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Full text of "Die resultate der untersuchung des bergbau-terrains in den Hohen Tauern"

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R E 8 U L 1 A T E 



UNTERSUCHUNG DES BERGBAU-TERRAINS 



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DIE 



RESULTATE 



UNTERSUCHUNG DES BEMBiU-TERRifflS 



IN DEN 



HOHEN TAUERN. 



HERAUSGEGEBEN VOM K. K. ACKERBAU-MINISTERIUM. 



MIT 17 TEXTFIGüREN UND 1 K. 



WIEN. 



AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUGKEREI. 
1895. 




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n7A3 



Inhalt. 



Seite 

Vorwort 1 

Einleitung • 5 

Beschreibung der Bergbaue in den Hohen Tauem 8 

A. Auf der Kärntner Seite 8 

I. Die Bergbaue im MöUthale 8 

1. Auf der Pasterze 8 

2. Die Baue im Gössnitzthale 9 

3. Die Baue am Kloben und Brennkogel im 

Gutthale 12 

4. Der Bau im Steinerwald 14 

5. Die Grube am Kalscher-Kogel 15 

II. Die Bergbaue im kleinen Fleißthale 16 

Allgemeines über die Weg- und Wasserverhaltnisse 16 

1. Bergbau Goldzeche 19 

2. Der Bau am dritten Hangendgange .... 27 

3. Die Grube in Seeleiten 28 

4. Die Oxlingerzeche 29 

5. Die Grube am Hirtenfuß und Hinteren Hapt . 31 
UI. Die alten Bergbaue im Groß-Zirknitzthale ... 33 

Allgemeines über die Weg- und Wasserverhältnisse 33 

1. Der Bau am unteren und oberen Brett oder 

Parzissel 35 

a) Die unteren Brett- oder Parzisselbaue . . 37 

h) Der Tagbau 40 

c) Die oberen Brett- oder Parzisselbaue . . 41 

2. Der Bau am Seebache oder bei der Saulache 43 

3. Die Grube am Pilatussee 43 

4. Die Grube am Trömmem 45 

5. Der Bau in Grasleiten 47 

6. Die Bergbaue im Freudenthaie 48 

7. Die Baue am Eckkopf 50 

8. Der Bau am Erbstollen 51 

Schurfbau am Hochkaser 54 

IV. Bergbau Waschgang im Klein-Zirknitzthale ... 54 

V. Der Bergbau im Sadnigthale in Großfragant ... 57 

a* 



M697725 

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IV 



Seite 

B. Auf der Salzburger Seite 58 

I. Die Goldbergbaue im Rauriserthale 58 

Allgemeines über die Weg- und Wasserverhältnisse 58 

1. Der Bergbau auf dem Hohen Goldberge . . 61 

2. Die Sonnblickgruben 71 

II. Die Bergbaue im Siglitzthale, am Seekopfe, am 

Silberpfennig und in der Erzwiese Ti 

Allgemeines Ober die Weg- und Wasserverhältnisse 72 

1. Der Bergbau in der Siglitz 74 

2. Die Baue am Bockhart 76 

3. Die Bergbaue am Silberpfennig, auch Bock- 
hartbaue genannt und in der Erzwiese ... 77 

III. Der Bergbau am Rathhausberge 79 

Schlussfolgerungen 81 



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Vorwort. 



In der Fachliteratur*), insbesondere aber in den ein- 
schlägigen Publicationen von E. Riedl, G. Rochata und 
F. Poäepn;^, L. St. Rainer und Fried. Gonst. Freiherm 
V. Beust**), wird auf die frühere Ergiebigkeit der derzeit 
aufgelassenen Goldbergbaue in den Hohen Tauern und auf 
die in denselben noch anstehenden Erzmittel hingewiesen 
und an die Wiederaufnahme dieser Bergbaue gute Hoffnung 
geknüpft. 

Dadurch wurde in verschiedenen Kreisen der Wunsch 
rege, dass der Bergbaubetrieb auf den goldführenden 



*) Diese Literatur erscheint in dem weiter unten citirten Werke 
von F. Po§epny angeführt, doch kommen dazu noch folgende Auf- 
sätze : 

Platzer, Geschichte des Bergbaues an der Goldzeche in der 
Zirknitz und auf dem Waschgange, eingetheilt nach den Jahren, nach 
welchen die vorgefundenen Urkunden die Belege dazu liefern. 1827. 
M. S. in der Montanbibliothek, und 

Pfeffer Alois, Bergfahrten in die Goldtauem. Ost. Zeitschrift 
für Berg- und Hüttenwesen 1892. 

**) Riedl E., Die Goldbergbaue Kärntens und ihre Bedeutung 
für die Jetztzeit. Ost. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 1873. 

Rochata C., Die alten Bergbaue auf Edelmetall in Oberkärnten. 
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1878. 

P osepny F., Die Goldbergbaue der Hohen Tauem. Wien 1879. 

Rainer L. St., Die alpinen Goldbergbaue und die Goldtiefen- 
frage. Bericht über den allgemeinen Bergmannstag zu Wien 1888. 
Herausgegeben 1889. 

Beust, Fried. Gonst. Freiherr v.. Zur Wiederaufnahme der 
Goldbergbaue in den Tauern. österr. Zeitschrift für Berg- und Hütten- 
wesen 1888. 

1 



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Gängen in denHohen Tauern zur Wiedereröffnung gelangen 
möge. 

Auch wurden mehrere Projecte für die Wiederaufnahme 
dieses Betriebes vorgeschlagen, welche nach Maßgabe der 
obwaltenden Verhältnisse auf der Unterteufun g der alten 
Grubenbaue durch Unterbaustollen basiren. 

In der Budgetdebatte 1888 wurde vom Reichsraths- 
abgeordneten Professor Dr. Otto Steinwender die Anregung 
gegeben, dass von staatswegen Untersuchungen wegen 
eventueller Wiederaufnahme der Bergbaue auf Gold und 
Kupfer in den Hohen Tauern veranlasst werden. Da die 
Wiederbelebung dieser Bergbaue mit Rücksicht auf die 
arme Gebirgsbevölkerung und überhaupt aus volkswirt- 
schaftlichen Gründen ohne Zweifel vmnschenswert ist, 
wurden vom Ackerbauministerium die angeregten Unter- 
suchungen beschlossen, obwohl eine vorläufige Kosten- 
berechnung ergab, dass die Ausführung eines oder des 
anderen der erwähnten Projecte mit sehr bedeutenden 
Kosten verbunden wäre. 

Zum Zwecke der Untersuchungen wurden vom Acker- 
bauministerium Begehungen des Bergbauterrains in den 
Hohen Tauern angeordnet, von welchen Begehungen die 
erste im Sommer 1889 vom k. k. Bergverwalter Alois 
Pfeffer und von dem Verfasser eines der erwähnten Pro- 
jecte, Bergdirector G. Rochata, die zweite im Sommer 1 890 
vom k. k. Bergakademieprofessor Adolf Hofmann und vom 
gewesenen k. k. Bergmeister, nun k. k. Bergakademie- 
adjuncten Victor Waltl, die dritte im Sommer 1893 vom 
genannten Professor und vom k. k. Oberbergverwalter Anton 
Edlen von Posch ausgeführt wurde. Dabei wurde den 
genannten Experten insbesondere die Aufgabe gestellt, zu 
erheben : 

1. Ob der vom Bergdirector C. Rochata für die Aus- 
führung seines UnterbaustoUenprojectes vorgeschlagene 
Punkt im Groß-Zirknitzthale günstige Aussichten bietet, 
von ihm aus eine größere Anzahl der im höheren Niveau 
bekannten Goldgänge, falls diese überhaupt in die Tiefe 



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- 3 — 

niedersetzen, zu verqueren, oder ob und wo ein anderer 
Punkt für diesen Zweck günstiger sein dürfte, und 

2. ob es mit der Aussicht auf einen wirtschaftlich 
halbwegs günstigen Erfolg möglich wäre, die ehemals be- 
triebenen, gegenwärtig aber beinahe ganz aufgelassenen 
Goldbergbaue in den Tauern wieder zu beleben. 

Die Resultate der Erhebungen sind in der vorliegen- 
den Publication zusammengestellt und wird dieselbe mit 
dem Wunsche herausgegeben, dass sie zur Klänmg der 
über die Prosperität der fraglichen Bergbaue vielfach herr- 
schenden Ansichten entsprechend beitragen möge. 

Wien, im April 1895. 



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5 — 



Einleitung. 



Bei der großen Ausdehnung des Terrains der alten 
Goldbergbaue in den Tauern, bei der hohen Lage dieser 
Bergbaue in Meereshöhen von 2000 bis 3000 m und bei der 
Unzugänglichkeit mancher der fraglichen Bergbaue gestaltete 
sich die Untersuchung derselben an Ort und Stelle mit- 
unter äußerst schwierig. 

Da diese Bergbaue fast alle verfallen und manche 
sogar theilweise oder ganz vergletschert sind, v^rar durch 
Autopsie meist kein Aufschi uss über die Beschaffenheit der 
einst bebauten Lagerstätten zu erhalten und musste man 
sich, um überhaupt Anhaltspunkte über den Charakter der- 
selben zu gewinnen, zumeist damit begnügen, eine Begehung 
des umliegenden Terrains vorzunehmen und dabei nichts 
außeracht zu lassen, was zur Erreichung des Zweckes 
dienlich erschien. 

Die Kürze der Zeit, welche für die Begehung zur Ver- 
fügung stand, zwang die Experten, alles Nebensächliche, 
wenn auch vom wissenschaftlichen Standpunkte höchst 
Interessante, unberücksichtigt zu lassen und das Haupt- 
augenmerk auf jene Verhältnisse zu richten, welche für die 
Beantwortung der gestellten Fragen von besonderer Wich- 
tigkeit sind. 

Die nachfolgende Darstellung der Untersuchungsresul- 
tate macht daher keinen Anspruch auf eine erschöpfende 
Behandlung der im Gegenstande überhaupt obschwebenden 
Fragen, sondern enthält nur diejenigen Angaben, welche 
für die Beurtheilung der Verhältnisse unumgänglich nöthig 
sind. Selbstverständlich wurde bei der Darstellung jenes 



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Materiale benutzt, welches über das gegenständliche Terrain 
bereits veröffentlicht wurde, soweit dieses Materiale unan- 
fechtbare Angaben enthält. 

Was die geologischen Verhältnisse des Terrains anbe- 
langt, so wurde der nachfolgenden Darstellung die Auf- 
nahme der k. k. geologischen Reichsanstalt zugrunde gelegt, 
weil eine andere Aufnahme nicht existirt und sich die 
Experten mit einer Neuaufnahme nicht befassen konnten. 
Auf der beigehefteten Karte, welcher sich bei der Durchsicht 
der nachfolgenden Darstellung zu bedienen ist, sind die 
geologischen Verhältnisse daher nach der Aufnahme der k. k. 
geologischen Reichsanstalt verzeichnet und wurde eine 
Abänderung nur an solchen Punkten vorgenommen, wo sie 
sich nach den an Ort und Stelle gelegentlich gemachten 
Wahrnehmungen der Experten als nothwendig herausstellte. 

Weiters sind auf dieser Karte auch die Bergbaue und 
alle eruirbar gewesenen montangeologischen Verhältnisse 
verzeichnet. 

Auf die Schilderung der geologischen Verhältnisse ist 
soweit als nöthig bei der Beschreibung der einzelnen Berg- 
baulocalitäten Rücksicht genommen ; im allgemeinen werden 
diese Verhältnisse mit Beziehung auf die erwähnte Karte 
aber mit kurzen Worten, wie folgt, geschildert: 

Das Massiv der Tauernkette wird von meist flach 
gelagertem Gneis (Gentralgneis) gebildet, welcher gegen das 
Möllthal zu bei einer Streichrichtung von 21^ bis 24*' all- 
mählich ein Fallen bis zu 45 ** annimmt, nordseits aber bei 
den Sonnblickgruben und am Hohen Goldberg bei der nahe- 
zu gleichen Streichrichtung von 21*^ bis 24^ sich steil 
emporhebt. 

Die Structur der auftretenden Gneise ist eine unge- 
mein verschiedene. 

Grobkörnige, deutlich geschichtete Gneise wechseln 
vielfach mit porphyrarügen, reichlich Feldspathausschei- 
dungen aufweisenden Gneisen, und diese wieder mit fein- 
faserigen und grobkörnigen, jedoch undeutlich geschichteten, 
granitähnlichen Varietäten. 



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- 7 - 

Überlagert wird der Gneis von Schiefergebilden. 
So stehen die 2900 m Meereshöhe überragenden 
Gipfel der Tauernkette, wie der Hochnarr, Goldzechspitz, 
Goldzechkopf, Goldbergspitz, Sonnblick, Alten Kogel, Herzog 
Ernst, Kolmkar und Silberpfennig, sowie die Kämme der 
mächtigen Rücken zwischen den Groß-Fleiß-, Goldzech-, 
Klein-Fleiß- und Groß-Zirknitzgletschem in Glimmerschiefern 
an und bilden diese in Wechsellagerung mit Ghlorit- und 
Kalkglimmerschiefer auf der Kärntner Seite die Gehänge 
der südwestlichen Ausläufer dieser Rücken bis zur Thal- 
sohle hinab. 

Auch auf der Salzburger Seite kommen die Glimmer- 
und Kalkglimmerschiefer vor, letztere beispielsweise in der 
Erzwiese, wo sie mit flachem, nördlichem Einfallen den 
Gneis überlagern. 

In den Glimmerschiefern finden sich oft ansehnliche 
Quarzausscheidungen (Quarzlager und Nester) von kurzem 
Streichen bei meist beträchtlicher Mächtigkeit vor. 

Nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung sind 
die geologischen Verhältnisse des Bergbauterrains in den 
Tauern keineswegs complicirt, es dürften daher die vor- 
stehenden und die bei der Beschreibung der Localverhält- 
nisse eingefügten geologischen Erörterungen für den vor- 
liegenden Zweck genügen. 

In dieser nachfolgenden Beschreibung, zu welcher 
nunmehr übergegangen wird, sind die Bergbaue in der 
Richtung von West nach Ost nach den Thälem gereiht, in 
welchen sie vorkommen. 



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8 — 



BesclneiMiig der Bergl)aue in den 
Hohen Tauern. 

A. Auf der Kärntner Seite. 
I. Die Bergbaue im Möllthale. 

1. Auf der Pasterze. 

Über diesen angeblichen Bergbau wurden rücksichtlich 
der Lage und Ausdehnung bisher keine schriftlichen Über- 
lieferungen bekannt. 

Auch konnte die Lage dieses Bergbaues bisher nicht 
sichergestellt werden, es wird daher angenommen, dass 
derselbe unter dem Pasterzengletscher begraben sei. 

Da nach Reisacher's *) Ansicht die Gruben auf der 
Pasterze sich auf der Fortsetzung der Fuschergänge 
befanden, so lag die Vermuthung nahe, dass diese Gänge 
die nördlich und südhch vom genannten Gletscher empor- 
steigenden kahlen Felswände, nämlich die Freiwand, die 
Wände der Gamsgrub und die Wände vom kleinen Burg- 
stall entlang der Glocknerwand und des Großglockners bis 
zum Leiterkogel durchsetzen und dort sichtbar werden. Es 
wurde daher das ganze untere und mittlere Terrain der 
Pasterze begangen, doch konnten durchsetzende Gänge 
innerhalb dieses Gebietes nicht beobachtet werden, wohl 
aber wurden in den der Franz Josef-Höhe südwestlich 
gegenüberliegenden Felswänden des Hohenwartkogels und 
des Kellersberges röthlich (rostig) gefärbte quarzige Ein- 



*) Siehe das Literaturverzeichnis in Posepny, Die Goldbergbaue 
der hohen Tauem. Wien 1879. 



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- 9 — 

lagerungen in chloritischem Glimmerschiefer entdeckt, und 
von diesen Einlagerungen zahlreiche Bruchstücke in der 
südwestlichen Seiten- und Mittelmoräne des Pasterzen- 
gletschers vorgefunden. 

Diese Bruchstücke enthalten accessorisch in Krystallen 
und auch in unbedeutenden derben Maßen Pyrit, durch 
dessen Zersetzung die Kluftflächen des erwähnten Glimmer- 
schiefers rostig gefärbt erscheinen. Die Untersuchung dieses 
Gesteins ergab 5o/e Schlich aus 100 Erz, beziehungsweise 
Gestein und in diesem Schlich 0'0008«/o Au -4- Ag. 

Nach dem Berichte eines gewissen Steinberger aus 
dem Jahre 1661 *) hielten die in der Grube auf der Pasterze 
gewonnenen Erze 2 Loth = 0-062«/o Au + Ag, die 
Schliche 6 Loth = 0-1877o ^^ -h Ag und die Pocherze 
sichtbares Gold. 

2. Die Baue im Gössnitzthale. 

Der Weg in das Gössnitzthal zweigt nächst Heiligen- 
blut im Winkel von der MöUthalerstraße ab und bildet in 
der Ebene des MöUthales einen recht gut erhaltenen Saum- 
weg, der in gleicher Güte, jedoch mit wechselnder und mit- 
unter starker Steigung auch noch weiter, und zwar bis 
gegen Innereben anhält. Gegenwärtig werden einzelne im 
Rutschterrain befindliche, und daher noch schlechte Pai-tien 
des Weges verbessert. Die bestehenden Brücken sind 
schlecht und befinden sich in fast gefährlichem Zustande. 
Der Gössnitzbach sammelt die Abflüsse des Gössnilz- 
gletschers, sowie einen Theil der Abflüsse der tirolisch- 
kärntnerischen Grenzgebirgsgletscher und führt somit nur 
im Sommer größere Wassermengen. Im Unterlaufe, und 
zwar schon von Innereben an, ist seine Wassermenge im 
Sonamer sehr beträchtlich und bildet der Bach beim 
Abstürze in das MöUthal den schönen hohen Gössnitz- 
Wasserfall. In den Wintermonaten (November bis Ende 



•) Siehe die im Vorwort citirte Abhandlung von G. Rochata. 



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- 10 — 

April) dürfte er gleich den übrigen Bächen in den Tauern 
wasserarm sein. Das Thal ist bei Innereben ziemlich breit 
und sind die Gehänge desselben daselbst weniger steil als 
in seinem weiteren Verlaufe gegen die Einmündung in das 
Möllthal. Die Thalsohle liegt bei Innereben schon nahe an 
der Waldregion. 

Der angebliche Gold- und Silberbergbau im Gössnitz- 
tliale war bei Innereben am linken (nordösthchen) Gehänge 
nahe der Thal sohle durch mehrere Stollen aufgeschlossen. 

Schnitt durch den Grubenbau von West gegen Ost. 
West Ost 

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b \\ ■\^ a \ 

Fig. 1. rt Gössnitzthal und Bach mit der Ruine eines Gebäudes. 
b Muthmaßliche Erzlagerstätte und Stolleneinbaue. 

Der höchste Einbau ist in der Meereshöhe von 1980 m 
zu treffen und nur mehr durch eine kleine Halde gekenn- 
zeichnet. Desgleichen sind die weiter unten befmdhchen 
zwei Halden dem Cubikinhalte nach unbedeutend. Die 
vierte und fünfte Halde, letztere in der Meereshöhe von 
1 880 m, sind ziemhch ansehnlich und finden sich auf diesen 
Halden Quarzknauer und Chloritschiefer, jedoch keine 
Spuren von Erz. 

Weiter unten liegen am Gehänge in Meereshöhen von 
1860 und 1780m noch zwei kleine Halden, welche jedoch 
allem Anscheine nach neueren Ursprunges sein dürften. 

Alle Halden sind durchwegs aus taubem Materiale 
angestürzt und theilweise mit Gras und selbst mit starken 
Lärchen bewachsen, die Pingen an den verbrochenen 
Stollenmundlöchern oft bis zur Unkenntlichkeit planirt und 
mit Rasen überdeckt. 



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— 11 — 

Die Gestaltung des Terrains begünstigte die Anlage 
von Stollen. 

Unterhalb dieser Gruben finden sich in der Tlialsohic 
nahe dem Bache in der Meereshöhe von 1 700 m sehr spär- 
liche Überreste von Baulichkeiten (angeblich Ruinen von 
Aufbereitungswerkstätten) und eine von Rasen überwach- 
sene kleine Halde, beziehungsweise ein Häufchen von 
geschlägeltem Quarze vor. 

Das in der Umgebung der Grubeneinbaue anstehende 
Gestein ist ein nach 2'* unter 70° verflächender GHmmer- 
schiefer, welcher stellenweise Ghlorit führt. 

Aus der bewachsenen kleinen Halde in der Thalsohle 
und nächst den Überresten der Bauhchkeiten wurden 
geschlägelte Quarze ausgegraben, in welchen accessorisch 
Eisen- und Kupferkies eingesprengt sind. 

Als Nebengestein zeigen die meisten Quarzstücke 
GHmmerschiefer. 

G. Rochata bezeichnet das Erzvorkommen als ein 
allem Anscheine nach lagerförmiges, er hatte daher 
ohne Zweifel keine bestimmten Anhaltspunkte über die 
Natur der Erzlagers lätte. 

Nach den vorgefundenen Quarzen lässt sich die Natur 
der Erzlagerstätte nicht bestimmen, auch ist es gar nicht 
sicher, ob die bei den erwähnten Ruinen lagernden kiesigen 
Quarze wirklich aus dem in der Nähe dieser Localität 
betriebenen Bergbaue stammen. Es ist sogar nicht unwahr- 
scheinlich, dass hier nur ein Ablagerungsplatz für die aus 
dem Kupferkies bergbaue im obersten Gössnitzthale 
stammenden Erze bestanden hat. 

G. Rochata schließt aus den wenigen Überlieferungen 
über diesen nach seiner Ansicht auf einem Erzlager betrie- 
benen Bergbau auf eine bedeutende flächliche Ausdehnung 
desselben. Diese Annahme ist jedoch weder in den alten 
Berichten über diesen Bergbau noch in den thatsächhch 
vorhandenen geringfügigen Überresten desselben begründet. 



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— 12 — 

3. Die Baue am Kloben und Brcnnkogel im 
Gutthale. 

Von Heiligenblut steigt ein ziemlich steiler und nur 
schlecht erhaltener Fahrweg bis Gipper an, welcher dann 
über etwas flacheres Terrain führt, hier selbst für leichtes 
Fuhrwerk schwer befahrbar ist und sich in diesem Zustande 
an dem Gehänge des Gutthaies bis zur Gipperalpe hinzieht. 
Der letztere Theil des Weges kann eigentlich nur mehr als 
Fußsteig bezeichnet werden. 

Von der erwähnten Alpe an hört dann jedweder Steig 
auf und man hat die Wahl entweder über einen sehr steilen 
begrasten Hügel, dessen unterer Theil in senkrecht abfal- 
lende Felswände übergeht, oder über eine ebenso schwer 
gangbare Schieferrutsche zum Gutthal-Gletscher zu klet- 
tern. Über letzteren gelangt man schließlich zu den alten 
Grubenbauen. 

Der Aufstieg von Heiligenblut bis auf den Kloben 
erfordert einen Zeitaufwand von 5 bis 6 Stunden. Der 
(lUtthalgletscher und einige unbedeutende Zuflüsse von den 
benachbarten Schneefeldern speisen im Sommer den Gut- 
thalbach, der das Betriebswasser für die vielen im unteren 
Theile des Thaies situirten kleinen Getreidemühlen liefert 
und sich bei Winkel-Heiligenblut in die Moll ergießt. 

Die alten Baue am Kloben befinden sich nahe der 
Scharte, westlich vom Brennkogel, in der Meereshöhe von 
2855 m. 

Schnitt: Kloben-Brennkogel von Nordwest gegen Südost. 
NW. SO. 



3000 in - 



Klohe^ Sremikogel 



2900 „ -^<»ilK!S5<hX 



2800 „ . . 



« 



Fig. 2: i Glimmerschiefer; -E Erze, verrutscht; 
2 Kalk-Gümmerschiefer ; ^^^ Gletscher. 



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— 13 ~ 

Die drei kleinen Halden bei E in Fig. 2, sowie die 
vorhandenen Mauern der alten Gebäude ragen kaum aus 
dem Gutthalgletscher hervor und v^^as durch das Zurück- 
gehen des Gletschers frei geworden ist, erscheint zum Theil 
durch Bergschutt überdeckt. 

Im westlichen Theile der Scharte gegen den Spiel- 
mann zu steht Glimmerschiefer an, der nach 1 1^ unter 60° 
verflächt. Unmittelbar anschheßend an denselben hat es 
den Anschein, als ob das Ausgehende der Lagerstätte vor- 
handen wäre, da dort von Eisenhydrooxyd braun gefärbte 
Schiefer mit Erzspuren zutage treten. 

Nach den auf den Halden gesammelten Fundstücken 
zu schließen ist es wahrscheinlich, dass der Bergbau auf 
einem Gange und nicht, wie C. Rochata annimmt, auf 
einem Lager betrieben wurde. Ein Fundstück zeigt 
nämlich deutlich die Gangfüllung: Bruchstücke von 
phyUitlartigem Glimmerschiefer (Sericitschiefer), die durch 
ein krystallinisches Gemenge von Pyrit und Arsenkies 
nebst Limonit cementirt sind. Der Limonit scheint durch 
Umwandlung eines Garbonates (Ankerit?) entstanden zu 
sein, da stellenweise noch Spaltungsformen beobachtet 
werden können. Auch die übrigen vorgefundenen und 
nachstehend beschriebenen Fundstücke sprechen für die 
Gangnatur der Erzlagerstätte, der sie entstammen. Ein- 
zelne Stücke zeigen nämlich als Hauptfüllungsmasse Quarz 
mit klein- bis feinkrystallinischem Pyrit und sehr fein 
vertheiltem Arsenkies, seltener Bleiglanzkörner, und nur 
an einem Stücke schließt der Pyrit ein Aggregat von 
Zinkblende ein. Dass diese Stücke eine braune Färbung 
zeigen und cavernos erscheinen, ist eine Folge der 
Zersetzung und Auslaugung der Pyrite. Die Gavernen sind 
nicht selten mit dem widerstandsfähigeren Arsenkiese 
ausgefüllt. 

Andere Proben zeigen mehr oder weniger vorherr- 
schenden Bleiglanz, der von seinen Zersctzungsproducten 
Bleierde und Mimmetesit umschlossen wird. 



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- 14 — 

Die derben Massen sind Gemenge von den ange- 
führten Mineralien. Krystallisirt wurden diese Mineralien 
nicht vorgefunden. 

Ein weiteres Fundstück, dessen Gangmasse einen 
phyllitartigen Gesteinsbrei vorstellt, enthält viel feinkrystal- 
linischen Arsenkies, Bleiglanz und mikroskopische Krystalle 
von Arsenkies und Pyrit. Eine Probe von diesem Stücke 
gab eine deutliche Reaction auf Silber und ein gemessenes 
Korn Heß nach der Berechnung auf etwa 0-0015«/o Silber 
schließen. 

Die im Laboratorium der k. k. Silberhütte in Pfibram 
ausgeführte Analyse einiger Probestücke ergab folgende 
Resultate : 

Ein zersetztes Erzstück, bestehend aus Bleierde, ziem- 
lich viel Brauneisen und nur geringen Mengen von Blei- 
glanz hielt 

0-0790o/o Ag, 

000 100/^ Au, 

25000 o/o Pb. 

Ein anderes Haldenstück, bestehend aus Arsenkies, 
Eisenkies und zersetztem Ankerit gab 5% Schlich und 
dieser hatte einen Halt von 

000230/0 Ag und 
0-00 150/0 Au. 

Der Bau fällt nicht in das für die Frage des Unterbau- 
projectes in Betracht kommende Terrain, hat somit für 
diese Frage keinerlei Bedeutung. 

4. Der Bau im Steinerwald. 

Oberhalb Putschal am westlichen Gehänge des MöU- 
thales ist im KalkgUmmerschiefer ein Stollen in Spreng- 
arbeit nach circa 10^' eingetrieben, der aber nach einer 
Auffahrung von 10 m wieder außer Betrieb gesetzt wurde. 
Rechts vom Mundloche ist die Jahreszahl 1876 einge- 
meißelt. Der Stollen ist 1-8 m hoch und 1-2 m breit, und 
halte jedenfalls den Zweck, die perlschnurartig vorkom- 



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- 15 — 

menden, nussgroßen Pyritkry stalle, welche parallel zur 
Schichtung eingelagert sind, dem Streichen nach zu ver- 
folgen. Das Feldort steht taub an, und ist dieser Umstand 
wohl der Grund, dass der Bau bald aufgelassen wurde. 

Der Kalkglimmerschiefer verflächt nach 16*^ unter 40° 
und zeigt nicht Muscovit, sondern Biotit als wesentlichen 
Bestandtheil. 

Dieser Bau, welcher natürlich niemals eine Bedeutung 
hatte und eine solche auch niemals erlangen könnte, wird 
lediglich angeführt, um zu zeigen, in welch planloser, jeder 
Berechtigung entbehrenden Weise mitunter Bergbau, bezie- 
hungsweise Schürf bau getrieben wird. 

5. Die Grube am Kalscherkogel. 

Am Kalscherkogel nordwestlich von DöUach und circa 
2Ya Stunden von diesem Orte entfernt befindet sich in der 
Meereshöhe von circa 1560 w ein verlassener Stollen, der 
einer unbedeutenden Dislocationsspalte nach getrieben ist. 
Diese streicht nach 10^, verflächt unter 80** nach Osten, 
und steht mit den Erzgängen in der Zirknitz in keinem 
Zusammenhange. DerStoUen ist 1-8 mhoch und 0*8 m breit, 
anfangs in Schlägel- und Eisenarbeit, tiefer hinein aber in 
Sprengarbeit im Kalkglimmerschiefer getrieben und vom 
Mundloche an durch einige Gezimmer gesichert. 

