 
bei bcn ffiraniem für ein 3^^^^^ ^^^ ©ieg^aftigfeit, i^r Senfen be- 
beutete bie ßrgebung be« §eereö. Die SRegenfa^ne fteüt fic^ al« 
gIü(foerI|ei§enb unb fegenfpenbenb neben baö ©iege^banner. SBefc^e 
5Rofle aber bic ^immrif|of|en ©tangen bei ben SJegenbittgängen im 
Äaulafu«, bei ben Sitt^auern unb ©aiuüaren, in Slltbaijern, Oefter- 
xcidf, Äärnt^en unb ©tciermar! bi« ^cutc fpieten, gaben wir im 
Sagenfcftofe 498 f. lunb. ÜDaö urfprünglic^c 2Bibberfeü, nur erfefet 
burc^ ein gaf^nenbitb mit ^iiim unb Cuaften, ift eben ba« ®inn^ 
bilb ber SRegentootfC; woran« ba« gotbene 5Waß nieberträufett. 

!Do« golbene SStieß fül|rt feinen Spanien üom paarigen gcU, 
ba« in ben reichhaltigen ©ofb^äfen oon Solc^i«, mie nocfi ^eute 
im Ural, bie üom ©affer ^ergcfpültcn ®otbförnd|en auffing: ber 
Drache ift ber ©olbpter. Sletc« nagelt ba«felbe an eine @id|e im 
^aine be« «ro«. (9lplb., I, 9. 1. 16.) ©o betete ba« SSoIf oon 
ättifo: „®ib balb SRegen, lieber 3^"^^ J^cn gluren unb 9luen ber 
Sitten." (ÜW. Sluret V, 7.) 

^apft ®regor wirft ben Songobarben oor, fie l^ätten nocfi 
578 ber oberften ©ott^eit einen 3ic9C"^o(f geopfert unb i^n an- 
gebetet. 3)er Äopf fam auf bie ffiettcrftange. ÜDa« geü ^atte Sdt^ 
jic^ung auf bie JRcgcnwolten. 2)ie Songobarben übergoffen ben 
Opferbaum mit SBIut, fingen bie ^aut be« Opfert^iere« an ben ©aum, 
fprengten jurüdf unb warfen i^re ©picßc nacfi bem gelle; wer traf, 
betam ein ©täd ^lti\6), wer ooHenb« in'« 2Wittel ft^oß, bem ging 
jeber ©unfc^ in (Srfüflung. 

®regor üon Jour« melbct ber glor. confess. c. 2: „3m 
(äabalitoner Sejirf (©eoauban, J)ep. be (a Sojere) liegt ein ®crg 



80 31. ÄeflenbittQditfle unb Äicfenfol^ncn. 

§elanu«, bcr einen großen ®ec cnt^ft. aflba üerfammciten fw^ 
ju getoiffen 3^^^^ ^i^fc Sanbteute unb brachten bem ®ee getoiffer-- 
maffen Opfer an leinenen lüc^ern unb männlichen Äleibung^ftoffen; 
einige meisten auc^ $(ie§e oon ®c^afen, bie meiften ^äfe, 9Sa(^^ 
unb ®rob üon bejonberer gorm u. f. U)., jeber nac^ feinen ÄrSftcn. 
aWon tarn auf Söagen ba^in, bracf)tc ©peife unb Jranf mit, fc^fac^tete 
unb fc^maufte brei Jage 3lm üierten aber bei ber ^eimfe^r über- 
xa\ä)tt bie ßeute ein Ungewitter mit ftarfem Stegen u. f. f. (®rimm, 
ÜJ?. 564.) ®aft e« ben ®ee ju befc^wören, ober einen Stegen- 
bittgang? 

Jertuflian eifert noc^ gegen bie JRegenbetfa^rten, erft ?apft 
?eo I. 440—462 orbncte, wie ägapet 535 f. bie fonntäglic^en 
öffentlich in bcn Sir(l)en an. S)ie fturie mußte bem 3ubai«mu« 
not^toenbig abfagen unb bcn fc^icf angefe^enen Reiben me^r unb 
me^r ^ufl^Mnbniffe machen. ®Ieic^mof|I pilgern bie Oerufafemer 
3uben jum ®rabe ber Stächet am SBcge nac^ Set^Ie^em um Siegen. 
(®epp, 3cruf. I, 433. al. 539.) ©o wirb aWaria um Stegen 
angefleht, unb toie oon Cütticl) fc^on 1240 gemetbet ift, in ^olen 
bei folc^en ^cujfa^rten ®Iumcn geftreut, um ba« ^inwetfen ber 
9iatur abjutoenbcn. ^crfbmmlic^ fäüt ber Stegenbittgang (rogatio) 
auf ben 9Jtarfu«tag 25. 2lpri(; nac^ ©eingarten famen üon 
alter 3cit ^cr aüe Orte bi« oon SJaoenöburg ^er mit bem ffreuje, 
felbft ber Sanbri(l)ter mit. (Sir(. II, 459.) SH« ^irten oon Stampij 
ba« gtügelbilb ©uantemit'« mit Iraufen paaren an ber Ober 
auffanben unb ein lang bauernber Stegen aufhörte, fanb felbeö unter 
Äurfürft griebricfi SBitf)efm SScre^rung, bi« e« burc^ ben Stcgierung«^ 
^räfibentcn oon ßrofon) weggenommen marb. 2Jon Orie^ bei S3o|en 
ge^t man mit bem Sreuj über ben ®crg nai) einem Äirc^Iein So^maö 
unb 3)amian; c« ift aber ein Stegenbittgang ju ßf^ren ®t. Ulric^«, 
wetcfier für ben SBctterpatron gilt. 

ÜDie Stcgcnproccffionen ftammen nocfi au« ber üWaturreligion 
unb finben fic^ barum allgemein, al« ob fie einem ©ebürfniffe ber 
l)ilflo« fc^mac^tenben a)?cnfcf)^eit entfprec^cn, obwohl aße ©ittgängc 
an bem 3Serlaufe bcr (ätcmentarereigniffe nic^t« änbern werben. 
Stegnet« an @t. ©mitliin« SEag ben 15. 3uli, fo regnet e« oiergig 
Jage ^intercinanber, fagt bie brittijc^e Bauernregel. SBJir rechnen 



32. $cfl* unb Seid^enf^ielc. 81 

bicfclbc 3^^^ öon SWcbarbu«, 8. 3uni, and) öon bcn brcl ©^ 
mttnnem ©ertoa}, S[(^a) unb JBottifaj, unb mertottrbig treten bte 
oftrömifc^en SJicrjig (bie auc^ in ber !Dauer ber gefte fic^ toieber* 
^olen), ate falcnbarifcfte Zeitige auf. ®ie feigen 40 ÜKar* 
t^er ober ßegionärc, bei ben 5Weugrie(^en Syioi aoqavxa, bie 
40 ^eiligen, unb i^r geft fäflt auf ben 10. ÜÄärj. 3m {Reiche be« 
3«fom fmb bie 3lrbain Äcbabat al« ebenfo tjiefc ^rop^eten gefeiert. 
8^nung^(od taufc^ten S^riften unb 9J2ufümen i^re im ®runbe att^^ 
^eibnifc^en ^eiligen gegen einanbcr au^, unb bie JempIerKrc^e ber 
40 9?itter ju {Ramie ift ben 3Ku^ammebanern eine 9Kof(^ee ber 
40 ©egfeiter i^re« ^rop^eten. ÜDie ffab^ten galten fie ganj befonber« 
in C^ren. änberfeit« ftögt eine Sapefle ber 40 ÜKartprer an bie 
\)\, Orablirt^e in Oerufalem, toie ba« erfte fiirc^Iein öon Sitten nac^ 
bem ^räu« ju, unb bie ©renjftation jroifc^en §eüa«f unb Spiru« 
not^ ben @aranta ^ei^t. 

32. fJefl^ unti 8eid|enf^irle. 

!©ie 3nbianer ämerifa« ge^en bei Spibemien in ©c^Iangen^ 
mtnbungen, um bem ^S^obe nic^t geraben)eg^ in bie Srme ju (aufen, 
b. ^. um i^n mit Iab^rintl|ifc^en ^xdtXn irre ju füliren, bamit er 
ba« öorbeftimmte Opfer nic^t treffe. Seim Slu^bruc^ ber ®fattem 
oermeiben bie (S^unipie^ ben geraben SBeg unb beivegen fic^ in aUerlei 
Shrümmungen, um ber ®ei§ef ber Äranf^eit. au^juweit^en. S)er 
^ol^nefter t)erfö^nt bei (Spibemien bie Götter mit 2:änjen, xovt 
bie äjtelen öor il|rcn Obolen folc^e aup^ren. 

!Drei S^ftn^e xxxxxvx in aUer Seit (hergebracht: beim (Eintritt eined 
neuen Crbenbürger« in*« jeitlic^e ßebcn, bei ber §o(^jeit unb am 
®rabe. 3Un ©rabtanj ^Ängt ba« ÜKorgenlanb mit aller (5iferfu(^t, 
unb ber 9ieifenbe lonn, toic ber Schreiber biefer 3cilen 1846, in ber 
arabifc^en fflelt leicht beffen B^uge fein, mie bie Jungfrauen bei bem 
©egräbnig einer ber adrigen um ba« ®rab ^er feierlich bie ffreife 
jie^en, oujubeuten, ba§ bie abgelebte ©eele in ben {Reigen ber Ijimm- 
lifc^en $eerf(^aarcn jurüdfgetreten fei. 911« öor einem ÜKenfc^enalter 
bie granji«faner gu Slajaret^ rigoriftifdi folc^e« ben fjrauen untcr^^ 
fogen »ottten, erUftrten biefe, mit i^ren gamilien lieber jur griec^ifc^en 
Äirc^e fibergutreten, ate ben uralten ©rau^ fic^ wehren ju laffen. — 

^tpp, titaiSAt Keligion. 6 



82 32. $cf|. unb 8ci(^cnfpie(e. 

3n ©ac^fcn^aufcn bei granffurt erhielt [ic^ bcrJanj auf bcm 
Äirc^l^of bi« ju änfang unfercö 3a^r^unbcrt«. 

5)cr Janj galt nic^t blo« für gcfunb, fonbern fogar für ein 
gottgcfäüigc« 2Bcr!! 5)cr ^I. ©afitiu« ^ä(t i^n für bic öomc^mftc 
©cfc^äftigung bcr (Siigct, unb ermuntert, il}nen nacfi^ua^mcn. Umfonft 
»erbot ®onifaj auf bcm Slonjit ju Scptina 743 ben ffirt^en^ 
tanj; im Srjbi^t^um Sö(n mußten noc^ 1617 bie gotte«bienft= 
liefen 9?eigen abgefc^afft mcrbcn; am längften beftanben fie in 
bcr SWarienfirc^c ju ßübcd.^) Gegenwärtig füfircn mit erjbif(^öf= 
Iicf)er Sciüiüigung nur no(^ bic (S^orfnaben ju ©cöiüa ben (gngc(= 
tan} auf. 

©0 fpringt bie retigibfe ©ebeutung bcr Jänjc in bie Slugcn, 
unb bie ©infe^ung öon ®)jie(en jur ®ü^nc unb Slbwe^r üon Sanbc^= 
übefn wirb unö ücrftänblic^. SSon Slnbrogeuö, bcm Ureter, lernten 
bie Slt^cner, jä^rlic^ am Sargefien^geft, Slnfang« 2Wai, ?n)ei ^crfoneu 
unter gtbtcnfc^aü burcf) bie ©tabt ju führen unb üor bcm Slior, 
Iraft feine« alten ©clbbniffc«, jur ©ü^ne wegen einer ^^P» i^ 
opfern. 5Wac^ Srtegung beö ÜKinotaur fü^rt J^efcu« bie jur 
Opferung beftimmten, nun frei geworbenen fiebcn 3ünglingc jum 
lanj um ben Äcraton ober ben au« lauter Römern jufammengefefeteii 
2lltar be« äpoüo. 311« §eüa« oon inneren kämpfen unb einer 
©euc^c Iieimgefuc^t war, fteüte Sljturg mit (ip^ito« oon (Sti« bic 
üon ^craflc« ju Otijmpia gcftiftcten ©pielc wieber ^er, bic ouf 
bie Äureten unb Sort)banten jurüdgefü^rt würben, ßcid^cnfpiefc 
waren auc^ bie 3ft^mifc^en, jum Slnbcnfcn, bag ein ©elp^in 
ben Scic^nam bc« göttlichen ü)Zetiferte« am Oft^mu« üon 
Äorint^ an« 8anb getragen. Stucfi bie Slcmcifc^cn ©pielc Dom 
3af)re 573 o. S^r., wie bie ^t)ii}i\d)tn öon 586 waren 8eic^cn= 
fpietc mit Jobtenfeiertic^feitcn , ?um 3)an! für bie Slbwcl^r be« Slöc« 
öerpeftenbcn ?^t^on, welchen Slpoüo bcr *Pcftgott mit feinen pfeifen 
erlegte. 

9luc^ bcr üon 5Wuma am 14. 3Wär,} feftgefc^tc JJrü^Iing«^ 
tauj bcr Slncilicr ober ©alier \oU eine ^eft }um änfag 

1) Ucber ben Siobtcntanj in Äird^cn t)9l. 9ieuc ^ünd^enct Seitunfl 1857 
^t. 10. ©epp, 3etu[. u. bad t)(. Sanb 2. «ufl. II, 129 f. 



32. ¥cft= unb Öcid^enfpicle. 83 

gehabt ^abcn. SBieücic^t ^abcn mir bcn Urfprung noc^ auf afiatift^cm 
©oben ju fachen. 3n ®paxta fanb bcr Slufjug bcr ß^bicr mit bcr 
blutigen ©cigcfung bcr (Sp^cben im ©ienfte ber ^eftgöttin !Diana 
ftatt. (^lutard^, 2\)c. 18.) ÜDie 5R5mer begingen i^re ludi f(^on 
noc^ jebcm ßuftrum mit ?uftrationen. 9lu(^ bie Planeten Doflfü^ren 
i()rcn Jan^, tooüon bie ßrbenjeit abfängt, unb, xoa^ am §immel 
üor fic^ ge^t, a^mt ber ®terbticf|C ^ieniebcn nad^ ; einen ^eiligen 3cit= 
räum aber bifbet in aller ©elt bie ^eriobe üon fieben 3af|ren. 
Sctanntlic^ mürben au« äntaß einer <Seuc^e 391 u. c., 363 t>. S^r., 
^iftrionen ober Subier aM Strurien nac^ $Kom berufen, bie 
jum glötenfpiele jierlic^ tanjten. SBieber jur ^tit eine« atlge^ 
meinen Sterben« mürben in ber ©iebenPgetftabt bie Tabulae Atel- 
lanae, fc^erj^aftc Pantomimen unb ^offenfpiefe, aufgeführt, ©efc^a^ 
bie« au« Seit^tfinn unb 2obe«t)era(^tung , mie bei ber oerf^eerenben 
^eft im petoponncpfc^en Kriege, ober jener unter Soccaccio 1365? 
(5Jemi§ nic^t, menn an6) ba« ®cfü^I: ,,$eute rotf), morgen tobt", 
^um legten 8eben«genu6 l^erau«forbem mag. 

3« ben SSotiüfpieten in ^eftjeiten jä^fen no(^ bie tau* 
rift^en, meiere @eröiu« II, 140 oon ben ©abinem ^erfc^reibt, 
meiere bei einer ®eu(^e ba« Uebet auf bie unfruchtbaren M^e ab? 
leiten mollten. ©bcnfo erneuert 33alcriu« ^oblitola au« Slnlag einer 
iJeft um 245 n. @^r. bie oon feinem 9l^n^errn geftifteten taren- 
tinifc^en Spiele al« ©äfularfeftc. (®cpp, ^eibent^. II, 24 f.) 
Üßan üerlange feine anbere Crflärung für bie beutfc^en ^eftfpiete, 
al« für jene ber ©übübifer. 3m SBei^nat^tfpiel figurirt noc^ ber 
(^3tjge«=®oge«=9Wann (91. $artmann, aSolt«f(^aufp. 524); er rü^rt 
üon ben S^biem ober Subern ^er, bereu Seic^tfertigteit noc^ ber im 
©eutf^en eingebürgerte Slame in Erinnerung l^ält. 3n Stauen«^ 
bürg unb 3lug«burg ^ie§ ba« frb^Iid)e ßinberfeft, nac^bem 
ber SBinter Slbfc^ieb genommen, ber $Rut^en3ug, unb foüte üon 
bcr Wjcit, bem ft^marjen Job 1348 [xä) ^erfc^reiben. 

9lac^* armenifc^er ©age erfc^eint bie ?eft alle fiebcn 3a^re. 
^a6) biefem 3citDerlaufe tritt regelmäßig ber bejüglit^c ©c^äfflcrtanj 
ein. 2luc^ ba« jüngftc ®eri(^t ju Salben« ober 33elbenj mürbe 
ollc 3a^rfiebente gefpielt. 5)cr ^efttanj ju 3mmcnftabt mürbe 
früher fogar alle 3a^re aufgeführt. 5)ie Jran«taufaficr miffcn 



84 82. $e{l* unb Seid^enfpiele. 

nac^ $aftl^aufcn (®. 321), bic ®cu(^c »erbe burc^ jmei 9fciter am 
gemclbet, meiere 3ö«tttana90j, bic ^eftüerfünbiger feigen; bcr eine ift 
rot^ gcMeibct unb I)ä(t einen rotten, ber anbete fc^toarj unb ^ält 
einen fc^warjen ©tab in ber 5)anb. ®ie jmingen ben erften, ber 
i^rcr anfic^tig wirb, fte öon $ou« ju $au« ju führen; aWenfc^entoie 
JE^iere, meiere fie berül)ren, muffen fterben. 35ic6 erinnert an bie 
mofaifc^c Segenbe öom ^eftcngef in Sleg^pten. ((Sjob. XII, 23.) 
9le^nli(^ fc^reibt ^aul ÜDiafonu^: Sei ber ^eft in Sicinum fa^ 
man 5Wac^W ben guten unb böfen Sngel burc^ bie ©tabt ge^cn, unb 
fo üiefmal ber bbfe mit ber 9iut^e an eine ^au^tprc f^tug, fo üie(e 
ftarben barau« — bi« in ber Äirc^e ®t. ^ictro in 3Sincoli bem 
f|l. ©ebaftian (SJiac^fofger äpoßo'« mit bem ^eftpfeife) ein ältar er*^ 
ridjtet »arb. 

@ine 9?ei^e pefti(entia(ifc^er ^eimfuc^ungen finb und aufgejeic^net, 
fo üon Soagriu« bie üom 3a^re 454, met^e üon ÄIcinafien unb 
ben nbrbücficren Säubern bi« SBien fi(^ erftrccfte. ©ieber mar 520 
ein furchtbare« ^eftja^r. ©ie ©eutenfeuc^c 531 bauerte nac^ ®regor 
üon Sour« fünfjig 3al^re, unb verbreitete fi(^. üon Sonftantinopel 
bur^ ba« ganje meftrömifc^e SReic^ ju ben ÜDeutfc^en, Hunnen 
unb ©laoen; 546 erreichte fie ©aüien, 571 fa^ man fie in SBarnefrieb 
ßigurien. ®ie entüblferte 565 ^alb 3talien, traf aüein bie SRömcr, 
brang aber bamal« nic^t ju ben Sllemannen unb Sat)crn 
öor. 3ur ^cft}eit662 fielen bie erfc^rerften Oftfac^fen, foroeit fie 
befefirt maren, mieber in'« ^eibent^um jurüd unb fut^ten 
^itfe bei ben alten ®öttern, ba ber ß^riftcngott i^nen !eine 
JU bieten fc^ien. ®inb ^ier nic^t bie alt^eibnifc^en geftfpiele gemeint? 
®ie übrigen« bei ben @irfu«fpielen bie Sier eine 9iolIe fpielten, 
trägt auc^ ba« ^cftweibtein ßicr in ber Suttcn, al« ba« troft^ 
reiche ©ijmbol be« nic^t erfterbenben 8eben«feime«. 

3$on ber S^angmut^, bie 1374 epibemifc^ t)on älac^en au« 
al« ®t. 3of|anni«tanj, von Strasburg 14 lö at« S3eit«tanj fic^ öer^ 
breitete, in 3taUen al« Jarantel auftrat, finben fic^ ©puren felbft 
bei ben SEigretiem in Slbejfinien. 3)ie ß^oromanie wieber^olt 
fi^ feit ber tfjeatrafifc^cn Spibemic ber Slbberiten bei ben ©Rotten, 
XDO fie al« ©pringficber crfc^eint. Sltlbcfannt ift bie ^rojeffion ber 
fpringcnbcn4)eiügcn juSc^tcrnac^, jä^rtic^ am ^fingft- 



83. 2)et 6(i6&ffletiana unb feine ^etbuttung. 85 

bicnftage, junt ©arfop^agc ®t. SBiüibrorbö, beö^atron^f flcgcn bic 
^infaflenbc ©uc^t. ®ic nimmt fogar ?u, bcnn toarcn 1877 bcr 
Springer 7995, fo jä^Itc man, fdbft mit ftreuj unb gaf^ncn öon 
ben Pfarrern bcr Umgcgenb herbeigeführt, 1882 f(^on 11269, 
barunter 82 ©eiftlic^e; 1883 aber 13310 unb 1884 f(^on ilber 
14000, fo baß ber ^nq, jroei Kilometer lang, britt^alb ©tunben 
bauerte. Slic^t geringer ift bie 2lnja^f ber ^n^ijantv aM öieler 
f)erren gänbem. iWac^ ber ÜKorgenprebigt unter freiem $immel 
orbnet fic^ ber 3^9 r burcfjtanjt in Steigen öon fünf ober fec^« erft 
bie ©tragen ber ©tabt unter ben klängen ber 9Wufif nac^ bem 
Jqrtfafee: „3lbam ^atte p^ben ©ö^ne, fieben ©ö^ne ^att* 3lbam," 
unb fo ge^t e« immer brei ©c^ritte öoran, jmei jurüd, auf fünf 
©c^ritte üorroärt^ unb oier rüdroärt«, über bie ©rüde, bann bie 
34 ©tufen I)inan in bie SBaüfa^rt^firc^e, wo no(^ ber ©arg be« 
$)eiligen umtanjt »irb. ©ie ^rojeffion foü burc^ ein ©elübbe für 
ba« aufhören ber Sanjmut^ 1374 begrünbet fein, toie bie ämmcr^ 
gauer jur ^t^tiüt 1634 i^r jebeö jel^nte 3a^re wieberfe^renbe 
^affion^fpiel gelobten, obmo^t f(^on ein Xtjct t)om 3a^re 1622 
oorI)anben ift. (Sbenba^ gilt oom üße^gerfprung ju 9Wünd|en, ber 
etwa auf bie^eft 1349 ober 1460 gurüdbatirt merben fönnte. 2)a« 
©(^em bartlaufen in üWürnberg, fonft jur gaftnac^t bräu^üt^, — 
foü gfeic^faü« oon ber ^eft fic^ ^erfc^reiben. ©etbft ber Urfprung ber 
©ingergefeüfc^afi ju ^forg^eim toirb auf eine ^eft jurüdgefü^rt, 
»onac^ man bieSBürgcr wieber ermut^igen wollte. !Der ©c^äffler« 
tanj ift einer ber oielen ^eft^ ober Jobtentänje, bie ber änt^ro* 
polog bi« in ben Anfang ber ®efc^i(^te jurücfoerfolgen unb bei 
Dielen 2}ö(fem beobachten fann. 

33. Str ®i|affltrtan) unt feine IBerBreitung. 

2)ie Sieben ftnb um, 
2abt gellen bie pfeifen; 
2)ie Gl&fet gefc^mungen, 
äBol^Iauf nun pm Xan^! 
3n jietlit^en Steifen 
3Jen „'Hdiitt" gefc^lungen! 
^it bem buc^fenen ^ran^! 

3Kün(^en, bie |)auptftabt be« beutfc^en ®iergotte« ®omer^am* 
brinu«, weift gmar fein JRiefenfaß auf, bergleic^cn bie ffiittel^bac^er 



86 33. 2)cr ©d^äffCcttona unb feine SSerbtcitung. 

im Äcüer bc^ ^cibetbergcrfc^toffc« aufftctttcn, mo^f aber einen j^t^U 
brauch ber ©c^äfffer, bic einft mit ©acc^u« am Bierfaß i^ren Umjug 
hielten, ©ie^e ba, toie [ic in ber gaftnad)t3eit nac^ uraltem §er^ 
fommen unb unfürbenflic^cm Sercmoniett bei jtüanjig an ber ^alji, 
bcn SSortänjer an ber ©pifee mit i^rcn buc^ötaubummunbencn unb 
gebänberten Steifen, mit getbfebernem ©^urjfell, grüner ©c^fegel- 
^aube, fc^marjen ^ie^ofen, rocigen ©trumpfen unb ©c^naßenf^u^en 
üom |)immeljc^äffler^) au« burc^ bie ©tragen jogen. ^ntx^t ging 
e« t)on je^er jur SRefibenj, wo früher jmei (Sefeüen beim SReifantreibcn 
ben Saft jur 9Wufif fc^Iugen, inbeg bie übrigen in fünfttic^ öer^ 
fc^tungencn ®ogen unb Sauben ben großen Siebter tanjten. üDann 
marb üom SReiffc^roingcr ber blauweig bematte ^anbreif mit einem 
ober ein paar ®läfem ooü SRot^meiu, oI|ne einen Jropfen ju oer- 
fc^ütten, mit größter ®efd)i(fli(^!eit bei immer fc^neUerem Jafte um 
^aupt unb unter SIrmen unb güßen burc^gefc^njungcn unb enblic^ 
bie ®efunb^eit ber ^öt^ften unb I)o^en ^errfcftaften au«gebracf)t. ©ofort 
gel^t e« üor bie Käufer ber ©roßbräuer unb anberer 5Wei(^en. ©eit 
ber 5Weugrünbung be« beutfc^en 5Reic^e« bitben fie jum ©c^tuffe unter 
3ufammenfteüung ber Steife bie S'aiferlrone mit bem golbenen 9tei(^d= 
apfel.^) 

3)ie 3ii"f^^ ""^ (Silben ber ^anbmerfer mit itjren 9tec^töformeln 
unb ©räucfien pnb au« bem bcutfc^en Reiben t^um ^erau«gen?a(^fen. 
ÜWit ben 3ulfcf)mäufen unb Opferfeften fingen i^re Sänjettage 
5ufammen; furj bie ®emerfc fmb urgermanifcfi unb eben barum 
bie Iräger oorc^riftlic^er Uebungen. 3)aju gehörte öor allem bic 
gigur ber ®reb( in ber ©utteu ober ba« '^Jeftroeiblein. S)er 
©c^äfflertanj lägt fid^ in 3)?ünc^en feit 1463 nac^meifen, bie ®rebl 
fam 1802 jum (efetenmat in 23orfc^ein; nämlic^ ein Suftigmac^er, 
bie oier 2l§ au« ber Äarte auf ben oierlrämpigen $ut gefterft, trug 
eine Slltmeiberpuppe in ber SBeinbutte am SKüden, baju eine lange 
2Burft, um ba« SSoIf ju neden. Jrommctn unb pfeifen erfiangcn 
5ur 3)JeIobic, welcfie bic 9Wenge mitfang. Sin ©auernmeib fofltc 
nad^ ber ^eft fic^ juerft mit ßiern in bie ©tabt gewagt ^aben. 35ie 

1) 3unftgefetten bom {Himmelreich in ^5lu. 6nnen 11, 674. 

2) 9)öL Dr. C>^ac. ^oüanb, 51. Mg. 3. 9. gfebr. 1879 u. f. 



33. £fr ßd^äfftertonj utib feine SSerbreitung. 87 

9iicfin ®rib^ ober fdimarjc ©rcte, 8ofi'« Zoäjkv ma^nt an bic 
Jobe^flbttin :pel. Die Oberpfafa lennt fie al« bbfe ®rebt. ®ie 
^at aWac^t über bie Unterttjett unb fül|rt barum ien ©tab , bcn fie 
X^or entlehnt; i^r ©o^n SBibar aber ift ber ®ott ber ©iebergeburt. 
3l(« ^eerbeigbttin ^eißt fie l^itlig^e ober ©ünte ©raite. 35ie ©utte 
fqmbotiftrt in ber ®pra^e ber ©riechen ben SB^t^o« ober Slbgrunb. 
3m ©andirit ^eißt ^ut bie $öüe, griec^ifd) ßovTog ber ©arg. 
Der ®eift bc« ©cf|(oBt^rannen wirb in eine Sutte ^ineinbefcfimoren 
unb in bie ^unb^ftinge geworfen, (^anjer 382.) ©o bie Mt. 
Die furchtbare ®ribf| ift in bie jümenbe 2Wargaret mit bem Drachen 
aufgegangen, ba fie al^ 5Wot^^elferin ben gebänbigten Sinbwurm, ben 
Jröger ber ^eft, mit fic^ füfjrt. 

2}or Stiitn, ja bi« jum Slnfang biefe« Oa^r^unbert« ging au(^ 
in 2^515 ber ©cf|äff(ertanj t)or ficb; mein 3Sater war af« ^abe 
felber einer ber ©d)tt)egeler. 1861 würbe berfetbe öorüberge^enb er- 
neuert. 3m 3al)re 1886, wo bie ÜKünc^ener 483 mal tanjten, foüte 
ba« ©piel auc^ in gronten^aufen aufgefrifd)t werben. 6« ift 
wieber in aufnähme, benn jutreffenb tefen wir au« üWürnberg: 
„am 25. 3uU wirb ber ^iefige ®üttner^®e^ilfent)erein auf bem ßi^wen^ 
bräufeüer bie SBeifje feiner neuen gal)ne üorne^men, unb bamit 
gleichzeitig bie 3luffü^rung be« oor fieben Satiren an ber ©ebanfeier 
zum legten SKak aufgeführten alt^iftorifc^en Steif- ober ©üttnertanje« 
oerbinben. 5lm üWontag ben 26. 3uti wirb biefer 9teiftanj, ä^ntic^ 
wie in ÜWün^en, bei ben ©pifeen ber ©e^brben unb ben ©rau^erren 
^iefiger ©tabt jur 2lup^rung gelangen. 3"^ gefte felbft ^aben 
bereit« oerfc^iebene auswärtige ©c^äffleroereine (3Wünc^en, Srtangen, 
3ln«bac^, gürt^ 2C.) i^r ©rfc^eincn jugefagt." 

Die bat)erifc^en 9?a(^ricf)ten über biefen Janj reichen bi« 1350 
Zurücf, wo ber fcf)warje Job feinen Umjug ^ielt unb ein Drittel 
ber ganjen 9Wenf(^^eit fjingerafft würbe. — 5Jiac^ bem testen $oc^ auf 
bic f)auptftabt beenbcte 1886 ber 3Sorfprecf|er auf ber Verberge ba« 
©picf mit ben ©orten: „Wltin ©pruc^ ift gemacf|t, mein 3?eif ijat 
gefragt." Dabei würben bie 9?eife jcrbrocfien unb ber Janj war au«. 

3n ftlofterneuburg finbet nocfi am gefte be« ^I. Seopotb 
(15. 5Wot)ember) ba« gaßetrutfc^en ftatt, wobei beibc ®ef(^Iecf|ter 
abt^eilung«weife auf Soften iijxcx ®ewänber oon ber ^b^e eine« 



88 38. 2)eY 6(^dffteTtang unb feine S3eTbTeitun(<. 

foloffafcn gaffe« ^crabrutft^cn, bi« mit fmfcnbcr 5Wa(^t bic fc^wanfcnben 
©eftalten bcn ^cimrocg fuc^en. S)a« gcft !5nntc leitet au« ber 3"* ber 
crftcn änpf lan jung ber SReben an ber blauen !Donau ^errü^rcn. 

®ie man noc^ im ÜKorgentanbe ben S35ein unb anberc Slüffig- 
feiten, ido nic^t in S^onfrüge, einfach in au«gepi(^te 2:^terf(^täud|e 
faßt, fo »erfuhren auc^ bie 3taIioten. gäffer in unfcrem @innc ober 
Tonnen üon $olj (ernten bie ätten erft am guße ber at})en fenncn, 
unb ©trabo V. 1, 12 fd^itbert mit Staunen ben Umfang f öftrer 
SBeinfäffer, groß tüie ein $au«. !©a« 3Bort tunna, tonna fömmt 
na(^ S)u Sauge mcrtmürbig juerft im geben ber ^eiligen öor unb 
bürfte angeljäc^fifc^ fein. Äeine^fall« ^at ber <Sc^äfflertanj in ben 
©übtänbem feinen Urfprung genommen, bie aWufif ^at fic^ ju ben 
norbif(^en Barbaren vererbt. 

!Die beutfc^e dieformation I)at, roit bie franjbftfc^e 9iet)o(ution, 
ben mittelalterlichen Äirc^en- unb 35olf«gebräu(^en unftreitig äbbruc^ 
getrau, ©leic^wo^t tanjten bie ^fer ober ©üttner in tJranffurt 
fogar auf bem jugcfrorenen üWaine fort, unb ^ier in ber faiferli^en 
SBa^l^ unb ^önung«ftabt xomht andf bie ^eft at« alte« SBeib in 
ben ©runnen geworfen. Sil« SKarie Slntoinette am 5. ÜWai 1772 
JU greiburg im ©reiögau üon ben bfterreid^ifc^en ßanben äbfc^ieb 
nal)m, Ratten unter anbem i^r ju lieb üeranftalteten ^tlic^feiten 
au(^ bie tüfer bie 6^re, in althergebrachter leichter Äteibung unter 
ber 3unftftt^ne i^ren 5Reigen aufjufü^ren. S« »ar leiber für bie 
Joc^ter 3Waria Il^erefia« ein üorbilbtic^er Sobtentanj! ©aß ber Äur* 
fürft unb Crjfauiter oon SMainj, ber lefete (Srjbifc^of giJrft !Da^ 
berg 1801, bann Sbnig griebric^ SBil^elm III. unb bie um 
öergeßtic^e Königin Souife 1804, enblic^ felbft 5Wapoleon jum 
©c^luffe be« ÜKonarc^en^Songreffe« 1808 in Srfurt bie ©ftttic^er t)or 
fic^ tanjen fa^en, n)o te^terer i^nen 100 golbene 9lapoleon befc^eerte, 
fc^reibt ßonftantin Se^er in feiner ©tabtc^ronü. 8lu(^ ju Stxb^t, 
3ittau, ©effau, |)alte, ©re«Iau unb 5)anjig mar ber Süttner^ 
tanj e^ebem hergebracht. 3n Sauden tam er nac^ juf&Uiger 
ÜKelbung öon einem babei erfolgten ^au^einfturje fc^on 1412 jur 
Slup^rung. 3n ©aljburg hielten früher bie ©c^äffler ebenfalls 
alle fieben Oa^re i^ren 3ii^fttanj mit großer geierlic^feit. 

Slm jä^eften ^aben bie uraltnationalen @itten unb ^äuc^e fic^ 



84. StettaufenbiA^ige 92elobte bex (Stebl in bet Butten. 89 

aDcrbing^ in äftba^crn ermatten. 5Wic^t nur bic ^auptftabt, fonbem 
auc^ 3ßarftflc(fcn ^ictten am $crlontmcn fcft fo 5)icffcn am Simmer* 
®cc, »0 bi« 1800 ber ^ottinöcr <S(^äffIer bcn 9icif fdjwanfl, alle 
@cfeflen in rotliem ©am« mit grünem Slufft^fag unb ©c^fcget^auben 
aufjogen unb bie ^n\d)antt na6) ber ÜÄuft!:- „®rebet in ber Suttcn" 
fangen. 

34. 8tcriattfenbja^rige 9IrIobie ber ®rebl in ber feuiitn. 

gaffen wir bie ^eft alö ben minterlic^en Zoi, fo ergibt fic^ ba« 
Slaturfeft im grü^ja^re üon fclbft, wo ber ©ürgcr fi(^ wieber au« 
ben $ütten unb Käufern wagte unb ein neue« ßcben begann. ^af)x- 
fc^einlic^ würbe ber itobtentan; ober beffer ^^Iing«tan} nac^ bem 
Eingänge be« ©inter«, be« alten lobe«, mit ber üWetobie (Srebt in 
ber ©utten einft in ben Streben getanjt. Sifc^öfe unb ©^noben 
Ratten SKüIie, ben !Deutfc^en ben Sirdientanj abjugewö^nen. 85on 
ba au« verbreitete fic^ bie 9Kufi! unter ba« 33oIf, ba« wo^t ein 
^Dufeenb neue Jejte unterlegte. !Der SR^^t^mu« war urfprünglic^ 
weit tangfamer unb frieblic^cr, jcftt ^örcn ficfi mobeme 2(nf länge 
^erau«. Om 9teIigion«gebiete ge^t nic^t« unter, e« wec^fefn nur bic 
Slamen unb ^erfonen, unb au« SRctigion beging man urfprünglic^ 
bie ^tfpiele unb noc^ erhaltenen 3u"fttä"J^f welche überhaupt 
nic^t abfommen foüten. ©ie ÜKelobie be« ©cf)äfflertanje« ift auc^ 
in ^oUanb be!annt, ja wa« fagen wir, fie ift biefelbe bei ber 
^roceffion ber fpringenben ^eiligen in däfttxnaä). Ob bie neue 
©angweife auc^ baju ftimmt, weiß ic^ nic^t, iebenfaü« ^at ber Ztjct 
nic^t« oorau« unb lautet: 

vdind, atoei, btei, l^tie elei, 

gfÜT ben l^eiligen Sätet unb feine SRatei.'' 

iWun ^öre man aber unb ftaune! 

ai« ber ©(^reiber biefer ^tiltn im SKai 1874 üon Bologna 
nac^ {Raöenna fu^r, war auc^ ein ©änger jur Untergattung 
ber ©a^ngäfte jugetaffen, ber feinen prächtigen ©ar^ton ju ®eige 
unb lanjbewegung ertbnen ließ. !Da« Sieb war mir ja au« ber 
|)eimat^ belannt? richtig, e« Mang mir bie „®rebt in ber Sutten" 
in bie Oftren. An ber weiteren Saftnftation ©an ©enebetto öor 
goretto faßen ein paar Stalicner unb pfiffen biefelbe ÜWelobie. 3a 



90 34. SicrtQufcnbia^tiQc Tldobit bct ®tcbl in bct g3uttcn. 

ate id| lüicbcr afiatijd)cn ©oben betrat unb in !J^ru« ben arab- 
i^t^en ®otte«bienft bcfuc^te, mel^e Ueberrafc^ung, jum ©c^tuffc ber 
2lbenbanbad)t bcnictben ßontuö 5u tJcmc^niai, »oju ber "^ricftcr öom 
9l(tare au« ben Jaft gab. 9luf meine grage erfuhr ic^, biefe 3Kufif 
fei in 9iom ja ^ergebrad)t. ®eit wie lange? 5)o(^ n?ir ftnb not^ 
nic^t ju ßnbe. 3tm ©uccot^ ober ^üttenfefte ^ur ^^it ber ffieim 
Ie{e tt)urben im alten 3er u ja lern ^dtt unb Sauben mit ©ejroeig 
mic im SCBeinberge, im freien unb fetbft auf ben ^au^bäc^em er- 
ridjtet. S)ie ^auptluftbarfeit aber ging am 2:empelbrunnen oor fi(^. 
©ereit« 5Jie^cmiaö VIII, 15 f. befd^reibt bie geier unb füört \it bi« 
auf 3ofua jurüd. üDod) bie Araber begel}en i^r 9lfc^ura obcrOftober^ 
feft mit 3iii^üdbcjict)ung bi« auf 5Woa^, ber ben erften ©cinftocf mit 
ber ©urjct auö bem ^^Jarabiefe anpftanste. 3lm legten gefttag, »etc^er 
ber feierlid)fte mar (3o^. VII, 37), jog bie 9?erfammtung fiebcnmal 
um htn get^aftar; mit erhobenen 2Kaien, 5!J?t)rt^en unb ©ciben- 
jmeigen. Jrüt) SKorgcn« ging e«, mie aüe ac^t Jage, noc^mal ^^ur 
Quelle @i(oa unb fofort nac^ bem Stempel, n?o ber ^riefter au« 
golbenen unb fitbernen ©efäffcn SBaffer in ©ein goß unb umgefe^rt. 
35a«fe(be 3Baff ertragen fanb in 2l)ru« unb ^ierapotiö ftatt, unb 
ba« 35oft gog e« in güöe au« bem Sempelbrunncn, um fqmboltft^ 
fic^ reichen 3al)re«regen« ,^u üerfic^ern. 3wwt guten @nbe aber be- 
gannen bie 3)Zänner, Greife mie SReligiofen nic^t au«gefc^toffen, unter 
bem glötenfpiet ber ßeoiten im SJor^of einen funftreic^en 
Jadettanj. 3n ben üorange^enben fieben 5Wäc^ten marb auc^ öor 
ben Käufern getanjt, njobei greubenlieber mitgefungen mürben. 
5)ie 3D?cIobie aber (autete mic bei unferem ©(^äfffertanje mit fpätcr 
unterft^obenem lejte: @reb( in ber ©utten. ®o blieb ber ©^na- 
gogengefang befte^en, bi« SD?enbet«fo^n i^n burc^ neuere ßompo* 
fitionen oerbrängte. 

• 5Weun Sage mährte ba« jübifc^e, aber auc^ ba« fpartanif(^c 
|)üttenfeft, mie bie ^erbftüc^en Sleufinien mit ber Siac^feier, 
mobei 3rftf(^irmc in ^roceffion getragen mürben, unb ber Sßaffer^ 
unb ffieinguß am Srunnen ßaüic^oro« ftattfanb. 3""^ ©(^luffe 
mürbe ber SBeinfpenber unb ®ott ber 3"^"f* 2)iont)fo« 3ac(^o« 
mit 3audi5en auf ben ®d|ultern nad) Sitten gurüdgetragen. ffiic 
3auc^jen mit 3acc^u« ^ängt unfer 3u! 3u! mit bem orien- 



35. ^ct altflermaiüfd^c Sd^toctttoni. 91 

talifdicn gr^ut^cnrufc 3a^u jufammcn. 3)cr SRuf tönt fc^on 
au« bcr 3Sorjcit t)or 4000 Oa^rcn au« ß^atbäa unb Onbicu herüber, 
wo bcr 8cben«fpcnbcr 3ao gcpricfcn tpurbc, uub tt)icbcrI)oIt fic^ im 
9ric(^if(^eu Jo evoe, tt)ic uoc^ ^eutc im 3a{|U (o ^crr) bcr cut^ücftcu 
1)crtt)if(^c. "Sind) bcr SBaia^o, bcr fo tpcnig beim ©c^äfffcrtanj 
al« SWcfegcr-Srunncnfprung fcl^ft, fü^rt auf /Jax^/cf^w, bcn Suftig^ 
matter am 8acl|u«fcftc jurüd. 5Wcun Jage baucrtc unter ®cfang 
unb lans ba« gcft bcr inbifc^cn 3)ra(^cnfämpfcrin 3)urga um bic 
3cit Don ®corgi unb 5Kid|acIi, njorauf i^r ®ilb in bcn ©angc« 
geworfen warb, wie bic ffiinjer in gtanfen mit bem fficinpatron 
Urban ocrfa{|ren. Sllfo ftogcn wir auf unfcrer weftumfaffcnbcn 
9D?^tI)cnfa^rt auf ba« (Sbcnbitb bcr ®rib^, ®rctc ober ÜWargareta 
nod) am fernen ÖJange«. 

2ln bcr ajfofcf fommt in bcr gaften ein fog. ^üttenfeft oor. 
So fammcitc man ein 5WalbcrgwcicI| u. a. ®tro^ unb 9tcifig, baute 
eine §ütte baoon unb jünbetc fic unter bem Stufe an: ^©ic 33urg 
brennt!" 5Run ging c« jum Jonjc {jcrum, wobei bcr SBinbjug wa^r=^ 
genommen warb. S33a« fagen wir! "änij beim Saub^üttcnfcftc im 
3c^ooatempct, wo bic ganjc ffioc^e ein gacfcitanj nebft ^rocefpon 
oor fic^ ging, unb bic J^cifnc^mcr bic brcnnenbcn gcidcln in bic 
8uft warfen, na^m man ou« bcr 9tic^tung bc« Stauche« ein SSor- 
jeic^cn für bcn folgcnben 3o^rc«rcgen. 

35. 2)cr altgermanifi^e Si^werttan). 

©ci bcn a(ten 3)cutfc^cn I)aben fcf|on aü' bic 3ünftc bcftanbcn, 
jonft wäre ni(^t ba« ^cibcnt^um bamit oerquidt: ©c^neiber mit bem 
©odopfcr :c., ©c^äffter, ü)Jcfegcr, ©c^wcrtfcgcr mit bcn bffenttit^cn 
Spielen. SSom SBaffcntanj beriditet SEacitu«, Germ. 24: „Oünglingc 
fpringen na(^ Slblcgung bcr Älcibcr jum 3^itt)crtreibe tonjenb jwifc^cn 
aufgeftedtcn ©c^wertern unb ©piegen." 3ünglinge, nic^t ©rwac^fene, 
juvenes, nic^t adolescentes führten bcn germanifc^cn ©c^werttanj 
auf jur Rurjwcil, unb jwar in ^cmbärmcln (armalausi?); oI)nc 
Obcrffcib, mantcUo«, affo nudi traten fic cap. 6 auc^ in bcn ffampf. 
©ic jüdtcn ©(^werter ober grameen, aU ob fic in'« ®cfec^t fid) 
ftürjten, unb tummelten fic^ ^erum.^) 

1) agf. tumbian = saltare. legernf. ®(offe au Aen. VIII, 285. 



92 35. ®er oltfletmontft^e ©d^toerttona. 

SBoffcntän^c f(^rcibcn fic^ fc^on ou« öorgcft^lclitliclicr ^tH f^tt, 
unb finb ja noc^ bei bcn ©üben im ©c^tpangc. ©o tanjcn bic 
Äurctcn unb Äor^bontcn, ©t^micbc am frctifclien 3ba, Äricg^ 
lärm öoüfü^rcnb um bic ©icgc be« ^tM ober ju beffcn ®cburt«fcjt. 
^alla« ät^cne, bic Ärieg^gbttin fctbcr fott jur ©icgc^fcicr über bic 
®iganten in ©äffen gctanijt unb bcn Scfttanj on bcn ^onat^cnäen 
gcftiftct ^abcn. ©er ^prr^icftifc^c lanj t)on ^optiten in ooBcr 
9Jüftung leitete fic^ baoon ab, unb beftc^t unter bem Flamen JRomaifo 
noc^ fort, ©ie ^riefter ber ©cllona (Bellonarii) ooBfü^rten 
i^ren ^icg^tan^, wobei [it \xi^ noi^ blutig rieten, ©efannter finb 
bic ©atier, cine^ ber brei rbmifc^en ^ricftcrcoßcgicn; nat^ 3o^. ß^bu* 
in ber ^a^ ber ÜWonate, at« jmölf Oünglingc au6 pratricifc^em @c* 
fc^Iec^t crlefen, tanjtcn fie unter i^rem ^Jräful b. ff. SSortänjcr bei 
Seginn be« rbmifc^en 3a^re« um bcn 3I(tar bc^ 5War«. ©ic trugen 
unb fc^lugen babei jwölf ©c^ilbc, bereu elf SWuma burc^ SWamuriu« 
ju bem oom ^immet gefaüencn Ancile fertigen liefe, um bcn toa^ren 
geheim ju polten, t)on beffcn Sewa^rung ber gortbeftanb beö {Reiche« 
abging. (5^ ma^nt an bic Parabel oon bcn brei 5Ringen. 

Unter bcn $R5mem erfangten bic gcc^tcrfpiclc am JJorum foft^c 
äiufna^mc, bag SSitruo bic Srmeitcrung ber ©äulenabftänbe bamit 
begrünbet, weil alle« SSolf juft^aucn »olle. 3lber biefe ©piele maren 
blutiger 3lrt, gewiffermaffcn ftelloertretcnb für bic Eingabe be« Seben«. 
äWan wollte auc^ 33erftorbene bamit fü^ncn, bafe ®labiatoren=» 
fämpfe am ©c^citer^aufen ftattfanben. Sl« unblutige, aber al« 
friegerifc^c Uebungen erfc^cinen bic ffiaffcnfpiele bei bcn ©ermanen. 

©cn ©c^werttanj in Oberfteiermarf ^at ©(^loffar bcfcbricben. 
3n ©übbö^men ^at berfclbc gerobe an ber äufeerften ©renjc gegen 
flaüifc^e« ©cbiet fic^ erhalten in JRofcnt^at, ^albcr^rcit^ , Öber^ 
unb Untcr^aib unb 3^ttlcr«rcit^ , Ja faft in iebem J)orf jwifc^cn 
fta^jlift unb $Rofenberg; er warb nur in ber gaftnac^t aufgeführt, 
jum lefetenmal 1881.^) 



tamara = Salii. 3obocud äDiQic^ 1551. comment. )ur (Germania c. 32 
nennt eyn schuuerdtanz — choream gladiatoriam. IDtüUenl^off : Ueber bctt 
©d^toerttana. SBexl. 1871. 

1) SBfil. 5Wüllenl)off, 3)fx ©d^toetttanj. SBcrltn 1871. %mmam, 
3Witti. b. a)et. f. (SJcfdft. b. 3)cutfd6cn in JBö^mcn XXVI, 36 f. 



86. ®ct oltgctmoitifdie ©d^toetttaita. 93 

aWit bcn ©cutfc^cn ftcl^cn bic ^crfcr in näc^ftcr SSertüonbtfc^oft 
unb ^abcn at« ©tauten noc^ ben ©c^mcrtcrtani^ in Ucbung. 3ä^rli(^ 
am SScrfb^nung^tagc , 3om äfc^ura, fic^t man in Äairo bei ^cßcm 
$acfe({(^ein ttxoa fänf jig meigbärtige 3mame mit fc^iparjen ftegelmfi^en 
unb langen ^aftanen auf)ie^en, jebet ^at eine ?jadtl in ber Sinfen, unb 
fc^Iägt mit ber {Rechten unter bem SRufe: „^uffein! ^affan!" fic^ bie 
©ruft. 3n ber äWitte reiten al« 5Rcpräfentanten biefer beiben ®5^ne 
au« jmei finaben in fc^marjen Jalaren bie mit fc^arfen üKeffem 
taftmägig fn^ bie ©time ri^en, bag i^r ©lut ba« ®ett)anb be^ 
fpriftt. SBieber folgt ein 5Ro6 mit 5Rüftung unb ba^intcr an at^tjig 
©(^»ertträger in »eigen 9Bäntetn, meiere fofort einen Srei« bilben 
unb unter obigem 3"^"! ^^ 3mamc ftc^ bie ©tirne öermunben, 
bafe ba« ®Iut in ©trbmen fliegt, ©en ©(^tug bilben je^n ganatlfer, 
»elc^e ben JRüden mit Letten fc^lagen. üßanc^e biefer ^eiligen fterben 
an i^ren ©unben. (Sin |)amrteIopfer in ber üßofc^ee beenbet bie 
geierlic^feit, miäft tt)ie bie ®Iabiatorenfämpfc ben S^arafter ber 
©fi^ne an fic^ trägt. 

3Eenop^on, ß^rop. VI, i ft^itbert ben ffiaffentan) ber I^rajier 
nac^ i^en üßac^tma^len. 3^r ©tammoater, bib(if(^ 2:^ira«. ma^nt 
an ben beutfc^en Ärieg^gott, beffen 9?une, ba« Sreu}, auf Xt)x 
unb Sar bejüglit^, no(^ auf ©cl|tt)ertem unb SUtefferfUngen , fott)ie 
al« 3:^or« SWarte im $Rennt^ieraIter am Jammer fic^ finbet. liu 
(Jiöiöfo) ift ber göttliche ©a^«not ober ©(^mertgenog. ®ot^. 
sviglön, fcftmegetn, ftimmt ju avXeiv, ber ©c^megelbalg überfefet 
xC^navov unb biente jur uralten Janj- unb Srieg^mufit ©er 
©affenfegen befte^t in ber altnorbifc^en ©c^mertmei^e unter jmei^ 
maliger Anrufung be« ©c^tac^tcngottc« 2:^r. 6« mar eine ^am^jfe^ 
Übung, gleic^fam ein 9Sorfpiet ber ©c^lac^t, ein fü^neö unb jugteid) 
gefährliche« ©piel, ein unüeräugerlic^e« Srbgut ber inbogermanifc^en 
9'lationen. 

©ie lanjbefc^reibung in ©c^meben 1555 fü^rt äWüBenl^off 
121 f. au« Otao be« (Srogen ©efc^ic^te mit tl^eilweife Jaciteifc^en 
Äuöbrücfen an (Genn. 24); framea fte^t wie in ber SSulgata für 
gladius. ©alter ©cott beft^reibt im Slnfc^lug baran einen ©c^wert^ 
tanj ber ©^etfänber in ber alten 3uljeit. !Der äWafter ©t. ®eorg 
tanjt unb rü^mt fu^ bann feiner ^elbent^aten in allen Säubern, 



94 35. ^et oltgermonifd^c Sd^lüetttün^. 

^ic{|t fein ©c^iücrt unb ftcüt feine fcc^« Kämpen ober ©rüber üor 
at« 3afob oon Spanien, J)ion^ö üon gronfreic^, !Daüib öon ®alc^, 
^atricf üon 3r(anb, 3lnbrea« üon ©c^ottfonb unb Slntoniu« uon 
Italien, alle finb in meinen ^emben. Die Slngclfac^fen unb ^ior- 
mannen bewahrten ben urgermanifc^cn Saffcntanj am trcueftcn. 
!Der S'iort^umbrifc^e San^ fc^ließt fid| an ben fcftmebifc^en mit 
einigen ätbiucic^ungen an. 3n ben Sergwerf^^Siftrittcn üerfammeln 
]xä) jur e^riftma^ bie ©c^merttänjer na(^ S^ftfitte, Bergleute in 
Gruppen ju fünfjc^n, ade in weißen Ober^emben, jeber ben ^ut 
gefc^müdt, ben 35cgen in bcr ^anb. ^mi Surfc^e im befonberen 
Slnjug feigen Jonn^ unb ©eff^; jener ift in eine I^ierljaut gepiü 
unb fpric^t ben Prolog, nic^t minber grotc^f tritt ©effl) üor. ®n 
giebler fpieft auf, ein gcuermerfer fc^ießt (o«. Die Sänjer galten 
ba« Sc^mert in ber ?uft, ergreifen bie ©pigc unb biegen fie im 
©ogen, ober binben bie klingen iuie jum Ö^efec^te 3ufammen unb 
bitben bie Bigur beö gricc^ifdien Äreujeö. ßiner trägt fie bann in 
bie Witit be« Sreifc« unb bie anbem fpringen unbewaffnet l^erum, 
fc^tieglic^ äiet)t jeber fein Sdjwert jurüct. UnwiÜlürlic^ marb in 
3)orff^ire ©eßt) getbbtet, inbem bie Sänger ba« ©edj^ed ober bie 
$Rofe mit ben ©c^ttjertcrn machten, im ^arjcr Spiel gefc^a^ c« 
©c^nortifon, nac^bem oier Sönige il)re ed}iüertcr gcfrcujt unb er barauf 
gefc^ritten mar. 3m ^erbfte tanjen bie Sanbicute in ?)orff^ire ben 
SRiefentanj, mobei ©oban unb grigg auftreten unb jmei Sc^mertcr 
um ben $al^ eine« Knaben gefc^mungen werben, oljnc i^n ju 
oerlefeen. 

3n Dietmarfen fömmt 1600 ber Jrtjmmcfenban^ in &:= 
Warnung, nic^t Jrommcltan^, fonbern oon trimmen, englifc^ trim, 
fic^ jieren in SD^ienen unb ©ebärben jum ®d)ein!ampf. Da« Stivd)-- 
fpiel ®üfum mar bie ^flan^fdiufe baoon. Sefonber« fünfttic^ mar, 
ba§ fie, eine SRofe bilbenb, i^ren fog. ^bnig oon ber ßrbe aufgeben 
unb tragen fonnten. 35om @uertret)gen^2;reten am Saffelabenb 
unb ben babei fid) bcfe^benben ©c^miebe-, ®c^u{| unb ©ettcnfnec^ten 
ift juerft 1443 in Sraunfc^meig bie SRebe. 9lic^t über bem 
©c^ilb, fonbern auf gefreujten ©c^mertern mar ber 23ortänjer glei(^=^ 
fam jum Könige erhoben, unb ba« galt für ein 2Reifterftü(f. 3uftu« 
aSinlelmann fc^reibt 1G97 üon bem ©piele in Reffen, fo su ^er«* 



35. ^er oltgcrntünifd^e ©d^toerttoitg. 95 

fclb, tt)ic bic jungai Ocfcflcn in ttjcißcn ^cmben unter bcn fpifecn 
©(^njertcm unb ©picgcn unücrlc^t mit großer ®efcl|n)inbigfeit fic^ 
übcrfclilugen, mit ©dielten on ben Sniefc^eiben üerfeljcn; jur 
goftenjcit unb bei ^oc^jeiten xoax biefer Sanj hergebracht. 3m ©tift 
:pilbc«^eim finb ©c^ilbbäume nac^gewiefen , um jum SSJaffenfpict 
einjulaben, mie auc^ al« ©ignal, fid) auf ben Stiegßfug ju [teilen. 
Sei ©c^üftenfcften unb greifc^ießen, fowie alle fieben 3a^re jur Sr^ 
Öffnung ber Ärc^enfa^rt ging er üor [ic^. 

3m XV. unb XVI. 3a^r^unbert mar ber ©c^mcrttanj in 
I)eutfc^Ianb no(^ attgemein in Uebung, fo in ^eiti. Sic Sürger«^ 
f&^nc führten i^n jur gaftnac^t üor bem 5Rat^f)aufe auf unb cm^ 
pfingen bafür oom 5Rat^e ©etbbetröge. Sänge genug bauertc ber 
lanj }U SBeißcnftein bei SWarburg fort jur Erinnerung, ttjie bie 
©auern Don SBc^rba an ber §a^n il)n am guße ber alten 9taubt)efte 
eröffnet Ratten, um ben 9titter, ber i^n gerne fa^, ^erauöjuloden, 
ben 3Käb(^cnräuber ju erfc^Iagen unb bie 3^i"9^u^^9 J« jerftbren. 
(^fifter, ^ti. ®. 142.) !Die Jänjer trugen ®ürtel um bie ^cmbe 
unb §üte mit flattemben Jüt^ern, um bie Slrme meitere Sänber, 
unb belegten ficfi mit 33e^änbig!eit lü^n jmifc^en ©(^wertem unb 
©pießen ()erum, jur Scmunberung ber 3ufc^öuer. 6}elb, (Sier, ©pccf, 
»ratmürfte bilbeten ben 8o^n. (?t)n(fer, 154. 238 f.) 

§auptfäc^li(^ fc^eint bieg friegcrifcfte ©piel bei ben alten 
6I)atten hergebracht. 3n Raufen unb Reffen warb ber ©climert^ 
tanj am SÄaifeftc aufgeführt, ^n ©c^malfatben gefc^al^ bieg al^ 
jä^rlic^, fo 1576 öor bem gürften ®eorg ßrnft uon f)enneberg. 
5)a« Ic^temal, bei ber ^oc^jeit be^ ßrbprinjen Subwig VI, 1650 
bet^citigte ftc^ bie ©orfjugenb öon ßoüar näc^ft SWarburg; 16 bi« 
20 länjer mit btanfen ©c^roertern, gefc^mücften §üten in ^emb- 
ämicrn, bic tnic umfc^naüt, begannen ben ^ampf mit einem Sieb, 
unb ber gü^rer t^at ben ©pruc^.') 

3u Äöln erfolgte fc^on 1487 ba« SKanbat, nic^t „mit ben 
foerben off rc^ffen ju banden.'' ÜDer lanj war aücrbing« ni(^t immer 
gefa^rlo«; fo würbe }u 3ba bei ^Rotenburg ober ©ebra bei t5ulba 1571 
ein geexter erftod)cn. 3n SBalbed erging 1590 ba« 93erbot, am 

1) 3ol). 5}lüffer, i:eutf4e Äuaurgcfci^. 1857 6. 345. 



96 35 2)er altgetmonifd^e Sd^toetttait^. 

gaftnac^tötag, wie unter ben Reiben fotc^e« gefc^a^, fu^ in 
®äitottU unb onbercn länjcn ju üben, (ftur^e 440.) 

©ie ©(^u^fne.(^te ju granifurt enttoicfelten l^re ©cfc^iifc 
lic^fcit im ©c^iüerttanj am aibmcrberge unb liefen [xi) aufeerbcra 
„\>ox ®ro6en unb ©eringen fe^en," auc^ »o^I auf JJorffirt^mei^en, — 
babei öerHeibeten bie ©(^miebe unb üßefferer fic^ ate Sauern. 3""^ 
lefetenmal tanjten fie 1613 oor ben ättenburgifc^en ^errfc^aftcn. 
©ebalb «e^am [teilte 1532 bieg ^anbwerferfeft im Äupferftic^ bar. 
2lu(^ Seipjig, Slörblingen unb 2)infel«bü^I pflegten ben 
®c^tt)erttanj. 3)ie ÜWcffertänje ber ©c^wcrtfeger fanben ju Ulm 
unb Slttrnberg, unb traft faiferlidien ^rioileg« noc^ bi« 1782 in 
aO^ünt^en iebe« ac^te 3a^r ftatt. 

3n Ulm begingen 1551 ben lanj 24 f)anbn)erteburf(^en, ber 
gec^tmeifter [teilte ftc^ julefet über bie auf ben 3Bann in ber ÜRitte 
gelegten ©c^merter obenauf, ©tetten fc^reibt in bem 1788 er* 
fc^ienenen jn)eiten I^eil feiner „Äunft*, ®e»erb* unb ^onbtoerte* 
gef(^i(^te ber 5Reic^«[tabt Slug^burg'' p. 167: „®e»iffe ^ofefponen 
^aben au(^ i^re eigenen länje. ©o Ratten öor 3^^^^" ^^^ Älingen^ 
unb üßefferfd)miebe bie fog. ©c^merttfinje unb noc^ ^eut }u S^age 
ift bei ben ©c^efftern ber JReiftanj üblidi, ein Sontretanj, ber üon 
ben Oefeßen, fo oft einer t)on i^nen bie ÜWeifterret^te erhält, auf ber 
©trage t)or ben ffio^nungen obrigteitlic^er ^erfonen unb i^ren ftunben, 
naäf einer eigenen äWufif getanjt mirb.'' 

2)ie SÜJünc^cner SKefferfc^miebe gehörten auc^ fomeit ju ben oier 
prioilegirten SBruberfc^aften im ^t. römifclien SReic^, ba§ fte neben 
©ien, f)eibelberg unb ®afet aüe ^anbmerf^ftreitigteiten felbfi 
au^mac^en burften. ($oüanb, Slltb: ©ic^tl. 635.) ©ie ©tabt* 
fammerrec^nung oon 1537 entpit: „Hfl. jaflt ben üßefferft^mieben, 
fo ben ©c^merttauj gehalten, e^rung." 2)ie ^ofjottamt^rec^nung 
1561 ergibt: „9Ker bejalt SWeifter Georgen §off(6ufter, na^itm er 
t)or meinen gnäbigen güi^ften unb f)errn ein ©c^merttanj gehalten, 
oere^rung 12 fl. 

Ueberlingen ^at einen ©dimertfegertanj feit ber ?eft, tt)o gegen* 
über in äWeer^burg aüe auöftarben bi« auf 101, bie feitbem eine 
gefc^toffene ©cfcUfc^aft bilbeten, fo baß nie mel^r noc^ weniger fein 
foflten. Damit c^arafterifirt fic^ ber ©^loerttanj aU grü^Iingöfpiel. 



36. ©^tentona öot Äaifctn unb Äönigcn. 97 

36. @^retttatt) dor Hatfern unb ^iittigett. 

3m Icucrbonf unb g^rcnfpicgcl ftc^t ftaifcr SKaj I. auf einem 
©ebunb t)on 14 ©c^mcrtern, wie jum 2:riump^c. ©o crfc^iüang 
fic^ fonft bcr aSortänjer, wie mon j. So. bei fd)n)cbifc^en f)oc^jciten 
ben ©räutigam fd)Uc6Iic^ auf ben ©c^ultem jubetnb in bie $5^e 
^ält. (Jacit. bist. VI, 15.) 3n ®re«Iau galt e« bei bcr gin-- 
feftung griebric^« V. t)on ber ^falj aU ©b^mentönig unb ^crjog 
öon ©trieften, ben @d)n)crttanj aufjufü^ren. 2lm 23. gebruar 1620 
bielten 36 Sürfc^nermeifter unb ®efeüen in weißen SSIoufen, gro6- 
baufc^igen get^terärmetn mit Snie^ofenbönbern unb ©c^cflen an ben 
©einen, baju aufgefegten Sorbecrfräujen unter Jrommetn unb pfeifen 
i^ren Umjug, fc^toffen einen ffrei« unb fochten in Juffafen. Die 
©(^werter würben gefc^wungen, ge!reujt unb Dcrft^tungen, eine SRofe 
barau^ gcbitbet, man fprang barüber weg; fdilicßlic^ ftcüte fic^ einer 
auf ben ffnäuet. Dabei würbe wie beim ©ei^nac^t^- unb Drei- 
fdnig^fefte t)orgefproc^en , namenttic^ ;$u älnfang unb ©d)(ug be^ 
lanje« beflamirt. 

äuc^ bie ©c^weibnijer üerftanben fo ju tanjen. — 3« ^ermann- 
ftabt in Siebenbürgen nahmen bie Sürfc^ner bieg bei jeber ginfefeung 
eine« neuen ©adifengrafen al« &)xtnxti}t für bie ^Rettung eine« 
Vorgänger« aM ber lürfenfc^fac^t bei lafmatfc^ in Slnfpruc^. ©elbft 
nai) ber 3luf bebung ber 3ünfte 1848/49 würbe beim großen 93oIte= 
feft 1852 t)or Saifer S^^nj Sofep^ ber ©d)Werttanj im iungen 
SBalbe au^gefü^rt. 

Da« fc^on in ber Äelten- unb JRömerjcit berühmte fte^rifc^e 
ßifcn (noricus ensis) lub t)on je^er jum friebfic^cn wie friegerifc^en 
ffiaffenfpiefe ein. 3n ber ©tabt ©tet|er führten bie ÜKcfferer 1680 
in ©egenwart Äaifer Seopofb« ben ©diwerttanj auf; ebcnfo tanjen 
i^n bie ©aljfal^rer t)on ©tabt bei ßambac^. Die Umwohner oon 
(Sbenfee probucirten fi(^ bamit oor S^aifer S^^öu} 1833. Die 3ln^ 
fprai^e tautet öor Srj^erjog 3o^ann, ber bie Sluffc^reibung Der- 
anlagte:*) 

l) ed^toffor, Oeflertetd^ijc^e (Guttut« unb Siteratuibitbet 6. 175 f. 185. 
^tpp, Xeutfc^e SirUgion. 7 



98 86. (^tenionj bot Itaifetn unb Itömgen« 

2[d^ ttttt l^erein too^l alfo fefl, 

Unb gtfige faifetüd^e f>o4ett auf'd begt, 

«bfoitbcrlid^ — t^Ät ic^'d nid^t, 

S&r' id^ (ein ted^ter Obetfle^rer ntd^t. 

Oberfle^Tev bin id^ genannt, 

3cb füf)t' meine Aling' in beT redeten ^anb. 

Stritt 3w"öftou ^exein in ben grünen Äranj, 

SpicUeut mad^t auf jirm ©d^toettcttan^. 

3m ©atjlammcrgut führen bcn Sc^merttanj neun *^crfoncn 
ouf mit jtüci Pfeifern, einem S^ambour unb jmci gaft^ing«- 
narren; ber ©pruc^ tautet: 

SBit treten herein gon^ ebel unb beft, 

Unb grüben oQ' antoefenbe 3"f<^<iuet auf'd begt, 

(^rügten toir einen unb ben onbem nid^t, 

6o todren toit bie redeten ©d^toerttAn^er nid^t. 

2)te redeten Sd^toerttftnaer ftnb toii genannt, 

2Btt tragen baS Sd^ttJert in unferet ^anb. 

©pielmann mad^ ouf bcn redeten Sd^toerttan^. — 

3Äan tanjt 9fonbo, fpringt über bie ©öbel, formirt bie ©c^nerfc 
u. f. m. (®eb^art 464.) 

©ie Wappen be« iDürnberger ©afjwerfe« bei ^aüein 
bringen nod) ^eute ben ®d)roerttanj jur Slup^rung, wie fc^on 1586 
in ©egcnwart be« ßrjbifc^of^ ®eorg üon Suenburg, unb 1587 beim 
eintritt be^ neuen ßrjbijc^ofö ffiolf 3)ietric^ in ^aüein, femer 1631 
üor ^erjog Sltbrec^t in ^ofgaftein. 5Weun Jänjer, jioei Pfeifer, ein 
Srommtcr unb jmei ®c^alf«narren fpringen in bie 5Wunbe, jeber ben 
©äbet feine« 5Webenmanne« in Rauben ^attenb, unb formiren n?ie beim 
©c^äfftertanj bie ©e^nede, morau« ber äJortänjer unb einer na(^ 
bem anbern fic^ mieber ^erau^winben. 5)er böfe 8oti mengt al« 
^anöwurft mit ber ^ritfd)e fic^ ein, ber gaftnac^t«narr tritt mit 
feinen üeralteten ©prüc^en ^erüor: ein gemeinfame« SJiöat bilbet ben 
©c^Iuß. ®o gefc^a^ e« ju Sluffee 1808 ju ©^ren be« Srj^erjog« 
3o^ann. Sia« Snappenfeft fällt in bieSBod)e nac^ bem läge be« 
©aljpatron« 5Rupertu«, unb nac^bem 20 bi« 24 i^re 8lrt ©c^mcrttanj 
auögefü^rt, merben bie (Sefa^ren be« Sergmann« in ©itbern bar- 
gefteüt. 

2lm 63cburt«^ unb 5Wamen«tag Sönig Subnjig« II., 24. 3luguft 
1884, begingen bie ba^erifc^en, in ber bfterreie^ifc^en ©aline 5)ürrcn== 



86. (i^tentonj bot ^ai\txn unb Itönigen. 9d 

bcrg öertrog^ntäßig l^ontirenbcti SÖtxifnappm bcn altl^erfömml^en 
ffiaffcnretgcn im änfe^Iug on bcn mupfalifclien ^ap^m^ixü^ ber 
©er(^tc«gabcncr knappen im SSor^of bcr bortigen {Rcfibcnj. — Sine 
art ®(^(a(^ttanj n)irb im gcogangt^ofc t)on ben ^ofjcrn mit 
gcf(^n)ungcnen Stcjrtcn au^gcfü^rt. S)en ©(^wcrttanj gu ^ allein 
begeben 16 Änappen mit einem 3Sovtänjer unb Sergeanten. 3n 
fiaufcn an ber ©al^ac^ beftunb er in attübfic^er gorm nod) 1806. 

On -Würnberg erhielten bie üKefferfc^miebe 1349 t)on 
ftart IV. für i^re Jreuc beim Slufru^r ber ^nn^t »iber bie 
ariftofratifc^e ©tabtüerfaffung baö 9ie(^t bc« ®cl|n)erttan}e«, unb 
i^eigten jic^ bamit 1350 unb 51 fetbft üor genanntem Äaifer. 3lm 
8. Ouni 1570 tanjten fie ebenfo t)or ÜWajrimilian II. ©ie 2lb^ 
bitbung jeigt Irommler unb Pfeifer nebft fecli« ©c^roerttänjem 
in weitem, einen in rot^em ffiam^. ÜDer Hintermann fagt ba« 
©c^toert be« SSorbermann« an ber fttinge, ber teftte trägt feine« über 
ber ©c^uftcr, mie bie 95orfteßung bei ben ©ietmarfen, in ©c^meben 
unb auf ©c^ottlanb am 33orabenb t)on SBei^nac^ten üorfbmmt. ®o 
ging ba« geexten auf erhobenen ©c^ilbern t)or bem SRat^^aufe anfangt 
atlc fieben 3a^re oor [xdf unb bauerte mit Unterbrechung biö 
1600; bie ^o^en Äoften traten i^m Sinl^alt. ©ie gcc^tfc^utc unb 
Umjüge bauerten jur ffurin)eile fort, ©ottjo^l in ber ^egnifeftabt 
wie in SKündicn btirfte ber ©dimerttanj wieber in aufnähme 
gelougen ! 

Unöorbenflic^er ffieftbrauc^ barf nic^t abfommen." ©eim SSt^ 
fuc^e be« Sjar ätejanbcr IIL im ffaufafu«, 5/17. Oftober 1888, 
öoßfü^rtcn bie (5^e»furen einen ©ditoertgang, au^gerüftet mit 
$elm, ©c^ilb unb ^anjer, worauf fogar ba« ^euj angebracht ift 
ba^er fte für 5WacI|fommen ber ffreu}fa{|rer gelten, ^anjer^emb, 
pä^lemc arm* unb ®einf(^ienen , unb gerabe ©c^roerter üerüoü^^ 
ftänbigen bie 9hlftung. 

37. 3)er Steiger $ 8runnenf|irung unb bie aiiifi^en 8u|i^onten. 

3ä^rU(^ ging in 2lttila unb auf ber 3nfet Jenebo« am 14. ®fi= 
rop^orion, b. i. in SWitte be« grü^ting^monat«, baö geft ber ©u- 
Päonien ober Oc^fenfc^fac^tung oor fic^. ^aufania« I. 28, 6 
melbet: „Unter bem attifdicn Könige Srec^t^eu« töbtete juerft Jauton, 

7* 



100 37. %tx We|Qett$itunnenfprung unb bte atttfd^en l9u))]^ometu 

öom Slcfcr ^cimtc^renb, am 2lltar be« ^tM SßoütM einen Oc^fen, 
lieg bic ajrt jurücf unb flo^ au« ber ©egenb. Die Mft tt)urbc fofort 
flcrictitUc^ freigefprodien, inbe§ noc^ jä^rtic^ oor ©cric^t gejogen.'' 
3)ie gamiUc ber ßentriaben ober Ireiber trieb bann einen Oc^fen 
^erbci, um i^n unöerwe^rt treffen }u laffen; fomie ba« S^ier jeboc^ 
üon ben gemeinten ©roben fraß, fc^lug ber Sut^pe e« mit bcm ©eile 
nieber, ein anberer ^og i^m bie $aut ab, bie 35etri ober SJorJc^neiber 
aber fd|Iad)tetcn unb jert^eilten e« jum üMa^Ie. Jungfrauen trugen 
©äff er, um ba« ®eit unb ÜÄeffcr ju fc^ärfen, morauf aüe indge^ 
fammt com gfeifc^e foftctcn, bic ^aut aber au^ftopften unb ben 
figürlichen 2l(ferftier micber an ben 'JJpug fteflten. Sr, ber ®e^ilfe 
bc« aWenfc^en, mar crfc^tagen ; aber nur meil er baö Opfer be« ^tn^ 
üom Slltar gefreffen. Sier ®ct|täc^ter fc^ob bie TOorbfc^uIb auf bie ©affer= 
trägerinen unb entflog, biefc gaben bem ©eit unb äWeffer bie ©c^ulb, 
worauf bie ^crfonen aüe freigefproc^cn, bie ©c^Iac^troerfjeuge jcbocfi 
in'« üKecr geworfen mürben. S3u}t)ge«, ber Oc^fenanjot^er, mußte 
nac^ ^orp^^riu« II, 29 auf - jene« erfte ?atcntat ^in nac^ Äreta 
Pesten. Umgc!el}rt mar ba« ©efc^lcc^t ber Jauloniben üon bo 
eingemanbcrt. Jaulo«, Üauro« ^ieß ber fretifc^c ©tiergott, ber 
©tiermenfc^ ober aWinotaur. Sc^on baß Jaulo« ober Stalo« auc^ 
in ©arbinien Cpfcr empfing, bor 3nfel be« §eratle« ®arbon, beutet 
auf p^bnicifc^en Urfprung be« Opferfefte«, mie benn ^olieu«, ber 
„Stabtgott," baßfelbe mie ber t^rif^c ü)iclfart ^eißt. (5« ift «aal, 
ber ,r§err," bem ju (S^ren bie ^riefter ber alten ffielt am ®onnen= 
feft im grüt)ia^r, at« ber ^immcl«gott im S>^idjcn be« ©tier« meilte, 
feit 2470 D. S^r., ba« bejüglidie Opfer fc^lac^tcten unb bem 35oIfe 
bie Siffen preisgaben. 

Da« ©c^lac^ten mar urjprünglid) eine priefterlic^e f)anbtung 
unb au« ^otifey, bem Oberfc^läditer ober Opfermeiftcr oermanbt 
mit carnifex,^) ^at fic^ ^ontifej gcbilbet. Der ©c^Iäc^ter bringt 
ein ©lutopfer, unb fo burftc mä^renb be« ffiüftenjuge« ber Sfra- 
eliten nur am ©tanbort ber fflunbe«tabe, nac^ äg^ptifc^er SBeife, 
gcfc^äc^tet merben. ©diredlic^ flingcn bie Drohungen 8et)it. XVII: 

1) 93on oq^diTO), oqrd^o)] facio ^ai toit^co, t^un, obll^uit, burd^t^un, 
utfptünglici^ bie SBebeutung tobten. SQßie Unflorn, SWongoIen, ßontetne u. f. tt). 
l^Qt «pontifcj bod übetflüfliße 9L 



87. 2^et 5Wej^öet*IBniitnciif|)tun(i unb bie attifd^en 93m)^onien. 101 

„ffielc^cr Ofraclit einen Oc^fen, 8amm ober 3i^9c '^^ ober außer 
bem Sager fc^Iac^tet, unb fetbc nit^t Dor bie J^üre be« 3^'*^ ^^^ 
3eugniffe« bringt, bcr \oü bc« Stute« fc^utbig fein wie ein ÜRbrber 
unb ausgerottet werben au« bem 9Sotte. Denn bie Seele ift im 
©tut, unbbo« ©lut, welche« t)or bem Slftar oerfprifet wirb, bilbet 
bie SBcrfb^nung für« Seben." Soweit ging ber ©c^Iac^tjwang in 
ber altjübift^en SEempel^ierarc^ie; greibanf Rieften nur bie Saal«= 
ftätten, bie verfluchten, unb Ofea« XII, 12 f erlägt barüber ben 
Kammer auf: „^n ®ifgat fc^Iaditen fie Oc^fen umfonft au«." 
Soufenb Oal^re war ber ©alomonifc^e Jempel ba« gemeinfame 
Sc^Iac^t^au« ber Station, bie aber nur einmal bc« 3a^re«, auf 
Oftern, jum lifc^e bc« Samme« ober Opferwibber« ging. 

Die Scöiten waren üWe^gerfnec^te, ber Jcmpcl aber bie aüge* 
meine gleifc^banf, nur fteigcrte fic^ auf« ^afc^a bie Sämmerfc^tac^tung 
bi« auf ^unberttaufenbc, fo baß ber ganje SSor^of oon ©ibbcrn 
unb ©bdiein öofl^ing, unb jeber $au«t)ater fetber jum aWeffer greifen 
mußte, um mit bem ®c^Iacf|ten fertig ju werben. 3n ber geftwoc^e 
ber Saubptten famcn fiebjig JRinber jur ®d|fac^tung. 9lun ftanb 
gegenüber bem Daöibifc^en "^eftattar (II. ©am. XXIV, 21) ber 
Jempelbrunnen, au« welchem am fegten läge be« gefte« ebenfafl« 
ber ffiafferguß über bie ffbpfe weg ftattfanb, unb jwar mit 
S3ejug auf einen ergiebigen 3a^rc«regen. Dabei würbe Don 3ltt 
unb 3ung um ben ©runnen getanjt. „335er ba« SBafferfc^öpfen 
ni(^t gefe^en, ^at nie eine greube erlebt," fo fdireibt ber Jalmub 
(Succa f. 51, 1). Uebereinftimmenb tanjtc man an ben ©tcufinien 
um ben ©runnen Äaüic^oro«, unb auf ba« SBaff erf c^bpfen [tdQevaig) 
folgte am neunten Jage ber 335einguß (7th]^öx6ri), Der anber- 
weitige Slufjug ber gefd)Wänjten ©at^re bejcic^net ba« allgemeine 
^ci^eit«feft. 

Die gleifc^er gelten ben libetanern für unebrlit^, weil iljnen 
al« ©ubb^iften ba« 5Rinb heilig ift. (Sbenfo war ben Onbern oor 
Oa^rtaufenben bie ©erberei fein el)rfame« ^anbwcrf: überhaupt pflegt 
man noc^ in ber aftatift^en SCBelt feine j^u^ }u fc^lac^ten; benn fie ift 
bie Slä^rmutter ber üMenfc^^eit auf ber ©tufe be« ^irtenftanbe«. 
6in 5Ra(^^atl beffen ift e«, baß in 9tom an ber Ära Carmentis 
ein uralter, unblutiger Dienft fortbeftanb, unb fein Seber wcber oon 



102 37. iJcr 3ne^öer«9?tuiiucn|ptunfl unb bic ottifd^cn fBup^onien. 

gefcl|lacf|tetctn noc^ gefallenem S5ic^ in ben ijl SRoum lommen burfte. 
(Ooib F. I, 629.) 3ubcm fanb om 24. JJcbruor, alfo jur 3cit 
unfcrer gaftnadit ^(x^ 5cft bc« SRegifuflium^ ftatt, wo ber Rex sacri- 
ficulus ober Opferfbnig^) bie glut^t ergreifen mußte, bi^ er öon 
ber üßorbfc^ulb gereinigt warb. Dabei liefen bie greigefpro(^nen 
(liberi gießen bie ®acc^antcn) in ©odöfeüen um^er. üWan öergeffe 
nic^t, baß bie frü^eften ®ötterbilbcr au« ^oljpfä^fen beftanben; ein 
gic^tenbrett (ßgeiag, p^önicifc^ beruth) ftcüte bie argiöift^e §ere 
oor. aber nic^t bloß ber ?fa^I würbe mit ber Opfer^aut über- 
jogen, fonbem ber Opferer felber eignete pc^ baö SBerbienft be« bar^ 
gebrachten ©acrificium« baburc^ an, unb ftettte in biefem äufjug 
5uglei(^ ben Uebergang be« aJJenfc^enopfer« jum S^ieropfer bar. 
3)er ©rauc^ fü^rt auf bie Sufturanfänge in üorgeft^ic^tlic^cr ^txi 
}urtt(f; er ge^t ba^er burc^ bie ganje ^e(t unb reicht bi« jum 
äußerften 5Worben. $erobot metbet H, 42: „?ll« ^erafle« (öon 
einem Verlangen wie SWofe« befeelt) bie ®ott^eit ju fe^en begehrte, 
^ielt 3^^ fi<^ ben Äopf eine« SBibber« Dor unb na^m beffen geü 
um. Unb jä^rfi^ am gefte be« ^tM (Ammon) fc^toc^ten bie S^e^ 
bäer einen ffiibber (a/ivog), jie^en i^m bie |)aut ab unb beHciben 
ebenfo ba« ®ottc«bilb." 3)a6 ouc^ bie geftbege^er mit einem J^ier* 
feü umfüllt aufsogen, wirb ^ier nicl|t gefagt, in ©riet^enlanb war e« 
fo. 3lm gcfte be« ®eorgo« unb SUtaimatte« ging man in 2lttila 
mit bem SBibberfett {jcrum, ebenjo warfen ftc^ 3ünglinge jur $eft* 
seit na(^ bem Opfer eine« ffiibber« in bie §aut, unb pilgerten in 
bie $ö^te be« 3^"^ Sat^arfio« am "^elion. 3n Schweben vermummten 
[xdj bie ©c^Iäc^ter feit atter 3^'^ ""b festen [\d) Odifenfbpfe ober 
3iegen^5mer auf, ja ahmten fclbft bic Saute biefer liiere nac^. 3n 
(ätglanb, jumat in ber ®raffc^aft Dorfet, fü^rt man um ©ei^nac^t 
einen Surfc^en in eine Oc^fen^aut fammt Römern gefüllt, unb mit 
einem SRing burc^ bie 5Wafe um^er, wobei er an ben |)äufern ®elb 
einfammelt. S« war unb blieb ein Mtciufjug, wenn ber Slutferl, 
wie ber attbeutfc^e ®obi ^ieß , ba« gefrbnte I^ier felbft mit öer- 
golbeten Römern jum f)auptopfer (^bfubblot) fül)re. Um eine SSor^ 
fteüung baoon gu ^aben, muß man ben feftlic^en Sufjug beim 

1) (Sine Benennung, tote toir einen Sd^ü^eniönig, i^n^^cnfdnig ^oben. 



37. Der Wetöet«59runneiif|)runQ unb bic attifd^en SBurtonten. 103 

©tucfcn erlebt fjoben: üoran bic aWufif, baö ^rac^tejemplav eine« 
Ot^fen, Don norblänbifc^en Scntrionen am feitlic^ gejogcncn ftraffen 
©eile gefüfirt, rotnn ber angel^enbe 3wnftbürger in rotier Oacfe, ba« 
©eil ouf ber ©c^ulter, fein SDieifterftüd abjutegen jur ©c^fac^tbanf }og, 
unb bie ^albe ®emeinbe fjinterbrein jum ©c^aufpiel nachfolgte. J)er 
mactator warb c^ebem jum üMatabor, ber in gotte^bienfttic^er SBeife 
feine Aufgabe löfte, benn bie ©entcinbe bcfprengte f«^ mit bem ©lute 
unb SBei^maffer. ©a« $anbtt)crf«feft ber aWefeger um bie grü^ting«» 
nat^tgleic^e bejeidinet eine neue Sutturftufe ber aßenfd)^eit, 
roelc^e urfprünglic^ ouf tJtüc^te unb ^flanjenfoft angewiefen mar. 
& ift t)on prä^iftorifc^em Sitter, unb ber ä^nlic^e 5Ritu« an ben 
erften ßultu^ftätten hergebracht, mo §c!atomben t)on Opfern fielen. 
©enn bie ep^efifc^en Oünglinge bei ben ©tiergefec^ten in ber Srena, 
menn fie am ^^k be« 5Reptun ben SBiÖtomm mit ©ein aufbrachten, 
felber tauri ^iefeen (ätfienäu«, deipn. X. p. 425), fo bünft un« ber 
auÄbrud burc^ ben ?luf}ug gerechtfertigt. S« galt ein SBettringen, 
benn e« ge^brte ÜWut^ baju, an ben Slcferftier §anb anjutegen, ber 
ÜWenfc^ trat babci in einen 3^^i'öJ"Pf ^^^> ^^^^^ ^^ fi^l ^^ f^'" 
eigene« ßeben ^anbelte unb forberte baö ®otte«urtt)eit ^erau«. 
aUe Stationen bema^ren bie ßrinnerung oor ber erften f|t. ©c^eu, 
fic^ ^ierfleifc^ einjuüerleiben. 

On ©irma effen SDIöncIie mie Saien Steife^ mit ber (gntfc^ul= 
bigung, bag bie ©ünbe ber löbtung auf bie ©c^läc^ter falle. (Äcm, 
«ubb^i«mu« II, 76.) ©urc^ ben Slßorb ber Jl)iere labet ber SWenfc^ 
©lutfc^ulb auf fic^, bie Singft Dor ber ©lutrac^e führte ju ©ü^n^ 
Derfuc^en mittel« SBaffer. ^arum jie^t bei ben Sappen unb 
Oftiafen ber ^iefter mit auf bie 3agb unb befc^mört ben ©är, 
fic^ freimißig tobten ju laffen, unb fpäter nic^t 9?ac^e ju nehmen; 
ja »enn er in Jobe^rbc^cln liegt, bittet man i^n um 33erjei^ung 
megen be« übelgefü^rten ©treic^e« unb ftellt bie au^geftopfte f)aut 
mieber jur SSere^rung be« ©ärenfönig« au«. 3)ie Salofclien l^alten 
i^n für einen üerwanbelten SÖJenfcIien. 3)ie Äaffern rufen bem 
eiep^anten ju: „Übbte un« nic^t, großer |)äuptling.'' 3)er|)otten^ 
tote mug nacli jeber 3agb [x6) reinigen, ^at er aber einen Sbmen 
ober filep^anten getbbtet, fo nimmt auc^ fein ffieib an ber Sermonie 
I^eil. ©omit fü^rt bie |)anbmerf«taufe ber SD^eftger in üor^iftorifc^c« 



104 88. 2)Qd Gd^etnboitlaufrn in ^IfirnbeTg, bet ^lotnenflabt. 

2lltcr jurücf. 3J?ünc^en ^ci^t irgcnbiüo ©crmifc^abab, bicfcn @pi^' 
namcn ^ot i^m crft goürncra^cr, fein ^arlamcnW-Slbgcorbnctcr, auf= 
gebracht, mo^l aber in ben ©üc^em ber Sfobbiner 3r \)a Samorin, 
bie ©tobt ber ÜKöndie; fo nannte man übrigen« cinft bie ©aotepfaffcn 
in mattenben Sapoten, unb bie geftbräuc^c fmb ätter al6 bie ®tabt. 

au(t| ber Anfang bc« üMc^ger-Srunncnfprung« mirb auf irgenb 
eine *?eft jnrüdgefü^rt, nacfi bcren ?lbtauf fte ba« in ben Käufern 
eingcfc^loffene 33otf burc^ öffentlich angcfteflte ßuftbarfeiten mieber auf 
bie ©trage toden woUten, wie bie ©c^äffler burc^ ifjren lanj. ©ic 
^eft ift jene unoorbenfüc^e, wetdie bie in ber afiotifc^en §eintat ju- 
fammengefeffenen 935l!er=$Racen anftecfte unb jur t5Iud)t nac^ allen 
Sänbem au^einanbertrieb. ^06) jefet fterft bie Sanbung frember 
©c^iffe ^äufig ferne 3nfulaner an, unb bie Serü^rung mit Slmerifa 
^at un« bie ^oden eingetragen. Uebcr ^efttempel (üoran ben ©ato= 
monifdien), ^eftopfer unb ^eftproceffionen märe ein Suc^ ju ft^reiben. 
3u ber Salenberorbnung vertritt ber graufame SBinter ben leibhaften 
ÜEob, bem man im grü^üng ju entfliegen glücftic^ ift, unb ba^er 
mit geftfpieten ficfi ergbfet. 3n ben ^anbwerf^^Sräuc^en unb alten 
geftgemo^n^eiten f|at fic^ ein guter Streit uralt religibfer ©itte unb 
attbeutfdien 3Sottegtauben« ermatten. 3w"f*^^^'^9^ wnb patronirenbe 
©ott^eiten fennt fomo^I ber ^eibc, al« ß^rift unb SWo^lem, ^inbu, 
Araber, ©rieche unb 5Römer, fo gut mie wir Deutfdien. 

3n ?ari« bilbete ber Slufjug be« gaftnac^tot^Jen ein eigcnt* 
li^e« 3Jo(!5fcft; er trug jebe^mal einen berüt)mten 5Wamen unb ftieg 
1851 6öfar, 1852 grance, 1853 Ontet 2om, bi« 5Rapoteon III. 
ben ©rauc^ abfommen lieg. 6« mar bie le^te (Srinnerung an ba« 
atte grü^Iing^opfer; inbeg fteflte bie SRepublif 1873 ben t^ierifc^en 
Slufjug nic^t micber ^er, ba granfreic^ mit feinem ^ieg^minifter 
Seboeuf an ber ©pifee bie traurigften Erfahrungen gemacf|t. 

38. S)a6 ®i^emiiart(aufen in 9lnxnbtt%, ber 9lontenflabt. 

SlIö Submig ber Söatjtx 1346 oom ©annftra^f eine« fran* 
jbfifc^en Zapfte« betroffen marb, fielen al^balb fünf Äurfürften öon 
if)m ab. 9lIIent^albcn erl^ob fic^ 2lufru^r unb 33errat^ offen mie 
^eimtic^ gegen ben rechtmäßigen Ober^erm, auc^ in ber 3?eic^«ftabt 
SJiürnberg. ©er $Rat^ ftanb l)ier jum Äaifer, in ber unruhigen 



88. 3)o4 ©d^embortlaufen in 9ltitnbctfl, bct 9lornenflabt. 105 

©firgcrjc^aft njibcrfcfttcn fic^ bie üWc^gcr bcm anfc^Iagc, Dom $RcicI|^^ 
obcr^aiHJtc fi(^ to^jufagen unb 1347 bem ©ö^mcnfönig Äorl IV. 
}U}ufaBen, bcr fc^on üor bic üMaucrn flcrüdt xoax. ^nx Srinnerung 
an bic bewährte Ireuc erhielt bic Onnung ba^ 9Sorrccf|t eine« feier== 
liefen Untjug« am gaftnacI|tmontag ncbft grcifprcc^ung i^rcr 8e^r=^ 
linge beim ©prung in bcn SRarftbninncn ücrtie^cn. 5Wic^t lange 
barnac^ befc^tofe ber Äaifer fein geben, unb um feinen 5Wac^fotger 
Äarl IV. nic^t ju fränfen, t)erjicf|teten bie 5Rürnbcrger auf ben faum 
eingeführten ÜWefegerfprung. Da üerpflanjten i^n jroei SWünt^ener, 
üßi(^. Sumblinger unb @eba(b ©c^neiber , in bie neu aufblü^enbe 
Sfarftabt, unb brachten al« 3""f^^if*^^ ^^^ ä" ®^^^" ^^^ Äaifer« 
erbulbete falte ©ab in aufnähme. Die tanbe«fürftticf|e Siöigung 
erfolgte 1426 bei Sinroei^ung ber neuen gfeifc^banf. Slu^brüdlic^ 
finbet biefe« 3nnung«feft unter .^erjog ffiit^elm IV, 1508—1516, 
Srmä^nung. 

Dieß mag feine 9tid)tigfeit l^aben, erflärt aber leine^meg« ben 
©cltbrau(^. 9iürnberg bitbet einen aWittelpunft be« beut^ 
fc^en @fauben«Ieben«: fie Reifet nic^t umfonft nat^ ben Spornen, 
auf bcr ©urg ergebt [li) bie Sinbc, mett^e oie SBurjetn gegen 
f)immet [trecft — ein Slbbitb ber ?)ggbrafil. ®ic foü fo üon bcr 
Äaiferin Äunigunbe jum 3^^^^" ^^^^^ Unfdiufb gepflanjt worben 
fein, bie§ ift aber }ugteicf| 9lornennamc. äucli bie uralte Sinbc oon 
riefigem Umfang im ©(^loß^ofc oon Sluguftu^burg im Srjgebirge, 
einer bcr benfroürbigftcn ©äume, mürbe crft umgefclirt in bie Srbe 
gefefet, unb noc^ ermeifen bic Slcftc fic^ al« frühere SBurjcln. 5)a«= 
fclbe gilt öom Saum im Sirdi^of oon annaberg. Der tt)unbcr= 
bare ©aum oon ©(^loambcrg jcigt feine ^rvÜQt nad) abwärt« 
gcroac^fen, er fproß au« einem ®tab, ben ein unfdiulbig 33erurt^eilter 
in bie Grbe ftieß. (®ro^mann 303.) 3n ®brtife fieljt man einen 
©aum üerfe^rt eingcpflanjt jum ^d6)tn, baß ber i^n fefetc unfdiulbig 
war. Der JKrf(t|baum in ©c^iltmalb fte^t lounberlidi t)crfcf|rän!t 
am ©ege; bei ber @rbtl)cilung gruben ^mei ©rüber, bie i^n bcm 
britten nic^t gönnten, iljn au« unb festen i^n ücrfe^rt in ben ©oben, 
baß bie S3fur}eln nadi oben in bie 8uft ftarren. (^tx]Oi II, 37.) 
Auf bie aOl^t^c gc^t aucli ba« ©pric^roort jurücf, baß bie ©äumc 
nic^t in ben {)tmmel mac^fen. 



106 88. 3?ad ©(^cmbortloufcn in ^lütnbetfl, bct ^JornenPobt. 

Jicf im ©runncn auf bcr ©urg ^u irtümbcrg fifet an ©oban« 
©tcKc Saifcr Äarl bcr ®ro§c, wie f^icbric^ bcr JRot^bart im Surg^ 
brunncn auf bcm ^arjcbcrg. 2ln bic ©teile bcr Spornen ift fo gar 
9lero getreten. (33aumer, 2l(tert^. II, 34.) 3n (Sünjburg trinft 
man au^ bcm ©apienjbrunnen. @o Obin jum weifen ÜRimir 
um $Rat^ fömmt unb fein eine« äuge ^um ^fanbc tä§t, ocrmrift 
man bcn ^embüng an ben SWürnberger Jric^ter, um fi(^ 9Jcr^ 
ftanb einflößen ju taffen. 3n ^oläftina ^icß e« jur ^cit S^rifti: 
„©er roeife werben will, menbe fic^ nac^ ßgbba." ®etc^e S^rc, ba§ 
man in 33eutf(^(anb ouf Jrtürnberg weift, unb wie fc^abc, ba§ bcr 
t)on mir projeftirte SEci^^cit^brunnen 1887 nic^t gur annähme gc^ 
(angte. S)o« Slnfnüpfcn an gefc^i(^t(i(^c Sreigniffe lägt natürlich 
i^iete« ungewiß; ba(b foUen bic ®cf)äffler fic^ im fc^öncn Srunnen 
verborgen, balb ?e^rburfcf)en bcr glcifc^crinnung bie 35crfc^wörung 
bcr 3w"f^f<^r gegen ben 9tat^ be(aufcf)t unb entbecift ^aben. 35ic 
mcbiceifc^c äntife, bcr ©cf)Ietfcr in Slorcn], wirb auc^ für bie ©tatuc 
eine« ®ärtner^ üon ©anbrart erflärt, bcr bei bcr Arbeit bie Unter- 
rebung fienefifc^cr 9?at^^{)crrn ^örte unb bie ©etagerer jum (efeten 
©türm anfpornte! 2Bir ^aben weiter au^jugreifen. 3mmer^in erfuhr 
bcr 3unftf>^ouc^ !atferli(^e ©cftätigung. 3m (Sermanifc^en üKufeum 
fie^t man ba« ©c^cmbartlaufcn im ®fa«gcmälbe, wobei ein @(^iff 
auf bcm Rarren gejogcn wirb, bcr nun ücrgeffenc ©e^iff^farren, 
welcher bcm SamcDal ben tarnen (ieg. ^ie^u fömmt bad SBanbbilb 
im ©a^crifc^en SJationalmufcum. 

©diembart ^cißt bie aWa«fe, aue^ fömmt bad ©c^ementaufen 
in Sijrot üor. (Bangerte ©. SB.) S)te Jiürnbcrgcr traten ben 
3ämertanj an, inbem fie cinanber bei wurftartigen febernen 9?ingen 
l)ic(ten. 5Woc^ üoUfü^rtem 9?eigen fociften bie ©tabtpfeifer auf gaft- 
nadit unb 2lfd|crmittwo(^ ju ben ©tabtpfänbem auf Srunf unb ÜWa^I- 
^eit. Sin beiben 2^agcn burften bic ®cje!Ien in ©ammt unb ©eibc fic^ 
Heiben unb ein eigener ^auptmonn, Sfc^eföcr, würbe 1449 jugeorbnet. 
CSin witber ÜWann, auc^ mit SBoff^fopf, unb ein ffiatbwcib, ber 
SJcnu^bcrg, bie $öUe, ein Siarrenofen, ber türfifc^c ©uttan, ©auer 
unb ©äuerin, 33racf)cn unb ©afili^fen famen mit im 3^19^ ö«^'^- 
Urfunbfic^ fanb ber erfte ©c^embart 1449 ftatt. älte^rbare @e^ 
f(^ted)tcr erfauften üon bcn 3ö"f^cn ba^ JRcc^t, bad ©piel mitjumac^en, 



38. 2)a8 Gd^emBattlaufen in 92Qtnbetg« bei 9lotnen{labt. 107 

unb 1507 fam c« jum ftcincn ffricfl, art jene ba« eigenmächtig fi(^ 
^erau^na^mcn. 6« ereignete fw^, baß 135 öon ben ebten ©eft^tec^tern 
am antlag mitliefen. 33ie ^atricier motiten bie 3ii"f^<^ ^W ouf= 
fommen laffen, i^ncn »enigftcn« !ein 3Sorrccf)t eingeräumt fe^en. S)ie 
©ele^nung be« ©c^embarttaufend , mobei ber ^idet^äring mit 
fiä(ber{(^tüänjen au^ftaffirt war, fc^rcibt pt^ 1549 üon ^aifer 
Äarl V. ^er. 1523 famen poütifc^e unb religibfe 3Ser^äftniffe, fo ba§ 
einer ein ©eroanb öon (auter äbtagbriefen mit großen Siegeln trug unb 
anberc in ben ^änben ^ic(t. ganatifc^ prebigte Ofianber bagegen, 
bi« 1539 er felbft auf einem ©c^iff a(« ^riefter bargefteüt marb 
iWift^en einem 5)oftor unb einem 5Warren. $an« ®ac^« fang ein 
Sieb barauf. äuc^ Äaifer 3ofep^ 1. moUte 1704 an bem 5Warrem 
Heib mit ffätberfc^mänjen, biefem förmlichen ©at^renaufjug, fein ®e^ 
fallen finben. S)er ©tabtrat^ fteüte i^n enblic^ ab, boc^ lief 1842 
beim großen SSoIf^fefte »ieber eine ®c^aar ben ©c^embart. 

aibret^t S)ärer, beffen 3Sater mit feiner gamitie au« Ungarn 
nac^ ^utf erlaub }urädgen)anbert mar, mußte ben JBrauc^ (ängft in 
Srfa^rung ^aben; benn in Ungarn mar ba« ii^e^rjungen-Sab ber 
gleifc^erjunft gelegentlich be« gafc^ing^tanjed bi« in bie jmcite ^älfte 
bed ac^tje^nten Oa^r^unbert« in Uebung, mobei ber f^ei}ufpre^enbe 
au« einer ©otti(^ ooll unfauberer glüffigfeit in eine folc^c üoll 
Haren ffiaffer« fic^ ftürjen mußte. — 3" SWünfter in ©eftp^alen 
finbet iä^rlic^ am $aftnac^tbienftag noc^ ein feftlic^er äluf^ug ber 
gleifc^erjunft ftatt, aber nic^t« meiter. — 3)ie ÜWe^ger in 3ürit^ trugen 
früher am Slfc^ermittmoc^ ben 3fegrim ober ©ifcngrinb bei flingenbem 
©piele burc^ bie ©tabt, ber angeblich jum ®ebäc^tniß ber SRorb^ 
fctllac^t oon 1330 bie SSorber^älfte eine« göroen oorftellte. S)aju fam 
ein ÜWann in ber ©ären^aut an ber Äette, begleitet oon jmei Änec^tcn 
mit großen ©eilen. 3)cr JJü^rer mit entblößtem ©cfiroerte eröffnete 
btn 3^9' ®e^amifc^te mit ©pießen umgaben bie 3uwWo^n^- ®wt^ 
Itnger flagt Über bie t^ric^ten ©c^öppen unb baß man babei ©raut 
unb ©räutigam in ben ©runnen marf. 5)er 5lufjug ^ieß baoon 
au(^ bie 3Re^g er braut. Starren mit ^u^fc^mänjen unb ©(gellen 
bilbeten ben ©c^luß. 3Son ber 3"«!^ ^^^ ©c^miebftuben ^eißt e« 
ba«felbe, unb baß bie ©efellen oormal« am (^aftnac^tmontag unter 
SD^ufif unb Geleit oon ©emaffneten einen SDJann im So^lenbecfen 



108 89. SAtore unb ber toetge Sonntag ^IttoeiBer gfaflnod^t. 

herumtrugen, unb }ur aügcmeincn ©ctuftigung in bcn ©runnen cor 
bcm 3wwft^öu}e abfefcten. 

3li ©riec^enlanb* unb Otalicn (icfcn bic grcigefproc^enen - 
liberi gießen bie ©acc^ontcn! — in Sodt^feüen um^er, wie bei 
bcr au^getaffenen (Jrei^eit in ber goftnac^t. 

39. iiiatt unb ber toei^e Sonntag. MltiDeiter i|^afinai|t. 

®er meige Sonntag ^eigt am Sec^, aber auc^ in ZUi an 
ber 3far, ber erfte nac^ gaftnac^t, fonft ift e« ber nac^ Oftem. Am 
^irfc^montag unb X)ienftag, ac^t ütage nac^ i^aftnac^t, ^aben 
atle ©eiber ba« JRet^t, ein ffiirt^«^au« ju befuc^en. ®ie finb bonn 
3)?eifter, fönnen einen äßann einfangen, i^m bie ÜJiä(je öom ffopf 
nehmen unb ftc^ für bie Stüdgabe Sein }a^(en (äffen. 9m ^tr^ 
montag ging in ^üxid) ber Umjug be« ß^ribeglabe unb feiner (5lfc 
auf bem ©c^Ieifrabe üor fid|, beibe ^^Juppen würben in ben @ee gc= 
morfen. auf gaftnac^t mirb in ber Jrtürnberger ®egenb ftetd f)irfe= 
brei in Wildf gefoc^t. du ©a^reut^ tagten bie ©t^ulfungen o^ne 
?lu«na^me auf Sätare unter tibllifc^em ©efc^rei bie ©t^roeine um 
bie Sirene, eine 2lrt Winteraustreiben. 

3n (Snglanb wirb unter ffi^itfun gar ^ngften üerftanbcn. 
S)cr ba ftattpnbenbe ©rauc^ xütjxt noe^ au« bem ^eibenalter. ©clbft 
in Sonbon, wo ber franjumwe^tc unb bänberumflatterte SWaibaum, 
bcn bie aWilc^frauen noc^ }u Snbe be« vorigen 3a^r^unbert« am 
©tranbe umtanjten, (ängft auSgcftorbcn ift, bricht ber ^eibnifc^e 
3ug bes 'iJpngftfefte« burc^. aWan fie^t ©urfc^en unb 3)imcn mit 
fronengeformten fitänjen auS buntem Rapier auf bem Äopf, ober 
mit üielfarbigen ©änbern gegiert, auc^ fonftige ©innbitber ber cr= 
wachten Statur unb i^rer blumigen gruc^tbarfeit fc^wingenb, noc^ 
allen 9tic^tungen ()in jur ©tabt ^inauSmaUen. ®anj anftänbig ge^ 
fleibete Seute au« bem SSoIfe fingen — was fonft unerhört ift — 
laut in ben ©tragen, bre^en fic^ wo^( auc^ plb^Iic^ ju einem Keinen 
lanj. 3^r Slufjug gemannt an bie ®ebräuc^e unferer 3SoreItcm, 
bie ia auc^ bis in'S fec^Sje^nte 3a^r^unbcrt hinein fc^aarenweife 
jum lanj in'S gteie ^inauSwallten. Die jungen üWänner tragen 
gtcic^ ben ©c^bnen Äränje im $aar. ^Drangen auf ©iefe unb 
^aibe ge^t eS freiließ jiemUc^ rUpeüg unb tobenb ju, ber ißac^Hang 



39. SAtate unb ber toeige Sonntag. HttoeiBerfgfafinad^t. 109 

einer fro^ (Srmenben t)orc^rtft(t(^en ^eiterleit tft ntc^t )u derfennen. 
grö ober gre^r in ^erfon fc^eint ba noc^mat« auf hirje ^üt bie 
dtegierung anjutreten. 

Der Samcüat würbe in r^einifc^cn ©tobten früher mit einem 
JJarfetjug eröffnet, mobei e« burc^ bic ©tabt not^ ber SBrücfe ging 
unb eine mit Sappen befjangene Strohpuppe in ben gtuß ße- 
roorfen warb. 5)ie gigur fteßte wo^I bic abgelebte SBinterjeit üor, 
wo ber Otatiener bie 2llte abjagt (la vecchia segare). 

3n ©c^waben ift ba unb bort übüd), bag bie SSeiber in ber 
gaftnac^t^eit einen ausgewählten 8aum im 3Ba(be ^o(en unb ben 
6rlö« bafür im ffiirt^S^au« üertrinfen. $ie unb ba fc^affen fo bie 
grauen ben TOaibaum ju ^fingften jur ©tefle. S)er ffieibertrunf 
ber fc^wäbifc^en SBeil^eimer beftanb barin, bag ade grü^j[a{|r bie 
ffieiber eine (Sic^e au^fuc^en, oerfaufen unb oertrinfen burften. (äßeier.) 
gaftnad)tmontag gilt ju X)aun für ben Seibermontag; fonft ift 
in ber ©fei unfer fetter ^fingfttag ber ffieiberbonnerftag, weil 
bie grauen ben fc^bnften Saum im ©emeinbewatb fällen unb oer- 
trinfen burften. (©t^mift 13.) 3n ber ffieiberfaftnac^t führen 
bie grauen bad 9?egiment, fagt bad ©pric^wort, unb noc^ befte^t, 
gteic^fam in Erinnerung an ein 2lma3oncna(ter in ©a^em, ©c^waben, 
I^rot unb ber ©c^weij, wie in ber ßiffct ein f. g. ffieibertag, 
wo fte in ber @emeinbe regieren. 

3empem, 3öntpem ^eifit mit goftnac^tmufif ^erumjie^en, wobei 
bie SSScibcr in ©u big in in ben Käufern objcure Sieber fmgen, 
auc^ wenn SRäbc^en Sani unb üWufif beja^Ien. (Sauf., aWag. XL, 316.) 
3n Sö^men fc^neiben bie üMäbc^en ben ©ommerteto (Senj, SRann^. 
55. 156 f. 169), ein ©äumc^en im Salbe, ba« man, wie ben aWai=^ 
bäum, nur weibifc^ aufpufet, mit filbemem ®ürte(, golbener Rauben, 
^fen, Äränjen, bunten (Sierjc^alen, unb i^n ben üornefjmften grauen 
oor bic I^üre fefet. 3n (Sifenac^ ^ei^t auf Sätare ©ommergewinn 
ber 3ug mit einer Saune unb ber ©ommerbodc barauf, angehängten 
Srefteln, Äuc^en u. f. w. ÜWan ^olt fie au« bem SBalb bei ber 
ffiartburg, SKann«(eute Ilettern baran hinauf. 3n ben ©enben^ 
b5rfem bei SRafceburg fömmt ein grüner Saum auf ben ©raut* 
wagen, in ber Oberpfalj ein gic^tenftämmc^en. (©c^bnw, I, 67.) 
3Ju(^ auf ©^löefter ^qben bie SBeiber ba« ^Regiment. 2lm 19. 3äner 



110 40. Tct ^olmbaum unb bie getbettoci^e. 

läuten a((e ftirt^gtocfcn in ©rüffet ftunbentang unb mug jcber SRonn 
feine grau bemirt^cn, morauf fie i^ Sbenb« ju Scttc trägt, ©ofc^c« 
erinnert an bo^ geft bcr ÜWagier, genannt 3Karbg^iran ober Viri 
captarae dies. 2ln i^m füf|ren bie grouen bie ^crrfc^aft unb bic 
SRänner muffen i^nen bienen. S)ie§ Ijängt üiettei(^t mit bem SUJutter- 
ree^t jufammen. (ßicbrec^t 579 f.) $ie unb ba befte^t ein Slanj 
ber ffieiberjunft, unb oorjcitige fföniginen ober ®räfincn ^abcn 
bie geftgabe geftiftet. {mifi}., 35. @I. 293.) 

40. Ser ^almbaum unb bte ^tlhtxmif^t. 

3n ffiürttemberg finbct. am weisen ©onntag ju ©paic^ingen 
ba« ©aatleuc^ten ober ber gadetgang burc^ bie gturcn 
ftatt; foU e«, toit ba« ©Aeibenfc^Iagen, ba« Äorn aufmerfen? (©irl., 
25. II, 65 71.) S)icfetbe J^cuereinigung ber gelber ging im olten 
Satium oor fid|. (Wartung $ReI. b. SRbnier I, 193). 3n gü« war 
ein ^oljoermatter, ber SBei^pappcfn jum Opfer abgab, {^auf. V, 13.) 

iEBie bie 2Bei()nac^t}eit f)at ba« Srä^(ing«feft fein f(^mu(fe« 
©äumc^en. „5lm ^almfonntag fie^t man ben ©tarfen": wer 
nemlic^ ben (ängften ^qjmbaum oon ber gro^a^igen ©umpfmeibe 
jur Sirene bringt. aWan umminbet ben ^atmmebet mit ©tüt^cn- 
f öfteren ber ©almeibe, mit ©ebenbaumjmeigen unb buntfarbigen 
ffieibenrutfien, tüoju ber tnec^t für bie ©äuerin noc^ ein ©äderen 
mit ©erftenförnern befeftigt, ba« fjeimtic^ mit ben $a(men gemeint 
mirb. üDie $ü(|ner, wefc^e baoon fragen, frißt ber guc^« ni(^t. 
33eim (Slorialäuten am Äarfamftag fc^Iägt ber ^ofbefi^er einen ^flod 
in bie Srbe: fomeit ber ©c^alt bringt, fann ber gud)« nic^t fc^aben. 
33er guc^«fc^äbel bient ben ^üfjnern at« 2Baffergefä§. SBcr am 
^atmtag ben $a(mbüfd|ef bringt, friegt ein rot^e« Ofterei. 3)ic 
3toeige ftedt man in ©tube unb Kammer unb auf jebe« ®rab, um 
bie bi>fen ®eifter ju oertreiben, bie fic^ ba einfinben. (Cö^aimb.) 

2lm ^atmenfefte ober Ofterfonntag na(^ ber Sirene ma(^c« 
^e(^te unb ©üben au« bem ^otje be« ^atmbaum« Jtreujtein, bie 
man nac^ ber Sornmei^c für ba« gelb beftimmt. ®ine 3lnja^f 
^almjmeige beplt man in febem $au«, um fte beim ®en)itter in 
ben Ofen ju werfen, baß ber ©lig nit^t einft^Iägt. an ©taltt^rcn 
unb ©d)cuert^oren üben bie Äreujfein biefefbe ®irfung. 



41. 3)ic Portood^c. 95ord6riflli(i§f Sfronfoften. Hl 

3n iReumarft unb bcm flanken 9fottt^a( mcrbcn bic *?}atmcn 
gef(^nttten, [a i^olbt Zäunte jur SSei^e getragen, aldbann am Sar^ 
famftag in'd neugemei^te ^euer ge(egt unb aM bem angebrannten 
^o(;e Keine ^euj gemacht, bie man an bte dter ScTen ber gelber 
fiecft. Gbenfo nimmt man eine^ ber am Oftertag geweiften Sier, 
»ergräbt e« inmitte eine^ ffiaijenader« unb ftcdt bann ein fotc^e^ 
ffreujc^en barauf. 8lu(^ bie gemeinten Sierfc^aten ftreut man auf« 
Be(b unb fprengt SBet^maffer. Sei biefem ^inau^gange bet^ei(tgt 
fid^ ba« ganje $au«ge|inbe, ber ^au^öater, bie ÜWutter, Snec^te, 
SOIägbe unb 2:ag(5^ner unter Slbbetung eine« Stofenfranjed. 9)7an 
märbe t^ iebem oerübe(n, ber nic^t mitginge. 

& gibt faum eine Sanbfc^aft, mo altbeutft^e« äßefen fic^ um 
oerfä(f(^ter ertjalten ^at, mie in ber ba^erifc^en ^olebau. $ier 
folgen SSei^efefte ba« ^atbe Äalenberjo^r ^inburc^. 35ie ßorm ober 
gelbermei^e ift ein gamitienfeft, man feuert fogor greubenfe^üffe ab; 
^imgcfcfirt erhält jeber ©ier unb ©rob. (5in anttagci oergräbt ber 
©auer in'« ffiaijenfelb, ein anbere« ftecft mon in bie Crftting^garbe 
im ©peit^eroiertet , ein britte« ^ängt man im ®taü ouf, um ba« 
9tu^oie^ miber ©eueren unb anbere gö^rfic^feiten ju fc^ü^en, unb 
fä^rt bie erftc @arbe in ben ®tabef, fo mug bie ©äurin ot)nc 
ffiiffen be« SDianne« ein gemeinte« Q'i unb Sränjel ^ineinfterfen, bann 
bleiben bie SKäufe fort. 

Um 93ie(^tac^ fc^neiben bie Surfc^e au« ber SRinbe ber $a(m)oeibe 
oier JRiemen (SRunftäbe?), bringen fie jur ffieil)e unb machen auf Aar- 
famftag einen Srubenfug barau«, ber an bie ®taQt()üre genagelt mirb. 

35er ^eimfreuter am ©uc^berg bei SEbfj ging am fieifigen 
Oftertag jur üMittagjeit ouf« gelb ^inau«, fnicte unter freiem ^immcl 
nicbcr unb bcireujte fie^. 3n bem Sugcnblicf gibt ber ^eilige 3Jater 
in ^om ben ©egen über bie ganje 9B3eIt, fagte er, unb ic^ miU i^n 
au(^ auf meine nieder unb SSiefen ^erab}ie^en. 

41. Xie ^artDOi|e. ßonlriftlii^e J^ronfaflen. 

!Ca« e^riftent^um ift nic^t tttoa bie gortfe^ung be« oereinjelten 
jiübifc^en S$o(f«g(auben« , fonbern fnüpft a(« 3Be(tre(igion an ba« 
^atriar(^enatter an unb ^at ben ßultu« ber SJorjeit ibeeU ju ß^ren 
gebracht. 993er bä(^te e«, felbft ber iRame Sarmoc^e ift nic^t neu. 



112 41. Die ^aitood^e. S^otd^riflUci^e gfronfoflen. 

ffar beutet auf Seiben, Sobtenttage,^) unb careo, entbehren, ^ängt 
bamit )ufantmen. 

©er toüfete nic^t, bog bie alten SRömer ba« ftorn gu ©rei 
ftanH)ften unb bcn Äoc^ ober SKe^tbrei (puls, pulmentum, ^olcnto) 
in i^ren o^ne !l)ref|Jcf)eibe gefertigten Jöpfen äffen , noc^ beoor fie 
SBrob }u baden uerftanben? 9iom nun behielt feine ^eibenbräuc^e 
bei, fo am ©rünbonnerftag in ber ©egc^ung ber Senebrä bie 
27 Siebter, entfpret^enb ber 3^^! ^^^ Argea ober üon ?iuma gc^ 
ftifteten ©tabtfapeUen. (3Sarro ling. lat.) 

5)ie Jiaturreligion ^ot i^re 8eiben«g5tter,*) unb bringt 
um bie grü^ting^nac^tgleic^e bie Seiben^moc^e unb eine eigene 
©peifeorbnung jur Slbtbbtung mit fic^. ^at e« boc^ ben 9lm 
fe^ein. a(« ob ba^ SRituale üom lobe unb ber 3luferfte^ung be« 
p^r^gifc^en 2ltt^« fammt ber ©c^merjen^mutter ß^bete ber 
(^rifttic^en geier jum 33orbitbe biente. ^lutare^ fc^reibt: no(^ ijtnU 
ocre^ren bie ©t)b(ier ba« im lempel tiegenbe ^olj ber 3fi« ; bie 9?inbe, 
mit ©albe übergoffen, in Sinnen gefüllt, übergab fie bem ffbnig«^ 
paar. — 6^ ift ba« Seiben«^ unb ^euje«^ofj ber ^fjbnijier, ber Srifa^ 
bäum, mett^er ben ©arg mit bem Scic^nam be« Oftti« einfc^tog; 
man fong jur Samentation ba« Arbor intrat in cavernam. @o 
fc^reibt Sucian D. S. 67: „3)ie ©t)btier opfern bem Slboniö mie 
einem lobten, am näc^ften Sage aber fagen fie, er fei mieber febenbig.'' 
SJon ber Stobtenfeier be« ?ltt^^ miffen mir ooßenb^, ba§ am 
22. aßärj ber Seiben^baum mit Älage^^mne in'« ^eiügt^um ge^ 
tragen marb, unter melc^em er al« Samm ®otte« figurirte; ber 24. 
^ieg 2^ag be« $(ute«, am 25. aber mürben bie ^itarien ober ba« 
greubenfeft über ba« ffitcberermad)en be« Jrtaturgotte« gefeiert. Der 
Eingang be« S^ammu} Slboni« mirb üon ben ©c^üten noc^ baju 
mit ^affionöoorfteltungen begangen, nur ift auc^ bei ben 
SWufümen ber (£ult übertragen, unb jmar auf ben *?}rop^eten^üRart^r 
^uffcin, ben unglüdüc^en ©o^n äfi«. 

1) ^It^od^b. ift chara = lamentatio, cbarön = plangere, lugere, 
car = passio, Pattog bct, too man eiiun SBetftorbenen bcexbigt unb ha% 
Ji^eid^enmal^l bcfle()t. (©d^mcttct.) 

2) ä^^l. mein {)eibent^. II, £^aten unb IBe^ten 3efu 434 f. Sogen* 
\6)a^ 608. 



42. ©tünbonnerftag. 113 

ffiic^futarc^ def. orac. 17 ba^ ©eufjcn ber Jrtatur beim lobe 
(C^rifti) beö großen $an beurfunbet, fo ertönt au« bem Orient 
^über bie Ätage über lanj ober Jamuj: ,.3)er groge ©eifter^ 
tönig ift tobt, wc^e über ba« 8anb!" 3m äßonat lomuji agen 
bie ^auen am gefte et ©agat, b. ^. ber Älagemeiber, nic^t« oon 
üWe^I, jonbem nur eingeweichten ffieiien. (©agenfc^. 603.) 

5)er alte ©Ott tebt noc^ in gronfaften. mie in gronteic^nam, 
gronaltar unb gronbienft fort, e« ift ^6. auf ©rünbonnerftag 
wirb i&lfxlxd) ber meigen grau oon bb^mifc^ 92eu^aud ju (S^ren, 
au(^ }u Jeftfc^ unb Ärumau, füger ©rei nebft ^onigfut^en (bie 
lobtenfpeife) bereitet, um bie 2l^nfrau nic^t ?u erjürnen, — e« ift 
ein ©rauc^ aud ber ^eibenjeit. ÜWe^tbrei ober Äornfc^rot, mit ÜWilc^ 
ju einem ÜWufc üerfoe^t, ift ate ßffen öttcr ale ba« ©rob; ber 5Römer 
^iefe t^ puls, wooon ^olenta. 3" 3)fcf)enitt in '^Joläftina fe^te man 
un« gelochten ©eijen t)or. 3e|t üerfte^t man unter ©rei nur ^irfc 
in ber SDiilc^. üDie jwblf ärmften (bei un« ättcften) üKänner werben 
in ©c^wäbifc^ ®münb am ©rünbonncrftag ^u Slpofteln gewählt, 
dubad ge^t mit bem ®e(bbeute( üorau«, alle Käufer abzubetteln. @in 
$au« ^at bie Wic^t, Srbfen unb ©oucrfraut unb ©tocffifc^ i^nen 
Dorjufe^en. 

42. Orunbonnerflag. 

Der ©rieche faftet oor Oftem bei oegetabilifc^er 5Wa^rung oon 
®alat unb Kräutern, bie man mit gitronenfaft, ©alj unb Oe( }u^ 
bereitet. iD2an fie^t bie Sllbanefmen am $üge( ber ^fropoli« oon 
fitzen bamac^ fuc^en. ®o ge^t am ©dilogberg oon Slfc^affenburg 
bie Ougenb am ©rünbonnerftag Sauerampfer, ®u^)pengrün unb 
©pinat fuc^en. Der ©rünbonnerftag ^at feinen Flamen oon ben 
neunerlei {Kräutern, barau« man ein 3ßu« mac^t: Dac^Iungen, 
©runnfrege. ©c^lüffetblume, ^oüunberfproffen, ©icrenblätter, Frauen- 
mantel, ßauc^, Steffel, Äufudmu«. %m ©rünbonnerftag mug man 
©c^nitttauc^ unb anbere« ®rün^eug cffcn, um ba« gan^c 3at}r ge^ 
funb }U bleiben. Der Sag ift aber auc^ glüdüc^ ;ium ^flan^en unb 
®äen; Seijen unb Sein gerät^ bann gut. (Ibenfo geniegt man 
fträutifuppe unb ^ßigtfatat. '^Jflanicn, in ber 9?ac^t auf SKorgcn 
geppürft, finb befonber^J ^eitträftig. 5Weuner(ei Kräuter am ®rün* 

htpp, $>tm\ätt WeliaUn. 6 



il4 43. ^ie gfugtcafd^ung. ^atriotd^alifd^e l^önigdfitte.. 

bonncrftag gelotet unb gcgcffcn, ermatten ba« ganjc 3a^r gefunb. 
(ffiuttfe 71.) üWan {äct unb pflanjt jugteic^, fo üic( nur mbgti^ 
bcnn Wit^ gcrät^ gut, bcr lag eignet ft(^ befonber« jum Semfäen. 

an bie einfache Soft ber Urjeit erinnert, ba^ man am Äar^ 
freitage ^äringe mit Äraut, $ütfenfrü(^tc wie ffirbfen unb Sonnen 
in @ffig, aber nic^t^ uon ©c^mal) igt unb fic^ mit bem gefallenen 
©robjelten, ber {og. Sarfreitag^aut, begnügt. 6« gibt bann 
Sl'6\t, ^\\i)t unb ^abergrü^e, mad, mie bie attba^eriff^en ^u^eln 
t)on ^ofjäpfefn unb ©imen, nebft bem 3Äilc^brei genfigt. 

S3o^( fann man fagen, ba^ {ei c^rifttic^, aber ed ift nic^t o^ne 
beibnifc^en ©eigejc^mact; beutfc^ unb ^eibnifc^ galt ben erften ©lauben«^ 
boten überhaupt für gleit^bebeutenb, wie ben 3uben ber 2lu«bruct 
^edenifc^. 

43. Sie il^u^mafi^ung. $atrtard|anfd|e llinigdfitte. 

2Bo^(an ! ein internationaler 2lft oon benfmürbigfter f ociater 8^ 
beutung aud ber grauen 93orjeit. S()rif(^na fetbft bie ootffommenfte 
aWenfc^werbung be« göttlichen 95if(^nu, ^at bei feinem Srbenmanbef 
ben 33ra^mancn au« 5)emut^ perfbntic^ bie güge gemafc^en, unb, fo 
oft ber Sbnig biefe ^flic^t gegenüber feinem ^uro^ita ober neu- 
beftefltcn SSejier übte, fprac^ er: „3c^ wafc^e, i^r ®btter, ben erften 
unb linfen gwB/ ^^mit wir SRcic^, ®c^u^ unb ©ic^er^eit genießen." 

3m Sempelpalaft bc« 5Ramfc« ober äßemnon, be« „(Sottgeliebten,'' 
ju Ifjeben fict)t man im ©anbgemälbe ben ^^arao, umgeben oon 
bcr ^riefterfc^aft, feinem ^offtaat unb üWufifc^bren, mit golbener ©ic^el 
eine Jlomäf|re fc^neiben. Sbenfo mac^t g^ina'd ffaifer 3a^r für 
3a^r am 23. be« brüten aWonat« baö ^flugfeft mit, wobei er unter 
ben äugen feine« 33oIfe« in ber Irac^t eine« lanariengelben 8anb= 
manne«, aber, wie ber 3nfa in ^^Jeru, mit oergotbetem ?ffug eine 
gurc^e }ie^t; "?JfIug unb ©auern^ut Rängen außer ber 3cit in einem 
üempcl, 2lttperfien beging in ffiinter«mitte ein 3}erbrüberung«^ 
feft, S^urremruß, wobei ber ®c^a^ „am frb^tic^en Jage" dorn 
I^rone ftieg, fid) in bie 9?ei^en feiner Untertt)anen mifc^te unb mit 
it)nen an einem Jifctie aß, fpret^enb: „3(^ bin wie einer oon eut^!*' 

!Der ®u(tan oon (£onftantinope( (egt nac^ ber ©äbetumgürtung 
in ber 3Wofc^ee S^ub, b. ^. bei feiner 2^roner^ebung, ©auerntrac^t 



43. 3)ie gfufetoafd^uitg. ^otriardfealifd^c l^önigSpttc. 115 

an, ^ic^t mittet« eine« mit Oc^fcn bespannten ^uge« eine guttue, 
trägt erbe unb fäet ©amen au«. ®o t^at ber neue ^abifc^a äbbul 
a^i} 6^an am 6. Ouli 1861. 

5)iefe ®tcic^^eit aller 3D?enf(^en Joüte nat^ ber Metigion^übung 
be« Slttert^um« ben SJtonarc^en aüjä^rUc^ )um 8emugtfein gebracht 
werben, unb nic^t allein ber ©c^a^, fonbern jeber gürft ^atte oom 
Urone ^erabjufteigen, fic^ in bie Steigen feiner Untert^anen ju mifc^en 
unb mit ©ort unb S:^at ?u erttären: id| bin Sure« ©teie^en! 
5>ie gemeinsame ÜÄaf|t}eit iwifc^en ©ttaoen unb Ferren foüte ba« 
golbene ^titalttv, beffen enbU(^e SBiebcrfe^r bie 5Wationen er^ 
feinten, im Unbenfen ermatten. 3" St)bonia auf ^eta ftieg ber 
Sbnig jä^rtic^ einmal üom J^rone unb überließ benfelben ben Unter- 
tränen. 

On attifa ^atte Se!rop« nae^ ^^iloboru« bem ©aaten* 
gottSaturn, oberS^rono« mit ber ©ic^et, attar unb lempel 
errichtet unb ücrorbnet, baß nac^ ber aemte $err unb Rnec^t ge^ 
meinfam bie grue^t oerje^ren follten. Sticht minber galt am (otein^ 
ifc^en 3a^re«feft ber ©aturnaficn, wefc^e« in bie 8Bci^nac^t«ieit 
Dom 20. ©ejember bi« 6. 3anuar pef, ber ©rauc^, baß ber $au«= 
Dater Äne(^te«gen)anb anlegte, fic^ bie Öenbcn umgürtete unb feinen 
©ttaoen unb arbeitem bei Sifc^ aufmartcte. am grei^eit«feft an 
ben 3ben be« ©ejrtili« (auguft) gebührte bem bienenben SSoIfc ber 
SJorjug. an i^m war ©crgiu« luUiu« öon ber ©flaoin Ofrifia 
(9teit^-oIri«!) geboren, ber Äbnig würbe. 3"^^^ waren noc^ ont 
iS^belefeft ber ÜWegalefien, 4. — 12. Slpril, wec^fclfeitige ®aftereien 
^erfömmlic^, wobei bie Senatoren unb Plebejer bie ^läfte wec^fclten. 
(Sap ^toro bei ÜWeffina bringt un« in (Erinnerung, baß ba« ^er- 
tommen burc^ bie gan^e 3Be(t ge^t, inbem an ben t^effaüfc^en 
^elorien gefc^af), wie am ^t^t 3ofmaaten in ^oltanb, unb fraft 
ber au« bem 3utfeft ftammenben ©itte in ffieftp^afen am @i)t-' 
oefterabenb ber $irt unb ffnec^t ober Dienftbote ben ß^renfi^ ein* 
nimmt, ©aß ber Sbelmann t)on feinem ©c^toß ^crabfteigen unb 
feine ^Diener bebienen muß, ift eine eminent fociale geicr — wie 
bcnn ouc^ in Ungarn ber ©c^nitter nac^ ber Slemte t)om Ort«- 
rit^ter bewirt^et wirb. 

Diefer patriarc^alife^en ©itte ^at ßt)riftu« bie religibfc 2Beil)e 

8* 



116 43. 2)ie Sfugtoafd^ung. ^attiard^Ufd^e Aönia^fttte. 

für attc 3wt»i^f* oerüc^cn, mbem er 8uf. XII, 37 bie Jhiet^te 
machen ^cißt bcnn bor §crr wirb bei feiner, anfunft fic^ umflürten, 
Pe ju Sifc^e fi^cn taffen unb ^erutnge^en, i^nen ju bienen. JCieg 
läßt burc^fc^immcrn , bag auc^ in 3ubäa ober ®aütäa bie @itte 
beim Slcrntefeft bcftanb, ben Arbeitern ben SBorfift beim lifc^ einju« 
räumen, ©eim Slbenbma^Ie, roo^in bie jünger üon ber gußwajc^ung 
fic^ oerfüflten, wicber^olt fic^ noc^ fort unb fort biefe ©leic^ftellung. 
inbem ber S)iener mie ber $err, ber Äbnig mit bem gcrinaften feiner 
Untert^ancn ba« gleiche ©rob be« Seben« genießt. 3q er, ber 
ffönig^l'o^n au« bem ^aufe üDaoib« oerric^tet oor bem iWac^tma^Ie 
ober jübifcöcn Ofterfefte, wo bie ^rimitien ber ©erftenämte barge^ 
bracht mürben, fogar ben niebrigften aller S)ienfte, unb mäfc^t an 
ber abenblie^en lafelrunbe ben Slpoftetn bie güßc mit bem auf- 
trage: „33ie§ t^ut JU meinem Slnbenfen! ©er ift mo^l größer: 
wer 5U SEije^e liegt ober ber aufwartet? Jrtie^t wa^r, wer ju lifc^e 
liegt! 3e^ aber bin in eurer SDJitte wie einer, ber ba bienet? ©er 
unter euc^ ber erfte fein will, ber fei ber Diener ber ©ienenbcn." 
(üKarf. IX, 35. X, 43 f.) Der Sitel servus servorum ftanb im 
®egenfafee }um l|0(^müt^igen ®e^af|infc^a^ ober 5i5nig ber Äbnige in 
3ron, wie jum ^errn ber ffielt im ?t}araonenreict| unb — türfifc^en 
Sultanat. „Die Könige ber SSölIer, fpric^t ber $err, üben $err^ 
fc^aft unb ©ewalt au«; bei euc^ fei e« nic^t fo, fonbem ber ®rößtc 
oer^alte fic^ wie ber fileinfte unb ber SSorne^mfte wie ber Diener." 
8uf. XXII, 25 f. 

Die mofaifc^en Ucbcrlieferungen betonen jumeift, baß Slbra^am unb 
8ot ben Engeln bie gußwafd^ung erwiefen. Die Sluöbrüde: „Semanb 
bie ®c^u^riemen auflöfcn ober ba« ©affer reichen" entfprec^en 
ber morgenlänbifc^en Sitte, benn wer ben Smpfang«faal eine« SJor- 
nefjmen betritt, legt im 3Sor5immcr bie ©c^u^e ab, unb jie^t bagegen 
bie pom Diener il)m nachgetragenen "JJantoffel an. Der läufer er- 
flärt (aWatt^. in, 11) fic^ für unwürbig, 3efu bie ©c^u^e nac^^u^ 
tragen, ©er aber ju 2ifc^ fic^ legte, ließ fic^ ba« ©affer }um 
gußbabe reichen, um ja ben Dioan rein ju galten. Der ©roß- 
meifter be« ^ofpital« unb ber ßuftobe oom Serge ®ion, jeber 
©ifc^of, Slbt unb Pfarrer, ®eiftlic^e wie weltliche Ütegenten machten 
unb madjeu oon biefer fortwä^renben ^flie^t ber ^erablaffung ju 



48. 2)ie gfttgtoa^ung. ^ottiotd^alifd^e l^öntg^fttte. 117 

i^rcn Untergebenen feine Sluöna^me. Ärumbac^er fa^ auf ^atmo« 
am ©ränbonnerftage bie ^^gmafc^ung an }mö(f e^roürbtgen SRönc^en 
öoüjie^en, ein Jfrü^jpet machte ben 3uba«. 5)oc^ festen farbige 
®Ia«fugeln in ber ©rabnijc^e. @^ iff ein ma^r^aft bemofrotifc^er 
aft, ber für alle Swh^nft in @f|ren fortbewegen foß. 3^n na^m ber 
bpjantinifc^e ©afiteu«, i^n nimmt SRugtanb« Äaifer oor; 
bie Patriarchen ju Serufotem unb Sonftantinopet, mie ber 
(grjbifc^of üon SRo^fau unb ber ^ap^t in 9?om begeben if|n in 
gleicher ffieife oüjä^rfic^ am ©rünbonnerftag. 

3m abenblanbe ftogen n)ir auf ©puren ber ^ugmafc^ung fc^on 
bei auguftinu« ep. 119. Jäglic^ tub ?apft ®regor ber ©roge 
)n)ö(f arme $i(ger an feinen Zi^d) unb bebiente fie eigen^änbig, 
na(^bem er i^nen ;ut)or ^änbe unb ^ge gemafc^en, toit er ed fonft 
ate 2lbt }u t^un gemo^nt gemefen. (Joan. Diac. II, 22. 23.) 3li 
Irinita bei ^elegrini »errichten Äarbinäfe ben fociafen 9(ft bie ganje 
ffartooc^e ^inburc^ unb bebienen fobann bie SJrmen bei 2^ifd|e. 

3)er ftaifer üon Oefterreic^ unb Äbnig üon Ungarn tritt 
umgeben öon ben ?rinjen unb ÜWarft^äüen an bie Jafel üon j^öff 
armen ©reifen unb üerrie^tet ba« Smt be« Sruc^fcfe ; ebenfo t^ut bie 
Äaiferin mit jtoblf fürftlic^en Damen an ^mölf alten grauen, wprauf 
mit einem golbenen ©erfen auf beibcn ©eiten üon ?[Uerf|5(^fter $anb 
bie gu^maft^ung an ben niebrigften Untert^anen al« 5lh ber freimißigen 
©elbflbemüt^igung üor fic^ ge^t. Äbnig Mobcrt bergromme war 
ber erfte in granfreid^, ber am ©riinbonnerftag (4. Slpril 1029) 
ben armen bie iJüfte wufc^; ja er fott taufenb* auf ben ffnien be« 
bient ^aben. ®o fpric^t fc^on Äbt üKarfulf in 9?euflrien }u g^il^ 
bebert: „Die ÜWenfc^en fjaben bic^ jum (dürften erhoben, überlebe 
bu bic^ nic^t, fonbem fei unter ifjuen, wie einer it)re« ®teic^en." 
(SDJontatembert , ÜWönc^e II, 289.) Subwig ber ^eilige fragte 
einft ben ©enefc^aü öon 3oinüifle (®. 165.), ob er am ®rünbonner«^ 
tag ben Armen bie güge wafc^e? Sluf bie ßrwiebcrung nein! ent* 
gcgnete er: „5Woc^ meit me^r möchte cud) efeln üor bem, ma« ber 
ftbnig üon Sng(anb t^ut, ber ben älu^fö^igen bie güge mäfc^t unb 
fügt." — Ungeachtet be« auf^« ^bc^fte gefteigerten aKajeftät^gcfü^te 
^at fefbft Submig XIV. al« „ältefter ©o^n ber Sirene" am ®rün== 
bonnerftage ]toU] 3lrme bei Jifc^e bebient. 



IIB 44 Äotfreitofl unb bie ^Iö(ung t)on Ätfuj unb 8eib. 

3n ©(^mebcn !am bic t^ftwofc^unfl ^um le^tenmol 1594 
burc^ ffbnifl ©igi^munb oon ?oIen in 3Soü^u9. 3n Spanien, 
Portugal, ©rafiücn bcftc^t fic noc^ fcierüc^. 3m 5Dtuftcrtanb 
fat^olifc^er atcc^tgfäubiflfcit, *Qta(ien, unterzog fic^ ber Sönig (gftrcnr 
mann SSiftor i&nanuet bcm patriarc^atifc^cn ©rauche bi« 1860. 3)Ht 
8lu«jcic^nung gcf(^ief|t e« bagegcn in 53a^crn, ba§ bcr üKonarc^ 
bie fbnigUc^en 3nfignien ablegt, }u feinem 3SoIfe ^erabfteigt unb 
burc^ bie bemüt^ige ^anblung be« ©ebienen« ber Serrnftcn au^brüdt: 
„34 6in üon ®otte« ®nabe unb ©rbarmung ^errfc^er, aber im 
®runbe ein 3Äenf(^ wie i^r, nic^t me^r al« ®iner oon ®uc^!" 

5)er ^erjog Don ftämt^en, meiere ^rooin? oon ©a^ern unb 
ber 5)i5cefe f^reifing au« germanifirl ift, mürbe urfunblic^*) feit 
aWitte be« VIII. Sa^r^unbert« am gürftenfteine näc^ft ber ffarnburg 
burc^ ben ^er^ogbauer ßbtinger aU 8anbe«regent eingefefct, unb 
mußte fofort leibeigene ©runb^olben in gotbtnen unb fitbernen ®e^ 
fäßen bcmirt^en, mä^renb bie 3Sorne^men üor ber 2:f)üre i^r ©rob 
o§en unb ben ©ein au« irbenen ©c^aafen ober *?}ofalen tranfen. 

©0 prebigte man im Sttert^um bie ®Iei(^^eit ber ®tänbc 
unb bie (Sbenbürtigfeit be« 9SoIfe« mit ben ®ro6en ber (äxht. ©enn 
gürft^ ®i«mar(f am ?lerntefeft mit ber ®ro§magb tan^t, wie er mit 
mancher ©rogmac^t fein 2:än?4en mad|te unb gewaltig umfprang, 
fo entfpric^t auc^ bieg bem altert^ümüc^en ^erabfteigen be« $erm 
ju feinem S)ienftboten, al« mären fie feine« ®feic^en. 

44. Jtarfrritag unb bie ^löfung biin ftreu} unb 8eib. 

!Die SRömer fingen ba« 3af)r mit aWärj, bie Hebräer mit Of= 
tober (aWonat I^i^ri) an; e« mar fomit ein SWac^tglcic^enja^r unb 
ber ®cf)Iu6 t^c« alten brad|te eine ©uß^ unb Srauer^eit, bei ben 
3uben bie je^n ©ußtage \>ox bem 3Serfb^nung«fefte mit fic^. 5)ic 
c^riftüdie fiird|c na^m auc^ ein Sobtenbrob auf, bei un« bie fog. 
Äarfreitag^aut, einen ungego^renen (eberartigen 3^'^^* ^^ ^^^ 
©alj betüpfett au« bem Ofen !5mmt. 3n ©nglanb fpiett gleic^jeitig 
ber ftreu^medtcn, hot crossbun, eine 9?oße; $oc^ unb Jiieber 
bebient fic^ bicfe« ®cbä(fe«, ba« an bie ®cf)aubrobe ber alten ®ötter^ 

1) ^ittl^. aur 6tfot{(^. b. ^aubenlmdlet. Sien 1862. 6. 277. 



44. Äatfteitag unb btc Crldfunfl öon Stxtu^ unb Scib. 119 

muttcr erinnert. Wian brid^t e« al« grieben«^ unb ^cunbfc^aft«- 
^eic^en, genießt e« mit njci^cüotter Stimmung unb bcma^rt oftbarfcne 
©tücfe tt)ie Ämulete auf. Slm fiarfrcitog würben früher oom Äönige 
öon (Snglanb 9tingc gcfegnet — a(^ untrügliche« Heilmittel gegen ben 
Ärampf unb bic faüenbe ©uc^t. 

am ffarfreitag mürbe ^ule^t noc^ in Ii^rot ba« liegenbe Srucifij 
mit Srob, ©c^mal^ u. f. xo. überbecft, ma« nac^ altbeutft^em ©rau4|e 
mit Jobtenopfern ^ufammenfjängt. dm Unterinnt^al überfc^üttete e« 
ber ©auer mit 3Äai«, in 2lltba^em mit Äom. 3m ßanbgebot oon 
1611, ba« aßaj III. 1746 mörttie^ tt)ie6cr^olt, ift al« unftatt^after 
Aberglaube bejeic^net, ba« ßrucifi; am tarfreitag mit ©c^meer unb 
(Stern )u beftreic^en, mit (betreibe ju befc^ütten unb Sroblaibe barauf 
}u legen. Sltfo }ur @ü^ne, ba bie SDtenfc^^eit am Sobe Sl|rifti ftc^ 
mitfc^ulbig erflärt. ®o bringt man am Slllerfeclentag ©etreibe, 3Ke^l, 
©eelenjopf, ©utter, (5ier unb ffiac^« für bie SSerftorbenen bar; auc^ 
überfc^üttete man bei 8eic^engotte«bienften ba« ®rab mit ffom, meiere« 
ben armen t)erblieb. 

JMnber mit einem Seibfc^aben fc^iebt man am j^arfreitag burc^ 
©aum^b^len unb Srblöc^er. ©bgeln ^eißt man bad S)ur(^}ie^en 
ober Kriechen oon flranfen ober Äinbem unb 3Sie^ burt^ au«ge^B^ltc 
©teine ober ©äume gegen ©ruc^leiben, Sreujfc^meri unb 3ouberei. 
3n bem früher nae^ SRebborf gehörigen ÜWaicr^of ift eine Äapelle 
be« ^l. Lambert, mo^in bie Seute oft meit^er bie ^nber bringen unb 
fie burc^ ein gelfenlot^ fc^ieben. Unterhalb an ber !Conau liegt bie 
leufeUfanjel ; wer burc^fc^lieft ober fic^ jie^en läßt, wirb gefunb, 
brum fagt man )u firanfen: laß bic^ bi^geln. Ser burc^ ba« So(^ 
be« fteinernen Slltar« ber ^l. Äorona in Äoppenmaü wä^renb ber 
Änbacbt fcblieft, bleibt in ber Slernte oon Sreujme^ frei, am ffieg 
oon ®t. (tilgen nac^ @t. SSolfgang ob ber (Sn« fommt man nac^ 
galfenftein, wo ficb ®t. ffiolfgang öor feinen geinben üerbarg ; barin 
ift ein ©tein, bure^ ben bie ffieibcr fe^liefen, um gtüdtlic^ ju entbinben. 
3n ber Domfr^pta ju ?5teifing ift ba« ©teinbenhnal be« iRonnofu« 
jum Durt^fc^liefen, unb wenn man breimal betenb ^inburc^ ift, wirb 
man Don ftreujwe^ befreit. 3n biefen @t. ^eterftein bringen bie 
Scute befonber« an ber ?5rai« fran!e Sinber, laffen felbe burt^jie^en 
ober legen fie auf ben SJ^aueroorfprung unb oerric^ten i^re 9(nbac^t 



120 45. aßelttrauer ©todfcntfifen uitb lobtenglorfeit. 

m bcftet ^Öffnung. $at bo« Ämb einen ©ruc^/ fo {paltet man 
einen Sfc^enbaum, brüdt unb binbet bie J^eife wieber ^bfotttmen, unb 
bi« fie üerwac^fen fmb, ^eilt and) ber ©nic^. Äriec^en burt^ bcn 
©pott ber ®c^e nimmt ba« ©iec^t^um üon aWenfc^en unb Spieren. 
3n ber ©egenb öon Offorb gcfcbie^t e« burf^ eine ^agebom^erfc. 
(aWann^. ®. SK. 135.) 3u 8anb«^ut !am noc^ in biefem 9a^r= 
^nbert ber gaü üor, bog mon ein ücrfrüppelte« 3D?äb(^en unter 
einer aufgegrabenen SBur^cf burcf)5og unb ba« Jfinb mürbe mieber 
gerabe, behauptet man. Slm liebften froc^ man, um ein Seiben to« 
}u werben, unter einem ^eiligenfarge burc^. 

®eim ?iabe(bf)r an ber ffierra liegt bie Sfuine Ofterburg, unb 
im ffeüer ber ©ein in ®einftein. (»iic^ter III, 57.) ÜWan benft babei 
an Oftara; gerabe an ben fog. g^l«lbd|ern aber ^ilft ba« 5)urc^ 
friec^en üon Äreujme^ unb anbeni Uebeln, ebenfo am ft^ac^tartigen 
3ugang ^u ®t. SBotfgang am gleit^namigen* @ee, mie am ijel^loc^ 
}u ®t. ©olfgang bei Jroftberg. !Ca« fmb aber bem SWamcn nac^ 
urbeutfc^e f)eiligt^ümer , mithin auc^ ber ©rauc^ uralt, ja fcf)on 
afiatifc^. (©agenfc^. ®. 87—95. 693.) 3nbra ^eilt bie 3lpala, 
inbem er fie breimal burc^« SBagenrab jie^t, öon ^autfrant 
Reiten ~- unb i^re $aut mar fonncnrein. Äreujfc^merjen feilen 
beim JConner im grü^|a{)r, wenn man fic^ am feften ©oben ben 
5Rü(fen reibt. S)er !Connert)ogel ffufuf nimmt ©ommerfproffcn »cg. 
(ÜÄann^. @. SR. 135.) Riebet fbmmt ba« Äreu^ im 9iabe al« 
lieilmirfenb mit in Setrac^t. 3m Sllgäu f(^lägt man ben Stoffen 
auf Karfreitag (mie fonft ^u ©tep^ani) bie aber, ffienn e« om 
Seiben^tage im 9?ott{)al regnet, befonber« mit !Donnerbegleitung, ift 
ed ein günftige« SSorjeic^en für ein gute^ 3a^r; im Oberlanb bagegen 
glaubt man, bann gebe fein 5Regen au«. 

45. SBelttrauer. ®liiitenreifett unb Zobtengloiten. 

Ueber Salb er« Eingang ^u $el, ben Job be« allgeliebten 
@otte«fo^ne« meinten (Sbtter, SWenfcf)en unb liiere, ^flanjen, ©tcinc 
unb alle Srje.^) 33iefelbe Iraner ber Srbe unb i^rer ©emo^ner 

1) 2^uben toie (Sl^tiften nai^men ^ctbnifd^e 9)otfteUungen auf, 
nit^t umgefe^tt. ^qS jübifd^e ßöflerbucft Xolbot^ Sefd^u (18) ober „SBom 
(SJefc^led^te ^cfu" ttoöeftitt bie QÖttUc^e ^tagöbie mit 3u^ilfenal^«f ^^ 



46. S^elttYQuet. (Blocfenreifen unb ^^obtenglocfen. 121 

erfolgt im Orient um lomntu^i, ben Sicbling ber ^immtifc^en. Sei 
aboni« Job fommen ©ötter unb ÜKenfc^en jufommcn unb »einen. 2Bir 
Deme^men beim ®^rer fiut^omi, roic n)ol)I über taufenb 3o^re d. 6^r. 
(©ogcnjc^. 427) ou^ ber Urheimat ber 93ölfer dm ßup^rat bie Sage 
Hingt, bag alle ©alain ber ®btter unb bie ®ötterbilber Sanbufc^ob'ö 
lob betrauerten, ebenfo n)ie bie @nget unb fämmtlic^e ©ofain über 
lammu^i. 2)ie ®5tterbitber oerfammelten fi(^ au« alten 
SBettgegenben im Jempel cl SlffuI ju ©abet unb begaben fi(^ 
ocreint in ben ©onnentempel jum großen golbenen ©btterbilbe, ba« 
jroifc^en ^immet unb @rbe ^ing. 5)a« ©onnenbilb ftanb inmitte 
be« lempel«, umgeben oon allen 3botcn ber Srbe, unb begann ^u 
we^eflagen über Jammu^i; and) bie ©ötterbilber meinten oon Sonnen^ 
Untergang bi« ©onnenaufgong , unb teerten barauf im gtuge nac^ 
iören Säubern ^urüd. 5)ie Sarfreitagtlage ift fo alt, mie 
bie Slaturreligion ; unb hieran fnüpft ba« SSolf bie Sage, ba§ ?ur 
Iraner über ben lob 6t)rifti alle ©loden fc^roeigen, inbem fie 
na(^ 9tom roanbern, aber lieber jurüdfe^ren unb }ur Suferfte^ung 
läuten, ffiarum* mü^lt ber 6 ber, roetc^er ben Slboni« auf ben 
lob t)ertt)unbet unb bie Irouerflagc ber alten Seit oerurfac^t, atlent^ 
falben bie ®lo(fen au«? Subent^um unb 3«lam oerbannen fie. 

2)ie ®lo(fe oon ^ottingen warb burc^ bie 8uft fortgetragen; 
n)o fie }tt)if(^en ^roei f)ügeln nieberfanf , entjprang eine Ouelle. 
8egt man ba« O^r an ben ©oben, fo bort man fie läuten: tobt! 
tobt! ^umal bei na^em Unglüd. 3n ber oerfunfenen Äirt^e oon 
©(Raulen ^brt man no(^ bie Dioden tbnen unb bie mit unterge^ 

^QlbrTm^t^ud. 9Bir ffxiqq ade (^etoid^^e befc^toört, i^ren €o^n ntc^t ju 
tjerff^ren, foQ 3efud (sie!) fraft hti 1^1. 9lamend in 9)orau«a^nung feiner 
^^teu^tguitg aUti ^ola bef^moten ^aben, i^n nic^t ^u tragen. Unb ha bieg 
na4 S^ontQ^me ber Steinigung (laut bem Satmub) — i^n totrüici^ nic^t trug, 
^olte 3uboö einen Äroutpängel au§ feinem (Karten, tooran fie ben ^Uleifler 
fingen (sie!). $rof. )8uggc in G^riflionia befam baö öielöerbreitetc „^nU 
becfte 3ubent!)um* bon ^fenmenger ju (SJeftc^t, too I, 179 f. bicfe ftftönen 
Sachen fte^n, unb fteÜt „9^orbifd^e ®5ttcr= unb {)elbenfage* 52 f. mie ^um 
^offnt auf unfete 9^ationa(rctigion bie 3)tnge auf ben i^o^f, aU ob bie 
Vliflel, toeld^e 8alber'd Sob üerurfad^t, biefem i^rautft&ngel nac^gebilbet unb 
unfete e^rtoürbige dbba fo toeit nur eine ito^ie bed obigen Sc^anbbu^eS 
loAre! $(ol etrinnert il^n an ben 1^1. $autud!?! 2Ber $ur3e(baume, fc^lögt 
gilt fonfi ffir einen $an^tt)urft. 



122 45. äBelttronet. (Sdodfenteifen unb Xobtenglodeit. 

gangcnen Seute beten. (SSerfenftebt II, 185 f.) — «eün 5tobe ^jJapft 

?eo« IX. am 19. äpril 1054, ber ein S)eutj(^er, Sruno üon SCouI 

war, foflcn aüe ©lodcn ber SBcIt üon felber geläutet ^aben. — Ate 

©t. SSerena auf ber Slar an ^Ungenau Dorüberfu^r, Hangen bie 

®(o(fen üon felber, »ie bie oon filofter ©ergen, fo oft eine 92otme 

ftarb. — S)cm ^I. SSirgil fünbet ber J^ob be^ 9iomebiu« fi(^ burc^ 

eine t)on felbfl läutenbc ®Io(fe an. ~ 8lnt ©locfenbom in üßann^felb 

haftet bie ®age: ein 3Käb(^en l)nktt ©c^meine, al« fid| eine« oerüef unb 

bie größte ®lo(fe au^roü^lte. S)ie $irtin jog biefelbe am ©i^urj- 

banb t)eim. 2)ie ®(o(fen oon ffiei^ering »urben im ©(^»ebcnfricg 

oon einem Sber entbedt. — Sin ©(^»ein mü^It bie ®to(fe ju ©imcr«=^ 

felb au«, fie tönt: ©ufanna, ©locfeftanga, ju ©imer«fetb mu^ tc^ 

f)anga. (®irl. äl. 1879 ©. 166.) — 2)ie S)om^erm ju ©t^iümg 

oerirrten ftd| auf ber 3agb; ba fie auf bie ®Io(fe be« Orte« fi^ 

jurec^t fanben, ftiftcten fie eine plberne ju 186 ^funb. S)er ©(^mcbe 

raubte fte, mug aber im aßoo« allnäc^tUc^ bie gefto^Iene (fiuten. 

Die ®Io(fe öon 3a«berg ^at ein ©dimein ausgegraben. — ©un= 

borf ift in Ärieg«}eiten im ©lodenbom untergegangen, man ^ört 

nod| manchmal läuten. — Die ÜKarburgcr fauften bie ©labbac^cr 

®Io(fe, bie größte in f)cffcn, bo(^ rebete e« barau«: „Srtun t^u i(^ 

feinen Älang, bi« id| »ieber fomm in mein SJatertanb." 

3)lan ^ing fie ^mar im S^urm ber (Slifabet^firc^e auf, aber fie blieb 

ftumm, bi« man fie jurüdbrac^te. (^fter ^. ©. 87 f.) — Die Quer^ 

furter ©c^logfierren rooüten bie ®atterftebter ®loden fic^ aneignen, 

aber fie blieben ftanglo«, bi« man fie roieber ^eimfü^rte. — Die ®locfc 

oon Srbeborn ift auf ben glut^ öon gu^rteuten oerfunfen; jene oon 

Slau«berg, wie bie 8obe«borfer ®lode, ift öon einer ©au au«gef(^arrt, 

aber bie Solfenftebter machten fie i^nen megen be« fd^önen ftlangc« 

ftreitig. Sit« fie 5erfprang unb man fie umgo^, öerlor fie an 

©itberflang. (®rb6ler 25. 38. 55. 67. 104. 147. 195. 206. 

214. 235.) SBon ber ei«tebener ®tode fagt ber ©pru^: 

©eeburg Ijai ben gfif^fang. 
(Sidleben ben (Slodenftang, 
9iammelburg ben SDogeUang, 
^elfta ben gicgelftonQ. 

2lm ®otte«fetbe beim 2lblerberg oerfanf eine gottlofe ©tobt, ein ffiilb* 

fc^mein roü^lte bie ®lode au«, bie ©c^leufinger polten fte, boc^ 



46. Unterfffifd^ed ^locfengetfiute au l^o^en gfeflaetten. 123 

ftang fic f trauert i(^, and) itat^bcm ftc gcfpruitgen uitb untgcgoffcn 
mor. ({Riditcr III, 14.) gin ®6)mm fc^ürft ^roift^cn gcteberg mib 
f)artc bic ©tocfc au«, unb ein btinbc« "^Sferb entfd|cibct burc^ feinen 
Sauf, wett^em Orte fie gehören foUe. — 5)ie 9lppeIg(ode öom unter= 
gegangenen !Oorfe Oberfeitbac^ mürbe auö beut Queübrunn gegraben, 
(g^mfcr 145. 188.) — 3)ie SBibarfer große (Slode ift mie bie ^aup^ 
glodc be« SB3aflfa^rt«orte« 3Karia Äulm bei 6ger oon ®auen au«* 
gerofi^tt, ebenfo bie ber Äirc^c ©tiüfrieb am ÜKart^felb, einem uralten 
^fa^Ibau. — ©ei ffiinfel im gelbe näc^ft ©agram t)at ein ®tier mit 
feinen Römern bic ©tode ausgegraben, (©ec^ftein ^. 288.) — (ginc 
@ai« fdjarrte bie @Io(fe au«, bie im Äird|tt)urm ^u f)eriogenbud|fee 
^ängt. (^erjog U, 53.) 

®ir ftaunen, mie nac^^altig unb mannigfaltig fic^ ba« unöor^ 
bentlic^e ©proc^bilb in ber ®age fortbe^auptet, menngteidi ba« SSer^ 
ftfinbnife föngft geft^munben ift. @« ^anbelt fi(^ um bie 5)onner' 
gtode, meiere im ©emitter erfc^aüt unb öert)allt, unb meil fie mit 
bem ftrbmenben SRcgen in ben See niebcrge^t, oon einem Sioc^bar 
bem anbem nic^t gegönnt mirb. ©inbfüffige Stoffe entführen fie, 
aber ber (Sber, ba« Symbol be« rafenben ©türme«, bringt bie 
®(o(fe mieber }ur ©teüe. 3n ber Karwoche ^aben bie ©eifter freien 
©pielraum, bi« bie ©tocfen mieber läuten; am Äarfamftag aber 
fc^rt man bie ©inlel au«, auf baß feine ®pur oon i^nen jurüdbleibt. 

46. Unterfeeifi^e« @loitengrlaute }u ^o^en Scftjeiten. 

5!)er Opferteidi bei 3Koringen oerfc^tang e^ebem bie ©ü^n- 
opfcr ber ©erec^tigfeit; er ift Hein aber tief unb o^ne B^^Pi^Ö- ^" 
ber fi^riftnac^t flog au« ber na^en Icmpterfirc^e beim erften Sauten 
bie ®to(fe in ben ®runb unb läutet jä^rlic^ um bie ^eilige 3^^^ 
fo ia% fein gift^ barin lebt. (SBec^ft. !©. ®. 329.) 2)ie ®Io(fen 
in Sledni^ (äuten auf SBei^nad|ten oon felbft, nac^bem (mit ber 
SJeformation) bieß abfam. (©artfdi Sfh. 530.) 5)ie Älofterfirc^e 
üKarient^ron im ftreife Sleuftetten oerfanf »egen be« 3Bo^üeben« ber 
üHönt^e; nun moüten bie gifc^er bo(^ bie ®to(fe auf$ie^en, aber 
umfonft! ®o tauten fie benn auf ÜKarienfefte unb ffiei^nac^ten 
au« ber Jiefe be« ©treijigfee«. ©eim ©ranb be« ®ottc«^aufe« ju 
®roß=2:uc^cn flogen bie jmei @to(fen in ben *^irc^cnfee, fommen 



124 46. nntetfeeifd^fd (Blocfengel&ute gu l^o^en gfeflaetten. 

aber jcbcn Oftcrmorgcn ^eroor. (ginmal »oötc man fic m bic 
ffirdic öon Dant^borf führen, boc^ ber ffiagcit ücrfaitf. 

