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R E 8 U L 1 A T E
UNTERSUCHUNG DES BERGBAU-TERRAINS
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DIE
RESULTATE
UNTERSUCHUNG DES BEMBiU-TERRifflS
IN DEN
HOHEN TAUERN.
HERAUSGEGEBEN VOM K. K. ACKERBAU-MINISTERIUM.
MIT 17 TEXTFIGüREN UND 1 K.
WIEN.
AUS DER K. K. HOF- UND STAATSDRUGKEREI.
1895.
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n7A3
Inhalt.
Seite
Vorwort 1
Einleitung • 5
Beschreibung der Bergbaue in den Hohen Tauem 8
A. Auf der Kärntner Seite 8
I. Die Bergbaue im MöUthale 8
1. Auf der Pasterze 8
2. Die Baue im Gössnitzthale 9
3. Die Baue am Kloben und Brennkogel im
Gutthale 12
4. Der Bau im Steinerwald 14
5. Die Grube am Kalscher-Kogel 15
II. Die Bergbaue im kleinen Fleißthale 16
Allgemeines über die Weg- und Wasserverhaltnisse 16
1. Bergbau Goldzeche 19
2. Der Bau am dritten Hangendgange .... 27
3. Die Grube in Seeleiten 28
4. Die Oxlingerzeche 29
5. Die Grube am Hirtenfuß und Hinteren Hapt . 31
UI. Die alten Bergbaue im Groß-Zirknitzthale ... 33
Allgemeines über die Weg- und Wasserverhältnisse 33
1. Der Bau am unteren und oberen Brett oder
Parzissel 35
a) Die unteren Brett- oder Parzisselbaue . . 37
h) Der Tagbau 40
c) Die oberen Brett- oder Parzisselbaue . . 41
2. Der Bau am Seebache oder bei der Saulache 43
3. Die Grube am Pilatussee 43
4. Die Grube am Trömmem 45
5. Der Bau in Grasleiten 47
6. Die Bergbaue im Freudenthaie 48
7. Die Baue am Eckkopf 50
8. Der Bau am Erbstollen 51
Schurfbau am Hochkaser 54
IV. Bergbau Waschgang im Klein-Zirknitzthale ... 54
V. Der Bergbau im Sadnigthale in Großfragant ... 57
a*
M697725
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IV
Seite
B. Auf der Salzburger Seite 58
I. Die Goldbergbaue im Rauriserthale 58
Allgemeines über die Weg- und Wasserverhältnisse 58
1. Der Bergbau auf dem Hohen Goldberge . . 61
2. Die Sonnblickgruben 71
II. Die Bergbaue im Siglitzthale, am Seekopfe, am
Silberpfennig und in der Erzwiese Ti
Allgemeines Ober die Weg- und Wasserverhältnisse 72
1. Der Bergbau in der Siglitz 74
2. Die Baue am Bockhart 76
3. Die Bergbaue am Silberpfennig, auch Bock-
hartbaue genannt und in der Erzwiese ... 77
III. Der Bergbau am Rathhausberge 79
Schlussfolgerungen 81
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Vorwort.
In der Fachliteratur*), insbesondere aber in den ein-
schlägigen Publicationen von E. Riedl, G. Rochata und
F. Poäepn;^, L. St. Rainer und Fried. Gonst. Freiherm
V. Beust**), wird auf die frühere Ergiebigkeit der derzeit
aufgelassenen Goldbergbaue in den Hohen Tauern und auf
die in denselben noch anstehenden Erzmittel hingewiesen
und an die Wiederaufnahme dieser Bergbaue gute Hoffnung
geknüpft.
Dadurch wurde in verschiedenen Kreisen der Wunsch
rege, dass der Bergbaubetrieb auf den goldführenden
*) Diese Literatur erscheint in dem weiter unten citirten Werke
von F. Po§epny angeführt, doch kommen dazu noch folgende Auf-
sätze :
Platzer, Geschichte des Bergbaues an der Goldzeche in der
Zirknitz und auf dem Waschgange, eingetheilt nach den Jahren, nach
welchen die vorgefundenen Urkunden die Belege dazu liefern. 1827.
M. S. in der Montanbibliothek, und
Pfeffer Alois, Bergfahrten in die Goldtauem. Ost. Zeitschrift
für Berg- und Hüttenwesen 1892.
**) Riedl E., Die Goldbergbaue Kärntens und ihre Bedeutung
für die Jetztzeit. Ost. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen 1873.
Rochata C., Die alten Bergbaue auf Edelmetall in Oberkärnten.
Jahrbuch der k. k. geolog. Reichsanstalt 1878.
P osepny F., Die Goldbergbaue der Hohen Tauem. Wien 1879.
Rainer L. St., Die alpinen Goldbergbaue und die Goldtiefen-
frage. Bericht über den allgemeinen Bergmannstag zu Wien 1888.
Herausgegeben 1889.
Beust, Fried. Gonst. Freiherr v.. Zur Wiederaufnahme der
Goldbergbaue in den Tauern. österr. Zeitschrift für Berg- und Hütten-
wesen 1888.
1
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Gängen in denHohen Tauern zur Wiedereröffnung gelangen
möge.
Auch wurden mehrere Projecte für die Wiederaufnahme
dieses Betriebes vorgeschlagen, welche nach Maßgabe der
obwaltenden Verhältnisse auf der Unterteufun g der alten
Grubenbaue durch Unterbaustollen basiren.
In der Budgetdebatte 1888 wurde vom Reichsraths-
abgeordneten Professor Dr. Otto Steinwender die Anregung
gegeben, dass von staatswegen Untersuchungen wegen
eventueller Wiederaufnahme der Bergbaue auf Gold und
Kupfer in den Hohen Tauern veranlasst werden. Da die
Wiederbelebung dieser Bergbaue mit Rücksicht auf die
arme Gebirgsbevölkerung und überhaupt aus volkswirt-
schaftlichen Gründen ohne Zweifel vmnschenswert ist,
wurden vom Ackerbauministerium die angeregten Unter-
suchungen beschlossen, obwohl eine vorläufige Kosten-
berechnung ergab, dass die Ausführung eines oder des
anderen der erwähnten Projecte mit sehr bedeutenden
Kosten verbunden wäre.
Zum Zwecke der Untersuchungen wurden vom Acker-
bauministerium Begehungen des Bergbauterrains in den
Hohen Tauern angeordnet, von welchen Begehungen die
erste im Sommer 1889 vom k. k. Bergverwalter Alois
Pfeffer und von dem Verfasser eines der erwähnten Pro-
jecte, Bergdirector G. Rochata, die zweite im Sommer 1 890
vom k. k. Bergakademieprofessor Adolf Hofmann und vom
gewesenen k. k. Bergmeister, nun k. k. Bergakademie-
adjuncten Victor Waltl, die dritte im Sommer 1893 vom
genannten Professor und vom k. k. Oberbergverwalter Anton
Edlen von Posch ausgeführt wurde. Dabei wurde den
genannten Experten insbesondere die Aufgabe gestellt, zu
erheben :
1. Ob der vom Bergdirector C. Rochata für die Aus-
führung seines UnterbaustoUenprojectes vorgeschlagene
Punkt im Groß-Zirknitzthale günstige Aussichten bietet,
von ihm aus eine größere Anzahl der im höheren Niveau
bekannten Goldgänge, falls diese überhaupt in die Tiefe
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- 3 —
niedersetzen, zu verqueren, oder ob und wo ein anderer
Punkt für diesen Zweck günstiger sein dürfte, und
2. ob es mit der Aussicht auf einen wirtschaftlich
halbwegs günstigen Erfolg möglich wäre, die ehemals be-
triebenen, gegenwärtig aber beinahe ganz aufgelassenen
Goldbergbaue in den Tauern wieder zu beleben.
Die Resultate der Erhebungen sind in der vorliegen-
den Publication zusammengestellt und wird dieselbe mit
dem Wunsche herausgegeben, dass sie zur Klänmg der
über die Prosperität der fraglichen Bergbaue vielfach herr-
schenden Ansichten entsprechend beitragen möge.
Wien, im April 1895.
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5 —
Einleitung.
Bei der großen Ausdehnung des Terrains der alten
Goldbergbaue in den Tauern, bei der hohen Lage dieser
Bergbaue in Meereshöhen von 2000 bis 3000 m und bei der
Unzugänglichkeit mancher der fraglichen Bergbaue gestaltete
sich die Untersuchung derselben an Ort und Stelle mit-
unter äußerst schwierig.
Da diese Bergbaue fast alle verfallen und manche
sogar theilweise oder ganz vergletschert sind, v^rar durch
Autopsie meist kein Aufschi uss über die Beschaffenheit der
einst bebauten Lagerstätten zu erhalten und musste man
sich, um überhaupt Anhaltspunkte über den Charakter der-
selben zu gewinnen, zumeist damit begnügen, eine Begehung
des umliegenden Terrains vorzunehmen und dabei nichts
außeracht zu lassen, was zur Erreichung des Zweckes
dienlich erschien.
Die Kürze der Zeit, welche für die Begehung zur Ver-
fügung stand, zwang die Experten, alles Nebensächliche,
wenn auch vom wissenschaftlichen Standpunkte höchst
Interessante, unberücksichtigt zu lassen und das Haupt-
augenmerk auf jene Verhältnisse zu richten, welche für die
Beantwortung der gestellten Fragen von besonderer Wich-
tigkeit sind.
Die nachfolgende Darstellung der Untersuchungsresul-
tate macht daher keinen Anspruch auf eine erschöpfende
Behandlung der im Gegenstande überhaupt obschwebenden
Fragen, sondern enthält nur diejenigen Angaben, welche
für die Beurtheilung der Verhältnisse unumgänglich nöthig
sind. Selbstverständlich wurde bei der Darstellung jenes
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Materiale benutzt, welches über das gegenständliche Terrain
bereits veröffentlicht wurde, soweit dieses Materiale unan-
fechtbare Angaben enthält.
Was die geologischen Verhältnisse des Terrains anbe-
langt, so wurde der nachfolgenden Darstellung die Auf-
nahme der k. k. geologischen Reichsanstalt zugrunde gelegt,
weil eine andere Aufnahme nicht existirt und sich die
Experten mit einer Neuaufnahme nicht befassen konnten.
Auf der beigehefteten Karte, welcher sich bei der Durchsicht
der nachfolgenden Darstellung zu bedienen ist, sind die
geologischen Verhältnisse daher nach der Aufnahme der k. k.
geologischen Reichsanstalt verzeichnet und wurde eine
Abänderung nur an solchen Punkten vorgenommen, wo sie
sich nach den an Ort und Stelle gelegentlich gemachten
Wahrnehmungen der Experten als nothwendig herausstellte.
Weiters sind auf dieser Karte auch die Bergbaue und
alle eruirbar gewesenen montangeologischen Verhältnisse
verzeichnet.
Auf die Schilderung der geologischen Verhältnisse ist
soweit als nöthig bei der Beschreibung der einzelnen Berg-
baulocalitäten Rücksicht genommen ; im allgemeinen werden
diese Verhältnisse mit Beziehung auf die erwähnte Karte
aber mit kurzen Worten, wie folgt, geschildert:
Das Massiv der Tauernkette wird von meist flach
gelagertem Gneis (Gentralgneis) gebildet, welcher gegen das
Möllthal zu bei einer Streichrichtung von 21^ bis 24*' all-
mählich ein Fallen bis zu 45 ** annimmt, nordseits aber bei
den Sonnblickgruben und am Hohen Goldberg bei der nahe-
zu gleichen Streichrichtung von 21*^ bis 24^ sich steil
emporhebt.
Die Structur der auftretenden Gneise ist eine unge-
mein verschiedene.
Grobkörnige, deutlich geschichtete Gneise wechseln
vielfach mit porphyrarügen, reichlich Feldspathausschei-
dungen aufweisenden Gneisen, und diese wieder mit fein-
faserigen und grobkörnigen, jedoch undeutlich geschichteten,
granitähnlichen Varietäten.
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- 7 -
Überlagert wird der Gneis von Schiefergebilden.
So stehen die 2900 m Meereshöhe überragenden
Gipfel der Tauernkette, wie der Hochnarr, Goldzechspitz,
Goldzechkopf, Goldbergspitz, Sonnblick, Alten Kogel, Herzog
Ernst, Kolmkar und Silberpfennig, sowie die Kämme der
mächtigen Rücken zwischen den Groß-Fleiß-, Goldzech-,
Klein-Fleiß- und Groß-Zirknitzgletschem in Glimmerschiefern
an und bilden diese in Wechsellagerung mit Ghlorit- und
Kalkglimmerschiefer auf der Kärntner Seite die Gehänge
der südwestlichen Ausläufer dieser Rücken bis zur Thal-
sohle hinab.
Auch auf der Salzburger Seite kommen die Glimmer-
und Kalkglimmerschiefer vor, letztere beispielsweise in der
Erzwiese, wo sie mit flachem, nördlichem Einfallen den
Gneis überlagern.
In den Glimmerschiefern finden sich oft ansehnliche
Quarzausscheidungen (Quarzlager und Nester) von kurzem
Streichen bei meist beträchtlicher Mächtigkeit vor.
Nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung sind
die geologischen Verhältnisse des Bergbauterrains in den
Tauern keineswegs complicirt, es dürften daher die vor-
stehenden und die bei der Beschreibung der Localverhält-
nisse eingefügten geologischen Erörterungen für den vor-
liegenden Zweck genügen.
In dieser nachfolgenden Beschreibung, zu welcher
nunmehr übergegangen wird, sind die Bergbaue in der
Richtung von West nach Ost nach den Thälem gereiht, in
welchen sie vorkommen.
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8 —
BesclneiMiig der Bergl)aue in den
Hohen Tauern.
A. Auf der Kärntner Seite.
I. Die Bergbaue im Möllthale.
1. Auf der Pasterze.
Über diesen angeblichen Bergbau wurden rücksichtlich
der Lage und Ausdehnung bisher keine schriftlichen Über-
lieferungen bekannt.
Auch konnte die Lage dieses Bergbaues bisher nicht
sichergestellt werden, es wird daher angenommen, dass
derselbe unter dem Pasterzengletscher begraben sei.
Da nach Reisacher's *) Ansicht die Gruben auf der
Pasterze sich auf der Fortsetzung der Fuschergänge
befanden, so lag die Vermuthung nahe, dass diese Gänge
die nördlich und südhch vom genannten Gletscher empor-
steigenden kahlen Felswände, nämlich die Freiwand, die
Wände der Gamsgrub und die Wände vom kleinen Burg-
stall entlang der Glocknerwand und des Großglockners bis
zum Leiterkogel durchsetzen und dort sichtbar werden. Es
wurde daher das ganze untere und mittlere Terrain der
Pasterze begangen, doch konnten durchsetzende Gänge
innerhalb dieses Gebietes nicht beobachtet werden, wohl
aber wurden in den der Franz Josef-Höhe südwestlich
gegenüberliegenden Felswänden des Hohenwartkogels und
des Kellersberges röthlich (rostig) gefärbte quarzige Ein-
*) Siehe das Literaturverzeichnis in Posepny, Die Goldbergbaue
der hohen Tauem. Wien 1879.
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- 9 —
lagerungen in chloritischem Glimmerschiefer entdeckt, und
von diesen Einlagerungen zahlreiche Bruchstücke in der
südwestlichen Seiten- und Mittelmoräne des Pasterzen-
gletschers vorgefunden.
Diese Bruchstücke enthalten accessorisch in Krystallen
und auch in unbedeutenden derben Maßen Pyrit, durch
dessen Zersetzung die Kluftflächen des erwähnten Glimmer-
schiefers rostig gefärbt erscheinen. Die Untersuchung dieses
Gesteins ergab 5o/e Schlich aus 100 Erz, beziehungsweise
Gestein und in diesem Schlich 0'0008«/o Au -4- Ag.
Nach dem Berichte eines gewissen Steinberger aus
dem Jahre 1661 *) hielten die in der Grube auf der Pasterze
gewonnenen Erze 2 Loth = 0-062«/o Au + Ag, die
Schliche 6 Loth = 0-1877o ^^ -h Ag und die Pocherze
sichtbares Gold.
2. Die Baue im Gössnitzthale.
Der Weg in das Gössnitzthal zweigt nächst Heiligen-
blut im Winkel von der MöUthalerstraße ab und bildet in
der Ebene des MöUthales einen recht gut erhaltenen Saum-
weg, der in gleicher Güte, jedoch mit wechselnder und mit-
unter starker Steigung auch noch weiter, und zwar bis
gegen Innereben anhält. Gegenwärtig werden einzelne im
Rutschterrain befindliche, und daher noch schlechte Pai-tien
des Weges verbessert. Die bestehenden Brücken sind
schlecht und befinden sich in fast gefährlichem Zustande.
Der Gössnitzbach sammelt die Abflüsse des Gössnilz-
gletschers, sowie einen Theil der Abflüsse der tirolisch-
kärntnerischen Grenzgebirgsgletscher und führt somit nur
im Sommer größere Wassermengen. Im Unterlaufe, und
zwar schon von Innereben an, ist seine Wassermenge im
Sonamer sehr beträchtlich und bildet der Bach beim
Abstürze in das MöUthal den schönen hohen Gössnitz-
Wasserfall. In den Wintermonaten (November bis Ende
•) Siehe die im Vorwort citirte Abhandlung von G. Rochata.
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- 10 —
April) dürfte er gleich den übrigen Bächen in den Tauern
wasserarm sein. Das Thal ist bei Innereben ziemlich breit
und sind die Gehänge desselben daselbst weniger steil als
in seinem weiteren Verlaufe gegen die Einmündung in das
Möllthal. Die Thalsohle liegt bei Innereben schon nahe an
der Waldregion.
Der angebliche Gold- und Silberbergbau im Gössnitz-
tliale war bei Innereben am linken (nordösthchen) Gehänge
nahe der Thal sohle durch mehrere Stollen aufgeschlossen.
Schnitt durch den Grubenbau von West gegen Ost.
West Ost
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Fig. 1. rt Gössnitzthal und Bach mit der Ruine eines Gebäudes.
b Muthmaßliche Erzlagerstätte und Stolleneinbaue.
Der höchste Einbau ist in der Meereshöhe von 1980 m
zu treffen und nur mehr durch eine kleine Halde gekenn-
zeichnet. Desgleichen sind die weiter unten befmdhchen
zwei Halden dem Cubikinhalte nach unbedeutend. Die
vierte und fünfte Halde, letztere in der Meereshöhe von
1 880 m, sind ziemhch ansehnlich und finden sich auf diesen
Halden Quarzknauer und Chloritschiefer, jedoch keine
Spuren von Erz.
Weiter unten liegen am Gehänge in Meereshöhen von
1860 und 1780m noch zwei kleine Halden, welche jedoch
allem Anscheine nach neueren Ursprunges sein dürften.
Alle Halden sind durchwegs aus taubem Materiale
angestürzt und theilweise mit Gras und selbst mit starken
Lärchen bewachsen, die Pingen an den verbrochenen
Stollenmundlöchern oft bis zur Unkenntlichkeit planirt und
mit Rasen überdeckt.
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— 11 —
Die Gestaltung des Terrains begünstigte die Anlage
von Stollen.
Unterhalb dieser Gruben finden sich in der Tlialsohic
nahe dem Bache in der Meereshöhe von 1 700 m sehr spär-
liche Überreste von Baulichkeiten (angeblich Ruinen von
Aufbereitungswerkstätten) und eine von Rasen überwach-
sene kleine Halde, beziehungsweise ein Häufchen von
geschlägeltem Quarze vor.
Das in der Umgebung der Grubeneinbaue anstehende
Gestein ist ein nach 2'* unter 70° verflächender GHmmer-
schiefer, welcher stellenweise Ghlorit führt.
Aus der bewachsenen kleinen Halde in der Thalsohle
und nächst den Überresten der Bauhchkeiten wurden
geschlägelte Quarze ausgegraben, in welchen accessorisch
Eisen- und Kupferkies eingesprengt sind.
Als Nebengestein zeigen die meisten Quarzstücke
GHmmerschiefer.
G. Rochata bezeichnet das Erzvorkommen als ein
allem Anscheine nach lagerförmiges, er hatte daher
ohne Zweifel keine bestimmten Anhaltspunkte über die
Natur der Erzlagers lätte.
Nach den vorgefundenen Quarzen lässt sich die Natur
der Erzlagerstätte nicht bestimmen, auch ist es gar nicht
sicher, ob die bei den erwähnten Ruinen lagernden kiesigen
Quarze wirklich aus dem in der Nähe dieser Localität
betriebenen Bergbaue stammen. Es ist sogar nicht unwahr-
scheinlich, dass hier nur ein Ablagerungsplatz für die aus
dem Kupferkies bergbaue im obersten Gössnitzthale
stammenden Erze bestanden hat.
G. Rochata schließt aus den wenigen Überlieferungen
über diesen nach seiner Ansicht auf einem Erzlager betrie-
benen Bergbau auf eine bedeutende flächliche Ausdehnung
desselben. Diese Annahme ist jedoch weder in den alten
Berichten über diesen Bergbau noch in den thatsächhch
vorhandenen geringfügigen Überresten desselben begründet.
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— 12 —
3. Die Baue am Kloben und Brcnnkogel im
Gutthale.
Von Heiligenblut steigt ein ziemlich steiler und nur
schlecht erhaltener Fahrweg bis Gipper an, welcher dann
über etwas flacheres Terrain führt, hier selbst für leichtes
Fuhrwerk schwer befahrbar ist und sich in diesem Zustande
an dem Gehänge des Gutthaies bis zur Gipperalpe hinzieht.
Der letztere Theil des Weges kann eigentlich nur mehr als
Fußsteig bezeichnet werden.
Von der erwähnten Alpe an hört dann jedweder Steig
auf und man hat die Wahl entweder über einen sehr steilen
begrasten Hügel, dessen unterer Theil in senkrecht abfal-
lende Felswände übergeht, oder über eine ebenso schwer
gangbare Schieferrutsche zum Gutthal-Gletscher zu klet-
tern. Über letzteren gelangt man schließlich zu den alten
Grubenbauen.
Der Aufstieg von Heiligenblut bis auf den Kloben
erfordert einen Zeitaufwand von 5 bis 6 Stunden. Der
(lUtthalgletscher und einige unbedeutende Zuflüsse von den
benachbarten Schneefeldern speisen im Sommer den Gut-
thalbach, der das Betriebswasser für die vielen im unteren
Theile des Thaies situirten kleinen Getreidemühlen liefert
und sich bei Winkel-Heiligenblut in die Moll ergießt.
Die alten Baue am Kloben befinden sich nahe der
Scharte, westlich vom Brennkogel, in der Meereshöhe von
2855 m.
Schnitt: Kloben-Brennkogel von Nordwest gegen Südost.
NW. SO.
3000 in -
Klohe^ Sremikogel
2900 „ -^<»ilK!S5<hX
2800 „ . .
«
Fig. 2: i Glimmerschiefer; -E Erze, verrutscht;
2 Kalk-Gümmerschiefer ; ^^^ Gletscher.
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— 13 ~
Die drei kleinen Halden bei E in Fig. 2, sowie die
vorhandenen Mauern der alten Gebäude ragen kaum aus
dem Gutthalgletscher hervor und v^^as durch das Zurück-
gehen des Gletschers frei geworden ist, erscheint zum Theil
durch Bergschutt überdeckt.
Im westlichen Theile der Scharte gegen den Spiel-
mann zu steht Glimmerschiefer an, der nach 1 1^ unter 60°
verflächt. Unmittelbar anschheßend an denselben hat es
den Anschein, als ob das Ausgehende der Lagerstätte vor-
handen wäre, da dort von Eisenhydrooxyd braun gefärbte
Schiefer mit Erzspuren zutage treten.
Nach den auf den Halden gesammelten Fundstücken
zu schließen ist es wahrscheinlich, dass der Bergbau auf
einem Gange und nicht, wie C. Rochata annimmt, auf
einem Lager betrieben wurde. Ein Fundstück zeigt
nämlich deutlich die Gangfüllung: Bruchstücke von
phyUitlartigem Glimmerschiefer (Sericitschiefer), die durch
ein krystallinisches Gemenge von Pyrit und Arsenkies
nebst Limonit cementirt sind. Der Limonit scheint durch
Umwandlung eines Garbonates (Ankerit?) entstanden zu
sein, da stellenweise noch Spaltungsformen beobachtet
werden können. Auch die übrigen vorgefundenen und
nachstehend beschriebenen Fundstücke sprechen für die
Gangnatur der Erzlagerstätte, der sie entstammen. Ein-
zelne Stücke zeigen nämlich als Hauptfüllungsmasse Quarz
mit klein- bis feinkrystallinischem Pyrit und sehr fein
vertheiltem Arsenkies, seltener Bleiglanzkörner, und nur
an einem Stücke schließt der Pyrit ein Aggregat von
Zinkblende ein. Dass diese Stücke eine braune Färbung
zeigen und cavernos erscheinen, ist eine Folge der
Zersetzung und Auslaugung der Pyrite. Die Gavernen sind
nicht selten mit dem widerstandsfähigeren Arsenkiese
ausgefüllt.
Andere Proben zeigen mehr oder weniger vorherr-
schenden Bleiglanz, der von seinen Zersctzungsproducten
Bleierde und Mimmetesit umschlossen wird.
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- 14 —
Die derben Massen sind Gemenge von den ange-
führten Mineralien. Krystallisirt wurden diese Mineralien
nicht vorgefunden.
Ein weiteres Fundstück, dessen Gangmasse einen
phyllitartigen Gesteinsbrei vorstellt, enthält viel feinkrystal-
linischen Arsenkies, Bleiglanz und mikroskopische Krystalle
von Arsenkies und Pyrit. Eine Probe von diesem Stücke
gab eine deutliche Reaction auf Silber und ein gemessenes
Korn Heß nach der Berechnung auf etwa 0-0015«/o Silber
schließen.
Die im Laboratorium der k. k. Silberhütte in Pfibram
ausgeführte Analyse einiger Probestücke ergab folgende
Resultate :
Ein zersetztes Erzstück, bestehend aus Bleierde, ziem-
lich viel Brauneisen und nur geringen Mengen von Blei-
glanz hielt
0-0790o/o Ag,
000 100/^ Au,
25000 o/o Pb.
Ein anderes Haldenstück, bestehend aus Arsenkies,
Eisenkies und zersetztem Ankerit gab 5% Schlich und
dieser hatte einen Halt von
000230/0 Ag und
0-00 150/0 Au.
Der Bau fällt nicht in das für die Frage des Unterbau-
projectes in Betracht kommende Terrain, hat somit für
diese Frage keinerlei Bedeutung.
4. Der Bau im Steinerwald.
Oberhalb Putschal am westlichen Gehänge des MöU-
thales ist im KalkgUmmerschiefer ein Stollen in Spreng-
arbeit nach circa 10^' eingetrieben, der aber nach einer
Auffahrung von 10 m wieder außer Betrieb gesetzt wurde.
Rechts vom Mundloche ist die Jahreszahl 1876 einge-
meißelt. Der Stollen ist 1-8 m hoch und 1-2 m breit, und
halte jedenfalls den Zweck, die perlschnurartig vorkom-
Digitteed by VjOOQIC
- 15 —
menden, nussgroßen Pyritkry stalle, welche parallel zur
Schichtung eingelagert sind, dem Streichen nach zu ver-
folgen. Das Feldort steht taub an, und ist dieser Umstand
wohl der Grund, dass der Bau bald aufgelassen wurde.
Der Kalkglimmerschiefer verflächt nach 16*^ unter 40°
und zeigt nicht Muscovit, sondern Biotit als wesentlichen
Bestandtheil.
Dieser Bau, welcher natürlich niemals eine Bedeutung
hatte und eine solche auch niemals erlangen könnte, wird
lediglich angeführt, um zu zeigen, in welch planloser, jeder
Berechtigung entbehrenden Weise mitunter Bergbau, bezie-
hungsweise Schürf bau getrieben wird.
5. Die Grube am Kalscherkogel.
Am Kalscherkogel nordwestlich von DöUach und circa
2Ya Stunden von diesem Orte entfernt befindet sich in der
Meereshöhe von circa 1560 w ein verlassener Stollen, der
einer unbedeutenden Dislocationsspalte nach getrieben ist.
Diese streicht nach 10^, verflächt unter 80** nach Osten,
und steht mit den Erzgängen in der Zirknitz in keinem
Zusammenhange. DerStoUen ist 1-8 mhoch und 0*8 m breit,
anfangs in Schlägel- und Eisenarbeit, tiefer hinein aber in
Sprengarbeit im Kalkglimmerschiefer getrieben und vom
Mundloche an durch einige Gezimmer gesichert.