Vor 50 Jahren soll in diesem Stollen noch gearbeitet 
worden sein. 

Der Bau ist durch einen kleinen Aufbruch mit einem 
zweiten höher gelegenen Stollen in Verbindung, wodurch 
ein starker Wetterzug im Stollen herbeigeführt wird. Dieser 
starke Wetterzug gab vielleicht Anlass zu der Sage, dass 
der Stollen in das Zirknitzthal durchschlägig ist. 

Der Kalkglimmerschiefer, welcher nach 16^^ unter 25° 
verflächt, führt parallel den Schichtflächen fast durchwegs 
mikroskopisch kleine Pyritkrystalle und nur stellenweise 
reichem sich diese so an, dass der Pyrit vorwaltet, den 
Kalk fast total verdrängt und eine Pyritschicht, beziehungs- 



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— 16 — 

weise ein Pyritlager bildet. Außerdem kommt die Anreiche- 
rung stellenweise in Form von Nestern vor, und gesellt 
sich dann zum Pyrit der Kupferkies in Begleitung von 
Pistacit und Amphibolsäulchen. Wo Galcit und Quarzaus- 
scheidungen auftreten, da waltet der Kupferkies vor. 

Die Mächtigkeit dieses Kieslagers beträgt nur wenige 
Gentimeter, so auch jene der Nester. Das Liegende bildet 
ein dem x\ntigorit sehr nahe kommender Serpentinschiefer. 

Dieses Vorkommen ist nur von mineralogischem 
Interesse und kann als Gegenstand einer weiteren berg- 
männischen Thätigkeit wohl nicht angesehen werden, wenn 
auch der Goldhalt als ein sehr reicher bezeichnet 
werden muss. 

Es ergab nämlich eine an Kupferkies reiche Probe 
29*6o/o Schlich und dieser einen Halt von: 
O-01850/o Äg 
00130o/o Äu und 
7-1 o/o Cu, 

II. Die Bergbaue im kleinen FleiBthale. 

Allgera ei n es über die Weg- und Wasser- 
verhältn isse. 

Unweit Pockhom zweigt von der Straße Döllach- 
Heiligenblut ein ziemlich schmaler und zum Theile nur 
nothdürftig erhaltener Weg ab, der anfangs steil ansteigt 
und sich dann an dem Gehänge bis zur kleinen Fleißkapelle 
hinzieht, bei welcher er in das kleine Fleißthal einmündet. 
Von hier führt der Weg mit wechselnder Steigung nahe am 
Bache, diesen öfter übersetzend, bis zum alten Pochwerke. 
Der Weg ist wenigstens igegenwärtig (1893) an vielen 
Stellen für ein Fuhrwerk nicht passirbar. Vom alten Poch- 
werke führt nur ein Saumweg in steilen Serpentinen bis 
zum Seebühel-Unterkunftshaus. Döllach liegt 6 Wegstunden 
von den nächsten Bahnstationen Dölsach oder Lienz im 
Pusterthale entfernt und von Döllach bis zum Seebühelhaus 



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— 17 ~ 

sind abermals circa 6 Wegstunden zurückzulegen. Vom 
Seebühelhaus führt ein gut erhaltener Fußweg bis zum 
Zirmsee und von hier aus am östlichen Seeufer ein kaum 
kenntlicher Steig über kahle Felsen, Steinblöcke, Bergschutt 
und Gletschermoränen und schließlich über mehr oder 
minder steile Schnee- und Eisfelder zur Goldzeche, sowie 
ein zweiter vom deutschen österreichischen Alpenverein 
angelegter, sehr steiler, jedoch gut erhaltener Fußsteig über 
Bergschutt zum Zirmseekopf und zur Öxlingerzeche bis zum 
kleinen Fleißkees. 

Zur Hapt- und Hirtenfuß-Grube gelangt man noch am 
besten vom alten Pochwerke im kleinen Fleißthale aus auf 
einem steilen, schlecht gehaltenen Steig, minder gut, 
zumeist sogar nur mühsam über den Mönchsberg von 
Apriach aus durch die Steilwände über den Sandkopf. 

Im August des Jahres 1893 war der Zugang zur 
Grube am Hinteren Hapt infolge eines Felsabsturzes un- 
möglich. 

Oberhalb des vorerwähnten Seebühel-Unterkunfts- 
hauses liegt der wildromantische, von Bergsturz-, Halden- 
und Gletschermoränen, prächtigen Eisfeldern und Berg- 
riesen umsäumte Zirmsee mit seiner herrlichen dunkel- 
grünen Farbe. 

Der See, welcher das Wasser vom Goldzechgletscher 
sammelt, liegt in der Meereshöhe von 2499 m, ist ungefähr 
700 m lang und 100 m breit und bedeckt eine Fläche von 
8-4.5 ha. Sein Abflusswasser diente seinerzeit zum Betriebe 
des am Seebühel situirt gewesenen Poch- und Schlämm- 
werkes, das nach kurzem Bestände durch eine Schneelawine 
zerstört wurde. 

Gegenwärtig findet eine .Ausnützung der Seebach- 
wasserkraft nicht statt. 

Das Seewasser fließt am Seebühelhaus vorüber, über 
die Felsterrasse bald über, bald unter Steinplatten zum 
Gaisiücken, über dessen Wände es mit einem ganz be- 
deutenden, circa 400 m hohen Wasserfall in die Thalsohle 
abstürzt. 



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— 18 - 

Die Wassermenge ist zeitweise ganz ansehnlich; so 
wurde sie am 8. August 1889 um 9 Uhr früh, nachdem in 
der vorhergegangenen Nacht tropfen- und flockenförmige 
Niederschläge gefallen waren, bei einer Lufttemperatur von 
+ 8** R mit 0*73 m* pro Secunde gemessen. Normal sollen 
in den Sommermonaten 0-5 m^ Wasser pro Secunde durch- 
fließen. Ausnützbar ist vom Seeboden bis nahe zum Gais- 
rücken ein Gefälle von circa 25 m. 

Eine gleichfalls ansehnliche Wassermenge liefert der 
Klein-Fleißgletscher, doch ist hier kein Sammelbassin ein- 
geschaltet, vielmehr stürzt das Wasser gleicli unterhalb des 
Gletschers über die steilen Wände zum Fleißbache in den 
Thalboden ab, einen großen, wohl 500 m hohen Wasser- 
fall bildend. 

Beide Bäche vereint (Meereshöhe 1900 m) fließen mit 
bedeutendem Gefälle durch ein breites Schotterfeld an dem 
alten Pochwerke vorüber. 

Die Wassermenge wurde an dieser Stelle nicht ge- 
messen, jedoch annähernd auf 1*3 bis 1*6 m^ pro Secunde 
geschätzt. 

Wenige hundert Meter unterhalb dem Pochwerke wird 
das Bachbett schmal, das Wasser schießt, zwischen den 
steilen Gehängen eingezwängt, mit großem Gefälle dem 
MöUthale zu, *,iu welches es kurz nach der Aufnahme der 
Groß-Fleiß in Gascaden durch eine wilde Felsschlucht 
eintritt. 

Die Wassermenge ist aber nur zeitw^eise, besonders 
in der zweiten Hälfte des Monats Mai, dann in den Monaten 
Juni, Juh und August und endlich in der ersten Hälfte 
September so ansehnlich, wie angeführt wurde, in der 
übrigen Zeit herrschen in der Gletscherregion Fröste, welche 
den Wasserzuflüßen ein Ende bereiten. In dieser Zeit ist 
die Wassermenge beim alten Pochwerke im kleinen Fleiß- 
thal, wie von Thalbewohnern bestätigt wurde, fast gleich 
Null. 



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— 19 — 

1. Bergbau Goldzeche. 

Dieser Bergbau liegt ganz im Hintergrunde des Kessels 
hoch an der Gebirgskette zwischen dem Hochnarr und dem 
Goldzechkopf im Felde des Goldzechgletschers. 

Schnitt: Zirmsee-Goldzeche von Südwest gegen Nordost. 
SW. NO. 

Bockna 



Uochnarr 



Fig. 3. 1 Gneis; ^^^ Gletscher. 

Vier übereinander liegende, stattliche Halden kenn- 
zeichnen schon von weitem die Einbaue (Stollen) St. Amia 
(Meereshöhe 2 740 w), Glück -Christoph (Meereshöhe 2920m) 
und Frauenstollen (Meereshöhe 2940 m), während die 
höheren Halden in Schnee und Eis begraben sind. Beim 
Anna-Stollen klebt gleich einem Schwalbenneste an der 
steilen Felswand mitten im Gletscherfelde ein gemauertes 
Berghaus für circa 20 bis 30 Arbeiter. 

Gegenwärtig ist dieses ärmliche Haus, über dessen 
Pultdach im Frühjahre mächtige Lawinen niedergehen, ver- 
wahrlost und dem Verfalle nahe. 

Das Innere des Hauses ist mehrere Decimeter hoch 
mit krystallhellem Eis angefüllt. 

Andere Baulichkeiten, doch ebenfalls von sehr geringem 
Umfange, finden sich als Ruinen nahe beim Christoph- und 
Frauenstollen. 

W^ird das steile Gletscherfeld aufwärts bestiegen, so 
stößt man dort gleichfalls auf Spuren früherer Bergbau- 



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— 20 — 

thätigkeit, nämlich auf ein wenige Quadratmeter großes 
Scheidplätzchen, darauf ein Häufchen armer Erze in Quarz 
eingesprengt und nebenan etwas Grubenholz aus dem 
Trümmerwerk hervorragend (Meereshöhe 2970 w). 

Ganz analog sind die Reste, welche sich westwärts 
von hier, gleichfalls sehr nahe dem Grat in der Meereshöhe 
von 3000 m vorfinden. Diese Baue, zwei an der Zahl, 
dürften vielleicht mit der Fundgrube der Alten identisch 
sein. 

In den Bereich der Goldzeche dürften auch jene zwei 
Baue fallen, welche in der Fortsetzung der Gänge, aber 
schon über dem Grat im Salzburgischen, in der Meereshöhe 
von 3045 m angeschlagen waren. 

Von diesen Bauen sind nur mehr spärliche Halden- 
reste, verbrochene Mundlöcher und überschobene Gezimmer 
sichtbar. 

Diese zwei Stollenbaue, welche erst vor kurzem aus 
dem Hochnarrgletscher ausgeapert sind, dürften nur zur 
Untersuchung des Lagerstättenausbisses angelegt worden 
sein. 

Eine Befahrung des Bergbaues oder einzelner Stollen 
war nicht möglich, weil die Stollen total verbrochen sind, 
und muss rücksichtlich der Geschichte dieses Bergbaues, 
sowie der räumhchen Ausdehnung und der Betriebs- und 
Grubenverhältnisse desselben auf die, mitunter sehr 
interessanten Abhandlungen des G. v. Ployer, Platzer, 
F. WöUner, Scheuchenstuel, J. v. Russegger, G. Rochata 
und F. Po§epn^, welche Autoren zum Theil in dem im 
Vorworte erwähnten Literaturverzeichnisse, zum Theil im 
Vorworte selbst genannt sind, verwiesen werden. 

Sowohl beim Aufstiege vom kleinen Fleißthale zur 
Goldzeche, sowie auch beim Übergange über den Hochnarr- 
gletscher von Kolm-Saigurn (Erfurter Weg) verquert man 
den Schichtencomplex der Gneis-Glimmerschiefergruppe, 
welche mit dem dickbänkigen, durch Ausscheidung von 



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— 21 — 

Orthoklas porphyrartig erscheinenden Gneis der Goldzech- 
scharte ihren Abschluss findet. 

Schnitt: Kolm Saigurn-Goldzechscharte von Ost gegen West. 

0. W. 



Fig. 4: 1 Schutt; 

2 Glimmerschiefer mit Granaten; 

3 Gneis, Amphibol-Granat-Pyrit führend, phyllitartig, mit 

Quarznestern und Gängen ; 

4 Gneis, dickbänkig, biotitreich; 

5 Gneis, dickbänkig; 

6 Gneis mit Quarznestem; 

7 Gneis, stengelig, biotitreich; 

8 Gneis, porphyrartig; 

9 Gneis, geschichtet; 

10 Gneis, granitartig, dickbänkig; 

11 Gneis, porphyrartig, dickbänkig; 
^^^ Gletschereis. 

An eisfreien Stellen am östlichen Gehänge des Hoch- 
narr bemerkt man bei den erwähnten, in der Meereshöhe 
von 3045 m situirten Stollen das Ausbeißen von Gängen. 
Die nicht stark zersetzten Belegslücke, Vielehe hier gesam- 
melt v\rurden, zeigen quarzige Füllung mit Arsenkies. Pyrit 
fehlt an diesen Stücken, welche ähnlich wie die Fundstücke 
bei den später zu behandelnden Bockhartbauen von der 
Kruste eines arsensaueren Minerals überzogen sind. 

Bei diesen Stollen wurden auch einige kleine Stuffen 
vorgefunden, die in einem reinen Quarze Bleiglanz und 
Biotit zeigen. Speciell diese Stücke dürften aus Nestern der 
Schiefer eines höheren Niveaus des Hochnarr stammen. 



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Auf der Goldzechscharte selbst treten ganz deutlich 
Gänge hervor, welche sich in der Richtung gegen den Hoch- 
narr verfolgen lassen. 

Diese Gänge sind identisch mit den Goldzechgängen 
(Hauptgang, Liegendgang und Hangendgänge) und bei 
ihren Ausbissen auf der Holdzechscharte nahezu ganz taub. 
Der Hauptgang zeigt am Ausbisse ein Streichen nach 3^S 
ein Verflachen von 65 bis 70"** nach Osten, eine Mächtigkeit 
von circa 1*2 m und eine Füllung aus Quarz- und Gneis- 
stucken, durch welche das Gefuge ein breccienartiges 
Aussehen bekommt 

Die ErzfQhrung besteht aus Eisenkies, Arsenkies und 
Bleiglanz. 

Vor dem Berghause beim Anna-Stollen vnirde ein 
hübsches Gangstück gefunden, welches der Bergführer 
Peter Sauper, der vor der letzten Einstellung des Gruben- 
betriebes auf der Goldzeche dort als Häuer beschäftigt 
war, als vom Liegendgange am Anna-Stollen stammend 
bezeichnete. 

Dieses Gangstück scheint die ganze Mächtigkeit ( 1 3 cm) 
des Ganges zu repräsentiren und besteht dem Stücke nach 
die Füllung des Ganges aus feinkrystallinischem Quarze, 
der von Kupferkies und untergeordnet von Pyrit, Bleiglanz 
und von Fahlerzspuren begleitet ist. 

Eine Probe von diesem Stücke ergab nachstehende 
Halte: 

Au = 00050 o/o 
Ag = 0-0382 % 
Cu = 6-5 7o 

Ein zweites, angeblich dem Hauptgange am Anna- 
Stollen entstammendes Gangstück zeigt Quarzfüllung mit 
grobeingesprengtem Arsen- und Eisenkies und ergab eine 
Probe dieses Stückes nachstehende Halte: 
Au = 0-0080 0/^ 
Ag = 0030 7o 

Auf der Halde des Frauenstollens wurden Quarzgang- 
stücke mit Einschlüssen von Gneis vorgefunden, welche 



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23 



Gangs tu cke vorwaltend Arsenkies und Eisenkies, unter- 
geordnet Eisenspath, grobkrystallinischen Bleiglanz und 
selten Kupferkies führen. Ähnliche Verhältnisse zeigen auch 
Gangstücke aus den Halden des Bartholomäi-StoUens. 

Die übrigen Gänge dieses Terrains (Liegend- und 
Hangendgänge) konnten nicht abgestufft werden, da deren 
Ausbisse wohl erkenntlich, jedoch von Altschnee und Berg- 
schutt größtentheils überdeckt sind. 

Außer den vorangeführten Grubenbauen wurden noch 
zwei Schramm Stollen vorgefunden, wovon der eine am 
nordöstlichen Ufer des Zirnjsees auf einem nach 5^ 5° 
streichenden und unter 80° nach Nordwesten einfallenden, 
tauben Quarzgange, der zweite am südöstlichen Seeufer 
nächst dem vom Seebühelhause zum Zirmseekopf und 
Sonnblick führenden Fußsteige ebenfalls auf einem tauben, 
dem vorbezeichneten Gange nahezu parallel streichenden 
Gange angeschlagen ist. Der erstgenannte Stollen liegt etwa 
8 m über dem gegenwärtigen Seespiegel und fällt der 
Anschlagspunkt mit dem von L. Rainer in Vorschlag 
gebrachten Anschlagspunkte eines Unterbaustollens vom 
Zirmsee aus unter die Goldzeche nahezu zusammen. Ob 
die Alten mit diesem Stollen die Unterteufung der mittleren 
Goldzeche bezweckten und somit dieser Stollen mit dem 
von PJatzer in seiner Geschichte des Bergbaues an der 
Goldzeche erwähnten untersten Goldzechenbau, 
welcher oberhalb des Zirmsees angeschlagen gewesen sein 
soll, identisch ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit consta- 
tiren, doch ist dies nicht unwahrscheinlich, da die Alten 
taub ausbeißende Gänge gerne zum Zwecke der Erleichte- 
rung des Stollenvortriebes gegen bekannte edle Gänge 
benützten. 

Rücksichtlich der unterstenGoldzechbaue schreibt 
Platzer wörthch: 

„Unterhalb von St. Anna gegen den See war die 
untere Goldzeche; man konnte nie mit Gewissheit erfahren, 
ob die Alten die untere Goldzeche auf dem nämlichen 
Hauptgange iiire Arbeit geführt haben, und wie weit entfernt 



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— 24 — 

der höchste Stollen dieser unteren Goldzeche unter den 
Anna-Zubau eingehe und ob nicht durch das stete Herab- 
rollen der Schneelawinen und dadurch entstandenen Erd- 
erschütterungen der ganze Bau zusammengestürzt sei. Aller 
Wahrscheinhchkeit nach wurde der Bau zu Tage an der 
unteren Goldzeche angefangen (Anmerkung: Das soll wohl 
heißen: am edel ausbeißenden Gange), indem es unwahr- 
scheinlich ist, dass man gleich anfänglich bei Erhebung 
eines neuen Bergbaues einen Gang, von welchem man nicht 
wusste, bis zu welcher Teufe selber seinen Adel behalten 
werde, so kostbar durch einen Schacht unterbauet hätte, da 
er (der Gang) doch erst eine Stunde ob den Taggebäuden 
zu Tag ausbeißt, ohne vorher über den Adel des Ganges in 
der Höhe und Tiefe des Gebirges die völlige Gewissheit zu 
haben, denn die Erfahrung lehrt, dass die Alten ihre Baue 
allzeit von oben niedergeführt und die kostspieligen Erb- 
stollen soviel wie möglich vermieden haben. 

Durch das vermeintliche Anschlagen des Anna-Stollens 
im Hangenden, und durch das dadurch entstandene Auf- 
suchen des Ganges im Liegenden und Hangenden sah man 
auch zu gleicher Zeit, dass neben dem Hauptgange keine 
anderen Gänge außer der sogenannten Liegendkluft, welche 
durch ein Auslenken vom Wellischen Fensterschacht, und 
durch die Arbeit auf der weißen Neunerkluft von Ghristophs- 
HauptstoUen aus erschrotten wurde, vorkommen, deswegen 
es auch fast gewiss ist, dass die untere Goldzeche auf dem 
nämlichen Hauptgange fortgetrieben wurde, welcher in den 
oberen Stollen erschrotten wurde. 

Im Anna- Stollen wurde auf dem Gange viele Klafter 
im Tauben fortgeschlagen, ebenso nach dem Gebirgsabhang 
hinauf in den höheren Stollen war der Gang immer weniger 
taub je höher man kam, bis der Gang in der Ebensohle des 
Christoph- Stollen edel zu Tag ausbeißt. 

Wenn nun dieser taube Theil vom Anna- Stollen bis in 
die untere Goldzeche an das Ufer des Sees sich in dem- 
selben Maßstabe vergrößert, wie das Gebirgsgehänge an- 
wachst, so muss man das Erz schon tief im Gebirge suchen, 



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- 25 — 

folglich ein zweiter Grund, warum der Bergbau an den 
oberen Stollen angefangen wurde, es müsste denn sein 
dass die in der Mittelhöhe taub vorfindige Gangausföllung 
nicht durchgehend ist, welches wieder einige Wahrschein 
lichkeit gewinnt, weil in diesem nur kurze Erzmittel ent 
haltenden Gang taube Mittel durchgeschlagen wurden 
welche in den anderen Stollen nicht mehr vorfindig waren 
zudem zeigte es sich gleich beim Einbau des Anna-Stollens, 
dass der Gang wie er mit dem Stollen erreicht wurde, sich 
in dem neun Klafter tiefen Gesenke edl niederlasse, da 
selber doch nach der Stollenstrecke bis zum ersten Förde- 
rungsschutte als taub gefunden wurde, es könnte also 
ebenso wahrscheinhch der Gang in einer merklichen Teufe 
edl zu Tag ausbeißen. 

Ferner wurden 1764 bei einem äußerst trockenem 
Winter und heißem Jahre die Überreste eines Häuerwohn- 
hauses an der unteren Goldzeche entdeckt, und aus der 
Lage dieses Gebäudes ersah man, dass es nicht weit von 
der Grube erbaut sein dürfte und eben deswegen der untere 
Bau ebenfalls auf dem Hauptgange geführt worden sei, 
indem die Liegendkluft, wenn selbe wirklich in die Teufe 
noch anhalte, zuweit entfernt ist. Neben diesem Gebäude 
soll der höchste Stollen an einem damals ersichtlichen 
hervorragenden Felsen eingetrieben worden sein. " 

Schließüch sei nur noch Einiges aus der letzten 
Betriebsperiode erwähnt. 

In den Siebzigerjahren wurde dieser Bergbau noch- 
mals vom Herrn Baron May de Madiis, indessem Besitze sich 
derselbe heute noch befindet, aufgenommen. 

Die Thätigkeit beschränkte sich auf Kuttung des 
Grubenversatzes, auf Abschießung von Ulmschwarten, auf 
probeweisen Abbau und auf den Vortrieb etlicher Aus- 
richtungsbaue am Anna-Stollen und ober demselben. 

Soviel in Erfahrung gebracht wurde, erwiesen sich bei 
diesen Untersuchungen die Erzmittel in den Veredlungs- 
zonen absätzig eingelagert und das Gang- und Gebirgs- 
gestein am Anna- Stollen schon ziemlich fest. 



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- 26 — 

Grubenbahnen waren nicht vorhanden, die Zeuge 
wurden in kleinen ungarischen Hunden am Spurnagel auf 
Ilolzgestängen im engen und stark fallenden Anna-Stollen 
ausgelaufen. 

Das gesammte ausgeförderte Gut wurde über den 
Schnee auf Schlitten zum Zirmsee herabgebremst und über 
dessen Eisfläche gezogen, beziehungsweise im Sommer 
mittels Kähnen zu der nahe am südwestlichen Seeufer neu 
erbauten Aufbereitungsanlage gebracht und dort alljährlich 
in wenigen Monaten verarbeitet. 

Die Aufbereitungsanlage bestand aus einem Poch- 
werke, einem Schlämmwerke und einem Arbeiterwohn- 
liause. 

Ersteres war mit 20 Stempeln ausgerüstet und ist noch 
dermalen in halbwegs gutem Stande. Das Schlämmwerk 
aber liegt in Trümmern. Das Dach und die obere Um- 
fassungsmauer hat eine Lawine abgetragen. Das Arbeiter- 
wohnhaus dient gegenwärtig den Touristen als Unterstands- 
hütte (Seebühelhaus). 

Noch vor der gänzlichen Einstellung des Betriebes auf 
der Goldzeche hat die Werksleitung die gewiss originelle 
Idee ventilirt, die von Lawinen so stark gefährdete Auf- 
bereitung künftig in der Grube vorzunehmen. Damit wollte 
man auch an Erztransportkosten Ersparnisse erzielen. 

Hinreichende Wasserkraft dürfte hiezu wohl während 
eines Theiles des Jahres zur Verfügung sein. 

Das Project kam aber nicht zur Ausführung, denn 
inzwischen (1876) war die Auflassung des Bergbaubetriebes 
beschlossen worden. 

Die Verwertung der Gefälle erfolgte in DoUach in 
dem reslaurirten Hüttenwerke, das hart am Zirknitzbache 
liegt und zwei Gebäude umfasst, welche sich noch zum 
Theile in gutem Zustande befinden. Das eine Gebäude, die 
Schmelz genannt, enthält einen Krummofen, einen Rosettir- 
herd, einen Treibherd und mehrere Röststadeln, das andere 



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- 27 — 

das Laboratorium und den Gebläseraum mit einem Kasten- 
gebläse ältester, primitivster Gonstruction und das Amal- 
gamirwerk. 

2. Der Bau am dritten Hangendgange. 

Dieser Bau liegt circa 400 w südlich von der Gold- 
zeche (Anna- Stollen) inmitten eines Trümmerfeldes, welclies 
das Gehänge des Goldzechkopfes überdeckt. 

Schnitt: Zirmsee — 3. Hangendgaug, von West gegen Ost. 

W. 0. 

Gold%tchkopt 
3000 w _ — - ^?x^:>v --- 



Fig. 5. 1 Dritter Hangend gang und Zubaustollen. 
2 Gneis. 
^^^ Gletschereis. 

Der Einbau ist in der Meereshöhe von 2760 m knapp 
unter dem Ausbisse eines 0*8 w mächtigen Quarzganges 
angelegt, und zwar offenbar behufs Prüfung einer Eisenkies- 
Imprägnation, welche nur einige Gentimeter mächtig ist. 

Der Zubau erreicht etwa 2 m vom Mundloche den 
Gang, welcher in seinem Streichen nur wenige Meter gegen 
Nord und Süd untersucht wurde. 

Der Stollen steht gut an, ist aber zum Theil vereist. 

Der Zugang zu diesem Bau, welcher fügUch nur als 
Schurfbau bezeichnet werden darf, ist äußerst beschwerlich, 
entweder vom Anna-Stollen der Goldzeche aus über ein 
steiles Gletscherfeld oder vom Zirmsee aus über Berg- 
schutt, immer aber durch Steinfall. 



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3. Die (rrube in Seeleiten. 

Dieser Grubenbau liegt etwa einen Kilometer südöst- 
lich von der Goldzeche am Gehänge des Zirmseekogels 
gegen den Zirmsee. 

Schnitt; Zirmsee-Klein-Fleißkees, von Nordwest gegen Südost. 
NW SO. 



2800,, A^^^^^B 

2700 „ -_-y<^...^-,Jr?b|^. . 



2600 
2500 







Fig. 6. Ä Seeleitengrube; B öxlingerzeche ; C Klein-Fleißkees ; 
Z Zirmsee ; 1 Gneis. 

Der ganze Bau umfasst 4 Stollen, welche knapp unter 
dem Ausbisse eines stattlichen Quarzganges mit stellen- 
weiser Kiesimprägnation angelegt sind, die Stollen sind 
aber derzeit verbrochen. Dem Ausbisse folgend trifft man 
sie dem Gehänge entlang circa 50 bis 100 m voneinander 
entfernt, den tiefsten in 2800 m, den höchsten in 2820 m 
Meereshöhe. Eine relativ größere Erstreckung dürfte von 
unten nach oben gezählt bloß der zweite Einbau haben, 
aus welchem etwas Wasser fließt. 

Von Halden findet sich im GeröUe nur wenig vor, die 
Lawinen haben alles übereinander geschoben und weiter 
getragen. Auf den Halden findet man Gangstücke mit Eisen- 
kies und feinfaserigem Bleiglanze in Form von Impräg- 
nationen und als Augen. 

Überreste von Taggebäuden trifft man hier wie am 
dritten Hangendgange nicht. 

Die Grube in Seeleiten kann zu keiner Bedeutung 
gelangt sein, dafür spricht ihre Lage nahe dem Grat, dann 
ihre geringe Ausdehnung und der gefährliche Zugang. 
Auch hat es den Anschein, als ob an dieser Stelle nur ein 
Untersuchungsbau geführt worden wäre. 



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— 29 - 

Geschichtliche und anderweitige Angaben über diesen, 
wie über die folgenden Baue auf Kärntner Gebiet finden 
sich in den Abhandlungen von Wöllner und G. Rochata. 

4. Die Öxlingerzeche. 

Die Grubenbaue in der Öxlingerzeche liegen an dem 
gegen Südost abfallenden Gehänge zwischen dem Goldzech- 
kopfe und dem Zirmseekopfe und reichen vom Grate bis 
zum Klein-Fleißkees. (Fig. 6.) 

Der Gang streicht nach 2^ 8° und verflächt steil (70 
bis 80°) gegen Ost. Er hat quarzige, selten spathige Füllung, 
ist Y2 bis 2 m mächtig und führt, wie einige auf den Halden 
vorgefundene Gangstücke zeigen, ziemlich reichlich Eisen- 
und Arsenkies neben feineingesprengtem Kupferkies und 
Bleiglanz. Sowie überall scheint es, dass die feineinge- 
sprengten Kiese und der Bleiglanz als die reichsten Zeuge 
sorgfältig ausgehalten, die grobkörnigen und krystallinischen 
Kiese, sowie auch die milchigen, opalartigen Quarze aber 
auf die Halde gestürzt wurden. 

Auf die vorgenannte Erstreckung von der Klein-Fleiß- 
gletschermoräne bis nahe an den Grat, das ist auf eine 
Seigerhöhe von circa 150 >«, ist der Gang bis auf ganz 
geringe Rücklässe vom Tag aus vollkommen verhaut. Wie 
weit die Baue im Streichen des Ganges geführt wurden, 
konnte nicht constatirt werden, weil der einzige zum Theil 
noch offene, am Gangausbisse in der Meereshöhe von 
2690 m angeschlagene Stollen vereist und nicht befahr- 
bar ist. 