SBci ©rondborf in f)intcrpommcm tiegt ein grunbtofer @tc. 
au^ ttjctc^cm Orgel töne Don ber oerfunfenen ftirdienorgel Hingen. 
3n)ifc^en ©ertin unb ©tolpe mar ©treit über bie Äirc^englorfen; 
a(« man fie Don einem Orte jum anbem bringen moüte, fingen fic 
am fc^roar^en SBrunnen ptb^Iit^ ju tauten an unb fanfen mit bem 
©agcn in bie liefe. S3on bort ^ört man fie an ^o^en gefttogcn 
flingen, auc^ fömmt jumeiten eine Äutfdje mit oier ^ferben ^eruor. 
3m ©todenberg bei ^erfanjig ift eine ®to(fe verborgen , man ^ört 
fie feiten. Die ®to(fen üon ©urt^oro würben öon ben ©affenburgcrn 
auf einem Äa^n über ben SJirc^owfee entführt. 2)ie Sefto^Ienen 
festen in Ää^nen nac^, e« !am auf bem SBaffer jum ©tutüergicfeen, 
bi« ber ©life fic fammt bem 9?aub in ben ®runb ft^tug. 3n ber 
3o^anni«nad|t ^brt man fie läuten. 3in 2:eufet«fee bei Jeff in 
ging eine ©tabt unter (©artft^ SWr. 387. 388); man ^5rt no(^ bic 
®(o(fen, mic au« bem ®ran}enborfer ©ee; am 3o^anni«tag. Die 
Äirdjc in Dambed t)at fc^on oor ber ©ünbflutf) geftanben, ber 
I^urm mit ben ®Io(fen öerfani im ©ee, am 3o^anni«tag fommen 
fic ^croor, aber mit 16 ^ferben fä^rt man fte nit^t rocg. (©artfc^, 
Sflv. 502.) 3m ©ee öon 35cnnin jeigt fic^ bie Sungfrau mit bem 
SBafferpferb. $ört man in ber Oo^anni^nac^t ©loden aM ber liefe 
läuten, fo fingt fie: „3o^anne ©ufanne, wenn bu mit »ift, fo 
fumm." 3)ic Sinlabung gilt bem, ber jebe« 3a^r ertrinfen foll. 
(3a^n 146.) auf ben Sriften öon (Scrgel^laf in Ungarn lag 
einft ba« gotbene Dorf, aber ber Ueberflug an ©olbmetall 
machte bie ©iniüo^ner gottoergeffen, ber ^oxn be« ^immel« oertilgte 
c« oon ber Srbe. 3^^ ®"6c muffen bie S5crfenften ben 8Beg }ur 
Sirene Don ben Käufern mit ben Rauben graben, unb wenn fic jum 
® e i ft c r a m t ^ufammen finb, tönt ft^aucrooU bie untcrirbifc^e @locfc, 
ba§ bic auf ber Obcrmclt gittern. Dieß bauert bi« jum jüngften 
läge, ©n ©c^äfer ^örtc einft ben Ätang unb betete für bic 
Unterirbifc^en, inbeß ^atte ein ©(^af am SKetaüfreu} ber 
2^urmfpi<}c ben gu6 ocrlcfet; er fa^ in ber Jiefe ba« Dorf mit 
aller ©olbprac^t unb bie ©ünber in ber tirt^c, ber ®olbhtopf bc« 
tirc^t^urmc« aber ift unbeweglich. 5Kan ^ört nid|t gern ben 2on 



47. !Da8 Sfeft htx gfeueterftnbung. $tomet(eud. 125 

aue bor 2:icfc, bcnn er jeigt na^cn S:ob an. (Scc^ft. ©. O. 120. 
141. 169.) 

(S^ tft, a(9 ob mit ben @(o(fen eine alte S$e(t tobt gelautet 
unb in ben ^intergrunb getreten fei. Sie finb f)inn)eggejogen ober in 
ber ©eetiefe oerfc^rounben, laffen aber ju ^eiligen ^tittn fic^ »icber 
oeme^men. SBir nehmen bie S)onnergIo(fc , roo nid^t gar Unlen^ 
rufe au« Jeic^en jur Srtlärung: aber fie tönen aud| au« ©ergen 
mie eine Offenbarung au« ber $imme(«^&^e unb bem Srbenfc^ooge 
}ur SSerbannung ber bbfen ©elfter. 5)er Slbergtaube ift in aller 
Sk(t berfelbe. 9(u(^ in 3(merifa führen nac^ ^aftian i^een }u ben 
9ergf(^ä^en, unb ba bie &iodt oon @a(etto in Kolumbien ©emitter 
^^eUte, gog man au« ben SOtetadftüden ©lödlein )um ^n^ängen 
al« Slmulette miber 9(i^fc^(ag, bie bi« nac^ Quito ^inmanberten. 
(Culturlänber 249.) Die ©c^roirrinftrumente ber ^uftrafier üer= 
fc^euc^en ©eroitter, roie ba« ©iftrum ber 3fi«, momit fie au(^ bie 
Iraner um ben Job be« Ofiri« beging. 

47. Sa« ^t^ her ^l^euererftnbung. ^romet^eu«. 

Da« ^auptereignig für ben beginn ber menf(^(id|en (Kultur 
mar bie Srfinbung be« geuer«. ffielc^e Ummätjung modjte bie erfte 
(Sntbecfung bettjirlen, bog ber arme ©terbtid^c fürber nic^t 53aum= 
fruchte, ffiurjelfnoUen unb SRo^fleifdi mie bie J^iere freffen mugte, 
fonbem feine 5Wa^rung fodien, mit ^ütfe ber glamme ben Urroatb 
tüften, ben ©nbaum jum Schiffe au«^&^Ien, fic^ »iber Sälte fc^üfeen, 
unb in rauhere ^Regionen oorbringen fonnte! 5)iefe« ®efc^enf oon 
Oben blieb im ©tauben ber SJölfer unoergeffen. 3m ^t^art)at)eba 
wirb ber Opferfleifc^ freffenbe J^^uergott Slgni (ignis) mit bem 
Donnerfeil entfenbet. 

3m aiigoeba II, 6 lautet bie gcuer^^mnc: „O 9lgni nimm 
biefe Opfer an, nimm meinen Dienft in ©naben auf, unb Uüjt 
biefcm Sieb ©e^ör." Die frommen ßaramanen crt)ielten bem jum 
3ei(^en täglich ($euer oom ^immel. Der Sra^mane unterhält 
ba« hnxd) 9teibung gewonnene ^l. S^er mit neunerlei ^ol;, im 
^jug auf bie Planeten. Der ©ebrauc^ ge^t burc^ bie inboger^» 
manifc^e SBelt. Die Deutfc^en oerroanbten bie gleiche 3^^^ V^^ 
9lot^feuer gegen ®eud|en, mobei SRenfc^en unb Spiere fic^ burc^ 



126 47. 3)od gfefl bet gfeumtfinbunfl. ^romet^u«. 

räudiern ßcßcn. 5namcittüd| in ©c^tücbcn »erben fo t)ieterici fitftt 
5um geuer getragen. ((Örimm ÜÄ. 574.) (Sogar ba« ^qrenftü^tt^ 
erforbert neunerlei $otj. 3n Somba^ brennt feit 300 Oa^ren ba« 
f)I. geuer o^ne Unterlag, rituell mit gemeintem $ot}e. 

5!)a« Ijl geuer 3öratujc^tra« fäüt au« bem Orion ^erab. (Sünm. 
aWarceü. XXII, 8.) ©a« ältefte bem Äiefel entlorfte geuer nennt 
ber 3ranier ©abe. 2)ie perfifc^e Sic^treügion beftimmt ba«felbe 
al« ©innbilb be« Urlic^te« unb ber aUbelebenben traft jum gotte«^ 
bienfttid^en ©ebrauc^e. 35a« 3Solf oon 3ran erneuerte bie öerun= 
reinigte ^eerbflamme mit au«gefud)tcm §olj breimat im 3a^re bur(^ 
ba« ©e^ramfeuer, ba« in jeber ^rooin^ unterhalten marb. ©riechen 
unb {Römer achteten ba« geuer (nvQ, purus) aU ba« reine unb 
reinigenbe @(ement; leine gotte«bienft(i(^e ^ege^ung gefc^a^ o^ne 
Öic^t unb geuer. S)en 8ittt)auern mar ba« gcuer oöUig unbefannt, 
ba fam ein grember unb rict^, e« oon ben Sternen ju ^oten, ergriff 
ein §olj, murmelte oor ber I^üre ein ®ebet, unb ein geuerftra^t 
fc^og oom ^immel, worauf bie ©auem i^n at« Ugniebofa« ober 
geuergeber oere^rtcn. ©ein ©ruber ift ber geuerriefe unb SBaffen^ 
fc^mieb Ugniegan)a«. 35a« ^J. geuer ber "^Jrauromia n)urbc babei 
oon Äeufd)^eit gelobenben Jungfrauen unterhalten. Sluc^ bei un« 
35cutfc^en genießt bie glamme eine fficit)e; Stiemanb bürfte in bicfelbc 
fpuden. 

Der S^inefe nimmt einen ©piegef, um geuer oon ber ©onne 
JU erhalten, <Sut) ober Äin=@u^. 3lm gefte ^aufor^^uata^ jünbetc 
ber 3nf a burc^ runbe, gegen bie ®onne gehaltene aWetallfpiegel ba« 
f)imme(«feuer an, unb gottgeroei^te, bem ©lute be« ©onnentönig« 
entftammte Jungfrauen hüteten unb nährten e«. 35ie loltcfen ge^ 
mannen ba« erfte geuer burc^ Slneinanberfc^tagen oon Siefelfteinen 
(über glimmenbem ©aumfc^mamm?), bie ^auc^ataner burdi Umbre^en 
oon $oIv Stcrreftrifc^c« geuer lieg fid) auc^ burc^ ©lifefc^tag ober 
oon aSuttanen gewinnen, ßlaoigero erjä^tt VI, 16, 36: „3)ic 
Sljtefen in 3)2ejifo erwarteten am ©c^tuffc jeber 52 jährigen ^eriobe 
ba« ©eltenbe, Ibfdjten am legten Sage alle geuer in ben lempcln 
unb ^öufern au«, jerfd)lugen ifjre $au«göfeen, unb ^riefter wie 
aSolf 5ogen in ^roceffionen nac^ einem Serge, ©enn aber um 
3}2itternad)t bie ^(ejaben burc^ ben ^ieribian gingen, mar bie @efa^r 



47. f)Qö gfefl bet gfeuercrftnbung. $roinetl^eu«. 127 

oorübcr, unb auf bic ^bnitcnj folgte ein groger Oubct. 50ian mU 
jünbcte inxdf SReibcn Don ^ötjern ein neue« }^tntt, feftte einen 
©(Weiterlaufen in gtammen , unb an ber frifc^en iotjt fterfte ba« 
Sotl fc^neü laufenbe öon Siebtem an. eitboten mit gadetn x>tt^ 
tünbeten bie fro^e Sotfdjaft int meiten Sanbe, unb auf ben SKtären 
ber lempet, tt)ie am ^äu^tic^en §eerbe, »arb e« roieber lic^t." 5!)ie 
SDiqrifaner Ratten ein 3aWrc«feft ber geuererinnerung unb rourbe 
baöfelbc im Sjtapalapa angejünbet. (SBaftian 91. 8. 533. 725. 750 f.) 
SRat^ bem ©rinnerung^fefte ber Sreef, welche ba« geuer mittet« 
fircui^ötjem gewannen, famen üier ÜWänner Don ben oier ffielt- 
gegenben, ba« ^I. iJeuer ju bringen unb fieben ^eitpflanjen ju 
geigen. !Z)ie @ingebonten auf 3aoa in ber 9lä^e be« ^romo^SSut 
tan« bebienen fic^ feine« anberen (^euer«, a(« ba« au« biefem feuer- 
fpeicnben ©erge ^errü^rt ; fie entjünben, fobalb ein 8u«brucW erfolgt 
an ber gefc^motjenen Saoa ©päne, um bamit üjx ^erbfeuer anju- 
machen, unb (äffen ba«fe(be ia^re(ang nic^t au«gel)en. 3^r je^ige« 
^erbfeuer ftammt in«gefammt oom 3lu«brucW be« ^romo im da^re 
1832. 

(Jeuer brüdt ber äeg^pter burc^ ba« 3lnbrea«!reuj, jwei über 
einonber geriebene ^öt^er au«, bie ®onne aber ^at at« geuerfpenberin 
in ber ÜÄitte ben ^unft, »ie be« 2)recW«ter« Jire^fc^eibe. Sie man 
auf (Srben ba« ^euer erzeugte, fo backte man fic^ in ber 92abe be« 
©onnenrabe« ba« ^immfifc^e ^euer ober ben Sdüij entftanben. $atte 
ber ©lift bic erfte ©tut ^intertaffen, fo fam man batb hinter ba« 
(Se^eimnife, ba«fetbe burdi ^Reibung eine« garten mit roeidiem ^olje 
beliebig ^eroorjutoden. Der ©ra^mane menbet nie genjö^ntic^c« 
geucr jum Opfer an, fonbem nur burc^ Drehung eine« ^btjemen 
Sogen« erhaltene«; ein ^riefter }ie^t babei eitig ben Strang ^in 
unb roieber, ber anbere fjarret be« gunten«. aWant^ami bejeicWnet 
in ben 85eba« „geuer ernjeden," einer SBurjel mit ^avi^dvw, ba« Sic^t 
ber ßrlenntnig gewinnen, lernen. "^Sramant^a nennt ber 3nber ba« 
burt^ iJriction gunlen fprü^enbe ^olj. 35aWer ber SÜamt ^roman= 
t^eu« (S^top^. 537) ober ^romct^eu«, ber jugleic^ ber ^uer= 
reiber unb geuerräuber (@«fr. ^ramat^a) ift. Sr ^at mit $ülfe 
ber ät^ene ben erften gunlen oom Slltar be« 3)onnergotte«, 3upiter 
iSlictu«, geholt; bie @öttin ber ^ei«^eit unb neuen SBeltorbnung ift 



128 47. f)a§ gfefl bet geuetetfinbunfl. ^Jromet^eu«. 

aber fdbcr crft auf ben ^ammerftrcic^ be« litanen ober feine« 38ater« 
^ep^äfto« bem Raupte be« 3^"^ entfprunflen. 5Wac^ anberen f^at 
'»ßromet^eu« ben gic^tfeint oon ber ädife be« ©onnenrabe«, »ic noc^ 
ba« Äafcnberbilb ben 9totation«puntt angibt, im fjerulaftobe öora 
|)immet geholt unb feinen ©efc^öpfen ntitget^citt. 2luc^ bie @eefe 
ift ^ö^eren Urfprung« unb gelangt burc^ feuerbringenbe 35ögel 
ober ben ®torc^ jur ©rbe. Sluö Srbe t)atte ^romet^eu« bie SDienft^en 
gebilbet, aber ba« Sic^t oon oben foUte bie Körper befee(en unb be^ 
gciftigen, um bie burc^ ben ©tur} ber Sitanen oerurfac^te 8üdc in 
ber ©eiftermelt aufzufüllen. 3n ^^Ijoroneu« fat)en bie ärgiocr^) 
ben ^^oÄp^oro« ober burc^ ben Sieib ber ^immlifrfien geftürjten 
l'ucifer, oon meldiem 3faia« XII, 12 flogt: „Sie bift bu gefallen, 
bu fc^öner -iDiorgenftern!" (^leic^rootil figurirt er al« ^eiliger im 
c^riftlic^en ^alenber, nur wirb babei ein ©ifc^of unterftellt. 

^romet^cu« brachte ba« 8ic^t be« Scben« unb ber SJemunft 
au« ber ^ö^e, um ba« S^ongebilbe erft ju einem mit meus b^ 
gabten äöefen ober ^um SWenfc^en ]\x mad)en. Doc^ ba« Eritis sicut 
Dii erregte bie (Siferfuc^t ber Unfterblic^en. ^tn^ beforgte, bie neuen 
©efc^bpfe möchten ben titanifc^cn Uebermutt} erben unb im Unge= 
^orfam fic^ auc^ gegen bie Götter auflehnen. fiJa« im ©lauben«^ 
ftjftem liegt, oeremigt ber Sultu«. SJom 2lltar be« ^romct^eu« in 
fiolono«, ber bie ©ilbfäule be« $ept)äfto« neben fic^ ^atte, na^m 
jä^rlid^ im ^oc^fommer ba« Sampabobromion feinen 3lu«gang. ®ncr 
^ünbete bie gadel bei ber naf)en ©tatuc be« Sro« an, unb begann 
ben Sauf nac^ ber 3:5pferDorftabt fierameito«, welche in "^romet^eu^ 
il)ren ©c^ufepatron oerc^rte. (Sin Säufer trug ftation«meit bem 
anberen bie gadcl \n, bi« ber le^jte fic an'« 3*^1 brachte. 3Betc^ 
ein lebenbige« ®ilb oon ber gortpflanjung bc« 8cbcn«funfen« oon 
®cfc^lec^t JU ®efc^lec^t, ber ausgegangen oon ber göttlichen Siebe 
unter 25crmittelung be« fc^bpfcrifc^cn ^romet^eu« ! Der Slufblid }um 
Jcmpel ber 'ißatla« Slt^ene auf ber 9ltropoli« oollenbcte ben fo«mifc^en 
®ebanfen. 6« ift juglcic^ ba« 8ic^t ber iHeligion, ba«, am Slltar 
ber ©ott^eit angejünbct, im SSerlaufe ber 3citen ben ba^inmanbelnben 



1) ^ouf. II, 19, 5. W. ^iand gfeucraeugc ber ©ticd^cn unb »ömex. 
©tuttfi. 1684. 



47. i)ai ^cft ber geucrerfinbung. ^rometl^eud 129 

(Scnerattoncn überliefert tüirb unb ben geiftigen SBetteifer ouf bent 
getbc ber erfenntniß üergegennjärtigt. 

ffiie bie ©onne im grü^Iing neu aufflammt, miü auc^ ba« 
gcuer om Zeitigen §erbc cntcuert fein, um ale feufc^e flamme fort= 
jubrennen. 3n ^erfien unb Onbien, in Serien mie Seg^pten unb t)on 
I^ru^ biö ®abe« marb ba« 8id|tfeft um bie ^^ling^nac^tgteic^e 
begangen, unb bie neue gtamme »o möglich öom Srennpunft be« 
8id)te« unb gebend angefadjt. 3n Sltf)en beftanb ate ättefter attar 
jener ber^eftia im ^r^taneum, unb at^ ba« ^eilige g^er unter 
ben 30 I^rannen ausging, burfte eö nic^t öon gemeiner 8o^e, 
fonbem unmittelbar nur oom ^immlifc^en Smp^räum mittetft eine« 
^o^Ifpiegel« entjünbet »erben. 2luf Semno« mar ^epljäfto«, ber 
ägwtifc^e ffieltbaumeiftcr ^^ta, ^cmiebergcftürjt unb jum ^infenben 
leufel geworben. S)ie oultanifc^e 3nfel mar i^m gemeint, fein Snfel 
äetnaeo« aber, ^romet^cu«' ®o^n, fd^miebete im Metna, n)etc^en 
bie Äirc^e fpäter für ba« fic^tbare ^Jegfeuer anfa^ unb begtiatb 998 
bad äüerfeefenfeft einführte. §iemit ift eine Quelle unreinen Srb= 
feuer« angebeutet. 2luf ßemno« nun mürben iä^rlic^ im SÄonate 
bed ©ibber«, b. i. ju ©eginn be^ Senje«, auf neun Sage alle JJcuer 
auögetöfdit, bid bad ^eilige @c^iff aud !Delod neue^ oom Slltar be^ 
äpoUo brad^te, morauf jeber einen gunfen für feinen ^crb nac^ 
|)aufe trug, unb fofort ein frifc^c« ÜBa^l gcrüftet marb, ein neue« 
?eben begann, ©efanntlic^ mußte bi« jur 9?ücffe^r ber geftgefonbt* 
fc^aft mit bem ^eiligen geuer oon 5!)elo« bie Einrichtung be« 
©ofrate« oerfc^oben merben. ©ä^renb bie Werfer unter lerjc« al« 
ec^tc Puritaner ober g^natifer für ben reinen 8id)tbienft aüe tjel- 
lenifc^en Altäre umftiefecn, fc^ontcn fie ben \ü Delo«, meil ber bortige 
Dicnft ber reinen Sic^tle^re oon 3i:an ju entfprec^en fc^ien. 3wm 
jenbift^en atar, geucr, atarvan, geuerprieftcr, ftimmt d^Qayivrj, bie 
Jeucr erjeugenbe milbe SRebe, eine Schlingpflanze, au« welcher man 
ben gunlen }og. 

iWad^bem bie üKeber ben Jcmpcl ju Delphi niebergebrannt Ratten, 
mufete für baö emige Sic^t eine unbefledte glamme mittet« 
§o^lfpiegel« an ber ©onnenfacfel entjünbet merben. Siac^ 
ber ©c^lac^t bei ^latäa betroc^tcten bie ©riechen alle geuer ber Um- 
gegenb aU oom (Jeinbe oerunreinigt unb lbftf)ten fie au«, worauf 

€tjßp, Semfdie 8lelioioit. 9 



130 47. ^ad Sfef* her geucrcrfinbunQ. ^tometl^eu«. 

bcr ©ote in Sinem lag bic rcmc ®lut öom 3lttar ju ©clptii ^olte, 
aber beim Ueberreic^en tobt Einfiel. (^lut. ärift. 20.) ©ofrate« felbft 
gebenft be« ^o^Ifpieget«, um geuer öom ©onncti^erbe ju cntjünbcn. 
(3lriftop^. ffiotfen 757. ^lut. Numa 9, 7.) 2lu«manbenibe Solo- 
niften nahmen oom Ältar ber 3Kutterftabt ba« geuer in bie neue 
§eimat^ mit. Sroige« g^uer brannte im Jempel bcr Demeter ^u 
äWantinea unb be« ^an im arfabifc^en äfafefion. 

äefc^^to« bietet bic Suffoffung, ber erfte ^prp^oro« ^abc ba« 
geuer öom SJutfan ÜKof^c^fo« auf Semno«, mo^in §ep^äM «om 
§immel geftürjt, im 5Rartl)ej ober ^l)riemfraut aufgefangen, welche« 
noc^ in Stjpcm unb ©ijUien bem Sanboott ftatt 3unber^ bicnt. 
S)oc^ öutfanifc^e« geuer galt ben ©riechen für unlauter, unb ha^ 
er ^immlifc^e« im metallenen ©rennfpiegcl gewonnen, mie ^cratlib 
Don ^ontu« mill, ober nad) Diobor nur ©rflnber ber geuert)öl^er, 
7fVQela, mar, entfpric^t nidjt ber 3bee ber üKtjt^e. 

Die ^rometljcifc^e Stcligion ift eine ber ert)abenftcn, meiere 
ber a3?enfc^t)eit jut^eit geworben. 5)er aßenfc^enoater l)at aM Siebe 
}u feinen ©cfc^bpfen, welchen er ba« geben gegeben unb ba^ 8i(^t 
ber SSernunft einget)auc^t , ben gludi bc« ©i^tteroater« ouf [\d} gc^ 
nommen unb büßt für fic alle, inbem er mit brei Siägetn: burc^ 
§änbe. güßc unb ©ruft, am Äautafu^felfcn gefreu^igt wirb. ?lcf^ijto^ 
l)at in feiner Jrilogie: ber geuerraub, ber gefeffelte unb ber befreite 
*ißromet^eu^ , biefe göttliche Stragbbie mit wunberbarer ^o^eit in 
majeftätifc^cr ©prac^e oollenbct, c^ ift bie ^eUenift^c 3D?eifiabe, ein 
33orbilb auf ba« Seiben be« aDJcnfc^enfo^ne« : wer erftaunt noc^, wenn 
bie Äirt^enoäter in bem unfterblic^en ©änger einen ^rop^eten er= 
fannten! Sr fc^ilbert bie ©c^eflage be« göttlichen Dulber«, bem ber 
®cier, ba« ©innbilb be^ Üobe«, bie ©citcnrounbc aufriß, um ^um 
@i^c bc« geben« ^u gelangen, fo baß jein jur ©ü^ne oergoffene« 
©lut all bie Sleoncn ^inburc^ jur ©rbe floß, bi« ^eralle« at« fein 
(frlöfer erfc^ien unb bic ilctten fprengte. 3luc^ oon biefcr ^affion«^ 
oorftcllung gilt ba« SJöort, welche« bie eoangeliftcn fo oft im tDJunbe 
führen: „5)ieß gefc^a^, bamit erfüllt würbe." 3m ^Jicnfc^cnfo^ne 
offenbart fic^ ber platonifc^c Sogo«, ber nad) bcr ©inlcitung be« 
3o^anni«=6oangclium« at« ba« 8ic^|t unb Scben ber 9Kenfc^fn in 
bie Seit fam. 'Diefc« 8cbcn6lic^t leuchtete in bic ginfterniß, aber 



48. Aatfoinflag unb bie Sfeuetetneueruitg. 131 

biefdbc f)at e« nid|t begriffen. (£« ift aufgegongen bem 85oRe, 
ba« in ber ©unfel^eit fa§ unb im 2obe«fc^atten mo^ntc. (50iott^. 
IV, 16.) 

48. ftarfftmflftg unb tote ^euerentmerung. 

3n SRom würbe am erften ÜÄärj ba« (Jener am 3lttare ber 
SSefta erneuert, inbem man baö ^otjftücf öon einem fruc^ttragenben 
9aume fo (ange bohrte, bi^ fic^ eine flamme bi(bete, worauf ber 
(Junfe in einem ehernen ®iebe aufgefangen unb fc^Ieunig in ben 
Jempel getragen warb, ^tutarc^ fc^reibt (S!bxma 9) Don ber Sin* 
fe^ung ber 35eftalincn, Jener jungfräulichen f)üterinen ber Zeitigen 
(Stamme unter ftbnig Siuma, an beren gortbauer man bie (Stiften} 
be« ©toate« gcfnüpft glaubte: ,,ÜWan bebient fic^ jur ffiieberanfac^ung 
gemb^nüc^ eined ^o^Ifpiegel^, wo ber ganje innere Umfang mit 
einem Srennpuntt in ®e)ie^ung fte^t. @ibt man i^m bie d?ic^tung 
gegen bie ®onne, bag bie allfeitig }urü({praUenben ®tra^(en in bem 
einen ßentrum fic^ fammeln, fo entjünben fie in furjer grift." 
Siegen bie SSeftatinen ba« geuer au^ge^en, fo würben fie oom "^om 
tifejr gegeißelt unb mußten ein Srett mit glüdüc^em, b. ^. weichem 
$o()e fo lange boljren, bi^ e^ anbrannte, bann bad neue ?$euer 
im er jenen ®ieb }um Stempel tragen, tiefer @u(t ge^t a(fo hnxd) 
bie ganje ©elt. ffiie ber ©ra^mane ba« ewige geuer mit neunerlei 
f)ol5 unterljätt unb baoon ben ©c^citer^aufen mit feinem Seic^nam 
onjünben lä§t, fo brauchten bie 35eutfd|en biefctbe ^aijl ^U\tx jum 
9{ot^feuer, bad mit einem (Sic^enpfa^Ie erbo^rt warb, um bei <Stnd)tn 
3}ie^ unb ÜÄenft^en jur Steinigung burc^fc^reiten }u laffen. 3" 
ftilbar brannte ^u S^ren ber fc^ottifdien 33ffta, ©rigit, ba« ewige 
geuer, welchem fein 3»ann na^en burfte. 

!Oiefe<J ^immlift^e geuer ift in ber Ueberlicferung aller SJölfer 
gotte«bienftlic^ üerf)errlid|t. ©eim Opfer Slbram«, ®ibeon«, ja fc^on 
auf ben ältar Slbel«, wie bc« 61ia« am Sarmel, fällt oerje^renbe 
@Iut^ oom girmamente ober au« ber Srbe, ebenfo auf ©e^eig 
3oroafter«. ^ieron^mu« weig au« bem ÜKunbe feine« 8et)rcr« 
(Sl)anina, wie nod| JKafc^i in Gen. IV, 4: „geuer fu^r ^erab unb 
lecfte abet« Opfer auf," „iJcuer ging au« oom $erm unb oerje^rte 
ba« ©ranbopfer Slaron«." (i?cü. IX, 24.) 3luc^ ©alomon« Opfer 

9* 



132 48. ÄatfamflaQ unb bie fjcuererncuerung. 

bei bcr Jcntpetoci^c. (II ü)iaKb. II, 10 f.) ^aufania« I, 16 tT\&W 
und nod| mc^r: „211« ©eleufu« bent ^tn^ in ^eüa opferte, bewegte 
fi(^ ba« §ot5 auf bem ?lltare öon felbft ^ur ©itbfäule unb brannte 
unangejünbet." 3Kit ©ejufl auf II ß^ronif VII erflärt notft bcr 
Jalmub: „35a« erfte Opferfeuer, woburc^ ber "ältar auf 3Woria ein= 
gemeint »urbe, ift öom ^immel gefallen." 3Jom ?lltar warb e« 
auf ben fiebenarmigen Seuc^ter übertragen, meieren ^^ilo unb 3ofep^u« 
glaoiu« auf bie Planeten beuten. Da« emige Sic^t brannte üon ha 
im äiUer^eiligften, im 3e^oüa=5J:empet, roit ju Sfbatana. 9ioc^ wirb 
ber 6ult be« ^I. geuer« am feicrlic^ften in ber 9luferfte^ung«- 
fapeUe }u Oerufalem oon ben ®ried)en begangen. 3n bem 
©tauben, baß e« Dom ^immel tomme, oerfammeln fid| Jaufenbe 
unb Darren, bi« nac^ bem eintritt be« ^o^en Sferu« bie erfte ^o^c 
au« ber üKauerbffnung ft^Iägt, erfc^nt um bie S^crjen anjujünben, 
ba« 8ic^t anbern mitjut^cilcn unb in gaternen oft in bie meiteftc 
gerne ju tragen. Dieg fbnnte un« oergegenmärtigen, mie bie mobt^ 
t^ätigc glamme urfprünglit^ oom ©üben nac^ Siorben getragen, morb 
unb bie SJcrmenbung be« ©rennftoffe« ben ü)?enf(^en bie aJibglic^feit 
bot, auc^ Ia(te ©egenben )u ben)obnen. 

©eim Jobe be« Äbnig« mürben im alten (Songo alle geucr 
im ßanbe au«getbfc^t, mie in ben altbeutfcben ^cimfifeen mit bem 
§erbfeuer beim Jobe be« §au«^errn gefc^ab- Um fo me^r orbnct 
ber ßultu« bieß beim Eingang bc« ^errn ber ©elt an. 3m S^tiften^ 
t^um erfüllt unb bcma^rtieitet fid) bie ©ofratifcbe 3bee. ba% bie 
bbbere 9Sernunft fic^ am gbttlid)en Sichte erhellen muffe, i^b^iftu« 
beißt ba« 8ic^t ber SBelt, ba« au« ber 5Wacbt be« ®rabc« bcrüorge^ 
gangen. In matutina tenebrosa am ®rünbonnerftage werben ^roolf 
8id)ter au«getbfcbt, eine« aber bunter ben 9(ltar getragen. Drei 
Jage fic^t man bie Sampen nur hinter farbigen @la«tugeln, jugteid) 
fcbweigen bie ©loden. 2lm SSortage ber Oftcrn beginnt bie 8icbt= 
meibe mit bem ßapitel oon ber ©eltfcböpfung : „S« merbe ?id|t unb 
e« warb ßic^t." 35a« neue f^cuer wirb in ber Sirene frifcb au« bem 
Äicfelfteine gefcbtagen, unb bi^^^^^ bem 3lltar b^i^öorgetragen. $or 
ber ^rcbenfcbwcüe ift jcbnell bamit ein ^oljftoß ent^ünbet. iebc §au«^ 
Gattung liefert baju ein ®d)cit unb bejiebt eine glü^enbe Slo^le, um 
jofort ba« neue ^erbfeucr anjufacben. Damit aber ba« gemeinte 



48. Äatfamflofl unb bie gfeuevetneuerung. 133 

gcucr mic ein gotbener Sic^trcgcn jugtcid} bcr Srbe ^u gute fommc, 
trägt man bic Aorten jur aWe^rung bcr gruc^tborfcit, fei e« gegen 
®(^auerfc^(ag auf bie J^etber, gleidifam ben ©li^gott ju befdiroören. 
Diefe ßeremouie beftanb in allen Sirenen be« üKorgen^^ unb Äbenbtanbe« 
bi« auf bie 5Retigion«ftürme be^ 15. Oa^rt)unbertö ; ben $Reft ^at in 
fot^otifc^en Sanben t^eilroeije bie franjbfifc^e JReootution in äbgang 
gebracht, ffiir fbnnen am Äarfamftag oor aßen ^iefigen ^farrlirt^en 
üon bcr geuerroei^e Stugenjeugen fein. 3c^ »iü nit^t behaupten, baß 
bie Äartooc^c fetber baöon ben Siamen fü^re, gleic^roo^t bejeic^net 
Khara im ®an«frit \)ti% glü^enb, finnifc^ Karho ben ffo^l^aufen. 
^eijcnb ift ber noc^ erhaltene geftaft ju ®t. 3ean:=bu=!Doigt in 
'^oitou, baß ein (gngel t)om J^urme nieber ba« 3o^anni«f^uer am 
}ünbet. 5)urc^ geuer Dom $immet, fc^reibt Sugipiu« 9. 13. emft^aft, 
fei in iSucuIIi« in ©eoerin« $anb bie ©ac^^ferje entjünbet roorben. 
um Sirdienräubcr ju entbeden. 3m §oc^ftift Srient, mie ju ®ried 
bei ©ofeen ttmtdt man ba« Ofterfeuer burc^ ein ®renngla«, unb 
öon ©ei^enftep^an ju greifing ift jwifc^en 1116 unb 1138 beur= 
funbet: Cristallus, cum quo ignis acquirendus est a sole in 
parascene. 

am §arj unb im 9?^einlanbe jünbet man am Äarfamftag bie 
fog. 3uba«feuer an, in ©atjern unb Schwaben am platten ßanbe 
nac^ ber äuferfte^ung bie Ofterfeuer. Si(^enf)oIj öom ©erge Jabor 
ft^ü^t gegen (Semitter, »eil bort einft ^t\x^ 2ltabi)rio« thronte, mie 
in ^eüa« auf bem Ol^mp, in Jroja am Oba. iDen SJorjug öat 
baö Sdud^tntjol] , roorein nic^t (eic^t ein ©Jife ft^Iägt; fott^e« trägt 
man gerne jum ffarfamftagfeuer im @(auben, baß ba« ^t. ffreuj 
baüon gejimmert mar. SRit^t minbcr trifft bie ^afel fein ©lift, 
mcil Unfere Siebe grau im ©emitter untergeftanben ; barum liefert 
and) fie SBei^e^otj 5um Ofterbranb. (SBaumg. 13.) ©(Reiten com 
gemeinten geuer am Ofterüorabenbe legt man unter bie ©c^inbet 
bed ^au^badje^, bann fdjlägt ba^ 3a^r lein ©U^ ein. 93on bem 
bei ber geuertt)eil)e angebrannten ^otje mac^t man Sreujtein unb 
fiecft fie roiber ben $aget in ben äder; ba« Sreuj figurirt für 
J^or« Jammer. 2)ie f)au«mutter legt baoon auc^ in ba« mä^renb 
eine« ©ewitter« ange^ünbete §erbfeuer, bamit baö roilbe geuer nic^t 
cinfc^tägt. S« ift ein bem 5)onnergott mit gemeintem ^otje ge^ 



134 48. Katfamfiag unb bte gfeuetetneuetung. 

brachte« Opfer. 3n ^otftcin ft^Iägt man ouf fo tauge auc^ noc^ bic 
ajt in bcn J^ürftod (ÜÄann^. ®. 3«. 132. «. 503.) 

S)er ÜKittelpunft bc« Itrc^litften JJeuercuIte« ift aber nun bie 
^eilige ©tabt ber Gruben, ü}hi«Iimen unb (S^riften.*) «t« einmal 
ba« Oet ausging, fc^reibt gufebiu« hist. VI, 8., ()abe ber ©ifc^of 
Siarciffu« oon 3erufatem ba« fflaffer au« bem näc^ften SBrunnen 
gefegnet, worauf e« geuer oom ^immel fing, roie ein berühmter 
3erufalem^^itger, ber ©aarfü|cr JJabri üon Ulm, ergänzt. 3n ben 
^eujjügen ift bie 9tebe com Slu^bruc^ be« ^immlife^en geucr« au« 
bem ©ta^te. 5Roc^ 1646 gingen bie fec^« Prälaten ber ®rie(^en. 
®eorgier, Armenier, üWeftorianer, Slbeffinier unb Sopten gemeinfam 
in bie ©rabfapeUe, unb ber^atriarc^ ber ©tjrer reichte al« ©ifc^of 
be« ^eiligen geuer« (Methran en nur arabifc^ genannt), ba«jelbe 
burc^« genfter ^inau«. äugen ^arrt bie 3»enge im feften ©lauben, 
bag ba« geucr oom |)immel fomme; jeber brängt oor, feine Äerjc 
}uerft in Serü^rung bamit ju bringen. SRegelmägig entfte^t ein 
gräulicher Sumutt, fo jroar, bag 1834 bei 300 ^erfonen um'« geben 
famen. @« fommt oor, bafe ruffift^e ^ilger ba« fo unmittelbar er^ 
oberte 8id|t in einer Saterne bi« in bie ferne ^eimat^ tragen. 3)ic 
Sateiner galten fi(^ biefem geuermunber ferne, ja bie granci«faner 
^aben al« ^üter am @^riftu«grabe fogar um Slbftellung be«fetben 
fid| an ba« $au« f)ab«burg geroenbet. aber foU benn alle« au« 
bem geben ber SSbffer oerfc^roinben, ma« nic^t au« ber Äanjlei 
ftammt? $ier ift mit ibealer "ißerfpectioe unter bem ©c^u^e ber 
ffirt^e ein urttjeltlit^er ©rauc^ ert)alten, ein internationale« geft, 
wie bie 9Wenf(^^eit fein ältere« aufjuweifen ^at — warum c« alfo 
abf (Raffen? 

©c^iltberger ®. 12 ft^reibt: ^m ©inai ^abe ieber ÜWönc^ 
eine ämpel, bie oor jeinem Jobe ertbft^e; nat^ bem Eintritt be« 
abte« jünbe fid| bie be«|enigcn oon fetbft an, ber neuer Sbt rocrben 
folle. 2)a« Öic^t finnbilbet ba« geben, bieg Ibmmt eben im fat^o^ 
Uferen Äirc^enritu« an ben brei ©c^tugtagen ber Äarrooc^e jum 
äu«bru(f. 

am Äarfamftag mirft man bie Ueberbleibfel im ©afrarium, 



1) ©epp, 3eruf. I. «b. I. %ufi. S. 397 f. IJ. «lufl. 505 f. 



49. Das Oflcrei. 135 

voxt ba« ^eilige Od, in'« geucr, mc(d|cö neu Dom '^Jcril^efium angc^ünbct 
n)trb, bad alte 9{Qc^tg(eic^en)a^r ge^t bamit ^u (Knaben. %\xd) bie 
ftno(^cn bc« gett)eif)tcn Oftertommö muffen in'« geuer geworfen fein. 
@o hielten c« bie 3ubcn mit bem ©Querbrob, inbem fie am gefte 
ber ungeföuerten ©tobe bei Sic^t alle SBinfel burdjftbberten unb nat^ 
ben testen ©robfrumen fuc^ten, um fie ju oerbrennen. — ffiä^renb 
bc« ®Ioria=?äuten« am tarfamftag n)äfd)t bie Dirne am einfamen 
©ac^c fic^ bo« ®efid)t, bann befommt fic feine ©ommerfproffen. — (Sine 
Cueüe bei SBenbifc^ SBuforo, ©amiftron geheißen, oerroanbett in ber 
Oftemac^t ba« Säaffer in ©ein. (Snoop 73.) 

49. 2)a8 Ofteret. 

3)ie Urreligion lie^ ben ffo^mo« au« bem @i ^eroorge^en, 
rocl^e« ber ®eifl oon Oben überfdimebte. S« mar nat^ inbift^er 
Sluffaffung gelb-- unb filbergeftreift , unb fpaltete fic^ nad| ben 
fieben ®pbären be« ^immefö unb fieben ^Regionen ber Srbe ober 
Unterroelt. ®o fteüte bie SDiit^ro^^^Ie mit fieben 9tingen ba« 
©eltaü bor. 

91m gefte 5Weuru5 ober bem neuen Sage, ber ben ijrü^üng 
eröffnete, war nac^ perfifc^em Glauben ouc^ bie 9Bett erfdjaffen. 
!Cf(!Öemfc^ib ^atte ba« geft eingefe^ft unb ^uerft bie Srbe mit ©olb- 
blec^ gefpalten, fei e« mit bem ©onnenftra^l befruchtet. ($i)be relig. 
vet. Pers. c. 19.) Slnfpietenb auf bie ©paltung be« Seltei«, 
morau« Ormujb unb äl^riman hervorgegangen, bef^^enften fic^ bie 
Werfer an jenem Sage mit gefärbten, oergolbeten ober fünfttic^ be== 
malten Siem. (üKagnufen Myth. Lex. p. 820.) 

3nber unb ©ab^Ionier, ®ried|en unb 9?bmer, 35eutfc^e unb 
©taoen fannten gleichmäßig ba« Ofterei, lange beoor fie mit bem 
(S^riftcnt^um befannt mürben, bie Äirc^e ^atte ben ©rauc^ au« bem 
aitert^um entlehnt, unb er ift in biefem 3wfammen^ange erft rec^t 
fot^olifc^ ober allgemein. 2)a« ßi fc^tiegt bie SBürgfc^aft neuen 
geben« ein unb menn bie ©c^aale bricht, Ibmmt fetbe« jur Slufer* 
fte^ung. 9(uc^ in Sejug auf ba« i^ortteben ber ®eele galt ia^ (Si 
at« ©^mbol. !Der ^^ling be« Sa^re« ma^nt an ba« äJ^orgen- 
rot^ ber ffielt, unb ba« geft im Senje bringt e« mit fic^, weit bann 
bie Katur bie gi«be(fe fprengt. Sil« bie ^eujritter oom ^eere 



136 49. ^a% Oflctct. 

Submig« bc^ Reuigen mä^rcnb i^rer ®efangcnfcf|aft in äegljptcn mit 
buntbemalten garten (Siern trafttrt mürben, glaubten fie nac^ Soin- 
Dille, foldie« gefc^e^e it)rcm Könige }u S^ren! äJJit nickten! 3(^ ^obc 
fie 1846 ouf ber ganzen Siilfa^rt, mie 1874 am ©uejfanal, rotft 
ober grün, blau ober gelb bemalt Dorgefunben, unb bieg ift nid)t 
bloß im grü^rot^ be« 3a^re«, fonbern olljeit üblid). 1)ic äg^ptifc^e 
äit^or ift üermanbt mit ber ft)rifc^*bab^lonifc^en äftoret^ ober 
Slftarte unb ber ^eUenift^en Slp^robite. Die Slff^rer fanntcn 
fogar einen männlichen 3ftar. ber ate Slufermcder oon ben Sobtcn 
um ben „begrabenen" lammu^-Slboni« in bie Unterroelt ^inabfteigt. 
'Die ©a^fen nennen ben SDiai Oftaro. 

ffiaren bie ®ott^eitcn ber a5eutfd|en Dämonen, marum liegen 
bie fflefe^rer für ba« grii^Ung^feft ben SWamen Oftern nac^ Softra, 
nac^ ©eba ber fäc^fifdien Siebe^gbttin, fortbefte^en, meiere bie ®ot^cn 
äft^erot, bie ©c^meben äfturogita Riegen? 3ft e« nic^t Mfträa, 
im ©ternbilb bie Jungfrau, bie oor ben ©ünben ber a)len|c6en gen 
^immel entroic^? Die 9?ac^tommen be« 3lf!ena« ober Sui^fo begingen 
ba« Ofterfeft fc^on auf afiatifdiem ©oben, überhaupt fo lange fic al« 
Station mit eigener ©pradie befte^en. -Siöaren bie Diof!uren al^ 31^»^ 
linge ber ©c^monjungfrau ab ovo gemino. au^ bem @i mit ^mci 
Dottern hervorgegangen, fo fennen bie Deutfc^en bie ?eba eben al« 
©c^man^ilbe, mie bie ßotana, SKutter SlpoUo« unb ber Diana, be« 
2:ag= unb Siac^tgeftirn«, al« ^lubana. auf Sljpern, bem ©ilanbc 
ber SJenu«, ge^t auf Oftern ba« Siertippen am Sifc^e um, nur c^ri* 
ftianifirte fic^ ber Sraud) burc^ ben in ber ganjen gried|ifd|-ruffifc^en 
Sirene üblichen ©rufe: X^iozog aviatt]. 5Wid|t nur bie diriftlic^en 
aegt)pter ober tieutigen Gopten, aud| bie aJtu^ammebaner färben 
am ®rünbonnerftage bie ©ier rot^, gelb, blau, unb effen om fiar^ 
freitag ein ®txi6)t oon ©aijen, ginfen unb Sonnen, 9?ei« unb 
3n)iebeln. 3n gan? ^ella« befc^enft man fic^ am ^eiligen Jage 
mit rotten Oftereiern, unb ba« forgfältig aufgesogene Ofterlamm 
mirb baju gebraten, mie ba« grü^ling«tamm in ber alten ffielt. 

Der Sier bebienten bie 9?bmer fict) }u 2uftrationen , mie 3u^ 
oenal VI, 517 erflärt: Nisi me centum lustraverit ovis. ©ie 
moren oon ie^er ba« ©ijmbol be« im teime fortbouernben geben«, 
unb nad| bem minterlidjen lobe, menn ba« cifige Seic^entuc^ oon 



49. i)Q« Ofteret. 137 

bcr ©rbe Benommen ift, am ^^tü^Iing^fefte geopfert. 3n J^Ioren? ^etgt 
Oftcm ^«qua b'Uooo. , 

5We^aIennia, bic ®bttin be« 3a^re«fegen<J (}u ffiaffcr unb ju 8anb) 
mit i^rem ®ifee ?u Deu^, ^atte mie Oftara ben Oftcr^afen jum 
®^mbot, unb ber ©ertrub ju e^ren merben am 17. üWärj Oftereier 
gegeben. 3" 3ten« am 5R^etn berut)t bie (5ieroertt)eiIung fogar auf 
Stiftung. ^\xm ,,®ommergeminn" färbt man in ßifenac^ am 
Sonntag Sötare jum ©piete $ü^ner= unb Saubeneier, pufet fie 
^erau« unb oerbinbet bamit fünftüc^e SBöget ^um ©innbilb, ba§ ba« 
fommerlic^e 3a^r mie ein 3SogeI au^ bem tiefte fomme. (®o(f 3- 
f. D. aß. II, 104.) Dofifelbe (Sierfeft pnbet [lö) im ftaoifc^en Reiben* 
t^um; in einem altpolnifc^en Siebe, ba« am ^t^k üJetnicje im 
Sen^e gefungen marb, bot man ber ©onne ein @i an.^) So eine 
Sc^malbc baut, fct|Iägt fein Sßlitj ein; fie mar, toie nun ber üWaria, 
urfprünglic^ ber Oftara t)eitig, unb man barf fie nic^t tobten, benn 
fie ift bem ^aufe ein ®egen«bote. 3ln ber ganjen iWorbfeefüfte, be* 
fonber« in Sommern ift bie Ofterrut^e mit Äniftergolb umtounben 
in ber ^anb ber ^inber: mer bamit gefd)lagen mirb, mug ein @i 
geben. 3lm ©njepr läfet bie SJolföfage burd) (^ten bie golbenen ßier 
legen. 3n ber Ufraine trägt bie SBittme ba« Ofterei nebft ©rob 
auf bo« (Mrab i^re« ÜWanne«. Sluc^ bie ©erben legen aßontag« 
na(^ bem meinen ©onntag rott)gefärbte Oftereier auf bie Gräber; 
in 9?u§lanb gefc^ie^t e^ am 24. SSlai — mieber }um ©^mbol ber 
}u ermartenben Urftänbe. 

2)em 2:^or mar ber 2)onnerftag, in^befonbere ber ®rün* 
bonnerftag ^eiüg, unb man fc^teuberte an biefem ^auptfefte Siebte 
irC^ ©oatfelb jum ©innbilbe ber befruct|tenben ÖJemitterftrit^e, and) 
ftccfte man ein an biefem Sage gefegte^ (Si, rott) gefärbt unb mit 
3o^onne«mein begoffen, in bie erfte ®arbe. {ü)?ann^arbt @. SW. 137.) 
©oI(^ ein Ci ift fc^on in ber ipenne gefegnet, fömmt am Ofterfonn^ 
tag obermal« }ur ©ei^e unb ^at ©e^eimfraft miber bie Iruben. 
®ie öierfctiaalen fommen gegen ©ctjauer auf bie gelber, ©in folc^e« 
Slnt(a§ei fann man noc^ nad) da^re^frift mie frifd) gebrauchen; 



1) ©anufdi, ©iQt). W^t^. 197. «Rot!, W^t^. 8f5. I, 506. III, 7. ©fpp, 
t>etbentt I, 44. II, 362. 



138 49. i)Q8 Ofleret. 

regnet e^ aber am äntlaßpfinnftag, fo ift bteß ber Ö^an^tob, unb bic 
jungen fommcn nic^t baDon. (®(^Uct|t 116. 124 f.) ®d|ält man 
ein ^artgefottene^ Slntlaßei unb ^öngt e^ am gabcti hinter ben ^oufi'^ 
altar, fo manbelt e^ fid), menn man utc^t fd)ilt unb flucht, in ein 
®{äfel, augerbem ^erjpringt e« — fo t)ü%t e« um ©ecfelb. änttafe^ 
eier in ber Sflaö^t üom (^^rünbonnerftag auf Sarfreitag Don fc^mar^en 
Rennen gelegt, finb ^od)gen)eil)t fc^on in ber ^enne unb ft^üfeen Dor 
Seibfc^aben (^obenbrudj). (Sin Sarfreitag^ei fault nic^t unb öcr- 
leit)t @lü(f im ^Spiele; e^ löfc^t bie geuer^brunft, fobalb mon e« in 
bie glamme wirft, ©er e« am ?lbenb ^art gefottcn igt, fiberlupft 
fidi nic^t (^anjer II, 212. «irlinger 85. 77. 85. 185. 442). ÜKit 
^ilfe be« (Sie« einer fc^marjen ^enne Dom Äarfamftag, wo aöc $q:en 
}ur Sirdie get)en muffen, fie^t man biefe umgefe^rt in ben ®änfen 
fi^en unb erfennt fo bie richtigen. (Qecflin 60.) 

(Sin rott)e« Ofterei nüchtern gegeffcn beroa^rt Dor bem ©ruc^^ 
fdjaben, unb ba« Ü)Jann«Dolf überl)ebt fic^ nid)t; beg^alb befc^enft man 
bamit bie Sinec^te. 3J?äbd)en geben ben ®urfd|en i^rer ffial)l fc^bn^ 
bemalte, ebenfo bie ^at^en iljren (54obetn. Da« ©pifeeln ift in 
ganj 3lltbai)ern üblich, namentlich in ber Sfinberroelt; roer bc« anbem 
ei einf erlägt, tjai c« gewonnen. 

3n ber 9?a(^t Dom Äarfamftag auf Ofterfonntag ift c« übli(^, 
beim Äammerfenfterln ba« Ofterei au« ber f)anb ber (beliebten jum 
©emeife ber ©egünftigung ^u empfangen, wobei e« nic^t feiten ^u 
gefährlichen ^pa^nenfämpfen fömmt. 3n ©enebiftbeuern f)olcn 
bie ©urfdje Don ben a)Jäbeln Oftereier ab unb jie^en o^ne ©ferfuc^t 
mit einanber; fömmt ber rechte, fo betbmmt er ein „gefc^liffenc«." 
So erfährt man oft, wer „©artel beim 33 ac^" ift. SJater, 3)iuttcr, 
?l!)nl unb (&>ucfal)nl fe^cn fic^ bann mit ben Dier ober fünf ©üben 
unb bem 2)?äbel ^u Sier unb fflrob unb einem ®läfet ®cf|nap« um 
ben Jifc^, ba« SBier gel)t auf ©artel« 9tec^nung. Darnach gel)f« 
weiter ^um nädjftcn ^aufe, wo ein anberer ©artel am fflac^ wirb. 
ÜDa« ^{äbel aber fagt gerne fc^nippifc^: „!X)a! t)aft auc^ ein (St, wenn 
bu fonft feine« friegft." 

3»it einem fctineeweigen (Si im üKunb muß am Ofterfonntag 
ber Oberfnec^t im Auftrag ber 53äuerin Dor Sonnenaufgang ben ganjen 



49. tai Oftetei. 139 

$of umlaufen, bamit bic Rennen bic ®cr nic^t ücrlcgcn. - Die Sier, 
roel(^c bic $of^cnncn am Öftertag legen, gehören ber Oberbirn, üom 
aWontag ber änberbirn, Dom Oftcrbienftag ber ©rittelbtm , fo in 
greifing. - Sin Sauem^of mußte jä^rlic^ üierfpännig ein ßi 
nac^ Slofter Steingarten abliefern; ebenfo ber ^eiJ)ofbauer in dlU 
man gen. Der Sierritt ^u $aib in ®aulgau wirb, mie im Sirfu« 
^u 9tom, Don ^roei SReitern au«gefüt)rt. — 35a« CSierlauf feft am Ofter= 
montoge iju ^fungftabt in Reffen unb 9?emlingen bei ffiürjburg ift 
Don einem 3l^nt)errn be« trafen tafteü geftiftet, unb 1863 wieber 
in ^ufna^me gebracht. 9luc^ ba« (Sieriefen ^u (Snnabeuern in 
Sc^maben, ^u Slmar^^aufen in f)effen, njie ^u S3re«lau, ift am 
Cftermontag üblich, mobei man 120 ^tixdt ober me^r in eine lange 
SRei^e legt, unb ber Säufer immer eine« nac^ bem Äorbe am (5nbe tragen 
muß: roer e^eroben ober unten fertig mirb, ^at gefiegt. (Stjnder 242.) 

am ©rünbonnerftag gelegte Sicr finb mert^Doller unb geben 
untergelegt lauter ^ä^ne (335olf, 3^i^^^- ^I^^ ^1); "^^n bema^rt \it 
wie bie Don grauenbreißigft auf, äbenb« igt man grünen gelbfalat 
unb ®re^el gegen JJieber. 5)ie SKarienfapelle im Älofter Jaja ift 
1618 in'« 2l(^tecf gebout, weil eine ^enne ein geftemte« @i mit 
einem gefrbnten J^aueubilbe ouf einen 3i^8^tftein legte, ^c^tein 
Don Slntloßeiem befommeu alle garben: ft^marj, gelb, rot^. !J)a« 
gan'>e 3al)r legen bic ^ü^ner meige @ier, am Oftertag bringt ber 
Oftcrgocfcl Dor großer J^eube unter lautem Äiferifi rott)e, baß alle 
Äinber }u gürftcnfelbbrucf laufen unb bie (Sier im 85erftecfc fuc^en. 
am iSmmau^tag (?uf. XXIV, 23) crt)ält ber fflurfc^e Ijicrfelbft, in 
iRicbcrbaijern unb im ffialbe bie Oftereier burd|« Sammerfenfter, 
^ro(^tftü(fe mit ©c^ecfeln immer in ungeraber 3ö^l 5, 7, 9, 11 bi« 
}u 21. ®rabau« mac^t gar au« unb bie greunbfc^aft ^at ein Snbe, 
ein ^aax gilt al« ^txd)tn ber Serfc^mä^ung. 3luc^ im üKorgcnlanbc 
ift ungerabe bic ®lücf}a^l. 3lm Oftermontag ging man ^um ©piel 
auf ben Ofteranger, bie Oftermie« ober Ofterleiten, unb begann ba« 
(Sierfugeln mit ben SBorten: „S^ui mein di, fd|aff mir \totV." 
fall« mon nämlic^ ben Abgang l)inab ein jmeite« traf. 3ung unb 
Sit na^m frb^lic^ an biefem 93olt«fefte mit allen @t)ren 2:^eil; bie 
®ef(^lcc^tcr maren gefonbert. 

(Sin frifc^ gelegte« (Si meic^ gefotten, ein (^erftenfom groß 



140 60. 1:q« ?Qf*abrob mit Äinberblut. 

©ifam ^incingct^an unb oor bcnt ©c^tafengc^cn eine ^üt lang an^ 
gctrunfen, ^Hft Don Unfrut^tbarfcit. 3n bcr 5Ricbcrlauftfe fäüt bQ« 
©ommcrfingcn in bie Ofterjcit. 

50. 2)a9 f^afdiairib mit mnhttUni. 

93atcr ^eM t^at bcn in ber Dcufalionifc^cn glutt) mit untcr^ 
gegangenen ffieinftod nac^ beten Ablauf ber erfdibpften 3Kenfc^^eit 
^um Srofte mieber üerlie^en, wie 35iobor III, 62 ntelbet, unb Dio^ 
n^« XII, 171 füt)rt an, burc^ SJerroanblung be« «mpelo« fei bic 
JRebe entftanben. 5«onnu^ XII, 293 läßt einen Stopfen ®5ttet^ 
btut auf bie Stbe fallen, unb batau« fei Itoubenblut in roilben 
Sdib^Ungen aufgegot)ten. 35et notbifc^e 9)?et^ tü^tt au« bem ©lute 
be« göttlichen Qu af it. Die§ ift bct oetflätte Stanf, unb Stob unb 
©ein, bie t)ö(^ftcn Waben bet ^Watut }ut 8eben«ftiftung, machen un« 
}u Sifc^genoffen bet (Söttet, welche an bet ^immlifc^en lafef fu^ 
an SWeftat unb Slmbtofia etfteuen. 

Slbet etft bet ®ott bet neuen ^txt, bet langoett)ci6ene jüngete 
5)ion9f 0« machte bieg ftetbtidie ®ef(^le(^t mit bet gtuc^t be« ©ein- 
ftod«, unb baneben ßete« mit bet männetnä^tenben @aatftud|t 
befannt. SJotan gingen bie fc^auetlic^en üWa^^eiten be« ältcften 
bacc^ifc^en ©ienfte«, bic Omop^agien obet ba« $Rot)fleif (Reffen, 
roobei man bie Opfett^iete glicbtüeife oetfc^lang unb beten ©tut ttonf. 

aWit entfefelic^et Slatuttüa^tlieit ^ielt bet ^Kcnfc^ ba« Slnbenfen 
an bie utfptünglic^e Sto^^eit unb ben Uebetgang jut beffeten 9io^tung, 
5um ebleten Scben feft. ©in lebenbige« ©tietfatb biente jä^tlic^ jum 
gcftma^t auf lenebo«. 5)et SBallfa^tt^jug bet attifc^en aWattonen 
nac^ bem glut^bctgc ^^Jatnaß wat ein Sußfeft in (Stinnetung an 
ben ?eiben«gott !J)iont)fo«, bet oon ben Sitanen jettiffen matb. 3I)m 
^u S!)ten ^etftücfte man ©bdtcin unb genoß ba« i^Ui\dj xofj, wie bie 
Stbtiefen ba« be« Ofitiöfinbe«. 

3)ie ^ebtäet follten butc^ ben Stot^mcin beim bftettic^en ?lbenb= 
ma^le an ba« ©tut bet t)ebtäifct|en ffnaben erinnert fein, rootin fi(^ 
nac^ ^feuboionat^an bet ^^atao Dom ?lu«fafee tein baben moUte.') 

1) Sepp, ^eibent^. 11 §, 70. Pinbetopfer bei ben |>ebtäetn § 109. 
3etuf. I. ?lufl. 11, 699, U. «lufl. 700. SJoftion, «Itamet«. ßultutl. 469. 



50. %ai $af4abtob mit ^inberblut. 141 

Ucbrigcn« foütcn bic üicr üblichen ©ec^cr bic oicr ©eltalter im 3lnbenfen 
erhalten. iRac^ ßebrenu« ivoüte Ädfer Sonftantin, um Don Sluöfa^ 
}u genefcn. auf bcn 9?at^ jübifc^er Sichte fic^ im Stute Don ©äuglingen 
baben unb ücriammelte bie SWütter mit ben kleinen in feinem ^alafte; 
ba biefe aber laut Jammerten, oerjic^tete er auf bieg Opfer, ffio^l 
mbgüc^; benn Onnocenj Vlll. moUte 1492 Don Spilepfte burc^ 
ba^ ©tut breier finabcn fic^ feilen, bicfc ftarben, er auc^, ber Srjt 
entfam. (SReumont.) 2)ie ärgfte 3lnttage ergebt bie Sibel. Um bcn 
S5Jaf)n Don ffllutgenug ferne ju galten, ift bei ber SDieffe ffieigwein 
Dorgefc^rieben. 

ffier fennt nic^t ben 33ormurf, bag bie 3uben ju i^ren 
ajfajjot^ Äinberblut brauchten! ©elc^e furchtbare 9?eatität ^aben 
bie SBorte be« fubftituirten Opfert üon Srob unb JBein im neuen 
©unbe ]um |)intergrunbe ! ffiiber bie aud| im 3frael eingeriffenen 
ftinberopfer unb ©räuelbigen eifern bie ^rop^eten nur }u lange, 
fo ^ad)axia^ IX, 7.; 3faia« unb 3eremia«, ja noc^ ba« Suc^ ber 
ffiei^^eit XII, 3 f.; Slbarbanel leitet bie Ofterblutgefc^it^te o^ne 
mcitere« au^ ben greüen ©orten bei ©jec^iel XXXVI, 13 ab, ttjo 
®ott ber $err ÜÄenfc^enfrag oerbietet. ^at an6) ba« geoffenbarte 
3?eIigion«gefefe Opferblut nirgenb geboten, fo ift bod| ber Aberglaube 
unberechenbar, unb au« bem blutigen ©aal«cult ber Sananäer er= 
I)icU fic^ bie barbarifc^e Uebung, fagen mir bie (Erinnerung, bafe ber 
Dor^eitlic^e SDienfcf) Don ©lutgenug ficf) niclijt enthielt. 

!J)er ^eilige ©robteig ber lotonaten im alten ^eru mar mit 
bem ^erjbtut geopferter fiinber gemengt, unb mußten bie SKänncr 
über 25, bie grauen über 16 3a^re alle ^albja^re an biefer Eom- 
munion t^eilne^men, auc^ mürben bie Ueberrefte Don ^^it ju ^tit 
mit frifc^cm Slute befeuchtet. 9Bie lange mürbe noc^ am ©c^u^- 
unb SReinigung^fefte, Situa JRa^mi, ba« ijl. ©rob, ßaucu, mit bem 
©lute junger ^aben gemifc^t, benen man imifciien Singen unb iRafe 
bic «ber öffnete, (ffiuttfe, ®efc^. b. ^eibent^. I, 312.) 

ß« mar eine offenbare SKilberung be« 5)ienftc«, bafe bie 3nta 
ftatt ber iDJenfc^enopfer blutbcftric^ene Opfcrfudjcn einführten, 
auf gleicher S3ilbung«ftufe ftanben Dormal« bie ©emot)ner ber brei 
alten ©clttl)eilc, fein ©unber, menn berlei ©uperftition früher auc^ 
bem (S^iftent^um unb 3«lam ant)aftete. 5)ie traurige S'lac^rebe 



142 51. Itai Cfteilamtn aU internationoled gftü^ting^opfer. 

traf bic urc^riftlit^cn ©eftcn bcr Äatap^r^gcr unb ^cpu^iancr, unb 
fd)on bcr ältcftc SJatcr, JcrtuÜian ?l})oI. 8 bcrwcift auf bcn ®cnufe mit 
©lut bcflcdtcr ©robe. Si« auf bcn heutigen Jag werben in Äairo 
mä^rcnb bcr brcißig Jage bc^ gaftenmonat« SRamabon eigene 
9Bai)cnbrobc , ®arbafa, gebadcn unb mie Oblaten runb unb nur 
niefferrüdenbict 5U @^ren be« ^rop^etenmarttjr^ C>"ff^"^ ^^^ ©ijrup 
beträufelt genoffen. 5)ie6 ©cbäcf galt iT)ot)l bem 8ciben«gott Ofiri^, 
Samntuj, wirb aber in 5)ama«fu« bcn Oe^ibiic SWat^fommen bcr 
TOörbcr f)uffcin« }u J?crbela. ^ugefdirieben , mo c« ^uerft an bcr 
Sonne gebbrrt unb mit ffllut befprengt at« eine ?lrt blutige 
§oftie genoffen morben fein foß, unb ^mar urfprünglit^ am lobe^ 
tage bcn 14 aWo^arrem. $)ie Surfen fpotten be§t)alb über bic 
äraber, ba§ fie mit bem 53lute ^uffein« getränfte ®arbafa 
gcnbffcn. 

S)ie blutigen, gel)eimni§üoü genoffenen Sampclbrobc in bcr 
beutfc^cn 9l(pcnroelt ermat)nen auffaUenb an ba« Oftcrlanim. 3)er 
3öger glaubt fid) bamit unfic^tbar machen ju tonnen; cd foü aber 
in bcr ffiei^nad|t gebaden fein. (SBaijer 208. ®d|Ioffar, Ocftcrr. 
ßulturbilbcr 253 f.) ®ött)e nennt ba^ ©tut einen gel)eimni6ooUen 
@aft, auc^ fdiritt bic Äirc^e nod) im XI. 3a^rt)unbert miber ba« 
©(uttrinfen, biefe eigent^ümlic^c Sran^fufion, ein. ^oftic bc^eic^net 
ba^ Opferlamm at« J^ier bcr Schlachtung; aber bcr 5Wame ging 
einfach auf ba«^ faframen^alc Opferbrob über. 3" ^^" bcbeutung«^ 
ooUcn Sinfe^ung^roorten im 9lbcnbmat)lc bilben aber bic auc; bem 
©aalöbienftc oererbten ®lutbrobc bcn ocrftänbnigooücn Uebergong. 

51. 2)aS Oflerlamm aH internatiina(ed ||ftü^(ingSii|ifer. 

2)cr ©ibbcr ift al« Sonnen ^cic^cn unb Opfertl)ier in bcr 
ÖTÜ^ling«fcft5cit an bcn ^immcl Dcrfcfet. a5ic 3uben Ratten ouc^ bic 
öftcrliciic 8ammfc^la(i|tung unb ba« cntfprec^cnbc ©unbc^ma^l mit 
bcn Reiben gemein; nidjtef märe oerfc^rter, al« i^nen barin eine 
3(u«na^möftcUung cinjuräumen. älm mcnigftcn ^aben bic !Dcutfc^cn 
i^re ©ittc angenommen. 35a^ ciujälirige ^icgcnböcflcin ober ©ibber- 
lamm mürbe gebraten in ^mölf 2l|cilc gct^cilt; mcniger ^erfonen 
burften beim 2lbenbmal)lc nic^t gegenmärtig fein. Sic ^abcn e« 
ale Unglücfetag oerjcid^nct, ba bic jcit ^bra^am unb Salomon 



51. ^a$ Ofietlainin aU intetnattonated 3ftü^ltng$o))fet. 143 

fortbcftanbenc gamme^opferung auf bcr Jcmpclftättc 67 n. S^r. ein 
Snbc na^m. ®ir tcfcn Dorn fernen ß^ina, bag ßonfuciu«, ba ein 
aitcr^genoffe ba« Opfer be« ßamme« afö eine finnlofc, antiquirte 
gormalität abfcbaffen wollte, if|n mit bcn ©orten tabcite: „!Du 
liebft ba« ©c^af, ic^ bie geierlic^feit." 

!Diefe« einzige S^ieropfer begeben bie fflra^manen am ^o^en 
©onnenfefte gagna ju S^ren bc« geuergotte« Slgni, njefc^er auf 
rociScm ©ibber reitet. 'Da« J^ier tüirb erft blutig geriet, bann 
oom Oberpriefter mit ginem ©Afage getbbtet unb im SWot^feuer oer* 
bronnt. QinZljtil be« gleifc^e« jeboc^, namentlid) bie Seber, njirb 
in tleine ©tüde ^erfc^nitten unb biefe unter 9lnrufung Sra^ma« 
ber 3JerfammIung ;jur Kommunion oert^eilt, mie ba« ßamm ®otte«, 
mit ber gormet: „©ann wirb ber Sag fommen, wo ber ^eilanb 
geboren wirb?" 2)ie ßeber galt ben Sitten für ben ©ife be«8eben«, 
unb ber !Dentfd)e et)rte ben ®aft nid)t ^bt)er, al« inbem er it)m bie 
Sorffeber oorfe^te. 5Wic^t umjonft gel)t ber Spruch, ba§ ber ©c^wabe, 
ber ja erft mit Dierjig 3at)ren gefc^eit wirb, ba« Seberlein ge= 
frcffen ^at. 

3um grü^üng«anfang begingen bie Werfer ba« 5Wet)ruji^amet= 
ober ©ibberfeft, wobei ba« geweifte gleifc^ für bie 2:^eilnet)mer 5er= 
ftücfett unb bie ^artitel burc^ bie ^riefter ^um ^eilfamen (^enuffe an 
ba« 3?olt oertl)eift würben. ®ott foUte bie ®eele be« ©c^tac^topfer« 
bargebrac^t fein. 2}on ben äeg^ptern erjäf)ft ^erobot II, 42: „S)ie 
©ewot)ner oon Sieben opfern am einzigen 3a^re«tag, bem gefte 
be« S^n^' ^i"^ ©ibber, fdjlagen fic^ babei an bie ©ruft unb um* 
büUen ba« ®ottc«biIb mit ber ^aut, ba^er Slmmon, al« ^erafle« 
einmal ba« äntli^ ber ®ott^eit }u fc^auen begehrte, im Sitb eine« 
©ibber« fic^ offenbarte. 3m ^ap^ru« Slnaftaf^ I oon Serben fte^t: 
„3(^ bin, ber id) bin, ic^ felbft mein ^ricfter }u Jantatt)o, ber ba« 
©(^ulbopfer ju 3lbi)bo« fällt. 3c^ bin e«. ber ba« t| eil ige Opfer 
be« Samme« ber Sünbe für bic^ ^u Jantat^o fc^lac^tet, ber e« 
in feinen flammen verbrennt." (gifdier, ^cibent^. unb Offb. 325 f.) 
©ei ben 2lrabern ging ber abra^amitifc^e Ciult be« ©ibberopfer« 
in ben 3«lam über." a5ie ©ibber^brner an ber Saaba, welche 
oom ftelloertretenben 2^iere bei 3«mael« Opferung ^errü^ren follten, 
entfernte erft 9)tu^ammeb. 3lm fforban Seiram lä§t jeber a)hi«lcni 



144 52. Die ^ad^enau mit bem 9o(Io|)fet unb bad Socfbier. 

ein Samrn f(^{acf|ten, alfc ©trafen ©tambuf« fmb bann öoücr ©t^afc 
unb ^ämntcl. am erftcn bicfe« ^o^cn gcftc« mufe bet ©uttan 
fid| bcm SJotfc jeigcn unb mic bic faifcrüc^cn ^rinjen je ein 8omm 
im 9)i(bi^arfe barbringen. 9luc^ für bie ^o^eit(id)en trauen unb 
*iJrinjcffinen wirb je ein folc^e« ßamm geopfert unb betrug bie Sln^aljl 
i. 3. 1886 jmci^unbert. Diefe Lämmer merben in einer eigenen 
üWeierei öon ba^u angefteüten §irten auferlegen. (Sinige Jage öor 
bem Jefte merben bie Sommer gebobet unb gelammt unb mit mo^l- 
riectienber ©eife gewafc^en, fo baß i^re ffioüc fo rein unb tot\% wie 
©ctinee ift. f)ierauf merben i^re f)brner üergotbet unb it|re 
©time mit ^enna^ rot^ gefärbt, auc^ an berfelben ein ©piegelt^en 
befeftigt. Sag« Dor bem gcfte merben bie Sommer öon i^ren 
^ütem, beren jmei auf je ein 8amm fommcn. burc^ bie ©tabt in 
ben ^alaft gebracfjt. 

3n jebem griec^ifdjen ^aufe empfangt man bie @in(abung 
^um bfterlidien Sammbraten — naC^ uraltem ^erfommen. 3)ic 
*i}^Iiafter opferten einer ehernen ^k%t am ÜJiarftpla^e, bannt ba* 
(S^eftirn i^ren ffieinftbden nid|t ft^abe. (^auf. II, 13.) 

52. 2)ie 3it4^i(itu intt bem 8iili|ifer unb baS Oiilbier. 

Die alten 5)eutf(^en brachten ben ©od in^befonbere bem Donner= 
gotte \n ß^reu bar, wegen ber gelbfrüdite. T>onax raffelt im gotbenen 
Sagen bal)in, üon ©bcfen mit gotbenen Römern gebogen. 3m 
Sl)roler SDJärc^cn ^at ber SJicfc mit rot^em ^aar unb feurigem 
©art neben foldjcm ®efpann noc^ eine golbcne ^eitfdjc, mie 3nbra. 
3n ber fd|n)ebif(^en ©agc erobert ^infel ben ©ocf mit gotbenen 
Römern unb barauf bie Äönig«toc^ter. (iD?ann^. ®. ÜJ?. 176 f.) 
älJertmürbig ^at fid| in ber 3ac^enau, einem ©eitentf)al be« 3far^ 
minfel«, ba« ©ocfopfer auf Cftcm bi« }um 3a^rc 1854 erhalten, 
fo {n)ar, bag ber 3lnt(agn)ibber umging unb oon ben 30 malb^^ unb 
almberec^tigten ^ofbefifeern tebc« 3a^r ein anberer i^n jum heften 
geben mußte. Derfelbe mürbe erft in SJiertelu gebraten, bann im 
Äorbe jufammengeric^tet unb ber Stopf mit einem Orange oon ©uc^« 
unb Sänbcrn oer^iert; roa« aber ba« Sejcit^nenbfte ift, bie $)5rner 
ocrgotbet, 2)er (Srbe be« ^aufe« ober auc^ ber Oberfncc^t trug 
ben JJcftbraten auf bic ©ei^e jur itirc^c be« ^l. Slitolauö, beren 



62. Üe 3o^«ww «i^t bcm ©orfopfcr unb bag Sorfbicr. 145 

G^or auffaücnb, toit beim ^eibcntempel in Urfc^aling unb ber Slbenb^^ 
ma^I^fopeüc in ^of)cnaf(^QU gegen 2lbenb fte^t. 3)a^eim ^atte ber 
©irt^ i^n ju jert^eifen, unb neben ben I^albauem befam ber Pfarrer, 
ÜRc^ner unb ge^rer feinen Zijcil, ben Äopf aber ber ^irt, ber etmaigc 
Ueberreft Dcrbficb ben ©bibnem. 5)a^ Sefte, bieüeber, gehörte beut 
altbeutj(^en ©oben ober ^ricfter unb bitbet ba« eigentlidie Pfaffen- 
{d)ni^e(. 

2Wan moKte bem SBetter^errn ein 3a^re«opfer bringen, bamit 
im folgenben ©ommer ber ©d^auer nic^t fd|fagen foüte. 2)Qbei 
fehlte e« aud) nid|t an einem Opfertrunf; biefer t)ieB Don Stecht«- 
wegen ber ©od unb beftanb in ftärferem SSier, ein 5lu^fc^anf finbet 
barum noc^ im 8anf« ober 8enj ftatt. — (Sin ^icQtnbod mit oer- 
golbeten Römern jief|t ju ^fingften ba^ ©ocfbier oon Snfterburg 
au« ju ben ^nben. Der 5Wame ift unüorbenfüc^ alt] befannt ift 
ein Epigramm oom Äaifer Outian, ttjorin er bem ©erftenroein ber 
©aflicr nachjagt, er fei feine Sacc^u^gabe , benn ©ein ried^e nac^ 
SWeftar, ®ier aber nac^ bem Sßod, (Is nectar redolet hircutn.) Dafe 
©c^mcUcr mit Unrect|t an Sinped benft, fe^rt ber S5crg(cic^ be« 
Sodbicrcö mit ber ®ai% einer leichten ©orte, bie bi« jum XIX. 3a^r= 
l)unbert in üJJünc^en gefdienft würbe. 

5)ie galfenfteiner am ©c^warjtüalbe Ratten ]\xm SBappen einen 
föibber über brei Sergen — ba« ©itb ift au« bem beutfc^en ®(auben«= 
leben gegriffen. S)er 33octftein, ein natür(id|er gel^attar, neben bem 
§ot)IefcI« in ©diwaben ^at nad| graa« üieHeid|t üon SSocfopfern be« 
2^or ben Flamen, aud) er ift ein ^ö^tenfel« mit oorgcfdiic^tUc^cn 
I^ierfnoc^en. 2B. SWc^nifd} („Uebcr Jru^ten unb Iru^teufteine" 
®ot^a 1802©. 171) befc^reibt im Sird)tt)eif)brauc^ be« oicr ©tunbcn 
oon ®ot^a unb ©fenac^ entfernten 5)orfe« 2ÖoIf«bät)ringen ba« 
Äufeerorbcnttic^e, baß ein mit einem ©teinfrauj umhegter ÜWal- 
ftcin, welchen alte Sinben umgeben, fortbauernb jum Opfcraltar 
bient, worauf ein au« ber ^eerbe gewäf)Iter Rammet gefc^tac^tet 
wirb. 35ic fflurfd)en fpielen babei mit äepfeln unb 5Wüffen. >Der 
britte Sirmcßtag ift ber feierlic^fte; jeber pu^t fic^ baju fo gut er fann. 
3Wit glänjenbem ©ofbpapier werben bie ^ütc unb $Röcfe befefet. 2lüc« 
bewaffnet fic^ mit ©egen unb ^iftoten. aWan binbet etliche ©cibem 
tüc^cr unb Sänber an einen ©tocf, ben ber ^lafefnedit a(« Jva^ne 

%tpp, Deutfc^e 8ie(i()ion. 10 



146 52. ^ie ^od^cnau mit bcm ^ocfopfcr unb hai 93o(fSirr. 

trägt; oüc fcfecn fic^ ju ^fcrb unb reiten nebft bcn ©piellcuten in 
guter Orbnung auf« gelb jur ^eerbe, ben ^ammel ju ^olen. 
Unter lautem Saitenfpief tüirb ba^S^ier mit rotten ©änbcrn 
gejc^mücft, üom Ü)Jefeger, ber ein große« ®d|Iac^tmeffer anf)ängen 
I)at, auf« ^ferb genommen, mit gcierlic^feit nad| bem 35orfe gebracht, 
ba Don ?Ut unb 3ung mit bem 9tuf: 3u! 3u! empfangen, unter 
bie ?inben begleitet unb unter Gauc^jen unb langen auf bcm großen 
Stein gefd|lad|tet. Slbenb« Ratten fie bann ein feftlic^e« @elag, 
fpielen um Slepfel unb Mffe, oerje^ren ben ^ammcl ncbft einem 
(Seric^t @d|tt)einf(eiic^ unb befdiließen bamit bie Sirmeß.*' 5)iefe 
fiirc^meß fäüt in ben ^erbft unb mag ein 5Keft be« ungebotenen @c^ 
richte« fein. 

3n ber 9?^einpfal} gibt e« feinen 3}off«brau(^ me^r mit 3lu«-- 
na^me be« 3)ürt()cimer ©odfefte«, mobei bie ©cmeinbe Samprec^t 
bei ü)2euftabt ^^ur @ntfcf|äbigung für <Streugrunbnu^ung nad) uralter 
2?erbriefung unter freubiger ©et^eiligung ber Umgegenb einen Socf 
abliefern muß. ©er jüngfte Sürger ift ^at if|n ju fül)rcn unb erholt 
eine üWaß SBcin, einige ^anbföfe unb ein ffieißbrob jur Slftung. 
SScrgeben« fut^tcn bie Samprec^ter 1879 bie ?aft abjulbfen: e« ift 
ein altbeutfc^cr ®rau(^, ber fortbefteljen foU unb ben Dürf^eimeni, 
mo ein alte« ^eiligt^um be« 3)onnergotte« mar, auc^ @äfte jufü^rt. 
35cr ^roceß warb gegen fie entfc^ieben, unb fo mürbe am 26. ü)toi 
1885 roicber ein mol)tge^bmter, juc^tfräftigcr (^aißbocf bie üier ?oft^ 
ftunben nad| feinem ©eftimmung«orte geführt. 

3n ®ad|fen blieb e« üblic^, auf ßt)rifti :pimmelfat)rt, alfo cm 
Jag be« alten S)onncrgottc« üon ©emeinbe megcn ber Obrigfeit einen 
3iegenbocf mit oergolbeten Römern ncbft einem fd)marjen SRinbc mit 
meißen güßen unb einem guber Semmelbrob ^u cntrid|tcn.^) Diefelbc 
abgäbe l)at namentlich ba« aj?ann«felbif(^e I)orf ginnftäbt iju 
leiften. ^oä) begeben iä^rlic^ ganje (Semeinben unter Sanj unb 3ubel 
am ©runnen ba« geft, mobei fieben SRintcimcr Sicr jum änbenfcn 
an ben oor üielcn 3a^r^unberten bereiteten ßmpfang einer ffönigin 
bi« auf ben legten Jropfen geleert merben. ®onft glaubt ba« SJolf, 
ber Obrigfeit ben 3^')^"^ baju ein fdimarjc« 'Jiinb mit meißen güßen, 

1) Ötimtn, 5W. 48. 2Bolf, iöeitr. I, 394. II, 202. 9iort, Seftfol. VI II. 



52. ^ie äod^enou mit betn iBo(fo))fev unb bad SBod^iet. 147 

einen ^i^itnhod mit golbenen Römern unb ein öierjpänniged guber 
mit ®emme(btoben }u f(^u(ben. 

ÜRan gab ®ott bie S^re. ®o reitet gte^r ben Sber mit 
golbenen ®orften. a5ie Sl^roterfage fennt bic ®emfe mit golbenem 
®emei(), unb ber ©olb^irfcf) begleitet ben 9Boban unb feinen "iflaä)- 
folger ©t. O^molb, wirb ober in ber d^riftlit^en 3^^^ f^I^^P i^^ 
bämonifctien Silier. (Bino^rfe 94.) Sin §irfd| mit golbenem ®e- 
roei^ erft^eint im ffialbe bei 5lngeIrobe bem ©onntag^finbe; nad)- 
bem er im gelfen eine Oeffnung gum ©c^afee gefto^en, wirft er bie 
$)brner ab. (SRic^ter III, 70). äuct) im mS^rifc^en 5RegenIieb(^en 
fommt ber ffiibber mit golbenen Römern oor. (5Rod^^. SW. 213.) 

3)q§ ber hoedus ben 9tbmern jum foedus ober S3unbe«ma^fe 
biente, ging felbft in bie ©pradie über, ©eim Opfer na^m ber 
^riefter oor ber Stbbtung be« I^iere^J einen Söt^tx ooU rotten ©eine«, 
foftete baüon, bot i^n bann ben 3(niDefenben unb gog ben 9feft 
jtoifc^en bie ^örner. (Ooib fasti I, 357.) 2)ie Sufgaren opfern 
noc^ ^eute am ®eorg«tage ein Samm, angebßc^ jur Erinnerung an 
bie t^ierifctie ©teüoertretung für 3faaf, am B^fte ber ^anagia aber 
Sämmer unb B^^Ö^"» tocictien fie bie Äe^Ie burd^fctineiben ; ein 3^^- 
gelage fc^Iie^t ben gcfttag. 3n ^olen fegnet ber ©eifttic^e nad| 
altem Srauc^ ba« Oftcriamm am ffarfamftag ein. äJJit ber 3^'^ 
fdimäc^t ber Srauc^ fid| ab unb erhält fic^ blo^ örttic^. @o finbet 
ju geuttirc^ in ©d^toaben am Oftertage ein gefteffen ftatt, jum 
92a(^tijc^ gehört ba« Samm mit meigem ^at^banb oon ©utter. 
(»irl. ». II, 82.) 

3n mehreren Stiften be« meftlidien 3)eutfc^Ianb« mäftete man 
Slofterodifen unb fc^Iac^tete fie nad) Sergolbung ber ^brner unb 
mit Blumen umtounben am beftimmten 2:age, mie bie Opferftiere 
im olten ©riet^enlanb, ober ju ßumana am 24. aWärj ber ©btter- 
mutter ju C^ren gefc^a^. ©olbge^brnt finb and) bie Äü^e ber 3^^'^9f- 
3m ©amooeba Reifet e«: „3^r ffü^e, na^et euct) bem Srunnen. @rb' 
unb $)immel erfreuen bad ffierf, oergolbet beibe ^brner -finb." 2)er 
3u(eber warb mo^t mit gotbenen ©orften }um Opfer gebradit. 

3n ber 3act|enau ^atte fic^ auc^ eine alte (Sibeöform erhalten, 
ba§ ber SJorfte^er auf bem runbfctieibigen Sifct) mit ber ^eibe einen 

10* 



l48 53. ^Q^ Otlerma^t bet atten 2)eutf(i^en. 

Srei^ jog, ben Daumen ^inetnfe^te unb alle 92ac^barn fteiften fic^ 
ebcnfo. auf bicfc ffieifc Dcrfc^tporcn fic fic^ mcgcn i^rcr Slnfprüc^c 
an bic Sfoftcrmafbungcn Don Scnebittbeuern. 

53. Ssa« Oftttmü%l ber alten 2)eutfii|en. 

S)ic brci {)ot)cn ^eiligen ^cittn fmb im c^rlftUc^cn gcWo^tc 
©ci^nad)t, Oflern unb ^fingftcn, cntfpred|cnb bcm ^cbräifc^cn (ifjanufa- 
^iJaJc^a- unb 9Boc^cn=3eftc,. aber barum fcincömcg« entfcf|nt. Slugcr 
bicfcn ^auptfcftcn fam fein gleifd} auf ben Sifc^. 2ln ben $aupt- 
feften bc« 3a^re« niu^ man fid| einen guten Sag ont^un. 3)icfer 
äu^brucf erinnert an ben jübifdien 3om tob, fuydhj iq/JtQa, toit 
jeber ^o^e geiertag, namentlich ber erfte unb le^te lag bcr 8aub= 
t)ütten, be« Öfter- unb lempctmeitifeftc« ^iefe (ogt. (Sftf). IX, 19). 
9ln ben Diontjfien bilbete ben ®d|fu§ „bic ^oc^^eiligc Jafcl", 
ivieQog rganeCa, mobei nad) feierlichen ffieinfpenben {oTrovdai), 
ßibationen für ben Eingegangenen ©Ott, ben ®cber bc« ©eine«, ein 
Opferfuc^en al« ©rob gebrochen marb, um bie fünftige ©pcifung 
unb Jränfung burc^ Dion^fo« (Ofiri«) im feligcn Seben in Grim 
nerung ju bringen. (9?otE II, 500.) ?afcf|a, ^fingften unb ^aub^üttcu 
mürben (Jj. XXIII, 15, 16 burc^au« at« Slerntefefte beljanbcit. 

35a« (S^riftent^um ijat aüentfjatben bie 9?aturreligion mit i^rcn 
Uebungcn, ober bie SSräuc^e au« bcr Urzeit, jur äJorau^fcfeung bcr 
firc^ticfien geftbege^ungen, unb jmar t)ai \\ä) oor aUcn bei bcr grüt)ling^' 
feier ber ffieltgtaube ibeatifirt. Mm ÜKorgen bc« ijl. Oftcrtage« fc^icft 
bie beutjctie $au«frau einen fforb öoü au^crlefencr ©peifen, metc^c 
ben eigentlichen iht^alt ber Oftcrma^tjeit au^madjen, jur ÖJei^c. 
^Darunter nimmt ba« gefärbte Öfter ei ben SJorrang ein. J)aran 
fc^Iiegen fic^ ©atj unb bittere trauter, loic ftatt anberem ©rün- 
jeug, um bie urfprüngfic^ ro^c Äoft in bcr nie fc^tenbe ÜWeerrettig 
Srinnerung ju Ratten, ba bie SDJenfc^en oon ffiurjetn unb 
Kräutern fic^ nährten. Die Äarfreitag^aut, ein Ofenjctten wie öon 
Seber, fteüt ba« au« Äbrnern gcfc^rotene ©rob oor aüer eigentlicher 
©obenfultur bar; e« wirb „auf ber Söci^c" burti) ©c^marjbrob 
erfe^t. Sei mangetnbem (betreibe bieten in ben ©ergbbrfern bei ^iftoja 
noct) bie necci, runbe bünne Suchen au« Äaftanienme^I, ba« mit 
3a?affer gemengt unb iwifc^en er^i^ten Steinen gebacfen mirb, einen 



58. i)aS Oftetmal^I bcr alten ^eutfd^en. 149 

waijTtn ?c(ferbi6en. SBcim mofaifd^cn ^afd)a hm noc^ ß^arofct 
^inju, ein S3rci Don ®cn?ürjcn, 'Ongmcr, ßitroncn unb anbcrcn 
Sanmfrüc^tcn, moüon bct Wltn\ij urfprünfliicti ju leben ange^ 
miefen war. 

!©a« geftgebäd ber Oftara mar bie rabfbrmtge ©re^el mit brei 
Speichen, tüeil ba« 3a^r bei ben alten Deutfc^en nur brei 3at)re«ieiten 
I)attc. äte nun ber SWanie Oftem auf ba« d^riftfid)e 2luferfte^ung«feft 
überging, würbe fte jur gaftenbrefee. Slun folgt ©c^infen für 
SBitbpret gebratene« gleifd) Dom ja^men SJie^/at« S3eftanbt^eile 
ber fpäteren gleifc^foft unb beßeren SWa^rung, ein 9teft be« einftigcn 
grü^ting^opfer«. 3^t man am Oftertage SRinbpeifd) , fo bleibt 
ba« 3Jie^ im ©talt ba« 3a^r über gefunb: bie ©c^tac^tung ^atte 
alfo ben Opferc^arafter. S>^m tJrü^Iing«* unb ^erbftfefte buf man 
au« SWe^I unb Siern ben Opferfuc^en, wie nod| auf Oftem unb 
atlerfeeten. IBiefer (Sierflaben wirb in ber Oberpfalj bcm freier 
Dorgefefet, wenn feine Bewerbung angenefjm. SJor bem §od|amt ^u 
Oftem fußen fn^ attc ?farrfirct|en mit Äbrben Doü feiner ffieden, 
ben Oftcrflaben, rot^m (Siern, bie an ber ©pifee eingebrochen ftnb, 
unb ©ratm, welche ba« Ofterlamm üorfteKen. 

5)ie firt^Iic^en SBei^efpenbm am Ofterfonntage fc^reiben fid) au« bem 
Öödiften aitert^ume ^cr. a5a« SBeltfeft üeranfctiautic^t ben f)iftorifct|en 
gortfc^ritt ber ßultur, bie ©teigerung unb aSerebtung ber 
9ia^rung«mittel Dom Urjuftanbe ber SKenfcti^cit ober ber anfängt- 
liefen SSJilb^eit, wo bie ^ffanjenbcdc be« grüfiia^r«, mit 3SegetabiIien, 
bann Saumfrüd^te unb 3Soge(eier ben junger ftiWten, bi« jum 3äger* 
leben unb ber erften gfeifd|foft, jum ^albnomaben- ober Wirten- 
ftanbe, wo jur ©tuten- unb ffameelmil^ bie Äu^milt^, Sopfen unb 
fföfe ol« Dorjügüc^e Soft famen, enbüd) jum äcferbau unb erften 
georbnetm ©taat«Iebcn, ba« ben SBenfd^en an bie ©d|oBe feffelte. 
Spiere jum ©enuge ju f(^Iad)ten galt jwar anfänglich nic^t für er- 
laubt, bi« ber Jempetbicnft auffam unb biefelben at« ®otte«opfer 
Don ^riefter^anb ben ©laubigen jugct^eilt würben. S3i« ^eute ift 
bie 9iinberfc^Iac^tung in bcr afiatifc^en 2Bc(t fo Dief wie Derboten, 
Doßenb« bem Onber. 

!Die Hebräer ^ie|en ben ungefäuerten Jhictien ba« „©rob be« 
Slenb«;" e« war ein Slfcfienfuc^en, beoor man SWetilteig ju fäuern 



150 53. '^ai Oflecma^C bct a(ten ^cutfd^en. 

unb eigentlich ju baden Dcrftanb. 2)ie Sebuincn unb aüc Araber 
flcnießen noct) ^eute bie ungefäuerten Srobjeltcn ; bie Deutung, Ofrocl 
I)abe bei ber Sile beö 3lufbruct|3 nict|t mel)r ^cit ,}ur ©äuerung gc^^ 
funben, ift nachträglich unb gejuckt. Die jmblf ©c^aubrobe ^abcn 
i^r ©egenbilb üom Libanon bi^ meit^in im Orient in ben flocken, 
(}anbbreiten ^robfc^ic^ten, mie fie [rifc^ Dom SJtü^lftein unb ber Reifen 
3lf(^c fommen. Da« alte Sunbe^ma^t ^at ben Uebergang öon ber 
urfprünglic^en JRo^^eit jum bcfferen 8cben im änbenfen ermatten, erfuhr 
ober im ?efacf| eine engere Umbeutung auf bie äg^ptifc^e ®f(aücn= 
toft, obwohl ba« 3SoIt ®runb ^atte, nac^ ben JJIeifc^tbpfen fn^ jurücf 
}u fe{)nen. Die ©artengemäc^fe ober Ärege, öorjüglic^ ßattict), (Sppic^, 
3Weerrettig unb gemeiner ^en, aJitangolb ober $Rane, Gnbioie unb 
^eterfifie, Äörbeffraut, bann ©runnfre§e unb aWarußen ober »über 
Salat, 9lnbom u. bgf. ffiurjelgemäctife, fog. S3itterfräutcr mit 
©aljmaffer ober ßffig, ungcgorene« S3rob ober aWaj^a, ^afc^a unb 
(S^agiga, b. i. Sammbraten unb SRaucfifleifc^, bann ein ©rei 
üon 3lepfe(n, üJianbetn, ßitronen unb anbem Kernfrüchten 
eingefoc^t, unb ^onigfeim machten bie ©ubftanjen be« iUbifc^en 
Oftertifc^e« au«, bie oier Scc^er ©eine« aber foüten an bie oier 
ffieltalter erinnern. Diefe bitteren Kräuter mit 3w^^ot werben bei 
ben heutigen 3erufatemer 3uben in je^n Portionen abgetl)eiü, um 
an bie je^n ^(agen Sleg^pten« ju erinnern. 2lm ©rünbonnerftag 
aßen auc^ bie alten (S^riften ba« erfte ®rün be« grü^ja^r«, Ko^I, 
©pinat unb anbere Kräuter, wie bie 3uben an biefem Sag ben 
witben Sattic^. ((Sjob. XII, 81.) 

Kar ^eißt altbeutfc^ Jrauer; unfer ©rob be« (gtenb« ift bie 
Karfreitag^aut, aud^ au« ungarem 2eige öon 9?oggenme^t, wie 
ein Ofenjetten gebacfen, gefprenfeft unb mit ®alj beftreut. Die 
oberpfätjifcfie $au«mutter bäcft bi« ^eute einen eigenen, o^ne ©äure 
bereiteten ©robteig, fürwahr ba« ältefte armfelige ©rob ber ÜWenfc^^cit. 

^ier ^aben wir wieber ein unoorbenflic^e« internationale« geft 
oor un«. Die ÜBaf|Ijeit ert)ätt bie (Srlbfung au« bem ro^en 
Slaturjuftanbe im ©ebäc^tniß, unb Don ber natürlichen JRo^^eit, 
ba man nur Don ©urjeln lebte, ba« geuer nict|t lannte, ©er al« 
ebelfte ©peife a^, um ©aljqueHen [\6) ftritt, ja fogar frifc^e« ©tut 
foftete. Die Guben Ralfen ficf| mit fünftlic^en Deutungen, um 



64. $cr (Sübcntifd^. 151 

bcn mcltgittigeit ^eügion^brauc^ aud tt)rer ®tammcdgefc^id)tc herzu- 
leiten; ber SRxci, (Sljarofet, follte bcn ÜWbrtct bebcuten, roüäjm bic 
4>orfa^ren beim ©täbtcbau in äcgtiptcn üertpoubtcn; e« dicfe rocgen 
ber Si(c be« 3lu«jugc^ fei ba« ©rob ungesäuert geblieben? ffiir ent^ 
^eben fte be« Äergften, roa« i^nen bi« ^ur ©tunbe ^um 25om)urfe 
gemacht wirb, burc^ ben §intüei6 auf ba« urältefte (Sulturfeft oder 
5WQtionen, wobei Srob unb 3Bein jum ®d)(uffc ftatt 8eib unb 
©lut, ate bie ^öd)ften ©oben be« tWaturleben^ in'« a)it)fterium über- 
gingen. 

?apft ©regor IL erflärt 716 im Copitutare an |)er5og 
Ü^eobo II. bei ber Orbnung be« Jlirt^enroefen« in ©a^ern üon ©peifen 
für unrein, wa« ben ®öfeen geopfert worben. 3öc^ciria« ert^eilte 
an ©onifaj ben ©efdieib, !Do^Ien, Stäben unb ®t5r(^e ju effen, 
fei (5I)riftenmenfcl)en nid)t erlaubt, gefc^meigc ©ibcr, ^afen unb 
*Pfcrbe. X)ie grage, nad) wie (anger 3cit cingejaljenc« ©(^weine^ 
fleifc^ unoerboten jei, lajfc fid) auö ben SJätern (sie!) niijt bf 
antworten, er rat^e c« erft geräuchert ober gefoc^t ju genießen, 
ungefoc^t möge bieg noc^ ber Ofterwot^c gef(^e^en. — 33Je(c^' eine 
3umut^ung, bag bie gutmütfjigen ®ermonen fit^ ben Süt^enjettet 
nac^ ?eoit. XI, 6 unb ben Äirt^enoätem beftimmen (äffen foKten, 
bic fu^ nic^t einmal flar mad)ten, baß (Sf)riftu« bie alte teftamentlic^e 
Spcifeorbnung abgeft^offt {)otte. üDic ßurie l)at mit fo(d)cm SSerbot 
i^re Berechtigung überfc^ritten, ba« Cftereffen ber lieutfdien ift oon 
weltgefc^id}tlid)er ©ebeutung unb ^at fogar eine c^riftlic^e 23orbebeutung. 

54. 3)er @obenttf(^. 

^onig Ratten bie Sienen bem 3^u«finblein gleich nad) ber C^e^ 
burt afö SRa^rung jugetragen, unb bem jungen J)ionl)fo« würben 
bie ßippen mit ^onig befeud)tet. (2lpo«on. SR^obiu« IV, 1136.) 
©ie Wilö) ber ^ere aber befähigt ben ^erafle« jur 9lufna^me unter 
bie® Otter. 5)a« 8anb, wo SWitd) unb^onig fliegt, ift ba« glücf- 
feligc 3enfcit«. 85om Libanon fliegen ber 9?a^r el Sebben unb el 
3lfal bem ffabumim ober ©trome ber 35orwelt (ffafimije) ju, an bcffen 
üKünbung Äabmu« fein ®rab ^at. ÜWab^u, SWetl), f)eigt in bcn 
3Seba« ber ©omatranf, welcher Unfterbli(^feit oerlei^t. auc^ in ben 
aW^t^raöm^ftericn würbe bem ßingewei^ten oom ßbwengrabe ^onig 



152 54. ^et (Sobenttfc^. 

geboten unb in bie ^anb gegoffcn (^ißorp^ljr de antr. 15), um i^nen 
einen SSorgefdimocf Don ber ©üge be« emigen ?cben« ju geben, 
ßbenfo xciijtc mon in ben (Sfeufinien nac^ Dorongcgangencn gaften, 
®cf)ulbbefenntnit unb Saufe beu Slufjune^menben Wiiä) unb ^onig, 
um fic ouf bie ©roigfeit üorjubereiten. J)ie 3legl)pter gaben fogar 
hm üKumien |)onig{uc^en mit jur ©pcife, benn fic lehrten bie ?luf= 
erfte^ung be« gleifc^e«, njörtüd) „bie ßrfc^einung bc« Jage«" (Site! 
be^ Sobtenbudie^), mlijt aud) bie *^erfer unb Germanen afö ®(aubcn^= 
artifel befannten. *Perftfc^ ift ba^ ©ogma ber Urftänbe am britten 
üloge nad^ bem Sobe. 

Wlct\) unb ?eb}elten gingen unfern 2?orä(tern für 5Weftar unb 
Slmbrofia ^in. On ber Ofteroftaoe genoffen bie 3uben ftatt ber 
minber fdimad^aften ungefäuerten , nunmehr fü§e Srobc ober mit 
äWanbetn unb ©emür^en burdife^te 8cbfucl)en. Do^cr (efen wir, 
8ufa« XXIV, 42, roie bie SIpoftel am läge mäj ber aufcrfte^ung bem 
^eilanb ^onigfeim reichten, dt Dertrat ba« Ijonigfüße 3Jianna. 
3lm altjübifdien Ofterma^tc burfte ein JBaifenfinb 3lnt^ei( nehmen, 
menn ber 93ormunb bafür ba« Samm fc^lad)tcte. (*?efad) f. 87, L) 
ü)?et^ bot bie alte Äird)e ben läuffingen am Oftertage, boc^ ift 
urbeutfd), bag ben Äinbern auf Oftern nod) Wtti) beim ^at^en ge= 
boten mirb. 3lu^ ber Jaufe ^ob urfprünglic^ ber SSater, aber fc^on 
in ©fanbinaoien unb 3ölanb ber ®eoatter. 3n ber d)rift(id|en 3cit 
ift feit bem ßoncit ju SJiainj 813 bie *^atl)enf(^aft cingcfü()rt. J)er 
attbeutfc^e %^ricfter flieg ®obi, got^ifc^ (i^ubja, bie 'priefterin ©Qbja, 
oijwt barum einen befonberen geiftlidien ®tanb ju bilben. Sn ©r- 
inncrung beffcn füljren nod) bie Jaufpat^en in 3lltba^ern unb Ocftcr^ 
reidj bi^ in bie 33encbiger Sltpen ben 5Wamen $err ®öt^ unb J?rau 
®oben, bie Täuflinge aber (Sobef ober T)ot^en. ®oben feigen noc^ bie 
SempetDorftet)er in O^Ianb unb I)ie6cn auc^ bie alten Häuptlinge, 
meiere aber bie bänifc^e ÜJegierung bcfeitigtc. 3n ber ^^riegni^ fennt 
man grau @obe, unb ber am Slder ftel)en bfeibenbe 2l(ferbüf(^el ^cipt 
noc^ 3Sergobenbeet^. (®rimm ^l 231.) Sf öfter ©öttwei^ ^ängt 
auc^ mit ^errn ®uobe jufammen. X)ie 3ln^ängfic^feit an ben ^at^cn 
rü^rt ba^er, meil ba« ^inb einft feinem *?Jatronate bie äuferjie^ung 
banfte. Urfprüngfid) war e« ja ber $err ®ötf|, »eitler ben ?fleg* 
ling üom ©oben aufhob, fpäter au6 ber Staufe ^ob, unb fo jum 



55. Oefletltd^ed SaUfd^tagen. 153 

fortleben bcftimmtc. J)ic ^ou ®obcI gc^t aßen SIut^Dcrmonbtcn 
üor, außer SSatcr unb 3Wuttcr, unb ^unäc^ft nad) i^ncn f)at ba« 
ftinb für fic ju beten. 

3um SEoufgefc^enf erhält bo« ^atfjcnfmb einen fitbernen?5ffef, 
bicfe blieb burt^ ganj 3lltbni)em Sitte. ®5t^ unb ©oben laben bie 
(hobeln auf Oftemtontag 5um 9KetI), unb fc^icfen i^nen auf 9ltter- 
fcelcn einen ßebfuc^en ober ©eetenmeden, SWäbeln aut^ roo^I einen 
9Ba(^«fto(f. 3nt Jeftaniente bebenfen bie ^at^cn ju gürftenfelbbrurf 
bie girmlinge mit 50 bi« lOü ©utben. 3n ©ürmlingen geben bie 
ÜDottcn unb 3)5tten i^rcn I)ötte(n^) ßierfuc^en, bie „©eefe" genannt. 
3u iWörblingen trinfen bie Sinber auf ^fingften ÜWet^ au« gläferncn 
Römern junt ©ebät^tnig ber SSorjeit. (5Rct)nifefc^ 243.) 2luc^ 
(Sertruben 3D?inne mürbe au« gtäferncn ©c^iffetn getrunfen. 3n 
Jranfen fü^rt ber ^atfje bie ginntinge auf ^fingften jum 9Ket^. 
3n ber Urfc^roeij beft^cnfen bie ^at^en i^re Steinen auf ®t. iWifo- 
lau«, auc^ werben bie SBaifen^äufer mit ben öinfäufen Dom iWiftau«- 
marft bebac^t. — Semei« genug Don bem unabhängigen §erfommen. 

55. Oefterlt^ei» Oattf^Iagen. 

ftönig 3afob L, ®ol)n ber Ü)?aria Stuart, prie« in feinem ©oof 
of Sport« ba« ©allfc^lagen, bie SKaitän^e unb anbere 35olf«be(uftig^ 
ungen. 3n alter 3<^Ji ^or ba« ©aüjpiel unter aßen Sc^ic^ten be« 
9?orte« Derbreitet, unb al« SSergnügen be« Slbel« unb ber ^b^eren 
Stönbe beliebt. S)er üKinncfönger S3Balt{)er Don ber aSogclmeibe 
fpri(^t in einem feiner munbcrliebüdien @ebic{|te auf ben langen 
2Binter feine ®c^nfud)t noc^ bem grü^linge au«, at« ber ^di, mo 
bie Sungfraueu auf ber ©trage mieber S5aü werfen. 3" biefem 
©picle waren in Sfefibenjen unb großen ©tobten eigene ®atlöäufer 
erbaut; in aWünrfien beftanb ba« furfürftüc^e nörblid) ber ^erjog^ 
ÜJiafburg bi« 1828; Don ben ba gepflogenen S^an^Dergnügen leitet 
man ben 5Wamen ©all ab. 

35a« ©aüfpiel ift in ffieftp^alen auf Oftern, "ipfingften unb 
iWifolau« im ©c^wange, in (Snglanb wirb e« al« ©port betrieben. 

1) ?l^b. toto, totto, genit. tottiii, Wirb tötte, tatte, b. i. SJätcrc^eti, 
tota, toita, IRütter^en, auf $at^en angetoanbt. 



154 56. ^te ©(^ön' unb bte BiMt trtnfen. 

3u i^anb^bcrg an bcr fflartfic f)Qt c« am brittcn Oftcrfonntag auf 
bcr 9Bicfc ftott, unb fo anbcrwärt«. (ü)knn^. S. 473 f. 479.) 
3u ®ro§= unb Slciufclb in ©c^Icficn gc^t c« unter eigen« erroä^tten 
?>e(bl)errn ober OBcrften Dor fic^ (ü. ffiafbe 135); auf bcr Onfel 
®i)lt gilt e« in ber Ofterjeit. 3lm Ofterfonntag jogen bie ü)iain^ 
burger ©urfc^e bi^ 1873 auf eine groge SBicfe üor bcn SDiartt 
^um $anfpie(, ba« fonft gar nic^t (önbüc^ ift. 93oi[ famtnefte 
[idj in aWaffe; beim fflettrennen er^iett ber ©iegcr ben Sßaü, jmei 
anbere bie ®d)(agbretter. J)ie ßlofen (6(ojenäre) Ratten jum SBoppen 
neun ft^marje ©allen in ®olb. 

ÜRan fotlte ben uralten ©rauc^ nic^t abfteUcn, ge^t er boc^ 
in'« ^bc^fte älter jurü(t ®ei ben ©riechen ^at ^m^ felbcr bie 
Sp^ärenfugel jum ©pielbaü, niijt minber 5)ionl)fo« S^grcu«, unb 
§elio« mätjt bei Suripibe« Phoeu. 3 ben ©onnenball Dor f«^ ^er. 
''^3(ato Phaed. c. 62 Dergleic^t ben ®Iobu« einem ©aü Don jroblf 
oerfc^iebenforbigcn ßeberftücfen — ber Srbfrei« ift nur ein ©pielbaü 
in ber §anb be« Slümäc^tigen — ber 9?eic^«apfel ift bem nac^gebilbet. 

56. 2)t( @4on' unb bie @tiirfe trinfen. 

„üDic ©d)(^n' unb bie ©tärf ^afilcn in 2öf} am Sonntag nad) 
isaftnai^t," ba« meiß ic^ au« 9Sater« Ü)?unb. 3n gürftenfelbbruc! 
ift ber ®rauc^ noc^ fo im ©dimange, ba§ SlHe« bicf jur @c^ön' 
unb gtärf ge^t. Slüentfjafben führte fonft in Slltba^ent ber Surfc^e 
fein Sßäbet jum Wl^itj, bem 8iebling«getränf ber alten Deutfc^cn, um 
fic^ fc^bn unb ftarf ju trinfen: man if^t baju ©t^iffeln. Sin ®(^nabcr^ 
()üpfel fagt auc^ umgefe^rt: 

3m Untetlanb brunten ba möci^t* td^ getit fein, 
I)a füllten bte ÜRabel bte ^uben aum äBetn. 

3m 3Imt^a(e jie^t ber ©auer bie ffläurin, ber greunb bie 
meunbin am 2lfd)ermittn)oc^ jum S3ier ober ©ein. „Sin menig 
I}cibnifc^e Unfitte/' nennt ba« ffleneficiat (2d)Iic^t (©. 93), — aber 
ma« foll man bann nod) gute ©itte feigen? am Uebften fefet ber 
§od)5eiter feiner künftigen auf, ma« gut unb treuer ift, golbgelben 
unb met^fügen ÜWu«fatetIer. (Metan^t mirb nic^t, meil ^eilige gaften 
ift. J)ie rotten Sicr unb Süc^el bilben am Oftermontag ba« ®egen* 
gefc^enf ber ©djönen. 3lber auc^ ber ©ruber fü^rt bie ©c^tocfter 



56. 3)ic Sdftön' unb bic ©tät!c trinfcn. 155 

au«, wenn bcibe feinen Stn^ang ^aben, unb fie trinfcn fid) ®tl)'ön^eit 
unb @tärfe an, paar unb paar gc^t e« in'« ffiirt^^^au«. 

3u üKünc^cn, SBeit^eim unb anberlüärt« lägt bic grou brei 
®oc^en t)or Oftem fic^ üon i^rem SDianne bic ©c^bnc unb Stärfc 
mit 9Äet^ unb ßebfuc^en bejahten. Der äßet^gartcn fd)reibt bann 
in ber Beitung au«, ba§ er ba^u mit ^oniggebäd unb ÜRct^ üerfcficn 
fei. «m SBelj^eimcr ffialb [teilen bie ©urft^e an bcn ^pngfttagcn 
auf Äreujwegen ein lange« taftmägige« ^eitfc^enfnatlen an; aucf) 
trinfen bic lebigen ßcutc am ^fingftmontag im ©irt^«^aufe „bic 
Schöne." 

3n ©tocfac^ ge^en auf Sätarc, am JJrcubenfonntag alle ©cibcr, 
and) bie älteften jum ©ein unb trinfen bie ^übfc^ ober ©c^bn^eit. 
3n ©aljburg gcfc^ief)t c« ju ^fingften, unb jmar fo lange, bi« 
man Dom @tu^le fugelt. 3n ber Oberpfal} ^ängt ber Srauc^ 
mit bem äuffinbeln jufammcn. 3m ©b^merwalb fammeln fu^ 
bie ©urfc^e unb üKäbel auf ü)?artini im 35orfn)irt^«^au«, bic ©t^bn* 
^eit unb ©tärfe ju trinfen. (JRanf 136.) ©imrocf (D. ÜW. 296) 
oergleic^t jum |)erfommen, bic SJamen ©albr unb Sali, ber fficige 
unb (Seroaltige. (SWeier 402. ©c^mcllcr III, 360. Quifemann 132.) 
^errfc^te bei bcn JRbmem ein ä^nlit^er fflrauc^, fo backten fic gc- 
roig an bie 5Repräfentanten ber ^aft unb ©c^bn^cit, ÜRar« unb 
^nu«: gemig fte^en biefc Sugenben bem männlichen unb n)ciblid)cn 
(Sefc^lec^te mo^l an. ffiir finben unfercn 33rauc^ fclbft in Äorfifa, 
ber Urfprung ber ©itte gcljt aber in'« ^bc^fte 3lltcrtl|um 3urücf. 

5Der ©c^oliaft be« gbttlic^en ^inbar crflärt Ol^mp. IX, 150. 
„3n ßlcufi« werben bie J)emeterfefte gefeiert. J)iefe f ollen ba« 
erfte üon bcn Äampfe«fpielen fein, benn al« bic gruc^t ber iDemcter 
gefunben mar, begannen bie ÜRenft^en eine ^robe il)rcr ©tärfe 
JU jeigen unb mettf ämpften ; mä^renb fic oor älter« auf allen 
3Sieren ^erumgefroc^cn, fingen fie nun an aufjuftc^cn unb im 
Saufe gu wettfämpfen." gemer gibt Slriftibc« an, bic 6lcufi= 
nifc^en ©tiergefec^te feien barum eingeführt roorben, meil bic 
ÜRenfc^en i^re burc^ gleif(^e«nabrung jugcnommcnc Äraft 
erproben motlten. 

Oupiter felber erhielt al« Patron ber©ärfcr bcn ©cinamen 
pistor, mie iDcmctcr oAiTry^/a, bic ÜRüllcrin, ijit^. Offenbar tjängt 



156 57. 3)a« ÄcQclfpicl. 

no(^ baö äiingcu bcr 33 ä der, j. 58. am 3)Kind|cuer Oftobcrfeft 
bcn Olljmpifc^cn ©piclcn in ©at|crn, al9 ^aftprobc unb (Erneuerung 
uralten ©raucfie« mit ber erften Sinfü^rung ber Sornfruc^t jufammen. 
©ie Sfeufinien mit i^ren reUgibfen ©ebräuc^cn fnüpfen an bie ^eiligen 
^flügungcn an, metdie juerft in ©uropa an bcr «Straße t)on eieufi« 
begannen unb jroar beim ^eiligt^um ber St^enä ®firä^, bann auf bem 
getbc Don 9tI)aro^, wo Sriptolcm, • ber im Jarfu^ feine gugfpur jurutf' 
gelaffen, breimal ben 2lrfer umgeftürjt; ^um britten unter ber äfro^ 
poli« burc^ bie Su}i)gen im 3)ienfte ber ©tabtgöttin. ©aß ba« 
3Sotf Don befferer 5Waörung auc^ größer wirb, fann man an ber 
heutigen fflauernjugenb fcljen. 3Rit ber fteigenben ffultur ift bem 
3)ienfcf)en bie firaft gewac^fen. Um ©d)aafff|aufen« SBorte bei ©röff^ 
nung be« IV. 3lnt^ropoIogen=ßongreffeö 1873 in SBie^baben ju gc= 
brauchen, ftnb bie SutturDöIfer nic^t bloß bie fc^bnften, tpc(rf|c bie 
cbenmägigfte, t)on S^ier am meiften abn)eid)enbc Jlörperform jeigen, 
fie finb auc^ bie an ^aft überlegenen. 9Bo fid) bie europäifc^en 
aJiatrofen mit ffiitben gemeffen, murbcii- fie ifjrcr ^err. 

Urbeutfd^ ift'8 o^nc Sfrage, 
äBer e$ ntd^t toetg ixt merfe, 
SWon trinft am SifeubentQgc 
£te @d^5nVit unb bie @t&tfe. 

57. 2)ae itegeffpiel. 

3:i)or, bcr feine feurigen ^gcln unter Donncrgepoltcr burc^ 
bie ^immcldba^n fc^Icubert, tritt feine 5RotIc an ®t. ^eter ab. 
©ie !Dom^errn in |)atbcrftabt warfen noc^ im XVI. 3a^r^unbert 
Segel über bem Äirc^engewblbe, bcn ^^vü^jafir^bonner Dor^ufteüen, 
ber baß Üom aufroccft; ba« 3'^^ war ein ebenfo geformte« ®i)|en' 
bitb. 2:i)p()cu« raubt ben Donnerfegel, unb büßt wie 3iii eine ^anb 
im Kampfe ein. Ob^ffcu« traf bei ber ^eimfc^r bie freier eben 
beim siegeln unb erft^og fie inögefammt. liie ©riechen legten ben 
®runb ju biefem ©piel, inbem fie erft mit fteinernem, bann metof- 
tenem J)i«fu« warfen; bie 5Weunja^I berÄegel bejogen fie auf 
bie 9Wufen, in ber 9Witte ftanb äpotto al« ffibnig, 2;erpfid)ore 
flieg unfer tinfe ßdtegel. J)er üDifcobolo« ift eine befannte Stinft- 
figur; ßalabrien fennt noc^ ben !Diffu«wurf. Unfer gewöf)nli(^e« 



67. 3)ad Äcöflfpiel. 157 

Satincbl erfährt eine flaffifc^c Slbfcitung, inbent juei'ft 9leneaö in 
Öaoinium ba« ©piet eingeführt t)abe. 

2It^enSu9 befc^retbt bad jtegel{pie( auf 3t^Qfa in ber ^omerifc^en 
3eit: „5)ie ^ai\i ber (Sblen, mcfc^e, t^eifö 3tf|Qfa, t^eil« ben 5Wac^^ 
barinfeln entflammt, um ®attin unb ®d|äfee be« Ufijge« marfen, belief 
ftc^ auf 108; unb cbcnfo gro^ mar bie ^a\)i ber ffegel, b. i. unten 
üierccfiger, oben äuo^^unbeter Steine (bei ^omtx neaaoi), momit 
fie fpielten. J)ie freier [teilten fit^ in }lüei 9ieif|en einanber gegen^ 
über, 54 gegen 54, ebenfo würben bie Steine gefefet. 3n ber 
aWitte bc« jmifc^en beiben Sampforbnungcn befinblit^en (eeren SRaume« 
»urbe ein ©tein, Stauten^ ^enelope gefteüt. 5)ie fteinemc ^ene^ 
lopt war nun ba« 3'^^^ "^(^ welchem bie ©pielenben au« einer be* 
ftimmten Sntfernung werfen mußten. 5)ie Orbnung be« ffierfenö 
würbe bur(^ ba« öoo« entfc^ieben; berjenige, welchem e« glürfte, ben 
?enelopefegeI ju treffen unb Don feiner ©teüe ju rüden, beffen ©tein 
würbe an ben ^la^ gefegt, unb er warf bann Don biefem ©taub* 
punft mit ber ^enefope nat^ feinem eigenen ©teine, ber feinen Dorigen 
Ort wieber erf)alten ^atte. Iraf er i^n, o^ne einen anbern ©tein 
JU berühren, fo ^atte er gewonnen uuD ^ielt e« für eine glürflic^e 
SJorbebeutung, bag er bie ©raut ^eimfü^ren werbe." 

8lu« ber Reiben jeit fc^reibt fic^ ber im !Dom ju SJafeeburg 
wie an ber f)auptfirc^e ju ^innaberg eingemauerte Segel ^er. ÜRan 
fie^t bie ®eifter mit glü^^nben ^geln unb furchtbarem Srac^ Segel 
fc^eiben unter fc^aüenber IWufif ber 3^<^^9<^' f^ ^^ 8üning«bcrge bei 
äerjen. SWigtang ber ffiurf, fo riefen bie 9iömer male factum, 
unfer SMalefijfegel. 

!Da« a^b. 6l)egi( ift auc^ in'« ^{uffifc^e unb 8itt^auifd)e über^ 
gegongen; man fpielte, fc^eint e«, mit ©c^enfelfnoc^en ber bem ©oban 
geopferten JRoge ober befangenen. $ugo üon Srimberg fc^ilbcrt 
ba« ©piel in feinem 5Renner 85. 1136 f.: 

6o stoen fd^etben at> tin Sd 
SaDffet bie fogel il^t au t)iU 
Bo tot( einet Df ^aben ben totnt, 
Sn neigt ft(i^ nibex aU ein ftnt, 
Sn benet ben mantel t)afte ntebet, 
^atnaci^ fd^eibet bet anbet l^tn totber. 
SDn tfl der ^u(te(n i^t M je gad^, 



158 57. tai Äcgclfpiet. 

60 laufte et balbe leinte naä^, 
93n fd^reit: lauffe, ftogeU tirautoe 
Sautoe btf ItebiD frautoe nt) ^antoe, 
Si^t man bte ftogeln gltd^e lige 
(^en bem gil, \o toitt genigen .... 
@o fte gelauffent ^iit tinb ^er 
@o machen fie ben pet)tet ler, 
^n getotnne bat gu m^bet pa'm, 
@ot man taglon geben in a^ein, 
3n toutben ^toen {(i^iHinge faut, 
^ed fpttd^ei manic Dt(|^ gebaut, 
6tnem toibe ba^eim Dil boftt) mott, 
i:ie ft)getn ^etaset ftautoe bott. 

9J2urner fc^rieb ein adegorifc^ed @ebtc^t „SögelfpU gebracttijiret 
au^) bem t^ejigen jm^trac^t be^ ®(auben^ 1522.'' 

3n ber ^ermannft^tuc^t, bem ©aulod) bei ©ei§enftein am 
9?cgen, mo ©teingeröüe aüerlei giguren jeigcn, fegelten bte ©elfter 
unb riefen einen ©üben jum äuffe^; ber burfte jum So^n einen 
Siegel nehmen, er toax üon ©über, ^ätte er ben mittleren geholt, ber 
mor Don ®o(b. 

3n ben f)ar}fogen (6t). ®. 74) fte^en bie lobten im Seichen- 
ffeibe aM i^ren ©ruften in ber üerjauberten Jlirc^e auf, unb be* 
ginnen mit einem ®d)äbe( nat^ ben ol« Äegel aufgefteüten ©ebeinen 
?u ft^ieben, bl« ein ü)iütter burc^ äßitfplefen ben ^awbtx löft, inbem 
er ben Sobtenfopf bem eigner nlc^t jurücfglbt. 

©er 9?äpfenftein bei ©c^bnebecf jelgt neue taffenartige SJertief« 
ungen, angeblich Dom j{ege(ftanb, wonach bie Sliefen gefc^oben. 
(3af|n 168.) 2lm leufet^ftein bei ^o^enfränlg ift eine iJegelpIatte 
fünftüc^ eingegraben, am 3o^anni^tag fc^lebt ba ber ®öfe Segel. 
(3a^n 168. 287.) Sim ?üning«berg jrolfc^en ^rmont unb Hameln 
fc^oben Keine ©elfter 5Wac^tö Äegel, ein ffiebergefell faßte fn^ ein 
§crj hinauf juftelgen; ein golbener ffegel, backte er, Ift bot^ me^r 
mert^ al^ mein ^öljencr ffiebftn^l. ©le Ratten feinen Äegetjungen, 
bie Äugeln rollten oon felbft jurürf unb bie J?egel ftellten fn^ Don 
felbft auf. ©od) einer flog bem ffieber hinter bem ©ufc^ ju, ber 
fc^lcunig bamit entlief unb in bie §umme fiel. ,.X)a« lüar bein ©lud, 
fc^oll ed hinter i^m brein, benn Im Saffer ^aben mir feine ©emalt!'' 
©amit baute er fiä) ein ^a\x^, bie Äcgelftätte fie^t mon noc^, aber 



57. $a« ftfQclfpUl. 159 

ba« ©pid f)Mc auf, bcn ©elftem fe^tt ber neunte Segel, (©et^ft. 
D. ®. 83. 181.) 

J)Q« Äegetn üernimmt man im ^auöberg bei ber ^a^n^eic^e. 
(©röfefer 52 f. 163.) (3)ort fifet im Äeüer eine ®an« mit gofbenen 
(Siern. 3n Älofter ftalberborn brütete eine meige ®an« über jmblf 
golbenen ßicrn unb baoon ^ing ber gortbeftanb ab, aber ba famen 
brei gräuicin, i>a^ fflunber ju fe^en, bie jüngfte ft^wäfete e« au^ 
unb bie (Sier mürben fc^warj, ba^ Älofter Derpel.) 

äußer aitba^ern trifft man ba« Segelfpiel wo^I nirgenb leb^ 
Softer im ©c^wunge, ate ouf ber 3ttfel JRügen. 3[It^ergcbrad)t 
war c« in J)eutfc^(anb im XIII. unb XIV. 3a^r^unbcrt in Uebung, 
felbft ber SRat^ ju granffurt beluftigte fic^ bamit, erließ aber gtcic^^ 
rao^l 1443 ein 95erbot gegen bie ®c^ü^engi(be, unb gab e« erft 1468 
unter ©cfc^ränfung be« Sinfa^e« frei. SRac^ ©atlien Ratten bie 
(Jranfen e« gebracht, S'bnig Sari V. unterfagte ba« jeu des quilles 
1370. fflouleüert ^ieß ber fiugelmurf auf grünen 9?afen meift an 
ber ®renje ber geftung^werfe. 3n gleichem ©inne fennt ©ngtanb 
ben ©omling-Öreen, auc^ warf man bort ffiugetn mit einem ©tocf 
(club Kayles) unb leitet ben Urfprung. üom ©teinftoßen an ben 
alt^eibnifc^en ©ötterfeften ^er. 

ffiie bie äfen fpäter al« ^Ritter oufgefaßt in ben Sergen mit 
Äegelfpiel fid) erfreuen, fo unterhält ber ättbat^er fid) mit Segeln auf 
ber Äugelftatt im gteien; unb mie SBalftjren bie gefallenen gelben 
bcbienen, fo meiß ba« Sanbüolf üon je^cr e« nic^t anber«; e« mill 
Don ©c^enhnäbc^en bebient fein. 

Die golbenen Segel üom ©piele ber f)elben in ffial- 
Ijalta finb in ja^lreic^en ©urgen vergraben, (©agenft^. 50 f.) 5)er 
5Renner weiß nur üon brei Segeln; auf englift^cn ©ilber^anbfc^riften 
fie^t man auf fed^ ober ac^t, wonach mit bem ©tod geworfen wirb ; 
ber mittlere ^eißt Sönig ober Sönigin, wie im ©c^at^fpiel. ^roU^ 
üJiänner fpielen Segel im ©c^artenberg. (W*^^ Ö4.) Sin ^iti^n-- 
Ijirt fam feiner ^k^t folgenb in ben St)ff^äufer, unb traf ba jwblf 
crnfte JRitter beim Segelfpiel; er follte auffegen. 311« er ju feiner 
^erbe jurücffe^rte, fanb er nic^t«; in feinem Dorfe ©ittenbac^ wollte 
man i^n nit^t me^r fennen, er war 20 Oa^re au«gewefen. (9iid)ter 16.) 
9?eun Segel mit fec^« Sugeln üon Wölb au« ber JRiefen^eit fc^ließt 



160 58. ^tx ^eimgortcn unb Äofel. SBetgl^ot^acitcn. 

bcr «erg Don Obcrmife bei 3ittau ein. (®rät)e 89.) «(eibt bad 
©pict in ber ^anb be« gtücflic^en Äegelburfc^en jurücf, fo ift e* 
gtü^enb, aber Don C^olb, j. ®. in iDrübecf, mo bcr Socfreiter unter 
ntuficirenben 3^^f^Ö^ ^^^ ®ciftern in bie SBettc fc^cibt. (^rb^le.) 
S)oö golbcne Äegelfpiet im jcrfaüencn (gd)lo§ SRu(^enberg in ®rau= 
bünbten, n)cld)e« ©eiftergcftaltcn unter fflUfecn untfc^rocben, erhielt bie 
9Jitter«frau Don ber ßlfenfönigin, ber fie in Äinb^nöt^en beigeftanben; 
e« Dererbtc fic^ auf bie Urenfcl. — Sin ©äuerlein fa^ bem flegeln 
breier SJitter ju, bi« unter lautem fitac^ äüe« Derfanf unb er im 
ginftem ftanb. — ÜDrei SRiefenbrüber fegein ju ©el^ac^, ba§ bie ftugel 
bi« in bie ffianb be« 3ura Don ©ettac^ einf erlägt. — 5)a« nät^tli^e 
^egelfpiel in ber Äirc^e in Obernjatti« mit Sobtenfc^äbetn unb ®e= 
bcinen enbet ®d)lag l U^r. !Die fc^warjen ÜWänner Reffen ßrtojung, 
menn ber ungerecht SSerurt^eilte in gelüeif|ter Srbe begroben mirb. 
(C>^Jog I, 99. II, 83. 181.) auf bei- «urgruine ©uctrat^ ju 
9^ieberalm liegen neun golbene Äegel nebft jlüei Äugeln, ©er mit 
bem bbfcn ®eift, ber fie ptet, eine Äegetpartie machen voiU, fonn 
fie geroinnen, Derliert er, fo roirb er geholt. (greifauff569.) ^.Srunner 
Don SJbrgl, ^rior ju ©c^äftlarn t^eilt mir mit, roie er ol^ Änabe 
auf ben 3l(men Don ben Dergrabenen jroölf golbenen flegeln erjagten 
{(orte, „bie roenn man finben lönnte!" 

58. 3)(r ^(imgarten unb JlofeL Oergloi^jeitdt. 

25or 3cJten gefc^a^ e«, bafe man jä^rlic^ im SBonnemonat ÜWai 
in ben ^aingarten ober f)eimgarten jufammen fam, bamit bie jungen 
^eute fid) fennen lernten, unb fofort Verlobungen unb ß^ebünbniffe 
abgefc^toffen rourben. „3n f)cimgarten ge^en" bejie^t fn^ roo^t 
auf ben ®crg am ©afc^enfee, roo man im ÜWai ju 8uft unb greube 
fic^ traf, ©ünbniffe fc^(o§ unb bie jungen 8eute Derlobte. ©eim 
.Urueg am ^eimgarten ^ieg mein ältertid)e« $au^ a(^ bürgerlicher 
SSerfammtung^pIafe. ©teic^e« g^fc^ö^ am großen flofet bei ämmer== 
gau, unb niijt minber bei aWarquartftein , roo auger ber flapelle 
am SBenbelftein roo^t ba« ^b^fte flird)tein im Sa^erlanbe fte^t, bie 
©c^nappenfapetle, im Oftlanb ®d)narfenfapeüe genannt, in ber fid) 
einmal ein f)irft^ Dertoufen, baö bem S^egott gre^r ^eilige Z\)m, 3^m 
ift auc^ bcr ßber I)ci(ig, roic bem d)riftlid)cn $ciratl)^patron 9lntoniu«. 



68. ^cr ^cimgartcn unb Äofel. IBeTfil^od^aeiten. 161 

eine SGßalbfjbfic bei (äber^berg bicntc mit i^rer 8inbe ben Um* 
mo^nem ?um SSerfommtung^orte, mo bie iungen Seute fic^ fennen 
(ernten; auc^ mürbe unter biefem SSßei^ebaum ber (^e^a noc^ im 
IX. Oo^r^unbert Sicbc^jaubcr geübt. (Ouifemann, Sie. ®. b. ©. 171.) 
Sie mar üon einem ffiäc^ter bebtet; ot« nun bie S^riften ben 
uratt ^eiügen Stamm umhieben, broc^ angebUc^ aud ber Sanbftein* 
^ö^Ie barunter ein ungcn)öl)nlic^er (£ber to«. @r ift ba« SEtiier be« 
greqr, an meld)e« fi(^ in ber beutfc^en ^eibenjeit aüe freier ttjenbeten, 
ed gibt barum noc^ bad Ort^mappen ab. !Dad 93atentin^*^irc^lein 
an ber Steüe bejeit^net ben lag be« SSorfrü^ling«. (Sc^öpp. I, 73.) — 
am 14. gebruar ttjerben in Snglonb noc^ am meiften Siebc^briefe 
gemec^felt. an ber oberen ÜRofet lüirb bei öffentlichem Umjug am 
Sonntag üor gaftnac^t jebem ©urfc^en feine 33alentine burc^ anrufen 
be« äJiäbc^en« am genfter al« gaftnac^t^tänjerin jugemiefen. Unfern 
oon ©onber^^aufen , wo ba« alte Sc^log 8ora Dom ^o^en Serge 
^erabblicft, liegt baö !Dorf @lenb. $ier ^aben in ber f)cibenieit 
Oünglinge unb Jungfrauen fu^ bie $anb jum ß^ebunb gereicht, bi« 
ffiinfrieb ben ^l. f)ain mit ber ©ilbfäule ber ®bttin 8ora jer^ 
ftbrte. (©rage.) 

23ie 3^"^ unb ^ere auf bem 3ba, ^ätt aud) Soban mit grigg 
Serg^ot^jeit unb jwar auf ©alpurgi«, e« ift in c^riftlic^er 3^'^ ^^^ 
^qrenfabbat. 2(m ©roden ^eigt ein gel« bie ©rautflippe unb »irb 
Dom $olte alliS^rlic^ am 1 . SRai mit Blumen beftreut unb befrän jt. 
3)ie Sieber, mid^t man babei fmgt, bejie^en fi(^ auf ba^ ^eirat^en. 
9iiefen oerbanben \xij ba, unb ber gug einer ^ünenjungfrau prägte fic^ 
in ben gel« ein. J)er Srautftein birgt anä) ®olb nebft einer Safte, 
welche befanntlic^ ber gret)a heilig mar. (^rb^te 135.) Steinbent 
mäler au« grauer SJorjcit feigen mitunter iDanjelftcin , meil ba 
Jfinje aufgeführt mürben, einjelne auc^ ©raut, ©räutigam, ©raut^ 
fteine, ©rutfteine — lampe — foppeln, ©röbbeljange, meil Dormat« 
&^n ba gefd)loffen mürben, mie ba« SSolf fagt. (©aer, aSorgefc^. 
äHenfc^ 294.) 

2lm ^imilinbergc bei St. ©allen foUen ÜDämonen Raufen. 
Am $immelfa^rt«tage mirb ber f)eimberg oom 8uccmifcl)en ^farr^ 
borf gut^em au« beftiegen. 

Die Deutfc^en benüftten jebe Gelegenheit, bie Slnnä^crung 

6cp|», ^ftttfc^r Kfligion. 11 



162 58. £et ^ettngarten unb ^ofel. llBerg^od^a^i^^n. 

bciber ©efc^Iec^tcr jum bicibcnben ©unbe ju fbrbcm, )o am |)cim= 
garten, »ic bei lifc^ burc^ bie am 9?^eine fo befonnten SieUiebc^eii, 
menn mon ^ac^manbeln bricht unb jmei in ßiner ©c^aatc finbet, 
foüen bie SBcttcnbcn mit 3)u fi(^ anreben, unb n?er \\d) oerfpric^t, al^ 
ber SScrlierenbc ein ®efc^enl geben, roa« mitunter burc^ feinen SBertl) 
bie weitere ©ebeutung üerrät^. Sägt man auc^ ben gtücftic^en 3"!^*^ 
lüaften, fo ^errft^t bennoc^ bei un« immer bie freie SBa^I üor. 

3n ben Sänbern ber ©loDen werben bie 25c^ter bagegen jur 
aSer^eirat^ung auf bff entfielen SWarft geführt. 3" ©uwalti in 
¥o(en ift fogar )Weima( im 3a^re f)eirat^^marft. !Die 3Röb(^en 
[teilen fic^ in breifat^er Steige auf, unb bie ©urfd)e wählen geroume 
3eit. Oft fahren bie fünftigen (S^epaare in fed)}ig ©erlitten oon 
bannen; bie ftet)en ©ebUebenen warten bie Dunfel^eit ab unb ge^en 
bann nac^ f)aufe. ®o((^ ein SRäbc^enmarft befte^t &uc^ im fteben- 
bürgifc^en 9?umänien ju ^atinqadja. 

Sei ben in ben ^arpatl)en anfägigen 9?umänen wirb iä^rüd) 
an ben jwei geiertagen ^eter unb ?aul am Samme ber ®aina, 
5—6000 gug über bem SWeere ein ^oc^jeitmarft abgehalten, woju 
bie ^eirat^^fä^igen SWäbc^en (fetele mari) ber gaujen ®egenb fi(^ 
üerfammeln, um üon ben Surfc^en (feciori) auögefuc^t ju werben. 
äWeift finb fie ber 333a^I fc^on fic^er. <2c^on 3a^re Dörfer ift mit 
Spinnen, ©eben, SRä^en unb ©tiden bie äuöftattung in äirbeit ge= 
nommen. ÜWutter, Staute unb Sl^nfrau legen au« i^rer eigenen ÜKit= 
gift bei, aü' ba« wirb in iittüdj gefc^ni^tc unb bfumenbemalte 
SEru^en (wie bei un«) Derpacft unb auf bie fc^önften ^ferbe ber 
t^amilte tragweife ge(aben. Sluc^ wä^(t man ben fc^bneren Z^tü 
be« 33iel)ftanbe«, ©ienenftbcfc u. 21. au«, fei e« auc^ nur jur ©(^au^ 
fteüung. 3" oberft ongetangt fc^tägt jcbe gamilie, bie ein SKäbc^en 
JU »ergeben ^at, i^r eigene« ^tU auf, worin bie ÜWitgift gu fc^en 
unb ber ©rautwerber (petitori) erwartet ift. Die Oünglinge fommen 
mit i^ren näc^ften SJerwanbten unb wo möglich oome^men ®önnem 
unb bringen i^r ©efte«, namentlich einen fd)5nen ®urt ooll (Selb, 
®olb unb ©ilber, mit, unb ift bie ©raut gefunben, fo finbet bie 
öffentliche SJerlobung burc^ ben am SBerge lebenben ßinfiebler ftatt. 
3wn! ©inbbanb werben nit^t 9iinge, fonbern gefticfte ©adtüc^cr au«= 
getaufc^t unb bamit Xreue gelobt. 992äbd)en o^ne oorau^ftc^tlic^en 



58. 2)et ^eimgatien unb l^ofel. fStiQ^od^^tiUn, 163 

©räutigam nehmen i^rc SWitgift geiüö^nlic^ nic^t mit, ^abcn fein ^tU 
unb fmb mc^r ^n^dianttintn. 35cr Jag fc^Iicgt mit ÜWufif, lanj unb 
®cfang. @c^t ba« ÜKäbc^en auf bicfcn ÜÄatft, fo mi^ c« beiläufig 
fc^on, mcr al« ©räutigam auf fie lüartet; barum ge^t bei bem all* 
gemeinen ©tcttbit^em feine leer au«. Slnbere treffen o^ne üJiitgift 
unb 3elt blog jur gegenseitigen ®(^au ein, unb finbet Sine bo(^ einen 
©räutigam, befto bcffer. 9Jur bie SSerlobung auf ber ®aina bringt 
®Iü(f. ÜDieg gilt nur für ÜÄofcenmäbc^en, unb fein ÜRo^e gibt 
feine Jot^ter einem gremben; auc^ ^olt ber SWocane bie üJiocanin 
lieber au« Siebenbürgen, um nic^t au« ber 2lrt ju fc^lagen. (3oan 
©taoici, !Die Shimänen 123.) ^ad) ber SSertobung jie^t ber §irt mit 
ben ©c^afen auf bie ©interweibe unb fommt crft auf ®eorgi jur 
f)oc^jeit jurücf. X)ie fo verlobten jungen grauen, neveste, ft^reiten 
am ^arfamftagin oodeät ©c^mucf nac^ f)almäg9, unb jeber anftänbige 
aWann mu§ fic^ üon i^nen füffen laffen unb i^nen babei ein (Sefc^enf 
geben, märe e« auc^ nur ein ßreujer, bamit bie ©itte gema^rt bleibe. 
3n Siebenbürgen finb äßäbt^enmärfte nur not^ ju 2:5t)i«, im glug^ 
gebiet be« SWaro«, unb ju 9tecea an ber 2lluta, bot^ bringen fie 
bie ÜWitgift ni(^t mit. 

®n ÜKäbc^enmarft finbet jä^rlit^ auf ©t. ^eter Don ber ©renj* 
ft^eibe ber üJiar^anen unb ÜWag^aren, gegen Siebenbürgen auf ber 
großen Cbene Äalinaffa am gu§e be« ©i^ar unter ben 3Ba lachen 
ftatt. !Die gamilien^äupter bringen @5^ne unb SSettem, loie auc^ 
alle mannbaren SRäbc^en }ur Sc^au nebft bem gan}en ©rautfc^a^ 
an Äü^cn, Schafen, ©t^meinen, ©eflügel, bann SDiünjen im f)aar= 
gepetzt, bem unantaftbarcn ^ufeftücf. X)ie ©urfc^e befe^en fid^ bie 
3Räb(^cn, unb ein fräftiger f)anbf(^lag bemeift ben Slbjc^lug be« 
^anbel«, ber, »enn ba« SRäbc^en bie §anb reid)t, unioiberruflic^ 
ift. S)er ©rautüater fpart ben ©ranntroein nic^t, bie SSerwaubten 
bienen al« 3^W9^f ^^ ?op^ ^^'^^ gerufen unb ber ÜErauung folgt 
ein allgemeiner Siaufc^. 5)ann labet man bie SHeuoermä^lten auf 
einen Sagen unb fü^rt jugleic^ ba« ^eirat^gut nac^. (^orma^r, 
2afc^b. 1834 ©. 257 f.) 3u ©iegen in Reffen befte^t am Sirfc^en* 
fepe für bie Subenmäbel ein eigener JBc^termarft , wo fie jum 
f)eirat^en oer^anbelt merben. S^ebem ^ielt auc^ ber Sjar Don 
9iu6lanb fot(^' eine ^eerft^au unter ben Jbc^tern ber ©rogen feine« 

11* 



164 69. a)er Waiöraf. 

5Rcit^e^, bic crröt^enb bic SRcüuc paffirtcn, bi« i^m eine berfelben in 
9}ei^ unb (Stieb gefiel: oft fonnte er a\ii) mehrere brauchen, ffiie 
fcfiabe, bag bei und ein fo alter beutfc^er Sdxand^, mie bie Sraut- 
fo^rt unb ^oc^jeit am ^eimgarten, in 3lbgQnfl, ja beino^e frf|on in 
SJergeffen^eit gerat^en ift! 

59. 2)er SRaigraf. 

©ei Eröffnung ber guten 3a^re«ieit jie^t ber SWaifönig unb 
bie 3D?aifbnigin, ber SRaigraf unb bie ÜRaigräpn nebft allen jungen 
©urfc^en auf. ©ie finb an bie ©teile bed ^c^ften ®5tterpaare« 
getreten, bie in ben anberen 3^ölften (1. bi« 12. SÄai) i^re 
^oc^jeit begingen. Oberon ber Stfenfbnig unb Jitania feiern 
nun i^re SSerbinbung, St^efeu« unb ^ippol^te ^aben bei ®^afe= 
fpeare biefen Sag ern)äl)lt: e« fmb bie« Sa^re^gott^eiten. Der ÜWai- 
!5nig gewinnt burc^ feinen Stuftritt beut atten ffiinter ba« 9?eid) 
ab unb begel)t bie ^ointit be« 3a^re«. ©ei ©c^idfat^^eiten, j. ©. 
beut jiübtften ftatt erften ÜRai rü^rt ber Unterfc^ieb auc^ mitunter 
Dom alten unb neuen Äalenber ^er. 

S)en winterlichen 3^ölften fte^en alfo bie jlüölf Stoge ber 
fontmerlic^en Oa^r^eit gegenüber, wo bie S'iatur im SRorben ben 
Jifc^ becft, bie ©rbe SWitc^ unb $onig fpenbet unb t)on gett trieft. 
3n ber aWaibutter fammelt fic^ ber ertrag ber ^immlifc^en Wlili}. 
©er §immel«ft^au im 9Kai rü^rt aM bem ^arabie« ^cr. (ü)iann= 
I)arbt ®. ÜR. 30. 35. ^anjer II, 301.) «eim 2Waifeft fpielen in 
Snglanb bie SJJitc^mäbc^en bie Hauptrolle, biefc^bnften baoon tonjcn 
unter ber üKufil be« üDubelfacfpfeifer« unb (feiger« oon ^an^ ju 
^au« unb führen babei eine befranste unb bebänberte Su\) mit t)er=^ 
golbeten |)brnern f)erum. 

Um ÜDürfljeim ^ielt bi« jur franjöfifdien 9?eootution ^u 
^pngften ber Sä« fön ig mit bem SIKarfc^all unb ©efotge feinen Umritt, 
e^ebem um ben 3*^^^ ^^ ©mpfang ju nehmen, dx trug eine fitone 
üon fiomblumen unb in ber 9ied)ten ba« ©jepter, einen weißen ®tab 
mit gefrbntem ^anbfäfe an ber ©pi^e. 3luf bem 9Karftplafee erwartete 
i^n bie Äönigin, ebenfo bie 3)?arfc^älle. Die ©ürgerwe^r fc^tog ben ■ 
Ärei«, in welchem getan jt würbe; bann ging e« in'« 3Birtl)«^au«; ba« 
Sbnigreic^ genannt, welche« bafür abgabenfrei war. (©c^bpp. II, 322.) 



69. f)et aJlaigtof. 165 

35cr ^pnflftaufjug ftcüt ben Sriuntp^ bc^ bcutfc^cn ^intmct«- 
®otte« an bcr ©pi^c ber Slfcn, ober bcr ©onnenfinbcr bar. 
3n)o(f ^fingftburfc^cn reiten in ©urg bei ^alle, bic 'ißflngf^ 
matten ju ^olcn. 3^^^! C>ö Hören jiel)cn mit Sart bem ©rogen 
in bcn Ärieg unb ragen ricfen^o(^ über ba« gan^^c $eer ^inau«: 
i^rc 4^2 ßrten langen ©cfiroerter lüerben noc^ beim '^Jfingftbier üon 
5mölf ÜKännem getragen. 2lu(^ fc^enfte ber Äaifer i^nen fein 5Ro§ 
mit ©atteljeug unb iS^ijm unb Dertie^ i^nen ben JRotanb ober eigene 
®eri(^t^barteit. 3^ötf 5Ritter fteden i^re ©dimerter in ben ©oben 
unb tragen Srbe jum Sau ber ffiartburg. (©ommer 72. 78. 152.) 

@o lebt noc^ Serc^tolb oon 3lnbec^« in bcr §eimat^ fort; er ift 
jener ©erc^tung Don SWeran, bcr ben oberbeutfc^en ^elbenüater SBolf^ 
bictric^ aU ein anberer gauftntu« mit feinen jnjöff ©b^nen auf* 
erjie^t. S3eim gro^nlcic^nam^umgang jogen in Sßeffobrunn e^ebem 
jnjölf ge^arnifc^te 9Könner mit. UrfprüngUc^ übten bie 3Jogtei 
über ba« ©tift bie Ferren oon ^oc^greut; nac^ bem SSerfaüe be« 
©c^foffe^ aber nahmen bie Don SBeffobrunn, 9{ott unb §aib bie ffiaffen 
in bie ^anb, bi« ber Umjug in bicfem Sa^r^unbert aufl)örte unb 
bie ^arnifc^e gefto^Ien ober Dcrfdimicbet würben. — 9luc^ ber ffllut- 
umritt ju ©eingarten um bie gelber gef)t unter J^eilna^me bemaff- 
ncter 9)?annf(^aft oor fic^. ^n ®erat«^ofen, ?f. ©ottmann^^ofen, 
fommen unter bem ©c^a^berge am ^fingftmontag fec^^ berittene 
©urfc^e jufammen; auf ben 9iuf: $ui! gef)t ba« JRcnnen lo«, unb 
ber erfte am ^xü ift ber 3Waigraf, ber jmeite trägt einen ©äbef 
unb (eeren ©etbbeutel, ber britte einen teeren ©d)malj^afen, ber 
Dierte einen Sierforb, ber fünfte fü^rt ben ffiafferoogel, mdc^er 
ber le^te ift. X)iefer ift gan^ in fflirfcujmeige gefüllt unb mirb fo 
auf« ?ferb gefcfet; »er aber ben 3Jia^em ober Sirfenbaum trägt, 
wirb oon ben SKäbcIn mit fflänbcrn, ©arftüc^ern unb auögcbtafenen 
CSiem t)oII be{)ängt. 5Wac^bem fie ben SBafferoogcl in bie 3uföinm 
geworfen, reiten fie jum 5)orfe unb tragen oor ben Käufern bie 
iReime oor: 

^pngftcn ift ' fommen, 

^c6 ftcucn fi(^ bic HU unb jungen, 

9BiT teilen in bie alte äBeli, 

%a f&en )ott fein l^orn unb fein gfetb. 



166 59. 2)cr TOaigraf. 

6te tooQen und $fingfheUen tierbieten, 

^ann tooHen toir lein ^o% unb S&Een me^r lauten 

?l ^afen 64ma(3 ifi un8 nit genua, 

9 Ätöj^en t)oII (Siet gel^ött anä^ ba^u, 

9 ihbien t)o0 Siet tf! nod^ nit genuo. 

9L Sfägle Stet gel^ört ou4 bo^u. 

3Bir reiten'^ Studie in ©oben nein, 

2Bit tooQen'd Stücfle mad^en 

^it difen unb audft (S'fpad^en, 

2Bit tooHen'd Stäcfle aieten 

^it €eiben unb mit Sd^nüten, 

äBit tooQen mit einanb 

Suf bie ted^te unb linle ^anb, 

Stades, (Siet, @d§d))r unb (Belb, 

^Tenn ®elb tegiett bie Seit. 

5Wun »erben bie ®aben eingefammelt unb üerje^rt. Sin anberc« 
Sieb lautet: (ÜWeier 404 f.) 

Wit fa^ta, mit ffll^ta a äBaffetüogel 
^it toiffa nit too et ifi (etgeflogen. 
<ir ifi g'floga tool^I ttbet bad Slied 
&c mad^t ben Sfifd^en bod SBaffet fo ttüb. 

3n einer Urlunbe C^erjog ^^einric^« öon 1447 ^eigt cö öon 
Sonntag ®t. ©corgentag: „!©a roieber geritten »irb ber ?Baffer= 
öogel." ßr ftammt ou« ber ^cibenjeit, fogt ber Sanbmann, 
unb wirb öielfat^ nur mit ffiaffcr begoffcn, roa« Segen unb gruc^t^ 
barfeit bebeutet, gerabe ju ^fingften, »o bie ^flanjen am meiften 
Siegen bebürfen. 3m S3i«tf|um ßit^ftäbt würbe er taut ©ifitation«- 
protofoQ 1601 abge{(!^afft, roeit ber (^ebraui!^ ^etbnifc^ unb einer 
®ottf|eit gelte, tüelct)e bie ©egenb öor Ueberfc^wemmung jc^üfeen 
foüte. Slnbere fa^en barin einen ©pott auf bie laufe. (?) 3" Sibcr- 
bac^ unb SQSefternborf an ber ©c^mutter finbet ber ©rauc^ noc^ 
ftatt. Slm ^fingftmontag fommen bie SSurfc^en and) üon auswärt« 
jufammen unb fofen, wer ber SBafferüogel fein muß, nömlic^ ber 
ba« tängfte ^ötjlcin jic^t. üDie ^üter- unb 9?oPuben fmb babei 
am ja^Ireic^ften öcrtreten. 3)er Söafferüoget »irb nun ganj in 
3Wa^en, JReifig unb SBinfen gebüßt, jmei ©achter galten i^n, bag 
er i^nen nit^t enttoifd^t, fonft ge^t e« jum 8Birt^«^au« unb bie 
ffiäc^ta- ^a^ten bie ^td)^. 5Wac^ ber 35efper nimmt er ben antritt, 



60. ^a))a, bie ^ailönigin unb bie Ulatlel^en auf 9BaIpurgid. 167 

am glugc ^ä(t er unb bie Segteiter einen ©prut^, unb mirb bann 
in'« ©affer g^tt^orfen. Mt ©egieiter ^eißt man ^ngftlümmel. 
Da« ganje Dorf roo^nt bem ^fingftritt bei; jum ©t^Iug »irb uu 
trunlen, toa« man i^nen ft^enfte. 

60. SRa^a, bie 9taifoitigin unh bie Stailel^en anf S8aI|iurgiS. 

Der erfte ÜWai roax für bie alten SSbrter ein geft ber grauen, 
toobei ®etfammfungen auf ben ©ergen ftattfanben. Die Otatiener 
feiern noc^ ^cute ben Jag ber guten ®5ttin (bona Dea), b. ff. ber 
ÜWa^a, meiere bie aßenfc^^eit juerft in bie greuben be« irbif(!^en 
geben« eingeführt ^abe. ffioju ben aßai jum ÜÄarienmonat erflären : 
3ft e« boc^ bie inbif(!^e ÜKa^a, in beren magifc^e« Si(b fn^ ber 
ffimige üertiefte, um au« Siebe ju ben ®ef(^5pfen in bie ^üttoüt 
einjuge^en — bie jungfräutit^e ®otte«mutter, mld)t ben SBubb^a 
o^ne SBerlefeung i^rer aSirginität au« ber ©eite geboren, bie ®ebärerin 
be« Demiurgen ober ffieftfc^öpfer« ^ep^äfto« — infofeme ibentift^ 
mit $ere, »efc^e biefen au(^ ofjne 3"t^"w ^^"^^ ÜWanne« geboren unb 
gleic^faÜ« au« ber $üfte jur S33elt brachte. $Ri(!^tig fingt Sogau oom 
aWai: „Diefer üWonat ift ein Äug, ben ber $imme( gibt ber @rbe, baß 
fie iefeo feine ©raut, fünftig eine üKutter werbe." — Sie anfpret^enb 
ift ber ®ebanle unferer Slltüorbem, im ©eginne be« ÜWai, wo bie 
iungfräu(i(!^e 9J2aif5nigin au« bem frifc^en 9Ba(be«grün im Dorfe 
einjog, njo bie ffirbenbraut felber i^re ^oc^jeit mit bem ©onnengotte 
eingebt, auf ©erge«^ö^en 93erlöbnig unb S:rauung ber Sanbe«t5(!^ter 
ju feiern — beim grü^Iing«tanje. 

Sn ber Daup^tne wirb am 1. 9)2ai ein ©urfc^e, ber al« 
fingierter ©räutigam im Saube ft^Wft, üon ber ©raut gewecft. üWan 
midftt an Senu« unb (Snb^mion beuten, du ©enjano, ber 
9lofenftabt, wählen fie ein üierjä^rige« ÜWäbt^en jur üWaiWnigin, bie 
bonn un soldo per la regina einfammelt. 9lm 1. Slßal wägten bie 
ftinber ber ©iebenbürger ©ac^fen au« i^rer SRitte ba« 9Jtemäb(!^en, 
welche« mit ©änbern gefc^mücft unb mit Saub überfleibet im Orte 
herumgeführt wirb unb (Sier bafür er^ä(t. 2lm Sbtifti Himmelfahrt« 
tage ooOjie^en bie Sinhtt ba« 2: ob au« tragen: SßSbc^en unterbinben 
einer au«gebrof^enen ftorngarbe ben ßopf, fteden Slugen unb ein 
paar ^öljer al« arme ein, legen bem „jt^önen Job" ©d^mucf an, 



168 60. 5Wq^, bie ^Waiföniain unb bic ^ailcl^en auf aBnIpurgi«. 

cntflcibefi i^n bann unb tocrfcn bie '^uppc in bcn So ad). Wlit 
bcm ®cmanbc aber toirb ein 3ßäbc^cn al« Königin au^ftaffirt, ol^ 
bie SBraut be« grü^Iing«. Slm jmeiten Oftertage werben ^iabd^tn 
unb ^auen öon ben Änaben begoffen, bie bafür rot^e Ofrcrcier 
erhalten. 

®o gc^t ber ®rau(^ burc^ alle ®e(t; boc^ mir bUtfen auf 
©cutfc^Ianb. 3lm 1. SWai fterfen bie SKöbc^en in Obcrfqroabcu 
i^ren ©urjc^cn einen a)iat) (©ir!e ober Sänne) üor'^ ^auö, bei fficlj^eim 
bagegen tfjun e« bie SBuben unb jieren bad Säumc^en mit ©änbem. 
3luf ber Ö^renje ber ü)Jarfungen ©räumi^^eim unb ©c^alfftettcn 
marb auf bem ^annp(a^ iö()rlic^ am 1. SRai ein ^Tan) begangen. 
ÜDieg »ar ein greiptafe. (üWeier 396 f.) 3n §erbern bei grei= 
bürg finbet ba^ SDia^enfteden ftatt, inbem ^miQt üon ffieiben, 
^unäc^ft öom (Sl^beerenftrauc^e, bem crflen grü^üng^grün, beliebten 
ißäbc^en am ßingang ber ffio^nung, unbeliebten hinter bem ^aufe 
am S)ünger geftecft werben. Sei ben granfen in ber ^fatj werben 
^eirat^öfä^ige aWäbc^en ju SIWaitef|en gegeben unb öffentlich Der- 
fteigert; ber &IU ift groi («aö. IV, 2, 364.) »ut^ ffiittwcn 
werben jum ©rautfauf aufgerufen. Da« ift bie aftbeutfc^e Suf^ 
fünbung: ^f)eut ju Se^en, ÜÄorgen jur ®^e, Ueber ein 3a^r ju 
einem *^aar." Da« 3a^ ^inburt^ bleibt bie ©raut in gegenfeitiger 
ß^rbarfeit bem ©c^ü^er empfohlen. 

®o finbet angefleht« bc« fobernben SKaifeuer« ba« üKaile^cn 
ober 93erfteigern ber Dorfmäbc^en ftatt inf)effen unb 3Beftp^aIen, 
wie am 9?^ein: 

$iet fteV ic^ auf ber ^ö^en, 

Unb rufe auö bad Se^en, 

91. 91. 3n bicfcm 3a^r' nodi aut (S^c. 

Die Srfteigerte ^ei§t 3)taifrau; ber ©teigerer ober 3)Jaicnbul)(c 
erlangt ba« JRec^t jum lanj im ganjen grü^fing unb ©ommcr 
unb fefet i^r fofort einen aWa^en auf ben $au«gicbel, fie aber fc^mücft 
i^m ben ^ut mit SBIumen unb $Ro«marin.^) 

9In ber 2l^r unb in ®Ian!cnburg oerfammeln fie fic^ am Sorabcnbc 
be« erften 3ßai ?um üBaile^en unb wählen baju ©t^ult^eig, ©tröffen 



1) 3. maUtx, 2)eutf(i^e l^ulturg. 104. 9Rann^. SB. 484. 460 f. 496. 



60. ^at^a, bie Waifdnigtn unb bte Vtaile^en auf äBalpurgi^. 169 

unb ©c^reibcr. S)cr ©c^ultl^ciß ücrfteigert unter ber ßinbe ober üor 
bcr Äird^tpre fämmtlit^c !Dorff(!^5nen. Der ÜWeiftbictenbe geroinnt 
ba^ Siecht, im grüfiia^r unb Sommer mit ber erfteigerten 3ßaifrau 
ju tan Jen, unb fie barf leinen anberen länjer wählen; bie Uebrig- 
gebliebenen werben aU (Sin Sfinbet oon einem ®urf(!^en erfteigert. 

Urjprihtglic^ toav gemiß eine ehrbare ÜÄatrone ober Jungfrau 
}ur Ärönung al« ^pngftfönigin au^erfctjen, inbeg gaben fic^ für bcn 
june^menben SWut^witlen iufeftt anftänbige 5Käb(^en ungern ^er, 
unb man griff ju ben wenig geachteten Jlebfen. 3n ber Dibjefc 
iüttiif beftanb nai!^ Urfunbe im Xlil. 3a^r^unbert bie 8uftbar!eit, 
ba§ ^eierifer unb SJoIf eine ber ßoncubinen ber ©ciftfic^en }ur 
Königin toä^Iten. Irofc i^rc« SBiberfprut^e^ würbe i^r ber Purpur 
umgegangen, bie Rrone auf ^ $aupt gefegt, unb tanjcnb unb fmgenb 
brachte man bieferOfter= ober ^fingftfbnigin auf ^o^em S^rone 
gleich einem Obtterbilbe ^utbigungen bar. (®rimm 9K. 1125.) 

5)ad Se^enau^rufen ift in ber ßa^ngegenb in bcr SBalpurgi^- 
nac^t ©itte. Sll^bann jie^en bie jungen Surf d^e mit '^Jeitfc^enfnaflcn 
au« bem Dorfe, einer ftetlt fit^ auf eine Sn^ö^e, fei e« auf einen 
Stein, unb ruft: 

^ict fle^* id^ auf bcr |)ö^en, 
Ünb Tufe au^ bad (etfle, ^toeite, btittc) Se^en, 
2)a6 e9 bie ^txxn ved^t tool^t t}erfle^en, 
2Dem foU bod fein? 

S)ie SSerfammelten antworten mit Siamen oon ®urf(^cn unb 3Jiäb(^en 
unb bem 3"f^ft- 3" biefem 3a^r noc^ }ur @^e. So allgemein war 
ba« ÜWaile^en. ®o wirb bie 3ö^( ber ^eirat^^fä^igen burc^gc- 
gangen, unb ber berufene erhält üom ÜÄäbt^cn einen ßefjenftrauß 
ouf ben ^ut. am Srti!oIa«berg bei ©pangba^fcn wirb baö aWai^ 
feft uralt ^erlömmUc^ begangen. 9luf Äirmeß tanjte ber 3üngling 
mit ber erfteigerten örout felbft um bie ßirc^c. 

3n ©ad^fen unb Reffen ift no(!^ immer ba« 3)?ai(e^en im 
©(^wange, inbem in ber Stacht oor SBatpurgi« bie jungen ©urfc^e 
unter ®efang ju Serge fteigen, wo bann unter lobernbem greuben- 
feuer bie ^eirat^«fä^igen ÜWöbt^en au«gemuftert werben. 5)a« ®elb 
ber ÜKeiftbietenben wirb im 8Birt^«^au« oerjubelt. »m nä(!^ften 



170 61. De« 5Wai6aum. 