Vor 50 Jahren soll in diesem Stollen noch gearbeitet
worden sein.
Der Bau ist durch einen kleinen Aufbruch mit einem
zweiten höher gelegenen Stollen in Verbindung, wodurch
ein starker Wetterzug im Stollen herbeigeführt wird. Dieser
starke Wetterzug gab vielleicht Anlass zu der Sage, dass
der Stollen in das Zirknitzthal durchschlägig ist.
Der Kalkglimmerschiefer, welcher nach 16^^ unter 25°
verflächt, führt parallel den Schichtflächen fast durchwegs
mikroskopisch kleine Pyritkrystalle und nur stellenweise
reichem sich diese so an, dass der Pyrit vorwaltet, den
Kalk fast total verdrängt und eine Pyritschicht, beziehungs-
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— 16 —
weise ein Pyritlager bildet. Außerdem kommt die Anreiche-
rung stellenweise in Form von Nestern vor, und gesellt
sich dann zum Pyrit der Kupferkies in Begleitung von
Pistacit und Amphibolsäulchen. Wo Galcit und Quarzaus-
scheidungen auftreten, da waltet der Kupferkies vor.
Die Mächtigkeit dieses Kieslagers beträgt nur wenige
Gentimeter, so auch jene der Nester. Das Liegende bildet
ein dem x\ntigorit sehr nahe kommender Serpentinschiefer.
Dieses Vorkommen ist nur von mineralogischem
Interesse und kann als Gegenstand einer weiteren berg-
männischen Thätigkeit wohl nicht angesehen werden, wenn
auch der Goldhalt als ein sehr reicher bezeichnet
werden muss.
Es ergab nämlich eine an Kupferkies reiche Probe
29*6o/o Schlich und dieser einen Halt von:
O-01850/o Äg
00130o/o Äu und
7-1 o/o Cu,
II. Die Bergbaue im kleinen FleiBthale.
Allgera ei n es über die Weg- und Wasser-
verhältn isse.
Unweit Pockhom zweigt von der Straße Döllach-
Heiligenblut ein ziemlich schmaler und zum Theile nur
nothdürftig erhaltener Weg ab, der anfangs steil ansteigt
und sich dann an dem Gehänge bis zur kleinen Fleißkapelle
hinzieht, bei welcher er in das kleine Fleißthal einmündet.
Von hier führt der Weg mit wechselnder Steigung nahe am
Bache, diesen öfter übersetzend, bis zum alten Pochwerke.
Der Weg ist wenigstens igegenwärtig (1893) an vielen
Stellen für ein Fuhrwerk nicht passirbar. Vom alten Poch-
werke führt nur ein Saumweg in steilen Serpentinen bis
zum Seebühel-Unterkunftshaus. Döllach liegt 6 Wegstunden
von den nächsten Bahnstationen Dölsach oder Lienz im
Pusterthale entfernt und von Döllach bis zum Seebühelhaus
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— 17 ~
sind abermals circa 6 Wegstunden zurückzulegen. Vom
Seebühelhaus führt ein gut erhaltener Fußweg bis zum
Zirmsee und von hier aus am östlichen Seeufer ein kaum
kenntlicher Steig über kahle Felsen, Steinblöcke, Bergschutt
und Gletschermoränen und schließlich über mehr oder
minder steile Schnee- und Eisfelder zur Goldzeche, sowie
ein zweiter vom deutschen österreichischen Alpenverein
angelegter, sehr steiler, jedoch gut erhaltener Fußsteig über
Bergschutt zum Zirmseekopf und zur Öxlingerzeche bis zum
kleinen Fleißkees.
Zur Hapt- und Hirtenfuß-Grube gelangt man noch am
besten vom alten Pochwerke im kleinen Fleißthale aus auf
einem steilen, schlecht gehaltenen Steig, minder gut,
zumeist sogar nur mühsam über den Mönchsberg von
Apriach aus durch die Steilwände über den Sandkopf.
Im August des Jahres 1893 war der Zugang zur
Grube am Hinteren Hapt infolge eines Felsabsturzes un-
möglich.
Oberhalb des vorerwähnten Seebühel-Unterkunfts-
hauses liegt der wildromantische, von Bergsturz-, Halden-
und Gletschermoränen, prächtigen Eisfeldern und Berg-
riesen umsäumte Zirmsee mit seiner herrlichen dunkel-
grünen Farbe.
Der See, welcher das Wasser vom Goldzechgletscher
sammelt, liegt in der Meereshöhe von 2499 m, ist ungefähr
700 m lang und 100 m breit und bedeckt eine Fläche von
8-4.5 ha. Sein Abflusswasser diente seinerzeit zum Betriebe
des am Seebühel situirt gewesenen Poch- und Schlämm-
werkes, das nach kurzem Bestände durch eine Schneelawine
zerstört wurde.
Gegenwärtig findet eine .Ausnützung der Seebach-
wasserkraft nicht statt.
Das Seewasser fließt am Seebühelhaus vorüber, über
die Felsterrasse bald über, bald unter Steinplatten zum
Gaisiücken, über dessen Wände es mit einem ganz be-
deutenden, circa 400 m hohen Wasserfall in die Thalsohle
abstürzt.
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— 18 -
Die Wassermenge ist zeitweise ganz ansehnlich; so
wurde sie am 8. August 1889 um 9 Uhr früh, nachdem in
der vorhergegangenen Nacht tropfen- und flockenförmige
Niederschläge gefallen waren, bei einer Lufttemperatur von
+ 8** R mit 0*73 m* pro Secunde gemessen. Normal sollen
in den Sommermonaten 0-5 m^ Wasser pro Secunde durch-
fließen. Ausnützbar ist vom Seeboden bis nahe zum Gais-
rücken ein Gefälle von circa 25 m.
Eine gleichfalls ansehnliche Wassermenge liefert der
Klein-Fleißgletscher, doch ist hier kein Sammelbassin ein-
geschaltet, vielmehr stürzt das Wasser gleicli unterhalb des
Gletschers über die steilen Wände zum Fleißbache in den
Thalboden ab, einen großen, wohl 500 m hohen Wasser-
fall bildend.
Beide Bäche vereint (Meereshöhe 1900 m) fließen mit
bedeutendem Gefälle durch ein breites Schotterfeld an dem
alten Pochwerke vorüber.
Die Wassermenge wurde an dieser Stelle nicht ge-
messen, jedoch annähernd auf 1*3 bis 1*6 m^ pro Secunde
geschätzt.
Wenige hundert Meter unterhalb dem Pochwerke wird
das Bachbett schmal, das Wasser schießt, zwischen den
steilen Gehängen eingezwängt, mit großem Gefälle dem
MöUthale zu, *,iu welches es kurz nach der Aufnahme der
Groß-Fleiß in Gascaden durch eine wilde Felsschlucht
eintritt.
Die Wassermenge ist aber nur zeitw^eise, besonders
in der zweiten Hälfte des Monats Mai, dann in den Monaten
Juni, Juh und August und endlich in der ersten Hälfte
September so ansehnlich, wie angeführt wurde, in der
übrigen Zeit herrschen in der Gletscherregion Fröste, welche
den Wasserzuflüßen ein Ende bereiten. In dieser Zeit ist
die Wassermenge beim alten Pochwerke im kleinen Fleiß-
thal, wie von Thalbewohnern bestätigt wurde, fast gleich
Null.
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— 19 —
1. Bergbau Goldzeche.
Dieser Bergbau liegt ganz im Hintergrunde des Kessels
hoch an der Gebirgskette zwischen dem Hochnarr und dem
Goldzechkopf im Felde des Goldzechgletschers.
Schnitt: Zirmsee-Goldzeche von Südwest gegen Nordost.
SW. NO.
Bockna
Uochnarr
Fig. 3. 1 Gneis; ^^^ Gletscher.
Vier übereinander liegende, stattliche Halden kenn-
zeichnen schon von weitem die Einbaue (Stollen) St. Amia
(Meereshöhe 2 740 w), Glück -Christoph (Meereshöhe 2920m)
und Frauenstollen (Meereshöhe 2940 m), während die
höheren Halden in Schnee und Eis begraben sind. Beim
Anna-Stollen klebt gleich einem Schwalbenneste an der
steilen Felswand mitten im Gletscherfelde ein gemauertes
Berghaus für circa 20 bis 30 Arbeiter.
Gegenwärtig ist dieses ärmliche Haus, über dessen
Pultdach im Frühjahre mächtige Lawinen niedergehen, ver-
wahrlost und dem Verfalle nahe.
Das Innere des Hauses ist mehrere Decimeter hoch
mit krystallhellem Eis angefüllt.
Andere Baulichkeiten, doch ebenfalls von sehr geringem
Umfange, finden sich als Ruinen nahe beim Christoph- und
Frauenstollen.
W^ird das steile Gletscherfeld aufwärts bestiegen, so
stößt man dort gleichfalls auf Spuren früherer Bergbau-
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— 20 —
thätigkeit, nämlich auf ein wenige Quadratmeter großes
Scheidplätzchen, darauf ein Häufchen armer Erze in Quarz
eingesprengt und nebenan etwas Grubenholz aus dem
Trümmerwerk hervorragend (Meereshöhe 2970 w).
Ganz analog sind die Reste, welche sich westwärts
von hier, gleichfalls sehr nahe dem Grat in der Meereshöhe
von 3000 m vorfinden. Diese Baue, zwei an der Zahl,
dürften vielleicht mit der Fundgrube der Alten identisch
sein.
In den Bereich der Goldzeche dürften auch jene zwei
Baue fallen, welche in der Fortsetzung der Gänge, aber
schon über dem Grat im Salzburgischen, in der Meereshöhe
von 3045 m angeschlagen waren.
Von diesen Bauen sind nur mehr spärliche Halden-
reste, verbrochene Mundlöcher und überschobene Gezimmer
sichtbar.
Diese zwei Stollenbaue, welche erst vor kurzem aus
dem Hochnarrgletscher ausgeapert sind, dürften nur zur
Untersuchung des Lagerstättenausbisses angelegt worden
sein.
Eine Befahrung des Bergbaues oder einzelner Stollen
war nicht möglich, weil die Stollen total verbrochen sind,
und muss rücksichtlich der Geschichte dieses Bergbaues,
sowie der räumhchen Ausdehnung und der Betriebs- und
Grubenverhältnisse desselben auf die, mitunter sehr
interessanten Abhandlungen des G. v. Ployer, Platzer,
F. WöUner, Scheuchenstuel, J. v. Russegger, G. Rochata
und F. Po§epn^, welche Autoren zum Theil in dem im
Vorworte erwähnten Literaturverzeichnisse, zum Theil im
Vorworte selbst genannt sind, verwiesen werden.
Sowohl beim Aufstiege vom kleinen Fleißthale zur
Goldzeche, sowie auch beim Übergange über den Hochnarr-
gletscher von Kolm-Saigurn (Erfurter Weg) verquert man
den Schichtencomplex der Gneis-Glimmerschiefergruppe,
welche mit dem dickbänkigen, durch Ausscheidung von
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Orthoklas porphyrartig erscheinenden Gneis der Goldzech-
scharte ihren Abschluss findet.
Schnitt: Kolm Saigurn-Goldzechscharte von Ost gegen West.
0. W.
Fig. 4: 1 Schutt;
2 Glimmerschiefer mit Granaten;
3 Gneis, Amphibol-Granat-Pyrit führend, phyllitartig, mit
Quarznestern und Gängen ;
4 Gneis, dickbänkig, biotitreich;
5 Gneis, dickbänkig;
6 Gneis mit Quarznestem;
7 Gneis, stengelig, biotitreich;
8 Gneis, porphyrartig;
9 Gneis, geschichtet;
10 Gneis, granitartig, dickbänkig;
11 Gneis, porphyrartig, dickbänkig;
^^^ Gletschereis.
An eisfreien Stellen am östlichen Gehänge des Hoch-
narr bemerkt man bei den erwähnten, in der Meereshöhe
von 3045 m situirten Stollen das Ausbeißen von Gängen.
Die nicht stark zersetzten Belegslücke, Vielehe hier gesam-
melt v\rurden, zeigen quarzige Füllung mit Arsenkies. Pyrit
fehlt an diesen Stücken, welche ähnlich wie die Fundstücke
bei den später zu behandelnden Bockhartbauen von der
Kruste eines arsensaueren Minerals überzogen sind.
Bei diesen Stollen wurden auch einige kleine Stuffen
vorgefunden, die in einem reinen Quarze Bleiglanz und
Biotit zeigen. Speciell diese Stücke dürften aus Nestern der
Schiefer eines höheren Niveaus des Hochnarr stammen.
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Auf der Goldzechscharte selbst treten ganz deutlich
Gänge hervor, welche sich in der Richtung gegen den Hoch-
narr verfolgen lassen.
Diese Gänge sind identisch mit den Goldzechgängen
(Hauptgang, Liegendgang und Hangendgänge) und bei
ihren Ausbissen auf der Holdzechscharte nahezu ganz taub.
Der Hauptgang zeigt am Ausbisse ein Streichen nach 3^S
ein Verflachen von 65 bis 70"** nach Osten, eine Mächtigkeit
von circa 1*2 m und eine Füllung aus Quarz- und Gneis-
stucken, durch welche das Gefuge ein breccienartiges
Aussehen bekommt
Die ErzfQhrung besteht aus Eisenkies, Arsenkies und
Bleiglanz.
Vor dem Berghause beim Anna-Stollen vnirde ein
hübsches Gangstück gefunden, welches der Bergführer
Peter Sauper, der vor der letzten Einstellung des Gruben-
betriebes auf der Goldzeche dort als Häuer beschäftigt
war, als vom Liegendgange am Anna-Stollen stammend
bezeichnete.
Dieses Gangstück scheint die ganze Mächtigkeit ( 1 3 cm)
des Ganges zu repräsentiren und besteht dem Stücke nach
die Füllung des Ganges aus feinkrystallinischem Quarze,
der von Kupferkies und untergeordnet von Pyrit, Bleiglanz
und von Fahlerzspuren begleitet ist.
Eine Probe von diesem Stücke ergab nachstehende
Halte:
Au = 00050 o/o
Ag = 0-0382 %
Cu = 6-5 7o
Ein zweites, angeblich dem Hauptgange am Anna-
Stollen entstammendes Gangstück zeigt Quarzfüllung mit
grobeingesprengtem Arsen- und Eisenkies und ergab eine
Probe dieses Stückes nachstehende Halte:
Au = 0-0080 0/^
Ag = 0030 7o
Auf der Halde des Frauenstollens wurden Quarzgang-
stücke mit Einschlüssen von Gneis vorgefunden, welche
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23
Gangs tu cke vorwaltend Arsenkies und Eisenkies, unter-
geordnet Eisenspath, grobkrystallinischen Bleiglanz und
selten Kupferkies führen. Ähnliche Verhältnisse zeigen auch
Gangstücke aus den Halden des Bartholomäi-StoUens.
Die übrigen Gänge dieses Terrains (Liegend- und
Hangendgänge) konnten nicht abgestufft werden, da deren
Ausbisse wohl erkenntlich, jedoch von Altschnee und Berg-
schutt größtentheils überdeckt sind.
Außer den vorangeführten Grubenbauen wurden noch
zwei Schramm Stollen vorgefunden, wovon der eine am
nordöstlichen Ufer des Zirnjsees auf einem nach 5^ 5°
streichenden und unter 80° nach Nordwesten einfallenden,
tauben Quarzgange, der zweite am südöstlichen Seeufer
nächst dem vom Seebühelhause zum Zirmseekopf und
Sonnblick führenden Fußsteige ebenfalls auf einem tauben,
dem vorbezeichneten Gange nahezu parallel streichenden
Gange angeschlagen ist. Der erstgenannte Stollen liegt etwa
8 m über dem gegenwärtigen Seespiegel und fällt der
Anschlagspunkt mit dem von L. Rainer in Vorschlag
gebrachten Anschlagspunkte eines Unterbaustollens vom
Zirmsee aus unter die Goldzeche nahezu zusammen. Ob
die Alten mit diesem Stollen die Unterteufung der mittleren
Goldzeche bezweckten und somit dieser Stollen mit dem
von PJatzer in seiner Geschichte des Bergbaues an der
Goldzeche erwähnten untersten Goldzechenbau,
welcher oberhalb des Zirmsees angeschlagen gewesen sein
soll, identisch ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit consta-
tiren, doch ist dies nicht unwahrscheinlich, da die Alten
taub ausbeißende Gänge gerne zum Zwecke der Erleichte-
rung des Stollenvortriebes gegen bekannte edle Gänge
benützten.
Rücksichtlich der unterstenGoldzechbaue schreibt
Platzer wörthch:
„Unterhalb von St. Anna gegen den See war die
untere Goldzeche; man konnte nie mit Gewissheit erfahren,
ob die Alten die untere Goldzeche auf dem nämlichen
Hauptgange iiire Arbeit geführt haben, und wie weit entfernt
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der höchste Stollen dieser unteren Goldzeche unter den
Anna-Zubau eingehe und ob nicht durch das stete Herab-
rollen der Schneelawinen und dadurch entstandenen Erd-
erschütterungen der ganze Bau zusammengestürzt sei. Aller
Wahrscheinhchkeit nach wurde der Bau zu Tage an der
unteren Goldzeche angefangen (Anmerkung: Das soll wohl
heißen: am edel ausbeißenden Gange), indem es unwahr-
scheinlich ist, dass man gleich anfänglich bei Erhebung
eines neuen Bergbaues einen Gang, von welchem man nicht
wusste, bis zu welcher Teufe selber seinen Adel behalten
werde, so kostbar durch einen Schacht unterbauet hätte, da
er (der Gang) doch erst eine Stunde ob den Taggebäuden
zu Tag ausbeißt, ohne vorher über den Adel des Ganges in
der Höhe und Tiefe des Gebirges die völlige Gewissheit zu
haben, denn die Erfahrung lehrt, dass die Alten ihre Baue
allzeit von oben niedergeführt und die kostspieligen Erb-
stollen soviel wie möglich vermieden haben.
Durch das vermeintliche Anschlagen des Anna-Stollens
im Hangenden, und durch das dadurch entstandene Auf-
suchen des Ganges im Liegenden und Hangenden sah man
auch zu gleicher Zeit, dass neben dem Hauptgange keine
anderen Gänge außer der sogenannten Liegendkluft, welche
durch ein Auslenken vom Wellischen Fensterschacht, und
durch die Arbeit auf der weißen Neunerkluft von Ghristophs-
HauptstoUen aus erschrotten wurde, vorkommen, deswegen
es auch fast gewiss ist, dass die untere Goldzeche auf dem
nämlichen Hauptgange fortgetrieben wurde, welcher in den
oberen Stollen erschrotten wurde.
Im Anna- Stollen wurde auf dem Gange viele Klafter
im Tauben fortgeschlagen, ebenso nach dem Gebirgsabhang
hinauf in den höheren Stollen war der Gang immer weniger
taub je höher man kam, bis der Gang in der Ebensohle des
Christoph- Stollen edel zu Tag ausbeißt.
Wenn nun dieser taube Theil vom Anna- Stollen bis in
die untere Goldzeche an das Ufer des Sees sich in dem-
selben Maßstabe vergrößert, wie das Gebirgsgehänge an-
wachst, so muss man das Erz schon tief im Gebirge suchen,
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- 25 —
folglich ein zweiter Grund, warum der Bergbau an den
oberen Stollen angefangen wurde, es müsste denn sein
dass die in der Mittelhöhe taub vorfindige Gangausföllung
nicht durchgehend ist, welches wieder einige Wahrschein
lichkeit gewinnt, weil in diesem nur kurze Erzmittel ent
haltenden Gang taube Mittel durchgeschlagen wurden
welche in den anderen Stollen nicht mehr vorfindig waren
zudem zeigte es sich gleich beim Einbau des Anna-Stollens,
dass der Gang wie er mit dem Stollen erreicht wurde, sich
in dem neun Klafter tiefen Gesenke edl niederlasse, da
selber doch nach der Stollenstrecke bis zum ersten Förde-
rungsschutte als taub gefunden wurde, es könnte also
ebenso wahrscheinhch der Gang in einer merklichen Teufe
edl zu Tag ausbeißen.
Ferner wurden 1764 bei einem äußerst trockenem
Winter und heißem Jahre die Überreste eines Häuerwohn-
hauses an der unteren Goldzeche entdeckt, und aus der
Lage dieses Gebäudes ersah man, dass es nicht weit von
der Grube erbaut sein dürfte und eben deswegen der untere
Bau ebenfalls auf dem Hauptgange geführt worden sei,
indem die Liegendkluft, wenn selbe wirklich in die Teufe
noch anhalte, zuweit entfernt ist. Neben diesem Gebäude
soll der höchste Stollen an einem damals ersichtlichen
hervorragenden Felsen eingetrieben worden sein. "
Schließüch sei nur noch Einiges aus der letzten
Betriebsperiode erwähnt.
In den Siebzigerjahren wurde dieser Bergbau noch-
mals vom Herrn Baron May de Madiis, indessem Besitze sich
derselbe heute noch befindet, aufgenommen.
Die Thätigkeit beschränkte sich auf Kuttung des
Grubenversatzes, auf Abschießung von Ulmschwarten, auf
probeweisen Abbau und auf den Vortrieb etlicher Aus-
richtungsbaue am Anna-Stollen und ober demselben.
Soviel in Erfahrung gebracht wurde, erwiesen sich bei
diesen Untersuchungen die Erzmittel in den Veredlungs-
zonen absätzig eingelagert und das Gang- und Gebirgs-
gestein am Anna- Stollen schon ziemlich fest.
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- 26 —
Grubenbahnen waren nicht vorhanden, die Zeuge
wurden in kleinen ungarischen Hunden am Spurnagel auf
Ilolzgestängen im engen und stark fallenden Anna-Stollen
ausgelaufen.
Das gesammte ausgeförderte Gut wurde über den
Schnee auf Schlitten zum Zirmsee herabgebremst und über
dessen Eisfläche gezogen, beziehungsweise im Sommer
mittels Kähnen zu der nahe am südwestlichen Seeufer neu
erbauten Aufbereitungsanlage gebracht und dort alljährlich
in wenigen Monaten verarbeitet.
Die Aufbereitungsanlage bestand aus einem Poch-
werke, einem Schlämmwerke und einem Arbeiterwohn-
liause.
Ersteres war mit 20 Stempeln ausgerüstet und ist noch
dermalen in halbwegs gutem Stande. Das Schlämmwerk
aber liegt in Trümmern. Das Dach und die obere Um-
fassungsmauer hat eine Lawine abgetragen. Das Arbeiter-
wohnhaus dient gegenwärtig den Touristen als Unterstands-
hütte (Seebühelhaus).
Noch vor der gänzlichen Einstellung des Betriebes auf
der Goldzeche hat die Werksleitung die gewiss originelle
Idee ventilirt, die von Lawinen so stark gefährdete Auf-
bereitung künftig in der Grube vorzunehmen. Damit wollte
man auch an Erztransportkosten Ersparnisse erzielen.
Hinreichende Wasserkraft dürfte hiezu wohl während
eines Theiles des Jahres zur Verfügung sein.
Das Project kam aber nicht zur Ausführung, denn
inzwischen (1876) war die Auflassung des Bergbaubetriebes
beschlossen worden.
Die Verwertung der Gefälle erfolgte in DoUach in
dem reslaurirten Hüttenwerke, das hart am Zirknitzbache
liegt und zwei Gebäude umfasst, welche sich noch zum
Theile in gutem Zustande befinden. Das eine Gebäude, die
Schmelz genannt, enthält einen Krummofen, einen Rosettir-
herd, einen Treibherd und mehrere Röststadeln, das andere
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- 27 —
das Laboratorium und den Gebläseraum mit einem Kasten-
gebläse ältester, primitivster Gonstruction und das Amal-
gamirwerk.
2. Der Bau am dritten Hangendgange.
Dieser Bau liegt circa 400 w südlich von der Gold-
zeche (Anna- Stollen) inmitten eines Trümmerfeldes, welclies
das Gehänge des Goldzechkopfes überdeckt.
Schnitt: Zirmsee — 3. Hangendgaug, von West gegen Ost.
W. 0.
Gold%tchkopt
3000 w _ — - ^?x^:>v ---
Fig. 5. 1 Dritter Hangend gang und Zubaustollen.
2 Gneis.
^^^ Gletschereis.
Der Einbau ist in der Meereshöhe von 2760 m knapp
unter dem Ausbisse eines 0*8 w mächtigen Quarzganges
angelegt, und zwar offenbar behufs Prüfung einer Eisenkies-
Imprägnation, welche nur einige Gentimeter mächtig ist.
Der Zubau erreicht etwa 2 m vom Mundloche den
Gang, welcher in seinem Streichen nur wenige Meter gegen
Nord und Süd untersucht wurde.
Der Stollen steht gut an, ist aber zum Theil vereist.
Der Zugang zu diesem Bau, welcher fügUch nur als
Schurfbau bezeichnet werden darf, ist äußerst beschwerlich,
entweder vom Anna-Stollen der Goldzeche aus über ein
steiles Gletscherfeld oder vom Zirmsee aus über Berg-
schutt, immer aber durch Steinfall.
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3. Die (rrube in Seeleiten.
Dieser Grubenbau liegt etwa einen Kilometer südöst-
lich von der Goldzeche am Gehänge des Zirmseekogels
gegen den Zirmsee.
Schnitt; Zirmsee-Klein-Fleißkees, von Nordwest gegen Südost.
NW SO.
2800,, A^^^^^B
2700 „ -_-y<^...^-,Jr?b|^. .
2600
2500
Fig. 6. Ä Seeleitengrube; B öxlingerzeche ; C Klein-Fleißkees ;
Z Zirmsee ; 1 Gneis.
Der ganze Bau umfasst 4 Stollen, welche knapp unter
dem Ausbisse eines stattlichen Quarzganges mit stellen-
weiser Kiesimprägnation angelegt sind, die Stollen sind
aber derzeit verbrochen. Dem Ausbisse folgend trifft man
sie dem Gehänge entlang circa 50 bis 100 m voneinander
entfernt, den tiefsten in 2800 m, den höchsten in 2820 m
Meereshöhe. Eine relativ größere Erstreckung dürfte von
unten nach oben gezählt bloß der zweite Einbau haben,
aus welchem etwas Wasser fließt.
Von Halden findet sich im GeröUe nur wenig vor, die
Lawinen haben alles übereinander geschoben und weiter
getragen. Auf den Halden findet man Gangstücke mit Eisen-
kies und feinfaserigem Bleiglanze in Form von Impräg-
nationen und als Augen.
Überreste von Taggebäuden trifft man hier wie am
dritten Hangendgange nicht.
Die Grube in Seeleiten kann zu keiner Bedeutung
gelangt sein, dafür spricht ihre Lage nahe dem Grat, dann
ihre geringe Ausdehnung und der gefährliche Zugang.
Auch hat es den Anschein, als ob an dieser Stelle nur ein
Untersuchungsbau geführt worden wäre.
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Geschichtliche und anderweitige Angaben über diesen,
wie über die folgenden Baue auf Kärntner Gebiet finden
sich in den Abhandlungen von Wöllner und G. Rochata.
4. Die Öxlingerzeche.
Die Grubenbaue in der Öxlingerzeche liegen an dem
gegen Südost abfallenden Gehänge zwischen dem Goldzech-
kopfe und dem Zirmseekopfe und reichen vom Grate bis
zum Klein-Fleißkees. (Fig. 6.)
Der Gang streicht nach 2^ 8° und verflächt steil (70
bis 80°) gegen Ost. Er hat quarzige, selten spathige Füllung,
ist Y2 bis 2 m mächtig und führt, wie einige auf den Halden
vorgefundene Gangstücke zeigen, ziemlich reichlich Eisen-
und Arsenkies neben feineingesprengtem Kupferkies und
Bleiglanz. Sowie überall scheint es, dass die feineinge-
sprengten Kiese und der Bleiglanz als die reichsten Zeuge
sorgfältig ausgehalten, die grobkörnigen und krystallinischen
Kiese, sowie auch die milchigen, opalartigen Quarze aber
auf die Halde gestürzt wurden.
Auf die vorgenannte Erstreckung von der Klein-Fleiß-
gletschermoräne bis nahe an den Grat, das ist auf eine
Seigerhöhe von circa 150 >«, ist der Gang bis auf ganz
geringe Rücklässe vom Tag aus vollkommen verhaut. Wie
weit die Baue im Streichen des Ganges geführt wurden,
konnte nicht constatirt werden, weil der einzige zum Theil
noch offene, am Gangausbisse in der Meereshöhe von
2690 m angeschlagene Stollen vereist und nicht befahr-
bar ist.