Die in der Schlucht oder besser Gebirgsrinne des 
Gangausbisses gelegenen Halden sind nicht sehr groß, doch 
wäre es gewagt aus diesem Umstände allein positiv auf 
eine unbedeutende Ausdehnung dieser alten Grube zu 
schließen, da es mehr als wahrscheinhch ist, dass das 
Haldenmateriale durch Lawinen und Hochwetter von dem 
steilen Gehänge theilweise weggetragen wurde und in der 
Gletschermoräne verschwand. 



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30 



Von Baulichkeiten werden hier die Ruinen einer 
winzigen Hütte und zweier kleinen Scheidstuben mit Stütz- 
mauern bemerkt. 

Neben der Gletschermoräne, vom untersten Stollen 
(2690 m Meereshöhe) südwärts circa 300 bis 400 m 
entfernt, liegen auf einem kahlen schwach geneigten Fels- 
plateau einige nothdürftig zugerundete Gneisplatten von 
15 cm Dicke und 70 an Durchmesser mit Öffnung für die 
Treibspindel in der Mitte. Einzelne dieser offenbaren Mühl- 
steine zeigen deutliche Spuren von Abnützung. 

Ob hier eine Erzaufbereitungsanlage gestanden ist, 
bleibt fraglich. Gegenwärtig ist an der Stelle wenig Wasser 
zu finden. Reste von Baulichkeiten finden sich hier außer 
einem aus Steinen roh zusammengefügten, kaum 4 m^ 
großen Mauerviereck nicht vor. 

Über die Öxlingerzeche wurden bisher gar keine 
älteren Nachrichten bekannt. 

Wie schon erwähnt, lässt sich das Gangausbeißen von 
der Öxlingerzeche über den Grat östlich des Zirmseekopfes 
gegen den Zirmsee verfolgen und unterliegt es nach der 
vorgenommenen Gompassaufnahme keinem Zweifel, dass 
die auf diesem Gehänge in circa 2800 m Meereshöhe vor- 
findlichen vier alten Stollen, welche als Gruben in der See- 
leiten bezeichnet und beschrieben wurden, zur Verquerung 
des Öxlingerganges angeschlagen waren. Darnach ist es 
gewiss, dass die Seeleiten- und Öxhngerbaue auf ein und 
demselben Gange angeschlagen waren. Da diese Baue 
auch nahe beisammen liegen, ist es eigentlich unrichtig, 
jeden derselben als einen selbständigen Bergbau zu be- 
handeln. 

Wenn dies in der vorliegenden Beschreibung trotzdem 
geschehen ist, so war dafür lediglich der Umstand maß- 
gebend, dass man rücksichtlich der Bezeichnung der Baue 
mit der einschlägigen Literatur nicht in Widerspruch ge- 
ratlien wollte. 

Einige Proben von besonders reichen Gangstücken 
aus den Halden der Öxlingerzeche, bestehend aus vorwal- 



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— 31 — 

l(jmlem derben Arsenkies und in Quarz eingesprengtem 
Pyrit ergaben einen Halt von 

0-0017 o/j, Au und 
0-0033 o/o Ag. 

Derartige Gangstücke kommen auf den genannten 
Halden nur selten vor und mussten mühsam herausgesucht 
werden. 

Der Seeleiten-Öxlin gergang streicht unter dem Klein- 
Fleißgletscher durch und beißt am Nordgehänge des Rothen 
Mannes und Sandkopfes deutlich aus. Auf der südwestlichen 
Fortsetzung dieses Ganges befinden sich die im folgenden 
beschriebenen Gruben am Hirtenfuß und Hinteren Hapt. 



5. Die Gruben am Hirtenfuß und Hinteren Hapt. 

Die Grube am Hirtenfuß ist am Rande des großen 
Schuttfeldes unter dem Sandkopfe an einem Gangausbisse 
in Gneisschroffen, welche unter dem Schiefer hervortreten, 
angelegt. Der ganze Bau ist ziemlich belanglos, was rück- 
sichtlich des Anhaltens des Erzvorkommens im Streichen 
des Ganges auch von Wöllner bestätigt erscheint. 

Ein verbrochenes Stollenmundloch (2605 m Meeres- 
höhe), eine kleine Halde aus festem Quarz von bläulich- 
grüner Farbe, welcher etwas Kies und Bleiglanzspuren hält, 
sind wohl alles, was auf die einstige bergmännische Thätig- 
keit hindeutet, wenn von dem unbedeutenden Anbau nahe 
dem Gebirgskamme (2650 m Meereshöhe) abgesehen wird. 
Das vorgefundene Ganggestein und das Erzvorkommen 
haben große Ähnlichkeit mit dem Vorkommen auf der 
Öxlinger Zeche, welche von hier 1*6 km entfernt ist. 

Die Grube am Hinteren Hapt Hegt in der Schieferzone 
knapp unter der Felswand, mit welcher der Mönchsberg 
gegen das Fleißthal abgränzt. 



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— 32 — 

Scliiiitl: Klein-Fleißlhal-Müiiclisberg, von Nordwest gegen Südost. 

2700 1« i^ir^"«*^ ^--- 

2000 a . . 

2500 „ ^^^^^ ^ 

2400 r-. J3- 

2300 ^ 

2200 „ 

2100 „ . - 



2000 - y^rf-Tir^ ^ ^-s^' — " ^ 



1900 „ . 
1800 




J^ 



Fig. 7 : A Alter Pocher im Klein-Fleißthale ; B Grube am Hinteren 
Hapt; 1 Gneis; 2 Glimmerschiefer; 3 Kalk-Glimmerschiefer. 

Die Zubaue (Stollen) sind, mit Ausnahme des obersten, 
welcher auf dem durch die Wände streichenden Ausbisse 
in der Meereshöhe von 2430 m angesetzt ist, durchwegs in 
der Schutthalde auf Abquerung der Lagerstätte angelegt. 
Anstehend ist tauber, gelbgefärbter Quarz. 

In dem Schuttfelde folgen in kleinen Seigerabständen 
3 bis 4 Einbaue, welche nebst ihren Halden ganz von 
Lawinen überschoben und großentheils mit Gerölie bedeckt 
sind. Im Schutt und auf den Halden findet man gelb ge- 
färbten Quarz, welcher mitunter Eisenkies führt. 

Etwas tiefer und zwar in der Meereshöhe von 2360 m 
findet sich ein Unterbaustollen, dessen ansehnüche Halde 
Chlorit- und GHmmers chiefer, sowie vereinzelte Quarzstück- 
chen enthält. Erz wurde an dieser Stelle nicht gefunden. 

Das Haldenmateriale an der Oberfläche scheint neueren 
Datums zu sein und lässt die Frische des Gesteins ver- 
muthen, dass vor nicht allzulanger Zeit hier gearbeitet 
worden ist. 

Ob mit diesem Unterbaustollen, der gleichfalls ver- 
brochen ist, die Lagerstätte erreicht wurde, ist aus der Lite- 
ratur nicht zu ersehen, doch geht die Sage, dass die Lager- 
stätte nicht verquert wurde. Wenn man die Länge der 
Ausfahrung berücksichtigt, welche zur Erreichung der 



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33 



Lagerstätte erforderlicli war, so findet man die Halde viel 
zu groß und wird fast zu dem Schlüsse gedrängt, dass 
der Gang verquert, vielleicht sogar überfahren und ausge- 
richtet worden ist. 

Neben dem Mundloche des Unterbaustollens stehen 
Reste von zwei primitiven Berghäusem in Trocken- 
mauerung. 

Es wäre interessant gewesen zu erfahren, ob die in 
den Halden vorfmdlichen Kiese und Quarze Gold führen. 
Leider machte bei der Begehung im Jahre 1889 ein Ge- 
witter dem Absuchen der Halden nach reicherem Gang- 
gestein ein jähes Ende und musste ohne das nöthige 
Probenmateriale davon geeilt werden. 

Bei den folgenden Begehungen in den Jahren 1890 
und 1893 konnten die Baue am Hinteren Hapt nicht besucht 
werden. Im ersteren Jahre wurde es versucht zu diesen 
Gruben zu gelangen, doch hinderte ein neuer Felsabsturz, 
sowie ein heftiges Gewitter den Abstieg zu den Halden. 
Bei der Begehung im Jahre 1893 wurde von der Besichti- 
gung dieser in montangeologischer und montantechnischer 
Beziehung jedenfalls nicht sehr bedeutenden Localität von 
vornherein abgesehen, weil der Führer den Zutritt zu den 
verlassenen Bauen als äußerst gefährlich bezeichnete. 



III. Die alten Bergbaue im GroB-Zirknitzthale. 

Allgemeines über die Weg- und Wasser- 
verhältnisse. 

Über die Weg- und Wasserverhältnisse in diesem 
Thale kann folgendes angeführt werden: 

Von DöUach im Möllthale führt beim Schlosse Groß- 
Kirchheim ein ziemlich steiler und holperiger, im Sommer 
auch für ganz leichtes Gebirgsfuhrwerk kaum benutzbarer 
Fahrweg in mehreren Serpentinen zu den Bauern gehöften 



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34 



hinan, welche oberhalb DöUach am südlichen Gehänge 
hegen, und an diesem Gehänge mäßig steigend bis zur 
»Hohen Brücke", wo er den Zirknitzbach übersetzt. Thal- 
aufwärts neben dem Bache sich fortziehend und denselben 
mehrmals übersetzend wird der Weg immer schmäler und 
trennt sich beim »Untern Käser" von dem Wege, der in 
das Klein- Zirknitzthal führt. Von dieser Abzweigung bis 
zum Hochstein führt dann nur mehr ein schlecht erhaltener 
Saumweg, welcher an dem später zu erwähnenden Berg- 
baue in der Grasleiten ziemlich nahe vorübergeht. Weiter 
hinauf verliert sich der Weg ganz, man sieht nur hie und 
da noch Spuren eines Fußsteiges. 

Zu den Gruben im Freudenlhale führt vom Hochstein 
ein Fußsteig; zum Erbstollen und zu den Bergbauen am 
alten Kogel gelangt man nur über große Gneisblöcke und 
mächtig abgelagerten Bergschutt. 

Zu den Bergbauen in Brett-Parzissel und am Pilatussee 
etc. winden sich anfänglich vom Hochkaser aus stellenweise 
sehr steile und schlechte Fußsteige hinauf, welche^ sich 
jedoch beim Eintritte in das wildere Felsterrain alsbald 
ganz verlieren. 

In der Gegend, welche unter dem Namen »Am Brett* 
bekannt ist, hegen an steilen Felsriffen in Mitte des Berg- 
schuttes der Plattesee, die Saulache, der Pilatus- oder Brett- 
see und noch einige andere nicht benannte natürliche 
Wasserreservoirs. Diese Seen werden vom Goldbergspitz- 
gletscher und dessen Umgebung gespeist und vereinigen 
sich ihre Abflüsse mit dem Abflüsse des Groß-Zirknitz- 
gletschers theils im Trümmerfelde unterhalb des Erb- 
stollens, theils im Thale zwischen dem Hochstein und 
Hochkaser zum Groß-Zirknitzbache. 

Erwähnung verdienen noch zwei ziemlich wasserreiche 
Quellen, welche am Gehänge des Unken Bachufers nahe 
der ITialsohle nächst Grasleiten und Hoch- oder Rubitsch- 
Kaser zutage treten und welche auch im Winter kaum 
ganz versiegen dürften, zumal die letztere bereits in der 
Waldregion liegt. 



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-- 35 - 

Die größte Wassermenge, welche am August 1889 
nachmittags mit rund 1*0 m^ pro 1 Secunde gemessen 
wurde, liefert der Groß-Zirknitz-, beziehungsweise der 
Windisch- und Trömmerschartengletscher. Geringer sind 
die Zuflüsse vom Brett aus dem Goldbergspitzgletscher, 
beziehungsweise aus dem 3*25 Äa großen Pilatussee und 
aus den übrigen kleineren Seen. Diese Wasserzuflüsse, 
vereint mit den vorerwähnten Zuflüssen, wurden am 
selben Tage nächst Grasleiten mit 1*5 w^ pro Secunde 
ermittelt. 

Der von allen genanten Wasserzuflüssen gebildete 
Groß-Zirknitzbach vereint sich unterhalb des , Untern Käser" 
mit dem Klein-Zirknitzbache. Gemeinsam fließen sie dann 
abwechselnd durch Schuttablagerungen und über Felstrüm- 
mer in dem mäßig breiten, waldigen Thale abwärts, passiren 
im unteren Theile des Thaies tiefe Felsschluchten, z. B. bei 
der , Hohen Brücke" eine Schlucht von 32m Tiefe, stürzen 
bei der Einmündung des Thaies in das Möllthal über den 
50 m hohen, absätzigen Zirknitzfall und münden dann 
schließlich bei Döllach in die Moll. 

In Döllach wurde am 16. August 1889 vormittags 
die Wassermenge des Zirknitzbaches mit 3*6 w^ pro Secunde 
gemessen. 



1. Die Baue am unteren und oberen Brett oder 
Parzissel. 

Östlich von der Brettwand, wo das Terrain flacher 
wird, zwischen dem Platte- und Pilatus- oder Brettsee liegen 
die Grubenbaue, welche unter dem Namen Parzisselbaue 
in früherer Zeit betrieben wurden. 

Die Stollen sind ohne Ausnahme verfallen und nur 
Halden, sowie Gebäudereste und gut erhaltene Mühlsteine 
sind als Zeugen der ehemaligen bergmännischen Thätigkeit 
übrig geblieben. 



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36 



Das Ausbeißen der Gänge, die in großbänkigem 
Gneise aufsetzen, läßt sich an den schneefreien und vom 
Bergschutte nicht bedeckten Theilen des Terrains deuthch 
erkennen. Ihr Streichen und Verflachen ist im großen 
Ganzen gleich jenem der Gänge in der Goldzeche und ihre 
Füllung besieht, nach den Haldenstücken zu schließen, 
wieder aus Kiesen, Spatheisenstein und Bleiglanz. 

Zwischen Parzissel und dem Brettsee liegen einige 
kleine Halden, auf welchen Quarze mit eingesprengten Spath- 
eisensteinen und Kiesen lagern. Diese Halden rühren jedoch 
von unbedeutenden obertägigen Schürfungen her. 

Die von G. Rochata allgemein als Baue am unteren 
und oberen Brett oder Parzissel benannten Gruben der 
Alten wurden in der beigehefteten Karte in die unteren und 
oberen Parzisselbaue und in den zwischen beiden gelegenen 
Tagbau getheilt. 



Schnitt durch die Parzisselbaue im Gaugstreichen von S. Südwest 

gegen N. Nordost. 
S. S. W. N. N. 0. 



Goldbergapiiz 



3000 




Fig. 8. A Untere Parzisselbaue; 
B Tagbau; 

C Obere Parzisselbaue; 
1 Gneis. 

Diese Bezeichnung wurde gewählt, weil es keinem 
Zweifel unterliegt, dass alle unter die Parzissel- oder Brett- 
gruben subsummirten Grubenbaue auf ein und demselben 
Gange, beziehungsweise auf ein und denselben Gängen an- 
geschlagen waren. 



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37 



Der Localität nach wäre es vielleicht richtiger, die 
unteren Brett- oder Parzisselbaue kurzweg als unteren 
und oberen Parzisselbau, die oberen Brett- oder Par- 
zisselbaue, weil diese schon nahe der Brettscharte situirt 
sind, als obere Brettgruben zu bezeichnen, die Bezeich- 
nung Tagbau jedoch beizubehalten. Von dieser Art der 
Bezeichnung der fraglichen Gruben wird in der nachfolgen- 
den Beschreibung indes s kein Gebrauch gemacht. 

a) Die unteren Brett- oder Parzisselbaue. 

Die tiefstgelegenen Einbaue liegen östlich vom Platte- 
see in der Meereshöhe von 2480 m in einem flachen, öden 
Einschnitte in das felsige Terrain, nämhch im sogenannten 
Parzisselthale, durch welches ein kleines Bächlein fließt. 

Eine ziemlich große Halde liegt am linken Bachufer, 
während die übrigen Halden, sowie die Ruinen der Wohn- 
und Manipulationsgebäude am rechten Bachufer unter den 
steil vom Sandkopfe abfallenden Wänden situirt sind. 

Die Halde am linken Bachufer schien von einem 
anderen Gange herzuröhren, als die Halden am rechten 
Bachufer und wurde diese Ansicht auch nach längerem 
Forschen durch Auffindung des Ausbisses eines Ganges und 
eines zur Verfolgung desselben betriebenen SchrämmstoUens, 
welcher 20 m oberhalb der genannten Halde angeschlagen 
ist, bestätigt gefunden. Dieser Gang, ein reiner Quarzgang 
von 0*5 w Mächtigkeit, welcher am Ausbisse nur krystalli- 
sirten Eisenkies fuhrt, streicht nach Nord (1^) und ver- 
flächt unter 70** gegen West. Wenige Meter hangendseits 
dieses Ganges streicht parallel zu diesem ein zweiter 
Quarzgang mit Kiesimprägnation. 

Die von der Ausrichtung des Ganges stammende Halde 
besteht fast ausschließlich aus quarzigen Gangstücken mit 
Eisenkies und war dieser Theil des untersten Parzisselbaues 
muthmaßlich nichts weiter als ein erfolglos betriebener 
Schurfbau. Die auf der Halde dieses muthmaßlichen Schurf- 
baues vorkommenden wenigen Eisenspathe dürften von der 
unmittelbar angrenzenden, nur durch das kleine Bächlein in 



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- 38 — 

seichtem Rinnsale getrennten Halde vor der ehemaligen 
Scheidstube des eigentlichen untersten Parzisselbaues 
stammen. 

Dieser letztere liegt, wie schon erwähnt, am rechten 
Ufer des Baches und weisen die zwar wenig zahlreichen, 
dafür aber recht ansehnlichen Halden darauf hin, dass hier 
ein lebhafter Grubenbetrieb stattgefunden hat. 

Über die Art der Erzführung der Gänge gibt leider 
wieder nur das Haldenmateriale Aufschluss, da der Gangaus- 
biss, welcher wahrscheinlich in den am rechten Bachufer 
sich erhebenden unzugänglichen Felswänden zu suchen ist, 
nicht aufgefunden werden konnte. 

Mit Rücksicht auf das Haldenmateriale ist fast mit 
Bestimmtheit der Schluss zulässig, dass diese Baue auf 
demselben Gange betrieben wurden, welcher mit den circa 
130 m höher gelegenen Bauen abgebaut wurde. Demnach 
müssten die Stollen anfänghch querend gegen den Gang 
eingetrieben gewesen sein. 

Die auf den Halden vorgefundenen Fragmente des 
Ganges bestehen vorwiegend aus Eisenspathen und nur 
untergeordnet aus Quarz. Der Eisenspath schheßt Bleiglanz 
und Kupferkies, der Quarz hingegen fast ausnahmslos nur 
Eisenkies ein. Nur an einem Quarzstücke wurde neben 
Eisenkies auch noch Molybdänglanz vorgefunden. 

In der Ruine der Scheidstube wurde „ Scheidklein ** 
vorgefunden, das ist Erz, welches auf Stücke von 15 bis 
20 mm Korn geschlägelt ist. Dieses Erz besteht fast nur 
aus derbem Kupferkies neben Eisenspath und sehr wenig 
Bleiglanz. 

Eine Probe dieses Scheidkleins ergab einen Halt von: 
000150/0 ^wund 
005050/0 Ag. 

Einige im Jahre 1889 gesammelte Erzmuster, be- 
stehend aus Kupfer- und Eisenkies und Bleiglanz neben 
Spatheisenstein, ergaben bei der Untersuchung 8 -40/0 Schlich, 
und dieser einen Halt von: 



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— 39 - 

0-0032o/o Au 
0-0860Vo Ag 
7-5 0/^, Pb und 
1-8 o/„ Cu, 

Dem kleinen Bächlein entlang, circa 130 m ober den 
eben besprochenen Grubenbauen in der Meereshöhe von 
2610 m finden sich ziemlich große Halden und die Ruinen 
von ausgedehnten Wohn- und Manipulationsgebäuden 
(Schmiede und Scheidstube), w^elche in verschiedener 
Höhe situirt und untereinander durch einen noch deutlicli 
kennbaren, in Trockenmauerung ausgeführten Schneekragen 
verbunden sind. Diese Überreste lassen den berechtigten 
Schluss zu, dass an dieser Localität einst ein ziemlich 
bedeutender Bergbau betrieben wurde. 

Etwa 5 m ober der Schmiede ist in der steilen Fels- 
wand die zum Theil noch offene Spalte des bis zu Tage 
vollständig verhauten Ganges zu sehen, welcher nach 2'' 
streicht und unter 70 — 80" gegen Osten verflächt. 

In der Scheidstube wurden geschiedene, meist aus 
Spatheisenstein bestehende Erze mit eingeschlossenen 
Körnern von Kupferkies und Bleiglanz vorgefunden, welche 
als Scheidklein zu bezeichnen sind. Der Umstand, dass 
dieses Scheidklein nur die beiden genannten Sulphide zeigt, 
während in den auf den Halden lagernden Gangstücken 
nur Eisenspath und Quarz mit wenig Eisenkies vorkommen, 
lässt wohl keinen Zweifel zu, dass der Bergbau lediglich 
auf Gewinnung von Kupferkies und Bieiglanz, als die 
Träger der edlen Metalle, betrieben wurde. Diese Annahme 
findet auch ihre Bestätigung in den von G. Rochata über 
diesen Grubenbau veröffentlichten alten Nachrichten, wonach 
hier lediglich nur silberhaltiger Bleiglanz und Kupferkies 
gebaut wurden. 

Eine Probe des Scheidkleins von den vorwiegend 
bleiischen Zeugen (Bleiglanz, Siderit und wenig Kupfer- 
kies) ergab einen Halt von: 



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40 



00015o/o Au 

0-0405 o/o Ag 
26-000 o/o Pb, und von den vor- 
wiegend kupferkiesigen Zeugen (Siderit, Kupferkies, 
Bleiglanz, Pyrit und Quarz) einen Halt von: 

0-0035o/o Au 
O-02850/o Ag und 
70 0/^ pj. 

Auf der obersten Halde liegen auch Schlacken, 
Scherben von Schmelztiegeln und ein Häufchen Holzkohlen- 
lösche. 

Ein Schlackenmuster ergab bei der Untersuchung 
Spuren von Silber und Kupfer und viel Schwefelmetalle, 
ein zweites Muster bestand zur Hälfte aus metallischem 
Eisen und Spuren von Silber. Kupfer war in diesem Stücke 
nicht vorhanden. 

Es scheint, dass hier die eroberten Erze gleich ver- 
schmolzen wurden. 

Aus welcher Zeit diese Überreste stammen, ist nicht 
bekannt. Möglicherweise sind diese Spuren auf jene Frei- 
grübler, im Volksmunde „ Wallische " genannt, zurückzu- 
führen, die zu Anfang dieses Jahrhunderts in Oberkärnten 
längere Zeit ihr Unwesen trieben. 

b) Der Tagbau. 

Der Verhau liegt circa 400 bis 500 m von den oberen 
Brett- oder Parzisselbauen (das ist von der oberen Brett- 
grube) entfernt. 

Die Gangmasse ist auf mehr als 1 00 m Länge etliche 
Meter tief herausgearbeitet 

Die große Furche im Felsboden ist gegenwärtig zum 
großen Theile von Eis und Schnee erfüllt. 

Nach anstehenden Schw^arten und nach den Bestand- 
theilen der kleinen Halden zu schließen brachen hier mit 
quarzitischem Gneis Spatheisenstein und Eisenkies ein. 



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- 41 — 

An den tieferen Felslerrassen sind mehrere in kurzen 
Abständen angelegte Stollen vorfmdlich, die ihrer Lage nach 
geeignet waren, den Tagbau zu unterfahren. Die vorhande- 
nen Halden, welche quarzitischen Gneis, Spatheisenstein 
und Eisenkies enthalten, haben aber keinen besonderen 
Umfang. 

Von den Gangstücken mit reicher Kiesimprägnation 
ergab eine Probe 54»/o Schlich und dieser einen Halt von : 

000500/0 Au 
0033 0/0 Ag 
Spur Ou, 



c) Die oberen Brett- oder Parzisselbaue. 

Diese sind nahe dem Goldbergspitz nächst der Brett- 
scharte in der Meereshöhe von 2825 w am Rande der 
Firnablagerung angeschlagen. 

Ein ganz mit Eis und Schnee angefüllter Einbau, eine 
Rösche auf dem mächtigen Gangausbisse, eine kleine Halde, 
die Ruine einer winzigen Hütte aus geschlichteten Steinen, 
das sind die Reste der ehemaligen Bergbauthätigkeit hier- 
selbst. 

Das Gang- und das Gebirgsgestein sind von großer 
Härte und Frische. 

Beachtenswert ist an dieser Stelle, nämlich am oberen 
Brett und Parzissel der Gang selbst in seiner Entfaltung, 
da er von hier aus auf 500 bis 600 m über den Tagbau bis 
zu den obersten Gruben der unteren Brett- und Parzisselbaue 
über das Plateau hin mit den Blicken verfolgt werden 
kann. 

Dieses Freiliegen des Gangausbisses auf eine so be- 
trächtliche Länge mag zu der ausgedehnten Beschürfung 
verleitet haben. 

Der Ausbiss, ein fester quarzitischer Gneis von steng- 
ligem Bruche mit Spatheisenstein- und Brauneisenstein- 
einschlüssen, ist fast in seiner ganzen Ausdehnung, und 



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42 



zwar selbst bis zu einer Tiefe von !2 m mehr minder aiis- 
gehauen, ja es war hier sogar ein Tagbau etablirt, von 
welchem sub lit. b) die Rede war, allein nur an den 
wenigen vorbeschriebenen Punkten dürften größere Erz- 
anhäufungen gefunden worden sein. 

Über die unter b) und c) beschriebenen Baue wird 
auf Grund der in den Jahren 1890 und 1893 vorgenom- 
menen Begehungen noch folgendes angeführt: 

Bei der Traversirung des fast ganz vegetationslosen, 
verhältnismäßig nur wenig steil ansteigenden Hochplateaus 
„am Brett" von den obersten Einbauen der unteren Brett- 
oder Parzisselbaue gegen den Pilatussee findet man häufig 
Spuren bergmännischer Thätigkeit. Halden, künstliche, zum 
Theil mit Bergschutt, zum Theil mit Eis und Schnee erfüllte 
Einschnitte, und ganz vereiste SchrämmstoUen erregen 
wohl die Aufmerksamkeit des Besuchers, doch kann sich 
derselbe bei Verfolgung dieser Objecte baldigst überzeugen, 
dass von den Alten ein oder mehrere Gangausbisse nur 
beschürft, das heißt auf ihre Erzführung nur geprüft 
wurden. 

Ein ausgedehnterer Bau findet sich nicht und ist dies 
bei dem Umstände, dass das Terrain für den Aufschluss 
des Ganges, beziehungsweise der Gänge durch kurze 
Stollen verhältnismäßig günstig ist, der sicherste Beweis, 
dass die vielen Baue am oberen Brett und Parzissel durch- 
aus erfolglos waren, das heißt, dass die beschürften Gänge 
unbauwürdig befunden wurden. 

Gonstatirt wurde, dass der Gangausbiss bei den 
obersten Stollen der unteren Brett- oder Parzisselbaue, be- 
ziehungsweise das Streichen des Brett- oder Parzisselganges 
die unterhalb des Goldbergspitzes liegenden, im Neuschnee 
kaum kenntlichen Halden der oberen Brett- oder Parzissel- 
baue trifft, es muß daher angenommen werden, dass der 
genannte Gang bis zu den letzteren Bauen fortsetzt. 



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43 - 



2. Der Bau am Seebache oder bei der Saulache. 

Es ist dies nur ein kleiner Schurfbau, angelegt im 
Bachgerinne zwischen dem oft genannten Pilatussee und 
der Saulache am Ausbisse eines Ganges. Näher betrachtet 
ergibt sich, dass das Rinnsal dem Ausbisse folgt, doch ist 
dieser sehr unhöfTlich in quarzitischem, brandig gefärbtem 
Gneis anstehend. Am Rande lagern einige Häufchen, welche 
zum Theil aus Ganggestein mit Spatheisen stein und etwas 
Kies, zum Theil aus sandsteinartigem Quarz mit Eisenkies- 
bändern und femer aus thonigen Massen bestehen. 

Da der Ausbiss hier für eine bergmännische Unter- 
suchung wahrlich nicht einladend ist und das Ganggestein 
eine andere Structur zeigt als das erwähnte Haufwerk, so 
ist zu folgern, dass dieses von anderen Bauen hieher kam, 
und zwar offenbar mit der Bestimmung, hier aufbereitet zu 
werden. In dieser Folgerung wird man durch den Umstand 
beslärkt, dass hart am Bache die Ruinen zweier hinterein- 
ander postirter Gebäude zu finden sind, von denen das eine 
solid in Mörlelmauerung hergestellt war. Diese Art der 
Gebäudeausführung steht geradezu als Unicum da, denn 
die anderen Baulichkeiten in diesem Bergbauterrain sind 
durchwegs nur in Trockenmauerung ausgeführt. 



3. Die Grube am Pilatussee. 

In dem großbänkigen, phorphyrartigen Gneise auf der 
Nordwestseite des Pilatussees beißt ein Gang aus, der über 
1 m mächtig ist, nach 3'* streicht und unter 80° nach 
Osten verflächt. 

Das Nebengestein des Ganges ist Gneis, welcher nach 
1 5** mit 1 8 ° einfällt und stellenweise schiefrige Textur zeigt, 
bedingt durch Ausscheidungen von Biotit oder Amphibol 
(Biotit- oder Amphibolgneis). 



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— 44 



Schnitt clarch den Bau am Pilatussee, von Nordwest gegen Südost. 
N. W. S. O. 