©onntagc »artet ber geehrten Jungfrau im ffir^ftu^t cht ©lumcn^ 
franj, bcr ^äglic^ftcn ober migfiebigften ein ©ornjmeig. 

dn UntertPQlben galt ed nic^t für rat^fam, im Sßaimonat 
;u ^eirat^en. (Sätolf 548 f.) ^atitü ^eigt gleid^too^t bad Slämc^en, 
tpomit man ijur $o^)eit (abet. !Da^ jielte »o^( auf etma^ au^ge^ 
taffenen 5)fi^cnbrau(^. §ö(!^ft auffaflenb treten eben bie otten ©a^ern 
mit i^ren S^ebünbniffen im aßai in ©iberfpru(^ mit bem 
Aberglauben ber alten 5Römer. Oüib erinnert:*) „Uebel fä^rt 
bie '^Jerfon, bie im SRonate 3Kai \xä) üermä^fet." ®o bejcugt ben 
SBibertoiflen gegen bie SlWaie^en ©at)Ie bei ben ©nglänbem, ©olt^er 
Scott bei ben ©trotten, unb auc^ bei ben granjofen wirft biefc 
©uperftition au« ber 9?ömerjeit nac^. 3n Suglanb burfte am l. ÜWai 
feine S^e gef(!^Ioffen merben, bi* mit 5Kai 1889 ba« neue bürgere 
lid^e ®efeftbu(i in Staft trat. 

Die alten Deutfc^en benähten jeben feftlic^en änfofe, bie jungen 
?eute e^elii!^ jufammen ju bringen, fo bicfe« ÜÄaifeft, ja ein obIiga= 
torifc^e« SBerlöbni^ roax jogar ein fürftlic^e« unb ÜÄaieftöt«rec^t, üon 
roetd^em [lif granffurt 1232, ©efelar 1257, 3ngoIftabt 1312, Sonb^ 
()ut 1341 unb SBien 1364 entbinben liegen. Seiner er^ä^It nämlic^ 
(Sranff. ß^ronit I, 59), a(« Äönig $einri<^ 1232 nat^ granffurt 
fam, ^abe ein §ofbebienter fic^ ein gräulein jur ®ema^Iin erbeten, 
bieg geft^a^ mit ber gormel; 

$öxet ^u i^r fetten überall, 

Wiai gebeut ber JRönig unb ^arfd^aO. 

SBad er gebeut unb bad mug fein, 

^ier ruf id^ aud 91. mit ^. 9^. 

|)eute JU 2e^tn, 

^morgen au (S^en, 

lieber ein 3al^r 

3u einem ^aar. 

61. 3)er aRattaum. 

3m fernen (>nbien lüurbe ber ?cben«fpenberin S^aoani in ®ärten 
unb gelbem ber ÜKaibaum gefegt. Die @l)rafufif(^e 3ugenb jie^t 
im äfJai bewaffnet }u gug unb }u SRog oom 8anbe in bie Stabt, 

1) Sfoflt, 487 — 490 Majo mense mala» nubere vul^i^us ait. (Seiger, 
3übifd^c 3eitfd§r. VII, 81 f. 



61. S)et Watbaum. 171 

eilten belaubten ®aunt auf bem ®agen, unb befiegte t^einbe mit 
3Baffen unb gclbjeidicn mit fi(^ fü^renb. üßan bcjie^t bieg gcft 
auf ben ©ieg über bcn Slt^encr 5Wi!ia^ 413 ü. g^r., in SBa^r^eit 
ift ber befiegte geinb ber 3Binter unb ber grü^Iing toirb eingeholt. 
(8iebred|t 378.) Sluc^ tt)ir ^aben SBaffcnbäume.*) 2ln ben alt^ 
beutfc^en Saumfult erinnern noc^ bie 3Raibäume, totlift auger 
Äränjen mit Spieren unb mit alter ^au«- unb Dorfau^ftattung gejiert 
fmb, auc^ fort unb fort neu aufgefteüt merbcn; babei ift bie JRinbe in 
einer ©(^(angenlinie gef^ält. !©a« finb unfere grei^eitöbäume! 

SBenn man in ber ®egenb oon SRurnau einen 3Raibaum fe^t^ 
treten üon 3l(terd ^er immer ^an Je I unb®rebl ^eröor unb führen 
einen Sanj auf. inbem fie im Dorf ^erumjie^en; fie Wegen bofür 
in ben $äufem ein paar ©ed^fer, »oüon eine SlWa^fjeit beftritten 
wirb. 3n ber ©ette ßommuni ^eigt ber ÜWaibaum Palbero della cuc- 
cagna, Saum be^ Ueberffuffe« ober ©t^faraffenbaum. (@(ftneller 237.) 
Wlan binbet Sde^ 3Rög(i(^e baran unb tlettert bamac^ hinauf. 

Sßti 3S$er(e in 9Beftp^a(en richtet man ben $afe(mai, b. \). 
3Äaibaum, eine SSäeibe ober ©irfe, bei ber Sioggenernte auf. Srtac^ 
ber legten ®arbe reißen bie 5Wä^er i^n nieber unb ft^Ieifen i^n in'« 
Dorf. 3n SSelmebe an ber 9tu^r ftedt man einen $a^n auf ben 
«uf(^ unb nennt bieg §ä(fefmai. (^ennc 325 f.) Sei ben GIbe== 
menben fte^t ber ^a()n am ^rcu^baum. 3m @(^ma(talbi{c^en 
führte man no(^ (Snbe be« oorigen 3a^r^unbert« ben Äirmegtanj 
um einen frifc^ aufgerichteten Saum auf, in beffen Sipfef au« 
Sappen jufammengeftüdft ber Salli (menbifc^ Sei) ftecfte, gfeit^fam al« 
abgenjürbigter Ort^gott. (9?o(^^. «. ®. II, 397.) 

9lnif ben Sßeltbaum 9)ggbrafi( beleben ^irfc^, Si(!^^om unb 
abier. Der üWaibaum ift fein abbilb me^r no(^ aU ber mit 3lm 
gebinben unb f^c^ten aller 3lrt begangene SBeil^nac^tdbaum. 
®ewiffermaffen ift au(!^ 3rminful, (ogl. 3rmingot. ^ilbebr. 30), bie 
9}ationaIfäuIe, ia^ Sorbilb ber 9Raibäume, bie bei und oft 
100 guS erreichen. Die Sngelfac^Jen nahmen i^n mit nac^ Britannien. 
3n Sonbon warb üor ber änbreadlirt^e mä^renb be« XV. Sa^r- 
Öunbert« jä^rlit^ ein ÜÄaibaum aufgeriii^tet, ber bie ©pifce bed Sixdf^ 

1) 93g(. Btpp, Sexufalem u. b. f^i. Ü^anb 2. ^ufl. II, 586 f. carrocium. 



172 62. S)cr Waljcn unb ba8 Woi|aen. 

tfjurm^ überragte. 1517 unterbrach ber Stufftanb bie ©itte; 1634 
war ber tl^urm^ol^e am ©tranbe abgegangen, 1644 öerbot it|n ba« 
'^Jartoment, aber Äarf IL [teilte 1661 i^n wieber ^er; ba^fclbc roar 
134 8u6 ^od^. 

9n granffurt pflanjte man üor bem Üiömer einen ÜWaibaum 
jur ©ürgermeifterroa^f. Oefterreic^ bewahrt ben alten ü)taibaum 
für'« 3o^anni«feuer auf. 3n ben ^^renäen jünben fie ben fte^enben 
aWaibaum an; ju Sann im Clfag gef(!^ic^t e« fogar mit ^r(^cn^ 
ferjen. (2»ann^. ©. 167. 177. 305. 313.) 3)ie üWaiftangc ober 
berüWaibaum (aßaitra) fte^t in ®(^ weben bei jebem $ofe, Sinbcr 
tanjen ^erum, er wirb mit bem rotten SBetter^a^n gefrönt. 5)ie 
geftfic^teit beginnt lag« öor "^Jpngften mit bem Siu^olcn au« bem 
Salbe, ©lud unb Unglüdf be« ©e^öfte« pngt üon beffen ©eftanbc 
ab. 3n Sitt^auen [teilte man üorbem am 1. 9Wai einen bebänbertcn 
Saum Dor bem Dorfe auf, führte bonn ia^ au«ernj8^tte fc^8n[tc 
SOiöbc^en mit einem Äran? auf bem Äopf, umwunben mit ©irfem 
zweigen, auf ben *ßlaft jum Sanj unb rief: „o ü)iaia! o 5Waia! 
üDie gloriboner [teden einen au«ge[topften §irfc^ mit bem ffopf 
gegen bie ®onne auf ben ^öc^ften Saum unb roieber^olen bie§ Don 
3a^r ju 3a^r. (®a[tian II, 819.) 

62. 3)er SRa^rit unb ba« SRaifaett. 

3n 5^ejfen ^olt bie ©fc^roeger 3ugenb auf Oo^anniötag im 
©ommer 3Wat)en au« bem ffiafbe, jie^t mit ben ©üj(^en gleich einem 
wanbeniben SBalbe um^er, unb [tecft unter ®eJong fie im Greife auf, 
ber al« Slanjplafe bient. (8t)n(fer 235. 253.) ein itolifc^e« ©pri^- 
roort: Appicare il majo ad ogni uscio, „9D?at)en Dor jeben 
Eingang [tcdcn," fagt fo Diel al« „aßen ÜWäbd)en ^ulbigen." 5)ic 
Sanbjungen pflegen in ber 5Wa(^t üom 30. 3lpri( auf 1. STOai Dor 
bem $au«eingang i^rer angebeteten Sirfenjweigc anjubringen. 3n 
Schwaben [teden bie ©urfc^c ben ÜWäbt^en ben ÜWa^en üor'« 
8en[tcr, fei e« eine junge lanne, ©irfe ober ßinbe, e« i[t eine Slu«- 
jeic^nung; in Obemborf a/9i. Rängen gugteit^ ®ef(^enfe baran. 3)er 
Sieb^aber fc^neibet auc^ wo^( ber ^eunbin ju 6^ren feinen 9himen 
in bie JRinbe. !©er ©efatlenen bagegen fefet man einen bürren 3lft, 
Sefen ober Strohmann, («irl. 93. II, 94. 430. ÜKann^. ©. 165.) 



62. ^er ^a^en unb bad ^aiffien. 173 

^reubenma^en \)xt% man in 3^^^^ ^^^ ©traug, momit man bad 
fc^önfte 5Wäb(!^cn üon ^qu^ ju §au^ fc^irfte, um SScrroanbtcn unb 
Srfanntcn bic öotfc^aft Don bcr gtö^fi^^« ©cburt eine« Sinbe« 
anjufagen. 

9lm unfinnigen ^finnftag baut man augerbem in ©d^maben 
bcn ÜKairoagen, fü^rt attc Jungfern auf« ©irijenmoo« unb 
bann in'« 9Birt^«^au«, mo man i^nen SBein in bie ©c^är^e giegt. 
9J2an fc^eint überhaupt ben (ebigen Seib«(euten mutfpDidig (Sine« 
angehängt \]x ^aben. S)ev ©tro^mann fliegt in ©ont^eim Don 
ber ©rüde in bie 3uiamm, »ie ju 9tom an ben 3bu« be« üWai 
bie ftro^ernen Quiriten in bie Jiber. !©ie Sraut ift bei biefen 
25orfü^rungen natürlid^ immer burd^ eine aKann«perfon üertreten. 
^m SRott^al fäet man ber in'« ©eft^rei gefommenen Dirne unb 
i^rem Sieb^aber £(eien unb ®ägfpäne, ^gen unb träten ober bie 
SlbfäQe oom f${a(!^«bre^en auf bem ganzen fc^malen 9Beg, ber oon 
einem $aufe jum anbern fü^rt. Der SJerfü^rten ftedt man ftatt 
be« 9J2aibufc^ einen bärren Sa(beerbaum ober ©tro^popauj 
iRamen« ®alburg Dor'« ($enfter. Die t>tx&6itüdft 8e^anblung 
gibt bem ©ebanfen bilblit^en |[u«bru(f, bie betreffenbe *ßerfon öer- 
biene unter bie ©preu geworfen }u werben, bie man mit güßen tritt. 

3e me^r wir oon ber beutfc^en ^Religion fennen lernen, befto 
^ö^cr fteigt unfere Ächtung, benn ba« SSolf ergreift jeben Slnlaß, 
um (S^e, 2:reue unb ©ittlic^feit a(« unbebingte« @e(e^ geltenb ju 
matten. Da« SDJaifäen ift auc^ in Reffen ablief, ffiirb ein fc^bne« 
Äinb ber erften Siebe untreu, unb mit einem anbern ©urft^en getraut, 
jo fc^üttet man im SBerbenfelfer Sanbel oom $au« be« 35er- 
fc^mä^ten bi« ju bem ber SBraut be« 5Wa(^t« Sohlen. 3" ©ölb^ 
ftetten in ©c^roaben fäet man ©pruile, bie $üljen oon gefen, einem 
$o(^jcitpoor auf ben 2öeg, welche«, ober mooon Sine« feiner erften 
«elanntft^aft abgefagt ^at. f^anjer II, 254.) 

auf bem üWoibaum in 3Beff obrunn finb Sirene, Äfofter, ©irt^«^ 
^au« unb alle bewerbe obgebilbet. Die Jungfrauen Rängen bei 
jebem ©ilb einen Sranj auf; toe^e jener, beren tranj ^erabfäüt, e« 
mar 1867 für bereu gaü bebeutfam. Der ü)?aibaum wirb auf 
fiir(!^njei^ al« 8eben«baum ber ®emeinbe umtanjt, aber umgefägt, 
folt« eine ßnte^rte baran t^eilna^m. (©aoaria, 9JJitteIfranten 972. 



174 62. %tx TOa^m unb boö ^Mailäen. 

SWann^. ©. 188.) fficnn ein ÜWäbt^cn in bcr aßfinncrwclt gcinbc 
ijai unb im Orte nic^t ttjo^l gelitten ift, wirb i^r ber 2Äai gefäet, 
b. ^. nid^t etnja blü^enbe üKaijen, fonbem ©affenfc^rid^t, Unrot^ 
au« bem Üaubenfc^Iag, üßift u. j. w. üor ba« $ou« geworfen, auf 
ba« 5)a(!^ aber ein bürrer Öiciferbefen gcftetft. ÜÄitunter trifft e« 
felbft bie befte Partie; boc^ fie^t einer ba« Äorp« ber mad^t lommcn, 
fo befteüt man ttjo^l, baß ba« ^tixi jc^neü tt)eggcfe^rt wirb. 3)ie 
Scute freuen fic^ bo^^aft, wenn e« ^eißt: ber unb ber ift ber ÜBai 
gefäet »orben! aber e« jünbet ^ag unb geinbjt^aft. 

Da« nät^tlic^e ©preufäen ft^eint eine ura(te eigent^ümlit^c Sanbe^ 
fitte, benn no(^ am 21. gebruar 1873 fam c« in ^itpoltftein 
üor, unb ein paar 3a^re öor^er würbe in iWeumarft in ber Ober^ 
pfafj ein junger 3ßann befi^alb erftoc^en. 3n ber Srtac^t öon ffar= 
famftag auf Ofterfonntag 20—21. 2lpril 1889 warb ber breioiertel^ 
ftünbige Seg Don 9Rie«ba^ bi« }u einem ^auem^of in ber @e^ 
meinbe SBie« Don ben ©urfc^en mit ©ögme^t beftreut, um einen 
@cf)ut}engel ber (Serec^tigfeit aufmä^rig }u maiftn unb }u mamen, 
femer ben SBeg jur gewiffen ©auer«toc^tcr ju ma^en; jugleic^ 
würbe ber Sieb^aber in ®efta(t au^geftopft im na^en ©e^ölj am 
©aume aufgelnüpft. Darob erbofte bie ^o^e ^olijei unb oerbammtc 
bie ©emeinbe, je jwei 3Kann bie ^albe SWat^t SBa(!^tbienft ju Ratten, 
wo nit^t ein Sataitton ©ofbatcn in'« Cuartier ju bekommen. 

Die $ofer feierten gaflnaii^t mit SlWummerei, ©teeren unb 
Sanjenbred^en, auc^ trug man einen Döring an ber ©tange ^erum, 
oor welchem ^ädertinge unb ©ägme^t geftreut würben, in Erinnerung 
an ba« Durc^^et^eln, ba« früher fo einem ^^idfel^ring wibcrfu^r. 
On ber 5Wac^t oor einer f)auben^oc^jeit ftreut man am ^errcnberg 
in Oberfc^waben ©preu oom $aufc ber ^oii^jeitcrin bi« jum ©toü 
be« Dorf^agen (3urf)tftiere«). Da« ^ädfelftreucn biente in gran!- 
fürt 1624 jur SSer^ö^nung bei einer ^oc^jeit, nac^bem bie grau 
Dörfer bie ©träfe be« ©c^neUgalgen« erfafiren ^atte.^) ?lm ^lieber* 
r^ein würben ber bräutlid^en SBittwe ^ädfel geftreut, fofern fic 
i^ren erften 9Rann nic^t orbentUc^ be^anbelt ^atte. SBenn man eine 



1) Jlricgf., 3)eutfd^. 93ütgertl^. 258, Utodft^olj, ©augöttinen 27. 33. 40 f. 
2)e^ ^aien ^o^ge^it. 



68. 35ct ?JflnQftritt. 3efH»)tud^ ber 5?ftnöflbuben. 175 

©toiiflc mit einer üWann^puppe auf ben ]^ö(^pen öirnbaum ftecftc, 
gfaig e« für ba« SRaifäcn ^in. (STOontanu« 81.) ®e^t in ber 
eifel ein 33cr(öbnig jurücf, fo fe|en bic ©urfc^c bcm fc^utbigen 
Sßäb^cn einen Strohmann, umgefe^rt ein ©tro^mäbcf. ©onft jogen 
in ber erften SWainac^t bie Oungen mit SWaijweigcn um^er unb 
ftedten felbe an bie ^auöt^ren, um bafür ßier einjufammefn. 
(®(^mifc 32 f. 49. 52.) 

3n Otterfing warb no(^ iä^rlit^ ber ^fingft^anfel bem 
ouf« 5)a(^ ö^cfet, ber im 3a^r ein Slergernig gegeben; ber ^änbet 
füc^tige Pfarrer blieb nic^t aufgenommen. 1872 gefc^a^ bieg an 
üier Käufern, fo einer f^mucfen !©ime ju (ieb, weld^e SBefut^e oon 
iungen ©efed^errn annahm. 3^ einiger (Sntfc^u(bigung ^eigt ed bann 
n)o^(: „S)er ©taube tann bafär nic^t, ber ®eift(i(^e ift ^a(t auc^ 
ein 2Wenf(^." Slßon^mal wirb felbft ein Düngerwagen mü^fam auf« 
^auöba^ geftettt, fo an ber ÜWangfaü, 3far unb Slmper bi« ©a^er- 
foien ^inou«. ffienn eine neue $au«frau oor ber ^tit etwa« er- 
lauft ^at unb }u frü^ i^r Sinbet }ur 2:aufe bringt, mug fie oier 
*^funb ©ac^« ol« Äirc^enftrafe jagten. 3m ba^erif(^en SSoigtfanb 
^ei|t e« bann, bie grau ift oon ber ^u^ geftofeen worben. 

5)a« altbeutfc^e 9SoIf«geric^t femte auc^ ®5t^e fennen, benn 
©retc^en« ©ruber fpri^t im gauft: 

^ad Ih&n^Iein reiben bie Suben il^r 
Unb ^öcferling fireuen totr üot bie %^üx. 

^odf werben in Äiffingen unb ber Umgegenb ben anrüd^igen 
ÜJiäb^en ^äcferlinge oor bie I^üre gefäet, gewö^nüc^ am ©amftag, 
bamit am ©onntag e« red^t oiete ßeute fe^en. 

63. 3)er ^fingfhritt. 3fefi{|iruc^ ber tßfingfiiu6en. 

Seit unoorbenfUc^er ^tit ^aben bie äcferburfc^c ju SBoIf«^ 
ftagcn in Reffen, au(^ ^fingftfne(!^te genannt, ba« 9?e(^t, oon ben 
^ferbe^altern ber näd^ften Ortfc^aften unb f)öfe auf ^fingften bie 
fällige 2:riftabgabe ju ergeben, am üKorgen be« britten '^fingfttage« 
jie^en fie mit ben beften ^ferben in ben ffialb unb bringen auf 
o(^tfpännigem SBagen bie ÜWaibSume jum Sanj^au«, wo bie ©c^anl^ 
gere(!^tigfeit brei Sage bauertc. (ßpnder 251.) ffienn bie JRog^irten 
ober ^^ferbeiungen in SWorbbcutfd)(anb i^ren '^fingftritt abfjalten, ge^t 



176 63. 3:cx ^Jpngfititl. ??fflfptud^ bei ^fingflbitben. 

bad ^itl mä^ einer ©tätige mit aufgeftecftem ^ut, ba^er 
Reifet e« ba« ^utrciten. Der ^fingftjc^üfce , bcr ben 9ieft be« 
l^ötjemcn SJogcI« Don ber ©tange f (Riefet, ^eißt ber ©(^ütenfönig 
unb erpit einen gef^mürften ^ut, ben er am äbenbtanj bi« jum 
näd^ften 3a^re trägt, (ftu^n, 5Worbb. ®ag. 381.) 

3« Stiebingen in Schwaben }ogen oft jnjölf 9teiter auf 
mit einem ^(aftmeifter, unb ber ©pruc^ lautet, inbem fie brcimal 
um ben SBrunnen reiten unb ben *^Jfingftbu$ baben: 
^itx bringen toir ein' arme ^ann, 
^at fteben 2lo^r im 9Ba(b tiert^on, 
9ine 2)o{tor (aben gerat^en, 
2Bir foSten i^n baben 
Sieber in 2Betn aU in äBaffer, 
t)a%tx toir t}on ben Ferren 
(5in' 3«^ifpf«ttnift begehren. 
3n SBöfc^enbeuren bei ^o^cnftaufen crfc^ien ber *?Jfingfi= 
lümmel ate 5Warr mit bem ü)iaicnfü^rer unb fprac^: 
2:ret id^ herein nun alfo feft, 
(^rüg id^ ben |>errn unb üU' feine (&&% 
(Brüg td^ ben Ginen ober Snbern nid^t, 
@o ftnb toir leine redeten $fing{tbuben ntd^t. 
$ftngftbuben finb toir ^od^geborn, 
^uf unfern federn toäd^ft fein l^orn. 
^tr reiten too^l unten, toir reiten too^l oben, 
äBir reiten bad ^rücftein too^l in ben Soben. 
^it toai fonn man ed mad^en? 
^it lauter gutgebadtne Sad^cn, 
^it toad fann man ti flicfen? 
^it lauter ^ud^en unb ©d^nitten. 

!Dabei jie^en 5Rittmcifter, gä^nbrlt^, Oberft, ÜÄe^ger, ©ettelbub unb 
anbere ©tänbe auf. Der gS^nbric^ fpric^t: 

SlBir lommen t)on ©ad^fen 

9Bo bie fd^toarabraunen ^Abcl auf ben l^Aumen toac^fen. 

f)&tten toir baran gebadet, 

2Bir Ratten ein, ^toei, brei mitgebrad^t. 
Korporal. 2Ro^renf5nig, ber weiße aJiann, ber ^odf, Äcflermeifter, 
Dr. eifenbart, ber genfer probuciren fic^ ä^nU(^ wie beim ^ngft- 
Dogel. Der roeige üWann fpric^t: 

34 fo^^^ über ben 9le(!ar unb ^atn, 
Unb fc^au, too bie fd^dnften Sn&bc^en fein. 



68. S^er $finflflntt. gepf|)tud^ bct ^pnQflBuBcn. 177 

»dm ^pnaftritte ju gulgcnftabt, Slufplingcn unb SSttU 
ringen fammcin bie ^fingftbubcn Oabcn ein. üßit ©em, @(^malj, 
®elb unb ®cträn!e werben bie Oungen am S^rifti Himmelfahrt«- 
morgen in ber ft^mäbift^en Stb abgefunben. («irt. ®. II, 124. 
135 f. atem. 1885 ®. 201.) 3n ©eraj^ofcn unterem ©^afcberg 
^eigt e« beim ^pngflritt: 

^et teitet'd fßxMit in Soben nein, 

anit @i{e unb mit (B'{|)Q4e, 

^ct tocHct^S «tütfCe aierc 

5Wit ©cibc unb mit^Sdftnüre. 

Um e^ingen ^eißt c« (^ift. SSercin ©c^waben 1858 ®. LXXV): 

@e toöQet'd $fingftteite Verbiete, 

l^au toöHc mer fotn JRoft unb !oin gütte mcl^ l^üctc. 

^cr reite ouf gxiebberg, boä gro§c Sd^Iofe, 

2)au (anb b' dauern bie fd^dnfte ^0%. 

Unb toenn fe fd^öne Slog toeUnt l^obe, 

^üffen'd bie ®Aä t)t>K S^aler tröge, 

91 ©ad t>oU Zf^aitx iS no nit g'nuc, 

91 ^afa 1)00 ©d^mal^ g'^ött au ba^ue, 

9t Stxbifit t)on ^er, a 3f&§Ie t)oa Stet g'^ört au baaue. 

3u Äöfeting im ba^erift^en ffialbe finbct am ^fingftmontage 
urfunbli^ fc^on 1412 ber ^pngftelritt, eine ffiattfa^rt ju '^fcrbe nac^ 
ber anbert^alb ©tunben entfernten SWifta^firt^e in ©teinbic^ef 
ftatt. ÜDer ®eift(i(^e fteigt nac^ ber SKeffe mit ber üWonftranj ju 
^ferbc; öoran reitet ein ^eujträger, ^interbrein ga^nen^alter; aUc 
beten mit entblößtem $aupt. Sluf bem JRüdfroege tt)irb ba« Äränj(!^en 
öon ber SWonftranj im freien grfbc ber tugenb^afteftcn Jungfrau 
aufgefegt. ÜDiefer Slufjug ttjirb au« ber ^eibenjeit ^erge^ 
feitet. (S^öppner S»r. 91.) 

3n Oeftcrreit^ifc^ ©t^lefien reitet auf ^fingftmontag ber 
!©orfri^ter mit anbern ©emeinbegüebem um bie gelber, ©egen für 
bie ©aat ju erbitten. SBcr ba« f^önfte ^fcrb ^at, wirb Äbnig, 
unb (äfet SWad^mittag« ein fc^warje« ©(^af braten, woDon ieber igt 
unb anbern aßorgen« einen Änot^en in feine ©aat ftecft. (aSer^^ 
nalefen STO. 306. 28.) (Sbenfo jie^en bie ^pngftreitcr im mittägigen 
üKä^ren auf. 8[m ^fingftt)orabenbe ift ba« ©c^naljen bei ben 

6e)i)i, ^fiuf(^e Sieliglon. 12 



178 64. $)et ^fingfiföniQ. 

öcrgerbuben in Äärnt^cn fo im ©t^mangc, baß fic baüon bic Skdtt 
Reißen unb orbcntlic^e ©tücfel mit bcr ^citfc^c abfnaüen.*) 
3n ZUi lautete ber ©pruc^: 

3d^ fomtn ba^ec t}Ou SRonoen, 
äBeig nit, ifi'd getitten ober gangen. 
3n unferm It^anb toäd^ft 9Bein unb ^orit, 
SBüete'^ Stoxn unb ©d^abctgolb btan. 
SBetn unb ^otn unb rot^ed (Solb 
^at Salt S3artcl 2)ott (?) gctoottt. 

Unter ©artet ift immer ffioban gemeint; ©arti Doli, »ic mein 
©rjä^Ier auf ©efragen immer roieber fprad), enthält no^ bie Doüe 
gorm ©artolb. Derfetbe, ber fonft bem SBüete^^ecre ober ber 
mitben 3agb Dürftest, jie^t ^ier friebfertig ol« Junger gril^üng^ftott 
auf, we^^alb ba^ ®etreibe na(^ i^m SD8üete«forn ^ei§t. 5)ic SReiter 
fommen au« bem ^arabiefe, tt)o SBein unb fforn im Ueberflufe, unb 
entbieten allen ©ruß unb §eil; aber bie ©rücfe ju bemfelben ift 
gebrochen, ^eißt e« ^ier unb bei ben neuen ^fingftbuben ju ^oI,^== 
^eim in Schwaben. (Sagenfc^. 173.) ©ollen wir an bie geborftenc 
JRegenbogenbrüdfe ®ifr5ft, „Die bebenbe 9?aft" beulen, bie beim ©elt- 
Untergang jufammenbric^t? Die ©rücfe nac^ SngeKanb ift geborften, 
bie ©eclenbrüde, »orüber bie ^votxic fc^reiten. (üKann^. ®. 3K. 370.) 
Die ®ot^en ließen bei i^rer (Sinwanberung in Europa bie geborftenc 
SäxMt hinter ficft; ebenfo bricht bie (Sötterbrürfe üon Dcwefaufa 
((5ci)ton) unb ertaubt feinen 3"9^"8 ^^^^ W 3"f^t ^^^ (Stürffetigfcit. 

64. 3)er tßfingfitonig. 

3n ©c^maben wirb ber '^Jfingftfönig oon jwei Srabonten ju 
SRoß begleitet; in Slug^burg ber Söafferooget öon ein paar anbern 
^aben in ber ®tabt herumgeführt. Der aufgepuftte ÜÄaigraf be^ött fein , 
2lmt ein 3a^r, bann folgt ein neuer. Seim Umjuge in SBi«mar ju 
•ißfingften wirb ein beftgefc^mücfter ^nabe au« guter gamilie 
üon brei SBürgermeifterbieuem ju *^Jferb umgefüf|rt. 3n ffieiten«felb 
an ber ®urf finbet jä^rtic^ om 'ißfingftmontage ein SBettlauf ftatt jur 
Srinnerung an eine $eft, bei »etc^er nur brei ©ürger«fö^ne unb 

1) aöoiacr, 137. 8epp, ©agcufd^. 133 f. 505. ^annl^arbt, »aura!ult. 
338. 367, 373. gfrieblÄnbet, eittenaufl. 9lom IF, 169. 



64. 2)fr WttflfHöniö. 179 

ba« ©urofräulcin übrig blieben, um beren Sefife fie nun ben ffiett== 
louf hielten. S« ift ein ©rautlauf; ber ©ieger in ©aljtoebd ift 
aRoifönig. (granci^ci ®. 39.) SBer ber Seftte ift, trägt einen Spott- 
preis bQk)on. 

3m ^eife Submeid mirb am ^fingftmontage einer als $öntg 
gefleibet, aber untertoeg« in'« ffiaffer geworfen. Die ©egleiter 
tragen Soroen üon JRinbe unb ^aben jum J^eit i^r ©efid^t gefc^märit. 
@tatt be« ^önigd tt)irb auc^ mo^I ein Strohmann in'« Saffer ge« 
ftäxit 3n ®emif roirb ber $5nig geföpft unb jmar mit einem ^otjfäbel, 
er trägt al« ©ccpter eine f)agebornrut^e. (üßann^. ©. 343. 350 f. 
364 f.) ÜDerfelbe Ijti^t anberwärt« *^Jfingftfönig, ®ra«^ unb ßattic^^ 
fönig. 3n Springen lömmt ber (Singug be« '^fingftfönigS roiebcr 
in Sufna^me. 

$elo (paello) ^eigt fpanif(^ ber rei(!^gefleibete ftnabe, ber 
am |fropIei(^nam«fefte üon einem üKanne auf ber ©(^ulter ge* 
trogen wirb. SBenben wir Jeboc^ ben Sdüd weiter! 2lm StiaSfefte 
ben 20. 3uli oerfammeln fi(^ auf bem Serge Sarmel bie aSötfcr, 
wie fc^on Deuteron. XXXIII, 19 ju lefen. üßuSlemin unb S^riften, 
Surfen unb Drufen, «ebuinen unb geüa^in, ©riechen unb Satciner 
ftrömen brei Sagreifen weit, auc^ oon jenfeit« be« 3orbanö ^crbei, 
ja t)on Serufalem bi« an ben Sibanon fc^eint 2lIIe« in ^Bewegung. 
Da ertönt bad 3ube(gefc^rei: (glia! dual nic^t ju S^rcn bc« *^ro=^ 
Poeten, fonbern be« im iJeuerwagen burc^ bie SBotfen gefahrenen 
tananäift^en Donnergottes. SSnje bei näc^tfic^em greubenfeuer werben 
oon beiben ©ef^Ied^tem in ben bunteften Srac^ten begangen. Den 
^auptalt bilbet bad ^ferberennen um ben Sonoentsbau bi« jum 
ßliaSbrunnen, weld^en ber große ffiunbertpter ^eroorgerufen; hierauf 
bringen bie mu^ammebanift^en Slraber bem ^ater ©afriftan ein 
unmünbige« Sinb, um i^m jüobrberft in ber §ö^Ie oor bem ättar 
bie ^aare ju fc^neiben, wie ©imfon ber ©onnen^etb ja and) fein 
8i(!^t^aar einbügt. Darouf wirb ba« ©lüdsfinb über bie Oeffnung 
ber Siftemc gehalten, unb was e« in biefer Sage begehrt, muffen 
bie eitern i^m gewähren. Diefer aSöIferbrauc^ gc^t alfo urfunblid^ 
brei 3a^rtaufenbe jurüd; bie $ulbigung aber fc^cint bem jungen 
3a^rgotte ^u gelten. 

12* 



180 65. %a^ £)d^fenbraten am l^iönuna^fefle. 

65. !Sa8 Oi^feniratrit am ftronungdfefie. 

SBic ^erobot V, 133 mdbet, pflegten bie "Werfer jum ®cburt^^ 
fefte be« ®^a^ janje Oc^fen ju braten; atebann mugtc bicfcr 
iebe Sitte gen^ä^ren. ^te ^Deutf^en [inb bte @tanimt)enpanbten ber 
Werfer, abgefe^en baüon, bag biefe nac^ ©trabo felbft einen ©tamm 
ber ©ermanen unter fw^ jä^tten, benn Ie|tere führten öon gorm, ber 
ÜDattelpalme, bcn SWamen. ©ie fte nac^ ^erobot I, 33 trunfcn 
SBefd^tüffe faßten unb nüchtern fi^'^ noc^mal überlegten, fo Baubeiten 
anä) bte X)eutfc^en nac^ Sacitud ®. 22 bei i^ren Verätzungen. 
3)ie ^elbenfage beiber Stationen ftimmt üiclfat^ überein: fo bcfämpft 
JRuftem bei ber ©egegnung auf ber ^eerftrage a^nung^Io« feinen 
©o^n ©o^rab, erfennt aber baran ben gelben, mie ^ifbebranb 
ben $abubranb, ba feiner an Jtraft i^nt fonft ebenbürtig toar, 
§ieju fönimt unter Snberem no^, bag beibe ba« '^Jferb al« ®btterro§ 
betrachteten unb öom Siegern Orafel nannten. ®eburt«tag I|tc| 
in Sleg^pten ba« Il^ronfeft, bei beffen jä^rlic^er ©ege^ung ber 
*?JZarao eine 8Joff«au«fpeifung anorbnete (ögt. ®enef. XL, 20); in 
g(ei(!^er SBcife mürben (päter im 9{ömenei(!^e ^efatontben geft^tac^tet. 

SBei ber Äaijerfrönung in granffurt f(o6 au« beut Srunnen 
am 9?ömerberge ©ein; babei würben itoi^dftn öier noc^ jefet fic^t^ 
baren ©teinen Dier Oc^fen, gefüllt mit SWilt^fc^weincn , Stehen unb 
®cpüget gebraten, unb bem Äaifer auf filbemem letter ba« erfte ©tüd 
üon benfelben überreicht, bamit er mit bem 3Jolfe ben 83iffen t^cilc, 
jum ©innbilb ber neuer^offten fegen«reicZen SRegierung«^ 
jeit.^) !©ie rotten Jüt^cr, worüber ber S?rönung«tt)agen fu^r, oer^ 
t^eilte man unter ia^ aSoIf ; auc^ würbe unmittelbar nac^ bem Umritt 
ein ^ügel oon f)aber aufgefc^üttet, in ben ein 9{ei4«oa{aQ fein $ferb 
fpornte. !©en legten § a b e r r i 1 1 machte bei ber Saiferfrbnung 1792 
ber 1853 oerftorbene SReit^derbmftrfc^alt oon ^appen^eim, in beffen 
f)auie biefe ffiürbe feit 1197 erbtic^ blieb. 3n feinem ©(^(offe bc= 
finbet fi(^ nod^ ber üßarft^aüftab nebft bem filbemen üßefeen unb 
©treic^mag, womit er ben $aber einfüllte unb abftric^, um i^n bem 

1) 3)qI. gfcflfd^rift aum VII. ^cutfd^en »unbeSfd^icfecn in Wünd^cn 1881. 
©. 171. 194. 218 mit meinen ^Ittifcln. 



65. Do3 Dd^fcnbroten am ÄtöuungSfejlc. 181 

Äaifcr, üicüei^t na^ altflcrtnanif^cr Ärbnung^fxtte, ju überbringen. 
Sei ber 3nt^ronifation mit ber ®tep^an«frone in ©tu^Imeigenburg 
ritt ber ungarift^e SWonart^ feit ®Iabi«tau« VI. 1490 ein ^ferb 
mit golbenen ^ufeifen, »el^e, ganj (ofc aufgenagelt, regelmäßig ab- 
fielen unb bem SSoIIe at« Seute jufamen. Sei ber ffrbnung be« 
ffönig« granj Oofep^ in M* ^^ 8. Sunt 1867 »urben on 
jec^« ^täfeen O^fen gebraten unb ben Untert^onen jur ©peifung 
überlaffen, mä^renb au« JRiefenfäffem rotier unb meiger ©ein flog. 
9n (Sngtanb (SJorfette) fü^rt man um ffiei^nac^t einen 
®urf(^en (»o^I ©(^läc^ter), in eine O^fen^aut fammt Römern geeilt, 
mit einem 9iing bur^ bie ißafe um^er, mobei er an ben f)Sufem 
®elb einfammett. 3lm ^o^en gefttage felbft »irb nat^ alte^rmürbigem 
|)erfommen auf ber lafel ber föniglic^en gamilie ber 9io^aI ©eef, 
ba« Senbenftücf eine« ganjen gebratenen riefigen Oc^fen, ouf getragen: 
e« ift bie Portion ©irtoin, ber jum 9iitter gefc^Iagcne Oc^«. 2)ie6 
loin, lüen, timmen, brüüen ober mutzen „bejeic^net ben Sümmel!" 
3n «Itba^ern ^ing ba« ©tucfcn ber aWcftger mit einem feftlic^en 
äufjug jufammen, »obei ber ange^enbe $anbmerf6mann fein SWeifter- 
ftücf abjutegen ^atte, unb ben befterroä^lten oufgepuftten Oc^fen in 
ber gleif^banf t)or altem SJoHe nieberfc^tug. SWefeger ift ba^felbe 
©ort, mic im Sateinifc^en mactator, ital. mazzicatore, öon macto 
fc^fat^ten, opfern.^) 2)er aWatabor im ©tiergefec^t öergegenmärtigt 
un« bie SSorjeit, mo e« eine 5>^tbent^at ttjar, ben milben ©tier be« 
Urmatbe« ju befämpfen. 33or bem 5)eitigt^ume be« ©tiergotte« Slpi« 
in 3Wemp^i« fanbcn nac^ ©trabo regelmäßig ©tierfämpfe ftatt, »oju 
bie J^iere eigen« abgerichtet »urben. Sluf Äreta erlegte J^efeu« 
ben üJiinotaur, ebenfo ben aWarat^onifc^en ©tier, melc^er Slttifa »er- 
müftete. ÜDa« waren Äraftproben ober ^mitämif^t, »orin ba« 
2:f)ier felber um fein Seben fic^ wehren foßte. (ht 9?om Ratten bie 
ludi Taurii religiöfe Sebeutung. Damit Rängen nun bie ©ticr^ 
gefe(^te in ©panien unb Portugal, ©übfranfreic^ unb ©übitaüen 
jufammen. Der ©ieger füllte fic^ in ältefter 3^'* i" ^'^ C>öut be« 
liiere«, unb fefete jum 3^'^^ ^^ ©tärfe fic^ bcffen ^bmer auf, 



1) Massacre nennt bet gfronsmann ben ^opf eined äBappent^iered; 
massacrer ^eißt tobten unb massacreur bec £obtfd^(Aget. 



182 66. 5)et ^RngfUüminct. 

befonbcr« im Slorbcn. 3)a« ^ölt^orn bient jum ©teit^niffc bc« 
Ucberfluffe^, »ie (Sufa« I, 69) bc« $eite« unb bcr Äraft gcrabe für 
^cn\6)tt, unb bitbct ein gicbtinfl^f^mbot in bcr Sibct. 

66. 3)et ^fingfHitmmeL 

,,3luf9c<)ufet mie ein ^finflftoc^fc" ift ein noij tanbübtic^e« 
©pri^wort. 3. ®rimm urt^eilt STO. 1201: „3n mehreren (Segenben 
S)eutfc^Ianb« unb gronfreit^« Pflegen ju beftimmter Sa^re^jeit bie 
©c^täc^ter einen mit ©lumen unb Säubern geft^mücften SWaftocIjfen 
unter bem ©eteite öon frömmeln unb pfeifen burc^ bie ©tragen ?u 
führen unb Jrinfgelb einjufammetn. 3n 5>otIönb nennen ftc bcn 
Ot^fen ©eiber unb Rängen i^m oergotbete Slepfel an bie ^örncr; 
öorau« ge^t ein ©c^Wc^ter mit bem Seil. 3)a« 9lüe« fc^eint Ucbcr- 
btcibfet einer alten Opferfitte." 3n ÜJiarfeille marfc^irtc bcr 
^rac^to^fc mit S^eppic^en bedangen unb Stumen befränjt fogar an 
bcr ©pifee bcr gro^ntcic^nam^proceffion. Sümmel ^cißt bcr Oc^fe nac^ 
feiner ^(ump^eit, tbmmet fc^mebif^ ein ungefc^tac^ter ®efcü ober 
f^merfäüiger üJtenfc^. ©eim ^fingftlümmelritt traten fic^ brei SReitcr 
^erüor, bie ein 5Rab nac^fc^Icppten, meiere«, an ber Slabc fuf| brc^cnb, 
Raufet unb ®rebel at« puppen trug: fo ging e« in 5Künt^cn 
no^ üor ^unbert 3a^ren ^cr. Slm tJuge be« ®ottner, einem SJor= 
berge be« ba^crift^en ©albe«, gießen brei Surfc^e, ipoüon ber 
mittlere bcn 'PfingftI mac^t, mit ebenfo üiel SWäbeln üon ^aM ju 
^au«, fpieten bie aWauttrommcl jur ^fingftt^oc^jcit, unb afö ®ej(^cnt 
manbern md) altem SSolf^rec^t @ier in bie Äbrbc ber Dirnen, moDon 
bcr Wngftl bcn britten J^eit erhält, (©dili^t 190 f. ^an3cr 235.) 

S33cr am ^fingftmorgen }ulefet au« bcn gcbern frieret, mirb al« 
'ißfingftl genedt. 1)cr 3)orf^irt ^ängt beim auftrieb bcr Su^ bcr 
faulftcn S)irne bcn ^^fingftfranj au« Salmu^btüt^cn, ©c^mertbtatt 
unb anbcrcn gclbblumen um bcn $al«. Die 8ei(f)tfcrtigc bcfömmt 
bcn ^fingftlümmcl öor'« genftcr; fo in 5Wicbcrba^ern unb an ber 
3lm. 3n Oberfc^mabcn wirb bcr ^pngftlümmel jum ^nbcrfpott. 
(«irl. 311. 1885 ©. 20.) 

3u 5>öfolbing bei SUHlndien trägt bie ©taübime, mctdjc auf 
•JJfingftcn julcfet ausläßt, bcn ^fingftjacfel (eine ©tro^puppe) baöon. 
©ic lüirb bamit ücrfpottct unb traut fic^ faum mc^r unter bie ßcutc. 



66. 35ct ^^Pnöprümmcl. 183 

3m an^bac^ifc^cn ^cigt ^fingfttümmcl bcr julefet im ©ett Slngctroffcne, 
unb iDcr am fpäteftcn ou^trcibt; er mirb mit ©irfenjiDcigcn um- 
mitfclt burc^« 3)orf flcpcltfct)t. 3n SBcft ift ber lefete auftreibet 
bcr ^^Jfingft^ammel. Jack in the green, 3acf im ®rün ift ber 
yiamt bc« in 8aub geHcibeten ^finflftlümmel« in ßnglonb. 

Der ffiaf jcrgug bei ber erften ga^rt mit bem ^flug in'« gelb 
bejeic^net, bag bie ©aaten reic^tid) Stegen finbcn mögen. 3n Sit^^ 
trauen pagt baö »eiblit^c ©cfinbe mit ber ffiirt^in ben Sldter^teuten 
bei ber JRücffe^r mit ffiaffertübetn auf, fie »erben aber bafür, menn 
man fie em)if(^t, fetbcr in'« ©affer getaucht. ÜJie 2Ba lachen über^ 
gießen bie üßagb, meiere ba« au« ben legten Sle^ren gemachte 
Äreuj heimträgt, »ie bie alten ^reugen ben bamit ^eimfe^renben 
©c^nitter, baüon quiüt ba« (betreibe im Speicher auf. (SWann^arbt, 
«. 214 f.) 

3n ber aWar! befömmt bie üßagb, welche im grü^ia^re fic^ 
ücrfc^tafen f^at, einen bunten Äranj, bie fog. bunte Jfu^, ma« für 
eine große ©c^anbe gilt, (ffu^n ÜK. ®. 112.) 2lm ^fingftfonntage 
üor Sonnenaufgang paffen einige Surfte mitten im Dorfe 8a in- 
grub bei Senebiftbeuem mit einer gigur üon ®tro^, bie gewö^nlic^ 
mit einem ^anj au« Suc^enb(ättern gefdjmüdt ift. !Die Stn% totld)t 
»egen ga^rläffigfeit im güttem julefet au« bem ®taii fommt, »irb 
aufgehalten, i^r bie ©tro^figur unter aOerlei ©c^abemad rittling« 
auf ben 5Rücfen gefegt unb feftgebunben; über bie bet^eiligte ÜJiagb 
fpottet man: „®ie ifat ben ^fingftlümmet gefriegt." 

2)ie 5)oIebauer warten bie f)eimfunft t)om gelbe mit ®cltcn öoü 
SSaffer ab, um ^ec^t unb (^efpann ju begießen, beoor fie ba« 3^9^'^^ 
eint^un. 3n SWainburg wirb ber, wefdier juerft im grü^ja^r 
}um liefern ^inau«fä^rt, auf bem dtücfwege t)on ungewiffer ^anb 
}ur großen Seluftigung mit ffiaffcr überfc^üttet, wie in Slieberba^ern 
ber ^pngftl. Se^ntic^ c« gefc^ie^t in ©cffobrunn, fei e« beim 
erften 3lu«trieb ober wenn man ba« 35 ie^ in ben ®taß bringt; bann 
wirb e« nic^t oon ber ©onne verbrannt. SJie Änec^te oergetten 
biefe« ben üßägben bei ber erften ®ra«ma^t. ÜDie iWederei mit Stuf) 
unb Oc^fen gehörte }ur Sauemlümmetei. 

aim ^fingftmontage oermummen bie ^irten im ©c^warj^ 
malb einen au« i^rer SDUtte mit ©lumen unb ©eftröut^; er nimmt 



184 67. Der gfoflnad^t. unb ^pnöflJQrfcl. 

eine Saroe oon ©aumrinbe oor'^ ©efic^t unb behängt fi(^ Dorne 
unb rüdmärt« mit Jhi^fc^eüen. ©o gefc^a^ e« bejonbcr« in 9leu(cr 
bei (Sttwangcn, roo berfetbe im ©efotge üon fec^^ ©urfc^cn iutifii 
!©orf ritt. Unter 3ubcl üon ^aM ju 5)öu^ geleitet, mä^renb Sangen 
mit ^eitfc^en fnaßten, gab er fic^ laut al« ber ^pngfttummcl ?u 
erfennen, morauf SDJäbc^en Sfemaaren einsammelten (©ufc^, 3Jgt. 74), 
bie fic^ al« ^olmejetinen abpnben taffen muffen. 

67. 2)er ^aftuni^U unb ^fingfliatfel. 

Der *?Jfingfto(^fe ober Summet ^ieg na^ feiner ©(^werfätligtcit 
au(ft ber ^fingftiarfet. 5Wo(^ ^eigt Oacfel^ammer ber fc^werfte in 
ber ©c^miebe; ber 5Wame rü^rt oon einem ungetpmen 5Ricfcn f^tt, 
»ie ®renbel, ber SBcUcnbaum, üon einem fotc^en fn^ ^erfc^rcibt. 
9lu(^ ging fonft bad ©pric^mort oom Sadtl im Sobbette, mie oom 
5)an«rourft im Sinbbett, um einen plumpen ©efeüen }u bejeic^nen. 
^om tJoftnoditjacfel erfuhr ©(^meßcr II, 266 f. »ie nic^t minber 
üom ©c^mieriadet. ffienn bie 5)ofbiener rec^t oiel Sier begehrten, 
^ieg e«: nc^mt gteit^ einen 3adelfrug. ÜDcr nun abgebrochene 
Sadelt^urm iu Iraunftein enthielt mo^I fo eine plumpe gigur. 
3m norbbftlic^en ©teiermar! liegt ba« 3acfeUanb oon fe^« bi« 
fiebcn ©tunben Sänge unb ©reite mit bem f)auptortc ©t. 3afob. 
3)er Slpoftet ift offenbar ©ubftitut. 

SJie 8con^arb«fir(^c ju ?Wu§borf am 3nn fc^tiegt ben ftirt^en* 
jacfef ein; e« ift ein b^jantinifc^e« ©ruftbitb oon ©tein, foü einen 
SRitter oon Äfammerftein, ben Äirdienftifter oorfteüen, unb jjeigt 
einen ©(^nurrbart unb taugen Sinnbart in jwei ©pifeen get^eitt. 3m 
aintiquarium ber f. JRefibenj ju aWünc^en burfte jeber ben cifcrnen 
3a(fel, bem man ba« ©ewic^t nic^t anfa^, burc^ eine Oeffnung 
im Sopfe mit bem ginger ^eben. 

Der 3a(fet ober Seon^arböftofe im 5Wationatmufeum »urbe au(^ 
jur ^robe ber Unft^utb gehoben. Diefer eifeme 9iitter«torfo ftammt 
au6 (Srongöm. ßbenbitber fic^t man am J^reit^of oon Sraunau unb 
in 9ligen; aut^ ba« ftäbtifc^e SWufeum ju SSitlad) in ftärntcn oer^ 
ma^rt einen fotc^en. Die 3a(f ettänber in ©teiermar! ftnb öon frü^ 
eingetDanberten ©c^maben bemo^nt unb führen noc^ eine befonbere 
©prac^e. SWan ruft bem ©auer gerne 3ä(fet, 3o(fet, 3ocfet ju. 



67. 2^cr gfafinod^b unb ^pngftiQrfcI. 185 

!£)ag e^ ftd| ^ter um einen atten ®ö^en ^anb(e, jetgt beuUtc^ 
genug ber fog. böfc ^ocfel sroift^cn $ütting unb 5Wauern, ein 
niebere^, einem ringenben 3Wann mit gefreujten armen gleic^enbe« 
getfenffficf, p beffen gügen ein jmeiter ©tein einem Srobloibe gleicht; 
ba^er bie ®age, ein Sauer t)on Saring ^abe in feinem ®eije feinen 
Seuten, bie ftdi bei ber getbarbeit ba« Srob fc^mecfen liegen, jugc* 
rufen: „3c^ moüte, i^r fräßet ©teine ftatt ©rob!" »orauf ein 
Donnerwetter lo«brac^, anbei ein Stißftra^t ben bbfen Sodtel erfc^Iug 
unb jum ewigen ©at)rjeic^en üerfteincrte. 3ocfete« ruft man am 
SWerfar ben Dorbeifa^renben ^otjflößern be^ ©c^marjmatbe^ ju. 
Oadel ^ei§t auc^ ba^ ©tromopfer ber genauer. „®ib bic^, 3acfef, 
c« will fo fein,*' rief man bem ertrinfenben Snnflbßer ju, o^ne i^m 
JU Reifen. 

3Wan mag übrigen^ ben 5Wamen ^erafleö, oon $ar unb bem 
fcmitifc^en jakal, fiegen, aU „$oru« ber ©ieger" erftören, jumat er 
gang unb gar bie Saaten be^ göttlichen 5>oroö ber Seg^pter ooß^ 
bringt — unfer Sadti nimmt feine fo ^o^e ©tellung ein. 3o(feIi 
^eißt ein ©c^rafeet ober ©taüjmerg, ber alle Slrbeit t^ut, wie $eralle« 
bei äugia«. Um 3afob6tage geben bie ©auern am Sec^rain ben 
Änc(^ten unb aBägben einen ®ulben Srinfgelb, um [id) 9acfel= 
ftärfe für ben beoorfte^enben Äornft^nitt anjutrinfen. ($Roc^^. S. ©. 
353. 390.) 3m gälifdien aJfärc^en tritt 3a(f ber SRiefentöbter 
in Sönig Slrtu« Dienfte unb fc^lägt, gepllt in ben unfic^tbar 
mac^enben SWantel mit ber Sarnfappe, bem böfen ®eifte, welcher bie 
iJrinjeffin entführen miü, ben fi'opf ab. 3n ©ebforbfl)ire oerbinbet ber 
©pruc^ noc^ ^eute 3a(f unb ®ill, mie bei un« ^aM unb ©rette. 

3aifen ^eigt in ber ©c^weij iagen (Sütolf 211); unb ruft man 
an ber ©joabwanb bei Serc^teögaben in ben Selöfpatt t)inein: „3aif, 
Ia| ben ©^uß lo«!" fo fommt ein ©afferftra^l ^eroor; wenn aber 
ber 3aif einmal ganj lo^bri^t, ge^t ©erc^te^gaben unter, (^anjer 9.) 
Um ÜBifionen, bie ein einjelner. baju SSeranlagter gehabt t)aben toill, 
ift c« etma« Sigent^mlic^e«. ©o ließ ber berühmte Subwig ©c^man* 
t^aler fu^'ö trofc aller 3wi^^t>^tt ^'«^^ Sreunbe nic^t nehmen, baß er 
bem ffialbjad auf ber 3agb begegnet, »ie er reitenb auf einer 
fc^nar^en ©au, ja nac^ unten felber t^ierifc^, ba^ SBaibmeffer f^räg 
im 3Wunbe, in äßoo« unb 8aub »ie im ffiirbetminbe ba^inrafte. 



186 68. I^Qd Sadttlfd^u^en bet 64Ioffer. 

& bUbete bie (Srfc^ebtung ouc^ no^, e^ tft ber leibhafte ^6. 
(Irautmann, Sc^mant^. 109.) 

3unfcr Oädctc ^eißt bcr ©c^immclrciter in Obcrfc^roaben, 
bcr brei paar f)unbc oor fic^ ^crfc^irft. (ÜJJeicr 99 f. 265.) (5r 
trägt feinen Sopf auf einem Jeller unterem 3lrm. Diefer 3ä(fe(c 
war ein ^err oon *^JrcfteIe, ^ottc auf einem $ügel bei Surmlingcn 
fein ©c^Iog unb war fo ftorf, baß er, wenn er ben [teilen ©crg 
^inabfu^r, mit ber $anb ba« ©agenrab einlieft; julcfet blieb er in 
ber ©c^Iac^t, man meig nic^t wo? HI« witber 3äger eröffnet er 
feine 3agb Slbenb« nac^ ©etläuten. Sadtelberg mie ^adclberg ift 
braunfc^weigifc^er Oberjägermeifter unb ^ei§t noc^ 5öie«iagcl, ffiic^berg 
3o(feIe. (mod^ij. 5«r. 10.) äuc^ Äu^n (SR. ©. 47 ^. 510.) crfennt 
an, bag in 3igge(iaggel oieüeic^t ein älterer m^t^ifc^er 5Ramc 
ftede, unb öerglcic^t baju f)e(felftabt, fomie ^agelberg bei 3agct. barin 
bie Unterirbifc^cn roo^nen. 

ÜMic^el, 3a(fel unb |)anfe( Reißen bie brei ®öl)ne be« ©auern, 
bie mit einanbcr auf ben ©ibberbiebfta^I au^ge^en. f)anfel bringt 
i^n jurücf, ebenfo bie ®anö unb gewinnt ben ^ol !©iefe ^inttr^ 
puftert^aler ®age fammt ben brei Flamen ift rein ^eibnifc^. (3in^ 
gerle I. 35. 48 f.) 

68. 2)ae :3«<elf^u^ett ber S^Iaffer. 

Jaculu.s ift nic^t nur ber SBurffpieg, ober eine ba^erfc^iefecnbe 
©(^(ange, fonbem wa« immer geworfen, emporgefc^neüt ober ge^ 
fc^leubert wirb. 3Wan m5d|te bei bem gefc^miebeten Oadel an jaculare, 
„fc^ufeen," beulen. S)ie 9?5mcr Ijk^tn ben rußigen ®d|mieb im 
©piel ajJamuriu«. 311« abgebanfter ©c^miebcfnec^t be« 9Warö 
fü^rt er auc^ ben 5Wamen SSeturiu«, unb würbe, wie ein anberer 
'ißefjmartet, mit Stäben jur «Stabt hinaufgetrieben. ÜDer Umjug unb 
Janj jur Jlbtc an ben 3Wamuratien fiel auf ba« alte 3a^re«= 
enbe oor be« 5Wärjen 3bu«, wobei er an 3Wamer«, ben fabinift^ 
offif(^en ^ieg^gott gemannt, ^lad) ßäfar b. g. VI, 21 oere^rtcn 
bie S)eutf(^en bie ©onuc, SSulfan unb ben 9)?onb. SSuIfan ifi 
2Bi(Cin ober SBielanb; foQte Oaclel nic^t ein weiterer ißame be«^ 
felben fein, ober ^aben wir an ben ß^flopen 3öful ju benfen, ber 
in ben geuerbergen 3«(anb« arbeitet? ©o ^eigt ber (Si«riefe, ©o^n 



68. ^ai SadTelfd^u^ftt bec e^Ioffev. 187 

be« grofti (©norre (gbba 358. 369), ober be« ©ui unb bcr grib. 
(SJcin^oIb« 64.) 3)ic 3)ietmarfcn fcnncn einen 3i«jQcfcf ober @iö- 
jacfet: ben ei«j(H)fen. ®en norbifc^en ©ergnamen 3bful ober 
3öcffe ^aben »ir auc^ im Sadtelberg jmifc^eu ©a^rifc^jeü unb 
f^Iin^bac^. SBie bie ibäifc^en S^oft^Ien, fc^mieben bie ($äuft(inge ober 
ßrbntännleui ot« ©c^mertfeger in ber ©c^meij unD bringen biefe 
Äunft ben 5Kenfc^en bei. SSon ©ielanb^ ©c^mert aWieming ^at ber 
aWieniinger Serg ben iWamen, »orin wir mol)( eine ffiaffenft^miebc 
benfcn bürfen. (JRoc^^. 5R. 116.) ÜDer ftarfe ^on^ »irb auc^ Juni 
©c^iniebegefeden unb fc^Iägt ben Slntbod burc^. 

©c^ntetler fü^rt t)on ben ©t^mieb- unb ©c^Iofferte^rbuben 
an, bie mit Seinwonb preüten unb auffingen: „®ic in Süften fliegenben 
ßeutc finb tauter au«ge{c^na))pte 3acfeln, bie in ©tridten fangen." 
9Bir wiffen me^r baüon ju erjagten. S&ifxüi) am ^fingftmontage 
pflegten oor 3^^*^" te ZHi bie ©c^fofferfe^rjungen, »enigften« fünf 
an ber 3^^^ ^^^ Sacfef, ein auö Sumpen geformte^ äWänntein im 
Seintuc^e ober einer großen ©ta^e ^erumjutragen unb oor ben 5)äufern 
i^r ©piet mit bem ®efang ju eröffnen: 

ed^u^t mit ben Sadfel in oUe (^otVi ^öV. 

5)q6 iWi SBcife' im ?lufl* umge^'. 

!Oet Sodfel t)at ein gtog paac ^ugen, 

Xaugt und ceti^t jum (^elbauffloubcn. 

See dadtel ^ot a große 9{afen, 

I^QUQt und tDo^ jum Ofutranblafen. 

dind, gtoei; btei, ^upfouf! 

3)abci fc^neüten i^n it)rer oier burt^ gteit^jeitigeö Slnjie^cn an ben 
3ipfetn mitunter ^au^^oc^ empor, trafen fie mit bem fräftigen 
9hicf jufammen, fo ämteten fie ben üoßen Seifaü ber 3"!^^^"^^^ 
unb befamen au« ben |)äufern etmaö ®elb, »o nic^t, fo rourben 
fie au^gelac^t. 3n SRofen^eim übten bie ftupferft^miebe ba« 
Sadetfc^ufeen mit bem SRuf : 3)er 3acfel ift ein großer ©c^roü u. f. \x\ 
3n ÜWünc^en »urbe ein nac^gebilbetc« üKännc^en auf »eißem lud) 
emporgefc^neßt unb micber aufgefangen, ein eigentlicher ^lumpfacf, 
boc^ fam nac^ ®urg^o(jerd SBegmeifer 1796 „bad 3ä(ie(f(^u^en ber 
©^tofferjungen burc^ »o^It^tige SJerorbnungen (sie!) bereit« in 
Abgang." ?lu(ft bie ©ei t er gefetten behaupteten bicß Siecht unb 
befamen einen ®ulben bafür, baß ftc einen eifenien Senget, „ben 



178 64. 3)et SRnflfHönig. 

©crgcrbuben in Äärnt^en fo im ©c^monge, bag fie baüon bic Älcdcr 
feigen unb orbcnttic^e ©tücfet mit bcr ^citfc^c abfnoüen.*) 
3n Jöt} lautete bcr ©pruc^: 

3(i^ !omm ba^et bon ^onoen, 
SBetg nit, ifl'd getitten obec gangen. 
3n unfctm Sanb toäd^ft 2Beln unb J!orn, 
SBüete'ö itorn unb Gd^abctgolb bran. 
SBein unb üom unb rot^ed ®olb 
$at (lalt Dattel DoE (?) getooat. 

Unter Sartel ift immer ©oban gemeint; ©artl !©ott, njic mein 
Srjä^ter auf Scfragcn immer roieber fprac^, enthält noc^ bic doüc 
gorm ©artolb. ÜDcrJelbe, bcr fonft bem SBüeteöt)ecre ober bcr 
»üben 3agb öorfte^t, jie^t ^icr friebfertig af« junger grii^Iing^ftott 
auf, »e^^atb ba« betreibe nac^ i^m ffiüete«!orn ^cißt. 3)ie JRciter 
fommcn auö bem ^arabiefe, »o ©ein unb Äorn im Uebcrfluß, unb 
entbieten allen ®rug unb ^til; aber bic ©rütfc ju bemfetben ift 
gebrochen, ^eigt cd ^ier unb bei ben neuen ^fingftbuben ju $o^^ 
^eim in ©c^maben. (Sagenfc^. 178.) @oüen mir an bic gcborftcne 
9tegenbogenbrü(fe ©ifrbft, „!t)ie bebenbe 9?aft" beulen, bic beim ©elt^ 
Untergang jufammenbric^t? Die ©rüde nac^ ßngetfanb ift geborften, 
bic ©cetcnbrücfe, worüber bic 3^erge fc^reiten. (3J?ann^. ®. ÜJi. 370.) 
Die ®ot^en fiegen bei iörer ßinwanberung in Suropa bic gcborftcne 
Srücfc hinter ficft; ebenfo bricht bic ©öttcrbrücfe oon ÜDctocIanta 
(Sel)ton) unb ertaubt feinen 3"9ö"9 ^^^^ l^^ 3"?^^ ^^^ ®Iü(ffcUgfeit. 

64. 3)er ^fittgfitSttig. 

3n Schwaben mirb bcr ^fingftfbnig oon jroei Trabanten ju 
5Ro§ begleitet; in 5lug«burg bcr SBafferooget oon ein paar anbem 
Änaben in bcr ©tobt herumgeführt. S)er aufgcpuftte ÜJiaigraf behält fein . 
9lmt ein 3a^r, bann folgt ein neuer. Seim Umjuge in SBiömar ju 
^fingften wirb ein beftgef^mücftcr ^nabe au6 guter gamitie 
oon brei Sürgermeiftcrbiencrn ju ^ferb umgefü^rt. 3n fficitenöfclb 
an ber ®urf finbet i&ljxüi) am ^fingftmontage ein ffiettlauf ftatt jur 
ßrinnerung an eine 'Peft, bei welcher nur brei ©ürger^fö^nc unb 

1) aCÖaiact, 137. 8epp, 6ogcn|(6. 133 f. 505. Wonn^arbt, SBoumfult. 
338. 367, 373. gfrieblfinbcr, etttenaufl. 9lom H, 169. 



64. 2Jet ^PnöfHöniß. 179 

ba« ©urgfräulein übrifl blieben, um beren ©efife fie nun ben ffiett- 
lauf hielten. S^ ift ein Srauttauf; ber ©icger in ©oljmebel ift 
ÜWaifbnig. (granci^ci ®. 39.) ©er ber Seftte ift, trägt einen ®pott=^ 
prei^ baoon. 

3m Äreife Submei« wirb am ^fingftmontage einer al« Äönig 
gefleibet, aber unterleg« in'« ffiaffcr geworfen. J)ie Begleiter 
tragen Saroen üon 5Rinbe unb ^aben jum I^eit i(|r ©efic^t gefc^wärjt. 
©tatt be« fiönig« ttjirb auc^ »o^t ein Strohmann in'« ffiaffer ge^ 
ftürjt. 3n @emi! mirb ber Äbnig geföpft unb jmar mit einem f)otjfäbel, 
er trägt al« ©cepter eine ^agebomrut^e. (aWann^. 33. 343. 350 f. 
364 f.) Derfelbe ^eigt anbermärt« ^fingftfönig, ®ra«^ unb Sattic^- 
fönig. 3n I^üringen fömmt ber ffiingug be« ^fingftfönig« mieber 
in Sufna^me. 

^elo (paello) ^eigt fpanifc^ ber reic^gefleibete Änabe, ber 
am f5ro^nlei(^nam«fefte üon einem äWanne auf ber ©Butter ge- 
tragen mirb. ©enben mir ieboc^ ben ©tief weiter! 9lm (Sliaöfeftc 
ben 20. 3uli oerfammeln pc^ auf bem Serge Sarmet bic SSötfer, 
wie fc^on ÜDeuteron. XXXIII, 19 ju lefen, 5Ku«lemin unb ß^riften, 
Surfen unb 3)rufen, Sebuinen unb geüa^in, ®riec^en unb öateiner 
ftrömen brei 2^agreifcn weit, auc^ t)on jenfeit« be« 3orban« ^erbci, 
ja t)on Ocrufalem bi« an ben Sibanon fc^eint Slüe« in Bewegung. 
!0a ert&nt ba« 3ubetgefc^rei: (Slia! ffilia! nic^t ju (S^ren be« ?ro^ 
Poeten, fonbem be« im tJeuerwagen burc^ bie SQSotfen gefahrenen 
fananäifc^cn SJonnergotte«. Jänje bei nä(^tli^em JJreubenfeuer werben 
üon beiben ©efc^lec^tern in ben bunteften Srat^tcn begangen. S)cn 
^pauptaft bilbet ba« *^Jferberennen um ben Sont)ent«bau bi« jum 
Slia«brunnen, welchen ber groge ©unbert^äter ^eröorgerufen; hierauf 
bringen bie mu^ammebanifc^en 3lraber bem ^ater ©afriftan ein 
unmünbige« Äinb, um i^m juöörberft in ber $'ö^le üor bem ättar 
bie f)aare ju f(^neiben, wie ©imfon ber ©onnen^etb ia auc^ fein 
8i(^t^aar einbüßt. 2)arauf wirb ba« ®lü(f«!inb über bie Oeffnung 
ber Siperne gehalten, unb wa« e« in biefer Sage begehrt, muffen 
bie eitern i^m gewähren. ÜDiefer 3Sblferbrauc^ ge^t alfo urfunblic^ 
brei 3a^rtaufenbe gurücf; bie ^ulbigung aber {c^eint bem Jungen 
3a^gotte ju gelten. 

12* 



180 65. i)Qd £)(i^fenBvaten am Acdnuna^fefte. 

65. £tt§ Oi^fettfcratett am ftrinungSfe^e. 

ffiie f)crobot V, 133 metbet, pflegten bie Werfer jum ©cburt«:^ 
fefte be« @c^a^ ganjc Oc^fen ju braten; atebann mugtc biefcr 
iebe Sitte gemähten. Die SJeutf^en finb bic ®tammücrtt)onbten ber 
Werfer, obgefe^en baüon, baß biefe noc^ ©trabo felbft einen ©tomm 
ber ©ermanen unter ftc^ jä^ftcn, benn (entere führten üon gorm, bcr 
ÜDattelpatme, ben iWamen. ©ic fie nac^ f)erobot I, 33 trunfen 
Sefc^Iüffe faßten unb nüchtern fic^'« noc^mal überlegten, fo ^anbclten 
Quc^ bie !Deutfc^en nac^ S^acitu^ ®. 22 bei i^ren Verätzungen. 
!Oie f)elbenfage beiber Stationen ftimmt Dielfac^ überein: fo bcfämpft 
JRuftem bei ber Begegnung auf ber f)eerftra6e a^nungöto« feinen 
©o^n ©o^rab, erfennt ober boran ben 5>^Iben, wie 5)itbebranb 
ben 5>ö^"f>rö"^' ^ö ^^^^ ö" ^^ft i^i" fö"P ebenbürtig mar. 
^ieju Kmntt unter Slnberem noc^, bag beibe baö ^ferb ate ®ötterro| 
betrachteten unb üom Siegern Orafel nahmen, ©eburtötag ^ief 
in Sleg^pten ba^ £f)ronfeft, bei beffen jä^rüc^er Sege^ung ber 
^^arao eine 3Sotteauö{peifung onorbnete (ügl. ®enef. XL, 20); in 
gleicher Seife mürben fpäter im 9?5meneicZe ^etatontben gefc^ta^tet. 

Sei ber Äaiferfrönung in granffurt fJog au6 bem Srunnen 
am 9}ömerberge Sein; babei mürben jmifc^en t)ier noc^ je^t fic^t- 
baren ©teinen öier Oc^fen, gefüllt mit SWifc^fc^meinen , JRe^en unb 
®epüget gebraten, unb bem Saifer auf fitbemem Jetter ba« erfte ©tücf 
öon benfelben überreicht, bamit er mit bem SJolfe ben Siffen t^eUe, 
jum ©innbilb ber neuer^offten fegenöreic^en ^Regierung«* 
jeit.*) 3)ie rotten Sucher, worüber ber Ärbnungömagen fu^r, oer- 
t^eilte man unter ba6 33otf ; auc^ mürbe unmittelbar nac^ bem Umritt 
ein 5>ügel oon ^abtx aufgejc^üttet, in ben ein SReic^^öafaü fein ^ferb 
fpornte. ÜDen testen 5>öb^i^^itt machte bei ber Äaiferfrbnung 1792 
ber 1853 oerftorbene ateic^^erbmörfc^att oon ^appen^eim, in beffen 
^aufe biefe 9Bürbe feit 1197 crbtic^ blieb. 3n feinem ©c^Ioffc be= 
finbet fic^ noc^ ber 9Warfct)aflftab nebft bem ftibemen SMefeen unb 
©treic^mag, momit er ben ^aber einfüHte unb abftric^, um i^n bem 

1) 93fll. gfeflfd^tift jum VIT. S^eutfdften »unbc«fd^ie§en in TOünci^cn 1881. 
©. 171. 194. 218 mit meinen «Ittifeln. 



65. Das Od^fenbtaten am Ardtiungdfejle. 181 

Äoifcr, üieücic^t mij ottflcrtnanifdicr Ärbnung^fittc, ju übcrbrinflen. 
©ei bcr 3nt^ronifation mit bcr ©tep^anöfrone in ©tu^Imcißcnburg 
ritt bcr ungarifc^c aWonard) feit ©labi^tau« VI. 1490 ein ^ferb 
mit gofbenen ^ufcifen, »elc^e, gan^ tofc aufgenagelt, regelmäßig ab* 
fielen unb bem SSoHe al« Seute jufamen. Sei ber ffrbnung be« 
Sönigö granj 3ofep^ in M* «öt 8. 3unt 1867 warben an 
jet^ö ^läfeen Oc^fen gebraten unb ben Untert^anen jur ©peifung 
überlaffen, mä(|renb auö JRiejenf äffern rotier unb meiger ©ein flog, 
(hl Snglanb (ÜJorfette) fü^rt man um ffiei^nac^t einen 
©urfc^en (mo^l ©c^läc^ter), in eine Oc^fen^aut fammt ^ixnmt geeilt, 
mit einem 5Ring burc^ bie iWafe um^er, mobei er an ben f)äufern 
@elb einfammelt. 3!m ^of)en i^efttage felbft n^irb na^ atte^rmUrbigem 
5)erfommen auf ber Jafet ber fönigtic^en gamitie ber 9io^at ©eef , 
ba« genbenftücf eine« ganjen gebratenen rieftgen Oc^fen, aufgetragen: 
e« ift bie Portion ©irloin, ber jum 5Witter gefc^lagene Oc^«. ÜDieß 
loin, lüen, limmen, brüüen ober mutzen „bejcic^net ben Summet!" 
3n «Itba^ern t)ing ba6 ©tucfen ber aWefeger mit einem fefttidien 
8lufj"9 jufammen, wobei ber ange^enbe f)anbn)erf6mann fein aWeifter- 
ftücf abzulegen ^atte, unb ben beftenoä^lten aufgepu^ten Oc^fen iii 
ber gleifc^banf üor allem SJoHe nieberft^lug. ÜJieftger ift baöfelbe 
Sßort, wie im Sateinifc^en mactator, ital. mazzicatore, oon macto 
fc^lac^ten, opfern.^) Der SKatabor im ©tiergefe^t oergegenwärtigt 
un« bie SSorjeit, mo e« eine ^elbentt)at mar, ben milben ©tier be« 
Urmalbe« ju befämpfen. SSor bem $eitigt^ume bc« ©tiergotte« Slpi« 
in 3Wemp^i« fanben nac^ ©trabo regelmäßig ©tierfämpfe ftatt, moju 
bie 2:^iere eigen« abgerichtet würben. Sluf ^eta erlegte Sfiefeu« 
ben aWinotaur, ebenfo ben üJtarat^onifc^en ©tier, welcher Slttifa t)er* 
wüpete. ÜDa« waren Kraftproben ober 3^^ttämpfe, worin ba« 
2:t)ier fetber um fein Seben ftc^ wehren foßte. (ht 9?om (latten bie 
ludi Taurii religiöfe Sebeutung. Damit Rängen nun bie ©tier* 
gefec^te in ©panien unb Portugal, ©übfranfreic^ unb ©übitalien 
jufammen. Der ©ieger pilte ftc^ in ättefter ^tit in bie $aut be« 
liiere«, unb feftte jum S^^^^^^ ^^ ©tärfe ftc^ beffen ^bmer auf, 



1) Massacre nennt bet gf^^^i^Sinann ben ^opf eined äBappent^iered, 
massacrer ^eißt tdbten unb massacreur ber £obtfd^(Ager. 



182 66. 5)et ^RnfifHüminct. 

befonber« im Slorbcn. 3)aö ^ütl^orn bicnt jum ®tei(^niffc be« 
Uebcrfluffc«, »ic (?u!a« I, 69) bc« $cile« unb bcr Äroft gcrabc für 
5)errf(^cr, unb bilbct ein Sicbling^f^ntbol in bcr Sibel. 

66. 3)et ^fingfHitmmeL 

„Hufflcpufct mic ein ^fingftoc^fc" ift ein noc^ lonbüblic^c« 
©prit^mort. 3. ®rimm urt^citt STO. 1201: „3n mehreren (Scgcnbcn 
S)eutf^Ianb^ unb g^onfreic^« pflegen }u beftimmter Sa^re^jcü bic 
©c^täc^ter einen mit ©lumen unb Säubern gefc^mürften SKoftoc^fcn 
unter bem ®eleite oon Jrommetn unb pfeifen burc^ bie ©trafen ^u 
führen unb Jrinfgelb einjufammetn. 3n ^oUanb nennen ftc bcn 
Oc^fen Selber unb Rängen i^m öergolbete 2lepfe( an bie $5rner; 
Dorou« ge^t ein ©c^löc^ter mit bem Seit. 3)a« 9lüe« fc^eint lieber^ 
bteibfel einer alten Opferfitte." 3n SWarfeille marfc^irte ber 
^rac^toc^fe mit Seppic^en bedangen unb Slumen betränkt fogar an 
bcr ©pifee bcr gro^nteic^namöproceffion. Sümmcl ^eigt ber Oc^fc nat^ 
feiner ^lump^eit, Ibmmct ft^mebifc^ ein ungefc^tac^ter ®efcß ober 
j^merfäüigcr üKenfc^. Seim ^fingftlümmelritt traten fu^ brci SHeiter 
^eröor, bie ein $Rab nac^fc^Ieppten, meiere«, an ber Slabe fic^ brc^enb, 
f)anfe( unb ®rebe( a(d puppen trug: fo ging e^ in iDhinc^en 
noc^ t)or ^unbert 3a^ren ^er. am ^n^t be^ ®oKner, einem Sor^ 
berge be6 ba^crifc^en ©albc«, gießen brei Surfc^e, roooon bcr 
mittlere bcn ^fingftt maijt, mit ebenfo oie( aWäbetn t)on ^aM ju 
§au«, fpicten bic aWauItrommcl jur ^ngftl^o^jcit, unb at« ®ef(^enf 
ipanbcrn naij altem SJott^rec^t gier in bie ffbrbc bcr kirnen, moüon 
bcr '^pngftt bcn britten S^cil erhält. (©ct|lid|t 190 f. ^anjer 235.) 

©er am ^fingftmorgcn julcfet au« bcn gcbern friec^t, wirb al« 
"^Jfinoftl generft. "Der 3)orf^irt ^ängt beim auftrieb bcr ffu^ bcr 
faulftcn S)ime bcn *^fingftfranj auö Satmu^blüt^cn, ©djmertblatt 
unb anberen gelbblumcn um bcn $at«. ÜDie Sciditfcrtige befömmt 
bcn ^fingftlümmet öor'« Senfter; fo in 5Wicberba^em unb an ber 
3lm. 3n Oberfc^maben wirb bcr ^fingfttümmet jum Äinbcrfpott. 
(Sirl. 311. 1885 ©. 20.) 

3« ^ofolbing bei aJHinc^cn trägt bie ©taübime, meiere auf 
•JJfingftcn julcfet ausläßt, bcn ^fingftjacfcl (eine ©tro^puppe) baoon. 
©ie wirb bamit oerfpottet unb traut fit^ faum mti^t unter bic 8eutc. 



66. f)ft ^^Pnflßlümmel. 183 

3m 8ln«boc^ifd|cn ^cigt ^pngftfümmct bcr julcftt im Sett Hngetroffcnc, 
unb mcr am fpäteften auftreibt; er wirb mit Strfcnjmcigcn um- 
toidtU burd)« S)orf flcpcitfc^t. 3n SBcft ift ber tcfttc auftreibet 
ber ^^Jfingft^ammel. Jack in the green, 3o(f im ®rün ift bcr 
5Wamc bc« in 8aub gclleibeten ^fingftlümmete in ßnflfanb. 

2)er ffioficrgug bei bcr erftcn ^aijxt mit bem Wh in'^ S^b 
bejcic^net, baß bic ©aaten reic^üc^ Stegen finben mögen. 3n Sit- 
t^auen pagt baö weibliche ©cfinbe mit ber ffiirt^in bcn 3lcf erMeuten 
bei ber 8tü(f!e^r mit ffiafferfübeln auf, fic merben aber bafür, menn 
man fie erroifc^t, f eiber in'« SBaffer getaucht. !©ie ®a lachen über- 
gießen bie 9Ragb, meiere ba« au« ben legten Sichren gemachte 
Äreuj heimträgt, mie bie alten Preußen ben bamit ^eimfe^renben 
©(^nitter, baoon quillt ba« ©etreibe im (Speicher auf. (SWann^arbt, 
«. 214 f.) 

3n ber üßar! befömmt bic üKagb, meiere im gi^ü^ia^rc fic^ 
ücrfi^Iafen ^at, einen bunten Äranj, bie fog. bunte Jfu^, »a« für 
eine große ©c^anbe gilt. (Äu^n SD?. @. 112.) Um ^fingftfonntage 
oor ©ounenaufgang paffen einige Surfc^e mitten im ®orfe 8a in- 
grub bei Senebiftbeuem mit einer gigur oon ®tro^, bie getüö^nlic^ 
mit einem Äranj au« Suc^enbföttern gefc^müdt ift. ÜDie ^ij, mldjt 
megen O^^rläfftgfeit im füttern jule^t au« bem ©taO fommt, mirb 
aufgehalten, ii^x bie ©tro^figur unter allerlei ©c^abcmacf rittüng« 
auf ben Stüden gefegt unb feftgebunben; über bie bct^eiligte 9J2agb 
fpottct man: „©ic ^at ben ^fingftlümmel gefriegt." 

3)ie ^otebauer märten bie 5)eimfunft t)om gelbe mit ®elten ooü 
Saffer ab, um ^ec^t unb (^efpann ju begießen, bet)or fic ba« B^gt^ie^ 
cint^un. 3n aWainburg mirb ber, roett^er juerft im grü^ja^r 
jum liefern ^inau«fä^rt, auf bem Stücfmegc t)on ungemiffer $anb 
jur großen Setuftigung mit ©affer überfdiüttet, mie in Slicberba^em 
ber ^fingftl. ?lc^n(i^ e« gejc^ie^t in ©effobrunn, fei e« beim 
erftcn 3lu«trieb ober roenn man ba« SSie^ in ben ©taö bringt; bann 
mirb e« nic^t öon bcr ©onne oerbrannt. Die Änec^tc ocrgetten 
bicfe« ben ÜWägben bei ber erftcn @ra«ma^t. !©ie 5We(fcrei mit Äuf| 
unb Ot^fcn gehörte }ur Saucrnlümmclci. 

aim ^fingftmontage oermummen bie ^irten im ©t^marj- 
matb einen au« i^rer ü)iitte mit Slumen unb ©efträuc^; er nimmt 



184 67. 2)et gfaflimd^t« unb ?fi«öftJQ(fcl. 

eine Saröe t)on ©aumrinbe t)or'« ®efic^t unb behängt fi(^ üomc 
unb rüdmärte mit Jhi^fc^eüen. ©o gefi^o^ e« befonber« in SReuIcr 
bei Süwanflcn, wo berfetbe im ©cfolge oon fc^ö Surfc^en burc^'^ 
ÜDorf ritt. Unter 3ubct öon $au« ju f)au« geleitet, roä^renb Oungcn 
mit ^citfc^en fnaüten, gab er fic^ taut alö ber ^pngftlümmcl ju 
erfennen, worauf SWäbc^en Sfemaoren einfammeltcn (Suf4, 3Sgt. 74), 
bie fxd) af« *?Ja(mefelincn abfinben taffen muffen. 

67. 3)er ^nftnai^U unb ^fingfiiaitel. 

3)cr ^^ngftoc^fe ober Summet ^ieg nad| feiner ©c^werfäüigfeit 
ou(ft ber ^fingftiarfel. 5Wo(^ ^ei§t Oarfel^ammer ber fc^werfte in 
ber ©c^miebe; ber iWame rü^rt oon einem unget^ümen 9licfen ^cr, 
wie ®renbe(, ber SBcUenbaum, t)on einem fofc^en fuft ^erfc^reibt. 
3luc^ ging fonft bo^ Sprichwort oom Oacfel im lobbctte, wie oom 
5)an«wurft im Äinbbctt, um einen plumpen ©efeüen ju bejeic^nen. 
^om goftnaditiacfcl erfuhr ©c^meßer II, 266 f. wie nic^t minbcr 
oom ©c^mieriacfel. ffienn bie 5)ofbiener ret^t oiel ©ier begehrten, 
^ieg e^: ne^mt g(ei^ einen dadfedrug. "^tx nun abgebrochene 
3o(fclt^urm ju Irounftein enthielt wo^t fo eine pfumpe gigur. 
3m norböftlic^en ©teiermarf liegt ba« Oüdellonb oon fec^« biö 
fiebcn ©tunben Sänge unb ©reite mit bem f)auptortc ©t. 3afob. 
3)er Slpoftet ift offenbar ©ubftitut. 

S)ie 8eon^arb«firc^e ju 5Wu§borf am 3nn f^tiegt ben ftirc^en= 
ja (fei ein; e« ift ein b^jantinifc^e« Sruftbilb oon ©tein, foü einen 
JRittcr oon Ätammerftein, ben Äir^enftifter oorfteüen, unb ^cigt 
einen ©c^nurrbart unb langen Äinnbart in jwei ©pifeen get^eilt. 3m 
Slntiquarium ber f. SRefibenj ju SlWünc^en burfte icber ben eifernen 
3a(fe(, bem man bad ®ewic^t nic^t anfa^, burc^ eine Oeffnung 
im Sopfe mit bem ginger ^eben. 

!I^er 3a(fe( ober Seon^iarböHo^ im 9!ationa(mufeum würbe auc^ 
jur ^robc ber Unfc^utb gehoben. t)iefer eifeme JRitterötorfo ftammt 
au« ©rongbrn. (Sbenbifber fte^t man am J^reit^of oon ©raunau unb 
in äigen; auc^ ba6 ftäbtifc^e üWufeum ju SSillac^ in Äämten Der* 
wa^rt einen folgen. Die Sadtedänber in ©teiermarf finb öon frü^ 
eingewanberten ©c^waben bewohnt unb führen noc^ eine befonberc 
©prac^e. SWan ruft bem Sauer gerne 3ä(fel, 3a(fel, 3odet ju. 



67. ^n gfafiiiod^t' unb ^pnöfliorfet. 185 

3)a6 c« [lä) ijitx um einen alten ©bfeen ^anble, jeigt beuttic^ 
genug ber fog. bbfe Oadel jmifc^cn ^ütting unb 5Waucm, ein 
niebere^, einem ringenben 5Wann mit gefreujten Slrmen glei^enbe« 
gelfenfWlcf, ^u beffcn gü§en ein jmeiter ®tein einem Sroblaibe gleicht; 
ba^er bte ©oge, ein Sauer oon Saring ^abe in feinem ©eije feinen 
?eutcn, bic fid) bei ber getbarbeit baö Srob fc^mccfen ließen, juge* 
rufen: „3c^ wollte, i^r fraget ©teine ftatt ©rob!" »orauf ein 
ÜDonnerwetter lo^brac^, anbei ein ©tigftra^t ben böfen Oarfel erfc^Iug 
unb ^um ewigen ©a^rjeic^en öerfteinerte. Sodtele« ruft man am 
Sierfar ben öorbeifa^renben ^oljflbgem be« ©diroarjmalbe« ju. 
Oadel ^eigt aut^ ba« ©tromopfer ber genauer. ,,®ib bic^, Oadtef, 
c« roiü fo fein,*' rief man bem ertrinfenben Onnflbßer ju, o^ne i^m 
}u Reifen. 

SWan mag übrigen« ben Flamen ^erafle«, oon |)ar unb bem 
femitif(^en jakal, fiegen, at« „$oru« ber ©ieger" erftären, jumal er 
ganj unb gar bie Saaten be« göttlichen 5>o'^od ber Seg^pter oolt 
bringt, — unfer Oadtel nimmt feine fo ^o^e ©tettung ein. Socfeli 
^rißt ein ©t^rafeel ober ©taüjmerg, ber aöe Slrbeit tl)ut, »ie |)eralle« 
bei Sugia«. Slm dafob^tage geben bie Sauern am ^ec^rain ben 
Jhiec^ten unb SWägben einen ®u(ben Srinfgelb, um ftc^ 3a(fef= 
ftörfe für ben beoorfte^enben Somfc^nitt anjutrinfcn. (5Roc^^. H. ©. 
353. 390.) 3m gölifdien iUfärc^en tritt 3a(f ber SRiefentbbter 
in Äönig ärtu« ©ienfte unb fc^Iägt, ge^üüt in ben unftc^tbar 
mac^enben 3WanteI mit ber Sarnfappe, bem bbfen ®eifte, metc^er bie 
•^Jrinjeffm entführen miü, ben ^opf ab. 3n SebforbfI)ire üerbinbet ber 
©pruc^ noc^ ^eute 3a(f unb ®iü, mie bei un« $an« unb ©rette. 

3aifen ^eigt in ber ©c^weij jagen (Sütolf 211); unb ruft man 
an ber ©joabroanb bei ©ert^te^gaben in ben geföfpalt hinein: „3aif, 
(a6 ben ©c^uß loö!" fo fommt ein ©afferftra^I ^eroor; wenn aber 
ber 3aif einmal ganj lo^bri^t, ge^t 33er(^te«gaben unter, (^anjer 9.) 
Um ÜBifionen, bie ein einjefner, baju Veranlagter gehabt t)aben »iö, 
ift c« etma« eigentümliche«, ©o lieg ber berühmte Submig ©ct)mam 
t^aler fxc^'« troft aller 3ii^^ben feiner greunbe ni^t nehmen, ba§ er 
bem ©atbjad auf ber 3agb begegnet, mie er reitenb auf einer 
f(t|n)ar;{en ©au, ja nac^ unten felber t^ierifc^, ba« SBaibmeffer fc^räg 
im SRunbe, in SJioo« unb Saub mie im Sirbelminbe ba(|inrafte. 



186 68. f)aÄ 3otfflfc^u|cn bet ©t^loffct. 

(5r bitbctc bic Srft^cinung qu(^ nat^, c« ift bcr leibhafte ^. 
(Irautmann, ®d|wantb. 109.) 

Sunfcr 3äcfctc ^ci§t bcr ©(^immctrcitcr in Obcr^c^wabtn, 
bcr brci paar §unbc oor fit^ Ijcrft^idt. (üWcicr 99 f. 265.) (Sr 
träflt feinen Sopf auf einem Jeder unterem arm. 5)icfcr Särfclc 
war ein ^err oon ^^eftele, ^attc auf einem ^ügel bei SBurmtingcn 
fein @(^(og unb mar fo ftort, ba§ er, menn er ben fteilen ^3erg 
^inabfu^r, mit ber $anb ba^ SSJagenrab einfielt; julcfet blieb er in 
ber ©(^tat^t, man- mei^ nid|t mo? Sit« milber 3ägcr eröffnet er 
feine 3agb äbenb« nat^ ©etläuten. Sacfelberg mic §0(fclberg ift 
braunft^meigift^er Oberjägermeifter unb ^eißt no(^ 2Bie«jagcl, ®ic«berg 
3o(fefe. (5Roc^^. 5Är. 10.) «ut^ Äu^n (9t. ®. 47^. 510.) erfennt 
an, ba§ in Siggetjagget t)ieüei(^t ein älterer m^t^ifc^cr 9lamc 
ftede, unb oergfeidit baju ^edelftabt, fomie ^agctbcrg bei 3agcl, barin 
bie Unterirbifc^en mo^nen. 

SWic^el, 3ocfel unb ^anfel tjti^tn bic brci ®5^nc bc^ ©auern, 
bie mit einanber auf ben 3Bibberbiebfta^( au^ge^en. ^anfcl bringt 
i^n jurüd, ebenfo bic ®anö unb geminnt ben f)of. 5)iefc ^inter^ 
puftert^ater ©age fammt ben brci 5Wamcn ift rein ^eibnift^. (3in= 
gerfe Z. 25. 48 f.) 

68. 2)a8 ^adtl^il^ni^tn bet @i|Io{fer* 

Jaculus ift nid|t nur ber ffiurffpicß, ober eine ba^crfc^iegcnbc 
©erlange, fonbern ma« immer geworfen, emporgeft^neUt ober ge* 
fc^Ieubert mirb. 3D?on möchte bei bcm gefc^miebetcn 3arfef an jaculare, 
„ft^ufecn," benfen. S)ic 9?ömer ^ic^cn ben ruhigen ©c^micb im 
©picl SÜJaniuriu«. 3116 abgebanfter ©(^miebefnec^t bc« 9War« 
fü^rt er auc^ ben Flamen 35eturiu6, unb mürbe, mie ein anberer 
^ctjmartcl mit ©täben jur ©tabt f|inau6gctricbcn. 35er Umjug unb 
Janj jur glötc an ben üWamuraticn fiel auf ba« alte 3a^rc6^ 
cnbe oor bc« 9Kärjcn 3bu«, mobei er an ÜKamer«, ben fabinifd|== 
offifdien ^icg^gott gemannt. 5Wad| ßäfar b. g. VI, 21 oere^rten 
bic 5)cutfd|en bic ©onnc, SSulfan unb ben 3)?onb. SSulfan ift 
SBilfin ober ©ictanb; foüte Oadcl nit^t ein meitercr 5Rame be«= 
fclben fein, ober ^aben mir an ben ffi^flopen 3öfut ju benfen, ber 
in ben gcuerbcrgen 36tanb6 orbeitet? ©o ^cißt bcr Si^riefe, ©o^n 



68. 3)o8 3o(fclf(^utfn bct ©d^Ioffet. 187 

bk grofti (©norrc Sbba 358. 369), ober bc« SBui unb bcr grib. 
(SBcin^oIb^ 64.) Die 5)ietmarfen fennen einen Si^jaclef ober Si«- 
jacfet: ben Ci^jopfen. Den norbifc^en SBergnamen 3öfuf ober 
3ö(f(e ^Qben n)ir auc^ im 3Qde(berg jmifc^en JSa^rifc^jeQ unb 
^in«bac^. ffiic bie ibäift^en Daft^Ien, ft^mieben bie gäuftünge ober 
(Srbmänntein al6 ©(^mertfeger in bcr ©t^roeij unö bringen bicfe 
5hinft ben ÜWenfc^en bei. 3Son ffiietanb« ©c^wert 9Kieming ^at ber 
SWientingcr ©erg ben iWamen, morin mir »o^( eine SBoffenfc^miebc 
benfcn bürfen. (9tod|^. 91. 116.) Der ftarfe §an« mirb andf juni 
@(^miebegefe(len unb fd)(ägt ben älmbod burc^. 

©(^meüer fü^rt üon ben ©(^mieb^ unb ©c^{offerIe()rbuben 
an, bie mit Seinmanb preßten unb auffingen: „Die in Süften fliegenben 
8eutc finb lauter auögefc^noppte Tadeln, bie in ©triden fangen." 
SBir miffen me^r baoon ju erjagten. 3ä^rUc^ am ^fingftmontogc 
pffcgtcn oor 3^i^c" in 2:bfj bie ©c^tofferlefiriungen, menigften^ fünf 
an ber ^at^l, ben Sadet, ein au« Sumpen geformte« ÜKänntein im 
8eintu(^e ober einer großen SBfa^e ^erumjutragen unb oor ben Käufern 
i^r ©piet mit bem (Sefang ju eröffnen: 

S^u^t mir ben 3ac!el in aUe (&oiV^ ^'6^, 

i)a§ i^m'd SBetg* im tlug' umget)'. 

i)et 3^dtl ^ot ein gtog paar ^ugen, 

^augt und te^t 3um (S^elboufflaubcn. 

2^er 3ac!el ^at a gtoge 9{afen, 

^Qugt und too^l 3um gfuttanblafen. 

dind, atoet, btet, ^upfouf! 

Dabei fc^neQten i^n if)rer oier burc^ gleichzeitige« Slnjie^en an ben 
3ipfetn mitunter f|au«^o(^ empor. Jrafen fie mit bem fräftigen 
9?ud jufftmmen, fo ämteten fie ben ooUen ©eifaö ber 3"?^^"^^^ 
unb befamen au« ben Käufern etwa« ®e(b, mo nit^t, fo mürben 
fie au«ge(a(^t. 3n 9?ofen^eim übten bie jtupferfc^miebe ba« 
(iadelft^ufeen mit bem 9Juf : Der 3adef ift ein groger ©c^roß u. f. m. 
3n SWünc^en mürbe ein nat^gebilbete« ÜWännt^en auf meinem Znd) 
emporgefc^netlt unb mieber aufgefangen, ein eigentlicher ^(umpfad, 
boc^ fam nac^ Surg^oljcr« föegmeifer 1796 „ba« 3äde(fc^u(en bcr 
©c^tofferjiungen burc^ mo^Itptige aScrorbnungen (sie!) bereit« in 
Abgang." 9uc4 bie ©ei(ergefenen behaupteten bieg 97ec^t unb 
befamen einen ®utben bafür, bag fie einen eifernen ©cngcl, „ben 



188 69. 2Jic ^ftnsfibtaut ober bet aDBoffetDoflel. 

Slcnbl in bcr neuen »efte ft^ufeten." f)ier berührt [xdf ber 
Garfet mit bcm ffiürbiger ober 5IWannaticn{ ju aigcn unb ©ron- 
gbrgen, iücld)cr ebenfalls ^ur Sraftprobe bcnufct unb gefc^ufet mürbe. 

69. 2)te ^finsfUtaut ober ker SBaffertiogel. 

2ln @t. ^eter« ©tu^Ifeier 22. gebruor flopfen in Seftp^alen 
bie ®Quf|irten ober Sungen be« ^aufe« mit jammern an alle I^ür= 
pfoften unter bem Stufe: „^erau^, ^erau« ©onnenoogel 
(®ommert)oget! SWann^arbt, Siat^t. 133.) SigentUt^ ift bieg ber 
@(^roan. "iJalmfonntag« jie^en in Sujemburg ffinber mit taugen 
Stäben au^, bie oon SBrob mit t)ier ©peic^en, S^igen, SRofmen, 
üKanbetn unb 9lepfetn bedangen finb, obenauf fifet ein ©diwan. Um 
(S fingen führen ÜWäbdien beim ©äff erüogelfefte eine Stuij geft^mücft 
mit ©önbcrn ©tumen; bie ©unbetrebe ^eigt fetber SafferoogeJ. Die 
Su^ ift in ber Sprache ber 2lrier gleit^bebeutenb mit (5rbe. 

• Sine größere 33olf«be{uftigung ^at e« nit^t gegeben, af^ am 
^fingftmontagc ber ©afferüogel, wie er no(^ bi« 1822 in ©g- 
mating, unb bei SRenfc^engebenfen in ©ac^fenfam näc^ft 2:öl} 
fic^ im Örauc^e erhielt. Stoc^ in ber testen $)ä{fte bc« vorigen 
3a^rf)unbert$ ift er oom 3Birtf)6^au^ au^ge^ogen, moju eine ^J^enge 
93olfe« jufammcn fam. Der SJoget ^atte „ein aufgemalte« ©erf" 
über bem Äopfc; ein ©prec^er t^at fic^ in 3Serfen ^eroor. 3n SBur* 
man« quid bei (gggenfelben begefjt man ba« „urfprünglidi ^eib^ 
nifdie 3SoH«feft" nod) jä^rtit^ am 23. 3uni unb e« wirb babei in 
Snittetocrfcn mit föfttit^er 3^i^J«f^cö"n9 oer^anbett; ber oorige Sbt- 
jirl«amtmann beftrebte fic^ umfonft, eö abjufc^affen. 3" Sbetborf 
an ber SSil« unweit ?anbau ging jebe« 3a^r ber ffiafferoogelumritt 
t)on ftatten, wobei ber juteftt eingefteüte ^et^t mit ®(^i(f umbunbcn 
t)om 9?o§ ^erab in ben Sßadf gebogen warb. (Sc^meüer I, 320. 
VI, 172.) Sluc^ in ÜWainburg, JRubelj^aufen unb einer 5IWaffe 
Ortfc^aften ber ^otebau war ber ©afferooget üblit^. 

3lm ftatttic^ftcn wieber^olte fic^ ber 3luf}ug be« ÜWanne« im 
©c^wan^emb, beffen Äopf mit langem 9?iefen^a(« am beweglichen 
9teife weit hinter Stoß unb {Reiter ^inau«fc^wanfte, 1840 gu ®auer^ 
(ac^. Da« ganje Dorf war babei (ebenbig, boc^ bet^eitigten fn^ 
auc^ bei ber 3Jorfteüung weiblicher ^erfonen nur ü)iann«bi(ber; 



69. 3)ic ^finöilbtaut ober bet aßoffetöogcl. 189 

öoron Trompeter unb Raufet ju 9?o§ unb too\)l 40 bcbänbcrtc 
5Rcitcr, gä^nricö unb iWac^tttäc^cr, ^anömurft unb §an^grobian. 
Darouf folgten ßanbric^ter unb Slpot^cfer, ßlau^ncr unb i^rolcr, 
„Sßad)\i^ am SBicrfag/ ttic er im SJarminfet fpric^ro'örtlic^ blieb, 
^an«( unb @rebf uon ®tro^ auf einem ©c^teipfrabe ober ©(^meijer- 
mäget, eine ©auern^ot^jeit mit bem ^dielmagen üoü jerbroc^enen 
^aMxatij^ unb einer alten f)immelbettftatt, ba^inter bie ^erc^t- 
fr au af« §ej:e mit ber JJtac^^ft^minge auf einer ßggenfc^teife, ÜKartin 
Sut^cr mit ber in SDWinc^en (mie ©ert^eim ©c^ne^Icr II, 649) nic^t 
beja^ften SBratn)urft, unb fein Äat^ert, ber Pfarrer unb ber Jeufet, 
bann ber baqerifc^e f)icfct mit ©cöüfecn unb 3ägern, ben 5Ro6bieb 
nic^t ju Dergeffen, ga(t boc^ ber ®c^imme(biebfta^( t)on dnbien an bi^ 
in'« äbenbfanb für eine §etbent^at. 35er SBafferüogef mirb julefet öon 
brei baumftarfen ©urfc^cn auf Stongen getragen, bi« ber 3^9 ^^ 
©erüftc beim ffieit)er anfömmt, loo bie Äomöbie ju Snbe ge^t. S)er 
Sanbric^ter nimmt ben Riefet in'« S5er^ör, ber ^oc^jeitlaber banft 
im Sflamen be« Bräutpaar« ab, ber SBunberboftor progelt mit feiner 
Ouadfatberei; auf bem SWarobemogen fömmt nämüc^ ein franfe« 
SEBeib an unb ge^t at« leben«frif(^e« ÜKöbel baüon. ©nbtit^ loirb 
auc^ ber Ätau«ner über feine grbmmigfeit ejaminirt, er befte^t fc^Iec^t 
unb beft^üegt, bie fiutte au«,^u}ie^en unb tä^t fic^ jum 2anj auf^ 
fpielen. 

3lm ^fingftmontage 1884 fpiefte in ®eimer«t)eim nac^ brei^ig 
Sauren jum erftenmat roieber ber SOBafferüogel. 3" ©ont^eim 
wirb berfelbe burc^ ba« 8oo« beftimmt, unb in fog. SWaibaum, 
mcift ®irfen(aub gefjüüt oon ber ©rüde in bie 3ufan^i" geioorfcn. 
(^onjcr II, 89.) 3" Slug^burg »urbe ein ^abe ganj mit ©c^itf 
umflochten ate ffiafferooget umgefü^rt; mobei bie jmei Begleiter 

fangen: 

Sluf gtibcxg ouf baS l^ol^e ©d^Iofe 
2)a teita tott $uba bad befle lRo§. 
^audftetta ^tucfa ifl brocba, 
^it lautet ^augftetttfc^e d^offa. 
(Sot a golbne Bd^nux irCi $aud, 
(Surfet ©ett unb gto l^etou«. 

3n)ifc^en 3(m unb ämper mirb ber ffiafferoogel gebobet unb 
baju ber Dorfbat^ geftaut; alle Käufer fte^en leer, nur bie grau 



190 70. ^ie S)ubcl unb i^te oltertpmlidien S5otbitbet. 

bleibt ba^cim, um einen fonggeftiefcften SReiter etwa« in bie Sdixdfit 
ober nebenbeigetragene ©utte gu fegen. jDie SBauernfaoatierc bilben 
übrigen« ein ©eft^maber t)on ^unberten. ©n paar fefttit^ gefc^mürfte 
aSBirt^^birnen reiben bem mit einer »iinbenlaroe unb gtofeenbcn 
äugen au« bem ffiatbe geführten SBafferöoget bie gebern au«, unb 
tauchen i^n unb fic^ mit i^m me^rma(« unter. 3n meigem ^embe 
fteigt ber ffiafferöogel ju 9?o6, unb ft^tie^t fic^ im ^ferberenncn an 
mit ffietten, wobei bie einbb^5fer mit i^rcn Spieren \\ä) gerne ^cr^ 
üort^un. 5)ie Stanjiuftigen jie^en mit beiben Sabejungfem jum 
©irt^e. (®c^lid)t 196.) ÜDiefe« „oorDöterijc^e ^eibent^um/ bie 
©ommerfcier fam feit 1850 ab, weil bie Pfarrer fic^ nic^t bafür tin- 
legten. 3n (Sttting, jmei ©tunben unter Sanbau ftedten ©t^ulbubcn 
jäl)rtic^ ben ¥f ingftt üor; ein 3unge warb fo in fficibenjmeige gcroirfctt, 
bag er nur oben noc^ ^inau«fa^. 3^n begleitete bie ^ fing ftl braut 
in erftaunlit^em ^ufe t)on ©anbft^lcifen unb gelbblumen, fo ba§ t^r 
Slufjug jum Sprichwort würbe, jum ©afferbümpfel u. \. w. Sbcnfo 
fennt ba« benachbarte 5Wieberpöring ben ©raut^ mit bem ©affer= 
t)ogel. Senigften« wirb noc^ immer ein Surfc^e in ©tro^ gewidclt, 
unb in weisen Safen unter allerlei ©c^erj ju ^fingften in'« ©affer 
getragen ober getrieben, ober gar ju 9?o6 in ben ging abgefegt. 3ft 
boc^ anä) im ^roce^^anjet auf bem 3Rünc^cner ©ärtnert^eater bc« 
©affert)ogel« gebac^t. 

3n SE^rol finbet in unb um ©urgei« am 1. ÜHai ba« 
üJiablenbaben ftatt. (Sin 9Wabele, welchem man am SBege begegnet, 
wirb gefangen, jum ©ac^e gejagt ober an ben ©runnen gejogen, um 
begoffen ober gar in'« ffiaffer gefteüt ju werben, (ffiolf, 3. II, 360.) 
ÜDa«felbe gefc^ie^t in SSintfc^gau. Die Sübclc SHaja fc^lt and) 
beim ^erc^tentaufen nic^t; fie (b. t). ßiner) fpringt in ben ©runneu 
unb begießt iugleic^ bie ^vi\6)a\xtT, (^inQtxk Z. ®. 9^. 747. 986.) 

70. 3)te ^ubel nnh ifftt altert|itmlii|en IBorbtllier. 

©urc^arb oon SBorm« (t 1027) melbet, ba§ bie Dorfmäbt^cn 
in Reffen unb am SR^eine bie Sleinfte au« if)rer 3)iitte enttleibeten, 
mit 8aub umfüllten unb jur ©teüe brachten, wo Hilfen wuc^fen, 
if)r biefe an bie rechte Sugje^e banben unb fie mit 8aubjweigen in 
ben Rauben jum näc^ften ©ac^e führten, mit i^ren 23üfc^ctn SBaffer 



70. Die fJubcl unb il^tc altettl^ümlid^en SDotBitber. 191 

Über fic fprengtcn, fc^fic^fit^ aber im Äreb^gange ^eimjogen, worauf 
aWbalb Stegen fic^ crgo§. 

^etrorfo befauft^te bie fblnift^en JJrauen beim JR^einbabe am 
3o§annidabenbe , n)o fte ftc^ mit ^räutercanfen umgürteten unb 
®prfi(^e ^erfagten. Sin SWaftoc^Je, mit ©änbem unb ©fumen ge- 
{c^müdt, mürbe babei burc^ bie ©tragen geführt, mie jum Opferaltare: 
bieg mar bcr ^fingftfümmel. ©c^on Sluguftinu« fpn^t t)on 
folt^er ^eibenfitte; mir Iiaben eben einen ffieltbraut^ üor un«. 
I^eofrit Ob^f. 15. 132 fc^ilbert, mie am §of be« ^tolemäu« ^^ila-- 
belp^u« ju Sifejanbria 3lboni« an'^ ajieer getragen marb unb bie 
^riefterinen ber ß^pri« mit entfeffcitem ^aor, baö (Semanb bi« jum 
Änöt^et faOen (affenb, ben geiergefang um ein gtüdlic^eö 3a^r an- 
ftimmten, 2lboni« SRücffe^r crfle^enb. 3)a« ©ilb ber Sljbetc marb 
om 27. SWär} im gluge 2lImo bei $Rom gebabet, unb am 1. Slpril 
ba« ber aSenu«, mie nad| Jacitu« ba« ber beutfc^en Slert^u^. 5)ie 
2lnna ^erenna, marb al« SBitb be« abgelebten 3a^re« in'« SEBaffer 
geworfen. (5Ro§mann, ®aftfa^rten 80.) 

3n ber SWar! jie^en jmei SOiäbc^en mit einem b(umcnbefränjten 
Äinbe, ber ^fingft braut, oon $au« ju ^au« unb merbcn für i^r 
Singen mit Siem befdienft. jDort gilt ouc^ ber ^^Jfingft^ammet. 
(SJoeftc 26, ftu^n ü». ®. 319.) 

®rimm )ie^t bie ferbifc^e 3)obo(a an, meiere in 3^'^^" 
großer Dürre in ©lumen unb ^öuter ge^üt unter ©ingen unb 
Janjen öon ^au« ju §au« geführt unb burdi bie Onmo^nerin mit 
SBaffer begoffen mhrb. S)a« 5Regentieb begleitet bei iebem 3Jerfe ber 
9luf: Ol bobo, oiDobote. ©c^mcßer (®. 516) gebenft ber 35ubel 
oon ^at^ing; bieje unfere üDobota ift aber im ganjen Oberlanbe, 
am 3nn unb 3far, mie am 8e(^ befannt. Der Dubeffad mag bamit 
jufammen^ängen, boc^ ift er bei ben ^od)f(^otten fe(bft in ber Slrmee 
hergebracht, unb bubeln gef|t überhaupt für muficiren ^in. 3^'f^^" 
bem Äeffel' unb Älaufentopf liegt bie Dubetalm. 3n ber ©c^mei] 
fmgen bie Äinber: Der ©inb d|unt t)oren $Rege, ber Doboü t^unt 
(^oä^if. 5». 206), unb Obobele ^ei§t in ©c^mäbifc^ ^aü ber ^aü^ 
geip. (üWeier 96.) SWan fagt auc^ fc^erjmeife: oerf offene, nSrrifc^e 
fc^mäbifc^e Dubel. 

Die {Rumänen führen bei SKcgenmangel bie oermummtc 



192 70. 2)te Dübel unb i^te altett^ümltc^en Sotbtiber. 

$apa(uga ^mtm unb giegen i^r SBaffer über ben ftopf unter bem 

©cfonge : 

$Qpaluga fleig in ben ^tmmel, 
Oeffne feine J^üten, 
6enb*e t)on Oben Stegen, 
£a§ gut toad^fe bet Sloggen. 

!Dic ©utgaren nennen f« ©iutbiul ober ^cperuga. 3n acgpptcn 
wirb om geft be« Durc^ftic^^ in ber jmelten äuguftttot^e, »enn bic 
iWilflut^ bic ^atbe f)b^e erreicht, ein Srbteget unter bem iWantcn 
Slrufe al« ©innbitb be« ^Wittanbc« bem ©trome Ofiri« öermfi^ft, 
mit üWai^ unb ^irjc jur guten SSorbebeutung ber no^en gruc^tborfcit 
überftreut, unb enbtic^ »eggefpütt. ©i« jur arabift^en Eroberung 
pflegten bie Sleg^pter eine Jungfrau im reichen ©c^mucfe lebenbig 
bem 5WiI ouöjufefeen, unb om SEage be« ©urt^brut^e«, 10. augufi, 
oon ber JJtut^ öerfc^tingen ju laffen. On gucotan »urben bei 
groger 5)ürre SDiäbt^en in bie ßifteme fotange getout^t, bi« fte 
ertranfen. («oftion 21. ß. II 371.) 

©ie Danae, bie ©c^manjungfrau, at« 9iepräfentantin ber 
(Srbe im ehernen ©emac^e ptbfetit^ oom iDonneroater ^tu^ mit got- 
benem SRegen befruchtet warb — auf fiteta ^ei§t ein mo^It^ätiger 
SRegen noc^ ®otbregen! — fo ftcllen bie Sleugriec^en i^re ^irpcruna, 
oom Raupte bi« ju ben (Jüßen blog in bic ©lütten be« grü^Iing« 
gefüllt bar, unb laffcn fic in ber 3^^* ^^ ^bc^ften Sirodnife bie 
atcgenflut^ empfangen. Sbenfo erfährt 5Wert^uö ba« ©ab; bic ©rbe 
oerjittngt fic^ unb fteigt barum g(eic^fam in ben Jungbrunnen, ^oto 
^cigt übrigen« eine 5Wereibe, wa« an 35obota erinnert. 

33a« oon ber @Iut be« ©ommcr« au«geborrte 8anb (ec^jt nat^ 
bem ^immtifd^en iWag, unb ber üWenfc^ begehrt burc^ ritueße ©ege^ung 
ben ehernen ^immet }u ermeic^en, bamit bie ^imme(«tbc^ter au« 
Doüen trügen ba« befruc^tenbc SIement ergießen. 35ie 50 Danaibcn 
bejic^en fu^ offenbar auf bie 3a^rc«n)0(^en; auc^ bic beutfc^e §otba 
^at in ber §arjfage einen Simer. 3)er ©(^man, ber ben ©onnen^ 
fa^n bur(^ ben ^immtift^cn Ocean fteuert, ift 3^i^9wboI, unb at« 
ber aWcmnon^oogcl 9?epräfentant ber abfterbcnben 5Watur.^) Qx rubert 

1) $Qnjer i, 284 f. II, 281. 445. % Gaffel, Der 6d)loan not. 16. iRann* 
Jotbt So. 328. 360 f. 



71. Sflutumritt am 64auetfteitag unb ttrenabef^au am .S^nabgang. 193 

am (Sribanu^, menn ^^aeton mit ben ©onnenroffen aud bett SSoIten 
fäUt. (S^cnu^ raubt unb oerje^rt fe(bft bie ©onneurmber älpoUo^; 
unb ivirb bafür Don ^eratled erfc^Iagen, ober t)erbrennt nac^ anberer 
SJorftcIIung fic^ fctbcr, gtcic^ bcm ©onncn^cfben. — Die ^uppe be« 
ffiaffcroogcte gehört ft^Iicgücö ber ^fingftbrout unb mirb i^r auf 
ben girft be« ©tabete gefegt bi« näc^fte ^fingften. — SBenn ber JRegen 
ju (ange ausbleibt, überfc^üttet ber ruffift^e Sauer ben ^open mit 
ffiaffer bi« auf bie ^aut. 

71. il^ltttttmtttt am Si^auerfrettas unk @ten)iefi|att am 
@i|nabsang. 

Da« Ätofter ßoröe^ bewahrte eine ^^mne an bie Oftergbttin 
in altfäc^fifc^er ©prac^e (SSinde 87), bie ate feierliche« ®ebct ber 
beutfc^en SSorjeit, ber SSergeffen^eit entriffen ju werben, üerbient: 
„Oftar, Oftar, Srbenmuttcr, taffe bicfen tiefer wac^fen, 
grünen, blühen, gtüc^te tragen, gib ben JJrieben, bag bie 
Srbe fei gefriebet unb geborgen, wie bie ^eiligen im 
^immet/ JJre^a ift noc^ öerc^rt in Karfreitag, ©äefreitag, Schauer* 
freitag, 25ie^freitag; andf lägt ber ®auer am iJteitag bie ©tute ju 
unb rechnet auf ein gefunbc« gölten. 

Der ©penber ber fünftigen kernte ift jugteic^ ©achter ber 
©renjen. Sm 1. 3Wai fanb bie ©renjbefic^tigung ftatt, bie fpäter 
burt^ firc^tit^e^rojeffionen erfefet warb; mit JRec^t glaubt man 
in J^rol, bag bie Umgänge älter feien al« ba« ß^riftent^um. (3in= 
gerle X. ©. S»r. 720.) 3m Onnoiertet reiten bie ©urfc^e fc^on 
in ber Sflat^t t)on ßarfamftag auf Ofterfonntag mit ÜJiufi! unb ©e* 
fang um bie glur ben ^aberfelbritt. (^anjer II, 509.) 3n 
©it^ftätt ttirb ber gelbumritt ber ®ürger unb Säuern mit ber 
@eiftli(^feit ju ^ferbe noc^ eine „ßercmonie ber alten $)eiben" 
genannt unb be^^alb 1784 abgefc^afft. (5Ro(^^. iW. 21.) 3n (Sr^arting 
bei SKü^lborf mug ber Pfarrer auf« JRog, überlägt aber bie @^re 
bem Kaplan über, wenn er felber nic^t reiten fann. Einmal ift ba« 
JRog audi fc^on mit bcm geiftlidien $)erm au«geriffen. ffienn er bie 
üRonftranj trägt, ^ält ret^t« unb linf« ein Surft^c bie ^Htl 
3n ©eigenburg a/©. ift ber glurumritt ju ben (Srenjfteinen neu 
eingefüf)rt. 

*^tpp0 Seutf4)C IHcligion. 13 



194 71. gftutumritt am G^auetfrettag unb (Sren^befd^au am Sd^nabaang. 

fficnn bo« ftorn auf bcn gturen fcimt , wonbcft bcr ^icftcr 
mit bem ®aframente am gefte be^ t^o^nleit^nom ^inau^, ben «Segen 
in ert^cifen nat^ aßen SBeftgcgenben. aber am ©(^auerfrcitoge, 
ber g(eic^ nac^ @^riftt ^immetfa^rt fällt, ^le^t bie ^(bprojeffion 
au«, ©ie am änttaß »erben bie üier ÖDangcUcn auf gfurattären 
gelefen, unb je nat^bem bie ©emeinbeflur groß ift, bauert ber Umjug 
Dom SKorgenamte an 6i« 12 U^r. 9(bn)e(^fe(nb füllen ftc^ bie Süden 
ber JRofenfranj^ unb Sitaneibeter an ben gitiatorten burc^ 5Wa(§f(^ub 
au« allen Käufern, (©(^lic^t 165.) ü)ian bcfc^aut babei bie gelb- 
fruc^t, wobei oft unfer §errgott unb bie not^ unterleg« juge^ 
fe^rten ®cter, na^ ^eimfommen. ffienigften« ber Sirc^enpflcger trögt 
babei bie ©(^auerferje. @« ift ber ftärfftc Umgang im ganjen 3a^rc, 
3)a« geft ^at fi(^ nac^ ben Äreujjügen me^r (^riftianiftrt. 3n SBcin^ 
garten gc^t am ©lutfreitage oor ß^rifti Himmelfahrt ber JRegem 
bittgang mit bem ^1. ®lut t)or fid), mobei fc^on bi« }u 600 ber 
fc^bnften ^ferbe jufammentamen unb bie mo^l^abenben dauern nic^t 
blo« oon Württemberg, fonbcrn auc^ au« bem ba^erifc^cn Sllgäu, bem 
babifc^en ©eefreifc unb bem ©dimarinjalbe, ttic au« bem öfterrcic^if(^en 
SJorarlberge, bem Bütftent^um ßiec^tenftein unb ben fat^olifc^en 5Worb= 
fantonen ber ®d)n)eij ^ufammenftrbmcn. Der Umritt ju ^ferbc bauert 
4 bi« 5 ©tunbcn. „Der ^riefter mit bem §eiligt^ume mag auc^ 
ba« tollfte unb follerigfte 9?o6 reiten, e« benimmt fic^ lammfromm, 
mirb aber oon jmei Jünglingen geführt. Die ftattlic^ften J^icre 
fommen ba jufammcn, bepalb gcftattete Äbnig ©il^elm bcn geftjug 
micber. ü)?ägbe bingen [xi) jum So^ne au«, i^n mitmachen ju bürfen." 

Der glurumjug in ber ©ittujoc^e t)or ß^rifti Himmelfahrt ift 
in ber fat^olifc^en Sirene ^ergcbrad^t. 2ln ber ©c^mutter n?irb bei 
ber am Safttage felbcr ftattfinbenbcn Ocfc^projeffion fc^on oor ber 
günfu^rglode geläutet, unb au« jebem Haufe eilt menigften« eine 
"^Jerfon jur Äirt^e. üKit bem ^cujpartifel folgt ber ^riefter bem 
rot^be^angenen Stcuje nac^ ber ©albcinfamfeit, mo ba« erfte Söan* 
gelium gefungen »irb; bei einem eingepfarrtcn Hofe auf ber ^'6f^e 
ift ba« Icftte eoangclium. 5IWan raftet unb [ammdt fn^ am gufee 
bc« ®urgfelfen« jum ^üm\nQt. 2luf Slntlag fc^idt man I^^mian 
unb JRautcnfränjc^en im torbe jur Sirene, trägt fie beim Umgange mit, 
unb tjängt fie bann bal)cim an ben gcnfterftod miber ©c^auerfc^lag 



71. gflutumrttt am 6(j^auexftettag unb (Bren^befci^au am Sd^nabgang. 195 

ote ffiettcrfränjc^cn. 2)ic Oftcrfcrje ober fficttcrfcrjc jünbct man bei 
iebem Gemittet an, auc^ mirb fie mit einem :SB(umenfranje ummunben 
üom ^ir(f)en))fleger mitgetragen. 

3Jtit ber üblichen ^ege^ung mirb ;;ug(ei(^ ein ^eiüger ^ei^ 
um bic gelber bef (^rieben, ba§ fein Unmetter {c^abe; barum ge^t ber 
(Seifttit^e mit um ba« Äirc^fpiel unb erfleht ©egen für bie gtur. 
3n Uetjen im Süneburgifc^en ge^t ber Umjug ade fet^d bid fteben 
Oa^re öor fic^ unb bouert jmei Jage; auf iebem ©t^nabe^aufen 
bläft ein Trompeter ba« ©ignal. Die ©tabt O^nabrürf begebt 
ben ©(^nabgang iä^rtic^ im ©eptember unter SDiufif* unb gähnen* 
begleitung; bie ©c^nabgönger begeben bie ®renje mit ben SJorftänben 
mie @ef(^morene, um über bie Unoerle^üc^feit ju wachen, ©c^nab 
bebeutet SSer^jeilc, üicüeic^t auc^ ©renjtinieJ) ÜDen ©c^fug bilbet 
ein geft ber Äinber, bie fi(^ ba^ merfen foüen. Um ^ametn fe^t 
e« fogar Ohrfeigen ab, wie bei ber 5«»tu«g- 

Die römifc^en ^roatbrüber begingen bie ^(mbaroaUen am 
11. 3D?ai unb brachten jur ©ü^ne ber gelber (arva) bie ©uoöetau- 
rilien bar, bie in einem ©c^mein, ©c^afbod unb ©tier beftanben. 
©0 fingt S^ibuH IL eleg. 2. Fruges lustramus et agros Ritus, 
ut a prisco traditus eitat aevo. 33crgit fc^ilbert (Qeorgion) ben 
Umgang: „Dreimal bie fproffenben ©aaten umwanbte jum §ei(e be^ 
Opfer«, S33ef(^e« ber fämmtUc^c 6^or unb bie jubefnben greunbe 
begleiten, Unb taut rufenb in'« §au« einlaben bie ßere«." — Die 
©auern unb ^irten famen im geftgeroanbe , einen Sranj auf bem 
Äopfe, trugen ba« SBilb be« ©aatengotte« ©atum um bie gluren, 
unb führten bie jum Opfer beftimmten Spiere mit, fangen au(^ 
Sieber mit 2J?uftf in Begleitung. Sn rätifc^er, rbmifc^er unb beutft^er 
3eit ^at man ba« gleiche geft gefeiert. (S« ift ber ©c^nabgang, 
wobei andf 3obler üorfamen, mie e« ^eigt: strepentes et horridos 
jubilos Pastorales. (3ung 160.) iWat^ c^rifttic^em Brauche trug 
man 3J2abonnen unb ^eiligenbilber mit. 3m Indiculus paganorum 28 
ift bie 9tebe de simulacro, quod per campos portant 

1) 2^et P&mt^er nennt bie 93tetaetlet Sc^naffenliebeln, bon Sd^naffe 
= 9Iet^e, unfete Sd^nabet^flpfeln. äBataet 189. SSemal. ^^t^. u. @. in 
Ofh. 856. $fannenf4. 40. 3u<n Sd^nabgang bgl. bautet (Sinl. in bie (S(ef4. 
bei ^aT!*Setfaf{ung 224. 

18* 



196 72. SBobandfapeSen mit bem bet^ungetten Sd^tmmet. 

3)cr 8cbctt«bcfc^reibcr bc« ^(. ÜWartinu« öcrbSt^tigt c. 9 bic 
®emo^n^fit ber Sauern in ®a(Hen: 9t(ber ber !{)ämonen 
(sie!) hinter n^eigem 93or^ange burc^ bie $e(ber }u tragen. 
!Cer Unterfc^ieb jroifc^en bamatd unb ^eute beftanb bo(^ nur im 
ÜBec^fel ber @eftatten. ®c^on ba^ (Sonett oon Siftinä in Sonifatiu^ 
!£^agen gebeult leg. I, 19 im Indiculus superstitdonum et pagani- 
arum Sflt, 28. 29 beffen mißfällig, bag man bie ®5tter6i(ber um bie 
(Fluren trug, auc^ ^ö(jerne ^änbe unb ^§e am ^eujmege auffing, 
um bie ÖJbtter jur Leitung ber ®ebrefte aufjuforbem. ©ine ba^erift^e 
aSerorbnung Dom 29. SDiärj 1803 »erbietet ben ^rieftem, bie gelber 
mit bem Sdler^eiligften ju umreiten unb folc^e ju fegnen. Slber ber 
Sauer begehrt, bag ber äntta^umgang »o möglich um feine gelber 
fic^ bemege. "Sladf ®rimm^ 9{ec^t^altertpmem 86 umfc^ritt ober 
umritt man ®runb unb ©oben bei ber ©ete^nung. Die jä^rlit^en 
Umjüge bejeic^nen bic Urwei^e be« ©rbenrunbe« burc^ ben ©onnen^ 
tauf. Slm 28. SWai jebe« 3a^re« feiern bie 5Won«berger i^re «mbar-- 
oatien. Sei biefen beteten bie Reiben, bag alle« ffiac^^t^um auf 
Säumen unb gelbem, wie im ©taue, oon 3)Je^tt^au, $)agel unb 9täube 
oerfc^ont bleiben möge; bie S^riften beten lauter Saterunfer, obmo!)l 
bie fieben Sitten Slnbere« befagen. 

72. 99Bokan8fa|ieOen mit kern tier^uniierten ®i|tmmel. 

©(^immelfapellen gibt e« fo meit, al« ber Sajuoarenftamm 
reitet. !Die ^ic^lmanger bei üHonfee im ©aljfammergut werben 
barum genecft, weil fie oor ^dttn ben ©c^immel in bie Äirt^e 
gefperrt, mo er oer^ungern mußte. 3)iefe SKrc^e ftc^t öbe ba, meit 
außerhalb be« 5)orfc«, unb fc^on bie einfame Sage beutet auf ^eib^ 
nift^en 5)ienft. 3(^ erfrug bieg oon meinem öfterreit^ift^en greunbe 
Dr. SDiuc^. Sin ben ©t^immelfapeücn mürbe außen gerne ba« 9?o6 
be6 1)1. ®eorg angemalt, bad burc^ näc^tlic^e^ ©ewie^er ben beoor^ 
ftc^enben ^ieg Derfiinbet. 

!Dic ^od^gelcgene ®t. ©corgfapelle bei Sat^enborf ift eine 
(Sd)immelfapellc; ba« bem ©oban ^eilige 2l)ier meibete um ba« Serg^^ 
^eiligt^um. 2lu(^ ber ffiolf mar fein Scgleitcr. 3n Äaffian^fapelle 
bei 8enj ^atte ein SDJann bic (Sai^ an bie offene J^re gebunben; 
ba ging ein Solf auf fie lo^, bie ®aid fprang über i^n meg, unb 



72. 9BobandfQ))eIIen mit bem toetl^ungetten Sd^immel. 197 

ba bic 2:^ärc burc^ ben ©trid jufc^tug, mar bcr ©off gcfongen. 
(^crjog II, 231); cbenfo in (Sit^cl om SWain. 3tt bcr ©(^nappcn^ 
fapcite \)0(if am ©ergc oberhalb ÜWarquortftcin ift bcr^irfc^ cingc* 
gangen unb am Siltarc tobt umgefallen. Sr mar bem ^tt)x gemeint; 
aü' biefe liiere aber ge^en fpöter in ©efeüfc^aft be« einen ober 
anberen f)eiligen; fo fü^rt ®t. ©impert ben ffiotf. 2luf ^o^en 
©ergen, mic ^ier unb am Oflnger bei 3Weran, ober in abgelegenen 
ÜWbfem festen bie ©aiuoaren ungeftraft ben alten Dienft fort. 

eine ©tunbe norbmeftlic^ oon ©c^roben^aufen liegt im 
8angenmoo^ ein ^rci^lein, mo ein ©c^immef oerenbet ^at. iKbrblic^ 
in menig meiterer ßntfemung gemalirt man im ^olje 3i^9«^pw^wt 
unb ber^unft ^eißt am ÜWalberg, mcil ^ier ® er i(^t gehalten marb. 
Da fagen einft jmei ©(^mcftern, meldte ben ©(^roben^aufern ba^ 
ÜWooö ft^enften — bie iWornen. (Sine ©(^immeltapelle ift am ffiege 
öon So^^of nac^ $Rei(^ert«^aufen, im Amte ^faffen^ofen; man 
fu^r auf ber alten ^oftftragc oon ÜRünc^en nat^ Ongolftabt auf 
100 ©(^ritt meit an t^r oorüber, unb ift fie ju Unterbrud auf ber 
^oft JU erfragen, ^n ^elfam foll ba« ijüllen be« Slberlbauern in 
bic Äird|c gefommen unb oer^ungert jcin. 9l(^t Sage bamac^, ba 
nur einmal in ber SSJot^c ®otte«bienft mar, brachte man bie I^ürc 
ni(^t auf, bcr ©(^immel lag tobt ba^inter. äte ob bie ffirjä^lung 
neu märe? !Die ^olebaucr ©(^immel flammen oon ben alten ©ötter- 
roffen ab, ba man biefen }u (S^ren nur meige ^ferbe jfic^tete; bort 
gibt e« roegen ber langen gortbauer be« ^eibenbienfte« and) bie 
meipen ©c^immelfirt^cn. (9Wein ©agenfc^. s. v.) Die 8anb{c^aft 
f)alertau ^eigt 9}ogau. Der 9{ame ^algermoo« gegenüber oon 
litmoning auf bfterrcic^ifc^er ©eite meift auf eine fern oon allen 
ffio^nftätten abgelegene Äirt^e ^in; eigentlich finb e« jmei Äirc^en 
über einanber in einfamer (Segenb. Die ßcute legen auf ben iWamen 
heilig ®emic^t, unb motten, ba§ ba bie erften S^riften unterirblft^ 
i^ren ©otte^bienft gehalten Ratten. Und gemaljnt e« an ba« ©oban 
SBortellirc^lein im 9Jhimauer ÜWoo«. 

Dem Silgratter I^ale gegenüber ergebt fi(^ auf grüner $)o(^ 
platte, über bie man in ba« früher flaoifc^e ©ailt^al nat^ Äämt^en 
^inabfteigt, bie 8eon^arb«Iir(^e oon jtartitfc^. Dieg ^eiligt^um 
foll ber lefete @raf Seon^arb oon ®örj erbaut, unb hierbei jum 



198 73. ^ic Untet^bctflcr ^ectgcfeUcn unb i^te Älteren. 

©teincjiclien fein Stcic^rog ücrmanbt ^aben. 5)c§^atb ^cigc pe bic 
©(^immclftrt^c. On bicfcm f)08e »cibctcn mo^I bic ^eiligen ©onncn^ 
roffe bc« ®otte« grc^r ober grö. 

«uf beut «ot^^olte, einft ©t^tot^tfelb ffiittefinb«, unfern 
O^nabrüd murbc bic erfte Äapcüe crrid|tet unb ftc^t feit taufcnb 
3af|ren no(^, ift aber ou^er ®ebrau(^ au« bem ®runbe, weit nat^ 
ber ©agc ein ^ferb barin öcr^ungcrte, ba« burc^ bic offene SE^fire 
^ineinfant unb fie t)on 3nncn iuft^tug. ©t^roerin, ba« flaoift^e 
Stuttgart, fü^rt ben Flamen öon ben ©c^immetn am Siempcl ber 
Obotriten. §etmofb ft^reibt benfelben beutfc^en JReUgion^bienft bem 
ffioban, J^or, unb ber ^igg ju; fomit galten bic fog. J^iergarten 
mit ben aWedlenburger 5Roffen einft bem ©oban. (®rimm ÜW. 629.) 
!Dafetbft am ©c^etfioerber umreitet in ber 5Weuia^r«na(^t ein ^Reiter 
auf bem ©c^immet breimat bic Äirc^c, an bereu ©teile 1211 
eine 5WiKa«^ta<)eöe ju ftc^en tarn. (Sartfc^ S»r. 19.) @« ift ein 
förmlicher 8eon^arb«ritt, unb ber SReiter wo^l ber »ilbc 3äger, ber 
in SWcdlenburg ffiobe ^eigt. 

73. !Sie ttnierSlerser ^eetsefeSrit unt^ i|re Ain^eit. 

Die §aberfelbtreiber fteüen ba« roilbc ^cer au« bem Unter«= 
berge, unb ein jcitlit^e« ffieltgeric^t t)or, ba« an SBoban« ©teüc ftarl 
ber ©roge am SWit^clting ober allgemeinen ®eric^t«tagc nat^ ber 
§aberemte üome^men foll. ©o ^ält no(^ jübifc^cm ®lauben Sc^oDa 
in ber §erbftnac^tgleic^e ober ju Slnfang i^re« 5Wcuia^r« mit bem 
SDtonat 2:f)i«ri Slbrcc^nung im ^immel unb auf Srben, baljcr ba« 
biblifc^c ®lei(^ni§ t)on ber @rnte unb ben ©c^nittem. SBoban an 
ber ©pifee be« wilben §eere« ift juglcit^ ©inbgott unb ©turm^ 
gebieter, unb nic^t umfonft fpielt bic ffiinbmä^lc im $)aberfelbe eine 
9?olle; benn wie bic ©preu t)om ©eijen gefonbert wirb, foü au(^ 
ba« ®etriebene t)om ^eme ber Seute au^gefc^ieben unb auf ben ÜRift 
geworfen merben. 

Der ^aberfclbbejir! ift in jroblf ®aue get^eilt; boc^ »tte« 
mirb möglic^ft geheim gehalten unb, mer nic^t jum SBunbe gehört, 
lernt bic ^aberfelbmeiftcr nid^t fennen. Die 3^^f 3^ölf eiinnert 
aber an bic 2lfen; beim Slufruf antwortet immer Siner mc^r al« 
anmefenb finb, mit „§ier!'' bie« ift ber ®ottfeibeiun«! 3n alter 3cit 



74. 2)Qd äBunf^pfetb unb feine 9letteY. 199 

^ic§ e«, beim (Sotte^gcrit^te fei ©oban unfi^tbar gegcnmärtig. 
aWit ber »eftp^ätifdien SSc^me auf ber rotten Srbe ^ot ba« ober* 
ba^crift^e ^aberfelb nur ©iue^ gemein, ba§ Äart ber ©ro^c ate 
Stifter pgurirt, unb ^opft ©iftuö V. bieg »ottegerit^t beftfitigt 
^obcn foü, ber befannttit^ in feiner 3ugenb ©(^meinc gehütet. 3ft 
bad ®eri(^t ju Cnbc, fo erKSren bie vermummten ©efeßen, miebcr 
in ben Unter^berg ^eimjufc^ren. ©onft erft^eincn fte anö) gerne im 
^n)uge t)on dägem. 

3ro5If ©eiftergänge ge^en üom Unter«berg ^inauö in'^ beutfc^e 
gonb, fo nad^ ®t. ®artetmä am ßbnig^fcc. S« ift eine attc 
ffioban^IaiJcüe, fein ©einame Sartotb, ©artet, warb in ©artofomä 
Dcrfe^rt. ®ie fommen ebenfo ^u aWaria Sd in SSorft^ein. §ier 
wie in ®t. 3^"*^ ^^^ ^^ "U" abgebrochenen $cter«!ir(^e bei 
^tiiftnfjati, ju ©roggmain unb im ©tift §ögetroört^, bann in 
ber ^ropftei }u ©ert^te^gaben unb im S)ome ju ©aljburg 
^ört man 5Wod|t^ Orgetfpiet, bie JJenftcr ftnb erbeut unb ft^marje 
Sßännlein pf(egen ber ^nbac^t. 9uc^ in i$^(bfird| oor ben Sporen 
oon ©aljburg bitten bie Unter^berger i^re näc^ttit^e geier. f)inter 
bcm attare ?u ©t. ©aloator bei ^rien ift eine Oeffnung im ©oben, 
roo bie Unteröberger ^erau^fommen. 9lu(^ bie ^faffenau ober ^txxtn- 
(S^iemfee ^at eine ©afüatorfirc^e. ÜDie Unter^berger fommen nic^t 
minber in bie alte Äapette bei ffie^am, unb in ber ffat^arinenfirt^e 
om ©otte^ader ju Iraunftein ju Sage, ©etbft in iWieberalm 
bei ^allein ^at man bie 3»änn{ein gefe^en, im romanifc^en Äirc^Iein 
\ix Crud bei {Reic^er^borf beögteic^en. Die ^eitinger bejie^en bie 
©age auf i^re SaOfa^rt^fapede 3Raria am (Sd; au^gemac^t ift aber 
anbec^« bie entferntere öon ben jn^blf ober oierje^n (Seifter- 
firt^en, wo ba^ Heine ^eer ber Unterirbifc^en jur nächtlichen geier 
^ert)orfommt. 

74. 2)a8 8Bttnfi||iferk unb feine Wetter. 

3)er ©c^immel be^ Sllbertud SRagnu^ unb 9Ragud, ein 
3auberro§ oon fünfje^n gu§ Sänge, ba^ einmal in einem ©prunge 
über bie ©tabtmauem, baö anbcremal über bie üDonau fefete, ffai fc^on 
ffi. aWenjel (Obin 170) an ba« ffiunfc^pferb ©feipntr erinnert, 
©oban ©artet ift eben jum Sltbertet ^erabgeftiegen. 3m großen 



200 74. 2)ad SBunfc^pfetb unb feine 9lettet. 

§crrengartcn ju ©t. ®alfcn foiib fx(^ I^cop^raftu« ein, ba tom 
ber ©teuc^ctcr unb münfditc: ffiär i(^ in ©abcn beim ©cfanbtcntage, 
ba lönnt' ii) mit meiner Querpfeife ma« oerbienen/ 3)od fann 
Qcfc^e^en, fprac^ ber Doltor, pfe auf, bu finbeft ben ©trimmet bei 
ber ©(^ieglaube, aber rebe fein ©ort.'' 3)amit faufte ber Pfeifer 
bie 20 ©tunbcn burt^ bie 8uft, ba^ i^m §5ren unb ©e^en verging, 
äte er an ber ©d|IopaIbe abgefegt mar, oerft^manb ba« ^anbttTo%. 
(§erjog I, 135.) SBic Sppete t)on ©ailingen öon ber Curg 
iju 5Wümberg, fprengt ©fanbcrbeg au« bem I^urmfenfter ber bc* 
lagerten geftung Äijubat ©fanbcrbegut mit bem ^engft auf eine 
gcl«pfatte in bie Jiefe, wett^e noc^ ben (ginbrud ber t)ier ^uf^ 
eifen jeigt. 2)er §engft ©femming (©(^immel), ben au(^ ©ie* 
(anb unb fein ©o^n föittic^ reiten, mac^t einen gemaltigen ©prung 
öon gel« ju 5efö über einen %lü^, fo ba§ bie §ufeifen ft(^ ein- 
brüden. (»Jogmann II, 237. 378. 388.) J^^er mürbe ber $elb 
auf luftigem JRoffe jur ^immlifc^en ©c^ilbburg Don ber ©allere 
entführt, bie i^n auc^ in bie ©c^lac^t begleitete; fte reichte i^m ba« 
Irinf^om, ba« noc^ im Olbenburger Slntiquarium fi(^ erfialten ^at. 
5)a« gefpenftifc^e ^ferb f)cbt ftc^ mit bem Äüfter ober ©auer in 
bie l^uft, unb feftt über ffiiefen unb ©äc^e im SWu ju ©iebeneic^cn in 
Sauenburg i^n ab. (SWüUen^. 234 f.) „©et bi up!" ruft ein SReitcr 
mit brei 5Rappen am JRütfc^ bei Äamern, unter bereu ^ufcn ^unfcn 
fprü^en, unb mirflit^ fe^t fic^ einmal Siner auf: ba ergeben fi(^ 9?o6 
unb JReiter in bie 8üfte unb ba^in ge^f « im faufenben ginge. Da 
e« bem ÜWanne ju Diel marb, ftieg er unöorfid|tig ab unb ftürjtc 
tirt^t^urm^ot^ ^erab mitten in Äu^l^aufen. (ffu^n 5R. ©. 115.) 
jDer ©d|immelreiter ^ei§t au(^ $an« 2^rapp. 

3m ©ee ju ©aber ift eine ©tabt öerf unten; ein SBauer au« 
^lantifom fie^t einft brei JRappen meiben, fefet fi(^ auf einen, ber 
aber fteigt in bie f)b^e : am ©^lo§fee marf e« i^n ab unb ba« SRo§ 
t)erf(^manb in ber liefe. ®Uiä) barauf ^örte man ©todengeläute: 

^nne Sufanne, 

äBuft bu mit to Sänne? 

D ne, mi ©rette, 

^on immer bttpt, (iemme 187.) 



74. 3)a« 2Bmifdft|)fetb unb feine Gleitet. 201 

au« bcm Icufcfdfcc bei ©üftrott) ftcigt ein {Rappe, ber einer 5)ime 
eggen f|Uft, ba aber bie gurc^en fid^ freujen, im ©ee Derfc^roinbct 
unb ben ©auer babei mit !)inab}ie^t. (Sartjc^ iWr. 549 f.) $ier 
ft^int aßerbtng« 8oR im Spiele ju fein, 

@in ©d^netber in SKöffingen in $aben fe^te ftc^ (|eimfe(|renb in 
eine Äutfd^e, af« mit einmal biefe fid^ erf|ob unb if|n über ©erg 
unb 2:^al trug. 3lm 3Äorgen lag er am aWeere«ufer, ©c^iffer 
natimen i^n mit nad^ Oftinbien, öon tt)o er nad^ 20 3at|ren jurüct 
lam, unb feine grau mit bcm Segnungen |)oc^}eit galten fa^. S« 
ift ffioban« ober Äarl« Sagen, ber große S5är. Sin ÜRann 
au« ©teinbad^ trifft äbenb« ein fc^einbar verlaufene« ^ferb, fifet auf, 
e« mirft i^n .^ur grütiglocfe jcnfeit« be« JR^ein« ab, oon mo au« er 
jroei läge jurücfbrauc^t. (3J?one 8.) On ber ÜWarf ©ranbenburg oolt 
fü^rt ber Ud^ten^agen ben SRitt burc^ bie 8uft, ber oom Äurfürften 
fein ©efi^tt|um bei greicnmalbe burdi ben Umritt oom SRorgen bi« 
?lbenb gewann; ebenfo reitet ber t>, ©rebom, an ber I^urmfpifte 
anfefcenb. (SB. ©c^mar^ ©. a. «. 29. 168.) 

3um ffiunf^pferbe Obin« fbmmt man in ben ©agen oft burd^ 
bem ©unfc^jaun (bei ben 3«länbem ®aubreb), ben man nur fc^üttelt, 
um im iWu ein *?}ferb ^erbeijubcfc^wbren. (ÜWenjel, Obin 171.) 311« 
?ut^er mit gangenmantcl bc« ^ai^t^ htm „'Dahinab" au« 3lug«-- 
burg entmid^, ritten fie über ba« ße^felb gen Spfa^ bem ^od^gebirge 
^u in ©turme«f(^nelligfeit mit glutfd^naubenben SRoffen, welche ben 
*^fab in ber bunflen Oftobemad^t erleuditeten, fo bag bie )ur 9Ser^ 
folgung nad^gefanbten Seibn)äd^ter be« päpftlic^en ^^egaten erfc^rocfen 
jurüdblieben. — Der ^elb be« breifeigjä^rigen Äriege« ©d^marren- 
^appenlieim, fog. weil er natürlich gefreujte ©^mertcr über ber 
©time trug, machte fic^ burc^ bie erflärung gefürchtet, bag er fünfjig 
üWeilen »eit gewefen unb im ^In^t jurücfgefe^rt fei. 

an ba« tieilige JRog, ba« ©ittefinb im ©anner führte, er- 
innert ba« fpringenbe ^ferb ©eftp^alen« , ^anhooer« unb ©raun* 
fc^n)etg« al« Sßappent^ier. t)tt ©eft^ eine« SRbglet^aler« mad^t 
im Jhrlege unuerwunbbar. Der rot^e ftönlg«ri(^ter oon SRep« fällt 
hl tfirfifc^e ©efangenfc^aft, wirb^aber, mie Äarl ber ®ro§e, burd^ 
einen ^aubermäc^tigen Diener auf Sßoban« ©turmmantel nac^ ©ieben* 
bürgen jurüdgebrac^t, »o ber {Rot^e, nac^ feinen paaren fo genannt. 



202 75. ©tobttoa^raftdften. 3)ft ©dftintmetbicb. 

noc^ lanflc ba« 33oIf richtet. Da« SBunberro^ ift ber ?icbfing bcr 
abcnblänbijc^cn ®agc. Die gäfifc^c ©rocnnolocf fjält i^rem in 
bcr ®d)Ia(^t gefallenen ®eliebten bie Ireue; bie ©c^miegermuttcr 
mü fie roieber üermä^len: bo po(f|t e« um üWittemac^t am J^ore. 
9?ola ift'«, ber ©räutigam, er f^wingt fie auf fein roeifee« 9?o§, bie 
Sule fliegt mit, e« ge^t auf fein ©d^Iog in'« ?anb ber Seligen, »o 
.<^aben unb SOtäbc^en um griine ^epfelbäume tanjen unb au« flaren 
Srunnen trinfen. — $ier ^aben wir bie parallele ?u bem im beutfd^en 
3Solt«munbe forter^altenen Siebe Don Senore. 

75. ®taiittiial|r)eii|rn. 2)er Sd^intmelliiel. 

Sauingen ^ielt einft bie Belagerung eine« ^Riefen au«. Diefcr 
berief einen üWeifter au« ber Stabt, i^m ®(^ul|e anjumeffen; ber 
S(^ufter aber erftacft i^n mit bem Pfriemen unb befreite fo bie 
Sürgerf^aft. Der 3tiefenfc^immel aber fefete über üKauer unb 
Kraben unb ift mit bem ©c^ufter am $Ratl>«t^urme abgebilbct. 
3lm ©c^loffe ©runn im aitmü^lt^ale fte^t no^ ein fteinerner 
(Stimmet. Sinft wohnte bort ein ftoljer ®raf, ber bie $anb feiner 
letzter fammt ber ©urg bem üerfprac^, ber in Sinem 5Ritte Don 
SWünc^en au« baf)in, unb auf bem ft^malen SRanbe be« gelfen« fterum^ 
reiten würbe. Da wagten e« brei ©ruber, aber ber eine ftürjtc 
im ©eifenfelberroalbe, ber zweite in ©etbrunn, ber britte aber auf 
feinem ©c^immel fam glücflicft an'« ^kl, unb führte bie ©raut l^tim. 
Da« JRoß be« erften war ein Siappe, (ber onbere wirb alfo einen 
9fot^fu(^« geritten t)aben). 3""^ ©a^rjcic^en fie^t man bort no4 
ben ®d)imniel in vollem 'Saufe in ©tein au«ge^auen, ber üom 
©c^logt^urm fc^aut; in 9?oi^enfelb figurirt bo« wei§e JRofe im 
rotten gelbe, (^anjer II, 174 f.). 

©om ^o^en üt^urme nimmt &ott ©ater« ©c^immel ®tabt unb 
Sanb in feine $ut; fogar au« bem Dac^fenfter bliden bie S33eif|et^iere 
ber aufge^enben ©onne entgegen, al« wollten fie ben jungen Jag mit 
®ewiet)er begrüßen. ®o in 5^ bin, wie Dan^ig. Äuc^ aWagbe- 
bürg jeigt bie Söpfe mit ber Sage, bie '^ferbe feien bie Sreppc bi« 
jur ©pifee be« ^aufe« ^inangeftiegen. (©ranbftäter 49 f. Äart 31. 
«artfc^ 5«r. 290.) 

Der ©c^immelfang war eine ^elbent^at unb fo wenig fträfli^, 



76. 2)og ©tcgedWtocrt l^otl bed ©w6en. 203 

roic bic ßiitfü^rung ber aWcttenfau auf fficifjnac^t. 5)ic ÜWärd^en öom 
äKcifterbicbc f)cbcn üor allem bcn 9to§bicbfta^I f)cnjor. 3m Äarling^ 
ifc^cn $clbcnbu(^c (©imrod 98. 101) ücrric^tcn il)n Saifcr Äarl unb 
eibcgaft bc^ 5Äac^t« ju Ongcl^cim, frcili^ jur ^Rettung au« ©cfa^r. 
(©agcnfc^. 5«r. 48—51.) üBilbc '^fcrbc mug c« no^ in Äarf bc« 
©roßcn 3cit gegeben ^aben, benn 813 tbmmt ein gebänbigte« 9io6 
im ®ut«beftanbe bc« fflofter« ©taffelfee üor. S)er JRoßfang ift in 
ber beutfc^en ^elbenfage beliebt, fo SSblfungaf. c. 13. SE^ibreff. c. 18. 
168. 188. 431 f. Sin 3ötun ober ÜÄann üom JRiefengejc^tet^te ^ei§t 
5)ro6biofr, Rostiophus bei ®ajo. (Sbenfo mar ber SRo§biebfta^l bei 
ben granjofen, 9Juffen unb Werfern feine ©ünbe; nac^ franfogallift^en 
Cuellen ftie^lt ber ^auberfunbige ©afin ein 9?o6 au« bem ©tall. 
(hn SWabinogi entfüf)rt bem ®onnenl|etben *?}erebur ein fc^roarjer 
ÜWann fein 9io§, ba« er jebo^ lieber erlangt. fWoc^ bem Äorbinian 
merben auf ber JReifc burc^ bie Sllpcn Don ©ajuöarcn ^ei SRoffe 
abge(|olt. • 

76. 3)a8 Siegesfiltiiert ftarl beS ®ro§en. 

5)a« in ben ©oben geftecfte ©t^mert be^eic^net bie ©efifeergreifung 
öom Sanbe. 3" ^od; bem cinftigen ®ren?pfaJ|le ^roifc^en S5at)ern 
unb Schwaben, foll ba« ©dirocrt Jfarl be« ©roßen unter einer alten 
®4e üergraben fein ; wenn er aber au« bem Unter«berg aufbricht, wirb 
er e« »ieber erbeben unb bamit fiegreid^ bie lefete ©dilac^t fd^lagen. 
Da« 85olf läßt fic^ nic^t nehmen, feine öormaligen SRctter in ber 
^otf) }u f)ilfe ^u rufen. Sin Snget überbrachte ffarl SD?, ba« fupfernc 
Srtu] im benachbarten 9lnbe(^« jum Jtam))fe gegen bie Ungläubigen, 
ba« i^n auf allen ^lb}ügen begleitete. !Z)ie älnbedifer maren eben 
bie legten ftarolinger au« ber SSerbinbung ftönig Slrnulf« mit ber 
©ajudarin ^olenrabe. 

yiod) meiter gilt in SBeftp^alen ba« ©c^wert Äarl bc« ©rogen 
für üergraben, unb fe^rt bie ©age felbft auf Sin^el^bfen roieber. 
3n ber Äarl«fage ift ber große ftaifer an ©ajnot'« unb ©ieg- 
frieb« ©teile getreten, unb im üWärt^en flingt ber SBeltglaube 
»ieber. liefen« ^ie^t ba« ©diroert feine« ajater« 3(egeu« unter 
bem gel« tierüor unb befämpft ben ÜWinotaur. „iOie Sllancn ^aben 
webtr Sempel noc^ ^eiligt^um, ft^reibt 21. aWarcellin XXXI, 2, 



204 77. 5)er Bpms unb Seittoutf. ©anft SBotfgang. 

fonbem fic ftcdcn nad) ©arbarcnfittc ba« blo^c ©(ftmcrt in 
bcn ©oben unb Dcrc^rcn bar in bcn üWar« al« ©cbicter bc^ Don 
i^ncn eingenommenen ?anbe«/' 8luf flejücfte ©(^werter, »clc^e fic 
9'öttfic^ ad^teten, legten bie Guaben i^re Sibe ab. (XVII, 12.) 
üWelbet boc^ fc^on |)etobot IV, 62, bag bie ©ft)t^en ein alte« 
(Sifenfc^wert al« »ilb m are« auffteüten. 

SRun üerftef)en mir ben ©erid^t be« 3orbane« c. 35 nac^ ^ri«fu«, 
monac^ ein f)irt in ^annonien, burc^ bie SSermunbung einer ffu^ 
aufmerffam gemad^t, ein roftige« ©^mert au« bem (Srbgrunbe jog, 
meiere« Sittila al« ba« be« Ärieg«gotte« üon günftiger 35orbebeutung 
jur (Sroberung ber Sönber fid^ aneignete. 

Äbnig ©ole«lat) üon ^olen erhält bei ber ffrbnung ba« 
©c^roert au« (Sngelö^anb, unb befiegt bamit all' feine geinbc. 
S)a«fclbe ift im ©c^afee ber Siafauerfirc^e Dern)al)rt; bie Onfc^rift 
jeigt aber, bag er e« oon Jtaifer Otto III. empfing. iWad) ferbifc^em 
33olf«gtauben fd|läft ber Ä5nig«fo^n im ©eyge Uröina fammt feinem 
JRoge ©d^ara^, unb fein ©c^toert roä^ft aflmälig au« ber ©rbc. 
(®rol|mann.) ©ei ber Sinmonberung in ©iebenbürgen ftetftcn bie 
©ad^fen i^re ©(^werter in'« Srbreid}. 

5)er ©raudi ift in SSergeffen^eit gerat^en, aber füglic^ burftc 
ber neue 9?ei(^«grünber Äaifer ©it^elm 1871 ba« blanfe beutft^e 
©dimert in eifa§ got^ringen in bie Srbe ftecfen unb fprec^en: ^f)ier 
finb mir unb ^ier bleiben mir! mit bem ©d^merte »erben mir unfer 
3lnrec^t auf ®runb unb ©oben oert^eibigen." 3nbe6 beginnt eine 
neue Äaiferc^ronif. S)er SDWnfter ju Machen befag einft ba« ©c^roert 
Äarl«.ü»., ba« f)arun al 9iaf(^ib bem Äaifer be« «benblanbe« 
gefc^icft, nun ift e« in ber ©iener ©c^afefammer. Stadien meift aud| 
fein Oagb^om auf, ba« an jene« oon 5Rolanb unb an ba« (Siallar- 
^orn erinnert. 

77. 3>tt ^pttti unb 8eUtiiurf. ®antt ffi^olfgang. 

Ob in fc^leubert feinen ©peer ®ungnir in ben Obenfunb, 
ber mieber ju i^m jurüdfe^rt. Diefer ®urf biente jur Ärieg«erflärunfl 
mie ©efifeergreifung. S)ie bem Obin gemeinte (feinem ^eitigt^ume 
entnommene) Öanje, fc^leuberte man gegen bie geinbe unb rief: „Obin 
ift euc^ gram" ober: „Obin ^at euc^ alle" — fie fo bem ©er^ 



77. Det ©pcert unb SBctltoutf. ©anft SQßoIfflang. 205 

berbcn roci^cnb (tpic bic ©ac^fcn ben ^crmuburcn fc^rourcn.) ®o 
wirft aipoflo bcn ^fcil, ^aüa« bic ßanjc, bcr gccialc bic Dorn an- 
gebrannte, b{utgetau(f|te hasta bei ber Sriegderf(ärung in S^inbe^Ianb. 
(8it). I, 32.) !Bie ©ried^en fc^Ieubcrten bie gacfel, ein ©innbilb 
bc« «lifce«, ^mifc^cn bcibc ©c^tac^trei^en. (greller, SRbm. 3». 223.) 
@o ift e^ auc^ Obin felbft, nic^t erft ein ©ac^jenfaifcr Otto, welcher 
nac^ feinem ©pccrrourfe ben Obcnfunb benennt. 

äld bie ©ajuöaren ben 5Rbmem Stjrol abgemannen, ftic§ if|r 
(Jü^rer ^erjog Slbalger am $afelbrunnen unmeit ©rijen feine Öan^e 
in'« ßrbreic^ unb rief „nac^ ber ftaiferc^ronif " : 

^aa lant ^an iä^ gettunnen 

^en ^eietn ^e eren. 

Sie matte btene in immtr mete! 

!993ence«Iau« @peer begleitet bie S^ec^en aU signum in bie ^i^laift 
bci$hi(m 1126. (Sin flat)if(^ed (Sultlieb f(e^t, er möge bie !{>eutf(^en 
au« ©b^men ueriagen. (ßippert 487.) 

Die auf' unb nieberfteigenbe 3nfc( ©celanb mirb burd^ ben 
abgefc^offenen $fei( mit angegtü^ter (Sifenfpi^e in Sefi^ genommen, unb 
baburc^ feft. 3r(anb taud|te nac^ ein^eimifc^er @age nur a(te fieben 
3a^re au« ben !993eUen auf, bi« laut einer ^immüfd^en Offenbarung 
burc^ ein ©tücf barauf geworfene« Sifen e« ben ©eilen für immer 
entriffen warb. (Sin Ärieger warf fein ©c^wert barauf unb baoon 
^ieg e« 3ronIanb, (Sifenlanb. (Pfeiffer, ®erm. XIII, 401 f. 415.) 

äuc^ ber Slytrourf unb $ieb in ben ©aum bient jur ®runb^ 
enoerbung unb ©renjbeieid^nung. f)ier tritt ®t. 3BoIfgang mit 
bem ©ei( an bie ©teile be« alte« ®otte«. Der f)eilige wirft an 
bem nac^ i^m benannten ©ee bie ^ade in bie blaue i^erne, unb 
wiü, wo fie nieberfäüt, eine Äirc^e bauen. 6« muß ein uralte« 
^eiligt^um fein, benn man ge^t gebücft burc^ ein i^el«gewblbe unb 
gelangt na(^ oben in eine Kapelle, wo bie Sßiniaturbeile in einen 
(Scfraum geworfen werben; urfprfinglic^ waren fte gewig oon ©tein. 
Äuc^ am f)o4gatt bei Saufer«, einem ber oberften 'fünfte am Ueber^ 
gange in'« Defreggert^al, 5000 gug ^oc^, befiftt ®olfgang fein heilig* 
t^um: fo weit I)at ber beutfc^c i^ott, wie 0«walb am Ofinger bei 
aWeran, fic^ in c^riftlic^er ^tit jurüdgejogen. (Sraf JRaffo, ber 
Ungarnöclb, bcftimmt mit feinem ©treit^ammer (©agenfc^. 543), wie 



206 78. SöalbetSbtunn unb anbete 9lo6^ufqueIIcii, 

®t. ffiolfganfl am ®cc mit bcm ©eilmurf bcn Ort ferne« Äirc^en^ 
baue«. Da ber Üeufel baju ^ilft, id)icft bcr ^eilige ol« erfte ©eele 
einen ffiolf hinein. 3m ®eftein fielet man ben Sinbrud öon Äopf, 
JRüden, 3lrmen unb Snieen. Ueber bie Seufel^brüdc bei ^ont lo 
üifle in grpburg in ber ©c^roeij (|)erjog I, 78) würben juerft ÜHäufc, 
JRatten, ^interbrein Saften gejagt, worauf ein ®d|Iaufopf ba« ßru* 
cifif über ber SRitte aufpflanjte. 35ergebcn« fd)(euberte ber Scufel 
in grüner Sadt bagegen gelfen, er mar al« ©aumeifter betrogen, atl 
bergteic^en ^at ^eibnif^en ^nftang, ber SBotf aber ift SBoban heilig. 

78. Oalberstrunn unb anbere Wo^l^ufquellen. 

©alber« '^ferb fc^tägt mit bem $ufe einen ©runnen au« bem 
gel«bobcn, wie ^egofu«, ba« Queürog, ben Som Sirene am 
^elifon — ber gleidinamige fliegt am ©erge oon Sltroforint^. ©benfo 
rü^rt f)ippofrene ober SRogbrunnen ju Sröjene üom ^uffc^Iagc be« 
©eUeropf)ontif(^en 9teitt^ierc« ^er. SRoc^ ftrbmt bicfer S5a(ber«brunna 
(1365), nun ©alber«bronb bei 9{oe«filb im ©taubinaöifc^en 8anbe, 
wie ein ©atbebruuno in ber Sifel unb St^einpfal^, (®rimm ü)i. 207.) 
gür ältbatjern ift ba«fclbe ber f)engiftba(^ bei ^aUerjelt näc^ft 
ffieffobrunn. '^altar (bei a)?ei4etbecf 5Rr. 450. 460. Dgl. 411 ^al^ 
bac^ar) ift ber beutfc^e Sic^tgott, beffen $cngft beim 2:obe«ritte ba« 
^ufeifen einbüßt. 