Die in der Schlucht oder besser Gebirgsrinne des
Gangausbisses gelegenen Halden sind nicht sehr groß, doch
wäre es gewagt aus diesem Umstände allein positiv auf
eine unbedeutende Ausdehnung dieser alten Grube zu
schließen, da es mehr als wahrscheinhch ist, dass das
Haldenmateriale durch Lawinen und Hochwetter von dem
steilen Gehänge theilweise weggetragen wurde und in der
Gletschermoräne verschwand.
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30
Von Baulichkeiten werden hier die Ruinen einer
winzigen Hütte und zweier kleinen Scheidstuben mit Stütz-
mauern bemerkt.
Neben der Gletschermoräne, vom untersten Stollen
(2690 m Meereshöhe) südwärts circa 300 bis 400 m
entfernt, liegen auf einem kahlen schwach geneigten Fels-
plateau einige nothdürftig zugerundete Gneisplatten von
15 cm Dicke und 70 an Durchmesser mit Öffnung für die
Treibspindel in der Mitte. Einzelne dieser offenbaren Mühl-
steine zeigen deutliche Spuren von Abnützung.
Ob hier eine Erzaufbereitungsanlage gestanden ist,
bleibt fraglich. Gegenwärtig ist an der Stelle wenig Wasser
zu finden. Reste von Baulichkeiten finden sich hier außer
einem aus Steinen roh zusammengefügten, kaum 4 m^
großen Mauerviereck nicht vor.
Über die Öxlingerzeche wurden bisher gar keine
älteren Nachrichten bekannt.
Wie schon erwähnt, lässt sich das Gangausbeißen von
der Öxlingerzeche über den Grat östlich des Zirmseekopfes
gegen den Zirmsee verfolgen und unterliegt es nach der
vorgenommenen Gompassaufnahme keinem Zweifel, dass
die auf diesem Gehänge in circa 2800 m Meereshöhe vor-
findlichen vier alten Stollen, welche als Gruben in der See-
leiten bezeichnet und beschrieben wurden, zur Verquerung
des Öxlingerganges angeschlagen waren. Darnach ist es
gewiss, dass die Seeleiten- und Öxhngerbaue auf ein und
demselben Gange angeschlagen waren. Da diese Baue
auch nahe beisammen liegen, ist es eigentlich unrichtig,
jeden derselben als einen selbständigen Bergbau zu be-
handeln.
Wenn dies in der vorliegenden Beschreibung trotzdem
geschehen ist, so war dafür lediglich der Umstand maß-
gebend, dass man rücksichtlich der Bezeichnung der Baue
mit der einschlägigen Literatur nicht in Widerspruch ge-
ratlien wollte.
Einige Proben von besonders reichen Gangstücken
aus den Halden der Öxlingerzeche, bestehend aus vorwal-
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l(jmlem derben Arsenkies und in Quarz eingesprengtem
Pyrit ergaben einen Halt von
0-0017 o/j, Au und
0-0033 o/o Ag.
Derartige Gangstücke kommen auf den genannten
Halden nur selten vor und mussten mühsam herausgesucht
werden.
Der Seeleiten-Öxlin gergang streicht unter dem Klein-
Fleißgletscher durch und beißt am Nordgehänge des Rothen
Mannes und Sandkopfes deutlich aus. Auf der südwestlichen
Fortsetzung dieses Ganges befinden sich die im folgenden
beschriebenen Gruben am Hirtenfuß und Hinteren Hapt.
5. Die Gruben am Hirtenfuß und Hinteren Hapt.
Die Grube am Hirtenfuß ist am Rande des großen
Schuttfeldes unter dem Sandkopfe an einem Gangausbisse
in Gneisschroffen, welche unter dem Schiefer hervortreten,
angelegt. Der ganze Bau ist ziemlich belanglos, was rück-
sichtlich des Anhaltens des Erzvorkommens im Streichen
des Ganges auch von Wöllner bestätigt erscheint.
Ein verbrochenes Stollenmundloch (2605 m Meeres-
höhe), eine kleine Halde aus festem Quarz von bläulich-
grüner Farbe, welcher etwas Kies und Bleiglanzspuren hält,
sind wohl alles, was auf die einstige bergmännische Thätig-
keit hindeutet, wenn von dem unbedeutenden Anbau nahe
dem Gebirgskamme (2650 m Meereshöhe) abgesehen wird.
Das vorgefundene Ganggestein und das Erzvorkommen
haben große Ähnlichkeit mit dem Vorkommen auf der
Öxlinger Zeche, welche von hier 1*6 km entfernt ist.
Die Grube am Hinteren Hapt Hegt in der Schieferzone
knapp unter der Felswand, mit welcher der Mönchsberg
gegen das Fleißthal abgränzt.
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— 32 —
Scliiiitl: Klein-Fleißlhal-Müiiclisberg, von Nordwest gegen Südost.
2700 1« i^ir^"«*^ ^---
2000 a . .
2500 „ ^^^^^ ^
2400 r-. J3-
2300 ^
2200 „
2100 „ . -
2000 - y^rf-Tir^ ^ ^-s^' — " ^
1900 „ .
1800
J^
Fig. 7 : A Alter Pocher im Klein-Fleißthale ; B Grube am Hinteren
Hapt; 1 Gneis; 2 Glimmerschiefer; 3 Kalk-Glimmerschiefer.
Die Zubaue (Stollen) sind, mit Ausnahme des obersten,
welcher auf dem durch die Wände streichenden Ausbisse
in der Meereshöhe von 2430 m angesetzt ist, durchwegs in
der Schutthalde auf Abquerung der Lagerstätte angelegt.
Anstehend ist tauber, gelbgefärbter Quarz.
In dem Schuttfelde folgen in kleinen Seigerabständen
3 bis 4 Einbaue, welche nebst ihren Halden ganz von
Lawinen überschoben und großentheils mit Gerölie bedeckt
sind. Im Schutt und auf den Halden findet man gelb ge-
färbten Quarz, welcher mitunter Eisenkies führt.
Etwas tiefer und zwar in der Meereshöhe von 2360 m
findet sich ein Unterbaustollen, dessen ansehnüche Halde
Chlorit- und GHmmers chiefer, sowie vereinzelte Quarzstück-
chen enthält. Erz wurde an dieser Stelle nicht gefunden.
Das Haldenmateriale an der Oberfläche scheint neueren
Datums zu sein und lässt die Frische des Gesteins ver-
muthen, dass vor nicht allzulanger Zeit hier gearbeitet
worden ist.
Ob mit diesem Unterbaustollen, der gleichfalls ver-
brochen ist, die Lagerstätte erreicht wurde, ist aus der Lite-
ratur nicht zu ersehen, doch geht die Sage, dass die Lager-
stätte nicht verquert wurde. Wenn man die Länge der
Ausfahrung berücksichtigt, welche zur Erreichung der
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33
Lagerstätte erforderlicli war, so findet man die Halde viel
zu groß und wird fast zu dem Schlüsse gedrängt, dass
der Gang verquert, vielleicht sogar überfahren und ausge-
richtet worden ist.
Neben dem Mundloche des Unterbaustollens stehen
Reste von zwei primitiven Berghäusem in Trocken-
mauerung.
Es wäre interessant gewesen zu erfahren, ob die in
den Halden vorfmdlichen Kiese und Quarze Gold führen.
Leider machte bei der Begehung im Jahre 1889 ein Ge-
witter dem Absuchen der Halden nach reicherem Gang-
gestein ein jähes Ende und musste ohne das nöthige
Probenmateriale davon geeilt werden.
Bei den folgenden Begehungen in den Jahren 1890
und 1893 konnten die Baue am Hinteren Hapt nicht besucht
werden. Im ersteren Jahre wurde es versucht zu diesen
Gruben zu gelangen, doch hinderte ein neuer Felsabsturz,
sowie ein heftiges Gewitter den Abstieg zu den Halden.
Bei der Begehung im Jahre 1893 wurde von der Besichti-
gung dieser in montangeologischer und montantechnischer
Beziehung jedenfalls nicht sehr bedeutenden Localität von
vornherein abgesehen, weil der Führer den Zutritt zu den
verlassenen Bauen als äußerst gefährlich bezeichnete.
III. Die alten Bergbaue im GroB-Zirknitzthale.
Allgemeines über die Weg- und Wasser-
verhältnisse.
Über die Weg- und Wasserverhältnisse in diesem
Thale kann folgendes angeführt werden:
Von DöUach im Möllthale führt beim Schlosse Groß-
Kirchheim ein ziemlich steiler und holperiger, im Sommer
auch für ganz leichtes Gebirgsfuhrwerk kaum benutzbarer
Fahrweg in mehreren Serpentinen zu den Bauern gehöften
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34
hinan, welche oberhalb DöUach am südlichen Gehänge
hegen, und an diesem Gehänge mäßig steigend bis zur
»Hohen Brücke", wo er den Zirknitzbach übersetzt. Thal-
aufwärts neben dem Bache sich fortziehend und denselben
mehrmals übersetzend wird der Weg immer schmäler und
trennt sich beim »Untern Käser" von dem Wege, der in
das Klein- Zirknitzthal führt. Von dieser Abzweigung bis
zum Hochstein führt dann nur mehr ein schlecht erhaltener
Saumweg, welcher an dem später zu erwähnenden Berg-
baue in der Grasleiten ziemlich nahe vorübergeht. Weiter
hinauf verliert sich der Weg ganz, man sieht nur hie und
da noch Spuren eines Fußsteiges.
Zu den Gruben im Freudenlhale führt vom Hochstein
ein Fußsteig; zum Erbstollen und zu den Bergbauen am
alten Kogel gelangt man nur über große Gneisblöcke und
mächtig abgelagerten Bergschutt.
Zu den Bergbauen in Brett-Parzissel und am Pilatussee
etc. winden sich anfänglich vom Hochkaser aus stellenweise
sehr steile und schlechte Fußsteige hinauf, welche^ sich
jedoch beim Eintritte in das wildere Felsterrain alsbald
ganz verlieren.
In der Gegend, welche unter dem Namen »Am Brett*
bekannt ist, hegen an steilen Felsriffen in Mitte des Berg-
schuttes der Plattesee, die Saulache, der Pilatus- oder Brett-
see und noch einige andere nicht benannte natürliche
Wasserreservoirs. Diese Seen werden vom Goldbergspitz-
gletscher und dessen Umgebung gespeist und vereinigen
sich ihre Abflüsse mit dem Abflüsse des Groß-Zirknitz-
gletschers theils im Trümmerfelde unterhalb des Erb-
stollens, theils im Thale zwischen dem Hochstein und
Hochkaser zum Groß-Zirknitzbache.
Erwähnung verdienen noch zwei ziemlich wasserreiche
Quellen, welche am Gehänge des Unken Bachufers nahe
der ITialsohle nächst Grasleiten und Hoch- oder Rubitsch-
Kaser zutage treten und welche auch im Winter kaum
ganz versiegen dürften, zumal die letztere bereits in der
Waldregion liegt.
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-- 35 -
Die größte Wassermenge, welche am August 1889
nachmittags mit rund 1*0 m^ pro 1 Secunde gemessen
wurde, liefert der Groß-Zirknitz-, beziehungsweise der
Windisch- und Trömmerschartengletscher. Geringer sind
die Zuflüsse vom Brett aus dem Goldbergspitzgletscher,
beziehungsweise aus dem 3*25 Äa großen Pilatussee und
aus den übrigen kleineren Seen. Diese Wasserzuflüsse,
vereint mit den vorerwähnten Zuflüssen, wurden am
selben Tage nächst Grasleiten mit 1*5 w^ pro Secunde
ermittelt.
Der von allen genanten Wasserzuflüssen gebildete
Groß-Zirknitzbach vereint sich unterhalb des , Untern Käser"
mit dem Klein-Zirknitzbache. Gemeinsam fließen sie dann
abwechselnd durch Schuttablagerungen und über Felstrüm-
mer in dem mäßig breiten, waldigen Thale abwärts, passiren
im unteren Theile des Thaies tiefe Felsschluchten, z. B. bei
der , Hohen Brücke" eine Schlucht von 32m Tiefe, stürzen
bei der Einmündung des Thaies in das Möllthal über den
50 m hohen, absätzigen Zirknitzfall und münden dann
schließlich bei Döllach in die Moll.
In Döllach wurde am 16. August 1889 vormittags
die Wassermenge des Zirknitzbaches mit 3*6 w^ pro Secunde
gemessen.
1. Die Baue am unteren und oberen Brett oder
Parzissel.
Östlich von der Brettwand, wo das Terrain flacher
wird, zwischen dem Platte- und Pilatus- oder Brettsee liegen
die Grubenbaue, welche unter dem Namen Parzisselbaue
in früherer Zeit betrieben wurden.
Die Stollen sind ohne Ausnahme verfallen und nur
Halden, sowie Gebäudereste und gut erhaltene Mühlsteine
sind als Zeugen der ehemaligen bergmännischen Thätigkeit
übrig geblieben.
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36
Das Ausbeißen der Gänge, die in großbänkigem
Gneise aufsetzen, läßt sich an den schneefreien und vom
Bergschutte nicht bedeckten Theilen des Terrains deuthch
erkennen. Ihr Streichen und Verflachen ist im großen
Ganzen gleich jenem der Gänge in der Goldzeche und ihre
Füllung besieht, nach den Haldenstücken zu schließen,
wieder aus Kiesen, Spatheisenstein und Bleiglanz.
Zwischen Parzissel und dem Brettsee liegen einige
kleine Halden, auf welchen Quarze mit eingesprengten Spath-
eisensteinen und Kiesen lagern. Diese Halden rühren jedoch
von unbedeutenden obertägigen Schürfungen her.
Die von G. Rochata allgemein als Baue am unteren
und oberen Brett oder Parzissel benannten Gruben der
Alten wurden in der beigehefteten Karte in die unteren und
oberen Parzisselbaue und in den zwischen beiden gelegenen
Tagbau getheilt.
Schnitt durch die Parzisselbaue im Gaugstreichen von S. Südwest
gegen N. Nordost.
S. S. W. N. N. 0.
Goldbergapiiz
3000
Fig. 8. A Untere Parzisselbaue;
B Tagbau;
C Obere Parzisselbaue;
1 Gneis.
Diese Bezeichnung wurde gewählt, weil es keinem
Zweifel unterliegt, dass alle unter die Parzissel- oder Brett-
gruben subsummirten Grubenbaue auf ein und demselben
Gange, beziehungsweise auf ein und denselben Gängen an-
geschlagen waren.
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37
Der Localität nach wäre es vielleicht richtiger, die
unteren Brett- oder Parzisselbaue kurzweg als unteren
und oberen Parzisselbau, die oberen Brett- oder Par-
zisselbaue, weil diese schon nahe der Brettscharte situirt
sind, als obere Brettgruben zu bezeichnen, die Bezeich-
nung Tagbau jedoch beizubehalten. Von dieser Art der
Bezeichnung der fraglichen Gruben wird in der nachfolgen-
den Beschreibung indes s kein Gebrauch gemacht.
a) Die unteren Brett- oder Parzisselbaue.
Die tiefstgelegenen Einbaue liegen östlich vom Platte-
see in der Meereshöhe von 2480 m in einem flachen, öden
Einschnitte in das felsige Terrain, nämhch im sogenannten
Parzisselthale, durch welches ein kleines Bächlein fließt.
Eine ziemlich große Halde liegt am linken Bachufer,
während die übrigen Halden, sowie die Ruinen der Wohn-
und Manipulationsgebäude am rechten Bachufer unter den
steil vom Sandkopfe abfallenden Wänden situirt sind.
Die Halde am linken Bachufer schien von einem
anderen Gange herzuröhren, als die Halden am rechten
Bachufer und wurde diese Ansicht auch nach längerem
Forschen durch Auffindung des Ausbisses eines Ganges und
eines zur Verfolgung desselben betriebenen SchrämmstoUens,
welcher 20 m oberhalb der genannten Halde angeschlagen
ist, bestätigt gefunden. Dieser Gang, ein reiner Quarzgang
von 0*5 w Mächtigkeit, welcher am Ausbisse nur krystalli-
sirten Eisenkies fuhrt, streicht nach Nord (1^) und ver-
flächt unter 70** gegen West. Wenige Meter hangendseits
dieses Ganges streicht parallel zu diesem ein zweiter
Quarzgang mit Kiesimprägnation.
Die von der Ausrichtung des Ganges stammende Halde
besteht fast ausschließlich aus quarzigen Gangstücken mit
Eisenkies und war dieser Theil des untersten Parzisselbaues
muthmaßlich nichts weiter als ein erfolglos betriebener
Schurfbau. Die auf der Halde dieses muthmaßlichen Schurf-
baues vorkommenden wenigen Eisenspathe dürften von der
unmittelbar angrenzenden, nur durch das kleine Bächlein in
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- 38 —
seichtem Rinnsale getrennten Halde vor der ehemaligen
Scheidstube des eigentlichen untersten Parzisselbaues
stammen.
Dieser letztere liegt, wie schon erwähnt, am rechten
Ufer des Baches und weisen die zwar wenig zahlreichen,
dafür aber recht ansehnlichen Halden darauf hin, dass hier
ein lebhafter Grubenbetrieb stattgefunden hat.
Über die Art der Erzführung der Gänge gibt leider
wieder nur das Haldenmateriale Aufschluss, da der Gangaus-
biss, welcher wahrscheinlich in den am rechten Bachufer
sich erhebenden unzugänglichen Felswänden zu suchen ist,
nicht aufgefunden werden konnte.
Mit Rücksicht auf das Haldenmateriale ist fast mit
Bestimmtheit der Schluss zulässig, dass diese Baue auf
demselben Gange betrieben wurden, welcher mit den circa
130 m höher gelegenen Bauen abgebaut wurde. Demnach
müssten die Stollen anfänghch querend gegen den Gang
eingetrieben gewesen sein.
Die auf den Halden vorgefundenen Fragmente des
Ganges bestehen vorwiegend aus Eisenspathen und nur
untergeordnet aus Quarz. Der Eisenspath schheßt Bleiglanz
und Kupferkies, der Quarz hingegen fast ausnahmslos nur
Eisenkies ein. Nur an einem Quarzstücke wurde neben
Eisenkies auch noch Molybdänglanz vorgefunden.
In der Ruine der Scheidstube wurde „ Scheidklein **
vorgefunden, das ist Erz, welches auf Stücke von 15 bis
20 mm Korn geschlägelt ist. Dieses Erz besteht fast nur
aus derbem Kupferkies neben Eisenspath und sehr wenig
Bleiglanz.
Eine Probe dieses Scheidkleins ergab einen Halt von:
000150/0 ^wund
005050/0 Ag.
Einige im Jahre 1889 gesammelte Erzmuster, be-
stehend aus Kupfer- und Eisenkies und Bleiglanz neben
Spatheisenstein, ergaben bei der Untersuchung 8 -40/0 Schlich,
und dieser einen Halt von:
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— 39 -
0-0032o/o Au
0-0860Vo Ag
7-5 0/^, Pb und
1-8 o/„ Cu,
Dem kleinen Bächlein entlang, circa 130 m ober den
eben besprochenen Grubenbauen in der Meereshöhe von
2610 m finden sich ziemlich große Halden und die Ruinen
von ausgedehnten Wohn- und Manipulationsgebäuden
(Schmiede und Scheidstube), w^elche in verschiedener
Höhe situirt und untereinander durch einen noch deutlicli
kennbaren, in Trockenmauerung ausgeführten Schneekragen
verbunden sind. Diese Überreste lassen den berechtigten
Schluss zu, dass an dieser Localität einst ein ziemlich
bedeutender Bergbau betrieben wurde.
Etwa 5 m ober der Schmiede ist in der steilen Fels-
wand die zum Theil noch offene Spalte des bis zu Tage
vollständig verhauten Ganges zu sehen, welcher nach 2''
streicht und unter 70 — 80" gegen Osten verflächt.
In der Scheidstube wurden geschiedene, meist aus
Spatheisenstein bestehende Erze mit eingeschlossenen
Körnern von Kupferkies und Bleiglanz vorgefunden, welche
als Scheidklein zu bezeichnen sind. Der Umstand, dass
dieses Scheidklein nur die beiden genannten Sulphide zeigt,
während in den auf den Halden lagernden Gangstücken
nur Eisenspath und Quarz mit wenig Eisenkies vorkommen,
lässt wohl keinen Zweifel zu, dass der Bergbau lediglich
auf Gewinnung von Kupferkies und Bieiglanz, als die
Träger der edlen Metalle, betrieben wurde. Diese Annahme
findet auch ihre Bestätigung in den von G. Rochata über
diesen Grubenbau veröffentlichten alten Nachrichten, wonach
hier lediglich nur silberhaltiger Bleiglanz und Kupferkies
gebaut wurden.
Eine Probe des Scheidkleins von den vorwiegend
bleiischen Zeugen (Bleiglanz, Siderit und wenig Kupfer-
kies) ergab einen Halt von:
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40
00015o/o Au
0-0405 o/o Ag
26-000 o/o Pb, und von den vor-
wiegend kupferkiesigen Zeugen (Siderit, Kupferkies,
Bleiglanz, Pyrit und Quarz) einen Halt von:
0-0035o/o Au
O-02850/o Ag und
70 0/^ pj.
Auf der obersten Halde liegen auch Schlacken,
Scherben von Schmelztiegeln und ein Häufchen Holzkohlen-
lösche.
Ein Schlackenmuster ergab bei der Untersuchung
Spuren von Silber und Kupfer und viel Schwefelmetalle,
ein zweites Muster bestand zur Hälfte aus metallischem
Eisen und Spuren von Silber. Kupfer war in diesem Stücke
nicht vorhanden.
Es scheint, dass hier die eroberten Erze gleich ver-
schmolzen wurden.
Aus welcher Zeit diese Überreste stammen, ist nicht
bekannt. Möglicherweise sind diese Spuren auf jene Frei-
grübler, im Volksmunde „ Wallische " genannt, zurückzu-
führen, die zu Anfang dieses Jahrhunderts in Oberkärnten
längere Zeit ihr Unwesen trieben.
b) Der Tagbau.
Der Verhau liegt circa 400 bis 500 m von den oberen
Brett- oder Parzisselbauen (das ist von der oberen Brett-
grube) entfernt.
Die Gangmasse ist auf mehr als 1 00 m Länge etliche
Meter tief herausgearbeitet
Die große Furche im Felsboden ist gegenwärtig zum
großen Theile von Eis und Schnee erfüllt.
Nach anstehenden Schw^arten und nach den Bestand-
theilen der kleinen Halden zu schließen brachen hier mit
quarzitischem Gneis Spatheisenstein und Eisenkies ein.
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- 41 —
An den tieferen Felslerrassen sind mehrere in kurzen
Abständen angelegte Stollen vorfmdlich, die ihrer Lage nach
geeignet waren, den Tagbau zu unterfahren. Die vorhande-
nen Halden, welche quarzitischen Gneis, Spatheisenstein
und Eisenkies enthalten, haben aber keinen besonderen
Umfang.
Von den Gangstücken mit reicher Kiesimprägnation
ergab eine Probe 54»/o Schlich und dieser einen Halt von :
000500/0 Au
0033 0/0 Ag
Spur Ou,
c) Die oberen Brett- oder Parzisselbaue.
Diese sind nahe dem Goldbergspitz nächst der Brett-
scharte in der Meereshöhe von 2825 w am Rande der
Firnablagerung angeschlagen.
Ein ganz mit Eis und Schnee angefüllter Einbau, eine
Rösche auf dem mächtigen Gangausbisse, eine kleine Halde,
die Ruine einer winzigen Hütte aus geschlichteten Steinen,
das sind die Reste der ehemaligen Bergbauthätigkeit hier-
selbst.
Das Gang- und das Gebirgsgestein sind von großer
Härte und Frische.
Beachtenswert ist an dieser Stelle, nämlich am oberen
Brett und Parzissel der Gang selbst in seiner Entfaltung,
da er von hier aus auf 500 bis 600 m über den Tagbau bis
zu den obersten Gruben der unteren Brett- und Parzisselbaue
über das Plateau hin mit den Blicken verfolgt werden
kann.
Dieses Freiliegen des Gangausbisses auf eine so be-
trächtliche Länge mag zu der ausgedehnten Beschürfung
verleitet haben.
Der Ausbiss, ein fester quarzitischer Gneis von steng-
ligem Bruche mit Spatheisenstein- und Brauneisenstein-
einschlüssen, ist fast in seiner ganzen Ausdehnung, und
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42
zwar selbst bis zu einer Tiefe von !2 m mehr minder aiis-
gehauen, ja es war hier sogar ein Tagbau etablirt, von
welchem sub lit. b) die Rede war, allein nur an den
wenigen vorbeschriebenen Punkten dürften größere Erz-
anhäufungen gefunden worden sein.
Über die unter b) und c) beschriebenen Baue wird
auf Grund der in den Jahren 1890 und 1893 vorgenom-
menen Begehungen noch folgendes angeführt:
Bei der Traversirung des fast ganz vegetationslosen,
verhältnismäßig nur wenig steil ansteigenden Hochplateaus
„am Brett" von den obersten Einbauen der unteren Brett-
oder Parzisselbaue gegen den Pilatussee findet man häufig
Spuren bergmännischer Thätigkeit. Halden, künstliche, zum
Theil mit Bergschutt, zum Theil mit Eis und Schnee erfüllte
Einschnitte, und ganz vereiste SchrämmstoUen erregen
wohl die Aufmerksamkeit des Besuchers, doch kann sich
derselbe bei Verfolgung dieser Objecte baldigst überzeugen,
dass von den Alten ein oder mehrere Gangausbisse nur
beschürft, das heißt auf ihre Erzführung nur geprüft
wurden.
Ein ausgedehnterer Bau findet sich nicht und ist dies
bei dem Umstände, dass das Terrain für den Aufschluss
des Ganges, beziehungsweise der Gänge durch kurze
Stollen verhältnismäßig günstig ist, der sicherste Beweis,
dass die vielen Baue am oberen Brett und Parzissel durch-
aus erfolglos waren, das heißt, dass die beschürften Gänge
unbauwürdig befunden wurden.
Gonstatirt wurde, dass der Gangausbiss bei den
obersten Stollen der unteren Brett- oder Parzisselbaue, be-
ziehungsweise das Streichen des Brett- oder Parzisselganges
die unterhalb des Goldbergspitzes liegenden, im Neuschnee
kaum kenntlichen Halden der oberen Brett- oder Parzissel-
baue trifft, es muß daher angenommen werden, dass der
genannte Gang bis zu den letzteren Bauen fortsetzt.
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43 -
2. Der Bau am Seebache oder bei der Saulache.
Es ist dies nur ein kleiner Schurfbau, angelegt im
Bachgerinne zwischen dem oft genannten Pilatussee und
der Saulache am Ausbisse eines Ganges. Näher betrachtet
ergibt sich, dass das Rinnsal dem Ausbisse folgt, doch ist
dieser sehr unhöfTlich in quarzitischem, brandig gefärbtem
Gneis anstehend. Am Rande lagern einige Häufchen, welche
zum Theil aus Ganggestein mit Spatheisen stein und etwas
Kies, zum Theil aus sandsteinartigem Quarz mit Eisenkies-
bändern und femer aus thonigen Massen bestehen.
Da der Ausbiss hier für eine bergmännische Unter-
suchung wahrlich nicht einladend ist und das Ganggestein
eine andere Structur zeigt als das erwähnte Haufwerk, so
ist zu folgern, dass dieses von anderen Bauen hieher kam,
und zwar offenbar mit der Bestimmung, hier aufbereitet zu
werden. In dieser Folgerung wird man durch den Umstand
beslärkt, dass hart am Bache die Ruinen zweier hinterein-
ander postirter Gebäude zu finden sind, von denen das eine
solid in Mörlelmauerung hergestellt war. Diese Art der
Gebäudeausführung steht geradezu als Unicum da, denn
die anderen Baulichkeiten in diesem Bergbauterrain sind
durchwegs nur in Trockenmauerung ausgeführt.
3. Die Grube am Pilatussee.
In dem großbänkigen, phorphyrartigen Gneise auf der
Nordwestseite des Pilatussees beißt ein Gang aus, der über
1 m mächtig ist, nach 3'* streicht und unter 80° nach
Osten verflächt.
Das Nebengestein des Ganges ist Gneis, welcher nach
1 5** mit 1 8 ° einfällt und stellenweise schiefrige Textur zeigt,
bedingt durch Ausscheidungen von Biotit oder Amphibol
(Biotit- oder Amphibolgneis).
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— 44
Schnitt clarch den Bau am Pilatussee, von Nordwest gegen Südost.