2900m*<»««AfiÄ*- -- 

2800 „ _._ 

o7nn "^>4U?-- — 7- Brcittoand 

^^^^ " yTi^^^ - 

Fig. 9. A Brett- oder Parzisselgang; 
B Pilatusseegang; 
C Trömmergang; 
P Pilatussee; 
1 Gneis. 



Die Halden, deren tiefste in der Meereshöhe von 
2580 m zu finden ist, erstrecken sich auf eine Seigerhöhe 
von circa 60 m über den Seespiegel und kann aus der 
Größe der Halden auf einen immerhin bedeutenden Gruben- 
betrieb geschlossen werden. 

Die von den Halden gesammelten Gangstücke sind in 
Bezug auf die Erzführung sehr ungleichartig, was auf einen 
häufigen Wechsel in der Erzführung und auf eine große 
Absätzigkeit in derselben hindeutet. 

Während in einem quarzigen Gangstücke lediglich 
Eisenkies vorkommt, findet sich in einem anderen in der 
Gangfüllung ein Gemenge von Kupferkies und Eisenspalh 
und in geringer Menge Bleiglanz in Körnern und schließlich 
auch reiner Quarz mit nur äußerst spärlicher Kupfer- und 
Eisenkiesfuhrung. 

Nach den wenigen Nachrichten, die über diesen Berg- 
bau bekannt sind, wurde von den Erzen am Pilatussee nur 
göldisches Silber, aber kein Mühlgold ausgebracht, es ist 
der Pilatusseegang demnach auch nicht unter die gold- 
führenden Gänge im eigentlichen Sinne des Wortes zu 
zählen. 



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- 45 — 

Nach den veröffentlichten Daten hielten die Erze 
0-0781 o/o, die Schliche der Pochgänge 0-0937 «/o göldisches 
Silber. 

Nachdem die von G. Rochata untersuchten Erze 
0-0784 o/o göldisches Silber, beziehungsweise 0-0012 »/o 
Gold und 00772 Silber hielten, und dieser Halt fast ganz 
gleich ist dem Halte, wie er von Steinberger angegeben 
wird, so muss angenommen werden, dass der Goldhalt der 
producirten Erze wirklich nur 0*00 1 2 o/o betrug. 

Eine im Jahre 1889 gesammelte Erzprobe ergab 
35 o/^ Schlich und dieser hielt: 

0-0028 o/o Au 

0031 0/^ Ag 

3-7 o/o Cu und 

0-2 o/o Pb. 
Von dem im Jahre 1893 gesammelten guterzigen 
Materiale ergab ein Stück vom Ausbisse, dessen Füllung 
Torwaltend aus Quarz und wenig Kies besteht, 13-5 o/o 
Schlich mit einem Halte von: 

0-0004 o/o Au und 

Ol 36 o/o Ag, 
Ein Haldenstück, das vorwaltend Kiesfüllung und 
weniger Quarz aufwies, ergab 25 o/o Schlich mit einem 
Halte von: 

0-0004 o/o Au und 

0-1176 o/o ^^. 
Ein anderes Haldenstück, welches vorgeschrittene Zer- 
setzung zeigte und aus Limonit mit Nestern von Kupfer- 
kies und dessen Zersetzungsproduct, dem Malachit bestand, 
ergab einen Halt von: 

0-0015 o/o Au und 

00900 o/o Ag. 

4. Die Grube am Trömmern. 

Östlich vom zuletzt beschriebenen Grubenbaue am 
unteren Ende des Zirknitzgletschers und südUch von der 



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— 46 — 

Trömmerscharte liegen die angeblich noch in der ersten 
Hälfte dieses Jahrhunderts vom Bauern Freser in Putschal 
betriebenen Grubenbaue am Trömmern oder auf der 
Trömmerscharte. 

Der obertags sichtbare, über 1 m mächtige Gang 
streicht nach 2** und fällt unter 70" gegen Osten ein. 

Die Gangstücke zeigen breccienartige, durch die Ver- 
kittung von Quarzslücken mit Eisenkies hervorgebrachte 
Textur. Untergeordnet treten neben dem Eisenkies auch 
Zinkblende und Arsenkies auf. 

Einzelne Gangstücke zeigen kiesige und sideritische 
Füllung und weisen untergeordnet Arsenkies auf. 

Die zwei in einem Seigerabstande von circa 10 m 
angeschlagenen Stollen, deren unterster in der Meereshöhe 
von 2560 m situirt ist, sind verbrochen und daher nicht 
befahrbar. 

Soweit es möghch war eine Übersicht über die Halden 
zu gewinnen, scheinen dieselben nicht sehr groß zu sein. 

Südlich von den Bauen auf einer felsigen Terrain- 
erhebung stehen die Mauern der ehemaligen Knappenstube 
und ein verbrochener Schneekragen verbindet diese mit den 
Grubeneinbauen. 

Der Bau kann keine besondere Bedeutung und Aus- 
dehnung gehabt haben und hat der Tradition nach den 
letzten Besitzer um sein ganzes Hab und Gut gebracht. 

Nach alten schriftlichen Überlieferungen, welche von 
G. Rochata angeführt werden, war das Bergwerk am 
Trömmern im Jahre 1 560 auf einem silberhaltigen Blei- 
glanzgange angelegt und wird der Halt des Bleiglanzes mit 
0-2187 o/o Ag und 
6000 ^/oPb 
angegeben. 

Neben Bleiglanz sollen auch göldische Kiese einge- 
brochen sein. 

Der Halt der Grubenerze (wahrscheinlich der kiesigen, 
denn von den bleiischen wird kein Goldhalt angeführt) soll 
nach denselben alten Überheferungen 1 bis \^/^ Loth 



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— 47 - 

göldisches Silber und die Mark Silber 3 bis 4 Loth Gold 
betragen haben. 100 Kübel „Bruch" (Pochgang) sollen 
2 bis 3 Loth Waschgold gehalten haben. 

Die Bezeichnung , Waschgold* ist auffällig, weil unter 
Waschgold von jeher nur das aus Gerolle oder Sauden etc. 
ausgewaschene Gold verstanden wurde und aus „Bruch", 
das ist Pochgang, durch Waschen allein kein Gold gewonnen 
werden kann. Es soll demnach wahrscheinlich Mühlgold 
statt Waschgold heißen. 

Percentuell wäre nach diesen Angaben der Halt 
der Erze : , 

00469 0/« Ag und 
0-0111 o/o Au. 

5. Der Bau in Grasleiten. 

Derselbe liegt am Gehänge nächst dem Hochsteine am 
rechten Ufer des Groß-Zirknitzbaches und circa 200 m ober 
dem ehemaligen Pochwerke. 

Auch hier finden sich nur ein Stolleneinbau, eine nicht 
sehr große Halde und die Ruine einer kleinen Knappen- 
stube. 

Schnitt: Grasleiten-Freudenthal, von Nordwest gegen Südost. 
2800m Mcere^hohe, ^f!^^ 




2100 «... -r_-J 



Fig, 10. A Grube in Grasleiten; 
B Grube in Freudenthal; 
Z Groß-Zirknitzthal; 
1 Gneis. 



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48 



Der Stollen ist am Mundloche verbrochen und nicht 
mehr befahrbar. 

Aus den Haldenstücken lässt sich, sowie fast auf 
allen Halden der verlassenen Gruben des Tauerngebietes, 
wieder die kiesigsideritische Gangesfüllung beobachten. 
Bleiglanz und Kupferkies treten nur untergeordnet auf. 
Die Kiese scheinen im Gange nur sporadisch vertheilt 
zu sein, der Hauptsache nach besteht die Gangfüllung aus 
Quarz. 

Der Bau in der Grasleiten scheint nicht alt zu sein, 
weil in einem Gneisstücke die Büchse eines Bohrloches 
gefunden wurde. 

Oberlags lässt sich das Ausbeißen des Ganges, welcher 
mit dem Stollen ausgerichtet wurde, mit Sicherheit nicht 
verfolgen und kann lediglich eine mit Bergschutt ausgefällte 
Rinne als das Ausgehende des Ganges angesehen werden. 
Zwei weitere, muthmaßlich als Gangausbisse angesehene 
Risse oder Rinnen im Gebirge, in welchen seinerzeit einige, 
wie es scheint, ganz planlose kleine Schürfungen in eisen- 
schüssigen Quarznestern im Gneise vorgenommen wurden, 
verdienen nicht weiter erörtert zu werden. 

Der Bau in Grasleiten hat jedenfalls nie viel Bedeu- 
tung gehabt. 

Eine Probe der auf der Halde gefundenen reichsten 
Stücke, bestehend aus Quarz mit feinkörnigem Arsenkies, 
Pyrit und Spuren von Zinkblende ergab 10-4 o/o Schlich mit 
einem Halte von: 

0-0006 0/« Au und 
00389 o/o Ag, 

6. Die Bergbaue im Freudenthaie. 

Rücksichtlich dieser Bergbaue decken sich die Angaben 
in den Berichten über die Begehung des Terrains im Jahre 
1889 nicht mit jenen der Begehung in den Jahren 1890 
und 1893. 

Über die erstere Begehung wurde berichtet: 



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- 49 — 

Weiter herab am Gehänge, nahezu in der Mitte 
zwischen Eckkopf und Zirknitzbach (Fig. 10) streichen 
parallel zwei ansehnliche Gänge in wenigen Metern Abstand 
durch, deren Ausbiss Gegenstand einer eingehenden Be- 
schürfung war. Eine Menge kurzer Stollen, zum Theil im 
Gewand, zum Theil in schlechtem Weideboden (hier circa 
14 Stück) angelegt, unterfahren den Kamm der Ausbisse, 
welche überdies auch mit Röschen untersucht worden sind. 

Obgleich die Gänge sehr nahe aneinander lagern, ist 
doch deren Ausfüllungsmasse, am Ausbisse wenigstens, 
grundverschieden. Während der eine, nämlich der liegende, 
quarzitischen Gneis von stänghchem, splittrigem Bruche und 
reichlich Spatheisenstein, dann ganz wenig Kiesspuren und 
auch wenig Bleiglanzaugen führt, zeigt der Hangendgang 
vorherrschend mürben Quarz, dann etwas quarzitischen 
Gneis und manchmal etwas eingesprengten Eisenkies. 

Im tieferen Niveau ist den Gängen bloß von einem 
Punkte (2240 w Meereshöhe) aus zugebaut und der Liegend- 
gang in circa 120 m seiger unter dem Ausbisse unterfahren 
worden. Nach dem reichlichen Vorkommen von Gang- 
gestein im Haldenmateriale zu schließen, ist dieser Gang 
nach der Verquerung ausgelenkt, der Hangendgang hin- 
gegen nicht untersucht worden, wenigstens nicht in der 
letzten Betriebsperiode. 

Der Bericht über die Begehung im Jahre 1893 lautet: 

Die Grubenbaue im Freudenthaie liegen am Nordwest- 
gehänge vom Eckkopf gegen den Zirknitzbach oberhalb des 
Fußsteiges vom Färberkaser gegen den Hochstein, genau 
westhch vom Eckkopf. 

Das ganze Bergbau terrain ist von theil weise begrastem 
Bergschutt überlagert, so dass die Gangausbisse, von denen 
im Berichte über die Begehung im Jahre 1889 gesprochen 
wird, nicht zu finden waren. 

Da auch von den Stollenmundlöchern selbst keine 
Spur mehr auffindbar war, so konnte nicht einmal constatirt 
werden, ob die Grubeneinbaue direct im Gangstreichen oder 
verquerend gegen die Gänge getrieben wurden. 



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— 50 — 

Die einzigen Anhaltspunkte für die Beurlheilung der 
Ausdehnung des Baues bilden die vielen, nahe aneinander 
liegenden nicht sehr großen Halden, und diesen nach zu 
schließen, dürfte hier ein regelrechter Bergbaubetrieb 
bestanden haben. 

Nach dem vorgefundenen Haldenmateriale wurde auf 
einem, vielleicht auch auf zwei oder mehreren aus- 
gesprochenen Quarzgängen gebaut. 

In der quarzigen Füllung findet sich viel krystallisirter 
Eisenkies, selten Arsenkies. 

Nach der großen Menge der mit Eisenkies imprägnirlen 
Gangstücke, welche auf den Halden lagern, kann mit 
völliger Sicherheit angenommen werden, dass diese Art der 
Gangfüllung als nicht verwertbar, beziehungsweise als zu 
arm (als Berg), ähnlich wie bei anderen Grubenbauen im 
Tauerngebiete auf die Halde gestürzt wurde. 

Eine Probe dieser Eisenkies führenden Quarzstücke 
ergab 22-5 »/o Schhch und dieser einen Halt von: 
00000 o/o Au und 
Spuren Ag. 

Der ausgewiesene Halt beweist die Richtigkeit der vor- 
stehenden Annahme. 

Welche Halte die wirklich producirten Erze hatten, 
kann mangels solcher Erze und jedweder anderweitiger 
sicherer Anhaltspunkte heute nicht mehr festgestellt werden. 

Nach Steinberger sollen die Erze 

0-250 bis 0-281 o/^ Ag und 
70 o/o Pb, 

der Riss*) 0-047 o/^ Ag und 

00026 o/o Au gehalten haben. 



7. Die Baue am Eckkopf. 

Von diesen sind am südwestlichen steilen Abhänge 
des Eckkopfes im Schuttfelde unter dem Gipfel nur zwei 

*) Riss von „Hereinreifien", daher wahrscheinlich Hauwerk. 



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51 



mittelgroße Halden, neben diesen zerfallene Umfassungs- 
mauern von zwei kleinen Hütten und viele Gangstücke im 
Bergschutte zu finden. 

Sclmitt durch die Eckkopfgrube von SSüdwest gegen NNordost. 
SSW. NNO. 

Eckkopf 

2^00 Vi ^♦*«??»»*^M ---. 

2500 „ .-^^ .,-__^^ 

2400 „ _ - ' 

2300 „ . . 

Fig. 11. A Grube am Eckkopf; 

1 Gneis; 

2 Glimmerschiefer. 

Die ersten Spuren von Einbauen trifft man nahe am 
Kamme in der Meereshöhe von 2660 m am Ausbisse eines 
nahezu 1 m mächtigen Quarzganges. Weiter hinab am Ge- 
hänge ist alles überschoben und unkennthch, bis auf die 
untersten Einbaue in der Meereshöhe von 2520 ;w, vor 
welchen die erwähnten zwei mittelgroßen Halden lagern. 

In den quarzigen Gangstücken, welche bei den obersten 
Einbauen nächst dem Gangausbisse lagern, finden sich 
zuweilen schwache Ausscheidungen von Bleiglanz und 
Eisenkies. 

Das Haldenmateriale bei dem untersten Bau ist voll- 
kommen taub. Der Bau selbst ist noch in der Gneiszone 
situirt, doch steht in nächster Nähe bereits dunkler Glimmer- 
schiefer an. 

8. Der Bau am Erbstolien. 

Der sogenannte Erbstolien liegt im Abschlüsse des 
Groß-Zirknitzthales am Westgehänge des Alten-Kogels und 
der Roj acher- Spitze in unmittelbarer Nähe des Gletschers 

4* 



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^ 52 - 

und soll angeblich auf eine bedeutende Länge vorge- 
trieben sein. 

Schnitt durch die Erbstollengnibe von NNordwest gegen SSüdost. 
NNW. SSO. 

2800 »» JfaOMftÄ« J^K ■- 

2700,.. /^SI^^>^^.. 

2400 „ _E^^^^^^^......j4,;;?^^^ 

Fig. 12. A Erbstolleneinbau; 
B Gangausbiss; 
G und D Groß-Zirknitzkees ; 
E Klein-Zirknitzkees : 
1 Gneis. 

Nach dem Gangausbisse Umschau zu halten, ist sehr 
mühsam und bleibt das Resultat in mancher Hinsicht unbe- 
friedigend. Derselbe tritt am Fuße der Steilwände nur auf 
eine Erstreckung von einigen Metern zu Tage, während 
alles andere unter dem Gletscher und Steingewirre ver- 
borgen ist. 

Auf dem Gange sind inmitten des großartigen 
Trümmerfeldes, welches von der Thalsohle bis fast an den 
Gebirgskamm hinanreicht, mehrere Einbaue angelegt ge- 
wesen, von denen bis auf den Erbstollen selbst gegenwärtig 
nur undeuthche Spuren, und zwar Grubenholz, welches aus 
dem Schutte hervorsteht und etwas Haldenmateriale bis 
zur Meereshöhe von 2600 m zu beobachten sind. 

In der Meereshöhe von 2400 mliegen das halbverfallene 
Stollenmundloch des sogenannten Erb- oder Christileiden- 
Stollens mit den vor demselben befindlichen Gebäuderesten 
und die angestürzte große Halde. 

Auf derselben wurden Erzstücke und Gezähe aus der 
Zeit der Schlägel- und Eisenarbeit als Überreste des Berg- 
baues gefunden, welcher hier betrieben wurde. 



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— 53 - 

Die auf dieser Halde lagernden zahlreichen Gangslücke 
zeigen Arsenkies, Pyrit, Spatheisenstein und untergeordnet 
Bleiglanz, sowie dessen Zersetzungsproducte. Diesen 
Gangslücken nach zu schließen war auch hier die kiesige 
(Arsen- und Eisenkies) Füllung vorherrschend, während 
der Bleiglanz untergeordnet, und zwar nur in femer 
Imprägnation und in kleinen Nestern vorgekommen zu sein 
scheint. 

Der Gang dürfte mächtig sein, weil die auf der Halde 
liegenden Gangstücke keine Begrenzungsflächen des Ganges 
(Salbänder oder Besiege) zeigen. Viele Stücke zeigen neben 
den Kiesen vorherrschend Spatheisenstein, der theilweise 
unzersetzt, theilweise stark zersetzt ist. 

Auch hier ist die breccienartige Textur eine häufige 
Erscheinung, indem Quarz- und Gneisstücke durch Kiese, 
Spatheisensteintrümmer durch Kalkspath verkittet sind. 
Die letzteren breccienartigen Gangstücke dürften ge- 
störten Gangpartien oder secundären Kluftausfüllungen ent- 
stammen. 

Drusen, in welchen entweder Arsenkies- oder Siderit- 
krystalle zu sehen sind, finden sich gleichfalls vor. 

Eine Probe von den im Jahre 1889 gesammelten, 
verschiedenartig erzigen, jedoch ausgesucht reichen 
Gangstücken ergab bei der Untersuchung 52 »/o Schlich und 
dieser einen Halt von : 

00010 o/o Au 
00260 o/o Ag und 
2-5 0/^ Pö. 

Eine Probe von den im Jahre 1893 auf der Halde 
gesammelten, anscheinend guten Erzstücken, bestehend 
aus Quarz und Eisenspath mit Arsenkies und Pyrit ergab 
bei der Untersuchung 37-6 o/^ Schlich und dieser einen 
Halt von: 

00010 o/o Au und 

0-0025 o/o Ag, 



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— 54 — 

Wiewohl für die schwebenden Fragen ganz belanglos, 
sei schließlich noch gedacht des 

Schurfbaues am Hochkaser. 

Wesilich von der Almhütte »Hochkaser* in der 
Meereshöhe von 1836w ist am rechten Zirknitzbachufer 
ein anscheinend tonnlägiger, vom Tage aus getriebener, 
ersoffener Grubenbau sichtbar, in dessen Nähe Überreste 
einer Erzkaue, sowie kleine Halden vorhanden sind. 

Auf letzteren hegen schiefrige Gneise und Glimmer- 
schiefer mit Bleiglanz und Kiesimprägnationen, sowie kleine 
Vorräthe von geschlägelten Erzen, die ebenfalls Bleiglanz 
und Kiese enthalten. Dieses Vorkommen ist nur in wissen- 
schaftlicher Beziehung von Belang, da hier analoge Verhält- 
nisse wie in Ammeberg vorzuliegen scheinen, nämhch echte 
Lager von Sulphiden. 

Das erzführende Gestein ist ein schiefriger, sehr feld- 
spathreicher, glimmerarmer Gneis, längs dessen Schicht- 
flächen Schwefelmetalle, als : Eisenkies, Bleiglanz und unter- 
geordnet auch Kupferkies zur Ablagerung gelangten. 

Die Erzanhäufungen sind unbedeutend und stellen 
kleine, in der Mächtigkeit nur innerhalb weniger Millimeter 
sich bewegende Lager vor, die vollkommen unregelmäßig 
vertheilt erscheinen. 

Eine Probe eines an Erz reichen Stückes ergab 
28*l»/o Schüch mit einem Halte von: 
O-OOlOo/o ^Mund 
001300/0 Äg, 

Auf Blei wurde die Probe nicht gemacht. 

IV. Bergbau Waschgang im Klein - Zirknitzthale. 

Vom Zirknitzthalwege, in der Nähe der hohen Brücke 
abzweigend, führt ein in etwa 4 Stunden zu bewältigender, 
steiler Fußweg im Walde bis ober die Kluidkaser-Alpen- 
hütten und von hier aus über die Weideplätze der Göritzer 
Alpen auf den Kluidboden und zum alten Fahrweg am 



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55 



Waschgange. Dieser Fahrweg ist auf der Höhe noch gut 
kenntlich und wurde früher zum Transporte der Erze mit- 
tels Sackzuges benutzt, der über die Moharscharte (2452 m 
Meereshöhe) und überGöritz nach DöUach erfolgte. Er bildet 
vomThale aus den besten Aufstieg zum Waschgang und kann 
von Döllach aus in 5 Stunden zurückgelegt werden. 

Ein dritter Zugang zum Waschgang geht als Fußsteig 
von der Markscher Alpe im Klein-Zirknitzthale aus direct 
über die steil abfallenden Felswände. Dieser Fußsteig ist 
jedoch nur für geübte Touristen passirbar. 

In der Umgebung des alten Bergbaues am Wasch- 
gang befindet sich weder ein See noch ein fließendes 
Wasser. 

Der Grubenbau selbst liegt unmittelbar unter der 
Scharte, welche den Übergang von Asten in das Zirknitz- 
thal bildet. 

DerBergbau besaß, nach den Grubenkarten zu schließen, 
keine besondere Ausdehnung und bewegte sich in einem 
linsenförmigen Lager von etwa 100 m Länge, beziehungs- 
weise Breite im Ghloritschiefer, welches gegen Westen 
durch eine Lettenkluft scharf abgegrenzt wird. 

Die zwei Einbaue, Rosina (2490m Meereshöhe) und 
Mathias, sind auf der Zirknitzthalseite, der Unterbau 
(2460 m Meereshöhe) ist hingegen auf der Südseite der 
Scharte, erstere in den Liegend-, letzterer in den Hangend- 
schichten der Erzlagerstätte angeschlagen. 

Durch den erstgenannten Stollen war es noch möglich 
in die Grube zu gelangen. Wenn auch der Zutritt, auf 
Händen und Füßen über spiegelglattes Eis kriechend, nur 
mühsam zu erringen ist, wird diese Mühe doch durch das 
interessante, prächtige Bild belohnt, welches diese Fahrt 
bietet. Tausend und abertausend blendend weiße Eistafeln, 
wohlgeformt, sechsseitig, millimeterdick, parallel den Seiten 
gerippt, von verschiedener Größe, darunter Krystalle von 
circa 1 00 mm Seitenlänge, besetzen gleich einem Schleier 
in den Stollen ragend Ulm und First. In unbeschreiblicher 
Pracht glitzern diese Eistafeln dem Fahrenden entgegen 



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— 56 — 

und fällt es diesem schwer, das herrliche Naturgebilde zu 
zerstören. 

Nach kurzer Fahrt wird der Verhau erreicht und geht 
es dann in guter Fahrung zwischen Versatzmauern stark 
fallend weiter bis zum sogenannten Tabakpfeifenschachte, 
der die Gommunication mit dem etwas tieferen Mathias- 
stollen herstellt. In diesem Schachte steht etwas unter der 
Sohle des Rosina-Stollens noch ein Erzpfeiler an. In einer 
circa l-5m mächtigen Ghloritschieferlage sind Quarznester 
und Linsen eingebettet, welche derben Kupferkies führen. 
Die Ortsbrust ist stark verschmandet, so dass die Beobach- 
tung der obwaltenden Verhältnisse sehr erschwert ist. 

Vom tiefsten Punkte des Schachtes geht der Mathias- 
stollen noch weiter westwärts über die Lettenkluft hinaus 
in das Schieferfeld. Der Vortrieb des Stollens in dieser 
Richtung wurde in der Zeit des Betriebes durch die Staats- 
verwaltung bewerkstelligt. Vom Tage aus ist der Malhias- 
stoUen nach einem Blatte gegen Süden vorgetrieben, 
welches sich am rechten Ulme deutlich verfolgen lässt. Der 
Stollen steht durchaus im Ghloritschiefer an und ist 2fn 
hoch, 1 -6 m breit mittelst Sprengarbeit ausgefahren. 

Der von der Südseite der Scharte gegen die Lager- 
stätte nach 24^ vorgetriebene Unterbaustollen hat, nach dem 
aus Kalkglimmerschiefer mit schwachen Spuren von Pyrit 
bestehenden Haldengute zu schließen, die gesuchte Lager- 
stätte entweder gar nicht oder in minder entsprechender 
Erzfuhrung angefahren. Dieser Stollen ist durch einen über 
150w langen Schneekragen mit dem alten Zechenhause, 
dessen Mauern noch ziemlich gut erhalten sind, verbunden. 

Die ganze Lagerstätte scheint aus einem linsenförmigen 
Vorkommen von Kupfer- und Eisenkies im Ghloritschiefer, der 
reich an Pistazit ist und von Kalkghmmerschiefer über und 
unterlagert wird, zu bestehen. Der Kalkglimmerschiefer 
verflächt unter 20 bis 38° nach 12'' und ist seine Mäch- 
tigkeit, sowie die des Ghloritschiefers sehr wechselnd. Der 
Gebirgsrücken, die Scharte, wird ebenfalls von Kalkglimmer- 



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- 57 — 

schiefer gebildet, in welchem an einer Stelle die Jahreszahl 
1766 eingemeißelt ist. 

Der Ghloritschiefer ist stellenweise großbänkig und hat 
ein Verflachen von circa 20° nach 12'\ 

Auf den Halden wurden viele Zersetzungsproducte des 
Kupferkieses (Malachit, Azurit etc.), sowie Eisenglimmer 
und Magnetit, letzterer im Pistazit, vorgefunden. 

Eine Probe von einem auf der Rosina-Halde gefundenen 
Erzstücke und von einer Erzslufe aus dem anstehenden 
Pfeiler im Tabakpfeifenschachte ergab 28o/o Schlich und 
dieser einen Halt von : 

0002o/o Au, 
0-014 0/0 Ag und 
14-9 0/^ Cu, 

Da die mit dem Bergbaue am Waschgange aufge- 
schlossene Erzlagerstätte ein an eine bestimmte Zone der 
Kalkglimmerschiefer gebundenes Kieslager ist und die Kalk- 
glimmerschiefer nur in den obersten Gebirgslagen dem 
Gneise concordant aufgelagert sind, so kann diese Erzlager- 
stätte für die in Frage stehenden Unterbauprojecte niemals 
in Betracht kommen. 



V. Der Bergbau im Sadnigthale in Gro6fragant. 

Der ehedem so berühmte Kupferbergbau in Groß-Fra- 
gant befindet sich am Ostabhange des Hirtenkopfes an der 
Grenze des Baumwuchses, nahe einem guten Almboden, 
auf dem die Moosalmhütten stehen. Der Grubenbau war 
ziemlich ausgedehnt und mit Stollen erschlossen, von denen 
die beiden untersten »Vorsehung" und »Zubau" vom 
Sadnigbache aus mit 400, beziehungsweise 700 m Er- 
streckung den Lagerstätten zufahren. Der Zubaustollen ist 
mit den höheren Bauen nicht durchschlägig. 

Riesige Halden und Reste von verfallenen geräumigen 
Wohn- und Manipulalionsgebäuden liegen am Taggehänge, 
besonders beim Frauen- und beim Vorsehungstollen. 



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- 58 - 

Nach den vorhandenen Grubenkarten bewegte sich 
der Bergbau auf zwei hintereinander liegenden Lagern, 
nämlich auf dem Salvator- und auf dem Josephilager. 

Die Halden des heiligen Geiststollens (1920 m Meeres- 
höhe), des Frauenstollens (1870 w Meereshöhe), des Vor- 
sehungstollens (1810w Meereshöhe) und des Zubaustollens 
(1770 m Meereshöhe) bilden eine wahre Fundstätte der 
verschiedensten Schieferarten. Es finden sich daselbst 
Glimmer-, Talk-, Ghlorit-, Epidot- und Thonschiefer. 

Von Erz findet man feinkörnigen grauen Eisenkies in 
einer thonigen Masse oder im Ghloritschiefer eingesprengt 
und Kupferkies neben Eisenkies im Quarze. 

Die Zubauhalde ist vollkommen taub. 

Eine Probe von einigen hübschen Erzstiicken ergab 
29 «/o Schlich und dieser 

Spuren von Auy 
0-002o/o Ag und 
5-3 Vo Cu. 

In den Jahren 1890 und 1893 wurde diese Bergbau- 
localitüt nicht besucht, weil sie bereits außerhalb des für 
di(! Unterbauprojecte in Frage stehenden Gebietes liegt. 

B. Auf der Salzburger Seite. 
I. Die Goldbergbaue im Raurisertliale. 

Allgemeines über die Weg- und Wasser- 
verhältnisse. 

Von den Bahnstationen Rauris-Kitzloch und Taxen- 
bach der k. k. österreichischen Slaatsbahnlinie Bischofs- 
hofen - Innsbruck führt gegen Süden dem Rauriserthale 
entlang ein gut erhaltener Fahrweg bis Kolm-Saigurn 
(1597 m Meereshöhe). 