ÜDie ÜK^t^e ücrerbt fic^: anif ffiittefinb« 5Ro§ ftampft ba« 
ffiaffer au« bem Soben, mo nun fflergfirc^en liegt, (ffiebbigen 48. 56 f.) 
Slnbere ocrlegen ba« @reigni§ nac^ ©celbom. Ueber biefem Cuell= 
borne ftel|t üon '^Japft 8eo gemeint eine Äirc^e. 3)ie 9to§^ufquellf 
bei Sninben entfprang auf bem Sebefinb«berge, al« ber Sönig Don 
Äarl beul ©rogen ein SBunber begehrte, um fic^ taufen ju laffcn. 
!Ba« ©rünnlein entfpringt öor einer ftapeüe au« bem gelfen. ©eitbem 
ift nid^t me^r ba« fc^warje, fonbem ba« roeiße Siog gelbjeic^en ber 
©ac^fen. 

Da« '^ferb be« ^l. ©onifatiu« fc^arrt mit rounbem gu§e ben 
^eilborn au«, ba« ^ufeifen nagelte man jum älnbenfen an bie Ober- 
lirc^t^ür ju $eil«berg in 2l|üringen. (SBotf, ©eitr. II, 94.) Da« 
9?o§ ^atte üom weiten SJitte einen böfeu ©c^enfel, ^ei§t e« weiter 
(9iic^ter II, 75); c« ^intte, wie ha^ ©onnenroß oom surücfgelegtcn 



78. »Qlbetdbtunii unb anbete 9lo§^ufquetten 207 

3a^rc«laufe. Sine blinbc Oungfrau erlangte Don ber 9io§^ufqueüe i^r 
©eftc^t loteber; noc^ onberen foU ber ^orn }u ^ett^berg bei 9}emba 
entfprungen fein, q(9 ^onifa; fein Sirtnf^orn auf bie Srbe audgog. 
!X)ie ^trc^e naf)nt ^ur $efd|n)ic^tigung bed $o(fed ba^ bent (S^riften^ 
glauben fonft frembe ^ufeifen auf. !Ber ©onifatiuö^öorn bei gulba, 
\\>o je^t f)ora^ fte^t, entfprang angeblich bur^ beffen @täb, ald er 
bürftenb eine Cuellefuc^te. Haracium, ^ara« bejeic^net aber einen $Rob^ 
ftanb. 3n @ng(anb begeben fic^ ^aUfa^rer unter ^ü^rung fat^olif^er 
Älerifer nod| ^eute na^ bent n)unbertl)ätigen ffiinfrieb^brunnen 
.^oIijmeK. SBinfrieb bulbete noc^ fein Ärcuj an Quellen unb auf 
ben JJelbern; inbeß t}at fic^ bic ©tamme^reügion trofe aller Unter- 
brücfung er{)a(ten unb i^r 92ationaIglaube ober bie 92aturre(igion 
mieber getjoben! ffarl ber ®ro§e ^at burc^ ben Sritt feine« {Roge« 
bie ^ ei (quellen in älac^en hervorgerufen. ^(« er fc^lieglid^ vor 
®uben«berg mit bem bürftenben $eere angerüctt war, fdilug fein 
©c^immel mit bem $uf in ben gd^r baß man no(^ bie Jrappe (jefet 
in ber ^irc^^ofmauer) fie^t, unb an bem baburc^ beroorfprubelnben 
®li«born labten fic^ bie Sieger. 3lm guße be« ©erge« fc^lug 
Jfarl eine große ©c^tat^t, bag ba« üergoffene ©lut gurc^en riß. 
%benbd t^at fic^ ber $erg auf unb hinter bem ^rieg^oolfe fc^log fic^ 
bie ©anb roieber. 3lfle ficben 3at}re öffnet er fic^, aber ber ^lücf- 
lic^e, ber bie ©c^äfce fie^t unb ^ineinge^t, barf ni(f|t jurüdblicfen, 
fonft bleibt er bi« jum näc^ften da^re brinnen. Sluc^ ^ält Sari 
quinte« alle fieben 9a^re feinen Umjug. 

®uben«berg erftrecfte fic^ einft bi« jum Obenberge in Reffen 
unb l)ieB 1209 SBotandberg, 1226 Sßuoben^berg, bann Ubene^berg. 
(3n ber glurmarf öon grantenau gibt ed auc^ einen ffiobenberg unb 
Sobe^ain. ß^ncfer 3.) !Bie ©urg ^ieß Sarl^burg unb bie Sapelle 
am Slb^ange Äarl^fapelle. S)er großmäc^tige Sönig übernimmt ^ier 
ganj bie Stolle ©oban« ober feine« ©o^ne« ©alber, welcher in ber 
^ifte ber ©d^lat^t feinem led^jenben ^erm ©affer f(^uf. 

®raf 9lrnolb oon ^ollanb fc^lägt mit ber Sanje auf ben 
©oben, unb ein fü^ler Cuell entfpringt jur Srquicfung be« bürftenben 
$eere«. (©olf fW. ®. 5Rr. 34.) (Sinft famen bie Reiben oom 
Cobenfee ober fc^mäbifc^en SDJeere unb plünberten ba« ®otte«^au« 
^ifenti«. ^a fielen bie 6l)riften oon ben bergen au« uub erfc^lugen 



208 79. Ufletbom ober Uflridig« unb anbetet ^eitiQensDueHen. 

ftc im Sfiattcffd Don Di«la, unb ba bic ©icflcr ^afb öcrburflctcn, 
ftccftc ber greife änfü^rer mit bem ©üd gen ^immcl fein ©t^tac^t^ 
fc^wert in bie Srbe, worauf ein ormbicfer ©afferfdiroott ^eröorfc^oB. 
(Dccourtin« 224. f)erjog II, 27.) 

®t. O^roalb fc^Iug auf bcm 3finger mit bem ©d^wert ba« 
®eftein, fo entfprang ber Jungbrunnen — unb uj ber fteinin mant 
ein brunnc ölov (3'nfl^l^ 25. 55.) S« ift ffioban unter feinem 
©einamcn. S5ei ber Quelle be« ^l. Oömalb iwifc^en aiton unb 
SRemton in Snglanb mirft man ba« f)cmb be« flranfen in'« ©ewöffer; 
fc^mimmt e« oben, fo folgt ©enefung. $ier fef|en mir mithin OrbaUcn 
genommen. 

Cicüeic^t f|at fein Sterblicher me^r ©influg auf bie ©tauben«^ 
anfc^auung ber 3"^""f^ fl^ö'^t al« ©«ra, ber bei ber erften 3?eba!tion 
bc« ©ibelfanon«, alle mbgUcftcn Segenben ober fpäter fog. äpofrflp^ 
fanonifirte, welche root}! ben ÜWalem ©toff bieten, aber fc^on bie 
^^antafic ber Sinbcr in ber ©c^ule irre führen, ©a« ift inbefe 
ber ÜKofe«brunn am ©inai im SJerglcic^ mit ben Dielen Queü= 
wunbern in beutfc^cn ßanben, welche bie ^eilgen ber 5Reit)e nac^ mit 
if)rem ©tabe roirften, nur finb biefc an bie ©teüe unfcrer ein^eimifc^en 
® Otter getreten, unb feitbem befte^t bie „fromme ©age" fort. 

79. UDrrborn ober Ulridpds unb anberer ^eilisen^OueOen. 

SReben «alber ober ?^oI tritt Utter al« '^atron ber gölten 
auf, auc^ gibt c« me^r al« einen UUerborn. 3n SBeffobrunn ift 
Uücr noc^ $au«namc, unb tritt neben ©alber al« S)io«fur, ge^t 
aber fd)lie§li(^ in ben fflifc^of Ulrich auf. 2luf ber SReife nac^ :Kom 
foll ber ^eilige mit bem ginger ben ©oben befreujt unb fo ben 
Ulric^«brunn bei '^alterjelt ermecft ^aben, um feinen Dürft ju 
löfc^en. Der ^eilige trinft auc^ au« bcm entfernten 3ÄunbfäuI* 
bac^, ber fortan Ulric^«brunnen l)ei6t, furj er fommt überall f|in, 
mo Ullerbrunncn waren, ©taffelfee ^atte auc^ einen Ulric^«baum, 
iefet bafür bie ©onifatiu«linbe. SRac^ ©Bliaimb fömmt in einer 
alten SDiarfbefc^reibung ©t. Ula (l. Ulr) ober Utridj«brunn bei 
iWeuburg in ber 5Wä^e be« Sajarctberge« oor. Der ©t. Ureli'« 
©runnen ^at e« in ber 3lug«burger Diöjefe fein (Snbe. ©o fliegt 
ein Ulric^«n)affer im bftlic^en ©tabtwalb oon ^{inbel^eim, ein gleich 



79. tUetbonts obet Ulit^d' unb anbetet ^eUigettsflueEen. 209 

namigcr ©runn unter^afb bcr UIri(^«Kr(^e ju ^abaä), Sluc^ ju 
$öfen nai)t bei ®rafiat^ ift ein UIri(^«brünnfein, unb foö bev ^eilige 
bei aSerfoIflunfl ber Ungarn ba^in gelangt fein. iDaju f|at ßirc^^eim 
in ®(^maben ein ebenfo genannte« glüßc^en. 3n firefing, faum 
je^n ÜKinuten öom '^farrborfe fliegt eine Quette au« brei JRb^ren. 
211« ®t. Ulrich, tt)ieber auf ber 9iomreife, ba raftete, begann biefelbc 
JU fließen. 5)a« ffioffer ift \)oä) in S^ren gefialten, unb be«^alb eine 
«apcüe babei; ba« SSoIf wöfc^t fic^ bafelbft bie Singen. 

9lu(^ JU !Z)e^(ingen bei 9lere«(|eim fte^t tintSaptUt über beut 
UIric^«brunn: i^n foü ber ^l. ©ifc^of gefegnet unb brei @tü(f 
$o(} hineingeworfen ^aben, um ba« Sßaffer l^eilfam ju machen. 
®ie (iegen nodi in einem ßäftc^en am ©runbe, unb, tvenn man fie 
entfernt, »irb ba« ffiaffer trübe. 3SieIe ©reft^afte lagerten einft ba, 
auc^ ^o(te man ba« !993affer auf Darren unb in Sägein iDeit^in. %n 
ber Äirdient^üre f|ängt ein ^ufeifen jum änbenfen an ben ©pott 
eine« S5auer«, ba« ®affer fönne feinen bünben ®aul fo wenig fe^enb, 
al« i^n blinb machen — gleic^roo^I gefc^a^ S5eibe«. 3lm guge be« 
9iabelftein fam ein ©runnen o^ne lebenbe« ffiaffer üor; bem fc^warjen 
©piegel entqualmte 5Webel unb erwedte Unwetter unb ^agel. Da 
begab fic^ ©t. ^rofopiu« gu bem Ungtücf«bome, i^n mit ^oljftücfen 
\a weisen, unb fie^! fein ®tab erwuc^« jur Sinbe unb eine reine 
Cueüe entfprang neben i^r. $ier ^aben wir förmliche '^aroßelen ju 
ber Segenbe öom fflunber be« eiifa (II S5n. II, 20), welcher ben 
bitteren ©runnen öon Serid^o mittel« ©afje« gefunb machte. 

(Sin ^eiliger löft ben anberen ab, aüe vereint aber ®ott ber 
aßmäd^tige, benn unfere SSorfa^ren waren tief religib«. ®t. ffiiti^ 
brorb taufte in ber ^ot^l^eiligen S5alber«queße auf gorfite« Silanbe 
brei Reiben, bügte jeboc^ biefen greüel in ben Singen ber Sinwo^ner 
bcino^e mit bem geben, (©imrod D. 3W. 300.) ©leic^wo^l erbten 
auc^ feinen 5Wamen eine Slnja^l geweifter Gueüen. Sin ber ^fte 
wonbemb litt er mit feinen Begleitern 2)urft unb bat ®ott um einen 
gabctrunf au« bem ©anbbobcn; ba fülttc \xd) plb^jlic^ bie im ©oben 
gegrabene ®rube mit fü§em ffiaffer. @« gibt einen ffiilibrorb«- 
brunnen in ber ^^pte unter bem 9Ruttergotte«aItare }u Sc^ternac^. 
3uffiein«^eim wirb jä^rlic^ ber ffilUbrorb«brunn gefegnet unb ba« 
ffiaffer geholt, ebenfo ju Unterftabt, Älaufen, ffiilmerwife, Slffelborn, 

€>tpp, S)eiitf(^e 9{eliflion. 14 



210 79. UCletbotm ober Utrid^S« unb anbetet ^eiligen« Duellen. 

^cimcnfc^cib, Obcr^oljingcn, Äinborf, ComcrdiDcilcr unb Dcrlinbm. 
äuc^ ©ifc^of Siubflcr taufte auf ^dgolanb, wo gorfitc« Ü^icrc frei 
weibctcn, in bcr Cucßc, au« tt)cl(^er bic Reiben nur mit c^fur^t^ 
üoßem ©(^rocigcn ju fd^bpfcn wagten. (®rimm Wl, 210.) ©elbfi 
bcn Seeräubern fott biefe« füge ©affer be« heutigen ^artbrunnen« 
heilig gewefen fein. (Schabe U. 1 1 6 f.) 

©eint Sttftötter §of, na^e bei Ätofterbcrgen, bcr allein üon bcr 
e^maligen 'Pfarrei übrig ift fliegt im ^eiligen^olj ber SBilibalb«* 
brunn au« bem 16 gug im Umfang meffenben B^te; er jeigt 
mehrere ßöd^er, bie ftet« mit SBaffer gefüllt fmb. 3n ber größten 
@ommert}i^e trodnen biefe ^'ö^lungen nie au«, auc^ au«gef(!^öpft 
finb fie gleich roieber öoll. SÖilibalb ftürjte ^ier auf bcr 9Jeifc 
mit feinem 9t ojfe, unb bie ßinbrüde be« gefallenen '^ferbe« bilbeten 
bie größere Ocffnung, bie Reinen rühren üom ^ineingeftogenen @tabe 
^er, worauf Sßaffcr bem ^Jel^grunbe entquoll, um bie ^eibnifd^en 
©ewo^ner ju taufen, Die Slbbilbung ^ieröon finbet man auf iaf)U 
reichen ajotiotafeln. 

Der alte JRoggott jie^t unter »erfc^iebenen SRamen auf. 3n 
SBeigenburg a/®. ift ein fc^bn gefaxter 2Bilibalb«brunn. 3m ®(^ 
ftöttifc^en gibt c« allein bereu fedi«, wo ein JReiferog ftetig warb unb 
eine CueÜe fanb. Scjeidinenb bafür ift, bag in ber 5Wä^e oon 9?fimberg 
ein 9Bilibalb«born, ani^ 9?citer«brünnlein genannt wirb. ®o quillt 
unweit ber Stoßgartfirc^e ju ffbnigöberg ber ^eilige Brunnen, 
beffen ^eilfraft Äranfe üon weither anjog. Um au« bem 3i^affer (Selb 
JU machen, lieg i^n bie rei^e Sefifeerin ummauern, ba jeboc^ öerlor 
fic^ bie ©irfung. tSie^nert '^. 5B. 207.) ©citbem 1734 JRuffen unb 
'polen i^re ^ferbe barin tränften, ift fie öollenb« oerfiegt. (üßanm 
^arbt ®. ÜW. 146.) $ier ift ber einftige ©alberbrunnen unoerfcnnbar. 
Der Spring in ^cil igen brunn bei Danjig entt)ielt ©unberfräfte, 
um felbft ©linben jum (^efic^te ju oer^elfen; al« man aber ein 9t og 
in bie Cuelle ritt, erblinbete ber 9teiter unb bie ^eilfröfte 
fc^wanben. (Sari«.) 

3m Slofter Graben ju ^ciben^eim jeigt man ben ffiunibalb«^ 
brunn ober ^eibenbrunn, in welchem üBunibalb bie Reiben ber 
®egenb taufte. 2luc^ ©t. ßr^arb ift burc^ einen ©runnen oerewigt. 
3n Üßeilen^ofen jwifc^en 9leuburg unb (Sit^ftött trugen bie ©runnen* 



80. SBobatt iVL $tlQtud unb ^erobed erntebitgt. 211 

lücibcr, mm c« längere 3eit nic^t regnete, ba« S5ilb ®t. Sr^arb'« ju 
einer frifd^en ©albquclle unb beteten babei um 9?egen. !Ba«feIbe 
ertt)ie« fic^ bei ber Äirc^enüifitation 1601 o^nc $änbe unb güge, 
alfo Seon^arb ä^nüc^. Der ä^^^^^^^unnen bei ©ie^ren war nic^t 
minber folc^' ein ffiunberqueß, fo fange bort bie Äapctte be« ^f. 333 olf* 
gang geftanben. 3n alter ^t\t würbe er öon bem ^eiligen mit 
unfic^tbarer $anb in Bewegung gefegt; welcher Sranle bann 
jucrft barau« tranf, erhielt feine ©efunb^eit wieber, wa« i^m auc^ 
immer fehlen mo^te. ®anjc Raufen Ärüdfen unb ©tobe würben 
ba^er öon ben ©enefenen gurüdgelaffcn, aber auc^ fo üiel ®oIb unb 
©über geopfert, ba§ bie Ra^jette ungemein reic^ warb. Seit i^rer 
3erftörung ift ber ©c^a<} in ben SBrunnen üerfenft, babei ein feben«- 
große« ßrucifijf üon ®oIb, unb wirb üon einem aWbnd^e bewacht. 
(Sauf. üßag. XL, 240.) 3u ®t. SBoffgang in »aben. ^eilt ber 
^eilige einem '^Jferbe ben franfen gug. (©aaber 331.) 

SBunberbar ^aben wir ^ier in beutfc^en Sanben ganj felbftänbig 
einen ©runnen fflet^e^ba ober wie er ^eute ^eißt: 3lin e« ©c^efa, 
„5)ie Heilquelle." !Bie ©afferbewegung burc^ (Sngeld^anb ift 
aud^ in 3crufalem nur eine fromme ©age, unb biefe ©teile gehört 
eigentlich nic^t in ben eüangelicntejct, wa« feit bem Äirc^enlel^rer 
Origene« jeber ®otte«gele^rte weiß, obwohl bie ?egenbe bi« l^eute 
oon ben Ranjeln üerlefcn wirb. SWan tennt bie Cuelle in ber Jiefe 
an ber äbenbfeite be« Stempel« jefct genau, fie fteigt unb föltt auc^ 
^eute noc^, ba« ift Sllle«! 

80. aßoban ju Pilatus unb ^erobed erniebrigt. ^olba ^^arailbis 

üU ^rmbiad. 

2lergeren ©c^impf wußten bie rbmifc^en ®lauben«boten ben alt* 
üere^rten ©bttern ber gut^erjigen ©crmanen nic^t anjut^un, al« 
inbem fie i^nen bie verfluchten 5Äamen ber ©ibel anfingen, unb ^ier 
?ilatu«, bort $erobe« ober ^erobia« unb ben ewigen 3uben unter* 
fc^oben. 

5)er '^ilatu^berg bei ßujern fjieß romanifc^ gracmont, vergleichbar 
bem ©roc^inberg in Oftfrie^lanb, vielleici|t auc^ bem ©roden. Ur* 
fprünglic^ lließ ber ©ee'^ilatu« (pileatus üon ber 5Webelbe(fe, welche 
Unwetter berfünbet?), bie ©c^weij fennt übrigen« viele ^utberge. 

14* 



212 60. SBoban au ^tlotud unb ^etobed emtebrigt. 

9htn aber tnugte ber SanbpflegeT auf einem $5(Ienrappen 
in bie liefe fprengen, bog bie f)ufe ber ^intcrfllge fic^, noc^ 
^cute fic^tbar, in ben geU einbrücften. 3ä^rli(!^ am ffarfreitag 
ftiefl er empor unb fefete \id) in rotier Joga auf ben JRic^tcrftu^I, 
einen ©tein mitten im ®ee. Diefer ift {^roärjfit^ unb unergrünblic^, 
^at meber ^n^ nodf Slbflug, gefriert ouc^ ni(f|t; n)irft man einen 
©tein hinein, fo jic^en fid^ bie ©offen jufammen unb e« bricht ein 
fürchterliche« Unwetter fo«. „Der ®ee in ber anbern ©elf 
bei !Buf(^i6 brauft ebenfo ouf, toenn man einen ©tein ober ein 
^oliftüd ^ineinmirft, unb fci|teubert ba«fe(be n)ieber ^erau«. SRerf^ 
würbig lie§ ber 9iat^ ju ßujern 1387 fec^« ©eiftlid^e gefangen fefecn 
unb Urfe^be fc^mbren, weil fte e« wagten, ben ^ilatu«bcrg ju befteigen, 
ja fefete ©träfe an 8eib unb 8cbcn unb ®ut barauf. Der ßu^erner 
Pfaffe 3o^. ÜWüüer prebigte fogar, man folle ben ©ee, worin bie 
ßeit^e be« ßanbpfleger« nad^ beffen ©clbftmorb öerfenft worben, burc^ 
einen Äbjug^fanal trodcn legen, Itt 1594 wirflic^ begonnen warb, 
nur crwie« fic^ ba« ©erf al« unausführbar. Die ^irtcn mußten 
eiblic^ oerfic^em, Slicmanben in bie SRä^e ju führen, um ben ®cift 
nid^t }u necfen; man fürd^tete, bag ber ftreindbac^ Supern ben 
Untergang bringen würbe, ^oö) oor wenig 3al|r)el|nten befamen 
bie ©(^äfer ben 5Ruffä«, weit fie burc^ einen SDJilc^tric^ter ben abenb= 
fegen riefen, bamit ber Un^olb bem 8Sie^ nic^t fc^abe; am S^ierfee ge^t 
^ilatu« fogar al« 93ie^fcf|elm um. Der ^erg galt für einen fabbot^ 
liefen ^ejrentaujpla^. @in fa^renber ©ci|üler befc^wor i^n einft unb 
[teilte fic^ babei auf einen ©tein, ber aber unter feinen (Jüßen wanfte. 
Dic§ ift ein ©d^wung- ober ©nappftein noc^ au« ber Äeltenjeit, 
nur fec^« ^^ug lang, brei breit, welcfien aucf| bie ©ennen mit leifem 
Äörperbrucf unter tlang in Bewegung festen, auf bem fog. 2D?ittag«^ 
gipfct gelegen. Dominif ^ei§t eine natürliche ©tcinfigur in ber fogc^ 
nannten $'ö^lc am ^ilatu«, bie, nac^ äugen f^c^tbar, öon weigern 
(Scftein unb angeblich breigig gug ^od^, einem 3Wanne mit jufammen^ 
gefc^lagenen ©einen gleicht, ber fic^ auf eine Safel ftü<}t; ber Wlti^d 
^at oiellei^t nachgeholfen. 9Wan ruft Domini in bie §5^le, um 
ba« ec^o JU wedcn; fie foll burc^ ben ganjen ©erg ge^en unb am 
^J)2onblod^ auf ber 2^auli«alpe auslaufen, wa« aber nid^t richtig ift. 

Der wilbc Säger Surft lägt fid^ mit ©efotge am ^ilatu« oer= 



80. äBoban au $tlatud unb |)eTobed eTtttebYtgt. 213 

ncfjmcn. 6« ift Diclmc^r 8Bücti«^eer mit ffioban an bcr ©pifec, bcr 
felbcr aSibrir, bcr ©mb- unb ©cttcrmac^cr i)ti%t Äuc^ öcrfammcln 
fic^ auf bem ©crgc, wie am SSIod^bergc bic f)ejfcn. Sine ^ilatu«- 
fc^arte pofftrt man am ^I. ©tuttauern. 

3Bie Obin mit bem 3w"ömen $öttr, ber mit bem §ut, feinen 
^oc^fifc §lib«fialf f^at, fo '^ilatü« auf ber Äanjel, bem gel^üoi-fprunge 
oon mo er bie SBctter nieberfenbet. aber: „^af^ifatu« einen §ut, 
fo wirb ba« ffietter gut." aDer ÜMuct mit bem ©reit^ut im ftinber^ 
fpru^ ift eben SBoban. 3m ffeinen See baneben foU be« '^ilatu«* 
Jrau liegen. ®o tritt ^erobia^für '^^aroilbi« ober grau ^ulba ein 
unb burc^ftürmt bie 8üfte. 3n Sprot ^eigt «ert^ta be« '^ifatu« 
ffieib; fie, bie ben ©ife mit ©oban t^eifte, mirb jur Un^olbe. ffiie 
ber ©leipnir im »üben Sprunge feine ^ufeifen gegen einen ©erg 
bei ©qrio in ®(^n)eben fc^teubert, ba§ man noc^ bie Spuren fie^t, 
fo (|ier it^ ^ilatu^ Siog. Sie ©uotan bei Sajco ber unermübiit^e 
fiknberer, in ber fibba ffiegtamr, ©angrabr, ©angleri, ber wegmübe 
^eigt, fte^t ^itatud in langer ^ttt mit (|o^em *$i{gerftab unb $reit^ 
f|ut öor un«.^) 

3n SBeftp^aten ^eißt ber Seltläufer 9?obe« ober ^erobe«. 
Slnberfeit« ftürmt ^erobiaö, bereu 2:anj bem löufer 3o^anne« ba^ 
Seben loftete, verfolgt üon beffen Raupte an ber ©pifce ber wüt^enben 
^ejfen burc^ bie ßüfte. ®n Drittel ber 3BeIt ift i^r eigen, 
wie bem ©urtr — e« ift eben $ulba im bibüft^en ©ewanbe, bei 
®urc^arb 1. ffiorm« X, l mit S)iana oerglic^en: wir üerjei^en gern, 
ba§ bie S^änjerin Salome mit i^rer SKutter t)erwec^felt ift. (^rau 
^itbe, ratinifirt ^^arailbi«, fteltt fic^ al« 2Öinb«braut SBoban jur 
Seite. 

Der gracmont ober fieloetifc^e ©roden mit bem SRebefl^ut blieb 
at« ©etterpropl^et in S^ren, feitbem bie Urbewo^ner barauf ben 
beweglichen Se^ftein errichteten; bic Alemannen weihten i^n i^rem 
Sturm- unb SBcttcrgott, wie noc^ im IX. 3a^rl^unbert ein Söotin- 
perac^ bei Üoggenburg genannt wirb. Der untergefc^obene fianbpfleger 
öerbrängte nic^t bie früheren Onfaffen. 3m ^intergrunbc ber Dominif- 

1) 9io4^ola, e. IL 306 f. mufi. b. ontiq. O^efeQf^. in 3ÜTi4 XII, 
159 f. SBolf, 3eitf(^t. I, 100. 



214 81. Itöntg äBo^mann qU toilbtx 3&get unb bet l^önigdfee. 

f|ö^Ic fc^Iuntmcm bic brcl IcHc, um bcrcinft jur ©cfrciung bc^ 
SJatcrlanbc« oufiucrftc^cn. 3Bic ju Upfala bic brei alten ®Bttcr in 
brci ^ügdn ru^cn, unb Äolumbon fic ju luggcn bei ^Md) unb 
bei ©regcnj mit SBicrfpenben geehrt fanb, jä^Icn lüir teic^t bcutfc^c 
S5ergc auf, morin brei üWänncr fifeen: fo }u ©afurcn, im 3op*^ 
unb ffün^berg in ©d|Ieficn, im ®c^lo§ 2lura, ju äuerbac^ in Reffen 
unb liefcnt^al im ÜWofellanb, enblic^ noc^ im grafftcin im ©c^roeijer* 
•^röttigau unb im (Srütli. Drei üKänner, barunter ein einöugiger, 
fc^reden einen ©c^afcgräber am |)unnengrabe bei ©teinfelb im ©remcr 
SRarfc^Ianb, e« fmb SBoban, S)onar, grö, ober Obin, §önir unb 8ofi. 
3lu(^ auf ber ©c^eibenflu^ im emment^al vertieft fi(6 ein gro^e« 
8o(^ in ben ®erg; barin liegt ^ifatu« begraben unb mirft man 
mutfimillig einen ©tein hinein, fo brid^t ein Setter lo«. Der ©tein, 
in bie gtut^ geworfen, fteüt ben Donnerftein oor, mefc^er Ungemitter 
mit fic^ bringt. 

81. ItSnig Sßa^mann al8 milber 3ager nnh brr ftiinigdfre. 

Dag unfere ^oc^berge @otte«^ ober $Ricfen«9lamen tragen, ifi 
für bie ©agenforfd^ung üon ©clang, fo ber 3uioen (oom etrur. 
Juve = mons Jovis), grau §ütt, ber ^ilatu^, unb ber gleid) bcm 
Sltla« üerfteinerte aBa^mann. Diefcr gilt für eine ©enennung ©oban«, 
unb mir erfahren erft üom iWac^barlanbc au«, ba§ ber Äönig^fee nad| 
Äönig ©a^mann benannt fei. ©o reich ift bic $t)antafie be« S5crg= 
öolfc«, baß man auf jcbcr ©eite be« 2ltpenftocfe« fic^ bic« ober 
Änbere« erjä^lt. 

t'önig ©a^mann ^atte fein ©c^(og am ^dnig«fee, ^oc^ ragte 
e« in bie 8üfte; aber t^rannifdi liefe er bic Säuern üor ben ^flug 
fpannen unb ^cfete bic $unbe mit §uffa auf fic. (greifauff 320 f.) 
©ein 3Scrgnügen mar bie milbe 3agb bur^ bie ©aaten, boc^ nic^t 
minber litten ^cerbe unb §irt üon ben SRüben, bie auc^ ba« ©ilb tobt 
^c^ten. 2lber ber gtuc^ einer 9Wutter traf i^n, bie ©eftien ücrgriffen 
fic^ an feiner grau unb ben fieben ftinbem; fic oerfteinerten ju 
fieben ^inUn neben it)m unb feinem Sßeibe, bie jmei ©een in ber 
liefe füllten fid^ üon i^rem ©tute. Der größere Reifet ftönig«fec, 
bic 2llpe bagegen ber §unb«tob, meil biefe öon ba fic^ ^erabftfirjtcn. 



82. ^ic hJtlbc 3a%b but(^ bic Zenite. 215 

9luf bem $erge Sßa^mann ^at man audi noc^ Slrümmer oon ber 
ärc^c 5Woa cntbctft — nämtic^ üom ©c^iffcr ©crflclmir. 

am ©änti« ^crrft^tc ein 9ticfc, bcffcn Ucbcrmut^ fic^ fo ^oc^ 
öerftieg, bog er ftönig über 3lflc« ju werben begehrte. !©a er^ob 
fic^ ein 2)onner im gel^grunbe unb ©«fteine bedten ben Unmenfdien 
fammt ®taü, SSie^ unb Sllme ju. ©auffurc, ber crfte ©efteiger 
beö aWontblanc, fonnte ein 3a^r fang feinen Jü^rer pnben, roeil 
berfe(6e für einen Mont maudite ober oerflud^ten $erg galt, mo 
ein ©eifterfönig , wo nic^t ber f)öücnfürft, throne. Der ©erggeift 
fdiüfet bie ®em«^eerbe öor bem 3ager. ($etjog I, 180.) 

ä$om ijt @ee auf bem $if t)on 3bague in Kolumbien ging 
S5a(^ue, bie Urmutter ber ß^ibt^a« au«; er bleibt wegen geiftcrl^after 
®(^eu unentwei^t, felbft fä^ne3äger wagen fic^ faum hinauf, 
unb man fprit^t fein ©ort, ba fonft fc^redtli^e ©cwitter lodbrec^cn, 
jumal wenn man in ba« tobtenftißc ©affer einen ©tein wirft. 3m 
®ce Jota nimmt ber Icufel bie ©cftalt eine« fd^warjen }S'i\^t^ ön. 
(öaftian äftam. (5. 318.) iOicß ftimmt p bem lange gemiebenen 
"^ilatudberge. 

82. Sie toilbe 3agii huxi^ bie Ztnnt. 

Ucber ben lempelberg öon Serufafem tief bie ®renje üon 
3uba unb ©enjamin; ©c^eibemarfc war ber fc^webenbe ®d|rofen 
gben ©c^atja ober ©efeftein auf ber lenne Slroona. ©olc^e ^enbet» 
felfen waren felbft im ©türme bewegtic^. 5luf üWoria ftecfte ber 
ßngel ber ^eft fein ©c^wert ein unb baute 5)at)ib ben erften 3lttar. 
§ier ftanben S^ron unb Slltar, '^alaft unb Ztmptl einanber gcgem 
über, unb wie ber lalmub (Joma fol. 25, 1) beurfunbet, war ber 
JRic^tfaal ®a^it^ berartig gebaut, baß bic eine $älfte in'« ^eilig«^ 
t^um fid| hinein erftrcctte, bie anberc im f)cibenoor^ofe ftanb. S)er 
aSorfiftenbe ^atte feinen ©tuf)l auf ber Äbenbfeite be« Sonclaoe, unb 
ba« Urt^eit würbe fo auf ^eiligem ©runbe gefproc^en. !Ber Straftat 
©eoac^im f. 108, 2 erflärt, bag bie ©diec^ina (über ber ©unbe«- 
tabe) auf bem Slnt^eite be« ©tamme« Benjamin, be« ©t)nebrium im 
®ebicte Ouba tag, fo bag bie SWic^tcr junäc^ft bem aitare unb 2ln=^ 
gefitzt« be« ^eiligt^ume« ben ©pruc^ föttten, wä^renb Jf läger unb 
Seftagte an ber anbem ^albfeite auf profanem $oben ftanben. 



216 82. Die tDtlbe ^ogb burd^ bte Zinnt, 

Slbonai ^ä(t ftc^ auc^ a(9 beutfc^nationaler Obtn ober SBoban 
mcrfttjürbig an bic lennc, ift bicfetbe boc^ gctuei^tcr ©oben, ©ein 
2lufi;iU9 fünbet bcn ftrieg an; anäf tebtc er infoferne noc^ fort, ate 
bei f)inri(^tun9en mit ©trang ober ®(^tt)crt er feine Opfer im ©türme 
^eimf|o(t unb brei £age ber Sßinb gel^t. 

3. ©rirnm »agte bie ^age, ob bie alten ®ötter tt)irf= 
(ic^e SBefen maren, nic^t }u bejafien noc^ ju oerneinen, bejeic^net 
aber (Ät. ®c^r. 65) ben ©eg be« beutfc^en Deus Terminus: „5)urd| 
ben ©tabel, mitten über ber Senn" ge^t bie ®renje, auc^ »o^t 
burc^ ein 8o(^ in ber SGBanb, bur(^ bie ©tube, ben Ofen ober ftüc^ai^ 
l^erb," 2)a§ ba« »ütfienbe f)eer burc^ bie Senne fäfirt, erinnert auc^ 
ffiolf (Seitr. II, 160), bamit aber fein ©c^aben entftefie, eilt ber treue 
@(fart a(^ 9D2af|ner ooraud. 

3m ©c^warjwalbe jiefjt ba« ÜWuoti«]&eer burc^ bie ©treuer, beim 
üKarti«bauern mit aücn ^unben burc^ ben Äeüer. (SWeier 130. 151.) 
3ti ÜRartin mit feinem SWantel gcf|t eben ber friegerifrfie SBoban 
auf. (5Roc^^. S». 20. 23 f.) 3n ©ider^borf b./©. ge^t bie ©renjc 
mitten burc^ ein §au« unb fogar burc^ ben Ofen, wobei e« öfter 
üorfommt, ba§ in ber ^oc^mafc^ine ber Äaffcc im Slttcnburgifc^en 
unb bie Äartoffet baneben auf fäc^fifc^er ©eitc gcfoc^t merbcn. 3n 
einem 5Wac^barborfe burc^fc^neibet bic ®renje einen ftu^ftaU, fo bag 
bie Äü^e il^r JJutter im 3lttenburgifc^en ju ftc^ nefimcn, mä^renb fie 
tiuf fäc^fifc^em äntfieilc »erbauen. 5)ie ocrgangene 3^^* ""* ^¥^^ 
üieten ^rioilegien unb SRec^ten lieferte noc^ oiel mebr Äomifc^e«. ©o 
famen früher in SBatbfac^fen , »enn bort bie (äffen gefegt mürben, 
oft nic^t weniger at« fünf oerfc^iebene ©c^tottfeger au« Sittenburg, 
©(^mölln, üKeerane, Srimmitfc^au unb 3i^Wou jufammen, um ifire^ 
Slmte« ju matten. 

3m Äriegöl^of bei Slller^eim ge^t bie ©rcnjlinie jmifc^en ftur- 
pfalj unb bem gürftentl^ume Oettingen mitten burc^ bie ©tube, eine 
©teintafel am Ofen gibt no(^ baoon 9Kelbung. 3n Srgolt^^ofen 
unb®ettmü^le in ber Seufel^mauer fä^rt bie milbe 3agb burrf) 
ben Ofen. @« gatt jum 5Rcc^t«fc^ufee, ^öfc an bic glurmarf ju bauen, 
fo bag bie eine ^älfte biefem, bie anberc jenem ©eric^te angehörte. 
9ln berfctben ©renjtinie rbmifc^en unb bcutfc^en ©ebiete« ^5rt man 
ba« ©etbfe ber roilben 3agb; ja auf bem ©etfc^en^of bei Srfert«* 



88. 2)ie (Buren \)on -^oog. @eMet$extDerb imb (Srenalouf. 217 

fjofcn nol)c bei Scigcnburg a/@., »ic an bcm gcrabe bcm ^fa^Igraben 
anliegcnbcn, Söaucntgutc ju ® unter« bac^ erjäl^It man, bag ber 8e^ 
ft^er {ebe^ntal in ber 6{|riftnac^t einige ßac^etn aud bem Dfen 
auölöfe, bamit ber ®ottfeibeiun«, melc^er in ber ^I. 5Wac^t auf ber 
STOauer feinen 8lu«jug ^ött, bei ber jäl^rlic^en ga^rt burc^ SBo^n- 
ftube, Sfüc^e unb 5Rauc^fang nic^t ben gonjen Ofen jerftöre. 2luc^ 
beif)ere«lo^ ^ört man bie3agb: f)unbebellen, JRufen unb ©c^reien. 
(Äugicr, aitmüfittfial 68.) 

üDen gleichen ffieg nehmen c^riftlic^e ^rojeffionen; ju ^ferbe gef|t 
e« JU gürftenfelbbrud burc^ bie Seon^arb^firc^e mitten im SKarfte. 

2)ie fefte SBcgrenjung be« ©ebiete^ würbe burc^ bie anläge tjon 
Oeric^tdftätten unb Äirc^en bejtoedft. üDie uralte SKartung ßonbon« 
marb burc^ ben 5Rat^faaI in ber 6it^ beftimmt. Der ^farrfjof öon 
®t. ßergueö im Äanton SBaat, bem urfprünglic^en ^etoetien, fte^t 
^alb auf franjöftfc^em, fialb auf ©diweijerboben. Söei un^eilöoUer 
Jro(fni§ eilt ein 8ote am ©renjorte ®eron« in ben ^^renäen jur 
Cueße be« ^I. Sijier, füllt ftillfc^teeigenb ein ©efäg unb gießt bie 
f)ätfte auf fpanifc^em, bie anbere auf franjöfifc^em ©oben au«, nac^- 
bem er beiberfeit« ben ßrbboben gefügt l^at. Dieg »ieber^olt ein 
onberer, bi« Stegen tropft. 

83. Sie @uren Hon §üü%. @e(ietleritier( nnt @ren)lauf. 

5)a« 5Ro§ (horse) galt ben friegerift^en (Sermanen für ba« 
ebelfte J^ier, unb leitet biefen feinen 5Wamen öom SBie^ern ^er, 
ttjoöon f^on bie alten Werfer SBeiffagung entnahmen. (5« »ie^ert mit 
^alb menfc^lic^er Stimme jum Kampfe. (SBec^ftein ®. 107.) Söeim 
^t. 9?o§ fc^touren bie (Sotten bem ataric^ treue (Sefotgfc^aft. 2)er 
SRome ®ure erinnert an bie afiatifc^e ^eimat unb lautet inbifc^ 
gora, ürmenifc^ Äurre. ©ei ben Werfern, unferen näc^ften ©tammeö^^ 
brübem fieigt ®ur ba« $ferb, auc^ ber »ilbe (5fel; bie ^inboftanifc^en 
^rft in ®ujerate nennen ®ora noc^ ba« Stößlein im ©c^ac^fpiel. 
®ure ^eigt auc^ über Sanb^berg fjinaud nac^ ©c^maben ®aul ober 
aWä^re. 

Unter ber ÜWaurja^D^naftie entbrannte in 3nbien ein groger 
Jhrieg, al« ba« l^eitige $ferb be« ^ufc^pamitra entführt würbe, 
©eim aftoameb^a^gefte warb ba« 9iog mit bem ©pruc^e entlaffen: 



218 83. ^ie (Stuten t)on ^aog. (^thiti^txtotxh unb ©reii^touf. 

^©urc^ftrcifc «crgc, ©üften, ffiätber, ©tobte, ftampfc Sitte« unter 
beine güge unb fei Sieger über bie Äbnige. SSertifgc bie JRaffc^afa« 
unb aüe ©öjcmic^ter." Die 5Rabf(^puten ließen ein ?ferb lo«, um 
bie atic^tung ber Eroberung ju beftimmen. Da« meiße 9?o6 ber 
Sibuffa leitet bie ©efanbten ju ^r^imiölaü. Die alten Preußen 
jagten au« ber an 9?offen gemachten ®eute eine« gu (S^ren ber ®ott:= 
^eit tobt. Die SKongolen heiligten ^ferbe, bie SWiemanb berühren 
burfte, unb bie Statarcn ©übfibirien« gaben beim ^fcrbeopfer einem 
©c^immel bie grei^cit, inbem fie i^m ben ^mm abnahmen. Satlin 
\a\), »ie in einer ^rojeffion ber $a^ni«^3nbiancr ein f)äuptling 
feinem 8iebling«ro6e bie 5^ci^eit gab, ba« fic^ ben milben beerben 
ber ^rairie gugefeUte, unb tuenn e« mit bcm 8affo gefangen, fogleic^ 
wiebcr frei au«ging, benn e« gefjbrte bem großen ®eifte. $aag 
^ieß e^cbem ©oren^aag unb f|at einen rotten ©c^immel im SBappen. 
(Oberb. 2lrc^. XVI, 284.) 

Durc^ ben Umritt auf einem ©(^immel, ffioban« l^eiligcm Spiere, 
enoarb ber ältefte ®ure öon f)aag ben ©efift ber ©raffc^aft unb 
beftimmte ii)xt ^renjen, inbem er in Sinem ©aufer fetbft bem Sauern 
burc^ bie Senne fprengte, bi« fein 9?oß ftrauc^elte. änbert^alb ©tunben 
üon ^aag liegt, nac^ ^o^enlinben ju, ber ©c^immelberg mitten 
im ffialbe mit einer Jafel auf ber ©c^neibe; fie jeigt einen mit bem 
33orberfu6e geftürjten ©(^immel unb bie 3nfc^rift: „5Kein, fällft 
^ier fc^on, ®ure?" 1058. grüner ftanb ba eine ©8ule ober 
©teinp^ramibe , morauf ba« ftürmifc^c JRoß einge^auen mar; ein 
folc^er ©tein fott and) noä) im SBalbe liegen. Submig ber gromme 
ertfieilte f)einri(^ bem Seifen bei 9taöen«burg einen Sanbftric^, fo 
weit er i^n mit bem Pfluge umfahren fbnne. Diefcr aber na^m 
einen golbenen ^flug ober Sagen mit auf« JRog, unb ritt fporn^ 
ftreit^«, bi« feine ©tute am 50iären berge nic^t me^r »eiter fonnte. 
Sie §erobot bie ©itte üon ben ©f^t^en melbet, belel^ntc nac^ ber 
arabifc^en 5Romanje 9Ku^ammeb nad| bem Sfoß^ufe mit ßänbereien. 
(3ä^n I, 427. 431.) Unfer §of ober bie §ube ftimmt nat)e baju. 



84. S)a« 3ol&onnUfeucr. 219 

84. Sal 3o]^anni0feuer. 

On bcr f)od|}cit be« 3a^rc« feierten bic 5)ruiben bic 93cr* 
mö^tuitfl be« f)immeU mit bcr Srbe, unb bic iungciit^aarc 
jprangcn f)anb in §anb über bic g{ammen(o^e. 5)ic Scutfc^cn 
blieben hinter bcn Selten nic^t jurücf, fte ^utbigtcn ja bcr ®onnen= 
retiflion, bic, wie bcr ©aal^bicnft im 3)iorflenIanbe, bic ^öc^ftcn 
greubcnfefte mit fid) brachte. 5Wur bic (Sinmo^ncr bc« buntlcn ©clt^ 
t^eit« bcgcfien fein ©onnenfeft, benn il^ncn ift bcr gtüficnbc Seuerbaü 
jur ^öc^ften Cual. ^aum ift eine fjinunter, fagte ein Söari^5Wcgcr 
jum a)?iffionär ^oblcc^cr, fo fbmmt am näc^ftcn läge eine anberc 
herauf, bic um nic^t« beffer ift. ©c^on ^erobot IV, 184 »ciß, baß 
bic 3ltarantcn bcr ©onne fluchten, meit i^re ©tut fic tjcrjc^rte. 

?(u« bcr ©ibcl »iffen tuir, baß bicÄananäcr, unb nac^ if)rem 
©cifpiclc bic Hebräer, bic Sinber burd)'« gcucr trugen, atfo nic^t bloß 
bic folarc ßic^troci^c, fonbern auc^ bic Feuertaufe i^nen gaben, um fic 
gegen alte Uebet ju fc^üfecn. „8a§ ®o^n unb loc^ter nit^t burt^'« 
geuer ge^en, ^eißt e« 2)euter XVIII, 16. ütl^coborct üon S^ru« füljrt 
a(9 altafiatifc^c Steinigung^fittc auf, beim ^ödiftcn ®onncnftanbc 
in ©ommer« 9Kittc burc^'« geuer ju fpringcn. 5)ie6 ift ^abcn= 
brauch in ^erfien. 3^"^^^^ ^^'^ ^^^ cntfpTcc^cnbcn geuer in 
(Sonftantinopcl für bcn SRcft altgricc^ifc^cr ©ebräuc^c. 
3m alten 3iom festen am ®rünbung«tagc bcr ©tabt, 19. Slpril, 
beim gefte bcr ^atilien ju (S^rc bcr ©eibegbttin *^ale« 3)icnfrf)cn 
unb 3Sicf| breimal burc^'« geucr. ©elbft bei bcn fernen Äan abiern 
brachte bic geucröcrcfirung mit fic^, baß fic um ba^fclbc tanjtcn 
unb barüber fprangen.^) 

Um ©onnenaufgang nac^ bcr f)od|fommernacf)t ^u fc^aucn ging 
nic^t bloß bcr (Snglönbcr ^inau«, fonbern um ba« f)c^re ©rfiaufpicl 
öor äugen ju ^aben, auc^ jic^en bic Jübinger nac^ altem (glauben 
fiaufeniDcifc auf bcn ©piftberg, bic ÜKöffinger auf bcn 3toßberg, 
bic ^fullingcr auf bcn ®corgcnbcrg, bic 9icutlingcr auf bic 
äc^alm, unb jwar fc^on um SWittemat^t mit gadeln unb SDJufif^ 
beglcitung. 5lm Dreifattigfeit^f efte , tuenn man ben rechten 5lugen^ 



1) 3- ^' ^üUn, Urreligion 56. Sepp, Sod ^eibentl^. I § 45-52, 



220 84. ^ai So^annidfcuet. 

blitf trifft, fann man brci ©onncn aufgeben fc^cn. Da« ©onucnrab 
mit burd}h*eu5tcm inneren Äreife unb brei tueitcrcn jatfigcn ©trauten* 
ringen finbct fic^ fc^on auf altgermanifc^cn S:^onfrf)erben,. fo am 
©teinftrgc in iWicbcröfterrcirf). (ÜÄuc^, ®erm. ffio^nf. 62.) 66 gilt 
mit ben Speichen in ffreujcöform für ba« 3^^^^^ Obin«, fbnntc 
aber auc^ ben I^ierfrei« bejeic^ncn. 3n 5Worbbeutfc^Ianb fam e« 
noc^ in unferen lagen bei ©eueren üor, baß bie ©auern in alter 
©eife 5Wotfeuer anfachten unb ba« SJie^ breimat ^inburc^trieben, 
crft bie ©c^mcinc, bann ftü^c, enbtic^ ^ferbe. (ßote^orn 2). ÜR. 351.) 
9lber in'« inbifc^e 5lttertf|um fc^eint e« fjinaufjureic^en, menn man 
im ©aljburgift^en neunmal über ba« Oo^anniöfeuer fpringt. 

©eim ^oljfammeln jum ©c^eiter^aufen ftimmen bie Äinber 
am 8ec^ unb an ber S335rnife ben @efang an: 

3ft ein hxat)tx ^err im ^aui, 
(&ibi et un$ ein ©d^ett l^eraud, 
3toei ©d^eitet unb atoci ^ofd^cn, 
^od^t ed brennen unb glofd^en. 

©eim Uebcrfpringen be« (Jener« fingen bie ©urfc^en: 

Untei'm Itopf unb überm l^opf 
Zi^vC \d) mein ^ütel fd^toingcn, 
9)löbcl toenn b' mid^ gern l^afl, 
Tlu^i mit burd^'d gfeuer fprinc^en. 

Slm Olterberge in ©c^maben finbet ba« ^immctfeuerbrcnnen 
an brei ©onntagen üor unb nac^ ©t. SSeit ftatt; junge Surfc^e 
jietjen bann Don $au« ju ^au« unb fc^reien: 

»^eiliger Sanft 93eit, 
&\b mir aud^ ein Sd^eit, 
®lbfl bu mir fein'd, 
©0 fte^l td^ mir ein'd." 

8äng« bc« baijerifc^en SBafbe« erglänjen bann bie geuer, unb im 
9?ic« üerfammclt fic^ eine SKaffc üWenft^cn, um felber burt^ bie 
glamme gu fpringen ober anbere fpringen ju fe^en. 

©eit unüorbenftic^er ^tit begefien bieß geft bie Ummo^ner bc« 
Offenfopfe« noc^ auf allen ^ügeln, unb wie feierlich mag bieg im 
9lttert^ume om 3Kittelgebirge Deutfc^tanb«, bem geifter^aften 3Bic^tet= 
ober gic^tetbcrge, gefc^e^en fein! (©euerer 30.) Der mächtige JRingroaö 



86. »tonbopfct. 221 

bei Dürf^cint au« gcrmanifc^cr SSorjctt, mit bem Srun^itbcnftu^I 
mib ber Srun^ilben^öt|te ift ,)ugteic^ bie Stätte, ipo noc^ btd in bie 
jüngften S^agc bie Sodann i«f euer ongejünbct würben. 3n Oftpreußen 
oerbinben noc^ t|eute bie iDtajuren mit bem 3ol^anni«feuer bie 
Erneuerung be9 f)erbfeuer«. S)tefed mirb }ut)or audgetöfc^t, 
bann ein eichener ^fal^I in ben Soben geftecft unb fo (ange ^er- 
umgebrefjt, bi9 er fic^ entjünbet. SDVit biefem treuer merben bann 
©c^eite angebrannt unb in bie Käufer getragen. (Stoppen 71.) 3n 
SJauber« fpielte ba«geuerl)upfen beim immergrünen Särc^enbaum. 
Senn man ba« ©onnmenbfeuer nic^t rechtzeitig au^tbfc^t, fpringen 
um ÜWitternat^t bie böfen ®cifter mit barüber unb reiten auf @c^ür= 
^atfen fierum; ba^er gc()t man ju ^raiburg um }n)ö(f U^r {|eim. 
Dieg ift mieber eine 5Wac^rebe wegen be« tjorc^riftlic^en ©rauche«. 
3lu« bem ©lute 3o^anni« be« Säufer« entfprang eine Slume, 3o^anni«^ 
fraut ober -blut genannt. @ie bient jur SBeiffagung: ,, liebt mic^, 
liebt mic^ nic^f Unfere beutfc^en $orä(tem fprac^en in äl^nlic^em 
©inne öon ©a(bcr«fraut; im ^flanjenfaftc fteigt ja ba« ©tut be« 
iWaturgotte« auf. 3Som ©lute Obin« entfeimen bie Stumen be« 
ßenje«, wie bie Slnemonc öon bem be« äboni«, bie 5Rofe öon J^ammuj', 
bem ®(ute be« f^rifc^en üJeiben«gotte«. 9(u« ^IttQ« ©(ut ge^t ba« 
^urpurtjeilc^en auf, unb $^acint()o« (ebt in ber ©tume gleichen 
9{amen« fort; Blutstropfen be« Sabmito« gaben bem @ppic^ ba« 
(Sntftel^en. ÜWit ®5tternamen bezeichneten oor allen bie Deutfc^en 
^eilfräftige ^flanjen; i^re ©teüe nehmen jefet c^rifttic^e ^eilige ein. 
©erwärmt ein 3mm am 3of|anni«tage, fo baut er einen ^etc^. 

85. OranbiMifer. 

3n 9?u§(anb wirft man juwcilen einen weißen ^a^n in'« 
Supalofeuer. 3lm anbem Snbe Suropa«, in ben ^^renäen wirb 
eine ©äule öon ffieibenjweigen jum 3o^anni«feuer hergerichtet, auc^ 
eine äRenfc^engeftalt au« Seibengeflec^t mit oerbrannt. (SRann^arbt, 
Saumf. 515. 523.) ßöfar b. g. VI, 16 öerTtc^ert, bag bie SWaffi^^ 
(ioten barin wirfüc^ STOenfc^en verbrannten, ^erafte« auf bem Oeta 
fonnte jum religiöfen SSorbitbe bienen. ^n ÜWatbergweic^ an ber 
SRofel }ünbet man eine f)ütte an. 9luf 3o^anni«tag verbrennt man 
in ©(^waben ben @nge(mann au« f)otz mit einem töpfernen Sopfe 



222 86. »ctöfcictltd^feit. 

unb mit ®trof| umflocdtcn. (©irl. 35. II, 100.) üDic JRottcnburgcr 
föpfcn i^n, tote c« mit bcm Jäufer geft^a^. 3n 9lurborf am 3nn 
brennt man augcrbcm uo6) gcucr auf ?cter unb ^aut, unb jwar oben 
am Saifer wie in ber 5Wicbcrung; babci wirb ©t. *^etcr afö ©tro^figur 
mit 9?afctcn bcfaben, bie lo^gc^cn unb i^n mit oerbrcnncn. Oft 
wirb eine Strohpuppe al« alte ^cf c in'« geuer geworfen, ebenfo 
©eifut unb anbere 3öubermittc(. 3n Oberbfterrcicft würben §on«t 
unb ®rebl al« Strohpuppen auf ©taugen mit bem §otje be« 
Oo^anniöfeuer« oerbrannt, bann erft fprang man barübcr; man 
ging oor^er wo^l aurf) betcnb um bie j^lömmc. SDiet^ unb ^ollcr= 
füc^et get)brten jur lageöfeier. ©er Slcfcr erfreut fid^ neun 
Oa^re auf bie Äo^fe, wo ba« geuer einmal angesünbet ift. 5)ic 
3Ifc^e ber 3o^anni«fcuer gef)ört auf bie gelber. 

3n ©panien Reißen bie 3of|anni«feucr verbena, weil man 
6ifen!raut barein wirft. Slltfränfifc^er 93olf«brauc^ war, ffränje in'« 
3o^anni«feuer ju fc^leubern mit bem ©pruc^e: „SSon mir jie^ unb 
werbe oerbrannt mit biefen ©lumen all' mein Unfieil." 3n ber 
3o^anni«nac^t blüt)en bie garrenfräuter unb werfen i^ren ©amen 
ab — ob am 23. ober 24. 3uni — bie SBaf|l fte^t frei, »uf 
©cl)lo6 ©aalenftein in Obcrfranfen blü^t am 3o^anni«tage 12 U^r 
aJtittag« eine 3o()anni«blume (hypericum); wer fie finbet unb mit 
ber SBur^el au^rei^t, ergrünbct ©c^äfee. Seim 3o^anni«feuer fränjte 
man fic^ mit SBlumen unb fitäutern, wie ©eifu^ unb Sifenfraut. 
SBaffer mit Sof|len, oon biefem Sranbe abgefc^rectt, ift gungenfüc^tigen 
gut. ©enn ber oortrefflit^e ÜKaler SRieffta^l bie erften ®lau6cn«^ 
boten ©ergc erfteigen lägt, um gegen fo unft^ulbige Sllpenfeuer unb 
bie beim ©onnenopfer bet^eiligten 'priefter einjuf(^reiten , wa« foll 
man bann oon altteftamentlic^en 3ubcnbräucf)en jagen, wo fc^on 
3lbrat)am feinen eigenen ©o^n jum Sergopfer beftimmt! 

86. eergfeierlii^feit. 

J)ie ©onnwenben unb Zag-- unb 5Wac^tgleicf)en begrünbeten bie 
natürliche 3^i*c'"^^^il""g ^^^ bilbeten bie ^auptja^re^fefte. Die 
Oftcrfeuerfpift bei (Sfc^enlol) rechtfertigt i^rcn 5Wamen; bort 
brannten fcf)on in ber SRömerjeit ©ignalfeuer, fü^rt boc^ bie SRömer- 
[trage unterhalb oorüber. 3" ©öffel in ^annooer wählte man ium 



86. SPftgfcietlidfefeit. 223 

Ofterfcucr ©orföbont, bcr ju bcn f)cfcnbäumen i&tjU unb mol^t bem 
©onor Zeitig »or. IDa« gunfcnfcucr unb ©djeibcnfdjtaßcn in 
®(^tt)aben auf gaftnarfit ftc^t bem Oolyannidfeucr gicicf). (SBirl. SJ. II, 
56 f., 67. 105 f.) 3n (grbad) fjeigt bo« bicfc« f)imnicUfcucr, ju 
6f|ingcn 3önt>^tf^ucr. 2lm SSorabcnbc t)on üKic^acH fammcltcn 
Änabcn in bcr ©tabt $rüm §ol? junt ÜRic^acföfcucr. Auf SWartini 
wirb Slbcnb« ein brcnnenbe« 5Rab Dorn galfenla^ bei Sertric^ ge- 
rollt, cbcnfo gu aJHlnftercifct öom 5Rabberge, baffclbe ge?(^a^ ju 
©ittic^ on ber SKofel, in üRünftcreifcl, Jricr unb an ber ©aar. 
Der 3of|anni«berg in Sufcmburg fü^rt tjon ber geicrlic^fcit ben 
5Wamcn. IDcr ©onnenfutt brachte bie geucrfefte an aüen öier SBcnbe^ 
punften be« 3af|re«, auc^ auf SBeifinac^ten mit fic^.^) 

3n ^oatien feigen bie 3of|anni«feuer gum 2)arüberfpringen 
Ärieß. 3)a6 geucrfeft in ©ubiffin l^ieß ber ©ommerempfang. 9luf 
l^atben SBege üom {Riefengebirge md) ©re^tau liegt ber 3obtenberg, 
mut^ma§(ic^ mons Aciburegius im engeren ©inne, mit bem ©töbtc^cn 
3obten üom XII. 3al^r^unbert an. ©obot^, ©abotl^a, ©obatfa ^eigt 
potnifc^ ein greubenfeuer, worüber man fpringt, um gegen Äranf^eit 
gefdjü^t JU fein, ebenfo unfer 3o^anni«feuer. (^reuffer II, 19.) ©eld)' 
ein Oubel tönt oon ben ©onnenfeften au« ättefter 3cit ^er! ©ei ^oä)^ 
borf in ber ©c^weij liegt bie ©pielmatte, auc^ f|ört man auf ber 
®(arner ©anbalpe biöroeilen liebliche üKufif. ©teub entbccfte in 
S^^rol eine romanifc^e 9l(m, ©ampanogaba, ma« an bie 3^ntpognari 
ober ^ifferari, ^irten au« ben Sbrujjen erinnert, bie if)rc ©^m* 
Päonien auf ©ei^nac^t feit unöorbenMit^er ^di fpielen. Diefe« ©piel 
ga(t urfprünglic^ bem f)erm be« f)immel« unb ber Srbe. 

Sinjig So^anne« be« Stäufer« ®eburt«tag roirb neben jenem 
ß^rifti begangen, fonft bei f)eitigen nur ber Sobe«tag. 5)ie6 ^ängt 
mit ben ©onnmenbfeften in aüer SBelt jufammcn, unb paffenb oer- 
roertfiete bie Äircf)e babei ben 8lu«fpru(^ 3o^. III, 30: „(5r muß 
june^men, id) aber abnehmen." SJon SBeifinac^t an tuac^fen bie 
Jage, t)on 3of|onni ge^t e« abwärt«. IDa« fjöc^fte ©cfen ber 
Stfc^eremiffen, 3umo, ^at fein g^ft um ÜWittefommer; ein ein=^ 

1) ed^mit 43. 4G. SiniTorf, ^ Tl 2. ?lufl. 578 3. ^ufl. 541. 6epp, 
©eibcnt^. 1, § 47-52. 



224 87. l'ct ©onncntaiia. 

famcr „^citigcnsSourn" im SBatbc bient jum Opferptafe (ftcrcmct) unb 
i)at brci Buflä^fl^/ ^on ffieft, ©üb unb Oft. 2)ie SWönncr tjcrjammcln 
[\äf ba auf bret £agc, feine ^au barf bo^in; man reinigt fic^ mittele 
SBafc^ungen unb trinft üKctf}. Der oberfte ^riefter jünbet fieben 
geuer an, ba« norbroeftlic^c gilt bem 3uma, bie anbcm ben Planeten- 
göttem. SEf|iere »erben oorgefü^rt unb fiebenmal mit SBaffer be^ 
goffen; fc^aubcrn fie, fo finb fie opferfä^ig. ®n f)engft wirb bem 
3uma, eine Äuf| ber Gottesmutter (3umon 8ltt)a) geopfert, ba« 
©(ut mu6 in ba« betreffenbe geuer fpri^en, ba« i^Ui^d) wirb in 
fieffeln an ben fieben geuem gefoc^t, auc^ auf einem lurfie Suchen 
unb Jranfopfer um^ergefteüt; bann oom f)of|enpriefter ba« ©rob 
auf einem 2eüer nebft einem ©ec^er üKetfi unter @ebet üor bem 
geuer geopfert: ba« 3Sotf ruft amen. ^nUi^i wirb t)on i^m ein ßic^t 
auf ben f)ei(igen ©aum geftecft; aüe t^un e« i^m nac^, bi« ber 
ganje ©aum iUuminirt ift. Dann fallen fie auf bie ^iee unb 
beten ba« ©efic^t am ©oben 18 ®ebete (nac^ jübifc^cm $Ritu«). ^ier 
ge^t f)eiben', Ouben- unb ß^riftent^um merfwürbig burc^einanber. 
©ie fteUen auc^ brennenbe fierjen auf bie ®räbcr, öerje^ren unter 
Etagen einen Äuc^en unb legen, jeber brci ©iffen, bem Sobten ^in, 
fprec^enb: „S)a« ift für bic^!" ©obann gc^en fie am 3., 7. unb 
40. 2:ag }u @rabe, unb begeben i&^rlic^ ba« Gebäc^tnigfeft ber 
Slbgefc^iebenen. (Om ©erail. $ajrt^. SRugl. I, 446 f.) 

87. Ser Sonnentau}. 

a3om 5Worbpol fc^reibt SEacitu« @. 45: „3cnfeit« ber ©uionen 
(©c^meben) bämmem bie legten ©tra^len ber untcrget|cnbcn ©onne 
f(^on loieber jum Aufgange. 3)a6 man bie ®eftalt ber ®ötterroffe 
unb ba« ©tra^fen^aupt (ber ©onne) fc^c, ift Sinbilbung." ©leic^- 
mo^t ftiegen wir in ber 3ugenb mit bemfelben ©tauben ju Serge, um 
aWorgen« ben crften Sic^tbtife mit berfetben ßrfc^einung in erwarten: 
fo fe^r liegt bem SSoIfe bie altväterliche SReligion im Slute. 

Die ©onne fclbft t^ut in ben oier SEBenbepunften i^rer ßauf- 
ba^n brei greubcnfprünge. 3n ber t^riftlic^cn 3^it ^ie§ e« ju fi^ren 
ber ©eburt unb 2luferftef)ung; auc^ am $immelfa^rt«morgen ober 
in ber S^re 3o^anne« be« läufer«. 8lm Oftermorgen glaubte man 
bie ©onne am ipimmel toiijen ju fef)en. 3m orientalift^en ßult 



67. i)tt Cortnenton^. 225 

fott ber ffonj bie ©ctoeßung bcr platteten öorfieücn. 5)ie Slrabcr 
tanjen um ba« geuer bcr ^anittnaäfi, 8cilat al öufub. 3fn ©c^waben 
fennt man noc^ ben ©onncntanj in bcr S^riftnac^t, baju fommcn bic 
Oftcr^tänjc auf ©crjcn unb ^ügcln. (®crmanta I, 67.) 9n bcr 
So^annt^na^t tanjtcn bic bcutf^cn Wl&iäftn um bcn glac^d auf bcm 
treibe, ba§ er ^oc^mac^fc; fc^Iägt man bagcgcn auf 3o^anni^ QnU 
fiauptung mit bcr 85t an einen ©aum, fo öcrborrt er. 3lm ©obenfec 
fpringen fo Surfte »ic ÜWäbet im SRunbgange über ba« Oo^anniöfeuer, 
c« bauert oft mehrere ©tunben. SScrbrennt fic^ eine«, fo mu§ c« ein 
©täd ©cmanb nac^ bcm anbem jum ^fanbc geben, bi« e« nur no(^ 
ein ^emb an^at, fei'« au(^ ein aWäbcI. (ÜÄcicr 380 f. 401.424.) 3n 
5Wicbcröftcrrcic^ ift am 3o^anni«tagc gcuer an geucr bi« nac^ ©teier* 
mar! hinein. 2)ic fprü^enbc 8o^c lobert in bcn Dörfern unb auf 
aQcn Sergen. Sefen werben angejünbet unb bamit tan}t man um 
ben ©(Weiterlaufen. 8n bie 9{obfQr fc^Io^ ft^ bic müt^enbc 2:an}^ 
epibemic be« XIV. 3af|r]&unbcrt« feit bcm 3o^anni«tage 1374 an. 
S)er 93cit^tan} galt für eine ^eilige ^anf^eit unb marb ocrmut^Iic^ 
mit bem ©onncntanjc in Scjie^ung gefegt. Die Slnriifung bed ©antt 
aSeit fe^lt beim SWittefommerfeuer nie, unb ber ^eilige (©uantoöit) 
^at feinen fia(enbertag eine Sßoc^c oor do^anni. 

^er 72]öWrige f)crjog ©tep^anU. ^ic(t im 3uni 1401 mit 
@(ifabet^ t)on S(eoe C)ocW}eit unb fprang rüftig mit i^r über ba^ 
©onntoenbfcucr. Äaifer griebric^ III. tie§ 1473 ju atcgcn«^ 
bürg ein grogcd ^a^ mit ^arj unb $0(3 füllen , ba^fetbe auf bcn 
SWarft ftcüen unb bic „fümemftcn groutocn'' baju elntaben, bie mit 
ben Ferren 5Rittcm unb Shict^tcn öffentlich um ba^ ga§ taugten, 
ba« in ©ranb geftedt »urbc. Site ba« gag jcrpcl, ^attc bcr Äaifer 
eine gro§e greube: „er taufet auc^ unb marff ben 2lrm uff, unb 
meint, er ^ctte ein göwen überwunben." äuger bcn »ettli^en gürften 
wohnten bic ©ifc^öfe öon ÜWainj, SErier unb Sic^ftätt bcm gcftc bei. 
S)er rittertic^c Äaifer SWafimilian I. lieg am grofin^ofc gu äug«= 
bürg ba^ ©immet^feuer fc^üren, mobei (Srgfjcrgog $^i(ipp mit 
ber fc^önen Oungfrau ©ufanna 5Wcit^art, welche bcn f)oIjfto6 an- 
jünbetc, breimat ^erumtanjtc — »o^t 10000 üKcnfc^en maren an- 
mefenb. (f)orma9r, Za^äftni. 1834 ©. 149.) 

9U(cd nimmt ein Snbc! mfi^rcnb im 14. unb 15. 3a^r^unbert 

6(99, IDottfc^e Kdiiio«. 15 



226 88. Das Sonnenrabs obet fed^eibenfd^taflert. 

noc^ ^oc^fürfttic^c "^crfoncn in SRünc^cn unb Slugöburfl auf 
offenem ÜRarltc ben lanj um ba« ©onniüenbfeuer ausüben, unb 
bamit bie ©ürgcrfc^aft ehrten, legte fc^ticgUc^ bic fjo^e ^otijei toiber 
ben öieltaufenbiä^rigcn Sdxani) iijx aScrbot ein. Die ©trapurger 
Obrigfeit t^at bieg fc^on 1408. 2)cr geftrenge Äaifer gerbinanb I. 
fc^affte 1524 ben bacc^antifrfien Zan] um bo« Oo^anni^fcuer ab, 
wobei Sürgermeifter unb 9?at^ ben Umritt, unb ^übjc^erinen mit 
Sölumenfränjen im f)aare mit ©efeüen ben JRunbtanj hielten. (Äricgf, 
S)eutfc^. ©ürgertf}. 327.) 3n ©a^ern« f)auptftabt würbe ber fc^on 
au« Slfien mitgebrachte SBeltbrauc^ 1776 verboten. Die 3o^anni«* 
bäber bauerten oorbem 24 ©tunben ale anwerft ^cilfam, wie bie 
do^anni^feuer bie ^ad^t ^inburc^ leuchteten; ber So^anni^freitau} 
würbe in Sölj 1658 abgefteüt. (§5fler 55.) 3u Sienj in Sifrol 
ftcttte bie "^otijei bie ©onnwcnbfeuer ein, weil bie Sürger einmal 
mit ^euerfpri^en au^gejogen waren, ben ©raub ju töfc^en unb bafür 
au^gctac^t würben. 2)iefelben bürften jeboc^ auf bcm Sanbe mit 
all' bem 3ubel, ber fic^ baran fnüpfte, ebcnfo wieber in aufnähme 
fommen, wie bie 8eont)arb6fa^rtcn. 

88. Sal Sonnenrabs ober ®i^ei(enfi^(agen. 

2)er ^immcföfönig fäfirt mit oier feurigen JRoffen. 5)cr per- 
fifc^e ÜÄit^ra« t)at fotbe 5Renner am ©onnenrabe unb bie ©peic^en 
glänjen. S)a« äibwärtötrciben brennenber ©treiben ober SBagcnröber 
um So^anni ^at nacftbilblic^e Sebeutung. 2)ie ©onne Ut)xt nad) 
inbifc^er 33orftellung i^ren ©agen um (fiu^n, $. b. g. 62), fowie fie 
ben $immel«berg hinauf ober fjinab fä^rt. Seim Öfter- wie üKitte* 
fommerfeuer fe^te man bad ^immlifc^e diab in Bewegung. Seim 
f)immel«fuirle am 3Seit«tag in Obermebtingen ftedt man ein 
ääagenrab auf einen jwblf gu§ ^o^en ^fal^t, läßt e« mit $ec^ 
getränft unb ftrof)umwunben auflobern, unb richtet babei mit ge* 
falteten Rauben wie jum ©ebet 3lrme unb 3lugen gen 
^immcl. (^anjerll, 240. 539 f.) geurige 9täber laufen 5«ac^t« 
oft ben ©c^logbcrg ju ^eiting ^erab. 3""^ Icfetenmat liegen 1779 
bie ffioüenweber öom ^oteberge bei SErier jugleic^ unter bem äufjug 
ber SWeftger am erften S)onnerftage in ber J^aften ein feurige« 9?ab 
treiben, ebenso bie t)om 9Künfterciffel. Die ßonjcr im benachbarten 



68. i)ad ^oiutentabs ober ^d^eibnifd^tagett. 227 

Sot^ringen fcfecn am SSortagc öon 9o^anni i^re tjcucrräbcr bergab 
)ur SOtofel in Semegung unb fc^mingen babet felbft Radeln in bie 
8uft. «n bcr $R^ön gcfc^ic^t bc^gtcic^cn. (^odcr 3». 82.) 

S)er erfte ©onntag nac^ ^fc^ermittmoc^ l^eigt in Oberfc^n^aben 
ber gunfcnfönntag, auc^ ©c^cibcnfonntag, unb c« pnbct an 
i^m bo« ©c^cib cnfc^ tagen juöörberft ju S^ren ber ^I. iDreifaltigfeit 
ftatt, tt)oju ber ©eiftlic^e ba« geuer fegnete. (SÖiann^. SS. 455. 
465. 500.) %n erften t^aftenfonntage }ünbet man in S^^rol bie 
^olapfannfeuer an unb fc^Iägt (Scheiben mit bem 9Iufe: 

„SScm foH bie ©d^eib' fein? 

Stoxn in bet äBann, 

Sd^mala in ber $fann, 

$flug in bet €tb', 

Sd^QU tote bie Sd^eib' au§e f&^tt/ 

93or^er n)irb ein jlreuj oon @tro^ aufgerichtet, bamit ber S^eufel ba^ 
@4eibenfc^(agen nic^t ftört. (SHeng^in 127.) @nbe Wläxi ^ie(ten bie 
©üben ba« Ärotenfcuer ab, ummicfetten {Reife mit ©tro^, jünbeten 
fie on unb ließen fie ben ©erg ^crabtaufen, fo am ®ügelberg ju 
^uting, JU $aart unb ©ergen. 5)ie feurigen Scheiben, über bie 
©aaten getrieben, finnbitben bie fornaufwetfenbe ©onnenfc^eibe. 
2)0« SRabtreiben fam früher in ber gangen ßifel t)or; am erften 
gaften^^ ober ©c^eibenfonntage mußte in ©erolbftcin ber jüngfte 
@^emann ein {Rab anjünben unb t)om Serge rollen, (©c^mi^ 24.) 
©a^er bie 5Wamen 9iabbcrg, SRablberg, SRaberöberg. 3"»^ ©ommer^ 
gctt)innfefte in Sifenac^ läßt man am ©onntage ßätare ein brennenbe« 
9tab ben ©erg ^erabroüen. 9n. Duberftabt gefc^iefjt e« am Öfter* 
abenb, baß man bie Dfterfeuer anjünbet. 93om ftornbü^t, bem 
^o^enjottem gegenüber, (äßt ber ©ruber bafetbft, ber auc^ bie ffietter- 
g(o(fe JU (äuten l^at, ba« {Rab ju S:^a(e. 

3n ber ©c^weij pnbet am gaftnac^töabenb ba« ©c^eibenfc^tagcn 
ftatt, t» fömmt babei auc^ ju Slngüglic^feiten auf lächerliche 93or* 
fommniffc im 3a^re. ÜÄan ruft: 

Sd^ibe, 6c^ibe übern 9{^t, 

S)ie ed^ibe foQ bed ^atbli ft. (^etaog 217.) 

3u ÜÄatt in ®taru« fc^toingt man in ©ranb gefegte ©Reiben brei 
Wat in ber 8uft unb (&ßt fte bann fliegen. 

16' 



228 88. i>ai Sonnentabs ohtx 6d^ei(enfd^iageA. 

3n griebingen finflt mon: 

Bä^txht, Bä^txbt, Sd^eib über ben 9l^etn, 
SBem foU bie Gd^eib' fein? 

2)abci »erben, wie öom grauenberjc bei ©erlaufen, ©tro^räber ben 
^aag ^inabgeroUt. (SWeier 424.) 3m Sünbtner Oberlanbe 
{|Qt [xif ber Sbxauä) bed @c^eibenn)erfen$ erhalten, fo }u ®c^(and 
am erften gaftenfonntage; ein ©trofimann ge^t in geuer auf, rtoron 
jcbcr ©urfc^e feine ^oljfc^eibe anjünbet unb mit getooUigem ffiurf 
in bie bunHe ^aä)t ^inau^fc^Ieubert. 3eber ruft babei fein 93it)at 
bem Wl&hdft ju, ba^ am näc^ften $ügel bem ©piele jufc^aut, unb 
jum ^ante ben jhtc^en fpenbet. 

Wit^ überbietet aber ba9 9iabfc^(agen unb ©c^eibentreiben am 
Snittefommerfefte. 3n ftärnt^en merben buchene 9täb(^en mit 
einem Soc^e in ber SOtitte mittele eined ^afelftoded in bie 8uft ge^ 
»irbelt. 3n jebem 2)orfe ober ©eiler finbct fic^ ein ©c^eibbü^et. 
SWan fc^tägt e« ju Stiren ©t. 3of|ann«, bann eine« ©erber« u. f. tt). 
(granci^ci 77 f.) Um ®rein in Oefterreic^ roüt man auf 3of|anni 
brennenbe '^ec^fägel in bie ©onau. ©er ^olj' jum 3o^anni«feuer 
fpenbet, erhält ben urbeutfc^en ^anffpruc^: 

„9linim ein Sd^immel 
Unb reit in ^immel.' 

3n Sägern tuerben beim ^aberfetbtreiben bie SSerge^en im gonjen 
S)orfc funb, e« ging aber au(^ luftig ^er; Sebige rufen: 

Sd^eiben auA, Gd^eiben ein, 
äßem foU bie Sd^eiben fein. 
Wein Gd^eiben fliegt tool^ fein, 
Unb gel^ört bet 9l0etliebf!en mein. 

Die 3lfc^e t)om ©onnwenbfeuer ftreut man auf« gelb, bie öer* 
glimmten fto^ten gegen ben Stift auf« 5)ac^. (fflaijer 99.) !Die ®c* 
legenfieit bient ^eüauf, bie ©ünben be« tefeten 3a^re« an ben oranger 
JU fteüen. 3^^ ©albftctten in ©(^waben gilt bie©c^impff4cibe 
einer 5Wac^teuIc ober lofen S)ime. 

S)ie Oberpfal} tennt ba« ©^eibentreiben in ber f^orm, ba^ 
man einen 5Reif mit einer ©c^nur al« ©ogenfe^ne fpannt, ben ?feU 
mit ©erg, umpQt unb angejünbet ^orijontat Io«{c^neQt: finbet man 



89. Stodenfagen auf 3ol^nm. 229 

l^n »ieber, fo bient er, in ein gloc^öfelb geftecft, bem gloc^« rechte« 
Sßac^^t^um }u t)er(ei^en. 

3u SDttttenmalb in Oberbo^em ge^t auf do^anni^tag ba^ 
©^etbentreiben in altgemo^nter SBeife t)or fic^; baju bienen häufig 
pec^getrSnfte, mit @tro^ ummunbene ^(bfc^nitte eine^ ^runnro^red 
ober ein an langen ©tod geftedted 9iab, ba^ ange}finbet oon IrSftigen 
©urft^en i^ren SRäbc^en ju S^ren öon fteiler ©ergl^bl^e gefc^Ieubert 
mirb. ®o aber (autet im ftarmenbelgebirge ber @pru(^: 

O bu mein liebe Gd^eiBen, 
SBo^in foE id^ bid^ treiben? 
3n b' aRittentoalber ®inoan, 
JRtim Sifei gana aüoan. 

3n ©a^erifc^ 3^1^ ^^^i^ ^^* ^^ ^^^^^ \^^^t ^^n i moan. @9 
gefc^ie^t au^ gefallenen SRäbeln }um @pott, ba§ einer beim ^inaud« 
f (plagen ruft: ,,S)ie gehört bem Seufet!" 

!(uf einer f)ö^e bei ®armif(^ ober ^artenfir^en merben 
jur Ofterjeit bie glü^enben ©(Reiben getrieben unb in bie 8uft 
geft^Ieubert, unb babei ben beuten ein ©ünbenregiftcr getefen, bog 
fie eö bei ber Ofterbeit^t nit^t oergägcn. 

93e((^' ein uranffinglic^er, ja megen ber 3(Qem)e(tdgi(tigteit möchte 
man fagen: fat^otifc^er ®ebrau(^! gtei(^n)o^I gelobten bie "^arten^ 
Kreier bei ber großen ©tcrblit^Ieit 1741, ben Unfug (sie!) ber öfter- 
ticken geuer ju untertaffen. (Oberb. «rc^iö XXI, 106.) O m 
Unoerftanbed, bei folc^en 3ln(äffen, obmo^I gerabe ®ott }u @^ren 
berlei geftlic^Ieiten eingeführt maren, miber fo atte^rmfirbige, un- 
fc^utbige SBod^gebräuc^e }u prebigen! 

89. ®(oitenfimen auf 3o^annt. 

iDiefthrc^e in iDambed gilt für oorfünbftut^ig, ber2:^urm 
mit ben ©loden ift in ben @ee gefunten, auf do^anni SD^ittag 
fonnen fie fic^; ein 5Wäbc^en, ba« am Ufer mufc^, ^ing i^r Znäf baran 
}um Irocfncn auf, ba fanfen j»ei unter, bie britte blieb. 2)ie {Reichen 
oon SRbbel wottten fie mit 8, ja 16 unb noc^ me^r gerben an fic^ 
reiben, bo(^ nur ein armer aßann brachte fte mit jioei Oc^fen oom 
0(ed nac^ 9töbe(; fte n)irb beim 2:obe eine^ Firmen umfonft ge(äutet 
unb Hingt 3)ambed! ^ambed! (®artf(^ SR. @. 368—390.) Stac^ 



230 90. Die Gonniungfrou unb t^t (hlb\tx, 

anbem f|Qt ein gifc^cr im 5Wefec beibe ©loden au« bem ®cc gejogen. 
äc^nlic^c« crjäl^It man öon bcr ©lode im S:f|ctfott)cr ®cc. 

!Dic Reiben jümten beibcn ®Io(fen öon Dobbcrttn, ba ful^r 
ein Sauer fie mit jtoei Ot^fcn an ben SWien^agcr @ee unb ließ fie 
^inob; aW bie ®efal)r vorüber unb man fie mieber heraufholen 
moütc, famen fie eine« ©onntag« unb fcitbem an gefttagen oon 
felbft an bie Oberfläche, bi« ©ane^irtcn am Ufer il^re Sucher barauf 
warfen. Sticht öier ^ferbe, »o^l ober ein paar Oc^fen brachten fie nacf| 
Dobbertin, »o fie noc^ fangen. S)ie (Stoden be« na^en 8öl^n»it 
»urben in Ärieg«}eit öerfenlt, am 3o^anni«tage aber burc^ SEüc^cr 
feftgebannt u. f. tu. 5)cr @ee in ©ülten öerfc^lang bie ©lodcn fammt 
(Ju^rmann. SBie au« bem See tjon 5WeU'®aarj fteigt a\\^ bem 
JBiemerberge um Oo^anni SÄittog« eine (Slode. S)ic ©tabt SR^etra 
ift im 8iep«fee öerfunfen, man fiet)t fie noc^ bei flarem SBetter. 2Iuf 
3o^anni ert)cben fic^ bie ®lo(fen an'« Ufer, ein SÄäbc^en bannt 
fie; nun »ollen bie ^rillwifeer unb 9?eu'®ranbenburger fie ^olcn, 
ein gufirmann labet fie auf, bie ^ferbe bringen fie nic^t fort, roo^l 
aber bie Oc^fen üon "^riümift. 3m ©ee üon SDHlbenift unb Sar«- 
borf fömmt biefelbe ©locfengefc^ic^te öor. Die Sage lautet beutfc^ 
unb fc^eint nur t)on ben ©laöen übernommen. 

90. ^te Sonniungfrau utA tl^r Srlofer. 

3lm 3ol^anni«tage ging eine grau im gic^telgcbirge mit ifirem 
Äinbe auf ben ffialbftein, um Seeren ju fammcln. ®ie pflücfte oon 
einem grogen ©trauere unb er mollte nic^t leer loerben ; aber nac^bem 
fie achtmal abgebeert, fa^ fie plö^licf) baneben eine $5l|le, ba lag ®olb 
in §oufen, unb fie ging mit bem Äinbe hinein. 5)rei weiße Jungfrauen 
boten i^r oon ben Äoftbarteiten, loa« fie mit Sinem ®riff erf äffen tbnne; 
allein oon jä^er Habgier ergriffen, raffte fic breimat oon ben ©c^äfeen 
an firf) unb cntfprang bamit au« ber ©rotte, bie fic^ fofort fc^log, i^r 
Äinb aber ^atte fie oergeffen. ^laä) 3a^r unb Sag trieb e« fie wieber 
jur ©teile, unb fiel}: bie §ö^le ftanb wieber offen unb il^r Äinb 
trat frifc^ unb lac^enb mit einem rotten Slpfel l^r entgegen. (8. 3öpf.) 
üDieSblufpa fpric^t oon ben ®ci|icffal«göttinen: „Stauen oielwiffenbc 
fommen ju brei au« bem ©aale neben bem ©tamme." ©onft ift 
bie ?arabiefe«jungfrau 3buna mit bem apfel, ber ©ötterfpeife, oon 



90. S)ie Sonnjunöftou unb i^t ^rtöfet. 231 

bcr fficltcf^c l^erabgcfunfcn, unb bcr oorigcn ©efigfcit ocrfuftig an 
bie Unterwelt gebannt. 

Slcunertci ©pcifcn finb }u 3o^anni auf bic fommcrlic^c ®onn= 
tt)enbe im Unter(anbe hergebracht. @d mar a(fo fc^on bei ben a(ten 
3)eutfc^en eine l^oc^^eifige ^dt ß^riftli^ ober fc^eint ber ©toube: 
„gfiegt ber 3mm am 3o]^anni«toge, fo baut er einen ffel^." 3n ber 
So^anni^nac^t t^ut fic^ bie ©eifterfir^e ouf bcm Oc^fenfopfe auf, 
ein ^üterbube gelangt hinein, jie^t fic^ ober gemannt eilfertig jurüd, 
unb ba« (gifent^or fc^Iägt bonnernb l^inter i^m ju. (©c^bppner 
Sir. 157.) Stuf ber ©d^Iogruine ®o«^eim bei SBembing, »o ein 
groger ©c^aft liegt, ging ein $irt ein ©tücf 9}ie^ fud^en; ba erbficfte 
er eine Jungfrau, bie auf einem ©teine faß unb bitterlich »einte. 
@ie tt)infte bem Suben unb gob i^m bie SBeifung, mo er eine 
ftifte ^eroor^olen foHe: er möge fic^ oor bem $unbe barauf nic^t 
fürchten, ber einen gtü^enben ©c^lüffel im aWouI trüge. Sr fc^rie 
aber üor ©c^red laut auf, unb me^flagenb oerfont bie 3ungfrau 
mit bem ©c^a^e. 21m aWäc^terftäbter ©runnen in S^l^üringen 
jeigt fic^ eine fc^neetoeiße Oungfrau, ein $irt ppcft bafelbft brei 
ttjunberfc^bne ©lumen, ttjooor fic^ bo^ Sergtl^or öffnet; er ft^reitet 
nac^ einem l^eDgfängenben ©aofe, too SRitter unb 3)amcn tafeln, ein 
Jrintöom l^ängt an ber fflanb — oergißt aber ouf bem JRüdmege 
bie Slumen unb touter Sommer ber unerlöften Jungfrauen tönt 
i^m noc^. 

2lm aWittefommcrtage öffnet fi(^ ber ©erg unb bie ©tunbe ber 
(Sriöfung ift gefommen. SBer ganenfamen im ®c^u^ trögt ober bie 
©(^lüffetbfume gewinnt, roer am ©onntage geboren unb ein ®IM^^ 
finb ift, fte^t plöfelic^ bie ©teinpforte offen, bie SBönbe gfifeern »ie 
üon ®o(b unb aiV bie ^err(ic^feit t^ut ftc^ bem (Sintretenben auf: 
er mag nur fc^en, »ie er lieber ^erau^Iömmt. SSom ©oljburger 
Unteröberge erjä^It mon in ®rcbig, e« fei barin einmal ein ©raut^ 
paar t)erf(^tt)unben, unb nod^bem ed ^oc^jeit gegolten, ^erüorgefommen, 
borüber »aren aber über ^unbert Oo^re oerfloffen unb bie ®egenb 
ganj oeränbcrt. (SJemafefen 21. 62.) ©utbinJI^or ^eißt ein Keiner 
Seiner bei ©ütac^ im ffanton S^xid) mit unergrünblic^en Oeffnungen, 
roorau« ©olbfanb quillt, ^ier warb ein Änobe burc^ eine 3ung* 
fron in bie ^ettic^te Untermelt entführt, aber »ieber emporgefc^neflt. 



230 90. Die Gonniunfifrou unb t^t €ttöfet. 

anbern ^at ein gifc^cr im Slcfec bcibc ©lodcn au« bcm @cc gcjogen. 
ac^nfic^c« crjä^It man oon bcr ©focfc im St^cfforocr ®cc. 

3)ic Reiben jümtcn bciben ®Iorfen oon 3)obbcrt!n, ba fu^r 
ein Sauer pe mit jwei Od^fen an ben Slien^afler ®ec unb ließ fie 
l^inab; a(d bie ©efa^r üorüber unb man fie lieber heraufholen 
modte, tamen fte eine« Sonntag« unb feitbem an t^efttagen üon 
fefbft an bie Oberfläche, bi« ©ane^irtcn am Ufer i^re Sucher borouf 
»orfen. Sticht oier ^ferbe, mo^I aber ein paor Oc^fen brockten fie nac^ 
3)obbertin, mo fie noc^ l^angen. !Z)ie ©(öden be« no^en Sö^ntt)i^ 
»urben in ^ieg«jeit oerfenft, am 3o^onni«toge aber burc^ Jüc^er 
feftgebannt u. f. ». 3)er ®ee in ©ülten oerfd^Iong bie ©forfen fommt 
gu^rmann. SBie au« bem ®ee oon 9leu'®aarj fteigt au« bem 
ffliemerberge um 3o^anni 9ßittag« eine ©fode. 3)ie ©tabt $R^etra 
ift im 8iep«fee ücrfunfen, man fie^t fie no(^ bei ttorem ffietter. auf 
3ol^anni ergeben fi(^ bie ©locfen an'« Ufer, ein 3Käbc^en bannt 
pe; nun »oücn bie ^riHmi^er unb Sleu-Öranbenburger fie ^ofen, 
ein gu^rmonn tobet fie ouf, bie ^ferbe bringen fie nic^t fort, mo^t 
ober bie Oc^fen oon ^riüroife. 3m ©ce üon SDhIbenift unb ©ar«= 
borf fbmmt biefefbe ©(ocfengefc^ic^te oor. Die @age föntet beutfc^ 
unb fc^eint nur oon ben ©latjen übernommen. 

90. 2)tr Sonnjungfrau unb il^r Prüfer. 

3Im 3o^anni«tage ging eine {$rau im (^ic^tetgebirge mit i^rem 
Äinbe auf ben SBatbftein, um ©eeren gu fammeln. ®ie pflürfte üon 
einem großen ©traute unb er motlte ni(^t teer merbcn ; ober noc^bem 
fie achtmal abgebeert, fa^ fie p(ß|(ic^ baneben eine $ö^(e, ba (ag ®o(b 
in Raufen, unb fie ging mit bem Äinbe hinein. Drei meiße Sungfrauen 
boten i^r oon ben Äoftborfciten, »a« fie mit einem ®riff erfoffen fönne; 
oüein üon jä^er Habgier ergriffen, raffte fie breimal tjon ben ©c^äften 
an fic^ unb entfprang bamit au« ber ©rotte, bie fic^ fofort fc^Ioß, i^r 
Äinb aber ^atte fie üergeffen. 9lac^ 3a^r unb Sag trieb e« fie »ieber 
jur ©teüc, unb fie^: bie $ö^{e ftanb wieber offen unb i^r Äinb 
trot frifc^ unb fac^enb mit einem rotten Äpfel i^r entgegen. (8. 3öpf.) 
DieSSöfufpa fprid^t oon ben ®(^icffa{«g5ttinen : „grauen oielmiffenbe 
fommen ju brei au« bem ©aafe neben bem ©tamme." ©onft ift 
bie ^arobiefe«iungfrau 3buna mit bem 3lpfel, ber ®5tterfpeife, oon 



90. 2)te ^onniungfrou unb t(x ^(5fer. 231 

bcr fficltcf(^c l^crabgcfunfcn, unb ber oorigcn ©riiflfcit ücrfuftifl on 
bie Unterioelt gebannt. 

Slcuncrtci ©pcifcn finb }u 3o^anni auf bic fommcrlic^e ©onn- 
njcnbc im Untcrianbc ^crgcbroc^t. S« war alfo fc^on bei bcn alten 
©eutfd^en eine ^oc^^eifige ^dt ß^riftli^ aber fc^eint ber ©taube: 
„fliegt ber 3mm am 3o]^anni«tage, jo baut er einen Stcld)," 3n ber 
3o^anni^nac^t tl^ut fid^ bie ©eifterlirt^e auf bem Ot^fenfopfe auf, 
ein ^üterbube gelangt hinein, jie^t pc^ aber gemal^nt eilfertig jurüd, 
unb bad (Sifent^or fc^Iägt bonnemb hinter il^m ju. (©c^öppner 
9lr. 157.) Stuf ber ©c^Iogruine ®o«^eim bei JBembing, too ein 
großer ©d^aft liegt, ging ein $)irt ein ©tücf 9}ie^ fud^en; ba erblidte 
er eine Oungfrau, bie auf einem ©teine faß unb bitterlich »einte. 
®ie winfte bem ©üben unb gab il^m bie SBeifung, roo er eine 
ftifte ^ertjor^ofen foHe: er möge fic^ oor bem $unbe barouf nid^t 
fürd^ten, ber einen glü^enben ©c^tüffel im 3D?auI trüge. Sr fc^rie 
aber oor ©d^red fout auf, unb »e^ffagenb üerfan! bie 3ungfrau 
mit bem ©c^afee. Stm SKät^terftäbtcr ©runnen in 2:]^üringen 
jeigt fic^ eine fc^neeweige 3ungfrau, ein ^irt ppüdt bafelbft brei 
»unberfc^öne Slumen, »ooor ftc^ ba^ ©ergt^or öffnet; er ft^reitet 
nac^ einem ^eQglänjenben ©aa(e, n)o dritter unb !Damen tafeln, ein 
Jrint^orn ^ängt an ber ffianb — oergißt aber auf bem SRüdmege 
bie Blumen unb (auter 3ammer ber uner(öften Jungfrauen tönt 
i^m nac^. 

2lm aWittefommertage öffnet ftc^ ber Serg unb bic ©tunbe ber 
(5r(öfung ift gefommen. SBer garrenfamen im ©c^u^ trägt ober bie 
©c^Iüffelblume gewinnt, »er am ©onntage geboren unb ein ®Iü(f«- 
finb ift, fie^t plö^Iic^ bie ©teinpforte offen, bie JBänbe gli^ern toie 
Don ®oIb unb aü' bie ^errlic^feit t^ut fic^ bem gintretenben auf: 
er mag nur fe^en, »ie er »ieber ^erauölömmt. SSom ©afjburger 
Unter^berge erjö^tt man in ©rebig, e^ fei barin einmal ein ©raut^ 
paar oerfc^tounben, unb nac^bem e^ ^^oc^jeit gehalten, ^eroorgclommcn, 
barüber waren aber über ^unbert 3a^re oerfloffen unb bie ®egenb 
ganj oeränbcrt. (SJemafefen 21. 62.) ®ulbin J^or Reifet ein Heiner 
SBei^er bei Sdüiadi im Danton Bütic^ mit unergrünbUc^en Oeffnungen, 
worauf ©olbfanb quillt, ^ier toarb ein Änabe burc^ eine 3ung* 
frau in bie ^eüid^te Unterwelt entführt, aber toieber emporgefd^neüt. 



232 91. 2)te gotbene SBiefie. 

Der unf^utbige ^ttt »ie bcr ftra^tcnbc ^ctb ip att (Sttöfcr öorbc* 
ftiinmt unb fe^nltc^ erioortet, tvenn ed i^m nic^t an Whxti) gebricht. 
3n aa^Ircic^cn ©ogen wirb bic Oungfrou bcr grlBfung t^cil^aft, 
menn man fie über bie Sdxüdt trägt, aber ft^ nic^t umfte^t. (Sin Sßinb^ 
ftog oerleitet bcn SKann baju, unb nun bleibt fie fotonge öerwünfc^t, 
bi« eine ßinbe wäc^ft, au« beren $oIj bie ffiiege für ben (grlbfer gc 
jimmert tt)irb. SBie öon Orpl^euö unb gur^bife tontet'« Dom ©c^Iog 
am aK5nc^«berge im Ärei« 5Weuftettin. (Änoop 135.) Seim ffiißbcrger 
@(^(offe untt)eit ber t^antenmü^Ie bei SD{i(tenberg fte^en brei Sannen; 
fmb fie einft ju Srettem aufgeschnitten, fo »irb ba« JKnb, »elc^e« 
in ber barau« gefertigten SBiege fc^(äft, bie adba SSenoünfc^ten er^ 
Ibfen. Oft ber günftige «ugenblicf oerfäumt, fo tönt ffie^eruf bem 
SSerjagten nac^ unb er pnbet fpäter bie Pforte ni^t »ieber. Der 
^arfenftein bei do^anni«bab im 9tiefengebirge öffnet fic^ iäl^rüc^ 
in ber ^affion^wo^e unb eine »eige Jungfrau fteigt ^eröor unb 
fc^Iägt bie ^arfe. Sßü Sßi^mar ging eine i^rau burc^ ein offene« 
2:^or in ben Serg unb fam erft na^ mehreren Oal^r^unberten ^erau«, 
obmo^t fte nur eine ^a(be ©tunbe im Innern gemefen ju fein glaubte. 
(Sartfc^ 5Wr. 490.) Sieben 3a^re ober noc^ länger mug bie ein«* 
gefcfiloffene ©eete, bie ©onnenbraut, auf einen neuen Sefreier wieber 
^anen, ia erft ber Saum »ac^fen, »orau« eine ffiiege gejimmert 
mirb, bi« enb(ic^ ber @r(öfer aur SBett lömmt. 

91. 3)tr golbme CBirgr. 

Der S:almub Para c. 3, 2 entl^ält bie juöertäffige Angabe, bag 
in ben Unterbauten be« ©alomonifc^en Sempet« ein ©ewötbe toar, 
»0 grauen i^re SRieberfunft abwarteten, um im ^t. 9?aume ju ge= 
baren, fei e« Don üornl^erein i^re Ainber bem S:empelbienfte ;u 
»ei^en. Da« 2lnbenfen baran bewahrt bi« jur ©tunbe bie fog. 
©iege 3efu im fübbfttic^en ßdt^urme. 3n ben Äreujjügen würbe 
eine ^öljerne ffiiege unb ba« Sab 3efu, foroie ba« Sett feiner üßuttcr 
fogar in ber SRofc^ee e( 9(ffa gejeigt, augerbem befte^t ber 9lamt 
Moechedd Aissa, ffiiege be« ^erm 3efu, fogar öon einer ^b^Ie an 
ber ffieft^ö^e Don Dama«fu«.^) (Sine arme Sraberin, welche jwei 

1) Bipp, 3etufalem unb ba§ % Sanb 2. 9[ufl. I, 157. 861. 11, 375. 
Sagenfd^a^ 48. 426. 692. 



91. SHe golbene SStege. 233 

fthtbcr öerlorcn ^attc, opferte; am Äarmet, »o einft 3«u« (gtieu«,^ber 
S)onnerer, thronte, furj Dor ntetnem !Z)ortfetn 1874 eine ro^ gefc^ni^te 
lunftlo« bematte Siege, bamit (Stiad i^r näc^fted ftinb am geben 
erhalte. 

Da« ©acc^u«finb führte öon ber ffiiege, einer ©etreibefc^tüinge 
[Xlxvor) ben Beinamen Silnite«. SÖti ben 9}ömern ftanben bie 
ffiiegen (cnnae) unter bem ©taufte einer eigenen ®öttin Sunina. 
Die «afttifa SWaria SWaggiore in SRom fte^t an ber ©teüe be« 
XtmpM ber duno Sucina, ber ©eburtförberin, unb bema^rt 
bafür bie Grippe be« C^riftlinbe«, üon mett^er ein ©tüd ju ben 
beutfc^en Jbrönungdinfignien gel^örte. @e(bft im 9te(iquienf(^a^e bed 
^ragerbome« pgurirt ein ©tüd ber $eitanb«frippe; auc^ mac^t 
Bamberg auf biefen ©eftft fein Siecht gettenb. 

(Sd bleibt Ieinedtt)eg9 audgef(^(offen, bag bie c^riftli(^e dbee an 
eine ererbte Siege im ^eiligt^ume anfnüpfte. 3ebenfa0« ftnb in 
Deutfc^Ianb ÜRutter ©ert^a ober ^otba unb bie brei Flomen im 
©eft^e einer gtüdoer^eigenben @d)autet, n^oDon bad 8ieb noc^ aud 
bem ^eibenatter ^eriibertönt: 

^Rutter (Spottes t^ut SBoffex tragen 

9lit golbenen Joannen ou8 golbenen fBtünntl, 

2)0 liegen biet itinbel; 

6ie legt fie auf Riffen unb t^ut fie fd^5n toiegen 

9[uf ber golbenen stiegen. 

dn ber (Slifabet^firc^e }u SRarburg ift eine golbene Siege 
oergraben. (Sß^mer III, 130.) Deren gibt e^ aber in beutfc^en 
Sanben eine ungejä^Ite SD^enge, unb {te ade führen und in bie ^cii 
ber gütigen Flomen ober iungfräuli(^en ©c^idfatdtöc^ter jurüd, 
mli^t auc^ bie ftleinen aud bem JKnberbom ^oten, audermä^tten 
erbenbürgem aber im oorau« eine golbene Siege bereiten. Die aWorl 
bema^rt weniger Erinnerungen an ben menbifc^en ato germanifc^en 
35on«gtauben, fo Obin« »übe 3ogb. Dieg gilt oon aüen einft 
beutfc^en Sonbftric^en jenfeit« ber SIbe, inöbefonbere oon ©loden* 
fogen, öon ber golbenen Siege, ben ^etbcn ber festen läge, au(^ 
ben ©c^immelreitcr. 



1) 9^nen(off 9h. 270. Sgl. SB. S. 313. 339. 91. 6. 167. tRe^üS, 
H. «Og. 3. 1880 ^U. 6. 3708. ^ifi. «efeEfd^. b. $toti. $ofen 1885 6. 187. 



234 91. Sie golbene Wit%t. 

Die filbcrnc SBiegc oon ®ct)crn wirb oon ben ©aucm im 
fe^Iammißen ®runbc bc« ©c^Ioßgraben« öerfenft. Die golbene SSäiege 
(iegt oberhalb, mo bie Ofenburg geftonben, mo^er bte ©ieoeter 
Don ®et)em ftammen. ©eibe ft^Iiegcn bie ©c^ä^e ber jerftBrtcn 
Surgen ein. (Daniel @agen II, 68 f.) 5Rei(^ ift ÜWecflenburg an 
folc^en ©cfc^ic^ten, unb bieg bient jum ©emcifc, »ie oiel beutf^e« 
8}oIl in Sanbcn jurüdgcbfieben ift, »elc^e öon ben ©laocn 
überflut^et würben. 

3nt ^oc^fomnter gu Oo^anni jeigt fit^ ÜWittag« eine golbene 
SBiege im |)ügel om ÜWoaenftorferfelbe bei ^enjtin. («artfc^ 5Wr. 56.) 
Sluf bem ®ra<)enmerbcr bei ber Stabt fc^ritt ein ©auer mit anbem 
ju i^rer Slu^grabung, unb fc^on roarb fie beim Sla^grabcn fic^tbar, 
ba preßte ber ©c^red tjor ber ©rft^einung be« gurja^n bem einen ben 
9Iuf au«: ,,o je mi nic^!" unb bie Srbe ft^Iog fn^ barüber. ihn 
ffleiberberge bei SWalc^ott) Hegt in ber gotbenen SBiege fogar 
ein golbene« Sinb. 3m ©onnenberge bei ©c^miefee Raufen bie 
Unterirbifc^en, barin ift eine gofbcne ffiiege. (9'lr. 80.) Der Äegel^ 
berg, „bie ^o^e Spönne" bei ©üftrom mirb tjon üier gemaltigen 
©tilgen getrogen unb birgt bie golbene ffiiege eine« ©enbcnfürften. 
»eld^e Jag unb Sflaä)t oon ben (Srbmänntcin gehütet wirb. (5Jir. 84.) 
Da« ffialbmeibc^en gibt ber ®auer«frau, bie ftc^ i^re« ^inbe« ang^ 
nommen, eine gofbene ffiiege mit. ({Richter IV, 47.) 

Sei 9}uc^om liegt bie golbene ffiiege unter einem Saum^ügel; 
im ©oKberge an ber ©übe, mo eine SRaubritterburg geftanben, 
ttjoüten Sauern fie ^cben, al« e« einen Slang gab unb eine ßlfter, 
ba« Slenbwcrf be« Jeufcf«, ba« ©c^weigen brac^. Der ®raf ju 
ffiitm«torf bei Dafforo befaß eine gofbene ffiiege unb entführte fie 
mit anbem ©c^äfeen über ben ©ee; aber fie ocrfanf unb ift bei 
gutem ffictter noc^ ^eute im ffiafferfoc^e fic^tbar. ßbenfo im Ireffower 
©ee bei ffii«mar; in alter ^tit Raufte am Äetlerberge bafetbft ein 
JRäuber, biefer befaß unter anbcren ©diäten auc^ eine golbene ffiiege; 
boc^ af« er fie fortfc^affen ttjoüte, üerfan! er mit bem Sa^n. Der 
ffiifd^berg, V* SKeile oon ffii«mar, ein alte« ffia^rjeic^en für ©c^iffer 
fc^Iießt bie golbene ffiiege einer ^rinjeffin ein. (hn unterirbifc^en 
®angc ju 9leu!I öfter fte^t eine golbene ffiiege, unb wenn ba« jefeige 
^erren^au« einmal abbrennt, wirb mit biefem @o(be ba« neue noc^ 



91. Die fiolbcne SDSiege. 235 

fd^öncr aufgebaut, ^mi 5Käuncr »agtcn fic^ ciuft hinein, famcn 
aber ntc^t mieber ^eraud. 

3m ©otbberge ouf ber 3ö^ten^torfer tjelbmarfe fielet eine 
golbene fflicge; ba eiumal brel ©c^aftgräber fie ^cbcn moflten unb 
einer fc^ou in ben greubcnruf au^brac^, üerfonf fie je^n Älaftcr 
tief.*) 3m ©lüdöbcrge bei SJeßnl^n ift ein ©c^Ioß mit unermeg^' 
liefen ©c^äfeen üerfunlen; obcnouf liegt beim 5Rac^groben eine SBiege 
t)on purem ®oIbc, ber ©5fe öer^inbert bie ^ebung. (5Wr. 382.) 
95om oerfunfenen ©c^Ioffe im Jetcromer ®ee fie^t mon am 
do^anni^tag in einem ®emac^e ein Jlinblein in go(bener Sßiege 
in ©c^Iof öerfunfen; ©c^Iag 1 U^r SWittag« fc^Iießt fn^ bie Grb* 
Öffnung, auf bem ©ilberberge bei ©arnfen^ogen ift eine golbene 
Siege mit Porten S:^a(em gefüllt, mirb aber öon einem breifüßigen 
§afen bewoc^t. ßr^ebt man fie nic^t, fo rüdt fie oon felbft äße 
3a^r um einen ^a^nfc^ritt mi) oben. Der ©c^ttjorje ®ee bei 
©rofetefpn birgt Siege, Sdttt unb ©arg üon ®o{b, ma« mon bei 
monb^etten Stockten fogar an ber Oberfläche fic^t. Die oerjauberte 
^rinjeffm ju erlBfen, fam ein ©c^äfer in ber3o^anni«na(^t, aber 
bie ©Klange, toelc^e i^r in ben aWunb froc^, preßte i^m einen ©(^rei 
au« unb 2lüe« oerfc^roanb. Der leftte Siitter am ©c^toßberge bei 
©Oldenburg pilgerte mit ber ©urgfrau nac^ JRom unb gelobte, 
wenn i^m ein ©o^n befc^eert merbe, i^m eine golbene ffiiege fertigen 
}u taffen. Der Srfe^nte ru^te barin »ie ein ?rinj; at« ber SSater 
jeboc^ wegen eine« lobtfc^tage« auf ber 3agb ber SReic^öac^t oerpel, 
oerfenfte er bie Siege nebft anbcren ©c^äfeen in ben ©c^loßbrunnen, 
wo fie noc^ geborgen liegt, jünbete bie ©urg an unb begrub fic^ 
unter i^ren Jrümmern. Der ©urgwatl bei 301^1^^"^'" umfc^loß 
ein 9täubemeft; al« bie Sübeder e« abbrad^en, blieben bie golbenen 
unb filbemen ©erätl^e, unter anbcm eine golbene Siege, unter ben 
Irümmern. — 3n glut^fagen ift e« ba« Äinb in ber Siege, meiere« 
wunberbar gerettet »irb, unb wenn ba« gewiffe ©äumd^en fo groß 
gemac^fen ift, baß man au« bem $)otje eine Siege jimmert, »irb 
bie Grlbfung eintreten. 



1) »attfcl^ 5^x. 201. 338-348. 389. 394. 403. 443. üWüttet unb 6*am. 
bad^ 9lr. 3. C^rimm, ^Qt^. 934. $onaer 70. 177. 362. €ui^mann 152. 



236 92. Sd^o^fcnfV. 

©otfenborf »ar früher eine tt)enbtf(|e ©urg, beten lefeter 
Seft^er bie i^m Dom ^errn Don Sic^burg Deroeigerte !£:oc^ter auf 
einem ©c^tmmel entfü^te. ©et ber ©eburt i^red erfteh @o^ne^ 
brachte eine f^ee ber SSöc^nerin eine golbene {Siege, na^m fte ieboc^ 
n)icber in ben Serg jurürf. ffienn ober einft ein ®rof STOoItfe 
mit rotten, gefrauften paaren geboren »irb, bringt bie (Jee bie ©iege 
jurücf. 

SSobftänbig ^at fic^ bieSegenbe unb Sultu^fibung ju ©c^ilbturn 
bei SDeggcnborf ermatten, too bie brei 3ungfrauen, ämbet^, 
SBarbet^ unb Sßilbet^ ge^eigen, b. ^. bie 9lomen ober ©c^itb« 
Jungfrauen im ©eft^e ber fitbemen SBiege maren, bie Dor ber fttofter* 
auf^ebung unter einem ®itter in ber ^c^eneife ftonb, unb je^t burc^ 
eine Derftiberte in ber ©ofriftei erfefet ift. Sie lohrb Don fteriten 
grauen inx erlangung be« ftinberfegen« in Semegung gefegt, benn 
bie ©c^idtjotötbc^ter erfüllen ben 2Bunfc^ unb Reifen sur Sntbinbung. 
On ©c^maben lommen WlStd^m Stac^mittagd am f)l 3:age ju 
SBei^nad^ten aufammen; lebe mit einer SBiege, barin ein mäc^femed 
ß^riftfinb liegt, unb »iegen e« unter ©efang. (hn Ärcujgange ber 
®eorgdfir(|e ju Sugdburg gefc^a^ bieg noc^ bid 1804. 3n ber 
SBaQfa^rt^firc^e atr ftalDarienberge ju ©oben^aufen miegen fromme 
^ilgerinen no(| ^fute in ber Hoffnung auf 9tac^fommenf(|aft. S)ie 
naiDe ©itte ift au^ bem 9brnenfulte hergebracht. 3tt ber äuguftiner* 
firc^e }u Wi&näjm mürbe bi« jum fitofterfturm 1802 mit @ia ))opeia 
bad S^riftfinb in ber Siege ober Sttippt eingefungen. 

92. Sf^a^feuer. 

Der ,,ÄeffeI" im ffialbe bei ©aatfelb bejei(|net bie ©tättc 
eine« toenbifd^en ©eric^te«. Dort ftanben einft ©tcintifc^e unb ©änle 
unb an einer ßic^e ^ing jum ^üäftn ber ©träfe eine roftige ftette. 
(SBifefi^el 203.) Der ff e f f e t b e r g , in beffen SBanbung ber ffialc^enfee 
tiegt, umfc^Uegt rec^t«, n^enn man Don ffoc^et ^erauflömmt, einen 
Heineren Äeffet Don etma 20 gug ©reite unb 30 gug Sänge, melc^er ber 
geueraipfel ^cigt. Diefer ®runb mirb im grü^ia^re immer juerft 
grän, unb }eigt einen ilppigeren ©ra^muc^d; benn fo ge^t bie 9tebe, 
unter i^m liegt bie brennenbe $ölle. (Sluc^ SßeiC^eim unb ©ac^fenfom 
fte^en gerabe ober ber ^öUe.) $ier bei einem großen ©tein, nic^t 



62. ed^a^euet. 237 

aber auf ber $'d^e bed 9erge9 brannte man üor 3^'^^ t^i^ do^anntd^ 
feuer ab, unb foQ bafelbft ein ftetnemer $eibentent))e( geftanben ^aben. 
ffienn ein ©auer ein franfe« JRog ober 9?inb befag, ba« fi(^ burc^ fJaO 
ober ®tog befc^Sbigt, ober ettoa^ ht ben f$ug getreten ^atte, fo trieb 
man e« in ben Seuerjipfel; bann ^ie§ e«, bie 8uft bafelbft 
mac^e gefunb, unb ed fam nac^ einem falben Sage ^ei( }urfict. 
92oc^ liegt ein groger @(i^a^ bafelbft, xotld^tn ein $oc^e(bauer im 
©c^ttjebenfriege vergraben ^at. 9loc^ öor toenigen Sa^rje^nten ift ein 
Soc^enauer oon einem wälfc^en ^aufirer jum Slac^graben angeftiftet 
tt)orben, aber barüber oerborben. änbere meinen, ba fei öietme^r 
ungemünjte« Serggolb in fc^weren Älumpen, bie au« 5Eeufete^anb 
ju Äo^Ien »erben. Äo^Ien am Unter^berge »erben ju ®oIb. 

äuc^ in ber ©lumatp auf beut ©tanfcrl^ome in ber geuer* 
grübe ber ätm^ütte liegt ein ®c^afe. ©er »i^gte nic^t, ba§ man 
auf Oo^anni unb Sorenji aüent^atben Aorten finbet, »elc^e ®elb an* 
jeigen?') 5Da« ©elbfeucr im ©überträte am §arj jie^t bie ©c^aftgräber 
an. 3n aWafuren fagen bie Seute oft auf bem gelbe: „Dort brennt 
ein ©c^afc, ic^ ^ab* ein geuerlein gefe^en." SKan mug bann fc^neü 
®c^u^ ober ©tiefet auöjie^en unb hinter fic^ »erfen, fonft öerfinft er 
»ieber. ffiirft man aber feinen ^antoffet ober ©tod barauf, \o tt^ 
(ifc^t jtoar bie glamme, boc^ ber ©d^afe fann nic^t tiefer finfen al« 
©tocflänge unb man gräbt i^n teic^t au«. Mc fec^« 3a^re mug 
ber ©c^aft fic^ fonnen ober reinigen unb ba« hellblaue gtämmc^en 
barüber brennen, benn bei aüem ®elbe ift ber Seufel im ©piet. 
(Poppen 35.) 

Der SRiefe 8ogi {8o^e) ^at aur ©öttin bie ®Wb b. ^. ®Iut, au 
Xöc^tem (S^fa unb ^im^ria b. i. glfl^enbe fio^te unb gtimmenbe 
Slfc^e. (aWann^. 3. f. b. Wl. III, 358.) fto^Ien »erben ®oIb 
(Sartfc^ 5»r. 308. 313. 321) unb »anbeln fu^ in Dufaten bei ben 
©übflaoen. (Äraug II, 5«r. 51.) (£« buttert ®oIb, ^cigt e« in 
^interpommcm, »enn Aorten über einem ©c^afee brennen. (Änoop67.) 
3n ber do^anni«nac^t tanjen btaue g(ämmc^en über Dergrabenen 
©c^ä^cn. 



1) e^p, eagenf^o^ 17 f. 57S. 690. ^Bütolf 68. 258. ^titx 2). ^. 168. 
Stu^n ^. 6. 31. $Yöite ^. 188. 28ebbtgen 38. 



238 93. $)a8 min unb Seben^^iffletn. 

93. 3)a8 im^U ttitb SeBeit8fi|tffIetu. 

3)ie ^utbud (äffen Sämpc^en ben @ange9 ^mabfc^mmmen. 
Sic^t unb ßcben, fo»ic 8cbcn«maffcr ftc^cn in flc^cintniSooHcm 3«* 
fammen^onge. IDiefe ^ebeutung gibt ber ä^ntic^e Sßxand) im älbenb^ 
fanbc an bic $anb. Slm gaftnac^tfonntogc, wenn bcr ©tabtbac^ 
»ieber offen toax, festen noc^ in biefem 3a^r^unbcrt« bie JKnbcr in 
©intert^ur mit bunten Sic^tc^en bcftedtc ©c^ifflein in*^ ffloffer 
unb liefen fie öor Dielen 3i^f^o"cm burc^ bie ©tabt rinnen, e« 
ift ein falber Feiertag, fo bag babei feifge^atten »irb. „8lm ©anft 
griebti'« lag fc^toimmt ba« Sic^t burc^ e SSati) ab/ ift Bauernregel, 
gribotin (6. aWärj) ift SBetterpatron. ©ie 3ugenb oon ®Iaru« 
e^rt i^n at« 8anbe«patron , t^eert ©c^iffc^en unb ^oljtröge unb 
(ägt fie 9^a(^t« mit brennenben Siebtem beftecft, bewimpelt in Quellen 
unb ©orfbäd^cn fortfc^wimmen unb ^opierft^iffc^en t^un e« auc^. 
(Sine ©tift^bame tjon ©c^anni« foü ben äarauem ben ©urbat^ 
gcf(^enft ^aben; mirb er nac^ ber Nachreinigung im ©eptember 
mieber lo^gelaffen, fo gie^t 2llt unb 3ung, ©c^uljugenb unb Arbeiter 
im ©onntagöaufjuge mit SWa^en gum Cuetlorte unb mit ben »ieber* 
fe^renben SBeQen in bie ©tabt, mobei ^o^le SUrbiffe mit brennenben 
SBergbüf^eln ba^infc^mimmen. DieÄnaben rufen: ^tx'io, ber ©ac^ 
brennt. (JKod)^. ©. 3, 21.) ©er 3ubel gilt bem aSofferempfange, 
bcm frifc^en 8eben«elemente, menn ^oom <Si« befreit fmb ®ie« unb 
aaSälber." Sluf ben SRuf: „©eib i^r Äinber alle ba?" lautet bie 
^elle 3lnttt)ort: 3a, ja, ja! 

3n üKieöbac^ lägt man ebenfo Slugft^aalen mit Siebteln in 
bcr ©c^licrac^ fc^wimmen. Slm fmnreic^ften fefet bie 3ugenb in 
gürftenfelbbrucf ganje $äu«c^en in bie Slmper unb fie^t oom 
©rüctengelänber gu, »ie fie fc^wimmcn. ©togen ein paar, oon ©üben 
unb üKäbeln abgefc^irfte gufammen, fo gehören fic^ biefe einft im 
&bcn an. ©o fc^mimmen fie oft bi« ©ad^au, »erben aber auc^ 
aufgefangen unb in Sirenen aufgeteilt. „üDer Sac^ fommt" auc^ in 
SEölj unb wirb tjon ber mitlaufenben fiinberfc^aar mit greubengefc^rei 
empfangen. 



04. ^tromtegnuti^ unb baS ^immelbrobt^u^en au iBaufen. 239 

94. Stromfrgnung unb baS $tmmeIBrotifi|u^rit }u Saufen. 

2ln ©tromf^ncttcn unb gefährdeten SBirbcIn würben in alter 
3cit Opfer gebracht, um ben gtuggcift ju üerfö^ncn unb bro^cnbe« 
Unglüd }u bcfc^wbren. SBeit ocrbreitct ift ber (Staube, ba§ am 
3ol^anntdtage ein Ungläd gefc^e^en unb i^Iüffen mie @een ein 
SDienfd^enteben jum Opfer fallen muffe. Die gifc^cr unb ©c^iffer«* 
teule an ber Ober unb ®pree fagcn fogar, man bürfe feinem 
^itmenf(^en, ber in ^eben^gefo^r fommt, nic^t einmal beifpringen, 
wolle man nic^t felbft bad geben einbüßen, pfiffiger machen e« bie 
Schwaben: fie beftec^en ben iJIug mit einem 8aib Srob, um i^n 
t)on ber SSerfc^tingung eine« Opfer« abiu^aftcn; ba« ©pital gu 
SJot^enburg war verpflichtet, afliö^rlic^ biefe« Opfcrbrob ju liefern, 
ba« in bie glut^en be« Slecfar geworfen würbe. 

kaufen ift feit unoorbcnflic^er 3cit am oberen 3nn ber ^aupt^ 
ftapelptal ber ©c^iffa^rt, bereu ©enoffcn in ber üWc^rja^I bie S5or* 
ftäbte Obcrnborf unb 3lltat^ bewohnen, welche 1816 oon ©al)em 
an Ocfterreic^ abgetreten würben, ßängft gute ß^riftcn geworben 
I)ängen biefe noc^ ^eute am ©ebrauc^e ber Urüäter, ben bie Sircl)e 
in oeränberter ®efta(t ^eilig Ijäft, um ba« JBotf nic^t ju ocrftimmen. 
3)er ©tabtname rüf)rt üon bcm rcißcnbcn Sluffc, weither im engen gelfen* 
bette eingefc^nürt fie 6ine« Saufe« umflut^et (^faufan). Da mögen 
in atter 3^^^ 'priefter unb ^riefterinen in wciftem ®ewanbe Opfer- 
brobe in ben ©trom geworfen ^oben, wie berfei Cucüopfer tjor^ 
fommen. 5Woc^ beftef)t af« 9lft ber ®afferweil)e an^ frü^germanifc^er 
3eit bei ber ©d^ifferjunft ber ©aljac^ ba« |)immcIbrobf(^u6en. 
Oä^rlic^ gie^t am an t laß ber Obernborfer "Pfarre bie ©c^iffcrinnung 
in ^ellrot^en Stöcfen mit Srommetn unb SWufif auf, ac^t Wiann 
mit ©ewe^ren ge^en neben bem ^rojefponö^immet einher unb feuern 
bei jcbem ber üier ßoangclien oom Sßla^c au«. Raum ift ber 3^9 
an ber Srüde, fo fbmmt hinter bem bie ©tobt Saufen tragenben 
5et«rürfen ein Heiner, in Saubwerffc^mud prangenber ißacben ^er- 
oorgefc^offen. 9Sier aWitgüeber ber alten ©c^iffcrgilbe in ft^arlac^- 
rott)cn Uniformen befd^feunigen mit fräftigen Shiberfc^tägen feinen 
Sauf. 3m 92a(^en aber fte^en üier ^aben in ben weigen ©ewänbem 
ber 3)2egbiener, unb Ratten ein fc^bn gefticfte« weige« Znä) au«gefpannt; 



24Ö dö. ^iffetfled^en unb ^tf(i6etf))tete. 

auf betnfelben liegen ^oftien inmitten eined ^(untenfranjed. S)ie 
alten Opferbrobe finb nun ju ^^immelbroben" getoorben. Sn^ 
beffen ift ber in ber ^rojcffton funflirenbe ^riefter auf bie Srürfe 
getreten, unb mie fic^ ber 9lac^en biefer na^t, ba fpenbet er Don ber 
©rüftung ber ©rüde ^erab mit ^oc^er^obenem ätter^eitigften ben 
©cgen: unb im felben Slugenblicte fc^nctten bie ßnaben im Sa^n ba« 
„^immelbrob'' in bie mirbeinbcn SBoffer ber ©aljac^. Der Slac^en 
üerfc^minbet unter ber Srürfe, unb bie ^rojeffion feftt i^ren ^er- 
fbmmtic^en fficg fort. 

3)er geier be« „^immelbrobfc^uften«" folgt be« Slac^mittag« 
ber „Sanbitenfang." 3)a ge^t ein althergebrachter ©eefampf, 
eine ^iftorifc^e »tegatta oor ftc^, mobei bie ©d^iffergilbe i^rc 5Ruber= 
fraft unb ©ewanbt^eit fe^en lägt, ©n ©ceröuberfc^iff ift in'« fja^r^ 
maffer gcbrungcn unb üerübt adfeitig feine ©töge unb Slecfereien, 
bewaffnet mit rotier SUJannfc^aft unb furchtbar frac^enben Söüem. 
3^m ge^t ba« 35ot! nun ju 8cib, oon aüen Ufern wirb gefc^offen 
unb türfifc^e SKufi! fpielt auf einem ©c^iffe baju. ©i« öon ©alj- 
bürg unb litmonning ift Sllt unb 3ung herbeigeeilt, bie ©äff er* 
fc^tac^t mit anjufc^en. ®o entwirfelt fic^ unter Rampffpiel unb 
8ärm ein intereffantc« 35o(f«feft, bi« ba« ^iratenft^iff erobert unb 
unfc^äblic^ gemacht ift. 5Die ©c^iffer in rotten $ofen öerfolgen bie 
Seeräuber unter ber ©rüde burc^, unb fc^Ieppen fie jur Einrichtung 
— in'« ffiirt^«^au«. 3)iefe ^anblung ^ängt »o^I mit ber ^Religion 
nic^t jufommen, friftete aber au« bem SKittelalter i^ren fjortbeftanb. 

Unfer 3o^anni«brob fü^rt auc^ ben 5Wamen ^immetbrob. 3n 
Oftenbe finbet am jweiten SuUfonntage bie Seremonie ber Sin^^ 
fegnung be« ^eere« ftatt. 

95. Si|iffcrflri|en ttnb f^ifi|erfpiele. 

3n $Rom »arcn am 7. 3uli gifc^erfpiele üblic^, bem Üiberiu« 
JU e^ren; Oüib VI, 238 fa^ i^nen am aWar«feIbe ju. geftu« oer* 
fiebert, ber ©tabtoorftanb t)abe iä^rlid) für bie liberfijc^er, ober 
2:ran«tiberiner, bereu gang nic^t auf ben gijc^marft fam, fonbem 
t)or bem Stempel be« 93u(fan (jum Opfer) au«geboten mürbe, @pie(e 
oeranfta(tet. 

!S)ieg jtampffpie( auf bem SBaffer mu| ura(t fein, weit bie 



96. Sd^iffetfled^en unb gfifdietf»)iele. 241 

legten Ucbcrrcftc bcr ©ittc ftc^ ht ber (gntfcmuno flanjer ßänbcr* 
ftrcdcn »icber fmbcn. 5Wic^t bloß bcftc^t bcrfdbc Srouc^ ouf bcr 
JDonou, fonbcrn cbcnfo ouf bcr®aalc gu ^allc in ©ac^fcn. 3n 
\mi ©c^aaren get^eilt ftec^en ^ier bie ^aUoren mit ©tangen auf^ 
cinanbcr, an bercn ©pifeen ©c^cibcn bcfcftigt finb. ©er au« bcm 
Äa^nc fäüt, ober fic^ »icbcr ^incinfc^iüingt, erhält bcn ^rci« oon bcr 
J^atbrübcrfc^aft. ac^ntid^c ©cbräud^e befielen burc^ ^alb ^Dcutfc^* 
(anb. S^ebem mar ba« gifc^erftec^en in (Sgtingen auf gaftnac^t 
berühmt.*) — 3« Ulm fuc^tcn bic gifd^cr auf Äirc^toei^ um bic (£r* 
(aubnig na^, morauf ed 3a^r für Saf)t am 3)ienftag nad^ Saurenji 
t)or fu^ ging. 3m Ouni 1877 gejc^a^ bcr Srauc^ jur ^titv bc« 
üWünftcrjubiläum^. — 3n JWürnberg ift bc« ^i\d)tt^ttäitn9 in bcr 
$cgni^ 1671 gebockt unb bieg fogar abbilbßc^ erhalten; bad Ic^te 
murbc 1704 begangen. 

«m 18. Oanuar 1659 bcmiüigtc ffurfürft gcrbinanb üWario, 
baß jur gaftnac^t oon bcn ©ürgern ju Surgl^aufcn bcr „$Reif* unb 
©c^ttjcrttanj" aufgeführt »erbe, gür bicfelbe gaftnac^t ertaubte bcr 
aWagiftrat 1668 unb 1719, „bag bie ©d^ifflcut auf bcm ffiaffer 
ftec^cn.'^ ($^ubcr, ®efc^. t). «urg^. 253.) 

9m grü^ja^r, roenn bcr Slmmerfcc aufgct^aut unb baöSBaffcr 
fc^on crträgli^ tüarm ift, gc^t in Diegen ba« ©c^ifferftec^en oor 
\iä). 3Wan legt ein ^ägl^in in bcn ®ce, beffcn Steife ^erabgeftoc^en 
werben muffen. JDicg gcfc^ief)t, inbem bie ffif^er baöfetbc im ftreife 
umfahren, unb einer hinter bcm anbern tjom SSorbert^eif feine« 
S^a^enö au« mit ©croatt bcn ©tog nac^ ben Steifen oerfuc^t, »oburc^ 
er not^ttjcnbig in'« ©affer plumpen mug. Der fefetc, bcm e« ge» 
tungen, unb fein SSorfa^r erhalten je eine ga^ne jum ^räfent. 
aWan mac^t unb fteuert feit 1866 fein riefige« ^oljflog mit ^o^em 
aWaftbaum me^r burc^ ben ©ee, ba ba« ^olj au« ben Sergt^äfem 
ber Ammer mittet« ber ©d^ienenba^n in'« 8anb ^inau« oerfrac^tet 
wirb, aber ba« ©c^ifferfte^cn ^atte noc^ 1872 bei ©t. Sllban ftatt. 
2luf bcm ffiürmfee ift ba« ßanjenftec^cn ^erlömmüc^, wobei ein 
Dufeenb unb me^r Stachen t)intcr einanber ein üielbercifte« gag gum 



1) 91. aWfinci&ener Scituitg 1860, ?lbenbbl. 9lr. 163. SBirlinget ». II, 
54. 245. 
6 e p p , ®ettt1(^e Ke ligion. 16 



242 96. l^r&utetlDeii^e am Sirbftouentage. 

3iel bc^ ©pccrttjurfcö ntoc^cn, inbcm je jtüci ben Sinbaum rubcrn, 
bcr britle aber bic breite San^e mit folc^cr firaft gegen einen fc^win^ 
menben Sierbanjen ftögt, bag er fetbft jur großen ©efuftigung in'« 
©äff er fällt. Dieß ge^t fo lange fort, bi« bie Jonne jerftofeen ift 
unb ©affer fc^öpft, bornac^ folgt bie ^reiöüert^eifung. Do« Äufen- 
ftec^en am ©eefpieget tjon ©inbifc^^geiftrift ^ot Slc^nlic^fcit mit bcm 
gifc^erftec^en om Slmmer- unb ©ürmjee. 

Seim Sinjuge fiaifer Rar!« V. in ÜWünc^en in ber ?fingft» 
rooc^e, 10. 3uni 1530, hielten ffifc^cr in btauttjeigen Sinnen^ojen 
unb ©ammd auf bem Ofarfluße ein ©teeren noc^ einem gage in 
baljerifc^en garben ab, wobei fie t^eilroeife in'« ©affer fielen. — 3e^t 
mirb überoü ber ©port mit ^öc^fter firaftcntmidlung betrieben. 

96. ftrautermeile am SieBftaurntiige. 

^ie 3J2aib(unft mirb bei Sonnenaufgang, 2:eufel«imbig in ber 
©onnmenb'^Jiitternac^t gebrochen. grauenbrei§iger ^eißt bie ^immel^ 
fa^rt«o!taoe tjon ben breimat je^n ©fingen unb SRofenfränjen. 2lu 
ben breißig lagen nac^ SWariä Auffahrt muffen bie ^eilfamen fitöuter 
gefammelt merben, menn fie i^re ge^eimnigüoüe Äraft bewähren foüen. 
3u einem orbentlic^en ©üjc^cl gehören 77erlei Kräuter. 3" ^^^ 
Rräuternjci^e üor Oftem werben ©atbei, J^^mian u. f. m. auc^ in 
ben S^icbertanben gebraucht: anber« ift e« im $erbfte. 

2lm Sräuterfrauentag, ben 15. 2luguft, ^eißt e« bei ber 
©enebiftion: „©urcfi bie« ©nabenmort entfünbige (?) biefe au«erlefenen 
ftröuter unb gieße if)nen f)ci(fome firäfte ein." ©ie Äönig«!erje, auc^ 
^immelbranb geheißen, prangt in ber SDJitte, umgeben oon ©albrian; 
laufenbgulbenfraut, ©ärenHau, ©ermut^, ©unbeimann, 3KaIt)en, 
Schafgarben, SRöabarber, 5Rattern junge, ©inftcr, gclbmünje, bilben 
einen 9tiefenftrau§ jur ©eif)e.^j 3)a« 33oIf erf)äft bie 8el)re, baß 
bic 3lpofte( unb 3ünger am 2age nac^ ber Seftattung ber feligften 
3ungfrau ju iijnx ©ruft (amen, aber ba« ©rab leer, unb ftatt bc« 
geic^nam« bie buftenben Slumcn fauben; man bringt ben ©ebrauc^ 
bamit in 3Serbinbung. !Dcg{)aIb werben nur aromatifc^e Kräuter 
unb Slumen geweift, nac^ feftfte[)eubem ^Rituale. 2luf SWariä ®cburt, 
b. (September, ift in 2:i)roI fein Dorf, roo nic^t Kräuter gcfammelt 

l) ed^Udjt 59. 322. Slobcü, ^fia\\^iM\a^cn 10. 



07. Sflod^^arnte unb ^latiiopUxtapititn. 243 

unb öffentlich gemeint »erben, äßebem Hegt bie urfprünglic^e 
JWoturrengion au ®runbe, unb bie liebe grou ift ben 3)eut? 
fc^en üor a((em ^ert^a. 

3ur Äcnnjeic^nung .be« olt^eibnifc^en gcftc^arafter« fe^It über 
in gronlen bie $afetrutf)e nic^t. 3lud) bort fd^icft am grauen* 
tröute(tag iebe gamilie ein 3änbe( ©arten^ ober Sßiefenpftanjen 
jur S3ürjn)eif)e, unb bema^rt ba^ @en)eif)te a(d @(^u^mitte( miber 
bie böfen Oeifter bcr I^oma«=^ unb 5Weuia^r«nac^t. 2ln ber 2lbcn^ 
eilt bie 5)ime in aller grü^e auf« gelb unb an ben SBatbfaum, unb 
pftücft biefelben mit ängftlic^em Sßüd gegen Often, benn bie aufge^enbe 
©onne borf fie nid^t übenofc^en, fonft oerüeren bie Kräuter alle 
ffroft. Dann !ommt ber Sufc^en mit bunfeffofbigem ÜWooöro^r unb 
^immetbranb ober ber Äönig^ferje jur SBeif)e nac^ Slbenöberg. SWan 
fc^neibet baoon auc^ bem 93ie^ in'« ®'fott ju beffen ©efunb^eit. 

(Sine SRei^e grauenfefte, nic^t blog ©auernfciertoge, gehören jur 
ein^eimifc^en ^Religion ber Deutfc^en, fo aWariä Sic^tmeg, SWariä 
®af4, bie ategenmuttcr mit iörer Segenbe (©agenfd^. iJlr. 1 30), bann 
aWariä ^eimfud^ung, fofeme ba« 8Better in ben 40 Sagen oon 
ba, mie fie über ba« ®ebirge »anbert, bi« jur SBieberfe^r p^ g'^i^ 
bleibt. 9m ^pintergrunbe fte^t grau $)otba ober $oüe, oon n)eld)er 
auc^ ber l^eitfamc Rotier ober ^oUunber ^enü^rt, ber in ben $)oncr= 
füc^eln auf 3o^anni ate geftfpeife bient. (Sin ®trau§ mit neunerlei 
Stumen unb oben hinein ein Domjroeig mac^t bie ^cje unfc^äblid), 
ba fie fic^ barauffe^en mug. 

97. ^Iai|8inttr unb ^Ui^^opUtUptütn. 

9lm 3)}ittn?oc^ (SBoban^tag) foQ man feinen g(ac^d jiäten, bamit 
(SJott mit feinem 9io6 nic^t ben ©amen vertritt, wie $)oIfa in 
ben jtt)5If 9läd)ten in ben ©pinnftuben nac^fc^out. (SBaijer, Sämtfjen 
1 13. 177.) ,,!Die Stacht gehört mein, bcr Jag gehört bein/' fpric^t fie 
unb bro^t ber Spinnerin mit ^ttxti^tn, ©o am geberfee bei Äi§^ 
legg u. a. 

Seim S(ac^«au«reigen fo(t fein Wann jugegen fein; auc^ gilt 
e« für eine ®(^anbe, bie te^te $)anbooü mitjune^men; bie ^erfon, 
ttjet^e ba« t^ut, trägt bamit ben Spottnamen: bie ©c^anb! baoon. 
(Se^t in Kärnt^en an ben glac^«brec^erinen ober ©rec^Iroeibern ein 

16* 



244 97. 5^Qd^d&tnte unb g^a^lopferfopellen 

ÜBann^bitb öorübcr, fo jic^cn fic i^m bie ^ofcn ab (ab^bfctn) unb 
füllen pe mit Sgcn ober ^ärfcrtingcn öon f)anf; and) übcrfc^ütten 
fic i^n bamit, mcnn er fic^ nic^t mit ©icrjal^Ien to^fauft. 3lm 
Seierabenb gibt e« ein gemeinfame« 3Wa^I, unb im ©tro^aufpufe fbmmt 
ein toücr ©urft^e unb fuc^t mit SScrfen bie Srerf|Ibraut jum Sanj. 

Um Sfc^enbat^ in ber Oberpfalj beftimmt man brei ^anbüoü 
Seinfamen ober brei ®üf(f|et glac^« für bie |)otifrau; bcr Srobreft 
beim ©aden gel|5rt ben armen ©eelen. 3^^ 5Weu^am unb bort 
^erum binbet man gtac^« am gelbrain, etwa brei Süjdiet jufammen, 
ba^ ba« ^oljmeibel fic^ ba^inter üerftecfen fann. Slm grauenberg 
bei |)artpenning fte^t eine Äapeüe, worin man früher gladid 
opferte, ber nat^ bem SSoff«gtauben oon brei Jungfrauen abgef)o(t 
mürbe, ©onft »ac^t grau Serc^t barüber, baß in ben ^t. Briten 
abgefponnen ift; geft^ie^t ba« nirf|t, fo mengt fie Dojcen in ben g(ac^^. 
®ie jerrüttet ben SRocfen, fc^neibet ber Uebertreterin ben Saudi auf 
unb füüt i^n mit ^ärferlingen. !Cem ^t. ßi)ri« ober (5t)riafu« im 
SÄünfter ju greiburg i/©. bringen ©auemmeiber gtac^«, ®efc^irrc 
unb Sefen bar; fein «itb ift fropfig unb monftrb«. («irt. 211. 1881.) 

©ie aKagbalenaürc^e in (Senf bejeit^net bie Ufer be^ alten ©ee« 
unb lag einft außer ber SKingmauer, momit Sönig @unbobalb bie 
©urgunberftabt umgab. 3i^Ji^ ^^^ ^^^ fiirdie, bie jefet mitten in 
ber ©tabt fte^t, oermarfite eine fromme ©pinnerin iDJagbalena aü i^r 
®ut; jum banfbarcn Slnbenfen finb ©pinnräber an allen ©tüfefteinen 
ber ©ernölbe angebradit, aud^ marb il|r Silb al« ^uppe in ^rojcffion 
burc^ i^r ©tabtüiertel getragen unter bem eintönigen ®efange: Tiens 
bon Madelaine. (Madeion. |)erjOfl I, 85.) 

2ln ber Sannenquelle bei Obertauffirt^en mürben ^lad)^, ©utter, 
Öeinmat, ffiarf|«figuren u. f. m. an bie SEanne gebunbcn. (^öflcr 45.) 
3u ga^rcnberg bei 8eurf|tenberg u. a. ift e« üblic^, auf SWeuja^r 
Sefen, "^u^^abern unb fogar ©ägfleien t)or ba^ ®itter ber Äirc^c 
JU bringen, bamit biefelbe oom ÜWeßner aufgefegt werbe. Sufe ift 
^opanj; in ber ©(^meij gibt e« oiele ©ufeenbrunnen : ein ©ufeen- 
brünneli ju glac^, bie ©ufemattqueüe ju finonau, am gift^marft ju 
Safel ben ßumpenbrunnen, einen anbern ju ©ierenj. !©aöfelbe fagt 
ber ^ublerbrunn ju Uerjlifon im Santon ^Mif, Rubeln finb 
^aberlumpen, ba^er bie fontaine de chiffel jmifc^en ^ierre ^ertui^ 



98. ^et 2)ien(lBotenmorlt. 245 

unb bcr ©ir^qucßc. 2Bir ffabm ein ^u^brunn bei ÜBündien, 
'^Ju^ebrunn bei ffiatbfaffen, ^u^enbat^ bei ^farrfirdien, ma« i(f| für 
SSerbeutft^ung oon puteus ^alte. Slber leugnen läßt fic^ nic^t, ba^ 
ffranfe Sappen bei Queßen, an ©üf(f|cn unb ©äumen aufl|inflen, um 
Sneber unb anbete Uebel lo« ju mcrben; mer bie ©emanbftücfc 
wegnimmt, erbt ba^ Seibmefen. Sßamcntüc^ trifft man im Orient 
mit gefeen begangene Säume.^) ^aarangebinbe üon 
©enefenen pnbe ic^ am ftalüaricnberg meiner ^eimat^ bei unferm 
$erm im Äerfer. 2lu(^ in 3opan Rängen bie t)on einem Seiben 
®enefenen im lempel il|re |)aarto(fen auf. Um ffialbburg ift 
©t. ^abnit ein SSoIf^^eiliger unb fein SBilb in ber Äirc^e über 
unb über mit ^inb^fd^to^ern be(aben, bie man t^m opfert. !Die 
©rbe JU feinen gü^en mirb au«gefc^arrt unb franfen Äinbem unter 
ba« |)aupt geftreut. gr Ijeilt bie englifc^c Äranf^eit, |)erjgefperr 
unb Untertpat^«. 

98. Set Stenftioirttmarft. 

S)a« ©ort ®Iat)e ift oon ben alten ©al|ern ate ©flaöe in bie 
©ebeutung Änec^t überfefet morben, tl|eil« meil er bie feinbfeligen 
SWad^barn im Jfriege fic^ unterwarf, t^eil« weil fie im grieben firfi 
gerne jur Slrbeit öerbingten. ®o ffat Straubing am ©amftag 
oor ber äemtc einen fog. ©flaoenmarft, woju ba« SSotf, mönnlic^ 
unb meiblid^, au« bem Sö^mermalb unb bem im^en ®renj(anbe 
^erbeiftrömt, fi(^ in SRei^ unb ®tieb fteüt, unb ber 8lm!auf (Slmferl 
wie Slrnmenfc^ ober Slcmtnerin) oom Sauer ^gclianbeU," bann 
heimgefahren wirb, ©er gibelbö^m fü^rt fie am ÜWontag unter 
3au(^jen unb ©pringen auf« gelb. „3n ber Slemtejeit gibt'« fein 
©ünb." 

3u ^oljfirt^en im ©a^erobertanbe ift am ^finftag nadi 
8i(^tmc6 Wnftag ^eigt ber !©onnerftag) ber ©(^tänfelmarft, 
wenn bie ß^e^alten fd^Ianfeln, b. ff. au«geftanben finb, unb bie 
Surfc^en mit einem ©trau§ ober ©trol)banb am |)ut, bie ÜBäbel im 
ÜBieber, fic^ jur üJhifterung einpnben, um fi(f| wieber ouf ein 3a^r 
JU oerbingen. 3m Unterlanbc ^ei^en brei Jage öor, brei nat^ fiic^tmeg 

1) IWcin 3ctuf. u. b. ^I. ßonb I, 508 f. 2. «ufl. 617. Slungc, Oucü« 
futt. b. Sd^toeia 1859 S. 211. 



246 98. f)et DicnflBolcnmatift, 

bic ©c^Iänfelmcit , bic ©(^länfctmoc^e. ®o mic bcr ®aucr ba« 
©arangctb ein^finbigt, überreicht if)m ber neue ©tenftbote jum 3^'^^^ 
ber Ucbercinfunft ein gemat^te^ ©(ümet — bann ge^t e« junt g(ü* 
lidien Sinftanb in'« 335irt^«^au«. Slm ©c^länfcltage arbeitet fein 
@^et|a(te etma«. 

Sine äu^artung ift ber Dienftbotenmarft gu Oper^ofen om 
jmeitcn ©onntage im 3uli, mo ben ©auern entlaufene ^et^tc unb 
ÜBögbe für bie Slerntejeit fic^ neuerbing« Io«fc^Iagcn. Steifet ber 
Sauer bem 335eibe 5Wa(f|t« brei ^aare au« bem Sopf unb läßt fic 
in'« Srob baden, fo bleiben bie iDienftboten. 

Sle^nlic^ befte^t in JRat)en«burg ber „TOenfc^erinarft" im 
grü^jalire, tt)o Dienftfuc^enbe beiberlei ®cfc^Ierf|t« üon je^n bi« ac^t- 
je^n 3a^ren in ber Sac^ftrafee fic^ einfinben, um an mürtembergifc^c 
ober babifc^e Sanbmirt^e für bie fommenben Sommermonate fic^ ju 
oerbingen. grüner fanb fic^ nur bie Ougenb au« bem Sregengifc^en 
unb ©raubünbten ein, jcfet fommen fie auc^ au« bem mürttembergijc^en 
Unterlanbe, um bie aWuftcrung öon Äopf bi« gu gufe, unb ba« 
gramen über 9?amen, 3lfter, |)eimat unb ®(auben«befenntni6 ju be* 
fte^en, ouc^ gulbenmei« um ben 8o^n, ^albgutbenroei« um bie tleibung 
JU lianbetn, bi« man über boppelte« ober einfache« ©emanb unb 
©c^u^e einig ift unb eingefc^Iagen mirb. Sr lieifet and) ber ffinber^ 
marft, meit am Sage narfi Oofep^i fic^ 3Sorar(berger= unb Itjroler* 
jungen üon 11-=- 14 3a^ren einfinben, bie faum i^r Sünbet tragen 
fönnen, unb für 22—30 fl., baju ben Snjug fic^ üerbingten. 6ine 
alte 3Kutter begleitet oft bie !Cienftmäbd)en, unb bic jungen Seute, 
wenn ourfi fi(f|tfi(^ nod^ fo orm, finb frö^tirf} unb guter ©inge; um 
üKartini fel|ren pe gut gefleibet unb mit etwa« ®etb mieber in'« 
(Sltern^au« jurüd. 

aßgemein ift inSc^maben am ®tep^an«tag J)ienftbotentt)ec^feI. 
3)en au«geftanbenen fined^t ^olen bie fiameraben mit ^eitft^en^ 
fnaUen in ben neuen !Dienft ab: taltmäfeig wirb auf freiem ^tofe 
öor allem SJolf gefnaßt. 3m fremben Ort wirb ba« (S^renfnaUen 
fortgefefet, er fefber htaHt mit. ebenfo ge^t e« am ÜDicnftbotenmarft 
JU Suc^«wei(er im (Slfafe ^er, wo bie 8eut(^en i^rc fieben ©oc^en 
in lüc^et gebunben tragen unb auf einen S)icnft warten. 3n SDieft 
ge^t biefcr Dienftbotcn^anbel jälirlic^ am ®tep^on«tage auf bem 



98. 25et 2)tenftbolcitmorft. 247 

Wcmüfcmartt t)or fid^; bei 300 männ(i(f|c unb mcibtit^c ^crfoncn 
ftcötm [\i) 1874 ein, bie ©auent jbgerten aber unb bie 85^nc fielen. 
®ie werben, &6)t beutjt^, mit ^anbft^Iag auf ein Oa^r gebungen. 95on 
ben 5—600 g^e^atten beiberlei ©efc^Iec^t«, welche 1878 om Dom- 
ptofe bie JReoue paffirten, gingen bie nieiftcn leer ou«, ebenfo 187D. 
3n Sujemburg ^eigt ber Dienftbotenmarft ^eurtng^tag. J)a 
empfängt man jum Eintritt ben ^euerf(f|iUing, er ift am 28. 3)e* 
jember. |)aring fbmmt öon SHing, momit man jaulte, unb teuren, 
„laufen." Dabei üerbingen pc^ bie Dienftleutc beibertei ®cf(^(ed)t^ 
üon ffiei^nac^ten ju 2Beil|narf|ten gegen greife, meiere i^ren pl|t)fifc^en 
unb moralift^en Sigenfc^aften entfpret^en. (£d ift für gtembe ein 
mcrfroürbige^ ©(^aufpiel, oon 9 U^r ÜWorgen« an bie ©tabt oon 
©teüefudienben erfüüt ju fe^en, weldie öon ben entfernteften Orten 
^erfommen, um fic^ für (Selb unb Äleibung ju üerfaufen, ober oon 
i^ren Slnge^örigen oerfaufen ju loffen. ÜWan finbet ouf bem 
a)?arfte „©ubjefte" ju 30 bi« 300 granc«, meiere tefetere jur Slri« 
ftofratie ber Dienftboten gehören. Sluf etwo 2 — 3oO menfc^Iit^c 
artifel fommen ungefähr taufenb Säufer. Der pingfte Dienftboten* 
marft ift glän}enb aufgefallen; man fonnte ba SRäbd^en in (Srino^ 
tinen fe^en, meiere fic^ um bie ©teile einer ^l|magb bewarben. 
2500 Äaufoerträge famen ju ©taube, unb bie ©efauften würben 
oon i^ren Säufern ber ©itte gemäß nac^ ber näc^ften ©(^änfe ge^ 
fü^rt, um ben Sinftanb^trunf ju erljatten. 9lm merhoürbigften bleibt 
immer, wie au« bem 335a(b unb t)on ©torfbö^men ba« ©c^nitteroolf 
auf ben „©flaöenmarft" nac^ ©traubing jie^t, beffen fünffpifeiger 
©tabttt|urm, wie bie gan}e ©egenb, ben Slrbeiterfc^warm wunberfdjön 
anlacht. f)ier in ber ffiai^enbreite unterfuc^en bie ©auern nun bie 
in 9?ei^ unb ®tieb ®efteUten nat^ Äbrperbau unb e^rtidiem ®efi(^t, 
marften um ben So^n t)on 4 U^r SD^orgen« bi« )um abenbUdien 
©etläuten für bärenmäßige Slnftrengung mit ber ©ic^el. (©c^Uc^t 
55. 300.) 

3n ^oc^fc^ottlanb fteüen f\6) an üKarfttagen bienftfu(^enbc 
finec^te unb SWägbe, einen ©troli^alm im aJiunbe, auf. — 3n 
itonfin fteüt ber SJerbrec^er mit einem Srautbüft^et im 3)2unbe fic^ 
bem {Richter öor, b. ^. er unterwirft fidi wie ein ©tüd SSie^. Durc^ 
Darreichung üon ®ra« erflärt man fic^ für unterworfen. (®rimm. 



248 98. f)ct Dienflbolenmatlt. 

5R. a. 118. 127.) $cl§t ba« in'« ®ra« beigen? Der 3nber fte^t 
DOT bem SSicetöntg au« !Z)emut^ mit bem ®rad^a(m im SOtunbe, 
nodi baju auf einem Sein, (ßiebret^t, SSoIf^funbe 382 f.) SWabut^o^ 
bonofor« Demüttjißung f(f|i(bert 3)anicl mit bem äu^brucf, er \)aht 
®ra« gcfreffen. Der ®ra«^alm im SDiunbe ift alfo ein 3^'^^^ ^^ 
iDienftbarfeit. • ®o erfdieinen auf bem ÜBarfte ju {Ric^monb nod^ 
altem |)erfommen bie ÜWägbc mit bem ©traug auf bem umbänberten 
^ut unb bem SRfinjIein unter bem Slrme, um ft(f| neucrbing« an 
einen ^ät^ter ju öerbingen, unb ber ?aft gilt bann auf ein 3a^r. 
Se!anntüc^ bitbet bieg ba« ©c^ema jur Oper „ÜBart^a" öon gloto». 
3n ©ngtanb fällt ber ÜWägbcmarft in ben Oftober ober Dejember. 

Säre biefe ®itte ni(f|t uralt, ja fc^on aM ber afiatifc^en SSbRer- 
^cimat^ ^ergeftammt, fie fbnntc ni(f|t fo atigemein verbreitet fein. 
2lu(^ ©remen ^at feinen ÜBägbemarft. 3n ©reiben ift feit 
unbenüit^er ^tit auf ©tjloefter ein 9Äarft für'« Sanbgefinbe, ju bem 
bie arbeitenben unb bienenben ©emo^ner ber Saufife, meift »enbift^e 
Änet^te, ju |)unberten ftc^ cinfteöen. Da« buntefte Ireiben ^crrfc^t 
oor ben J^oren ber |)offir(^e. ©erü^mt ift ber Surfc^en^ unb 
ÜWägbemarft ju SSetfc^au in ber ßaufift jur Slerntejeit. 

SWit bem Ummeg über Danjig unb SKarienburg bin ii) auf 
ber SMlrffe^r oom 3oöparIament im grü^ja^r 1870 fetber oon ^ofen 
nadi Sre«Iau auf einen 3^9 gerat^en, »o unter ber 3luffi(f|t einer 
tlltmuttcr xt>oi)l ^unbert aWäbc^cn bi« ju 15 Sauren fcetenüergnügt 
^infu^ren, um fic^ in ©(Rieften mie aüjä^rtic^ jum ®ärte(n ju t)er= 
bingen. Da« üßägbefeft, festum ancillarum, fanb in 9?om Nonis 
lulii mit feiertid^em Umjug unb einer üßa^Ijcit ftatt, »eil flc ber 
©tabt einft ben ©ieg üerjt^afften unb, mie 3ubitf), at« ©u^Ien ju 
ben Sateinem gingen, meieren fie bie SQBaffen naf)men. Sugano 
^ält ben Dienftbotenmarft am 11. 9?oöember ab, bieg ÜWartinijicI 
bürfte t)on ben Songobarben \x6) ^erfrfireiben. 

Da« ®Ieid|ni6 t)on ben Slrbcitern im ffieinberg, moüon 
ein J^eil am frühen üKorgen, ber anbere um bie britte, fcc^fte unb 
neunte ©tunbc t)om ^au«oater gebungen mirb (ÜWatt^. XX), läßt 
t)on ber ffieinbergarbeit auc^ auf bie Slemtejeit festlegen. Benjamin 
befbmmt fünffadi aufgetragen ((Sen. 43, 34), wie bei un« ©amftag« 
ber Oberfnec^t. 



99. OdtDatb bei ^ett ber Bä^niiUx unb SRa^bet. 249 

Der mibliiit !Dicnftbotc ^attc früher noi) mc^r ?Iage. 3n 
5Wicbcrba^cm ift c^ ©ittc, baß bic eine ÜWagb ben Sitec^ten $al« uitb 
(Sefic^t »äfc^t, bie anberc fie fämmen muß; bafür merben fie auf 
Sit^tmeß mit 3Ba(^« befdienft. ^n gro^nau bei SWeunburß »eiß 
no(^ jebe« Äinb, wie bic ©roßmutter, ba fie bicnte, aßen SKann«^ 
leuten im |)aufe am ©amftag Äopf unb ^aU mafd^en mußte. !Da« 
|)anbtu(^ ^eißt ^rotf^l, twahil, nac^ ©ti^meQer üon jmagen, unb 
bie ffiafc^jwetilc »arb fogar jum 2lu«bru(f für Dienftmagb. !Der 
Sdxanif (ag ben porigen ob unb reicht in urgermanifc^e ^tit hinauf. 
!Die ©cgenb oon ©ogen aufwärt« ^eißt ba« Äbnigreit^. Der Ober* 
fnec^t muß bort im Dunfetboben um Straubing ber Oberbime bei 
ber «ernte bie ®i(^el me^en, ber änber* unb Drittelfnet^t ber Snber^^ 
unb Drittelbime, unb befömmt bafür freunbfic^e SBorte unb auf bie 
Dult ein feibene« $al«bänbel ober ein ©ulbcnftürfet. 

99. Ostoalb ber #ert ber Schnittet unb SRa^ber. 

auf bem O«ma(b^of unweit SSagcn beftc^t bie ©age t)om einftigen 
|)eibentempel. Sin gebogene« Opfermeffer oon ber (Segenb fam 
1. Oftober 1878 bem ^iftorifc^en SSerein in aßünt^en jur SSortage. 
an«palt, 0«malb ^ieß ffioban. 3ft ber ßornfc^nitt beenbet, fo fteUt 
man eine ®arbe auf, bie ©dinitter fnieen ^crum unb rufen: ^eiliger 
0«malb, mir banfen bir, baß mir un« nic^t gefrfinitten ^aben, — 
fo in 5WaffenfeI« unb ÜWbrfento^. tlnbermärt« taffcn fte brei 
Se^ren ober fooiel SWot^^alme, fei e« (Farben, fielen, a(« ©c^nitter 
maren, ouc^ ju O^matb« (S^ren, fo um ©ont^ofcn. ^afme mit 
jwei äe^ren ftedt man im ^uftert^ale hinter ba« Srucifif. ©er 
eine Doppetä^re finbet, ^at ©lud unb mirb mieber ^eirat^en. 
(©umbinnen.) 3n ^tattling wirb ber 0«walb au« Äomä^ren ge* 
mat^t unb mit gelbblumen umwunben; man ^ält baoor ein Danf* 
gebet ah, wie in SQBeftp^alen oor ber Stule (alten). ^) 3n 9?ieber* 
p bring unb anbcrwärt« im Unterlanbe fniet man bat)or im ^eifc 
^erum. 3m Dorfe ©(^nett in ÜKeiningen ftanb eine 0«wa(b* 
fapeöc; ba« Silb be« ^eiligen würbe in gturumgängen burc^ bie 
gelber getragen, um günftige ©itterung ju erbeten, unb ba man 
urfprünglic^ nur |)ober baute, ^ieß er ber |)aber*OeffeI. 

1) Pu^n 2B. 6. U, 183. 610. ^onaet I, 242. IL 214 f. 



250 99. Omalh bet ^crt bct 6(5ntltcT unb Wölbet. 

Slud^ bic 3ubew in ^alöfltna liegen am Äcferrainc 8lef)ren für bic 
Slrmcn fte^en. ?autJaImub, ®ittin f. 61, 1 foltte man felbft^bm 
nic^t üerjagen. 9n üßedlenburg flod)t man noc^ im XVIII. 3o^r- 
^unbcrt am Snbe be« JRoggcnfelbc«^ bic fte^cngelaffcnen |)a(me in 
einen Süfc^el, befprengte fie mit ©ier, bie ÜWä^cr ft^Ioffen einen ftrei«, 
richteten bie ©ic^el in bie $bl>e unb fprat^en breimal: „©obe, f)oU 
beinem SRoß gutter; nun !CifteI unb !Dom, im näd^ften 3a^r beffcr 
Äom." Da« ©c^nitterbicr ^eißt baoon ©obelbier. 

O^malb mar atfo ein ©einame 335 ob an« unb fo figurirt er 
noc^ mit ben JRoben ouf bem ©jcpter al« ffictter^err ^o(^ auf bem 
3finger bei SKeran, mie ju 3irl. 0«malbftaube f)ei§t ber atpen- 
raufdi unb fömmt unter bem gug be« 9Umerer empor. 3ä^rli(^ am 
5. auguft ift in ^afling unb ©c^bna geiertag unb bie ßinmo^ner gie^ett 
mit bem fircuje nadi ©t. 5Wiffa auf bem (Sranitgebirgc, mo faft immer 
@rf|nee liegt, unb smifd^en älmrojcn fein Silb öerftedt mar. !©iefe 
lieigen nac^ i^m O«malb«rofen. O^ne bie fortgefeftte SJere^rung 
mürbe er burd^ ^agetfc^auer Slüe« in ®rwnb unb ©oben hinein* 
ft^Iagen. SJie Cegenbe ;ieigt aUertiebft, mie au« einem alten ®ott 
ein neuer 23olf«^eiliger mürbe. O^malb mar ein milber Söuig 
im (Stfc^lanb, nac^ bem 3}olf«bu(^ oon Sngellanb, unb fuc^te nac^ 
einer ®attin. ©aramuub burc^pilgerte für i^n 72 Sänber, bi« er 
bie fc^öne Spange entbedte. ©ie ift bie 2:oc^ter eine« fc^redlidien 
^eibenfürften, barum fenbet 0«matb einen über unb über golbenen 
Stäben nebft golbenem firbnlein, SRing unb ©rief al« ©otcn; ber 
milbe ©ater aber meift ben 9ting jurüd, ben ber Stabe in'« ÜKccr 
fallen lägt. ÜDot^ ba« ®ebet eine« Sinfiebel jie^t ben gifc^ ^erbei, 
ber i^n oerft^lungen, morauf er bem ÜKeifter @ije in'« SRefe ge^t. 
5Wun bricht ber Äönig, ber Siebe jener ^rinjeffin ftt^er, mit einem 
üergolbeten $irf(f| auf, ber ben Reiben jur 3agb oerlocft, inbcg ber 
eble ©emcrber feine ©raut }u Schiffe entführt. ©« fömmt mit bem 
nac^jcfecnben beeren jur ©c^lac^t, morin alle Reiben fallen, bi« 
fie 0«malb mieber ermectt. 3" ^^^^^ gemeinfamen Jaufe nebft 
bem Surften fd^lägt ber ^eilige mit bem ©tabe SBajJer au« bem 
gel«. ©d|liegli(^ fällt Oömalb gleirfimo^l im ffampfe, fein ®rab 
bleibt andf im SBinter grün, unb unter anbern ©unbern mirb auc^ 
ein frantc« ^fcrb ^eil. ©t. 0«malb« ftirc^en unb gelbfapellen finben 



100. i)ad ^Qbctfctbtrcibcn. 251 

fic^ hl galt? JDroI; and) bringt bic Scgcnbc i^n mit einer ungleich 
älteren ©ott^elt, bcr ^t. Äümmemife, in SJerbinbung, wobei c^ oom 
^eibenfönig Sloron ^eigt: ^er meöe felber j'eincr grouipcn nemen bie 
totster fm." (3ingerle ®. 11. 26. 32. 60. 71 f.) 