N. W. S. O.
2900m*<»««AfiÄ*- --
2800 „ _._
o7nn "^>4U?-- — 7- Brcittoand
^^^^ " yTi^^^ -
Fig. 9. A Brett- oder Parzisselgang;
B Pilatusseegang;
C Trömmergang;
P Pilatussee;
1 Gneis.
Die Halden, deren tiefste in der Meereshöhe von
2580 m zu finden ist, erstrecken sich auf eine Seigerhöhe
von circa 60 m über den Seespiegel und kann aus der
Größe der Halden auf einen immerhin bedeutenden Gruben-
betrieb geschlossen werden.
Die von den Halden gesammelten Gangstücke sind in
Bezug auf die Erzführung sehr ungleichartig, was auf einen
häufigen Wechsel in der Erzführung und auf eine große
Absätzigkeit in derselben hindeutet.
Während in einem quarzigen Gangstücke lediglich
Eisenkies vorkommt, findet sich in einem anderen in der
Gangfüllung ein Gemenge von Kupferkies und Eisenspalh
und in geringer Menge Bleiglanz in Körnern und schließlich
auch reiner Quarz mit nur äußerst spärlicher Kupfer- und
Eisenkiesfuhrung.
Nach den wenigen Nachrichten, die über diesen Berg-
bau bekannt sind, wurde von den Erzen am Pilatussee nur
göldisches Silber, aber kein Mühlgold ausgebracht, es ist
der Pilatusseegang demnach auch nicht unter die gold-
führenden Gänge im eigentlichen Sinne des Wortes zu
zählen.
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- 45 —
Nach den veröffentlichten Daten hielten die Erze
0-0781 o/o, die Schliche der Pochgänge 0-0937 «/o göldisches
Silber.
Nachdem die von G. Rochata untersuchten Erze
0-0784 o/o göldisches Silber, beziehungsweise 0-0012 »/o
Gold und 00772 Silber hielten, und dieser Halt fast ganz
gleich ist dem Halte, wie er von Steinberger angegeben
wird, so muss angenommen werden, dass der Goldhalt der
producirten Erze wirklich nur 0*00 1 2 o/o betrug.
Eine im Jahre 1889 gesammelte Erzprobe ergab
35 o/^ Schlich und dieser hielt:
0-0028 o/o Au
0031 0/^ Ag
3-7 o/o Cu und
0-2 o/o Pb.
Von dem im Jahre 1893 gesammelten guterzigen
Materiale ergab ein Stück vom Ausbisse, dessen Füllung
Torwaltend aus Quarz und wenig Kies besteht, 13-5 o/o
Schlich mit einem Halte von:
0-0004 o/o Au und
Ol 36 o/o Ag,
Ein Haldenstück, das vorwaltend Kiesfüllung und
weniger Quarz aufwies, ergab 25 o/o Schlich mit einem
Halte von:
0-0004 o/o Au und
0-1176 o/o ^^.
Ein anderes Haldenstück, welches vorgeschrittene Zer-
setzung zeigte und aus Limonit mit Nestern von Kupfer-
kies und dessen Zersetzungsproduct, dem Malachit bestand,
ergab einen Halt von:
0-0015 o/o Au und
00900 o/o Ag.
4. Die Grube am Trömmern.
Östlich vom zuletzt beschriebenen Grubenbaue am
unteren Ende des Zirknitzgletschers und südUch von der
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Trömmerscharte liegen die angeblich noch in der ersten
Hälfte dieses Jahrhunderts vom Bauern Freser in Putschal
betriebenen Grubenbaue am Trömmern oder auf der
Trömmerscharte.
Der obertags sichtbare, über 1 m mächtige Gang
streicht nach 2** und fällt unter 70" gegen Osten ein.
Die Gangstücke zeigen breccienartige, durch die Ver-
kittung von Quarzslücken mit Eisenkies hervorgebrachte
Textur. Untergeordnet treten neben dem Eisenkies auch
Zinkblende und Arsenkies auf.
Einzelne Gangstücke zeigen kiesige und sideritische
Füllung und weisen untergeordnet Arsenkies auf.
Die zwei in einem Seigerabstande von circa 10 m
angeschlagenen Stollen, deren unterster in der Meereshöhe
von 2560 m situirt ist, sind verbrochen und daher nicht
befahrbar.
Soweit es möghch war eine Übersicht über die Halden
zu gewinnen, scheinen dieselben nicht sehr groß zu sein.
Südlich von den Bauen auf einer felsigen Terrain-
erhebung stehen die Mauern der ehemaligen Knappenstube
und ein verbrochener Schneekragen verbindet diese mit den
Grubeneinbauen.
Der Bau kann keine besondere Bedeutung und Aus-
dehnung gehabt haben und hat der Tradition nach den
letzten Besitzer um sein ganzes Hab und Gut gebracht.
Nach alten schriftlichen Überlieferungen, welche von
G. Rochata angeführt werden, war das Bergwerk am
Trömmern im Jahre 1 560 auf einem silberhaltigen Blei-
glanzgange angelegt und wird der Halt des Bleiglanzes mit
0-2187 o/o Ag und
6000 ^/oPb
angegeben.
Neben Bleiglanz sollen auch göldische Kiese einge-
brochen sein.
Der Halt der Grubenerze (wahrscheinlich der kiesigen,
denn von den bleiischen wird kein Goldhalt angeführt) soll
nach denselben alten Überheferungen 1 bis \^/^ Loth
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— 47 -
göldisches Silber und die Mark Silber 3 bis 4 Loth Gold
betragen haben. 100 Kübel „Bruch" (Pochgang) sollen
2 bis 3 Loth Waschgold gehalten haben.
Die Bezeichnung , Waschgold* ist auffällig, weil unter
Waschgold von jeher nur das aus Gerolle oder Sauden etc.
ausgewaschene Gold verstanden wurde und aus „Bruch",
das ist Pochgang, durch Waschen allein kein Gold gewonnen
werden kann. Es soll demnach wahrscheinlich Mühlgold
statt Waschgold heißen.
Percentuell wäre nach diesen Angaben der Halt
der Erze : ,
00469 0/« Ag und
0-0111 o/o Au.
5. Der Bau in Grasleiten.
Derselbe liegt am Gehänge nächst dem Hochsteine am
rechten Ufer des Groß-Zirknitzbaches und circa 200 m ober
dem ehemaligen Pochwerke.
Auch hier finden sich nur ein Stolleneinbau, eine nicht
sehr große Halde und die Ruine einer kleinen Knappen-
stube.
Schnitt: Grasleiten-Freudenthal, von Nordwest gegen Südost.
2800m Mcere^hohe, ^f!^^
2100 «... -r_-J
Fig, 10. A Grube in Grasleiten;
B Grube in Freudenthal;
Z Groß-Zirknitzthal;
1 Gneis.
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48
Der Stollen ist am Mundloche verbrochen und nicht
mehr befahrbar.
Aus den Haldenstücken lässt sich, sowie fast auf
allen Halden der verlassenen Gruben des Tauerngebietes,
wieder die kiesigsideritische Gangesfüllung beobachten.
Bleiglanz und Kupferkies treten nur untergeordnet auf.
Die Kiese scheinen im Gange nur sporadisch vertheilt
zu sein, der Hauptsache nach besteht die Gangfüllung aus
Quarz.
Der Bau in der Grasleiten scheint nicht alt zu sein,
weil in einem Gneisstücke die Büchse eines Bohrloches
gefunden wurde.
Oberlags lässt sich das Ausbeißen des Ganges, welcher
mit dem Stollen ausgerichtet wurde, mit Sicherheit nicht
verfolgen und kann lediglich eine mit Bergschutt ausgefällte
Rinne als das Ausgehende des Ganges angesehen werden.
Zwei weitere, muthmaßlich als Gangausbisse angesehene
Risse oder Rinnen im Gebirge, in welchen seinerzeit einige,
wie es scheint, ganz planlose kleine Schürfungen in eisen-
schüssigen Quarznestern im Gneise vorgenommen wurden,
verdienen nicht weiter erörtert zu werden.
Der Bau in Grasleiten hat jedenfalls nie viel Bedeu-
tung gehabt.
Eine Probe der auf der Halde gefundenen reichsten
Stücke, bestehend aus Quarz mit feinkörnigem Arsenkies,
Pyrit und Spuren von Zinkblende ergab 10-4 o/o Schlich mit
einem Halte von:
0-0006 0/« Au und
00389 o/o Ag,
6. Die Bergbaue im Freudenthaie.
Rücksichtlich dieser Bergbaue decken sich die Angaben
in den Berichten über die Begehung des Terrains im Jahre
1889 nicht mit jenen der Begehung in den Jahren 1890
und 1893.
Über die erstere Begehung wurde berichtet:
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- 49 —
Weiter herab am Gehänge, nahezu in der Mitte
zwischen Eckkopf und Zirknitzbach (Fig. 10) streichen
parallel zwei ansehnliche Gänge in wenigen Metern Abstand
durch, deren Ausbiss Gegenstand einer eingehenden Be-
schürfung war. Eine Menge kurzer Stollen, zum Theil im
Gewand, zum Theil in schlechtem Weideboden (hier circa
14 Stück) angelegt, unterfahren den Kamm der Ausbisse,
welche überdies auch mit Röschen untersucht worden sind.
Obgleich die Gänge sehr nahe aneinander lagern, ist
doch deren Ausfüllungsmasse, am Ausbisse wenigstens,
grundverschieden. Während der eine, nämlich der liegende,
quarzitischen Gneis von stänghchem, splittrigem Bruche und
reichlich Spatheisenstein, dann ganz wenig Kiesspuren und
auch wenig Bleiglanzaugen führt, zeigt der Hangendgang
vorherrschend mürben Quarz, dann etwas quarzitischen
Gneis und manchmal etwas eingesprengten Eisenkies.
Im tieferen Niveau ist den Gängen bloß von einem
Punkte (2240 w Meereshöhe) aus zugebaut und der Liegend-
gang in circa 120 m seiger unter dem Ausbisse unterfahren
worden. Nach dem reichlichen Vorkommen von Gang-
gestein im Haldenmateriale zu schließen, ist dieser Gang
nach der Verquerung ausgelenkt, der Hangendgang hin-
gegen nicht untersucht worden, wenigstens nicht in der
letzten Betriebsperiode.
Der Bericht über die Begehung im Jahre 1893 lautet:
Die Grubenbaue im Freudenthaie liegen am Nordwest-
gehänge vom Eckkopf gegen den Zirknitzbach oberhalb des
Fußsteiges vom Färberkaser gegen den Hochstein, genau
westhch vom Eckkopf.
Das ganze Bergbau terrain ist von theil weise begrastem
Bergschutt überlagert, so dass die Gangausbisse, von denen
im Berichte über die Begehung im Jahre 1889 gesprochen
wird, nicht zu finden waren.
Da auch von den Stollenmundlöchern selbst keine
Spur mehr auffindbar war, so konnte nicht einmal constatirt
werden, ob die Grubeneinbaue direct im Gangstreichen oder
verquerend gegen die Gänge getrieben wurden.
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— 50 —
Die einzigen Anhaltspunkte für die Beurlheilung der
Ausdehnung des Baues bilden die vielen, nahe aneinander
liegenden nicht sehr großen Halden, und diesen nach zu
schließen, dürfte hier ein regelrechter Bergbaubetrieb
bestanden haben.
Nach dem vorgefundenen Haldenmateriale wurde auf
einem, vielleicht auch auf zwei oder mehreren aus-
gesprochenen Quarzgängen gebaut.
In der quarzigen Füllung findet sich viel krystallisirter
Eisenkies, selten Arsenkies.
Nach der großen Menge der mit Eisenkies imprägnirlen
Gangstücke, welche auf den Halden lagern, kann mit
völliger Sicherheit angenommen werden, dass diese Art der
Gangfüllung als nicht verwertbar, beziehungsweise als zu
arm (als Berg), ähnlich wie bei anderen Grubenbauen im
Tauerngebiete auf die Halde gestürzt wurde.
Eine Probe dieser Eisenkies führenden Quarzstücke
ergab 22-5 »/o Schhch und dieser einen Halt von:
00000 o/o Au und
Spuren Ag.
Der ausgewiesene Halt beweist die Richtigkeit der vor-
stehenden Annahme.
Welche Halte die wirklich producirten Erze hatten,
kann mangels solcher Erze und jedweder anderweitiger
sicherer Anhaltspunkte heute nicht mehr festgestellt werden.
Nach Steinberger sollen die Erze
0-250 bis 0-281 o/^ Ag und
70 o/o Pb,
der Riss*) 0-047 o/^ Ag und
00026 o/o Au gehalten haben.
7. Die Baue am Eckkopf.
Von diesen sind am südwestlichen steilen Abhänge
des Eckkopfes im Schuttfelde unter dem Gipfel nur zwei
*) Riss von „Hereinreifien", daher wahrscheinlich Hauwerk.
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51
mittelgroße Halden, neben diesen zerfallene Umfassungs-
mauern von zwei kleinen Hütten und viele Gangstücke im
Bergschutte zu finden.
Sclmitt durch die Eckkopfgrube von SSüdwest gegen NNordost.
SSW. NNO.
Eckkopf
2^00 Vi ^♦*«??»»*^M ---.
2500 „ .-^^ .,-__^^
2400 „ _ - '
2300 „ . .
Fig. 11. A Grube am Eckkopf;
1 Gneis;
2 Glimmerschiefer.
Die ersten Spuren von Einbauen trifft man nahe am
Kamme in der Meereshöhe von 2660 m am Ausbisse eines
nahezu 1 m mächtigen Quarzganges. Weiter hinab am Ge-
hänge ist alles überschoben und unkennthch, bis auf die
untersten Einbaue in der Meereshöhe von 2520 ;w, vor
welchen die erwähnten zwei mittelgroßen Halden lagern.
In den quarzigen Gangstücken, welche bei den obersten
Einbauen nächst dem Gangausbisse lagern, finden sich
zuweilen schwache Ausscheidungen von Bleiglanz und
Eisenkies.
Das Haldenmateriale bei dem untersten Bau ist voll-
kommen taub. Der Bau selbst ist noch in der Gneiszone
situirt, doch steht in nächster Nähe bereits dunkler Glimmer-
schiefer an.
8. Der Bau am Erbstolien.
Der sogenannte Erbstolien liegt im Abschlüsse des
Groß-Zirknitzthales am Westgehänge des Alten-Kogels und
der Roj acher- Spitze in unmittelbarer Nähe des Gletschers
4*
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^ 52 -
und soll angeblich auf eine bedeutende Länge vorge-
trieben sein.
Schnitt durch die Erbstollengnibe von NNordwest gegen SSüdost.
NNW. SSO.
2800 »» JfaOMftÄ« J^K ■-
2700,.. /^SI^^>^^..
2400 „ _E^^^^^^^......j4,;;?^^^
Fig. 12. A Erbstolleneinbau;
B Gangausbiss;
G und D Groß-Zirknitzkees ;
E Klein-Zirknitzkees :
1 Gneis.
Nach dem Gangausbisse Umschau zu halten, ist sehr
mühsam und bleibt das Resultat in mancher Hinsicht unbe-
friedigend. Derselbe tritt am Fuße der Steilwände nur auf
eine Erstreckung von einigen Metern zu Tage, während
alles andere unter dem Gletscher und Steingewirre ver-
borgen ist.
Auf dem Gange sind inmitten des großartigen
Trümmerfeldes, welches von der Thalsohle bis fast an den
Gebirgskamm hinanreicht, mehrere Einbaue angelegt ge-
wesen, von denen bis auf den Erbstollen selbst gegenwärtig
nur undeuthche Spuren, und zwar Grubenholz, welches aus
dem Schutte hervorsteht und etwas Haldenmateriale bis
zur Meereshöhe von 2600 m zu beobachten sind.
In der Meereshöhe von 2400 mliegen das halbverfallene
Stollenmundloch des sogenannten Erb- oder Christileiden-
Stollens mit den vor demselben befindlichen Gebäuderesten
und die angestürzte große Halde.
Auf derselben wurden Erzstücke und Gezähe aus der
Zeit der Schlägel- und Eisenarbeit als Überreste des Berg-
baues gefunden, welcher hier betrieben wurde.
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— 53 -
Die auf dieser Halde lagernden zahlreichen Gangslücke
zeigen Arsenkies, Pyrit, Spatheisenstein und untergeordnet
Bleiglanz, sowie dessen Zersetzungsproducte. Diesen
Gangslücken nach zu schließen war auch hier die kiesige
(Arsen- und Eisenkies) Füllung vorherrschend, während
der Bleiglanz untergeordnet, und zwar nur in femer
Imprägnation und in kleinen Nestern vorgekommen zu sein
scheint.
Der Gang dürfte mächtig sein, weil die auf der Halde
liegenden Gangstücke keine Begrenzungsflächen des Ganges
(Salbänder oder Besiege) zeigen. Viele Stücke zeigen neben
den Kiesen vorherrschend Spatheisenstein, der theilweise
unzersetzt, theilweise stark zersetzt ist.
Auch hier ist die breccienartige Textur eine häufige
Erscheinung, indem Quarz- und Gneisstücke durch Kiese,
Spatheisensteintrümmer durch Kalkspath verkittet sind.
Die letzteren breccienartigen Gangstücke dürften ge-
störten Gangpartien oder secundären Kluftausfüllungen ent-
stammen.
Drusen, in welchen entweder Arsenkies- oder Siderit-
krystalle zu sehen sind, finden sich gleichfalls vor.
Eine Probe von den im Jahre 1889 gesammelten,
verschiedenartig erzigen, jedoch ausgesucht reichen
Gangstücken ergab bei der Untersuchung 52 »/o Schlich und
dieser einen Halt von :
00010 o/o Au
00260 o/o Ag und
2-5 0/^ Pö.
Eine Probe von den im Jahre 1893 auf der Halde
gesammelten, anscheinend guten Erzstücken, bestehend
aus Quarz und Eisenspath mit Arsenkies und Pyrit ergab
bei der Untersuchung 37-6 o/^ Schlich und dieser einen
Halt von:
00010 o/o Au und
0-0025 o/o Ag,
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— 54 —
Wiewohl für die schwebenden Fragen ganz belanglos,
sei schließlich noch gedacht des
Schurfbaues am Hochkaser.
Wesilich von der Almhütte »Hochkaser* in der
Meereshöhe von 1836w ist am rechten Zirknitzbachufer
ein anscheinend tonnlägiger, vom Tage aus getriebener,
ersoffener Grubenbau sichtbar, in dessen Nähe Überreste
einer Erzkaue, sowie kleine Halden vorhanden sind.
Auf letzteren hegen schiefrige Gneise und Glimmer-
schiefer mit Bleiglanz und Kiesimprägnationen, sowie kleine
Vorräthe von geschlägelten Erzen, die ebenfalls Bleiglanz
und Kiese enthalten. Dieses Vorkommen ist nur in wissen-
schaftlicher Beziehung von Belang, da hier analoge Verhält-
nisse wie in Ammeberg vorzuliegen scheinen, nämhch echte
Lager von Sulphiden.
Das erzführende Gestein ist ein schiefriger, sehr feld-
spathreicher, glimmerarmer Gneis, längs dessen Schicht-
flächen Schwefelmetalle, als : Eisenkies, Bleiglanz und unter-
geordnet auch Kupferkies zur Ablagerung gelangten.
Die Erzanhäufungen sind unbedeutend und stellen
kleine, in der Mächtigkeit nur innerhalb weniger Millimeter
sich bewegende Lager vor, die vollkommen unregelmäßig
vertheilt erscheinen.
Eine Probe eines an Erz reichen Stückes ergab
28*l»/o Schüch mit einem Halte von:
O-OOlOo/o ^Mund
001300/0 Äg,
Auf Blei wurde die Probe nicht gemacht.
IV. Bergbau Waschgang im Klein - Zirknitzthale.
Vom Zirknitzthalwege, in der Nähe der hohen Brücke
abzweigend, führt ein in etwa 4 Stunden zu bewältigender,
steiler Fußweg im Walde bis ober die Kluidkaser-Alpen-
hütten und von hier aus über die Weideplätze der Göritzer
Alpen auf den Kluidboden und zum alten Fahrweg am
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55
Waschgange. Dieser Fahrweg ist auf der Höhe noch gut
kenntlich und wurde früher zum Transporte der Erze mit-
tels Sackzuges benutzt, der über die Moharscharte (2452 m
Meereshöhe) und überGöritz nach DöUach erfolgte. Er bildet
vomThale aus den besten Aufstieg zum Waschgang und kann
von Döllach aus in 5 Stunden zurückgelegt werden.
Ein dritter Zugang zum Waschgang geht als Fußsteig
von der Markscher Alpe im Klein-Zirknitzthale aus direct
über die steil abfallenden Felswände. Dieser Fußsteig ist
jedoch nur für geübte Touristen passirbar.
In der Umgebung des alten Bergbaues am Wasch-
gang befindet sich weder ein See noch ein fließendes
Wasser.
Der Grubenbau selbst liegt unmittelbar unter der
Scharte, welche den Übergang von Asten in das Zirknitz-
thal bildet.
DerBergbau besaß, nach den Grubenkarten zu schließen,
keine besondere Ausdehnung und bewegte sich in einem
linsenförmigen Lager von etwa 100 m Länge, beziehungs-
weise Breite im Ghloritschiefer, welches gegen Westen
durch eine Lettenkluft scharf abgegrenzt wird.
Die zwei Einbaue, Rosina (2490m Meereshöhe) und
Mathias, sind auf der Zirknitzthalseite, der Unterbau
(2460 m Meereshöhe) ist hingegen auf der Südseite der
Scharte, erstere in den Liegend-, letzterer in den Hangend-
schichten der Erzlagerstätte angeschlagen.
Durch den erstgenannten Stollen war es noch möglich
in die Grube zu gelangen. Wenn auch der Zutritt, auf
Händen und Füßen über spiegelglattes Eis kriechend, nur
mühsam zu erringen ist, wird diese Mühe doch durch das
interessante, prächtige Bild belohnt, welches diese Fahrt
bietet. Tausend und abertausend blendend weiße Eistafeln,
wohlgeformt, sechsseitig, millimeterdick, parallel den Seiten
gerippt, von verschiedener Größe, darunter Krystalle von
circa 1 00 mm Seitenlänge, besetzen gleich einem Schleier
in den Stollen ragend Ulm und First. In unbeschreiblicher
Pracht glitzern diese Eistafeln dem Fahrenden entgegen
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— 56 —
und fällt es diesem schwer, das herrliche Naturgebilde zu
zerstören.
Nach kurzer Fahrt wird der Verhau erreicht und geht
es dann in guter Fahrung zwischen Versatzmauern stark
fallend weiter bis zum sogenannten Tabakpfeifenschachte,
der die Gommunication mit dem etwas tieferen Mathias-
stollen herstellt. In diesem Schachte steht etwas unter der
Sohle des Rosina-Stollens noch ein Erzpfeiler an. In einer
circa l-5m mächtigen Ghloritschieferlage sind Quarznester
und Linsen eingebettet, welche derben Kupferkies führen.
Die Ortsbrust ist stark verschmandet, so dass die Beobach-
tung der obwaltenden Verhältnisse sehr erschwert ist.
Vom tiefsten Punkte des Schachtes geht der Mathias-
stollen noch weiter westwärts über die Lettenkluft hinaus
in das Schieferfeld. Der Vortrieb des Stollens in dieser
Richtung wurde in der Zeit des Betriebes durch die Staats-
verwaltung bewerkstelligt. Vom Tage aus ist der Malhias-
stoUen nach einem Blatte gegen Süden vorgetrieben,
welches sich am rechten Ulme deutlich verfolgen lässt. Der
Stollen steht durchaus im Ghloritschiefer an und ist 2fn
hoch, 1 -6 m breit mittelst Sprengarbeit ausgefahren.
Der von der Südseite der Scharte gegen die Lager-
stätte nach 24^ vorgetriebene Unterbaustollen hat, nach dem
aus Kalkglimmerschiefer mit schwachen Spuren von Pyrit
bestehenden Haldengute zu schließen, die gesuchte Lager-
stätte entweder gar nicht oder in minder entsprechender
Erzfuhrung angefahren. Dieser Stollen ist durch einen über
150w langen Schneekragen mit dem alten Zechenhause,
dessen Mauern noch ziemlich gut erhalten sind, verbunden.
Die ganze Lagerstätte scheint aus einem linsenförmigen
Vorkommen von Kupfer- und Eisenkies im Ghloritschiefer, der
reich an Pistazit ist und von Kalkghmmerschiefer über und
unterlagert wird, zu bestehen. Der Kalkglimmerschiefer
verflächt unter 20 bis 38° nach 12'' und ist seine Mäch-
tigkeit, sowie die des Ghloritschiefers sehr wechselnd. Der
Gebirgsrücken, die Scharte, wird ebenfalls von Kalkglimmer-
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- 57 —
schiefer gebildet, in welchem an einer Stelle die Jahreszahl
1766 eingemeißelt ist.
Der Ghloritschiefer ist stellenweise großbänkig und hat
ein Verflachen von circa 20° nach 12'\
Auf den Halden wurden viele Zersetzungsproducte des
Kupferkieses (Malachit, Azurit etc.), sowie Eisenglimmer
und Magnetit, letzterer im Pistazit, vorgefunden.
Eine Probe von einem auf der Rosina-Halde gefundenen
Erzstücke und von einer Erzslufe aus dem anstehenden
Pfeiler im Tabakpfeifenschachte ergab 28o/o Schlich und
dieser einen Halt von :
0002o/o Au,
0-014 0/0 Ag und
14-9 0/^ Cu,
Da die mit dem Bergbaue am Waschgange aufge-
schlossene Erzlagerstätte ein an eine bestimmte Zone der
Kalkglimmerschiefer gebundenes Kieslager ist und die Kalk-
glimmerschiefer nur in den obersten Gebirgslagen dem
Gneise concordant aufgelagert sind, so kann diese Erzlager-
stätte für die in Frage stehenden Unterbauprojecte niemals
in Betracht kommen.
V. Der Bergbau im Sadnigthale in Gro6fragant.
Der ehedem so berühmte Kupferbergbau in Groß-Fra-
gant befindet sich am Ostabhange des Hirtenkopfes an der
Grenze des Baumwuchses, nahe einem guten Almboden,
auf dem die Moosalmhütten stehen. Der Grubenbau war
ziemlich ausgedehnt und mit Stollen erschlossen, von denen
die beiden untersten »Vorsehung" und »Zubau" vom
Sadnigbache aus mit 400, beziehungsweise 700 m Er-
streckung den Lagerstätten zufahren. Der Zubaustollen ist
mit den höheren Bauen nicht durchschlägig.
Riesige Halden und Reste von verfallenen geräumigen
Wohn- und Manipulalionsgebäuden liegen am Taggehänge,
besonders beim Frauen- und beim Vorsehungstollen.
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- 58 -
Nach den vorhandenen Grubenkarten bewegte sich
der Bergbau auf zwei hintereinander liegenden Lagern,
nämlich auf dem Salvator- und auf dem Josephilager.
Die Halden des heiligen Geiststollens (1920 m Meeres-
höhe), des Frauenstollens (1870 w Meereshöhe), des Vor-
sehungstollens (1810w Meereshöhe) und des Zubaustollens
(1770 m Meereshöhe) bilden eine wahre Fundstätte der
verschiedensten Schieferarten. Es finden sich daselbst
Glimmer-, Talk-, Ghlorit-, Epidot- und Thonschiefer.
Von Erz findet man feinkörnigen grauen Eisenkies in
einer thonigen Masse oder im Ghloritschiefer eingesprengt
und Kupferkies neben Eisenkies im Quarze.
Die Zubauhalde ist vollkommen taub.
Eine Probe von einigen hübschen Erzstiicken ergab
29 «/o Schlich und dieser
Spuren von Auy
0-002o/o Ag und
5-3 Vo Cu.
In den Jahren 1890 und 1893 wurde diese Bergbau-
localitüt nicht besucht, weil sie bereits außerhalb des für
di(! Unterbauprojecte in Frage stehenden Gebietes liegt.
B. Auf der Salzburger Seite.
I. Die Goldbergbaue im Raurisertliale.
Allgemeines über die Weg- und Wasser-
verhältnisse.
Von den Bahnstationen Rauris-Kitzloch und Taxen-
bach der k. k. österreichischen Slaatsbahnlinie Bischofs-
hofen - Innsbruck führt gegen Süden dem Rauriserthale
entlang ein gut erhaltener Fahrweg bis Kolm-Saigurn
(1597 m Meereshöhe).