Von hier aus führen Wege, beziehungsweise Fußsteige 
zu den Bergbauen auf der Goldzeche, am Bockhart-Silber- 
pfennig und auf dem Hohen Goldberge. Der Sleig zur 



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— 59 — 

Goldzeche, der sogenannte Erfurterweg, führt stark anstei- 
gend und stellenweise schwer passirbar über den Hoch- 
narrgletscher und dient ledigUch für Touristenzwecke. 

Zu den Bergbauen am Bockhart-Silberpfennig gelangt 
man auf einem gut markirten Steig über die Durchgangalm 
und Bockhartscharte, und zum Bergbaue auf dem Hohen 
Goldberge führt ein schmaler Fußsteig in vielen Serpentinen 
über die Felsterrassen südlich von Kolm-Saigurn, beim 
Augustinstollen (Neubau) und Maschinenhaus vorüber zur 
alten Knappenstube beim Bodenstollen. Diese ist von 
Kolm-Saigurn aus in circa 2 1/2 Wegstunden zu erreichen. 
Vom Nassfelde (Erzherzogin Valeriehütte) gelangt man 
durch das Siglitzthal und über die Riffelscharte auf dem 
sogenannten Verwaltersteige gleichfalls zur Kjiappenstube 
auf dem Hohen Goldberge. 

Nächst dem früher genannten Maschinenhause zweigt 
vom Kolm-Saigurn- Goldbergsteige ein neu angelegter Steig 
ab, welcher unterhalb der Sonnblickgruben vorüber zum 
Goldberg- oder Vogelmaier- Ochsenkargletscher und zum 
Zittelhause am Hohen Sonnblick (meteorologische Beob- 
achtungsstation in der Meereshöhe von 3103 m) führt. 

Von der Knappenstube zur Fraganter- und Windisch- 
scharte sind alle Spuren eines Fußsteiges verwischt, und 
gelangt man dahin nur über alte Halden, Bergschutl und 
Gletschereis. Außer dem angeführten Fußsteige verbindet 
den Rauriser Hohen Goldberg mit Kolm-Saigurn noch eine 
Transportanlage, bestehend aus einem originellen, eintrüm- 
migen, im Jahre 1833 erbauten, circa 1600 m langen, eine 
Seigerhöhe von 577 m einbringenden Bremsaufzug, daran 
anschließend ein vom früheren Besitzer Ignaz Rojacher nach 
den alten Plänen der ehemaligen k. k. Berg- und Hütten- 
verwaltung in Lend erbauter zweitrümmiger Bremsberg und 
schließlich eine Horizontalbahn bis zum Bodenstollen 
beziehungsweise bis zur Knappenstube. 

Im allgemeinen herrschen hier dieselben Wassercala- 
mitäten wie anderwärts in den Gold tauern, indem nämlich 
nur im Sommer, und da nicht immer, eine ansehnliche 



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— 60 — 

Wassermenge vorhanden ist. Ob aus dem Bodenstollen das 
ganze Jahr hindurch soviel Wasser abfließt, dass damit 
eine constante und große Betriebskraft erzeugt werden 
könnte, müsste erst durch Versuche, namentlich im Winter 
erhoben werden, bleibt also vorläufig fraglich. 

Für die Wasserwirtschaft des Bergbaues auf dem 
Hohen Goldberge und seiner Aufbereitungsanlage in Kolm- 
Saigum haben die Abflüsse des Herzog Ernst-, des Gold- 
berg-, des Sonnblick- und des Hochnarrgletschers Bedeu- 
tung, und stehen sowohl am Hohen Goldberge selbst, wie 
auch in Kolm-Saigurn bedeutende ausnützbare Gefälle zur 
Verfügung. Die Wasserabflüsse der zwei erstgenannten 
Gletscher fließen bei der Knappenstube in nächster Nähe 
vorbei, hefem das Kraftwasser für den Antrieb des Wasser- 
rades des erwähnten Aufzuges und ergießen sich dann, in 
pittoresken Wasserfällen abstürzend, in das breite Thal- 
becken von Kolm, wo sie das Aufschlagwasser für die 
Aufbereitungsmaschinen liefern. Unterhalb Kolm vereinigen 
sich diese Abflüsse mit den aus den SonnbHck- und Hoch- 
narrgletschern kommenden Wasserläufen, sowie mit den 
unbedeutenden Bächen von der Filzen- und Durchgangalm, 
und durchfließen dann unter dem Namen Hüttenwinke 1- 
bach das Rauriserthal. 

Der Standplatz der ehemaligen Aufbereitungsanlage 
liegt nördlich von Kolm-Saigurn thalabwärts und wurden 
hier walirscheinlich die Wässer des Sonnblick- und Hoch- 
narrgletschers ausgenützt. Die Ruinen dieser Aufbereitungs- 
werkstätte, welche durch eine Lavdne zerstört vsrurde, sind 
bei Passirung des Erfurterweges noch deutlich sichtbar. 

Über die Unzulänglichkeit der Wassermenge, selbst in 
wärmerer Jahreszeit, mag folgendes Beispiel Aufschluss 
geben : 

Am 31. August 1890 fing es in Kolm-Saigurn und 
Umgebung an zu schneien, in dieser Höhenlage (1597 m 
Meereshöhe) zu dieser Zeit gewiss keine Seltenheit, und 
das Thermometer zeigte in den ersten Tagen des Monates 
September 1890 nur 6° Wärme. Der Schneefall, sowie 



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61 



das Sinken der Temperatur reichten hin, das Wasser mit 
Ausnahme einiger sehr schwacher Quellen schon am 2. Sep- 
tember 1890 derart versiegen zu machen, dass nicht einmal 
das zum Betrieb der Dynamomaschine für die sechs Glüh- 
lampen, welche zur Beleuchtung der Wohnräume des Tou- 
ristenhauses in Kolm-Saigurn dienen, nöthige Wasser vor- 
handen war. Darnach ist zuschließen, dass die Wassercalami- 
täten im Spätherbste und Winter weit ärger sein müssen, und 
ist die Angabe, wonach im Winter oft kaum das nöthige 
Trinkwasser für die Bewohner des Kolmhauses zu beschaffen 
ist, vollkommen glaubwürdig. 

Um eine größere constante Wasserkraft auch in den 
Wintermonaten ausnützen zu können, müsste ziemlich weit 
thalabwärts, etwa in die Nähe des sogenannten Bodenhauses 
gegangen werden. 

1. Der Bergbau auf dem Hohen Goldberge. 

Über den früheren Bergbaubetrieb am Hohen Gold- 
berg, über die Anzahl der hier aufgeschlossenen Gänge, 
über die Erzführung derselben, über die Production und 
über den wirtschaftlichen Erfolg des Bergbaubetriebes 
stehen aus den einschlägigen Acten und Relationen der 
Staatsarchive, sowie aus den bezüglichen publicirten Ab- 
handlungen umfassende und verlässliche Daten zur Ver- 
fügung, welche nebst den Daten über den Goldbergbau am 
Rathhausberg bei Böckstein die sichersten, aber auch die 
einzigen Anhaltspunkte für die Beurtheilung der Natur der 
Gänge im Tauerngebiete und der Erzführung derselben 
bieten, und für die Lösung der Frage rücksichtlich des wirt- 
schafthchen Erfolges einer eventuellen Wiederaufnahme des 
Bergbaubetriebes auf den goldführenden Gängen des 
Tauerngebietes einzig und allein maßgebend sind. Eine 
Zusammenstellung dieser Daten erfolgte durch F. PoSepny 
in der anno 1879 erschienenen Publication, von welcher 
im Vorworte Erwähnung geschah. 



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62 



Es sollen daher in der vorliegenden Darstellung nur 
die Resultate der neueren Begehungen dieses althistorischen 
Bergbau gebietes und die hiebei gemachten Wahrnehmungen 
und Beobachtungen kurz zusammengefasst werden. 

Die Begehungen wurden in der Hoffnung vorgenom- 
men, auf dem Hohen Goldberge einen schwunghaften Berg, 
baubetrieb vorzufinden und in der Grube den Charakter 
der Lagerstätten, insbesondere in Bezug auf ihre Erzführung 
Studiren zu können. Leider erwies sich diese Hoffnung als 
trügerisch. 

Die Grube, damals im Besitze einer durch den Grafen 
Rottermund vertretenen belgischen Gesellschaft, stand 
sowohl zur Zeit der Begehung im Jahre 1889, wie auch in 
den Jahren 1890 und 1893 außer Betrieb. Doch war im 
Jahre 1889 eine geringe Anzahl von Arbeitern mit Halden- 
kuttung und mit der Abförderung des gewonnenen Mate- 
riales nach Kolm-Saigurn beschäftigt. In den Jahren 1890 
und 1893 war auch dieser Betrieb sistirt und lag dieses 
Bergbauobject ebenso verlassen in der Gletscherwildnis, wie 
alle übrigen Bergbaue in diesem Gebiete. 

Die im Jahre 1889 vorgenommene Befahrung mehrerer 
Abbauorte ober dem Bodenstollen in der sogenannten 
Haberländerkluft wurde von der Werksleitung in Kolra- 
Saigurn freundUchst gestattet, hat aber kein neues Licht in 
die Verhältnisse gebracht. Die Firstenstraßen und das 
Feldort einer Mittelstrecke wurde verschmandet vorge- 
funden und nur bei der Straße mit der Nr. 42 war eine frische 
Ortsfläche zu beleuchten. Die Kluft ist hier ziemlich mächtig 
und besteht aus quarzitischem Gneis, welcher nahe dem 
Bestege am Hangenden etwa 10 cm breite und 20 bis 30 cm 
lange, reichlich mit Eisenkies imprägnirte Quarzfischchen 
führt. 

Wenn auch die Grubenbefahrung sozusagen resultatlos 
geblieben ist und in den Jahren 1890 und 1893 eine 
neuerliche Befahrung nicht mehr vorgenommen werden 
konnte, hat doch die Begehung des Tagterrains des Rauriser 
Hoben Goldberges manches Interessante ergeben. 



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— 63 — 

Zunächst wurde constatirt, dass der in den neuesten 
Kartenwerken (Militäraufnahme 1872) eingezeichnete 
Gletscher im eigentlichen B ergbau teirain bis auf kleine 
Reste im sogenannten Winterthale nicht mehr vorhanden 
ist; nur kahle Felsen, Schutt und Moränen bezeichnen die 
Stellen des früheren Gletschers. Es war daher hinreichend 
Gelegenheit geboten, sich über die obertägigen Verhältnisse 
zu informiren. 

Beim Aufstiege von Kolm-Saigurn auf den Hohen 
Goldberg und weiter gegen die Fraganterscharte ist es nicht 
schwer die Aufeinanderfolge der anstehenden Gesteinsarten 
näher zu beobachten. 



Schnitt : Mascliinenhaus-Fraganterscharte von Nordwest gegen Südost. 



NW. 



2100 „ - 



SO. 
Serzoq Ernst 




N 7 



Fig. 13. Ä Augustinstollen; 
B Bodenstollen; 
XXX Wurtenkeea ; 

1 Glimmerschiefer, dunkel; 

2 ^ licht; 

3 Gneis, feinschiefrig ; 

4 „ faserig ; 

ö „ porphyrartig ; 

6 „ granitähnlich; 

7 „ geschichtet ; 
a HerrnstoUnerkluft ; 
b Habersbergerkluft ; 
e Haberländerkluft; 
d Goldbergerkluft; 

e Krierhgängerkluft : 
/ Bodnerkluft. 



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- 64 — 

Wie aus der beigchefleten Karte und aus den Schnitten, 
Fig. 13 und 14, zu ersehen ist, steht im oberen Rauriser 
Thale Glimmerschiefer an, welcher bei Kolm-Saigurn mit 
nordwestlichem Streichen und südwestlichem Einfallen als 
quarziger Glimmerschiefer zutage tritt. 

Schnitt: Kolm-Saigurn- Windischscharte von Nord gegen Süd. 

N. S. 




Fig. 14. A Kolm-Saigun; 

B Maschinenhaus am Hohen Goldberge: 
^^^ Goldberggletscher: 

1 Glimmerschiefer, quarzig: 

2 „ , gewöhnlicher; 

3 ., , granatfüren d : 

4 „ , grüner, lichter; 

5 „ , schwarzer; 

6 Gueis, schiefrig; 

7 „ , porphyrartig; 

S Epidotfels (Epidotgneis). 



In der Richtung gegen Süd (Schnitt Fig. 14) folgen 
darauf der Reihe nach gewöhnlicher und dunkel gefärbt er 
granatführender Glimmerschiefer, auf welchem 
grüner lichter und schließlich schwarzer Glimmer- 
schiefer lagert. Auf den Glimmerschiefer folgen dann 
concordant gelagert schiefrige bis feinfaserige und 



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~ 65 - 

porphyrartige Gneis arten und endlich unmittelbar vor 
dem Goldberg- oder Vogelmaier-Ochsenkarglelscher Epi- 
dotgneise. (Nach der Aufnahme der geologischen Reichs- 
anstalt: Hornblendeschiefer.) 

Im Schnitte vom Maschinenhaus zur Fraganterscharte 
(Fig. 13) lassen sich die Gebirgsschichten noch weiter ver- 
folgen, weil sie hier nicht durch Gletschereis verdeckt sind. 
Auf den porphyrartigen Gneis folgt hier granit- 
artiger Gneis und schließlich wieder schiefriger, gut 
geschichteter Gneis. 

Der Epidolgneis fehlt hier. 

Die den Glimmerschiefer überlagernden Gneise haben 
mit diesem gleiches Streichen und Verflachen, und sind die 
Übergänge von einer Gesteinsart in die andere durchwegs 
nur allmähhche. 

Die aus den Gletschern herausragenden Spitzen des 
Herzog Ernst, Goldbergspitz, Sonnblick, Hochnarr etc. 
stehen wieder in flacheinfallenden Glimmerschiefern an. 

Zieht man die Aufeinanderfolge der Gesteinsarten, 
sowie den Umstand in Betracht, dass bis auf den Schiefer 
der Gipfel, welcher deutlich abgegrenzt erscheint, zwischen 
den einzelnen vorher aufgezählten Gesteinsarten keine 
scharfe Abgrenzung, sondern nur ein allmählicher Übergang 
zu bemerken ist, berücksichtigt man ferner die concordante 
Lagerung der Schichten, so fällt es schwer für die Richtig- 
keit der bisherigen Anschauung, wonach das Gebirgsmassiv 
von Gneis gebildet sei, welcher mant eiförmig von GHmmer- 
schiefer um- und überlagert ist, Anhaltspunkte zu finden. 
Man wird vielmehr zu der Anschauung gedrängt, dass die 
Natur der Lagerungs Verhältnisse viel einfacher ist, nämlich 
dass das ganze Gebirgsmassiv von Gneis in Wechsellagerung 
mit Glimmerschiefer gebildet wird. Bestärkt wird man in 
dieser Anschauung noch durch die Verhältnisse nächst den 
Sonnblickgruben. 



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— 66 — 

Schnitt durch die Sonnblickgruben Ton West gegeu Ost. 
W. O. 

A 

3100» .a^^-^ 



Fig. 15. A Zittelhaus am Hohen Sonnblick; 
xxxx Gletscher; 

1 Glimmerschiefer; 

2 Gneis, granitartig. 

Der Gipfel des Hohen Sonnblick (3103 m Meereshöhe) 
besieht, soweit er aus dem Gletscher hervorragt, aus 
Glimmerschiefer, und die Felsklippen an der oberen Sonn- 
blickgrube bestehen aus granitartigem Gneis, die Felswände 
bei der unteren Grube aber aus dunklem Glimmerschiefer 
mit Chloritschiefereinlagerungen. 

Es ist daher auch hier die Wechsellagerung von 
Gneis und Glimmerschiefer xu beobachten. 

Weiters sprechen für die Wechsellagerung von 
Gneis und Schiefer auch die Aufschlüsse in der Grube des 
Hohen Goldberges selbst. Die Feldörter der weit gegen 
Nordost vorgetriebenen Ausrichtungsbaue in den westlichen 
und mittleren Gängen des Reviers stehen nämlich in 
schwarzem Schiefer an, welcher, nach einer Zeichnung von 
Reisacher zu urtheilen, nach Südwest, daher so wie über 
Tag, wenngleich etwas steiler, einfallt. Es ist daher der 
Schiefer in der Grube an Punkten constatirt, über welchen 
an der Oberfläche Gneis ansteht, was wohl unzweifelhaft 
dafür spricht, dass die obertags beobachtete concordante 
Ablagerung des Gneises über den Schiefern, beziehungs- 
weise die Wechsellagerung dieser zwei Gesleinsarten auch 
in der Teufe anhält, dass somit von einer mantelförmigen 



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— 67 — 

Um- und Überlagerung des Gneises durch Glimmerschiefer 
hier wohl nicht die Rede sein kann. 

Den Lagerungsverhältnissen der Gesteine am Hohen 
Goldberge wurde bei den Begehungen des Terrains aus dem 
Grunde besondere Aufmerksamkeit gewidmet, weil sie für 
die Modalitäten der Verquerung der Goldberggänge mit 
einem tiefen Unterbaustollen in hohem Grade von Wichtig- 
keit sind. 

Bestätigt sich nämlich die concordante Ablagerung des 
Gneises über dem circa bis zur Höhe des Maschinenhauses 
anstehenden Glimmerschiefer und behalten die Schichten 
in der Teufe ein gleichmäßiges Einfallen, so würden mit 
einem z.B. von KolmSaigum (1597 m Meereshöhe) aus 
betriebenen Unterbaustollen die Goldberger Gänge nur mehr 
in ihrer südlichen Fortsetzung in Gneis aufsetzend getroffen 
werden, während seiger unter dem gegenwärtigen Auf- 
schluss dieser Gänge am Hohen Goldberge in der Teufe von 
circa 1600m Meereshöhe bereits der Glimmerschiefer das 
Grundgestein bilden würde. 

Der Erfolg rücksichtlich der Verquerung der Gänge, 
beziehungsweise der Mächtigkeit und Erzführung derselben 
wäre in diesem Falle noch zweifelhafter, als wenn man 
hoffen könnte die Gänge seiger unter dem gegenwärtigen 
Aufschlüsse noch im Gneis anstehend zu treffen, weil nach 
den bei der Ausrichtung der Gänge gegen die Schieferzone 
(schwarzen Schiefer) am Rauriser Goldberge gemachten 
Erfahrungen die Gänge in dem Schiefer häufig bis zur Blatt- 
stärke verdrückt erscheinen oder verworfen sind und eine 
sehr erhebliche Abnahme des Erzadels zeigen. 

Die Lagerungsverhältnisse des Gesteins müssten sohin 
bei der eventuellen Anlage eines Tiefstollens auch speciell 
wegen der Richtung desselben in Rücksicht gezogen und 
in diesem Falle noch Specialstudien gemacht werden, 
welche viel Zeit beanspruchen würden. 

Rücksichtlich des Erzvorkommens beschränkten sich 
die Erhebungen bei der Begehung auch hier auf die Besich- 
tigung der Halden und der Gangausbisse, und zwar jener 

5* 



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- 68 - 

am Herzog Ernst (2933 m Meereshöhe), sowie am Rauriser 
Goldberge selbst und jener am Wege von der Fraganter- 
scharte (2770w Meereshöhe) über die Zirknitzscharte und 
über den Altenkogel zur Windischscharte. 

Auf der Fraganterscharte setzt der sogenannte Tau er n- 
gang in porphyrartigem, nach 9^ streichendem und unter 
60° nach Südwest verflächendem Gneise (Augengneis) mit 
einem Streichen nach 2^ und einem steilen Verflachen nach 
Osten auf. 

Die Füllung dieses Ganges besteht aus Quarz mit ein- 
gesprengten Kiesen. 

Westwärts folgen nacheinander der Sonnsterngang, 
die Bodnerin, die Kriechgänger, die Goldberger, 
die Haberländer und die Habersberger Kluft. 

Die Bodnerin setzt in stengligem, mit porphyrartigem 
Gneise wechsellagemdem Gneise auf, während die übrigen 
Gänge Granitgneis als Nebengestein haben. 

Die Gangfüllung besteht, soweit dies aus den obertags 
gesammelten Stücken beobachtet werden konnte, bei allen 
Gängen des Goldberges der Hauptsache nach aus Quarz mit 
eingesprengtem Pyrit, Arsenkies, Spatheisenstein und selten 
Bleiglanz und Zinkblende. 

Ein genaues Studium der Füllung der Gänge, der Erz- 
führung derselben, des Verhaltens der Gänge zum Neben- 
gestein etc. gestatten die Gangausbisse natürlich nicht, doch 
finden sich wertvolle Anhaltspunkte hierüber in den ver- 
schiedenen Berichten und Relationen über den Rauriser 
Goldberg. 

Der Gneis tritt, wie erwähnt, in Wechsellagerung mit 
verschiedenen Schiefern auf, und werden sowohl die Gneise 
wie auch die Schiefer außer von erzführenden Gängen viel- 
fach von mehr oder minder mächtigen tauben, nur acces- 
sorisch Pyritkrystalle führenden Quarzgängen (den soge- 
nannten Neunern) durchsetzt. 

Die ganz belanglose Pyritführung der Neuner dürfte, 
nach einigen vorgefundenen alten Stollen zu schließen, mit- 
unter zu Schürf bauen Veranlassung gegeben haben; doch 



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69 



ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Neuner von den 
Alten benützt wurden, um rascher und billiger als im com- 
pacten Gneise oder Schiefer gegen die Erzgänge verqueren d 
vorzudringen. 

Nordöstlich von der Windischscharte ober dem 
Goldberggletscher (Vogelmaier - Ochsenkarkees) wurden 
schwache Spuren von Gängen vorgefunden, welche jeden- 
falls die Fortsetzung der Goldberggänge repräsentiren und 
die Verbindung mit den Gängen in der Zirknitz (Erbstollen, 
Freudenthal) herstellen. 

Ihr Streichen wurde wie bei den Goldberggängen mit 
2 bis 3^ bei östlichem Einfallen abgenonmien. Sie setzen 
in amphibolreichem, gneisartigem Schiefer auf, worin sich 
große Nester von Pistazitfels vorfinden. 

Über die Füllung lässt sich nichts Genaues angeben, 
da am Ausgehenden der Gänge hierüber nichts Deutliches 
vorgefunden wurde. Nach den Fundstücken von den Halden 
zu urtheilen waren wieder Quarze mit eingesprengten Kiesen, 
nämlich Pyrit und Arsenkies, selten Bleiglanz und Spaht- 
eisenstein in der Gangausfüllung enthalten. 

Über die Werksverhältnisse sei Folgendes angeführt: 

Außer der schon erwähnten Transportanlage und 
Knappenstube beim Bodenstollen, welche 100 bis 150 
Arbeitern Unterkunft gewährt, findet sich am Hohen Gold- 
berge noch ein Unterkunftshaus für Arbeiter, nämlich das 
Gebäude beim Augustinstollen. Während der Zustand der 
Knappen stube beim Bodenstollen ein höchst verwahrloster 
ist, befindet sich das Gebäude beim AugustinstoUen noch in 
leidlich gutem Zustande. 

In Kolm-Saigurn stehen die Aufbereitungs- und Repa- 
raturwerkstätten und ein Wohngebäude, welches gegen- 
wärtig als Touristenhaus benutzt wird. 

Die Aufbereitungsanlage umfasst ein Poch- und 
Schlämmhaus und das Amalgamirwerk mit Wasserrädern 
als Motoren. 

Zum Antriebe der Maschinen in der Reparaturswerk- 
stätte dient eine kleine Wassersäulmaschine. 



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— 70 — 

In der Aufbereitungsanlage sind noch ein Flammofen 
und die Apparate für die Extraction eingebaut. 

Im Sommer 1889 war bloß ein Pochsatz mit 5 Stem- 
peln im Gange und wurde Probemateriale für die Gold- 
gewinnung auf nassem Wege verpocht. 

Der ganze Betrieb am Goldberge beschränkte sich zu 
jener Zeit auf die Ausbeutung der Halden. Nach Mittheilung 
des Betriebsleiters hoffte die Unternehmung durch Zugute- 
bringung des Goldhaltes der Halden nebst den Manipulations- 
kosten auch den KaufschilUng hereinzubringen und überdies 
noch einen beträchtlichen Geldüberschuss zu erzielen, 
welcher dem Grubenbetriebe zugewendet werden sollte. 

Der Verarbeitung sollte das ganze vorhandene Halden- 
materiale in Bausch und Bogen, wie es liegt, bei Ausschluss 
jedweder Goncentration des Erzhaltes unterzogen werden, 
wodurch man den großen Verlusten, sowie den Unkosten, 
die mit der nassen Aufbereitung verbunden sind und die 
Verarbeitung dieses armen Gutes bisher unrentabel machten, 
vorbeugen wollte. Die ganze Manipulation sollte sich auf die 
Zerkleinerung durch Trockenpochen, auf das Rösten im 
Flammofen und auf die Extraction des Goldes und Silbers 
beschränken. 

Das Verfahren, welches zur Anwendung kommen sollte, 
wurde in seinen Details geheim gehalten. Es sollte angeb- 
lich äußerst einfach und das Resultat in jeder Beziehung 
glänzend sein. 

Die Manipulationskosten sollten minimal sein und 
sollte das Ausbringen von Gold und Silber 9 4 o/o des Ge- 
sammtinhaltes dieser Metalle in dem Haldengute betragen. 

Zur Zeit der Begehung des Terrains im Sommer 1889 
war der eigentliche Extractionsbetrieb noch nicht eingeleitet, 
sondern war man mit der Durchführung von Versuchen 
beschäftigt, um die Rentabilität der Verarbeitung einer jeden 
einzelnen Halde zu erheben und Anhaltspunkte für die 
nöthigen weiteren Dispositionen zu gewinnen. 



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— 71 — 

Schon im folgenden Jahre, wie auch im Jahre 1893 
war der ganze Betrieb, auch jener in der Extractionsanlage 
sistirt, es scheinen daher die durchgeführten Versuche das 
erhoffte günstige Resultat nicht ergeben zu haben. 



2. Die Sonnblickgruben. 

Die Einbaue der sogenannten oberen und unteren 
Sonnblickgruben befinden sich zweifellos auf ein und dem- 
selben Gange, welcher in einer Meereshöhe von 2760, 
beziehungsweise 2720w die östlich und südöstUch vom 
Zittelhause am Hohen Sonnblicke abfallenden, aus dem 
Gletscher hervorragenden Gebirgsrücken durchstreicht. 

Die fast gänzlich verfallenen und zum Theile vereisten 
drei Einbaue der oberen Grube sind in 2760^ beziehungs- 
weise 2720 und 2715 mMeereshöhe, jene der unteren Grube 
circa 100m voneinander entfernt, in 2720 und 2710m 
Meereshöhe, und zwar erstere im Gneis, letztere im Glimmer- 
schiefer, ganz nahe an den durch eine vergletscherte Mulde 
getrennten beiden Gebirgsrücken angeschlagen. 

Nach der ganz geringen Ausdehnung der Halden zu 
schließen war der ganze Bau nichts anderes als ein unbe- 
deutender Schurfbau. 

Das Nebengestein des Ganges, welcher nach 1^ streicht 
und unter circa 80 ** östlich einfällt, bildet sowie am Hohen 
Goldberge mit Schiefern wechsellagernder, geschichteter 
Gneis. 

Der circa 1 m mächtige Quarzgang führt nur spora- 
disch eingesprengten Schwefel- und Arsenkies. Es ist 
daher anzunehmen, dass nicht die Kiese zur Ausrichtung 
dieses Ganges Veranlassung gegeben haben. 

Die von verschiedener Seite colportirte Angabe, dass 
der SonnbUckgang nur wegen seines Freigoldhaltes gebaut 
wurde, lässt sich gegenwärtig nicht erhärten, da es trotz 
eifrigsten Suchens nicht mögUch war, in dem lagernden 
Ganggesteine Goldspuren zu entdecken. 



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72 



II. Die Bergbaue Im Siglitzthale, am Seekopfe, am 
Bockhart, am Silberpfennig und in der Erzwiese. 

Allgemeines über die Weg- und Wasserverhält- 

nisse. 

Von Böckstein aufwärts, der Gasteinerache entlang, 
zieht sich ein gut erhaltener, im mittleren Verlaufe etwas 
steil ansteigender Fahrweg bis zum Erzherzogin Valerie- 
ünterkunftshaus am Nassfelde. 

Von hier theilen sich die Wege, welche einerseits 
durch das verhältnismäßig breite und nur ganz wenig an- 
steigende, von dem Südwestgehänge des Rathhausberges 
und den Ost-, Nordost- und Nordgehängen des Scharecks, 
der Schlapperebenspitze und des Höllkars gebildete Nass- 
felderthal in das Weißenbachthal und zum Tauernhause, 
anderseits in das mäßig ansteigende, schmale, in Ost- 
west verlaufende Siglitzthal und endlich in ein zwischen 
dem Kolmkar und Silberpfennig liegendes Hochthal mit 
den beiden Bockhartseen und zur Bockhartscharte führen. 

Die Wege im Nassfelderthal und im Siglitzthal sind 
zwar nicht gut erhalten, aber immerhin in einem Zustande, 
dass sie mit dem landesüblichen Alpenfuhrwerke befahren 
werden können. Die Herstellung entsprechender Fahrwege 
sowohl über das Nassfeld, sowie auch in das Siglitzthal bis 
zum verfallenen alten Berghause würde leicht und mit 
einem nicht sehr großen Kostenaufwande zu bewerk- 
stelligen sein. 

Zu dem unteren Bockhartsee führt vom Erzherzogin 
Valerie-Unterkunftshause ein schmaler, auch für Tragthiere 
passirbarer Steig, von da weiter durch das Hochthal in nord- 
westlicher Richtung bei den alten Halden vorüber zum obern 



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73 



Bockhartsee und schließlich in Serpentinen, meist über 
Gneisblöcke auf die Bockhartscharte (2238m Meereshöhe). 