©ecfetb in 5tt)rot ffai bie ©aüfa^rtöfirc^e ©t. O^malb mit 
ber ^I. ©lutfapeöe, ferner i)at ba« ®t. 0«maIb^Ä(ofter im bal|erifc^en 
®a(b ein SBaüfa^rtöbrünnlein, gleich bem ^eiljamen Jungbrunnen 
am Ofinger. (gr ift einer ber üierjc^n 9?öt^e(faere. 3^^ ^ollfelb 
unb ©üftenftein in Oberfran!en wirb ber fünftüt^ gebunbene unb 
ummunbenc Sle^renmann am Slerntefelb jum ^eiligen ©t. ÜWä^er. 
3n ber alten tt)ie neuen 2BeIt ift e^ ©itte, nat^ ber Slernte unb jmar 
au« bem ffom ber testen (Opfer) ®arbe ein menfc^enförmige« SBrob 
}u @I)ren ber fegenfpenbenben (Sott^cit ju barfen unb an bie ^au«^ 
genoffen unb Slrbeiter ju öert^eilen. On ber ^olebau binbet man 
beim ffornft^nitt ben legten ^alm um ein ©täbt^en, üerjiert i^n 
mit i^elbbtumen unb fpringt iauc^jenb barum t|er, babei bie ©ic^eln 
in bie ^ö^e »erfenb. ©eim peruanijt^en äerntefeft mürben üKai«* 
ä^ren in SBünbel gelegt, al« ^irua oere^rt unb umtanjt. — SRal|mi 
feigen bie öier ©onnenfefte, befonber« baö neuntägige im (hini. 

100. 3)ag ^aierfelbireiliett. 

3n oie(en ©egenben tlltba^ern«, fo um Slibting (ßpi(inga), bie 
JRefibenj ber testen Karolinger, Iä§t ber Sauer bei bcr Slcrnte für 
®ott SSater« ©(^immel einen 3w)i*ft fte^en; bie auf bem ^alm be* 
fonber« gebunbene ©arbe l|ei§t man ben ^aber^alm, ^aberbocf. 
|)abergai6. Dieß ift urbeutfrfie« f)er!ommen jum ©cbäc^tnig be« 
Serntegotte«, ber bei Einbringung ber gelbfrüc^te feinen Umjug ^ä(t. 
atebann finbet allgemeine Slbrec^nung unb 2tu«ja^(ung ftatt. 
^aber mar in frü^efter 3^^^ ^'^^ ®etreibeart, womit bie 1)eutf(^en 
l^ouptfäc^lic^ ba« ge(b bcftetiten, unb fc^eint für ©peije übcrl)aupt 
gegolten ju ^aben. ©ie erHären fidi fonft bie äu^brücte: Sier^aber, 
aWe^I^aber, ©rie^^aber, Sif(f|{)aber, ©c^minbel^abcr, wobei aUerbing« 
gaul^aber unb Rrieg^^aber feinen gleirfien ©inn gewinnen. 3m ^ax\ 
täfet bie junge {Jrau jur glürftic^en iWieberfunft ffioban« ^eilige« 
Sf|ier, einen ©c^immel, au« i^rer ©c^ürje ^aber freffen. (¥Io§, X)a« 
Sinb 13.) 



252 100. ©0« ^abetfelbttfibcn. 

ffiic urbilMidi auf bcm Obofclbc in ffial^aßa ba« offene 
®eri(^t üor fic^ ge^t, ju bem md) ber jüngeren (Sbba (15) bie 
Slfen reiten, fo fommen im 5Wamen ffaifer Statin bie ^oberer an- 
geblich au« bem Unteröberg jufammen, um, bei ber SWac^t unb in 
i^rer 35ermummung untenntUc^, über ba« im 3a^re ^inburc^ üorgc^ 
faöene Slergemiß i^r Urtfieit ju fprec^en. „Diefe fc^bne alte ©itte 
ift burc^ bie Unbernunft moberner ^olijei befeitigt morben," Magt 
SB. aWenjel (Obin 240). ©olc^e $Re(^t«übung ift fo alt mie ba« 
bat)eri}c^e 2Jolf unb mirb, wenn nic^t mirflic^e Sludartung ein (5im 
fdjreiten rechtfertigt, mo^I aucfi fo lange mie biefe« fortbefte^en. 

5)a6 bie ©ermanen bewaffnet ju ®eri(^t jogen, miffen 
mir au« SEacitu« (&. 11. 13. 22), ba er f(f|reibt: „ffieber ©taat«= 
nod) "^rioatangelegenfieiten oer^anbeln fie anber« a(« in ©äffen, biefe 
barf iebod^ feiner e^er führen, at« bi« er für me^r^aft ertannt ift." 
Die ©c^mt)jer freien ÜKänner hielten i^re ©affenrüftung ju ^aufe unb 
gingen mit bem Degen ju ®eri(^t. (5Ro(^l|., JMau« o. b. gtüe 11.) 
Die Sanbgemeinbe Slufferroben ^at unter allgemeinem 3ube( im 
äprit 1878 bie atte ©itte mieber ^ergeftettt, baß ber Sürger nur 
mit bem ©eitengeme^r bewaffnet ftimmfä^ig fei. ^benfo fmb Jrommter, 
Pfeifer unb ©pießmänner oon ben lobten aufermedt; babei waren 
fie ben neuen ®cfcfee«t)orIagen ju Erwerbung be« Sanbrec^te« unb freier 
9iec^t«fa^ung nic^t abgeneigt. Die 9^orb{ac^fen, gewig ooUb(ütige 
©ermanen, bewehren fic^ jur ©emeinbeoerfammlung mit bem ÜKeffer 
(fa^«). Die 2lppenjel(er ge^en mit ber SBe^r noc^ ^eute in bie SSer* 
fammlung. 2lm ^flngftbienftag oerjammette fic^ in 9taoen«burg bie 
ganje Sürgerjc^aft in fc^warjen 3Käntetn mit Seitengewehren 
nebft ben 9?at^«mitgliebem beim SQBag^aufe, bie ®e¥ic^t«^erren nahmen 
auf ©tü^Ien ?tafe unb hielten ©eric^t; er \)it% ber ©c^wbrtag. 
(©irlinger 33. II, 191.) ©o jie^en auc^ bie f)aberfelbtreiber bc^ 
waffnet ^um ®eric^t au«. 

SEBe^arn ift ber eigentlicfie SDZittelpunft biefe« ßorp« ber SRac^e; 
bort am 3rfcl^enberge, in ber ba^erifcöen 3^0 u»b im Sfbäcfer ffiinfel 
finb bie ^auptfü^rer ba^eim, unb wirb bi« |)o^enburg im 3tar 
winlel, jwij(f|en bem SQBürmfee unb ffiagingerfee, unb öon gelbfirc^ 
bei ©efter^am bi« änjing unb gelbfirc^ bei ÜÄünc^en getrieben, 
©c^on Sacitu« ®. 19 mctbet: „Der ÜBann öoüjie^t bie ©träfe, 



100. ^a8 ^obctfflbtteiBen. 253 

inbcm ber untreuen (S^efrau, »a« feiten oorfömmt, bie f)aare abge^ 
fc^nitten, unb fic entblößt oor ben Slugen ber SSermonbten au« bcm 
$Qufe geftogen, auc^ burc^ ben ganzen ^(ecfen gepeitfc^t mirb. !Die 
!I)imc finbet feine @nobe." ©cfaüenc würben oon jungen ©urft^cn 
mit ©eigel^ieben burc^'« Dorf in'« ^aberfctb getrieben unb »ieber 
jurüd; ber ©erlauf el, ber fie oerfü^rte, mugte ba« 2lu«^auen mit* 
matten. Oft eine grobe Ungebühr Dorgcfaöen, ^at jumal eine oer^ 
^eirat^ete ?erfon anftofe gegeben, eine tebige mit bem Unrechten fu^ 
eingelaffen, \o oerfäüt er ber öffentlichen JRüge bi« jum ÖSuten ber 
©c^anbglode. !{)ie 9?ugmänner follen ni6)t gerabe au« ber inat^bar- 
fc^aft fein; fo ^aben bie au« ben (Seric^ten Slibüng, ÜKie«bac^, 
Jegernfce bei SWenfc^engebenfen i^r 3lmt geübt. 'Der Slergerniggeber 
mirb on*« genfter ober t)or bie 2:^üre gerufen, um in Gegenwart 
3lIIer fein Urt^eil ju üerne^mcn; jo er ^at, au« bem ®ette gemecft, 
fogar im f)embe [i6) ju fteüen. Die gräulic^fte ÜKufif mit ^eitfc^en 
unb Äu^fc^eüen begleitet bie ©entenj. Die beruhten ober ma«firten 
©eftalten fteöen bie Unterweltlic^en öor, unb jwingen, mie eine bi(b= 
lic^e Darftetlung au« 9nie«bad) )eigt, ben 9iuc^(ofen mitunter, auf 
bem 3Wiftfanen fte^enb feine Verworfenheit anju^bren. 

Da« ^aberfelbtreiben gegen Slmtleute, meiere bi« jum tlu«bru(^e 
be« ©enblinger Sauernfriege« bie Partei ber Sanboerberbcr nahmen, 
^abe ic^ im SJorfpiel jum ©diaufpiel „Der Oägerwirt^" nac^ ber 
©irflit^feit gefc^ilbert, bag ein Slugenjeuge e« nic^t richtiger fbnnte, 
ba mir ^erfonenfenntniß nid}t fe^It. ^nx äbn)e(^«lung mag ein 
weiterer äufjug ber ^aberer mit ber ^a^nfeber auf bcm ^ute jur 
©prat^e !ommen,^) wie fie bewaffnet ^eranjie^cn, ber SWiffet^äter 
oorgerufen unb auf einen Dungwagen gefteüt, wo nic^t jwifc^en jwei 
SSermummten in ber Älenime, ben SSorwurf erwartet. S« ift finftere 
SWat^t unb ber eine ^ält i^m bie Satemc üor'« ®efic^t, ber aubere 
ober fprit^t: 

2Bit tOQtnen unb mahnen, bu foQfi bic^ befe^ren, 
2)0(1^ )oi0{l bu bie Stimme ^um ^effetn nid^t ^ören, 
^onn toxxh bit too onbetd ^abetfelb trieben, 
^ai fielet in {»immet unb ^öU ongefd^tieben. 



1) Uebet ßanb unb Weet »b. LVIl ^x. 20. 



252 100. ©0« ^obctfelbttctbctt. 

S33te urbilbüc^ auf betn dbafelbe in SBat^ada bad offene 
®eri(f|t üor fi(f| ge^t, ju bem rndf ber jüngeren Sbba (15) ble 
Slfen reiten, fo fommen im 5Wamen ffaifer ftarl« bie ^aberer an* 
gcbUrfi au« bem Untcr«berg jufammen, um, bei ber SRac^t unb in 
i^rer 93ermummung unfenntlic^, über ba« im Oa^re ^inburt^ üorgc^ 
faöenc Slergerniß i^r Urt{)cit ju fprcc^en. „3)iefe f(^5ne alte ©ittc 
ift burc^ bic Unvernunft moberner ^oUjei befeitigt morben.'' Kagt 
SB. aWenjcl (Obin 240). ®o((f|e $Rec^t«übung ift fo alt mie ba« 
batjerifc^e SJolf unb wirb, menn nic^t mirflic^c auöartung ein Sim 
fc^reiten rechtfertigt, mo^t au(f| fo lange mie biefe« fortbefte^en. 

!Da6 bie ©ermanen bewaffnet ju ®eri(^t jogen, »iffen 
mir au« lacitu« (®. II. 13. 22), ba er fc^reibt: „©cber ©taat«^ 
noc^ "^rioatangefegenfieiten ber^anbcln fie anber« at« in ©äffen, biefe 
barf ieboc^ feiner e^er führen, at« bi« er für n)cl)r^aft ernannt ift.'' 
3)ie ©c^m^jer freien SDZänner hielten i^re ffiaffenrüftung gu ^aufe unb 
gingen mit bem Degen ju ®eri(^t. (5Ro(^^., JMau« ö. b. glüe 11.) 
5)ie Sanbgemeinbe Slufferroben ^at unter allgemeinem Subel im 
Wfxii 1878 bie alte ®itte »ieber ^ergeftellt, baß ber ©ürger nur 
mit bem Seitengewehr bewaffnet ftimmfä{)ig fei. Sbenfo fmb Irommler, 
"Pfeifer unb ©pießmänner üon ben lobten aufermedt; babei waren 
fie ben neuen ©efefeedöorlagcn ju Erwerbung be« Sanbred^te« unb freier 
9?ecöt«fa6ung nic^t abgeneigt. !Oie 5Worbfacl^fen, gewiß vollblütige 
©ermanen, bewehren fid^ jur (Semeinbeverfammlung mit bem ÜWeffer 
(fa^«). Die Slppenjeller ge^en mit ber SBe^r noc^ ^eute in bie S5er^ 
fammlung. 2lm ^flngftbienftag üerfammcite fic^ in {Rat)cn«burg bic 
gauje Sürgerfc^aft in fc^warjen 3KönteIn mit Seitengewehren 
nebft ben $Rat^«mitgIiebem beim ©ag^aufe, bie ®e¥ic^t«^erren nahmen 
auf ®tüf)Ien ^lafe unb l|ielten ©eric^t; er ^ieß ber ©(^wbrtag. 
(Sirlinger 9}. II, 191.) ©o jiel|en au(^ bie ^aberfelbtreiber bc* 
waffnet jum ®eric^t au«. 

SEBe^arn ift ber eigentliche SDiittelpunft biefe« ßorp« ber 9Ja(^e; 
bort am 3rfd)enberge, in ber baljerifcfien 3^0 unb im SIbäcfer ffiinfel 
finb bie ^auptfü^rer bal|eim, unb wirb bi« |)o^enburg im 3tar 
winfel, jwifc^en bem UBürmfee unb ffiagingerfee, unb von gelbürcfi 
bei ©efter^am bi« Slnjing unb gelblirc^ bei SDWinc^en getrieben, 
©c^on Sacitu« ®. 19 melbet: „Der 3Wonn üoUjie^t bie ©träfe, 



100. ^a8 ^QbetfcIbttfiBctt. 253 

inbcm bcr untreuen (S^efrau, »o« feiten öorfiJmmt, bic f)aare abgc* 
fd)nitten, unb fie entblbgt üor ben 2luflcn bcr SJerttjanbten au« bem 
$Qujc geftoBcn, and) bmif ben ganjen ^(ecfen gepeitf(f|t mirb. !3)ie 
Dirne finbet feine @nabe/ ©cfaßcne »urben oon jungen Surfc^cn 
mit ®ei§ef^ieben burc^'« !Dorf in'« ^aberfetb getrieben unb »icber 
jurüd; ber ®(^Ian!et, ber fie oerfü^rtc, mußte ba« 2lu«^auen mit* 
matten. Oft eine grobe Ungebühr üorgefaticn, i)at jumal eine öer- 
^eiratljcte ^erfon Suftoß gegeben, eine lebige mit bem Unrechten fi(f| 
eingelaffen, fo üerfäüt er bcr öffcntlirfien {Rüge bi« jum Sauten ber 
©(^anbglode. Die 5Rugmänner foüen nid^t gerabe au« ber iWac^bar^ 
f(^aft fein; fo ^aben bie au« ben (Seric^ten 9libfing, aKie«bac^, 
Jegernfcc bei SWenfc^cngebenfen i^r 2lmt geübt. 'Der Slergerniggebcr 
mirb an'« genfter ober oor bie I^üre gerufen, um in ®egenmart 
3lüer fein Urt^eil ju ücrnc^mcn; ja er l|at, au« bem ®ette gewecft, 
fogor im f)embe [lä) ju fteüen. Die grfiulit^ftc üßufif mit ^eitfc^en 
unb Äu^fc^eüen begleitet bie ©entenj. Die berußten ober ma«firten 
©cftalten fteöen bie Untermcltlic^cn oor, unb jwingen, mic eine bilb- 
Ii(^e Darfteüung au« ÜKie«ba(^ jeigt, ben 5Ru(^tofen mitunter, auf 
bem 3Wift!anen ftelienb feine Sermorfen^eit anju^ören. 

Da« ^aberfetbtreiben gegen Slmtleute, meiere bi« jum 3lu«bru(f|e 
be« ©enbtinger Sauernfriege« bie "Partei ber Sanboerberbcr nahmen, 
^abe ic^ im SJorfpiel jum ©t^aufpict „Der Oägerwirt^" nac^ ber 
SirfUc^feit gcfc^ilbert, baß ein Slugen^cuge e« ni(f|t richtiger fönnte, 
ba mir ^erfonenfenntniß nid)t fe^tt. 3"^^ 8lbn)ed^«Iung mag ein 
»eiterer äufjug bcr ^abcrer mit ber ^a^nfcber auf bem $ute äur 
©protze fommen,^) »ie fie bewaffnet ^cranjic^en, ber SWiffct^äter 
oorgerufen unb auf einen Dungwagen gcfteüt, mo ni(f|t jmifrfien ^wei 
SJcrmummtcn in ber Älemme, ben SJormurf erwartet, g« ift finftere 
SWac^t unb bcr eine ^ält ii)m bie Satemc oor'« ©cfic^t, ber anbere 
aber fpric^t: 

SBit tDQtnen unb mahnen, bu foQft bic^ befe^ren, 
%od) toinfi bu bie Stimme ^um Seffetn nid^t {)ören, 
£onn toitb bit hjo onbetd ^abetfelb trieben, 
^Qd fielet in {)immet unb ^öU ongefd^tieben. 

1) Uebet ßanb unb mttx »b. LVIl 51r. 20. 



254 101. SobanS dienet im Kampfe toibet bie 9leule^te k. 

^u toitfl bed £eufe($ gietigen l^toKen 
^m iüngften Xaqt auf etotg DerfaHen. 
Liber scriptus proferetur, 
In quo totum continetur, 
ünde mundu8 judicetur. 

Der SJcrurt^cilte blirft un^cintüc^ unb blcic^ wie ber Job um 
firfl, er ift morolift^ tobt. @« xoax ein rcc^tft^affene^ ©ittengcric^t, 
iubcm babci bie cbrent)afteften SDZänner 9Jc(^t ft^afften, ein up 
üätcrlic^er Srauc^, bcr bcffer »irfte, afö aüc heutigen ©trafgcfcfee. 
3)a« aSolf Jclbft übernahm bie SRcc^tfertigung ber bffentlidien S^re 
unter SSerlefung ber üorgefaüencn Unbiü o^ne Unterft^ieb ber ^erfon. 
!©er ämtmann unb Pfarrer nic^t mtnber, wie ber Sauer, wirb im 
gatle eine« Slcrgcrniffe« auf ba« Som genommen, e« ^eigt bann: 

$Quet jleV auf, ed l^oi elfe g'fd^Iogen, 

3e|t toott'n toit bein 9Wen|d^ in'* ^obetfctb iogcit. 

5)ic |)aberfelbg(o(fe ift jefet im ÜWufeum ju SEötj. 

101. SBokanS Siener im Stampft toittt kie 9teule^re unk 
gffeOfc^att(ii^e Schaben. 

©ie reine ffia^r^eit bürfen mir freiließ nic^t untcrbrücfen. Der 
^aberbunb mar urfprüngUc^ gegen bie SSerfünber beö 
ß^riftent^umö gerid)tet; ba^er fte^en bie ©rben ber alten ®bttcr 
tarl ber (Sroße für ©oban an ber ©pifee. Do^ Smcram 
in ^elfenborf unfern SBetjarn üom ©rbprinjen Sampert nieber- 
geworfen unb entmannt warb, unb ßorbinian au« Slltba^eru 
flüchten mußte, ift gewiffermaffen ba« erfte |)aberfetbtreiben. ©eibe 
waren oieImcI)r potitifc^e ©enblinge bcr granfenfönige, um bie 3lgi= 
tolfinger unterwürfig ju galten, ©rfterer brauchte einen Dotmetfc^ 
unb eignete ftc^ fc^on barum nic^t jum ®(auben«prebiger, war auc^ 
nac^ 9lu«fage feine« 8eben«bef(^reiber« Slrbeo al« Öieb^aber üon 
grauen üerrufcn; Unterem fteflt äßeic^etbecf (Slirfce greifing ß^ron. 
25. 30) in boppelter $infirf|t ein bebenfUc^e« 3^wfl"i6 ^^^' Ob 
mit Stecht ober Unrcd)t fmb feit iener ^tit t)auptfä(^Ii(^ ®eiftU(^c 
mitgenommen. Pfarrer ^afner in ^rien prebigte mit @runb: „Die 
f)aberer waren Don aüer Slnfang an feine ß^riften." (5« Reifet wo^l: 
ber bbje geinb ift auc^ ungerufcn aU^eit babei. 



101. SQÖoban« %itntx im Äompfc toibct bie ^leulcl^rc k. 255 

Dicfc SJoIf^juftij mar bie cinjigc ffioffc bcr Untcrt^ancn gegen 
ben geubal^errn. äiuf ber Seutfirt^er ^aibc beftanb ein offene« 
faiferUc^e« Sanbgeric^t mit Dier ÜRolftätten, iebe mit jmStf ©c^öffen 
befeftt ou« ©urgent ober ^anbmerfem, bie jttjölfmal auf ieber SDial- 
ftatt unter freiem |)immel ®erirf|t hielten. 2lu« biefen urgermanifdien 
©erit^ten ging bie SSe^mc ^erüor mit il)ren greifc^bffen. 3)ie |)aberer 
übten e^ebem ouc^ am gellen 2:Qge i()r ^mt. 9lt« 2:^ei(ne^mer ober 
©eififter werben bie umtiegenben Pfarrer unb Sanbric^ter, überfiaupt 
bie angefe^enftcn 'ßerfonen ber ®egenb, laut öerlefen unb beim Slufruf 
fe^tt feiner, am aüermenigften ber ba^erifc^e ^icfef. 8lÜc« ge^t in 
Shiitteloerfen t)or fic^. Äömmt babei ein Unglücf üor, ^at }. 35. 
öon bem ^bttenlärm ein 'ßferb im ©tau fic^ er^enft, eine £u^ üom 
©tanb fi(^ lo^geriffen, fo mirb ber ©traben regelmäßig vergütet, unb 
ed (ägt auf bie ^atjl ber 2^ei(ne^mer f(^(iegen, bag nac^ einem fotc^en 
gatt in ber SSaüet) ber ^rei« öon 300 ®utben für ba« 9Jo6 auf ben 
^olj^aufen gelegt warb: ^^at ^att ben ÜWann 18 ^eujer getroffen." 

Um bilbtic^ bie ©preu öom ©aijen ju fonbem, fpieten beim 
^aberfetb ©inbmäl)len eine JRoüe. 3a, bamit nit^t jufrieben, iftre 
Senne rein ju fegen, brachten bie bajumarifc^en Orbnungömönner 
unb ain^änger alter ©itte fogar ben ÜWiftfarren mit in'« ©piel, auf 
welchem ber 5lu«juftoßenbe fein 93erbammungöurtt)eit anf)ören mußte, 
fflirtinger (älem. 1886 ©. 62) melbct au« ©c^roaben, baß man in 
9i. einen Dungmagen ftücfmeife auf« $au«bac^ getragen unb 
Doüenb« mit ©tatimift gefüllt ^abe, um bem Sefifeer bie öußerfte 
35era(f|tung au«}ubrü(fen. Dieß ^eißt nac^ böuerUc^er 2luffaffung, 
3emanb in 3Jerf(^iß erflären. 3)en aWiftmagen auf bem ©ac^firft 
mit nieber^angenber ©eic^fel fennt nirf|t nur ber Set^gau, Jonbern 
andi ber Sfarminfel, unb a(« bem Jübift^en ©anquier fflaron ßid}^ 
tf)al in |)o^enburg getrieben mürbe, fc^Ieppte man Stäber unb 
(Jufirmerf fogar auf ba« ©c^loßgebäube. S« galt einen focialcn 
^ieg für Sr^altung ber ©ägemeifter unb i^rer gamilien, mo ba« 
popiernc ®efe§ jur SJert^eibigung gegen ben reichen fremben gabrif- 
t)erm nic^t au«rei(^te. 

3m ©runbe ift ein ftabtöffentüc^ betriebener fog. Sljrenproceß, 
mo ber Arbeitgeber ober ®ut«^err burdi ben ©ojialiftcn, fei e« ©treifer, 
belangt, unb oon bem ebenfo angefauchten Slnmatt ober 9{ic^ter um 



256 102. ^evmanifci^e 9ifigegetici^te. 

nic^t^ öerurt^cUt, [a ciitc ^tit lang beliebig au^geft^rieben toath, nur 
ein umgefe^rte« ^aberfetbtreiben. 3)ic ©taaWpoIijei unb ba« SJoIf«- 
gerieft gerat^en ftc^ ^ter in bte ^aaxt, mie beim SRaijäen. !!)ie 
2024 ÜKeter ^o^e ^aberfelbfpifec bei 3f(^I ^at bie Äaiferin eiifabct^ 
im ©eptember 1887 erftiegen. !Der 9?ame haftet, aber fo ^oc^ ^at 
fi(f| ber SBunb molit nie oerftiegen. 

102. ®ermanifc^e Wägegeric^te. 

2ln ba« SWid^elting ober ^erbftgerit^t erinnert ber Sufjug in 
ber ®cgenb öon $Rot^enburg an ber lauber, »o jeber ben anbem 
rügt; aber auc^ nac^ 'ßfingften gefc^a^ e^: beibe ^tiUn ^ie^en ,,in 
ber ®oIbmo(^e." ÜKan rügt, fo Oemanb ber ®emeinbe im ädern, 
ÜKä^en unb 3*""^" c*^ö« entjogen. (©enfen SRotenb. 381.) 3n 
ber Urfc^meij gilt bie SReben^art: (Sinem ben f)aber abmachen, 
©inen abtiabern," b. ^. ben Jeft tefen, i^n ^erunterfomjjetn. 
(gütolf 380.) 3u a»ar(^ im Santon ©c^m^j befte^t am ©^loefter- 
abenb, t)or S)retfbnig unb in ben brei i^aftnac^t^tagen bo^ Erbeten 
ober 9lud(äuten unb ^n\6itütn, mobei Seute au9 aUen ©täuben mit 
Äetten, 9?atfc^en unb frömmeln, ^(arinetft^näbeln unb |)ömern, 
^utifd^eden unb |)eerbegIo(fen fic^ }ufammenf(^aaren. ^öden ^eigt bie 
©timme üerftetlen, um, gereimt ober ungereimt, jum SJotteroi^e bie 
3}erge^en einer ^erfon burc^ju^ec^elU; ©fanbale Sinjetner mit Äofeen- 
mufif ju [trafen, barüber ju Hoffen unb fte gu berftopfcn. ©er 
{Reimbic^ter gebenft ber abfc^eulic^en Carmen, bie mit biefer ÜWadlen- 
frei^eit noc^ ^eute jufammen^Sngen. 

•Den Scmei« für ba« germanifrfie ^erfommen liefert ber Umftanb 
(©utjb. ffalenb. 1885), ba§ in ebrac^ bei Bamberg man jä^rlic^ auf 
2l{(^ermitttt)0(^ Jtobtf Oungfrauen auf freiem gelbe jum (Se- 
richte einfefet, i^nen eine oermummte ^erfon oorfü^rt, unb biefe all' 
ber Uebett^aten befc^ulbigt, meiere ba^ 3a^r ^inburc^ im |)aufe unb auf 
ben gturen oerübt mürben, ßbenfo treibt man an ber 3 Im jur 5aft= 
nac^tjeit ba^ Seutau^fpielen, h)obei alle (ädierUc^en Gegebenheiten, 
bie fi(^ ba« 3a^r über im Orte jugetragen, jur öeluftigung ber 
3uf(^auer, in ©cene gefefet, Dorfommen. (^anjer 11, 510.) !©a« mirft 
beffer at^ JBeic^te unb JBuge. 

S)ie möglichen 2lu«artungen finb ebenfalls nic^t neu, ttJie ^oraj 



102. (&txmam\äit 9iügegevüi|te. 257 

m feiner Spiftel an Sluguftu« SB. 132 f. bcjeugt, inbem er, ber $)o^ 
peot, im 2:one be^ Unmut^d ft(^ auflägt aber ben SOtut^miüen ber 
Sanbleute, bag fie im ffiec^fefgefang , in ftruppigen faturninift^en 
SSerfen unb borfmäfeigc Schmähungen P4 ergingen, bi« ber ©c^er^ 
fi(^ in Sntft üermanble, fo bag bad ©efeg mit ®to(fftrei(^en ben tlu^- 
fc^Iag geben muffe. — Suc^ ©atum war Slerntegott unb jugfeit^ 
{Richter. 

SWit obiger ®efc^änbelung greift aber ba« aSott^gerit^t meit 
über bie aftba^erifc^en ®aue ^inau«. ^\x unferer ©enugt^uung ftoßen 
»ir auf biefelbe Ouftij bei ben f eiber üermäfft^ten Sangobarben 
am ©arbafee. $ier ift ha^ äWärgrufen ftatt be« ^erbftfit^en 
$aberfe(bd üb(i(^, unb jmar aßtä^r(i(^. @o ging ed 1882 loor ber 
9?occa üect^ia in JRiöa öor fi(^, bem alten It)urme ber gürftbifc^öfe 
üon Ürient. äl« e« bunfelte, erft^oK plöfelit^ burt^ ein ©prat^rotir 
bie (ante @timme: 

'Traio Marco in questa terra, 

E da, maritare una puta bella. 

Chi 6 ella, e chi non ^ ella? 

fi la Signorina N— , che 6 la piü bella? 

A chi la Yolete dare? 

AI Signor N — , che ^ da maritare? 

Siete contenti? — 

3fl bct 3Wata in'« ßanb gelommen, 

(Silt'd 'ne l^übfc^e 2)ivne au beigeben. 

SBet ifl fie, unb toct ifl pe nic^t? 

3fl ed ©igtiorina 91—, fie bie fd^önflc? 

SBem looQt ^l^t fie geben 1 

S^em ©iflnot 91—, bet ^eitat^dfäl^ig ift? 

©eib 31^r*d aufticbenl — 

SRan n)irb an ia^ ^\xUi)tnQtbtn beim ©c^etbentreiben erinnert. Unb 
nun brüüte bie SWenge ein fc^aüenbe« si (ja) ober no (nein) afö 
äntmort f|inauf. ®o merben jum größten ©aubium ber ja^freidien 
3u^brer bie ftabtbcfannten 5Wamen eingeborner wie frember üWäbdien 
unb SWänner aufgerufen, unb bereu öertraute ©ejie^ungen bffenttic^ 
ruchbar, ^ie Sefa^ung liefert gerabe ba^ ^auptconttgent für bie 
SWärjüften ber gacc^ini, unb »e^e, menn an ben lag fbmmt, ba§ 
ein junger ^err mit jwei ober brei J)äm4en, ober gar eine 3)amc 
mit mehreren 9?ittern 6inüerftänbni§ ^ege. einmal fdioü auc^ ber 

6 e p )i , S)eutf(^c Keligion. 1 7 



258 102. (Sermonifd^e Ülflgegettd^te. 

5Wamc bc^ ©eclforger^, ein anbcrmal jum $)o^ne auf bic ®ittcn= 
polijci jener eine« ^o^en üer^eirat^eten Ort^obcren in SSerbinbung 
mit feiner Äbc^in ober ^o\t üon ber JRocca üecc^ia ^erab, unb auf 
biegrage an ba« SSoff : siete contenti? folgte ein einftimmigeö No! 
aU Antwort. SSerrät^ aber bie Slnnä^crung smeier Siebenber ehrbare 
abfn^t, fo fc^Iießt ber aSotWwiüe mit beifäüigem Si! bcn Sunb. 
9tatär(i(^ (e^rt biefe iö^rlic^ mieberfe^renbe ©ittenmac^e beibe @c« 
fc^Iec^ter üorfic^tig fein unb fetbft ieben Sdüd }u bemac^en, bamit 
nic^t ber 9lame an ben fo(genben 3Rär)abenben über ben ©arbafee 
binau^fc^ade. @o bauert ba« Sßärjrufen in ©an ©iacomo unb 
Z^orbole, unb im älügemeinen mar biefe (Sontro(e ber öffentUcben 
üKorat e^er förberlic^, obmof}! ber ©pruc^ gelten foüte: ^ffier üon 
eud) o^ne üWafet ift, njerfe ben ©tein auf feinen SWäc^ften.'' 

Sit« tembatjcm finb bie ^oberer im ©ergfriege jur SJert^eibigung 
be« ?anbe« aüjeit bie erften gewefen, unb in ber blutigen ©enblingcr* 
fc^tac^t Doran mit Seib unb Seben für ben angeftammten (dürften 
eingetreten.^) 3n ber glur be« atten ©irt^d^aufe« ju ©ee^am Rängen 
jroei Oelbitber au« ber aWitte be« 17. 3a^rl)unbcrt«, ÜJiänner in 
8eben«grö§e bi« jum ffnie; ber mit bem ©tufeen ift af« atter ^^abcr- 
felbmeifter angefe^en. Sluf manchem anwefen mar ba« 3lmt ^erge= 
bracht; fo maren ber Oppenrieber, ^ammcrfc^mieb an ber Seutjac^, ber 
U5 üon Sbc^ing, ber ßeberer üon gclbfirc^cn tjcrgeftammte ^abcrfclb^^ 
meifter. Äönigßubwigl. tie§ ftd) bcn ^abcrfelbbunb noc^ an^ ber 
guten atten 3^'^ fcbifbern, ba^er 3)öUingcr« 35erorbnung=©ammfung 
bic ffieifung enthält, benfelbcn fd)oncnb ju be^anbefn. 3nbc§ Wmmt 
bie 33oIf«iuftij bei 9lcrgenuffen , bic fonft ftraffo« bleiben, mit ber 
•^oüjci in ßouflitt, unb fo gießen fid) bie reditfc^affcncn unb xcd^t^ 
fdiaffcnbcn SWänner jurüd ; junge ?cute unb felbft Knetete finb an bie 
©teile getreten, ©arauf beutet fc^on ein befannte« ©c^naber^üpfcl: 

3:et ^fartet l^olt ^tebiß*, 
^er ©dftreibcr t^ut fc^reiben, 
2)o(^ ein &\^eixUx lann nij: 
au toQg ^abetfelb tveiben. 

1) Sgl. 2)Qd ^oberfelbtreibcn, ^otfptel ^u meinem 5Dratna : 2)er ^Aget« 
totrtl^ unb bie ©enbüngecfc^loc^t. ^ünc^en 1882. i^eaeter. 



103. SBobait Sartolb qU d^rttlltd^et Sortoloma. 259 

9lur ein i^eter burfte ursprünglich ba9 $aar looQmüc^fig tragen, 
tonnte aber burc^ Uebergabe be« abgefc^nittenen ^aupt^aare« 
ober Sarted fic^ in bie ^nec^tfc^aft eined anberen begeben, ((ärimm, 
{Ret^tdaft. 146.) «uc^ bei ben aSSanbft^a auf ben ßanorift^en 3nfeln 
gießen bie $)örigen Slbfc^i — ßarna^, ®ef(^orene, ©efdieerte. ©ie 
üWönc^e mußten bemnac^ afd Unfreie pc^ ft^eeren faffen. 

SKit ®runb fagte ber SDWlKer am ®aum, Sanbgerit^t ÜÄiedbat^, 
ber fetber manchen $er9 boju gemacht ^at: ,,93or 3^'^^ ^^^ ^ ^ii^ 
änfe^en, »enn einer beim ^aberfelbtreiben mitt^un burfte, e« mar 
ein öffentliche« (Sprenger ic^t unb (auter rec^tfc^affene, ^audgefeffene 
Seute waren babei. Oefet ift balb jeber jugelaffen, ba mac^e ic^ mir 
feine S^re me^r barau«, unb mag ic^ nic^t me^r mitt^un." 8Jon 
einem 9rmenfeelenprebiger ^abe ic^ übrigen« ein gebrudte« „9lmulet 
miber bie ^aberfelbtreiber" in 9ieimen gur ^anb. 

103. SBoban 8atto(b aU i^rifHi^er 8adoIoma. 

„Sin 5Wame genügte mir nie, feit ic^ unter bie SSöIIer 
jog." ®o fprtc^t Obin im ®rimni«maf (ed. ©imrod p. 18), unb 
noc^ ge^t ein nieberr^einifc^er 35off«fpru(^: ©u meüft mic^ ml« mac^e, 
®ott ^efc^ ©erret. „3)u miüft mir mi% machen, ®ott f|ei§e ©er* 
^arb." S)a« mar SSBoban« ©einame üom Speere ©ungnir ^erge= 
genommen. Sbenfo tritt er al« Odwalb (^aber-Oeffet), Sern^arb 
unb Seon^arb, ©angolf unb SBoIfgang, 9?upre(^t unb Serc^to(b ober 
furj ©artel auf. aber fc^on im SRigöeba, bem äfteften ©uc^e ber 
5Wenf(^^eit, lefen »ir IV, 192: „Die ©ötter mürben abgebanft 
mie alte SWänner, bu attein o 3nbra (9Jegenfpenber) bfeibft ber 
aa^errfc^er." 

SJor)ügIi(^ bemühten ftc^ bie Slpoftel be« neuen ©tauben«, bie 
alten ©ötternamen üeräc^tlic^ }u machen, ^oban ber mitbe 3äger 
warb af« ©turmgott (inbifc^ SJaju) ober üom ^unbegebett jum 
SB au mau. 5Wi(^t minber geftaltete fic^ $)ruobprec^t, ber 9fu^m* 
ftra^Ienbe, jum unheimlichen Begleiter be« ^I. SWiffa«, Änec^t 9tupert 
ober JRüepel, ber mit ßetten raffelt unb bie böfen ffinber in ben 
<Bad ftecft. Sbenfo ift ber ^immlifc^e Dtjuaft Sart^otb at« böurifc^er 
©artel, ©aubartel, ©c^mufebartel (in Oeftcrreic^ beim Umjug ®tro^* 
bartel) jum Sntgelt für feine frühere ^errtic^feit ^crabgemürbigt. 

17* 



^60 los. Sobün $artolb aU d^rtfltid^ei ^attolma. 

9)2it ber ^tit »erben roolft lotete alt^ unb neubodene toälfc^e ^eUtge 
ba^fefbe ©c^icffol erfahren. 

SSBa^ ge^t un« S)eutfc^e ®t. ©artotomäu^ an, unb boc^ ift er 
im Scfiße fo öieter Äirc^en, wie \u ^aberborn, ^tlfen, ©cr(in, aud) 
be« faiferüt^en Jhbnung^bom« ju granffurt!*) 3"^ äntroort biene, 
bafe ber Slpoftet wegen be« anKingenben 5Wamcn^ ben ©oban ©artotb 
aM feinen ^eitigt^mern unb im Salenber üerbrängte. ©er unter^ 
fc^obene Slpoftet wirb juüörberft Slerntegott unb Patron ber 3)ref(^er; 
batier nimmt ber ©c^weijer bie 9tebe in ben SDiunb: !Dic 3^^^ ^cr 
3)refc^er erfennt man leicht, finb jwei, fo (autct e« ©artt! ©artol! 
bei breien ©artoto, bei üieren ©artolomä, finb aber fünf, bann 
üoüenb^ ^artbolomäu^. 3m Slrgau badt man auf S)reif5nig 
©et^tele^ ^irjli ober ©erditofbö ^ix]d)ltin, e^ebem gemeinte 
©robe in ^ornform, wie bie ®refeet mit brei ©tängeln, bem brei* 
fpeic^tgen ©onnenrabe nac^gebi(bet, ber SBei^nac^t^gbttin Sert^a ober 
Serc^t gegolten. ®r ift auc^ Sier^ unb ©eingott; „Der ©artel« 
mann pngt bem ^opfen Sroflen an." Unb »er fennt nic^t 
bie 5Reben«art: „Der weife auc^, njoöartet ben SWoft ^o(t." 3n 
Unter franfen beißen S3artel grofee ©pi^frügc, morin man ben ÜKoft 
u. f. n). au« bem Seiler fjolt. 2?ie(fa(^ ift am dliim Sartotomäu« 
Äirc^mei^tag. ffiie ©artolmä fid) ijäit, ift ber ganje ^erbft befteUt; 
b. ^. öon feiner SBitterung ^ängt ber gute ©ein ab. 

3n ®(t)fe«njig ^otftcin reitet ©artefmä auf bem ©c^immcl, 
unb am S3ullcnberg im ©targarber Srcie [türmt in ber ©artolomäu«^ 
nadit bie wifbe 3agb babin. (lettau, Oftprcuß. SJoItef. 244.) ffleim 
2lufiuge be« gaftnad)tfcbimmet im 3farn)infcl lautete ber ©pruc^, 
namentlich in meiner ^eimat Stölj: 

3n unletm 8anb toäd^ft Söcin unb Äorii, 
SQßüeted J^om unb Sc^abergolb b'ran, 
aOöein unb Äotn unb rot'^cg (SJolb, 
^ätt balt »ottcl 3)011 (?) gertont. 

@« gilt ber ©ieberfe^r bc« grü^ling«, unb bie 5Reitcr fommen 
gcrabe au« bem ^arabie«. Der <2c^immel mit einem Kopfe nac^ 



1) Seit ^cintid^ VII. au^jüt)rli(^ in meinet Schrift: granffurt ha% 
alte ilffibutaf ^nm bortigen XIII. ^ongreg bei Anthropologen. OJlünc^en 1882. 



103. Sßoban SBottolb aU (i^tifKid^et Sattoloma. 261 

üorn unb rücfioärt« ftcKt ha^ $Ro§ ®ottc^, bcn ©Icipnir, üor; aber 
bcr ganje @pruc^ büeb ben Seuten nic^t me^r loerftänbüc^. 3m 
na^cn ffiodcrdberg fjci^t bic ^albc 9)?änncrn)elt Sortl. 3n bcr ©tifW- 
Hrt^c ju Serc^tolbdgabcn galten bic Untcr^bcrger SKännfcin 
nächtlichen ©otte^bicnft , cbenfo in fflartimä auf bcr ^atbinfcf im 
©artlmä' ober Sönig^fee, rodd)m bcr 3äger Sert^olb cnlbccft 
^oben fott. 3cim t^oftnac^tfc^tmmet, bcr in SKtbo^ern noc^ nic^t 
fange abgcfommen ift, macf|t ein Surfc^c bcn ©artcl ober J^rü^Iing«- 
öcrolb, ber auf bem cinreitet. 3m üWoofc öon SWurnau liegt 
abgewürbigt eine ®artelmäfapctfe in 9?uincn, worin einmal ein 
©c^immcf ücr^ungert ift, mie e« in früheren 2Boban«fir(^(cin 
^cißt. ©icben Sinöben Reißen Sart^ef-üWü^Ie, baju noc^ bie bei 
aWumau Sarttmämü^fe, baju jmei ginöben ®artmü^Ie — attein 
in ©a^ern. 2luf einem bcr f(t)önftcn fünfte be« ©atjcrobcrfanbc«, 
JU Äfein^ö^enrain bei äibling ergebt fic^ 2lngefi(^t« ber ganjen ®e* 
birg^fette bic frühere ©aüfa^rt^firc^c mit ben beiben gegrabenen 
Sartefbrunncn unb bem ©artlmä^ot} aU ©tiftung^gut. 2luc^ 
bie $)eibenpriefter erhoben i^r $erj ju ®ott im Slnbticf be^ erhabenen 
ffielttempet«. 3u ßrbac^ im Obenmalb ift bie ffir^e ®t. ®artetmä 
gemeint, baneben fliegt ber Sartel^brunn , au^ metc^em man bie 
JHnber ^o(t, jubem quiüt ein $o((er, b. i. $o(babrunn im ^ale. 
Sarteltoulfenberg bei ^regnife unb ©artfmä^Slurac^ führen auf biefefbe 
©pur, ja tefetere^ neben ^eterö- unb SSeitö^Slurac^ legt un^ fogar 
bie brei üernjanbelten ©eftalten be« ©oban, Donar unb gre^r na^e. 
3)a« Serc^teltaufen in ben jmöff 5Wäc^ten öon ffiei^nac^t bi« ®ro6^ 
ncuja^r, njie e^ im ^iütvttjai unb ^injgau, im ©atjburgifc^en unb 
in ffämt^en noc^ übfic^, ift ein Ueberreft öon feinem Dienfte. 3)en 
21 r ber im batjerifc^en Salbe, mefc^cr über ben größten $)orijont in 
beutf(^en Sanben gebietet, frönte eine ©artetmäfapeße, unb ba^ $ au pt 
be« ^eiligen marb jä^rlic^ auf Sirc^mei^ ben 24. äuguft ^erum* 
getragen, ^n biefem gefte njurben auc^ ^öljerne Äöpfe mit ^aber 
ober ®erfte gefüllt hinaufgebracht, unb auf ben Slltar ober bie ©anf 
gefteüt. 

3)ie ^o^en gefte, bei ben beutfc^en ffialbfa^rten ober 9BaK== 
fahrten, waren regcfmägig öon 3at|rmärften begleitet, ©ie ältefte 
Oftermeffe ^ängt mit bem 'IJajcfia am lempelberg in 3erufalem 



262 103. aöoban iBottolb ot* d^tiflli^fr »attolomfi. 

jufammcn. Die granffurter ^crbftmcffc ftxüp^ pc^ an bic 
®art^otoniäu«feicr, ^ler toit onbcmärt^. 3w8önb«^ut in Sa^cm 
fprcngt in ber ©ortcImä^Siadit ein JRcitcr burc^ bic ©tragen, bafe 
bie gunlen auffprü^en. am ©artofontäu^-SlItar in ber ^^axxUxdjt 
Ibfj ift 1521 eine emige ÜWeffe geftiftet, fo fe^r ift ber üemteintc 
Stpoftet üere^rt; unb ber Oa^rmarft fommt baju. ©elbft bie ®oU 
|(^ee in Ärain l)at eine ®artlmämeffe. Obcrftimnt, eine ©tunbc 
üon Sngolftabt, aber ju bem fieben ©tunbcn entfernten 5Weuburq 
ge^brig, ^at feit untjorbenflic^er ^tit feinen Sartetmarft, wobei 
e« o^ne Ungefc^Iiffen^eit fo wenig abgebt, wie beim Äeferfo^er ^ferbc^ 
marft, ba jeber ben SRüepef machen barf. ©i« au« SWorbbeutfc^fanb 
lommen Ääufer jum go^Ienmarft l^erbei, unb einer barf bem anbern 
ungcftraft einen ©(^abemacf ant^un. ©er öierjig 3at|re md) einanbcr, 
ober neunmal an @inem 2:age gu SRarft fommt, wirb gefc^eit (auc^ 
o^ne ben SWlrnberger Iri(t)ter). ©artimä ift ffirc^enpatron, unb foll 
bem ^I. ßorenj ben 5Roft ge^ci^t ^aben; ba rief biefer: „Sartel 
fc^ür, in üierje^n lag iff« an bir" - wie e« ber Äafenber gibt. 
S)iefe9 Sprichwort bejügUc^ be« 10. unb 24. Suguft ift auc^ am 
JR^eine gang unb gebe. ®o pit fic^ ber ©prut^ in ber Umgcgenb 
üon Ongofftabt, ®eifenfe(b, ^faffenpfen, 5Weuburg unb ©c^ftäbt. 
^etinlic^ ge^t e« am ®i(ermoo«marft ;u Slben^berg ju, ber acf)t 
Z^age nac^ Sartimä fäüt. ^Dauerte etwa bie ^^eftbege^ung ac^t Z^age, 
unb fc^toß fic^ baran ^anbel unb SBanbef? Sluc^ ©pfac^, ba« 
gadorömifc^e Sbubiacum, ^raiburg, ^reitenau bei ^ac^au u. a. 
^u(bigen bem JBartp(omäu« , wofür fein anberer (§runb, al« bie 
frühere SScre^rung be« göttlichen ©art^olb üortiegt. 

ffiie ^irmon pt ber alte ®ott feine tjcitigen ©teine, fo bei ber 
©urgruine ©artenftein ober ber Slüe (3uflw§ ber ^regel) einen 
®ranitfolo§ in 2Wanne«form, genannt ber S3artef, baneben liegt 
S3artcf«borf. Der ©artet ^ei§t ein S3erg unb ffiafbort bei grifelar 
unb wenn fic^ ein ©ernert in Reffen ergebt (3lrnofb, änficbf. 291), 
fo wiffen wir, ba§ ©ernfjarb ober ^acfefbernet ffioban ben üKantet- 
träger bejcic^net. 3)er ©artelberg bei 93iect)tac^ unb ©artfmäberg 
bei Slubcnj, Sartfmä bei ©raunau unb ©artef«borf bei ©c^wabac^ 
^aben fämmtfic^ nic^t ben Slpoftel im ©inne. Die ©c^warjbeer^^ 
Weiber im 9icic^«watb }u©ö^rb beiSiilrnberg jogen auf Äirc^wei^, 



104. ^et 9lo6fopf unb bie ^leibflange. 263 

bcn 24. auguft, um^cr unb riefen: „Der ©artf fommt, bcr ®artl 
fommt!" Wlit bem QtlM ou« i^ren beeren fottcn pc ben üerfefeten 
fKbemen Sartofomäud n)teber eingeiöft ^aben. 3)ie Sartlmäftrc^c 
liegt in ber ffiö^rbcr SSorftobt. Unb fo get)t e« fort 6i« Bartolomeo 
tedesco in ©übt^rol; bie Sangobarben hinterließen ben Stafiencm 
noc^ ben ®arto(o. ©an ©artofomco auf bcr liberinfel njeift al? 
3ut^at fogor bie ^out be« Slpoftefö. 35on $Rom aM eroberte ber 
Q(te ©Ott unter c^riftlic^er 3Ra^fc noc^ Heiligtümer in n)eitentfernten, 
nic^t beutf(^en l^anben. 

Ouft om ©artlmä^Üag »irb in ber SSoßep oberhalb Sufftein 
mit magrer SSirtuofitöt ber ©(^u^plattfcr aufgeführt, bieJänjerin 
gef(^n)ungen, unb geftampft, ha^ ber 3oben fradit. X)ie§ beweift, bag 
ber 2:anj f(^on au^ ber altbeutfc^en ^tit ftammt. 

101. 2)er 9to|fo|if unb bie Neibflange. 

©ermanifu« ftieß fec^^ Oa^rc naät ber leutoburgerfc^tac^t 
auf bie „barbarift^en Slftäre/ »o bie Sieger bie flticgdgefangenen, 
römifc^e Tribunen unb Senturionen, i^ren ©öttern opferten, aud) 
auf ^ferbegerippe unb beren an ®äume genagelte Äbpfe. 3)er afte 
Deutft^e ftecfte ben ßopf be« gefc^Iat^teten Stoffe« auf bie ©etterftange, 
ober nagelte i^n an ben ©tabef, njö^renb er ba« ^ufeifen am ge= 
meisten Orte auffing, um bem im SEBetter ^eranftürmenben Donner- 
gott ju jeigen, bag man i^m ba« gebil^renbe Opfer gebracht. 5Woc& 
met)r! man n)anbte ba« bröuenbe Uebel gegen ben i^einb ab. ®o 
fprit^t ber ^efb in ber Sigilfage, inbem er eine gef^fpifee befteigt 
unb ba« 9?o6^aupt auf bie ^afefftange ftedt: „^ier errid)te i(^ eine 
5Weibftange, unb »enbe bie aSernjünfc^ung (nib) gegen ftbnig Sric^ 
unb ©un^ilb." SH^^^^ fc^nitt er ben gräulichen gfuc^ in 9funen 
in bie ©tange. ©ajro ermähnt babei be« aufgefperrten Statten« nac^ 
ber ®egenb, »o^er ber geinb bro^t. Die ffienben befeftigen foft^e 
auc^ auf 3^^!^^^ ^^ ^i^ ©taOungen ^er, 93ie^feuc^en ab}un)e^ren. 
9u(^ im ffanbinaioifc^en 9torben unb namentlich in 9iug(anb jieren 
ben ©iebef nic^t feiten jwci gef(l)nifete SRogfbpfe. (^aft^. $R. I, 9.) 
SSon biefem $)eibenbrau(^e ber ©ajutjaren unb ®c^»aben rühren Orts- 
namen »ie ä?o§*, ©är* unb J^ier^aupten, ©c^am^aupten, 
©c^toeinS^aupten, SRo§f(t)enfe(« bei 2Wemmingen ^er. 9?o6^aupten 



264 104. ^et 9lo6fopf unb bte ^Ictbflangc. 

liegen aßefai brei in Sägern, ein öierte^ bei ffiaib^oufen im Sb^mifc^en, 
unfern bem Sfutoder, njo Üittt) bic SKanefelbifi^en ft^Iug. SSom 
Ufrit^^berge, njo bie Satjern fic^ oerfc^anjten unb fo üief ©(ut fIo§, 
läuft ein ©trimmet o^nc Äopf nac^ bem gorrenberge, wirb aber 
tjon einem feuerfc^naubenben ©tier o^ne fiopf jurüdgejagt. ^^ferbc* 
hp\" ^eigt ein ÜS$albret}ier im 93oigt(anb üom Segmeifer, moran 
ein 9?o6fc^äbet ^ing, ben bcr ©(^arfric^ter immer erneuern mußte. 
(eifel 296.) aJertrocfnete JRogföpfe unb ©tier^äupter jur Sbttje^r 
öon «tifefd^Iag unb ©euc^e jä^It SRoc^^oIj {%. ©. II, 18 f. 216. 
(Staube unb ©rauc^ II, 85 f. 154) an einer JRei^e alter S3auern= 
Käufer ber ©c^meij unter bem ©tro^bat^e auf. 

S3on ber 5Weibftange mit bem '^ferbe^aupt ift nur eine 5Wa(^- 
bitbung in $o(j no(^ übrig. 1)a^ bat)m\d)t a(tföc^fi|(^e ©auern^aud 
^at a(d ©iebetjeii^en jroei getreuste 9{o§f5pfe, nac^ innen fc^auenb 
in ben Süneburger ^aibebbrfern, bei ©arbomid, Uefjen unb bie Stbc 
hinauf, nac^ außen gerichtet läng^ ber ©efer, in SBeftp^afen, ©raun* 
fc^meig unb bi^ in bie 5B?arf unb SWieberfaufife. ^mi fc^räg ge* 
freujte ^ferbeföpfe am ©tirnfirft ^aben i^re« ©leic^cn am e^eften 
in ben üereinjetten ©auern^5fen 8lttbat)em« — üielteic^t fc^on in 
romanifc^er 3cit. ^liniu« IX, 10 fennt ben aufgefpicgtcn JRoßfopf 
in ©arten jum ©c^ufc gegen ^Raupen — - wie noc^ 9)i. gugger 1584 
biefe« SDiittel wiber JRaupen unb SJafeen anrät^ (Slnbree, ©c^äbelfult). 
3n ber afiatift^en ^eimat^ ftecten bie Offetcn SRoßf5pfe auf bie 
^fä^Ie, ring« um i^r ®e^öft, wie bie ©u (garen, ©ie ©amo* 
jeben umgeben ben Opferattar ober i^re ^oljgb^cn mit ben ©c^äbeln 
üon (Sidbären, ffialtr offen unb Üicnnt^ieren , i^rer 3agbbeute, bie 
2:f(i|uttfd)en fteüen mie bie ©ari, @alla unb anberc älfrifaner bie oon 
Oc^fen, ©orilta, Slntilopen an ®räbern i^rer Häuptlinge auf. 5Wirgenb« 
fa^ id) me^r ©c^äbet üon ^ferben, Sameeten ober @fetn afö ©(t)u^ 
mittet über aüen Eingängen angebracf)t, a(« in 3erufa(em 1845, 
fie waren 1«74 ouf ©efe^t be« ^afc^a oerfc^wunben. 3)ie I^onbrat^en 
auf c^inefifc^en Käufern finb gegen ben böfen ©tid ober ®eift, wie 
unfere ^ferbeföpfe k. 3n 9tom heftete man ta^ *?}ferbe^aupt, b. ^. 
ben ©c^äbel be« jä^rlit^ am 13. Oftober jum Opfer gebrachten 
O!toberroffe« an'« ©tabt^au« (regia Nuraae) ober au ben 5IRani=* 
Uferen J^urm. 



105. SfoTtbauet her 9lo6o^)fer. 265 

105. ^ottbauer ber 9to|o|ifer. 

^orp^^riu« de Abst. I, 14 erinnert, ia^ bic ^cttencn wcber 
$unbe, no(^ 'IJferbc unb Sfcl a§cn. SRoffc opferten unb tjere^rten 
bagegen bie alten 3)eutf(^en. ©olt^e« gleifc^ verbietet ?et)it. XI, 4, 
meil ia^ {Ro6 bie Stauen nic^t fpaltet. ©emig in SMldfii^t barauf 
^at Sonifatiu« beriet Opfer unb üWa^fjeiten i^nen abgemö^nt, obnjo^I 
bie ittbifc^en ©peifegefe^e und S^riften nic^td angeben, aber loerein^elt 
behauptete fi(^ ber uralte ©raut^. 

ftönig att|anari(^ ber ®ot^e lägt ben c^riftfit^en ^riefter 
©anfala üer^aften, unb jie^t mit bewaffneten ©c^aaren unb einem 
©btterbifbe üon 3)orf ju Dorf, baüor wirb geopfert unb alle 53^ 
»o^ner muffen üom Opferfleift^e foften. (355—372. ©ojom. VI, 97.) 
SWon ^ieft Opferfc^mäufe an (Sräbcm, unb legte bem lobten eine 
^ferbefeule auf ben Seit^en^ügel; fo würbe jüngft ein Oberfc^enfet* 
fnoc^cn über einem ®rabfteine bei ©(^wanecf nät^ft ÜÄfint^en in 
auffattenber Sage ausgegraben. 

3n ber Seon^arbdlirc^e ju Äiri^ennjeibac^ bei ®urg^aufen 
opferten bie ©auem ber Umgegenb bei einer 93ie^peft Stoffe unb 
Oc^fen, um burc^ bie freiwillige 3)arbringung bie übrigen ®tü(fe 
üom ^eiligen gefunb ju erbitten. Da« ßiftercienfer 5WonnenfIofter 
^eitigenttiaf bei ©ürjburg nimmt bie ©teüe eine« ^eibnifi^en 
Opferpfafee« ein; man ^at bafelbft eine üWcnge I^ierfnoc^en , be^^ 
fonbcr« 'IJferbefc^äbel ausgegraben. C?}anjer II, 448.) Der Dorn^ 
bufc^ ^eigt 9tog]ünber (got^. aihvatundi), weit bamit baS 9{o§opfer 
angejünbet würbe. 

ttm ^a^nenfam im Sit^ftäbtifc^en würben bi« ju biefem 
3a^r^unbert ©anft SBiUibalb ju (g^ren ^ferbe geft^Iac^tet 
unb ©(utwürfte bat}on gemacht, auc^ ^ferberennen t)eranfta(tet. 
3u 9tumme(«burg in ^interpommern fagt man: „Da« ift au(^ 
einer üon ben ©ieben, bie ben ©c^immel öerjc^rt ^abtu,*" (^oop VIII.) 
Tim ffl^rt jubem auf SBei^nac^t unb gaftnac^t ben ©(^immel um. 

Unglaublich, unb bo(^ wa^r - bauerten felbft SRogopfer im ©tiüen 
in ben gebilbetften 3^»*^^ ""^ Sänbem fort, auf neuen Äir^f^öfen 
üergrub mem ein febenbe« ¥ferb, beüor man einen lobten einfc^arrte 
— al9 Opfer ber ÜobeSgöttin ^et mit i^rem breibeinigen 9?o6. 



266 106. gfottbauer her »o§o»)fct. 

(§odcv, ®t. b. ^. 49.) ©ogor in gtorcnj jagten nac^ ©aoona- 
rolo« gcucrtob fctnc ©cgner, btc Slrrabiati, burc^ bcn 3)om üKaria 
bei giorc ein ^ferb unb töbteten e« am Sludgang, um bie Äirc^e ju 
luftriren. ($. ©rimm, üWit^elangelo I, 228.) ffienn bic Sinnjo^ncr 
ber bi^^crigen ^auptftabt ber aWebicäer fic^ no(^ ju folc^em 3lbcr* 
g(auben ücrftanben, ^at fic^ unfere ^auernfc^aft beffen ni(^t ju fc^ämen. 
Reibet boc^ ^ontanud bie Zi)ail\a6it. 

©päter brachte man bie SRoffe nic^t me^r leibhaft jum Opfer, 
fonbern e^ fanben Uebergänge ftatt. liiere, meiere im gemeinten 
ffialbbejirf njeibeten, foüten freiwillig in bie ©(^immelfapcüe gegangen 
fein, man (te§ fte oer^ungern. ^ber noc^ im da^re 1815 fte( }u 
Sligent^aufen im 2:oggenburgifc^en ein t()atfäc^(i(^e^ 9}ogopfer t)or, 
um ein löjä^rige^ SRäbc^en Dom 93eit^tan} )u Reiten. 3Ran banb 
einem, freilid) wert^fofen, 'IJferbe ein 53ünbef @tro^ an ben $ate, 
üerbrannte bic§ unb öergrub ha^ $Ro§ lebenbig fammt allen babei 
gebrau(^ten ®erf}eugen. (©olf, 3eitfc^. IV, 4.) ©tatt ein güöen 
JU ©antcnfc^njil in ben ®runbmauern be« ^rc^baue« einjugraben, 
jünbeten fie i^m ©o^nenflro^ unter bem Seibe an, bi^ fofc^e« üer- 
glimmt mar, unb biefer 3rauc^ ^at ftc^ in ber ®egenb bid in bie 
5Weujeit erhalten, fclbft wo nur laubwirt^fc^aftlic^e 3Serric^tungcn 
migrat^cn wollten, (»foc^^. a. ©. II, 25. 278.) 

5Wo(^ ift in Srinnerung, wie ia^ öom alten ffia^ne befangene 
25oII ein 9to6 in bcn ^ifatu^fce öerfenfte; man erfennt am bortigen 
©agftein ober ?ottcIfeI« beim 9)Jonbf(^ein auc^ eine C^^ffP"^/ ebenfo 
wie am Sec^faü bie 9l(emanen ^ferbe in bie fc^aucrlic^e S:ieffc^(u(^t 
I)inabftürjten unb ber $uf in gefö gemeißelt ift. 3)ie6 entfpric^t 
ber üWelbung bc« Slgat^ia«, baß fie SRoffe an ©trubefn ber gtü§c 
barbrac^ten, unb wirb and) oom SR^einfaK erjä^It. — ©ic JR^obier 
ftürjten ein SSiergefpann in'« üWeer, bem Stoßgott ^ofeibon jum ©auf. 

Ueber SSerfenfungen öon 9foffen im ffiafferwirbel belehrt un« 
fc^on ^omer 31. XXI, 132 oom ©famanber: „wo ftarf^ufige 
5Ro6, in bie gtut^ i^r lebenbig ^inabwerft." 3m alemannifc^en ©infel 
am ©c^warjwafb bi« S3afef opferte man in ben 3ulinäc^ten ^ferbe 
unter ©äumen unb begoß bie ffiurjef mit ®(ut. 

©a« 5Roß bifbet ba« tjorne^mfte ©efc^enf an ffioban unb anbere 
^eibcngbtter, fowie i^re c^riftfit^en ©tettöertreter. ©ie Werfer opferten 



105. gfortbauet bct Stoßo^jfet. 267 

9?offc bcm Omtujb unb bcr ©onnc ju S^ren. ^crobot erfuhr, bog 
fie an ^o^en ®cburt«fcften ganjc gebratene ^fcrbe auf bie lafel 
brachten, auf ßljru«' ®rab mürbe aümonatlic^ ein SRo§ geopfert, 
«nbermärt« trat ein ©(^einopfer ein. ®ei bcr 53cftattung eine« 
Offeten (Allanen) wirb beffcn ©trcitpfcrb unb ©eib breimal um 
ba« ®rab geführt, unb ba« $fcrb barf üon feinem me^r bcftiegcn 
werben, bie grau nit^t me^r ^eirat^en. (^ajt^. Iran^f. II, 21.) 3" 
®crru« an ben Äönig^gräbern bcr ©fljt^cn njurbe am 3a^re«^ 
tag ba« ®rab mit 50 getöbteten 'IJferben unb JRcitern umfteüt, bie 
man mit ©preu au^geftopft auf $fä^fe unb ©tangcn ftecfte. ©ci 
äufbedung biefer üon ^erobot befc^riebenen ®fi)t()cngräber auf bcr 
5Worbfeite be^ fc^marjen SKcere« fanben bie JRuffen üßann an 5Wann 
ju 9fo6 in ganjen JRei^cn beigefe^t. 3)er ffiilbc gibt bcm ÜJiann 
feinen ganjcn ^auöftanb jur Unterhaltung in jene ®eft mit. 

(Sbuarb III. brachte bei Sönig do^annd Sei(^enbegängnig in 
gonbon $ferbe ijum Offertorium. Der ©ifc^of oon 2luferre fegnetc 
1389 bicJRoffc, njcfc^c beim 8ei(^engotte«bienft ©ertranb« Dugucöcün 
nac^ ©t. ÜDcn^« geopfert würben, ©päter fanb man [xd) mit einer 
©elbfumme ab. 9ltö 1464 Äbnig SJcrbinanb üon 5Weapet bie ©tabt 
©ueffa belagerte, bie an SSJaffcr ÜJiangcI titt, warfen bie ©ürger 
ein ßrucipj unter Säfterungen in'« aWcer, ®eiftli(^e aber ftiegen einem 
6fef eine ^oftie in'« 3)iauf unb oergruben i^n üor bcr flirc^tpre. 
©ofort brac^ ein gewaltige« Unwetter lo«. (Sarf 5Wc^er, oergf. b. 
üßittetalt. 33.) »f« Äaifer Äarl IV. beftattet warb 1378, folgten 
it|m 26 ^ferbe, auc^ ein gewappneter »iitter mit bem 9to§ unter 
bem Irag^immct. günf 5IRonate nac^ SWajimilian« II. lob 1577 
würben an feinem ®rabc ju 'iJrag 'IJferbc jur Äirdjc öcre^rt (oblati). 
®egenwärtig fe^en wir jum testen Slnbcnfen an ben einftigcn iörauc^ 
be« Jöbten« unb 35erf(^arren« bei bcr 53eftattung ^oc^abeligcr blog 
ba« fc^warjbe^angene ^ferb noi} mit ju ®rabe geführt, aber noc^ 
1781 würbe in Irier am ®rabe be« Saoaßeric^®eneraI« griebric^ 
Äafimir ein $ferb getöbtet unb auf ben ©arg in bie ®ruft geworfen. 
(I^tor I, 467.) ©oweit pnbet no(^ in fpäter 3eit, wa« lacitu« 
®. 27 berichtet, Seftätigung: „3ebem werben feine ©äffen, manchem 
ouc^ fein Seibpferb mit auf« Jobtcnfeuer gegeben. Da« ®rab ift 
übrigen« ein 9lafenpge(.'' 



268 106. 9io6< unb 9ltnbetlö6e(n loibet ben !Bie^f(^e(in. 

©eutfc^c toit ©laöcn pflegten jur 2lbnje^r ber SSicf)feu(^e $)äupter 
öon JRoffen unb SRinbem um bie ©täüc ju fteden, no(^ baju lebenbcn 
liieren ben ßopf abju^aden (üKeier J). <S. 135), um burc^ 
biefe« frctttjiüige Opfer ein ©t^ußmittel gegen bie ©cfa^r ju ge* 
»innen. Dagegen »irb im ^arjj bei einer ^ferbefuc^t ein leben big c^ 
5Ro§ üor ber ©talttpre begraben. (3citf(^. f. beutfc^c ÜW^t^. I, 
202.) On ©ranbenburg gräbt man einen jungen $)unb unter bie 
©(^»eße ober ^ippe. 3n ©b^men gehörte fic^'« nac^ ber ©age, 
bei ber crftcn Slu^faat einen lebenben Äater im getbe ju oer- 
ft^arren, bamit fein böfer ©eift fc^abe (®ro^mann 87. 143) — ober 
at« Opfer für bie {Regcngbttin gre^a. 9ia(^ bänifc^er Ueberlieferung 
würbe auf jebem neuangcfegten gricb^ofe juerft ein $ferb febenbtg 
begraben, ober wenn bie Äirdie nod) Segräbnigpfa^ mar, ein 8amm. 
(gippcrt, e^riftt^. u. 8Joß«gf. 459.) 

ffiann bie ^eibnifc^en St^ieropfcr in ältba^ern aufgehört ^aben, 
lägt f\6) ni(^t fagen; e^ gefc^al) gewig nic^t auf einmal unb nur 
bur(^ Uebergängc fam ber frühere blutige Smft aümäfig in SScr- 
geffen^eit. 

106. mp unb 9tinberIo|e(n miber ben »ieM^elm. 

Dem ^t. ßeon^arb bei ©rucf f (Rieften bie ba^erifc^en gürftcn 
aüjä^rlit^ ba^ fc^önfte 'IJferb be« ^offtalfe« jum Danf für bie 
Befreiung be« Sanbe« üon einer üerfjccrenben SJie^feuc^e. Subwig 
ber Strenge öcriobte fid) 1293 jum ^t. Seon^arb nac^ Onc^en^ofen, 
ebcnjo Subwig im S3art mit feinem ©o^ne. ßurfürft SWaf I. opferte 
1631 bei einem SJie^fall in ©c^teig^eim perfBnfit^ fein befte« 9?o| 
au^ bem ÜJJarftaüe mit ©attel unb ^tu%, unb ba« jä^rUc^e Opfer 
eine^ jmeijä^rigen dtoffed bauerte bi^ auf £ar( S^^eobor fort. Dad 
Oc^en^ofcr 333af)rjeic^en, ber eijerne 5Waget (öon p^aüifc^er ©ebeutung) 
ift angeblid) öon einem ©auer beim pflügen herausgearbeitet, oft 
genug umgefahren unb in ben ©umpf vertragen njorben, aber jebe« 
ÜJiat wiebergefc^rt (ögf. ^anjcr II, 24 f.). 

3)a im 9teöier Scfenjang jur ^iegSjeit atteS ^ornöie^ fiel, öer* 
lobte bie ©cmeinbe baS erfte 5Rog unb ©tücf ^ornöie^ auf ba« geft 
©t. ffiiUibatb 7. OuU 1712, ba«, öon ber ©eibe ^eimfe^renb über 
gelegte ©treu fc^ritt, unb bag fic \)erfc^ont blieb, jeigt bie große 



106. 9to6' unb 9ttnberI06eln toibet ben Ste^fd^elm. 269 

SSotiötafcf m ber ^rt^c. änno 1797 graffirtc in bcr Sautngcr 
©cgcnb eine arge SSie^feut^e, ha^ be^ läge« bei 18 ©tüd fielen; 
barob ^ieft man am 17. SWai einen ©ittgang ju ®t. Seon^arb unb 
lie^ auf bem $fafee fämmtlit^e^ S3ie^ mit bem ©anftiffimum einfegnen, 
„xoclä)t^ ein fc^auer(i(^er Wxbüd roax, inbem bad gar j&mmerlic^ 
jufammenjt^rie." ©onft fanb am Seon^arb^feft nat^ alter ©itte ber 
Umritt bcr 'pferbcbefifter üon na^ unb fern um bie ffirt^e ftatt, 
bi« 1827 unter Irommetfc^Iag ba« ©erbot erfolgte. ®^ ift bie 
®tiftung«jfir(^e ber ^irtenbruberfc^aft. 

3m 3a^re 1759 faxten bie 9?at^«^erm in ffieil^eim') 18. Ouni 
megen be^ 93ie^f(^e(m ben 3efc^(ug, üon ber oberen unb unteren @tabt 
ie ein Siinb, bad tovan Don ber Sßeibe nac^ $aufe ge^e, ba}u ein 
9{o6 ®ott bem allmächtigen aufzuopfern, unb üon bem ©c^ä^ung^^ 
preife aüe üertobten ^eujgänge unb ©ebü^ren für Steffen gu be* 
jaulen, ©ie 9?ctigion greift gar ju gerne ber ^eitfunbe unb ^ro- 
p^^Iaji« in'« ®ef(ftäft. Der SSie^fc^elm ift ein ©tier, öom teibig, 
rüdmärt« bie f(^(otternbe $aut na(^)ie{|enb. 6r ge^t um unb briittt 
votnn eine 3$ie^feu(^e audbrii^t. 3)2an nennt ge(ben @c^e(m ben 
aWiljbranb, ©c^efm^tte ben ©t^inbanger, ©t^elm ba« äa« — \o 
im Se^rain. 5Wi(^t minber machte im üorigen Oa^r^unbert Slpfel* 
borf eine S3erlöbni6 jum ^I. 9?o(^u«, bie erfteßu^, »etc^e über bie 
©treu ge^e, ju opfern; [it galt nur 15 ®ulben. äf« man anbem 
läge« bie $robe »ieber^olte, fc^ritt ba«fetbe 2^ier üoran. (Jfine 
Z^afel in ber j^irc^e am 9}oc^u«a(tar jeigt bie 3a^re«}a^I, ba« f^eft be« 
^eftpatron« jie^t Äreujgänge öon ©toffen unb 53irflanb ^erbei. ®ie^ 
gehört ju ben Soofen, morin bie ©ermanen nac^ S:acitu« ®. 10 
Slnjeic^en nahmen. Die Oberammergauer öere^rten ju U. 8. grau 
1703 wegen be« SSie^biebfta^I« öon ©eite ber Sljrolcr eineÄu^, bie 
i^r um 16 fl. 19 fr. mieber abgelbft »urbe, 1704 „öon »egen ber 
8. Y. 9fo6, ba§ U. 8. grau aOe« Uebel »oüe obiaften," 30 fl., 
1712 um äbnjenbung s. v. SRo§ unb äJie^faO« 13 fl. 49 fr. 

Um ftraiburg ift e« befannter ®rauc^, ia^ man jä^rtic^ ein 
Salb ben Äapujinem in Slltbtting opfert, um üon SSie^feuc^e frei 
}u bleiben. SSkr lac^t nic^t, ba§ einen Sauer üon (Scfen^of an 



1) SBö^imb, (S^roni! t). aBeill). 112 Oberb. «Irtft. XX, 182. 



268 106. 9lo6> unb Stinbetlögeln lotbev bett Siel^fd^elm. 

©eutfc^c tt)ic ©taöen pflegten jur 3lbtt)e^r ber SSief)feu(^e Rauptet 
üon JRoffen unb 9?lnbem um bie ©täfle ju fteden, no(^ baju lebenbcn 
Silieren ben Äopf abju^acfen (üKeier ©. ®. 135), um burc^ 
biefe^ fretmiflifle Opfer ein ©(^ußmittef gegen bie ®efa^r ju gc= 
»innen. Dagegen wirb im $arj bei einer ^ferbefuc^t ein leben big e« 
9to§ öor ber ©taflt^üre begraben. (3eitf(^. f. beutfc^e Wit)tf). I, 
202.) 3n ©ranbenburg gräbt man einen Jungen $unb unter bie 
©c^wefle ober Grippe. 3n ©ö^men gehörte fic^'« nac^ ber ©agc, 
bei ber erften 9lu«faat einen lebenben Äater im gelbe ju öer- 
ft^anen, bamit fein böfer ®cift fc^abe (Oro^mann 87. 143) — ober 
ate Opfer filr bie SRegengöttin gre^a. 5Wa(^ bänifc^er Ueberlieferung 
würbe auf jebem neuangefegten gneb^ofe juerft ein $ferb lebenbig 
begraben, ober wenn bie Sirdie noc^ ©egräbnigpfafe war, ein 8amm. 
(Sippert, e^riftt^. u. SJoß^gl. 459.) 

©ann bie ^eibnifc^en I^ieropfcr in Slftba^ern aufgehört ^abcn, 
lägt ft(^ nic^t fagen; e^ gefc^at) gewife nic^t auf einmal unb nur 
burt^ Uebergänge fam ber frühere blutige Smft aflmälig in 3Ser= 
geffen^eit. 

106. 9)o|$ unb 9tinberlS|eIn miber ben SieM^elm. 

©em t)i. Seon^arb bei ®ru(f fc^icften bie baijerifc^en dürften 
afliä^rüc^ ba« ft^önfte ^ferb be« ^offtafle« jum ©auf für bie 
©cfreiung bc^ Sanbe« öon einer öer^eerenben 8Jie^feud)e. Subwig 
ber Strenge öerlobtc fic^ 1293 jum ^I. Seon^arb nac^ 3nc^en^ofen, 
ebenfo Subwig im ©art mit feinem ©o^ne. Äurfürft ÜÄajc I. opferte 
1631 bei einem SJie^fafl in ©(^leig^eim perfönfic^ fein befte« 5Ro§ 
au« bem ÜJJarftafle mit ©attet unb 3^ug, unb ba« jä^rtic^e Opfer 
eine« jweijä^rigen 9?offe« bauerte bi« auf ffiart J^eobor fort. Da« 
3(^en^ofer SSBa^rjei(^en, ber eifeme 5WageI (oon p^aflifc^er öebeutung) 
ift angeblich oon einem ©auer beim pflügen herausgearbeitet, oft 
genug umgefahren unb in ben ©umpf Verträgen worben, aber jebe« 
SKaf wiebcrgele^rt (ogl. ^anjer II, 24 f.). 

Da im SReoier 3efewang jur Ärieg«jeit afle« $omoie^ fiel, \>tt^ 
lobte bie ©emeinbe ba« erfte 9to§ unb ©tüd ^ornoie^ auf ba« geft 
©t. ffiiüibalb 7. 3uli 1712, ba«, oon ber SBeibe ^eimfe^renb über 
gelegte ©treu fc^ritt, unb bag fie \)erfc^ont blieb, jeigt bie gro§c 



106. 9io6^ unb 9llinbetlö6eln toibet bcn S5icl^fd§elm. 269 

SSotiütafcf m bcr Äirt^e. Slnno 1797 grafflrtc in bcr Sautngcr 
®c9cnb eine arge SSie^feut^e, bog be^ läge« bei 18 ©tücf fielen; 
barob ^ielt man am 17. 3Rat einen Sittgang }u ®t. Seon^arb unb 
tie^ ouf bem ^lafee fämmtUc^c« 35ie^ mit bcm ©anftifftmum einfegnen, 
„ttjefc^e^ ein fc^auertit^er Slnbücf mar, inbem ba« gar jämmerlich 
jufommenfc^rie." ©onft fanb am Seon^arb^feft nac^ alter ©itte ber 
Umritt bcr ^ferbebefifter üon na^ unb fern um bie ffiri^e ftatt, 
bi« 1827 unter Irommetft^tag ba« SSerbot erfolgte, g« ift bie 
©tiftungöfirc^e ber ^irtenbruberft^aft. 

3m 3a^re 1759 faßten bie JRat^^^erm in ffieif^eim') 18. 3uni 
megen be« SSie^ft^elm ben ©efc^fuß, öon ber oberen unb unteren ©tabt 
je ein 9iinb, bad t}orau üon ber ^eibe nac^ ^aufe ge^e, baju ein 
9{og ®ott bem SlUmäc^tigen aufzuopfern, unb üon bem ©c^ägungd^ 
preife aüe oerlobten Sreuggänge unb ©ebü^ren für äWeffen ju be* 
jagten, ©ie SReligion greift gar ju gerne ber ^eitfunbe unb ^ro- 
p^^Iaji« in'« ©cjcftäft. 3)er SSie^fc^etm ift ein ©tier, üorn feibig, 
rüdwärt« bie fc^Iottembe ^aut nac^^ie^enb. 6r ge^t um unb brüüt 
menn eine Sie^feuc^e audbri(^t. 9Ran nennt gelben ©c^e(m ben 
ÜHitjbranb, ©(^efm^ütte ben ©(^inbanger, ©(^elm ba« 2la« — fo 
im 8e%ain. Sticht minber machte im üorigen Oa^r^unbert Slpfef^ 
borf eine S3erlöbni§ jum ^I. SRoc^u«, bie erfteÄu^, miä)t über bie 
©treu ge^e, ju opfern; [xt galt nur 15 ®ulben. 3lte man anbern 
Sage« bie 'IJrobe mieber^olte, fc^ritt ba«felbe I^ier ooran. (Jfine 
Safef in ber Sirene am 9fo(^u«aItar jeigt bie 3a^re«ja^I, ba« geft be« 
iM^t^tron« jie^t Äreujgänge oon ©toffen unb 53irffanb ^erbei. ©ieß 
ge^rt ju ben Soofen, worin bie ©ermanen nat^ lacitu« ®. 10 
2lnjei(^en nahmen. Die Oberammergauer öere^rten ju U. 8. grau 
1703 wegen be« SSie^biebfta^I« oon ©eite ber Iljrofer eine Äu^, bie 
i^r um 16 fl. 19 fr. wieber abgelbft würbe, 1704 „öon wegen ber 
s. V. 9fo6, \>a^ U. S. grau am Uebel woOe abmaßen," 30 fl., 
1712 um abwenbung s. v. SRo§ unb SSie^faO« 13 fl. 49 fr. 

Um Ar ai bürg ift e« befannter ©rauc^, baß man jä^rUt^ ein 
Salb ben Sapujinem in 9lftötting opfert, um oon 35ie^f eut^e frei 
}u bleiben, ©er fac^t nit^t, bag einen ©auer öon Scfen^of an 



1) SBö^imb, (S^roni! \>, SQBcil^. 112 Obctb. ^xä^. XX, 182. 



270 107. Äulftoj)fet jut Ä^tocl^t her 6cud(ie. 

bcr So^fat^ fein SScrfprcd^ctt reute, unb er jtc^ öon ben granji«^ 
fanern in Jbtj auf tt)o^tfei(ere 3lrt lo^faufcn tooöte, ,,weil e« gar 
fo ein fc^önc« Äatb war." Sin anberer oerlobte, »eil feine befte 
Äu^ erfranfte, ben nät^flen ©ettler, bcr um ein Srtat^tlager anfpre^e, 
anftatt auf'^ ^eu, in bie gute Äammer ju legen unb rtid^ bc^ 
ft^entt ju entlaffen, vorüber ber arme nid^t n>enifl erftaunte, bi« 
i^m ber ©aucr fein ©elübbe anoertraute. !lDie ©runble^re üWatt^. 
XXV, 40: „toa« i^r bem (Seringften au« euren Srübern 
t^ut, ba« ^abt it|r mir getrau,*' ^at merhpürbig ft^on in ber 
9ieligion ber alten 35eutf(^en gegolten. 

107. tul|0|ifer )ur Him^x ber Seui^e. 

Seim ftlafen am ©eurer ^of, Pfarrei Sängrig, »ar längere 
3eit ba« ©taÜDiet) toürfig, ber ©auer mußte ein ©tüd um ba« 
anbere toegt^un. 35a riet^ man i^m, einer lebenben ffu^ ben Sopf 
abju^aden: ba« 2:^ier rührte fu^ g(ei(^roo^( not^ ein paar ©tunben, 
ber topf mit ben Römern ^ängt bi« ^eute im S^auc^fang unb ift 
ganj gcbörrt. SDieinetmegen foü er nur Rängen bleiben, benn er ift 
le^rrcit^ für bie ©itten unb ®Iauben«bräu(^e bcr älteften 3^^^- ^ 
ber ®egenb oon $Rinc^nat^ bei SRegen !am e« nat^ ben ÜRetbungen, 
melt^e ber ©onauseitung jugingen, roieber^olt oor, ba§ ju aber* 
gläubifc^cn ^rotdtn ffälber unb ©t^tocinc Icbcnb begraben mürben. 
S« Hingt unglaublich, unb boc^ ftat noc^ im 3al)re be« $eil« lSö7 
im ^oc^fomraer ber ©aucr t. üon SSigeUborf bei ^rcifing, um ba« 
Unglüd au« feinem Biaüt ju verbannen, ein Äalb lebenbig eingc== 
graben (S. SUrier 22. Oft. 1885 unb 23. Ouli 1887); am tlebften 
unter ber S^rft^toette. ®enn ju oicle Äälber fatten, fc^Iägt man 
einem üor bcm SScrcnben ben topf ab unb ftccft biefen mit aufgc= 
fperrtcm SWauIe in'« (Sulcnlot^ am ÜDac^giebel. (©uttle, abcrgl. 
§ 339. ^anjer II, 301.) 

®enau fo ^abcn in ©c^Ie«h)ig bie Säuern beim SSie^falle 
einer jmeiiä^rigcn Suicn ben topf abgefc^nitten, unb biefen gegen 
üWorgen im tapp(oc^ angebunben; barauf ift ba« Sterben nit^t in'« 
$au« gcfommen. (ÜKüüen^. 239.) SRußmurm oerjeit^net (©. a. 
^. 84) au« Gft^Ianb ben ©ebraut^, eine tu^ ftel^enb mit 
bcm topf gegen ben ©tau cinjugraben, auc^ einen ©c^affopf 



107. Pu^oj)fft gut Slbtoe^t bet Öeud^e. 271 

an bic J^ürc ber $ürbe ju nageln. 3" anbringen in ber ÜRarl 
Dergrubcn fie nod| Dor einem 3a^rl)unbert eine eigen« getöbtete ffu^ 
im ®runbe eine« ^eitfräftigen ©pring, ober ft^nitten i^r ben ftopf ab, 
um biefen unter bem girft be« $aufe« aufjul)ängen. (hi ^eiligen- 
^agen büßte ein ^auötoirtl) mehrere Äü()e ein, aut^ t|atte üor Sauren 
bie ©euc^c ü)?enft^en unb SJiel) h)e9gerafft. 9lunmel)r tourbe eine 
junge Äu^ lebenbig mit einem 9SBeibenjmeige im ÜRauI Der* 
graben; ermäd^ft biefer ju einem Saume, fo ift ber böfe ®eift oer* 
fö^nt, unb »er it|n abft^neibet, ben trifft Unglüd. ©olc^' eine ffieibe 
^atte ber ^au^mirt^ umgef).auen, ba^er bie ^eimfuc^ung. (Sartfc^ 
418 SWr. 584.) am feierlic^flen gingen bie Seutel«bat^er jur 
Opferung, inbem fie auf ben 9tatl) einer ©a^rfagerin 1796 bei 
einer ©uc^t ben fd|8nften garren, Rummel ober änöit\ütT, mit ölumen 
befränjt im feierlit^en 3^0^ i^ ^'"^^ ®rube fütirten, unb obroo^I er 
breimat »ieber ^erau« wollte, lebenbig oerfc^arrten. (Sirl. äl. IV, 
2. 148.) ©eitbem tjeigen fte bie ^ummelbat^er, ein äBanbgemälbe 
fteßte ben SSorgang bar. (^anjer II, ISO.) Sei einer ©t^wein^ 
feuere JU aWauern um 1870 oerbrannte ber Sauer ein ©t^mein 
im Sadofcn unb wunberte fn^ nic^t ioenig, baß i^m aut^ bie übrigen 
2;t|ierc noc^ fielen. ($artmann in gürftenfelbbrud.) 

Da« $aupt ber ^eerbe biente fomit jum Opfer für bie ®e* 
fammt^eit. SBo immer fit^ bie ©age erhält, baß eine Äu^ ober ein 
©(^immel ol)neÄopf gefpenftifd) umgel)t, war ein folt^er Opfer^^ 
plafe. 3" Se^rbac^ am $arj ließ fic^ früher eine ffu^ o^ne Sopf 
fel)en, welche eine i^r ju na^e lommenbe grau mit bem ©d^weife 
»eit megfc^leuberte. (^rö^le ^. 159.) 3"^*?^^" tlngelberg unb üDürf^ 
{)eim fie^t man an ^o^en heften eine fopflofe ^ij, (Sin iSlann ging 
JU äinfang be« XIX. Sa^r^unbert« Slbenb« üor Slllerfeelenfonntag 
Dom alten ©t^loß 91., nun 2:uffenl)aufen , am SSSalbe Dorüber auf 
bie fc^marje ^fj lo«; ba er fid| aber überjeugte, baß fie wirflic^ 
feinen Äopf ^atte, eilte er fpomftreic^« nad) ©ürf^eim, ftotterte bieß 
no4 feiner grau oor unb ftarb in golge be« ©c^recfen« nac^ wenigen 
lagen. 3n ber Dämmerung fa^ ber Pfarrer oon geringen im 
3ung«t^al eine Äutf^e mit oier lopflofen ^ferben unb be«gleit^en 
ben Äutft^er. (^^itt 101.) 

Der Sb^me glaubt ein tobtgebome« ftinb lebenbig ju machen, 



272 107. Äul§oj)fet aut «btoe^r her 6fud^e. 

wenn bcr SSatcr einem frifc^gebomen Salbt ben Äopf abfc^neibet unb 
i^n rücMing« über fic^ in'« ffiaffer toirft, o^ne umjuft^auen. (?(oB, 
!J)a« Äinb 81.) S)ic ffu^ biente {a jum ©eelcnopfer; bieg bringt 
un« ba« JRoe«fi(bifc^e ©^nobol Don 1556 in Erinnerung, »ett^ 
oerbot, eine fc^toarjc Äu^ bei Scerbigungen auf ben Äirc^^of ju 
führen unb bem ^rebigcr qI« ©eelgabe ju überlaffen. ^n S3rit«= 
toert^ in grie«Ianb bewahrte ber ^aftor noc^ bi« jum ©eginn bicfe« 
3al)r^unbert« eine eifcrne Äu^, bie bei Seic^engängen hinter beut 
©arge mitgefc^Ieppt »urbe. !J)afür fpenbeten bie Seibtragenben i^m 
eine lebenbige £u^, bamh er für ba« ®eetcnl)eil be« SSerftorbenen 
bete. Ursprünglich mürbe bicfe am ©rabe geopfert unb boDon ba« 
Seit^enma^I bereitet: ba« Sßlut foQte bie äibgefc^iebenen beruhigen, 
©ei ben 3n fei fc^tt) eben auf SBorm« erhielt früher ber ©eiftlic^e 
bei ©eftattung eine« ©irt^e« einen jungen Oc^fen, bei ber Seiche 
einer ffiirt^in eine junge fiu^, »oDon er eine ÜKa^tjeit anritzten 
mufete. (SWannt ®. 3». 51.) 

3)ie äBa(bfape((e beiSö^enrieb ^eigt noc^ jur alten Jtu^. 
(Äbfeen fte^t babei für Oöfeen. ©c^öntt). 26.) ÜDie Pfarreien 
unb filöfter ^aben biefe ^eibenopfer forter^atten, befonber« 
ba« erfte^alb. ^aä) Ottobeuern ft^icfte man iä^rlic^ einjage!« 
rinb ober ben ©etterftier in'« Softer, (öirl. SJ. 11, 185.) S)ie 
a(ten !X)eutfc^en ft^Iac^teten feine ^^, fo menig bieg noc^ ^eute in 
8Sorberafien toie in 9nbien unb ß^ina gefc^ie^t. üßan betrachtete 
fie al« 5Wä^rmutter unb größte ffio^tt^äterin ber SWenfd^^eit, bie mit 
Wlilii bie Familie auferjie^t. 

®ie not^ Sinjelne au« religiöfer Ueberfpannung gleich ^unbert 
aWeffen für eine arme abgeleibte Seele beftellen, fo oerftieg man fidf 
in ber flaffifc^en ®elt ju $efatomben, — bie faif erlitten tourben 
mitunter auf l)unbert Slltären bargebrac^t. am gorbicibienfeft 
15. Slpril opferten bie ^ontifice« ber SEeüu« trächtige ßü^e, einige 
auf bem ^apitol unb je eine in jeber ber breißig ^rien. 35ie ©er* 
brennung ber Sätber erfolgte burc^ bie ältefte SJeftalin. S)ie äfc^e 
biente jur ^Reinigung üon allen fc^äblic^en Sinflüffen. S)ie6 ftimmt 
JU ber öon üßofe« SWr. XIX angeorbneten Verbrennung ber rotl)en 
Sui), bereu tlfc^e jur ©efprengung aller bienen follte, midft burc^ 
©erü^rung eine« menfc^lic^en Seic^nam« fic^ oerunreinigt Ratten (?!) 



107. Äul^opfet aut abtoel^t bct 6cud^c. 273 

%\ii) mit bem ©flnbenbod fte^t ber iübift^e 9{ttu^ auf gleicher ®tufe 
mit bem $cibentl)um. Slirgenb toat bcr äberglaubc mäc^tifler unb 
traf man mc^r ^fcrbc^ unb Äameclft^äbet jur äbtoe^r aöe« Uebel« 
ober be« bbfen Stide« über S^är unb 2:l)or genagelt, at« ic^ 1845 
in ber ^I. ©tabt 3erufotem fo^. auf «efe^I be« über folc^n 
ffia^n erhabenen ©ure^a ^afc^a waren biefelben bei meinem jmeiten 
öefuc^c 1874 öerfc^munben. 

(hl ©übjaüa ^errfd|te bi« in bie neuefte ^tit bie ©itte, einen 
©tier Don ber Ätippe in'« ÜWeer ju ftürjen. Siner meiner 
Sreunbe (Oberft ©d^liep) ^at al« ^oüänbift^er Beamter biefe« Opfer 
auf bie S)arbringung ber (Singetoeibe beft^ränft. 35er öüffelfopf 
wirb in (htbien bei {ebem $au«bau in ben ®runb gemauert, \a 
fogar in bie öaurec^nung gebracht. Sei ben 3uben ^atte ber 
jur Opferung gefül)rte grieben«ot^fe oergolbete $brner. (ßig^t- 
foot 550.) (Sbenfold^e jeigt bie üWumie be« ägijptif^en ©onnenftier« 
apid, bie ic^ 1845 juerft nac^ Suropa brachte; in gleicher $Beife würben 
bem Oc^fen, ber bei ber Äaiferfrönung in granffurt für ba« 85oIf ge= 
braten warb, bie ^brner oergolbet. !Da« 9iinb mit gülbenen Römern 
fömmt ft^on im 3enbaüefta (?)afc^t 14,1—27) Dor. „5Wic^t mit 
OpfertI)ieren, wären fie noc^ fo fett unb $i^rner unb ©tirne 
Dergolbet, ift ben ®bttem gebient, fonbern mit frommer unb rec^t^ 
fc^affener ©efmnung i^rcr SSere^rer," fpric^t ©enefa. 5)at^te er an 
^omer Ob. III, 382, wo iWeftor ju ^aöa« betet: „Dir gelob i(^ ein 
jährige« 5Rinb, breitftirnig unb fepo«, ungejä^mt, ba« nimmer ein 
SWann jum 3oc^e gebänbigt, biefe nun wei^' it^ jum Opfer, mit 
®oIb bie $8rner umjie^enb." ©olb^örnige Äü^e öertangt 
anäf bie Sbba. (©ämunb 73a. 141a.) Sin ©abiner woBte eine 
Äul) ber Diana opfern, um feinem 8SoIf bie Ober^errft^aft }u ge* 
winnen; ber ^riefter ^ieß i^n jUDor baben unb fc^lat^tete fie inbe§. 
Die ^brner fa^ man in SRom not^ lange 3al)re am lempel^ 
eingang angeheftet. Diefer Dianentempel am äoentin war ta^ 
Sunbed^eiligt^um ber lateinischen Sibgenoffenfc^aft. äe^nlit^ ft^aute 
man ein 4 Sllen lange« $om am üßünper ju ©tragburg an 
einer ftette über bem portal bcr aipi«bac^er filoftertirc^e. (9?oc^^. 
91. 80.) ©c^on im angelfäc^ftfc^en ^elbengebit^te Seowulf fbmmt 
bie ©itte Dor, bie ©iebelenbe eine« ^aufe« mit Römern ju 

^tpp, Souffle tteligion. 18 



274 108. i)ie j^a|enmuttev gfvei^a unb htx Stutaregen. 

fc^müden. X)teg ift ebenfo in aJIabaga^Iar unb ®iam ber 9rau(l^. 
(Oben ftop. 52.) 

S)er ^eibauer SJoItin ®u))p(it, im ©tiden oberfter (^eibntfc^ 
preu^ift^er ^ricftcr ober) ©oibetot, brachte noc^ 1520 mit ©r* 
lQubni§ bed äßartgrafen Sllbrec^t bed äleltern ein ©tieropfer, bamit bie 
$oIen mit i^rcn ©t^iffm im $)aff nit^t lanben tonnten. S)a er ^icr= 
burt^ aber Äße« jurüdgeioiefen, mußte er bie gift^e burc^ bo« Opfer 
einer fetten ®au mieber onjietien. SBä^renb ber neuermä^Ite ^opft 
$)Qbrian VI. 1522 auf bem ©ege üon Spanien mdf 9tom mar, 
tt)0 bie ?eft ^errfc^te, brat^te biefe ein ®ric(^e S)emetrio« oon 
©parta }um ©tiüftanb, inbem er einem wilben ©tier ein ^om 
^alb abfägte, burt^ ein paar in'« O^r gcflüfterte 3önberworte i^n 
i^fi^mte unb mit einem $aben am {)om in'« Soloffeum fc^Ieppte, mo 
er i^n juni ©ü^nopfer ft^f achtete. 5)ie ^eft wic^ — nic^t! Unter 
©^lüefter II. raunte ein 3ube einem ©tier ben ^l. 5Ramen in'« 
O^r unb ber ©tier pet tobt bin, warb aber Dom bl- ©ijloeftcr nac^ 
flonrab Don ffiürjburg wieber belebt. ($bfler Slbrian VI, 161.) 
9iom mar oon jeber bie ÜRuttcr aüc« 2lberglauben«, bie ©eutfc^en 
baben ibn früher gemäßigt ober übermunben. Sei länbli(f)en ^ocbjeiten 
in @^riecben(anb mirb nocb l)tutt ba« Bdjlai^toitt) jum gefte gefc^mücft 
unb 5um Jb^il ntit oergolbeten Römern im !t)orfe b^rumgefübrt — 
ein alter Opferjug, ber am Donnerstag unb ©onnabenb fit^ mieber- 
bolt, roorauf ein meißgefleibeter SDiann bie ©t^Iac^tung oomimmt. 

108. S)ie Rabenmutter ^re^a unb ber Sturjregen. 

Der (Göttin ^re^a mar bie ^a^e b^iüg; ibr Sßagen ift mit 
}mei folcben Zijitxtn befpannt. ©ie fte^t ber @be oor, unb barauf 
bcjie^t \x6) not^ ber ©aft: mcnn ein 3ungfräulein bie Safeen lieb 
bat, fbmmt fie e^er ju einem SKanne. Die Äa^e gilt für ben 8ifb^ 
(ing ber g*rauen, fteüt aber auc^ ba« Slegentbier oor, mei( fie ben 
SSJitterungömecbfet abnt. 5Wot^ fpticbt bei ^laftregcn ber Oberpfäljer: 
e« regnet haften ober Sa^enfbpfe. 3n granfreicb mar e« ©raut^, 
bie unbeimlicbe ©cftie in'« 3obanni«fcuer ju merfcn, ja man brat^te 
in iält^ iebe« dabr am 25. 3uni fet^« Stauen auf ben ^ol^ftog. 
(Stubn ©. ©. 162 f.) Da«felbe gefc^a^ in romanift^en 8önbem, 
felbft in $ari«, unb man ergö^te fid^ an ibrem S93in{e(n unb B^^P^'n. 



109. ^Qd 9o(f^eitigen ober bet 6ünbenBo(f im tlbenblanbe. 275 

X)ie 9[tter6orner merben beg^olb ntc^t menig genetft. X)agegen 
mürbe am ^tmmelfa^rtdtage }u ^pern, unb nic^t minber in Äö(n 
eine ßo^e Dorn 2:^urm geftttrjt, ebenfo im Slargau ju 9(u. ^n 
9tapperdn)i( fc^Ieuberte man tä^rUc^ am ^ft be« f)l, ©regoriud 
eine Äafee, mit einer ange^ngten ©(^mein«b(afe öom J^urm, an* 
geblic^ tüeil eine folt^e ben ^eiligen beim ©tubieren geftbrt ^abe. 
(ßütolf 347.) S)a^er ber ©prut^: S)ie Äa^e fällt, wie man fie wirft, 
immer auf bie gü§e unb ber ffa^enfprung ^eigt eine fleine ®eg* 
ftrede. (5Ro(^^. a. ©. II, 289.) «ei ber erften au«foat ben ftater 
bi(^t Dor bem $flug lebetibig im Slder ju begraben, mugte ald 9iegen« 
unterpfanb gelten. (ÜÄann^. S. 561.) 

9ei ben 9iegQptern war biefe Stac^twanblerin ber ^afc^t ober 
X)iana heilig, weil fie in t^ren äiugen alle äRonboiertel abf))iegelt. 
3n i^rem SBaBfaftrt^tempel <u ©ubaftiiJ treffen wir fie mumifirt. äu« 
bem 3Ronbe ftammt nac^ alter Slnfc^auung äße (^eut^tigfeit, barum 
ift bie Sßonbfrau mit i^rem 2:^tere jugleic^ Slegengöttin. S)ie oier 
^irfc^e im dagbjug ber !Ciana trugen golbened ®ewei^. 

109. S)a9 60itl|eiHgen 0ber ber Sfinbeni^it im Mkenblanbe. 

S)a« heutige norbbftlic^e Deutft^tanb fam Dor ber 9teformation 
aM bem ^eibent^um taum l)eraud. !Der (S(|ronift ©imon Grünau 
wohnte 1520 bem Sod^eiligen am gefte Ojinef (im „©fpcn^ain") ju 
e^ren be« S)onnergotte« ^erfuno« in Slltpreußen bei, er mußte ben 
in einer Sauernft^eune aM mehreren S)brfcrn SJerfammelten iebot^ 
fc^wbren, bem Sifc^ofe feine Sln^eige }u machen. S)er Saibelotte 
prebigte üon ber änfunft unb ben ^elbent^aten ber ältDorbern, ani) 
üon ben ®eboten i^rer ®5tter, welche er ber Steige nac^ nannte. ®ie 
bie duben bem ©ünbenbod alle ©c^ulb auf^alften, beichteten bie Sin* 
wefenben bemfelben auf ben ffnieen unb ^oben ben Sßod bi« jur SBol* 
lenbung be« ßobgefang« in bie ^ö^e. S^Utit warb berfelbe in ©tücfe 
genauen unb im Sadofen gebraten; bann ging e^ an ein @ffen unb 
Xrlnfen au« ^bmern ben lag über unb bie folgenbe 5Wac^t; bie übrigen 
©iffen Dom SBrobe, ba« fie erft burc^« geuer ftc^ zugeworfen, Der- 
gruben fte, bamit fte ald geweift nit^t ben Z^ieren }ur Seute fielen.^) 

1) 9i\>4 SaUemant, Sie Vterfener ^odteiter 14 f. Sepp, {)etbent^. II, 
812. IBaflian, 2)eT ^eufc^ 156. itteufer ititd^enbau 1, 586. iDtüUen^. 581. 

18* 



276 109. t)ad IBodfl^etligen obet bet 6ünbenbo(f im ^benblanbe. 

9'2o(^ 1677 tnugte burc^ bie altprtugtfc^e Sanbe^orbnung ben eigenen 
Untert^anen ba« fog. So(fI)eitigen oerboten »erben, toobei bie 8anb* 
(eute in einer abgelegenen ©c^eune fw^ oerfarnntelten, einen ©oibe* 
lotte ober ^riefter qu« i^rer üKitte ernannten unb i^re ^eibnifc^en 
üß^fterien begingen, inbem ein Sod ^erbeigefüljrt mürbe, bem bie 
93erfamme(ten (aut i^r SSerge^en befannten, morauf man i^n fc^äc^tete, 
b. ^. i^m ben Äopf obft^nitt, mit bem ©tute aüe 3lnipefenben 
unb ba^eim 33ie^ unb Stade befprengte, bad ^(eifc^ aber nebft einem 
üon ben SBeibern bereiteten Äut^en Don ffiaijenme^t in einem form- 
(ic^en ^eibnifc^en Sommuniondaft a§. 

3n ©c^roaben mirb ^in unb lüieber ber ^k^mbod üor bem 
©c^Ioc^ten au« bem ®taü ^erau« unb üom |)euboben ^erabge^ 
fprengt, unb, fotoie er auf bem ©oben angefommen ift, erftoc^en. 
(^anjer II, 504.) ©o« Sleijd) foll bonn geru(^Io« fein, bod) ift bicfe« 
fit^er uic^t ber ®runb. 3" Äofel in ©c^Iefien ipurbe iä^rlic^ ju 
3oIobi ober jur äerntejeit ein ^ititnbod mit oergolbeten 
{)örnern unb buntbebänbert burt^ bie (^(eifc^erjunft Dom ©tabtt^urm 
geftürjt. (Jiebe, üKerltt). ©c^Iefien« ©. 125.) Um biefelbe 3eit mürbe 
auc^ an oieten Orten ©b^men« ein fc^bn aufgepu^ter 3i^9Cttboct ^um 
oberften $au«fenfter ^inau^geftürgt, ba« ©tut golt für ^eilfam unb 
ba« gebrochene ^orn legte man auf ^o^ten, um bie 3Räufe >;u oer^ 
treiben. 3n Oigin fü^rt man auf Ährc^mei^ ben fc^bnften ©od, mit 
©otbpapier, 5{rän$en unb ©änbern gefc^mücft, nac^ bem $o(^amt 
mit ÜÄufif in'« ffiirt^«^ou« unb ftürjt i^n bann Dom Äirc^t^urm. 
Unb fo gefc^a^ e« in 9}{ä^ren unb Ungarn, mo ber ©turj Dom 
©erüfte erfolgte. 

(Erinnert bie§ nit^t an ben ^ebräijc^en ©ün ben bod, ber um 
biefelbe $erbftjeit am ©erfö^nung^feft mit ben ©ünben be« ganjen 
©oltc« belaben, eine fc^arlac^rot^e ©inbe um ben topf, oom Sempel 
^inau« auf cr^ö^tem ®ange, nac^ bem Reifen 3"* am tobten 3Weere 
geführt unb ba l)inabgefto6en mürbe? SSJer immer lonnte, ^alf f (Rieben 
ober juckte menigften« ein $aar baoon ju erreichen, um i^n jum 
Sapporo JU machen, mä^renb ber anbere ©od jum ©ünbopfer 
im '^rtefterl)ofe bargebrat^t marb. ©eit ber Slempeljerftörung pflegen 
geje|e«cifrige 3«raeliten meuigften« einen ©odel^a^n über ba« $au«^ 
bat^ JU merfen, ber bem äljajel ber ©üfte ober Teufel mit bem 



110. Der Sd^neiberbodf. 277 

«orf^fußc ?uftc^t. ®a« alfo Im britten »uc^ic ÜWoft« XVI, 7 f. oI« 
gbtttit^e« ®ebot Dorfömmt, beftanb oon ie^er al^ etgent^flm(it^e 6u(tud^ 
Übung oud^ in ber {)eibenn}e(t ; [a ^ier fe{)en mir ouger bem Sdod 
ani) ©ticr unb ffa|c Don ber $b^c flfftürjt. 

5)cr ©od im ©taüc ift ba« Dorgcfteüte Opfer, bamit bie ®öt^ 
^eit bie übrige ^eerbc oerft^onc. üßofer, ber berühmte würtembergift^e 
?anbjc^aft«CDnfuIent, fc^rcibt »utobiogr. IV, II f., bag «otft^after 
unb ^ofbeomte }u Sien 1724 burc^ einen griec^ifc^en Winä) bem 
leufel einen fe^wor^en ©od opfern liefen, in ber Hoffnung baburt^ 
@e(b }u erholten. 

110. S)er Si^neiberioit. 

„Stuf @gibi, menn bie ©c^neiber i^ren do^rtog ffabtn,** 
ift ber beutft^e Stuöbrud für bie SSerfc^iebung einer Angelegenheit 
auf ein te^ted 3'^^ ^^^ ^i"^ ©c^tu^obrec^nung. Sad aber ^at e^ 
mit Sgibi am l. September auf ftc^, unb marum }ie^t man bad 
e^rfome ^anbmert ber ®d^neiber bamit auf, ba^ ber obige ®prud) 
im Sfarmintel mie im <St^maben(anbe fit^ er{)a(ten f^at, unb anbere 
5Rederei boju? 

©eim beutfc^en SBoffe, wo atte Jugenb noc^ ber ftbrperfraft be« 
meffen marb, famen offenbar bie ®enoffen jener 3"«f^ }" ^^J' 
meiere am menigften jhaftaufwanb brauchte unb me^r )um ©efc^äft 
ber fj^auen gehörte. 3nbe§ ^at e^ gar manchen lapferen biefe« 
@tanbe^ gegeben; man beute an ben früheren ©c^neibergefellen 
Derfflinger, juleftt gelbmarfd^aß unb ©ieger bei ge^rbeüin. 3m öfter* 
reit^ift^en SJotf^märt^en oon ^x^h ®. 9 f. ift e^ ba« ©d^neiberlein, 
metc^e^ folc^e ©ro^t^aten uerrit^tet, im iX)ienfte eine« 9iiefen nic^t 
bloß ffiaffer, fonbem gleite bie gonje Cucße mit^olen will, nit^t 
bloß $olj, fonbem ben ganjen ffialb nieberjuft^lagen [idf erbietet, 
nit^t nur einige ©tüde ffiilbfc^weine , fonbem fofort toufenb auf 
Ginm ©c^uß einzubringen gebenft, fo baß ber SRiefe oerjagt. Sin 
®(^neiber auf bem ^it^mbod toaxh in ^orccüan in 2Weißen bar^ 
gefteüt. Om neugriet^ifc^en ÜKärc^en ($a^n 173) töbtete ber ©c^ufter 
t>ittixi (Stiegen) auf Cinen ©c^tag, unb läßt bicß auf fein ©t^mert 
graoiren. Damit oerrit^tcte er bann ^elbent^aten, toie ber ftarfe 
^an« mit bem iDraden. 



278 110. i)6T ed^neiberBod. 

3n bcr Obcrpfolj erfolgte bcr ©odftuq auf Sgibi. (St^öm 
locrt^ I, 343.) yioä) bei ÜWenft^engebenfcn ging in ber ©tabt, wetc^e 
mcgcn ber ^irfd^aucr^@tüctc( berühmt ift, ja^rlid) nac^ ber 2lerntc 
am 1. ©eptember ber ©odfftic^ üor fic^, mobei man ben ©od ot« 
aSerbrec^er oom ^auöbac^ ftürjte. 

©eltfani ift $enoc^, ber ben ^immel^flug gemacht, bcr türfifc^e 
Patron ber ©c^neiber unb ©c^reiber, ©em ol« Srpnber ber ©ienen= 
^uc^t Patron ber ©ac^^^te^er, ©olomo Jener bcr Äorbmoc^er. Der 
«u^ug alter (Sewcrbe jäölte 1634 in ©tambul über 200000 ÜÄann. 
(a «raun ÜKu^ammcb, ffictt 414.) !I)a« Solf ber Sblner 5)ibiefe 
in ber Umgegenb Don Sirc^^art (?) famntette [ic^ um einen ©od 
ober ^rciö^ammel ber auf einer S5ät)ne im ©änberfc^mucf ftanb, unb 
fuc^te i^n beim ©anbei ^u faffen. $ier erinnert fc^on ßäfariu« Don 
f)eifterba(^ (©. 188) an ben Jan^ um ba« golbene Äalb. 

Den ©t^neibem fingt man in JJranfcn ^ur Älöpfefönat^t bie 

©tit^etei ju: 

$eut if! Sfreinacbtr 

<I(oq6 l^at'n 9o(f brod^t, 

$Qt man g'iogt hii obenoud, 

springt ber @d^e(m ^um 9oba iiaud! 

95ieÜei(f)t mußten bie leichtfüßigen ©c^neiber ben ©o(ftanj aup^rcn, 
wiffen wir bot^, baß bie alt^eibnift^cn (Scbräuc^e an ben üerfc^iebencn 
^anbrocrfcn Rängen blieben, j. ©. bie ffiebersunft mußte bie Soften 
^um ®algcnbau bcftreiten, bie 3)?üUer bie ßciter baju liefern, meil 
fic bie längften ginger bitten, u. f. w. $enoc^, ben muflimifc^en 
Patron ber 5Wabel^elben , fönnte ber fliegenbe ©c^neiber üon Ulm 
;ium ©orbilbe ^aben. 3m ^ar? überliefert ber ©c^neiber bcu ©od, 
an bem fein toeiße« f)aar ift, bem leufcl unb biefcr reißt i^n in 
©tüde. (g^. ©c^neiber unb Seufct ©. 210.) 

©ei ben ©orbenmenben fbmmt noc^ gegen 3lu«gang be« oorigen 
Oat)rbunbert« an Dcrfc^iebenen Orten ber ©raud) üor, baß man am 
3aIobitag einen bänberge^ierten ©od mit öcrgolbctcn Römern unter 
ÜWufif Dom Äirc^tburm ober 5Ratb^aufe ftürjte, barauf il)n 
abftac^, unb ba« ©tut, wenn auc^ getrodnct, at« ^eitfräftig ücr^ 
toenbete. ©out man in 3aDa ober 3nbien auf fogenanntem ^eiligen 



111. 2)ie 6qu aufl^eben obet bad 6dfttoein aU 9[eYitteopfex. 279 

®runb, wo üicHcic^t früher ein Opferplofe mar, fo toirb jur Sü^ne 
ein Sod gefc^Iac^tet. 

2^or, ber "Donnergott, fä^rt mit ©öden, um bie ©prungfa^rt 
be« ©cttcrftra^l« über bie Serge p oerlebenbigen. ffiarb ber ©olfen- 
blife al« Srtabel aufgefaßt? ober ift ber ©ilroijfc^neiber, ber 
ffiegetefc^neiber mit im ©piele, ber auf einem ©od reitet? 
ät« ©od ober ^ferb ^olt ber 2eufel (b. ^. Donar) einen ©c^neiber 
au« bcm 5Ro§garten }u ffönig^berg. Stnberfeit« wirb ber ©t^neiber 
9{epomuf au« (Sonta^ oon einem }iegenfügigen 3^^9 ^^^^ ^'^ 
8uft getragen. (ÜWann^. ®. 2». 717.) 

Sine ©c^tud^t am S3od«berg bei S(n«bad^ ^eißt ba« ©c^neiberlot^. 
ffiie Sec^ftein gr. 201 erjä^tt, jeigt eine gel«^ö^le bei ber JRuine 
Sic^tenftein eine geuerftätte am ©oben unb eine in ben ©tein ge- 
hauene Oeffnung für eine ©t^eere, fie fonnte aud^ mit einem ©teinblod 
gefc^Ioffen werben. $ier foü ein ©d^neibertein in ber SRaubritterjeit 
ben beutebelabenen knappen aufgelauert unb fte erfd^offen ^aben ■— 
bi« e« mit glü^cnben ©c^eeren unb Slabetn tobtgeftoc^en warb, 
aiuffaüenb fbmmt in ber Udermarf ber $äne al« ©c^neiber oor, 
unb man fie^t im geI«b(od noc^ bie ßöc^er für ©c^eere, ^yiabel, 
gingerl)ut unb 3wirnfnäuel. (fiii^n 9?. ©. 56.) 3n ber ffiittofcr 
Äamp ge^t üKittemac^t« ein oenoünfc^ter ©od mit einer ßaterne 
)mift^en ben Römern um, bamit feuchtet er befonber« aQen ©t^neibern. 
ffiin folt^er Dcrfpätete fic^ einmal auf ber (tagb unb wäre erfroren; 
ba erf(^ien ber ©od, aber im ©c^reden erfdiog fic^ ber ©c^nciber. 
©eitbem traten feine (Soltegen ben ©od au« i^rem SBappen. 

111. !£te Sau auflleien ober baS Siftotin aU tternteo|ifer. 

3n früherer 3^'^ W^^ ^^ 8SolI«^umor freiere« ©piel, man 
nedte ftc^ gegenfeitig unb na^m nic^t (eben nad^barlic^en ©c^er^ für 
eine Seleibigung unb S^renfränfung. ©er fennt nid)t, toa^ man 
ben guten ©eil^cimem aufbürbet, wie fie einmal ben Jlurfürften 
ffarl 2:^eobor im feftlit^en äufjug begleiteten unb ben Jeppic^ )u 
frü^ i^m unter ben gügen wegzogen, fo bag ©eine ^Durt^lauc^t auf 
bie Stafe fiel, „^ob idf nid^t ))orau«gefagt, rief ber Sürgermeifter 
erjümt, wir ^eben tjeute no(^ eine ©au auf!" 



280 111. 2)te Sou aufgeben ober hai Bä^tot'm aU %txnUop^, 

5)ic§ ift ein fog. ®t&dtl, bcr Äuöbrurf rü^rt aber t>om unüor- 
bcnflic^en Äcmtcbraud^ ^cr, baß bcr Ie|tc bei ber Sinfu^r ober beim 
äu^brufc^, alfo bcr JRcit^ftc ba« Opfer eine« ©c^toctne« }u bringen 
^attc. S)a« ©(^lac^tt^ier mürbe burc^ eine ©robfigur ober Ü^hibet 
erfc^t, welche beim äcrntcma^Ie 35em üorgclegt würbe, njeld)er bcn 
(c^ten !Z)ri{(^e({(^(ag Üjai. 9I(d man bc« ^eibent^nm^ [\i) fc^ämte, 
bürbete man ben ©tro^bunb a(^ Sou^ bem iRac^bar auf, unb marf 
i^m benfelben auf bic Icnne; ber Iräger trägt eben biefen ©pott- 
namen baoon. 

Um Jtirc^borf am f)aunpo(b binbet man ber Soud 3)rifc^e{ 
unb Stechen u. f. to. auf ben JRüdfen unb jagt fie burc^« 5)orf ober 
jum ©auer, bcr mit bem 3lu«brufc^ jurücfblieb, jum ©auf für bie große 
Silubel. (hi3e^enborf marb bie ® au au^ ®tro^ gemad^t, auf oicr 
$9()e( ftatt ber ^ü^t geftcUt unb mit rotten Siegeln ober Sänbem 
oer^iert. ©er fte baoon trägt, ^at ba« gan;}c 3a^r ben ©pott, ba§ 
er ber faulfte Drefc^er gemefen. 5RatürIit^ paßt man auf, baß fie 
nit^t unoermcrft in bie S)reft^tenne geworfen wirb; unb »er babei 
ertappt ift, befommt ba« ©efic^t mit ^fannenruß oerfc^miert. auf 
bad ^in ließen fic^ oietc ein "^ferb nac^fü^ren, um augenbticflic^ 
baoon gu reiten, fobalb fie bie ©au in einen ©tabel ^ineingefc^leubert 
Ratten, äte fie neulich ben Säderbrefc^ern öcrblieb, mußten fie ftc^ 
forttoä^renb fpbttcin taffen, baß fie ber ©ettjipfel am äluffte^en jum 
5)refc^en oer^inbere. üßan ^eißt bie gigur $an«I, Sod ober ©c^toein. 
^ie ©au foQ übrigen^ angefagt fein, unb wirb @iner eingeholt, fo 
fann er mit ©tro^ ummidelt felber mit '^Jeitft^en burt^d 5)orf gc^ 
trieben werben. 3n ffieffobrunn badt man jum ©rift^elwärget 
ein fd|weinä^nli(^e« ßüc^el, unb nedt, wen e« trifft, beim 2lemtemal)( 
nic^t wenig, ©er bie ©au, einen mit ©tro^ gewicfetten Ätoft, oor- 
trägt, ämtet beim Setreffen auf be« SWat^bar« lenne tüt^tige pfiffe. 
9tod^ befte^t ber aübeutfc^e Sraut^ um'^angfofen unb '^lattüng, 
baß man nac^ Einbringung ber ^lernte unb jum !Drifc^e(ma^( ein 
©c^wein ft^(ad^tet. Q^ tt|ut wo^( not^, bie atten 9lemtcbräu(^c no(^ 
ft^nefl aufjujcit^nen, beoor fie burc^ Slnfü^rung ber ©reft^maft^incn 
ganj in Slbgang fommen. 

Urfprüngtic^ mußte a(fo ber Sauer, welcher am (ängften ju 
brefc^en ^atte, ba« Opferttjier ^erbeifc^affen; julefet (äugnete man fic^ 



111. 2)te 6ou aufgeben obev ha% Bd^totxn cid %ttnitop^n, 281 

Don bmt ^rouc^e m^, fttc^e(te etnanber unb mürbe i^n boc^ nic^t 
(od. X)Qd St^mein mürbe ber Srbenmutter bargebrac^t oermonbelt 
fid) ober unter ber ^onb m ein ®ebäd, »ie man in Cnglanb unb 
©t^meben ben Ouleber bädt. Uebrigen« oerfteibet fit^ in ©c^ weben 
beim äerntefpiel ein ©urft^e gerne ofö ©c^mein. Slut^ bei ben 
flaffift^en SSbIfem mar ba« ©t^mein ber Demeter Zeitig; aber urolt 
unb bei aQen Stationen hergebracht ift bie ©itte, }ur ©parni^ bad 
Opfer in leig ab^ubilben.*) SWot^ ßato jt^reibt im Suc^ über ben 
?anbbou c. 134 üor, ein trächtige« ©c^wein ju opfern, bot^ ©er Diu« 
erllärt in 2len. II, 116: ^ÜKan mu§ mijfen, baß bei Opfern ber 
©4ein für bie ©irflic^feit ^inge^t; finb liiere ft^mer aufzutreiben, 
fo formt mon fie oon Srob ober ffiac^« unb bringt bie tJtgutcn 
bar.*" Srtac^ bem 8Soropfer, ba« in einem roirflic^en ©d|meine be^ 
ftanb, brachten fd)on bie rbmifc^en Sanbbauem bem dupiter unb 
3anu« Srtubel unb ©trubel (strues) bor; (entere maren nad) geftu« 
eine art Opferbrob, nit^t unä^nlic^ oerbunbenen Ringern, mithin 
brefeenartig. Die Srefee bürfte ate 9?a(ftbi(b be« breifpeit^igen ^tit^ 
rabe«, weniger Don ber 3af|rmutter Serc^t ober Serc^ta, afö Don 
brachiolum, Slrm, ben Srtamen führen, ©ie lacituö Germ. 45 Don 
ben aieft^iem bejeugt, bag fie au« obergläubift^cr SSerc^rung ber 
Srbmutter (gberbilbc^en trügen, fo fteüten bie SRbmer nac^ geftu« fogar 
golbene unb filberne ©c^meinfigürc^en auf ben 2lltar ber 
(Sere«, um bie ©öttin ber (Srbe unb Unterwelt )u gewinnen unb 
günftig ju ftimmen. auf Stbbilbungen unb noc^ in ben Oräbern ber 
atten Äeg^pter pnbet man ®erften* unb ©aijenbrobe in gorm oon 
liieren, ©temen, ©treiben u. f. w. wie ft^on ^erobot II, 47 bon 
gebadenen ©c^weinc^en melbet. 

Slugerbem fann „bie ©au aufbeben'' auc^ oon ber Sebeutung 
fein: ben legten ^rei« gewinnen, ®tücf bei attem ^ec^ ^aben.') 
©eim ©c^fifeenfefte ju ÜKünt^en 1400 war ba« „©efte" ein ©ibber, 
1433 JU SlWimberg ein 9?o6 mit rotier ©(^abrate. 5)er lefete ^rei« 
für ben ft^lec^teften ©c^ii^en war ein ©cftwein, groß ober Hein, 
welche« ber ^ritfc^meifter unter fpbttift^en ©lücfwünfc^en nebft ber 



1) 6epp, Da« ^eibent^. U, § 109. 2)ad ^ataenopfet unb bie Sonnen* 
monbiud^en. 



282 112. 1^a% SArenaufbtnben, 9o(f unb ^obetgQi§. 

^retöfaftnc überreichte, bie oft mit einem ©pottbilb ftott be« ©tabt- 
Wappen« ober ^errenfc^ilbe« oerjiert war. ©er glfidtit^e ©eroinner 
mußte fein ©c^toeind^en unter bem $oßo^ ber 3ugenb in bie ©tobt 
führen ober naij $)Qufc tragen, ba^er bie JRebcn^art „©t^wein 
^abcn.'' ©eim ^ferbercnnen ju Ulm 1468 führte ber (e^tc SRcnner 
bie, mit ber Seine an'« 9?o§ gebunbene ©au, ^eim. 'ünä) bei bcm 
mit bem greifc^iegen Dereinigten ©lüd^topf ^ic§ ber le^te ©eminnft 
bie ©au, bie ja al« Slg im ©piel fogar bie tjöd^fte Äorte ift. !Dobei 
n)irb bie ©au abgehoben. 'Da^er prebigte Sbra^am a Sancta Clara: 
„©0 fmb in ber Jlarten Dier ©äu: Sichel-, ©c^eßen*, ^erj* unb ©ra^^^ 
©au, unb mei( bie ©äu me^r gelten a(« ber Jtbnig, fo ift ja ba« 
ein fäuifdj ©piel." ©ouglücf ^eißt fomeit ein unücrbiente« @Iü(f 
im Jtarten mie beim i^eftfpiel. 

112. ^ai 8irenaufkinben^ 8oit rntb ^tiergat^. 

Um (Srbing ift, mer ben (e^ten iX)rifc^e(f(^tag t^ut, ber ®är. 
Um ßroiburg ^cißt ber le^te ©d^ab ©trol) ber Sß&x, mcr 
il)n jufammenfc^nürt, bem toirb er auf ben SRüden gebunben. ®cit 
e« eine ©c^anbe ift, i^n aufju^eben, mirb ber ©är auf ber Senne 
^in unb ^er gemorfen. 3n unb um $aag ^eigt ber Sinber fofort 
ber Sß&x, man fc^nürt i^n fetber in ba« ©tro^, legt i^n auf ben 
5Rüden unb treibt allerlei aöiut^millen. 3lm Slbenb befbmmt er bie 
grögte 92ubel oon SSSaijenme^t mit ein paar klugen, morauf noc^ 
fleinere 9lubel gebaden unb geftedt finb. So« ift ba« 90?utterf(^mein, 
©är ber ©ber. Seim 8legell)ängcn reicht man ©ier unb Äüt^el 
^crum. $)ie;iu fbmmt ba« ©äreneintreiben, ein Spiel, in ©(^toabcn 
ba« ©aubeffeln gel)ei§cn, mobei man in einem Stei« fo Diele (Srubcn 
mac^t al« ©pielcnbe finb, weniger eine, alle l)aben lange ©tcden, 
womit ein Jllo^, gewö^nlic^ t!<igfpunb, in bie ^^t geft^lagen wirb 
mit bem Stufe: „©tcig auf unb fall nieber, fomm wieber!" ©ei 
wem ber Älofe, ©är, ©au ober aWocfel genannt, nieberfällt, ber 
mug i^u in ben ©pielfrei« treiben, bie anbern fuc^en i^n aber 
^inau«jufc^lagen, unb forgen, baß ber Treiber mit bem ©tod in 

1) albert md^itx, 2)eutf4e 9lebendatten 6. 128. 



112 Sad ^Atenaufbinben, fßod unb Qabnqai^, 283 

feine ®rube föntmt, fonft muß Der treiben, melc^er feine ®rube me^r 
offen flnbe. 

3n ber eigentlid^en Äomgc(jenb um Srbing, wie anberfeit« um 
3nber«borf jpric^t man au(^ üom ©od oertragen. Um SOlarftt 
werben beim äiu^bruft^ ber testen ®arbe ober ber ^olmböde ge* 
wiffc ©c^naber^flpfel gefungen, ber Ic^te ©od aber mit Samperten 
unb ^c^e(n bedangen auf ben Raufen geworfen unb ausgerauft, 
©ei biefem Draft^, wo ^ulc^t jebe ber fic^ gegenüberftc^enben Dreft^er- 
Parteien jugleit^ bie Drift^et fallen läßt, bamit feiner einen gc^I^^ 
ober ©od mac^t, pflegen fte fic^ bie baS 3a^r ^inburc^ oerttbttn 
©tüdtein Dorjurümpfen. änbcrwärt« ge^t bicfe« ©tit^eln am ^aber- 
fe(b Dor fit^, wo man ben ©od ober bie ^abcrgaife ouffteßte. ©ä^renb 
man in 9lieberbeutf erlaub baS $Bobe(bier ju foften gibt, trinft man 
in Slltba^em $einje(, toa^ an ^einjelmann erinnert, ju beffen 
Stang ber atte $Boban ^erabgefunfen ift. ©od unb ®aiß finb 
©ierarten. 

Ser }u ^omburg im S^^urgau bie le^te ^anbooQ ©etrribe 
abbaut, Reifet Äornfau, 9?oggenfau, ©erftenfau, $aberfau, ebenfo 
beim Drefc^en. (Pfeiffer, Germ. XUI, 211.) 

3n griebingen an ber Donau ift, ber ben testen ©c^Iag t^ut, 
bie ©au, je nat^ ber grut^tgattiing in lettnang ber ©od. (hi 
$erbre(^tingen wirb eine Dode in bie frembe ©ebener geworfen. 
(ÜWeier 149. 440 f.) 3n ©c^wabcn läßt ber ©auer für bie ^abcr^ 
gaiß etwas %xvii)t auf bem Kder fte^en. ^u @ab(ingen bei 
SlugSburg fteUten bie ©c^nitter auf baS (e^te {)aberfe(b eine i)iU 
jerne @aiß, einft bem Donnergott ju S^ren. 3n ßanbau 
an ber ^ax wirb ba« $)abert^ier oon ©tro^ auf ber lenne errichtet. 

©eim aiuSbruft^ unb noc^ me^r bei ber gtac^Sämte ^errft^t 
um ^rien ber ge^eimgef)a(tene ©raut^, baß eine weiß gefteibete 
©eibsperfon (©ert^ta?) oon einem beftimmten ÜWann, bem „®oben," 
an ©teile beS alten ^riefterS? oon $auS ju ^auS geführt unb gut 
empfangen wirb. Um ein nubetartigeS @ebäd liegen bie gtac^S^öpfe: 
bas ift bie ^abergaiß. ©eibe ^aben für biefen Zaq baS 9te(^t, 
Unfug JU rügen, ©eim Drifd^elleg Rängen bie ?eute in ben Dörfern 
um^er f«^ I^ier feile um; fie ft^Ieic^en in biefer ©erfteibung ^eimtit^ 
in bie Käufer unb verbergen ben ©raut^ forgfättig oor bem Pfarrer. 



284 113. S^et Site, obct bie Wlodtl unb ^unbsfut. 

Hauptmann Hucr brachte e« öon einem otten ffieibe ^crau«; fo 
^eimlit^ erhält fic^ ber ^eibenbrouc^ fort. 

3nt Sö^meriPQtb lüirb bcm, ber ben legten ©ctrcibcroagcn 
einfütirt, iWac^t« bie ^abergaife üon ©tro^ ouf« !SDad^ geje^t, 
ha\VL ein ©trotimonn mit ©cigel unb ffnittct. (JRanf 110.) (Sin 
Surf(^e bleibt al« ©ac^e, inbc§ bo« Dorf oufgetoedt mirb, um unter 
allgemeinem @rgö^en bod föunbert^ier )u {e^en; bobei fc^reit man: 

9Ber nit auffielt; atbett unb tagt, 

^et! bir'd, ber lotrb mit ber ^obagood plagt. 

©ie ^abergaiß ift im befolge be« 5WifIa. (Saumgarten S. 87.) 
(hl ben äbrujjen fommt e« üor, bog bie ©Knitter bie SSorüberge^enben 
^änfeln. 

113. 3)er flUt, (Her bie SR^itel unb ^unbdfut. 

Ueber ben ?ec^ ^inau« in ©t^maben trug, mer ben legten 
„5)rafc^" t^at, ben litel ©au baoon, mürbe i^n aber lo«, wenn er 
ben legten ©tro^bunb in S^ac^bard {)au^ marf, n)o noc^ nic^t aud-- 
gebrofc^en mar. ging man i^n babei. fo tourbe er in ben ©auftall 
gefperrt, (©irl. SS. II, 425 f.) Drefc^modet, ©aumoggl im 
3Uert^aI, SWa^el ^cigt um Ottobeuern ber in bie Senne ge^ 
iDorfene ©tro^mann; aber toe^e bem, ber fit^ fangen lieg, er würbe 
jum ©pott rüdmärt« auf eine ÜJiä^re gefegt unb burt^« Dorf geführt. 

(hl Sommern flicht man bie Äomgabe in ®eftalt eine^ üKanne« 
unb nennt fie ben »Iten (3a^n 1). Den ©t^nitter ober ÜWäljer 
(auc^ Sinber) ber legten ®arbe t|änfelt man in ÜWittelbeutfc^Ianb: 

,^aft ben 9llten, tnugt i^n b'^alten, 
Boü bir'g ^era im Seib etfalten!' 

Der SWame ge^t mieber auf ben Irägcr über, unb bie fo gebunbene, 
®arbe wirb jum ©ut^^errn gebrat^t. Seim 3lerntema^I nimmt ber 3llte 
leinen '^lofe ein, wirb mit bem Sierntefuc^en unb reichlichem 3utTinfen 
bebac^t. ©ofort tanjt bie ©inberin ber lefeten ®arbe mit ber ©tro^* 
puppe, barauf bie anbem 9(rbeiter. 3n SSSeftp^alen wirb bie leftte 
©arbe befonber« gebunben unb in gorm einer ?uppe, ber ober 
bie atte geheißen, an einem Saum aufgefangen. (Jfu^n, ©ag. 
au« ffi. II, 184 S«r. 513.) (hn Bufam^ ©c^mutter* unb Urfet 
t^ate gilt, ba^ wer oon ^lann^ ober SBeibdteuten ben legten Drifc^et 



118. 2)et ^lU, obet bte ^odtl unb ^unbdfut. 285 

t^ut, bie SKte ober bie iDrcfc^erm dertragen, unb bie aud 
®tTo^ gebunbene $tgur in S^ac^bard <StQbel merfen mu^. Sßtrb 
bie ^Jerfon erwifcftt, fo binbet man i^r fte auf ben JRücten unb fie fann 
fcftauen, »o fie biefelbe anbringt. 3" äft^bat^ in Unterfranfen »irb 
bcm ©(^nitter ober ber Schnitterin, »er eben ben legten 5)ölnt ft^neibet, 
ber 3llte aufgebunben unb eine fc^marje ÜKa^fe ber ?erfon t)or'« 
®efi(^t gegangen, ja berfelbe in ffieib«-, fie in ÜRonn«fIeiber 
geftecft. 

3n Oberfc^maben a(fo nennt man bad (e^te ©ebunb beim 9(emt^ 
fc^nitt ben ÜKorfel, unb unterf treibet ©erftenmoctel, ^abermocfel. 
Sßer ben (e^ten Schnitt t^ut, ^at ben ^Jßoctel unb befommt einen 
S^renftrau^ mit 9(umen unb dergolbeten Sle^ren; ebenfo bei ber 
S(ege(^enfe bad grbgte ^c^e(. SRod, ÜRodel (leigt fonft bie Stixi^. 
eigentlich foll eine S3raut bie le^te ®arbe fc^neiben, unb biefe erhält 
fogar ben 5Wamen oon ber ©raut; bie ®inberin »irb in 3a^re«^ 
frift ^eirat^en. 

93er ben (e^ten 'Drifc^elfc^lag t^ut, bem mirb ba unb bort auc^ 
bie fog. ^unb«fut^) aufgebürbet. Sioggenfau ober gerrfau 
(verres!) ^ei^t man'« in SSuc^Ioe. ©aufut um ?ln«bac^. 3n 
©c^maben, j. 33. \vi ffiafferburg am ©obenfee unb in Ofpngen, 
oerträgt man bie 5)unb«fut, Iä§t fic^ aber ber Iräger nac^ bem 
©egmerfen ber ©tro^pgur erwifc^en, fo mu§ er auf einem bünbeu 
ober ^atbla^men ®au( im ^orf umreiten, bann im Sßirt^d^aud bie 
3c(^e jaulen. 3n ber ®egenb um ©ünjburg »inbet man al« 
5)unb«fut ben legten ©tro^bünbel jum ^op^t, mit einem ©tein 
barin, um fie weit fc^Ieubem ju fönnen. ÜWan oerträgt fie auc^ 
über gelb, aber häufig wirb bie änfunft oerrat^en, alle paffen unb 
ber ertappte Iräger wirb fofort gefc^wärjt, rüdwärt« auf ein 9to6 
gefegt, bann unter trommeln auf einer ®iegfanne unb allgemeinem 
©potte ber Umritt im 5)orf eröffnet. 

1) i^adfelbe toad {)unbdinf|e, fututa, Don fuo, futuo, futeln. (^annl^. 
^. 266. 281.) 6otoeit flammt hai äOott t)on ben 9(ömltngen; ed tfl unfei 
ffia^ln. Gd^elttootte auö ftemben Sprayen haften am (e ici^teften : fo lernen 
toit ben alt^eQenifd^en D<i^fenbieb {ßo6g xXdjnrj^) no^ ^eute ald ^ufci^fleppet 
(ennen. £ad ^unbdfutbob auf bet {)unbd!ugel ju 9{ünd)en btente ben f^led^ten, 
b. ^. atmen Beuten. 



286 114. 2)ie 6d^toetne bed ^l. gftaniidluS unb 9(ntoniuS. 

114. Sie @c|ioetne M ^L fl^ranjtStu^ unb KtttontuS. 

3fin ft^bnen ®riccf|enlanb , ocrfc^cn noc^ bie ®4»einc bic 
®tra§en})oüjci, um mit ®emüfeabfäüen, grut^tfc^oalcn u. f. ». auf* 
juräumcn. ®ic fpcrrtcn mir ouf ©qra micbcr^olt bcn ©eg jur ^oc^- 
ftatt. 3ö^rli(^ ^äußen bie gran^i^faner ju (SaftcUomarc ein paar 
©ponferfeln ©löctlein an unb taffen fic au« ben Älofterpforten laufen. 
Diefe ^eifeen bie ®(^»einc be« ^I. granji^fu«, unb »o fic anlaufen, 
reicht man i^nen gutter ju (S^ren be« ^eiligen. ®o tummeln fie 
ftc^ frei burt^ bie ©tabt, bi« fie gcmäftet, eingefangen unb im Sfofter 
gefc^Iac^tet merben. Slnberfeit« fingt bereit« ®uiot oon ^rouDtn« 
Bibl. 196: 

Son ben (S^onbetfen beS 1^1. 9(ntontud 

Son ^[ntio^ten bid ^um Gd^ottentanb 

3P nitgenb ein £orf, ein 6d^lo§ befannt, 

9Bo man nid^t i^te Bä^tonnt fpürt. 

%m ^ai\t feined ^fetbed fü^tt 

6in iebet feine (Blocte. 

Da« a[ntoniu«fc^ttJein ^atte in !Deutfc^tanb an ber Sfirc^e feinen ©tau, 
unb mürbe .oom ©afriflan auf (Semeiubefoften gehalten, (tef auc^ 
unbeirrt in ©tabt unb ^Dorf ^erum. @« mürbe am 23. !X)e}ember, 
fei e« auf ©^toefter gefc^Iac^tet, in ber ^irc^e jur SBei^e gebracht 
unb ben Slrmen t)erfd)enft — oom Suteber genügte meift berÄopf 
jum Opfer. Sejie^ung barauf ^at loielfeic^t ber Sberfopf an ber 
9)Jarienfir(^e ju 5WeU'®ranbenburg. Sluc^ auf ?lntoniu«tag würbe 
@d)weinefleifcb am Slltar geopfert, — noc^ fbmmt bieg ju 5)wfenrat^ 
bei 83en«berg in ben 9Jf|einIanbcn oor. J^eirennenbe ©c^weine ft^ilfet 
bie Lex Salica unb Lex Frisionum. (üWontanu« 17. 170 f.) üKan 
benfe an bie freige^enbcn S35oban«roffe. 

grüner aß man in Suropa faft nur ©c^weinefleifc^, unb ber 
Sber bitbet fogar bie ^immtifc^e 5Wa^rung, ^JJinber, ßätber waren 
bafür faft unbefannt. 5Wac^ fird)Ii(^er Aneignung tritt äntoniu«, 
ungewiß welcher? fdiliegüd) ber ^eirat^«patron oon "^Jabua, an ©teile 
be« greljr unb Slboni«; ani) ber t)on 9?offen jerriffene m^t^ologift^e, 
^ippot^t ift fo c^riftianifirt. Der ü)Jarti)r mar ein gteifc^er in 
9tom, ber, ^ingeriffen oon bem ü)tut^e ber c^rifttic^en ©lutjeugen, fic^ 
fetber jum Sobe führen lieg. & ^at unterfc^ieblic^ oom (Sinfiebler 



114. 2)ie Gd^toeine bed ^I. gftanaid!ud unb 9(ntoniud. 287 

ebmfoB« ba« ©c^tocin, unb ift ©c^ufe^eilifler ber SWefegcr. Uebcr* 
mtegenb ift ober ber äg^pttfc^e 3)2bn(^9t)Qter, Antonio del porco, 
mit bcm ©c^tpeinc jur Seite, ba« eine ©locfc am 5)alö trägt, 
borgefteflt. ©er tooiji mef|r 3lnfpmcf| ^abcnmag! SSor bic «ntoniu«^ 
firc^e »erben bofelbft am 17. 3anuar bie ^an^ti)ittt jur priefterlic^en 
©egnung getrieben. 2lm ^ubertu^feftc ge^t ju S^antiüt} im ^txitn 
granfreic^« la benediction des chiens in ber ftirc^e t)or fic^, ftott in 
ber S5or^aIIe; ber 3agb^err erfc^eint mit feinem ^unbe, ber om 
5)atebonb bie Äarte t)on feiner 9ioffe jeigt. 3n 5WeopeI »urbe ba« 
Stecht be« 2lntoniu«tIofterö, ©c^toeine in ber ©tabt laufen ju laffen, 
fc^on 1665 al« Unfug abgefteüt, in SUHlnc^en erhielt fi(^ bie JRenn^ 
fau bi« gegen Anfang be« XIX. Oa^r^unbert«. 

5)a« ftlofter ®t. 2lntoine in ber 'S^anpijine ^ielt im XV. unb 
XVI. Sa^r^unbert in ©amberg, 9tegen«burg, SKemmingen unb 
anberen ©täbten ©übbeutfc^Ianb^ ©c^meine mit ®(öcf(ein unter ber 
3lufft(^t eine^ (Sj^ofitu^. 3u Bamberg foQten nac^ 9iat^dbef(^(uB 
Don 1481 nic^t über fec^d ©tiide laufen. 3n Wmd^tm ©äffen 
trieb fic^ bi« Snbe be« XVIII. 3a^rl^unbert« bie SRennfau l^erum, 
t)on 5Wiemanb in i^rer 3Kiffion geftbrt, »ie ba6 ^I. I^ier ber Demeter 
in ©riec^enlanb, j. ®. in ^oc^^S^ra, no(^ ^eute ber ©affenreinigung 
obliegt. 311« im XII. Sa^r^unbert bie ©tragen oon "^Jari« juerft 
gepflaftert unb burc^ f. Orbonnanj ba« galten oon ©(^weinen t)er== 
boten marb, miberfe^te fic^ bie Slbtei be« ^(. 9(ntoniu« mit bem 
©ege^ren, bie ©c^ttJeine i^re« ^eiligen foüten überallhin bürfen. 
Obwohl Sfbnig ^^ilipp, ©o^n gubmig« be« 3)i(Jen, burc^ ba« 
©trauc^eln feine« Stoffe« über eine äntoniu^fau ba« Seben einbüßte, 
gab bie 9}egierung nac^, menn biefelben ein ®(b(f(ein am ^alfe 
trügen. 3n golge ber ^flaftcrung aber oerft^manben JRu^ren unb 
gledfieber.^) 

1) ^ta^ier, (Eonflift atoifd^en 9le(igton unb äBiffetifd^. 821. 2)aS 6(i^toein 
loutbe in ber Utjeit aU 6tall[t^ter gehalten, bor ber jtu^, ba^er bie %ui^ 
grabungen in fog. Storrgfflci^en Itnod^en unb 3&^ne toitber unb lal^mer ^d^toetne 
ergeben, aber ntd^t Don Sitnbem. 



288 115. ®et 6aai^a^n unb ^ol^nenian^. 

115. i>tt Saat^a^n unb ^a^nentait). 

5)cr ©aat^a^n, fei e« ein ©c^raein, 5)refc^^unb ober ffafee tpirb 
in bie (e^te ®arbe gebunben unb erftoc^en, ober mit bem ^refc^flegel 
erft^Iagen, fo in Sqrol, ßot^ringen, ber ^icarbie, mie in ©ö^men, 
ani) bei ben ©jeflern. Ser ben legten !X)rifc^elf(filQg t^ut, i)at ben 
Robert ober ©oajerl erfc^Iagen (©ogen.) Sfinber, bie ein Äomfelb 
betreten, fc^redt man mit ber 5)ro^ung: „®eV nic^t ^in, ift eine 
milbc ©au barin. " 5)ie§ foU ber ffiornbämon fein.^) 35er SRome 
SBoIf, ©od, ^at)n blieb bem, ber i^n oorftellte, \o gut mie bem 
SKaigrafen, ein ganje« 3af|r lang. 

©eim legten Sornfc^nitt ^eigt e« in ©c^Iefien: „5^ei;te ift $a^n." 
üßan binbet einen Sranj oon fforn unb ©lumen unb tanjt bei ber 
testen ®arbe. (©(^ulenburg 127-138. 150.) 3n geutfirc^ ^eigt 
ba« ©id)elf|enfen ber ©c^nitt^a^n, in ©c^roäbifc^ $alt ba« Stieber^ 
faltet. 8lm 9lemtefeft nennt man ben 2anj bie fieben ©prünge, 
unb ber länjer mufe babei in Oberfc^maben jebe^mal auf bie ffnic 
fallen. 3n Ottobeuern jog bad ©ic^el^ängen ben Ülc^tertan) nac^ 
fic^, mo bie ^aare bie gigur 8 aufteilten. Der ^a^nentanj führte 
ben 5Wamen, weil ber befte Sänjer ben $a^n befam, um »eichen 
man tankte. 3)aö ©ic^ell^ängen ^eißt felber ber ©t^nitt^a^n 
unb ba« fc^tt)äbifd)e äerntefeft ber ^abnentanj. Um SBallcnftein, 
gricbingen unb anbcrmärt« im $Rie« wirb berfelbe meift t)on oertrautcn 
paaren au^gefü^rt unb fo benannt, weil auf ber ©aumfpi^e ein 
C)a^n fifet. 

Die ^l, (5b ig na fü^rt at« ärfergbttin ben ©aat^a^n, ba}u bie 
®lo(Je am ffiagen, um ba« Äorn aufjuwecfen. Da« patriart^atifc^e 
3lernteopfer mochte in Slltba^ern ber ^almbod Reißen, weil e« bem 
Donnergott gebracht mürbe, i^m war aber auc^ ber ^a^n ^cilig. 
3n 9W untren wirb ber ©aatl^a^n ocrtrunfen. 3n ber ©egenb Don 
SRammingen befbmmt ber letzte Drefc^er bie ©au mit ansang 
eine« ©c^weife«, unb ben ©pott umfonft; bie Sätijel ober ba« äbenb^ 
effen ^eißt man ben Drefd){)a^nen ober ba« glegell^ängen galten. 

Diefe ?lerntebräuc^e reichen bi« in'« l)b(ftfte ?l(tcrt^um binauf, 

1) ^iann^Qtbt, 9(oggentoolf unb dtoggen^unb. Itoinbdmon ^^ad^l. 19 f. 



116. 2)et |)Ql^n gum (8el5bnt6 unb tobtenopfet. 28d 

in $clla«, '^J^r^gien, wie Stcg^ptcn. aWcnfc^ ober St^ier, üorgeftcttt 
in ber ^aimpnppt, bient bei ber Slbrec^nung }um älernteopfer. $ei 
ben ©riechen binbet Sitqcrfe« ben JJrcmbling in eine ®arbe unb 
mä^t i^m bo^ ^anpt ab. @o mirb unfer S(emtemann in ®tro^ 
gemidelt. 93te !Diobor I, 14. 16. melbet, riefen bie Seg^pter bei 
ber Slernte bie Srbmutter 3fi« an, inbem fie bie erften äe^ren auf 
bie ®eite (egten unb fic^ an bie Sruft f erlügen, auc^ SBaiien- 
unb ©erftenbünbel am 3fi«fefte in ^rojeffion trugen, ffi« ift ein 
©c^nitter, ber ^eigt Stob! fo bringt bie Slage ber alten 93e(t 
ju un«, wie in ber ©ibel ba« ©leicfinig t)on ber Slemte unb ben 
©c^nittern ober ber ^immüfc^en ^eimja^Iung dorfömmt.^) Sei ben 
3)eutfc^en ^at ba« geft einen frö{(tic^ercn ß^araftcr, benn man fann 
obigen lanj eigentlich feinen Jobtentanj nennen. Uebrigen« fuc^ten 
fc^on bie ©riechen beut f^mbolifc^en Sobtenfefte eine ^iftorifc^e Unter- 
lage JU geben. 

116. Ser §a^n jum ®elSini^ unb Zütitmp^tt. 

3)er ^a^n ift SSerfünber be^ grü^rot^«, unb in ber reli- 
gibfen ®t)mboüt, toit fc^ön! ber Sote ber äluferfte^ung. @d 
frä^t ber $a^n in ben ©älcn ber lobe^göttin ^cl unb üerfc^eut^t 
ben leufel al6 SSerKnber be« neuen 5IKorgen6 ober ber fünftigen 
SBeltjeit. (5r fte^t ben (Sräbem t)or, »etc^e bei ben alten 5)eutfcf|en 
in ben Sergen fit^ befanben, unb fein 9iuf ertönt au« ja^Ireit^en 
©öcfelibcrgen, »o Surgen unb ©c^töffer untergegangen (mein 
©agenfc^a^ s. v.). 3n ben $ö^(en be« SSc^erberge« bei Sangenorla 
^brt man 5Wac^t« nit^t feiten einen §al)n fräßen (Sifel 146) — l^ier 
fc^eint hie, ber lobten^üget, im Slnbenfen erhalten. S)a« ©pric^wort: 
„Äein ^a^n frä^t bamat^!'' befagt, bag etwa« in ewiger 83ergeffen^ 
^eit begraben liege, ^ä^ne bilbeten ju Set^ra auf ©eetanb ba« 
lobtenopfer. äuc^ beim ba^erifc^en ©eefelb liegt ein ©ögtberg. 

auf griec^ifc^en Sitbmerfen ift ber $a^n ba« Attribut ber Unter- 
melt^gbttin "^erfep^one. 9l(« le^te« föort fprac^ ©ofrate« gu 
Ärito: „ffiir fc^utben bem Slfflepio« einen ^a^n, traget biefe ©c^ulb 
ab unb oergeffet nic^t barauf!'' @r fprac^ bieg mit einer über ben 



1) 3oel UI, 12. 3f. XVII, 6., mein C>eibenl^. II, 46 f. 
6 e )) )) , %aä\äie tteliflioii. 19 



290 116. $)tx .^a^n aum (S(eUbni6 unb Zobtenopfet. 

SEob erhobenen Oronic unb bcftätigtc bamit ben ©tauben an ba« 
SBieberoufleben im 3enfeit^; beDor er ben ©c^irltngdbec^er audtrant, 
»oju bie at^enifc^e 5)entofratie 399 o. 6^. ben grogen ©eifen r>v> 
urt^eilte, flehte er noc^ ju ben ®8ttem, i^m in jener SBelt eine 
glücflit^e 3w^^"f^ 5^ beft^eeren. 

!Do« üWorgenlanb tjat bie alten Sietigion^bräuc^e beffer bewahrt; 
Dergleichen mir barum bie ®itte im heutigen 3erufa(em, menn in 
einem ^aufe be^fetben 3a^re^ mehrere 2:obedfäQe fic^ ereignen, beim 
3ßann einen $a^n, bei ber ^au eine {)enne }u fc^tac^ten, ^opf 
unb güge \n begraben unb ba« ^f^if^ ^n bie Armen }u üert^eilen. 
9m 93orabenbe be^ ^erfö^nungdtaged ift ed noc^ ^eut;utage jübifc^er 
S3raucf|, ein $u^n ober fonftige« ©eflügel filr fit^ al« Opfer ju 
fc^lac^ten. On 5>^t>^on mirb bie§ lebenbige ©ü^nopfer in ben ©rafc 
jc^at^t 3effe'« ^inabgemorfen. (granft, §«oc^ Scruf. II, 284. 470.) 

Sluf ©ilbniffen wirb ber ^a^n bem ©anft aSitu« 5um ältar 
getragen, auc^ marb i^m in {einem !X)ome am {)rabfc^m ju ^rag bid 
in'« XVIII. Oa^r^unbert ein $a^n geopfert, nur »eil er an bie 
®teQe be« menbifc^en Sic^tgotte« ©manteioit gefegt marb. Som 
^cibengott ^at ber Seufel ben $a^nfu§ unb $a^ncnfamm geerbt. 
3n 9}o^enftraug fperrt man einen {c^marjen $a^n in einem neu^ 
gebauten $aufe ein; er ift ba« Opfer für ben erften, ber bie ©o^nung 
bejie^t, mie ber ^aijn, ber über bie ®rücfe gejagt ttJirb. 

!Cie SBalbburger ^farrfirc^e im unteren üWü^toiertcI (Ober- 
öfterreic^) i)at auf einem ©eitenattar ein alte« @emä(be, ba« bie 
(Sinmei^ung oorfteUt. Der ®if(^of ge^t, oom Saumeifter unb ©runb^ 
^erni begleitet, bem Seufet entgegen, t)or i^nen läuft ein $au«n)oIf 
mit einem ©rief um ben ^al« (ber Jeufeteüerfc^reibung), barüber 
fliegt ein ^a^n. ßinf« ift neben bem Slltar unten eine vergitterte 
Ocffnung, burcfi welche nac^ ber ®age ber ©ottfcibciun« ^inau^fu^r, 
unb bie fid) burc^au« nic^t jumauern lägt, ba ber Saumeifter 
if|m bie crfte ©eele, bie bie ®d)melle überfc^reite, oerfproc^en. Der 
baju beftimmte {)a^n flog a^nung^ooll bat)on, ben nac^folgenben 
$unb aber jerriß er unb na^m it)n mit. Die ffialbburg ift fpurtod 
oerfunfen; ein ^irtenbube ftieß einft auf einen Stein, unb ftieg burc^ 
ba« bamit bebectte 8oc^ in bie Siefe.*) Der Seic^nam be« ßeibeigenen 

1) XXI. '^txid^i bed gtancidcixeaYolinuin. iiiin^ 1861 S. 78. 



116. 2)e¥ ^Ql^n aum ^elöbntfi unb ZohitnopUt. 291 

mußte in Oeftcrrcit^ mit bem Scit^cn^u^n oom ®ut«^crrn loögc' 
fauft »erben, bie Seib^enne bilbete baö 3^"^^"^"- 

^Derlei Opferbräuc^e bauerten ju {Reflenbat^, ffiolbenburg unb 
SKainl^arbt in ffiürtemberg bi« jur 9?eformotion, unb »urben bonn 
ate Slbgötterei oerbäcfitigt. 5)ie ftirc^enpfleger üeti^e^rten bie ^ü^ner, 
ber Pfarrer burfte aber nic^t mit^olten. (ffiürtcmb. granfen 3^i*f^^- 
1873 @. 388.) 3n ber ^farrfirc^e ju ftreujberg bei (Sggenfelben ift 
hinter bem 3lltare ein Heiner ®taü, tpo^in bie ©auern ©c^weint^en 
unb $ü^ner bringen, fo ba§ e« »äl^renb be« ©eelen^ottc^bienfte^ 
grunat unb gocfert. 

8ln bie ölten lobtenopfer erinnern in ben Sejirlen Dachau unb 
fjürftenfelbbrucf bie ft^marje $enne, »elt^e mon im Äorbe lebenb 
auf bie Sa^re fteüte; ba fie aber oft au^fam unb in ber ftirc^e 
^erumflatterte, legt mon bofür 24 fr. in ben Äorb, ber am Dreigigften 
andf mit gonjen SBierteln gleifc^, ©emmeln u. f. ». um ben Slltor 
getrogen »irb. Urfprünglic^ fom bo« ätufgebo^rte ober Stufgeric^t 
ouf bo« ®rob, unb burfte ber SKegner e« nicf|t t)or ffiinbrut^ ber 5Wo(^t 
abholen, eigene ©teintifc^ ouf t)ier ©äulen beftonben ^ierju. 3)o^er 
bie gorm ber olten Siitterfärge. Die Sier im ÜWe^( finb immer 
ungerober 3o^I 3. 7. 9. 13. 

3u 3nfofen ift t)on oußen eine Oeffnung, burc^- meiere man 
f)ü^ner hinter bem Slltor einließ. 3n'« ßirc^Iein ©tep^on^berg bei 
@eifen^oufen on ber 8onbftraße noc^ Sil^biburg fömmt am ©tep^on^- 
fefte eine mächtige ^ü^nerfteige, in »eitler bie SBeiber t)or bem ®ottc«= 
bienfte i^re fc^önften $ü^ner jum Opfer bringen. Stoc^ ber Sfirt^e 
läßt fie ber JKrc^propft jum ©eften ber Sopelle üerfteigem, mobei 
fie bie vorigen Seftfeerinen regelmäßig jurürf erwerben. 3m alten 
3)om }u ®t. ©tep^on in 9?egen«burg ift ber alte ältor feltfom 
burd^löc^ert, fo boß man an eine ^fi^nerfteige erinnert mirb. ©c^u^^ 
grof fc^reibt i^n t)on ben Reiben, etwa gor ben {Römern ^er, welche 
^eilige 5)ü^ner hinter bem Slttar hielten. 

loube, ^a^n unb $enne t)on ©ilber unb Älobafter befonben 
ftc^ im !X)omfd^o^ ju $ off au. ©olc^e alte Opfergebfl^ren ^ot ber 
STOeßner in ^tiüitn^tttttn bei SRoifting üerjcic^net. 3« 2lfler=^ 
^eiligenberg bei ^eibelberg ift in ber Jtirc^e ein iod), bo^ tief 
in bo^ (Srbreic^ ge^t. @ine &an^, bie man hinabließ, foU beim 

19* 



290 116. ^er .^a^n gum (S^eldbnig unb 2:obteno^fet. 

SEob erhabenen Oronic unb bcftätigte bamit ben ©lauben an ba« 
©iebcraufleben im Ocnfcitö; bcüor er bcn ©(^irling^bct^cr au^tranf, 
»oju bie atl^cnifc^e 5)entofratic 399 o. 6^. bcn grogen ©eifcn ücr* 
urt^ciltc, flehte er noc^ ju ben ©öttern, i^m in jener SBelt eine 
fllürflit^e 3wf""f* 5" beft^eercn. 

!j)a« üWorgenlanb l^at bie alten 9ieliflion«bräuc^e beffer bewahrt; 
üerflleic^en mir barum bie ©itte im heutigen 3erufalem, wenn in 
einem ^aufe be«felben 3a^re« mehrere lobe^fäUe fic^ ereignen, beim 
3ßonn einen ^a^n, bei ber ^m eine $enne )u fc^Iac^ten, $opf 
unb f^ge ;u begraben unb ba^ ^ki\d;i on bie Srmen ju Deil^eilen. 
aim SSorabenbe be« SSerfb^nung«tage« ift e« not^ ^eutjutoge jübift^cr 
Srauc^, ein $ul^n ober fonftige« (Seflügct für fic^ aU Opfer }u 
fc^Iac^ten. 3n ^ebron wirb bieg Icbenbige ©ü^nopfer in ben ®rab^ 
fc^ac^t 3effc^« ^inabgemorfen. (granfl, 5Wacf| 3eruf. II, 284. 470.) 

auf Sitbniffen mirb ber $a^n bem ®an!t SSitu« jum ältar 
getragen, aucfi »arb i^m in feinem ajome am ^rabfc^in ju ^ag bi« 
in^« XVIII. Oa^r^unbert ein ^a^n geopfert, nur weit er on bie 
©teile be9 menbifc^en Sic^tgotte« ©manteoit gefegt marb. 9$om 
^eibengott {(at ber Seufel ben $a^nfu6 unb ^a^nenfamm geerbt. 
3n S}of|enftrau6 fperrt man einen fc^warjcn ^a^n in einem neu« 
gebauten $aufe ein; er ift ba« Opfer für bcn crftcn, ber bie ffio^nung 
bcjie^t, mie ber $at(n, ber über bie Srücfc gejagt wirb. 

!Cie SBalbburger "^ifarrfirc^e im unteren aWü^loicrtel (Ober* 
öfterrcic^) ^at auf einem ©eitenaltar ein alte« ©cmälbe, ba« bie 
Sinn)eil)ung oorftellt. Der Sifc^of ge^t, oom ©aumeifter unb ®runb* 
^ernt begleitet, bem Teufel entgegen, t)or i^ncn läuft ein ^au«»olf 
mit einem ©rief um ben 5)^1^ (^^^ 2cufel«t)erfc^reibung), barüber 
fliegt ein $a{(n. Sinf« ift neben bem Slltar unten eine oergitterte 
Oeffnung, burc^ meiere nac^ ber @age ber ®ottfeibciun« ^inauöfu^r, 
unb bie fic^ burc^au« nic^t jumauern lägt, ba ber Saumeifter 
i^m bie erfte ©eele, bie bie ©c^melle überfc^reite, oerfproc^en. 5)er 
baju beftimmte ^a^n flog a^nung^ooll baoon, ben nac^folgenbcn 
$unb aber jerriß er unb na^m i^n mit. !Die ©atbburg ift fpurloö 
ücrfunfen ; ein ^irtenbube ftic§ einft auf einen ©tein, unb ftieg burt^ 
ba« bamit bcbecfte 8oc^ in bie Siefe.^) Der Seic^nam be« Seibeigenen 

1) XXI. '^txid^i bed Qxandico^daxoimum, ü^tn| 1861 @. 78. 