Von hier aus führen Wege, beziehungsweise Fußsteige
zu den Bergbauen auf der Goldzeche, am Bockhart-Silber-
pfennig und auf dem Hohen Goldberge. Der Sleig zur
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— 59 —
Goldzeche, der sogenannte Erfurterweg, führt stark anstei-
gend und stellenweise schwer passirbar über den Hoch-
narrgletscher und dient ledigUch für Touristenzwecke.
Zu den Bergbauen am Bockhart-Silberpfennig gelangt
man auf einem gut markirten Steig über die Durchgangalm
und Bockhartscharte, und zum Bergbaue auf dem Hohen
Goldberge führt ein schmaler Fußsteig in vielen Serpentinen
über die Felsterrassen südlich von Kolm-Saigurn, beim
Augustinstollen (Neubau) und Maschinenhaus vorüber zur
alten Knappenstube beim Bodenstollen. Diese ist von
Kolm-Saigurn aus in circa 2 1/2 Wegstunden zu erreichen.
Vom Nassfelde (Erzherzogin Valeriehütte) gelangt man
durch das Siglitzthal und über die Riffelscharte auf dem
sogenannten Verwaltersteige gleichfalls zur Kjiappenstube
auf dem Hohen Goldberge.
Nächst dem früher genannten Maschinenhause zweigt
vom Kolm-Saigurn- Goldbergsteige ein neu angelegter Steig
ab, welcher unterhalb der Sonnblickgruben vorüber zum
Goldberg- oder Vogelmaier- Ochsenkargletscher und zum
Zittelhause am Hohen Sonnblick (meteorologische Beob-
achtungsstation in der Meereshöhe von 3103 m) führt.
Von der Knappenstube zur Fraganter- und Windisch-
scharte sind alle Spuren eines Fußsteiges verwischt, und
gelangt man dahin nur über alte Halden, Bergschutl und
Gletschereis. Außer dem angeführten Fußsteige verbindet
den Rauriser Hohen Goldberg mit Kolm-Saigurn noch eine
Transportanlage, bestehend aus einem originellen, eintrüm-
migen, im Jahre 1833 erbauten, circa 1600 m langen, eine
Seigerhöhe von 577 m einbringenden Bremsaufzug, daran
anschließend ein vom früheren Besitzer Ignaz Rojacher nach
den alten Plänen der ehemaligen k. k. Berg- und Hütten-
verwaltung in Lend erbauter zweitrümmiger Bremsberg und
schließlich eine Horizontalbahn bis zum Bodenstollen
beziehungsweise bis zur Knappenstube.
Im allgemeinen herrschen hier dieselben Wassercala-
mitäten wie anderwärts in den Gold tauern, indem nämlich
nur im Sommer, und da nicht immer, eine ansehnliche
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— 60 —
Wassermenge vorhanden ist. Ob aus dem Bodenstollen das
ganze Jahr hindurch soviel Wasser abfließt, dass damit
eine constante und große Betriebskraft erzeugt werden
könnte, müsste erst durch Versuche, namentlich im Winter
erhoben werden, bleibt also vorläufig fraglich.
Für die Wasserwirtschaft des Bergbaues auf dem
Hohen Goldberge und seiner Aufbereitungsanlage in Kolm-
Saigum haben die Abflüsse des Herzog Ernst-, des Gold-
berg-, des Sonnblick- und des Hochnarrgletschers Bedeu-
tung, und stehen sowohl am Hohen Goldberge selbst, wie
auch in Kolm-Saigurn bedeutende ausnützbare Gefälle zur
Verfügung. Die Wasserabflüsse der zwei erstgenannten
Gletscher fließen bei der Knappenstube in nächster Nähe
vorbei, hefem das Kraftwasser für den Antrieb des Wasser-
rades des erwähnten Aufzuges und ergießen sich dann, in
pittoresken Wasserfällen abstürzend, in das breite Thal-
becken von Kolm, wo sie das Aufschlagwasser für die
Aufbereitungsmaschinen liefern. Unterhalb Kolm vereinigen
sich diese Abflüsse mit den aus den SonnbHck- und Hoch-
narrgletschern kommenden Wasserläufen, sowie mit den
unbedeutenden Bächen von der Filzen- und Durchgangalm,
und durchfließen dann unter dem Namen Hüttenwinke 1-
bach das Rauriserthal.
Der Standplatz der ehemaligen Aufbereitungsanlage
liegt nördlich von Kolm-Saigurn thalabwärts und wurden
hier walirscheinlich die Wässer des Sonnblick- und Hoch-
narrgletschers ausgenützt. Die Ruinen dieser Aufbereitungs-
werkstätte, welche durch eine Lavdne zerstört vsrurde, sind
bei Passirung des Erfurterweges noch deutlich sichtbar.
Über die Unzulänglichkeit der Wassermenge, selbst in
wärmerer Jahreszeit, mag folgendes Beispiel Aufschluss
geben :
Am 31. August 1890 fing es in Kolm-Saigurn und
Umgebung an zu schneien, in dieser Höhenlage (1597 m
Meereshöhe) zu dieser Zeit gewiss keine Seltenheit, und
das Thermometer zeigte in den ersten Tagen des Monates
September 1890 nur 6° Wärme. Der Schneefall, sowie
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61
das Sinken der Temperatur reichten hin, das Wasser mit
Ausnahme einiger sehr schwacher Quellen schon am 2. Sep-
tember 1890 derart versiegen zu machen, dass nicht einmal
das zum Betrieb der Dynamomaschine für die sechs Glüh-
lampen, welche zur Beleuchtung der Wohnräume des Tou-
ristenhauses in Kolm-Saigurn dienen, nöthige Wasser vor-
handen war. Darnach ist zuschließen, dass die Wassercalami-
täten im Spätherbste und Winter weit ärger sein müssen, und
ist die Angabe, wonach im Winter oft kaum das nöthige
Trinkwasser für die Bewohner des Kolmhauses zu beschaffen
ist, vollkommen glaubwürdig.
Um eine größere constante Wasserkraft auch in den
Wintermonaten ausnützen zu können, müsste ziemlich weit
thalabwärts, etwa in die Nähe des sogenannten Bodenhauses
gegangen werden.
1. Der Bergbau auf dem Hohen Goldberge.
Über den früheren Bergbaubetrieb am Hohen Gold-
berg, über die Anzahl der hier aufgeschlossenen Gänge,
über die Erzführung derselben, über die Production und
über den wirtschaftlichen Erfolg des Bergbaubetriebes
stehen aus den einschlägigen Acten und Relationen der
Staatsarchive, sowie aus den bezüglichen publicirten Ab-
handlungen umfassende und verlässliche Daten zur Ver-
fügung, welche nebst den Daten über den Goldbergbau am
Rathhausberg bei Böckstein die sichersten, aber auch die
einzigen Anhaltspunkte für die Beurtheilung der Natur der
Gänge im Tauerngebiete und der Erzführung derselben
bieten, und für die Lösung der Frage rücksichtlich des wirt-
schafthchen Erfolges einer eventuellen Wiederaufnahme des
Bergbaubetriebes auf den goldführenden Gängen des
Tauerngebietes einzig und allein maßgebend sind. Eine
Zusammenstellung dieser Daten erfolgte durch F. PoSepny
in der anno 1879 erschienenen Publication, von welcher
im Vorworte Erwähnung geschah.
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Es sollen daher in der vorliegenden Darstellung nur
die Resultate der neueren Begehungen dieses althistorischen
Bergbau gebietes und die hiebei gemachten Wahrnehmungen
und Beobachtungen kurz zusammengefasst werden.
Die Begehungen wurden in der Hoffnung vorgenom-
men, auf dem Hohen Goldberge einen schwunghaften Berg,
baubetrieb vorzufinden und in der Grube den Charakter
der Lagerstätten, insbesondere in Bezug auf ihre Erzführung
Studiren zu können. Leider erwies sich diese Hoffnung als
trügerisch.
Die Grube, damals im Besitze einer durch den Grafen
Rottermund vertretenen belgischen Gesellschaft, stand
sowohl zur Zeit der Begehung im Jahre 1889, wie auch in
den Jahren 1890 und 1893 außer Betrieb. Doch war im
Jahre 1889 eine geringe Anzahl von Arbeitern mit Halden-
kuttung und mit der Abförderung des gewonnenen Mate-
riales nach Kolm-Saigurn beschäftigt. In den Jahren 1890
und 1893 war auch dieser Betrieb sistirt und lag dieses
Bergbauobject ebenso verlassen in der Gletscherwildnis, wie
alle übrigen Bergbaue in diesem Gebiete.
Die im Jahre 1889 vorgenommene Befahrung mehrerer
Abbauorte ober dem Bodenstollen in der sogenannten
Haberländerkluft wurde von der Werksleitung in Kolra-
Saigurn freundUchst gestattet, hat aber kein neues Licht in
die Verhältnisse gebracht. Die Firstenstraßen und das
Feldort einer Mittelstrecke wurde verschmandet vorge-
funden und nur bei der Straße mit der Nr. 42 war eine frische
Ortsfläche zu beleuchten. Die Kluft ist hier ziemlich mächtig
und besteht aus quarzitischem Gneis, welcher nahe dem
Bestege am Hangenden etwa 10 cm breite und 20 bis 30 cm
lange, reichlich mit Eisenkies imprägnirte Quarzfischchen
führt.
Wenn auch die Grubenbefahrung sozusagen resultatlos
geblieben ist und in den Jahren 1890 und 1893 eine
neuerliche Befahrung nicht mehr vorgenommen werden
konnte, hat doch die Begehung des Tagterrains des Rauriser
Hoben Goldberges manches Interessante ergeben.
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— 63 —
Zunächst wurde constatirt, dass der in den neuesten
Kartenwerken (Militäraufnahme 1872) eingezeichnete
Gletscher im eigentlichen B ergbau teirain bis auf kleine
Reste im sogenannten Winterthale nicht mehr vorhanden
ist; nur kahle Felsen, Schutt und Moränen bezeichnen die
Stellen des früheren Gletschers. Es war daher hinreichend
Gelegenheit geboten, sich über die obertägigen Verhältnisse
zu informiren.
Beim Aufstiege von Kolm-Saigurn auf den Hohen
Goldberg und weiter gegen die Fraganterscharte ist es nicht
schwer die Aufeinanderfolge der anstehenden Gesteinsarten
näher zu beobachten.
Schnitt : Mascliinenhaus-Fraganterscharte von Nordwest gegen Südost.
NW.
2100 „ -
SO.
Serzoq Ernst
N 7
Fig. 13. Ä Augustinstollen;
B Bodenstollen;
XXX Wurtenkeea ;
1 Glimmerschiefer, dunkel;
2 ^ licht;
3 Gneis, feinschiefrig ;
4 „ faserig ;
ö „ porphyrartig ;
6 „ granitähnlich;
7 „ geschichtet ;
a HerrnstoUnerkluft ;
b Habersbergerkluft ;
e Haberländerkluft;
d Goldbergerkluft;
e Krierhgängerkluft :
/ Bodnerkluft.
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- 64 —
Wie aus der beigchefleten Karte und aus den Schnitten,
Fig. 13 und 14, zu ersehen ist, steht im oberen Rauriser
Thale Glimmerschiefer an, welcher bei Kolm-Saigurn mit
nordwestlichem Streichen und südwestlichem Einfallen als
quarziger Glimmerschiefer zutage tritt.
Schnitt: Kolm-Saigurn- Windischscharte von Nord gegen Süd.
N. S.
Fig. 14. A Kolm-Saigun;
B Maschinenhaus am Hohen Goldberge:
^^^ Goldberggletscher:
1 Glimmerschiefer, quarzig:
2 „ , gewöhnlicher;
3 ., , granatfüren d :
4 „ , grüner, lichter;
5 „ , schwarzer;
6 Gueis, schiefrig;
7 „ , porphyrartig;
S Epidotfels (Epidotgneis).
In der Richtung gegen Süd (Schnitt Fig. 14) folgen
darauf der Reihe nach gewöhnlicher und dunkel gefärbt er
granatführender Glimmerschiefer, auf welchem
grüner lichter und schließlich schwarzer Glimmer-
schiefer lagert. Auf den Glimmerschiefer folgen dann
concordant gelagert schiefrige bis feinfaserige und
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porphyrartige Gneis arten und endlich unmittelbar vor
dem Goldberg- oder Vogelmaier-Ochsenkarglelscher Epi-
dotgneise. (Nach der Aufnahme der geologischen Reichs-
anstalt: Hornblendeschiefer.)
Im Schnitte vom Maschinenhaus zur Fraganterscharte
(Fig. 13) lassen sich die Gebirgsschichten noch weiter ver-
folgen, weil sie hier nicht durch Gletschereis verdeckt sind.
Auf den porphyrartigen Gneis folgt hier granit-
artiger Gneis und schließlich wieder schiefriger, gut
geschichteter Gneis.
Der Epidolgneis fehlt hier.
Die den Glimmerschiefer überlagernden Gneise haben
mit diesem gleiches Streichen und Verflachen, und sind die
Übergänge von einer Gesteinsart in die andere durchwegs
nur allmähhche.
Die aus den Gletschern herausragenden Spitzen des
Herzog Ernst, Goldbergspitz, Sonnblick, Hochnarr etc.
stehen wieder in flacheinfallenden Glimmerschiefern an.
Zieht man die Aufeinanderfolge der Gesteinsarten,
sowie den Umstand in Betracht, dass bis auf den Schiefer
der Gipfel, welcher deutlich abgegrenzt erscheint, zwischen
den einzelnen vorher aufgezählten Gesteinsarten keine
scharfe Abgrenzung, sondern nur ein allmählicher Übergang
zu bemerken ist, berücksichtigt man ferner die concordante
Lagerung der Schichten, so fällt es schwer für die Richtig-
keit der bisherigen Anschauung, wonach das Gebirgsmassiv
von Gneis gebildet sei, welcher mant eiförmig von GHmmer-
schiefer um- und überlagert ist, Anhaltspunkte zu finden.
Man wird vielmehr zu der Anschauung gedrängt, dass die
Natur der Lagerungs Verhältnisse viel einfacher ist, nämlich
dass das ganze Gebirgsmassiv von Gneis in Wechsellagerung
mit Glimmerschiefer gebildet wird. Bestärkt wird man in
dieser Anschauung noch durch die Verhältnisse nächst den
Sonnblickgruben.
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— 66 —
Schnitt durch die Sonnblickgruben Ton West gegeu Ost.
W. O.
A
3100» .a^^-^
Fig. 15. A Zittelhaus am Hohen Sonnblick;
xxxx Gletscher;
1 Glimmerschiefer;
2 Gneis, granitartig.
Der Gipfel des Hohen Sonnblick (3103 m Meereshöhe)
besieht, soweit er aus dem Gletscher hervorragt, aus
Glimmerschiefer, und die Felsklippen an der oberen Sonn-
blickgrube bestehen aus granitartigem Gneis, die Felswände
bei der unteren Grube aber aus dunklem Glimmerschiefer
mit Chloritschiefereinlagerungen.
Es ist daher auch hier die Wechsellagerung von
Gneis und Glimmerschiefer xu beobachten.
Weiters sprechen für die Wechsellagerung von
Gneis und Schiefer auch die Aufschlüsse in der Grube des
Hohen Goldberges selbst. Die Feldörter der weit gegen
Nordost vorgetriebenen Ausrichtungsbaue in den westlichen
und mittleren Gängen des Reviers stehen nämlich in
schwarzem Schiefer an, welcher, nach einer Zeichnung von
Reisacher zu urtheilen, nach Südwest, daher so wie über
Tag, wenngleich etwas steiler, einfallt. Es ist daher der
Schiefer in der Grube an Punkten constatirt, über welchen
an der Oberfläche Gneis ansteht, was wohl unzweifelhaft
dafür spricht, dass die obertags beobachtete concordante
Ablagerung des Gneises über den Schiefern, beziehungs-
weise die Wechsellagerung dieser zwei Gesleinsarten auch
in der Teufe anhält, dass somit von einer mantelförmigen
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— 67 —
Um- und Überlagerung des Gneises durch Glimmerschiefer
hier wohl nicht die Rede sein kann.
Den Lagerungsverhältnissen der Gesteine am Hohen
Goldberge wurde bei den Begehungen des Terrains aus dem
Grunde besondere Aufmerksamkeit gewidmet, weil sie für
die Modalitäten der Verquerung der Goldberggänge mit
einem tiefen Unterbaustollen in hohem Grade von Wichtig-
keit sind.
Bestätigt sich nämlich die concordante Ablagerung des
Gneises über dem circa bis zur Höhe des Maschinenhauses
anstehenden Glimmerschiefer und behalten die Schichten
in der Teufe ein gleichmäßiges Einfallen, so würden mit
einem z.B. von KolmSaigum (1597 m Meereshöhe) aus
betriebenen Unterbaustollen die Goldberger Gänge nur mehr
in ihrer südlichen Fortsetzung in Gneis aufsetzend getroffen
werden, während seiger unter dem gegenwärtigen Auf-
schluss dieser Gänge am Hohen Goldberge in der Teufe von
circa 1600m Meereshöhe bereits der Glimmerschiefer das
Grundgestein bilden würde.
Der Erfolg rücksichtlich der Verquerung der Gänge,
beziehungsweise der Mächtigkeit und Erzführung derselben
wäre in diesem Falle noch zweifelhafter, als wenn man
hoffen könnte die Gänge seiger unter dem gegenwärtigen
Aufschlüsse noch im Gneis anstehend zu treffen, weil nach
den bei der Ausrichtung der Gänge gegen die Schieferzone
(schwarzen Schiefer) am Rauriser Goldberge gemachten
Erfahrungen die Gänge in dem Schiefer häufig bis zur Blatt-
stärke verdrückt erscheinen oder verworfen sind und eine
sehr erhebliche Abnahme des Erzadels zeigen.
Die Lagerungsverhältnisse des Gesteins müssten sohin
bei der eventuellen Anlage eines Tiefstollens auch speciell
wegen der Richtung desselben in Rücksicht gezogen und
in diesem Falle noch Specialstudien gemacht werden,
welche viel Zeit beanspruchen würden.
Rücksichtlich des Erzvorkommens beschränkten sich
die Erhebungen bei der Begehung auch hier auf die Besich-
tigung der Halden und der Gangausbisse, und zwar jener
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- 68 -
am Herzog Ernst (2933 m Meereshöhe), sowie am Rauriser
Goldberge selbst und jener am Wege von der Fraganter-
scharte (2770w Meereshöhe) über die Zirknitzscharte und
über den Altenkogel zur Windischscharte.
Auf der Fraganterscharte setzt der sogenannte Tau er n-
gang in porphyrartigem, nach 9^ streichendem und unter
60° nach Südwest verflächendem Gneise (Augengneis) mit
einem Streichen nach 2^ und einem steilen Verflachen nach
Osten auf.
Die Füllung dieses Ganges besteht aus Quarz mit ein-
gesprengten Kiesen.
Westwärts folgen nacheinander der Sonnsterngang,
die Bodnerin, die Kriechgänger, die Goldberger,
die Haberländer und die Habersberger Kluft.
Die Bodnerin setzt in stengligem, mit porphyrartigem
Gneise wechsellagemdem Gneise auf, während die übrigen
Gänge Granitgneis als Nebengestein haben.
Die Gangfüllung besteht, soweit dies aus den obertags
gesammelten Stücken beobachtet werden konnte, bei allen
Gängen des Goldberges der Hauptsache nach aus Quarz mit
eingesprengtem Pyrit, Arsenkies, Spatheisenstein und selten
Bleiglanz und Zinkblende.
Ein genaues Studium der Füllung der Gänge, der Erz-
führung derselben, des Verhaltens der Gänge zum Neben-
gestein etc. gestatten die Gangausbisse natürlich nicht, doch
finden sich wertvolle Anhaltspunkte hierüber in den ver-
schiedenen Berichten und Relationen über den Rauriser
Goldberg.
Der Gneis tritt, wie erwähnt, in Wechsellagerung mit
verschiedenen Schiefern auf, und werden sowohl die Gneise
wie auch die Schiefer außer von erzführenden Gängen viel-
fach von mehr oder minder mächtigen tauben, nur acces-
sorisch Pyritkrystalle führenden Quarzgängen (den soge-
nannten Neunern) durchsetzt.
Die ganz belanglose Pyritführung der Neuner dürfte,
nach einigen vorgefundenen alten Stollen zu schließen, mit-
unter zu Schürf bauen Veranlassung gegeben haben; doch
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69
ist auch nicht ausgeschlossen, dass die Neuner von den
Alten benützt wurden, um rascher und billiger als im com-
pacten Gneise oder Schiefer gegen die Erzgänge verqueren d
vorzudringen.
Nordöstlich von der Windischscharte ober dem
Goldberggletscher (Vogelmaier - Ochsenkarkees) wurden
schwache Spuren von Gängen vorgefunden, welche jeden-
falls die Fortsetzung der Goldberggänge repräsentiren und
die Verbindung mit den Gängen in der Zirknitz (Erbstollen,
Freudenthal) herstellen.
Ihr Streichen wurde wie bei den Goldberggängen mit
2 bis 3^ bei östlichem Einfallen abgenonmien. Sie setzen
in amphibolreichem, gneisartigem Schiefer auf, worin sich
große Nester von Pistazitfels vorfinden.
Über die Füllung lässt sich nichts Genaues angeben,
da am Ausgehenden der Gänge hierüber nichts Deutliches
vorgefunden wurde. Nach den Fundstücken von den Halden
zu urtheilen waren wieder Quarze mit eingesprengten Kiesen,
nämlich Pyrit und Arsenkies, selten Bleiglanz und Spaht-
eisenstein in der Gangausfüllung enthalten.
Über die Werksverhältnisse sei Folgendes angeführt:
Außer der schon erwähnten Transportanlage und
Knappenstube beim Bodenstollen, welche 100 bis 150
Arbeitern Unterkunft gewährt, findet sich am Hohen Gold-
berge noch ein Unterkunftshaus für Arbeiter, nämlich das
Gebäude beim Augustinstollen. Während der Zustand der
Knappen stube beim Bodenstollen ein höchst verwahrloster
ist, befindet sich das Gebäude beim AugustinstoUen noch in
leidlich gutem Zustande.
In Kolm-Saigurn stehen die Aufbereitungs- und Repa-
raturwerkstätten und ein Wohngebäude, welches gegen-
wärtig als Touristenhaus benutzt wird.
Die Aufbereitungsanlage umfasst ein Poch- und
Schlämmhaus und das Amalgamirwerk mit Wasserrädern
als Motoren.
Zum Antriebe der Maschinen in der Reparaturswerk-
stätte dient eine kleine Wassersäulmaschine.
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— 70 —
In der Aufbereitungsanlage sind noch ein Flammofen
und die Apparate für die Extraction eingebaut.
Im Sommer 1889 war bloß ein Pochsatz mit 5 Stem-
peln im Gange und wurde Probemateriale für die Gold-
gewinnung auf nassem Wege verpocht.
Der ganze Betrieb am Goldberge beschränkte sich zu
jener Zeit auf die Ausbeutung der Halden. Nach Mittheilung
des Betriebsleiters hoffte die Unternehmung durch Zugute-
bringung des Goldhaltes der Halden nebst den Manipulations-
kosten auch den KaufschilUng hereinzubringen und überdies
noch einen beträchtlichen Geldüberschuss zu erzielen,
welcher dem Grubenbetriebe zugewendet werden sollte.
Der Verarbeitung sollte das ganze vorhandene Halden-
materiale in Bausch und Bogen, wie es liegt, bei Ausschluss
jedweder Goncentration des Erzhaltes unterzogen werden,
wodurch man den großen Verlusten, sowie den Unkosten,
die mit der nassen Aufbereitung verbunden sind und die
Verarbeitung dieses armen Gutes bisher unrentabel machten,
vorbeugen wollte. Die ganze Manipulation sollte sich auf die
Zerkleinerung durch Trockenpochen, auf das Rösten im
Flammofen und auf die Extraction des Goldes und Silbers
beschränken.
Das Verfahren, welches zur Anwendung kommen sollte,
wurde in seinen Details geheim gehalten. Es sollte angeb-
lich äußerst einfach und das Resultat in jeder Beziehung
glänzend sein.
Die Manipulationskosten sollten minimal sein und
sollte das Ausbringen von Gold und Silber 9 4 o/o des Ge-
sammtinhaltes dieser Metalle in dem Haldengute betragen.
Zur Zeit der Begehung des Terrains im Sommer 1889
war der eigentliche Extractionsbetrieb noch nicht eingeleitet,
sondern war man mit der Durchführung von Versuchen
beschäftigt, um die Rentabilität der Verarbeitung einer jeden
einzelnen Halde zu erheben und Anhaltspunkte für die
nöthigen weiteren Dispositionen zu gewinnen.
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— 71 —
Schon im folgenden Jahre, wie auch im Jahre 1893
war der ganze Betrieb, auch jener in der Extractionsanlage
sistirt, es scheinen daher die durchgeführten Versuche das
erhoffte günstige Resultat nicht ergeben zu haben.
2. Die Sonnblickgruben.
Die Einbaue der sogenannten oberen und unteren
Sonnblickgruben befinden sich zweifellos auf ein und dem-
selben Gange, welcher in einer Meereshöhe von 2760,
beziehungsweise 2720w die östlich und südöstUch vom
Zittelhause am Hohen Sonnblicke abfallenden, aus dem
Gletscher hervorragenden Gebirgsrücken durchstreicht.
Die fast gänzlich verfallenen und zum Theile vereisten
drei Einbaue der oberen Grube sind in 2760^ beziehungs-
weise 2720 und 2715 mMeereshöhe, jene der unteren Grube
circa 100m voneinander entfernt, in 2720 und 2710m
Meereshöhe, und zwar erstere im Gneis, letztere im Glimmer-
schiefer, ganz nahe an den durch eine vergletscherte Mulde
getrennten beiden Gebirgsrücken angeschlagen.
Nach der ganz geringen Ausdehnung der Halden zu
schließen war der ganze Bau nichts anderes als ein unbe-
deutender Schurfbau.
Das Nebengestein des Ganges, welcher nach 1^ streicht
und unter circa 80 ** östlich einfällt, bildet sowie am Hohen
Goldberge mit Schiefern wechsellagernder, geschichteter
Gneis.
Der circa 1 m mächtige Quarzgang führt nur spora-
disch eingesprengten Schwefel- und Arsenkies. Es ist
daher anzunehmen, dass nicht die Kiese zur Ausrichtung
dieses Ganges Veranlassung gegeben haben.
Die von verschiedener Seite colportirte Angabe, dass
der SonnbUckgang nur wegen seines Freigoldhaltes gebaut
wurde, lässt sich gegenwärtig nicht erhärten, da es trotz
eifrigsten Suchens nicht mögUch war, in dem lagernden
Ganggesteine Goldspuren zu entdecken.
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72
II. Die Bergbaue Im Siglitzthale, am Seekopfe, am
Bockhart, am Silberpfennig und in der Erzwiese.
Allgemeines über die Weg- und Wasserverhält-
nisse.
Von Böckstein aufwärts, der Gasteinerache entlang,
zieht sich ein gut erhaltener, im mittleren Verlaufe etwas
steil ansteigender Fahrweg bis zum Erzherzogin Valerie-
ünterkunftshaus am Nassfelde.
Von hier theilen sich die Wege, welche einerseits
durch das verhältnismäßig breite und nur ganz wenig an-
steigende, von dem Südwestgehänge des Rathhausberges
und den Ost-, Nordost- und Nordgehängen des Scharecks,
der Schlapperebenspitze und des Höllkars gebildete Nass-
felderthal in das Weißenbachthal und zum Tauernhause,
anderseits in das mäßig ansteigende, schmale, in Ost-
west verlaufende Siglitzthal und endlich in ein zwischen
dem Kolmkar und Silberpfennig liegendes Hochthal mit
den beiden Bockhartseen und zur Bockhartscharte führen.
Die Wege im Nassfelderthal und im Siglitzthal sind
zwar nicht gut erhalten, aber immerhin in einem Zustande,
dass sie mit dem landesüblichen Alpenfuhrwerke befahren
werden können. Die Herstellung entsprechender Fahrwege
sowohl über das Nassfeld, sowie auch in das Siglitzthal bis
zum verfallenen alten Berghause würde leicht und mit
einem nicht sehr großen Kostenaufwande zu bewerk-
stelligen sein.
Zu dem unteren Bockhartsee führt vom Erzherzogin
Valerie-Unterkunftshause ein schmaler, auch für Tragthiere
passirbarer Steig, von da weiter durch das Hochthal in nord-
westlicher Richtung bei den alten Halden vorüber zum obern
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73
Bockhartsee und schließlich in Serpentinen, meist über
Gneisblöcke auf die Bockhartscharte (2238m Meereshöhe).