Zu den Bergbauen am Seekopf, Silberpfennig 
und der Erzwiese gelangt man nur auf sehr steilen, kaum 
kenntlichen Steigen. 

Entlang der vom oberen Bockhartsee aufwärts an 
beiden Gehängen situirten Halden und entlang der an dem 
äußerst steilen Gehänge vom Berghause im Siglitzthale bis 
fast auf die Höhe des Eolmkars sich hinziehenden Halden 
des Si gl itzer Bergbaues existirt keine Spur eines Steiges 
und ist die obertägige Begehung dieser Bergbaue, beziehungs- 
weise deren Halden sehr mühsam, beschwerlich und stellen- 
weise, besonders bei den Siglitzer Bauen, auch nicht unge- 
fährlich. 

Ein ähnlicher Fußweg, wie vom Erzherzogin Valerie- 
Hause zum Bockhartsee, führt auch von Kolm-Saigurn über 
die Durchgangalpe zur Bockhartscharte. 

Letztere Scharte ist von Böckstein aus in vier Stunden, 
von Kolm-Saigurn aus in zwei Stunden zu erreichen. 

In der Nähe des wiederholt genannten Valerie-Hauses 
vereinigen sich die von Weißenbach, vom Höllkar, von 
Schlappereben und Teufelsköpfl kommenden Gletscher- 
wässer mit dem durch das Siglitzthal abfließenden Bache, 
welcher das Wasser von den Gletschern des Scharecks und 
der Rifl^elscharte erhält, zur Gasteinerache, die etwa 25 
Minuten Weges unterhalb des Valerie-Hauses den, einen herr- 
lichen Schleierfall bildenden Abfluss der Bockhartseen auf- 
nimmt und einen Wildbach mit bedeutender Wassermenge 
darstellt. 

Im Winter, das ist nach dem Versiegen der Wasser- 
abflüsse aus dem Gletschergebiete dürfte die Gasteinerache 
in ihrem oberen Laufe ihren Wasserzufluss lediglich aus 
den Bockhartseen und vielleicht aus einigen Quellen er- 
halten. 

Immerhin würde diese Wassermenge eine ganz 
respectable Betriebskraft repräsentiren. 



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— 74 



1. Der Bergbau in der Siglitz. 

Der verlassene Bergbau Siglitz ist in dem auf das 
Nassfeld ausmündenden Siglitzthale gelegen und befindet 
sich der tiefste Einbau am linken Bachufer vor dem Wasser- 
falle am Thalanfange (Aufstieg zur Rififelscharte). 

Am rechten Bachufer, in der Fortsetzung des Gang- 
streichens unter das Schareck ist nahe der Tahlsohle eben- 
falls ein Stollen situirt, welcher gegenwärtig, sowie alle 
übrigen Stolleu dieses Bergbaues, verbrochen ist und, nach 
der unbedeutenden Halde zu schließen, nicht lang gewesen 
sein dürfte. 

Beim tiefsten Stollen am linken Bachufer (1714 m 
Meereshöhe) stehen die ziemlich großen Ruinen des ehe- 
maligen Berghauses. 

Der Gangausbiss lässl sich von diesem tiefsten Stollen 
bis zum Hochplateau des Kolmkars verfolgen und wird 
durch unzähhge große Halden, Ruinen von Gebäuden und 
bis zu Tage reichende, theils noch offene, theils verbrochene 
Verhaue gekennzeichnet. 

Soviel sich constatiren lässt, ist der Gang, welcher 
nach einer an einem offenen Verhaue gemachten Beobach- 
tung nach 1^ streicht und unter circa 80° gegen Ost ein- 
fällt, fast durchaus bis zu Tage verhaut, und die Gangmasse 
selbst von den kurzen, kaum 10 cm mächtigen Gangtrüm- 
mern sorgfältig herausgeschrämmt, so dass es nicht gelang, 
aus zurückgelassenen Ganganständen auf die Erzführuog 
des Ganges zu schließen. 

Diese in Betreff der Verhaue des Ganges an Ort und 
Stelle gemachten Wahrnehmungen wurden nachträglich 
auch durch einen früheren Bergarbeiter namens Reck in 
Wildbad-Gastein (gegenwärtig Besitzer des Gasthauses zum 
Echo in Wildbad-Gastein) bestätigt, welcher angab, dass er 
in den Vierziger Jahren bei der Gewältigung des untersten 
Siglitzstollens (am linken Bachufer) verwendet wurde. Nach 
seinen weiteren Angaben ist der Gang ober dem Stollen 
vollständig verhaut und wurden auch Abteufen unter dem 



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75 



Stollen vorgefunden, welche jedoch voll Wasser waren. 
Am Feldorte soll der Gang fast taub anstehen. 

Mit Rücksicht auf die bei dieser Gewältigung gemachte 
Wahrnehmung, dass der Gang, insoweit er edel aufge- 
schlossen war, auch vollkommen verhaut ist, wurde der 
Betrieb ohne weitere Untersuchung des Ganges wieder ein- 
gestellt, eine Erzproduction daher nicht eingeleitet. 

Nach Waldner waren in der Siglitz fünf Gänge im Baue, 
und zwar in der Richtung von Ost nach West : Der Kaste n- 
kendlgang an dem gleichnamigen Stollen; der Geiß 1 er- 
gang am Georg- und Gertraudstollen; der Dionysgang am 
Ulrich-, Veith- und Margarethstollen ; der vierte Gang 
vom unbenannten Stollen zum Fordernis-, Ober-, Rath- und 
Ulrichstollen, und endlich der fünfte Gang. 

Der Geißlergang war mit dem Georgstollen in der 
Thalsohle auf circa 500 m im Streichen gegen Norden auf- 
geschloßen. 

Der höchste Stollen liegt in der Meereshöhe von circa 
2380 m, so dass der Grubenbau sich auf eine Seigerhöhe 
von 646 m erstreckte. 

Über die Production an Erzen, über die Halte der 
Grubengefälle und über die Production von Gold und Silber 
ist aus der Zeit des eigentlichen Betriebes nichts bekannt, 
nur einige Proben aus jüngerer Zeit, in welcher der Bergbau 
nicht mehr im Betriebe stand, werden von Reisacher ange- 
führt. Diese, angeblich aus den Halden und Rücklässen der 
Alten gewonnenen Proben weisen meist keine besonders 
hohen Halte auf und darf wohl angenommen werden, dass 
die von den Alten mit soviel Mühe und Eifer auf eine so 
bedeutende Erstreckung mit Schlögel und Eisen gewonnenen 
Erze einen besseren Halt hatten. 

Auf den Halden finden sich gegenwärtig nur grob- 
krystallinische Arsen- und Eisenkiese, welche keine Ver- 
wertung fanden. 

Nach dem Haldenmateriale zu schließen, dürften außer 
den erwähnten Kiesen goldführende Kiese und Quarze 
gewonnen und nur letztere zwei Gangarten verwertet wor- 
den sein. 



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— 76 



2. Die Baue am Bockhart. 

Der mit dem Siglitzer Bergbaue aufgeschlossene Gang- 
zug streicht gegen Nord über das Kolmkar in das Bockhart- 
thal und wurden die Gänge durch die Baue an der Nord- 
seite des Kolmkars von der Sohle des letztgenannten Thaies 
bis zur Schiefergrenze, an welcher die Gänge ebenso wie 
am Seekopfe abstoßen, verhaut. 

Schnitt durch den Seekopf und das Kolmkar von West gegen Ost. 
W. O. 




Fig. 16. Ä Seekopf; 
B Kolmkar; 
E Seekopf gänge ; 
E* Siglitzgänge; 

1 Glimmerschiefer; 

2 Gneis. 

Das noch vorfindliche Haldenmateriale ist analog dem 
Haldenmateriale der Siglitz ebenfalls vorwiegend Quarz mit 
grobkrystallinischem Arsen- und Eisenkies, so dass über die 
Identität dieser Gänge mit jenen in der Siglitz kein Zweifel 
obwalten kann. 

Einige an Ort und Stelle vorgefundene, wahrscheinlich 
von einer späteren Haldenkuttung stammende Gangs tu cke 
mit grobeingesprengtem, dichtem Schwefel- und Arsenkies 
in Quarz ergaben bei der Untersuchung 20*4o/o Schlich und 
dieser hielt 0-0030o/o Au Ag. 

Eine zweite, nur aus Arsenkies und Quarz bestehende 
Probe ergab im Gesammterze einen Halt von 0*0020«/o 
Au Ag. 



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— 77 — 

Über die, nach den ausgedehnten Halden zu schließen, 
ziemlich bedeutenden und jedenfalls gleichzeitig mit den 
Grubenbauen in der Siglitz, am Seekopf, am Silberpfennig 
und in der Erzwiese betriebenen Baue am Bockhart ist 
nichts weiter bekannt geworden. 

3. Die Bergbaue am Silberpfennig, auch Bockhart- 
baue genannt, und in der Erzwiese. 

Am Süd- und Nordostgehänge (das letztere repräsentirt 
die Erzwiese) des Silberpfennigs streichen die Gänge von 
Siglitz, Bockhart und Seekopf durch und waren diese Gänge, 
wie die zahlreichen Halden bezeugen, Gegenstand eines 
schwunghaften und ausgedehnten Bergbaubetriebes. 

Schnitt durch den Silberpfennig von Nordwest gegen Südost. 
NW. SO. 



Fig. 17. i Erzlager; 

Q Siglitz-Bockhartgänge; 

1 Gneis; 

2 Kalkglimmerschiefer. 

Die Gänge durchsetzen den Gneis und stoßen an den 
sie discordant überlagernden Kalkglimmerschiefern ab, 
analog wie es bei den Gängen am Seekopf und am Kolm- 
kar (Siglitz) zu beobachten ist 

Die Gangfüllung entspricht, nach dem Haldenmateriale 
zu urtheilen, vollkommen jener der Gänge von der Siglitz 
und vom Seekopf, und besteht aus Quarz mit Arsen- und 
Eisenkies mit seltenen Spuren von Bleiglanz und Blende. 

Etwa in zwei Drittel der Höhe des Silberpfennigs be- 
merkt man eine Änderung in der Färbung der Halden. Die 



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— 78 — 

unteren (tiefer gelegenen) Halden sind ockergelb, die oberen 
tiefbraun. 

Dieser Wechsel in der Färbung der Halden lässt 
schließen, dass in den unteren Bauen ein anderes Materiale 
abgebaut wurde wie in den oberen. 

Thatsächlich verhält sich die Sache folgendermaßen: 

Die unteren Baue am Silberpfennig, das ist am Gehänge 
des Bockharttbales, sowie auch die tieferen Baue auf der 
Erzwiese wurden auf den schon erwähnten Siglitz-, Bock- 
hart- und Seekopfgängen geführt, welche auch hier nach 
1^ bis 3*^ streichen und muüimaßlich mit göldischen Quarzen 
und Sulphiden ausgefüllt waren. 

Darnach erklärt sich die ockergelbe Färbung der be- 
treflfenden Halden. 

Im oberen und letzten Drittel der Höhe des Silber- 
pfennigs überlagern den Gneis und auch die ihn durch- 
setzenden Gänge Kalkglimmerschiefer im Wechsel mit Thon- 
glimmerschiefem. Einzelne der mächtigeren Kalkglimmer- 
schieferschichten weisen accessorisch Pyrilkrystalle, Eisen- 
spath, Bleiglanz und Zinkblende auf, welche Minerahen zum 
größten Theile parallel den Schichtungen gelagert sind. 
Die Pyrilkrystalle treten durch die Abwitterung der Kalke 
perlenschnurartig hervor und lassen den Parallelismus 
dieser Pyrite mit der Schichtung ausgezeichnet erkennen. 
Der Eisenspath bildet mehr oder minder mächtige Lagen 
im Kalkglimmerschiefer und schließt Nester und unter- 
geordnet auch Lager von Bleiglanz und Zinkblende ein. 

Ein solcher Bleiglanzeinschluss wurde einer Probe 
unterzogen und diese ergab einen Halt im Gesammterze von 
25-OOOo/o Pb, O-02050/o Ag und Spuren Au. 

Diese Anhäufung von Erzen in einer Schicht stellt ein 
Kies-, Eisenspath- und Bleiglanzlager vor, dessen Abbau 
theils unterirdisch, theils tagbaumäßig vorgenommen wurde. 
Von dem abgebauten Materiale wurden wahrscheinlich nur 
der Bleiglanz und der feinkörnige Pyrit wegen des Silber- 
und eventuell auch wegen des Goldhaltes dieser Erze zugute 



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— 79 - 

gebracht, während der Eisenspath auf die Halden geworfen 
wurde und diesen die tiefbraune Färbung verliehen hat. 

Diese Annahme findet auch darin ihre Bestätigung, 
dass sich Halden von geschlägeltem Eisenspath in Nuss- 
größe vorfinden, der keine nennenswerten Bleiglanz- und 
Kieseinschlüsse aufweist, während in den vereinzelt auffind- 
baren größeren Eisenspathtrümmem fast immer Nester von 
Bleiglanz, seltener von einem Gemenge von Bleiglanz und 
Zinkblende eingeschlossen sind. 

Dass man es hier vdrklich mit einem Lager zu thun 
hat, konnte nicht nur aus dem Haldenmateriale, sondern 
auch in einem noch offenen Stollen constatirt werden, wo 
vor Ort die parallele Ablagerung der Kalkschiefer- und 
Eisenspathbänke beobachtet wurde. 

Von den gesammelten Belegstücken wurden einige 
untersucht und ergab die Probe eines Stückes, bestehend 
aus Bleiglanz und Blende, von der sogenannten Schmied- 
halde in der Erzwiese einen Halt im Gesammterze von 

0-0002 o/o Au, 

0-0343o/o Ag und 
38-00 0/^ Pb. 
Die Probe eines Gangstückes, bestehend aus Quarz, 
Arsenkies und Pyrit, ergab 50o/o Schlich und dieser einen 
Halt von 

0-0047o/o Au und 

0-0040o/o Ag. 

Von den mit der schwebenden Frage nicht im directen 
Zusammenhange stehenden Bergbauen, welche besucht 
wurden, sei schließlich noch erwähnt: 

III. Der Bergbau am Rathhausberge im Gasteiner- 
thale. 

Es ist dies der einzige Goldbergbau der Hohen 
Tauern, welcher noch gegenwärtig im Betriebe ist. Das 
Werk gehörte früher dem Ärar, welches keine günstigen 



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--. 80 - 

Belriebserfolge zu erzielen vermochte und das Werk einer 
Gewerkschaft überließ. Mit welchem finanziellen Erfolge 
diese es betreibt, ist nicht in die Öffentlichkeit gedrungen. 
Dass der Bergbau in die Begehung mit einbezogen 
wurde ist selbstverständlich, da er die beste Gelegenheit 
bietet, den Charakter der goldführenden Gänge in den 
Tauern kennen zu lernen. Es ist jedoch nicht am Platze 
sich über die gegenwärtigen Verhältnisse dieses Bergbaues 
an dieser Stelle auszusprechen, weil einerseits Rücksichten 
auf die Gewerkschaft zu nehmen sind und weil anderseits 
der Bergbau nicht in den Bereich jenes Terrains fallt, 
welches rücksichtlich der ünterbauprojecte in Betracht 
kommt. 



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— 81 — 



Schlussfolgerungen. 

Aus den vorstehenden Schilderungen ist zu ersehen, 
dass das wilde und landschaftlich einzig schöne Gebiet der 
Hohen Tauern, welches einst durch mehr oder weniger 
regen Bergbaubetrieb belebt war, gegenwärtig von dem- 
selben nahezu ganz verlassen ist. Die früheren Wohn- und 
Manipulationsstätten sind verfallen und Schnee und Eis 
überlagern großentheils die Gebilde von Menschenhand. 
Unwillkürlich beschleicht den Bergmann bei der Wan- 
derung durch die Stätte ehemahger emsiger Arbeit ein weh- 
müthiges Gefühl und es drängt sich ihm die Frage auf, 
welches wohl die Ursachen gewesen sein mögen, welche 
diesen Wandel der Dinge hervorgerufen und den Verfall 
der Bergbaue in den Hohen Tauem zur Folge gehabt 
haben. 

Diese Frage wurde schon von verschiedener Seite 
und zu verschiedenen Zeiten aufgeworfen und neigt 
die Mehrzahl der hierüber gegebenen Antworten dahin, dass 
die Religionswirren Ende des 16. und Anfang des 17. Jahr- 
hunderts als die Hauptursachen des Verfalles der Gold- und 
Silberbergbaue auf der Kärntner Seite der Tauern anzu- 
führen sind. Es wird von den Vertretern dieser Ansicht 
angeführt, dass die Gewerken, welche alle evangelisch waren, 
die ihnen drohende Landesverweisung ahnten und infolge- 
dessen den Bergbaubetrieb derart einrichteten, dass die 
noch in ihren Gruben anstehenden Erzmittel so rasch als 
möglich gewonnen, Auslagen für den Neuaufschluss von 
Erzmitteln aber nicht mehr gemacht wurden. Als der Zeit- 



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punkt der Landesverweisung der Protestanten thatsächlich 
eintrat, seien die Erzmittel in den Gruben völlig erschöpft 
gewesen und letztere allmählich verfallen. In der später 
folgenden ruhigeren Zeit seien Baulustige und Bergverstän- 
dige nicht vorhanden gewesen, so dass der Bergbau bis in 
die Gegenwart verfallen blieb. 

Abgesehen davon, dass sich diese Argumentation sehr 
theoretisch ausnimmt, ist dagegen anzuführen, dass in den 
aus jener Zeit stammenden Nachrichten und Urkunden von 
einem soweit gehenden Einflüsse der Religionswirren auf 
das Schicksal der Kärntner Gold- und Silberbergbaue 
keine Rede ist, und dass die in nächster Nähe der 
Kärntner Goldbergbaue gelegenen Goldbergbaue am Hohen 
Goldberge und am Rathhausberge nicht zum Erliegen 
kamen, obwohl auch hier rücksichtlich der Religionsverhält- 
nisse ähnliche Zustände herrschten wie in Kärnten. 

Einzelne Stimmen von Fachmännern machten sich 
dahin geltend, dass die Ursache des Verfalles der fraglichen 
Bergbaue vielmehr in der rapiden Abnahme der Abbau- 
mittel gesucht werden muss. 

Ein verlässlicher Gewährsmann, nämlich der im Vor- 
worte citirte Platzer, schreibt Folgendes : 

„Ursachen vom Verfalle des Bergbaues an der 
Goldzeche. 

Die hauptsächlichsten Ursachen von der theilweisen 
und nun gänzlichen Auflassung des Goldzecher Bergbaues 
waren das Klima und der unregelmäßige Bau im Innern 
des Berges. 

Das Klima hat sich seit einem Zeiträume von 300 
Jahren in unseren Hochgebirgen so sehr verschhmmert, 
dass nicht nur allein viele Gruben gebäude, welche im 
Anfange des vorigen Jahrhunderts noch auf trockener Erde 
standen, dermalen ganz mit Eis und Schnee bedeckt sind 
(z. B. Strapeleben im Salzburgischen, die Goldzeche, die 
Pasterzen, Gössnitz, der Bau am Heiligenbluter Tauern 



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— 83 — 

und mehrere andere), sondern die Gletscher verbreiteten 
sich schon soweit, dass einst bei einem Abbrechen von 
einem Stück Eis unter demselben ein Lärchenstock 
gesehen ward. 

Die Ursachen von dem Fortschreiten der Gletscher 
anzuführen, glaube ich hier nicht nöthig zu haben, weil 
darüber ohnedies schon eine Menge derselben in der lite- 
rarischen Welt bekannt sind. 

Die zweite Ursache : die unregelmäßige Führung des 
Bergbaues war vielleicht der hauptsächhchste Beweggrund 
zur Auflassung des Bergbaues. 

Die Erzgewinnung geschah größtentheils durch 
Absenken, als die kostbarste Art Erze zu Tage zu fördern, 
wodurch man bei vorgefallenen Ausschneiden oder Ver- 
schmälern der Erze in den Gängen sich meistens noth- 
gedrungen sah, wegen der ungeheuren Unkosten, welche die 
Förderung erheischte, das Blatt oder die taube Kluft nicht 
mehr zu überbrechen oder man musste eben deswegen 
oft manche bauwürdige Erze und Pochgänge verlassen, 
welche man bei einem regelmäßigen Bau (erholt oder) 
doch wenigstens für die Zukunft hätte gewinnen können, 
überdies würden bei Überbrechung solcher Klüfte und 
tauber Mittel doch manche andere Anbrüche erbaut worden 
sein, welche aber versteckt blieben. Durch diese Bau- 
führung wurden Erzstraßen gewöhnlich auch wegen häufig 
zutretenden Grubenwässern und wegen Wettermangel 
verlassen. 

Hauptsächhch wurde der Bau zwischen dem Saringer- 
stollen und dem St. Anna-Unterbau auf diese Art geführt. 
Alles, was von Erzen und pochwürdigen Gängen vorfindig 
war, ist bereits, wo man ihnen nur mit einigem Vortheil oder 
durch verschiedene theuere Gesenke und andere bergmän- 
nische Ketzereien habhaft wurde, herausgenommen worden 
und für die Zukunft nichts als sehr schmale Erzanbrüche, 
mittelmäßige Pochgänge und fortzutreibende Hoffnungs- 
schläge übrig gelassen. 

6* 



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— 84 — 

Obschon der Raubbau für jeden Gewerken früher 
oder später allzeit und unausbleiblich die allerschädlichsten 
Folgen hat, so ist doch selber auf solchen Gängen oder 
Lagern am alleraachtheiligsten, wie an der Goldzeche, die 
ihre Erze und Pochgänge nur sehr kurzklüftig (Anmerkung : 
absätzig) führen. Nur eingenommen für eine schnelle und 
ergiebige Ausbeute von Ganzerzen verheß man sogleich 
alle jene Feldörter, welche noch in sehr guten Pochgängen 
anstunden oder aber man musste wohl wegen Wasser- und 
Wettermangel die ergiebigsten Erzanbrüche verlassen, 
daher es auch kein Wunder war, warum die Erze bei dieser 
kostbaren Verfahrungsart, auch wenn sie reich an Metallhalt 
waren, nicht einmal die Unkosten abgelohnt haben. Hätte 
man die Hoffnungsschläge ganz aufgegeben, einige der 
reichlichen Anbrüche auf missliche Zeiten gespart, kurz 
einen regelmäßigen Bergbau geführt, er wäre vielleicht 
noch so im Gange wie jener im Salzburgischen, der im 
nämlichen Gebirge angeschlagen ist. 

Dann war vielleicht die Redlichkeit der Arbeiter nicht 
von der Art, dass den Gewerken ein Nutzen dadurch zuge- 
gangen wäre, durch regellosen Bau war die Nachsicht 
beschwerlich und der Fleiß der Arbeiter konnte nicht 
gehörig beurtheilt werden. 

Die Goncentrirungsarbeiten der Erze und Pochgänge 
waren schon vor der Jenerischen Inhabung des Bergbaues 
so elend und unzweckmäßig, und es ging bei dieser Mani- 
pulation schon beinahe die Hälfte des Metallhaltes verloren, 
so dass in dem Fleißnerbach, welcher durch den Zusam- 
menfluss der großen und kleinen Fleißner-Bäche gebildet 
wird, schon von den Alten mit Nutzen Goldwäschereien 
betrieben wurden. 

Die vorzüglichste Ursache aber war die schlechte und 
mangelhafte Schmelzmanipulation, wodurch sehr große 
Abgänge sich zeigten und die Beamten sammt dem dama- 
ligen Assessor Marcher, der zugleich auch Bergwerks- 
director der Bergbaue in Oberkärnten war, nicht einmal 
vermutheten, worin die Ursache dieser Abgänge bestand; 



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— 85 — 

daher denn auch die sonst unbegreiflichen Berichte über den 
Waschgang, welchen er in diesem Jahre auflassen will, 
weil keine Erzanbrüche vorhanden wären, welche die Kosten 
des Baues tragen würden, in den anderen Jahren stellt er 
wieder größte Bauwürdigkeit der Lager auf und räth zu 
einem sclrwunghafl;en Betriebe.* 

Um die wahren Ursachen des Verfalles fast der sämmt- 
lichen Goldbergbaue im Gebiete der Hohen Tauern zu er- 
mitteln, ist es am naheliegendsten, die Ursachen zu unter- 
suchen, welche die Einstellung des Betriebes am Hohen 
Goldberge bedingten. 

Der durch Jahrhunderte betriebene Bergbau am Hohen 
Goldberge krankte in der letzten Betriebsperiode an unzu- 
länglichen Abbaumitteln, indem der Vor- und Ausrichtungs- 
bau nicht nach Maßgabe des fortschreitenden Abbaues 
betrieben wurde und schließlich die aufgeschlossenen 
besseren Mittel erschöpft waren. 

Es war im Jahre 1 874, als das Ärar vor der Frage stand, 
entweder den Betrieb einzustellen oder umfassende, kost- 
spielige Aufschlussbaue zu führen, nämlich einen neuen 
Unterbaustollen gegen die Gänge zu treiben. Da ein der- 
artiges Unternehmen äußerst kostspielig erschien und es 
unmöglich war, die Kosten durch Production an Edelmetallen 
zu decken, so entschied man sich für die Einstellung des 
Betriebes, beziehungsweise für die Verpachtung und später 
für den Verkauf des Werkes. 

Ähnliche Schicksale haben auch viele andere alpine 
Bergbaue getroffen und dieselben zum Verfalle oder doch 
mindestens in ungünstige Verhältnisse gebracht, und es ist 
mehr als wahrscheinhch, dass auch alle Bergbaue in den 
Tauem infolge eingetretenen Mangels an abbauwürdigen 
Erzmilteln und infolge der Aussichtslosigkeit, die Kosten 
für neue umfassende Aufschlussbaue durch die zu erwar- 
tende Production an Edelmetall decken zu können, von 
diesem Schicksale ereilt wurden. 

Von großem Einflüsse für den Rückgang und die 
schließliche Auflassung der Goldbergbaue in den Tauern 



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— 86 — 

dürften wohl, wie auch Platzer annimmt, die hohe Lage 
der Gruben, besonders auf der Kärntner Seite, die abnor- 
malen klimatischen Verhältnisse und der hiedurch hervor- 
gerufene schwierige und kostspielige Betrieb gewesen sein. 

Die zweite Frage, die sich rücksichtlich des Bergbauter- 
rains in den Tauem naturgemäß jedem Fachmanne aufdrängen 
muss, ist die Frage, ob es mit Aussicht auf einen wirtschaft- 
lich halbwegs günstigen Erfolg möglich wäre, die ehemals 
reichen, gegenwärtig aber beinahe ganz aufgelassenen Gold- 
bergbaue in den Tauem wieder zu beleben. 

Es fragt sich: 

1. wie vom rein technischen Standpunkte die Wieder- 
belebung der gegenwärtig aufgelassenen Goldbergbaue in 
den Tauern ohne Rücksicht auf den zu erwartenden 
factischen Erfolg am zweckmäßigsten erfolgen könnte; 

2. welche Projecte zur Wiederbelebung der Goldberg- 
baue in den Tauem aufgestellt wurden, welche Erfolge von 
diesen Projecten in Bezug auf den Aufschluss von Erzgängen 
zu erwarten wären und welche Vor- und Nachtheile jedem dieser 
Projecte rücksichtlich der localen Verhältnisse anhaften; 

3. welches wäre der voraussichtliche wirtschafthche 
Erfolg der Wiedereröffnung des Goldbergbaubetriebes in den 
Hohen Tauem? 

Zur Beantwortung dieser Fragen wird Folgendes an- 
geführt : 

Ad 1. Bestimmte, schrifthch überlieferte Daten über 
die Erzgänge, ihre Zahl, ihre Ausdehnung und Erzführung 
und über den erfolgten Aufschluss derselben existiren nur 
von den Bergbauen auf der Goldzeche in Kärnten und auf 
dem Hohen Goldberge, in der Siglitz und auf dem Ratli- 
hausberge in Salzburg. Alle übrigen Gruben sind seit 
Menschengedenken verfallen und ist absolut nichts über die 
Natur der dort aufgeschlossen gewesenen Gänge bekannt, 
ja man weiß nicht einmal bestimmt, ob der eine oder der 
andere Bau auf Lagerstätten betrieben wurde, welche 
lediglich silberhaltigen Bleiglanz und Kupferkies führten, 



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— 87 - 

oder ob neben diesen Erzen auch noch Freigold und gold- 
führende Kiese gewonnen wurden. 

Die Baue auf der Goldzeche in Kärnten, sowie auf dem 
Hohen Goldberge und in der Siglitz in Salzburg gestatten 
infolge ihrer bekannten Verhältnisse ohne weitere Vorer- 
hebungen eine Wiederbelebung und müsste diese in allen 
Fällen durch eine Tiefbauanlage erfolgen, da bekannt ist, 
dass in den alten aufgeschlossenen Grubentheilen gar keine 
oder doch mindestens keine nennenswerten Erzmittel mehr 
anstehen, also in diesen alten Gruben wenig oder gar nichts 
mehr zu suchen ist. 

Die Tiefbauanlage ist in allen Fällen durch einen 
Unterbaustollen herzustellen, da die Terrainverhältnisse 
nur für diese Art des Tiefbaues günstig sind. 

Die übrigen Baue, insbesondere jene im kleinen Fleiß - 
und im Zirknitzthale, müssten rücksichtlich der für sie in 
Betracht kommenden Lagerstätten vorerst beschürft werden, 
das heißt man müsste sich vorerst Gewissheit über die 
Natur der Lagerstätten und darüber Klarheit verschaffen, 
bis zu welchen Teufen dieselben von den Alten abgebaut 
vnirden. 