116. $)tx ^a%n aum ^elöbnifi unb ZohitnopU^. 291 

mußte in Ocftcrrett^ mit bcm gcit^en^u^n üom ©ut^^erm io^t^ 
fauft »erben, bic Seib^enne bilbete ba6 3^^^"^"- 

Derlei Opferbräuc^e bauerten ju SRegenbac^, ffiolbenburfl unb 
3WainI)arbt in ©ürtemberg bi« jur SReformotion, unb »urben bann 
aU Slbflötterei oerbät^tigt. 3)ie Äirc^cnpflegcr oerije^rten bie ^üi^ntt, 
ber Pfarrer burfte aber nic^t mitl^alten. (ffiürtemb. gronfen 3^itfc^r. 
1873 ®. 388.) 3n ber ^farrfirc^e ju ffreujberg bei eggenfelben ift 
hinter bem Sltare ein tieiner @tal(, mo^in bie Sauern ©c^meinc^en 
unb ^ül^ner bringen, fo baß e« »ä^renb be« ©eelen^otte^bienfte^ 
grunjt unb gacfert. 

%n bie alten S^obtenopfer erinnern in ben Se}irlen !X>a(^au unb 
gürftenfelbbrucf bie ft^warje $enne, welche man im Äorbe lebenb 
auf bic Sa^re [teilte; ba fie aber "oft auöfam unb in ber Sirene 
^erumflatterte, legt man bafür 24 fr. in ben Äorb, ber am !Orei§igften 
auc^ mit ganjen SBiertetn gleifc^, ©emmeln u. f. ». um ben Slltar 
getrogen mirb. Urfprünglic^ lam bae aufgebahrte ober 9(ufgeric^t 
auf ba« ®rab, unb burfte ber aKeßner e« nic^t x>ox Sinbruc^ ber SRat^t 
abholen, eigene ©teintift^ auf üier ©äulen beftanben ^ierju. 5)a^er 
bie gorm ber alten 8titterfärge. 3)ie Sier im ÜW.et(I fmb immer 
ungeraber 3a^l 3. 7. 9. 13. 

3u 3nfofen ift t)on außen eine Oeffnung, burt^- meiere man 
f)ü^ncr hinter bem Slltar einließ. 3n'« ßirt^Iein ©tep^an^berg bei 
©eifen^aufen an ber ganbftraße nac^ SSitebiburg fömmt am ©tep^an«- 
fefte eine mächtige ^ül^nerfteige, in totld)tt bie SJeiber t)or bem ©otteö- 
bienfte i^re ft^önften ^ül^ner jum Opfer bringen. 5Wac^ ber ftirc^e 
läßt fie ber Rirt^propft jum ©eften ber ÄapeBe üerfteigem, wobei 
fie bie vorigen Seftfeerinen regelmäßig jurürf ermerben. 3m alten 
!J)om }u ©t. ©tep^an in Siegend bürg ift ber alte 9(tar fettfam 
burdilbc^ert, fo baß man an eine $ü^nerfteige erinnert mirb. ©c^u^ 
graf fc^reibt i^n oon ben Reiben, etma gar ben 9}ömem ^er, meiere 
fettige ^ü^ner hinter bem 3lltar hielten. 

Staube, ^atjti unb $enne oon ©über unb Sdabafter befanben 
fi(^ im 3)omf(^afe ju ^affau. ©olc^e alte Opfergebü^ren l^at ber 
üKeßner in ^eiligenftetten bei JRaifttng oerjeic^nct. 3" ät^er- 
^eiligenberg bei ^eibelberg ift in ber Äirc^e ein ßoc^, ba« tief 
in ba« (Srbreic^ ge^t. @ine ®an«, bie man hinabließ, foU beim 

19* 



292 116. 2)cr f^a^n aum del5bni6 unb 2:obtenopfer. 

Sfloftcr iWeuburg ^crou^gcfommcn fein.*) 3^ SScItjifc in glanbcni 
bringen bie ffiaUfa^rer Stauben unb $ü^ncr jur Srleit^terung bcr 
©terbcnben bcr Ontfomera jum Opfer, ©in 2^eufeI«to(^ war im 
S)om in ®od(ar, bo^ man lange, fetbft mit oon Sei^maffer ange«' 
mac^tem JKörtel, nit^t ^umad^en tonnte, (©ec^ft. 5). <S. 330.) 

3n ber ©emeinbc „ber f)eiben/' ju ^agani bei SWeapel fanb 
burc^ brei Sage t)om 4. Sprit 1880 an eine ^rojcffion ju (S^rcn 
ber 3ßabonna belle gaQine ftatt. (Sine ^enne ber t$ami(ie Sortora 
legte nämlic^ mieber^olt ein &, auf beffen rauher ®(^aa(e man ba^ 
S3ilb ber ®otte«mutter erfennen tonnte. Der Umjug bauerte oon 
ber Äirc^e aM jwei ©tunben, unb folgten ber ga^ne jmei ßü^c mit 
©änbem gefc^müctt, ®rubcrf^aften unb "^Jriefter, oier »eitere ffu^ 
mit i^ren Äälbem, fogar eine ^eerbe ©c^weine. !Dabei »urbe öcr- 
ft^iebeneö geberoie^ geopfert, auc^ ein Papagei al« gemeint üertauft. 
ajer Ortsname ift für biefe ßultu«^anblung bcjeic^nenb. Oeffnungcn 
in ber Äirc^enmauer, »oburc^ lebenbige Opfer, mie ^ü^ner, ^inein^ 
gebracht würben, beutete man fpäter al6 8o(^, mo ber Jeufel ^inau^ 
gefahren fei. Unfer üoltötunbiger ©c^mefler (©örterb. II, 199) 
fü^rt al« 3lu«bru(J ber Ungebulb ober ber fe^nfüc^tigen (£rt)örung 
an: „e« t^ät notl^, iä) oerlobt* eine fc^roarje ^enne." „^ätt* itft 
balb eine ft^ectige ^enne oerlobt," »ar noc^ ju 3lt(n^erm« 
3citen im Sfarmintel fpric^mörtlit^e 5Reben«art, wenn 3emanb lange 
ausblieb unb unerwartet eintrat, — oon einer ft^marjen ^ennc 
fprac^ bie ÜKutter au« ®t. Oeorgen am Slmmerfee. 

3um leichten 3^^"^" fc^neibet man für bie Sinber einem ft^marjen 
^atfXi ben topf ab, fängt bad ®lut auf unb beftreic^t bamit ba« 
3a^nfleifc^. !Die $Rcben«art: „ajcm t^ut tein 3^1)" ^^^^ ^^^'" ^^ 
jeic^net ben SSerftorbencn. 5)ie Sinbcrfeclen ber greqa (©ert^a) er= 
fc^eincn in ber SSolt^fage al« $ül^ncr. Sine golbene ^enne mit 
oielen Äüc^tein bebeutet ebenfo üiele Jobte. 



1) 3iminet, ßl^ton. III, 277. ^onn^otbt ®. 3W. 288. 298. 6aaens 
fd^Ql 221. 6d^on im ftafftfci^en 9l(tet fetnbet ber Sötoe, hai Sid^tf^mbol, ben 
^ol^n an. »itlinöct, «lern. VIII, 30. 



117. Quettoljfet. 293 

117. OueOo|ifer. 

5)ic ^eiligen ©off er gcnicgcn bm SSorjug eine« Opferbienfte«.^) 
«m beftimmten lag im 3a^re »orfen bie Siläer md) ^auf. X, 8 
^uc^en unb mod fonft gebräuchlich in bie QueUe be« Jtep^ifo«, 
meiere in ber bie ©eiffagegabe Derlei^enben Softolia }u ^elp^i 
mieber jum 93orfc^ein fontnten foQten. S)er (Eurotad unb ^((p^eud 
^aben eine gemeinfame Oueüe; »irft mon Sfränie in bo« beim 
arfabifc^en Slfea entfpringenbe ffiaffer, fo fommen fie unterhalb in 
einem ber beiben glüfee ju 3:age. (©trabo IV, 2.) Diefe Äränje 
bilbeten eben ba« ^erfömmlic^e Queflopfer. ©er jä^It, angefangen 
t)on ber gontono Jreoi in $Rom, aü bie ®efunbbrunnen auf, worein 
man Opfergelb warf? diömermünjen fanb man fc^on 1420 im 
^ei^en ©prubel ju ®aben im Slargau; bann in ber SabequeQe )u 
Srucf, unb namentlich in ber ©runnqueHgrotte ju S3iel. Sin ben 
(Slbequellen liefen bie Seute oon SKelnit nac^ altem Srauc^e, mie 
im vorigen Sa^r^unbert, noc^ 1805 unb 1807, bie ÜWänner fc^warje 
^ä^ne, bie Sßeiber Rennen fliegen, bamit Mbejal^l nic^t bie t^elber 
überfc^memme. ^rei Sage blieben fie im ®ebirge, füllten i^re &t^ 
jc^irre mit ffiaffer, unb fuc^ten in SRübeja^l« ffialbe unb ®arten an 
ber fc^marjen Koppe nac^ läutern, bie fie bem 9$ie^ jum gutter 
gaben, nac()bem fie felbige gemafc^en. 

3n ben dltenborn bei ©ieoer^^aufen merfen bie ftinber noc^ 
S3rob, 3ö)ieba(J unb ©lumen, unb in ben 9?ein^arb6brunnen 
bei ^bttingen feigen SDhitter unb aJIögbe fie badfelbe t^un, be^ 
fonber« ju ^pngften. ftuc^en unb 3^i^6oö hitntn jur SWa^rung 
ber Ungebomen. (©c^ambac^ 60.) Derlei Quellopfer fommen im 
ganjen Slbenblanbe oor. 9lm t^eft Oo^anni^ be« Stäuferd betrönjen bie 
üWäbc^en in Reffen ben Srunnen, auc^ »ä^lt man einen Srunnen* 
^errn. (Sander 253 f.) ^aniperbo lieigt ein »ac^ in ber Ober* 
pfalj gegen Sö^men ju, in ben man ©rob }um Opfer »arf. 3. ®rimm 
erfuhr baüon burc^ ^^errn üon ©c^önmert^, ber barfiber im 9tegen«* 
burger ®efc^ic^t«t)erein JKitt^eilung machte — feltfame Satinifirung. 



1) «unfie, OufttcultuS ber 6(^toeia. 3üri4, ©iflenfd^. ^WonotÄfd^t. 1869. 
103 f 202 f. Sepp, eagenfd^. 381. 702. 



294 117. Quettopfct. 

Unüer9lei(^Ii(^ ift bic bcrfil^inte gontaine t)on Serenbon in bcr ©rctagnc, 
in meiere man Sdxob, Safe, 92öge( unb 92abe(n, 3ßuf(^e(n unb 
Äiefett^en wirft. 5)iefe ©itte rü^rt gewig noc^ au« ber fteltenjett ^er. 

3m ßautafu« ge^t bie t^Iugmei^e am !X)reitönig9tage oor 
fu^, mie einft bie ißilmei^e jur Staufe auf (Spip^anie. 3n biefelbe 
3eit fällt bie ©ei^e ber ^I. Quellen ju ffieffobrunn. !Oie junge 
9hiffm wirft in biefer ^eiügen 3"^ ^i"^ ^ani in ben ©at^ ober 
glu§, berfinft er, fo »irb fie in biefem 3a^re nic^t me^r ©raut. 
3)ie alte ffielt fennt eine SKenge ffieiffagebrunnen, in Sejug auf 
Ärieg, 3al^re«fegen ober tijtutvc ^tit ^^ungerqueüen, bie ptö|Ii(^ 
fliegen, bann wieber üerfiegen, finb bei ©anger^aufen, in ber ©raf- 
fc^aft <Stolberg unb in einer ^b^Ie bei ©e^ofen;^) auc^ Sfimt^en 
me(bet fic^ bamit. !X)er S^l^euerborn bei Sei^nig quillt in einem 
badftubenfi^nlic^en ®e»ölbe, wenn treuere 3^^* brot(t, bo(^ tmite 
er fic^ 1738 auc^ l^eilfräftig. 3)ie ®U(Ji* ober ®ugger«brunncn 
in ber <S(^n)eij finb mo^t folc^e Orafelbrunnen, in bie man guctte, 
ebenfo bie 3^^*^^""^^^' ^^^^ mehrere anä) ^^^i^^^nbrunnen feigen. 
3lm gug bed S^ilbberge« bat ber @(^imme(reiter feinen Brunnen; 
bie ©aljqueüe ju SR^fen gehört bem ^eibenmannü. Sluc^ bie 
Spornen ^aben ^eilwaffer inne: fo bie brei \^L Jungfrauen, metc^e 
Dor ben Sanboögten auf ben diigi gefläd)tet fein foüen. Um biegen 
!J)reifc^wefternbrunn ^u Saltbab fanb früher iä^rlic^ auf 3Ric^ae(t, 
bem ©c^uftpatron ber Äapeüe }u S^ren, ein breitägige« greubenfcft 
mit £an} ftatt, moju bie Umwohner Saub^tten bauten. 

!I)ie ^irmin^quelte in ben Slrbennen war längft t)or ber än= 
tunft be« Sipoftet« oere^rt, man fc^öpfte barau« rüd(ing6 unb fc^weig^ 
fam, gog unb warf jum Opfer ffiein, ^onig, ÜWe^I, Äom, ©aijen unb 
Slumeniränje hinein, unb tranf bie äßinne ber SIben. (©cic^er^ 
bing, ®t. "^Jirmin^berg 23. 41.) !Die granfen I)ielten am ©runncn 
auc^ Opferma^tjeiten, unb man t(ing ©lieber au« $oIj an ben 
®äumen auf. ©c^on bie 9lömer nahmen ein ©ab im ©om, 
•^Jirmin fegnete ben ^eilbrunn (fons salubris). !Die '^Srebiger be« 
ß^riftu«glauben« witterten barin ^eibent^um unb Ratten feinen ©inn 
für iWaturbienft, wenn nic^t aut^ bie Oubenreügion babei bet^eiligt 

1) (8xbiUx 161. 8epp, ©agenfd^. 324 f. t)g(. (S^rtmm 556 f. 



118. SRici^aeUfefl. ^imtttlifd^e IRttfheiteY im S^amp\t. 295 

mar. 3Bte ba« SonctI oon Slrled 452 verbot @t. GlQgiud 586 
ba^ Stc^terbrennen an ijL QueQen unb Söumen, unb molfte biefe 
jcrftbrt »iffcn. ©urc^arb oon ffiorm« fragt, ob Semanb ju Säumen, 
Oueflcn ober ©tcinen ficfi oerlobe, Sic^t ober ©onftigeö fpenbe? 3a 
Sonifa) tttt ntc^t einmal ^euje am ^Brunnen unb auf ben Selbem. 
@o tft bie ^eiltgfeit }u oerfc^iebenen 3^'^^ unterfc^iebltc^. 

118. Wic^iietefefl. $tiitiitlifc|e aRitflteiter im Stümp\t. 

95om S55aIIfa^rt«ort ©argano, wo ©t. ÜWit^ael ^errft^t, 
fe^ren bie "^Jitger mit bem Stabe (bordone), an beffen ©pifee ein 
grüner gic^tenjmeig mit ^inienjapfen unb brennenbrot^ ge» 
mattem ^ettigenbitbe befeftigt finb, oft in ©(paaren btd 2:arent ^eim. 
(Sbenfo berühmt ift ba^ nur jur Sbbejeit jugöngige ^eitigt^um bed 
@r}enge(d an ber englifc^en ^fte, unb nur {c^mer }u fagen, an 
meffen ©teile ber Salenber^eitige getreten. 

3m ^erbfte finbet nac^ aW ben kernten bie äbrec^nung ftatt, 
unb mie auf Srben ift ber ®eric^t«tag im 5)intmel feftgefefet. Opfer 
oon 2:^ieren unb ^elbfrüc^ten merben )ur ©ü^ne ober a(^ SBeil^e» 
gaben bargebrac^t. 92i(^t umfonft ^Sngt bann am ^^irmamente aü 
3eic^en bie ffiaage auö. ffiie bie 3a^re«jelten mit einanber ringen, 
liegen ®ut unb 9&fe im Kampfe, S^or mit bem Seinamen Sßic^el, 
ber (Srofemäc^tige, welcher ben ©treit mit bem ffieltbrat^en aufnimmt, 
mirb füglic^ oon ©anft ÜRic^aet, bem ©treitengel abgelöft, melc^er 
}ug(eic^ 9$orfämpfer in ©c^Iac^ten ift, unb ba^ panier ber ^eutfc^en 
in ber Ungamfc^Iac^t am Sec^felbe abgab. 9J{i(^e(ting ^ie^en babei 
bie ^erbftgerit^te. S)er Ungar fennt ©t. üWic^ael al« Jobtenfül^rcr, 
bie 2:obtenba^re ^eigt i^m ©jent Wic^atQ (ooa, 9]ti(^ae(dpferb. (£6 
fc^lug i^n ©t. aWicftael^ '^Sferb, Reifet: er ftirbt. 

3)ie perfifc^e ©runbibee oon aWit^ra«^üWetatron ift unoer* 
tennbar in'^ 3ubent()um eingebrungen unb auf ben Srjengel SRic^ael 
unb ©enoffen oererbt. SBir lefen auc^ II. SWaflab. X, 29: günf ^err^ 
lidie 9ieitcr fommen bem 3ubaö ÜKaffabäu^ oom ^immel ju ^il^t 
unb entfc^ciben bie ©c^Iac^t, inbem fie felber Pfeile unb ajonnerleile 
gegen bie ©tjrer fc^Ieubem, unb ben gül^rer in bie SWitte nehmen. 
©ieSegenbe oon ^eliobor bringt einen ßngel al« ©c^irml)erm be« 
^eiligt^um« in'« ©piel, b^: ben feinblic^en Ueberfafl abft^lägt. 



294 117. Quettopfer. 

Unüergleit^Ut^ ift bic berühmte gontaine oon Serenbon in ber Bretagne, 
in metc^e man Srob, ^äfe, 92äge( unb 9{abe(n, SRufc^etn unb 
^cfelc^en mtrft. !S)icfe ©ttte rü^rt gemig noc^ aM ber $e(ten;ett ^er. 

3m ßaufafu^ ge^t bie B^ugmei^e am !X)reif9nigdtQge Dor 
ftc^, mie einft bie 9^i(n)ei^e jur 2:Qufe auf @pip^anie. On biefelbe 
3eit fällt bie ©ei^e ber ^I. Cueüen ju «Beffobrunn. 5)ie junge 
SRujfin wirft in biefer l^eiligen 3^^* ^^^^ Äronj in ben 9a6) ober 
gluß, berfmft er, fo wirb fie in biefem 3o^re nic^t me^r ©raut. 
5)ie olte ffielt fennt eine aßenge ffieiffagebrunnen, in S3ejug auf 
Ärieg, 3a^re«fegen ober treuere 3^^^- ?)ungerqueUen, bie ptöfelic^ 
fliegen, bann »iebcr üerftcgen, finb bei ©anger^aufen, in ber ©raf- 
fc^aft ©tolberg unb in einer ^b^Ie bei ®e^ofen;^) auc^ fifimt^en 
melbet fit^ bamit. 3)er I^euerborn bei 8ei«nig quiüt in einem 
badftubenä^nlit^en ®e»ölbc, wenn treuere 3^^* bro^t, boc^ erwie« 
er fi(^ 1738 auc^ ^eilfräftig. !X)ie ®ndU ober ©uggerdbrunnen 
in ber ©c^weij fmb »o^I folc^e Orafelbrunnen, in bie man gucfte, 
ebenfo bie 3<^i^'>^w"n^n » ^^^^^ mehrere auc^ ^^eibenbrunnen feigen. 
Am Ou§ be« ß^ilbberge« öot ber ©t^immelreiter feinen Srunnen; 
bie ©aljqueUe ju ^ttn gehört bem $eibenmann(i. %nd) bie 
5Wornen ^aben 5>"I^<^ff^ inne: fo bic brei ijl 3ungfrauen, meiere 
Dor ben Sanboögten auf ben 9iigi geflüchtet fein follen. Um biefen 
3)reifc^»eftembrunn ju Saltbab fanb frül)er jä^rlit^ auf ÜKit^aeli, 
bem ©c^ufepatron ber Äapelle ju 6^ren, ein breitägige« greubenfeft 
mit lanj ftatt, moju bie Umwohner ßaub^ütten bauten. 

ajie ?irmin«quelle in ben Slrbennen war löngft oor ber An- 
fünft be« äipoftel« üere^rt, man fc^bpfte barau« rücfling« unb ft^meig^ 
fam, gog unb marf jum Opfer SBein, ^onig, SRe^l, ^om, SSai^en unb 
Slumeniränje hinein, unb tranf bie ^Dtinne ber (SIben. (JBeic^er^ 
bing, ®t. "^Jirmin^berg 23. 41.) !Die granfen hielten am SSrunncn 
andf Opferma^ljeiten, unb man ^ing ©lieber aud ^ol) an ben 
S&umen auf. <S(^on bie 9i&mer nahmen ein Sab im Som, 
^irmin fegnete ben ^eilbrunn (fons saiubris). !Die ^rebiger be« 
ß^riftu^glauben^ Gitterten barin ^eibent^um unb Ratten feinen @inn 
für iWaturbienft, wenn nic^t aut^ bie 3ubenreligion babei betl^eiligt 

1) (S^tdglet 161. Btpp, Gagenfd^. 324 f. k)g(. (&x'mm 556 f. 



118. SRid^oeUfefl. ^immltf^e IRitfheitet im Stampft. 295 

war. Sic ba« ßoncil oon »rlc« 452 ücrbot ®t. e(t>9iu« 586 
bo« fiic^tcrbrcnncn an ^I. Quellen unb Säumen, unb »oüte biefe 
;erftöTt miffen. Surc^arb oon 93ormd fragt, ob demanb i^u Säumen, 
Oueüen ober ©teinen ficfi oerlobe, Sic^t ober ©onftifleö fpenbe? 3a 
Sonifa) (ttt nic^t einmal ^euje am Srunnen unb ouf ben gelbern. 
@o ift bte ^eiligteit )u loerfc^iebenen ^tittn unterfc^ieblic^. 

118. Wic^iielefefl. ^tmmltfcle SRüftteiter im Stümp\t. 

SSom S55aItfaI)rt«ort ©argano, »o ©t. JKic^ael ^errfc^t, 
fe^ren bie ^ilger mit bem ©tabe (bordone), an beffen ©pifee ein 
grüner Si(^ten}n)eig mit ^tnienjapfen unb brennenbrot^ ge^ 
mattem ^eiligcnbilbe befeftigt finb, oft in ©(paaren bi« larent ^eim. 
(Sbenfo berühmt ift bad nur jur Sbbejett jugängige ^eiügt^um bed 
Sr^engefö an ber englift^en ftüfte, unb nur fc^mer ju jagen, an 
»effen ©teile ber Äalenberl^eitige getreten. 

3m ^erbfte finbet nac^ aW ben kernten bie Abrechnung ^att, 
unb mie auf Srben ift ber ©eric^t^tag im ^immel feftgefe^t. Opfer 
oon liieren unb gelbfrüc^ten werben jur ©ü^ne ober aW ©ei^e* 
gaben bargebrac^t. ißic^t umfonft ^ängt bann am ^^irmamente a(d 
3eic^en bie SSBaage auö. ffiie bie 3a^re«jelten mit einanber ringen, 
liegen ®ut unb ©5fe im Äampfe, I^or mit bem Seinamen JKic^el, 
ber ©rogmäc^tige, melc^er ben ©treit mit bem SBeltbrac^en aufnimmt, 
mirb fäglic^ Don ©anftüRic^aet, bem ©treitengel abgelöft, melc^er 
jugleic^ Sorfämpfer in ©t^Iac^ten ift, unb ba« panier ber 3)eutf(^en 
in ber Ungamfc^Iac^t am Sec^felbe abgab. SRic^elting Riegen babei 
bie $erbftgeri(^te. 5)er Ungar fennt ©t. SWit^aet afd lobtenfü^rer, 
bie 2:obtenba^re ^ei§t i^m ©}ent "SJliäfalt) (ooa, 9]tic^ae(epferb. (£d 
fc^lug if)n ©t. aWicftael« ^ferb, Reifet: er ftirbt. 

S!)ie perfifc^e ®runbibee t)on SWitl^ra«*ÜWetatron ift unüer* 
fennbar in'd 3ubentf)um eingebrungen unb auf ben Sr}engel SRic^ael 
unb ©cnoffen oererbt. ©ir lefen auc^ II. ÜKaffab. X, 29: günf ^err^^ 
lic^e 9{eiter fommen bem 3ubad SO'taffabäud oom $immel ju ^i(fe 
unb entfc^eiben bie ©d)Iac^t, inbem fic felber Pfeile unb Donnerfeile 
gegen bie ©^rer fc^Ieubem, unb ben JJül^rer in bie SWitte nehmen. 
Diegegenbe t)on ^eüobor bringt einen ßngel al« ©t^irm^erm be« 
^eiligt^umd in'd ©pie(, ber ben feinbUc^en Ueberfalf abfdjtägt. 



296 118. ^id^aelSfefi. ^tmmtifd^e ^ttfltfitft im Stampft. 

Sdti $omer nehmen bic ®öttcr an bcn ftämpfcn üor 2:roja 
«nt^clt; apotto ft^üttclt bic acgi« unb treibt burt^ ein $agcl»cttcr 
bie ac^äer jurüd. !Z)ieg gi(t ouc^ Don ben <Sdfiadftm Don SRarat^on 
unb ©atami«. Demeter marf in ®eftalt eine^ irbifc^en 3Betbe« 
einen 3^^9^^ ^uf ?^rr^u« $oupt, al« biefer in ärgo« einbrang, 
moDon ber ßönig ftarb: unb er warb im ^eitigt^um ber ©ötttn 
beigefe^t. (^auf. I, 13.) 3)ie Solrer liegen ein (Stieb in ber 
©(^tac^trei^e für ba« $erabfteigen i^re« ^eroö Sofro« übrig. Unb 
rtie bei ^omer bie ®btter fic^ in ben ftampf mengen, fo bet^eiligen 
flc^ im ©lauben ber äraufaner bie im Shriege ju ^itfe gerufenen 
leote^ ober ©onnenaufgang ju lebenben ®ötter, unb e« eiten bic 
a^nengeifter au« bem ©eelentanbe jenfeit« be« aWeere« ju ^itfe, 
mo^in fie ber SBalfifc^ nadf bem lobe bi« an ben ^orijont, bie 
grbgrenje getragen, auf bem SBege ber ÜRitc^ftrage, wo fie aU 
©terne leuchten, ft^reiten fie ben Äämpfenben ju, mie bie ^unncn 
unb SWag^aren auf biefem ©ege in ber äußerften Sßot^ ^iffc öon 
ben in Äflen jurüdgebtiebenen ©rübem erwarteten, (©aftian, äftam. 
ffiult. 23 f.) ©ie nac^ ber f)unnenf(^(a(^t öor 9iom fämpfcn biefe 
©eifier, wenn ©emitter jufammenfiogen, unb werben mit 3^^«! 
begrübt. 

f>^ On ber©(^(a(^t am ©ee 5Rcgiüu« fteflten ßaftor unb ^otluj 
fic^tbar fic^ an bie ©pi^e ber römift^en ^Reiterei, unb führten pe 
ium ©iege. SWoc^ be«fetbcn Slbenb« erfdjienen fie auf bem gorum 
in 9?om unb öerfünbeten ben Slu^gang be« Kampfe«. S)cr !J)iftator 
$oftf|umiud grünbete i^nen barauf einen Tempel, unb noc^ ^eute 
erinnern bie riefigen ©tatuen ber !J)ioffuren mit ifjren Sfoffen an 
ber Sfannje be« Äopitol« an jene (ärfc^cinung ber ©c^u^götter. !Die 
©altier würben am ^amag Don panifc^em ©(^recfen ergriffen unb 
glaubten ^ferbegetrampet öon entgegenrüdenben geinben ju ^örcn. 
Äein üKann entlam, nac^bcm fie jur ^(ünberung !J)eIp^i'« ou«ge^ 
jogen. ("ißauf. X, 23.) S)ag lein SRann ober pc^ften fieben hat>on 
tamtn, um bie ißac^ric^t Don ber 92ieber(age nac^ ber $eimat ju 
bringen, ift cbenfaü« eine allgemeine 9icben«art. 3nbc6 brachten bie 
®aüier bie ®btterbitber Don !J)etp^i jurücf, um jelbc in ben ©ee 
JU öerfenlen, ba fie ba« unfic^tbare ^bt^fte ©efen bilbto« öere^rten. 
Sßti ataric^d Belagerung wanbelte at^ene ^romac^o« in ooUer 



118. 9lid^afUfefl. ^tmmtifd^e 9litfhfitet im Stampft. 297 

aWlpung um bie üWaucr «t^cn«. 85or bem i^r ^eiligen Scjhrf 
aber fa^ bcr ®ot^c bcn Äc^illc« fielen, tüte f)omcr i^n ft^itbert. 
(3ofim. V, 5.) SBie ©ibbon na^erjä^It, ^atte «laric^ naif ber dm^ 
nannte Storni eine (Srfc^etnung ber 9Rtnert)Q gehabt unb barauf ^in 
bie eine ©tabt gefc^ont. 3n 5Rap^acI« ©tanjen fe^en mir bie 
^otrone ber c^riftlic^en ©icben^getftabt, ?etru« unb ^aulu« in ben 
Süften, ben atttta öor bem angriffe jurüdfc^rcden. 

lacitu« betont Germ. 7: „3m ©tauben, ba§ bie ©ott^eit 
(Sl^r'3iii) mit in ben Äannjf ^ie^e, nehmen fie gertiffe ©itber unb 
©^mbole au« ben Rainen in bie ©c^tac^t mit." ©er ©taube bringt 
t^ mit fic^, ba^ namentlich bei Sietigiondfämpfen ber fjimmUfc^e 
©c^ufe fic^ bet^ätigt. Sine Jungfrau öon munberbarer ©c^ön^eit, 
mit bem »eigen ©anner ber Jfreujrittcr in ber ^anb, rettete ben 
Somt^ur oon @f|riftburg Don ber Ueberja^I ber ^^ibnifc^en ^oge^ 
fanter. ©cim Eingriff auf Sßomgorob menbcte bie aWabonna bie 
Pfeile gegen bie ©uöbaliten. ©t. ©}c«tau« ftimmte bei ber Sßt^ 
lagerung ber !J)ominfeI ju ©re^tau burc^ ben Tataren ?eta 1241 
ein ^immlifc^ed ©tog- unb ©c^uggebet an, unb bei fetterem ^immel 
fiel ein fc^redlic^e« geuer auf bie Reiben, bag Diele umfamen, 
bie anbem entfe^t baöon tiefen, (©bbfc^c 29.) ©n SBaibelotte 
raupte burc^ ein ^eibnifc^ed ©lutopfer im !Z)tenfte Stbrec^t« Don 
JQranbenburg 1520 im ^tege mit bem ^olentönig ©igi^munb I. 
bie ftüfte Don ©amianb fo ju umnebeln, bag bie feinbtic^en ©c^iffe 
batb einen Slbgrunb, batb unerfteiglic^e ©anbberge Dor fic^ fa^en 
unb nic^t ju tauben oermoc^ten. (Settau 57. 90. 134.) 

©an 3a go f eiber ftreitet in ©cft tätigten an ber ©pifee bcr 
ß^rtften ju ^ferbe mit. unb bie ^I. 3ungfrau breitet ifiren ©(^u|« 
mantet über ben i^r ancmpfof|tenen Ort au«. 5)er Slngotaner ©enerat 
mit 60000 SWann flof) 1580 Dor jmölf Sufitanern unb SWauren, 
^rteit er eine SBunberfrau mit großem Sic^t, glänjenb unb fc^immer- 
umftra^It, in ber 8uft fa^." ©atb ift e« ein ©nget mit feurigem 
©(^merte, ber bie Reiben }urttcftreibt, unb ^euer fädt Dom ^immet, 
©c^Iog unb 3)?annfc^aft }u Derbrennen; batb ift e« ©t. ^nbrea«, 
ber ben ©raun«bergern rtiber bie ^oten ^ilft. (lettau 88. 129.) 
at« bie $uffiten ©ubiffin bebrängten, erfc^ien ©t. SWic^ael, mo 
nun bie (feicngclfirc^e, in einer ffiolfc ben ©ärgern, bie nun bcn 



298 118. IRid^ellfeli. ^immlifd^e Witfltfiter im ftamp^. 

gcinb abtrieben. f)imnilif(^e $eere jeigen fic^ beim Kriege Äönig 
So^onn« 1560 mit Dietmarfen. (üJHlflcn^. 247) Sin unburc^- 
bringtic^er 92ebe( oer(|ünt bem ^einbe bie 9urg ^eibegg, jugleic^ 
fc^miüt ber gtuß on. (Üioc^^. a. ©. I, 2.) 

3lt« 3Jt((ingen 1633/34 breimol öon ben ©c^mcbifc^en bc^ 
tagert iDurbe, lieg ftc^ bie SDhttter ®otte^ auf ben 9tingmaueni 
fe^en, unb ©eneral $om jog ab. Die ©c^meben Ratten freoentlic^ 
gefc^moren: SBenn 3Karia bie ©tabt mit jwei ffetten bi« jum ^immel 
hinauf jöge, iDoQten fte biefelbe boc^ herunterreißen, (^irtinger 9l(. 
VIII, 34.) Da bie granjofen unb ©c^meben greiburg belagerten, 
fa^en bie ©ürgerinen bie Jungfrau 3Raria ^o(^ über bem ^uloer^ 
bampf fc^n^eben unb bie ßugetn im "SSlanttl auffangen. (Sntfe^t mi^en 
bie JJeinbe jurücf. (©c^nefeler I, 24. 370.) 

©t. ©onifaj rettete grifelar im pebenjä^rigen Jfriege öor ben 
e^anjofen, inbem er auf ber SRauer mit einem meinen Suc^e bie 
^geln abf|ie(t unb jurücffc^Ieuberte. 91(9 nac^ ber ®6)lad)t bei 
^o^enlinben bie t^an^ofen auc^ in ben 3farn)infe( t)orbrangen, machten 
fte in ffbnigöborf ^alt, ein SRebet üerfcftleiertc i^nen ZH\ unb fie 
glaubten, t>ai bort üiefe laufenbe ©tanbquartier hielten. Die S^roler 
beftanben 1809 ba« ®efec^t am (ifel unter ber Carole: Die SOhittcr 
®otte« ^ilft un«! 

(gin ftbnig belagert fiamer^f, aber bie ÜJhittergotte« mit ben 
lieben Sngeln fängt ade ©teine unb Pfeile auf unb wirft fie jurütf. 
(ffiolf «. II, 204.) 3m iüngften beutfc^^franjBfifc^en ftriege 
liaben unfere ^art^eimgefud|ten geinbe, befonber« fromme SSifionärincn, 
©efic^te gehabt, n)ie bie snabonna (natürlich i^re roälfc^e o^ne (S^rift^ 
finb) mit bem ©äbel in ber ^anb bie Deutfc^en aM t^anfreic^, 
unb öollenb« au« eifa6=8otl)ringen ^inau^iage. ©o ^aben fte bie 
gegenbe: Deutfc^e JReiter fprengten im 3anuar 1871 gegen ßambroi 
oor, ba erblidten fie an ben Ü^oren bie Jungfrau SDJaria unb einen 
Sngel mit bem glammenfc^roerte, ber ifjuen ©c^recfen einjagte, baB 
fie bi« 5um Dorfe 9Ma«niere« jurüctroit^en. ©ie erjäf|lten ba« 
tt)unberbare ©reignig einem franjbfifdien ©irt^e, ber feltfam genug 
ba« Deutfc^e fogteid) oerftanb, obmofil er fonft ber ©prat^e nic^t 
mächtig mar. 3n ber Äatfiebrale oerertigen ba« SBunber jmei Sampen^ 
ftbde mit ben Süpfen Äbnig ffiil^elm« unb «i«mar(f«, foioie STOoltfc« 



119. 2)er Gdfttangenbann. 299 

unb ®cncral ®öbcn«. & ift bie alte ©tobticgenbc In neuer auf- 
läge, jeboc^ fo ernft^aft mieber^oU, bo^ fetbft ein SBeltbtatt, mie bie 
81. »09. itg. 25. äufluft 1873 baöon m na^m. !Doumer fü^rt 
in ber ©c^rift: „!©a« ©unber" 1874 ate fünfte ®xuppt an: ©täbte, 
©urgcn, $)eere u. f. f. burc^ STOarienerfc^cinungen öor feinb- 
ticken angriffen gefAüfet" ouf. 

119. ^tt S^Iattgenüatttt. 

Diobor erjä^tt, ^erofte« ^abe ben Uretern ^utieb bie 3nfet 
Don ©^langen gereinigt; unb noc^ ^eute finbe fic^ ^öc^ft feiten 
eine, wo^I aber ©forpioncn. 5Wic^t nur Äreta, bie 3^"^^«^^^ öu(^ 
©arbinien mit ^Se^culap« !J)ienft fannte feine ©(^langen unb 
fc^äbtic^en S^^iere, fo roenig mie ber ^oQofiain in S(arod bei So(o^ 
p^on unb — ^erufatent! aWatta ift öon ©erlangen befreit, feitbem 
?aulu« ba getanbet unb bie giftige SWatter, bie fic^ an feine $onb 
gefjängt, in'« geuer gefc^Ieubert ^at. ÜWan miß im ge(« no(^ SSer= 
fteinerungen ber Heinen ©eftien nac^meifen. 

Ob urfpriingtic^ ein ®ott ober ^atbgott aU ©c^tangentreter 
auftritt, fpäter übernimmt feine 5Roüe ein gefeierter $e(b, ober, mie 
mir ^ier au^einanber fe|en moden, ein ^eiliger, ^a« ^(tert^um 
fafete ©aurier unb ä^nlic^e ^etrcfaften aU {Rippen unb SBirbelfnoc^en 
oon {Riefen auf, j. ©. öom Onber Oronte«. 2lm !J)racöenftein, einem 
^o^en gel« im Zijal bei Äufftein ift aüe« ®ra« aufgebrannt: folc^e 
^tä^e nennt man Sllberflerf. !J)ie6 tf|ut ber Srjbrac^ menn er 
Sbenbd ober Stacht« umherfliegt, ba mo er fic^ niebertägt. 92a(^ 
fteben darren mö(^ft manchmal mieber @ra«. & ^ätt ftdi nur 
in ben tiefften Älüften ber ^bc^ften ©erge unb gctfen auf, mo^in 
man nic^t (eic^t gelangt, unb feine 9la^rung ift @rj, ba« er ju ®o(b 
fc^mitjt ©er fein Sager finbct, lann ein reicher 3Wann merben. 
SBenn ber Silber fliegt, rötfjet er bie Selfengipfct, ber ®lanj bouert 
eine SSiertclftunbe; bann gleicht er einem glü^enben jtlumpen mit 
feurigem ©c^meif. !J)er 3)ra(^e fä^rt at« feurige Sufterfc^einung 
burc^ ben ©t^omftein (8auf. ÜKag. XL, 80), oon ij'6iftxm ÜWäc^ten 
gebannt fällt er in ben ©temfc^nuppen oom ^immel. (©artfc^ 366.) 
©0 ift ber ©rac^enlampf auc^ biblifc^ oerbrieft. aWargareta fü^rt 
ben !Dra(^en an i^rem ®ürtel, mie bie inbifc^e Durga. ©ie Slinb- 



300 119. Der ©djlatifletibatin. 

\dfltidft lonntc bcn aWcnft^cn burt^ unb bur^ pec^en, ober feit fie 
ber SWuttergotte« ouf ber 9?cifc über bo« ©ebirge noc^jieUte, ip 
fle btinb. 

atiejrer fü^rt (®ef(^. SO. I, 307) ba« aSorfommen öon ^unb«- 
unb ©unnfagen in bcn äftcftcn ©prac^bcnhnäler ©ü^emö an. S)a« 
aWittcIalter [teilte fi(^ ücrflu(^te unb öerfteinerte !Bra(^en üor, meiere 
flcPgcIt unb mit feurigem ?ltl|cm ba^infc^iegenb ßuft unb (5rbe Der^ 
pefteten. ®o üermanbelt ©t. ^atrif afleö giftige ©cwürm Ortanb« 
burc^ fein ®ebet in Stein. Saufleute Rotten öon bicfer (5rbe in ©c^iffen, 
um if|re ®ärten öon Ungejiefer ju reinigen, wie nac^ äüon V, 2 
erbe Don Äreta ben ®iftf(^(angen für öerberbli^ galt. 

SQe ©erlangen werben t)on Sonftantinopel fernege^alten im 
$inb(i(f auf bie eherne ©(^(ange, wetc^e bad 3)Htte( Dom apoUinif^en 
!t)reifug aud !De(pf|i am 9tennp(a| ^tmeiban bitbet. ©o bannt bie oon 
aWofe« er^ö^tc ©erap^fc^lange in ber ffiüfte alle Slattern. ®en 
©c^lanber« entfanbte ©t. ®corg fo ein Unget^üm, weil man feiner 
ffiallfa^rt«fapelle feine ei|rc angettjan. Die ©täbter nähten ungelbfd)ten 
Salt in eine ffalb«f|aut, bie ber Drache üerfc^lang, barauf aber öor ^ein 
im ©ee ben !iDamm burc^brac^, fo bag bie gottlofe ©tabt ben Untergang 
fanb. 3m Jobe jerfplittcrte ha^ Ungeheuer mit bem ©c^meife noc^ 
fieben (Sieben, (^enne 40.) 8int tft oltnorbifc^ wa« Sintwurm. (hi 
ber !Bro(^en^bf|Ie auf bem ©awel bei Srafau Raufte ein furchtbare« 
Ungetl)üm, ba« SWenfc^en unb Jfiierc oerfc^lang, bi« Jfrafu« i^m 
einen mit entjünblic^em ©c^roefel gefüllten Rammet üorroarf unb 
ben Drachen oon 3nnen oerbrannte, worauf ba« üBoIf i^m al« 
Sanbbefreier ^ulbigte. S)iefe ©agen entfprec^en annäfiemb ber ©c^il= 
bcrung bei Spaniel XIV, 26, welcher ^td), gett unb ^oare ju* 
fammen tod}i, unb mit bem in'« SKauI gefc^teuberten Stnd^tn ben 
Dradien berften mat^t. Sine Segenbe ift foöiel wert!), wie bie 
anbere; gleich wof|I nehmen c^riftlic^e 2:f|eologen bie biblifc^e noc^ für 

älpolloniu« oon Sqana bannte burc^ einen Sbler oon (fo} 
alle ©(^langen, wie er burc^ einen in bie (Srbe geftedten ©forpion 
biefe, bie SDiürfen unb olle Onfeften öertrieb. 3)a0 ^eftübel jie^t in 
©cftolt eine« alten ©ettler« in Sp^efu« ein, un}) wirb auf Slpolloniu« 



119. 2)et ©d^IangenBann. 301 

©e^clg tobt flcftciniflt (?^l(oftr. IV, 10. VIII, 6. 9), worouf bcr 
SBeife t)on S^^ana bem ^eratle^ q($ abroe^renben ®ott unb ^eUanb 
einen Ztmptl erbaut. !X)te ©(^(angenbänbtger jtnb in 9[egQpten 
^eimifc^, unb ber {Reformator be« $)eibent^um« unb S^^^fl^ttoffc be« 
?au(u«, anä) im Sliüanbc bewonbert, fte^t nur infofeme . hinter 
3Rofed jurüd, ate biefer bte a^rimanifc^e ftarfefterd jugteic^ ^eroor- 
rief unb mit feinem ©tobe »ieber bannte. 

aWorio liberatrice ^ei§t bie ffirc^e om gorum, wo bte {Römer 
eine ©erlange öere^rten, bi« ?apft ©^töefter II. fie mit bem ßreuj= 
ijcic^en tbbtete. Unfern liegt ber iutumifc^e ober furtifc^e ©ee. äu^er 
ber ®otte«iungfrou ^at ber ^I. ©ongoriu« ba« Slofter om 
©inai öon Srbten, ©efpen unb ©ewürm gereinigt, ©t. Stemen« 
töbtete eine 3Kenge ©(^langen um Irier. ©t. ©aubenttu« 
©ifc^of oon Offero (apforu«) fegnete öon feiner ©rotte au« bie ju 
feinem ©i^t^um gefjbrigen batmatifc^en Onfefn, bog fein giftige« 
5Repti( bie SWenfc^en fc^äbige. ©eitbem beherbergen ß^erfo unb 
Suff in feine SSipem me^r, ia fortwä^renb fommen au« dtatien unb 
anbern ©egenben fleinc ©arfcn, um ©teine au« ber ^bfife abju= 
5ufc^(agen. !Ba«fetbe gefd|ie^t in Sitta öecc^ia auf aWafta im am 
benfen baran, bog ?autu« bie 5Watter in'« geuer geworfen, 
(äpftg. 28, 5.) ©eitbem fommen fie nur in 5Jerfteinerung oor. 
Seine SWatter ober „ainic^gewürm" wirb ju ©ietingen im !J)orf 
ober ber Umgegenb in ©c^maben gefunben, bleibt auc^ ba nic^t 
tebenbig; ba« foß nac^ gürgeben bcr alten oon i^rem Patron 6^- 
riafu« fommen. ?irmin reinigt bie ©obenfeeinfel {Reic^cnau, 
^onorat bie Serinifc^en @i(anbe bei Sänne« oon flattern, ©t. Sßt- 
atu« Don SSinboniffa (ober SSinbocinum-SJcnbome), ein ©trotte oon 
©eburt, oertreibt eine ©(^(ange au« ber $ö{|(e bei S^ur, bie er 
a(« Sinfiebter bewohnt, ©t. 3u(ian oon {Renbena in SöIfc^tQroI 
erfc^tug feine SItern, fie für {Räuber ^attenb, jog bann jur ©ußc 
in bie tieffte SBatbeinfiebelei am SSal ©enooa, bi« er bie ®tocfen 
nic^t me^r tauten, bie ^ä^ne nid|t fräßen ^brte. Da ^art^erjige 
^irten i^m ein wenig aWilc^ oerfagten, mürben bie beerben in bie 
no(^ fic^tbaren ©tetnblöde oermanbelt. ©eine gürbitte ^ilft gegen 
giftige ©erlangen, bereu e« am 3erge ©an ©iuliano barum nic^t 
gibt. Patron wiber bie aRo«quito« ift ber ^l. aßarfu«, Sifc^of 



302 119. ^et Gd^langenbonn. 

Don Sret^ufa, totlä^tx 362 fem SRart^rium unter SDtüden- unb 
gttegenftic^en erlitt. 

Sin Settetmeib wirft beim ®u6 ber Sürgergtocfe ju ©ernau 
in ©ranbenburg eine Slatter in bie Sffe, unb fo weit i^r Ion Hingt, 
bleibt bie ®egenb öon ©(^fangen frei, (©dimarj 161.) 3"^r^"5löu 
in ber Ufermarl fomntt feine ©erlange üor, fo weit bie groge ®lodt 
tönt. Sin jur JRic^tftatt gefüt)rtcr üBerbret^cr erbot fw^, wenn man 
i^m bQ6 'geben fc^ente, alle ©djlangen qu^ ber ®egenb ju vertreiben. 
(Senne 114.) ©omeit man bie groge ®(o(fc t)on SBrie^en ^ört, 
gibt e« feine ©(^langen; ©c^Iangenfett, beim ®u§ ber ©torgar ber 
®locfe öerlüonbt, brockte fie ouf eine SWeile um. ((Sräge *Pr. ©. 99.) 
SDiit Konten oom öfterlic^en Subo^feucr werben fie oertrieben, unb 
SSernoIefen (91. 250) erjä^tt noc^, wie ein fa^renber ©c^üter im 
©oQ^t^ole in SoUi^ oUe^ giftige ©ewürm oerbonnte, bo§ t^ ben 
Iriftbot^ nid|t überfc^ritt. J)er ©(^longenfänger ^u ©oljburg 
pfeift einen unnac^o^mtic^en Jon, unb ou« Äeßern unb ^öufern 
ringeln fie ^erbei, jule^t eine große ©d|longe, bie ficft über i^n 
wöt}t unb i^n tobt mortert. («ec^ft. ©. O. 102.) 

3)0« !X)rQ(^enloc^ im Unter^berg liegt 4000 gug f|oc^. Sine 
ber öielen fo benannten ^B^ten ift bei 9?bt^elftein in ©te^ermart. 
Unter ben Äirc^en^eiligen ift faum einer me^r ber Srbe uralter 
aW^t^en, wie ©t. aWang, ber äpoftct be« älgäu. ®leic^ bem ©o^ne 
ber Satona, unferer norbifc^en ^lubana, ber ben ^»p^t^on an ber 
foftalifc^en Quelle befämpfte, erlegt ber c^riftlic^e ®lauben«prebiger 
ba« Unget^üm am 'Drat^enfee in ber 9llpenf(^lu(^t bei gügen. ?[u(^ 
auf bem ©brt^ am ©taffelfee weift man noc^ bie je^t öerfollene 
$5^le, wo ©t. aWagnu« ben ßinbwurm tbbtete. 3n aWurnau felbft 
jeigtc man bi« ^um ©raube 1835 am ©c^neiberbic^el neben bem 
©rie^bräu ba« 35rac^enloc^, wo e« Raufte unb barft. !J)a«felbe ging 
tief einwärt«, fo bag man fi(^ faum ^inauftraute; baoor ftanb eine 
aWarmorfäule jum Slnbenfen. 5)ie „©tobt" foll früljer ffiurmau 
geheißen ^aben unb fä^rt noc^ ben Sinbwurm im Sappen. !X)er 
beutfc^e Srieg^gott oon ber na^en $)irmon«burg ift burc^ ben 
^eiligen oertreten, bo(^ ^at ©t. SWang nacft 9?aberu« aui) bei 
Kempten alle ©erlangen oertilgt. 



120. S)ie gfelbmau^ aU ^eftf^mbol unb 9[Itatopfet. 303 

120. 3)tc ^clbmatti all ^cfiftimtiil ttttb tlltatii^fer. 

Om Ztmptl \n aWcntp^i« ftanb bic ©totuc bc« ^ricftcrfbntg« 
©et^on mit einer WlaM ouf ber ^anb, mic ^erobot II, 141 melbet, 
^um änbenlen an bie SWieberlage ber aff^rer unter ©ona^orib, rtie in 
beffen ^eere burc^ ©erwärme öon getbntäufen ßbt^er, ©ogenfe^nen 
unb ©(^i(be jernagt mürben, {o bog fte maffenlod umfamen. !Z)ie 
W tft e«, bic beut feinblit^en ßrieg^^eere bie ©efinen töft, nac^ 
bibtifc^em Slu^brud aber t)at ber (Sngel bed ^txxn Dor ben Wlanttn 
Serufalem« in ©iner SWac^t 185000 SWann bc«fetben ©an^erib 
erfc^Iogen. (II Äon. XIX, 35.) ®ie ber (Jrjenget fein ©c^mcrt 
auf ber (Sngeteburg in 9iom einftecft, at« ^apft ®regor 590 bie 
öon ber ?eft ^eimgefuc^te ©iebenPgelftabt bur(^n)onberte, fo ^at ber 
^eftenget fc^on auf aWorio unter Äbnig Daöib get^an. (II ©am. 24. 16 f.) 
S)ie üon Ärcta fommenben leufrer Ratten ein Orafel erhalten, bort 
i^ren Sufent^alt ju nehmen, n)o fte Don (Srbgebomen überfaHen 
würben. 9ei$ama;itod nun jemagte 92ac^td ein tieroorbrec^enbed 
^cer öon gelbmäufen aße« Seber an SBoffen unb ®erätf|en, ba^er 
blieben fie ba wohnen, ©ei ^omer 3(. I, 37 f. fc^icft äpoUo auf 
ba« ®ebet feine« ^rjefter« ßrine« bem feinbtic^en ^eere SWäufe auf 
bem $a(d, mä^renb auf bitten be« S^r^fe« bie ©riechen Don ber 
?eft ^eimgefu(^t werben, ßtemend aief. protrept. II, 33 gebenft, 
wie bie 5Wäufe nac^ bem trojanifc^en ^iege bie ©ogenfe^ncn ber 
8anbe«feinbe jernagten (ogl. ?lin. VIII, 82). 

ÜDie {Ratten be« c^inefift^en ffrieg«gotte« ©fanbo freffen 
in ben Oafcn ©erifa« wie am ^imala^a aüt9 d^üftjeug ber feinb^ 
feligen »Ölfer auf (erffiein äffefi« 236.) 3m ?)abfc^ur üBeba Reifet 
bie aWau« ba« I^ier $Rubra«, b. i. ©c^ioa« be« 3^^'*^^^^' ö"4 
fte^t ©anefa auf einer SRau«. 92ac^ bem 3^i><^^(f^o f^"^ ^i^ 3)?öufe 
(Sefc^bpfe agramain^u«, be« in ßaftcr oerfc^tungenen Sfiriman. S)ie 
Stac^tgöttin ©uto fIof| in (^eftalt einer anau« Dor Z^p^on, in i^rer 
©tabt ©uto« würben foldje a(« SDiumien beigefe^t, unb man ^egte an 
bem Oraletorte prop^etifc^c lempelmöufe. (:perob. II, 67. 166.) 
!X)aoon ^ieg fie bie SDiäufeiägerin. @ine 3Rün)e mit bem jlopf ber 
!Demeter ^at auf ber Äe^rfeite bie 3Hau«, fie war alfo ber Srbmutter 
eigen. 3fiö fü^rt baoon f eiber ben ©einamen aWut ober aWaut, 



304 120. i)te gfelbmauS aU ^t^t^mhol unb 9[ltatopfet. 

unb »hrb o(« De Muta jur lobc^göttin. ©ic ÜHau« ift bic ®aat^ 
Derberberin unb 93or(öuferin ber $eft, bie aber jugteic^ bad ^nt, 
bad @Qmbot bed Selbem ber Sluferfte^ung im (Srbengrabe birgt. 91^ 
bo« 8onb SDiäufe föchte (roic bie ©eptuaginto I ©am. IV, 15 lieft), 
fanbten bie $^i(ifter aud t^ren fünf ©täbten fünf gotbcne 3Räufe 
ium ©unbe^jelt 3e^oDa«. ©oa( ber ©eljebub ift nämtic^ ,,ber ^crr 
ber {Ratten unb ber aKäufe, ber gliegen, eJröfc^e, SEBanjen 8fiufc/ 
n)ooon SKep^ifto fpric^t. dfaiad LXVI, 17 rügt nic^t umfonft bie 
SWäufeopfer (jur ©efreiung ber gelber), ffier beult ^icr nic^t an 
ba« fagen^afte SSotbopfer ber filbernen ÜHau« im Äölner 3)om^ 
fc^a^e, mld)t bie Slnctbote nad) fu^ }og, bic 9i^eintänber moUten 
lieber noc^ — einen golbenen ^rüg auf ben ältar fteüen, um bie 
fremben Ferren lo^jumerben. 

2lpollo fü^rt ni(^t nur jur ©träfe ber aWenfc^en ben ^eftpfeil, 
ber in cftriftlic^en Silbern auc^ in ®ott 93ater« $anb übergegangen 
ift, fonbem er ift jugteic^ (Srlbfer Don bem Uebet. 3m 3Raudlanbe 
ber üß^fier (t)ierogl. 5Waufu) trägt er fc^on bei $omer al« SWaudgott 
ben Seinamen ©mint^eu^, unb bie i^m ^eiligen £^iere ntften 
unter feinem %ltar im Tempel ju ^amajrito^. Sei über^anb^ 
ne^menbem ÜRäufefraß in ben ©aatfelbeni opferten bie 3leoUer unb 
Iroer bem ®otte, unb ba« Uebel fc^wanb. ^erafle^ oon $ontu« 
melbet bei ©traboXIII, 1, im ^eiligt^um p S^r^fa ^be ed gar 
oiele ^eilige 9Räufe gegeben, ba^ Silb ^ollo^ oon ©topa^ fe|te 
ben gug auf eine folc^e. 9letian XI, 19. XII, 5 totxi oon ja^mcn 
meigen anäufen im ©mint^eum ju ^ejramitod, bie unter bem 
aitar if|re $b^te Ratten, neben bem !J)reifu6 figurirte pbem eine 
!Dfaud. Srgioif(f)e SRünjen Ijaben bie WlaM jum @mblem ($ollu; 
IX, 6. 84), unb auf folc^en oon lenebo« unb ?llejanbria ift fie 
neben bem @^otte, abgebilbet. S)er alte Saal ^ält fo bad Z^ier in 
ber {Rechten, in ber 8in!en ben ^eftpfeil. Sine üKünje öon Wltta^ 
pont jeigt bie Srbmutter Demeter unb auf ber ^c^rfeite bie 2Wau«. 

©t. ©ertrub, bie Partnerin, wirb im frainif(^en Sauemfalenber 
mit imi ÜHäufen bargeftellt, bie an ber ©pinbel nagen, ba uor 
i^rem gefttage (17. aWärj) ba« winterliche ©pinnen ein (SxiU Ijat, 
Der 2lu«brucf : „ba beigt bie SKau« feinen gaben ab,*' befagt tjoßö^ 
tpmlic^: „cö änbert fic^ nic^t«.'' 3)ie ©ecle wanbelt im Sraume 



121. ^ie Seltfagc t)om dtattenfanger. ^05 

al0 SWau« über bic ©(^lücrtbrüdc, unb fo ift urfprünflfic^ ®erbr 
bic $)üterm bcr abgcfcibtcn. Unter bent Ältare ^eröor bringt ju 
änbec^« unfern com SDIüu^fee bie ßirc^enmau« ben popiemen 
(sie!) 3^*^^' ^"i^ ^^^ Slat^iüeife ber jur $)unnen}eit üergrobcncn 
dtetiquienfc^äge. @in SBa^rjetc^en don 8übed finb 3Röufe, bie 
unter bent SKtartuc^ be$ Slbenbnta^Idttfc^ed fic^ bUden (offen. 

3lm 13. unb 14. Oftober 1727, wenige Sage öor einem (5rb^ 
beben, fc^wamm bie SBanberratte in <Sc^aaren bei Slftrac^an über bie 
SBotga unb ^ielt if|rcn ßinjug in ©uropa, bic fc^woräe $au«ratte 
oerbröngenb. SRäufe im Sanbe bebeuten md) ber 2:rQumfQmbo(iI 
frembe SSbller, alfo Ärieg. 

121. 3)ic aßcitfagc diim Wattettfattgcr. ^ataUtU jtt bett aßttttbcrtt 

SRiifiS. 

„2)0« SSoII fonn nic^t o^ne aW^t^oIogie leben," äußerte 
^einric^ ©agern ju mir auf ber 9i()einfQ^rt jur fec^ften <Säfu(Qr' 
feier ber ®rünbung beö Sötner 'Dome« 13. äuguft 1848. Unb 
fürwo^r! achtet einer auf oß' bie Patrone, mldft bie ÜHcnge gegen 
aWäufe, fliegen unb anbere« Ungejiefer auffteflte, fo glaubt man 
mitten in ber Reiben jeit ju (eben. Unfere 85otteI)eUigen ^aben bie 
Aufgabe be« 3lpoüo aavgoxzovog unb idvioxTovog im öoflen Um- 
fang übernommen: fte fmb ber 9?ei^e noc^ ©t^Iangentbbter, SKäufe- 
banner unb f$(iegent)ertreiber. $at boc^ auc^ ber 9)2äufefänger oon 
$)ame(n ober ba« ©ergmännlein, mli}t^ oüe ftinber ber ©tobt 
nat^ ben fieben ©ergen ju ben fieben 3^^^9^"' ^- Ö- mau«- 
tobt in bie Unterwelt ober in bie ffiefer entführt, fein mef|rfoc^e« 
SSorbilb. a)ic äbeffinier taffen 3abf(^ubfc^i unb SKabfc^ubfc^i. 
b. ^. ®og unb 3Kogog at« bämonifc^e Pfeifer ouftrjeten, welche 
öuf S^titn burc^ bie Dörfer reiten unb burc^ i^re ÜJhifif bie Äinber 
unwiberfte^tit^ in'« üBerbcrben jie^en. (Pfeiffer ®. XIV, 399.) 

äeg^pten galt üon Sllter« ^er für ba« 8anb ber 3öuberei. ©a 
Derfe^t fic^ bie weige SWagie be« ÜWofe« mit ber fti^warjen in Äampf. 
©regor^ melbet üon ben gaöcinationen eine« ©tone: fo groß war 
beffen aWac^t, jumot auf fefir fenfible ^erfonen, bog fie einen om 
®tu^(e (e^nenben @tod nac^ feinem SBiQen für eine (Seetange hielten 
unb ouf feinen ©efe^I für i^re SSorfteßung bo« 3^"^^^ i^ ^hiem 

6epp, 9ciit{(^e Kfligion. 20 



306 121. S)ie SBeltfage Dom Slattenf finget. 

üon »Üben Spieren betjöttertcn ©arten lüurbc.*) $icr fc^eint 5>^P' 
notidtnud im @pte(e. S)Qd ^Räufemac^en \pitlt in ^e^enpro^effen 
eine Hauptrolle. 'Da« bcutfc^e SSoItemärc^en fü^rt bic ©trafmunbcr 
äWofi« ouf ficben jurüd. Sil« bie ?anbfd|aft Don Sorfc^ einft 
burc^ einen Slmeifenregen ^eimgefut^t »urbe, unb bcr Sifc^of loon 
SBorm6 be«^a(b Bittgänge anftetfte, erbot fic^ ein @infiebler, ffir 
ben ^rei« oon ^unbert ©utben }u einem jlapetfenbau, bie $(age loon 
ber ®egenb ju nehmen, ?og eine pfeife unb bie 2lmeifen gingen 
fämmttic^ im bortigen @ee ju ®runbe. Da aber bie Seute ben be^ 
bungenen ?o^n oerweigerten, pfiff er abermaf«, unb alle ©c^roeine 
ftürjten fic^ in'« SBaffer. 9m nä(^ften 3af|re folgte ein ©rißenregcn: 
nun fteigertc ber Unbefannte ben ^rei« auf ba« günffac^e, jum ©au 
eine« Älofter«. ©ofort n)urbe auf bie ©ebingung eingegangen unb 
ein Kohlenbrenner befreite ba« S3oIl oon bem Sammer. 3ebod) auf 
ben abermaligen Jreubruc^ pfiff ber SBunbcrmann oBem ©ottenioic^, 
unb e« oerfc^rtanb im ©ec. !J)a« britte 3a^r fa^ auf ®runb unb 
©oben äße« oon SWäufen wimmeln. 5Weuerbing« ©uge; barauf 
erfd|ien ein ©ergmännlein, welche« oon jebem !Dorfe taufcnb Oulben 
begefirte, um ba« Unzeit abjuroe^rcn unb juglcic^ einen !J)amm loiber 
bic ©ergwaffer ju bauen. !J)a« Sanbooll Iciftete n)ieber bie B^fage, 
berffobotb pfiff unb alle ÜKöufc folgten i^m nac^ bem Sannen^ 
berge. S)er abermalige Jrcubrud) fül)rtc enblid) baju, bog auf bie 
*?Jfcife be« ®nomcn ober ©ergmännlein fic^ bie ffianb auftfjat, alle 
Sinber be« Umlanbe« jie^en hinein unb famen nic^t miebcr in 
SSorfc^ein. 

auf aWofi« ®c^ei6 ftirbt bie (grftgeburt an ber ?eft. — S« regnet 
biefe ©rillen unb 3J{äufe oom $immel, benn nac^ bem S$olf«glauben 
rüfiren fie übcrjä^lig oon ©emitter f|cr, tauchen mit bem Sßebel auf 
unb oerfc^minben mit ben SBolfen mieber. SBer backte, bag bie 
Sage öom ÜWäufefängcr oon ^ameln 1284, welcher bie Slage^ 
t^icrc oertreibt unb, jum !DanIe abgcwiejen, bie ©tabtiinber in ben 
©ocf«bcrg fü^rt, worauf fie in ©icbcnbürgen micbcr oorgefommen 
fein f ollen — un« bi« ^tiqpttn jurücffü^rt! 8lu(^ 3Hofc« cnt« 
fü^rt bie Kleinen untcrirbifc^. 3^^" Uebcrfluß ergänjt nämlic^ ber 

1) $eTt^, m^% et(4 738. 9iotf, ^J^t^. 9teal». 1, 103. 111, 125. 



121. Die fflfltfüQe bom »attenfdnget. SOl 

Jatntub*) btc ©ibcl mit bcr ouf glciti^cm ®runbe bcru^cnbcn än- 
gobc: bcr ©efc^gcbcr ^obc bic JKnbcr S^ratl, totläft bcr ^fiaroo 
jum ^(utbabc au^crforcn, ®ott aber munbcrbar unter ber Srbc gc« 
borgen, q($ fie f|crQngen)Q(^fen, mit feinem ^anbtt^iabt ^crau^geffl^rt. 
©clbft ^au(u« nimmt I. Stör. 10 borauf ©cjug, mie fie geiftig ge= 
fpeift unb gctränft »orbcn feien. 8uc^ bie %xa\xtn unb Äinber gingen 
mit SBittelinb« gefc^Iagcnem ©ac^fen^eer in ben ©erg ein, »ic bie 
i«rocUtif(^e 3ugcnb auf biefe ©eife ber SBerfotgung entrinnen. Unfcr 
äbenbtonb beiücgt fic^ fomit im ßreife ber opolat^ptifc^cn SSorftet* 
tungcn, »orin andf bic ©unbcr äRofi« fpieten. 

!Bic reichen ^tit)ttm Don ©üttingcn befaßcn brei ©urgen, 
i^r fog. ©c^Iog, bie Oberburg unb SKoo^burg. On bcr tfteurcn 
3ett faßten fie i^re Speicher im S^urgau unb (ebten in ®aud unb 
©rauö, lodten aber ba« SSoIf, wetc^e« um ©rob fc^rie, in eine 
®(^eune unb ftcdten biefe in ©ranb. 8luf i^ren SBc^eruf um Sr== 
bormen fc^rie einer ber greifjerm: „^ört wie bic SWäufc pfeifen!" 
©otb fuc^ten ja^ofe ÜWäufc bie ^crrcnfifec ^eim, bi« biefe in bie 
©afferburg flogen, boc^ auc^ baf|in öcrfolgt, würben fie bei lebcnbigcm 
?eibe aufgefreffen. SSon bcr im ©obenfee ücrfunlenen ©urg fa^ man 
bei ticllcm SBetter noc^ fonge Jrümmer im ®runbe. (^erjog I, 158.) 

3m ©orfe ©ranc^ k^ SWoui« bei ^ari« wimmelte e« 1240 öon 
atotten unb ÜWäufcn, bi« man mit einem ffapujiner, Ängionini. 
ben üBcrtrag fc^Iog, fie ju vertreiben. Sr warf feinen ÜWantel in 
ben ($(ug, fprang hinein unb bad 9iubc( i^m nac^, bi^ fie ade erfoffen. 
Da man nic^t ©ort fjiclt, ^o(tc er fein $om unb auf fein ©lafen 
fommeltcn fi(^ alle ftü^e, ©c^weinc, Rammet, ^ferbe, ^icitn, ®änfe 
unb Guten, unb jogen i^m nac^ au^ bem Sanbe, 9}iemanb weig 
wol)in. (^enne 91.) On ben Äloafen ber alten Sutetia felbft bc^^ 
fanb fi(^ nac^ ©regor oon lour« h. Fr. VIII, 33 oor 3^^^" ^^"^ 
Statte unb ©erlange oon 6r}, welche biefe ©eftien ferne f|ielt, wie 
bcr eherne ©erpent, welchen 3Kofcd in bcr ©üftc aufrichtete, ©eitbem 
bic ä raber biefe entfernten, wimmelt e« f|ier von Statten, äuc^ 
3rtanb fennt bic ©age. 3n SWeuftabt Sber^watbc gibt c« feine 
Statten: ein Unbefannter erbot fic^ bcm SJat^e, aße« Ungeziefer 

1) Sota fol. 11, 2. 3a^tb. b. (I)e{(^. b. 3ubfn III, 60. 

20* 



308 122. t)tt ^audt^utm unb ^Aufefrai 

weg^ufc^affen, unb ^aufentuetfe brängten fte ftc^ }ur SRü^Ie, mo 
er ein 30^^^^"^^^^ oerftedt ^atte, unb nac^ bem ^lu^e f^tnom. 
Cr befam möi 3ül)r unb Jag ac^t I^aler; noc^ anbcrcr Urfunbe 
bü^te bie ©tobt bie ©eigerung bc« Entgelte« mit bem SSerluftc 
i^rer Äinber. (©ec^ft. 3). ©. 302.) On «ronbenburg fpielt ein 
Se^ermonn auf feinem Äaften unb locft bie ffinber cor'« 2^or in ben 
aWarienberg. (ffu^n S». ®. 479.) 35er {Rottenfänger fpielt auc^ ouf 
Ummanj, bie Heine pommerfc^e 3nfe( fübtic^ I)eigt baoon dtattenort. 
(3af|n 451.) Sei ©atanten in Sittl)auen gab ed fooiel $ruffotad, 
»efc^e bie ©eutfc^en ©c^maben Reißen, unb Statten, ba§ ber ÜRüüer 
fic^ nic^t baoor }u retten tt)ugte. !Z)a tam ein @pte(mann unb 
führte ba« Ungeziefer nac^ einer 3nfel, wo fie in einer Oeffnung 
fi(^ Dertoren. Sil« aber ber ÜHüder ben 8o^n öermeigerte, jog er 
ou(^ beffen grau unb fiinber nac^ fic^. (S3er!enftcbt II, 225 f.) 
®(ei(^e Semanbtnig ^at ed mit ben ^eufc^reden. Sfladi bö^mifc^em 
93ottdgtauben frä^t ein oerfc^nittener roeiger ^a^n ade Snöufe au« 
bem ^aufe. 9lm Ütilolau^tag fann man mit älnfc^reiben gen)iffer 
3ei(^cn an ber Jl^üre SWäufe unb JRattcn vertreiben. 3n Ober^ 
bfterreic^ trug flc^ ein „C^^fter'' an unb blie« auf bem 3Karftp(at 
in fein ^om, ba froc^en fte au« aOen Söc^em. @o ^og er ba« 
Ungeziefer hinter fw^ jum näc^ften Jeic^e unb fc^ritt hinein; ba er 
aufhörte, ertranfen fie.*) 6« ift ber lobtengott ber bie ©eelen ^olt; 
biefe (aufen a(« 3Räu«(ein au« bem SHunbe be« ©(^(afenben, unb 
ber {Rattenfänger ^at ©ejug auf bie ^eft. 

122. 3)er aRauSt^utm ttnb aRaufcfra|. 

Die Slpianifc^e Äarte verjeic^net ben ©brt^fee jroifc^en 3nning 
unb ©cefelb no(^ unter bem 5Wamcn aKau«fee. 85on feiner Onfel 
ge^t bie @age: (Sin (SJraf oon ©eefetb au« bem ®ef(^(e(^te ber 
Sbrring, ber fteiurcic^, aber ein ®eijl)al« rtar, ließ einmal in ber 
3eit einer großen $unger«notl| bie armen 8eute, bie nac^ Srob 
fc^rieen, in eine leere ©c^eune jufammenfperren, unb biefe barauf 
anjünben. Sil« ber ©tabel hellauf brannte, unb bie ßeute in ben 

1) Ottd* unb gfamiliennanifn ncbfl Gptad^proben im 2)futf(^en ^tlpen* 
öetfin VI, 248 f ; Vll, 168 f. 



122. ^et SRaudt^utm unb Waufeftag. 309 

glommen iämmcrlic^ »infcltcn, ft^ric er no(^ lati^enb auf: „$ört 
it)r, wie bte aWäufe pfeifen!" ©atb aber erreichte il)n bie ©träfe 
©otted: ed famen mit einmal fo Diele 3Räufe unb 9?atten in 93or^ 
fc^ein, bag er in feinem ©ette nic^t mel)r fic^er war. 8§ er, fo 
ftiegen fte i^m, wie bie t^öfc^e bem $^arao auf ben 2:if(^, fc^Iief er, 
fo liefen fie über fein Sager, fo baß er bi« in ben oberften ©aat im 
®(^(offe flüchten mugte, unb au(^ ba e« nic^t me^r au^^ielt. 3n 
ber ^otif baute er auf bad SBbrt^ im ®ee einen 2:i)urm, unb fuc^te 
bort®(^u^; aber bie SR&ufe »erfolgten i{|n ju Siaufenben auc^ ba^in 
unb fraßen i^n öößig auf, wiemo^t er fein ©ett an eifemen ftetten 
aufhängen lieg, yiaä) anbern ieboc^ rief er p ®ott um $t(fe, unb 
gelobte Stiftungen für bie Armen ju machen, barauf öerfc^wanben 
3)?äufe unb 9?atten unb ed mar mieber wo^nlic^ in ©eefetb. !Die 
$errf(^aft im ©c^Ioffe l)ört öon biefer ©efc^ic^te nic^t gerne. ' Onbeß 
ift auf ber Onfel im 3Rau^fee noc^ ein S:^urmronbe(I gebaut, unter 
bem ®ttoUbt I)ängt an oier jtetten eine Settftatt, ringd an ber 
Sanb ift ber Vorgang mit ben 9Räufen gemalt. 3n ber @(^a^^ 
fapetfe ber benachbarten ^trc^e ju Slnbec^d aber fal) man abgebilbet, 
wie bie 2Rau« hinter bem ältare ^eröor einen 3^ttel bringt, ber jur 
gntberfung ber in ben ^unnenfriegen »ergrabenen {Reliquien fü^rt. 

9uc^ }u ^o^enafc^au fpiett bie ®age, man »erlegt ben SRäufe^ 
t^urm etwad ungewiß nac^ bem ^ärenfee. @^ ift ber Sannric^ter 
®(^err, ber oon ®ci} geplagt breißig STOefeen ®etbe^ anfammeln 
woQte, unb bie Untertl)anen fürchterlich fc^unb, aber bie Strafe bed 
^immeld blieb nic^t aM, 9tac^bem er bie ^ungemben Seute in eine 
©c^eune gefperrt, btefe angejünbet, unb bei bem ®e^eut ber unglüct 
liefen Opfer gefpottet ^atte: „^ört if|r, wie bie aWäu^tein pfeifen?" 
würbe er felber »on ben ÜHäufen gefreffen. S)ie Sage finbet i^ren 
©tüfepunft in einem ©rabftein ber benachbarten Äir^e $5f|enberg, 
wo am 9l(tar bad Wappen ber ©c^err, mit einem ©c^err, b. I). 
ÜHautwurf, baneben aber ein {Ritter mit eifemen ©c^u^en fte^t. 

©ei ^otjöfter an ber ©a^erifc^^Saljburgifc^en ®renje liegt ber 
SurgPgel Sutterftall mit einem Weinen ©ee. Der ®raf, ein 
^art^erjiger ÜWann, ließ bie «rmen in'ö ©urgöerlie« werfen, unb 
lochte bei i^rem dammer: $ört t^r, wie meine ©etreibemäufe fc^reien! 
— bi« fie »erhungerten, «uf einmal füllte fic^ fein ©c^loß, felbfi 



310 122. 2)er Waudt^utm unb Tl&u\tfxa%: 

«ctt unb ftäftcn mit SWäufen, bic äüc« aufjc^rtcn. Umfonft baute 
er [idf einen I^urm in ben ©ee, benn bie Sl^ierc^en fc^mammen 
auf ^bl^c^en hinüber, unb ber S^rann fanb ein fürc^terUc^e^ &tbe. 
beibe ©(^tbffer aber fanfen in ben ®runb. (SJemalefen «. 328.) 

Die ©age com 2Räufet^urm erhielt fid), rtic ^ier beim batjerift^en 
©tammoo(fe, in aUen beutfc^en ßanben. 9ln (Sntte^nung ift ntc^t 
)u benfen, (iebet möchte man oon angebomen 3been reben, bie 
in berlei üK^t^en, wie bie ©prac^bitber aUentfialben n)iebertel)ren. 
9Iu(^ bleiben bie Seric^te aM oerfc^iebenem SRunbe fic^ gleich, fo 
bie 2:^urgauif(^e Angabe t)om graufamen ^tüin%fittxn, ber feine 
übrigen bei einer ^unger^not^ in eine ©c^eune fperrt unb oer^ 
brennt. (©. 207 ffiolf 3. H, 405 f. III, 307. So^trufc^ 314.) 3m 
babifc^en Oberlanbe wirb eine ©äuerin, welche ba« ©rob in einer 
Sru^e Derfc^Uegt, ftatt ed ben Srmen jufommen ;u (äffen, na^ bem 
oerbammenben Urt^eil bed ^apfted oon ©erlangen unb jtröten auf=^ 
gefreffen. (©aaber ©. 51.) Die ©age üom aKäufett)urm wiebcr^ 
^ott fic^ anä) bei ber 9)2 od bürg am ©obenfee im 2:^urgau. 

Srit^emiud metbet juerft bie ©age 00m ^äufet^urm bei 
©in gen in üBerbinbung mit ©rjbifc^of $atto öon SWainj (t 970). 
^ad) J^ietmar üon üJierfeburg ((St|ron. VI, 30) erfährt 1012 ein 
rebeflifc^er ^Ritter unweit Äöln wegen Beraubung ber (Süter be« 
i}l Siemens oon SO'Jäufen bieg ©djidfot. $om ©aftma^le weg )u 
Schiff geflüchtet, fiel)t er bie Ileinen ©eftien auc^ ba^in nac^fc^wimmen 
unb bie ^laufen burc^freffen , bag ed bem Untergange na^e ift unb 
wieber an ben ©tranb gebracht werben muß, wo er im ÜÄogcn ber 
aWäufe fein ®rab finbet. 3m Chron. belgicum p. 117 flüchtet ein 
Uebelt^äter auf ein ©(^iff unb wirb auc^ ba^in oon ben 92aget^ieren 
oerfolgt. 3" ®*- ®ereon in Ä5(n liegt ein ©neuerer beftottet, 
bem ba« ben Srmen üorent^altene Sllmofen in (autcr Ärbten fic^ 
üerwanbelte. Da i^m ber ©eic^töater auftrug, fit^ nacft in bie JJifte 
}u legen, warb er bi« auf bie ®ebeine aufgeje^rt. ©eitbem fam aber 
feine ^'6tt mtifx über bie ©c^weße. ßäfariu«, ber II, c. 32. X, 68 
biefe« berichtet, lernte felbft einen gewiffen Dietrich, jugenannt ber 
5rof(^, au« ßarponia (Serpen) in ber Kölner Diöjefe fenncn, ben eine 
^5te oerfolgte, bie, fo oft er fie aut^ tobt machte ober ücrbrannte, 
immer wieber auflebte unb fic^ an feine i$er[en ober an fein $ferb 



122. 2)et ^{audtl^utm unb ^dufefrag. 311 

heftete, fo ba6 er jutefet in einem ©t^ilbc an ber Dede pc^ auf^ 
Rängen mußte: e<J mar ber leibhafte Seufet! 

3n ^»(n ^at ftc^ bie ißac^rebe an (Sr)btf(^of Slbolf 1112 ge^ 
^ängt, in Strasburg an ©ifc^of ©ilberolf 999. 5)iefcr ließ 
®t. ättala ^eimlit^ ausgraben, bamit ba« aSoIf nit^t in ©t. ©tep^an 
opfere, unb bie ©eelgerätlie oielme^r feinem üRünfter ju gute fämen. 
3ur ©träfe »arb er oon aWäufen unb {Ratten oerfotgt, fo ba§ 
er JU ©c^iffc flo^; aber fie fc^mammen ü)m nac^ unb biffen i^n 
tobt. (©töber381.) 3)a«felbe begegnet bem «ifc^of ©ottfrieb oon 
O^nabrüd um 1363. ©elbft Äaifer ^einric^ IV. mirb in biefe 
©age hereingezogen. !£)er iunge (Sdquir ©ifci((u^ oon SBaIed 
mirb oom ®ette meg bi<$ auf einen ®aum oerfolgt, bem man S^tiit 
unb Slötter abgefc^Iagen, unb oon ben Statten bi^ auf bie ^oc^en 
jernagt.^) 9lac^ anbern bilben ja^Uofe Äröten bie ^lagegeifter. 3n 
!Dänemarf üben fie ba^ JRät^eramt für ben {Riefen 8ae. ^nx ©träfe für 
ben S^ronraub mirb $önig ©nio ju Sufaebog bei lebenbigem Seibe 
oon ffiürmem unb Saufen gefreffen, mie ?lntic(^u^, ©uüa, ^erobe«, 
$^i(ipp II. oon ©panien, unb ein ^err oon ^arten^teben, megen i^rer 
©raufamfeit. 5)er Sau^bü^el*) bei ©aljburg Reifet fo nac^ einem 
Surften, ber al« leibenfc^aftlic^er 3äger feine ©raufamfeit an ben 
ffiilbft^ü^cn ausließ, ^ieß er fie boc^ auf (ebenbe ^irfc^e binben unb 
mie ^ugatfc^em tobtiagen, julefet aber einen guBetfernen ^irfc^ ^er- 
fteüen unb ben ^ol)Ien Sbrper ^eijen, bag ber baraufgefeftte ©ilberer 
JU tobt gebraten marb. 3"^ ©träfe befiel i^n bie Säufefrant^eit, 
umfonft brachten i^n bie Seibärjte in ba^ ©lü^nbac^t^al, ba« Ungc^ 
jiefer fra§ i^n auf. (greifauff 646.) ?ll« ber 3)änenfönig Änut 
1086 auf anftiften be« blänbifc^en 3arl ««björn in ©t. «tban« 
Sirene §u Obenfee erftoc^en marb, brac^ eine ^ungerdnot^ au«, ä^bjbrn 
aber mürbe auf ber SRücffe^r nac^ ber 3nfel Oelanb oon Semmingen 
aufgeje^rt. 

5)ie bö^mift^e ©age ge^t oom ÜÄäufefc^Iofe im ^irft^berger- 
teic^. X)adfelbe meig man oom ©opiofee in $ofen unb oom 

1) SJgl. Gesta Rom. c. 68. aWonn^atbt, 3. f. 5). m. III, 307 f. 

2) $Qldftina fennt am gfluge ^tfon unfetn Dom Patmel ben gflo^« 
l^figel, £ell ^atattb, einen fünfUic^en (hbauftturf in htx dbene, too 
^onapQtte feine ^Tuppen cDncenttitte. 9{ä^eted erfu^x id^ ni^t. 



312 122. £tT fRaudt^ami nnb fRdnfeftog. 

9)tciufet^unn bei Seufc^iDt^. Sn @nefen gebot ein ^rfi ^optel IL, 
bei betn }mei fBanberer einfprac^en: er aber mied fte mit ^o^n jurfid 
?iaft, ein armer ©auer in ber SSorftabt, na^m fie auf, ber eben mit 
feinem ©eibe 9?epi5a bie SSermfi^Iung feine« ©o^ne« ®emo feierte. 
3um 3)anfe oerfünben fie biefem bie fönigüt^e ^errft^aft. ffiirflit^ 
ftö^t er $opie( ben Srubermbrber t)om S^^rone, unb fammt ben 
©einen erliegt biefer ber aWäufepein in einem ^öljemen Sturme auf 
einfamer 3nfel. 3n SWarfeille wirb ber reiche Septo 1092 ba« 
Opfer, ©ei ©c^ambat^ (5Wieberf. ©. 124) »irb ein ©(^neiber t)on 
ÜBäufen oerfpeift. 

9n bad aßttdentprmc^en bei STepIi^ tnfipft ftc^ bie ©age, 
ein Seutebebrfider ^abe einem armen Sßeibe bie (e^te ^^ entführt, 
ba fc^idte biefe traft ber 93ünf(^e(rut^e i^m einen 9)?ä(fenf(^marm 
auf ben $)a(d, ber i^n umbrachte. 6in anberer ^et)(er enbet an 
3nfeftenftid|en auf bem ^effift^en ©c^Ioffe ©pangenberg. ©benfo 
un^eimlic^ »irfen ämeifcnft^wärme. (Saiftner 237 f., ©ro^mann 
78. 246.) Die ungarift^e 35erfion menbet bie ©agc auf eine 
Cbetfrau an, »elc^e i^re ©tieffinber ^alb oer^ungem liefe, inbefe [\t 
praßte; bo(^ bie ÜWäufe fragen i^r bie ©igen oom ÜRunbc meg, 
ba^er fte auf einen ^of)en Saum ftieg. Umfonft! auc^ ba^in folgen 
i^r bie ÜWäufe. (ffitidlodi in "^Jfeiffer« Germ. XXXII, 432 f.) Die 
Stumänen in ©iebenbürgen er}ä^Ien oon einem jfönige, ber in feine 
eigene Joc^ter oerliebt mar unb, ba jur ©träfe ber Stegen ausblieb, 
biefelbc in'« ffiaffcr »erfen tiefe, aber au« biefem famen ja^ofc 
ÜBäufc, oerfotgten ben 8anbe«öerm im ©c^Iofe unb in ber 5Krc^e 
bi« auf ben it^urm, unb frafecn i^n mit ^aut unb paaren auf. 

©iebcnbürgifc^c 3c'Mi9^iJnf^ mufeten um bie ©agc in 
fotgcnber gt^ffung. S5or oielcn taufcnb Sauren war ein Äönig, ber, um 
fein Scbcn ju ocrtängem, mit bem Seufel einen ©unb fc^tofe. Diefer 
begehrte für jc^n fernere 3a^re ba« Opfer feine« ©o^ne«, unb nac^ 
abtauf ber ^tit immer einen weiteren geft^tat^tet bi« jum fiebenten. 
Da ergrimmte ®ott unb tiefe ein 3a^r tang bie ©onne nicftt me^r 
ft^cinen, Si« unb ©c^nec bedte ba« 8anb, unb ©äume, ®ra« unb 
lauter erfroren, bie ÜWäufc tiefen oom gctbe in'« gotbene Sönig«^ 
^au«. Diefer flo^ oon Kammer ju Kammer bi« auf einen ^o^en 
$erg, aber auc^ ba^in folgten fie i^m unb }e^rten i^n ganj auf, 



122. f)et 5Wou«t^utm unb ?Wfiufcfto6. 313 

bog ntc^t $aar noc^ Jhtoc^en me^t äbrig biteben. !Da festen bte @onne 
»ieber, unb ba« SSoIf fanb Obft unb ©etreibe, ble liiere frifdic« 
gutter. — Sin ocrmanbtc« ÜÄärc^en tautet: 3Sor oielen ^unbert 
Oo^ren tcbtc ein Äbnig; ber in feiner ©roufamfeit bie armen junt 
3eitt)ertreib burc^fägen lieg. !Da bat i^n einmal eine t^au um 
©rob; ber Uebermütl)ifle öerfeftte: 3)a muß ic^ erft ba« ÜWe^t mahlen, 
unb ließ fie ^erfc^neiben. 3)ad aber mar eine gütige Urme, unb bie 
See ^ob fic^ in bie Suft. @in furchtbar feiger ®ommer börrte bad 
8anb au«, ©arten unb ffiiejen lieferten feine irta^rung me^r unb 
bie 8eute Der^ungerten, n)äf)renb ber Sanbe^bater Dom 9lud(anb }u 
^unberten SBagenlabungen mit ^orn unb ®ein ftc^ fommen ließ, 
©ieber erft^ien bie a(te grau, unb bat um ©rob, ber ÄiJnig ließ 
i^r aber mie ba« Dorigemal ba« 9Re^( ma^(en. !£)a ^ob ftc^ i^r 
Äbrper in bie ^5^e unb fie fpufte auf bie Srbe, baß au« jebem 
Jröpflein taufenb ÜWäufe mürben. Diefe [türmten auf ben SC^rannen 
(o«, umfonft flüchtete er fic!^ auf ba« $au«bac^: erft al« er oon ben 
5Waget^ieren Doßftänbig aufgeje^rt mar, folgte mieber ein fruchtbarer 
©ommer mit reicher kernte, unb ba« SSotf mahlte fic^ einen neuen 
guten gürften. 

. !Biefe ©age erinnert an bie $>eim«lringla I c. 29, mo Äbnig 
Oee mit fec^jig Sauren bem Obin ein große« Opfer bereitet unb 
feinen ®o^n barbringt, um noc^ fo fange ju leben, irtac^ SSerfluß 
biefer 3cit opferte er jebe« ^e^nte 3a^r einen weiteren ®o^n bi« jum 
je^nten, ba empörten fic!^ bie ©c^meben unb er ftarb. 

ffiir fbnnen ben graufamen ©eric^t bi« jur ultima Thule oer* 
folgen, einem ©eij^al« fc^idt auf ben Sltre^jar ein 3öuberfunbiger 
jur ©träfe SKäufe ju, bi« fie aü' fein ®ut aufgeje^rt unb er in 
tieffter ärmut^ ftarb. 5)a rief ber ©efifeer ber Snfet einen anberen 
3auberer, ber einen ®c^affcl|legel briet unb bamit aüe üKäufe nac^ 
einer ®rube locfte, bie er auf 5Wimmeröffnen juf chattete. 311« aber 
ein fpäterer Sigent^ümer bier ben ®runb jum 5Weubau legte, famen 
fie mieber in SSorfdiein unb fmb feitbem eine *?Jlage ber gefegneten 
3nfel geblieben.^) 

1) St, manxtx 3fl. e. e. 95. Stebred^t in 2BoIf 3ettfdftr. H. 405. 
«eb^ati 880. 



314 123. f)et fd^toar^e %oh unb ha% toeiffagcnbe ©etginännlcin. 

!Ciefc ^axabtl öon her furd|tbarcn $)cinifud|unfl jur ©trofc für 
bie ^art^er^igfeit fc^eint ber gongen inbogcrmanifc^en VkU eigen, olfo 
fc^on aM Slfien oon ben ^ieftern mit auf bcn ffieg genommen. 
Sine tobftiüe „aWäufeburg," 'Aifabaxa, trof iif oberhalb ber ?anb= 
fc^aft @ene)aret^ i^mifc^en bem einftigen ^op^amaum (S^an SRinl^^) 
unb ©ofeb, o^ne eine be^üglidie Sage erfunben i^u fönnen. ©ei 
^eroflit ^ont. c. 29 üertä^t ^olcmardi meineibig bie glottc ber 
Äorint^er unb mirb 5Wa(^W jur ©träfe üon ffiiefetn (yakag) gefreffen. 
(^erobot II, 141.) X)Qdfe(be mieber^olt fxi^ mi) ftloprot^ bei ben 
S^inefen. 

e« ift al« ob ber göttliche ©ittente^rer fetber bieg ab^ 
fc^redenbe ®Ieid|ni6 gebraudit, menn er 8ul. XII, 17 f. fe^rt: «Rittet 
cni^ oor aüem ®ei)e. !£)a^ t^e(b eine« reidien äRanne« trug oiele 
i^üc^te. ^a fprac!^ er: ic^ miU meine ©c^eunen größer bauen 
unb SSorrat^ auf oicle 3a^re fammetn. (Sott aber fprat^: 9?oc^ biefe 
yiai^t n)irb man beine ®eele oon bir forbem. Unb i(^ jage euc^: 
(Sebet älmofen, fammelt einen ©c^afe, melc^em !ein ©ieb beüommt 
unb ben feine aWotte oerjcl)rt." ^ieju ftimmt 3faia<J XIV, 11 
„ÜWotten werben bein ©ett unb ©ärmer beine ÜDede fein. LXVI, 24. 
®ie merben fc^auen bie Seichen berer, meiere mic^ mig^anbelt ^aben; 
i^r ffiurm wirb nic^t fterben unb i^r geuer nit^t erlöfc^en." 

123. S)er fi^marje Z^h unb bas metffagenbe Oergmannletn. 

©eim f(^n)arjen Job in (Sraubünbten fuc^te ein Sauer mit ?ip 
bod (Segenmittel einem Sergmönnlein abzufragen, unb füllte an i^rem 
Siebting^pläftc^en eine ^ö^Iung in Stein mit SSeltUnermein. S)er 
Steine nippte unb ledte, bi« er betäubt mar, bie ginger ^unbertmat; 
enblic^ auf bie grage, roa^ gut gegen bie ^eft? liefe er fic^ nur ^erau«: 
„3(^ meig e« moI)(, (Sbermür; unb SibemeQ, aber ba« fag xdf bir noc^ 
lange nic^t. (3edUn 27.) 3(uf Slltenftein im Slltmülgrunb lebte einft 
ein l)ä6Ii(^e«, rotl)^aarige« {Ritterfräulein, ba<J feiner begehrte. 3^m 
begegnet im ffialb ein frember Säger unb ocrfprit^t, fic fc^bn unb reic^ 
ju matten, menn er fie nac^ brei 3a^ren erhalte: menn fie feinen 
irtamen erfa{)re, oerjit^te er auf biefen !Danf. 8Sor ^Jreube jubelt er.: 
„ffiie mic^ ba« 5)ing je^t freut, bafe b' gräulein nit meife, bag i 
©ilfingerl ^eife.'' ®ie wirb grau eine« anbem, rebet ben ®nom 



128. ^et fd^toatae Xob unb bad ttetffagenbe 199ctgtndnnletn. 315 

mit 92amen an unb er fä^rt mit ®tanf ab. 3)rei alte geifter^ofte 
ü)Jänner taffcn 1688 ben ß^riftop^ ^lafecbccr im {)cibnif^en ÄcÜcr 
}U ©aturn brci ^&%tx Did^unbertiä^rlgcn ©ein« !oftcn, bi^ er ba^ 
®c^cimni6 au^ptaubert unb ber ®(^afe Dcrfinft. (35 B^^B^i^f^) 

Sei ^omer tfl e« ber SKcergrei« ^roteu«, welcher bie ®abe 
ber ffieiffagung bep^t, aüe möglichen ©eftolten annimmt, aber trunfen 
gemacht ba« (Se^eimnig Derrät^. 5Kiba« beraufc^t ben ©ilen, um 
i^n jur Offenbarung feiner ffiei^^eit }u bemegen. (®agenf(^. 464.) 
®o täuf(!^t ®a(omo ben X)fc^in ®a(^r, unb Vlnma ben $ifu^ 
unb gaunu«. iWuma wollte miffen, wie bie t)om Sdüij getroffene 
©teile ju nennen fei? !Da oerbarg er jmölf Jünglinge an ber Quelle, 
mo $ifu^ mit feinem @o^ne tfaunud )u ru^en pflegte, jeben mit 
einer %t\\ti, unb ftellte große ©ec^er mit ©ein unb üKet^ neben 
ba« fflaffer. ©eibe berauft^ten fic^ unb oerriet^en gefangen ba« 
©e^eimniß, ben Oupiter Sliciu« ^erabju^ielien unb ju fü^nen: fie 
glichen aber ben ^anen unb ©at^rcn. SDierlin ber ^anbtttx wirb 
t)om ©enefc^al be« Äaifer« au^ge^olt. ÜKerfroürbig ift ba« S5er= 
lauten au(^ biefer flajfifc^en ©age unter bem 93olfe ber ^lorbmelt, 
ba^ fte ia md)t aM Suchern fc^öpfte, inbem bie ©aloabfc^ ober 
©albfänfen in ben Sllpen trunfen gemacht, gefeffelt unb ju Stat^- 
(erlägen genötf)igt werben. 3Ran möchte fragen, welcher Sdtxiiit älter 
fei, ber Don Ob^ffeu^, welcher oon (Eber^}al)n bermunbet eine 9{arbe 
trägt, woran i^n bie üKagb beim gußbabe erfennt, ober unferer oon 
Obin, welcher auf ber 3agb oon ben ^auem be^ S^iered bie ©unbe 
baoonträgt? Sie ber ^eulenbe ^ol^p^em in ber Ob^ffee nat^ feiner 
Stenbung ben 5Wamen be« Untl)äter« OUig. „Äciner," nat^fpric^t 
unb barauf bie ju ^ilfe eitenben ©cnoffen wieber umhören, fo nennt 
ber ©raubünbter^) fic^ ber !Diatin: „3cl| fetbft,'' um feinen 5Wamen 
nic^t }u oerrat^en. !Da er fie nun mit ber Heugabel ftic^t, ruft fte: 
„3(^ felbft'' ^at e^ getrau! worauf bie herbeigelaufenen (^anggen ant« 
Worten: toa^ man fic^ felbft t^ut, muß man felbft tragen. 



1) Setflin 32. ISaiflneT bttngt in feinet Gp^ins eine Steige $arattelen bei. 



316 124. Die $efl unb hai flugutium. 

124. $te $e|i ttttli ba9 ttttgurittm. 

Sin SWürnbcrgcr !Doftor Äraft öon Oel^afcn bcftimmtc 
bic ^flanjen, bic 5Wicmonb fannte: Sormcntißa unb ^impincUa. 3^1"^ 
!Danf mic« man il)m Sänbcrcicn on unb er na^nt eine äarauerin 
unb gemann Bürgerrecht. (Sin meiner Stabe im S3oigt(anb unb 
erjgebirge ruft (®rä§e ©. @. SRr. 559): 
gftegt nur ted^t 9{(M)ttnbtca, 
Gügen ümmt I& Wenfcl^ bert)a. 
(hn 8cc!^ram (8eopr. 101) melbet ber SSoget ben SSie^fc^elm an: 
3^t Seut, U)x 2mt, hxodVi »tbeTnett, 
Ibtx Bä^tim, ba9 Punter, (monstnim) ffi^tt gax f^neE. 
»Sibetnett ifl gut fflr üWl 
(Sffet aSibetneae 
€o fleTbet nit dde' 
lautet ber 3SogeIgefang ju Owen unb Äiebingen in Obcrfc^maben. 
3n ber ^eftjeit mußten bie Ceute fic^ tobtniefen, menn man 
aber fagte: „^elf ©ott!'' famen fie baoon. ©ei ber ffiolbaric^^ 
fapeüe manbert ber ®runbftein. (aWeier 248. 294. ©aaber 256.) 
^immetefron ift eine gelbfapclle gleich außer ffiaging jum anbenfcn, 
bag auf bie gürbittc ber 3Wuttergotte« bie *?Jeft ba ftiOe ftanb unb 
ben Ort nic^t erreichte, inbem ber (e^te *?Jeftfranfe bafelbft oerft^ieb. 
35ie t)on S3re«lau brauditen in ber *?Jcft 1542 auf ben Iraum 
eine« ©tabtbürger« eine ©urjel Sibemcü, fo auf ben SBiefen roäc^ft. 
(®öbfcl|e 36.) Sei ber W i« 5Ru^ta im SOjä^rigen ffriege rief 

eine ©timme: 

®tab ^ibetnetten, 

3P gut für Sungefetten. (Ütid^tet U, 54.) 

3m ©(^webenfriege, wo man gegen ben fürt^tertic^ grof* 
firenben Job o^ne alle ÜWittel mar, gruben bie 8eutc frifc^e ©runncn 
im ®Iauben an ©runnenöergiftung, felbft ba« geuer ^ie(t man nic^t 
me^r für rein unb gewann 5Wotfeuer, alfo Urfeuer, bur(^ SReibcn 
jmeier ^bljer, fo in Gffci^au unb ©ommerau; jute^t brauchte man 
Sibemeü unb jmar auf ben plb^Iit^en ©eiffageruf eine« burt^piegenben 
aSogel«. (^errlein 216.) 3n Sommern rief eine laube Dom 

^immel : 

3ft bie Ptan!^ett no^ fo fd^neE, 

8o btaud^t gef^koinb nur S^ibemea. (i^ö^lei 497.) 



124. i)te $efl unb bai ^Cugunum. 317 

93öge( (äffen nic^t b(og bie fommenbe föirfung Dorau^ crfennen, 
fonbent bieten ouc^ fonft 93or)ei(^en, eine Erinnerung an bie alten 
äugurien. ®o oft bie ÜWutter eine Slfter ^brtc, begann fie gegen 
ben (äfter(ic^en Unglüd^ boten }urü(f)ufc^mä^en. Sei einem ent^ 
fe^Iic^en ©(^ipuntergang in ben norbamerifanifc^en ©ewäffem waren 
e^ SSbgel, meiere bie 9iettung«boote burc^ ^im unb Sieberfliegen 
auf bie ©pur ber noc^ auf Calfen ^eruntfc^wimmenben führten. 
9Rabt(Ion gemährte auf feiner Steife in Sägern 1683 an ®a(gen 
häufig ba« Silb einer mit bem ÜMcffer abgefc^nittenen $anb, al« 
©träfe für jene *?Jec^i)öget, »clt^e jur ^eftjeit ben Ort ber $)erreife 
fa(f(^ angaben. 

5)ie *?Jeft mirb burt^ (Sinfc^Iagen eine« 5«agel« geftiüt. (Sit). VII, 3.) 
3uglei(^ mctbet ber römifci^e ®efcl|icftt«f(^reiber VIII, 18, in einem 
$ejenprojeffc feien über 170 oornc^me grauen oerurt^eitt worben, 
weil fie i^re ÜÄänner oergiftet Ratten, burdi wa^nfinnige ÜÄittel, 
meg^alb mieber ein Dictator clavi figendi causa ernannt würbe. 
©0 wirb au(^ bie SSie^feuc^e im ©taO oerpflocft. !S)abei !ömmt ber 
iJeft^unb in «etrac^t. 

«ei ber ?eft 1634 tief ein f^ünblein burt^ ben ÜWarft Jötj 
herein unb wo e« fi(^ in bie $)äufer fc^tic!^, ftarb bie gamilie weg. 
©0 t^eilt ber SOjä^rige *?JföberI jum 5Rec^enmac^er im @rie« oor 
40 Sauren mir mit. Seim *?Jubetbräu ift gteidi ein Siergaft tobt 
oom lift^ gefunfen. Da oerlobtcn bie Ibljer ben Slttar jum 
^I. ©ebaftian in ber ^farrfirc^e, unb wollten einen Sittgang gum 
^(. Wlidfati mdt ©aigac^ mai^tn, würben aber t)or bem Dorf mit 
üKiftgabetn unb 3)ref(^flegeln empfangen, auf bafe fie i^nen bie bbfe 
Sranf^eit nic^t einfc^Ieppten. Umfonft! Der ^eft^unb fe^rte auc^ 
oben }u, unb nac^ fpäterer S3o(f«fage ftarben ade $)öufer aud. 3n 
jener 3^^^^ iP ^"^ fi" feuriger über ben SWarft hingeflogen; bie 
geute ^aben aber nicbt gewußt, wa« er bebeute, ob einen „großen 
©terb" ober ^unger«notb unb SC^euerung? 311« nun ber ©terb 
regierte unb bie Ueberlebenben feine $)ilfe me^r wußten, flog ein 
S3oge( über ben SRarft unb fdirie beuttic^: „Srodt'« ^impernel! 
ober: foc^f« SibemeQ!'' Da« t^at man unb fofort ging bie ©efa^r 
vorüber. 

3n «ünbten wirb ein Änäuel gäben in ein $)au« geworfen, 



318 124. Die $efl unb ha% flugurium. 

unb borou^ tnttoidtit ftc^ bie $eft, ober t^ fömmt eine 2Bo(fenfQppe 
jum genfter herein. 3Ran vertreibt fie bur(^ ©allfa^rten. 3n 
«riflel« ift eine ^eftfapeüe mit bent «übe: @ott SJater, ®t. JRot^u« 
unb SWoria, onberfeit« ein Sobtentanj, n)o ber Sob fein Opfer 
Qu^ bem «ette f)o(t. äStelDerbreitet ift aucl| ba^ ®emä(be, rote @ott 
SJater gleich älpollo ben IJeftpfeil abft^iefet. 3ur Mt]cit 
rufen bie ^oljroeibtein: 

(igt ^inetten unb Salbrian, 

60 ge^t eudi bie $efl nidit an. (^ann^. 8. 81.) 

5lnbern)ärt« ert^eilt bie meige ijrau ben 5Rat^. 

3n 3i^' crjä^It man: 3"^ 3^^^ ^'"^ flraufamen ffranf^eit 
mar ba« 3nnt{)al faft gan) au«geftorben unb nur jmei gamitien 
nod) übrig. S)ie beteten anbä(^tig um ^ilfe: ba ruft in ber 5Wa(^t 
eine gemaltige Stimm' au^ bem näc^ften $üge(, bag man föort für 
3Öort öerftanben ^at: 

ihanatoitten unb SimbeYnett, 
Bo eilt beT ^ob ntt fo fd^nell! 

5Wun räuci^erten fie mit ffronmibbeeren, nahmen Simbemeü gegen 
änftecfung in ben ÜWunb, traten baoon in i^re ©peifen ober fochten 
baoon einen St^ee, unb feine« ftarb me^r. (?lfpbg. 346.) ©ä^renb 
einer ^ft riefen bie Keinen milben TOänner üom ^itatu^berg in 
ber ©c^meij mit furchtbarer ©timme: „Sßt fc^marje Jlftren^en, (Ofter^ 
ßnjen, gentiana) unb ©ibernellen, fo fterbt i^r nic^t aüe." (Sütolf 
127. 487.) Da einmal in Oefterrei(^ bie ^eft ^errft^te, fam auf 
bie uralte riefige Sinbe Dor ber Stirere ju ffieic^ftetten (na^e ber 
Sa(lfal)rt 9iuppid^ofen) ein 93ög(ein geflogen unb fang: 

36 «ittetflee unb dn^ian, 

80 ftmmfl batoon, fo ümmfl batoon. 

?l(« 1348 ber ft^marje lob ju ©afel regierte, ftarben bie 
Scute au« allen Käufern bi« auf ^mbtf atte ÜWänner. !Diefen fang 
ein SSbgtein öom ^immet oon ^eilfräutern öor. ®ie ftifteten bafür 
bie noii befte^enbe ÜCobtenbruberfc^aft, unb an bem Sage muffen alle 
12 SRat^«f|errn in bie Sirene ge^en. (SRoc^^. 31. @. II, 385. 390.) 
Den äibberfern, meil fie bamal« Jobtengräberbienfte oerrici^teten, ift 
no(^ ^eute jebe Mä)t tributpflichtig. 



126. Banlt tthid^ bet ^au«))atton. 319 

X)te Don Slarau ^ören 1565 bte @timme Dom $tmme(: 

(&xdbi 2)omenbtp unb StbetneQ, 
Bo fletben bie Seute nid^t fo fd^neO. 

9l(^ im tirdigong ^i^ror)] einmal 99 dungfrauen mit einanber 
Dcrftarben unb in ba« glcidie ®rab Dcrfcnft »urbcn, rief eine Stimme 
au« ber 8uft: „ß^t ©trenjcn unb ©ibernelfen, ba§ i^r ni(^t alle 
umfommt!" Oftränjen unb ©impineü bienen gegen bie ^eft im 
®rinbln)a(b (^erjog I, 44) unb im ©inter 1612 ^örte bie ?Iage 
auf. 3n ©eoeben ^ört man bti großem Sterben au« ben Säften: 

(Sffent Ihtoblaud^ unb 93ibenteIIe 

6o fletbent il^i nit fo f^nette. (|)cnnc 168. 269 ) 

125. Sanft Ulrii^ ber WlaMpattM. 

3n ber ?lug«burger !Diöjefe ^at ber fjl. Utrit^ bie ÜÄäufe unb 
Statten gebannt, mä^renb fie über ber ©renje Raufen, ba^er »irb 
ber U(rjc!^«tag Dom SBolfe befonber« ^oc^ gehalten, an feinem ©tabe 
taufen üKäufe unb 9?atten hinauf, unb felbft Srbe Don feinem ®rabe 
oertreibt biefe ft^äblit^en Spiere, fo prebigten bie Äapujiner. 35ie 
Senebiftiner Don ®t. Ulric^ ^anbetten fogar mit SRattenpulDer, 
nämlic^ Srbe Don feinem ®rabe. Si« 1538 gab e« beren foDiel in 
Wli^txxd), ba§ fie me^rmal« argen gelbfc^aben brachten, bi« ^err 
®ottf. ffiern^er ©t. Utric!^« (Srtrit^« etlidiemal Don äug«burg bringen 
taffen. Umfonft! ba ging auf S^riftnac^t ein 3^"^^^^ ^^^^ ^Öc 
©äffen unb ® allein, Iie§ um 12 U^r ©(^recfen läuten unb Der^ 
brannten aüe JRatten außer ber ©rüde. 5)er ifl. ©ifc^of fagte bem 
©täbtiein 35 er in gen ju, ba§ feine JRatte bort bleiben fann, menn 
anii manchmal eine Don ungefähr ^infömmt. 

3n ©rufien tieft man ÜÄeffen gegen bie ^euft^reden , unb 
fc^idt bann jur Quelle be« ^(. 3afob am Slrarat um SSaffer, um 
bamit bie SSbgel Sarbi anjuloden, welche ben $>eufc^reden ben 9?eft 
geben. 3n lifli« unb ®ori befprengt man mit bem ffiaffer bie 
gelber unb bie aSögel fommen in einigen ©efunben. 3lu(^ in "älu 
bapern läßt gelegentlich ber ©auer eine ÜWeffe gegen bie (ängerlinge 
(efen, ftatt für ginjammtung ber 3Waitäfer in ber ©rüte^eit fi(^'« 
foften ju laffen. 35ie burt^ Sifc^of Snit^o Don 5«ifin9 1285 Don 
Onic^en nac^ ber ©ottfc^ee in Jtrain Derpflanjten ^axitx fc^iden noc^ 



320 125. eanft Ulti^ bet Vlauipaixon, 

jä^rüc!^ ba« „Ääfcrgelb'' on bic ÜWuttcrfirt^c im ^uftcrt^at ju einer 
ÜWcffe, bomit bic gelber Don Snfeftenfrag frei bleiben. !Die ^rc^e 
ju gaufanne ließ ben ffiürmern unb Sngerlingen fbrmlit^ ben 
^rojeß machen unb befteUte if|nen einen SSert^eibiger , worauf fie 
burt^ ret^t^fräftige« Urt^eit öerbannt unb au^gemiefen »urben. 

Ulric^ ift auä) »iber bie fliegen gut onjurufen, aber in feinen 
zauberhaften 9Bunber(eiftungen Don anberen ^eiligen längft überholt. 
Äräuter in ®t. äfratl)urnt in äug«burg gelegt fe^ü^en oor aüem 
Ungejiefer. («irl. «. ©(^. 294. 410.) «m 5nifla«tag fc^reibt 
man ben 9{amen be^ ^eiligen an bie S^iire, um bie 3)7äufe }u Der- 
treiben. (5Rein«berg, geftfalenber ©. 540.) ßoluraban oerbannt 
SRatten, ÜJJäufe unb Srbmürmer au« bem gauat in 3rlanb unter 
einen gertblod; feit man biefen bei einer ©traßenanlage in neuerer 
3eit entfernte, ftellten fi(^ bie ^lagegeifter roieber ein. aber früher 
^atte f(^on ©t. ^atrid ganj Orlanb für immer öon ©erlangen unb 
Äröten befreit. 

3(m meiften (Srebit i^at ber fjt. Ulridi bef)a(ten. !£)ad ©tift brachte 
nämüc^ noc^ im XIII. 3a^r^unbert Srbe t)om ®rab biefe« erften 
burt^ 5Rom jum ^eiligen erhobenen al« Unioerfalmittel gegen ÜWäufe 
unb Statten in Äauf unb Umlauf. 3n ben jum Äugdburger ©prengcl 
gehörigen Käufern ber Pfarrei ®t. ®eorg in ^ugetfing würben nac^ 
®ailer Vindel. s. feine SRatten gefe^en, wo^l aber in U. 8. grau, 
bie jur greifmger DiiJjefe gehörte. 

®t. Ulric^ ift t)on ?lug«burg bi« äWinbel^eim aWaudpatron, 
unb aU fein geft abgemürbigt marb, ^errfc^te jmei bi^ brei 3a^r 
ein Snäufefrag, mie man i^n feit lange nic^t me^r mußte, ba^er 
man bie geier erneuerte: bieß gilt für I^atfat^e. 2lm Sage biefe« 
^eiligen f)eu einzuführen, gilt für einen greöel. S« ift ermiefen, 
ba§ ber burc^ bie ginfe^r ber fieben ©c^maben berühmte Sräumaftel 
in ffieil^eim feine 9?atte im $aufe ^at, feitbem fie ben geiertag für 
alle 3w^iwf^ verlobten. ^Dagegen ^at bet Srtlmüller bei JRaifting 
ba^ geft jur ^euärnte benü^t unb feit^er mit Statten unb SRäufen 
bie (iebe 92ot. ©o erzählte er mir im ißertrauen, mill e^ aber nic^t 
me^r t^un. 



126. Seelaebub im Slbenblonbe. i)te ^iit^t unb bad ^d^tad^tl^aud. 321 

126. »ttlitiui im Vtenblattbe. 3)te fliege unb baf Si^la^t^aiti. 

Si$enn auf ben 9l(men eine 33te^{eu(^e aMbniit, mie bieg im 
3farn)in!e( befonber« im ©ommer 1853 »iebcr ber goß mar, wo 
ber getbe ®(^etm regierte, fteQt fic^ regelmäßig eine fonft unbefonnte 
große ©remfe ein, bie ba« iJeftgift mo ni(^t mit fic^ bringt, botfy 
t)on einem 2:^tere )um onbem trägt, fo baß am (Snbe bie ganje 
^eerbe unrettbar ber ©euc^e erliegt unb felbft SOienfc^en an bem 
®ifte fterbcn. ©o fott auc^ bie (Spolera 1854 eine bbfe fliege jum 
SSorboten gehabt ^aben. 3n ber Oberpfalj fenbet bie ^eft Seit^en- 
fliegen au«. (8aiftner5R.264.) aSier ber Keinen SCfetfefliegen in äfrüa 
finb im ©tanbe mit i^ren giftigen ©ticken einen Oc^fen ju tobten, 
unb bie fagen^aft au« ber aSermefung be« üon ©t. ®eorg erfe^Iagenen 
©raci^en ftammenben ßolumbacjer JJüegen bringen mit i^rcm ©tat^el 
JHinbei* unb JRoffe um. !Daran erinnert bie Sremfe, mett^e bie ffu^ 
3o auf bem ffiege Don äirgo« rafenb mac^t unb burc^ ^^önijien 
bi« 9leg9pten treibt. 3l(« ^önig ©apor oor 92ifibi« (ag unb mit 
aller SWadit auftürmte, fc^idte 3afob ber ©roßc oon ber ©tabt au« 
ein un)ä^(tge« ^eer oon (fliegen unb WlMtn ben feinbUc^en 9ieitem 
entgegen unb jmang fte ju meieren. 

5Wa(^ 3öroafter« ?e^re ^at 2l^riman, ber böfe geinb, alle« 
Ungejiefer unb ®ef(^meiß gefci^affen, unb baburc!^ bie urfprüngüc^ 
reine ffielt oerborben, er felbft burdiftreift bie Srbe a(« Sliege.^) 
Der böfe ?ofi fteßt im üJipt^u« ber ©fatba in ©eftalt einer gluga, 
ber Urheberin alle« Seben«, ^t\)a, nat^, unb bringt mitunter burt^« 
©c^Iüffellodi. (©norri 131. 356.) «ei ffiamefrieb VI, 6 fefet fi(^ 
ber Seufel al« fliege an'^ genfter unb fo wirb i^m ein Sein ab 
genauen. Dämonen merben in'« ®(a« gebannt ober fat)ren ba au«, 
unb ^anbtttx, mie ber ßauterfreffer, oerwanbeln fic^ in folc^e. @igem 
t^ümlic^ tautet in allen $)ejenpro}effen ber Seufel al« fliege auf. 

^^ren mir nt(^t aud| miber ben ßolorabofäfer unb bie 5Reblau« 
ben Äampf auf geben unb Sob, »a« ffiunber, menn ba« 3lltert^um 
bie gliegenpeft mit allen ÜÄitteln ber JReligion unb üKagie beWmpfte! 
©eeljebub ju äccaron ift ber gliegengott, melc^er bie *?Jeftfliege fenbet 

1) 3e«boöeflo m, 66. Btpp, «eben 3e(u 2. ?lufl. VI, Äop. 47. 
Se$$, 2)etttff^r HcUftioii. 21 



322 126. Seelaebub im 9(beitblanbe. 2)ie gftiege unb bad Bä^ladii^anh 

unb and) abmcnbet. (Sbcnfo murbc 3^"* Jw ®i^ ^'^ drro^vlog 
ober glicgcnabmc^rcr Dcrc^rt. 5Wi(^t minbcr führte ^ er alte« biefen 
Sitel, angebltc!^ mei( man in feinem ^ulte bie fliegen fortjagte, ober 
oielme^r, meil er einft bem ^tu^ ju ffili« ein SRinb opferte unb 
babei bie Stiegen ilber ben Sllp^eu« vertrieb. Sitten flehte jum ^m^ 
/aviodfjg, bem ÜÄürfenjäger; Slpoüo aber ^iefe ber ^arnopifc^e unb 
©mint^ifc^e, weil er nac^ ^aufania« oon Äreta naQvoTtag xat 
ofiivi^ovg, mi^ fretif(^em ©orte bie ©c^naden unb ÜWäufe oerbannt 
^atte. Die Slt^ener nannten Slpoüo dU^iycaKog, ben 3lbwe^rer aüc« 
Uebetö, weil er nac^ einem Orate(fpru(^ oon !De(p^i fie im pelopo^ 
nefife^en Kriege t)on ber ^eft befreite. ('^Jauf. I, 3.) Slucb mctbet 
•^Jliniu« X, 41. XXI, 46, in 9tom (amen im ^eraf(e«tempe( auf 
bem SRinbermarfte (forum boarium) meber (fliegen noc^ ^unbc 
00 r. Sllbertu« ÜWagnu« foß in $ilbe«^eim burc^ feine 3flwt>^-' 
fünft aUe (fliegen aud bem !£)ominifanerf(ofter getrieben ^aben. 

derufalem behauptete a(^ ein göttlic^ed 93orrec^t, bag unge- 
aditet ber japofen Opfer, j^umal ber lempet eigentlich ba« gteifd)^ 
^au« ber Station, unb wer abfeit« ber ®tift«ptte fc^tac^tete, fogar 
tobe«n)ürbig war (Seoit. XVII, 3) — ba« gleifc^ nic^t in gäulnife 
überging, noc^ eine g(iegc [\d} jeigte. f^Jirte 3lbot^ c. 5, 5.) 5Wic 
me^te ber SBinb bie atauc^fäule be« Slltar« au^einanber, auc^ 
fc^abeten ©djlangen unb ®!orpionen ben öinwo^nem nic^t. Der 
SOtu^tem bleibt mit ber Segenbe nic^t ^urücf, bag feine ©c^koalbe in 
bie berühmte Omma^abcnmofc^ee in 5)ama«fu« fliege, aud) feine 
Spinne barin it|r 9iefe mebe. (fircmer, aßittclf^rien 31.) !Die ©tabt 
Oefiftt einen Jatiöman gegen alle« Ungejiefer. Stur ift ber ®laube 
an ben fananäifc^en ^(iegenbaat auf 3ef)ooa übergegangen. !Z)iefe 
Jempelfage ge^t eigentlich burc^ bie tjalbt SGBelt, fo oom ©ergo 
Marmel, mo ba« berühmte Oraf et be« 3^"^ bcftanb. (gbenfo mehrte 
bie ®ott()eit am ®erge Safiu«, ju OtQmpia, 9l(ipf)era in 
3(rfabien unb ^ttium, mo im 9lpoIIo^ei(igti)um iö^rlic^ eine 
5Iiegenanbact)t ftattfanb (Sletian X, 23), «Sc^naden unb ^euft^reden 
ab. 3^^ 3^^^ (£afio« bei 9lpamea betete man um ^bn)ef)r ber 
^cufc^reden, worauf bie felcucibifc^en SJbgcl famen. ®ei ber furc^t^ 
baren ^eufc^redenptage ?lnfang« 3uni 1866, »o bie ©c^roärme 
md) ber 33otf«f(^ilberung erfc^iencn, wie Offb. IX, 7 f. jogen bie 



126. SetCaebub im ^UnhXanht, Die ^tege unb bad S^ta^t^aud. 323 

ÜBu^timen mit !Demifc!^en an bcr ©piftc in ^rojcffion um bie ^eilige 
©tabt. ®t. ©tcp^on, ©cncbitt, ©regor unb Sencbift oon O^no* 
brüd ^aben ©emolt über bie ^eufc^reden. ®o ^It fic!^ ®(aube 
unb ©rauc^ oon 8anb ju Sanb, nur bie ffiunbert^äter (5fen einanber 
ob. !Die 3efuiten leugneten itoax bie !393unber ®t. Soietand unb 
lehrten, bie *?Jeft fbnnc nur oon ©eboftian ober granj laoer geseilt 
»erben — wir fc^tic^ten ben ©treit nic^t. 

3u ßapuo fteüt ber Sauberer SJirgil eine gtiege t)on (5rj 
ouf, unb bie ©tabt blieb öon biejem ©efc^mei^ oerfc^ont. ©erua« 
ot. imp. III, 12 erfuhr, SSirgit ^abe in 5WeopeI einen magifci^en 
©iffen g(eij(^ an bie ffianb geheftet, unb fein gleifc^ am gleift^marft, 
menn audi noc^ fo alt, ging in gäulnig über ober oerbreitete einen 
bbfen Qdtxvid). Äonrab öon ^ilbe^^eim (ägt bie, ä^nllc^ ber ehernen 
©(^(ange »irtfame, gotbene fliege am (cijernen) J^ore oon 5Weopet 
aufgeftfUt fein, bie aüen gleift^fliegen im Umfrei« ber ©tabt ben 
3utritt me^rt, wie bie ©age au(^ im ©ängerfrieg auf ber IDSartburg 
oorfömmt, unb aüe« ©emürm mar unter eine ©ilbfäule gebannt. 
^irgi( baut in ^tapü bie SRe^ig, morin e« of|ne 9(utgeru(!^ abgetjt, 
er ^eigt barum S^aumaturga, ber föunbert^äter. 

!Die SRönc^e oon ©inaiffofter maren oon JJIiegen unb 81öl)en 
jur 3lu«manberung genbt^igt; ate fie bei ber 3Warienfapeüe bie 
Srfc^einung ber SWabonna jurüdrief unb oon ber *?Jtage befreite. 
(iSber«, 3)urc^ @ofen ^um ©inai 311.) 5Wa(^ gabri marcn e« 
©(^langen, 5Wattem unb Sröten, frül)er nac^ gubolf oon ©ut^em 
S3?efpen, glb^e unb ÜWüden, meiere bie üJibndie oertrieben. Oeftt 
ift ba« Älofter ganj baoon frei. 35ie Äapeüe ift jum ©ebäc^tnig an 
ba« Umfommen be« Unge5icfer« erbaut. 3luf bem ©erge Sarina in 
Äreta mar eine ©tätte niemals oon j^ücQtn befuc^t. 3Ba« *?Jtiniu« 
21. 14. 30. 10 weiter fc^reibt, ift auc^ beutfc^er ©rauc^: mo man 
juerft einen Äufuf ^brte. ftic^t man bie rechte Sufefpur aM bem 
ffiafen unb ftreut bie ©rbe über« gelb — fomeit finb bann bie Srb* 
flBlje für biefe« 3a^r ocrtilgt. (TOann^. 3. f. 5). ÜW. III, 274.) 
3n $im«, bem alten Smefa, fprec^en bie arabift^en ©(^riftfteUer 
oon einer munberooüen ©rjftatue, bie fie 3boI nennen; fie befi^e 
einen Saü^man, bie ©tabt oon ©forpionen unb anberen giftigen 
Spieren ju befreien. (Sbrifi ft^reibt oon einer ^Reiterftatuc au« Sronce, 

21* 



324 127. 6t. Vtagnud, Gc^u^tton totbet aEed Ungeaiefet. 

bie unter einer Äuppel fte^e, unb fi(^ naij htm ffimbe bre^e, an ben 
SRauermänben fei bo^ 9i(b etned <Sforpion^ in @tein au^ge^auen; 
ein S^onabbrud biefer @tu(ptur auf ben ©forpionftic^ gelegt, bringe 
$>eilung, feine« biefer Spiere fönne über bie ©renje ber ©tabt^ore 
o^ne tobt umpfaQen. ©c^on ber ©taub t)on ^imd töbtete alle« 
giftige ®et^ier, unb ein im Oronte« gemafc^ene« ^emb fc^ü^t Dor 
©erlangen unb ©forpionen. @brifi ben üt3ie(gereiften, meint ma^r^ 
fc^einlit^ ber arabife^e äutor, menn er burt^ ben 'iJ^ilofop^en Selina« 
mittete S:a(i«man« ade ©forpionen aM ber ©tabt Sarfan in ber 
«oc^arei verbrennen lägt. ^i«fia« jerftbrt ben ©erap^ SKofi« IIA. 18,4. 
X)a9 ©c^Iac^t^au« in Slug^burg ift ba« aUerfc^bnfte im ganjen 
9aQer(anbe, barin fonnte man früher feine fliege finben, unb auc^ 
je^t ift ed munbcrfelten ber ^all, benn ber ijU U(ri(^ ^at fie roegge^ 
fegnet. 5Wi(^t minber ift Sfufftein in fotc^er ffieife burc^ feinen 
^eiligen begnabigt. 3n 9tärnberg ift e« ber ^(. ©ebalb, melc^er 
burc^ feine ®itte bemirfte, bag in ber ^^leifc^banf fic^ feine t^Uege 
aufhält, fie ift and) immer ffl^f unb (uftig. ,,Sin Sa^rjeic^en 
t)on ©tragburg foQ fein, bag in unfer 3Re(ig feine SD^äde ober 
fliege angetroffen merben, mie benn auc^ nac^ ben jübifc^en ©c^rift- 
fteUem im ©a(omonif(!^en Zempet unb bem be« ^erfule«, feine ge^ 
wefen fein foüen.''*) 

127. St. SRagnuS, S^u^liatr^n toiber aOeS Ungejtefer. 

©t. aWagnu« galt von je^er für ben 2?ertrciber alle« Ungejiefer«, 
fein ©tab mürbe nic^t btog in Oberba^em unb ©c^waben gebraucht, 
um bie ©ngerlinge ober Sldermabcn oon ben gelbern ju bannen, fonbcrn 
1521 auf ©ege^ren be« Orte« Uri marb fogar ber Srm be« 
f)ei(igen öon ©t. ®aüen burt^ brei ©oten abgeholt, ^od) 1732, 
al« ju ©urfee in ber ©e^roeij eine unerhörte ÜWenge ffiürmer unb 
Sngeric^e um fi(^ griff, begehrten bie Obern au« bem Slofter Jagen 
ben ©tab be« ^1. aWagnu«. (Sin "^Jater brachte il)n in'« ßanb unb 
toarb in ©urfee mit ®etäut unb 3ubel empfangen. Sag« barauf 
bei ber 'iJrojeffion über bie gelber mürben bamit ©cnebictionen unb 



1) ©tobet, €lf. ©agc 427. ?Jffiffet, ®erm. IV, 260. ©d^öntoctt^ III, 16 f. 
bittet, fttbf. XVII, 1009 f. 1371. 



127. 6t. IVagnud, Gcl^u||)atTon totbrt aUti tlngeatefeT. 325 

(5jorci«mcn vorgenommen. (3fttcn^ofer, ©urfec ®. 94.) Der 53. 2lbt 
Dominifu« SJürllnfl bejog ben ©tab be« ^I. ÜÄong oon güßen noc!^ 
©tam« in SC^rot, um bie SSäeinbergc gegen Ungeiiefer }u fegnen, 
ba« ben SReben fc^abete. (J^rofer »ote 1832. ©. 144.) S^riftu« 
felbft ^ot naä) J^roterglauben bem Umgang gegen ben Abfraß ber 
gelber beigemo^nt. (3ingerle SWr. 1255.) (gbenfo »urbe 1756 ber 
SBunberftab nac!^ Sana gebraci^t unb feierlic!^ einbegteitet, ber Sag 
jum iJefttag. An brei ©teüen meiste ber Pfarrer ffiaffer unb (Srbe, 
an fünf Stationen »urben bie fVelber gefegnet. ätm ©ager^^ofe 
n)urbe er ben (efeten ©ommer aufbenja^rt, unb mä^renb anbermfirt« 
oft bie Sraubenfranf^eit ^fc!^t, gebeizt ba ber befte »eiSe SBein. 
(üWeng^in 93.) 

Um Sbbingen unb ©ci^bnberg Ratten jic oor furjem um 
1850 fo viel ädermaben, baß e« erfc^redlic!^ mar; ba gingen fie mit 
bem ftreuj nadf gügen, hielten bort ein feierUt^e« ©ittamt um ab= 
»enbung bc« Uebel«, unb mürben rid^tig erlöft. äte fie mieber bie 
5e(ber um^jpgten, fanben fie bie adermänner ^aufenmeife tobt, fo 
bag ber Soben gan^ meig bamit bebedt mar. 

3ur Ätofterjeit fam 5Wiemanben ein Sebenfen, ja e« galt für 
greoel an ber Äraft be« ffiunberftabe« ju jmeifetn, gab ioö) ber 
SWofi^ftab ba^ SBorbitb. 311« in Senebiftbeuern einmal ba« Un* 
gejiefer ber {Raupen auf ben gelbem fo ftarf über^anb na^m, baß 
fi(^ bie 8eute nici^t me^r ju Reifen mußten, oerfc^rieb ba« Älofter ben 
©t. ÜWagnu«ftab, melt^er nocft in ber ©Hft«fir(^e ju güßen in einer 
eigenen ^apeUe au«gefe^t ift, aber ni(!^t me^r gebraucht mirb. S)amit 
^ie(t ber ^rälat feierlichen Umjug um bie glur, fegnete ba« (Srb^ 
reic^, unb bie üKäufe oerloren fxd) fc^neü. SWic^t minber fc^rieb 3lbt 
Quirin oon Jegernfee im !Dejember 1702: „@« ^at mir bereit« 
oor einigen 3a^ren ber ^err *?JräIat ju güßen ben ©efalfen getrau 
unb megen Abtreibung ber f(!^&b(i(!^en £öfer oon 2:reibt« unb Wlaiy^ 
fäften ben fe^r berühmten ©tab ©t. ÜÄagni burt^ feinen % ^rior 
eigen« ^ie^er bringen unb ben @^orci«mu« mai^tn (äffen, mit fo 
munberbarem ßrfolg, ba§ fogleic^ bie Ääfer ben Ort oertaffen 
unb in großer SWengc abgemit^en, ma« einige 3a^re nadigemirft." 
ißun aber bergleic^en Ungejiefer ftt^ mieber merlen (äffen, mieber^o(t 
er ba« ®efuc^, unb er^ä(t 3wf^9^ ^^* ^^ ^ittt, für jene« Ätofter 



326 127. €t. ^RagnuS, Gd^u^patton totber aUti Ungeaiefer. 

Dom Äurfürftcn ©alüaquarbia au«jutt)ir!cn." (1)a "iSfla^c Smanuel 
mit Ocftcrrcic^ im Äricgc lag.)*) 

Otto üon ©ambcrg ücrtricb bic bbfcn (Sciftcr in ^ommeni, unb 
bcn 5Küdcnj(^roarm au« bcm Jcmpcl don ®ü^fott). 3n ältprcu^cn 
mirb bev fat^olifc^e ®eift(i^e a(« mä^tig be« Sonne« angerufen, fo 
einer, erflärte baö Sanbüotf in SBeftpreufeen 1757, ^abe bie getber öon 
^eufc^reden befreit unb biefe atte in bie bena^barten ©ecn getrieben, 
(ffiuttfe.) ÜMein 8anb«mann unb SSorgönger Suf. 21 m ort, bor auf 
feinem ©rabftein in ^otling omnis superstitionis debellator invictus 
^eiSt, tüomt öor ©üt^ern, bie nur me^r Aberglauben verbreiten, 
unb erhält unter "^Jopft fflenebift XIV. öon SRom bie Antwort, ejor= 
ci«men gegen aKäufe unb ^euf^reden feien gänjlic^ ocrboten unb 
abrogirt. 1)aö ÜMäu^c^en im S^orftift ju 3lnbe(^« mit bem SSerjeit^nig 
ber JU er^ebenben JReliquien brachte eine fofc^e ®aüfa^rt nac^ äKünc^en 
}u ttjege, ba§ man ba« ®elb für bie ert^eitten abläge mit ©c^äffeln 
meffen, unb ber ^apft mit bem not^igen ^erjog ©tept|an bem 
^äufe( ftc^ barein t^ei(en fonnte. @o fc^reibt Slüentin ad ann. 
1388 nit^t o^ne inneren ®rimm. Ü)?ein fetiger greunb abt ^ane^ 
berg lieg bie bitblit^e 5)arfteflung don ber aftarmau«, meiere ben 
^I. ©c^ofe entbedft, entfernen. 

auf gaftnac^t fc^üttet man in ber 5Würnberger ®egenb öor 
Sonnenaufgang aüeö Äe^rit^t auf geinbe«- ober 5Wac^bar«grunb; 
bamit befömmt biefer aüe« Ungejiefer au« bem $aufe beffen, ber c« 
i^m ant^ut. 9Wan fpotte nic^t über ben aberglauben, benn er ift 
nic^t überttjunben. (Sin bb^mifc^er gu^rmann jaubertc einem ®auern 
bie Stauen unb üBa^en b. i. Staupen unb Ungejiefer aller art au« 
einem ganzen 5)orf in ben ©arten, eine mimmetnbe ©c^aar, bie nur 
burt^ ©egenjauber ju vertreiben war.*) Unb oon einem fa^renben 
©c^üIer melbet bie 3iw^w^^i^iWc ß^ronif, III, 273, bag er ju 5yieu== 
bürg am 5R^ein unterhalb ßonftanj alle 3Wüden oom ©c^tog auf 
ewige 3cit verbannte. 9Ban mbc^te felbcr abergtäubifc^ werben, wenn 
man von ber maglofen 3Serbreitung be« verfluchten Ungejiefer« ^brt. 
©0 erjä^tt mir fflejirf«amtmann 5Regnet, wie fein SJater Sanbric^tcr 

1) 3Jloratoi^f^ 9R. ©. 666. gctncr 3. gfticbric^. amott 75. 

2) aöuttfc, SolfdQbctgl. II, 860. 373. Dbctb. ar«. XII, 204. XX, 
116. 163. 



128. AolomanfopfOen. (S^efid^tdutneit aud bn Aeltenjett. 327 

üon Untcrdic(^ta(^ 1826—28 \oax, ^obc ein ©5^mc für bic unfrcunb- 
U^e Slufna^me fic^ baburc^ itt&iji, bag er in einer i^QC^t bad ganje 
f)au^ don JWuffen üottjaubcrte, bie mon früher nic^t lonntc. ÜMan 
{cf)idte @c^a(^te(n t>oii an'^ ©eric^t; qu(^ in Oberba^em tennt man 
fie noc^ nicf|t (ange. 

„Seufet^beft^ttJörungen, ©cifterbonnereien, SSSei^ungen unb 3öu* 
bereien ber Äapujincr" ^ci^t eine ©t^rift üon Slmmonn. ©ern 1841, 
morin @. 10 bie in ber ©(^»ei? übliche „©encbiftion gegen bie 
aKäufe, f)eufd)rccfen, ÜDSünner, ©t^Iongen, Ääfer, Sngeric^e unb 
aubere {c^äblid)e Spiere" mitget^eitt ift. ©. 27 folgt: „ffleft^ttjörung 
ber Ungeroitter be« ©onner«, ©tifee« unb ^agete. 35, Sjorci^mu« 
}ur Vertreibung be« SKaleficeö unter bem 25ie^ im ©taÜe. 36, ©eg* 
nung ber SKilt^ unb ©utter, be« ffäfe« unb anberer ©peifen, bie 
matepcirt ftnb u. f. f. ®eina^e fbmmt eö ^erou«, al« fei bie ßrbe 
unb i^re ©etto^ner nit^t au« ®otte«, fonbem leufete f)onb ^er^ 
vorgegangen. 

3n ber ^eibenjeit ^ätt bie ©ott^eit felber i^r f)eitigt^um oon 
Ungejiefer, b. tj. Don bem »aö nic^t opferbor ift, rein, ^elgo- 
lanb mit feinem ©ötter^eiligt^um ijiti bie Zeitige 3nfel, unb um^ 
fagte fpäter fieben ffirc^enfpiele. 5)a fonb fic^ fein giftige« I^ier 
unb ber S^ng ber ^dringe n)ar fo reic^, bog man nic^t Spönnen 
unb ©alj genug aufbringen lonnte. Sit« einft ber gang mißriet^, 
peitfd)te man biegifc^e mitSRut^en, ober au« Uebermut^ lehrte 
eine ^elgotänberin fie mit bem ©efen dom ©tranbe, unb feitbem blieben 
fie au«. !Da« (Silanb ift grogent^ei(« Dom 3Reere derfc^tungen. 

128. ftiiliimanfapeOen. ®efii|t9ttrnen au« ber fteltenjeit. 

Die ÄoIoman«fapeüe gu ^ot^ftätt (C)offtätt?) nöc^ft ?rien, 
ein üierediger f)o(3bau, ft^Iog bi« jur {Reftauration (um 1880) Segel 
mit einem Äönige ein, ttjoran ein Sopf figurirte. 6« »aren Opfern 
gaben ber Seute, mie fie folc^e feit unbenfUc^er ^tit ^erbeibrac^ten, 
o^ne me^r ju »iffen, »a« fie bebeuteten. 9Ban malte ein ®efi(^t 
an unb ft^rieb ben Familiennamen barauf. Siner trägt bie fpanifc^c 
Äraufe, babei fte^t bie 3a^rja^I 1634 unb 1644. ÜDie gebred)felten 
^otjföpfe mit eingefc^nittenem 3J2unb, iftafe unb Singen ftanben mit 
ben anbem SSSei^gefc^enfen auf bem 2lltar, oon anbern SSotiübitbeni 



328 128. StolomanfaptUtn. ^fi^Uutnen au% bet PrUritaett. 

um^ongcn. Der ^eingc fom üor feiner ÄapeÖe ongefc^tüommen, 
fo oft au(^ bie ÜWönt^e üon ^errenmört^ i^n entführten. Diefc« 
©ct^au« ttor nie gettjeiöt unb galt, ttJie onbere ÄoIonian«!ird>en 
(©agenf4 494 f,) für ein a(t^eibnif(^e« ^eiligt^um; beg^alb 
ttjiberfefete fic^ bie ®eiftli(^feit ber geier einer Äirt^mei^. ®Iei(^tt)o^t 
^ielt mon biefe }u ^pngften ouf eigene %xt ab. benn bi« auf fet^« 
©tunben fönten ©urft^e unb ©auem ^erbei, unb bie SSJirt^e oon 
ÜRauerfirt^en unb 5Riemfting ^ugefa^ren; jener ttjurbe juerft, bann 
biefcr au«getrunfen, unb barnat^ regelmäßig gerungen unb gerauft, 
moju beibe Parteien ftcfi auf jmei ^ügetn aufftedten. Slt^ beg^atb 
ba« ®eri(^t in ÜRitte ber fünfjiger 3a^re ben SSirt^en bie ^n^ffc 
Derbot, tarnen gletc^mo^t bie Entfernteren noc^ ^erbei. 

Ober ber Singong^t^üre prangt ein ©(^nifettjerf au« got^ifd^er 
3eit in jadigem 5Ra^nten, wie c« me^rfac^ in ber ®egenb üorlömmt: 
c« ift eine ÜRuttcr (änna), mabonnenartig mit bem ©(^leier, ^ur JRet^ten 
ein Äinb mit bem 9lpfel (?) linf« bie gleit^faü« linbförmig gcftaltete 
^I. 5Karia. 3)a« fmb in d)riftlic^er Auflage bie brei Spornen. 
©t. Äotoman fte^t mit bem ^ifgerftabe am ältar; in gemalten SSotio^ 
tafeln, beren Ueberja^I ber ÜJtegner entfernen mußte, fie^t man i^n 
am Sreuje fangen, er trägt bie Äönig«frone unb ^at bem ©eigcriein 
ben golbenen ©c^ul^ ^erabgemorfen, dertritt a(fo bie ^(. kümmern iß. 
9Im Eingänge ^ängt ein f)ufeifen an einem )ier(ic^ gefc^miebeten 
got^ift^en Präger; ein ®ta«faften ft^Iießt ben 7 bi« ö 3^^ langen 
ßeon^art^naget nebft ©at^^bitbern ein, SRaut^nagel genannt, 
and) ^äf^nt fmb geopfert. 5)ie ©(^inbel, momit bie ganjc Sapette 
don außen benagelt ift, machen ba« ©pric^mort tlar, moburc^ man 
eine une^rerbietige SRebe oor Äinbem abseift: ,,S« finb ©t^inbet 
auf bem Dat^e." 

S« fe^It nur nocfi ß^riftop^oru« unb ein 5)ra(^enfämpfer, unb 
bie öor(^riftti(^e Äapeüe ift fertig, äu^ ber fog. ®bfeentempel, nun 
3afob«fir^tein ju Urfc^aling oenoa^rte folc^e ^ol^figuren, fie finb 
erft fürjlit^ derfc^munben; ber ©t^aalcnftein aber, worin einft ba« 
©tut ber Opfert^iere aufgefangen unb mit SBaffer gemifc^t oom 
ffiit^mann ober beutfc^en ^riefter über ba« 3SoII gefprengt »urbe, 
ift in ber na^cn ©taüung eingemauert. Ober bienten bie fteben 5Räpfc, 
um barin Oct ju brennen ? Da« Äirt^tein ^at eine »unberdoüe Sage 



128. l^ototnanfapfHen (Brft^tdutnrtt oitd brt Pettenjett. 329 

unb röntnit lüicber nhrgcnb« ote gctüct^t üor; bic 9o^anni«feucr finb 
bo ffttQtbradit Die Äegcl erinnern an jenen 5KeroüinBer, ber on 
einem ffiottfa^rt^orte nebft anbem pilgern ^oljpguren (für fi(^ jum 
Opfer) f(^ni|te. ©t. Äoloman bei ©oging nimmt bie ©tette eine« 
^eibentempete ein unb lieferte eine ®efi(^t«urne. 3)a« ^bljerne 
SPefted nebft einer jierlit^en ^otjfigur ging bo üerloren. 3n 
mW ijoi)t^ SHter ber Sultu« ber jtegel l^inaufreic^t, (ä| ftc^ barau« 
ermeffen, ba§ ©(^liemonn in Srojo ST^onfegel mit ebenfo eing^ 
ri|tem ©efic^te ou«gegraben ^at, fomie J^onmarten, beren eine i(^ 
au(^ aM iaxnata auf @Qpem nac^ ^aufe brachte. !Die ©efic^t«^ 
urnen, miö)t Hauptmann 9lrno(b in Sangenmintel bei ©rie^bac^ 
entbedte, bicnten jur f^üllung mit breierlei Äorn, ©oijen, 
5Roggen unb ®erfte, mett^e ©penbe ober geft^enft fein mußte. 
5Känner opferten fie um eine ©rout, 5KäbeI um einen ©räutigam 
;u geminnen, Seiber um g(ii(f(i(^e @ntbinbung — aUe auc^ gegen 
Äopfmel^. Derlei ^o^Ie Äöpfe, morin mon früher §aber ober 
®erfte opferte, »erben don Söpfem am ß^iemfee nodf fjtntt gemacht, 
unb au« biefer ®egenb, bi« Sber«berg l^inab, rül^ren bie meiften 
©(^aatenfteine ^er. @t. So(oman mar einft berühmter 2Ba(lfal^rt«ort 
im ©at^burgifc^en Saugltl^ale. Sßo ein ^o(oman«brief ermatten 
ift, ft^tägt bo« »übe geuer nit^t ein. Die Äolmonnlfirc^e, ?f. ^ebert«* 
fetben bei ^farrlirc^en, mürbe 1805 obgebroc^en, über onbere ^eibnift^e 
f)ciligt^ümer brot^ bie 3^t8rung taufenb 3a^re früher herein, ©ir 
Dergeffen nic^t, bog ^olmonnl eine ^eibenfigur neben bem SBärbinger 
}u Sligen om 3nn obgibt, unb ouc^ beim 3o^onni«feuer angerufen 
mürbe. 

®Uidf einer Seon^ort«tir(^e gilt ©t. ftolomon bei ^o^en^ 
f(^mongau. Der Umritt om ©onntog not^ Sit^tmeg reitet bi« in'« 
Äettenofter ^inouf, benn bie ©ermonen Rotten unfere bäueric^en 3a^r« 
diertel. Äorilcf ein ebler 9lröemer erhielt üon Äönig ß^ilbebert für 
feine äbtei foüiel 8onb, ot« er an einem löge ouf einem Sfel umreiten 
lonntc, ©t. giocre dom ©if(^of üon ÜMeouj fodiel ffiolbgebiet für 
einen ©orten, ot« er an einem läge mit einem ©roben umjie^en 
tonnte, unb bie ©pifee feine« ©tobe« t^ot ffiunber. Der ^I. S^oej:: 
man jog in bemfetben i^oüe eine ^eugobel hinter fic^ ^er, unb 
umft^rieb ein ®ebiet üon jmei ©tunben in'« ©eöiertc, inner^olb 



330 129, ^er Gotatfntoagfn uitb fein grüßtet. 

bcffcn ba« Äfljlrcc^t (jott, 'Der in 9^ (an b gclanbctc iWormcgcr nol^m 
bcn flonjen ®runb ein, bcn er öon SKorgen bi« äbcnb burt^rciten 
fonnte, mo bcr S^agritt begann unb fc^Iog )änbete er ein treuer an. 
((grimm 5R. «. 195.) 

On ©toderau mirb ber 3erufa(empilger, ©ritte Äoloman, al« 
bö^mift^er ober potnifc^er Spion on einem bürren ©oume aufge^ 
fnüpft, borauf in Slofter a)MI beigefefet 1012. «ber SRoberu« in 
in feinem l^eiligen ©ai)erlanb II, 35 erinnert, i^m fei ein onbcrer 
ßolomon, ©ift^of üon 8inbi«farn um brttt^atb^unbert 3a^re öor* 
angegangen. 3a ber in ©aqern geniest ben ^U eine^ ^ö^eren 
©efen«, a(« ob ein Salenbergott in i^m ftectte, unb Soto ber Sa^r- 
frei« in feiner 9Soöenbung »ur^el^oft toäre. 

129. 2)er Sonnentiiagen unb fein ^u^rer. 

"Sflidft oüein bie 3nber, mie ft^on ^^iloftrotu« (Slpoü. II, 22) 
f(^reibt, fonbem bie ganje inbogermanifc^e unb femitifc^e ffielt fteücn 
bie ©onne at« ^crrn be« f)immefö auf bem mit oier Stoffen be* 
fpannten SSSagen bar. ©o lautet jttjei Oo^rtaufenbe öor 6^r. im 
JRigoebo V. 62, 8 bie $i)mne an Ü)iitra unb SSaruno, bie Ver- 
treter öon lag unb 5Wa(^t: „©en ©agen, ber golbfarbig ift beim 
aufleuchten ber ÜMorgcnrBt^e, unb eifernc S)ei(^fetn ^at beim 5ßieber= 
gang ber ®onne, befteigt itjx, SDiitra unb 3}aruna, don bort au« 
fe^t i^r Slbiti unb 3)iti." Die ÜRorgcnrbt^e Reifet I, 113. 19 ba« 
äntli^ ber äbiti; im 9?ita bem Ort im Often ft^irrt bie ©onne 
leben ÜJJorgen ttjxt Stoffe an, um oon ba i^re gemeffene ©a^n ju 
burt^Iaufen. Die ©onne fetber mirb 1. 163, 6 al« SHog angerebet, 
unb ber don (So« geraubte ^ep^atu« ift eben ba« aufftra^tenbc 
Sic^t^aupt. 

Die ©onne fö^rt mit fc^neüen Sioffen, ^eigt e« im perfift^en 
aoefta. (?)a«na XXII, 26.) md) Oafut^« (Seogr. ©örterb. II, 893 
Ue§ Äei S^atou« fic^ einen ©agen fertigen, um in ben ^immel 
JU fahren, bie ©inbe trugen i^n in bie ©olfen; ba ftürjte ®ott 
i^n ^erab in ba« ©urganifc^e 2D?eer. ^erobot IV, 76 berichtet 
oon ber 9lc^iHe«=5Rennba^n im „©alblanb'' ^^(äa, bie mit 
Säumen aller Slrt umwac^fen war. Slnat^arfi«, ber ©f^t^e, fei ^in« 
eingebrungen , ba« geft ber Slümutter ju begeben, mit einer ^anb* 



129. ^ct ^onnrntoagen utib fein Sfü^tet. 331 

paufe in bcr «^onb unb mit $ei(igenbi(bern bedangen; aber J(5nig 
©ouliu« ^abc i^n bc^atb tobtgcf(^o[fcn. 3n obgcbilbctcn gcftauf== 
jügcn öon Slmot^u« auf S^pcm l^abcn bic 9ß\vchc einen ©c^opf 
ober Äopffc^mud, unb jmar in gorm eine« offenen gäc^er« (Seönola, 
Sijpern 229.) Der unter einem ©onnenfc^irm 5)argefteflte ift mo^I 
ein ©atrop, unb fonot^ bie fiopfjier ber 9ioffe perfifc^. Den Stog- 
fc^rteif pnben roir bei ben Struffern forgfättig oerjiert. 

^eliogabal lieg ben fQrifc^en ©onnengott in 9}om auf einem 
©ogen mit fec^« roeigen SRoffen in "^Jro^effion führen, unb tanjte 
boDor, wie Daüib beim ßinjug ber fflunbe«tabe. 5Wac^ bem ÜRorgen- 
lanbe ^urüd weifen und oor allen bie baiuoarifc^en Seon^arbdfa^rten, 
inbem fie gleich ben ©onnroenbfeuem au« bem ©onnenalter flammen. 
Der 9?o6(auf um bie ©renje ^ängt oon allem Slnfang bamit ju- 
fammeU; unb ba« SBort resa, wel^e« bafür bie ©eptuaginta @enef. 
35. 19 für asp gebrauchen, ift ebenfall« perfift^, mie unfer ®ure 
für SRoi 

©er fä^rt hinauf gen ^immel unb ^erab?" mit biefer grage 
beuten bie Sprichwörter XXX, 4 auf ben SlHmäc^tigen, unb ^aulu« 
antwortet Sp^. IV, 9: „Sr ift ^inaufgeftiegen, toaQ fagt bieg anber«, 
al« bog er dor^er aut^ ^erabgeftiegen in bieSiefe ber ©rbe." SSom 
^rop^eten eiia« ift bic JRebe, wenn ß^riftu« Oo^. lll, 13 fpric^t: 
„iWiemanb ift in ben ^immel ^inaufgefticgen , al« ber ^erabftieg, 
ber 5Kenf(^enfo^n, ber im ^immel ift." Da« feurige ®efpann aber, 
in weld)em ber gleichnamige Äananäergott feine f)immclfa^rt 
antritt, ift eben ber Donnerwagen, ©ie @lia« jur f)5^e gefahren, 
unb nac^ Oalfut SRubeni f. 9, 2 öfter oom ^pimmel ^erabgefommen 
ift, fö^rt Ärifc^na ben burc^ feinen göttlichen Slnblicf entfünbigten 
gifc^er auf feinen SSagen gen ^immel. (©aftian, ©ubb^. 119.) 
©eller op^on will fic^ ju ben ®öttern ergeben, wirb aber Dom 
glügelrog "^Jegafu« auf bie Srbe ^erabgcworfen. Den f)elio« tx^ 
tränften bie litanen im ßribanu«, fc^rcibt Diobor mit bem ^in- 
wei« auf^^aeton. SKit^ra« fä^rt ben $immel«berg ^erab. ?ll« 
f)eiliger wirb in Oberelfag ®t. ^ippol^t oere^rt, bem bic 5Roffe 
Pc^ lo«geriffen, wie ber 5Wame unb fein Dicnft f^on im alten 9?om 
befagt. Die 9{^obier warfen jä^rlic^ bem ©onnengott )u &)vm ein 
9Siergefpann in'« SWeer. ^uf unDorbenflic^en ©onnenfult fü^rt 



332 ISO. Seottl^atb btx altbo^etifd^e l^etrgott. 

ou(^ ber ^I. ?eonl^arb jurüd, nur »irb fein ©üb in'« SSaffer ge* 
morfen, um, »ic ba« be« Slpoüo üon 5>cIo«, onbermcitig anju- 
f(^n)immen.^) 

130. Seon^fttb ber ftltlfti|erifd|e ^errgntt. 

(Sine 3)tei(e üon Sntmerpen nac^ SDtec^eln ^eigt bte Sal^nftation 
oube ®ob, ber alte ®ott. iWat^ antiler SSorftettung fä^rt ber ©onnen- 
gott mit 9io§ unb ÜDSagen um bie ßrbe, unb ermirbt fie babun^ ju 
eigen. 5)ie 5Kutter ßrbe war gtett^jom ate ©raut bcm ^immet^ 
gott ju Selben gegeben. 35er Sterbliche t^ut üon SReligion^megen 
mdf, ma« bie Oott^eit üorgct^an, unb fo fä^rt ber ©runb^err 
bei ber erften ©eftfeno^me im SSiergefpann um fein ®ut ober reitet 
um bie ©renje, unb empfängt für fein ®ut bie ^bl^ere ©anftton, 
inbem er jQ^rtic^ um bie ^apeUe bed Sauerngotte« bie Umfahrt ober 
ben Umritt erneuert. 3n $Ru|Ianb »irb bie ®ren;je Dom äelteftcn 
umodert. 8lu(^ beim antritt groger $errf(^often Kmmt eine folc^e 
©elef)nung üor. ^einric^ mit bem golbenen Sagen enoirbt 
üon Äaifer Äarl bem 5)icfen fo üiel 8anb, ate er üon 5Korgcn bi« 
Äbenb mit einem Sagen umfreifen fonnte. ©efannt ift bie ©age, 
bag er ein golbene« fflägefein auf« {Rog genommen, unb inbem er 
ritt, tt)a« er reiten fonnte, 4000 mansus ober 160000 ÜRorgen 
Sanbe« in ©c^maben, junäc^ft am ©obcnfee al« Se^en einget^an. 
5Wa(^ anbern geft^a^ e« unter Äönig amulf, bcm oorleftten Sarolinger, 
ber auf bem ©c^Ioffe äibling lebte unb bem f)aufe Slnbet^« ben 
Urfprung gab, vorauf aber fein SSater ffitit^o IL au« ®ram, ba§ 
ein ffielfen^erjog feine Unabpngigfeit aufgegeben, ftc^ in bie ffiin&be 
ettat jurüdgejogcn. (Sin erfter Stit^o tritt f(^on im §oIjpaIafte 
be« ^unnenfbnig« 9ltti(a an ber 2:^eig auf; bieg finb alte ®ef(^ic^ten, 
bo(^ fcöabet nic^t, ficf| baran ju ermnem. 

Scon^arbi war ein groge« geft, worauf fit^ bie Ougenb mit 
bem ^eitfc^enfnaftcn unb bem frb^Iit^en 5Rufe üorbereitetc: „f)eut ein 
lag, morgen ein Jag, übermorgen ber 8ien^art«tag!'' 5)a}u merben 
bie 5Roffe jiertic^ am ^opf unb ©t^ttjcif aufgejäumt. Die ©(^toeben 

1) mtxn eagenfd^. 133. 137 f. 501. 3etuf. I, 432. 604. ü. 9(ufl. 
451. 538. 



130. Seonl^Qtb her oltbat^etifd^e ^etrgott. 333 

filierten grc^r« Silbfäulc don ©über auf einem ffiagen 
um (®rimm SW. 103); bei un« miberfä^rt biefe S^rc ber oerplberten 
Seon^arbdbüftc. SSorjüglit^ ttjareti bic ©roncettjogen, mie fie bort 
unb an ber beutft^en irtorbfüftc, au(^ in 3ubenburg ausgegraben 
kDurben, SuttuSgerät^e. 

Sennert ^eißt ber Seon^arb im ©aucrtanbc, in Ungarn lömmt 
er atö Sb^n^arbt üor. @ng(anb beutet i^n a(d lionheart, Sömen- 
^erj. üKit ßaparb, Seart, bem etrurift^en 8art^ erweitert fn^ ber 
©qit^tsfrei«, unb 8arS bejeit^net no(^ norwegift^ ber 8orb ober ^err. 

5)ie Anrufung be« ^I. ßeon^arb ^ilft für SSieleS, mo nicf|t für 
alle«. 3" 85iöac^ in Äärnt^en ftel^t er fogar einem ©abe dor. Die 
granfen fennen unb e^ren i^n afö ®eburt«^elfer nac^ ber Segenbe, 
ber f)eitige er^iett jum 'Dante, totH er bie Königin S^Iotitbe üon 
granlreit^ burt^ fein ®ebet errettet, öon Äönig 6^Iobtt)ig fo üiel 
8anb, aü er in einer 5Wa(^t umreiten Ibnnte, um barauf Äapeüe 
unb S(5fter(ein ju bauen, ißac^ feinem 2:obe mürbe auf feine (Sin- 
gebung eine größere jtirc^e an einem Orte erbaut, mo^in munberfam 
aBein in ber Umgegenb in einer SBinterSjeit !ein ©c^nee gefallen. 
3n granfrei(^ rü^mt ft(^ ba« Stofter {Roblal, ©ift. ßimoge«, ober 
©aint Seonarb an ber SSienne, in ber jttjeiten ^ötfte be« VI. 3al^r* 
^unberts fc^on bem ^eiligen ge^ulbigt }u ^aben, \a ber SluSgangS^ 
puntt feine« Jhiltc« ju fein, ärnolbu«, ber ^arfenfpieler ffarl« 
be« ®rogeu erbittet ftc^ üom ^aifer fo diel SBatb, a(« er mä^renb 
beffen SKa^tjeit umreiten fönne, unb überlägt bicfen bann ben armen. 
Die ^t. ?uf^i(bi« reitet mit ber ©pinbel hinter fi(^, bie ben ©oben 
rigt unb fo bie ®ren)e jie^t. 

©otteit bie ©ajluoarcn fic^ oerbreiteten, in ©a^em, Oefterrci(^, 
ftämt^en unb Jprol jog ber alte Herrgott al« Patron ber Stoffe 
mit i^nen, bie Songobarben brachten i^n mit nac^ 3ta(ien: auSnal^m«' 
meife begegnen n)ir i^m fo. Die ©ajudaren fc^einen in ßärnt^en 
not^ aU ijaiht Reiben eingerüdt ju fein, benn bort pnben mir be^ 
jei(^nenb ©t. 8eon^arb, ©t. 0«wa(b. 3lu«brüdli(^ jeugen ©t. 8eon* 
^arb«!ir(^en bei SamSweg, ju 9luf^aufen bei ^tü am ©ee, ju Seo- 
gang unb bei ®röbing oon altba^erifc^em ^(tuS. ©omeit baS 
^eitfc^enlnaüen gehört mirb fmb bie ^qren machtlos unb burc^ bie 



334 181. gfon^atbifol^rtei!. 

8üftc ücrjogt: man pcitf(^t frcujttcifc im Statt. 3ft bic Slifegei^el 

gemeint? 

%u\ bet )Btü(fe fielet ein golbnet äBagen, 
2Bitb mt(t unb btc^ in ben ^immel tragen, 

mirb a(« SJoltelieb in Somotau gefangen. f)ier ft^eint ®t. 8eon= 
^arb ober ißifolau^ gemeint. 

3Bie 3nbra al« ©onncn^err mit üier Stoffen fä^rt (^^itoftr. 
Apollon. II, 22) fbmmt ?eon^arb im SSiergefponn öom ^immel. 
65 ift ber SSSagen ®ottc5, ber im Donnerrollen burt^ bie ^immef 
fä^rt. (^falm XLVIII, 18. 34.) Sluf goUifc^en SHünj^n fbmmt ba« 
fpringenbe ^Jferb mit fjoljcm Sopffc^muct oor (Streber, 9?egenbogenfc^. 38), 
ja fc^on auf affprifc^en Dcnfmäfcrn tragen bie Stoffe folc^e ®üfc^el 
am Sopfe. baju reiche« ©eft^irr. ^ieju fbmmt no^ ber Sonnen- 
wagen. I)iefer (2(f)opf bejcic^net bie (Slanjmä^ne, ffanbinaoifc^ 
©frimfofi, unb blieb für bie fteüoertretenben Sonnenroffe bei ber 
8eonf)arb«fat)rt c^arafteriftifc^. 