Zu den Bergbauen am Seekopf, Silberpfennig
und der Erzwiese gelangt man nur auf sehr steilen, kaum
kenntlichen Steigen.
Entlang der vom oberen Bockhartsee aufwärts an
beiden Gehängen situirten Halden und entlang der an dem
äußerst steilen Gehänge vom Berghause im Siglitzthale bis
fast auf die Höhe des Eolmkars sich hinziehenden Halden
des Si gl itzer Bergbaues existirt keine Spur eines Steiges
und ist die obertägige Begehung dieser Bergbaue, beziehungs-
weise deren Halden sehr mühsam, beschwerlich und stellen-
weise, besonders bei den Siglitzer Bauen, auch nicht unge-
fährlich.
Ein ähnlicher Fußweg, wie vom Erzherzogin Valerie-
Hause zum Bockhartsee, führt auch von Kolm-Saigurn über
die Durchgangalpe zur Bockhartscharte.
Letztere Scharte ist von Böckstein aus in vier Stunden,
von Kolm-Saigurn aus in zwei Stunden zu erreichen.
In der Nähe des wiederholt genannten Valerie-Hauses
vereinigen sich die von Weißenbach, vom Höllkar, von
Schlappereben und Teufelsköpfl kommenden Gletscher-
wässer mit dem durch das Siglitzthal abfließenden Bache,
welcher das Wasser von den Gletschern des Scharecks und
der Rifl^elscharte erhält, zur Gasteinerache, die etwa 25
Minuten Weges unterhalb des Valerie-Hauses den, einen herr-
lichen Schleierfall bildenden Abfluss der Bockhartseen auf-
nimmt und einen Wildbach mit bedeutender Wassermenge
darstellt.
Im Winter, das ist nach dem Versiegen der Wasser-
abflüsse aus dem Gletschergebiete dürfte die Gasteinerache
in ihrem oberen Laufe ihren Wasserzufluss lediglich aus
den Bockhartseen und vielleicht aus einigen Quellen er-
halten.
Immerhin würde diese Wassermenge eine ganz
respectable Betriebskraft repräsentiren.
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— 74
1. Der Bergbau in der Siglitz.
Der verlassene Bergbau Siglitz ist in dem auf das
Nassfeld ausmündenden Siglitzthale gelegen und befindet
sich der tiefste Einbau am linken Bachufer vor dem Wasser-
falle am Thalanfange (Aufstieg zur Rififelscharte).
Am rechten Bachufer, in der Fortsetzung des Gang-
streichens unter das Schareck ist nahe der Tahlsohle eben-
falls ein Stollen situirt, welcher gegenwärtig, sowie alle
übrigen Stolleu dieses Bergbaues, verbrochen ist und, nach
der unbedeutenden Halde zu schließen, nicht lang gewesen
sein dürfte.
Beim tiefsten Stollen am linken Bachufer (1714 m
Meereshöhe) stehen die ziemlich großen Ruinen des ehe-
maligen Berghauses.
Der Gangausbiss lässl sich von diesem tiefsten Stollen
bis zum Hochplateau des Kolmkars verfolgen und wird
durch unzähhge große Halden, Ruinen von Gebäuden und
bis zu Tage reichende, theils noch offene, theils verbrochene
Verhaue gekennzeichnet.
Soviel sich constatiren lässt, ist der Gang, welcher
nach einer an einem offenen Verhaue gemachten Beobach-
tung nach 1^ streicht und unter circa 80° gegen Ost ein-
fällt, fast durchaus bis zu Tage verhaut, und die Gangmasse
selbst von den kurzen, kaum 10 cm mächtigen Gangtrüm-
mern sorgfältig herausgeschrämmt, so dass es nicht gelang,
aus zurückgelassenen Ganganständen auf die Erzführuog
des Ganges zu schließen.
Diese in Betreff der Verhaue des Ganges an Ort und
Stelle gemachten Wahrnehmungen wurden nachträglich
auch durch einen früheren Bergarbeiter namens Reck in
Wildbad-Gastein (gegenwärtig Besitzer des Gasthauses zum
Echo in Wildbad-Gastein) bestätigt, welcher angab, dass er
in den Vierziger Jahren bei der Gewältigung des untersten
Siglitzstollens (am linken Bachufer) verwendet wurde. Nach
seinen weiteren Angaben ist der Gang ober dem Stollen
vollständig verhaut und wurden auch Abteufen unter dem
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75
Stollen vorgefunden, welche jedoch voll Wasser waren.
Am Feldorte soll der Gang fast taub anstehen.
Mit Rücksicht auf die bei dieser Gewältigung gemachte
Wahrnehmung, dass der Gang, insoweit er edel aufge-
schlossen war, auch vollkommen verhaut ist, wurde der
Betrieb ohne weitere Untersuchung des Ganges wieder ein-
gestellt, eine Erzproduction daher nicht eingeleitet.
Nach Waldner waren in der Siglitz fünf Gänge im Baue,
und zwar in der Richtung von Ost nach West : Der Kaste n-
kendlgang an dem gleichnamigen Stollen; der Geiß 1 er-
gang am Georg- und Gertraudstollen; der Dionysgang am
Ulrich-, Veith- und Margarethstollen ; der vierte Gang
vom unbenannten Stollen zum Fordernis-, Ober-, Rath- und
Ulrichstollen, und endlich der fünfte Gang.
Der Geißlergang war mit dem Georgstollen in der
Thalsohle auf circa 500 m im Streichen gegen Norden auf-
geschloßen.
Der höchste Stollen liegt in der Meereshöhe von circa
2380 m, so dass der Grubenbau sich auf eine Seigerhöhe
von 646 m erstreckte.
Über die Production an Erzen, über die Halte der
Grubengefälle und über die Production von Gold und Silber
ist aus der Zeit des eigentlichen Betriebes nichts bekannt,
nur einige Proben aus jüngerer Zeit, in welcher der Bergbau
nicht mehr im Betriebe stand, werden von Reisacher ange-
führt. Diese, angeblich aus den Halden und Rücklässen der
Alten gewonnenen Proben weisen meist keine besonders
hohen Halte auf und darf wohl angenommen werden, dass
die von den Alten mit soviel Mühe und Eifer auf eine so
bedeutende Erstreckung mit Schlögel und Eisen gewonnenen
Erze einen besseren Halt hatten.
Auf den Halden finden sich gegenwärtig nur grob-
krystallinische Arsen- und Eisenkiese, welche keine Ver-
wertung fanden.
Nach dem Haldenmateriale zu schließen, dürften außer
den erwähnten Kiesen goldführende Kiese und Quarze
gewonnen und nur letztere zwei Gangarten verwertet wor-
den sein.
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— 76
2. Die Baue am Bockhart.
Der mit dem Siglitzer Bergbaue aufgeschlossene Gang-
zug streicht gegen Nord über das Kolmkar in das Bockhart-
thal und wurden die Gänge durch die Baue an der Nord-
seite des Kolmkars von der Sohle des letztgenannten Thaies
bis zur Schiefergrenze, an welcher die Gänge ebenso wie
am Seekopfe abstoßen, verhaut.
Schnitt durch den Seekopf und das Kolmkar von West gegen Ost.
W. O.
Fig. 16. Ä Seekopf;
B Kolmkar;
E Seekopf gänge ;
E* Siglitzgänge;
1 Glimmerschiefer;
2 Gneis.
Das noch vorfindliche Haldenmateriale ist analog dem
Haldenmateriale der Siglitz ebenfalls vorwiegend Quarz mit
grobkrystallinischem Arsen- und Eisenkies, so dass über die
Identität dieser Gänge mit jenen in der Siglitz kein Zweifel
obwalten kann.
Einige an Ort und Stelle vorgefundene, wahrscheinlich
von einer späteren Haldenkuttung stammende Gangs tu cke
mit grobeingesprengtem, dichtem Schwefel- und Arsenkies
in Quarz ergaben bei der Untersuchung 20*4o/o Schlich und
dieser hielt 0-0030o/o Au Ag.
Eine zweite, nur aus Arsenkies und Quarz bestehende
Probe ergab im Gesammterze einen Halt von 0*0020«/o
Au Ag.
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— 77 —
Über die, nach den ausgedehnten Halden zu schließen,
ziemlich bedeutenden und jedenfalls gleichzeitig mit den
Grubenbauen in der Siglitz, am Seekopf, am Silberpfennig
und in der Erzwiese betriebenen Baue am Bockhart ist
nichts weiter bekannt geworden.
3. Die Bergbaue am Silberpfennig, auch Bockhart-
baue genannt, und in der Erzwiese.
Am Süd- und Nordostgehänge (das letztere repräsentirt
die Erzwiese) des Silberpfennigs streichen die Gänge von
Siglitz, Bockhart und Seekopf durch und waren diese Gänge,
wie die zahlreichen Halden bezeugen, Gegenstand eines
schwunghaften und ausgedehnten Bergbaubetriebes.
Schnitt durch den Silberpfennig von Nordwest gegen Südost.
NW. SO.
Fig. 17. i Erzlager;
Q Siglitz-Bockhartgänge;
1 Gneis;
2 Kalkglimmerschiefer.
Die Gänge durchsetzen den Gneis und stoßen an den
sie discordant überlagernden Kalkglimmerschiefern ab,
analog wie es bei den Gängen am Seekopf und am Kolm-
kar (Siglitz) zu beobachten ist
Die Gangfüllung entspricht, nach dem Haldenmateriale
zu urtheilen, vollkommen jener der Gänge von der Siglitz
und vom Seekopf, und besteht aus Quarz mit Arsen- und
Eisenkies mit seltenen Spuren von Bleiglanz und Blende.
Etwa in zwei Drittel der Höhe des Silberpfennigs be-
merkt man eine Änderung in der Färbung der Halden. Die
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unteren (tiefer gelegenen) Halden sind ockergelb, die oberen
tiefbraun.
Dieser Wechsel in der Färbung der Halden lässt
schließen, dass in den unteren Bauen ein anderes Materiale
abgebaut wurde wie in den oberen.
Thatsächlich verhält sich die Sache folgendermaßen:
Die unteren Baue am Silberpfennig, das ist am Gehänge
des Bockharttbales, sowie auch die tieferen Baue auf der
Erzwiese wurden auf den schon erwähnten Siglitz-, Bock-
hart- und Seekopfgängen geführt, welche auch hier nach
1^ bis 3*^ streichen und muüimaßlich mit göldischen Quarzen
und Sulphiden ausgefüllt waren.
Darnach erklärt sich die ockergelbe Färbung der be-
treflfenden Halden.
Im oberen und letzten Drittel der Höhe des Silber-
pfennigs überlagern den Gneis und auch die ihn durch-
setzenden Gänge Kalkglimmerschiefer im Wechsel mit Thon-
glimmerschiefem. Einzelne der mächtigeren Kalkglimmer-
schieferschichten weisen accessorisch Pyrilkrystalle, Eisen-
spath, Bleiglanz und Zinkblende auf, welche Minerahen zum
größten Theile parallel den Schichtungen gelagert sind.
Die Pyrilkrystalle treten durch die Abwitterung der Kalke
perlenschnurartig hervor und lassen den Parallelismus
dieser Pyrite mit der Schichtung ausgezeichnet erkennen.
Der Eisenspath bildet mehr oder minder mächtige Lagen
im Kalkglimmerschiefer und schließt Nester und unter-
geordnet auch Lager von Bleiglanz und Zinkblende ein.
Ein solcher Bleiglanzeinschluss wurde einer Probe
unterzogen und diese ergab einen Halt im Gesammterze von
25-OOOo/o Pb, O-02050/o Ag und Spuren Au.
Diese Anhäufung von Erzen in einer Schicht stellt ein
Kies-, Eisenspath- und Bleiglanzlager vor, dessen Abbau
theils unterirdisch, theils tagbaumäßig vorgenommen wurde.
Von dem abgebauten Materiale wurden wahrscheinlich nur
der Bleiglanz und der feinkörnige Pyrit wegen des Silber-
und eventuell auch wegen des Goldhaltes dieser Erze zugute
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gebracht, während der Eisenspath auf die Halden geworfen
wurde und diesen die tiefbraune Färbung verliehen hat.
Diese Annahme findet auch darin ihre Bestätigung,
dass sich Halden von geschlägeltem Eisenspath in Nuss-
größe vorfinden, der keine nennenswerten Bleiglanz- und
Kieseinschlüsse aufweist, während in den vereinzelt auffind-
baren größeren Eisenspathtrümmem fast immer Nester von
Bleiglanz, seltener von einem Gemenge von Bleiglanz und
Zinkblende eingeschlossen sind.
Dass man es hier vdrklich mit einem Lager zu thun
hat, konnte nicht nur aus dem Haldenmateriale, sondern
auch in einem noch offenen Stollen constatirt werden, wo
vor Ort die parallele Ablagerung der Kalkschiefer- und
Eisenspathbänke beobachtet wurde.
Von den gesammelten Belegstücken wurden einige
untersucht und ergab die Probe eines Stückes, bestehend
aus Bleiglanz und Blende, von der sogenannten Schmied-
halde in der Erzwiese einen Halt im Gesammterze von
0-0002 o/o Au,
0-0343o/o Ag und
38-00 0/^ Pb.
Die Probe eines Gangstückes, bestehend aus Quarz,
Arsenkies und Pyrit, ergab 50o/o Schlich und dieser einen
Halt von
0-0047o/o Au und
0-0040o/o Ag.
Von den mit der schwebenden Frage nicht im directen
Zusammenhange stehenden Bergbauen, welche besucht
wurden, sei schließlich noch erwähnt:
III. Der Bergbau am Rathhausberge im Gasteiner-
thale.
Es ist dies der einzige Goldbergbau der Hohen
Tauern, welcher noch gegenwärtig im Betriebe ist. Das
Werk gehörte früher dem Ärar, welches keine günstigen
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--. 80 -
Belriebserfolge zu erzielen vermochte und das Werk einer
Gewerkschaft überließ. Mit welchem finanziellen Erfolge
diese es betreibt, ist nicht in die Öffentlichkeit gedrungen.
Dass der Bergbau in die Begehung mit einbezogen
wurde ist selbstverständlich, da er die beste Gelegenheit
bietet, den Charakter der goldführenden Gänge in den
Tauern kennen zu lernen. Es ist jedoch nicht am Platze
sich über die gegenwärtigen Verhältnisse dieses Bergbaues
an dieser Stelle auszusprechen, weil einerseits Rücksichten
auf die Gewerkschaft zu nehmen sind und weil anderseits
der Bergbau nicht in den Bereich jenes Terrains fallt,
welches rücksichtlich der ünterbauprojecte in Betracht
kommt.
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— 81 —
Schlussfolgerungen.
Aus den vorstehenden Schilderungen ist zu ersehen,
dass das wilde und landschaftlich einzig schöne Gebiet der
Hohen Tauern, welches einst durch mehr oder weniger
regen Bergbaubetrieb belebt war, gegenwärtig von dem-
selben nahezu ganz verlassen ist. Die früheren Wohn- und
Manipulationsstätten sind verfallen und Schnee und Eis
überlagern großentheils die Gebilde von Menschenhand.
Unwillkürlich beschleicht den Bergmann bei der Wan-
derung durch die Stätte ehemahger emsiger Arbeit ein weh-
müthiges Gefühl und es drängt sich ihm die Frage auf,
welches wohl die Ursachen gewesen sein mögen, welche
diesen Wandel der Dinge hervorgerufen und den Verfall
der Bergbaue in den Hohen Tauem zur Folge gehabt
haben.
Diese Frage wurde schon von verschiedener Seite
und zu verschiedenen Zeiten aufgeworfen und neigt
die Mehrzahl der hierüber gegebenen Antworten dahin, dass
die Religionswirren Ende des 16. und Anfang des 17. Jahr-
hunderts als die Hauptursachen des Verfalles der Gold- und
Silberbergbaue auf der Kärntner Seite der Tauern anzu-
führen sind. Es wird von den Vertretern dieser Ansicht
angeführt, dass die Gewerken, welche alle evangelisch waren,
die ihnen drohende Landesverweisung ahnten und infolge-
dessen den Bergbaubetrieb derart einrichteten, dass die
noch in ihren Gruben anstehenden Erzmittel so rasch als
möglich gewonnen, Auslagen für den Neuaufschluss von
Erzmitteln aber nicht mehr gemacht wurden. Als der Zeit-
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punkt der Landesverweisung der Protestanten thatsächlich
eintrat, seien die Erzmittel in den Gruben völlig erschöpft
gewesen und letztere allmählich verfallen. In der später
folgenden ruhigeren Zeit seien Baulustige und Bergverstän-
dige nicht vorhanden gewesen, so dass der Bergbau bis in
die Gegenwart verfallen blieb.
Abgesehen davon, dass sich diese Argumentation sehr
theoretisch ausnimmt, ist dagegen anzuführen, dass in den
aus jener Zeit stammenden Nachrichten und Urkunden von
einem soweit gehenden Einflüsse der Religionswirren auf
das Schicksal der Kärntner Gold- und Silberbergbaue
keine Rede ist, und dass die in nächster Nähe der
Kärntner Goldbergbaue gelegenen Goldbergbaue am Hohen
Goldberge und am Rathhausberge nicht zum Erliegen
kamen, obwohl auch hier rücksichtlich der Religionsverhält-
nisse ähnliche Zustände herrschten wie in Kärnten.
Einzelne Stimmen von Fachmännern machten sich
dahin geltend, dass die Ursache des Verfalles der fraglichen
Bergbaue vielmehr in der rapiden Abnahme der Abbau-
mittel gesucht werden muss.
Ein verlässlicher Gewährsmann, nämlich der im Vor-
worte citirte Platzer, schreibt Folgendes :
„Ursachen vom Verfalle des Bergbaues an der
Goldzeche.
Die hauptsächlichsten Ursachen von der theilweisen
und nun gänzlichen Auflassung des Goldzecher Bergbaues
waren das Klima und der unregelmäßige Bau im Innern
des Berges.
Das Klima hat sich seit einem Zeiträume von 300
Jahren in unseren Hochgebirgen so sehr verschhmmert,
dass nicht nur allein viele Gruben gebäude, welche im
Anfange des vorigen Jahrhunderts noch auf trockener Erde
standen, dermalen ganz mit Eis und Schnee bedeckt sind
(z. B. Strapeleben im Salzburgischen, die Goldzeche, die
Pasterzen, Gössnitz, der Bau am Heiligenbluter Tauern
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— 83 —
und mehrere andere), sondern die Gletscher verbreiteten
sich schon soweit, dass einst bei einem Abbrechen von
einem Stück Eis unter demselben ein Lärchenstock
gesehen ward.
Die Ursachen von dem Fortschreiten der Gletscher
anzuführen, glaube ich hier nicht nöthig zu haben, weil
darüber ohnedies schon eine Menge derselben in der lite-
rarischen Welt bekannt sind.
Die zweite Ursache : die unregelmäßige Führung des
Bergbaues war vielleicht der hauptsächhchste Beweggrund
zur Auflassung des Bergbaues.
Die Erzgewinnung geschah größtentheils durch
Absenken, als die kostbarste Art Erze zu Tage zu fördern,
wodurch man bei vorgefallenen Ausschneiden oder Ver-
schmälern der Erze in den Gängen sich meistens noth-
gedrungen sah, wegen der ungeheuren Unkosten, welche die
Förderung erheischte, das Blatt oder die taube Kluft nicht
mehr zu überbrechen oder man musste eben deswegen
oft manche bauwürdige Erze und Pochgänge verlassen,
welche man bei einem regelmäßigen Bau (erholt oder)
doch wenigstens für die Zukunft hätte gewinnen können,
überdies würden bei Überbrechung solcher Klüfte und
tauber Mittel doch manche andere Anbrüche erbaut worden
sein, welche aber versteckt blieben. Durch diese Bau-
führung wurden Erzstraßen gewöhnlich auch wegen häufig
zutretenden Grubenwässern und wegen Wettermangel
verlassen.
Hauptsächhch wurde der Bau zwischen dem Saringer-
stollen und dem St. Anna-Unterbau auf diese Art geführt.
Alles, was von Erzen und pochwürdigen Gängen vorfindig
war, ist bereits, wo man ihnen nur mit einigem Vortheil oder
durch verschiedene theuere Gesenke und andere bergmän-
nische Ketzereien habhaft wurde, herausgenommen worden
und für die Zukunft nichts als sehr schmale Erzanbrüche,
mittelmäßige Pochgänge und fortzutreibende Hoffnungs-
schläge übrig gelassen.
6*
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— 84 —
Obschon der Raubbau für jeden Gewerken früher
oder später allzeit und unausbleiblich die allerschädlichsten
Folgen hat, so ist doch selber auf solchen Gängen oder
Lagern am alleraachtheiligsten, wie an der Goldzeche, die
ihre Erze und Pochgänge nur sehr kurzklüftig (Anmerkung :
absätzig) führen. Nur eingenommen für eine schnelle und
ergiebige Ausbeute von Ganzerzen verheß man sogleich
alle jene Feldörter, welche noch in sehr guten Pochgängen
anstunden oder aber man musste wohl wegen Wasser- und
Wettermangel die ergiebigsten Erzanbrüche verlassen,
daher es auch kein Wunder war, warum die Erze bei dieser
kostbaren Verfahrungsart, auch wenn sie reich an Metallhalt
waren, nicht einmal die Unkosten abgelohnt haben. Hätte
man die Hoffnungsschläge ganz aufgegeben, einige der
reichlichen Anbrüche auf missliche Zeiten gespart, kurz
einen regelmäßigen Bergbau geführt, er wäre vielleicht
noch so im Gange wie jener im Salzburgischen, der im
nämlichen Gebirge angeschlagen ist.
Dann war vielleicht die Redlichkeit der Arbeiter nicht
von der Art, dass den Gewerken ein Nutzen dadurch zuge-
gangen wäre, durch regellosen Bau war die Nachsicht
beschwerlich und der Fleiß der Arbeiter konnte nicht
gehörig beurtheilt werden.
Die Goncentrirungsarbeiten der Erze und Pochgänge
waren schon vor der Jenerischen Inhabung des Bergbaues
so elend und unzweckmäßig, und es ging bei dieser Mani-
pulation schon beinahe die Hälfte des Metallhaltes verloren,
so dass in dem Fleißnerbach, welcher durch den Zusam-
menfluss der großen und kleinen Fleißner-Bäche gebildet
wird, schon von den Alten mit Nutzen Goldwäschereien
betrieben wurden.
Die vorzüglichste Ursache aber war die schlechte und
mangelhafte Schmelzmanipulation, wodurch sehr große
Abgänge sich zeigten und die Beamten sammt dem dama-
ligen Assessor Marcher, der zugleich auch Bergwerks-
director der Bergbaue in Oberkärnten war, nicht einmal
vermutheten, worin die Ursache dieser Abgänge bestand;
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— 85 —
daher denn auch die sonst unbegreiflichen Berichte über den
Waschgang, welchen er in diesem Jahre auflassen will,
weil keine Erzanbrüche vorhanden wären, welche die Kosten
des Baues tragen würden, in den anderen Jahren stellt er
wieder größte Bauwürdigkeit der Lager auf und räth zu
einem sclrwunghafl;en Betriebe.*
Um die wahren Ursachen des Verfalles fast der sämmt-
lichen Goldbergbaue im Gebiete der Hohen Tauern zu er-
mitteln, ist es am naheliegendsten, die Ursachen zu unter-
suchen, welche die Einstellung des Betriebes am Hohen
Goldberge bedingten.
Der durch Jahrhunderte betriebene Bergbau am Hohen
Goldberge krankte in der letzten Betriebsperiode an unzu-
länglichen Abbaumitteln, indem der Vor- und Ausrichtungs-
bau nicht nach Maßgabe des fortschreitenden Abbaues
betrieben wurde und schließlich die aufgeschlossenen
besseren Mittel erschöpft waren.
Es war im Jahre 1 874, als das Ärar vor der Frage stand,
entweder den Betrieb einzustellen oder umfassende, kost-
spielige Aufschlussbaue zu führen, nämlich einen neuen
Unterbaustollen gegen die Gänge zu treiben. Da ein der-
artiges Unternehmen äußerst kostspielig erschien und es
unmöglich war, die Kosten durch Production an Edelmetallen
zu decken, so entschied man sich für die Einstellung des
Betriebes, beziehungsweise für die Verpachtung und später
für den Verkauf des Werkes.
Ähnliche Schicksale haben auch viele andere alpine
Bergbaue getroffen und dieselben zum Verfalle oder doch
mindestens in ungünstige Verhältnisse gebracht, und es ist
mehr als wahrscheinhch, dass auch alle Bergbaue in den
Tauem infolge eingetretenen Mangels an abbauwürdigen
Erzmilteln und infolge der Aussichtslosigkeit, die Kosten
für neue umfassende Aufschlussbaue durch die zu erwar-
tende Production an Edelmetall decken zu können, von
diesem Schicksale ereilt wurden.
Von großem Einflüsse für den Rückgang und die
schließliche Auflassung der Goldbergbaue in den Tauern
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dürften wohl, wie auch Platzer annimmt, die hohe Lage
der Gruben, besonders auf der Kärntner Seite, die abnor-
malen klimatischen Verhältnisse und der hiedurch hervor-
gerufene schwierige und kostspielige Betrieb gewesen sein.
Die zweite Frage, die sich rücksichtlich des Bergbauter-
rains in den Tauem naturgemäß jedem Fachmanne aufdrängen
muss, ist die Frage, ob es mit Aussicht auf einen wirtschaft-
lich halbwegs günstigen Erfolg möglich wäre, die ehemals
reichen, gegenwärtig aber beinahe ganz aufgelassenen Gold-
bergbaue in den Tauem wieder zu beleben.
Es fragt sich:
1. wie vom rein technischen Standpunkte die Wieder-
belebung der gegenwärtig aufgelassenen Goldbergbaue in
den Tauern ohne Rücksicht auf den zu erwartenden
factischen Erfolg am zweckmäßigsten erfolgen könnte;
2. welche Projecte zur Wiederbelebung der Goldberg-
baue in den Tauem aufgestellt wurden, welche Erfolge von
diesen Projecten in Bezug auf den Aufschluss von Erzgängen
zu erwarten wären und welche Vor- und Nachtheile jedem dieser
Projecte rücksichtlich der localen Verhältnisse anhaften;
3. welches wäre der voraussichtliche wirtschafthche
Erfolg der Wiedereröffnung des Goldbergbaubetriebes in den
Hohen Tauem?
Zur Beantwortung dieser Fragen wird Folgendes an-
geführt :
Ad 1. Bestimmte, schrifthch überlieferte Daten über
die Erzgänge, ihre Zahl, ihre Ausdehnung und Erzführung
und über den erfolgten Aufschluss derselben existiren nur
von den Bergbauen auf der Goldzeche in Kärnten und auf
dem Hohen Goldberge, in der Siglitz und auf dem Ratli-
hausberge in Salzburg. Alle übrigen Gruben sind seit
Menschengedenken verfallen und ist absolut nichts über die
Natur der dort aufgeschlossen gewesenen Gänge bekannt,
ja man weiß nicht einmal bestimmt, ob der eine oder der
andere Bau auf Lagerstätten betrieben wurde, welche
lediglich silberhaltigen Bleiglanz und Kupferkies führten,
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— 87 -
oder ob neben diesen Erzen auch noch Freigold und gold-
führende Kiese gewonnen wurden.
Die Baue auf der Goldzeche in Kärnten, sowie auf dem
Hohen Goldberge und in der Siglitz in Salzburg gestatten
infolge ihrer bekannten Verhältnisse ohne weitere Vorer-
hebungen eine Wiederbelebung und müsste diese in allen
Fällen durch eine Tiefbauanlage erfolgen, da bekannt ist,
dass in den alten aufgeschlossenen Grubentheilen gar keine
oder doch mindestens keine nennenswerten Erzmittel mehr
anstehen, also in diesen alten Gruben wenig oder gar nichts
mehr zu suchen ist.
Die Tiefbauanlage ist in allen Fällen durch einen
Unterbaustollen herzustellen, da die Terrainverhältnisse
nur für diese Art des Tiefbaues günstig sind.
Die übrigen Baue, insbesondere jene im kleinen Fleiß -
und im Zirknitzthale, müssten rücksichtlich der für sie in
Betracht kommenden Lagerstätten vorerst beschürft werden,
das heißt man müsste sich vorerst Gewissheit über die
Natur der Lagerstätten und darüber Klarheit verschaffen,
bis zu welchen Teufen dieselben von den Alten abgebaut
vnirden.