Erst nach Beendigung dieser Vorerhebungen könnte 
man über die zweckmäßigste Art der eventuellen Wieder- 
belebung dieser Bergbaue schlüssig werden. Immerhin 
müsste schließlich auch zur Anlage von Unterbaustollen 
geschritten werden, so dass ausgesprochen werden muss, 
dass die Wiederbelebung der alten Bergbaue in den Tauern, 
sowohl am Nord- als auch am Südabhange, das ist sowohl 
auf der Kärntner als auch auf der Salzburger Seite in tech- 
nisch richtiger Weise nur durch die Anlage von Unterbau- 
stollen erfolgen könnte. 

Ad 2. Von dieser Erkenntnis waren schon die Alten 
durchdrungen, sie haben denn auch an manchen Punkten 
Unterbaustollen begonnen, den Betrieb derselben jedoch 
meist lange vor Erreichung des Zieles wieder eingestellt, 
wahrscheinlich wegen der großen Kosten, für welche der 
Grubenbetrieb mit seiner Ausbeute nicht aufkommen konnte. 



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- 88 - 

Solchen angefangenen Unterbaustollen begegnet man 
beispielsweise in Böckstein und am unteren Bockhartsee 
und war damit ohne Zweifel die Untersuchung des Bock- 
hart-Erzwieser Lagerstättenvorkommens in der Teufe in 
Aussicht genommen, 

In neuerer Zeit tauchten mehrere Projecte zur Lösung 
der alten Bergbaue in den Tauem auf, wovon jenes von 
F. PoSepny den Tiefaufschluss des Bergbaues am Hohen 
Goldberge von den 170 Meter unter dem Bodenstollen an- 
gefangenen Neustollen aus, jene des L. Rainer den Tief- 
aufschluss des Bergbaues an der Goldzeche vom kleinen 
Fleißthale aus, und endlich jener von G. Rochata den 
Tiefaufschluss sämmtlicher im Tauemgebiete zwischen dem 
Hochnarr und Schlappereben im Gneise aufsetzenden Gänge 
vom Groß-Zirknitzthale aus bezweckt. 

Der erwähnte Neustollen wurde vom Ärar in der 
Absicht, die Gänge zu unterfahren, angeschlagen, auf 
400 Meter vorgetrieben, und sodann mit Rücksicht auf die 
verhältnismäßig ungünstigen Gangaufschlüsse unter dem 
Bodenstollen verlassen. Es lag nahe, die Fortsetzung dieses 
Stollens zum Zwecke des Tiefaufschlusses der Gänge am 
Hohen Goldberge zu projectiren, zumal die Durchführung 
dieses Projectes keine Schwierigkeiten bietet. 

Das Mundloch des Neustollens befindet sich nächst 
dem Kopfe des Bremsberges vom Kolm-Saigum neben dem 
sogenannten Neubau-Knappenhause an einer gegen Lawinen 
sicheren Stelle. 

Bei der Ausführung des Projectes ist für die Verque- 
rung der sechs bekannten Goldberger Klüfte oder Gänge 
eine Stollenauffahrung von circa 1400 Meter nöthig. 

Für den maschinellen Bohrbetrieb wäre in den Sommer- 
monaten, das ist während etwa fünf Monaten, hinreichend 
Betriebswasser zur Verfügung. 

Für den gedachten Zweck ist dieses Unterbauproject 
vom rein technischen Standpunkte aus als vortheilhaft zu 
bezeichnen. 



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— 89 — 

Von L.Rainer wurden zwei Projecte zur Aufschließung 
des Goldbergbaues an der Goldzeche aufgestellt, und zwar: 

A, Das Project eines Unterbaustollens unter die alten 
Baue an der Goldzeche vom nördlichen Ufer des Zirmsees 
(Höhencote 2500 w) aus, und 

B, das Project der Unterfahrung der Goldzeche und 
der Öxlingerzeche, beziehungsweise der Seeleitenbaue mit 
einem im kleinen Fleißthale nächst dem alten Pocher in 
der Meereshöhe von circa 2100 m anzuschlagenden Unter- 
baustollen. 

Beide Projecte bezwecken sohin den Aufschluss eines 
Gomplexes der alten Goldbergbaue, und zwar der Gold- 
zeche und eventuell der Seeleiten-Öxlingerzeche in der 
Teufe. 

Bei der Ausführung des Project es A würden ledig- 
hch die in der alten Grube „Goldzeche" edel abgebauten 
zwei Gänge, der Hauptgang und der Liegendgang in einer 
Seigerteufe von circa 300 m unter dem Annastollen aufge- 
schlossen werden. 

Für den Zweck des Gangaufschlusses ist der Anschlags- 
punkt am nördlichen Ufer des Zirmsees günstig gewählt, 
doch würde der Betrieb eines Unterbaustollens von diesem 
Punkte aus auf derart große Schwierigkeiten stoßen, dass 
die Wahl dieses Anschlagspunktes nicht anempfohlen 
werden könnte; denn das bezügliche Terrain hat keinen 
einzigen Punkt aufzuweisen, der nicht durch Lawinen 
gefährdet wäre. Infolgedessen würde während eines Theiles 
des Jahres der Zugang lebensgefahrhch und für Baulich- 
keiten (Unterkunftshaus für das Personale und Werkstätten 
etc.) kein lawinensicherer Platz vorhanden sein. 

Selbst wenn die Baulichkeiten an dem ziemHch lawinen- 
sicheren Südoslufer des Zirmsees, östlich vom gegenwär- 
tigen Seebühel-Unterkunftshause errichtet und Schnee- 
krägen, beziehungsweise Galerien an den steilen Felswänden 
des westlichen Seeufers hergestellt würden, bleibt zu berück- 
sichtigen, dass der Aufgang zum Seebühel- Unterkunftshause 



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— 90 — 

durch das kleine Fleißthal und vom alten Pocher über den 
Gaisrücken im Winter und Frühjahre lawinengefährlich ist 
und die Betriebsmaterialzubringung (Holz elc.) aus dem 
ziemlich holzarmen kleinen Fleißthale beschwerlich und 
theuer wäre, so dass schon aus diesem Grunde die Wahl 
des Terrains für den Unterbaustolien nächst dem Zirmsee 
nicht zweckmäßig erscheint. Übrigens ist an Ort und Stelle 
auf keine hinreichende Wasserkraft für einen Maschinen- 
betrieb zu rechnen. 

Das Project B, einen Unterbaustollen vom kleinen 
Fleißthale, circa 1250 w nordöstlich vom alten Pocher unter 
die Grube an der Goldzeche einzutreiben, wurde es ermög- 
lichen, querschlägig auch den Gang der Seeleiten-Öxlinger- 
zeche zu unterfahren, das ist es würden bei der Ausführung 
des Projectes B von den im höheren Niveau edel abge- 
bauten Gängen der Goldzech-Haupt- und Liegendgang und 
der Seeleiten- Öxlingergang aufgeschlossen werden. 

Dieser Unterbaustollen würde also einen ausgedehn- 
teren Aufschluss ermöglichen als der Unterbaustollen nach 
dem Projecte A, 

Der von Rainer für das Project B an der ersten 
Serpentine des Saumweges zum Seebühel-Unterkunfts- 
hause gewählte Anschlagspunkt liegt jedoch im absoluten 
Lawinenterrain, könnte daher niemals als solcher empfohlen 
werden. 

Der Anschlagspunkt müsste, um aus diesem Terrain 
heraus zu kommen, ganz in der Nähe des alten Pochwerkes 
im kleinen Fleißthale gesucht werden. Von diesem letzteren 
Punkte würde der Unterbaus tollen unter die Baue an der 
Goldzeche, sowie an der Seeleiten-Öxlingerzeche eine Länge 
von circa 3900 m erhalten. 

Ein Platz für die nöthigen Bauhchkeiten an lawinen- 
sicherer Stelle ließe sich hier eventuell in der Nähe des 
alten Pochwerkes im kleinen Fleißthale finden und für den 
Betrieb von Motoren und einer Aufbereitungswerkstätte 
wäre in den Sommermonaten (circa 4 bis 5 Monate) hin- 
reichend Wasser vorhanden. In wasserarmen Zeiten könnte 



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- 91 — 

auch das Wasser des Zirmsees theilweise Verwendung 
finden. 

Übelstände, welche diesem Projecte anhaften, sind die 
weite Entfernung des Anschlagspunkles von der nächsten 
Ortschaft Bockhorn im Möllthale, die immerhin auch schwie- 
rige und theuere MaterialbeschafiFung, die Nothwendigkeit 
der Herstellung einer Weg- beziehungsweise Transport- 
anlage vom Möllthale bis zum alten Pochwerke, die kost- 
spielige Erhaltung derselben, die große Länge des Stollens, 
die großen Kosten der Herstellung desselben gegenüber 
der geringen Zahl von Gängen, die hiedurch zum Auf- 
schluss gelangen sollen. 

Das weitgehendste Project, welches für die Wieder- 
belebung der Goldbergbaue in Kärnten aufgestellt wurde, 
ist das Project von G. Rochata, welches nicht nur den 
Aufschluss einer alten Grube, sondern die Untersuchung 
fast des ganzen Terrains der sogenannten Goldtauern 
bezweckt. 

Dieses Project ist es auch, welches lebhaften Wieder- 
hall in den direct interessirten Kreisen gefunden hat, 
die derzeit im Besitze der allen Goldbergbaue in Kärnten 
sind und das bergfreie Terrain der alten Grubenbaue in 
den Goldtauern mit Freischürfen gedeckt haben. 

Das Project selbst besteht darin, vom Groß-Zirknitz- 
thale aus, etwas oberhalb der Localität, wo sich die Ruinen 
des ehemaligen Pochwerkes befinden, in einer Meereshohe 
von circa 2200 m nordöstlich vom Hochstein je einen 
Unterbaustollen in Nordwest und Südost zu betreiben, und 
zwar ersteren bis zur Verquerung der Goldzechgänge in ihrer 
südlichen Fortsetzung, letzteren bis zur Verquerung der 
Siglitz-, Bockhart-, Schareck- und eventuell auch derRath- 
hausberger-Schlapperebengänge. 

Was die Wahl der Anschlagspunkte betrifft, so muss 
diese als äußerst unglücklich bezeichnet werden. 
Dieselben fallen in öde Wildnis, in ein von Bergschutt und 
Moränen erfülltes Thal an eine Stelle, wo alljährlich im 
Frühjahre von allen Seiten Lawinen niedergehen und im 



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— 92 — 

Sommer Steinrälle von den steilen Felswänden der 
Roj acher- Spitze keine Seltenheit sind. 

Es findet sich kein sicheres Plätzchen für die zu 
erhauende Arbeiter-Wohnstätte und überdies auch kein 
Wasser für den Betrieb von Maschinen, da der Gletscher- 
abfluss bis nahe gegen den Hochstein von Bergschutt und 
von übereinander gethürmten Gneisblöcken überlagert ist. 

Die Localität ist für eine zu errichtende Betriebsstätte 
in jeder Beziehung ungeeignet 

Die Gommunicationsverhältnisse von Döllach bis zu 
diesem Punkte sind, wie schon früher erwähnt, nichts 
weniger als günstig und wären umfassende Weganlagen 
nöthig, um die Materialbringung halbwegs entsprechend zu 
gestalten. 

Der Nordweststollen würde bis zur Verquerung der 
Goldzechgänge eine Länge von circa 3100 m und der Süd- 
oststollen bis zur Verquerung des Siglitz-Bockhart-Gang- 
zuges eine Länge von circa 2500 m und des Rathhausberg- 
ganges eine Länge von circa 7100 m erhalten. 

Ein günstigerer Anschlagspunkt für einen Unterbau- 
stollen, durch welchen derselbe Zweck zu erreichen wäre, 
welchen Rochala bei Aufstellung seines Projectes im Auge 
halte, ließe sich weiter thalabwärts unterhalb des Hoch- 
steins bei Grasleiten im Groß-Zirknitzthal finden. 

Es beginnt hier bereits der Weideboden und würde 
sich an dieser Stelle auch ein entsprechend lawinensicherer 
Bauplatz für die nöthigsten Wohn- und Manipulations- 
gebäude ergeben. 

Wollte man dem Gebirgskamme etwas näher rücken, 
um die Gänge am Brett etc. annähernd an den Stellen zu 
verqueren, an welchen sie im höheren Niveau von den 
Alten abgebaut, beziehungsweise beschürfl wurden, so 
müsste der Unterbaus tollen bei Grasleiten bis zu einem 
passenden Punkte gegen Nordost vorgetrieben und von 
diesem aus querschlägig auf die Gänge gegen Nordwest 
und Südost abgelenkt werden. 



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— 93 — 

Dass bei einem derartigen Stollenbetriebe eine künst- 
liche Wetterzuführung zu den Arbeitsorten früher nöthig 
wird, als wenn der Stollen geradlinig geführt wird, ist 
selbstverständlich. Auch müsste hiebei eventuell mit einem 
Hilfsbau in höherem Niveau gerechnet werden. 

Welchen Erfolg die von G. Rochata projectirten Unter- 
baustollen oder jeder andere denselben Zweck verfolgende 
ünterbaustollen vom Groß-Zirknitzthale aus rücksichtlich 
der Anzahl der zu verquerenden Gänge zu erwarten hätte, 
wird die nachstehende Betrachtung ergeben. In dieser Be- 
trachtung können selbstverständlich nur jene Bergbau - 
localitäten berücksichtigt werden, in welchen auf wirk- 
lichen, durch die projectirten Unterbaue möglicherweise zu 
verquerenden Erzgängen gebaut wurde. Es müssen sonach 
die Erzlagerstätten der Bergbaue am Waschgang (Lager), 
in der Gössnitz, am Kloben und Brennkogel, auf der 
Paslerze und in Groß-Fragant (Lager) von vornherein von 
der Betrachtung ausgeschieden werden. 

In der Richtung von West nach Ost stößt man im 
Gebiet der Goldtauern auf der Kärntner Seite zuerst auf den 
viel genannten und, abgesehen vom Bergbaue am Wasch- 
gang, unter allen Goldbergbauen Kärntens seinerzeit jeden- 
falls bedeutendsten Bergbau an der Goldzeche. Wie aus 
der Beschreibung dieses Bergbaues zu ersehen ist, wurden 
hierselbst durch den Grubenbau der Hauptgang, der Liegend- 
gang und mehrere Hangendgänge aufgeschlossen. Von 
diesen Gängen wurde ohne Zweifel nur der Hauptgang und 
auf kurze Erstreckung im mittleren Reviere der Liegend- 
gang erzführend, das heißt abbauwürdig befunden und 
thatsächlich auch abgebaut. 

Die mit dem Annastollen verquerten und theilweise 
ausgerichteten Hangendgänge Nr. 1 und 2 erwiesen sich 
als taub. 

Etwa 100 m östlich von der Goldzeche bestand der 
Bau am 3. Hangendgange in der Meereshöhe von circa 
2800 m. 



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— 94 — 

Aus der Gombinalion der Ausbisse dieses Ganges an 
dieser Stelle mit den Gangausbissen am Grat oberhalb der 
Seeleitenbaue, in der Öxlingerzeche, am Hirtenfuß und am 
Hinteren Hapt ergiebt sich fast zweifellos, dass alle diese 
Grubenbaue auf ein und demselben Gange angelegt waren. 
Der Gang dürfte nur in der Seeleiten, in der Öxlinger- 
zeche und möglicherweise auch am Hinteren Hapt wirklich 
abgebaut worden sein, während die Baue am 3. Hangend- 
gange und am Hirtenfuß nur kleine Schurfbaue gewesen 
sein dürften. 

Die nächsten alten Grubenbaue Kärntens liegen schon 
an dem gegen Südost abfallenden Gehänge des Rothen 
Mannes und am sogenannten Brett im Groß-Zirknitzthale. 

Das nächste Gangausbeißen findet man am Rothen 
Manne. Dieses Gangausbeißen wurde in früherer Zeit durch 
ganz unbedeutende Einbaue beschörft. Der Gang erwies 
sich jedenfalls als unedel, sonst würden die Alten den Bau 
sicher weiter betrieben haben. Dieser Gang hat daher gar 
keine Bedeutung und kann nicht unter die edlen Erzgänge 
eingereiht werden. 

Unter sämmtlichen Grubenbauen am Brett dürfte 
der ausgedehnteste jener am unteren Brett-Parzissel ge- 
wesen sein. 

Der Gang, welcher in seiner nordöstlichen Fortsetzung 
noch am Tagbau und am oberen Brett-Parzissel und nach 
der Gleichheit der Erze zu schließen in seiner südwestlichen 
Fortsetzung am untersten Parzisselbaue bergmännisch auf- 
geschlossen und vielleicht auch abgebaut wurde, wäre der 
4. Gang, welcher als stellenweise thatsächlich verbauter 
Erzgang angesprochen werden darf. 

Der Quarzgang, welcher am untersten Brett-Parzissel 
durch den am linken Bachufer angeschlagenen Stollen aus- 
gerichtet wurde, erwies sich wahrscheinlich als nicht ent- 
sprechend bauwürdig, was aus dem Umstände geschlossen 
werden kann, dass trotz des günstigen Terrains kein tieferer 
und auch kein höherer Stollen an diesem Gange ange- 
schlagen wurde. 



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- 95 - 

Weiters folgen die Baue am Pilatussee, in der Gras- 
leilen und am Trömmem. Es wurde angenommen, dass 
diese drei Baue auf drei erzführenden Gängen angelegt und 
letztere in höheren Niveaux edel verhaut wurden, obwohl 
es insbesonders in Bezug auf den Tröramerngang keines- 
wegs sichergestellt ist, dass dieser Gang Gegenstand 
eines regelrechten und ergiebigen Bergbaubetriebes war. 
Denn der Bau am Trömmem macht sehr den Eindruck 
eines sogenannten Bauernbaues und hatte jedenfalls keine 
nennenswerte Ausdehnung. 

Die letzten für das Unterbauproject im Groß-Zirknitz- 
thale in Betracht kommenden verlassenen Bergbaue im 
eigentüchen Goldtau emgebiete Kärntens befinden sich am 
linken Ufer des Groß-Zirknitzbaches an dem vom Alten 
Kogel, Rojacherspitz und Eckkopf gegen Nordwest abfallen- 
den Gehänge. Es sind dies die Baue am Erbstollen, im 
Freudenthal und am Eckkopf. Ein vdrkHcher Abbaubetrieb 
dürfte nur im Freudenthaie stattgefunden haben. 

Die genannten drei Baue fallen genau in die Fort- 
setzung des Gangstreichens der Goldberger Gänge und da 
diese, yne die Gangausbisse auf der Windisch- und Zirknitz- 
scharte, sowie die alten, in der Streichrichtung gerade 
gegenüber den Grubenbauen am Alten-Kogel auf der 
Kärntner Seite gelegenen Grubenbaue am AUen-Kogel auf 
der Salzburger Seite beweisen, gegen Südwesten fortsetzen, 
so kann kaum bezweifelt werden, dass die Grubenbaue am 
Alten-Kogel (Erbstollen), im Freudenthal und am Eckkopf 
thatsächhch auf den Goldberggängen, und zwar in der süd- 
westlichen Fortsetzung derselben angeschlagen sind. 

Es sind dies die auf der Salzburger Seite unter folgen- 
den Namen bekannten Gänge: Das Herren stollner Kluft- 
system, die Habersberger Kluft, das Haberländer Kluftsystem, 
das Goldberger Kluftsystem, die Kriechgänger Kluft und die 
Bodner Kluft. 

Die nächsten auf der Salzburger Seite bekannten 
und edel verhauten Gänge sind jene von Siglitz, vom Bock- 



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96 



hart und vom Rathhausberge. Diese Gänge sind circa 5 hm, 
beziehungsweise 8 km nordöstlich von jenem Punkte ent- 
fernt, wo die ideale Fortsetzung der Gangstreichen den 
projectirten Unterbaustollen schneidet. 

Da von der thatsächlichen Fortsetzung dieser Gänge 
in Südwest von jenen Punkten, wo sie edel abgebaut sind, 
absolut nichts bekannt ist, so kann nicht darauf gerechnet 
werden, sie mit dem projectirten Unterbaustollen anzu- 
fahren. Ebensowenig kann darauf gerechnet werden, die 
Gänge der sagenhaften Gruben in Schlappereben und 
Strabbeleben, welche in die Beschreibung nicht einbezogen 
wurden, weil darüber nichts erhoben werden konnte, mit 
dem Unterbaustollen zu verqueren. 

Es ist daher ganz unbegründet, alle diese Gänge, 
wie dies G. Rochata thut, in das Unterbauproject einzu- 
beziehen. 

Nach dem Vorstehenden ist auf der Kärntner Seite 
zunächst mit folgenden Erzgängen zu rechnen : 

1. mit dem Goldzech-Liegendgang, 

2. mit dem Goldzech-Hauptgang, 

3. mit dem Seeleiten-Öxlingergang, 

4. mit dem Parzisselgang, 

5. mit dem Pilatusseegang, 

6. mit dem Grasleitengang und 

7. mit dem Trömmemgang. 

Von dem Goldberger Gangzuge wurden auf der 
Kärntner Seite am Erbstollen und am Eckkopf je ein Gang 
und im Freudenthaie zwei Gänge, zusammen daher vier 
Gänge ausgerichtet. 

Da nach allem, was bekannt ist, auf der Kärntner Seite 
nur die erstgenannten sieben Gänge und die letztgenannten 
vier Gänge mit Erfolg bebaut wurden, so kann vom Unter- 
baustollen des G. Rochata auch nur rücksichtlich des Auf- 
schlusses dieser eilf Gänge ein Erfolg erwartet werden, 
während G. Rochata mit dem Aufschlüsse von mindestens 
52 Gängen rechnet. 



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— 97 — 

Auf der beigehefteten Karte sind außer den erstgenann- 
ten sieben Gängen auch noch die Gänge des Goldbergzuges, 
von welchen die Haberländer und die Goldberger Klüfte 
wegen ihres widersinnigen Einfallens im Niveau des Unter- 
baustollens zusammenfallen, der Siglitzzug und der Rath- 
hausbergzug auf das Niveau des Unterbauprojectes von G. 
Rochata, das ist auf eine Meereshöhe von 2200 m reducirt 
und ist daraus zu ersehen, wie sehr die Annahme berech- 
tigt ist, dass die Baue am Erbstollen, im Freudenthaie und 
am Eckkopf auf der Fortsetzung der Goldberger Gangzüge 
geführt wurden. 

Es muss allerdings zugegeben werden, dass außer den 
bezeichneten 1 1 erzführenden Gängen noch andere Gänge 
den Gneis in annähernd paraleller Richtung mit den erzfüh- 
renden Gängen durchsetzen und mit dem Unterbaustollen zur 
Verquerung gelangen dürften, doch ist anzuführen, dass diese 
anderen Gänge an ihren Ausbissen taub oder wenigstens 
nahezu taub sind und dass ihre Unbauwürdigkeit durch die 
von den Alten eifrigst betriebenen, aber immer bald aufge- 
lassenen Schürfungen wenigstens in den höheren Niveaux 
constatirt wurde, weil entgegengesetztenfalles ein ordent- 
licher Bergbaubetrieb eingeleitet worden wäre. 

Es ist daher nicht zulässig, auch diese anderen Gänge 
in die Galculation über die beim Betriebe eines Unterbau- 
stollens anzuhofifenden Erfolge einzubeziehen. 

Dass die Gänge in den Tauern bis in bedeutende 
Teufen niedersetzen, ist nach den localen Erscheinungen 
und nach den auf mehreren Gängen dieses Gebietes, ins- 
besonders im Salzburgischen erzielten Aufschlüssen mehr 
als wahrscheinlich, während die Frage, ob die Gänge auch 
edel, das heißt annähernd mit demselben Halte, den sie 
im höheren Niveau aufgewiesen hatten, in die Teufe fort- 
setzen, vorläufig ungelöst ist, da alle über diese Frage bis- 
her bekannt gewordenen, dieselbe theils bejahenden, theils 
verneinenden Ansichten bewährter Bergmänner und Geo- 
logen nicht auf directen Beobachtungen, sondern lediglich 
auf subjecliven Anschauungen beruhen. 



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- 98 - 

Allerdings ist nach den bisherigen Aufschlüssen am 
Hallih ausberge, in der Siglilz und am Rauriser Hohen Gold- 
berge constalirt, dass die übrigens sehr absätzige Erzführung 
der Gänge sich auf eine verhältnismäßig große Teufe und 
in den tieferen Stollen auf bedeutende Längen erstreckt, es 
kann daher mit Wahrscheinlichkeit auch angenommen 
werden, dass die Gänge auch mit einem Unterbaustollen 
noch erzführend zum Aufschlüsse gelangen werden. Ob 
der Halt der Gangfüllung an Edelmetall im Unterbau ebenso 
hoch oder höher, oder niedriger sein wird, wie er in den 
höheren Niveaux war, kann nur durch die factische 
Prüfung der Gänge in der Teufe des Unterbaues ermittelt 
werden. 

Thatsache ist, dass die auf den tieferen Stollen des 
Rathhausberges und am Hohen Goldberge gewonnenen 
Grubengefälle durchschnittlich ärmer im Halte sind oder 
waren als die auf den höheren Läufen producirten Gefälle. 
Thatsache aber ist auch, dass auf den tiefsten Stollen und 
selbst unter diesen am Rathhausberge absätzig hübsche 
Veredlungen mit sichtbaren Freigoldvorkommen aufge- 
schlossen wurden. 

Das Abnehmen des Durchschnittshaltes der 
Gangmittel in der Teufe bietet noch keinen vollkommen 
sicheren Anhaltspunkt für die Abnahme des Adels gegen die 
Teufe, weil die Alten auf den höheren Horizonten möglicher- 
weise nur die reichsten Mittel abgebaut, und lediglich infolge 
dessen Grubengefälle (Erze und Pochgänge) mit höherem 
Durchschnittshalte producirt haben, während in neuerer 
Zeit auch ärmere Erzmittel mit in Abbau genommen 
und vielleicht nur infolge dessen Grubengefälle mit 
verhältnismäßig niedrigerem Durchschnittshalte producirt 
werden. 

Auch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass 
die gegenwärtigen Tiefbaue in Salzburg sich zufällig auf 
einer im Verflachen des Ganges absätzig auftretenden 
ärmeren Gangpartie befinden. 



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— 99 — 

Es muss an dieser Stelle unterlassen werden, auf die 
Goldtiefenfrage näher einzugehen und wird diesfalls nur 
auf die bezügliche Literatur verwiesen. *) 

Sicher ist, dass man noch weit davon entfernt ist, aus 
dem Lagerstättenvorkommen über das Anhalten des Goldes 
in der Teufe verlässliche Schlüsse zu ziehen. 

Auch ist die Lagerslättenlehre gegenwärtig noch so 
mangelhaft, dass es überhaupt unthunlich erscheint, allge- 
meine Grundsätze oder Regeln für das Anhalten des Adels 
in der Teufe der Erzlagerstätten aufzustellen; denn weder in 
Europa, noch in anderen Welttheilen ist es bisher gelungen, 
auf Grund directer Beobachtungen sichere Anhalts- 
punkte für derartige Grundsätze oder Regeln zu gewinnen. 

Die diesbezüglichen Wahrnehmungen beschränken sich 
lediglich auf ganz locale Erscheinungen, welche die Ab- 
leitung einer allgemeinen Regel für das Anhalten oder Auf- 
hören der Erzführung nicht gestatten. 

Es ist daher keineswegs unmöglich, ja vielleicht sogar 
nicht einmal unwahrscheinlich, dass durch den vonG.Rochata 
projectirten Unterbaustollen, sowie mit jedem anderen der 
im Projecte vorliegenden erwähnten oder sonst plausiblen 
Unterbaustollen die Gänge der Hohen Tauern in der Teufe 
goldführend getroffen werden, doch ist aus dem Vorstehen- 
den zu ersehen, dass die von G. Roehata in Aussicht gestell- 
ten Erfolge rücksichtlich der Anzahl der aufzuschließenden 
Erzgänge nicht zu erwarten sind. 

Trotzdem muss ausgesprochen werden, dass selbst 
die thatsächlich vorhandene Anzahl von goldführenden 
Erzgängen den Betrieb eines Unterbaustollens rechtfertigen 
würde, wenn Anhaltspunkte für einen wirtschaftlich halb- 
wegs günstigen Erfolg desselben vorhanden wären. 



*) Siehe insbesondere folgende allgemein bekannte Abhand- 
lungen: Höfer Hanns, „Setzet das Gold in die Tiefe", österr. Zeit- 
schrift für Berg- und Hüttenwesen Nr. 51 von 1866. 

Posepny F., „Setzet das Gold in die Teufe?" Dieselbe Zeit- 
schrift Nr. 22 von 1867. 

Höfer Hanns, „Setzet das Gold in die Tiefe?" Ebendort Seite 312 
Jahrgang 1867. 



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— 100 — 

Dies zu untersuchen, ist Gegenstand der nachstehen- 
den Erörterungen, welche sich mit dem Kernpunkt der 
Sache befassen, nämUch mit der Frage, ob mit dem von 
C. Rochata projectirten oder mit irgend einem anderen 
Unterbaustollen im Gebiete der Hohen Tauern, falls die 
Gänge in der Teufe mindestens mit demselben Adel vor- 
kommen, den sie in den höheren Niveaux aufzuweisen 
hatten, ein wirtschaftlicher Erfolg erzielt, das ist, ob unter 
den gegenwärtig herrschenden Verhältnissen durch die 
Gewinnung der Edelmetalle das Anlagecapital für die 
Eröffnung des Bergbaubetriebes amortisirt, der Aufwand 
der Betriebs- und Regiekosten gedeckt und überdies ein, 
wenn auch nur mäßiger Gewinn realisirt werden könnte. 