131. Seon^arbifa^rten. 

35ie 8eon^arb«firc^e bei ffiang nöt^ft ffiafferburg ftc^t in 
einem 3)2aucrring o^ne föotte^ader eine i)a(be @tunbe abfeitd. !Dod) 
pnbet ba ber Umritt ftatt. Dabei mu§ ber ©eiftlit^e mit bem Äreu^^ 
partifet unb fein üWiniftrant ooranreiten, wie in ^o^enbrunn mit 
fitbemen ©poren. ä5on anbern Scon^arb^tirc^cn, wie jioift^en ßglof«* 
^eim unb Sangenerling , TZeugting unb $iring, I)at bad ^otf in 
Erinnerung, bog ber Umritt beftanbeu; Sranjberg fennt i^n noc^. 
«aent^atben fbmmt bie ga^rt neu in Slufna^me; am 6. 3uli 1889 
f«nb fie prächtig ju 21 derzeitigen bei Obermamgau ftatt. 3n 
5WeuZau« bei ©c^ticrfee ift ein ©auer fammt bem ®efpann ^erab^ 
geftürjt, ein ^mq, ber bei bicfen ga^rten aüent^atben tegenbär ift unb 
fotare SBebeutung ^at, au^ ge^t ein ©trimmet o^ne $opf um, xoa^ 
auf alten Opferbienft beutet. On Jconliarb^pfunjen bei Stofen^eim 
machten am 31. 3uli lb87 138 ^fcrbe ben Umritt mit, wobei 
^ferbefegnung ftatt ^at. 2Kan ^ält i^n ju grofc^^aufen bei 
Snurnau, ^c^enliaufen bei Untergänjburg, in ÜEBeilt)eim ge^t ed um 
ben ©ottc^adcr. ©an gen bei Dicken ^at ein Öeon^arb^firc^lein 
mit bem ^ufeifen an ber S^üre unb ben iä^rlic^en Umritt, wie 



131. ßeonl^atbifa^tten. 335 

9icl(^Img unb (Jorft. Srmä^nung oerbicnt no(^ ©t. Sconl^arb am 
©onncbctfl bei Soufcn. 8lu(^ feine Äirc^e in ber Oberftobt ju 
SRegenöburg ^at bie Umfahrt, auf (ginöben entfäüt ber 5Rome 
Seon^arb bei 5rontenl)aufcn, bei "^Jenting unb in ßeon^arb^^aun bei 
Srgot^bac^ — fo mußte ber beutft^e ®Iauben«patron fic^ jurüdjie^en; 
boc^ erhielt ftc^ ber Umritt auc^ um bie ^irc^e ber ^eiligen }u 
®eifing bei gürftenfelb. 

gür ®t. ©onifaj mar beutfc^ unb l^eibnift^ gleit^be- 
beutenb. 3ft bem alfo, bann fteden mir no(^ im tiefften Reiben- 
t^um, benn unferc SSorfa^ren liegen \xdf bie urgermanift^en geft- 
begel^ungen nic^t nehmen. 5)a6 ßeon^arb fein (^riftti(^er f)eiliger 
ift, }eigt feine ganje Umgebung. Unter anbern l^ängt in ber Seon^arbö- 
lapetle ju Sauingen eine SSotiotafel ber „Oungfer Äümmernig" 
mit ber (5rjäf)lung: „Sin ^eibnifc^er Sbnig ^atte eine munberfc^bne 
S^oc^ter, )u melc^er 93iete ^ingeriffen mürben. !X)ieg betrübte bad 
^rinjegc^en unb al« ^eimli(^e ß^riftin bat fie S^riftu«, i^re @c^6n^ 
^eit iu üerberben. ®Ieicf| ^5rte fie eine ©timme: mol^Ian, bu foüft 
mir gleichen. Unb üon ©tunb an manbette fic^ i^r meibtic^eö ^^ 
gefielt in ein männ(i(^e^, bad mit ftarfem Sart gefc^müdt mar. 
!Darüber maib i^r 93ater furchtbar }ornig unb fprac^: bu foQft noc^ 
meör beinern gefreujigten (Sott ä^nlic^ merben. Unb man fleibete 
fein Äinb in eine grobe Sutte, lieg i^r üon aller ^errlic^feit nur 
bie gotbene ffrone unb bie golbcnen ©t^u^e, unb nagelte fie an ben 
^änben an ein Sreuj, mo fie balb ftarb. iWac^ mehreren lagen 
jog ein armer ®eiger be« ffiegeö, beffen ©eib unb Äinber ba^eim 
faft ©erhungerten. S)er backte, menn bie gute *^rinjeffin noc^ lebte, 
träte fie gemiß i^ren golbenen ©c^u^ mir ab, unb begann }u geigen. 
Da löfte [idf ber ©(^u^ öom gug. aU er i^n aber in ber ©tabt 
ütrfaufen moUte, ergriff man i^n, führte i^n üor ben Äönig unb 
biefer üerurt^eilte i^n atö !Dieb jum ®a(gen. Sei mieber^oltem 
©eigen fiel auc^ ber ^meite ©c^u^, unb auf baö SBunber mürben 
fibnig unb 85otI ß^riften." ©t. Äümmernig ift eine jefet erft 
oerftänbUc^ gemorbene fo^mogonifc^e (Sott^eit, eben barum t)on tnter« 
nationaler SSere^rung. (©agenfc^. 175 — 269.) 

5>en geon^arb üon Sligen ^at bie Soc^ter eine« ®urg^erm 
aM bem 9Baffermirbe( gejogen, unb babei fic^ bed ©etübbeö erinnert, 



336 181. Seoitl^atbtfal^tten. 

ou^ !Danfborfeit für t^re ©efrciung don bcr ®cfangcnf(^aft eine 
ftirt^e ju bauen. ÜWan opferte barin eifeme Äctten ober geffel, 
©(^lüffet, beibringe, ^flugft^arren, ©enfen unb ^fcrbe^ufe, no(^ 1721 
foloffale eifeme unb oergotbcte. 9la(^ uraltem ^eibenbrauc^e brachte 
bo« aSoIf bem f)ei(igen no(^ im erften 'SDrittet be« XIX. 3a^r^ 
^unbert^ ®änfe, ßnten unb ^ü^ner bar, trug fte breimal um 
ben 3l(tar unb (ieg fie bann burc^ ein ioif im @^or, melc^e^ jegt 
oermauert ift, in ben ©eflügelftaü. f^anjcr II, 32.) Der Sauer 
reitet bad SKutterpferb, ba« i^n ^um erftenmal mit einem 5-oüen er= 
freute, fammt biefem um bie Seon^art^fapette, unb beibe bleiben ba9 
3a^r über gefunb. 3n ämmerfelb bei ü)?on^eim »erben bie ©über 
ber beiben 2Jie^patrone, ffienbelin unb Seonl^arb, am gefte in I^urm- 
t)äu«(^en oor bie Ü^üre gefteüt. 3" SRottenburg a/2:. fanb 1884 
ba« öOOjä^rige 3ubitöum ber Seonl)arb^fir(^e ftatt. 8inben bei 
Ätofter f)eit«bronn ^at eine atte 8eonf)arb«fir(^c, einft giliale, unb 
noc^ )u Einfang biefe^ Oa^r^unbertd ftanb eine gro§e Sinbe mitten 
im Orte. Der !pei(ige gehört üome^mtic^ in eine SBalbgegenb. 

3n Slieberba^ern ift biefe Äirt^fa^rt uraft. 3" ®^- Scon^arb 
bei *?Joftmünfter fommen bie 9ioffe jä^rlic^ jur ffiei^e, unb früher 
oerfaufte man an- ber ftirc^e eifeme Siögtein jum Opfer. 
mel(^e bcr ^^Jfarrer ober Slßcßner ba« riäc^fte 3a^r micbcr in ^anbel 
brachte, biö ein ©eelforger o^ne Umf(^tt)eife ba« ©elbopfer einführte. 
3n ©anader galt eö oor bem f)o(^amte einen JRitt um bie Äirt^e, 
ber erfte mu§te Dom ffiirt^ freigehalten merben. Dort tauft ber 
Sauer fein eifeme^ Sotiobitb oon 9io6 ober Snf) noc^ ^eute am 
greit^ofe, um fetbe beim Opfergange auf ben 2if(^ neben bem Altar 
JU legen, unb finbet eine ganje Äifle oon geft^miebeten Sioffen, Äü^en 
unb Äölbem im Onnern jum näc^ftjä^rigen 25er!aufe. Darunter 
finb noc^ Slrme unb Seine, auc^ eine auf^« feinfte geft^miebete $anb 
mit Seberwerf unb beweglichen gingern, wie bie eifeme f)anb oon 
®bfe oon Sertic^ingen mit ^aarfc^arfen ©t^ienen bi« an'« Arm* 
glieb ' reichte. ?(m berühmten Oubenburger Opferwagen au« ber 
Seltenjcit fmb biefelben Stöglein oon 6rj, toit man fie eifern bem 
Seon^arb barbringt. 

9Jon Selang fmb bie wec^felnben 3^^^" ^^^ 8eonl^arb«fa^rt. 
3ncf|en^ofen ift am ^fingfttag unb jum Salenberfeft ben 6. SWooember 



132. 93otit)bttbev t)on @iffn unb äBad^d. 337 

am ftSrfften befuc^t. !Cte ^egüngcr begeben bte f$Q^rt im ^oc^fommer, 
cbcnfo gifcfil^aufcn bei ©(^licrfcc, »a« ouf bic ursprünglich folare 
©cbcutung bc« geftc« Witten Wgt.^) 5)icfcr (sjoraftcr ift burt^ 
©teic^ele'd crjbtfc^öflic^e 3$erorbnung oermifc^t, monac^ ba^ 93otfdfeft 
tücgcn oücrtei ÜWiSbräuc^c auf ben ^crbfttag bcft^ränft mcrbcn tooütc, 
mie ber attgemeine ^irc^tag auf ben britten Oftoberfonntag oertegt 
ift. atlcrbing« fte^t bic firt^Iic^c ©crct^tigung ju berartigen Ein- 
griffen in (frage, ba e^ fic^ eigentlich um feine cf|rift(i(^e Sege^ung, 
fonbern um einen DoH^t^ümtic^en Srauc^ ^anbelt. 

132. eotiültlber imn (Stfen n^ &aii$. 

@c^on bie Seg^pter bilbeten ex voto frante ®(iebmaffen nac^ 
unb fteüten fie in ben Stempeln auf. Solche ^änbe, O^rcn, äugen 
finb noc^ übrig. (S35iI!infon III, 395.) ÜDie ^^itifter brachten fogar 
bie abbilbung i^rcr franfen ©ifet^eile bem Oe^oda (I ©am. VI, 5) 
gegen ®ip^^(id, unb gotbene SRäufe gegen bereu (fetberüertDÜftung. 
S)ie Äabiren auf ©amot^rafe geboten ben SSSinben unb SKeeren, 
unb wer auf weiter ©eefa^rt begriffen fic^ öor^er bort einweihen 
Iie| (ben rotten ©ürtel ber 3no Seufot^ea an(egte) unb ba« ®elübbe 
t^at, nac^ übcrftanbener ®efa^r, jumat im uuwirt^fic^en ?ontu«, 
wieberjufc^ren, wobei mon ben ©ötterberg ber 3iifel al« Urbefife ber 
©türme im äuge ^atte, ber ^at alö ®ewei^ter niemals Schiffbruch 
gelitten, ©olc^e ^erfoncn aber, bie ben ©türmen glüdlicfi entrannen, 
fingen im ^eitigt^um ber Äabircn SSotidtafeln auf. (ßicero n, 5). 
III, 37.) 35a«felbe traten bie au« bem ©c^iffbruc^ ©eretteten anber=^ 
wärt« im lempel ber göttlichen ÜJhitter 3fi«. (3uoenaI XII, 28.) 

dn ©otgoi auf Supern finben fic^ a(« SSotiogegenftänbe don 
©tein: äugen, O^ren, 5Rafen, ©efic^tcr, Sippen, Daumen, güge unb 
anbere Rbrpert^cile, aüe auf einer ©tctte, wie dor bem ältar ber ©ott- 
^eit (äp^robite), welche üon ber Sranf^eit ju ^etfen gebeten warb, 
äuc^ fie^t man gi^auen mit fiinbem an ber ©ruft ober am arme, Sü^e 
mitRälbem unb anbere it^icre mit 3ungen. (Sc«noIa, Supern 129.) 
Die äfI(epio«^S:empeI ju Äo« unb (Spibauro« waren ooü 



1) ed^meSet @. 14. 81. Clmt^mann 98. {>. {»oUanb, SSg. H. 3. gfe« 
bruat 1879. 
&tpp, S)nai(^c »eliflioii. 22 



338 182. 9)otit)BiIbet t^on difett unb SBa^d. 

folget Srinncrungcn, unb in (Struricn fonb man im ®runb eine« 
Keinen Sergfee« eine SWenge ©roncefiguren mit ^tidftn üon üDSunben, 
©(^minbfuc^t u. f. m. ^ippofrate« Don J?o9 fc^rieb bie erften 
Heilmittel oon lofeln ab, roetcfie bie ffranfen in ben lempeln 
be« üe^tutop, Slpodo unb ber S)iana aufgel^ängt Ratten, unb bie 
loifc^en SSorft^riften finb eine ^auptqueüe ber f)eilött)iffcnfcf|aft ge^ 
Würben. Die ©roncet^ier^en unb Jerracottcn in Olympia u. f. m. 
finb äberwiegenb SRinb unb 9}og, fei ed, baB man bie 93otit)e an 
Säumen auffing. !Der Sanbmann opfert 2:^iere unb Sbole, bie i^m 
na^e ge^en. 

dm 2:empe( be« 9Imp^iarao« }u Oropo« l^ing eine ÜRenge Don 
©ilbttjerl. (Corp, insc. graec. I, 750.) Der ©e^er warb mit feinem 
Sagen üon ber (5rbc üerf(ftlungen unb al« SBeiffagegott oere^rt. On 
(E(id ftanb eine ®äu(e, bie beim 9(i|fcuer, woburc^ ber ®ott ba« 
f)aud Oinomao« jerftörte, wunberbar übrig geblieben, toie ein eherne« 
Säfelt^en ju lefen gab. C^Jauf. V, 20.) 3n «t^en felbft fteigt man auf 
@tufen }ur ^apeüe be« Jto^mad unb Damian ober ber Slnarg^roi 
^inab, wo no(^ eine ©äule Dom alten Sleöfulaptempel fi(^ ergebt. 
3a^Ireic^e Jhanfe finben fic^ ein, Rängen einen ©trid an ber ©äule 
auf, unb geloben eine ebenfo bide unb lange SBac^^ferje, bamit fte 
fieberfrei werben. Der ®(aube wanft nic^t, au(^ wenn fie nic^t ge* 
nefen. Die beiben f)eitigen fmb nur an bie ©teile be« S^iron unb 
3Webon, ober SSater« ber ß^irurgie unb 3Kebijin getreten, welche bie 
„®eIbIofen" feigen, weit fie angeblich für i^re ©e^anblung fic^ nic^t 
bejahten liegen. 

3n 9t om warf man breigig brennenbe Siebter ober puppen, 
ftatt eben fo Dieter SWenfc^en au« ben brcigig Äuricn, jäl^rlic^ an bc« 
ajfapen 3bu« Don ber fublicifcl)cn ©rüde, unb am gcftc ber ©igit-- 
(arten brachte nac^ 5Rumaö 2lnorbnung ben 16. unb 17. SKärj 
3cbermann in ber, mit bem ©atumu«tempel jufammenl^ängenbcn, 
Jlapeüe be« ®ottc« ber Unterwelt, nämlic^ ^tuto, für fein eigene« ^aupt 
ober Ccbcn ffia(^«figuren jum Opfer, ja c« gab nat^ SJarro IV, 14 
in ber liberftabt allein nic^t weniger al« 27 berlei Opferpläfec, 
2lrgeia genannt, ©efonber« würben im Jempcl be« 2le«cutap auf ber 
2iberinfel bei Oftia, wie auc^ in ben f)eiligt^ümern ber 3fi« giguren 
ber Icibcnben ober geseilten ©lieber in SSJat^« aufgefangen, bie Slltäre 



182. S3otit)BtIbet t)ott (Sifen unb äBad^d. 339 

bcr ^citflötter bientcn boiu. ^toax öcrbietct bcr Indiculus super- 
stitionum c. 29 bieg SluffteQen ober Rängen t)on Firmen unb Seinen, 
aber ber üEBeltbraudi Übt im S^riftent^um roit im Subb^i^mud 
unobmeidbar fort. !Der 'Pilger, ber in bie ^ogobe ge^t, um t)on 
einer geibe^plage befreit ju »erben, mu§ bie gigur be« behafteten 
©liebet je nat^ SSermbgen in ®oIb, ©über ober ftupfer bem ^riefter 
abliefern. 

©er an einem ©liebe ein ©ebreften trug, brachte ein ptjeme« 
Slbbilb at« aSei^gefd^enf in ben (Sbtter^oin, fo melbet ®regor 
Don 2:our^ vita patr. 6. Slugenfädig ift bie Uebereinftimmung 
ber figürlid^en Opfer, ate ba finb: toät^feme Arme unb güge, ©rflfte 
unb Slugen, ganjer Äinber, SRb^lein unb SRinber, mit ben im Älter* 
tl^um ^ertömmUc^en. aßerfmürbig ift eine 93otit)^anb Don Sr} aud 
Sloenticum, erft 1845 gefunben, mit brei toie jum ©(^»ur au«* 
geftre(ften fjüigem, au(^ fleinen ©ruftbilbt^en ber S^bete, be« @aba* 
jiu«, ©acd^u« unb 3Rerfur, nebft ©d^Iange, (Sibet^fe, grofd^ unb 
©d^itbfröte, gegen ben böfen &xd\ unten liegt bie ffibt^nerin mit 
bem Äinbe, bie man im II. ober III. 3a^r^unbert ex voto ba« ffiei^* 
bilb borgebrat^t.^) 

©liebmaffen toit äugen, Srüfte, Srme, güge, ftrbten aU ©^m* 
bole ber ©ärmutter, »erben nic^t blog in f)ella« unb ©ijUien, fonbern 
and) in ^Ceutfc^tanb ben f)ei(igen Dere^rt, metd^e ge^otfen ^aben 
foüen. SRit^t an ber Ärippe, fonbern auf ber Slnrid^t öor bem «(tar 
fte^t 5Ro6 unb $Rinb. 3n 9ligen bei ©raunau opferte bei ÜWenft^en* 
gebenfen ba« au« weiter gerne ^erbeigeftrbmtc SSoIf eifeme ^ferbc^en, 
Äuglein, ©d^fteine unb ©(^afe mit i^ren Sälbem, gerfetn unb 
Sämmem, unb aüe Srten ®epügel, bei großem Slnbrang fie felbft über 
bte Stirc^^ofmauer »arfen. ^inter bem f)oc^a(tar Rängen aber auc^ 
f)ufeifen, ^ferbefü|e, ©enfen, ^flugfc^arren, ©c^tüffel unb ^anb* 
ober guSfd^etten nebft eifemen Ärbten. Quirinu« in legernfee be* 
fam nac^ aReteQu« Quirinalia au(^ Stoffe jum ©efd^enf, unb ben 
^ei« einer ^f) in ffiac^«opfer bargebrat^t. 3n ©annader bei 
Sanbau ift in bcr 8eon^arb«!ird^e neben SKi^en, ^ferben unb güüen 



1) Sbgebilbet in ben Tliii^til, b. antiq. (SfefeUfd^. in 3üvid6 XI, 35 f. 
»gl. mein .&eibent^. H, 128 f. EI, 24. 3. »wun, flotutgefdi. b. 6ogc 88. 

22* 



340 133. ^a« ©ufeifcn aU laXiiman. ^a% aöo^taeid^en her 9lo§tta^^e. 

eine eifeme ^anb mit bemfeften flKed^oni^mu«, »ie bie üon ®ö| 
don ®er(i(^ingen }u fe^ett. ^nxdf ein paar ©(^rauben mürben bie 
fünftlic^en ©lieber fijrirt, ein ©(^»ert ju galten. 

133. 3)a8 ^ttfeifen aU ZalUman. 8Ba^r)eti|en ber Küf^txappt. 

(S9 ift Q(d ob ÜEBoban felber ein ©egen^^eic^en gegeben, benn 
jum Äaiferfefte, ttjo jelbft bie femften Sänber ben 5)eutf(^en SReic^^* 
jrünber ©il^elm jum öoüenbeten ncunjigften ßebcnöjo^re beglü* 
wünft^ten, flog in Serlin oor feine, für bo« ?eipjiger ftriegerbenhnal 
beftimmte, Srjftatue ein ^ufeijen burc^ ba« ©(^oufenfter ber ®Iaben^ 
be(f fc^en ©roncegug^anblung, o^nc felbe^ gu jertrümntem. SRientanb 
begriff, mie unb mo^er, bod^ btieb e^ allgemein a(d gfinftiged 9}or^ 
jei(t)en betrot^tet, lange bem SJotfe au^gefteüt (22. SKärj 1887). 
!Cadfelbe üerbiente am "portal bed ftönigdfc^loffed angebracht ju 
»erben. 3. ®rimm »agt nic^t ju ücrneinen, bag bie alten ®ötter 
mirflit^e ffiefen waren: ^ier möchte man fogar an i^r gortwatten 
glauben. 3m l^eutigen ©riec^enlanb magt man neben einer einft 
^eiligen Cuelle nic^t laut ju reben, um bie 92ereiben nic^t aufju- 
bringen. 

3m Umfrei« üon Sugano fie^t man no(^ on §äufem unb 
©tallungcn ^ufeifen angenagelt jum ©eweifc, bag bie l^eute »älfc^ 
rebenben ßongobarben ät^te ©ruber ber ©ajuoaren fmb, wie fie auc^ 
gleichmäßig jobeln. ©rateten bie flaffifc^en SSöffer ben ^^J^allu« an 
jpren unb Sporen an, um Unheil abjume^ren, ja trägt felbft bie 
dorne^mfte 9^eapolitanerin i^re geigen oon ©ilber ober Äoraüen 
ttjibcr ben böfen ©lid (mal d'occhio), fo läßt ber ©eutfc^e bafür 
ba« ^ufcifen felbft im ©ermüde gelten. S« toirb jum ©elöbniß 
in Äirc^en unb ffapcUen aufgefangen, groß für '^Jferbc, Mein für 
Rollen, unb nic^t feiten üergolbet, ald wäre bem ©c^ufegott ber 
^ecrbe ein Opfer gebracht. Slber auc^ an ben ©tallungen ift bie 
Ütrappe angenagelt, bamit bie ©euc^e oorüberge^e unb nic^t. einbringe. 
2lu« atoß^ufgefäßen goß man Sranfopfer, au« ^fcrbctrappen trinfen 
bie ^ejen; boc^ wer immer ein ^ufeifen pnbet ^at®lü(f unb wenbet 
bbfen 3öuber ab. 3ßt man auf einem f)oljteller, worauf ein f)uf= 
eifen eingebrannt ift, fo oerliert fic^ öon bem läge an Seut^^uften 
unb Srbrcc^en. Dieß weiß am beftcn ber ©c^mieb, benn bie Seutc 



133. ^a« ^ufeifen aU taüiman. 3)a« aöo^raeid^en bct ^oiixappt. 341 

fommen oft um biefe« @(^u^mittet. @o erjö^tt mir eine gebilbete 
gamilienmutter, grau oon ÜKiüer, bie nit^t« öon ©oban mußte. 

Bingerle ft^reibt (Sitten unb ©rauche 831) oon ÜWeran: ba§ 
öor ültcn 3^^^^ SRitter, bic eine SReife unternahmen, ein ^uf- 
eifen bem ^I. Scon^arb an bic Äirc^t^üre nagelten. 3n türfift^e 
®cfangcnf(^aft gerat^en ruft ÜKartcII t)on Sacqucöille, ba er 
anbem SOtorgen^ jum S^obe geführt merben foQ, ben ^(. Seon^arb 
an, ba — in bcr SWot^t ift er an ben ffialbfaum oor feinem ©c^Ioß 
öcrfcfet unb baut bem ©cfreier bie öerlobte ffapctte, 3ln ber ^aupfc^ 
t^ürc ber ßirc^e ju Äemp^forb an ber oberen I^emfe haftete bi« üor 
tt)enig Oa^ren ein ^ufeifen, angeblich t)om ^ferbc^erjog ^cinric^« 
öon Sancafter 1360 verloren. Offenbar brachten fc^on Singet:' 
fac^fen ba« Symbol be« Opfert^iere« mit. Mn ber Äirc^t^re im 
J)orfe Raufen oor ber 9i^5n fie^t man ein übergroße« ^ufeifen, 
ba« ein 9?itter oon9iapp, bem fein ^fcrb in ber ©c^tac^t gefaflen, 
ba^in gelobte. (üKann^arbt, 3eitf(^. f. b. SW. III, 66.) 31m «It- 
ftäbter I^ore t)on ärtcrn an ber Unftrut ^ing noc^ im vorigen Sal^r- 
^unbert ein ^ufeifen, unb am Il^orpfeiler bwnerft man e« eingc* 
I)auen. ®raf Suffo oon ÜRann«feIb erhielt oom J)ogen ju 
S5encbig, »o^in er Äupfer^anbcl trieb, einen ^engft mit golbenem 
©atteljeug, filbemem ^ufbefc^Iag bei golbenen 5WägeIn, unb öerlor ba 
ein Cifen. (©rbßler 211.) 2ln ber SWifoIaifirc^e ju Seipjig ift 
fogar ein ^ufeifen t)om ^ferbe bc« ^I. ®eorg eingemauert. 

3n ber Uebertt)afferfirc^e ju ÜWünftcr ift ber ^f er befug in ©tein 
abgebriictt unb bie @pur be« ^ufeifen« noc^ l^eute ftc^tbar. (Seb« 
bigen 228.) Sei ©unjen^aufen am Sldcr SBeil fam ein riepge«, 
ftarf öerfilberte« ^ufeifen in SJorfc^ein, an mli)tm jmei Heinere 
fingen (für bie ©tutte unb i^re güöcn). ®egenüber haftet noc^ 
ber iWame ftappel, tt)ol^I oon einer früfieren 8eon^arb«fapeöe; auc^ 
ift ein 3DWc^eI«bü(f unb eine SWic^elrtirc^e in ber iWä^e. 3n ©reim* 
Karting bei ^ricn toax ein ^uf eifen }u oberft am Äirt^tl^urm ein^ 
gemauert, fo f)oi^ ift e« geflogen. Seon^arb l^at ba at« Patron ben 
Umritt. 3" SBagefenberg bei $5ttme« Rängen Äettcn unb Sänber, 
^ufeifen unb ^irtenftäbe ober trüget außen an ber Äirt^e, ju 
®ammer«fetb bei ffictt^eim am Triumphbogen. 3" ®^^" ^^ 
2l(^enfee ift ein ^ufcifen in bic ffirc^^ofmauer eingc^auen jum 



342 188. i)Qd ^uffifen aU %ali%man. 2)a$ SBo^rsri^en bet dto^tiappe. 

®^u6 9^9^ rincn ©lutfaugcr unb irtac^jc^rcr ober — SSamp^r, bcr 
ba begraben liegen foQ unb fo tange to&d^^i, btö er jum ^c^(|ofe 
^inoudreiAt. 

S)er in iWorbbeutfc^Ianb fo oft öorfbmmlic^e ?ferbefu§ im 
Stein fc^eint, »ie ber menfc^Iic^e. geheiligte« ©renjjcic^cn }u fein, 
fo am gel^blod be« Ufer« öom ©arbefee, am SeufeUftein bei 
©(^ojom unb bei ©emerdborf. (Jhtoop 71. 73. 75.) äuc^ unweit 
©aljmebel liegt ein Stein mit einem auftritt, (^^n ÜW. @. 39.) 
Sine 9fo§trappe im jwei ®(^äffe( großen ©tcin ift bei Darmftett 
unmeit ©tenbal ba« SBa^rjeic^en; ein gelb^err fc^wur: fo gewiß mein 
$ferb in ben Stein tritt, gewinnen wir morgen bie ®(^Ia(^t. (lemme, 
3J. b. a. 15.) 3n vQeufc^berg bei SDIerfeburg ficf|t man einen 
großen Stein mit bem ffiinbrucf einer ^anb, eine« ^fcrbe^ufe« unb 
einer ^unbetrappe. 2Jor ber Ungarnf(^(ac^t 933 flehte fiaifer $einri(^ 
^ier um be« ^immel« ^ilfe unb griff in ben Stein mit ben ©orten: 
So waf|r meine ^anb fic^ im Stein abbrücft, werbe ic^ ben Sieg 
baoontragen. Se^« nägelbcf(^lagene Steine liegen bei Ärimpe 
(71. 87), ebenfo bcf ^o^erftein am 2BeIfe«^o(}, auc^ ber lotterige 
genannt, weit ®raf ^o^er oon ÜWann«fcIb oor ber Sc^Iat^t am 
S2ßeIfe«^oIje 1115 mit ber ^anb f|ineingriff unb fprac^: 

3c^ (Btof {)o^er ungeboren, 
^db nie nodft (ine ©c^Iac^t Verloren, 
@o toor id^ gteif in biefen 6tein, 
^u4 btefe Gc^lad^t muß meine fein. 

«ber ber faiferlit^e Oberfclb^err ftegte nic^t, (®r5ßler 88. 200. 252.) 

®ie bei Queßen ba« 2lnbenfen an Salber, fo wirft ^ier bie 
erinnerung an SBoban« STieg«ro6 nac^, beiben ift bie 9ioßtrqppe 
am ^arj geweift. ®ci Ireppeln in ber iWieberlauftfe (iegt im f. gorft 
ber 2:eufel«ftein mit einer ^ferbetrappe — unb fo (äffen fic^ noc^ 
oiele aufjagten. (Sine uralte ®angoIf«firc^e liegt bei S'ieubenau 
im 3ajtt^a(e, unb mit f)ufeifen [xnh bie Staren fo ooö beft^Iagen, 
baß man nic^t eine« mtljx ffinbx&d)tt, SJer ©au ift noc^ romanif(^. 
3n ber iWä^e, etwa 5 SWinuten oom Stäbtc^en ift eine CueÖe, 
fc^ön oon Steinen eingefaßt, wo^in man früher bie $ferbe trieb. 

3m heutigen SOte; if o bient nic^t feiten ein f)ufeifen }um Sc^toffe, 



134. 61. Wartin mit bem ©d^immel. 343 

benn bte ^t^tn ge^en i^m au9 bem SBege. 3n 9lorbbeutf(^(Qnb 
trifft mon bofür in aüen ®cft^äft«pufcm ein (Sifen an bcr ©c^meüc 
befeftigt, e« bringt ©lud. 

134. ®t. SRarttn mit bem @i|immeL 

Die ©(^immelfapclle ju Slfc^olting junäc^ft meiner ^eimot^ 
I)at bie 3Kartin«firc^e oon Dietram^jeU unb Slbac^ jur ©eite, außerbem 
finb bem 5WiIo(au« 2)orf SBadcr^berg unb bie Oac^cnau, bem ^I. ÜWic^ael 
©aigac^ untcrtfian. 3n ®t. a)iartin ju fiengenfelb bei SJelburg bt^ 
fte^t ber ®(^ im me tritt, ^n ^Rieben an ber SSil« in ber Ober- 
pfalj bringt man noi) 3Kartin«f|aber jum Opfer. 5Wa(ft ber kernte 
ift ba^ Opfer t)on einem SOte^en ftom ober SSaijen jur ^irc^e no(^ 
ba unb bort hergebracht. 3n ber alten ©cnebiftiner^^Slbtei Sn«- 
borf opfert man jum l^I. äßartin ^aber bi« ju einem ©tröffet. 
SWartin erft^eint a(« anbere ®efta(t. in welcher ber ffioban«bienft 
auf un« gefommen. ffir ift tt)efent(ic^ ber f)eilige ber granfen unb 
attentl^alben burc^ fie eingefül)rt. ÜWar« tt)irb ju ÜWartinu« mit bem 
Ärieg«mantel, mli)m bie JJranfenfönige in ber ©c^Iac^t trugen. S« 
ift oielme^r ©ob an« SWantel, aut^ genoß man in granfreic^ ba« 
gefegnete Srob be« ^I. ÜÄartinu«. (®eorg o. Slour« VIII, 2.) 
3^m flammen bie SDiartin«fcuer an ber ÜRofel. ®ttüt fic^ am 
ÜWartin«tag auc^ f(^5n ©etter ein, fo ^eißt e« im Unterlanb ©a^ern: 
„5)cr f)ei{ige muß für feinen ©trimmet noc^ ein ffiinter^eu bbrren." 
©ein geft bringt ber 3af|rjcit entfpret^enb ein Opfer mit fit^, unb 
jmar bie ©an«, bie ba« aögemeine gefteffen gibt, unb fc^on 1171 
fc^rifttic^ beglaubigt ift. Um 3Wartini ift in Sängriß ba« ®an«fc^ie6en 
übüc^, unb werben ben ©c^üfeen ganje, l^albe unb SSiertelgönfe al« 
greife }u 2:^eil. 2luf aWartini opferte man in feinen Äirc^en unb 
Äapeüen ®änfe unb ^ül^ner, fo noc^ inOberbing bei ffieil^eim, 
ber (Sriö« au« ber SSerfteigerung gehört ben Sirenen. 3" SWartini 
treiben bie ^irten ein unb ift greitafel im Unterlanb. (©c^Iic^t, 
aitbatierlanb unb SSoff. 285.) 3n ©c^mäbifc^ ^aü mürben oft 
600 ®änfe oerfpeift, unb mer bie ÜWartin«gan« mit oerbunbenen 
Singen traf, bcfam fte jum ®en)innc.^) 

1) Weiet 452 f. 9toc^^., ^ombergex (SauQX(ifen 38. 



344 184. 6t. yfiaxiin mit bem ©d^immel. 

No dia de Sam Martinho prova a ten vinho, fpric^t ber 
^ortugiefe, tocil on bem läge bcr erftc neue ©ein ongeftac^en 
unb ^erumgeboten wirb. J)ie SWartin^^bmer, »clt^e er ben 
Äinbern bringt, fotten an bie ^ufeifen üon ffiobonß 9?o§ erinnern; 
in granfen bietet ^elj^üKarten ben Äinbern acpfel, ?Wüffe unb 
3u(fern)erf. 3n ©abcn fielet ber wilbe Säger 3unfer ÜKartin. „Skr 
ju oft pit aWartin^nat^t, ^at balb §au« unb $of burc^brac^t;" ber 
SJerft^wenber ^cigt bal^er ÜWartin^ntann. Unter biefem Planten 
I)ielt ber unöergeglic^e alte ®ott afö c^rifttu^er ^eiliger bi« 1805 
in Sübecf mit einem gageSBein jur ÜRartin^minne feinen (Sinjug, 
empfing aber beim Umritt auc^ ®änfe unb anbere ©cfc^enfe. 

Die ^eimat^Iic^en ®5tter ber ©ermanen wanbelten fi(ft faft atlc 
in friegerifc^e ^eilige um. J)a« Si«t^um äug^burg jä^It 
95 Sirenen ÜRartin« (baruntcr 74 Pfarreien), 89 Seon^arb« (fc(^« 
Pfarreien), 84 ^at SWifoIau«, 71 ©eorg, 69 ÜRic^ael, 67 $eter unb 
^aul (barunter 15 $eter, eine ^aul aHein gewibmet), 65 Ool^ann bcr 
Käufer, 54 Sebaftian, 53 ©tep^an, 53 a3eit, 41 Ulric^, 41 ^t. Äreu3, 
41 ®t. Stnna, 36 3afob ber ©rögerc, 29 Äat^arina, 25 SWargaret^a, 
25 SSJoIfgang, 21 Sorenj, 21 ffienbcüu, 21 SWagnu«, 20 9lntoniu^ 
üon $abua, 18 Obitia, 15 ber öierje^n 5Wot^^e(fer, 14 ©arbara, 
13 Urfula, 12 9toc^u«, 11 «art(mä, 10 Mnton bcr ©infiebler, 
10 aiban, 9 SBilibalb, 8 Slegibiu«, 6 »gal^a, 5 SBalburg, 5 5)iont|«. 

3Son bcr ©c^immcrfapcUc ju Slfc^otting ging alfo bcr ^eilige ju 
9fo6 mit bem ÜJiantel (^afelbercnb) in bic iWac^barfirc^c ju Slbac^ bei 
ZU] über. J)ictram«jcU l^icß urfprüngU(^ ÜRartin^jcü. ü)?artin^ 
firdjen fmb bie ältcftc bei ÜDicgcn, bic Urfapcüc in Serc^tc^gabcn, 
ba« ©ottc^^au« JU ®armifc^, ju 2Bcin«borf bei aWurnau, ÜDürren« 
Raufen, ßgctfing, Oberbing, ©crnricb, ^tti bei ©(^Icl^borf, ©a^rifc^jcü, 
gifc^bac^au, glintdbac^, äö5fcn, 3fc^I bei ©ccon, SBaging, mit ben 
giUalen ©aalborf unb Sbunborf, Äai mit Mietling, bie ©tabt ÜRem- 
mingcn ni(^t ju öcrgcffcn. 3n bie ÜBartin«!ir(^e ju 8anb«l^ut 
t^cilt ftc^ bcr aWantcIträger mit ®t. ffaftulu«, bem ©c^immcl^ 
patron, auc^ fprcngt bcr ©c^immetrcitcr (ffioban) noc^ in bcr 
gaftnac^t burt^ bie ©tabt. ^dit bot^ fogar bcr ^rieftcrc^or im 
Dome gu ÜRaiuj ben f|l. 9)?artin leibhaft auf feinem ©c^immel. 
SBoban« SRcitt^icr fömmt bem beutfc^cn 33o{fe nic^t au^ bem Äopfe, 



135. 9iifolQU« htx ed^iffdpalron aU ^iilgott. 345 

@p))o t)on ©oUmgen moc^t auf feinem 9io§ ben @a6 über bie 
Surgmauern bi« in ben ©tübtgraben. 3"*^^"^ 'öß* ^^^ ^uffc^Iag 
einen ©rannen entfpringen. 9n Eoblenj f|ot ®eneral SWarceou 
am JJuße be« ^eterdberge« fein ©rabmal, baöon erjä^tt ©tramberg 
im 9{^ein. Sintiquariud: 92a(^t^ fte^t man i^n nic^t feiten auf 
feinem ©trimmet. SSernalefen melbet (Oeftr. ÜK. u. Sr. 290) oom 
3Retten(|eu, melc^e^ g(ei(^ bem 6brift!inbe(^^aber auf SBeil^nac^ten 
bargebra(^t n)irb, tt)o^I jum gutter für ®ott SJaterö ©c^immel. 
SRec^nen tt)ir ^ie^et not^ bie früher im (Srjftifte ©aljburg um SJrei* 
fönig gebröuc^üc^e Slbgabe be^ ©ü^nl^eued für bad bif(^öfli(^e 
(SJeftüte, fomie ba« SButfutter im ^affauer ©prengel, meiere« für 
bie bei ber Äir(^e unterl^altenen Spiere beftimmt tt)ar, wörtlich eine 
SBuotanfpenbe t)on ^aber. (Qui^mann 34. 85. 92.) 

135. StifolauS ber ®i|tffd^atron als 9tilgott. 

91m iWifoIaudtagc begebt Sari auf bem abriatifc^en SWeere ein 
feftlic^e« ©c^aufpiel, mobei ein prächtig gefc^müdfte« ©(^iff, umgeben 
oon einer Unjal^I Warfen bie ©tatue bed medberül^mten ©(^u^^eiligen 
auf bie roogenbe ©aljflut^ f|inau«fä^rt, um nac^ einigen ©tunben 
i^m lieber einen feierlichen Sinjug in bie Äirc^c ju bereiten, fjür- 
n)al^r eine alte 5Weptunftabt, bie öon i^rer ©rünbung an nac^ ßf^Q^s, 
bem @(^iffe benannt ift. ©o l^eigt 3of. glaüiu« bie Sirene, bie am 
airarat (anbete. 

Sängft ift ber ®ottc«name Slmijfläo« für fremblänbifc^ , fei 
e« femitif(^ ober ägijptifc^ angcfe^en, aber nic^t erflärt. Die ©riechen 
bejogen if|n auf bie ©tabt Slm^flä mit bem ©onncntempel am^fleion. 
!Damit fpringt bie Safte auf bie alten güge. «m^ffa« (^reOer 204) 
ftimmt merfroürbig jum ^I. ÜJiifoIa, b. i. SWifoIa, bem ®ott ber 
©amojeben, auc^ nannten bie Sleg^pter ben 5WiI Ofeame für Ofeano«. 
3)ic JRuffen tt)oöen »iffen, ©t. Siifotau« fei auf einem ÜWü^Ifteine 
t)on 3ta(ien bi« 9lr(^ange( gefc^mommen. 

®mi% ift e« ein frembartige« ffiefen, unb ber ©ifc^of t)on Wlx)va 
in fi^cien »urbe nur megen bc«fclben iWamen« jum SEräger ber 3Solfö= 
legenbe; n)a« ^at er mit bem ©c^iff unb mit bem ÜKeere ju t^un, 
benn in ber ganjen alten Seit ift unfer ßalenber^eiliger ©eepatron, 
fomeit er ni(^t burt^ ©t. Oo^ann t)on 5Wepomuf öerbrängt würbe. 



346 185. 9lifolou« bcr gt^ifföpotron aU ^ilöolt. 

9lbct ber in bie ÜWofbau gcftürjte lourbc nit^t ^cilig gcfproc^cn unb 
bcr ^eilige ni(^t in'« SGßaffcr fleftürjt, fo \>a^ mon njicbcr junt oltcn 
SWifoIau« jurücffe^ren mu§. 

3n ganj ^oüanb ift ®t. SWifla« ©fcpatron, gilt aber für einen 
alten Sifc^of öon ÜWet^eln. Äinber fefeen i^m $oIjf(^uf|c mit 
§aber unb ®trof| au« „jum gutter für ®t. Älafen," ber attseit auf 
bcm ®(^imme( reitet, mö^renb Jhtec^t dtuprec^t oI« aWo^r ben Etappen 
ober (5fel ^at unb bie Äette mit ft^ fü^rt. ©er ßladflump (©c^u^) 
^at bie gorm eine« ©c^ifft^en«. ä(« Patron ber Seeleute empfängt 
er im ©türm ba« ©elübbe einer Äerje fo ^o(^ roie ber üKaftbaum, 
ba« aber natft ber {Rettung ju einem ^fcnniglic^te jufammenf (^rümpft. 

©0 ge^t e« oon ben Slifotaitirc^en in ben ©eeftäbten Hamburg, 
©tralfunb, Serlin u. a. bi« in'« innerfte ©innenlanb fort. Zt 
Oube Äorf, bie öftefte Äirt^e 3lmfterbam« ift wie bie neue fat^olifc^e 
bem iWifoIau« gemeint. 3n beutfdier ffiortform vertritt i^n ©eba(b, 
ber ©eegeroaftige. ffiie unfterblit^ pnb boc^ bie alten ®ott^eitcn! 
SWifoIau« befc^mbrt ben©eefturm, mie ein SBanbbilb ju Nerton 
in J^rol barfteöt. iWagIfar, ba« Jobtenfc^iff ^ängt mit iWa^al ju* 
fammen, bie fünftli(^e ^Deutung oon gingemägeln fam auf, af« man 
ba« ffiurselmort nit^t mel^r öerftanb. 3n ©riec^enlanb gibt e« fein 
©c^iff ol^ne ein Silb be« ^I. SKfoIau«. ÜRan uermut^ete in i^m 
(ängft eine ®eftalt mit ^ofeibon, auc^ jie^t biefer gleichmäßig im 
ffiagen auf. 5WifoIau« nennt fic^ bu(^ftäblit^ mdi bem SWil; benn 
biefer lautet femitifc^ ^ad^al, 3li(^oI, b. i). einfach bcr g(u6, unb Of iri« 
Onufre, b. I). ber ©o^It^öter, längft al« Onupf|riu« bei un« 
eingebürgert, ift eben bcr iWilgott. Unnoper ^eißt ber SWit felbft in 
f)ierog(^p^en , unb bie beiben 3lrme, totlä^t ba« J)elta einfc^üegen, 
finb Ofiri« 5ü§e (Uane) genannt. SJie feefal^renben ^^önijier »erben 
i^n in'« Slbenblanb gebracht ^aben. ffir ift aber jugteit^ aWetaflgott, 
unb ieber Wxdti barf un« an if|n erinnern. 311« ©penber be« ©robc« 
^at er bem ^umpcrnicfel ben 5Wamen gefaffen. 

©cbeutfam bringt 9iifo(au« feine ©oben im $ap9ru«f(^ifflein, 
unb einnicfcin braucht man in Siieberba^ern oon feinen ©efc^enfen, 
fomeit noc^ nic^t ber ß^riftbaum ben alten ©raut^ oerbröngt ^at. 

3n ber Oberpfalj fefet man ftatt ber ©c^ifflein einen ©t^u^, 
ba« ©^mbol be« ©egen« au«, unb bie Scbjelten ^aben bie gorm eine« 



136. 9lifolQU« bot Äinberfreunb unb ©trofridilct. 347 

©ifc^of«, bcr ©pinncrin (Sdtxttja), t)on SRitter unb SRößlcin, moju 
noi) bic alten ÜWobcl öorrätl^ig ftnb. SJie Säcfer i^rerfcit« bodcn 
©robc mic ©c^roeinc^en, 5)trf(^Iem, Sämntcr unb ^afen au«, bic 
frühere« Opfergebäcf oorftcücn. 3m 9if|cmlanbc n)crben alle SSor^ 
abenbe öon ®t. 5WifIa« äepfel, SWiffe, Sonfeft fiereingmorfen. $anfel=^ 
mann ^etgt ba« 9a(fn)erf, mii)t€ bann bie ^äbc^en im SIgäu 
ifjrcm Sicbften ücrefircn. fficr üon un« 8anbc«finbern müßte nlc^t, 
bag in SlUba^em, bie ^auptftabt nidjt aufgenommen, noc^ (|eute 
{Reiter unb Sift^of auf 5WifoIau«tag in Sebfuc^en, foroie in ber 
fjafte ©(^meine, ^irft^en unb $afen oon Srob gebacfen merben! 
©0 befjauptet fi(^ ber unfc^ulbige ^eibnif(ftc Eulturbrauc^ fort. Um 
Ottobeuern ^aben bie Älaufcnbrobe am 5WifIa«abenb bie gorm 
eine^ üWanne«, wie ber ©b^e öon Suttermicfen. ÜRan badft fie 
in ber ©c^efm^aibc, mo^in auc^ ber „ffiuotc«" jie^t. 

©t. SRifla« mit brei Äinbern ju gü^cn figurirt im ©emälbe 
am ^oc^attar in feinem J}irc^(ein ju Sanb^^ut. ÜDie 1)1. brei Jung- 
frauen unb ©dimeftem äinbet, ©merbet unb 35ilbet fmb ju 6in* 
beti bei ?eter«brunn am ©ürmfce mit Pfeilen abgcbifbet. ©arüber 
fte^t im Oemälbe ©ifc^of 5WifoIau«. bcr i^ncn brei 3lcpfel reitet, ©ie 
finb ja gugleit^ ^eftpatronincn ! fo moötc man 1632 f. bie brei 
gräufein mit bem Sobcöpfcilc gcfe^en ^aben, jumal im 3farn)infel. 
(f)5f!er, SSotf«mebijin 229.) «ut^ ^txi^a fü^rt ben ^fei(. ^craMe« 
^ä(t brei ^cfpcribcn^SlcpfcI, ba« ©^mbo( ber 3al^rjciten. 91m Stb- 
^ang be« ©teigcrmalbcd bricht eine möc^tige QucHc in bie (Sbene 
öor, ber grunblofe Srunnen ober ba« ®rünbeI«lo(^ geheißen, 
©arin Rauften t)or ^tittn brei iWijen, bie untcrft^icblit^ auf ba« 
©(^(og am ÄaftcKenbcrg fam, mooon nur me^r JRuinen übrig fmb. 
äf« fic einmal erft bei ^a^nft^rei jurüdfamen, quofl ein warmer 
Slutftrom au« bem ffiaffcr. ai« Spornen unb iWifcn crflären jic^ 
and^ bie brei Sinber im ©c^apfen be« ©ccpatron«. 

136. StitoIauS ber fttnberfrtunb unb ®traftii|ter. 

Äaüimac^u« hymn. in Diaii. v. 64 f. erjä^lt, bag bie ÜWutter 
ungc^orfamen SWäbt^en mit ben Sijflopcn 9lrgc« unb ©teropc« brol^c, 
worauf ^erme« rupebedt au« bem Onnem be« f)aufe« fomme. 
Sei ben JRömem erfc^eint ber alte ®ott al« finberfreffenber 



346 185. 9lifolnuÄ bcr ^d^iff^potron aU ^ü^oü, 

W)tx bcr m bic ÜWotbau fleftürjtc »urbe ni(^t Zeitig gcfprot^cn unb 
bcr ^eilige nic^t in'« SBaffcr gcftürjt, fo bag man wicbcr jum alten 
5WifoIau« gurücffc^rcn muß. 

3n gan} ^ottanb ift ®t. 5WlfIa« ©ccpatron, gilt aber für einen 
alten ©ifc^of oon ÜWct^cIn. Äinbcr fcfecn i^m ^oljfc^u^e mit 
$abcr unb ©tro^ au« ^jum gutter für ®t. Älafcn," bcr aüitit auf 
bem @c^immc( reitet, mä^renb Jhtec^t Stuprcc^t aü ^J)^o^r ben 9tappen 
ober (5fel ^at unb bic Äctte mit ft^ fü^rt. !Dcr Äfa««ump (®(^u^) 
I)at bic gorm eine« ©(^ifft^cn«. ä(« Patron bcr ©ccfcutc empfängt 
er im ©türm ba« ©clübbc einer Scrjc fo f^od^ »ie bcr ÜWaftbaum, 
ba« aber nac^ bcr SKcttung ju einem ^fcnnigUd)te jufammcnfc^rumpft. 

®o ge^t c« üon bcn iWifoIaifirc^cn in ben ©ccftöbtcn Hamburg, 
©tralfunb, ©cr(in u. a. bi« in*« innerfte Sinnenlanb fort. 2:c 
Oube Äorf, bic äftcftc Äirc^c ämftcrbam« ift mie bic neue fat^olift^e 
bem SRitoIau« gemeint. 3n bcutfc^cr ffiortform oertritt i^n ©cbalb, 
bcr ©ccgeroaltigc. SBic unfterblic^ fmb boc^ bic alten ©ott^citen! 
5WifoIau« befc^mbrt bcn ©eefturm, mie ein SBanbbilb ju Jcrian 
in J^rol barftcHt. iWagIfar, ba« Sobtenfc^iff ^ängt mit 5Wa^al su* 
fammen, bic lünftlic^c Deutung oon Fingernägeln fam auf, al« man 
ba« SBurjcImort ni(^t me^r öcrftanb. On ©rict^cnlanb gibt e« fein 
©c^iff o^ne ein ©ilb be« l^t. 5WifoIau«. ÜRan ocrmut^ctc in i^m 
längft eine (Scftalt mit ^ofeibon, auc^ jie^t biefer gleichmäßig im 
Sßagen auf. 9tifoIau« nennt fic^ buc^ftäbtic^ nac^ bem 9h(; benn 
biefer lautet fcmitifc^ Siac^al, Slic^ol, b. fj. cinfat^ bcr glu§, unb Of iri« 
Onufre, b. ^. bcr ffio^It^ätcr, längft al« Onupf|riu« bei un« 
eingebürgert, ift eben bcr Slilgott. Unnoper ^ci§t bcr 5WiI fclbft in 
^icrogl^p^en , unb bic beibcn 3lrme, mii)t ba« J)clta cinft^Iicßcn, 
finb Ofiri« gügc (Uane) genannt. 3)ic fccfal^rcnbcn $^5nijicr merben 
i^n in'« 3lbcnblanb gebracht ^aben. ffir ift aber juglci^ ÜWetallgott, 
unb jcber 5Wi(fcI barf un« an i^n erinnern. 311« ©penbcr bc« ©robe« 
f|at er bem pumpern idcl bcn SWamen gclaffen. 

©cbeutfam bringt Siifolau« feine ©aben im $ap^ru«fc^ifflein, 
unb einnideln brautet man in 9lieberba^ern oon feinen ®cf(^enfen, 
foweit noc^ nic^t bcr ß^riftbaum bcn alten Srauc^ öcrbrängt ^at 

3n bcr Oberpfat? fcfet man ftatt bcr ©c^ifffein einen ©t^u^, 
ba« ©^mbol bc« ©egen« au«, unb bic Scbjcitcn ^abcn bic gorm eine« 



136. 9iifoloud ber Äinberfteunb unb ©ttafridilet. 347 

©ift^of«, bcr ©pinncrin (Scrtl^a), t)on JRitter unb SRößlcin, »oju 
noi) bic alten ÜWobcI öorrät^ig ftnb. SJie ©äcfcr i^rerfcit« baden 
©robe wie ©c^weinc^en, 5)trf(^lem, Öämmer unb f)a{en au«, bie 
frühere« Opfergebäd öorftcüen. 3m K^einlanbe »erben aüe SSor- 
abenbe öon ®t. 9WfIa« Slepfel, 9Wiffe, Sonfeft fiereingmorfen. ^anfel* 
mann l^eigt ba« Sadroerf, meiere« bann bie W&bc^en im Slgäu 
i^rem Siebften öere^ren. ©er üon un« 8anbc«finbem müßte nlc^t, 
bag in Slttba^em, bie ^auptftabt ni(^t aufgenommen, noc^ l^eute 
5Reiter unb Sifc^of auf 5WifoIau«tag in fiebhu^en, foroie in ber 
gafte ©(^»eine, ^irfc^en unb f)afen t)on ©rob gebaden merben! 
©0 befiauptet fu^ ber unft^ulbige l^eibnif^e Eulturbraut^ fort. Um 
Ottobeuern ^aben bie Älaufcnbrobe am 9iifla«abenb bie gorm 
eine« ÜRanne«, wie ber ©ö^e üon ©uttermiefen. ÜWan badt fie 
in ber ©c^efml^aibe, wo^in aut^ ber „SBuote«'' jiel^t. 

©t. iWifla« mit brei ffinbern ju güßen pgurirt im ©emälbe 
am ^oc^altar in feinem Äirc^Iein ju Sanb^^ut. Die ^I. brei Sung* 
frauen unb ©t^ireftem 2linbet, ©werbet unb 35ilbet finb }u 6in* 
beti bei ^eter«btunn am ©ürmfee mit pfeifen abgebifbet. Darüber 
ftef|t im ©emälbe ©ifc^of 5Wifo(au«. bcr il^nen brei äepfel reicht, ©ie 
fmb ja jugleic^ ^eftpatroninen! fo moüte man 1632 f. bie brei 
gräulein mit bem Iobe«pfei(e gefe^en ^aben, jumal im Sfarwinfel. 
(^öfler, 8JoIf«mebijin 229.) Suc^ ^tttf)a fü^rt ben ^feil. $era«c« 
^ält brei $efperiben^3lepfel, ba« ©^mbol ber 3a^rjciten. 3lm Stb* 
^ang be« ©telgerroalbe« bridjt eine mäditige Cuelle in bie (Sbene 
Dor, ber grunblofe ©runncn ober ba« ®rünbe(d(oc^ geheißen. 
Darin Rauften oor 3^^^^" ^^^i 5Wijen, bie unterfc^ieblit^ auf ba« 
©c^Iog am JtafteHenberg fam, wooon nur me^r Siuinen übrig finb. 
äl« fte einmal erft bei f)af|nf(^rei jurüdfamen, quott ein warmer 
Stutftrom au« bem ffiaffer. äl« 5Wornen unb SWijen erMären fic^ 
anäf bic brei Sinber im ©c^apfen be« ©eepatron«. 

136. 9ti(olauS ber ftinberfreunb unb ®trafrii|ter. 

Äaßima(^u« hymn. in Dian. v. 64 f. crjä^It, ba§ bie ÜWutter 
unge^orfamen ÜWäbc^en mit ben ß^ttopen 9lrge« unb ©terope« bro^e, 
worauf ^erme« rußbebedt au« bem Onnem be« ^aufe« fomme. 
Sei ben JRbmem erft^eint ber alte ®ott al« finberfreffenber 



348 136. 9lifolou3 bct IJinbctfreunb unb ©IrofTidftlet. 

©aturn. SWü(^ Jocitu« übten bie beutf(^en ^rieftcr bic ©trafgcipalt, 
tt)ie in Sleg^pten, unb (legen gemig qu(^ einen ftrofenben ®ott in ber 
Äinberftube aufjicf|en, fo baß ni(^t erft in ber (^riftlic^en 3^^* *>^ 
f)eiben90tt unb finberfrcunbli(^e Sifc^of pt^ gegenübcrfte^en, üielme^r 
tritt in iWitoIau« felbft eine m^t^ologifc^e ®cftoIt auf. 

3n fiärntfien unb ©teiemtarf jie^t auf ffiei^nac^t ®t. Slicolo 
unb ber kartet mit beut 2:eufe( unb ber tang^atftgen f)abergatg 
um, totii)t in einen 2^^ierf(^äbe( enbet unb bie bur(^ bie Säfte fliegenbe 
3iegc ber ^oiha oorfteUen foü. («ilb. Spj. aUuftr. 3. 7. !Dej. 1889.) 
©er leufel, melc^er ben göttlichen JRit^ter unb ffio^It^äter begleitet, 
trägt ben äg^ptifc^en iWamen Z\)pfjotl; bie Deutfi^en lannten feinen 
©atan, fonbem nur bumme SRiefen. ÜWan toiü ben alten ©raut^ jum 
fiinberfc^recten nic^t abfommen (äffen unb bro^t in oorau^ mit i(|rem 
Srfc^cinen. ©artet ift ber ©t^immelgott ffioban. 3n SWorbbeutft^tanb 
.^ie^t ortroeife not^ ber ©t^immetreiter mit bem Jhtct^te Sfupret^t ober 
ffla«, ber bie ffinber beten le^rt, öon f)au« ju f)au«, unb befc^enft 
ober ftraft. 3n ©c^Iefien fömmt ©t. ^litla^ mit bem oermummten 
©c^recf entmann für unfofgfame Äinber (0. ©albe 129); festerer 
fc^üttelt nur ju arg an ber Äette, toxt in ©übbeutf(^Ianb ber Älaubauf, 
ber noc^ baju mit bem ©acfe pt^tbar wirb, ober bo(^ an J^üren 
unb genfter fic^ anmelbet, unb böfe ©üben unb 5Käbel einjufteden, 
anberiüärt« gar in'« SBaffer ju merfen broöt. 3n Sgem läßt er 
fogar iSinberfüße au« bem ©acfe in SJorft^cin lommen. 9111' ba« 
mar fc^on oort^riftlic^cr ©raud). Se^t bleibt ber ©c^reden^monn 
beffer ferne, ba bie Steinen öor Slngft nic^t feiten in O^nmat^t fielen, 
bagegen fe^tt bie diut^e niemal«. 

3Im ©obenfee fbmmt mit bem Sifc^of ber ^eljebub in ^ctj 
mit großem ^xoiidi^ad unb langer 9tut^e, auc^ ^cljnictel ^eißt er. 
3n ^o^enjollern fpri^t ©t. SRilla«: 

3c6 lomm t>om l^o^en ^immel f^txah, 
äBiH fd^aun, ob i^ hxar>t Stinhtx ^ab. 
f)it SBraben finb mein, 
©onfi Ia§ i^ ben ^claebub ein. 

lefler unb ©t^üffefn am Stift^ füöen bei offenen genftern fi(^ in ber 
5Wa(^t mit SIciberftüden, ©pieljeug, ®utelen, Scbfuc^en unb ©irn= 
njecfen, 9lepfe(n unb bluffen. 



186. 9lifotau3 htx Äinbetfrcunb unb ©Iraftid^tcr. 349 

«m SWiKa«fir(^f|of gu Ulten ^ört man in bcr Cuatcmbcrjeit 
gemaftigcn ?änn, ate ob ein 3u9 oidcr üKcnfc^cn um ba« ®ottc«* 
^au9 ft(^ bemegte. 3n SBocter^berg bei ZU] fom noc^ 1828 ein 
^lifotau^umjug }u iRog unb S3agen üor, mochte fic^ bad Sanb^ 
geritzt no(^ fo fe^r bagegen ereifern. !3)ie 92ifo(audfirc^en f(^(iegen 
ft(6 an ben öUeften beutfc^en ©ottedbienft on. Sin @t. 92ifo(au^ 
fpiel t^eiU ©c^Ioffar au« Siejen in ©teiermar! mit. (SJedenftebt, 
^oiUl I, 349 f.) 3m ^aberbomifc^en erft^eint ben ffinbem am 
SSorobenbe bet oertteibete Sift^of. (©ebbigen 112.) 3m ©aulgau 
ging ber Sifc^of Don ber ihreujfapelle au« in bie Käufer, mo^in er 
bcfleüt »ar. (Sirlinger 35. II, 2 f.) 3n Seutürt^ unb JRaüen«* 
bürg geben bie ^ot^en gum 92inadgef(^ent jebem S^äufling einen 
filbemen Söffet, ©er ©eebif(^of felbft wirb jum bösartigen SWif, 
totld)tx aWenfc^en in'« ffiaffer jie^t. 3m lobtengrab bei ©lame 
fmb e« brei 3ungfrauen, meieren ber ißi; ober ißicfel biefe« ®(^i(ffa( 
bereitet, ©eine 3nfel entfpric^t bem urfprünglic^ oricntaüfc^en ^riefter» 
f(^mucf. 3)ie ^ontifice« trugen eine Joga öon blenbenb »eiger ©oHe 
mit ^ur<)urftreifenbefa^, baju eine fegelfbrmige ÜRüfee (tntulus), 
bie Auguren im weigtDoüenen JRod (trabea) mit bem Ärumftab 
(lituus), um ben SJogelflug unb fonftige ^immetejeic^en }u beob- 
achten unb gu beuten. 3n manchen ©egenben ^a^ern« fc^ü^t 
©t. iWifoIau« bie Setler t)or Statten, roc«^a(b man feinen 5Wamen 
anftatt ber brei ftbnige C. M. B. anfc^reibt. 3)ie6 ^ängt mo^I mit 
bem Sifc^offtabe gufammen, n)e((^en fobann ©anft Sßagnu« be«« 
^alb fü^rt. 

engen ©t^netl, Slrc^ioar in ©igmaringen, öerfanbte 1200 
(&}ctmplaxt mit anfragen nac^ aKen ffieltgegenben, fogar na(^ bem 
Orient, unb ft^rieb ein bide«, biete« Sbnd): ©anft iWifoIau« (Srünn 
1883), geftefit au(^, baß felbft bie ÜKu^ammebaner il^n üere^ren. 
a^nt aber ni(^t, bag ber ^eilige mit ben brei löc^tern (ben 5Wornen!) 
eine m^t^ologifc^e ©eftalt fei. 

3n SJorarlberg bringt ber ^I. irtilolau« au« bem ^arabiefe ben 
^au«fegen mit, benn ber „fila« ift fo" ^eißt, ein Äinb ift jur ©elt 
gefommen, „bem ftlafa beta:" e« ftef|t ein folc^e« in 2lu«fic^t. 
(»onbun 2. »ufl. 49.) ©o ift ber f)eHige für atüe« gut; aber toit 
pagt biefe« »mt für ben ©iöjefan^irten be« »etoergeffenen üK^ra? 



350 187. Vlimix unb 3fid ^lel^olcnnio. $umfc^er SleUgtondeinflttg. 

aUein im Sidt^um Siugdburg beft^t @t. inifo(Qud 84 ^trc^en, 
boruntcr 30 Pfarreien, fo um Sömangcn, ju Scrnbcuern, Pfronten, 
(Slbigcnalp. 3n SKtingcn ftc^cn üWartin unb iWifoIou« jufammcn. 
©ärc fein J)icnft nit^t urtücltlic^, toit tömc bcr ©ifc^of ju fo olt 
gemeiner SScre^rung ! 5Kau mußte eben feinen anbem ju fubftituircn. 

137. SRimtr unb 3fiS 9lei|alenma. tpunifi^er fteltgionSeinflul. 

S)ie $^öni}ier ^aben bad 9lbenbtanb, mie 3000 da^re fpäter 
bie ©panier bie neue Seit entbedt, unb Sltibahit ^eigt ber Solumbu^ 
be« ältert^um«, er fam bi« ju ben 3"ini«fri"- {?''"• ^^^> 56). 
$^gin fab. 274 nennt bagegen ÜWiba« ben ffintbeder be« ^innt^ 
unb Slei«, unb bie ßegenbe biefe« ©olbfbnig« im 9tofengüvten ift 
ouffaßenb auc^ Öaurin, (Saurenjiu«) eigen, (©agenfc^. 571.) (guropa 
^ieß juerft ba« p^r^gift^e J^rojien, unb öon ba ging ber 5Wüme burc^ 
bie Syrier auf bo« ganje äbcnblonb über; ani) bie älpen gelten 
für eine pfjönijifc^e Benennung, ^ai) @trabo maren bie dren noc^ 
ju feiner 3^'* Äanibalen, bei welchen ba« SSerfpeifen ber SSermanbtcn 
für löblich ga(t, unb ber geteerte 5WiIfon »eift nac^, baß ber blutige 
öaalfult, öon futtentragenben ^rieftem geübt, felbft in ©lanbinoüicn 
Denhnale ^interlaffen l^abe. Siein ffiunber, menn juglei(^ ®bttcr= 
namen oom S3efu(^e ber ©emiten 3^wp'6 6^^^"' ^^^ "^^ ^^ ^*^ffi' 
teriben unb ber ©ernfteinfüfte ^onbe( trieben. 

Salbr, agf. bealdor, „$)err unb ^rft" ift berfelbe Sonnengott, 
mie ber p^öni^ifd^e 9aa(. SS$enn nac^ ber in 95f|men erhaltenen 
93o(fdfage ber gefürc^tete Seoitone bie ßinber in bie SBaffertiefe jie^t 
(©ro^mann 150. 154), fo ift bieß leibhaftig ber Öeoiat^an beö 
Suc^e« ^iob III, 8. XL, 20 unb ber ^falmen CIV, 26. S)a ber 
aWeerbra^e ober bie „gewunbene ®eef(f|(ange" fic^ in ben ÜW^t^oIogien 
ber SBößer nic^t weiter finbet, mögen bie ©emiten biefe« ^bllifc^e 
Ungetpm befannt gegeben ^aben. ÜJielufine ift al« bie fflinb^ 
braut allen ©laoen befannt. 

©er rät^fet^afte ÜWimir, welcher außerhalb ben ?lfen fte^t, unb 
boc^ al« ^err ber ©ei^^eit unb bc« guten 9?at^e« aßen überlegen 
ift, erflärt fic^ ni(^t au« unferer ©prat^e. Slber femitif(^ ift SWemra 
ber gottperfönlic^e 8ogo« ber Offenbarung, ba« emige ©ort. 
S)erfelben fflurjel ift memor, memoria, mli)c ®eifte«eigenf^aft ber 



187. Wmix unb 3ft8 ^lel^oIenntQ. $untfd^et Steligiondeinflttg. 351 

©öttin bcr SBei«^cit ÜÄincrüo beigelegt ift. ÜWinerüo ÜWemor 
f|ütte 3nf(^riften ju ^lacentia, SBeöeia unb ÜKebioIünum. (Oretti 
9hf. 1427—1429.) 

2luc^ SWefialennio läßt fic^ nic^t ou« bem 3)eutf(^cn ertlären, 
mie ®rimm (5K. 236. 390) erfuhr; fic ftcüt [xi) aber ju Ofiri« Sfli^oi 
ober ^ofeibon iWüoIao«, unb fü^vt ba« ®(^iff. mie im römift^en 
jlalenber Isidis navigium bie Q(te ©teUe behauptet. 3m SRufeum 
3U Sagliari (iegt eine große 3<^^( bronjener SSotiofc^iffc^enr 
meiere bie @arben beim antritt einer Seefahrt ober nac^ g(ü(f(i(^er 
^eimfe^r ben @8ttern »eisten. Silber oon Schiffbrüchigen n)urben 
al« 95otit)tafeln in ben Stempeln ber 3fi« aufgefangen, ber Scftu^ 
Patronin ber ©c^iffa^rt gu C^ren. Suoenat XII, 28 fc^erjt: „man 
weiß, baß bie aWaler öon ber 3fi« leben." SRotre SJame in ^axi^ 
nimmt bie ®t&itt eine« Sfiötcmpet« ein, tt)ie bcr ÜDom ju greiftng. 

9o ßuropa, mt 3lrtemi« Slftarte erfc^cint fu^e^örnt al« 
SWonbgbttin neben bem ©onnenfarr. ^oru« ^at feiner ÜWutter 3ft« 
biefe $5rner oufgefeftt, unb nic^t umfonft fc^reibt Jacitu« Germ. 9 
ben ©ueoen i^rcn S)icnft ju, bie fc^wäbifc^c ©c^rccfgeftalt trägt noc^ 
l^cute biefe ^auptjier. ©ie 3fi«bröbc^en beftanben in einem Opfer- 
fuc^en mit barauf geprägtem 5Wilpferbe; unfere f)örnlein finb ur^ 
fprüngtic^ ÜWonbbrobc, jopfartig geflochtene bringt ba« ©eelenfeft mit 
ftc^. ißac^ ^erobotd ©c^tlberung Ratten auc^ bie ägQptifc^en Ofid^ 
fefte, jumal jene« ju ©ubafti«, einen nedifc^en unb tumuttuarifc^cn 
ß^arafter. SSon ber 9?aferei fü^rt 3o ober 3fi« ba« griec^ifc^c 
^räbifat 2it^rambo. äuc^ ber jTOeige^brnte aWonb foll rafenb machen. 

Sertfja aber mag man mit Ser^t^, ber S^oc^ter bed tqro^ 
pf|bnijifc^en aboni« Dergleichen, welcher bie gierte (ßQhag) Zeitig 
war, unb ein ©ret war ba« ®ilb ber argioifc^en f)ere. ©m^rna 
aber \)at jmölf Släc^te ba« Säger i^re« 93ater«, be« aff^rerfbnig« 
^tfa^ (Slplb. lil, u) 4) getf)ei(t, unb baoon ben orientalifc^en Obin: 
Slboni« geboren. Seibe fterben oom @ber«jal^n. C« finb biefelben 
3n)ölfie, in welchen ©ertfia i^ren Umjug ^ält: bie Siaturm^t^e oer* 
leugnet fic^ nirgenb. ©ie iDiimir unb Ofiß fbmmt Ofiri« Onufre 
unter bem iWamen ©t. Onufriu« noc^ in ben Äreujjügen jum 
beutfc^en $olTe. 



352 138. nmauQ bet iBetd)t ober (HfenBettl^a. 

138. Urnjug ber 8erdit ober <gtfnt(erti|a. 

äocntin fcnnt 3fi« unter bem SWamen grau Cifen, mic ani) 
bie Äinber fingen: 

(^ifen, tiax lote ein ^aax, 

$at gefDonnen fteben Stallt u. f. ta). 

3n ÜKittcIfranfen, mo noc^ bie aiemannen fi(^ behaupten, in«befonbcrc 
gu ^oljbernborf, ging oorbem (gifenbert^a fai berÄu^^aut unb 
fettenfc^feppcnb um^er. ©iefelbe wanbelt bei gfc^cnbot^ mit ber 
®i(^el um unb ft^netbct ben SMägben bcn ©auc^ ouf; fte ^auft am 
ÜWirga ober Sar bar ab erg. 3n ben ÄI5pfeI«nä(^tcn öermirrt Scrc^t 
ben $aar, unb ^et^t bann auc^ bte @temp ober ®ttmptn, momtt 
man juglcic^ ein jufammengerittene« ?ferb bejeic^net, fott)ie Sramp 
ober krampet. 9n Oberl^aufen bei Augsburg fömmt bie SBuje= 
btxd)t afö vermummte grau mit bem ^I. 5WifoIau« in'« $au«. 
Seibe finb obgemttrbigt unb jum ßinberfc^reden gemorben. 3" 
Orrfee jog am Älaufenabenb eine $erfon in ber Shi^^aut mit 
Römern unb Äu^fc^eüen um, unb flopfte an bie $au«tl^üren. (^anjer II, 
117. 464.) 3n ©unfiebet fteüt bie «äurin an ben «erc^tentagen 
SWubel unb üKilt^ öor'« genfter. Um ©a^reut^ ift Sprache unb 
@itte aUba^erifc^, man [priest t)on älnbrea^barat, 2:^omadbarat, unb 
e« fürchten fic^ bie £inber oor beren Srfc^einen, »ie öor 5WifoIau«. 
®raufam entftettt ift i^r Sß'xlh im ^ö^merlonbe. Serc^trababa 
jie^t a(9 riefiged SBeib mit einer ftu^fc^eKen unter ^urra unb 

3u^eifa um; fie ruft: 

vihnbet ober @ped, 
6unjler qc5 i nit toeg.* 

3n ber ^erc^telnac^t (5. 3anuar) ift grau ^erc^t Anführerin be« 
„milben ©jab«/' ba« in biefer SRac^t breimat bie SBelt um- 
jie^t. (ffiaijer 81 f.) ®ie war f)erobe« Zoijtfx bie länjcrin, ging 
aber beim lang auf bem (Sife unter. 3ur ©träfe muß fie au« ber 
$öHe an bie ©pifee be« milbcn f)eere« fahren. 3n J^rot fömmt 
ju ffici^nac^ten bie ^erc^t mit i^ren ftinbem, »enn bie Scute ju 
©ett finb, aU fteinaltc« ffieib unb foftet öon ben üorgefeftten ©peifen. 
(ÜWann^. 3. f. !B. ffi. UI, 334.) 

S)er ^erc^tentag war ju Sienj im ^uftert^al bi« auf unfere 



138. Umauo bet 8etd^t ober difenberil^a. 353 

Slogc ein ©otttfcft loobci 20 bi« 30 STOodfcn, bic cmen at« ffingcl, 
bic onbern al« Icufel ocrHcibct, angeführt oon ^crc^to ober ^otte, 
auc^ ^ntt (je^eißcn, bie ©tragen burt^tobten. üKan fanb ftc mit. 
©ölt^flcifc^, Älefeenbrob unb Kröpfen ab, J)cr Slufjug enbetc mit 
einem „Sieuba^erift^" fetten« ber SWufilbanbe. On ©aljburg ge^t 
^an ^ert^ um Sßei^nac^ten um unb fa^nbet nac^ ben böfen ^inbem. 
@ie f)at ^aore mie ^lo^d, fc^out burc^'« t^^nfter ober oom Samin 
^erab auf ben ^erb, mo bie ftinber auf bie ®uppt märten, ©er 
9io(fen mu§ abgefponnen fein, fonft ruft fie: 

„@o manches $aat, 
6o mand^eS böfe ^a^t." 

5Wa(^t« erfi^eint fte auf Äreujwegen. auf ©reifönigabenb ge^t 
im ©aljburgerlanbe , in J^rol unb bi« Äämt^en ba« Sdtxi)ttU 
laufen oor fn^, eine förmliche toitbe 3agb, mit aufgefegten 
f)örnern unb ßu^ft^etfcn oeranftattet. 

aim SBei^na(^t«abenb oerfleibeten fic^ früher bie ©ert^eimer 
ÜWäbt^en in bie grau ^utla, inbem fie ein weige« ©emanb an- 
legten unb eine ffronc oon ©otbpopier auffegten. !Den guten Äinbern 
brachten [\t ©ei^na(^«bäume, ben böfen Stutzen, (ffiolf IV, 19.) 
Sbenfo erfc^eint auf 3« taub bie oergrbberte $utba ober SBalbfrau 
^ulbra al« Sbnigin ber Serggeifter mit bem f)ulbrafoIf. 3n ben 
jmblf SWäcftten öerfc^üegt man bic Üt^ürcn unb ge^t äbcnb« nic^t 
au«, ba grau ®obe an ber ©pifee be« roilben $eere« giefjt. 3n 
ber ^riegnift lag grau ®obe mit 24 JiJt^tem am tjl ©onntag bem 
SSSaibtoerf ob unb fprac^ einft bad gott(ofe Sort: „!Die 3agb ift 
beffer al« ber $immel." Da mürben au« i^ren Äinbem ^ünbinen, 
bie ben ffiagen ber ßbelfrau umfläffen. 

Sei Saien unb 33i(anber« im @ifa(ft^a(e ge^t grau Serc^ta 
mit i^ren ^unbcn, meiere ungetaufte Äinber finb um. ^ad) Sctiäuten 
fteigt fie mit ben ^ünblein jmifc^en SEft^öffe« unb bem ®röbenerba(^ 
^erab. SJa fie lange Oaftre nidit mel^r gefefjen mürbe, mirb fte nun 
mo^I ertöft fein, fc^reibt 1887 Pfarrer lappeiner. Obige Orte roaren 
greiftngtft^e ßolonien. (Stagerte.) 

Um SCraunftein bro^t man ben Sinbem mit ber SÖtx6)t, mie 
fonft mit bem 5WifoIau«, unb um SRofen^eim gilt bie ©erc^tel für 

€>tpp, SXntfc^e MeliftUm. 23 



354 189. I^ail^otina unb i^t (&xdb am femiitfd^en l^it^&ton. 

eine loüfte $erfon, bie ben 3Rägben, loettn fie ntc^t abgefponnen 
^aben, ben «auc^ auffc^U^t unb mit Sierg füüt. 3(m SSki^na^t^ 
abenb mirb in ^uQenreut bei ^entnat in teber (Familie ^ ab erbt ob 
mit ^ufeeln öerje^rt, »on »eichen mon bie ©tingel öor'« genfter 
(egen mug für bie ©pec^t. iDiefe ift ein ge^imni§t)o((ed roeibüc^e^ 
Skfen graufamer iRatur, unb fc^neibet ben 8euten mit einer @i(^el 
ben 8au(^ auf, um i^n mit ©tro^ audjufütten; burc^ ba« Opfer 
ber $)ute(ftie(e mirb fie aber befönftigt. 3utoei(en fpielt bie SOVagb 
ben j^inbem ht9 ^aufed gegenüber bie befürchtete, inbem fie mit 
Juc^ ober ©(^ürje fic^ ben Äopf oerpüt unb unter Srummen unb 
^fauc^en auf bie steinen (odge^t. !Die{e ©pec^t ift eben aud Sec^t 
entfteüt. !Die ^eilige Sucia jog in ganj ©a^em an i^rem gefte, 
13. Dcjember, in »eigem ©etoanbe auf, fie ift bie in'« Satein über- 
fefetc Sert^a. 3« äibling ge^t bie Serc^t mit neun Äinbern auf 
3(nerfee(en um, unb man ftellt i^nen bann bie fog. SKterfeelen- 
lüc^eln, meift apfetfuc^en ^in. (Sinmal »oQte ein ©o^n oom ^aufe 
ben ^vii belaufeten, »ie fie bie ftüc^eln oerje^rten; ba fprac^ bie 
Sdtxö)t jur ältcften in i^rcm ©efotge, gel)' unb mac^ bie bciben 
®ucfcrln ju. 3m augcnblid »ar ber 3unge blinb, bie jmei ©ucferln 
»aren feine beiben äugen, ©o blieb e« bi« jum anbern 3af)re, tt)o 
bie ©erc^t mit ben it)ren »iebcr fam. !Der gewitjigte ffnabc fteHtc 
fic^ an ben alten Ort, unb crt)ielt nun fein ^lugenüc^t wieber. ffibcnfo 
lägt [\ö) in unb um Dorfcn bie Sert^t in ber äßcrfcetenoftaöe blirfen. 
3)ie Serc^t (ebt fogar noc^ im ^inbermunb, fo bag ein ©c^ulmäbet in 
?rien 1862 auf bie ^age: wa« ift morgen für ein geiertag? bem 
®ciftlicl|cn ermiberte: ber ^I. ©crt^ttag. Da« aöiangfallbreiecf fcnnt 
fie nidji, wo^I aber bie brei Jungfrauen. 

Serdita erfc^eint mitt)in ebcnfo al« 3)?utter ber in'« Sehen 
tretenben, mie ber abgefc^icbencn ©eelcn. 

139. ftatl^arina nnh tl^r (Stab am femitifi^en ftit|ir0ti. 

Die ©ott^eiten alle fmb unfterbüc^, unb wir brauchen nic^t ju 
crfc^recfen, ba§ wir noc^ inbifc^äg^ptifc^e unb bab^tonifc^-femitifc^e 
®cftalten im ffalcnber ^aben. Die ältcften Slamen Ratten bie SßifH^ 
nijicr ju un« gebracht, anbere finb burc^ ba« ^eßcnif^e 3biom über= 
tragen. 3" ^i^f^" gehört Slatl)arina mit bem 9iabe unb i^rer fabct- 



139. ftatl^tina unb i^t dxdb am femtiifd^en l^it^&ton. 355 

haften ©ergfa^rt. Die ®ric(]^en erKären fic ate bic reine üKagb; 
aber fie ift im ^ebröifc^en i02unbe bie 9tä(^tU(^e, gteic^ ftet^ura: bie 
Segenbe mug Ütä^ere^ ergeben. Sonrab^ (<Sg9pt. ©ötterfage 20 f.) 
^ä(t Slilaterina für 3fid C^at^or, benn au(^ biefe nennt ^(utarc^ 
de Is. 2 aoqpjjy xae q^iUaofpov, bie »eife ^^ilofop^in, unb fie »irb 
ent^au))tet. Öntmer^in ^at bad 9iab, »orauf fie geflochten »irb, 
biefelbe ©ebeutung, »ie ba« Shreuj ber ^I. Äümmerniß. Origenes 
homil. in Luc. tt)i(( \(k fbgar, bie ^(. dungfrau fei ben 2:ob ber 
(Enthauptung geftorben.(?) !Z)ad genagt un^ nic^t. Jtat^arina mirb 
Don (Sngeln nac^ bem „SD^onbberge'' @inai getragen, auf 
beffen ^öc^ftem ©ipfel noc^ ^eute i^r ^eiligt^um befte^t — gegcn= 
über jenem be^ Donnergottes (Sliad. 

3um 93erftänbni§ aller SD^^t^en ftnb $araQe(en Sudfc^Iag gebenb. 
Die ^^Uofop^in oon Slqranbria ift juüörberft ^^patia, Soc^ter beS 
3Rat^ematiIerd ^eon, welche in i^rer 93aterftabt S3or(efungen über 
$(ato unb Slriftoteled, mie über bie Geometrie beS Spodoniod unb 
Diop^antod ^ie(t, au(^ ben @^nefiod Don Sirene }um begeifterten 
®(^ü(er gewann, unb a(d eine @tü^e beS ^eibent^umd gelten mochte, 
bis fte, nac^ bem Dafürhalten bed 92euplatoniIerd ©uibad unter 3u- 
taffung beS Srjbifc^ofd (S^rilloS »egen beffen (Siferfuc^t auf i^re 
Serebfamleit, Dom 8ettor ^etrud in bie ^irc^e gefc^leppt unb burc^ 
ben S^riftenpöbel tobtgefc^lagen würbe, d^r c^riftlic^ed ©egenbilb ift 
jum Crfafe bie geteerte JKart^rin Äat^arina, bereu Sfiftenj »ir nic^t 
in Stage ftellen, nur ift i^re Segenbe m^t^ifc^. Die @ef(^i(^te ber 
S^rifteuDerfolgungen ift oielfac^ gefc^rieben unb übertrieben, nic^t fo 
jene ber $)eibenöerfotgungen unter 3crft5rung ber ^errlic^ften Jempel, 
tt)ie bed ©erapeionS unter bem 93orgänger beS (SQrill, SE^eop^ilod, 
burc^ bie fanatifc^en SD^önc^e, unb ber Untergang beS arc^itettonifc^ 
^o(^ wichtigen ^eiligt^umd beS i02ama, einer 9totunbe mit jwei 
©(Riffen. 

Unfere ^eilige Inüpft an uralte SSorbilber an. 3^ ©aber ober 
ftat^ra, glug aufwärt« bei Oabne ergebt fic^ auf ber ^bc^ften Serg^ 
fpi^e bed %&tiXj Sat^rawani, eine muSlimifc^e ©rablopelle, wo^in 
ber Seic^nam burc^ bie Suft entfc^webte. 93on Damadlu« weg wirb 
@elimi|e ebenfo nac^ bem (Sbal bei ©ic^em getragen, wo i^r $erg« 
fult befte^t. ©ie ^eigt bie ^J)2onbgöttin, unb ber ©inai ^at gleich 

23* 



354 139. I^atl^atina unb i^t (BtaB am femiitfd^en l^iil^ftton. 

eine loüfte $erfon, bte ben 3Rägben, loettn fie ntc^t abgefponnen 
^obcn, ben «ou(^ auffc^Iifet unb mit ffierg füttt. «m SBei^noc^t«^ 
abenb mtrb in ^uQenreut bei ^entnat in ieber (Familie ^ ab erbt ob 
mit ^u^eln »erje^rt, öon »eichen mon bie ©tingel öor'« genfter 
(egen mug für bie ©pec^t. !Die{e ift ein ge^imnigoolled roeibüc^e^ 
SBefen groufomer SWotur, unb fc^neibet ben Seuten mit einer ©it^eC 
ben Sdani) auf, um i^n mit ©tro^ audjufüden; burc^ bad ^Pf^ 
ber $)ufee(ftiete mirb fie aber befänftigt. 3utt)ei(en fpiett bie SOVagb 
ben JKnbern be« ^aufe« gegenüber bie (befürchtete, inbem fie mit 
Zndf ober ©c^ürje fic^ ben Äopf oer^üüt unb unter ©rummen unb 
^fau(^en auf bie Steinen Io«ge^t. ÜDiefe ©pe(^t ift eben au« ©ei^t 
entfteüt. Die ^eilige ßucia jog in ganj Sägern an i^rem tiefte, 
13. Dejember, in »eigem ©etoanbe auf, fie ift bie in'« Satein über^ 
fefete Sert^a. 3u äibling ge^t bie «erc^t mit neun ftinbern auf 
3(((erfeeten um, unb man fteQt i^nen bann bie fog. SCHerfeelen- 
lüc^eln, meift apfelfuc^en ^in. (Sinma( moUte ein ©o^n Dom ^aufe 
^^ 3ug belaufeten, to\t fte bie ftüc^e(n Derje^rten; ba fprac^ bie 
Serc^t jur älteften in i^rem (befolge, ge^ unb mac^ bie beiben 
®ucferln ju. 3m Slugenblid »ar ber 3unge btinb, bie jwei (Suderln 
»aren feine beiben Äugen, ©o blieb e« bi« jum anbern 3a^re, wo 
bie Sdtxö)i mit ben i^ren mieber fam. Der gewitjigte ffnabe fteHtc 
fic^ an ben alten Ort, unb erhielt nun fein 3[ugenlic^t mieber. Sbenfo 
läßt fi(^ in unb um Dorfen bie ©erc^t in ber äßerfeelenoftaöe bliden. 
Die Serdit lebt fogar noc^ im Sinbermunb, fo bag ein ©c^ulmäbel in 
?rien 1862 auf bie ^age: »a« ift morgen für ein geiertag? bcm 
®eiftlicl|en erwiberte: ber ^l. Serc^ttag. Da« JDJangfallbreicd fennt 
fie nic^t, njo^l aber bie brei Jungfrauen. 

©erc^ta erfdjeint mithin ebcnfo al« 2Wutter ber in'« geben 
tretenben, wie ber abgcfc^iebenen ©eelen. 

139. ftatlarina unb i^r ®raii am femitifi^eti £tt|aton. 

Die ©ott^eiten alle finb unfterblic^, unb wir brauchen nic^t jn 
erfc^recfen, bag mir noc^ inbift^-äg^ptifc^e unb bab^lonifc^=femitif(^e 
(Seftalten im Äalenber ^aben. Die älteftcn Flamen Ratten bie ?^ö= 
nijier ju un« gebracht, anbere finb burc^ ba^ ^cUenifc^e Sbiom übcr= 
tragen. 3" biefcn get)5rt Sat^arina mit bem SRabe unb i^rer fabct* 



139. ftai^Qttna unb i^t dxah am femiitfd^en l^ii^ftton. 355 

haften ©ergfa^rt. Die ©riechen erflären ftc ate blc tcfatc SWagb; 
aber fte tft im ^ebtätfc^en Wlnnit bie 9tS(^t(t(^e, g(ei(^ ftet^uta: bte 
Segenbe mu§ ^&f)txt» ergeben. Sonrab^ (<Sg^pt. ©btterfage 20 f.) 
fi&Ü SItlatertna für 3ftd $at^or, benn au(^ biefe nennt $(utar(^ 
de Is. 2 ooiprp' xal ^iX6aoq>ov, bie »eife ^^ilofop^in, unb fie wirb 
enthauptet. Ontmer^in ^at bad 9iab, worauf fie geflochten wirb, 
biefelbe Sebeutung, wie bad Streuj ber ^(. ^mmemi§. Origenes 
homil. in Luc. Witt ia fbgar, bie f){. dungfrau fei ben 2:ob ber 
Enthauptung geftorben.(?) Da« genügt un« nic^t. ftat^arina wirb 
Don (Sngeln nac^ bem „SD^onbberge'' @inai getragen, auf 
beffen ^be^ftem ©ipfel noc^ ^eute i^r $)eiligt^uni befte^t — gegen- 
über jenem be« Donnergottes (SliaS. 

3um 93erftänbnig atter SR^t^en ftnb $aratte(en Sudfc^Iag gebenb. 
Die $^i(ofop^in Don SKqranbria ift juüörberft ^^patia, Soc^ter beS 
3Rat^ematiIerS S^eon, welche in i^rer 93aterftabt S3or(efungen über 
$(ato unb SlriftoteleS, wie über bie Geometrie beS SpottonioS unb 
Diop^antod ^ie(t, auc^ ben ©^nefio« Don Sirene jum begeifterten 
®(^ü(er gewann, unb a(S eine @tüfee beS ^eibent^umd gelten mochte, 
bis fte, nac^ bem Dafürhalten beS 9teup(atoniIerd ©uibad unter 3U' 
(affung beS (Srjbifc^ofS (S^rittoS wegen beffen (Siferfuc^t auf i^re 
Serebfamfeit, Dom Seitor ^etrud in bie Jtirc^e gefc^teppt unb burc^ 
ben S^riftenpöbet tobtgef(^(agen würbe, d^r c^riftlic^ed ©egenbitb ift 
ium ffirfafe bie gelehrte JKart^rin Sat^arina, bereu e^iftenj wir nic^t 
in grage ftettcn, nur ift i^re ßegcnbe m^t^ifc^. Die Oefc^ic^te ber 
(S^riftenDerfoIgungen ift oietfac^ gef (^rieben unb übertrieben, nic^t fo 
jene ber ^eibenoerfotgungen unter 3^Pörung ber ^errli(^ften Stempel, 
wie be« ©eropeion« unter bem 85orgänger beS (Stritt, SE^eop^ilo«, 
burc^ bie fanatift^en STOönc^e, unb ber Untergang be« arc^iteftonifc^ 
^o(^ wichtigen ^eiügt^umd beS "iSJlaxna, einer 9totunbe mit jwei 
©(Riffen. 

Unfere $ei(ige Inüpft an uralte SSorbitber an. 3^ ©aber ober 
ftat^ra, ging aufwärt« bei Sabne ergebt fit^ auf ber ^bc^ften Serg^ 
fpi^e be« Vitit) Sat^rawani, eine mu«(imif(^e ®rabtapette, wo^in 
ber Seic^nam burc^ bie Suft entfc^webte. 93on Damadfu« weg wirb 
©e(imi|e ebenfo nac^ bem (Sba( bei ©ic^em getragen, wo i^r ®erg^ 
tu(t befte^t. ©ie ^eigt bie ^ionbgöttin, unb ber ©inai ^at gleic^^ 

23* 



356 140. 2)te tootd^tiflHd^e Satbato. 

fattd Dom aRonbe, Sin, ben 92amen. !Der ^f(^eb( ftat^arin ift 
btr arabtfc^e fttt^öron ober fc^tDatje 8erg,^) unb bad 9}orgebirge 
ßat^aron in 8^bten unb ^toron in $Qp^(agonien bejeic^nen eben 
»0« üRontenegro; Äottorini feigen bic (ginmo^ner ber ©crgftabt 
ftattoro. SnbUc^ ^at ber gen ^immet fa^renbe (S(ia^ unter bem 
Beinamen e( ftabr im gelobten Sanbe ja^Ireic^e mu^timifc^e 
^petn. 

Seicht übertrug fic^ bie Segenbe aud ber $eibenme(t in bie S^riften^ 
^eit, machen boc^ fe(bft bie SRetiquien eine folc^e Säuberung burc^. 
Siner ber Iieben«würbigften ^itger, ber ßefemeifter gobri oon Ulm, 
ber im lefeten SSiertel be« XV. Oa^r^unbert« fogar jweimat in ^oläftina 
tt)ar, foUte auf ber ^eimle^r eben am ftat^arinenfefte in einem 
©(^»eijerflofter prebigen, »o ein Arm ber 5>^ili8c« ocrroa^rt war. 
SWit^t faul na^m ber »iftige !Dominifaner biefen mit [\6) auf bie 
ffanjel unb begann: „3^ fomme eben oom Serge ©inai, unb ^abe 
bort bie Oebeine ber Äat^arina mit bciben armen gefe^en; ^at fie 
aber brei »rme gehabt, fo ift bieg — (unb ^ier jog er ben ©(^ofe 
fieroor) ma^r^aftig ber 2)ritte/ ©o unbefangen urt^eilte man not^ 
furj oor ber ^Reformation über bergleit^en ^eiligengeft^ic^ten. 

!Die gegenbenfc^reiber wetteiferten mit einanber, i^rcn ©egenftanb 
mit aBunberjügen au^jufc^mücfen , unb fo fpielt oft eine fromme 
®age in bie anbcre. Äat^arina bie ftbnig^toc^ter wirb auc^ oon 
einem frcmbcn gürften jum ©eibc begehrt, ocrmä^tt \\dj aber, obmo^l 
fdjbn unb Srbin be« 9?ci(^e«, hnxö) einen Jrauring mit ß^riftu«, 
(ägt ftc^ taufen unb wirb gemartert. 

140. 3)ie Hori^rtfllii^e Oartara. 

3n ber c^riftlic^en SW^t^oIogie offenbart fic^ bie ©eelenmarter 
im 3«tlebcn ber ^I. ©arbara, weldje ben flelc^ nebft bem I^urme 
jur ©eigabc ^at, al« Symbol bc« ©cfängniffe«, in bem auc^ Danae 
bie Srbentoc^ter unter ber J^rannei bcö SSater« ft^mac^tet. 3^r jur 
©eite fte^t ÜJiargaret^a mit bem Sinbrourm, wie Demeter unb bie 



1) S3gl. 6et)t) %t)xu^ @. 20. ^etufalem unb ba$ 1^1. Sonb 11. «uR. 11, 
37. 694. 



140. 2)ie t)OYdfttiflHd^e SotBata. 357 

inbifc^e !l)urga; fobann Jtat Marina mit bem 9tabe, iDorauf fte 
geflochten war. ®t. ©arbara entfliegt bcr SSerfoIgung i^re« un* 
natärtic^en SSaterd, inbent ein iStÜ fic^ auftaut unb fte aufnimmt. 
Obilio fbmmt bfinb jur SBelt, »irb bei ber Joufe fe^enb, i^r 
35oter »itt fie öermä^ten, fie fliegt unb »irb t)om gelfen aufge* 
nommen, ber gefpalten bleibt unb eine Quelle ergiegt, at« fie »ieber 
hervortritt. !Die jungfräuliche Slble^nung ber @^e bilbet ben ®runbton 
ber ?egenbe. 

Sarbora »or fc^on in ber cmtüen ^tit m aUer ©ctt, unb 
namentlich üon S^rud gefeiert. ®ie wirb Dom eigenen 93ater ent^^ 
Rauptet, h)ie 3fid oom <So^ne ^orud, unb (ebt aU $erg^ unb 
aßetaügöttin fort. ®ie gilt für bie ©c^u^patronin bed ©efc^fi^^ 
»efen«; Sancta Barbara ^eigt bie ^utöerfammer. 3m XVI. Oa^r^^ 
l)unbcrt erlangte ber (Sonftabter nac^ ber Prüfung unter einem ®ebete 
}u biefer ^eiligen feine Sufna^me. 3n ben unterirbifc^en (hängen 
ju SReic^er^borf fa§ fie al« ©teinbilb, unb würbe erft in iüngfter 
3eit an'« lage^ticfit erhoben, ffieit fie einen Äbnig^fo^n au«- 
fc^lug, ^at 5Dio«foru« i^r SBater angeblich 230 n. (5^r. ju 5Wifo^ 
mebia fie be« Raupte« beraubt, warb aber bafär Dom Sli^e erf erlagen, 
ät« ^rinjejfin trägt fie bie ffrone. Dieg ftimmt jur Segenbe ber 
^t. ftftmmemi§. 

3lbenb« üor ®t. ©arbaratag faffen c^rifttic^e grauen unb 
üßäbciien in ©Qrien bie Slugenwimpem mit SBei^rauc^rug ftc^ färben, 
um fein äugenteiben gu befommen. (3- b. b. $. SS. VII, 100.) 
3n ©riecftenlanb ^itft bie ^t. SBarwara wiber bie ©tattern, ©ei 
ben ©übftaöen ift SJaröara ein gefttag, an bem man varnice, ©rei, 
foc^t unb baraud wa^rfagt. ^uf ber Insula Barbara, Tile-Barbe 
in ber ©aone näc^ft 8^on ^at Srjbifc^of ßeibrab ber ©a^er, bie 
2Wartin«fircI|e erbaut, unb ©cnebift Don aniane aw^njig ÜWönc^e i^m 
jur ftlofterftiftung gefc^idf, bi« bie ©arajenen SHe« jerftörten. 

Der !Deutfc^orben eroberte ba« $aupt ber 5)ciligen in Danjig 
1243; ba^felbe bewahrt aber auc^ bie 3tifel ffreta. S«oc^ ^aftet ilir 
5Rame am ©arbaraberg bei ^reffat, bei SWeuftabt am ftulm, wo eine 
groge ©c^tac^t oorgefaHen, auc^ liegt ein Ort ©arbara bei ©raunau. 
an ben I^ermen öon Irier, wie gu ßoblenj unb ^rag befte^t i^re 
Äirc^e, unb öon i^rer befonberen 85ere^rung al« Patronin ber ©ter* 



356 140. 2)ic botd^rifllid^c ©atbata. 

fadd Dom aRonbe, Sin, ben 9tamen. ^er ^fc^ebt ftat^atin ift 
ber arabifc^e fttt^äron ober fc^marje ®erg,^) unb bad äJorgebirge 
Sat^aron in S^bten unb ^toron in $Qp^(agonien be^eic^nen eben 
mad SD^ontenegro; ftattarini ^ei^en bie (^mo^ner ber Sergflobt 
ftattaro. @nb(i(^ ^at ber gen ^immet fa^renbe &ia^ unter bem 
Beinamen et ftabr im gelobten Sanbe ja^treic^e mu^Umifc^e 
^petn. 

Mä)t übertrug fw^ bie Segenbe au« ber ^eibenwelt in bie S^riftem 
^eit, machen bodi fe(bft bie 9{e(iquien eine fo((^e SBanberung burc^. 
Siner ber tieben«tt)ürbigften ^ilger, ber Sefemeifter gobri üon Ulm, 
ber im legten 93iertel bed XV. da^r^unbertd fogar }tt)eima( in ^aläftina 
tt)ar, foUte auf ber ^eimfe^r eben am ftat^arinenfefte in einem 
©c^roeijerfloftcr prebigen, »o ein Arm ber 5)ciIi9C« oerroa^rt toor. 
inic^t fau( na^m ber mifeige iDominifaner biefen mit fic^ auf bie 
Sanjel unb begann: „Sil fomme eben oom ®erge @inai, unb ^abe 
bort bie Oebeine ber Äat^arina mit beiben armen gefe^en; ^at fie 
aber brei arme gehabt, fo ift bieg — (unb fjier jog er ben ®ifa^ 
^eröor) »a^r^aftig ber Dritte.'' ®o unbefangen urt^eilte man noc^ 
für} oor ber ^Deformation über bergteic^en ^ei(igengef(^i(^ten. 

Die Segenbenfc^reiber wetteiferten mit einanber, i^rcn ©egenftanb 
mit aBunberjügcn au^jufc^mücfcn, unb fo fpicit oft eine fromme 
(Sage in bie anberc. Äat^arina bie Sönigötoc^ter mirb auc^ Don 
einem fremben gürftcn jum SBeibe begehrt, ocrmä^lt fic^ aber. obmo^I 
fdjbn unb Srbin beö 9?eicl|e«, huxdj einen Trauring mit ß^riftu«, 
lägt ftc^ taufen unb loirb gemartert. 

140. 3){e Utri^rtfin^e «ariara. 

3n ber c^riftüdien SR^t^oIogie offenbart fi(^ bie @eelenmarter 
im 3citlebcn ber 1)1 Sdaxbaxa, ml6)t ben Stläf nebft bem J^urmc 
jur Seigabe ^at, al« @t|mbol bc« ©cföngniffe«, in bem auc^ ©anae 
bie Srbentoc^ter unter ber J^rannei be« SSater« fc^mac^tet. 3^r jur 
Seite fte^t ÜJiargaretfia mit bem Sinbtourm, tt)ie Demeter unb bie 



1) Sgl. €>tpp %\)xui ©. 20. Setufalcm unb bad 1^1. Sonb II. «ufl. II, 
37. 594. 



140. £»ie t)OYd^tiflIid|e SotBara. 357 

inbifc^e ^utga; fobann Jtat^arina tnit bem 9fabe, vorauf fie 
geflochten toax. ®t. ©arbaro entfliegt ber SJerfoIgung i^re« un= 
natürlicften SSaterö, inbem ein gel« [\if auftaut unb fie aufnimmt. 
Obilia fömmt blinb jur ©dt, »irb bei ber loufc fe^enb, i^r 
Später toiil fte Dermä^Ien, fie fliegt unb wirb Dom ($e(fen aufge^ 
nommen, ber gefpalten bleibt unb eine QueQe ergiegt, a(d fie mieber 
I)en)ortritt. !Die jungfräuliche Sble^nung ber dfft bilbet ben ©runbton 
ber ?egenbe. 

©arboro war fc^on in ber antifen 3^^* ^ «üer ffielt, unb 
namentlich üon I^ru^ gefeiert, ©ie wirb üom eigenen 3Sater ent* 
Rauptet, wie 3fi^ t)om ®o^ne ^orud, unb (ebt a(d ©erg- unb 
aRetadgöttin fort, ©ie gilt für bie ©c^u^patrontn be^ ®ef(^üfe^ 
wefen^; Sancta Barbara ^eigt bie ^uloerfammer. 3m XVI. 3a^r* 
^unbert erlangte ber ßonftabler nadj ber Prüfung unter einem ®ebete 
p biefer ^eiligen feine aufnähme. 3n ben unterirbifc^en @ängen 
ju SRei(^er«borf faß fie at« ©teinbilb, unb würbe erft in jüngfter 
3eit an'd 2:age6(icf)t erhoben. 3Bei( fte einen ftbnigdfo^n aud- 
fc^tug, ^at iDiodforud i^r 93ater angeblich 230 n. @^r. ju 92ifo^ 
mebia fte bed ^aupte^ beraubt, warb aber bafür Dom SÖü^t erfc^Iagen. 
a(« ^rinjeffin trägt fie bie ffrone. Dieg ftimmt jur Segenbe ber 
^(. Äftmmemi§. 

äbenb^ öor ®t. Sarbaratag laffen (^riftUc^e ^auen unb 
üßäbdien in ©Qrien bie Augenwimpern mit 3Bei^rauc^ru§ fic^ färben, 
um fein 2lugenleiben ju befommen. (3. b. b. % 85. VII, 100.) 
3n ©riec^entanb ^ilft bie ^t. SBarwara wiber bie ©lattern. ©ei 
ben ©übflaöen ift SSaroara ein gefttag, an bem man varnice, ©rei, 
foc^t unb baraud wa^rfagt. 9Iuf ber Insula Barbara, Tile-Barbe 
in ber ©aone näc^ft 8^on ^at (Srjbifc^of ßeibrab ber ©a^er, bie 
aWartin^firc^e erbaut, unb ©enebift üon anione jwanjig ÜW5n(^e i^m 
jur Älofterftiftung gefc^icrf, bi« bie ©arajenen alle« jerftörten. 

Der Deutfc^orben eroberte ba« $aupt ber ^tiü%tn in S)anjig 
1243; ba«felbe bewahrt aber au(^ bie 3tifel Äreta. SWoc^ ^aftet iör 
5Rame am ©arbaraberg bei ^reffat, bei SWeuftabt am Jhitm, wo eine 
gro^e ©c^Iac^t oorgefatten, au^ liegt ein Ort ©arbaro bei ©raunau. 
9ln ben Spermen oon 2:rier, wie }u (Sobtenj unb $rag befte^t i^re 
ftirc^e, unb öon i^rer befonberen ©erefjrung al« Patronin ber ©ter* 



358 141. Die monntoeibUdfte aßeltmuttet. 

bcnben jcigt nomcnttic^ om SR^cin unb in bcr gonjcn Oberpfolj 
bad tagtSg(t(^e ®ebet: 

.^eilige Sarbara, bu eble Staut, 

9Rein Seib unb €(el fei bir antoeriraut, 

Sotoo^l im Seben aU im £ob, 

6tel^ mix bei in iebet ^oi% 

&t^ mit bei an meinem dnb, 

gfül^t mi(i§ in ben (^immeUfaal u. f. lo/ 

!Die ^(. JBarbara ge^t noc^ ^eute über bie Sü^ne, tt)o^( atd 
bad ä(tefte (önblic^e 3$o(tefpie(; ic^ ffabt ber 93orftelIung in Seining 
Don Sßeffobrunn aud beigetDo^nt, auc^ in Siubotf mürbe bad iCrama 
aufgeführt. (C)artmann, SSotl^fc^. 379.) «abet, im »oltemunb 
für Barbara gebraucht, ift urfprüngßc^ ber 92omenname Sorbet, bie 
in ©c^ilbturn a(« ffiarbet oerjeic^net ift. Sarbarajmeige, am 4. !D^ 
jember in'd SBaffer gefegt, vertreten oielfac^ in SUba^em, ia felbft 
im proteftantift^cn JJranfen ben ffiei^nat^t«baum. 3n ÜKfinc^en 
merben folc^e ^miQt Don ^irfc^en, Seic^feln, ftaftanien unb ^oQunber 
forbtoeife auf bem SKarfte feilgeboten, unb man lägt fie in'« SBaffer 
gefefet aufgeben »ie — 3eric^orofen. 

141. 3)te mantttoeUini^e te&tUmutttt. 

2)ie m^t^ologifc^en 9teHgionen ^aben i^ren Urfprung nic^t in 
5Waturf^mboUf, ÜWonbrnec^fel ober ©lementarereigniffen, ber Sli^ 
fc^Iange unb bem IDonnermagen, fonbem murjeln in ^ö^eren 3been, 
inbem ber ÜWenfc^ über Anfang unb Snbe ber ffielt, 3"^^ *>^* 
Dafcin« unb feine eigene S^^fi^nf* äiuffc^lug ^aben woüte. ffia« lag 
nä^er M ba« mannmeiblic^e ^rincip jum Sludgang^punft ber 
@cl|5pfung ju nehmen, »enigften« ben ^rotogono« anbrog^n ju gc^ 
ftaltcn! ®o fa§t ber Onber ben „C^erm ber ßreaturen," ^rajopati. 
I)ie „©ergfrau'' ^armati, ©c^ioa« Oattin, ^ei§t mit 3lu«ieic^nung 
Jlumari, bie Jungfrau, ebenfo Durga mit bem Drachen. Die in- 
bifc^e ^nana ^mara jeigt bie ^ä^igfett magifc^er SJerroanbtungen. 

5Wi(^t feiten roarb fo ein ®ott in eine (Söttin ober ein ©eib in 
einen ÜWann Derroanbelt. Unter ber t^inefifc^en D^naftie ©oung 
»orb ^amc^imi burt^ ba« üKigoerfte^en feine« Äopfpufee« jur meib* 
liefen "^^oufa. Die Silbfäulen ber Samen^a Saba, bie nac^ bem 



141. 2)tc marnitDeiblid^e aBeltmuttet. 359 

SBoltegtauben öon C^tiftu« in ©tcin öcrwonbcltc 2Wenf(^cn pnb, 
ftcücn fat ftbirift^cn ©rabmälcm ÜWänner, in fübrugifc^cn groucn 
bor. ®ie ift eben monnmeiblidi, wie j^^mine unb fi'at^rani. !Die 
Segijpter migbenteten Äomre, bie it^^paüifc^e ®ottt)eit, in i^rer 
Sprache ol« „Oefc^öpf ber ©onne." Dreimol fömmt ber 9^ame 
in gnoftifc^en 3öuberfprüc^en ou« bem III. So^r^unbert Dor, fo. im 
bemotifc^ abgefaßten ^ap^rud ju Seiben. 3u(^ f^ep^t^^d trägt ben 
©ort, tt)ie 9^eit^, unb im SDionbc, ber auf aUe 3^wpw9 Sinfluß 
^at, fallen bie Seg^pter ein S^itterwefen.^) 

3m laiferlic^en 3Rufeum }u Sonftantinopel unter S)et^ierd Seitung, 
baju in ög^ptifc^en ©ammlungen, au(^, wie gteunb 9?o(^t|ot} mir 
mittfjeilt, im Slntiquarium ju aarau feit ber 3iitt)enbung au« ber 
3cit ber @5pebition Sonoparte'« finbet fit^ bie merfwürbige 85ot* 
fteUung. !Z)a ftnb 24 Aquarelle auf Seinwanb mit ®t)pdgrunb nac^ 
äu«fleibung«bi(bern öon SWumienf argen, barunter getreu ba« Silb 
ber ftomre — oberJ^met, b. i. I^emi« ^erfep^one, welche al« 
Zoifttt be« lobtenric^ter« Oftri« unb ©eeten^errin bie SJerftorbenen 
im Slment^e« empfängt. @ie breitet i^re nadtten 9rme wagrec^t au«, 
unb entfpric^t bem jweigefc^Iec^tigen Sitetbitbe in unferem ®agen^ 
fc^afte. C^bele, bie üRutter bom «erge, füt)rt mit J^eti« ba« 
^räbifat ^imerid, wie ^eft)(^iud in feinem SBörterbuc^e berjeic^net. 
at^ene Iritoni« fagt nac^ ägt)ptifc^er gaffung ifjrem ©ater ^ofeibon 
ab wegen eine« 9Sorwurfe«, ben fic gegen i^n ^atte. worauf ^tM 
fie für feine Joc^ter erflärte ($erob. IV, 180) — wir berfte^en ben 
Vorwurf! !©er inbifc^e ffierfmeifter ober Demiur^ Jwad^tar gattet 
ficft mit feiner Joc^ter, ber SWorgenröt^e, wie Mpoüo ber 35ap^ne 
nat^fteüt, I^eia« feinem Äinbe ÜWqrr^a unb I^^efte« ber ^elopia. 
®o finft bie ibeate S3orfteQung audi bei ber JhhnmerniB in'd ©inn- 
(ic^e ^erab. 

üKannweiblit^ ift ber ©c^öpfergeift, ^an Srifapäo«, wie 
^roflu« in Tim. III, 131 fc^reibt: &fiXvg xae yeveTWQ AQaisQog 
^sog 'HQixoTialog. ®ott fc^uf ben Slbam nad[| feinem ©ilbe unb 
gab i^m eine ©e^ilfin bei, ^eigt e« ®enef. 11, 18 — maö)i biefer 
auöbrucf un« nic^t ba« mannweiblic^e ©e^ilfenbilb borftellig? (5rft 



1) S5rugfd§, 9leife nad§ bet Dofe el Ä^atgel^. %al XVin. 



360 141. 2)ie manntoeiblid^e Sßettmutter. 

burc^ Srennung öom ffieibc ift ber Umtcnfc^ ju feinem anbern 3(^ 
gelangt. Set griec^ifcHinnüc^er !l)arfteQung träumt 3^^^ ^on Säbele, 
unb ber überfprubeinben Äraft entfprogt ber ^ermap^robit agbifti«. 
I)ie Äobbaliften fojfen aber 3lbam Äabmon ate ßrftgebornen, nat^ 
beffen «ilb unb ®tcic^ni§ bie ©elt felbft geft^affen warb, ©icfc 
@ctiöpfung ift DoU Seiben, aber bad fc^werfte Areuj tragen bie 
grauen, ©ogar bie eifrigften ©c^olaftifer fteüten in groge, ob 
nic^t bejfer bie ffiett gar ni(^t gefc^affen wäre, ba SWiemanb feine« 
I)afein« unb Snbe« frof) werben fbnne? ^iemit ift ber Urheber ber 
(Seft^öpflic^feit felbcr in aufläge öerfeftt. Sttac^ pant^eiftifc^er äuffaffung 
(cibet ber Urheber be« aü« perfbnli(^ barunter unb wirb in bie 
eiemente aufgelbft. (Sepp, ^eibent^. II, 11.) 

ÜWafrobiu« Sat. III, 8 nennt bie c^prifc^e ä^^robite nacft, mit 
großem ©art unb ben 3^^^^" ^^^^^ ©efc^Iet^ter, fo baß man fie für 
3Wann unb ffieib juglcic^ t)a(ten fonnte (ögl. ©emirami«). 3^r Dicnft 
war barnat^, unb brachte auc^ nat^ ©eröiu« in Aen. II, 632 mit fit^, 
baß bie aWänner in weiblicher, bie SBeiber in ÜRännertrac^t opferten. 
(Sonful ße^nola grub in 5)ögio« ^^otio« an ber ©teile öon ®otgoi 
unter anbern ©tatuen ben ^albfoloffalen weiblichen Sruftförper au«, 
W03U bie Sanbleute ben fortgefc^Ieppten Äopf, 2lrme unb güße bei* 
trugen, fo baß ba« urfprüngtic^e @otte«bi(b ber Slmat^ufia mit Sart 
unb brei langen gocfen in wunberbarer Su^fü^rung ftc^ jeigt. a)ie 
rechte 5>öni> W^ einen Sec^cr, bie linfc eine Jaube, unb trägt ganj 
ben aff^rifc^en ß^arafter. 6in Jerracottafigürc^en berfelben traf ic^ 
bei i^m in Sarnafa, eine anbere bepnbet fic^ im 5Kufeum ju ©tambut. 
Dicß erlaubt einen Stücffc^fuß auf bie ®eftalt ber 3Jenu« oon 3l«faIon, 
t)on wo au« ber ßuttu« ber ©eltmutter in Supern eingeführt würbe. 
$)er Dienft ber mannweibüd^en ©ottl^eit bcbingte ßinäben ober *^iefter 
in grauengewanb, fo baß I)euter. XXII, 5 nicl|t umfonft ben JHeiber^ 
taufc^ oerbictet. Sin^ra«, ber oon feiner Srfinbung, ber ^ax^t, ben 
yiamm trägt, fü^rt ben mannweibtid^en SJienft ber 3lp^robite in 
^ap^o« ein. Diefe ift felbft bem SWamen nac^ aiftoret, wef^e in 
©atomon« Jagen I S'6n. XI, 5. 33 al« ®ott ber ©ibonier ge* 
fc^itbert worbcn ift, wie fpäter noc^ 3Jenu« Deus ^eißt. ©ie 5Wationen 
alle, wetclie bie ©onne wciblid^, ben SWonb männlich faffen. 
^ulbigen biefem 6u(te. 3lucl| bie Snbianer 2Imcrifa« fannten folc^c 



141. ^ie monnloeiblid^e SßfUmttttet. 361 

üWonnwetbcr.*) ÜWänner m JJroucnKcibem traf SWartiu« bei ben 
@^ua))acuru in bem Sa ^(ataftaate, ebenfo tragen fte [xä) in dUinoid. 

©omer, affijrifc^ ®imir, Ki^^iqioi finb bie ricfcnmägigen Äap^ 
pabocicr. 3n ben äinnalen ©argon« II. f^eißt i^re 5)ciuptftabt Äimir, 
au(^ geantane ober S^ammanene, b. i. (Sumana. 9ln ber 92orboft^ 
filfte bed ^ontud Ratten fte ja^treic^e @o(onten mit bem 92amen 
Cimeri^ ober ßimerium fc^on oor bem VIII. Oa^r^unbert o. 6^r., 
mc^^alb man ba« öon ben ®ft)t^en oerbrängte SSoIf oon SWorben 
au^gc^en lieg. !Dcr Dienft i^rcr ©ott^eit, ber limmerifc^en ober 
fumanif(^en SJirago oerbieitete fit^ in ganj SSorberafien. Die ©er* 
mec^dlung ber 0eiber bei gemiffen Dottdt^fimtic^en t^eftfpielen im 
Sbenbtanbe ift me^r unb me^r abgefommen. unb fte^t (ängft nic^t 
me^r im 3ufammen^ang mit einem Steligiondbrauc^e. 

!Barf ber Dienft ber mannweiblic^cn 3ungfrau im äbenblanbe un« 
in (Srftaunen fe^en, ba bie SJerefjrer ber ©bttin nac^ i^r (Simcrier 
Riegen, fo bie SJiener ber ©iana ßimeri« in ber Ärim, unb mciteröor- 
gerücft (Simbem unb 6i)mri, mithin ©armatcn, I)eutfc^e unb Sretonen 
fi(^ in bie Benennung t^cifen! 3mmcr^in Reißen, gtci(^bebeutenb 
mit 3aonen, juvenes, nac^ bem inbifc^en Kumara, bie au^gemanbertcn 
„Oünglinge", ber ver sacrum. 

SBir legen auf ba^ ®i(b ber j!ümmerni§ unb ben baran ^af- 
tenben 2Wt|t^u« ba« größte ®txoxi^i, mcil wir an i^m ben Urfprung 
be« ^eibenttjum« unb ben Uebergang }um (S^riftent^um oeranfc^au» 
litten fönnen, ba« o^ne biefen 3"föntmen^ang ni(^t bie ©eltreligion 
ju feigen oerbient. golgen wir ber t^eofogifc^en Raffung, fo fprit^t 
ber ©(^öpfergcift im Suc^c ber 2Bei«^eit: „3c^ war bei ®ott im 
anfang feiner SBege, et)e bann bie SBelt war; ic^ fpiette oor i^m 
wie ein JKnblein unb ^attc meine greube ju fein mit ben SWenfc^en^ 
finbern." Unb ber gwige entgegnet VIII, 2: „^i) ^abe it)re ©c^öm 
I)eit lieb gewonnen unb backte fie jur ©raut ju nehmen." Der 
®(^5pfer ^at fic^ felbft entäußert, fid) in bie Siebe jur SWatur ver- 
loren unb bie ©elt in'« Dafcin« gerufen, ©r ^at fic^ in bie 3"^^ 
tit^feit öerfe^en, unb ba« ©piegelbilb ber ewigen 3Bei«^eit, fein ®e^ 



1) 3. Ö. SKüDcT, «mctif. Urxclig. 49. »ott^eU 3citf(^r. für öt^no: 
logte t)on C^ottmann, Serl. 1881 6. 255. SafHon, 2)et ^enfd§ 16. 



362 141. 2)ie manntoeiblid^e SBelimuiter. 

fc^öpf über SIQed (ieb gewonnen. Sber bte jbreatur ent^&tt nt(^t 
ba« SBcfen ®ottc«, fic bic Zoä^ttx fträubt pc^. ^o« ebcnbilb bc« 
ä>ater9 mteberjugeben, unb jte^t üor p (eiben. ^ad ift nac^ ^eib^ 
nifc^er SJorftcÜung bic ?BcItfccIc, bic gcfrcujigtc SümmcmiS. Der 
Scc^cr ju i^rcn %üim lägt an bcn ftclc^ bed !Z)ton^fod a(d be« 
©c^bpfcrd ber (Generation unb 9?ecrcation, an ben ftc(^ be^ $ei(e^ 
unb ber ©iebergeburt benfen. SWan tranf auf Seben unb ©terben 
auc^ bie 5Kinne ber ^I. ftümnicrni§, unb ba« ift fjoc^bcbeutfam, 
um ftc a(d t)orma(igc ®ott^eit }u rechtfertigen. Der 8ec^er, 
xovdv, bejeid[|net ben ffielturfprung, bie göttlichen ffiunbcr ge^en 
barau« ^eröor. (Sitten. Deipn. IX, XII, 8.) Diefer ©c^öpfung^ unb 
©c^idfaldfeffet, morin bie @(emente gemifc^t xottbtn unb bie göttliche 
3aubermac^t fic^ offenbart, ift in ber Druibenrcligion im ©eftfee 
@eribmen^, ber &rbmutter. SBo^tan ber ^eilige ®raa(, jugleic^ 
aß^ftcrien- unb Orafelbec^cr (®enef. XLVI, 5), fcfet f«^ fort im 
^afc^afetc^, Sebcn«- unb 8eibcn«bcc^er, »orin bic SSkmblung ber (8^ 
ftalten oor fic^ ge^t, unb burc^ bie ßommunion ba« $eil ber ffiieber^ 
geburt erreicht mirb. 6« ift ber inbifc^c ftelc^ Ämrita mit bem 
Jranf ber Unfterbüclifeit. 

Die 3bee ber ^I. Äümmernig, bie fic^ lieber freujigen lägt, al« 
bag fie fi(^ einem ÜWanne ergibt, ift grunbreligiö«. ©c^on im ©^ 
ginne ber ©c^bpfung fpric^t ßumari, wie bei ber moralifc^en SBieber= 
geburt ber Dinge bic Oungfrau jn SWajaretfi: 3c^ erlenne 
feinen aßann, unb i^r m^t^ifc^cd @benbi(b ^atlad 9(t^ene bema^rt 
i^re 9?cin^eit unbeflecft, ja bie perfifc^e Slnä^ita ^eigt tt)5rt(ic^ Im- 
maculata. SBenn ^rof. ©c^eeben in Äbln 3J?aria bie Singebome 
unb Srftgcborne ber ganjen ©c^bpfung nennt, fo ^at er fie unmiffenb 
auf bie glciclie ©tufe mit Äumara, ber loc^ter ®otte« üor aller 
©c^bpfung placirt. Die SW^t^ologie ift ben JRomanen ein un* 
crfc^bpflic^er ©runnen für c^riftlic^e ©tauben^wafir^eiten. 
3Bie äfträa bie ©ternjungfrau, nac^ Ooib Met. I, 149 üor ben 
©ünben ber aWenfcf)cn an ben ^immel entwich, foü bie SKabonna 
leibhaft gen ^immel fahren. Den 2:itel a^etec^et^ ^afd[|amaim, 
Königin ber ^immcl, meieren 9aatti9 unb bie fart^agifc^e 8e(ifama, 
Virgo coelestis, fü^rt fie längft, unb »ir achten nic^t barauf, bag 
Oeremia« VII, 18. XL, 17 baoor erfc^ricft unb bor i^ren Opfern mamt. 



141. 2)ie manntoeiMtd^e äßeltmuttet. 363 

3mtner ge^t ber ®ürtel um ben ^öntgdrod, ^anctus Eumernas 
fic^t om Silb gu SRanfmil in SJororlbcrg. ffia« in bic crftc Ougenb^ 
jeit fäQt, bleibt iebem unt)ergeg(ic^: roit foQte, »ad bent jtinbedalter 
bct Wttn\ä)f)tii ongcffört, if|r je ou« bem ®ebäd[|tni6 fc^toinben. !Die§ 
Srbenteben ijt fo iammeröoü, baß bie geplagte SWenft^^eit »on 3lm 
fang eine Seibendgott^eit }um Srofte unb 9Sorbi(b }u $t(fe 
nimmt. SBie ^erobot II, 61 bezeugt, geigelten fi(^ am dfidfeft bie 
ffiaüfa^rer ju Subafti«, »arum? Da« bürfe er nic^t fagen (wegen 
bed Seibendtobed M Ofirid n&m(ic^). ^aufania« I, 33. III, 16 
melbet, bag nac^ St)furgo« ®efe^ bie fpartanifc^en (Sp^eben ben 9((tar 
ber ärtemi« Ort^ia mit ©tut befpriftten, inbem fie ju S^ren ber 
blutgierigen dungfrau einen 2:ag lang bid auf« $tut gegeißelt 
tDurben. (Sr fc^reibt auc^ VIII, 23, bag ju ^(ea in ^rfabien am 
gefte ©fiereia bem Dion^fo« gegeißelte grauen i^r Slut }um Opfer 
brachten. Ort^ia tritt und nä^er, inbem bereu @teinbi(b bi« 3Raria 
Ort^ bei 9{egen«burg bie iDonau ^erauffc^wamm. (©agenfc^. 229.) 
anberfeitd rourbe in (Sonbilea bie Silbfäule ber ärtemi« Don ftnaben 
mit einem ©trid umfc^tungen unb gleic^fam gemürgt, ba^er fte mie 
bie ®5ttin $ere, aipanc^omene, ,,bie ©e^enfte," bie ©efreugigte ^ieß. 
!X>ie ^riefter ber SeQona ober taurifc^en Diana peitfc^ten ftc^ bid 
auf« S(ut, ja bie ^otjepriefterinen, 9ta(^fotgerinen ber Sp^igeneia, 
fc^Uftten ft(^ felbft arme, ©ruft unb ©cite auf, um ber blut^eifc^enben 
Shieg«g5ttin fic^ bienftüc^ ju meinen. 9Iu(^ bie Diana t)on dumana 
»erlangte fo blutige ©ü^ne. Die f immer ifc^c ®&ttin auf ber 
^albinfel i^re« 5Wamen« ift eben unferc Äümmerniß, beutfc^oerftänblic^ 
aufgefaßt. SSon ber ®eiß(ung ber ff^t^ift^en 2lrtcmi« im Auftrag 
be« Orafel« mclbet auc^ ^^iloftratu« SlpoHob. VI, 20. Der ^riefterin 
ber ät^cne ju ^ebafu« bei ^alicarnaß »uc^« bei beöorfte^enbem 
Ungtücf ein großer ©art. Dieß ereignete ftc^ }mei bi« breimal, unb ba« 
bejeugt SWiemanb geringerer, al« ber ba gebürtige ^crobot VIII, 104 
(ogl. Museo Pio Clementino 5Rr. 495). Die jungfräuliche änaiti« 
ober ärtemi« im foppabocifc^en, pontifc^en unb pifibifc^en (Sumana 
fe^rt im Slbenblanbe a(« Somenia ober in ber älteften 9tac^ric^t ber 
5)eibelberger ^anbft^rift 5»r. 793 ©I. 6, at« 6^mini wieber. 



364 142. Die fettige Äümmctnift. 

142. Sie |etli(|e ftttittmerm|. 

Dem ©cgrünber bcr bcutfc^cn ÜWijt^oIogic, 3a!ob ©rimm, 
ift bic ^o^c ©cbcutuug bcr rät^fcl^oftcn Äümmcmife nic^t tlar gc^ 
»orben, boc^ verbreitet Tk^ i^r 35ienft feit unDorbenflic^er ^tit über 
alle ßonbe, weit über ©ermonien« ©renjen f^inaM unb erpit ftd) 
bi« ^eute. Äcin Suitu« ift urfprünglic^er, »ir fonnten fie Don ber 
äg^ptifc^en Aomre unb inbifc^en ^mara, mit bem Uebergang )ur 
fimmerifcften Oungfrau bi« tn'^ fernfte äbenblonb öerfolgen, unb bie 
tDunberbare bärtige ®efta(t ber mannwetbüc^en ®öttin and) in ber 
antifen flaffifc^en ©elt nac^weifcn, bie ftreujigung unb ben ®eigcr 
ober im Io«mogonif(^en ©inne erflären. 

5Wot^ ber (Sbbo pt ^lif (OUt^^io), bic ^elferin in mUttn, 
i^ren @it} auf bem ^^fjaberge. 9lm ^ilfenberge im @i(^dfe(b, auc^ 
aWaria ^ilfberg geheißen, lieg ®t. Sonifaj eine Äapelle bauen, 
bie einer »unberft^önen ^rinjeffm, ffiilgeforti« gemeint ift: mer i^r 
ftembefäete« ©emanb anrührt, erlangt Teilung. 

©clbft ben SWamen SWaria 5>i'f owf bie norbifc^e 5Rot^etferin 
jurüdjufü^ren, fmb tt)ir üoüauf berechtigt, nic^t minber ^cl^mbttQ 
bei SJelburg, ^elfenftein, unb bie üBorbb^e be« g^renbreitftein baju. 
!Bie gefreu}igte Oungfrau S^ra im Dom ju Sraunfc^toeig, mie in 
ber Srüdenfopelle ^u ©aatfelb, fü^rt auf (Sir in ber Sbba jurücf, 
rodele neben $lif ju güßen ber SWenglaba fi^t, bie befte ber äerjtinen. 
Die Deutfdien maren an bie SJorfteHung Don Obin ^angagob unb 
bie gbttli(^e $ilfc mit bem ©arte gewöhnt, bie§ erleichterte ben c^rift== 
liefen (älanbendboten bie (Sinfü^rung bed Srucifijced unter bem 
9?amen ©atoatorbilb. 

Sil« Äarl ber Ö^roße in ber ©c^tat^t auf ber Drepperp^e 
bei gclft^uten prt üon ©ittefinb bebrängt »urbe, rief er bie ^imm- 
lifc^e ^ilfe an unb ber ®ieg »anbte fic^ i^m ju. Da gelobte er 
©t. f)ülpc eine ^irc^c ju bauen, bie erft in ber {Reformation« jeit 
einging. Slnbere fdireiben ba« (Sclübbe unb ben ©au öon ©t. f)ütfe 
lieber SBittefinb ober einem ®rafen üon Diep^ol} ju, ber bie ©remer 
au« bem gelbe fc^lug. (ffiebbigen 382 f.) Salvator mundi 15 Iß 
unter bem in ©aalfclb, mie ju Stter«borf bei Slürnberg. ^an\ 
SMnjmeifter ftiftcte bereit« um 1350 nac^ bem ©atüatorbilbe auf bem 



142. Die ^eilioe Afimmernt§« 365 

@e6Ufenberge im (Sic^^felbe ba9 ^mmemtgbilb in ®t ®ango(f )u 
©amberg. SWac^bcm bcr ficgreit^c ©rünber bc« bcutft^en SReit^c« bcn 
©tuffcnberg erfticgcn unb ba« ÄBilb bcr bärtigen Oungfrau am Sreuje 
in bcr ©onifajiu«fapeüc jurüdgclaffcn, bauertc weithin bic SJcre^rung 
fort, ai« bie 3efuiten 1576 bic ffiaüfa^rt erneuerten, wußten fic 
bad ÄBilb bed angeblichen @a(Dator nic^t ju beuten. 

S9 ift n)unberbar, mie }ä^e bic Dor afiem friegerifc^e ®(^u^ 
gott^eit fi(^ au« bcr $eiben»clt fortbe^auptet. ©er jä^tt aü' bic 
Orte auf, »o fic SJere^rung geniegt?*) ©n (Slfenbein STript^t^on 
au« bem XIII. 3a^r^unbert jeigt bereit« bie ©efreujigte, ftümmemiS 
ober ffiilgeforti«. (Aglaus Bouvenne TArt Chretienne X.) gür 
gleich alt gilt ba« ©ilbnig ju Obermintert^ur. 3^r ju (S^ren trägt 
jogar eine aipenpflanjc, (Silene umilio) bic- Benennung ffümmer^ 
ni§el, ob »o^I ber Uebertrag in'« ^flanjenleben bei atten ®ott^ 
Reiten nic^t feiten ift. Da« ©ilb bcr SümmemiS ju ©effobrunn 
ftammt mo^I au« ber erften 3^^^ ^^ Stiftung, ©enigften« erfennt 
@(^5nemarf ba« ä^nlic^c ^otjcrujifijr }u Oberntirc^cn in ^C^ringen 
a(« ftaro(ingif(^.^) 2Bo^( fec^jig ^roceffionen au« bem weiten Um^ 
lanbe bewegten fit^ früher jur ^I. Äümmemiß nac^ 5ßcufarn. 
®t. Jtammemig ^at eine Sopefie ^albmeg« @cc^am unb Ober^ 
trum im ©aljburgifc^en, mit ber ßcgenbc, i^r SJater ber Äönig öon 
Portugal ^abe fie enthauptet, mii ftc, um nic^t ^eirat^en ju muffen, 
um Sntfteüung i^rer ©c^ön^eit bat, worauf i^r ein Sart muc^«. 
($uber, ©agen 80 f.) 

Die Si^roter öcre^ren pc öorjüglit^. Sine ftümmemiöfapcüe 
fte^t beim ©c^eibt^urm ju ®ric«, nät^ft ©ofeen ba« Äümmemig* 
firc^Icin. 3^ren urfprfinglic^ ^eibnifc^en (S^aratter tenn^eic^net nic^t« 
beffer, a(« bag i^r Si(b in ber SobtentapeQe }u Sitten mit bem be« 

1) 9lb6tlbun((en bet ^ütnmetnig liefern bie ^itt^eilungen bet f. f. (Senttal« 
eommiffton füt liBaubenCmale äBien 1856 »b. I unb ü. 2)et @e{d^td^t^ 
fteunb bed l^ifi. fQntini ber 5 Orte (^inftebeln 1863 Tom. 19. Dr. ^oj^, 
Oftettoalb in 3flrid^: 3ut 9lcflautation eine^ alten d^ulteS. Sctpa. 3lluftr. 
16. «pxil 1876 e. 291. 

2) «bbilb. in 3eitf*r. f. *riPl. Äunft 1888 ^t. 9 6. 316. ßel^felbt, 
IBau' unb l^unflbenlmdler X^üringend 1889 8. 79 f. Dr. mai SarteU 
(Setl.) ,(6\n\%ti über ben ää^eibetbatt." 



366 142. t)xt ^eilige Afintmemtg. 

{Riefen $eimo ober norbifc^en 3)mh: jufammenfte^t, au« bcffen 8eib 
bleffielt gefc^affen ift. 3n ber ^farrfirc^e ju ?)teter«^eim an bcr 
5ßa^e fte^t ba« ©i(b bcr ^mmernig noc^ in SJere^rung, im SSolf«- 
munb lieigt fie ®t. ^elferin. 5ßo(^ bei SWenfc^engebenfen ftanb baöor 
eine ©teinfifte, worein bie ©laubigen Äörnerfrfi(^te al« Opfer warfen, 
auc^ pflegte man aM einem porceflanenen ©c^u^ ffiaffer aM bem 
©runnen an ber Äirc^e ju fc^öpfen unb ju trinfen. ®. 476. 

Sefonber« ^at bie Urft^wei} Ueberflug an folc^en ©ilbem. 
3u ©aar im 3wgcrlanbe ift bie ÄreujfapeÜe ju C^ren ®t. ftümmemiß 
1642 neu geweift. Der ÜÄünfter }u fjreiburg in bet ©c^weij 
enthält i^r 9i(b. @t. Sümmemig ju ©c^bnbrunn bei ^mq ^i(ft 
gegen ©efc^würe, ba^er bad 9iffenmau(i genannt fie erhielt fürjUc^ 
ein neue« ©ewanb. . 3m ßujemer ^farrborf SRu«»il »arb bie 
©ruberfc^aft ber ^I. Sumeri 1828 errichtet, gleich jeitig in ber giliale 
9iäebi«mil ein $ei(igenPu«(ein bem ©ifc^of unb SJlart^r 
Summern« gen^ei^t. !Da« ^5()eme ftämmemigbUb im ©ein^au« 
be« ^farrborf« Später« in SBaQi« Pngt in oier oerfc^iebenf arbige 
Zndtxidt geHeibet am ^euje, moQte aber alle fieben Oa^re neu 
getleibet fein. 

5)ie 9iamen«unlerfteüung ffiitgeforti« fü^rt e^er auf ffiile, 
ffiurt, al« auf virgo fortis. üWit bem ©ilbe ber 3Ibeforti« ober 
@t. tumemu« maQfa^rten bie Unter im 9Rai nac^ ©teinac^; ba}u 
lebt grau ©etten im Äanton bie Obttin ©älbe fort.^) einfiebeln 
unb S)ifenti« Dere^ren bie ^I. ©ommera, unb in berfelben Stomen«- 
form erft^eint bie ^rop^etin ber fiangobarben ©ambara. Santo vulto 
in ber ^irc^e ©an 3Rartino, be« ©c^u^atron Don Suffa. S>a man 
über bie SluffteQung fic^ nic^t einigen tonnte, riet^ ber Sifc^of, ba«^ 
felbe ein paar jungen Oc^fen aufjulaben. 6« mar 782 im 3Äeerc an- 
gefc^mommen. !Die Sangobarben maren bemnac^ fo eifrige SBere^rer be« 
unDorbenflic^en $ei(anb«bi(be«, mie bie Satuaren. S)a« JHimmemi^ 
tirc^lein in $ifa ift unfc^einbar. (Sin Sdilh befi^t bie ©ammlung 
9tabar in ^ari«. 5)er gegenfeitige jä^rlic^e ©ittgang mdi ©teincn 

1) 3n Pfeiffer« ©errn. 32. S5b. 6. 461 f. l^ält Äcl^otti baS »ilb bet 
i)L l^umetnud für %\^ox (469 f.); et fletbet fl4 Ja in fixtr^a'i ®e)oanb, unb 
tt&gt bad ^ammetfteus im (Büttel. Sfiorg^nn feine SRuttet, a^b* gfetgunna 
benennt bad (hagebttge, 9}itgunt ben ^etgfltid^ Don ^n^bad^ gen 0mfinb. 



142. !^te l^etlige ftümmemig. 367 

unb ©ürgicn foH in ©cßler« Jagen ber Untcrbrücfung gcftiftct toorbcn 
fein. Cr bcfte^t noc^ in (Sinficbcin unb 5)ifcnti« unb ffiintcr^ 
t^ur tannte i^n. 

Ontcomcria ^cißt fic in ßauingcn. Der ßirt^cnlalcnber au« ber 
defuitenbruderei ju S)iQingen 1562 oerjeic^nct juerft jum 20. 3uni: 
^©ilgcforti« öon ^ortugol, ju Satein Siberato, ju bcutft^ Onfumer.'' 
@(eic^)eitig ging bie ^eilige unter ©regor XIII. bem ftalenber^ 
öerbefferer in'« Martyrologium Romanum über, yiadf i^rem ®robe 
JU ©tembergen in Srabant ^ieg ber bortige ©ünenftrit^ ©inte Ont* 
comer« ^otber. Üioc^^olj^) bejie^t lefttere 5Wanien«form auf Komber 
unb Kommer, ©c^utt unb ©teinbamm, mie ber 9(rgauer 3auer 
noc^ ben Abraum Don SBiefengräbem ^umber nennt, miteQateinifc^ 
combrus = ©aufc^utt, portugiefifc^ combro, ©affcrbamm. ©ie 
Zeitige ift im römifc^en 9)2art^ro(ogium a(« (ufitanifc^e SOtart^rtn 
vorgetragen, alfo ja nic^t in ^oüonb }u $)aufe, unb ^iege bemnac^ 
beutfc^ ertlärt in ein paar g&Qen bie (Snttümmerin , liberatrix im 
et^ifc^en ©inne, fonft bie ^efümmerin; aber in Sauingen gibt e« 
no(^ baju leine Dünen, unb toie erttärt fic^ ber SWame in ber 
übrigen 2Be(t? Unfere Jhimmemig ift eben nur bem Deutfc^en munb- 
gerecht unb Derftänblic^ gemacht, aber bie Siquiba n ebenfo überflüff ig 
»ie in ©entaunen, Pfenning, Ungarn unb SWongoIen, für ©elaunen, 
Pfennig, Ugren unb aWogoIen. Cbenfo wenig eignet ft(^ „fommen" 
nac^ J^rolermeinung jur (Srflärung Don @omina, fonbem biefe fteQt 
fi(^ mie ^mini }u Sumana, Sumara, mie (Sam5na }u Sarmena. 
@« ift bie 9(majonengbttin, me((^e i^ren S)ienft Dom 3:^ermobon 
in @o((^i« burc^ bie Sänber ber fimmerifc^en ©(aoen unb ©tqt^en 
bi« }u ben femften ©renjen be« 9lbenb(anbe« Derbreitet. 

(Srfc^recflic^ ift gerabeju, ma« man bem SBotfe für c^riftüc^e 
{Religion bietet, jumat an ©aflfa^rt«orten. ©o (ieft man im Saure^ 
tanifc^en Blumengarten" Don einem tapu}iner Oofep^ Bilin, gebrudt 



1) %tü unb (&t%ltx 6. 150. 439-446 ^et toadete gfoifd^cr ffil^rt 
itütnmetnigbtlbet auf 6. 154 f. äBilgefortid 6. 432 f. 487. etauffad^etd 
^aud SU Steinen toarb 1400 angeblid^ in bie StaptUt ^um 1^(. I^teua (Sanft 
Hümmetntg) umgebaut. Sie fod mit bem (S(nabenbilb fd^on 1307 unb 1287 
befianben l^aben (S. 437), abet biefe Utfunben ftnb fuq t)ot 1692 aufge« 
nommen. 



368 143. 9[nfetnbund bet Mmmemtgbilbet. 

ju ^rafl, „8u6cr»b^(tc ©cbcttcr" beim Umbflang ju bcr $). ftummcr- 
nug: „$). SBilflcforti«, ©qpongScfu, ®(^nur üKariä, bic bu bcme« 
unreinen SSatter« Sbnigüt^c ^räfent öerac^tet ^aft" u. f. m. Die 
^ariantfc^e Sttanei ift auf bie Don ^enferdfnec^ten am ^eu} au^ 
gefpannte Oungfrau umft^rieben mit bem ©c^Iuffe: „Sditt für mic^ 
bu feüge SBilgefort. 9(uff bag ic^ ber 2$er^etgung S^rifti mürbig 
»erbe/ 

143. Wnfeiitbuiig bet itummetni|ii(bet. 

auf bem ©tuffem ober ©e^ilfenberg bei SDHl^I^aufen baut 
®onifatiud eine ftapeüe }u (S^ren ber Jtönigdtoc^ter, in bie i^r eigener 
ajater oerliebt »ar, bi« fie auf i^r ®ebet einen abfc^redenben S3art 
erhielt @rft bie Sn^änger be^ ^C^omad SOtünjer ^aben biefe^ 
„©afoatorbilb oon ber göttlichen C)ilfe" oemic^tet. Unb bo(^ 
(ebt felbft in proteftantifc^en Gebieten bie ^eilige im lebhaften 9n^ 
benfcn fort, ©ie öerle^rten ©ferer ^aben feine 3l^nung, baft, foUte 
a((ed Dorc^riftlic^e oermorfen merben, ba(b nic^td me^r übrig b(iebe, 
al« ÜKeffe fmgen, 9?ofenfranj unb «blaßfram. Die Solf^feete 
fänbe feine Sefriebigung me^r, unb n)ir büßten bie altDäter(ic^en 
guten ©itten ein. Der geuereifer, »etc^er ben öonifatiu« jur äu«- 
rottung ber Donnereic^e be{ee(te, jünbet noc^ immer nac^, befonberd 
bei üMbnc^en. 3ft bie 3^örung be« ©erapeion« mit bem au«ge^ 
fpannten ©ottedbilbe ein ^tt unvergleichlicher Barbarei, fo ftnb e^ 
bi« in neuefter ^tit Orben^feute, »elc^e jefet bie Äümmemi|bilber 
entfernen, ober bie Seon^arbdfa^rten at^ ^eibnifc^e Ueberrefte einfteüen 
mbc^ten. 93on ^ainj brachte beim t^ran^ofen^SinfaK }u Slnfang be^ 
3a^r^unbert« ein ©ürger obige« ©ilbniß mit ber »ert^öoüen Srone 
nac^ einem entlegenen Dorfe, boc^ ^ängt noc^ in ber ^forrfirc^e ju 
®t. ß^riftop^ ein onbere«. günf finb in ber ^effifc^en SR^einpfatj. 

3n ganj Sot^ringen öerfauft man gebrucfte ©ebetjettel mit 
ablag jur ^I. Sümmemig, fo ju SBeigenborf, 5Rottenborf unb anber^ 
märt«. 3Wan glaubt, ber SSater ^abe nac^ i^r begehrt, ba bat fie ®ott 
um Sntfteüung. Sir finben Silber in ©rüffel, ÜKec^eln, ärque« bei 
Dieppe, ein berühmte« ©ilb in Smmeric^, ju ®t. ÜKaria in 89«* 
firc^en, in ^öln, unb mer fagt mie Diele }u ®runbe gegangen! 

3n JJranffurt ftanb eine tapeUe jum ^l. Äumemufe am Dom- 



148. 9[nfetnbuiig bet Mmmetni^btlbet. 36d 

bieget, marb aber abgebrochen; boc^ fü^rt noc^ ein $au9 baneben 
ben 9tamen. S)ur(^ ben ^injutrttt btefer 9Be(tgott^eit Derftärlt [ic^ 
ber Semeid meiner ©c^rtft: ^^^ranffurt ein a(ted 9[{tiburg Siecht, bag 
ber Sartotomäud'S)om, morin bie jtaiferma^l ftattfo^b, ben $(a| 
eine« einftigen $)ei(igt^um« be« ©oban ©artolb einnimmt." 

3u Srüffel ttjnrben bie {Reliquien (?) ber ®efreujigten iä^rfic^ 
bem 93o(te gezeigt unb in $ro}effton umgetragen, bid fte 1696 oer^ 
brannten. {Jranjöpft^ ^eigt bie ^eilige Äombre, unb erinnert fo an 
ben älteften öorc^rifttit^en 5ßomen. ©ie fömmt ober fom in bie Äat^e^ 
bralen unb JMbfter granfreic^«, Italien«, ffinglanb« unb Spanien«, 
aber mer barf barin einen beutfc^en, ober mit Saron ®(oet ben 
^oQänbifc^en Sllamm Onttommer fuc^en, ber boc^ nur auf fprac^Uc^er 
äinbequemung beruht, ^ier mürbe ber oermeinte Seib ber ^eiligen 
1404 ju ©teinberg erhoben? 3n Sefanijon mor ba« monftrbfe 
©itb einer bärtigen Jungfrau jur Krt^Iic^en SJere^rung aufgefteüt, 
bi« ber Sarmelitem^rooinjial Snbrea« unb ©. 5ßifoIau« 1706 auf 
beffen Entfernung brang, bamit bie meniger firc^Iic^e SJlenge nic^t 
in $)o^nge(äc^ter au^brec^e. 3m 9}eit«fir(^(ein ober 2:e(f« (ieg 
ein gtanji«faner ba« lebensgroße ©ilbniß öerbretmen, mie oor ^unbert 
Sauren ©ift^of Ungeltner oon 8ug«burg mit ben Silbern in ©t. 8con^ 
^arb bei Diüingen oerfa^ren moüte — ^ier aber eilten bie ©auem 
^erbei unb retteten bie ^eilige fammt ben 9$otik)tafe(n , morauf bie 
Äopelle in ein ^uloermagajin öermonbelt morb. 3n Düffelborf 
fieberte ic^ 1868 ba« große {Banbbi(b ber Jhlmmemig mit bem ©eiger 
in ber ^farrfirc^e oor abermaliger Uebertünc^ung. Sin Kaufmann 
brachte 1684 ba« AumemudbUb nac^ ^rag, früher märe e« mo^I ben 
^uffiten oerfaüen. Die ftümmemiß-SBaüfa^rtcn brachte unter ©effen- 
berg ber (Sonftonier ©eneraloifor ÜÄütler, ©tabtpfarrer oon ßujem, in 
Abgang, na(^ bem ©ienerfrieben fomen fie micber in älufna^me. 3n 
(Sic^ftätt er}ä^(te ein alter äRann, um bie ^(. ^mmemiß gefragt: 
e« ift no(^ nic^t (ange ^er, bog fie allgemeine üBere^rung genoß. 3^r 
Si(b in ber ^oppen^eimifc^en jfopeüe mürbe erft bei ber 9Ieftauration 
unter ©ifc^of {Reifac^ entfernt. 3n ber SBo^nung be« iefeigen Dom* 
meßner« beftanb eine biefer 5)eiügen gcmibmete Äopeüe. ®t. ^eter am 
ftofel ^eißt eine feit 100 3a^ren aufgegebene ganj eingeftürjte ÄapeÜe 
„ber erften (S^riften," oor Onic^en im ^uftert^alc gelegen, bei 9iab«^ 

6epp« Xattf(^e Welifiion. 24 



370 144. £tet SergCr IButgen unb l^itd^ett. 

borg »ar ebi ftirc^Iein 9J2aria $t(f (SRaria 9tat^). !S)te ©^toefter« 
lapeQe bei dnic^en auf Serge^p^e ift gleic^fafid Denoaift ber 93otf^ 
glaube ^5(t fefl, ber ^eilige (eifte $t(fe bei tranfem Sie^, unb ^obe 
au(^ aU (Sinfiebler in ber na^en §e(fen^5^(e ben X)ra(^en mit bem 
Äreujjei(^en beftegt. (St ^eter (St^or), SWaria $)ilf unb gron^ 
beigen atö (e^te @tätte ber S)reit9nigdgru))pe (t^o^bi) ^aben mo^( 
ben «nftofe jum 5)reif5nig«bilbe in @i)Iöefter gegeben, ©ei ^of- 
ftetten näc^ft Sonbdberg ^eigt ein ($(umante „9uf ber Sämntemig," 
unb ixoat bei ber Kapelle, meiere einft "^farrfirc^e gemefen fein fott: 
mo^in ift bau Sdüh getommen? ^em überlebensgroßen Sitbnig Don 
®effobrunn mürbe Don mebtic^er $anb mit ©temmeifen unb ^ade 
mitgefpied. 

^ie jtirc^e unterfteQte ber beutfc^en (^ott^eit (ateinifc^e ^eilige. 
(Sben bod gefc^a^ mo^l mit ber rbmifc^en ® al(a unb ber ^(. $au(a, 
meiere ju 9[bi(Q in ©ponien gebartet bargefteüt erfc^eint. 3ft ed nic^t 
ril^renb, bag (Nomina am 29. SDtai, ^mmernig am 20. 3uti i^ren 
jtalenbertag ^at? 9)2it bem ^eiligen Sqrifon SoUanbs unternahm bie 
®efeüfc^aft 3efu ein 9tiefentt)erf unter ©enüftung aüer Sibliot^efen 
unb Slrc^iDe Suropa'S, unb fe^te fte bis )um 15. beS Jta(enbermonatS 
O!tober in 53 Folianten fort; feitbem ift bie neue fronjbftfc^e Auf« 
tage auf 80 ©änbe berechnet, boc^ nie fam ben äJerfaffern ber ®^ 
baute, bag fte bamit nur c^riftlic^e Sß^t^ologie fc^rieben, ebenfo 
menig i^ren 9lac^eiferern Oo^. (Sd. ©tabter unb 9((ban ©tot), 
obmofit fie in ben $ei(igengefc^ic^ten mit i^ren Sßunbem menig anbere«, 
atö beprimirte, aus bem $)eibentf|um entnommene ®&tterfagen nachbeten. 

144. Srei Oetge^ Ourgen nnb ftir^en. 

3n Arabien fmb bie brei unjugängli(^en Serge I^a^ (35ou«), 
Äbfc^o unb ©alma oon religiöfer ©ebeutung, unb ba« üWittetoIter 
lägt bie ÜKogier ober ^I. brei Äönige auf brei ©ergen ^mmei^- 
beobac^tungen anfteUen (mein "^aläftina II, 235 al. 342). Sebeutfam 
feigen brei 9}ac^barberge mitunter bie brei Srüber, auc^ brei 
©(^meftern (las trais sruors); fo liegt 3Jabu} am ©reifc^meftem* 
berg, baS 9{^eint^a( bei Sregenj fc^ließt bamit ab. 

Sei ©premberg liegt ber Sabenberg nebft bem duroma unb 
SRarina gora: )u biefen brei Sergen mürbe einft in ben tat^o(if(^en 



144. ^ei Serge, IButgen unb Ihrd^eiL 371 

fttr(^cn gebetet, (©c^ulenburg 5.) 3Jom ^o^enftaufen führen bret 
unterirbifc^e ©finge nac^ ^elbcnberg, 9tc(^bcrg unb ftlofter 8or(^. 
(^an)fr 196.) Oberhaupt, ^ieb«!opf unb Sugtopf ftnb bret 
9erg^5^en bei Srombac^ in $)effen. 

„3Wu6, STann unb ©aal, oier fjoding unb brei ©aal" um«» 
geben ßel^eint, nfimtic^ Oberfaaf, $)erren{aa( unb "^oftfaal. X)ie 
brei Sirenen }u SRiftefgau, ®feed unb t^eUbac^ mürben g(ei(^ 
jeltig gebaut, (^anjer II, 17.) 

3n U^Ianbd ©ebic^te: ,.!S)ie brei @(^(bffer,'' (iegt ba« eine in 
®albe9bunfe( in X)i({ic^t, bad anberc ift Dom Sti^ftra^I getroffen 
Dcrfunlen, ba« britte ftra^It auf Serge«p^e im ©onnenglanje . ffienn 
ba9 ftfberne ®tö(f(ein }u 9tapo(tdn)ei(er (fiutete, fingen ffimmtüc^e 
ij)unbe auf allen brei fog. ©c^fbffem ju beulen an, unb feit biejc 
in Irümmer gefallen, ^ört man fie unterirbift^ beüen. Agnat ein, 
diofeln unb 9)terge(n, brei 9lac^barorte in Siebenbürgen fmb Don 
brei Jungfrauen erbaut, bie auf ber alten Surg bei @c^5nberg 
fagen. @omeit manberten noc^ fpfit bie brei ©c^idfat^fc^meftern mit 
ben ©ac^fen! 

jtbnig SBittetinb baute brei Surgen, bie SBittefinbd« ober 
Sefingdburg am SSebigenftein, bie anbere am SBerber, bie britte 
SabKonie bei Sflbbede. Sbenfo brei jKrc^en: auf ber $5^e üon 
Sünbe, am Sßerber Dom Stemme unb eine im ^ügelumfc^toffenen 
äingert^al. Äarl ber ©roßc t^at ba« ®elübbc, »enn er bie 
©c^lac^t gegen {Bittefinb gewinne, brei Sirenen im ^(eebtatt gelegen 
}u bauen, bie }u Oüenftfibt, Suc^^otj unb Sinb^eim, mo fein 
^o(i(gefc^ni|te^ Si(b ju fe^en mar. SBebigenftein, ^odberg unb 
©(Naumburg maren brei 9taubneftcr, bie ben Äaufleuten auf ber 
©efer öiel ©c^aben tl|aten. (©ebbigen 27.) !Der ^Raubritter ©aggu« 
©pcdin bef(^Io§ jur ©ü^ne feiner Unt^aten brei Äirt^en in Sommern 
}u bauen unb lieg breima( eine (Su(e fliegen, ben ^la^ ju beftimmen. 
S)iefe fe|te ftc^ ju Saggenborf, 9te^ringen (®lemi^) unb ^ox- 
lanb. (3a^n 191. 535.) 5)ie 5Riefin Jrenbela benennt mit i^ren 
©c^meftern ©aba unb öramba in $)effen brei ©urgen. 

am ©to(f«berg, 3ab«berg unb ßinbberg bei SWeubranben* 
bürg Ruften ßinbmürmer. (Sartfc^ 5ßr. 57.) 5)er 85 bau er, 
©tromberg unb 9{ot^ftein in ber Saufi^ correfponbiren mit 

24* 



372 144. £)tet fßtx^t, Sutgen unb l^itd^en. 

einanber unb f(^(iegen reiche ©elbfeder ein, mut^maglic^ ftnb e^ qt= 
mcinfame Opfer orte. .5)ie brei SRitter auf ber Slcllenburg, ©ü«^ 
bürg unb am t^orft bei 9leuftabt unterhielten fic^ mit einanber 
burc^ ein ©pracftrolir. (Ö^ndfer ®. 182 f.) fibenfo bie brei ©rüber 
auf ffieibelöberg, 5ßieberftcin unb gallenftein. ©ie gelfen 
über bem @pi|ing{ee auf ber @ette bed dägerfamp I|eigen bie milben 
t^räulein, in fie maren bie 3ttger oerUebt, fa^en ftc^ aber baffir 
in Siefeen in bie liefe gebogen. I)ie ®öttin Serc^ta auf ber Sret^er- 
fpifee führte bedf|a(b £(age bei SBoban auf ber Sobenfc^nait, unb 
biefer Derfteinerte bie Zidittx, fo ftet)en fie noc^ jum Safjr^eic^en oben. 

Drei gelöfpifeen: ber $of|enftein, ^löcfenftcin unb 3)rei= 
feffel bilben bie ©renje Don ©a^ern, Oefterreic^ unb ©öljmen. 
SJgl. bie ©reitiermfpifee in ben norift^en Sifpen. 3" Süfecn liegen 
breiSurgen: ffiolfftein, greubenfee am §anjenberg unb 9iiebl^ 
bürg, mo brei munberfc^bne ^^äulein Rauften, um meiere brei 
9?itter au« ben brei ®renjlanben freiten. ®ie ertjielten 3"f^9^r 
menn fie in 3a^re«frift einen Slbler, ffiolf unb ®ären al« ©eute 
brächten, unb um ajiitlernac^t in ben 3^ölft^Ji ntit bem ©(^mert 
in ben @anb ober ©c^nee brei fireu^e jeic^neten. S)a6ei foQten 
(^euerbränbe auf ben $&^en leuchten. 3lm Sufen, Slrber unb 
9?a(^et polten fie if|re äagbbeute. 3m Äirt^Iein ju ©lodenberg unb 
9ßa(btir(^ fc^(ug bie ©tocfe jum legten 2:agemert. S)a aber bie 
Surgfeuer nic^t aufleuchteten, marfen fie bie Slinglein fort, bie ^oc^^ 
müt^igen (^äutein blieben unDermä^U unb ge^en feitbem auf ben 
®alb^5^en ate C)ejen um. (®c^enf, 6f|aritaö 1847 ©. 238 f.) 

Ortsnamen »ie in üKittelfranfen ^eter^s SJeit«- unb 
®artetmä^9lura(^ tragen altbeutfc^ed Gepräge. !X)ie brei ^irc^en 
JU 5ßiüenbur(^, $)abemar«per(^ unb SJalt^enftein am 3nn ge^ 
fjörten in after 3eit jufammen. (Mon. b. VIll, 435.) $eiben^ 
f|eim, 2lul)aufen unb ^eiUbronn fmb öon brei ©efc^miftem, 
©alburg, Oöraalb unb ffiiüibalb gegrünbet, i^r (Sfel fanb bafetbft 
bie Quelle, unb jwar in §eibent|eim ben $)eibenbrunn. (^anjer 132.) 
3n)ifcf|en ^öttmeg unb Nienburg liegen bie brei ^bc^ften Serge ber 
®egenb, ®t. ffioifgang bei ®inning, ©t. Ottmar bei ffiolba, 
ber ©emberg bei ®c^mabf)aufen. 3eber trägt nun ein Äirc^tcin, 
frUt)er ftanben ba brei oon 'Ji'iefen bemo^nte Surgen, bie fic^ gegen^ 



144. 5txti Serge, ©urfien unb l^ttd^en. 373 

fcltig cifcmc Äeulcn juwarfen. ©cl üWbrn, ©cric^t« üWon^cim, ftanben 
auf brci 9ln^öl)cn brci Sßnxqtn, öon brei ©rübern erbaut unb bewohnt, 
bic einanbcr cifeme ffiürfel jufc^Ieuberten. Ottalring, ©ig^artlng 
unb Stt^almtng bei $rien ftnb Don brei gräflichen ©rübem im 
C^iemgau gcgrünbet. ©alöator, ©rctm^arting unb ©t. gtorian 
flammen au9 gleicher ^dt Steufirc^en, Sie^arn unb dietc^er^- 
borf ftnb unterirbifcb burc^ ®änge oerbunben. S)ie brei Surgen 
SJlaffen^aufen, ^o^enfammer unb ^artened bilbeten bad 
Seft^t^um eine^ @t\diitd)M, unb Ratten gemeinfam bie $arte ober 
©treitaft im ©appen. |)atbenberg, Lichtenberg unb Aalten* 
berg boten ftc^ am Sec^ bie $anb: erftere ^at S)oppe(mauem mit 
SBe^rt^urm ot|ne B^O^^O' (entere einen 9}5mertt)urm unb Dom ^oc^- 
punft bie Su^ftc^t bi^ Slugdburg. Ueber^aupt liegen bie brei ®c^I5ffer 
ober iDbrfer gemb^nlic^ fo gemät)(t, bag fte jufammenfc^auen. 9luf 
bem 3Rood bei 9iomei(er ftanb einft ein ©c^Iog. !Die (e^te Seftlerin 
oermac^te ben ftirc^en Don 3ö^9«^f|«i>tt unb ©onaumbrt^ ben gorft 
)u ben brui Serglen, baffir mirb noc^ gebetet. 3^^' fc^mar^e 
grauen mit »eigen ©c^teiern gefetjen gu ^aben, ba er noc^ 3Jie^ 
ffütttt, (ieg bcr Srjä^Ier fic^ nicftt nehmen. 

2:raunftein ^at brei Serge mit {»ei SiUen im SBappen. !Die 
brei ^farrgemeinben ©btting, $bg(ing (fc^on 803 aW Pfarre 
genannt) unb Äirc^borf hielten i^rc Bittgänge in ber Äreujmoc^e 
in ba« eine ober anbere ©otte^^au«. 31 ic^ berg bei JRott, Sec^«- 
berg unb ^bring ge^brten )u einem Sefi^, maren in ber $anb 
Don Slaubrittem unb burc^ ©änge unterirbifc^ üerbunben. 'Z)ie 
brei ftibfter SBeffobrunn, ^olting unb 9iaitenbuc^ ge^brten 
jufammen, ebenfo bie brei ©c^lbffer ^eigenberg, ©t. ©eorgen 
unb 3a i«; beibe festeren ^aben einen ®algenbüt|e( neben fic^, Ratten 
a(fo bad jus gladii. $ot)enafc^au f|at jum Sappen ben golbenen 
Dreiberg im afc^enen gelbe, grüner ftanb ein Saum auf bem Drei* 
berg unb bie ffifc^e. 9loc^ leben in ©a^ern greifjerm öon äfc^. ©o 
^aben bie brei ©c^toßfröulein , »etc^e bie Äirc^e }u ©c^ifbtum 
erbauten unb bie brei ^t. 5ßamen Äimbet, ffiarbet unb ffiitbet 
führen, in Semberg, ^tmpaffing unb $interau ©i| unb 
©efifeung. 