Erst nach Beendigung dieser Vorerhebungen könnte
man über die zweckmäßigste Art der eventuellen Wieder-
belebung dieser Bergbaue schlüssig werden. Immerhin
müsste schließlich auch zur Anlage von Unterbaustollen
geschritten werden, so dass ausgesprochen werden muss,
dass die Wiederbelebung der alten Bergbaue in den Tauern,
sowohl am Nord- als auch am Südabhange, das ist sowohl
auf der Kärntner als auch auf der Salzburger Seite in tech-
nisch richtiger Weise nur durch die Anlage von Unterbau-
stollen erfolgen könnte.
Ad 2. Von dieser Erkenntnis waren schon die Alten
durchdrungen, sie haben denn auch an manchen Punkten
Unterbaustollen begonnen, den Betrieb derselben jedoch
meist lange vor Erreichung des Zieles wieder eingestellt,
wahrscheinlich wegen der großen Kosten, für welche der
Grubenbetrieb mit seiner Ausbeute nicht aufkommen konnte.
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Solchen angefangenen Unterbaustollen begegnet man
beispielsweise in Böckstein und am unteren Bockhartsee
und war damit ohne Zweifel die Untersuchung des Bock-
hart-Erzwieser Lagerstättenvorkommens in der Teufe in
Aussicht genommen,
In neuerer Zeit tauchten mehrere Projecte zur Lösung
der alten Bergbaue in den Tauem auf, wovon jenes von
F. PoSepny den Tiefaufschluss des Bergbaues am Hohen
Goldberge von den 170 Meter unter dem Bodenstollen an-
gefangenen Neustollen aus, jene des L. Rainer den Tief-
aufschluss des Bergbaues an der Goldzeche vom kleinen
Fleißthale aus, und endlich jener von G. Rochata den
Tiefaufschluss sämmtlicher im Tauemgebiete zwischen dem
Hochnarr und Schlappereben im Gneise aufsetzenden Gänge
vom Groß-Zirknitzthale aus bezweckt.
Der erwähnte Neustollen wurde vom Ärar in der
Absicht, die Gänge zu unterfahren, angeschlagen, auf
400 Meter vorgetrieben, und sodann mit Rücksicht auf die
verhältnismäßig ungünstigen Gangaufschlüsse unter dem
Bodenstollen verlassen. Es lag nahe, die Fortsetzung dieses
Stollens zum Zwecke des Tiefaufschlusses der Gänge am
Hohen Goldberge zu projectiren, zumal die Durchführung
dieses Projectes keine Schwierigkeiten bietet.
Das Mundloch des Neustollens befindet sich nächst
dem Kopfe des Bremsberges vom Kolm-Saigum neben dem
sogenannten Neubau-Knappenhause an einer gegen Lawinen
sicheren Stelle.
Bei der Ausführung des Projectes ist für die Verque-
rung der sechs bekannten Goldberger Klüfte oder Gänge
eine Stollenauffahrung von circa 1400 Meter nöthig.
Für den maschinellen Bohrbetrieb wäre in den Sommer-
monaten, das ist während etwa fünf Monaten, hinreichend
Betriebswasser zur Verfügung.
Für den gedachten Zweck ist dieses Unterbauproject
vom rein technischen Standpunkte aus als vortheilhaft zu
bezeichnen.
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— 89 —
Von L.Rainer wurden zwei Projecte zur Aufschließung
des Goldbergbaues an der Goldzeche aufgestellt, und zwar:
A, Das Project eines Unterbaustollens unter die alten
Baue an der Goldzeche vom nördlichen Ufer des Zirmsees
(Höhencote 2500 w) aus, und
B, das Project der Unterfahrung der Goldzeche und
der Öxlingerzeche, beziehungsweise der Seeleitenbaue mit
einem im kleinen Fleißthale nächst dem alten Pocher in
der Meereshöhe von circa 2100 m anzuschlagenden Unter-
baustollen.
Beide Projecte bezwecken sohin den Aufschluss eines
Gomplexes der alten Goldbergbaue, und zwar der Gold-
zeche und eventuell der Seeleiten-Öxlingerzeche in der
Teufe.
Bei der Ausführung des Project es A würden ledig-
hch die in der alten Grube „Goldzeche" edel abgebauten
zwei Gänge, der Hauptgang und der Liegendgang in einer
Seigerteufe von circa 300 m unter dem Annastollen aufge-
schlossen werden.
Für den Zweck des Gangaufschlusses ist der Anschlags-
punkt am nördlichen Ufer des Zirmsees günstig gewählt,
doch würde der Betrieb eines Unterbaustollens von diesem
Punkte aus auf derart große Schwierigkeiten stoßen, dass
die Wahl dieses Anschlagspunktes nicht anempfohlen
werden könnte; denn das bezügliche Terrain hat keinen
einzigen Punkt aufzuweisen, der nicht durch Lawinen
gefährdet wäre. Infolgedessen würde während eines Theiles
des Jahres der Zugang lebensgefahrhch und für Baulich-
keiten (Unterkunftshaus für das Personale und Werkstätten
etc.) kein lawinensicherer Platz vorhanden sein.
Selbst wenn die Baulichkeiten an dem ziemHch lawinen-
sicheren Südoslufer des Zirmsees, östlich vom gegenwär-
tigen Seebühel-Unterkunftshause errichtet und Schnee-
krägen, beziehungsweise Galerien an den steilen Felswänden
des westlichen Seeufers hergestellt würden, bleibt zu berück-
sichtigen, dass der Aufgang zum Seebühel- Unterkunftshause
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durch das kleine Fleißthal und vom alten Pocher über den
Gaisrücken im Winter und Frühjahre lawinengefährlich ist
und die Betriebsmaterialzubringung (Holz elc.) aus dem
ziemlich holzarmen kleinen Fleißthale beschwerlich und
theuer wäre, so dass schon aus diesem Grunde die Wahl
des Terrains für den Unterbaustolien nächst dem Zirmsee
nicht zweckmäßig erscheint. Übrigens ist an Ort und Stelle
auf keine hinreichende Wasserkraft für einen Maschinen-
betrieb zu rechnen.
Das Project B, einen Unterbaustollen vom kleinen
Fleißthale, circa 1250 w nordöstlich vom alten Pocher unter
die Grube an der Goldzeche einzutreiben, wurde es ermög-
lichen, querschlägig auch den Gang der Seeleiten-Öxlinger-
zeche zu unterfahren, das ist es würden bei der Ausführung
des Projectes B von den im höheren Niveau edel abge-
bauten Gängen der Goldzech-Haupt- und Liegendgang und
der Seeleiten- Öxlingergang aufgeschlossen werden.
Dieser Unterbaustollen würde also einen ausgedehn-
teren Aufschluss ermöglichen als der Unterbaustollen nach
dem Projecte A,
Der von Rainer für das Project B an der ersten
Serpentine des Saumweges zum Seebühel-Unterkunfts-
hause gewählte Anschlagspunkt liegt jedoch im absoluten
Lawinenterrain, könnte daher niemals als solcher empfohlen
werden.
Der Anschlagspunkt müsste, um aus diesem Terrain
heraus zu kommen, ganz in der Nähe des alten Pochwerkes
im kleinen Fleißthale gesucht werden. Von diesem letzteren
Punkte würde der Unterbaus tollen unter die Baue an der
Goldzeche, sowie an der Seeleiten-Öxlingerzeche eine Länge
von circa 3900 m erhalten.
Ein Platz für die nöthigen Bauhchkeiten an lawinen-
sicherer Stelle ließe sich hier eventuell in der Nähe des
alten Pochwerkes im kleinen Fleißthale finden und für den
Betrieb von Motoren und einer Aufbereitungswerkstätte
wäre in den Sommermonaten (circa 4 bis 5 Monate) hin-
reichend Wasser vorhanden. In wasserarmen Zeiten könnte
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auch das Wasser des Zirmsees theilweise Verwendung
finden.
Übelstände, welche diesem Projecte anhaften, sind die
weite Entfernung des Anschlagspunkles von der nächsten
Ortschaft Bockhorn im Möllthale, die immerhin auch schwie-
rige und theuere MaterialbeschafiFung, die Nothwendigkeit
der Herstellung einer Weg- beziehungsweise Transport-
anlage vom Möllthale bis zum alten Pochwerke, die kost-
spielige Erhaltung derselben, die große Länge des Stollens,
die großen Kosten der Herstellung desselben gegenüber
der geringen Zahl von Gängen, die hiedurch zum Auf-
schluss gelangen sollen.
Das weitgehendste Project, welches für die Wieder-
belebung der Goldbergbaue in Kärnten aufgestellt wurde,
ist das Project von G. Rochata, welches nicht nur den
Aufschluss einer alten Grube, sondern die Untersuchung
fast des ganzen Terrains der sogenannten Goldtauern
bezweckt.
Dieses Project ist es auch, welches lebhaften Wieder-
hall in den direct interessirten Kreisen gefunden hat,
die derzeit im Besitze der allen Goldbergbaue in Kärnten
sind und das bergfreie Terrain der alten Grubenbaue in
den Goldtauern mit Freischürfen gedeckt haben.
Das Project selbst besteht darin, vom Groß-Zirknitz-
thale aus, etwas oberhalb der Localität, wo sich die Ruinen
des ehemaligen Pochwerkes befinden, in einer Meereshohe
von circa 2200 m nordöstlich vom Hochstein je einen
Unterbaustollen in Nordwest und Südost zu betreiben, und
zwar ersteren bis zur Verquerung der Goldzechgänge in ihrer
südlichen Fortsetzung, letzteren bis zur Verquerung der
Siglitz-, Bockhart-, Schareck- und eventuell auch derRath-
hausberger-Schlapperebengänge.
Was die Wahl der Anschlagspunkte betrifft, so muss
diese als äußerst unglücklich bezeichnet werden.
Dieselben fallen in öde Wildnis, in ein von Bergschutt und
Moränen erfülltes Thal an eine Stelle, wo alljährlich im
Frühjahre von allen Seiten Lawinen niedergehen und im
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Sommer Steinrälle von den steilen Felswänden der
Roj acher- Spitze keine Seltenheit sind.
Es findet sich kein sicheres Plätzchen für die zu
erhauende Arbeiter-Wohnstätte und überdies auch kein
Wasser für den Betrieb von Maschinen, da der Gletscher-
abfluss bis nahe gegen den Hochstein von Bergschutt und
von übereinander gethürmten Gneisblöcken überlagert ist.
Die Localität ist für eine zu errichtende Betriebsstätte
in jeder Beziehung ungeeignet
Die Gommunicationsverhältnisse von Döllach bis zu
diesem Punkte sind, wie schon früher erwähnt, nichts
weniger als günstig und wären umfassende Weganlagen
nöthig, um die Materialbringung halbwegs entsprechend zu
gestalten.
Der Nordweststollen würde bis zur Verquerung der
Goldzechgänge eine Länge von circa 3100 m und der Süd-
oststollen bis zur Verquerung des Siglitz-Bockhart-Gang-
zuges eine Länge von circa 2500 m und des Rathhausberg-
ganges eine Länge von circa 7100 m erhalten.
Ein günstigerer Anschlagspunkt für einen Unterbau-
stollen, durch welchen derselbe Zweck zu erreichen wäre,
welchen Rochala bei Aufstellung seines Projectes im Auge
halte, ließe sich weiter thalabwärts unterhalb des Hoch-
steins bei Grasleiten im Groß-Zirknitzthal finden.
Es beginnt hier bereits der Weideboden und würde
sich an dieser Stelle auch ein entsprechend lawinensicherer
Bauplatz für die nöthigsten Wohn- und Manipulations-
gebäude ergeben.
Wollte man dem Gebirgskamme etwas näher rücken,
um die Gänge am Brett etc. annähernd an den Stellen zu
verqueren, an welchen sie im höheren Niveau von den
Alten abgebaut, beziehungsweise beschürfl wurden, so
müsste der Unterbaus tollen bei Grasleiten bis zu einem
passenden Punkte gegen Nordost vorgetrieben und von
diesem aus querschlägig auf die Gänge gegen Nordwest
und Südost abgelenkt werden.
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Dass bei einem derartigen Stollenbetriebe eine künst-
liche Wetterzuführung zu den Arbeitsorten früher nöthig
wird, als wenn der Stollen geradlinig geführt wird, ist
selbstverständlich. Auch müsste hiebei eventuell mit einem
Hilfsbau in höherem Niveau gerechnet werden.
Welchen Erfolg die von G. Rochata projectirten Unter-
baustollen oder jeder andere denselben Zweck verfolgende
ünterbaustollen vom Groß-Zirknitzthale aus rücksichtlich
der Anzahl der zu verquerenden Gänge zu erwarten hätte,
wird die nachstehende Betrachtung ergeben. In dieser Be-
trachtung können selbstverständlich nur jene Bergbau -
localitäten berücksichtigt werden, in welchen auf wirk-
lichen, durch die projectirten Unterbaue möglicherweise zu
verquerenden Erzgängen gebaut wurde. Es müssen sonach
die Erzlagerstätten der Bergbaue am Waschgang (Lager),
in der Gössnitz, am Kloben und Brennkogel, auf der
Paslerze und in Groß-Fragant (Lager) von vornherein von
der Betrachtung ausgeschieden werden.
In der Richtung von West nach Ost stößt man im
Gebiet der Goldtauern auf der Kärntner Seite zuerst auf den
viel genannten und, abgesehen vom Bergbaue am Wasch-
gang, unter allen Goldbergbauen Kärntens seinerzeit jeden-
falls bedeutendsten Bergbau an der Goldzeche. Wie aus
der Beschreibung dieses Bergbaues zu ersehen ist, wurden
hierselbst durch den Grubenbau der Hauptgang, der Liegend-
gang und mehrere Hangendgänge aufgeschlossen. Von
diesen Gängen wurde ohne Zweifel nur der Hauptgang und
auf kurze Erstreckung im mittleren Reviere der Liegend-
gang erzführend, das heißt abbauwürdig befunden und
thatsächlich auch abgebaut.
Die mit dem Annastollen verquerten und theilweise
ausgerichteten Hangendgänge Nr. 1 und 2 erwiesen sich
als taub.
Etwa 100 m östlich von der Goldzeche bestand der
Bau am 3. Hangendgange in der Meereshöhe von circa
2800 m.
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Aus der Gombinalion der Ausbisse dieses Ganges an
dieser Stelle mit den Gangausbissen am Grat oberhalb der
Seeleitenbaue, in der Öxlingerzeche, am Hirtenfuß und am
Hinteren Hapt ergiebt sich fast zweifellos, dass alle diese
Grubenbaue auf ein und demselben Gange angelegt waren.
Der Gang dürfte nur in der Seeleiten, in der Öxlinger-
zeche und möglicherweise auch am Hinteren Hapt wirklich
abgebaut worden sein, während die Baue am 3. Hangend-
gange und am Hirtenfuß nur kleine Schurfbaue gewesen
sein dürften.
Die nächsten alten Grubenbaue Kärntens liegen schon
an dem gegen Südost abfallenden Gehänge des Rothen
Mannes und am sogenannten Brett im Groß-Zirknitzthale.
Das nächste Gangausbeißen findet man am Rothen
Manne. Dieses Gangausbeißen wurde in früherer Zeit durch
ganz unbedeutende Einbaue beschörft. Der Gang erwies
sich jedenfalls als unedel, sonst würden die Alten den Bau
sicher weiter betrieben haben. Dieser Gang hat daher gar
keine Bedeutung und kann nicht unter die edlen Erzgänge
eingereiht werden.
Unter sämmtlichen Grubenbauen am Brett dürfte
der ausgedehnteste jener am unteren Brett-Parzissel ge-
wesen sein.
Der Gang, welcher in seiner nordöstlichen Fortsetzung
noch am Tagbau und am oberen Brett-Parzissel und nach
der Gleichheit der Erze zu schließen in seiner südwestlichen
Fortsetzung am untersten Parzisselbaue bergmännisch auf-
geschlossen und vielleicht auch abgebaut wurde, wäre der
4. Gang, welcher als stellenweise thatsächlich verbauter
Erzgang angesprochen werden darf.
Der Quarzgang, welcher am untersten Brett-Parzissel
durch den am linken Bachufer angeschlagenen Stollen aus-
gerichtet wurde, erwies sich wahrscheinlich als nicht ent-
sprechend bauwürdig, was aus dem Umstände geschlossen
werden kann, dass trotz des günstigen Terrains kein tieferer
und auch kein höherer Stollen an diesem Gange ange-
schlagen wurde.
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Weiters folgen die Baue am Pilatussee, in der Gras-
leilen und am Trömmem. Es wurde angenommen, dass
diese drei Baue auf drei erzführenden Gängen angelegt und
letztere in höheren Niveaux edel verhaut wurden, obwohl
es insbesonders in Bezug auf den Tröramerngang keines-
wegs sichergestellt ist, dass dieser Gang Gegenstand
eines regelrechten und ergiebigen Bergbaubetriebes war.
Denn der Bau am Trömmem macht sehr den Eindruck
eines sogenannten Bauernbaues und hatte jedenfalls keine
nennenswerte Ausdehnung.
Die letzten für das Unterbauproject im Groß-Zirknitz-
thale in Betracht kommenden verlassenen Bergbaue im
eigentüchen Goldtau emgebiete Kärntens befinden sich am
linken Ufer des Groß-Zirknitzbaches an dem vom Alten
Kogel, Rojacherspitz und Eckkopf gegen Nordwest abfallen-
den Gehänge. Es sind dies die Baue am Erbstollen, im
Freudenthal und am Eckkopf. Ein vdrkHcher Abbaubetrieb
dürfte nur im Freudenthaie stattgefunden haben.
Die genannten drei Baue fallen genau in die Fort-
setzung des Gangstreichens der Goldberger Gänge und da
diese, yne die Gangausbisse auf der Windisch- und Zirknitz-
scharte, sowie die alten, in der Streichrichtung gerade
gegenüber den Grubenbauen am Alten-Kogel auf der
Kärntner Seite gelegenen Grubenbaue am AUen-Kogel auf
der Salzburger Seite beweisen, gegen Südwesten fortsetzen,
so kann kaum bezweifelt werden, dass die Grubenbaue am
Alten-Kogel (Erbstollen), im Freudenthal und am Eckkopf
thatsächhch auf den Goldberggängen, und zwar in der süd-
westlichen Fortsetzung derselben angeschlagen sind.
Es sind dies die auf der Salzburger Seite unter folgen-
den Namen bekannten Gänge: Das Herren stollner Kluft-
system, die Habersberger Kluft, das Haberländer Kluftsystem,
das Goldberger Kluftsystem, die Kriechgänger Kluft und die
Bodner Kluft.
Die nächsten auf der Salzburger Seite bekannten
und edel verhauten Gänge sind jene von Siglitz, vom Bock-
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96
hart und vom Rathhausberge. Diese Gänge sind circa 5 hm,
beziehungsweise 8 km nordöstlich von jenem Punkte ent-
fernt, wo die ideale Fortsetzung der Gangstreichen den
projectirten Unterbaustollen schneidet.
Da von der thatsächlichen Fortsetzung dieser Gänge
in Südwest von jenen Punkten, wo sie edel abgebaut sind,
absolut nichts bekannt ist, so kann nicht darauf gerechnet
werden, sie mit dem projectirten Unterbaustollen anzu-
fahren. Ebensowenig kann darauf gerechnet werden, die
Gänge der sagenhaften Gruben in Schlappereben und
Strabbeleben, welche in die Beschreibung nicht einbezogen
wurden, weil darüber nichts erhoben werden konnte, mit
dem Unterbaustollen zu verqueren.
Es ist daher ganz unbegründet, alle diese Gänge,
wie dies G. Rochata thut, in das Unterbauproject einzu-
beziehen.
Nach dem Vorstehenden ist auf der Kärntner Seite
zunächst mit folgenden Erzgängen zu rechnen :
1. mit dem Goldzech-Liegendgang,
2. mit dem Goldzech-Hauptgang,
3. mit dem Seeleiten-Öxlingergang,
4. mit dem Parzisselgang,
5. mit dem Pilatusseegang,
6. mit dem Grasleitengang und
7. mit dem Trömmemgang.
Von dem Goldberger Gangzuge wurden auf der
Kärntner Seite am Erbstollen und am Eckkopf je ein Gang
und im Freudenthaie zwei Gänge, zusammen daher vier
Gänge ausgerichtet.
Da nach allem, was bekannt ist, auf der Kärntner Seite
nur die erstgenannten sieben Gänge und die letztgenannten
vier Gänge mit Erfolg bebaut wurden, so kann vom Unter-
baustollen des G. Rochata auch nur rücksichtlich des Auf-
schlusses dieser eilf Gänge ein Erfolg erwartet werden,
während G. Rochata mit dem Aufschlüsse von mindestens
52 Gängen rechnet.
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— 97 —
Auf der beigehefteten Karte sind außer den erstgenann-
ten sieben Gängen auch noch die Gänge des Goldbergzuges,
von welchen die Haberländer und die Goldberger Klüfte
wegen ihres widersinnigen Einfallens im Niveau des Unter-
baustollens zusammenfallen, der Siglitzzug und der Rath-
hausbergzug auf das Niveau des Unterbauprojectes von G.
Rochata, das ist auf eine Meereshöhe von 2200 m reducirt
und ist daraus zu ersehen, wie sehr die Annahme berech-
tigt ist, dass die Baue am Erbstollen, im Freudenthaie und
am Eckkopf auf der Fortsetzung der Goldberger Gangzüge
geführt wurden.
Es muss allerdings zugegeben werden, dass außer den
bezeichneten 1 1 erzführenden Gängen noch andere Gänge
den Gneis in annähernd paraleller Richtung mit den erzfüh-
renden Gängen durchsetzen und mit dem Unterbaustollen zur
Verquerung gelangen dürften, doch ist anzuführen, dass diese
anderen Gänge an ihren Ausbissen taub oder wenigstens
nahezu taub sind und dass ihre Unbauwürdigkeit durch die
von den Alten eifrigst betriebenen, aber immer bald aufge-
lassenen Schürfungen wenigstens in den höheren Niveaux
constatirt wurde, weil entgegengesetztenfalles ein ordent-
licher Bergbaubetrieb eingeleitet worden wäre.
Es ist daher nicht zulässig, auch diese anderen Gänge
in die Galculation über die beim Betriebe eines Unterbau-
stollens anzuhofifenden Erfolge einzubeziehen.
Dass die Gänge in den Tauern bis in bedeutende
Teufen niedersetzen, ist nach den localen Erscheinungen
und nach den auf mehreren Gängen dieses Gebietes, ins-
besonders im Salzburgischen erzielten Aufschlüssen mehr
als wahrscheinlich, während die Frage, ob die Gänge auch
edel, das heißt annähernd mit demselben Halte, den sie
im höheren Niveau aufgewiesen hatten, in die Teufe fort-
setzen, vorläufig ungelöst ist, da alle über diese Frage bis-
her bekannt gewordenen, dieselbe theils bejahenden, theils
verneinenden Ansichten bewährter Bergmänner und Geo-
logen nicht auf directen Beobachtungen, sondern lediglich
auf subjecliven Anschauungen beruhen.
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- 98 -
Allerdings ist nach den bisherigen Aufschlüssen am
Hallih ausberge, in der Siglilz und am Rauriser Hohen Gold-
berge constalirt, dass die übrigens sehr absätzige Erzführung
der Gänge sich auf eine verhältnismäßig große Teufe und
in den tieferen Stollen auf bedeutende Längen erstreckt, es
kann daher mit Wahrscheinlichkeit auch angenommen
werden, dass die Gänge auch mit einem Unterbaustollen
noch erzführend zum Aufschlüsse gelangen werden. Ob
der Halt der Gangfüllung an Edelmetall im Unterbau ebenso
hoch oder höher, oder niedriger sein wird, wie er in den
höheren Niveaux war, kann nur durch die factische
Prüfung der Gänge in der Teufe des Unterbaues ermittelt
werden.
Thatsache ist, dass die auf den tieferen Stollen des
Rathhausberges und am Hohen Goldberge gewonnenen
Grubengefälle durchschnittlich ärmer im Halte sind oder
waren als die auf den höheren Läufen producirten Gefälle.
Thatsache aber ist auch, dass auf den tiefsten Stollen und
selbst unter diesen am Rathhausberge absätzig hübsche
Veredlungen mit sichtbaren Freigoldvorkommen aufge-
schlossen wurden.
Das Abnehmen des Durchschnittshaltes der
Gangmittel in der Teufe bietet noch keinen vollkommen
sicheren Anhaltspunkt für die Abnahme des Adels gegen die
Teufe, weil die Alten auf den höheren Horizonten möglicher-
weise nur die reichsten Mittel abgebaut, und lediglich infolge
dessen Grubengefälle (Erze und Pochgänge) mit höherem
Durchschnittshalte producirt haben, während in neuerer
Zeit auch ärmere Erzmittel mit in Abbau genommen
und vielleicht nur infolge dessen Grubengefälle mit
verhältnismäßig niedrigerem Durchschnittshalte producirt
werden.
Auch ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, dass
die gegenwärtigen Tiefbaue in Salzburg sich zufällig auf
einer im Verflachen des Ganges absätzig auftretenden
ärmeren Gangpartie befinden.
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— 99 —
Es muss an dieser Stelle unterlassen werden, auf die
Goldtiefenfrage näher einzugehen und wird diesfalls nur
auf die bezügliche Literatur verwiesen. *)
Sicher ist, dass man noch weit davon entfernt ist, aus
dem Lagerstättenvorkommen über das Anhalten des Goldes
in der Teufe verlässliche Schlüsse zu ziehen.
Auch ist die Lagerslättenlehre gegenwärtig noch so
mangelhaft, dass es überhaupt unthunlich erscheint, allge-
meine Grundsätze oder Regeln für das Anhalten des Adels
in der Teufe der Erzlagerstätten aufzustellen; denn weder in
Europa, noch in anderen Welttheilen ist es bisher gelungen,
auf Grund directer Beobachtungen sichere Anhalts-
punkte für derartige Grundsätze oder Regeln zu gewinnen.
Die diesbezüglichen Wahrnehmungen beschränken sich
lediglich auf ganz locale Erscheinungen, welche die Ab-
leitung einer allgemeinen Regel für das Anhalten oder Auf-
hören der Erzführung nicht gestatten.
Es ist daher keineswegs unmöglich, ja vielleicht sogar
nicht einmal unwahrscheinlich, dass durch den vonG.Rochata
projectirten Unterbaustollen, sowie mit jedem anderen der
im Projecte vorliegenden erwähnten oder sonst plausiblen
Unterbaustollen die Gänge der Hohen Tauern in der Teufe
goldführend getroffen werden, doch ist aus dem Vorstehen-
den zu ersehen, dass die von G. Roehata in Aussicht gestell-
ten Erfolge rücksichtlich der Anzahl der aufzuschließenden
Erzgänge nicht zu erwarten sind.
Trotzdem muss ausgesprochen werden, dass selbst
die thatsächlich vorhandene Anzahl von goldführenden
Erzgängen den Betrieb eines Unterbaustollens rechtfertigen
würde, wenn Anhaltspunkte für einen wirtschaftlich halb-
wegs günstigen Erfolg desselben vorhanden wären.
*) Siehe insbesondere folgende allgemein bekannte Abhand-
lungen: Höfer Hanns, „Setzet das Gold in die Tiefe", österr. Zeit-
schrift für Berg- und Hüttenwesen Nr. 51 von 1866.
Posepny F., „Setzet das Gold in die Teufe?" Dieselbe Zeit-
schrift Nr. 22 von 1867.
Höfer Hanns, „Setzet das Gold in die Tiefe?" Ebendort Seite 312
Jahrgang 1867.
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— 100 —
Dies zu untersuchen, ist Gegenstand der nachstehen-
den Erörterungen, welche sich mit dem Kernpunkt der
Sache befassen, nämUch mit der Frage, ob mit dem von
C. Rochata projectirten oder mit irgend einem anderen
Unterbaustollen im Gebiete der Hohen Tauern, falls die
Gänge in der Teufe mindestens mit demselben Adel vor-
kommen, den sie in den höheren Niveaux aufzuweisen
hatten, ein wirtschaftlicher Erfolg erzielt, das ist, ob unter
den gegenwärtig herrschenden Verhältnissen durch die
Gewinnung der Edelmetalle das Anlagecapital für die
Eröffnung des Bergbaubetriebes amortisirt, der Aufwand
der Betriebs- und Regiekosten gedeckt und überdies ein,
wenn auch nur mäßiger Gewinn realisirt werden könnte.