Für die diesbezügliche Galculation können die mit- 
unter außerordentlich hohen Halte der auf den Halden 
gesammelten Erzstufen nicht maßgebend sein, weil diese 
Erzstufen wohl den von Niemandem angezweifelten Beweis 
liefern, dass einzelne Erzpartien reich goldführend waren, 
nicht aber einen Schluss zulassen auf die durchschnitt- 
liche Goldführung der Gänge, beziehungsweise auf den 
durchschnittlichen Goldhalt des beim Abbaue der Gänge 
eroberten Erzgefälles. 

Ein hoher Halt der Erze an Metall allein ist für die 
sich durch einen wirtschaftlich günstigen Erfolg des einge- 
leiteten Bergbaubetriebes manifestirende Abbauwürdigkeit 
von Gängen nicht maßgebend, wie dies z. B. der Silber- 
bergbau zu Joachimsthal beweist, es muss das Erz auch in 
entsprechender Menge vorhanden sein, wenn sich der 
Abbau lohnen soll. 

Beide Factoren zusammen bilden die Basis für die 
Beurtheilung der Abbauwürdigkeit von Erzgängen. 

Da diese Factoren am sichersten im Werte der aus 
einer gewissen Gangmasse gewonnenen Grubenerze zum 
Ausdrucke gelangen, so lässt sich für Grubenbaue, welche 
früher im Betriebe standen, die Abbauwürdigkeit der in 
denselben abgebauten Gänge einzig und allein richtig aus 
den bezüglichen Betriebs- und Productionsdaten ableiten. 



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101 



Es müssen daher für die Beantwortung der vorliegen- 
den Frage die mitgetheilten Probenhälte vollständig unbe- 
rücksichtigt bleiben und lediglich die vorhandenen Betriebs- 
und Productionsdaten aus den früheren Betriebsperioden 
der Goldbergbaue in den Tauern herangezogen werden. 

Von den Goldbergbauen Kärntens fehlen meist diese 
Daten, von der Goldzeche sind zwar einzelne Productions- 
daten bekannt, doch smd diese zu unvollständig, als dass 
sie für die folgende Galculation verwendbar wären. 

Es muss daher zu den einschlägigen Daten der Salz- 
burger Goldbergbaue Zuflucht genommen werden, was 
umsomehr zulässig ist, weil die Gesteins- und Gangverhält- 
nisse in dem großen Gebiete der Goldtauern annähernd 
gleich sind. 

Von den Goldbergbauen am Rauriser Hohen Goldberge 
und am Rathhausberge sind viele Productionsdaten aus 
älterer Zeit in den Relationen des Bergrathes Alberti tabel- 
larisch angeführt. Auch finden sich in diesen Relationen 
Zusammenstellungen der Productionsziffern vom Rauriser 
Hohen Goldberge vom Jahre 1659 bis 1836 und vom Rath- 
hausberge vom Jahre 1616 bis 1836, welche Ziffern auch 
in der PubUcation des F. Po§epn]^ über die Goldbergbaue 
in den Hohen Tauern umgerechnet in das metrische Maß 
angeführt erscheinen. Aber auch diese Daten weisen sehr 
viele Lücken auf. 

Die vollständigsten Productionsziffern wurden von 
F. Poäepn^ auf pagina 236 der vorgenannten Publication 
übersichtlich zusammengestellt und sollen diese Daten für 
die folgende Galculation benützt werden. 

Es wurden verarbeitet, beziehungsweise producirt: 



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103 



In Summe wurden daher aus 68.961 Tonnen verar- 
beiteter Pochgänge, beziehungsweise Hauwerk producirt : 

Feingold 574*869 kg 
Feinsilber 1.944-941 , 

Zusammen 2.519*810 Ä;(/ göldisch Silber 

und belief sich im Durchschnitte das Ausbringen aus einer 
Tonne Hauwerk 

auf 8-336 g Feingold und 

28-203 „ Silber oder 
auf 00008336»/o Au und 

0-0028203o/o Ag. 

Aus einer Tonne Hauwerk, beziehungsweise Pochgang 
und Erz wurden gewonnen 6*314 Gramm Mühlgold, dieses 
mit 

7 6 -09 o/o Au und 
23-91 o/o Ag 

und 30-226 Gramm Schlichbullion mit einem Durchschnitis- 
halte von: 

ll-69o/o Au und 

88-310/0^^. 

Der Durchschnittshalt der Erze und Schliche rechnet 
sich für die in vorstehender Tabelle zusammengestellte 
Production unter Berücksichtigung der von F. Po§epn^ 
(pagina 236 seiner Abhandlung) angegebenen Halte der 
verarbeiteten Pochgänge an Erz und Schlich unter Aus- 
scheidung der Erzeugung in den Jahren 1873 — 1875, für 
welche die Angabe der producirten Schlichmenge fehlt, mit 

0-005o/o Au und 
0-037o/o Ag, 

Bei dem kassamäßigen Goldpreise von 1395 fl. Gold 
und bei dem gegenwärtig kaum mehr erzielbaren Silber- 
preise von 50 fl. österreichischer Währung pro 1 Kilogramm 



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— 104 - 

wird nach dem bestehenden Einlösungstar ife der k. k. Berg- 
und Hüttenverwaltung Brixlegg*) 1 Kilogramm Gold in den 
Erzen und Schlichen bei den erwähnten Halten mit 1198 fl. 
Gold, beziehungsweise bei dem Verhältnisse von 42 öster- 
reichischen Goldgulden gleich 100 Kronen, mit 1426 fl. 
19 kr. österreichischer Währung bezahlt, das Silber hin- 
gegen nicht vergütet 

Im MühlbuUion, welches einen Feinhalt von ''«Yiooo 
hat, wird pro 1 Kilogramm Feingold der Preis von 
3280 Kronen gezahlt. An Scheidekosten werden pro 1 Kilo- 
gramm Rohgewicht 4 Kronen oder bei einem Feinhalte von 
'•Vi 00« ^^s Mühl- oder Rohgoldes pro 1 Kilogramm Fein- 
gold rund 5*25 Kronen und an Prägegebür 6 Kronen pro 
1 Kilogramm Feingold gerechnet. Die Probegebür wurde, 
weil minimal, nicht berücksichtigt. 

Es wird sohin 1 Kilogramm Feingold im MühlbuUion 
mit 3280 Kronen — 11*25 Kronen = 3268*75 Kronen, 
das ist mit 1634 fl. 38 kr. und das Kilogramm Feinsilber 
mit dem Marktpreise gezahlt werden. Wird letzterer mit 
50 fl. angenommen, so hat 1 Kilogramm Mühlgold mit 
obigem Feinhalte einen Wert von: 

0*761 Kilogramm Äu X 1 634 fl. 38 kr. = 1 243 fl. 76 kr. 
und 0*239 „ Äg X 50 „ = 11 „ 95 „ 

Zusammen 1255 fl. 71 kr. 

Die durchschnittlich aus einer Tonne Hauwerk ausge- 
brachten 6*314 Gramm Mühlgold haben einen Wert von 
7 fl. 93 kr. österreichischer Währung. 

In dem aus einer Tonne Hau werk ausgebrachten 
Schlichbullion sind 3*533 Gramm Feingold enthalten, 
welche nach obigen Angaben mit 1 fl. 42*6 kr. österreichi- 
scher Währung pro 1 Gramm Feingold, somit in Summe 
mit 5 fl. 03 kr. bezahlt werden. Das Silber im Schlich ist, 



*) Die Erze und Schliche der alpinen Goldbergbaue wurden in 
der Regel in Brixlegg eingelöst. 



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— 105 - 

wie schon gesagt, bei dem Halte von 0*03 7 »/o und bei 
dem gegenwärtigen Silberpreis nicht einlösungswürdig. 

Der factische Einlösungswert der aus einer Tonne 
Hauwerk ausgebrachten Edelmetalle Gold und Silber be- 
trägt sohin 7 fl. 93 kr. + 5 fl. 03 kr. = 12 fl. 96 kr. 
österreichischer Währung. 

Nach den in das metrische Maß umgerechneten 
Betriebsresultaten, welche Alberti in sehr ausführlicher 
Weise für den Ralhhausberger Goldbergbaubetrieb pro 
1834 verzeichnet (die bezüghchen Daten für das Jahr 1836 
wurden nicht verwendet, weil sie gegenüber dem Jahr 1834 
sehr ungünstig sind) und nach den Betriebsresultaten des 
Bergbaues auf dem Hohen Goldberge in den letzten Jahren 
des ärarischen Betriebes, das ist in den Jahren 1872, 1873 
und 1874 entfielen von der gesammten Gesteinsarbeit im 
Durchschnitte 8*9 »/o des Ausschlages auf den Vorbau, 
9*4o/o auf den Ausrichtbau und 81 -70/0 auf den Abbau. 

EinCubikmeter(l m») der beim Vor-, Ausrichtungs- und 
Abbau ausgeschlagenen Gesteinsmasse ergab durchschnitt- 
lich 4*4 q zu 0*44 Tonnen Erze und Pochgang (Hau werk) 
und wird rücksichtlich dieser Daten bemerkt, dass bei der 
Berechnung derselben 1 Gurrentklafter beim Vorbau und 
Ausrichtungsbau bei einer Ortshöhe von 1** (1*89 m) und 
einer Ortsbreite von 0-78*' (1*5 m) mit 5*3 ms, 1 Gubik- 
klafter beim Abbau am Rathhausberge im Jahre 1834 mit 
6-8 m^ und schließlich 1 Gurrentklafter beim Abbaue am 
Rauriser Hohen Goldberge in den Jahren 1872, 1873 und 
1874 mit V (1-89 m) Länge, l** (1-89 m) Höhe und 
0*78'* (1*5 w) Breite auf Grund der Angaben in den amt- 
lichen Berichten angesetzt wurden. 

Der Wert eines beim Vorbaue, Ausrichtungsbaue und 
Abbaue ausgeschlagenen Gubikmeters (1 m^) fester Masse 
ermittelt sich nach den vorstehend abgeleiteten Ziffern auf 
12 n. 96 kr. X 0-44 Tonnen zz 5 fl. 70 kr. 

Um einen Anhaltspunkt zu gewinnen, ob dieser Wert 
zur Deckung der sämmtlichen Kosten des Bergbau- und 



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106 



Aufbereitungsbetriebes hinreicht, beziehungsweise ob bei 
diesem Werte sich der Bergbaubetrieb rentirt, müssen die 
heutigen Betriebsverhältnisse herangezogen werden, weil 
jene der früheren Jahre mit Bücksicht auf die Fortschritte 
der Technik, insbesonders der Sprengtechnik, auf die 
wesentlich veränderten Arbeiter- und Lohnverhältnisse und 
auf die Preise der Betriebsmaterialien nicht mehr maß- 
gebend sein können. 

Am Hohen Goldberge kostete nach den Ergebnissen 
der Jahre 1872 bis 1874 1 w^ Ausschlag an Bergbau- 
Aufbereitungs-, inclusive Amalgamations- und Regiekosten, 
zusammen 18 fl. 76 kr. Es würde demnach bei dem Werte 
eines Gubikmeters Ausschlag von 5 fl. 70 kr. bei jedem 
Gubikmeter Ausschlag im Vor-, Ausrichtungs- und Abbaue ein 
Verlust von 13 fl. 6 kr. und bei dem in diesen Jahren 
erfolgten Gesammtausschlage von 4266 w^ eine Einbuße 
von 55.714 fl. resultiren, während im Erfolge der genannten 
Jahre thatsächlich eine Einbuße von 66.837 fl. gemacht 
wurde. 

Diese Differenz erklärt sich aus dem Umstände, dass 
der MetaUhalt der in den Jahren 1872, 1873 und 1874 
am Hohen Goldberge gewonnenen Erze beziehungsweise der 
in Abbau gestandenen Mittel wesentlich geringer war, als 
der für die vorliegende Galculation zur Grundlage genom- 
mene Durchschnittshalt. 

Was die Ziffer der Kosten eines Gubikmeters Aus- 
schlag am Hohen Goldberge anbelangt, ist zu bemerken, 
dass dieselbe sehr hoch ist und dass der Grund hiefür 
muthmaßlich in der sehr geringen Häuerleistung zu suchen 
ist, welche resultirte, obwohl als Sprengmittel nicht mehr 
ausschließlich Schießpulver, sondern theilweise auch schon 
Dynamit zur Anwendung kam. 

Es wird sich daher empfehlen, die Betriebsresultate 
eines anderen alpinen Bergbaues mit geregelten Betriebs- 
verhältnissen für den Vergleich heranzuziehen und dürfte 
sich hiezu mit Rücksicht auf die Ähnlichkeit der Gesteins- 



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- 107 — 

Festigkeit vielleicht am besten der Bergbau in Kitzbühel 
eignen, wiewohl gleich im vorhinein hervorgehoben werden 
muss, dass die Gesamnitgestehungskosten eines Gubikmeters 
Ausschlag in den Tauern wegen der Hochlage, wegen der 
Theuerung der Materialbeschafifung und wegen der Höhe 
der Regiekosten^ sowie auch wegen der durch die große 
Absätzigkeit der goldführenden Gänge in den Tauern be- 
dingten Nothwendigkeit des forcirten Betriebes der Vor- 
und Ausrichtungsbaue voraussichtlich nicht unerheblich 
höher ausfallen werden als in Kitzbühel. 

Im Jahre 1892 beliefen sich in Kitzbühel die Gesammt- 
gestehungskosten pro 1 m^ Ausschlag im Vor-, Ausrich- 
tungs- und Abbau auf 7 fl. 90 kr. Wird angenommen, dass 
die Gesammtgestehungskosten in den Hohen Tauern nicht 
höher ausfallen*), so ergibt sich bei dem Werte eines 
Gubikmeters Ausschlag von 5 fl. 70 kr. immer noch ein 
Verlust von 2 fl. 20 kr. für jeden Gubikmeter Ausschlag 

Damit erscheint an der Hand von factisch erzielten 
Betriebsresultaten**), wie sie besser in der Gegenwart und 
Zukunft kaum erzielbar sind, ziffermäßig erwiesen, dass die 
Erzgänge der Hohen Tauern in der gegenwärtigen Zeit- 
epoche nicht abbauwürdig sind. 

Dass sich übrigens der Abbau der goldführenden Erz- 
gänge in den Tauern auch in früherer Zeit oder, besser ge- 
sagt, in der ganzen Zeitperiode, über welche uns schriftliche 
Daten zur Verfügung stehen, wenigstens am Rauriser Hohen 
Goldberge nicht lohnte, geht unzweifelhaft aus den Ertrags- 
abschlüssen dieses Bergbaues hervor. 



•) Am Rathhausberge belauft sich angeblich der Aufwand an 
directen Gewinnungskosten excl. Regie und Aufbereitungskosten pro 
1 m^ Ausschlag im Abbaue allein auf 4 bis 5 fl. 

Beim ärarischen Werke Raibl, auch einem Stollenbaue, jedoch 
mit Schachttiefbau, stellen sich pro 1893 die Bergbaukosten allein 
auf Hfl. 13 kr. pro 1 m^ Ausschlag, beim ärarischen Werke PHbram, 
bekanntlich einem Schachttiefbaue, auf 14 fl. 14 kr. 

**) Die angeführten Ziffern sind aus den Werksrechnungen in 
vollkommen verlässlicher Weise ermittelt worden. 



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- 108 - 

In der Alberti'schen Relation vom Jahre 1837 ist 
sub Beilage 13 ein Ausweis aufgenommen, welcher sich im 
Archive von Rauris vorgefunden hat. Dieser Ausweis über 
die Erzeugung, den Ertrag und die Zubuße des Werkes vom 
Jahre 1659 bis zum Jahre 1836 enthält aber viele Lücken, 
welche von Alberti angeblich wegen der Mangelhaftigkeit 
der Registratur nicht ausgefüllt werden konnten. 

Auf Grund dieses Ausweises, der auch in der Publi- 
cation von Poäepn^ aufgenommen ist, sagt Alberti in seiner 
Relation : 

„Der Bergbau am Hohen Goldberge in Rauris hat nie 
glänzende Perioden gehabt und wenn von seinen Ausbeuten 
und Reichthum gesprochen wird, so muss sich dieses nur 
auf die älteste Geschichte beziehen, welche keine Ziffern 
mehr aufzuweisen hat. 

Seit dem Jahre 1659 hatte er mit Ausnahme jener 
Jahre, wo die Daten mangeln, zusammen 

Ertrag . . 62.840 fl. 49*1 kr. 
Zubuße . 303.870 „ 591 . 



Zusammen Zubuße . 241.032 fl. 10 kr.« 

Nach dieser sehr abschreckenden Nachweisung des 
Erfolges beim Bergbau am Hohen Goldberge sei die Galcu- 
lation, wie folgt, fortgesetzt. 

Um den 2 fl. 20 kr. betragenden Überschuss der Ge- 
stehungskosten pro 1 m^ Ausschlag im Vor-, Ausrichtungs- 
und Abbau über den Wert eines Gubikmeters fester Masse 
zu decken, müssten entsprechend dem factischen Verhält- 
nisse zwischen dem Mühlgold- und Schlichgoldhalte aus 
einem Gubikmeter der ausgeschlagenen Gesteinsmasse um 
0*805 Feingold im Mühlgolde und um 0*606 Feingold im 
Schlichgolde, zusammen daher um 1*411 Feingold, bezie- 
hungsweise aus einer Tonne Hauwerk 3*209 g Feingold 
mehr ausgebracht werden als bisher ausgebracht wurden. 
Es müssten daher zur Deckung der Selbstkosten 
8*336 + 3-209 = 11*545 Feingold pro Tonne Hauwerk 
ausgebracht werden. 



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— 109 — 

Gegen diese Berechnung können folgende Einwände 
erhoben werden: 

1. Dass zur Ermittlung der Erfolgsziffern der Bergbau 
am Hohen Goldberge und am Rathhausberge nur Daten aus 
diesem Jahrhundert und insbesondere aus den jüngsten 
Betriebsperioden herangezogen wurden; 

2. dass die Gänge in größerer Teufe möglicherweise 
wieder reichere Erze abwerfen als bisher; 

3. dass es bei dem heutigen Stande des Aufbereitungs- 
wesens möglich ist mit geringeren Verlusten zu arbeiten, 
das heißt ein größeres Metallausbringen zu erzielen, endlich 

4. dass bei einer Massenproduction die Regie- 
kosten pro 1 m^ Ausschlag niedriger ausfallen werden als 
gegenwärtig in Kitzbühel, welches zum Vergleiche heran- 
gezogen wurde, und auch niedriger als in früherer Zeit auf 
dem Hohen Goldberge. 

Dagegen ist anzuführen: 

1. Dass nur die verfügbaren Daten in die Galculation 
einbezogen werden konnten; 

2. dass für die Aufschließung besserer Erzmittel in 
größerer Teufe absolut keine Anhaltspunkte vorliegen ; 

3. dass trotz der Fortschritte im Aufbereitungswesen 
die Aufbereitung der goldführenden Roherze naliezu auf 
demselben Stande blieb, wie im vorigen Jahrhundert, indem 
die Golderze selbst bei den neuesten Anlagen am Witwaaters- 
rand in Transvaal auch gegenwärtig noch durch die Poch- 
und Schlämmanipulation mit dem eingeschalteten Amalga- 
mationsverfahren zugute gebracht werden und die bei 
dieser Manipulation durch das Todtpochen sich ergebenden 
Hauptverluste gegenwärtig noch ebenso groß sind wie in 
früherer Zeit. Die einzigen Verbesserungen bei dieser Mani- 
pulation bestehen lediglich in der Einschaltung einer zweck- 
mäßigeren Separation der Mehle und Sande und in den 
Neuerungen bei der Amalgamation, welche am Witwaaters- 
rand in Anwendung kommen und in der Einführung von 
Kupferplatten bestehen, die mit Quecksilber belegt sind. Ob 



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110 



diese Verbesserungen und Neuerungen rücksiclitlicli des 
Metallausbringens gegenüber den früheren Einrichtungen 
wesentliche Vortheile bieten und geeignet sind, die Auf- 
bereitungsverluste herabzudrücken, ist vorläufig durch authen- 
tische Daten noch nicht erwiesen. 

Eine wesentliche Verbesserung ist allerdings dadurch 
geschaflfen worden, dass es gegenwärtig möglich erscheint, 
die feinen Schlämme der Poch- und Schlämmanipulation, 
welche bisher in die wilde Flut geleitet wurden, durch das 
Gyanidverfahren weiter zu verarbeiten. 

Allein dieses Verfahren dürfte nach den bisherigen 
Erfahrungen für die Zugutebringung des Goldes aus den 
genannten Schlämmen in den Hohen Tauern keine rationelle 
Anwendung finden können, weil das Gold in diesen Schläm- 
men vorwiegend an Kiese gebunden und es bisher nicht 
gelungen ist, das derart vererzte Gold durch das Gyanid- 
verfahren mit Vortheil zu gewinnen. Es hat sich nämUch 
dieses Verfahren nur dann als vortheilhaft erwiesen, wenn 
das Gold in den Schlämmen als sogenanntes Freigold ent- 
halten ist. 

4. Dass sich die Gestehungskosten pro 1 m^ Ausschlag 
bei einer Massenproduction infolge des geringeren Regie- 
antheiles günstiger gestalten werden, trifft ohne Zweifel zu, 
allein eine Massenproduction ist unter den erörterten Ver- 
hältnissen in den Hohen Tauern von vornherein vollkommen 
ausgeschlossen. 

Nach der vorstehenden Darstellung ergibt sich für die 
Wiederbelebung des Bergbaues in den Hohen Tauern kein 
günstiges Prognostikon, obwohl bisher ein Factor nicht in 
Rechnung gezogen wurde, mit dem jedes Bergbauunter- 
nehmen rechnen muss. Es ist dies die Verzinsung und 
Amortisirung des Anlagecapitals, welches für die Herstel- 
lung lediglich eines Unterbaustollens und der zum Betriebe 
desselben, sowie zum Betriebe des künftigen Gangberg- 
baues erforderlichen Hilfsanlagen aufgewendet werden 
müssle. Dieses Capital stellt sich nach einer approxi- 



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111 



raaliven Berechnung auf die respectable Summe von 
781.200 fl. 

In dem bezüglichen Voranschlage ist die Auffahrung 
in dem querschlägig zu betreibenden Unterbaustollen mit 
4000 m und die Auffahrung bei der Ausrichtung der 
Gänge mit 2400 m veranschlagt, jedoch nicht berück- 
sichtigt, dass der Gangausrichtung die Vorrichtung der 
eventuell aufgeschlossenen Abbaumittel für den Abbau 
folgen müssten. Auch sind in dem Voranschlage nur die 
für den Anfang allernothwendigslen Hilfsanlagen über Tag 
berücksichtigt und kann behauptet werden, dass später 
große Investirungen in der Grube und über Tag, insbeson- 
dere aber Herstellungen von Wohngebäuden, Manipulations- 
werkstätten und Transportanlagen folgen müssten, welche 
noch sehr bedeutende Gapitalien verschlingen würden. 

Hiernach wäre mit verhähnismäßig hohen Verzinsungs- 
und Amortisationskosten zu rechnen, welche das wirtschaft- 
liche Ergebnis höchst ungünstig beeinflussen würden. 

Von Optimisten könnte noch darauf hingewiesen 
werden, dass die neueren Extractionsverfahren die Verar- 
beitung armer Golderze mit Vortheil gestatten und demzu- 
folge die Concentration der Erze durch die Aufbereitung 
nicht weit getrieben zu werden braucht, wodurch allerdings 
die Aufbereitungsverluste zum großen Theile vermieden 
werden könnten. 

Es unterliegt keinem Zweifel, dass ein wirklich ratio- 
nelles und auch billiges Extractionsverfahren, welches die 
Verarbeitung armer goldführender Kiese, wie sie in den 
Tauern gewonnen werden könnten, gestatten würde, für die 
Zukunft des Goldbergbaues in den Alpen von größter 
Wichtigkeit wäre und möglicherweise sogar die Wieder- 
belebung des einen oder des anderen alten Goldbergbaues 
im Gefolge haben würde. Leider gibt es noch kein Extrac- 
tionsverfahren, welches derartige Vortheile bietet, dass es 
bei der Frage der Wiederbelebung des Bergbaues in den 
Hohen Tauern in Galculation gezogen werden könnte. 



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— 112 — 

Wenn man sich trotz des vorherzusehenden finan- 
ziellen Misserfolges veranlasst sehen würde, rücksichtlich 
der Wiederbelebung des Bergbaues in den Hohen Tauem 
mit der Herstellung eines Unterbaustollens einen Versuch 
zu machen, und wenn man sich die Frage stellt, wohin am 
günstigsten der Ausgangspunkt für einen derartigen Versuch 
zu verlegen wäre, so müsste man diese Frage ganz unver- 
holen dahin beantworten, dass dieser Ausgangspunkt nie- 
mals auf der Kärntner Seite, sondern am rationellsten auf 
der Salzburger Seite, und zwar in der Nähe von Kolm- 
Saigurn zu suchen und zu finden ist, weil diese Localität 
nahezu in der Mitte des zu untersuchenden Gebietes liegt 
und vermöge ihrer Höhenlage die bedeutendste und direc- 
teste Unterteufung des Gebietes, speciell des Gebietes der 
hervorragendsten alten Gruben, nämlich der Gruben auf 
dem Hohen Goldberge und auf der Goldzeche bei der ver- 
hältnismäßig geringsten Stollenlänge gestattet, weil die 
Wegverhältnisse dieser Localität gegenüber den Wegver- 
hältnissen imKlein-Fleiß-undGroß-Zirknitzthale sehr günstig 
sind, weil daselbst Betriebswasser in nicht geringerer Menge 
als in den genannten Thälern vorhanden ist, und endlich 
weil der Anschlagspunkt derart gewählt ist oder, falls von 
der Fortsetzung des Augustinerstollens nach dem Projecte 
des F. Poäepn^ abgesehen und vorgezogen werden sollte, 
einen tieferen Einbau durchzuführen, derart gewählt werden 
könnte, dass er der wirtlichen, im Winter und Sommer 
zugänglichen Gegend näher gerückt wäre, als dies auf der 
Kärntner Seite möglich erscheint. 

Dass auch von diesem Versuche kein wirtschaftlicher 
Erfolg zu erwarten wäre, steht nach den dargestellten Ver- 
hältnissen außer Zweifel, es kann daher bei dem gegen- 
wärtigen Stande der einschlägigen Kenntnisse vom finan- 
ziellen Standpunkte keines der aufgestellten Unterbau- 
projccte zur Ausführung empfohlen werden. 

Bei objecliver Beurtheilung der Verhältnisse muss 
ausgesprochen werden, dass die Misserfolge, sowie die 
ungünstigen Aussichten des Goldbergbaues in den Hohen 



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- 113 — 

Tauern zu nicht geringem Theile auf die unwirtliche Hoch- 
lage desselben zurückzuführen sind, und dass sich die Aus- 
sichten der Goldgewinnung aus den Gängen der Hohen 
Tauern weit günstiger gestalten würden, wenn der Gruben- 
betrieb den klimatischen Unbillen des Hochgebirges ent- 
rückt und in wirtlichere, den modernen Verkehrsadern 
nähergerückte Gegenden verlegt werden könnte. 

Gegenwärtig ist es geradezu ausgeschlossen, den 
Grubenbetrieb in eine derartige Lage zu bringen, während 
dies vielleicht ohne große Schwierigkeiten möglich sein 
würde, wenn von den projectirten Tauembahntracen die 
direct in das Goldtauemgebiet fallende Trace Taxenbach- 
Rauris-Bodenhaus-Kleinfragant-Sachsenburg oder die Trace 
Schwarzach- Gastein-Böckstein - Nassfeld - Kleinfragant - Sach- 
senburg zur Ausführung gelangen sollte. Bei Ausführung 
der ersteren Trace würden mit dem Tunnel Bodenhaus- 
Kleinfragant in einer Meereshöhe von circa 1 300 m und 
etwa 1000 m seiger unter dem am Rauriser Hohen Goldberge 
situirten BodenstoUen voraussichtlich die Gänge des Gold- 
berger, Siglitzer und Bockharter Revieres, und bei der Aus- 
führung der letzteren Trace mit dem Tunnel Böckstein-Nass- 
feld-Kleinfragant die Gänge des Rathhausberger, Bockharter 
und Siglitzer Revieres verquert werden, falls sie in diese 
Teufe niedersetzen. 

Durch den Bau dieser Tunnels würde ohne große 
Opfer an Capital die Frage gelöst werden, ob die betreffen- 
den Erzgänge überhaupt in diese Teufe niedersetzen, und 
wenn dies der Fall ist, ob und in welchem Maße dieselben 
in dieser Teufe noch goldführend sind. Sollte sich eine aus- 
reichende Goldführung der Gänge ergeben, so wäre Anlass 
vorhanden, die Wiederbelebung des Goldbergbaues in den 
Hohen Tauern in passender Weise zu versuchen. 

Da der Staat unzweifelhaft an dieser Wiederbelebung 
ein großes Interesse hat, so wird er nicht ermangeln, dafür 
zu sorgen, dass bei der allfälligen Ausführung eines der 
genannten Tauerntunnels ein versirter geologisch und berg- 



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— 114 - 

männisch gebildeter und praktisch erfahrener Fachmann 
mit der Aufgabe betraut werde, die mit dem Tunnel erziel- 
ten Aufschlüsse rücksichtlich der geologischen Verhältnisse 
überhaupt und rücksichtlich der eventuell auftretenden Erz- 
lagerstätten insbesondere genau zu studieren und zu prüfen, 
um auf Grund der dadurch gewonnenen Anhaltspunkte sich 
über das weitere Vorgehen entscheiden zu können. 

Gegenwärtig ist mit Rücksicht auf die gepflogenen 
Untersuchungen für den Staat kein Anlass vorhanden, die 
Wiederbelebung des Goldbergbaues in den Hohen Tauem 
durch die Ausführung eines oder des anderen der erörterten 
Unterbauprojecte in Aussicht zu nehmen. 



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