üWeine eigenen ä^nen bejahen brei ©urgen bei Äaltem, bie nun 



374 145. 2)ie btei Srunnen bet dbbo nnb t^te 9la4bt(bct. 

in 9hitnen Uegenbe ®eppenburg, 9}e(^egg unb @ta^(egg. 
!Oic tJronb^berg führen brcl ©crgc im ©oppen. ®ilt biefc« (Scfefe 
nur für ^eutfc^fanb ober »eifen auc^ anbere Sänber eine fofc^e 3>ret« 
}a^( Don Sergen, Surgen unb ftirc^en nac^? 

145. 3)te brei 8ritnnen bet (Sbbt nnb t|re »t^iirbet. 

!Der Urbar' unb aJiimirbrunn nebft bem au« ber Unterwjelt 
auffo{^enben ^ergelmir (ebten in bunKer (Erinnerung int beutfdben 
SJolfe fort, nur ift fprac^üc^ Urbet, SRume unb Urge( baraud 
geworben, ©ie iDreifc^weftembrunnen befagen ba«fclbe, bic britte, 
fd^mar^e ober btinbe gleicht eben ber unterioettüc^en $el. ^er^og 
SaffUo bflrftete auf ber 3agb, unb auf fein @ebet entfprangen bie 
brei ^(. Quellen }u föeffobrunn, oon mo ein unterirbifc^er (Sang 
bi« ^ael, anberfeiw jum (Söggeüberg bei Fölling ffl^rt. Suben- 
Raufen ffl^rt ben ißamen oon $(ubama, ber beutfc^en 8atona, »ie 
$i(be ober ©c^man^ilbe bie grie^ifc^e Seba ift. 9n ben brei Slic^^ 
brunnen am i^gmeg nac^ 9tott unb ©effobrunn (äffen ftc^ brei 
SBafc^frauen fe^en; t^ finb bie brei f^röutein, mooon bie Slinbe beim 
©c^a^t^eilen mit bem umgefe^rten 9)2e^en überoort^eitt »urbe. 3>arauf 
ift traft i^red ^Inöft^ bie Surg oerfunfen. S)ie Srunnen finb {ünftU^ 
gegraben, boc^ foQ bae ©affer nie au^ge^en. 9(u(^ Don einem g^ 
^eimnigooQen Saume ift babei bie Siebe, n^elc^en 9}iemanb fannte, 
mie jenen gu Upfala. 3m Orben ber ©c^ulfc^weftern lebt bie ur== 
beutfc^e ^(ubana a(« jtloftemame fort. 

„5)rei ^eilige Srunnen" e^rt ba« I^roteröolf am guge be« 
Orteier, ber gemer Jrafoi ^at baoon feinen SWamen, fo»ie ber 
2:^algrunb. @ie quellen ben Silbfäulen (S^rifti, SRariä unb 3o^anni« 
au« ber Sruft t)eroor. ^ie SDtabonna mirb, ba im ©inter bie 
brei Cueüen ausbleiben, iätjrUc^ am 3Ri(^ae(«tag ^inab nac^ Zrafoi. 
auf ^flngften hinauf nac^ §intrafoi in ^ojeffion gebracht. Drei 
^eilige Srunnen liegen am guße ber ®(etf(^cr be« ®tebio*^affe«. 
!Daneben fte^t ®t. Ulric^« ®otte«I|au« auf @tilfd, unb bilbet 
mit ber Slirc^e ®t. 3o^. Sapt unb St. Maria ad tres Fontes bie 
übßc^e S)rei)a^(; gan} SSintfc^gau trinft ba« ©affer al« ^eitfam. 
8luf aWaria $)eimfuc^ung, Oafobi unb Sartolomä treffen bie ^aupt* 
madfa^rten, bie 93otiotafe(n fagen ba« Uebrige. ®o liegt in 9}om 



146. 2)et 9lotnenbaum unb l^tnbexbtunnen. 375 

an ber ©trage Don 9(rbeo bte 9(btei alle tre Fontane, alt ad aquas 
Salvias. %m 9itc^t))(a^, mo $au(u9 enthauptet marb, foüen fie 
Dont bretntaltsen ©prung feinet ^aupte^ entqoQen fein. ®enau fo 
entfpringen ju ©annenWorf in ber ©c^weij bie Srunnen ber ^eiligen 
brei 9(nge({a(^fen Don i^ren abgefc^(agenen jtbpfen. (Sin ^i(ig üer^ 
e^rter «runnen bei 8b»en qutßt ou« brei ©räbern. (ffiolf 9J. @. 
414. 097.) Albricus trium fontium ft^rieb bie S^ronif über ben 
ftreujjug be« Äbnig« älnbreo« öon Ungarn 1217. 

auf $i(po(t«berg bei Jhmntbac^ fag 9?itter Utric^ don (SQen^ 
bac^, bem ein !Oiencr bie 2:reue feiner ®attin Sbel^eib öon 9tot^ 
Derbäc^tigte. ©c^Ieunig fe^rte er ^etnt, bie (Sbelfrau fam i^n }u 
»illfommen, ba er aber mit bem !5>oIt^ auf fie einftürjte, flo^ pe 
in eine ®(^eune. Diefe lieg ber $)albtt)a^nfinnige an brei 6(fen 
anjünben. äbel^eib warb erftidt gefunben, ober an ben brei ©teilen 
entfprangen jum ©emeife i^rer Unf(^ulb brei Quellen, ©le liegt 
}u ffietten^aufen unb bad 9}o(f ebrt fie aU ^eMige. 

(Sin X)reibrunntba( taucht pfäUig bei 3>ürt^eim in ber $fa(ü 
auf. Da« ffiilbbalb «bet^otjen ^eigt Trifons. SWic^t ju reben 
Don Dreienbrunnen bei (Srfurt unb anberen in ber beutf(^en 
^eimati) — ^aben n)ir beren !Drei}a^( bebeutfam auc^ im alten 
©riec^enlanb nac^gemiefen. (©agenfc^. 299. 488.) Die Hnftebler 
in Äanaba natjmen bei ber ©rünbung öon St^rce SRioer« ober Jroi« 
dliüiere« bie Sc^tung Dor ber ffl Dreija^I aM (Suropa mit. 

146. Set Stmeniiitm uub itinbettriinnen. 

Die 92ornen Urb unb SBerbonbi fc^neiben bie ©c^idfaf^runen in 
©(Reiten (©täbe) unb $o(}tafe(n, bie ©riechen (äffen fie fpinnen; beibe 
9[rt t^u ftet)en augert|a(b be« ®bttertreife«. SertuQian de anima 3 
melbet, man ^abe über 92eugebome bie t^ata ©cribunba angerufen. 
Die ©at^fen unb ©fanbinaöen »iffen aber auc^ öom Dreien unb 
geftigen be« 8eben«faben«, oom ©t^idfatemift. 3n ber 5Womageft* 
fage c. 11 münfc^t bie bbfe (Jrau, ba« öon ben beiben anbem mit 
i^lüd überfc^fittete jtinb be« gaftlic^en Häuptling« folle nic^t länger 
leben, al« bie fterje brennt, ©t^neü Ibft^t jene, »ie bie SWutter 
SKcIeager«, bie Äerje au« unb ilbergibt fie — gleit^faH« ber SlWutter, 
fie ia nidft mieber an}U}änben. 



376 146. £er 9lotnenbaum unb Ihnbetbrunnen. 

äiuf bcn ionif(^en 3nfc(n ljtl%tn bic QueHiungfcrn ober Sleretbcn 
audf xaXai xtgiadeg, bie f(^öncn $)errinen. @lc Raufen m einer 
^ö^(ung, ^fiten ®(^ä|e, inuficiren unb tonnen, fbnnen ober ben Un^ 
oorftc^tigen auc^ {c^aben. ^ie Sdbanefen glauben: am britten 
Sage na(^ ber ®eburt erfdjetnen brel unji(^tbare grouen {ipdrideg) 
am Sßfttt bed Ainbed, um beffen @(^idfo( ju beftimmen. ($a^n 1, 148.) 
(S^ ftnb bie fc^on aM ^omer betonnten 9)toiren. 

@itte unb Srauc^ ber @iebenbärger @a(^fen bringen Dom 
3uma(^d ber S^miüe, bem lieben (S^jmeiglein, ba^ Sieb oon ben 
©runnenfrauen:*) 

Drei 9lane (9bnten) (ommen aud beut ffto^x, 
Bit bringen gefangen ein l^inb ^ert>ot. 
Unb legen ti in ein Xtdgel^en, 
(ii fd^ldft toie ein SiegenDdgeld^en. 

!X)urc^ bie gan^e Oberpfaf}, befonberd ju 2:^irf(^enreut 
bringt bad Sieic^fifc^en eine eigene S^ttic^feit mit ftc^. 3n ©tabt- 
efc^enbac^ finb bie ffiei^nac^t^ ober ^eiHgenobenb^gifc^e oud 
bem ©tabtbac^ oon bret Jungfrauen gefiiftet, um on ade 
^erbftätten [t nac^ ber ©teuer ^ur 93ert^ei(ung )u gelangen. 3m 
^ulenbteidi )u 9tämberg mirb bad ^i\ditn jum ©tobtfefte. 

Der 3ungfemfee bei {Jreienmatbe in ©ranbenburg ^at ba« »n* 
benfen an bie beutfc^en 9lomen noc^ über bie ©(ooenjeit ^inau« 
erhalten. !X)rei Jungfrauen fc^mimmen über ben S3e(tomfee unb 
fingen munberfc^ön, ber ^orc^er fc^Iäft aber barüber ein. ^roü ft^en 
Derjaubert im 3ungfemfee bei Sattie^ unb bemac^en einen @(^a^: 
am 3ot)anni^mittag fiet|t man fie baben. ($hioo)) 9. 31. 90. 143. 
159.) 9luf bem ©(^(o^berg )u ©efgarb wohnten brei ^injeffinen, 
ber ®teig füf)rte nac^ bem 9)2il^(entei(^ ^inab. !Die eine bat einen 
SWann, fie breimat fc^meigenb um ben Serg ju tragen, bann fei fie 
erlbft. Sängft ift oon ber weißen Curg ni(^t« me^r übrig, auf 
bem ^oQmert bei Säbeln mürbe eine ftapetle mit brei Jungfrauen 
Derjaubert, biefe fte^t man in ber ^leuja^r^nac^t im na^en ^Ceic^e 
baben. 

S)ie @(^idfa(d{c^meftem fpinnen unb meben, unb beftimmen über 
Öeben, ffio^Ierge^en unb lob ber ÜKenfc^en. S)ie ©ommerfäben 

1) t). äBltdlocft, 6ammlung totffenf^. IBotttdge 1888. 



146. Det 9lotneitboum uttb IHnbetbtunnen. 377 

ftomtnen Don t^rem @))innrab unb ®pu(en; boDon ^etgt auc^ ber 
©pinbetfcl« bic „©pinncrtn.'' 3ft ba« gc(b mit STaufcnben öon 
©pinnmeben fibetiogen, fo {agt man in $o(ftetn, bie SDtetten ^aben 
gefponnen. ^a^ StinberUeb (outet: 

6onne, 6onne, fc^ein, 

gfa^t fibet ben 9i^ein, 

grabt fiber bad golbne ^aui 

(&uden btet fcböne 3ungfem taud. 

2)ic eine {ptnnt Geiben, 

Sie onbre totdelt äBeiben (ben %ohHfixid) 

2)ie btitte gebt an'd ISrflnncben, 

Sfinbet ein golbigd ihnbcben. 

?)ic f(^(cfif(^c ©piflo^otta trägt ble faulen Äinber in'« ©offer, 
unb bringt bofür finbertofen 8cltem Sleugeborne. Die brei ©(^idfaW- 
f(^tt)eftem, floöift^ atojienice, »o^nen ou(^ ouf ^o^em Serge, erfc^einen 
ober ju 2:^al, um grauen in ber fc^meren ©tunbe beijufte^en, unb 
öerfünben bo« ©c^idfot ber Sßeugebomen, ber ©prudj ber testen gi(t 
für'« geben. !Oer ©onberer fiel|t fie, bem mon 5no(^t(ager gewährte, 
oft erfc^einen pe btog o(« ?i(^ter. 9n ber Oberpfot^ ift fein Dorf 
o^ne 2:eic^, ou« metc^em bie JKnber geholt merben, mitunter ouc^ 
ou« bem ffiolbe, unb »enn eine ÜÄutter mit i^rem Äteinen auf« 
gelb ge^t, binbet fie am ffiolbe ein paar ©irfen jufommen, moc^t 
borou« eine Siege unb fc^oufelt e« mit mieber^oltem ©tog, eifrig 
beboc^t, bog fein ®(^ra^e( e« ^o(e unb gegen einen ftielfropf ou«' 
touft^e. «uf (^inefif(^en üWalereien pnbet man brei Oungfrouen unter 
einem Apfelbaum — SWomen S^nlic^. 

grau C)oöa gemährt ben C^efegen, t^r »oum ift bie t)l 8inbe.*) 
3u 5ßimftein in Reffen (Sßbrnftein?) ^olt man bie Äinber(^en oon 
einer Sinbe, unter ber man einen ®om rauft^en ^ört. Die »eit^ 
berühmte Sinbe bei 92auber« mar in ber ^eibenjeit jugleic^ ®t^ 
ri(^t«^ unb Opferbaum, unb in i^ren ^ap\m erfannte bie 3ugenb 
fünftige ©eft^mifler; in ber na^cn ©aumburg Rauften bie 5ßomen. 
Die ©c^meij fennt ben Jtinbe(i*Sirnbaum im 9(argau, fo bei 
($(ein) (Sob(en) unb Stegemfelb. 9(n ben$o((abaum {erliegt ftc^ 
ber ^oQabrunn. du jtbln entnimmt man bie Jtteinen au« bem 



1) Sa^eibenUnben, 9Do(f, Seitt. 1, 168 f. Gepp, eagenfd^. 122. 125. 611. 



378 146 ^et ^oxntxibaum unb l^inbetbrunnetu 

Jhtnibertdbrunnen, tt)o SRario, b. t. bie gfittge Sert^, ben Srei ^oU. 
3n ®raunf(^n)etg entflammen fie aud ben jmet ®bbebrunnen, in 
$a(Ie and bem ©btc^entetc^. $)ter fbmmt ber ®obe }u (S^ren, 
weither ba« ffinb au« ber laufe ^ob unb für beffen gorticben etn== 
ftanb. ^ie Sitifeen ^aben don ben bo anfc^mimmenben ^(etnen 
beniWamen, auc^ ber ÄinbUroei^er bei8ub«^elm unb Ätnbli«brunn 
in ®münb ftnb bafür berühmt. 3n ber Oberloufi^ »erben fic au« 
bem ^önigborn bei Cbbau aufgefift^t. (^reuffer 78.) 

$)effen jä^It eine ÜKenge Äinberbrunnen, fo ben ®Io(fenbom 
bei 8BoIff|agen, einen ©uftborn unb ^I. ©om (biefer ^ilft au(!^ um 
fruchtbaren grauen), ba^u ben öonifatiu«brunncn (Sijncfer 74 f.) 
»ugerbem fommen bie Äleinen au« beut 5)oflentcic%. äuc^ ber 
ÜKünfterbrunn ju Strasburg ift ein Äinbelibom, mie ber SD?i(c%- 
brunn mit bem jtlopperftorc^ }u ^^anffurt a/9R. unb ber bortige 
Jtnäbe(in«born. 3^ Stegen} ^eigt e«, bie JKnber fommen au« 
bem Sinbauerbrunnen. 3^ $a{fau ^o(t bie SSlnitct if|r Süblein 
ober ÜÄägblein au« bem S'inbcrbrunnen im Sfieuburger ffialb, inbcm 
fte Stacht« gan} allein barfug jur Sfc^e ge^t, unter metc^er ber 
©(^ufeenget ba« fiinblein öom ©runncn übergibt. Oft finbet fie bort 
auc^ ba« lauf^emb. 3n ©ieoering bei ®ien quillt ba« Oungfern* 
brUnnel, mo jumeilen eine ißonne ummanbelt (Sec^ft. ©. O. 127), 
nämlic^ bie 92orne. @r ifl i(ug(ei(^ ein SSeiffageborn, unb an i^m 
^iett eine SBa^rfagerin fic^ auf, meiere 1865, eigen« befteüt, ?otto^ 
nummern prophezeite. Siuc^ ber ©torc^ bringt im ®a^er»UnterIanbe 
bie ^inber au« bem tiefen SSei^er, ober man fifc^t fce au« bem 
5Regen«burger ©ombrunnen. 3a ber Oungfernbrunn bei 
©targarb bringt in Erinnerung, bag bie beutfc^e dt^mp^e fo gut, 
n»ie bie in ßatium unb $)eüa«, an ber Quelle fifet, mie auc^ Heinere 
güge regelmäßig weiblidie gorm ^aben, SWe^rfat^e graucnbrunnen, 
moran Dörfer fic^ fdifiegen, mie bei 3}egen«burg, genoffen mot)! f(^on 
im ^eibenatter ^ere^rung, gteic^ ben brei l)ei(igen Quellen. 3)ieg 
mag t)om ^irc^borf Sraucnbrilnnel bei Straubing unb bem ebenfo 
genannten SBeiler bei Saufen gelten. !Da« ffiiefel foll iungfräulit^ 
burc^ ba« O^r aufnetjmen unb burc^ ben ü)?unb gebären. SSom 
Siefel angeblafen }u fein \}\t^ ^eimlic^ )u einem JHnbe fommen. 

Sigentlic^ rü^rt bie Seitennung ©olbborn fc^on au« bem 



147. 2)08 fleinetne 9lomcnbtlb Don ^otttnfl. 379 

9)2orgen(anbe ^er, fo fenne ic^ 9(in al !Da^ab bei ^unatn in @a(t(äa. 
^er (S^olbbom treibt bie SBotfmü^Ie bei ®to(pe, er ^eigt ober audi 
Äofborn (Äot^brunnen) — \o mäc^tifl quiöt er auf. Sin großer 
9iappe foQ im felben fteffe( fic^ gemälzt, auc^ ein ©c^man barauf 
'gef(^»onimen fein: bo« ffiaffer fbmmt bi« au« ber Untermelt 
(Änoop 50.) hinter ffierc^au fliegt ber golbene ©runnen, rotldftx 
bcfonber« ffibt^nerinen gut ttjut. (Sauf. aWagaj. XL, 238. 250.) 5ßoc^ 
befaunter fü^rt ber SBerenabrunn im 3largau un« in bie $)eibenjeit 
^urüd. ?luf 9?ügen öertritt ber ©(^roan bie linberbringenbe >Jlome. 
ffibenfo lommen bie ©eelen ber 9leugebomen au« bem @eelen(anbe 
über bie ©ee, unb ba« ®(^iff fpiett in Sortr^f bi« ^eute bie 5Rotte 
be« ©torc^. (ffiolf, «eitr. I, 164.) Da« ffiei^nac%t«(ieb bei Sauler 
überträgt ba« «i(b auf ba« 3efufinb: 

di foinmt ein 6(i^tff gelaben, 

S3td an ben l^öd^flen Sorb, 

trfigt Lottes eo^n boE ®naben. ' 

147. £i8 flrincrite Norneniilb Hon Höfling. 

JRupert (Vita c. 4) ließ ben $)erjog 2:t|Cobor ben ©ilberfult 
abfc^mören (idolorum cultibus abrenuntiare). 9l(fo muft e« noc^ 
im VII. 3a^r^unbert ©öfeenbilber gegeben ^aben. !Da« fogenannte 
©bftenbilb öom Älofter ^oding ober bie mit langem 3öpfc 
umflochtene meibtic^e @efta(t unb ^mei Ainb«fbpfen neben fic^ ift bie 
ebcnfo anbermeitig oorfbmmlic^e, burt^ aWigüerftänbuiS erftärte irtonne 
mit jmeiRinbern. ©iefe« mein ©eft^enf an'« ©a^erift^e Slationat 
mufeum ift mit Stecht im Äatatog an erfter ©teöe mit 3lbbi(bung 
t)orgetragen, unb auf meine Autorität ^in a(« ältefte«, noc^ ba- 
iuöarifcfte« ©ilbmerf aufgeführt: e« mufe not^ au« ber ^tit öor 
Sorbinian ftammen. !Da figurirt ©orbet a(« SDtutter .^mifc^en älinbet 
unb ©übet, meiere mit Äinb«Ibpfen bargefteüt finb. 9tu« ber Siome 
ift eben bie 9tonne gemorben, voit anbermärt« bie gleiche 9lbbi(bung 
unb Criätjlung oorfbmmt. S)ie ©erwitterung jeigt fc^on, ba§ ba« 
©ilbmerf fange bem freiem 5)immel au«gefe^t war. 5)er 5Women= 
ftein ift oben fantig juge^auen jum ©tü^punft be« ©dimibbogen«, 
bie ®(^i(ffa(«ft^tt)eftern Ratten ja ba« ©ewblbe be« ffieltbaue«. lati«^ 
monifc^e ©ermenbung fanb berfelbe an ber 1711 oom ©(i^fc^Iag 



380 147. t)ai fleinetne 9{ornfnbt(b t»on ^oQtng. 

abgebrannten ftlofterftaOung. (2:öff( Informatio.) Sine SSamungd^ 
tafel barunter »erbot jebem i^entben ben Eintritt in bie ftottüc^en 
9?äume. »m liebften fperrt ber ©c^wobc feinen JJie^ftQÜ ob, qu« 
^rc^t, man Knnte ben 2:^ieren tttoa9 ant^un. 

2Bie gen)5^n(i(^ ffric^t bie @age Don ber ®(^a|jt^ei(ung mif 
umgefe^rtem SJiefem auf ber (ängft untergegangenen Surg, »orauf 
bie überDort^eilte SUnbe aber bie geizige ©c^mefter oerfluc^te. ^iet« 
^a(b ®raf Don 2Bi(ei^in ober 2Bei(^eim ftarb ald (e^ter Surg^err 
am ®Mtü ben 12. Semtemonatd 1211, unb fanb fein ©rabmal 
)u Sßeffobrunn rec^td Dom Eingang in bie ^ter^firc^e. 3Bei(^eim 
mar a(fo mie $ae( ;um Jtlofter gehörig. !})er !!$ott9munb (figt Dom 
&'ödtü na(^ bem @(^(offe 3at« am ^eigenberg, \Dxt and^ nac^ Skffo^ 
brunn einen unterirbif(^en ®ang führen, in mett^em eine Slonne, 
na(^bem fie i^r Oelübbe gebrochen, fi(^ Derborgen. 3)tefe 9lac^= 
rebe ^ängt mit bem migDerftanbenen ®teinbi(be ;ufammen. 3^re 
®c^ä|jc hinterließ fie bem grauenftift, ba« in ©effobrunn am Orte 
ber brei Cucllen beftanb, tt)o fie aur^ beftattet warb. 9?o(^ 1822 
unb 1830 fa^ man fie }ur ©träfe al« @eift in weißem ©croanb 
mit fr^warjem ©anb, fliegenben paaren unb bie ©(^lüffel in ber 
$anb bei 7ag unb 92a(^t bid an ben ^oreUenbac^ unb bie Skin^ 
ftrage ^erabfputen. SDtan opferte ben roilben ^^äulein bid in unfer 
Oa^r^unbert J)erein Jannen^apfen, welche bie 3ugenb in eine fc^üffet 
artige SSertiefung warf.*) @« befte^t barüber eine 1827 ^u güßcn 
gebrudte SaQabe nebft Sln^ang. (Einer gefallenen 9lonne mit i^ren 

1) Gewappnet ^T. 1199. 2)ft Katalog hti 9{attono(*9)ufeuind fleat 
unfet Steinbilb jtoor on bie Gpi^e, ber Setfaffer fr^t ti ^Uid^)x>o^l hxi in*# 
XII. 3ol^r(unbett %txah. gftau ^outot^ (El^atlotte S^mibtner, totl^c Dirtjtg 
3o]^re in 9Bet(^eim toor unb augleic^ bie AopiteQe bet abgebroc^rnen ^eteid« 
ftrci^e a« SQBeffobrunn füt bie batjetifc^e €nminlunQ rettete, etafi^lt und, ^iet 
fletd üon ben btei 9lonnen gr^ött, unb bei ber Kudf)ellung im ®ladt 
palofte 1876 fte fogleid^ toiebcr ertonnt ^u l^oben. ^iefelben l^Atten toeite 
Steifen gentodjt unb ^toax unter (Bebeten, ouc^ bod Sanb gefegnet, too fie gute 
Sufno^me fonben. ^I^r ^^ameneüetter, ber geiflUdie 9lat(, loolle n'xä^H baDon 
toiffen ou$ Sngft, bai Sl^rifientl^um erlcibe bnxd^ bie ^eibnifc^en brei 3nng^ 
frouen eine (Einbuße. 2)en flubierten (Sintourf be« toorferen Confetöator«, 
berlei 6agen feien toert^lod unb rül^rten ou8 bem borigen ^ol^rl^unbert, too 
ni(!^t gor erfl ouS ^on^er ^er, (offen toir bemnoc^ auf feinem ä&ert^e berufen. 



147« 2)ad fietnevne 9{omettbt(b uott ^oQing. 381 

jmei fttnbem fe^t man natürlich tein ^nttmal. Sine 9lonne ))on 
SBeffobrunn ^ot i^r @e(übbe gebrochen unb mug bafür meinntb im 
mcigtn ^abit auf bcr ©bggcicburg umgeben, f(^rcibt bic ©aüaria 313. 
3)tefe <Sage ^ftet an bem 9{omenfteine. 

%n ®5gge(edberg jmifc^en 3)a^au unb 3J2ittemborf ftonb 
üor uralter ^tit ein 9?onnen!Iofter, bo« ptbfeüc^ öerfunfen. Seute 
^bren aber noc^ monc^mal )ur S^ac^tjeit ®efänge Don f^äulein. Sin 
®i(felberg liegt bei ftufftein (®agenf(^. 289), augerbem gibt ed einen 
bei ©erg^am, SReic^erdborf unb Ätein^etfenborf ffi« fmb ©räber- 
berge, morau« ber ©bcfel^a^n al« ©ote be« SDlorgen« ber ?lufer= 
fte^ung frä^t. 3m Älofter ©enebiftbeuem ^eißt e^, finb brei fc^wer 
golbene Sngel üergraben. Am $irmon«berg bei ÜKi^elborf nä^ft 
©o^enftraug ^at ftc^ ein breifb))figed @ö^enbi(b befunben, o(fo moren 
bie brei ©c^lat^tjungfrauen im ®efoIge be« Ärieg^gotte« 
3rmin. 3(m ©umbiner 9?ot^^ou{e mor ein 9lonnenbi(b mit be^ 
megüt^em breifa(^em Sopfe, ba^ eine ©eftc^t trug natflrü(^e $arbe, 
ba« anbere war feuerrot^, ba« britte fo^lf^marj. 3)ie 5Wonne foöte 
Dor ®eri(^t i^re Jfeufc^^eit befc^mbren unb marb barüber bad erftemat 
feuerrot^, wieber aufgeforbert aber ft^warj. ((^x&t>t 137.) 

S)ie {og. brei ©bfeen in ber 3öönerftube am SWeu^anfert^or, 
ein Äopf mit brei ®efi(^tern, beren eine« meig, ein« f^warj, ein« 
rot^ angetflnc^t mar, unb ^war mit ben 3a^r jaulen ber SIenoDation 
1105, 1109 unb 1767, [teilten mo^t bie 9fiornen üor. SWic^t nur 
in <Stein genauen, auc^ in i^(«gebitben erfannten bie 6eibnif(^en 
©ajuüaren bie brei Jungfrauen, fo am Äimberg bei ©er(^te«gaben. 
am Äotmaniberg bei SSetburg gelten fic für bie üerftcinerten 
Ibc^ter eine« 5Ritter«, welche ber 25atcr t)erflucl)te. meil fie fn^ »er- 
führen liegen. 3)ie brei weiblichen (Jiguren auf ja^lreit^en SWatronen^ 
fteinen feigen: matres, mairae, dorainae, deae, herae, matronae. 
am ©teinberg bei SSiec^ta^ Raufen bie brei ©teinfräulein. 
einft ftanb ba eine ©urg, man fro^ früfjcr auf ^änben unb gügcn 
in bie ©palten. S)ie Ibt^ter be« ©urg^errn pc^teten in einer 
($e^be mit ben ©^ö(}en be« ©ater« ba hinein. 3n ber 9)?ittagfonne 
tommen fie oft ju 2:^al, unb breiten i^r blenbenbweige« binnen am 
Ufer be« fc^roarjen 5Regen au«. ÜWanc^e fc^wören barauf, fie gefe^en 
)u ^aben. (diegnet.) 3(^ lefe noc^ Dom ^JJtatronenftein ju ©ortum. 



882 147. i)ad ßetnerne 9{otnenMlb bon $oQttig. 

Sflodi a(d gute beutfc^e Reiben erhoben bie Saj[u))QTen Sitgeftc^td 
be^ romonifc^en unb ftoDifc^en Sriegdfc^oupla^ed ^oc^ auf bem Serge 
ju SDteranfen bei ^i;en bad ^eiltgt^um i^rer ^ieg^iungfrouen 
9u6et, Subet unb Querbet. @benfo im Sorontanenlanbe. ®o fc^reibt 
mir greunb Dr. ^efe qu« SJelben: „Rärnt^en ift ganj ein ßinb 
bed baqerifc^en Stammet. @etbft bie f(oDenif(^en Kärntner trogen 
in (Sitten uttb ®emo^n^eit bicfen ©tempeC an fic^. S)iefe 3le^n(i(^feit 
mag um fo beftimmter fein, al« äirnulf, Äarlmann« @o^n. offenbar 
fe^r enge 93erbinbungen jmifc^en SlUbo^em unb Sämt^en ftiftete 
3^re 3Woo«burg am ©influS bcr ämper in bie 3far pnbct ein ®egen« 
ftücf in ber ^iefigen SWoo«burg nbrblic^ üom fflört^er ®ee, bie lange 
ber ^ouptort unb feftefte ^unft fiämt^en« war . . . ein Orten^ 
bürg, 35etben ^ier mie bort. Stuf ben SWogbaten^bcrg entfmne 
i(^ mic^ ein fteinge()auened S)rei^aut)t gefe^en }u ^oben, morin 
tt)ir olfo, nac^ 3f)nen, bie brei 5Wornen ju fe^en ^aben. ©er 
^I. Scon^arb ift ^ier faft ;^a^Irei(^er in Ortsnamen oertrcten, al« in 
9(tbat)em; auc^ an fettenumgürteten Sirc^Iein unb eifernen Oec^^Iein 
ober ^ferben fe^lt e^ nic^t: man nagelt biefe bei ©eueren an ben 
aSie^ftaü, bcfterft fie mit fierjen, jünbet biefe an unb oerrit^tet babei 
®ebete u. f. xo. Unter ben bat)erif(^en ffippenftcinern unb fränfc 
ifc^en Ortcnburgcrn liegen fic^ !Deutf(^e genug nieber. Sine SRei^e 
ba^erifc^er 2lbeI«gcfcl)Iec^ter enoarb bort i^ren ®i|j, fo bie ©(^mcr* 
ling, anbere finb in ben Äömpfen ber Sicformation^^eit, mo mcrf- 
würbiger grei^eit^geift bei unfern aSoIt^genoffen in Oefterreit^ auf* 
lebte, wiebcr au^geroanbert. Die ©pradje, wie ©itten unb ©agen 
blieben feit ber Sanbe^eroberung unb äJolf^überfteblung unter ben 
Slgilolfingern lernbajuDarif^. 

^erobot VI, 110 fü^rt Oiorpatä al« ff^t^ifc^e Benennung 
ber 2lma,^onen an, unb ertlärt fie burc^ SDiännertöbter. S)erfelbe f(^eint 
in ©orbet, SSorbet ober gürbet fortjuleben. ©orbet bei$er.jogen= 
aurac^ t)ält ben 92amen fo gut, roie ba^ gaüifc^e JBorbetomagud 
fcft. S)er ü)lebiomatrij, welche ü)xtn 5Wamen 9D?e^ unb ber um* 
mo^ncnben SJölterfc^aft gelaffen, gebührt al« aWutter bie SDZitte. 3)cr 
3lu«laut auf bed, biod, bejeic^net einen Opferpla^, etwa in ©eb= 
bürg, ©cbforb, auc^ ©ebfort (öclfort) unb ©etpur; bot^ al« Ärieg«* 
iungfrau benennt fie fic^ oielmet)r oon badu = j^ampf, unb ba ber 



148. SBilBuvg, aBilguTtb unb Cbtlie au SBeffoBtuntt. 383 

(Btammnamt SajuDare anif in ber Sonn Sabuortod Dorrömmt 
(®tpp, Sa^erftantm 24. 37. 44 f.), möchte man faft glauben, bag 
[xdi bie alten Sägern aU SSe^ren nac^ ben ©c^tctfatoft^meftem, 
i^ren Jh-teg^gott^etten benannt ^aben. d^r ^auptbienft blieb unferent 
93o(fe bletbenb in Erinnerung. 

9Ieben ben brei 92ornen am ^om))orta( }u SBormd üegt ein 
anbert^alb 9)2eter ^o^er Quaber mit iroti feittic^en 9?innen unb einem 
fußtiefen 8o(^e, ein alter Opferaltar, ©iegfrieb fofl öom 9iofen« 
garten jenfeitd bed Si^eind i^n fammt einem 25 ^g (angen ®er 
gefc^leubert ^aben. Äaifer griebri^ H'. ließ ©iegfrieb« ®rab er^ 
öffnen. ^5)ie brei fränlifc^en Äbnig^töt^tcr" bafelbft würben 
na^ ber Segenbe enthauptet, bie ©teinfiguren jeigen ben ^ieb um 
ben $a(d. 

9Rit großem ®t\6)xd tiabtn bie (^(aubendprebiger bie ^eibnifc^en 
@agen in bie (^riftü^en Segenben ^erübergenommen, unb bie 9i(b^ 
werfe unter ^eiligen Flamen nachgeformt. 3)ie§ gilt indbefonbere 
üon ben me^rfac^en SWomenbilbem, mo Sorbet at« SWutter ber beiben 
anbem erfc^eint. 3^re ©teile nimmt fpäter bie SKutter Slnna ein, 
xotii)t 3J2aria unb defud a(9 tiein auf bem ©c^ooße ^ä(t. 
®o(ci)e 92ac^bi(ber finb ja^treic^; ic^ traf fie me^rfac^ )u ^rien, wo^I 
im 9inf(^(uß an bie gut ^eibnifc^e SoIomann^fapeUe am S^iemfee, 
ja üor ber {Reftauration aucft in ber ^farrfir^e ju Jblj. äWein 
äntrag auf eigene Äoften ein SKufeum üon altbeutft^en Suttu«^ 
bilbern ju grünben, mic no^ feine« in !Deutf(^lanb befte^t, ftieß 
im f. 3Rinifterium auf Sebenten, ba bie ^oc^w. Sifc^bfe (eic^t gegen 
bie Sntfrembung ber ^eiligen Sinmanb ergeben mürben, wenn man 
fie in bie Reiben jeit gurücfüerfefeen woöte.^) 

148. SBitturg^ SBUgunb nnt Obilie ju SBeffatniuit. 3^re (Bhtn^ 
ftilber ju $ie|ett unb Hnbeil^s. 

5)ie brei 5Wornen üon ffieffobrunn leben al« cftriftlic^e ^eilige 
no4 in ben benachbarten Ortsnamen 3Bilburg«rieb, nun 9?ieb bei 
®t. SSigilien, ffiitgunbd^ofcn ober SJilgert^^ooen , einft Pfarre 
mit einer ^oljfirc^e, nun SJallfa^rt^ort mit einem reichen dtoccocobau, 

1) ^T. 3gna3 t)on 3inger(e ^ot t)on bicfer Seite toec^rn be$ ^l. Odloalb 
obev einfügen SBoband u. f. lo. loitflic^ eine Müge etfa^ren. 



384 148. äßilbitta, SBilguitb unb Obtlte au Sßeffobtunn. 

mhüdi ®t. Obtiten. 2)tefe, bie blinbgebome ))er^Uft, loie fte bur(^ 
bie Saufe fe^enb geioorben, ouc^ anbem jutn Xugenlu^t. 91(1 bad 
ift oltcr Slomcngrunb. — ffiilburgftcttcn in SKittdfranfen 
}eigt einen fünfttid^en $üge(, ben @(^iegbu(f, loo Dor unbenflt^er 
3eit brei Jungfrauen Rauften. (Sin unterirbift^er ®ang jie^t üon 
ba md^ htm einftigen tJtauenflofter gu SWön^^rot^. SKan ^ört 
fie fingen, fie^t fte auc^ mo^I über ben $äge( fc^meben; bie etne 
Don oben mii, Dom ®ürte( abmärtd ft^toarj mirb oon einem ^unbe 
begleitet; im ®raben um^er ^aben fic^ Pfeile gefunben. Sei ü&iU 
burgftetten * liegen an ber ^oc^ftrage oon 5)infel«bü^l na(^ ©onau* 
n)5rt^ auc^ ein ^elroei^er, ^elmü^le, ^ffiiefe unb *$olj (^njer 
SBr. 165), wie ju SBeffobrunn bie $)elbru(f, »o e« ni(^t geheuer 
juge^t. 

@imrocf fü^rt aU 9Iamen ber 9Iornen an Ottilia, SDtec^tilb 
unb ©ertraub, ober Ottilia, ÜWargaret^a unb ßrif^ona. Obilia ift 
blinb mie ^el. Ät^t ©jenen au« i^rem geben fmb in ÜÄöf^en* 
felb, ber Obilienfirc^c bei 3ornebing nä^ft ÜKün(ften bargeftcllt 
Äunigunbe, SWe^tgunbe unb ©ilbranbe feigen bie brei ©c^weftern, 
au« bem 3ungfrauen^eer ber 11000 ju (Sic^fel im ©(^warjmalb — 
gunt unb brant bejeic^nen ^ieg. 93iti«burg ift ber alte 92ame für 
SJiljburg. !3)ie urmeltioeife !{Bala ift aU Sergfee Sile auc^ ben 
©ulgaren befannt, fie f^webt in ber 8uft unb in ©türmen ba^in. 
S)ie ©age oon ^unigunbe ift gerne auf bie ßaiferin über^ 
tragen, wie beim ©aume auf ber ©urg ju 5Würnbcrg. SSerirrt auf 
ber 3agb foll fie auf ben $)ornruf eine« ^irten »ieber ben ffieg 
gefunben, unb i^rem ®elübbe getreu bei ben brei ^bfen ju 
!3)ieten^ofen bie $ir^e gebaut ^aben, barin i^re @eben«gef(^i(^te 
gemalt ift. 

3m milbeften Si(^t erfc^eint Obilia, fo auf bem berühmten Serge 
mit bem 92onnenflofter in @l{ag, mie am Obilienberg ju Sauf- 
beuern; gilt fie boc^ al« ^eiträt^in ber Slinben. Obilia ^at 
noc^ i^r f leine« ^eiligt^um neben ber SBur ml in ger ^a))elle bei 
Tübingen, mo Dietrich ben S)ra(^en f^lug. 3ln einer 
munberf(^önen iJBalbftelle mit Quelle unb unterirbif^er ©ruft befielt 
i^re Äopelle hinter bem ©(^loßberg ju greiburg i/©. ©ie f^at 
ben ©runnen au« bem gclfen geroecft, unb bie an beftimmten Sagen 



148. äBilbutg, 2Bilgunb unb Obilte au SBeffobtunn. 385 

cmtrcffcnbcn ©atlfa^rtdprojcffioncn ftärfen fic^ ba burc^ einen fftiV 
famen Irunf. 

3)ie ^I. brei Queffen üon »unbcrbar remem ffiaffer bllben ben 
ffieffobrunn, bcr öon JRedjWmegcn üom Pfarrer gcfegnet morb. $)ier 
»or baö J^eiligt^um ber 5Wornen, ba« burc^ ein Sionnenftift crfe^t 
mürbe. 2:Qffi(o träumt Don nieberfteigenben @ngetn unb baut 
ba ben alten ÜWünfter — barunter jlnb eben bie SWornen ju öerfte^en. 
3n ©iebenbürgen ift e« bie ©alüatortir^e öon Sftf=®om(^o, bur^ 
Sbnig ©alomo üon Ungarn errichtet, wo ba« SSolf cinft bie 6ngel 
auf ber $immel«(eiter nieberfteigen fa^. üWein alter ®c^n)eijer, bcr 
fi'afpar mußte ju erjagten: „S)rei ftubierte fjräulein maren urfprünglic^ 
im Stofterbefife unb gaben e« bann ben geift(i(ftcn Ferren ju laufen. 
@ie befaßen ben ffialb unb Slüe« um^er, unb c« ^eigt, ba§ ftc fu^ 
no(^ anmelben, bie eine {o(t b(inb gemefen, unb, mie natürli^, Don 
i^ren ©c^meftern betrogen morben fein. 3c^ felber, fagte er, ^abe nie 
ma« baoon gefe^en unb gel^ört unb mar boc^ lange in ber Jf(ofter« 
ft^meijerei. — ®o bitbet fi(^ bie SWt)t^e nac^ ben fpätcren änfc^au* 
ungen um. 

!})a« ganje Umlanb beurfunbet ben altbeutfc^en ®otte«bienft. 
Um Suben^aufen beftanb bie längfte ^tit ein Urmatb, in meinem 
e« nod) im XVIII. Oabr^unbert SBbIfe gab. üDafelbft finb jmei Keine 
Slit^berge, bie e^ebem jmei ®(^(5ffer trugen, bnx6) einen ®ang ücr- 
bunben. Sin ben beiben gefaßten Quellen — bie brittc ift oertrodnet, 
fte^t man befonber« im ^erbfte ^mei SBafc^meiblein. Sluf bem einen 
©crge ftanb ein munberfamer Saum mit f)ängenbem 8aube mie eine 
Irauermeibe, (@f^e?) (S)ie ^l. ffiic^e ju JRomome mie $eiligenbeit 
mar andf im hinter grün.) SBer in'« $olj nac^ 9?eic^ling }u ^im 
einfam, oerirrte f id) am gellen lage.^) 9ltfo ein 3rrgarten, mie beim 
alten ©ö^entempet ju Urfc^aling — follte babur^ t)or betreten 
gemarnt fein? ^anjer ©. 40 ermähnt au^ einen eifcrnen S)reifu6 
ober (^euer^unb, ber im |)Ugel be« Senjlemalbe« fic^ gefunben unb 
Dielleic^t auf bie brei meigen t^äulein Se^ug ^at, bie fic^ ba fe^en 
laffen unb maft^en. Slnbermärt« finb e« bie SBilbfräulcin in ber 

1) 9}gl. eogen^. 298 f. So eraft^lte mir oU (^utd^ettn bon äBeffo* 
btunn ber ölte Aofpat |)oQ t)on )Buben^aufen nod^ bem ^unbe feinet 87)&t)riQen 
93atetd unb 82 alten ^^n^enn, beffen Sfamilte in SBolfdgvub ^etmif^ toar« 
^tpp, Seittf(^( KeUoion. 25 



38f> 148. SßilButg, SBilgunb unb Obilte au SBeffobrunn. 

2Batbf(^(u(^t, bie auc^ otn {ßofferfott pi&i!\6)txn unb »ofc^en. (Jhratt) 
385 f.) Vütnn ißebel im Sßalb auffteigen, ^ängt bad Skifc^meiblem 
blc ffiäf^c in bic 8uft — mW ein S)i(fttcrbilb! 

^Qben iDirS)iegen, bad mit ben brei 9urgPge(n unb Hofter« 
ftiftcnbcn ©c^wcftcm mit änbc^« in innigftcr SScrbinbung ftanb, 
(©agcnf^. 302 f.) üon bcn 3)ifcn ober göttlichen Jungfrauen ber 
alten ÜDeutfc^en erflärt, fo folgt und barin älrnolb (9lnfteb(. 63), 
inbem er auc^ ^ie^en bei ©ubendberg in $)effen a(d fo bezeichnete 
Sultudftätte auffaßt. Un{eligenbiffen Reißen bie 5)«bengräbcr unb 
3)iffenrot^ liegt am grieb^of bei glieben. ?lm Öungfemborn bei 
atoerbiffen im 8ippe*f(^en (äffen jmei 3ungfem fuft fe^en, bie eine 
bre^t ein rot^ed ©ieb, ein anbermal fte^t ein |)af)}e( im Seg. 
(©ebbigen 78.) 

* S)ie Stamen ber (äräfinen ^nigunb, SRec^tilb unb Sup^emia 
bürften mit i^ren ©rabattären in ber fiircl)e ju Diesen ^iftorifc^ 
fein, fte rühren gleic^mo^I oon ben Spornen ^er; babei ift Sup^emia 
ein Sup^emidmud für bie bunKe $el. !3)ie brei ^eiligen ^auen 
JU ©interbac^ (®Iötterf)errfc^aft), ßteopija, SKagbalena, ©alomc 
betitelt, fie^t man mie @ibQ((en mit Suchern auc^ auf ^irc^em 
bitbc^en. d^re tjofjt SSere^rung, natflrüc^ unter beutfc^en Flamen, ift 
fc^on oorc^riftUc^. Die (Sermanen Ratten jungfröutic^e ^rieftcrinen, 
bie ©ermaneniungfrau mar jum ^riefteramte befugt; bic brei ober 
jmei maren S)iencrinen ber ^olht, bie im ©erge fifet. 5)rei ©c^meftcm 
waren in jebem 35orfe: ^cbamme ober meife grau, bic ©emanb^ 
mac^erin bei ber ^oc^jeitüc^en 9ludftattung, unb bie @ee(nonnc. Der 
5Wame einer altnorbifc^en 9iornc Irenta (©agenfc^. 280) fc^eint in 
ber SErentmanb, bem ^oc^berg bei ©a^rifc^jeü mieberjufe^ren ; auc^ 
fü^rt eine Oper ben litel: Der Srentaiägcr. 

dn älnbc^d Ratten brei ®c^meftem i^r ®c^(og, bie ein unge^ 
f)eured ©efi^t^um oon 9)?eiereien erbten, aber nic^t ju t^eilen tarnen. 
Die eine vooüit ju oieU bie anbere mad rec^t ift, bie britte fprac^: 
meinetmcgen {oU 8lüe« ju ffiaffcr merben, unb bad gef^a^: 5000 lag* 
merfe gingen unter, c« ift an ®rB§c ber heutige Ämmerfee. 

Die brei gräulein oon üKergentau bei bem l)5^Ienreic^en Äiffing 
tauchen brei ©tunbcn nörblic^ aW ©c^meftern oon* SOtü^I^aufen 
auf, bie auf einem ©c^loffe lebten unb einen ©c^afe ererbten. 3« 



148. Sßilbutg, SBtlguTtb unb Obilte au Sßeffobvunn. 387 

SRcrgentau gr&bt fi(^ iebe einen eigenen Brunnen (mie in 
Subenl^aufen!), }u 3ßü^(^Qufen lägt jebe fn^ eine eigene 2:^üre in 
bie ffir^e machen; nac^ bem lobe bcr beiben feinblit^en ©^meftern 
üerntauert man fetbe umfonft: fie burt^bric^t ber ^a^ ber ©linben, 
mef^cr ber ganje ©(^afe jufäöt. 3^r ©c^Ioß im Ält^otj ju SWergentau 
ücrflcl, aber bie taufenb Jagiperf ffialbung fc^enften fie na^ fjrieb* 
berg, bcr ©emeinbe 3a^Itng blieb bie SBeibe, unb man betet ^i^r 
jeftt no(^ für ba« ©eelen^eil ber brei eblen gräutein, »ie ju 
^aar, ftiffing, $)örmann«berg unb Ottmaring in bffentlid^er am 
ba^t. ©0 geniegen bie brei dat)redtö(^ter ber alten Sägern mif 
immer 35cre^rung. 

@ine erfc^ien einmal munberfc^önen ^aupte^ im SSoIb einem 
®eiger, einen ©^tüffel im SWunbe unb ben ©t^Iangenteib um einen 
gic^tcnftamm gemunben; bo^ »ie er fi(^ umfa^, war ba« ©ilb unter 
^aü unb ©(^ad Derfc^munben unb nur Steinen beutete an, bag fie auf 
(Srlbfung ^offte. am Oo^anni^tag erft^einen bie brei Oungfrauen 
im SurgmaU bei ÜWarienflie^ unb fmb ju erlbfen. (3a^|n 224.) 
S)ie beiben fc^afet^eitenben ©^»eftem bauen in ber 5>«it>cnicit ba« 
©(^(og 2:rau(^burg. 

S)a« ®rafenIo(^ bei Oberauborf foK einft bie 5Wornen be* 
Verbergt ^aben. (Sin ®raf üon golfenftcin (?) ^atte bie ffieiffagung 
ermatten, er merbe üom ©life erfc^fagen fterben. ©o oft nun ein 
©emitter am ^immel ftunb, Derfroc^ er fic^ in bie $b^(ung, einmal 
lam er ju fpät unb U)urbe menige ©c^ritte Dor ber Oeffnung er- 
{(^(agen. SRutter Slnna mit jmei 5Hnbem am ©c^ooge, äßaria unb 
ß^riftu«, ücrtritt bie ©teile, unb bie gleiche SSorfteUung in romanifc^er 
unb got^if(^er 3eit traf i(^ 1886 am 16. Sluguft in ?rien. «u« brei 
85(^em unweit ber ©(^uljenmü^te bei SDHItenberg ftiegen bie SKeer- 
fräulein unb gingen auf ffattenbronn fpinnen, bi« fie ^ia^t« 1 1 U^r 
tt)ieber üerfc^njanben. 35ie brei ©^meftcrn finb im S)rac^enIo(^ am 
Unterdberg, lefete ©tttion öon ©aljburg ^er, am ®aft^aud angemalt. 

On öaqerift^jeH fe^en mir üWargaret^a, Sarbara unb Äat^a« 
rina ni(^t o^nc ©ebeutung am ^oc^attar. 3n ber urfprüngfit^ üier^ 
ecfigen 3atob«Iir(^e ju Urfc^aling, bem anerfannten ^eibentempel 
fte^en ©arbarrf, Rat^arina unb üKaria am »Itar, al« ©tcflocrtretcrinen 
ber iWornen; baju finb bie 9Banbgemälbe, mie in Slgat^arieb, gelb, 

25* 



388 149. Die btei Sungftaueit in 91Qbeutf(i^(anb ic. 

braunrot^ unb fc^toor}, fo in ben Statatomben. Huf ber $irmon9^ 
bürg bei SJhtrnau Raufen brei t^räulein, bie immer todftn unb bo(^ 
mit bem (5ffen nit^t fertig »erben. 3"^" ®o» *>^ Surg lefter« 
bei getbfir^en im SSorartberg f^afften bie ©auem SWil^ für ben 
STObrtel. S)rei weiße grouen Raufen in ben SRuinen, jebe f^at ein 
golbene^ Äüt^el in ber ^anh, 3)rei $)anbn)erf«burf4en fliegen einmal 
^inouf unb fo^en fte: Ratten fie bie^^el boc^ angenommen! (9ir(. 
ai. XII, 159.) 

S)er Sargauer ^inberfpruc^ Don brei SDtareien im golbenen ^aufe 
fogt Don ber |)imme(dfbnigin: 

€ie P^t ennet an bet Sßanb, 

|)et an €epfel in bei ^anb, 

(Bo^i buic^ — ab aum Sunne^ud 

Unb lo^t bie heilig ©unne— n— u«. (9locft^., %tü 32 ) 

aepfel unb 5Wüffe, ©^mbole bc« frif(^ leimcnben ?eben« fjängen am 
Seibnac^t^baum unb bttben bie Spenben ouf @t. 92if(o9. 

149. Sie brei Jungfrauen tu HObeirtfil^Iaitb nnt Bei ben Stauen 
im »atianaltult. 

Obind Spornen unb 9?i(^terinen ermähnt bie Sötufpo 24, baoon 
umfaßt ffiurt^i, »i)rt'«orbet ben »egriff be« ©erben«, «r^nbilb 
Reifet Urbe ber (Sbfen. (^olftmann ÜD. 3K. 157.) SDJ^mir, ber om 
©runnen ju güßen ber SBeltcft^e ft^t, ^ot bie brei SWornen um fu$, 
tt)ie 9iifo(au« ber üKeergott bie brei Oungfrauen mit ben Siepfeln. 
$ei(rät^inen feigen fte öc^t norbifc^, n)o |)ei(raebbt bie ^eilfamen 
9?ät^e btiüdjmt, eigentlich a(« aerjtinen. $ot^er begegnet im 
©albe brei Jungfrauen, meiere für ©atbr ftörfenbe ©peife bereiten, 
jmei woUen i^m baoon retcl)cn, bie britte we^rt e«. (®ajo IF, 299.) 
9ia^ bänifc^cr ©age bei ©oenb @runbtn)ig ^at ein SWann brei böfe 
2:5c^ter, ^aren, SJiaren unb SDtette; bie (e^te a(« bie fc^Iimmfle 
marb cnblic^ oon i^rem grcier gcbügt.^) 3luc^ üHedlenburg fennt 
bie brei Jungfrauen, fie finb oermunfc^en unb ge^en in raufci)enbem 
(^(ittergemanb [t beim S^oQmonb fto(i ^intereinanber, ein Untäter folgt 

1) 2)ie 9{onien ber brei ^^omen fleQt Simtocf €. 585 jufammen, ali 
(Sinbet, Sterbet unb S3olbet !ennt fte Stuba^. Uneligion 6. 87. 9}gl« 
a^^olf, Seitt. II, 16G f. ^btoeid^enb befte^t ein mfinnlic^eK äBilipato. 



149. Die biet Sungftauen in ^Ubeutfc^lanb k. 389 

borauf. anbermärW flehen blc brci ©t^ipcftem um erfbfung unb 
öerfprcc^cn einen ©c^atj am Äirc^^of. (©artfc^ 5Wr. 353. 365.) «uf 
ber Oungfcrnmü^Ic bei ©ütom in ^intcrpomntem lebten brei 
Jöc^tcr, welche in brei ©erge gebannt finb, bie ba« Oungfernt^at 
mit ber üWü^te im !©reiecf umgeben, ©er in einer Stacht breimal 
um jeben l^erumläuft, lann fie erlbfen: barin liegt auc^ ein ©^afe. 
3Som üermünf^ten ©c^tog ju ffiunbit^om lamen oft jmei 3ung* 
frauen bi« an bie ©reuje. Unter einem ©im bäum ift am Oo^anni* 
tag ein ®(^a^ ju ^eben. Sine 3ungfrau ton\d) einen Äeffel am 
Sdai^ unb (ie^ i^n jur $oci);eit; ba er nid^t pünftli^ jurflcffom, 
^olte i^n ber ttt 

3m ©(^Io§ JU ^itqtnfiaU in ©(ftlefien t^eiten brei ©(^»eftern 
ben ®(^afe, auf ben SJIu^ ber übertjort^eilten ©tinben üerfinft bie 
©urg. (^enne 284.) 3" ©ören im ^aberbomifc^en fpuden jmei 
weige SWonnen, bie umgeben, mit fie i^r ©elübbe, ein ©ierteif^äffel 
®elb nat^ bem 1)1. ®rabe ju bringen, ni^t gehalten, ©ie bitten 
einen üRüffer, e« an i^rer ©tatt ju t^un, unb öerfprec^en i^m einen 
g(ei(^en SOte^en. !3)a er bie 2:^äre hinter [xd) festlegt, ti^nt näg(i(^ed 
®e^eul. ^xoti Jungfrauen fjüten ben ©^afe im SuQtnf)\x(t, aber 
erft nad) l^unbert Sauren wirb mieber einer geboren, ber i^n ^eben 
unb fie crlbfen lann. (©ebbigen 112. 376.) Cin ©ranbenburger 
äugenfegen lautet: 6« fielen brei Oungfem t)om $)imme( jur Grrbe, 
bie eine fegnet ia^ ®rad, bie anbere bad 8aub, bie britte (©(inbe) bad 
geü t)om «uge. (©ufd), ©oftegl. 183.) 3n Sujemburg leben bie 
SWomen af« bie brei Oungfrauen fort, unb gälten feit ältefter 3eit 
^cr $)eiUgtf|ümer, fo *ju 5Wbrgingen, ©ianben an ber U^r unb 
Ufelbingen, melc^ed baoon aux trois vierges ^eigt. ©om ©c^(og^ 
rain bei griebigerobe famen brei Jungfrauen öfter jum lanje; 
einmal oerfpftteten fie fi^, ftiegen in ben ©runnen unb ©(ut«tro})fen 
quoften auf. 3)a« ©t^fog ift längft oerfunfcn. (S^ncfer ©. 63 f.) 
3u Obereüenba^ bleibt nur eine ©eejungfrau beim Janj jurütf. 
auö bem 5Wifenbom bei Äirt^^ain in Reffen famen brei 3ung^ 
frauen jum SCanj unb öerfpäteten fi^, ba ein ©urf^e bie U^r üer== 
rürfte: üWorgen« ftftmammen brei ©(utötropfen am ©ee. JRot^ färbt 
fi(^ ber leit^ bei 35en«, ber o^ne 3"* w"^ Slbflug unb nic^t au«* 
jufüUen ift, fo oft SWigwa^« eintritt. J^effen fennt no^ bie brei 



390 149. £te btei aungfroucn in ?lflbfulf(^lanb k. 

Jungfrauen auf bcr ^uttcnburg, bic unter ©efong ©emänber 
wirfen, brei ©räute, bie unöemtä^It ftarben unb noc^ i^r ^odiitit^ 
gemanb fertigen muffen. WPer fü^rt 49 f. 68 bi« 83 eine 5Rei^e 
Orte auf, wo fie Rauften. 

3)ie ©tabt 9ioII am I!|uncrfee ging unter bur^ eine ijtut^, 
weil bie ©ürger einem B^^gtcin bie JRar^t^erberge üerweigerten. 5Wur 
ein abgelegene« gaftlicbe« ^äuöc^en blieb übrig, mo nun ba« 9?aUig== 
f(^to§, in beffen unterftem ©todtoer! brei Jungfrauen in feibenen 
©ewänbem bur(^ bie @änge fcl)reiten unb üerftftwinben. (^erjog II, 1 1.) 
©er ©(^mifterberg jn)i{(^en ©rü^l unb Su«!ir(^en war »o^I eine 
(5ultu«ftätte ber brei ©c^weftem. Hu(ft ju SKoU^eim bei ©traßburg 
finb bie brei Jungfrauen ^eimifc^. ©ie brei ungleich ©c^weftem 
baden ben ätmenburfc^en Jhic^en, bie mittlere braune au« grobem 
5)au«me^l, bie $)efe gelbe aber öergiftete, wooon bie ©ff er fterben, 
bie gute 5Wome weint barüber. (5)wjog II, 142.) Sei gelbfirt^ in 
äJorarlberg ergebt pc^ ein Dreifc^weftemberg, wie im Sngabin le tre 
sniors. 3)rei ©(^weftem finb auf ben 9iigi geflü^tet. SSon ben 
brei Soferer Jungfrauen warb bie Slinbe mit bem umgefe^rten 
©(^äffel um ba« (Srbgut betrogen. 3)afür muffen bie jwei im 8ofcrer 
So(^ ben ©c^a^ fo lang bewachen, bi« er bi« jum legten Pfennig 
erhoben ift. Jn ^eiligen ^tittn fiebt man bie, welche ber (Sribfung 
na^e ift, ^albweig; ber ©(^a^^unb fc^recft oor bem Stnbringen ^urücf. 
(greifauff 621 f.) Jf)r 5)au« fte^it noc^ in Sofer. 

©0 ^at fi4 ber ®runbgebanfe fortentwidelt: bie Ja^re^jeiten 
figuriren at« Jungfrauen; e« finb ©ommer unb ^erbft, welche fn^ 
bereichern, wä^renb ber ©inter leer au«ge^t unb ni^t« einbringt, in 
^oc^poetifcber Raffung. 3Rat^. ©c^mib entwarf ba« Silb ber brei 
©c^weftem ju einem SBanbgemälbe S5orarIbergif(^cr ©agen für bie 
aSiüa 2f(^aooll auf bem ÜWargaret^enfapf bei gelbtirt^.^) 

Äommen wir ju unfern SWac^barn ben ©lauen, fo l)aben fie 
allerbing« willig ben ®otte«bienft ber früher im Sanbe angefeffcnen 
unb tljeilweife jurüdgebliebenen !})eutf(^en aufgenommen, boc^ warum 
follten fie mit ben SWornen nic^t urfprünglic^ öertraut gewefen fein, 
^aben fie bafür bec^ meljrfac^e Benennungen. Sei SRudfau liegt 

1) %. aHuflr. 11. I^ej. 1886 6. 608. 



150. 2)te bxei Bd^WaUimtx [m ä&eltolauBen. 391 

bcr 35rciiun9fcrnbcr9; fic ßlngen in bic brcl tiät^ften 3)brfcr ju 
SKufif unb Janj. Sine ^oltc P4 ^^en ?icbftcn, bcr fo^ bic ^ttt- 
(ic^fcitcn fn^ auft()un, ging aber ni(^t hinein. Sinmal fam fte }u 
fpät unb bic 21|ttrc mar gefc^Ioffen, ba gab ftc bcm Surfc^cn ein 
golbcnc« Si.*) 

@(^ictfal«ri^tcrinen (©ubirf^) Reißen bic ©öttincn bcr ®cburt, 
$o(^}ctt unb bcd ©rabc^ in Sfi^mcn. SDtan ftcdt i^ncn 9rob unb 
<Sal}, au^ Sicr auf bcn Sifd^. 3)ic f^marjc unb bic mcige t!tau 
üon 5Wcu^au«, 8aba bic ^^ling«gbttin (8cba-$ilbc) crft^cint al« 
weiße 3ungfrau. S)ic Seute maUfa^rten jum Sibabrunnen bei 3^*1^0» 
unb ^obmofl, minben Äränjc unb foofen, ob fic in biefem 3a^rc 
^cirot^cn, fc^bpfcn auc^ SSaffcr für tranfcd 9Sic^. @ic mäfc^t andf 
ü)xt JMcibcr barin. 3n «b^imcn raft bic SKctufma at« 8Öinb«braut 
jmölf Sage Dor tßci^nac^tcn. (©ro^mann 3 f. 34. 44. 66.) !Oic 
brei 3ungfcm ©mcticc, Siuda unb jtcitna ^aben ^(. QucQcn 
nac^ fi(^ benannt, mo^in ha^ 93o(t pilgert. Sind brei Orten fontmen 
reine Jungfrauen jum ©runnen, um ba ju beten ober in trocfnen 
Oa^ren i^n ju fäubern. (88—91.) 3)rci Jungfern, bic bei ©tabt 
®abc( am Ofterfonntag mit bcr ©ic^ct in'd Oetb gingen, finb in 
bic S)rcitungfemfteine ocrmanbelt, bei ftommotau ftnb cd fteben, loic 
bei Oberwefet. (273.) 3)a« ftirc^tein oon ©eiecin mit brei I!|ürmlein 
^aben brei ^rinjeffinen gebaut, bic ältefte ben größten, bie iüngfte 
ben (leinften, jefet !ann man oon ber ©eite ni(^t me^r unterf^eiben. 
melc^er ber ^ö^ere ift. ©ie ftarben aUe brei an einem 2:age. Sei 
ben ©Ubftaoen meiffagen bie brei »eigen t^äulein ©ujenice, meiere 
©(^»efiern finb, über ben 5Reugebomen. (Jhrauß, ©agen b. ©. 9lr. 47 
©. 179. 215. 218.) 

150. 3)te brei ^i^itffaUtii^ter im SBeltglauften. 

5Wa4 Sunbef|ef(^ »erben am Cnbe ber Jage brei babenbe 
Jungfrauen ben ©ofio« unb bie beiben ^rop^eten Of^eberbami unb 
0{^eberma empfangen. Huf bie SSere^rung bcr brei ©t^idfal^ 
gbttinen in ber ftaaba machten mir im ©agcnfc^a^ ©. 284 auf- 
merffam. HKat, H(i(at, Stitta mar ®fittin bed ©tamme« Stafif. 

1) %1. bie bvet t)etta)&n|c^teu 'Blfibci^en. (6(i^uletiburg 18. 21. 21. 88.) 



392 150. 1)te brti 64t(!foUtö(!^tfT im 2Beltgloiiben. 

3^r Sitb unb ba« bcr Ujja mürben htm $cerc tm ftricflc öorgc^ 
tragen. (®ue. LIII, 6.) «ut^ bie ©tämmc Sebr unb ^ilat Der^^ 
e^irten »(( 8at, »el^e einfach bic ®Btlin ^le§, im ©ilbe eine« t)ier= 
ecfigen ©teine«, morüber ein Ztmptl erbaut mar. üKanat^ ift ber 
SWonb, ©ebr unb $)ita( 9SoU* unb iWeumonb. ÜÄanat mar in Äubaib 
in gorni eine« ©teinblod« öere^rt, unb borüber ein ^eiligt^um er- 
^b^t, 73 geograp^ifc^e ÜReilen Dont @b^ent^ate SJiina bei SDlOta. 
(©epp, 3eruf. 2. »ufl. I, 124.) 3)ie anbere groge ®5ttin ber ärabcr, 
Ujja, mürbe im ©amurabaum, ber Slfajie im S^at 5Wa(^Ie ange= 
betet, barüber mar ein Ztmpti erbaut, i^n jerftbrte C^aleb unb 
tbbtete bie "^Jriefterin. »bb al Ujja, b. i. SJiener ber Uj^a, Reifet 
ÜWu^ammeb« 35ater«bruber. 3)ie üon 3»ebina brachten ÜÄana^ i^re 
^ulbigung bar, bie Ojja empfing fie in 5>orab^ (©prenger, ®eogr. 
?lrab. 222), i^r ©aum, au^ üon ben ÜWelfanem aborirt, fömmt im 
^oran öor. S)er ©tamm ©ofa^m betteibete babei ba« erbliche "^iriefter* 
t^um. 9lm ÜWinä ober grü^Iingdfefte ber arabif^en SKinäer jogen 
bie ^auen }u SDteffo in Zeremonie auf, mie &>a, nur o^ne 
Oeigenblatt. 

5)ie brei ©t^idfatef^meftern üoU grauenhafter ^äSIit^feit, eine 
9?eliquie au« bem äftartebienfte, lernte ic^ mit meinem ©o^ne auf 
ber 5Keerfa^rt nac^ J^ru« ©.83 ju ©ibon, im «efifee be« Sonful« 
Durig^eMo, !cnnen — mie abfc^eulic^e gurien! Oüngere jübifc^e ®e= 
(e^rte finb geneigt, felbft 3lbra(|am a(« Sfananöer-^ott mit bem 
geuerofcn unb Opfcrmeffer, mit anberem 5Wamen für SDiolo^-ß^rono« 
auf juf offen; bann ftünben feine ®attinen ©ara, $agar unb bie 
fc^mar^e ^et^ura ben Spornen g(ei(^, ungefähr mie 8ot'« SSJeib 3bit^ 
mit i^ren beiben 2:öc^tem. SBir ge^en nic^t fomeit, mo^t aber er« 
fenncn mir in ben brei (Sto^im unter bem Slbra^amöbaume mit ber 
SBeiffagung eine« ©o^ne« unb beim ©c^icffa(«DoQ}ug in ©obom bie 
meltfc^offenben ^otenjen. 3afob ritztet ju 8uja einen ©tein jum 
Setortc auf; unb bieg ift ©et^el, berühmt burc^ ben fpäteren Mibtx 
bienft, ein Suja liegt aber auc^ bei ©ic^em, unb ift g(ei(^bebeutenb 
mit einer ©tätte ber et Uj^a. 

©ei ben® rieben ^at Slbrafteia, bie 2:obe«g5ttin, brei 3)ienerinen, 
^5ne, 35i!e unb grinntj« — bagegen 3^^« brei ^errüc^e löt^ter, 
bie e^aritinen. ^aufania« IX. 16, 2 fa^ in Streben brei ©t^nife^ 



150. Die biet e(!^ic!fa(dtd(^teY im 2Bfltgrau6en. 393 

bUbcr ber Äp^roblte unter ben Slameti Urania, ^anbemoö unb 
9lpoftropf|ia. $crme« erlernt üon ben Ifirien, brei geflügelten 
Jungfrauen am ^arnaß, bic ffieiffagung. 2:f|cofrtt nennt bie 
brei ©eefräulein Sunifa. STOati« unb 5W^^teia, bie iWäc^tti^e, 
welche ben $^(a« in bie Sicfe jogen. S)ie ©riechen jä^Ien brei 
©irenen ober ffiaffcrtöc^ter: Jeljiepia, SDiotpe unb ^ifinoe, 
nac^ anbem ?eufofia, Sigea unb ^artenope, nac^ meieren brei 
ijclfen ober 3nfeln bic ©irenujen fliegen. S)ie 5Wereiben finb auf 
J^afoö no6) Iftntt bie guten J^rauen, ^aXal xvQiddeg genannt. 3)a« 
griec^ifc^e SKärt^en (5)af!n 134. 297) lennt brei babenbe Jungfrauen, 
bereu jüngfte ber ^rinj ber Sfeiber beraubt, ^aufania« melbet ferner 
Vri, 5. atejanber ber ®ro6e ^abe jju ©m^rna üon ber 3agb 
am ^agu« nieberfteigenb ben Tempel ber Siemefi« erreicht, t)or 
welkem eine Queüe mit einer ^(atane ftanb. $ier entfc^tummemb 
empfing er ein Iraumgefit^t, worin beibe ®d)i(!tfa(«göttinen i^n auf* 
forberten, bie ©m^rnäer au« ber n5rb(i(^en Slltftabt in ein ^ier neu 
iu grünbenbe« ©m^rna überjufü^ren. 

3n ber SWetufinenfage f|at 5l5nig 5>^(ma« brei Ib^ter, 
SDielufine, ÜÄcIia unb ^atatine. SDMia fieißt bie ßfc^e, an 
ber bie ©^langenjungfrau fifet. ©ie babet im ©runnen, aber ber 
8(u«crmä^(te fott fie nid)t fe^en, fonft ift fie für i^n oertoren. 35ie 
melifc^en 5W^mp^en maren a(fo f^langenfügig? 5)rinto* ift ber 3öuberer 
gf^ma« auf Supern, mo bie ©age im ^aufe Sufignan fortfebte, feine 
grau grefine ift mieber bie ßjc^e, fraxinus, fresne (% Saffel. SSom 
5WiI jum ®ange« 307). JRaimunb, ©o^n ©o^emunb« oon Slntioc^ia 
mar 3)?clufinen« ©ema^I, ber Stot^ter Hfmeric^« t)on Sufignan. S)er 
5Ritter trifft bie brei Ibc^tcr am ©runnen. 

3m ficitifc^en ÜWär^en fmb e« jmei ©^weftern, mct^e bie 
jüngere britte auf ben lob verfolgen, bi« fie gfeic^mo^I Königin 
tt)irb. (©onjenbac^ 5Wr. 2, 3 unb 4.) 35ie eine fpinnt, bie anbere 
»ebt, bie britte nä^t unb mäfc^t. 3)ie S^ir^e ©an ©iooanni guori^ 
cioita« in ^iftoja enthält ein ffiei^mafferbeden mit einem ^ilafter, 
ben brei grauen in galtengemanb mit SWauerfrone bilben. S)ie 
mittlere mit näc^tUc^ bunflem ge^eimnig))oQen ©efic^t^au^brud f|ätt 
einen Md) mit glammen oor bie ©ruft, bie jmeite ^at 8i(ien, bie 
britte Äornä^ren in ber ^anb, »enn e« ni^t gadeln, ©eigctn, ©erlangen 



394 151. Subbl^ifltfci^e SnKAnge t>on bev Geelettloonbetung. 

unb ®(^taffe( finb. @d ift ^tlatt, bte®&tttn be« 9Rottbad|td unb 
ber ©eclen bcr UntcrtDcIt, be« ^öubcrfult« unb bc« clcufmifc^en 
©c^cimbienftc^. "Und) bic l)otbcn fjccn mcrbcn cinft roicbcr fommcn, 
mte bod SonbDotf in ber Bretagne glaubt, e^er tft fein ®i&(t unb 
Segen me^r auf Crben. ®ie werben bann i^re Derlaffenen, ^alb- 
jerfatlenen §5f|(cn auf« SReue bewohnen, bie einft üon @4ä|en am 
gefüllt woren, wie ©ebiüot bie aWärc^en gefammelt ^|at (?ari« 1881). 
3)rei wunberf^Bne 3ungfrauen baben im Sn^iquinfee in 3rtanb, 
bie iüngfte wirb be« SRitter« ©raut unb üerfc^minbet im (Slfenbrunnen. 
(Änor^, Orlänb. SWärt^en 102.) 35ie Ängago! fennen babenbe 
3ungfrauen, bie fic^ in @nten Dermanbeln; a(d Sc^manjungfrauen 
lernte fie ber ^op^et üon 5Kcffa fennen. 

@o ge^t biefefbe 9}e(igiondanf(^auung burc^ bie alte, mie neue 
ffielt. «ra^ma, S5if(^nu unb ©c^iüa, ber®(^öpfer, (gr^alter 
unb 3crftBt'er öertreten im ®runbe badfelbe ^rinjip, mie meiblit^ 
gefaxt bie brei 5Women. 

151. 8ttbbf|ißifil^e Hntlange dan ber Seelenioaitberuitg. 

©uent^lan ber bretonif(fte ©arbe fingt üom Job be« (5^riften= 

^erjog«: 

2)u Stxbit fpxi(^ unb t^u mir funb, 
9Bo8 (auerfi bu an fetnrm Wunb? 
.^m aJ}unbedtoin!el ^axt' t^ fiill, 
9lm äBrg bei Seele, loo fte fliegen toiK, 
Sie bleibt in ntic!^ gebannt enblofe 3^itf 
$id ba6 fle abgebflgt bai ^d^totxt Seib. 

S)a« irbif^e geben ift ^ier, mie bei ben Jhtbern al« ein 
Seiben^juftanb aufgefaßt. !£)ie ©eele al« Jungfrau gebotet 
mac^t bie ffianberung burt^ bie I^ierlaroen burc^, bi« fie 
enbli^ erlöft ift unb t^ren mürbigen ©räutigam flnbet. S)a« Poppet 
leben wirb paffenb burc^ bie Slmp^ibie au^gebrücft; aber auc^ bie 
©erlange, bie fi(^ ^äutet, bilbet i^r ©t)mbol, unb in fc^redlic^er ®e^ 
ftalt jcigt pe [läi bcm Oüngling, ber fie burt^ feinen Ruß befreien 
foU. aWißlingt bie Befreiung, fo bleibt ber $ort uner^oben unb beffen 
^üterin muß abermal« fieben, mo nit^t ^unbert 3a^re warten, bi« 
ber ©oum aufmät^ft, au« beffen $oIj bie ffiiege für ben »er* 
^eigenen gewimmert werben foll. 



161. ©ubb^ipifd^c ^Inttfinöc öon bet ©cclentoonbcrunfi. 395 

®(^on m®an«frit tautet ba« ü»är(^en auf: S^cfi bcrtJroft^, 
fei ein f(^önc« ü»äb(^en gemcfen, ba« ein SiJnigöfo^n jur grau bc== 
gc^tte. @ie »iüigte unter ber Sebingung ein, ba§ er i^r nie einen 
ffiaffertropfen jeige. 9lt« ber ffönig fK^ üergog unb i^r beim !Durfte 
ffiaffer brachte, berfc^wanb fie. !Der grofc^ ftfet bllbtic^ auf ber 8oto«^ 
blume, mel(^e auf bem SBaffer ft^mimmt, unb bemac^t fo ba« pgür^ 
lic^e ®eburt«orgon. !Deni entfpri(^t, ba§ no(^ in SSotiübilbern bie 
Gebärmutter al« Äröte üorgefteHt »irb. 3m mongoIif(^en 
©agenfrei« entpuppt fic^ ber ©otbfrofc^ ot« Soc^ter be« !I)ra(^en=^ 
fürften. (3ülg XXIII.) ©er Joltefenfbnig üWitI boute bem ate ffröte 
geformten, üom ^immel gefallenen ©tein einen Sempet.*) ^ie ba* 
b^Ionift^e 3ftar ^at ben grof(^ jum ©tjmbot, ebenfo fbmmt er auf 
Silbmerfen ber 3ft« üor. 

SWic^t« ift gemiffer, ate ba§ bie älteften !Deutf(^en mit ben 
Orientalen ben (Stouben an bie ©eelenwanberung burc^ Saube, 
5)irfc^fu^, @(^tt)ein, 9iabe u. f. tt). gemein Ratten. 3m Itiner. 
Cambria be« ®iralbu« ßambrcnft« erf(^einen bie ©eelen in Ärbten* 
geftalt auf gan] alten (Sräbcrn an ber ©teile be« ^erjend. !Da« 
jeitti(^e 5)afein ift eine ^ein, ber Stbrper ba« ©efängnig, unb ber 
iUienfc^ mag (eic^t noc^mal oert^ieren. !Der ^eibnifc^e 3^uberer bei 
aWiltoij, tt)et(^er gegen ß^riftu« flutet, »irb jur ©träfe in einen 
grof(^ üerwanbelt. (Sauf. ÜKag. XL, 176.) ©o ge^en in 3o^anne« 
Offenbarung XVI, 13 bon bem SKunbe be« falfc^en ^rop^eten, »ie 
be« 5)rac^en unb unreinen S^iered grbfc^e aud. Satona Ip bie 
92ac^tgbttin unb ©eelenmutter, bie Sarenfrau, bie auc^ bie p^r^gifc^en 
Sanbleute jur ©träfe in Srbfc^e üerwonbett, »e^^alb biefe fc^on im 
^Itert^um für unantaftbar galten, ©ie Slbberiten Ratten a(d eifrige 
Wiener ber iOiana i^re ganje ©tabt mit Kanälen burc^jogen, um 
nac^ 3Rbg(i(^feit toie(e ^^rbfcbe i^r ju @^ren ju unterhalten, bid fie 
julefct, ba fie (eined biefer J^iere tbbtcn burften, bie ©tabt felber ju 
räumen genbt^igt gemcfen. 

©(^on ^tu^ Safio« gebietet ben grbfc^en ©c^meigen. ©ueton 
melbet oon äuguftu« 92—97, ba^ ber fünftige Äaifer, ald er 
eben ju fpret^cn anfing, auf einem gamiliengut ben quafenben grbfc^en 

1) l^afiian H. ((. II, 485. ^rtc^arb 270. Vi. ^üEec dffa^d n, 221. 



396 151. 93ubbl)t|ltfc^f 9[nl(dngf t)on bet Seelentoonbenind. 

ju fc^iücigcn befahl, unb ftc feitbcm nic^t mc^r quaften.") X)cr 
©(^to§tt)ci^cr JU ^Iciftcin enthält eine üWengc gröfc^c; boc^ quafen 
ftf nic^t, nac^bem fie liegen i^red Sörincn^ Dott einer ©röfitt Seuc^ten- 
berg »ä^renb i^re^ ffioc^cnbette« berfluc^t würben. 3m Älofterteu^ 
üon ©ittic^enbac^ oerftummen fie auf ©efe^t be« %bM, ber bur(^ 
i^r ©equaf im ®ebete geftört mar. 

©unberf(^ön ift ba« Äinbermärc^en au« ©malanb üon ber 
Äönigötoc^ter, bie jur Ärbte üerwünfc^t auf (Sribfung ^arrt. ©in 
Oüngling tritt in ben Ärbtengarten unb fc^neibet Sag für lag auf 
i^r ®e^ei6 einen 3^^*9 ^^m (!Dorn) ©trauc^. 3m j^eiten 3a^re 
foü er tägtic^ einen gaben um je einen 3^«9 binben, im britten 
biefelben jum (Scheiterhaufen fc^it^ten unb fofort i^n auflobem (äffen: 
ba ergebt fic^ au« ber 3lfc^e bie munberfc^öne 3ungfrau, bie nun 
feine «raut wirb. (®rimm ^I. ©c^r. 277.) ©el(^' ein ®Ioubc 
an bie Unfterbtic^feit! 

3){erhpürbig ^at fu^ manche« @be{gefc^(e(^t mit biefer ^au^fage 
vertraut gemacht. (S^obwig« föappen beftanb in brei fc^roargen 
ffrbten in meinem gelbe, unb war noc^ Don ©pecftin auf ber granlen^ 
bürg bei ©c^Iettftabt im ®la«gemälbe gefe^en. (©tbber 135.) 3u 
8a ©arraj in ber ©c^meij grub man eine SReiterftatuc, au« beni 
XIV. 3a^r^unbert ftammenb, au« mit jmei Ärbten auf ben ©angen, 
be«gteic^en am JRücfen. 5)a« gefc^a^ jur ©träfe, baß ber $err be« 
Orte« 3Sater unb üWutter berftofeen, bie i^m aW i^re $abe abgetreten 
Ratten, um i^n glfldüc^ ju machen. 92a(^bem er Don ben 2:obten SSer- 
jei^ung erfleht, frodien bie ^bten oon ben ffiangen auf ben JRilden, 
mo fie nodi 20 3aöre feftl)ielten. (fio^Iraufc^ 377.) 3m ^eralbift^cn 
«. «. 6. «uc^ be« atitter bon üßa^erfet« pnbet fic^ Sab. VII, 9lr. 5 
ein ©c^ilb mit jwei ^bten im gctbe. iOie ®rafen ©paur Ratten eine 
Sfrbtenbrafee im ©appen. (3ingerle 419.) Da« märt^enumfponnene 
5n)ier ^at auc^ ben jauberfräftigcn Srötenftein, einen fiarfunfel, im 
topfe. 5)er attbefannte toadstone unb crapaudine ift jauberfräftig 
unb ein ®lü(f«^ unb ©igeftein (bei ©triefer), ^eitt ffiunben 
burt^ ©cftreic^cn unb jeigt ba« ®ift an. Giue gürftin üon Sln^alt 
empfing einen folc^en Don einer Unterirbif(^en jur glüdlit^en (&nU 

1) ^lin XI, 50. VIII, 58. 59. «tħf, ^eu§. ©agcnb. 97. «töfiler 44. 



152. ^rme 6eelen aU Stxbim. 397 

binbung. !Oic trächtige Stblrbte ift eine Btpergm. (üWüHen^. 289.) 
!I)ie gtamänber nennen bie brei gilien im franjöfifc^en ffiap^jen 
granjfrbten. Sn bet tirt^tpre üon Satten im Santon ©(^»^j ift 
eine ^öte Q(d Stoppen au^gefc^ni^t. 

152. «rme Seelen aU «roten. 

®ne Ärbte barf man nit^t erfditagen, in i^r ftedt eine arme 
®eele. 92ament(i(^ foQ man am 9lrmenfeelentag i^nen nic^t^ }u 
leib t^un; benn ba (ommen fte au« i^rem SJerftecf unb ^offen bad 
(Snbe i^rer langen ©ügung. 9lu(^ an Quatembertagen ^aben fie 
grlaubniß, auf bic ©rbe ju waßfa^rten. 3(^ erinnere mic^ aM ber 
dugenbjeit an bie ^eilige @(^eu, bie mir toor fo einer alten (Srebel 
Regten, unb an ba« SKitteib, »omit mir ba« arme J^ier in bie 3far 
trugen, bamit fte feiner unter bie JJügc brachte. ®ie ift übrigen« 
fein ©affert^ier, mie ber ©rofc, unb fommt nac^ ©ebetläuten in ber 
Dämmerung ba^er, fefet fic^ auf bie Sanf, bie Slntrittftufc ober ben 
S^rftod. Der ®Iaube an fie befte^t ^auptjäc^üc^ bei ben ©aiubaren 
ober ättba^em, mo ber ©eelenbienft am entwideltften ift, anbermärt« 
»erben fte gefpie^t unb an ber ©onne gebraten.*) Die Ärot fle^t 
man auf ber Sru^e figen unb ben ©c^afe pten (SWeier 86); ba^er 
Reifet ein ®elbbroft, »er auf feineit ©etbfacf fic^ fteift. ©er ba ju 
einer SBeib«perfon fagt: bu $rot ober einen $anbn)erf«mann ®ro^ 
fc^ilt, 3ie^t unmiUfiirlic^ ben SSerg(ei(^ eine« ju 9)2ü^fal unb Slenb 
oerbammten üWenfc^en {ßgozog, brutum) mit einer leibenben armen 
©eete. Die flröte ^eigt in SE^roI 5)eppin, bie 5)üpfenbe, fonfl 
au(ft SKumel, unb üJie^e im ämalungenliebe II, 83. 

Si« au« Oefterreic^ herauf Wallfahrten arme ©eelen al« ftröten 
nac^ ^(tötting; werben fte am ©tromübergang in ben 3nn ge^ 
ftoften, fo ift i^re SrlBfung oereitelt. (3ingcrle 115.) Sine ©auer«* 
frau au« ©a^ern oerlobte ftc^ nac^ Slbfam, fam aber im Seben nid)t 
baju; nac^ bem Job mugte fte bie ©aüfa^rt al« Ärbte machen, 
unb alle erbenflic^e SDIig^anblung unterroeg« erbulben. ^e^nlic^e 
©agen ge^en oon ©eefelb, in ©c^roaj, ber SobtenfapeUe ju üWeran 

1) 3inöet(e %. 25. 114. 138. 848. 886. 829. äBolf 3. 7 f. II, 348. 
866 386. ßeopr. 81 f. ßeffing glaubte an eine breimaHge aöiebergeburt 
aU SRenfdft. SB. Siiebiid^: .Seffingd SeeUiitoanberung/ 



398 152. %xmt 6eelett aU Stxbitn 

u. a. Huf ben ^o^enpeigenberg fam eine arme @eele Don ber 
Ammer hinauf al« ©roft uor bie Äirc^t^ür. Der SKefener gemährte 
fie unb marf fte }roeima( ben ^Serg t|tnab. 3ebedma{ brauchte fte 
jieben 3a^re, bi« fie wieber auf bie 5)ööe fam: ba enblit^ entrann 
fie in bie Äir(^e hinein unb foltetc bie ©rä^ct oor bem ÜÄutter= 
gotte^altar. (Sin 9{äuber waUfa^rtete nac^ bem Zoh a(d Srbte auf 
ben ^o^en Satoen; ebenfo eine grau afö ^äglic^e 5)ötf(l^ nac^ 
SaSeißenftein. 

Die ©eelenmuttcr ®ert^a erfc^eint felber al« Äröte; xoit 
mbc^ten no(^ me^r an ^(ubana b. i. Satona ober Diana Onfa 
beuten. Die Unfcntbnigin legt i^re ftrone auf ein rot^e« Znif 
unb f(^nappt fogar nac^ ber ^oftie. (ffiolf ^. ®. 127.) 3m 
fc^Iefift^en SKärt^en jpielt biefclbe eine 5RoÜe. Die Derroünfc^te 
^rinjeffin fann burc^ einen Äuß ertbft »erben, erfc^rerft aber ben 
3ßut^igften, inbem fie aU «Schlange ober jtrbte fic^ jeigt. (®ommer 21. 
ffiolf SRobcnftein 27.) einmal ocrfocftc ba« ©bdeüfräulein j»ei 
Sä\xx\ift, i^r }U folgen: ba manbelte ftc^ bie wunberfc^bne Jungfrau 
in eine ^btc unb ©t^lange, fo baß fie nic^t wagten, i^r bur(^ einen 
Äu6 jur ©rlbfung ju Der^etfen. Der SJtofc^* unb ^btenabergtauben 
in Oftpreugcn fc^eint attbeutft^. S« fmb oerwunfc^ene ^rinjcn 
ober Äbnig«tbc^tcr, man fürd^tet, fie ju treten. (Äu^n 5W. ©. 46«.) 
Die ^rinjeffin oon ©t^iefclbein ift al« Ärbte Derwünfc^t. (3a^n 23.) 
SBenn ber 53aum im bortigen filofter jur SBicge aufgeiimmert ift, 
fann ba« erfte tinb, meiere« barin liegt, fie erlbfen. S5om ©c^loßberg 
beim Dorfe 92orb^o(} unfern 9{oggenburg ^ält jä^rlic^ eine un^ä^tige 
ÜKenge Ärbten ben 3^9 "^^ bem ©c^logmei^er: e« pnb Dermunft^ene 
^rinjen. 3n ber ©t^tuc^t 3fenbrecl|en bei ^inbelang ftecfen unge* 
rechte ßanbmänner mit gtofeenben Slugen in ber Ärbtenlarue. (^anjer 
104. 195.) 3Sorn)iegenb figurirt bie Ärbte im üWärt^en al« Spin- 
ner in unb wirb jule^t al« ®raut entzaubert, (^aug II, 3ö4.) 
Die firbte entpuppt fic^ at« SDIäbc^en (©c^meUer 82 f.), al« ^offnung«^ 
üoUe grau eine« ©ergmännfein« (Saaber 78. 128), ober al« SBbc^ 
nerin (Sllpbg. 87. 113. 159). ^anfel entberft in biefem 3uftanbe 
feine ®rebcl. 3m Slltiungferntcic^ bei ®rimma, einem jiemlit^ Keinen 
Sümpel, (eben bie SOfäbc^en ber @tabt, welche (ebig geftorben ftnb, 
al« Unfen fort. ((Srägc 222.) 



158. nnflerbUd^feit bet Ihöten. 399 

153. Un^tttnifUit bet Sttittn. 

!Z)a^ t)or(^rtft(i(^e Slltert^um fc^eint ben ©(auben an bod unab^ 
töffigc fortleben bcr Ärbten gefc^bpft, unb fie at« ©innbitb bcr 
unftcrblic^en ©cele betrachtet ju ^aben, um fo me^r aU bad tpunber^ 
ft^öne Sluge fo fcetenüoll und anfpric^t unb gleit^fam um SKitleib 
unb (Srbarmen fle^t. SKan muß miffen, ba§ ftc^ lebenbe Ärbten in 
©urjelftöden uralter ©tämmc, ja in geldgefteine eingefc^Ioffen finben. 
S^ormalbfen ittktti bd SßtaxbtitunQ üon ßorrara^üRormor mit 
bem üWeiget in eine Oeffnung, morin eine ^öte ^odte, bie bann 
noc^ lange im ätelier ju 5Rom ^erumfroc^. Unfängft üerbffentlit^te 
ein 5)r. ^atterfon in ber Sonboner Simed ben gunb einer ^alb- 
erftarrten unb blinben Ärbte, beren ©lieber, aßfeitig bemegtic^, (ein 
^öc^Iein audgebilbet ju ^aben fc^ienen. ®ie lam beim ÜDurc^bruc^ 
einer Se^mfc^ic^te in SJorfc^ein, beren Siieberft^lag man bon 20 bi« 
30 taufenb da^re anfe|te, fagen mir gleich aud bem Sobenfa^e bed 
Urmeere«. 

!Oer feinem 5Wamen unb* ber gamitientrabition nac^ glaubhaft 
Don einem ber ja^Ireic^en ®b^ne bed ^taud bon ber ^^tüe abftammenbe 
3o^. Sbmenbrud, fec^je^n 3a^re Pfarrer in 9iot^enborf bei ©tabt 
©ufenborf in Sot^ringen, erjä^lt mir: ^eter «Itmatjer, ©ürgermeifter 
unb Steinmauer bafetbft, arbeitete 1873 im SKufc^etfalfbrut^e, 
ate inmitte be« gefprengten gelfen« eine lebenbe ffrbte ^erging, ©er 
Pfarrer lam baju, fa^ bie Oeffnung, worin fie o^ne Öic^t, ?uft unb 
ina^rung oegetirte, feitbem bad ©eftein aud bem anfängtic^ meieren, 
breiartigen 3"Pönb oer^ärtet mar, »er fagt, feit wie biet SDi^riaben 
oon Sauren. S)ie Ärbte blirfte i^m ganj feetenboB in bie äugen 
unb wie erftaunt in bie ©elt ^inaud. ®ie frabbelte um^er, bi« 
bbfe ©üben fie tobtfleinigten. ffia« »iü eine taufenbjä^rige SSoIK* 
fc^ä^ung bed gebend einer ^öte, wo SRidionen Sa^re in f^age 
fommen! S)enn bad ©eftein mar noc^ meic^ unb nic^t ju Marmor 
ober äRufc^eßatf erhärtet, bie ©ebirge noc^ nic^t burc^ (Srfatten unb 
Sufammenfc^rumpfen ber ©rbe aufget^ürmt, ald bie Srbte fc^on tebte, 
beren unjö^Iige noc^ im ©c^ooge bed @ontinentd ober unter bem 
SDteeredgrunbe eingefc^Ioffen oegetiren mbgen. dc^ felber mar noc^ 
ald @tubent 3^uge, mie eine Sröte in einem gemig taufenblä^rigen 



400 168. Unflerbtidifeit bet Ätöten. 

Sic^ftod aud bem SKgSu bei 2:egemffe i^re Se^oufimg ^atte unb 
beim aufarbeiten ju gärberfc^eiten lebenb ^erüorfam. 

ffiie Derpet man bo4 auf bie ©enennung ber ® eburt« Reifer- 
fröte (bufo obstetxix), welche fic^ on ben §aupt(eon^arb^ffiaü= 
fahrten }u 9igen, ®anacfer unb ®rongbrgen a(^ SSotiobilb fo häufig 
finbet! 5)ie ©ärmuttcr ^ei§t felber Ärbte, unb unter ben toä(^femcn 
ober eifernen äJotiobilbem bejeic^net eine {rbtenä^nlic^e t$igur bte 
5)etlung be« ÜWutterlrampfe« ober ©rimmen«, bad man im SJolfe 
^äupg bem 3Serf(^Iuden einer firbte beimißt. (Quifcmann 9?. 92.) 
ßiferne Rröten an einer Sifenftange trifft man in ber JRot^u«- 
fapede ju JRieb^aufen in üWutterfranf^eiten geopfert. (Sirt. 8. ®(^. 
286.) ®t. SSeit ift 5Rot^elfer miber bie Janjwut^, unb faüenbe 
®u(^t, JU feiner ^b^tenfapcUe ober 3öbem opfern bie ^ilger eiferne 
^bten. 3n ber Sammlung oon @nge('üDoQfu^ }u SDtü^I^aufen 
finbet fic^ auc^ ein ©(a^faften mit ber eifernen ^bte. (Sine jitöte 
oon eijen mürbe 1883 beim Abtragen be« SWirabett fflaüe« in ©atj^ 
bürg ausgegraben. 

Srbten auf gröucnbreißigft an bie ©tallt^üre genagelt ober an 
einem ©rette aufgefangen fc^üfeen wiber bie SJie^fcuc^e unb gegen 
li^t Seute. !Der 5Wa(^bar gärber l)atte lange eine \oli)t an feinen 
Jhi^ftatt genagelt, benn fte jie^t alles @ift ^erauS. @ie fc^ü^t alfo 
baS SJie^ bor allem Uebel, unb mir möchten faft mit Slpoftelgeff^. XIX 
ausrufen: „©roß ift bie Siiana ber ßp^efer!" als ^auluS einen 
5)aufen berlei 3^"9^^ oerbrannte. 3!)ie I^rolerfage meig (9io(^^. 
9. ©. 341) oon einer fiebenjä^rigen ffiallfa^rt ber firöte. 

^anbelmann erörtert*) ben „Srbtenaberglauben unb bie 
Jlrötenfibeln" burc^ Slbbilbungen, baß biefdben ben Urt^puS ber 
ffanbinaoifd)en Sgrap^en bilbeten. ja fc^on eine rbmif(^e ©ügel^afte 
aus ben 5)Juinen oon 9^ooiobunum (bei ©urffelb) jeigt biefe I^ier* 
form. '^JliniuS fcnnt i^ren @cbrauc^ in ber SJoItSmebijin unb miber 
Setter unb ffiurmfraß. (XVIII, 17. 29. XXXIl.) ÜKan fanb foldje 
©roncefiguren auf ©ornljolm, mie im ruffifc^en ©ouocrnement 
^erm, alfo fc^on oor ber (Sifenjeit, als Ornamente ober ^^ilafterien. 

1) ä^ix^ott); fBni). b. «nt^topol. &tl f. (Stl^nol. u. Urgcfc^. 8erl. 1882 
e. 22 f. gfiiebel, S^mbolif^e Stxbitn 1883 8. 145 f.. 



158. UnpetHi^feit bct Ihöten. 401 

3n Scnebiftbcuern ^ü})ftc einntal eine ®rebet jur Äirt^ 
t()ür hinein, unb (egte toxt }ur Snbac^t bie ^rä^et ^ufontmen; ber 
aWcßner moflte fie vertreiben, aber ber ^faner t^at gürfprat^e, unb fo 
rüdte fie bi« junt älttare üor. !t)antit mürbe bie arme ©eete ertbft 
unb flog }u(e6t a(^ Staube batoon. Slm ®taffe(fee ^ätt man bie 
33rofeen für etwa« 5)ämonif(^e«. «W auf bem SBört^ 1853 im 
Sufc^mert hinter bem (S^riftop^^ügel unter ®ebet(fiuten ein ®ö^en^ 
niänulein Don (Srj aufgefunben mürbe, melc^ed i(^ felber befi^e, fag 
bie abfc^eulic^e ®eftalt barauf. ©ebeutfam ^eigt bie Äröte nac^ bem 
5Wamen ber ©eelenmutter bie ®rebel; toie fonft ald aWaud unb 
©erlange fc^Iüpft bie ©eele al« ftröte bem ©c^Iafenben au« bem 
3)2unbe, fo ijM man um SRie^bac^, !Da(^au unb ^o^entammer. 3n 
5Worbbeutfc^Ianb oerpujjpen fic^ bie Unterirbiftften al« joggen 
ober ^abben b. ^. Ärbten unb grbfc^e. («artfc^ 5»r. 98. 99.) 5)er 
Slieberr^ein fennt fie afd ^ate, Ärotpote oon Irotan = fc^reien, 
quacfen, }um Unterfc^iebe oon ber ®c^i(bpate ober @c^i(bfr0te, bie 
mit einem ©c^ilbe gefc^üfet ift. (S5gl. ßccvoaxog^ @Ir. racna-rana.) 

Onßärnt^en ^ei§t e«, einer Srbte auf bem greit^of barf man 
nic^t« ju leib t^un, man oerfünbigt fic^ fonft an einer armen ©eele. 
S)ie teibenben ©ecten fifeen ol« ftrbten im SEBagengeleife, man ^ebt 
fie aber au« bem ffiege, bamit fie nic^t überfahren werben. (©c^5n= 
»ert^, I, 286.) 

©elbft in 2Hün(^en fann man öon biefer ©eefenpuppe erfahren, 
natürlich nur beim unteren $olfe. $ier fo gut mie im Unterlanbe 
loeig mancher bon ber ©anberung biefcr aimp^ibien mit fünf ^cljtn 
JU gemiffen SBaUfaM«orten, mo fie ftc^ erleichtert füllen. 3){an 
oerübett e«, menn Oemanb eine Ärbte auf ber ©trage oerlefet, »eil 
man baburc^ ber armen ©eele ma« }u Seib t^ut, unb in ber ®egenb 
oon greifing gibt man fogar bie 3^it ^n, mie lange eine folc^e 
ffianberin, auf allen ©egen ^im unb ^ergeftoßen, brauchte, bi« fie 
enblic^ ben ®nabenort ailtbtting erreichte, ©o ftat eine Iranfe grau 
\\ä) hatjin oerlobt, unb mügte fie al« ©ro^f ^infriec^en. 5)a« t^at 
fie benn »irflic^ nac^ i^rem Sobe, unb fefetc fic^ toieber^olt auf bie 
Äir(^tprfc^tt)eüe, bi« fie bom CSeiftlic^en befproc^en i^re ®efc^ic^te 
erjä^Ite unb erlbft mar. (^anjer II, 479.) 

Stpp, S)fittf(^c neliflion. 26 



402 154. Sobanfagen im (Beiflcrteid^r. 

154. Zubattfasen int ®ei{ierreii|e. 

5)ic ©piritiftcn machen un« gfaubcn, baß bic ©ciftcr ber t)or^ 
angegangenen ©efc^tec^ter no(^ unter unb neben un^ Raufen, bag 
bie guten un« Anleitung unb unberfennbare 93orjeic^en geben, bic 
böfen a(d ^obolbe fc^a(ten unb namentlich in a(ten Surgen allerlei 
Unruhe unb Umfturj uerurfac^en. „Der 2Hcnf4 »erfut^e bie ©ötter 
nic^t, unb begehre nie unb nimmer ju fc^auen, mad fie felber toer- 
^üßt mit Stacht unb ®rauen." 5)oc^ ber SSormife torft jum SJerfe^r 
mit ber 2BeIt ber ?lbgef(^iebenen, bie un« Sterblichen Dienfte er= 
meifen unb ®egenbienfte reic^fic^ belohnen, unfagbar aber bon ber 
©e^nfucfit mieberaufjufeben befeelt fmb. 5Rät^fet^aft ift ^tutarc^« 
©eurtunbung bom Stöbe be« großen ^Jan unter ber §crrfc^aft be^ 
ftaifer« Jiberiu«, fo baß ©c^elling ben ©eifterruf gerabeju auf ben 
2ob G^rifti bejog. 

SKanc^erfei au« bem gewöhnlichen ?eben bietet unfer ©agen- 
fc^afe § 163, tt)oju in aller 8BeIt [ic^ weitere ©eifpiefe ergeben, ©er 
^ec^t be« äderbürger« bon ^lau in SKedlenburg fä^rt ju 3l(fer, 
ba ^ört er ben 9hif: „wenn bu nac^ ^aufe fommft, fo melbc: 
,,^ril(ing unb Bratling ift tobt." ©er »ieber^olt ba^eim fauin 
bie ffiprte, afö aud bem Seüer ein ©tonnen unb fflimmem ertönt. 
3n Jlbrc^om Rieften bie "^ferbe be« ©oten bon SBittenburg im ®c== 
^ölje ptö^lic^ ftiü unb waren nic^t bon ber ©teile ju bringen; ba 
l)örte er jmeimal ben SRuf: „9iiber, fage f)a^l, Ringel ift tobt." 
3m $ocIueitt)aufe angefommen erjä^lte er ben Vorgang, ia entftanb 
unter ben (Säften ein (Seminfel nac^ ber I^üre ju, e« waren 3^^9<^r 
bic unfic^tbar t^eilgenommen. an ber ?anbftraße bon ®üftrow noc^ 
Schwerin, wo bie ffiitjiner unb SÖhiftiner gelbmarf fic^ berühren, 
fam ein aOJü^lfnec^t au« 9?oten an ber ^o^en Sionne borbei, ba 
bat i^n ein Unterirbifclier, boc^ ba^eim in ber 5Kü^le anjufagen: 
i3rigelfen, "^ragelfen fei tobt, ©a« t^ut ber Änec^t, ba ^ört 
man bie ganje Slaclit in ber aWü^le ©infein unb fflogen. (Sin 
•^Jeter^berger au« bem ©orfe bei Schwerin ging an einem Serg* 
männlein borüber, ba rief biefe« i^m ju: „wenn bu nac^ ^innow 
fbmmft, fo fage $anna, „©anna ift geftorben," fie foDe ^im== 
teuren." S)er ÜKann richtete feinen Auftrag au«, ba würbe ein 



154. jKobanfagcn im (Sciflcttcid^c, 403 

©aufcn unb ©raufen, Oantmcni unb ftlagcn ücmommen unb e« 
erfolgte ein gortjug.^) 

3m Surgermalb ob Üßufdiel« Rauften ©ergmännletn neben ber 
glitte bed attcn $an« Mt) unb feine« SBeibe« Slppofonia. Sin einem 
Sßinterabenb erfc^ott ber 9iuf: „^an« ?lbt), fag bem 9lppele, b' 
2lppeta fei tobt." Dasu tarn ein ©eräufc^, ©einen unb ©c^Iuc^jen, 
al« ob 3emonb burc^ bie ©tube fc^mebe. SKitternac^t« »ieber^olte 
fic^ ber 5Ruf, unb brausen folgten bie ^tottQt mit gadefn, i^re 
SBeiblein in fc^marjer Srat^t mü^fam einem ©arge, älnbern SWorgen« 
fam ©otfc^aft, bie 3J2utter ber ^rau fei am ©c^iage geftorben. 
(C)erjog I, 82.) 

Sei einem Sauer in Silbenau näc^ft Sraunau traten ein paar 
©ergmännfein in ©ienft unb ®tü(f fam mit in'« ^au«. S)a rief 
einft bo« ©eiblein: „Oafob fomm geft^minb, wir muffen nadi bem 
Unterdberg, Äaifer Äarl ift geftorben," unb beibe berfc^roanben. 
(JJreifauff ©. 13.) ein ©auer fä^rt am Äu(u(«berg bei ©efter* 
Raufen (näc^ft SKagbeburg) uorbei, ba rief eine ©timme: ßag ©agen 
unb ^ferb fte^en unb tauf gefc^winb ^cim; fag bem Sitian, er foU 
^erfommen, fein Sinb ift tobt, ©ie er ju $aufe bie ©otfc^aft au«= 
richtet, tt)trft e« mit einmal ben ©robteig au« ber 8uft ^erab unb 
er ^5rt: fie foüen fünftig, wenn ber leig über S^ac^t fte^en bleibt, 
brei treuje barauf machen, bann fönnen bie ^totxit i^m nic^t an. 
(öaiftner, ©p^injc II, 196.) 

3m granji«fanerfIofter ju ©c^werin ^auft ber ^ int. ©o ^eigt 
ber $ami(iengeift be« SDIedlenburgifc^en gürften^aufe«. Sobotbifc^e 
Sunbgebungen machen un« mit noc^ mehreren befannt, j. Sd. f)urta' 
^ufc^: ©tu^emu^e foU ^eimfommen, ber ©aara i^r ^önnc^en ift 
geftorben. — ©oge ßotumban, änna^an« ift tobt! aWarinfele ift ge- 
ftorben! 5)er feiige ©(^bnwert^ glaubte feft, bag bie ©eifter nidit 
bloß eigene SRamen, fonbern eine befonbere ©prac^e Ratten. 



1) »attfd^, 9Wedl. 6. 9lr. 61. 71. 78. 84—88. 



26* 



404 155. i)eT 0eiflerbanf füt bie fidBedbeflattung. 

155. 3)er iStifinhant für bie SrUiedlefiattnttg. 

©0 »enig xoaxtn bie alten iOeutfc^en retigion^Io« ober gar 
gottuergeffen, bog fie bielme^r ßultu« mit aiV ben ÜK^t^en unb 
©agen üerbanben, beten Sieffmn »ir ^eute bemunbem. 3^^"^ I^eitc 
lannten fie fängft, »a« fpäter i^ncn al« ®otte« Offenbarung mitgc- 
t^eilt werben rootlte. 5)ie Ouben fc^öpften erft in ber ©efangenfc^aft 
am Sup^rat unb 2igri« au^ berfelben OueUc ben ©ittenroman üon 
2obia«, ben toir fogar in bie ©ibel aufgenommen fe^en, roä^renb 
bie ©omeriben au« ber afiatifc^en Ur^eimat^ bie fromme Ucberlieferung 
mitbrachten, ^aneberg (®efc^. b. Offenb. 447) jä^tt i^n ju ben 
bab^Ionifc^en ©cifte^probuften, nur ^at ber Hebräer bie ©eetc 
bed üom SJater begrabenen in ben ©(^u^engel JRap^ael at« SReife* 
geführten be« ©o^ne« umgcwanbelt. 9io4 gift ba« ©üc^Iein at« 
©rautfpiegel, aber aut^ am (Srabe wirb ba« Libera ab angelo 
percutiente gebetet, tt)a« ber ^tnbUf)xt unb bem Äoran üon ben 
©trafengetn im ®rabe entfpric^t. ©tatt be« gegefeuer« erführt ber 
SSerftorbene Reinigung im ®rabe; ^oben aber bie beiben lobc^engel 
i^r Slmt »errichtet, fo mag ber fo ©etäuterte felber aW guter ßngcl 
auf bie ßrbe jurücffe^ren. Sluc^ bie ganj abgefonberten 5)ag^ Sfii^ufug 
ober ©ergiuben im Äaufafu« glauben: ein ßnget mit feuriger 
^eitfdie fteigt jum ?cic^nam in'd ®rab unb fragt ben lobten um 
feinen S^amen. Diefcr entfinnt fic^ nic^t, ba fc^Iägt i^n ber Sugcl 
breimaf, baß ber ?eib berftct, reißt bie (Jingcweibc ^erau« unb fc^Iägt 
fie bem Stobtcn in*« ®efi(^t mit bem ^b^nifdicn 9?ufe: Um biefer roiücn 
^aft bu gelebt? (üKünien «Kg. 3. 1889 «eil. 1. Oft.) !J)cr tobte 
^öuptting auf 92eufee(anb wirb mit ($(ac^« gefc^(agen, um ba« über 
i^m fc^wcbenbe Uebel abjuweftren, bi« ber ®cift in ^b^ere JRegioncn 
eingegangen. 5)cr ©übe tbbtct unb begräbt 9D?enf(^en, um einem 
^o^cn SSerftorbenen ®e(citfce(en in'« Senfeit« mitjugeben. S)iefe bilben 
fogar ©diufegcifter; ber Scbenbe aber erlangt folc^e, wenn er Jobtc 
beftattet. 

SSJir begegnen biefer ©eltfage außer ben bieten (©agenfd^a^ 
§ 182. 183) angejogenen SBeifpicIen noc^ in ben ^arjmärdien (oon 
(S^ ©. 64) unter bem SEitef: „liie oerwünfc^te ^rinjeffin." ^eter, 
ein gutmüt^iger ©urfc^e, gibt fein (Srbt^eil öon 20 J^afem ^in unb 



155. 3)er «eifletbanf füt bie Scibelbeflottung. 405 

lägt einen armen Jobten begraben, bcr fonft liegen geblieben märe. 
J?aum \)at er ba6 Dorf berfaffen, fo fbmmt ein STOann hinter i^m brein 
unb bietet \\ä) afö ®efellfc^after an. ®ie gelangen bor ein ©(^lo^ 
mit fc^marjen ^ö^nen, barin, ttjie e« ^ieß, eine bom ©erggeift ber- 
zauberte ^rin^ef[in übet ^aufe; fc^on biete ^rinjen Ratten fie ju er- 
lösen gefacht, mären aber burc^ fie ffinber bed Jobe« geworben. 5)er 
Begleiter gibt fic^ ol« ben ®eift be« 23erftorbenen ju erfennen unb 
berfpric^t alte ^iffe. ^eter melbet beim Äbnige fi(^ an, bie Stoc^ter 
JU erlöfen. 5rtac^t^ entfliegt fie nac^ einem großen ©aale im f)arj, 
morin ber greife fürchterliche ©erggeift mo^nte; ^eter folgt mit an- 
gefegten gtügeln i^r nad}. ÜDer ©erggeift gibt für ben grembling 
nieberen ©tanbed i^r ein SJät^fef auf unb fie fliegt gurücf : biefer, ber 
alte« ge^rt, i^r nac^ in feine f)erberge. 9lnbem SKorgen« mirb er 
in i^re Rammer geführt, mo fie ft^on neun SKann^leute umgebracht 
fjat; ba gibt fie i^m ba« 9iät^fel auf: moran benfe ic^ jefet? ©r 
bcrfefet: „2ln'« meiße »Jog beine« SJater«." 9lbenb« erfolgt bie jmeite 
3lu^fa^rt nac^ bem erleuchteten ©aale, ^eter fä^rt mieber mit. !J)er 
I)o^e ®eift auf bem J^rone ftaunt über bie Söfung, le^rt fie an be« 
a5ater6 ©c^lacl|tfc^mert ju benfen; baöfetbe liegt bereit« ba^eim am 
üifc^e, benn ber grembe foü babon ftcrben. "^eter errät^ aber auc^ 
biefe« SRät^fel. 3""^ britten 3lu«flug erhält ^eter ein jmeifc^neibige« 
©c^mert, bamit bem ©erggeifte ben Äopf abju^auen unb i^n mit^ 
june^raen. „!Denf an mein f)aupt", fpridit biegmal ber S)ämon, 
•^eter fcl)Iägt i^m fofort ben Sopf ab. 53eim britten ©efuc^e bringt 
er benfetben im SEuc^e unb fteltt i^n auf ben lifc^. 5)a ftürjt i^m 
bie "^rinjeffin mit bem 9tufc: „SKein Srlbfer!" an ben ^al«. ^cter 
erhält fie bom SJater jur grau, fie mac^t im ©affer noc^ bie ©anb- 
lung in Stabe unb Staube burc^, morauf er Äönig mirb. Der ©e^ 
gteiter nimmt 9lbfc^ieb. , 

9ioc^ bermilbeter ift ber geifttic^e SRoman {&) ©. 116) in ber 
gprm bom ©c^neibergefeUen unb bem ©eifte, mobei jener auf ber 
SBanberfc^aft feine tefeten unb einjigen 38 J^afer für bie ©eftattung 
be« SEobten Eingibt, meieren feine ©laubiger nocI| im ©arge 
mipanbeln. 3Jor bem Sl^ore gefeilt fic^ ein 9teifefamerab ju 
i^m unb berfpric^t, jeitleben« bei i^m ju bleiben, ©ie fommen 
JU einem ftbnige, in beffen ©arten bie ©ebeine aller ber ^rinjen 



406 156. ^er (Srabengel unb bic Sobtenpein. 

Rängen, »efc^c fic^ f(^on um feine Soc^ter beworben. ®ie »tll feinen 
SDJann, unb forbert jeben jum ©ettlauf ^erau«, »irb aber nun 
überholt. 

156. Set iBxühtn^tl unh bie Zotttnptin. 

Nee permittas angelum percutientem ei nocere! lautet noc^ 
^eute ba« @rab gebet. SWatürtic^ ^at ber ^priefter feine ä^nung, 
baß biefe ©orte ju ®ott ouf ber uralt ^eibnifc^en 9lnf(^auung be^ 
ru^en, ald ob bad fttnb^afte ^Ui\(ii burc^ ben £obedenge( brei 2:agc 
im ®rabe jerfc^Iagen merbe. ©arin beftanb nat^ bem Salmub^) 
bie ^ein be« gegefeuer«, II ^etr. II, 9 beutet barauf ^in: ^3)er 
5)err roeig bie grommen au« ber SSerfut^ung ju erlöfen, bie ®ott^ 
lofen bema^rt er jur ©träfe auf ben lag be« ®eric^te«/ Die 
blutigen ©trienten, welche ber üermefenbe ?eib jeigt, mochten auf biefe 
a?orfteßung führen. 2lu«brüc«icl) fpric^t ba« Söudf ber ©ei«^eit III, 5 
bie Seelen ber ®erec^ten finb in ®otte« $anb unb bie Cual be« 
lobe« wirb fie nic^t erreichen, nur »erben fie nac^ bem Stöbe ein 
tt)enig geftäupt.'' ®o le^rt ber 3cnboüefta (93enbibab. gargarb VII): 
„Der ©erec^te mirb roeber ©tbßc noc^ SBunben im ®rabe erfahren, 
unb ber oierte Jag nadj feinem lobe i^m 3ur &rqui(fung fein." 
ebenfo fpric^t ber ©unbe^efc^ p. 31 oon ber blutigen 3^P^ift^wnfl 
im (J^rabe. 8Son ben '^arfiprieftern lernten bie Ouben in ber &f' 
fangcnfdiaft, roa« ber Jalmub ba« „®ericl|t be« ©erlagen« im ®rabe" 
nennt. Der lobe^engef ^ätt in ber 5)anb eine glü^enbe Sette, momit 
Schlag auf ©c^Iag alle ®lieber gerfe^t unb bie ®ebeine jerftreut 
merbcn, bcß^alb lautet ein ®cbet: „^err erlbfe mic^ Don ben ©erlägen 
im (S^rabe!" Der Soran nennt bie fcffmarjen ®rabengel, meiere 
9)Jad)t über ba« fünbige gleifc^ ^aben, SWunfar unb 5Wefir. (S« 
ift mo^l glaublich, baß man ben ^brper oor ber Seerbigung be« 
„SDJabenfadc«" entflciben moUte, um bie ®rabe«pein ju erfparen, 
mie burc^ bie freiwillige Ueberna^me ber laufe bem SBeltgeric^t 
einer neuen ©ünbflutl) juüorgcfommen werben follte. ©ofrate« im 
®orgia« erflärt, baß bie be« Äbrper« febigen ©eelen Don ben böfen 
^anbtungen im Seben gleit^fam Striemen, ©c^wielen unb Starben 



l) ^gl. Bipp, ^tt)\fion bed S3ibelfanond 2. Hujl. 33 f. ©agenfc^. 680. 



167. ©eelciH)ööcl. 407 

an fi(^ trügen (cf. Zacit, 2lnn. VI, 6). ®o fprlc^t auc^ bcr 3nbcr 
Oarc^a« in äpolloniu« Scben f^^it. III, 42) üon JJIccfcn bcr 
©cele unb ©ünbennarbcn. S)ic aHctämilc geben ben Sobten 
@atj unb jmci ©robc, mobon eine« attbadcn, ba« anbcrc frift^ ift, 
mit in'« ®rab, um bamit bie beibcn Sngel ju befbftigcn, bie ba« 
(ärabejamen galten.*) Der 3«Iam ^at ben unüorbenflic^en, ober 
nac^mei^bar 4000 jährigen Stobtenbienft im 92iQQnbe nic^t befeitigt, 
unb noc^ fptic^t bcr 3mam, ä^nlic^ bcm römifdicn ®ciftlic^cn, ba« 
8ci(^cngcbct über ben 2)?of(em: „O ®ott, crfparc in bciner ©arm= 
^erjigfeit i^m bie Prüfung bc« ®rabc«." 

3ft e« ni(f|t auffaücnb, mie bcr 3ube, felbcr ibeenfo«, ^icr unb 
in anbem 9ictigiondanfc^auungen üöüig üon ben Reiben abfängt, 
xoit er bereu gciftige unb leibliche ®üter fic^ aneignet! ®ie eigneten 
fic^ autft bie perfifc^e Se^re Dom g^ucrfluß Dinur an, welcher bie 
lefete aWadet uom Srbcnlebcn tDcgfcgt, unb foü Saifer 5)abrian barüber 
mit 9t. 3ofua ein ©efpräc^ gefütirt ^aben. ((Sifcnmcngcr II, 346. 372.) 
gegefeuer unb $öfle pnbcn fo i^ren Slu^brucf, inbeg bcr ©rieche 
bie milbere gorm be« f)abe« bietet. 5)cr alte Sharon, »eitler bie 
3lbgefc^iebencn ju ©c^iff in'« SRcicf) be« ^luto einführt, lebt bei ben 
iWcugricc^cn al« ß^aro« fort, nur i)at er bie JRotle be« ©eclen- 
fü^rer« §erme« übernommen, um al« unerbittlicher lob beibe ©e^^ 
fc^fet^ter, 3ung unb 3l(t, burc^ ben ©eltraum ju entführen. S)er 
Deutfc^e lägt auf biefem ©ege bie ©träfe be« jüngften ©eric^te« 
fi(^ boüjie^en. 3n ber milben 3agb braufen bie ©eefen ber S5er^ 
bammten burdi bie Süfte, bie graufamen ©urg^errn unb ©auem= 
fc^inber, Jobtfc^Iäger unb ©elbftmbrber finben feine SRu^c. Da« ift 
i^re 5)5Ue. 

157. SeelettuSgel. 

Dq« 9lltert^um trug pc^ mit ber ©age bon ben SIWemnon«=^ 
obgefn, toelt^e jä^rüt^ au« 2let^iopien jur Jrauer an ba« ©rabmal 
be« ©ottgeliebten geflogen famen: e« »aren bie oermanbelten ©eelen 
feiner ©efä^rten. 3n ben ^ierogl^p^en erfc^eint ber 25oget mit 

1) «belo, Scitfd^t. b. b. ^Jol. Söet. \U, lU. Sepp, Scruf. II, 663. 
2. Sufl. 762. S^ %aiU bei bet fluSgtabung ber t)ot!onflantinif(i^en Statuts 
btole in %\)xn% au S)u^enben SRetSloile im i)ienfle. 



408 157. ©eelcnööger. 

aWcnfc^cnfopf ate ©itb bcr ©cclc, er ging, anif in bic romanifc^c 
9lr(^itcftur über. 3m ägijptift^cn ^arobie« ftc^t bcr Scbcn^boum, 
üon mclc^cm e« im 9iigt)cba ^ci§t, ba§ barauf bic ©oma cffcnbm 
3JbgcI fifecn. 5IKcrfn)ürbig ift bic ÜDarftcüung bc« aud bcm ß^riftu^ 
grabe »ac^fcnbcn 8ebcn«baumc^ , morauf 25ögcl bic 8cbcn«fruc^t 
pidcn.^) 5)cr Äoran XVII, 14 bcmcgt fic^ in bcmfclbcn rcligiöfcn 
Obccnfrcifc. 5)ic ärabcr üor SÄu^ammcb liegen au« bcm ®c^im bc« 
SScrftorbcncn ben 3SogcI $ama ober ©aba entfielen, bcr ba« ®rab 
bc« SSerftorbcnen alle ^unbert 3a^rc einmol befuc^t. 5)ie ®cetcn= 
übgct trinfen auc^ au« ben Quellen bc« ^arabiefe«. 9iac^ pt)ti)a^ 
goräifc^er wie bruibifc^cr fie^re werben bic ©celcn ber Sugenb^ 
haften a(« S3öge( gebac^t. ÜDie Sljtefen (äffen bic ®ce(en a(« Solibrid 
bic ©lüt^cn umfc^mirren. 2lu(^ bic 5)cutf(^en fteüen fidi bic ©celcu 
al« SSbgcI bor. 

3n Oeftcrrcic^'®c^Icfien ^äft man bic SSöget, welche auf 
äüerfcelen um bic Sreuje ber Äirc^^öfe fliegen, für abgelebte ©celen. 
3rr lichter ^ä(t bcr Dalmaticr für bic ©eifter ungetaufter Sinber. 
J)icfe lommen in 5Worbbeutjc^(anb in iWobi^frug ober bic SJor^öUc 
(Stobiöfraten in loggcnburg). ©ei ©terbenben öffnet man bic ^cnfter, 
um bcr ©cclc ben 3lu«gang ju erleichtern. 

erinnert nidit auc^ bic Stiftung SBalt^cr« bon ber SJogcI^ 
weibe ^albmcg« an ©cclcnbicnft, monac^ auf feinem ©rabfteinc in 
SBürjburg an^ bicr ©rubelen bic a?öget gefüttert mcrbcn foUtcn, n)o« 
bi« in'« XV. Oa^r^unbert gcfc^a^. SRid)t umfonft fingen bic ^nbcr 
um gürftcnfclbbrud, inbem ftc ju grü^(ing«anfang ben ©ängem bcr 
Suftc Srobfrummen ftrcucn: 

$i(f, pid auf! 

3(3^ opfcr'd ben otmcn ©eelcn auf. 

5)ic ßanbicutc bciränjcn bic ®räbcr au(^ mit aSogcIbecrcn, welche 
bcm J^or Zeitig toaren. 9lm fattifcf)cn ^üncnpgcl ,,?üppert«grab" 
(oon ßiutpcra^t) pflegte ba« 35oH bi« in unfcr 3a^r^unbcrt im grü^Iing 
einen grünen 3tt)cig ju ftedcn — al« ©^mbol bc« SBieberauf leben«. 
3n ben 9lorbcnborfer ®räbcm fanb fic^ auf einer ©pange bic 3n* 
fdirift: „St^or mei^e biefe 9tuncn!" — mie auf bänifc^cn 9funcnftcincn. 



1) «uäfü^rlid^ in meinem ?JaIäflinatoer! I, 868. 2. 9lufl. 495. 



168. ©d^tttb, ©trofc unb @t(ö|ung bct armen ©eclcn. 409 

5)ic SJall^rcn, meiere Reiben am ©c^Iac^tfctb crficjen, fmb SJcrftorbcnc 
(Sltlamät 26), xoit bic mcigc grau, ipctc^c bic STobtcn abholt. SJie 
9lonicn erjcf)cincn gerne ald Stauben, bie ©eelen SJerftorbener nic^t 
feiten al« ©t^wäne. (öippert 137. 183.) S)ie armen ©eeten 
(eben at« Heine fc^marje gifc^e in buniten ©emäffem unb tonnen, 
menn fte beim SRonblic^t an bie Oberflödie tommen, ntc^t gefangen 
werben, (©c^önwert^.) S)ie SRömer gießen Lares permarini bic 
©eelen bcr (Srtrunfenen. 

158. @i|tt(b^ Strafe unb (Stiofung ber armen Seelen. 

Siat^bem fic^ in unferen Jagen in ben wieberaufgebedten 
aff^rifi^en Saiferpaläften noc^ in Äeilfcf)rift auf S^onc^tlnbern 
bie SBibliot^ef be« JReic^e« üorgefunben, »elc^e ben ©runbtejt ber 
®enefi«, ben ©ünbenfaü unb bie ©ttnbflut^ u. a. enthält, alfo aiU 
^ebräifc^e Urfunben erft in jmeite 8inie fic^ [teilen, barf e« nic^t 
SSJunber nehmen, 3lpofr^p^en, »ie bie üon Slobia«, huxä) bie ^eibnifc^e 
@agc überholt ju finben. 

Die ©ibellegenbe fe^rt in Urlaub uom jungen $an« mieber, 
welcher einen lobten begräbt, bem bie SRiefen feine 9tu^e gönnten, bi« 
^a\\^ beren ©ut^aben jaulte, änbern üWorgen« t^eilt er fein ©rob 
mit einem Bettler, ber ald Sruber be^ begrabenen i^m a(^ ^ec^t 
folgt. ®ie gelangen an ben fibnig^^of, mo bie ^rinjeffm jeben 
freier abroie«, i^re fföpfe ftecfen an eifemen J^rftangen; eö fe^lt 
nur ber jmblfte. 5)oc^ er muß brei groben befielen: er fiegt mit 
§ilfe ber ©iebenmeilenftiefet, be« unfic^tbarmac^enben SKantel« unb 
feine« SRiefenfc^merte«, unb erobert bie ©raut. (Änorfe 75.) 3m 
gälifc^en 3»ärc^en (bei ßampbett XXII) üon 3ain ift bie Äbnig«^ 
toc^ter au« Spanien, im fpanifc^^franjöfifc^en JRoman oon 3ean be 
Salai« au« Portugal, ja Oo^ann bon ßalai« gehört in Portugal 
)U ben ludi natales. 

!Die ÜKorat au« ber frommen ©efc^it^te ift, baß nac^ unoor^ 
benflidiem Glauben bie abgefc^iebenen ©eelen o^ne bie ©eftattung be« 
Seibe« feine $Ru^e finben. 9^un erlaubten bie graufamen (Sefcfte be« 
aitert^um«, bag ber ©laubiger felbft an ben Öeidinam be« ©c^ulbner« 
f«^ galten, fomit bie B^^lung bon ben Srben erjroingen fonnte. ©ir 
leiten ba« noc^ ^eutc bei fat^olifc^en ©egräbniffen gefproc^ene Libera 



410 158. 6d^u(b, Strafe unb (Stiöfung bev armen Seelen. 

auf bie bab^Iontfc^e, mo nic^t äg))pttf(^e ©efangenfc^aft jurild. Sßte 
nämti^ ber Selb bed @^u(bner^ auf (Srbeu, fo backte man fu^ auc^ 
bie fünbbetabcnc ®eele im ®rabc ^eimgcfut^t. !Da^ 3tt)o(ftaf clgcfcfe 
gab einen folgen in bie ^ec^tfc^aft bed ©laubigere, ia erlaubte, ben 
©c^ulbner lebenbig ju jerf^neiben, toie bei ßiüiu« VIII, 28 ein ©eifpiet 
üorfiJmmt. 59ei ©tiefet (ba« @tru«fifc^e eine femitifc^e ©pra^e) pnbct 
fic^ fogar bie Slbbitbung oom ^enfftein eined fo na^ bem 9eifpte(e 
bc^ JWarfpa« (unb noc^o^mung«»eifc ©artplomäu«) bei Seben ge= 
fc^unbcnen Leugner«. Die ^inefifc^en ©efefee !ennen noc^ biefe Sobe«^ 
ftrafe, unb fu^en ba« ©erbrechen be« 3Soter^ an unmünbigen Äinbem 
unb Sinbe«!inbem ^eim, fei t^ burc^ ßntmonnung ober SSerfauf 
in bie <Sf(aoerei. 3n @e^(on mirb no^ ^eute ein unoermögenber 
®(^u(bner mit feiner ganzen t!<^mitie @igent^um bed ©laubiger^. 
3n ßambobfc^o beftonb bi« 1884 bie ©ttaoerei für bie iRac^= 
lommen bereu, loeldie wegen ©c^utben leibeigen gemorbcn. auf 
Sumatra unb 59omco muffen ©d)ulbner auf ©c^iffen i^re ©c^ulb 
toie ©tlaoen abarbeiten. 3luf SKabagadlar t^cilt ein folc^er bo« 
8oo« ber Kriegsgefangenen, »ut^ bie ruffifc^e ©efc^i^te fcnnt bie 
©raboermeigerung, unb im S^ittelatter mar ber (eibeigene Sanbfiebet 
aud) bei unö für bie ©c^ulb feine« ^errn haftbar. SWod| bei ben 
Sflormannen I)errfcbtc ba« (Scfcfe, bag ber ®täubiger bie ©cftattung 
bc« ©c^utbner« oer^inbern fonnte biö ä^^Iwng geteiftct »ar. ©etbft 
SBil^elm ber Eroberer erful)r bieg na^ feinem Sobe. SBic imSuc^ 
Tobias tobtet ber !iDämon 9{affd)afa im ©omabeoa S^atta II, 24 
alle SSerlobten ber loc^tcr beS Äönigö Deoafena in ber ©rautna^t, 
bi« er bur^ 23ibuf^afa übermunben wirb. 3m 59eon)uIf fteigt ein 
Unget^üm, ©renbel, aus bem ©umpf, bricht in bie ^atle ein unb 
tobtet bie 3nänncr, um beren ©lut ju trinfen, bis ©eotoutf i^m 
ben 9lrm auSreigt. !Z)ie c^riftli^e Slnfc^auung mac^t ben ©ünber 
ober ©(^ulbner jum ©efangcnen im ^urgatorium, bi« bie Sebenbcn 
ber armen ©eele ju ^ilfe !ommen, ober bur^ ®cbet unb Opfer fie 
lodfaufen. 



159. 2)Qd fegettofe Xobtenfd^tff. 411 

159. 3)a8 fegeOofe Zobiettfditff. 

3n Obern borf beiÄaufbeucm unb »citcr ^crum mcrbcn nocft 
bcr 8ci^e bie 5WägcI gcft^nittcn, bamit bic ffictt nic^t fo bolb untcr^^ 
gc^t. (Sirlingcr Sil. II, 407 f.) ^icr bämmert noc^ ber bcutfc^c 
®Iaubc nad), ba§ ou« bcn 5Wägcln SScrftorbcncr ba« lobtcnfc^iff 
iWagtfari gebaut merbe; um ba« Snbe ber Dinge ober meiter ^im 
au^juf^ieben, fürjte mon bie 5WägcI. 3f|r fräftige« ©a^fen beutet 
auf ein ^of|e^ Sitter, unb im ®rabc tooc^fen fie ja noc^ fort. $agen, 
ber lob, fä^rt (Sharon« ©c^iff in'« ^eunenlonb, SSotfer ber giebler 
fpiett ben S^obtenreigen auf, mie ©pielmann @gbie jur 3$ern)üftung 
Ijarpft. 

S)ie Slfen bringen $albr'« Sei^nam, na^bem Zffot mit bem 
Jammer fie eingefegnet, in bieSarfe, ebenfo bie geliebte 5Wanna. 6« 
ift ein ©c^iff o^ne ©egel, welche« ebenbarum auc^ ftromauf- 
wärt« fä^rt. 311« ^altar bem Scheiterhaufen übergeben wirb, 
fü^rt man feinen §engft (Srani ^erbci unb üerbrennt i^n mit feinem 
§errn. SBoI)lan S^uerjeit! aud) ©igfrieb« unb Srun^ilbenö 
Seichen mürben im ga^rjeug im 9torbmecr bem ©piele ber ©eilen 
auDertraut, unb gelangen nac^ bem 8cid)cnbranb auf bie Onfel ber 
Seligen. Sluc^ Sriftram« ober Jriftan'« ®^iff o^ne ©teuer unb 
©eget gelangt an Orlanb« Slüfte. S)ort nimmt 3folbe, bie blonbe 
ffönigin, ben leibenben gelben auf unb fü^rt i^n in bie ®efilbe be« 
griebcn« unb ber ©eligfeit i^rer SSerflärung entgegen. Sbenfo mirb 
ber $etb ©filb im 59oote begraben. 3n ber 9^ialafaga c. 160 
legt ber lebenömübe glofi fi^ ebenfo in ein ©t^iff unb treibt ba^in. 
yiad) ^rofopiu« 6. 9. 420 mar ba« fräntifc^e ©eifterreic^ ©rittia: 
bat)in fc^ifften bie ©eelen. (®rimm SÄ. 791 f.) ßlaubian (in 
Bufinum I, 123—133) mußte nod) im V. 3aör^unbert i^ren ©ammet- 
plaft an ber gaüifc^en Äüfte. 31 b feg ein brauchen mir fogar biß 
l)eute für fterben. 5Wac^ 3bn go«lan ^aben bie 9fut^enen nod) im 
X. 3a^röunbert i^re Sobten auf 59ooten in glüffen verbrannt. 

Die ©age üon ber Ueberfa^rt ber ©eelen nad| ber 3nfel ©rittia 
nad) uraltfeltifc^em ®lauben beruht auf geft^it^tlit^en SSorgängen. 
3lud| bie Segenbe gibt baoon 3^9>iiB- Sajaru«, SDtart^a unb 
SDtagbalena, (meldie fölfc^lidi für 37{arie oon ©et^anien gilt!) merben 



412 160. ^Qd Xobten^eei ober 2Boban^ lotlbe 3agb. 

im ©c^iff o^ne @ege( na^ ber iSSefttoett entführt, unb lanben an 
bcn ^^erifdien 3nfcln. Der Srjbif^of üon är(e« brachte jum üati= 
fanifc^cn (Soncil fogar ein Heine« metallene« äbbifb be« ächten ga^r^ 
^euge«, unb ^iu« IX. na^m ^o(^ent3Ü(ft bieg für SBa^r^eit. !Der 
ffa^n mit ben ©ebeinen be« ^I. 3afobu« gelangt in fec^« Sagen, 
nac^ anbem in einer falben ©tunbe öon 3oppe nac^ Jria ßompo^ 
fteüa 41 n. 6^. ßbenfo tanbete auf fteuerlofer 2lr^e Oofep^ t)on 
^rimat^ia na^ gaüifc^er ®age in iDiaffilien, nac^ proüen^aüfc^er 
in 9lquö @e(tiä, nad| engtif^er in ®(a«gom mit bem i)l ®raa(. 
Wie Ofiri« im Stöbe nac^ Sßxjblo^, fo fc^n^immt ba« ^(. Sßint im 
/Jeigenftamm üon @ibon nac^ gtanfreic^, unb fc^lägt im S^afe t)on 
jecamp ju einem 59aume au«. 

atfo mürben im 2lltert^um auc^ im SKittelmecr bie lobten in 
Schiffen begraben unb bem ©piele ber ©eüen übertaffen. ©pätcr 
fanb bie §eibenfitte al« ©träfe auf ©elbftmörber änmenbung, bie 
man in ^a^ern noc^ bi« in bie testen da^r^unberte in ^tonnen 
ium Sluff^ bradjte unb „rinnen liefe." ^) 

160. 3)a» Zobien^eer ober aSobait» loilbe 3agb. 

3)er Üobtenfü^rcr (Sharon, beffen 59ar!e, meil überlaben, fic^ 
im ®t^f Dertieft, lebt al« ß^aro« noc^ bei bcn 5Wcugriec^en fort, 
übernimmt aber ba« ämt be« ©enfenmann«, welcher ©reife unb 
Sinber, flagcnbc 3ünglinge unb Jungfrauen in langen Steigen mit 
fii^ bur^ bie Süftc entführt, ^rof. SEl^ierfd) ^at bie ®3ene in einer 
meiftcrl)aftcn 3ci^)nw"9 bargeftellt. Diefc 9iolle be« ©eelenfü^rer«, 
njcnn auc^ nic^t im ©ilbe be« ftnoc^en^auer« , übernimmt augerbem 
^erme«; er möchte ju ^irmon, bem milben 3äger ftimmen. 
ä?elcfer glaubte, ben Slamen mit oQiiaco, [türmen, üerbinbcn ju 
bürfen. $utta öello Reifet „ber emige OSger" in Sot^ringen 
uac^ feinen bcibcn ^unbcn. ffiie oiele ^aben i^n fc^on im Saufe 
gcje^cn unb feinen f)unben unter §)änbeflatfc^en rufen ge^brt! 
9(icl)tig überfe^t fid) SSJobau mit vatan, wuot == vadere. @r ifi 
bcv tJü^rer bc« Jobten^ecrc« unb ftürmt mit ben Sobten be« üer- 
gnngenen 3a^re« am Snbe biefe« ^dtlan^t^ ba^in. Da« ^ad)U 

1) fBqi Sepp, Denltoütbtgfetten aui bem Sfaxtoinfel. 



160. ta% Sobtenl^eer ober SQobanS totlbe ^agb. 413 

gcjaib nimmt jcbcn bU fiber'ö 3a^r mit, mctt^cr oußcr bcm ^anbtt^ 
freife bcfinbtidi i^m in ben fficg fömmt; ÜWägbc bicncn at« ^fcrbe 
unb merben Dom ©c^miebe befc^Iagen. 

9lm 3aörc«cnbc gcf|t bcr ©djimmclrcitcr um. @r läßt fic^ 
an bcftimmtcn Zeitigen ^dkn fc^cn, fo ju gaftnoct)t, öarttmä unb 
in ben ^ei^näc^ten. 3((dbann burc^reitet er bie ganje $o(ebau, unb 
alte Scutc moüen barouf fc^mbrcn, i{)n crblicft ju ^aben. 3m ©tcubiger^ 
motb }u 59aben bei ©crgtiaufen reitet ein 9Wann o^ne Äopf auf bem 
©d)immel ^erum, unb tränft i^n im ©orfbrunncn ju SBbfc^bad). 
J)ie übergroge ^aijl Don ©tep^an^firc^cn, befonber« in öo^ern, jeigt 
üom einftigen Dienfte bc« SRoggotteö, ber om 3a^re«enbc fein ®e^ 
fpann n)cd)felt; jugleid) trinfen im Unterfonbe 59urf(^c unb 9JläbeI 
jum Slbfd)ieb ober glü(flicl)en Sleuja^röanfang ben ©teffelmet^. 
3)a« atte 3at)r bantt ab, unb büßt mit ber ^crrf^aft bilblic^ ben 
ffopf ein. ftoifer Slarl reitet in ber ®c^locI)t om SBatferfetb auf 
einem breifügigen ©c^immel. (greifouff 160.) gr oertritt bonn 
ben 59otber, gewiffermaffen al« S:obtcngott. Die Werfer laffen bo« 
9{o6 be« ®u.fta«p, je nä^cr bcm ®ettenbe, einen gug um ben 
anbem einbügen. 

3u 5>o^enbocI)em bei greifing ift bie ^ferbefegnung ouf (S>t)U 
ocfter. Der babei oert^eilte alte ^oljf^nitt wirb an ben ©taüt^ren 
befeftigt. Den SRicbfc^immel fie^t man am Sec^fetb oon Ottmar«^ 
Raufen gen ©c^mabmünc^en laufen. Sin breibeiniger @^imme( mit 
bem SReiter o^ne ffopf jeigt fic^ im Uöäübufc^ bei ©c^Iog SBittenburg. 
(«artfc^ SWedlenb. 327.) Die $el reitet auf breibeinigem ^ferbe! 
Der 5Wact)tiäger oon ©prembcrg unb griefad bei ©ranbenburg fc^teppt 
ebcnfo fein Opfer mit. 3n Dormift bei Sriangen fc^rectt man bie 
Äinber mit bem 9teiter o^nc ffopf, ber bei ©onnenuntergang um= 
gcf|t; bieg gilt erft rcc^t oon bcr Oa^re^nac^t. Daß ßinber, »ie 
örmadifcnc bur^ ®cifter fortgeführt mcrben, ift befonbcr« staube 
in ©c^meben, wo ber ©auer ben »üben 3ägcr mit $Roß unb SBagen 
JU tjcmc^men glaubt. (Siebre^t ®erüa« 137.) 3luct) JRuffcn unb 
©erben Ratten biefen (Glauben feft. 

Die Crbmänntcln in ©c^mabcn jiel)cn mit ©etrappel unb 
munberüofler üKufi! — im ©türme ba^in. Der ©c^neiber 9^epomuf 
üon ßonta^ wirb oon einem jiegcnfüßigcn 3^^9 fortgetragen. Den 



414 160. 2)o8 ^bienl^eeT ober SSobanS totlbe ^agb. 

3tt)ergen fc^rteb man bad Sc^o ju, unb bie S>ia(a'd bn (SngQbin 
^abcn 3ieflenfü6e. (^ennc 139. 438.) äuc^ oI« ffü^c ft^naubm fxc 
bnxi) bic 8uft, unb jic^cn ou^flcmoffcn jurücf. (üKann^. ®. 3». 717.) 
J)ic inbift^cn ÜWaruW (bcut|d) ÜWarten ober ü)?arcn) reiten auf 5Rc^cn 
unb ^irfc^en. ©Icibt bod) üon einem (Snbc ber SBeft bi« jum 
anbem ber SWaturglaube fid) gleic^. 

3n aitbapem unb Schwaben gibt e« nic^t leicht einen fagen^ 
fiafteren ©intet, al« im ©renjgebiete um ben ^eigenbcrg. Da« 9iac^t= 
geleit fä^rt mit un^eimlid)er SWufif bur^ ben ©c^tittgraben jwifc^cn 
SBeffobrunn unb gorft jwifc^en ein paar Seufel^fut^eln burc^:*) 
man bort babei fmgen, geigen, pfeifen unb bubeln, auc^ mit ©einen 
Happern; mer Hug ift. wirft fi^ fc^neü ju ©oben, ?lrme unb güße 
freujenb, ein ffiinbfaufer bilbet ben Schluß. 3>^^öI 9^^* ^ i" 
®prengel«berg 3ttjifcl)cn ©obingen unb ©c^öffau beim ©ramberge 
toU )u, mie mir alle i^eute bezeugten. 

®ert)afiu« II, 26 lägt Srtur« wilbe 3agb oom «etna auö- 
flehen. Der JRobenfteiner melbet fi^ taut ^rotofoB 1758 t)or einem 
^aufe in ®rumba(^, too einftmal« ein ©c^mieb getoo^nt, unb lägt 
bie ^ferbc bef^tagen. Der Slu^jug be« JRobenfteiner« im SWoücmbcr 
1820 aiac^t« jmifd)en 9 unb 11 U^r ift, mie fo oicle frühere, burc^ 
3eugen beurfunbet.^) 6m ic^ öon Seiningen raft 1123 an ber 
©pifee eine« 3"9^^ ^^^ ©eroaffneten burc^ bie 8uft. 3n ffiillifau 
ftieg 1576 $an« ©ager auf ba« Slac^toolf, ba« i^n einlub, aWilc^ 
mitjueffen. 3m ©onberbunböfriege 1847 würben 5000 mübe Union«- 
gelben burc^ ben 5Rot^enburger mit feinem ®cfc^ü| jmeimal in 
ber SWac^t atarmirt: beibc Steile glaubten überfallen gu »erben, 
man trommelte im Sager, läutete ©türm unb jünbete ©ergfeucr an. 
(dioc^f|o(j 9i. VIII, 67.) 6« war ein SIementarereigniß, ba« bc= 
fanntc 5Rot()enburger^cbie6en. 

3m $)örfe{bcrge, beffen $5Uenpforte mit einem glü^enben 
Dedel bebedt ift, oerft^winbet bie milbe 3agb. «u« SBürjburg er* 
ge^t bic aKelbung (aug«b. ^oftj. 1. gebr. 1859), man babc 5«at^t« 

1) Sn einer ieufeUfu^el iagte qu4 ^obeU. SBtlbanger 169. ä^gL 
Sepp, @agenf4a^ 604 f. 

2) äöolf ^. 6. 187. ». 131. II, 110. 160. «gl. bo« (SfifletVet bei 
etöber 122. 



161. ÜueQettoedhtngen bad iSteblingStounber ollet Sitten. 415 

ba^ tt)ilbe $eer gcl^brt. „5)a«fctbc fom ou« bcm ©uttenbcrgcr* 
ttjalb ba^crgcbrouft, fcfetc bei ^eibing^fcfb über ben ÜWain, unb jog 
über 5Ronber«o(fer unb ©befftabt bem O^fenfurtcr ®au p." fflie 
ber O^berg bei 9Wurnau ift ber SBalb Ofing bei 5Rübe«bronn in 
aWittelfronfen unb ber ©erg Ofing in üKittelfranfen (?anjer II, 
71. 147), ber m^t^if^e O^ning (®rimin ÜW. 106. 1204), aü bicfe 
©btterberge unb Slfenburgen 2tu«gong«punfte be« »üt^enben ^eerc«. 
©ei SRitonic in ©bunten brauft ber ©turnt ber »üben 3agb mit 
jmblf gerüftetcn ^Reitern ^eron. (©ro^monn 78. 95.) gbrftcr 
©rünmalb feuert fein ©eme^r bagegen ah, ba fättt eine (Sule ou^ 
ber 8uft ju feinen gügcn. 

®o baucrt ber oItbeut|(^c SRetigionöglaube, fotoeit er bo« SWatur^ 
(eben perfoniflcirt, bi« t)eute fort, unb bie cinftigen Obtter, mit bereu 
SJere^rung bie ®ittticl)feit unb lapferfeit ber SWation jufommen^ing, 
erführen noc^ i^ren falenborifc^cn Dienft. Die Seelen ber lobten 
finb bie gbttli^en ©eifter nac^ amerifanift^cr SSorfteüung, beögleic^en 
nac^ beutfc^er. 3)er 5Wobi«frug jnjifc^en ßmerfe unb ©(je in ^ilbe^= 
^eim, mo man ben äbgefc^iebenen ben legten Sabetrunf frcbenjte, 
trägt bie Onfc^rift: Si deus pro nobis, quis contra nos? 

161. CueDerioeifttitgen baS Steliliitgdtiiunber aOer fetten. 

SRornfe« II ©efoftri«, ber nic^t^ üon Sofep^ mugte, fpcnbcte 
no^ einer nubifdien 3nfct)rift »unberbar ©runnenmoffer mitten in 
ber ffiüfte, unb wirb borum mit Sobpreiö angerebet: „ffienn 3^r 
fagt ju bem SBaffer: fomm aud bem gelö, fo fommt bad ^imm- 
lif^e SaUoffer in aSorJdiein nad) (guren SBorten." (JRub. ©e^bct, 
©ubbt)afagen 250. 253.) 5)ie ju Äubon am SWil gefunbenc ©tetJc 
fc^reibt alfo bem g(eicl)jeitigen ^^arao ba« aWofc^munber ju: „Du 
gcbieteft bem ffiaffer, fliege über ben gelfen; e« fommt ^erau« ein 
Ojean in JJoIge beineö ©efe^lö." (6ber«, S)un^ ®ofen jum ©inai 
159.) Saut ber 3nfc^rift üon SReJebie^ legte ber $^arao auf ben 
©otbbergen eine ßifteme an, in »el^c ba« SBaffer in einer güBe 
einftrbmte, mie ber 9^U bei ber Doppclfatarrafte üon Slep^antine. 
©unber^Slac^erjö^Iungen fmb aBjeit in jeber ^Religion »o^tfeit ge^ 
wefen. ®o foU SWu^ammeb eine ärt äg^ptift^e ginftemig betoirft 
unb ffiaffer in ber ffiüfte ermecft ^aben. üWofe« felbft tritt nur in 



416 161. Oueffettoecfungen baS SieMtngdtounbev atCet 3^ten. 

bic fjugftopfcn 5)]^ut!arnain« ober arabift^cn S)ion^fo^ Orotal, 
bcr in bcr griec^ijt^m WltfÜjt mit feinem ©tobe am ©cge üon ^^lo« 
noc^ Jt^pariffta gleid)fa(ld eine Quelle ^eroorlocft. $on ^urft gequäCt 
fle^t ^erafle« jum SSater 3^u«, ba ermectt biefer mit einem ®Iife= 
fc^Iag ben Btu§ ©famanber. 

äuc^ äbrobam ift f^on b^m 9Wofe« mit ber CueBenernjecfunfl * 
juöorgefommen! 5)er arabifc^e Äeifenbe 3ofut (Öcogr. ffiörterb. 11, 
607. IV, 351, 16. 375, 22) fc^reibt üom ©eftjorbonfanbe: ,3u ot 
Sogun ift mitten im Orte ein runber gel« unb barüber eine Suppcl, 
mie man glaubt, ein ®ebetp(a^ Slbra^am«. Unter bem (Reifen ift 
eine CueBe, mit reichlichem SBaffer, unb e« ^eigt, atö Slbro^am 
auf ber {Reife nac^ Sieg^pten burcf|!am, boten i^n barum bie (Sim 
»o^ner, »eil fle SWangel litten. Da fc^lug er mit feinem ©tabe 
auf biefen gel«, unb e« ftrömte in Ueberflug ^erüor." 5Wacl| mu«^ 
limifc^er Segenbe ^at Sllla^ au« (Srbarmen um $agar unb i^ren 
©o^n Sfmael ben ©onnenbrunncn ©em-Sem bcrüorgerufen, beffen 
unleiblic^e« ffiaffer alle aWeffapitger foften muffen. S^riftlic^e ÜWalcr 
laffen burc^ einen ©ngel bie CucÜe ermitteln. Stuf ©imf on« ®ebct 
lögt @lo^im }u 9?amot^ Sec^i Dom ^adenja^n eine« (Sfel« SBaffer 
au«ge^en. Der ©runnen Reifet üon 5Rec^t«megen Onugnat^o«. an 
ber Iränfftätte 8ina ju SWebfc^b in 2lrabien läßt ©uleiman bie 
Dämonen mit ©triefen ju 59oben fc^logen, morauf SSiJaffer au«f})rubelt. 
Uebrigen« ift unter biefeni ©alomon ber oricntalifc^e ©eifterfbnig 
gemeint, mie bei $Ra« el Slin, bem „®artenbrunnen" be« $o^em 
liebe« IV, 15 }u 2^ru«, ben fog. fonti di Salomone, mo bcr 
3uben!önig nic^t« bamit gu fc^affen ^at. 

Der aJienfct) mb^te gerne über bie ©c^ranfen ber 3^i*"'^It c^' 
^oben fein unb felber ben Herrgott fpiclen. Die ©ötter üermenfcf|lic^tcn 
ficbr unb nun tl|un e« bie ©terbli^eu i^nen nac^. 9Bie ber ©fei 
©ilen'« mit bem ^uffc^lag eine Quelle ^erüorlocft, fo ^at ein 
aWaulrog ben üKaulbronn crmecft, ba^er bie ©tabt e« im ffiappen 
fü^rt. Da« aWufenpferb, ^cgafu«, ^at üon ber Quelle fogar ben 
9{amen, unb mit bem gug bie ^ippofrene au« bem JBoben gefc^lagen. 
Da«felbe üermag ©leipnir, ba« actjtfügigc SRoß Obin«, unb ber 5>uf 
üon ©alber'« Stcitt^ier ^at me^rmal« einen S3alber«brunn öerur^ 
\ai)t (®rimm 5W. 207.) 3lm @uben«berg fa^ Äarl ber ©rogc 



161. CueQertoedfungen bad Stebltngdtounbec aUec. Sitten. 417 

feine ffiriegcr üor Dürft üerfc^moc^ten; ba fpomte er feinen ©c^immct 
unb biefer fdjtug mit bent $uf einen ©tcin üom JJel«, ber noc^ bie 
@))ur jeigt; aber au9 ber Oeffnung fprubette eine QueQe, bie bod 
gonje $eer tränfte. 3)er ei^fatte ©li^born an ber SKorgenfcite 
beö Obenberge« na^m fo feinen Urfprung. Der ©tein mit bem 
gugtritt ift in ber ©uben^berger Sir^^ofmauer eingefefet. 

©ei ben ^eiligen bebeutet biefe« ffiunber bie Srbffnung ber 
Quellen be« ^ei(e«. ©o foü f(^on ^etruö im 3namertimfc^en 
Äerfer ju $Rom einen QueÜbrunn erwecft ^abcn. De« \)l ^aulu« 
ffopf madjt bei ber Enthauptung brei ©prüngc, unb c« entfte^en brei 
Cueöen. Der erfte Deutfdjc, welchen $Rom heilig gcfproc^cn, ®an!t 
Ulri^, erwecft eine 3Wenge Oucßen; aber fc^on oor if)m Ijat ßor- 
binian am SBei^enftcp^an«berge ju Si^eifing bieg ffiunber geroirft. 
Waberu« liefert im ^eiligen ©aijerlanb I, 209 einen Supferfti^ 
©abeter«, mie ber ©c^otte ätto, ®rünber tjon Slltomänfter, mit bem 
©tabe ffiaffer au« bem ©eftein fc^Iägt. 3n ber ÜKi(^acI«fird)e ^u 
^Bamberg fie^t man auf einer lafet abgebilbet, wie Sifc^of Otto 
in Sommern ba«felbe gcteiftet. SJon 59runncn bc« f)l. ©angolf (ber 
auc^ in 59ambcrg eine Sirene ^at), ©t. ffiolfgang, ffiiüibalb 
unb (Sr^arb weife ba« 25otf ba«felbe; wir würben nit^t fertig, aü 
bie ®ottc«männer, ober Queüwunber uon Jungfrauen, wie bie t)cilige 
Obilia, auf5Ujäl)(en. 

Der wanbeinbe gel« in ber ffiüfte, weld)er bie 3frae(iten mit 
©affer oerforgte (I. Äorint^. X, 4), unb nac^ ber weitergefponncnen 
{Rabbinenfage fid) ju (5l)amat^ bei liberia« in ben Srunnen SWirjam 
auflöfte — ^at fein ®egenbilb in ben me^rfacl)en OueUbrunnen 
©angolf«, be« umgefe^rten ©olfgang. Diefer foü oon feiner ffiatJ^ 
fa^rt na^ Serufatem einen in 3oppe üon feinem SBirtfie erfauften 
SBrunnenfranj am ^ifgerftabe heimgebracht, unb unter anbcrn ju 
ÜÄenbt in 9laffau einen friftaü^eBcn ©om ^erüorgelocft ^aben, inbem 
er einfach ben ©tab in bie Srbe ftieg.^) Sluf ^fingftcn befränjen 
bie ffinber i^n mit ©(umen unb tanjcn ^erum. Da«felbe ffiunber 
wirfte ber ^eilige in einem Dorfe bei ©trau bing, wo man no^ 



1) ^cßtcr, ©agcnftana ani ^ioffau 277. ©fpp, ©agenW. 540. 3<tu« 
folem unb ba» 1^1. 2anb II, 151. 2. «ufl. 207 f. 
etpp, 2)(Utf(^e Sleligion. 27 



418 161. DueOertoedungen bad SteMtngdtounbet aQer Seiten. 

bie ©temeinfaffung um ben noc^ i^m benannten Sorn jeigt. SBieber 
foC er in ber Sl^ompagne einen ©runnen gefauft unb im ©arten 
ju SJarenne« ^abcn fpringen (äffen. SWa(^ ber 9?^önfagc erwarb 
er in gulba ben ©nmnfaften, »eitlen er noc^ ber STOilfen* ober 
3BeIufinenburg üerf efete. äuc^ Reifet e« : ba bie ß^riften bief e S^ftung 
unter (^angolfd älnfü^rung belagerten unb ber Sag ^eig mar, ^abe 
er einen ^elm öoü SBaffer erfauft unb getrunfen, ben 9left aber (wie 
3)aüib üon ben ^^iliftem ju ©et^Ie^em belagert I S^ron. XII, 17 f.) 
auf bie &rbe gegoffen. 9((^ba(b entfprang bafetbft ein frö^üc^er 
Cueü, ber noc^ ^eute fliegt. ?ln bte Sprc ber alten ©angolf«^ 
fapcKe ju 5Weibenau in ©aben nagelt man ^ufcifen franfcr ^ferbe, 
bie, n)ic ber ^eilige ober fein SRog, au^ ber Cueüe banebcn gefunb 
gemorben. 

Da« aWorgenlanb ertoä^It für bie 59runnen mit SSorliebe ^iob, 
3)Jofeö, aHirjam feine ©c^mefter, unb (Slia« ju Patronen. Die ©o^l- 
t^at einer Cuetle cmppnben namentlich bie feigen Sänber; aber auc^ 
unfcre SJoreltern fagten ber gütigen ©ott^eit 35anf, unb üerbanben 
gerne bamit ben ©lauben an Äranfen^eitung. 3" ®^- Quirin 
bei Scgcrnfce, roo ber 8cib be« SWart^r« gcraftet, foü über SWac^t 
bie Quelle entfprungcn fein, bie nun in eine ffapcüe eingeft^toffcn ift. 

®t. O^njalb ermecft ben Jungbrunnen am 3finger bei 
3D?cran, mofiin ber alte 333oban mit bem ©einamen 0«malb in bie 
SBalbfapeüe fic^ jurücfgejogen ^at. Obilienbornc finb Srtornenbrunncn. 
©ei ber Quelle be« 1)1. O^malb jmifclien Sllfon unb aicwfon in 
Snglanb mirft man baö $emb be« Äranfen in'« ©ewäffcr; fc^wimmt 
e« oben, fo folgt ©encfung. $ier fe^en mir mitfiin Orbalien ober 
©otte^urt^cile genommen. 3m (Srunbe enthalten biefe Segenben bie 
2lufforberung, ©runncn ju graben unb mit ben in ber Jiefc t)er= 
borgencn Quellen bürren unb burftenben Sanbft^aften ben ©egen be« 
©affer« jujulciten, mie mittel« artefifc^er ©runnen gegenmärtig bc» 
fonbcr« in 2llgcrien gef^icl|t. 

Die ÜKljt^e bemegt fic^ in parallelen, unb mie in einen ^aubtr- 
trei« gebannt beginnt ba« 3Solf immer auf« neue für feine gelben 
bie alten Souliffcn ju [teilen. Die ßegenbe bleibt, nur bie Iräger 
mec^feln ab, unb oft übernimmt eine ^iftorifc^ menig bebeutenbe 
^erfon bie einftige ©ötterroHe, mie @ct)meppermann ftatt ©oban 



161. OueQettoecfungen boS Stebltngdlounbet aUev 3^iten. 419 

}um SSorjetc^en etned Ihriege^ t)on feiner Surg audjie^t, ober (S))po 
üon ®aitingen mit bent ^uffc^tog feine« geflügetten Woffe« einen 
©rnnnen ^ert)orruft. 5)ie JKirjam ober üKarienbrunnen finb, »ic 
tt)ir feigen, uralt, unb, bürfen »ir Sugen unb O^ren trauen, fo l^at 
au^ ber ©runnen ju Sourbe«, »clever noc^ beut ©eifpiete in bcn 
Datifanifc^en ©arten aUent^alben nac^gebilbet mirb, t)on einem iJBunber 
feinen Urfprung. Sir brilden ^ie}u bie Hugen ju, benn nac^ ber 
(grfa^rung moc^t ba« SSoIf bie SReligion fn^ felber. ffiir trüben ben 
grommgläubigen ba« SBäfferlein nit^t, unb nehmen 9Wemanb bie 
Ärüde, ber [xd) nic^t frei bemegen fann; pt^ften« mehren wir un« 
gegen bie franjöfifdie SRabonna, n^enn fie nac^ ben ®efid)ten berfelben 
SS ifio narr inen mit bem ©äbet in ber JJauft bie Deutfd)en au« 
etfag'ßot^ringen ^inou«treiben möchte. S« fc^eint, bag granfreit^ 
ouf biefem ®ebiete an un« (Sermanen {Reoanc^e nimmt. 

©0 lange bie SBett ftefit, ^at noc^ nie ein SWenft^ eine QueCe 
erttjcdt; bie ffiirfung bc« 3^"^^^^^^^ müßte mcilentief ge^en unb 
bamo^ |ebe«moI bie ^rbfc^ic^ten fi^ umgeftalten. SBo^I aber ift 
bie ^^antafie ber Quelle tebenbigen ffiaffer«, meld|e« bei allen SSöffem 
ieberjeit neu auffprubelt unb man möchte faft üon angebomen ^httn 
reben, »ie au^ nac^ Sertuüian« ©ort bie menf^Iidie ©eele oon 
5natur au« t^riftlic^ ift. $ier gilt toa^rtid) ba« SBortOo^. VII, 38: 
„SSiJer glaubt, au« beffcn 8eib »erben ©tröme (ebenbigen ffiaffer« 
fliegen.'' 5)ie menfc^lic^e Sinbilbung ifl unerfc^öpflic^ unb au« SWatur 
unb Oefc^ic^te ermac^fen ber SJorfteüung »irflic^e SSorgänge. SBir 
begeben ba« ©onnenleben im ganjen 3a^re«Iaufe, unb ber ©runbjug 
ber SW^t^e, mie mir jte ^ier oerfotgten, ift toefenttic^ oerflärter 
5Waturbienft unb ocrgeiftigte ©onnenretigion. ffiir erfennen, 
bag afle {Religionen mit benfelben ©unbem [xd) tragen, bag alte 
Stationen annä^emb bie gleichen 3a^re«fefte begeben unb c^arafteri* 
ftifc^en 8Solf«bräu(^en ^ulbigen, unb jie^en ben @afe, bag bie 9Wenf(^^eit 
eine« ©tammc« ift, unb einft im engeren Äreife bie Orbnung für bie 
3ufunft getroffen, at« oemünftigen ©^luß. 



Utabemifc^e 9u(^bnt(ferei oon 9. €ttavJb in 9Kln(!^en. 



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