Für die diesbezügliche Galculation können die mit-
unter außerordentlich hohen Halte der auf den Halden
gesammelten Erzstufen nicht maßgebend sein, weil diese
Erzstufen wohl den von Niemandem angezweifelten Beweis
liefern, dass einzelne Erzpartien reich goldführend waren,
nicht aber einen Schluss zulassen auf die durchschnitt-
liche Goldführung der Gänge, beziehungsweise auf den
durchschnittlichen Goldhalt des beim Abbaue der Gänge
eroberten Erzgefälles.
Ein hoher Halt der Erze an Metall allein ist für die
sich durch einen wirtschaftlich günstigen Erfolg des einge-
leiteten Bergbaubetriebes manifestirende Abbauwürdigkeit
von Gängen nicht maßgebend, wie dies z. B. der Silber-
bergbau zu Joachimsthal beweist, es muss das Erz auch in
entsprechender Menge vorhanden sein, wenn sich der
Abbau lohnen soll.
Beide Factoren zusammen bilden die Basis für die
Beurtheilung der Abbauwürdigkeit von Erzgängen.
Da diese Factoren am sichersten im Werte der aus
einer gewissen Gangmasse gewonnenen Grubenerze zum
Ausdrucke gelangen, so lässt sich für Grubenbaue, welche
früher im Betriebe standen, die Abbauwürdigkeit der in
denselben abgebauten Gänge einzig und allein richtig aus
den bezüglichen Betriebs- und Productionsdaten ableiten.
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101
Es müssen daher für die Beantwortung der vorliegen-
den Frage die mitgetheilten Probenhälte vollständig unbe-
rücksichtigt bleiben und lediglich die vorhandenen Betriebs-
und Productionsdaten aus den früheren Betriebsperioden
der Goldbergbaue in den Tauern herangezogen werden.
Von den Goldbergbauen Kärntens fehlen meist diese
Daten, von der Goldzeche sind zwar einzelne Productions-
daten bekannt, doch smd diese zu unvollständig, als dass
sie für die folgende Galculation verwendbar wären.
Es muss daher zu den einschlägigen Daten der Salz-
burger Goldbergbaue Zuflucht genommen werden, was
umsomehr zulässig ist, weil die Gesteins- und Gangverhält-
nisse in dem großen Gebiete der Goldtauern annähernd
gleich sind.
Von den Goldbergbauen am Rauriser Hohen Goldberge
und am Rathhausberge sind viele Productionsdaten aus
älterer Zeit in den Relationen des Bergrathes Alberti tabel-
larisch angeführt. Auch finden sich in diesen Relationen
Zusammenstellungen der Productionsziffern vom Rauriser
Hohen Goldberge vom Jahre 1659 bis 1836 und vom Rath-
hausberge vom Jahre 1616 bis 1836, welche Ziffern auch
in der PubUcation des F. Po§epn]^ über die Goldbergbaue
in den Hohen Tauern umgerechnet in das metrische Maß
angeführt erscheinen. Aber auch diese Daten weisen sehr
viele Lücken auf.
Die vollständigsten Productionsziffern wurden von
F. Poäepn^ auf pagina 236 der vorgenannten Publication
übersichtlich zusammengestellt und sollen diese Daten für
die folgende Galculation benützt werden.
Es wurden verarbeitet, beziehungsweise producirt:
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103
In Summe wurden daher aus 68.961 Tonnen verar-
beiteter Pochgänge, beziehungsweise Hauwerk producirt :
Feingold 574*869 kg
Feinsilber 1.944-941 ,
Zusammen 2.519*810 Ä;(/ göldisch Silber
und belief sich im Durchschnitte das Ausbringen aus einer
Tonne Hauwerk
auf 8-336 g Feingold und
28-203 „ Silber oder
auf 00008336»/o Au und
0-0028203o/o Ag.
Aus einer Tonne Hauwerk, beziehungsweise Pochgang
und Erz wurden gewonnen 6*314 Gramm Mühlgold, dieses
mit
7 6 -09 o/o Au und
23-91 o/o Ag
und 30-226 Gramm Schlichbullion mit einem Durchschnitis-
halte von:
ll-69o/o Au und
88-310/0^^.
Der Durchschnittshalt der Erze und Schliche rechnet
sich für die in vorstehender Tabelle zusammengestellte
Production unter Berücksichtigung der von F. Po§epn^
(pagina 236 seiner Abhandlung) angegebenen Halte der
verarbeiteten Pochgänge an Erz und Schlich unter Aus-
scheidung der Erzeugung in den Jahren 1873 — 1875, für
welche die Angabe der producirten Schlichmenge fehlt, mit
0-005o/o Au und
0-037o/o Ag,
Bei dem kassamäßigen Goldpreise von 1395 fl. Gold
und bei dem gegenwärtig kaum mehr erzielbaren Silber-
preise von 50 fl. österreichischer Währung pro 1 Kilogramm
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— 104 -
wird nach dem bestehenden Einlösungstar ife der k. k. Berg-
und Hüttenverwaltung Brixlegg*) 1 Kilogramm Gold in den
Erzen und Schlichen bei den erwähnten Halten mit 1198 fl.
Gold, beziehungsweise bei dem Verhältnisse von 42 öster-
reichischen Goldgulden gleich 100 Kronen, mit 1426 fl.
19 kr. österreichischer Währung bezahlt, das Silber hin-
gegen nicht vergütet
Im MühlbuUion, welches einen Feinhalt von ''«Yiooo
hat, wird pro 1 Kilogramm Feingold der Preis von
3280 Kronen gezahlt. An Scheidekosten werden pro 1 Kilo-
gramm Rohgewicht 4 Kronen oder bei einem Feinhalte von
'•Vi 00« ^^s Mühl- oder Rohgoldes pro 1 Kilogramm Fein-
gold rund 5*25 Kronen und an Prägegebür 6 Kronen pro
1 Kilogramm Feingold gerechnet. Die Probegebür wurde,
weil minimal, nicht berücksichtigt.
Es wird sohin 1 Kilogramm Feingold im MühlbuUion
mit 3280 Kronen — 11*25 Kronen = 3268*75 Kronen,
das ist mit 1634 fl. 38 kr. und das Kilogramm Feinsilber
mit dem Marktpreise gezahlt werden. Wird letzterer mit
50 fl. angenommen, so hat 1 Kilogramm Mühlgold mit
obigem Feinhalte einen Wert von:
0*761 Kilogramm Äu X 1 634 fl. 38 kr. = 1 243 fl. 76 kr.
und 0*239 „ Äg X 50 „ = 11 „ 95 „
Zusammen 1255 fl. 71 kr.
Die durchschnittlich aus einer Tonne Hauwerk ausge-
brachten 6*314 Gramm Mühlgold haben einen Wert von
7 fl. 93 kr. österreichischer Währung.
In dem aus einer Tonne Hau werk ausgebrachten
Schlichbullion sind 3*533 Gramm Feingold enthalten,
welche nach obigen Angaben mit 1 fl. 42*6 kr. österreichi-
scher Währung pro 1 Gramm Feingold, somit in Summe
mit 5 fl. 03 kr. bezahlt werden. Das Silber im Schlich ist,
*) Die Erze und Schliche der alpinen Goldbergbaue wurden in
der Regel in Brixlegg eingelöst.
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— 105 -
wie schon gesagt, bei dem Halte von 0*03 7 »/o und bei
dem gegenwärtigen Silberpreis nicht einlösungswürdig.
Der factische Einlösungswert der aus einer Tonne
Hauwerk ausgebrachten Edelmetalle Gold und Silber be-
trägt sohin 7 fl. 93 kr. + 5 fl. 03 kr. = 12 fl. 96 kr.
österreichischer Währung.
Nach den in das metrische Maß umgerechneten
Betriebsresultaten, welche Alberti in sehr ausführlicher
Weise für den Ralhhausberger Goldbergbaubetrieb pro
1834 verzeichnet (die bezüghchen Daten für das Jahr 1836
wurden nicht verwendet, weil sie gegenüber dem Jahr 1834
sehr ungünstig sind) und nach den Betriebsresultaten des
Bergbaues auf dem Hohen Goldberge in den letzten Jahren
des ärarischen Betriebes, das ist in den Jahren 1872, 1873
und 1874 entfielen von der gesammten Gesteinsarbeit im
Durchschnitte 8*9 »/o des Ausschlages auf den Vorbau,
9*4o/o auf den Ausrichtbau und 81 -70/0 auf den Abbau.
EinCubikmeter(l m») der beim Vor-, Ausrichtungs- und
Abbau ausgeschlagenen Gesteinsmasse ergab durchschnitt-
lich 4*4 q zu 0*44 Tonnen Erze und Pochgang (Hau werk)
und wird rücksichtlich dieser Daten bemerkt, dass bei der
Berechnung derselben 1 Gurrentklafter beim Vorbau und
Ausrichtungsbau bei einer Ortshöhe von 1** (1*89 m) und
einer Ortsbreite von 0-78*' (1*5 m) mit 5*3 ms, 1 Gubik-
klafter beim Abbau am Rathhausberge im Jahre 1834 mit
6-8 m^ und schließlich 1 Gurrentklafter beim Abbaue am
Rauriser Hohen Goldberge in den Jahren 1872, 1873 und
1874 mit V (1-89 m) Länge, l** (1-89 m) Höhe und
0*78'* (1*5 w) Breite auf Grund der Angaben in den amt-
lichen Berichten angesetzt wurden.
Der Wert eines beim Vorbaue, Ausrichtungsbaue und
Abbaue ausgeschlagenen Gubikmeters (1 m^) fester Masse
ermittelt sich nach den vorstehend abgeleiteten Ziffern auf
12 n. 96 kr. X 0-44 Tonnen zz 5 fl. 70 kr.
Um einen Anhaltspunkt zu gewinnen, ob dieser Wert
zur Deckung der sämmtlichen Kosten des Bergbau- und
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106
Aufbereitungsbetriebes hinreicht, beziehungsweise ob bei
diesem Werte sich der Bergbaubetrieb rentirt, müssen die
heutigen Betriebsverhältnisse herangezogen werden, weil
jene der früheren Jahre mit Bücksicht auf die Fortschritte
der Technik, insbesonders der Sprengtechnik, auf die
wesentlich veränderten Arbeiter- und Lohnverhältnisse und
auf die Preise der Betriebsmaterialien nicht mehr maß-
gebend sein können.
Am Hohen Goldberge kostete nach den Ergebnissen
der Jahre 1872 bis 1874 1 w^ Ausschlag an Bergbau-
Aufbereitungs-, inclusive Amalgamations- und Regiekosten,
zusammen 18 fl. 76 kr. Es würde demnach bei dem Werte
eines Gubikmeters Ausschlag von 5 fl. 70 kr. bei jedem
Gubikmeter Ausschlag im Vor-, Ausrichtungs- und Abbaue ein
Verlust von 13 fl. 6 kr. und bei dem in diesen Jahren
erfolgten Gesammtausschlage von 4266 w^ eine Einbuße
von 55.714 fl. resultiren, während im Erfolge der genannten
Jahre thatsächlich eine Einbuße von 66.837 fl. gemacht
wurde.
Diese Differenz erklärt sich aus dem Umstände, dass
der MetaUhalt der in den Jahren 1872, 1873 und 1874
am Hohen Goldberge gewonnenen Erze beziehungsweise der
in Abbau gestandenen Mittel wesentlich geringer war, als
der für die vorliegende Galculation zur Grundlage genom-
mene Durchschnittshalt.
Was die Ziffer der Kosten eines Gubikmeters Aus-
schlag am Hohen Goldberge anbelangt, ist zu bemerken,
dass dieselbe sehr hoch ist und dass der Grund hiefür
muthmaßlich in der sehr geringen Häuerleistung zu suchen
ist, welche resultirte, obwohl als Sprengmittel nicht mehr
ausschließlich Schießpulver, sondern theilweise auch schon
Dynamit zur Anwendung kam.
Es wird sich daher empfehlen, die Betriebsresultate
eines anderen alpinen Bergbaues mit geregelten Betriebs-
verhältnissen für den Vergleich heranzuziehen und dürfte
sich hiezu mit Rücksicht auf die Ähnlichkeit der Gesteins-
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- 107 —
Festigkeit vielleicht am besten der Bergbau in Kitzbühel
eignen, wiewohl gleich im vorhinein hervorgehoben werden
muss, dass die Gesamnitgestehungskosten eines Gubikmeters
Ausschlag in den Tauern wegen der Hochlage, wegen der
Theuerung der Materialbeschafifung und wegen der Höhe
der Regiekosten^ sowie auch wegen der durch die große
Absätzigkeit der goldführenden Gänge in den Tauern be-
dingten Nothwendigkeit des forcirten Betriebes der Vor-
und Ausrichtungsbaue voraussichtlich nicht unerheblich
höher ausfallen werden als in Kitzbühel.
Im Jahre 1892 beliefen sich in Kitzbühel die Gesammt-
gestehungskosten pro 1 m^ Ausschlag im Vor-, Ausrich-
tungs- und Abbau auf 7 fl. 90 kr. Wird angenommen, dass
die Gesammtgestehungskosten in den Hohen Tauern nicht
höher ausfallen*), so ergibt sich bei dem Werte eines
Gubikmeters Ausschlag von 5 fl. 70 kr. immer noch ein
Verlust von 2 fl. 20 kr. für jeden Gubikmeter Ausschlag
Damit erscheint an der Hand von factisch erzielten
Betriebsresultaten**), wie sie besser in der Gegenwart und
Zukunft kaum erzielbar sind, ziffermäßig erwiesen, dass die
Erzgänge der Hohen Tauern in der gegenwärtigen Zeit-
epoche nicht abbauwürdig sind.
Dass sich übrigens der Abbau der goldführenden Erz-
gänge in den Tauern auch in früherer Zeit oder, besser ge-
sagt, in der ganzen Zeitperiode, über welche uns schriftliche
Daten zur Verfügung stehen, wenigstens am Rauriser Hohen
Goldberge nicht lohnte, geht unzweifelhaft aus den Ertrags-
abschlüssen dieses Bergbaues hervor.
•) Am Rathhausberge belauft sich angeblich der Aufwand an
directen Gewinnungskosten excl. Regie und Aufbereitungskosten pro
1 m^ Ausschlag im Abbaue allein auf 4 bis 5 fl.
Beim ärarischen Werke Raibl, auch einem Stollenbaue, jedoch
mit Schachttiefbau, stellen sich pro 1893 die Bergbaukosten allein
auf Hfl. 13 kr. pro 1 m^ Ausschlag, beim ärarischen Werke PHbram,
bekanntlich einem Schachttiefbaue, auf 14 fl. 14 kr.
**) Die angeführten Ziffern sind aus den Werksrechnungen in
vollkommen verlässlicher Weise ermittelt worden.
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- 108 -
In der Alberti'schen Relation vom Jahre 1837 ist
sub Beilage 13 ein Ausweis aufgenommen, welcher sich im
Archive von Rauris vorgefunden hat. Dieser Ausweis über
die Erzeugung, den Ertrag und die Zubuße des Werkes vom
Jahre 1659 bis zum Jahre 1836 enthält aber viele Lücken,
welche von Alberti angeblich wegen der Mangelhaftigkeit
der Registratur nicht ausgefüllt werden konnten.
Auf Grund dieses Ausweises, der auch in der Publi-
cation von Poäepn^ aufgenommen ist, sagt Alberti in seiner
Relation :
„Der Bergbau am Hohen Goldberge in Rauris hat nie
glänzende Perioden gehabt und wenn von seinen Ausbeuten
und Reichthum gesprochen wird, so muss sich dieses nur
auf die älteste Geschichte beziehen, welche keine Ziffern
mehr aufzuweisen hat.
Seit dem Jahre 1659 hatte er mit Ausnahme jener
Jahre, wo die Daten mangeln, zusammen
Ertrag . . 62.840 fl. 49*1 kr.
Zubuße . 303.870 „ 591 .
Zusammen Zubuße . 241.032 fl. 10 kr.«
Nach dieser sehr abschreckenden Nachweisung des
Erfolges beim Bergbau am Hohen Goldberge sei die Galcu-
lation, wie folgt, fortgesetzt.
Um den 2 fl. 20 kr. betragenden Überschuss der Ge-
stehungskosten pro 1 m^ Ausschlag im Vor-, Ausrichtungs-
und Abbau über den Wert eines Gubikmeters fester Masse
zu decken, müssten entsprechend dem factischen Verhält-
nisse zwischen dem Mühlgold- und Schlichgoldhalte aus
einem Gubikmeter der ausgeschlagenen Gesteinsmasse um
0*805 Feingold im Mühlgolde und um 0*606 Feingold im
Schlichgolde, zusammen daher um 1*411 Feingold, bezie-
hungsweise aus einer Tonne Hauwerk 3*209 g Feingold
mehr ausgebracht werden als bisher ausgebracht wurden.
Es müssten daher zur Deckung der Selbstkosten
8*336 + 3-209 = 11*545 Feingold pro Tonne Hauwerk
ausgebracht werden.
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— 109 —
Gegen diese Berechnung können folgende Einwände
erhoben werden:
1. Dass zur Ermittlung der Erfolgsziffern der Bergbau
am Hohen Goldberge und am Rathhausberge nur Daten aus
diesem Jahrhundert und insbesondere aus den jüngsten
Betriebsperioden herangezogen wurden;
2. dass die Gänge in größerer Teufe möglicherweise
wieder reichere Erze abwerfen als bisher;
3. dass es bei dem heutigen Stande des Aufbereitungs-
wesens möglich ist mit geringeren Verlusten zu arbeiten,
das heißt ein größeres Metallausbringen zu erzielen, endlich
4. dass bei einer Massenproduction die Regie-
kosten pro 1 m^ Ausschlag niedriger ausfallen werden als
gegenwärtig in Kitzbühel, welches zum Vergleiche heran-
gezogen wurde, und auch niedriger als in früherer Zeit auf
dem Hohen Goldberge.
Dagegen ist anzuführen:
1. Dass nur die verfügbaren Daten in die Galculation
einbezogen werden konnten;
2. dass für die Aufschließung besserer Erzmittel in
größerer Teufe absolut keine Anhaltspunkte vorliegen ;
3. dass trotz der Fortschritte im Aufbereitungswesen
die Aufbereitung der goldführenden Roherze naliezu auf
demselben Stande blieb, wie im vorigen Jahrhundert, indem
die Golderze selbst bei den neuesten Anlagen am Witwaaters-
rand in Transvaal auch gegenwärtig noch durch die Poch-
und Schlämmanipulation mit dem eingeschalteten Amalga-
mationsverfahren zugute gebracht werden und die bei
dieser Manipulation durch das Todtpochen sich ergebenden
Hauptverluste gegenwärtig noch ebenso groß sind wie in
früherer Zeit. Die einzigen Verbesserungen bei dieser Mani-
pulation bestehen lediglich in der Einschaltung einer zweck-
mäßigeren Separation der Mehle und Sande und in den
Neuerungen bei der Amalgamation, welche am Witwaaters-
rand in Anwendung kommen und in der Einführung von
Kupferplatten bestehen, die mit Quecksilber belegt sind. Ob
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diese Verbesserungen und Neuerungen rücksiclitlicli des
Metallausbringens gegenüber den früheren Einrichtungen
wesentliche Vortheile bieten und geeignet sind, die Auf-
bereitungsverluste herabzudrücken, ist vorläufig durch authen-
tische Daten noch nicht erwiesen.
Eine wesentliche Verbesserung ist allerdings dadurch
geschaflfen worden, dass es gegenwärtig möglich erscheint,
die feinen Schlämme der Poch- und Schlämmanipulation,
welche bisher in die wilde Flut geleitet wurden, durch das
Gyanidverfahren weiter zu verarbeiten.
Allein dieses Verfahren dürfte nach den bisherigen
Erfahrungen für die Zugutebringung des Goldes aus den
genannten Schlämmen in den Hohen Tauern keine rationelle
Anwendung finden können, weil das Gold in diesen Schläm-
men vorwiegend an Kiese gebunden und es bisher nicht
gelungen ist, das derart vererzte Gold durch das Gyanid-
verfahren mit Vortheil zu gewinnen. Es hat sich nämUch
dieses Verfahren nur dann als vortheilhaft erwiesen, wenn
das Gold in den Schlämmen als sogenanntes Freigold ent-
halten ist.
4. Dass sich die Gestehungskosten pro 1 m^ Ausschlag
bei einer Massenproduction infolge des geringeren Regie-
antheiles günstiger gestalten werden, trifft ohne Zweifel zu,
allein eine Massenproduction ist unter den erörterten Ver-
hältnissen in den Hohen Tauern von vornherein vollkommen
ausgeschlossen.
Nach der vorstehenden Darstellung ergibt sich für die
Wiederbelebung des Bergbaues in den Hohen Tauern kein
günstiges Prognostikon, obwohl bisher ein Factor nicht in
Rechnung gezogen wurde, mit dem jedes Bergbauunter-
nehmen rechnen muss. Es ist dies die Verzinsung und
Amortisirung des Anlagecapitals, welches für die Herstel-
lung lediglich eines Unterbaustollens und der zum Betriebe
desselben, sowie zum Betriebe des künftigen Gangberg-
baues erforderlichen Hilfsanlagen aufgewendet werden
müssle. Dieses Capital stellt sich nach einer approxi-
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raaliven Berechnung auf die respectable Summe von
781.200 fl.
In dem bezüglichen Voranschlage ist die Auffahrung
in dem querschlägig zu betreibenden Unterbaustollen mit
4000 m und die Auffahrung bei der Ausrichtung der
Gänge mit 2400 m veranschlagt, jedoch nicht berück-
sichtigt, dass der Gangausrichtung die Vorrichtung der
eventuell aufgeschlossenen Abbaumittel für den Abbau
folgen müssten. Auch sind in dem Voranschlage nur die
für den Anfang allernothwendigslen Hilfsanlagen über Tag
berücksichtigt und kann behauptet werden, dass später
große Investirungen in der Grube und über Tag, insbeson-
dere aber Herstellungen von Wohngebäuden, Manipulations-
werkstätten und Transportanlagen folgen müssten, welche
noch sehr bedeutende Gapitalien verschlingen würden.
Hiernach wäre mit verhähnismäßig hohen Verzinsungs-
und Amortisationskosten zu rechnen, welche das wirtschaft-
liche Ergebnis höchst ungünstig beeinflussen würden.
Von Optimisten könnte noch darauf hingewiesen
werden, dass die neueren Extractionsverfahren die Verar-
beitung armer Golderze mit Vortheil gestatten und demzu-
folge die Concentration der Erze durch die Aufbereitung
nicht weit getrieben zu werden braucht, wodurch allerdings
die Aufbereitungsverluste zum großen Theile vermieden
werden könnten.
Es unterliegt keinem Zweifel, dass ein wirklich ratio-
nelles und auch billiges Extractionsverfahren, welches die
Verarbeitung armer goldführender Kiese, wie sie in den
Tauern gewonnen werden könnten, gestatten würde, für die
Zukunft des Goldbergbaues in den Alpen von größter
Wichtigkeit wäre und möglicherweise sogar die Wieder-
belebung des einen oder des anderen alten Goldbergbaues
im Gefolge haben würde. Leider gibt es noch kein Extrac-
tionsverfahren, welches derartige Vortheile bietet, dass es
bei der Frage der Wiederbelebung des Bergbaues in den
Hohen Tauern in Galculation gezogen werden könnte.
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Wenn man sich trotz des vorherzusehenden finan-
ziellen Misserfolges veranlasst sehen würde, rücksichtlich
der Wiederbelebung des Bergbaues in den Hohen Tauem
mit der Herstellung eines Unterbaustollens einen Versuch
zu machen, und wenn man sich die Frage stellt, wohin am
günstigsten der Ausgangspunkt für einen derartigen Versuch
zu verlegen wäre, so müsste man diese Frage ganz unver-
holen dahin beantworten, dass dieser Ausgangspunkt nie-
mals auf der Kärntner Seite, sondern am rationellsten auf
der Salzburger Seite, und zwar in der Nähe von Kolm-
Saigurn zu suchen und zu finden ist, weil diese Localität
nahezu in der Mitte des zu untersuchenden Gebietes liegt
und vermöge ihrer Höhenlage die bedeutendste und direc-
teste Unterteufung des Gebietes, speciell des Gebietes der
hervorragendsten alten Gruben, nämlich der Gruben auf
dem Hohen Goldberge und auf der Goldzeche bei der ver-
hältnismäßig geringsten Stollenlänge gestattet, weil die
Wegverhältnisse dieser Localität gegenüber den Wegver-
hältnissen imKlein-Fleiß-undGroß-Zirknitzthale sehr günstig
sind, weil daselbst Betriebswasser in nicht geringerer Menge
als in den genannten Thälern vorhanden ist, und endlich
weil der Anschlagspunkt derart gewählt ist oder, falls von
der Fortsetzung des Augustinerstollens nach dem Projecte
des F. Poäepn^ abgesehen und vorgezogen werden sollte,
einen tieferen Einbau durchzuführen, derart gewählt werden
könnte, dass er der wirtlichen, im Winter und Sommer
zugänglichen Gegend näher gerückt wäre, als dies auf der
Kärntner Seite möglich erscheint.
Dass auch von diesem Versuche kein wirtschaftlicher
Erfolg zu erwarten wäre, steht nach den dargestellten Ver-
hältnissen außer Zweifel, es kann daher bei dem gegen-
wärtigen Stande der einschlägigen Kenntnisse vom finan-
ziellen Standpunkte keines der aufgestellten Unterbau-
projccte zur Ausführung empfohlen werden.
Bei objecliver Beurtheilung der Verhältnisse muss
ausgesprochen werden, dass die Misserfolge, sowie die
ungünstigen Aussichten des Goldbergbaues in den Hohen
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Tauern zu nicht geringem Theile auf die unwirtliche Hoch-
lage desselben zurückzuführen sind, und dass sich die Aus-
sichten der Goldgewinnung aus den Gängen der Hohen
Tauern weit günstiger gestalten würden, wenn der Gruben-
betrieb den klimatischen Unbillen des Hochgebirges ent-
rückt und in wirtlichere, den modernen Verkehrsadern
nähergerückte Gegenden verlegt werden könnte.
Gegenwärtig ist es geradezu ausgeschlossen, den
Grubenbetrieb in eine derartige Lage zu bringen, während
dies vielleicht ohne große Schwierigkeiten möglich sein
würde, wenn von den projectirten Tauembahntracen die
direct in das Goldtauemgebiet fallende Trace Taxenbach-
Rauris-Bodenhaus-Kleinfragant-Sachsenburg oder die Trace
Schwarzach- Gastein-Böckstein - Nassfeld - Kleinfragant - Sach-
senburg zur Ausführung gelangen sollte. Bei Ausführung
der ersteren Trace würden mit dem Tunnel Bodenhaus-
Kleinfragant in einer Meereshöhe von circa 1 300 m und
etwa 1000 m seiger unter dem am Rauriser Hohen Goldberge
situirten BodenstoUen voraussichtlich die Gänge des Gold-
berger, Siglitzer und Bockharter Revieres, und bei der Aus-
führung der letzteren Trace mit dem Tunnel Böckstein-Nass-
feld-Kleinfragant die Gänge des Rathhausberger, Bockharter
und Siglitzer Revieres verquert werden, falls sie in diese
Teufe niedersetzen.
Durch den Bau dieser Tunnels würde ohne große
Opfer an Capital die Frage gelöst werden, ob die betreffen-
den Erzgänge überhaupt in diese Teufe niedersetzen, und
wenn dies der Fall ist, ob und in welchem Maße dieselben
in dieser Teufe noch goldführend sind. Sollte sich eine aus-
reichende Goldführung der Gänge ergeben, so wäre Anlass
vorhanden, die Wiederbelebung des Goldbergbaues in den
Hohen Tauern in passender Weise zu versuchen.
Da der Staat unzweifelhaft an dieser Wiederbelebung
ein großes Interesse hat, so wird er nicht ermangeln, dafür
zu sorgen, dass bei der allfälligen Ausführung eines der
genannten Tauerntunnels ein versirter geologisch und berg-
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männisch gebildeter und praktisch erfahrener Fachmann
mit der Aufgabe betraut werde, die mit dem Tunnel erziel-
ten Aufschlüsse rücksichtlich der geologischen Verhältnisse
überhaupt und rücksichtlich der eventuell auftretenden Erz-
lagerstätten insbesondere genau zu studieren und zu prüfen,
um auf Grund der dadurch gewonnenen Anhaltspunkte sich
über das weitere Vorgehen entscheiden zu können.
Gegenwärtig ist mit Rücksicht auf die gepflogenen
Untersuchungen für den Staat kein Anlass vorhanden, die
Wiederbelebung des Goldbergbaues in den Hohen Tauem
durch die Ausführung eines oder des anderen der erörterten
Unterbauprojecte in Aussicht zu nehmen.
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